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EX LIBR.IS
MARTIN R NILiSON
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MITTHEILUNGEN
DES KAISERLICH DEUTSCHEN
ii{f-iiiiiöL()(iis(]HE^' mmm
ATHENISCHE ABTHEILUNG
BAND XIX
1894
Mit vierzehn tafeln und
drei beilagen
ATHEN
VEULAG VON KARL WILBLRG
1894
Allien.— Uiuck von OKHRUKUKK l'KIUtlS.— Univeisilael.'- Strasse, :>\ .
INHALT
Seite
II. G. Loy.iNi; -j- v. 156
S. Biujr.K . Zu den atlienisclipii Ilpjiastpnläfelclien . . 203
K. Buiu-sr.n, Zur lydiselion Kpigrapliik und Geojjjraphie 102
VV. DoKiU'FKLi) , Ausii-raljuniJt'n im 'i'Iiealpr von Mag-
nesia am Maiandros. III. Das The-
atero;eljäude (Tafel l-iV). . . . 05
j) » Die Ausgrabungen an der Enneakru-
nos. 11 143
» » Die Ausgrabungen in Troja 1894
(Tafel Ix) 380.536
» » Die Ausgrabungen am Weslabbange
der Akropolis. I. (Tafel XIV). . 496
^T. N. Al'.M'orMlIi;. 'H h 'A07;va;? 'Aaxi^ovi: a-:r,\-fi . 374
W. FoEiisTKii, Inschriften aus Bitbynien 368
M. FiiARNKEr., Die Hippomedon - Inschrift von Samo-
thrake 133
)) » Noch einmal die Ilippomedon-Inschrift 395
W. Guiu.iTT, Zum Neroon von Gjölbaschi-Trysa . . 283
F. IIm.i.kii von Gaeutiunükv, Ausgrabungen im Thea-
ter von Magnesia am .Maiandros. I.
Inschriften 1
II. KaITIMüTIII: . Tx «vtcö i/o-j'jS'q) -•?,; 'Ax-OO-ÖAsw; ivx-
0;,;7.-/Ta -r, 'AOr.vx 4 91
0 Ki;itN, .\usgrabungcn im Thralcr von .Mauiiesia
am Maiandros. II. Hermes Tychon. . 54
» » 'I healerinschriften von der Agora in Maur-
nesia am Maiandros ( Tafel \'). . . . 03
» » Theorenlisle aus Samolhrake 397
» » luschrifleii aus Samolhrake 527
IV INHaT
Seile
A. KOPAEAAAS, AaupscoTt/cal äp/aiOTrjTs; (mit einem
Zusatz von P. Wolters). ... 238
A. KoEiiTi:. E'nw böotische Vase mit hurlesker Dar-
stellung 346
G. LoEsciir.KK , Korinlhische Vase mit der Rückfüh-
rung des Ilephaistos (Tafel Vlll) . 510
A. NiKiTSKY, Cliios in der delphischen Amphiktyonie 194
F. NoAt.K. Dorylaion. II. Grabreliefs 315
» » Arne (Tafel X-Xlll) 405.536
E. Permce, Aus iMessenien (mit einer Beilage) . . 351
A. «ImaiOS, 'ETViypacpat ic, 'EXsu^itvo? (lltva^ VH xai Suo
TüapevösTOt TTtvasce;) 163.300
L. PoLLAK, Inschrift aus Athen 401
Tu. Preger, Inschriften aus Athen 140
» » Dorylaion. I. Inschriften 301
J. Six, Die Eriphyle des Polygnot 335
)) » Der Agyieus des Mys 340
M. L. Strack, Inschriften aus der Zeit der Ptolemäer 212
R. Wermcive, Nochmals das Uheaepigramm aus
Phaistos 290
S. Wide, Inschrift der lobakchen 248
A. Wilhelm, Zum Psephismafür Hippomedon. I. II. 294.526
F. Winter, Zu den Skulpturen von Epidauros (Ta-
fel VI) 157
P. Wolters, Mykenische Gräber in Kephallenia . . 486
» » S. A. KOPAEAAAV;.
J. Ziehen, Statue eines Tünienträgers im Piräus . . 137
Lilteratur 152.297.403.528
Funde 299.529
Sitzungsprotokolle 154.536
Ernennungen 156.404
-o-Bi*<$v"
H. G. LOLLING
Flahbo Gerhardiis Ijollinü; entstammte einer alten friesi-
sehen Familie. Fr ward am 23. November 1 8 'i8 in dem Dorfe
Teri2;ast nahe bei i!]mden iieboren, nvo sein Vater. \\ eet Cor-
el ~ '
nelius Fölling, damals als Lehrer wirkte, allerdings um schon
wenig später nach Farrelt überzusiedeln. Diesen unmittelbar
am Dollart gelegenen Ort hat Fölling als seine Heimat be-
trachtet, an der er mit Innigkeit hing; eine anscheinend von
ihm selbst gezeichnete Ansicht des kleinen Hafenortes hatte
er in das Fxemplar des Tansanias geklebt, welches ihn auf
all seinen griechischen VVanderunü;en beürleitete. Der hierin
erscheinende Widerspruch war bei Fölling in der That vor-
handen: er hat die lliilfle seines Febens in Griechenland,
sranze Jahi'c aiir\Van(kM'unü('ii uiistiil ziiuebracht. er liebte diese
Reisen und empfand vielleicht als einziges Opfer seiner spä-
teren Stellung, dass sie ihm solche Wanderungen nur in be-
schränktestem .Aiasse i:;estattete, er hat seine Heimat, seit er
nach Griechenland o-ekommen. nur einmal wieder o;esehen,
al)(M' ein starkes Heimatsgefiilil, eine selten ausgesprochene,
vielmehr fast verheimlichte Anhänglichkeit an sein liebes
Friesland hat ihn nie verlassen, obwol er sich so tretllicli in
Griechenland eingelebt halte, dass die Griechen ihn gerne zu
den ihren rechneten. Man musste nur einmal beobachten, wie
schon beim Klang der niederdeutschen Mundart sein Auge
aulleuchtete, um zu wissen, dass Fölling zwar in Hellas eine
neue Heimat gewonnen, aber seine alte in Ostfriesland nicht
aufgegeben hatte.
In Fari'ch hat Fdllinii' bis zu seinem zwanzisslen Jahre se-
lebl. Aul allem friesischen Hoden, der {\en Sturmiluten der
iNordsee Trotz geboten hat, die den Dollarl tief ins Fand ein-
VI H. G. i.ni.i.iNr,
sclinilten. lioiil liocli aiilVaiirnd. aiit's nalio Mcci' liiiiausscIiaiKMid
die alte Pfarrkirelie, dir im di'ci/jdmicn .laliiliiiiidci-t ci'haiit.
für den jclziiitMi Oi-l viel zu i!,r()ss licwordcn isl : diclil daiKdicn
laii tlas t'iTLiiulIirlic XNOlmliaiis dor l'Mtcrii, iialichci auch die
Volksschule, Nvelchei- der X'alei' his zu siMncni (iö. Lehensjahre
vorstand, ausiiezeichnol duridi Fleiss und (ie\visspnhaf"liL>keil
ebenso wie (hirch lernst und i^raihMi olTeiien Sinn. Sv\nv Kin-
der, fünf Söhne und eine Tochter, von (h'uen liahho das äl-
teste war. hahen ihm ein dankhares .Andenken hewahi'l, nicht
zum wenigsten hir (his reij;e geislij^e L(djen, das er im Hause
zu erwecken wusste. und die aufopfernde ilinj^ahe an ihre .\us-
bildunii;, welche trotz äus.serer SchwieriL!,keilen allen IVinfSidi-
nen eine akademische .Aushilduiif;- erm(»i2;licht hat. Der Mut-
ter, Menna lleyen Schneider, rühmen sie hesondere Herzens-
gute und Freundlichkeil nach. • ich erinnere mich nicht, dass
jemals ein hartes Wort üher iliiv Li|)[)en i.it'k()mmen ist,, und
dabei konnte sie uns alle, die wir mit unendlicher Liebe ihr
anhingen, mit einem einzigen Hliclve lenken' schreiht mir der
älteste der Brihler.
Den ersten Schnlnnterrichl (M-hielt Lolling vom Vater selbst,
dann besuchte er seit 1861 das Gymnasium des etwa drei-
viertel Stunden entfernt gelegent^n landen. Der Schulweg, der
über den schutzlosen Seedeich IVdirte und oft beim schlimm-
sten Unwetter zurückgelegt wei'den mussle, stellte schon an
des Knaben Ausdauer und P^nergie starke Ai.lbi'derungen. Sein
Hauptinteresse nahm das classische Altertum in Anspruch,
und der verschlossene Ivnabe suchte, was ihn ergritY. sogar in
poetischer Form zum Ausdruck zu bringen. Wie eine Ahnung
des künftigen L(d»ensu;an"es erscheint es daneben, dass er
noch als Gynmasiasl begann. Italienisch und Neugriechisch
zu treiben. Ostern 18ö8 verliess er, neunzidin Jahre alt, die
Schule um in G(')lting(Mi Philologie zu studiren. Der V^aler,
der für Matlicmalik hesdudcrs heanlagt war, wäre mehr für
dieses Studium gewesen, aber die einmal entwickelte Nei-
gung enls(diied. I']ine der ersten X'orksungen lunle er bei
Ernst Curtius über alte Länder- und Völkerkunde, daneben
H. G. LOLLINTt VII
hörte er besonders II. Saiippe, auch E. von Leutsch, spä-
ter Ollo Ilirschfeld, C. Wachsmuth und F. Matz, vor allem
aber F. Wieseler. an den er sich persönlich eng anschloss und
dem er in treuer Anhängli(;likeit zoilleliens ergehen geblieben
ist. ihm widmete er auch das Schriflchon De Medusa, auf
Grund dessen er im Sommer 1871 zum Docfor promovirt
wurde. Es ist schwer in dieser kleinen Arbeit, die den Nach-
weis versucht, das Medusenhaupt sei nicht, wie damals meist
angenommen wurde, der Mond, sondern die Sonne, Lollings
Art wieder zu erkennen. Seine glücklichsten Eigenschaften
haben hier keine Gelegenheit, sich zu zeigen, ja man hat das
Gefühl, er sei sich selbst noch nicht über seine eigentliche Be-
gabung klar geworden, er hal)e sich noch nicht selbst gefun-
den. Und einen ähnlichen Eindruck macht es, dass die wis-
senschaftliche Prüfuno-scommission am 2. März 1872 seine
Kenntnisse in der alten Geschichte und in der Geographie nur
im Allgemeinen genügend fand.
Bevor er diese Prüfung bestand, hatte er sich schon in den
Schuldienst einreihen lassen und war vom November 1871 bis
Ende März 187 2 an dem Gymnasium in Clausthal thätig. Er
hatte in dieser Zeit nicht nur in der Sexta den Unterricht im
Ijateinischen und der Geschichte zu erteilen, sondern zugleich
in der mit dem Gymnasium verbundenen Bürgerschule ausser
denselben Fächern noch Geographie. Deutsch und Englisch zu
verti'eten. Der gute Einfluss seines gesetzten und doch freund-
lichen Wesens auf die Haltung der Schüler ward gerühmt,
aber seine pädagogische Kunst weiterer Ausbildung für be-
dürftig erklärt. Doch daraufging Eolling zunächst nicht aus.
In demselben Schreiben, in wclclieni er dem SchulcoUeiiium
seine bestandene Prüfung meldete, teilte er seine Absicht mit,
für einige Jahre nach Athen zu gehen, und erliat nur die Er-
laubniss. nach seiner Rückkehr wieder in den Schuldienst ein-
trelen zu diH'fen. Dass dieser Wiedereintritt nie erfolgen sollte,
ahnte er wol nicht; in keinem Fall halte er den sicheren Bo-
den der Heimat verlieren wollen.
Die Möglichkeit einige /eil in Athen zu leben, \ erdankte
VIII H. Ct. LOLLINfr
LoUing einer iMiipfeliliino; Wieselers. Schon seil dem Novem-
ber 1871 staiul er tnit dem deulsclien Consiil in .\llien. Bueli-
händler Karl Wilber^f, in N'erhandlungen, die daliin IVdirlen,
dass er sieh verj)niehteLe lur vier Jahre als llanslehrer nach
Griechenland zu gehen. Freie Reise, freier ALifenlhall und ein
kleines Jahresgehall waren die Hcdingiiiigcn, unter denen Lol-
ling die Erziehung der wilbergsclien Söhne ii hernahm ; am
25. April 1872 traf er in Athen ein, das seine zweite Heimat
werden sollte.
Die neue Stellung erlaubte natürlich liingei'e Reisen nicht,
aber Ausllüge wie nach Böotien, Delphi, Agina und Korinth
Hessen sich doch ermöglichen, und wenn auch nicht jeder so
lohnend war wie letzterer, auf dem Lolling die altertümliche
Grabschrift des Dveinias entdeckte, so brachten doch auch die
anderen Reisen mancherlei Ertrag. Naturgemäss richtete er
seine Aufmerksamkeit vor allem auf Attika selbst und schon
in den Monatsberichten der berliner Akademie vom Dezember
1872 konnte er Funde von Gräbern und Grabsteinen in Athen
und Umgegend mitteilen ( 187;' S. 863. 1873 S. 4 89) und
nicht lange nachher dem römischen Institut neue Inschriften
des Ilerodes Atticus einsenden [Bullcttino delCiiistituto 1873
S. 218). Es war seine erste Beteiligung an der Arbeit unseres
archäologischen Instituts; die am 9. Dezember 187."^ erfolgte
Ernennung zum correspondirenden Mitglied drückte dieser
Verbindung mit dem Institut den Stempel der Dauer auf,
wenn sie auch vorläufig noch eine lockere blieb. Mit der Grün-
dung unserer athenischen Zweiganslalt ward das Rand natur-
gemäss enger geknüplt und die 1877 crlolgl«' iMMiiMuiung zum
ordentlichen Mitgliede gab diesem Wandel Ausdruck.
Von dem Augenblicke an, in dem Lolling den grieidiisclien
Roden betrat, haben seini; Studien die Wendung genommen,
die seiner eig(Mitlichen Regahung entsprach. Seine ersten epi-
graphischeu l)eilräg(! sind schon genannt, von vielfachem
Sammeln auf jedem AuslUigt; legen seine Notizbücher ebenso
Zeugniss ab, wie von der wachsenden Verti'aulheit mit der
äusseren Technik solcher Aufnahmen. Schon bald nehmen dio
H. Cx. LOLLING It
Abschriften die klaren, sauberen, festen Züge an, die Lolling
eigen waren und die selbst bei der auffällig geringen Grösse
seiner Notizbücher und df'r dadurch veranlassten starken \'er-
kleinerung der Inschriften ihren Charakter in ungewöhnlich
treuer Weise w^ieder^eben. Doch bei^nüiite sich Lolling nicht
mit dem, was der Zufall ihm in den Weg warf, er begann
planmässig das reiche Material zu durchforschen und griff
auch Arbeiten an, die andere durch ihren Umfang abge-
schreckt hiilLon, so vor allem die Aufnahme der Amphoren-
stempel, duicli welche er Dumonls Unlcr-uchung ( //i.se/v/;-
tions cerdiniques de Grcce) zu erweitern und fortzuführen
gedachte. Das reiche Material, Ahschriften von fast MOOO Stem-
peln, ist das einzige Zeugniss dieser entsagungsvollen Arbeit,
die leider nie zum Abschluss gekommen ist. Daneben stöberte
er planmässig die in giäechischen Zeitungun und Zeitschriften
zerstreuten Inschriften auf, bereitete eine neue P)earbeilung
der Inschriften des Dionysostheaters vor und trug sich über-
haupt mit mancherlei, oft weit aussehenden Plänen.
Auch das andere Gebiet, auf welches sich bald sein ausge-
sprochenes Int'-resse richtete, die Topographie, bearbeitete er
mit P.rlblg; schon IS73 konnte Wieseler. der kurz Norher
Griechenland besucht und in Athen Lolliniis Führuni;" beson-
ders dankbar empfunden hatte, der Gesellschaft der \\ issen-
schaften in Göttingen einen längeren topographischen Aufsalz
vorlegen (Nachrichten 1873 S. iG3). Lolling seihst hat s[);i-
ter manches von diesen ersten Aufstellungen fallen lassen, an-
deres aher, wie seine Ansetzung des llephaistion (Nachrichten
18:-'i S. 17) oder der Sikelia (Nex 'EXax? I Nr. 3 vom 16.
März IS7'i) hat sich mehr und mehr Anerkeiiiuiiig verschalTt.
Inzwischen war die Zweiganstalt unseres Instituts in Athen
gegnindi't und \on (). Liulers am Winekeltnannslagc IST'i
feierlieh cri'ifinct worden: ihn; Leitung übernahm im lolgtMi-
den Herbste V. Ki'ihler Lolling beschränkte sich nicht auf
die Teilnahme an dessen philologischen uiul e[)igrapliischen
Übungen; vom Anfang des .lahres liSTO an linden wir seiniMi
Namen regelmässig in den Silzungsprotokollen des Inslitulö
X H. G. LOLLING
vorniPi'kt, und Ps sind nohen epigi-apliisclion fast aiisscliliess-
lit'li InpograpliiscIiP Frai>pn. welrlie seiiu> N'oilräi^o bcliandoln.
An dorn ersten, im Mai IcS"!! ausiicoeltcnen llofte dieser Mil-
tlieilung-n heteili^le er sich ausser mit einer Studie id)er die
Topoiiraphie von AJarallion vor allem mit dei' \'er(t(Tenllieliun<j;
der schon genannten, von ihm iiefundeneu und erworbenen
Inschrift des Dveinias aus Korint h l'iii' hinü;e Jahre ist von
dieser Zeit an seine Beleiligunii an unserer Zeitschrift eine re-
e:elm;issi2;e üewesen.
Im Frühlins; 1S76 uino; die vieriährii>e Frist, für welche
Lolling in das wilhergsche Haus eingetreten war, zu Fnde,
nicht aber sein Aufenthall auf griechischem lioden ; es halle
sich ihm eine Aussicht eröffnet, wie sie cünstiüer fiir den Forl-
eauü; seiner Liebliuü;ssludien sich kaum denken liess. K. Bä-
deker überlrui; ihm die Abfassuns; des Griechenland bchan-
delnden Teiles seines Handbuchs für Reisende. Zunächst ü;alt
es, das Land auf ausgedehnten Reisen selbst genau kennen zu
lernen; dieser Aufgabe sind die beiden Jahre 1876 und 1877
fast ganz gewidmet gewesen. Das reiche Material, welches Lol-
ling auf diesen wie auf späteren Reisen sammelte, liegt in um-
fangreichen Taoebüchern vor. dieotYenbar während der Reise,
oft während des Rittes geschrieben, in der Form eines aus-
führlichen llinerars eine bis ins Einzelne o;ehende «enaue Be-
Schreibung der Gegend geben. Der Geschichte des Landes, vor
allem tien Resten des Altertums, ist natürlich eine besondere
Aufmerksamkeit geschenkL die antiken Sladlanlagen, BurgiMi
und dergleichen sind nicht nur genau beschrieben sondern
meist auch aufgemessen und skizzirt. die Mauerreste gezeich-
iicl. ilir Landscli;d'l in einfachen Gesamt bildri'u und oll einge-
iienden Schilderungen h'stgehaiten. überhaupt benutzte Lol-
ling. obschon im Zeichnen nicht gewandt, liir sich die Skizze
vielfach zur Hlrläulerung des Wortes, selbst Skul[)turen trug
er auf diese anscliaidicliere WCise in seine >s()tizbüehei' ein.
und manches Stück, das erst später allgemeiner bekannt wurde,
hatte er schon lange in anspruchsloser Umrisszeichnung sei-
nem Tagebuche einverleibt und konnte so nicht selten nocii
H. G. LOLLING XI
ül)cr die Umstände des Fundes Auskunft geben. Dass keine
Inscliril't unbeachtet blieb, verstellt sieb von selbst, aber I.ol-
lin<^s Interesse war niclit vom Altertum allein absorbirt. Jedes
Denkmal iki' Gescliicbte. auch späterer Jahrhunderte, jede
Äusserunii des Vr)lkslel)ens trui»' er mit Sor^lalt ein, Volks-
biäuebe. Sa^en und J.ieder zeichnete er auf. wo er deren an-
traf. Die erste Reise, die er am 19 Juni 187G antrat und erst
im Spätherbst beendete, führte ihn besonders nach iMittel-
griechenlar.d, auf der zweiten dui'chmass er vom 15. April bis
zum 13. i\ovember 1877 den l^eloponnes nach allen Uiclitun-
gen. i>ing noch einmal für kürzere Zeit nach Pbokis und Va\-
böa und kehrte von dort nach Athen zurück. Die Tagebücher
leoen Zeu^niss ab von den Anstrengungvn, die er sich zumu-
tele. Nur ein einziij-er ilasttai» ist in all den Monaten notirt
niit der kurzen Motivirung: ' Krank von den Anstrengungen
der Heise durch die Mani '; aber es bleibt auch bei diesem
einen. .\m folsrenden Taü;e ist der unermüdliche Heisende
wieder, wie stets, mit 'rai'es<j;rauen im Sattel, immer beob-
achtend, notirend, zeichnend. Auf diesen Reisen hat Lolling
den Grund zu seiner fabelhaften Kenntniss des griechischen
Landes ^eleüit, die er leider niemals Ljanz nutzbar machen
konnte. Denn begreiilicher Weise war das Heisehandbuch nicht
der Ort, wo eine so bis ins Einzelne gehende Schilderung des
Landes ihren Platz finden konnte, und selbst der -Griechischen
Landeskunde' (in Iwan Müllers llaudbiicli) waren zu enge
Grenzen gesteckt, als dass Lolling auch nur annähernd das
hätte anstreben können, was ihm als Ideal vorschwebte, eine
genaue Schilderung des heutigen Landes imd seiner Bewohner
mit stetiger Henicksichtiguiig dvv ganzen N'ergangeidieil, der
erhaltenen Hest(! wie der Ereignisse, deren Scliauplalz ilie Ge-
genden einst gewesen.
Zunächst bearbeitete i^oliing das überreiche auf den Reisen
gesammelte Material. Scdion 1877 war ein Teil des .Manu-
skripts, im Wesentlichen I5öolien und Lnkris, feiiig gestellt,
Anfang 1878 übersandte er dem N'erleger einen zweiten Al)-
sclmitt, der den Rest von Miltelgriechenland ausser Attika
XII H. C. LOLLINT.
aber cinschlicsslicli Euhöas hehandollo. Diese l)oiden Teile
\Mirilen, ohwol K. Bädeker sicli nielil verlielille, dass ilire
Ausfiihrliclikeit es iinmöglicli maclie, sie in dieser Form einem
Reisehandbuch einzuverleiben, als Grundlage Nveiterer Bear-
beitung in wenigen Exemplaren gedruckt. I^^iner dieser Ab-
drücke, als Geschenk des X'erlegers in unsere Instilutsbiblio-
thek gelangt, zeigt auf den ersten Blick die fast übertriebene
Genauigkeit der Darstelluni'-. Mittelorieelicnland. das in dem
Reiseliandbucli jetzt etwa 70 Seiten beansprucht, nahm in
dem ersten Entwurf mehr als den zehnfachen i{aum ein. Wäre
es möglich gewesen, das Werk in diesem Masstab zu Ende
zu führen, so wäre es wol die genaueste Beschreibung des
heutigen Griechenlands, und vor allem eine Fundgrube für
antike Geographie geworden. Überall bildet das Altertum den
Hintergrund der Besprechung, die sich b(M wichtigeren Punk-
ten zu ganzen Abhandlungen erweitert und stets das Bild der
Vergangenheit neben dem der Gegenwart zu entrollen versucht.
Entsprechend dem praktischen Zweck der Arbeit mussten
die Grenzen viel eniier o;ezoi>en und eine sehr bedeutende Ver-
kürzung in Aussicht genommen werden. Die übrigen Teile
Griechenlands hat deshalb Lollinu nicht mehr in dieser Aus-
führlichkeit behandelt. Zunächst waren aber noch einige Ge-
genden zu hereisen, so vor allem die ionischen Inseln, die
Lolling im Früiiling 1878 besuchte, wälirend er im Sommer
Reisen in Mei^aris und .Vtlika niaclile. daiieben aber einzelne
der epigraphischen Funde dieser Reisejalii'(> in unseren Mitthei-
lungen zu veröffentlichen begann. Auch einige topographische
Untersuchungen schloss er ab, so die über den hermioneischen
Archipel (Mittheilungen .1879 S. 107), bei welcher man be-
sonders spürt, wie sie an (3rt und Stelle, angesichts der Eand-
schaft. entworfen ist.
Inzwischen lernte Lolling auch Kleinasien kennen. I']r Ix;-
ü;ab sich Oktober IS? 8 nach Per<:;amon, wo er bis Ende des
Jahres bei den .\usgrabiingen zur l'nlerslützung K. Iliiuianns
tliätig war, zunächst bei der Aufnaliuie der inschriflen. dann
auch bei den ersten (Jrabnngen im (iymnasion : dui'eli Her-
H. G. LOLLING XllI
ausgäbe der hier gefundenen Inschriften hat er sich auch an
dem ersten Vorläufigen Bericht über die Ausgrabungen zu
Pergamon ' beteih'gt. Die Hückreise nach Athen gab ihm noch
Gelegenheit zu einer selbständigen Untersuchung: bei Gele-
ij;enheit des notwendigen, durch Ausbleiben des Dampfers
noch verlänij;etten Aufenthaltes im llafenörlchen Dikeli suchte
und fand er die Keste von Atarneus (Athen. Mittheilungen
1879 S. 1).
Neue Aufiiaben brachte das Jahr 1879. Unser Institut er-
bat und erhielt die lu'laubniss, ein bei dem attischen Dorfe
Menidi entdecktes Kuppelgrab zu untersuchen und übertrug
LoUing die Ausführung dieser Ausgrabung; als Vertreter der
griechischen Regierung nahm P. Stamatakis daran Teil. Vom
29. April l)is 7. Juni währte die Arbeit, welche an die Sorg-
falt und Hingabe beider die grössten Anforderungen stellte,
mussten sie doch die Untersuchung der eigentlichen Fund-
schicht aus naheliegenden Gründen so weit als irgend möglich
eisenhändiü; vornehmen. Die Eri^-ebnisse der Ausujrabuns; sind
in dem 1880 erschienenen ' Kuppelgi'ab bei iMenidi' dargelegt.
Kurze Zeit nach Abschluss dieser Ausgrabung trat LoUing
dem damaligen Leiter des athenischen Instituts, U. Köhler,
als llülfsarbeiter zur Seite. In dieser Stelluncj, die 1881 in
die eines Bibliothekars umgewandelt wurde, ist er bis zum
April 1888 geblieben, und dankbar gedenkt das Institut der
selbstlosen und treuen Dienste, welche er ihm in dieser Zeit
geleistet hat. Zunächst war ihm natürlich die Fürsorge für die
Bibliothek anvertraut, daneben übernahm er mancherlei Ar-
beiten, welche die Herausgabe unserer Zeitschrift mit sich
brachte. Aber das war nicht der Schwerpunkt seiner Thätig-
keit. Dieser lag, ^vie bisher, in seinen Forschungsreisen, durch
welche er nicht nur seine eigene Kenntniss des Landes mehr
und mehr auszubreiten und zu vertiefen strebte, sondern auch
dem Institut stets frischen StotY zuführte, den er ebenso wie
mancherlei Eigebnisse seiner früheren Reisen und mehr zu-
fällige Funde nach und nach in diesen I\Jittheilunii:en vorleute.
Derartige Reisen führten ihn Anläng 1880 zur Beobachtuuij
tpr H. G. LOLLING
der prähistorischen Kammergräber am Palamidi nach Nau-
plia (Athen. Mitlheilungen 1880 S. l'»3). dann gegen Ende
desselben Jahres an den Ilellesponl, von wo er erst Anfang
1881 zurückkehrte (Athen. Mittheilungen 1881 S. 95. 217.
188*2 S. 151). Inzwischen hatte er auch das Heisehandbuch
in seiner kürzeren Gestalt vollendet und seine Brauchbarkeit
aufeinieen, mit dem ^'erleo;er eemeinsam im Herbst 1880
unternommenen Reisen erprobt; seine Ausgabe verzögerte
sich aber noch, zumal die in Folge der berliner Conferenz an
Griechenland abgetretenen Provinzen auch noch berücksich-
tigt werden sollten. Eine Bereisung Thessaliens war allerdings
schon aus wissenschaftlichen Gründen ein dringendes Bedürf-
niss und Lolling besuchte als einer der ersten die jetzt be-
quemer als vorher zugängliche Landschaft, zuerst im März und
April 188*2. Die Erwartungen, welche man an diese Unter-
nehmung knüpfen durfte, erfüllten sich reichlich; sofort nach
seiner Rückkehr konnte Lolling die Ver(")fi'entlicliung seiner
' Miltheilungen aus Thessalien" (in unserer Zeitschrift von
1882 an) beginnen, und zwar mit einem sprachlich wie ge-
schichtlich gleich wertvollen Denkmal, den Briefen Philipps
V. an die Einwohner von Larissa und deren dadurch veran-
lassten Beschlüssen.
Fast ijenau zehn Jahre waren verflossen, seit LuUin'j; in den
Süden gezogen war, jetzt rüstete er zu einem Besuche in der
Heimat. Es war der erste und ist der letzte geblieben. Vor
allem das Belinden der seit Jahren leidenden iMutler riet drin-
gend, die Reise nicht länger aufzuschieben. Noch im April,
sofort nach der Rückkehr aus Thessalien, reiste er ab; noch
niclit ganz zwei Wochen nach seiner Ankunft in l^arrelt starb
die Mutter. Der Schlag; traf iiin sehr hart, um so härter als
er iu derselben Zeit auf schöne llotitnungen für die Ausgestal-
tung des eigenen Lebens hatte verzichten müssen. Er that es
oiine Bitterkeit, aber er litt vielleicht um so schwerer, und
besonders nach seiner Rückkehr nach Athen, wo er schon um
Anfang Juli wieder eintraf, muss seine Stimmung sehr trübe
gewesen sein. Die zweite Reise nach Thessalien, die er vom
rt. G. LOLLING XV
18. Oktober bis 19. Dezember 1882 ausführte, war so für ihn
eine willkommene Ablenkung. Sie gab ihm auch Gelegenheit,
eine vor Jahren begonnene Untersuchung zum glücklichen
Ende zu führen, die Nachforschung nach dem durch die See-
schlacht des Jahres 480 bekannten Artemision auf Nordeubüa
(Athen. Mittheilungen 1883 S. 7. 20U), die im Mai 1883 durch
eine Ausgrabung des kleinen Heiligtums ihren völligen Ab-
schluss fand. Ausser der Verarbeitung des epigraphischen Er-
trages der thessalischen Reisen beschäftigte ihn damals beson-
ders die des topographischen ; einiges dieser Art wurde auch
veröffentlicht (Athen. Mittheilungen 1884 S. 97), während da-
neben immer noch die früheren Reisen Stoff boten. Im Som-
mer 1883 halte auch endlich das bädekersche Handbuch aus-
gegeben werden können.
Als im Sommer 1884 der Erbprinz Bernhard von Sachsen-
Meiningen eine längere Reise durch das nördliche Griechen-
land unternahm, befand sich auch Lolling unter seinen Be-
gleitern. Am 6. Mai wurde die Reise von Athen aus angetre-
ten und zuerst Euböa und Thessalien, sodann Epirus und
Atollen durchstreift; ein Besuch Olympias und der ionischen
Inseln beschloss die Reise; von Korfu kehrte der Erbprinz
am 27. Juni nach Triest, Lolling des folgenden Tages nach
Athen zurück. Begreillicher \A'eise war diese Reise wissen-
schaftlich nicht so ergebnissreich als die rein zu Studienzwe-
cken unternommenen, aber Lollings Aufzeichnungen so gut
wie einige Veröffentlichungen der nächsten Zeit beweisen,
wie er auch diesmal keine Gelegenheit vorbei gehen liess,
neues Material zu sammeln. Auch musste der Besuch des ei-
gentlichen Epirus, das ihm bisher unbekannt geblieben war,
für ihn um so wertvoller sein, als er die zusammenhängende
Darstellung der griechischen Landeskunde für Iwan Müllers
Handbuch übernommen hatte. L'i'sprünglich war für die ganze
Geographie und Topographie Griechenlands nur ein L'mfang
von 8 Bügen vorgesehen und wenn auch dieser L'mfang in
der Auslülirung etwa um die Hälfte übersehritlen und der
Plan noch durch lliuzufugung einer speziellen Topographie
IVl H. G. LOLUNG
Athens erweitert wurde, so waren der Darstellung, die Lnl-
linc; iierne austührliclier und oini^eliender i;estaltet hätte, doch
zu enge Grenzen gesteckt, als dass die Fülle von Wissen und
Anschauung, die in der Arheit liegt, zur vollen ^^'irkung
kommen kr>nnte. Nur in der Topographie Athens ist die Dar-
stellung etwas breiter, die Eiiuterung der Probleme nimmt
etwas mehr Raum ein. und die Begriindnng. welche in der
überaus knappen Landeskunde last ganz Ichlen nuissle, ti'itt
zum grossen Vorteil des Werkes mehr hervor. Die Arbeit ge-
langte erst Ende 1887 zum Abschluss und in den ersten Ta-
gen des neuen Jahres lagen die ersten vollständigen Exem-
plare des Werkes vor.
Inzwischen hatte Lolling einen neuen Schmerz erfahren ;
im Herbst des Jahres 188'i war sein Vater plötzlich gestor-
ben und dieser Verlust brachte zugleich auch äussere Sorgen.
Schon vorher hatte Lolling nach Kräften beigesteuert zur Er-
ziehung der jüngeren Brüder, deren einer damals noch die
Schule besuchte, jetzt fiel diese Sorge fast ganz auf ihn allein.
Er hat die ihm so erwachsenen Pflichten in trcuester und
uneigennützigster Weise erfüllt. Lolling gehörte zu den glück-
lichen Naturen, welche bescheiden in ihren Gewohnheiten
mit geringen Mitteln doch ohne beengende Einschränkungen
zu leben wissen. Man hatte bei Lolling nie das Gefühl, dass
er sich etwas versage, dass er sich unbequeme Beschränkun-
gen auferlege: er schien sich alles zu gestatten, aber seine
Gewohnheiten waren so schlichte und seine Erholungen so
einfache, dass er niclit nur für sich ausreichte, sondern auch
noch für andere übrig behielt. Mancher Fachgenosse, dem er
so aus vorübergehender Verlegenheit half, hat das dankbar
erfahren, denn an ihn wendete man sich in allen Nöten. Es
war natürlich, dass er, an Alter und Erfahrung den meisten
der nach Athen kommenden Archäologen überlegen, unter
ihnen eine besondere Holle spielte. Er war stets das Haupt
einer, zu Zeiten sehr grossen, Tisclirunde, und er liebte es,
Abends noch eine Weile mit den jüngeren Genossen zu ver-
bringen, namentlich bei einer Partie Schach , das er gerne
M. Ct. LOLLING XVtl
Spielte; auch andere Spiele trieb er zeitweilig, immer mit ei-
nem gewissen l'Jirgeiz sie nicht sciileclit zu spielen und mit
gutmütigem Grollen, wenn er nicht gewann. Sonst war er in
der Unterhaltung zuriickiialtend. schien meist in sich gekehrt
und schweigsam, aher es war nicht so schwer ihn zu beleben.
Dann schlug er plötzlich die bisher gesenkten hellen Augen
gross auf und nahm den lebhaftesten Anteil an der Debatte.
An Stoff fehlte es ja nie. Eine Geduldsprobe waren für ihn
allerdings nicbt selten die neuen Ankömmlinge, denen er auf
tausenderlei Fragen l\ed und Antwoit stehen und in tausen-
derlei Schwierigkeiten helfen .sollte. Er thals immer mit ij:ros-
ser Zuvorkommenheit. Nur wenn der Neuling zu schnell fer-
tig war mit seinem Urteil über griechische Verhältnisse oder
vielumstrittene wissenschaftliche Fragen, konnte er sich wol
eine recht zutrauliche Zurechtweisung; zuziehen. Sonst war
Lollin«? von «rosser Lano-nuit und ij;ab besonders Jedem, der
0000 '
sich zu einem Ausllug anschickte seine guten Ratschläge, 'die
nicht im Bädeker stehen'. Dafür teilte ihm bei der Rückkehr
Jeder Erfalirimgen und Beobachtungen mit, von denen er ge-
wissenhaften Gebrauch für das Reisehandbuch zu machen be-
strebt war. Vjä halte das allerdings auch seine Gefahr, wenn
die Auskünite über irgendwelche Veränderungen lückenhaft
waren, und so eine ganz veraltete Notiz nur teilweise erneuert
wurde. Die Entdeckung eines solchen Versehens gab dann
manche Gelegenheit zu den naheliegenden Scherzen über den
modernen Pausanias, der wie sein antiker Vorgänger Gegen-
den beschreibe, in die er nie den Fuss gesetzt, und in jedem
Fall kam alles dem Reisehandbuch zu Gute. Aber darüber
hinaus bot die hai'mlose, bald wissenschaftliche, bald alltäg-
liche Plauderei in Wahrheit mehr als blossen Zeitvertreib,
und es werden wenig Reisende in all den Jahren an dieser
Tafelrunde Teil genommen haben, die nicht dankbar der viel-
fachen und doch so unautTälligen Freundlichkeilen und För-
derungen gedächten, die sie Barba Lolling, wie er mit landes-
üblichem Schmeichelnamen hiess, schuldeten. Dabei war aber
Lolling keineswegs eine jener unklar gutmütigen Naturen, die
ATHEN. MITTHEILU.NGEN Xl.\. D
XVIII H. f.. LOLLlNG
alle Welt zu Freunden liaben, er war im Gegenteil seiner gra-
den und herben Art entsprechend sehr bestimmt in seinen
Antipathien . Wer aber einmal seine Zuneigung gewonnen
hatte, dem blieb er uii\\an(h'li)ar zugethan.
Die epigraphischen Unternehmungen der berliner Akade-
mie waren, so lange sie sich auf Altika beschränkten, von
U. Köhler vertreten worden. Als man nun aber an die Samm-
lunu der Inschriften des übriüfen mittleren und nördlichen
Griechenlands ging, musste eine weitere Hülfe gewonnen wer-
den, und dazu bot sich in Lolling der rechte Mann. Er über-
nahm es, die von Dittenberger hergestellten Scheden für Me-
garis, Böotien und Oropia vor den Originalen zu revidiren.
Zu dem Zwecke besuchte er vom 10. Juni bis 29. September
1885 Böotien mit unerwartet reichem l!]rfolg, von dem die in
den berliner Sitzungsberichten 1880 S. 1031 mitgeteilten ar-
chaischen Inschriften einen Begriff gaben, aber leider auch
mit schwerer Schädigung seiner Gesundheit, die durch starke
Anlälle des Sumptliebers litt. Die Bereisung dei Megaris wurde
zunächst verschoben ; im Anschluss an die von Koldewey vor-
genommene Untersuchung der antiken Baureste auf Lesbos
und mit ihm gemeinsam durchstreifte Lolling vom '27. März
bis 7. Mai 1886 die Insel. Die inschriftliche Ausbeute ist in
den Athen. Miltheilungen 1880 S. 263, die topographische in
Koldeweys grossem Werke niedergelegt Da während des Som-
mers seine Anwesenheit in Athen nötig war, konnte er die
beabsichtigte Reise in die Megaris erst am 2'i. November be-
ginnen, aber schon am 5. Dezember zwang ihn ein neuer
schwerer Fieberanfall zur Bückkehr nach Athen; die unter-
brochene Arbeit konnte er erst im Frühling 1887 wieder auf-
nehmen und vollenden. Und neben der Sorge für die nord-
griechischen Inschriften fiel ihm jetzt auch die für die attischen
zu, seit U. Ivöhhir im Sommer 1886 Atlu^n verlassen hatte um
nach Berlin überzusiedeln. An seine Stelle trat als Leiter des
Instituts E. Petersen, neben dem W. Dörpfeld, seit 1882 dem
Institut zuerst als Architekt, dann als zweiler Sekretär ange-
hürig, thätig blieb. Die Ausgrabungen auf der Akropolis, die
H. r,. LOLLING XIX
damals fjrafle allnn Zweigen rler Altertumswissenschaft neuen
Stoff" zuführten, hrachten eine Fülle von Inschriften, die für
das Corpus und seine Nachträge zu sammeln eine wichtige
Aufgahe jener Zeit war. Im März 1887 führte uns dann die
Ausgrahung des Kuppelgral)es von Dimini gemeinsam mit
dem Generalephoros der Altertümer, P. Kavvadias, nach Thes-
salien (Athen. Mittheilungen 188^i S. 435), eine Reise der
auch einiger epigraphische S]rtrag nicht fehlte. Andere Reisen
dieser Zeit, hesonders nach Phokis und Lokris, hezweckten
die Vorhereitung der weiteren Bände des Corpus der nord-
griechischen Inschriften.
Schon im Sommer 1887 verliess E. Petersen Athen um
die Leitung des Instituts in Rom zu übernehmen ; an seine
Stelle trat W. Dörpfeld, während ich com missarisch mit
der Verwaltung der zweiten Sekretarstelle betraut wurde.
So habe ich eine Zeit lang mit Lolling noch als College zu-
sammen wirken k()nnen und muss mit besonderer Dank-
barkeit der liebenswürdigen Art uedenken, mit der er mich
in die von ihm bisher versehenen Gebiete einführte und
überhau()t in jeder Weise meine ersten Schritte auf dem un-
gewohnten Boden erleichterte. Leider war die Frist dieser
gemeinsamen Thiitigkeit von vorn herein kurz bemessen. Da
die Mittel des Instituts die an sich wünschenswerte Anstellung
eines dritten Beamten auf die Dauer nicht gestatteten, hatte
Lolling schon seit einiger Zeit im Ijiivernehmen mit der l)i-
rection unseres Instituts sein Ausscheiden in Aussicht gencuii-
men und folgte so dem Anerbieten des griechischen General-
ephoros der Allertümer. P. Kavvadias. die Ordnung und Kata-
logisirung (\ri- Inschriften des griechischen Nationalmuseums
zu übernehmen. Ungern sahen wir ihn scli(M(l(>n, aber man
tuusste gt'sl(>hen. dass er für die Aufgabe unti die Aufgabe für
ihn so trelllich lieschaHVu war, das.s im Interesse der \\ is-
senschaft der Wechsel beinahe erlrculicli scheinen konnte. Im
April 1888 begann Lolling seine neue Thätigkeit und gab so
auch seine Wohnung im Institut auf. um. sobald der Bau
des Museums soweit fortgeschritten war, dorthin überzusie-
XX H. n. loli.inTt
dein, bis seinon eigensten Wiinsclicn enlsprochend für ilui ein
kleines VVoiinlKUis in dem hinler dem Nalionalmuseum «gelege-
nen grossen Hofe ei'riclilcl werden konnte, i'^inen bedeutenden
Teil auch dieses Iloles nahmen insciiri(tsteine ein, eine kleine
Anpllanzung von Bäumen und Blumen um das Häuschen gab
einigen Schmuck und verhiess für die Zukunft angenehmen
Schatten. Die Woiuiung. an sich einfach ausgestattet, halte
(hii'ch orientalische und gi'iechische Decken und Stickereien
ein heiteres Ansehen gewonnen, wozu selbst die für ein mo-
dernes Wohngemach bescheidener Grösse etwas zu kräftigen
iTi}dveni sehen Muster der Decke und der Wände nicht übel pass-
ten. Als der grosse Mittelsaal des Nationalmuseums nach den
Entwürfen unseres P^'reundes G. Kawerau in dem bunten und
prächtigen Geschmack der mykenischen r.poche ausgemalt
wurde, fand Lolling daran solches Gefallen, dass er es wagte,
diese Motive sogar in seine Wohnung zu verpflanzen. Auch
sonst that er mancherlei für seine Behausung, die er als nett
und gemütlich ()ries und in der er sich behaglich fand. Seine
Bibliothek, früher wenig gepflegt, wuchs an Umfang und er-
leichterte seine Arbeiten wesentlich : auch moderne Lilteratur
wurde planmässig angeschatt't. Lolling hatte stets viel gelesen,
aber zumal in seinen Wanderjahren das, was zufällig erreich-
bar war, und so hatte seine iiibliothek ein etwas buntschecki-
ges Aussehn angenommen ; dem half er jetzt ab.
Die Abselecirenbeit der Wolmuni;. die anderen als Nachteil
erschienen wäre, war ihm sympathisch; sie sichei-te ihn vor
unwillkommener Stitrung und die Nähe des Museums erlaubte
ihm mit mi')glichst geringem Zeitvei'lust den ganzen Tag bei
seiner Arbeit zu bleiben. Nur Abends fehlte er nach wie vor
bei der allgewolinten Tafelfiimle niclil. wenn er sieh auch mil
den Jahren etwas melii' zurückzog, und den Abend gerne in
kleinstem Kreise, besonders auch im Familienkreise, zubrachte,
wobei das Schach nach wie vor seine Bolle spielte. Gi'össere
Gesellschaflen floh er. I']ine grosse \'(U'liebe hegte er für <las
Theater, und besonders Sommers, wenn alleiwiiits in Athen
H. G. LOLLING XXI
unter freiem Flimmel gespielt wird, brachte er manchen Abend
dort zu.
Lollings Aufgabe im Museuiu war eine doppelte : er musste
das ej)igraphische Museum schatTen, um es dann zu katalogi-
siren. Zuerst galt es, Ordnung in die Trümmermassen von der
Akropolis zu bringen. Nicht nur die neu gefundenen, beson-
ders die archaischen Inschriften mussten aus den einzelnen
Stücken zusammengesetzt werden, auch längst Bekanntes und
als zusammengehörig Erkanntes wurde jetzt zum ersten Mal
im Original zusammengefügt. So erstand in übermächtiger
Grösse aus Unmengen von Fragmenten aufgebaut die Tribut-
liste des attischen Seebundes, so die wichtigen auf das vor-
persische llekatompedon bezüglichen Inschriften {'Ahr,^x 11
S. 627) und so manches andere. \'on den wichtigeren Zu-
sammensetzungen wie von neuen Funden gab er regelmässig
in dem oHiziellen Organ der E[)liorie, dem AeXTtov äp/atoAoy.-
KÖv Nachricht und schloss daran sogleich eine genauere Be-
handlung, soweit sie erwünscht war, wenn er den neuen StolT
nicht zu einem seiner Aufsätze in der 'E^pr.iy.sfU <x.py xiol'jyu.r,
und der Wh^tx verwertete, die er jetzt naturgemäss bevor-
zugte. Diese Arbeiten, welche er ohne Mühe sogleich grie-
chisch niederzuschreiben pflegte, greifen nur selten aus dem
epigraphischen auf andere Gebiete über.
Der berliner Akademie blieb er nach wie vor durch Be-
schafTung des Materials für das Corpus hülfreich. Es war ihm
eine grosse Freude, als die Akademie ihn zum Milgliede er-
wählte, und so ihr X'erhältniss besonders eng gestaltete. Darü-
ber hinaus ab(U' wirkte Lolling für einen stets wachsenden
Kreis von Gelehrten, die sich immer und immer wieder mit
den mannigfachsten Anfragen und Bitten um Auskuiifl an ihn
wandten. Er nahm diese nicht geringe Arbeitslast gern auf
sich, ja er zürnte fast, wenn Jemand seine Hülfe nicht in An-
spruch genommen und einen Punkt als zweifelhaft behantlelt
hatte, (h'r durch V^ergleichung des Steines hätte erledigt wer-
den können, lliilf bereit wie er war, trat er bei den verschie-
densten, oft zeitraubenden V'^erwaltungsgeschäften des Mu-
XXn H. Cr. LOLLINft
setims, auch wenn sie ausserlialb seines eigensten Gebietes la-
gen, mit ein. Vor allem ahor liu'derte er mit eisernem Fleisse
die Ordnunar seiner Sammluno;. In den lanijen, niedri" ue-
wölbten Sälen des Untergeschosses und in den Flöten des Mu-
seums ordnete er die inschrif'tsteine, ohne jedes Streben nach
äusserer Zier. Dazu lud der Charakter der Sammlung; nicht
ein ; sie ward nur dem Studium bestimmt. Jahre angestrengter
Thätigkeit gingen darüber hin, bis einigermassen Ordnung in
die überreiche Fülle gebracht, die veröffentlichten Stücke wie-
dergefunden und bezeichnet, die unbekannten wenigstens vor-
läulig co{3irt waren, und doch konnte noch jeder Tag Über-
raschungen bringen. So hatte Lolling noch ein neues Bruch-
stück des ältesten attischen Volksbeschlusses, des salamini-
schen. erkannt, aber nicht mehr verwerten können. Die meiste
Arbeit hatte er auf die Inschriften von der Akropolis verwandt;
ihre Ordnung konnte als abgeschlossen gelten und mit ihnen
sollte deshalb sein Katalog der Sammluns; beginnen. Fr wollte
nur den Wortlaut der Texte, diesen aber nach sorglältig revi-
dirten Abschriften sehen ; für die Buchstabenformen gedachte
er stets auf eine Tafel zu verweisen, welche alle vorkommen-
den Varianten übersichtlich zusammenstellte. Der erste Teil,
die Weihinschriften umfassend, war fertig und sollte grade
zum Druck gegeben werden, als Lolling starb.
Die Ordnung der Sammlung, die Abfassung des Kalaloges,
der in Zukunft eine gesicherte Grundlage für jede l^ehandlung
dieser Fülle von Texten bilden sollte, hatten ihm keine Hube
gelassen. Alle Ermunterungen, sich eine Ausspannung zu g<')n-
nen, alle Finladungen, die Heimat wieder einmal aufzusu-
chen. Ichnle er mit dem Hinweis auf die verantwortungsvolle
Arbeit ab. Wenn der erste Teil des Kataloges erschienen wäre,
dann wollte er sein alles Friesland, seine Geschwisl(M' wieder
sehen. Im Sommer l(Sl)'i dachte er die Heise zu untei'n(>!imeu ;
seine Freunde halten ihn lange dazu ermahnt, denn er be-
durfte sichtlich der Erholung. Sommer und Herbst 1893 hatte
er in leidlichem Wolbefinden zugebracht, sogar in einer ihm
besonders zusagenden Gesellschaft junger Fachgenossen hei-
tt. G. LOLLINÖ Xtin
terer und weniger zurückgezogen als sonst, doch mit der käl-
teren Jahreszeit begann er zu kränkein. Kin schwerer An-
fall, Anfang des neuen Jahres, wurde glücklicli überwunden,
aber dem Wunsch des Arztes, sein Leiden durch gründliche
Untersuchung feststellen zu lassen, glaubte er nicht nachge-
ben zu müssen. Er konnte somir wieder seine beliebten klei-
nen Ausflü'j;e ins Land aufnehmen; wir besuchten i^emeinsam
Salamis, an einem anderen Sonntag fuhr er, diesmal zufällig
allein, nach Jeraka, wo es eine archaische Inschrift zu revi-
diren gab. Er kehrte erkältet zurück; in wenigen Tagen stei-
gerte sich sein Unwolsein zu bedenklicher Krankheit und die
Ärzte gaben bald wenig Hoffnung, dass der akute Ausbruch
eines offenbar chronischen Nierenleidens überwunden werden
könne. Bis wenige Stunden vor seinem Ende war er völlig
klar, nur eine gewisse Apathie hatte sich seiner von Anfang
an bemäclitio;t ; am 22. F'ebruar 1894 Abends verschied er.
LoUing hatte nie nach äusserer Anerkennung gestrebt, ihm
war es genug, nicht unerkannt zu bleiben, doch hatten äus-
sere Ehren ihm nicht gefehlt. Die griechische Ephorie der
Altertümer, in dankbarer Würdigung der Verdienste des Ver-
storbenen übernahm es, sein Begängniss auf Staatskosten
auszurichten. Seine Freunde und Arbeitsgenossen haben es
sich nicht nehmen lassen, auch ein dauernderes Zeichen ihrer
Gesinnung zu stiften, und es erhebt sich auf Lollings Grabe,
antikem Muster nachgebildet, eine schlanke Marmorstele, er-
richtet von seinen Freunden. Ein schöneres Denkmal aber ist
das treue Gedenken, in dem er bei allen steht und stehen wird,
die in persönlichem oder amtlichem Verhältniss sich seiner
Hülfe ertreuen durften, als der allezeit brave, getreue Freund
und Helfer.
PAUL WOLTERS
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA
AM MAIANDROS
(Hierzu Tafol I-IV)
Einem merkwürdigen Zufalle verdankt das Theater von
Magnesia am Maiandros seine erste für uns nacinveisbare Er-
Avähnung. Der alte Strabon, mehr Grammatiker als Geograph,
besuchte es und liess sich dort einen Inschriflstein zeigen, an
dem sclion manches schulmeisterliche Gemüt Ansloss eenom-
men haben mochte; denn er entiiielt einen orthographischen
Felller an einer Stelle, wo es am ärgerlichsten war. in einem
Citat aus Homer, und dieser Fehler konnte zu einer ganz
falschen Inlerpi'etalion fidiren Jahrhunderle vergingen : das
Theater veiliel, die Ruinen bedeckten sich mit Erde. \'or etwa
siebzig Jahren (1820) zeichnete der französische Architekt
liuyol in Gemeinschaft mit Dedreux. die Stätte von Magnesia,
von einer im NA^esten •»ele^enen Anhidie aus o-psdien. mit den
noch erhaltenen antiken Resten'; in seiner Skizze folgen von
links nach rechts ein kleines Odeion — wie es Rayet bezeichnet —
in uiimiltelharer Nähe des Tempelbezirks der Artemis, darauf
das grosse Theater. von dessen durch hohe Mauern begrenztem
Zuschauerraum, noch viel erhallen ist; das Stadion ist erst
in dei" Umzeichnung von Thomas rechts darau gerückt. Ein
kleines Halbrund, wol xon einer Exedra. das zu unserer Zeit
etwas oberhalb (von dem eben bczcichiieteii Standpunkte aus
reclils) im Süden vom grossen Tliealer in (]^'n \\ Cinberuen
* Zoichnuiiij; lici Loüii de Lahorde, Votjage de VAsie Minruve, 1838, Taf. 47
Nr. 88 und inil minelieii zum Teil wo! willkiirliclien Änderungen, durch
die das liandschallsbild als solches freilich ycwiiiul, im .Vllas zu Rayel und
Thomas, Mild et Ic ijulfe lalini(jur Tai". S"-''.
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. 1
2 P. HILLER Von GAEHTHINGEIJ
sichtbar war. ist auf Hiiyots Skizze nicht angegel)en *. Auch
Leake erwülint das Tiiealer, aber in einer Weise, weiche die
Annahme einer Verwechslung mit anderen Orten, wie Tralles
oder Aizanoi . nahe legt, nämlich als angeschlossen an eine Lang-
seile des Stadion [Journal of a tour in Asia minor, 1824,
S. 244 Anm. ^). Texier hat ihm während seiner grossen Expe-
dition im Jahre 1842 keine Beachtuni»; geschenkt, was in Anbe-
tracht der Schwierigkeiten, mit denen er bei den Ausgrabungen
am Tempel zu rechnen hatte, begreiflich ist; und doch sah noch
Welcker einige Jahre später sechs Sitzreihen übereinander
eine Strecke lang freiliegen (Tagebuch einer griechischen Rei-
se, 1865. 11 S. 156). Im Anfange der siebziger Jahre konnten
Rayet und Thomas von dem bei Huyot gezeichneten • Odeion'
keine Spur mehr entdecken ; beim Theater kamen sie jedoch
zu der Ansicht, dass die Sitzstufen noch gut erhalten seien,
wenn auch mit Erde bedeckt. Dieselben Reisenden bezeugen
aber bereits die fortschreitende Zerstörung, welche plan massig
in gewinnsüchtiger Absicht betrieben wurde. Man durchwühlte
das Erdreich nach Bausteinen, zerstörte die Teile des Zu-
schauerraums, die noch so lange erhalten geblieben waren,
und legte dabei, wenn auch nur in halber Höhe über dem
antiken Boden, eine doppelte Reihe verschiedenartiger Säulen
frei, zwischen denen eine Anzahl von Postamenten mit In-
schriften lag. Diese letzteren wurden zumeist von A. E. Kon-
doieon in seinem ^^ erkchen 'AvexSoTot Mucpaciiavai euiypatpai,
Tsu/oi; a', November 1890 nach Abschriften anderer veröffent-
licht; einzelne Nummern haben auch Einirani»- in diese Zeit-
Schrift und diis ßull.dc corr./icil. (XV,1891 , S. 538 f., Berard)
gefunden. Einige Skulpturreste, die dabei zum Vorschein ka-
men, erwähnt S. Reinach in der c/uoniquc d'Oricnt vom
< Die erste Erwähnung in der Neuzeil, .sof^'ar niil eincM' Art von rian,
w<ire die tji'i l^ucocke, Bcschreiitungdes Morj^cnlandes, überseUl von Breyer,
111, Erlangen 1773, ö. iSI, Tat', kl G — wenn jener keisende niclil den da-
mals enlscliuldbaren Inlum begangen liüUe, die Ställe von Tralles (Aidin)
für Magnesia anzusehen. Übrigens kann man auch für Tralles nichts daraus
lerntMi. Dai nach ist aber das Cilal bei Albcrl Müller, Bühncnallcrlümcr,
( K. F. Ilerniann's Anli(iuiläten III) Ö. 11, 21 zu streichen.
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAlANDftOS 3
Septeml)pr 1890'. Diesem Raubbau wurde alsbald von ver-
scliiedenen Seiten (viil. auch Berard a a. O.) enercrisch ein
Riegel vorgeschoben : er hatte aber, wie manches Schlimme
auch sein Gutes: er lenkte die Aufmerksamkeit auf das Theater,
als am '23. November 1890 C. Humann und W. Dürpfeld mit
O. Kern und mir in Magnesia eintrafen, um im Auftrage des
Kaiserlicli deutschen archäologischen Instituts die Aussichten
einer Ausgrabung, namentlich am Tempel der Artemis, zu
erwägen. Wir hatten an Oi't und Stelle den Eindruck, dem
Oin-pfeld in einer für unsere weiteren Entschlüsse entschei-
denden Weise Ausdruck verlieh, dass das Bübnengebäude in
den unteren Teilen gut erhalten sein müsse; seine Erforschung
erschien daher von Anfang an als eine wünschenswerte Ne-
benaufgabe, deren Lösung ich nach wenigen Wochen durch
ein günstiges Geschick selbst in die Hand nehmen konnte.
Während der ii;anzen Dauer der Ausa;rabunijen stand mir Hu-
mann stets mit Rat und That zur Seite, wie auch der Gesamt-
plan des Theaters sein Werk ist; Kern half unermüdlich bei
der Beaufsichtiijunii; der Arbeiter, die zeitweilii»- daneben auch
an einem anderen Scbauplatze. in der westliehen Nekropo-
lis von Magnesia angestellt wurden. Die Hauptarbeit war un-
geachtet der Winterregen und anderer Unterbrechungen gegen
l^]nd(' Februar gethan ; aber die Aufnahme des Planes erii;ab
immer neue Fragen, und die mehrfacben Besuche Dörpfelds,
der sich noch zweimal auf unsere Bitte bereit fand, von Athen
auf kurze Zeit herüberzukommen, brachten jedesmal neue
Autklärungen, zugleich aber auch neue Probleme, die nur der
Spaten entscheiden konnte. So wurde mit kurzen Pausen bis
zu meiner Abreise, die Mitte Juni 1891 erfolgte, wenn auch
meist nur mit wenigen Leuten gegraben. Nachdem unterdes-
sen am 1. März von Seiten der Königlicben Museen zu Berlin
die umfassenden Ausgrabungen am Artemislempel begonnen
' Revue archiologique XVI, 2 S. 260 ( = S. Reinach, Chroniques d' Orient
S. 715): une stallte aci'phalc d'ApoUon d'un quarl plus pelit que nalure, une
tele de femme,donl les pruncllcs sunt peinles, un bras d'liomme, unpicd cliaus-
si', deux mains, un chapitcau ürnc de dcux gn'/funs de.
4 f. HII.LEIl VON GAERTRINdEN'
liatten, war im iMai der Architekt W. Heyne nach Magnesia
üekommen, welcher nach Beendiguni»- seiner Arbeiten am Tem-
pel i;ern einii^e Taj^e ziiiiab. um der Aufnahme des architek-
tonischen Details im Theater ohzu liegen. Es war demselben
auch später durch das ausserordentlich dankenswerte Enlge-
iienkommen der KiHiiitliehen Museumsverwaltunii; mehrere
jMale gestattet, sich der Erfüllung nachträglicher Wünsche zu
widmen, die auch für das Theater unausbleiblich waren. Auch
manche Inschriften, und nicht die schlechtesten, wurden, von
den nächsten Winterregen freigewaschen, erst lange nach mei-
ner Abreise gefunden, die letzten erst im Januar 1893; aber
die zurückgebliebenen Freunde hielten gute Wacht und sorg-
ten dafür, dass ich auch in der Ferne sogleich in vollständiger
Weise benachrichtigt wurde.
Zu dem Fokenden ist nur noch wenio- zu bemerken. Ich
werde an erster Stelle die Inschriften geben (und zwar mit
Einschluss der bereits anderweitig bekannten), weil dieselben
für das wichtigste Ergebniss der Ausgrabung, die Erkenntniss
der Bauseschichte des Theaters, in mehr als einer Bezic huno;
von Bedeutung sind. Diese Geschichte zu schreiben hat Dörp-
feld freundlichst übernommen, nachdem er bereits in dieser
Zeitschrift kurz die Entwicklungsstufen des Baues aufgezeigt
hat (XVI, lisyi, S. 265 f., worauf die Darstellung bei Durm,
Die Baukunst der Griechen ~ S. 324, i^ fusst). Von der Auf-
nahme des Planes durch llumann, den Arbeiten Ileyne's ist
schon gesprochen. Da sich auch Kern bereit fand, zu einem
epigraphischen Denkmal von nicht gewöhnlicher Form einige
Erläuterungen religions- und kunstgeschichllichen Inhalts zu
geben, so habe ich die Freude, die Gelahrten bei der Arbeit
sämtlich auch an der wissenschaftlichen Verwertung beteiligt
zu sehen.
Das Ganze aber möge allen Beteiligten eine schinie Zeit ge-
meinsamer Thätigkeit ins Gedächtniss zurückrufen und vor
allen dem, unter dessen altbewährter Leitung auch diese be-
scheidene Ausgrabung zum glücklichen Ende geführt ist, Gakl
Humann.
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS
I. I \ S C II II I F T i; \
1 . Staatsii rk linden.
a) Magncsische Volhsbesc/disse.
1. und 2. Für A pollo pli anes. Die Unierteile zweier
viereckiger I^asen aus dem dunkelblauen Marmor der Verklei-
dung des Zuschauerraums, unten mit einem 0,17(1) j)ez. 0,16™
hohen Profil versehen. H. 0,83(1) bez. 0,81(2), L. 0,78 (beide)
T. O.dS."). Die obere ii\[\\[v Mäche hal Cusskanäle, es l;m also
|e ein /wejlcr \ eriiiiit lieb ebenso grosser Stein (laraiif, der das
obere Pcolil tind die Anbäiige der Inseiirirten enlbielt. Clet'unden
an den beiden Nordeirn JU'ken des Zusehauerraums in der
6 F. HILLKR VON GAEnTRINfiEN
Orcliosli-a am 15.(1) und '2. Jan. ('2) 1891. Beide laiien nicht
mehr an ihrer ui-spriini^lichen Stelle, die sich aber noch sicher
durch die mit den Fundamenten übereinstimmenden Dübeilö-
cher der Unterseite feststellen lässt: die Basen standen, mit der
Schriftseite nach derOrchestra. als i.inere Abschlussploslen der
Marmorverkleiduni;- des Zuschauerraums, 1 an der Südwest-,
2 an der Nordostecke; vgl. den hier mito;eteilten ergänzten
Zl'sc.ii.miehiiaum
b^^^J^SElilSIii»
NOERDLICHE PaRODOS
Aufriss und Gi'undriss. die beide nach Aufnahmen von^U.
Heyne im Verhältniss von ungefähr 1 : 30 gezeichnet sind.
Nr. 1 ist an der Vorderfläche rechts und links stark und
o])en schwach ])esciiiidigt, 5 ist bis auf den rechlen iUind
ziemlich gut «'rhalten, nur befindet sich reciits in der 16-18.
Zeile ein rechteckiges Loch, von einer sj)ätercn Verwendung
herrührnid. Scliiift: 0,01 hoch, schwerlich viel jimgcr als
200 v. Chr.
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAlANDROS
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F. HILLER VON ("i AK RTRINGEN
Die obere Iliilfle. entlinlteiid das Pi'iiski'ipf . die ii;anze Be-
»i'ündiinii" und einen Teil des Elirenbeschkisses selbst, t'eblt.
5.
10.
15,
Z.
etwa "21 Bucbstaben tt); tcIo >.£cöi;1 — aTT,axi Se au[Toij ttiu,
(X6V £T£pav]
GT7;Xy)V £v TV;'. iyopx'-, TTIvI Sk £T£pav £V TOit 0£XTpCOt, tÖ 0£
£•.? T7;v ö.vxijTa'jiv TJyi; 7:co£']/-/^0'.'7a£VYi; £'.x.6vo? 'Axo^Xocpic-
v[zi y.xi Tr,v]
vov äv[_TtYpa(p£'a ?]
T7^; •/.ara'jXi'jTi? t]o'j Oixrpo'j ix- Tcöy. Twpo'jöowv tcöv £pY)<pi-
cx.£'j75V ToO Oizjrpo'j, fiiTx.T/puGCS'jOa' o£ auToy xai £;? xcO£-
Spiav p,£Ta [tcöv xX-]
X(i)v £'j£pY£Tj(öv £v TOi; xyciiatv O'j; iv 6 ovii/.o; (T'jvt£V?;i, tvo.
7:avT£[<; Eiodi-]
<7iv ü>; 6 Sr,ajO? £'jy xpti7T0<; öjv toT; x.aXoi? xal äyaöoi; tü)v
avSpdJv x.[ai au]-
tÖv eu£py]£TO'j(Jiv /taxa^ta? yxpira? dcTroSiöcoTiv tcöv £Ü£py£-
(Ttwv TO'j<; [Se 7upo-J
fSpo'j? TTjor/iaa'. tJ/r)(popoptav xark tov voij.ov y.ai titxvtwv cuv-
vo^ao:] <j'jvTXC<T£i, x.'jpia £ivai tx £'];-/]<piaa£vx' ävxypx'pvivxi ö£
xal t6o£ tÖ ^{;r,^[i'jax]
iq GTr, ! Xtjv Xi.OivriV y.xi gtYjCTXI Trxpx t*/]V eix.ovx ttjV £v tt/I
ayopx'. /.xi £'!? to ßriax
Tv^; £ix]6vo; rvi; £v ToJt ösicrpur — XeXogOx'. §£ x.ai £l' ti 4'"'^"
(piTfxa ivavTiov iazl
twiSe TJüii (|/y)(pir>axTi x,xt' auTO tooto JtaO' 5 icTiv ivxvxiov.
TÖV 77pO£SpCo[v TTOl-]
vi<7XVT^(i)v TYiix t|/rj^o<popixv x.XTX tÖv v6[;.ov (]/7i<poi =7irr,v£y6Y)r7av
T£Tpa[-Aicy^i-]
Xtat E^^XX.O'j'.Xl £€öOJ7.Y,X.OVTX Öx.Tü).
i']nde, Z. "2 Anfan"« : Erfränzun"; von Wilamowitz. Z. 3
Ende, Z, 4 Anfang desgleiclien. Z. 7 £iSöi|<jtv. . desgleiclien.
AUSGHABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAlANDROS
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10 F. HILLER VON GAERTRINGEN
Die obere Hälfte mit dem Priiskript und Anfange der Be-
gründung- fehlt.
['A7CO^Xo(pxvYi; 'ÄTToXXocpKvou .... (ötxoXoyv)-]
1 . (TSV [jLSTk ToG <j[uv]a7voS£iy^9£VTOi; aürcüi [iizl] tv;? [xaracxsuvi?
Toö ösaxpo'j uioö]
Ayifxr.xptou xpoetGSveyjta; to äpyupiov öctokov JtaöoTi l7ryiYY6['.-
).£V 6 7wOCTy;p* £ — £1-]
xa dyXtTTOVTO? auxou toix ßiov y,xi ^.ztol Tr)v £>t£ivo'j t£>,£u-
T"^v a£Ta[l1X[a^av-]
TO; xxi MaiavSpio'j, cdvteXei Ar/p//)Tpio<; 6 u!c)<; 6 *A7;oX>.0(px-
vou, aS£>>(ptSoö[c Sfi]
5. MaiavSptou, ßou>.6a£vo? Ixl t£>.o; äyay£iv t7]v £77ayy£>.tav tou
7raTp6[;, Tiv ux£-]
(T)^£TO Tüjt dy)t/.cot, TrpoEicr'pEpwv TO apyupiov aTOX,ov xaxa ttjv
TOÖ Trarpöi; [üttoSo-]
j(_yiv. iva oüv -/i T£ TOU o'/;I7,0'j [xeyaXo^j/uyia )tat £u^api<7Tia Tca-
civ 7)1 (pav[£pa, TOig]
xalo^ y.al ayaOoic twv ävSpoiv xat cpiT^oSo^siv aipout7-£voti; xat
'A7:oXk[oc^x-]
TÖl S7)a(0t*
10. d7rr,vrjT0ai ij-£v 'A7io>->,0(pdcviov 'A7io>>7>0'pa:vo'j ettI tt^i TrpoaipE-
C£t 7)V £ij(^£V
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Töil £7i:iipaV£C7TaTü>[l]
TOTTWi Too Ofiarpou xai £i(7)t7jpuT(7£aOai auTOv Iv toi? aywaiv
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a>.>.oi 6Ü£py£Tai' t6 §£ äva>.ü)j;,a t6 tGo^.i'^ov £•; tt^v Etxova
U7r'yip£Tyi'j[ai \r,u:r,-]
Tpiov £•/. T(öa TTopwv Toiv (X7:oT£Tay(^.£Vü)v £t(; Tr^y xaTa':x£'J7)v
TOU OfiotTpo'j [iy,]
15. TW^a 7rpoi7£'yr,(pt'7[7.£vwv' tou; Sk apyovTat; 7coir,(7ai ^j^vrpofpopiav
xaTX tÖv vÖ[j.[ov]
aTTfkvTOJV C7'JVT£).£CrO£VT(OV (I)V Ö VOJJ.Of; (XyOp£'j£l oGtW X.Üpia £1-
Va[l TÖt] 6(|/Yl(piCjX£-
AUSGRADUNGliN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDU03 11
vo; z'Tii 'A[7:o]XXo(pzvoL'j],
au.y.-'. x.y-iT'aüjTO touto
[o i]<7Tiv IvavTiov. •]/y;'^oi i-ri'jiyßr,'jX'i ^'.nyH'.Xi s/.aTOv ösy.x-
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Apollophanes, der Sohn des Apollophanes. und sein Sohn
Demetrios, selbstversüindlich einer ^volhalJonden magnesischen
Bürsrerfamilie ansehörio;, waren zu Kommissären für den
Theaterbau, ii:'. t-?)? xxTacÄsur,«; toO Oexrpo'j, ernannt worden.
Dies war oiTenbar eine Liturgie, deren glänzende Erfüllung
den damit Beauftragten Ruhm und Ehre brachte, die aber der
reiche Bür^-er auch "ozwuni'en war zu übernelimen, und zwar
eine ausserordentliche, durcli eine besondere Aufgabe bedingte
Liturgie. Es war eine Zeit, in der die Stadt einen grossen
Aufschwung nahm; sie baute viel und brauchte dazu Geld.
Der Zinsfuss für Anleihen war sehr hoch ; so war es etwas
Grosses, wenn Apollophanes erklärte, dieses Geld ohne Zin-
sen vorzuschiessen. Dafür wurde er durch Ehrenbeschlüsse
(1, Z. 4 [^I^Ti^KTjaätwv ^ ) ausgezeichnet, mit deren Ausführung
und lu'giinzung sich die erste, frühere Urkunde beschäftigt.
Leider fehlt der Anfang, und wir können deshalb nicht in al-
len Fällen unterscheiden, was in diesem (L-^oiTaa neu beschlos-
sen wird, was schon früher entschieden war. Jedenfalls wird
hier das Geld für eine vorher (in demselben Dekret) beschlos-
sene Statue bewilligt (Z. 3); da aber zwei Statuen erwähnt
werden (Z. 12. 13), so muss eine derselben schon in frühe-
riu' Zeit errichtet sein, und zwar diejenige auf der Agora.
' Kiiiv, sei liii'i' auf ilii; raialldoii liiiii,'e'\\iL'scii, wclclic die zaliln-icIitMi
Bcsclilüssi". des ilisflicii Släillebundos für Malusios von Gar{j;ara hicten, ilor
tiloiolifalls /fVAaia aToza ^'f^reboii halle zu vorscliiedeiu'ii genioinniiUiireu
Zwecken, daruiilcr aucli dq -r,v toO Oäätpoj xaTaj^ziurjv. Üillenbeiger, Sylloge
Nr. 1-25, Z. 10, Zeil um 306).
12 F. HILLER VON GAI:RTRINGEN
Denn dieser neue AnstVilirtingsbescliluss soll auf die Basis des
Standbildes im TJieater geschrieben werden, wo wir ihn jetzt
lesen, und auf einer Stele neben dem Bilde auf der Auora
aufü;estellt werden, dessen Basis also schon durch eine frühere
Aufschrift besetzt war. So kann es sich auch in den beiden
ersten sehr lückenhaften Zeilen nicht um zwei Statuen mehr
handeln, sondern nur um zwei Sielen für Agora und Theater,
auf denen die früheren J/roiTaaTa für Apollophanes aufge-
zeichnet werden sollten. Das Übrige ist klar; den ävTiypacpsij?
in Zeile 4 habe ich aus Nr. 39 eingesetzt. Mit der beträcht-
lichen Zahl von 4678 Stimmen nahm die N'olksversammlunü;
den Antrai; an. Wol nicht lani-e darauf — und hier setzt die
zweite Urkunde ein — starb Apollophanes. Zunächst scheint
sein Bruder Maiandrios (Nr. 2, Z. i. 5) für ihn eingetreten
zu sein, aber auch er wurde bald hinwcüoe pafft, und es blieb
allein der Sohn Demetrios, damals ävTiypxos'J; neben seinem
Vater, welcher also wol ypafAaxTsu; war (das liegt in Z. 2 cvr-
aTcoSeiyOe'vTo;). Er erklärt, den Willen seines Vaters zur Aus-
führung bringen zu wollen, und das Volk dankt ihm dafür in
feiner Weise, indem es dem Vater eine neue Statue im Thea-
ter beschliesst, mit deren Errichtung aber (als £7:'.a£>.r,Ty;:, wie
man sonst sagt) den Sohn beauftragt (Z. 14. IT) zum Teil
ergänzt: [Ar,y,-ölTp'.ov aber wol sicher), der die Mittel aus dem
Nachtrag- Etat (Z. 15 .Tpom'l/r/^'.Gu.vno^) für den Theaterbau zu
geben hat. Für diesen Antrag fanden sich nur 21 13 Stimmen
— doch w^urde er angenommen. Im ersten Falle war die Ab-
stimmung durch die xpogSpot geleitet worden, die wie in Ephe-
sos den attischen Prytanen entsprechen (Swoboda. Die grie-
chischen V'olksbcschlüsse S. 90); die xp/ovT£? in 2 Z.15 bedeu-
ten vielleicht auch nur dasselbe, die (zuständigen) Behörden,
d. h. die Proedren. Die bisher bekannten l^'iillc. in denen die
Zahl der Stimmen angegeben ist, sammelt Swoboda a. a. O.
S. 12: aus Eresos bei einem Bichterspruch 883 Stimmen,
davon 7 freispretthend ; aus llalikarnassos : in der '{i^r^Ar, 100,
in der N'olksversammlung 'lOOO Sliniincu und in cinciii ande-
ren Falle 92 bez. 1200; in Knidos Kos Akragas alle Stimmen
AUSGRABUNGEN IM THEATEIt VON MAGNESIA AM MaIaNDROS 13
für den Antragt Es ergieht sicli übrigens aus den Zalilen für
Magnesia eine nichf. unbeträclilliclie Bevölkerungszifl'er ; da
bei einer solchen Beschlussfassung die Beteiligung der Bürger
schwerlich eine so allgemeine war wie bei wichtigeren Fra-
gen, kann man eine erheblich liöhere Zahl von stimmfähigen
Bürgern als 5000 und damit auf eine freie Bevölkerung von
wenigstens gegen 20000 Seelen rechnen, wahrscheinlich so-
gar erheblich mehr. Das Verhältniss der Bürger zur bürger-
lichen Ge.samtbevölkerung rechnet Böckli wiel: 4'/,, Beloch
(Die Bevölkerung der griechisch-römischen Welt S.53) wie
1: 3. Nalürlich zählt die Landbevölkerung mit, und wir müs-
sen zu iMagnesia ein nicht ganz kleines Gebiet rechnen; viel-
leidit zu der Zeit auch die Stadt Myus ( Polybios X\l, *24,9).
Doch das hier nur beiläufig.
Am wichtigsten sind die inschriflen für die Baugeschichte.
Da sie, wie mir Kern auf Grund eines reichen Materials be-
stätigt, ihrer Schrift nach an den Anfang des zweiten Jahr-
hunderts vor Chr. zu setzen sind, so ist die in ihnen erwähnte
Phase des Theaterbaus {■/.xzx'^y.vj-h toO Ocxtco-j) ungelähr da-
tirt. Und da sich diese IMiase durch andere Erwägungen nä-
her bestimmen lässt, indem die beiden Apollophanesbasen
zugleich zwei bedeutsame Archilekturglieder sind, gewinnen
wir durch sie ein wichtiges Datum für die Baugeschichte.
Dies wird an .seiner Stelle weiter ausgeführt werden; hier ge-
nügt ein kurzer Hinweis.
b) Urlumdcii fi-cnulcr Stadien.
3. Ein Stein, welcher Urkunden des [/.o-.vov tojv 'Aa^i/.Ttö-
vwv?], der A£X9oi, des /.oivöv tcöv Aircj^cüv aus dem Jahre lU i/3
und des cTp^y-^yö? '^^v AlTwXciv aus dem Jahre l'JO/i enthält,
' \VI. jct/.l aucli (Ich alliciiiscIiiMi Dc^cliluss .lo
s y.O'.vov T(ov 2<(oTr;;iaaTCüv,
"E^jip-pl; ip/. 18'JJ S. 5Üir. (Mylouas) tw(i)v «j-rjywv al^ iodxät -öoi -.6 oö-^^tt
11 f. rilLtEH VON r.AEntRINdßS
naclitrii2;licli am 3ü. Doz. 180"? in dem Gani^o südwestlich vom
eigentlichon Slvcnengebüade gefunden. Er erweist sicli als von
der Agora verschleppt und wird von Kern in einem anderen
Zusammenhange herausgegeben werden.
2 . E h r e n b a s e n .
4. Fragment aus graublauem Marmor, flach gerundet, nur
oberer Hand erhallen, gefunden vor der ncu'dlichen Marmorver-
kleidung ausserhalb des lUilinengebäudes am 18. Febr. 1891.
L. 0,3r, H. 0,25. T. 0,60. Buchstabenhöhe 0,02-0,03. We-
gen F wol noch dem 11. Jahrhundert v. Chr. angehörig.
:> Y A 1 1 K A I O ^ ['H ß]ouV;i -/.oii 6 [8-?5{xo?]
K O N F O F I A / [Mscpjjtov no7i;a["Xtov]
KOYYIONA/6 [Ma.p]xou ulov Aa[ivav]
'^^ESBEYT [tÖv] 7^p£ag£'jT[r,v] . .
r
Vielleicht identisch mit M. Popilius Laenas, Cos. 615 u.c.=
139 v. Chr. Die Inschrift ist dann wahrscheinlich etwas äl-
ter.
5. Anaxenor. Viereckige profilirte Basis aus weissem Mar-
mor II. 1 ,00, L.1 ,04. T. 0,64, mehrfach gebrochen: der ganze
vordere linke Hand fehlt. Schrift: Z.1-5: 0.03, /. 6. 7:^0.02
hoch ; dünn und ohneSoro;falt einireritzt. Gefunden am 20.. Jan.
1891 an der inneren l'^cke der südlichen MarmorNcrkleidung
des Zuschauerraums nicht völlig an der ursj)r(niglicii(Mi Stelle,
sondern umgestürzt. Doch ist aus den Fundamenten noch of-
fenl)ar, dass die Basis an dieser Ecke vor der Apollophanes-
basis, die sie also vcrch'ckle, mit der i^^ront nacli der ürche-
slra zu stand. Zeichnuni' von M. Lüijke.
AUSÖRAÖUNGEN IM TriEATER VON MAGNESIA A.\f MaIANOROS
15
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^;%.l^-x 7\H KAI O^H M o "s:
§:|?: H N OPA ANA:e: I KPATo Y X
«.
^i
J'r-APETH NKAI AI ATK^fSM:pr2n'
-• ^H A-E Y-MATl YITEPOX H N "
,...^ - l^'AAONAKOYEMENES'nNAOlÄOV
['H ßoujVö xai 6 Srfy-o;
['Ava]^7)vopa 'Ava^r/cpxTO'j?
[)ct6x]p(|)Söv %Kk TS TY)v iSiav
[ai>T]oo (xpeTTjv jcal Sta t7;v ev täi
5. [£TCtTjr,0£Ü{j(.aTi inzi^oyr,v.
[y}TOt [A£v] TÖSs xaXöv ä/toue'aev egtiv aoiSo'3
[xotooS' olo]<; oS' £<jTi, Osoi; evaXivx.io; AYAH (Od. IX. 3 f.
und daher I, 370).
Z. 5 [i7CiT]ir)SeU[7.aTl VVlLAMONMTZ.
Z. 7 AYAH'/^ Hinter dem H ist der Stein leicht verletzt in
einer Weise, dass man bei seillicher Beleuchtung glauben
JC) F. HlLLER VON fiAERTRINTifeN
kann, es stände da noeb ein wkrilzelles in der Mitte nach
links ausgei)(»i;enes I. Dies wäre an sieli nielit wunderbar, denn
aueb andere Hasten. wie das letzte I in Z. 'i,sind recht krumm.
Indessen scbeint es sieb (bieli nur um eine zufällige Ver-
letzuno- des SlcMues zu bandeln. Für einen breiteren l^uelista-
ben.wie N. reicht der bis zum l^ande vorbandeni^ Uaum ganz
gewiss nicht aus. In der Abbildung ist die Verletzung nicht
sichtbar.
Strabo XIV. I,'i1 S. O'iS. avSpe; S' eysvovxo yvcöptp.oi Mäyvri-
TSi; . , . 'AvaCY;vopa Se tÖv xiOapwSöv d^vipe t;.kv /.ai xx ösaxpa,
a.W ETI (Öti Kramer) ^jA'Kiotx 'Avtwvio;, Ö<; ys y.xl rexTapcov tco-
Iscov dc—sSsiCs <popo).öyov, TTpaTuoTa? a'jTW G^jazT^ay-C,. xai t) Trarpt?
S' ix.xvdj; äÜtÖv t/jCvite. Trop^p'jpav svöuGaca, Uccoasvov toO —wcitto-
XiSof; A'.o;. "/.aGiTrsp xal v^ ypaxT'); sixcov iij.a^x'jCCs'. Ti ev ty) äyopä.
EGT'. Sh /.7.'. yx'ky.r, £tx,wv Iv tw ÖEÖ-Tpo), i77typoc(pviv syo'jca"
•/iro'. fy-£v t6(^e x.a'Xöv äx.ou£t/.£v laxiv äotSou
TO'.oCi^" oto; öS' EGTi. Oeoi; £va)^iy/,to; AVAII.
O'j TTO^a'jzuEvo: Se ö £— lypä^La; t6 n'kvj-zot.los ypäij.y.y. toO SfUTEpou
i'rco'j; 7;ap£Xi-£, toü 7T:>.aTou; T9i<; ßÄTEco; ar) cuv£^xpx.o'jvTO<;" (!o(7T6
T'?]; ttoXeü); olu.x^Ix^ /ca.Tayivü)(7/.£'.v 77ap£T/£ Sta Tr,v äL/.cpi€o)aav Tr,v
TTEp'. T7)v ypa(pr,v, £it£ ty)v oroinirrT/x/ir osyoi'O — Tojaiv tt,? ETyxxr,;
TrpCjr.yopix;, eI'xe xr,v <hnx>'jy ttoXT^oi yxo /top-.g xoo i ypzcpO'jTi xic?
Sox'./.ä; x.a', i/.^xXkO'jni y£ xö sOo; 'p'jTi'/.riV aixiav er/, eyov.
Daraus bat luistatbios durch llücbtiges Excerpiren einen
Maler Anaxenor gemacht : Od. S.1612, 34 ff. . . £uSo5ttf;.£iv (pat-
vsxai y.xl £v iTriypxy.ij.ixwv Troir^rrEi Tcpö; TöJv aT.'Xojv Oar,po:
(xXkx /tai sxEpoti; £vS£öcox.£ >.a€ä(; £-iypau.u,iT(i>v 7ronri(7£co?. 'Ava^-/)-
vopo; youv TO'j Miyv/jxo; jna:xrii tiq (paa/r ijr eUcor eyovGa ei<; aot-
dör roa i— typay.y.a xk ivxaoOo. £7T'.<pa)vr,0£vxoc xw äoiSoi ezy). viyouv
xö ' 'Äixoi u.£v x.xA.' öx£ ':^xnl Sia xr,v rrxsvoywciav xou Ü770x.£tu-£vo'j
:rcerax('(:{ ! ) ypy.t]/a; ö xEyvixr,?" ' Geoi«; £va)viy/'.io; aüSv) ' y£>^cov co-p^ioag
TOi; avx.v'.vGj'jX.O'jTiv.
Leider bat \\ elcker im Nacblrage zum silligscben und an-
deren Künstlerkatalogen (Hbein. Museum N. F. VIJS'i.s, S.
381 ff.) den aUcn Irrtum des Eustathios wieder aui'lcbcn lassen,
und ihm folgend kennen Brunn. Ges(dilcbte der griechischen
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS 17
Künstler II S. 301 (im Index jedoch : Anaxenor, M?) und
Overbock. Scliriftquellen Nr. '2116 einen Maler Anaxenor.
Den Irrtum hat aber schon Rayet verbessert [Milet et le gol/e
latmlque I S. 130,3. vgl. S. Reinach, Revue des e'tudes
grecqiies 11,1889, S. 101. Preger, fnscriptiones gnecfe me-
tricie, 1891, Nr. 191).
Den Anaxenor erwähnt sonst nur noch Plutarch unter den
Schmeichlern des Antonius während der Zeit seines Aufent-
haltes in Rleinasien (Anton. 24 'Ava;r,vop£; %\ xiOacwSol x.al
SoöOo' yopxijXai /.ai M'/iTpoSwpo? ri; öpyTiCTT)? x,ai to'.ooto? aXXo?
'Acriavwv ay.poap.aTü)v Öiaco«; . .). Soviel ist sicher, dass unsere
Basis nicht nach der Schlacht bei Actium, in der der Gönner
des Anaxenor unterlag, cresetzt worden sein kann. Eher er-
heblich früher, da die politische und sakrale Stellung des Ana-
xenor in der Inschrift noch mit keiner Silbe erwähnt wird. Denn
obwol ich zugebe, dass solche Argumente ex silentio bei dem
allsremeinen formelhaften Charakter derartiger Ehreninschrif-
ten keine völlig bindende Kraft haben, wäre doch ein Fehlen
des Titels ispcü? A-.ö? mit oder ohne -uci-öXiSo; im höchsten
Grade auffallend, vgl. unten Phanes Nr. 33.
Für das orthographische Problem, das übrigens nur für den
Beschauer Strabo, nicht für den Steinmetzen ein Problem ist,
die möglicher \\ eise erfolgte VVeglassung des -. adscriptum in
AVAII kann ich jetzt auf die Bemerkungen von II. Diels ver-
weisen : Supplementum AristoteUciim 111,1 [Anonymi Lon-
dinensis iatrice\ 1893, S. XII.
6. 7. Zweimal beschriebene Säule, oben und unten profilirt,
H. 0,82, Umfang 2,10, gefunden hinter den nördlichen Säu-
len des spätrömischen Logeion. Man hat darauf zuerst die
Inschrift 6 angebracht, nachher zum Zwecke neuer Benutzung
die Zeilenanlänge derselben ausgekratzt und auf die andere
Seite 7 ü;esetzt. Dies X'erfaliren war ani2;än2;iij;, da die nunmeh-
rige Rückseile nahe der ^\'and des Bühnengebäudes auf dem
Logeion gestanden haben dürfte und also nicht vom Zuschauer-
raum aus sichtbar war. Buchstabenhöhe 0,023-0,025(6) bez.
0,03-0,035(7). Nr. 6 schon bei Kondoleon, in dieser Zeit-
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. 2
18
P. HILLER VON frAERtniNGEX
Schrift XIV, 1889, S. 105 Nr. 49 (und Nea :S^a6pv/i 1889 ap.
3798) nach Abschrift des Schusters Baroua-zi? in Aidin.
AHMOZ
XYAINON
AZHN0P02
I H2ANTA
ASIAEIA
AEMBOinTOlZ
6.
[*0] Svifxo;
['Av]a^-ir)vopo?
[vix]7)(70tVTa
[tix BJaciXsta
0AHM02
AnOAAnNIONEÜirONOY
EYEPrETHNrErONOTA
KATAnOAAOY2TPOnOY2
TH2TTATPI AOSET I M H Z E N A E
AYTONKAIAAAAZTIMAZ
(t)ANH(t)OPHZANTATPI2
7.
'Axo>.Xo)vtov 'ETTiyovou
euepyeTTiv ysyovoTa
xaToc TioXkoi)!; TpoTirou;
tt;; TuarpiSo;' eTif/.vifJsv öe 5
[(yir£]cpavyi<popr)(javTa xpi?.
6 Z. 5. ASIAEA KoNDOLEON, [B]aGiX£(i)(x Wolters.
Über missbriiucliliche Doppelbenutzuni^- von Ehrenbasen
namentlich in der Kaiserzeit vgl. unter anderen den 'PoSia)t6?
des Dion Chrysoslomos undCurtius, Stadigeschichte von Athen
S. 260, Anm. — BxiiXeiot. 'Der Zusatz s^u Boiwxoi? soll diese
nach der Schlacht von Leuivtra eingcricliteten Basileia wol
von den in iuiböa gefeierten unlersciieiden ; vgl. Biickh zu
Pindar S. 176. Keil, Sijllo'^c insvriptioiuun Bocoticdrum
S. 54'. Wolters a. a. 0. Es gab aucli \\%n[\i\.'x äv 'AXe^avSpeia
und £v M(y)t£Sovta : Heisch, De niusicis Gnvcorum certami-
nibiis S. 71 f.
8. Viereckige Basis aus Kalkstein, 11. 0,78, L. 0,74,1'. 0,74,
gefunden am 18. Juni 1892 in dem Säulensaale des Nordwest-
baues, wo sie ausgehöhlt und das Oberteil nach unten, die
Schrift der Wand zugekehrt, in Verbindung mit der späten
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS 19
Röhrenleitung als Wasserbehälter gedient hatte. Sorgfältige,
einfache Schrift.
ANAZHNQPNANNIXOY
AIO0ANTONTONAAEA(1)ON
KATATHNAIAOHKHNESTHZEN
'Ava^r)v(i)p Navvijrou
AiocpavTOv tÖv a.S£>.(pöv
9. Rechteckige Basis, an die hinten ein Halbrund ansetzt,
unten gebrochen ; L. 0.56, H. 0,85, T. 0,52. Obere Seite links
gebrochen, rechts längliches Einsatzloch, 0,32-0,26 lang,0,17-
0,18 breit, 0.02 tief, darin zwei 0,03-0,04 tiefe Dübellöcher,
anscheinend für eine Bronzefigur.
Zwischen den Säulen des nördlichen spätrömischen Lo-
geion. Kondoleon, 'E^iypa^pai Nr. 3.
IB0YAHKAI0AHM02 ['H] ^oul-n y.xl 6 Svijxo;
API2T0AHM0N(j)IA10Y 'ApicToS-^u-ov ^illou
TTOAEITEYOMENONTA T:o)v£tT£u6a£vov tx
KPATIZTATÜITEIE -^piTicrTa töji t6 is-
P fl I T H 2 A P T E M I A O 2 pöii t9i? 'ApTeatSo?
TH5:AEYKO(t)PYHNHZ xr,? As-jxocppuw,?
K A I T r^ I A H M n I xal Td)i S'/jaou
10. Vorn abgerundete, hinten rechteckige Basis. L. und T.
0,60, H. 0,82, Schrift 0,02 hoch. Gefunden am hinleren Süd-
Ende des spätrömischen Logeion am 29. Jan. 1891.
HrHS:innONHrEAOXOY 'Hyr^aiTVTTOv 'HyeXöxou
OAHMOSANEOHKE 6 Sriuo? äveOyiy.sv.
1 1 . Rechteckige Basis, etwa 1,13 lang, 0,53 tief, 0,20 hoch.
Die rechte vordere Ecke ist weggebrochen, das Übrige in zwei
50 F. HILLER VON TrARn TRINGEN'
Stücken erhalten. Gefunden am 29. Jan. 1891 und 23. Nov.
1890 vor der nördlichen Stützmauer des Zuschauerraumes
ausserhalb des Bühnengebäudes.
HBOYAH KAIOAHMOZE:
TT Ar <PATIAHNTTArKPATIAOYTO^
HPn ^ A 1 A T H Nn E PI A YTO N APET I
NHN < AI T A2 E I ZT H Nu ATPIAA(J)IAC
PIONnAT '^ATIAOYTPY(l)nZATONEAYTH2
'H ßo'jXr, y.CL'. 6 Sviao? l[Tip'//i(7£]
nay/cpaTiorjV Ilayx.paTioo'j toö [Ssivo?]
vipwa S'.a T71V Tjspc auTOv äpsT^Tiv ysvo[/,£-?]
vTjv x.al To.; et; t7;v Traxpioa oi.Xo[T£ip!.ia(;. TiSe-
5 ptov nayxpaTtSo'j TpucpcüGa tÖv £a'jT75(;[. . .
Aus der Inschrift von Üzümlü (= x.wij.r, KaSoiri) im Gebiete
des alten Magnesia, die Rondoleon in dieser Zeitschrift XIV
1889 S. 317 ff. veröfYentlicht hat, lernen wir einen cxsc^(x.vr\-
cpopo; TtSscioi; Ilay/.paTiS-ir;? toü Aiocpavxou kennen. Vielleicht ist
dies der ältere Pankratides unserer Inschrift, so dass am Ende
der Z. 2. auch AiocpocvTou einzusetzen wäre. Der Sohn des jün-
geren Pankratides [Tißejpio? ist nachträglich auf Veranlassung
seiner Frau oder Mutter hinzui>efü<2;t.
12, Runde Basis, II. 0,90, Durcbmesser 0,60, aus bläu-
lichem Marmor, vom Logeion. Auf der oberen Seite Stein-
metzzeichen CE. Sehr sorgfältige, etwas manirirte Schrift,
0,02-0,022 hoch. Kondoleon, 'E7wiypa9ai Nr. 6 nach Abschrift
eines (piXip^i^aio;.
YIONTTOAEnZ(j)IAOnATPINAIATETHN
TaNHG^NZEMNOTHTAKAITHNAnonPO
r O N n N E Y r E N E I A N 2 T E (j) A N H (1) O P H S: A N T A
(t)|AOAn^aZAP2AMENONTEnPnTONAAEI(t)EIN
5 TTAEIONAZTf2NE5E0OYZHMEPnNTHNENnPO
AZTinnANHrYPINrYMNAZIAPXHZANTAE
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS 21
NlAYTONAAMÜPOSAAIAAEITTTn^GENTATOE
AAlONHMEPASTEKAINYKTOZAraNOGETH
^ANTATaNMErAAQNKAAYAlHQNK AinO I
10 HSANTAMONOMAXIONHMEPAZTPEIZATTO
TOMOYZAPSAMENONTTPQTONTTAPATOf H(t)l2
MATHNTPITHNHMEPANFPAMMATEYZANTATHZ
B0YAH2ArNaZKAI(j)IA0A02a2KAlA0NTA
EISTASTHSnOAEnZEÜlSKEYASnO AAAK 12
ISAPrYPIONEKTnNIAinNTTASANTEAEITOYP
riANKAIAPXHNATTOÜPQTHSHAIKIASTEAEZAN
TATHTTATPIAIAYOAIPETQS — TIBEPIOSKAAY
AlOZZnnAZTONIAlONnATEPA
[tov Ssiva TO'j Selvo;]
(XTkÖ XpolyOVOlV eÜYEVelXV,
crze^arr}(popi]oarx(( \ '^i).oScö^ü)? [so!j,
ap^!Z{7-£v6v TS 7i:p(i»T0v ä.lel(j)eir | (5) 7r>^£iova? twv e^ s.'Oo'j; rjv.spwv t'/jv
£v TrpojacTiw TCavr^yupiv,
yviirao((ip^i)(Tarza sjviauTOv, XafXTrpüii; aSiaXeiTUTw; Oevro. t6 £|Xa'.ov
yifxepa; ts )tai vjx.to;,
ä;-(yro<?fr//|(;a>'T« twv IMsyä^wv KXauSiYicüv xxi 7cOi|(10)Y)'7avTa ülovo-
j;,aytoiv Y;i/.£pa; xpei«; a77o|T6u.ou<; äp^zL/.£vov xpwTOv 7:apx xö (j/v;-
rpi«j|ax Tr,v xpiTTiV 7;a£'pav,
ypdiiudrevaarra tt,? | ßouTvr,? äyvoj; x.ai O'AoSö^ci);
xai Sövxa | £t<; xä; xr,; -oT^eco; £-'.'7x.£'jxg 7ro>.Xä/'.'.(; |(15) äpyupiov Ix
xcov lotoov, TTo.TXv x£ As'.TO'jo |ytav x.x'. y.zfry xtzo t:o(i)X7]c r,A'.x.ia?
x£)i£aav|xa x-/i 7raxp{c)i aüOxtp£X(0!;. —
TtSfiptoi; K^aujSio; ZoTiai; xov l'oiov TraxEpa.
Z. 1. uiov 7:6>,£(o? : Hoinacli, T/rt/fr' (/'(''pii^ra/i/t/c i^/rcf/iw S.
5111". I^'s ist oin l*]Iirentitol, nicht die Bezeiclinuiii!; eines in
öfTentlicIicn Anslallen l"]rzoi»;onen oder «rar von Staatswesen
Freigelassenen. Hei /.13(T. erinnert man sieh des Apollo-
22 F. HILLER VON GAKRTRINGEN
phanes. Hier ist es aber schon kein Vorschuss mehr, son-
dern geradezu ein Geschenk an die Stadt. Die Zeiten liaben
sich geändert, es wird schon hervoruehoben, dass der Geehrte
freiwillig; Amter übernahm. Vgl. Nr. 20: tt:? -arpiSo? uloO.
13. Rechteckige Basis, mit zerstörten Profilen, in zwei
Stücke gebrochen; L. über 0,74. H. 0,58, Schrift etwa 0,0t>5
hoch, schmale Zeilenabstände von 0,005-0,01; plump, Liga-
turen, A und A wechseln. Wahrscheinlich vom nördlichen
spätrömischen Logeion. Kondoleon, 'ETctypa^ai Nr. 5 nach Ab-
schrift eines a^ikx^ynxioi;.
HBOYAHKAIOAHMOSETEII^HSEN
TIBEPI0NI^AAYAI0NMYPI2:MC N
ZMYPNAI DNKAIMArNHTATPAri
KHZENP/0MOYKEINHZ E Q. ^
YÜOKPITHNKAIAIATH^TOYHOOYZ
KOSMIONANA2TPO(t)HN
'H ßouV/] y.ai 6 S75[7.0(; izii[>.riaiv
TiSiptov KXauSiov Müptcfxov
Su.upvaiov xat Mäyv/ira, xpayt-
y.vi; ivpuö^ao'j xeivTi^eWi;
5 uTToy-piTT/V xxi Siot T7]v TOÖ r/Oou?
)c6(jp.iov ävacrpocpTiV.
Über den Namen Mupiaw.o; s. Ihviie arch. Xii, 1888, S.146
(R. Mowat) und diese Zeitschrift XIV, 1889, S. 96 (ein
M. Tooxy.io; M. aus Smyrna). — Tpayt^vi? IvpoGaou xeivriacwc :
Eine vollständige Parallele weist mir O. Kern nach: l\k r-n?
Tpayix.r,; svpuOy.o'j xeivti't^ox; in der Inschrift aus Thyatira, Revue
des e'tudes grccrjues IV S. 174, '2. Der Herausgeber Kondo-
leon citirt dazu mit Recht unsere Inschrift, die er unterdes-
sen verstanden hat.
14. Runde Basis, gclüiideii am \'l. April 18'Ji am .süd-
lichen Orchestrarande. Verwitterte Schrift, nur zu erkennen:
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS
23
HBOYAHKAIOAHMOS
nOAYAEYK H
O Y Z T E
rioXuöeüx.'/i
ou GTe[(pavyicpopYi«7avTa ?]
15. Rechteckige Basis aus bläulichem Marmor. H. 1,33,
L. 0,67, T. 0,66, Buchstabenhohe 0,03. Viele Ligaturen. Oben
zwei unregelmässige Löcher ; von einer schreitenden Bronze-
statue? Gefunden anscheinend in der Gegend des nördlichen
spätrömischen Logeion. Kondoleon, 'E-'.ypacpai Nr. 2, nach Ab-
schrift eines cpiT^ip/^aio?.
HB0YAH<A10AI-M0ZE
TEIMHZANTIBEPION
KAAYAIOKMEAEATPOY
YON<YPEINAXAPIAhMoN
(t)|AOKHTOPAAPXIEPA
TEYZANTATHZAZIAZ
KAIXEIAIAPXHZANTA
KAIENTTASAISTAIZTHS
TTATPIAOSXPEIAI5:rNH
ZinSTTPONOHSANTAANA
GENTAAEKAIXPhMATA
E I Z r Y M N A 2 I A P X I A N A I
QNIONTHnOAEirAlOZ
KAAYAI0 20YEP0YAAA
N0ZMAPKEAA0 2TT0AY
AEYKHZTONEAYTOY
ÜATEPA
'H ßouXr/ y.xi 6 Sr,ao? i-
zziu.rir;x\ TiSec'.ov
KXauStov McXeaypou
uov Kupsiva XapiSr,aov
5 'I'iXou-YjTopa äp^ispa-
y.al y£iXiapj(^if;(;avTa
•/.xi 6v Tzxnxii Tai? Ty^g
xaTpiöo; ypeiai; yviQ-
01(0; Tcpovo-ocavTot, ava-
öevTa Sk y.xi yp-/;u.aTa
Ei; yiiavaaiap^iav, ai-
coviov TV) TüöXet. — Fiio;
K).aöSio? OüspouXXa-
15 v6; Mxpx.£XXoi; IIoXu-
o£'Jx,rj; TOv eauToG
7:aT£pa.
10
24 F. HILLER VON GaERTRINGEN
16. Rechteckige marmorne Basis, H. 0,635, L. 0,61, T.
0,57; oben lap; noch ein Stein darauf, wie ein Dübellocli mit
Gusskanal zeij;!. Sclirift 0,03 hoch, Zeilenabstand nur 0,01.
Die Trennungszeichen vor und nach den Abkürzungen sind
kleine Kreuze. Kondoleon, 'E-nriypacpai Nr. 1 nach Abschrift ei-
nes (^'.'kxoy'X'.nc,
H n A T P I Z
TONEMYTH^^'ZYEPrE
THNKAIKTI2TH NKAIA
nOMOYZElOY-TI-KAEY
5 KAEATTOAYAEYKHN
MAPKEAAONErriMEAH
0ENTOZTHZANA2TA
2E^2T^NTEIMQN
nO-nonAIKlOYAÜOAAO
10 A^ PO YT O Yn P Ar M AT I KO Y
THZnOAEc^Z
'H TTÄTpi;
tÖv £a'jTr,[(; sjuepys-
T71V y.al y.Tt<TTYiv x,al a-
770 Mo'jasiou Ti(€£ptov) KX(a6mov) Eü-
5 Y,\iy, no>.'jS6ux.Yiv
Mipx.sXXov ir:'.]j.tkr\~
SevTO; Ty)? avaaTOC-
no(7r>,io'j) rioTrXixiou 'AttoXXo-
10 öcöpo'j TO'3 TTpayy.aTDCou
Wahrscheinlich gehören derselben Familie an : Ti. K\. Ilo-
XuSeuxT); Mäp)teX>.o; in unserer Inschrift, Ti. Kk. MeXeaypo'j ulö?
Kupeiva XapiSr/U.o; 'I'-.Xoar/TCüo und dessen Sohn räio; KX. Oug-
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS 25
pou^avö; Mxpy.e-klor, IloA'j^c'rAr.q von Nr. 15, vielleiclit auch
Mäpx.eXXo;, der Antragsteller im ßesclilusse der ßouXr, über den
Bäckerstrike (ettI TrpuTavto; KX. MoSeaxou) Bull, clecorr. hell.
VII, 1883, S. 504 fY. Nr. 10 Z. 16. Ein noXuSeox.r,? auch in
Nr. 14. Hier zeigt sich so recht das Namenunwesen der klein-
asiatischen Städte in der claudischen Zeit. Unser Markellos
wird, wie mir Kern mitteilt, durch die Aufschrift einer an
den Propyläen der Agora gefundenen Basis des Kaisers M. Au-
relius vom Jahre 162 datirt (Ti. KX. IloXuSeüxou? Map^ceXXou
'Actapyo'j).
'Attö Mo'jc7Eiou : vgl. Haussoullier, Bull, de corr. hell. IV,
1880. S. 405f. , 21: tö pv-y.a AiXioo A-.ovjrjio'j [cpi^Xo'7Ö9ou äxo
Mouaeiou [>cat t]-o? yovat/c6? aOxoö. Peut-etre est-il question du
Musee d'Alexandrie, oh Dionysios aurait etudie.
npayaaT',jcoC; Tvi? röXeo); : vgl. die Inschrift der yepo-jcia von
Magnesia Bull, de corr. hell. XII, 1888 S. 208. 213 (aus ha-
drianischer Zeit), auch in dieser Zeitschrift XIV, 1889 S. 104,
48 (TrpayaaTuö? ohne Zusatz).
17. Linke Hälfte einer viereckigen Basis, L. 0,64, H. 0,25,
T. 0,38; rechts glatte Anschlussfläche, Buchstabenhöhe 0,01-
0,02. Auf der oberen Fläche 0,18 lange Standspur eines Kus-
ses. Gefunden am 29. Jan. 1891 im Süden des spätrömischen
Logeion.
HBOYAHKAIOAH/
KOINTONMOAIO
TOYYIONAIATA2
AAEA0OYAYTOYr
IBIOYTTOZTOMOYTO
'PI ßo'jXr; Jtai 6 S>5[(A0?]
KöivTov M6Sto[v Koiv-]
TOu 'jiov oiöt xä; ....
a.S£X(poi) auTOö r[aiO'j O'j-1
loto'j Oo'jTÖao'j TO . . . .
G. Vibius Postumus aueli in der Inschrifi von Teos C.I.G.
26 F. HILLER VON GAERTRINGEN
3084 = Lebas-Wadilington 111, 103; dort wird ein dritter
Bruder AjXo; BiSio; "A€',to; genannt.
18. Viereckige Basis, L. 0,65, H. 0.85, T. 0,55, nur un-
ten profilirt; oben lag, wie zwei quadratische Dübellöcher mit
Gusskanälen beweisen, noch ein anderer Stein auf. Buchsta-
benhöhe etwa 0,0'23. Gefunden wahrscheinlich am nördlichen
Logeion. Kondoleon, 'E-iypacpat Nr. 9. Berard, Bull, de corr.
kell. XV, 1891, S. 5.^9 Nr. 4.
KaIOAHMoS:
t T I M H 2 A N
MEMtl lONKAOYlONMANlOYYlON
TAISTEAAAAISTIMAISKAIXPY
2EnAPI2TEin2:TE4)ANQEY2EBn§
MENAIAKEIMENONTTPOSTHNAPTEMIN
THN AEYKO0PYH NHNEYEPTETHNAE
ErOivIOTATOYAHMO YKATATToAAO Y2
POnOY^nPOSTONAinNA
['II ßo'j>.75 x]al 0 SrjL/.o?
N£{A£[pjiov K>.oiJiov Maviou uiov
Tai? T£ a^^Xai«; xtj^-at; jcat y_pu-
5 Cc'o) äp'.CTSlCp CJTS^SCVti), l\)m^j(ii\<^^
[xev oiaxsiasvov Tcpö; Tr,v 'AprepLiv
Tr)v A£U3to^pv/;vyiv, eüspyeTyjv ö£
[y]£yov6Ta toO br^y-ou Karo. 7:o).Xo'j;
[tJpottou? Tcpö; tÖv ai(I)va.
Kondoleon und Berard ergänzen Z. '2 zu Anfang [xal yj ye-
po'j<7iaj, wozu aber gar kein Platz vorhanden ist. Über Nejxe-
pio? = Xumerius vgl. Ilicks, Inscriptions in t/ic Brilis/i Mu'
seum III zu Nr. 546.
19. X'iereckige Basis, 11.0,62, Buchslabenhöhe etwa 0,03,
gefunden Dez. I-S'.IO in der Orchestra etwa vor der Mitte des
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS 27
Logeion. Verwitterter Stein, sehr schwer lesbar, die Reste
der Zeilen 8-10 ijanz unsicher.
HBOYAHKAIOAHMOZ
ETEI HZENFAIONIOY
AIONFAIOYYON^AI
OYAIANON nATPO>
\PXIEPEATH2A?:iA
2 T E 0 A N H 0 O P O N
EAAION Y'£OY I O
Siormmi/iTiMimm
a/m.
AnOAAOAc5POYf/
'II ßo'j)//-; y,7.'. 0 Sr,u.oc
lT£i[ajr]'jev Fälov 'lo'j-
>.iov Falo'j üöv ^ce.'ß{ix)]
['I]o'jXiavciv [l/C?j-aTpc.[c]
5 [äJpX'^P^* T^? 'A(ji[a;]
(TTe(pavyi(p6pov . . .
eXaiov
10
'ATuoXXoScöpou.
Die Ergänzung der Tribus in Z. 3 wird dadurch bestätigt,
dass nach einer Mitteilung Kern's auf der Agora die Inschrift
eines dem obigen wol Verwandten gefunden^st: Faiov 'Uul'.o-^
Tabu ulov $a€ia Kapov.
Die Bezeichnung ipxupix xri; 'Aaia? legt es nahe, an den in
zwei Inschriften von Thyateira genannten Taiov 'looX'.ov 'lo-j-
>iavöv TaTtavöv , . 'Amdpxijr xal appepen %Cx ßiou . . ulöv V. 'lou-
Xtou 'iTTTTtavoG jcal Kopvio"Xia? I^sx^ouvSt;; äp/ieps'cov ty;? 'Acia?, äV.-
yovov <I>Xa. Mocr/jou äpy-.spe'a)?, iTroyovov <I>Xagtwv 'I-xiavoO xxl
Tarta? ip/rgpecov ( T. /. (^;. 3495. Clerc, Bull, de corr. hell.
X, 1886, S.412, Nr. 16 und De rebus Tlujatircnorum,\%SSZ,
S. 65. 92. 99.) zu denken, womit man wenigstens in die vierte
Generation nach dem ersten flavischen Kaiser käme. Doch lässt
sich bei dem iraiiri-vii r:rlial(iingszustande des Steines niclils
Sicheres mehr ausmaciien.
20. Kai.sor \'espasian. Platte von 0,69 L.. 0,35 H.,
0,29 'W aus schlechtem verwitferlen gclj)en Stein. Schrift un-
regelmässig und plump. 0,03-0.0', hoch, sdiucr lesbar. Ge-
funden beim nördlichen Logeion.
28
F. HILLER VON GAEIITRINGEN
0KPAT0PAKAI2APA0YE
nZ IANONZr:BA2TO NO
AHM02YH(t)IZ/ MENOY
TI-KA-TI-KATHSnATPI
OZYIOYKYP-0ANOYTOYA
X I E P E Q 2
[AurJoxpäTopa Kaiaapa 0'j£['7-
[xa](7tav6v SeßaoTOv 6
Sriaoc (|/ri(pi(7[a](i.£vou
Ti(bsptou) KX(auSiou), Ti(ß6pio'j) IQ(a'jSiou), tt]? Trarpi-
[oo?] u'.ou Kup(£iva) <I>y.vou tou ä[p-]
yiEpeco;.
<]/r,9i7[a]a£vou hat Th. Mommsen erkannt, darauf fand ich
die Spuren auf dem Stein.
21. Kaiser Hadrian. Säule von 1,37 II., 1,70 Umfang.
Buchstabenhöhe 0,03. Ligaturen; E und manchmal auch H
mit un verbundenem, freischwebendem, Miltelstrich. Gefun-
den am 18. Febr. 1891 zusammen mit Nr. 22-24 vor der Nord-
ostecke des Zuschauerraums.
AYTOKP AT OPA
KAI2APA0EOYTPAIA
NOYRAPOIKOYYIONOE
OYNEPOYAYIQNONTPA
IANONAAPIANON2EBA
ZTONAPXIEPEAMETIS
T0NAHMAPXIKH2E50Y2I
AZTOEYnATONTOrHcM
A0ZEBAZT02B0YAHKAI
OAHMOZANEOHKAN
EniMEAH0ENTO2AYAOY
KAAYAIOYKOAPATOY
T0YrPAMMATE02:TH2
n O A EQ Z
10
AuToy.pdcTopa
Kaicapa Geou Tpaia-
vo'j IlapOiy.O'j ulöv 6s-
O'j Nepoua uiwvov Tpa-
ia.vöv 'Aopiavov ^eSa-
TTOv, apyiepsa [xeytry-
TOv, Sy]aapy^ix,7i<; d^ourri-
a«; TO £, ÜTraxovTG y, r} cpi-
6 S-?iao; a,V£Or/X,av
£-iy.£^Y,0£VTO? AuXo'J
KXauSio'j KoSpctTO'j
TO'j Ypa[X[7.aT£0i; ty;i;
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA aM MAIANDROS 29
Zeit: 10. Dez. 120 — 9. Dez. 121, also lange bevor Hadrian
diese Gegenden bereiste (in Ephesos war er nach Hicks, Iti-
scriptions in the British Museum III Nr. 152 zuerst wahr-
scheinlich 125 n. Chr.). Gleichzeitig ist Nr. 22 von der ßouV/i
allein gesetzt.
22. Kaiser Hadrian. Saide von 1,34 H., 1,50 Umfang.
Überaus gezierte Schrift, viel sorgfältiger als in der gleich-
zeitigen Nr. 21; mit Ligaturen, 0,025-0,03 hoch. Gefunden
am 19. Febr. 1891 zusammen mit Nr. 21.
AYTOKPATOPA
KAIZAPA0EOYTPA
lANOYÜAPOIKOYYlON
GEOYNEPOYAYIÜNON
5TPAIANONAAPIANON
ZEBA2TONAPXIEPEAME
riSTONAhMAPXlKHSE^OY
ZIAZ-T-E-YÜATON-T-r-HcJ)!
AOSEBAZTOSBOYAHIAKEOH
10 KENEÜIKEAHGENTOS-TI-KAAY
AlOYXAPIAhMOYTATIANOY
TOYrPAMMATEHSAYTHZ
T-B-TOYKAinOIH2AMENOY
ThNANAGEZI NTOYANAPI
15ANT0ZEKTQNIAinN
AÜTOxpaxopa
Katdapot Oeoü Tpa-
lavoO DapOtKou uiov
OeoO Nepoua ulcdvov
5 Tpaiavöv 'ASpiavöv
yiGTOv, Sio|j(,apyr/C7;? e;o'j-
(jia<; t(Ö) £, uTraTOv t(Ö) y t) (pt-
10 eTTtjxgXyiOevTo; Ti(6epiou) IQau-
30 F. HILLER VON GAERTRINGEN
ötou Xapiöyifxou Tariavou
ToG ypaji.p-aT£o)? auT>i<;
t(6) ß Tou xat xotvi(ja[7.£vou
TV]V avaösciv tou ävSpi-
15 aVTO? £X Toiv tötcov.
In Z. 8 und 13 ist das t(ö) durch ein T ausgedrückt, auf
dem oben in der Mitte ein minimales o aufsitzt.
Tl. K.l. XapUh^iwQ TzTiocvo? vielleicht ein Nachkomme von
Tt. KÄ. MsXsaypou uiö? Kup. Xapldi)iio(: <I>t>.o[7.r;Twp (Nr. 15).
Das ^j;-/i(picr[xa der Panliellenen aus der Zeit des AntoninusPius
sagt von den Magneten : Sjwpscöv s^atpsTwv tu/ovtei; o[7:ö öeou
'ASjpiavoö . . {C. I. A. III, 1 Nr. IG).
23. Marcus Aurelius als Caesar. Säule von 1,24 H.,
1 ,52 Umfang. Noch gezierlere Schrift als in Nr. 22 ; 0,03 hoch.
Das P hat statt des Halbrundes eine Spirale. Gefunden zu-
sammen mit der vorigen.
MAPKONAIAIOII Mapx.ov A'^iov
AYPHAIONOYH AOprAtov Ou9i-
P O N< A I Z A P A A Y pov Kaic7apa, Au-
T0KPAT0P02 TocpÄTopo?
ANTQKEINOYEY 5 'Avxwveivo'j Eu-
ZEBOYZYON0E ce^ou; uov, Os-
OYAAPIANOYY ou 'ASpiavoö ü-
^NONH0IAO2;E (j)v6v, 7) (pi>,o(j£-
BA2T02B0YAH ^xgto<; ßouXr)
K A I O A hM O S A N E 10 xaE 6 Syiao? ave-
0H<ENETTIKEAH O-^kev iT^wAln-
0 E N T O 2-T I - K A - ÖivTo; Tt(g£piou) KX(auStou)
ZAMlOYKhPYAAl :i:a(;.io'j Knp'jUi-
ANOYTOYAPXIE avoO too äpyi£-
PEOZKAirPAKMA 15 pEo? xat ypaw-p-Ä-
T E O Z Teo;.
Es ist der spätere Kaiser M. Aurelius, adoptirt und Caesar
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS 31
seit 139, Cos. I I.Januar 140 n. Chr. In die Zwischenzeit fällt
unsere Inschrift.
24. Säule von 1,36 H. und 0,52 Durchmesser, Schrift sorg-
fältig, im Durchschnitt 0,0 i hoch, nur das erste Z 0,053, die
(J) 0,05-0,06. Gefunden am 14. Febr. 1891 , da wo die vorigen.
ZlAlKIONcolEPOKAEA
TTAAAIZTHNIEPONEI
KHNTTAPAAOäON^
rPAMMATEATOYAH
5 MOYYIONAEYKIOY
ZIAIKIOY(t)IPMOYMAN
APOrENOYSTTArK PA
TIAlZTOYnEPIOAONI
KOYAAEinTO Y5Y
10 2TAPXOY2TE(t)ANH
OOPOYZIAIKIAXAI
PHMONIZAPXIEPEIA
KAIZTE(l)ANH(t)OPOZ
HAälOAOr^TATH^
15 TONIAIONAAEA(t)ON
StXixtov 'h^o/Jkioi. I TuocXaiCT-Ziv, ispov£i|)cr,v TirapäSo^ov, | ypay.u.aT£a
Too ör)](5)[;.0'j, uiov
AeuKiO'j I ZliX'.x.iou <I*ipp.ou Mav|Spcy£vo'j; TTaYxpalT'.aaTOu, TrepioSo-
vi|)tou, äXei-TOu, ^u|(10)<7Txp^O'j, CT£0(Xvr)[(p6pou
TiiXvaIx Xaip7i[;.ovi(; äpy'.£p£tx | '/.xi GT£(pavr,(p6po? | r) ä^ioXoywTaTT) |
(15) tÖv l'mov äS£>>(pöv.
SiXixto? 'l£po)cXry<; stellt mit vier anderen die zusammen als
oi äp/t£p£!:; xxi Yp[aaJ{jLa-6i? bezeichnet werden, als Stifter auf
einer Basis des Kaisers CaracaUa {C. I. G. 2912, noch gegen-
wärtig im Westen des Tempels belindlich). Eine Frau GT£Qa-
vir)(p6po;, d. h. damals eponymer Beamter, auch in der In-
schrift Bull, de corr. hell. XII, 1888 S. X'll. XVII, 1893
S. 33.
25. Hunde Basis, stark verstummelt. \'on der Inschrift ist
3? F. HILLER VON GAERTRINP.EN
links ein grosses Stück namentlich oben abgeimckt. Wurde
am 3. März 1891 beim spiitriunisclien Logeion als Trommel
der hintersten Säule der zweiten Säulenstellunti; von SW aus
verbaut gefunden, der erhaltene Inschriftrest nach hinten, wo
ihn spätere Wasserr()iiren ganz zudeckten. Jetzt 1,05 lioch,
Buchstaben 0,025 hoch.
D P I O Y . . optou
N O A Y M TT I n N "ÜXu^xicov
I T H Z A I H N E Tvi? Siyive-
ilEPITHNTTATPI [5400?. .JTuepl ttiv Tüarpt-
ETTANTA^TOY^ 5 [Sa.... Travxa; tou?
frei.
26. Fragment einer viereckigen Basis, grösste II. 0,32,
L. etwa 0,68, Buchstabenhöhe 0,026-0,03. Gefunden am 24.
Jan. 1891 zwischen den mittleren Säulen des Logeion.
N T n N
THSTTOAEaZ
TT A 0 E n Z
27. Fragment, grösste L. 0,27. grösste iL 0,28, T. 0,10,
Buchstaben 0,035 hoch. Links Rand.
0 E C
A H Z H rr OXt;
frei.
28. Fragment von einer runden Basis, grösste L. 0,24,
grösste II. 0,14, Buchstaben 0,02-0,022 liocli.
frei. T H ^
n o A f- 0)?
29. Fragment, von weissem Marmor, grösste L. 0,095,
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS 33
grösste 11. 0,16, grösste T. 0,'235, Buchstaben 0,028 hoch.
Rechts Rand erhalten.
A I /
1 E
^ O
30. Oberer Aufsatz mit Profil von einer runden Basis von
0,89 Durchmesser. 0,H05 H. Unterhalb des Profils steht zwei-
mal O AH MOS 6 (^"yiao;, das eine Mal in etwa 0,06 ho-
hen, 0,01-0,015 breiten, flachen Buchstaben, das zweite Mal
in gezierter Schrift. Rührt vielleicht von doppelter Benut-
zung her.
3. W ei hgesc henke und Agonistisches.
31. Hermes Tychon des Antilochos aus dem Nordwest-
bau, gefunden am 10. Febr. 1891. F'ür dieses Monument darf
ich auf die Ausführungen O. Kern's im Abschnitt II verweisen.
32. Siegerliste. Stein von eigentümlicher Form, dessen
Vorderseite wie in drei Fascien eingeteilt aussieht, was aber,
wie selbst die durch diese Bearbeitung verstümmelten späte-
ren Kritzeleien auf der rechten Seite zeigen, erst durch eine
nachträi'liche Verwendung- als Baustein bedingt ist. Links und
oben gebrochen ; bei der Aullind ung vor Beginn unserer Aus-
grabung war oben noch ein Stück mehr erhalten, welches
hier im Majuskeltext eingeklammert erscheint. Jetzige H.0,62,
grösste L. 0,45, grösste T. 0,36; dieScbrift 0,01 hoch, zierlich
mit starken Apiccs, erinnert am meisten an die (wol etwas äl-
teren und einfacheren) Apollophanesinscliril'len. Ivoiuloleon,
'K-iypacj^ai Nr. 1 7 .
[T E M I A O P O
Z A I Z X Y A I
HM02ANAZIK
A O r P A 0 I A I ]
5 K I 0 A ^ .
OY MANAPOKAH>
ATHEN. MITTHEILLINÜEN .\1.\. 3
34 F. HILLKR VON OAERTRINGEN
NJOYAPISTnNAi
lAOYAYKOMHAHZ Xt.
K I 0 A Pn I A I A I
10 [O] ' AIONY2IOZAFOAAOAa
Q>y K T E A T O 2 M O P I M O Y
lOY FYOArOPASAFOAAOOANOY
lar P A (1) I A !
AFOAAQNIOIlAFOAAßNIOY
15 AOY KAAAIZTPATOSIQFYPOY
MAPOY AAKI2 IßFYPOY
HTPOAHPOY API0MHTIKHI
OAAriNlOYNEoFTOAEr-iOSAAMHTOY
AHMHTPI02ANA2IKPAT0Y
[6 Ssiva 'ApjTE(7-iö[d>"|po[u]
<; Atcyu>i[vo'j]
. . .7i[;.0(; 'Ava^iJc[päTO'j;j
[ij.£jAOYpa^iai .
)ci6ap[iGf/.(r»r ]
. . O'J
Mav^po/cXri; . . .
vou
'ApifTTWV 'A . . .
, iXou
A'jJtoayiSioc X . , .
x'.öapüiiSia-.*
ou
Atovrjcio; 'A-oT^XoScoTpou]
.0?
KTeaTO? JMopiu.O'j
lOU
lluOayopai; 'A7iro>.>.090'.vo'j
^coypacpia'."
10
'A7:o).Xcl)vio; 'A-o)^>.wviou
15 . . .ao'j KaXXicTpaTo; ZwTvüpou
. . . [jt,(ipou "AX/Ci; ZwTCupou
. . Mj'/iTpoöcöpo'j ccpiöaTiTDfyii*
. . 'AttjoXXwviou NeoTCTÖXejjLo; 'ASu,r,TO'j
AYi(;//)Tpio; 'Ava^t/cpÄTOu
Z. 4. 5. 9.13 sind natürlich Dative. — 4. 5. Ergänzungen
von U. vü> WiLAMOwrrz,
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS 35
Späte Kritzeleien auf der recliten Seite
obon : unten :
A A A E A k
ZYZYrOl ~ Y r O I
0 I A O I ' I O S
AAMA2 STPATOZ
'AXXe'a?
cüCuyoi cüC|uyoi
Zwei Freiindesparc haben sich auf dem Steine, als er noch
unversehrt war, aber schon frei herumlag, verewigt. Vgl.
Ahnliclies unter Nr. 57 ff.
33-36. Weihgeschenke des Zeuspriesters Phanes,
S. des Herostratos.
33. Quadratische Basis von gelblicliem Kalkstein. 0,94 lang
und tief, 0,16 hoch, profilirt. oben mit zwei rechteckigen und
zwei runden Dübellitchern (zur BefestigungdesW eihgeschenks).
Gefunden am 3. Januar 1891 nahe der nördlichen Orcbe-
straecke. Buchstaben Z. 1: 0,05, Z. 2: 0,06 hoch.
(t)ANH2HP02TPAT0Y <l>y.^rr. 'IIpoGTpxTO-j
IEPEY2AIOZANE0HKEN Upsu; A'.6? äve'Or.x.sv
VVahrscheinlicIi aus derselben Familie Nr. 20.
34. Basis aus \veissem Marmor, L. 0,f)2, H. 0,40, T. 0.89;
aus zwei Stücken zusammengesetzt. Hechte obere Ecke fehlt.
Sclirift mit übertriebenen Apices, sehr unghMch, hoch 0,015-
0,025, (p 0,035. Gefunden nachträglich am 15. Januar 1893
nahe am äusseren niu'd liehen Eckpfeiler des Zuschauerraums.
Auf der rauhen Obernächc Standspuren.
4)ANH2HP02TPA.v. ^»äv-/;? 'Hpo(yTpä[TOu
IEPEY2TOYAIO_ Isps-j; tou Ato;
AFQNOOETQN iycovoOsTwv
36 F. HILLER VONTtAERTRINGEN
AEYKOOPYHNÜN A£u>co(ppur,v(I)v
ANE0HKEN äveOTi-z^sv.
35. Grosse Marmorquader, in zwei Stücke zerbrochen, links
gebroi;lien, an den drei anderen Seiten erhalten. Gesamtlänge
der beiden Fragmente 0,0 i -f-^-''-- l'it'te (nur beim rechten
Fragment erkennbar) 1,33. Nachträglich gefunden am 13.
Dez. 1892 an dem äusseren Eckpfeiler des südlichen Zuschauer-
raums, nur etwa 1'" unter dessen gegenwärtigem oberen Ran-
de. Die Vermutung von R. Heyne, dass der Block oben auf
dem Eckpfeiler gesessen hat, wird dadurch sehr wahrschein-
lich. Da diese Pfeiler, wie wir wissen, 1,42 lang sind, kann
man dem Block noch 1,42— (0,61 +0,42) = 0,39'" zusetzen,
von denen nur ein kleiner Bruchteil auf die Mitte, der grüsste
Teil auf den linken Rand kommen würde (wo ja auch in
einer Zeile 5 Buchstaben mit Sicherheit zu ergänzen sind).
Grosse, unsorgfältige Schrift, etwa 0,04 hoch. Die äusse-
ren Schenkel des 2 sind durch Nachlässigkeit etwas divergi-
rend geraten.
HZHPOSiTPATOYIEP AlOfAf^ft
H S A S T O Y s: s: A T Y P I i ^ :S A N E 0 H
RETEAESENAEKAI AAEIFoN
frei. TAT^NK QN frei.
[<I>3Cv]y)? 'IIpOTTpXTO'J l£p[£U5] Ai6[?] a[y](i)-
[voOsTjTiaa; TO'j; IlIxT'jpi<j[5tou](; iveO'O-
[y.£V (XjTC£T£X£(j£V ^l xal [tOC StJaXElTTOV-
Ta TCÖV /.[£p/tio](OV.
Ein Fragment des Gegenstücks von der Nordecke ist Nr. IV.
Vielleicht standen die axr'joiG-^oi. ehemals auf den Eckpfeilern
des Zuschauerraums, auf jeder Ecke einer. Man beachte übri-
gens, dass diese Weihung nach dem Ablauf, die vorige wäh-
rend der Agonothesie des Plianes aufgestellt worden ist.
36. Quader, oben, links, rechts gebrochen ; unten und hin-
ten erhalten. Blauer Marmor von der Marmorverkleidung,
etwa 0,90 lang, 0,40 buch, 0,03 tief. Nachträglich am 17. Jan.
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS
37
1893 nicht weit von dem tottoi; 'In^ÜTx gefunden. Buchsta-
benhöhe 0,03-0,042.
I ii N
L P K I A n N
(1 oder 2 Zeilen können fehlen.)
)t]ep)ciS
t]ü)V
(i)V
Diese Inschrift ist nach der vorigen zu erf!;ünzen.
37.Weiliungdes Dionysospriesters llerakleitos.
Quader von weissem Marmor, 0,93 lang, 0,3l8 hoch, 0,60
tief. Auf der oberen Fläche Standspuren für eine Bronzestatue.
Nachträglich am 8. November 1892 hinter der Thür des süd-
lich an das Skenengebäude angebauten Ganges, in der Nähe
der Freitreppe gefunden, wo der Block anscheinend als Be-
grenzung des römischen Pflasters vermauert war; die Statue
war also vorher verschleppt. Das Äussere geben die von R. Kol-
dewey nach Aufnahme von R. Heyne und Abklatschen ge-
machten Zeichnungen.
.Jlis^'"
fZ^-
*%i PAKAEHTOlAIONySIOY
Ol EyEYSTOYArON YSOY
TOYENArANIOV AfA
NOQETaN ANE0HKEN
k^^
AnoAAiiNllOC
TAVPlilCoYi?A'A
'IIpix.'XeiTO? Atov'jijio'j
6 Ispsu; TO'j Aiov'jco'j
Tou ivaycovioo äyo)-
'AttoXXwvioi;
Taupirj/.ou Tca),-
38 F. HILLER VON GAERTRINGEN
Für den Rünsllor inaclit es die Verein iiiiing' derselben Na-
men und die Übereinstimmung- der Heimat — es ist Tralles,
die (■)stliche Naclibarstadt von Magnesia — gewiss, dass wir es
mit derselben Familie zu (Iiuii haben, aus der die Künstler
des sogenannten farnesisclien Stieres stammen. Eine näbere
Bestimmung des \'er\vandtscliaftsverhältnisses wäre natürlich
sehr erwünscht, sie hängt aber davon ab, ob sich der Stier
auf der einen Seite, die mao;nesische Basis auf der anderen
zeitlich bestimmen lassen. Bei der letzteren gemahnt die Weih-
insehrift mit ihren gezierten, ziemlieh soriifältiü; ausüeführ-
ten Buchstaben mehr an andere Inschriften der claudischen
Zeit (z. B. Nr. 1'2) als etwa an die Anaxenorinschrift (Nr. 5),
die wir um die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts
gesetzt haben. Immerhin hält Kern einen etwas früheren An-
satz der Apolloniosbasis, etwas vor der christlichen Zeitrech-
nung, für möglich. Die Künstlerinschrift erscheint auf den
ersten Blick einfacher, älter; aber der Künstler wird sie selbst
angebracht haben, nach seiner Weise, uud die Ausführung
der Weihinschrift dem Gehilfen überlassen haben, der dem
barocken Zeitgeschmack Rechnimg trug. Und Namenszüge
pflegen auch heutzutage am meisten von der Individualität des
Schreibers zu enthalten ; auf sie sind also am wenigsten allge-
meine Schlüsse zu bauen.
Der Stier andererseits befand sich im Besitze des Asi-
nius PoUio, welcher im Jahre 4 vor Chr. starb. Er wird,
wie mir Carl Robert freundlichst nachweist, bereits von ei-
nem pompejanischen Wandgemälde des dritten Stiles, also
augusteischer Zeit, vorausgesetzt, welches in gleicher Weise
wie die Gruppe den spannendsten Moment des Drama, die
Anbindung der Dirke an den Stier, zum Gegenstand gewählt
hat, während andere Darstellunc-en auf Vasen und Wand-
bildern verschiedene Motive herausgegriffen haben (Ilelbig,
Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campa-
niens, 18G8, S. 237, Nr. 1151 vgl. 1152 aus llerculaneum ;
die anderen Monumente bei Dilthey, Arch. Zeitung XXXVI,
1879,8.43 ff.). Diese Benutzung setzt doch voraus.dass sich das
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS 39
Kunstwerk schon einige Zeit auf italischem Boden befand und
dort bekannt geworden war. Es war aus Rhodos gekommen,
doch wol nicht auf Bestellung des PoUio an die dort weilen-
den Künstler, sondern auf dem Wege, wie die meisten grie-
chischen Kunstwerke nach Italien wanderten, durch mehr oder
minder legitimirten Raub, im Jahre 43 wurde Rhodos durch
Cassius, bald darauf von anderen Republikanern ausgeplün-
dert; damals mag man auch den Stier entführt haben (vgl.
Schneiderwirth. Geschichte der Insel Rhodus,1868, S.141 ff.)^
Die Entstehung des Kunstwerkes wird also in eine Zeit fallen,
in der sich die Stadt Rhodos nach Zurückweisuni»- des Mithra-
o
dates im Jahre 88 unter Roms hoher Protektion zu einer neuen
Blüte erhob, als eine Menge Künstler aus verschiedenen Län-
dern dort zusammenströmten und in Rhodos wie in Lindos
reichliche Arbeit fanden. Das Nähere hoffe ich demnächst im
Jahrbuche des Instituts auszuführen.
Die Künstler des Stieres hiessen nach Plinius XXXVI, 34
Apollonius und Tauriscus; sie waren aus Tralles, denn kurz
zuvor sind die Hermeroten des Tauriscus von Tralles erwähnt,
die ebenfalls im Besitze des Pollio waren. Parentum hi cer-
tanien de sc fecere, Metiecraten videri professi, scd esse
naturalem Artemidoium. Man sieht diese Angabe gewöhn-
lich für eine dumme Anekdote an, die sich aus der missver-
standenen Künstlerinschrilt lierausgesponnen habe; nach Rayet,
Milet et le '^olf'c latinique I S. 67 lautete diese: 'Atco^^w-
vio? xai Ta'jpiTxoi; -/.aO" üoOsatav MsvexpaTOo;, <fvaei de 'ApTs^aiScö-
po'j, TpaX);iavo'. 67votv;'7av. Aus cpuasi %i 'ApTsty.iSwpou habe man
sed esse naturalem Artemidorum gemacht; so entstand die
Geschichte. Aber so hätte die Inschrift auf einem für Rhodos
bestimmten Kunstwerke nach dortigem Brauche nicht gelautet,
' Später schon U'ii die Römer Rhodos, und nainiMitlieh Nero, (h'rOlvni-
l>ia, .Villen uml I'er;,'anion ihrer Kunslseli;ilzt> herauhle, liess den hMiudieru
die ihriyen. Soweit ivann man dem Redner üio (XXXI, 147 IV.) Glauben
schenken; wenn er freilich behauptet Tto(iatou; . . ijl7]5^;:ot£ xiv^aai töv nap'
o|jl1v (d. h. den Rliodiern) H-rjoev, so geht das zu weit.
40 F. HILLER VON GAERTRINGEN
sondern 'AttoIT^covio: y.ai Ta'jpicxo^ 'Apxsa'.^wpo'j, y.aO' uoOsciav ös
M6V£x,paT£i»<;,Tp(xX7.'.avo' E-or/iaav.Und wir sehen im allgemeinen,
dass die aus\viirtiü;en Künstler in ihren Aufschriften für Uho-
dos die rhodische Weise hefolgten , wenn wir auch gerade
keinen Künstler mit Adoptivvater dort nachweisen können.
Somit fehlt der geistreicli ersonnenen h]rklärung der Aus-
gangspunkt. Lassen wir aher die rcclicrche de La paternite
bei Seite: einer von den beiden, Artemidoros oder Menekra-
tes, war jedenfalls wirklich der Vater. Danach kann der ma-
gnesische 'Amto'XT.wv'.oc TaupiTJcou keinesfalls einer der Künstler
des Stieres sein, auch gesetzt, die Paläographie erlaubte es.
Wol aber der Vater Tauriskos, welcher ja nachdem er vor
43 in Rhodos die grosse Gruppe gefertigt hatte noch weit in
die augusteische Zeit hinein gelebt haben kann, so dass sein
Sohn möglicherw^eise noch unter Tiberius arbeitete, natürlich
in Kleinasien, dessen Städte damals besser zahlten als das
verarmte Rhodos. Wenn der Zeitunterschied noch grösser war,
müsste man noch eine Generation einschieben, und so bleibt
die Wahl zwischen den zunächst wahrscheinlichen Stamm-
bäumen :
Menekrates
ApoUonios 1 Tauriskos
I
ApoUonios 11
oder Menekrates
ApoUonios 1 Tauriskos 1
I
Tauriskos II
i
ApoUonios II.
Was nun endlich das Werk anlangt, so fällt es natürlich
schwer, sich aus den Slandsj)uren der Basis davon eine Vor-
stellung zu machen. Als Weihung an den Dionysos 'Evayw-
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAlANDROS 41
viO(; — ein Beiname, der sonst dem Hermes eignet, vgl. Robert,
Griech. Mythologie 1 S. 415,3 —würde sich natürlich am
besten eine Statue des Gottes selber, oder auch eines seiner
Diener, etwa eines Pan oder Satyr eignen. Doch wie können
wir dies jetzt entscheiden?
38. VVeihung des Pantauchos, S. des Dionysios.
Rechteckige Basis (Altar?) 0,63 lang, 0,92 hoch, 0,60 tief,
Buchstaben 0,03-0,025 hoch. Wahrscheinlich vom südlichen
LoiJfeion; lai^ zwischen den Säulen etwa 1'" über dem antiken
Boden. Ivondoleon, 'E-'.ypxoai Nr. 4.
FANTAYXOX navxau/o?
A I O N Y 2 I O Y Atov'jcio'j
ArQNOOETQN aywvoOcTüiv
ANE0HKEN dcv£er,y.£v.
Der Weihende ist wahrscheinlich Bruder des vorherge-
henden.
39. Rechteckige Basis, profilirt, 0,64 lang, 0,87 hoch, 0,56
tief, Schrift 0,025 hoch, sorgfältig. Vorderseite rechts abge-
brochen. Gefunden am 15. Febr. 1891 vor dem (zerstörten)
Mittelportale des nördlichen Zuschauerraumes.
AOHNArOPA^r-i. 'ABr,vxy6o<x(; Zlsvayopix ?]
ANTirPA^EYZAN a.vTiypa<p£ü; av[£6rr/C£v.]
'AvTiypa(p£u? : darnach habe ich Nr. 1 Z 4 (xv[Tiypa(p£a] er-
gänzt.
40. Kapitellförmiger Untersatz einer vermutlich als Eck-
akrotorion dienenden llydria, unten der Dachschräge entspre-
chend abgeschrägt (Neigung 1: 5). Gefunden am 24. Jan. 1891
in der südliciicn Hälfte des spätrömischen Logeion zwischen
den Säulen. Auf der Oberseite ein 0,14 tiefes, 0,OVi breites,
nach oben erweitertes h'insatzloch für die (eherne?) llydria.
Die 0,02-0,025 hohe Schrift steht auf der Vorderseile; die
42 F. HILLER VON GAEnTRINGEN
rechte Seite des Kapitells ist dekorirt, etwa nach dem Muster
der Anlenkapilelle des Artemistempels von Magnesia. Auch
die Hinterseite hat ein Uankenornament.
KAEAINOSKAEAINOY Kleatvo? K>.£aivou
APXIEPHTEYQNANE äp/isp-ziTsücov ävs-
0HKENTHNYAPI Orijcev t-;;v OSpi-
A N av.
41. Rechteckige Basis von Marmor, 0,365 lang. 0,30 hoch,
0,28 tief, auf der Oberseite mit einer 0,07 tiefen rechteckigen
Einarbeitung, die bis zum hinteren Rande geht. Gefunden am
12. Jan. 1891 im nördlichen Skenengebäude.
K A V. a
E0HKLNTHY [äv]£OYi/,£v T-?i T-
^ M [yisia ?]
42. Zwei aneinander passende Stücke eines Marmorpinax,
der oben und rechts verstümmelt ist; zusammen grösste H.
0,27, L. 0,18, T. 0,03. Im Nordwestbau beim Theater am
10. und 11. Febr. 1891 gefunden. Schrift etwa 0,015 hoch.
A P I 2 1 ...'ApirjT,
O Y ou
M M r E I P o 2 I / {Aaystpo?- (Name)
AIAK0N02E^ Stiy.ovo;- Eu . . .
Ein Koch aus Magnesia erhielt von Antonius fiir ein gutes
Diner ein ganzes Haus (Plutardi Ant. '"i't ); diese Kunst blühte
also dort ohne Frage. Aber unser (j-Äystpo; war ein priesterlicher
Unterbeamter, desgleichen auch der Sia/.ovo?. Vgl. für Atlika:
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS 43
Ditteriberii-er, IlennesXX, 1885, S. 29 und Syllogc Xr. 380,
25. TüpfTer, Allische Genealogie S. 151; für Trozen : Bull.
de corr. hell. XVH, 1893, S. 120 (j^.iy£'.poc x.al Siix-ovo;); für
Sparta: Wide, Lakonische Kulte S. 11%. Bull, de corr. hell.
IX, 1885, S. 513; für Tanagra : C. I. G. G. S. I, 1562; für
Theben : Cauer, Delectus '~ 336 ; für Anaktorion : C. I. G. W
Add. 1793 b (fy-ÄYEipoc, Siaxovo? und andere Opferbeamte); für
Korkyra: C. I. G. \\ Add. 1849 f. Der Geojenstand verdient
eine eingehende Behandlung, zu der an dieser Stelle nicht
der geeignete Platz ist.
4. Architektonische Inschriften.
(Vgl. das Weihgeschenk des Phanes Nr. 33-36).
43. Auf dem unteren geglätteten Rande eines Blockes der
nördlichen Marraorverkleidung, dem ersten Stein (von S) der
untersten runden Schicht zwischen dem mittleren Eingang
des Zuschauerraums und dem Eckpfosten. S. den Längsschnitt
durch die Parodos des Theaters Taf. 3. Inschrift sehr dünn,
ausgekratzt.
T O n O 2 A ToTCo? 'A
44. Auf einem Block der nördlichen Marmorverkleidung
zwischen Alittelportal und äusserem Eckpfeiler, dritte gerun-
dete Lage von unten. Auf dem oberen geglätteten Bande. Vgl.
den zu Nr. 43 genannten Längsschnitt. Die Schrift erinnert
an die lladrianinschriflen. Kondoleon, in dieser Zeitschrift
XIV, 1889, S. 105, 51 nach Abschrift von BaToucr? (vgl. Neot
Sfxupvv) 1889 ip.3798). Berard. Bull, de corr. hell. XV,1891,
S. 539,1 (abgeschrieben im April 1889).
TOTTO20IAQTA
45. 'EttI 7cXa)c6; xs'.aevYx; ev Ba^arCi/cico, i\ ävTtypa(pr,(; x. Ir,-
44 F. HILLER VON GAERTRINGEN
pcrSevo'j; Be'y; Bx^Ta^T;. KoNDOLEON, dazu WiMER : 'Wird aus
Magnesia am Mäander stammen; grosse Quader von weissem
Marmor 1,67'" lang, 0,60 hocli, 0,33 dick. Oben drei Guss-
löcher. Schöne Buchstaben des III Jahrhunderts' [d. h. wol
nach Clir.]. Nach Einsicht von \^''inter's .Abschrift möchte ich
etwa in die Zeit lladrians oder der Antonine hinaul^ehen.
Kondoleon, in dieser Zeitschrift XII, 1887, S. 557, 28.
TOTTOZTPO(t)IMI^NOZ Tozo? Tpocptatwvo?
46. Auf der Vorderseite des rechten (südlichen) Thürpfo-
stens des Mitteleinoanoes zum südlichen Zuschauerraum.
Dünne, 0,05 hohe Schrift wol noch aus dem ersten Jahrhun-
dert v. Chr. Gefunden 23. April 1892. S. den zu Nr. 43 ge-
nannten Längsschnitt.
0P02IEP0Y "Opo? iepoG.
Das Theater wird durch diese Inschrift an der Stelle, wo es
von den Zuschauern betreten wird, als Upöv (des Dionysos)
bezeichnet. An der entsprechenden Stelle des Nordflügels fehlt
dieselbe Inschrift, die man dort erwartet, m. E. nur deswegen,
weil der dortige Thürpfosten nicht so hoch hinauf erhalten ist.
Eine andere Erklärung, als handelte es sich etwa um die Grenze
eines ausserhalb des Theaters gelegenen, zufällig grade an die-
ser Stelle vor dem Theater abschneidenden tju-svoc halte ich
für ganz unwahrscheinlich. Über den Dionysoskult von Ma-
gnesia giebt der bekannte äp/aio«; /p-ziTac? Auskunft ', der nicht
vor dem II Jahrhundert n. Chr. neu in Stein gehauen und
aufgestellt sein dürfte.
47.' Fries und Architrav eines jonischen oder korinthischen
Baues. Der Fries ist links beendet, rechts gebrochen, oben
< Athen. MiUh. XV, 1890. Ö. 330. XVI, 1891, S. 2i8. Itrvue des rtudei
grecques III, 1890, S. 349. IV, 1891, S. 208. Bull, de curr. hell. XVII, 1893,
S. 33. Hermes XXVI, 1891, S. 178 fr. (Maass).
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS
45
0,48, unten CSO"" breit. Am rechten Ende des fragmentirten
Steines steht die Inschrift mit 0JJ6 hohen Buchstaben. Ge-
funden am 25. Febr. 1891 an der Südostecke des schmalen
Ganges im Süden des Skenengebäudes. Der Architrav mit drei
Fascien ist 1 ,95'" lang, hat links glatte Anschlusstläche, rechts
Ecke, um die sich das Proül noch auf ein kleines Stück im rech-
ten Winkel fortsetzt ; hier und dort schlössen sich gleichartige
Architrave an. Unten zeigt der Architrav Sotlite, also lag er
nicht auf einer Mauer sondern auf Säulen oder Pfeilern auf.
Die Schrift, etwa 0,05'" hoch, behndet sich auf den beiden
oberen Fascien'.
y-1Kx-»..'j«g-.-<il
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^- K „TONEYPprETHNrcTONOTAK'AITOYH t.
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Limir/i^i!!'.^?^. - '-^i '••'■-
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" i .
• Die Zusammengehörigkeit von Fries und Architrav ergiebt
sich aus dem Material (weisser Marmor), den Abmessungen
und der Art der Arbeit. Welchem Gebäude sie aber anijfehöi't
haben, ist unbekannt; nur soviel lässt sich bestimmen, dass
der Bau wahrscheinlich ein kleines Einzelmonument gewesen
ist. Weshalb der Architrav an den Seiten verschieden ge-
schnitten ist. entzieht sicii unserer Kenntniss. Die Inschrift
lautet
AuXo[v ] I Tov eüepysT'/lv Y^yo^ÖTa xxi toO y;u.£T£'po'j Sr/JLOu.
Ihre Verteilung ist aus der vorstehenden Abbildung zu ent-
nehmen ; der Anfang stand auf dem Friese, das Ende auf dem
Architrav' (Dörpield).
V- F. HILLER VON GAERTRINGEN
48. Stück eines verkröpften Architravs mit drei Fascien,
darauf ein reicheres Profil als in Nr. W. Links Ecke, rechts
gebrochen; Marmor. Schlechte flache Schrift, 0,06 hoch. Ge-
funden am 25. Febr. 1891 vor der nördlichen Marmorver-
klt'idung, zwischen dem iMiltelportal und der inneren Ecke.
Auf der obersten Fascie an der rechten Seite Inschrift.
K A I T O "^ xat To[u ....
Den Anfang der Inschrift, doch wol einen Namen, enthielt
wol der links anstossende Stein des verkröpften Architraves.
49. 0OAOI1. Vier Architravfragmente (mit drei Fascien)
eines Rundbaues mit Weihinschrift auf den beiden oberen
Fascien, alle oefunden am 14. Jan. 1891 in der Orchestra
nahe den Looeionsäulen ; Nr. III war in die Mauer, welche
die Säulen verkleidet, verbaut. Die zugehörige Sima mit Lö-
wenkopf fand sich in dem Loche am Ostrande der Orchestra.
Der Durchmesser des Rundbaues lässt sich aus der Krüm-
mung der Steine auf etwa 3,38'" berechnen. Die Länge der In-
schrift betrug ungefähr 2, 20'", nahm also etwa den fünften Teil
des Umfano;es ein. Wo der Bau gestanden hat, ist unbekannt.
Der Fundort der Inschriftfragmente Hess zuerst vermuten, dass
der Tholos in oder neben dem Skenengebäude gelegen ha-
ben könne; nachdem sich aber herausgestellt hat, dass zu
dem spätrömischen Logeion Steine von der Agora herbeige-
schleppt worden sind, darf der P^undort nicht mehr zur Er-
mittelung; des Standortes verwendet werden '. Ebenso wenic; ist
die Bestimmung des Gebäudes festzustellen; die Inschrift lehrt
nur, dass es der Athena geweiht war.
' Kern Icill mir iiachtiiiiilicli niil, dnss Iluiiiaiin im Novomlx-r 1803 bei
seiner Aufiiahnie des Öladluehielcs in einem Weinbeif,' auf der Ilii^'elkuppe
ül)Cihall) des Theaters die Reste eines Hundbaus conslalirt hat. Die Vcr-
muluny liegt nahe, die siiiiitlich in der Orcliestra gefundenen Tholos-Steine
mit diesem Rundbau in Zusammenhang zu setzen. Dafür spriciit auch der
Umstand, dass in demselben Weinberg ein — leider inschriflloscr — sicher
zu der Reihe S. 47 Xr. 50-54 gehöriger Block gefunden ist.
3^
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS 47
Z. 2. 'A9r)[vxi rioXio'j/Jwi ergänzt U. von Wilaraowitz. Wer
sich daran stösst, dass zehn
Buchstaben unter acht der obe-
ren Zeile kommen, kann bei
einer Inschrift dieser Zeit das i
adscriptum hinter dem a fort-
lassen. Denn wenn man eine
auswärtige Parallele gelten
lässt, so schwindet das besagte
i früher hinter dem a als nach
dem (i) : viil. aus rhodischen
Inschriften CoUignon, Bull, de
corr. hell. VII, 1883, S. 96
[tcüi ölzjxw/ £v T« iy.Y.\-t](jia Iv T<y<
'ApxafAiTic.;« [j//)vi oder Inscr. in
the British Museum II Nr.
353 £v TK vdi:<7(j(ot neben <jT£(pocv(i)i
und Kau.stpwi (einmal freilich
Kap-eipw). Tov 06>.[o]v nach dem
von Sextus Empiricus VII, 148
ausdrücklich für die jcotvv) be-
zeugten Sprachgebrauch, vgl.
darüber im Zusammenhange
G. N. Matzidakis, Einleitung in
die neugriechische Grammatik
S. 23.
50-54. Fünf Steine des obe-
ren Profils einer oder mehrerer
Mauern oder Basen , von dem
gleichen gelblichen Kalkslein
und gleicher man irirler Schrift;
die Buchstaben höhe schwankt
zwischen 0,05-0,065, die ,^
Höhe der Schriftlläche zwischen y^
0,005-0,085 (i\r. V: 0,11),
auch auf demselben Steine. Die Buchslaben in Xr. IV und V
<
-o
-3
4J? F. HILLER VON fiAERTRINnEN
haben fjrössere Abstände als in I, III, IV. Gleichartige Steine
oiine erkennbare Inschrift sind noch mehrfcich im Theater und
anderwärts gefunden. Für Verschleppung, vielleicht von ueit
her, sprechen die Fundthatsachen : I gefunden am 9. März in
einer elenden byzantinischen Mauer nördlich vom Skenenge-
bäude, naiie der dorischen Säulenhalle; II am 14. Febr. in
dem Winkel zwischen Skenengebäude und NW-Bau, III im
März vor dem Portal des NW-Baus; IV Ende Jan. 1892 ein-
gemauert in der spätrömischen Vordervvand des Logeion ; V
fraulich.
I. 0, 96 lang. MHTPOAnPO MyiTpoScopo.
II. 1, 14 lang. Z O N H 2 O [X6p](7ovri<To[u?]
III. 0,545 lang. lOHK^ [äv£]9y))t[£v]
IV. 0, 90 lang. IE0HKEN frei. [avelövi/.ev
V. 0, 65 lang, rechts gebrochen. I K C . .tJto. .
55. Stein metzzeichen der Stützmauern sind umste-
hend abgebildet (Nr. 1-9), da sie vielleicht dazu beitragen
können, die Zeit der zu ihnen gehörigen Steine und Mauern
zu bestimmen. Die grösseren Zeiciien linden sich auf dem un-
tersten vorspringenden Sockel der nördlichen Stützmauer
zwischen Mittellhür und Orchestra : der erste Stein (von Nor-
den) hat das Zeichen Nr. 1, der zweite und vierte Nr. 3, der
dritte Nr. 2. Die Zeichen der gerundeten Marmorblöcke sind
am glatten Rande, dem oberen oder unteren, angebracht,
kleiner und sorglältiger gearbeitet. Von der nördlichen
Stützmauer zwischen Mittelthür und Orchestra hat in der un-
tersten (gerundeten) Schicht der zweite und vierte Stein von
Norden am unteren Bande Zeichen Nr. 5; der dritte am obe-
AUSßRABUNßEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIaN'DROS 40
ren Rande Nr. 7-9 so wie auf der Abbildung; der einzige
Block der hidieren Schiebt bat unten ein K, dessen senkreclite
Hasta mit dem oberen Oiierstricb (hirch einen kleinen Kreis-
bogen verbunden ist. Von der südlicb<'n Stützwand zwi-
scben Orcbcstra und Mitteleingang bat in der untersten (er-
sten) gerundeten Schiebt der erste Stein von Norden Nr. 6
(rechts oben); der zweite Nr. 5; der dritte (oben Mitte) und
der auf ihm liegende Stein der zweiten Schicht (unten Mitte)
dasselbe. Ebenso entsprechen sich in den Zeichen : der vierte
und ruiifte Stein der ersten (oben) und der zweite Stein der
M K ^
zweiten Schiebt (unten) der acbte der ersten und der darauf-
liegende der höheren Schicht (immer Zeichen 5). Der secbste
Stein der ersten Schicht hat oben Nr. 6 ; der siebente unten
Nr, 5 und oben Nr. 4 ; dieses Zeichen Nr. 4 hat auch der
darüberliegende Stein der zweiten Schicht. Der einzige Stein
der dritten Schicht hat oben X. Vielfach sind also die Seiten,
welche dieselben Zeichen haben, aneinander cffiist: dies kann
aber nicht der einzige Zweck dieser Zeichen sein. Wenigstens
findet sich das System nicht konsequent durchgeführt. Für
die Lage der Steine vgl. Taf. 3.
5. Grafitti (vgl. auch Nr. 32).
56. Spätrömisches Logeion, mittlere Säule der ersten Säu-
lenstellung von NO her. Porossäule, etwa 1 Y^'" hoch. In un-
gleich grossen (^4 bis über 5, B bis 8'"' hohen) Buchstaben
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. 1
50 {=". HILLEK VON (UfiRTIUN'GEN
A B
E
n N mm
Y E A r A 0 2"" h.
0
A (19'"' holier Zwischenraum).
r
O X z
P Y H
O AN
Y E A
A Z
A nuOayopou D . .s. . | 'Aya.0- | X'jXs'a? | 7i-r\^y.c,.
N£((OT£'pOu)
X'Aea? anscheinend neuer Name, von yjAöc, Saft (Heilmittel)
gebildet wie Ariaea? von Sr^ao? u. a.
57. Ebenda, mittlere Säule der dritten Säulenstellung von
N her (l,4ü hoch, Porös). Inschrift ganz unregelmässig.
Z. 3-5 unsicher. Der untere Rand der Kritzelei steht nur 0,1 1
über dem Boden. Nach Dörpfeld wurde dieselbe daher viel-
leicht zu einer Zeit gemacht, als die Säulentrommel in einem
früheren Bau noch einen höheren Stand einnahm.
0 A N H Z «I^ivYic
0EOrENH2 esoyevn?
M H T P A r M-/)Tpa[YupT7i;?]
T Y Tu...
An n n 5 'Atu . . .
Die letzten Buchstaben von Z. 3 und 5 sind unsiciier.
58. Ebenda, hinterste Säule der vierten Querreihe von S her
(1,3>{ buch, oberer Durchmesser 0,53) aus Porös, von der-
selben Art wie die vorige. Schrift etwa 0,03 hoch.
AÜSGRAÖÜNGliN IM THEATKIl VOM MAGNESIA AM MAIAS'DHOS ol
Y / Y r o I ['^l'^Kl'^yo^'
B ' I B I O 2 B^xßioc
KAAAiTTTToZ KxUtTT-o?.
59. Ebenda, mittlere Säule der (Vinflen Ouerreilie \on N
aus (1,95 Ijocli); wie die vorigen. Sciirift 0,07-0,08 hoch.
A A..
A A E Z I Q N r 'Alt^iiov 'ü{?)
Rondoleon, 'E7:iYpa(pai Nr. 11 hat aus Magnesia folgende In-
schrift: ettI nx-'n'krr, /jA'.^^piy.ri(; C<j^. 1,15, i^iy. 0,45
A
AAEZANAP
naci) .Abschrift eines ^ily.pyxioQ. Man wird nicht umhin kön-
nen, dieselbe mit der obii^en für identisch zu halten.
60. Auf einer niedrij^en runden Basis, die zwischen den
spatrömischen Logeionsäulen stand und jedenfalls früher zu
anderen Zweciven gedient hatte, ist aufgekritzelt:
E Y T Y X I A EuTu/'.a-
N O C v6?.
61 . in dem Gange, der im SVV an das Skenengebäude an-
gebaut ist, steht an der Aussenmauer (0,015-0,025"' hoch)
A P T E M I ^A 'AcT£aiS(a)poc).
Die halbkreisförmige Vertiefung vor dem A hat wol nichts
zu bedeuten. Hinter dem A folgte nichts mehr.
6-2. Am Trep[)enabsalz des südlichen .Mitteleingangs zum
Zuschauerraum an der \\'and in 0,025-0,03 hoher Schrift
A N A P UU N "AvJ^ccov
Anderes Geringfügige übergelie ich.
52
F. HILLER VON GAERTniNGEN*
6. I n seil ri t'l eil Trai» 1 i e li e r Besli m in u ii i>.
G3. Basis des Riinstlcrs Dcmetrios. Fraoment einer
Basis von eigenliimliclier Form, i;erunden naelilräglich (Jan.
1893) im nürdliehen Bülinen-vobiinde. L 0,91, IL 0,55, T.
etwa 0,43. 'Da die ünterlläclic nicht horizontal, sondern ab-
geschrägt und zapfenförmig bearbeitet ist, muss sie in eine
ansteigende schräiie Fläche eingelassen e;e\vesen sein. Im
Theater ist eine solche Fläche die Oberkante der ävaXy)f/.aa-ra.
Dann würde die Basis etwas oberhalb der nördlichen ApoUo-
phanesbasis stehen' (Dörpl'eld). Zeichnung nach Aufnahme
Heyne's von R. Koldewey.
'I^^
AHMfTT?l0ZAv-fl
Enoir-:i
AyifXYjTpiO? AY){x[Y)TptOu]
Vgl. die fourmont'sche Inschrift aus Sparta bei Löwy, In-
schriften griechischer Bildhauer 349
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS 53
AHMHTPIOE
AHMHTPIOY
E n O I E I
und Löwy Nr. 347 und 348: 'nicht vor Marc Aurel'. Ein
anderer ist der rhodisclie Künstler Ar.y.r.Tp'.o: Ir.y.r-^io'j 'PcSio?
aus dem Anfange des I Jalirliunderls v.Chr. (Löwy Nr. 193 ff. ,
Holleaux, Revue de philologie XVII, 1893, S. 177 f.).
64. Rünstlerinschrift eines Myron. Gefunden Win-
ter 1890/1 in der Gegend der südlichen Logeionsäulen. Auf
einer Rosette fraglicher Bestimmung. Zeichung von M. Lübke
im Masstabe von 1:2 untenstehend.
Mupwv £7uo(iEi oder et),
Der vierte Künstler dieses Namens, den wir nachweisen
können. Fränkel, Inschriften von Pergamon 1 S. 71 zu Nr.
136.
Berlin, Oktober 1893.
F. IIILLER VON GARTRINGEN.
i)4
0. KEHN
II. Hermes Tychon
Praxiteles hat einen Satyr i-l toi-oSojv gpsehaffen. iiher wel-
chen auch noch in nouesler Zeit viel verhandelt worden ist.
Zuletzt hat E. Reiscli in seinem Buche über i>;i'iecliisclie\\'eih-
2;eschenke die Fraoe noch einmal eritrtert. freilich ohne hier
viel zu fordern. Denn bestehen bleibt, was P. Wolters, Arch.
Zeitung 1885 S. 8i ff. ausgeführt hat; der Pausaniastext
braucht I 20,1 nicht durcii die Annahme einer Lücke entstellt
zu werden, und bestehen bleibt die Nachricht, dass es im
Tripodenquartier von vVllien einen Dreifuss gab. der mit ei-
nem Werk von der Hand des Praxiteles geschmückt war. Sta-
tuen unter üreifüssen sind keine; Schciihcil, lilterariscii sind
sie häufig bezeugt, und auch heule verdient noch gelesen zu
werden, was Thierscii, I^pocbcn ' S. 1 i8. 'i I . 'i'2 (hiniber sagt.
Heisch hat S. 1 W den bekannlen Zeugnissen ein neues hinzu-
gefügt, ein Epigramm des Theokrit, das dem Choregen l)e-
momeles giU, und er hat gewiss I\ccht, wenn er annimmt,
dass die Sitte der Dreifuss-Statuen von der zweiten Hälfte des
AUSr.RABUNGEN IM THEATEH VON MAGNESIA AM MAIANDROS 55
vierten Jahrhunderts an ziemlich allgemein geworden und
auch in hellenistischer Zeit noch festgehalten sei. Aber einen
monumentalen Beleg für die Dreifuss-Statuen kann er nicht
beibringen; denn die beiden von ihm erwähnten römischen
Reliefs, welche zwisclien den Beinen der Dreifüsse statuari-
sche Darslellungpn von Heraklesthaten zeigen, kann er nur
mit dem Worte 'vielleicht' einfiihron, und dem praxitelischen
Satyr ständen diese Statuengruppen auch auf alle Fälle sehr
fern. Um so freudiuer ist der Fund zu he«:rüssen, von dem ich
hier die erste Mitteilung machen darf.
In dem Bau nordwestlich vom Theater ist die Marmorbasis
gefunden, deren Abbildung nach einer Zeichnung von Max
Liibke diesen Zeilen vorangestellt ist. Dass sie wie alle im
Nordwestbau gefundenen Skulj)turen und Inschriften aus dem
Theater stammt, ist sehr wahrscheinlich. Die Basis ist 0,64™
hoch, der Durchmesser der oberen Platte beträft 0,69'". Sie
hat die Form eines sogenannten Tischdreifusses; es ist ein
cylinderförmiger Marmorblock, aus dem drei recht barocke
Greifenfüsse herausgoarbeifet sind, welche eine runde Tisch-
platte tragen. An den Greifenfiissen befinden sich Wellenli-
nien, welche von oben nach unten laufen, und die ein Be-
schauer des Monuments in ansprechender Weise als Adern
gedeutet hat. Die Vorderseite der Basis ist durch eine Herme
bezeichnet, welche auf einem 0,10 hohen Sockel zwischen
zwei Greifenfiissen in der Mitte steht. Sie ist schwerlich
als Stütze gedacht, sondern dient zum Schmuck des Drei-
fusses; denn der Koj)f der Herme berührt den Rand der obe-
ren Platte nicht. Die Herme ist also eine Dreifuss-Statue. und
das merkwürdige Monument erhält erhiUite Bedeutuni»- da-
durch, dass auf dem Sockel der Hernie ein l^^pigramm steht,
das uns den Namen des Kiinstlei's meldet. Der Inhalt des Fpi-
grauims wii'd uns nachher lehren, (hiss sich die Kiinstlerin-
schrilV aiifdie Hernie bezieht, iiiehl etwa auf ^\^'n Gegenstand,
welciien diese Basis einst auf ihi'er Oberiläehe trug. Deshalb
sind wir eben berechtigt dies .Moiuiinent als eine Parallele zu
dem Satyr iizi xpiTrö^wv heranzuziehen. So denke ich mir die
56
0. KÜHN
Dreifuss-Statuen angebracht, so auch den Satyr in Athen 6(p'(p
npx^iTeX-ov liyiTOLi (ppovyjTai y.£ya, und auch unser Epigramm
zeigt deutlich genug, dass der Künstler dieser Basis nicht we-
nig stolz auf seine Herme war.
Welcher Gegenstand auf der Basis stand, o!) ein Üreifuss
aus Bronze, oder oh nur eine Bronzeplatte auf ihm lag, kann
ich aus den vorhandenen Standspuren, welche die heistehende
Skizze veranschaulicht, nicht erschliessen. Vielleicht gelingt
das Anderen. Die Arbeit der Basis, auch der Herme ist oljer-
flächlich. Vermutlicli liei^t in unserer Basis die Naclibilduni'-
eines frei stehenden Bronzedreifusses vor, und die Ivünstler-
inschrift bezieht sich auf die Slaliic dieses Originals, l^^in ei-
gentlicher choregischer Dreifuss war das Original natürlich
niclit. Der Unterschied zwischen einem solchen und unserm
Dreifusstisch springt sofort in die Augen. Aber merkwürdig
ist, dass die Künstlerinscbiiri (h-r Basis aus Magnesia von ei-
nem Choregen spricht, freilich von einem göttlichen.
Die Inschrift lautet:
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIAKDROS 57
l:PMH2:EIMITYXai.H ^
Ö^K^A AK ! AOtOYT OSEKtlNor.
AHTlAOXoXMEpoiHXE
P OAlTXlXFAXfeXOPHUCN '
«mBUlirillllllllitno,^.
linitMUWl».!»!.^
Das Facsimile ist nach einem Abklatscli von Robert Kolde-
Avey hergestellt, der auch auf die Rasur am Anfang der zwei-
ten Zeile aufmerksam gemacht hat. Eine genaue Datirung der
Inschrift ist bisher nicht möglich gewesen. Man wird sie aber
mit gutem Gewissen noch in das dritte vorschristliche Jahr-
hundert setzen dürfen.
' Hermes Tychon bin ich, jener berühmte aus Chalkis; An-
tilochos hat mich verfertigt, allen Bürgern zum Chorführer'.
Das Epigramm klärt uns nicht über den Zweck des Dreifuss-
tisches auf; wir lernen durch dasselbe nicht den Gegenstand
kennen, der auf ihm stand, sondern es gilt ganz allein der
Herme, auf deren Sockel es steht. Die Herme wird sprechend
eingeführt um] nennt sich Hermes Tychon aus ('lialkis: der
KüuslhM' hiii'l den Namen Anlilochos. \'on der Herme selbst
lässt sich wenii»' sa^en. Sie ist sehr verscheuert, und ein i'i'os-
ses Kunstwerk ist sie siclierlich nicht gewesen, vielleiclit aber
ihr Original. Imiic jugendliche, oben völlig bekleidele Herme
ohne l^etasos und ohne Phallos, unten auf dem Schaft das
Kerykeion, so sah der Hermes Tychon von Chalkis aus. also
in keiner Weise unterschieden von dem bekannten jugend-
lichen HcrnicnlN [)us. wie denn auch Conuiliis ( c. 1 0 S. 23,
16 Lang} schon sagt: oi S' äpj(^aioi tou: uiv -peaßuTepo'ji; x.al
yEvveioivTa; 'Ep(7.Ä(; öpOä sroiouv xa aiSoia s^ovra;, tou; Se vjtoTf-
faS 0. KERN
po"j; xal Xeiou: 7i:ap£ip,£vx *. Aber dass die Darstellung des Her-
mes Tyclion aus Chalkis eine sehr bekannte \var, beweist das
selbstbewusste outo; Ixsivo^, wofür ich statt aller Beispiele,
welche die Lexika bieten, lieber auf eine Stelle des l^ukian
und eine soeben im Bull, de corr. hell. 1893 S. '286 publi-
cirte Inschrift ^er^veise. im 'Evurviov ^ 6 sagt Paideia zum
jungen Lukian xav tüO'j ä7roSr,y/?i(;, oüS' STTi T7i<; yXkQ%x-r,^ äyvco;
xal äcpavrj? egy)' TOiaÖTX goi 7:£piO-/;G(o to. yvojpiatj.aTa, wctte töjv
CpWVrWV £/,0C<7TO? tÖv TT^T/GlOV 3CtV7iGa(; Ssi^ei fjE TW öaX.T'j).(p (( OUTO?
£v.£ivo?» ).£ywv und die neue Inschrift beginnt mit dem Disti-
chon : 'Apyi£p£u; 'AciTi? AY)[jL7)Tpio? ouTO? £5t£tv0i;, ov 77avT(i)v (poivai
(pa(ji TTO^tuaTEtpavov.
In Chalkis wurde der Hermes Tychon verehrt, dem das
Epigramm des Antilochos gilt. Natürlich denkt man zunächst
an das euböische Chalkis, und die Möglichkeit dieser Bezie-
hung ist gewiss nicht ganz von der Hand zu weisen. Aber
näher liegt bei einem in Magnesia am Maiandros gefundenen
Monument der Gedanke an die /wpoc X^Axa? 2, ^Yelche nach
Strabo XIV S. 6 '.4 zu Teos^, nach Tansanias VII 5,12 zu
Erythrai gehörte. Pausanias erwähnt die Meerbäder von Chal-
kis und Strabo einen heiligen, Alexander dem Grossen ge-
weihten Hain, in welchem von dem xoivov töv 'Iövwv ein 'AXe-
^zv^oEtoc genannter Ao;on Gefeiert wurde. Wenn wir uns der
10 OD
' Vgl. (l(Mi Aufsatz Ociliaids über Ilcrmenliililcr auf griocliischon Vason,
Akarleniisclie Abhandlungen 11 S. 126. Cli. Scheror (Roscher's Lexikon I
S. 2394) weist allerdings nach, dass sich der Satz des Cornutns nicht in
vollem Umfang aufrecht halten lässl.
2 Pausanias sagt //öpa XaXx;';, Straho spricht nur von den Xa)v/,iO£l?. G.
riirschfeld.Arch. Zeitung 1875 S. 26 nennt i\o.\\ Ort XaX/.iosü;, indem er sich
auf ('. I. (1. II 3103 Aiovüate Aiovutjiou 6 ex XaXxiSew; beruft. Trotz Böckh zu
C. I. (j. 3U64 (8. ü.jl) scheint mir die Änderung Ix XaXxioä.>v auf der nur
durch Chandlor bekannten Inschrift erwägenswert zu sein. Vgl. l/isrriiiliinis
in tke lirilisk Museum IV Xr. 916.
^ Etta XaXx'.oeTc |xal] ö xf;; XcppovrJ^O'j i'aOij.o; ttj; Tr/fov xai 'l'jf 'jOpafroV evTO?
|i.;v ojv TOÜ laOaoCi O'IxoCi^iv o'jtoi, i~.' auTtö oi Xfo iaO[i(T) Trjioi xai KXaiJofievtof tÖ
|X£v Y*P vüTtov lo'j iaO;j.oy nXsupov eyouai Trjtot Toii? XaXxiSea;, to o^ ;:poa6opov
KXa^o[i.lv!ot , xaO' ö auvatTctouat xfj 'EpuOpata. Vgl. Über die Strabü.slclle G.
Hirschfeld, Arch. Zeitung 1875 ö. 26.
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS 59
längst l)oI<nnnlen eiiojen Bpzif'liiin£ien frinnorn. uelchr^ M;ip:no-
sia und Teos zu einander hal)(*n, vor allem der Tliätiiikeit,
Nvelclie der i^rosse Fkuimeister liermogenes in Iteiden Stadien
entfaltete, [luA wenn ich hiii/.iirriiicii kann, dass es dtii'cii die
deutschen Ausgrahunjicn in AJaij;nesia noch deutliclier gewor-
den ist. welch enws Üand zsviscdien dem Arlemision am Le-
thaiosund dem teisciien Dionysostempel bestanden hat. spricht
allerdings wol die Wahrscheinlichkeit dafiii'. dass in dem Epi-
gramm des Antilochos nicht die alte euböische Stadt, sondern
die ionische /^py. XaXx.i; gemeint ist. Hermeskult ist ühi'igens
für Magnesia auch sonst bezeugt durch die noch unpublicirte
Inschrift einer Marmorconsole, auf welcher ein von den xoaö,-
xToce; •/.•/;p'j/'.£; und S'.i/.ovot geweihter Hermes stand. Die Con-
sole ist auf der Auora i^efunden : dabei ist an die auf der A^ora
von Perii-amon gefundenen Weihungen an Hermes (Fränkel I
Nr. 183) zu erinnern. Dort sind es die Agoranomen. welche
dem Hermes ihre M'eihgeschenke darbringend
Von Hermes Tychon soll es schon eine bildliche Darstel-
lung geben: die geflügelte männliche Figur auf dem Fortu-
nareliefaus Aquileja ( Müller- Wieseler. Denkmäler II 9.''fV)
wird so benannt: denn Gerhard bat diesen sonst wenig ge-
kannten Gott immer als phallischen Daimon gedeutet und
zum Beweise dieser Ansicht sogar die Mysterien von Samo-
thrake herangeholt. Ungern ziehen wir die Mysterien herbei
und ungern werden wir glauben, dass derselbe Gott, welcher
an unserni Dreifusstisch in der Gestalt einer jugendlichen be-
kleideten Herme ei'scheint. auf einem anderen Uelief in einer
so widerwärtigen Figur dargestellt sei, wie sie uns das Kelief
von Aquileja zeigt, von dem man übrigens eine neue Revision
wünschen muss-'. Wir werden weder auf die .My.^lerien zu-
' In Mairnosia g,il) es auch ciiK^ I'liylo 'l'^pp-r,-,- nach ciiici' noch iinoiliiloii
liisclirin. Aul" einer amh'KMi ('li(MiraIl> luieh iin|itiMieirlen hisehiifl isl der
Name des (loües aueh auf einen Stcil)liehen iihei li.iLzen : M. Aüi. 'Esaf,;
laipö; yefiO'jaia;.
2 Arch.-epijjraphisclie Millheiiiniiien aus Öslcireicli I S. öj wird das
Slüciv leider nur kurz erwähnt
60 0. KERN
rückzukommen haben noch auf das Relief von Aquileja. Auch
Roscher's Darlegung über Hermes als Glücksgott haben wir
nicht zu berücksichtigen, zumal er in seinem mythologischen
Lexikon den durch eine glückliche Conjectur längst ersclilos-
senen Hermes Tychon gar nicht erwähnt, aber fiir die Deutung
des Hermes als W'indgott eine Stütze in der Thatsache lindel,
' dass auch der Grieche häufig Wind metaphorisch für Glück
gebrauche'.
Clemens Alexandrinus sagt im Protreptikos S. 64 Ä Sylb.
Ti yap riyiifjfiB, öi avOpwxoi, zor Tvcfm^a 'Ep^t/jr xat tov 'AvSox.i-
Sou X-Xl TOV 'AjX'JYlTOV ; 7^ Travxi TW S'^);0V ÖTt >.i60U?, dq 77£p Xai TOV
'Ep[x9)v; Von den drei Hermesbildern aus Stein, welche Cle-
mens hier erwähnt, ist die bekannteste die Herme des Ando-
kides, von welcher dieser Redner I 62 berichtet 6 'Epf^-y^?, ov
opäTs TudvTS?, 6 Tiapk t7)v TüaTpcöav o'.x.iav ttjv rifjLSTepav, ou Tuepie-
xoTTY) [xovo; T(iv 'Ep(x(öv Töv ' AO/jv/iaiv ' . Der Amyetos, den Cle-
mens darauf erwähnt, stand am Eingang der Burg und hiess
auch Hermes Propylaios ; neben ihm waren die Chariten des
Sokrates aufgestellt. Der Volksmund bezeichnete diesen Her-
mes als den Uneingeweihten. Litterarisch unbelegt bleibt nur
der Typhon; denn an das Ungeheuer der Theogonien wird
Niemand denken. Und längst hat Meursius die Verbesserung
gefunden. Milchhöfer freilich hat sich für die Aufnahme die-
ser Conjectur in die Quellenkunde zu Curtius' Stadtgeschichte
S.XXXHI, 68 nur zögernd entschlossen und hinter Tyclion
ein Fragezeichen gesetzt. Das Dreifussepigramm aus Magnesia
wird ihm zeigen, dass an der Conjectur von Meursius nicht
mehr gerüttelt werden darf, und dass es feststeht, dass Clemens
drei Hermen aufzählt, eine des Tychon, eine andere des Ando-
kides und eine dritte am Auf";anü; zur Bure; mit der Bezei-
chnuni» 'Ay-jr^To;. Nachweislich standen die beiden letzten in
Athen; es ist dem nach wahrsclieinlich, dass auch der Hermes
Tyclion in Athen aufgestellt war-'.
• Curtius, Slaillgoscliiclitc vuii Allicii S. XXXIV, 36.
'^ An der kiiizlicli wioilcr von Diclerich {Üe /(//?«;!« urphicis S. 47) und
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS Gl
Wir begreifen leicht, wie Hermes zu diesem Beinamen
kommt. Wie Tyclie sclion bei Aikman und Pindar als die Len-
kerin des Menscliengeschleclils erscheint, und wie sich (hmn
aus dieser im Besonderen die Sladt^öltin entwickelt hat. so
ist aus Hermes, der von altersher die Beinamen des 6610t;, yjyg-
{/.ü)v, ip/sSäv.a?, äyoTcop führt, ein Tychon geworden, ein -0-
^iTa-: -äTi yo^-rrföc. Der Götterbote ist auch ein Führer des
Menschengescidechts ; er geleitet nicht nur die Seelen der Ver-
storbenen in die Unterwelt, auch den Lebendigen ist er ein
Führer, sei es auf der Heise des Kaulmanns oder beim Wa-
genkampf oder auf der Jagd. \\o das Glück und der Zufall
entscheiden, beginnt die Sphäre seiner Macht, und jeder un-
verhoffte Fund heisst epaaiov ; von ihm kommt eüspaia und
SjG£py.ia, Glück und Unglück. Darum steht sein Bild am Ein-
gang und Ausgang, vor allem bei der VVegscheidung, und
dieser Wirkungskreis des Hermes offenbart sich nirgends deut-
licher als in Olympia, wo beim Eingang in das Stadion dicht
neben einander zwei Altäre standen : tov j^iv aO-rdiv 'EpjjtoG /.x-
Xoocjtv 'Evaywviou, tov 8e exspov Kaipou (Pausanias V 14, 9. Cur-
tius, Arch. Zeitung 1875 S. 3). Die römische Religion giebt
uns dafür eine Parallele in der engen Cultverbindung von
Fortuna und Mercurius, worüber der tretlliche Artikel von
H. Peter in Hoscher's Lexikon I S. 1536 zu vergleichen ist.
Schon Curtius hat a. a. O. auf Ausonius (Peiper S. 323) hin-
gewiesen, welcher mit Anlehnung an das Epigramm des Po-
seidipp Anth. XVI 275 die Occasio auf die Frage: Quid ta-
laria habes ? antworten lässt : VoUicrls suni. Mercurius qux
Fortuna rc so /et, frndo ego, cum volui.
Hermes Tychon vereinigt in sich die Functionen des Hermes
und des Kairos, des Mercurius und der Fortuna. Die ehrwür-
dige Tyche, von welcher bereits Bupalos ein Bild geschaffen
haben soll, ist die Göttin, die ihm am nächsten steht. Auch
RoIkIc (Psycho S. G93) heliandelleu Stelle des Ampelius VIH, 3 wird auch
zu lesen sein: lovis Icmplum Tychonis (stall lujphonis). Ein Zeus Tychon
dünkl mich weaig.stens wahrscheinlicher als Dielerich's Zeus Typhon.
6^ 0. KERM
sie liat am Eingang des Stadion (in Atiien) ihre Gultstätte,
und während Tychon offenbar nur in engem Kreise verehrt
ist. hat die 'AyaOri Tü/j; die Welt erobert, die griechische so
out wie die römische.
c
Tychon ist bekannter als Hermes Tychon bei den Neueren
sowol wie bei den Alten ; aber schwerlich ist er eine selbstän-
dige Gottheit, sondern wir haben wieder die Hingst bekannte
und immer neu bezeui^te Thatsache zu constatiren, dass ' Bei-
Wörter als alleiniiie Bezeichnuni2:en der Götter auftreten ' ^
'A/.paio;, E'jSouXs'j^jTtLiCTOC,— cüCt-oX'.; für Zeus, Eij>cXri;,IlXotjTCüv
für Hades, Aiavan:, <I>3C'.vw, «I'w'T^öpo; für Artemis, Flapöevo? für
Athena und Artemis — das sind die Beispiele, welche schnell
zur Hand sind, und deren AufTührunii hier uenüiion möo;e.
Ein Epigramm der Anthologie 1X334 hat Brunck und Ja-
cobs Veranlassung gegeben, die Zeugnisse für Tychon zu sam-
meln (s. auch Lobeck, Aglaophamus N S. 1235); es ist ein
Epigramm des Thebaners Perses. Tychon vvird redend einge-
führt wie Hermes Tychon in dem Epigramm des Antilochos,
und es ist mr)t>lich, dass auch diese beidi^n Distichen auf dem
Sockel einei' Tychonherme standen. l']s lautet:
Eu/.atpo);, TEO^Y)' {^.v) [/.syäXwv Sk yT^tyou.
cö; X ys Sr,^aoy£p(dv SuvaTai Seöi; avSpi T^evecTT)
Swpeioöat, TOUT(i)v ;c'jp',6? v.ua T'jycov !
Als attischer Üaimon zusammen mit Orthanes und Koni-
salos wird Tychon von Strabo XI 1! S. 588 erwähnt und zwar
als ein dem Priapos ähnlicher Gott. Als einen solchen kennt
ihn auch Diodor IV 6 toOtov (ElpiaTTOv) Sk töv Geöv t'.ve? [t.U
'lO'jcpaüov övoaz^o'jTt tive? (^s Tu/tova, und eine Glosse bei He-
sych erwähnt neben Hermes Tychon auch einen Daimon Ty-
< Fräiikol, Aldi. Zeitung' 1879 S. 29 uiul Atlicnisclic .MilllitMluii-eii XVI
S. II. Auf Furl\viin},'Ier'.s Ausführungen (Meislerwerke der griecli. Plastik
S.öb'J) wciile ich in amloiein Zus.iiiiiiieiihange cin;,'f'hcn.
AÜSGRaBUNÖüN im THEATER VON AtAGNESIA AM MAIANDROS 63
chon ':T£pt Tr,v 'A^poSiT-ziv. Aus dieser Umgebung des Tychon
zu scliliessen, dass er selber ein ithypliallisclier Gott gewesen
sei, dünkt mich zu kühn. Und gar Diodors Nachricht, der im
günstigsten Falle ein synkretistischer Ilymnos zu Grunde liegt,
so zu verstehen, dass Priapos Ithyphallos Tychon eine Gott-
heit bezeichnen, widerspricht ganz den Gesetzen der mytho-
logischen Forschung. Priapos führt uns zu Hermes zurück.
Als Götter der Zeugungskraft und Fruchtbarkeit sind sie einan-
der nahe verwandt, vgl. z. B. Kaibel, Epigrammafa Nr. 817.
Aber dass Toywv irgendwie als ein ithyphallischer Daimon
gedacht ist, dass sein Wesen jemals ein anderes gewesen ist
als was sein Name bedeutet, der Gott des Zufalls, ist nicht
überliefert '. Möglich ist es gewiss, dass auch einmal eine ithy-
phallische Herme ein Tychon-Epigramm trug. Aber nimmer-
melir sind wir dadurch gezwungen, die Fahrt nach Samo-
thrake und zu den Pelasgern anzutreten.
Antilochos nennt den von ihm verfertigten Hermes Tychon
einen Choregen der Bürger. Wie er in Athen als yoo-riyof; töv
Nuacpöjv verehrt wurde', so in Chalkis als rzci Tro^ixa'.? /opr,-
yo;. Für das euböische Chalkis ist kein Hermescult bezeugt ;
mir ist überhaupt kein Zeugniss für euböischen Hermes3ult
bekannt. Aber in Teos, dem die x.wpa XxlyJ.; einmal gehörte,
wurde ein Fest "Ep[;.ata gefeiert^. Eine künstliche Erklärung
ist nicht von Nöten, wenn wir uns Hermes an diesem Feste
als den Choregen der Bürger denken. In Athen führt Hermes
den Nymphenreigen am Abhang der Burg, im chalkidischen
Gebiet bei Teos ist er der Choreii; der ganzen Bürürerijfemeinde.
Wie in Tanagra mag auch in der yy^ix Xxl/Aq der Gott am
Feste der "E^u.xix durch den schönsten Epheben des Landes
' Mit ^ultMu flruiide ist der Nuiiio Tü/tov auch dtM' Lanzo Aloxandors von
PluM-ai KOf^eljcii : Phitarch l'olop. c 29. Von Anliphancs gab es eine Komö-
die IlipaTKÖTT); fj Tii/fDv, Kock /'. C. A. II 97.
a Prellcr-Rübeil, Griccli. Mythologie I S. 399,4.
3 G.I.G. II 3087. Ein Heiligtum des Hermes, Herakles und der Musen
ist übrigens durch 0. l. G. II 3059 für Teos nicht bezeugt, vgl. darüber Bull
de corr, hell^nique IV S. 120.
64 0. KEHN
darijestellt gewesen sein; s. Pansanias IX. 22, 1. F. Raek, De
Grarcoruni carri/ffon/is in (juibus liomincs dforuni vice
fungebantiir. hiM'lin \'6'i^\\. S. 13. Aiisserliall) der Sladt ist
die Stätte seines Culls: aiil" den Feldern und Triften waltet
der Gott derWeue und der Gott der Hirten. Die Hermen, wel-
ehe ihm errichtet werden, tragen seit aller Zeit Sinnsprüche
und Gnomen (Curtius,VVegehau S.250; Lolling, Athen. Mit-
theilungen V S 244); sie rufen dem Wanderer ein freund-
liches, ermutigendes Wort zu. Die Antilochosherme gilt dem
Hermes Tychon. dem Gott des Zufalls, und ihr Spruch mahnt
also den Vorühereilenden an den Wechsel des Glücks, an die
Tyche, ^velche das Menschengeschlecht regirt. Und hier hat
uns der Spruch auf ihrem Sockel auch den Namen eines
Künstlers erhalten, von dessen Existenz wir hisher nichts
wussten. Über seine Fertigkeit und Kunstrichtunii; wird man
sich freilich nach der in Mamiesia gefundenen Basis kein Ur-
teil bilden wollen.
Berlin, 3 August 1893.
OTTO KERN.
'<£>'7^$v"<i>-
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS 65
III Das T h e a t e r g e b ä u d e
Wenn ich es unternehme, das Theater von Magnesia hier
zu besprechen, obwol ich seine Ausgrabung nicht selbst gelei-
tet hahe. so gesnhieht es auf den besonderen Wunsch meines
Freundes F. lliller von Gärtringen, dem die Aufdeckung und
Erforschung dieses wichtigen Theaters verdankt wird. Ich
glaubte den Wunsch erfüllen zu dürfen, weil ich während
und nach der Ausgrabung mehrere Male an Ort und Stelle
gewesen bin und so genügend Gelegenheit gehabt habe, den
Bau in allen Teilen kennen zu lernen.
Zur Erläuterung der Beschreibung werden mehrere Pläne,
Zeichnungen und Photographien veröffentlicht, welche von
C. Ilumann, \\. Heyne und \V. Wilberg angefertigt sind. Taf.
1 giebt den von C. Ilumann aufgenommenen Grundriss des
ganzen Theaters, in welchem die verschiedenen Bauzeiten
durch Farben unterschieden sind. Die eingeschriebenen Zah-
len geben die Höhe der mit einem kleinen Kreise bezeichne-
ten Punkte über dem Meere an. Neben dem Skenengebäude
ist die Ecke eines anderen Baues sichtbar, welcher am Schlüsse
dieses Aufsatzes kurz besprochen werden soll. Taf. 2 zeigt
zwei reconstruirte Grundrisse des Theaters in griechischer und
römischer Zeit. In dem ersteren sind durch verschiedene
Schraflirungen drei Entwickelungsstufen des griechischen
Baues unterschieden. Auf Taf. 3 ist ein Schnitt durch die Pa-
rodos mit einem Blick auf die Stützmauern des Zuschauer-
raumes nach einer Aufnahme von B. Heyne dargestellt. Nur
die erhaltenen Bauteile sind gezeichnet und daneben die Höhe
des römischen Logeion, seine beiden Bampen und die schrä-
gen Begrenzungslinien der beiden Stützmauern mit punktirten
Linien angedeutet. Taf. \ enlliiilt eine phologi-apliisehe Ab-
bihlung der südlichen Stützmauer aus Marmor(iuadern und
des sie durchschneidenden treppentörmigen Aufganges zum
unteren Diazoma.
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. 5
66 W. DÖKRPFELD
Während nach älteren Reisebeschreibungen noch vor we-
nigen Dezennien grössere Reste der Theaterruine sichtbar ge-
wesen sein müssen, (vgl. oben S. 1), waren vor Beginn der
Ausgrabung nur Spuren der Stützmauern über der Erde er-
haUen ; alles übrige hatten Steinräuber entfernt. Man musste
daher annehmen, dass von dem Bau nicht viel mehr vorhan-
den sei. Erst als durch neuere Grabungen (vgl. oben S. 2)
erwiesen war, dass unter dem Boden nicht nur grössere Reste
des Baues, sondern auch Marmor-Inschriften in grösserer An-
zahl begraben lagen, durfte eine regelrechte Ausgrabung als
lohnende Aufgabe bezeichnet werden.
In welcher Weise F. Hiller von Gärtringen diese Aufgabe
e;elöst hat, ist oben von ihm selbst geschildert. Das Skenen-
gebäude mit seiner näheren Umgebung hat er vollständig auf-
gedeckt, den grösseren Teil der Orchestra von den hohen, sie
bedeckenden Schuttmassen befreit und von dem Zuschauer-
räume die Stützmauern und kleinere Stücke der Sitzreihen
freigelegt. Überhaupt ist die Ausgrabung soweit geführt, als
es zur Untersuchung der Ruinen wünschenswert schien.
Der Zuschauerraum lehnt sich an den zum Gebiete der
Stadt gehörigen Berg Thorax an. Da der Bergabhang ziem-
lich steil ist, konnte der Sitzraum fast ganz aus dem Berge
herausgeschnitten werden, nur für die Enden der beiden, ei-
nen Halbkreis übersleiiienden Flüifel waren starke Stützmauern
notwendig. Sie bestanden wahrscheinlich anfangsaus porö-
sem Kalkstein und sind bei einem Umbau in Marmor erneuert
worden. Von den älteren Mauern sind nur an den beiden obe-
ren Ecken zwei Stücke erhalten und aufgedeckt. Die jüngeren
marmornen Stützmauern stehen dagegen noch mehrere Meter
hoch aufrecht und zeigen eine vorzügliche Erhaltung. Die
eigenartige Bearbeitung der einzelnen Marmorquadern ist aus
dem Schnitt durch die Parodos (Taf. 3) und aus der photo_
graphischen Aufnahme (Taf. 'i ) gut zu ersehen. Die Steine
sind an ihrer N'orderlläche stark gerundet, so dass sie ähn-
lich aussehen wie die übereinandergeschichteten Holzbalken
eines Blockhauses. An den Stossfugcn ist die vortretende
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS
67
Rundung abgeschrägt; an den Lagerfugen zeigt die gerauhte
Aussendäclie zwei glatte Streifen, welche in ihrer Wirkung
dem sog. Randheschluge gleichen. Hintermauert waren die
Marmorqiiadern mit kleinen Kalksteinen, wie nachstehender
Durchschnitt veranschaulicht.
In der Milte beider Stützmauern befindet sich je eine von
Pfeilern eingefusste Thür, welche in der südlichen Mauer am
besten erhalten ist (vgl. Taf. 3 und 4). Durch sie betritt man
eine breite Steintreppe, auf welcher das untere Diazoma zu
erreichen war. An einem der Thürpfeiler ist noch die In-
schrift öpo; Ufoü zu lesen (s. oben S. \\). Der heilige Bezirk
des Dionysos, zu welchem das Theater gehörte, hat sieh also
gerade bis an diese Thür erstreckt, sei es, dass das Theater
selbst den Bezirk bildete, sei es, was mir nicht ganz unmög-
lich zu sein scheint, dass der Bezirk südlich vom Theater lag
und bis an die Thür heranreichte.
Die horizontal neschichteten Ouadern der Stützmauern wa-
ren der Neigung des Zuschauei-iaumes entsprechend oben ab-
geschrägt und mit einer Gesimsplatle abgedeckt. Auf Taf. 3
ist diese Abschrägung durch eine dop})elte punklirte Linie
68
W. ÖOERPFfiLD
angegeben. Die einzelnen Steine des Deckgesimses mussten
weij;en ihrer schrägen La^e sor^fälti^ i:;ei2;en ein Abrulschen
gesichert werden. Zu diesem Zwecke waren sie nicht nur mit
den unteren Quadern verdübelt, sondern man hatte ausser-
dem am unleren Rnde der Mauer je eine grosse Basis als Wi-
derlaoer oder Ge^eniiewichl aufufcslellt. Auf diesen Basen stan-
den, v*ie aus den oben unter Nr. 1 und 2 (S. 5tY.) veröffent-
lichten Inschriften hervorgeht, Statuen des Apollophanes. Über
sein Verdienst um den Theaterbau und über das seiner Söhne
vergleiche Ililler von Gärtringen (oben S. 1 1), welcher die
Inschrift dem Anfange des zweiten vorchristlichen Jahrhun-
derts zuschreiht. Da die Aufstelluni»- der Basen mit der Er-
bauung der schrägen Mauer gleichzeitig ist, muss auch die
Errichtung der marmornen Stützmauer in jener Periode er-
folgt sein. Ahnliche Basen kommen auch in anderen Thea-
tern vor, so z. B. in demjenigen von Megalopolis; sie muss-
ten aus technischen Gründen aufgestellt werden , wurden
dann aber zum Schmuck des Theaters verwendet.
Auf dem ansteigenden Deckgesimse der Stützmauer schei-
nen in späterer Zeit mehrere Weihgeschenke oder andere Ge-
genstände aufgestellt worden zu sein, wie z. B. die Basis, de-
ren Inschrift oben S. 52 Nr. 63 mitgeteilt ist. An den oberen
Enden haben auch möglicher Weise die Standbilder des Zeus-
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3. 1 _.4.., *
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priesters Phanes gestanden (s. oben S. 35). Die beiden Stütz-
mauern ^varen hier mit besonderen Pfeilern al)geschlossen,
welche auf Taf. 3 in ihren untersten Sciiichten zu sehen sind.
Zu dem südlichen Pfeiler gehörte wahrscheinlich das vor-
stehend abgebildete Gesimse als obere Bekrönung.
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS 69
An den Quadern der Stützmauer sind die S. 43 f. unter
Nr. 43, 44 und 45 veröffentlichten Inschriften angehracht,
von denen die eine tö-o? 'InAwra sich noch unverletzt an ihrer
alten Stelle befindet. Wie und zu welchem Zweck Philotas
ein I\echt auf jenen Platz der nördlichen Parodos erlangt hat,
entzieht sich unserer Kenntniss.
Der Sitzraum des Theaters war durch zwei ringförmige
Zwischengänge in drei Ränge geteilt, wie aus der oben S.l er-
wähnten Zeichnung von Iluyot bei Laborde hervorgeht. Jetzt
ist in Folge der grossen Zerstörung des Zuschauerraumes nichts
mehr von den Diazomata zu sehen. Zu dem oberen Umgang
gelangte man vermutlich durch zwei gewölbte Zugänge, wie
solche in Tralles und an manchen anderen Orten noch erhal-
ten sind, doch hat sich in Magnesia bisher nichts von ihnen
gefunden. Zu dem unteren Gange führten die beiden Trep-
pen, welche vorher schon erwähnt wurden. Jede von ihnen
hatte einen breiten, rechtwinkliii; zur Stützmauer o;erichteten
Lauf von 7 Stufen und einen im rechten Winkel umbiegenden
Lauf von wahrscheinlich 11 Stufen. Von den letzteren sind
nur noch 9 erhalten, doch ergiebt sich die ursprüngliche Zahl
mit ziemlicher Sicherheit aus einem Vergleich mit der Anzahl
und Höhe der Sitzstufen. Wenn man nämlich ausser der un-
tersten Sesselreihe noch 1 1 gewiihnliche Sitzreihen annimmt,
erhält man für die Höhe dasselbe Mass wie bei den 18 Trep-
penstufen.
Der untere Teil der Treppe und das mittlere Podest waren
mit einem Gewölbe aus Schnittsteinen überdeckt, von dem
sich mehrere Steine gefunden haben. Der obere Lauf lacj un-
ter freiem Himmel, weil das Gewölbe den Zuschauern der
höheren Sitzreihen den Blick auf die Orchestra und Skene
i>;enommen hätte. Der untere Laufund die Ein^ani^sthür selbst
mussten ül)erw()ll)t werden, damit die neben der Slülzmaucr
liegende äusserstc radiale Treppe des Zuschauerraumes über
die breite Zugangstreppc hinweg geführt werden komile. In
dem i'eeoiisti'uirten Grundrisse (Taf. '2) ist die Lagt' der bei-
den verschiedenen Treppen zu einander in der W eise zur Dar-
70 W. DOERPFELD
Stellung gebraclit, dass rechts die untere Zugangstreppe, links
dagegen die über sie her laufende radiale Treppe des Zu-
schauerraumes oezeiciinet ist. Bei einer Verüileichuns; der bei-
den Grundrisse erkennt man bald, dass sich die winkelför-
mige Gestalt der Zugangstreppe mit Notwendigkeit aus der
anderen Treppe ergab.
Die Zahl der radialen Treppen des Zuschauerraumes und
die davon abhiini'ii'e Zahl der Keile ist nur für den unteren
Hang festzustellen. Es waren dort sechs Treppen und dem-
nach fünf keile angeordnet. In den oberen Rängen waren
diese Zahlen unzweifelhaft grösser, vermutlich doppelt so
gross. Irgend welche Anhaltspunkte zur genauen Bestimmung
der Zahlen sind jedoch nicht vorhanden.
Von den Sitzreihen selbst scheint fast nichts erhalten zu
sein; aufgefunden sind nur einige geringe Reste in der Nähe
der Orchestra. Man erkennt noch, dass die Sitze nicht aus ei-
nem einzigen Steine bestanden, wie es o;ewöhnlich der Fall
war, sondern aus mehreren kleinen Marmorstücken zusam-
mengesetzt waren. Dass dies aus Sparsamkeit geschehen ist,
liegt auf der Hand. Wie diese Steine zusammengefügt waren,
ersieht man aus der nebenstehenden Abbildung, welche eine
perspektivische Darstellung der erhaltenen Teile und der er-
gänzten Stücke giebt.
Der Zuschauerraum und die Orchestra haben im Grund-
riss die Form eines überhöhten Halbkreises oder richtiger
einer abgeschnittenen Fllij)se. Die Verlängerung über den Bo-
gen des Grundkreises hinaus ist aber nicht gei'adlinig, wie
z. B. im athenischen Theater, sondern nach einer Curve ge-
bildet, welche mit einem grösseren Radius gezeichnet ist als
der Grundkreis.
Bei den griechischen Theatern sind sehr verschiedene Ar-
ten dieser Erweiterung des Zuschauerraumes über einen Halb-
kreis hinaus b(!obachtet worden, von denen die geradlinige
Verlängerung in der Richtung der Tangente die gewidinlichste
gewesen zu sein scheint. Die von Vitruv angegebene Lösung
(Verlängerung des Halbkreises mit zwei Bogen, deren Ra-
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS
71
dius gleich dem Durchmesser des Grundkreises ist) hat sich
noch an keinem Theater nachweisen lassen. An unserem Bau
scheint eine bislier nicht hekannte, der vitruvischen Vorschrift
nahestehende Lösung; gewählt zu sein. C. Ilumann hat die
freigelegten Teile der Orchestralinie genau vermessen und
dabei eine Curve erhalten, welche sich geometrisch am besten
in der \\'eise zeichnen lässt, wie auf Taf. 1 mit punktirten
Linien angegeben ist. Der Mittelpunkt des Grundkreises, also
das Hauptcentrum, liegt bei A, die beiden andern Mittelpunkte
bei B und C auf der Peripherie desselben Grundkreises. Der
Radius der beiden Kreise um B und C ist gleich dem Durch-
messer des Grundkreises. Würde man noch um den Punkt D
einen Kreis mit dem ursprünglichen Radius beschreiben, so
ergäbe sich eine vollständige Ellipse, die bekanntlich aus vier
Mittelpunkten gezeichnet werden kann.
Die Construction der Orchestra-Curve entspricht also einer-
seits beinalu' den Vorschriften N'ilruvs. andrerseits stimmt sie
aber mit der am Theater in Epidauros gewühlten Eitsung da-
rin überein, dass mit dem Radius des Grundkreises kein vol-
ler Halbkreis beschrieben wird.
'-' W. DOERPFELD
Die Orclipstra stammt in ihrer jetzigen Gestalt aus rö-
misclier Zeit; vorher miiss sie ein i;anz anderes Aussehen
gehabt liaben. Der Platz ist niinilich jetzt etwas über einen
Halbkreis gross und besitzt als Tussboden eine slarke JMürtel-
lage, die ehemalige Unterlage einer römischen iMarmorplla-
sterung, von der noch geringe Spuren erhalten sind. Ob die
Orchestra damals durch eine Schranke von dem Zuschauer-
raum getrennt war, wie z. B. in Athen, ist nicht bekannt;
nach der Seite der Skene wurde sie begrenzt von der Vorder-
wand des römischen Losieion.
In griechischer Zeit war die Orchestra bedeutend grös-
ser, denn durch Errichtung des Logeion war ein grosses Stück
von ihr abgeschnitten worden. Sie hatte aber nicht die volle
Grösse des Grundkreises, sondern der eigentliche Tanzplatz
war von dem Zuschauerräume durch einen Umgang geschie-
den, dessen Breite nach den Fundamentsteinen und dem VVas-
sercanal annähernd auf 1,50'" festgestellt werden kann. Der
Radius des Tanzplatzes betrug demnach etwa 9,15'", derje-
nige des Grundkreises 10, H5'". Der Tanzplatz, die eigentliche
Orchestra, war ein voller Kreis ; seine in den Grundrissen auf
Taf. 1 und 2 eingezeichnete Peripherie berührt weder die
griechische Skene, noch das ebenfalls aus griechischer Zeit
stammende Prosken ion. Sein Fussboden bestand vermutlich
aus gestampfter Erde und lag um eine Stufe höher als die
Sohle des Urnuani^es. Der letztere diente als Zui-an"- für die
Zuschauer, zugleich aber auch als Sammelgraben und Ab-
flusscanal für das Regenwasser. Er umgab nur die eine Hälfte
der Orchestra, in der anderen Hälfte war ein unterirdischer
Canal zur Ableitung des Regenwassers vorhanden. Es ist dies
dieselbe Einrichtung, welche aus dem Theater von l*]pidauros
schon längst bekannt und neuerdings auch in iu'etria gefun-
den ist In Epidauros erbreitert sich der Umgang an seinen
beiden i>n(h'n in Folge; des Wechsels der Millclpuiiklc In Ma-
gnesia kann ni<)nli('h('i'\\('is(' dasselbe der Fall iiewesiMi sein;
da es jedoch niciit sicher ist, sind im erifänzten Grundrisse
beide Möglichkeiten angegeben.
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDR08 73
Bevor wir zur Beschreibung des Skenengebäudes überge-
hen, haben wir noch den unterirdischen Gang zu be-
sprechen, welcher unter der Skene und^unter dem Fussboden
der Orchestra gefunden ^vorden ist. In den Grundrissen auf
Taf. 1 und 2 kann man sehen, was von ihm noch erhalten
und wie er zu ei'üjänzen ist.
Bei Betrachtung der vorhandenen Reste fallen zwei Perio-
den in dem Bestehen des Ganges alsbald in die Augen. Der-
jenige Teil, welcher an der V'orderwand des römischen Lo-
geion beginnt, bis zur Mitte der Orchestra lauft und sich dort
in zwei kurze Arme teilt, stammt sicher aus römischer Zeit;
denn er ist aus Ralkmauerwerk erbaut und nimmt offenbar
auf die spütrömische Gestalt des Skenengebäudes Rücksicht.
Der andere Teil dai^eo-en. von dem unter der o-riechischen
Skene noch ein kleines Stück vorhanden ist, weist gutes Qua-
dermauerwerk auf und muss daher einer älteren Zeit ange-
hören.
Wo Anfang und Ende des griechischen Ganges lagen,
ist an der Ruine selbst nicht mehr zu bestimmen, weil das
erhaltene Stück an beiden Seiten abgebrochen ist. Der vor-
handene Rest verdankt nur dem Umstände seine Erhaltung,
dass er unter der Vorderwand der griechischen Skene lag und
diese Wand durch den Abbruch üelälirdet worden wäre. Nach
Analogie des bekannten ähnlichen Ganges im Theater von
Eretria (vgl. American journal of archaeology \\\ S. 43)
wird man das eine Ende in der Mitte des Orchestrakreises,
das andere im Inneren der Skene etwa da annehmen dürfen,
wo es in dem ergänzten Grundrisse gezeichnet ist. Den Gang
noch weiter durch das Skenensebäude hindurch nach aussen
zu verlängern, ist nicht zulässig, weil dann unter der Hin-
terwand der Skene auch Reste erhalten sein müssten. An bei-
den Enden dürfen wir ferner je eine Treppe ergänzen, ähnlich
den in l']retria gefundenen. Man konnte also inncrliall) der
Skene in den Ganü, hinabgehen und in der Mitte der Orche-
stra wieder emporsteigen. Ein bemerkenswerter Unterschied
besteht zwischen den Gängen von Eretria und Magnesia. Je-
74 W. DOERPFELD
ner endet schon hinter der Proskenionwand und reicht nicht
bis ins Innere der Skene, wie es bei diesem der Fall ist. Diese
Verschiedenheit erklärt sich aus der ei2;entümlichen Höhen-
läge des ältesten eretrischen Skenengebäudes, welches nicht
in der Höhe der Orchestra, sondern auf einem mehrere Meter
höheren Boden liegt.
Die Erbauungszeit des griechischen Ganges in unserem
Theater steht zwar nicht ganz fest ; höchstwahrscheinlich ge-
hört er aber noch in's vierte Jahrhundert, weil er mit dem äl-
testen Teile der Skene gleichzeitig ist.
Der röm i sehe Gans ist in eanzer Länsfe erhalten. Sein
Anfang liegt unter der Vorderwand des spätrömischen Logeion
und ist auf Taf. 8 abgebildet. Das unter der Mitte der Orche-
stra liegende Ende besteht in einem kurzen zweiarmigen Quer-
gang; im ganzen hat der Gang also die Form eines T. Da
trotz der guten Erhaltung von einer steinernen Treppe am
Anfange des Ganges beim Logeion nichts mehr vorhanden
ist, dürfen wir eine hölzerne Treppe als Zugang ergänzen.
Am anderen Ende in der Orchestra ist daseien niemals eine
Treppe vorhanden gewesen ; denn noch jetzt ist der Gang hier
überdeckt und weist nur zwei kleine Löcher auf, durch die
sich jetzt, obwol sie grösser geworden sind, kaum ein Mensch
durchzwängen kann.
Welchen Zweck hat der römische Gans; gehabt ? Wenn man
sich erinnert, dass in römischen Amphitheatern gewöhnlich
unter dem Boden der Arena unterirdische Gänge vorhanden
sind, welche mit den Thierhetzen und Gladiatorenkämpfen in
Verbindung gebracht werden, so wird man auch für unseren
Gang eine ähnliche Bestimmung annehmen. Genauere Anga-
ben über die Art dieser Benutzung vermag ich allerdings
nicht zu machen. Nur das ist mir nicht^zweifelhaft, dass er
zu einem anderen Zwecke ij-edient hat als der ältere G;riechi-
sehe Gang. Dafür spricht schon der Umstand, dass keine un-
unterbrochene Benutzung von der ältesten Zeit bis zur i-ömi-
schen Periode vorliegt. Denn daran ist nicht zu denken, dass
die Römer die ältere Anlage sorgfältig abgebrochen, das Ma-
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDR08 75
terial fortgeschafft und dann mit anderem Materiale an dersel-
ben Stelle einen neuen Gang hergestellt haben sollten. Eine
Zeit lang hat also kein Gang bestanden.
In Bezug auf die Bestimmung des griechischen
Ganges teile ich im Wesentlichen die Ansichten, welche C.
Brownson bei Beschreihung des unterirdischen Verbindungs-
weges im Theater von Eretria (a. a. 0.) ausgesprochen hat.
Die tiefe Lage und die Abmessungen unseres Ganges wider-
sprechen unbedingt der Annahme, dass wir es mit einem
VVassercanal zu thun haben. Der für die Ableitung des Re-
genwassers dienende Canal ist in der nördlichen Parodos noch
sehr gut erhalten und zeigt sowol andere Abmessungen als
auch eine andere Höhenlage. Die Breite unseres Ganges spricht
vielmehr deutlich genug dafür, dass er eine für Personen be-
nutzbare Verbindung zwischen zwei Teilen des Theaters ge-
bildet haben muss. Seine Höhe im Lichten ist zwar nicht ge-
nau festzustellen, weil nur die beiden unteren Quaderschichten
übrig geblieben sind ; der Unterschied zwischen dem Fussbo-
den der Orchestra und der Sohle des Ganges beträgt 2'", ist
also gross genug, um einen bequem begehbaren Tunnel anzu-
QUERMAÜER
l
ANTIKER BODEN
-.1
QUERMAUER
I
(anmcMiictO
legen. Der antike Name für den Gang und seine Treppen ist
meines Erachtens j^apwv.oi yXvj.rL-Kic, gewesen, die von PoUux
IV 127 fTonannt worden.
o
Den unterirdischen Verbindungsweg zwischen Skene und
76 W. DOERPFELD
Orchestra werden bei soeniscben Auffübrungen diejenigen
Scbauspieler benutzt babeii, wolebe in der iMitte dev Orcbe-
stra als aus der Erde kommend erscbeinen mussten. Wenn
z. B. in den Persern des Aiscbylos der Geist des Dareios bei
seinem Grabmal welcbes mitten in cbn' kreisrunden Orcliestra
erricbtet ^var (vgl. U.von Wilamowitz, Die Bübne des Aiscby-
los, Hermes XXI S. 608), zu erscbeinen batte, so musste
man früber bypotbetiscb gerade einen solcben unterirdiscben
Gang annebmen, wie er jetzt tbatsäcblicb gefunden ist. Auch
in den Eumeniden des Aiscbylos wird der Scbatten der Ivly-
taimestra in der Mitte der Orcbestra erschienen sein, woliin
der Scbauspieler am besten auf einem unserem Gange äbnli-
chen Verbind uno-sweoe üelan^en konnte. Ein besonders eutes
Beispiel liefert das Satyrdrama Sisypbos von Aiscbylos (Frag-
ment 227). Die Satyrn seben ihn Sisypbos, der aus der Un-
terwelt entlaufen ist, aus der Erde bervorkriecben und ver-
gleichen ihn mit einer Feldmaus oder einem Maulwurf (s.
Wecklein. Zu den Hiketiden, Sitzungsberichte der münchener
Akademie 1893, II S. 43 1).
Man wende cremen diese Erkläruni»; niclit ein. dass scenische
Vorojänore aus Stücken des Aischvlos nicbt zur b]rläuterung
von Einricbtungen der jüngeren griecbiscben Theater benutzt
werden dürfen. Denn die steinernen Tbeater des vierten und
dritten Jabrhnnderts sind selbstverständlich nach dem Vor-
bilde der älteren hölzernen Theater gebaut worden. Ausser-
dem ist gerade für Magnesia jetzt inscbriftlicb erwiesen, dass
dort noch in römiscber Zeit äbnlicbe Dramen aufgefidirt wur-
den, wie in Alben im fünften Jaiirbundert (vgl. O. Kern in
dem folgenden Aufsalze).
Allerdings lässt sich nicbt leugnen, dass der Gang auch zu
anderen Zwecken gedient baben kann, die uns nocb nicbt be-
kannt sind. Aber auf jeden Fall war er zu den crwäbnten
Geislerer-scbeinungen sebr gut benul/.i)ar, und wir brauchen
daber kein Bedenken zu Iraucii uiiscicii (laiiu zur iM'kiiiruiiii
des scenischen Vorganges in den genannten Dramtin zu ver-
>venden.
AUSGRABUNGEN IM TriEATER VON ütAÖNESIA AM MAIANDRÖS 77
Der wichtigste Teil unseres Theaters ist das Skenenge-
bäude; man kann nicht nur (liejenige Gestalt erkennen, wel-
che es beim letzten römisclien Umbau erhalten hat. sondern
auch noch den früheren Zustand in mehreren Stufen sei-
ner Entwickelung feststellen. Wir beginnen die Beschreibung
mit den ältesten Bauteilen.
Aus manchen Gründen dürfen die fünf nebeneinander lie-
genden Zimmer als der älteste Teil des Skenengebäudes be-
zeichnet werden. Zunächst sind die anderen Bauteile, wie an
Ort und Stelle deutlich zu sehen ist, erst später an diesen Kern
der Anlage angefügt ; sodann bestehen die Mauern aus Porös
uud ihre Fundamente aus grossen, wenig bearbeiteten Kalk-
steinen, eine Bauweise, die altertümlich genannt werden darf;
endlich kommen auch bei anderen Theatern, z. B. in Eretria
und Assos, als älteste Form der steinernen Skene mehrere ne-
ben einander liegende Gemächer vor. Obwol die Scheide-
mauern der einzelnen Räume zum Teil verschwunden sind,
ist ihr ehemaligesVorhandensein dadurch vollständig gesichert,
dass sich an den Stellen, wo die Wände gestanden hatten,
noch eine Sandschicht vorfand, welche als Unterlage des Fun-
damentes gedient hat. Solche Sandschüttungen kommen viel-
fach bei antiken Bauten vor, so z. B. beim Schatzhaus Nr. VII
in Olympia und beim Thersileion von Megalopolis.
Von den aufgehenden Wänden der Zimmer ist nur in dem
südlichen Baume ein grösseres Stück erhalten ; hier ist auch
noch eine Tliür vorhanden, welche die Orchestra mit der Skene
verband. In dem nördlichsten Baume darf symmetrisch dazu
eine zweite Thür ergänzt werden. Ob auch die übrigen Zim-
mer Thüren gehabt haben, ist nicht ohne weiteres sicher.
Zwar finden wir in den schon erwähnten ähnlichen Skenen
von Eretria und Assos an jedem Baume eine Thür, aber es
wäre immerhin denkbar, dass die drei mittleren Gemächer
entweder Stützenstelluni^en oder jjjrössere ÖlTnun^en nach der
Orchestra zu liatten. Dass ihre Vorderwand in der That an-
ders gebildet war, als die der beiden Eckräume, zeigt schon
der geringe Best, welcher von dem Fundament der Vorder-
78 \V. DÖERl>J*ELD
wand des zweiten Zimmers an seiner alten Stelle geblieben
und doppelt so breit ist als die übrigen Fundamente. Wenn
in dem reconstruirten Grundrisse vermutungweise die Vorder-
wand zurückijescboben und auf die hintere Hälfte des Funda-
ments gesetzt ist. so dass die Eckräume paraskenienartig vor-
treten, so ist das mit Rücksicht auf die älteren Skenen in Athen
und Eretria geschehen, welche von vorspringenden Paraskenien
eingefasst sind. Die vordere Hälfte des Fundaments bleibt bei
einer solchen Reconstruction für die Anbringung einer Decora-
tion, eines Proskenion, übrig.
Die erhaltenen Stücke der Wände und die noch vorhandene
Thürsch welle sind noch in einer anderen Hinsicht von gros-
ser Wichtigkeit. Sie lehren nämlich aufs Deutlichste, dass
der Fussboden im Inneren der Skene in der Höhe des Orche-
strabodens lag. Wie wichtig diese Thatsache für die Frage
nach der Gestaltung des Spielplatzes ist, braucht nicht beson-
ders hervorgehoben zu werden, denn sie schliesst die Möglich-
keit, ein niedriges Logeion zwischen Orchestra und Skene
zu errichten, vollständig aus. Wenn ein Logeion errichtet
wurde, musste es mindestens so hoch sein, dass man bequem
unter ihm durchgehen konnte, also mindestens 2,50™.
Die Höhe der Skene in ihrer ältesten Form ist nicht be-
kannt. Die bedeutende Wandstärke der Gemächer legt aber
die Vermutung nahe, dass der Bau schon damals zwei Stock-
werke hatte.
Zur Ermittelung der Erbauungszeit fehlen uns sichere An-
haltspunkte. Die Bauart der Mauern weist nur im allgemeinen
auf griechische Zeit hin. Wenn wir mit Judeich (Kleinasia-
tische Studien S. 43) die Gründung von Magnesia etwa ins
Jahr 400 setzen, kann die älteste Skene sehr wol im ersten
Jahrhundert des Bestehens der Stadt erbaut sein.
Der erste Umbau, welchen die Skene erfuhr, bestand
in der Hinzufi'igiing je eines schmalen Ganges oder Corridors
an ihren beiden Schmalseilen, in der Flucht der llinlerwand
der Skene waren sie mit je einer Thür abgeschlossen, welche
an dem südlichen Gang noch deutlich zu erkennen ist. Wie
AUSGRABUNGEN nl THEATER VON KtAGNESIA Akt MAIANDRÖS 79
die vordere Beendigung des Ganges gebildet war, lUsst sich
dagegen nicht mehr mit Sicherheit bestimmen, weil er jetzt
nach der Orchestra zu mit einer Marmorwand abschliesst, die
offenbar einem späteren Umbau des Theaters angehört. Man
darf aber annehmen, dass früher eine älinliche Wand aus Po-
rös hier war, welche in Marmor erneuert wurde, als die ge-
genüberliegende Stützmauer des Zuschauerraumes in diesem
Material neu aufgeführt wurde. Da die Marmorwand nur als
der seitliche Abschluss eines vor der Skene befindlichen Pro-
skenion zu erklären ist, dürfen wir auch für die Porosmauer
einen ähnlichen Zweck annehmen. Ich möchte vermuten, dass
das Proskenion hölzerne Säulen hatte, so lange die Seiten-
wände aus Porös bestanden, und dass die Säulen oder Halb-
säulen bei dem grossen Umbau in Marmor erneut wurden.
Die beiden seitlichen Gänge gestatteten den Schauspielern und
anderen Personen hinter die Decorationswand, also in das
Proskenion zu gelangen, ohne das Innere der Skene zu be-
treten.
Den Zweck der Gänge werden wir noch besser verstehen,
wenn wir einen weiteren Anbau betrachten, welcher vielleicht
gleichzeitig mit ihnen errichtet wurde. Die Skene erhielt näm-
lich nach hinten in der Länü;e der drei mittleren Zimmer einen
Anbau, welcher einen langen Saal bildete. Seine Längswand
öffnete sich mit drei grossen Bogenöffnungen nach aussen,
während die Seitenmauern geschlossen waren und als Stütz-
mauern für zwei steinerne Freitreppen dienten, auf welchen
man von den oben erwähnten Thüren zu dem oberen Stock-
werk der Skene gelangen konnte.
Diese Treppen bieten wichtige Anhaltspunkte für die Re-
construction des Skenengebäudes, denn sie zeigen nicht nur,
dass letzteres damals zwei Stockwerke geiiabt haben muss,
sondern gestalten auch seine Höhe mit einiger W ahrschein-
lichkeit zu bestimmen. Nehmen wir an, dass die Treppe kein
Podest enthielt, so muss sie mindestens 20 Stufen gehal)t und
eine Höhe von 4,GÜ"' erreicht haben. Bei der Annahme eines
Podestes verringert sich die Zahl der Stufen auf etwa IG und
§Ö W. DÖERPFELD
die Treppenhöhe auf 3,70"". Das Untergeschoss der Skene
miiss also mindestens eine Höhe von 3,50'" ü;ehaht liaben.
Hierzu passt sehr ^ut das Höhenmass, welches sich aus den
drei Bogen der Rückwand berechnen lässt.
Von diesen Bogen ist nämlieh der südlichste noch ganz er-
halten, der zweite steht noch zur Hälfte, während der dritte
ebenso total zerstört ist wie die nördliche Absclilusswand des
Anbaues. Da nun die Mauer mit dem Bogen noch jetzt eine
Höhe von 2,70'" hat, erbalten wir unter Zurechnung von etwa
0,30"" für die Höhe der Decke eine Stockvverkhöhe von min-
destens 3.00™.
Dieses Minimalmass des unteren Stockwerkes der Skene ist
massgebend für die Höhe des griechischen Proskenion, wel-
ches also mindestens 3'° hoch gew'esen sein muss; nach den
aus den Stufen der Steintreppe abgeleiteten Zahlen erhöht sich
dieses Mass auf 3,70 oder sogar 4,70'". Da nun Vitruv die
Proskenionhöhe zu 3,5(1"' angiebt. nnd die erhaltenen Theater
dasselbe Mass durchschnittlich zeigen, sind wir berechtigt in
unserem Theater dem griechischen Prosken ion eine Höhe von
etwa 3,50'" zu geben.
Durch die drei grossen Bogen war das Untergeschoss des
Anbaues als otTene Halle gekennzeichnet Das Obergeschoss
war dagegen durch die Treppen und schmalen Gänge mit dem
Raum hinter dem Proskenion und dem Inneren der Skene in
Verbindung gesetzt Die Schauspieler konnten also, ohne dass
sie vom Publikum gesehen wurden, aus der Skene in das
Oberi^eschoss und auf das Dach des Proskenion ü;elanij;en. Frei-
lieh hätte dieser Zweck durch eine im Inneren der Skene an-
gelegte Treppe bequemer erreicht werden können : wir müs-
sen daher annehmen, dass die seitlichen Gänge und die äus-
seren Treppen noch irgend eine Bestimmung hatten, welche
uns nicht bekannt ist.
Man könnte auf die Vermutung koinmen. dass das Unter-
geschoss des hinteren Anbaues mit seinen drei Bogen nur ein
monumentaler Eingang zu der Skene des Theaters sei, aber
einmal greift in den einen Bogen die Ecke eines anderen Ge-
AtJSr.RAnUNr.KN im THRATER von NfAGNESlA AM MAIANDROS M
bäudes liinoin. woldies srlioinhar nocli älter ist als der Anbau
(v*^!. die Beselireibunji' dieses Gebäudes am Schlüsse des
Aufsatzes) und ausserdem sind die Bogen dnrcbaus nielil ar-
cliitektonisel) ausgestattet; sie köniH'ii daher aiicli iiicni.ils eine
sichtbare Fassade gebildet haben.
Durch den ersten Umbau war also das Skenengebäude auf
allen vier Seiten mit Anbauten versehen worden ; vorne laii
ein Proskenion als Fassade der alten einfachen Skene, auf den
Seiten waren schmale Gänge als Fortsetzung des Proskenion
hinzugefiigt und hinten befand sich der Anhau mit den drei
Bogen und den steinernen Treppen.
Wann dieser erste Umbau erfolgte, wissen wir nicht genau,
er muss nur vor das zweite vorchristliche Jahrhundert gesetzt
werd(m, weil im Anfange dieses Jahrhunderts ein weilerer
Umbau des Theaters stattfand.
Dieser zweite Umbau bestand in der Erneuerunijr des
ganzen Zuchauerraumes und des Proskenion in Marmor; die
ehemals an den Ecken des Zuschauerraumes aufgestellten In-
Schrift- Basen erlauben ihn zu datiren (vgl. oben S. 5 IT.).
Nachdem die eine Seitenwand der Parodoi, die Stützmauer
der Sitzreihen, in Marmor erneuert war. konnte die andere
nicht in Porös stehen bleiben, sondern wurde in ihrer ganzen
Länge, also einschliesslich der Säulenstellung des Proskenion.
in Marmor neu aufgebaut. N'on diesen Säulen sind keine Fun-
damente gefunden; da aber die Mauern beiderseits nach der
Skene zu in Pfeilern endeten, deren ehemaliges Vorhandensein
gesichert ist, braucht man kein Bedenken zu tragen, Säulen
in der Weise zu ergänzen, wie es in dem griechischen Grund-
risse (Taf. 2) geschehen ist. Ihre Zahl ist freilich unbekannt.
Ihre Höhe darf ebenso gross angenommen werden wie die
der älteren Säulen und wie das untere Stockwerk der Skene,
also zu etwa 3,50'". Säulentrommeln, welche diesem Proske-
nion zugeteilt werden könnten, sind nicht gefunden worden;
mehrere Trommeln, welche neben den beiden Seileniiänuen
ausgegraben wurden, haben einen zu grossen Durchmesser
(O,')!'"), als da.ss sie in P^elraehl kommen lv("mnlen. Auch zu-
ATHEN. MITTHEILUNGEN .\1\. (j
8?
\v. DdicRprKi.n
gehörige Gcbiilksliieke haben sich niclit gefunden. Dagegen
ist ein Antenkapitcll zum \'oischein gekommen, welches nach
seinen Massen selii' wol zu dem sinilielien l']ck|)feiler gehört
haben kann. Die Bi'eile noii ()..'!()'" sielil mit (h'r M(")lie dos
Proskenion im Kinkhmg.
Zu den beiden slumpl'winkligen I^^cken der Seitengänge ge-
hören ferner zwei Gesimse, weiche in der Nähe der beiden
Ecken lagen und von denen eines nachstehend abgebildet ist.
Ihre Zuo:ehr)rii'keit zu den beiden l^^cken wiirde man in Zweifel
ziehen können, weil die beiden Schenkel des A\inkels an dem
Gesimsstück dieselbe Breite, an den beiden Mauern aber ver-
schiedene Breiten masse haben, wenn nicht die h^indorte und
die Übereinstimmung der Winkel diesem Zweifel die Berech-
tigung entzögen. Gehören die Gesimse wirklich zu den bei-
den Ecken, so lehren sie uns die wichtiijfe Tiiatsache. dass die
c
beiden Seilen";änt>e an den kurzen Seiten des Skeneni2;ebäudes
nicht überdeckt waren, sondern unter freiem Himmel lagen,
denn die Gesimse sind beideiseiis mit denselben Profilen ver-
sehen, welche nur /um äusseren Abschlüsse einer Wand pas-
sen. Da es mir aber sehr unwahrscheinlich vorkommt, dass
jene Gänge und damit auch die seitliclien Abschlüsse des
Proskenion ohne Dach waren, muss die Möglichkeit offen blei-
ben, dass die Gesimsstücke noch an eine andere Ecke gehö-
ren. Eine solche weiss ich allerdings nicht anzugeben.
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON NfAf.NESIA ANf MAlANDROS 83
Bei (üpsom zwfiten Umbau wird aiu-li din Orchestra dieje-
nige Gestalt erhalten liahen, welclie wir oben als die griechi-
sche schilderten. Ein etwa 1,50'" breiter, um eine Stufe ver-
tiefter Umgang umgab die kreisrunde Orchestra. Diese hatte
demnach einen Durchmesser von etwa 18,30'" und besass ver-
mutlich einen einfachen Erdfussboden.
Ob damals der unterirdische Verbindungsgang zwi-
scben dem Skenengebäude und der Mitte der Orchestra noch
bestand, ist nicht sicher, ich vermute, dass er einige Zeit
vor dem letzten Umbau als überflüssig abgebrochen worden
ist, weil sich sonst nicht erklärt, weshalb die Römer nicht
den alten Gang benutzten, sondern einen neuen an derselben
Stelle erbauten.
Einen letzten Umbau hat das Theater in spätrömischer
Zeit erfahren. Der genaue Zeitpunkt lässt sich leider nicht
bestimmen. Die rohe Bauweise und die Verwendung römi-
scher Inschriftsteine als Baumaterial führt uns in eine sehr
junge lilpoche. Die hellenistische Theatereinrichtung, wie sie
vorher beschrieben wurde, wird also wol einige Jahrhunderte
hindurch bestanden haben.
Der Umbau umfasste im \A'esentlichen nur die hellenisti-
sche Orchestra und das Proskenion. Der Zuschauerraum und
das Skenengebäude blieben ziemlich unverändert. Von der
Orchestra wurde ein grosses Stück abgeschnitten und zu
einer erhöhten Bühne, einem Logeion, hergerichtet. 29 Säu-
len (es werden urspünglich 30 gewesen sein) wurden in drei
Reihen von je zehn vor der Skene aufgestellt und nach der
Orchestra mit einer Wand abi-eschlossen. Zu den Säulen sind
c
die verschiedenartigsten Stützen, Säulen und Basen genom-
men worden, von denen keine einzige für ihren jetzigen Auf-
stellungsort besonders hergestellt war. Bemerkenswert sind
unter ihnen : 1 . mehrere Trommeln dorischer Säulen aus Kalk-
stein, welclie man dem älteren Proskenion zuschreiben möchte,
wenn nicht das vorrömische Proskenion aus Marmor bestan-
den hätte. Sie werden daher zu einem anderen Gebäude gehö-
ren. 2. Statuenbasen, auf welchen einst Inschriften standen,
84 W. DOERPF'ELÜ
die aber jetzt ausgemeisselt sind ; nur liei einer runden Basis
ist noch ein Teil der Inschrift (oben S. 31 Nr. '25) erhalten
geblieben. Da letztere von F. Uiiler von Gärtringen ins zweite
nachchristliche Jahrhundert i;eselzt wird, muss das Logeion
jiini^er sein, als dieser Zeitpunkt. An mehreren Säulen be-
finden sich Grafitti, vgl. oben S. 49 Nr. 56-58. Einer von
ihnen ist so tief unten an der Säule angebracht, dass er
schwerlich aus der Zeit der Verwendung der Säule als Stütze
des Logeion. sondern aus einer Zeit stammen muss. als die
Säule noch zu einem anderen Gebäude gehörte.
Ebenso unregelmässig ist die vordere Abschlusswand des
Loijjeion hergestellt, denn sie enthält alle möglichen Bausteine,
die mit Kalkmörtel zusammengefügt sind. Da sich auch unter
ihnen mehrere inschriftfragmente (z. B. ein Fragment der
Tholos-Inschrift S. 46) befinden, kann die späte Erhauungs-
zeit des «anzen Loij;eion nicht zweifelhaft sein.
Die Vorderwand enthielt drei Thüren, eine in der Mitte
und zwei an den beiden Enden. Da ihre Schwellen noch er-
halten sind, lässt sich die Breite der Thüren messen, ihre
Höhe aber nicht. Neben der mittleren Thüre scheint eine zwei-
armige Treppe vorhanden ge\\esen zu sein, auf welcher man
zu dem oberen Podium hinaufsteigen konnte. Ihre Beste sind
zwar nur gering und bestehen, wie der Grundriss Taf. 1 zeigt,
nur aus einigen Steinen ; sie genügen aber, um der Treppe
diejenige Form zu geben, die sie auf dem ergänzten römischen
Grundrisse (Taf. 2 unten) hat.
Der Höhenunterschied zwischen dem Fiissboden der Or-
chestra und dem oberen Podium über den Säulen ist zwar
nicht ganz genau, aber innerhalb enger Grenzen zu bestim-
men. Erstens ist eine der Säulen noch jetzt zwei Meter hoch
erhalten; da über ihr Balken und Decke gelegen haben müs-
sen, betrug die Gesamthöhe des Podiums mindestens 2,30'".
Zweitens können aucli die Thüren der Vorderwand nicht viel
unter 2'" Höhe gehabt haben, weil sonst eine bequeme Be-
nutzung derselben nicht möglich war. Drittens gewinnen wir
aus den später zu besprechenden rampenartigen Zugängen
AUSGRABUNGEN IM THKATEH VON MAGNESIA AM MAIANDHOS 85
zum [>op;oion fast dasselbe Mass. niimlicb etwa ^.^S"". Als Mi-
niiiiiiiii der Höhe (liiif'cn wir (leniriach ^.^o'", als Maximum
2,50'" ansetzen. Viw die Treppe an der Vorderseite ergiebt
sieb daraus die ZabI von 11 bis 12 Stufen.
Dureb die I^rbauimg des Logeion waren die beiden alten
Seitenein2;änü;e zum Tbeater. die beiden i^arodoi, absescbnit-
ten worden. An ibrer Stelle erbaute man rampenfÖrmige Zu-
gänge zu dem oberen Podium. Die scliräg ansteigenden Linien
dieser Ramj)en sind an beiden Stützmauern des Zuscbauer-
raumes nocb gut zu seben und auf Taf, 3 deutlicb zu erken-
nen. Der Fortfall der directen Zugänge zu der Orchestra und
damit zum Zuscbauerraume wäre unzulässig gewesen, wenn
nicht die grossen , schon oben beschriebenen Zugangstrep-
pen in den beiden Stützmauern vorbanden gewesen wiiren.
Man könnte daher aid* die N'ei'mulunü; kommen, dass die Zu-
gänge erst in dieser l^pocbe angelegt seien; denn erst damals
wurden sie unbedingt nötig, während sie früher ziemlich
übernüssii»' waren. Allein der «-rosse Unterschied zwischen
der guten Bauweise der Treppen und der liederlichen des Po-
diums schliesst diese Annahme vollständig aus.
Die ursprüngliche lliibe des unteren Stockwerkes des Ske-
nengebäudes hatten wir oben zu etwa 3,50'" bestimmt. Da
nun das spätrömische i^ogeion eine Höhe von nur etwa 2,50'"
gehabt hat, so muss, falls das Skenengebäude nicht gänzlich
umgebaut worden ist, eine Treppe von dem Podium in das
Obergfschoss der Skene führen. I^^ine solche Treppe würde
bei der Anlage der Thüren in der Rückwand über dem Po-
dium sehr hinderlich gewesen sein, und daher war vermut-
lich mit der Lrbauun<j; des Loi>eion eine Veränderun«:; der
Stoekwerkhr)hen der Skene verbunden. Jedenfalls ist die \'or-
derwand der lelzlereii. die scumr frons. damals verändert
und dem damaligiMi Gebraueh enls[)rechen(l mit einer ivichen
Arcdiiteklur gesehunickl woidcii. Nielcilci Sliicke dieses Pi'o-
skeuiou lagen bei den Ausgrabuiii;eu zwischen den Säulen des
i>()gei((n undier. hiS bcrmden sitdi darunter \i'rkr()pl'tt! (jesinis-
slücke wie das S. i^ü dargestellte, welches wegen der zwi-
86
w. nor.uPFF.LD
sehen den Consolen aiisp;earbeitetcn Ornamente bemerkens-
wert ist. Wir sehen nämlicli an der einen l^cke die Mondsichel
mit einem Sterne, die bekanntlich in der aUcn und neuen
Ornamentik des Orients eine grosse Rolle spielt.
Wie dieser architektonische Schmuck des Proskenion ver-
teilt war, wie \iele Thüren die Vorderwand der Skene halte
und bis zu welcher Höhe sie hinaufreichte, wissen wir nicht,
weil kein Stein von dem oberen Teile der Wand an seiner al-
ten Seile geblieben ist und auch die gefundenen Bauglieder
keine sicheren Anhaltspunkte zur Reconstruction liefern. Als
Fundament für die Säulen des Proskenion scheint der vordere
Teil des ältesten Fundamentes der scauue frons benutzt wor-
den zu sein ; jedenfalls war er dazu sehr geeignet.
Wir haben das vor der Skene liegende Podium bisher ohne
weiteres Logeion genannt. Ist diese Bezeichnung richtig?
Oder ist das Podium nicht vielmehr ein Proskenion gewesen?
Bei der Besprechung der Reste des Theaters von Tralles
(vgl. diese Zeitschrift 1893 S. 409) mussten wir uns dieselbe
Frage vorlegen. Wir entschieden uns dort für ein Proskenion,
weil die Höhe und Breite des Vorbaues für AutTiiiirunü-en
o
ausserordentlich ungünstig waren. In Magnesia liegen die
Verhältnisse aber anders. Die Höhe des Vorbaues ist nicht so
gross wie in Tralles, obwol sie das von Vitruv für das römi-
AUSGRABUNGEN IM THEATER VON MAGNESIA AM MAIANDROS 87
sehe Logeion angegebene Mass um ein bedeutendes Stück
übersteigt. Nacb Vitriiv soll das Logeion nätnlicb nicht liöher
gemacht werden dürfen als 5 Fuss. während unser Vorbau
mindestens 7-8 Fuss lioch war. In Tralles betrug die Höhe
etwa iO Fuss, entsprach also demjenigen Masse, welches Vi-
truv für das griechische Prosken ion vorschreibt. In den Thea-
tern Kleinasiens scheint jedoch die vitruvische Vorschrift oft
überschritten zu sein, so beträgt z. B. im Theater von Ter-
messos die I^ogeionhöhe 2,40'", entspricht also genau derjeni-
gen unseres Theaters in Magnesia. Allerdings ist weder für
Termessos noch für die übrigen hier in Betracht kommenden
Theater der Höhenunterschied zwischen der untersten Sitzstufe
und der Orchestra bekannt. Ist dieses Mass beträchtlich, so
wird der Unterschied zwischen der Augenhr)he der untersten
Zuschauer und dem Fussboden des Logeion ebenso klein oder
sogar noch geringer als bei Vitruv vorgeschrieben wird. In
unserem Theater hat in römischer Zeit möglicher Weise die
unterste Sitzreihe nicht mehr bestanden, wodurch jene Diffe-
renz wesentlich verrinij-ert wird.
Wenn man nun erwägt, dass der Säulenbau zunächst ge-
nau die Stelle einnimmt, welche im athenischen Theater das
Logeion des Phaidros hat, dass er ferner nicht höher ist als
die Logeien anderer Theater Kleinasiens, dass weiter die Trep-
pe zur Verbindung der Orchestra mit dem J.ogeion durch Be-
ste gesichert ist, und dass endlich zahlreiche Baustücke der als
Proskenion zu bezeichnenden Säulenwand gefunden sind, wel-
che oberhall) des Podiums die Skenenwand schmückten, so
wird man nicht Z()gern, in dem Podium die nimische Bühne
zu erkennen.
Wie der Fussboden der Bühne gebildet war. ist nicht be-
kannt; vermutlich lagen über den erhaltenen steinernen Säu-
len h()lzerne Balken, welche einen gedielten Boden trugen.
iM()gliclier Weise war der letztere mit einem Estrich über-
deckt, weil ein Holzboden sieh IVir ein unbedecktes Theater
sehr wenig eignete.
|)ie drei Tliiiren, welche in i\vi- Xorderwiiiid der Buhne
88 W. DOKHl'FKLI)
nacliiiewiesen sind, entsprechen den Tluiren, welche hei an-
ih'ivn i'itniischen I.ojj;eien an dersclhcii SlcHc xorlvoninien, wie
z. H. in den Theatern von l'^phesos und 'l'ermessos. Sie wer-
den denselhen Zweck ij,tdial)l hahen. wie die Thüren in ih^n
Brüstnniisniauern (h-r Arenen, niinilieh als Zniiani;- znr Ür-
chesU'a zn dienen IVir filadialoren nnd andere Techniten,^vel-
che in der als Ai-ena dienenden Orchestra ihre AuiTührungen
veranstalteten.
In noch spiiterei' Zeit scheinen diese Thiiren oder wenit!;stens
einii!;e von ihnen zni>;ernanerl worden zn sein. \ov der südli-
chen wurde damals die i^asis niit dem Slandhilde des Ana-
xenor (vj^l. ohen S. 1 'i ) auriiesteUt. wehdie IVidier jedenfalls
einen anderen Platz gehabt halte.
Besonders bemerkenswert sind noch die beiden Rampen,
welche an Stelle der tVüheren Parodoi an^elei-t waren und
zum Logeion liinaufTidirten. Sie werden soweit die Schau-
spieler in Betracht kamen, denselben Zweck erfüllt haben,
wie früher die Parodoi. Alle Schauspieler, welche nicht aus
dem die Bück wand bildenden Hause herauszukommen hatten,
sondern aus der Stadt oder der Fremde kamen, werden auf
den llamnen zum Lou'eion hiiuiufü;estie"en sein. Ob diese oben
mit Thüren abgeschlossen waren, ist zwar nicht sicher, darf
aber vermutet werden , weil Fundamente für einen solchen
Ahschluss vorhanden sind. Die Zuschauer konnten nach Fr-
baiuiiiii des Logeion allerdings nicht mehr wie in griechischer
Zeit über den Spielplatz der Schauspieler zu ihren Sitzen ge-
hen, denn sie hätten erst zum Logeion hinaufsteigen und
dann wieder zur Orchestra hinabgehen müssen. Aber sie
brauchten auch die Parodoi nicht mehr zu benutzen, weil ih-
nen die beiden breiten Treppen in den Stützmauern als be-
queme Zugänge zur Wrfügung standen. Da diese '{'reppen,
wie wir oben sahen, schon in griechischer Zeit vorhanden
v\aren und daher sicherlich schon damals viel benutzt wur-
den, hat die Frbauuiig di's Ldgeiou und der Fortfall der Pa-
rodoi keine grosse Veränderung in den Zugängen für das I*u-
blikum hei'beigeführt.
AUSGRABUNGEN IM THEATDK VON MAGNESIA AM MAIANDROS 89
Die früheren Thüren in den Parodoi wiirrlen bei Anlage der
Kampen ah^ehroL-lien, aber vielleicht am l'\isse der Kampen
wieder errichtet, wenigstens sind dort an den Ecken des Ske-
nengebäuch's die Schwellen von Thoren und an den marmor-
nen Stützmauern Löcher zur Befestigung der Thorpfeiler vor-
handen.
Damit di»; i^amj)en nicht zu steil würden, ist der Fussbo-
den schon ausserhalb des Skenengebäudes beträchtlich erhöht
und gleichzeitig mit Steinplatten gepflastert worden, in den
Durchschnitten auf Tai*. 3 sind beide Fussböden. der niedri-
gere griechische und der höher gelegene römische gut zu er-
kennen. In I^\jlge i\vv l^rhöhung des Fussbodens wui'den die
untersten Stufen der südlicdien, für die Zuschauer bestimmten
Treppe und der unterste To\\ der zugelKU'igen Fingangslhi'ir
vei'dcckt und verschwanden unter dem späteren Marmoi'plla-
sler. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, ist diese
Thatsache ein sicheres Ar";ument dafüi'. dass die Ziisjän^e in
den Stützmauern und die zum ersten Diazoma führenden Trej)-
pen nicht erst bei l*]rrichtung des Logeion angelegt sind, son-
dern der griechischen Fpoclie ihre Fnlstehung verdanken (vgl.
oben S. i>5). Fs maü; hier noch aiisdnicklicli anueneben wer-
den, dass die beiden Kampen in der Keconstruction des rö-
mischen Grundi'isses auf Tat*. 2 wie Treppen gezeichnet sind,
weil die Steiiiun<j; des \Veü;es nicht sjut anders veranschaulicht
wei'den konnte.
Die F pochen, welche wir in der Entwickelung des Thea-
ters von Magnesia unIcM'scheiden konnten, sind demnach fol-
gende :
1. In griechischer Zeit, vielleicht im vierten .lahrhundcrl.
umfasste das Theater eine kreisförmige Orchestra und ein aus
t*ünf Zimmern bestehendes festes Skenen^bäude : die Vorder-
wand der drei mittleren Zimmer konnte mit einer beweglichen
Dekoration verdeckt werden. Aus dem Inneren der Skene
f*ührte ein unterirdischer (iang zu der Mitte dtM- Orcheslra. W ie
der Zuschauerraum damals gestaltet war, ist niclil zu bcslim-
90 vv. DOEnPFEi.n
men. Schauspieler und Chor traten in der Orchestra vor der
Skene auf.
2. Nicht viel später wurde die Skene mit Anl)autcn verse-
hen. Hinten wurde ein doppelgeschossiger l^au mit zwei i^ros-
sen Steintreppen angefügt: auf beiden Seiten errichtete uuui
Corridore. \velche vorne als Paraskenien vorsprangen luid
zwischen denen ein hölzernes Proskenion aufgeschlagen wer-
den konnte.
3. Im Anfange des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts
fand ein Umbau des Theaters in Marmor statt. Die Skene
blieb wahrscheinlich unverändert, während das Proskenion und
namentlich der ganze Zuschauerraum in Marmor neu aufge-
führt wurde. Die Orchestra blieb kreisförmig und war noch
immer der Spielplatz für alle Aufführungen. Ob damals der
unterirdische Gang noch bestand und im Gebrauch war, ist
nicht sicher.
4. Mehrere Jahrhunderte später erfolgte eine wesentliche
Umänderung. Die Orchestra wurde in zwei Teile von ver-
schiedener H()lie treteilt, indem vor der Skene, deren Fas-
sade nach römischer Weise mit Säulen ausgestattet wurde,
ein erhöhtes Logeion erbaut, und der andere Teil als Arena
oder Konistra hergerichtet wurde. Der Zuschauerraum blieb
unverändert; h()chstens können die unteren Sessel in Fort-
fall gekommen sein.
Die Zerstörunij; des Theaters darf man vci-mutuni-sweise
um das Jahr 263 nach Chr. ansetzen, also um die Zeit, in
welcher auch der berühmte Artemis-Tempel in h]phesos durch
die Gothen zerstört wurde. Denn in einem Gang des Skenen-
gebäudes ist ein Fund von 58 Denaren gemacht worden, wel-
che bis zum Kaiser Gallienus herabreichen '. Die Münzen wer-
den entweder bei der Zerstörung des Theaters unter den Schutt
' Nacli den Aiiüjahen von V. Ilillcr von G/iiliiiifjcn onlliioll der Miiii/.fiind
fülgcndo Denare von selir scIilcciiU!!' iinlcrNverli^'cr fräj^'unir: Eia^Mlialiis
(218-2-J2) 1 Sn'ick, (lordianus (2:18-244) 22. IMiilippus Aial)s (244-249) 12,
Pliilippus Solin 2, Olacilia Severa (Fiau dos ]'liili|i|iiis Arnlis) 4, Traianiis
pecius (249-2bl) 5, llerenniub Klnisciis (251) 1, Eliuscilla ( Frau des Decius)
AUSGRABUNGEM IM THEATEFt VON MAGNESIA AM MAIANDROS 91
gokommen oder vor der Ankunft der Gothen verborf?en und
später vergessen worden sein.
Im Anscliluss an das Theater mögen noch einige Worte
demjenigen Gebäude gewidmet sein, dessen Keste neben dem
Theater ebenfalls von F. Hiller von Gärtringen ausgegraben
worden sind. Man hat es kurz Nordwest bau ürenannt. Sein
o
Grundriss wird durch die nachstehende Abbildung veranschau-
licht; seine Lage zum Theater ergiebt sich aus dem Grund-
risse auf Taf. 1 , wo die eine an das Skenengebäude anstossende
Ecke mit dargestellt ist.
Der Bau besteht aus einem grossen Säle, dessen Wände mit
vortretenden Säulen geschmückt sind, und mehreren Zim-
mern, von denen nur eines mit dem Säle in dii'ecter Verbin-
dung steht, während die anderen von Aussen zugäuiilich sind.
Seine späte Erbauungszeit ist auf den ersten Blick zu erken-
nen, denn seine Säulen sind verschiedenen älteren Gebäuden
1, Hoslilianus (Sohn des Decius) 1, Aeiiiiliaaus (253-25i) 1, Trcbüiiiaiiiis
Gallus (261-251) 3, Vulusiauus (252-254) 3 und Gallieiius (253-268) nur
2 Slück.
Ö2 W. nOERPFELD, THliATKU VON MAfiNIiSlA AM MAIANDROS
onfnommon. Bei i^enaiieror BolraclitiinLi; sfhoidon sicli aber
eiuiiie Hauteile aus, welelio allerer /eil enlslaiiHuen. In dem
Grundrisse sind sie durch eine kreuzweise Schranirung; kennt-
lieh gemaclil. /u ihnen i;eli()ren die südliche und üstliclie
Aussenwand und zwei Stiitzen in der nordwestlichen b'cke de?
Gebäudes. \'on den letzteren ist die eine aus zwei llalhsäulen
und einem (juadratisclien Pfeiler zusammen^^esetzt, die andere
eine einfache runde Säule; sie sjehörten zu einem atriumähn-
liehen Hofe, welcher vordem späteren Umbau das Innere des
Gebäudes einnahm. Die Gestalt dieses Hofes lässt sich ver-
mutungsweise so ergänzen, wie es in der Zeichnung mit punk-
tirlen Linien geschehen ist.
Die südöstliche l^^ke des älteren Baues greift in den süd-
lichen Bof»;en des hinteren Anbaues der Skene etwas hin-
ein und ist bei der Errichtung dieses Anbaues schräg abge-
schnitten worden, wie aus dem Grundrisse Taf. 1 zu ersehen
ist. Da die Boo;en noch in vorriHnischer Zeit entstanden sind,
muss demnach unser Bau noch der griechischen Epoche an-
gehören.
Der Zweck des Baues ist weder für die griechische noch
für die römische Zeit bekannt. Wegen seiner Nähe zum
Theater möchte man an irgend eint; Bestimmung denken,
die mit den Aufführungen im Theater oder mit dem Diony-
sos-Cult zusammenhängt; allein die abweichende Orientirung
widerspricht einem inneren Zusammenhang mit dem Theater.
Auch die im inneren gefunden Sculpturen und Inschriften,
unter denen najn<'nllich der oben (S. 54 fl'.) b('sj)r()cliene ller-
mes Tychon bemerkenswert ist, ergeben nichts Sicheres für
seine Bestimmung.
Athen, Januar 189'«.
WILIIKLM noiIITELD.
'<>»4^:j^^'<i~
TIIEATEIÜNSCHRIFTEN VON DER AGORA IN MAGNESIA
AM MAIANDROS
( Ilici/u Tafel V)
In denselben Mittheilungen, welche über die ^on Ililler
von Gärlrini^cn im Theater von Magnesia unlcrnomme-
nen Ausgrabungen Psachricht bringen, wird die N'eröfTent-
lichung einer Heihe von Inschriften willkommen sein, die
sich auf die in diesem Theater stattgehabten AullVihrungen
beziehen. Abgesehen von dem bereits von A. E. Kondoleon,
'A^tv/.^o-'Ji u.'.y.pa'itavai d-'.yfacpai I S. 1 1 Nr. 17 publicirten
Fragment einer Agonalinschril't (siehe oben S. 33 Nr. 3'2 )
sind im l'heater selbst keine Inschriften gefunden worden,
welche den musischen A^on betrett'en. der ein wichli";er Teil
des in Magnesia begangenen Artemisfestes gewesen ist. Die
hier folgenden Inschriften stehen sämtlich auf den dorischen
Architraven der Hallen, welche die Agora, den Festplatz für
die der Artemis Leukophryene gefeierten Spiele, umgeben.
und zwar stammen sie von der Südwestecke, einer Stelle, die
als Durchgang zu dem westlichen Teile der Stadt durch ihren
architektonischen Schmuck und ihre Inschriften besonders
ausgezeicbnct ist. Sie sind im Frühjahr li^92 bei den von C.
llumann im Auftrage der K. preussischen Museen geleiteten
Ausgrabungen gefunden.
Es sind zwei Heihen zu unterscheiden, die Inschriften der
Westseite und die der Südseite. Diese Scheidung war zu-
nächst durch die Fundthatsachen begründet; die archite-
ktonische Untersuchung durch H. Heyne und epigraphische
lu'wägungen haben sie dann später noch bestätigt, sodass
auch solehe Stücke, deren Fundort zu keinem Schlüsse be-
rechtigte, einer der beiden Heihen mit Sicherheit zugespro-
chen werden konnten. Zu beachten ist vom epigraphischen
Standpunkte die Thalsache. dass auf den InschrilhMi der West-
94 0. KERN
Seite (Reihe .1) das Q. die übliche Gestalt hat, während auf
denen der Südseite ( Reihe /j?) immer ;o; ersclieint, eine Form,
die ich zur Zeit nur noch auf anderen luschriflen aus Mai>;ne-
sia nachweisen kann. Ferner greifen hei .1 die Insciirirten
niemals von einem Architravhlock auf den anderen üher.wiih-
rend das bei B der Fall ist.
Soweit ich die Geschichte der Entwickekuiiij der Schrift in
Magnesia heute überschaue, muss ich — übrigens ^anz im
Einverständnisse mit Hiller — die Reihe A in die erste ilälfte
des ersten vorchristlichen Jahrhunderts setzen, halte sie also
für etwas älter als die von Hiller oben S. 14 Nr. 5 mitge-
teilte Anaxenorinschrift, für welche Strabons Bericht die ge-
naue üatiruno; siebt. Die Schriftdenkmäler anderer Städte
zur Vergleich uno; heranzuziehen ist nicht erlaubt: denn in
Kleinasien hat jede gn'jssere Stadt ihre eigene Schriftentwicke-
luno; durchoemacht, und "erade in Maanesia ist der Gano; der-
selben ein schnellerer gewesen als z. B. in Pergamon, wo man
namentlich in der Königszeit an den alten überkommenen For-
men zäh festgehalten hat. Erst an anderem Orte, wenn die
Durcharbeitung des reichen, in Magnesia gefundenen Inschrif-
tenmaterials gelungen ist, kann ich dafür die weiteren Belege
bringen. Für dieses Mal muss die Verweisung auf die Ana-
xenorbasis genügen.
In dieselbe Zeit oder wenige Jahre später wird man die
Reihe B setzen können. Doch erwarte ich hier, namentlich
über die Form :o: von Anderen Belehrung. Zwei Inschriften,
welche dieselbe Gestalt des Omei>a zeigen, und die sich auch
auf den Agon beziehen, seien hier sogleich erwähnt. Die erste
steht auf einer runden Basis und gilt dem Wagensieg eines
gewissen Athenagoras : ö Sv^f/o? | 'AOrjvayopav Ux^.y.iwo'j \ w/.-!)-
cavTa Ta 'Pwjxata | apaaxt TeXeicot. Die andere steht auf einem
mit Guirlanden und I)ukranien geschmückten Allar, der in
einem der im Süden der Agora behndlichen Gemächer gefun-
den ist : ÖEü.i'jajv 'A7ro>.>.(ovto'j x.al 6 uiö; aüroO NiJ^avwp 7rpo£f^p6u-
<7avT6<; ( Tov [xr^va tov Zaicicova xöv 67;i KXsaivou t7)v eaxiav äve-
Ovi/cxv.
theaterinschrikten von nF-:R aoora in Magnesia am maiandros Oo
Die Ansicht, dass beide Inschriftreihen in das erste vor-
christliche Jahrhundert gehören, wird auch dadurch noch be-
kräftigt, dass das Iota adscriptam bald gesetzt bald wegge-
lassen wird'. Um dies deutlich zu machen, habe ich in der
Umsciirift (bis Iota adscri/Jtitni aucli stets als adscriptam
wiedergegeben-^. Die epigraphischen Texte sind auf Taf. 5
zusammengestellt.
Reihe A. (Westseite).
1. Gefunden Anfang April 1892. Aus zwei Stücken, wel-
che einen 2,48'" langen Architravblock ergeben, zusammen-
gesetzt. Die Buchstabenhöhe beträgt 0,Ü25 ; der Zeilenabstand
etwa 0,025-0,03. Die Höhe sämtlicher Architrave ist 0,39'".
2. Gefunden Anfang Mai 1892 wenig südlich von 1. Eben-
falls aus zwei Stücken zusammengesetzt. Länge des Architravs
2,48. Die Inschrift ist von anderer Hand als A 1 eingemeisselt ;
das Q ist unten immer geschlossen. Buchstabenhöhe 0,025,
Zeilenabstand 0,01-0,02.
Reihe B. (Südseite).
1. 2. Zwei Architravblöcke , die an einander anpassen;
1. lang etwa 2,03'"; 2. lang etwa 2,5o; rechts gebrochen.
Buchstabenh()he 0,03 ; Zeilenabstand 0,02-0,025.
3. Gcrunden Ende März 1892. Rechts ist die Inschrift durch
eine spätere I']inarheitung verstümmelt. Länge des Blocks:
2,05. Buchstabenhöhe 0,03, Zeilenabstand 0,02-0.025.
'i. Frai;m('nl. bercils i*]nde Dezember 1891 ü;el'unden. Breit
0,41. Links Anschlusslläclie, rechts gebrochen. Buchslaben-
höhe etwa 0,03; Zeilenabstand 0,025.
' Das sliininl gut zu Slral)üns BciiuMkuiiLr iilx-r die Anaxoiiorinschrifl,
siehe ul)en S. lü.
2 Auch in der Art der Ai)fassuni; (Um- Verzeichnisse sind l<U'ine Unter-
schiede vorhaiideu, die Jeder leicht eriveuneu wird.
96 <^ KERN
(] . B r u c li s t ii c k 0 , d i o nicht n ä li e r b o s t i in ni t
Nv erden k () n n v n.
1. FraiiMient. nllseitig ü;ebrochen ; oben sind noeli Uesle
der TmplVn orlmllcn. Breit, 0.1*), liocb 0,11, diek 0.07'".
V A N h
' O 0 E
•2. Brucbstüek, hoch 0.43, breit 0,34, dick etwa 0, 1 T)'".
Die ZuseluM'iokeit zu (Umi .Vrcliitravinscbrif'ten ist sicher.
NT
n o
3. Allsoitio; ijebrochenes Fragment, hocli 0,14, breit 0.1 3.
Biichslabenli()he 0,02 ; Zeilenabstand 0,03. Im Westen gebin-
den, scheint aucli nacli den Biichslabenformen zur westlichen
Reihe zu gehören.
I 2 T A I N
. A I A O Z
'». Frasment, allseitig üfebrochen. Breit 0,.')8, hoch etwa
0.10. \'on Buchstabenresten ist nur erhalten ein einziges
Darnach freier Baum.
5. Fragment; links und unten gebroiihen. Breit 0.31,
bocli 0.18.
O Y
Reihe A. (Westseite)
1 . ^TE'py.v/i'popo'jvTO? 'ATTo'XAoScöpo'j, aycovoOsTOuvTcov Euav^pi^o'j
ro'j E'jav^piSo'j, MavSpo^cüpo-j | toö KXeaivou, 'A7:o>.>>o^o)po'j toG
A£OVT£w; oi^£ evi/.(i)v tov äyöjvot T(iv 'Pwixatcov TZovr,TOt.[ x.aivcjv (^pa-
w,&T(jiV I T^<ayo)i(hojy' \ ÖsoSwpo? A'.ovjcrio'j öpÄaaTi 'EpjjMÖvY)t, I
ü~c/.c'.Tr,; 'A-OA/.töv'.o; 'A7;0AAO)vio'j | Ko)iio)dio)V \ M'OTpoSwpo? 'A-
THEATEHINSGHRIFTEN VON DKR AGORA IN MAGNESIA AM MAIANDROS 97
I MiV/iTto? I Iuzvf(oy \ BsöSwpo; Aiovucto'j SpzaaT'. 0'jT7;t.
2. SrecpavTo^opouvTO? Swxpaxo'j?, aYwvoOexouvTCJv A'.ayopo'j xoO
ATjaYiTpio'j, I AiovuTap^'^O'j to'j Aäa-covo;, rspovriSou to'j Fepov-ri-
So'j o't'Se sviy.cov tov äycjva | tcöv 'Pwaaicov iroir/Tai •/.aivciv SpxuLz-
TcoV ( Tpnyoydicor' rX7.ox.(i)v rXx'j/COJvo; | 'Ecpe'Jto?, oTuo/.piT'/;? 'Ilpi-
/t).£iTo; I Mvivoöcopo'j Ma>.X(ö[xr,(;l | Ä'w^/wt^wr- A'.oi/.r,Sr,(; | [ 'AOr^-
voSwpou Il£pyaü/(^v6? | [Ö7ro]x.piTr,; MtivöSoto; MyixpoSwpou Ilspya-
[7.Yi[v6cj I Sazi^icor' \ YlrAi^M^) Necovo;.
Reihe B. (Südseite)
1. 2. Aviaioxpiou. 2xscpav7)i!popouvxo? 'AxxaXou , aywvoOsxouv-
t[wv] Ei)x)vetou<; xoo *Api(7xo)tpy.xO'j;, EOavSpiSo'j xou EüavSpiSou, |
K>,£aivo'j xoö KXsaivo'j oi.'oe ävty.wv ev xö aycüvi [xöv] 'Pwu.atwv
-oiTjXxi : I Tpayo)i(hü)y | noXsjy-ato; AtoScöpo'j 'E'^iaioq \ Spaw.xxi
KXuxaip-rjCxpa | Ü7rO)cptx'/i^ 'Apxep.iSwpo? | 'Apxsfy.iSwpou Ato^x.O'jpi-
So'j I Ko)i/coi(hcör' I 'AyaO'/;v(i)p 'Api<7TO)vax.xO(; 'Eceiio; | Spit/.ax'.
MiXr,r7i3C, ÜTTOxpixv;? | 'Ispox.Xvi; 'l£po)t>7)0'j(;, (pucEi Ss | 'Iu>>ü)xO'j
TpaX).iav6; | ^((zr(>co7-' | IIoA£{;-aio<; AioScopou 'E<p£'Jio<; | Spaaixxi
Al'avxi.
3. a. [xycovoOJExO'Jvxwv Ss 'P(i)tj,aia [ [ x]oö 'Ovr,TOvo; oiSs
gviy.cov I EctzvpM)- 7:oir,Tr,; | 'Apc/.öSto; 'A'7)c).-/]-iäoo'j | Tap<7£'j; Spz-
i/.axi I npcox£7i).i(f).
b. ^x£cpavYi<po[poövxO(; ] 'Itttcovikou x[oi3
4. AVjzi'{fj]ü)rr] I 0£uSo)[po(;j | S[p]i{jia[x]i | na>,ai^.r,SYi.
1 . Sx£]cpavir)[(popoijvx&<; ....
äy(i)v]oO£[xoüvx(i)v
2. äyci)voO£xou]vx[(ov
7:o[i7ixai
3. 'Ap]i<Jxaiv[£TO?
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX.
98 0. KERN
Wird der Name eines Dichters oder Schauspielers sein.
Die Inschriften sind sämtlicli amtliche Verzeichnisse der
bei einem musischen Ac^on aut't^efülirlen Schauspiele. Sie wer-
den wie alle amtlichen Urkunden aus Magnesia nach dem
<7TS(pavr,(p6po<; datirt. Unter den jedesmaliii;en drei Agonotheten
befindet sich zweimal dieselbe Person, Euandrides der Sohn
des Euandrides, welcher sowol in A 1 als auch in JJ \ . 1 er-
scheint. Sein Kollege auf B 1. 2, Kleainos des Kleainos Sohn,
ist uns bereits aus der oben S. 4 1 Nr. 40 von Ililler veröf-
fentlichten Inschrift bekannt.
Als Sieger in dem Agon werden die Dichter von Tragödien,
Komödien und Satyrspielen aufgeführt, bei den beiden ersten
Dichtungsarten neben den Dichtern auch der erste Schauspie-
ler. Es ist der Agon der 'Pwji-aia, bei welchem die aufgezähl-
ten Schauspiele den Preis erhalten haben. Also auch in Ma-
gnesia, wo namentlich im ersten Decennium des zweiten Jahr-
hunderts vor Chr. die Leukophryena mit grossem Glänze und
unter starker Beteiligung aller Staaten und Städte Griechen-
lands und Kleinasiens gefeiert worden sind, fanden die Spiele
zu Ehren der Roma bald Eingang. Die IMagnelen sind also
auch dem Beispiele gefolgt, das schon im Jahre 170 die Ge-
sandten von Alabanda vor dem römischen Senat als beson-
ders lobenswert angeben ' : Alabandenses tcmpluin urbis
Romae sc fecissc conimemoraverunt ludosqiie annh'ersa-
rios ei divae instituisse (Livius XLIII 6).
Von Tragödiendichtern werden aufgezählt: Theodoros
der Sohn des Dionysios als Verfasser des Drama llermione
{A \), Polemaios der Sohn des Diodoros aus Ephesos als
Dichter der Klytaimestra {B 1), und Glaukon der Sohn des
Glaukon [A 2) ohne Nennung seiner Tragödie. Die Dichter
sind uns sonst nicht bekannt. Bei A \ und 2 werden sämt-
liche Dramen des Verzeichnisses (TragCxlien. KouKnlien und
Satyrspiele) als x.xtvo. bezeichnet. Die Titel dieser Stücke leli-
' E. Reisch bei Pauly-Wissowa Realencyclup/ldie I S. 858; s. auch Cav-
vadias, Fouilles d'Epidaure S. 78 Nr. 240.
THEATERINSCHRIFTEN VON DER AGORA IN MAGNESIA AM MAIANDROS 99
ren uns aber sämtlich, dass der Stoff aus der alten Tragödie
und Komödie hergeholt war, und legen die Vermutung nahe,
dass es sich oft nur um eine Umarbeitung altgriechischer Werke
handelte. Von Tragödien werden llermione und Klylaimestra
genannt, beides Stücke, deren Stoff schon von Sophokles ge-
staltet war (Nauck, Frngmenta tragicoruni graecorum ^ S.
176. 204). Dass sich nun auch auf einer Steininschrift die
riciilige Namensform der Gemalin Agamemnons findet, wird
dem unermüdlichen Vorkämpfer für KXuTxiu.YiTTpa, P. Papa-
georgiu', willkommen sein.
Von Komöd iendi ch tern lernen wir Metrodoros den
Sohn des ApoUonios kennen, der mit dem Drama "Ou.oio'. ge-
siegt hat (^1), Agathenor den Sohn des Aristonax aus Ephe-
sos als den Dichter einer M-.Vr.rrta (/? 1. 5) und Diomedes. den
Sohn des Athenodoros aus Pergamon (.4 2), dessen Komödie
nicht namentlich aufgeführt ist. Berühmten Dichternamen be-
gegnen wir auch hier nicht, wie es eben bei den Tror^Tal x.at-
vcöv Spay-zTcov nicht anders zu erwarten ist; aber die beiden
Titel der Komödien lehren auch hier, dass die Verfasser der
neuen an die alten anknüpften. Für die "Oao-.oi-Komödien sei
verwiesen auf Usener's Darlegung im Rhein. Museum XXVIIl
S. 405: Antiphanes (Kock,6'o//2/corwm atticoruni fragmenta
II S. 82) Epiiippos (Kock 11 S. 258) und Poseidippos (Kock
lil S. 3U) sind als Autoren von "Oaoiot-Komödien bezeugt.
MiXvicia. war der Titel von Komödien des Alexis (Kock II S.
351) und des jüngeren Philemon (Kock III S. 357).
Noch wichtiger als die Angabe über diese Tragödien und
Komödien ist das Verzeichniss der Satyr spiele, weil da
unsere Inschriften in einer von I^]. Maass vor Jahren ange-
regten Controverse ein entscheidendes Wort zu sprechen iieeiü;-
net sind. Als siegende Satyrspieldichter werden genannt:
Theodoros Sohn des Dionysios mit den Il^äTupoi : ©utti? {A 1)
Polemaios Sohn des Diodoros mit den IxTjpoi : Ala; (5 1.2)
' Zulelzl Berliner pliil. \\uclicnsclirift 1S93 S. 579, v^'l. Kretschmor, Va-
scninscii rillen S. 166.
100 0. KERN
Harmodios Sohn des Asklcpiades mit den Saxupoi : DpcoTsci-
Xao? {B 3)
Tlieudoi'os Sohn des ? mit den Saxupoi: Ila'Xai^.r^^Yi; (/? ^i )
Polemon Solin des Neon ohne An<;abe des Stücks (^1 2).
Drei dieser Dichter sind schon aus dem Tragödien Verzeich-
nisse bei<annt. Die Thatsache, dass Satyrspieldichter und Tra-
o;ödiendichter identisch sind, beweist den noch fortbestehen-
den eniien Zusammenlianir zwischen diesen beiden Schau-
Spielgattungen. Aber Maass hat ja übcihaupt die Aufführung
von Satyrspielen gerade für die Zeit, welcher unsre Inschrif-
ten angehören, sanz entschieden i>eleuunet ! Zwar ist seinem
Scharfsinn die richtige Deutung der Figurengruppe A 2 auf
den von ihm Moniimenti delUlstUiito XI Taf. 30-32 publi-
cirten Wandgemälden aus Pompeji zu verdanken: er hat sie
nämlich mit Recht auf die Darstellung eines Satyrspiels be-
zogen {Annali 1881 S. 120 ff.). Aber er fügt dann die Worte
hinzu : Mn una rappresentanza del draninia satirico di-
pintd sul niiiro ponipeiano ncl priino tcmpo dell'impero
romano, e cosa assai strnna e ric/uede g^iustißcazione. Er
hält es für ausgemacht, dass die Satyrspiele nach den l'agen
der alexandrinischen IHeias vom Theater vöUii»- verschwunden
sind : d'iina innovazione dl essi. nessunn traccia p/-esso i^/i
scrlltori antichi und obwol er noch das bei \\ ieseler, Thea-
tergebäude Taf. 6, 1 abgebildete Mosaik mit der Darslelluni»-
eines Satyrchors erwähnt, kommt er zu dem Schlüsse: Diin-
quc gli origindU dci dctli nionumcnti dalano da una rpo-
ca, in cuL i dranuni sadrici crano bastantrmcntc noii :
valc ä dirc dalVepoca della Pliade. Dem magnesischen
Funde gegenüber wird Maass seine Ansicht scliwerlich auf-
recht halten. Denn als Thatsache muss es gelten, dass im er-
sten vorchristlichen Jahrhundert in Magnesia am Maiandros
beim Agon der Pcüy.aia neben den Trag(")(lieii und Konirtdien
auch Satyi'spiele aufgeführt woideii sind, deren Titel uns sehr
an die der klassischen Zeit erinnein, und als wahrscheinlich
darf dies auch für die Hauptstadt des i'ömischen Reiches an-
THEATERINSCHRIFTEN VON DEli AÜOKA IN MAGNESIA AM MAIANDUOS 101
genommen werdend Die berühmten Verse der ^4^5 poetica
(220-250), in welchen Horaz das Satyrspiel behandelt, und
aus denen deiitlieh hervorsteht, dass er selber einem Versuch
in dieser Dichtungsart niciit abgeneigt war, gibt uns jetzt nicht
mehr ein Rätsel auf, welches nach der Ansicht von ü. von
Wilamowitz und Maass nur durch die Hypothese zu lösen
wäre, dass just auch diese Stelle der Ars poetica auf das
Werk des Peripatetikers Neoptolemos von Parion zurückgehe^.
Durch die Schauspielinschriften aus Magnesia ist die Streit-
frage erledigt: Horaz berichtet aus eigener Anschauung. Die
noch damals staltgehabten Aufführungen von Satyrspielen ha-
ben in ihm den Wunsch erregt, sich selbst einmal in dieser
Dichtungsart zu versuchen, denn 'gerade die etwas gebroche-
nen Farben der Darstelhmir. die in der Abtönunoj des trao;i-
sehen Kolorits, ohne dasselbe doeli v()llig zu verwischen, die
vollendetste Kunst heischten, mussten seine mehr reilectirende
als pathetische Natur ganz besonders reizen '. So urteilte ein
so feiner llorazkenner wie Adolf Kiessling.
Magnesia am Maiandros, 29. Oktober 1893.
OTTO KERN.
7^^,
' Iliiizuweison ist auch anCdin von Kaibol (Ilermos XXIII S. 010) nach
iMiier Ahschrilt Büiiarroli's vciöll'ciilliclile rhodischo Inschrifl, tliirch die
wir fjelcnil habru, dass der Teiephos des Sophokles ein Salyrdraina war.
Fliller, von dein eine neue Bearbeitung dieser Inschrift bald zu orwarliii
ist, sclzl sie ins ersitz vorchristliche Jahriiundert. Also sind in Ithodos iiui-h
in dieser Zeil Telraloj;ieii aller Dichlor mit Satyrsjtielen auri;oführl wur-
den. Über das von der Tra^iödic losirelösle Satyrspiel s. die Zusaniinensti-I-
lunj; von A. Müller, Griechisclie Biihnonallerlünier S. 391 Anin. 4.
- A. Kiessling, Horaz III S. 222.
ZUR LYDISCIIEN EPIGRA.PMIK UND GEOGRAPHIE
B
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OAHMOIOAIOÜEPEITDN NQN Dosglei-
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•20 OAHMOIOKIAE //ANaN i' " n a n n elicn
A
6 Q-7\[j.ri^ h Sx[pdiavci)v ei/.o-]
VI ETTT'./puaü) H,ai x[vSptXVT[]
6 or;ao? 6 Kai'7ap[Ew]v
6 ö-/ip.o? 6 AaSi/.ewv
5 ö Sr^ij.o; 6 'Acppo^ciTiEojv
B
€iav(i)v Twv
XZTO)
6 orjao? 6
Tpi-oAetTwv
K. BURESCH, ZUR LYDISCHEN EPIGRAPHIK UND GEOGRAPHIE 103
Nuffaewv (j;ri(pt(jp,a irapa^au-
6 Sviu-o? 6 'AvTioyecüv
Nui3a£(i)v Tri; yepo'jct-
10 a? (|/7)^i<Tj/.a 7:apa(/,'j9'/]T'.x.6v
6 Sr.u.oc 6 Aio(i[i]£peiT(öv
6 Srjij.o; 6 'lEpa7ro>,stToiv
6 Sr,[/.o<; 6 'A[v'.Jv'/;cri(j)v
6 [^yiao; 6 'AXaSav PJoecov
J 5 6 [Sy^p.o; 6 'OpGcoTi Pjetüv
6 öyi[ao; 6 'Ap7ra<jyiv(ö ?]v
6 S'^p.0? 6 [Ba]p[Y]acvivöiv
6 [S-^uLo; 6] Ns[a]7i:o[>.£iT](öv
6 Syip.o; 6 M['j](J0|/.a>i£S6vcov
20 6 Svip-o? ö Kt^[Si]av(öv tov avo
6 S^(J!.0?
6 Neoxatca-
p£(i)V
'TTCatTw'OVüiv
Dazu noch in 2 Kränzen : [6]
Sviao«; 6 'E^ps'jiwv und 6 S-?iij.o<; 6
MayvTiTwv.
Die vorstehende Inschrift fand und las ich im Juli 1888 im
Gebiet der vom Erdboden verschwundenen allen Stadt An-
tiocbeia a. M., '/.> Stunde NO vom Dorfe Ali Agha am Dan-
dahis Tschai ^ dem antiken Morsynos. Die weisse Marmorplatte
(88"" breit, Si'/,,"" hoch), auf welcher sie steht, dient heute
in einer kleinen Turbe als Fensterbank, so dass — besonders
bei un2;ünsti2;er BeleuchtunEr, wie ich sie hatte — das Lesen
ziemlich schwierifi; i.^-t. Die Schrift ist öfters stark verwischt,
sicllcnweise p;ewahsam zerstört, 4 von den 6 die Columnen
rcclils und links einfassenden Kränzen sind samt ilirem In-
iiall ausgemeisselt. Die Buchslaben sind etwa 1 '//"" Ijoch. die
(h-r letzten 0 Zeilen von Col. B elwas grösser, stattlicher und
' Das heute im Gehiele der alten Stadl fielefrcnc Dorf Tsclierkesskiüi
war, so viel ich mich erinnere, damals ersl im Kntslehen heirrifleu. Sler-
rell hat 1884 veri^ehlich nach einem Trünimerfoldo Anliuclieias gesucht
[Kpiijrapliical journoj S. 8). Das Gelände, auf dem antike Kuinen nicht er-
hallen sind, ist hü;5'elig und von mehreren VVasserlaufen durchllossen. An-
tike Marmor- und andere Steine, lagen zur Zeit meines Besuchs noch mas-
senhaft umher, auch mehrere marmorne Sarkopha^re; an einem Iliiiielab-
lianye glaubte ich das Rund eines alten Theaters deutlich zu erkennen.
104 K. BUHESC.H
gezierter, aus welcher Erscheinung geschlossen werden darf,
dass diese Schlusszeilen erst nachträglich hinzugefügt worden
sind. Die Schrift zeio;t Neiüfuni»- zu der den beiden ersten
Jahrhunderten n. Ch. eigenen Ziererei : in H und E schwebt
der Binde-, bez. Miltelstrich in der bekannten ( leganten Weise
frei; die Schenkel von AAA sind oi)en entweder gekreuzt
oder durch ein horizontales Strichelchen abgescidossen, das
Gleiche findet bei den kurzen Schenkeln des M Statt', Ligatu-
ren kommen nicht vor; daii;ei:;en ist der lUuim vom Stein-
inelzen so schlecht berechnet worden, dass er sich Z. 10. II).
20 gegen die Zeilenenden hin zum Zusammendrängen und
starken Verkleinern der Buchstaben gezwungen sah. Dei' Ge-
samtcharakter der Schrift weist auf das 1. Jahrhundert n.
Ch. hin.
Ich sehe den Text nach meiner Abschrift, welche ich nach
Abschluss meines i\Ianuskri|)ls noch nach einem von Herrn
Rubitschek neuerdings hergestellten und mir nebst seiner Ko-
pie freundlich übersandten Abklatsche revidiren konnte. Seine
Lesung fügte meinem Texte Z. 1 SapSixvwv und Z. 17 Bap-
Ya-Tr/vcöv hinzu; die übrigen Lesungen und Erüiänzunsen hatte
ich sclion auf Grund meiner Abschrift vorgenommen'.
Dieses dürre V^erzeichniss, der leider nicht einmal vollstän-
dige Anhang zu einer umfänglichen Urkunde, durch welche
Antiocheia im Verein mit einer langen Reihe karischer, ly-
discher und phrygischer Städte einen um sein X'aterland ver-
dienten und auch ausserhalb desselben hoch aniiesehenen
' Kuhilscliek lial II Z. 10 ¥, il. Ii. ein Y mit Qncrslricli am l''uss der Ga-
l)cl zu Icson ^'e,^laul)t; iiacli öflortM iMiiliiiii,' des Al)klalscli('s sclioint es mir.
dass er diircli zufällii,'e Vcrlclzuni^^nii auf dem Steine i?eLäusclU worden ist.
Jene Buehslalicnfurm isl im All;-'emeiiier» , vieileiclil so^'ar ein siclieres
Kennzeiclicn des Zcilraiiins 150-200 n. ('Ii. (vkI. Benndoif. liciscn l S. 71,
auch O. Ilirsclifcld, 'Silzunf,'sbericl)le der Berliner Aliadeniie 1888 II S. 8(iG
Nr. II), wäre also hier sehr aulTallend,
2 Dieselben decken sich mit denen des Herrn Kuhilschek, vveleher in dein
von ihm und Herrn IJeichei neulich vorgelef,'len Bericht üher ihre I8'.ij in
Karien und IMiryf^'ien ausgefiihrlen IJeisen ( Anzei.i,'<M- der Wienei Akademie
1803) S. 5 f. flje InschriCl kurz mit-eleill hat.
ZUR LYDISCHEN EPKlIi A l'HIK ÜNU GEOGK APHIE 105
Mann, wahrscheinlich Antiochier'. bedeutsam ehrte, lässt uns
einen weit tieferen Blick als manches redselige Dokument in
das Kulturleben der kleinasiatisclien Städte unter der römi-
schen Kaiserherrschaft thun.
r3erlei Vereinigungen von Städten, Gemeinden oder Genos-
senschaften /u oilizieller Ehrung verdienter Personen, mei-
stens Verstorbener, waren im späteren Altertum in der grie-
chischen Welt, besonders al)er in Kleinasien, und hier wieder
in Karien sehr beliebt. l>ruchstüeke solcher Sammelurkun-
den, dem unsern genau entsprechend, liefert uns das benach-
barte Ahibanda ( /). C. H. X S. HOcS IT.). welches Mitglied dos
chrysaorischen Städteverbandes war; ein gleiches dei' Penta-
polis an der VV-Küste des Pontos Euxeinos liegt in C. I. G.
II add. S. 995 Nr. 2053 d, (neu herausgegeben in diesen Mit-
theilungen IX S. 2-2-2 Nr. 7) vor; ein völlig erhaltenes Mu-
sterstück aber ist die merkwürdige Urkunde von Olbia in La-
tyschev's Insrr. orae septentrionalis Poriti Eux. I Nr. 'l'l
{C. I. G. 2059), ein fast ganz zerstörtes von ebendort bietet
Nr. 23.
In allen diesen Fällen handelt es sich zunächst um die ei-
nem Verstorbenen von seiner N'aterstadt gewährte Ehre des
Begräbnisses von Staatswegen, woran sich mehr oder weni-
ger mannigfache und bedeutende Ehrenerweisungen von Seiten
befreundeter oder verwandter Gemeinden anschliessen. Ein
Blick auf das im B. C. //. X S. 311 mitgeteilte Bruchstuck
von Alabanda, wo vor dem Verzeichnisse der Städte (Milet,
lasos usw.) noch drei Zeilen des Dekrets des Demos von Ala-
banda erhalten sind, iieniiüt. um zu erkennen, dass unser
Era":ment einer Inschrift der iileiclien .\rt angehört.
Neu und merkwürdig ist in demselben ausser m-lirercn
• Mil völliger Besliinmlheil lässl es sich iiiolil lichauplcn, dass di-r (hcIiiU-
Aiiliucliier war: (leiiii die .\ull'iiliriiii,i; von Anliuclicia im X'erzt'ii'liiiiss. l
Z. 8 ist — IicsoiuUms imcli Vi'r.u'U'icIiuii.i,' dos SciliMisliicks von Alabanda a. ( )
S. 311 f. — iinincrhiii autl'alloiid. Itidosscii erscheint auch in dem Vei/eidi-
niss, vvelclics dem Dekret von Olbia a O. Xr. '22 vorausgescliickt wir!,
die Urheberin desselben, ülbia selbst, allerdini;s an der Spitze.
106 K. BURESCH
Städtenamen die Erwähnung eines •j/r'pKTp-a -«pa(xu9r,Ttx6v (^4
Z. 6. 10), d. h. Trostdekrets, durch welches Aphrodeisias,
Antiocheia. sowie Demos und Gerusia von Nysa ihre beson-
dere Teilnahme anlässlich des vorlieijenden Todesfalls bekun-
det hatten. Indessen ist nur der Name neu : die Sache lag
uns seit lange vor in einer beträchtlichen Reihe recht eigent-
lich als Trostdekrete zu bezeichnender Inschriften nicht nur
des in unserem Verzeichniss aufgeführten, Antiocheia nahe
befreundeten und benachbarten Aphrodeisias (Le Bas-Wad-
dington Nr. 1604. 1633), sondern auch anderer Gegenden der
griechischen Welt, ganz besonders von Amorgos und Olbia.
Diese seltsame Species des Ehrendekrets, das Trostdekret, be-
handle ich ausführlich an einem andern Orte; hier sollen nur
diejenigen geographischen und epigraphischen Erörterungen,
zu welchen das vorliegende Städte-Yerzeichniss Anlass giebt,
angestellt werden.
Betreffs seiner Anordnuns; schicke ich voraus, dass die-
selbe nicht etwa, wie man voraussetzen möchte, nach geo-
graphischem Prinzip vorgenommen worden ist. Um das Auf-
fallendste hervorzuheben: Sardes {A Z. \) steht fast so weit
als möglich von seiner Nachbarin Neokaisareia-Philadelphia
[B 6 f.), ebenso Dios Hieron von Hypaipa; Ilierapolis müsste
hart an Laodikeia stehen, das weit entfernte Bargasa schiebt
sich Ä Z. 17 in eine Gruppe von Nachbarstädten u. a. An-
drerseits bilden die A Z. 4-9 zusammengestellten Namen auch
eine geographische Gruppe, B Z. 5-8 stellen Nachbarn zu-
sammen u. a., was erst unten nachgewiesen werden kann.
Wenn nun, wie schon bemerkt, B Z. 0-10 von anderer Hand
als die übricre Inschrift stammen, so führt uns dies auf die
natürliche Annahme, dass unsere Urkunde die Städte in der
Reihenfoli^e, in welcher ihre Dekrete ein£j;ei2;anüen waren, auf-
führe. Das Gleiche bei der, freilich nur kurzen und örtlich
beschränkteren leiste der erwähnten Urkunde von Alabanda
anzunehmen hindert uns nichts; ganz besonders aber drängt
sich uns diese Anschauung beim Betrachten des dem grossen
Dekret von Olbia (a. 0. Nr. 21) vorausgeschickten Städte-
ZUR LYDISCHEN EPIGRAPHIK UND GEOGRAPHIE 107
Verzeichnisses auf, wo von einer strii<ten geographischen An-
ordnung— ich verweise besonders auf die Golumnen 3, 5 und
6 — gar keine Rede sein kann und schon Böckh u. a. die
oben vorgetragene Ansicht vertraten'.
'0 Sviao; 6 Katuapecov ist nichts anderes alsTralles. Unter
dem gleichen Namen verbirgt sich die Stadt, wie den Neuern
öfters nicht klar geworden ist ~, in der Liste der zum Gerichts-
bezirk Ephesus gehörigen Städte Plinius N. H. V, 120, welche
auch sonst für die sichere Ergänzung und Beurteilung unserer
Inschrift von entscheidender Wichtigkeit ist. Es heisst dort:
Ephesiim alterum lumcn Asine remotiores conveniunt
C a es arienses, MetropoUtae, Cilbiani inferiores et
superiores, My somac e dones, Mastaurienses, Briiil-
litae , Hy p a e p e ri i, D ioshier 1 1 a e .
Die vielnamige Königin des Mäander-Thaies verdankt den
oben genannten höfisclien Namen einem furchtbaren Erdbe-
ben des Jahres '26 v. Gh., von welchem sie fast gänzlich zer-
stört worden war. Augustus wurde recht eigentlich der Neu-
gründer ( /ctitt-zq; ) der Stadt, deren Bevölkerung er auch durch
Entsend un']r einer römischen Kolonie ergänzte, so dass die
' Allerdiiifis lasen die ällerea Heiausp'cber dieses \'eizeiclini>s lal^cii,
nämlich reihenweise, wie Lalyschcv bemerkt hat, doch auch bei der Lesunir
nach Columnen ist die geographische Unordnung so augenfällig, dass ich
nicht einsehe, weshalb Lalyschev jene Erklärung moditiciren zu müssen ge-
glaubt hat.
- So sieht Marquardt, Rom. Staatsverwallung I S. 185 Aniii. 1 darin, dass
Plinius Tralles nicht als conventus aufl'ührt, den 'deutlichen Beweis, dass
sein Vcrzeichuiss unvollständig ist'. Des Plinius' Quelle kannte eben Tral-
les als Ephesos unterstellt und führte es unter dem Namen Caesarea auf.
Auch Ramsay hält Hisloj'. geographij S. 124 für möglich, dass mit den Cae-
saricnses dos Plinius Mostenc gonieint sei, doch nennt er die Erklärung der-
selben als Trallianer wahrscheinlicher (vgl. auch S. 118). Dass Plinius selbst
nicht wussLe, was für eine Stadt er mit Caesa^vcHÄCÄ eigentlich anführte, geht
daraus hervor, dass er kurz vorher, V, 108, unter den Städten Kariens Tral-
les ziemlich weilläulig, und sogar mit Anführung seiner früheren Namen
(Euanthia, Seleucia, Anliochia), hohandelt. Wenn Steph. Byz. u. d. ^^^
ausser dem karischen Antiocheia ein lydisohos ' von Antiochos Epii)hanes
benanntes' — gleich an zweiter Stelle — anführt, so ist auch hier wiotior
(vgl. Plinius V, 108 und die Münzen von Tralles mit A NT) Tralles versteckt
108 K. nURKSCH
uralte ' pelasgisclie ' Stadt aus ihren Ruinen in der That halb
römisch erstand'. Aus Dankharkeit opferte sie ihren alten
Namen deiu kaiserlichen Wollliäter- ; in wie weit, heziiiilich
auf wie lanij;e, ist bisher niclil i;rinullich i;enLii>' untersucht
^^orde^.
Waddiniilon hat zu LeBas 600 r/ aus Miinzlegenden im All-
iiemeinen bestimmt, dass Tralles sich von Aui>iistus bis in die
ersten Reojierungsjahre Nero's Kaicapsia genannt habe "^ ; schon
unter Nero erscheine auf Münzen auch Tpa).)v'.7.voJv Kai'^acecüv,
welche Leidende noch unter Domitian sich finde, um dann zu
verschwinden und dem einfachen Tpa>^)^txvä)v Platz zu machen.
Der Befund ist folgender. Eine Münze mit dem Kopf des jun-
gen Augustus (KaiTap HsSaiTTÖ?) und Toa'X'Xiavcöv verzeichnet
Mionnet iV (Lydie) Nr. 1059: sie ist sicher vor 27 v. Ch. ge-
schlagen. Übrigens erscheint von August bis Nero KatTapewv re-
celmässin', ohne K. Tpa"X>>iav(i»v "anz auszuschliessen '*, welches
' Das Jahr ^6 v. Ch. erjiebcn die armenische Überselzung des Eusebius
(!9'J1 Abr. = OI. 188, 3 = 728 d. St.) und das von A-alhias, Ilist. II, 17 mit-
geteilte ^^'eihe-Epig^arara, welches den Kaiser damals im Kantabrer-Lande
(wegen des Kriegs, 26 — Herbst 25: Schiller, Gesch. der röm. Kaiserzeit I
S. 206. Mommsen, Res geslae divi Augusli ^ S. 159 f.) abwesend nennt. Die Ge-
schichte des Neubaues der Stadt erzählt Agathias a. O. ausrübrlich, Strabo
XII S. 579 erwähnt ihn nur kurz; auf ihn bezieht sich die Weiheinschrift
D. C //. X S. 516 Nr. 5 A'JTojxpxTopi Ka([aapt Osoü] uuo Ostp i]£oaa[T(o, xJTtaTr)
xai TT) TJ/Tj ajTou f, yspouaia. Die Letztere nennt sicli in der Folge ständig (pt-
Aoae5aaTo;, und das öfters absolut stehende cp'.Aoaeoaaio; scheint geradezu ye-
pouiiaaTrl; ZU bedeuten. — Die römische Kolonie erschoiiU als oi Iv TpäXXeai
'Pü)ij.aiot oder o't xaToi/.ojvxEs Twtxaiot öfters in den Inschriften der Stadt, als
C. I. G. 2927. 2930. Papers of llie A7nerica7i school al Athens I S 108 Nr. X,
im oben genannten Reiseberichte von Kubitschck und I.'eichel 8. 3 Nr. 2.
3; indessen bestand nach Cicero, pro Flacco29, 71 auch schon riiihnroino
bedeutende Kolonie römischer Bürger in Tralles.
2 Das haben bekanntlich viele Städte gelhan, worauf wie auf die zahl-
reichen neu erbauten Kai^äpeiai, i^eSaaia'', üciöaTTo-oXsic, Aii'juslae Sueton
Oclav. 60 anspielt. Zwei solcher Umnennungcn, ilie uns hier am nächsien
liegen würden, i^cSaarr; in Phrygicn und 'IspoxaiiäpEia in Lydi(Mi habe ich
VX'ochenscbriit für klass. Philologie 1894 B. 110 nachgewiesen.
3 Die Münze, aufweiche er sich bezieht, ist bei Mionnet, Sujipl. VII (Ly-
die) Nr. 70! verzi'ichnet : Kopf des jungen Nero und Aapäato; Kaiaape'wv.
* So Mionnel a. O. Nr. 1057 (junger Augustus) und Siippl. Nr. lOf-S
ZUR LYDlSCHEN EPIGHAPHIK UND GEOGRAPHIE 1Ö9
unter Domitian zu Tpa>.>.iavöv Katoapetov wird, das zweimal
(Nr. 1064. Siippl. Nr. 707) neben einfachem TpaXXiavdiv auf-
tritt. Münzen von Nerva und Trajan fehlen, seit Hadrian
scheint nur noch Tpa>.).iav{i)v vorzukommen. Als charakteri-
stisch mag die interessante neue Münze (Imhoof- Blumer,
Griech. Münzen S. 727 Nr. 642 (^) hervorgehoben werden,
welche neben Namen und Bild des Caesars M. Aurelius den
mythischen Gründer Tralleus mit der Beischrift TpaVAsu; /.ri-
n~r,c, darstellt: der v£o; -/.TiuTr,? Augustus ist eben vergessen.
Dieses lückenhafte und natürlich ganz unzuverlässige Bild
wird durch die Inschriften der Stadt wesentlich ergänzt. Ich
o;ebe zunächst ein Verzeichniss des bis heute vorliegenden Ma-
terials, soweit es in Beziehung zu unserer Frage steht.
I. LeBas-Waddington 6U0 a (von Sterrett, Papers of tlic
American sc/iool II S. 5 wiederholt): Weihung an Nero vom
f^Tiao? 6 h'nimp^cor. Sie Stammt wol aus dem Jahre 55 n. Gh.
Paläographisch stellt sie sich scheinbar (wegen der bekannten
verzierten Buchstaben) zu
II. i^bendort 1652 ß [6 Sr,[i.o; tv^cI v£(i»c6pou t(ö[v] Se€a<7Tüiv
Kaicapecov Tpa>,j_XtÄVüi]v ^oXetoi; [x.al v) oiXoJceßacTO? [yepouffia ^. . .
[III. Ebendort 604: Weihung der Mysten Tr,c Xay.TrpoTXT-/;«;
-oXecoi;, Tvic vsw/.öpo'j Ttov ^ÜsSacrrüiv, ispx; to'j Aiö; /caTÖc tÖ. ^öy^.oLTX
-nq cuv/iA-^TO'j TpaW.'.avdiv an T. Gl. Glyptos. Buchstaben Z^;
die geehrte Person (nach VVaddington identisch mit dem ypaa-
y.xTiix; r>.u-To; auf Münzen des Sept. Severus und Garacalla)
war wol verwandt mit dem P. Licinius Glyptos der dem An-
fange des 3. Jahrhunderts entstammenden Nr. V].
IV. libendort 1652 r/: VVeihung an den vornehmen Fl. Cae-
sarius von der TpxXXiavwv {/.YiTpÖTroXt;, im Jahr -400 n. Gh.
(Nero). In diese Zeil niügcii auch mel)rere der nicht genau zu besliinmen-
den Öliicke, als 10ö2 und Suppl. Nr. ü78 (TfaXX-.avwv K.). 1053-6 (K. T.)
und einige von den Münzen Suppl. Nr. 6Ü8-91 gehören. Ein neues Exem-
plar mit KaiaapEwv aus Augusts Zeit bringt Inihoot'-Hlumer, Griech. Mün-
zen S. 727 Nr. Ü42 a.
* So, wül nicht ßojXrl, wie \\'addinglon ergänzl, denn die yicojaia nennt
sich sliindig 9tXoai6aaTo»; vgl. üben 6. lOS Anm. 1, auch unten Nr. XI.
tlO K. BÜRESCH
V. Pnpers of the American school I S. 94,Nr. I: Wei-
lumg an den Proconsul t6 y' (Egnatius) Lollianus von der
Xaa-poTXT'o KaiTacc'cov TpaXXtavöiv xöXi? ; nacli mehreren An-
zeichen aus dein Anlange des 3. Jahrhunderts', \gl. unten
Nr. XII.
[VI. l':hendort Nr. VI und IX, auch LeBas 598: Weihun-
gen an einfach Tpa'X^ixvoi genannte Sieger, die erste zwischen
141 und 157, die zweite (nach ECE und Q. nehen einander)
und dritte nicht vor dem 3. Jahrliundert verfasst].
VII. Ehendort S. 113, Nr. Xlll: Weihung an einen aus
Tralles gebürtigen Proconsul von der >.af;.-poTa.T7i aviTpoTwoXK; t-?5?
'Acia; xai vcto/.öpo; Toiv SeSacTÖJv Ka'.capsojv TpaX>.tavüiv tzo\\:, ;
Stellt sich epigraphisch wie inhaltlich zu Nr. V, besonders aber
zu Nr. XII.
[VIII. Ebendort S. 1 14, Nr. XV: Zweisprachige Privatwei-
hun»' für das Gymnasium der Tca»^tavoi : aus Nerva's Zeit].
IX. CIL. IM 4 'i4 ; Imp. Caes. Train \nüs Hadrianus —
Trallibus usw.
X. C. I. G. 29-29 : NA'eihung an M. Nonius Eutyches (iden-
tisch mit dem Eutyches Papers of the American school 1 Nr.
III) von der Xa[7,::poTäT7i Kai(7apj(ov Tp3cX).tavä)v ttöXic, nach dem
zweimal vorkommenden M. Aurelius erst aus dem späten 2.
Jahrhundert, aber auch wol nicht später.
XI. B. C. H. X, S. 516 Nr. 7: Weihung an Trajan.
. . . . A N E P O Y
KAISAPA. .
TONFEPMANIKON
< Npuoidin.L's liat M. Clorc, De rchu.s TIn/atircnnruvi (Paris 189.?) S. -'lO f.
im Anschluss an Borjihcsi's und A\'ail(linf^lon's Ausfiihrunf^en das I'rocon-
sulat dos Egnatius Lollianus innerhalti der Jahre 235 und 254 n. Ch. anset-
zen zu dürfen f^'oglauht. Ich halte die Frajre der Efinalii Lolliani mit dem
houti^'en Material (s. Dillenberger zu C. I.A. III 032) für nicht enlschcid-
har, halte es aber schon wegen der beiden M. Aiirclii { nichl Auirliil } und
aus pal/iographischen Gründen für sehr bedenklich, unsere Inschrift so weit
hinab zu rücken. S. auch Slerrett a. a. ü. und unten Nr. XII.
ZUR LYDISCHEN EPIGRAPHIK UND GEOGRAPHIE i\\
. OAOSZEBASTOSKAISA
PEQNTPAAAlANaN....
HrEPOYSIA usw.
was vom Herausgeber Kondoleon falsch zu aÜTox-piTopa Nepwva
KXaoStov Ka.iaapa IIIsSxgtöv r£p(;,a.vt/.öv y) (piloiTESaTTO; Kx'.nxciui^
Tpa).Xia.vü)v . . . . Yi Yspo-jirix USW. erji;änzt worden ist anstatt zu
auTOxpxTopa Nspoo^av Tpaiavöv] Kaicapa [SsSarjJTÖv repaavi/töv [75
'ptJXoT'jeSa'TTO«; Kat'rapecov TpaX'Xtavdiv [ttöXi; x.al] y) vspo'jnix USW.
Darnacli ist die Inschrift in den ersten Regierungsjahren des
Trajan verfasst, welcher schon 97 Germanicus, und seit 1Ü2
Dacicus hiess.
XII. Neue Insclirift, von Kondoleon in der smyrnäer 'Aaz).-
Öaa, 16 Juli 1892 edirt und in Minuskeln im oben uenannten
Ileiseberichte S. 3 Nr. 10 wiederholt, hier nach einer mir
durch die Gefälligkeit Herrn Fontrier's im September 189'2
zugegangenen, sehr sorgfältigen Abschrift des wolbekannten
Trallianer's Herrn Mich. Pappakonstantinu, nach dessen An-
gabe das Original längst zerstört ist. Base, 1,15'° hoch, O.oU
breit, von Z. 5 an rechts teilweise oder völlig verscheuert.
(|^ A A O I I o IN v
AIAAOYMENON
TOYZEBAZTOYYH
TIK^NSYNTENh
5 H K P A T I Z T H I K A A Y A i A
B O Y A H K A I •:> i. H ^ Z
AAMnPOTA T Fr
nOAEniTHZ/
NEHKOROYTa
10 KAIIEPAZTv^Y
P A I I O Y K
THIIEPnT/\
T O Y K A IIA
N n N n O A
15 AlATHNnEP^
ENTAIIAPXAI
riAIIEYNOI/\M
4. I A O T I M I ,. I
I 12 K. nunEsnH
«I>Xaouiov <l>[X^(ao'jiou)
A'.aooo|jt.6vov
(iTTlTpOTTOV ?)
5 Ti)C(öv cuvysvTi
7) JcpaxiCTTTK^i^ KXa'jSta
ßo'j>.7) y.al 6 S75[,u-o](; [t9J(;
Axa-poTZTrl; [^.yirpo-
10 v£cox,6pou T(r)[v ^eSacTüiv
xai Upa«; tou [Aiö(; tou Aa-
pacioi) )(.[aTa. xa ^oyitaTa
TT,? i£pCüTä[T7]? CUV/tXv)-
TO'j Kai'7a[p£{j)v Tpa>.>.'.a-
1 6 v(iv 7r6)^L£(o<;
(Stk Tr,v [6]7r£p[T]z[TY)v ?
£v Tai? äpyaiL? x.aL Xfiroup-
yiai; suvoiarv jtai
^iXoTii/.{a[v.
Die Inschrift entspricht in sämtlichen wesentlichen Einzel-
heiten genau dem Schema der schon früher bekannten Weihun-
gen von Tralles (oben S. 1 00 f.) ; daher die Ergänzungen bis auf
die Z. 3 und 16 vorgeschlagenen selbstverständlich und schon
von Kondoleon a. 0. und von Eontrier (in einem polemischen
Artikel der 'Aoaovia, 5. Auij;. 1802) G;e2;eben worden sind.
Das (auch im Reiseberichte zweifelnd vorgeschlagene) iriTpo-
7:ov Z. 3, welches ich nach LeBas G05 (zweite Hälfte des 2.
Jahrhunderts) T. 'louXiov <J>t>.i7r7rov, ixirpo-ov xdiv ZE^aaTüiv und
B. C. H. X S. 456 Nr. 8 eingesetzt habe, hat auf dem Steine
keinen Platz und muss vom Steinmetzen aus Versehen aus-
gelassen worden sein. Z. 16 habe ich trotz der ein 7r£pa . . .
verlangenden Kopie zweifelnd uxfpTäTr.v ergänzt, weil dies
nach LeBas 604 töv ÜTCEpTaTov >,oyi'7Tr,v xai <7(i)T7ipa usw. und
1652 b S'.z T£ xr.v TOü i'pyou \j-Ke^oyr,^ noch am nächsten liegt.
Die ( x.paxiffTr, ) KXa'jSia ßo-jXy; erscheint auch Papers I Nr.V
ZUR LYDISCHEN EPIGRAPHIK UND GEOGRAPHIE 113
(Anfang 3. Jahrhunderts) und Nr. X (aus derselben Zeit oder
etwas früher). Die neue Inschrift ist wegen der Person des
Geehrten, welche wol der Vater des in Nr. V genannten T. ^l{x-
ouio?) A'.a^o'jy.Evoi; ' v(£ü)T£po?) ist, scheinbar älter als diese In-
schrift, wirklich aber wol jünger, da sie den dort noch fehlen-
den Neokorat bereits aufweist. Der HsSaTTo«; wird Caracalla sein.
Als Anhang zu dieser Liste mag noch angeführt werden,
dass in dem Bruchstück einer griechischen Inschrift in Nimes
(Gallia), wahrscheinlich einer Dedikation einer crovoSo? ent-
stammend, ein Kaiaaps'j; TpaXXiavö; erscheint: C. I. G. S. I.
2499 (UUeC).
Das erste Ergebniss des vorgelegten inschriftlichen Mate-
rials ist die zum Befunde der Münzen stimmende Beobach-
tung, dass nach Nero kein einfaches Kaicapä; mehr erscheint ;
das zweite, dass nachher in den Inschriften der Stadt Ka-.Ta-
pei^TpaVAtavoi und einfaches Tpa>.Atavoi neben einander erschei-
nen, und dass ersterer Name noch im Anfano-e des 3. Jahr-
hunderts sicher nachweisbar ist (Nr. V, XII).
Aber dabei werden wir nicht stehen bleiben wollen. \Mr
finden den so hoch geschätzten, auf trallianischen Münzen
nicht vor Caracalla erscheinenden Titel vewjcopo; (tcöv SsiSa-
cTwv) auf Stein inschriften (s. o. S. 109 f.) neben Kaicapsi? Tpa).-
Xiavoi wie neben einfachem TpaXXtavoi: von welchem Kaiser
ward der Neokorat verliehen? Von den ihn verzeichnenden
Inschriften (Nr. II, III, ^'1I, XII) scheint schon nach der
manchmal ausgesprochenen Anschauung, dass die wolbe-
kannte verzierte Buchstabenart, wie sie Nr. II aufweist, be-
sonders dem \. Jahrhundert n. Gh. eigne, Nr. 11 die älteste
zu sein. So hat denn auch Büchner, De neocoria S. 90 (vgl.
S. 110) lediglich auf Grund seiner Meinung, dass jene Buch-
stabenart nach Iladrian verschw inde, die ^>rleihung des Neo-
korats an Tralies in den durch Nero's und lladrian's Be^ie-
< Der Name DiadiiiiK'iios liiulcl sicli in diesen Zeilen im weslliolien Kloin-
Asien öfters, in Tralies ein Ti. KXaJöio,- A. C. /. G. 2'J-?1. im joniselien ^le-
trupulis Moycjäov 1S78 Ö. lUO, Nr. ty' Aüp. A. in Ihpaipa: Allien. MiUh,
XIV S. 99 Nr. 35.
ATHEN. MITTHEILUNGEN XL\. 8
ll4 K. BURESCH
rungen begrenzten Zeitraum gesetzt. Diese Meinung aber ist
irrig, da jene gezierte Scbrift — welche sich, beiläufig gesagt,
in Asien schon seit dem 2. Jahrhundert v. Gh. reichlich an-
gewendet findet — im 3. Jahrhundert n. Ch. noch sicher nach-
weisbar ist ' Wenn wir demnacli aus dem Äussern der in
Rede stehenden Inschrift (Nr. II) betrelTs ihres Alters nichts
anderes bestimmen können, als dass sie nach Nero und (wegen
EZC5) nicht nach den ersten Jahrzehnten des 3. Jahrhunderts
eingehauen ist, so darf aus dem Umstände, dass in ihr neben
vecoxöpo; nicht der Titel i/.m^ö-o'ki^ erscheint, keineswegs
geschlossen werden, sie sei älter als Nr. VII und XIP.
Tralles bildete bis vor zwei Jahren mit Philadelpheia in Be-
zug auf die Frage des Neokorats ein Paar. Dieser Titel war
auch für Philadelpheia durch Münzen erst des Caracalla be-
zeugt, doch meinte Büchner a. 0. S. 110 f. annehmen zu
müssen, er sei schon unter den Flaviern verliehen worden.
Inzwischen hat die von mir Wochenschrift für klassische Phi-
lologie 1891 S. l242f. vorläufig mitgeteilte Inschrift gezeigt,
dass die Stadt erst durch Caracalla im Jahre 215 vscoxopo; ge-
worden ist*^; dass ihr auch der Titel txYiTpoTcoXi; zukam, hat
< Sie ist, wie begreiflich, besonders in Asien beliebt, findet sich aber in
den verschiedensten Gegenden der },'riechischeii Well. Eine lange Urkun-
den-Reihe von lasüs, LoBas-Waddington 'J51-2G0. -263-6. 269. 292 aus der
ersten Ilälfle dos 2. Jahrhunderts v. Ch. (Waddingtoii zu 251 und vor 252)
ist so geschrieben; eine Meilenstein- Insclirift aus der Nähe von Tralles (J.
H. S. II S. 45) 129 V. Ch.; manches auch in Mylasa (441. 387: 1. Jahrhun-
dert V, Gh.), vieles im vorderen Klein-Asien im I.Jahrhundert n. Gh. (142a.
143. 444. 550. 600. 600a. 1651. 620. 754. 358. 448. 147. 96 f.— 300 unter
Gomrnodus, 1044 unter Caracalla, 768 unter Alexander Sevcrus, 1007 noch
später). Auch die von mir Klaros S. 9 (vgl. S. 4. 75) niilgeloilte Orakel-
Inschrift aus Ljdien, welche unter Marc Aurcl eingehauen worden ist. zeigt
genau diese Buchslaben, ebenso die sogleich zu ciiirende philadelphische
Urkunde von 215 n. Ch.
2 Das muss man aus den öfters in den Titulaturen zu beobaclitendon Un-
regelmässigkeiten lernen; vgl. Büchner a. (). 6. 31 f. 41.
3 Vgl. auch die Notiz Büchner's in derselben Wochenschrift 1892 S. 2-'.
Im Jahr 215 bereiste Caracalla Asia (ß. C. //. X S. 405 und Waddington
bei M. Giere, De rebus Thijalirenorum S. 28), besuchte auch Thyaleira und
erhob es zur Genchlstadt (aa. 00. S. 417 und 51 f.).
ZUR LYDISCHEN EPIGRAPHIK UND TtEOGRAPHIE 115
Büchner a. 0. S. 40 mit Recht aus einigen Inschriften des
frühen 3. Jahrhundeits geschlossen.
Den Neokorat veranschaulichte Phihidelpheia auf Münzen,
auf denen der Kaiser vor einem Tempel opfernd dargestellt
wird (Mionnet IV Lydie Nr. 583); den oben erwähnten {kai-
serlichen Verleihungsbrief stellte sie auf einer Marmorplatle
eingehauen aus, in einen architektonischen Rahmen, welcher
die Front eines Tempels darstellt und auf dem Epistyl die
Inschrift 'Avtcüveivo; t' eV.tiCs trägt, prunkvoll eingefasst. Wenn
wir nun auf trallianischen Münzen des Caracalla eine ganz
ähnliche Darstellung finden, nämlich zwei Tempel, in deren
einem eine Rriegergestalt steht, während der andere als Zeus-
Tempel bezeichnet ist (Mionnet a. 0. Nr. 1102, vgl. Sup/)L
VII Lydie Nr. 733), so werden wir natürlich dazu neigen, in
jener Kriegergestalt eben Caracalla zu erkennen und im Übri-
gen die Titulatur der Inschriften Nr. III und XII — ö >.ay.-
TrpoTXTr/ (u,y)Tpö)7ro).t<; (rr,«; 'knirt.:, xai) vswx.opoc ToJv EeSxgtojv -/.al
Upa TO'j Atö? TO'j AapaTio'j ^ — hier gleichsam illustrirt zu finden.
Hat Tralles wie Philadelpheia von Caracalla während seiner
Reise in Asia 215 den Neokorat erhalten? Diese Frage zu be-
jähen hindert uns nichts : von den oben aufgeführten Inschrif-
ten sind eben Nr. II, III, VII, XII mit vswxöpo; (und ar,Tp6-
TToXt?) etwa gleichzeitig und wahrscheinlich nicht lange nach
215^, V und X aber vor 215, V sicher nur wenige Jahre
früher eingehauen worden.
Sehen wir uns nach BeziehunEren früherer Kaiser zu Tralles
< Die ganze Manf,'clhafligkeil der Titulatur in III erklärt sich wul aus
dem halbprivalen Charakter der Inschrift. Das einfache ::dXi; anstatt [xTixpo-
TcoXi? Tf;; 'Aaia;, welches Nr. VII und XII aufweisen, ist uni so aullallender,
als die Inschrift wahrscheinlich erst unter Caracalla, und stdiwerlich vor Nr.
VII und XII ein^'chauen worden ist; doch s. ohen s^. II '« Anni. "I?.
^ Bis zu Severus Alexander ( — 235) hinabzusteigen trage ich aus paläo-
graphischen Gründen fast Bedenken. In seiner Zeit hält sich in Asia Z wol
nicht mehr, sondern macht dem (übrigens auch im 2. Jaluluinderl reichlich
vertretenen) C I'lalz, wie auch H, bez. 2 in dieserZeil die ältere l'orm end-
gillig verdrängt; vgl. die beiden aus tStädten Thrygiens stanunemlen In-
bchriften LeBas 10i4 (unter Caracalla) und 768 (unter Severus Aleiander).
H6 K. nURERCH
um, so finden \Nir Hadrian, der 123 die Stadt besuchte ^ in
zwei lnsclii'irten,oben Nr. IX und C.I.G. 2927 als Woltliäter
bezeugt, ^vährend ihn eine Münze sogar y,zl<j-:-t\c, nennt (iMion-
net IV S. 184 Nr. 1069). Wir wissen zu gut, wie freigebig
die griechischen Städte mit eben diesem Titel waren, als dass
wir durch ihn verführt werden soHlen, lladrian's Verdienste
um die Stadt auch nur von fern mit denen des Augustus zu
vergleichen, welcher ja wirklicii -/CTiTm; der Stadt gewesen ist
und auch üele^entlich, in der oben S. 108 Anm. 1 mit^eteil-
ten Weihinschrift, so genannt erscheint.
Etwa 25 Jahre früher erweist die Stadt sich dem Trajan
dankbar, welchen sie in i\r. XI als G'jvTrjpr.Lcravxa] toc i/, T^po-
yövcov auTTi«; Si)ca'.a ^ rühmt.
Annähernd ein weiteres Jahrhundert aufwärts führt uns die
.ß. C. ^. X S. 516 Nr. 6 miti-cteiltc recht merkwürdi"e \Vei-
heinschrift 'lepsu«; Tt€spiou Kaicapo: '/.al "EyAiTiC, ^LleSaaTvi; Toö;
'Ep;/.Ä; cLsi^rr/.i^. Da der Caesar Tiberius gewiss der spätere
Kaiser ist"', so wird man in der Hekate seine Mutter Livia,
nach Augustus' Tod Julia Au^usta genannt, erkennen müs-
sen ^ denen noch zu Augustus' Lebzeiten ein Ncbenkult ein-
< S. Dürr, Die Reisen des Kaisers Hadrian S. 50.
2 Die Copie giebl Z. 8-10 allerdings
KA0IEPOZENIYNTHPHN
TAEKnPOrONONAYT H ITA
A I K A I A usw.
aber dieselbe — oder die Arbeil der Steinmetzen — ist so wenig exakt, dass
man das TA am Ende von Z. 9 wol hinaufriicken tiarf.
3 Im Jahr 4 n. Ch. wurde Tiberiusvon Augustus adoptirt, Mitregent— aber
nicht etwa auch Augustus — ist er sicher schon 10 n. Ch. (Schiller, Gesch.
der röm. Kaiserzeit I S. 189). Vgl /ihnliche Weihungen an Tiberius noch
als Caesar in Smyrna 6 5^[ao; TtSspiov Kaiaapa üeSaaroü u'tdv 0. l. G. 3172,
und in Epliesos Ti[5£p''w Kaiaapt SeC. utw 2958. Weihungen an Tiberius und
seine Mutter öfters: z. B. 0. I. (,. 4039 Z. 24 f., bidden (mit dem Senat)
wurde 23 n. Ch. von den Städten Asia's auch der Provincial-Kult dekrctirl
(Tacitus Ann. IV, 15. 55 f.).
■^ Livia-Julia wird sunst "Ilpa SsCaiirj, vea *Iai; (d. i. Demeter) oder Oeä
Ilpdvota genannt. Uns dünkt der Titel v^a 'ExatT) zunächst eine sonderbare
Schmeichelei zu sein; doch muss man die ungemeine Volkstümlichkeit
ZUR LYDISCHEN EPIGRAPHIK UND GEOGRAPHIE 117
gerichtet worden war. Selbstverständlich ist, dass Augustus
seinen Tempel hatte — wie sollte sein Caesarea ohne Caesa-
reum, bez. Augusteum (SsSa^Tgiov) sein? — nannte man ihn
doch nicht nur xtitt-/;?, sondern auch bei seinen Lebzeiten
schon Golt', wie die oben S. 108 Anm. 1 ausgeschriebene
Weiheinschrift der Gerusia zeigt.
Natürlich war von diesem städtischen Kult des kaiserlichen
Wolthäters und seiner Familie bis zum ofiiziellen, durch den
Provincial-Landtag beschlossenen und vom römischen Senat
bestätigten (Rom- und) Kaiserkult, dem eigentlichen Xeoko-
rat ein weiter Schritt; zufällig erfahren wir aus Tacitus Ann.
IV, 55, dass unter den 1 1 Städten Asia's, welche im Jahre 26
n. Ch. vor dem Senate sich um den Tiberio matrique eins
(Julia Augusta) ac senatui zu erbauenden Provincial-Tempel
bewarben, auch das reiche Tralles sich befand, aber nebst Hy-
paepa, Laodicea a. L. und Magnesia a. M. von vorn herein
abgewiesen wurde.
Hiermit sind die Daten für die innere Geschichte von Tral-
les, soweit ich sehe, erschöpft. Der Rest ist dunkel. Seit der
dieser Göllin im vordem Kleinasien, uud ganz besonders in Karien boden-
kea, wo sie (im Kult-Centrum Stratonikeia-Lagina) als Hauplgotlhoil ne-
ben Zeus Panemerios verehrt wurde. Doss der Kult auch in Tralles bestand,
beweist die Urkunde ß. G. H. IV S. 337 Z. 25 npia;:tov /.al 'E/.aTsoj (:=-a{oj)
aüXrj, sowie Münzen mit dem Bilde der Hckate (llead, Hixl. numurum S.
5)5); aueb fallt der Name von Tralles in der Liste der Städte, welche das
Asylrecht des Hekale-Heiligturas in Lagina ofTiziell anerkannt haben, im-
merhin auf (im berühmten S. C. von Lagina Col. V fr. iV 2 : D. C. II. IX
S. 451).
' Auch das Caesarca-Tralles bezüglich des Ursprungs seines Namens so
nahe stehende Sebaste in Phrygien (vgl. oben S. 108 Anm. 2) halte seinen,
für spätere Zeilen reichlich bezeugten Kaiserkull ( ß. 6\ .W. VII S. 4^9. 451
mit der von mirWochenschrifl für klass.Philologie1894S.107 angemerkten
Berichtigung Ramsay's, deren Unkennlniss Büchner a. O. S. 119 zu einem
seine Anschauung von den äp/ispsT; zf,; 'Aai'a; beeintlussenden Fehlschluss
veranlasst bat) gewiss schon zu Lbrcn seines Wollhälers Augustus gesliflet.
Überhaupt ist es durch ('. /. G. 3902 b, B. 0. //. X S. 307. XI Ö. 155 Nr. 0!
u. a. (Eumeneia Phr., aus dem letzten Jahrzehnt v. Ch., Alabaniia, Lagina)
völlig gesichert, dass schon unter Augustus jede bedeutendere Stadt in Asia
ihr KataaoEiov hatte (vgl. Mummsen, Köm. Gesch. V S. 321, auch M. Clerc,
a. U. S. 08 f. 97 f.).
li:^ K. DURESCH
Mitte des 2. Jahrliiinderts erscheint eine reiche Familie, die
in melireren Generationen äp/iepsi; (t95; 'Adac), bez. äaiäpyai
aiilzuweisen hat', liier beü;innen die unentschiedenen Streit-
fra<i;en über das Wesen an sich ziemlich wesenloser Titel, wel-
che uns hier nicht angehen. Wir stellen hier die folgenden
Thatsachen fest: 1) Tralles hat sich vom Jahr 26 v. Gh. bis
in Nero's erste Regierungszeit hinein offiziell Kaiaxpeia, spä-
ter bis mindestens in die ersten Jahrzehnte des 3. Jahrhunderts
hinein — stetig, versteht sich, n ur in offiziellen Urkunden —
KatTipsix Tpy-XXsi; genannt. N'olkslümlich jedoch ist der hüü-
sche Name weder in der Stadt noch ausserhalb derselben je
gewesen, und er konnte es in Folge des Missbrauchs, welcher
gerade unter Augustus und Tiberius überall mit ihm getrie-
ben wurde, nicht wol werden.
2) Üa sämtliche Inschriften von Tralles, welche die Stadt
vcci)/.6po; (und [y-r,Tp6-o>.i(; Tr,<; 'Acria; ) nennen, höchst wahrschein-
lich erst dem frühen 3. Jahrhundert entstammen und auf
keiner ihrer jNlünzen vor Garacalla ein vswx.öpo? erscheint, so
ist die Verleihung des Neokorats (und wahrscheinlich auch
des Titels {;-yiTp6~oXi;) an Tralles diesem Kaiser zuzuschreiben,
der im Jahr 215 mit gleicher Gnade Philadelpheia (und Hie-
rapolis, vielleicht auch andere Städte^) bedacht hat.
Die neue Inschrift von Antiocheia ist also schwerlich nach
Nero anzusetzen, da an unserer Erklärung der Katcapsii; in Ä
Z. 3 als Tpy.)J'.avot nicht wol bezweifelt werden kann. Ein an-
derer, sehr ähnliclier Name der Städteliste, 6 Sr^y-o«; ö Neoxai-
Gape'cov BZ. 6 f. erlaubt uns vielleicht eine noch genauere
Datirung. W^as für ein Neokaisareia ist hier gemeint? Wer
den Anlass unserer Inschrift bedenkt und ähnliche Urkunden,
wie sie ja gerade auch Karien bietet, vergleicht-^, wer endlich
< S. Biicimer a. O. S. 121 und 128, auch n. 0. II. X S. 457.
2 Ilicrapolis nach den Münzen: s. Büchner a. ü. S. llü, üher Thyaleira
s. M. Clerc, a. 0. S. 68 f.
3 S. oben S. 105.
ZUR LYDISCHEN EPIGRAPHIK UND GEOGRAPHIE 119
einen Blick auf unsere Liste wirft, welche offenbar eine An-
zahl gemeinsam für eine Person interessirter Städte von den
Abhängen des Tmolos. aus dem Kayster-Thale und dem
Stromgebiet des Mäander zusammenfasst: der wird in den
Neojcai'japEi; weder die bekannte pontische noch die bithyni-
sche Stadt dieses Namens erkennen wollen. Und doch wissen
wir von keinem dritten Neokaisareia.
Ein glücklicher Zufall will, dass die Lösung eines Pro-
blems der Münzkunde zugleich die unseres geographischen
Rätsels bringt und dass die eine Lösung die stichhaltige Probe
auf die andre abgiebt. Eine Reihe von Münzen mit der Auf-
schrift Nsoy.aiTapecov ist bisher nicht sicher untergebracht. Es
sind dies die bei imhoof-Blumer, Griech. Münzen S. 576
Nr. 49-52 und Mionnet Suppl.W S. 447 Nr. 168-170 ver-
zeichneten Münzen, von ersterem auf das bithynische, von
letzterem auf das pontische Neokaisareia bezogen. Gemeinsam
ist diesen Münzen zunächst die Eigentümlichkeit, dass sie
Bildnisse nur des Tiberius, Cali^ula und Claudius trafen.
Imhoof-Blumer selbst bemerkt nun in einem Nachtrage
a. 0. S. 772, dass die oben erwähnten Beziehungen jener
Münzen nicht als gesichert zu betrachten seien, dass diese
Münzen ihrem Charakter nach vielmehr einer Stadt der
Provinz Asia anzugehören scheinen, deren Einwohner wäh-
rend einiger Decennien den Namen Nsoxaioapsi? angenommen
und dann wieder abgestreift hätten, wie z. B. die Trallianer
denjenigen der Kaifjapsfi;.
Das von dem gelehrten Numismatiker glücklich angefülirte
Beispiel ist uns durch unsere Inschrift, welche Kaicaps-f; und
N£ox.at»7ap£i; neben einander enthält, unmittelbar vor die Au-
gen gerückt. Wenn uns in unserer Liste nun ferner .1 Z. i
Sardes nicht nur als die bei weitem nördlichste, sondern
auch als die einzige Stadt desHermos-Thals und Tripolis als
die Vermittlerin zwischen Hermos-(bez. Kogamos-) und Mä-
ander-Thal auffallen, so müssen wir das ungefähr mitten zwi-
schen beiden an der grossen Strasse gelegene blühende Phi-
ladelpheia in der Liste fast vermissen. \\'ie wenn das /^ Z.
120 K. BURESCH
6 f. unmittelbar neben Tripolis gestellte Neokaisareia dessen
kaum 5 Meilen entfernte Nachbarstadt Philadelpheia wäre?
Des Numismatikers Fin»erzeio; überzeu2;te mich von der Iden-
tität der Nsoxa-nacctc unserer Inschrift mit denen der heimat-
losen Münzen : ein ^'eri;leich dieser letzteren mit den Münzen
von Philadelpheia könnte vielleicht eine Probe auf meine obige
\'ernuitung sein.
Unter den Münzen dieser Stadt bei Imhoof-Blumer a. 0.
lallt uns eine kleine Gruppe (S. 72üf. Nr. 606 — 9) auf, welche
Bildnisse des Caligula (G. Gaesar) und des Glaudius trägt und
neben ^ikx^ilc^iGi^ den sonst für diese Stadt ganz unbezeugten
Beinamen <I>iXo/'.aiT7.p(i)v setzt, wozu der Herausgeber noch die
Aufschrift ZavOot; ispsu? Pspy-avucoo auf einer von Head beschrie-
benen philadelphischen Münze Galigula's vergleicht. Von die-
sen Münzen interessirt uns besonders Nr. 609, welche folgen-
dermassen beschrieben wird :
KXaüS'.o; Ropf des Glaudius rechtshin.
Rv. $i>.3cSsX^£(uv [*I>i]Xo)ca',(7ap[ü)vl Mapo.Vier zusammenge-
b u n tl e n e Ähren.
Die gleiche Eigentümlichkeit nun, eine aus vier (so Nr. 52)
oder fünf (so Nr. 50. 51) Ähren zusammengebundene Garbe
weisen die oben erwähnten unbestimmten Nsoxaicapsi^-Mün-
zen bei Imhoof-Blumer a. 0. Nr. 50 — 52 auf, welche aus-
serdem gegenüber dem NsoKXKiapewv Glaudius' Kopf (eben-
falls rechtshin) mit der Beischrift T. K^aoSio? Fepaavixo«; Kat-
aap tragen. Vielleicht ist auch das H(?)ONAPOC auf Nr.
5t (neben Nsojcaicapecüv ) mit dem . . . .AIAPOC? auf Nr.
606 ( unter ^iXaSeXflpewv ) zu vergleichen.
Diese auffallende Ähnlichkeit der Neo/catcapei^-Münzen mit
den innerhalbdes selben kurzen Zeitraums weniger Jahr-
zehnte auftretenden <I>iXox.7.i<7ape<;-Münzen von Philadelpheia*
' Die Ährengarhe ist bekanntlich üijerliaupt der Provinz Asia cigcnlüni-
licli, kommt jcdocii auch andcMswo auf Münzen der römischen Kaiserzeil
vor. Icli glaul)e. dass diese Thatsache die Wahrscheinlichkeil der oben vor-
getragenen KombinaUon niciil schwächt. Immerhin ist es sehr wünschens-
wert, dass die Provenienz jener Neoxataap£t$-Münzen lestgestellt werde.
ZUR LYDISCHEN EPIGRAPHIK UND GEOGRAPHIE 121
giebt die Kombination an die Hand, diese Stadt habe aus ir-
gend einem Anlass kurze Zeit jene beide Namen, bez. Bei-
namen geführt. Über diesen Anlass kann nun, sofern die vor-
getragene Kombination das liiclitige trüTt, kaum ein Zweifel
sein. Die älteste der N3o/.at(iap£i<;-Münzen a. 0. Nr. 49, übri-
gens ausgezeichnet durch die Schreibung Nsoy.scapei? ) trägt
Bild und Namen des Kaisers Tiberius: wir werden uns die
Münze also nach dem Jahr 17 geschlagen zu denken haben, in
welchem ein furchtbares Erdbeben zwölf Städte in Asia, dar-
unter auch Philadelpheia, zerstörte und Tiberius zu einem
Akte weiser Grossmut Anlass gab. Die Dankbarkeit der Städte,
zu denen sich 23 und 29 die von gleichem Unglück heimge-
suchten Städte Kibyra und Ephesos gesellten, hat sich be-
kanntlich in einem kolossalen Ehrenmonument ausgespro-
chen, das dem Kaiser in Rom gesetzt wurde K Natürlich durf-
ten auch die andern beliebten lluldio-unfj-en nicht fehlen: die
o o
wieder aufnebauten Städte nennen den kaiserlichen Wolthäter
xTidTV}? EVI /caipö SwSsjca ttoXewv^; mehrere von ihnen, als Sar-
des, Mostene, llyrkanis, Kyme, Kibyra und Alyrina haben,
wie mit grösserer oder geringerer Wahrscheinlichkeit anzu-
nehmen ist, aus diesem Anlass einige Zeit den Beinamen Kat-
(japsioc geführt-^.
* S. Nipperdcy zu Tacilus Ann. II, 47, der Ilauptslelle für das Erdbe-
ben. Ein Bruchstück von der Beschlusslassung der in Sardes zusainmeu-
getrelenen Städte liegt bekanntlich nach Böckh's glänzender Erklärung in
C. l. G. 3450 = Le Bas-Waddington 620 vor. Das Monument von Futeoli
(aut dem Philadelpheia als Priesterin erscheint) ist am zugänglichsten in
Baumeister's Denkmälern S. 1297, wo auch die Ilauplnachweise.
2 So in einer wahrscheinlich aus Mostene (wenn nicht aus Magnesia a.
S.) stammenden Weihung ( /i. C. H. 1887, S. 89 Nr. 9^ was, ins Lateini-
sche übersetzt, auf einer von Scbuchhardt, Altertümer von Aegae S. 51 vor-
Irelllich erklärten und ergänzten Inschrift wiederkehrt.
^ Mionnct IV S. 122 Nr. 690 Katjapewv SapSiavwv und Kopfe derCaesaren
Drusus und Germanicus; 6 o^i^ioj 6 Kaiaapswv i^apotavwv in eintM' Weilumg an
Claudius 6'. /. G. 3453 (heute in Kassaba, von mir genau kopirt) und 3456.
Mionnet IV S. 90 Nr. 487 und Suppl. VII S. 393 Nr. 319 Kauaoewv MojTr.vwv
(Claudius) III S. 10 Nr. 62 Kaiaap^wv Kujiai'wv (Nero). Auf Münzen des
Scptimius Sevcrus und Caracalla ist Kaiaap^wv K(5jpaTwv häutig, doch
auch auf Inschriften zu finden: ß. C. U. l[ Ö. 593f. X S. 220 Z. 26. My-
122 K. BURESCH
Am schlimmsten war nach Tacitus a. 0. Sardes zugerichtet
worden — der zeitgenössische Epigrammatiker Bianor (A. P.
IX, 423) l)eschreibt die Zerstörimi»- als eine V(Ulii>e — und ihm
wandte sich desiialb Tiberius' Fiu'soro;e vor allen andern zai.
Die Barmherzigkeit des Kaisers ist von der Stadt auf Münzen
symbolisch dargestellt worden : denn das von Mionnet Suppl.
VII S. 417 Nr. 460 beschriebene Stück üapSiavöJv ^ileSaoTtp
Ka[i(7apt (so zu ergänzen) mit der Darstellung Aui^ifste ou Ti-
hcre debout, vctu de La tage, relevant une femme cre'nelee
prosternee ä ses pieds und gegenüber Julia Augusta wird
doch wol eine die Wiederaufrichtung der Stadt durch Tibe-
rius feiernde Denkmünze sein.
Die benachbarte Leidensgenossin, das unaufhörlich von
Erdbeben heimgesuchte^ Philadelpheia, wird im Jahr 17 eben-
falls sehr beträchtlich geschädigt worden sein und des Tibe-
rius Unterstützung genugsam in Anspruch genommen haben :
es nannte sich den ebenso zahlreichen als naheliegenden Bei-
spielen folgend und vielleicht mit absichtlichem Anklang an
den Namen der nahen Stadt H ierokaisareia^ huldisiend
Neokaisareia, welcher Titel nur sehr lose gesessen und
seinen Urheber nicht lange überlebt hat''.
rina nennt sich zwar schon in einer Weihiini,' an Auijnsliis of,ao; 6 KaiaapEwv
Mupiva^'wv (MouasTov 1876 S. 16 Nr. pT]'), (loch ist die Notiz Tlin. N. H. V,
121 Mjjrina, quae Sebastopolim se vocat, vielleicht auf den Anlass des
Jahrs 17 zu heziehen. Ilyrkanis, welches sich auf seinen Münzen und in
einer Weihun<,' an Caracalla {IL 0. //. 1887 S.91 Nr. II) Ma/.soovwv Tpxa-
vwv 7:0X1; nennt, heisst in einer Weihung an Vesj»asian otiUo; 6 Kaiaapt'wv
MaxsBdvwv Tpxavtojv {Journal of philology VII S. 145, mir unzufj;änglich).
< Slraho hehl zweimal, XII S. 579 und XIII S. 628, Philadelpheia als fort-
während von Erdbehen heimgesucht hervor und erklärt die Erscheinung aus
der Nähe der /.aTay.£/.aj|x£vr].
2 Diese Stadt wurde ebenfalls im Jahr 17 vom iMdbclicii .schwer geschä-
digt. Die Vermutung, dass sie ihren Namen wie Tralles und Sch.isU^ l'hr.
anlässlich des Erdbebens des Jahrs 26 v. Ch. angenommen habe, habe ich
Wochenschrift für klass. Phil. 189'< S. 110 begründet. Dass sie früher Iliera
Korne hiess, sprach ich bereits Klaras 8. 3 aus, was sowol Ramsay {Hisl.
(jeofjraphy. 8. 128) als Radet {La Lydie S. 316 11'.) unbekannt ist.
3 Wenn der Titel immerhin noch unter Claudius auftritt, so mag das sei-
nen Grund in einer Erneuerung des Anlasses haben. Nach Malalas (S. 246
zun LYDISCHEX EPIGRAPHIK UND GEOGRAPHIE 123
Für die Datirung unserer Inschrift von Antioeheia ergiebt
sich aus den obigen an die Namen Kxi<Tap6i<; und NsoxatGapet?
geknüpften Erörterungen, dass sie niclit allzu bald, aber auch
nicht allzu lange nach dem furchtbaren Unglück des Jahres
17, sagen wir zwischen 20 und 55 eingehauen sein wird. Das
einigermassen befremdende einfache SapStavcüv ' /l Z. 1 anstatt
des oben S. 121 Anm. 3 aus Claudius' Zeit nachgewiesenen
Kai'japswv SapStavcöv berechtigt uns vielleicht, bis zur unter-
sten Grenze hinabzugehen.
Der dritte merkwürdige Name unserer Inschrift ist der si-
cher hergestellte 2 Name der MucroaaxsSöve; 'K Derselbe bedeutete
bisher ein geographisches Rätsel: da Ptolemaeus V, 2,15 die-
sen Demos in recht unbestimmter Weise nach der Troas, bez.
Mysien verlegt, Plinius aber in der an die Spitze dieser Erör-
terungen gesetzten Stelle (oben S. 107) ihn dem ephesischen
Gerichtsbezirk zuzählt, so war man ratlos.
Eine kurze historische Betrachtung mag zunächst den Na-
men selbst erklären. Die hellenistischen Könige hatten ausser
den bekannten makedonischen auch kilikische und endlich
auch mysische Söldnertruppen, wie sie z. B. Polybios (31,
3,3) 168v.Ch. in syrischen Diensten erwähnt. Auch eine wich-
tige pergamenische Inschrift (Nr. 249 in Fränkels Samm-
lung) führt sie neben andern Truppengattungen auf: Z.Uff.
Toiv axpaTKOTcüv toi; y.oLxov/.orjni^ Tv^a TröXiy y.(xl xrr{ ytopav, öaoiü)?
oe xai Maxeoöciv x,al Mugoi? y.ai toi<; äva<pepou.£vo'.; iv tu
Bonn. Ausg.) schädigte unler seiner Regierung ein gewalliges Erdbeben
Ephesüs, Smyrna 'und viele andere Städte Asiens', ardT-.j-.v r/aofaaTo r.ollx
£i; ävaveojaiv. Das auf ewig bebendem Boden stehende Pbiladelpheia wird da-
mals wol wieder bülfiibcdürftig gewesen sein.
< Die von Kubitschek nach dem SAi^ seiner Abschrift und seines Ab-
klatsches vorgenommene Ergänzung 2a[p]5[iavwv wird durch meine ältere
Lesung SAH (wozu ich notirte: II unsiciier) durchaus bestätigt.
2 Kubitschek glaubt NYIONAKEAGNÜN gelosen zu haben; meine Le-
sung s. 0. S.102. Ich erkenne auch heute auf dem|Abklatsche ^YIOMA usw.
3 Ramsay's (liisl. geography S. 118) Behauptung, dass das Mijsuma-
cedones in des Plinius uns so wertvoller Conventus-Liste (s.o. S.I07)
'sicher falsch" sei, weil keine Stadt an der N-Seile des Tmolos zum Con-
ventus von Ephesos gehöre, erledigt sich hiemit.
124 K. BURESCH
9poupt(i) xal Tvi Trogst rvi i^y^cüx xaTOixot(; xal Ma^Suvivoi? USW,
Es gab auch offenbar nicht nur makedonische^ sondern auch
niysische Militärkolonien, \vorauf Fränkel a. 0. richtii>; die
M'jTcöv x.aTotx.iai bei Polybios 5, 77.7 bezieht. >velche Attalos
1 im Jahre 21 8 bei seinem Zuge zur Unterwerfung des ihm von
Achaios abgenommenen Gebiets berührt. Die Aeolis ist ihm
^vieder zugefallen, und er verhandelt darauf mit dem ihm treu
gebliebenen Smyrna; dann überschreitet er den Lykos — wie
Fränkel schon erkannte, der Nebenfluss des llermos, an dem
Thyateira liegt — und Trpov^ysv i%i tolc, twv Mucwv y. aTODCia?,
von Avo er sich nach Mysien wendet. Hierzu stellt sich vvol
noch die von Fränkel nicht verwertete Anmerkung Strabo's
XIII S. 625 6uaT£tpa xaroiscia MaxeSovcov, y]v Mugojv STyaTYiv
(d. h. südlichste) nvec ^aciv.
Wenn wir aus diesen Stellen lernen, dass die mvsischen
Kolonien sich auf der lydisch-mysischen Grenze und in Nord-
Lydien befanden, so erfahren wir daraus natürlich für die Lage
unseres Demos der Mysomakedonen nichts, wol aber lässt sich
die Sache vergleichen, wie das schon Fränkel a ü. S. 174a
gethan hat. Ein gewisser Distrikt Lydien's war mit •/.xtov/.Ioli
( = >toJaai) bedeckt, welche ursprünglich vielleicht von verei-
nigten mysischen und makedonischen Söldnern angelegt wor-
den w'aren ; diese Ortschaften (welche sehr ansehnlich und
durchaus stadtähnlich gewesen sein können) schlössen sich
zu einem Sr/ao? Muiop-axeSövcov zusammen.
Über diese Art von Gemeinde-Bünden, welche in Rleinasien
sehr verbreitet waren, an einem andern Orte mehr; hier sind
nur die in unserer Inschrift unmittelbar neben den Muco[Aa)c6-
Sovs? genannten Sviao'. Ki>.Stav(i)v twv avw und töjv -/.octco heran
zu ziehen. Diese umfasslen das paradiesische obere und mitt-
lere Kayster-Thal (hier an die KaOarpiavoi grenzend), enthiel-
ten eine ganze Reihe Ortschaften, als Ko>.6yi, Nt/.aix, Yl(x.lon&-
TcoA'.;- und schlugen zahlreiche Münzen mit Aufschriften wie
< Über diese vgl. Schucliliardl, in diesen Millti. XIII S. 1 U".
2 Ich tiabe das ganze Ki)>6iav(iv und das Kajatpiavov -e5;ov 181) l uulersiiclil
ZUR LYDISCHEN EPIGRAPHIK UND GEOGRAPHIE \%
KiXStavÖiv Tüiv av(o, Ki>.€'.a,vüiv täv reo! Nixaiav, Nt/.aewv tcüv gv
Kt^ßtavö, Ki>.€iav(i»v Ksa'.Tcov (oder Ksa'.töjv)^ Alles Weitere
meinem ausführlichen Berichte vorbehaltend erwähne ich nur
noch, dass die Üemen sowol der Mysomakedonen als der Kil-
bianer bisher in keiner Stein-Inschrift erschienen waren.
Wo haben wir den Distrikt der mysomakedonischen Ort-
schaften zu suchen? Schwerlich in einem der reichen Fluss-
thäler Lydiens: denn in diesem Falle würden sie doch wol wie
die Kaystrianer, Kilbianer u. a. solche x.wfxr.^'öv lebenden
Stämme Münzen geschlagen haben; derlei sind aber bis heute
nicht zu Tage gekommen. Schon deshalb möchte ich an eine
ärmliche [3erglandschaft denken und wir können dieselbe heute
mit ziemlicher Wahrsciieinlichkeit bestimmen. Ein Blick auf
die Karte zeigt, dass des Plinius oben ausgeschriebene Liste
der Städte des ephesischen Gerichtsbezirks nach gewissem
geographischen Prinzip angeordnet ist: Metropolis im joni-
schen Küstenlandc, SO davon Tralles, NO die Demen der
Kilbianer, daran anschliessend die Mysomakedonen, dann die
Nachbarstädte Mastaura und Briula am SO-Abhange der Me-
sogis, endlich Hypaipa und Dios Hieron, nahe bei einander
am S-Fuss des Tmolos.
Das Städteverzeichniss unserer Inschrift ist nun zwar, wie
von vornherein (oben S.106) anerkannt, nicht nach geogra-
phischem Prinzip geordnet; indessen ist eben so klar, dass
A Z. 4-10 und Z? Z. 5 f. nicht rein zufällig Nachbarstädte zu-
sammengestellt erscheinen. Und so hat es denn auch unzweifel-
und einen vorläuligeii Bericht von den geographisclien Ergebnissen in den
Berichlcn der sachsischen Ges. der Wissenschaften 1892 S. 48 IT. gegeben,
aufweichen ich vorläulig verweise. Seit meinem Besuche des Vororts der
oberen l-Jbenc Balianiliuli-l'ahicopolis ist hier eine vom Jahr '2b9 (wol nach
der Aera von Acliuni = 22'J n. Ch.) dalirlc Inschrift zu Tage gci<ommon, wel-
che den langst vorausgesetzten Namen IlaXaiario).'.; enthält (s. Kubitschek-
Reichel, Reisebericht S. 9).
' Alle früheren Angaben über die Münzen der Kilbianer, auch Head,
Hist. numonim S. 54'J, sind nach der neuen Behandlung derselben durch
Imhoof-Blumer, Nuinism. Zeitschrift XX ( 1888) ö. 1 11'. und Griech. Münzen
S. 716 wesentlich zu beiichligen.
126 K. BURESCH
haft in der Nachbarschaft der Mysomakedonen und Kilbianer
seinen Grund, wenn sie in unserer Inschrift wie in des
Plinius' Liste zusammengestellt sind. Kurz, die erstem be-
\volinten entweder das 0 an die obere kilbianische Ebene gren-
zende Beri-land des SO-Tmolos, in welchem ich 1891 antike
Ansiedelungen festgestellt habe', oder aber das SO ans KiX-
ßtavöv grenzende, bisher völlig unbekannte Gebirge zwischen
naXaii7ro>.'.;-Baliamboli und Tripolis oder besser Rulladan,
d. i. die östliche Mcsogis-^. In dieser Anschauung darf uns viel-
leicht noch der Name und die ungetähr bestimmbare Lageder-
kleinen lydischen Stadt MucoTO[y.co).o;'^ bestärken. Dieselbe
< S. den Voiläiiligeii Ilcisebericlit a. O. S. 48.
2 Icli Irell'e mich in diesem Ansalze mit Radel, welcher in seinem neuen
Buche La Lydie et le monde grec au temps des Mennnades S. 315 (unter Ver-
weisung auf seine, mir nicht zugängliche Schrift De coloniis a MacedonUms
in Asiam eis Taurum deduciis S. 28) die Mysomakedonen zwischen Ma-
slaura-BriuJa und dem KtX6iavdv sucht.
3 Hieruklcs 671,3 und die Bischofslislen nennen die Stadt übereinstim-
mend MeTOTuaoXo?, während Plinius nach der bei weitem besten Überliefe-
rung (nur der Verbesserer des Parisinus machte aus dessen verstümmeltem
mesilo: mesolimolilae) Mysotimolitae hieiei. Dieses ist unzweifelhaft die rich-
tige Namensform, die man (auch ich selbst, Klaros S. 14) nicht hätte ver-
kennen Süllen. Die genannten griechischen Quellen wimmeln bekanntlich
von unzähligen Verderbnissen, deren Mehrzahl sich aus der vulgären Aus-
sprache der Namen erklärt. Diese Tbalsacbe haben zwar schon Wesseling
und Ramsay (Hislorical geography S. 126) gelegentlich bemerkt, jedoch sy-
stematisch und mit der nötigen Kenntniss des Vulgärgriechisch ist dieser
Gesichtspunkt bei der Bearbeitung weder jener Listen noch sonstiger spät-
griechischer Sprachdenkmäler von irgend Jemand verwertet worden. Nun
ist in der vulgären griechischen Sprache die Verwechselung des I-Lauls (t tj,
besonders auch u) mit dem E-Laul häuüg: also durch vulgären Ein-
fluss ist in den bekanntlich mit ausserordentlicher Nachlässigkeit her-
gestellten Listen aus M'jaoTU[j.ojXo? MeaoT'jjjioXo; (-eXXo?) geworden. Dazu
kommt, dass die Quellen wie die Überlieferung des Plinius bei weitem rei-
ner und älter sind und seine Namen sich meistens gut bewähren. Endlich
bedenke man, dass MeaoTÜ[j.ü}),o; (d. i. aus [liaa; und TüjjlwXo? zusammenge-
setzt und etwa Mittellmolossladt bedeutend) doch eine höchst bedenkliche
Bildung ist und nach Volksetymologie aussieht. Ramsay ist hier wie oft in
den Abschnitten über Lydia und Asia schwer verständlich : er hält noch
an MeaoTJixwXo; fest, nennt diese l''orm auch a. Ü. S. 128 die 'möglicher-
weise korrekte', wenige Zeilen später aber MyaoTÜ[j.ojXo; die ' wahrscheinlicb
korrekte Form'.
zun LYDISCHEN EPIGRAPHIK UND GEOGRAPHIE 127
wird in den Bischofslisten regelmässig nach dem an der phry-
gischen Grenze gelegenen Blaundos ' aufgeführt, während Pli-
nius die zum Gerichtsbezirk von Sardes gehörenden Städte
o
in folgender Reihenfolge giebt, N. 11. V, 111 Macedones
Cadieni, PhiladctphcnL, Maeonu, Tri/jolilanL, ApoUoni-
hleritae, MysotimoLitae et alü ignobiles.
Die Aufzählung scheint mir wieder geographisch geordnet,
und zwar von Philadelpheia in SO-PiichUing gegen den von der
Natur so deutlich gezeichneten SO-\Vinkel Lydiens vorzugehen,
wo dieses mitRarien und Phrygien zusammenstösst. Hier liegt
— so zu sagen als in-^xT-ti AuSciv — Tripolis, hier türmt sich auch
der unbekannte Gebirgstock, welcher durch die Vereinigung
der Bergzüge des Tmolos und der iVIesogis entsteht. W bez.
auf der Linie Philadelpheia-Tripolis suche ich vielleicht mit
Recht sowol die noch nicht festgestellten Städte Maionia'^
ApoUonos llieron u. a. als auch Mysotymolos.
Und es ist doch natürlich, dass man eine Stadt mit Namen
Mysotymolos so lange, bis das Gegenteil erwiesen wird'', in
Beziehung zum Tymolos (denn so lautet die lydische Namens-
< Dieses erscheint in vulgären Formen wie BaXavSou, BXaoltov, ^XauSlwv
(I, 180 u. ö. III, 113. XIII, 102: alles Genitive); nur bei Hierokles 671,2
gehl Kspa^r, (so Wesseling, oder Kspaaat sl. Kr)paa£ der IIss ) vorher, das in
den Listen einige Nummern nach MsaoTujAoXo; in Kspaaetov ( Ka-.pacjc'idv) auf-
triU: I, 185. III, 118. VIII, 195. IX. 104. XIII, 104. X, 243 und wiederholt
245 6. . .rJTOi Kepaaecüv.
2 Die von Hamilton [Researches in Asia minor II S. 139) begründete und
heute fast allgemein (so auch von Ramsay, Hist. geographij S. 123) als si-
cher betrachtete Gleichsetzung von Menne ( W bei Kula) und Maionia halle
ich aus mehreren Gründen vorläufig für nicht genügend begründet.
3 Derlei ist von Ramsay, Hist. geograpky S. 128 sicher nicht erwiesen,
wenn er daraus, dass in einigen (späten) Bisehofslisten— er meint XII[,102
«tXauoewv ypa^Etat xat MsaoiuijLoXou und X, 241 6 [^^Xa■JO£'wv rftot ?] MEaoTuao-
Xou — Blaundos und Mesotymolos verbunden werdeu.auf eine Lage der Stadt
an der Ü-Grenze Lydiens zwischen Uschak und Takmak schliesst. Das be-
kannte r\zo\ der Listen kann zu derlei külinen Folgerungen nicht berechti-
gen. Auch Radet, La Li/ilie S. 315 verwirft Ramsay's Ansatz als unbegrün-
det und sucht Mysotymolos iganz ähnlich wie ich) im Kügamos-Tale, etwa
auf der Stelle von Ine Giöl.
128 k. BURESCH
form ') zu setzen hat: das ist doch so einleuchtend wie dass
die ebenfalls örtlich nocli nicht nachgewiesene Stadt T(y)nio-
los an oder auf dem c;leichnamigen Gebirge lag^.
Ich slaube also vorläufio; ein Hecht zu haben, nach den An-
deutungcn des Plinius und der Bischofslisten Mysotymolos im
oder am südöstlichen Tmolos'^ anzunehmen, und würde diese
Stadt nicht ausdrücivlich dem Gerichtsbezirk von Sardes, der
Distrikt der Mysomakedonen aber dem von Ephesos zuge-
schrieben, so könnte man versucht sein, jene mit diesem in
Zusammenhang zu bringen. Jedenfalls habe ich in der ge-
nannten Gegend Reste alter Ortschaften gefunden : hier oder,
wie oben bemerkt, in dem unbekannten Berglande S davon
wird man sich die Sitze der Mysomakedonen zu denken haben.
Es erübrigen nur noch einige Kleinigkeiten. Z. 4 AaStJte'wv
wird das älteste Heispiel dieser auf der vulgären Aussprache
beruhenden Schreibung statt des oHiziellen AaoS-.xecov sein. Aa-
Sty.sü)? steht auch in einer Weiheinschrift des frühen S.Jahr-
hunderts (Florenz, C. I. G 6829) und mehrmals in einem
Bruchstück des diokletianischen Edikts B. C. H. IX S. 225. 227
AaSt/c-^ivoJv. In ziemlich und ganz späten Grabschriften finden
wir die Vulgärform natürlich häufiger: AxSikcu; x-?]; ';rpö(;A'J)cov,
K^'hvm^'h und AaSr/aa? in Hom, C. I. G. S. I. 2047. 1408.
C. 1. G. 9916, in einer metrischen Grabschrift des lykaoni-
' Ich habe diese Anschauun^^ Klaros S. 12 (T. ausführlich bcf,'ründct, doch
hat Ramsay hiervon keine Noliz f^'ononinion.
2 Ich weiss für diese Stadt vorläuli^' Ivcine passendere Laire als die von
mir im Vorl;luiif,'eii Reisel)ericht a. O. S. 51 f. crwiilmtc antike Orlsia^'c in
einem Ilochthal des Tmulos hei Lulhey Jaila, zwischen IIypaij)a und Öardes.
Dass sie nicht weit von letzterem gelegen war, geht sowol daraus, dass sie
wie diese den Tmolos auf Münzen darstellt (Ilead Hisl. num. S. 554), als
aus dem Umstände hervor, dass sie zu den im Jahr 17 vom Erdheben geschä-
digten St/ldtcn gehört.
3 Iliess dieser Teil des Tmolos vielleicht 'mysischer Tmolos' ( j\IuaoTij[i.w-
/•oj), weil er der xaTax£xaujj.^v7) genau gegenüber lag, \i oi pev Muaiav, o\ Si
Maioviav spaaiv (Strabo XII S. 576)?
ZUR LVDISCHEN EPIGRAPHIK UND GEOGRAPHIE 129
sehen Laodikeia (das heute Ladik heisst wie das syrische
Ladikije), aber KxV./.v.y. des Metrums wegen neben AxoSt-
/.sr/; Athen. Mitth. XIII S. '246 Xr. 41. /.«-ist natürlich ei-
gentlich aus Zr/// -vereinfacht (vgl. äoTo^-aOror-iTo;) das in
Aa'j^txr/ einer smyrnäischen und im AauSi/.'.? einer sehr späten
Grabschrift C. I. G. 3371. 9806, ferner in Aa-j^^i/.r, und Aau-
StÄTiv nicht sehr später lydischer Inschriften B. C. H. XI S.
218 Nr. \'l. S. 449 Nr. 9. Mo-j^sTov 1886 S. 64 Xr. ovx', so-
wie im Laudicea u. dgl. alter lateinischer Handschriften er-
scheint (vgl. auch Blass, Aussprache"^ S. 73 und G. Meyer,
Griech. Grammatik- S. 136).
Z. 6 f. Aulfallend ist, dass Nysa mit zw'ei ^j/r'pi'ju.aTa rcxpcc-
(7.uOr,Tt>t7. vertreten ist, einem vom Sv^aoc, einem von der Geru-
sia. Die letztere erscheint in Nysa zu Beschlüssen gewöhnlieh
mit ßou/.-/5, Sr,ao? (und ve'oi) vereinigt {C.I. G. 2944. B.C.H.
VII S.272. X S.520. XI S.3'i7). und sie scheint besondere
Bedeutung gehabt zu haben ; Strabo führt ihr Gebäude, das
yspovTix-öv, sogar eigens auf (XIV S. 649).
Z. 1 1. Aiö; Upöv ist nicht etwa die alte jonische Stadt dieses
Namens (Aiö? ipöv) zwischen Kolophon und Lebedos, sondern
die lydische. welche Plinius in seiner Liste (s. oben S. 107)
richtig mit ihrer Nachbarstadt llypaipa (in unserer Inschrift
am Ende, .ß Z. 1 0 ) paart. Die Stadt lag auf der Stelle des heu-
tigen Birge, welcher Name aus dem mittelalterlichen Namen
nupYi(ov) verdorben ist. Diese Lage ist, obgleich ausser von
Plinius auch von Plolemaeus V, 2. 17. Ilierokles und den Bi-
schofslisten angedeutet, bis in die neueste Zeit verkannt ge-
wesen, kann aber heute nicht mehr bezweifelt werden : s. mei-
nen Vorläufigen Reisebericht a. 0. S. 4 9 und Revue des
c'tudes (yrecf/ucs V S. 15 IT., auch G llirschfeld. Berliner
phil. Wochenschrift 1891 S. 13.s.')f.
Z. 13 las ich mehr als Kubitschek ' nämlich deutlich Ah i
NHZIQN, also sicher 'Avivricicjv, wie auf den seltenen Mün-
' Wciii}j;slciis iiacli dessen I'uhlikalioii im Iioiselioi ielil. Dagegen sliiiiint
seine mir zur Verrii^aiiig goslellle Absclnil'l völlig zu der meinigen, welche
auch vom Abklatsche genau besläligl wird.
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. 9
13Ö K. BURESCH
zen der Stadt steht (Mionnet IV S. 5 f. Suppl. VII S. 316.
Imhoof-Blumer, Monnaies grecques S. 470 Nr. 74 vgl. Head,
Hist. nunioruni S.548). Die Lage dieser verschollenen Stadt
Anineta' hat man bisher noch nicht versucht zu bestimmen.
Durch die Gesellschaft, in ^velcher sie sich in unserer In-
schrift sowie bei Hierokles und in den Biscbofslisten befindet %
wird sie nacli S-Lydien, und zwar wol in den Bereich der
Mesoü:is verwiesen. Dazu ivommt noch ein bedeutsames An-
zeichen. Auf der ältesten Münze der Stadt (aus Augustus' Zeit:
Imhoof-Blumer a. 0.) ist der Baub der Persephone dar-
gestellt; derselbe findet sich zwar auch sonst in Lydien (in
Hyrkanis, Hermokapeleia, Tomara, Sardes, Tripolis), doch
ist dies Motiv aus Anlass des weitberühmten und vielum-
feierten Plutonion bei Xysa ganz besonders dieser Stadt ei-
gentümlich ^. Auch in andern Städten am S-Fuss der Me-
sogis, als Tralles und Hierapolis, letzteres ebenfalls durch
ein Plutonion berühmt ^ findet sich dieses hier sehr nahe
liegende Motiv ^. In der Gegend von Nysa also werden wir
Anineta zu suchen haben; möglich, dass ich es in einer der
von mir in der Mesogis zwischen Tyra und Tralles festgestell-
ten alten Ortslagen (Vorläufiger Bericht S. 5Ü) gefunden habe.
' Zu der Namensform Aninela ist wül der Name der nur durch die Listen
bekannten lydischen Stadt Bareta oder Baretta — nach Hierokles und den
altern Bischofslislen etwa im Kayslerthale zu suchen, während die jungem,
111,30. X, 165. XIII, 28 sie unmittelbar neben Anineta aulluhren — sowie
der Name des von mir 1888 am NW-Abhang des Tmolos festgestellten
(Kaisareia) Troketta (Klaros S. 111'. vgl. meinen Vorl. Reiseberichts.
44) zu vergleichen.
2 Hierokles 6r>9,9 'Avivexa zwischen Mastaura und llypaipa, 1,1 13 und VII,
103 ganz versetzt zwischen Magnesia a. S. und Pergamon, III, 31 sowie
X, 16b und XIII, 29 (wo statt Kape-wv und 'AovaTcüv zu lesen BapetTwv und
'Avivaiiüv) in der Nähe von Nysa nach Baretta, IX, 16 'Aviväxwv zwischen
Mastaura und Erylhrai.
3 S. Head, Hist. nuin. S. 552; für alles den hochberühmten Plulo-Kore-
kull in der xaj[X7) 'A/apaxa Belrgllende verweise ich auf Hadet, ß. C. H. XIV
S. 224 II'., dessen topographisches Ergebniss sich mir an Ort und Stelle
durchaus bestätigte (Vorl. Reisebericht S. 50).
* S. meine Nachweise Jahrbücher für Philologie 145 (1892) S. 286 f.
s Head a. 0. S. 555. 565.
ZUR LYDISCHEX EPIGRAPHIK UND GEOGRAPHIE 131
Die Z. 14- i 6 habe ich mehr nach gewissen inneren Anzei-
chen als nach den Resten der fast völlig zerstörten Schrift er-
gänzt. Von den zahlreichen Städten dieser Gegenden auf -da
und -nda (als Alabanda, Alinda, Karyanda. Kalynda, At-
tuda, Klannuda) kommt Z. 14 vor allen das in diesen Zeiten
sehr bedeutende Alabanda in Betracht als den Raum ziem-
lich genau ausfüllend V
Z. 15 las ich selbst EQN, erkenne aber auf dem Abklat-
sche nicht nur kein ' f" 7 N (wonach Kubitschek, wol rich-
tig, 'OpOü)T]t£(ov vorschlägt)', sondern ausser den Resten des
Schluss-N schlechterdings nichts. In Z. 16 füllt 'ApTratr/ivojv
wieder den leeren Raum gerade aus. Die Ergänzung dieser
Namen nun legt die Vergleichung zweier geographisch geord-
neter Listen nahe: llierokles (Kaota;, 688, i ff.) 'A>.xgavSa,
'Op6(i)<ji(x;,''Ap7raua, NeaT^oXi; und Ptolemaeus V, 2,19 "ApTraoa,
'Opöw^iot, NeaTCoXt?, Bapyaax, ('Ap.u^ü)v). 'AT^iSotvSa.
Die hier aufgeführten 5 Städte, welche den in Z. 14-18
teils erhaltenen, teils herzustellenden Namen entsprechen wür-
den, sind heute bis auf eine sämtlich geographisch sicher fest-
gestellt: Alabanda im Marsyas-Thale ; ihm im benachbarten
Harpasos-Thale östlich gegenüber Neapolis^ (das erst neuer-
' Meine hier rneclianisch naciialimende Kopie führt wol auf oiwv, wäh-
rend Kubilschok ../XEON iiiil der Anm. X sehr unsicher' giebt. Dies
könnte auf KXavvojojEcuv uder 'AttojSJecüv führen. Auf dem Abklatsche er-
kenne ich nur EON mit Sicherheil, vielleicht aber lEQN.
2 bJr f,'lvuht nach einer hs. Notiz zu seiner Kopie auf dem Abklatsch so-
gar den uiizweideuli.gen Hesl eines S zu erkennen: y i EfiN.
3 Dieses karische Neapolis meint auch Steph. Byz. u.d. W. Tp;::oXi;, wo
er sagt, die Stadt habe früher Tripolis geheissen. Von dieser Binnensladt
ist, was öfters nicht geschehen ist, die jonische Küslenstadl Neapolis S von
H|)hesos (Sirabo XIV S. 039) wol zu schciilen. Plinius ist in Karlen recht
konfus, und ebenso Benseier im Wörterbuch der griech. Eigennamen. Plin.
V, 107 meint zweifellos die Küslenstadt Neapolis ( wie die Gegenüberstel-
lung der inleriura iwinina 1U8 Anf. zeigt), doch setzt er sie viel zu südlich;
nachher, i\6 f.. welche btelle Sirabo S. 639 enl.sprichl, lässl er sie aus. Auch
Mela l, 16, 8ö (Quelle des Plinius) meint die joiiische Stadt. Wenn diese in
den aUischeu Tribullislen nii^ erscheinl, so ist die Erklärung dafür durch
die Notiz des Sirabo a. U., die Sladl habe früher den Ephesiern (mit an-
dern Worten: zur auvTeXsia dieser Sladl) gehört, völlig erbracht.
132 K. BURESCH, ZUR LYDISr.HEN EPIfillAPHIK UND aEOGRAPHlE
dings von Kubitscliek und Reichel [a. 0. S. 8] in Ineboli si-
cher wiedergefunden worden ist), im selben Thale nur 1 Yo
Meilen NNW entfernt Har[)asa, dessen naturgemäss nahe Be-
ziehungen zur Naehbarstadt uns schon die Münzen mit 'Ap-
77a(jr,v(l)v xai NsaTToX'.Toiv oaövoia u. a. anzeigten (Head, a.O. S.
527, vgl. 559); nicht 5 Meilen WNW von hier das ebenfalls
ganz neuerdings bei Jeni Basar am S- Rande der Mäander-
Ebene festgestellte Orthosia ( Kubitscliek S. 6 ). Nur die Lage
von Bargasa steht noch nicht fest. Früher (in der Karte zu
Benndorfs Reisen) setzte es Kiepert im innersten Winkel des
Kepaar/.o; köI-oc in S-Karien an, wo jetzt Idyma festgestellt
zu sein scheint, während Bargasa hypothetisch an 7 Meilen
nach W e;erückt ist. Auch so w ürde es noch recht weit ausser-
halb, und zwar S des Geschlossenen Kreises der sonstiü;en
Städte unserer Inschrift fallen ; indessen geht aus Strabo XIV
S. 656 deutlich hervor, dass die Stadt in der von Kiepert an-
gedeuteten Gegend zu suchen ist, wohin sie auch von der at-
tischen Tributliste von 415 verwiesen wird '.
Übrigens ist noch zu bemerken, dass die Lesung Z. 17 Bxp-
yacTivojv (so auch die Münzen der Stadt), welche ich Kubit-
scliek verdanke, nach Prüfung des Abklatsches mir durchaus
gesichert scheint. Z. 18 bis 20, nach dem Abklatsch allein
nicht zu entzitTern, hatte ich nach meiner eigenen Abschrift
(s. 0. S. 102 und 123) sicher ergänzt.
Noch eine Bemerkung zum Schluss. Eine Reihe nächster
Nachbarinnen Antiocheia's, nämlich Mastaura. Briula, Karura
und Altuda haben wir nicht untergebracht: ^ielleicllt stan-
den sie in den verlorenen Teilen unserer Inschrift.
K. BURESCH.
* C. I. A. I 235 (Ol. 83,4) C'ol. III Ut lla^yacrri; doch Wül soviel als das
Spätere BapYaar,vo!. Ranisay, Hisl. geograpliy ö. 424 setzt die 5;ladt zwei-
felnd und ohne Begründung 0 von Idyma an.
DIK IIIPPOML'DUX-INSCIIRIFT VON SAMüTHRAKE
Otto Kern hat für die historische Würdigung der von ihm
in dieser Zeitschrift XVI II S. 348 ff. veröffentlichten Inschrift
aus Samothrake sogleich den sicheren Grund gelegt, indem er
ihre Beziehung auf llippomedon, des Ptolemaios Euergetes
Statthalter in Thrakien, nachv^ies. Der Wert der Urkunde
lässt sich aher noch steigern, wenn man den erkennharen Teil
der Seite D einer vollständigeren, in allem Wesentlichen mit
zweifelloser Sicherheit möglichen Herstellung unterzieht. Es
ist zu lesen
'^ TT^i aipsGjei Toö ßaaiXe'd); xat 'zy\[(; 7:6X-
3. eco; (XKÖXouöa ] jcal a[ixo\> 6J^ayü)yyi[v] xat aTeXsiav SoO-
v[ai £'!<7-
4. (iyouaiv Ix] Xeppovyjco'j xai aXXoOev, oOsv auTcüt euxatpov o[aiv£-
5. Tai £[t]vau Sia^syscOxi Ss aurdii [xjooi; [xpeJcSsuTa? 5ca[i repi
6. TOö öyjjpd)ij.aTO? xxi Tüapocx.aXstv auTOv cufAxpÄ^ai Tyji 7r[6X-
7 . s]i £[i]; TÖ 17'jvtsXecOevto? auTo[ö] y.aTaT[T]a[9y)lvat tüjiji 7üoX[it-
8. (j)]v TOU? xXvipouj^ifiaovTai; Jtal y£wpyY;GOVTa; Tr,v yc[)pa[v, t);
9. 2cv] £)c t[(ö]{a xpoi76S[(o]v öuuiai c'jvT£X[üi]vTat xal ä7i:apy[ai
10. 7rpo]vooivTat toi? Oeoi; ux£p tou ßa(n>,[£]ü)(; xai tt^c ßa(Ti[Xi-
1 1 . [cc'/i;
Die geringfügigen Änderungen 'der Lesung sind zunächst
durch ^'ermutung gefunden worden, doch hat mich die Güte
Kern's in den Stand gesetzt, sie an seinem Ahklatsch als dem
'riialhcsiaiid (Milspiccliciid resisicllcn;,, zu k('iiineii. Am Ende
von Zeile 6, wo Kern T HF [z-h( . . ) las, wiirdc zwar tlie \'er-
nachlässigung des Iota a(lscri[)tum von zr, kein Bedenken er-
wecken, doch ist THir sicher und vielleicht auch noch der
134 M. FRAENKEL
obere Teil der zweiten Verticalliasta des Pi zu erkennen ; am
Ende von Zeile 7 ist an TQMPOA kein Zweifel (Kern
TOMP . / i'. Ich freue niicli. von Kern zu der Erkläruns; er-
mächliü;t zu sein, dass auch er von der Uiclitiffkeit meiner
Lesungen überzeugt ist.
Zeile 5 ff. ist als Teil, und zwar als F'ortsetzung (SiaXeye-
oOsc'. /cai 77sp[ y,-!.) der Instruction einer samotlirakischen Ge-
sandtschaft bezeichnet, ohne Zweifel an denselben Fiippome-
don , dem das Ehrendecret der andern Seite gilt. Sie hat
ihm über eine Befestiüiuno; der Insel iMilleilunij;en zu machen,
und zwar offenbar über deren nahe bevorstehende Vollen-
duns;, da diese als die Vorbedinoun«; für die Massnahmen
bingestellt wird, die in Gemeinschaft mit der Stadt zu treffen
der Statthalter jetzt ersucht werden soll. Dass in Zeile 3 ff.
nicht etwa von Privilegien die Rede ist, die dem Hippome-
don als ihm verliehen zu melden wären, folgt allein schon
aus dem Ausdruck xtHsiol^ Soüvat statt elvat; die Gesandten
sollen also die Befugniss des Statthalters anerkennen, die Ge-
treideausfuhr und die Befreiunof von Einoani>szöllen Anderen
als Privilegium zu gewähren. Wir lernen, dass der Export
von Getreide in Samothrake damals grundsätzlich untersagt
gewesen ist, wie es in Athen der Fall war ( Bockh, Staatshaus-
haltung I 3 S. 104).
In Samothrake war aber der Grund dieses Verbotes nicht
die Kargheit des Bodens; denn 'die Insel' — so schrieb Conze
im Jahre 1860 — 'bringt reichlich den Bedarf für die kleine
Bevölkerung hervor und würde eine weit zahlreichere ernäh-
ren können .... Die Ackerfelder liegen auf dem flacheren
Westende der Insel', und derselbe Gewährsmann rühmt noch
weiter die Gunst, ja Üppigkeit des bestellbaren Bodens^. Die
Seite B der Inschrift lässt lebendig erkennen, dass ein anhal-
tender Schreckenszustand die Bewohner an der Ausnutzung
des Natursegens gehindert hatte, und sie gewinnt dadurch eine
* Am Anfang von Z. 7 erkenne ich .WL.t (Kern .IT?).
2 Conze, Reise auf den Inseln des Ihrakisclien Meeres S. 48. 50 f.
DIE HIPPOMEDON-I.VSCHRIFT VO>f SAMOTHRAKE 135
nicht geringe socialgeschiehtliche Bedeutung. Denn erst nach-
dem die Befestigung vollendet ist. können Landlose an Bürger
aufgeteilt und zur !3estellung üherwiesen werden ' : die Ge-
fährdung der Acker durch äussere Feinde muss also zu einem
erhehlichen Teile ihre Bestellung verhindert haben, und so
lange hatte dieser Zustand der Verzweiflung gedauert, dass
die privaten Eigentumsrechte an den brach liegenden Län-
dereion erloschen waren. Wir werden uns also mit der An-
nahme nicht täuschen, dass die Plage der Seeräuberei seit
der Zeit des Königs Lysimachos (306-281). wo sie nach der
schon von Kern herangezogenen Inschrift bei Dittenberger,
Sijlloge 138 selbst die fleiligtümer von Samothrake bedrohte,
ihren im Ganzen ungehinderten Fortgang genommen hatte,
als der thrakische Bezirk bald nach dem Regierungsantritt des
Ptolemaios Euergetes (2^i6) an Ägypten kam-. Nur einige
Jahre darauf, kurz nach "241, trat Hippomedon seine Statt-
halterschaft an ■' ; an der Herstellung der Befestigung von Sa-
mothrake kann er keinen Anteil haben, da dies notwendig A
Z. 8 ff. unter seinen Verdiensten um den Schutz der Insel er-
wähnt sein müsste. Wir werden uns also den Hero-anar so vor-
stellen dürfen, dass Ägypten sogleich nach der Besitzergrei-
fung als ein Mittel, der Insel Ruhe vor der Seeräuberei zu
verschaffen, die Anlage einer Befestigung erkannt und diese
entweder selbst vorgenommen oder die Gemeinde dazu veran-
lasst hat^. Als Hippomedon sein Amt antrat, war es an der
Zeit, die durch die V'ollendung des Werkes bedingten iMass-
nahmen vorzusehen; dieSamothraker säumen also nicht, durch
die Gesandtschaft, welche den neuen Statthalter zu begrüssen
* KXripou/äv in Zeile 8 von innerer Colonisaliün genau wie bei Polybios
■'l, 81,2: T0T5 TtoXXoT; unoSsi^at xr]v £X:iioa i^; xXT]pouyia; xal Tüiv ävaBaajjLüiv : in
der xoivr) ist der Begrill' des Wortes seiner Etymologie entsprechend verall-
genieiiiert worden. Vgl. auch Diodor 1,73,7.
2 Insciirifl von Adule 0. l.G. 5127; vgl. Polybios 5,34,8.
3 Druysen, Ilellenisnius III 1 S.435. llense, Telelis reiüiuix S. XXII IV.
■• Archaol. Untersuchungen auf Samothrake II S. 115 ist vermutet, dass
eine Verstärkung der Sladlmauor durch vorgelegte Türme der Piraten we-
gen ausgeführt ist.
136 M. FRAENKEL. DIE HIPPOMEDON-INSCHRIFT VON SAMOTHRAKE
hat, auch hierüber mit ihm zu verhandeln. Hippomedon über-
zeugt sich darauf zunächst persönlicli von dem Stande der
Dinue auf der Insel und ij;e\\iihrt die ihm von den Gesandten
vorgetragenen Wünsche; insbesondere bewilligt er ausser ei-
ner Garnison zur Verteidigung der Festung auch Wurfma-
schinen und die für diese erforderliche Bedienungsmannschaft.
Hierauf beschliessen die Samothraker das Belobigungsdecret ^.
Die Bürgerschaft hatte, wie wir sehen, das \'erti'auen, dass
die getroflenen Massregeln Erfolg haben würden, und es ist
möglich, dass sie sich nicht getäuscht hat; wenigstens ist das
nächste Zeugniss für Seeräuberei auf Samothrake, das wir
besitzen, die Inschrift in den Untersuchungen auf Samothrake
I S. 40 Nr. 6, die mit Conze etwa in die Zeit Antiochos'
VII, also ungefähr ein Jahrhundert nach unserer Urkunde zu
setzen ist.
Berlin.
M. FRÄNKEL.
'O'T^^S-o-
STATUE EINES TÄNIENTRÄGERS IM PI RAUS
Die nachstehend noch einer Zeichnung E. Gilliemn's ab-
gebildete IVlarmorstatue wurde, wie Herr Dragatsis mir seiner
Zeit mitzuteilen die Güte halte, in der Piräussladt nahe beim
Zollgebäude (teIwve-ov) gefunden und ist, nachdem sie (von
ihrem Aullinder?) längere Zeil verborgen gehallen worden
war, vor kurzem ins Museum des Piräusgymnasiums gekom-
men, wo sie im Hole westlich vom Schulhause am Boden liegt.
Die Höhe des Fragments beträgt 93, die grösste Breite '«3"".
Was von der Statue erhalten ist, zeigt uns annähernd in
Lebensgrösse den unbekleideten Körper eines eben /iiiu .liing-
ling heranreifenden Knaben, der in seiner lU^chten ein Biiu-
del Bücherrollen vorder Bi-usl hält, während die Linke, eben-
falls vor der Brust, ein auirallend gross gebildetes Alabastroa
138 J. ZIEHEN
trägt; der Körper des Knaben ist über und über mit Binden
bedeckt '. deren sicli am Original mindestens fünfzehn zählen
lassen. An dem rechten Unterschenkel des Knaben schliesst
sich, fast Avie ein Stück Reliefgrund aussehend, ein glattes
Stück Marmor, vielleicht der Rest eines neben dem Knaben
stehenden Kastens an. Die Rückseite der Statue ist lUichlig be-
handelt, die Binden sind dort nur in wenigen Strichen ange-
deutet. Die Arbeit des Ganzen ist geringwertig, wofür auf die
schlechte Modellirung der Brust hinzuweisen genügt; die Sta-
tue stammt ohne Zweifel aus römischer Zeit.
Die Deutung der Figur bietet trotz der an sich leicht ver-
ständlichen Attribute eine grosse Schwierigkeit. Dass die Bin-
den, mit denen der Knabe behangen ist, Siegerbinden sind,
wie sie als Preise in gymnischen und musischen Kämpfen er-
teilt wurden, ist kaum zweifelhaft, Alabastron und Bücher-
rollen weisen zum Überfluss auf die Sphäre solcher Kämpfe
hin; höchst auffallend aber und meines Wissens auf keinem
sonstigen Denkmal des Altertums nachzuweisen ist die Art,
wie diese Siegerbinden angebracht sind. Wir finden dieselben
sonst stets mit mehr oder weniger fest zuo;ezo2;ener Schleife
um Kopf, Oberarm oder auch Oberschenkel usw. geschlun-
gen, ausnahmsweise an einem gelegentlich besonders geform-
ten Helm befestigt'^; für ein blosses Überwerfen, wie es die
Piräusstatue zeigt, habe ich nirgends ein Beispiel gefunden,
auch können Ausdrücke wie xatviav i7rtSxX>.6'.v bei Dio Chry-
* Die nackte Brust küinmt ausser der Mitte noch auf der rechten Kürper-
seite über der Ecke der Bücherrollen zum Vorschein.
2 Über die Sicfierbinden und ihre Anbrinjiunij: vgl. Stephan! C. IL 1874
S. 137 fr. 208 ir. S. Reinach, Peinlures de vases anliques rccueillies par Millin
et Mülingen S. 117. Daremberg und Saglio. Diclionnaire des anliquiUs I, 1
S. 150. Arch. Zeitung 1853 S 17, dazu die berliner Vase Furlwängler Nr.
4221. Gerhard, Etruskisclie nnd kanipanische Vaseiibilder Taf. B, 30. Neuer-
dings hat Hartwig (Meislerschalen S. .^"S, Anin.) die \'erniutuiig ausgespro-
chen, der Körperteil, an dem die Binde bef<>sligl worden sei, sei wol durch
die Art des Kampfes besliiiimt worden. Sollte diese Vermutung richtig sein,
so würde die neutrale Art, in der die Binden bei der Piräusstatue ange-
bracht sind, um so sicherer beweisen, dass es sich hier nicht um das schon
erteilte Siegeszeichen handeln kann.
STATUE EINES TAENIENTRAEGERS IM PIRAEUS 139
sostomos 66 S.347 R. schwerlich als Zeugniss für das Vor-
kommen dieser besonderen Art der Anbringung der Binden
verwandt werden. Müssen wir daraus den Schluss ziehen, dass
unser Knabe die Binden nicbt als ilim erteiltes Siegeszeichen,
sondern nur etwa als Diener oder Gehüli'e bei der Preisvertei-
lung trägt? Mancbe Vermutungen, die in dieser Richtung aus-
gesponnen werden könnten, bleiben besser unausgesprochen —
vielleicht dass es mit Hülfe eines neuen Fundes einmal ge-
lingt, die sonderbare Darstellung einleuchtend zu erklären.
Über den ursprünglicben Aufstellungsort der Statue ist aus
der Fundnotiz nichts zu entnehmen. Am ehesten wird man ja
an einstige Aufstellung in einem Gymnasion denken; man
könnte dann freilich unter allem Vorbehalt, ähnlich wie das
Bursian (Sächsische Berichte 1859 S. 128) auf Grund eines
inschriftlichen Fundes für Chalkis gethan hat. bei dem Fund-
orte unsrer Statue die Lage eines ehemaligen Gymnasions
vermuten.
Frankfurt a. M.
JULIUS ZIEHEN.
INSCHRIFTEN AUS ATHEN
1. Varvakion. Nr. 4855. Ursprüniilicli bemalte Grabstele
von penteliscliem Marmor aus Athen '. llr)iie 0,("<4, Breite 0, "29,
Dicke 0,05™. Viertes Jalirhundert Die Verönentlichung wurde
mir von A. Kumaniidis gütigst gestattet.
(t)IAQN(t)IAnNIAO^
n E I P A I E V
Raum für das Bild.
O Y f '///// P O S O Y A Y M E N A I O 2 E M C I ^ I MI
TAHMONIMOIPAI \ AAAMEEAENI AM TO?A
Y r p o s A E I K E A I o N n p I N n o A I o ;///'/ p ;//; i a 4, <„ i
oxpor>)OYrHPAsnpo2iKEsoAiKf/iA // // / n n
n E N O O S n A S I N L M O I ' I j) I A C 1 2 O 2 2 ///// A '////} X P H N
<t)Y2En?ON HTH SnAIAEIAEOIKESOAin '///// IT
AMEXONTAEIAENMOIPATYXH2AYNAMEI
*i>t>.(ov $tX(oviSou I netpat£u[?.
Ou Yaj/,0(; oüo uf/svaio? i'fxsive [xs tV/ijxovi [/.oipa,
Tupiv 7ro)ao[)c]p[oT](iq)Oio ypovou yvipa; 7üpo'jiy.£(70ar
>c[a]i >.[6i]7i:(i) xsvOo; xocGtv iu-olci cpiXoi?.
5 ''0<j(j[a] ^'[ejypyiv ouasw; Ovyity)!; TraiSsia Icpi/.eaOai,
TvävTa [/,'e'yovTa elXsv [j.oipa Tuy^ic Suvajjiet.
Der Stein ist namentlich rechts sehr verwaschen, so dass
die Buchstabenreste schwer kenntlich sind; doch ist die Le-
sung durchü-ehends besichert. Zu V. 1 vi»!. Kaibol, Eniirram-
mala 208'* ou y^-w-^^'- ou/^ üy.sva-.ov, zu V. 3 Baivchylides Fr. 3
Bergk.
Ich füge zwei Epigramme aus dem Nafionalniiisoum bei,
deren Mitteilung mir der so früh den l'^reimdiin inul der \\ is-
senschaft entrissene Leiter und Schöpfer der epigraphischen
< V},'1. npay.x'.y.i tf,; ip/. baip^a? 1890 S. 91,
TH. PREGER, INSCHRIFTEN AUS ATHEN 1 'i 1
Sammlung, H. G. Lolling freundlichst gestattete. Ihr Fundort
ist unbekannt, doch Athen vorerst anzunehmen.
2. Platte aus bläulichem Marmor. Höhe 0,38, Länge 0,76,
Dicke 0.09'". Die Rückseite ist rauh gelassen.
KAnAI02nnAPOAEITATA(j)OI2YnO
TOI2AE< SEKOYNAOZKEIMAITON
(t)OIMENnNNHrPETONYTTNONEXQN<
TTAHPQSAIIAETEnNAEKATETPAAAS
E A n ' ' AAMOYNHNTTAIAAAITTONBIOTH2
M H T :' inAPAYYXIHN< HMETEPH^APE
TH2M XPTYZTTOAlSHMEni^EMNOlZ
HOE2ITOI2TTATPIOI2HrAAIZE5:TE(t)E2l
AAAOYKEYZEBIHTISAAEYETAK
A22TPO(|)AMOIPaNAOrMATAKAI
MEINaSHAYOENElSAIAHN
KXwSio:, ö) TrapoSsiTa, tzc/O'.: Otto toi^t^s ^j/.oöv^o;
y.SllLX'. TÖv (pO '.[/.£ V(i)V vöypeTOv u-vov s'^CüV
~aiSx 'ki-O'j ßiOTvi? u.7iT[p]i Trapa^I/'jyirjV.
'llasTSG-/^: äosTTjC axoT'j; t:6Xic, Y/ y," £7r; asavoü:
•/^Osrii Toic; -xTpioi; Y)yXxi'J6 OTtcpeci.
'AXX' oüx. S'jCcSiY) Ti; äXsoETai xGnz^oz/x Mo'.pcjv
^oyy.XTX' x.xt Msivw; T/X'jOsv ei? 'Ai^r,v.
3. Fragment einer Herme, Höhe 0,30, Breite 0,32, Dicke
0,10'".
OIÄN>eHNÄIOI2INOMniMi/ NO.eiSÄNEII
ÄN§gF5:OI0IÄIl-IKEINOYÄrÄAAv.MEKOI
Ajö^av 'AOrivatoiTi, Noi/a)V'.y.vo'j Hiox^ £i)t[ü)
av[gp]£^ Ol cpiXiiri xsivou iyaXXoixEvoi.
V. 1 S6;av ist Part, absol. wie Kaibel. Epigrammata 953
Ao^txv (T'jv69y)Soi(;. Der Name Nomonianos scheint sonst nicht
belegt.
4. Am Nordabhang der Akropolib im Hut" des Hauses öSö^
142 TH. PRETtER. INSCHRIFTEN AUS AtHEN
navö; 17 befindet sich ein Cippus (Höhe 0,68, Durchmesser
0,51'") mit der Inschrift:
ATTOAAnNIAHZ
MHNOAnPOY
AHPAAIÜTH^:
5. Ebenda liegt eine kleine unkannelirte Säule (Höhe 0,88,
unlerer Durchmesser 0,19, oberer 0,lf>™), welche einst als
Weiligeschenkträger gedient hat. Denn oben ist in den Kreis
eine rechteckioe Vertiefunii; eingearbeitet mit Löchern in den
4 Ecken. Auf dem Schaft der Säule steht horizontal :
Die archaisirende Schrift erinnert an die Spielerei des Ile-
rodes Attikos, welcher an dem Triopion an der Via Appia
[Inscr. Siciliae et Italiae Nr. 1390) und wahrscheinlich
auch auf den Grenzsteinen des Heiligtums der Artemis Ama-
rysia (s. LoUing, Athen. Mittheilungen V S. 289) das vor-
euklidische Alphabet anwendete. Dass dies Nachahmung fand,
zeigen C. I. A. IH 70 und die Trapeza des Moschos (AeXrtov
1889 S. 125 Nr. 9). Unser Lollianos hat bei H und ß nicht
die Consequenzen gezogen, dieser liälte ziehen müssen und die
in den eben anij;efülirten Inschriften i^ezoi-en sind. Ahnlich
wie er verfuhr der Athenaios C.I.A. 111 2976. Zur Form des
n vgl. C. 1. A. 111 2979.
TU. PREGER.
DIE AUSGRABUNGEN AN DER ENNEAKRUNOS. II.
Gerade vor einem Jahre habe ich in dieser Zeitschrift (XVII
S. 439) über die Ausgrabiinn;en berichtet, welche das deutsche
Institut im W^inter 1892/93 in Athen zwischen Akropolis und
Pnyx ausgeführt hatte. Als wichtigstes Resultat dieser Arbei-
ten konnte ich mitteilen, dass meines Erachtens die Ennea-
krunos-Frage durch den Spaten gelöst, dass die Stelle dieses
llauptbrunnens der Stadt thatsächlich nachgewiesen sei. Ein
ausführlicher Bericht über die aufgedeckten Bauwerke und
die mancherlei Einzelfunde sollte im Laufe des Jahres erschei-
nen. Ein erster Teil, die Besprechung des Bezirks eines Heil-
gottes ist auch in dieser Zeitschrift (X^'I1I S. 231) verüfl'ent-
licht worden. Das Erscheinen des Hauptberichtes hatte sich
wegen der von dem Unterzeichneten unternommenen Ausgra-
bungen in Troja und wegen persönlicher Verhältnisse verzö-
gert. Da nun im Laufe des Winters die Ausgrabungen an
der Enneakrunos wieder begonnen und bis jetzt (Mitte März)
fortgesetzt wurden, schien es zwecklos die früheren Resultate
ohne die neuen Ergebnisse zu veröffentlichen. Eine ausfülir-
liche Darstellung wird später in dieser Zeitschrift erscheinen;
jetzt soll wenigstens ein kurzer vorläufiger Bericht über die
letzten Ausgrabungen , welche gerade zum Abschluss gelangt
sind, gegeben werden.
Die erste Aufgabe, welche für die diesjährigen Ausgrabungen
gestellt war, bestand in der Aufsuchung des grossen Fels-
canals, welcher notwendiger Weise vorhanden sein mussle,
wenn die früher gefundene Brunnenanlage wirklich die von
Peisistratos angelegte Enneakrunos ist. Man durfte vorausset-
zen, dass der Anteil des Tyrannen an der Herstellung des
berühmten Brunnens sich nicht darauf beschränkt habe, ein
neues Brunnenhaus zu bauen, sondern dass er nach dem Vor-
144 W DOERPFELD
bilde anderer Tyrannen diireli eine i2;rosse I^eitung das Wasser
des alten StadlhniniKMis heli'äclillicli vernielirt und so aus ei-
ner kleinen Kallirroe eine ürosse Enneai<riinos o;emaclU Iiahe.
Zwiselien Pnyx und Akropolis war aber eine Nvesenllielie Ver-
nieliruna; des Wassers durch Ilerstelluni; neuer Brunnen und
Stollen in den umherlieü;enden Ilimeln nicht mehr inöulich.
\veil solche Arbeiten vor Peisistratos sclion in ausgedehntem
Masse ausgeführt waren. Eine gründliche Abhülfe war viel-
mehr nur zu erreichen durch Anlaijfe einer iirossarlio-en Was-
serleilung vom fernen Hymettos oder Pentelikon her. Dass
diese Wasserleitung unterirdisch durch den Felsen geführt
sei, durfte man nach Analogie anderer altgriechischer Was-
serleitungen ohne Zögern annehmen.
Es war ein guter Beweis für die Richtigkeit dieser Über-
legungen, dass die vorausgesetzte unterirdische Felsleitung
nicht nur an der angegebenen Stelle und in der vorausgesag-
ten Richtung gefunden wurde, sondern dass sie auch mehr
als eine Eigentümlichkeit mit der aus derselben Epoche stam-
menden Wasserleitung des Eupalinos in Samos gemein hatte.
Den Eingang in den Felsstollen, den Anfang der unterir-
CO ~
dischen Leitung, fanden wir etwa 70™ südöstlich von dem
grossen Wasserhehälter des Brunnenhauses ungefähr an der
Stelle, wo die heutige Fahrstrasse im Bogen nach Osten um-
biegt. Der Stollen hat im Allgemeinen eine östliche Richtung;
er läuft der beutigen Fahrstrasse parallel auf das Theater des
Herodes zu. Etwa 150'" weit haben wir ihn verfolgt und aus-
geräumt. Seine Abmessungen betragen durchschnitllich 1, 30-
1,50'" für die Höhe und 0,65"' für die Breite, an einzelnen
Steilen sind sie jedoch grösser. Auf dem Boden liegen zum
Teil noch die allen runden Thonrohre, welche früher schon
bei dem Wasserhehälter gefunden waren. Dass sie mit den
in Samos gefundenen l\ohren fast ganz übereinstimmen, ist
bereits in dem vorigen Berichte (XVH S. 44 2) gesagt.
Schon in alter Zeit haben sich die Rohre ganz mit Sinter
und Lehm zugesetzt. Das Wasser floss nun oberhalb der Rohrf
und hal allmählich den ganzen Canal bis zu '/^ seiner liüln
DTE AUSGRABUNGEN AN DER ENNEAK.RUNOS. II. 145
zugeschlemmt. An einigen Stellen, wo der Fels nicht sehr hart
war. sind in Folge dessen Einstürze erfolgt. Ein Teil des
Tunnels ist schon in sehr früher Zeit unbrauchbar geworden
und hat eine Verlegung der Leitung auf eine Länge von 30""
veranlasst. In dem neuen Stollen, der dort hergestellt wurde,
liegen viereckige Rohre wie sie auch schon bei dem Bassin
gefunden waren ; daneben liegen aber in dem alten Tunnel die
ausser Thätigkeit gesetzten runden Rohre noch in tadellosem
Zustande.
Besonders wichtig, weil wir dadurch wieder an Samos
erinnert werden , ist die Thatsache, dass unmittelbar über
dem Stollen ein zweiter ebenso an2;eleü:ter Felstunnel her läuft,
der an mehreren Stellen mit dem unteren verbunden ist. Ob
beide gleichzeitig angelegt sind, ist noch nicht festgestellt.
Auch der Zweck des oberen Stollens kann noch nicht mit
Bestimmtheit angegeben werden.
In Abständen von 30-40'" sind beide Stollen mit senkrechten,
zur Oberfläche des Erdbodens führenden Schachten versehen,
welche bei Anlage der Tunnels zum Herausschaffen der Fels-
brocken gedient haben und auch von uns wieder in dieser
Weise benutzt werden. Der letzte von uns ausgeräumte Schacht
ist 12'" tief; in so bedeutender Tiefe lag also die Wasserlei-
tung unter dem Erdboden. Dass bei der Leitung von Samos
in demjenigen Teile des Stollens, welcher nicht unter dem
hohen Berge liegt, ebensolche Schachte vorhanden sind, mag
nicht unerwähnt bleiben.
Von der Hauptleitung gehen mehrere Abzweigungen ab,
welche vermutlich an denieniü-en Stellen anseleüt sind, wo
man bei Herstellung des Stollens auf Wasseradern sestossen
war. Sie führten also wahrscheinlich der Hauptleitung noch
etwas Wasser von dem Museion und der Akropolis zu. Mög-
licherweise waren aber auch einige von ihnen bestimmt, \\'as-
ser der Hauptleitung zu irgend einem kleineren Laufbrunnen
zu leiten.
Man muss selbst in diese unterirdischen Stollen und Quer-
stollen hinabgestiegen und in gebückter oder kriechender odei
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. 10
146 W. DOERPFELD
zuweilen auch aufrechter StelUing durch sie gewandert sein,
um einen Begriff von der Grossartigkeit der ganzen Anlage
zu bekommen. Dass ^vir hier die llanpt-Wasserleitung der
Stadt Atlien aus der griechischen Zeit vor uns liaben, unter-
lie2;t auch nicht dem yerino-sten Zweifel. Als Entstehunnszeit
der ganzen Anlage kann auf Grund vieler Anhaltspunkte mit
Sicherheil das sechste Jahrhundert, also die Zeit des Peisi-
stratos, aniieireben werden.
Im nächsten Jahre soll die J^eituuij; weiter verfolgt und zu-
gleich die ganze Umgebung des Brunnenhauses aufgedeckt
werden. Wenn uns dann erlaubt wird, einen Teil der heuti-
gen Fahrstrasse zeitweilia; zu zerstören, so darf zuversichtlich
auf neue Stücke des von Peisistratos errichteten Brunnenhau-
ses gerechnet werden.
Als zweite Aufgabe hatten wir uns die Aufsuchung des
von Pausanias unmittelbar vor der Enneakrunos erwähn-
ten Odeion gestellt. Wir gruben zunächst westlich vom
Areopag und fanden dort die Fortsetzung der alten von der
Agora zur Akropolis führenden Fahrstrasse. An ihrer West-
seite, also unterhalb der Pnyx, deckten wir in den schma-
len Gräben, die dort zwischen modernen Häusern gezogen
wurden, viele Reste antiker Bauwerke auf, die meist Wohn*
häuser gewesen zu sein scheinen. An ihrer Ostseite, also
zwischen der Strasse und dem Areopag, wurde nur an einei*
Stelle gegraben und dabei mehrere Mauern altgriechischer
Bauwerke entdeckt . deren Bestimmunef unbekannt blieb.
Diese Bauten liegen in einer so grossen Tiefe und die Aus-
grabungen waren daher an dieser Stelle so zeitraubend und
kostspielig, dass es ratsamer erschien, zunächst südlich vom
Areopag, wo die Verschüttung nicht so gross ist, nach dem
Odeion zu suchen.
Zu diesem Entschlüsse wirkte ausserdem die Überlegung
mit, dass die Angabe des Pausanias über die Lage des Odeiort
zur Enneakrunos (->.r,'7iov bei Paus. I \\) besser stimmt, wenn
das Odeion südlich, als wenn es westlich vom Areopag gele-
gen hat. Denn der Perieget gebraucht dieses Wort bei der
DIE AUSGRABUNGEN AN DER ENNEAKRUNOS. II. 147
Beschreibung des athenischen Marktes mehrmals bei solchen
Anlagen, welche sicher ganz nahe bei einander lagen. Im Sü-
den vom Arcopag ist aber auf der östlichen Seite der alten
Fahrstrasse gegenüber der Enneakrunos und den Privathäu-
sern noch rronü";end Platz für mehrere kleine bedeckte Theater.
Wir ijfruben daher zunächst unmittelbar südlich vom Areo-
pag an der Stelle, wo ich in meinem vorigen Berichte (XVII
S. 439), gestützt auf die Angaben der antiken Schriftsteller
vermutungsweise das Dionysion sv Attxvai; angesetzt habe. Das
Odeion fanden wir zwar nicht. Dafür wurde aber eine noch
wichtigere Entdeckung gemacht: jenes uralte Heiligtum des
Dionysos Lenaios, das Dionysion in den Sümpfen (Thuk.
II 15), wurde thatsächlich aufgefunden.
Gegenüber dem kleinen an der alten Fahrstrasse telegenen
Tempelchen, über dem später eine Lesche erbaut wurde (,vgl.
Athen Mitth. XVH S. 91), trat zunächst ein römischer Bau
zu Tage, den wir jetzt bis auf eine Ecke ganz freigelegt haben.
Er ist durch eine Inschrift als der Versammlunifsraum des
Thiasos der lobakchen gesichert und gehörte zu dem Bezirke
dieser Genossenschaft, der den Namen Bakcheion führte.
Der grosse Sal von 11'" Breite und 18'" Länge war durch
zwei Säulenreihen, deren Fundamente erhalten sind, in drei
Schifte treieilt und hatte an seiner östlichen Schmalseite eine
viereckige A[)sis. in welcher mehrere Altäre und eine grosse
Anzahl von Sculpturen gefunden wurden.
Unter denjenigen Gegenständen, welche zum dionysischen
Culte ü;ehören oder zu ihm in Beziehuni'' stehen, verdient zu-
nächst ein «j rosser viereckii^er Altar iienannt zu werden, wel-
eher auf drei Seiten dionysische Opferscenen in Flachrelief
trägt und auf der vierten eine zwar ausgekratzte, aber noch
lesbare archaisirende Inschrift KOR OT RO® Or" A R A A R
TEMIN. Ausser dem Bakcheion lernen wir hierdurch ein
Heiligtum der Artemis kennen, zu dem \on i\vn übrigen Fun-
den noch ein kh'iiics Allärchcn iiiii der Aiilschriri APTEMI
AOIEPEIOOY und eine Statue derselben Göttin im Typus
der von W'i'saillcs u(>h(M't. Da diese Gegenstände in einem ne-
148 W. DOERPFELD
ben der Apsis gelegenen Zimmer gefunden wurden, in welchem
auch ein aus Ziegeln erbauter Altar und an den NN iinden rings-
hei'uni eine Anzahl von Basen zu Tage kamen, düi'l'en wir die-
sen lUium tur das spätrömische Arlemision halten.
In der Apsis lag neben einem noch aufrecht stehenden
runden Altare, der mit Bukranion und Fruchtschnüren ge-
schmückt ist und einst auch eine leider Ibrtgemeisselte Inschrift
trug, eine Säulentrommel mit der schon erwähnten Inschrift
der lobakchen. Da gleiche Säulentrommeln in dem orossen
Säle noch aufrecht stehend gefunden wurden, ist ihre Zuge-
hörii^keit zu dem Gebäude nicht zweifelhaft. Die Inschrift
enthält in 165 Zeilen die Statuten der lobakchen und stammt
wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n.
Chr. Als Beamte des Vereines werden aufgeführt der Hiereus,
der Anthiereus, der Archibakchos, der Tamias und der Bu-
kolikos. Ihr Gott ist Dionysos, neben dem an einer Stelle,
wo wahrscheinlich von dramatischen Vorstellungen die Bede
ist, Köre, Palaimon und Aphrodite erscheinen. Über der In-
schrift befindet sich ein giebellörmiges Relief, welches zwei
Panther, einen Rantharos, Ranken mit Weintrauben und ei-
nen Stierkopf darstellt. Demnächst wird diese wertvolle In-
schrift veröffentlicht werden.
Von den andern Sculpturen, welche in und neben der Apsis
gefunden wurden, mögen besonders genannt werden : Oberteil
und Kopf eines Dionysos, Relief einer tanzenden Mainade,
Statue des Pan, kleines Altärchen mit zwei Panen und einer
älteren Weihung an Pan und einer jüngeren an die Götter-
mutter, mehrere Kybele-Reliefs, mehrere Statuetten der Ai)hro-
dite, Statuette der Parthonos ohne Kopf, Statuette einer drei-
gestaltigen IIekate,ein Kindei'koj)f, ein männlicher Porträtkopf
aus hellenistischer Zeit und schliesslich ein römischer Frauen-
kopf. NVelche von diesen Sculpturen zu den hier anzusetzen-
den Heiligtümern gehiiren und welche von andei'on Bezirken,
wie z. B. \on dem am Areopag gelegenen Heiligtum der iMe-
ter, hierhin verschleppt worden sind, mag vorläufig unerörtert
bleiben.
DIE AUSGRABUNGEN AN DER ENNEAKRUNOS. II. '149
Der staatliche Cult des Dionysos Lenaios, dessen Bezirk ich
schon früher an dieser Stelle "laubte ansetzen zu müssen und
dessen llauptfest die Anthesterien waren, ist in römischer
Zeit vernachlässigt worden und scheint in der späten Kaiser-
zeit ganz aufgehört zu haben. Er lebte aber noch fort in der
Vereinigung der lobakchen, welche privatim den alten Cult
fortsetzten. Erinnert schon der Name lobakchen an den Eid,
den die Gerairen am Anthesterienfeste zu leisten hatten (De-
mosthenes, Gegen Neaira S. 1371), so weist der Name des Bu-
kolikos direct auf das Bukolion hin, das neben dem Diony-
sion in den Limnai gelegen hat. Auch die Verbindung von
Dionysos und Köre dürfte hierfür von Bedeutung sein, zumal
ein Fest der Katagogien in der Inschrift genannt wird.
Wo ist nun aber der alte heilige Bezirk dieses Dionysos?
Wir haben ihn bereits gefunden. Tief unter dem Fussboden
des römischen lobakchensales haben wir einen mit alten po-
lygonalen Mauern umgebenen Bezirk aufgedeckt, der im Al-
tertume tiefer lag als die ihn umgebenden Strassen und eine
Länge von etwa 40'" und eine Breite von etwa 2U"' hatte. Im
Inneren dieses Bezirks, von dem bereits ein Drittel freigelegt
ist, fanden sich erstens zahlreiche schwarz- und rotfigurige
Scherben von grossen Gelassen, zweitens der Unterbau eines
Altars oder Tisches aus Porös, auf dessen westlicher Stufe
ehemals Stelen gestanden haben, und drittens ein Gebäude mit
einer griechischen Weinkelter.
Für den Dionysos Lenaios, den Gott der Kelter, passt letz-
tere besonders gut. Sie besteht aus einem 4,5"" langen und
2,5'" breiten liaume, der auf zwei Seiten von den Wänden ei-
nes Gebäudes, auf den beiden anderen aber von niedrigen
Mauern eingefasst wird. Sein Boden ist mit kleinen Kieseln
und Kalkmörtel in vorzüglicher Weise hergerichtet und hat
nach der einen Ecke ein Gelälle von 0,25'". An dieser tiefsten
Stelle belindet sich ein Loch in der Mauer und vor der äus-
seren Öffnung steht noch jetzt, in den Fussboden eingelassen,
ein grosses, oben viereckiges, unten rundes Gefäss, das keine
andere Bestimmung gehabt haben kann, als, den von der Kel-
150 W. DOERPFELD
ter herausfliessenden Most aufzunehmen. Ganz genau in die-
ser Weise sind nocli heute in nianelien Gebenden Griechen-
lands die Weinkeltern einiferichtet.
Ich betrachte es hiernach als sicher, dass dieser südlich
vom Areopag am westlichen Fusse der Akropolis gelegene und
von uns schon teiKveise ausgegrabene Bezirk das alle Diony-
sion in den Sümpfen ist. Für die wasserreiche Gegend unter-
halb des Sladtbrunnens passte der Name Limnai sehr gut.
Ich vermag ferner keinen Platz zu finden, der den Angaben
des Thukydides (II, 15, vgl. meine Auflassung Athen. Mitth.
XVII S. 444) besser entspricht als diese Stelle zwischen dem
Thor der alten Polis und der Fnneakrunos. Ausserdem ist die
Nähe der Orchestra am Markte, die aus ganz anderen Grün-
den an der ^^^estseite des Areopags angesetzt werden muss,
erst jetzt ganz verständlich. Die Orchestra, wo 6 ettI Anvaito
äywv in der älteren Zeit stattfand, lag also ganz in der Nähe
des Heiligtums desjenigen Dionysos, dem dieser Agon gefeiert
wurde. Dass endlich für die ältesten Keltern, nach denen ver-
mutlich der Platz Lenaion genannt worden war, die Gegend
unterhalb des Stadtbrunnens besonders geeignet war, liegt
auf der Hand.
Neben dem alten Bezirk des Dionysos ist noch ein zweiter
Bezirk mit polygonalen Mauern gefunden worden, der gerade
dort liegt, wo in römischer Zeit das neben der Apsis des Bak-
cheion gelegene Heiligtum der Artemis erbaut war. Diesen
zweiten Bezirk dürfen wir wol für das alte Heiligtum der Ar-
temis in den Limnai halten, dessen ehemaliges Vorhandensein
der Scholiast zu Kallimachos' Hymnos auf Artemis (172) über-
liefert hat.
Durch die Aufiindung dieser alten wichtigen Bezirke sind
unsere Ausgrabungen auch äusserlich in ein neues Stadium
getreten. Die griechische Regierung hat sich jetzt entschlos-
sen, den N\ östlichen Abhang der Akr()j)olis zu enteignen und
anzukaufen. Die unangenehme Verpfliclilung. welche wir bis-
her bei unseren Ausgrabungen übernehmen musslen, die aus-
gegrabenen Stellen wieder zuzuschütten und deshalb die Erde
DIE AUSGRABUNGEN AN DER ENNEaKRUNOS. fl. 1.^1
in der Nähe zu lassen, fällt jetzt fort. Wir dürfen nunmehr
den i^anzen Platz zwischen der Pnyx und der Akropolis aus-
graben. Das Suchen und Forschen nach einzelnen Gebäuden
hört damit auf. Wenn der »anze Westabhang der Burg frei-
O Do
gelegt ist, muss es sich zeigen, ob sich auch das Odeion und
Eleusinion unter den aufgedeckten Anlagen befinden.
Wir beabsichtigen, die ergebnissreiciien Arbeiten, welche
jetzt wegen unserer Reisen und der Ausgrabungen in Troja
eingestellt werden müssen, im nächsten Herbste wieder auf-
zunehmen.
WILHELM DÖRPFELD.
LITTERATUR
E. Apakos, Ta @pxy.v/.x r,TOi StaXsEi? uepi Töiv ix.y.'kriGixGXiy.GiV
iTcxpj^tcJv Siol'j€pia(;, Favou xai Xwpa?, Merpaiv xai 'AOupcov, Mu-
pio(p'jTO'j xainspicTafTeo)?, Ka)>>.i,7r6X£0); xai MaouTOu. I. Athen 1 892.
nPAKTiKA T71? £v 'A9-ovai? apj^. 'Eraipia«;. 1892. Athen 1894.
E. StamaTIAAHS, 'I)capta/tä, r,TOt icTopta xat Twepiypafpri ty)?
v7)(Tou 'I)tapta(;. Samos 1893.
A0HNA , c'jyypafXfxa TCeptoSixov tt)? sv 'AÖTivaii? £77t<JTY)[/.ovi)t9ii;
iTaipeia; V, 4. Darin u. a. S. 480 Stc. Boccyi?, Z7iTY)(jLaToc 'Pw-
(xaiKX. — S. 486 '1(0. A. MxTGa?, 'ETriypacpai Xa>>y.tSo? [Sech-
zehn Grabschriften, die im Euripos gefunden Avorden sind].
EsTiA 1893 Nr. 47-52. Darin u. a. S. 352. Funde [In 'Ax-
xeT^sXi, Eparchie 'AT^ppoc, Thessalien, wurde zufällig beim
Pflügen ein Marmorkopf natürlicher Grösse gefunden ; er wird
als ein Werk von vortrefflicher Arbeit bezeichnet, sei nach
rechts geneigt, Nase, Mund und Bart sowie das rechte Ohr
beschädigt. — Am selben Ort wurde von einem andern Bauern
eine gute 0,80" hohe Apollofigur von Erz gefunden ; die rechte
Hand fehle, sonst sei die P'^igur gut erhalten. — In der Gegend
TcoupvocTY] ßpu(Tt; wurden Gräber aufgedeckt, in einem dersel-
ben ein verzierter Dolch von Erz gefunden]. — S. 374 ff. F. Sw-
TYipiaSy)?, 'H sTTTaTT'jXo? Byi^t) [Behandelt besonders die Aus-
dehnung der alten Stadt und rückt die Stadtmauer auf Grund
neuerer Funde weiter nach Norden und Osten als dies Fabri-
cius thut]. — S. 382. Funde [in Kreta, 8""" von Herakleion
sind auf einem Marathokephala genannten Hügel Reste einer
Ansiedlung festgestellt worden, der man den Namen Apollo-
nia vindiciren will]. — S. 398. Im Piräus sind sieben Grab-
steine mit Beschlag belegt worden ; einer soll die Inschrift tra-
gen: Nau(Ji(TTpaT7) 'le'pwvoi; 'Aj^apvaio? [*H]poTipi,ou Kvi^iceüx; yuvY),
ein zweiter: 'I>avY)<; j^pricTÖi;, ein dritter ZIo9{a(; 'ApidTOfA&j^ou
netpauü; 'H<pai(jTi(X XaipiSyip.O'j 'Ay^epSouat?, ein vierter: 'Apfxovi;.
LITTE RATÜR 153
Ausserdem wurde ein Relief, sitzende Frau, festgehalten. —
Durch Herrn Stais sind Felsgräber bei Brauron untersucht
worden, ohne besonderen Erfolg — Bei Keratea (Attii\a)
fand ein Bauer einen Grabstein, V" hoch, 0,50" breit, mit der
Inschrift Nix.zto<; ATii^.o/^apouc Ke^^aX^viOev. — S. 407. Abbildung
eines antiken Turmes auf Naxos. — S. 409. I. n. Axu.Tzpoi;,
NoaiTy.aTtx.y. [Wiederholt die Einsprüche W. Wroth's gegen
die von J. Svoronos. 'E']p-/)a£pi; 1893 S. l ff. vorgetragenen
Deutungen].
1894 Nr. 1-9. Darin u. a S. 31. I. ^^Soptövo;, NoaKraxTuta
[Mitteilung eines Briefwechsels zwischen ihm und \V. \\ roth
über diese Deutungen, durch welchen ihre Richtigkeit aufs
neue erhärtet wird]. — S. 76. F. ^wT/ipiäSri?, AI -xp'x Tr,v
Dvr/.a ävotT/cacpai. — S. 97. Xp. Tcrouvra?, Aiy-vai i^über die ur-
sprüngliche Bedeutung dieses Ortsnamens, der sich durchaus
nicht auf stagnirendes Wasser zu beziehen braucht, sondern
auf Felseinarbeitungen, die zur Gewinnung und Bewahrung
trinkbaren Wassers dienten]. — S. 137 Abbildung der myke-
nischen Brücke zwischen Nauplia und Epidauros.
E4>iiMEFii: APXAioAorjKH 1893 lieft 4.
riAl^N.vSilüS , n£pioSi5cöv (7uyYpaL/-{Jt.a toO sv 'AHr,ix:i öao)V'jj;,ou
cuXXöyou XVI, 2. Darin u. a. S. 92. N. F. Uoli-zni;, 'AptcTo-
TE^O'j? 'A9Y)vai<i)v TzoliTHX. — S. 131. A. Kx^x.'kfi^, 'Aycüyr, 'AOrj-
vai(i)v xara tov E' xai A' aioiva tu. X.
ATHEN. MITTHEILUNfiEN XIX. li
SITZUNGSPROTOKOLLE
1. Dez. 1893. Festsitzung zur Feier von Winckelmann's
Geburtstag. W. Dokrpfeld, Über die Resultate der Ausgra-
bungen in Troja im Jahre 1893. — P. Woltkiis, Ursprung
und Name der Karyatiden.
20. Dez. 1893. VV. Doerpfkld, Der Tempel .in Neandria. —
K. Mylonäs, Zwei Spiegel aus Eretria. — F. Noack , Dory-
laion.
8. Jan. 1894. M. Mayer, Splanchnoptes. — I. N. Svoro-
Nos. Die MsXavTiot <7x,6-£>.oi. — Cn. Waldstein, Über den Uera-
kopf von Argos.
17. Jan. 1894. P. Wolters, Inschriften aus Magnesia a.
M. — A. Philadelphevs, Das Gorcjonenmosaik aus dem Pi-
raus. — Tu. VON Heldreicii, Parthenion. — W. Doerpfeld. Die
Ausgrabungen an der Enneakrunos.
31. Jan. 1894. F. Noacr, Mykenische Burgen am Kopais-
See. — W^ Doerpfeld, Die Ausgrabungen an der Enneakru-
nos. — P. Wolters bespricht einige dabei gefundene Skulp-
turen.
Noack : Die im nordöstlichca Kopaissee iiegcnüber von Topolia gelegene
grosse mykenische Burg, Gla oder Guläs genannt, ist, wie eine Prüfung
ihrer gewaltigen Umfassungsmauern und Thoranlagen ergicbl, eine ein-
heitliche, trotz kleiner technischer Verschiedenheiten nicht etwa in ver-
schiedenen Bauopochen entstandene Anlage. Ihre stärkste Seite scheint die
nach Süden gerichtete gewesen zu sein. Mit ihren vier Thoren (darunter
ein Duppellhor im südostlichen Teile) ist diese Burg nur zu verstehen, wenn
eine Trockenlegung des Sees vorausging oder doch beabsichtigt war. Sie
hängt daher aufs engste zusammen mit dem System der alten minyschen
Deichhauten im See, sie beherrschte den Abscliliiss derselben, wie Orcho-
menos (vielleicht zusammen mit dem böolisciien Athen und Kleusisjden
Anfang im Westen, und wurde darin unterstützt durch ein System kleine-
rer befestigter Plätze, das im Bogen den nördlichen See umschliessl. Zu
dem kleinen Kopai (Topolia) kommen drei andere bisher nicht bekannte
Burgen, die durch die Technik ihrer sehr zerstörten Mauern sowie herum-
SITZUNGSPROTOKOLLE 155
liegende Vasenscherben sich als mykenisch erweisen. Zwei in besonders
engem Zusammcuhang mit einander stehende Ruinen liegen auf zwei Halb-
inseln amNurduferibei der Katawothre Varia (Kapelle des Hag. loannis),
also gerade beim Ende der alten rainyschen Deichbaulen. Eine dritte Ruine
liegt auf der Höhe des sog. Pyrgos der Ha-. Marina, beschützte also den
Punkt, wo die verschiedenen Kanäle sich zu einem Hauptabschlusskanal
vereinigten. Durch dieses Befestigungssystem wird schliesslich auch die Ver-
bindung der Hauptorte (Guläs. Orchomenos) mit dem Meere ofFengehal-
ten; bei Larymna,wo man bis jetzt freilich nur bis zur Zeil der prolokorin-
thischen Gefässe zurückkommen kann, haben wir uns auch schon die mi-
nysch-mykenische Hafenanlage zu denken.
Eine Prüfun-der lillerarischcn Überlieferung über die ältesten Städte am
Kopaissee in Vcrbimluug mit dem topographischen Befund ergiebt — von
den sich immer wieder aufdrängenden beachtenswerten Beziehungen von
Minyschem zum Mykenischen und den Spuren einer Herkunft vom Osten
abgesehen —, da.ss wir in der mächtigen und ausgedehnten Bur-ruine von
Gulas das vurböotische Arno, den Herrschersitz des Athamas in der atha-
manlisclien Eiiene zu erkennen haben.
14. Febr. 1894. A. Skias, Topographie der Gegend am
Ilissos. — P. Hartwig, Fragmente einer Schale des Oltos aus
Chiusi (Stier von Löwen zerfleischt). — W. Doeiumkm). Neues
von der Enneakrunos.
28. Febr. 1894. W. Doerpfeld gedenkt des verstorbenen
H. G. Lolling und entwirft ein Bild seiner wissenschaftlichen
Thätigkeit. — P. Hartwig, Gigantomachie des Euphronios ans
Orvieto.— P.Wolters, Votivrelief an Asklepios. — W. Doerp-
FELD, Die Ausgrabungen bei der Enneakrunos.
14. März 189 i. H. Schmidt, Archaisches Bronzerelief aus
Böotien. — W. Doeri-feld bericlitet über den Fortgang der
Ausgrabungen bei der Enneakrunos. —S. Wide, Übe^r die
dabei gefundene Inschrift der lobakchen. — M. im'aver macht
einige archäologische Bemerkungen zu dieser Inschrift.
ERNENNUNGEN
Rs sind ernannt worden am 21 April 1893 zu ordentlichen
Mitiiliedern des Instituts die Herren E. Dobbert und A. Har-
nack in Berlin, G. G. Tocilescu in Bukarest, zu correspondi-
renden Mili^liedern die Herren 0. Kern und E. Pernice in
Berlin, .1. Zielien in Frankfurt a. M., M. Mayer in Athen,
\V. Beicliel in Wien, A. Meomartini in Benevent, L. Jelic' in
Spalato. H. Löper in St. Petersburg, am Winckeimannstage
11^93 zu ordentlichen Mitgliedern die Herren W. von Christ
in Mimchen und A. Geffroy in Rom, zu correspondirenden
Mitgliedern die Herren M. Collignon in Paris, W. Pleyte in
Leiden und C. Sittl in Würzburg.
Am 2"2. Februar 1894 starb in Athen nach kurzer
Krankheit
H. G. LOLLING
im Alter von nur fünfundvierzig Jahren. Indem wir
diesen schmerzlichen Verlust auch auf diesem Wege
zur Kenntniss unserer Leser bringen, behalten \\'\v uns
vor, später einen Lebensabriss des Verstorbenen mit-
zuteilen, dessen Verdienste um die Wissenschaft wie
iini unser Instilnl im Besonderen unvergessen bleiben.
29. März 1894.
zu DEN SKULPTUREN VON EPIDAUROS
(Hierzu Tafel VI)
Die vier Künstler, denen die Herstellung des bildlichen
Schmuckes am Maussoleum zu Halikarnass übertragen war,
vereinigen sich, wie die erhaltenen Friesplatlen und Einzel-
figuren noch erkennen lassen, zu zwei Gruppen'. Auf der ei-
nen Seite stehen Skopas und Bryaxis, auf der anderen Ti-
motheos und Leociiares zusammen. Von allen ausser Timo-
theos giebt die litterarische Überlieferung genauere chrono-
logische Daten. Danach war um die Zeit des Maussoleums-
baues Bryaxis in jungen, Leochares in jüngeren Jahren, wäh-
rend Skopas damals schon in hohem Alter stand. Die An-
nahme liegt nahe, dass die jüngeren Künstler als Schüler der
älteren nach Kleinasien mitgegangen sind. Bryaxis und Sko-
pas scheinen nach der engeren Stilverwandtschaft der Re-
liefs, die sich aus der ganzen Reihe der Friese als ihre\\'erke
herausheben-^, in diesem Verhältniss zueinander gestanden
zu haben. Aber auch für die beiden anderen wird das Gleiche
wahrscheinlich, seitdem durch das neue, den epidaurischen
Ausgrabungen verdankte Material eine genauere Kenntniss der
Zeit und Kunstart des Timolheos gewonnen ist.
Der Künstler hatte zusammen mit Anderen die Skulpturen
^ Eine genauere Begriimliiiit,' liullV ich iloinn/iclisl in einer ausführliche-
ren Arbeit iiher die 8kulj)turen des iMaussoleunis goljen zu können.
2 Es sind die von Brunn (8ludie ül)er den Amazünenfries des Mausso-
leums, Münehener t?ilzunjrsberichle ISS"? S. i23 fl".) der dritten uiul vierten
Serie zugeteilten PlaUen. Brunn's Bestimmung der Künstler muss umge-
kehrt werden. Nicht die Platten der vierten, sondern die der driUen Serie
(die von Newton an der üslseile gefundenen) gehören dem Skujias, wie
durch die Fundllialsaciien wahrscheinlich ist und jetzt auch durcii \'crglei-
chung mit dem, was von Skopas sonst erhallen ist, bewiesen wird. \'gl.
auch Murray, History II S. 297.
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. 12
158 F. WINTER
für den Asklepiostempel in Epidauros auszuführen. Das war,
wie sich aus Kavvadias' überzeui];ender Üatirung des Tempels
ergiebt*, zu Anfang des vierten Jahrhunderts geschehen. In
ungefähr dieselbe Zeit fallen die Anfänge der Thätigkeit des
Skopas, der den Neubau des im Jahre 396 niedergebrannten
Athenatempels in Tegea leitete. Timothcos und Skopas wer-
den daher, als sie gemeinsam am Maussoleum thätig waren,
in etwa gleichem Alter gewesen sein.
Von dem Bildwerk am Asklepiostempel sind zahlreiche
Reste von Giebel- und Akroterien-Figuren erhalten. Als de-
ren Verfertiger nennt die Bauinschrift ausser Timotheos noch
mehrere andere Bildhauer, von denen sonst nichts bekannt
ist. Bei einer Beteiligung mehrerer an ein und demselben
Werke ist es natürlich, dass gewisse Ungleichheiten in der
Arbeit sich bemerkbar machen. Aber es sind nur geringe äus-
serliche Verschiedenheiten, während alles Wesentliche und
Hauptsächliche durchaus einheitlich ist und eben durch die
Übereinstimmung im Stile zeigt, dass das Ganze die Schöp-
fung eines Meisters war, der nur für die Ausführung ver-
schiedene andere Bildhauer heranzog. Dieser eigentliche
Schöpfer des Werkes aber ist Timotheos. Durch Foucart's In-
terpretation ist die Stelle der Bauinschrift, die diese wertvolle
Angabe enthält, kürzlich aufgeklärt'-^. Sie berichtet uns, dass
Timotheos die Modeile zu dem ganzen Bildschmuck des Tem-
pels lieferte. Die Ausführung der Modelle ist gewiss unter sei-
ner Aufsicht und genau nach seinen Angaben geschehen. Wir
werden das Ganze überhaupt als aus seiner Werkstatt her-
vorgegangen anzusehen haben und daher die erhaltenen Be-
ste, ohne Gefahr grosser Irrung, im kunstgeschicbtlichen
Zusammenhange als Werke des Timotheos betrachten dür-
fen. Zwei Figuren, die reitende Nereiden darstellen und die
nach Kavvadias' sehr wahrsclieinlicher Annahme als Akrote-
rien dienten, sind vielleicht auch der Ausführung nach von
* Fouilles d'ipidaure S. 83.
3 Bulletin de correspondance helUnique 1890 S. 591.
zu DEN SKULPTUREN VON EPIDAUROS 159
der eigenen Hand des Timotheos^ Denn die Inschrift be-
richtet, dass er ausser den Modellen die Akroterien der einen
Giebelseite in Marmor selbst ausführte. Aber sie lässt uns
leider im Ungewissen, ob es die Ost-oder die Westseite war.
Die Stellung, welche die epidaurischen Skulpturen in dem
uns bekannten Zusammenhange der griechischen Kunstent-
wickelung einnehmen, hat Kavvadias mit kurzen Worten
richtig bezeichnet^: sie schliessen im Stil an die Reliefs der
Nikebalustrade an, und ebenso enge Berührung, wie mit die-
sen, haben sie auf der anderen Seite mit einer Reihe von Fries-
platten des Maussoleums. Indem sie sich so in eine uns schon
vertraute Entwickelung einfügen, tritt uns der Künstler wie
ein alter Bekannter enti2;ec;en. Seine Werke, die wir nun zum
ersten Male genauer kennen lernen, haben für uns nichts
Fremdes, so dass wir bei ihrer Betrachtung kaum etwas von
der Befangenheit des Urteils empfinden, die den Schöpfungen
einer neuen künstlerischen Erscheinung gegenüber natürlich
und gewöhnlich ist.
Um so zuversichtlicher aber werden wir daher unterneh-
men können, nach weiteren Spuren seiner Thätigkeit in dem
alten Bestände unseres Antikenvorrats zu suchen. Ein solcher
Versuch kann nicht aussichtslos sein bei einem Künstler, den
man, wie aus Plinius'' und Properz^ hervorgeht, noch in Rom
wol zu schätzen wusste. in dem palatinischen Apollotempel
stand nel)en dem Apoll des Skopas und der Leto des Kephi-
sodot eine Artemisslatue von seiner Hand, die in augustei-
scher Zeit reparaturbedürftig war. Es ist ein Zeugniss für
ihre Wertschätzung;, dass damals einer der namhaftesten
Künstler, Avianus Euander. mit der Anfertiü:un» eines neuen
Kopfes für die Figur beauftragt wurde. Von anderen Werken
desTimotheos nennt Plinius in der Sammelstelle über dieErz-
< Fouilles d'Epiilaure S. 88. Z. 90. Tl'jr.-k tou 'EOvtxou Mouasiou S. 136.
^ rXuKT« S. 139.
3 XXXVI, 32. XXXIV, 91.
^ II 31, 15ir.
l66' P. winteh
arbeiten Athleten, Bewaffnete, Jäger, Opfernde; Pausanias *
erwähnt ein Agahna des Asklepios in Trozen und Vitruv ^
führt von einer auf der Burg von [lalikarnass aufgestellten
colossalen Aresstatue des Leochares an, dass manche sie für
ein Werk des Timotheos hielten, eine Notiz, die nur wieder
in der oben geäusserten Vermutung von dem Lehrverhältnisse
dieser beiden Künstler bestärken kann.
Es ist ein besonderer Glücksfall, wenn sich durch stilisti-
sche Untersuchung Werke bestimmter Künstler nachweisen
lassen, die zugleich auch in der littorarisclien Überlieferung
erwähnt werden. Für ^Fimotheos trilYt dieser Fall — bisher
wenigstens — nicht zu. Schon von seiner Thätigkeit in Epi-
dauros erfahren wir durch die Schriftsteller nichts und ebenso
wenig können wir uns für das Werk, das wir im Folgenden
den epidaurischen Skulpturen anzureilien gedenken, für die
bekannte Statue der Leda, auf ein antikes Zeugniss berufen.
Aber es scheint mehr Zufall, dass jede Notiz darüber fehlt.
Ausserordentlich beliebt wenigstens war die Figur, wie die
überaus zahlreich erhaltenen Copien darthun.
Von allen vorhandenen Repliken ist in derjenigen des Ca-
pitolinischen Museums der Charakter des Originals anschei-
nend am wenigsten von dem Copisten verändert^. Mit ihr ist
auf Tafel 6 eine der Figuren vom Asklepiostempel zusam-
menoestellt. Es ist für diese Zusammenstellung; die eine der
Nereiden gewählt \ weil diese der inschriftliclien Überliefe-
rung nach möglicherweise auch in der Ausführung als ein
authentisches Werk des Timotheos zu betrachten ist. Zufällig
trifft es sich, dass die Nereide auch in der Haltung Vieles mit
der Leda gemein hat. Aber es möge in diesem Falle, da auch
jede beliebige der übrigen, anders bewegten Figuren des Tem-
< II 32,4.
2 118,11.
3 So urleilt auch I''urt\viin^'ler, Saininlun^' Hal)uuioll', Vaspiieinleilung S.
9; eine Zu.samii.cu.sloilung der Cupicii giebl (Jvorbeck, Kuiistiiiylliolügie des
Zeus S. 491 iV.
* FouiUes d'Epidaure Tat. 8, 2 und 11, 16.
zu DEN SKULPTUREN VON EPIDAUROS 161
pels für die Vergleichung herangezogen werden könnte, hier-
auf weniger Nachdruck gelegt werden, als auf die Ähnlich-
keit in der Körperbildung und auf die gleichartigen Motive
und die entsprechende Ikhandlung des Gewandes. Es ist hier
wie dort dieselbe Art, wie das Gewand die Glieder schmieg-
sam umschliesst, und zugleich in breiten Massen sich von ihm
ablöst und neben dem Körper niederfällt, hier wie dort in
der Gliederung des Stoffes derselbe Anschluss an den Stil der
Nikebalustrade und derselbe Fortschritt in der bewegteren
Modellirung der Faltenzüge. Wenn die Falten an der Leda-
statue weicher und unruhiger geführt, die Tiefen gleichmäs-
siger herausgearbeitet sind , so zeigt sich eben hierin die
Hand des Copisten, die sich auch in einzelnen kleinen Zutha-
ten, wie den Knicken an der Innenfläche des Aiantels verrät,
und vor allem in dem Mangel zufälliger Härten und Schärfen
unverkennbar ist, die an den epidaurischen Skulpturen den
Eindruck originaler Frische verstärken. Der Kopf der Nereide
ist leider nicht aufgefunden. Aber einen Ersatz für diesen
Verlust geben die erhaltenen Einzelköpfe aus dem VYestgie-
bel, von denen die bei Kavvadias Taf. 8, 9. 10 und 11,5« ab-
gebildeten eine gleich strenge und in jeder Beziehung sehr
verwandte Bildung mit dem Kopfe der capitolinischen Leda
leicht erkennen lassen.
In dem Zusammenhange, in den die Statue durch diese sti-
listischen [^Ziehungen zu den epidaurischen Skulpturen ge-
rückt wird, mag die folgende Betrachtung nicht bedeutungslos
erscheinen. Das ^^'erk erscheint in der Erfindung wie ein Ge-
genstück zu dem Ganymed des Leochares. ' Die Verwandt-
schaft beider Aufgaben ist in die Augen fallend, nicbt nur
äusserlich in der Gruppirung eines schönen mensclilichen Kör-
pers in der herrlichsten Junondblüte mit einem mäcbtiiien
stolzen Vogel, sondern auch in der geistigen Auflassung die-
ses Verhältnisses'. So äusserte sich schon vor fast fünfzig Jah-
ren Otto Jahn ( Arcliäolotrische l^eiträue S. 1) und füijte hinzu:
' Der Ganymed des Leochares mag wol den Anlass zur Dar-
stellung der Leda gegeben haben und es ist allerdings wahr-
162 F. WINTER, ZU DEN SKULPTUREN VON EPIDAUROS
sclieinlich, dass sie derselben Zeit angehöre', eine Vermu-
tung, für die er sich auf K. 0. Müller, Handbuch der Ar-
chäologie § 128, 1 bezieht*. Jahn hat das Richtige empfun-
den ; nur werden wir jetzt, da wir die Entstehungszeit der
Leda sicherer bestimmen können, umgekehrt sagen, die Dar-
stellung der Leda mag dem Leochares Anlass zur Schöpfung
des Ganymed gegeben haben. Wenn nun (Jahrbuch 1892 S.
173) das Verhältniss des Ganymed zum belvederischen Apoll
richtig aufgefasst ist, so hat Leochares den Ganymed in jün-
geren Jahren geschaffen. Die Anregung dazu ist ihm also viel-
leicht in dem Atelier seines Lehrers gekommen. Der Lehrer
aber war Timotheos, wenn anders wir dem Hinweis, der in
der Zusammenstellung der Künstler vom Maussoleum gegeben
ist, trauen dürfen. Und grade auf den Timotheos als den
Schöpfer der Ledastatue führt Alles hin, was sich aus dem
stilistischen Verhältniss des Werkes zu den epidaurischen
Skulpturen folgern zu lassen schien.
Berlin, September 1893.
FRANZ WINTER.
"^^-i^JS-O-
' Furlvv.'ingler a. a. O. S. 9 f. setzt die Fij^nir in das Ende des fünften
Jahrhunderts und lindet für die Oewandhehandluiii,' die nächste Analogie in
der 'Venus Genelrix'. Diese Vergleichung itann ich nicht für richtig halten.
EnirPA*AI E2 EAET2IN0S
(Oiva? VII)
1.
Aiyvit? l^puTaveue" ITpETrii; dypa-
[jL][xaT6iiE" naTpo)c>.ri; girscxaTsr 0£'.-
5 ajio? eiTTE. Tov 'Petröv tov Tuapa xou ["A-
ffTSCix; ys^'jpöaai >.{6ot(; jrpö>jJ!-£[v-
ou? £X£u(Jtv[6]0£v Tcüv /.aOyip7][;-£[v-
(i)v £•/. Toij v£(j Toö ipyaio'j, ou? £Xi7ro[v
£i; t6 T£t^o; ävaXiGx.ovTE;, (Ix; oc-
10 V TÄ t£pä ^£pw(7iv ai i£p£iai ä-
cJcpaXfiffTaTOt. H^acTOg Sk tto'.O'jvtwv
7rl£VT£7:oSa, tvot {;/)) afjta^ai m£-
Xauvwvxai, oiXkoi toi; ioöctiv -(i ßa-
SjiCsiv iizi Toc ispdc. AiOok; Sk Jtar-
i5 axJaXo^'oci TOC? Siappoä; tou <^pyP£i[T-
oC] xa6' o,Ti av [^]uYYp(a)'ij;y) Ayi|jt,oa£X-
V)? 6 äpj^lTE'^TCOV Ijav §£ [7.7] cöatv £-
^fi'povTai EyÄE/apayiAEva TixvcoTEpa) xaToc tyiv Trpö Eu/cXeiSou ap-
yovTO; YpiX^Yiv (tjv iyo iV.piva (j)c67ri{;.ov voc izt] Tviprioa) £v Tvi i^-etä-
YpacpY) (J!.ou ) ixi GTri'kri<; XiGo'j ttevte^ixo'j, tjv avEupov, 6VT£T£i)(_i(T{X£vrjV
oüoav, xaTfiSacpioa? }Ji.£poi; toö öyupwjj-aT'.x.oO Toiy'O'j toO oix töv
Ypa{7.[xäT(j)v p-p' Gr,u.£iO'ja£vou £v tw AtaYpdt[y.p!.aTi tcüv lIpaxTixtöv
TOU ETOui; 1887. '0 XiOo; £ivai, üx; ^Xettei 6 ävaYvd)i7TYi<; x.ai ev
' 'E5 änpoaeSi'aj Ttap^Xen^Ev 6 /^apaxTr); t6 A.
164 A. <MAioi;
TY) £i>c6vi (xiv. 7) Tupo; ra y.ocTco a~ox£xpo'j<T[Aevo;, [xotTiov Se [Jt-e^pi
Touös ave^TiTYiTa rö aTTOxoo'jcrösv aeoo?' otTriöavov Ssv sivai va r,vai
xat TO'JTO £vT6T6ty^t(jj;.£vov Et; tÖv auTOv TOiyov, ov OLtw; 6X6x.)>Yipov
va xaTcoa^i'Ta) Ssv eV.p'.va x.aX6v. 'ATTOx.e/wOOucraevo? £tvai 6 XtOo; >toti
xaxa TVjv Ttpö; xo, Se^ix (tou Geaxoö) avco ywviav, waxs x6 TrXscxo;
TO'j £5t£i a-y) öXoK^Tipov Gw^ofJtevov eivai vjv 0,57. Tocrov S' vj^ii tvXoc-
xoi; xal Jtaxac xö Troos^eyov Y£i(T(oaa, e'vGa xö xoO ypa{ji.[j!.ax£a)«; ovop,a,
0,53 0£ {/.övov xaxa, xy]v £7ri^av£iav x"?i; £7riypa(p7]; "/cal xvi; ävay'Xu-
Tuxo'j 7rapx<jxa(7£(0;' TTOtj^Oi; i'yEi 0,10-0,12, u^j^o? Xe vuv xö [j-Eyicxov
0(0^6 {JLEVOV 0,83.
Tö £7rt xoiJ 7i:po£^£yovxoi; yfitawaaxo; avayEypafXfXEvov ovow.a. xoö
ypaafxaxe'ü)«; Eivat y,ai ciXkoBi^J Yiaiv yvwaxöv x.ai [xo.? Tvap£)(_£i ä)tpi-
bcö«; xT^v )^povo>oyiav xou (l/r,cpi(j[xocxoc '" Oxsp xoöxo (p£p£xai dtvayXu-
TTxo? Trapatjxaat?, 7:£pL i^; )txx(ox£p(i) 6 Xoyo;' OttÖ S' aüxö x6 TCEpiTco-
Gfiv xoii (LTicpiT^xocxo? p.Epo?, Si' aüxou ^£ TirapayyfiXXovxai ot äpfj-oSiot
va y£(pupü)(j{i)(7i xöv Petzoy ypwaEvoi xoii; );i9oi<;, öaot x,aOY)p'/i{J!.£voi
aTTO xoO apj^aiou Naou £i/^ov 7C£pi(jG£U(7£i, ä(poC5 £t/^£v ETCTKEuacöy)
öl auxwv ETTiayi? xo apyaiov xEtyo?. Ivai xco ovxi xou apj^aiou x£i-
j^ou; TOU IlgpioöXou xou Naou xöv n£i(7i(7xpaxiö(öv ' 'h t^.tiu.v. icpat-
V£xo £7Ci(T)C6ua<ja£vov (pspov £vxö; auxou £vx£xst)^i(i{/.£voui; /.ixl >^i9ou;
7rpo(pavüi; ic, apy^aioxEpou xivöi; £i>'/]p.a£vou? oi)coSo[/.yiu.axO(;. Ilclii; eij^e
/.axaTTEGEi xouxo xö y.£po? xou x£tyou<; aSyiXov aTrtOavov Sb £ivat va
>tax£'(Txp£(j/av auxö oi ÜEpaai o( xai xöv Naöv xwv IhKjtTxpaxiSoiv
£{XTCpyi<javx£i; ( 'Hpoo. 8,65). Touxou ^h xoCJ Naou [rov cipi'aiov x^i«;
£7riypa(p-^? I^'^'O ^O'J? XtOou; p,Y) )^py)(jtp,ou(;, g)? (patvExai, xouXaj^trrxov
[^/O Tuavxa? y^pYiTiifcOu? ei? xtiv ävotKoSot^-YiGiv aüxou xouxou, y)v etts-
j^£tp-/l<Tav Ol 'AO'/)vaioi ( Stä Ktawvo? TriOavoi?) EuBü? [Jt,£xa xt^v dcTUE-
Xaffiv xdiv ßaptoapcov '^ iJ-EXEj^EiptrrO'ioGav x.ai ei; £7na)t£U7]v xou ttettov-
OoTOi; [XE'pou; xou xEiy^ou; xou IlEpißöXou. My]7ro)(; xoux' auxö Skv
£7rpa;av )cai dv x-?i 'AxpoTroXEi 'A9r,vwv ev op-otai? UEpi^xaTEGi xai
^ Ilapaß. 'Ap-/_. 'E^rjiAep. 1888 aeX. 55-56. arja. Kai to fjiiETEpov Xoi7:öv <])r\-
yiajia £pp/{OT) £T:i 'Ap''aTwvo? ap/^ovto;, äpjavuo; tt)v £7:üivu[j.ov äp/v-jV xö '121/20 £-
To; 71. X.
2 Ilapäe. IIpaxTixä xöiv etwv 1884-1885.
2 IlapdS. IlpaxTiy.ä e. ä.
EnirPA-frAI EZ EAErEINOS 165
(xriTrw? a( ivaTxacpai xal Iv Ta-jT'/i, w? x.at al £v 'EXc'jtivi, ösv [zx;
iSiSa^av ^oüVTavorepov Ty)v 7ra).3t'.xv ['jToptocv •/] tx ypaTCxa [;.v/ip,£ta ;
'AXX' oi XiOoi ToO äp/aio'j Nocoü riTav 'paivsxat ttoXXoI xal £-£pt<7-
ffe'jdav tjtavoi xai a-poO t6 tei^o? iTZiny.i'jxi^r,' toOto-j? Xoittov xeAE'jEi
tÖ ^{/7)(pii7[^.a vä [;.£Tay£tpi(i6(I)C)iv iva Y£(pupcl)(j(i)(j'- zr'>" Pezoy zofi :rapä
zov "Aoteoc v) (ppaTi;, av p/zi XaOo? ti toO j^apdocTO'j Sev ivoTCoXav-
Oavv) ev auTY), eivai eaoi TOuXayiTTOv /.aivocpav-/;;, O'Jö lyw vi T^apa-
Ofiaw axpt^tö; avxXoya TrapaSEiyu-aTO, ^ ty^? yp-öiEw? tv^; .Trt/''f<r iv T-iri
oinaautz, Iv i^, w? (paiv£Tai, yivExa'. yp'^i'^'.; ocutt;; IvTaüOa" öioxi
UTToOeTO) ÖTt oÜSev aXXo ir-ziaatvEt y) (ppdcTi; vi tov Peitov, öv to xpw-
Tov dcTcavTÄ Tt; Ik toö "Atteco? v.^ 'EXfiudtva TropEuojJiEvo?. 'AXXa
oiaxi t6t£ tootov y-övov tov Peitov x.al ouyt xxl xöv sTEpov vo, y£(pu-
püXToxTi ; "laci); uTzripyz^ vi^'/] ixtl 6i/.oia. ye^pupa, l'ccot; ok '/.al auTo;
6 <jj^Yi{/.aTiTp-ö(; ToG iSoccpo'j; xaxä xöv SfiUTEpov Peitov yjto xpö; CTpcj-
(jtv (^^(paXeffTEpa? oSou iTriTTiSeiOTepo? ^. Kat ivTaööa. y£v6iji.£vo; toö
Xöyou (XvayxY) va eI'tuü) tivöc 7i:ept auxr,? rr,; xpyxlcL<; oSoO xaTOC ttjto
SyeSöv ysviy.-/) s/.paTei xal xpaxsi l'ca)!; /.al crju-spov sti t] yvwjjiY]
OTi Y) iepa oSö; jcaxa tou; Pstxoo; oXco? ä7ro)cXivouGa xy)? GYiaepivvi;
afjLa^ixoö, Tvapoc xviv OaXaccav ö; yvü)(jxöv xej^^apayasvY)?, 7r£pi£'x.ap!,-
7UX6, £t? XOU? TCpOTUOOa? XWV r/.£l XÖCpWV £CXpa)U.£V7i, xoüXaj^^tdxov
Toöxov, xöv Tvpwxov Pfiixöv, oXö/.Xvipov. Kai öjxci)«; oüx£ eyo) xaxwp-
ÖWTÄ., TCoXXax,ii; xa-. oltyl p-6vo? xou; x6xO'j<; £7:i(j/,£CpO£i;, vo, Eupo)
ij^vT) äpj^aia; oSoO Trepi^ xoO Peixou xouxou, ouxe oi xou? yji.pTX<;
* Tot ev 7:avTi Xs^'.x.tj) ^cpoij.£va ::apao£''Y[J^aTa ttj; y^oTjacfo; xfj; .Tapä ijLETi ysvtx^;
ItzI xivrJaEoj; aT^ö tcIj^oj äyouai'xiva ävaXoY'-av, äXXa xa't Sev i^riyoCiai, xaia Tf,v yvoi-
[jLriv [xou, öXoa/spojs t/jv ävtoTepio aü'T^s arjjiaaiav.
'■* "Evexa T£/vr)Tü>v spyov ev [xsTayevEaTe'pot; ypdvoi; y^voiAevcov e-^XÖe ti? [j.£Ta5oX7)
Toü ioifoui xai xaTa tÖv rpwTOV Psixdv, w; £?xa^w" x6 npo Touioy örjX. £Xo; 8£v
Ei)(^£, uJtoöeTw, xai xatä xoü; äp)(^a{ou; ypdvou; xrjv auTrjv ex-aaiv, otav i/u iTJiiEpov
yviüHTOv 8^ Ott viiv oüto; [i.aXiaxa ö Peixö; u::o x£'!you; n£pi6aXXdtjL£vo; ayrjiAaxi^Exat
Et? .li^ri^r (.U(iyr}r zov KovuovrSovpuv xaXo'jiJi£vr,v ) £v f, oi; xoü k'xou; xai vCiv iXt-
Euovxai Tiip'v^r\\joi lyOüc? xujiaXoi aaXiaxa. Tivt xpd::(i) lypdvx'.^ov ::£pi xwv ev auxüi
xat xö r:<xXai £;iiar]; ( Ilauaav. 1, 38, 1) övoij.aaxtüv lyOütov oi äpyatoi aoi eivat a8r)-
Xov' aTJ[j.£pov, 6'xav xö uScup pisi Sii xoC» e7:\ xoüxto axo[i''ou xö y^pTiai[X£!jov Et; xtvTjaiv
ToC exeT uopopuiXou, T^XE'yiJia atSrjpoijv E|ji;:o8i^ei xoü; lyOü? vi auyxaxe'pywvxai lAExa
ToS üoaxo; eij xrjv OäXaaaav.
TTi? 'Attdcti? IxTTOvyiffavTe? <jY][jt.6ioö(yt oSou tyvy)- y; ol^y^clIx oho^ aire-
XVÜOUCl TOC £771 ToO ßoiyO'J Xal VUV ETI GCp{^6t;,EVa TWV TpO)(^(äv T(ÖV
äjxa^üiv y.ot>,a)[Jt.3CTa' äXX' exeiOev i'ßaivE xat auTTO Sia {y.£'aou toG
eXou?, irapxXXTiXo? ok oysSöv Trpö? ttjv oiofxepivYjv )tai et; aTcocxasiv
octt' auTT^i; 40-50 ßnaxTwv t'yvTi xauTT)? tt)? oSou xaxa Ty)v ix. toG
Xöfpou 7up6? tÖ 'i'ko(; y,xu.Tzy)V tyi; eiSov xai ecnp.EtüXjav xal o'. tou?
j^aprai; exTirovyjGavTE;, iyw Se vou-iCco oti aveOpov Tot I'^vt) ayxyi; äva
ULe'cOV TOU eXou; fJ'.£)(^pi TtOU TOU TTpWTO'J, TOG Xal {J-6vOD vGv £V evEp-
yeia, uSpo|ji.u>.ou" Ss^icoTEpa Se xat et; aTroaxaciv 60-80 ßYifxotTWv
aTTO Töv Ij^vojv TOUT(ov TTap' auTOu? TuaXiv TOU? TupoTToSa? ToG ßouvoG
ccp^STai Ypa[jt.jj,7) Ti? (juvEyv^? 1^ öyxwoüiv XOwv, oiovei xiijo^x; >.£i<|/a-
VOV ( (/,. 33 r. M.) XOCt UTToOe'tcO OTl TOUTOU? TOU? >.i9oU? EVVOEt 6
Mouy >.£y(i)v (Lettres Atheniennes, al. 316) J'arrive en suivant
ces indices [xx lyyt] ^'r\\. tojv Tpoywv, axtva Öjaüx; Sev ExxEivovTai
(X£yp'.<; EX61V0U toG avijxEiou) jusqu'ä un vaste marecage </^/<? tra~
versent des blocs carre's ä egale distance les uns des aii-
tres et je suppose que les anciens, pour eviter de faire le tour
du marecage, avaient place des planches sur ces fortes assises.
Us arrivaient ainsi sur l'autre rive etc. ''Av toG (piXocpyaiou St-
TjXcoaaTOu toc XEyop.Eva rjcav xaxo. Tuavxa axpiSy) 6a eI'j^ojxev ev tou-
TOi? TOi? XiOot? äX-ziOw; ra >>£itj^ava eip-Y) T-7i; auTvi;, ö^aoia? 0{;.o)(; ye-
(popa?. TTspt y^^ 6 >.6yo; xal iv tu 7)u.eT£'pci) ({/7i(pic{xaTi' xal xqi övxi
yE'cpupa TvXaxo; tyoKXjX tve'vxs fy,6vov Tro^div xal 7rpo(opiciJt.E'vir) ota xou?
TCE^ou; xal Tvpo xavxwv Iva SuvwvTai ai te'pEiai va cpE'pwai t« Upa
docpaMcrtaza outox; xt:\C}^ s'f/.£XXsv ava[ji.cptG6>>w; va Y)vat xaxECXEua-
fjjJLEvr," £7cl 'TXYiXcöv Sy)X. xexpayo)V(ov ex XiOcov Exxiorp-Evwv xax' Xax
(XTc' äXXy)X(i)v Siaux"/)[J!.axa 6a Eaxpwvovxo oarldec.' xotauxY) Se y£(pupa
xal (AaxpoxaxY) oüaa (St' öXou xoG eXou?, ■>ixoi ^71:0 xoG evo? Et? xöv
Exepov Xoflpicrxov) 6a -/iSovaxo E'jxoXo)? xal avsu tcoXVo? SaTCavvi? va
xaxaffxeuacöfi. 'kW tö? xal ävwxE'pct) eiTcov des blocs carres a di-
stance egale ouSai^.oG lyw ävEGpov, cüXx ypa[;.jj.y)v x£t)(_ou? auvej^^yj
6(7.01 ULEV ouyl TCoX'j E'jxaxäXrjTTxov, EV ö£ TOt? yapTai;, av xaXoJ? iv-
voüi Ta £v a'JTOi? aTCEixovtnL/.Eva, ö? ööoG lEiij/ava Gr,^£toup.£vr(V gy)-
u.£t(i)X£0v Se äxpiSeia? /äpiv öxt oi (XTrOTeXoGvxe? xy]v ypap.{j!.y)v xoO
EnirPAI'AI Ei EAErSINOE 167
Teiyou? XiOoi Sev elvai ßsSxiü); ^a; zov raov rov dpi'ac'ov, iXkx w.Ga-
vwxaTa Ix. -röv Trepi^ ßouvdiv XsXxToariaevoi ^,
Sia Too eXo'j? d<7Tpü3f/.£v/)v ävat/.cpiSoXw: , -/itic, to; e/w Xoyo'j? va tci-
(TTSuci), £§aiv£ Tr;v aüf/iv äxoXouöoöora ypaau.rjV, y]v ävcoTSpo) £Sr/)>a)(7a.
'Ev TÖ asra^o twv Jt'o vdpo^v.lcdv ( 6 SsuTspo? (tcö^^stä'. vOv iv ipsi-
TTtoi? f;.6vov) TX l'yvY) Ty5? äpy^aia? öSoü c/jSöv i^At-ov 7ravTX/oO,
SiOTt TToXXai lysvovTO evraoGa jj'.£Ta^o).al toO eSäcdou: £v vsoiTEpo».;
j^povoi?" 7) ävoi)^9eic>a jAiX'.TTX xacppo? e!; tou? xpo-oda; to'j ö'jtj^.'.-
xwrepou tojv Xoocov, täv Sl/C'ov cte^^xvy]? TC£pt€a)^X6vTcov tÖv TrpwTOV
Peitov, Ötccü; St' auTCüv ElirpEO'jai st? toOtov xa uöa-:a 5cai xou ösu-
Tepou PeiTOÖ, TcolXa tcüv tj^vüv ttj; apyaia; oSoO /.aTa Ty;v yvwjAYiv
ixou KaT£(JTp£<]/£" /cat OjU-wi; av oi 6^0a>.L/.oi th \)X axxTWTt öiExpiva,
vo[Ji.iC<o, £yä) xai £-/.£t ty^vY) tt^? öSoO Et; too? KpöxodaQ tou ßouvou
xar' auTV)v tv]v Tä<ppov xai oj^t, w? uTTzp^ourrtv ot cppovoCvTE?, ttoT^'j
TaÜTTi? tjTrepxvw* 6 ßpÄy^o? £)4£i u.a>,>>ov, Et; tou? TcpoTCOoa? öiriX. [xot
gipävT) stcitviSe; Tupo? öSöv TisXaQEuaE'vo?, iviaj^ou Ss voat^o) OTt xat
TpoYwv ij(^v7i Siejtpiva. 'EvvoEtxat S' oi-coOev oti TauTr,v 7:op£u6a£vat
TTjv oSöv ai a[Jt,a^ai, taco; Sk sviote /.at wap' auTy)V r//>' ^tra 7C0.lv-
a.loiGÖoio da.ldacfnc sx.ivSove'jov ev xatpqj t/.3C>>tCTa xoX'jOu.SptÄ? v' avot-
TpaTCÄ<7t Xat EVTEuOsV 7] T^pOVOtK TTEpt (XCCpaXO'J? Tüiv Upciv [XETaCpopX?,
ÖCTtVO, £7rt(j7]? (;-£V £(p' (X[7.a^'/1? ECO? EX.EI p.£T£(p£pOV-:0 ~, EJCEiÖeV 0£ (XVa-
^afjL^avoucat Tauxa al lEpEiai iv yspTi xoc St£Jt6[J!,t(^ov Sia t95; y6(pup«(;
(jiey^pi TOU äa^aXoCJ«; tt;; oSou ly-Epou;. lipo tt;? ycaTacxEuyii; TauTTo; '^
•reo>.Xa>tt? 6a Yivay/ci^ovTO vä 7T:£pt5C3cu.TCT(0(jtv öXo/.Xvipov tov Peitov x£?^9i
xai EV )^£p<7t Ta Upa iyouaxi OTUEp, oi-aoOev ivvoEtTat, 6a r)TO ocpööpa
6j(^Xrip6v, ä(pOU Y) TTEpifi-EXpo; tou PEtTOG UTTEpSaiVEl TO, 1500 F. M.
* "Oti, äv Ol iy. tou apya-ou Naou X;6oi Bsv E^rjpy.ouv, Oi aeTS/^stpi^ovTO xal aXXoy;
aX).oO£v £tXr]u.(j.£vou; oiV.oOsv ewosiTat zai law; xal touto eXc'ysto £v reo '}r^5p(5(j.aTi.
2 El? tÖ u;:^p töjv £7:i[j.cXriTöv ij^TJspa^ia t6 £::i AioxXe'ou; äp/ovTo; ( 'E'jtjix. 'Apy .
1887, oeX. 177, (JTix^. 17, 18) ptjtw; XiyEtai oti «xat tö ^Euyo; KapEaxEÜaaav ex
TÖv iSiüJV El? trjv xo|Jii8f,v Töv Upöv». "0x1 0^ TOUTO O'JTw; eyivETO xal £v TOt; 7:00-
TEpov -/^pdvoi; oüoEjx^a oüvaTai vi lir.ip^ri ajAipiSoXia,
•' OüÖEva ßsBauo; £yo[J.Ev Xo'yov vi ■j7:oOE'a(ou.£v oti tÖ t|;r[(piau.a suleivev ävExti'XEaTov,
iXXi xal pE'Saioi oti ») yE^upa xaiEaxEuaaOi) eüOü; tote näXiv 5£v ouvijAEOa vi <I)jJi£v.
168 A. *i.vioi;
'A\y £)ctÖ; Tri; xaxaTxs'jyic yscpupa; to ^}/r;<pi<TU-a xe^eüst tva 6
ivaX')0<j'6p.£VO(; tÖ tpyov xaxaxa'Xu'I/Yi ^lOoi? xal to.; öiappoaQ toC Pei-
ToG xaxa toc T/eSia xal xa; öSr^yiai; xoö (öviaoatou) apy^txexxovo?
AY]aou.£')-0'j<; '. Kai TriOavov uiv mappoaf; vk xa'XYi x6 ^j^-^cpiTua auxa
Tot droiy^ioia xv); ygcpüpa?, -/ixoi xo. i^.£xa^u xoiv xexpaywvcov cxyiXüjv
xYi; x£vä BiacxYiuiaxa, m'wv, coc slxö?, xö Gocop e^Eppssv xai IVco;
yäpiv otTCpa.'Xsiai; aüxwv xouxcov xwv ttoocüv x^<; yscp'jpa; oisxicyaexo
Y] x,axa5cä>.u<j/t(; 8iä >,i6cüv xcüv x,6v<I>v öiaarvijxxxwv, 7riOa.vöv oawi; etti-
(j-ioc vk ovou-a^T) diappoäq x.ai xk Gxojv-ta yjxoi xo, puootta v^ psujj-kxia
Si' (iv xo uStop xou Peixou i^i^ctXkt^ de, x-/iv 6ä,"Xa<7c>av /.«.'. xaöxa
ETTpsTre va xxxax.aXu^j^'/i >.{0oi? ö spyoXaSo; itw; ivot TZOLOxay'ri ouxw;
(X(7(pa,>.ecx£pav SiaSaciv £i<; xa? kj^-a^ai;^' xara xtva 0(^.(o; xpoTTOV öot
lyivExo xoOxo, aS-iQ)^ov.*I(7(0? ix xwv xaxwxEpw >^£yo^a£vcov £v xfi> (j/Y]-
(picaaxi 6ä r)buva{j!,£0a Tt'kv.ön^x xiva va lvvoy)(jfa)(;.£V (X>>X' ö Xiöoi;
eivai äxox.£xpou(7a£voc, xo §£ ocTTOxpouirOEV aüxou p-Epoi; [y-axyiv äv£-
(^•yjxYjGa, (ö? xal avwxspa) £txov, [/.iyji xoü^E.
ripouETraÖTiaa va SioXcöcroo ttoj? T^EpiTTOu dwow £yw xä xoö ij/vicpi-
(T[/.ax0(;. 'Ev xw 5 tu. X. aiÄvi xä xri<; öSoTCOua? xal y£<pup07roita?
Sev r.^av, cö; (paivExai, ttoIu 7rpor,yu-£va Tuapä xoi? "E^.^.Tiar £v xoii;
{/.£X£7r£ixa y^povoi?, £v aüxw v^Sio xw 4 tu. X. aioivt ©aivExai oxt xai
Y] [;.Yiyavtx7i £ty£ xaa£i TupoöSou? xal evxeöÖev ß>.£7J0j/.£v xov EevoxXr/
Tirpo; xöv auxöv cxotcÖv x.axac)t£'ja^ovxa y£(pup(xv XtOivviv etuI xoö Kyi-
cpiiTOu XOÖ Tcapa xr^v 'ET^EUTiva psovxo;^.
' '0 «Jtiy^oc auv£7:Xr)pw9r] ;:ap' i\LOÜ- äXX' f) auu.7tXr)pcocri$ £ivat ߣ6aia* IrrpoxetTO
8^ ava(jLift6dX(i)? TiEpi STjixoaiou äpyiTexiovo;.
2 'Hto ßsöata y.cd oüto; -zpoKo; ysipupwaeti); jj.t/.pwv pEuiAaxwv xat 7:aXai oj; xai
vuv xa\ ö a7:XoüaTaTo; TiävTwv aXX' ol'xoOsv EwoEiiai oti rjouvavio Ik\ toütwv tiöv
SiappoüiY va uTtäpyioii waauTto; y^?"?*' '^°'' '/^P'^ ""^^^^ aixa^wv (eTciar)? iv [j.£'pei $ü -
Xivai) aXXä xat ;:aXiv, w; yafvSTai, f^ E'^'ajiafwv Sie'Xai'.s toutou tou T(jiT{ijiaTOs Tfj? öoou
Bev TJTO o6't£ BuoxoXtöv OUTE xat xtvoüvou tivös äjAEToyo; xai evteÖöev f) Ttpdvoia t^;
xaiaaxEufj; yE^upa; ot' oXou toü eXou; utiÖ tüjv tie^wv jjlovov ßaT^;, i'va oi'aüx^; äacpa-
XI^Taxa ö'.axoix'.^iDVTa'. xä. itpi.
3 napa5. 'Ap/. 'E^Tju.. 1891, geX. 101 xai £?fj;. Eüyuw; ;i:avu äXrjGu); o te Fou -
cart xai 6 Hillcr (IIapä6. IJcimos 1893, geX. ''i69) e!; toütov töv EevoxXt] ävs-
oEpov tÖ yviogtÖv £7t(Ypa[i.iAa, ei xai e^ ivTtYpa^ixwv Xoywv SüoxoXov iXTjöiös va ev-
voTjOf, r.ü}; TÖOIEINIAO? EyivEv £v toT; /Eipoypäipoi; O A I N A I O S. 'i']vTaüOa
Oc Y£VüLi.cV05 Toy XoYOU OcV xpivio ävw5p£X£5 vi (j.vrjjj.ov£Üa(i) xai ttjv YVüj[ir)v 6[JiOT£y vou
EnirPA<l>AI ES EAErsiNOE 169
"Kii Axl £v T?i etjcövi, xai avxyXuTCTOv 7uapi<jTaaiv. Au(7tu^ü>; al pt-op-
^ai eivai a7roT£Tptu.f/.£vai xai ixocXiCTa xaTa Ta TrpoctoTra' a.>>Xx xai
ouTco; oüoeaiav xaTw^eiTrouc. aa^iSoXiav Twepi toü xivg; eldlv ai £ixo-
viCöu.evai. 'H TToXioöyo; Osic tÖv Swptxöv Xeyöaevov cpopoöoa /iTöva
xai {xixpöv [xavouav, xpavo; oe ItzI tt); xsfpaXvi; (pe'po'jaa xai ev ty) äpt-
(TTspa t6 Söp'j (özep ypa^Yj u.6vov S£SriX(i){/,£vov e^eXitte) xparoOca
öiö£'. £i; tÖv Tcpö auTY;; i'7Täy.£vov, tÖ iaariov (XTcXoi; 7r£piS£6XYia£'vov
avSpö; sppovo'JVTo; oti xat £v tw 7:£pi oO ev -iü xeijaevoj Xo'yo; <|<rj^ta(i.aTi Sev npo'xei-
tat TiEpt ye^upa; sv toTs yvwaToTs PeiTola, äXXä Ttspi ys^upa; eni xoü -/^Eifiappou,
tJtoi peij[jLaTo;, E<p' ou 6 SsvoxX^; xaioreiv xaxeaxeiiade i:t]v XiO!vr)v y^?^?*'') o^ti;
5(^et[jLappo; oütw? aTtXw; xaXelTai pstxo; rj p£iTÖs = pett7];= p£U[Aa, yapaxTTJp-i^sTat 8i
8ia Tfj? opauEw; napä zoü äazeijiQ T^pöc, oiäxoiaiv aT^o tcuv aXXtuv Öjjloiojv pEUfiaTcov
w; pEwv xapa ttjv EXsuaiv«, rjit; xaXEiTai äazv. 'Ex -paiir); oi}£cu; t) £p[ji7)vEta aüxT)
Tüiv TOU 7j[J.£T£pOU Xl'ÖOÜ ^atVEXat änXoUCTTEpa' xat TÖi OVTl Tl (XTiXo'jaTEpov rj vi (jTZobi-
ow[A£v oxt Toü; 7:£p',aaEijaavra; ex ttj; ETCtaxEurjs tou tei/^ou? XtÖou; xou ip/a.(oj vao3
[X£X£-/_£tpto8r)aav tva xaTaaxEuäacüdi ye^upav /_apiv xwv :c£^ü)v [xdvov xat x^; ia^ aXouj
xöv upGiv [AExacpopä; eti; xivo; xwv ßpa/^tovojv xoy Krjsptaoö xoü ;:Xriai£aiaxa -o6;
xr,v 7:dXtv, rfxot a-JxfjV xtjv 'EXeuaTva, pEOvxo;' xat otiw; e/ei xat f, IpixrivEta aütr) xa;
SuaxoXia; xr]; xat xfjv [AEyiarrjv 7:acj{I)v oxt xax' auxr-jv ivayxT) vi Ö£-y^öö[i.£v oxt ev iJ/tj-
(pt'ajAaxi x^; BouXf)? xat xou ArjfjLOu xai xoüxw xou 5 n. X. atüivos f) 'EXEuais xaXEi-
xat "i4fftv. ripoaaxta (t'ÖE 'Ap-/^. 'Eyr)jA. e. i.) oüaa xai aüxrj Ö7:cüjor;::ox£ 7:0X15 (»J
'EXeuhE? 8r)X.) rjoüvaxo vi k'/^ri ( o;:iü; xat 6 IlEipaiEÜ; X. y^.) iXX' evxeuöev oev ETZExat
oxt T|8üvaxo vi xaXfjxai xat "Aazv xat [laXtaxa Iv oüxtoai £7itarjij.c.j Eyypäya) oü8ä
8üvaxaixi? vi (xot ävx£t7:r) oxt xat ö lictpatEu; xaXetxat ir.(<3r^; "Aozv (C. I. A. IV,
1, 0£X. 121 äp. 521 1^ ) ;:pwxov [aev ötdxt xaxi xöv Uillenberger (Sylloge aeX. 419
xat f) £pjjLT)v£ta xou cpa^vexai [AOt öpOoxEpa) xat ev Ixe^voi? xoi; öpoorifioic ;:pdx£ixai ;:£pi
xöv 'AOrjvöiv xat oüy t xou IlEipatäis, E;tEtxa Oc xat ir.'i xyj u;:oO£aEi oxt xai övxt ev xoTj
öpoiTJjjLOt; "Aazv xaXetxat ö ÜEtpatEÜ^, ;:aXtv xoüxo oev Oi t^xo ijyjupd; Xdyo; vi Be-
y_6üi[j.Ev oxt kr.i(zi]i xat ev xoj f)u.£X£pw '^7]fiaii.ix-:i f,oüvaxo vi xXrjOrj oiixco xai fj 'EXeu-
ai;. Ev öpoai'ifioic xax' ivxtOEJtv 7:pd; xou; äypou; Oi TjSuvaxo taw; vi xXrjOfj xat 6
IletpatEÜ; "A^riu, iv tj*7i9ia[j.axt ö'[jiw; xtj; BouX^s xat xoü ArjfjLOU äjJi<pi6aXXo[jL£v tcoXu.
"Okojs 7:üx' av f, f)[ji£is EuptaxofAEv Et; xoüxo (lEyaXriv SuoxoXtav, irrEiBr) 8e tjuy/pdvwj
niaxeuo(X£v oxt xaxi xov EXEpov xtüv Peixwv »jv xw dvxt ivayxata ?uXivt) xi; yc'^uox
y_aptv xüiv tje^cüv xat £;i:£t6fj npo; xoüxot; otaxa^o[XEv vi 8£/_0(r>[A£v oxt PsizÖQ f] PnzoQ
T)8üvaxo vi xXT)Or) jj^jaj^^twr zic xoü Krjiptaoü xaxi x6 spOtvü'jztopov xai xov )(^£i[Awva tStiüj
rtXr)[i[xüp(Öv, £[ji[A£vo[i£v £i{ xTjv £p[AT)V£iav [la? xoü £v Xdyco ij/T)ij)ta|j.axo;. i]T)[xetoÜ(i.ev 8i
w; EX Tteptaaoü oxt ö Foucail (e. i.) ü;:oXa[Ji6av£t xöv iEvoxXfj xxtuavia yE^ upav xaxi
Tov Kri9taöv xöv Ttapi xi; 'AOrjva; pe'ovxa, os/Öjjievo; auy/^pövw;, öpOöxipov tJto;, oxi
npoäazior xaXfixat £v exet'vw xw »fii^iaiAaxi ('Apx_. 'EfpT)(A. £, ä.) 6 xati xf,v Upäv
awx^v TÖnoj.
170 A. <M.VIOS
xai wpo; TauTY;v 7:po(j€>.£T:ovTa. -/ipcoa xou Srip.O'-' föiv 'E^^euaivicov
Ty)v Ss^tdcv. "OxicÖev Se to'jtou xpö; TaptcTEpa toG öeaTOu elKOvi^ov-
Tat avapLcptSöXo); ai Süo tt,? 'EXeucivoi; Oeai, >] [>-y)'^fi^ Jtai t) xopT),
ävTcoTCat auxai xai olovei jx?) (7uau.£T£'j(^ou(7ai et; xa yevöfxeva. 'A[^.<p6-
xepai £(p6pouv, (ö; (paivExat, xov auxov Scoo'.kov j^ixoiva ( xoG X7i(; £X£-
pa; 0[i(i); yj SittXoi; Sev Eivoti )taxa<pav7)<; ) >tai ett' auxoö Ijxxxiov, äXX'
Y) a£v i'cpEpe xoöxo ouxw, oxtxe Si' auxou £)tx>>'j'xx£v a-av x6 ciXko
(jcüua 7uXr,v xou oE^ioo oiao'j xai xoö Öü)caK,0(; (xpoTuoc; nepwo'kri^ xoö
i}/.axio'j (JuvöOti«; x,ai Trapoc xoi^ ävopadi) y) Sk x,a6' ov xpoTirov 7} 'AOiova
xöv [xavSuav, xä ottigOev jy.övov oti'K. xou (Ta)[7.axo<; oi' aüxou y.x'ku-
7vxou(7a, ä}^>.ä. cuy^povco; x,al ävE^ouaa aüxo x-?i äpiGX£pa Ü7r£p xöv
äpicxEpöv wp-ov )taxa. xpoT^ov (x)iYi6ü)(; Xiav £7i:ix£tyio£u{;.£vov xal cpiXa-
p£(j)tov (paiv£xai §£ oxi xa-. xi^ Se^iä x6 aü:6 £-/tpax£i i::i [Aixpöv (XV£-
youua lu.ocxiov^. 'Ex aovy,;; >.oi7röv xvi? £vSu[/.a(j{a? öic. y]xo äXioOfai?
SucxoXov va 6piC(oa£v xi; £ixovi!^£i X7)v Ar,u.T,xpa xal tic, xy;v IlEpce-
<p6vY)v, Sioxt Sü(Jxo>.ov xü ovxt 6ä V)X0 va £i'7rG)p.£v xi? xcüv öuo ivöu-
[,'-a<7i(i)v £ivai 7) ä7vlo'j<jX£pa xat xig xoüxwv '<^pao^£ aaX>.ov xti xöpy) t)
xfj [jLYixpi". 'Acpou §£ xä xdiv TvpoawTrwv xat xä x^<; SiaaxE'jr,«; xt;;
XÖU.Y); £V£xa xr,<; äTTOxpiSyit; xoö XiOou £ivai äcacp-?) xai äSfiSata (äXXä
^ 'Axpi6ws tÖ JipaY[j.a Bev 8taxp;vcTai evexa ttjs iroTpi6fJ5 loü Xi'Oou, re-£ta[j.E'vo;
OjJLOj; £i[j.at oTt ax7J::Tpov oev r/.patst öyt 8tdT'. toioütov Bev ujzap/^Et (rjOÜvaTO xal to'jto,
(jj; tö 8dpu T^s 'AOrjVx;, YP*9T) [J-övov va tjTO 8EorjXii)[x£'vov ) äXXa OtoTi f, Oiat; sv ye-
v€i zf^i /^ecpo? xat twv SaxTuXcov, wv otopa Tt; xä t"/^VT), a;:oxpoÜ£i loiaüiriv evvotav.
2 '0 Sauer Iv äpOpiOiw auTOÜ or][j.oateu6£vTi iv t^ 'Apx.- 'Ecpr][J.£pi8i tou 1893
Ktou; cteX. 35-40 T:£pi 8üo avayXüspwv, Iv oi? ävayvcupi'CE' £ixovi^O[JL£va; xa? 8uo
'EX£üaiviaxa; OEo'xTjTa;, ;:oi£tTat Xo'yov 7:£pi ttj; xaxa Trjv iv8ü[jia(j[av oiaxptaEto; töv
8jo Ocüiv £/wv u;:' ö'^tv xai xa TiEpl toü aüxou ävTix£i[jL£'vou uj:ö Robei'L von Schnei-
der Y£Ypatj.[i.£va' xaxa 81 xa exeT XEYo'jiEva tj T:i-/^r\ r) 7:£pt xov <I)£i8(av [jiaXtaxa xaxi
xaXXa 6[xo;w; a7:£ixovi(Jouaa xä? oüo Oeoc;, a7:Xo'jax£pov £vO£Oui;L£vr(V ä7:£[Xüvt^£ xJjV
ArijATixpa. Tä Greö Schneider Y^TpaHi-H-^va Bsv k'/w äxu/w; ut:' d}tv, xa 8^ ;;ap' EjjLOi
«V 'EXEuaTvi [j.vT)[ji£(a, [jL£xaY£v£ax£pa Jwavxa xoö TiEpi oO ö Xdyo; X'.Oou, £ixov;^ojai xal
tTjv ATJ[jLr)xpa 9^pouaav irJ.'zri^ xai xara xöv aüxöv xfOTCOV xö itiäxiov (-apäS. xai
Athen. Miüheiluiigen 1S'J2, 'J£X.12ü£.) xal |j.dvov ev evI xoüxojv st'xoviXEto [Ata xwv
Oewv, law; f, Ay)[XTJXT)p (ö Xt'Oo; 8yaxu/^wj Etvat azox£xpoua[j.£v05 ) äv^/^ouaa x6 t(j.axiov
irtEp tÖv apiaTEpov oj[j.ov w; xat ev xö fj[j.£X£'pü) XiSw* 7) 6£?ta y^ip iXXEtnEi, oiaxE 6iv
6uva[itOa va y'^^^^J'-'^H'-^v *v xat ev xoüxw xö [Avrj|j.Et(i) (Etvat 8" auxö ävayXuipov exxu-
rov EvOa Etxovt^Exo ö TptJTxdXEpio; £7:1 xo'j apfxaxo? xaÜrJjjiEvo;, rcap' aüxto 8^ ai 8uo,
öj{ (jpatvExat, OEo'xrjXe; äji.-jdxEoat opOtat) £;:iar); xö laäxtov Expaxst xal 8tä xaüxrj{ xfji
/_itpö{ (tt;; oejt«;) fj ax7;nxpov.
EnirPA*AI E2 EAErSINOE 171
jcat av w? /taXXtaTa iacpCovro ttäXcv U tootwv ^ev öot YiS'jv«u.£6a vi
6pt(7(üi7.£v rä? 6i>covi{^OfX£va<;, S-.Öti, Ö; öpecü? 7capgTy}pY)6-/i, xaTa raOra
0.1 Suo Oeai el/toviCovro oXü); ö{;.oiat £v toütoi; (xaXiffxa toi? /pövot?,
TOi; 7w£pi Tov 'J>£tSiav h'nl.) oöSkv xXXo Ö7roX£i-£Tat f;atv ri al Suo
öaö£;, a; ■/) £T£pa tO'jtcüv >tpaT£i, iva Ta'jT-/iv ovoii-jcccop-Ev n£p<j£(p6-
V7)v. Kai Toi övTi cpaivexai 5ti ^«ra xaroru r, Kopn £/CpzT£i £v yepcl
xä? SaSa? f, §£ (XTiTYip (T/t-oTTTpov ', 6x£p EVTaCOot Sii T'.va Xöyov,
ü); 6zoÖ£T(ü, 6 T£/viT-/); 7cap£Xi7C£v. 'Ev £|/,6vi Sy)X. £v9a r) .toMovxoq
TOli ''A<7T£W? 0£ä £C)tOvi^£TO SlSouGOC T'/jV y£ipa eI? tÖv y£VXpyr,V TO'J
A-o(xou Tdiv 'EX£'jGivio>v £i? EvSfiiCtv avaacpigöXco? 6tc ^^aa^ÄvEi auTov
UTCÖ T7)v TCpo'JTacriav ty)c, ävzpuoc7TO? (xoi 9aiv£Tai 6ä r.xo ■;] ä7r£i/.6-
viat? T-o? Ar,ü//;Tpo<; <j;cyi-Tpov T-?i yjtpi xpaTOÜar,?. Mera xa Uzpov/Sx
■h TuvStaX^ay-;] vi p.aXXov r, £;äpxy)ci; xyj; 'EXeugivo; äxö xöv 'A9r,-
vwv £iy£v £7r£X9si x£X£ta- x.ai (XzV)Xauov {y.6v ßfigaiw; ai Süo Ösal ttj;
TuiXai TcoxE (XvxitukXou xoXecot; xo-) "Aox£(o? y£viy.7); vuv Xaxp££a?,
aXX' £va>7viov xy5? rtoJwüj-ov deäq äväyjcy) Travxw? vk exiOevxo sv Seu-
x£pa pipa. Kai £lvai 6 yifX£x£po<; XiGo; xö ip^aioxfipov, 5(jov dyw
oiSa, p-ziaEiov £v6a j/exic xr^? 'Ae-/iva? cuv£ix.ovi'Covxat xai al Soo
'EX£uoivta>cat 0£6xyix6? xal Sti xoGxo oü/^ »otxov a^iov Xöyou v^ ICx
xö £v aüxw ävay£ypa[xp.£'vov «j/yicpidaa.
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^h EKOIMQMHKnz
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AMEIHNOMO/\Orr^MKAITO
EYMOAÜIAHZEIMAIAMAAAM
BAMfiAEKAITHNTOYAPXONTo.
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Ap/.. 188G, acX. 19 t^.'v. 3,1) i'v, ewoelxai, opÖäi« lyti, Ixcl ijp.arivE.aa xi 5Jo' y.-
vaix£ia Tipoato;:«. 'Ev 8e xö ^^■^i\^ 'EXsuatvtaxtö ÄvayXu^o,, xcö ev xcö 'EOvuro
Mouaticu xöv 'AOrjvöv, yvajoxöv oxt ;.af i ;,ivx,ov vOv d>? Ari.arj'xr.o öuoXoyEixai fj xö
axr,r:xpov xpaxoöaa xal xou« axccy^u; xö Tpt7;xoXE>,u o.'So.aa Ota, fj xai i.iXeaxgpov
ovxwj xij; «XXrji £v8£5ü|iivr).
172 a. •tiMOE
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XOITOTOIMOEOINAnOAOOEI
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POMEIZTOYSEYMOAÜIAAS
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20 .ih^tLKAPnnZAMHH
E P P n 2 0 E
&(y]ri. i^ Iksivou Si)caio;
av eiTiv 6p.oXoyüiv x.ai to
5 EujjloXtciSt); Etvai. 'AvaXaiA-
ßzVW §£ Xal T7)V TOO 3Cp^0VT0[?
TrpoGTiyopiav, xaO' a Yi^icöiraTS,
(ö; Tcx T6 (XTroppriTa ttic, koltol xä
10 Tspöv T6 Jtai (jeu-vorepov,
el'yi Tiva TupooQyjXYiv eTriSe-
j^oiTO, Toiv öeoiv äiiroSoOet-
'0 xat Sia tÖv apyovxa toC twv
Euao>.7:tödiv yevo'j;, öv 7rp[o]-
15 ejretpiiacöe, auxö? re (xy) 8o-
xoty)v, evypacpeli; xai TrpoTe-
pov et; Tolx; Eüp-oX^tSa?,
TrapaiTeicOai vuv t6 e'pyov
20 taOT'^c] v-'.apTrcoTaarv.
*^LpptjaOt.
EnirpA-t-Ai Ez EAKrEiNOs 173
4>£povTai Txv(OTep(ü iyy.v/iy.c,o(.'fu.hy. ItzI Suo Tsuayicüv, TrpococcL/.o-
CovTwv -/.arx TOv 19-20 -tti/ov pi u.i/.cäv ex.ec toO AiOgu iro-rp'.oTiv.
TTrAr,; )>iOo'j TrevreT.'.x.O'j u'i/o? vOv iyo'jTY,: tÖ jj.ey.^TOv cw^ov.svov
0,95, TT/iTOc ( OTrep 6>6x.)//;pov ocJ^eTat) 0,48 y.a; 7:7./o? ( dJTa-jTtoi;
öXo-zcV/ipov (Tw'Cöp.cvov ) 0,14. 'Au.(p6T£ca rx Tey.äyia s'jpov IvtcTEi-
■/n.n^.ivcf. v.; tov aörov ö/;jpcuy.aT'.xöv toi/ov (p-p') i'vOy. -/.ai to ivoj-
Tepcri <]/■/; cp'.c? [7. a' i'tcoc x,ai t6 xäao, to ä-ox.po'jiOsv a'jTr,; o-.ecoc. £■!?
TOV x'JTOv TOlVOv sv-eTef/tiae'vov y.puTcrexa'. T«, yoxu.u.y.zx elva-. as-
yäAx (0.02 -spt-o'j ) y.y.lchc iyy.syapayjy.gvx xal äx.paiaova; evovtx"
TO de 'j/r,[i-x auTÖJv jy.apT'jpsi toui; Tüspt tov 'ASptavöv ypövo-jc.
ü; ß>>£'-£i 6 ivayvto-jTr,; äx. to'j Tgcp'-GcoOe'vTOt; toO "XiOo-j (7.£'c0'j: £v
aoTÖ <p£p£Tai ävay£ypaay.£'vr, £7ri(7To}r/5 Tipö? tÖ y£vo; Toiv EüaoX7:t-
öä>v Pojaaiou ävavTtppr,T(ij<; (^.eyiTTxvo? 'o, opOoTspov el-etv, a-jTO-
y-pctTopo;, aÖTOu tou 'ASptavou l'riüx;- ot'. Se 6 oiAa67;vaio: s/.sivo?
AuTOXpoCTtOp Oxf,pC£ X.ai TÜJV 'EX£'J(7tVt(üV iw yi'Ji'. y.<x\ tcüv ttsci tÖ
lepov [y.£'yag £Ü£py£Tr,<; etva-, yvcocrröv x.al eSixa'-ouTO, cI'-eo ti? y.ai
aXXo:, (xvaacpiS6>,(i)(; vä to^y) Trap' a-jTüiv xai TauTTic tt;: tiu/?,? tt,:
Et? TOu; E'jaoATTiSa; dyypaovi; x.al tt-c .T(007fyopiac £Ti toO xpyovTO;
TOö ye'vo'j«; xOtojv. Kpijy.a tö ovti Öt-, 6 XiGo? Sev TcepirAOev r.u.iv ax.£-
paio?. "'O/i aövov Oä gizavÖivou.ev e; auTOu äx.£pxio'j <7w^oa£vo'j, ti;
7)v äXr/Joi; ö iTriGTsXXcov, äXXa x.al tÖ ti £i/£ G'jaSri. wtts vä S-'i-rvu-
pi^7)Tai Öti o'jyi vov to TpÄTOv, Öttote ^y;),. toO "zzoGoioizxi x.al y)
.-rpoanypcd tou apyovTOc toG y£v0'jc Tciv Eüy.oX-'.Swv ( yj s.-rcriftoc
appvria cöi; YiOeXow.ev rrr,a£pov Y,a£r? £'.r£i) iXXä -oXö -pöxEcov £i;^£
£yypa(py] ei; toü? Eüi^.oX7:iSx? x.al ESixaioCxo dcTr" r/.eivoo toO vpövo'j
vä OewpyiTai TOtouTO(;. AY/XcüTtx.ä x.ai xaCxa twv xpoTcö-cov x-sä täv
y^p6v(j)v, /taO' ooc 75 EmciToXY, eypäcpY) K
' 'Kv TÖ un' B^ioü Tipö ScxaEila: rJSr) OT)jjioai£uOfvTi Xi'Ooj £v ttj 'Apy. 'E<pT)|jL. 1883
aeX. 77-78 6 tri pw^ü) (speüj Acüxio; MEjjifit'.c Woptxio; xa^yaT«'. oti £[iijr,o£ na-
pörTOQ 0(oc 'Ad(>iarov' tÖ oti w? [;i£[jL'jr,iievo; rj8r) 6 'A6pta\'"c rap-OTaio ei; Tf,v
|j.ür)a!V aXXwv 7:poa(ij7:wv, oüoev TÖ rapaco^ov ä)X" i'oüi; evtcOO-v 8-oväufOa xäiTi Tt
::X£lov vi efayaYwj^Hv oti 8riX. eye'veto xai (AuaTaytoYos oÜtwv xai xot' ixoXo-Oiav oti
liTo TÖ civTi EviioJnidriQ rj toö yevou; twv Kr,fjxwv. IlapoiS. xai Lenoimant,
UocIiCMcliOS <3iX. ITÖ xai Effj?.
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. 13
174
A. *lAioi:
3.
NAOKTIMOk. .O. .NAiAMAPlAH^TIMA. >^t-o
XOPHrONTE^Ki'MiÜAO ^^[EMIKnM
API€TO(t)AHH^E . lAACKEN
ETEPANIKHTPArniAOl^
^0(t)OKAH^EAIAA€KEM
rjvaÖi? Tiu.o[)c>.£]o[; 'AJva^avSpiS'/i? Ttaa[y6po
j(^opYiYÖvT£i; xa)(ji.(oiooi? evi^cov.
'ApfJTOipocvrj? £LS]iSaa>tsv.
'ExEpa vtJCY) xpayoiSoi«;.
So(pO)cX9i(; eSiSa(JX.6v.
BxOpov j^opToyixov "X. X. {XTuapxXXa/tTOv t6 cyriiLO. xpö? t6 ßaöpov
ToG Bpuä^iSoi; ( Apjr . AeXtiov 1891, c»£X. 35) y-l p.övTiv ttiv 8ta(po-
OKv Öti 1x1 Tri<; £Xi(px>v£ia?, £(p' v); 'irs-:rt'/.i xot£ tÖ (XvaO'/iu.a (6 vdcy)-
Ty;p'.o? Tpixoui; ; ) xXy/V Tvi; /tuyAt/.-?}? £X£ivyi(; xpoc^oy^r,; toö >.t9ou
(Stza. 0,45 XEptxo'j) Tvic 6(;.oia'Co'j(j-<i? ocXtiOü); xpö: tÖ KotTtoTaTOv
jjLEpo? ßacECi); xTTixG'jpyoG; icovtx.oö x.iovo;, y-£Tä to'j dv tu x,£VTpco ty]?
T£Tpax>.£6po'j TÖpfAO'j (jx. 0,12 xX. 0,09 ßxOoc 0,04) (p£pEi cuy-
ypovd); xpö(; t6 [^-fipo? tt)? £v£xtypäcpou x>.£upa; xai "/.aO' öXov to fv.y;-
y.o; ö/.T(i) l<jx-/.i(; iXk'ri'kijiw oLiziyttvxcL;, '/.x\ cio'/ipdiv r,X(i)v >.£itj;ava acö-
CovTa; y-'.x.po'j; xöpao'j;, Suo S' i'xt x,aTa to,; xapay.ei|/.£va? xXeupa^
xaTix töSe xfioixou tÖ ajTt^x.
llXfiupöt £xiypa(py;;.
EnirpA*Ai ES E.vErEiNOE 175
Et? Tiva yiöüvavTO vo. ypYiT'.u.e'J'jdXTi ij/.OTröv o( Topaoi outoi oao-
Xoyüi OTi Ssv dvvoöi*' av Ss y.ai söpi'j/Cü) to ßa6o? toö Topao'j Tri;
{Jt,VY)[/.ov6ij9£i'JT,; y.'j/.l'./.yi: ::po:;o/r,; o/i äpx.STÖv xai -i/'.v öu.o); -'.-
(JTeüü) OTt O'jyi äu.£<J(i); Itc' aÜTr,;, ä.A'X' ettI /.iovoc ir:' x'jTr,:; dSpa^o-
p.evou i(^ia-:r,y.i -OTi ro (Xvy.6r,y.a/0Ti to {7,v/;y.£iov (opoOr, u.£t' E-r/J-si-
Stjv apyovTa S'/;Aov äXX' ot». G'jyypovcL): Eiva'. y.a.'. oy. ttoA'j v£ü)T£pov
auTou aapT'jpooc. t6 t£ Gyr,u.y. tgjv ypauy.zTwv x.a'. ■/; GTa8£pä /?'?/-
(Tt? Tou O ävTt Tvi<; SKpOöyyo'j oy. Kai 6 l/.£v 'ApicjTOoävr,;, cl); yvoj-
(jTÖv, 'n:ap£T£iv£ tÖv ßiov u.iypi Tciv äpyüv toG 4°'-' t:. X. aioivo;'
äXX' 6 Hocpo/.V?]; £i/£v viöri (XTroOävEt. 'Ex to'jto-j avayx.v; va cj^ltts-
pixv(ou.£v Öti tÖ p.v/ii/.£lov iSpuOr) £T'/i Tivk u.£Ta Toc; a.va(j)epo[j'.£va5 vi-
5ca;, Tvpzyp.a aAAcoi; Xiav £'j£(;riyy;TOv dix ij.vr,u£iov iö'.ci)Ti/.6v. "Oti Se
iS'.coTix.öv ^ Acni ouyi £xiar,y-ov y)TO t6 |;.v7]a£iov br/XoüTa'. caow; x.at
£$ aUTOO TOG TOTTO'J Tvi? £Up£<T£ü)? TOO, £^ O'J (T'jyypÖvw; S'jvi(/,£9a TyE-
oöv p.£Tä ßeSaiÖT'^TO«; va £!y-z<j(i)a£v 5ti 'E)^£'jc>ivio'. r;aav oi yoprjyrj-
(7avT£g x.ai vr/cr^cavTE? avöp£<;. Kiye ßE^aico;, w; yvco-TTÖv, y,xl i)
'EX£UGt; l'o'.ov OiaTpov x.a'. £v auxw TTiOavtö; vä ete^^o'jvto £v iinzipoi-
T£poi; ypövo'.i; xai cx,riVix,0'. äyüiv£i;"^' äXXä y.al av ÜTroOiTcow.Ev ot'. 'oStj
/tai xaT auTOv tÖv 5'^''' tu. X. atcüva eteXoOvto ovto); x.xt otTjVtx.ol
ayüive? £v 'EX£U(jtvi xaTa toc u.EyiXa 'E>.£u«jivta, 7:ic>,iv voai?^(o ot'. 6
•y)(j!,£Tepo; >.i8o(; Ssv SovaTat vä i'yT] (JJ^eciv t; 7:pö? Ta yoor,yt.y.x u^r^-
(;.£ia TOC lSpu6[i.£voc iv tw ''A(7T£1 Sia tou? £v auTW x.aTä toc j;.£ya>.a
Atovo(7ia CH.r(Vix.oüc äyoöva?. '0 "kibot; tiipibri xaTot Ta Bu^ozcra
epeiTTin'*^ £VT£T£iy^ii7a£vO(;, £;j^£i os [zyijto; ü,66, tt^kto; 0,61 xai ttoc-
yo; 0,31 r. M. ' ^
' law; Iva £7ti pa5oiwv Jj xiyxAiSfov e;:' aüiäiv (Spuizevtov ävaoTcovTai aisauaTa
(guirlandes) rj aXXa 7iapa:iXr|oia xoa(XTJu.aTa, w; ip-Xos ävT]p [xoi utisSei^e.
2 Ilepi T^; Sta/.piaew; twv [av7)jj.£;(jjv toütwv eI; IrAar^ixa xal iStwTixa rtapäS. Köll-
lor SV Athen. MiUlieilunKcn, 1878 jeX. 2-29 xai 1^.
3 Aev IJ.E XavOävEt OT! TwoXXoi OEv Oc'/ovTai TÖ -päY(JLa. Ilapäö. A. Nebe, Dissor-
laliones |)liil. llalciises VIII, jeX. 9U xal e?^;. Ilapäö. eti xa! tÖv xatcoTE'pw or,-
jjLoaiEuo'jjLEvov XiOov ( 5).
TaÜTa TioXXaxi; 7:ap" ejjloü £[j.VT)aovEu07jaav w; xEiijLEva xaii löv yöipov tov 8tä
TÖV Ypa[i[xäTiov i|/"-tJ/"' (jT)jjL£toü[i6vov ev tw 8iaYpä[xaaTi twv üpaxTixüiv ToCi EToy;
1887.
176
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EnirPA*Ai ES EAErEiNOi: 177
. . . paiycj [tÖ]v evia'JTOv tov IttI 4>t-
Mrov apyovTO? 5cpj^[6]i t-/iv äpyY]v ixoXooOw;
ToT? T6 voaot? x[ai] rot? dnri<pi'7aai7t tt}«; te ßo'j-
5 Vo? )c[al] TO'j Ayi[AOu, Siaxe^Ei Ss xai twv ttoXit-
(iv To[i]; TSTa[Y]a[ejvot(; 'EXsuaivi ypeiac Trapeyo-
fxevo? xai jco'.vst xat iS[i]at, x.aO' o av rt? aüxov
TrapaxaXli. 'AyaOli Tuy£t' öeoöyÖai twv ttoX-
tJTCüv TOt[(;] TETaYLtevoK; 'EXe'jtivi £7catv£<jat
1 0 2(j)](yi)tpii:TYiv Mt^TiaSou SipyjTTiov xal gt6-
(pa,v](ö'jai a[u]T6v ypucwi crecpivwi Kaxö. tov
v6{y.]ov apervi? k'vs/tev xai eüceSeia; t95i; sie,
Tou? ÖJeouc xat euvoia? xai <ptAoTi[y-ia; T9i; 6-
i< ea'jTjo'j? xai äveiTrsiv tov (jxe'cpavov 'A'XOkjJ-
15 V T(i)t Tirax^picoi aytövi, ävaypa'j/ai oe t6o£ to iLy)-
(pi(7[/.a SV (jTYi>.si] Xiöivgi xai axlri]oot.i £v twi iEpcij-
i T(öi £v 'EX£'j(7ivi ; Tri<; Se a]vay[op£]uiT£(i); toö »tt-
E(pavou xai T9i(; GTaaEü); tyii; cJtyjXy;? etüiu.-
£>.7]67ivai xai t]o'j; alpsÖE'v-
20 TOL<; 'Ej7Ciy£VYlC
Tä ävwTEpo), aTTEO [X£T£ypa^|/a ei; tyiv xoivy;v ypacp7)v T7ipY)(ja? xry
opöoypacptav too );t6ou tpEpovrai lyxsyapayu.Eva ypäij.aaaiv, cö? £x
TOÖ c^r/ij.aTO; eIxoc^ü), twv ypövwv twv TjEpi to teXo; tO'j So'-* tt. X.
aitüvo; xai O'jyi, w; ß^ETCEi 6 ävayvcoffTV)?, xaTa Tr,v (jT0iyr,Söv ypa-
cpyiv. 'O Xiöo? xaric to ävtoTepov auroil u.spoc ccp^Erat x.aO' öXov to
TcXocTo; (0,365 TCEpiTTO'j TOu F. M.) (xvco öw-co? xxi x7.T(i> sivai ä-0-
x£xpo'jr;[;.£voc, ojite to jX£y',<jTOv vGv (j(p^6u.Evov aÜTOÖ u6o; Eivai |J.6-
Xk; 0,285, TO Se Triyo? tou öXöxXTipov aoj^öfXEvov 0,085 rEpiTTO'j.
'0 XiOo? E'jpeO-o tÖ — apEXÖöv eto: xaTot tjc ExiXEyoaEva BvC/tritra
fpeijTKi £vTET£iy'.Ty.£ /o; £1; Tiva to'jtcov Toi/ov xai evteOOev TroXXayoO
xai xaTa ty,v ExicpavEiiv tou p'j-o<; S'j<7£^iTY)Xo? xaX'JTCTEi Ta yp^"--
(/.aTÄ TOU. TouTOu S' k'vExa xpö "ivrwv xai Sev avayivwTxovTai iae-
pixä, £Via öaco; xai öXw; eqeXitcov tüv ypa^L/.aaT(i)v k'vExa t9;; ei?
MS 1. 'MAU)^
TEdcapa zz'j.xy.x xoyxix; r,?ir, Ocx'jTsto: toü XiOo'j. 'H JvyacpaV.? t<Lv
vcaaaaTwv jivai ö/i x.aKiQ, ä>.X' ä^xOr;? aaXXov, 7:apaTy,p£iTa'. Se
■/.o.'. £v TO'jTto TCO AiOcp OTi /txl £v xWo'.i; T(üv ajTcöv ypövcov Öti S"/)X.
tÖ O äev Sia>tpiv6Tai ■7vo)>)^a/o'J toO O. AxO'o Ssv lytf. TzoXk'x 6 ^a-
pootTY)?' si? TOv GTtyov 13 sypa'iysv A ävri tou A ei; o£ tÖv dTtyov
14 O ävTt TOÖ Q.
Kai OTi u.ev 7C0>.>.a: ö£v e^eXitcov toü (]/Y,oio[j.aTOc oix xr,; Karo, toc
avci) axoxpo'jceo): ty^i; <7T-/]lr,<; S-?)Xov £x,si ävaY£Yoau.aevoi dcpe'povTO
Ol C'jvvjOe'.; £/t£ivoi T'j-oi T(iiv toioütwv (j;'/^cp'.(7aäT(ov. Kpiaa otxio;
7C3CVT0TE Öti (Xttw'XecÖt) 7) a-pj(^>} TOö (|;7i^i<j[i.a.To; xxi [X£t' auTOü xal y)
yvü)(7i<; TO'j £1; xoixv äpj^Yjv ^£'.poTOvY)9£ic apyü)v 6 ^(ixnxpotTYii; 5ca'X(i)(;
xy.i C'jL/.<p(ovü)(; toü? voaoi; Y/p^£v aÜTr,v r, £vvoia 5ti £iy£v £x.>.£)(_67i
(fipaz7}y6(. , YiTi? Jtai ttoütt) töc ii/.'o^ STCsp^ETat "/caTä voov, xai xaT'
o.'/to'Xo'jöiav xai y) (j'jaTrXyipcooK; .... 6 o£ivx eittev STVEiSr) Soici-
-/.paTTj? M'.XtixSo'j ( ^(py;TTiO(;) y£ipoTOVT,6£t; (atp£0£i(;) CTpaTviyö?
(ri GTpxTYiYOc x,aTa(7Ta6£ic) £7r' 'E>.£'jaivo? tov sviauTOv x.tX. cpaivE-
Tat txoi Trpcjy.po'Jouaa £'!; tÖ. >.£i^{/ava tcöv ypau.^aäTOJv xa (jw^oaEva
£v Tu) 77p(OT(i> iTTiycp eI'te ö)? an]ai((iu ävxyvw'rOüi'jt TauTa eI'te (Ix;
azj}oz(ti(i. "ETTEiTa ä.XYiG(I)? (XTCopov 6ä YjTO SiaTt aovov ol T£Tay[X£voi
Twv TToX'.Tdiv £v 'EX-EUdivi o\jjl o£ jcal Ol £v TOI? aXXoi? (ppoupioi? öa
6Ti[xti)v tÖv azpatqyor.
*AXXa xai öio. xti^ Trpö; toc xaTW aTroxpo'JCEto? tti; (TtyiXtoi; zoXXa
Tiva o£v cpaivovTai a7roX£'j6£VTa toG ^rjZiiay.xroc,, ä(poö ütvo ttiv Xe-
^iv 'E.^iyeniC toö 20 ctij^O'j atöJ^ETai toö XiOou i/cavo? ycüpo; aypa-
^0? txapTupöiv <ja.<p(ö; Öti iv gti^oi aXXoi £'!<; ty;v auTr^v Eypzcpovxo
aTCOCxaciv, ETcpExe ekei xavTco; vo. uTrapytoai ypap.(jLaTa, aTVEp o£v
uTrapyo'jcrr «.v öe ö; e'I/.xCg) tÖ ovop.a 'E:ityiy7}c. Eivai tÖ tou ETEpou
Toiv aipEOEVTcov (6ä Tjcav Se ToüXäy.TTOv Süo) t6t£ e^e'X'.tce tÖ ttoXu
TToX'j 'oixta'j ETI CTiyo; v.oltx tÖ TCpö? t' äpt(TT£pa T7i<; TTYjXri; (i.£po<;
x.aT(jj6i TO'J 20 TTiyou, i'vöa £(p£p£T0 äx.6ay) ävayEypay.t/.Evov xal toO
£T£pOU alpE6£'vT0? TO OVO[Xa.
'E[J.a/.pYiy6pYicra TUEpt tO'jtcov, Sioti, eI xa'. 6 XiOo; >taTa. t-^v aXX-^v
auTOu oucriav Eivat KOtvov ti ypyiij.a, e^ei oÜSev t^ttov TTTOuoaiÖTYiTa"
y.x). aXXov ö^/iX. y-z? yvwpi^Ei api'orza fnch-ofior toG 3°'^ 7V. X. alcö-
vo?, tÖv ^^iJiyor, (xyvwaTOv 7)[/,iv otXXaYÖOfiv, öcrov Eyö) TOuXayiOTOv
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EnirPA*AI Ei EAEVEINOi:
179
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ispou äp;äui.£vov ä-ö TO'J SGTCcoaevo'j, o toi; x.ioaiv'£(jTp{uTai
TOi; — pocOio'.?, xifppov opüi^oft tcXztoi; Öx.tci) ttoöwv, ii.r(/.o? xpia-
5 x.ovTa -oSdiv, ßxOo; y.£/p'- toO axEpi'po'j "/.xi, i/tfpop'^davra Trjv y-
TjV £i;(o TOÖ Ispo'j £t: tÖ OiaTpov tÖ i~l toO CTaSiou, riÖEvai to-
u; XiOo'j? TT/: p.aXax.-?i; 77£Tpa<; 7:po(7£7i;iT£[Jt.vovTa, ou av r)t WETp-
a, (7'jvTtO£VTa. TOu: äp(>.0'j; CTEpiipo-j«;, äpaöxTOvTa; 7ravTa)(_'?ii,
u.yi/.o? T£Tpx-oSx;, ttIzto? ^ixo^a:, nxyo<; Tptr,p,i~oSiou(; xat
lü E-jpyjc^EaOa'. x-axit xov crxoiyov k'/.aTxov SiavEx.vi" ixl §£ xoux-
(ov x'.0£vai x.axoc)^-/i-T7;pa?, t;,7i;co; x£xpx7roSa(;, -Ixtqi; TC£vÖrip.i-
TToötO'jc, ~xyo^ 77£vx£-x>;XGTo(u)? xüiv £x. X'?]? Gxo5c; -/.aOatpO'jaEv -
CUV £i;£pYa'jX{;.£vo; öpOo'j? /tai c'jyoiviou; 7cavxayr,t /txi. xoüi; ä-
py.O'j; :;oi'/;(Jxvxa £7:1 yiiv-iTroSiov 0uvxi6£vai äOpauaxouf; /.xi
J5 äpy.oxxovxa«; 7:xvTxyr,i. /.xl £7:£pyac>.a£vov öpOx x,xi £Üx£v7i.
MiaOcoxr;; 'Avxiu.ayoi; N£Ox.>£iSo'j Kn^piGiE-j; : h I I I : H H H H.
'EyyuYixr.i; NuoGxpaxo; 'ApEcriou OcipaiEu;. SxviGai xoü; >ci-
ovx; xoui; Xiöivou; xoü; vöv u7ro/.£'.7.£'vou? ütjo xr/i cxoxt /caxo. x-
Oxa 7:po(7£(;spya(ja[;,£'vo'j(; acpövSuXov £x.X'7Xü)i xcöi yaovi xov
20 ib)C, u']^o; öi7:oSa x'/jv aüx7]v ip^^xcioLy xwi xiovi : A P I : Mi[g6(j>-
xyj?. . . .
Tj? riajx^iXou a ['Ey]y'jy)X7i; 'Etuix [Ae-
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Avayivwcitovxai xävojxEpo) (a7:£p ij.£xaypx(]/a; £xy)p7)«Ta x7;v ypa-
<pr,v xoO >.i6o'j ) £7:'. fTx'/;XY)<; 7r£vx£)ax.o'j aapw.äpo'j 7:pö(; xä x.äx(i) otTro-
x,£x.pouca£v7)<;. T6 (^.Eyicrxov vOv Tw'Cöp.Evov uJ/o; xvi; cx7)>>y)(; ( cuv xw
yEiTw xTj«;) eivai 0.27 F. M., xö 7:>.äx0(; xyi<; /taxit (X£v xö y£iaov (xvü)
0,3J y.axä ö£ xr,v £v£7rtypa(pov £7:i(päv£iav 0,36-0,37 Axi xö 7:xyo<;
xYi; 0,09 akv x.xxä xö ysiiov x'/ji; (stp' oo ÜTTxpyo'jrjtv xvay£ypaty.u.£'va
x.a- xa Ypy.afxaxa OE O I ) x.axic ^£ xö AO'.776v xr,^ (jüjy.a 0,0ö5 7r£-
piTVO'j. Ppa^-ov S' £;(ei 6 XiOo? xyiv £rro<p/JoV, äXXö. ou;^i Tcavxa/oö
a/cpiow; X7)pouij.£v7;v, T/v)p.a ö£ ypau.y.xxoiv xo rruvYiOE; xwv ypövwv,
EnirPA*AI ES EAErSINOE
181
x.a6' Ol»; TaGxa iyoipiyBrin'x^ (to'j<; xspl tov AiOT'.aov apj^ovra, octi?
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TT. X.) x.ai lyvxpa^iv d'rr'.TröXa'.ov, (otte ouSap.ou cyeööv to O o'.a-
jtpivcTa-. ToO O, 77oX>>a/oiJ Ss /.al xx aXXa T'jyYSvyi tcdo; a)v).Y,)va
Yp3(a[;.a.Ta (juyyeovxar e'jxuydj; öacoi; 6 XiOo; -/.XTa xtiv ivsTwiypacpov
aüxoO 67Ci(pav£iav iAxy.rizy. sivx'. äTcoxexp'.y.as'voc, ojijXS —zvxa xz
ypaf7.p.axa eu^epw; x.a'. arroxAd); avayivcoTx.ovxai T7Ar,v ö'jo. a /.ai
l(jY,{;,ei(i)Ga oiä axiyp-civ ev xG» p,£ya).oypaaaixa> xeiy-Evo).
'0 AiOo? E'jptÖT] ecyäxtü? ( X7;v 24 aszxe^aSpio'j xoG 1893) c/.a-
xxoae'vo'j xou 7rp6(; o'jTp.ä? xcjv Mcyä>,(i>v TrpoTT'jXaiw^ ycopou, aX).o6£v
^ESaidic £/.£i y.£X£v£yO£ic £'!; ypövo'j; äyvcocxo'j;. "Oxt 61 Eivai, oCxw;
eiir£iv, ocTvöiTwXcaa aXXyi; u.£ya>,£'.x£'pac y.xl y£vix,cox£'pa; a'jyypa^>i; ip-
y(i)via(; Sr,[;.o«jiou xtvö; >txi(Taxxo? StiXov. 'Ev auxw «Jiö^ovxai vOv ( (X£-
jrpi xo'j^£ xouXxy.Txov sxepov a'JxoO x£aotytov Sev avE'jpE'O'i^) ivxys-
. ypa{/.a£'vai oüo xcov aiaOtoGsoüv xcijv ext Aioxiao'j apyovxo; y£voa£va)v.
Tri? 7rp(i>x*^; [/.'.tOüjx'/i; iyEVExo 6 'Avxtax^Oi; NfiOX-Xfiiooi» KrKp'.CT'.E'jc.
avaXa^wv \'x öpö^v] xx(pcov Trapx x6 voxiov x£iyo; xoO lEpovi äp^äa£-
vo; XTro xoO (jr,a£ioi» 6 zoh, xLcoiy sazpcozni zuic: .tfou0iot(: 2,50 F. M.
TuepiTCO'j x6 x)^y.xo;, 9,00 Sk F. M. xo a-zix.o? -pö; evOeciv, ö; oaivc-
TÄi, Ö£[;.£Xici)v. acpo'j AÖyoc; yiv£xat vä Tx.xd/Y) as/pi xoO cxepEO'j x.xi
vä £K<pop7)'J'y) XT^v y7)v £i;(i) xou Upou jcal vx x'/^v piv}/y) £i; xö dsazf'or
x6 ini zov ozaiiiüi " ottou )caxx xriv xxcppov itTzri^yi ßpx^o; ETrpETTE vx
e^ou.xXhtOy), oi Sk XiOoi ETupsTTE voc iy (siGi i).riKO<; 4, ttXxxo? 2 x.xl ttx-
y^o; 1 '/., TCoScöv x.xi £7rp£7:£ vx xeOcöti xxvovixcüi;, ö-w; )cxi £v xklx'.^
TzoXkxii 6{Xoixi; (Juyypxcpxt«; 6piC£TXt, [xk xöpxucxou? x.xt äpfxoxxov-
xxi; xoü? äpiAoö? x,xl £7:£^£ipyxr>[X£'voi xe^eiü); 5tx9' öXo'ji; xou; irxoi-
j(^ou;" ETUI o£ xo'jxcov xtJv "XiHoiv (o'^E'.Xev 6 y.'.iOcox-ö; vx iTTtOkGr, xaza-
jTfjtzijpac xö xÜtÖ akv u.r]y,QC, y,y.l 7r)iXxo: i'yovxx;, ~äyo; öu-co; oXt-
ycoxEpov öxi x,xi ot xdZd.lii.TZ/'ififc T,nx^ >.iOo'. eivxi r,or, yvwTTOv xxi
e:; xXXrc e— -.ypacpyi; '. 'AXX' 6; £^ £x.£ivY); ouxü) x,x'. ex. xt;; r,a£X£px;
E-iypX'pY]?, X.xiTT.-p L/.-/; /.oXoS-/^:, O'jSe'v Xl TU^eJoV TTEpi X'JXCiv L/.xvOivo-
p.ev x,x'! xv7.V/t'/i vx y.xvxi'jijcor;'. >ca'. xoüxo'j; Oi xpyxioXoyoOvxE; ip/'--
x£X,TOv£:. Ec; xö xeAo; (pspovxx-. xvxy£ypxai/.£voi SOo xp'.Qitoi" 6 u-kv
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r'XvipwöevTo; ttocoö (Sp. 400). 'TttoGetco oti ol llBoi OwTipyov v^Sy;
xpöv, ocv 67rp6x£'.TO x.al TTspi TOI/,-?,!; xai xoaiovic aÜToiv et; t6 Upov ix
Toö oiouoy):roT£ >,aTOU£iO'j" ol Se xaTd.irj.TT/ipfc: £>.r,(p6r,<jav, w? 6 l'öto;
6 Xiöo? aapT'jpei, £X Toiv xu$(u(iovi(eycor ix rijc Hzodc:.
"ETcerai SeuTEpa ixicöwjt?, y;; ataGoiTY;: iyEvexo 6 ri(; Haa-
cpilou a xal ev Y] X6yo? yiv£Tai Trspl CTäaeco; -»far« xavza
( xarö. TO. 7rpoY]youu.£va öY)^.) xwyojy diOifcor rrr vrroxeijif'ycoy üxo tyI
Utoä, xaO' Y/V axäciv 6 ai^OcoTiii; iqv uTuo/pew? vac jtpoaEhpyüoi^zai
xcd (TttovS'jXov ( AXei-ovra dx; <paiv£Tai) z\c, '(/.olgtov xiovot ' 8uo :co-
öcjv TO ut|/o;, oaoiov ö£, cö; £i>t6c, Tv;v £pya(7iav u.£ t6v ö).ov aXXov y.iova
xai £'.: tÖ teXo? (pEpsxat ävay6ypa}xu.£voc; 6 aptO. 16 Spay__. äva<p£p6-
a£vo? TC'.Oavüii; ei? ty,v (7Ta(7iv x.xi T'/iv x.xTaGx.£uY,v toö eXXeiTrovTO«;
Gxovöö'Xo'j ( 0' ).i6oi öä, xpo'JTTvipyov i7:inr,c) £)czr>TO'j x.iovoi;. Tö ö)>ov
7wXYip(i)T£0v ttogÖv 0£v a.va^£p£Tai" rTG); Y,v y£ypaai/.£vov i^-STa to oy,-
aOTixöv ToO f7.i<76ü>T0il /.a'. T'jvaTTsy.pou'jÖYj w'TaÜTü)(; a£Tä toö XiOo'j.
Kai ai o'jo aurai aiaOcorrei; Irioj; o£ xai ti? «.XXyj iE 6X£iv(ov. a't-
Ttvj;. Toij XtOo'j ixoxpo'j'jOevTO; xpö; toc xarw, rr'jva7r(oX£c6Y,Gav, ävot-
(pe'povTat, (I); [y.0'. cpatv£Tat, v.c, zo auTO Trpayaa. 'A>,>>k Tuepi tivo?
y.'jpiü); £7rp6x.£iTO ; Utpi oly.o^ou.riC, iE, uTirap/vi? ve'ou tivÖ; GTwrAoCi oi-
•/CoSop-YiaaTO? öev [jloI oaivETa'. nOavöv l/.zVaov Trepl otTjOTTfipaTOXTEüx;
TOiO'jTOu (y.eivavTo; y;[;.it£>.oÖ(;. 'AXXä ti? y,v tote t) Stoo, äcp' in; ol
xara.ln:rzrip6C xaÖYipoovTO ; 'H yvwTTY) Stooc tou ^iXcovo;, y) xal
npöoKOOy £V TYi E77'.C/,l/.(p V.a AO'JL/.EVYj ylcjJTfj-iTl , Y;V TlävTCÜ? C'jVT£T£).£-
caevY,, x.aO' ou: ypovou? hsyxzy.yß-f) 6 Y)L/.£T£po; ).iOo:' touto E^ayeTai
O'j L/.6vov ex Tvi; ija<po'j; aocpT'joia; tou B'.xcoubio'j, xXkix xal e:; aü-
Tcöv Tcöv >.iOcov Töv £t(; a'jT")]v ävaOEpou-Evcov ( IlapäS. Apy. 'E(pY,a.
1890 geA. ] vM xal TYjV xaTCOTEpo) ETT'.ypacpYjV ) CTCüixcöv ri£ aXT^cov
otxoSou.7)[y.aT(üv -aoä to vÖtiov [xä>.ir;Ta zilyo; too IecoO e^ou-ev vOv
TX )v£t'i/ava (J('o, ä»ä TaÜTa ypövo'j? [y.apT'jpoö'j'.v o'.xoSoaY,; tou;
Ptüu.aixoü?. Kai Öu.cü; ouSev ßsSaid); tÖ xwlGov vä ütcoO£'j(ol/.ev oti
£-1 Tou xXy.Oe'vtoi; Bo'j^EuT'/^pio'j Trapä to vÖtiov Teiyo: toö (epoö y,07)
(XTrö TO'j TpiTOu 717. X. alojvo? EyEvero ETrafrOY.TY/ ri ävzyxY; vk xti-
* 'Ayvoo) SiaTi 6 X;'0o; e'/ei jif/oatffpyaaaiiirovc evöi Xoyoc y'-vet«'- T^Ep' ^vö; [it-
^O'JJTOO.
EnirPA^Ai EI EAErsiNor: 183
oOüJTi Kxl xVky.i STOal y.xl r.p/'.TXv /CT'.?[6a£va'. x.xi l''7a); -/.x; ix.TiTOr-
(jav r, )cx' T'jV£7rXY)pü)9r,'7av y.xi to'jtwv vOv £/ou.£v r,a£^; ttoo tüjv
O'pOaXacüv Ta >.£t<]/ava..
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y^St) Trpo xoXXo'j' yivojT/.ovxE? ^c oxi yjaviz-ot axXtcrxx a,Y<Lv65 Eyi-
vovTO '/.XTX T-^v Travyiyupiv EÜXoyo); i'j'jiv.TrEpaivoaEv öxt £'-/_£v auxr,
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ata; xwv eTriTxaxüiv Itti apyovxo; Kr,<p'i70'poivxo: StKatd);; £voai^O{y.£v
oxi xoOxo £vvo£ixa'.. '0 y]y-£T£po? XiOo; txow; vOv L/.vr,u.ov£'j£'. X'jxo'j
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TCsptspyo? XEyo'j'ja f/c ^ fffarfior t6 stc tov ozai^iov, (ixrel vöc inzr.^y^t
xat aXXo Oexxdov äXXayoü. IIou §£ ex.eivxo a[x^6x£pa xxöxa ö£v i;-/!-
xpiSioOyi £xi. Tö ÖEaxpov äv£(^y;xr(Ca äyci) oüx. ä7:£'.x.6x(i); x.xtÖc xr,v
xo'AoxYjxa £>c£ivyjv xoo Xö^pou x'/iv OTCiaOfiv xoo SaTrwvoTuoieiO'j (loe
Hpaxx. £. ä.) xW £1? axxr,v xxl ai xxxx xo Tüxpöv i'xo: iv xö
xÖtcw ävxTx.x^pxi 0'j^£ xö IXx/iTXOv r,v£y/.ov £•; jiö^ >£i'}xvov O£xxpo'j
7U0X£ xy)v oTrapV-^' jx.£r aapx-jpo'jv. Flpö: xvxxoXx: — spxixe'poj ex.ei i'vfjx
ffö^exat xxt 6 \o^A^öu.ivoc Travxpj^aio«; OoT^coxö? xxcpo; ettiiv^; 6£x-
Tpo'j Xei'^xvx Siv «pxivovxxi. Kxl oi^-w: x.xxx>.>.rAoc Trpö; xottoOex^civ
auxoG xoTTOi; 7;xo xV/jOcö? p.6vov y) xpö; X7;v Ox^xgcxv ßX£7rour»x [X£-
0Y)[j<.€piv7) xoG >^6cpo'j X'?;? 'AxpoTröXECo; x.'Xixü;. xoöxo Sk itxytTXi xal
e^ x'jxo'j xoO ü-ö E^sxxT'.v ivxxüOx ).iOo'j. "I'Ta); r,xo Jx xo'.O'jxo'j 'j).i-
xoo xaxacx£'ja(Ta£vov wcxe ttxv a'jxou lyvo: £;£A'.-£ ''■ u-xpj^O'jc. ö£
eScö xxxx xou; TrpÖToSx; xou Xöcpou £v xri tteSixoi xoiyou äpyxio'j
X£i'|xva £1? {jLvixo!; Ixxvöv xtto o'jay.Gi'j (xttÖ xoö — XTrcovoTTOUtoo ) "xpö;
a.vxxo>>xi; 7rxpaXX'ir)>.ci): xoO 'Xö'po'j x-?;; 'Axpoxö'XEco; Str,/.ovxoi; ( [xeco?
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auxo'j 6up-/)xxi £vxo; x-/)? TCEp'.oyo; xo'j Jlxttcovotto'.eio'j. xo oe Trpo;
ävXXoXxC XX.pOV XO'J CpXlVEXXl OV X.EXxX'jaU.c'vOV 'j~ö O'ix.i'jX.tüV ) x — sp
eyw jj/}) Suvz[j.£vo; vx E^'/iyTi-Joü xX"X(i); ■jtteOe'jX ttoo -oX).o'j (I)^ Xei'I/xvx
avaX7)U.{7-ax0(; roT' ozadiov xxl evxeoOev eI'xxcx öxi j-vAk; änarz^wxv
' napa6. npaxTiy.!x toü etoj; 1889, aiX. 24.
2 IIapä6. 'Ap/. 'E^riix. 1883 aeX. 130, aT!-/_. 25.
•' 'O Dörpl'i'ltl vojAi^ei OTi t6 ÖEarpov toO I'aixvojvio; rjv ^uXivov xai oti toOto Sev
£güiO»]aav aüioü i/.vT) (IlpaxTixa 181)1, aeX. 17, utju-.).
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KXTa t6 (X6(yYii7.Sptvöv (jxeXot toü Tei)(^0'j; toO IlspiSoXou yvüxJTY) Hu^-iQ
( Aiäypaixaa npa>tTix.öiv too 1887 B'.) li y.x\ ei; TaoxTiv t6 ovoixa
rrv.llc: Ssv cpaivsxat süapu-oaTOUv. 'A'XXö. TaÖTa l'(j(o: TrepaiTspü) äva-
(T'/.acpxi SiaGaoTjvi'jcocri x.xaTv'.ov. 'Ex. toO Y;u.£T£po'j XiOo-j -opt^öij-eöa
a(j<paX(ö; vGv tt.v yvcöatv OTi oü [/.ovov 077r,py£v ovtü)? GTäoiov, ä)^)^«.
•/.a: r/.siTO 7r>.r,c;iov toO Ösixpou. Aiäti Se 6 £pyüjv-/;(ja? Triv toO 7)i^.£-
Ts'pou XiOou TrpwTiQv £py(i)viav ÜTCOj^peouTO va dx.cpop-^'jYi tÖ X'^P-'^ ^'<^
ro dnizpor 0£v aol eivai (ja<p£?.
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Et? tÖ lepOV 'EX£l)(JlväS£ TOI? (Tipovou-
Xot; Twv xiövwv TOÜ IIpocTwioi» eE; to-
u? apaoü? TiröXou; T^OTiaai Jtai lixTvöXta
yxk'AX^ S'jo si? £/,aaTOv tov äpaöv iaTvo-
5 >.'.a -/.ai £va ttöXov, toc i^iv xaTOi tx TrpoiTa
äySzxT'jT^a 7iravTayr,i, TETpäyoüvx. Ta ö£
ävCOTXTtO TTEVTEOa/tTD'Xot T^aVTa^T/., TO. O-
e aXXa äasißoii-Eva rö i'ciov (xtüo toO jy.£y-
iiTOu £i; tÖ IXa^tcTOv" tou; ok 7:6)^0'j-
10 ; CTpoyyuXou? tO'j(<;) y-£v -/.aTto u.r;)to? tc£V-
T£Sa./tT6Xou?, 7rä/o; o£ öioa/.xoXou? t-
ou? §£ a.v(i) [jLr.KO; u.£v '7:x'kxcii'xio^j<; xa-
yo? Se Sa>CTuXou xal rij^-t'^s^? Sa)CT'j>.o(u),
Tou; Se aXXou; (xpt.£t€o[X£VOu? tcüi ij.-/)-/,-
15 61 Kxi Tüii 7cäj(_ei TO l'uov dcTco Toö [xsyio-
TOu £1? tÖv £Xä)rt(7T0V ya>.xoö ö£ £pya-
<j6Tai MapiE'd); XExpafjiE'vou ttiv d(oo£5caT-
r,v, Tot EvSs/ta jj.£p'/i yaXxoö, to öe ocoSEKa-
TOV /taXTlTEpOU" /Cat iTTOOW'JEl xä fXEV £-
20 u.7;6>.'-a öpOot X.X'. ädTpacpyi /cai EÜycovia,
TOu? Se nölovq TüpvEUf^Ei cxpoyyüXo-
u? r:pö; xö TwapaSEiyp.ot xat EvapaociEt
E'.c xä £[jL7:o)^'.a ipp-ÖTXovxa; /toci opÖo-
ü; xai Evxöpvo'j«; Tiavxaj^y;, otcü); av xö
25 a'jxö -rroiöj'j'.v Trsp'.ayöaEvof [i.taÖü)(j6-
EnirPA<l>AI F.Z EAErEINOE
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Tai Se jcara (ivocv y.al äTCOTTrjce' tw'. is-
i TcapövTi Tüiv £7rii7Ta.TCL)v, r, Töt orifzoci-
ü>i, 7) TCt>t apyiT£/tTOvi a7:oow(Tei ö£ xa £-
pya (7-7) £TCi)Cü>).'jü)v TO'ji; i^p]yxC,'jiii\0'jc
30 TOui; y.iova;. 'Eu.itOwOy) ri p.va : I I I I I CD- Mtd-
SwTr)? BXE-aioc 2(i)[3tX]£Ou[(;] [Aja(x(xTp£u;) : 'E yJY'J"''/'-
7)? K7)(pi[(J0^](i>v Ke<paXi[ci>]vo? 'A(p(i)Svaio;.
'AvaYivc[)<Tx.ovTa.i xävcdTEpco {ihz y,£i{A£vov CiL 184-185) £-i crr,-
Xt); 1. TZ. TrpO? TOt xdcTCO ä7rO)t£XpOU<7[X£V71(;, £ljp£6£l(77i; §£ 7r£p'J(7tV eIi;
TO. ÜTu' £t/.oG Bu^avTivo, j^aXaufxaxa 6TCt)tX7i9£VTa. Tö [/.EyKJTOv cw^^o-
U.£VOV U'jiOi; TT)? (TT7)X7i; CUV Toi U.lX.ptp TT)? (XVW yEiGwaotTi £iva'. 0,51
TO TcXotTO? TT); ÖXO/tV^pOV (JCp?^6[y.£V0V KaxÖC U.£V TO yElGOV 0,29 /.XTX §£
T7]v 6V£7tiypacpov £7i:i<pav6tav avco fiikv 0,27 xaTco oe 0,28 y.xi t6 7ra-
^0? TT)? ( £7cii7T)i; 6>>6/.X7)pov (j(i)^ö(jt,£vov ) -/.aTot [7-£v TO y£tcov (evGx /cal
Ta ypa{/.u.aTa (^foi!) 0,06 xaTtx Sk tÖ £xtXoi-ov [X£po? 0,05. rpa-^T)
§£ 7) (JT0tyT)S6v, r,Ti; x.ai u,6vov x'jpicij; xaTa tÖv gtij^ov 17 StaTa-
paacETat TTEpl t6 teXo; cö; ß>>£7r£t 6 ävayvwcTT); Iv tu agyaXoypatJt.-
p-KTCi) ■/.£t[;.£vqj, x.xi ayriu.x ypoti/azTcov ypövou? aapT'jpo'jv to'ji; — pcö-
Tou? MaKfiSoviKOu;. Tö aÜTO 7:£pi7rou (Tj^7)[Jt.(x i'ji^o'jcri xai Ta ypotpipiaTa
TOÖ AiOou, ov s^iScoxa £v T"?) 'Apy. 'E(pr,[7.£piSi 1890, <J£X. 121,
aXX' Eivai [j-ixpÖTspoc, 0,002-3, ävö Tot tou XiOou, TTspL oO IvTaCOa
6 X6y0(;, i'j^O'jct [xe'yfiÖo? 0,004-0,005 F. M. -/.at £ivai x.aXX'.ov sy/.E-
j(_apay[X£va, ßor.OouvTO?, (ö? oaiv£Tai, ;tai toö XiOo-j uLaXa)C(i)T£pou
ovTO; TOü £T£po'j. 'Afz-apTTjU-aTa Sev £y^£i 6 )(_apax.T7); ttoXXoc' ü-oOe'tco
OTi £7viT7)S£(; "/cai oüj(_i £^ (xßX£(];iai; i'ypatj/ev Ttorjcai ävTi toö Jtou^aai
ypatj/a? op-to; x.aTa tov ctij^^ov 13 daxzv.lo £ypa({/6v outw, ü)? utco-
Öetü), £^ ä€X£(]/ia; xaöwi; £^ i.^'k&^ixi; £TCi<y7]; £ypaij/£ xaTx tov 10
ariyo'i xov ^er avTi toö zovq fu'r, tl); (XTraiTEi t] i'vvota, xai xaTot
TOV 32 *A(p(h'aToc avTl toö 'il^^^raToc' xEpispyo; §£ £'!vai x.xl 6X6-
xXTjpo«; 7) cppacii; Sax.zv.lov xac i'ijdaeoQ öaKZv.lov ävTi toö O'jv/)0ou<;
tpn}}udax.ziKlovQ, ekto? ötv aXXoTi £>t£t (j'/){J(.aiv£Tai, OTCEp iya) Sjv i^^^oili.
"Oti Kai ouTO? 6 XiOo; äva(p£p£Tai ei; tt.v oixoSoaiav t7)(; Stoä;
TOÖ <I>iX(jl)vO(; oüSEii.ta ä[jL(piSoXia,PxaTa t7)v yvo[)ü(.7)v fy.ou' 6 BXeTraio^
SwkXeou; Aa[XTCTpEU5 ävEXa^Ev (w; dpyovT);) va >caTaa>t6'jao7) e)o
/xIkqu MapiScoQ, ::£pi£;^ovTo; 0(X(i); >cal Yj2 JcacciTspov, too; .iö.Iovq
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Kxl TX ffirtö.lia ItzI tou; äpjxoü? Töjv a^ordvAcor twv xiovcov tou
IlpoaTcpou. 'hXkh. Ti TjCav oi 7:6>,ot, ti Se ra eix-rröXia ; 'II T£>^£UTaia
Xe^i; ou6' supvirai öXw; st? TOt >.£^'.x.x, ouo' iv ty) Suvaywyvi toü x,.
— . Ko'jaavouöYi' cr/jxaaiav Ss Tr,; Xe^eü)»; .to'./oc äp[Aö!^0'jcav et; t6
7:pox£t^ii.£vov l-i^-/)? Sev eupov ev toi? avä ysipa; u.ou >,£C'.)toi;. Eixa^w
Öt'. iji.— ö^'.a ja.£v eivxi to. x.'joix.ä. r/t£iva IvOsaaTa tteoI cI)v 6 T^öyo: £v
Tüi TCepi nap6£v(t)vo; ßi^Xico tou Michaelis (asX. 1 14 F'ig. 11) .to-
.loi %\ Ol /C'jXivopo£io£i; (j'JvO£(j{/.ot (Dübel) Ol £1? xä dvOfiaaTa £)t£iva
7rpocxp[/.o!^6t/.£voi ' ■ av Se r, ei/caato. ixo'j auTV) eivai öpG'/;, t6t£ lyo\).z-4
v'jv xal Tac )v£'i;£i; twv rrpay^aÄTcov, a •/cal u.6va y-£/pi tou^e, w; cpai-
verai, Eyivwir/Coi^-Ev. Tä iji.^öMn liz^tTzt va lymi'.^ 6 Sa/.TuXwv ar,>to;,
TT^axo; xai Trä^o; rä jcktü)* to. o£ avwTXTOo £7ip£7ü£ vä coti xaTa sva
SaiCTuXov u.ix,p6T£px. To. £v TÖ [/.ETa^ü (o'.Öti 7ro)v>.oi r^riav ßeSaiw«;
£vö; x,a'. TOU auTOu xiovo; oi c^6vo'j>.oi) ojwtßöfiera to toor ä.To zou
iieyloroü Jipoc ro idcc^^ioror cI)? AE'yei ö >.iOoc' t) cppäcii; e7ravaXa[j.€a-
vETÄt Y,yX x,aTCöT£p(o, £v6a >.£y£Tat oti ol [7-£v xaTO) 7r6);Oi TCpexet vä
V/OiOl [/.rj/tO; jU-EV TTEVTE, TTayO? 0£ OUO oaXTuXcOV, ol 0£ OCVO) jJ,Y5X0;
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wffiEi^E vä y.aTaa/.£uic"(i c spycov/;? f(f(ei6oniyov(: zco ji/jxsi xal tcö
■xärei z6 icor ärto xov ^fsycozov f/c ^o)- {Jdj^tazoy . Ti äxpt€a>? rj <ppä-
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TE'pw ©paGi?, £vöa XEysTai oti oi ttoXoi i'TrpeTrs va wgi erzoprot o.twc
a>^ rö aiTO rrntcooi :Tept(iy6itfyoi, Trävu aaov^? Sev aot Eivai. "I(7(o?
Si' auToO OAei vä cr/(j(.3cvr, 6 ty]v Tuyyparp7]v auvTä^a? oti oi ttoXoi
* '0 Michaelis, TW Bölliger xal aXXoi; £;cd[jievo?, Xs^ei oxt o\ 7i62oi syprjaffiEuov
ÄzXw? iva Tcapaayojai y.e'vtpov aiaOspöv ei; Toyg a^ovSuXoj? xaTa ttjv s:;'!OEaiv toü svö?
i;:l Toü aXXou zai oüyl '.'va ::ap£ywat aTr(piY[J-a xaTa ttjv xuyov ä:ioTpi67)v xai äno-
Xeiavaiv twv afovSüXwv 7:pö; äXXrjXou?, otOTt TOiauTr; ä;:oX£tavai? Siv sy'-^^'o ^'•^ ^ö-
nov, äXX' tj'St] £VTeX(Jli{ £?(»)[jLaXia(xevot £::iti6£vto 6 £i; £z:l xoü aXXou oi (lydvSuXof
arJijLEOov 0(AOj; to npSyii-a, d)? cpaivcxai, rJXXa^E" Bicixi oi toioutoi 7:0X01 ypTjaifxEÜouot
-00; iu-ooTEpou; xoü; axorioüc, SicJxt EvxEXfj; ä;:oX£;avai; y'-^^"^"" '^'^v afOvSüXtov Eni
TOTCOU. "Aor,Xov, av xal e;; xoü; y^po'vou; xoO T](jLEX£pou X;Oou oi 7:0X01 Eyprjai'iJiEUOV xai
7:pö; TOioüxdv xiva oxo7:dv, oidxt t) ypaot; ottwc ar rö aizü noidai nfpiayöftfyoi 8u-
vaxöv u£v vä ÜT:oor)Xor xal xoioüxdv xt, äXXä Bev Eivai ß^6aiov xö 7:paYjJLa.
2 'Acad^ouaa ßESa-'w; k'vvoia Eivai va u7:oOE'aoj[jLEv oxi av xä xaxojxaxoi £|i.-dXta rjaav
l'$ ÖaxxüXwv, xa i^iiwi £7:d[Jicva £7:p£7:E vi toat ;:. y_. 5 ^//, xal xa äjjiE'aoj; xaxd;itv 5 V2
y.al oüxü) xaÖEff;; p-s'yp' "öiv ävwxaxto a7:£p £7:p£7:£ va töai 5 oaxxüXtuv. Tö aüxö ev-
VOEiT«'. layusi xal 7:£pl xröv ~6\mv Xeyojjlevov.
EnirPA*Ai E2 EAErEiNOi; 189
£7cpe7ce va wci erropyot iva ol ccpovS'jXo'. Tcepi auTOu? co: Trepi xevxpov
7rspiaY6|/.evot tÖ aüxö T:o'.(ü'7tv ör,).. £<pap(ji.6Cc«>'Ji aKpiSoii; xpo; aXXr)-
Xou?. 'A)^Xix täGtä apyaioXoywv ti; ap^tTe'xTOJv 6* rivat xäXXiov ei;
Oe'civ va. £pp.rive'jiT'(i. 'H p.t'jOcoijK; easX'Xs vx yiviri xaxk (<yär, w(peiXe
Se TrapaSi^ojv to. y.XTXijy.e'jxnbvn(x. o spywvr,; va ra ^'jyi^^-/) Ivwtt'.ov
TOij i-ztaTTOTE e-tTTäxo'j, r; tou apy^iTejCT0V0(i, 7^ toG övij/.O'jio'j, SviX.
ToO eTTi TOUTO) Tsxayasvo'j ooüXou.
7.
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... .>IIRT3M3AI3T:M3>l3e3MA^
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'Avaytvöxjy.ovxai rävcoTspto etcI TEjy.aj^iou >tiovo; paSSa>TOo, avwOev
xai /ta.TOjOev ä7i:ox£)cpoua{/,£vo'j, XiOou ös TcevTsXtKoC " to {/.ey.TTOv vuv
c(i)^6i/.6vov auTOu ui|/o? etvai 0,72 TrepiTrou, fj %t ota{/,eTp6? tou xaTa
tÖ KvwTaxov [y-epo; 0,24 F. M. PaSSwaei? dv oXto TrpeTSt va üyi 6
x.'.ov{<T/CO(; 16, TOUTWv ou-w; aco^ovrai vöv 11, SiÖti [^.epo; auxoG äT^e-
Tpi^Y) xaTa tÖ o-fjösv ty^; £V£7riypa(po'j IrricpavEia?* Trlaro; S' £/.a-
(7TV1 paSScoTi? £j^gi 0,05-0,055 r. M. '0 Xiöo; eupEÖr, £v tö 7:po<;
Sucjxa; Tcüv MfiyaXwv TpoTvuXatwv /^topw, pLSTSvej^ösi? £)t£i ava|x(piS6-
Xü); aXXa/oOev £t? j^p6vou<; ayvwGTOu;.
TotoÖTOi xiovicjtoi, w; u7uoO£u.aTa, £<p' (Lv iSp'JovTa'. yaXx.x '/] y.ai
d^ oc^^Xy)? u)//i; (XvaÖYjjxaTa, Tiaav, w; «paivErai, auvr,6£'.<; £v tw 6^ tt. X.
aiüivf L/.äpTupE; o'! dv t'?) 'AxpoTCoXet 'AGyivcöv eupsÖEvre?. '0 yjjJLeTepo?
Xoixöv ouT(i> )coXo€ö? EOpfiOfii;, wote oute tÖv avaOEvxa, oot£, o xat
(TTTO'joaiOTEpov, TOv 7roi7;cavTa va yvwpi^r, riatv, Sev Eivat ßsSaico?
77o).).ou Xöyou ai;iov £Gpyi[j!.a" cCkV 1-^zk xai ti t6 TCspifipyov jtat xaivo-
<pav£^, 5(jOv iyö) TouXaj^^iOTOv oiSa, xö ocvöjxaXov S-/;X. tt,; ypacpr,;.
Kai TW övTt dvü 6 jrapaJtTTi; rfiikt va yp!zi];y) o,Ti typaij/e xaTOc tov
OL^yjxlo'^ TpÖTVOv, 'OTOt d)t Sfi^iüiv TTpö? Täpi(JT£pa, £1; Tiva ypaaaaTa Sev
6T7)p"iria6 tÖv y.avöva y.ai outo) ävTt vä ypa<j^Yj 51 eypa^s R /.xl (XvtI va
ATHEN. MITTHEILUNGEN XL\. 14
190 A. «MAIOS
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. . . S]uo ^(j)[)t]ai[S]6[?]
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xoiJ(;) (jw^oucY)? [Aovov t6 Trpo; Täpicxspo. ajcpov t-/i?. Tx ypa[7,[7.aTa
ouyt TiroXu ßaOscoi; eyyce^apaypLEva i'youat Travu xaXöv (y/vi[J^a ;tai äp-
yaiOTTpSTCETTEpov TuävTüiv Tüiv 6(/.oi(i)v ^i6(i)v, öaoui; d^eocox.a £^ 'EXsu-
oivo?. T6 Te{xaj(^tov sj^ei T^XaTO; 0,20, u(]/o<; 0,10 xeptTrou xai ttä-
yo? (xai touto fAvi öXö/cXvipov, (o? «paivExai, (j{pCöp''£>'ov ) 0,08 F. M,
IIocov 7)T0 tÖ oXov TirXaTO? tt); C7T'oV/i; aS^iriXov. 'HöuvaTO xt? ^)t Tupc!)-
^ 'Q; 7:pö; touto tÖ ^pi[j.\i.x z6 t S 8r)X. 7:apaTr,p£TTat zai iXXayo'j J) TotauTT)
avwjiaXia" oütoj X. ■/_. eypa'lE ^ ävTi i xal ö -/apä/Tr,; to'j y.ioviaxou to'j ornAoaiEuOev-
Toj £v T^ 'ApyatoXoYixfj 'EcprjjJLEpiot £v tö ü 7:tvaxt toü etou; 1886. Ta äXXa oji-t»?
exet Ypa|ji[jiaTa k'/ouat Ttavu xaXw; xai xavovixw; eivai YEYpajAfxeva tx Je^tüir ;Tp^c
täpiatepä (xal o/^i w? ev tw x£i[jl^v(i) X^y"*^ <^^X. 79) aveaTpajjLjxe'voj Si [jlovov elvai
«;;e'.xoviaji.^vo5 aÜTOj 6 xiov^oxo^, ottco; xat äXXoi Tivsj ev Ttji aÜTtB ;:ivaxi XiOot.
EnirPA*AI EZ EAErsINOS 191
TY)? 0(j/£(0(; Va ÜXoOsCY) OTl TO TTpöJTOV yOy.'J.U.X N TOO XpiTO'J TTiyO'J
avox.61 st; T-/;v reXsuTaiav Xe^iv toö Ss-jTepo-j, tv;v 'j-'spioö Ixei x.xtx
7rt9avy)v c-jp-TTV/ipwaiv rsOeicav, x.al va eix-acv) oti t6 {xeyeOo; tüv
dTi^wv Sev TITO (y-eya xat Kar' ä/toXo'jötav jtat t6 o>.ov TrXaxo? ty)(;
(TT'oXy);. AXX' STTt Tvi uTToOscsi TauTY) Ol [xeTSTTSiTa GTiyoi SuaxoXco?
TcoXu 0a euptcrxov ix.avoTTOtoDcav ayjATrXyipwffiv. Tootou S' k'vex.a u.iix
7V0>.>.0U Ö'.TTaY[7-0U (TUVSTuTiTipWaa Iv TOi TETdcpTW OTty^O) l'^jza^ ^ . "AXXo
Tt va TrapaT'/iprjTto Sev eyw. '0 Xiöo; supe'Qy] otto'j x.al ol tüXsicto» tüjv
6(y-oi(i)v Tou, £1? Ta Bu'Cavxiva ^(^aXaofj'.aTa, x.axa xö TcapeXööv eTO?.
Suv ToT? ävwTspo £>cSiS(jj xal aüOti; ävTaCOa 7:>.7)p£TT£pov tv;v r«-
liiaxw, a? p.oi STV'.Tpa;:-?) r) T^E^t?, i-iypa^'/iv, t); eyco -öS-/) £xSü)<7£t
T£[;,a/ia £v T-?i 'Ap;^aioXoYi5f?) 'E9Y){jt,spiSt 2. 'Ed^^axw; a.va<7x.077ü>v
xal aüOi; tou; >.t6ou? x.ai utuo £(7,7v£ipo'j ßori9o'j{Z£vo; spyaTOu oü l/,6vov
£t; Toc Ix.Ei (ev TT) "Ecpr/U-EpiSi ) (Juv£ytS£So[X£va £^ T£f;.a/ia GI»V£X,c)^-
>.Yl(Ta xal TOC aXkix, axsp s^ «.px.^? de, et; tov auTOv XiOov avT;)tovTa
6v6(/.iCa^, aX>.a x,al tÖ Tpbov (äpiö. 43) xat £T£pa Soo aix.ca x.aTO-
TTtv TT); £>tö6<7£ü); ivpiOi^TX. 'Ec/aTw; Se, ävaa^caTUTOfAEvou toö au-
ToO ywpou, T)TOt Töiv )taXou(/£Vü)v Bu^avTivdiv /aXaGiv^äTWv, i\jüiHr,r:xv
xai £T£pa Tpia, p.EyaXa TaÖTa xal tt)v ap/j,v 7:£pt£/^ovTa, si; toü/ov
06 Bu^avTivciv £vcp>coSo{XT)jA£va, Teaaj^ta, wv to £T6pov xai Tupocapaö-
^£t ci; Ta TvpoTepov cuyjtgxoXXrjfxeva y)Sy) EV^Exa^. AudTuyw; toc STspa
öuo ouT£ Tvpo; TaoTa, out£ 7rp6; a.XkriXx TrpoGapfjcö^oudr a£vou<jt loi-
tcÖv x,al aüOi; ■/^'xa[/.xxoi., Sev xaTopOouTai Ss t) £T£pa voc (ju[i.7:Xrjpot tt;v
ETEpav TrXeupocv xaO' oXox^Tjpiav, toöÖ' oxep £ivai Xu--/)p6v, StÖTi u.£-
vouf^i, £[j.oi ToüXay^icTOv, {;,£pT) Tlvöc TOU liOou ocaacpT) x.al SucrvÖTiTa.
' TÖ OTt 5) Xefts xai IvxaöOa 6« EipepsTO Y£YpajJL[i.£V7] av£u Baaeo^ 7iv£Ü[j.a-0s, oüo^v tö
nap«8o$ov, StOTi xal £v aXXio Xi'Oto outoj? £ip^p£To YEypajjifjiEvr, (VSe 'Apx_. "Eyriij.. 1890
ff£X. 101-102 xai oeX. 117 arj|jL. 2).
2 riapäe. 'Apx.. 'Eiprjix. 1888 asX. 49.
3 'Evos Touiwv (iptO. 225'-') £ix£v Ti'or) äv£up£t xai'öpOf.v E'.xaaiav o KirclillülF
tV O^aiv (0. I. A. lY, l o£X. 172).
•'^Tö oXov \J<\>oi T^; ctttjXt)?, öXdxXripov vSv u-äpyov, £Tvai 0,95 7:£pi::ou tö 7:Xä-:o,-
Oi r)TO 0,90 7:£pi7:ou, av lä :;£pt aujjLrXxjpwaecoj xoü 2 at'/^ou ir,; A ::X£upä; Xjyo-
[itva [J.OÜ etvat öpOä.
195 A. «H.VIOS
'0 avayvaxrm? ej^ei icpo töv ocpOaXadiv xr^v £'!; ttjv u.$t' Eu)tX£iör,v
Ypau.u!.aTiKr,v asTaypacpriV [jlou * . Tivac täv ixts^cüv t) ri(/.apT7i|X6V(j)v
Gua7:>.Yipa>cr£Wv aou toöv dv ty) 'E(pr,u.epiS', G'jv£->.7;p(i)aa vuv opOoTEpov
Ü7:o TOÖ Xiöou 6Sy5yo'j[Ji.£vo; (ivtaj^oö £i/j -pa^Ei ■'n^f) toGto 6 Kircll-
lioff) TzoXkoc hi Tiva Sev gj^w va TrapaT-zip-ocrw e?:' auTöv. 'AvaYx.7)
6u,ü); vk 7:apaTY)p-now öxt xoö 2 (jTt^ou tt;; 7rXe'jpa(; A T7)v (Jua^Xy)-
pcociv uTToTvaaSävü) ö; ßg^aiav y.ai xaTÖ. t6 yjx-<^[i-<x- auxy}; (yxaaa
sl'x.oai /cal S'jo Ypäti"',"-^^'»^'') <Tuv£7vXy;pci)(ja xai tov irpörov CTiyov.
Oi'itoÖEv S' ivvoEixai öxi 75 <JU{X7:Xv)p(0(jt(; iv tw Tvpwxw axiyw X7)<; B
TC)^6upa<; £ivai äSuvaxo?, JcaiTTEp yvcoTxoö övxo; oxi y.at £x.£i xo y^6(,ait.x
•^v 22 vpajxpLäxcüv. Kai xoüxo i'xi Oe'Xol) va xpocO£(7ü), 7:£pi xcöv cuj;.-
7:>,viod)(j£ü)v ao'j övxoi; xou ^.oyou, oxt öyiX. Xiav £Ü7rp6co£x,xov Oä [;-a;
■^xo otv 6 XtOo; y.xXKiO'i StaxYipoup'.EVo? fxa; ETiexpeTve voc cu(/,7:X-iopü)c>(i)-
[xev SV xw (7Tij(^w 24 xvi; 2'='? tx-oXv)? tti«; B«? 7cX£upa(; BovAeuztjpco)'
otwCü; Ofxü); 'l'^ouG'. xa xou XiOou xoX[j(.Y)pä öic vixo vuv xotauxri (Tufx-
■:T>.7)pü)(ji;.
'0 Kirchhoff ix^oh^ waauxw; xä sv x-?i 'Ap/. 'Ecpr^aspiSt TCpo-
xepov Sr][xoct£'jO£'vxa, xEj/x/ia (e. ä.) Sev -/iSüvaxo ßE^aid);, (jlt] eywv
Trpo ömGaXuüiv auxou? xou(; XiOouc, va u.avx£U(jYi oxi y,(x.l xö üt:' äptö.
43 xEaayiov £»!<; xöv auxöv ävyixev XiGov, oüSk vävEÜpip tyiv Öeciv xöv
Suo aXXwv (äpiÖ. 7 x.ai 8) vuv OfXfax; e'/^wv TrX'/ipE'cxEpov xä xou Xi6ou
7g pö 6cp9aXp.oiv l'aüx; SuvYjÖyi vivEupv) ttoÖcv 7ry;ya?^£t yj y,y] (juLtcpwvia -rric,
7:X£upa(; A Trpo? X7)v TcXEupäv B iivi xtvwv löico; apOpwv. 'Opöw? Ö£
LtavxEuca? öxi ev xoi; G-iyoKC, 31-38 xti; TuXEupa; A 7rp6)t£ixat T:£pl
xoö ao)(_ovxo; Eü/txYijj!.ovo? xai oü/^i, clx; iyo) ütceÖexov, xou EujcXe'oui;
TcpoxEtvEi xriv £^r,? auxöJv cuy.xXyipco'Jtv.
Tajjiiat[i; xoii; xoiv aXXwv Oecov xoi;]
£xl Eüy.[xr([xovo(; apy^ovxoi;, ol(;]
AwpoOEof; .... EypaaaaxEUE"'
y.axä (];7)L9i(77.a xou Sr/U.ou 7:apE'So(X£v]
uTCo6£'t/.[£voi xä j^py)[J!.axa xä iv xö]
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AaXTuliu ypuoti) Süo ....
20 Ppunoi = ««,S».f(«pi[vo.
Ppu[ioi iaiS^puToi
K[pflt(jiou iitÜYTi xaivi
'Afiiipov : I ; TlTp.«0«X[» ««vi) : 1 1 :
'A5ov6 |jh[yä]Xw ; 1 1 "A5o[vi ajnnpü : 1 1
25 Sü>a (i; Tpoxöüg T»[Tpa)tOK>ou ;
nTililv» : Alll ; C
Ppy|xö; Stitp[oTo; otai8vipüj[isvo( : l
i-iiSTip(i)T[o( £T£po; : I
30 [Siifi ««iv>i itix«"» : • A A)
[Efipä xaivvi wv)x«"v : P A] AI
['Apröptaxa ppujiov! ; A A A A]
(B»p«»i SixiJw«! : A P i 1 1]
['lEoO T xal aT.Tflpi! H I H]
35 (KaTiSion« «tSvipi : P 1 1 1] 2
[XaXui: atSnpal : P 1 1 1]
[Ko,,v...a|x),n]
[■EWtv, ) _
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40 [T Pill _
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50 H H H P h ^ I XfMm
Sfpayiii; >[ieivii. . .
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P I TTvoStpU xP'^^'i EX[xOU50t
Kueuvi; ](>)'«oi : P 1 1
XKl ^EVtXOV 0|AOU
'ApYvpiov iTCivr,|jLov
T H P A A A_A P h I- I
'Avoc9*ifi,aTx
60 np6( T(^ "rö'/.V öp[j.05
Xpuooü; dtÄ^uv ^ : A P 1
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Tö SniAÖotov KtiüriM
' Nojx(Cu Sti oCtoi Kftnti vk 7pifi]Tai, &( n«1 6 Eünp«iiBi|( I^^tt
3 'H X^E'C "d IvTsGOa xal xaTmipoi flpita> |il Ein>oSv P TIYP'PI*
«al ävuiipoi tniYpaff|v Iv ni/. I!>.
> 'Ev ij aivpi B i, Ui:i ilvi. tirpi|i|'(v>| |uti luloi >vii|uio,
XatpiiTpocJTO? HiipAtEV; . Mtvi«X>i; 'Iivi:oTO|jii8vn , oI( 'AjXfpiaO
üv :rpÖT(pov ' iJTCi^TaTdiv, irotp' Eü^i>viTOij Kvi^iotiü; xa! ^uvap^ö'
SotiaftivoxijXvi; ävtOvixi
ÄaXTÜllO; XP]y">"4 ■ ffT«0(AÖv TOL
>xtKt<jTO; aivt6v)xe
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Mo).>i : I I I : irt«e|iov : T T T
Xolvixi atSnpi : I I : TipiTp« : I I I ; Xofoa : I
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Klii9p« rill: irra9(iiv : T : Hpluv Xi6o7tpl«r
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SiSripou jiSliv «IpiTOÜ : T T 1?
SfupoTCtXtxu; : I : Köfivot : P
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KJpvKiS.alii'j! [ : a P : toutuv äxTiiJi
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fivaioi T»Tp4no[8E! ifAyoTE'p? : P 1 1 1
■ExuoSe xal [TETpiitoSB : 1 1
•Exiio8e( x[al SIhoSe« : 1 1 1
StuMSb! : P [I ; AraoSE i^f OTEp« : 1 1
,ul« itEu]x.v[a : P I : ■Elit.va ; A A A
%»T0) [: I I : 'AnuSi«!" : 1 1
■HuiTOfia : A A A : [Tpi-ron« : P A A
TETpÜTOpia : P 1 1 1 ■ AiY[iSoc ii\a. .
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TETpiycuva Soupiixi : A A A [P
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SfovSulloi] P 1 1 1 1 : S»[Eip]«i : A P
Eil« iituTuXia : A A I
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xaöiofviiAEvoi : A P 1 1 1
Öupiv CEuyn : 1 1 1 : •Ixpi(.i[Tvip]«( ; A
Kllfiaxi fiEyil^ : 1 1 : S|<ix[p]i : I
TpoxaEla i^Eyau : 1 1 : 5:[p]xpi ; 1 1
■An«Ea> .111: K«vövs l[i]9ivu : I I
TnipTEpi» TETpa[xtJ]xXou : I
'T]i:E[p]TEpfa pLQvox[u]xlQu : I
Tpox.]«' TBTp«xoxX(o»] IUI: "r«itlnE
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f/.t^fa) OTi eXuCTEv Yi^n 0 >i0o; (äpiö. 47) ov iSr^ [7.0 aiEucra ev tv^ *Ap/.
'E<pr,[7.£piSi (1888, a£>.. 55) xai ov Sev Eiysv utc' oij/iv 6 Nebe oxe
£ypa(p£ T7)v StaTpt€r,v xou ( Disscrtationes philologicae Halenses
VII, 1887). 'Ev xö f/[;-EX£pw >.iOcp ava(p£p£xai [xovov 6 apywv y.axa
xöv Eviauxöv xo'j ö-oiou 7rap£>.aßov 01 ETTiTxaxai rraoa xöjv ttdo-
>cax6/(i)v x(i)v /wpi«; iv x'i?) TrXEüpX xyi; .rapadocxecoc; va.vao£pr/xai 6
(xpj^wv, x,aO' ov ä-EKöuou.Evoi xv^v äpj^Yiv TtapfiSiSov o( 0,7:07 wooCvxc?
xoi; StaSopi? xwv. (DapaS. xal 'Apj^. 'Ecpyifji.. 1888, osX. 42).
'Ev 'AO-ovai?, x'^ 17t) ^E^pouapto'j 1894.
A. *IAIOS.
-^-l^tJS-o-
' ApatTOfxat zfii EÜxaipia? vi ejLavofOcöao) ä6Xe(|(;av iaoü Tiva, fjtt? ::apjjYaY£ xai
tÖv (J09ÖV av8pa £i; ätotiov ujidOsaiv Iv t^ ETtiypacp^ C.I.A. IV, 1 asX. 167 ap. 225 ••
OTiy. 19, 6 /apotxtT;? e/Et opOw; L eyto os atj.apTr[aa? £Ypat]/a A. "Ev loT; OTiyo'.;
o[Aiüs 7 xat 13 6 XiOo; e/^si w? k'Ypai^a.
CHIOS IN DER DELPHISCHEN AMPHIKTYONIE
Es giebt wie auf allen wissenschaftlichen Gebieten, so auch
in der Inschriftenkunde fehlerhafte Deutungen und Erklärun-
gen, die sich von Buch zu Buch, von Geschlecht zu Gesclilecht
forterben und die, gerade weil sie aufliillig sind, wieder zu
neuen Erklärungen anregen und das Fundament für Hypo-
thesen abgeben, die dann ebenso wenig haltbar sind, wie ihre
Grundlage. Einen dieser alten Fehler, auf den neuerdings
wieder im BulL de corr. hell. XVI eine Ueihe von Folge-
rungen gebaut ist, zu berichtigen, oder besser gesagt, seine
bereits vor Jahren in Russland gegebene Berichtigung weite-
ren Kreisen bekannt zu machen, ist Zweck dieser Zeilen. Die
fehlerhafte Deutung ist nämlich durch Professor Theodor So-
ROLOFF, den Begründer der epigraphischen Studien in Russ-
land, schon im Jahre 1886 beseitigt, aber seine betreffende
Schrift (die im Historisch-philologischen Institut zu Peters-
burg am 3 Juni 1886 gehaltene Rede: 'Das dritte vorchrist-
liche Jahrhundert') liegt, wie man es oft hören muss, in dem
russischen Journal des Ministeriums der Volksauf klärung
'vergraben' (1886, Juli, S. 1-16, die betreffende Stelle S. 12).
Als sein Schüler und Verehrer erlaube ich mir hier die kurz
von ihm ausgesprochene Meinung näher zu begründen und
zu erläutern.
Die fehlerhafte Deutung, von der ich rede, hat man dem
Wort XI OY und EKXIOY in den delphischen Hieromne-
monenlisten gegeben.
1. In einem Amphiktyonendekret unter Praotos (besser
Praochos) ^ folgt nach neun (?) Aitolernamen : , KXeo/cüSou , Xiou
< Leake, Northern Greece II Nr. 8 = Curlius, Anecdoia Delphica S. '»8 =
Rangab<5, AntiquiUs 710 = Wescher, Mvnum. bilingue S. 192 Nr. XV =
LeBas II 838.
A. NIKITSKY, CHIOS IN DER DELPHISCHEN AMPHIKTYONIE 195
(ich behalte überall die herrschende Interpunction bei), dann
werden zwei Delphier, zwei Boiotier und ein Phoker genannt.
II. In einem anderen Dekret, auch unter Praotos = Prao-
chos', steht gerade in derselben Ordnung an der betrefYenden
Stelle: , /\r)fy.a)vajtTO(; , Xtou 2.
III. Ebenso unter Amyntas^: , Kwvwttiwvo? , Xiou *.
IV. Unter Dion ^ steht nach acht Aitolernamen
NIKIAEXXIOYnA.NnNO5:AEA0nN und
weiter wie in I-III, wozu Curtius die Anmerkung macht (ohne
seine Lesung allerdings in die Umschrift aufzunehmen):
Quum nomen Xio; inter legatos Aetolorum identidem re-
deat{ — er verweist hierfür auf unsere Nr. I. II. III. V — ubi-
que nomen illiid inter Aetolos extreniuni posituni vides ),
vix dubito, etiam in hoc titulo, qiiae ante XIOY nntece-
dant, prioris nominis esse, ut fere legendum sit: Nt;tidc[Sa],
Xto'j, na[p]v(ovo(;. Statt des letzteren Namen finden wir bei
LeBas rANNQNOS. Dittenberger folgt Curtius und sagt
zu FANNfiNOS:: inter polationi deberi persuasiun habeo,
qiiia in antecedentis nominis [d. h. E X X I O Y] corruptela
LeBas plane consentit cum Curtio et Rangabe, iinde ap-
paret eum lapidem ipsum non vidisse. Es muss aber in der
^ Leake Nr. 9=:Curtius, ebenda = Rangab6 709 = Wäscher ebenda Nr.
XVI = LeBas 839.
3 Curtius hat hier vor Xtou das Komma nicht gesetzt, sicher zufällig, wie
man aus seiner Anmerkung zu Nr. 41 (hier IV) sieht. In Folge dieses Ver-
sehens hat Pape (und ihm folgend Henseler) als erster richtig, aber unbe-
wusst, Demonax einen Chier genannt, s. Wörterbuch der Griech. Eigenna-
men unter Ariii-öva?. KXeoxüSric aus I ist jedoch für ihn ein Aitoler, weil dort
das Komma nicht ausgelassen ist.
3 Ross, Inscriptioncs /7!«/j7ae I Nr. 70= Daviilolf, Tageiiuch einer Reise
durch die ionischen Inseln, Griechenland, Kleinasicn und die Türkei im
Jahr 1835 (russisch) II S. XIX Nr. 20 = K. Keil, Zeitschrift für die Aller-
thumswissenschafl 1849 S. 521 =zThiersch, Abhandlungen der baierischen
Akademie III (1841) S. 65 = Rangahö 706=:Weseher S. 194 Nr. XVIII =
LeBas 837 = Dillenberger, Syllogc 187.
■• Der russische Herausgeber hat hier so gelesen und ergänzt : Kwvwnüov
['^p]\'/Jc^ ('his XIOY steht am Anfang iler vierten Zeile).
^ Curtius Nr. 41 = Wescher S. 179 Nr. 1 = Rangabe 708 = LeBas 834 =
Dittenberger 186.
196 A. NIKITSKY
ersten Iliilfte gerade so gelesen werden, wie es überliefert steht,
CO '
d. h. Ni/tix- £■/ Xiou, dann entweder nä[pjv(ovo(; oder rawwvo?
(betreffs der Autopsie des LeBas kann man daraus nichts fol-
gern), höchstens noch i< Xio-j statt i/ Xioy, aber auch das ist
nicht notwendig [(vgl. Meisterhans, Grammatik ^ S. 82 und
für Delphi VVescher-Foucart Nr. 329 (IQH/'i v. Chi-.) i^XaLl-
jtiSo?). Es giebt also auch hier analog den drei ersten Dekre-
ten 9 Aitoler, dann iy Xiou to-j Ssivoc, dann zwei Delphier usw.
V. Unter Nikaidas ' ebenso wie in 1. II. 111: , 'A^(fWko\j,
Xio'j.
VI. Unter Nikarchos^ nach 1'2 Aitolernamen (wenn man
nämlich zwei aus den 1 4 Xamen für Vatersnamen hält, oder
nach li, wenn man jeden Xamen für eine besondere Person
rechnet, und nach 13, wenn man das eine 'AXe^covo? für fal-
sche Wiederholung ansieht) steht: , Xiou , MrirpoScopou, dann
zwei Delphier und zwei Boiotier.
VII. Unter Herys (~Hpu;)^: 11 Aitoler und Ae^cpdiv IloX-jw-
vo?, AioSwpou, OivoTTiSou, 'E>c^to'j ; hierzu bemerkt Foucart :
dans la liste des hieromnemons il y a vraisemblablement
iine faule du re'dacteur ou du graveur, car les Delpliicns
n'ont jamais eu quatre hieromnemons . Also "Exyto? ist nach
Foucart der vierte. Dann hätte er doch consequenter Weise
auch erwähnen müssen, dass er auch in IV Ni/cia, 'EyjinM für
nicht corrupt hält.
VIII. Unter Kallias^: 14 Aitoler, 2 Delphier und Boio-
Tüiv 'AX)tiv6o'j, 11twiox.);6ou(;, Xiou, AtS'jf/.ap;^ou. Der Herausgeber
hat keine Bemerkung über diese, nach der Interpunction zu
schliessen, von ihm angenommene Vierzahl der boiotischen
Hieromnemonen gemacht, als ob sie ganz in der Ordnung
wäre. HoUeaux hat jetzt dieses Rätsel zu lösen versucht. Er
< Curlius Nr. 42 = Wesclier S. 179 Nr. II=Ran-ab(^ 707 = l.eBas 835
= DiUetiberger 188.
'^ Wescher S. 182 Nr. V1II = Wesclier-Fuucarl, Inscr. de üclplirs Nr. 2.
3 Wescher-Foucart Nr. 445, voilsländig ersl Foucart, Uull. de corr. kell.
VII (1883) S. 420 Nr. III.
* Füucarl, Bull, de corr. hell. VII ö. 417 Nr. 2.
CHIOS IN DER DELPHISCHEN AMPHIKTYONIE 197
schreibt im Bull, de corr. hell. XVI (1892) S. '»56: Le
nombre est insolite et plus considerable qua Vordinaire
Pour que quatre beotiens aient pu sie'ger ensemble
au conseil anipliictyonique LI faut supposer, que dans le
tenips, oü fut rendu le decret, les relations etaient parti-
culierement amicales entre la ligue Etolienne et la Be'otie.
Or, pendant les 20 dernieres annees du III" siede Eto-
liens et Beotiens sont en perpetuel conflit, hiernach müssle
man die Urkunde höher hinaufrücken usw. Die Chronologie
selbst will ich hier nicht berühren.
In den ersten sechs Dekreten, in Nr. IV sogar durch ge-
waltsame Änderung, hat man bis jetzt XIOY zu einem Per-
sonennamen gemacht, wie das schon aus der allgemein reci-
pirten Interpunclion erhellt. Ausser den oben genannten Her-
ausgebern ' vgl. noch Bücher, De getite Aetolica amphictyo-
niae participe, 1870, S. 28-29. Bürgel, Die pyläisch-delphi-
sche Ampliiktyonie, 1877, S. 93ff. , Busolt in Iwan Müller's
Handbuch MV, 1 S. 61. G.Gilbert, Handbuch 11, 1885, S.410.
M. Dubois, Les ligues Etolienne et Ache'enne, 1885, S. 28.
Hermann -Thumser, Lehrbuch I, 1 S. 102 und, soviel ich
weiss, alle, welche die Frage berührt haben. Es liegt aber auf
der Hand, dass man anders interpungiren und in jedem
der acht Fälle die Zahl der aitolischen (1-VI), bez.
der delphischen (VII) und der boiotischen (VIII)
H i e r 0 m n e m 0 n e n um zwei verkürzen und stattdes-
sen einen für die Insel Chios constatiren muss.
In VII ist das augenfällig, denn "E>t/io; kann unmöglich ein
Personenname sein ("ExSyiXo<; kann man doch nicht in dieselbe
Reihe stellen). In IV wäre es ebenso klar, wenn nur nicht
Curtius' Anderuni>- Verwirrung ü:eschatTt hätte. In den ande-
ren sechs Fällen haben wir freilich keine Präposition, nur Xio-j
nach (I. II. III. V. N^III) oder vor (VI) dem Personennamen,
und man kann einwenden, dass solche Bezeichnung der Her-
kunft der Hieromnemonen gegen die constante Formel der
' Über Pape-Benscler s. obeu S. 195 Auui. 2.
198 A. NIKITSKY
Urkunden verstiesse (AItwXwv, AeA9üiv usw.). Aber wäre es an
sich besser zu sa^en : Xiov toO Seivo;? Und zeist nicht die In-
consequenz in der Bezeichnung und in der Stellung des Ethni-
kon (Xiou bald vor. bald nach dem Namen, U Xtou das eine
Mal vor dem Namen, das andere Mal nach demselben gesetzt),
dass man arerade in unserem Fall mit dem Ausdruck nicht
i>anz zufrieden \var und man darum den Hieromnemon der
Chier bald so. bald anders bezeichnete?
Ich glaube zudem noch weitere Anhaltspunkte gefunden zu
haben, um einige der hier genannten Personen als Bürger von
Chios in Anspruch zu nehmen. So kennen wir mehrere Me-
trodoros aus Chios (zu VI), z. B. einen Philosophen, Demo-
kritos' Schüler (die Belegstellen bei Pape- Benseier), welcher
wol Tpcoi/tÄ (Ä.then. IV \S\a) und vielleicht 'IwvDca schrieb
(vgl. Müller F.H. G. \\] 205); andere bei Dittenberger, S7/I-
loge 350 = C. /. G. 2214 M7]Tp6So)po? n(ic[Tpwv]o? (ergänzt von
Böckh ; steckt hier vielleicht das zweifelhafte PA . NfiNO^
oder FAN N n N 05! aus IV, oder müsste umgekehrt viel-
leicht näTp(i)vo(; in die delphische Inschrift eingesetzt werden ?);
Cauer 2 499 MriTpöSwpo*; 'Aye . . . .\ C. I. G. W add. 2221 c
0£O(poiv MYjTpoSwpou ; C. 1. A. II 34 1 1 'ATTvaaia M'/ixpoc^cöpou Xia;
Athen. Mittheilungen XIII Taf. 3 M-/]Tp6S(opoc ©EoysiTovo?. Wei-
ter ist Oinopides von Chios (zu VII) als Mathematiker be-
kannt; er war nach Diodor (I 96. 98) mit den ägyptischen
Priestern und Astrologen persönlich bekannt, und Aelian (V.
H. X 7) spricht von seinem astrologisch - chronologischen
Weihgeschonke zu Olympia (andre s. bei Pape, und vgl. Oi-
voTuiwv, besonders Athen. I 28 ^ aus Kritias : MiX-mrö? t£ Xio;
t' i'vaXo; 7r6>'.; OlvoTriwvo;). Der Name Amphiklos (zu V) fer-
ner ist mit der mythischen Zeit der Insel verbunden, und eine
Stelle aus Ions Xiou x.tigi? (bei Paus. VII 4, ^=^F.H. G. II
50; eine andere bei Athen. VI 259^ aus Hippias Erylhr.) ist
für uns besonders interessant : Oivottio^vo; Vi xal twv TraiSwv eXa-
€ev uirxepov " h^j-'^wSkoc, tri^ a.^yri^' a(pix£TO ö£ e^ 'IcTtaia? 6 ''At/.(pt-
■/.Xo? ty;; £v E'jßoiz y.aToc u.ävT£'jy.a iv. A£>(p(iJv. Bei Dittenberger,
Sijlloge 360 endlich finden wir noch einen Kleokydes (zu I)
CHIOS IN DKR OELPHISCHliX AMPUIKTYCNIE I!».)
als Prytanis in Chios. Wir haben also das Recht, die Flerkunft
der Träger der angeführten Namen aus Chios abzuleiten. Ich
möchte mehr sagen, als nur das Recht. Meine onomatologi-
schen Sammlungen und Beobachtungen haben mich zur Über-
zeugung geführt, dass gerade die alten und berühmten Fami-
lien bestrebt waren, die von altersher bei ihnen gebräuchli-
chen Namen zu bewahren. liier habe ich nur das nächstlie-
gende angeführt; bei weiterem Forschen werden wir unter
den aus Chios bekannten Namen vielleicht auch einen Rono-
pion (III), Demonax (11), Didymarchos (VIII ), so wie wei-
tere Belegstellen für die vier vorhergenannten finden. Ande-
rerseits aber kann ich nur einen einzigen dieser Namen auf
dem aitolischen Gebiete nachweisen (MyiTpö^wpo? <I>'j<jx.£u? bei
Wescher-Foucart Nr. 191 im .Jahr 173/2 und M. Ilpo^evo-j 'I>u-
Qv.t\jc, ebenda Nr. 289 etwa 156-151 v. Chr. aus Physkos im
Avestlichen Lokris)^ und keinen Oinopides in Delphi oder
Didymarchos in Boiotien. Ich kann das für alle edirten und
fast für alle bis 1885 gefundenen aber noch unedirten delphi-
schen Inschriften, so wie für C. I. G., C. I.A. II. III., C. I.
G. G. S. I und Collitz's Sammlung Bd. I. II, 1 versichern,
und wir haben doch gerade im delphischen epigraphischen
Material die ergiebigste onomatologische Quelle nicht nur für
Delphi, sondern auch für das ganze aitolische Gebiet. Ein
Name ist also mehr als zu wenig, wenn man noch dazu er-
wägt, dass wir viel mehr Namen aus Aitolien, als aus Chios
kennen und dass die Quellen für die ersteren entweder der
nächstfolgenden oder derselben Zeit angehören, in welche auch
die betreffenden amphiktyonischen Urkunden fallen.
Drittens könnte auch die dialektische Form der Namen Ar,-
p.wva^, Mr-pöSwpo; als Kennzeichen dafür angeführt werilen.
dass sie nicht aus Aitolien stammen, aber für das dritte Jahr-
hundert will ich lieber dieses Argument bei Seite lassen (vgl.
MiriTpöScjpo; aus Physkos im zweiten Jahrhundert).
■♦ Den Kwvwniwv hat noch Ross zu InscvijUiones ineditae I Nr. 70 von K<>i-
vi!iT:r\, einer Stadt in Aitolien. ahi^'eleitet, al)er K. Keil (a. a. 0.1 hat schon
mit Recht gegen ihn direkt auf xdivioil/ hingewiesen.
200 A. NIKIT8KY
Und schliesslich könnte man sich hei der von Curtius inaii-
gurirten Detilunü,- doch nur dann beruhiüen, wenn der be-
rühmte Chios' immer nur als Aitoler genannt wäre: jetzt
aber, nachdem seit 1883 auf den Amphiktyonendekreten noch
ein 'Chios' aus Boiotien und ein Ekchios' aus Delphi zu
Tage getreten sind, hat diese Deutung die letzte schwache
Spur von Wahrscheinlichkeil eingebüsst. Rs ist nach dem
Ausgeführten klar erwiesen, dass die Chier in der aitolischen
Periode, welcher alle diese Urkunden angehören, an der Am-
phiktyonie Teil genommen haben. Wenn der Hieromnemon
von Chios immer nach und neben den Aitolern seinen Platz
hätte (I-Vl), könnten wir vermuten, dass die Chier nur als
Quasi-Aitoler (vgl. wc AiTooXwv övtwv twv Keiwv, Cauer ~ 237)'
Mitglieder der Amphiktyonie geworden sind, imd darin eine
Erklärung für die besondere Art der Bezeichnung ihres Hie-
romnemon (Xtou) suchen. Wir sehen jetzt aber ( Vll und Vlll ),
dass die Hieromnemonen von Chios nicht immer neben denen
der Aitoler genannt sind und müssen daher schliessen, dass
die Chier auch sonst zur Amphiktyonie gehörten. In dieser Mei-
nung werde ich durch die Erwägung bestärkt, dass wir in allen
acht Dekreten, wo Chios repräsentirt ist, keinem Hieromnemon
von Euboia begegnen, wie es der Fall ist in Curtius' Nr. 40,
Bull, de corr. hell. Vil S. 410. 412, Wescher - Foucart 3. 4
( überall EuSoiswv ) und^Wescher, Mon. biling^ue 1 38 ('Icmaiewv).
Wir haben freilich einige Dekrete, in welchen weder Chios
* Über die wecliselscilifijen Boziohunj^'cu der AiloliM' und der Chier kön-
nen wir freilich sehr wenijj; sagen, aber dass ilieseiben im lelzlen Vierlei
des driUen Jahrhunderts freundschaf'llich waren, künnlc man tiaraus schlies-
sen, ilass die Gesandten von Chios (und liliodos) im sof^. Bundesgenos-
scnkriege zweimal vor dem König Philipp als Vermittler mit der Bitte um
Beilegung des Krieges gegen liic Aitoler erscheinen, welclier wol zu vielen
Störungen im Sechandel Anlass geben iiiochle ( Polyb. V '."i. '28. 100, vgl.
Brandsläler, Geschichte des älolischen l^aiides »S. 37.0). Ahnliche \'ermilt-
lungsversuche waren auch einige Jahre später im ersten römisch- makedo-
nischen Kriege von denselben mächtigen Handelstädlen unternommen,
bevor die Aitoler ihren Separatfrieden mit Philipp schlössen (Polyb. XI 4
(5), 1. Liv. XXVII 30).
CHIOS IN DER DELPHISCHEN AMPHIKTYONIE 201
noch Euboia durch einen Hieromnemon repräsentirt ist, aber
dessen ungeachtet kann es kein Zufall sein, dass in vierzelin
Urkunden niemals gleichzeitig Vertreter von Chios und Eu-
boia aufgeführt werden. Wir werden also nicht irren, wenn
wir sagen, dass zwischen Euboia und Chios (und vielleicht
noch anderen ionischen Inseln und Städten) eine gewisse Ab-
wechselung der Reihenfolge bei der Repräsentation der zwei-
ten ionischen Stimme in der Amphiktyonie herrschte (vgl.
oben Amphiklos). Einen ähnlichen Wechsel sehen wir bekannt-
lich bei den Doriern vom Peloponnesos (Gurtius 40 'E::tf^3C'j-
p£(ov,yj////. decorr. hell. Vll S. 410. 4 1 2 S-.xuwvicov.Curtius 45
Aay.g^aipviwv). Vielleicht geschah es nicht ohne Einfluss der
Aitoler, dass in jener Zeit manche Städte häuüger vertre-
ten erscheinen. Eine weitere Andeutung auf die amphiktyo-
nische Stellung der Chier kann man vielleicht in dem Um-
stand sehen, dass die Aitoler bei Einrichtung ihres Soterien-
festes nach dem Galatersieg, wie nach Athen, so auch nach
Chios die Aufforderung das Fest anzuerkennen geschickt ha-
ben ; oTVüx; av äTwoSe^wjAsOx tov äywva, schreibt das Volk von
Chios in der Antwort auf diese Aufforderung, und aus dem
Ton der Antwort kann man herauslesen, dass die Chier diese
Einladung nicht nur als eine Art Höllichkeit betrachtet ha-
ben'. Durch diese Erklärung wird die Teilnahme auch der
anderen ionischen Nesioten an der Amphiktyonie in hohem
Grade wahrscheinlich gemacht (andere Gründe für diese An-
nahme s. bei Bürgel S. 71-80). Ob nun diese Teilnahme im-
mer aktiv, d. h. durch die Absendung eines Hieromnemon
ausgedrückt war, oder ob nur die Aitoler in der Zeit, in wel-
che unsere Urkunden fallen, diese Aktivität ihnen hie und da
willkürlich übertragen haben, ist eine andere Frage; aber dass
sie principicU nicht ausgeschlossen waren, darf man jetzt be-
haupten. Doch diese ganze Frage werde ich in anderem Zu-
' Dadurch wird natürlich nicht ausj,'eschlüssen,dass die haulii^ere Verlre-
tunj: der Chier in den aniphiktjonischen \'ersainniiungen des drillen .lahr-
hiinderls und die f,'enannle Aullbriierung der Aitoler dureli die Kulle veran-
lusbt war, welche Chius als yrusse t>eeinaclil ilanials spielte.
■202 A. NIKITSKY, CHIOS IN DER DELPHISCHEN AMPHIKTYONIE
sammenliang aufs Neue behandeln, — hier kam es mir nur
darauf an, einen Interpretationsfeliier zu bericlitigen, der schon
bei Holleaux folgenschwer zu werden anfing. Eine andere
These ist auf diesen Irrtum schon von Bürgel (S. 117 Anm.
18) und nach ihm noch jetzt von Hermann -Thumser (Lehr-
buch S. 100) noirründet worden. In der hiiuliiien Wiederkehr
des jetzt hoffentlich eliminirten Personennamens Chios* und
in der, freilich nicht häufigen, mancher anderer Namen in den
amphiktyonischen Inschriften verschiedener Jahre haben die
genannten Gelehrten den Beweis zu finden geglaubt, dass die
aitolischen Ilieromnemonen erwählt wurden. Jetzt hätte Thum-
ser wenigstens sich zur Stütze dieser Ansicht auf etwas ande-
res berufen können, z. B. auf das wichtige Amphiktyonende-
kret von 178/7 (unter Praxias,^////.^/^ co/7^//^//. VII S. 427 ff.).
Die Aitoler werden hier dem Namen nach nicht mehr erwähnt
und nach Foucart ist die Amphiktyonenordnung vom J. 346
V. Chr. w-iederhergestellt. Aber, wie aus diesem Dekret er-
sichtlich, werden die zu Aitolien gehörenden Stämme nicht
durch eigene Bürger in der Amphiktyonie repräsentirt, son-
dern durch die Aitoler und zwar durch solche, welche auch
sonst entweder als Staatsbeamte oder als politische Führer be-
kannt sind (s. ebenda S. 435).
Odessa, September 1893.
A. NIKITSKY.
'<^U^r^fiH<>'—-
< Auf diese Wiederkehr haben schon Curlius (s. oben zu IV) und K. Keil
(a. a. 0.) hingewiesen.
zu DEN ATHENISCHEN IIELIASTENTÄFELCHEN
Nacli einer erneuten Untersuchung der im Museum der ar-
cliäologischen Gesellschaft zu Athen, sowie der im Antiqua-
rium des Berliner Museums befindlichen Heliastentäfelchen
kann ich die bisherigen Publicationen dieser Stücke in eini-
gen Punkten berichtigen und ergänzen, ich folge der im C.I.A.
ii 2 gegebenen Anordnung.
1. C. I. Ä. II Nr. 878 = Berliner Museum Nr. 6313. Der
Sektionsbuchstabe A ist eingravirt.
2. C. I. A. 11 Nr. 882 = Arch. Gesellschaft Nr. 916. Si-
gnum a sinistra Impressum pariun distinguitur. Der Stem-
pel ist sicher das Gorgoneion. Der Sektionsbuchstabe ein-
gravirt.
3. C. I. A. 11 Nr. 887=-Arch. Gesellschaft Nr. 927. Vgl.
M^^lonas im Bull, de corr. hell. VU (1883) S. 29 ff. Der
frühere, dann getilgte Sektionsbuchstabe war möglicherweise
A, nicht E. Das Demotikon, welches zu dem zuletzt einge-
grabenen Hichternamen Ilapäpvo? $avoS7)[Jt.(oi») gehört, ist Ai-
ÖaXiSv)?, während die ältere Inschrift AucicTparo; Msaitsüc lau-
tete. Auf der oberen Zeile ist zwischen dem 0 und A von
4>avoSrip.o'j noch ein E wahrzunehmen, vielleicht der Best einer
dritten Inschrift. Die Punkte zw isclien der ersten und zweiten
Zeile ergeben die Buchstaben K H 0 K O A fi. Der Eulenstem-
pel an dem linken Ende ist mit einem Kranze versehen.
4. C.I.A. II Nr. 888 = Arch. Gesellschaft Nr. 98. Die
beiden Stempel scheinen nach links gewendete Athenaköpfe
(Bussopulos in der Apy. 'E(p7)[;.6pi(; 1862 S. 3U4), nicht Män-
nerköpfe (Dumonl, Revue arc/i. XVII, 1868, S. 1 i5 f.) zu
sein.
20 't S. BRÜCK
5. C. I. A. II Nr. 897 = Arch. Gesellschaft Nr. 46rv
IAA' ' '^-k^
-_i:_^K
Unterhalb des Sektionsbuchstabens (erhaben in vertieftem
Viereck) ist der Rest eines Stempels, wahrscheinlich Eule,
deutlich erkennbar. Die Buchstaben der Inschrift sind vermit-
telst kleiner L()chor und sie verbindender Linien gebildet.
Hinter der Inschrift ein grösseres Loch.
6. C. I. A. II Nr. 898 = Berliner Museum Nr. 7384.
\^){A?1AK
jücppel
I Eule
/Gorqo)
\ neion i
7. C. I. A. II Nr. 899 = Arch. Gesellschaft Nr. 802.
71
„i. k
>-
Der im C. I.A. ausgesprochene Zweifel gegen die Zuge-
hörigkeit des letzten Bruchstückes (mit den Buchstaben EZ)
ist durchaus gerechtfertigt; es ist also nur der linke Teil des
Täfelchens erhalten. Das Täfelchen ist reskript, da die kleinen
Löcher von den Buchstaben einer älteren Inschrift herrühren.
Das Demotikon dieses getilgten Richternamens war P /\\Xky]-
veu; oder tavi6'j(;?].
8. CIA. II Nr. 902 = Arch. Gesellschaft Nr. 471. Der
Stempel ist ganz unzweifelhaft eine etwas verwischte Eule,
zu di:n athenischen hrliastentaefelchen
Wh
nicht ein Halbmond, den Girard {im Bull, de corr. hell. 11
S. 532 Nr. 9) zu erkennen glaubte.
9. C.I.A. II Nr. 909=Arch. Gesellschaft Nr. 96. Die
Doppeleule mit den Buchstaben A A.
10. C. I. A. II Nr. 910 = Arch. Gesellschaft Nr. 72?. Bei
dem jetzigen Zustande des Fragmentes ist die Existenz eines
Stempels unterhalb des Sektionsbuchstabens keineswegs aus-
geschlossen, wenngleich Spuren davon nicht sichtbar sind.
11. C.I.A. II Nr. 912 = Arch. Gesellschaft Nr. 800. In
dem vorderen, ziemlich undeutlichen Stempel hat Köhler rich-
tig das Gorgoneion erkannt.
12. C.J.A. II Nr. 918 = Berliner Museum Nr. 6315. Das
Exemplar ist jetzt vollständig gereinigt und von der Patina
befreit ^vorden, worauf am rechten Ende ein zweiter Stempel
zu Tage getreten ist, sowie vorn unterhalb der Stelle des TT ein
grösseres Loch.
<PA Y P_
Die beiden Stempel sind einander gleich ; was sie aber
vorstellen, habe ich selbst mit der Lupe nicht entscheiden
können. Jedenfalls ist es nicht die gewöhnliche Eule; doch
auch mit dem Gorgoneion, wie es auf den übrigen Täfelchen
ersclieint, lassen sich die Beste schwer vereinbaren. Der zweite
Stempel scheint erst nach der Eingraviruni^ des O einüc-
schlagcn.
13^ C. I. A. II Nr. 919 = Arch. Gesellschaft Nr. 445.
WM
en;
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX.
15
306 S. BRÜCK
14. C. I A. II Nr. 920 = Arcli. Gesellschaft Nr. 615.
Diese Nummer ist von Girard im Bull, de corr. Iiell. II
S. 531 Nr. 2 besser veröftentlicht als im C. I. A. Hinter dem
eingravirten Sektionsbuchstaben ein Punkt. Die von Girard
angegebene Doppeleule ist in der That vorhanden.
15. C. I. A. II Nr. 921 == Berliner Museum Nr. 7263.
(©aVDEY^ __
Der Sektionsbuchstabe erhöht in vertieftem Viereck einge-
schlagen.
[C. I. A. II Nr. 922. Obwol Vischer, Kleine Schriften 11
S. 287 sagt: 'Ein Stempel ist überhaupt nicht vorhanden',
zeigt das Facsimile ebenda Taf. XV Nr. 65 ganz deutliche
Reste eines Stempels unterhalb des Abteilungsbuclistabens].
16. C.I.A. II Nr. 924=Arch Gesellschaft Nr. 735.
Der Stempel, dicht am zweiten P, ist eine verkehrt gestellte
Doppeleule. Die Tafel ist reskript; die Punkte rühren von
früheren Buchstaben her. Das getilgte Demotikon vielleicht
OPlA^I(o;; die beiden Punkte des zweiten I lassen sich am
Bruchrande noch erkennen.
iV DÖN ATHENISCHEN HELIASTENTAEFELCHEN 207
17. C. I. A. II Nr. 935 = Arch. Gesellschaft Nr. 50. Der
von Dumont und Girard angegebene Stempel der Doppeleule
mit den Buchstaben AA ist sieber; er ist verkehrt gestellt.
Diese Nummer und C. I.A. II Nr. 93 t ( = Arch. Gesellschaft
Nr. 49) haben aller Wahrscheinlichkeit nach den gleichen
Richternamen getragen ; wir hätten somit vier Paare von Tä-
felchen, die je demselben Ileliasten angehörten: C. I. A. II
Nr. 885 und 885«; 914 und 91 5 : 911 und 9 18 : 934 und 935.
18. C. I. A. II Nr. 936 = Arch. Gesellschaft Nr. 7-24.
19. CIA. II Nr. 938 = Arch. Gesellschaft Nr. 161.
''lALJ
20. C.I.A. II Nr. 885Z'=Arch. Gesellschaft Nr. 980. Vgl.
Mylonas in der 'E(p-/)u.EpU äp/_. 1883 S. 105/6. Der Eulen-
Stempel unterhalb des Sektionsbucbslabens mit Kranz und
Tai . A A
den Buchstaben ^_.'- -^, nicht l, \m C. I. A. ist als Sek-
tionsbuchstabe lälschlich F statt I gesetzt.
21. 'E(p-^[;.£pti; ap-/. 1887 S. 53/4 Nr. l:=Arcli. Gesellschaft
Nr. 1108. Unterhalb des Sektionsbuchstabens A belindet sich
ein Stempel; das Stempelbild konnte ich jedoch nicht feststel-
len. Der zweite, von Kumanudis als evt'jttov cjaßoXov r;[xt'7£>.r,-
voeiSe? bezeichnete, Stempel ist nichts anderes als der Über-
rest des Gorgoneions, das zum grossen Teil durch den in dem
Stempel stehenden Buchstaben E unkennllich geworden ist.
Die Ähnlichkeit mit einem Halbmonde wird durch einen kiel-
^08
S. BRÜCK
nen Riss, der vom Rande der Tafel hineinreicht, hervorge-
rufen.
2-2. 'Efprtxepl? ip/_. 1887 S. 55/6 Nr. 3 = Arch. Gesellschaft
Nr. 1 122. Der viereckige Stempel dürfte die gewöhnliche Dop-
peleule sein.
Noch nicht puhlizirt sind folgende Fragmente beider Samm-
lungen :
Museum der arch. Gesellschaft zu Athen.
1. Nr. 1062. Linkes Stück einer Tafel.
T lA i t
i^/E p I
'Etui . .
Der Sektionsbuchstabe eingravirt. Der Stempel wahr-
scheinlich das Gorgoneion, jedenfalls nicht die Eule. Unmit-
telbar rechts von dem Seklionsbuchstaben und dem Stempel
wird die Bronze bedeutend dünner, als ob eine frühere Na-
mensinschrift beseitigt wäre. Das Gleiche gilt von den beiden
nächsten Nummern.
2. Nr. 1125. Linkes Stück einer Tafel.
Der Sektionsbuchstabe aufgestempelt, erhaben in vei-tief-
tem Viereck.
3. Nr. 1130. Linkes Stück einer Tafel.
Der Sektionsbuchslabe aufgestempelt, erhaben in vertieftem
209
zu DEN ATHENISCHEN HELIASTENTAEFELCHEN
Viereck. Die wenigen erkennbaren Striche rühren von einer
getilgten Namensinschrift lior ; das Täfelchen ist dann nicht
wieder mit einer Inschrift versehen worden.
4. Nr. 1129. Mittleres Stück einer Tafel.
€ 0 f(
IT
ü
M6X]it(£U?.
5. Nr. 1063. Rechtes Stück einer Tafel.
^
. .vi 'Ayac(v6'j;.
Die Inschrift befmdet sich dicht am oberen Bande. .Vlter-
lümlichc Buchstabenformen + und P.
6. Nr. 1013. Rechtes Stück einer Tafel.
Der Stempel wo) das Gorgoneion.
Berliner Museum.
7. Nr. 6363. Bechtes Stück einer Tafel
^X
iSteiKcel) !
I • Eule
i
Doppeleule mit den Buchstaben A A; ein zweiter Stempel
•:io
S. BltnCK
(Gorgoneion ?) it^t i^anz iinck'iillich. An der Bruchstelle befand
sich zwischen der ersten und zweiten Zeile ein grösseres Loch.
8. rsr. G2-2-2. Rechtes Stück einer Hichtertafel(?).
(
AO^'^ PO^'''^^mi^^
Undeutlicher Stempel.
Schliesslich kann ich noch zwei im Privatbesitz befind-
liche, bisher nicht veröffentlichte Richtertälelchen mitteilen
0 M H M 0 N I A H 1
E V ^ n\
rCorgo^ i
A Nyipt-oviSv)?
Das Täfelchen, als dessen Fundort die Patissia-Strasse in
Athen angetjeljen wird, ist in zwei Stücke zerbrochen; seine
Länge beträgt 1 1.2"". die Breite '2,1'"', die Dicke etwa 1 7,,""".
Der Sektionsbuchstabe A ist aufgestempelt, erhaben in ver-
tieftem Viereck. Der Name N-oaovi?^Yi; ist meines Wissens ganz
neu. Die Eule ist mit dem Olivenkranze umgeben.
'Soor KYA IAH5:
© A A JAP 7) KA ÖY
Aa(Jt,7rT(p6i»<;) )ca0u(TC6p66v.
zu DEN ATHENISCHRN HELIASTENTAEFELCHEN 211
Das Tiifelchen ist recht gut erhalten ; seine Länge beträgt
10,8'", die Breite 1'"', die Dicke 2""". Der Sektionsbuclislabe I
ist aufgestempelt, erhaben in vertieftem Viereck. Die Buch-
staben der Inschrift sind durch kleine Löcher und sie ver-
bindende dünne Linien gebildet. Zwischen den letzten
Buchstaben der beiden Zeilen befindet sich ein grösseres
Loch. Die Eule ist mit dem Olivenkranze und den Buchsta-
ben umgeben.
Athen .
S. BRÜCK.
-<>'f*'.^^'0'
INSCHRIFTEN AUS DER ZEIT DER PTOLEMÄER
Unler den Inscliririen, die in den Museen zu Kairo und Ale-
xandrien aufoestellt sind, befinden sich einiij;e aus der Ptole-
mäerzeit, die noeii nicht bekannt zu sein scheinen, die aber
wol eine Bekanntmachung und genauere Besprechung ihres
Inhahes \veiien verdienen. In beiden Museen ist mir mit sfros-
ser Liebenswürdiokeit "eslattet ^vorden, Abschriften zu ma-
eben, für die icii den derzeit anwesenden Vertretern der Samm-
luncren, den Herren D' Emil Bru£;sch und D' Botti zu Dank
verptliciitet bin. Während der Ausarbeitung ist mir der neuer-
schienene Katalog des alexandrinischen Museums' zu Hän-
den gekommen. In ihm sind die in Alexandrien befindlichen
Inschriften dein Wortlaut nach mitgeteilt. Ich halte eine noch-
malige VeröITcnllichun''- mit grösserem Gommentar deshalb
nicht für überllüssio;. besc
mein bekannt sein dürfte.
nicht für überflüssig, besonders da der Katalog kaum allge-
I.
Im Museum zu Gizeh, Saal 39. V'otivplatte aus weichem,
weissen Kalkstein, hoch 0,53'", breit 0,3T", dick Ü,Ü5"". Ge-
funden im Fayum. Die Platte hat stark gelitten. Auf einen
Abklatsch musste des weichen Materials wegen verzichtet wer-
den. Die Schrift ist fUichtiü; und schlecht. In den Buclistaben
sind noch geringe S])uren von roter Farbe sichtbar. Die un-
sicheren Buchstaben sind durch einen Punkt bezeichnet.
VnEPBACIAE ICnTOAEMA. . .
TOYKAIAAEZ \NAPOY0EO. . .
AOM H TOPOECOYXnGEQME . .
' liüUi, Nolice des monuments exposös au musie grecu-romain d' Alexan-
drie 1893,
M. L. STRACK, INSCHRIFTEN AUS DEU ZEIT DER PTOLEMAEEH 213
AnMErAAQIOTOnOCTQNTDI. .
5 hOhbeykotqni'hcackah...
AAOYTOYACKA . niAAOYAlPEC
J^CnPOCTATOYNTOCKAirPAM
MATEYONTOCnTOAEMAlOYTOY
nTOAEMAlOYn.METPANOTOY
10 EPIBOPAN'nlAA.BOEEnAn.Air;
^HNTKBEQCAPOMOYLIO
M E X E I PK
TTtep ßaciXew? nTo).eiy.a[iou
ToO xat 'A>.s^r!xlvSpoi) 9so[0 ^i-
Xo{Jt,7iTopo; Sou)(_(i)(i) 9£(I)(i) [i'-iyx-
X(o(i) [x[s]ya>.(i)t 6 tÖtto? twv T[Yi§e ?
5 Yi<pr,S£uy.6T(o[v TJvif; 'A(j/.X[7i77t-
aSou Tou 'A'j)t>.[ri]7r'aSou ai[p]e(je-
(o;, TrpocTaTOuvTo; jcal YP«[^--
[xaxeuovTo; ÜToXetxaiou tou
nxoXepLaiou, wt(?) K-£T[p]a votou
lü £7:1 [ß]o[p](p)Äv ^ iS(?) [Xi]Sc); ex' a[7i;Y]]Xiü)-
tJtiv IT )cß £wi; Sp6[Ao[u]. Li9
Mej^eip )c.
Z. 10 kann statt n"" auch möglicherweise I n geschrieben
sein.
'Zu Rhren des Königs Ptolemaios , der auch Alexander
hcisst, des Gottes Philomelor wird das Grundstiick der hier(?)
erzogenen l^lpheben aus der Schule der Asklepiades des Soh-
nes des Asklepiades, in der Ptolemaios des Ptolemaios Sohn
Vorsteher und Secretär ist, dem Suchos, dem grossen grossen
Gott geweiht, (das Grundstück) das von Süd nach Nord x,
von West nach Ost x, bis zur Feststrasse misst. Im 19. Jahre,
am 20. Mecheir'.
214 M. L. STRACK
Die Insclirift stellt auf der unteren Hälfte der Platte. Die
obere zeigt in schlechter Heliefarbeit die Anbetung eines Kro-
kodils durch einen König. Das Krokodil, das eine Krone trägt,
ist auf einem altarähnlichen Postament gelagert, vor ihm
steht ein Tisch, auf dem einige undeutliche Gegenstände (ein
Schenkel?) liegen, und unter dem z\vei Krüge sichtbar sind.
Dem Tiere gegenüber steht in anbetender Stellung der König,
kenntlich an der Uräusschlange, die er an der Stirn trägt.
Das Relief Avird in bekannter ägyptischer Weise, wie z. B.
das Priesterdecret aus Tanis und dessen Replik aus Kom-el-
Hisn, oben abgeschlossen durch die geflügelte Sonnenscheibe
mit ihren zwei Uräusschlangen.
Der Stein ist in mehrfacher Flinsicht interessant. Suchos,
den grossen grossen Gott, sehen wir im Bilde auf unserem
Relief. Er ist das Krokodil, das heilige Tier der Stadt Arsi-
noe, die vormals Krokodilstadt genannt wurde der hohen Eh-
ren wegen, die das Tier daselbst geniesst. Heilig wird es dort
in einem See gehalten, für sich allein ernährt /£ipor,0-/i? toi?
Uc£'j(7i. Mit sichtlichem Vergnügen erzählt uns Strabo. dem
wir die genauere Bekanntschaft dieses Gottes verdanken ^ wie
der Fremde in Arsinoe zum See geführt werde von seinem
Gastfreund, der Kuchen, Fleisch und einen Honigtrank mit-
nehme, und wie die Priester dem Tiere das Maul aufsperrten,
damit der Gastfreund seine Gaben richtig an Ort und Stelle
abliefern könne. Dieselben Gaben wird man in den Krügen
und den Gegenständen auf dem Tische zu erkennen haben.
Suchos, den Agyptologen unter dem Namen Sebek oder Sobk
als männlicher (iott mit grünem Krokodilskopf wol bekannt '^
treffen wir auch sonst. Im brittischen Museum befindet sich
seit einigen Jahren eine Terracotta- Vase •\ gleichfalls aus dem
Fayum stammend, auf der die Worte 'hpoG }i!oo/lou] zu lesen
sind, im berliner Museum ein Papyrus-Fragment vom Jahre
' Sirabo XVII 38.
2 Brugsch, Religion der Ägypter S. 585 11".
3 Classical Review 1888 S. 266, 297.
INSCHHir-TKN AUS DKlt ZEIT tJEU PTOLKMAEER 215
215 n. Chr., auf dem der Oberpriester des lupiter Capilo-
linus in Arsinoe seine Ausgabe ii(; i-iuAlnx^ to'3 -ztcwo-j rasiv
6eou [xpo/coSeiVwTTo; ^ooyo'j (j-eyä^ou [jL6y[aXou] verrechnet'. Sein
Bild begegnet mehrfach; so auf einer anderen in Gizeh be-
findlichen Votivtafel, so als Vollfigur aus Granit, deren Basis
die Inschrift trägt -^ : Lx.y «I>apaou6t tß uTukp ßa-j-Aew; aEyxXou IIto-
XepLaiou Oeoü Nsou Aiovücou YliziGou/os Öeöv [xeyxv, tov dx'auTOu
(pavevTÄ Ilauvl tv) ßaL (y.a Wilcken ) 'A7:oX>.ä)viO(; 'A7roX>.a)vio'j
TaXeorw? ( TäXectcü); W.)- t)en Titel p^eya? p.e'ya;, der in unse-
rer Inschrift wie in der Priesterrechnung dem Suchos beige-
legt wird, führen auch andere ägyptische Gottheiten. So führt
ihn der eben genannte Petesuchos auf einem berliner Papyrus,
der eine Steuerprofession aus dem 2'"° oder 3'"° Jahrhundert n.
Chr. enthält Upeüx; llizeijou/o^j OsoO aeyocXou {y-syaXou äst ^üivT(o(;)
3t(ai) w«; /pTou-aTiCei (Wilcken a. a. 0.); so SojtvoTcaio? Oeo«; [i.i-
yoLq (xeya;, der freilich ziemlich identisch mit unserem Suchos
ist*^; so mit geringer Änderung 'Eppiv;? 6 jAeya? jcal ij-eya; auf
dem Steine von Rosette (Z. 19).
Der König ist Ptolemaios Alexander I, der zweite Sohn des
Euergetes II und der dritten Kleopatra, der zeitweilige Gegen-
könig seines Bruders Soter II. Fünf Inschriften nennen bis
jetzt seinen Namen. Einmal der Brief des Antiochos VllI (IX?)
an seinen Schwager, eben diesen Alexander: ß]a(7'.>£Ü; 'Avtio-
j^o? ßaatXsi Ylxo'key.xiix) tw xai ['AXJEEavSpw tö äSeXcpw j^aipetv \
dann zwei Tupocxuvr/^aaTx in Philae: ßa(TiX£[(i)<; IlToXeaaiou] to'j
jcai 'A[>.g$3CvSpoUj und ^x/ylCkibn; IlToJXsf^.raiou toö xxi] 'AXe^^xv-
Spou]^, weiter eine Ehreninschrift des Isidoros, dessen Vater
Helenos diesen Fürsten erzogen hatte: ßamXea nToXe^-aiov Öeöv
'AXe^avSpov ^, und endlich eine vor kurzem veröffentlichte In-
* Wilcken, Ägypt. Zeitschrift 1884 S. 139.
2 Ebenda S. 137.
•■' Krebs, Ägypl. Zeitschrift 1893 S. 34 zweimal.
» Journal of Hell, sludies IX (1888) S. 229. Stein aus Cypern (Kuiclia), jetzt
im brillischen Museum.
5 Lelronne, Recueil des inscriplions de l'Egypte II 19,22.
6 Journal of Hell, sludies IX (i888) S. 227. Für den Vater Helenos vgl. zwei
Inschriften dort S. 232, 251 (Gardiier).
216 M. L. STRACK
Schrift uTTsp ßaai^£(o? ÜToXsuLatou tou kxI 'A>.£^avSpo'j ösou <l»l>.0p!,71-
Topo;'. Die letzlere, wie die unsere, stammt aus dem Fayum.
Beide weisen die gleichen Titel für den König auf, beide rich-
ten sich an den gleichen Gott mit ziemlich bedeutenden Ge-
schenken— Soknopaios in der berliner Inschrift heisst nach
Bruüfsch 'Sobk der Insel' — beide stammen aus demselben
Jahre, dem 19''" des Königs Alexander. Der Titel Alexander
Philometor wird durch diese zwei Steine inschriftlich be-
zeugt; bekannt war er schon vorher durch Papyri — freilich
nicht für den König allein : BaaiXe-jövTwv KXsoTricTpa? xal FIto-
>.6[i.atoi) u'lou, Toö e7:i)caXouf/.£vou 'Ale^ävopo'j, Gsdiv <I>i>>oj/.YiT6pci)v
SwTTipoiv (Pap. Anast. u. a.). Grosse Stiftungen, zu gleicher
Zeit für Jemanden dargebracht, fordern eine Erklärung. Krebs
hat an das Todesjahr Alexanders erinnert, ohne dass er die
Voraussetzung eines historischen Ereignisses weiter für nötig
hält. Nötig ist eine solche auch jetzt noch nicht, jedoch um
vieles wahrscheinlicher. Das Todesjahr des Königs darf nicht
herangezogen werden. Alexander zählt seine Regierungsjahre
von dem Anfangstermin seiner Herrschaft in Cypern im Jahre
il4 an. Da er im Jahre 88 von den Alexandrinern vertrieben
wird, so hat man für seine Regierung 26 Jahre zu rechnen.
Die gemeinsame Regierungszeit mit seiner Mutter ist nicht
zur Datirung benutzt. Letronne in seinem Datirungsversuche
der Ereignisse zwischen 205 und 81 bemerkt zum 18''" Regie-
rungsjahr : Le iiom de Cle'opätre est de'finitivement exclu
des actes^. Unsere beiden Inschriften bieten eine Bestäti-
gung"^. Es ist ja immerhin möglich, dass der Name der Kleo-
patra durch Zufall fehlt, wahrscheinlich ist es nicht. Hier, wo
Jahr und Tag der Schenkung angegeben, erwartet man den
Namen des regierenden Fürsten, des in Wahrheit Machthaben-
den, und hier steht Alexander. Dass unsere schriftlichen Quel-
len von diesem politischen Siege Alexanders über seine Mut-
* Krel)s, NacliiicIiU'ii der Gosellschaft der Wissenschaften zu Göllingon
1892 S. 533.
2 Letronne, Recueil S. 53-79.
3 per 20. Mecheir des 19'«^" Jahres enlspriclil dem h. März 95.
Inschriften aus der zeit der PTOLEMAEEft 2l7
ter, und von der Freude, die dieser Sieg im Lande hervorge-
rufen, nichts berichten, darf bei deren trostlosen Dürftigkeit
nicbt Wunder nehmen. 'Ein blosses Werkzeug in der Hand
seiner Mutter', wie Sharpe ' ibn nennt, ist Alexander 1, wenn
obige Vermutung richtig, allerdings nicht gewesen. Nicht der
Last seiner vergoldeten Ketten überdrüssig wird er später ge-
flohen sein, sondern verdrängt durch den neuerstarkten Ein-
fluss der Mutter. Den offenen Angriff von Syrien aus, in dem
Kleopatra getötet wurde, dürfte man eher geneigt sein, solch
einem Mann zuzuschreiben als einem willenlosen Weichling.
Über Vermutungen hinaus freilich helfen auch diese neuen
Inschriften nicht.
Was die aipe(ji<; des Asklepiades betrifft, so liegt es am näch-
sten an eine Ephebenschule- oder — des Namens halber — an
die Schule eines Arztes zu denken. Ein einziger Asklepiades,
Sohn eines Asklepiades, ist bekannt aus einer attiscben Ephe-
beninschrift^ wo er in der Liste der Fremden aufgezähU ist.
Die Inschrift (Itci A-^vaiou appvTo?) wird jetzt von Homolle
{Bull, de corr. hell. 1893 S. 165) in das Jahr 121/0 gesetzt,
so dass ein Zusammenhang immerhin denkbar ist. Mit den
zahlreichen Asklepiaden, deren Vatersnamen wir nicht ken-
nen, ist nichts anzufangen. 'Acry.X-oTriaSy:; 6 'AXe^avSpe-j? ^ ist
selbst so unbekannt, wie der Asklepiades unserer Inschrift.
Mit dem derzeitigen Vorsteher und Secretär Ptolemaios ist auch
nichts gewonnen. Der Name war im Lagidenreich nicht ge-
rade ungewöhnlich.
Der Scbluss der Inschrift weist dieselbe in eine ganz andere
Klasse als der Anfang vernmten lässt. Aus einer Weihung zu
Ehren des Landesherrn wird eine Grenzbestimmung. Die Kro-
kodilspriester sind klug genug gewesen, sich das geschenkte
» Sharpe, Geschichte Ägypleus übers, von Jolowicz lev. von Gulschmid
118.
2 Die Insliluliüu der Eithebcn in Agjplcu ist auch sonst bekannt, vgl.
das :ipoaxüvriiAa in Philae Lepsius, Denkmäler XII, 86 Nr. 234.
3 C. I. .4. II 469 Z. 16.
•» behol. zu Aristophanes Wolken 37.
518 M- l. STftAdk
Grundstück genau bestimmen zu lassen ; ob der Grenzver-
rückung wegen, Nvelclie die Nilsclnvellung verschulden könnte,
oder aus Misstrauen gegen die ri(ür,^i'jy(.o-$; stellt dahin. Dass
der Sinn mit obiger Übersetzung getroffen, scheint mir sicher.
Daran, dass die Weihung passivisch abgefasst ist im Gegen-
satz zu den gewöhnlichen Weihungen, wird man nicht Anstoss
nehmen. Es zeigen die genauen Masse, wie sehr das Grund-
stück Hauptsache bei der Schenkung ist. Im Einzelnen ver-
mag ich den Schluss nicht befriedigend herzustellen. Der
Stein ist gerade hier sehr zerstört.
Die Weihung eines töxo? kennen wir aus einer Inschrift aus
Ptolemais, in der es heisst elv xri i'KTOLx.biy.ix tö Upov kolI xa
TUYJtOpovTa . . .ve; y,xi to Tcpocröv 'Icteiov jcal tou<; 7rpo(j6vTai; (j/iXoo;
TOTCoui;. . .xal t[Öv] sjcto; tiIj^ouc, tt)? TroXewi; ßcoiv-ov * und in dem-
selben Sinne finden wir das W'ort des öfteren in den Papyri
sowol griechischer wie römischer Zeit^. Es scheint der ste-
hende Ausdruck für Grundstück, Baugrund gewesen zu sein.
Die Abgrenzung des Landes nach den Himmelsrichtungen
ist gleichfalls die übliche, nur dass bei den Kaufcontracten,
die uns auf den Papyri erhalten sind, genauer in jeder Rich-
tung der Grenznachbar angegeben ist^. Es finden sich in die-
sen Contracten dieselben Worte ll']/, v6to?, ßoppa;, äTv^XKÖxYi«;
wie auf dem Steine.
Schwierig hingegen ist die Erklärung des Halbkreises, der
über dem H wenigstens sicher zu sein scheint, und der je-
desmal folgenden Buchstaben. Die Inschriften allein bieten
uns keine genügende Hülfe ; denn an die Abkürzung für lOOOÜ
M oder fl zu denken, die in schlechter Schrift leicht zu Q
werden konnte, wie sie es in der That in den Papyri geworden
< Revue arch. 1883 II S. 174 (Miller).
2 Vgl. Pap. Leid. M. und N. ed. Lecmaiis Pap. iierul. Nr. 38 ed. Droy-
scu, Rhein. Mus. 1832 S. 491 f.; Pap. Berol. Nr. 183 cilirl von Krebs, Zeil-
schrifl für Äf-'^pl. Sprache 1893 S. 33 Anin. 1 und andere.
3 Lelronne, Oeuvres clioisies I, 1 Ö. 483 f. ed Kaguan; Pap. Leid. M. und
N. ed. Leeraaiis,
iNSGHRlFtEN AUS DER ZEIT DER PTOLEitAEEB 2l9
ist^ verbietet das ^ in 'rT, (vorausgesetzt immer, dass die
Lesung richtig ist) und manches andere. Soviel Land dürfte
die Asklepiadesschule kaum zu verschenken gehabt haben. Wir
müssen uns Ausliülfe bei den Papyri suchen, wenngleich die
Übertragung der cursiven Schreibweise auf die Steinschrift
etwas recht missliches hat. VVilcken in seinen Observationes
palaeographicae (a. a. 0. S. '»Ij erklart den übergeschrie-
benen Halbkreis für f^., den beigeschriebenen Bogen für t..
Wenn eine Entfernung von Ost nach West, von Nord nach
Süd angegeben ist ohne bestimmte Grenzmarken, so darf man
das Mass, nach dem gemessen, und die genaue Zahlenbe-
stimmung erwarten. Das Längenmass dieser Zeit in Ägypten
ist, wie die Papyri lehren, 6 --/i/'j?. Mir scheint nun der Zu-
sammenhang zwischen der Bezeichnung für Elle und dem
Halbkreis für x eng genug zu sein, um hier in unserer In-
schrift den Bogen für xvi/'j; in Anspruch nehmen zu dürfen.
Die jedesmal folgenden zwei Buchstaben, weiss ich nicht zu
erklären. Als Zahlen vertragen sich >cß nicht mit dem 'jT, als
Buchstaben geben sie keinen Sinn.
Etwas wunderlich sieht das Stück Land überhaupt aus, das
8 Ellen breit und 800 Ellen lang, also ein ganz schmaler
Streifen von 4 7/,'" zu 425"' ist. Bedenkt man aber, dass die-
ser Landstreifen Ihic, Sp6{xou bis zur Feststrasse geht-, so lässt
sich seine Gestalt und das Geschenk, das in ihm gegeben wird,
wenigstens verstehen. Es ist ein Streifen Landes, der zur \'er-
breiterung eben dieser Feststrasse gegeben ist.
Im Museum zu Gizeh, Saal 39. Kleine Votivtafel aus Kalk-
stein, hoch 0,19"', breit 0,36'", dick 0,05"'. Die ganze Vor-
' Pap. Par. 66 col. IV, ciliil nach Wilckcn, Observatiunes ad lüstoriam
Aegypti provinciac rumanae II ö. 41, Aum. 1.
2 Mit opo|j.o; wird die gcpflasterle Feslstiasse vor den Tempeln itoreichnet,
die Spliiiixiilloo, die Slrabo (XVII 28) alsoinen Beslandleil des ;i;-'yptiselion
Tempellieziikos aull'ührl. Zu der localen Bedculunf,' von fw,- \>i\. die In-
schriri von Ailulis y.a! Tf,v Xotnr)v [yj-v] näaav iw; Bax-p-.avf;,- und Strabo (XVII
41) ivTtüOiv äpyj, Töiv i5r,xovTaaTa8iiüv ff-/_o(vwv jw; Surjvr,« xai 'EXsyavTivr,;.
2$0 M. L. STRACK
derfläche ist beschrieben und zeigt keinerlei Verzierung. Die
Oberfläche des Steines ist abgeschliffen, die Buchstaben sind
in Folge dessen wenig tief und schwer lesbar. Fundort unbe-
kannt.
YPEPBA^IAEfi^inTOAEMAlOYTOY
PTOAEMAIOYOEOYEPIOANOYS:
KAI EYXAPisTOYIS:iAI0EAIMErAAHI
TONNAONKAITOIEPONKAITAnPOS:ONTA
5 A Y T n I T AMIEIAKAITA:^YNKYPONTA
PANTAOEaNHPAKAElAOYMAPQNEYS:
'TTuep ßa(Ji>.£(j)(; riTO^ejxatou, toö
nTO>,e|/.aiou öeou 'ETri^avoö;
Tov vaöv /tai t6 Ispov '/.ixl xx TTpocrövra
5 auTÜ tx^mIch. y.(X.i rot. cuvjcupovTa
TCocvTa 0£O)v 'HpajcXstSou Mapwveu;.
' Zu Ehren des Königs Ptolemaios, der ein Sohn des Ptole-
maios, des Gottes Epiphanes und Eucharistos ist, (weiht) der
grossen Göttin Isis den Tempel und das Heiligtum und die
anliegenden Verwaltungsgebäude und alles Zugehörige Theon
des Herakleides Sohn aus dem Demos Maronis'.
Der hier gefeierte König ist einer der meist umstrittenen in
der Reihe der Ptolemäer. Dass es der älteste Sohn des Epi-
phanes, der Nachfolger oder der zum Nachfolger bestimmte
Prinz ist, wird man annehmen diU'fen.
Einer anderen Übersetzung — die auf den ersten IMick nahe
zu liegen scheint — nach der der Beiname sich auf den Geehr-
ten selbst, nicht auf den Vater beziehen würde, der Nomina-
tiv also ßaai>£'j(; IlTo'ks[Loi.lo<; tou flTO^efAaiou 6eö? 'ETCKpavö; >cai
Eii/aptcTTOi; lauten müsste, steht die Sprache der Ptolemäer-
Inschriften entgegen. Aus dem bis jezt bekannten Inschriften-
material lässl sich die Hegel ableiten, dass Beinamen unmit-
INSCHRIFTEN AUS DER ZEIT DER PTOLEMAEER 221
telbar neben dem Worte stehen, zu dem sie gehören, und
nicht durch das Patronymikon von ihm getrennt sind. Selbst-
verständlich hat der Beiname, wenn die Königin zugleich ge-
nannt wird, seine Stelle erst hinter ihrem Namen bez. hinter
den nicht wol von diesem Namen zu trennenden Worten "p"^-?,
oder äSsXcpri. Diese Regel erleidet, soviel ich sehe keine Aus-
nahme. Als beweiskräftig dürfen nur die Inschriften gelten,
in denen die Verschiedenheit der Casus jede andere Interpre-
tation ausschliesst, wie Z. B. ^xaiXia. nxoXeijLaiov llToXeaatou
ScoTvipoi; {C. I. G. '2273) oder ^(X-r^Xict. nroXeaaiov tÖ[v <I>iXo]ar)-
TOpa tÖv iy ßadiXeti); IlToXsu-aiou Jcat ßa(jtX[t'7<jr,(;] K>>£0'xxTpa,?, Oscjv
'E-i'tpavüiv (Sitzungsberichte der bairischen Akademie 1888 I
S. 320). Weitere Belege bieten die grossen Decrete von Tanis
und Rosette und mehrere andere Inschriften, die zusammen-
zustellen hier nicht der Ort ist.
W^er ist aber der hier «renannte Prinz?
Die alten Historiker' kennen nur zwei Söhne, die späteren
Könige Philometor und Euergetes II. Der ältere von beiden,
Philometor, ist ungefähr fünf Jahre nach der Hochzeit des da-
mals sechzehnjährigen Epiphanes mit der Tochter Antiochos'
III, der ersten Kleopatra, im Jahre 188 geboren ■^. Einen frü-
her geborenen Sohn nennt unsere Überlieferung nicht. In den
Präscripten aber des Papyrus Gasati zu Paris, in zwei auf
Stein erhaltenen Bittschriften von Priesterschaften am oberen
Nii*^, sowie in hieroglyphischen und demolischen Rönigsli-
sten^ erscheint hinter den 6eoi 'E-nrKpaveii; und vor dem Ösö;
4>iXo[jt.if)Tü)p ein Öeo; EuTCotTwp, Auf Grund genannter Listen hat
< losephus, Anliq. lud. XII, 4, 11.
2 LeUuniie, Hecueil l S. 7. uie Geburt Euergetes' II setzt Letronne im
Jahre 182, die der Kleopatra im Jaiire 183 an.
3 Obelisk aus Pliilao, jetzt in Eiit,'land ( Kingslonhall) C. I. GAS%: Wil-
cken, Hermes XXII Ö. 1-1(3. Granitslele ausSjonc, jetzt im britlischen Mu-
seum ; ungenügend publizirt nach einer in blendender Sonne in Sjene ge-
nommeneu Absclirili von iSayce, Tran.sacUuns and pruccediugs of ihe sociely
ofbiblical arch. IX (1887) S. 203.
' liOpsius, Ub(!r einige Ergebnisse ITir die Kenntniss der Ptolomäerge-
schiclile (Abhandlungen der berliner Akademie 1852) t>. 4ü.").
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. 16
222 M. L. STRACK
man diesen Eupator zum älteren Bruder der Könige Pliilome-
tor und Euergetes II gemaclit ' und luil iiim eine kurze Regie-
rungszeit zwischen Epiphanes und Philouietor angewiesen,
die jedenfalls kürzer als ein Jahr gewesen sei. Aul' ihn hat
man dann die cyprischo inschrirt i^xaikicn llToX£jj.ai;ov ösöv Eu-
TTotTopa 'AcppoSiT'/] ' und die TempehNeilmng an Asklepios auf
Philae" bezogen. Die dieser Meinung entgegenstehende Stelle
des Papyrus Anastasy. die den 9£6(; EÜTrärwp liiiiter Philome-
tor setzt, ward für verschrieben erklärt, oder es ward, da sich
eine Anzahl demotischer Papyri fand mit derselben Rönigs-
reihe wie dieser Papyrus, eine nachträgliche Eintragung des
Eupator in die Liste der consekrirten Ptolemäer constatirt.
Wegen dieser nachträglichen Einschiebung in die ProtocoUe
sei die Stelle nicht immer genau beachtet ^ Dieser Meinung
steht seh reff entgegen eine griechischeWeihinschrift aus Apello
auf Cypern : ßaciXea nToX6p.alov, Oeöv EuTrdcTopa, tÖv iy ßaciXecji;
IlToXsjy-aiou '/.(xi ßacjtXtcdYi; KXsoxy.Tpa? Oeciv <I>i>.0[j//)T6pü>v . . .•', auf
die hin der Herausgeber den Eupator für den jungen Sohn
des Philometor erklärte (gleich wie die älteren Chronogra-
phen es gethan*^), der nach wenigen Regierungsmonaten von
seinem Oheim Euergetes ermordet wurde. Damit wurde Eu-
pator, des Epiphanes ältester Sohn, wieder aus der i{eihe der
Lagiden getilgt, wenn diese Tilgung auch nicht ausdrücklich
ausgesprochen ist.
Das oft geschmähte Ilülfsmittel, aus einer Person zwei zu
machen, oder vielmehr in diesem Falle statt eines Königs
' Diese von Franz ( Jalirbüclier für wisscnscliafll. Ivrilik lyiO) zuerst aus-
gesprochene Ansichl ist allgemein gebilligl; so von Lelronne liecueil, add.
II ;jci6, von Lepsius a. a. 0. 464, von Gulscliniid bei fc^harpe, Gescbichlc
Ägyptens (deutsche Ausg.) I S. 255, Anni. 1. u. a.
2 0. I. G. 2618 aus Kuklia, jetzt in Wien.
•* C. I. G. 48Ü4 ßaaiXs'J; llToXejjiaioj xal ßaaiXiaaa KXeoi-äTpa, Oeol "Ent^avEi?
jtat IlToXejiaios 6 ulöj 'AaxATjTziwi.
* Lepsius a. a. (J. S. 466.
5 LeBas III 28U9.
* Chanipoliion-Figeac, Siir le contral de Plolemais S. 30; cilirl Lctronne,
Recueil I ö. 365 f.
INSCHRIFTEN AUS DER ZEIT DER PTOLEMAEER 223
Eupator, den die historischen Berichte nicht kennen, zwei
nicht genannte in die Ptolemäerreihe einzuschieben, ist hier die
einzige Aushülfe — aber auch die richtige, wie ich glaube. Will
man nicht dem Epiphanes Eucharistos auch noch den Titel
Philometor beilegen — und das wird kann Jemand unterneh-
men bei der Menge der Inschriften gerade für diesen Fürsten —
so bleibt dem von Euergetes II getöteten jungen König der
Titel Eupator. Eine Ehreninschrift, wie die aus Apello, ist
bei Lebzeiten des zu Ehrenden gesetzt. Üa kennt man den
wahren Namen dessen, den man ehrt*. Leichter kann in den
Ptolemäerreihen der Papyri und Priesterbittschriften, die nicht
gleichzeitig mit dem Eupator sind, ein Fehler stecken. Aber
die Urkunden sind in zu grosser Zahl vorhanden, die Eupa-
tor hinter Epiphanes einreihen, als dass solch ein Fehler ir-
gend welche Wahrscheinlichkeit hätte. Es bleibt also auch der
Sohn des Epiphanes bestehen, und wir haben zwei Eupato-
ren, Oheim und Xeffe, anzuerkennen.
Wie man das Fehlen des einen oder anderen Namens in
den verschiedenen Listen erklären muss, bleibt unentschie-
den. Eine bedeutende Rolle hat keiner der beiden jungen P'ür-
sten gespielt^. Ja es ist gar nicht notwendig, dass des Epipha-
nes Sohn überhaupt regiert hat. Er kann vor seinem Vater,
vor 181 gestorben sein. König war er darum so gut, wie die
Berenike, die frühverstorbene Tochter Euergetes' I, Königin"^.
So bliebe der Bericht des losephus zu Recht bestehen.
' Lepsius a. a. 0. S. 468 erkennl den jungen König an, und niMint ihn
auf Grund von Künii.'sroihon in liieroglyphischer und domolisclier Sclirifl
Philoiialor oder Neos l'liilopator. Auf einzelne deniotisclie Urkunden, die
ihn Eupator nennen, legt er kein Gewicht. Gerade diese haben diesmal den
wahren Namen erhallen, wenn überall der Name fest lixirt war.
2 In den Königslisten, die mit Euergetes II schliesscn, mag die Vernach-
lässigung des Philomelor-Sohnes ein(Mi polilisehen Grund haben: so in der
Billschril'l der lsis[)riester auf dem Obelisk in England.
3 Inschrift von Tanis gegen Öehluss . . . Bspsvixrjv, /j xai ^aaiXtusa EÜÖEwi
iniiv./ßr^. Mich dünkt, wir haben auch von ihr eine Ehreninschrift mit dem
Königinnen-Titel. Aul einei Heliefvasc aus der Kyrenais (Arch. Zeitung
>iXI S. 26* Anin. ">S) stehen die ^^'orle : Ostöv EjEcysTtöv BspEvixr,; ßaaiXiadr,;
(k-^abf,i xü/T);. Wer anders sollte niil den letzten Worten gemeint sein ?
224 M. L. STRACK
Der Ptolemaios unserer Inschrift ist also der ältere Eupator,
der erste frühverstorbeno Sohn des Epiphanes. Die Weihung
wird gemaclit sein, als dieser Eupator noch einziges Rind
war, also zwischen 19'2 und 188. dem Geburtsjahr des Phi-
lometor.
Die Form der Weihung ' Ptolemaios des Ptolemaios Sohn',
ohne dass die Mutter genannt wird, steht ziemlich verein-
zelt da. Ich kenne unter den griechisch-ptoloniäischen In-
schril'ten ausser der oben S. -21 citirten Insciirit't C. I. G.
2273 nur zwei ähnliche, beide auf Plolemaios Soter II bezüg-
lich'. Vielleicht ist der Raummangel auf der kleinen Tafel
der Grund.
Für die Weihung eines Tempelbezirkes mit allem zugehö-
rigen vgl. die Inschrift aus Ptolemais [Revue arch. 188H, II
S.174; oben S. 218). Wo der Isistempel gelegen, ist nicht
zu bestimmen, da der Fundort in Kairo nicht angegeben ist.
Gleichfalls unbekannt ist der Donator.
Das letzte Wort aber der Inschrift bietet noch ein besonde-
res Interesse und macht die unscheinbare Tafel wertvoll. Ma-
poveuc steht zu Mapwvs'.a, wie 'AXs^avSpeuc zu 'AXei^avSpeia. Eine
Stadt Maroneia kennen wir an der Südküste Thrakiens, und
es steht nichts im ^\'ege den Theon, des llerakleides Sohn,
zu einem Thraker zu machen, wenn auch im Allgemeinen bei
grösserer Entfernung der Bürger einer kleinen Stadt den Na-
men seines Volkes, nicht den der Stadt, dem seinigen zufügt.
Etwas anderes aber liegt näher. Lumbroso ^ hat zuerst die
AN'ichtigkeit eines Fragmentes von Satyros [F.H. G. III, Ut5)
hervorgehoben, in dem von Phylen und Demen Alexandriens
gehandeil wird und überzeugend gegen Franz dargethan, dass
uns Demennamen in einem turiner Papyrus und auf einem
Steine erhalten sind. Satyros zählt an dieser Stelle den Stamm-
baum auf, den sich die Lagiden bis zum Gotle Dionysos liin-
^ Lebt'gue, Hecherches sur Udos S. 157 (aus Mykonos oder Dclos) und
Ilauvetle-Bcsiiaull, Bull, de corr. hell. VI S. 34'.^ (aus Delos).
2 Lumbioso, Hicerclie Alcsmndrine III § 3, Di un fmmmcnlo di Saliro sui
demi alessandrini e di una riforma di Filopalor.
INSCHRIFTEN .\[TS DER ZEIT DER PTOLEMAEER 225
auf geschaffen hatten, und berichtet, dass nach jedem Ahn-
herrn ein Demos' der Pliyle Dionysia genannt sei. Da die
Reihe der Ahnen sich als zu kurz erwies für die Anzalil der
zu schaffenden Demen, wurden die übrigen Glieder der gros-
sen dionysischen Familie herangezogen, und alle zu Epony-
men der neuen Demen gemacht. Ein solcher Eponymos ist
Maron ; der von seinem Namen abgeleitete Demos : Maronis.
Diese inschriftliche Bestätigung der Überlieferung des Satyros
ist wertvoll. Bis jetzt hatten wir nur ein Demotikon, das in
gleicher Weise bei Satyros und in einem Papyrus^ vorkommt:
KoiviO? abgeleitet von Koivo?, sowie drei andere, deren Zuge-
hörigkeit wahrscheinlich ist At/twe-j;, OsT^ao^op-o?, ^ilou.riTÖ-
peio? •'. Eine andere Form für Maroneus ist Maronites, die uns
einmal in den Syringen Thebens, ein anderes Mal auf einer
nach l{om verschleppten Inschrift begegnet '''. Beide glaube ich
auf den alexandrinischen Demos und nicht auf die thrakische,
kleine Stadt ^ beziehen zu dürfen. An der Form MacpcovE-j«; und
ihrer Zugehörigkeit zu dem Demos Maronis wird dadurch
nichts geändert.
III.
Im Museum zu Gizeh , Saal 40. Grosser, rechteckiger
Block aus rotem Granit; hoch etwa 0,65'", breit 0,67, dick
0,58. Die Vorderseite ist zur Hälfte beschrieben mit guter
Schrift, die jedoch des Materials wegen schwer lesbar ist. Der
' Meineke's Versuch [Analerta Alexandrina S. 347) die hier überliefer-
ten Deinen zu Phylen zu machen, der Namensenduii^' -i; zu Liebe, seheint
mir zu ■icnvallsam und von Lumbroso mit Hechl zurückfjewiesen. Kine
IMijle als nähere Be/.eichnuMK eines Namens zu setzen, seheint unter Grie-
chen nicht vürzukummeii. Verderbt ist das Satyros-Fragmcut allerdings
sehr.
^ Pap. Taur. XIII, cilirt bei Lumbroso a. a. O. S. 71,
^ Lumbroso a. a. O.
* C. I. G. lü. i806. 5054.
•' Steph Byz. s. v. von der Stadt iMaroneia : t6 lOvixöv Moptovciir,; xal Or,-
XuxüJs oia Toü T xai Mapwvij ä-ö ttJj Mapwvo; y^v"'^? "ai Maptüvalo;. i'o; izö toj
MapüivT).
•2\?6 M. L. STRACK
Block ist an den Ecken ein wenig zerstossen. Ob die Ober-
fläche Einarbeitungen zui* Befestigung einer Statue oder dergl.
zeigt, war nicht zu sehen, da^ ein anderer schwerer Stein auf
diesen gesetzt ist.
APOAAr^NIONOE.NOZTON
TGYBASIAEnSKAIAlOIKHTHN. . . .
TONEAYTOYAAEA(t)ONnTOAEMAIOZ
APOAAaNlGYTQNAIAAOXnN
5 EYNOIAZENEKENTH2EIZBAZIAEA
PTGAEMAIONKAIBAZIAIZZAN
KAEOnATPANOEOYZEni(t)ANEI2KAI
EYXAPIZTOY^KAITATEKNAAYTnN
'AuoXXwvtov ©e'wvo? tÖv [(j'jyyevvi
tÖv eauTOu aS£>,cp6v, IlToT^eiv-aio?
'AtcoXXwviou t(öv StaS6;;i^cov
5 euvoia; eveJtev t9]<; et? ßaaiXs'a
IlToXeaaiov xoti ßaciXincav
KXeoTUXTpav Oeou; 'ETüicpavsi; x,ai
Euj^apicTOu; )tai to, T£x,va aüxoiv.
' Den ApoUonios des Theon Sohn , den Verwandten des
Königs und Finanzminister, seinen leiblichen Bruder (ehrt)
Ptolemaios des ApoUonios Sohn aus dem Stande der Diado-
clien der üuten Gesinnuni»' \veG;en, die er dem K()niü; Ptole-
maios und der Königin Kleopatra, den Göttern E})iphaneis
Eucharistoi und ihren Kindern gezeigt hat'.
Die Inschrift bietet nichts Ungewöhnliches. Da mehrere
Kinder des l^][)iphanes genannt werden, so fällt ihre Abfassung
in die Zeit zwischen 188 und 181. Den Donator kennen wir
so wenig, wie den Geehrten'. Das Amt des f^ioDtYixri?, das
' In Philao isl ein Tiooa/.jvrjtAa eines 'AnoXXoivio; ©e'ovo; aus dem Jahre 2
eines unbestiuimliMi Ilerrsclieis erliallen (Letronne, liecueil II 3t), der aber
schwerlich idfiilisch isl mit dem oben genannten.
INSCHRIFTEN AUS DER ZEIT DER PTOLEMAEER 227
Apollonios bekleidet, ist eines der höchsten im Lagidenreich ^
Der Diadoche Ptolemaios verfehlt darum nicht mit besonde-
rem Behagen hervorzuheben, dass es sein eigner Bruder, also
jedenfalls sein Stiefbruder väterlicher Seits ist, den er mit die-
ser Inschrift ehrt. Er selbst gehört zu der Elitetruppe der Pto-
lemäer, die wahrscheinlich sich nur aus Makedoniern recru-
tirte 2.
IV.
Im Museum zu Alexandrien, Saal G. Votivtafel aus Kalk-
stein, hoch 0.39'", breit 0,29'", dick 0,06'". Die Buchstaben
(0,02-0,03'") in sorgfältiger Weise geschrieben, stehen zwi-
schen Linien mit breitem Zwischenraum. Reste von Rot sind
in ihnen erhalten. Die Tafel, links und unten gebrochen,
zeigt rechts und oben einen Leistenrand. Botti liest Z. 6:
EZE<t)YAOZ; Z.7:OAYPPHNIOZ;Z.9in der Mitte: N.
22TTTOAEMAIOY
HSKAEOnATPAS
hzkaiba21AI22:h2
2 THZrVNAIKOS
5 ETQNKAITQN
nNEXE0YAOZ
0AYPPHNI02
M A T O 0 Y A A K n N
' Lunihiuso, Rerlicrrlics sur irrütunnic pulitüiue de i'E(j[iple S. 339. Zu tien
sechs Diuikeloii, die (M- aiil'/äliU, kuiiiinl jolzl der iiiisiine und Auxapüov Nou-
(XTjv^ou hinzu (Neroulsos, Vancienne Alexandrie S. 98).
2 lainihroso, a. a. ü. S. 195, 224.
2'38 M. L. STRAHK
5 Gscöv EuepysJTcöv jcal töüv
Toö Silva II]o>.upp7)vio<;
Tüiv äp^iT(o]aaTO(puXä>ta)v
[tö Ssivi öecp].
' Zu Ehren des Königs Ptolemaios und der Kiuiigin-Schwe-
ster Rleopatra und der Königin -Gemalilin Kleopatra, der Göt-
ter Euergetai, und ihrer Kinder (weilit dies) Echephylos. . .
aus Polyrrenia, dem Range nach ein Chef der Gardes du
Corps, dem. . .'
Die Inschrift ürehört in die Jahre 144-132 oder 124-117 ^
In diesen Zeitläuften hat iMiergetes nach Ausweis genau da-
tirter Papyri mit beiden Kleopatren, seiner Schwester und
&einer Nichte, zusammen regiert. Genauer bestimmen lässt sich
das Datum der Weihung nicht, da die Erwähnung der Kin-
der sowol zu der früheren, wie zu der späteren Zeit passt.
Neues lehrt die Inschrift nicht. Gleiche Weihungen, abgesehen
natürlich vom Namen und Stand des Donators, sind in letzter
Zeit durch die Ausgrabungen in Cypern und Delos mehrfach
zu Tage getreten und finden sich ebenso in Ägypten, leider
fast alle ebensoweni"; "enau datirt ^\ie unsere Inschrift. Der
Kreter Echephylos — die Ergänzung des Namens seiner Hei-
matstadt halte ich für sicher^ — , ist nicht weiter bekannt. Den
Namen habe ich nur ein Mal noch in einer F'reilassungsur-
kunde aus Delphi gefunden, wo sein Träger als Zeuge auf-
tritt ^. Welche Rolle Echephylos am Ptolemäerhof gespielt hat,
lässt sich aus seinem Titel nicht entnehmen. 'Apj^tawfxaTocpüXa^
ist ein Ehrentitel unter den Lagiden geworden, wie Guyye^Yii
' Lepsius a. a. O. 8. 471; siehe jedoch unlen S. 229, V.
2 Zu Philomelors Zeiten, des unmiUelharen Vorgängers von Euergeles II,
ist der .'igyptische Kiiitluss auf der Insel /icmlich stark gewesen. So sendet
Philometor Schiedsrichter bei den Grenzslreiligkeiteu zwischen Itamieru
und Hieropylniern (6'. /. G. 2561'' ).
3 C. I. G. 1706.
INSCHRIFTEN AUS DER ZEIT DER PTOLEMAEER ?29
und xpöTo; »piXo?, vielleicht um einiges niedriger als diese. Die
Stellung, die solch' ein Oberleibwächter in Wirklichkeit ein-
nimmt, findet sich auf Inschriften meist neben seinem Ehren-
titel angegeben ; des öfteren entbehrt sie jedes militärischen
Charakters, den man zu erwarten doch berechtigt ist. Welches
Amt dieser Polyrrenier verwaltete, hat uns der Stein nicht
bewahrt.
V.
Im Museum zu Alexandrien. Platte aus Kalkstein, hoch
0,23'", breit 0,33'". Die Platte ist ganz beschrieben; die Kan-
ten sind etwas bestossen ; am rechten Rande fehlen einige
Buchstaben. Botti liest Z. 4; ZHTHPIKOZ.
YTTEPBAZIAEQ^nToAEMAloYKA. . .
BAZIAISSHSKAEorTATPAZTHSrYNAi . .
OEaNEYEPrETnNKAITnNTEKNQNA. .
ZQTHPIXOZIKAAinNoZroPTYNIOST^ .
5 APXISaMATo(t)YAAKnNoATTE2TA/
MENo2YnonAnTo2ToY2YNrENoY2KA.
ZTPATHroYTH20HBAIAOZEniTHN2YNAi . .
THNTHZnoAYT. AoYSAlOE I AZKAIEniTQN
TTAQNKAinAPEZ0MEN02THNAZ(t)AAEIANT0 . .
10 KATAK0Mll0Y2:iATT0T0YKATAK0TTT0N0P0Y .
TAAIBANQTIKA(t)oPTIAKAITAAAAZENIA
TTANIEYOA^IKAITOIZAAAOIZGEOIZ
TTAZIKAinAZAIZLMAOaoT
'Vtceo ßÄC'.Xe'd); IlToXejxxiou )ca[t
ßadiXiodY;? KXeoTcaTpa? Triq yuva[i)t6(;,
Oeciv EutpyeTcöv, jcai t(öv texvcov (x^^uzCiw
SwTYipi^oi; 'I>caSi(i>vo; Toptuvio? t[(j)v
j ap^iccoaaTOCpuXxxwv 6 ä7r£GTa[X-
[xevo; Ü7c6 flicüTo; toO uuvyevou; 5ca[i
?30 M. L. STRACK
yyjv Trii; •770>,ut£'XoG<; >>i6£iac x.xi iizl töv
TwXöiv x,xt 7:ao£^6u.£voi; t'/^v äafpxXetav to[T?
10 xaTa)toat?^our7i ä-xö toO xaTa Köttov öpo'j[i;
xä XiSavwTDca cpopxia )cai xxX'Xa ^svta
riavl EüoSüJ xal toi? aX>.oi; öeoi;
Tzxryi xai Tvxaaii; L aa 0w9 t.
' Zu Ehren des Königs Ptolemaios und der Königin-Gemah-
lin Kleopatra, der Götter Euergetai, und ihrer Kinder (weiht
dies) Soterichos des Ikadion Sohn aus Gortys, ein Offizier der
Gardes du corps, abkommandirt von dem Verwandten und
Strategen der Thebais Paos zum Transport des kostbaren Ge-
steins und zur Beaufsichtigung der Schiffart und zum Schutze
der Kaufleute, die vom koptischen Gebirg die Weihrauch-
Lasten und die anderen Geschenke bringen, dem Pan Euho-
dos und den andern Göttern und Göttinnen allen. Im Jahre
41, am 10. Thoth'.
Der 10. Thoth des Jahres 41 ist der 3. Oktober des Jah-
res 129.
Im Herbst des Jahres 129 war also Euersetes II Herr im
Lande. Das ist das geschichtlich Neue, was die Inschrift lehrt.
Ein activer Offizier wird für den vertriebenen Fürsten, der im
offenen Kriege mit der zur Zeit in der Hauptstadt regierenden
Fürstin steht, keine Weihung machen, auch wenn er noch so
weit abkommandirt ist. Die Rückkehr des Königs Euergetes
nach seiner Vertreibung und der Beginn der zweiten gemein-
samen Regierung dieses Fürsten mit den beiden Kimiginnen
Kleopatra wird allgemein in das Jahr 127 gesetzt. Worauf
sich diese genaue Datirung gründet, habe ich nicht ermitteln
können. Die Quellen, die überhaupt von einer Unterbrechung
seiner Regierung in der Zeit nach Philometors Tode sprechen,
geben keine bestimmten Zahlen, soweit ich habe sehen kön-
nen. Es mag für den Beginn der gemeinsamen Regierung das
Jahr immerhin richtig gewählt sein, für die Rückkehr des
Euergetes ist es falsch. KXeoTr&Tpa y) ä.hl<fi\, wie die erste Ge-
mahlin auf allen Inschriften und Präscripten vor und nach
INSCHRIFTEN AUS DER ZEIT DER PTOLEMAEER 231
der Kriegsperiode (132-?) heisst, ist hier nicht genannt. Das
zeigt deutlich, dass die Aussöhnung zwischen ihr und dem
König noch nicht Statt gefunden hatte. Euergetes II war von
dem alexandrinischen Pöbel — wahrscheinlich imJahrel32 —
vertrieben, und für ihn seine erste Gemahlin Rleopatra auf
den Thron gesetzt. Lange hat sie das Scepter nicht allein ge-
führt. Ob sie dem siegreichen Heere des Euergetes gewichen,
oder ob die neuerungssüchtige Menge der grossen Weltstadt
sie schon vorher vertrieben, bleibt ungewiss. Jedenfalls ist
auch Kleopatra ausser Landes gegangen nach Syrien, und mag
dort einige Jahre geweilt haben, ehe neue Verwicklungen zwi-
schen Syrien und Ägypten den Anlass zu der dauernden Ver-
söhnung zwischen den Geschwistern Euergetes und Kleopatra
gaben '.
Aus den letzten friedlichen Regierungsjahren des Euergetes
II weiss selbst sein härtester Kritiker Sharpe ~ einiges Gute zu
berichten. Gutschmid in seinen berichtigenden Anmerkungen
zu Sharpe's Buch nennt den König 'einen verworfenen Men-
schen, aber musterhaften Regenten' und führt zur Begrün-
dung u. a. an, dass er den unbotmässigen makedonischen Adel
ausrottete und Massregeln zur Hebung des Handels ergriff.
Fast als Bestätigung der gutschmid 'sehen Ansicht bietet sich
unsere Inschrift. Den hohen Posten eines duyyevy); Jtal cTpaTvi-
' In dieselbe Zoit, also ungefähr in das Jahr 129, gehört auch die zu Eh-
ren des gleichen Königspaares auf der Kalarakteninsel Selis errichtete In-
schrift (C. I. G. III 4893), die Letronne (Becueil l, 389) in die letzten Re-
gierungsjahre des Euergetes setzt mit der Begründung, die Schwester Kleo-
patra müsse vorher gestorben sein. Diese beiden Inschriften am oberen Nil
machen die Vermutung, das Königspaar sei persönlich tiort gewesen, nicht
unwahrscheinlich. Niinint man eine solche Keise an, so ist die Rückkehr
des vertriebenen Königs spätestens im Frühjahr 127 erfolgt. Im Sommer
wird er schwerlich eine Reise in die heissen Gegenden unternommen haben.
Wäre er erst im Herbst zurück gekehrt, so dürfte er kaum gleich darauf
für längere Zeil seine Ilauptsladt verlassen haben.
2 Sharpe nennt den König in seiner ("teschichle Ägyptens |I S. 275 der
deutschen Übersetzung) ein wahres Scheusal sowol geistig wie körperlich.
'232 M. L. STRACK
yo; T7i<; ©YiSatSo; * bekleidet ein Ägypter, genugsam als solcher
eharakterisirt durch seinen fremd klingenden Namen und das
Fehlen des Patronymikon. Seinem Untergebenen Soterichos^,
einem Offizier der Gardes du corps ist das Commando in
Roptos anvertraut, einem Endpunkte der grossen Karawanen-
strassen am Nil, die den Handel zwischen Indien. Arabien und
dem östlichen Äthiopien nach Ägypten und weiter zu den Völ-
kern des Mittelmeeres ermöglichten und vermittelten. DerGor-
tynier scheint die Stelle eines Platzkommandanten und Ver-
waltungsbeamten zu gleicher Zeit inne gehabt zu haben. Vor-
nehmlich waren ihm Handel und Schiffart anvertraut, zu de-
ren Schutz ihm Truppen zur Verfügung standen. Ob er für
längere Zeit auf diesen Posten gesandt oder zu einem einma-
ligen bestimmten Zweck, kann zweifelhaft erscheinen. Wahr-
scheinlicher ist mir das letztere, da Geschenke nicht wol zu
den stehenden Einrichtungen gerechnet werden können, und
;£via doch kaum einen anderen Sinn als Geschenke haben kön-
nen. Sein Amt ItzI tüv 7:>.öjv (gebildet wie i%i irii; tttö^sw; C.I.G.
2617, 2621, sTTt Tüiv (jL£Tä>Xa)v Jouniül of Hell, studies IX
(1888) S. 243 u. a.) bezieht sich sicherlich auf die Nilschif-
fart. In der Inschrift von Mendes^ wird als besondere Vergün-
stigung des Königs Philadelphos für die Einwohner des men-
desischen Gaues bestimmt, dass sie keine Schiffartsteuer für
ihre Fahrzeuge zu entrichten hätten, und ebenso heisst es von
dem jungen König Epiphanes in dem Decrete von Rosette
Z. 17 7i:pOT£Ta^£V hl Y.cd T*OV CuXXyI'I'.V TÖJV t\c, T7)V vaUTElOCV [XY) Tuoui-
cOat, eine Stelle, die erst Wachsmuth ^ richtig von der Schif-
fartsteuer verstandi'n hat. Den Schiffern also des oberen Nil
und besonders wol den Schiffern von Koplos selbst ward So-
terichos zur Beaufsichtigung gesandt.
' Über flies Ami vgl. Luinbroso, Recherclies sur l'^conomie S. 260. Den
Nameu flao)? führt sonst nur noch ein ägyptischer Fischer Pap. C'as. 'i1,10.
2 Der Name ist in griechischer Zeit fast unbekannt. ImsI mit der römi-
schen Herrschaft wird er in Griechenland gebräuchlicher.
3 Zeitschrift für ägyptische Sprache 1875 S. 33 f. (Brugsch).
4 Rhein. Museum XXX S. 448.
INSCHRIFTEN AUS DER ZEIT DER PTOLEMAEER 233
Was mit der TroX'jTeVo«; WdcL gemeint ist, kann zweifelhaft
sein. Man wird an den wertvollen Granit, der von Philä bis
Syene zu Tage liegt und vielfach dort im Altertum gebrochen
ist, oder an den Smaragd, dessen Minen nicht weit von der
Küste vier Tagemärsche südlich vom heutigen Kosseir liegen,
zu denken haben', in der Inschrift von Rosette Z. 34 heisst
es, der König habe dem Apieion viel Gold und Silber und
XiOoi TjoX'jTsXei; geschenkt, und Strabo in der Beschreibung In-
diens rühmt von dem Lande (XV, 67) cpe'pei Ss xai l'.fiiitx^ yi
j(^ü)pa Tto'k'jTS.'kri xp'JGTaXXwv •/.%<. ävOpäxwv Travxoiwv, x.xOaxsp twv
p.apyap'.T(iv. Danach dürfte die Deutung auf Smaragd hier die
richtigere sein.
Durch die Bergkette der arabischen Wüste zvsischen Nil und
Meer ziehen sich verschiedene Thäler von Koptos aus. Ihnen
hat schon der zweite Ptolemäer Philadelphos sein besonderes
Interesse zugewandt, Berenike, Leukos Limen, Philoteras Li-
men, Myos Hormos werden als Häfen genannt an der afrika-
nischen Küste des roten Meeres, von denen aus die Karawanen
mit den Kostbarkeiten des Orients den \\'üstenmarsch nach
Koptos antraten. Natürlich sind auch sie von den schweifen-
den N'ölkerstämmen belästigt und berauht worden wie es zu
allen Zeiten der Fall gewesen ist. Davon zeugen noch heute ei-
nige Inschriften aus Apollonopolis Magna, einem anderen End-
punkt am Nil für die Karawanen von Berenike, wie C. I. G.
4838 sooSe IIäv Toi tÖvSe -kclIc, rXa'jx,oG xöpe y.6<T[;.ov
ZYjvooOTÖg oo)6£t? '^r\c, Öltzo ttj? 'Apäßcov.
Welche Wege Soterichos zu schützen hatte, ist nicht angege-
ben. Mit den Worten (xtcö toO x.(x.t'x Kotttov öpoo; ist ganz allge-
mein die arabische Bergkette bezeichnet.
VI.
Im Museum zu Alexandrien, Saal //. Kleine weisse Mar-
morlafcl, hoch 0,17'", breit 0,15'", dick 0,0ü'". Die Tafel ist
' Vgl. Zeilsclii'ifi lür Ellinoiogie 18Ü2 S. 4i (Ü. Scbneider).
234 M. L. STRACK
ohne Verzierung und links gebrochen. Botti liest Z. 2 : 0E ;
Z. 3: AYTOYKAI.
■= Z I N O H I
A 0 n I O I
PAYTOYKAI
N A I K O Z K A 1
A I A I Q N
cop ÜTTsjp auTOö xal
TY^i; yi»]vau6; ;ta.i
T<Iiv TTjaiÖtCOV.
• Der Göttin Arsinoe Philadelphos (weiht dies) Thestor für
sich, sein Weib und seine Rinder'.
Die Ehe zwischen den Geschwistern Ptolemaios und Arsi-
noe ist wahrscheinlich im Jahre 271, jedenfalls vor dem Jahre
270 ' geschlossen. Die Inschrift fällt also in dieses oder später
als dieses Jahr. Die untere Zeitgrenze ist nicht zu bestiuimen,
da eine Weihuno; an die Gottheit der Arsinoe nicht unbedinsit
zu ihren Lebzeiten gemacht sein muss, wenn auch letztere
Annahme an sich wahrscheinlicher ist. Wir wissen, dass Ar-
sinoe an verschiedenen Orten Ägyptens in Alexandrien, Pto-
lemais, Mendes, Sais und Theben als Göttin verehrt wurde
und können aus den Datirungen ollizieller Beschlüsse, in de-
nen ihre Priesterin, die Kanephore, genannt wird, schliessen,
dass der Arsinoe-Cult noch lange nach dem Tode der Kö-
nigin in Ehren blieb, zum mindesten bis zum Jahre 196, dem
Jahre des Rosettasteines'^. Auf der öfter citirten Mendesstele
* Wiedemann, Zur ('hroiiologio der Arsinoe fMiiladclphus Rhniii. Mu-
seum XXXVIII S. 393.
2 Buurrianl lial in dem liecueil de travaiix vgypt. 1885 S. 1 11", eine hicro«
INSCHRIFTEN AUS DER ZEIT DER PTOLEMAEER 235
lesen wir Z. 13 der Übersetzung Brugsch's : 'Seine Majestät
befalil dass aufgestellt würde ihr Widderbild in sämtlichen
Tempeln. Das gefiel gar wol ihren Propheten, dass man
sie finden sollte gleich den Göttern wegen ihrer wolthätigen
Gesinnungen gegen alle Menschen'. Ägyptische Texte sind ja
überreich an Phrasen, und es würde sich gewiss Niemand
wundern, wenn wir auf unseren Deni^mälern mit keinem ^^^orte
Arsinoes wolthätige Gesinnungen oder ilire Götter-Gleichheit
erwähnt finden würden. Diesmal aber sind die Widderprie-
ster in Mendes der Wahrheit nahe geblieben in ihren Worten.
Arsinoe- Inschriften, d. h. solche in denen nur der Xame der
Königin ohne gleichzeitige Nennung ihres Gemahls vorkommt,
sind allmählig in grösserer Anzahl bekannt geworden, her-
stammend aus den verschiedensten Gebenden des damaliiiren
ägyptischen Reiches. Sie beweisen besser als alles andere die
grosse Beliebtlieit der Königin Arsinoe, ihren Wolthätigkeits-
sinn und ihre Verehrung. Von keiner der anderen grossen
Königinnen, die in der politischen Geschichte eine weit be-
deutendere Rolle gespielt zu haben scheinen, sind annähernd
so viele Denkmäler der Verehrung erhalten '. Eine Zusammen-
stellung der Arsinoe-Inschriften mag hier Platz haben. 'Ap-
oivÖTj; *I>tXaS£).90'j ~ auf zwei Basen aus Amorgos, die für Ana-
theme bestimmt sind, und auf einem Stein aus Cypern ^; 'Ap-
(7iv6'^<; Ö£5c? <I>',XaS£X<po'j Fundort unbekannt''; 'AJpcr'.vör)? öez??
$i>.]aS£X[cpou aus Lesbos^ ; 'Apaivöri •l>iXaS£Xcp(i) aus Alexan-
glypliisclic Replik tlieser I lisch liCl (Stein vun Dainaiihom) verütrenlliclil, die
er dem Jahre 183 zuweist. In ihr wird die Kanephore der Arsinoe gleichfalls
genannt.
* Es giebl eine Iiischrii'l lür Euergetes' I junge Tochter B^psv-xT)? ßaaiX-a-
or)s iyaO^s TÜ/^r); vgl. oben S. 223 Anm. 3 ; eine für Berenike III die Tochter
Solers II, die spätere Gemahlin der Könige Alexander I und Alexander II
( LeBas III 'J784) eine lür Kleopatra Euergetis vom König selbst gesetzt
{Ihdl. de curr. hell. IV S. 223) und vielleicht eine für Kleopatra II, die Ge-
mahlin des IMiiiometor (('. /. 0. 47Ü3'' ).
2 Athen. Mitteilungen 1876 S. 336 (Weil).
3 LeBas III 2821.
* C. I. G. 4959.
» 6'. /. 6'. II adil. 2168".
536 M. L. STRACK
drien ' ; *Ayx9yi<; tu^^v)? 'Apirivori? <I>i>.aS£X(pou auf einer Vase aus
ägyptischem Porzellan ^ ; 'Ap'jivoYi 9sx <I>tXaSeX(pir) Saxupo? in Re-
desieii in der Thebais-^; 'Apaiv6ir;v t^iXäSeXcov ©e'dTcop 2CxTupou
'AXc^avSpeu; aus Alexandrien in Ägypten^, Ba(7i>.i(T(7av 'Apci-
vör)v 6£a[v äS£).(pr,vJ ttjv IlTO>.£aatou xai BspeviyCYj? [6£a)v HcoxTipwv]
r) TTÖXi? aus Ptolemais in der Kyrenais^; BacriXiaGav 'Ao^nvöiov
ßacTiXEco? nToX£{xaiO'j xai ßarrilic'JTi? B£p£vix,r,; 2l]TpaTOvix,7i ßaciXeot)?
A-/^ii.r,Tpio'j. . . Fundorl unbekannt^: 'Apcivövi ^'.Xa^E^cptp NaiäSt
'Aciaroy.'kr,^ 'Api-TToyAEoui; 'A>.£;avSp£u; aus Cypern ^ Eine kleine
Abweichung von diesen bietet, wie man sieht, unsere In-
schrift. Es ist in ihr am klarsten die göttliche Verehrung aus-
gesprochen, die man der Arsinoe zollte. Wie man das feh-
lende Eino;anojswort ero;änzen soll, bleibt fraglich. Weä stimmt
in der Buchstabenzahl und ist dem Sinne angemessen, doch
ist zuzugeben, dass beöt; in ptolemäischen Inschriften fast im-
mer nach dem Namen steht. Es mag also auch "laiSi 'Apoivöri
<l>i>.aS£>.(pw gestanden haben, wie in dem Louvre-Text, den
Wiedemann a.a.O. bekannt gemacht hat, Z. 11:'0 Fürst, un-
ser Herr, lasse aufstellen ein Bild der Prinzessin, der Erbin
beider Länder, der Isis Arsinoe Philadelphe', oder der Name
einer anderen Gottheit, die ihr den Namen hat leihen müssen.
Der Name des Weihenden ist aus einer der genannten In-
Schriften (Nr. 9) genommen ; in der Buchstabenzahl stimmt er.
VII.
Im Museum zu Alexandrien, Saal G. Etwas gerundete,
' Revue arcli. 1886, I Ö. 272 (jJulliaii). Warum hier der Bezug auf die
ägyptische Königin geleugnet wird, weiss ich nichl.
2 Arch. Zeitung 1874 S. tl3.
3 C. I. G. add. 4836 b.
•» Dali, dell'lnslilulo 1866 .S. 44 ( Weschcr;.
» C. I. G. III 5184.
6 C. I. G. III, 5795; Kaibel, Inscripl. Siciliae et llaliae 111.
"' Cesnola. Cijprus Ö. 4 16 Nr. 9. Die Weihinsclirift vom Arsinooion auf Sa-
rtiothrake habe ich weggelassen, da dieser Bau vun Arbinoe während ihrer
ersten Ehe gesliilet sein sull, vgl. Arch. Untersuchungen auf Samothrake II
S. Hl.
INSCHRIFTEN AUS DER ZEIT DER PTOLEMaEER 237
rechteckige Tafel aus weissem Kalkstein, hoch 0,20"", breit
0,25'", dick 0,00'". Der Stein ist an allen vier Seiten zerstos-
sen; Spuren von weisser Tünche sind sichtbar. Zwei Drittel
der P'läche sind beschrieben.
f j b n I E F I <\>IJ N E I {ht\) fM'l'llllll
§KAAAIZTPAT020HrE 'W'llllll
fAQNKAlOITETArMENO \!!!,
f^FAYTONSTPATaTAI so!
Die Inschrift scheint i>efiilsclit zu sein. Die Buclistaben sind
nach der Beschädigung des Steines geschrieben, und mit
Rücksicht auf diese Verletzungen. Am deutlichsten lässt sich
dies erkennen an den Buchstaben der ersten Zeile, und der
sonst unmotivirten Trennung der Silben in rr,'jy.cbv. Dem Plo-
lemaios V Epiphanes ist sein zweiter Beiname l!]uchai'istos nicht
beigefügt. Dem reingriechischen Namen Ka/XiTTpocTo; fehlt das
Patronymikon. Der Titel r.ysacov — in griechischer Zeil in
Ägypten überhaupt wenig gebräuchlich — scheint erst unter
römischer Herrschaft absolut vorzukommen. Unter den In-
schriften aus dem IHolemäerreich kenne ich nur zwei, wo der
Y^ysy-wv erwähnt wird, beide Male mit einem bestimmenden Zu-
satz: ein b]pigramm unter Ptolemaios 1 r.yeu-wv s-' avSpwv und
eine l<]hreninschrift unter luiergetes 11 r,y£u-cov /.al '<~~y.^yrc, £z'
avopcov.
Rom.
MAX L. STRACK.
-<>♦ ?»^!!i$f 'O-
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX.
n
AAYPEÜTIKAI APXAIOTHTES
ToT; "Traoi xuy^x^ti yvcoGTOv oti ev tti kayÖLTY^ oixpoc. ttJ? Srepea;
'EX>.aSo?, ev TY) AaupswTtxfi, eyevovTO TraXai ttote \t.tyiGTn(; ari^oL-
cia? aeTaXXeuTixat /.al asTaX'Xo'jpyr/.ai ipyaciai. Hots äxpiScIx; y^p-
^avTO al ipyaciai aurai, oüosTTOTe s^TiXpiSwÖri. Ai' o Jtal 6 Sevocpöv
(Hopoi 4, 2): 'Oüxouv OTi [jL£v xavu xaXxiä svepyic £«jti tzolgi aa.-
cps;' oüSsi; yoGv oüSs xsipara'. Xe'yetv octto tcoiou ypövo'j £TC£ysic-/^6-/)'.
llfipi T7i? (ToSapoTTiTOi; öu-ü); tcüv EpyacKöv, ÜTToloyicavTEi; aXXoTE
Eupoasv OTi TiX }/,£TaX>.£ia xauTa EpyaaOevTa iizi i^zlc, £x.aTOVTa£TY)-
piSa? Siä 150Ü0 ävSpaTToScov, 7:apr,yayov -Epi-ou 2,100,084 t6v-
vou? äpyupo|/.iyou? jjloXuSSo'j ä^ia? 4,171,378,600 Spayi^öJv'.
KaTO. TY)v TrpwTTOv [A. X. £)taTOVTa£Tiopioa f;,yj Suvay.£voi vä öpux-
Tfajctv £-(i)0£>.cj(; äpyupop-iy^ {j'.£TaXXiTiSa iv toi? £yx.dcTOi(; Tri<; yvi?,
i-E^Etoya^O'^'^o '^öc? äpj^aia(; Ey.SoXäoa»; (ä7roppi}ji.p.aTa tojv äpyaicov
ü.£TaX>.£i(i)v ), a; <7'jV£y.a[y.iv£uov [j,£Ta xaiv Tx.wpioJv. 'Tä Se äpyupeia
TOt £v Tvi 'AxTDcfi x.ax' ocp^äc [Jt.£v r)v äi^i6>.oya vuvi o£ ExXsiTCEr Jtal
St) y.ai Ol £pya"C6u.£vo'. xvi«; aExaX>>Eta? arrÖEvcü? urajtououTrj?, ty)v xa-
'Xaiäv £x,€o>.äoa /tai otwpiav ävaycovEuovxE? EupiTKOv i'xi £^ aux>i<;
a,Tw0y.a.9atp6{/.EV0i äpyuptov.xöiv äp^raicov äTTEipw; •^aty.'.vc'jovxwv (^llxpä-
g(ov IX, 1, 23).
"Oxi ouxw? e^exeXeixo koütx xÖv Trpojxov aiüiva a. X. t) [jiExaX-
Xoupyix,'/", £v Aaupicp i^ycnGion o\)Oiu.ix ü-ap^Et äaoiSoXix. Aiöxi Eupi-
cy.ou.Ev Gv;i;.£pov xit xoJv äpyaioxEpcov i^-ExaX>,07:Xu(Ji!X y.£/.7.X'jaa£va ütto
a7Uoppi[/.[/.ä.x(i)v xüiv ävaTuXuÖEKTüiv d/cooXacocov y,ai ev aüxoii; TiiÖäpyu-
pov - c'.? 'j/rrAL/.xxa r, Et; X£7:x6xaxa T^Exa^a. Ilspi ö£ xoö öxt £v apjj^YJ
' A. Cordella, La Grfece sous le rapporl göologiiiuc cl inineralof,'ique ( Paris
1878) «X. 109.
2 Tö ö^Eioiov TOÖTO TOÜ [jioX'j6oou ( Blciglällc ), OTcep w; yvwutÖv 7:apaY£Tai xaii
TÖv y'npia;j.ov toö ky/j'^'u xz'j toJ aoXJoooy Ocv rjTO Oyvatöv vi ijvjnäp/r, tAETa Ttöv
ixSoXoiowv T(I)v ipyaiojv jj.cTaXXo;iXuata)V, eav aurai Sev eiyov ützoottj sii; [itTaYEve-
OTEpa; £7:0/ a; c)ra;T^uo'tv jaetoc twv öp/aituv Tfj5 xaijuvstaj ä7;oppi[Ji|j.äTwv.
A. KOPAEAAAE, AArPEQTIKAI APXAIOTHTEE 239
Tvi; SeuTEpa? [i.. X. ixaTOVTaeTVipiSo: TTxca ipyacia ItcI tti? Aaupew-
TiKYi? el^ev evTeXüi; d/cXiTjet [7,apTup£i 6 lixucavia? (I, 1): 'IIXeovti
SJ ei? t6 irpödü) (tou So'jvio-j) Aa-jpiöv te I-ttiv, svOa Jioxt- 'AOti-
vaioi? r,v apyupou (j!.£TaX>.(X .
'II Aa-jpswTtx-)) oj;.(o<; e^YiKoXo'jö'/iTe vö. oi/.rjTai et:! 7i:oX>.ou; eti
aiüiva; xa; p.Erä t-))v 7r).yipr, xaTaTra-jrT'.v tcüv Epywv. "Ote ev ete'.
1868, EV 'EpyaaTripioi;, s'vOa vuv uTcap/^ouat Ta y.y.'TX'izr.u.x'X ty;«;
'En-/iv.xr,; 'Exaipia; twv MExano'jpyEiwv Aa-jcio-j, x.aTET/te-jz^ETO
Y) uLEyäVo xaxvaywyö?, eupsOr, o-j ü.ovov tÖ tspöv toO Mr,v6<; T-jpxv-
vou, 0 xaxa xa? ixtypacpöc? -ipoOr, e/.ei üttö ZivOo-j tivÖ; A'j/.iou -spi
Tr,v äp/r,v tou TpiTOu i;l. X. a-löjvo; ' . irAx i-Y,vTr,c?xy.£v '7;(^eSÖv /caö'
oXov TO u.rr-co? aÜT-?,; Txcpo'j:, iv ol? süpsOrj^av xal voai-raxTa Pw-
aaix,wv aüroxpaTopcov ävayop-öva [y-E^pi too 4*23 u.. X. 'Ex.ro; to'j-
Tü)v -/.ai EV ETEpai; Oetei'. tcöv 'Epyai-rr/piwv sOpEÖxcav vo^-iT^XTa
ävxy6[J.£va as/pi toO 1332 u. X. (<I>aix7ro-j £/. TapavTO?)'". Te'Xo;
y.xTX TÖv <I>e€po'jKpiov e. e. iv v?) ivaToXi///; ywvix Tciv vewv MEyx-
X(i)v T7i(; 'Exaipia«; MsTaUoxA'j'jicov, xarx ttiv ETTEX-Taaiv TiSrpoSco-
u.vArr^ Tivo; ypxi^-^ar,!;, ävE/COcX-j^Orjcav evtÖ; EG/.xa[7.£vO'j <7/'.aTo).{0o'j
äpyaioi Txooi. 'H Öxt/ aü-röJv Eax.E-rri^STO o-.x u.Eyä)^r,; 77>.xy.o: y.ai
6y)toXi8(i)v. EüpEÖTicrav ev evI x'jtwv yxvSpai yc'joa.i, öiXivai y.xl e;
Ep'jQpO-: ävOpaVciou (Granal), ^-.xy-ETpOV iyryjnci.\ TTEpiTTO'J 0,005l^ ,
atTivE? äz£T£)vo'jv -/.XTX T^xTav TTiOavÖTTiTa TCEpiSspaov, Tzooni':'. öi
aixpö; Sax.TuXto; yp-jaoö; {^.e >.if)ov (jaxpaySov, Süo A-j/viai /.oivai,
xpei; Sajtp'jppoiai y.oivoO a/r/aaro:. £v ayystov x.oivÖTaTOv, y.al e/,to<;
SOo yaXxivwv vou-'.aaxTwv KcüvcxavTivou 1 °'-^ (306-337 a. X.) /tai,
OTCEp TCSptEpyOV EV £CpOap(7.£VOV ipyupOÖV S'.cl)€o>.OV TOU 196-187 7w. X.
(y.aTa Tr,v yvcöu-r^v tO'j x. I. AzaTrpou ).
Tw 180'», asTX -xpoSov TÖcwv aicovojv ocEpyia;, £xavEVir;oOr,cav
xxi auOi: a! Epyaaiai äv r/i AaupEWTtKYi, ty) tuXoucix Ta'jxYi p.£TaX-
Xo<p6ow /copx. Ai Se Epyaoia'. aÜTai -/-pEavTO Sia ty;; ava/au-ivsoTEw;
T(iv cjtcjciöjv y,ai tüjv ex^oXaSojv, xaO' ov Tpö-ov etwEteaoövto auTai
)cai JCÄTÄ ty;v rowTr.v a. X. £xaTOvTa£TY,piSa. 'H ETTiT'jyia tt,; ava-
)CaU.lV6Ü(J6(ü? TUpOUXaXfTE TTV äv«>Y'J/'.V T(T)V UTTOyEUOV Ecycov y.xl Tr,v
' A. Conlella, Le Lauriiiiu ( Maisoilh' 1800) ceX. 3i. C.I.A.lll, 1 ip.73.74.
3 Lc Laurium leX. 32.
240 A. K0PAKAA.A£
( C[jt,i9(7(oviou 71 calamine ' ), outivo«; tyiv y^rimv Yiyvoouv ol apj(^aioi
(0? xai ToG (xayyavtouj^OD ciSrjpou, ov i-nian^ Sev l^efjL£Ta>.^eüovTO.
'AttÖ xri(; e-oy^T^? Tauxir)«; [J!.£/p'- crif^.epov, v^toi ettI 30 xspiTvou ett},
al £v äTrxoY) t95 Aaup£ü>Tix,yi ipycn'jixi iizl togoutov äv£7rTu^6rjaav Sio.
SiY]V£)cou? Ipya^Jta? 7000 EpyaTcJv, oogte TCap'/i^6y)(jav p.£X.P' '^^? 31
A£)t£[7.€piou 1893: '265,000 TOvvoi äpyupo^atyooi; u,o>^uSSou £V£j^ovto<;
xai '/.xxx [JL£Cov öpov 470,000 y'Aioypxjxiy-a äpyupou, 560,000 t6v-
voi (^^S'jSapyjpiTO'j (calamine) xal 750,000 tÖwoi aayyavtoü^ou
(Jior,po'j.
Ty)V AaupECOTl/C-^V, /.aT£J(^0'J(7av 200,000 (JTp£U,|XaTtOV TCEpiTCOU £7ri-
oäv£'.av, u~ö fX£TaXX£'jTt}cf;V xat äp)^aio>.oyix,Y)v i'xoij/tv oüvaTai xi;
voc S'.aip£(7Yi fii; rpix S',xx£-/.pitjt.a£vx [J-£pio :
1) Tci ^opeia y-epvi, -/ixot Ax'7>caX£i6, Anj/eXii^a, BpcoaoTCoCai
x.x.'X. £v oU Ü7r3tpj(_0'JC'. xoixoci ij.ayyaviouy^O'j <7tS-opou p,£xa 7rap£V£-
G7caou-£vou äpyupou^OD [y.oXuSöou. AI Epya.Ttai xoiv apyaiwv ivxaöOa
Tjcav [xzXTvOv 7;£pia)pi(ju,£vat, Siöxi /,ai xä ä-oppiiy-u.axa xvii; £x.ij.£xa'X-
>.£U(7£(i)<; auxüiv Eiaiv i'kxy^inTx xai |y-£xa)i'Xo7rXuc<ia dcpyata Skv üxäp-
youciv. 'Evia^ou £v xouxoi; EÜpsOvicav Qayirrxoc >.£i'|ava £x,)ta{/.iveü-
(j£{ü<; r-iS'^pou ((JiS'iQpoijj(^oi (7/.0L)piai avEu [y.oXoßSou).
2) T6 Kevxpov toü Aavpiou, vixoi ^£vxaiptv7i, Mizx^if.izx'kixy.y],
Kaü.zpE^a, Bspx(^£-/to; x-.x.'k. 'EvxauOoc aTCE'.poTcTvTjövi cppEaxa, uxovo-
u,oi, — aL;.[y.£y£0'/o x^'fjxlx opuyi/axa, äx£ipo7r)^*o9£i? S£^a{y-£vat, [;.£xaX-
XoTC^üiia XiSö/.xtTxa, Ex^oXa^E; x.ai Txojpiai /caxot xo>>>.a<; fAupiaöa«;
xovvcov. 'Ev x-?i TCEpKpEpsiK xa'jxio, £v £X£i 187(), äv£>ta>.u<|/(X[A£v xaxä
TcpdJTOV xöv TUEpl ou Eixop.Ev ävwxEpoi ^|/ EU Sapyup 1X7)7, ouxivo; 7) £X,a£-
xccXXe'jck; TrpoTiyayE Oaut^.aoici); xä p.£xa>.>.£uxi/,ä xt)? AaupEOxiXTi?
3) Tci nooQ, voTOV l-itpii, -/ixoi Nopia, MEyaXa IhuKa, KaX-
Xia?, Soopt^a 'Aypr,>.£^a x.x.X. p(.£)(pi tou ^ouviou. 'EvxauOa eve-
xXeiovxo xoixat TvXouatcöxaxai e!(; apyjpov xal xauxa; oi xpyxloi ic,-
Ea£xa)^>>£ijovxo £TCtp.c>.£'7xaxa. T6 7CO>.uxi{;.ov fXExaXXov xoo ipyupou
e^riyayov Sia xwv jv-ixpcöv aüxcüv [y.ExaXloTCXiKjiiov ij.Exä äQioÖautxäGxou
^ La Grfece sous le rapport Röologique et minöralogique asX, 104.
AArPEDTIKAI APXAIOTHTEE 241
OVTW; £Z'.aOVY,<; X.Xl ETTlTYlSeiOTVlTO?. 'H ■Tzl'J'j'.i; TCÖV y.£Ta/.'X£'jay.T(i)V
TOUTWV, Y) 3Cat V'JV TOTOV S'J(J/_ep71? £V£/.ev TO'J üL£t' a'JTCÖV äva|/.i)tTOu
(j/E'jSapY'JptTO'J Xal TOO (pOopiTO'J (FluSSpath), £7:£T£).£IT0 totov Ixi-
T'jyöJ? uTwö T(ii)v äp/ai(ov,a>iTTe ^v toi«; i:roppiL/.[/.aG'. twv iy.6TaX)w07rX'j'7i(i)v
auTGiv Ev Tai; ävcoTEpo) birsi.<i'., i7.ö>.'.? £yx,A£iovTa'. 3-4 '/4 ^/q pi-OVKöe;
apyupoüy^ou (;.oXuS^O'j. 'Ev Tai? Oeteci 'Ayp75>.£^a /.al Houpei^a, iv
aii; al äpyaia'. EpyaTiai £iyov i^iyOri £•; to ax.pov awTOv Tri; öpa-
CTr,p'.6Tr,T0:, w«; £u.cpaiv£Ta'. ex. tüjv [j.£ya)//;v E/.Taciv x.aTsyovTwv >.£'.-
tj/av(i)v /CTiptcov, 0££au.£V(I)v, y.STaAXoTüX'j'jiajv x.t.X. £'jpi'7x,ovTa'. —ay,-
u-Eye^ei; Tcopoi äuy.wScöv äpyjcoOycüv s/.^oXa^wv, ou; r, 'ETaipia tojv
M£Ta).Xo'jpy£t(ov 7rapaXau.€zv£'. ryoy.epov xa'. a£Ta;p£p£'. ma täv tiöt,-
poSp6[7.(i>v TCpö<; 7rXij<7iv £t? Tot Nfa METaXXoTrXüc'.a aütr,;.
'H ÖETt? auTY) cLTziyzx y)]xim<.xs ■:r£pi7C0'j wpav 7:pö? ßoppav tO'j
So'jviou Y.X'. x.EiTai -rrapä tJc äpyaia XaTOiz-Eia ToiJv aapixapwv, aT'.va
(j'jvEx.O'.vwvo'jv uETa TOÖ !^0'jviO'j Stä T'Ti; äpyaia; coov;. 'Ev ivi £/.-
€oXamx(ö (Twpoi tt,; ^eteü)!; TaoTv;? ( 'AypiiAE^a ) eoceOtj ~p6 tivüjv
E^Soaz^cov (t-/] 10 Maprio'j £. £.) aapaapivY) TrXö.^ '{yo'jcx 0,635 [*•
U(|;0?, 0,53p- 7r>.aT0<; x.ai 0, lOl-^- Try.yoc. 'Ett' aÜTr,; ivay£y:axTa'.
TcXripgi; SnuOTlKOV 'iifn(|)iay,a twv Souviecov xsp'. iSpO^Ecug vea: iyo-
pa?, Yiv hdiptlzoLi 6 Ae'j/C'.o; £!<; to'j; So'jv.eü.
To nyrty.0L tcöv ypaay.zTcov x.al •/! öpOoypacpia sXEy/O'jTiv Öt'. to ^Sr,-
(pirfy.a syivETO u-etoucty,; tt,; TETxpT'o; — . X. £x,aTOVTa£Tr,piSo:. '11
ETCiypafpY) £iv£ E'javzyvcjüGTOc, TO o£ x.£ii;.£vov TaoEiTTaTOv £^£1 co: i!ir,i;:
0 E O I
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1 A r A OHIEPEIAHAEYKIO
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HM oTAi5:no ihs:a5:oaiea
e5:oa lay tikamaaatpe
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yz\ n thnatopan/aeta
10 ae y k i o/ah e aa t t q h t h
l/ae nayoinpaeopoin
24? A. KOPiEAAAE
THIAEPAEOPOY OPQSiA
NHIEY P YXnPIASiOYNI
EYSilNArOPA lENKAIAA
15 AaiT^IBOYAO/AENai
EPEIAHHNY N0Y2:A:SYN
niKOAOMH TAIENOIKOA
OMENAE/AH Ei E NAIAAH
TEAHMAPXa l/AHTEAA
20 Ani/AHAENIENTOS:TaN
OPnNANArPAYAlAETO
aetoyh 0 I2:maens:t h a
e i aigin e i tonah/aapx
ONMETAAEYK lO KAI SIT h
25 r AIEN T H I A r O P A I
ösoi.
o0ai Souvieöc'.v Tuyy)-
t ayaOyii. 'ETreiöv) Aeuxio-
5 c, Siowcriv äyopotv toi; o-
YifxÖTaii; 7ro'//](ja<T9ai, eX-
eciOai auTixa i7.ä>,a rpe-
T; avöoac, oirivs; öpio-
uoiv Tviv äyopav [xera,
1 0 Aeu/Ctofu) (^-7) eXocTTCO v^ zri-
l [;.£V S'JOIV TvXsOpOlV,
TT,', hk TT^eöpoi», 07C(i>; a-
V r,i £upuj^(j>pia Souvi-
eöciv <XYopai^£(i)v xat aX-
15 X(Ot Tüil ßou>>op.£Vü)i,
ixEifiyj 7) v'jv O'jca g'jv-
(üDCoSoiJ.YlTai. 'EvODCoS-
0[7,£(t)v Se [;-7) e$6(i)vai [j-v)-
T£ S'/l(J(.ap)^(t)l [JL7)T£ aX-
2ü Xo>i ii.r,ö£vi £vtÖ; twv
öpcov. 'Avaypiij/at Se tö-
A.ArPEQTIKAr APXAIOTHTEE 243
£1 "klHiiZl tÖv dT,u.7.py-
ov u.eToc A6'j/cio('j) x.al cxr,-
25 ca'. £v Tvii ayopai.
'Ex TOu äpyaio'j toutoo ö*/iaoT'./CO'j <|/vii:pi(7aa.T0(; £v 'AyprAe'^"/)
TuapsysTat •;ö{Ji.iv tÖ evSoinaov va TriTTcUcwasv, oti toc xXo'jcrta Ix. ttj;
6ec£co<; Ta'jTYi(; st; apyupov pLSTaXXeix TcspiEXajjL^ivovTO sv T-?i TTsc'.'pe-
peia TO'j Syjf^.ou TöJv 2Couvi£(ov, öpOäx; S' 'Ava^avSpiS-/;«; 6 'AO-nvaio;
>.£Y£i TTsp'. T(iv ^o'jv'.£wv ' : ' IIoaXo! Se vOv l/.£v EiTtv O'j/. gXe'jQspO'., st;
aup'.ov Ss Souvisi;, £it' £•!; xptT'/iv äyopsc x£'/pr,vTa'." tov yotp ol'ay.a
(iTp£(p£t Aatp-(i)v £x.a(JTio', [AsTaj^eipt^wv Ty;v 'Xe^iv Sovviei/^ ävTi
Toö ^aöuji^cOifTOC-
n>.ri<7iov Tvi; Exiypacpr,; supsO?) ycai sie 'Epay^?, vitoi XiOivt) cttoXt]
T6Tpay<i)vo; i/. -/.xloü >.£7ttox.6xx.o'j [JLapaapou" lyu Sk auTr, 0,25!^'
TcXöcTOc, 0,20l^- Tzxyoc, /.OL'. 1,20|-^- u<j;oi; Jtal (pspsi avw^sv TcpoTOfz/ov
0,4 Oi^- otTirö TOÖ Gxr/Oo'j; [J-£/p'- ty^; x.S'paXvi;. Tö -poTW-ov T£Opa'j-
0[X£VOV, ^£(p£t [Jl.a5tp(XV /C0U.-/1V.
TeXoi; £v t(ö Xia£vi toö äyio'j NiKoXao'j T^apä xöv Öop'.x.öv, e'vÖx
UTCvipj^ev £v T-?i «.pyaiOTrjTi asxaXXoupyETov ttoXXoö Xöyo'j a^iov, dj;
T63tu.aip£Tai £x. T(I)v ixcyxioiv GX,ci)p'.a)v, süpsOio £'7y>cT(i); );'.Otvrj ett'.t'jjx-
ßto; TcXä^, oyriiJ.c(. ■Kx^iyO'jcx cxTi'kr,; w.et' äcTcoaxTOc, u'j/O'j; OjlQl^-
tvXätou; 0,27i-^- sttI tyj; OTTOta; S'.sicoO-^cav xaSc Ta ypäpt.tj!,aTa, iixs-
).(jii; £y}C£j^apxy[jt,£va.
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lAN I B H AE
APX IKAMINTYT
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Kock, Comicorum fraginenta U aeX. 137,
244 A. KOPAEAAAS
At xotiiTai oeipa! eivs xaTETrpau.i/.Evai T/eööv evreXw;, ai Tp£t;
T6^£'j":arxi ivxv'.voxjxovTai oletix ßsSaiöxr/Xo;" 'lavi()n?ie cio^iica-
^uveuTci X*-^^P^- "^^ övotjLx Tou (ip;^uaa'.vcUToö ( llüllenmeistor)
eive ^evixov £^ ou STriSsSaioOTa'. o.ti kxI i^ aXXtov Tnoywv yvwpi^ou.ev,
OT'. £v Toi; aeTaX>.£'jT'.x.oi; y.at asTa'XXo'jpYiXvOt? spyoi? o'i äpyaiot £x,tÖi;
TüJv ivSpaxö^cov, 3CTIVX rinocv Tcpotapicr^uEva otä tou; [iap£ia<; £pyaoia?,
fiiyov Sii Tr,v ävcoTEpav ETUOTUTEiav xxi ^evo'j?*.
'Ev Aaupiw 2 Maiou 1894.
A. KOPAEAAAS
Don vorstehenden Mitteilungen, welche wir der Freund-
lichkeit des Generaldirektors der üriechischen Ber;2Averkü;e-
Seilschaft in Lavrion, Herrn A. Cordellas verdanken, und de-
nen nehen den Notizen über die Punde diejenigen iiher die
antike \Yie moderne Production der Berü;\verke ihr eigenes In-
teresse verleihen, habe ich nur wenig hinzuzufügen. Dank der
Zuvorkommenheit des Herrn Gordellas habe ich den l'undort
des Demendekretes besuchen können. Er lie2;t etwa 4""" nördlich
vom Tempel von Sunion, nördlich auch von dem Spitharo-
pussi genannten Berge, am Südabhang des auf den Karten
von Attika XV mit der Höhenzahl •.'u7 bezeichneten Hügels;
die antiken Halden, welche man jetzt abbaut, sind dort eben-
' 'N'.x-'a; 6 Ntzr^zpaTou X^y^rat ir.iTzixTiv Et; xa. otp^upeta ::pi'aaOai TaXäviou '
Zevo^üJv 'ATcojjLvrjpL. II, 5, 2. Le l..amium (jeX. 29. Böckh, Kleine rfchrifLen V
aeX. 46.
AArPEQTIKAI APXAIOTHTEi: 245
falls verzeichnet. Bei diesen Arbeiten fanden sich, wie so häu-
fig, linier den Halden antike Reste, es liessen sich z. B. be-
scheidene Wohnhäuser mit tiefen, flaschenförmigen Cisternen
erkennen. Fast genau südlich von der Spitze des genannten
Hügels, aber noch nördlich von dem dort vorüberführenden
F'ahrweg, liegt eine zweistufige viereckige Basis aus weissem
Marmor von schlechter Arheit. Sie misst unlen 1,90 zu 0,90'",
an der oberen Stufe 0,80 zu 0,65'" und zeigt in der Mitte eine
7"° tiefe viereckige an der einen Seite beschädigte Einarbei-
tung von 0,26 Breite, deren Ausdehnung nach der anderen
Dimension höchstens 0.29'" betrus;. wahrscheinlich aber etwas
geringer war. Es ist nicht unmöglich, dass die hier gefun-
dene archaistische Dionysosherme (oben S.243). die sich jetzt
im Verwaltungsgebäude der griechischen Bergwerkgesellschaft
befindet, auf dieser Basis stand. Man würde dann annehmen,
dass ursprünglich die untere, sehr roh gearbeitete Stufe, in
der Erde steckte; die Dimensionen des Hermenschaftes (0,25
zu 0,205"') würden nicht widersprechen. Leider ist das Ge-
sicht der Herme selbst, deren gesamte Höhe 1,60™ beträgt,
zerstört.
Nur etwa 3'" von dem Platze dieser Basis entfernt steht in
den gewachsenen Felsen am oberen Rande einer ziemlich re-
gelmässigen Abschrägung eingehauen in 4 '/."" hohen Buch-
staben ///YPPINAI^. Die gut und sorelältiüf einijemeisselte
Inschrift ist 0,27'" lan^. am Anfani>- offenbar in Folije einer
Beschädigung des Felsens unvollständig. Hinten folgte nichts
mehr. Dicht danelien, auf der Erde lieüend, wurde das De-
kret der Sunier gefunden, also nicht an seiner ursprünglichen
Stelle. \y\\\ man aher nicht eine unerklärliche weite \'er-
schleppung des Steines annehmen, so wird man sich die Agora
des Leukios in ziemlich beträchtlicher Entfernung von der
Festung Sunion denken müssen.
Die Halden, unter welchen die Inschrift begraben lag, en-
stammen in ihrer heutigen Gestalt der zweiten Periode des
laurischen Bergbaues, als man die alten Ekboladen und
Schlacken einer zweiten, wie heute einer dritten, Verarbeitung
24P A. KOPAEAAAE
unterzog, wie obon S. ^^H Anni. 9 Herr ('ordellas mit techni-
sclien Griin(](Mi iiacliwcist. Die Zeil zwiselien der Aufstellung
und X'ei'scJHittung dei- Inselirift kann also immerhin einige
Jahrhunderte betran;en. I']ine attische Tetradrachme. welche
in den Ckholaden dieser Gegend zum Vorschein kam, gestat-
tet leider nicht, die Kntstehun»- der Halden e;enauer zeitlich
zu fixiren. Sie gehört zu der Gruppe der im Katalog des brit-
tischen Museums. Auica Tal'. 4, 1-3 abg(d)i bieten . ist aller-
dings in der Augenbiklung schon etwas lortgeschrittener, da-
gegen noch ausgesprochen älter als Tat'. 5. 3-6 Da man sich
das Stück doch noch cursirend denken wird, als es bei der
zweiten Durcharbeitung des Gesteins in diese Halden geriet,
wird man allerdings dazu neigen, sie für verhältnissmässig
früh zu halten.
Der Text des Dekretes ist lückenlos erhalten und bedarf
keiner besonderen Erklärungen. Die Schreibung As'j/.io Z 10.
2'i, welche nach Meisterhans, Grammatik der attischen In-
schriften ' S. 21 um 360 V. Ch. schon fast ganz aufgeoeben
O CO
war, und von iyopä'Cev Z. 14. ivoiy-o^oasv Z. 18. E^lvai Z. 18,
für welche er S. 16 als spätestes Beispiel eine Urkunde aus
dem Jahr 334 v. Chr. nennt, zusammen mit derjenigen ev
Q-zr^.i\ XiOivei Z. 22. 23, welche seit 380 mehr und mehr üblich
wird (Meisterhans S. 30) führen auf die Mitte des vierten
Jahrhunderts v. Chr. als Entstellungszeit der Inschrift. Dazu
kommt, dass Leukios, worauf mich U. K()iiler hinweist, nicht
unbekannt ist; C. I. A. II, 1 172 Z. 16 erscheint als Vertre-
ter der Leontis für die Leiturgie der Eutaxia Astr/ao; öeoxXe'o'j;
Souviso; in einer Urkunde, die etwa in das Jalu- 340 gehört.
Damit ist dann auch unser Demotendekret ungefähr datirt.
Die Holle, welche Leukios in beiden Inschriften spielt, lässt
ihn als wolhabenden Mann erkennen.
Ich benutze die Gelegenheit, noch eine Inschrift mitzutei-
len, welche sich in Agrilesa befindet, und zwar in dem klei-
neren, nordwestlicher gelegenen antiken Steinbruch, welcher
wegen der unreinen Farbe seines Marmors nur wenig ausge-
beutet zu sein scheint, Dort stehen an einer treppenförmig
\AVPEQTIKAI APXAIOTHTES '?47
abgestuften Stelle des Felsens in die horizontale Fläche einge-
graben folgende etwa 8"° liolie Buchstaben :
o\/m o
/^IFECDO
Links und unten scheint die im Ganzen i5"" lange Inschrift
vollständig, ob rechts auch, ist nicht mit Sicherheit zu sagen,
da hier der Felsen ziemlich verwittert ist, so dass dieser Teil
der Inschrift bereits abgesplittert ist und lose neben seiner ur-
sprünglichen Stelle liegt.
PAUL WOLTERS.
-OHf*5«<^
INSCIIKIFT iJHli loBAKCIIEN
Die hier veröffentlichte Inschrift wurde Mitte Februar die-
ses Jahres l)ei den Ausiii-ahunüen des deutschen arch. Insti-
tuts zwischen der Pny\ und dem Areopaji; i>erunden. Über den
Fundort und die Fundumstiinde ist auf den von Dörpfeld oben
S. \^n ü'. erstatteten Bericht zu verweisen.
Die Insclirift, die sehr gut erhalten ist, steht auf einer Säu-
lentrommel, welche zu dem grossen Versammlungssaal der
lobakchen üehörte ; sie ist in zwei Kolumnen geteilt und
oben mit einem Giebel in llachem Relief bekrönt. Das Ganze
hatte also etwa das Aussehen einer auf der Säule angebrachten
Stele ^ In dem Giebelfeld ist in der Mitte ein Krater und
darüber ein Bukranion dargestellt; an jeder Seite befindet sich
ein Panther und darüber eine Weinrebe mit Trauben.
Was die äussere Erscheinung anlangt, möchte ich noch
hinzufüsfen, dass diakritische Punkte über dem Iota- in fol-
genden Fällen (wenn auch nicht in konsequenter Durchfüh-
rung) vorkommen : in Formen von Ispeö? und töSa/./o:, in Upa-
'7a(/.£voc (Z. 115), (epovei/.o'j (Z. 133) und i'jvjXÖTiov. Ferner ist
das zweimal am Bande l)eigeschriebene Z hervorzuheben ,
dessen Bedeutung nicht ganz klar ist. Schliesslich sei er-
wähnt, dass an mehreren Stellen die verschiedenen Paragra-
phen durch einen leeren Baum von einander getrennt sind.
Die Zeit der Insclirift lässt sich nicht mit Bestimmtheit er-
mitteln, da das Jahr des im Anfang erwähnten Archonten
' Yii\. Z. 15 Ev aTr^Xrj Ta ooyixaTa. Z. '22 xa'i ev atr^Xr, iva^pay^vai. Z. 27 f.
k'aiai fj aTTJXri er; toü zeiovo?. Diese All iiiid Weise Iiischiirieii in Sleleiifurin
auf Säulen einzuhalten kuniml liesonders im driUen Jalii liunderl iiacii Ulir.
nicht seilen vur. \'^\. C. I. A. III llöO. 1I8B. Il9,i. IIU;. \W:,
'i \\\ 7^. 78 sleiuMi (jic.se Punkte auch bei Y.
ä. WIDE, INSCHRIFT DER lOBAKCHBN
249
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70 eTCi)cpi6-/i a'jTw uttÖ twv lepEwv vi (Xtco-
INSCHRIFT DER lOBAKCHEN 2^9
SoOvat a'jTÖv ri iTspygiöat. Mayvi; Sk
£x' (xX>.OTpiav x)^''7iav ipyou.evo; v^ OSpi-
{^(i)v Ti Xoi^opoiv T'.va. ö y.£v "koi^iop'/]-
75 6£!i; r/ 'j?pir;Oc'.? TrapaTTaveTco ^üo £/.
<jav u€ptCö|^-evov ri XoiSopoo(/.evov,
x.al 6 xj^oinxi; ■/) "koioopriax^ a7roTiv[vu]-
Tti) TGJ y.oivG) )^£TCTO'j op. /,£ ' '/^ 6 aiTio;
80 yevöy.Evo; t'o; [J-x/yi? aTroTivvoTco
Ta<; aüräf; Sp. '/.z' r\ u/t) TuviTw^rav i<; to-j?
'!o^z>cyo'j(;, u.£/pi? iv aTroocöiiv.
*Eav Se Ti? a/pt T^X-^ycöv eXByi, ä7roYpacp£'7(6)(i)
6 TT^myE!? T^po? tÖv UpEa r\ tov ävOiEpfi'a"
85 6 §£ £-y.vav/.£c äyopäv ay£T(o xocl ^|/7)-
cpw Ol '.ö^ixy.y^oi xpsivexwTav Trporiyou-
a£vou ToC lepew;, xal 7rpo'JT£tf;-'X'j9fa)
Trpö; ;(pövov p.yi £!'j£X9£iv, ocjov a.v Sö-
^Y), xal apyupto'j w-^xpi X /.£'• EcfTco Sk
90 TÖt auTO. sziTsiaia xat tö SapevTi xai
[/.Y) £Tr£j;£'X66vT'. rapä tö t£p£i rt tö
Ti £7rtT£iüt.i(X o£ £<TTco xa auTa TW euxod-
{xo) a-Ji £y.Sx>.6vTi tou^ aayoaEvou;.
95 El Se ti; Tüiv loSay.ycov eISw? £7:1 toC-
TO äyopxv öcpEtXoucrav äyÖT^vat [zy] a-
TravTrjCTi, äTTOTEiczTO) TO) xoivo) Xe-
TTTOC dp. v', iäv Sk äTTgiOv) ivpacCTOiAS-
vo?. i^ETTco TW Tajxta >t(i)>>0<yai auTOv
1 00 Tvi; eiTÖoo'j T'yi(; ilc, t6 Ba-A^£iov u-e-
ypt; iv äxoSoi. 'Eav ö£ ti? twv
Ei'jepyoj/.Evwv tÖ i'7r,>,u(jtov u.7)
ÖlSoi TCO [£p£i 7] TCO ävO'.EpEl, EipyE^-
0(0 TT,«; £CTia(T£co?, }A£/pi<; av octco-
1 Ob ooi, xai TTpaiTEGOü), Ötco av toöttco
6 UpEu; jceXsucty). Mt^SeI; Se 7:(p)o(y-
260 S. WIDE
^(dveiTO) (X75 iTTlTpilj/aVTO? TOij U-
p£(i)? T, Toö ävöispeo);, ri ÜTreuO'jvoi;
60TC0 TCi X.0iva) XSTTtoO Op. X .
110 'O tepg'j; Sk £TCiT£XsiTco xä? dGtaO'j;
>.iTO'jpYta; CTißäSo; 54ai äf^cpisTio-
piSo? eÜTupsTTüi; xai tiÖetü) ttiv
€a8i [xiav 5tal 0£0>>oyi3cv, 7)v 75p-
115 ^aro £x (p'.XoT£iu.ia; routv 6 l£-
paaä[7-£vo; N£t5c6[xaj(^0(;. '0 o£ oL^'/j-
SaKYo; Ou£T(i> Tr,v öuaiav tw
öecji )cal t'ov (tttovö'/iv t'.Öetw
•/cara S£)täTiriv toü 'EXac[)vi€o>.i-
120 (ovo? aYlVO?. M£pü)V Se y£tVO{J!.£-
vfajv aip£T(j) Upeu;, avölEpEU?,
äpj(_iSot5Cy(_oi;, Ta[^-ia(;, ßou)toXr/.6(;,
Aiovuco«;, KopY), naXaijJLcov, 'Acppo-
SfilTY), np(i)T£up'j6[JL0? tÖC 0£ 6v6-
125 ^j-xzx auTcüv (juv)tXyipou(j9(i)
pOV 7^ T£ia7)V 7^ TK^IV, TIÖetü) TOlc; 10-
€Ä>tyoi? «TTTOvSriV ä^tav ty;; xa^Ed);
yäu-cov, ysvv/iTEO)!;, yooiv, £<pYib£iac,
130 -oAE'.Tsia?, pxSSo'popia?, ßo'j>i£ta:, ä-
6Xo6£(7ia? 7vav£X>.7]vo?. yEpo'j^ia;,
ÖEUuoOEiia;, äpj^Y)? in; Syittote oOv,
O'jvG'Jcia?, £ipyivapy(_ia(;, Upovetxou,
X,at El Tt? Tt £TCt t6 XOEITGOV lo^'x/.yo^ Oi^
135 Tuyo'.TO. E'jx,ocrao; ^e x.X-/ipo6c0co vi xaOiT-
tätÖco utcÖ to'j UpEo); Erri'pEpoiv tö ä/.OT-
[XOGVTl "0 Oopu^OÖVTt TOV ÖÜpCOV TO'J Be-
oö" <I) Se a.v TTOcpaTEOv; 6 OüpGO? £7rt)tp£i-
vavTO; TO'J UpE'w? r] toö apyt€xxj^ou,
140 E^EpyE'fjOo) TO'J ETTtaTOpElO'J. 'EoCV Ö£ (X-
tceiOy), aipETtorjav a'JTOv eqo) tou Tzu'kG)-
vo; ol x.aTaiTaOyidöp.Evo'. utvÖ twv
INSCHRIFT DER lOBAKCHEN 261
TOi? Trept Twv ü.xyoa£v(i)v — poixsi-
145 p.oi;. Taaiav ö6 a{p£i<j6(üTav oi iöSax-
j^ot i|/y)(p(i) Et«; Steriav, y.xl 7rapaXap.^a-
V£T(i) 7:p6(; avaypacpr.v to, toO Bastyei-
ou TTOCvra x.ai TrapaScoTS'. ö^oico; tgj
[J.£t' a'jxöv g«jou.£vcp Tai/.tx' TuapE^eTW
150 §£ ol')CoO£V tÖ 6£ptJ!.6^U;^VOV T7.? T£ £-
vära? xai äacptexrpiSa >cai «JTißaSa
xat oaai eOiu-oi toO 6£0ü v)p-£pa' xai
rä; ctTcö xAyjpcov v^ TEtawv vi Ta^£-
tov y^fXEpa?. AipEtTOü) §£ Ypaujxy.-
155 T£a, £av ßoüXviTai, tw iSio) )tivS'jv(ü"
(Tuv)t£y(i)pyi(j6(i) §£ aÜTÖ 7] Tay.t£'j-
Tt/C7) G7C0VÖ7), >tai £(JT(i) aV£l<7<p0p0?
TTIV SlETiav. 'Eäv §£ Ti; T£)^£'JTri-
<TY] löoaJCy^o?, y£iv£';0(i) (jxE^avo; au-
160 TW [/.£x(p)t X £', >cai TOI? i7riTX9y)'7a<Ti xt-
ÖEffötO OI'VO'J >t£päy.tOV £V, 6 Se L/.?)
£7ciTa(pv)aa? EipygaOü) toö ol'vou.
( Füi'tsctzunfr von S. 'C4(S).
Ar. Epaphroditos nicht bekannt ist'. Epiijraphisolie und
sprachliche Gründe lassen uns indessen mit einiger \\'ahr-
scheinlichkeit vermuten, dass die Inschrift ungefähr um die
Mitte des dritten Jahrhunderts nach Chr. entstanden ist. Zwar
beweisen Formen wie euuc nicht viel, denn diese Typen
werden auch durch das ganze zweite Jahrhundert nach Chr.
und noch früher verwendet^'. Wichtiger ist das häufige Vor-
kommen der diakritischen Punkte, das sicher auf die Zeit
nach der Mitte des zweiten Jahrhunderts hinweist, und wol
* Ein Archonl l-Jpaphioililos wird auch r. I. A. III 1070 erwähnt, ohiu«
dass sein Jahr festgesleilt werden könnte.
2 Die Buchstahenfuiinen konnten im Druck nalüriioli nur annäherm'
richtig' wiedergegeben werden, und wegen Mangels der entsprechenden 'I\v
pen gegen Ende der Inschrift noch weniger genau als im Anfang.
Jb2 S. WIDE
auch das viUlige Felilen des Iota adscriptum, (]as erst Inder
Zeit nach Septimius Severus vollständig verschwindet ^ Dazu
kommen die sprachlichen Rarbarisnien und Neubildungen,
Nvelche jedenfalls auf eine verhiiltnissmiissig späte Zeit hin-
weisen. \\\r dürfen also mit einiger Wahrscheinlichkeit die
Inschrift um die Mitte des dritten Jahrhunderts nach Chr.
ansetzen ^.
Es ist nicht meine Absicht auf die sprachlichen Eigentüm-
lichkeiten näher einzusehen. Beiläufii; niöuen nur die wich-
tigsten Abweichungen von dem gewöhnlichen Sprachgebrauch
angeführt werden: Z. 1 f. ^avivö? 'EXaflpYiSoXiwvo? y)' eCTCiucvou.
Z. 23 f. T:o\'kol; iztrsi xov ^cpiTir^TOv Upea 'IIptoo7)v. Z. 49 f. yco-
pi; ri ä7rooY,u.ia: vi ttsvOou^ r] vÖcO'j 'n crrpöf^po. ävav/<.ai6? Tt? üv.
Z. 59 f. edv TwpoJTov 001 (vgl. Z 101 ff. säv . . . p,7) SiSoi.
Z. 104 y-i'/jii; av d.Tio8oi) tö (spsi tö IutiXuitiov evypci^o^ievou
zTi iiz'.'jTo'krt Tti 2((oonaavTa si? TÖ^e ti. Z. 75 .TiapaaTaveTOj.
Z. 95 f. slow; £:;• TO'JTO äyopicv ö(|)ei?iOUö'av iyO'^vai. Z.135 xu-
XOITO.
Die Inschrift enthält die Statuten des Thiasos der lobakchen.
Voran geht ein Präskript mit einem Bericht über die Sitzung,
in welcher die Statuten angenommen wurden. Die betreffende
lobakchcnversammlung, welche am 8. Elaphebolion statt-
fand, war von dem Priester Rlaudios Herodes zusammenbe-
rufen worden, welchen, wie es scheint, kurz vorher sein Vor-
gänger im Amte. Aur. Nikomachos, zum Priester designirt
hatte. Klaudios Herodes hatte zugleich einen Vicepriester er-
nannt, welcher in der Versammlung t'x S6y(;.aTa twv UpaTaut-
voiv Xp-j^i-TTo-j y,x: AiovjGtou vorlas. Wahrscheinlich waren dies
alte Statuten, welche aus irgend einem Anlass erneuert und
' V<i\. I)iUeiiberj;er, Hermes I S. 413 und zu Ü. I. A. III .">. S. Reinacli,
TraiU d'^pir/raplne grerque S. 271.
2 Jedenfalls ist die Inschrift nicht später als das drille Jahrhundert n. Chr.
zu setzen \vef,'en der römischen Vornamen, die nach Dioclolian in f^riechi-
schen Inschriften höchst seilen vurkoinmen, vgl. Mouimsen, Hermes V
S. 133.
INSCHRIFT DER lOBAKCHEN 263
wieder zur Geltung gebracht werden sollten, und welche nun
von dem Priester, dem Archibakchos und dem xpoTxiTr,; zur
Annahme empfohlen wurden. Dann werden angeführt die
Acclamationen (Z. 15 IT.), die Abstimmimg unter dem Präsi-
dium des Kuphos. Sohn des Aphrodisios (Z. 19 fC.), und dar-
auf folgende, neue Acclamationen (Z. 23 ff.).
Hiermit schliesst das Präskript, und der Inhalt des Be-
schlusses wird in verschiedenen Paragraphen mitgeteilt. Diese
beziehen sich auf die Bedingungen für den Eintritt in dieGe-
nossenscliaft, die Zeiten der Zusammenkünfte, die Verpllich-
tungen der einzelnen Mitglieder, Obliegenheiten der Beamten
und im Allgemeinen die äussere Ordnung während der lo-
bakchen Versammlungen.
Um Mitglied der Genossenschaft zu werden, musste man
sich beim Priester melden und dann eine Dokimasie vor den
lobakchen bestehen. Wenn der Betreffende diese wol bestan-
den hatte, sollte er vom Priester das Diplom eines lobakchen
bekommen, jedoch erst nach Zahlung des i<jrAo(jiov, des Ein-
trittsgelds. Dies betrug für denjenigen, dessen Vater nicht der
Genossenschaft angehörte, 50 Denare, wozu noch ilie Verpflich-
tung kam, den lobakchen eine cttovSt) zu geben. Die dage-
gen, deren Väter schon lobakchen waren, brauchten als Ein-
trittsgeld nur die Hälfte, d. h. 25 Denare zu zahlen, und für
die folgende Zeit waren ihre monatlichen Abgaben auf die
Hälfte herabgesetzt, so lange sie unverheiratet blieben. Ein
lEpö; xai?, wahrscheinlich ein Knabe, der bei den religiösen
Gebräuchen mitwirkte, durfte, wenn er aufhörte ein Uso; -rrat;
zu sein, ohne Eintrittsgeld dem Verein beitreten, wenn sein
Vater dort Mitglied war.
An diese Bestimmungen über den Eintritt reihen sich an-
dere über die Zusammenkünfte. Diese finden am neunten Tage
jedes Monats Statt, an den Stiftungstagen (äa^ieTYipiSs;). an
den dionysischen Festen und ausserordentlichen Festtagen. Ein
Jeder sollte dabei r^ Xe'yeiv y] Tcoteiv ri (ptXoTS'.u.ou[A6vo<; >taTa€äX>.£iv
j7.Yiviaiav Tr,v öpicöeioav v.<; tÖv oivov <popxv ( Z. 44 IT.). Wer die
Monatsabgabe nicht bezahlt, soll von den Festen ausgeschlos-
^64 8. WIDE
sen werden. Ein jedes Mitglied musste sich an den Zusam-
menkünften beteiligen, wenn es nicht verreist oder krank oder
in Trauer war oder sonst etwas sehr Dringendes vorhatte ;
dabei sollten die Entschuldigungsgründe vom Priester geprüft
werden.
Es folgen nun die Bestiminungen über die äussere Ordnung
bei den Zusammenkünften. Es durfte bei diesen nicht gesun-
gen, gelärmt oder geklatscht werden, sondern Jeder sollte mit
allem Anstand und Ruhe touc; asptcrao-jc liyii^ ri mtoieiv nach
den Vorschriften des Priesters oder Archibakchos. Es war
streng verboten durch Wort oder That zu beleidigen, Unord-
nungen oder Schlägereien anzufangen oder den Platz eines an-
deren Mitglieds einzunehmen. Der Schuldige musste eine Geld-
strafe zahlen, und konnte, wenn er sich weigerte, von den
Versammlungen ausgeschlossen werden.
Wenn eine Schlägerei während einer Festversammlung ent-
stand, sollte der Beleidigte die Sache bei dem Priester oder
Vicepriester melden, und dieser sollte sogleich eine lobakchen-
versammlung berufen, in welcher die Mitglieder des Thiasos
dem Schuldigen das Urteil sprechen sollten. Bestraft wurden
auch die, welche die Raufbolde nicht herausgeworfen hatten,
und sogar diejenigen, welche Prügel bekommen, aber die
Klage nicht vor die lobakchen, sondern vor ein staatliches Ge-
richt gebracht hatten. Wenn eine lobakchos von dieser Ver-
sammlung ohne genügenden Entschuldigungsgrund fern i)lieb,
wurde er mit Geldstrafe belegt. Schliesslich wird bestimmt,
dass Niemand bei den Festen eine Ansprache iialten dürfe
ohne die Genehmigung des Priesters oder Vicepriesters.
Von Z. 110 an erfahren wir die Obliegenheiten des Prie-
sters und des Archibakchos. Die Bestimmungen über die Wahl
und die Funktionen des Schatzmeisters (und des Schreibers)
werden nicht in demselben Zuge mitgeteilt, sondern 25 Zeilen
weiter unten. Der Paragraph Z. 120-1*26 ([^.epcöv Se yeivou.e'vcov
•/.TA.), der besondere Schwierigkeiten bietet, ^^i^(l unten be-
sprochen werden. Der darauf folgende Abschnitt enthält die
Bestimmung, dass ein lobakchos bei glücklichen Ereignissen
fNSCMRIFT DER lOBAKCHEN 26o
des privaten oder öffentlichen Lebens der Genossenschaft eine
oTTovS-/) geben sollte ' .
Ferner wird bestimmt, dass wenn Jemand lärmt oder sich
gegen die gute Ordnung vergeht, ein wolgesinntes Mitglied
der Genossenschaft den Auftrag bekommen soll den Störenfried
mit dem Thyrsos des Gottes zur Ordnung zu bringen. Der
Schuldige musste, wenn der Priester oder Archibakchos so
bestimmte, das Festlokal verlassen; wenn er nicht gehorchte,
sollten von den Priestern angestellte Diener, welche den ei-
gentümlichen Namen ixtcoi tragen, den BetretTenden mit Ge-
walt entfernen.
Nachdem die Ernennung und die Befugnisse des Schatz-
meisters, der immer für zwei Jahr gewählt wurde, erörtert
sind-, kommt die letzte Bestimmung, über das Begräbniss
eines lobakchen. ' Wenn ein iobakchos stirbt, soll er einen
Kranz bekommen, dessen Wert bis o Denare betragen mag;
und die, welciie am Begräbniss teilnehmen, bekommen ein
-/Cepy.fxiov Wein; wer sich aber nicht beteiligt, erhält keinen
Wein '.
Die lobakchen bilden eine Genossenschaft (Oiac;o:, ipavo?),
' Welche Ereignisse dies waren sieht man aus Z. 129 IT., die keines Com-
raenlars bedürfen. Anfangs werden Ereignisse des Privatleheiis erwähnt,
ausser der Hochzeit: Gebuit, Xds;, Eintritt in das Ephebenaller und die
politische Mündigkeitserkiärung, also die wichtigsten Momente im Leben
des athenischen Kindes und jungen Mannes. Xde? bezeichnet wul die Zulas-
sung zu den Clioen ( Anlheslerien ), welche erst in einem bestimmten Alter
erfolgte. Wolters macht mich auf die Grabschrift Keiihd, Ei^igramtnata 157.
C. I. A. III, i Vi\'l aufmerksam: 'IDa/.'Ti; Xot>.wv, 6 ol 8a:'([jL(x)v) ecpOaae xoüj
Xoü?. Kaibel bemerkt, dass es sich hier um ein Kind handelt, das kurz vor
der Zulassung zu den Choen starb; diese Deutung wird durch die Stellung
des Worles Xds; in unserer Inschrift zwischen YEwrjat; und eyr,5s(a bestätigt.
Die Deutung von Wilamowitz (Comui. ijvammalicutn II S. I7|, gegen wel-
che Ditlenberger 0. I. A. III, "2 S. 3U0 schon die Schwierigkeil hervorhob,
dass £;pOa3£, nicht wXeac auf dem Stein siehe, verliert ihre Stütze durch den
Umstand, dass der Dargestellte sicher ein Knabe ist, wie auch S^bel Nr.
3217 angiebt, kein Mädchen.
'^ Der Schreiber ist kein ortlenllicher Beamter, sondern von dem Schalz-
meisler angenommen, wenn dieser es wünscht und auf dessen Verant-
wortung.
C66 S. WIDE
deren Mitglieder sich um den Kult des Dionysos vereinigt
haben. 'loSajcj^o? heisst mitunter Dionysos selbst', und es ist
überliefert, dass in Athen ein l^'est, 'loSax^sia, gefeiert wurde.
Die lobakchien und die Tlieoinien werden nämlich erwähnt
in dem Eide, welchen die yspapai. die vom Archon Basileus
ernannten Ehrendamen, bei den Anthesterien schwuren^.
Diese Notiz ist wichtig, denn sie zeigt, dass zwischen den lo-
bakchien und den Anthesterien scbon in älterer Zeit ein Zu-
sammonbang bestanden baben muss, und dadurch erhält die
\'ermulung, dass das neugefundene Versammlungslokal im
Bezirke des Dionysos ev Atavai; lag. eine Stütze. Übrigens
brauchen wir uns nicht vorzustellen, dass der in unserer In-
schrift erwähnte Tbiasos der iobakcben jüngeren Ursprungs
ist: er kann sehr wol auf ake Zeit zurückgeben. Wenn TüptTer,
Att. Genealogie S. 1 v' ff . nachgewiesen bat, dass die Tlieoi-
nien ursprünglicb ein ahes attisches Gescblechterfest gewesen
sind, so mal»' dasselbe aucb von den lobakcbien <'elten,die nach
akväteriscber Weise ( x-arä rä Trärpia) gefeiert wurden. Später
baben natürlich die lobakcbien den Cbarakler eines Geschlech-
terfestes aufij;e<Jjeben, und der Eintritt in den Kultverein ist
allen Atbenern (später wol auch Ausländern) gestattet worden.
Die Zeit der Inscbrift lässt sieb, wie gesaut, nicht irenau
feststellen, aber teils aus e})igrapliiscben. teils aus spracli-
licben Gründen dürfen wir annebmen. dass sie etwa um die
Mitte des drillen .lalirbunderts nacb (]br. abgefasst worden ist.
Die hier erwiibnlen Personen zu identillciren, ist mir nicbt
gelungen. Der Vorname Aurelius, den der frübere Priester
Nikomachos trug, ist wol mit der Verleihung der römiscben
Civitäi unter Caracalla in Verbinduni»- zu bringen. Vermu-
tungsweise teilen wir eine andere Kombination mit. Der neuer-
' Ilesycli. s. V. Anlliol. Planud. IV 289. Dionysische Hymnen, 'Io6ax/oi
genannt, von Aicliiluchos verfasst, Ilepliaisl. 94. Sleph. Byz. s v. Be/eip,
V,:.'!. i'iocl. in Phol. Bil)!. S. 320, 31 Beixixer.
2 Pseiidü-Denioslh. adv. Neaeram 78 xal ri Osotvia xai zx luZiv./v.o. yspaipw
TÄ Aiovüaü) xaT« TÖc ndtpia xal h xoi{ xaOrjxouai /pdvow. Vgl. Hesych. V. yepapal,
I-:iyrn. .Magn. S. 227, 36. Pollux VIII 108.
IN8CHBIFT DER lOBAKCHEN 26?
nannte Priester heisst Klaudios Herodes. Abgesehen von dem
berühmten Tib. Klaudios Attikos Herodes, giebt es im C.I.A.
III nur einen Klaudios Herodes. Dieser, der Phyle Pandionis
angehörig, erscheint in einem Ephebenverzeichniss aus dem
Jahre des Archonten Patio? Kacio? 'AzoXXwv.o; {C.I.A. III
1169), dessen Archontat von Dumont^ um das Jahr 209 n.
Chr. angesetzt wird. Wenn das richtig ist, würde der Ephebe
Klaudios Herodes um das Jahr 190 n. Chr. geboren sein.
Nehmen wir an, dass der Priester Klaudios Herodes etwa 40-50
Jahre alt sein Priesteramt antrat, so wäre es leicht möglich,
den Epheben vom Jahre 209 n. Chr. mit dem in unserer In-
schrift erwähnten Priester zu identificiren. Diese V'^ermiitung
würde also die Entstehung der Inschrift etwa auf die Jahre
230-240 n. Chr. zurückführen.
Sehr eigentümlich sind die in der Einleitung angeführten
Acclamationen. Diese kommen in den griechischen Inschrif-
ten selten vor; ein gutes griechisches Gegenstück bietet die
von Sp. Lambros in den Athen. Miltheilungen VI (1881) S.
167 ff. veröfl'entlichte Inschrift aus Chalkis (drittes Jahrhun-
dert n. Chr.). Dort finden wir solche Acclamationen, wie
'E€(c')o<iav) Ol rruvEopoi" lla|;.(pi>,w Y.%'kr\ y) r,Yr,a'.(;' outoj vstvecÖw —
und ferner 'E€(6-/i<j£v) 6 S('/i(7.o?) So)t£i:. "ESo^sv. 'E6(6r,<j£v) 6 S(yi-
{jLo?) TCoXXoi? £T£<ii Tou; v£w>t6po'j?. Dlcscr letztere Ausdruck
stimmt vollkommen überein mit dem in unserer Inschrift an-
geführten Zurufe xoX^oi«; eteci töv j^pocxiaTov i£p£a 'HpcoSriv. An-
dere Beispiele der Acclamation ünden wir besonders bei den
Serif tores hlstoriae Augustae, wo von den Senatssitzungen
die Rede ist. Ein gutes Beispiel ungefähr aus derselben Zeit
findet sich im Leben des Alexander Severus c. 56, wo die
Senatsprotokolle ausdrücklich als Quelle angegeben werden :
Adclamalio senatiis : Alexander Auguste, di te servent.
Persice maxime, di te servent. vere Parthicus, \,'ere Per-
sicus. trophaea tua et nos videmus, ^'ictorias et nos i'idc"
mus. iuveni iniperatori, patri patriae, pontifici maximo.
' Diiiiiüiil, ührunologie des archonies alkeniens Ö. 106 f.
'i68 s. wiDß
per te victoriam undiqiie praesumimus . ille vincit , qui
militem regit, dives senatus, dives miles, dives Populus
Romanus. Wir wissen, dass während der Kaiserzeit der rö-
mische Urkundenstil in die ijfriechischen Volksbeschlüsse mehr
und mehr eingedrungen ist', und man möchte daher vermu-
ten, dass die detaillirte Darstellung der Geschäftsführung,
welche nicht nur in dem eben erwähnten Volksbeschluss, son-
dern auch in der lobakcheninschrift vorkommt, von dem rö-
mischen Urkundenstil und vor allem von den römischen Se-
natsprotokollen beeinflusst worden ist.
Die Bedeutung der Buchstaben 6 2 (Z. 13. ?3) ist nicht
ganz klar. So viel ist sicher, dass sie auf die folgenden Accla-
mationen hinweisen ; vermutlich haben wir hier eine Abkür-
zung für £;£€or,'7av vor uns. Man vergleiche die eben citirte
Inschrift aus Ciialkis, wo £ß(^6T,Gav) ohne Zweifel richtig er-
gänzt wird, und die Inschrift aus Hhodiapolis, Petersen und
Luschan, Reisen in Lykien S. 104 (III G 7) [y.a]l [v]Ov ttxIiv
67ri€e[€]o7)u.£v'/i; tt,? x.otv7i(; toö sOvo'j? apjr aipsTiaxT^q [i]/C>7)<7ia; und
S. 105 (V C 1) tÖ Vi e'Qvo; sTciSsSörjTai -aliv T£tuLr,6r,va.t. aÜTOv.
Die Statuten, welche von den lobakchen angenommen wur-
den, waren nicht neu, es waren xä SöyaxTx töjv i£pacxy.£vü)v
Xpu<7iTc:ro'j x.ai Aiov-j^icu, welche wol früher Geltung gehabt
hatten, aber aus irgend einem Grunde in Vergessenheit gera-
ten wai'en und nun wieder in Kraft treten sollten Für diese
AutTassiing spricht auch der Ausdruck ävi/.Tr,'7X'. zx (^öyay.-ot :
•stelle die Statuten wieder her, bringe sie wieder zur Gel-
tung ' 2.
' V^l. Swoboda, Die griecli. Vulltsbesclilüsse S, 212.
2 Ein analoges Bei.spiel linden wir in der Insclirift C. I. A. II 628, wel-
ciie einen r3escliluss der auvooo; dionysisciier Künstler enlhält. liier wird ein
gewisser I'liilemon gelobt, weil er ävty.TrJaaio xi; ;:aTp(ou? Oja!«;, nachdem
das llriligtiim in Folge eines grossen Landesunglücks zerstört und der Gol-
lesdienst lange unterbrochen worden war. Dass in unserem Fall die Slatu-
len allerdings nicht völlig unverändert geblieben sind, beweist Z. H6, in
der auf eine Einrichtung des eben abtretenden Priesters Bezug genommen
wird.
INSCHRIFT DEn lOBAKCHEN 269
Im Allgemeinen finden wir in diesen Statuten manche Ähn-
lichkeiten mit den friilier bekannten Orgeoneninschriften ,
doch trifft man nirgendwo sonst auf einmal so viele und so de-
taiilirte Bestimmungen. So begegnen uns auch in anderen
Orgeoneninschriften Vorschriften über Eintritt und Dokima-
sie, Abgaben, Ausschliessung aus dem Thiasos, Strafbestim-
mimgen gegen solche, welche bei den Versammlungen felilen,
sich Scbmäbungen. Unordnungen und Schlägereien zu Schul-
den kommen lassen, Vorschriften über Teilnahme an Begräb-
nissen u. s. \v. Man vergleiche z. B. C.I.A. III 2 >} v6-
Y^jC, £pav[t(7jTdJv. [Mr,]o£vi £[^]£'(TT(i) (^[tevjai [ic] -rr^v r;i\j-^trj-y.z\^
cOvooov TcJjv spaviGTcöv. 7r[pi]v av öox.'.aa'iO'/), ii in-', ä^yvjöi; /.ai s-'j-
rreSr,; xai ä[YaOö(; ' a'J;av£T(o §[£] 6 i'pavo? itzX (!f\\o-:i^C:jly.<.^'
v. ^£ Ti[<;] Y-^y'x^ ''"' ^Jopo S^o-j? x-stvöJv ^xivo'.TO, £x.Sa>.X£(j6ü) to'j epi-
vou [C]viu.touu.£vo; TOti:: o[i]7u)>ai? -/.cinKü^ y\ "Kkr,-
yaT; alKi?^[6a£vo;] . . . und das Decrctiini Lanuvinum, CLL.
XIV '21 1 '2 Lcrsi collegi. [Plac]uit universis, ut. quis-
c/tiis in hoc colle^^iuin intrnrc voluerit, dabit kapititlari
nomine [scstertios ccntum) n[uninios) et vi[ni] boni amplio-
rcun, item in menses sing{itlos) a{sses qiiinos) item
placiiit, ut (juisquis serviis ex hoc collegio über /'actus fite-
rit, is dare debcbit vini [bo]ni amphornm item pla-
cuit, si quis quid r/f/eri auf rcferre volet, in conventu re-
/erat, ut (piicti et hilares diebus sollemnibus epulemur.
Item plucuil, ut quiscjuis seditionis causa de loco in alium
lof'utn trunsicrit, ei multa esto [sest. quattuor) /i{u/n/nu/n).
Si quis autem in obprobriuni alter altcrius di.rerit aut
tu[mul]tua/us /'ucrit . ei multa esto [sest . duodecim) n{u/n-
mutn).
Als Beamte erscheinen i£p£'j;, x-^Hu^vj^, oi.^yi^aiy.yoc. -rxu.icn;
und ypaaaaTS'jc. welcher letztere vom Taiy.ia; nach Belieben
und auf eigene N'erantwortung ernannt wird Dazu kommen
ein Tzoonzx'T,^, ein -pÖ£^po<; und vielleicht ein ßo'j/toAtxö: '. Die-
ner waren die schon erwähnten t-7:oi, welche unten zu bespre-
Ul) tlies W'üil als ein Boaiiiioniiaiiio zu lassen ist, bleihl lui.sicher
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. l9
270 !?• wiuii
chen sind. Von einer Losung der Beamten ist nicht die Rede,
während dieses Verfahren in anderen Orgeoneninschriften das
geNvöhnlic'he ist. Der Priester ernennt einen Vicepriester, der
beim lUicktritt oder Tod des ersteren, wie es scheint, in des-
sen Stelle aufrückt und seinerseits wieder einen Vicepriester
desiiinirt '. Diese Amter waren vermutlich lebenslänglich.
Über die Ernennung des Archibakchos ist uns nichts über-
liet'ert. Der Schalzmeister wird lur zwei Jahre von den lobak-
chen <ie\Nählt. Die Organisation der Beamten scheint hier t'e-
sler gewesen zu sein als in anderen Kultgenossenschaiien ' ;
auch lihten der Priester und der Archibakchos ein nicht un-
bedeutendes Strafrecht aus. Der -posSpo; präsidirt bei den Ver-
sammlungen. Aon ihm ist wol der T:cor,Tx--nc, zu unterscheiden,
ein Beamter, der auch in einer anderen Orgeoneninschrift ge-
nannt wird (6'. /. .1. Mi 23). Wir möchten vermuten, dass er
der \'ei'treter der Orgeonen nach ausi?en war, besonders vor
den staatlichen (ierichten, wo es sich um v6t7.o'. spavix.oi und
andere Angelegenheiten der Genossenschaft handelte-'.
Ob es einen Beamten ßo'j/.oX'./cö; gab, muss dahingestellt
bleil)en. Wenn es ein Beamter war, würth'n wir statt ^o'j>co-
'Xv/.öi eher (io'j/.oXo: ei'w arten, da (io'jy.o'Xo: und äp/'.6o'j/.6Ao; dio-
< W'oiiigsleiis scheint Klaudios llciuilos IVülior Viceprieslor i,'e\voscii zu
.sein; als er Priester wurde, ernannte er einen Viceprieslor.
- Vielleiclit ist dies daraus zu eilvlären, dass der Verein der lolialvclien,
wie ohen vernuitel wurde, auf sehr alle Zeilen zuriicU^inj,'.
•* In f^'cwissen juridisclien Inschnflen, die sich auf Verkauf, iIy|iofhek
u. dgl. beziehen, linden wir neljen einem /.oivöv IpavtaTojv oder OiaawTtüv ei-
nen Mann, iler deullich als Verlreter des xotvov ersclieinl. So lesen wir in
('. /. .1. 11 7G> : llspa O'.xojja izo:fj-^o\J[(jOL ]a 'l'aavoüaiov xai
xoivö[v Epavicr-öJv] D'jviir) Iv K£tpao[ü)Jv otzoOia, ä(-)0!p(u|[Y]oijja
Nty.ö;o)rj[xov Asuxovoea x.ai y.o;[v]'>v ipavt^Twv Wahr^clieinlicii handeil es
sich hier um Sklaven, die sich von ihren Herren IVeif^ekaull hallen (Küh-
ler, Alhen. Millheilungen lil (1878) S. 172 f.). Bei diesem Handel brauchte
die Kullgenossenschafl enien Verlreler. und dieser i>l vielleicht dernpodia-
TT,; Toj xotvoCi Töv Ipaviatüiv. Man vergleiche die allischen llypolhekenin-
schriflen, C-I.A. II 1147 (opo; •/wp'o[yj -c-paixevoy ir.l XJici äpav[i]aTa!5 lotj
IxETa Ar,u.'jXoj ' M<.['^[o'jz':q\>)] X H H ). r'. /. .1 . 1 1 I HS. Allicn. Millhcilun-en
XII (I887j S. 88 und die Veikaufsui künde C. I. A. II IIlü.
INSCHRIFT DER lORAKCHEN 271
nysische Kultbeamtennamen sind (s. Dieterich, De Injmnis
orp/ncis S. 4 f.). Andererseits scheint es etwas gewagt, ßo-jjto-
Iv/Jjc, als Adjectiv mit dem vorangehenden Taaia: oder dem fol-
genden Aiöv'jTo? zu verbinden ; denn wir sehen keinen Grund,
weshalb unter den Beamten gerade der raaia? diese I3ezeich-
nung führen sollte, und noch weniger nötig wäre es vvol ge-
wesen, dass die iobakchischen Dionysosverehrer ihrem Gott
eine besondere iTziyS^.-nn^c beilegten. Allein, wie es auch hier-
mit sein mag, sicher ist, dass das Wort ßo'j/40Aix.ö: aus dem
Kreis der Vorstellungen stammt, in welchen Dionysos als
Stier gedacht wurde. Diese Vorstellungen waren über die hel-
lenische Welt weit verbreitet ; vgl. Maass, Göttingische Ge-
lehrte Anzeigen 1889 S. 810. Dieterich, De hijninis orp/ii-
cis S. 3-13.'
Dass diese religiösen Anschauun«ren auch in Attika uralt
waren, lernen wir aus der bekannten Stelle in Aristoteles
'AOr,vxi(i)v -oXiTEia 3 : y.\X 6 [;.£v ßa.C)'.)>£o; siys to vOv x.a)vO'ju.£vov
BouxoXiov, TcViOcrtov toö Tup'j-aveio'j (cr,a£iov Sr £ti y,ai vOv yäj: tt,?
TO'j ßaciAEO); ^^^jvxiy.^jc, r, (jU[7-u.£i^'.<; ivraöGa yiyveTai tu Aiovucw y.ai
6 ydcp?). Dieser Dionysos ist der Gott der Anthesterien und
I^enaien. und wir haben deshalb in dem \\'ort ßo'jxo)a)t6; ei-
nen Fingerzeig, dass die neugefundene Inschrift sich auf die-
sen Gott, den Dionysos dv Aiu.vai;, bezogen haben wird.
Gab es ausser den beiden erwähnten Priestern, dem UpEu;
und dem ivöiepE-j; noch andere? Man wäre versucht dies zu
vermuten wegen der Worte des Kl. Herodes xai iu.oi xai toi?
(j'jvupeuci (xou (Z. 17); allein da sonst mehrere Priester nicht
erwähnt werden so müssen wir annehmen , dass unter den
(j'jviepei; des Kl. Herodes (abgesehen vom Vicepriester) entwe-
der der gewesene Priester Aur. Xikomaciios oder der Archi-
bakchos, der auch priesterliche Funktionen ausübte, zu ver-
stehen ist.
Der ofiicielle Name des Vereins ist Bax/Eiov (Z. 7. 15. 30.
55); dasselbe Wort wird auch für Fest (Z. 'r2) und \'ereins-
lokal (Z. 100) gebrnuchl. Für das Fokal linch'ii wii" auch die
Lezeichnung eaTiaTopiov [Z. liUj. Das Fi^llokal wii'd auch
$72 S. WIDE
(jTiSx; genannt (Z. 69 elni^ytnfiy.i Ic, t-)iv an^zSa), was sonsl
auch das Fest bedeutet (/. 111 GT'.fiixSo: /.a-. ia^isr-z^piSo?. Z.
150 f. rä? T£ £v>.Ta: xai ä[j.(p'.£T-/;ciSa /.ai GTiSiSo.). Nicht sicher
ist die Bedeutung Z. 47 stpyecöw tt,; ctiSz^oc. Z. 51 6 TTpo(T-
SE/Gr.Goasvo; i; tyjv (rrt^zSa, WO das Wort ebenso gut (bis Fest
wie (bis Festbikal l)ezeicbnen kann.
StiSxi; ist eigentlich (bissclbe wie Streu ocb^r ein einfaclies
Lager von IMiiltern. Schilt u. dgl. In dieser Bedeutung wird
es in Kriegsschilderiingen ( Aristophanes, Frieden 34 8. Xe-
nophon. Hellen. VI! 1,J6. 2,2'2. Polyb. V 48,4) gebraucht,
sowie in der Beschreibuns; o-ewisser Feste, wo die Teilnehmer
auf solclien ct'.ox^s; lagerten (Aristopli. IMiifos 063. Athen.
IV 138 t'. I4üt'.). In der römischen Zeit tritt das Wort stt-
badiuni nicht selten auf und bezeichnet ein halbkreistörmi-
ges Speisesopha (s. Forcellini s. v.). Das ^'ort anSa«; oder
GTiSzt^i.ov wird auch in "i'iechiscben Inschriften aus der n")-
mischen Kaiserzeit verwendet. A. Wilhehii hat in den Athen.
Mittheilungen XVII (189-2) S. i90ff. in zwei Orgeonenin-
schrifteii aus Kleinasien das Woi't cti^jz; bez. cxi^z^siov rich-
tig ergänzt. Die eine Inschrift stammt aus Pergamon und be-
zieht sieb wahrscheinlich auf eine dionysische Kultgenossen-
schafl. enien Verein der [io'j/töXoi, die wir aus einer anderen
pergamenischen Inschrift kennen lernen. Auch in einer nuni-
schen. auf den Kult des Dionysos bezüglichen Inschrift lin-
den wir das Wort sühddium wieder, Orelli '2358: Pontius
Daduciis S/)ir((rc/ies Liberi Patris slibadiiiin {resti)tuit
loco . . . . Aus i\{iv Bedeutung Speisesopha scheint also die
andere Bedeutun"- Festlokal und zuletzt Fest sich entwickelt
ZU haben.
Die rj-:/rjy})i'^ scheincu gerade in den dionysischen Kulten
und Kultvereinen (\^v römisclien Kaiserzeit liäufiü; ü;ewesen zu
sein, liier möge auch ein Zeugniss angeführt sein, wo die
<jTt€i^c; xiTToO bei einem im Kerameikos geleierten dionysi-
schen Feste verwendet werden, Philosli'. \'it. Sophist. II 3
(Herodes) S. 549 x.ai ai S'.aOr,x.a' Se, £v al; tcö 'AOr^vaicov S/;y.w
Y.xziXv.Tii x.aÖ' j/.a'jTOv jto; y.vscv /.äO' e'vx, agy3t>.0'^po'j'jvYiv x,aT7)-
INSCHRIFT DEH lOBAKCHEN 273
yopooT'. TO'j äv^co:, r, x.a'. s: ra y.).).»: iycr,TO, Ix.aröv akv ßo'3? Tr,
Öew 6'jojv £v rt'j.ip7. fJAx T:oAAa/.i;, s^T'.oJv Ss ty, Oj-^iz tov 'AOr.vaiwv
oriy-ov x.aTa 'p'jAa: y.ai vev/i. ÖttÖts Ss y,/.0'. A'.ov'j^'.x /.ai x.v.Tio'. £?
'Ay.aSr,atxv tÖ toC A'.ovJgo'j i^oc. iv Ksca^aEt/.ö -o-riCcov ä7T0'j;
GU.oiw? x,xl Es'vo'j; x.araxs'.aEvo'j; £-• tti^zScov -/.itto'j '.
Die Aho;aben der Mitglieder bestehen teils im l'^intriltsueld
( £!'7Y,),'j':'.ov), teils in monatlichen Beitrügen. Dazu kommt die
VerpflielitLin^' heim Eintritt in den Verein und bei besonderen
glücklichen l^]reignissen eine G-ovSy; zu geben. Ausser diesen
Einkünften hatte der Verein auch die Strafgelder zur Verfü-
gung. Die Eintrittsgelder waren verschieden. Diejenigen, de-
ren Väter schon Mitglieder des Thiasos waren, brauchten nur
die Hälfte des gewöhnlichen, d.h. 25 Denare, zu zahlen (Z.
38 tT.) und hatten, so lan^e sie unverheiratet waren, nur die
Hälfte der monatlichen Beiträge zu entrichten. So ist nämlich
der Ausdruck ^'.r^ovTs: ry.io^öpiov (Z. 39) zu verstehen, denn r.u.'.-
(pöciov ist dasselbe wie tq r/afj-j tt,; c^opy.c, und oopx ist in den
Orgeoneninschriften der Ausdruck für die zu entrichtenden
monatlichen Beiträge der Mitglieder (Z. 46. C. I. A. 11 630.
Ilarpoerat. v. joavtarr,:).
Eine besondere Klasse unter den eingeschriebenen Mitglie-
dern bildeten die, welche früher isooi -aiSs; gewesen waren.
Sie waren vom i']intrittsgeld befreit und konnten lobakchen
werden i-i u.tz GTrov^f, toG Trarpö: ( Z. 56). Die Bezeichnung
ispö«; ■nrxi; ist, soviel wir wissen, sonst nicht bekannt, aber über
die Bedeulung kann schwerlich ein Zweifel sein. Ein (spö: -at;
ist ein Knabe, der bei ^\vn Choi'üesännen und sonstij^en reli-
giösen Gebräuchen mitwirkt. Wenn dieser e^wTi/.öi; xäOecOjii;,
nach aussen versetzt wird, d. h. aufluirt ein Upö: Trat:; zu sein
(was z. B. mit einem £(pT,€o; geschieht, der nicht mehr ein
r,<xlc, ist*, so hat er das l\echt ein ordentliches Mitglied der
' l)i(' hier (MwäliiiltMi Aiovji-.a sind iialiiilicli die iriosson Diunvsien, und
der (lOU, dessen liild naeli der Akademie iioUa^en wurde, war der Diunvsos
■EXeuOeoeü?, vt,'l. l'aus. I 29,2.
^ Vf:l. die Itei I,eH,is-Wa(ldini:loii. liisrn'ptiuns, Aste Mineure, Nr. L19 ver-
ölleiltlielite lusclilill; .... 'soo?£ zf, fJouXf, a[(&i;aOaij vCv ix tcöv sj vevovütiov
Iii S. WIDK
Iol)akclieni^esellscliat't zu werdiMi ohne Ijiilf'llsiiold zu zalilen,
Man rechnet ihm also die im KnaluMialter geleisteten Dienste
bei dem Eintritt zu Gute'.
Die Ahgahon wurden monatlich enti'ichlet. Das erfahren
wir inschrilllich hier zum ersten Mal ( wenigstens was die
griechischen Inschriften betrifft); früher wusste man dies nur
durch eine Glosse bei Harpokration v. iox^inzr,:, as'vToi y.upiw?
6(JTtv 6 TOÖ epxvo'j ^asTsytov y.xl Tf,v (popäv y)v iy.xnTO'j (J//"iv6; ihn
Auf diese verschiedenen Kategorien beziehen sich die Worte
TÖ 0£ a7coypatj;ap.£v(p x.al 6rj(po(pop7iO£VTi SiSotco 6 lsp£'j<; E-'.TTOArjV.
OT'. iarlv löSxxyo;. ixv TrpöJTOv Sot reo Up£i tÖ IcTiXoctov. £vypa<po-
[Jt.£VO'J Tvi £-l<7T0>.Y) TX y (OpTiGOCVTa £;? t6o£ Tl "^ (Z. 57 ff.). Hlcr
wird gesagt, dass der Priester in dem Diplom eine Quittung
ausstellen soll über die für 'das und das' einsezoejenen Ein-
trittsgelder, d. h. die Summen, welche für die eine oder an-
dere Kategorie der Eintretenden eingezahlt worden sind. Wir
müssen uns also denken, dass in dem Diplom die eingezahlte
Summe verzeichnet und daneben bemerkt wurde, ob das neue
Mitglied der Sohn eines iobakchen oder gewesener Upöc -xl;
oder schlechthin ein Eintretender ohne Ermässigung war.
Etwas Entsprechendes finden wir in einer anderen Thiasoten-
inschrift 'A0-;;v7.iov VIII (1879) S. 235= Diltenberger, Sjjllogc
426 .... äv(xypacp£iv Vi x,al twv etcsiticvtcov (jijvGiacwTüiv [x'^x övö-
Tzaiöa; Toiä/.ovTa, oü;Ttva; x.aO' IxäaxrjV fjae'pav [aetix twv orj[jLoatwv ;:aioo!puXäxfov
[ajctjai 6 -atoovd[[Ao; 15 tö jjJouXEUTrJpiov Xsuy^ijjiovouvTa; xai eaTecpavwjjiEvo'j; OaXAoü,
k'yovta; Oc [j.£xä "/ipa; 6[jlo(w; OaXXoü;, oi'xive; auvKapdv[x(i)v xajl xiOaptatoü xai xtj-
puxo; aaovTat üavov, ov av juvrat?/) Swaav5po? AioarJSou; ö Ypa[j.|jLaT£'j;" £äv Oc t'.ve;
Tüiv aipsOevTwv [::a''o(ov svxp]iOwaiv t; TO'J; s^rJCo'JS . . . aXXou; avOaip£laOa[i (o; tä-
•/iJTja £7:t TTjV a'jTT)v ujxvojoiav xxX.
' Dass die Sühne (\veni},'slens die. Kiialjoii) in den Kuilgenusscnscliaflen
mitunter nur als die Begleiter des Vaters betraclilol wurden, sehen wir aus
Newton, Discoveries al Ilalirarnassus 11 S. 7ü6, Nr. 41 AioJxXf)?:'' <l>p[i>^] xai
u[-£p x]ü3v ::a'.o;'fi)v op. ■/.'. ööa; MjvOio; x[ai] unip xuiv uiwv 8p. X'.Vf^'l. C. I. A. II
6IÖ öjtdaot £v X7i[i axr5XJri[t £jY[Y£ypa][jL|j.£voi £;atv r\ xo[üs x]oux(ov ex^ovou;.
2 Die graninialische Erklärung tlos letzten Salzes verdanken wir Herrn
K. Buresch. ToSext kommt schon in den aristotelischen Schriften als i)liilo-
sophlscher Terminus lechnicus vor, s. Botiitz, Indei aristol. s. v.
INSCHRIFT DER lOBAKCHEN 275
Y'jpio'j /.aTJc tÖ V V 6 a ov £v töi'. ipivo)'." £vy:ao£T(o Sc ex-aTT' o\ aO-
tÖv t(Z)'. a'jToO ävaAcoi/XT'. y.ETX roO Tay/i O'j /.y.i toO ycaaaaTeco?.
Khe wir die Iies|)rpf'l)unü; der Abgaljon l^eenden. müssen
I ~ ~
wir mit einigen Worten die in der Insclirift vorkommenden
Währungen herüliren. Die Strafgelder werden sowol in De-
naren wie in Draclimen gereclmet. Das ist merkwürdig, da
wir w issen , dass der römisclie Denar ungefähr donseihen
Wert hatte wie die alte attische Drachme. Indessen haben wir
in C. I.A. IM 61 eine aus dem zweiten oder dritten Jahr-
hundert nach Chr. stammende Inschrift, in der die Summen
sowol in Denaren als in Drachmen o-erechnet werden. Aus
ihr ergieht sich, dass die Drachme damals '/g des Denars, also
dem früheren Oholos gleich sNoi'ti'j; war. Dieses eigentümliche
Verhältniss hat Mommsen ( Hermes V S. 136) in folgender
Weise charakterisirt : "Hiernach ist die Massregel für Athen
mit echt rr»niisclier Rinfachkeit und Präcision, aber auch mit
echt römischer Gewaltsamkeit in der \^'eise ausgeführt wor-
den, dass man das bestehende Rechnungssystem nicht eigent-
lich abschaffte, sondeiii mir aus dem Courant in die Scheide-
mimze verwies, an die Stelle der alten Drachme die neue at-
tisclie i\eiclisdrachme, das heisst den Denar, setzte und der al-
ten Drachme unter dem alten Namen und mit der alten Glie-
(l(M'iing den Platz des ehemaligen Obolos anwies'. Die in un-
serer Inschrift vorkommende Drachme ist also dem Wert nach
nichts anderes als der fridiere Obolos. Die Bezeichnung ).£7:toö
(äpY'jpio'j) 5pa/}y/ö scheint darauf hinzuweisen, dass man die alte
Bedeutung der Drachme noch nicht vergessen hatte.
Die Zusammenkünfte der lobakchen sollten am neunten
Tage jeden iMonals. am Stiflniigstage. an den dionysischen
Festen und an ausserordentlichen Festtagen slatttinden '. Die
' Von den i-'eslvorsa.i iiiluii^'en .shid zu IrtMincii die beratenden und he-
scliliessenden Zu.saninicnkiiiirie, lür weiclie k-yoziiWv levviinus iechniciis war
(Z. 2. 85. 9ü). Die ordcnlliclien äyoca' \\urden \\o\ im Anseiiliiss an die
prossen Fo'<iveis.uiini!un;,'iMi ■'elinlten ; (li(> V(Ms,niunliini:, in wclrlicr die Sia-
276 s. WIDE
BestimmunijjtMi übei' don \'prl;uit" Aov I-'cslt' und doi' Zusam-
menkünfte sind oben an2;efiilirt worden. I^ei den Festen sollte
ein jeder uletx ~xnr,; s'xAO'jtt.ix^ y.xi TtC^r/iy-i; to'j: L/.Ep'.T{AOu; Xeystv
Xal TTOteiV XpOTTJt'JdOVTO? TO'J UOEO); 71 TO'J äpyiSx/t'^O'j (Z. 63 ff.).
Dem entsprecliend wird Xsyetv -^ ttoieiv Z. 44 bei den Festen
für die Teilnehmer vorüesch rieben. Ilotetv bat wol bier den-
selben Sinn wie Späv, und der Gegensatz zwischen ^eyeiv und
TToieiv ist der zwischen xa Xsyöaeva und tx SpwiAeva bei den
Mysterien. Oi ij.ioin^.oi scheinen nichts anderes zu sein als töc
[jApr,, parfes.
Dass dramatische Darstellungen bei den lobakchenver-
sammlunsjen stattfanden, ersehen wir aus dem nicht üanz deut-
liehen Parai^raphen aspcjv Ss yc'.vop.svwv a-ipsTw Escs'jc, ävOiepsüc,
ap/i€x/cy_0(;, TajL;.ia;, ßo'jy.o>.i)c6;, Aiövjco?, Köpr,, IlaXatu-wv, 'Acppo-
SsiT-/], IIp(i)Teup'jO[/.0(; — TX Ss övöaxTa auTcov »j'jvy.\ripou<TO(o tto-Ti
(Z. 120-126). Was erstens u.sp(öv yavoajvwv betrifft, könnte
man schwanken, ob darunter Rollen oder Opferteile zu ver-
stehen sind. Für die erste Bedeutuno-. Rollen, liesse sich an-
führen, dass an einer anderen Stelle der Inschrift toO? {^-ep'--
(7}/.o'j; Xs'yE'.v y.al irotsiv vorgeschrieben wird. Indessen bietet eine
solche Deutung nicht geringe Schwierigkeiten. Wenn man
nämlich annimmt (wie uns vorgeschlagen wird) dass aJpsTw
'eine Rolle übernehmen' bedeutet, so ist es fast unmöglich,
die grammatische Stellung des Aiöviioo?, Kopyi u. s. w. zu er-
klären ; dazu kommt, dass diese Auffassuno; mit den folgen-
den Worten cjvjcXYipoocöw ttäci sich schwerlich vereinigen lässt.
Etwas besser wäre wol aipsTw als 'die Stimme erheben' zu
fassen, jedoch scheint der ganze Paragraph ziemlich üi^erlUis-
sig, wenn es sich liier nur darum handelt, welche Personen
bei den dramatischen Aufführungen die Stimme erheben soll-
ten. Dazu war keine Bestimmung in den V'ereinsslaluten nö-
tulen angcnürmnen wurden, Iral am 8. Klapliobolioii zusaininen, aisu kurz
vor dem giosson Fest am 10. Elaphebolioii. Derselbe L'nlerscbied begegnet
uns in dem decrelura Lanuvinum, in welchem convenlus von dies soUemnes
unlerschieden waren (Sielie oben S. '^'691.
INSCHRIFT DER lOBAKCHEN 277
tig, denn Z. 64 f. finden wir die Vorschrift toü? ^.ip'.nu.oi; \i-
Y6'.v y.at TTouiv nooaxaaaovxoQ toü iepewc i"i toü do^iÖax^ou.
Es war also dem Priester oder dem Archibakchos vorbehalten,
die AutTülirungen zu leiten und über sie zu bestimmen.
Es empfiehlt sich daher mehr, usoöjv als ' OpCerteile ' zu fas-
sen und anzunehmen, dass bei der Opferverleilunii' der Upsö;,
ctvöieps'j? und die anderen genannten Beamten, ferner Dionysos,
Köre, Palaimon. Aphrodite und Proteurythmos. d. h. die lo-
bakchen, welche diese G<)tter dai'stelllen. das Hecht hatten von
den Opferteilen zu nehmen. Dies i!;alt ja immer als ein beson-
deres Vorrecht, und es lUsst sich also sehr gut verstehen, dass
erstens die Beamten und zweitens diejenigen, welche sich der
Mühe unterzogen hatten, die Götterrollen einzuüben und zu
spielen, dies Privilegium genossen. Dann erklären sich auch
die \\ orte toc %\ övö'^.a-ra aÜTwv (j'jv/.>.rpo'j<;6(i) ttocci : die Namen
(die Bollen der Götter) sollten unter alle lobakchen verlost
werden ; ein jedes Mitglied konnte also die Götter darstellen.
Eigentümlich erscheint das Paar Palaimon und Aphrodite
in Verbindung mit Dionysos und Köre. Palaimon war be-
kanntlich in Korinth zu Hause, und dort wurde er mit My-
sterien gefeiert (Pili lostr. Imag. li 16. Ileroic. XIX \\. \v\-
stid. IM 'iV). Hymn. Orph. LXX\' Abel). Wie er in den dio-
nysischen Kreis hineingedrungen ist. ist nicht ganz klar. Am
besten erklärt sich die Thatsache dadurch, dass Ino, die Mut-
ter des Palaimon. zugleich aueh die Amme des Dionysos war'.
Vielleicht hatte der von den lobakchen verehrte Dionysos,
ti-anz wie Palaimon imd Ino-l^eukothea. gewisse Beziehungen
zum Meere, wie wir ja wissen, dass Dionysos an manchen
Orten als Meersott erscheint^.
' Vfj;l (Ion ur[)iiisclieii Kullii\iiiiiiis auf l'alaimuii (Alioi L.XXV), wo die-
ser als aüvTpocpE [iiay./£/opo;o AtfovJao'j ::oXuyr)Ooü; angeruroii wird.
'^ Vfil. Maass im Ilermi's 1888 S. 70 tf. — Dass der hei den Anlheslerieii
verehrte Dionysos in ^^niyriia zuf,'leicli Meerf;oll war, erhellt aus Philoslral.
Vit. Soph. I 25 (Doleinon) § 531... xai ttj; Upä; xpirlpout £;i'.6aT£Ü£tv. T.i}xr.i-
xai yäp Ti; (irivt 'AvOsaxTipiöivi (XETapaia xpirjpT); e; iyopav, i^v Ötoj Atovüaou ( Codd.
Atovuaiou) iepeüj, oiov zjSepvrjTri;, süOüvsi r.v.fz^tx-r ex OaXotTTr^ Aüo'jaav. Dass hi<'r
?78 S. WIDK
Riitselliall isl der zuletzt erwähnte np(OT£Üp'j9[j(.o^ Ein Vor
schliiii. ihn als • 'ranznieislei'' aulzutassen isl kaum zu hilli-
gen'. Besser scheint es in dem npcoTsup-jOao; einen Gott odei
vielmehr einen Daimon zu erkennen. Wir wissen, welche Be-
deutung die orphischen Kosmogonien mit ihren bunten dai-
monisehen Gestalten in den religiösen Vorstellungen des spä-
teren Altertums hatten. l*]s ist nicht unwahrschoinlich, dass
eine von diesen Gestalten in den iohakchisclien GiUterkreis
hineingedrungen war. Wir kennen z. B. aus einem pariser
Papyros einen Daimon IlcwTÖyovo?, der mit folgenden \\'orten
angerufen wil'd"^: i~iy,y.\o'jy.'xi as. Tov xpyr.viTri^ -in-/); yevsGSw:.
Tov ötaxsivovTa ra: sxutoü — Tspuya«; sl^ tÖv cOa-avTa xöaty.ov. . . .
tÖv (j'jvapao'jäasvov xo. -ivxa zri ixuTOu ouvaast, npcoTCyove, xav-
To; xTicxa, yp-jGo-xEp'jye xxl. .\ls einen solchen kosmugonisch-
orphischen Daimon kr)nnte man auch den ripcoreup-jOy.o? auf-
fassen, etwa als den. welcher dem Weltall den puOaoc eege-
ben hat.
Dass solche Daimonen in den spätgriechischen Mysterien
bisweilen auftraten, wissen wir aus einer Stelle des Euse-
bios". wo es heisst, das bei den eleusinischen Mysterien meh-
rere Götter daro;estellt wurden, und dass dabei der Hiero-
phant als Sr,y.to'jpy6i; auftrat. Dieser Sr,ato'jpy6? ist natürlich
auch ein orphischer Scliö})fungsdaimon ; und es liegt nahe,
ihn mit dem npwTS'jpjOy.o;; der lohakchen zu vergleichen.
Dass bei den lohakchen Dionysos und Köre im Kultus
vereint waren, geht hervor aus der Zusammenstellung ihrer
der Priester des Dionysos den GuU selbst vertritt, wie er auf dorn Schillc
fährt, isl iilar. Da diese Feier im .Monat Antheslerion stattfand, dürlen wir
wol vermuten, dass es die Antheslerion waren.
Die Vermutung, dass der Dionysos £v Aijxvai: ein Gotl dos l^toeros war,
ist schon von Maass ausgesprociien in scinciii riot,'rannii De Lcnaeo ei Del-
phinio S. 9.
' Diese Deutung h;ingl übrigens mit dor Aull'assung von uepwv y£ivoja£v(ov
(Z. i?0) als Hoilonvorloilung zusammen.
2 Dielerich, Abraxas S. 132.
3 Praeparalio evang. III 12,4 ev toI? xat" EXtualva [jiuoTTjpioi; 6 [xsv i£po<pdvTr]j
ii; c'/.ova toj 5r,|AioupYoD Evo/Euarexai, Saooüyo; 5k £tc Tr-jV 'HXtou xtX,
INSCHRIFT DER lOBAKCHKV -79
Namen Z.123, wo es sich um dramatische Darstellungen han-
delt. Die Verbindung des Dionysos mit den eleusinischen Göt-
tinnen ist nicht ungcwfilinlich : so z. B. hei Thelpusa in Ar-
kadien (Paus. VIII 25,3) und an der Strasse von Sikyon nach
Phleius (Paus. II 11,3). Gerade in Attika scheint die Ver-
bindung des Dionysos mit der Köre und ihrer Mutter sehr in-
nig gewesen zu sein. Es ist schon längst von O. Müller und
Gerhard ' angenommen worden , dass bei den Anthesterien
Köre mit Dionysos vermälilt wurde, indem die Basilinna. die
Gemahlin des Archon Basileus, die Stelle der Köre vertrat.
Wenn auch dies nicht völlig bewiesen ist, steht doch fest, dass
zwischen dem Dionysos der Anthesterien und der Lenaien
und den eleusinischen GiUtinnen enge Beziehungen bestanden.
In der grossen Inschrift aus Eleusis. in welcher die eleusini-
schen Epistaten und die Schatzmeister der eleusinischen Göt-
tinnen Rechenschaft ablegen {'E^^r^ii-iolc äp/. 1883 S. 109 ff.)
finden wir unter den Ausgaben für die eleusinischen Heiligtü-
mer und ihre Filiale in Athen auch folgendes: i-taTiTx-.; £-■
A'ovata Ta Aiovüaia Hünxi. Die \'erl)indung zwischen dem eleu-
sinischen Kult und den Lenaien wird auch bezeugt durch die
Beteiliü;uni>; der iizuj.z'k-ri-y.l tojv a-j'jTr.picov an den Lenaien. Diese
iTciixiVoTat, vier an Zahl, worunter einer den Eumolpiden und
ein anderer den Keryken angehören sollte, waren !)ei den Le-
naien dem König behülllich die -Koy.iz-'n zu ordnen'. Ebenso
wissen wir, dass der Upoxvipu; bei den Anthesterien der Basi-
linna behülllich war, wenn sie die vepapai vereidigte ( Pseudo-
Dem. adv. Neaer. 78). In einer Inschrift aus Eleusis [Revue
des e'tudes f^recr/ifes 1S93 S. 335 ff.) werden die eleusini-
schen Gottheiten mit Dionysos zusammengestellt. Foucart. der
diese Inschrift besprochen hat, erinnert daran, dass in einer
' 0. Müller, Eleusinion § 30. (^lOrliaid Aiilliosleiioii, .\l)li;ui(lluiii,'iMi der
berliner Akademie 1H58 8. 158. 197.
^ Aristol. "AOr,v. FIoXit. 57 : knEita Atovuaüov töv £;:i ATjvaiw' Taüia 5c' saTi
[nofjLÄTj xat aytiiv. tt)v] (j.ev oOv r.O[iKr\y xoiv^ r.i[).-K0'j<3iw o t£ ßaoiXeü; xai oi £;:i|ji.eXT)-
Ta; (vgl. Pollux, VIII 00. Ilarpocral. v. e7:'.[1£Xt)T7;; tiöv lAuaTTjp'wv). C. I. A.
II 741 A [eyj Atovuaiwv Töiv [E;:t Ajr,vaitü[i 7:]apa iJLjaTr,p:(ov [£7:ijj.]£ArjTwv.
280 S. WIDE
anderon Insclirift aus Rleusis von einem xirpto: iywv twv Aio-
v'j<jiü)v die Hede ist ('Eipr,u.£cU äoy. 1883 S. 83). Ebenso weist
Foucart mi( Ucclil auf (]en Gei2;ensatz zwischen dem älteren
Dionysos der Lonai(Mi um\ Aiitlicsterien und dem jiinj2;eren
Dionysos aus Eloutliorai hin. Die Beziehungen der eleusini-
schen Göttinnen zum athenis(dien DionysoskuUus gehen nur
für den äheren Dionysos ev Aiavat? und dessen Feste, die Le-
naien und die Anlhesterien '.
Das ist wichtig für die Heurleilung unserer Inschrift. Wenn
wir nicht hehaupten wollen, dass diese Zusammenstellung des
Dionysos und der Köre ganz zufällig ist, (hirfeu wie anneh-
men, dass diese V^erhindung auf den alten Kuh des Dionysos
£v Ai|j.va'.<; zurückgeht. Diesem Kult scheinen die lohakchen
sich angeschlossen zu haben. Zwar scheinen die Feste des
Dionysos ev Atpai? im Laufe der Zeit von den grossen Dio-
nysien verdunkelt und ihrer l^edeutiing allmählich beraubt
worden zu sein: wissen wir docii, dass schon in der ersten
Hälfte des vierten Jahrhunderts ein Versuch gemacht wurde,
die F'eier der Lenaien zu beleben-. Auch muss hervorgehoben
werden, dass die im Präskript erwähnte Versammlung am 8.
Elaphebolien, ebenso dass ein llauptfest der lohakchen am 10.
Elaphebolien stattfand, also während der Zeit der grossen Dio-
nysien. Allein das darf uns nicht irre führen, wenn wir dem
Ursprung des iobakchischen Kuhvereins nachgehen. Es lässt
sich sehr wol denken, dass die lohakchen vorgezogen haben,
ihr llauptfest im Zusammenliam; mit den «rossen Dionvsien
zu feiern, statt an den Lenaien, welche, wie es scheint, in der
Kaiserzeit einen Teil ihrer Bedeutuno; einüebüsst halten-'.
' Audi in (ii'ii iuljJikclicii (k:.s Aicliiluclius, wclclu^, [jckaiiiillicli Kulllioder
waren, scheinen Deincler und Koio. •,'e\vis.se Bezieliungon /u Dionysos ge-
lial>l zu lial)on, Ilepliacsl. 94 o:ov zö ev toi? äva(p£po[xevoi? sl; 'Ap/O.oyjv 'lo-
Ga/.yo'.;* Ar;;j.r,tco; «Y'/f,; y.ai xdprj; ttjv Tcavrjyupiv a^Swv.
2 Vit. X oraU. Lyouig S. 347 f. V-1. (lillx-rt. l)i(\ I-Vslzcil dor aUiscIien
Diunjsien S. 1?0ir.
' Völlig erlüsclicii war das l'osi ddcli iiiclil, auch iiielil als Staalsfesl.Wir
wissen, dass noch gc^'tMi das Ende des /.weilen .Jahrlnimlerls n.Chr. die l^e-
Inschrift der iobakchei^ ?84
Die Diener, welche den Auftrag hatten. Festteilnehmer,
die sich gegen die gute Ordnung vergangen, zu entfernen,
trugen den Namen t--oi. Dieser Name ist zwar anfangs et-
was autt'allend, aber wir besitzen gute Analogien dafür. Es
kam nämlich nicht selten vor, das die l^riester oder Diener
eines Gottes oder einer Göttin Tiernamen hatten. So hiessen
die Mädchen im Dienste der Artemis Brauronia xcx.to-. (Ari-
stophanes' Lysistrate G45 u. Schol., vgl. Suidas v. ap/.To;.
ap/.T£0'7aij ; die Priesterinnen der Demeter in l^akonien ttcöaoi
{C. I. G. l'i'^Q); die Tempelknal)en des Poseidon in Ephesos
trugen den Namen -raopc. (Athen. X 4'25 c). Die in die dio-
nysiscben Mysterien lungeweihten biessen bald ßös?, bald Tpi-
yot, die Mysten des Mithras hiessen Ie'ovte;. 'Xea.'.vat und die
Diener wurden /,6pa.x.c: genannt (Belege bei Dieterich, De
lujiniiiH orphicis S. 5). In diese Reihe gehören natürlich
auch die itctuo'. bei den iobakchischen Festen.
Diese Namen sind »ewiss nicht zufälliii". sondern haben \\o-
naien gefeiert wurden. Vgl. das Ephebenverzeicliniss C. I. A. [II 1160 (nach
Ditleiiberger, Hermes XII S. II aus dem Jahre l92/,i ii. Chr.) ... ßaaiXsü;-
nd(-Xio$) A1'a('.o?) 4>£iOi[JLO; IlaXlXrjVey;)- Im-i'kz'sv^ TÖv (XYwva twv Ar,vai(jüV xai
lariaae tojc auvc'jrjSou; y.al to'j; repi to A'.oyc'vctov 7:av:a; .... aYopavo'aoi" A'.ovj-
oo'otopo; lir,aai(£j;), Myivdoopo; tJijdöou 'A/ap(v£Ü?;, ir.iziXirsa'/ TOJ; KüOpo'j;.
Im Zusammenhang mil Üionjsus und Koro sieht vielleicht die Z. 113 er-
wähnte aTTovor, x.aTaytoYiwv. Was diese xa-aywY'.a waren, lässt sich nicht sicher
ermitteln. Man klinnte sie als ein Fest betrachten und mit einer xaOoooc der
Köre ziisaMimenslellen. Wir wissen, dass ein derartiges Fest in Syrakus ge-
feiert wurde, Diodur V 4 ttj; asv y*P Kopr;; Tf// y.aiaYWYTjv £;:o'.rjaavTO Htpi tov
xaipöv £v (1) TÖv Toö aiiou xap:;üv TE-EAEa'.oupf^ifjOai auveoaivE. In iliesem Sinne
könnte man sich die xaiay^Y"'' ^'^^ lobakchen vorstellen. Ausgeschlossen ist
nicht, dass darunter ein Totenfest zu verstehen sei, wie wir wissen, dass bei
den Choen eine ävooo; twv T£X£ui7)'jävTwv gefeiert wurde, Phot. [Aiapa f;u.£'pa-
£v T015 Xü'jaiv 'AvOeaTTjpKJüvoj [Jirjvd;, £v (;> öoxoOaiv ai '\v/jx\ xtüv T£A£JTriaävTwv
ivtevat, vgl. Ilesjch v. [Aiapai f,|ji£pat. ' 6o wurde, suwol im Frühjahre als ini
Späijalire, zugleich mit jenen beiden Acten ( ävoSo? u. xäOooo; tt;; Kdpr,;) eine
Art von Allerseelenl'est, wie es sich auch bei den Kömern lindel, gefeiert,
über dessen nähere Beschaircnheit wir aber leider nicht unterrichtet sind'
(Preller, Ucmeler und Persephone S. PJI). \\'elcher Gottheit zu leinen die
ephesischen /.aiaycöyia geleiert wurden iLoheck, Aglaopliaiiius S. 177), wis-
sen wir nicht.
282 !s- WIDE, INSCHRIFT DER lOBAKCHEN
nigstens ursprünglich eine Bedeutung, die mit dem Wesen
des Gottes übereinstimmte. Es ist nicht zufällig, dass die Ar-
temisdienorinnen xp/.Toi hiessen. da Artemis selber oder we-
nigstens ihre Hypostase Kailisto in der arkadischen Sage als
Bärin erscheint. Auch stimmt die Benennung ttöXo-., mit wel-
cher die Priesterinnen der Demeter in Lai<onien belegt wur-
den, zu den alten N'orslellungen von Demeter mit dem Pler-
dekopf. Ebenso ist es ganz natürlich, dass die Diener des Dio-
nysos an einigen Orten ßöe«; hiessen, da wir den Dionysos
selber als Stier kennen gelernt haben. Audi der Name Itvtzoi
ist in dem dionysisclien Kreis der lobakchen gewiss nicht zu-
lälliü,. Zwar kininen wir einen Dionvsos als Pferd nicht nach-
weisen, aber wir erinnern uns, welche Bedeutung das Pferd
in dem bakchischen Thiasos hat. Die Seilene erscheinen in
der Kunst mit Plerdeschwanz, Pferdehufen und Pferdeohren;
so finden wir sie z. B. auf der attischen Francoisvase.
im Laufe der Zeit ist der Name Itz-oi , welchen früher
walirscheinlich die Begleiter des Dionysos führten, entwertet
worden und erscheint in unserer Inschrift als Bezeichnung
für gemeine Diener, ' Büttel'.
Athen.
.SAM WIDK.
■^^^IF^^
ZUM IIKli(JüN VON GJÜLBASCUI-TliYSA
In einem Feuilleton doi' 'Prosse', Wien den 25. Mai 1893,
das den Zweck verColgle. die Teilnehmer der 4 '2. Versamm-
lung deutscher Philulogen und SchulmJinner auf die bedeu-
tendste Erwerbung der Kaiserlichen Museen, auf die Friese
von Gjölbaschi. aufmerksam zu machen, habe ich kurz Be-
denken gegen Benndorfs Erklärung der Darstellungen der
VVestwand ausges[)roclien und dann am 29. Mai diese Andeu-
tungen in mündlichem N'ortrage vor dem Monumente selbst
weiter ausgeführt (vgl. Arch. Anzeiger 1893 S. 58). Aber
obgleich B. Gräfin seinem Artikel: Amazonen ( Pauly-VVis-
sowa's Realencyclopädie S. 5 des S. A.) auf meine brielliche
iMitteilung hin eine ausführliche Begründung meiner Ansicht
angekündigt hatte, habe ich mich doch zu einer Veröffent-
lichung nicht recht entschliessen können und zwar aus zwei
Grimden: erstens konnte ich zu keiner klaren, mich selbst
belriedigenden Ansicht durchdringen und zweitens that es mir,
wenn ich so sagen soll, leid, die schöne Deutung Benndorfs
bei Seite zu schieben, ohne eine gleich befriedigende an die
Stelle setzen zu können. Doch da nun der Aufsatz F. ^'oack's
(oben XVill S. 3Ü5 ff.) vorliegt, der selbständig zu Besulta-
ten gelangt ist, die mit den meinen in wesentlichen Dingen
übereinstimmen, so sei mir hier ein kurzes Nachwort gestattet.
Ich bin von der Beobachtung ausgegangen, dass die ver-
schiedenen Themata, die sich zur plastischen N'erzierung ei-
nes Grabbaues den Kiinstlern darboten, wiederholt dargestellt
sind und zwar, wie ich mich ausdrückte, sowol in heroischer
Verklärung als in typischer Verallgemeinerung. So entspre-
chen sich in inhaltlichem, nicht räumlichem Parallelismus die
typische Jagd (iXordwand) und die mythische Meleagerjagd
(Südwand, innen): so der Kampf mit Kenlauren (^rs'ord- und
284 \v. r.unLiTt
Ostwand), in dem. wie bei oinor Jaiid. die Unholde im Wald
aufeesucht und aus ihren N'erslecken auf'i'esl()bert werden,
und die Bezwiiiiiiniii der Kentauren hei der Hoclizeit des Pei-
rithoos (Südwand, aussen). Zweimal sind Ainazünenscidaeii-
len dargestellt (Westwand und Siidwand. aussen); die letzlere
ist durch die heroische Nacktheit des Vorkämpfers, dem sich
die Führerin der Amazonen ersieht, als ein hestimmler sa-
«jenhalter Vorgang. Kampf des Theseus gegen die Amazonen,
gekennzeichnet. Kbenso ist von den beiden Sliidlebelagerun-
gen (Weslwand und Siidwand. aussen) die zweite deutlich als
der Kampf der Sieben vor Theben charakterisirt und bei den
beiden Landungsschlachten (Westwand und Südwand, aus-
sen) ist wiederum die letzterwähnte so reich an individuellen
Zügen, dass die Deutung Benndorfs auf die erste Landung
am troischen Gestade durch Noack's Hinweis auf die Excerpta
Sabbaitica ihre volle Bestäliüuno; befunden hat. ländlich stellt
sich der typischen Darstellung des Gelages bei der jährlichen
Gedächtnissfeier für den Verstorbenen (Südwand, innen und
Ostwand) die Schilderung der Ermordung der Freier durch
Odysseus schon durch die gleiche Scenerie zur Seite (Süd-
wand, innen). So bleiben nur noch der Leukippidenrauh an
der Nord wand und die Beste eines Cyclus von Perseus- und
^rheseusthaten an der ari» beschädigten Oslwand iihrii»-. Aber
auch für diese lässt sich eine Anknüpfung in dem sonstigen
Skul()turenschmuck linden. Mit Becht hat Benndorf (S. 59 tT.)
angenommen, dass die drei isolirlen Darstellungen, links
von der Thüre, innen (Taf. 22), einen persönlichen Bezug zu
dem Stifter des lleroons haben müssen: der Lenker des Vier-
gespanns ist der Verstorbene selbst, die Schilderung der Be-
zwingung dei' Chimaira darunter deutet darauf, dass der Dy-
nast von Trysa sein Geschlecht von Bellerophonles ableitete,
für die dritte Scene daneben, einen beschildeten und behelm-
ten Krieger, der mit einer Gestall in den Armen davoneilt,
hat Benndorf auf eine Erklärung vei'ziclilet. .Mir scheint so
viel klar, dass sie nicht mit dem Bellerophonlesabenteuer iL
Zuöuinmeahau^ gebracht werden darf, und sehr wahrächciii-
ZUM HEROOM VON GJOELBASCHI-THYSA 285
lieh, trotz der phrygischen Mütze rler entführten Gestalt, dass
wir die Darstellun*^ eines Frauenrauhes vor uns haheii. Wenn
wir auch den Grund ziii- Wahl <j;rade dieses Gegenstandes
nicht angehen können, so muss er doch, wie die beiden an-
deren ohen erwähnten, auf Wunsch des hier Begrabenen an-
gebracht worden sein : er war fiir die Ivünstler. denen der pla-
stische Schmuck anvertraut wurde, gegeben. Ich ghaube nun,
dass die Darstelhing des l^eukipj)i(lenrauhes (hii'cli eben diese
Scene, gewisserrnassen als eine weitere Ausführung derselben,
veranlasst, wie auch die Anbringung von Perseus- und The-
seusthaten durch das Bellerophontesabenteuer angeregt war.
Wir erlangen, wie ich meine, dui'ch diese Betrachtungs-
weise Einblick in das Verfahren der Kimstler bei der Aus-
wahl (lev Heliefdarstellungen. Gegeben war der Sclnnuck des
Thores nebst den drei eben besprochenen Scenen durch i)v[-
liche und persönliche Bezüge, gegeben war die Anbringung
eines 'Totenmahls', gegeben endlich durch die Sitte, wie sie
uns an zahlreichen, namentlich lykischen Grabmonumenlen
entgegentritt, im Allgemeinen die Themata des sonstigen i)la-
stischen Schmuckes: Schlachten. I3elagerungen. Jagden. Neh-
men wir nun einmal an. was doch die natürlichste Annahme
ist. dass die Künstler mit der Schmückung der Südwand als
Eingangswand und zwar aussen begannen, so linden wir. dass
sie als rechte Griechen zunächst bestimmte N'oruänue der ih-
nen vertrauten Sagen auswählten : die Belagerung von The-
ben, die erste Eandung am troischen Ufer, den Kampf der
l^apithen und Kentauren, die Amazonenschlacht in Attika. Be-
trachten wir dann die Innenseite der Siülwand, so haben wir
links, auf die ()sl\Nand übergreifend, die l\eliefreihen des
'Tolenmahls'. rechts als Geü;enbild dazu aus der Sage den
Freiermord, eine polygnotische Sehö])fung. die einem geistrei-
chen Einfall des anordnenden Künstlers ihre Stelle am Denk-
mal verdankt, darunter die Jagd auf den kalydonischen Eber.
Von nun an zeigen sich auf der West-Noi'd- und Ostwand
entweder Variationen bereits verwendeter Motive i eine zweite
Landungsschlacht, eine zweite Stadtbelagerung. ein zweiter
ATHEN, MTITHEILUNGEN XlX. "^O
286 \v. TtUrutt
Amazonenkampf, eine zweite Jagd und ein zweiter Kajnpf mit
Kentauren) oder Darstellungen die etwas aus dem Rahmen
des Programms herausfallen, aher, wie wir sahen an die vom
Auftraggeber l)estellten Scenen ankniipfiMi. der i.eiikippiden-
raub, wiederum eine glückliche Verwertung «^ines polygnoti-
schen V^orbildes, und die Perseus- und Theseuslhaten , für
welche der Ausdruck Lückenbüsser wol nicht zu hart ist. Wem
diese Auffassung allzu mechanisch vorkommt, dem mr)chte
ich entgegenhalten, dass die ausführenden Künstler vor der
Aufgabe standen 109 laufende Meter DoppellViese, die eine
Fläche von 1 '20''"' ergaben, mit Reliefs zu bedecken. Es ist
nicht zu leugnen, dass diese gewaltige Ausdehnung die Künst-
ler zwang wiederholt ähnliche, ja identische Gestalten und
Gruppen zu verwenden.
Nun ist von vorne herein zuzugeben, dass die überreiche
Fülle sagenhafter Überlieferungen und künstlerischer Gestal-
tungen derselben es ermöglicht hätte, auch in solchen Paral-
leldarstellungen beidemal einen bestimmten Vorgang aus der
Sage zu wählen. Thalsächlich ist es al)er, wie klar vorliegt,
bei den Jagden und Kentaurenkämpfen nicht geschehen und
es entstand daher die Frage, wie sich die Landungsschlacht,
die Stadtbelagerung, der Amazonenkampf auf dei' Westwand
zu ihi-en Parallelen an der Aussenseite (h'r Südwand verhalten.
Nachdem ich so den Ausgangspunkt meiner Untersuchung
dariireleiift habe, will ich nur noch kurz anneben. wo ich mit
Noack übereinstimme, wo von ihm altweiche. Ich kann, wie
schon aus dem oben Gesagten hervorgeht, Noack nicht folgen,
wenn er zu den Scenen, die 'zu keiner speziellen Deutung
auffordern auch den Kentaurenkampf und die Amazonen-
schlacht der Südwand rechnet. Denn ich wüsste nicht, wie
man deutlicher hätte ausdrücken sollen, dass es sich um einen
bestimmten Vav' der K('ntaureMsa<»e. eben um den Streit bei
der Hochzeit des Peirithoos, handele, als dies von den Künst-
lern geschehen ist. Zwei von den acht Kentauren schleudern
Gelasse auf ihre Gegnei'. \i(!r sind ohne W^alVen. \'on den elf
Lapithen hat nur Kaineus einen Schild, dessen Stelle fünfmal
ZUM HEROON VON GJOELBASCHI -TRYSA ?87
der um den linken Arm gewundene Mantel vertritt, kein Helm
ist sicher zu eonstatiren , von AngritTswaiTen fünfmal das
Schwert, einmal eine Lanze, einmal eine Streitaxt, während
drei Lapithen unbewehrt erscheinen ( Benndorf S. 184). Al-
les deutet also auf einen Streit, der plötzlich heim Mahle aus-
gebrochen ist, und es fehlen endlicli aucii nicht die Frauen und
die Gruppe des Kaineus.
Der jugendliche Protagonist in dev Amazonenschlacht, der
bis auf einen Mantel im Rücken nackt gebildet ist (Taf. 23,
i4 2), kann ferner nur Theseus sein. In gleicher Tracht er-
scheint Theseus noch einmal (Taf. 19, llj, zweimal (ebenda
10. 14) ganz nackt. Bei einem anderen griechischen Werke
würde dies wenig beweisen : aber bei der l']rklärung der
Skulpturen von Gjölbaschi hat es zwingende Kraft. Die 'selt-
same Scheu vor nackten Formen . wie es Benndorf (S. 248)
richtig bezeichnet, hat dazu geführt, dass, abgesehen von den
koboldartio:en Dämonen auf dem Thiirslur/. und den Freiern
der Penelope . deren -prüde Ge\vandl)ehandlung " Benndorf
wiederholt betont (S. 98. 235. 248) unter den rund 580 Fi-
guren der Friese nur fünf ganz nackt gebildet sind — darun-
ter, wie gesagt, zweimal Theseus — und wiederum nur fünf
bloss mit im Kiickeu hängendem oder nachflatterndem Hima-
tion — und wiederum erscheint unler ihnen nach unserer An-
nahme zweimal Theseus (Benndorf S. 235). Benndorf hat
Beeilt, wenn er in diesem auffallenden N'erhalten (S. 248)
nicht nur eine Anbequemung an (»rl liehe Sitten, sondern auch
ein charakteristisches Merkmal desjonisehen Kunslkreises er-
blickt, aus dem die Friese hervorgingen. In scharfen Gegensatz
hierzu setzt sich die allische Art. die uns begreitlicher Weise
au dein atiischen Heros am deutlichsten entgegentritt.
Mit den Ausführungen Noack's über die Landungsschlacht
und den Amazonenkampf der Westwand stimme ich überein
und wusste seinen Darlegungen nichts Wesentliches hinzuzu-
fügen. Dagegen bin ich wieder schwankend geworden, ob wir
berechtigt siiul, bei dem Mittelbildc Avv WCslwand jeden Be-
zug auf den trojanischen Krieg zu leugnen. Ich verkenne nicht
288 W. GURLITT
das Gewicht der Gründe Xoack's, sind sie doch zumeist die-
selben, die auch ich erwogen hatte, und meinte ich doch, sie
noch durch die Analogie der übrigen Paralleldarstellungen
verstärken zu können. Aber diese Schilderung einer belager-
ten Stadt sclieint mir doch bei wiederholter Betrachtung so-
viel individuelle Züge aufzuweisen, sich dadurch so deutlich
gegen die allgemein gehaltenen Jagden und Kentaurenkämpfe
der Nord- und Ostwand imd auch i!;eo;en die übrigen Scenen
der Westwand abzuheben, dass ich mich nicht entschliessen
kann, sie als silualionslose N'ariante der Belagerung auf der
Südwand zu betrachten. Dasselbe hat auch Noack gefühlt,
wenn er am Schlüsse seiner Arbeit. ol><>leich mit aller \'or-
sieht, die N'ermutung äussert, dass hier ein Ereigniss aus dem
Leben des Stifters des Gi'abmals verewigt sein könnte. Doch
dieser Weg zur Erklärung scheint mir wegen der ganzen Art
des Grabbaues und seines figürlichen Schmuckes im Allge-
meinen und der Darstellung, mit der wir uns beschäftigen,
insbesondere, nicht gangbar. Ivs bleibt somit, wie mir vor-
kommt, nicht.s anderes übi'ig. als den X'orwurf zu diesem Bilde
einer belagerten Stadt in griechischer Sage zu suchen. Dann
aber drängt sich — ich mr)chte sagen mit unwiderstehlicher
Gewalt alle Bedenken niederwerfend — der Xame Helena auf
für die königliche l^^rau. die in der iVJilte des Bildes überherr-
sehend thront, der Xame Priamos für den greisen -orientali-
sciien' f Benndorf S. i;^S) Herrscher, der Name Troja für die
belagerte Stadt. Freilich müssen wir zugleich bekennen, dass
wir die bestimmt eharakterisirte Episode, welche hier darge-
stellt ist. bisher in den Überlieferungen aus dem troischen
Kreise nicht nachweisen können. Dies letztere und ferner, dass
die auf dem Esel reitende F'rau, die von einem Begleiter ge-
leilet, ins Gebirge flieht, nicht Helena sein kann, scheint mir
Noack überzeugend nachgewiesen zu haben. Nur däucht mir,
dass er dabei zuviel Nachdruck auf den Beweis gelegt hat,
dass wir keine 'iXioj -ni^nii; zu erkennen haben. Denn das hat
bisher Niemand beliauptiH und der Augenschein lehrt, dass
nicht die Eroberung oder gar Zerstörung, sondern eine Scene
ZUM HEROOV VON (IJOKLBASCHI - TRYSA 289
aus der Belagerung dargestellt ist. Die Fliehenden aber sind
nichts als der bildliche Ausdruck für das bekannte prophe-
tische ECTJTai r,aap.
Wer aber behauptet, dass unseie Überlieferung des troi-
sciien Sagenkreises so vollständig sei, dass wir den Zug, wel-
chen die Künstler im Bilde festhielten, kennen niüssten. mit
dem ist schwer zu rechten. Jedenfalls wäre eine solche An-
sicht, soviel ich sehe, uleiclibedeutend mit dem wenigstens
vorläufigen N'erzicht auf jede Deutung — denn an l^]urytos und
lole auf den Mauern Oichalias wird man doch nicht denken
wollen — und da jeder neue lu'klärungsversuch von der An-
wesenheit der ' schönen ' Frau auf der Mauer ausgehen müsste,
so erginge es uns. wie den Griechen vor llion: auch wir wä-
ren verurteilt TOif,ö äp.'ii: yjva'./.'. -o'XOv ypovov aXysa Trxijysiv.
Nur eines möchte ich in Übereinstimmung mit Noack noch
hervorheben, ehe ich schliesse. Wie man auch über die Be-
deutuno; des Mittelbildes denken mae; — auf die Auffassunij
der übrigen Darstellungen der Westwand darf sie keinen Ein-
fluss üben. Auf der Nord- und Ostwand stossen Scenen, die
keinen inneren Zusammenhang haben, unvermittelt aneinander:
nicht anders verhält es sich auf der W^estwand. Bei den reichen
Kunstmitteln, über welche die Künstler verfügten , wäre es
ihnen ein Leichtes 2;ewesen, eine Verbinduno; anzudeuten, wenn
sie in ihrer Absicht gelegen hätte. Aber grade an den Fugen
zwischen den einzelnen Abteilungen, wo wir sie erwarten vvür-
den, fehlt sie vollständig: die Friese laufen sich einfach tot
wie die Architekten sagen würden. Es fällt auch schwer, die
räumliche Anordnung mit der zeitlichen Abfolge in Überein-
stimmung zu bringen und der feinsinnige Hinweis Benndorf's
auf die Hauptwand der Stoa Poikile beweist doch zunächst
nur, dass die Griechen sich nicht scheuten, verschiedenartige
Bilder auf derselben Wandfläche zu vereinigen.
Graz, Februar 1894.
W. GURLITT.
NOCHMALS DAS RIIEAEPlüKAMM AUS PllAISTOS
E. Maass lial oben XVIII S. ^7-2 ff. das von F. Hall.liorr
zuerst [Ml/SCO italiano III S. 7 36) ver()ffentliclite I^pijjjranini
aus Phaislos. das sich als b^pigramm eines Tempels der Gros-
sen Mutter zu erkennen giebt. einer erneuten Besprechung
unterzogen. Blass, der seine Auslegung (Fleckeisen's .lahr-
bücher 1891 S. 1 ff.) nicht ohne Bedenken gegeben hatte, wird
sich dem Gewicht der dagegen von Maass angeführten VÄn-
wände nicht verschliessen können. Um so mehr ist es zu be-
dauern, dass auch die von Maass vertretene Auffassung nicht
völlig einwandfrei erscheint. Es sei gestattet, kui'z auf dieje-
nigen Modifiealionen hinzuweisen, unter denen diese AulTas-
sung nicht nur annehmbar wird, sondern auch nun erst so
überzeugend wirkt, wie sie es verdiente.
©aCaa [Aey' ävOpwTCOK; xavTcov Mxxrjp 7i:iSt>cv'jTi*
TOi; ooftoi; x.tvypyiTt, xai o'i yovsxv uTrsy^^ovxai,
TOI? ö£ -rrapedSaivovff'. O'.aiv ye'vo? ävTia TCpiXTei.
7r(XVT£(; S' S'jaeSiec ts xal süyT^cöOoi Träpiö' äyvol
evöeov i? MeyäXa(; Marpö? vaov, svOso. S' i'pya
yvcüCY^O' iOavicxa;, x^ia. twoe vacli.
Zweifellos sichergestellt scheint mir durch Maass, dass es
sich um ein Orakel der Grossen Mutter handelt und dass dies
Orakel in Beziehung zu Rindern steht; was sich im Einzelnen
einwenden lässt, hat Maass selbst jedoch wol gefühlt und nicht
versäumt, es anzudeuten. Es sind zwei Punkte: einmal die
logische Härte, eine besondere Species (o'i yovsicv ü7r£';^ovTai ) so
neben dem Genus ( toi? 6r;iot?) zu finden' — die Zulassigkeit
dieser Härlc wird durch zwei Beispiele darzuthun versucht —
und zweitens, dass die Mütter, die ihr Kind an der Brust tra-
K. WERNICKE, NOCHMALS DAS RHEAEPIPtRAMM AUS PHAISTOS 291
gen, mit dem männlichen Relativpronomen bezeichnet wer-
den— dies wird als Attraction an das allgemein gefasste toü;
oiio'.? aufgetasst. ' E\n Irrtum war ja auch völlig ausgeschlos-
sen , da es sich hier nur um nährende -Mütter' handeln
Jiann'. Ich möchte gleich noch einen dritten Punkt hinzutü-
gen : man begreift nicht, was eigentlich das Wunderbare an
der Sache ist, das doch in der Inschrift so hervorgehoben wird.
Orakel waren doch nichts seltenes und in damaliger Zeit fing
mancher Gott, der es vorher nicht i^elhan. zu weissagen an:
jedenfalls kann hier zur iM'klärung die Mciglichkeit. dass erst
damals das Heiligtum zu orakeln anfing, nicht genügen.
Was die ersten beiden Punkte betrifft, so treffen die Bei-
spiele, welche Maass für die Zulässigkeit der mit Recht von
ihm ü;erüülen loüisclien Härte anfuhrt, beide nicht zu. Aus
der Inschrift von llierapytna ( 'ATTOA'Xtov'. Ar/.araoccw /.al toi?
^wSsxa (jsoi;; /.ai 'AOavaiy. flo'X'.aSi) kann man ja gewiss nicht
schliessen. "dass .Athene und Apollon nicht in dem dortigen
Zwölfverein waren'. Es werden aber hier wie öfters' verschie-
dene Cultauffassungen derselben Gottheit von einander unter-
schieden, hu Zwölfverein waren Athena und Apollon natür-
lich, aber nicht als Athena Polias und Apollon Dekalaphoros :
diese kcmnen daher unbeanstandet daneben aufgeführt wer-
den. Und die Rallimachosstelle ist ebensowenig; beweisend.
Denn erstens steht hier ausdrücklich xXT^ojv dabei, und zwei-
tens ist bereits durch Robert (Hermes XVI S. l't f.) hervor-
gehoben, dass beim GiUterstreit um Athen die Version, welche
die zw()lf Götter als Richter einftdirt, sich einen Rechenfehler
zu Schulden kommen lässt '.
Der zweite von Maass als bedenklich empfundene Punkt ist
i<änzlich unannehmbar. Sollte es wol mr)ir|icli üewesen sein,
' Ähnliclit's iinlor dtMi All;iien in C)l\iii|iia, liiidif ich aut iiifiiie dem-
iiiiclisl im .laliibucii des aicli. liisliliils oischeiiieiidi' au^riiliiliclio Darlefj'ung
verweise.
^ Bcsundol^ aullallend Ovid, Met. VI ~'2: Bis sex awlestes. nwäia Jove,
sedibus altis Augusta gravilale sedenl. Ubrifjeiis könnte man zur Kiitscliul-
di;;uiif.' aiicli hier sapen, Alhena sei als Athena i'ulia>< uiul l'useiiKin als Po-
seidon Krechlheus besondcis iredachl.
292 K. wrrn'ic.kf:
Mütter, nocli dazu mit Säuglingen an (I(M' Brust, im männ-
lichen Geschlecht aul'zut'iihren ? \i& ist Maass nicht gelungen
für eine so seltsame • Attraction' Heispiele zu finden, und ohne
uesicherle Heispiele ist sie uni>laui)lit,*h.
Durch einige leichte Modilicationeu der AutTassung lassen
sich diese Schw ierigkeiten beseitigen. Ich !»(^ginne mit der zu-
letzt hei'ührlcn. Wenn es sich hier wirklich um Mütter han-
delt (^und das Wort yovex sowie der mutterliche Charakter
der Gottheit empfehlen dies durchaus), so ist das Masculinum
0'. nur erträglich in dem Falle, dass diese Mütter hier mit Per-
sonen männlichen Geschlechts zusammengefasst werden ; es
handelt sich also nicht um Mütter sondern um ßllern. Dann
kann ÜTre/ovTa-. natürlich nicht mehr heissen -sich (das Kind)
unter (die Brust) halten'. Dass yoveä =ydv£7} hier auf die Rin-
der seht, hat Maass richti»' oesehen : nur liätte er nicht • Kind "
sondern 'Nachkommenschaft' übersetzen sollen. Ks liegt kein
Grund vor zur Ablehnung der Möglichkeit, dass heitern auch
über mehrere Kinder die Gottheit befragten. Jedenfalls kann
in dem Oxe/ovrai keine Hindeutung auf Brustkinder gefunden
werden. Ol yoveäv ÜTrsyovTa'. würde dann etwa heissen : die El-
tern, die ihre Nachkommenschaft unter sich (d. h. unter ih-
rer Botmässigkeit stehend) haben. Wäre es gestattet, einen
leichten Sehreib -oder Lesefehler in der Inschrift anzuneh-
men, so würde ich die Vermutung wagen o'l yovsötv ÜTueyovT-
'die ihre Kinder (der Gottheit zum Zwecke der Weissagung)
unter (die vorgestreckte Hand?) halten'.
Auf diese Weise fällt auch der erste von Maass angedeutete
Punkt, jene logische Härte, weg. Denn die yovet; und die ot'.o-.
verhalten sich hier durchaus nicht wie der Teil zum Ganzen;
es kann ja eben so gut yovsi; geben, die nicht otioi, wie öitoi,
die nicht yovsi? sind. An zwei Bedingungen wird die Erteilung
von Orakeln hier geknüpft: die Frager müssen öaiot und yo-
veii; sein. Letzteres Hess sich unschwer nachweisen, am be-
quemsten durch Mitbringen des Kindes ^ Die ooiott)? wurde
* Liest man uKe'/^ovit, so wäre dies sogar notwendig gewesen.
NOCHMALS DAS HUEAEPIGfiAMM AUS PHAISTOS 293
jedenfalls nach den ausreichenden Opfern beurteilt. Wer übel
beleumdet war. ma^ wirklich ausgeschlossen worden sein.
Und Gegner des Kheacultus — -a:£'T^:;7.ivovT£; O-.cüv y^^^? —
wandten sich natürlich ühei'haupl nicht an das Orakel.
Wer also zwar als inio- galt, aber keine Kinder hatte,
nahte sich vergeblich orakelsuchend der Göttin. W ie ist das
zu erklären? Und hier kommen wir wirklich zu dem uAvx
Gaöjxa : die Grosse Mutter weissagt nicht wie gewöhnliche Ora-
kel. Als Mutter' weissagt sie und über das Schicksal der
Rinder" also nur solclicn, die Kinder haben. Wer keine hat,
mag er auch öcto; sein, dem schweigt ihr Mund. Kam einer,
nur jene alltäglichen Orakelfragen zu thun, ob er Sklaven
kaufen oder verkaufen, eine Ueise unternehmen solle, so gab
ihm die Grosse Mutter von Phaistos keine Auskunft. Nur
über das Los der Kinder weissagte sie mit mütterlichem Sinn
den sorgenden lullern, wenn sie fromm waren. Und das ist in
der Thal wunderbar.
Halle a. S.
IvONKAI) WERNIüKE.
ZIM l'Si:i>|116MA 1M:|,' IIll'l'UMKDDN
Die von Herrn Professor M. Fränkel oben S. 133 gegebene
llerstelluni' des zweiten Teiles der liervorraoend Nvichliii;en Ur-
künde, die wir Otto Kern verdanken, deckt sich, von Klei-
niofkeiten abo;esel]en ' . mit i]on iM'uiin zünden, die icli im .la-
nuar 1. J. der Uedaction dieser Zeilsclirirt zugesendet, aber
mit Kücksicht auf den unmittelbar vorher eins-etroffenen Auf-
salz des berhner Gelehrten zurucki'ezoi'en hatte. Durch diesen
ist die Sache im Wesentlichen erledigt; dennoch wird es 'je-
Stattet sein auf einige Einzelheiten zurückzukommen.
Nach Kern ist die leider sehr beschädigte Seite (B) des
Steines, auf der die von Fränkel besprochenen Zeilen stehen,
'offenbar' die Vorderseite cjewesen. Ich weiss nicht, ob aus-
sere Anzeichen diese Annahme unterstützen : der Inhalt der
Schriftstucke scheint sie mir keineswegs zu fordern. Die In-
Schrift der Seite A (nach Kern der llückseite) giebt den aus-
führlichen iMotivenbericht des Beschlusses. Z. 1 ist mit Kern
S. 349 zu ergänzen ßa'7'.'Xe'j; 'HylvTriTTpaTo«; [Vatersname eittev
ETcetST;] ; zu Ende der Z. 21 — welche doch wol. wie Z. 1 die
erste, die letzte Zeile dieser Seite überhaupt ist — steht die
Formel äyaOr/. f'^x.''''- ^'^ ''^^'' ^''^"^^ eigentlichen Beschluss ein-
geleitet, dessen Gegenstand nach Z. 17. dem Ratsgutachten ge-
mäss, die Belobung llippomedons und die Aufzeichnung der
ihm verliehenen Ehren in dem Ileiliglnme der 'A[^y]\x] bil-
dete Diesem Beschlüsse werden Bestimmungen über die Ab-
sendung einer Gesandtschaft gefolgt sein, die llippomedon sei-
tens der Sainotlii-akcr zu begrüssen. ihm das Psephisma zu
überreichen, den Statthalter um ferneres VVolwollen im Ein-
klänge mit den huldvollen Intentionen seiner Souveräne zu bit-
' Z. b r. '.'va für r.4 äv. Das Verbuiii Z. lU veimoclilc icli nitlil zu linden.
A. WILHELM. ZUM PSEPHISMA FUER HIPPOMEDON 29o
ten und einige besondere Anliegen vorzubringen batte. Für
all diese Bestimmungen, soweit sie verloren sind, baben die
zebn Zeilen, welcbe auf Seite 13 bisber unentziffert blieben,
sicberlicb anf^eniessenen Raum ij;eboten.
Was gelesen worden ist, bezeichnet Fränkel mit Heclit als
'Teil der Instruction einer samotbrakischen Gesandtschaft,
ohne Zweifel an denselben ilippomedon, dem das Ehrende-
cret der anderen Seite gilt'. Wenn er aber Z. 3 fY. ergänzt:
Kxi a[i-:o'j V^oiyixiyr,[v] /.ai äTeXs'.av SoOv'at siTÄyo-j^iv va] Xecgovy;-
no'j /.ai aAXoOcv öOsv aü-oJ'. s'j/.aipov cp aivsTX'. sivai und erklärt,
'die Gesandten sollen die Befiigniss des Statthalters anei-ken-
nen. die Getreideausfuhr imd die Bofreiimü; von Ein^anuszid-
len Anderen als PriNilenium zu lie^väb^eu. Wir lernen dass
der Ivvport von Getreide in Sa ui ol li ra ke damals grundsätz-
lich untersao:t i^evvesen ist', so e;laiibe ich demi»;eü;eniiber auf die
Auffassung zurückkommen zu dürfen. welche ich früher vor-
ZLitrauen "edachte. Jene Verleihunfi; zollfreier Ausfuhr bezieht
siel) dem Wortlaute der Inschrift nach zunächst aufdieCher-
sonesos, nicht auf Samothrake. Dass aber die Bewohner der
heiligen Insel eine Befugniss des Statthalters, jene Privile-
gien für die Cbersonesos und andere Orte nach seinem Gut-
dünken zu verleihen, förmlich anerkennen, wäre, wie mir
scheint, doch nur dann möglich, wenn jene Exportgebiete Sa-
mothrake unterstanden. Wir wissen von samotbrakischen Be-
sitzungen an der thrakischen Küste: mau kiuinte sogar daran
denken, dass Koni«'- und Köniüiu den Samothrakern oder viel-
mehr den Göttern der Insel auf dem Festlande Ländereien zu-
gewiesen hätten, deren Erträgnisse, für im Xameu des llerr-
scherpaares darzubringende Opfer und i-xc/ai bestimmt wa-
ren, und dass mit einer derartigen Schenkung die Anlage der
Befestigung {BZ. 5 tV.), der die Besiedlung und Bewirtschaf-
tung des Landes durch samothrakische Kleruchen folgen soll,
in Beziehung stelu\ liuless sind wir m. E. durch keine An-
deutung der Inschi'ift befugt, mit unseren Wrmutungen den
Boden der Insel zu verlassen; mit Becht wird /tA7;poj/£iv von
'innerer Colonisation' verstanden. Gerade die von Fränkel
296 A. WILHELM, ZUM PSDPHISMA FUEH HIPPOMEDON
tretflich geschilderte und ^ewürdiste Notlane der Samothra-
ker scheint es mir \ö\\\^ zu roclil fertigen, dass sie für sich
selbst jene BefriinstiiiLmii zolllVeier Getreideausfuhr aus der
Chersonesos und anderen dem Statthalter unterstellten Gebie-
ten erbitten. Somit halle icli an ineinei" tVüheren Eri^änzimg
fest und schlage vor, statt mit Friinkel SoOv[at i^ayo-jaiv — wo
ich, wenn es • Anderen' bedeuten soll, (h^n Artikel vermisse —
vielmehr Soüv^ai ty;i -öXst zu lesen Für den Anfang des Satzes
vermute ich, selbstverständlich ohne das Einzelne zu verbür-
gen, nach Psephismen wie Dittenberger, Sylloge 140 {C.I.A.
II 311) Z. 42 ff., :56 Z. 42 ff., 228 Z. 38 ff. folgenden Wort-
laut: eXe'oOa' Vi xai TrcsißsuTi? avSpa; Tpei; oitiv£<; äTxaryäaEvoi
'lTC7:oaeSovTa Trapä toO Stou-O'j xal (XtuoSövts; t6 i|/Y;(pi(Taa -apavta-
T.EOOuT'.v aüxöv S'.aou).aTT£iv tvjv Ü7:äpyo'jaav aütüi xpo? Tr,v 7:ö).tv
euvoijav xai [äjcoXo'jösiv xal stt; t6 >.oi-cv tJei toO ßaTiXe'wc xai Tyi[;
ßam>.iT»7Y)c aipETEt] )C(Xi (7[iT0'j iJQaycoyrjLVj /.ai äxeT^siav öoCvLat ttjI
TcoXgi £)cl XeppovyiTO'j y.al aX"Xo6£v xtX.
Wien.
AD. WILHELM.
'.r:^^^.
«
L I T T K R A T r R
A. M. KAAüIlüeAKHS, 'O /(op'.Taö; Tr/<; (7TpaTi(0Ti/.7;; y.at 770-
XtTtJtY); e^O'jaia? y.xi •/) P(iJU-ai/.7) ^'.oi/,r,n>.i -rzxo'x tÖv /.xtci) Aoovaßiv.
Athen 1894.
n. r. KaSTPIÜTHS, Ol AeXcpot, 'IfJTOp'.ÄTi xal äp/a'.oXoyiJty) a-j-
T(t>v Trep'.ypacpr/ ini z-ri ßäcsi tcöv ve'wv Trr.yüiv xa». tcöv äva.'i/.xocöv.
Athen 1894.
A. N. 2l!kias, 'EXk-n^i-An ypa{ji(/,aTi>cr). Athen 1894.
E. I. UtaMaIIAAU^ . Bio; 'Ixy.öiSo'j Bxa'.'kix.oü , Se-jt^Ötou Si-
p.o\j, aapx.r,TTio'j lixpo'j. xöu.r.To; FlaXaTivo'j x,xi r,y£a6vo; xr,; MoX-
Savjix;. Samos 1 894.
A0HNA , (juyypajAaa ~£piooc/cöv rr,; sv 'A6r,vai; £-tGTr,aovi/.7;;
iraipeta; VI, 1 .
AMAA0EIA , Smyrna 5/13 Oktober 1893 veröffentlicht Herr
M. Tsakyrünlus eine Inschrift aus kiikluilja bei Smyrna, ("iber
welche er selbst und Herr G. Weber uns weitere Mitteilungen
gemacht haben. Sie befindet sich in dem o;enannten Ort im
Mause des Bäckers Kvangeliu und ist in der Ebene nahebei
ij-efunden : Läni»;e 0,85'", Höhe links noch ü. 50, Dicke 0.15,
unten abgebrochen. Ein profilirter Bahnien fasst die Inschrift
ein; gezierte Buchstaben mit Apices.
(t)A.IOYAIOZArOPA2A2TOnON
KAOAPONONKATEZKEYAZEHMHTHPA¥
TfiN I OYAIATEPMAEAYTHKAIT^ANAPI
KAITEKNOIZKAIEKFONOI^KAI
5 A n E A E Y O E P O I 2 K A ' A O Y A O I Z
MHAENOSAAAOYEXONTO^iEZOY
ZIANTOYMNHMEIOY
A Y ^ ^
^I^X. 'lo'JXio? xyozxax; tottov /.xOxpOv ov /.xriCKi'^xni r, u.r,-:yi: av-
•298 I.lTTEHATtiH
Ttiiv 'lo'j'Xta Tspixa eau-vi xal tw ävöpt jcal tejcvok; x.at sxyovoi; x,ai
astO'j . . . a'jTO ....
Das Wort AV|TQN /. 2. 3 ist naclitriii-lich auf der Tm-
raliiiuini; einüeti'ai''Gn worden.
In derselben Zeitung Xr. 5233 hat Herr Tsakyroglus eine
Insclirift aus Smyrna mit folgenden Bemerkungen abgedruckt:
"Ev Tivi (xpu.£vix,ri oi/tiac Trapä rov üopou.'j'Xov t7;(; G'jvoixia; -rou
'Ayio'j Ni)toXäo'j eupriTa'. Itti Tsax/io'j uapp.apivTi; ':7>,ax6?, xetaevr/?
£v T(p y.r,7:api(i) >tal £'jp£Ocic;r;<; £:t' tottou, t) £:iroa£VY) T£TpacTtyO(; exi-
vpa<07; :
nP020A02
KOPNHAIOY
X P H Z T H I
H P n Z X A I P E
T6 £v ay^CXaii; TTOtyeiov etvat rifxiEa^ETij.Evov.
AeaTION t-^<; i<TT0pi>c7i; xai iOvoXoyixy;? STottpia«; Tr^; 'EXT^äSo;
W , 3. Darin u. a. S. 423. A. MYi>.'.apa)t7i; , M£(j«jacta. 'laxopi-
•/.al £p£'jva'. TTEpi Toü ovö[;-aTO: touto'j w; y£{i)ypacpt>tou. — S. 513.
11. ZepT^fiVTirii;, Ilfipl ToO y£{i>ypa(pix.oö övöaaxoi; llapxik - HapoDCia.
— S. 53'i. A. Rubio y Llucli, n£pi Tr/<; £77o/r<; .taO' viv ol Ka-
TaXxvot äTüwXeaav rä: *A6yivac.
EsTiA 1894 Nr. 10-17. Darin u. a. S. 186. K. IlaXaay.?,
'0 Gavo?Tou 'AxöX^wvo? [Wiederholung des Textes nach B.C.H.
1893 S. 574 und Übersetzung].
Ei'iiMEPis APXAiüAüriKii 1894 Heft 1.2. Darin S. 1. \\ .
Dörpfeld, 'H 'EwEzjtpo-jvo; xat y) KaXXippÖT). — S. 1 1 . II. Ka6-
€aSia;, 'Avtit'jttx toö ev 'ETTtoaüpw •/p'j(7£>,£'pavTivo'j äyiX{;,aTO?
ToO 'ATitV/iTTtoö. — S. 15. Derselbe, 'ETTiypacpat £^ 'ETCiSaüpou. —
S. 25. J. VV. White, Tö FleT^apyi/tov irA n£pix.>^£ou:. — S. 63.
B. üxi'/)? . 'Ep6Tfiax-A) XTj'/tuOo;. — S. 69. F. Ntx.oXaiSr,i;, Ilfipi
TO'j /.aO' "Ou.r.pov 'IXiou. — S. 99. A. 'l't>.aS£>>cp£'j? , T6 Topyö-
v£'.ov £v TO) £/C riEipaicü; «j/TTp'.SüJToi. — S. 111. G. Milliet, ^'Oipt-
8(i)Tx TO'j SV Aacpviw vaoö, — S. 121. P. Hartwig, K6<paXr) at-
PI NOK 599
OioTCO? asTÖt TTi? iTTiYpaor/? UEAAPo^ KAUO^. — S. 127.
A. 2I/f.3c?, Kai TCxXtv TTspi T-/i; A£;£w; auatuo. — S. 129. K. M-j-
XwvÄ?, H. G. LoUino;.
cunöyo-j XVI, 3-9. Darin u. a. S. 2'. I. A. IlcraX?.; Oi Asa-
^01. — S. 5H5. 'I>. Ar,|j.r,TC',7.Sr/C , 'H ^l'VTp'.Soypaoia ev rf, xo/rii-
TriTi /tal /.aTX tov '/iTxiwvx .
F INI) E
Über einen Grabfand auf Kliodos maclil uns Herr F. II il-
1er von Gäriringen fbliiende Mitteilung, die auf einem Bericht
des Herrn Dr. med Stylianos Saridakis beruht \m növü-
lichen Bergahhange der Akropolis von Rhodos über der Quelle
\xy.xvr, (= ).£/.7.vrj). gegenüber der Gerberei, wurde bei der
Fundamenlirung eines Hauses ein antikes Grab gefunden, wel-
ches in den Fels eingearbeitet ist. Darin lag ein goldener Lor-
beerkranz von 150 Gramm Schwei'e. Ausserdem wurde eine
eherne, an vielen Stellen noch vergoldete -/.xItzt, gefunden, die
bis auf den Boden unversehrt war und verbrannte Knochen
enthielt, sowie eine Menge Thongefässe, wolerhallen und von
tretllicher Ausfidirung. in verschiedener Grösse und F((rm.
In einigen dieser Gelasse fanden sich in der Mitte durchbohrte
perlenartige Kügvlchen. zum Teil vergoldet. Xeben dem Grabe
und anscheinend zu demselben gehiü-ig lag eine Basis ( oder
■viereckiger Grabaltar) aus wcMssem .Marmor. (),(U) lanii. <l.4()
breit, 0.50 hoch, mit der Inschrift
APXINIKOlPPATo^nNToZ 'Ap/jv.x.o; npaTOocövro;
KYMI2AAEYZ Iv.ai^aieo?. '
Die Jnschi'ifl bietet das zweite Beispiel für das N'orkommen
des Demolikon K'j'r.fjxlv'j;, das wahrscheinlich zu Kamiros
300 Nachtrag zu s. 168. 192
gehört und auf den modernen Ortsnamen Kuu^cxlv. zu beziehen
ist (vgl. diese Mitth. XVII 189-2 S. 3(i8). Als noch ein zwei-
tes Grab mit ähnlichen Thonfiguren aufgedeckt wurde, stellte
die Re^ioruMü- einen \Vacht|)o.s(on auf, iini das Publikum von
tier Stätte fern zu halten.
Herr Saridakis setzt die (iräbcr nach dem Schriftcharakter
der Basis ins dritte vorchristliche .lahrhundert. Der Fund hat
ein gewisses Interesse, da wir zwar übei' die ältesten Gräber
von lalysos und Ramiros mancherlei wissen, dagegen über Grä-
berfunde bei dei' Hauptstadt Rhodos genauere Berichte fast
o;anz entbehren. Auch der Platz ist bemerkenswert; er ist nicht
weit von der niH'dlichen Stadtmauer entfernt, welche bekannt-
lich die äusserste Spitze der Insel, die • Sandnase' (Kum-
burnu) ausscbiiesst (vgl den Plan der engliscIuMi Seekarte,
der z. B. in Newton. Travels and discovcries in (he Levant
I zu S. 140 w iederholt ist).
NACHT RArx ZU S. 168. 192.
Tviv Siaxoi^rjV toö FoucarL u.vYiy.ovs-jOei'jav m\. 168,3 ^\i7:i ev
Revue de philologie 1893 ni\. 161. Et? toü; TrapsvOiTo-j? -ivx/.a(;
ZTiC, rreXiSo; 192 criy. 27 ->>aup5c; A y,ai n-iy . 3i TrXsupoc; B ävrl
Toö o(kp[otoc. . • . (XvayvüiOi öivcpofu^. . . 'Ev tö >,t6(i) Siaxptvov-
xai töc l'yvT) to'j O.
A. «1)IAI0S.
•■»?•• t< '■^*"-
Itl. Juli 1894.
DORYLAION
^^#-^>.»«|r-^ ■■•
fm Juni 1893 war es A. Körte, F. Noack, Max L. Stmok
und mir durch die Liebenswürdigkeit des Direktors der anato-
lischen Bahn, Herrn von Kühlmann, vergönnt, einen Ausflug
von Skulari nach Angora zu machen, rntorwegs hiehen wir
uns zwei Tage in I'^ski-Schehir auf, wo man seit l.eake iAsin
minor S. 18) das ahe Dorylaion ansetzt, ^^'as wir in der
kurzen Zeit iiher die Lage der antiken Sladi ermitteln konn-
ten, teile ich nehst einigen Inschrillen, die wir al)schriel)en.
im Folgenden mit. Die ohenslehende Skizze Xoack's wird die
Übersicht erleichtern.
Auf der grossen flochebene Innerkleinasiens ist Fski-Schehir
die erste Stadt, die man von Nikomedien und Nikaea kom-
mend erreicht. Sie liegt zum gntssten Teil zwischen dem rech-
ten Ufer des Pursak (des antiken Tymbres) und den Höhen,
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. 21
302 TH. PHRGKU
welche südlich vom Fliiss aufsteigen zur Ebene von Kotyaeion
und Nakoleia. Die südliche I lallte, das 'riirkenvierlel, ist von
der sogenannten Basarsladt in der Nähe des b'lusses deutlich
getrennt. In letzlerei' erhebt sieh nichl weit \on der Pui'sak-
brücke der Kuppelbau der TbernuMi. wclclie neben denen von
Brussa einen bedeutenden lUil' haben. Am linken l Ter des
Flusses hat sich leils duich die \'erj»l'lan/.iiiiii' \on Muhauieda-
nern aus Bidi;ai'ien. leils in Folj^e des Bahn haus ein y;anz
neues Viertel i>ebildet. Jenseits der Bahnlinie dehnt sich die
Ebene noch weit bis zu den uiM'dlichen lluiiclkellen aus'. Sie
wird bloss unterbrochen durch eine auf Kieperfs Karle als
Shar - oijük bezeichnete Anhöhe, welche etwa 3'"" nördlich
von b]ski-Schehir sich mitten aus ilein Flachland etwa 20'"
hoch erhebt, llumann ( Beisen in kleinasien S. 18 j vermutete
in diesem Hügel die Akropolis von Dorylaion, und dass hier
eine antike Stadt lag, zeigen die neuerdings freigelegten i\este.
Wir fanden nämlich den Abhang des Hügels und beson-
ders das Gebiet rings um ihn von einer Beihe von Gräben
durchzogen. Die Bewohner von Eski-Schehir, namentlich die
neuen Ansiedler, haben hier in den letzten Jahren fast syste-
matisch nach Bausteinen gegraben.
Dabei stiessen sie z. B. im Südosten des Hügels auf das
Fundament einer Halle, von welchem eine Strecke von 4 3'"
Länge freigelegt ist, ohne dass auf einer Seite eine l^^cke er-
reicht wäre. Psicht weit davon ist die Ecke eines Stufenbaus,
vielleicht eines Tempels, ausgegraben. Im Süden sahen wir,
teilweise noch in der Erde verborüen. einen Thorboi^en, des-
sen Quadern, einst einem jonischen Architrav angehörig, erst
nachträglich konisch zugeschnilten sind. Sehr häufig triti ri')-
misches opus uicertuni und Ziegelmauerwerk zu Tage. Aus
spätrömischer oder byzantinischer Zeit stammt eine Mauer,
von welcher im Süden und Siulwesten ein grosses Stiick frei-
' Am Al)li;iiig dieser llü>,'el lie;;! .Miilalili, wuliiii ein M(!ileiisleiii lIoi"
Strasse Dürylaeuin-Coliaemn veisclile|i|il wurden ist. S. Eplicmci'i.\ cpiyra-
pliira \' S. b'rl xNi. 1^UU.
hORYI.A.'ON 303
tiplofrt ist. In (lieselhe sind eine Mensje von Architekturstücken
lind liis(dii'iriljasen verhaut'.
Dass diese anliken Kesie dem alten Dorvlaion angehören,
können wir. wenn aiudi ein iiiisserliches inschriftliches Zeu^-
niss felih,. mit Sicheiheit annelimen. Denn in der Nähe der
lieissen Quellen, welche uns von Allienaeus und Stephanus
F3)'zanlius IVir Dorylaion hezcuiil sind. Ijcni l^cine andere An-
höhe, wclclic die Akropolis einer Stadt hätte tragen können,
i'^ine Akropolis aher hatte Dorylaion nach der gleich unten
anziiriilireiiden Xachricht des Joannes (linnamus. Schon dieser
(Iriind wurde genügen, um die Ansicht Kiepert's und lUim-
say's. welche Dorylaion genau an ilei- Stelle der lieutii,'en h ü-
gel losen Sladt suchen, zu widerlegen. Doch sj)richt noch
anderes gegen ihre Ansetziing. Aus den Worten des Athenaeus,
welcher hei Aufzählung von lieissen OuellenfS. 431») auch
die Thermen Jicoi Aoc.Aaiov erwähnt — wiihrend er die von
lirussa tv Ilpoo'ir, liegen lässt — können wir entnehmen, dass
die Thermen nicht in der Stadt, sondern aiisserhalh lauen'.
Auch erzählt Diest in seiner Ikiseheschreihung ' \'on Perga-
mon üher den Dindymos zum Pontus' (Petermann's Mittei-
lungen, 94. Ergänzungsheft) S. 52, dass eine unter der Erde
verhorgene alte Pflasterung von Shar-öyük nach Eski-Schehir
fidire. Dies wird ehen die Strasse sein, welche Dorylaion mit
den Thermen am rechten Ufer des Flusses verband. Noch ist
zur Hälfte wenigstens die Brücke aus römischer Zeit erhalten,
auf welcher sie i\en Fluss üherschritt. Endlich spricht auch die
Betrachtung der späteren Schicksale Dorvlaions •' liegen Kie-
pert und liamsay.
' Man k(iiiiil(" l.ci dieser Mauer an die Bolageiuii',' Durvlaioii.s »lurcli die
Sarazenen im .fahr 717 denken; s Hainsay, Hisloriral geography uf Asia
minor S. 578.
=* Keinen sicheren ydiiuss f,'estaUet die iSlelle des Siepli. B}z. s. v. Sip^z-
•/wfiov ^^.r/.iliai saTt xal BiOuvfa,- öepfxa ri (jl£v flüOia, li Sc £v npo-Jar; ßa-
oiXixa li^öiki'.a, xa. o' ev Kar.naooxta xa U ev Xyp;'?, t« oi AopjXaEiou, oi oJxoüvtcj
Wep[jr,vo;.
^ 6. Haiiisay a. O. S. ?01, '21l', -278. - IJber die allere Zeil sind die \acli-
304 TH. fREGER
' Dorylaion war einmal', so erzählt loannes Cinnamus S.
295 Bonn, 'eine Stadt so gross wie nur eine in Asien und
verdiente seinen Ruf. iMne weiche Luft wehte über die Ebene,
weite herrliche Felder lai'en in ihrem Umkreis, mit fettem
Boden und fruchtbar, so dass sie eine dichte Weide und reiche
Erndte sahen. Der Fluss, der durch diese Geiilde lliesst, ist
schön und hat köstliches Trinkwasser. Eine unerschöpfliche
Fülle von Fischen giebt es darin. Hier standen einst herrliche
Häuser und menschenreiche Dörfer; natürliche Quellen gab es
und Hallen und Bäder, und alles was das Menschenherz sich
nur wünscht, spendete hier im Überfluss die Erde'.
In diese slückliche Gesiend ' brachen um 1070 die mäch-
tig nach Westen dringenden Türken ein und zerstörten die
Stadt voUständie:. Hundert Jahre hausten dann Nomaden in
den Trümmern, bis endlich 1175 Kaiser Manuel I. Komnenos
die Barbaren vertrieb und ein neues Dorylaion gründete un-
weit der alten Stadt (/ipaxa tt}; xöXewi; oü aaxpav azwÖev Trepi-
€x>.(ov). Die neue Stadt war kleiner als die frühere und von
der alten Akropolis etwas entfernt (cyjri{;.aTO(; u.kv xoXXö toO
TrpÖTepov i'vSov Ö770)tej(^(j>pr()cura, toö Ss et«; ajtpav auTvi äv£(jTri>cÖTOi;
Ta xpÖTspov yr^öcpou öXiyw Sri äzcoTs'pco). Während des Baues
der Mauern fanden beständig Kämpfe mit den Barbaren statt;
denn diese hörten nicht auf, durch Überlälle von oben her
das Werk zu stören (oü>t dveXiTrov ix. tgjv ävtüTäTO) auppe'ovTei; £<p'4>
T'/iv oixoSofxiav outw ^ccoXueiv). Dieses Neu-Dorylaion sucht Bam-
say [Historical geography of Asia minor S. 86) bei Ka-
radscha-Schehir, einer Ruinenstätte, welche etwa S"*"' südwest-
lich und tlussaufwärts, 110'" über dem Fluss auf dem Gipfel
riclilcn der Allen spärlich. Die Erwähnung bei Diotlor 'JU, 108 liihil auf das
Jahr 302 v. Chr. Aulunoiiie Münzen sind bis jelzl, nicht l)ei<annt. Du^ Blüte
der Sladl scheint in die Kaiserzeit zu fallen. Münzen aus dieser Periode bei
Miunnel IV 524 fT.
' Galen VI S. 515 Kühn erwähnt Üorylaion wegen der Getreidearl ?£o-
nupov : ovdfAaTa ZI xatj jwdXeaiv, £v ai? yiyvETai x6 07:^p[j.a toüto, Ntxata xai Ilpoüoa,
xai Kiäaaou xa\ KXauoiou ticIXei; t£ xai 'IlXioünoXi;, iXXi xai Ao&üXatov (die Aus-
gaben haben AopuXai) ij eaii |j.ev E<J/.äTij ttjj 'AffiavJj« 4>puYtaj noXij.
DORYLAION 305
eines steil abfallenden Plateaus liegt. Doch zu Cinnamus' Be-
richt stimmt diese weit entfernte, von oben nicht angreif-
bare Rurg keineswegs. Vollständig dagegen passt die Beschrei-
bung des Historikers auf das jetzige Eski-Schehir, zumal zu
dem an die Hügel gelehnten Türkenviertel. Gerade dort findet
sich auch eine Menge byzantinischer Architekturstücke, teils
verbaut, teils ohne Verwendung. Dass alle diese Bauglieder,
zumal die jetzt unbenutzt umherliegenden , aus Shar-()yük
verschleppt seien, ist kaum denkbar. Vielmehr existirte an
dieser Stelle jedenfalls eine byzantinische Stadt, in der wir so
gut wie sicher Neu-Dorylaion erkennen dürfen. Kaiser Ma-
nuel I. verlebte also die Stadt von dem Bur^hüsel am linken
Ufer des Tymbres an den Fuss der sanft abfallenden Höhen
am rechten Ufer. Ein Hauptgrund hiefür mag die Nähe der
Thermen und des Flusses gewesen sein. Als dann die Türken
endgiltig Herren des Landes wurden, scheint die Stadt weiter
bestanden zu haben. Sie erhielt in Erinnerung an die vortür-
kische Zeit den Namen Eski-Schehir d. h. Altstadt.
I. 1 N S C H R I F T E \
Die Gegend von Nordphrygien ist bis jetzt noch sehr arm
an inschriftfundon. Aus Eski-Schehir kennt das Corpus bloss
8 Inschriften (III Nr. 3810 3816 und 3817 Z>). Seitdem ha-
ben Mordtmann [Annali delVIstituto 1861 S. 189). Doma-
szewski ( Arch.-epigr. Mittheilungen aus Österreich \'ll S. 176-
178) und llirsclifeld ( Sitzungsberichte der preussischen Aka-
demie 1888 II S. 866 Nr. 8-11) die Zahl etwas vermehrt. Die
im Foli^enden mitgeteilten Inschriften stammen teils aus der
jetzigen Siadt. wohin sie jedenfalls verschleppt wurden, sei es
im Mittelalter, sei es in der Neuzeit, teils aus Shar-öyük
selbst. Fiir manche Unterstützung sind wir dem Bahnbeamten
Herrn Heiser zu Dank verpllichlet.
1 . Am Bahnhofgebäude, wohin H. von Kühlmann den Stein
306 TH. PREGKH
von Shar-öyiik hatte bringen lassen. Marmor, oben und un-
ten orebrochen. H. 0,62. Br. Ü,7U. T. ().5*>.
_. >M . M :^ 1 1 O A E 1 T E I
N^AIIOI EIMIISEnN-TITnKAQAI
nEnPinMAPKEAAQANOYnATQTOB
ettimeahoentozth2ana2Ta:ze
5 nzt0yanapiant02kaithnba
sinektoyiaioykataskeya
2:ANT020E0rEN0YZMENAI
APOYTOYMENEMAXOYAPXI
nAPA4)YAAKOS
ä-OTEiy.-^Tiwv TiTCi) K>.(oSi|(i) 'E-ci(p Mapy.£A>^(p ävO'jTriTw to ß.j etti-
ü.sAr.ös'vTOC TY)? ävxGTOCGslw: Too ävSp'.zvTo: xai Tr,v ßi|';iv ix. to'j
i^io'j xaxa'jX.S'jajfjavTo; ©e'oysvou; MgvavjSpo'j toO Mevsp-x^ou äpy^'.-|
TrapacpuXaxo?.
T. Glodius M. f l^prius Marcelhis ist der aus Tacitus be-
kannte Ankläger des Thrasea. Xach der Inschrift CLL. X
Xr. 3853 war er mindestens drei Jahre Proconsul der Provinz
Asien. Die Zeit seiner Verwaltiino; setzt Waddinijton. Fastes
fic la province d'Asie S. 704 mit Wahrsciieinliclikeit in die
Jahre 70-73. Unsere Inschrift würde demnach in das Jahr
7i/7'2 fallen. Die Rosten für die Statue, welche wol die Stadt
dem Eprius Marcellus setzen liess, wurden sx. twv ä-o-riu.Y.rrewv '
Tvi; xoXiTEix?, aus den Staatsabgaben, d. h. wol aus den Über-
schüssen derselben bestritten. Vgl. die Inschriften bei Sler-
rett, Papers of the American svhool III Nr. 416 und LeBas,
Asie mineure Nr. 883. Der Titel eines äp/'.-apao^Xa; ist bis-
her unbekannt. Das Amt der Trxpao-JXy./.s:. KV^VKn\ Vorstand er
jedenfalls war, begegnet uns in einer Reihe von kleinasiati-
' Bekker, Anecdota 437, 30 inoxi^t-r^aiv tAo? rj ipopov. Sun.sl bcdeulel i-ori-
lATjais Schätzung, s. Marquardt, Rom. Slaalsverwallung II S. 219.
DORYLAION 30.7
sehen Inschriften', regelmässig in Verbindung mit andern
städtischen Amtern. Docli hat sicli ihre Compotenz bisher
noch nicht sicher feststellen lassen. (). Ilirschfeld. Silzun»s-
c
berichte der Akademie zu Berlin 1891 11 S. 868 Anm. 116
hält die -apafpO^y/.e: für die Vorstände des Gendarmeriecorps
der xapafp'jXa/äTa'., Fränkel. Die Inschriften von Pergamon Nr.
239 identificirt das Amt mit dem des pergamenischen Beam-
ten 6 -pö; ZT, Trapa-p-j^ax-T] Toiv v6a(i)v], beide ohne zwingende
Gründe. Mir ist es nicht unwahrscheinlich . dass die -apa-
o'jloiy.ic, einen ähnlichen Wirkungskreis hatten, wie die ap-
yyu''Ay.y.sc und ';-oo'jAa/.5c des lykischen Bundes. Dies waren
Steuoi'hcamte und hatten, wie Löwy ( Heisen in Lykien 1!
S. 1 19 f.) wahrscheinlich macht, hinsichtlich der Steuerlei-
stung die Provinz gegenüber dem Fiscus zu vertreten. Ist diese
\>rmutung richtig, so passt es sehr gut. dass der Vorstand des
Collegiums der TrapacpO'Xx/.g: Basis und Aufstellung einer Sta-
tue besorgt, welche aus den Abgaben, die er zu verwalten hat,
hergestellt ist.
2. Schuppen in der Nähe der Bahnhofs. Jedenfalls auch
aus Shar-()yük. Unten gebrochen. H. I.Od. Br. 0.60. Sorg-
fältige, etwas gezierte Buchstaben.
M 0 Hl T ¥ X H. 'Ayjaeyii zuyY>i
MAFNIONAIO Mäy^-ov A-.o-
N Y Z I O N I TT n I vo'jiov iT^TTi-
KONATTOSTPATEJ xöv iizo (rrpaTe-.-
fiNVlONM. A¥P- AI 5 wv ui6v M. A'jp. A'.-
ON¥2IO¥nPnTO^ ov.^ioo -cwTO'j
< liuU. decorr. hell. Vit 8. ?73 ( Nysa in I>j(li>n), Hicivs, Ancienl Greek in-
xrripUon.s in the Britisli Museum III 8.87 (Epiie.sos), MouaeTov zai BiCXioÖrjxr,
Tf,; EuaYYEXtxTJs ayoX^i; V S. 60 Nr. !fv8' uilil KonduJPun, Mi/paaiaval Irtyp«-
oatS. 'ifiNr. ÜO (Miifrnosia a. IM ;. i\Iilllipiliiii;;pn ilos allion. Iiishiuts VIII
S. 239 (Tralles), LcBas Nr. 1093 t (Kolossapi, SleiroU, Paprrs i>f the Avie-
7'ican schoul II Nr. 25 (Sel)aslopolis in Karioii). bull, de corr. hell. X S. 54
(Kadyanda inLykion),^. 1.11. ^\\3<^ ( lolape in Kilil<ipnl. Vpl. auch Sl.ldlp
Pamjjlijlipns iiml IMsidicns 11 S. 203 Nr. 5S.
308 TH. PREGER
APXONTOZTOB-KAI2TE xpyovxo: tÖ ß. xa! are-
(j)ANH(j)OPO¥ErrO cpavTTpöpo'j, eyyo-
N O N M. A ¥ P E P M ;//// vov M. Aüp. 'Ep[;{o-
AAOVTTPnTOYAP 10 Ixou -rp^ro-j äp-
X O N T O 2 T O B • K A I Z T /J /ovro<; tö (i. y.ai <tt[6-
<|)ANH<))OPOYMArN'/^;^ (pav-/i(p6po'j. Miyv^i-
ilili^^iilll o]? [AiovuCTto; äpexv^; evexa ?
Magnius Dionysius war rihnisclier Ritter und comes mili-
taris, s. C. I. G. III 4499. Sein Vater und Grossvater hatten
die höchsten städtischen Ämter bekleidet.
3. Shar-öyük. Grosser Block in einem Graben. H. l,«f),
Br. 1,80, T. 0.66'". Schöne, 0,07'" hohe Buchstaben. Die letz-
ten 4-6 Buchstaben jeder Zeile sind schon im Altertum aus-
gemeisselt, aber noch lesbar.
MAPKIAZTPA MapKia ( Sxpa-
TONEIKOYH Tov6i(xou ti
K A I A O M N A ... Y xal A6({xva [A]u-
AIHNHIOYTA Siriv(7)i Öuya-
TPITTlOM^iP^ 5 Tpi 7r(po^aoip(i)i
EZHSENETHir^ e^7)(i6(v i'Tvi ly'.
Das letzte Iota von TCpofAoipw steht innerhalb des fi.
4. Shar-öyük in der späten Mauer verbaut. Hohe Basis,
oben und unten stark profilirt, II. 2,50, Br. 0,68, T. 0,68.
Buchstabenhöhe 0,05'".
TONnATPHZ^
2TPATONEIKON
YTTEIPOXONQAEZE
BAZTH(t)YAHETEIMH
5 5:eneikonixaake
A A T n I
Tov Tcixp-/); I STpaTOvEDCov I ÜTTeipoj^ov tuSg Sej^acTT)
(puXr) 6T£ipLyi|(Tev eixovi j^aXxejXdcTwi.
DORYLAION 309
Die Inschrift stammt aus der ersten Kaiserzeit. Aus Dory-
laion kannten wir bis jetzt noch keine Phylen. \i'\ne weitere
Phyle s. unten Xr. 5. Eine Pliyle Sebaste ist uns auch noch
überliefert in Kyzikos (Athen. Mitth. XIII S. 305). Ankyra
{C.I. G. 40'?7, 4031) und Nysa in Lydien {Bull, de corr.
hell. VII S. 269).
5. Shar-öyük, in der späten Mauer verbaut. Hohe Basis
derselben Form wie Nr. 4. II. etwa 2,50, Br. 0,70'". Die
erste Zeile steht auf einer Profilleiste.
K O Y O K A I AZTPATONEIKON
OYTEOANONTO^SOVAH
OHNAKAMANTHAABONTO
0YAETAIOinA4)IHCMEMNH
5 nenoihoea2:eio/a
#¥nekanatttoainheoa
lOAEITHCHÜlO^WCTIX
rrAISITTATH PATNA I 2 I OE
MIETEYwNnPAÜlAESZI
K. Oüo>c(o)viov) Al'X(tov) ^Tparövsuov.
OuTS GavovTo; ao'j Xr;|6r(V ä/cocaavx' {ifköi^o^-zo \
<puX£Tat ol IlacptT); [x£[xv7)|(a)evoi -/iGea ceio, |
rraiCit xaTYip ctyvai'ji ösIfjUGTeOcov TrpaTriSeTT'..
Es sind sehr viele Ligaturen verwendet ; T mit H . H mit E
M mit E und N, N mit H und E, W mit C und N. Das letzte
N der ersten Zeile steht innerhalb des O. Z. 3 ä/.xaavTrXaSovTo
steht deutlich auf dem Stein, doch wird ein N'ersehen vor-
liegen. Immerhin ist der Ausdruck äx.zaavTx Xr,Or,v >a€tc8a'.
merkwürdig. Das in Zeile 5 am Schluss stehende Zeichen tA
ist später eingekratzt, üb die Phyle na9iy;<;= IIa9t£i; oder nacii
der rioccpia hiess, lässt sicii nicht entscheiden, doch ist letzteres
das Wahrscheinlichere.
6. Shar-öyük, in der späten Mauer verbaut. Prolilirte Ba-
sis, H. etwa 0,80, zwischen den Proüleö 0,63, I3r. Ü.S^™.
3!0 TH. PRECtER
AYPZW2IMHKAI \vp. Zwa-av) xat
AYP-EYTYXIANH Aüp. E^Tuyixs>r,
^ Y N K A i A Y P K O P cOv xaL A-Jp. Kop
NHAIATHMHTPI ^rtlix zr^ y.'nzpi
AYPEYTYXIA 5 AOo . E O-o/ ta-
NQZ$5ZIMO¥ vo Zcoiiao'j
TTATPIFAYKYT /^ xarpl y^-jx.oTi-
M H 2 X A Tü> txv7)]aYi<; y^x-
piv].
Z. -2 Liiiatüi' \on N und H. /. 8 von M und H. Die erste
lliilfte von Zeile 8 isl üanz ulatt ; das Fehlende war also auf-
gemalt. In den übrigen Buchstaben ist jetzt noch rote Farbe
sichtbar.
7. Shar-öyt'dv. in der späten Mauer. Gi'abstele mit Giebel.
Über ihre Skulpturen s. Xoack unten S. 318.
ATT(t>IAEaKPATOY[I 'A-9ia SwxpäTO-j;
HPaAlANnTEKNn 'HpwStavü tUviö
MNHMHIIXAPIN y.vr,y.'/;? yäpiv.
8. Eski-Schehir. Mühle in der Nähe der Thermen Mar-
morblock, jetzt als Basis eines Holzpfeilers benützt. Sehr ab-
getreten, unten gebrochen. H. 0,65. Br. 0,60.
i^ ^
EA^TI^ COYCOY l^'jGO'j
CKAATUÜKAYTHZ
' ^PIMETATQNTC av]f^pi [zexä twv xe-
I M N H M H r xv(i)v^ [j.v7;t;.r,?
P I N ^ X^]piv.
Der Name ^'■ylnoc kommt auch sonst vor: Sterrelt. Pa/wrs:
of thc American sc/tool II Nr. 156. 166. C. I. (i. u. d. VV.
9. Eski-Schehir. ebenda; Verwendung dieselbe. 11. 0.64,
Br. 0,'i3"'.
DORYLAION
311
EPM"- PHEME
N \ P O Y K-
G Z T Q C Y
N L_ E P M A
A I n N I T E K
N n K- A I I B P
N T Q N T I
O
EpfAsptoc Me-
VJ^OCvS^pO-J X£
'"'[efAtlcTco n'j-
V o'.o ; 'Epy,x-
oiwv. rix.-
vo) x.£ A'.'. 'ioo-
Die Grabschrift hat, wie häiifi"- in Phrygien, die Form ei-
ner Weiiiunj»- an Zs-j; ßpovTüv. Hierüber s. Ramsay. Journal
ofHell. stuf/irs V 255 IT. i III 1-J3ff.). Rohde. Psyclie S. 631.
Alis Dorylaion selbst wai' bisher jnir ein Beispiel bekannt,
die Inschrilt an der Brücke (am L-enauesten publicirt von
Ramsay a. a O.). Derselben Klasse gehören die zwei foly en-
den Beispiele an. Vgl. C. /. G. 3817/;.
10. Eski-Schehii' im Türkenviertel am Markt. Der Stein
wurde später architektonisch verwertet, deshalb rechts und
links Buchstaben abgearbeitet. Sehr abgetreten. Sicher er-
kennbar ist nur Folo;endes.
/ T O I i
E E K- A I
N T n N T I E Y;//
X H N
[icO VTCÖVTl £'J-
II. Fski-Schehir. in der iNähe der Moschee Sultan Alai-
din. H. 0.28. Br. 0.37"'.
//f A E A C
^^W/Z/fAETYN AI
KIKYPIAAHZQ
EHK-0PONOYEH
K-AMBPONTaNTI
E YXH N
V'jvai-
yX K'jpi>.>.r, C<i>-
ar. xi ©povo'j«7in
x.£ A'.i [ipovrcüvTi
£'J/_-/;v .
12. Fski-Scbeliir. an der Thüre der Moschee Sultan Alai-
312 TH. PRErxER
din, als Pfeiler zugehauen. H. 1.95. Br. 0,36"". Schöne, deut-
liche Buchstaben (0.06).
C A N K T
KT O Y I
A I K I A A
O YOYI
5 K T H r A^
K- C A N K1
KOCOK-AÄ
M H T P I
T H • K E K
10 T ^ N T
1 3. Ebenda, als Brunnen verwendet, profilirte Basis. Grund-
riss quadratisch mit einspringenden Ecken. Br. 0,90"". Vorn:
YnePeYX..^OeOA8A8K-THCCYNBI8Mii «Äfi
llrij, 8 A Y I UU N
Links: YnePMNHMHCZ8PZAnPeCB,i;vy§eP8
Rechts : Z O Y P Z A
'Tttsp eüjr*/]? ©soSouXou x.£ ttj; (juv^iou a[ÜT]oö [ks tou re-j
xv]ou auTwv.
'Ttteo [y.vriy.ric Zoop^a TrpecSfuTjepou.
Zo'jpCa.
Das Denkmal wurde zur Erinnerung an den Presbyter
Zo'jpCa von der Familie des Theodulos zum Z>veck der Für-
bitte geweiht. Eine ähnliche Weihinschrif't aus Aezani bei Le-
Bas-Waddiniiton. Asie Mineiire Nr. 980.
14. Eski-Schehir, am Ende des Basars. Grosse Grabstele,
jetzt als Brunnen verwendet. Über die Heliefs s. Noack unten
's. 315. H. \A\. Br.0,83'".
AOYKICOYAAePIOCnOYA
XePAMACYNBinrAYKYTATH
„ßj-MN HMHCXAPINyßT
bORYLAlOM Mi
Aouxi; O'jaXepioi; OouXlyep aaa »j-jv^iw Y>.'jx.'jTXTyi | [avtii/yii; yxpiv.
16. Eski-Scheliir, im Besitze des Barbiers IlsTpo; KXr.povo-
(AiSou an der Pursakbrücke. Marmorplatte etwa 0,30 breit,
0,15 hoch.
AAINEONMETEXNACMA
ECOPACAAIHArEPONTA
OHKEAEAnOAAUUNIEANA
OHMATTOCEIAAUUNI
Aaiveov ^.i -zijyoic^.x j edopa«; äXiyja yipovTa, )
6rj/C£ Sk 'A770>.Xü)vt(; ävi|ÖY)u.a IloceiSxcüvt.
Unter dem iXieo; yspwv wird schwerlich Xereus (Hes. Theog.
1003 Nrpv-o:. . ä>.ioio ylpovTo:) ZU verstehen sein, sondern ir-
gend ein Flussgott oder Meerdämon, vielleicht auch Poseidon
selbst, dessen Bezeichnung als yepov uns in einem späten Epi-
gramm nicht wundern dürfte. Für einen Kult Poseidons in Üo-
rylaion spraciien bis jetzt nur einige Münzen aus hadriani-
scher Zeit (s. S. 303 Anm. 3) mit dem Bilde des Gottes, sowie
der Umstand, dass im dritten Jahrhundert n. Chr. ein ägyp-
tischer Sibyllinentälscher Dorylaion als ttöXi? csict/Oovo; swo-
ciyaio'j irilümlicli mit der Poseidonstadt Relainai verwechseln
konnte (s. Buresch , Philologus lisy2 S. 460). Zu diesen
Zeugnissen tritt nun der obige erste inschriflliche Beleg hinzu.
15. Eski-Schehir in Privatbesitz. Stele, in einen Giebel mit
Vierblalt auslaufend. Höhe etwa 0,4 0, Breite etwa 0,25'".
unten Zapfen zum Einsetzen. Auf dieser Stele ist in ganz ro-
hem I\elief ein Mann dargestellt, der nach rechts auf einer
Kline ruht, der Oberkörper ist halb aufgerichtet, in der ausge-
streckten Rechten hält er einen Fisch, in der Linken einen
Becher. Unter der Kline sieht man zwei Fische. Auf dem
schmalen Ouerbalken unter dem Giebel die Inschrift
lAAPIUNePMUANeOHKeN
'iXapicüv 'Ep}X(ö (xvt9>)/tev,
3i4 TH. PllKdER
Der gelagerte iMann ist also offenbar der Flussgott Hermos.
üass -svir in dieser Georend einem Kulte dieses Gottes be^esnen
darf uns niciit wundern, da nacb der Ansiobt der Allen der
flermos bei Dorylaion entsprang: Plinius X. H. 5,119 ller-
mus amnis oritur iii.vtd Dori/Idcum P/irygiae civitatem
(daraus Martian.Cap. 6,686 und Solin 'lü. 15). Xacb unsren
beutigen Karten ersebeint dies IVeilicb als ein Irrluni, der je-
doeb bei dem verwickelten Flussnetze Kleinasiens bcureiilicb
wäre. Aber A. Körte bat neuerdings bei "enauerem Studium
jener Gegenden die Beobacbtung gemaebt, dass der In tum
wol vielmebr in unsren Karten liegt, und dass der Hermos in
der Tbat ganz nabe bei Dorylaion fliessl, was wiederum dureb
unser Ueliet' nur bestätigt werden kann.
Der Kult des Flussgottes ist uns aucli sonst in Kleinasien
durcb Münzen bezeugt; vgl. StoU in Roseber's Lexikon u. d.W.
Atben.
THEODOR PREGER.
DÖRYLAIOV
3lS
II. (in \ B K i; I. 1 r. F s
Im Folgenden werJen nacli Skizzen, die ich bei iinsrem
zweität^i<j;en Aulentlialte in Eski-Sdioliir- Dorylaion von den
Oriü;inalen ' inacliLe, inelirere Grabreliet's aus römisclier Zeit
verötTcnllicliL die darum von Interesse sind, weil sie einer
grossen (jruj)[)e anji;ehören, die Plii"y<j!;ien und seiner nächsten
Umgebung eigentümlich sind. Auch vertreten sie eine ganz
bestimmte Rta[)pe in der letzten l']nl\vicklung der antiken
Grabreliels überhaupt '.
Sie bedürfen zunächst einer kurzen Erklärunij;.
5ffii;^^;;^''äafeig* 1
l'Ki. I
' S. in dieser ZeiKcluit't oben ö. \h'i. Vuu diesen Steinen sind Nr. "2. 4
und 5 iiuwisclien in das .Museum zu CünsLanlinopc! jjjebrachl und küizlicli
in der Ikviic airlu'ulogique XXIV (ISO-'i) Taf. 5. 6 von A. Joubin verülTenl-
liehl und auf S. ISI-183 kurz besprochen worden Icli habe meine Darstel-
lung trotzdem im Wcsentliehen unverändert hissen können.
- Vielleieiil bezitdit sieb auf eines dieser Reliefs die Angabe von liarlli
(3. Ergäiizungsliell zu l'etermanns Mitteilungen S. 'J9), der unter einigen
'Skulpturen aus dem römischen Altertum, die sieh an Brunnen und sonst
fanden" zuni'ichst 'eine (Iruppe von zwei kämpfenden I^öwen und Bären'
und dann eine Skulptur ' mit einer höchst eigentümlichen l'empelilar-
slell u ng' neiuit.
316 P. NOAGR
Fig. 1 . Grabstein, Stadt Eski-Schehir, rechts vom Ausgange
des Basars; er ist als Fassade eines Laufbrunnens verwendet
und in eine Mauer eingelassen. Höhe 1,44'", Breite 0,83'",
Grösse der viergeteilten Helieilliiche 0.70 : 0,51'". Wie auch
bei den übrigen Stücken ist der Reliefgrund der viereckigen
Felder um die einzelnen dargestellten Gegenstände herausgear-
beitet. Daü:eo;en treten die übrio;en architektonischen Teile wei-
ter hervor. Zwei kleine mit Hankenornament geschmückte
Pfeiler mit Kapitell tragen einen Bogengiebel, dessen inneres
muschelförmig bearbeitet ist. Auf einen schmalen Steg darun-
ter ist die türkische Brunneninschrift gesetzt, die antike Grab-
inschrift (s. 0. S. 312 Nr. 14) steht unterhalb auf der Re-
lietnäche. Das Ganze hat die Form eines Thores.
Das rechte Feld oben enthält eine Rolle, so wie man sie
beim Lesen zu halten pflegte', daneben das geschlossene Fut-
teral eines Schreibzeugs ' und darunter ein Diptychon. Im lin-
ken Felde sehen wir die Scheere-^ neben ihr ein Messer: denn
so ist der nach unten sich verbreiternde Hache Gegenstand wol
zu erklären ^ Zwei kleine lanzettförmige Instrumente mit
durchbohrtem Kopf, vielleicht Pincettes\ folgen in einem Re-
steckkäslchen ; quer darunter liegt ein Gegenstand, den ich
nach Vergleichung mit anderen Monumenten für eine Säge
halten möchtet In dem linken Felde unten steht neben dem
' Bauineislor, l^enkmäler des klassischen Altertums S. 316. 1413. 15S5.
Guhl und Küiicr, lieben der Griechen und Homer ^ S. XP Fig. 45?. Mon.
ed Ann. dell'lnslilitlu I85r) Taf. 15. 16.
2 LeBas, Voijage archeolugique, Monunienls fi;/ urcs TaL ISO,*?. Guhl und
Koner c S. 337 Fig. 452.
3 Baumeister S. 1581 Abb. 1638.
■♦ Darembcrg-Saglio, Diclionnaire des anliquiies I, 2 S. 1584 11". s. v. Cul-
ler. S. 115'J Abb. 1452. S. TiDS Abb. 1933. Guhl und Koner ^ S. 678 Abb.
48'J (/. Die unigobcnden Iiistrunicnle l)t>füi worlen diese DiMilung Eine ;ilin-
licbe Form hat auch das Fal/bein, iiiil doni man das Wachs aul' der Schroib-
tafel nach dem Gebrauch von neuem zu ^,'l;illen pllegle, s. Guhl und Kuncr*^
S. 337.
3 Beispiele in der Saniniluii^' der archäologischen Gesellschaft in Athen
unter Nr. 1IU3.
G Blümner, Technologie II S. 220. Vgl. auch Üaremberg-Saglio 1,2 Sil 13
DORYLAION 317
Spiegel ein kleines Alabastron ; das Kästehen ist dann nach
Analogie der anderen Steine für die Alabastrotheke (s. u.) zu
hallen. Be'\ dem daneben dargestellten Kamme sind die ein-
zelnen Zähne nicht wie z. B. bei Nr. 2 und 5 ausdrücklich
angegeben. Wenn man in den beiden oberen Feldern Gegen-
stände des männliciien Berufes eri)licken darf, so würden die
zweifellos der Frau gehörigen Geräte links unten uns dazu
führen, in dem Felde rechts davon Gleichartiges zu suchen.
Eine sichere Erklärung kann ich nicht geben. Bei dem klei-
nen Rahmen könnte man an den eines Webstuhles ' so gut
wie an den Rühmen eines Gemäldes denken, wie wir ihn im
Atelier einer Malerin auf einem pompeianischen Bilde sehen ^ ;
auch ein Stickrahmen wäre denkbar. Der im Original schwer
zu erkennende Gegenstand links ist vielleicht ein schlankes
Fläschchen ; rechts würde man je nach der Erklärung des Rah-
mens einen Arbeilskorb oder ein zum Malen nötiges Gefäss zu
erkennen haben. Was die drei anderen kleinen Reste bedeu-
ten, weiss ich nicht. Kann man bei den Geräten links oben
und rechts unten zweifelhaft sein, ob sie einem Manne oder
einer Frau zukommen, so weisen sicher die Schreibgeräte auf
den Beruf des Mannes, Kamm, Spiegel usw. auf das Treiben
der Frau. Das ist wichtig für die allgemeine Beurteilung die-
ser Reliefs: der Inschrift nach gehenkte nämlich dieser Stein
auf das Grab eines Mannes.
Fig. 2. Der Grabstein liegt in einem der Gräben, in denen die
Reste des alten Dorylaion zu Tage gekommen sind (s. o. S.
302). Der Steinmetz hat hier zwei verschiedene Vorlagen
verbunden: der obere Teil hat eine üewöhnliche Form der
Grabstele. In deren flachem Giebel sind, wie sehr häulii«, in
Al.l). I'il4 und S. IUI Abb. 1408.0b der Rossarzl Euljebos auf einem Rc-
licf im Nalionalmuseum in Alben Nr. 1248 ( Friedericbs- Wolters Nr. 1S03)
denselben oder einen äbnlicben Gegenstand in der Hand ball, weiss ich
niclit.
' Blümner, Tecbnologie I S. 138,15.
^ Helbig, Campaniscbc Wandgemälde Nr. 1443. Baumeisler S. 1344.
Blümner, Tecbnologie III 6. '2%. Gubl und Koner ^ S. 717 lig. 940.
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. 22
318
F. NOACK
dem Sinne der Abwehr oder auch der Verwünschung*, zwei
tlach erhobene Hände dargesteüt. Unter dem Lorbeerzweig
steht auf der Relietnäche die Inschrift (s. o. S. 310 Nr. 7).
Diese Stele ist auf den Giebel eines, wie wir sehen werden,
AIT?UCQtPATOTC
MNHMHCXAPIN
Fig. 2.
specifisch phrygischen Grabsteines gesetzt; der Giebel erhebt
sich über dem Bogen eines Thores. An dessen Bedeutung aber
' Diese Erklärung isl durclj den Inlialt der auf einer Reihe von Grab-
steinen zugefügten Inscliiiflen gegeben. Ausser der von Sittl, Gebärden 307
Anra. 1-7 angeführten Lilleratur vgl. Berichte der säcbs. Ges. der Wiss.
1855 S. 54 ff. und 18'Jl Ö. 147. Bull, de corr. hell. 1882 S. 501. Arch. epi-
graphische Mitlheilungen aus Österreich 1878 S. til, 30; American Journal
of archaeologii IV S. 265. V S. 47. Monumenti dei Linrei I S. 176. Aus die-
sen Analogien dürfte man schliessen, dass auch der junge Ilerodianos — si-
cher wenigstens nach dein Glauben der Muller — keines natürlichen Todes
gestorben isl, und dass mit den ausgcslrecklen Händen die Gottheit zur Ra-
che an dem Mörder angerufen, dieser oder was immer man für die Todesur-
sache halten mochte, verwünscht werden sollte. Aber es bleibt ja fraglich,
ob der Stein für diesen Fall bergeslelll wurde. — Zwei Hände in derselben
Weise einporgcstieckl zeigt auch der Stein: Beschreibung deranl. Skulptu-
ren (Berlin) Xr. 803, der Grabstein eines liandnianncs und zwei andere im
Tschinili Kiosk in Constantinopel (Joubin, Monuuienla funeraires Nr. 108,
123).
DORYLAION 319
hat man bei der Ausschmückung der Thürfelder fast nicht
mehr gedacht; von den seclis F'eldern bewahren nur noch die
beiden obersten in dem Bo^en die Krinnerun^r an das Vor-
bild, das Schloss mit Schlüsselloch und den Schlüssel in der
bekannten Form '.
Unter dem Schlosse sieht man drei kleine Alabastren. den
deutlich ausgeführten Kamm und den geflochtenen Korb, da-
neben Spindel und Kocken : diese Bedeutung der beiden Ge-
räte wird gesichert zunächst durch das dritte Belief, wo beide
noch durch den schräggespannten Faden verbunden sind.
Dazu kommt eine Beihe von Vasenbildern und Beliefs. die uns
diese beiden Geräte in dem [)raktischen Gebrauche zeigen-.
Der Bocken hat eine etwas andere Form als auf 3 und 4, ist
aber demjenigen auf 5 viWlig gleich. Auf den teilweise zer-
störten unteren Feldern sind rechts ein Spiegel und zwei Ala-
bastren, links sicher nur ein Fläschchen erkennbar. Darunter
sind jedenfalls zwei gelrennte Geräle dargestellt ; denn dass
es nicht zulässig ist, etwa an einen in der Mitte zerstörten Tisch
zu denken, leliren die andern Beliefs, wo die Tischplatte stets
dicker gebildet ist. Auch zeist der Stein da, wo das jnittlere
Bein sein müsste. keinerlei N'erletzun^ der Belietfläche. Um
die beiden Dinge in dem mittleren Felde links zu verstehen,
ist auf zwei spartanische, jetzt im British Museum befindliche
VVeihreliefs hinzuweisen. Diese beiden von Prieslerinnen sc-
weihten Steine ' stehen unsren Grabreliefs insofern nahe, als
' Vgl. Baumeisler S. 1807 und das roUiguiige Vasenbild Gerhard, Trink-
schalen und Gefässe '.'8 = Baumeister S. 1805, wo das Autsehlicssen der
Tluir dargestellt ist.
■■* Hartwig, Meislt'rscliak'ii S. 3iU Anm. 1. Bliiinnor, Tcchiiulugie I S.!18f.
A-E. Hcjdeiii.iiiii, (Irircliisclio Vaseubilder Tal". IX, 5c. Comple-rendu 1863
Taf. I, 3. Rolligurigc Vy\h in der Sammlung der archäologischen Geseii-
schafl in Athen Nr. 559. Auch zwei rolligurigc Scherben von der Akropolis
sind hier zu nennen, ferner Athen. Millli. I6ÜÜ Tal". 4 ( thessalische Grab-
slele) uu(i Con/.e, Grabreliefs I Taf. 17 (Mynnoi.
3 \Val|jolc, Mcmuirs (1818) 'J af. zu S. '152 11". und Friederichs-Wolters
1851. 185\?, wo die Lilleralur angegeben ist. Kaum glaublich will es schei-
nen, dass Ca.vlus in seinem lienieil II Taf. 51 dieselbon Heliels abgobihlel
hat.
320
F. NOACK
auch sie eine Reihe weiblicher Pützgegenstände, von einem
Fruchtkranze umschlossen, zeigen. Daruntei' sind auch zwei
flache Schalen und darin ein Gerät, dessen Form, ein Fuss
mit Unterschenkel, mit denen unsres lleliefs verglichen wer-
den darf. Es sind die Stösser, womit Salben und Schminke
für die Toilette angerieben und zerrieben wurden. Auch in
der Gestalt von Fingern und Armen hat man diese Stösser
zahlreich gefunden'. Vielleicht ist der neben der Spindel(?)
in dem Giebel dargestellte Gegenstand von gleicher Art.
Nach allen diesen Geräten wurde man ohne ein Bedenken
den Grabstein einer Frau zuweisen: dennoch hat ihn Apphia
ihrem Sohne Herodianos gesetzt (s. o. S. 310 Nr. 7).
Fig. 3. Das Relief ist am Sockel des Minares der Moschee
Dejirmen-djami im Türkenviericl von ]^]ski-Schehir einge-
mauert. Hier wie bei den zwei folij;enden Stücken ist keine In-
Schrift erhalten. Beide Thore zeigen zunächst wieder Schlüssel
und Schloss, darunter rechts Spiegel und Schuhe. Die kleinen
Alabaslren sind auf das Kästchen gestellt, in das sie gehören,
' Z. B. bei den Ausgrabungen bei der Enneakrunos in Athen, über deren
Einzellunde später in diesen Miltheilungen berichtet wird.
DORVLAION 324
wie der Vergleich mit den erwälinten spartanischen Votivre-
liefs und rotfigurigen N'asenhildern zeigt'. Darüber Spindel
und Hocken sowie zwei Fläschchen. Links Henkelgetäss und
ein auf die Ecke gestelller Rahmen, der vielleicht nur ein
Anklang an die ursprünglichere Decorationsweise ist (s. u.j :
über diesem drei kleine Gelasse, Kännchen. Aryballos und
Becher, auf dem Kredenztischchen, das mit den drei, hier
sehr flüchtig gearbeiteten Beinen die übliche Gestalt zeigt*.
Zur Seile hänüren zwei Schabeisen und ein Salbfläschchen an
einem halbkreislörmigen Tragring, dem xpix.o;, wie er in dem
Steckbriefe eines Sklaven genannt wird^. In dieser Weise an
einem Ringe vereinigte Stlengides sind mehrfach erhaltend
Darüber ein Täfelchen und wol ein Stift'. Im rechten Gie-
beldreieck erscheint der Kamm, der Wollkorb und eine kleine
Vase, im anderen Giebel zwischen zwei Rollen ein von einem
Querband zusammengehaltenes Bündel von Stäbchen : man
darf darin das Schreibzeug, die theca calamaria sehen ^. Das
Doppelthor hat wol bei einem Doppelgrab, vermutlich dem
Grabe eines Ehepaars, gestanden ^
Fig. 4. Am Bahnhofe von Eski-Schehir. Höhe O-Sß"", Breite
0,90'". Es wiederholen sich hier die schon bekannten Geräte.
Auf der Alabastrolheke ist diesmal auch das Schlüsselloch an-
gegeben, darunter das zugehörige Schlüsselchen. Zu den Spie-
' Z. B. Millingeii, Peinttwes de vases Taf. 58. Daremberg-Saglio, Üiclion-
iiaire I S. 177. Monumenii IV Taf. 15.
* Baumeister S. 1811^ und sonst.
3 Hierauf machte mich Wollers aufmerksam, s. Wattenbach, Schrifttafeln
zur Geschichte der fjriccliischon Schrift. Borlin 1876, Taf. III (nach Xolires
et exlrails XVIll, '2).
* Bois[)ielc in der Öainmlun;,' der arch;iülüj,'isohen Gesellsci)aft in Athen,
Bronzen Nr. 437 und Stil, andere hoi Baumeister S. ?4'i. Museo Borboniro
VIII Taf. 16.
'^ Dieselben Gejjensl.'inde sind otlenbar dargestellt bei LeBas a. a. 0. Taf.
13U, II, wo sie sehr unwahrscheinlich auf ein Tuch und B.'inder gedeutet
werden.
'■• Daremberg- t?aglio, Dirtionnaire 1, '2 S. 812 Abb. 995. Guhl und Ko-
ner« S. 337.
' Vgl. LeBas a. a. C). Archileclure Taf. 35.
322
F. NOACK
geln, dein Kamm und den lüssenztlasclichen ist die lange Na-
del gesetzt, die als discemiculiun und Aufstecknadel der
Haare eine wichtige Rolle bei der Frauentoilotle spielte '. Der
Ralathos über den Schuhen war der Arbeitskorb der tleissi-
FlG. 4.
gen Hausfrau, das junge Mädchen ptlegte aber auch seine
Blumen darin zu sammeln. Hier geben ihm Rocken und Spin-
del daneben die erstere Deutung. Das Kredenztischchen über
Schloss und Schlüssel hat dieselbe Form wie bei 3.
Fig. 5. Dorylaion. in derselben Grube wie 2. Höhe 1,10,
Dicke 0,2ü"', Grösse der Relielfläche 0,65 zu 0,49'", schlech-
ter Marmor. Links Rocken und Spindel über Schloss und
Schlüssel, ein Henkelgefäss ' über den Schuhen. Rechts Ramm,
Spiegel und der geflochtene Arbeitskorb -^ ; der Schlüssel dar-
* Varro, L- L. V 29, 129 discerniculum, quo discernilur capUlus. Dareni-
berg-Saglio I, 1 S. 63, Abb. 101. 102. Baumeislpr S. 618, Abb. 687. 689. Gori,
Inscr. Etrusc. I, 10.
'* ßlite des monuments c^ramograpliif/ues IV Taf. 30. (>uhl iiiid Koner *• S.
178, Abb. 184.
^ Das Flechtwerk ist häufig in dieser Weise dargestellt, v(?I. Baumeister
S. 702, Abb. 760.
DORYLAION
323
unter gehört wie bei 4 zur Alahastrotheke im unteren Felde.
Die beiden letzten Steine sind nielir als die anderen beschä-
digt. Aber sie haben dieselbe Einteilung in Felder wie jene
und auf beiden sind noch links und i-echts die vorspringenden
Pfeiler erhalten, so dass auch sie oline Zweifel die ein Thor
nachbildende Form gehabt haben. Ein architektonischer Ab-
scbluss, Giebel oder Bogen wird ihnen so wenig gefehlt haben,
Fig. 5.
wie jenen. Ausschliesslicher als 1 und 3 enthalten ihre Reliefs
nur Frauengerät; aber das Beispiel von I und ? hindert uns,
so naheliefirend es erscheint, sie mit voller Sicherheit auf
Frauengräber zu beziehen.
Sehen wir nun von den kleinen Gegenständen der lieliefs
ab, so ist die Nachbildung des Thores mit architektonischer
Umrahmung etwas Ungewöhnliclies, das der Erklärung be-
darf. Es liegt bereits eine gewisse Stilisirung vor. die nicht
mehr alle wesentlichen Teile des A'orbildcs beachtet, sie teils
auslässt, teils schmückt, wie es zur ursprünglichen Bedeutung
nicht passt. Eine solche Stilisirung. das zum Schema Gewor-
dene, setzt stets ein Natürliches voraus. Ehe man diese Tbur-
felder mit Geräten besetzte, die nicht darauf G;eh()ren. wird
man in einfacher Nachbildung wirklicher Portale sie entwe-
324 F. NOACK
der leei' gelassen oder mit don ihnen zidvOinmenden Ornamen-
ten geschmückt haben. Das Schloss ist noch eine der letzten
Spuren hiervon. Dass ein solcher Schluss richtig ist, wird
durcli eine Reihe von Grabsteinen bewiesen, die diese frühere
Stute vertreten. Von den wenigen Beispielen derartiger Denk-
mäler, die uns auf griechischem Boden erhalten sind, dürfen
wir hier absehen. Denn einerseits tragen sie zur Erklärung
der vorliegenden Grabsteine nieht.^ bei, und andrerseits linden
wir in Phrygien selbst, wo jene uns begegnen, die geschlos-
sene Entwicklunosreihe vor. welche uns rückwärts zu Denk-
malern führt, die älter und ursprünglicher sind als selbst das
älteste der wenigen griechischen, das sog. Logari in Delphi'.
Von den phrygischen Giabsteinen, die zunächst in Betracht
kommen, sind mir sieben — sechs aus Aezani, einer aus Pes-
sinunt — durch Abbildung bekannt'. Die Gesamtform des Stei-
nes ist immer das Portal. Die beiden Thürflügel sind in Fel-
der geteilt, die entweder leer sind oder einen Knopf, ein auf
die Spitze gestelltes Viereck, Gittervverk, Rosetten und schliess-
lich zweimal auch das kreisförmige Schloss zeigen. Zwei kan-
nelirte oder mit Rankenornament, einmal mit Widderköpten
und Blumeni:;uirlande oeschmückte Pfeiler — zweimal ist an
ihre Stelle schon der einfache Streifen mit Ranken gesetzt —
tragen einen architektonischen Aufsatz. Dieser enthält zunächst
einen mehr oder weniger gegliederten und verzierten Rund-
* Ausser diesein (abj,'. l'onilüw, Beiträge zur Topograpliie vuii Delplii Taf.
X) sind es das Fragmeiil aus Tliessalien, in diesen Millhoilungen XV S. 206.
die beiden Grablhiiren von Leeds, Journal of Hellenic sludies 1890 S. 269,
diejenige von Rlieneia, jetzt in Alben, Friederichs- Wolters Nr. 1800. Aus
röniisclier Zeil slainml die Siele von Sanioliiralie, ßecue des eludes grecqucs
1892 S. 200, die wo! demselben Zwecke diente. Drei «eitere aus Aegina, in
Syra und bei Epidauros l'übrl Ulriclis, Reisen und Forschungen 8. 52 Anni.
2 an. Endlict) seien an dieser Slelie nocli der Uiürförniig verzierte römische
(Irabcippus und ein anderes ähnliches Monument genannt, beide aus Vulci,
jetzt in Berlin und abgebildet in der Beschreibung der antiken Skulpturen
Nr. 120G und 1208.
■- Texier, Üescription de l'Asie uiineure I Taf. 37. 38 (Aezani). 51 (Fessi-
nunt). LeBas, Voyage archiologique, Arcküeclure, Asie »äneure Taf. 34- 35.
DORYLAION 325
bogen, der auf den Pfeilern aufsitzt. Das Fialbrund zeigt in
Relief einen Adler, den Kalathos. die Büsten des verstorbenen
Ehepaars, eine Holle, oder es ist leer. Bis hierher hat beson-
ders unser erstes Belief grosse Ähnlichkeit mit diesen Wer-
ken'. Das Ganze scliliesst, mit einer Ausnahme, oben mit
einem spitzen Giebel ab, der auch mit Ornamenten, Banken
und Palmetten geschmückt ist. Bei dem einen Belief aus Ae-
zani mit Doppelthor, Bundbogen und Giebel werden wir an
den drillen Grabstein von Eski-Schehir erinnert. Zu diesen
Beispielen lassen sich aus kurzen Beschreibungen noch zahl-
reiche andere Grabsteine hinzufügen, die das Thor und seine
Teile in richtiger Weise nachbilden. Sie finden sich in Uschak
(Traianopolis). Ahatköi, Emrez. Abia, Kiutahia, Hadjiköi,
Aezani und dessen Umgebung% Sivrihissar und l^essinunt ■'.
Von ihnen sind die Grabsteine einer späteren Stufe zu schei-
den. Der Sockel, d. Ii. ursprünglich die Schwelle, und das
Giebelfeld boten bald eine natürliche Geleo;enheit, Geigen-
stände und Gei-äte des täglichen Lebens aufzustellen. Daher
werden diejenigen Grabstelen in Thürform, bei denen wir im
Giebelfeld den Kalathos, Spiegel und Kamm, am Sockel Di-
ptychon, Kamm, Bad, Pflug u. a. m. sehen'', als Beispiele
des Überganges zu unsrer Gruppe anzusehen sein. In dieser
sind, wie wir sahen, die Geräte uhne Bedenken auf die Thür-
' Vgl. auch die Ornamenlc, z. B. tlie Rauken auf doii ITeilcni, mit I.cBas
a. a. O. Taf. 34 (Mittelslab derTliür) und die Pali^ieUeii uiisres drillen Re-
liefs niii denen der S. 321 Anin. 2 genannlen Graltsleine.
2 Ich enlnehmc sie LeBas, Voyage archeulogique, Inscriplions, III, 2: Nr.
721. 723. 725 (Uschak). 763 (Ahalköi). 769 (Emrez). 772 (Abia). 797. 799.
826 (Kiutahia). 822. 830. >38 (Hadjiköi). 888. 912. 917. 920 9;8. 930. 946.
949. 952. 958. 961, 902 90S. 971. 973. 976. 989 (Aezani). Bull, de curr. hell.
18J3 S. 260, 44. 45 (Ahalköi). Ein Relief hei Fellows, Austlug nach Klein-
asien Taf. 2,29 und S. 76.
•■* Domaszewski, Arch. epij,Maph. Millheilunwn aus Oslcrrcich \II S.
181 Nr. 42. S. 182, 43. 45. S. 185, hU.
* LeBas a. a. 0. III. 2 Nr. 714. 718. 727 (Uschak). 761 (Ahatköi). 772.
773 (Aghar-Hissar). 792 (Abia). 801 (Kiutahial. 893. 916.944. 972. 983 (Ae-
zani und Umgebung). LeBas, Voyage nirlteologiyue. Moninnenls figutrs 'rr\i
135, 1 (Erigueux).
3?6 F. NOACK
t'elder selbst gesetzt. Den fünf besprochenen Exemplaren
schliessen sich nach Beschreibung sechs Grabsteine in Kiutahia
an '. Von den genannten Orten liegen nnr Sivrihissar und Pcs-
sinunt ausserhalb, aber in grössten Nähe des phrygischen Ge-
bietes. Es kann daher nicht zweifelhaft sein, dass wir es hier
mit einer specifisch phrygischen Ausgestaltung des Grabstei-
nes zu thun haben. Damit stimmt vortrelTlich, dass auf die
Frage, wie man zu dieser eigentümlichen Form gekommen
sei, auch wieder phrygische Denkmäler uns die Antwort ge-
ben. Nicht etwa speculative Gedanken, die in dem Thore
symbolisch den Eingang zum Hades, zum anderen Leben, an-
deuten wollten, führten dazu, noch weniger wollte man etwa,
wie auf ägyptischen Denkmälern, die einzelnen Räume eines
Hauses darstellen, welche durch die verschiedenen Gegenstände
als Toiletten-, Speise-Zimmer, Weinkeller charakterisirt wären
(Joubin a. a. O. 182), sondern es waren die Jahrhunderte
alten Fassaden der Felsgräber, die dem Steinmetz der späte-
ren Zeiten zum Vorbilde dienten.
In die Felswand hinein wurde die Kammer gehauen, w^el-
che die Toten bergen sollte. Der rohen Öffnung, die zu dieser
Gruft führte, gab man naturgemäss die Form des Thores und
gestaltete dieses architektonisch aus. Bald kamen Pfeiler und
Architrav, Giebel und Rundbogen an die Grabfassade. So
zeigt schon eines der ältesten Felsgräber [Journal of Hellcnic
studies 1882 Taf. 22, 5) zwar nur eine Thür. aber darüber
zwei Bösen, bei denen ebenso wie an anderen Felsfassaden ^
sich auch das Bestreben, das Giei)elfeld nicht leer zu lassen,
findet. Ich verweise noch auf die Grabfassaden zu .\rslan-Kaja,
auf das Portal der Nekropolen von Ayazinn und von ^'apul-
dak, auf das Midasurab und vor allem auf das Grab zu Küm-
« LeBas a. a. 0. III, 2 Nr. 80.3. 813. 814. 818. 8U). 823.
2 Perrol-Chipicz, Hisloire de l'arl V Al)b. 58. und 59, dazu Ramsa.y, Jour-
nal of Heüenic studies 1888 S. 381 uiul Al)l). 13, der seine Ansicht, dass wir
PS aucli liier riiil einer Grabfassade zu lliun halben, aufrecht li/ill Im Ginbel
sind zwei kleine verriegelte Thore dargestelU,
DORYLAION 327
bet', WO wir auch den OrnamentHn von Nr. 1 und 3 unsrer
Grabreliefs beg;egnen. Man hrauchl sich nur diese Grabportale
mit ihrer Umrahmung als Platte aus dem Felsen herausgelöst
zu denken, um das Prototyp für jene späten Grabsteine zu er-
kennen ~.
Nur insofern von unsren Grabsteinen verschieden, als er
nicht die Form des Thores wiedergiebt, ist ein Grabstein, wel-
A
*nc-*A4«AlTo.CTflfNO|C|ACOf>(l
<Aij»n6AAATOIcrArVrT4 TOlCTO
Fig. G.
eben K. Burescii in diesem Frühjahr in Gediz (Phrygia epik-
tetos) gefunden und dessen Photographie er mir freundlich
zur Verfüo-unij; gestellt hat. Nach dieser habe ich beistehende
Skizze gemacht (Fig. 6). Grabstele mit Giebel, i.87'" hoch.
' Journal of Hellcnic sludics 18S2 Tal'. JS. 188'j Taf. iL Periol-('hi|»iez
V S. 123. 132. 136. 139. 156. Pcrrol, Galalie et Bithynic Taf. 7.
- Auch an .'ihiilichc Grabfassaden in Lykien (Reisen in Lykion II Taf. 7
und 12), in Phönikien (i*errol III Taf. 115), in Galatien (Pcrrul, Galalie et
Bilhynie Taf. 6. 12) darf erinnert werden. In Karien sind, wie ich aus
mündlicher Mitteilung entnehme, zwei solche Grabfassaden conslaiirl.
358 F. NOACK
0,55 breit, Nveisser Marmor. Unter den beiden Kränzen zeigt
die Fläche der Stele eine Hribo uns schon bekannter Gegen-
stände. Spiegel und Kamm, darunter das Diptychon und rechts
das Sehreibzeug mit oeüfl'netem und zur Seite herunter ^e-
klapptem Deckel. Wie bei dem S. 316 Anm. 2 erwähnten Bei-
spiele sieht man auch hier gewissermassen im Durchschnitt,
was eigentlich in dem Futterale enthalten ist, hier ein Fläsch-
chen , hinter dem die oberen l']nden dreier Schreibrohre
hervorsehen. In der Mitte ist das Ganze von einer Art von
Schieber umschlossen. Den Stab daneben kann man für ein
Lineal ansehen ; nach Analogie des Grabsteines Daremberg-
Saglio 1. 8ll ( = Gori. Inscr. Etrtisc. 1,10) aber könnte man
auch an das Brenneisen, calamistriim denken, das sich auch
dort, neben Kamm und Spiegel findet'. Unter dem Spiegel
ein Fläschchen und daneben, mit einander verbunden, Spin-
del und Rocken. Darunter steht die Inschrift:
<i>oupia Kuowvsia cuv to) ävSpl | 'AtuA^z xal Toic TEXvot: 'Ix-
oovt I xai ^A.7:iXK'x toi? y'X'jx,utxto'.(; -^o\'^VJn<. KoivTtp xal Kopvo'jx'/)
{/.vet|a(; yäpiv.
Dass wir es trotz des Fehlens des Thores auch hier mit ei-
nem specifisch phrygischen W erke zu thun haben, beweist die
Thiergruppe in dem mit drei Akroterien geschmückten Gie-
bel: zwei unschöne, mit nur noch geringer Kenntniss der Na-
tur ausgeführte Löwen legen jeder eine Tatze auf einen zwi-
schen ihnen liegenden Stierkopf. Auch hier sind es wieder die
phrygischen Felsengräber, welche das Vorbild für dieses Or-
nament abgegeben haben ^. Von besonderem Interesse ist die-
ser Stein durch seine Datirung 6TOYCCB auf der Leiste
unterhalb des Giebelfeldes. Wenn, wie Burescl» meint, nach
Analogie zahlreicher andrer Inschriftsteine der Gegend die
suUanische Aera dort gegolten hat, so würden wir diesen Stein
< Varro, L. L. V, 29 (Spengel) calamisirum, quod his calfaclis in cinere
rapillus ornatur.
? Journal of Hellenic sludies 1882 Taf. 27 und 28,
DORYLAION 329
trotz einiger Buchstabenformen, die ihn jünger erscheinen las-
sen, in das Jahr 115 n. Chr. zu setzen haben.
ist also die architektonische Form unsrer Grabsteine ein
der phrygischen Kunst eigentümliches Erzeugniss, so führt
der Inhalt ihrer Heliefdarstellungen sie in einen viel ausge-
dehnteren Kreis von Bildwerken ein, mit dem sie gleichfalls
am Ende einer Entwickelungsreihe stehen.
Diese Gegenstünde und Geräte täglichen Lebens und tägli-
cher Beschäftigung begegnen uns, wenn auch in den einzelnen
Epochen in verschiedener Weise, allezeit in enger N'erbin-
dung mit dem Toten, mit dem Grabe. Schmuck und andere
Geräte gab man bereits in der mykenischen Zeit dem Totea
mit. Dass man in der I)i})ylonzeit dem Verstorbenen alle mög-
lichen zu Speise und Trank und zur Pflege des Körpers nöti-
gen Dinge, Schüssel und Schale, Kessel und Kanne, der Frau
Spiegel, Schminke, Alabastron, Schmuckkasten und Spinn-
gerät, Waffen und Slrigilis dem Manne, Spielzeug und selbst
den kleinen Lieblini'svooel dem Kinde mitsfab, haben w^r
jetzt gelernt'. Und diese Sitte, mag auch in der Folgezeit die
Mannigfaltigkeit der Beigaben z. B. in Attika abgenommen
haben, hat sich in anderen Gegenden und zumal bei den Rö-
mern in dem alten Umfano;e durch die Jahrhunderte sehalten'-'.
Längst aber war eine andere Sitte dazugekommen, die wir
bis jetzt vorzugsweise in Attika kennen lernen. Mit TrpöOe^i^
und 6>c<popä hatten die grossen geometrischen Grabvasen nur
in allgemeiner und völlig unpersönlicher Weise auf den Toten
Bezug genommen. Nun waren die Grabreliefs gefolgt, und der
fromme Sinn der Athener legte eine Fülle gemütvoller Züge
in sie hinein. Der Verstorbene wird erst allein und später im
Kreise der ihm Nahestehenden dargestellt und häufig werden
die Geräte, die ihn im Leben umgaben und die ihm ursprüng-
< In ilieser ZcKsclirifl 18'J3 S. 89. 141. liT. 1G6-G8. 17-2-i7'J. Aicli. An-
zeiger 1891 S. 21.
2 Marquanlt, Fiivalallerliinicr ticr Kölner S. 306. 367. J. Müller, Hami-
bucli -' IV, 1, 2 S. 222. Hcrinanu-Biümner. l'rivatalterlüraer S. 379 Aom.
2. 380.
330 K. NOACK
lieh nur ins Grab gelegt Nvorden waren, nun auch auf den
Grabstein mitgegeben. So erscheint Aristion in \\'affen, der
Ephebe mit den. Diskos, Sosinus mit den Geräten des Erz-
giessers, der Schuster mit dem Leisten, der Gelelirle mit Bü-
cherkasten und Holle. Mynno spinnt, der Arbeilskorb steht
unter ihrem Stuhle, andere Frauen halten den Spiegel, die
Dienerin reicht ihnen das Schmuckkästchen dar; auch das
Vüo;elchen fehlt nicht auf dem Steine und der Hund springt
an seinem Herrn hinauf'. Zwar machte das nüchterne Gesetz
des Demetrios der Poesie der attischen Grabsteine mit einem
Schlage ein Ende"-^, und wir wissen nocii nicht, wieweit sich
die schöne Sitte über die Grenzen des attischen Kunsteinllus-
ses verbreitet hatte. Jedenfalls nalim die Kunst der römischen
Zeit den Gebrauch wieder auf, und man wird lebhaft an die
alten attischen Werke erinnert; wieder sehen wir den Schmied,
den Maultiertreiber, den Schuster, den Landman u. a. in der
Berufslhätigkeit, den SchifTer mit seinem SchitTe auf den Grab-
steinen, auch zahlreiche andere iMotive begegnen uns hier wie-
der^. Irgend welche Tradition wird man otTenbar hier anzu-
nehmen haben.
' Zahlreiche deraiLige Motive hahen die Meisler der weissgiiiiidifieii Grah-
lekjlheii verweilet, s. z B. Boiiiidorl", Vaseuhihler Taf. 18 IV. Saniiiiluiig
der archäologischen Gesellschaft, Athen, Nr. CT.-j. 2034. 296;). 3537. 3808-
3810 u. a. m.
2 Arch. Anzeiger 1891 S. 23.
3 Dülschke, Antike Bildwerke IV, 26 (Schmied). 35 (Maullierlreiber).V,
986 (Schuster). IV,4-:2 (Schiller). V, 1018. Hevue arch^uloijiquc 1892 (II) Tai'.
XIII (Schmied). Beschreibung der antiken Skulpturen des Museums zu Ber-
lin 789.790 iSchmied). Athenische Mittheilungen XI S 50. XIV S. 158 (Zim-
mermann). XIV S. 58 (Schiller). 251 ( Landmann mit dem Pflug; desgl. inCon-
stantinupel, Tschinili Kiosk; vgl. Jouhiu, Muniinicnls funi'raircs \'12). Arch.
Anzeiger 1889 S. 102. 158, 1. Darembcrg-Saglio II, 1159 und Athenische Mit-
theilungen XVII S.202 (Metzger). Darembcrg-Saglio 1,571 (Goldschmied).
LeBas a. a. U. Munumenls ßguris 97, 3 (Mann in seinem Beruf?). .Menard,
Vie privie des anciens III Fig. 413 (Kaufmann mit Waage). 332 (Schmied).
1'i6. 147 (Walker). 423. Die Pricslerin tiägt den Schlüssel (Ilelief aus
Ilhamnus im Xationalmuseum, Athen vgl. AsXxi'ov äp/a'.oXoYiy.dv 1892 S. 83,1)
wie andere Priester und Priesteriinicn andere Abzeichen ihrer Würde tra-
gen, vgl. z. B. die Reliefs mit Isisprieslerinnen (einen Isispiiestcr zeigt ein
dOrylaion 331
Inzwischen vollzieht sieh aber auch hier eine Wandlung,
die sich schon in der hellenistischen Zeit verfolgen lässt ; ein
neuer Gebrauch ging neben dem älteren iier. Es wird aller-
dings schwerer, unter der Fülle der späteren Grubnionumenle
scharfe und ganz reinliche Scheidungen vorzunehmen; nur
die Sarkophage sondern sich als eine mächtige, neue und ei-
genartige Gruppe vom Übrigen ab. Unter den anderen Grab-
denkmälern hat die Beharrlichkeit der künstlerischen Über-
lieferung und nicht weniger der sich immer fühlbarer ma-
chende Mangel selbständiger Erfindungsgabe manche Züge der
alten grossen Kunst erhalten. Ein Niedergang des künstleri-
schen Schattens aber, der zu immer handwerksmässigeren und
äusserlicheren Mitteln ij;reift. lässt sich nicht verkennen. Es
sind keine Neuerungen mehr, die etwa deshalb immer grös-
sere Verbreitung finden, weil sie aus neuen schöpferischen Ge-
danken hervorgegangen sind, stark und eindrucksvoll genug,
das Vorhandene zu verdrängen und es als ein Besseres zu er-
setzen. Das zeigen auch die \\'erke, die hier in Frage kom-
men. Man hörte nämlich auf, die Geräte allein in der sinni-
gen unmittelbaren Beziehung zu dem Toten darzustellen. Ein
Sockel, ein Absatz an der Wand oder auch nur deren Fläche
wurden nun der Platz für Handwerkszeug, Watten, Abzeichen
der Würde und Frauengeräte. Wir sehen nicht mehr, dass der
Verstorbene sich mit ihnen beschäftigt; oft genug ist nur seine
Büste dargestellt. An zahlreichen Beispielen lässt sich dieser
Gebrauch sogar bis in die christliche Kunst verfolgen'. \'on
neuenliiiiis j,'erLiiulcncs Relief üi Ijauriun). 6. auch ilie /ahlreiclieu liierlier
gehörigen lieliel's tiiil Scenen des Handwerks, welche 0. Jahn, Berichte der
Sachs. Ges. der Wiss. 186! 'i'af. 6- 13 voröHViitlicIil und hespiochiMi hat. Den
Liehlinirsvogtd, das seinem Herrn schnu'iclitdndc Hündchen, hahen auch
diese späteren lleliefs, s. Diilschke a. a. Ü. V, 395. 83..*. 5. lUlS. IV, 696
und S. 31 i unten, wo verschiedene Beispiele angeführt sind. Weisshaupl,
Grabgedichle S. 77 Anni 3.
' Z. B, Üiilschke I\\3'Ji: auf dem Grahslein der Euklea stehen auf einem
Bort an der Wand Wullkorh, Klap|)si)ieg('l. IU)lKMibiindcl, Lekvihus. :?pule,
Kästchen u. s. w. Dütschke V, "ü. IV, b'f2 und G9J. LeBas a. a. U. Mü-
miinenlii figures 97,3 und 5. i3Ü, 2. 135, 1. Athenische .Milllieiluugen XI S.
ä32 P. NÖACK
einer solchen veräusserlichenden Darstellungsweise war der
Schritt nicht weit zu den Reliefs von der Art unsrer phrygi-
schen Grabsteine: das fioiirliche Bild füllt e;anz wep; und die
Geräte bilden den einzigen Gci^enstand der Darslelluno;. Auch
in dem Gehrauche, ein oder mehrere Geräte in steinernem
Rundbild auf das Grab zu stellen, dürfen wir eine Vorstufe zu
jenen späten Arbeiten erkennen. Der Scbrnuckkasten mit dem
Kalathos im athenischen Nationalmuseuiii ' kann für die hel-
lenistische Zeit nur ein Beispiel von vielen sein und Vergil
hat bei dem Grabmal des Misenus (Aeneis VI ?32) vielleicht
auch nicht nur das Grab Elj)enoi's (>. 75 ff. u. 1 3 f.) vor Augen
gehabt.
Auch sonst klingt in der Litteratur diese Wandlung des äl-
teren Brauches wieder. Cicero suchte und fand das Grab des
Archimedes, geleitet von den Versen des Epigramms, wonach
man auf demselben sphaeram cum cyJindro dargestellt hatte
(^ Tusc. V 23,64). in seinem Testamente bittet Trimalchio,
doch ja zu Füssen seiner Grabstatue das Schoosshündchen,
Kiänze und Essenzfläschchen anzubringen (Petronius S. 48
120, 2. AnliquüH du Bosphore Cimmerien Taf. 9ö. Clarac Taf. 158. 342 (rail
Büste). Perrol-Chipiez V S. 35= Müller-Wieseler Taf. 63, 817 = Baumei-
sler S. 801. Daremherg-Saglio I S. 4G4 (Gralunal eines Schreiners mit
Biisle). Revue nrclu'ulof/ique 1877 Taf. II (Totenmahl, die WalTen an der
Wand). Cunslanlinopel, T.scliinili Kiosk, Joiihin, Monurnenis funfraires
101. HO. (Tolenmahl; einmal h;inf,'en die Waffen an der Wand, das andre
Mal stehen Hammer, Zange u. a. auf einem Bort). Smyrna, Eüayy. ax^oXrj:
Relief, die Verstorbene steht, links und rechts auf Pfeilern Kästchen, Korb
und IIul. Im Nationalmuseum in Athen der Gral)slein der Aphrodisia, wo
unter der Nische mit dem Relief Wollkorh, Kästchen, Si)iegel und Kamm
llach eiiigemeisell sind. Beschreibung der antiken Skulpturen (Berlin) Nr.
804. Jahn a. a. ü. Taf. IX, 11 und S. 333, Anm. 146). Nr. 769 (über drei
Personen stehen auf einem Bort zwei Toilellenkästchen, Fächer, Spilzhul
u. a. m.). Der Spitzhul findet sich öfters auf den Grabsteinen, z. B. Dütschke
V, 269. 530. Michaelis, Ancieul marbles S. 588, .'05. Beschreibung der anl.
Skulpturen (Berlin) S. 204. Vgl. endlich Weissbäupl, Grabgedichte S.77f.
Als Beispiel aus der christlichen Kunst nenne ich Goii, Inscr. Etrusc. III
Appendix S. 357.
' Sybel, Katalog der Skulpturen zu Athen 2174. Ebenso ein weiteres Bei-
»piel im Nationalmuseum.
DORYLAION
3^3
feücheler^j. Wie jenes Epigramm, so beschreiben zahlreiche
andere in der Antljologie die Gegenstände, die bald der Lieb-
lingsbeschäftigiini' iiml dem Sj)iple. bald dem Hcrnre des To-
ten entnommen auf dem Grabmal zu seilen wai-en. Sie reden
vom yX'jrTOv ÜTTsp T'jy.^O'j /.eiu.svov i.nzoy.yx'fsy' (Antll. Pal. VII
't2"2). von Wollkorb und iiaarbinde der liittis (d«;rl 4-?3). von
Heuse und HiKb-r. die (b'iii Kischer Pelagon der Vater als
Denkmal aufstellte (dort 505), von den So-jpoTÖu.ot -zli/.v.c. die
als jj.av'jTai Tg'/va? auf* dem Grabsteine zweier llolzläller stan-
den (dort \'\h) '.
Viel zahlreirher abci' sind die erhaltenen Grabsteine selbst,
welche uns die vielen kleinen Geräte weiblicher Beschäftigung
und Toilette, das Werkzeug des Mannes und die Abzeichen
der Würde vor Augen führen. Derartige Steine sind in den
verschiedensten Teilen des römischen Reiches gefunden wor-
den ^. Gerade in rMirygien aber müssen sich zu einer bestimm-
' Vgl. Iiierüber Weissliäupl, Grabgerii etile S. 74 (T.
2 Dütsclilic Ilf, 274 = Gori, Inscr. Elnisc. I, IO = Dareml)eig-Sa^'lio I S.
811 (Schreinerweikzeug und Frisirgeiäl). Muraloii 091, 2 (Grabslein ei-
ner ornalrix a calamixlro, s Daremberg-Sagliü I S. 811). Dülschiie III, 3G2
(Schmied). IV, 506 und Gori I. 277 (Sclireiiiei). Diilscbke V, 3Üü. Claiac
442. Cippus im Hofe des Xatiun.ilmuseiims in Allioii. Museo Capilolino,
Erdgcsclioss 3 5 (Zimmormiiiiii). Bliimiier, Tecbiioio.t^'ie I S 240,23. Düt-
sclike V, 949 (Färber). Altieiiiscbe MiUheilungen XIV ö. 194 ( iJoolsfühier).
XV S. 333 (Geinmenselineidei). XIII S. 3C4 (Giabslele des Melrudor von
Chios). X S. 16. Bescliieibung der antiken Skulpturen ilDerlin) Nr. 791
(Toilelle). llull. de rurr hell. 1893 S. 200,42 (Toilolle). Musloxidis, Delle
cose Curciresi 1H4(S S. 309 (Grabslein der Dion^sia, im (jiebel .Malgeiälc oder
dergl.). Bericble der s/ichs.Ges. derWiss. 1873 Tal'. I (Grabslein eines Gym-
nasiarchen). Curlius und Kaupert, Alias von Allien Bl. II (Sj'bei 3279).
Ein Pflug liiidet sich häulig, z. B. auf Grabcippen im athenischen Nalio-
nalmuseum, ebenso Flölen, Scliiüssel der Prieslerinnen. Alhenische .Millhei-
lungen IV S. 155. Diilscbke I, lüG. II, 23.25. IV, 323. V, 837. lOOi 1010
( Hammer ii. a.). ExphliLion de In Morfe III Taf. 15, V. Daremberg-Saglio II
S. not) und Uli (UKMliciniscbe Geräte). Dül.schke IV. 18. 32. 33. LcBas
n. a. O. Tai'. !)>!, .' und .litubin, .Voninncnls fumvaires 104, drabstein des
l'armeniskos im Tscbinili Kiosk in Con>lantino|)et (Wallen). Diilscbke I\',
506 (Sevir Augu^lalis). Arcli. ZeiUing 1875 rat". 2. 5, und die ausscbliess-
licli oder doch vorzugsweise weibliche Geräle, Spiegel, Kanuu, Wollkorb
u. s. w.. Wagenden Gralislcine bei t'.uri a. a. C). 111 A]>i>i/idi.r 18. 2ü. I,
ATHEN. MITTHEILUNGEN XL\. 23
334 P. NOACK , DORYLAION
ten Zeit — nach Nr. 6 schon früh im 2. und im 3, Jahrhun-
dert n. (]hr. — diese meist flüchtigen und schematischen Reliefs
einer besonderen Beliebtheit erfreut haben, so dass sie doch
wieder eine für sich gesclilossene Gruppe bilden. In viel aus-
liedelinlerem Masse als sonst ist auf ihnen das Geräte der Frau
dargestellt, das mit Kamm, Spiegel, Nadeln und Schuhen.
Alabastrotheken und Essenzlläschchen, Spindel, Hocken und
Ralathos gegenüber den vereinzelten Geräten des Mannes stark
hervortritt. Das charakteristische Gepräge aber giebt ihnen
doch die architektonische Form, das Thor mit seiner Umrah-
mung. Hiernach hat schon Ramsay diese Gruppe mit kurzen
Worten zusammengefasst '. Wir sahen, dass selbst der Grab-
stein männruther Personen die Ttensilien des weibliehen Ar-
beits-und Putzliscbes trug-. OCienbar dachte man sich wenig
oder nichts mehr dabei, wenn man diese Dinge immer von
neuem wiederholte; man fertigte sie wie heutzutage auf N'orrat
an und hatte nach der Bestellung nur die Inschrift noch hin-
zuzufügen.
FERDINAND NOACK.
465. II, 45. Baumeister S.775, 827, Üütscliko II, 116. Clarac ^J54. 614. Vor
allem fisliörl aber liierlier die grosse Zahl vuii (iralMfliels aus IMirygien (und
Bitliynien), die ja von Ijesonderem Iiilorossc lilr uns nIih!: limie arclico-
logique 1879 S. 209 (Bru.ssa). Arcli. e|iij:ra|)liiscli(' MiUlieilungiM» aus Üsler-
reich VII S. 1721'. Nr. 9. 13. 21 (Brussa. Eski-Solieliir). LoBas a. a. O.
130. 133, 1. 13'-), 1. Inscriptiuns II 3, 762. 771. 750-783. 786. 7S9. 805. 810-
812. 816-817. »20. 8.'2. 835. 844. 8S7. W07. 923.931. 934. 935. 942. 945. 953.
963. 967. 975. 990. 1003. Texier, Asie mineure I, 35. 3.
' Journal of lleUenic sludirs \S6't (V) S. 250.
- Ein ahnliclies draslischos Beis|)ip! liolVrt dor (iraiislein aus iIimu pliry-
ijischon .\l»ia, Silzun^'sher iclile <l('r hcriinor Akademie I^HS S. S6.t, woraiil
ein Mann (mit Diitlychon ) und seine trau mit l'ocken und Spimlel) dar-
gestellt sind : die Inschrift Ihut einer l'rau niil keiiicni Worte Krwalinuni.'.
S. auch LeBas a. a. ü. Monumenta figuris Tal". 130, II.
DIE ERIPHYLE DES POLYGNOT
So gross ist der Fortschritt, den die Reconstruclion der Ne-
kyiu durcli lioherl ' ücmkicIiI hat. dass. ohgh'ich das Ziel nocli
nicht erreicht ist-, schwerlicli ein ähnlicher je ueliniien wird,
wenn nicht in Delphi l^este der Marmors wiedergefunden
werden sollten, auf welchen Polygnot malte. Danehen wird
aher selh.slversländlich im i^^inzelnen noch Manches zu ver-
hessern (ihrig hleil)en. wovon wol l^oi)ert nicht am wenigsten
überzeugt sein möchte.
Einen kleinen Beilrag dazu glaube ich liefern zu können.
Itohert schreihl''': • Die Stelle über die Armhaltung der Eri-
phyle ist noch nicht mit Sicherheit geheilt: iiber den Sinn
kann indessen kaum ein Zweifel bestehen. Die eine Hand zos
mit jener beliebten und graziösen Bewegung den Chiton über
die eine Schulter empor, die andere schien unter dem Chiton
das Halsband verborgen zu halten. Dass diese Hand selbst
unter dem Überschlag, oder, falls das Gewand ein ionischer
Chiton war, unter dem Kolpos verborgen gewesen sein sollte.
kann man sich schwer vorsteUen. Die geschlossene Hand wird
wirklich oder scheinbar eine Falte des Gewandes uefasst ha-
ben, \\i(! wir es bei der llippodamia des olympischen UCst-
giebels sehen. Das brachte die Inlerprelen auf die N'erniutuni;-
— denn nur von einer solchen spricht ja auch Tansanias —
sie halte von dem Gewand verdeckt i\vn iialsschmnck. Ob sie
damit freilich die Meinung des i\)lygnot getrotVen haben, ist
mir sehr fraulich '.
' C. Ix'oljoit, l>i(' XclvNiadcs lV.I>>riiol. Kl. Iiaiiisrlios W'inekolmniinspni-
giiuiiiii I8Ü3.
- So Irin die (jlicdeiuiij,' der Cuiiiposilioii iliircli Aas ICriain imih tiiclil
deullifii ^.MMiiif^ lioivoi. wie ein \]\\r\i auf den Aii.'uiiatilciikialei leliil.
' A a. (,). 6. ÜJ.
336 j. six
Die Stelle i:!;eliürt otYenbar zu denjenigen, bei deren llerstel-
lun"; Robert ' rCicksicbtslosei' vorüenani'en, als es bei einer
kritisclien Ausgabe erlaubt gewesen wäre''. Wie mir scbeint
nicht mit Gluck. Die Worte (X, "29,7). wie sie die Hand-
schriften bieten, mögen der Heilung bedürftig sein, ihr Sinn
lässt sich aber erschliessen. Kai 'Epicp-JX-/) -ap' aÜT/.v (äcTiv)
iaxionx O'.x txsv toö y.Tcövo; äva'yo'j'jx a/tpou«; Trapx tov Tpäj(_7)Aov
Toü? SaxT'j^^ou:, Toü yiTwvo; Sk äv toi; x,oi).oii; ei/CZGSi; toöv j^^eipojv
tjcsivov TÖv öpaov a'JT7;v e/siv. So die Ilandscbrüten. Ich muss
es anderen überlassen, den griechischen Text vorwurCsIVei zu
gestalten ; der Sinn kann nur dieser sein : ' Und iM'iphyle steht
bei ihr und biilt durch ihren Cdiiton die Fingerspitzen au ih-
ren Hals; man kommt durch die Haltuni»- der Hände zu der
Vermutung, dass sie verborgen unter ihrem (Chiton jene Kette
trage '.
Mir scheint der Gedanke völlig klar und zutretTend. Eri-
phyle kann, wie im Leben, nicht von dem verhiingnissvollen
Schmuck ablassen, den offen zu tragen sie sich scheut; unter
ihrem Gewand legt sie die Finger immer wieder dort an den
Hals, wo die Rette brennt.
Wie man sich die Hände unter dem Überschlag des Chiton
zu denken habe, lehrt eine reizende kleine fM'zfigur, die mit
Polygnot gleichzeitig ist. Sie diente, von zwei Frotcn umflat-
tert, als Spiegelstütze. In Allkorinth gefunden' befindet sie
sich in der Sammlung der archäologischen Gesellschaft zu
Athen {Xx\y,y. 'lüü) und ist in Dumont's Ccrtmiü/ucs de l<i
Greve propre II 'i'af. 35 S. 24 9 YeriUTentlicht^.
Die Figur, welche mit linkem Spielbein aufrecht dasteht,
* A. a. 0. S. 5.
2 Diese Fundnotiz beruht auf einer naclUräfilichen Aussaj^'e iles Ent-
deckers, die in das Inventar der arcli. Oesclischafl (Mnj^elrafjen ist.
•'» Vgl. MuXoivaj, 'EXXrjvixi /.äTo,':Tpa Taf. 2 Ö. 2'» Nr. II. AÖTlvatov I S. 173.
üulil und Koner, Lei)en der Grieclien " S. 317. Bcrnoulli, Aphrodite S. 83,9.
An allen diesen Stellen ist die Fi^'ur für Aphrodite erklärt, obgleich Pol-
ticr, bei Dunionl S. 452/3, ausdrücklich hervorhebt, dass diese I3cnennunf<
nichts Z\\iIl^'elldt"^ hat. Vl'I. auch Ikiue arch. S. S. XVII S. 408.
DIK ERIPHVLE DES POLYGNOT
337
Streckt den rncliten, im Ellbogen j!;eki'ümmten Arm vorwärts;
die ^eöftnele Hand Inm wol irgend einen Gegenstand. Der
linke Unterarm greift unter dem Überschlag des dorischen
Chiton aufwärts, so dass die Finii;er unter dem Gewand den
Hals berühien'. In dem Gemälde des Polygnot liess sich ein
sohdies Spiel der Finger gewiss deutlicher durch das Gewand
hindurch beobachten. Da es genügt, das geforderte Motiv an
einer gleichzeitigen griechischen Figur nachgewiesen zu ha-
ben, ist die Deutung der l']r/Jigur fiir unsere Frage zunächst
gleichgültig: doch möchte ich die Vermutung aussprechen,
dass auch sie Eriphyle darstellt und von dem monumentalen
Gemälde abhängig ist. Die Eriphyle des Polygnot mag in Drei-
viertelansicht nach links gewendet dargestellt gewesen sein ;
die vorstehende Skizze veidanke ich meinem Schwager S.
C. Bosch \\e'\{z. Der Künstler der Bronzefigur berechnete sein
Bildwerk ftu- Vorderansicht und war daher gez\\ungen. um
' Obsohoii ähiilicli, ist die Gebärde dt-r Spiei-'clsliilze bei Hajel, Monu-
iitrnts anlüjurs I Taf "2 .' (Duinoiil, rrra)ni(iues II S. 2ö;>, 31 ) doch wesent-
lich voiscbiedcii, da ilic ciiic Hand in bckaniUor Weise an die Hrusl iricift,
während sie bei unserer l'if^'iir dariii)er hinaus reicht. Zu welehem der hei-
(h-n T.vpen eine dritte l-'ijrur (Duinunt S. '■2."iO, 7 ) irehörl, kaiuj ieli nicht
entscheiden. lOs bat an sicli nichts Herreindliches, dasselbe Schema in ver-
schiedener bedeulunj,' anL'ewendel i\i sehen.
338 ^ s'x
niclil oiiu' all/ii steife Figur zu bilden, die cliaraklerisLische
Erliebiuiii auf den einen Arm zu hescliriinken, und für den
rechten ein anderes ihm geläufiges, al)ei' niclit l)esonders l)e-
zeichnen(h's M()li\ /u wählen.
Bei Robert ist das ganze sinnreiche Motiv durch ein gleich-
gültiges und bedeutungsloses ersetzt. Das ist ein bei Polygnot
stets bedenkliches Vorgehen, wie sich auch am Orpheus zei-
gen lässt. Von ihm sagt Tansanias X, 30, 6 : T-Ti Ss exspa ^(^etpi
l-rix; 'ly/jir x.^.tövs; s-tiv J)-; (Lx-jsi Das soll nach Hobert (S. 32)
ein ^lissversländniss des Tansanias sein, ist aber im Gegenteil
ein wertvolles Zeuüniss, welches uns eine bisher unverstandene
N'ergilstelle erklären hilft und durch sie selbst Licht empfängt.
Norden ' ist mit seiner Erklärung der Stelle (\'l, i07). wo
der Dichter berichtet, wie Charon den goldenen Zweig des
Aeneas seit lange nicht gesehen, longo />ost tempore visum,
fast am Ziele. Hätte er neben der litterarischen Überlieferung
die bildliche berücksichtigt, so würde er ohne Zweifel erkannt
haben, dass Vergil nur an Orpheus gedacht haben kann. Ro-
bert hat zwar dargelegt, dass diese Iladesfahrt des Orpheus
aus der Minyas stammen muss, aber daraus geht noch keines-
wegs hervor, dass auch \>rgil die iMinyas gekannt hat, denn
Orpheus spielt ja auch in den unteritalischen Nekyien eine
Hauptrolle '. Aber es leuchtet ein. dass der Mythos vom gol-
denen Zweige nur auf den passt. dessen Mysten auch in der
L'nterwelt Zweioe tra2;en •'. und andererseits, dass wer zuerst
den goldenen Zweig gepflückt hat, nicht nur zufällig mit der
Hand den Unterweltsbaum berührend dargestellt werden konn-
tet Das ist wieder ganz Polygnot. Nicht pfliu;kend wird Or-
pheus gemalt, er berührt nur den Zweig, und erinnert da-
' Hermes 1893 S. 3öS H'.
2 Arch. Jalirbucli 1893 S. 104 11'. ( Kuhnert).
^ Kuhnert a. a. 0.
' teil darf wo! daran oiinnern, dass dio Traurirwoide, welche Robert in
seine Zeichnunj,' aufgonomnien hat, an der Küste Persiens wiM wäclisl und
in China h,'iufig ist, aber erst Knde des siebzehnten Jahrhunderts nach Eu-
ropa kam.
DIE ERIPHYLE DES POLYßNOT 339
durcli an seine frühere grosse 'l'liat. wie er lebend in den Ha-
des hinabgestiegen und zur Oberwelt zurückgekehrt, seine
Lehre verbreitet hat.
So haben wir jetzt auch f'iir Kripliyle eine Darstellung ge-
funden, die der Art des Polygnot nicht weniger genau ent-
spricht wie der ikschreibung des Pausanias. Es ist gleichgül-
tig, ob er Hecht hat. wenn er sich dort, wohin die Finger-
spitzen fühlen, unter dem Chiton die Halskette denkt, oder
ob, wie mir vorgeschlagen wird, lu'iphyle nur nicht ablassen
kann von der Stelle, wo sie einst den verderblichen Schmuck
getragen'. Es ändert dies nichts an dem Sinn, und es dürfte
sich so wie so das hochgerühmte r,'io; des Polygnot kaum in
einem anderen Falle so deutlich aussprechen, wie in diesem,
in dem der Meisler mehr wie sonst dem Geiste Üante's nahe
zu kommen scheint. Oder sollte man hier nicht an eine ewige
Oual, verursacht durch die böse That selbst, denken dürfen?
\\ ie echt polygnotisch dieses Bild ist, leuchtet jedenfalls
ein. wenn man sich an die riesige Kette der Amphiaraosvase
erinnert, zu der sich das heimliche Tasten bei Polygnot ver-
hält wie zu einem epischen Epitheton ein pindarisches Wort.
Amsterdam, im August 1893.
J. SIX.
' Üiesor scIIjsI war in Delphi ;,'t'\\eilil, wo er blieb, l)is IMiayllus ihn für
seine Geliebto rauble, mit deren Hesitz er verbrannt sein soll ( Pausani.is
VIII. 2i.S. IX. ()!,?. Kpboio.s bei Alhenaeiis VI S. 23?«. [)io(loros XVI.
f)i. ParlluMiios 25). I^anebeii besass man in Delos eine goldene Kelle der
Eripbjle, die in den Inventaren von .S(i4 bis zun) Anfan:^ de; zweiten Jahr-
bunderls vorkominl {llull. de curr. hell. ISS.; S. 12i. 1886 S. 46 i. 18'J0 S.
■'i06. 1891 S. I3'i)- l'^iii »IriUes K\em|)lar ans 1,'riinen Steinen mit Gold pe-
fasst halte man im Tempel des Adonis zu Amalhus auf Kypros (Pausanias
.\l, 61, 2). ('an/, ebenso besitzt man heulitJen Ta^'es in Holland mehrere
«Schwerter, mit denen Oblenbarneveld enthauptet und mehrere Bücherki-
sten, in denen Grolius gerettet worden.
DER AGVIEU6 DES MYS
Im Friihjahr 1888 halle ich das damals sellene Glück, das
Museum des Gymnasiums zu Ivorl'u. in dem die ordnende
Hand eines Ephoren noch nichl gewallel lialle, hesichligen zu
dürfen, allerdings nichl bevor ich erklärt halte, nichts publi-
ciren zu wollen. Es wurde mir in liehenswürdigster Weise
iieslattet, einige Abklatsche zu machen: es war mir dabei nur
um Schriftproben zu thun, und da ich meinte, nur Bekanntes
vor mir zu haben, fehlt mir jede Notiz über die Herkunft des
einzigen Stückes, das sich nachträglich als unedirl heraus-
stelltet Jetzt, nachdem diese Inschrift von K. Brugmann in
den Indogermanischen Forschungen von 1893 auf Tafel 1 ab-
gebildet und auf S. 87-89 in sprachlicher Hinsicht erläutert
ist, hält mich nichts mehr ab, auch meinerseits einige Fra-
gen, die sich daran knüpfen zu erörtern.
Es ist ein roher konischer Kalkstein, an der inschriftseite
eben, unten grade abgeschnitten, nach den am Abklatsch ge-
nommenen Massen 0,39'" hoch, unten 0,13"' breit -^ und nach
Brugmann 0,11'" dick. Unten ist ein Teil des Steines abge-
splittert.
Die Behandlung Brugmann's überhebt mich der sprach-
lichen Erläuterung; nur auf den Namen des Weihenden muss
ich näher eingehen. Der erste Buchstabe ist teilvs'eise zerstört;
nach Brugmann könnte es a, 8, 1, u. und a sein, auf dem Ab-
' Ich boimlze die Gole^eiilicil, utti iUif oine Grabslolc mit PalnioUoiilie-
kiliiiunj,' im Museum von Zaiilo aulmciksam zu maclioii, deren Iiisclirin ich
nichl zu deuleii veifiia.i.'. K^ slciil dorl von ulicii nach uuleii ? I O A R B.
Der Iclzle Buchstabe, B, ist etwas verwischt; ob weitere fulgteu ist nicht
sicher. Die Siele slafiiml aus Lithakias.
2 Brugmann giebt 0,41 zu 0,17"» an.
J. Srx. DKM AftYlEUS DES MYS
341
klatsch hebt sich aber deutlich auf der durch Abblättern ent-
standenen ßruchtliiche die Spur des Buchstabens ab und es
ist klar zu erkennen dass nur M, also y. dagestanden haben
kann. Brugmann glaubt, es sei ein Kurzname auf -j; voraus-
zusetzen, wie er solche für Kerkyra zwar nicht nachweisen
kann, aber annehmen zu dürfen meint. Ich glaube den Na-
men für vollständig halten zu niusscn, und zwar nicht nur.
weil Mo?, besonders in dorischem Gebiete, der nächstliegende
Name ist, sondern auch weil, wie wir sehen werden, kaum
für mehr Buchstaben Baum vorhanden gewesen sein kann.
Fig. I
Die Inschrift, vorstehemi l^ig. 1 auf'/., verkleinert, lautet also
Mö<; U.6 /iia\xTo; so möchte auch Brugmann lieber wie //it^xto,
hiirsoLzo oder //siiTaxo lesen. Der Sinn kann kein anderer sein
als MO; u.s i^z'jGy.zo. Nicillsan dem Steine maclit die Annahme
Brugmann's wahrscheinlich, dass er zu einer Basis gehiirl
habe, im Gegenteil, Stein und Inschrift bilden ein gesidilosse-
34?
j. six
nes Ganzes iind erkliiren sich liegen seit ig. Es ist eines jener
ganz rohen Göfleridole, wie sie in verschiedenen Ländern vor-
kommen'. Deruleiclien Idole waren selir häufm. icli entsinne
mich aher nur eines zweiten Ivxemphires mit Inschrift, das
aiit' uns gckiiniiiuMi ist. i^s isl i\v\' h('k;iniil(' zu .Xntihcs gefun-
dene Stein, welcher sich durch seine Inschrift als Terpon der
Diener Aphrodites zu erkennen gieht*.
Die Kenntniss von zwei anderen .Mouuiuenleu, die ü;ewiss
auch hierhergehören, verdanke ich der Freundlichkeit Wol-
ters': beide befinden sich in Pompei und sind nach seinen
Skizzen hier wiederi»ei>eben. Der Vermittelunu; Man's. den wir
um weitere Auskunft angingen, verdanken wir die kleinen
Grundrisse (1 : 40) sowie Zeichnung und Beschreibungeines
dritten Monumentes, dass nach .seiner .Ansicht zu derselben
Klasse ijehört. Diese letzteren Aiilnahmen hat freundlichst II.
Rjeder für uns hergestellt.
.\uf dem Dcciiniarnis minor i Sfrada <lcU Ahhonddnzd )
sieht neben der zweiten 'J'hür vom Forum (^X'lll, 3. "2 ) ein
kleiner Ivegel •' aus dunkeler Lava, etwa 0.?!'" hoch und un-
ten 0.18 breit (Fig. "2. ^)\ seine untere Plinthe ist z. 'I'. zer-
FiG. 2.
I<^i(;. 3.
stört, seine vermutete ursprüngliche Gestalt duich die punk-
tirte Linie angegeben.
Auf dem Decumanus maior [Slrada della Fortuna) be-
' E. (jcriiard, MeUouii uiul GüUeriuuUor S. ■?!) 'I'nl'. 1 1= Akademische Ab-
liandlunf,'en II S. \1\ Taf. 59.
2 Röhl /. 6". /I. 551.
•'' Vf^l. Gell, Pompejana l S. 5. Nissen, Pompejanische Studien S. 188.
DER AGYIEUS DES MVS
343
findet sich, wiederum nohen einem Eingang (VI, 14. M ), ein
omplialosartiger Siein auf (jiiadratiseher Plinthe (Fig. 'i . 5)
KiG. 4.
TM..»fcM^^ÖM^^^
aus testetn Kalkstein, 0.1 V" hoch. Aus der Fundsteile ergieht
sich, wie wir sehen werden, auch seine Bedeutung.
Rin allerdings nicht genau ents|)rechender Stein steht in der
Strnda Stahiana hei IX. H,3 (Fig. 6. 7). Dicht nehen der
Fig. 6.
Thür 3 hildet die Hausmauer gegen die Strasse eine Ecke, in
welcher sich ein kleiner etwa 0.'24"' hoher Aufhau von teilweise
zerstörten Backsteinen befindet, und auf diesem befestigt ein
Stein (sog.Travertin), dessen Basis ein unregelmässiges Viereck
bildet und welcher oben abgerundet ist. Seine Höhe, soweit er
aus dem Postament hervorragt, beträgt 0, 17'". Auf der \'or-
derseite des Steins rechts ist eine kleine Rille, jedenfalls \on
früherer Verwendung stammend'.
Der Stein des Mys trägt den Namen des Gottes nicht, doch
kann man über ihn kaum im Zweifel sein. Die Form ist unge-
fähr die. welche wir aus den litterarischen Quellen und von
den Münzbildern als die des Apollon Agyieus kennen'. Der
Agyieus wird beschrieben als /ciwv ei; övj >.")^,ywv ', auch wol
' Overbeck. Kunslm.vlIiuloLrio, Besonderer Teil III i Apollo) 8. 3.
3 Harpükralion q. tl, W. "Ayucä;,
344 .1. six
als '^'/r,ax TJTczywvov ' und zeigl auf den Miinzbildern auch
wirklich eine spitze, säulenfin-mi^e Gestalt. Die Form unseres
Steines ist entweder ganz oder doch grösstenteils die ursprüng-
liche des Steines, ohne t'einei'e Boarheitung. so dass wir eine
zu genaue Ühereinstiinuuing nicht erwarten dürlen. Doch
braucht ihm auch die kleine Basis, welche die Münzhilder
meist zeisen, nicht gefehlt zu haben, und das untere JMide. so-
weit es unbeschrieben war. wird darin und in den l^oden ein-
gelassen gewesen sein neben der llausthür eines einfachen,
aber der Schrift kundigen Mannes.
Die Aufstellung neben der Hausthür wird in unseren Quel-
len (oben S. 343 Anm. 2) überliefert und sie macht es auch
wahrscheinlich, dass die beiden Steine in Ponipei (Fig. 2. 4 )
als Agyieus zu fassen sind, obgleicli der zweite in der Form
abweicht und sich mehr dem Omphalos, freilich auch einem
apollinischen Symbol, nähert. Die Bedeutung des dritten Stei-
nes ist seiner unvollkommenen Gestalt wegen nicht ebenso
sicher ^
Wenn wirklich mit VVieseler^' 'Ayuie-j; und äyu'.su? ßwp.ö?
streng zu scheiden wären, würde allerdings der Omphalos
nicht den Gott, sondern seinen Altar darstellen, den Photios^
als ßdjaö; 'jTpoyyjXo? bezeichnet. Mir scheint dieser Unterschied
aber etwas spitzfindig, besonders da Hesycli (u. d. ^^^) be-
richtet : äyu'E'j«; 6 Trpö tcüv Oupüiv ettw? ^copoc £v ayriU.XTi iciovog.
Es ist nicht recht klar, wo die Grenze zu ziehen wäre, auch
ist es nicht wahrscheinlieh, dass die älteste Anschauung zwi-
schen dem Weihrauchaltar und dem Götterstein unterschieden
' Pausanias VIII, 14.
-' Mau bemerkt, dass diese Steine seiner Meinniif,' nach 'abgesehen von
etwaii-'er anderer Bedeutung auch als (ireiizsteine dienten Der in Via
deU'Abbondanza sieht an der Grenze des an ein städtisches und an ein Pri-
vatgebäude anslossenden Trottoirs, die beiilen andern an der Grenze zweier
Privalhäuser. Der von l.X, 3 gehört trotz seiner unvolli\umnieneren Gestalt
doch wol mit den beiden anderen /.usaninien, aiicli eben (l(>slialb, weil er
/luf einer Grenze steht '.
3 Annali l«b8 Ö. 22-2 (T.
i Bibl. S. .535, 3.^ Bekker,
i»ER AGYIEUS DES MYS 345
hätte ; eine eingehendere Untersuchung darüber würde uns
für jetzt zu weil füiiren.
Ein weilerer Grund l'iir unsere AufVassung des Iverkyräischen
Steines ist. dass man in dorischem Gebiet zunächst an Apol-
lon Agyieus zu denken haben wird, da dieser ein dorischer
Golt war und erst durch das delj)iiische Orakel in Athen ein-
getulirt wurde '. Ferner ist zwar der Agyieus für Iverkyra niclit
besonders bezeugt, kommt aber nirgends häufiger vor als an
der gegenüberliegenden Küste, von Ambrakia bis Apollonia
lUyriae, uie die Münzen lehren'^. Wir besitzen also in die-
sem unscheinbaren Steine ein Monument, das so interessantes
für die Sprachforschung sein mag. von viel gr()sserer Wich-
tigkeit fiir die Geschichte der Gullformen ist.
Amsterdam, im Januar 1894.
.1. six.
-■♦>*■— f'j—'-»^**-
' (). .Müller, Doiifi- l S. -JO'J 1".
* üverbcck a. a. l». ^. i. .Miiii/.larol I, \ S,
EINE BÖOTISCHE VASE MIT BURLESKER DARSTELLUNG
In der reichen Vasensammlunijder griechischen arch.Gesell-
scliai't zu Athen belindet sich unter Nr. 5815 das nachstehend
abgebildete GefU?s, dessen V^erölTentlichung mir Herr A. Kuma-
nudis gütigst gestattete. Die Vase ist ein Glockenkrater, (K2^i5"'
hoch hei einem grössten Diirelimesser von 0.30'". etwa von
der Form 49 hei Furt\väni>ler. \'asensamniluns[ des berliner
Museums. Sie ist als b()otisch unter unverdächtisen Umslän-
den gekauft, also wol wie hr»otischen Fundoilos so bt')0tischer
Fabrikation. Sie gelKU't (hmn zu höotischcn Nasen, welche
attischen Stil und attische Technik mehr oder minder ^e-
schickt nachahinen ; leclinisch bemerkenswert ist an ilii'. dass
der gelbliche Thon der ausgesparten b^iguren nach Fertigstel-
luno der ";anzen Malerei einen riUlichcn Cberzuü; erhalten hat,
wol um dasGeläss den attischen ähnlicbei' erscheinen zu lassen.
Die Mitte der N'orderseite nimmt ein Mörser ein, auf des-
sen oberem Rande eine Anzahl weisser K()rner oder Beeren
sichtbar werden, über ihm hängt eine weisse Traube An dem
M()rs<M' waren zwei Männer beschälligt. deren Aufmerksam-
keit aber IVirdcn Augenblick ganz von ihrer Arbeit abgelenkt
ist. Die Mörserkeulen halten sie zwar noch mit der einen Hand
A. KÖERTE, EINE BOEOTISCHE VASE MIT BURLESKER DaRSTELLUNT, 34T
über dem Gefäss, aber mit der andern scheuchen sie je eine
grosse Gans zurück, die sich wol mit naschhaften Gelüsten
dem Mörser nähert. Der Mann links begnügt sich, den Vogel
mit der erhobenen Hechten zu bedrohen, der andere bedient
sich auch seines recliten Fusses. um das zudringliche Tier zu
verjagen. Die Scene ist roh. aber Hott gezeichnet. AuITallend
ist nun die Tracht der Männer, sie tragen unzweifelhaft Thea-
termasken mit spilzcin Hart und grossem Maul, ferner ein
Tricot, dessen Ansätze an Hand- nnd Inissgelenken deutlich
angegeben sind, einen kurzen Chiton mit dick ausgestopftem
Baucli und Gesäss, dazu der linke noch einen stattlichen Phal-
los. Ihr Haar ist mit weissen, jetzt ziemlich abgeblassten Ivrän-
zen geschmückt. Zu beiden Seilen finden sich zwei Rosetten
auf warzenartigen lu-hebungen . und unter der Darstellung
zieht sich das laufender Hund genannte Ornament hin. Die
Rückseite zeigt zwei llüchtig gemalte, einander zugekehrte, in
ihre Mäntel gehüllte Jüni>lini2;e mit Ranke bez. Stock in der
Hand, zur Rauml'üllung dienen eine Schreibtafel, ein Kasten
am Boden, eine muschelarlige Verzierung und einige Kreise.
Das ganze Gefäss ist in künstlerischer Hinsicht recht uner-
freulich, aber es ist wichtig durch den Inhalt der Darstellung.
Denn es gestattet unter der Voraussetzung des böotischen Ur-
sprungs folgende Schlüsse.
Diese Gesellen mit ihrer grotesken Maske, ihrem Tricot.
dem dicken Bauch und dem Phallos cjleichen \ö\Vm den Phlva-
ken der unteritalischen Vasen und den Thonfiguren altatti-
scher Komiker, die ich im Jahrbuch des arch. Instituts \'lll
S. 69 IV. zusammengestellt habe. Sie tragen ein vollkommenes
Theaterkostüm und doch sind sie nicht auf der Bühne gedacht,
denn diese angreifenden X'ögel simi im Theater unmöglich.
Wir haben hier also denselben Gegensatz von Biibnent rächt
und dargestellter Situation, wie auf mehreren Phlyaken-N'asen.
Bei diesen habe ich a. a. O. S. 9*2 dieselbe autVallende Er-
scheinuug aus dem Unvermögen des unterilalischen \'asen-
malers erklärt. Figuren, deren mythische Urbilder ihm zwar
als alte Dionysosbegleiter vertraut, aber nicht durch die atti-
'MS A. KOERTK
seile Kunst in l)ildlieliei' Darstellung vermittelt waren, anders
als in der aus der Posse hekannlen Gestalt wiederzugeben
Meine Aufl'assunj; wird nun hesliiiijil durch das neue Uöo-
tisclie Gefäss. Auch in Hixilieu haiien wir eine Keramik, die
von Anika durchaus ahhiini-ij; ist. stäikcr so^ar als die itali-
sche, wir haheu Icriier eine \01ksposse. die uiil (Kmi Phlyaken
vNesenst;leich ist. niöiien ihre Trauer nun sOsXovxat oder an-
ders u;eheissen haben (v^l. Athenaeus Xl\' S. 6"2I r-/.),
und nun finden wir dieselben Schauspieler von der Hidine
losoelöst. als burleske Kobolde, und doch in der Thealertracht
dariiestellt Die völlige Übereinstiminuiifi der \'oi'l)edinij;unt;en
in Italien und Böolien ei heischt die «ileiche Erklärung für die
hier wie dort befremdende iM'scheinunj;. und ich vermag diese
nur in dem Mani:;el attischer V^orbilder für die mythischen
Urbilder der komischen Schauspieler zu finden.
Die böotische Keramik i;evvährt uns aber noch weitere Auf-
schlüsse in dieser Frage Neben der ganz in attischem Banne
stehenden Keramik kennen w ir in Böotien seit der Aufdeckung
des kabirenheiligtums noch eine andere, die echt böotisch
volkstümlich und von attischen Fintlüsseu fast unberührt ist
(s. Athen. Mittheilungen XIII 188<S S. 41^2 tl'.). Fine zusam-
menfassende Behandlung dieser anscheinend auf die nähere
Umgegend Thebens beschränkten (jcliisse (vgl. W'inuefeld.
Arch. Anzeiger \8\)'A S. 6'i ) wird die Pidjlikation des Kal)i-
lenheiligtums bringen', doch ist schon jetzt eine genügende
Anzahl von derartigen Vasen durch Abbildungen und Be-
schreibungen bekannt, um diese Gefässklasse hier heranziehen
zu können. Auf ihnen nehmen burleske Gestalten einen brei-
ten Raum ein, die in wesentlichen Zügen an die Phlyaken und
attischen Komiker erinnern, dicker Bauch, starkes Gesäss und
grosser Phallos sind auch ihnen eigentümlich ^ Häufig sind
' H. Wiiiiicfclil ;.'('slaUolc inii t.'iilij.'sl. die ImmimN fei liircii Zficluuiii.t,'oii
eiiizuso.iicii.
^ NictiL alle ilicsc '/Äiim tvelircii lioi allen I-'ii-'uicii wieder — eine so freie
Karrikalur iicbl iciclien Wcclisel iler Misst)ililiiii;,'eii — alt(>r sie .sind li;iiili;if
jtoiiuy;, um al.-» Urundlaije des T^pu.s kenullicli zu sein.
EINE BOEOTISCHE VASE MIT BURLESKER DARSTELLUNf, 349
sie die Träger mythologischer Scenen ; so finden wir Boreas
und Odysseus (P. Gardner, Ashmolenn, Museum Nr. 26*2 Taf.
?G). Odysseus mit Rirke (ebenda). Bellerophon (Athen. Mit-
Iheilungen Xill 18S8 Taf. i:), Keplialos (ebenda S. 421).
Kadmos u. a. von diesen lächerlichen Gestalten dargestellt,
die daneben auch tanzend und schwärmend vorkommen (s.
VVinnefeld, Athen. Millheihingen XIII 1 888 S. 4 22). Naturlich
stellt sich der Maler die Helden der Sasre nicht wirklich so
missgestalt't vor, er travestirt vielmehr die Mythen, indem
er für G(Hler und Helden sptisshafte Dämonen unterschiebt,
ebenso wie attische Vasenmaler gelegentlich ernste Scenen von
Satyrn travestiren lassen (vgl. M.Mayer, Athen. Millheilungen
XVI 18'Jl S 3(12 ff). Der Übermut, mit dem hier eine pos-
senhafte Kunst die Götler- und lleldensas:e ins Burleske iier-
abzieht, ist innerlich auf das engste verwandt mit der Behand-
lung der Mythen durch die Phlyakenposse, wie wir sie aus
den litlerarischen Nachrichten und besonders den ^'asen ken-
nen (vgl. Jahrbuch I S. 2ßü (T.. VIII S. 86 IT.). Auf den böo-
lischen Gelassen sehen wir unmittelbar die drolligen Kobolde
als Göller und Helden agiren', auf den italischen sind ihre
menschlichen Nachahmer, die Schauspieler der Phlyakenposse,
in denselben Rollen tliälig, es hat sich also die Bühne zwi-
schen diese Ausgeburten des Volkshumors und ihre maleri-
sche Darstellung eingeschoben, aber die a£TxppOOy.'<j'.; twv c-o'j-
Sziwv £■; Tx y-^o^x ist in beiden Fällen die gleiche. Der dio-
nysische Charakter der Dämonen auf den lokalböotischen Va-
sen bedarf kaum eines Beweises. Kern hat bereits auf die enge
Verwandtschaft der böotischen Kabiien mit Dionysos hinire-
wiesen (Hermes 1890 S. 3). wie sie sich unter anderem in der
Darstellung des Kabiros auf dem schönen Geläss Athen. Mit-
iheilungen XIII 188STaf. ü ausspricht, und besonders deutlich
zeigen den dionysischen Ursprung dieser i:auzen Däiiionenschar
jene wenigen in und ausserhalb des Kabirions gefundenen
Stiicke, auf denen Satyrn und Mänaden die Stelle der grotes-
' Mit Umochl li;lll P.Gardiier a.a.O. das Gesicht des Odysseus für eine
Masite, die Figur also für einen Sciiauspieler.
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. 24
350 A.KOEnfE, EINE BOEOTISCHE VASE MIT nunLESKEH DAÜSTELLUNÖ
ken Gesellen einnelimen Zu dem besten dieser (leüisse (a.a. 0.
Taf. 10) bemerla Winneleld (S. 4-?2) sehr nclilig: • Der Ma-
ler hat hier offenbar in seiner Phantasie nicht heimische We-
sen dargestellt, die in ihrei" ihm fienulen \\'eise dasselbe aus-
drückten, was er in ganz anderer Art zu gestalten gewohnt war:
er hat sich hier olTenJjar, ans welchen Gründen wissen wir
nicht, an attische Vorbilder mehr oder minder eng angeschlos-
sen'. Seihst diese ihre böotische Eigenart so zäh festhallenden
Vasenmaler müssen eben dei' alles überwältigenden attischen
Kunst ihren Tribut zollen, aber sie thun es widerwilliijr.
Kehren wir jetzt zu den Figuren des oben verölTentlichten
Kraters zurück, so leuchtet ein, dass sie mit den Dämonen der
Kabirionvasen zusammengehören; beide werden verbunden
durch die äusserlich mit diesen, innerlich mit jenen nah ver-
wandten Phlyukenvasen. Im Grunde will der Maler des Kra-
ters dasselbe darstellen wie die der Kabirionvasen, und nur der
Zwanaj des fremden Stils, von dem ersieh nicht befreien kann,
nötigt ihn, seine Kobolde in das ßühnenkostüm zu stecken.
Der völlig allikisirende Maler unterliegt gewissermassen einer
lokalböotischen Anwandlung, wenn er seine heimatlichen DU-
monen, freilich in attischer Stilisirung, darstellt, so wie umge-
kehrt der echtböotische Künstler fremdem Eintluss nachuiebt,
wenn er attische Satvrn mit leichtem böotischen Anlluue tnalt.
Wie die Dionysosdiener Böotiens auf der Bühne aussahen,
lehrt das auf S. 3'i6 abgebildete Geläss, wie sich das Volk
ihre ci»enlliche Gestalt dachte, zeigen die Kabirionvasen; wir
sind hier also besser daran als bei den Phlyaken, wo wir nur
aus der Bühnentracht einen Bückschluss auf die Dämonen^e-
stalt machen konnten (Jahrbuch VI II S. 92). Es ist interes-
sant, dass sich die alten peloponnesischen Dionysosgenossen.
die wir bisher nur auf den archaischen Vasen Korinths nach-
weisen konnten (a. a. 0. S. 90 IT.), bei den Böotern bis in das
vierte Jahrhundert in ihrer Dämonenform behauptet haben.
Konstanlinopel.
A. KÖIITE.
AUS MESSENIEN
I. rpayuEvn nixga.
Als im Jahre 25 n. Chr. die lelzte sicher bezeugte Grenz-
resulirunii zwischen Lakedaimon und Messenien stallfand,
sprach der römische Senat den Messeniern das strittige Gebiet,
den denlheleatischen Landstrich d. h. die südwestlichen Ab-
hänge des Tavgetos zu. Damals begründeten die lakedaimoni-
schen Gesandion ihren Anspruch vor Allem mit dem Hinweis
auf das uralle Heiligtum der Artemis Limnatis (hei dem heu-
tigen Volimno), dessen Gründung von Sparla ausgegangen
sei. Die messen ischen hingegen brachten vor, dass bei der Tei-
lung unter den Herakliden ihrem Könige das Land aboretrelen
worden sei, des seien Felsinschriflen und alle Urkunden Zeuge.
Und so habe denn auch Philippos von Makedonien, so König
Antitionns, so AJummius und andere entschieden'. Seitdem
ist man im Altertum bei dieser Grenze geblieben^.
Aber in ganz moderner Zeit soll der alte Hader wieder aus-
gebrochen sein. Hoss erzählt nämlich ^ von zwei antiken Grenz-
steinen, welche auf der Wasserscheide des Ta^'getos östlich
vom Orte Silsova zu finden seien. Er selbst hatte sie nicht
gesehen, sondern war von dem tiamaligen Lparchen von Kala-
mala darauf aufmerksam gemacht worden. Der eine befinde
' TaciUis, Ann. IV. 43.
2 Ailieii. Miüliciluii},'('n VM S. 217 (F. schliessl Weil aus einifion unter
Sept. Scveius von Tliuria j,'t'sclil;igiMieii Miiiiznu sowie aus Pausuiiias, dass
später und zwar unter Tiajan eine neue Greuzre^iulirunj,' slallt^elunden habe,
durch welclic der von Augustus },'escliairene Zustand wiederhergestellt sei.
Die Slollen des I'iiusanias aher (IV, 31, 1 und IV, oO. 2) lassen auch diege-
genU'ilige Inlerprelatioii zu. Auf den Münzen von Thuria steht freilich AA,
was nur Aay.£oai[Aovi(ov sein kann; aher eine wirkliciie Ahlrelung von Thuria
an Sparla ist daraus nicht zu enUiehmen.denu Thuria blieb, wie das Recht
der iMüuzc zeigt, selbständig.
' Iq seinen Reisen und Heiscrouten S. 2-4.
3S2 E. PERNICE
sich an der Ostseile des Berges toü TwXo'j, eine stattliche Mar-
morstele mit grosser Inschrift:
D P O Z
\ A K E A A I
M O N I TT P O Z
MEZZHNHN
Er sei von den Bauern des Ortes Sitsova zerstört und von
seinem ursprüngliciien Standorte entfernt worden, weil sie ge-
fürchtet liätten , sein Bekanntwerden könne für die Regie-
rung einen Grund mehr zu der von ihnen damals \venig-
stens nicht gewünschten Trennung von der Eparchie Sparta
abgeben.
Die andere stehe weiter nördlich auf dem Rücken der Was-
serscheide am Beroe iMalevo und sei den Bauern unter dem
Namen ypxaas'vr, -jTsrpa bekannt. Die stark beschädigte, gleich-
falls vierzeilige Inschrift laute:
O Z
E A A I
M O N I TT P O
Z H N
Dass diese Inschrift zugleich mit jener und aus gleichen Be-
weggründen umgestürzt und fortgewälzt sei, berichtet Curtius,
Peloponnes II S. 157. Seitdem galten die Inschriften als ver-
schollen '.
Aber der eine dieser Steine liegt noch wenigstens zum Teil
an seiner alten Stelle und seine Aullindung. die mir zufällig
geglückt ist, giebt uns zugleich die Aiöglichkeit zu entschei-
den, bei welcher Grenzregulirung er seine Aufstellung gefun-
den hat.
Von Sitsova üelann;t man sleil in östlicher Bichtuno; berg-
ansteigend in etwa 1 '/^ Stunden zu dem Gipfel des II. Mav-
rikios. Kurz bevor man diese Höhe erreicht, stösst man auf
• VsrI. Badekei's GrieclienlaQil ^ S. 289.
AUS MESSENIEN
353
eine behaute kleine T^hene. Hier werden von den Bauern bei
der [Joarbeilung dos Bodens häufig Lager einer kohlenarli-
gen Substanz gefunden, wehdie sie /.aaiv.a nennen. Diese La-
ger gehen ziemlich tief in die ßrde hinein und rühren wol
aus alter Zeit her. Die Vermutung, dass wir es hier mit Spu-
ren antiken Bergbaues zu thun hätten — der Reichtum des
Taygelos an Eisen ist bekannt ' — erwies sich leider als irrig 2.
Von II. Mavrikios in mehr nordöstlicher Bichlung stets berg-
auf vordringend bemerkt man nach ■'/, Stunden einen deut-
lich sich abhebenden kleinen Kegel. Auf diesem war der Grenz-
stein aufgerichtet, welcher I>akedaimon von Messenien schied.
Man überblickt von dieser llithe den grössten Teil des Pelo-
ponnes. Nach Norden reicht das Auge weit über Tripolitsa
hinweg nach Ilocharkadien, nach Westen dehnt sich in gan-
zer Weite die messenische Ebene aus, vom Meere allseits um-
säumt, im Süden thürnU sich der Taygetos zum 11. Elias auf.
Nur nach Lakedaimon hinüber ist der Blick beschränkter und
wird durch zwei vorgelagerte Berge, den Xerovüno südlich
und den Teloni nebst Phokilistria nördlich, beengt, aber durch
das zwischen beiden liegende Thal hindui-ch erblickt man tief
unten den Eurotas und weiterhin den Parnon.
Die Karten geben den Punkt nicht besonders an. Am be-
sten stellt er sich dar als Mittelpunkt einer Linie, welche die
Orte Silsova und Kaslänia mit einander verbindet. Seine Höhe
weicht der des Mälevo, welcher in genau nöi'dlicber Richtung
nahebei liegt, mit I60G'" nur um ein Geringes. Der alle Inschrift-
stein ist von Hirten, welche der im Orient weitverbreiteten
' V^'l. Cuilius, I^^loponiirs II S. 506.
2 Ilorr Prof. Cohen in Gicifswald loille mir iih^r ein aufi.'plosenes Slück
pülifisl Fül;j(Mvles niil: 'Das voilio-^ondo Slück isl zweifellos ein Kunslpro-
duct. Dasselbe bcslelil aus Quaizköinern und Ihonijjen Partikeln, innifj ge-
mcntil iiiil einer külilij.'-liiluininöson Suhslanz. Ks mag ursprünglich ein mit
Shoh udcr anderen organischen t^uhslanzen gemeiigler sandiger Lehm vor-
fiele).en hahen, der elwa zu Ziegeln verarheilct oder aU Bewuifniassc ver-
wandt worden ist, wie dies noch jelzl in ländlichen Di>tiiclen öfiers ge-
schiclil. iSp.'llcr isl wahrscheinlich bei einer Feuersbruiisl die Masse ver-
kohlt',
354 E. PERNICE
Fabel glaubten, dass Steine mit Inschriften Gold bergen, her-
ausgenommen und zerschhigen worden. Kv l)Oslehl aus einem
gewöhnlichen, an Ort und Stelle brechenden Glimmerschie-
fer' und ist aus diesem Grunde besonders stark zerplittert. Nur
zwei Fragmente haben sich gefunden, das eine lag auf dem
Gipfel des Kegels, das andere war etwa '20-"?ö"' tief herabge-
rollt. Beide Fragmente passen an einander an, geben aber über
die ursprungliche Form des Ganzen leider keinen Aufschluss.
Doch scheint der Stein eher ein roh behauener Felsblock, als
eine quadratische Herme, wie Uoss meinte, zu sein. Von ei-
nem Unterbau war keine Spur vorhanden. Die Buchstaben
sind 10-11'™ hoch und gerade und kräftig in den Stein ge-
meisselt. Man erkennt'^:
0X-'
"Opjo«:
AAKEA/
Aa/.£Sa[i-
'.npc
aovtj TToöf;
/Hr-I
1 J l L
M£C(7]7;vr,[v
Die Nachricht bei Ross, dass Silsova nicht weit von dem
oben zuerst beschriebenen Stein entfernt liege, scheint dafür
zu sprechen, dass es eben dieser ist. dessen Fragmente jetzt
wieder gefunden sind. Aber es müsste dann der li^parch sich
in der Anoabe des Steines sehr i>rob ü:eläuscht haben. Daher
werden wir nicht fehl gehen, wenn wir in unserem Stein den
bei Ross an zweiter Stelle ü;cnannlen erkennen. Das Material
ist dort nicht angegeben. Die erhaltenen Buchstaben stimmen
annähernd mit unserer /Abschrift. Der Stein war bei der Pu-
blication durch Ross noch nahezu intact, nur ist er von einem
ungeübten Auge fehlerhaft gelesen worden.
Dieser Stein wird im Volksmunde ypxav.svyi Trerpa genannt;
aber nicht dieser allein. Zwischen ihm und dem bekannten
Chani des Kanellas, in welchem man vor dem Marsch durch
die wilde Langädaschlucht zu rasten pflegt, liegt nach Aus-
' Vi;I. IMiiliiipson, iJcr l'cloponiir.s S. 203.
' Ein Abklatsch der Insciuifl beliiidet sich jetzt im epigrapliischen Mu-
seum zu Athen.
AUS ME8SENIEN 355
sage des Entomologen Dohiasch-Padewielh eine beschriebene
Marmorplatle, welche von einem dort ansässigen Jäger gezeigt
wird und gleich falls v?ou.u.i^r, -rirox heisst. Icli war nicht mehr
in der Laire. diesen Stein zu untersuchen. Aber es ist leicht
denkltar, dass dies der zweile Grenzslein ist und es würde sich
des geringen Abstechers verh)lmen. um nach dieser sicheren
Angabe das lUitsel zu lösen '.
Bei der Erbitterung, mit welcher die Grenzstreitigkeiten
geführt wurden, ist anzunehmen, dass bei jeder neuen Regu-
lirung die allen Steine schleunigst entfernt und zerschlagen
wur(Jen. Und wenn wir heute noch an Ort und Stelle einen
Grenzslein fin.len, so ist an und für sich die wahrscheinlichste
Annahme, dass er von der letzten Festlegung der Grenze her-
rührt, also der des Tiberius. Dagegen sprechen die Formen
der wenii:;en erhaltenen Buchstaben in keiner Weise.
II. Pherai.
Rei einer Reise, welche ich gemeinsam mit Otlo Rem im
Frühjahr 1891 in Messenien machte, wurden wir von dem
' Für den. welciicr sich dicsor Aufsähe unlerziohl, sei bemerkt, dnss süd-
lich von diesem Chani, in fjeradc' liichlung auf den Gipfel des II. Elias
clw.i 3 ."^lundiMi her.u'an noch ein jriosser Inseln iflslein lie^'l. Bei der Un-
wc^snmkeil des Geliir;;es i>l es wahrscheinlich, dass der iSlein uichl weil
verschleppt ist, vielmehr noch an seiner allen Stelle liegt.
356 E, PERNICE
deutschen Konsul in Kalamata, Herrn Zalin, in liebenswüp-
tigsler Weise iln rauf aufmerksam gemaclit, dass sich in Janitsa,
2 Stunden von Kalamata, in den Vorherigen des Tayi^elos Reste
von Mauern Üiuden.die so i^ut wie unhekaunt seien. Die Kürze
der Zeit liess uns damals nur zu lliichli^em Studium kommen.
Ich habe itn Sommer 189"2 einen zweiten läno;eren Aufenthalt
daselhst üjenommen und Polujendes ermitteln können.
Von Kalamata lidit man durch eine flache I^hene, mehr-
fach kleine KüstenHusschcn überschreitend, in etwa einer hal-
ben Stunde nach dem Dörfchen Janitsanika. Nach einer aber-
maligen halben Stunde beij;innt der Wvj: langsam und dann
rasch zu steigen und wird schliesslich zu einem beschwer-
lichen Felspfad. Man steigt eine Stunde, zuletzt am Uande einer
tiefen zu beiden Seiten fest senkrecht abfallcMiden Schlucht
hinan, welche man kurz vor ihrem l^nde auf einer Brücke
überschreitet. Der schmale Bergrücken, an dessen mittlerer
Höhe man nach Überschreitung der Brücke angelangt ist, üillt
auch nach der anderen Seite zu einem Flusslhal ab, jedoch nicht
mit dergleichen Schroflheit wie hier. Die llauplrichtung die-
ses von den beiden Thälern begrenzten Rückens ist die von
Nordosten nach Südwesten. Der südliche Baclilauf in der lie-
fen Schlucht heisst Stachteas, der nördliche Sovolaka. Beide
Bäche vereinigen sich in der Ebene und fliessen östlich vom
Nedonfluss in das Meer. Der vordere Ausläufer des Berg-
rückens trägt eine Kapelle der II. Nd<6laos, hinter diesem er-
hebt sich jäh und schrolT aus dem Rücken hervorspringend
der eigentliche Bei'gkegel, welcher nach der Seite zu, wo er
mit dem Gebirge zusammenhängt, w ieder etwas sanfter abfällt.
An diesem Abhänge und in der Einsenkung liegt das Dorf
Janitsa.
Es ist einleuchtend, wie ausserordentlich günstig die Be-
dingungen für die Anlage einer starken Festung sind. Ein
wirklicher Zugang ist nur von den hinleren Bergen aus mög-
lieh, nach allen anderen Seiten verbietet der Berg schon in
seinem natürlichen unbefestigten Zustande eine Annäherung.
Dazu beherrscht der Blick von der Höhe des Berges aus die
AUS MESSKNIEN 357
ganze untere messenische l!]l)ene in üljerraschender Vollslän-
(Ji.i;keit, wälii-cnd die voi'gelugerlcn niedrigeren Hügel es be-
wirlven, dass die Höhe dem lilicke des Ankommenden gänz-
licli verborgen Ijleibt. bis dieser in ihre unmilLelbare Nähe ge-
langt ist.
Unwillkürlich denkt man bei solcher Erwägung dei ört-
lichen N'erhältnisse an die ganz identische Lage von Mykenai.
'Zwei Sclihichten', so beschreibt E. Curtius', "ziehen sich
von Osten nach Westen das Gebirge herunter. Von beiden ein-
geschlossen erstreckt sich in i-leicher Kichtuni; der im Osten
mit dem Gebiriie zusammen bannende Burghüii'el und weiter
abwärts geii-en Südwesten der Hache Höhenrücken der Unter-
Stadt. I3ie ßurg hat ungefähr die Gestalt eines Dreiecks, des-
sen Grundtläche nach Südwesten, die Spitze nach Osten gegen
das Gebirge gerichtet ist. An der südlichen Seite zieht sich
eine liefe Schlucht mit schrott'en Felswänden, das Bett eines
Giessbachs, welcher nur im Frühjahr voll Wasser zu sein
pflegt ; auf der entgegengesetzten Seite sind die Abhänge sanf-
ter und grasig'. Und über die Lage zur Umgebung heisst es :
'danach hatte die Stadt in (loi)pelter Bezitdiung eine ausge-
zeichnete Lage. Einmal beherrschte sie den oberen Teil der
grossen Ebene, der sich gegen Westen und Süden Jiin unter
ihren Mauei'u ausbreitete, und dann kommen bei Mykenai die
wichtigsten Strassen aus dem Küstenlande des korinthischen
Golfs, die Strassen von Phlius. Nemea, Rleonai, Korinthos
vereinigt über das Joch der Berge in die argivische Ebene
herunter'. "Selbst versteckt, überschaut sie das Tiefland mit
seinen wichtigsten Punkten'.
Gleich nachdem man die Brücke, welche über die Stachteas-
sclducht führt, überschritten hat. bemerkt man. wie an so
vielen alten Stätten, in den modernen Terrassen und Umfas-
sungsmauern der einzelnen Grundslücke zahlreiche gewaltige
Steine, welche zweifellos einst einer starken Befesligiings-
mauci' aiig('li(Ml liabcii. Und so wurde uns ilenn auch erzählt.
Peloponnes II S. 403. 400.
S58 E. PERNICE
dass alte Leute dort noch eine vollständige Mauer erblickt ha-
ben wollen. OLiwol man dei'artii'on Nachrichten moderner
'aller Leute' im AllücMnoincn ebenso \venii>; Glauhen schenken
darf, wie ihren ^'o^Iäu^('rn im Altertum, so hat doch in die-
sem {•'alle die Volkssace bis zu einem gewissen Grade Recht
behalten. Denn, freilich nicht tief unicn. sondern auf halber
Höhe sind auch an dieser Seite Mauei'reste erhallen, welche
die einstige ganze Ummauerung sicher stellen. Der grösste
und statllichsle Mauerzuü; daü;ei;en befindet sich an der entge-
gengeselzten Nordseile des Berges. Die Länge des erhaltenen
Stückes beträgt 2i"'. die Höhe bis .')'/,'". Linzeine Steine er-
reichen die stattliche Grösse von '1'" Läuüe bei 80'™ Höhe. Die
Dicke der Mauer ist nicht mehr festzustellen, denn jetzt ist sie
zu einer Terrassenmauer geworden, die sie urs|)rünglicli nicht
war. Die Bauart dieser Mauer ist noch nicht eigentlich poly-
gonal zu nennen, sondern die Steine sind mehr nach Art ky-
klopischer Bauwerke aufeinandergetiirml ; weder regelmässige
Fugen noch fesler Fugenscliluss ist vorhanden. Die zwischen
den grossen Steinen freibleibenden L(»clier sind meist durch
einen kleineren Stein sorulältiuj i2;efiillt. und das ist der einzige
Unlerschieil. der zwischen diesen Mauern und denen der my-
kenischen Iilpocbe obwaltet, bei welchen die Löcher durch
mehrere kleine unregidmässige Steine verstopft werden. Aber,
wie auch Kern mir nachlriiglicli versichert, an (hn Mauern
von Janilsa sind auch Beste dieser echt mykenischen Bauweise
zu erkennen. Die Steine sind nur teilweise aussen ^ej'lältet.
Nicht weit von diesem Mauerzuge, etwas weiter östlich ge-
legen und ein wenig tiefer, ist ein zweites Mauerstück von '26'"
Länge erhallen, wobei zwei kleine Unterbrechungen einge-
rechnet w^erden. Es ist ganz von Grün überwachsen und des-
halb weniger sichtbar. In seiner Bauweise zei^t das Stück
genau die gleichen Ligentümlichkeilen wie die grosse iMauer.
An der vorderen Weslspilze waren nur unsichere Beste, iiudir
di'ue^en. wie bereits angedeutet wurde, an der Südseite nach
der steilen Schlucht zu, wo einmal ein Stück von 'i '/./". ein
anderes Mal ein Stück von 2'° Länge sichtbar wird. An der
AUS MESREN'IEN 36P
Ostseite liegt das Dorf selbst. In den Häusern, die ich nicht
näher untersuchen konnte, mögen noch Reste der alten Mauern
stecken.
Die gescliilderten Mauerslücke gleicher Bauart umschlies-
scn ein ziemlich grosses Plateau von etwa 150'" Länge bei 80™
Breite, genügend für eine bedeutende Burganlage. Da wo jetzt
das Dorf liegt, würde man die Unterstadt ansetzen. Für die
genaue Feststellung des Laufes der Umfassungsmauer im Ein-
zelnen reichen die erhaltenen Stücke nicht aus und einen Plan
zu entwerfen ist daher nicht möglich Llwas weiter unten an
dem nördlichen Abhang ist noch ein geringes Stück antiker
Mauer erhalten, welches einer jüngeren Epoche, wahrscheinlich
einem 'l'urme. angehört.
Auf der höchsten Höhe des Plateaus stehen zwei verfallene
Kapellen, eine des IL Andreas, die andere des IL Taxiar-
chis. Hinzu kommen auch hier die ajrossen Reste einer ehe-
mahnen crewaltii'en Bauthätiokeit. Man erkennt vor Allem ein
crosses Stück einer Gebäudeecke. Die Mauern sind hier sorsr-
~ <-^
faltiger nefügt als an dem unleren Binüf und zeigen schon ganz
die polygonale Bauweise. Vielfach findet sich in den Mauer-
fugen Mörtel, herrührend von Bauton mittelalterlicher und
moderner Zeit, welche sich an die allen Mauern anlehnten und
deren Überreste den oberen Teil des Plateaus nach allen Rich-
tungen hin durchziehen. Auch antike Mauern sind ausser dem
genannten Stück noch reichlich vorhanden und schon dadurch
wird erwiesen, dass die ersterwähnte Ecke nicht etwa einem
Turme sondern einem Gebäude angehört. Zu erwähnen ist
endlich ein grosser Felsstein dicht bei der Gebäudeecke, wel-
cher an der einen geglätteten Seite Einarbeitungen zur Auf-
nahme hölzerner Balken zeigt. Alle diese Reste auf der hoch-
sten Höhe der Burg dürfen wir als Teile eines einzigen gros-
sen Bauwerkes aulTassen.- Wir halten demnach inJänitsa eine
sehr alte Burg, in der natürlichen Anlage des Burghügels iden-
tisch mit Mykenai, in der beherrschenden Lage hoch über der
Ebene zu vergleichen mit Mykenai, Andania, .Mideia und an-
deren Burgen der mykenischen Epoche. Auf der Höhe, wo
360 E. PERNICE
man den Palast erwarten würde, steht ein grosses Gebäude, in
halber ll()he liegt ein fesler Mauerring, daran scliloss sich die
Ünlersladt.
Verlässt man Janilsa an der östlichen Seite und umgeht die
nördliche Sovoiakaschlucht , so gelangt man nach etwa 20
I\Iinulen an dem jenseitigen Schluchtrande zu einer Kapelle
des H. \'asiIios, welche zum Teil aus antiken Werkstiicken
gebaut ist; einzelne massig mit Flechlbänderu verzierte Mar-
morleisten zeigen, dass hier im Altertum ein grösseres Bau-
werk gestanden hat. Dicht unterhalb der Kapelle sind in die
modernen Terrassenmauern zwei antike Inschriften vermauert,
beide aus später Zeil. Die eine derselben ist nach einem mas-
sigen Abklatsch von Petridis und einer vollständigeren Ab-
schrift Fourinonl's von Foucart im Bull, de corr. hell. I S.
31 und 32 herausgegeben. Die erneute Wiedergabe sei beson-
ders wegen Z. 9 hier gestattet'.
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5 nEPITOYSrONEIZt.
A2KAI 2:n(J)POi:YNH2K/
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T OA N A AnMAXAPITEAOY2TOYA
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iO O YT n N r O N E n N A Y T O Y K A I X AP I
TEAOYZTOYXAPITEAOY^T O Y
AAEA0OYA YTOY
» Weil Ijpiiieilxl zu ilcr Insclnifl, die er Allion. iMillIi(>ilun^'en VII S. 216
erwähnt, dass duicii sie die l)ishpr bcsUiUeiic I.npo der z(.');it] Kniamai bei
dem iiculitreii Janilsa elwa "2 ISluiideii östllcli vuii Kalaiiiai li\irl weide. Der
Schluss scheint mir nichl zwingend zu sein.
1(
EN. MlTTHEILUNGEN XIX S. 361.
lAHATCAA. . . .
KAinPOrONUL). .
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HC.A.XPC. -CNe. ("IC . IL IKA(UJMAlt>eONOI 'CIIIAC , . AlTHnOASI
.♦lAOXeiMOYMeNOCKA I . .MeNTHCAKPeOJCHMUJNKAITHCAHMOC 1 ACXUJPAC . . .
C. nO ICKAinANTAOCAANANKAlONHKeiCTHAI,. . .NANAA
AC.C. TUUNCYNArOPGYON . NMICBOYCKA i eiCTA.AAA.
IHNAI. PC. . jekTUJNIAlUUNnPOeYMUJCANAAlUCACKINAYN.
OYCANATIOACCII IS. lUCYl . lANnOAAHNPei I CeNAYTOCCnOYAH
KAI*PONTIAinOAAI- UUNANAAUUMATUUN XPHCAMeN.C.ieTCne ..
OirSNe/ . . . .OIN *AN.e NTUJ. KAIXHCOYAeNAYTO ICnPOC HKOYCHC.
CeiCMCNNTHC . cflineNAeKAITHNnOAlNHMLUNOYKeYK ATA*PO NHTOM. . . .
preTHC CNCiACi cx.onoui"... iNAnoiHC..nponoAeujeAeAOMeNHC a
.OPH. . . C. . C NHCKAITUUMeriCTUJKlNAYNUITHCnOASIJUCHMUJN
\CICCAAC.C. . . . v.ANeiCAC. KAlnAPAKeiNOYMeNUUNHMeiNHAITUJN
NIUMACJUIC. . - .CC A. . .AAABONTeCCITOYT.P.POlt>eeN. lYAC. . .
MO.ANKAI .OYTUÜI A. . CCUJZUJNKAIM. .eNTAYSATUÜNOlKOeeN
. . . .MeNOCXPHMA.UJN* AY.TA. .CIMAKelMHTATAT.nOASUUCHMLUNnPOC. .
..H~.TO.B.e*YA TCIX... NAN OAHI ctlAAANeCNMeiRPOYASIN.
ACitlOCk/OHPI' .../ OYKCY ClICeN... .UJkAIAIATOYT
^YNATlUCC^ I AK ..IM Cn NAIAKSIM . NHCAOKNUJK. .
nPOCTOYTO(t>IAOTeiMIAXPHCAMeNOC NA HeYACSNTOAeAHM.
. .TONKAinOAAUUNA.PCC . NAIUü lOI .AlR A IO TAPe.TOeOOY. .
nATPlOYnANTUÜNHMUUNC. OYCA< . . NOPUJN lOlCION.AI KATA.
..IHAOYKHNCIAC OI.KAIGIN YA/.CUUNAeT, ..
POCT... NA>CA. .KAI. N . .AC. . AITHCRPOC YCO. . \C/ A. . . .
...reNiO) AI c..e iainc
c(ju e/.CTci...YnHi apxhcka.ac.hcackaimhac.
.... 'JOIKel^JU..OKIA^ .CXPHMATCJU NKOCMONTOYISPOY-.
.NAI...PAMeN.IOOI. ... ..OYAO CN..XO\II..ANA....
...eiiA.- eNCCKAi.Ai CKC neAHeeNAieuüOi...
III HAN.N OION.CTO TICNTC^SS
...THNC. TOIC..-I. AeiANA.CYA TOCOIKOOC
THCI TOICMA. A' HMICS-THC
A . N C Y A A I
c
Alis .NfESSENIEN 3öl
viojv 'Io['jviov XapireXo'j;
Aa5C6Saij;.G[viov iv KaXa-
Ssia; yzciv rcO'7S£^au.[£v(üv
tÖ ivälwaa XxpiT£).0'j; toO 'A-
SstO'j y.xi Tti/.i'io; xr,? 'louvi-
1 0 O'j TÖJv yovEiüv auToO y.xl Xxpi-
x£>vO'j; TO'j XapixeXou; xo'J
äSiXcpo'j a'jxo'j.
Die zweite Insclirift abzuklatschen und abzuschreiben hat
Petridis nicht füi" niUig i^ehallen, da die Züge der Buchstaben
{gänzlich verschwunden seien. \ls Hessen sich indessen nach
längerem Studium doch noch die Reste eines grossen Ehren-
dekrets ermitteln, welche auf der Beilage wiedergegeben sind.
Karjx [tvjv] <y[u]vap/^i3cv xxOk x.xt ol yi^o^':i(; e7:£x.p£tvxv 6-£iSy)
'Ay£Sx[ao<;?]. . .
Y£[v]o['j]; TS TOü xpcÖTOu TTap' y;y.eiv orrxpycov xai
•r:poyövfa)[v . . .
TTETToT^EiTE'jy.Evcov "ivTa §£ ^^./^ "^ £-ar^ov
ü-ep. . . .
ävYipYiuEvoi; xat -poxt[pl£0£[i(; ? p]ä);j.r,<; eI'; t£ xk Jto'.vk.
5 S'./.aiojya <p06vo'. xf, "jtoXEt.
odoT£'.y.ooij.£vo; /cai xvi; ax.p£co; y;ü.(I)v /.xl xr,^ öraof^ia;
■/wpa;
x.at xxvxa cia ävav/.aiov f./.eicTYj. . . .ävx>-
x(öv <7'jvayop£'jCv!^xwjv {^.igOoö? y.ai £•.; xk [xJXXa
i/, xcöv iSiwv 7rpoO'jj;.cj>; xvaXto'JX? xtvSüv-
10 O'j; £'j^vo]txv Tzollr,^ 7:£pi[67»oiYi]<76v auxc? (T-o-jöyj
KXt cppovxiSi 7;oXX-/i xva>.cijy.xx(i)v yp7](;xjX£v[o;
xxt xTi? oüStv xOxoi? 7;po(rr,>coO'jr,;
362 6. PERNICE
yvi?, [x7re]^Yiv£v Se y.ai ttiv xoXiv r^acüv oujc tuxaTa^po-
VYITOV [eU-
ecyETT); ttoiy;«?. . -po 7;6>e(o; SeSoiy,£vr,;
15 vr,; y,xi tc5 [^.eyi'jTw xivSövco T*r,<; ttoXeo)? TjUlöv
oJavEioa^. . -/Cxt T7apax.£tvo'Ju,£vci)v y;|/.£iv /txi röiv
T:ap]xXaS6vT£(; rri-ro-j
cw^tüv /.ai. . . ivraöOac tcüv ol'/toOev
.... ü.£vo; ypr,(7.z[T](üv '^['^^1 ttÖXewi; vjy.div 7:po;
20 v.£ix.pou Ssiv
/.al oix Tou
öuvaröj?. )C£i{y.[£jvr,(; äö/.vco x[ai
■77pö; TOUTO ^'.>.OT£taia y^r.nxu.s^oc . . . . elTy-EÖarrEv. to Se <V,a[6'J'.ov
. . . tÖv y.ai TToX'Xäiv
In den folgenden Zeilen ist so gut wie nichts mehr zu ent-
ziffern. Z. 27 )t]xl TTJi; -pö?, Z. ;-^0 0'!/'.£i(i)[v ] ypr,u'.icT(i)[v
£i(; TÖjv /.ÖGy.ov toO UpoO. Also hier war die Aufzählung der
VVoIthalen des Geehrten für dasGemeinwesen noch nicht been-
det, interessant ist, dass es sich an einer Stelle Z. 13 um
Grenzstreiligkeiten zu handeln scheint.
Dicht oberhalb der Kapelle nun ist eine wundervolle nie
versiegende Ouelle, die aus einer kleinen betretbaren Felsen-
höhle kommt. Sie ist so stark, dass sie eine Mühle treibt und
den ganzen Abhang so reichlich mit Wasser versieht, dass von
ihr aus das ganze Thal einen einzigen grossen Obst- und Blu-
mengarten bildet, ^'on besonderer und seltener Kraft der Ve-
gelation sind die Ränder des engen Bettes, in dem sich der
Quellbach zunächst bewegt. Die Ouelle in Veibindunijf mit
den Archilekturslücken und Inschriften lässt annehmen , dass
hier ein Heiligtum gestanden liat.
Gleich bei unserem ersten Besuch glaubten wir, in Janitsa
den Punkt ei'kennen zu müssen, wo die uralte Stadt Pherai
gelegen hat, der Sitz des Diokles, wo Homer den Telemachos
auf seiner Beise von Pylos nach Sparta übernachten lässt. Die
alten Nachrichten über Pherai sind nicht reichlich. Pausanias
AUS MKSSENIEN 363
erzählt, dass Pherai von Abia 70 Stadien, von Thuria 80 Sta-
dien entfernt sei. Pherai selbst setzt er ungefähr sechs Stadien
vom Meere an, ähnliches berichtet Slrabon, der sorjar nur
fünf Stadien Entfernung vom Meei'e rechnet, in der Nähe den
Nebentluss münden iässt, und die Stadt auf eine hohe Anhöhe
verlegt, ßei Homer heisst es <^•/;r/- vr/.Tiu.i^-n und *l>r,oxi 'C,if)ix'..
Pausanias fährt, nachdem er von Pherai gesprochen hat fort:
oXiyov Ss otTTüJTipa) «I'xpojv *At:6XXwvo: aX'jo; j^tI Ivxcvcio'j xal \J^x~
Bisher hatte man das alte Pherai bei dem heutigen Kala-
mata an"esct/t. Aber in Ralamata sind nur verschwindend
wenige antike Überreste zum Vorschein gekommen'. Nun hat
zwar Kalamata im Mittelalter wie in der Neuzeit eine 2;rosse
Rolle gespielt, liier war einst der feste Sitz der fränkischen
Herrschaft, hier sassen die Venezianer, es hatten hier die Tür-
ken einen Watfenplalz gegen die Mainoten, und in der Neu-
zeit war Kalamata der Mittelpunkt des Aufstandes ^. Alles das
muss dazu beigetragen haben, die Spuren des Altertums zu
verwischen. Aber etwas würden wir doch erwarten. Kein Stein
der grossen Mauern und Belestigungswerke Iässt auf antike
Verwendung scliliessen, nur einen kleinen Säulenslumpf von
80"" Länge fand ich an einer Stelle in der xMauer verbaut. Den
Eindruck einer späten Anlage hatte aber nicht nur ich allein,
sondern viele, die Kalamata besucht hatten, ohne von Janitsa
etwas zu WMSsen. Dazu kommt ein weiteres. Der messenische
Golf wurde im Altertum nicht nach Pherai genannt, welches
nach seinen Schicksalen zu urteilen die o;leiclie Machtstelluns
wie Thuria hatte, sondern er hiess Oo'jp-.y.Tr,; ■aöI-oqK Also die
Stadt, welclic unmittelbar an der See untl. wie die Ansie-
delung der Venezianer zeigt, für Seeverkehr durchaus gün-
• Uiiisian, Geu.mapliio von Giioi-henlaiul II S 170.
2 Cuilius, Pelupomies II S. 15"J.
' Kr halle auch andere Namen, aber keiner derselben hat etwas mit Phe-
rai zu thun.
36^ K. Kernige
stig lag, spielte demnach gar keine Rolle auf diesem Gebiet.
Es bleibt aber die Angabe, dass Plierai nur etwa C Stadien
vom Meere entfert lag. Indessen ist die ganze Küste junges
Schwemmland, hervorgerufen durch die Ablagerungen der
Flüsse, hauptsächlich des Pamisos. Heute sehätzt man die Ent-
fernung Kalamatas vom Meere schon auf v''"'d. h. etwa 12
Stadien und wir kimnen nicht sagen, wie weit vom Meere im
Altertum der Schlossberg von Kalamata gelegen hat. So hat
z. B. das Slädtclien Nisi, für welclies eine antike Niederlas-
sung nicbt nachweisbar ist, olTenbar seinen Namen von seiner
ins Meer vorspringenden inselartigen Eage ; jetzt ist es 4""" vom
Meere entfernt. Einmal wurde aucb der Schlossberü; von Ka-
lamata vom Meere bespült; das zeigen die ausgewaschenen
Stellen am Schlossfelsen mit aller Deutlichkeit.
Eässt man nun ein möiilichst weites Hineingehen des Mee-
res schon für das Altertum 2;el(en, so w ird die Entfernunn; Ja-
nitsas vom Meere zwar noch nicht 6 Sladien klein, nähert sich
aber diesem Betrage um ein Beträchtliches. Und wenn 2;esa2;t
wird, dass der Nedon bei Pherai mündete, so ist Pherai eben
der der Nedonmündun" am nächsten i^ele^ene Ort.
Dass Plierai nicht in der [;.£r>6yaia von Messenien lag son-
dern in den Berten, möchte man auch aus der Art schlies-
sen, wie Pausanias seine Reise an der Küste nach Thuria be-
schreibt. Er reist über Kardamyle, Gerenia, Abia, das dicht
unterhalb des heutigen Mandinia, also schon im Gebirge lag,
nach Pliei'ai und sagt sodann, ivTsCOsv Tzpo; y.sGoyaiav zr,; Ms?-
<yr,via^ craSio'j; 77po£)>06vTi öySor./.ovrx e'jtiv ri ©ouptaxdiv ttö^'.c.
Also von Pherai aus geht er in die i^.siÖYxia hinab, in welcher
Kalamata schon liei-t. Schliesslich stimmt die luitfernun«:; Phe-
rais von Thuria, die Pausanias auf 80 Stadien angiebt, wie
mir 0. Cimlz bemerkt, viel eher zu .laiiilsa, als zu Kalamala.
Ist also Jänitsa Pherai, dann halten wir in der beschriebenen
Quelle die G.^xto; -ryvi im Ilain des Apollon Karneios zu er-
kennen. Der Ilain ist ja noch heute da. Aber auch wenn wir
uns geirrt haben, bleibt dem Orte durch seine hohe Altertüm-
lichkeit ein bleibendes Interesse gesichei't, ein Inleresse das
AUS MESSENIEN 365
getragen wird durch die zahlreichen uralten Gründungen in
Messenien und durch die Erinnerung an die sieben Städte,
welche Agamemnon dem Achill als seinem Tochtermann mit-
zugeben gelobte
KapSap-uXrjV 'Evoxtiv t£ /tai 'If^v 7rotr,e<jaav
<l>r,p&(; Te C^ösa? ■/)§' "Av9eiav ßaO'j>.£iu.ov
y,a).-^v T'Al'xeiav xai n-/)Sac>ov aa^eXoeiffav.
III. Der Fahrweg über den Taygetos.
Telemachos reiste von Pylos über Pherai zu Wagen nach
Sparta. Er verliess Pherai frühmorgens, gelangte von dort in
eine Ebene und musste dann den Taygetos überschreiten. Man
hat eine Reise zu Wagen über den Taygetos vielfach für eine
Unmöo;lichkeit sehalten ^ und doch lässt sich ein solcher an-
tiker Fahrweg, der bis hoch in die Berge geht, dicht bei Ja-
nitsa nocii heute nachweisen. Bisher hatte man nur einen
grösseren Weg über den Taygetos angenommen von Sparta
nach Rardamyle (dem deutigen Skardamula). Kardamyle war
den Spartanern von Augustus als Hafenort angewiesen wor-
den und hatte schon in sagenhafter Zeit als solcher zu Sparta
gehört'. Mit diesem Wege, welcher südlich um den Gipfel
des II. Elias, die höchste Erhebung des Taygetos, führt, hängt
vielleiciit die antike Brücke zusammen, welche südlich von
Sparta bei Xerokampi sich über der Basina, einem Neben-
fluss des Eurolas, wölbt-'. Aber das kann nicht der Weg sein,
den Telemach von Pherai aus nalim ''. Im benutzte auch nicht
den heute üblichen Weg durch die Langadaschlucht, die selbst
' Hursian, Geograpliie von Griechenland II S. 104. 105 Anm. i, anders
Curliiis, Zur Gesch. des Wegebaus bei den Griechen S. "217.
2 Curtius, Peloponnes II S. 285. 214.
** Curtius, Peloponnes II S. 287, anders Bursian, Geographie II S. 132.
■• Wie Brunn, Griech. Kunstgeschichte S. 15 annimml.
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. 25
366 i:. PER NICK
für Maultiere schwer passirbar ist und nach allgemeiner Über-
einstimmung keine antike Strasse war. sondern einen dritten
Weof südlich von der Lano^ada. Von .hinitsa aus i>elano;t man
über einio;e Hüij;el hinwes; in südöstlicher Kiclitunii; in das
grosse bieite 'PvZu.x toO äyicj Fscopyiou. Diese Schlucht des H.
Georg endigt in einer von Bergen ringsumschlossenen bebau-
ten Ebene, die vvol eine halbe Stunde lang ist. Kurz bevor
man aus der Schlucht in die Ebene eintritt, bemerkt man et-
was unterhalb des heutigen Weges künstlich eingeschnittene
antike Wagenspuren in einer Länge von etwa 50'"; die Spu-
ren sind bis 7'™ tief und 15"°' breit, also für ein kräftiges Rad
berechnet, an einigen Stellen ist die Spur stärker ausgefahren.
Der Abstand der Spuren von einander konnte hier nicht mit
Sicherheit festgestellt werden, da meist nur eine Spur vor-
handen war. Aber wenn man die Ebene, die man ja mit der
homerischen zusammenstellen kann, durchmessen hat und wie-
der Yo Stunde stark bergan gestiegen ist, so gelangt man ge-
genüber einem Platanaki genannten Bergrücken auf ein felsi-
ges Plateau, welches im Volke Tikli d.i. steiniger Ort heisst,
und hier erkennt man in dem glatten Felsen wieder mit vol-
ler Deutlichkeit Wagenspuren nicht ganz so tief wie die an
der ersten Stelle, aber von derselben Breite und in einer
messbaren Distanz von 90"". Breiter durften wol auch Gebirgs-
wagen nicht sein. Von hier gelangt man nach dem Punkte
Kalo Portäs, dort finden sich jetzt schon in beträchtlicher Höhe
die Spuren zum dritten Male. Weiter als bis dort bin ich da-
mals nicht eelanü;t, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass sich
auch weiterhin neue Spuren desselben Weges finden wer-
den. Noch heute ist hier ein Übergang über den Taygetos und
bei meiner Wanderung begegneten mir manche Leute mit be-
packten Tieren, welche nach Sparta wollton. Der Weg hat
sich südlich von der Langadaschlucht, nih'dlich vom 11. Elias
über den Taygetos gezogen. Zu dieser Annahme stimmt vor-
treinicli die Notiz bei Philippson, Peloponnes S. ?3'i, welcher
von einem östlich goricliteten Bachlauf spricht, der südlich von
Mistra den llauplkamm des Taygetos durchbricht und in ei-
AUS MESSENIEN 361
ner Anmerkung hinzufügt: 'durch dieses Thal soll ein ziem-
lich bequemer Übergang hinüberführen, der die Langada um-
seht. Es ist müdich, dass im Altertum die Strasse Sparta-
Pherai diesen Übergang benutzte'. Es ist zu hoffen dass es ge-
lingen wird, diese wichtige Fahrstrasse in ihrem ganzen Ver-
lauf dereinst festzustellen'.
ERICH PERNICE.
-<=i*e!e«=
' LoUing crwälint die ' kyklüpische' Burg von Janilsa in seiner Helle-
nischen Landesknnfle (I. Miiller's Mandbucli III S. 188). Er setzt dahin
wie Weil das von Pausanias genannte Kalamai. Seine Quellen für Janilsa
sind die Schriften zweier Griechen des A. nstotoT)?. 'ApyaioXoYur) xa\ laio-
pixT) kpeuva repl <I>apü)v zai KaXa[j.üiv, Kalamata 1875, und H. A. Ko[j.vTivd?, 'Ap-
yaioXoYuat ^taTpiSa-, Tripolis 1874, S. 1-51. Ein genaueres Eingehen auf diese
Schriften ist überllüssig; aber immerhin niuss hervorgehoben werden, dass
sich dort schon die Vermutung ausgesprochen tindet, ilass .lanitsa mit Phe-
rai identisch ist, sowie dass dort bereits die Hede von Wagenspuren ist,
welche allerdings von dem Verfasser selbst nicht in Augenschein genommen
zu sein scheinen.
INSCHRIFTEN AUS BITHYNIEN
Die folgenden Inschriften sind von den Herren VV. von
Diest, jetzt Major im Generalstabe der 11. Division, und An-
ton, jetzt Hauptmann der Festungsartillerie in Bromberg, auf
ihren in den letzten Jahren unternommenen Reisen, über wei-
che sie demnächst ausführlich berichten werden, entdeckt und
mir zur vorläufigen Veröffentlichung freundlichst überlassen
worden.
1.
Grabstein auf dem Hofe der Mussafir-Oda von Bunaklar
am rechten Ufer des Sangarios, westlich von Gordion. Höhe
1,20™, Breite 0,48. Nach einer Photographie, welche Herr von
Diest an Ort und Stelle gemacht hat.
OrAYKEPOYRIOTOlO
TPY(t)HCnAC:HIIAno
AAYEACEAREINIA N
OCEPMAFOPA ETTOA
5 Y(t)PujN0(j)IA02:EN0C
oiAETEGAnTAIKAE
lAAAMHYPICEKTEPI
EENAE(j)IAANAPOTA
THEYNOMEYNOC
10 E A R 1 N I A N O E E P M A r O
PAEYIOCAEFEPAETO
AEGHKATONEYArO
PAETEAGANATOIEI
GEOIETOICKAAAITE
15 KNOICirONEYClNZHZ
R. FOERSTER. INSCHRIFTEN AUS BITHYNIEN 369
'0 Y>.ux.£pou ß'.ÖTOio Tp'jor? T:y.nr,', i.T.'Ay/jcx^
'Epixavocai; Tco'Xijfppcov 6 (pt^o^evo; woe TtOx-Ta;,
Aa[jLicupl(; e/.TEpiTEv Se ^i>,avSpoTäTy) (J-jvou-euvoi;,
'Epjj.ayopa; uiö: oe yE'pa; tÖo lOr,y.aTOv E'jayöca; te
äOavÄTOia'. Oeoi; toI? xa>.).'TE'/.vo'.'Ji yovE'jc.v.
Zvi.
Z. 1. Die Form des R = B ist stehend. — Z. 3. iTroXaoia:.
Der Stein hat E statt des vorletzten C. Der Name SaßEivixvöi;
steht hier und unten, ebenso wie Kaaia, ausserhalb des Ver-
ses.— Z. 7. AaaTT'jpt?. Der Stein hat A statt A. — Der dritte
Vers hat sieben Füsse. Das einem z ähnliche Zeichen am
Schluss der Inschrift wird ein Schnörkel sein, vol. Franz,
Elementa S. 375.
Marmorstele, l,62'\hoch, 0,88 breit, in dem Dorfe Ütsch-
basch südlich des Ulutschar, nicht sehr weit von dem Wege
Iladjilarobasi-Viranschehir in die Erde eingegraben, oben mit
einer Aushöhlung zum Kornstampfen versehen. Die Grösse
der Buchstaben der ersten 10 Zeilen beträgt ungelälir 3, die
der übrigen 3 '/.""• N^ich einem von Herrn Anton in Stücken
gefertigten Abklatsch. (Abschrift s. S. 370).
TerpaETrii; [X£[v sycov] eXittov (pxo; TiEXioio,
TETpaETE; [S' coXeoas] 7caTr)p x.ai Tröxv.a {;.7)T7ip,
tte'vttto'j xal [ekoc;] ovtx \).% TapTa[pjE'ai<ii xeXeuOois
SüixEv Moipa (pEpEaOai, etteI oux ap' eixeXXov Eywye
5 r\^'t\c, (jLE'Tpov [i'/tEcöjai dT^rpirou oute yovEuaiv
OpETCTpa (piXo'.; (XtcoSoOvxi, oi! Eaöv TroTfxov yoccüVTE;
OÜSE'ro[T' eJCKppOTUVY) T£Tp(a)aa£VOV IITOp £^£(7)C<i)V
äXX' aiE'. ä['Xi]a(JTOv oSup6[J.EvO'. xaxä öcüixä
370 R- FOERSTER
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INSCHRIFTEN AUS BITHYNIEN 371
Olo xa7[iv]vy)TOto SeoouTTOTo; ävyöOt /.eXTa
0'jvo[;,a ['AjXE^avSpo; Moipr/? O-ö aüor,<7XGr/?
O'jvoa' 'O^Xj'jaTTioowpoc lyw xai Ao'jx.[t]oi; av<f/w
öo'.o )ca(j[iy]vy)T&)v Sotol exi äyvjtj.^e vot xr,p
14 Ypai|/a(;.[£v] (iv) tty;)//), cv' ap[t](ppaS£(; '/jpfiolv £iy).
Die in eckige Klammern gesetzten Buchstaben sind im Ab-
klatscl) nicht erkennbar, die in runden Klammern sind in der
Inschrift selbst ausgelassen. Z. 2 S' {o).£':c£ halte ich selbst
nicht für sicher, desgleichen Z. 3 i/.x;. Z. H iiat der Stein
statt des ersten T in TapTa[p]£'ai(ji ein TT. Z. 5 das B in r,^jr,c, ist
nicht vollständig erkennbar. Z. 9. TrpoTiSeyfy-svo? vgl. Hesvch
Tzporioeyu.X'.' TrpocrSsyoy.a.i. TTCoTiöc'yu.svor ttpotSevoulevo'..
Das Hauptinteresse bietet die Arl, in welcher die epischen
Floskeln verwendet worden sind.
3.
Marmorstele, 1'" aus dem Boden ragend, 0.78'" breit, am
Wege Safranboli-Viranschehir im Rngpass des \'iranscheliir-
Flusses auf einer alten Ikgräbnisstiitte in der Nähe von alten
Befestigungen und einer ehemaligen Stadt. Die Höhe der Buch-
staben beträgt 5"". Nach der Abschrift Herrn Anlon's.
OCTEAMAPKEAAOYCTH
AH(t)EPEIOYTOTEEQMAT
KAI0QNHNEPATHMAT
^OIEEAESATOFH
'OtjTEO. MapjteXXo'j (jtyjXy) 0£'p£t, oü t6 te (Tüi{j(.a<(T^
ytai (pojvTjV £paT7)[v] 'AtOi; dSfi^aro yy).
Der Ausdruck n-zriVri (pg'pEi ogts« ist aunällig und kann ve-
rtäu genommen nur von einem Grabmal verstanden Averden.
372 R. FOERSTER
^velclles oben den Behälter für den Leichnam trägt; solche
Grabmäler sind grade in Billiynien nachzuweisen, vgl. diese
Mittheilungen 1892 S. 80. 1893 S. 27. Trotzdem möchte
P. Wolters die Fra2;e auswerfen, ob etwa zu Anfan« statt oaxix
gelesen werden kiuine ojvou-a — wozu allerdings der Raum
nicht zu reichen scheint — weil sich dann folgende, an sich
befriedigende Lesung ergäbe :
0'jvou.a MapxeXXou 0X7)7-/) cpepet, ou t6 ts oGi^Lcn
y.xi (pcdv/jv Epaxriv 'Axöt; i^i^cuTO yri.
Das Denkmal wäre dann ein Kenotaph. Vgl. Kaibel, Epi-
grammata 230.
Viereckiger Stein (Marmor) ungefähr 1'" aus dem Boden
ragend, unten 45, oben 56"' breit, in Ivaradjadagh-Köi am
Ulutschar bei der Moschee. Die Buchstabenhöhe beträgt etwa
4"°. Nach der Abschrift des Herrn Anton.
A I I e TT I A H M I UU
KAAYAlOYCeHPO
CO0eAIUUNOlKO
NOMOCK-HAIAC
YTTePTeKNUüN
K-TUUNBOUUN
eVXHCXAPIN
ANECTHCA
M 6 N
All iTCiSyiixifa) K>.xuSio[?] SeT^po? '0(peXicöv olxovöixo? v.v.\ 'HXia;
uzep T£)4V(j)v xai tcüv ßodiv thyr,^ /acpiv ävs(iTr)(ia(xev.
Meines Wissens ist ein Zeu? i77tSr){ji,io; bisher nicht bezeugt.
INSCHRIFTEN AUS BITHYNIEN 373
Aber sollte derselbe nicht im 'E:riS7){xio;* Zsu; h St'pvw des
Hesych stecken • ?
5.
Marmorstein, in der Wand der Moschee von Tschardak in
Dörtdivan am ülutschar eingemauert. Die Höhe der Buchsta-
ben beträgt ungefähr 10"". Abschrift Herrn Anton's.
A I I ^ B A A H n
^ TT O TT A I O Z
A N T n N I O Z
^APEsTOS^
Ali BaXrjü) nÖTvXto? 'Avtwvio^ 'Ape^TO?.
Aucli der Zsö; BiXr/o; ist meines Wissens bisher noch niciit
Breslau.
bezeugt.
RICHARD FORSTER.
-" *>-5$B!=3-o-
* Die Erklärung des Namens bei Welcker, Griech. Göllerlelire H S. 20"
ist unbefriedigend.
H EN A0HNAIS AMAZONIS STIIAII
( 'EJetaai; xoü x£t[i.E'vou xöv Hauiaviou 'Atxikcov II, l*.
(( 'E<j£>.96vT(j)v ö£ iq rr/V Tr6>.'.v inrl^ 'AvTt67i;Yi(; |y.v9i[xa 'Afz-a^ovoi;.
TaÜTy)v TTiv 'AvTiOTTTjV llivSapo; {;.£v oriCiv ü-ö IhtfiOou )tai ©Yiaso)?
äpTraffOfjvai, TpotCiO>'tw ö£ 'Hyia toikSe £<; aurr/V TCSTroiTiTai" 'HpaxXe'a
©eu.i'jxupav 7uo>.iop)touvTa tt/V etcI ©spjjLöSovTi s^siv p.r, SuvaiOai,
0yi(7£O)i; Se £pacÖ£i'7av 'Avtiottyiv, cxparEUTat yap afxa 'Hpax.X£i xoct
07)U£a, TrapaSoövai to j^upiov. TxSe [X£v 'Hyia? 7r£Tcot'/i;t£V 'Aön-
vmoi 8e ^acTiv, enei xe n?v.öov 'Aiia^oveg 'Avxionnv ^dv ujxo
Mo^jxaSiac xo^euönvai, Mo?^Jtaö{av Sc djioöciveiv vnb 0n-
öecog. Kai ^avy^p^oc £(jti xai MoXTCaSia: 'AÖ-/ivaiot<; ^ ».
'Hytai; 6 TcoiviTy); 7r£ptypx<p(i)v tÖv 'HpaK>.£a 7:o)^topxouvTa u,£Ta
Tou 0rj(j£O); T7;V ETTt 0£p[j.ä)oovTi TToXiv Tüiv 'Ap,a'C6v(ov 0£L/.iay.upav
xat ^Lfi ouvx[X£vov va stupiEoarj auxr^:, £0£i)tvugv gv tw rot'oaaTi xriv
'AvTioTCTiv, — [Aiav Toiv 7ro>.top)COua£v(i)v 'Af/.a^6vü)v, — gpacOeifrav tou
0r;T£{Oi;, (Xvoi^aaav aurw xä? TrOXa? >cai TuapaSouTav Tr,v tcöXiv. Tau-
xy]v xr,v icpy)yi''i<Jtv TCpoxaffTwv 6 Ila'jcravix?. £-t<p£:£i ö^a gv auxal(;
xai^ 'AOirivat; •/ix.o'jrrg TTgpl tou öavixou xvji; 'Avticttyii; «ruvicSovxa 7i:pö(;
xöv >.6yov TOU TTOiYiTOu. Aev xpoy.giTat Trgpl y.Tz'kr,!; äp7:ayr,; Tfi(; 'Av-
TiOTcr; ÜTTQ rigtpiöou )tai 0irjT£Ci)^, CO? 6 IlivSapoi; >,£y£i, äXXoc 7U£pl
i'pcoTOi; TT)? 'AvTtOTV'/i? Tupöc tÖv Q-nnix •/,olI 7r£pl rapaSoTSwi; e'ii; tov
'A6r,vaiov "opwa xy]; xoXgci)? y)<; Sev yiSuväxo va xuptguGr, 6 {7.£yaXo-
öuvaao«; 'Hpax.'Xvi;. '0 toiouto? Xoyo; l(paiv£TO [7-£v ßfiSaiw? TOi(; 'A6yi-
vaio'.? E'jTjpocSgXTÖTgpoi; ei? Tip-r.v tou ßa(Ti>.£a)? )cal oix.irrTOu twv 'A9yi-
v(öv, uTTsp ou Toaax,i? gxÖL/.Trariav tÖ a oÜ5c av£u ©Yiog'wi; » , sKupouTO Sg
' "IÖ£ kV.5oaiv J. H. Ch. Scluibarl, oüo^v iv toüxw tw (J-epei xaivo-cojJiTJaavcoj »)
8iopöü5aavTo;, wj i/. tou npooijj-^ou ( praefaljo ) x^t exSp'oewj Jtpoxünxst,
ZT. N. APAI'ürMHi:, H EN AeHNAIS; AMAZONIE STHAH 375
uttÖ xri(; iv 'AOrjvai? cw^ojxevri; 7:apaS6ceto; SpaaaTi/.cü; tx xocTot
'AvTiOTCYiv )cai 0Y)aea <jup.7cXy)pouiT-/)(;. Aioti oi "AOyivaioi S'/ziyouv-ro,
xaTot tÖv TTEptr/yr/TTiv, oti ots £-x£Spa(;.ov ai 'Aa3C^ov£{; xara Tri? 'At-
TDcrJ?, ■:o f^-£v 'AvTio-r,, 7) (xstx T7)v äA(jj<T'v xr,; ©ea'.Tx.'jpa; rauri-
<ja(7a Tf,v iSiav To^r^v ^rpo? Tr,v toO IpaiTO'j, octteOxvev £v 'AOr^vai;
TO$£u0£T(7a üttÖ ty^? oaotpu^O'j Mo>.7raSia(;, 6 ^k ©rTsO:, Ex.d'./.üiv Trapcj-
9u? iTii <piX7i; Tov öxvaTov, icpöveuTsv ettI tö-o'j t7;v MoX-aöiav, t-j-
j^oöoav jcai auTYjv xioQu iv 'Aörivatc.
TaoTa sty£ vx S!.71yy,6yi 6 Flx-j'jxvia?, upö toO u.vrj[/.aTO? Tr,; 'Av-
TiÖTCTO? ävacT6i).a? ro ßr,aa aaa Trj £/. fl>aV/;:o'j ilno^oi v.% Tr,v -6-
Xiv. "Ej(^(ov Trpo ö<p6a)-[-;,ä)v Tr,v t£ 7:£pi Tr,; dziSpoar.t; tcüv 'Aaa^ovwv
xoaTO'jTxv £v 'AÖTjvai? Trapafioaiv xal -xvtx tx ü— ö t(Öv 7:pö aoToG
cuyypxiipecov (cTOp'oOsvTX, '/lOeAr.TE -poo'/i'Xco; vx o£ic;ri oti t) 'Avt'.ot:"/)
Ir^iQi To;£uO£t(jx 'j-ö Tvii MoXttxSix; uexci tuv eiaooov icov 'Aya-
^6vo3v eig TUV nf3?^iv i<ai oxi oici toüto i:a\ xo iivfiua auxnc
ex8ev äua Cicfe^^ötov. a 'EgAOÖvtwv Sa s; -rriV -öX'.v eTTiv 'Avnö-
TTY)? [Avvitxx 'Afxx'Cövo: » .
Ei; Jt'jpwc'.v TV)? TOtauTTig x.piG£ü)i; Trspi tt,; svvoix; Tciv >.6y(j>"^ tO'j
Trepnoy'Troö EpjrovTXi öcx xXXoOev Yiva)(jy.ou.£v 7i;£pi t£ to'j xpxyix.o'j
TeXou? TYi; 'AvTtOTTT]«; y.ai xspl toCI Txcpou ty;; 'Aji.a?,6vo(;.
'0 {A£v nXouTxp/o; (ev ßioj ör^aEü); '?7) -spiypz^pwv Ty-jV v.c,
'AOY)va<; EicSoAr^v xcöv 'Aj/.x^övwv, xüxxt? Xs^sGt >.£y£i xx ETröiy.cvx.
« Ou ycip dv ev ciaxci Kaxecrxoaxojieöeuo'av * ouSs xtjv ax/rjv
<yuvr;^j;xv £v ypö Trepi xy;v Ilv'j^cx y.xl xö Mo'jtsiov, e! u//; xpxxo'jax'.
xYi; ywpx?, dSewc; xu n6A,ei xrpoo'^y.i^av . . . To 5t; tv xn .nö-
?tei cr^e56v aüxcig evaxpaxojteoeüo'ai ucioxupeixai kqi xoTc
övo^iaöi XGov xöjicov xai xaig önvcaig xwv jiecrövxcov. rioX-jv
ö£ J(^p6vov öx.vo; '/)v xxl a£'X'XY;'ji; xy.^poxE'pot; xvi; i-iy^^EipridEü);" xeXo;
Se 0yi(7EÜ; >caxx xi Xoytov xö *I>6€a> ccpxyixaxixEvo; a'jvvitj/Ev x'jxxi:.
' JtO(J. IV, 28: « xatcaTpaTOTTc'Ösuiav ( 'Aixasovj; ) o::o'j vjv i<z-.<. t6 zaXoü(i£vov
irt' exetvwv 'A[JLa^dv£iov ». "IBe xai '^f3.To;«pariü)ra xa't 2)rf ^aroy ßi'Covrtov ev X.
'Ay,a^Övl0V rj 'Ay.a^ÖveiOV. flpS. xai ^tajü.^ou, EJfxev. GSS i:;.« riayov 8' "Apetov
TOvS' 'A[J.a!^dvti)V EÖpav | axTjvä? ö' oi' r^XOov ©rjiiwj xaii ^ödvov | orpaTTjXaioüja'
xai KoXtv vEortoXiv I TTjvo' u'lt'nupyov ävTt^züpywaav 7:öX£i, | "Apei 8" k'Oyov, evOev
37ft ST. N. APArOrMH!:
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KXeiöYiao;, e^a-/tpi€o'jv ra xaö' k'/.acTTa ßo'jXoasvoc, TO iii:v eucovv-
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Twv Jiepi Tuv n?^.aTei:av civai tuv (jjepoucrav in\ xdg nv'kaq,
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XEiou xpoiT&aXovTai; w^acOai tÖ Ss^töv auTcäv avpi tou GxpaTOTceSou
xai 7vo)^>>a? xaraßaXsiv. TerapT« Sk l/.tivI (juvOyjJta? yevecöai Siä ty]«;
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xiiv Cxu^ixv xiiv jiapd x6 xfig Tue xng '0^u|.ijxiac iepov ^m
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TOÖ TEij^ouc, y.ai avaxaXoü[7.evO(; uttÖ toö KXeiviou, ogti; ExpEj^ev auTo;
Trpö; TYjv KaX>-ipp6r,v. 'EttI tt?) 7rapaxXy)(7£t toö K>.£ivto'j, 6 Zcoxpa-
Tvi; <J7ue'jO£i Trpö; Trapriyopiav toö Traxpö; auTOÖ 'A^ioj^o'j' « w; Se
Ökttov Ty]v irapä to XEijro; r.£ia£v, — X£yei t6 KEi^aEvov tÖ utco tÖ
övofjia TOÖ nXaTwvo;, — xaig 'IxQviaic (n^^nciov ycip coxei
xcöv jxi;A,(öv, npoc xn 'A|ia^ov{öi cxn^u) Kaxa?;au6dvoy,ev
avxov » .
"Oti piv n 'A]jia^ov\c öxn^n (xö yvn|xa xfig 'Avxiojinc)
ExeiTo IvtÖ; töv Teiywv, £Ü8ui; (xeTa ttiv iy, ^aXyipou EiaoSov ei; ttjv
7r6).iv, Trapä Ta; 'Ixcovia; TC'jXa;, axoSeiy.vu£Tai ava[j(.<p'.>.£y.TCü; ix. tcüv
TTapa riauaavia xai IlXäTOJvt ' . "Oxt §£ r, toö ^v tv) xoXei {j.vyi|/.aT0?
^ Kata TO avwTEpw napaisOlv ywpiov toü nXoutapyou f) aTrJXr] Exstto «jtapi to
T^? Frii Trjj "OX'jjjLTc^aj Upov ». "AXXa xai tÖ Tt|i.£vo; toüto, ipyatov ov, exeito, xat«
II EN A0HNAIE AMAZONIS STHAH 377
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önaeojc ]-ia}(oy,evn Kaxd tcöv cjiiopay.ovo'cöv 6|xo<^u^ojv, znz-
aev iv aüxn xn jxo^ei xo^evöeiaa n dKovxicrOeiaa i/jto xng
Mo?c.Tia8iac, Trpoy.'jTCxei i/. irii; Trepiypacpr,; toO ElXo'jTapyou ay.p'.So-
XoyyjcavTOi; TTspl ty^? £v t"?) TvoXet ( tö xctsi) JcaTacTpxTOTTeos'jcga);
Töv 'A[/a^6v(i)v, TT); 6v auTö tö acxet, Tcepi xnv IIvuKa Kai x6
Movcreiov , cjva^'ew? H'-^X'"'^ (TUffTäST/v -rrpoi; to'j? u-o tov Orj^ea
'AOrjvxioui; djio xoü Mouaeiou ö'uujieo'ovxag npog xdg 'A|xa-
C,6vag, Kai ndA-iv dnö llaA,?\,aoiou Kai 'Aponxxoü Kai Av-
Keiou Tigoa6a'k6vTag avxaic'.
Ta TrpöcyaaTOt £'/_o{X£v vuv aacpr;.
Kaxoi) ToG Mo'jietO'j, Tvpö? avxToXa;, Tcxpotxov tcsoiSoXov to-j 'OX-j^a-
Tiieiou, e/.sivTO a( 'Ixüviat T'jXai' Ixsi tXyiijiov STeXeTOri ly.ia toüv ttoa-
Xüiv (ju(;-7;Xox,(I)V Töiv ÜTOöc'.x.vuoty.svcov Ü7:ö TT); eix.ovix.cüTXT'/;; TTgp'.ypx-
^95? Tou Xaipwveci)?* d>c£i i'Tredsv, i/.ii £Tä(p'/) ■/) 'Avtiotcyj, axT^Öei^r);
Ilauaaviav, ev tw 7:£pi6dX'.) tou ispou toü A165 TOÜ 'Oau[j.-(oj tw sAa/ia-cov ä;:£-
y^ovTi Töv 'Itwv(iüv ;:uX(Iiv ( 1, XVIII, 7).
* "AvayxT] vi £)(_w[jlcV ut:" Öij/si on :ipd/{£itai 7:spi to'tjojv xetiievcuv Ivto; tt;; rdXewj
xnq vvv oüdn?, xata xov 0ouxuotor,v ( 11, In ) ■/.%[ ovx'i xng ngö xoü ©ad^cog
JXÖ^ecog. AtOTi 6 Xdyo; r.zpl roX£[jnxr)5 T:pac5cw; aufxoaar,; [xstoc tov C;:ö 0r,7ito;
auvoixtajxöv TtJüv 'A07;va;wv si; {xiav [Ji£Y*Xr,v tzo'Xiv. Trjv unö to'j Ata/uXou ( k'vOa ävw-
Tc'pw) £;:iTU/^w; övojAaaOsTiav TCÖ2^1V veÖJlXO?av, — vedJlO?av w; f,[i.£T; ar{[jLcpov
XEyofjLEv r] 6)i fjOiXcv cl'nct y.ai ayio; ö AiayyXo; äv InE^oypatfJ'-. Tfjv v£av xaÜTr,v nd-
Xiv xaraXaSoüaat ai 'AiAaCdv£; ir.s-/^dpr,aay TfjV -oXiopxiav x^s naXaiag tzo'Xecüj ( tj^j
xax' l^oy^Tjv -oXeo); ) xrj; axpoTrdXsw; xai x^'; ä(j.£aw; 6;:' aux^ ayvoixia?. 'Ex xwv xo-
TioYpa^pixwv XsnxopLipS'.wv x^; avti) a^rfiTjasco; xwv ::tpi xr,v ev Aöijvaic "AaaLOvo[jia-
■/lav 7:poxj-x£'. aaspw;, oxi, fejxcKTat3e((3ng TÜg Tia?.aioTtpac Irjiö xhv AKpö-
^IV KaxoxxncJccog, xa jrpö; vdxov, |i.£xa -f^i -pö; xtjv "AxpoTioXiv X£xpa[X[i.£VT); ::Xe-j-
paj xou Mouaeiou, xat xä r.poi 0U7[j.a;, [j.£xa x^; Hvuxds, iresx^Xouv (xlpos xfj; xdxE
TtdXew; [J-e/P' "^r,; -(poL^L[Lr^i xwv äpyaiwv x£i/ wv, r,; ;:ept£awOT)aav k'xi xat ei; Tjiia; xa
l'yvr). AiaXE'jxaiVcxa'. 8' oüxw TZEpiaadxioov f, evvoia x^; öouxuS'Ocioj Tziov^pcL-jf,;.
« 'h]::£t 0£ Hr^aEÜs £6aatX£ua£, . . . xaxxXJaa; xwv i'XXwv ndXswv xa x£ ßouXeuxrjpia
xai xaj äp/.ä;, 1; xt,v vüv rdXiv ouaav, £v ßouXEuxrJpiov ävaÖEi^as xai 7:puxav£lov,
fuvüSxias Tcccvxa;, xat v£ij.oiji£vou; xa auxwv ixäaxou; ijitp xai npoxou :^väYxaa£ aiä
;:dX£t xauxr) yp^aOat, 'i] i:;avx(üv T)or, ^uvxeXoüvxwv i; auxrjv ^eyä^n Yevoy.6vn
napeÖöOn iinö Önö^cog xoTg f Jieixa . . . Td §£ j;pd xoJxou r, ixzör.ohi fj vüv
oü^a ndXt? r,v Kai xö vn avxhv ngöq vöxov ].id.?.iöxa xcxpa|.i}.i6vov. Tex-
|jiT]piov 8^" xa yötp iepa ev aüxr, xf, äxpo::dX£i xat iXXwv Oitöv £axi, xat xa 'i^vD npor
Touxo t6 |i^po{ TT){ rdXccüj [aSXXov iSpuxai . . . xaXjTxat 6: oiä xt)v naXaiäv xaä-
xaxo^xrjaiv xat f; äxpd:;oXt5 [Ji.£y,pi xoüSc 6x"A6»)va(a)v 7:dXi{».
378 5:t. n. APArorMHi
£-' a'jrr] ty;? 'Aua^OviSoc; öxn^nc £>t£i ävTextde tÖv (pövov aurrii;
6 ÖrjTi'j? i-ox.Tsivx; Tr.v Mo'XTTxSiaV £X,£i -ou ~lr,r;!.rj^ l'rjco; ex.sito
xxi TaÜTr,? 6 Tic(po(;, 6 6:rö tO'j llx'jnx^noj ä-pOTb-ociaTOJ^ ivxptcö-
aevo;. — TaOxa Se 7rpoSr)).w; ri^i'Xr,r;i vjc §£(;■() ö Ila^j'^acia;.
'AaXx, -XOX TCO -£pi7)Y71T-/i, (XvaYp5C'}3^'''l '^Ö ä'IUVY.Os; TOOtO ÖtI
c?'jv-/;vT'/;'jc Ty.i^co iv-rö; t'^; -oAsoj;'. /.ocito- 6 Xoyo; (pxivexai £^ ap-
y^; T£iv(i>v eii; £^y)yr,<7tv ;cai tti; aixia«; Si' y;v t6 [;.v9iaa iTTa-ro £/t6i,
— OTi S'/iXaSv) £/.£t, ivTÖg tyxq Jio^ecoc, £7:£(J6 [zapaEVTi t) 'Av-
TiOTTYi, — tÖ x,£ia£vov olov TapESoSv) 7)aiv TTEpaTOurai £v aoacpEia*
« 'A6y)vaiot Ss tpacv ejTEi xe n?^öov 'A^aa^övE? 'Avtiötc-iov [;,£v ütto
Mo>.7:aSiai; TO^suör^vai, Mo^TvaSiav Se aTvoöavfiiv uro 0vi(j£Ct)? », tO(;
£1 £7w£Xa6£TO 6 Ypäopcov TYi? £v ap)(_9i TO'J >.6you <^av£pa; xpoOECEco; vä
6pti77] y.xl tÖv tÖtcov i'vOa ettetev y] 'A{;.a*({Ov.
EuXoYw; apa ipsuvcöv t-.; Iv tö x£ta.£V(p ^totsi [t-ri xt u7rapj(^Y) iv
auTtp t6 vocnpov ^ai aic6av6j^.6vo<; to Iv tyi cppacst xaxo^YiT.ov toC
«ejieixe», ipwTa ti 6£>>st £>i£t; £v ÖE^-aTi äx>>ö guvSecjao; £l? CUJX-
TrXo/.T/V Suo opwv yp'/)Giu.O(;. 'E{7.SxX>.£Tai (jt,a>.icTa £i? xfiipa^p-öv va
SiaYvcÖG'/) ävT'.Yoacp!.x.6v äadcpTriii-oc iv tw T E »tal oiopÖcoc-/) auTO £i;
E^, outö)' « enex eön^iGov », — sl? ttiv ttoXiv SToXaSv). 'A>Xdc, Tusptc-
' Taiaoi evTÖ; tJ]; tioXew?, tcXtjv twv Iv tw ivwT£pw rapateO^vTi /.wpiw xou FIXou-
tap/^ou TtXetovwv, ij.vT)ii.ovE'JOVTat w; s^atpsTixdv ti xal aX>oi, Tzavte; twv fjpwVxöv
Xeyo[j.^vwv ypovwv. '0 toü 'EpxxOoviov «Ta9^vT05 £V tw T£[i.£v£'. T^s 'AÖrjvä?» e:ii
Tij? 'AxpoTzdXew; ( 'AnoXXoo, III, 14, 7, t ), 6 tou K^KpOTCOg waaÜTw? Iv irj Wxpo-
ndXei ( ©Eo8tüpT{Tou VIII, 30, 6, a. tlo) xal ö tou 'IlJ,y,apdÖ0V foveuO^vTO? Iv jjiayr)
U7:ö TOU 'Epe/Öeco; xal Ta'^e'vxo? Iv tw utzo tt)v 'AxpdnoXtv 'EXsuatviio ( Iv tt} ;:pö toü
cuvo'.xiapLOij 7:dX£i). IIspl tojtwv KX7{tj.r); 6 'AXs^avBpsüs ( Dpoip. III, 45, 6, a. 13)
X^Y£r « T^ 0£ ; 'Epi/Odvioc ouyl Iv to) veöi t^; FloXiäoos x£xr|8£UTat ; 'I[j.[j.apa6o; 6
EüjidXTiou xal AaEipa; ouyl Iv tw zepiSdXo toü 'EX£uatviou tou u::ö tf] 'AxpondXei ; »
(np. Arnob. Adv. gent.VI,6). '6 toü OiÖtnoÖog (Flaua. I, XXVIII, 7. Val.
Max. V, 3, ext. 3). 'O tou Mo\/daiov, xaTa riauaaviav (I, XV, 8): « eait 51
fcVTÖC TOV nfpl6ö?^CiV TOV c'ipxaiOU to Mouaclov, änaviixpü i^? axpo;:dX£(ü? Xd-
90?, gvGa Mni'fJaTov nöeiv Kax djxoOavcWxa yviga xa^nvai Jv^yo-uöi-
uaTEoov 81 ävopi (öxooOjJiT^Or) Süpo) w ( t6 [J.vf,jAa toü «tiXonaTizou ). 'O toü KdA-co
xal 6 TOÜ Innoi'.iJXOV, xaxa tov auTÖv Ilauaaviav ( I, XXI, 16 xai I, XXII, i ).
'0 TOÜ Kööpov (C. I. A. in, 943. IV, l a. 66, 53 a) "law; 51 xal 6 toÜ Aev-
v:a?ac.jvog (Ilaua, I, XVIII, S). Kai aÜTou 5i tou Öncf^wg li öixi u-ö K^
[Alovo; Ix Xxüpoj ävaxo;j.'.oO£vTa kV.sivTO « i;v |irclu XÜ riö?vri Ttnpa xö vCv yv-
^VdÖlOV», xaiflc UXouTapy^ov ( ©rja. 36 j.
H KN AeHNAIE AMAZON!!; ITHAH 379
ooxepov gy/C'j'j/a; ei? t6 <s6yypx^.y.x x.ai ywdi^i'jy.^ xä«; •/taxa; i^v.i; toO
riauaavio'j, öpöcö; dre^rst. 'Ev aürot; toi; 'Attix-oi; Sl; xr.x^rx iv
■rcapaTrX'/iaioc y.aTac7>i£'j'/i 'ö /.a/.o^r,Ao; sv tteCcö T^öycii ycr,n<.;i toO aopio'j
xe {7.6X0, xoO tJiei '. Kai Sjvaxov p.ev ti; X7ipä»v auxo vx cjaxXrpüi'j-/)
T7)v e'vvoiav Tcapei'jaywv ö); i/CTrciro'jijav eTci Jt£(pxXr,(; xoO pyjaocxo? xrjv
TrpöOeciv ec ouxco;" « ^jrei xe ecn^öov». 'AXX' r;(/,£i? 7:pox'.L/.ü)|jLev
va £^(i)(y.£v xöv TrfipinYYix-yiv uttsOÖ'jvov öXtywpia;, aXXw; ou^i (jzavia(;
iv XY) C'jyypacpY) ocjxoO.
'Ev Krjspiaia, t^ 15 Ailyou^tou 1894.
2TE*ANÜS N. APArOTMHS.
' Ilaua. I, XX, 2: « y.ai T7;v |j.£v tjrei tc ey.aÖEXsTO ÖE&saOai, OstÖv ok xtX.u —
I, XXII, 3: « 'Acco8iT7)v 8^ t7]v IlävSr.iiov, inti'zv 'A0r,vo'Oü? ©tjoeü; e« [x^av
TJ^a^ev änö Toiv Bj^jjliuv JtdXiv, aürijv T£ asDEoOai xtX.».
DIE AUSGRABUNGEN IN TROJA 1894
(Hierzu Tafel IX)
Die im Sommer 1893 auf dem Burghügel von Ilion veran-
staltoten Ausgrabungen hatten zu dem wichtigen Ergebniss
gefülirt, dass zwischen der aus prähistorischer Zeit stammen-
den 11. Schicht und den oberen, den historischen Zeiten
angehörigen Schichten eine stattliche Burganlage lag, wel-
che nachweisbar in der Epoche der sog. mykenischen Kultur
bestanden hatte. Diese Anlage durften wir ohne jedes Beden-
ken für diejenige Burg halten, welche Homer als die Perga-
mos von Troja besungen hat.
Ein kurzer vorläufiger Bericht über jene Grabung und ihre
Resultate wurde im vorigen Jahrgänge dieser Zeitschrift (1893
S. 199) veröffentlicht. Eine umfangreichere, mit Plänen und
Abbildungen ausgestattete Publication erschien vor Kurzem
unter dem Titel: Troja 1893, Bericht über die im Jahre
1893 in Troja veranstalteten Ausgrabungen von VV.
Dörpfeld, untCi' Mitwirkung von A. Brückner, M. Wei-
gel und W. Wilberg. Verlag von E. A. Brockhaus.
Die Ausgrabuno; der berühmten Bure; war durch die Ar-
beiten von 1893 noch nicht beendet. Ausdehnung und Bauart
der Burgmauer, Plan und Bauweise einiger Gebäude des In-
nern waren zwar festgestellt, aber es fehlte jede genauere
Kenntniss von dem Zuge der Ringmauer, von der Lage und
Gestalt der Türme und Thore. von der Anordnung der NA'ege
und Terrassen im Innern, von der Eorm und Bestimmung der
verschiedenartigen Gebäude.
Je stattlicher die schon aufgedeckten Bauwerke waren, und
je wertvoller die Auffindung dieser Burg der myl<enischen
Periode für die Lösungder trojanischen und homerischen Erage
schien, um so lebhafter mussle in uns der Wunsch leben, die
W. DOERPPELD, DIE AUSGRABUNGEN IN TROJA 1894 381
angefangene Arbeit zu vollenden und die vielumstrittene Burg,
deren \'orliandensein nun festgestellt war, ganz von dem Schut-
te der Jahrtausende zu befreien und der Wissenschaft wieder-
zusehen ken.
Dass dieser Wunsch in Erfüllung gegangen ist und zwar
früher, als wir zu hotfen gewagt hatten, verdanken wir dem
warmen und ihatkräftigen Interesse, welches Seine Majestät
der deutsche Kaiser für Troja und seine Ruinen hegt. Auf
Empfehlung der königlich preussischen und kaiserlich deut-
schen Behörden hat Seine Majestät die Gnade gehabt, dem
Unterzeichneten aus den allerhöchsten Dispositionsfonds die
zur Fortsetzung der Ausgrabungen nötigen Mittel zur Ver-
fügung zu stellen.
Nachdem die türkische Regierung durch Verlängerung des
früheren Firmans die Erlaubniss zu Ausgrabungen in Hissarlik
erteilt, konnten die Arbeiten schon Ende April dieses Jahres
beginnen und gelangten nach einer Arbeitszeit von fast 12
Wochen gegen Mitte Juli zum Abschluss. Die Zahl der Arbei-
ter war doppelt so gross wie im vorigen Jahre, nämlich etwa
120; nur in den ersten Tagen und später w^ährend der Ernte
war sie kleiner.
Von meinen vorjährigen Mitarbeitern war nur Herr Archi-
tekt W. Wilberg wieder zugegen. Die Herren A. Brückner
und M. Weigel konnten leider nicht wieder teilnehmen; der
letztere war seit dem letzten Sommer bedenklich erkrankt und
erlag in seiner Heimat einem längeren Leiden, gerade als \\'\r
die Ausgrabungen, auf die er sich gefreut, begonnen hatten.
Dafür nahmen die Herren H. Winnefeld und H. Schmidt als
Archäologen und A. Götze als Prähistoriker an der Leitung
der Grabungen und an dem Studium der Ergebnisse Teil.
Commissar der türkischen Regierung war Herr Achmet Bey,
Beamter des kaiserlichen Museums in Constantinopel.
Unsere Aufgaben waren durch die Resultate der früheren
Ausgrabungen bestimmt vorgezeichnet. In erster Linie galt es
die Burg der VI. Schicht möglichst vollständig auszugraben.
Die Burgmauer mit ihren Thorcii und Türmen wnr freizule-
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. -^b
382 W. DOEl\PFELD
gen, und die im Innern noch vorhandenen Bauwerke mussten
aufgesucht und weiter durchtbrsclit werden. Neben dieser
Hauptaufgabe sollte ausserhalb der Burg nach Gräbern gesucht
und zugleich festgestellt werden, ob zu der VI. Burg eine Un-
terstadt gehört hat. Schliesslich waren auch in den übrigen
Schichten der Burg noch kleinere Ausgrabungen vorzuneh-
men, um einige dunkle Punkte aufzuklären.
Diese Aufgaben haben wir im Wesentlichen gelöst und da-
bei zum Teil unerwartet gute Besultate erzielt. Ein ausführ-
licher Bericht über die gewonnenen Ergebnisse, verbunden
mit einer zusammenfassenden Darstellung der Uesultale aller
früheren Ausgrabungen, soll im nächsten Jahre in einem grös-
seren Buche veröffentlicht werden, liier beschränke ich mich
auf eine kurze übersichtliche Zusammenstellung der wichtig-
sten Resultate der diesjährigen Grabungen.
Die Ringmauer der VI. oder mykenischen Burg hatten
wir im Jahre 1893 an sechs verschiedenen Stellen des Hügels
aufgefunden, so dass wir auf Plan U des Buches ' T roj a 1893'
den Zug der Mauer mit einiger Wahrscheinlichkeit ergänzen
durften. Jetzt ist die ganze iMauer, soweit sie noch erhalten
war, ausgegraben worden. Die Ergänzungen haben sich dabei
im Wesentlichen als richtig herausgestellt.
Wir begannen ihre Freilegung zugleich an der Nordost- und
Südwest-Ecke der Burg und folgten von beiden Seiten mit den
Eisenbahnen ihrem Zuge bis zur Südost-Ecke, wo die beiden
Arbeitercolonnen zusammenstossen sollten und thatsächlich
auch am Schlüsse unserer Arbeitszeit zusammentrafen. Hier-
durch war der Lauf der Mauer soweit als möglich festgestellt,
denn an der nördlichen und nordwestlichen Seite des Hügels
fehlt, wie schon früher beobachtet war, die Mauer einschliess-
lich ihres Fundamentes vollständig. Dass ihr Abbruch in alt-
griechischer Zeit erfolgt ist, als Archaianax die Mauern von
Sigeion baute und dazu die Steine der alten trojanischen Mauer
verwendete, unterliegt nach den Worten Strabos (XIII, 599)
keinem Zweifel. Der erhaltene Teil der Burgmauer ist rund
3U0'" lang, der zerstörte darf auf etwa 20Ü'" geschätzt werden,
DIE AUSGRABUNGEN IN TROJA 1894 3Ö3
SO dass also mehr als die Hälfte des ganzen Ringes aufgedeckt ist.
Wie der ausgegrabene Teil des Mauerringes gestaltet ist,
zeigt der beigefügte Grundriss der Burg auf Taf. 9. In diesem
Plane sind fast ausschliesslich die Bauwerke der VI. Schicht
trezeichnet. Die Gebäude und Ringmauern der anderen Schich-
ten sind fortgelassen. Nur einige Bauwerke der obersten Schicht
sind mit einfachen Linien angedeutet, namentlich der Tempel
der Athena und die Grenzen ihres heiligen Bezirks. Ein Ver-
gleich mit den früheren Plänen ist dadurch erleichtert, dass
der ganze Grundriss in derselben Weise wie jene in Quadrate
abgeteilt ist, welche mit Buchstaben und Zahlen bezeichnet
sind. Der untere stark geböschte Teil der Burgmauer ist im
Plane mit einer doppelten Schraffur versehen, während der
obere Teil, soweit er erhalten ist, und die Mauern der In-
nengebäude ganz schwarz angelegt sind. Die etwas jüngeren
kleinen Vorratsräume haben eine engere Kreuzschraffur er-
hallen.
Der Erhaltungszustand der Burgmauer stellte sich als ein
ausserordentlich guter heraus ; er war viel besser, als wir nach
den vorigjährigen Ausgrabungen erwarten durften. Selbst an
den Steifen, wo wir die alte Mauer durch spätere Umbauten
ersetzt ulaubtcn. kam sie tief unter den Zusätzen und Anbau-
ten in auffallend gutem Zustande zu Tage.
Die Mauer ist in ihrem unteren Teil, wo sie zugleich Stütz-
mauer ist, 4,60 — 5,00'" stark, aus grossen flachen Steinen er-
baut und an ihrer Aussenseite mehr oder minder glalt l)ear-
beitet und stark geböscht. Die auf diesem Unterbau sich er-
hebende Obermauer, die an der Ostseite noch an mehreren
Stellen erhalten ist, hat eine Dicke von 1,80-2,00'" und ist
aussen fast senkrecht abgearbeitet. An dem unteren Teile der
östlichen Mauer kann man allenfalls hinaufklettern, an dem
oberen Teile aber nicht. Im Süden war die Mauer nirgends
zu ersteigen.
Im Grundriss bildet die Burgmauer ein Polygon von gera-
den Linien. Gebogene Mauerstücke kommen gar nicht vor. Die
Seiten des Vielecks, welche durchschnittlich etwa 9'" laug
384 W. nOKRPFELD
sind, bilden meist Winkel von etwas unter 180°, nur an der
Südseite kommen auch einige 2:rössere Winkel vor.
Die Ecken sind nicht als einfache Winkel gebildet, sondern
zeigen überall einen sorglältig angearbeitcten Vorsprang von
0,10 — 0,15'", der nur ganz vereinzelt bis 0,30'" steigt (vgl.
' Troja i8y3' Abb. 9). Diese mit grossem Rostenaufwande
hergestellten \"orsprünge sind für das Auge sehr wirkungsvoll
und verleihen selbst heule der Mauer nocii ein stattliches und
regelmässiges Aussehen. Der Zweck der Vorsprünge könnte
zweifelhaft sein, v^enn ihre Tiefe eine grössere wäre, denn man
würde annehmen können, dass sie zur Flankirung der zu-
rückspringenden Mauerstücke angelegt wären. Die geringe
Tiefe schliesst aber eine solche Annahme vollständig aus. Auch
die weiteren Thatsachen, dass entsprechende Vorsprünge an
der Innenseite der Mauer und in ähnlicher W'eise sogar an
den Stützmauern zweier innengebäude vorkommen, wider-
sprechen jener Annahme.
Meines Erachtens haben sie in der vorliegenden Form nur
einen künstlerischen Zweck. Sie dienen dazu, die gleichmäs-
sige horizontale Linie der Mauer durch senkrechte Linien wir-
kungsvoll zu unierbrechen. Ob sie auch ursprünglich zu die-
sem Zwecke angelegt sind oder ob sie früher, als sie vielleicht
grösser waren, behufs Flankirung oder aus einem technischen
Grunde angelegt sind, mag vorläufig unerörtert bleiben.
Vereinzelle ähnliche Vorsprünge kommen auch bei der
Mauer von Tir} ns vor ; besonders finden sie sich an der we-
nig bekannten Burg Gla in der Ropais- Ebene, von welcher
F. Noack demnächst in dieser Zeitschrift einen Plan veröffent-
lichen wird.
Die ganze Mauer ist so solide und sorgfältig gebaut, dass
sie sich an Stärke und Fesliiikeit mit den Mauern anderer
o
Burgen der mykenischen Zeit messen kann , in Bezug auf
Bauart und äussere Bearbeitung sie aber alle übertrifi't. Aller-
din''s ist der erhaltene Mauerzuü; nicht iiranz einheitlich ü;e-
baut; es lassen sich deutlich drei verschiedene Bauweisen
unterscheiden. Im Westen hat die Mauer die geringste Stärke,
DIE AUSGRABUNGEN IN TROJA 1894 385
die Steine sind nicht viel über 0,50™ lang und selbst an ihrer
Aussenseite nicht vollslündig bearbeitet. Im Osten finden wir
eine Mauerdicke von etwa 5'", eine Länge der Steine bis 1'"
und eine gute Bearbeitung der gehuschten Aussenseite. Am
besten ist die Südmauer gebaut; die Steine sind hier durcli
die ganze Dicke der Mauer von rund 5™ bearbeitet und haben
an der Aussenseite eine so gute Fugenbildung und eine so re-
gelmässige Glättung der geböschten Fläche, dass man auf den
ersten Blick griechisches Quadermauerwerk vor sich zu ha-
ben meint Die Länge der Steine steigt hier bis 1,50™. Ebenso
gut wie die Südmauer sind auch die drei in der Osthälfte dei-
Burg aufgedeckten Türme gebaut.
Diese Verschiedenheit kann nicht durch den späteren Umbau
einer älteren gleichmässigen Mauer erklärt werden, sondern
wird dadurch entstanden sein, dass sich die Kunst der Stein-
bearbeitung während der Herstellung der 500™ langen Mauer
immer mehr vervollkommnete. Die Türme der Ostmauer, wel-
che eine jüngere Bauweise als diese selbst zeigen, sind zwar
unzweifelhaft an die schon fertige Mauer angefügt, waren aber
gewiss im ursprünglichen Plane schon vorgesehen. Wenig-
stens für den grossen Nordost-Turm ist dies gesichert, denn
ohne ihn würde weder der Mauerrin^- an dieser Stelle »e-
schlössen, noch der hier liegende Hauptbrunnen geschützt sein.
Gegen diese Erklärung der verschiedenen Bauweisen wird
man freilich auf eine Burg wie Tiryns verweisen, die eine
noch längere Riniimauer hat, ohne dass deshalb auch nur der
geringste Fortschritt in der Steinbeai'beitung innerhalb des
Mauerzuges zu beobachten wäre. Man muss jedoch in Erwä-
gung ziehen, dass das Baumaterial von Tiryns ein sehr harter
Kalkstein ist, der sich nur mit Midie bearlieiten Hess, wäh-
rend bei der Mauer von Troja ein leicht zu behauender porö-
ser Kalkstein benutzt wurde, der zu einer regelmässigen Bear-
beitung geradezu herausforderte. Es ist derselbe Porös, dem
wir auch die erste Entwicklung der griechischen Steinsciilplur
auf dem Gebiete der Baukunst wie der Bildhauerkunst ver-
danken.
386 W. DOERPFELD
Wenn man jetzt die vorzüglicli erlialtene, fast überall noch
5'" hoch aufrecht stellende Biirt!;inauer der VI. Sciiiclit be-
trachtet, fragt man sich unwilllvürlich : Rann das die Mauei'
einer Burg sein, deren gänzliche Zerstörung übereinstimmend
von den antilvcn Schriftstellern bericiitet wird? Allerdings
galt es im ganzen Altertum als Thalsache, dass Burg und Stadt
des Priamos von den Griechen vollsUindig zerstört worden sei,
und gerade weil nichts mehr von den berühmten Mauern zu
sehen war, konnte der Streit über die Lage und sogar über
die ehemalige Existenz der Burg entstehen. Trotzdem liegt hier
keinerlei ernstliche Schwierigkeit vor, vielmehr erklären sich
jene Nachrichten der Schriftsteller gerade aus der beobachte-
ten Thatsache der allmählichen Verschüttung der halb zer-
störten Bauwerke.
Schon während des Bestehens der VI. Burg war nämlich
die Ringmauer 1 bis 2"" hoch verschüttet worden und zwar
besonders auf denjenigen Seiten des Burghügels, wo das In-
nere sich nur wenige Meter über den Fussboden im Ausse-
ren erhob. Die bei der Ausgrabung gefundenen Erdschichten
lassen hierüber keinen Zweifel. Bei der Zerstörung der Burg
und unmittelbar nachher nahm diese Verschüttung noch be-
trächtlich zu, so dass die Mauern im Osten und Süden schon
fast 3™ hoch mit Erde und Schutt bedeckt waren, als neue An-
siedler (die Bewohner der VII. Schicht) sich auf der Uuinen-
stätte niederliessen. Da die Schuttmassen in der Folgezeit noch
weiterstiegen, können allmählich nur noch an der Nord- und
Nordwestseite, wo der Burghügel sich beträchtlich über der
Ebene erhebt und steil zu dieser abfällt, grössere Stücke der
Mauer siebtbar gewiesen sein. Auf den anderen Seiten wurden
die i-erini^en Reste, welche etwa noch aus der Erde heraus-
ragten, durch Vor- und Umbauten verdeckt, und so den Bli-
cken der Bewohner entzogen. Die Tiefe, bis zu der die vorge-
bauten Mauern hinabreichen, gicbt einen sicheren Anhalts-
punkt zur Bestimmung der Höhe, welche die Verschüttung
damals erreicht hatte. Nachdem nun in altij;ricchischer Zeit die
allein noch sichtbare Mauer der Nord- und Nordwest -Seite
DIE AUSGRABUNGEN IN THOJA 1894 387
durch Arcliaianax abgebrochen war, konnte man in spätgrie-
chischer und römischer Zeit auch keinen Stein der alten Mauer
mehr sehen. Da auch von den verschütteten Mauerstücken
nichts bekannt war, denn Ausgrabunger wurden noch nicht
vor;2;enommen, so mussle in der That die Meinuni^ entstehen,
dass die ehemalii'e Zerstörun» eine voliständiü;e gewesen sei.
Wenn schon ältere Schriftsteller zu einer Zeit, als vielleicht
noch einige Mauerstücke sichtbar waren, von einer totalen Zer-
störung der Ikirg berichteten, so erklärt sich das aus der be-
kannten Thatsache, dass die Schilderungen von Zerstörungen
gewöhnlich übertrieben sind. Um nur ein Beispiel zu erwäh-
nen, erinnere ich an die Nachricht Herodots, welcher IX, 13
über Athen meldet, dass Mardonios alles, was er von den
Mauern noch aufrecht stehend gefunden habe, niedergeworfen
und dem Erdboden gleich gemacht habe. Trotzdem stehen die
allen pelargischen Mauern der Akropolis noch jetzt an meh-
reren Stellen einicre Meter hoch aufrecht!
Von der römischen Zeit bis zu unseren Tagen sind die
Mauern Trojas verschüttet geblieben ; auch nicht ein Stein von
ihnen war über dem Erdboden sichtbar. Ist es da zu verwun-
dern, dass man sogar die Existenz der Burg geleugnet oder
sie an einem andern Orte gesucht hat, wo noch einige alte
Mauern sichtbar waren?
Drei Thore und eine Pforte haben wir im Zuge der Burg-
mauer gefunden. Die Pforte, in dem Nordost-Turme gelegen,
wurde schon im vorigen Jahre entdeckt und ist im Buche
'Troja 1893' S. 52 beschrieben. Das erste Thor {VI S auf
dem Plane) kam südlich von dem genannten Turme zu Tage.
Es ist in der Weise angelegt, dass die von Norden kommende
Burgmauer im Bogen vor die Thor()ffnung vorgezogen ist und
so einen längeren nach Süden gerichteten Thorweg bildet. Der
eigentliche Thorverschluss liegt weiter zurück, durch die vor-
springende Mauer geschützt. Seine unteren Steinschichten sind
noch erhalten.
Das zweite Thor {VI T) wurde an der Südost-Ecke der
Burg an der Stelle gefunden, wo die Burg nur wenig hö-
388 W. nOERPFELD
her liegt als das anstossende Plateau. Es ist durch seine Lage
und seine Abmessungen als Ilaupllhor der Burg gesichert.
Dass das grössle Thor sich gerade liier belinden müsse, Hess
sich vorhersagen, weil sowol in der viel älteren 11. Burg, als
auch in der Akropolis des römischen ilion an dieser Stelle
der Hauptaufgang zur Burg gelegen hat. Der 3,50'" breite
Thorweg ^vird links von einem miichligen Turm flankirt,
Nvolcher später an die Mauer angefügt ist, weil die geböschte
iMauer im Innern des Turmes w ieder zum Vorscheint kommt.
Der Weg ist mit Steinplatten gepflastert, unter denen ein zur
Abführung des Hegen wassers bestimmter gemauerter Canal
lieijft. Über dem Pflaster fanden wir eine Brandschicht von
etwa 1'" Stärke und darüber ein aus o-riechischer Zeit stam-
mendes jüngeres Pflaster, welches von den Römern wiederum
mit einer Säulenhalle und einem neuen Aufgange überbaut
worden ist.
Wie der eigentliche Abschluss dieses Ilauptthores gestaltet
war, konnten wir nicht mehr feststellen; vielleicht ist die Um-
rahmuns; der Thür zerstört, vielleicht las sie aber auch wei-
ter im Innern der Burg ähnlich wie in Tiryns. In diesem Falle
könnte der Thorverschluss bei einer Fortsetzung der Grabun-
ü;en noch gefunden werden.
Ausser zwei hochkantigen Steinplatten, mit denen die bei-
den vorderen Ecken des Thores gesichert sind, und in denen
wol Prellsteine erkannt werden dürfen, sind noch zwei hohe
viereckige Steinpfeiler zu erwähnen, welche vor der Aussen-
seite des Turmes stehen und lebhaft an ähnliche aus Cypern
bekannte Pfeiler^ erinnern, in denen man Gultmale glaubt er-
kennen zu dürfen. Der am besten erhaltene Pfeiler ist jetzt
noch 0,98™ hoch, hat eine Breite von 0,75'" und eine Dicke
von 0,52""; eine mächtige Steinplatte dient ihm als Basis.
Das dritte Thor [VI U) ist schon während des Bestehens
der VI. Schicht zugemauert worden und so als Zugang zur
Burg in Fortfall gekommen. Es lag an der Südwest-Ecke des
Vgl. Ohnefalsch-Riclitcr, KyiJios S. 169. 3GÜ.
DIE AUSGRAnUNGKN IN TROJA 1894 389
r3iirgliügels und entsprach offenbar dem südwestlichen Thore
der II. Burg. Sein ehemaliges Vorhandensein ist durch die
Führung der Burgmauer und die noch erhaltenen Mauerecken
vollkommen gesichert. Wie es gestaltet war, ist aber unbe-
kannt. Wir hätten die den Thorweg sperrende starke Mauer
und einige der im Innern angebauten Vorratsräume abbrechen
müssen, um nach den Besten des Thorverschlusses zu suchen,
konnten uns dazu aber nicht entschliessen.
Ob an der Nordseite der Burg im Zuge der jetzt fehlenden
Bingmauer noch ein weiteres Thor gelegen hat, ist unbekannt,
darf aber wegen der Gestaltung des Hügels als unwahrschein-
lich bezeichnet werden.
Von den drei Türmen, welche ausgegraben sind, ist der
neben dem llauptthor gelegene ( VI i) schon erwähnt. Er ent-
hält ein Turmzimmer, welches durch eine später eingebro-
chene Thür mit dem Burginnern verbunden war. Ein zweiter
grösserer Turm ( VI h) ist an der Ostmauer zwischen den bei-
den Thoren entdeckt worden; er ist 10,90'" breit und springt
8,35'" vor die Mauerilucht vor. Seine ^^'ände haben eine ge-
ringere Böschung als die Burgmauer, eine Erscheinung, die
nicht nur bei den beiden anderen Türmen, sondern auch bei
denen der 11. Schicht wiederkehrt. Er diente unzweifelhaft
zur Sicherung der ganzen Ostseite der Burg und namentlich
zum Schutze des Ost-Thores VI S, dessen Eingang er be-
herrschte. In der Höhe des geböschten Unterbaues der Burg-
mauer enthält er ein Gemach von 6,80"' Breite und 4,rO"'
Tiefe, das einst mit einer hölzernen Balkendecke versehen und
nur von oben zugänglich war. Die Balken, deren Abmessun-
gen noch zu bestimmen sind, lagen genau in der Höhe des Ab-
satzes der Burgmauer. Das obere Turmgomach griff daher
über die Mauer hiniiber und war um mehrere Meter grösser.
In der Höhe der Obermauer sjjrang also der Turm nicht nur
nach Aussen, sondern auch nach Innen vor die Mauerilucht
vor.
Der dritte Turm F/^', an der Nordost-Ecke der Burg gele-
gen, war schon im vorigen Jahre entdeckt, aber noch nich^
390 W. DOKUPFELD
ganz ausgegraben worden. Seine bedeutenden Masse (i 8™ Breite
und 9™ Tiefe) und seine hohe Verschüttung machten diese
Arbeit zu einer sehr mülievollen. mit der ein Teil der Arbei-
ter ^^ährend der ganzen Dauer der diesjälirigen Campagno be-
schäftigt war. Das Ergebniss lohnte die Mühe; wir fanden im
Innern des Turmes einen Brunnen von ganz ungewöhnlichen
Abmessungen, unzweifelhaft den llauptbrunnen der Burg.
Ein viereckiger Schacht von 4,50'" lichter Weite, mit einer
starken Mauer eingefasst, ist bis zum gewachsenen Felsen
hinabgeführt und dann noch rund 8'" tief in diesen hinabge-
trieben, bis wasserführende Schichten erreicht waren. Wie
der Brunnen überdeckt war, wissen wir nicht. Gerade im
Zuge der Burgmauer gelegen, wurde er durch Anlage des
grossen Turmes in den Mauerkreis hineingezogen. Jetzt er-
klären sich die grossen, uns früher ganz rätselhaften Masse
des Turmes, jetzt auch seine starke Mauer, die in einer Dicke
\on 4,50'" aus gut bearbeiteten Steinen erbaut ist, jetzt auch
die Pforte mit der nach Innen hinabführenden Treppe (vgl.
'Troja 1893' S. 52), durch die man in Friedenszeiten von
dem Baume ausserhalb der Burg zu dem Brunnen gelangen
konnte. Als in der griechischen Periode der Brunnen zerstört
und verschüttet war, legte man ausserhalb am Fusse des Tur-
mes einen neuen kleinen Brunnen an und erbaute als Zu-
gangsweg von der Burg die grosse Treppe, welche auf meh-
reren Abbildungen des Buches 'Troja 1893' (z. B. S. 49
und 55) zu sehen ist.
Andere Brunnen der Vi. Schicht werden im Innern der
Burg gelegen haben, von denen einer von '^"' Durchmesser
und bedeutender Tiefe zwischen dem Gebäude VI F und der
Burgmauer gefunden worden ist. Ein dritter Brunnen, der
etwa 10'" westlich von dem llauptbrunnen zwischen dem rö-
mischen Tempel und dem Altar gefunden wurde, stammt
wahrscheinlich erst aus jüngerer Zeit; jedenfalls ist er in der
römischen Periode noch benutzt worden, denn damals wurde
er mit einem laternenartigen Bundtempelchen aus Marmor
überbaut. Bei der Ausräumung dieses 16'" tiefen Brunnens
DIE AUSGRABUNGEN IN TKOJ.V 1894 391
fanden wir neljen zahlreichen Marmorinschriften aus helleni-
stischer und römischer Zeit einen colossalen Zeus-Kopf aus
Marmor und sieben menschliche Skelette, die offenbar bei der
Zerstörung des Tempels und der Stadt in spätrömischer Zeit
hineingeworfen worden waren. Von den Inschriften mögen
die Fragmente einiger Volksbeschlüsse der Hier und einiger
Urkunden des ilischen Städtebundes besonders erwähnt wer-
den, weil durch sie neues Licht auf die Geschichte des Athena-
Heiligtums in hellenistischer und ritmischer Zeit fällt.
Die Gebäude, welche wir im Innern der Burg ausge-
graben haben, liegen alle in einem rund 40'" breiten Streifen
neben der erhaltenen Ringmauer. Dass in der Mitte der Burg
alle Bauwerke der Vi. Schicht zerstört sind, ist in dem Buche
'Troja 1893' auseinandergesetzt und durch eine Skizze erläu-
tert. Die dort fiir diese Erscheinung angenommenen Gründe
haben sich als richtig herausgestellt. Von den vermutungs-
weise er'iänzten Terrassenmauern sind mehrere Yorzü2;lich er-
haltene Beispiele gefunden. Die vier Gebäude VI M, VI F, VI E
und VI Q haben nach der Burgmauer hin starke geböschte
Stützmauern, welche in ihrer Bauweise mehr oder weniger mit
der Ringmauer übereinstimmen ; die beiden ersteren haben
sogar dieselben Vorsprünge wie diese, ohne dass die Mauern
im Grundrisse Winkel bildeten.
Das Innere der VI. Burg war also sicherlich in Terrassen
aufgebaut, welche nach der Mitte anstiegen. Auf der ersten
dieser Terrassen lauen die meisten der aufgefundenen grossen
Wohnhäuser, denn als solche dürfen wir die einzelnen Ge-
bäude wol ohne Bedenken bezeichnen. Zwischen der unteren
Terrasse und der Burgmauer befand sich im Süden und Osten
ursprünglich ein breiter freier Raum, der in einer späteren
Zeit, aber noch vor der Zerstörung der Burg, als der Fussbo-
den schon etwas gestiegen war, von'einer grossen Anzahl klei-
ner Gemächer eingenommen" wurde, in denen wir viele jener
fassartigen grossen Thongelässe (Pithoi) fanden, die sowol im
Altertum wie auch nocli heute zur Aufbewahrung von Ge-
treide, Öl, Wein und Wasser benutzt werden. Zwölf solcher
392 W. DOKUPI'KLD
Pilhoi standen in dem Räume s dicht gedrängt nebenein-
ander. Wir dürfen in den Kammern Vorratsräume erken-
nen, die in der letzten Periode dos Bestehens der VI. Burg
angelegt worden sind. Auf unserem Plane sind die Mauern
diesei Räume mit einer kreuzweisen Sehraffur gekennzeichnet;
die Räume selbst tragen die griechischen Buchstaben a-o.
Die schon im vorio-en Jahre üefundencn Innenoebäude sind
jetzt weiter ausgegraben und einige neue dazu freigelegt wor-
den. Ihre Grundrissformen sind sehr verschieden und aus
dem Plane zu ersehen. Ihre Bauart ist zum Teil die kyklopi-
sche, bei der grössere und kleinere, wenig bearbeitete Steine
mit Lehmmörtel verbunden sind ; zum Teil ist aber eine vor-
geschrittenere Bauweise zur Anwendung gelangt, bei der gut
bearbeitete Steine ohne Bindemittel dicht aneinander gefügt
sind. So ist das Haus VI E mit einer Sorgfalt gebaut, wie man
sie bei den Bauwerken der mykenischen Burgen Griechenlands
kaum findet. Nur die Ruppelgräber von Orchomenos und My-
kenai zeigen ähnliches Mauerwerk.
Für das Verständniss der Innengebäude würde es vorteil-
haft sein, wenn der noch nicht ausgegrabene Teil, der zwi-
schen dem Thore VI T und dem römischen Propylaion des
Ileiliiitums der Athena lie^t, untersucht und die daselbst er-
haltenen Gebäude der VI. Schicht aufgedeckt würden. Ich
halte es aber für richtiger, wenn dieser Teil des Burginnern
vorläufig vom Spaten unberührt bleibt. Bedeutet schon bei den
meisten Ausi>ra bumsen die Freileouno; eines Bauwerks einen
Schritt zu seiner Zerstörung, so ist dies in Troja aus manchen
Gründen in besonderem Grade der Fall. Ausserdem ist dort
die Ausgrabung der unteren Schichten nur möglich unter leil-
weiser oder gänzlicher Zerstörung der darüber lagernden Erd-
schichten und Bauwerke. Dass ein solches Vorgehen aber nur
erlaubt ist, wo es sich um besonders wichtige wissenschaft-
liche Ziele handelt, versteht sich von selbst. \\'ie nun Herr
Schliemann glücklicher Weise im Centrum der Burg einige
Erdkegel hat stehen lassen, die für unsere späteren Beobach-
tungen von ganz unschätzbarem Werte waren und auch wol
DIE AUSGRABUNGEN IN TROJA 1894 393
in Zukunft noch sein werden, so haben auch wir es für un-
sere Pflicht gehahen, an der Peripherie der Burg ein grösse-
res Stück für spätere Untersuchungen unberührt liegen zu las-
sen. Dass wir gerade den Teil hinter dem Hauptthore dazu
gewählt haben, war durch äussere Gründe des Arbeitsbetrie-
bes veranlasst.
Die Zahl der in der VI. Schicht gemachten Einzelfunde
ist sehr gross, doch befinden sich darunter keine Gegenstände
von besonderem Werte. Es sind meist Stücke der einheimi-
schen monochromen Keramik und auch wieder zahlreiche
Scherben von mykenischen Vasen, durch welcbe unsere frü-
here zeitliche Bestimmung der VI. Schicht vollkommen be-
stätigt wird.
Neben der Freilegung der VI. Schicht wurden noch klei-
nere Grabungen in den älteren Schichten vorgenommen.
Unter den hierbei erzielten Resultaten verdient namentlich die
Auflindunsr der älteren Burgmauern der II. Schicht erwähnt
zu werden. Während an der südlichen und westlichen Seite
der II. Büro; drei verschiedene Ringmauern, aus den drei Pe-
rioden der II. Ansiedelung stammend, aufgedeckt waren, kann-
ten w ir an der östlichen Seite nur die jüngste dieser Mauern.
Durch einen im vorigen Jahre zwischen den beiden Quadra-
ten G5 und GG begonnenen Graben, welcher die II. Burg-
mauer quer durchschnitt, untersuchten wir die hinter und
unter der Mauer liegenden Schicliten und entdeckten dabei die
hohen steinernen Unterbauten zweier älteren Rinü-mauern der-
selben Burg. Die Ausdehnung und allmähliche Erweiterung
der uralten II. Burg ist dadurch auch an der Ostseite festge-
stellt.
Behufs Freilegung der Burgmauer der VI. Schicht musste
der noch nicht ausgegrabene östliche Teil des historischen
Heiligtums der ilischen Athena aufgedeckt werden. Wir
stiessen dabei auf die mäciitigen Fundamentmauern einer
Säulenballe, welciie in r()mischer Zeit den östlicluMi Abschluss
des heiligen Bezirkes bildete, und weiter zu unserer grossen
Überraschung auf ein an dem südlichen Abhang des Burghü-
394 W. DOERPFELD, DIE AUSOtHABUNGEN IN TnOJA 1894
gels gelegenes drittes römisches Theater. Beide Gebäude sind
auf dem Plane angedeutet. We<;en des Theaters konnten wir
einen Teil der darunter liegenden \T. Burgmauer nicht aus-
graben.
Bei den Grabungen im Äussern der Akropolis wurden an
mehreren Stellen im Innern der römischen Stadt die sicheren
Beweise dafür gefunden, das das Plateau der römischen Un-
terstadt auch zur Zeit der VI. Burg wenigstens teilweise be-
wohnt war. Von einer Stadtmauer aus jener Periode fand sich
aber nichts. Auch an der Burgmauer zeigten sich keinerlei
Merkmale, die für das Vorhandensein einer Mauer der Unter-
stadt in jener alten Zeit angeführt werden könnten. Das Stück
einer Stadmauer, das wir am südlichen Ende der römischen
Stadt entdeckten, gehört sicher dieser letzten Schicht an.
Ausserhalb des jüngsten Mauerringes der Unterstadt wur-
den wieder rings um die Stadt zahlreiche Gräber aufgefun-
den, welche den im vorigen Jahre geöffneten glichen und wol
sämtlich der römischen Periode angehörten. Gräber der Vi.
Schicht fanden wir nicht. Unsere Absicht, in einigen derjeni-
gen Tumuli der Troas zu graben, in denen wir Grabhügel
der VI. Burg glauben sehen zu dürfen, hat sich leider auch
in diesem Jahre nicht verwirklichen lassen, weil uns die Ev-
laubniss dazu trotz unserer dringenden Eingaben und trotz
warmer Unterstützung von Seiten der deutschen Bolschaft ver-
sagt worden ist. Hier wäre eine Forlsetzung unserer Arbeit
sehr wünschenswert.
Im Übrigen halten wir aber die Ausgrabungen in Troja für
vorläufig abgeschlossen. Unsere Aufgabe ist es jetzt, unseren
Fachgenossen und denen, die sich sonst für Troja interessi-
ren, die erzielten wertvollen Resultate zum Studium und zur
weiteren Verwertung zu unterbreiten. Der vorliegende Bericht
soll nur der erste Schritt^dazu sein.
WllJIELM DÖUPFELD.
O'^iwi^fO"
NOCFI EIiNMAL DIE HIPPOMEDON- INSCHRIFT
Obwül Adolf Wilhelm oben S. 294 sein iJ-ewielitiijes Urteil
über meine Behandlung der Seile B der Inschrift (S. 233 IT.)
dahin abriebt, dass sie das Wesentliche erledigt habe, darf
ich seine gegen einen Punkt gerichtete Polemik nicht uner-
widert lassen, da sie mir wie den ^^'orten der Inschrift so auch
den mein igen nicht gerecht zu werden scheint, mein Schwei-
gen aber leicht als Zustimmung ausgelegt werden könnte. Da
ich, vielleicht in Folge zu grosser Kurze des Ausdrucks, doch
eine Hauptsache, die wirtschaftliche Bedeutung der Urkunde,
nicht völlig herausgestellt zu haben scheine, möchte ich das
Versäumte nachzuholen versuchen.
Meine Ergänzung von Z. 3 f. v.xl c[ix<j^j sj^aywvf^v] )tai ixe-
Xeiav So'jv[at stGxyoudiv Ix.] Xsppovyjcou xai aXXoOev hatte ich SO er-
läutert: 'die Gesandten sollen die Befugniss des Statthalters
anerkennen, die Getreideausfuhr und die Befreiung von Ein-
gangszöllen Anderen als Privilegium zu gewähren'. Dagegen
wendet Wilhelm ein: 'jene Verleihung zollfreier Ausfuhr be-
zieht sich dem Wortlaute der Inschrift nach zunächst auf die
Chersonesos, nicht auf Samotlirake' ; nun seien wir nicht be-
fugt ' mit unseren Vermutungen den Boden der Insel zu ver-
lassen' und es müssten demnach die Samothraker nicht für
Andere, sondern 'für sich selbst jene Begünstigung zoll-
freier Getreideausfuhr erbitten". Wie man aber sielit, spreche
ich gar nicht von 'zollfreier Ausfuhr", so wenig wie der
Wortlaut der Inirchrifl, und ich habe mich mit meiner Auf-
fassung auch durchaus nicht von dem Boden der Insel ent-
fernt. Ich spreche erstens von der Gestattung der Getreideaus-
fuhr aus Samolhrake (gar nicht von irgend einem Ausfuhr-
zoll), und zweitens von zollfreier Einfuhr in Samotlirake.
Da Wilhelm mit mir einverstanden ist, dass nur gestanden
39G M. FRAENKEL, NOCH EINMAL DIE HIPPOMEDON ■ INSCHRIFT
haben kann x.al Clitou gj^aywyr^v] xal äT£>.£iav So'jvxi -/.tX., also
zwei durch die Copida verbundene Accusalive, so haben in
der That die Samothraker ihre Zustiminunii; erklärt, dass der
Statthalter zweierlei veiscliiedene \'eri^ünstiiiuni^en erteile :
Getreideausfuhr aus Samothrake — diese muss also, wie in
Athen, grundsätzlich verboten gewesen sein — und eine Zoll-
freiheit für etwas, das von auswärts, namentlich aus der Cher-
sones nach Samothrake kommt, nach aller Wahrscheinlichkeit
ebenfalls Getreide. Gewiss bezwecken die Samothraker Vorteil
für sich selbst zu erlangen : sie wollen die Brotfrüchte, auf
deren Einführung sie angewiesen sind, dadurch billiger kau-
fen, dass der Importeur nicht mehr einen von ihm gezahlten
Eino;anüszoll auf den Preis aufschlagen muss. Dafür "iebt es
doch keinen anderen Weg, als dass der Zoll den Importeu-
ren erlassen Avird, als welche wir im Wesentlichen chersone-
sitische und andre auswärtio;e Producenten und Händler vor-
aussetzen dürfen. Da aber zu Gunsten einer billigeren Ernäh-
rung des Volkes die Zolleinnahmen der Gemeinde geschmä-
lert werden sollen, so liegt es in der Natur der Sache, dass
diese ihre Zustimmung zu erklären hat.
Die beiden Massregeln stehen im engsten Zusammenhange:
das Verbot der Getreideausfuhr war eine den Interessenten
zum Besten der Allgemeinheit auferlegte Härte; es durfte ge-
mildert werden, wenn man dem Mangel, dem es steuern
sollte, durch andre Mittel abzuhelfen vermochte. Ein solches
Mittel war die Beförderung der Einfuhr durch Zollbefreiung,
und überdies stand ja auch durch die beschlossene Landver-
teilunijf. als deren Zweck ausdrücklich der Feldbau ani>;eü;eben
O ' CO
ist, eine Vermehrung der Production in sicherer Aussicht.
Dass Wilhelm's l*]inspruch nicht berechtigt ist, scheint
sich mir zu bestätigen, wenn man seinen Gegenvorschlag für
die Ergänzung betrachtet: xa! c[i-:(j'j E^^aycoy^v] y,ai äT£>vetav
SoOv[ai TT, 7:ö>.£i U] Xspfovr^TO'j. Dass dies eine unmögliche Aus-
drucksweise ist, dass so nicht anstatt xa! citou E^aywy/i«; a-ri-
>.£iav Soövx'. gesagt werden kann, wird ein so vortreinicher
Kenner des inschriflliclien Sj)rachgebrauches wie \\ ilhclm ge-
0. KERN, THEORENLISTE AUS SAMOTHRAKE 397
wiss nicht dauernd bestreiten. Wenn eine Atelie sich nicht
auf alle Abgaben beziehen soll, so müssen die Steuern, für
die sie gilt, namhaft gemacht werden : so scheint mir sicher,
dass aTEXs'.av Souvat £'!'7xyo>j'7'.v oder e'.':xy(^yr,(; gestanden hat ;
Beispiele für das Parlicip sind Uittenberger 127, 29f. 318,9,
für das Substantiv Dittenberger 53,9. Der Artikel ist auch
bei dem Particip nicht nötig.
Unljedingt stimme ich Wilhelm darin bei, dass B die FUick-
seite der Urkunde war. Für Zeile 8 f. hatte auch ich lange
geschwankt, ob nicht die Finalpartikel einzusetzen sei. Dass
die Opfer für das Konigspaar als Zweck der ganzen socialpo-
litischen Massregel ausgegeben würden, widerspricht gewiss
nicht dem Geiste jener Zeit, aber ich mochle ihr diesen Ser-
vilismus nicht aufbürden, wenn es eine wie mir scheint unan-
fechtbare andre Möglichkeit giebt.
Berlin.
M. FRÄNKEL.
THEÜRENLISTE AUS SAMOTHRAKE
Die Theorenlisten von Samothrake sind im Zusammenhange
von 0. Benndorf, Neue Untersuchungen auf Samothrake
(1880) S. 96 ff. behandelt worden, dessen Sammlung bisher
nur ein Stein hinzugefügt werden konnte, welcher die Theo-
renliste Nr. V ergänzt (Athen. Mitth. XVIII S. 368 Nr. 11);
denn es ist unsicher, ob die Fragmente Athen. Mitth. XVIII
S. 371 Nr. 14 und S. 376 Nr. 55 hieher gehören. Durch den
unermüdlichen Eifer des correspondirenden Mitgliedes unseres
Instituts, Herrn N. B. Phardys sind wir jetzt in den Stand ge-
setzt, eine neue Theorenliste zu verötTentlichen, an deren Zu-
gehörigkeil zu den von Benndorf gesammellen nicht gezweifelt
werden kann. Benndorf hat aus den Massen der Inschriilen
nachgewiesen, dass dieselben sämtlich \()n einem Bau her-
ATHEN. MITTHEILUNÜEN XIX. 27
398 0. KERN
rühren, und als fliesen Bau mit grosser Wahrscheinlichkeit
den allen Kabirentempcl bezeichnet'. Auch der neue Inschrift-
stein hat nach der Mitteilung von Phardys die geforderte Höhe
von 0,35'" (vgl. Benndorf a. a. 0. S. 98); seine Breite beträgt
1,07 und seine Dicke 0,'20"'. Phardys fügt hinzu, dass die In-
schrift mit Sorgfalt eingemeisselt ist und in die KaOapö; iXk-n-
VI//)) sTo/Y) zu gehören scheine. Gefunden hat er sie ganz kürz-
lich an der südlichen Wand der verlassenen und verfallenen
Klosterkirche Chrislös, die ' auf halber Berghohe oberhalb der
heissen Quellen an der nördlichen Abdachung des Inselgebir-
ges liegt' (Conze, Reise auf den Inseln des ihrakischen Meeres
S. 68), und aus deren Mauern schon einige wichtige Inschrif-
ten ans Tageslicht gezogen worden sind, darunter die Theo-
renlislen I. II. ^'ll. Dass alle im Kloster Ghristös verbauten
Inschriften und sonstigen allen Werkslücke aus der Palaeo-
polis stammen, wird nach Conze's und Benndorfs Darlegun-
gen heute Niemand mehr bezweifeln wollen. Leider sind wir
über das Aller der Klosleranlage nicht unterrichtet. Denn da-
für bringt auch nicht eine Mitteilung von Phardys Aufschluss,
nach welcher sich auf dem von Conze, Reise S. 71 bereits
veröffentlichten Steine noch die Inschrift befindet:
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17 5 6
deren Namen Phardys zu 2gpa](pi[;.o[? ergänzt; er erinnert dabei
an eine andere christliche Inschrift (-[- CAM UU H A), welche
schon Conze auf einem ebenfalls im Kloster Chrislös befind-
lichen Verzeichnisse von Theoron (als t/.u'jTai vjoi^ü;) bemerkt
hat (Reise S. 70 ; Neue Untersuchungen S. 98 Ä), und meint,
dass wir in zwei Mönchen Namens Samuel und Seraphim die
Gründer und in dem Jahre 1756 das Gründungsjahr des Klo-
sters zu erblicken hätten. Sicher gehl daraus wol nur hervor,
dass das Kloster im Jahre 1756 noch bewohnt war.
^ Rubensolin, Myslerienheiliglünjer S. l42.
THEORENLISTE AUS SAMOTHRAKE
399
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400 0. KEIIN, THEORKNLISTt: AJS SAMOTHR.VKE
Die drei Colinnnpn stellen Listen von Theoren aus Aigai,
Kyzikos(?), lialikarnass, Gliios, Eresos und Nysa dar. Viel-
leicht ist auch A 4 >.s'.<; zu dem Namen einer Stadt oder eines
Volks zu ergänzen wie z. B. TpzXjXsK;'. Bei B I kann man
auch an Per"amon denken, doch liei>t auf einer Theorenliste
c c
von Samothrake die Ergänzung Kii^'.x.r,voi besonders nahe, vgl.
Athen. Mitth. XVI II S. 356 Ü'. und die Thcoronlisten II und
IV bei Benndorf S. 1)7. Bei AiYaiei; (.'^1 7) ist die Auswahl
2;ross, und eine Entscheidung, welches Aigai gemeint ist, un-
möglich. Ilalikarnass ist bereits auf den Listen II. III (auch
mit der Schreibung ' AX'.y.xpvacsi; ) und \TI vertreten, Eresos
auf IV und vielleicht noch auf IX (wo man nach der Ab-
schrift des Cyriakus allerdings auch 'E'^et-.o'. annehmen kann).
Cliios und Nysa erscheinen auf den Theorenlisten hier zum
ersten Male. Die Zuverlässigkeit von Phardys' Abschrift vor-
ausgesetzt, sind die C 1-U aufgezählten Männer sämtlich Chier.
Ich bemerke sonst nur noch, dass Phardys bis auf C 8 Ma-
[yeiJaTou, WO er selber unsicher ist, seine sämtlichen Lesungen
als ganz gesichert hinstellt. Es liegt nahe, in MocrysiUTou den
Namen Ma[/,apTjaTO(; zu suchen '. Den Namen des Gottes Bak-
chos tragen auch Athener, s. C. I. Ä. III 1, 126Ü ; 1 145, 64 ;
III 2, 1742; über Götternamen als Menschennamen vgl. jetzt
im Allgemeinen Eick-Bechtel, Griech. Personennamen '^ (1894)
S. 304 ff. H. Meyersahm, Deoruni nomiiia hominibus im-
posita (Kiel 1891). Der Name Natwv sciieint bisher nur aus
Teos [C. I. G. 3064, 31) bekannt zu sein ; s. Fick-Bechtel S.
213. Unter den Chiern steht C 2 ein Fremder, Symmachos
aus Styra (auf Euboia; bisher war nur die Form Srupeu; be-
kannt). Zu C 4 merkt Phardys an, dass das zweite Aiovucrioii
in kleineren Buchstaben, aber von derselben Hand wie das
Übrige geschrieben sei : er liest richtig AtovuTto; Aiovuoio'j (toö)
Atovuctou.
Berlin, 22 September 1894.
OTTO KERN.
^ Vgl. I^apc-Benscler s. v. und Uolide, I'syche S. 326.
< Mayetavo;: C. 1. G, III 4089.
INSCHRIFT AUS ATlIIiN
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402 L. POLLAK, INSCHIUFT AUS ATHEN
Der Stein, dessen Inschrift vorstehend mitgeteilt ist, befindet
sich lose umherliecfend im Flofe des Hauses Nr. 25 der Metro-
o
polisstrasse '. Er besteht aus pentelischem Marmor, ist rechts
und oben fragmentirt und misst in der grössten Längenausdeh-
nuni? 3'2"°, in der Höhe 4 2'"'. An der Vorderseite links unten
zeisit er ein ziemlich arrosses Diibelloch. Die Buchstaben haben
eine durchschnittliche Höhe von etwa 1"". Die stark beschädigte
und verstossene Inschrift — wol das Fragment eines Epheben-
Katalogs — wird man dem Charakter der Schriftziige nach
nicht mit Unrecht in das Ende des zweiten nachchristlichen
Jahrhunderts setzen.
Athen, im Juli 1894.
LUDWIG POLLAK.
< In demselben Hause heCindel sich als Stufe verkclirl verwendet auch die
wichtige choregische Inschrift C. /. A. I 336.
LITTERATUR
A. SKIAS , 'EpveCTW KoupTltp £-1 XTi OySoTQKOTTf) ygVsOXitO. S'JjJL-
€o).ai ÜQ TY/v 'A67ivai/t7iv Toxoypx^iav. Athen 1894. [Stadtmauer
und Iladriansthor. Kallirroe. Lykeion. Heiligtum der Arte-
mis Agroteraj.
E. 1. StaMATIAAHS, 'EzeTTipi? T'lnz •yiyeu.ovia; Saaou Sisc to
e'To; 1894. Samos 1894.
AöHNA (juyypa[A[;-a 7i:epioSi>t6v tt]; ev *A9r/vai; iTincTTijj'-ovtxyi;
IxaipEix; VI, 2. 3. Darin u. a. S. 174. P. A. na^aSacXstou,
'ETTiypacpai ix. XxXy.iooq.
EsTiA 1894 Nr. 18-23. Darin u. a. S. 273. 2:v. Axaiz^oc.
'AxTDta 67rtTa<pi(x avayXutpa. [Zusammenfassende Behandlung
aus Anlass und auf Grund des conze'schen Werkes]. — S. 289.
A. 2xta<;, 2up.6o>.al ei; ttiv 'AOrivaiÄYiv toxoypatpiav [s. oben]. —
S. 353. B. ^iXocjcr,;. Ai apyai tt]? tej^vyi; ev KpriTT).
ÜAPNASSOS , CepioSiKov (j'Jyypa[J!.[Aa toö ev 'AGrjvat? Ojxuvufxou
cuUoyou XVh 10. 11. Darin u. a. S. 755. K. Za[;.77a?, 'H ev
2a>,aarvi vxuaay^ia.
<:o-o3^<Xv:.-
eiinennungI':n
Am 21. April 1894 sind ernannt zu ordentlichen Mitfjlie-
dern die Herren fl. Diels in Berlin, J. Hanipel in Budapest,
E. von Herzog in Tübingen, L. Jacobi in Homburg v. d. H.,
F. Olilensclilager in Speyer, E. Pais in Pisa, E. Heisch in
Innsbruck, R. Richardson in Athen, L. von Schwabe in Tü-
bingen, VV. Soldan in Darmstadt, J. Vablen in Berlin, J.W.
\\Tiite in Cambridge U. S. A., U. von Wilamowitz-MöUen-
dorlT in Göltingen, zu correspondirenden Mitgliedern die Her-
ren T. Haverfield in Oxford, M. llörnes in AA'ien, P. Ka-
striotis in Athen, N. B. Phardys auf Samoihrake, W. Ra-
dimcky in Serajewo, A. Skias und G. Sotiriadis in Athen.
-•^-»-'
.-oAf-.
9. üklubor 1894.
1. Varia -Kalawothre. 2. Binia - Kalawothre. 3. Grosse Kalawotlire.
4. Wegberesliguiig. 5. Antike Stadtiuinon. 6. Megaloviino. 7. Perdikowry-
sis. 8. Kloster Hag. Pelagia. 9. Tsikuriöli. \0. Antike Stadtruinen. H. An-
tike Slrassenspurcn. 12. Antike Festung. 13. Die jetzigen Ableitungsan-
lagen.
ARNE
(Hierzu Tafel X-XIH)
1.
Wie ungcniiu;end das Bild wnv, welches Heisende \vie Wlie-
Icr, Raikes und andere vom Kopaissee und seinen eigentüm-
lichen Naturverhältnissen gesehen hatten, davon üherzeugt
man sich, ^venn man 0. Äliiller's Üaislellung ( Orchomenos
5. -'»5 ff.) liest. Die ei'sle richtige Kenntniss dieser Dinge ver-
danken ^vir der eingehenden Untersuchung Forchhanimer's,
ATHEN, MITTHEILUNGEN XIX.
28
406 F. NOACK
welcher Ulrichs' vorzüglich klare Forschungen gefolgt sind.
Dann aber haben die stillen Ufer des immer von neuem ver-
sumpfenden Sees für uns sich erst wieder belebt, als Schlie-
mann in Orchomenos zu graben unternaiim. Und zum drit-
ten Male richtet sich in unsren Tagen (bis wissenschaftliche
Interesse dorthin, seit die erfolgreiche Tliäligkeit der Gesell-
schaft, welche sich die Trockenlegung des Sees zur Aufgabe
gemacht hat, uns nicht nur an den Ulern, sondern in der
See-Ebene selbst uralte Überreste menschliclier Thätigkeit er-
kennen lässt. Darüber liegen jetzt zwei ausführliche Berichte
von M. Kambanis vor, an deren ersteren anknüpfend E. Cur-
tius in grossen Zügen ein Bild der friedlichen Arbeit der Mi-
nyer entworfen hat'.
Wenn man heute vom Heiligtume des ptoischen ApoUon
oder von den höheren Gipfeln des Ptoongebirges über den
Burgberg von Akraiphiai nach Westen sieht, zeigt sich eine
weite Ebene, in der nur eine grade Wasserlinie sich von Süd-
westen herüber zieht; es ist einer der drei grossen Entwässe-
rungskaniile, welche die Gesellschaft gezogen hat. Und wer
dann vom Ptoon herunter nach Topolia reitet, findet eine bis
auf den Melas selbst ganz trockene und grösstenteils mit Fel-
dern bedeckte Ebene; nur südwestlich von Topolia begegnet
noch sumpfiger und mühsam passirbarer Boden. Ebenso
* Kambanis, ß. C. H. 1892 S. 121 IL 1893 S. 322 iL Curlius, Silzuiigs-
berichle der berliner AkaJemie 1892 S. 1181 IL und Gesammelte Abhand-
lungen I S. 266 tr. Altere Litteralur: G. Wheler, Vuyage de Dalmatie
de Grece et du Levant (1723) II S. 294 ff. Spon und Wheler, Italiänische
Reisebeschreibung II S. 17. Raikes bei Walpole, Monoirs S. 303 l\. Dod-
well, A dassical and topographical luur Ihrough Grcere I S. 233 ff. Forcb-
bammer, Der kopaische iSee und seine unlerirdischen Abzugskanäle (An-
nalen der Physik und Chemie 38 (1836) Nr. 6 und llellenika S. 159 ff.
Fiedler, Reise durch Griechenland I (1840) S. 107 ff. Ulrichs, Reisen und
Forschungen I (1840) S. 191 ff. 0. Müller, Orchumenos S. 45 ff. Bursian,
Geographie von Griechenland I S. 195 ff. Ncunianii-l'artsch , Physikali-
sche Geographie von Griechenland 8.244 11". Lolling, liädeker's Griechen-
land ' S. 191. Philippsoa's öchrill über den Kopaissee ist mir noch nicht
zugänglich, ebensowenig F. Kraus' Aufsatz in den Mitlheilungeii der geo-
graphischen Gesellschaft, Wien 1892.
ARNE 407
zeigte mir der nordöstliche, am tiefsten gelegene Teil des Sees
bis zum Passe von Kephalari Ende November vorigen Jahres
trockenes, weithin angebautes Land. Wie ein Märchen klingt
es jetzt, wenn man hört, dass noch 1886 das Wasser diese Ge-
biete drei Meter hoch bedeckt habe.
Die schöne grosse Ebene geht also, so hoffen wir, wieder
der Zeit entgegen, wo sie von Getreidefeldern nnd Weingäi'ten
bedeckt, sich der Eruchtharkeit erfreut, die sie einmal in ural-
ter Zeit besessen und trotz späterer grossartiger Versuche nie
wieder gewonnen hat.
Auch damals war es nur durcli gewaltige künstliche An-
lagen möglich gewesen, den Boden des Sees zum Anbau zu
Gewinnen. Eine Reihe alter 'Dammwege' hat schon Ulrichs,
Reisen und Forschungen I S. 21 8 f. beschrieben. Jetzt können
wir ein grosses einheitliches System von Deichbauten, d. h.
von Kanälen und Dämmen übersehen, das in meisterhafter
Weise der Natur des Sees und seiner Ufer angepasst war.
Von Westen und Süden lloss eine reiche Wassermenge die-
sem grossen Becken zu. Von Westen kamen Melas und Re-
phisos, von Süden mehrere kleine Flüsse und Bäche, darunter
der Triton bei dem späteren Alalkomenai '. Wie auf diesen
beiden Seiten der Boden mit flachen Abhängen und hohen
Bergen nur Wasser zufülirte, aber keinen .Vblluss gestattete,
so schien auch im Norden und Osten die weite Niederung
durch die Berge fest abgeschlossen zu sein. Aber durch deren
Kalkstein massen hatte sich das Wasser doch seinen Weg ge-
sucht, und man zählt jetzt 23 Katawothren, deren tiefere oder
flachere llöiilen das Wasser aufnahmen und es in unterirdi-
schen Spalten und Gängen dem Meere zwischen Euboia und
dem Festlande zuführten. Drei Stellen sind noch sicher nach-
zuweisen, wo das \\^asser in der Nähe des Meeres wieder
hervorslrömt, bez. seinen Ahiluss nach diesem sucht. So müs-
sen die südlichen Gewässer ihren Hauptabttuss durch die
Seen Likeri und Paralimni haben, und aus dem tiefsten nörd-
< Paus. IX 33, 7. Vi;!. B. C H. ISOe S. 1'2I f.
408 F. NOACK
liclien Seegebiet tritt das Wasser bei der Bucht von Skropo-
neri und bei der Anchoe oberhalb von Larymna wieder her-
vor und fliesst dem Meere zu '.
Die Aufgabe, welche diese natürlichen Verhältnisse an eine
Regulirung durch Menschenhand stellten, sehen \vir in dem
genannten System von Deich bauten gelöst.
Drei srosse Kanäle — die aus ihnen ausü:ehobene Erde wur-
de an den Seiten zu hohen Dämmen aufgeschichtet — nahmen
das Wasser der verschiedenen Zuflüsse, da wo sie in das See-
becken eintraten, auf und führten es dann, der eine am Nord-
rande, der andere am Südufer des Sees her, der dritte den See
quer durchziehend, nach Osten und Nordosten den Katawo-
thren zu. in ebenso einfacher wie sinnreicher Weise sind die
Kanäle, vor allem der Südkanal, so ücführt, dass m()o;lichst
alle Katawothren benutzt werden konnten. An diesen Stellen,
so wie da, wo die Uferfelsen als Gegendamm dienen konnten,
und da wo es galt, noch weitere Gewässer aufzunehmen, ist
natürlich der äussere Damm wec:c:elassen und nur nach der
Co
Innenseite, dem See zu, ein solcher aufgeschüttet gewesen.
Dagegen war auf der Südseite eine Strecke lang nur der äus-
sere Damm vorhanden. Nachdem sich Mittel- und Südkanal
bei dem Vorgebirge Mytika westlich von Karditza vereinigt
hatten, traf ihre Fortsetzung bei der vorspringenden Höhe ge-
genüber von Topolia, dem Pyrgos der II. Marina auf den die
starke Wassermasse des Melasflusses mitführenden Nordka-
nal, und ein mächtiger gemeinsamer Kanal führte die nun
vereinigten Gewässer den grossen Katawothren zu. Er reichte
aber nicht bis zu ihrem Felseingang selbst, sondern endete ge-
genüber der vordersten Katawotlire mitten im See, so dass das
Wasser sich von da an fächerförmig nach den einzelnen Ka-
tawothren ergoss". Von diesen kommen vor allem die Kata-
« Ausführliches hierüber bei Ulrichs S. ?06 tF. 220 f. 231 f. und Kamba-
nis, D. C. H. 1892 S. 121 IF. Vgl. auch Philippson, Der Peloponnes S. 493 f.
2 S. die Pläne bei Kambanis und Curlius und den kleinen Siluations-
plaa, den ich nach diesen und eigenen Beobachtungen skizzirt habe üben
S. 405. IL C. n. 1893 Ö. 337,-?.
ARNE 409
wothre von Spitia (Varia), die Binia-und die grosse Kata-
wothre in Betracht. Besonders die beiden letzten sind von
eindrucksvoller Wirkung {B. C. H. 1893 Taf. 7 und 11). Es
sind mächtige Grotten mit hochgewölbten Eingängen in den
felsigen Steilrändern der Uferber^e, in deren Gängen und
Spalten am inneren Rande und am Roden sich das Was-
ser lancfsam einsickernd verliert. Etwa 175 Schritte kann
man. an dem Wasser vorbei, in die breite hohe Höhlunii der
grossen Katawothre hineingehen. Dann schliessen Felswände
sie ab und nur noch ganz schmale dunkle Spalten führen
weiter in den Berg hinein und hinab.
Mit der Führung der Kanäle bis zu den von der Natur ge-
botenen Abflusstollen hatte dieses Werk seinen Abschluss
und seinen Zweck erreicht. Der weitaus o;rösste Teil des See-
gebietes muss dadurch entwässert und trocken gelegt worden
sein. Und wenn nun Strabon erzählt (S. 415), dass 'die weite
Ebene, die jetzt der See bedeckt, früher einmal ganz trocken
war und auf alle Weise von den Orchomeniern bebaut wurde',
so wird man ohne Zögern, wie es längst geschehen ist, die
Erklärung hierfür in jenem System von Deichbauten finden
und diese mit den Minyern von Orchomenos in Verbindung
bringen. Nicht weniger spricht die grossartige Einfachheit des
Werkes für sein hohes Alter, für seine Entstehung in der Zeit,
wo auf das Gebot allmächtiger Herrscher tausende von Skla-
venhänden, ebenso wie sie Riesenblöcke zu kyklopischen Mau-
ern türmten und über die Thore der Kuppelgräber legten, auch
solche gewaltige Erdarbeiten schufen. Ich m(')clite weniger
Wert legen auf die Übereinstimmung, die man zwischen den
Überresten der aus grossen und kleinen Blöcken geschichte-
ten Stützmauern dieser Deiche {B. C.H. 1892 S. 124. 134)
und den Mauern des nahen Paläokastro von Gla (s. u ) ge-
funden hat ; einzelne Stücke jener Stützmauern könnten
nämlich durch ihre mehr polygonale Fugung stutzig machen
und auf eine Verstärkung der Deiche in späterer Zeit hinwei-
sen. Der Charakter dieser Bauten machte eine rnterstützunsr
durch Steinmauern nicht von vornherein erforderlich.
410 F. NOACK
Wer mit diesen Deichbauleii die anderen Ableitungsanlagen
vergleieht welclie sieh im Norden und Osten des Sees finden,
wird das Urleil von (lurtiiis und Ivambanis. dass dieselben
nicht mit jenen gleichzeitig entstanden seien, nur bestätigen
können.
Im Osten sind es mehrere Schachte und und der Anfang ei-
nes tief in den Felsen geschnittenen Kanals zwischen der Bucht
von Rarditza und dem Likerisee', im Norden ist eine grössere
Anlage von besonderem Interesse -. Dort, wo die Biniakata-
wothre sich ötTnet. trennen nur niedere Höhen die See-Ebene
von der Bucht von Larymna und bilden einen flachen, jetzt
Pass von Kephalari genannten Sattel. Über diesen Sattel zie-
hen sich in einer Linie von etwa 9530'" Länge 16 Schachte,
der kleinste 18'", der grösste auf der Sattelhöhe 63'" tief, von
der Nähe der Binia bis zu dem sogenannten Kephalari, einer
zerklüfteten Felswand oberhalb der Anchoe, aus deren klei-
nen Ritzen und Spalten im Winter und Frühjahr gleichfalls
Wasser der Biniagänge hervorströmen soll. Indem man von
jedem dieser Schachte nach beiden Seiten Stollen nach den
Nachbarschachten trieb, 2;edachte man einen Kanal herzustel-
len, der die vielverzweigten natürlichen Gänge entlastete und
die Garantie eines stärkeren und regelmässigeren Abflusses
bot. Von diesem Kanal sind nur etwa 500"" fertig geworden,
das ganze Werk ist unvollendet liegen geblieben.
In einzelnen Schachten hat man ausserdem zwei bis drei
Meter über jenem Kanal andere Stollen gefunden, die aber
viel wenis^er weit und nirgends bis zur Verbindung; mit dem
Nachbarschacht gefühi'l sind. Denkt man sie sich jedoch aus-
geführt, so würde der so entstandene Kanal ein viel geringe-
res Gefälle erhalten, als der unter ihm angelegte Stollen. Aus
dieser Thatsache, sowie daraus, dass ein Schachl abseits von
der ganzen Linie unfertig liegen geblieben, hat Kambanis ge-
« B. C. H. 1892 S. 123.
2 Für die Eiiizelheilcn, Masse, Pläne und Durclischnilte dieser Anlage
verweise icii auf den zweilen Bericlil von Kambanis, IL C. 11. 1893 S. 325.
ARNE 4H
schlössen, dass man ursprünglich den Kanal mit zu wenig
Gefälle und in einer nicht ganz entsprechenden Richtung an-
gelegt habe; als man es merkte, habe man die schon begon-
nenen Stollen und die beabsichtigte [Richtung aufgegeben, die
Schachte weiter in die Tiefe geführt und neue Stollen mit
grösserem Gefälle angelegt. Wenn man sich hierbei an die
ähnlichen Verhältnisse der Wasserleitung des Eupalinos auf
Samos ' erinnert, so miJchle man \\o\ auch hier die Erklärung
von Kambanis annehmen. Wir besitzen jetzt ein anderes Bei-
spiel aus derselben Zeit in der grossen peisistratischen Lei-
tung, die zur Enneakrunos führte, ^\o gleichfalls zwischen
den einzelnen senkrechten Einstei^eschachten zwei Stollen über
einander hergehen '. Hier aber liegt bis jetzt kein Anlass vor,
einen technischen Irrtum und eine Correction desselben anzu-
nehmen. Man könnte daher daran denken, dass derartige gros-
se und wichtige Wasseranlagen zu ihrer Überwachung und
Reinhaltung die M()glichkeit einer Begehung trockenen Kusses
und daher auch eine directe zweite unterirdische Verbindung
der einzelnen Schachte geradezu erforderten ; man könnte hier-
für auf die sog. Quelle des llippokrates auf Kos hinweisen ^,
wo unmittelbar über dem auch teilweise in den Felsen ge-
hauenen Leitungsstollen ein zweiter kürzerer Stollen angelegt
ist, der den Zugang zum Brunnenhause selbst ermöglichen
sollte. Doch stösst eine solche Erklärung bei jenen grösseren
Leitungen auf mancherlei Schwierigkeiten, so dass die Frage
einstweilen noch unentschieden bleiben muss.
Bei dem grossen System der Deichbauten hat Curtius auf
die ' bei aller Fülle der Mittel doch weise Ökonomie' hinge-
wiesen, welche die natürlichen Verhältnisse heranzog, wo es
nur immer ging, und zur technischen Aushülfe nur griff, wo
jene nicht mehr mitwirken konnten. Dem entsprechend sehen
wir in den Deichbauten in der See- Ebene, die nur mit den
* S. Faliiieins in dicsor Zcilsrlirifl IX S. IST.
2 S. Diirpfeld in dieser Zeilselirifl XIX S. 115.
•^ Texier, Aste Mineure II Taf. 133.
ilO F. NOAOK
natürlichen Abnusstollen im Gebir-^e gerechnet haben,
ein in sich abgeschlossenes, einfaches, aber gerade in dieser
Einfachheit imjionirendes Werk. ' Endigaement, canalisa-
tioti, ccouleincnt des eaux par les cntnvothres, voilä donc
le travail et tout le travail des Min?jens\ Jene nicht min-
der grossartigen künstlichen Kanalbauten scheiden sich von
ihm ungezwungen schon dadurch, dass sie ja die natürli-
chen Ableitunüsn;än"e. an welche die Deich bauten sich an-
lehnten, zu ersetzen bestimmt waren. Nicht mit Unrecht hat
Kambanis die Frage aufgeworfen, ob man nicht jenen Haupt-
kanal im nordöstlichen Teile des Sees bis zur Binia herange-
führt haben würde, wenn man schon bei der ältesten Anlage
diese Ratawothre auf künstlichem ^A"ege zur alleinigen oder
doch zur Hauptableitung hätte machen wollen. Dieses Urteil
\N erden wir unten noch vollauf bestätigen können. Hier soll
nur noch auf die grosse Übereinstimmung in der technischen
Ausführung der Stollenanlage des Kephalaripasses mit den
genannten AA'asseranlagen der Tyrannenzeit hingewiesen wer-
den. Sie alle setzen ein hochentwickeltes Rönnen und eine Be-
herrschung mechanischer Mittel voraus, wie wir sie bei aller
anerkannten Vorzüglichkeit der Rünstler und Techniker der
heroischen Zeit für diese doch noch nicht annehmen können.
Von Einzelheiten aber hebe ich die Schachte hervor, die mit
ihren ausgezeichnet geglätteten Wänden und den mit beson-
derer Sorgfalt hergestellten, leicht abgerundeten Ecken sich
unmittelbar neben die Brunnenschächte unterhalb der Pnyx-
felsen stellen; diese sind nach den Ergebnissen der diesjähri-
gen Ausgrabungen ins 5. oder 4. Jahrhundert zu setzen. Ver-
weisen also schon diese Überlegungen den Biniakanal in die
historische Zeit, so haben wir in der Nachricht des Strabon
ein direktes Zeugniss, dass die erste Begulirung der Ropais-
gewässer in historischer Zeit, auf Alexander des Grossen Auf-
trag, von dem Chalkidier Krates unternommen wurde: als die
Katawothren wieder verstopft waren, reinigte er sie (Strabon
S. 407) und zog neue Gräben (Slej)li. Byz. s. v. 'AOyivat). Aber
sein Werk blieb unvollendet. So liegt es gewiss am nächsten,
ARNE 413
in der gleichfalls unvollendeten Stollen- und Schachtanlage
des Kephalaripasses die Arbeit des makedonischen Ingenieurs
zu erkennen, wie es im Geiiensatze zu Leake u. a. Curtius
und Rambanis gethan haben * ; die kurze und etwas allgemeine
Besehreibunof der Arbeiten des Krates bei Strabon wird man
deshalb, weit sie die Schachte und Stollen unerwähnt lässt,
jetzt doch nicht mehr als Gegenbeweis anführen wollen, wo
die Thatsachen so deutlich reden Das Werk, das der Befehl
eines fremden Machthabers im unterworfenen Lande veran-
lasste, ward unterbrochen und blieb unvollendet durch neue
Aufstände der Bewohner selbst. Das arrosse Friedenswerk, das
ein mächtiges Reich im eigenen Lande für sein eigenes Wol
geschaffen hatte, war vollendet worden und hatte Segen ge-
bracht.
2.
So lansre es bestand, so lan^e also die "janze See-Ebene an-
gebaut werden konnte und reiche Ernte lieferte, blühte Or-
chomenos und das alte Minyerreich -. Das ist so natürlich,
die Existenz der Deichbauten im Kopaissee und die Blüte von
Orchomenos bedingen einander so sehr, dass wir nun auch
den Gehalt der Sa^e richtii:; erfassen können, die uns erzählt,
dass Orchomenos den böotischen Thebanern erlasr, als durch
Herakles eine grosse Überschwemmung hervorgerufen wurde ;
er soll nämlich den unterirdischen Abfluss des Kephisos ver-
stopft und sein Wasser in die Ebene von Orchomenos geleitet
haben'. Ulrichs wollte hierin die älteste, vorhomerische
* Vor ihnen schon Ross, Königsreisen I S. 99 f. Buisian, Geoirraphie I
S. 199. Schulz, Arkadien (IS52) S. 15. Für die Arbeit der Minyer halten
die Schachte Leake, Travels in Northern Greece II S. '293. Ulrichs, Reisen
I S. 221. W. Vischer, Erinnerungen S. 573. Forchhammer a. a. O. S. 170.
Lülling, Bädeker's Griechenland ^ S. 194.
■ä Vgl. Homer I 381, dazu Wilaniowilz, Hermes 26 S. 224,1 und X 459
und dazu Curtius, Ges. Abhandlungen I S. 274. Strabon S. 415.
"' Rausanias IX 38,7 (")r,6aioi ol t6v -0Ta[j.öv tÖv Krjipiaov y aaiv C-ö 'Hpa-
xXeou; ej t6 ;t£5;ov äjioüTpa^fivai tÖ 'Op/_o,aeviov x^to; os aÜTOv Cccö tÖ oso; e; 0a-
414 F. NOACK
Überschwemmung' erkennen nnd nalim gestützt auf Strabon
S. 4('ß. 'i07 eine zweite solelie Katasiroplie nach dem troja-
nischen Kriege an, in Nvelclier Arne imtl Mideia zu Gi'unde
eeüaniien und nur Kopai wie (kircli ein ^^^lnder üeretlet wor-
den sei'. Eine genaue Prüfung der Überlieferung aber., ver-
bunden mit dem, was uns die topographischen Verliältnisse
und die arehäolocischen Fimde h'li ren, zwingt uns heute an-
ders zu urteilen — und Pausanias selbst ist uns darin vorange-
gangen ( IX 38, 8 j.
Die Form der Saee von der herkulischen Überschwem-
mung, wie sie bei Pausanias vorliegt, ist nicht sehr alt. In ihr
kommt das historische Faktum des endlichen Sieges von The-
ben über Orchomenos zum Ausdruck, und dieser Siea; fällt
ins 8.. vielleicht soi>ar erst ins 7. Jahrhundert'. So lanij;e wir
noch im Kreise homerischer Poesie stehen, erscheint Orcho-
menos als eine unabhängige Stadt neben dem schon längst
von den Böotern besetzten Theben : deutlich zeio;t das die llias
I 381, und so2;ar noch die mit den böotischen Verhältnissen
besonders vertraute Botwxta.^ giebt V. 511 Orchomenos eine
Xa^jav £;t£vai 7:piv rj xov 'IlpaxXsa xo yata'j.a lixipa^aL lö 8iä lou opo'Ji .... "E/_ei
8c oÜÖe Eixoia "ko^o"^ louq 'Opy^opiEviou; [xr] xai t6 yäa[j.a e^euoeTv xat xo'j 'IlpotxXe'ou;
avapprj^avxas xö Epyov (XTioSouvai xr-jV 8ie?o8ov xö Krjcpiaö xr)v apy^aiav, eixel |J-ri5k
a-^pi xwv Tpw'txöv y^pTJ[Jiaatv äBjväxoj; siyov [Aapxupet 8e p.oi xai "Ü(i.T)po; ev 'AyiA-
Xe'ws ar.oy.pian -po; xo'j; ■Kctpa. "AYa[j.£[j.vovo; TxpEaöst?" oüo' oV I; 'Opy^0[J.£v6v r.ozivia-
aExai, oijAa Srjro'jOEv oj; xai xoxe 7:poaidvxwv xoT; 'Opy_0[j.£vioi; yprjijiaxwv TtoXXwv.
DiocI. IV, 18 Ijeiiclilet auch diese Sasto, während Slrahon S. 414 die Über-
schwemmunj; nicht erwähnt. In anderen Safien wird Herakles die enlge-
{jengeselzte Thäliu;keit zugewiesen: so sind die t^cichhauten, welche die Ab-
flüsse der Gewässer bei Pheneos und Styinplialus nach den Katawulhrcn
reirellen, von seiner Hand; vj,'l. Bursian, Geugrapiiio I S. 195 f. 199. ?09.
Curlius, l'ciüponnesos I S. 187 f. 223. 225. Ebenso entwässerte er die thes-
salische Tiefcitenc nach Diodor a. a. O., und die Sajre von seinem Kampfe
mit Acheloos, der in laiisciidi;iiiiii,MM- Arlicit die Südwcslküste Aivarnanions
so ener>,'isch umf,'estallel hat, enlh/ill einen äiinlichen Gedanken.
' A. a. O. I S. 208 IV. (über die verschiedenen in der Überlieferung er-
wähnten Überschwemmungen und Kataslro|ilieii des Sees).
2 Wilarnuwitz, Herakles H S. 61. Busolt, Griechische Geschichte '■^ I S.
256. E. Meyer, Geschichte des Altertums H S. 191.
3 Thrämcr, Perganios S. 129.
ARNE 415
Sonderstellung. Wenn also unsere Sage an sich eine vorhome-
rische Katastrophe nicht bezeugt, so ist es doch wichtig, dass
sie uns zeigt, worauf nach altem Glauben die Blüte und do-
minirende Macht von Orcliomenos beruhte : auf der durch jene
Deichbauten regulirten und trocken gelegten Kopaisebene.
Schwerlich aber ist erst in jener Zeit des thebanischen Sieges
die Katastrophe über die orchomenische See-Ebene hereinge-
brochen. Vielmehr liegt hier, wie ich glaube, eine Analogie-
bilduno; der construircnden Sa^e vor, welche ein viel älteres
Motiv in etwas veränderter Gestalt wiederholte. Es ist das die
von Ulrichs nach dem troischen Kriege angesetzte zweite Über-
schwemmung des Sees, durch welche Kopai bedroht wurde.
Strabon spricht S. 406 f. über Seen, die sich nur durch
unterirdische Gänijre entleeren, und über die hierdurch leicht
entstehende Gefahr der Überschwemmung. Als Hauptbeispiel
dafür führt er den Kopaissee und dessen eine grosse Überflu-
tung 'all Damals wurde Kopai allein dadurch gerettet, dass
sich in der Nähe ein neuer unterirdischer Abzuü; öiTnete : aO-
^oiaevy;!; yap a-JT'/i«; (tv5; Xiav^i;) Otts x.ivS'jvs'je'v -/.a-Ta-oOr/vai Ta;
KwTca? . . . yy.rju.0!. yevr,0£v Tüpo? tq Xiu.^r, -ItigIo^ tcöv Kojttöjv ivscp-
^ev uxö yvi? pöiOpov öioy Tpii/.ovTa cxaStwv -ytai i^i^xxo tov izozx-
(/.ov, eiTa sHeppri^sv ei; t'^v sTTc^iveiav jcarx Azpuavotv tt^; Aoxpi^o;
TT/V avw . . . y.ca'kd-a.i S' 6 totto«; 'Ay/^6-/). Durch die Erwähnung
der Anchoe bei Ober-Larymna ist erwiesen, dass der Gewährs-
mann des Geographen die Biniakatawothre gemeint hat. Eben-
so wie dies macht auch die iranz richtige Annahme, dass eine
Störung und Verstopfung der Kalawotiiren die natürliche Ur-
sache der Katastrophe gewesen sei, ganz den Eindruck, dass
Strabon hier eine sehr gute Überlieferung vorgelegen habe.
Er lährt fort: als die Überschwomnuing nun zurückgegangen
war, verschwand auch die Gefahr für die Bewohner, abgese-
hen von den Städten, die bereits verschlungen worden waren.
Diese waren also nicht mehr zu retten gewesen, und erst als
Krates seine Arbeiten begann, kamen mehrere wieder zum
Vorschein, ev ol; ot p.£v tÖv 'Op^ou.evöv oiKsiaOai tÖv äpyaiov ü-£-
Xap,€avov, ol S' 'EXeuoiva xai *AÖr)va(; Trapa tqv Tpixwva uoTajxov.
446 F. NOACK
Deutlicher giebt Stephanos von Byzanz die Angabc seiner
Quelle wieder: die Stadt. Avelche früber einmal vom See ver-
scblunsfcn worden war und in Folü;e der Arbeilen des Krates
wieder siebtbar wurde, bielten die einen für Alben, andere,
so die Böoter, für Orcbomenos (s. v. 'AOriVxi : ri iy. Tvi? >.itxvYi(;
ava(p(xv£i(j(X [)Azx to TrpoTepov ix'.y.l'jcOvivai T9i<; Kwzaiooi;, öxe Kpä-
TTO? auTr)v SiSTÄcpps'jcev iySkr/ht Ss t) ttÖXk;, o); tive? uev ^aaiv, 'AOvi-
vat, aX>.oi Ss 'Opyof;.ev6c, w; ot Boiwtoi). Es ist klar, dass Ste-
pbanos hier nicbt aus Strabon cescb()pft baben kann ; aber es
ist auch klar, dass beide auf diesellje Quelle zurückgeben,
und diese kann nicbts anderes gewesen sein als ApoUodors
Commenlar zum ScbitYskatalog ^ Strabon und Stephanos zu-
sammen geben uns also ein sehr gutes gelehrtes Material, un-
ter dem ein Bericht des Krates über den Misserfolg seiner Ar-
beiten an Alexander eine nicht zu Yeracblende Bolle spielt.
Auch die Angabe bei Pausanias^, der See habe jene Städte
zur Winterszeit (w: wpa /eiawvo?) verschlungen, darf hier an-
gereiht werden.
Wie baben wir diese Überlieferung zu beurteilen?
Dass die wieder zu Tage getretenen Städte am Südufer der
Kopais lagen, ergiebt sich aus Strabons Worten Trapö. töv Tpi-
Tcovo. xoTaty.6v, denn dieser Fluss mündet von Süden her in
den See (Pausanias IX 33, 7). Daraus folgt, dass man im 4.
Jahrhundert in der dortigen Gegend glaubte, ein älteres Or-
cbomenos habe einmal am Südrande der Kopais gelegen. Dass
wir es hierbei aber mit einer irrtümlichen Lokalüberliefe-
rung ^ zu thun haben, die überdies mit Becht von anderen
bestritten wurde, ist durch die Funde in der Stadt am Akon-
lion bewiesen. Dort ist nicbt allein das Kuppelgrab, welches
doch eine bessere Überlieferung auch schon im Altertum für
<,Vgl. Niese, Rheinisches Museum 32 S. 276.
2 Paus. IX 2i, 2; wenn auci) kürzer fiefassl, so scheint sie doch auf die-
selbe oder eine iihnliciie|,QuelIe zurückzuf.'ehen, wie tSIcphanos, vgl. ejtixXü-
oaaa Tj^aviaev auT« (Allien und EIcusis) f) X''jivri.
3 Wenn diese ein ältestes Orchomenos nach dem Südiiler vcih-gle, so ist
es erklärlich, dass auch der Melasfluss mit durthin wanderte.
ARNE 417
das uralte Schatzhaus des Minyas hielt, das glänzendste Zeug-
niss für das Bestehen eines vorhomerischen , mykenischen
Orchomenos an dieser Stelle, sondern auch die Thonwaare ^
welche der ältesten troischen entspricht, beweist, dass an der
selben Stelle schon eine viel ältere Ansiedelung bestanden
hatte. Mit unsrer auf die Fundthatsachen gegründeten besse-
ren Erkenntniss müssen wir schliessen, dass Orchomenos zu
allen Zeiten am \Vestabhani2;e des Akontion iiele'jfen hat'-^.
Dann bleibt also die andere Cberlielbrung zu Uecht beste-
hen, dass am Südufer des Sees einmal zwei Städte Eleusis
und Athen gelegen haben. Beide kennt der Schißskatalog nicht
mehr, und das von derselben Überschwemmunij: — denn doch
nur so kann Strabon S. 406. 407 verstanden werden — die
sie verschlang, bedrohte Ivopai konnte nur deshalb noch im
Katalog genannt werden, weil es im letzten Augenblicke in
der von Strabon angegebenen Weise gerettet wurde. Denn
nicht ohne Grund heben Strabon und Pausanias gerade bei
Kopai hervor, dass es noch von Homer angeführt werde. Ich
vermute, dass wir hier die Splitter der Gelehrsamkeit haben,
welche ApoUodor in seinem Commentar zur Erwähnung von
KüJTüai zusammengestellt hatte. Das 'dzriiix war aufgeworfen,
wie es denn möglich sei, dass Homer diese Stadt noch unter
den Bundesgenossen Agamemnons nenne, da doch lange vor der
Zeit des Dichters andere Städte am Kopaissee,wie Eleusis und
Athen, durch jene berühmte Hochllut vernichtet worden seien.
Die Antwort wurde in dem oben angeführten Sinne gegeben.
Hier haben wir also die eine grosse uralte Überschwemmung
erreicht, die einmal eine schwere Katastrophe herbeigeführt,
blühende Städte vernichtet hat, die Deiche gebrochen und
vor allem die See- Ebene selbst auf lange Zeit hinaus verwü-
stet haben muss. Sie muss auch der Macht des köniii;lichen
Orchomenos den ersten Stoss gegeben haben, wenn die Stadt
< Athen. MiUlieilungen XI S. 207.
^ E. iMeyer, Geschichlc des AIUmLuuis II ö. l'Ji: All-Oicliüinonos in clor
Ebene am Fusse des Berges beim Kuppelgrab, die spätere ^ladt der make-
doniscben Zeit auf dem Berge.
i\B F. NOACK
selbst auch in ijjesichorler Höhe lag und nur iiire Felder und
Dörfer unten in der einst dem Element abgerungenen Ebene
wieder in den Muten verschwinden sah. Dieses Ereigniss ist
niemals in das Gewand der Sage gekleidet worden, als ein-
fädle aber fürchterliche Thatsache hat es sich durch Jahrhun-
derte im Gedächtniss der Menschen erhalten und so tritt es,
auch in seinen Ursachen natürlich erklärt, noch uns in der
Überlieferung entgegen. Mag auch später noch zuweilen das
Wasser wieder gestiegen sein, wir haben bis auf die make-
donische Zeit' kein weiteres ganz zuverlässiges Zeugniss für
eine grössere folgenreiche Überschwemmung. Die zuerst er-
wähnte, ziemlich junge Version der durch Herakles herbei-
geführten Überschwemmung kann ich nicht für zuverlässig
halten, da auch die dritte in die alte Zeit versetzte Katastrophe
sich bei genauer Prüfung nur als eine unbegründete Wie-
derholung jener ältesten vorhomerischen erweisen wird.
Mit dieser letzteren stehen wir also in der Epoche der my-
kenischen Kultur. Dazu stimmt ja selbstverständlich Orclio-
menos. Aber beachtenswert ist auch, dass die beiden anderen
Orte, Eleusis und Athen, Namen von Städten tragen, in denen
die mykenische Kultur nicht nur mit Vasen und beweglicher
Import waare, sondern mit ihren Mauern, also zu dauernder
llei-rschaft, ihren Einzuü; gehalten hatte: Athen- und Eleu-
< Vgl. Uliiclis a. a. O. S. 21Ü1T.
2 E. Meyer a. a. 0. IIS. 198 setzt die alle neunlliorigc Biiiginauer, die
später den Namen Pelargikon führte 'in mykenische Zeil. Die Überreste
bestäliglen, dass sie in ihren oberen Teilen aus Ziegeln bestanden habe'
(S. 162 Anin.). Ich weiss nicht, woraus dies geschlossen werden kann. Der
mykenische Maucrriiig, der den oberen liand des Burgfelscns umschloss,
und auf dessen hoch erhaltenen Überrest man noch beim liau des öüdllii-
gels der Propyläen Rücksichl nehmen mussle, kann nur in seiner ganzen
Höhe aus Stein gewesen sein. Bei den Terrassenmauern, deren Resle sich
von den Propyläen bis zur Asklepiosterrasse übereinaniler um den Wesl-
und Siidalihangder Burg ziehen an einen Überbau aus Luflzicgeln zu denken
ist noch weniger müglich ; auch sind diese polygonal und werden durch ihre
Technik etwa in peisisiralischc Zeil verwiesen. Sie erklären erst, wie man die
neunlhorige Anlage zu verliehen hat, sie sind zugleich aber auch das frü-
heste Zeugniss für sie. Dass schon in mykenischer Zeil der Aufgang zur
ARNE 419
sis ' in Attika. Über die wichtigen, damit in enger Bezie-
hung stehenden Überreste der Minyerherrschaft hier in At-
tika und dort am Kopaissee kann an dieser Stelle nicht aus-
führlicher gehandelt werden ; hier ist zunächst die Fragenach
den ältesten Übersciiwemmungen zu erledigen.
Auch Arne und Mideia sollen von dem See verschlungen
worden sein. Auf Grund dieser kurzen Angabe Strabons (S.
413) und weil die beiden Städte noch B 507 stehen, hat man
eine zweite nachhomerische Überschwemmung construirt und
hiermit, wie wir sahen, mit Unrecht, die Nachricht über Ko-
pai verbunden. Aber auch die Nachricht über jene beiden
Städte hält nicht Stand, sie stellt nicht einmal eine allgemein
anerkannte Überlieferung dar, sondern ist, wie sich zeigen
Burghöhe durch neun Thore geführt habe (so auch Wachsmuth, Berichte
der Sachs. Ges. der Wissenschaften 1887 S. 39911.) lüssl sich durch nichts,
weder durch liiterarische Zeugnisse noch durch Überreste am Burgabhang
beweisen. Auch spricht die bei allen anderen niykcnischen Burgen doch in
den Grundziigen übereinstimmende Art der Thoranlagen ebenso wie ihre
Zahl gegen Furm und Thorzahl des polygonalen, vielleicht erst unter Peisi-
stratos angelegten Pelargikon. Sicher wissen wir nur, dass sich in rajkeni-
scher Zeit am Rand des Burgfeisens und unten an seinem Fusse je ein ein-
facher kyklopischer Mauerring herzog, dessen Name Pelargikon war(E. Me-
yer, Forschungen I S. 6 11".). Als diese beiden mjkenischen liingmauern in
die Terrassenanlage als oberster innerster und unterster äusserster Kreis
hineingezogen waren, wurde der alte Name auf diese ganze Befestigung über-
tragen, und von da an war das Pelargikon neunthorig. Als solches wird es
erst von Kleidemos erwähnt (s. Curtius, Stadtgeschichte S. LXXVI).
' Die innerhalb iles pcisistralibchen Tempels zu Tage gekommenen Mauer-
züge, die Fundamente des vorpeisistratisclicn Ileiliglumes, sind zu dati-
ren (s. u. S. 4'27); die dazu gehörigen Mauerfundamente A A' A" vO sind
also nicht die der Peribolosmauer des ältesten Ileiligtumes, wie 0. Ku-
bensohn, Die Mjsterienheiligtümer in Eleusis und Samothrake S. 15, will.
Die Umfriedung des ältesten eleusinisclion Kullplalzes war inykenisch; ein
mykenisches Mauerslück ist | bei 0') erhallen, an mykenisehen Gelassen
und Scherben fehlt es hier nicht. Zwischen der vorpeisistratisclicn (A'vO)
und der peisistratischen Bezitkmauer (TT') ist ein mykenisches Grab,
am Südwestabhang des Akropolishügcls ein kleines Kuppelgrab gefunden
worden (s. "EifrjiJLepU äp/. 1889 S. 171 11'.). Üb uiUer denScherben solche sintI,
welche milden vormykenischen, alttroiscben übereinstimmen (Aroh. Anzei-
ger 1893 S. IG), ist, wie mir B. Graef jetzt miUeill, noch nicht entschieden.
420 P- NOACK
lässt, eine ganz durchsichtige Erfindung, offenbar nach Ana-
logie der ursprünglicli allein bekannten grossen Überschwem-
niuna:. Zunächst inleressirt uns das eine, dass wir hier we-
nigstens einem Namen begegnen, der seinen Doppolgjinger in
dem argivischen Alideia hat. also auch in einer mykenischen
Burg. Schon hieraus möchte man schliessen, dass auch die
letzte der Kopaisstädte, Arne, in der mykenischen Zeit bestan-
den liabe. Und gerade bei ihr kann man denn aucli zu einem
greifbareren Ergebnisse gelangen als bei den vorher genann-
ten Namen.
Doch ehe wir dieser Frage weiter nachgehen, müssen wir
die Burgen betrachten, welche im nördlichen Kopaissee und
seiner Uma-ebun"- bis heute erhallen sind '.
3.
Von Kopai sind Inschriften und andere Reste bei und in
dem heutigen Topolia zur Genüge gefunden, um an der Lage
der alten Stadt nicht zu zweifeln^. Dass aber diese zu irgend
einer Zeit von einer anderen Stelle hierher verlegt worden
sei, wird nirgends überliefert.
Etwa dreiviertel Stunden westlich von Topolia, zehn Ali-
nuten von dem nächsten östlichen IJfervorsprung, steigt aus
der See-Ebene eine stattliche Insel auf, welche von den Um-
wohnern des Sees Gla genannt wird. Der auf Taf. 10 gegebene
Plan überhebt mich einer Beschreibuno; ihrer alkemeinen
Form. Die Insel besteht in ihrer ganzen Masse aus Fels, der
ohne Übergang sich überall direkt aus der Ebene erhebt und
im westlichen Teile der Nordseite, wo die F^elswände senk-
recht abfallen (Taf. H ), eine Höhe von etwa 70'" über der
Ebene erreicht. Nur ein kleines Stück erheljt sich jedoch zu
dieser Höhe, das übrige von den Felsrändern getragene Ge-
t Vgl. ol)(;ii S. 154.
2 (;. /. G. Sept. I 494 f. Vgl. Forcliliamnicr a. a. 0. S. 179. Ulrichs a. a.
0. S. 199. W, Vi.sclicr a. a. 0. S. 570.
ARNE 421
biet senkt sich nach Westen und Süden allmälig zu halber
Höhe, bedeutender dagegen nacli Osten, wo das Nordthor an
der tiefsten Stelle nur etwa 12'" über der Ebene liegt. Ein
niederer Sattel (etwa <0"') trennt die westliche Hauptmasse
der Insel von einer kleineren östlichen Erhebung (etwa 43'"),
welche gleichfalls im Norden von schroffen Felsen getragen
wird und sich gleichmässig nach den anderen Seiten abdacht.
Eine flache Mulde führt von dem Westtlior D ostwärts zu ei-
ner Sattelhöhe, die wieder südöstlich zu dem Thore ^ abfällt
und so die südlichste Erhebung der Insel als ein selbständiges
Glied vom Übrigen unterscheidet.
Diese Insel trägt auf den äussersten Rändern ihrer Felsen,
so dass kein Fussbreit ihrer Oberfläche verloren geht, eine
gewaltige fast 6'" starke Ringmauer und innerhalb dieser die
Fundamente anderer Abschlussmauern und zahlreicher Ge-
bäude. Es ist die mächtigste Ruine aus mykenischer Zeit. Um
einen BegrilTvon ihrer Grösse zu geben, genügt ein Vergleich
mit der Ausdehnung der anderen mykenischen Burgen (Taf.
10). Die grösste Länge von Mykenai ist 323'", von Tiryns
282'", ungefähr ebensoviel beträgt die der mykenischen Akro-
polis von Athen, die des mykenischen Troja (VI. Schicht)
183'", diejenige des Paläokastro auf der Insel Gla 865'". Bis
heute besitzen w ir über diese Riesenburg nur wenige und nur
immer wiederholte Angaben ^
Ich hatte mich zuerst Anfang Mai vorigen Jahres dort auf-
gehalten und mit Unterstützung meiner Reisegenossen einen
vorläufigen Plan aufgenommen. Meine Absicht war, bei einer
Veröftentlichung desselben zugleich auf die Notwendigkeit ei-
ner Ausgrabung hinzuweisen. Zwar hatte Schliemann, als er
von Orchomenos aus Gla besuchte, von einer Ausgrabung ab-
gesehen, aber noch ragte der mächtiü;e Unterbau des Palastes
' liulliiif,', Bäileker's (iriocli(M)laii(l ^ IS. 19? (die cinzif^e Hoscliicit)un,Er, die
Vj. Meyer a. a. O. II Ö. 12'J aiiliihren kann) giebt nielil niclir als l\»rclihain-
mer a. a. O. S. 179 f., weniger Ulrichs a. a. 0. S. 'ÜIT und Vischer a. a. O.
S. 581. In Folge dessen tritt diese Burg aucli Lei Scluiclihardl, t>clilieinanns
Ausgrabungen S. 330 und Busoll, Griecli. Gesch. ^ I S. 10 solir zurück.
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. 29
422 F- NOACK
auf der Höhe im Norden mehr als zwei Meter über dem Fels-
boden auf (s. Taf. 11), selbst die Züge einicjer Innenwände
Hessen sich erkennen, und auch andere Fundamente südlich
davon galt es noch zu untersuchen. Nach einer gründlichen
Reinisunii des «anzen umschlossenen Gebietes von dem dichten
Gestrüpp würden noch manche der überall zerstreuten und
nur mit Mühe zu constatirenden Gebäudespuren deutlicher zu
übersehen sein.
Der Wunsch nach einer Untersuchung der Ruinen wurde
schneller, als wir dachten, erfüllt. Kaum einen Monat später
begann Herr de Ridder seine Ausgrabungen, welche das In-
nere des Palastes und den grossen Agoraplatz im Süden frei-
legten [s. jetzt B. C. H 1894 S. 271]. Inzwischen habe ich
meinen Plan durch genaue in diesem Sommer mit dem Mess-
o"
tisch vorgenommene Aufnahmen revidirt, wobei selbstver-
ständlich alles, was die französischen Ausgrabungen zu Tage
gefördert hatten, ausser Acht gelassen worden ist.
Aber auch die völlig unabhängig von den Ausgrabungsre-
sullaten und, wie gesagt, zum Teil schon vor diesen angestellte
Untersuchung der Ruinen führt zu einer Reihe von Ergebnissen,
welche für die Erkenntniss der mykenischen Zeit und Kultur
von Bedeutung sind.
Wir haben auf Gla nicht nur eine Burg im engeren Sinne,
sondern eine grosse Stadtanlage zu erkennen', innerhalb die-
ser sehen wir den Palast [P), dessen Nordseite sich über der
Burgmauer erhebt und diese als Fundament benutzt, sich mit
einem mächtigen Flügel nach Süden erstrecken. Auf dem nach
Süden abfallenden Terrain umschliessen die Fundamente lang-
gestreckter Gebäude (Hallen) einen weiten etwas eingesenk-
ten Raum, in welchem wir wol, zum erstenmal in einer my-
kenischen Burg, die Agora erkennen dürfen. An zwei grössere
rechteckige Gebäude im Süden {L. L) schliesst sich je ein
schmalerer Bau (/. A') an, der sich etwa 100'" nach Norden
hinzieht, wo eine Quermauer und an der Nordostecke wie-
' Ebenso R. Meyer a. a. 0. II S. 129, nacli ei;j:ciicr Anschauung.
ARNE 423
der ein grösseres Gebäude (//) die Agora abschliessen. Ein
Tlior {G) in dieser Quermauer, von zwei Pfeilern flankirt,
gewährte denen, die vom Palaste kamen, Einlass. So sicher wie
der Abscliluss der Agora im Nordosten und Westen ist derje-
ni'TC nacli Süden niclit. In dem Baume zwischen den beiden
Südbauten (gegen 30'") liessen sich keine weiteren Spuren
feststellen. Vielleicht verzichtete man auf einen Abschluss der
Agora selbst nach dieser Seite, weil unmittelbar davor sich
das Thor der grossen Umfassungsmauer {F) befand. Diese
setzt mit beiden Enden an der Hingmauer an und umzieht
noch überall deutlich erkennbar, in der Stärke von etwa 1 ,20'",
Palast und Agora. Nur zwei Thore, ein kleineres [E] und
das grosse Südportal mit zwei mächtigen Pylonen (/'), durch-
brechen die lange Mauerlinie, welche ihrerseits sowol mit
der nördlichen Abschlussmauer der Agora als auch mit dem
Osttlügel des Palastes durch eine Mauer verbunden war. Die-
ser ganze Complex mag wol einen Ersatz für die hier fehlende
ei"-entliche Akronolis iiebildet haben. Für alle die weiteren
sehr interessanten l-^inzelheiten in Palast und Agora muss ich
auf den in Aussicht stehenden Bericht von Herrn de Ridder
[B. C. H. 1894 S. 271] verweisen.
Auch die kleinere Kuppe im Osten scheint eine eigene Ab-
schlussmaucr gehabt zu haben. Verfolgt man nämlich die Spu-
ren der freilich sehr zerstörten Mauer (/l. A ), so trifft man gera-
de etwa auf den Mittelpfeiler eines grossen Doppelthores [B\
das die Südmauer durchbricht. Hierdurch würde die auffal-
lende Form dieses Thores ( S. i34 ) eine gute Erklärung linden :
das östliche Thor führte zu dem abgeschlossenen Gebiet der
Ostkuppe, das westliche in das Stadtgebiet ausserhalb der-
selben. In der von mir angenommenen Linie der Abschluss-
mauer lässt sich eine nach dem Sattel, also nach aussen vor-
sjjringende Fundamentspur vielleiclit als Pfeiler eines Thores
erklären, womit dann der Zweck der Mauer gesichert wäre.
An eine Terrassenmauer ist bei dem gerade hier sehr sanft
ansteigenden Hoden nicht zu denken.
Zu den auf dem Plane eingczeiclinelen l'jnzelbaiitcii ist kaum
424 F. NOAf-K
mehr zu bemerken, als dass zwar sichere, aber nur sehr arm-
selige Grundlinien vorhanden sind, die sich z. T. zwischen
den zackig hervorstehenden Kelsen gänzlich verlieren. Eine
Ausnahme macht der lange hallenähnliche Unterbau im Nord-
westen (il-/), dessen westlicher Teil in zwei Schichten noch
erhalten ist. Wegen seiner Form bemerkenswert ist das Ge-
bäude auf der üstkuppe (0); bei der Abmessung der spär-
lichen Spuren ergab sich der Grundriss, wie der Plan ihn
zeigt, ein längliches Rechteck, das an der nördlichen Schmal-
seite durch einen Halbkreis geschlossen ist. Unwillkürlich
denkt man an die beiden Ilaupträume des Buleuterions in
Olympia, und, obwol ich keine Beziehung herstellen kann,
will ich doch auch daran erinnern, dass sich gerade in Böo-
tien drei Tempel mit Apsis gefunden haben (Ptoon, Kabirion,
Thespiai). Aber da sich auf dem ganzen Stadtgebiet, bis auf
eine jetzt zerstörte Kapelle auf der Palasthöhe, keine Spuren
aus irgend einer späteren Zeit gefunden haben, so müssen wir
zunächst annehmen, dass auch jenes Gebäude in der mykeni-
schen Zeit entstanden ist, aus der wir keine Analogie zur Er-
klärung heranziehen können. Auf der südlichsten Erhebung
scheint ein grösserer Bezirk (TV) gelegen zu haben.
Den weitaus imposantesten Teil der Ruinen bildet die Ring-
mauer mit ihren Thoren.
Hier ist hervorzuheben, dass von der Mauer zwar fast nir-
sends viel mehr als die untersten Teile erhalten ist, dass sie
aber an keiner einzigen Stelle vollständig fehlt. Die Zerstö-
rung, zu der elementare Mächte wol mehr beigetragen haben
als menschliche Kraft, hat nur die oberen Schichten getroiYen.
Da die Mauer an dem schrägen Abhang der Felsen errichtet
ist und bei der grossen Stärke' von durchgängig 5,70'" die
Höhe des Bodens innen von der äusseren sich sehr unterschei-
det, so sehen wir die Zerstörung auf der Innenseite meist bis
zum Boden durchi^eführt, während die Aussenseile überall
* Nur Tirjiis und t-iiiige Stücke der .Mauern vun .Mjkcnai zeigen eine
grössere Slarkc.
AKNE iiO
noch mehrere Schichten, an einzelnen Stellen bis zu 3™. Flöhe
emporragt. Da die Stätte in späterer Zeit nicht bewohnt war,
so sind die Trümmer der Riesenmauer auch niemals als Stein-
bruch benutzt worden, und unberührt liegt daher die grosse
Masse grosser und kleiner Blöcke noch heute um die Mauer-
züge selber da. Aus dem vidlig gleichartigen Zustand des
grössten Teiles des Ringes — die Mauern sind durch ihre ganze
Dicke hindurcb vor allem da liorizontal rasirl, wo der Boden
sich senkte — auf eine einiieitlicli durcligefuhrte Zerstörung
zu schliessen geht nicht an: eine solche würde Monate, wenn
nicht länger gedauert haben.
Die Mauern waren massiv aufgebaut und nicht etwa, wie es
in späterer Zeit meistens geschah, aus zwei Stirnmauern und
aufs Geratewol dazwischen geschütteten Steinen gebildet. Spu-
ren zu finden, welche das Vorhandensein von Gallerien wie in
Tiryns oder 'Poternen' wie in Mykenai (Steffen, Karten von
Mykenai S. 16) erwiesen, wird man schon wegen des jetzigen
Zustandes der Mauern nicht erwarten. Ausserdem würde we-
nigstens die Anlage von Gallerien, wenn man nacii Analogie
von Tiryns schliessen darf, eine grössere Mauerdicke erfordern.
Viel wichtiger ist eine andere Eigentümlichkeit der Mauern
von Gla. die wir bei den ari>i vischen Burgen nicht in dieser
Weise finden. Die Fluchtlinie der Mauer ist in bestimmten,
zwischen G'" und 12'" schwankenden ', in der Mehrzahl 9-10'"
grossen Abständen von Absätzen unterbrochen, so dass sie im
Grundriss ein säge- oder treppenlörmiges Aussehen erhält. Psach
je 6'", 7'", 9'" u. s \v. endet sie mit einer Ecke, welche aus ho-
rizontal aulVinander geschiciiteten Blöcken sorgfältiger gebaut
ist (Fig. 1). Audi die äussere Kante ist, soweit es bei dem
Mangel eines wirklichen Fugenschlusses möglich ist, gerade
und scliarf. Besonders an der Nordseite ist deutlicli zu beob-
achten, dass man diesen locken dadurch eine grössere Fe-
stigkeit zu geben suchte, dass in einer der oberen Schichten
ein sehr breiter (z. B. 1,65'") und tiefeingreifender (z. B. 2'")
' Usllicli VOM 'lliui- /; V.. li. 1 l'"VH), 1 1'>'30, \\c>llicli davon Li-'^ö, 5'"85, b'"80.
4:6
F. NOACK
oder ein sehr liolicr Block eingefügt wurde. An die ein-
springende Seite dieser Ecke setzt etwas zurücktretend das fol-
gende Mauerslück an. Das Stück, um welches die Ecke vor
diesem vorspringt, ist von ganz verscliiedener Grösse; zwi-
schen 15"" ( 10"" nur sehr selten) und 60'"' lindet man die ver-
schiedensten Masse; am häufigsten '25,30 und 40'"'. Die stär-
keren Vorsprünge finden sich meist auf der Südseite. Nur an
drei Stellen konnte ich einen Stein finden, der von dem Vor-
FlG. \.
Sprung noch in das zurückstehende anstossende Mauerstück
eingriff, und an dem nur die einspringende Ecke etwas an-
gearbeitet war. Jedoch betrug dieses Übergreifen stets nur we-
nige Centimeter, und da sonst überall die Ecksteine in die
Mauer hineingehen und mit dem anstosscnden Stück, von aus-
sen gesehen, wirklich ein neuer Absatz beginnt, und da end-
lich die Innenseite der Mauer an denselben Stellen wie die
Aussenseite derartige Vorsprünge enthält ' , so liegt die An-
nahme nahe, dass die Mauer überhaupt in solchen Abschnitten
erbaut wurde, und dass man den folgenden Abschnitt erst be-
gann, wenn der vorhergeliende durch die ganze Mauerslärke
hindurch vollendet war. Diese Technik, in einzelnen Abschnit-
* So koniile an verschiedenen I'iinklcMi das VoilKUnIcusein von Vorspiiin-
gen aussen auf Grund der noch vurhandcncu inneren ersclilossen werden.
ARNE 427
ten zu bauen, ist aus Tiryns bekannt'. Die Oberfläche der
Mauer ist leider zu sehr zerstört und mit Trümmern bedeckt,
um den ^vahren Sachverhalt noch mit völlig;er Sicherheit fest-
stellen zu können ; an einzelnen Stellen lässt sich aber erken-
nen, dass der Abschnitt von aussen nach innen die ganze
Mauerdicke durchzog, was für die obige Annahme sprechen
würde. Versuchen wir nun dieses Verfahren zu erklären^. Es
Hess sich dadurch allerdings nicht nur jede gekrümmte Linie
vermeiden, sondern auch das Gellinde noch besser und voll-
ständiger als durch Curvenführung ausnützen und jedes am
Felsrand freibleibende Fleckchen in die Umwallung herein-
ziehen. Aber man verstand doch in jener Epoche auch die
Mauer im Bogen zu führen, wie einzelne Stellen in Tiryns
und vor allem Mykenai beweisen, und ausserdem ist nicht er-
klärt, weshalb man auch da, wo das Terrain eine gradlinige
Mauerflucht verlangte (z. B. links und rechts vom Nordthor),
den Bau sogar in besonders kleinen Abschnitten durchgeführt
hat. Ich glaube daber, dass hier ursprünglich noch ein an-
deres Prinzip mitgesprochen hat, nämlich die Rücksicht auf
die richtige Flankirung der Mauerstrecken. Wir finden bei
älteren Burgen der griechischen Zeit dieses Prinzip mit Vor-
liebe angewandt. Bei den Mauern von Abai, die wol schon
im 7. Jahrhundert entstanden ^ ist zwar die Innenlinie in ei-
' Dörpfeld bei Schliemann, Tiryns S 359.
2 Füiclihammer's Gedanke an 'Tagewerke' ist bei der Kolossalität selbst
der kleinsten AbscImiUe nicht annehmbar, und ebensowenij; hält auch die
von ihm selbst vür;,'ezo,i,'ene Krkbirun,;,' Stand, dass die Al)schnitte den Zweck
gehabt hätten, bei einem feindlichen Angrill' die zerstörende Wirkung auf
einen sülcben Abschnitt zu beschranken, ohne dass ein grösseres Stück
nachstürzte. Denn an eine derartige Zerstörung der Mauern unmittelbar
l>eim AngritV hat man bei dem gänzlichen Fehlen von Belagerungswerk-
zeugen und bei der Art ältester KriegstTiliruiig ülurhaupi unmöglich denken
können. Das bezeugt nicht nur das Epos, sundern die Kriegsgeschichte bis
zur makedonischen Zeit.
•'' Ich glaube das aus Folgendem schliessen zu dürfen. Die polygonalen
Mauern von Abai zeigen die Kigenlümlichkeit, dess die Mehrzahl der Fu-
gen nicht in geraden, sondern curvenl'örmigcn Linien geführt ist. Das ist
nicht die ursprüngliche Weise des Pulygonal[)aues, somiern bereits eine Art
4-:8
F. NOACK
ner Fliii'lit iinunlcrbroclien rortgefiilirt, die Aussenseile aber
spriiii^t in grösseren Abständen, (50, 30, 50'") mit einer scbar-
fen Ecke vor, deren Tiefe zwiscben 0,85 und 1,50'" schwankt
(Fig. 2, c). Diese Vorsprünge können nur zur Flankirung
b
TuojA.
Samikon.
Abai
Fig. 2.
gedient haben, eine technische Notwendigkeil lag, w^ie schon
die durchgehende Innenseite beweist, nicht vor. Die hochai-
Stilisirung, welclio den Bau iiiil gra(lscilif,'cn rulygunea voraussoUl. Nun
findet sich dieselbe Technik hei den Heslen des vorpeisisiralischen Hei-
ligtums in Eleiisis (SS'S" auf dem Plane FIpax.Ttxa 1887 Taf. 1), das
man in solunische Zeit zu setzen pflegt. Das hoivunagondsle Beispiel dieser
Pülygonalhauten mit Curvenfugung ist die grosse Terrassenmauer in Delphi
(Pomlüw, Beiträ^'e zur Topographie von Delphi Taf. 5. 6. 9), deren von
Wilamowilz (Arisloteles und Athen I Ö. 35. II S. 287) vorgeschlagene Dali-
rung — sie wird im 7. Jahrhundert vom homerischen Apoilohymnus •?;).") f.
erwähnt — durch den Veri^Meich mit den eleusinischen liesten Ixistätigt wird .
Als drittes Beispiel tritt die Mauer von Ahai hinzu, zu deren sonstigem al-
tertümlichen Charakter (s. o.) die Entstehung im 7. Jahrhundert also vor-
ircfllich passl. Vielleicht gehört auch der ältere Tempel von Rhamnus
hierher.
ARNE
429
tertümliche Form des Tliores, welche der mykenisclien nahe
steht, erlauht die Vermutung, dass auch jene Vorsprünge in
Anlehnung an ein altüberliefertes System gebaut seien. Noch
stärker (4-5,50"') sind die Vorsprünge die sich an der Süd-
mauer von Samikon ^ in Abständen von etwa 20'" folgen, ihre
grosse Tiefe verlangte dass die Innenseite der Mauer der äus-
seren Linie folgte (Fig. 2, d). Da sie gerade nach einem fla-
chen Sattel gerichtet sind, der den leichtesten Zugang zu den
Mauern bot, so erklären sie sich in keiner anderen Weise als
die Vorsprünge von Abai. Ebensolche Vorsprünge finden sich
-A»-
FiG. 3.
nun auch in Tiryns und iMykenai an mehreren Stellen, wo
keine Hücksicht auf das Terrain sie erforderte, sondern wo sie
nur dem Zwecke dienen konnten, die Mauer wirksamer be-
streichen zu können-^. Halle man dieses Prinzip einmal, so
musste es auch an gradlinigen Strecken zur Anwendung kom-
men. Erst in zweiler Linie konnte man es dann \erwenilen,
um die Curve zu vermeiden und auch ohne sie der Bodenform
< ExpfdUion de la Murre I Taf. .")/,; dio uhiMi gpfrolienc Ski/./.e. wie ilic vuii
Ai)(ii, nach iMj,'eiier Auriiahiiio.
2 tSletVen, Karleu vuii M^-kenai Ö. 27 f.
430 F. NOACK
sich anzuscliliessen. Und endlicli konnte es zu einem Stile,
einer Kunstform werden, indem man zuerst noch die Ab-
schnitte, in denen man baute, durch die inneren und äusseren
A^orspriinii;e markirle. dann aber Nvas aussen durcli diese be-
zeichnet werden sollte, im Innern der Mauer liar nicht mehr
durchfidirte. Dass es eine solche Stilisirung 2;ab. wird jetzt
durch die Mauer von Troja bewiesen. Die diesjährigen Aus-
grabungen ' haben die im vorjährigen Bericht 'Troja 1893'
S. 45 ausixesprochene Vermutuno; bestätigt, dass die "anze
Ringmauer der l^ure; 'als ein Polv^on von last 2;eraden Linien
gebildet war'. Ferner hat sich herausgestellt, dass an allen
Ecken des Polygons, in regelmässigen Abständen von etwa 9'",
die hier geböschte Mauer um etwa 0,10-0,15'" wie auf Gla
(vgl. Fig. ?, c), vorsprang und auch auf der Innenseite die
entsprechenden einspringenden Ecken zeigte (Fig. 2rz vgl. oben
S. 384). Diese Ecken sind nun erst nachträürlich eingearbeitet
und die sie bildenden Steine gehen so häufig in das folgende
Mauerstück über, dass eine bewusste durch2;ehende Trennuns;
einzelner Abschnitte der oanzen Mauerstärke hier nicht mehr
angenommen werden kann. Auch der Umstand, dass innen die
entsprechenden Vorsprünge sind, beweist hier nichts mehr,
weil auch mehrere Gebäudestützmauern (VI F, VI M; s. oben
S. 384) dieselben ^'orsprünge und zwar natürlich nur auf der
Aussenseite haben (Fig. 2, b). Ebensowenig lässt sich bei der
geringen Tiefe der Vorsprünge an einen fortificatorischen Zw^eck,
nämlicli an eine Flankirung, denken ; gerade da, wo er noch
m()glich wäre, d.h. wo die Vorsprünge noch etwas breiter sind
(VI M) würde er durch die Bestimmung der Mauer (innere
Terrassenmauer) hinfällig werden. Wo so sehr jeder praktische
l'^rklärungsversuch versagt, bleibt keine andere Mr)ijrliclikeit
als die Stilisirung eines früher wirklich praktischen Zwecken
dienenden Motives anzunehmen, wie es oben geschehen ist.
Unter dieses selbe Urteil fällt auch die Ringmauer von Gla;
vorzüglich für die gradlinigen Strecken gilt es ; im allgemeinen
< Vgl. oben S. 383 f.
ARNE
431
steht sie noch auf einer etwas früheren Stufe der Entwickelung,
da, wie wir salien, doch nocli die ursprünglicheren prakti-
schen Zwecke hie und da sich erkennen lassen und hefolgt
worden sind. Immerliin aber ist die grosse Verwandtschaft,
welclie das Bild der Burgmauer von Troja und das unsrer Ko-
paishurg ergeben, von niclit zu unterschätzender Bedeutung
für unsere Erkennlniss der Beziehungen, welche in mykeni-
scher Zeit Ostgriechenland mit Kleinasien verbanden.
Die Biniirmauer wird von vierThoren durchbrochen. Die bei-
den liauptthore nach Süden {A) und Norden {C) sind in ihrer
Grundform einander gleich (Fig. 3 und 4)'. Zwei mächtige
turmartige Bauten begrenzen den über 5'" breiten Eingang
-ix.
Fig. 4.
(5,50'", 5,30'") Ihre Breite schwankt, wie die aller anderen
Thortürme, zwischen 5 und 6"'. Der östliche Turm von B ist
noch 4.60'" hoch erhalten. Man wird sich diesen Einü-ano-. wie
in Tiryns und Troja, otTen. ohne Thorverschluss zu denken
haben. Daliinter lieij;t, von dünneren Mauern umgeben, ein
kleiner Thorhof, dessen Bückwand sich, wie es bei dem Süd-
tlior (Fig. 3) noch besonders deutlich ist, zu einem ebenso
breiten lungan"' öffnet, liier baben wir den festen Thorver-
schluss zu suchen, l^^inen Deckbalken bez. Deckstein bat man
' Iirtüiiilicli ^icljl Biisull a. a. O. S. lOilein Xordllior allein diese Grund-
form.
432 F. NOACK
über den vor(]eren Türmen so ^veniü; anzunehmen wie in Ti-
ryns, Troja oder in Mykenai vor dem LiAvenllior. Schon der
forlificatorische Zweck dieser tiefen Thorwege und Tliorhöfe
( Benndorf, GjiUhaschi S. 1"?ß; Heichel, Ilomcrisclie Wafien
S. 18) ^^ürde es verholen haben. Die begehbare Verbindung
der beiden Mauerstücke rechts und links vom Thor bestand
aus den Deckbalken des inneren li]inij;an<2;es , welche zum
Schutze des hcHzernen Thores nötig waren und dann, da die
inneren Mauern etwa 1.30'" breit sind, auch einen genügenden
Verkeil rsweii; boten. Der Thorhof des Nordthores C war da-
durch etwas kleiner, dass seine westliche Seitenwand in die
Fluchtlinie der Innenwand des Turmes gelegt war. Irrigerweise
hat man dieses Thor für das stärkere erklärt*. Aber sclion da-
durch, dass die beiden Türme nur um 60"" vor die Fluchtli-
nie der Mauer vorspringen und in Folge dessen weniger Ver-
teidigern Platz bieten, erscheint dieses Thor als das schwä-
chere. Denn bei dem Südthor springt nicht nur der westliche
Turm fast 5'" vor, sondern vor allem tritt der östliche gleich
einer Bastion und ähnlich dem Turme am Löwenthor und am
Ostthor von Troja ^ noch um weitere 5'" über den Westturm
heraus und erschwert schon dadurch einen Angriff oder gar ein
Eindringen in geschlossener Masse. Weiter liegt das Nordthor
nur etwa 12'" über der Ebene; das ganz aUmälig von dieser
bis zur Mauer ansteigende Gelände bereitete also dem an-
rückenden Feinde kaum eine Schwierigkeit und ausserdem
bot gerade hier die nach beiden Seiten in grader Linie ab-
ziehende A'Iauer keine Flankirung und keinen Schutz für
den Eingang, in starkem Gegensalz zu dem an den Weslturin
von Thor A anschliessenden Mauerslück. Man sollte daher
denken, dass gerade das Nordthor durch weiter vorspringende
Flankirungslürme stärker befestigt worden wäre; das ist aber
nicht der Fall. Dagegen war die Lage des Südlhores A (und
* Lollin^', Hädeker's GrieclionlaiKl und ihm (oliicinl Uiisull a. a. (). ; die
mächliK vorsprinpendon Türme von A werden hier gänzlich ignorirl.
? Hier verlrilt das Ende der breiten IMauer die S(,ellc des Thorturincs.
AHNE
433
auch die des Doppelthores D) schon von Natur eine festere.
Zumal beim ersteren steigen die Felsen beinahe bis zu 40'"
empor, und nur auf einem schmalen, steilen und felsigen Wege
kann man zum Eingang gelangen. Dennoch hat man diese
natürliche Stärke dur(;h die künstliche Anlage nur noch erhöht
und damit das Südthor viel stärker gemacht als das Nordthor.
Sucht man nach einer Erklärung hierfür, so kann es m. E.
nur die sein, dass man, als dieses Thor angelegt wurde, gerade
von Süden her eine grössere Gefahr gewärtigte.
Die Türme dieser Thore überragen noch jetzt mit ihren
Trümmern die anstossenden Mauern beträchlich (4-5'"); ihre
ursprüngliche Höhe iässt sich nicht mehr bestimmen. Sie
waren massiv "ebaut. Die Mauern der Höfe lassen sich nur
o
noch in ihren Fundamenten erkennen. Schliesslich sei noch
zu Thor A bemerkt, dass sich an der Innenseite des Osttur-
mes das am Thorhof entlang zur Turm- und Mauerhöhe auf-
steigende Fundament einer erst 2,40'" und neben dem Turme
selbst 1,40'" breiten liampe {a. a) deutlich erkennen Iässt.
-Ml
Fig. 5.
Ein weiteres Tiior im Westen (/)), dessen Existenz ange-
zweifelt worden ist^ Iässt sich sicher konstatiren (Fig. 5). In
seinen Massen ist es etwas kleiner als .1 und C, halte aber
auch sicher einen Thorhol und wiii'de auf der Nordseite von
einem 1,65'" vorspringenden Turme llankirl. Der Aufstieg von
der Ebene ist, wenn auch nicht so hoch — das Thor führte zu
' Z. 13. voll Lulliiii:, daher es von Busull überhaiipl iiiclil erwaluil \vird.
434
F. XOACK
der oben erwähnten muldenartigen Senkuns; des Stadt2:ehie-
tes — so doch kaum \veni2;er steil und felsig wie der zu Thor
A. i']s ist nur noch in (h^n untersten Laii(Mi zu erkennen. Aus
ihm luhrle der U e^j; nach Kopai.
Bis jetzt überhaupt nocii nicht bemerkt ist dasoben erwähnte
Doppelthor B in der Südmauer, vielleicht weil man die bei-
den Lücken sei es übersehen — ij;erade hier sind die Thortürme
bis zum Niveau der Mauern hinab zerstört — sei es als Fol^ijen
einer Zerstiu'ung angesehen hat. Aber an den vier Kcken die-
ser Mauerstücke lässt sich eine viel sorgläUigere Bearbeitung,
ein viel regelmässigerer Aufbau als selbst an den oben be-
sprochenen Mauervorsprüngen erkennen, und deutlich lässt
sich die sorgfältige fassadenartige Behandlung grossenteils
durch die Tiefe der ganzen Mauer verfolgen (Fig. 6). Dazu
-**- -ii£
Fig. 6.
springt neben dem westlichen Thorgange die Mauer in ei-
ner Breite von 5,5'" niclit nur aussen, sondern auch innen
etwas vor, so dass sich hier ein Thorturm von 7'" Tiefe er-
giel)t. Endlich ziehen sich die innerhalb der Mauer liegen-
den Steinhaufen aultäüig weiter nacli dem Innern hinein, als
bei den übrigen Mauerstrecken, was nur in der Annahme eine
einleuchtende Erklärung findet, dass, wie bei den anderen
Tlioren, auch hier ein Thorhof sich angeschlossen hat. Der
Versuch, diese sonst sehr selten begegnende Form des Dipy-
lon ' hier in der Ringmauer zu erklären, ist oben (S. 'i'2'S)
gemacht worden.
' Abgesehen vuii ilciii ^'iüsscixmi uikI jüni;orni 'l'lioihau an ilci 11. Triada
ARNE 435
Als Fig. 7 ist endlich noch ein kleines Thor ahgebildet,
das sich in der östlichen Abschlussmauer von Palast und Agora
{E) befindet. Mehr als die in dem Plane aufgenommenen
Steine ist nicht vorbanden, dennoch ist sein Vorhandensein
durch sie genügend gesichert. Fragen liesse sich nur, ob die
ausserhalb des eigentlichen Thorplanes befindlichen Steine an
ihrer Stelle liegen und in diesem Falle eine dem südlichen
Thorpfeiler vorgesetzten Turm bezeugen. Eine Sicherheit er-
geben die wenigen Reste nicht.
Fig. 7.
Ehe wir die Tbore verlassen, müssen wir sie noch b insicht-
lich eines Punktes betrachten. Alle vier Thore konnten einem
feindlichen Angriffe ausgesetzt sein. Weder bei dem Westthor
D noch vor allem bei den Thoren B und C finden wir eine
vorgeschobene Bastion, welche die Absicht zeigen konnte, des
Angreifers ' unbeschildete ' Seite zu gefährden. Überall dage-
gen— denn auch bei dem Üoppelthor machen die Analogie
und der oben angegebene Grund es mehr als wahrscheinlich — ■
finden wir den Thorhof, in dem die Angreifer sich fangen
konnten. Nach Ueichers Darlegungen (Homerische WaiYen
n ff.) braucht das nur erwähnt zu werden, um sofort erklärt
zu sein, und auch die Anlage der grossen vorspringenden Ba-
stion des Tliores A wird jelzt, wo wir wissen, was mykeni-
sche Schilde sind, nicht mehr durch jene falsche Annahme
begründet werden.
iu Allicn (vgl. diese Zcitseliiifl III Tal. 3. i) sielie das Doppolllior von
Krane auf Kephalenia (gcbildel durch einen ;in die Tiefe des breiten Thor-
weges ficselzlcn Turin, s. Partsch, Illiaka und Kcplialenia Taf. 1 ) uuil (\<^\\
inneren Absclilu.>>s des arkadischen Thores zu Messeno.
436 F- NOAGK
Wir können schliesslicli auch hei der Frao;e naeh der all-
gemeinen Teclinik der Mauer von (h-n Thoron aus";ehen. De-
ren 'l'iiriiie sind in sorgfältitiierer Art gebaut; grosse an ilirer
von aussen sichlharen Seile oblonge ni()cke ' sind in regelmäs-
sigen und zienilicb durcbgelienden horizontalen Lagen ge-
schichtet; nur ganz selten füllen kleine Steinbrocken eine un-
vermeidliche Lücke aus. Diese Blöcke sind sorgfältig bearbei-
tet und einigermassen geglättet (s. Fig. 8, Innenseite des Ost-
FiG. 8.
turmes von Thor C). Von einer haarscharf schliessenden Fu-
gung ist dabei natürlich nicht die Ilede. Dieselbe Technik
zeigt der mächtige Unterbau des Palastes (Tat'. 12,?). liier
wie bei den Thoren werden wir lebhaft an die Umgebung
des JJhvenlhores und den Dromos des grossen Kuppelgrabes
erinnert, wenn dort auch der Gesamteindruck, dank dem
andersartigen Materiale, der einer noch grösseren Hegelmäs-
sigkeit ist. Unmittelbar daneben aber steht die Fassade des
Westturmes von Thor A mit einem Stück unverfälschten ky-
< Mon mi.ssl SMciiic von l,l'5'", 1,75'", '2,35-" (.1), ?,G5'" {Ü) Lange.
ARNE 437
klopischen Stiles, wie wir ihn von Tiryns und Mykenai ken-
nen. Und ebenso ist auch der Charakter der Hingmauer seihst
kein anderer (Fig. 1 Taf. 12, 1 ); grosse und kleine rohe oder
kaum hehauene Blöcke sind grösstenteils ohne Rücksicht, ob
ihre Kanten zu einander passen oder nicht, aufgeschichtet
und von der ehemaligen Lehmmörtelfüllung zwischen ihnen
liegen jetzt kleine Steine und Steinhrocken einzeln oder zu
mehreren in den bald enü;en, bald klaffenden Lücken mehr
oder minder locker verstreut. Wenn dann einzelne Partien der
Mauer beim ersten Anblick regelmässiger erscheinen, wenn
man z. B. l)ei der Nordmauer anfänglich den Eindruck von
reüelmässiüerer Schichtuno; und durchüelienden. ziemlich ho-
rizontalen Fugenlinien hat, so ergiebt die nähere Betrach-
tung bald, dass das entweder nur auf Täuschung beruht oder
nur in der a;erins;eren Anzahl der vielen kleinen Brocken sei-
nen Grund hat. was sich wiederum dadurch erklärt, dass der
Zufall einmal an diese Stelle günstiger gebrochene Steine
braciite, und vielleicht auch, dass dort ein geschickterer Werk-
meister gebot. Man braucht nur an den Steilrändern des See-
ufers die abgestürzten Stücke zu betrachten, um darunter bald
rohe vieleckige, bald ganz oblonge regelmässige oder gut po-
lygonale Blöcke schon von der Natur geformt zu erkennen.
So werden wir also die gesamte Ringmauer unbedingt als ein
einheitliches Werk ansehen müssen, und da es unmöglich ist,
die Thorbauten davon zu trennen, so haben wir zu .^chliessen,
dass man die urwüchsigere und ursprünglichere Bauweise ne-
ben der fortgeschritteneren Technik, die oblonge Blöcke ver-
wendete, bei diesem Riesenbau gleichzeitig nebeneinander in
Anwendung brachte, in allen Epochen der griechischen Bau-
kunst hat man wichtigere Glieder des Baues, wie Tliore und
Türme in sorgfältigerer Technik errichtet: die Burgen Akar-
naniens (um nur eine Landschaft von \it'leii zu nennen) zei-
gen ausserordentlich häufig Türme von vollendet regelmässi-
gem Stil' organisch (also gleichzeitig) in Mauern echtester
' L). h. cnlwetlor uirkliclirr (^)iiailoibau ücler SchicIiUuif; mit (iiircliL'O-
lientleii liuri/onlalcii Ijai^i'ifii.m'ii iiiicl nur z. T. schii'iiJgeslelllen :rtüSbfuj:cD.
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. 30
43Ö f. NOA^K
Polyiionaltechnik eingebaut. Aber wir können in der niykeni-
schen Zeit selbst bleiben: aucli die aus einem Gusse berü;e-
stellten Mauern von Tiryns, mit denen die iinsrer Biii'ij; so Vie-
les ijemein baben, zeiij;en re^el massigere und i^anz unreü-elmäs-
siije Scbiebtunii nebeneinander ; und jetzt zei<>t der Mauerring
der \'l. Sladl in Troja ' soii;ar drei Bauweisen nebeneinander,
von unregel massigster Steinanbäufung bis zu scbarfer Fügung
oblonger Steine in borizontaler Scbicbtung: es ist aber nacb
Dörpfeld's Urteil unmöglicb. bier verscbiedene Bauperioden
anzunebmen.
Ebensowenig sebe icb eine Möglicbkeit, in unsrer Ruine
nacb tecbniscben Anzeichen eine Anlage zu erkennen, welche
älter als Orcbomenos sei. Mit dem Kuppelgrab allein können
wir das Alter jener Stadt nicbt bestimmen, und durcb die neu-
sten Scberbenfunde ist, wie erwähnt, eine viel ältere Ansied-
lung an derselben Stelle erwiesen. Alles was wir zunächst,
von dem Thatbestand ausgebend, sagen können, ist: unsere
Burg gehört der grossen Epoche an, in der Tiryns noch be-
stand, Mykenai blühte und sich am westlichen b]nde des Sees
am Abhänge des Akontion das minysche Orcbomenos erhob.
Interessant ist es zu sehen, wie sich diese iUiine keineswegs
in allen Dingen in das bis jetzt angenommene Schema myke-
nischer Burgen fügt. An Stelle der stark befestigten unein-
nehmbaren Akropolis, um die sich eine meist offene Unter-
stadt legte, ist hier in richtigem Verständniss der Natur des
Bodens, den man gewählt hatte, die mächtige Fostungsmauer
um das Stadtgebiet gezogen und von diesem ein kleinerer Teil
vermittelst einer verhältnissmässig schwachen Mauer als Akro-
polis abgetrennt worden. Dass ausser dem Bauptthor in der
Hegel nur noch eine kleine Nebenpforte existirte, wird durch
Troja (VI. Stadt) und unsere Buine auf die argivischen Burgen
beschränkt. Die grossen und für die geringe Ausdehi;ung un-
verhällnissmässig zahlreichen Thorbauten in Troja (s. oben
S. SS") (T.) sind eine weitere Eigciiliinilichkeit, welche die Be-
' S. oben y, 38i.
ARf*E 439
festigungon dieser Stadt mit denen des Paläokastro von Gla in
beachtenswerter Weise teilen.
Zwei Dinge vermissen ^vir bei dieser mykenischen Stadt,
die Quelle und die Grabanlagen. Auf der Felseninsel entspringt
kein lebendiges Wasser, so wenig wie an dem ganzen näheren
Ulergebiete des nordöstlichen Sees Um so mehr w undcrt man
sich, nicht wenigstens die Reste von Cisternen im Felsboden
auf Gla zu finden, und es bleibt nur die Annahme übrig, dass
man künstlich aufgemauerle Sammelbecken besass, wie man
ein solches z. B. in dem einen südlichen Eckturm von Tiryns
vermutet hat. Grabanlagen werden wir auf der Insel selbst
nicht erwarten können ; dagegen spricht die Einheit der ihre
ganze Oberiläche einnehmenden Stadt. Lag die Nekropole der
mykenis3hen Zeit in der See-Ebene, so werden wir sie wol
niemals aullinden können, da sich der Boden seit jener Zeit
durch die Ablagerungen der Gewässer noch etwas gehoben
hat. Ebensowenig lässt sich am Ufer eine Stelle bezeichnen,
wo man den Spaten ansetzen könnte. Wenn hier nicht die
äyaOr, -Jr/t] hilCt, werden wir uns begnügen müssen mit dem,
was wir bis heute haben.
In Hinsicht ihier Lage erweist sich die Befestigung von Gla als
eine echte mykenische Burg. Nicht auf hohen, schwer zugäng-
lichen Bergen, wie man noch lange nach den Wanderungen Bur-
gen und Städte baute, die ihre Verteidiger und Insassen nicht
nur schützten, sondern auch von der Ebene abschlössen und
dem grossen Verkehr wenig förderlich waren, vielmehr gerade
mit besonderer Bücksicht auf diesen liegen die Städte der My-
kenäer, obwol sie als richtige Zw ingbi.rgen erscheinen, in der
Ebene oder doch an ihrem Bande. Grosse Verkehrsstrassen
verbinden sie mit (lein Ilinterlande und die Beziehung zu dem
Meere wird bei der Anlage nicht vergessen.
Auf den ersten Blick scheint dies bei der Insel Gla nicht
der Fall zu sein. Aber zunächst steht es m. E. ausser jedem
Zweifel, dass die grossen Deichbauten der See-Ebene auch
diese gewallige Burg angingen. Die ganze Anlage, vor allem
die vier Thore, sowie der Umstand, dass der auf der Noid-
440 F. NOACK
Seite nach dem Ufer führende Damm ' gar nicht auf das Nord-
thor Rücksiclit nimmt, sondern im Falle irgend welches Was-
serstandes nur durch Klettern iiher schroiTe Felsen und Üher-
steigen der dort thürlosen Mauer zu erreichen wäre, weisen
deutlich darauf hin, dass sie auf ein ringsum trockenes, zu-
gängliches Gelände berechnet war. Diese Burg ist nur zu ver-
stehen in Verbindung mit dem trocken gelegten Kopaissee.
Würde ihre nächste Umgebung sonst jemals 'AOaaavxiov Jie-
8iov genannt worden sein ?
Die Trockenlegung des Sees ist ein Werk des Friedens ge-
wesen. Nur eine den ganzen See und seine Ufer beherrschende
Macht oder die in gemeinsamem Interesse sich die Hand bie-
tenden verschiedenen Machthaber in der Fbene können es her-
voro;ebracht haben. Und so sehen wir den Anfang; der Deiclie
im Westen, wo sie das gebändigte Bergwasser aufnehmen in
ihre Kanäle, geschützt von Orchomenos, an das sich in wei-
tem Bogen Athen, Eleusis und Haiiartos schlössen, das Ende
im Nordosten, wo das Wasser seinen geregelten Abfluss finden
sollte, beherrscht von unsrer Feste.
Es ist klar, wie unendlich viel für den Wolstand der Be-
wohner dieser dem Elemente abü;eruno;enen Gefilde davon ab-
hing, dass gerade der Abfluss der Gewässer und die Sicher-
heit der Deiche im nordöstlichen Teile des Sees s:ewährleistet
o
war. ^^'ir dürften daher von vornherein dort irsrend welche
c
befestigte Anlagen erwarten, welche diesem Zwecke dienten.
Und diese Anlagen finden sich in der That.
Am Nordufer des nordöstlichen Teiles des Kopaissees — See
von Topolia genannt — treten drei felsige Vorsprünge nach
Süden in die See-Ebene hinein (s. die ÜbersichlskarLe S. 405).
Die beiden westlichen sind durch hohe felsige Sättel mit den
Uferhöhen verbunden ; zwischen der dritten östlichsten Erhe-
bung und dem Ufer steigt der Boden so wenig an, dass sie
' So sclieiiil z. B. E. Meyer a. a. O. II S.UM diesen Daniiii mit für einen
Beweis anzusehen, dass die Burganiage auf niöglicli->le Isolirung in den
Wassern des Sees berechnet gewesen sei.
ARNE 441
eher als Insel erscheint; selbst bei niedrigem Wasserstande
musste sie als solche vom Festland getrennt werden. Wir wer-
den unten den Grund dafür erkennen, dass auf ihr keine al-
ten Ruinen vorhanden sind. Dagegen tragen die beiden Halb-
inseln sehr alte Mauerzüge, die von keinem der Reisenden,
welche den Ropaissee untersucht haben, erwähnt woi^den sind^
Nur mit Mühe sind die meist nur in einer Steinlage erhalte-
nen Mauerzüge von den gleichfarbiij; irrauen Felszacken zu un-
terscheiden, besonders auf der westlichen, grösseren und hö-
heren Halbinsel.
Auf der östlichen Halbinsel, welche auf ihrer Höhe (nicht
ganz 50'" über der Ebene) eine vom diesjährigen Erdbeben
zerstörte Kapelle des H. Johannis trägt, sind die Überreste
zahlreicher erhalten. Die Burg, zu der sie sich zusammen-
schliessen (Taf. 13), übertrifft Tiryns an Ausdehnung (etwa
350'" lang, 150'" breit), aber ihre Mauern sind nur schwach
im Vergleich zu denen anderer m) kenischen Festungen. An
der am besten erhaltenen Stelle im Westen ersfiebt sich eine
Mauerstärke von 2,50'". Die Führung der Mauerlinie ist durch
das Terrain bedingt. Nur die lange gerade Strecke der Süd-
westmauer hat man durch einen rechteckigen Vorsprung
(0,70'" zu 6,30'") unterbrochen.
Im Innern der Burg liegen verschiedene Fundamente, deren
Bestimmung wol kaum mehr zu erkennen ist. Sicher scheint
ein im Norden und Süden die Burg quer durchziehender Ab-
schluss des mittleren Teiles zu sein. Innerhalb des letzteren wie-
derum scheint ein längliches abgeschlossenes Gebiet zu liegen.
Bei dessen Mauer sowie bei der zuerst erwähnten südlichen
Quermaucr ist zu bemerken, dass siez. T. aus vierfachen Zü-
gen bestehen, von denen je zwei nahe zusammen liegen und
in der Mitte einen grösseren Zwischenraum lassen; es sind
wol zwei Parallelmauern gewesen, innerhalb deren vielleicht
ein leerer Gang lief. Die Dicke des Ganzen schwankt zwischen
' Nur ilit> frauzioischc Karle j^icbt aul'ilcr üsllicliou Halbinsel L;iiecliisclie
Uuinon (H. IL) an.
442 F. NOACK
2,70 und 3'". Thore sind nicht erhalten, aber die Stellen, wo
sie gelegen haben können, sind mit Wahrscheinlichkeit zu
bestimmen. Zunächst wird am Nordende nahe bei der tiefsten
Einsenkung des Satlels (a) ein Thorweg gewesen sein. Aus-
serdem laoen, nach der Bodeni-estalt zu schliessen, noch bei
c und d Eingänge, so dass jeder der drei Teile seinen eigenen
Zugang hatte. Es ist bemerkenswert, dass die ganze Ostseite
keine Stelle zeigt, wo ein solcher gewesen wäre: die Burg
sollte nach dieser Seite, wo das Abllussgebiet begann (s. u.),
keinen Ausüanii' haben, der doch zwecklos gewesen wäre. Eine
Pforte ist endlich auch in der südlichen Quermauer zu er-
kennen (b).
Ausser einigen byzantinischen Gräbern {e.e.e) — sie sind
teilweise, als die Mauern schon so zerstört waren w ie jetzt,
in deren Fluchtlinie hineingesetzt — findet man keine Spur
späterer Benutzung der Burgraumes.
Für das Alter dieser Ruine sprechen zunächst die Mauern
selbst (Taf. 12,3). Ihre Aussenseite besteht aus grösseren, die
Innenseile und ihre Zwischenfüllung aus kleineren Steinen.
Man darf diese Mauern für mykenisch halten, aucii ohne die
zahlreichen kleinen Beste mykenischer Getässe zu kennen, die
noch heute besonders auf der felsigen und nicht anbaufähigen
Ostseite herumliegen. Ein paar kleine geometrische Scherben
zeigen, dass auch in den folgenden Jahrhunderten noch Leute
im Schutze der alten Mauern wohnten. Die beiden nach We-
sten in die Ebene gehenden Mauerreste ( 1 ,60'" breit) kann ich
nicht erklären.
Schwieriger ist es, die Reste der anderen Burg auf der h(">-
heren * westlichen Halbinsel zusammenzufinden: aber ent-
< Etwa 76™ über dem Punkt 9,71"' in der Ebene. Dieser Piini<t wurde
bei der Aufnalunc der Woslböbe als Nullpunlit anijononirncn, und da die
Ebene zwischen beiden Höhen keine nierkliclicii IIühiMiunlorschicdc zeif,'l,
so koniilo er, auch ohne d.'iss er direkt durch Messung: an die liöhcnniasse
der Ostbur^' an^'cschiossen war, mit dem südwcsllich an dem Damme ,^'ele-
genen Punkt !J,71"' gleichgeselzl werden. Somit haben alle Masse des Planes
als tiefsten Punkt den Nullpunkt bei der Variakalawolhre.
ARNE 443
weder lassen sich doch die Fundamente noch erkennen, oder
breite Wälle zusammengestürzter Steine geben deutlich den
Lauf der Mauer an. So ergiebt sich ein die Höhe der Halbin-
sel umziohondor en^er Mauerrinu, an den sich nach Norden
zu eine länii;ere Mauer anschliesst. Diese scheint nahe bei dem
oberen Ringe von einem Thor (/") durchbrochen gewesen zu
sein. In halber Höhe über dem Sattel biegt sie nach Osten um
und hat. wenn man nach einem kleinen am Südabhang er-
haltenen Mauerrest {g) schliessen darf, sich ziemlich auf der-
selben Höhe haltend den Ost- und Südabhanii; umzoo;en. Doch
halte ich die Möi:;lichkeit nicht für ausoreschlossen, dass sich
eine Fortselzun"; dieser Mauer am üferrand enthinnr nach Osten
bis zur anderen Burg hinüberzog, da wir auch im Süden eine
ähnliche Verbindung haben (s. u.). Die grösste jetzt messbare
Ausdehnung ist 270'". In dem oberen Ringe bezeugen breite
Trümmerhaufen {/i. h. A), dass hier ein grösseres Gebäude
stand. Die Mauerdicke beträgt auch hier etwa 2,50'". Die we-
nigen von den Mauern erhaltenen Bruchstücke genügen um
zu zeigen, dass die Burg derselben Zeit angehört wie die von
H. Johannis. Vasenscherben haben sich nicht sjefunden.
Es hat sich noch eine weitere Spur erhalten, die beweist,
dass beide Burüjen en^; zusammeni>ehörten. In derselben W eise
gekennzeichnet, wie die Linien der übrigen Deiche, nämlich
durch zwei parallele Reihen zerstreut liegender gebleichter
Kalksteine, zieht sich vom Fusse der einen Höhe zur andern
der Rest eines alten Dammes /. / (etwa 500'" lang). Er ist mög-
lichst weit nach Süden, d. h. nach der See-Ebene zu an2;e-
legt gewesen. Bedenkt man nun. dass gerade diese beiden
Halbinseln mit dem Nordufer durch so hohe Erhebungen ver-
bunden sind, dass sie auch bei höchstem Wasserstande nicht
von demscll)en getrennt werden, so erklärt sich der Damm
sehr gut: da nur von Süden her bei irgend einer Überschwem-
mung \N asser in diese vom Uferrand und den beiden Halbin-
seln gebildete Buciil dringen konnte, so schloss man sie durch
jenen Damm ab und erhielt dadurch ein stattliches, zur Be-
bauung und Bewohnung geeignetes Land.
444 F. NOACK
Damit ist auch erklärt, weslialh sicli auf der im Übrigen
ebenso 2:eeisneten östlichsten iM'hcItimi' keine Überreste fin-
tlon. Sie trus; niemals eine Bure;; als Insel war sie der Gefahr
einer vöUinen Trennung vom Festland zu leicht aiisi»ese(zt,
und eine künstliche \'erbinduni;; mit jenem wäre zu schwie-
ris; gewesen, Avährend die beiden Halbinseln schon von Natur
eine grössere Sicherheit boten. Das entscheidende wird aber
doch gewesen sein, dass die Insel bereits im Bereiche der
wichtigsten Katawothren lag. Schon westlich von ihr, unmit-
telbar am Ostf'usse der Johannisburg entlang führte der erste
grosse Abflusskanal die Wasser des Hauptkanals (s.o. S. 'i08)
der Katawothre Varia (Spitia) (Plan S. 405, 1 ) zu, deren Spal-
ten sich an der zerklüfteten Felswand in der Tiefe nord()stlich
von der Burg öffnen. Noch jetzt ist die breite Senkung des
Kanalbettes und die beiderseitigen Deiche deutlich und weit-
hin zu verfolgen. Es ist oben bemerkt worden, dass gerade bis
zur Höhe dieser Katawothre der Hauptkanal in der Mitte des
Sees geleitet war, und dass er sich dort in die verschiedenen,
nach den einzelnen Katawothren führenden Kanäle spaltete.
Auf eine Trockenlegung dieses letzten tiefsten Teiles der Ebene
war also schon bei der ältesten Anlage verzichtet worden. Man
versteht daher, dass jene Insel, die schon in diesem Gebiete
lag, für eine Befestigunij; nicht mehr in 13etracht kommen
konnte. Dagegen lag daneben die Doppelburg von H. Johan-
nis, wenn man sie so nennen darf, gerade soweit vorgescho-
ben, als es die Deichbauten erlaubten, und nahe genug bei ih-
ren, um eine Zerstörung oder Verstopfung des llauptkanals
oder der Katawothren verhüten zu können. Eine ähnliche Wich-
tigkeit wie diese Stelle hat der Punkt des Deichsystems, wo
der vereinigte Süd- und Miltelkanal mit dem Nordkanal sich
verbindet (s. o. S. 408) und wo sich noch jetzt die Überreste des
einen Deiches mit den ^.iO'" breiten Stülzmauern in scharfer
Biegung nach dem Uferrand wenden. Dort springt der Höhen-
zug, der die Südgrenze des nordöstlichen Seegebietes bildet,
nachdem er sich schon gesenkt hat, noch einmal mit einer
höheren felsigen Kuppe (etwa 160'") nach Westen in die Ebene
ARNE
vor. Diese Kuppe hat den Namen Pyrgos der II. Mai-ina und
trägt am Rande eines langgezogenen Plateaus (etwa 150'") und
an dessen südlichem Abhänge eine hochaltertümliche Umwal-
lung. Man iiat his jetzt aber immer nur die Keste des mittel-
alterliehen Turmes auf der Höhe beachtet und dann auch wol
die xMauern für mittelalterlich gehalten. Antike Spuren wer-
den nirgends erwähnt. Und doch lag liier in mykenischer Zeit
schon eine Burg ^Fig- 9).
Pyrgos der H. Marin.a
Masstab 1:6000
Bei der Kephisos- Brücke ist die Höhe
der See-Ebene über dem Meere 91 ,90™.
Fig. 9.
Die Mauern sind sehr zerstört, am meisten längs der gan-
zen Nordwestscite und im Süden, ^'on der Südostmauer sind
noch einzelne Teile bis zu 2'" Höhe erhalten. Man könnte
446
F. NOACK
denken, dass sie hier, wo die Satlelhölio allein einen Ziinang
l)()t, von besonderer Stärke waren und sich darum hesser er-
hielten. Dafür spriehl. dass sich in der Thal auf dieser Seite
eine Verslärkuni»" der Mauer noch erkennen lässt. Wie man
aus den unter Fii>'. 10 abgebildeten Durchschnitten ersieht,
Fig. 10.
lassen sich zwei verschiedenartige Mauerzüo;e unterscheiden,
eine einfache [a . n" . b) oder doppelte (c) senkrechte Linie und
eine geböschte. Erstere überragen die Böschung in ihrem jet-
zigen Zustande, und da sie an einicjen Stellen sich als Fassade
ausweisen, so wird die Böschung auch ursprünglich nicht viel
höher gegangen sein, als jetzt, und iiber ihr wird die eigent-
liche Burgmauersich senkrecht ei'hoben haben'. Diese besteht
aus nitässig grossen rohen und fast unbehauenen Steinen, die
ohne Bindemittel, wie es scheinl. auf einander gesetzt sind ;
^ Etwas /ihnliclios hp:gc;;'nel bi'i den Miniciii der II. uiul VI. Sliull in Tioja.
ARNE 447
aus etwas kleineren Steinen, die keine Spur \on Bearbeitung
zeigen, und auch ohne Verband, sind die Böschungen aufge-
führt. Man wird lebhaft an die IMauern der zweiten Stadt in
Troja erinnert, wenn diese auch fester und regelmässiger ge-
baut sind * und nicht einer dreitausendjährigen Verwitte-
rung ausgesetzt waren. Bei einer Höhe von 1,90™ beträgt die
Neigung der geböschten Wände 0,45"'. Leider kann ich die
Frage, in welchem Verhältnisse Böschung und senkrechte
Mauer stehen, nicht sicher entscheiden. Die einzige Parallele
bieten meines Wissens ausser Troja (II. und Vi. Stadt) die
beiden Burgen am Skamander Eski-Hissarlik und Bali-Dagh
bei Bunarbasciii ; in erriechischer Zeit hat man derartige Bö-
schungen kaum mehr angewendet ^. In Troja aber bildete
die gebösehte Mauer wirklich das Fundament, auf dem die
senkrechte Lehmziegelmauer sich erhob. Auf unsrer Burg
erscheinen die senkrechten Mauern hinter der Böschung und
führen tiefer hinab. Die Böschunu; erscheint also vielmehr
vor die andere Mauer gesetzt, gcwissermassen um sie an dem
abschüssisen Boden an ihrer Stelle festzuhalten, etwa ver-
gleich bar einem auf eine grössere Strecke ausgedehnten Stütz-
oder Strebepfeiler. Besonders deutlich wird dies an ei-
ner Stelle (Fig. 10 «"), wo neben der geböschten xMauer die
senkrechte, ebenfalls bis zu dem Boden reichend , hervor-
tritt und etwa 5'" ohne jede gebösehte Verkleidung weiter-
geht. Man kann aber deutlich erkennen, wie die Steine der
Böschung in diejenige der senkrechten Mauer eingreifen, sodass
es — wenigstens an dieser Stehe — nicht möglich ist, in der
Böschung einen späteren Zusatz zu erkennen. Ich sehe aber
keinen Grund, weshalb man die anderen Stücke der Böschung
— welche sich an dem samten Südabhan^ hinzoij; — anders
* Sclilieiiiaini, Truja S. Gl.
2 Auch ilie iiijkeiiiselie Mauer der allioiiisohon Akiopolis isL loiclil i;c-
büsclil. Ein 'rmiii vuii Saiiiikuii ( l'ii,'. ?, '/ 1 rulil auf einem stark geliöschlcn
Fundament; ausserdem kann ich jelzl nur noch die jiohöschte Mauer von
Cliaironeia, ah,;,', bei Dodwell, Views and dcscriplions of Cijclupian ur Pelasgic
ronains in liircre and Italij Tal'. 17 und den unten zu liesprcchenden Hesl
an der Paraliuini anführen.
448 F. NOACK
beurteilen dürfte. Sie ist also kein späterer Zusatz, sondern
gleichzeitig mit der senkrechten Mauer entstanden. AutTallend
ist endlich, dass dieselbe niclit immer in einer geraden, der
senkrechten Mauer parallelen iJnie geführt ist, sondern mehr-
fach in unij;leich langen Abschnitten boi>enl(jrmi«' heraustritt
(Fig. 10); dabei setzen z^^ei dieser Abschnitte (««') gegen
den folgenden mit einem Vorsprunge von etwa '2()"" ab. Einen
besonderen Grund für dieses Verfahren habe ich nicht erken-
nen können.
in grösserer Menge als auf der Halbinsel von II. Johannis
liegen hier die Scherben zwischen den Mauertrümmern. Aus-
ser den Resten mykenischer Gelasse aus schönem, gelbem, glän-
zendem Thon mit rötliclier oder brauner IJnearmalerei finden
sich polirte monochrome Scherben in hellgrauer und hell-
brauner Farbe; auch die für diese Waare charakteristische
Proülirung ' und der breite, flach angesetzte Henkel kommen
vor. Eine Scherbe zeigt auf geglättetem und polirtem gelb-
grauem Grund Kreislinien in Mattmalerei, eine andere auf röt-
lichem Grund in dersell)en Manier rote Wellenlinien und rote
Punkte, letztere in braun umgrenzten Abschnitten.
Diese bis heute an der Oberfläche liegenden unscheinbaren,
aber wichtigen Zeugen im \'eroin mit der sehr altertümlichen
Technik der Mauern lassen uns demnach auch hier eine iUirg-
anläge erkennen, welche bis in die mykenische Zeit hinauf-
reicht. Wie es nur natürlich ist, hat man auch später noch
die Befestigungen benutzt und haben Leute in ihrem Schutze
gewohnt: kleine Vasensplittcr mit glänzend schwarzem Fir-
niss beweisen es.
Durch diese Burgen wird das Bild, das uns die imposan-
ten Deichbauten von jener alten Zeit geben, um einen wesent-
lichen Zug bereichert. Zum Schulze für die See-Ebene, von
der so viel für den W olstand ihrer Herren abhing, zur Abwehr
jedes sie bedrohenden äusseren Feindes erbaute man an ihren
Ufern jene Festungen. Fügen w ir zu ihnen noch das kleine,
1 Vgl. I3riickncr bei Düipfdd, Troja 1893 B. 1U5 1V.
ARNE 449
auch auf einer inselartigen Erliebung gelegene Kopai, so er-
halten wir ein System von Festungswerken, das im Bogen den
Nordrand des Kopaissees umzog', und seinen stärktsten Punkt
im Süden in der Riesenhurg von Gla besass. Damit verbin-
det sich die oben vor^^etrauene F3eobachtunif — ja sie findet
durch dieses System eine Bestätigung — , dass die stärker ge-
schützte Seite dieser Burg nach Süden gerichtet war. Dass
man in der mykenischen Periode derartige weitverzweigte Be-
festigungssysteme hatte, ist uns durch das Beispiel von My-
kenai längst erwiesen.
Dieses System im Kopaissee würde eine Lücke haben, wenn
nicht auch die letzte unvermeidliche Consequenz daraus gezo-
gen wäre, ^^^enn man den Zusamtnenfluss des Wassers und
seinen Ablluss nach den Katawolhren so sorgfältig zu schüt-
zen verstand, so musste notwendigerweise mit noch viel mehr
Recht auch sein Austritt aus denselben und sein Abfluss ins
Meer gesichert gewesen sein.
Das zu den nördlichen Katawothren, vor allem durch die
Binia abgeleitete Wasser tritt jenseits der niederen Passhöhe
von Kephalari wieder zu Tage, um in einem z. T. tiefen Rev-
ma der schönen stillen Bucht von Larymna zuzufliessen. Auf
dieser Strecke finden wir zwei Ruinenstätten. Eine halbe
Stunde oberhalb der Bucht liegt auf dem tafellörmigen Berg-
vorsprung, der von den östlichen Höhen vortritt und das Thal
zu dem schmalen Revma verengt, die sehr zerstörte Ruine von
Oberlarymna (jetzt Basaraki). Die Überreste bestätigen die An-
gabe Strabons, dass dieser Ort eine recht späte Gründung sei *.
Unten am Ufer aber liegen die Ruinen des alten Larymna^,
' Di(! französisclic Karle uiolil nucli auf einem niederen ke.selförmigen
Hügel, ösllicli von der grossen Kalawulliri', den icii leider nicht mehr be-
suchen konnte, griechische Ruinen an. Müglicii dass also auch diese wich-
tige Abllussslelle durch ein mykenisches l'ort gedeckt war: mündete doch
hier aucli der eine Passweg, der von der Bucht von Skroponeri über die
Berge kam (s. u ).
^ blrabon S. 406. Ulrichs a. a. Ü. S. 528. Uursian, Geographie I 6.11)2.
^ Leake a. a. 0. II S. 287 mil ungenügender Planskizze, desgl. Smith,
Dicliunari/ of Grcek and Ihman f/cuijraplty 11 S. !;",•. L'lrichs a. a. O. S. 230 1".
itÖ F. NOACK
die mit ihren hocliinteressanten Qiiaimauern, Molen und dem
kleinen, einst verschlossenen runden Nordhafen wol ins 5.
oder A. Jahrhundert zu setzen sind. Ausser diesen aus grossen
rötlichen Quadern vortrelllich gefügten Bauten findet sich hier
aber als Zeuije einer viel früheren Ansiodhins eine 97'" lanij;e
und -4. 50"' dicke polygonale AJauor ältester Bauart, die den
kleinen Hafen umschloss. Sie wird gleichzeitig sein mit den
kleinen protokorinthischen Gelassen die aus der nahen Nekro-
polc stammen. Spuren älterer, mykcnischer Zeit sind meines
Wissens noch nicht gefunden. Aber der Ort beherrscht den
kürzesten und bequemsten Zugang, der zum Ropaissee vom
Meere her führte; auch der alexandrinische Ingenieur hat für
seine Schachlanlage diese tiefste Rinsonkung zwischen dem
Ptoon und den Ausläufern der lokrischen Berge gewählt. Und
jeder, der heute die verschiedenen Möglichkeiten einer Ver-
bindung der Rüste mit dem Seegebiet übersieht, wird sich dem
Eindruck nicht entziehen können, dass keine einigermassen
bedeutende Macht im Bereiche des Sees, die sich die Garantie
ihres Gedeihens sichern wollte, am wenigsten die der meer-
gebietenden Minyer, die wir noch näher als die Herren dieser
Burgen kennen lernen werden, des von der Natur gebotenen
Hafens von Larymna entralen konnte. Kommt dazu noch,
wie wir sahen, die Notwendigkeit, gerade da einen Schutz für
den Abfkiss der Gewässer aus den Katawothren zu besitzen,
so werden wir gezwungen, an der Stelle von Larymna bereits
eine my kenische Burg, einen befestigten Hafen anzunehmen,
der den uns noch fehlenden Abschluss jenes Systemes mykc-
nischer Befestigungen bildete.
Was aber für Larymna und den dortigen Abfluss der Ge-
wässer des Sees gilt, musste auch für die Buchten von Skro-
poneri und Anthedon gelten, wo die Wasser der grossen Kata-
wothre und die der südöstlichen Kopais das Meer erreichten.
Die Herrn der See-Ebene mussten also auch Herrn sein über
diese Küstenstrecken, sie mussten das ganze Abflussgebiel des
Sees, (las Ptoongebirge bcsilzcii : nicht (tlmc Grund ist dessen
ARNE 451
Eponym, Ptoos, schon in der ältesten Sage zum Sohn des
Athamas gemacht.
Sehen wir von den niederem Ausläufern ab, welche vom
Ilauptsloek des Gebirges nach Süden gelien und in deren Mitte
der Likeri-See eingebettet ist, so zeigt sich uns das Ptoon zu-
nächst als ein von der Nähe von Anthedon aus nach Westen
ziehender mächtiger in sich geschlossener Wall. Erst am West-
ende der Paralimni führt in einem schmalen Thale ein be-
schwerlicher Pfad ' zur obersten Passhöhe, wo das Kloster der
II. Pelagia (8) liegt. Es ist die ersle Gliederung des Gebirges,
das bis dahin in grossen kahlen Flächen steil nach Süden
abfallt.
In der Strecke westlich hiervon erreicht es seine grösste
Mühe in einer der felsigen Kuppen, welche die langgestreckten
Höhenkämme hie und da krönen. An ihrem Nordfusse liegt
in einem Ilochthale, das zugleich die Passhöhe bildet, das
Kloster. Die erste wirksame Unterbrechung erfährt der Ge-
biriiszuo; durch das Hevma, welches zur Perdikowrysis und
dem ApoUonheiligtume (7) und an diesen vorüber nordwärts
zu einem hocho;eleii:enen Sattel steigt, von welchem auf der
DO C
anderen Seite der Wes; hinab zum Thale von Kokkino und
am Nordostrande des Sees entlang nach Larymna geht. Jen-
seits des Revmas und des Sattels im Westen setzt der hohe
langgestreckte Rücken des Megalovuno (ü) das Ilauptgebirge
fort und beendet es zugleich. Niederere Ausläufer ziehen von
da nach dem Seeufer; zwischen ihnen führen die Wege von
Karditza nach dem See. Der Gebirgszug, welcher vom llaupt-
stock nach Norden streicht und sich mit einem Arme im Bogen
nach Osten wendet, um so die Bucht von Skroponeri zu bil-
den, ist eine hohe trennende \N and zwischen dem See und dem
Meere. Nur da, wo er an das Ilauptgebirge anstösst, entsteht
eine tiefere Einsattelung, zu der sich von der Skroponeribucht
ein Bevma emporzieht, NNäliicnd ein gleiches diesseits in nord-
westlicher Richtunij;, immer breiter und flacher werdend, sich
Aul' dem Übersichlsplan S.405 boi lU.
4"5"5 F. NOACK
nach der Kopais senkt, um endlich in die See-Ebene ül)erzu-
gehen. Hoeli über diesem letzteren l\evma raü;t der Tsikui-ieli
genannte Berg (9) empor, dessen felsiger Grat in nordsüd-
licher Richtung drei Kuppen trägt. Mit seinem süd()stlichen
Ende geht er in das erwähnte Hochtlial des Klosters über und
zieht von da in nordiiordwestlicher Uiclilnni:;, durch jenes
Revma im Norden und ein anderes ebenso tief hinabziehendes
im Westen begrenzt.
So convergiren die wenigen Passwege des Ptoons alle nach
der nächsten Umgebung der höchsten Erliebung bei dem Klo-
ster; von der Perdikowrysis bis zu dem Sattel nach Skropo-
neri beträi>;t die direkte Entfernung nocii nicht zwei Stunden.
Dieses kleine Gebiet musste sich sichern, wer die Gebirss-
Übergänge und Wege zum See beherrschen wollte.
Man wird dort keine grcissere Burganlage erwarten wollen;
sie hätte nur Raum gefunden in der breiten Ilachen Thalmul-
de, zu der sich die ll()hen östlich und nördlich vom Kloster
einander entgegensenken, und in solcher Lage hätte sie die
Pässe nicht überseiien, sondern wäre ihrerseits von den um-
gebenden Bergen beherrscht worden. Dagegen boten sich die
Gipfel dieser Höhen scll)st dar, gleich geeignet den spähenden
Blick weit hin ins Land schweifen zu lassen und Signale aus
grosser Entfernung aufzunehmen und über die Berge ins jen-
seitige Gebiet weiterzugeben. Diesen Zweck haben die alten
Befestigungen erfüllt, deren Spuren an mehreren dieser Punkte
erhalten sind '.
Auf der felsigen niu'dlichsten Kuppe des Tsikurieli (9) liegt,
kaum 7"' vom Felsrand entfernt, der unterste Teil eines statt-
lichen Rundturmes von 7'" Durchmesser. In der etwa 1,40'"
dicken Wandung lässt sich der nach Südosten gerichtete Ein-
gang zum Untergeschoss erkennen. Seine Technik ist die der
ältesten polygonalen Bauten, also die eines Werkes griechischer
Zeit ( Fig. 11.1 2). Man übersieht klar den nordöstlichen Kopais-
see, die Insel Gla, die gewundenen Linien des Kephisos bis zu
' Auf ilir V'urliaii'lciisciii liaile iiiicli M. Kambaiiis aiiriiioiksam goniachl.
AHNK
lb3
seinem jetzif^en Ende bei der ü;mssen Katawotlire, die Doppel-
buru: von II. Joiiannis und den Kej)lialai-i[)ass ; man sieht dar-
iilier hinaus auf das uanzc ni)rdiicht' und westliche Böotien
Fig. II.
und his zum Parnass. Helikon und Kithäron schliessen im Sü-
den das Bild, und vom Parnes und dem einsam aufrao;enden
euböischen l)ir[jlivs im Osten zieht der Blick über den blauen
Fig. 12.
Streifen der Meerenge an den SleiKvänden des Kandili vorü-
ber bis zu den dufliiien Lmien von üllirys und Ola. \'or al-
lem übersiehl njan ahi-r den I'^ijij^an^ der Skroj)oneribuehl
ATHEN. MlTTHlilLUNGEN XI.X. 31
454 F*. noaGk
und die nahe Passhölie, über die es zur grossen Katawothre
liinunteriiinü;.
Diesem vortreliliclien Beobaclitungspunkte gegenüber liegt
auf der höchsten Spitze des Ploons, hoch über dem Kloster nach
Süden und von ihm aus in 20 Minuten zu erreichen, eine etwa
halbkreisiörmiii;e Ringmauer: mit ihren beich^i Enden schliesst
sie an die Südseite des Felsgrates an. der jäh zum Kloster ab-
fällt. Der Radius dieser kleinen Umwallung beträgt etwa GO'";
sie ist fast ganz zerstört, nur an wenigen Stellen kann man
inmitten der Geröllhaufen noch eine Steinla^e an ihrer Stelle
erkennen ; darnach war es eine roh geschichtete, vielleicht
schon polygonale Mauer. Das Thor, dessen Innenwand noch
sichtbar ist, war nach Süden gewendet. Dieser Punkt bildet
die nötige Eri2;änzun<2; zu dem Turme auf dem Tsikurieli. Denn
während für ihn die Strecke Kokkino-Gla-Topolia nicht sicht-
bar ist, beherrscht seine Uundsicht dafür die nähere Umge-
bung im Süden des Ptoons,den Likerisee, besonders die Stelle,
wo der alte Kanal von der Bucht von Karditza kommend ein-
mündete, und die Südseite der Paralimni.
Eine mehr untergeordnete, vermittelnde Holle spielten zwei
andere kleine befestigte Anlagen, oberhalb der Perdikowrysis.
Die eine liegt auf der Höhe südöstlich über der Quelle, deren
übei'hängende Felswände wesentlich dazu beitragen, die Lage
des Heiligtumes so grossartig zu gestalten. Man erreicht sie,
wenn man den Weg nach dem Kloster etwa zehn Minuten ver-»
folgt und dann den Abhang zur Hechten emporsteigt, wo schon
von weitem die Mauerreste erscheinen (7). Das hier oben auf
halber Höhe des Berges auf einem breiten Felsvorsprung lie-
gende kleine Fort hat die Form einer I^]llipse, deren etwa loO'"
messende Längsachse in umgefähr westöstlicher Richtung liegt.
Die Länge der Querachse beträgt 75'". Die nördliche Lang-
seite der Ellipse wird von dem Rand der Felsen gebildet, wel-
che in der Mitte stark nach Norden ausbiegend senkrecht zum
Thale abfallen. Von diesen Felsen senkt sich, wie bei der vor-
hergenannten Befestigung, der Boden nach Siiden und We-
sten, und dieser Abhang trägt die von einer polygonalen Mauer
ARNE 455
gebildete südliclie Langseite der Ellipse. Über ihren Anschluss
an die Felsen im Westen lässt die starke Zerstörung nichts
sagen, im Osten setzt sie mit einem kleinen Bogen von etwa
5,50"' Durchmesser an, der sich von aussen wie ein Rund-
turm ansieht. In ihrem östlichen Teile befindet sich ein. wie
die ganze Mauer sehr zerstörter Thoreingang von 1 . UJ'" Breite;
im westlichen tiefer gelegenen Teile bemerkt man einen 0.60'"
tiefen Mauervorsprung; auch biegt die Mauer hier, dem Bo-
den folgend mehrfach ein und aus. In dem so umschlossenen
Baume finden sich Spuren von Gebäuden und Ziegelscherben.
Etwa 15'" von dieser Mauer entfernt und tiefer zieht sich,
in schwachen Spuren erhalten, ein zweiter Mauerring parallel
zum oberen am Südabhang entlang, und endlich fülirt nahe
beim gerundeten Ostende der obersten Mauer. 17'" von ihr
entfernt beginnend, dann aber bald stark abbiegend, ein dritter
Mauerzug in südsüdwestlicher Richtung und in grader Linie
den Abhang hinunter. Wo er dann umbog, um wieder an-
steiüend sich mit den oberen Mauern zu vereinigen, konnte ich
nicht mehr feststellen.
Bis auf das etwas sorgfältiger gebaute runde Ostende ist die
Mauer in altertümlichem Polygonalstile erbaut: zwischen die
grösseren Bl()cke sind vielfach kleine Steine ohne sorsfältio;e
Fugung eingeflickt. Mit dem Turme vom Tsikurieli lässt sich
diese rohere Bauart nicht vergleichen, noch weniger mit dem
folgenden Turme auf dem Megalovuno.
Man sieht auch von hier über die Kopaisebene bis Orcho-
menos und zum Parnass ; dagegen ist die Übersicht über die
nächste Umgebung beschränkt: nur die Schluchten des süd-
westlichen Ptoongebirges bis Karditza. der direkte Weg von
da nach Topolia (s. u.) und die Beobachtungsposten auf Tsi-
kurieli und Megalovuno kommen für diesen IHinkt in Betracht.
Am besten erhallen und auch am besten gebaut ist endlich
der polygonale Rundturm (Fig. 13) auf dem Ostende des
Rückens des Megalovuno (6). Sein Durchmesser beträgt nur
5,50'", die Höhe des Erhaltenen etwa 1,50'". Er liegt im öst-
lichen Teile einer schmalen nach Nordwesten u;eslrecklen Um-
456
F. NOACK
Nvalluns von etwa lüü'" Liin<;o und '20'" Broito. Rei ihrer An-
läge (Fig. l'i) hat man (h\sselbe Prinzip hclolgt wie hei den
drei vorhergellenden Punkten. Der nach Norden steil al)tallende
Felsgrat, der hier nach der Mitte zu etwas einhielt, wird als
sm
■^.1, .^•;;.ü-(''
•^f'
'^^^.^^^-r^^f
Fig. 13.
natürliche Mauer benutzt, und die beiden Enden des nach Sü-
den das enüre Gebiet abschliessenden Mauerzuges setzen an ihn
an. Die Mauer ist bis zum Grund zerstört; mit Mühe erkennt
man eine kleine Pforte (1,10'" breit) in der Nähe eines Ge-
bäudes im Innern, das in den Fundamenten 6 zu 10,40'" niisst.
Fic. l'i.
Die Mauer war •^'.TjO'" dick, die Technik roh polygonal. Der
Ausblick nach Osten ist natürlich dui'cli das hidiere Gebirge
beschränkt, er iimfässt gerade noch die beiden Posten auf dem
Tsikurieli und iiber dem Kloster. Vom Kopaissee ist nur die
Strecke \oii (iia bis Tojidli;! durch die N'orbcrge verdeckt, aber
ARNE 457
vom Westende des Ber^^^es war auch sie zu übersehen. In einer
knappen Stunde erreidit man von hier Karditza ( Akraiphiai).
\\'ie oben erwähnt wurde, iiljersielit man von derlhdie über
dem Kloster den Likerisee und von der Paralimni wenigstens
das südliche Ufer. Dort ging im Altertume die Strasse von
Anthedon zur Kopaisebene. Auf der Erhebung, die den See
von dem Meerufer trennt, liegen noch die allen Radspuren
und über dem Sceufer lassen sich die Reste der Stützmauern ei-
ner Strasse mehrfach auf längere Strecken hin verfolgen. An
mehreren Stellen erscheinen die Fundamente antiker Gebäude.
Üer Ausgangspunkt dieser Strasse am Meere, Anthedon, war
eine sehr alte, wie es scheint, vorböotische Ansiedelung. Sie
muss den Riniians: zu dem langen Paralimnithal ueschützl ha-
ben. Die nächste binnenländiscbe Station findet sich am Ostende
des Sees. Dort erhebt sich oberhalb einer Katawothre ein fla-
cher Hügel mit einem weithin sichtbaren mittelalterlichen, z.T.
aus antiken Werkstücken erbauten Turme. Gleichzeitig mit ihm
ist der enge Mauerring, der ihn umschliesst. Am I\ande des
Hügels sind die Reste der antiken rmwallung erhalten. Die
Nordmauer lässt sich nur noch in ihren letzten Fundamentre-
sten erkennen; sie bildete eine gerade Linie. Ebenso die Ost-
mauer, die mit einem sehr rohen Stücke beginnt, dessen un-
ten stufenffirmig vorspringende Schichten sich aber wol so
erklären, dass hier die besser gefugte äusserte Steinschicht her-
abgestürzt ist. Denn in der weiteren Fortsetzung zeigt" diese
Seite der Mauer Stücke von sehr regelmässigem polygonalem
Autbau bis zu 1.6;)'" H()he. Etwa 200 Schritt weiter biegt die
Mauer mit abü;erundeter Ecke nach Südwesten um. wo sich
wiederum einige besser ei'baltene Stücke finden. Die Westseite
zeigt ein kleines Thor von etwas ungewöhnlichem Grund-
riss (Fig. 15): die eine Seite desselben springt slai'k vor und
ist abi-erundet, ilire äusserst soriz;lältii;e Bauart zeiiit meist ho-
rizontale Lagerfugen. 19 Schritte davon entfernt liegt im In-
nern parallel ziii' Aussenmauer ein gei.au ebenso gerundetes
l'undamcnt. Auch die Grundmauern anderer rechteckiger Ge-
bäude sind auf dem Hügel zu linden. Die Entfernung vom
458 F- NOACK
Thor zur ü-etjen überliefen den Ostmauer beträft 225 Schritte.
Am wiclit linsten aber sind an dieser Ruine die unverkenn-
baren Spuren einer sehr ahen i;eböschten Mauer, welche die
Ostmauer auf einer kurzen Strecke unterbriciil. Die Böscliung
muss eine sehr tlache gewesen sein, flacher als auf dem Pyr-
FiG. 15.
gos der H. Marina (S. 445) an deren Mauern sie im übrigen
lebhaft erinnert. Ich halte es, auch im Hinblick auf den Bö-
schungswinkel trojanischer Mauern (Dörpfeld, Troja 1893 S.
63) für möglich, dass hierin die letzte Spur einer mykenischen
Burg erhallen ist. Die umherliegenden V'asenscherben reichen
nicht so weit zurück.
Einen stärkeren Abschluss \vies in alter Zeit das am West-
ende der Paralimni liegende Thal auf. Von Süden her treten
die Hügel von llungra heute bis zum Ufer dieses Sees. Dessen
Niveau ist durch die Aufnahme der Gewässer des Kopaissees
bereits so sehr gestiegen, dass es die früher vom Ufer etwas
entfernt liegende Quelle RamiloAvrysis bereits erreicht hat.
Oberhalb der Quelle liegt auf dem Ostende des genannten
Höhenzuges ein kleines Paläokastro, das den Weg. der am Süd-
ufer entlano; führte, beherrschte. Ebenso war der heute bleich-
falls vom Wasser bedeckte Weg am Nordufer von einem Fort
geschützt, das auf einem steilen hoben Felsvorsprung des Ploon
lag (jetzt Kastraki von Strungena). 'Zwar sind die Mauern
desselben zusammeni>;esunken, aber man erkennt doch noch an
den besser erhaltenen Stellen, dass die Mauer etwa 7 ' dick war.
Türme Avaren nicht vorhanden, auch im Innern unterscheidet
man keine Baufundainente, das Ganze macht aber den Ein-
druck grosser Altertüinlichkeit ; da wo der Felsvorsprung
durch eine Einsattelung mit dem Hauptstock des Gebirges zu-
sammenhängt, hat man eine zweite innere Befestigung der vvei-
ARNE
459
teren eingefügt''. Diese Feste kann die Vermittelung zwi-
schen dem Posten auf der Ptoonhöhe und der Küste bei An-
thedon gebildet haben. An seinem Fusse. da wo mit dem er-
wähnten Revma der steile Pfad, der vom Kloster kommt, in
die kleine Uferebene einmündet, liegen die mehr als eine Vier-
telstunde weit sich erstreckenden Trümmer einer sehr alten
Stadt (10). Ihre nur wenig über den Boden hervorragenden
Mauerreste und Häuserfundamente sind durch die modernen
darauf geselzten Mauern und Hürden (Mandren) doch nicht un-
kenntlich gemacht worden. Fs waren meist rechteckige Häu-
ser von geringer Grösse mit einer schmalen Pforte an der ei-
nen Langseite. Der Grund riss eines Gebäudes, dessen Form
sich von der der anderen unterscheidet, schien mir der Auf-
nahme wert zu sein (Fig. 16). Seine Bestimmung kann ich
Fig. ig.
nicht erkennen. Wenn es, was möglich ist, auf der Südseile
einen abschliessenden Hof besass, so liesse sich dt r in der
Mitte der Verbindungsmauer der beiden Flügel vorspringende
kleine Bau vielleicht als Propylon erklären. Auch an einen Al-
' Icli kcniio (liosos Kastio nicht aus oiircMior Anscliauunj,', .sondiMii miraiis
Lolliiitjs aiisliiliilirluMii cinIimi I']nl\\uir zu Badckcrs CiiifcluMilauil (S. ."iO),
(Iciii ich die Bcschicihiini,' cnliichiiic. Kiiies der \vcnii;cn Exeiiiplaic dieses
nur zu Arbeilszwecken jj;cdrucl\leii Mami^cripls hcliiidcl sich in der Biblio-
thek des alhcniscl)en Instituts.
'»60 F. NOACK
lar kcmnte man donkon Das WicIitii;sto an der i^anzcn Sladt-
anlage alior ist. dass die Teelinik der .Mauern überall auf niy-
kenische Zeit liinweist: grosse IMöeke, nur wenig behauen,
sind aul-iiiid nebeneinander gescliiidilet. und kleine Steine ohne
bearbeitete Seilen sind dazwiseiien i>;csetzt, der Lehmverband
ist meist herausi>;e\vascben. Die Thiirpfeiier sind von hochkan-
tis; gestellten Blöcken gebildet. Der obere Teil der Gebäude
bestand wol ans unnebrannten Ziesjeln.
Wenden wir uns schliesslich noch einmal nach Westen, so
linden \vir auf den Wenen, die von Karditza nach dem Ko-
paissee führen, noch einige interessante Huinen. Der Weg, der
das Dorf in nördlicher Richtung verlässt, spaltet sich sehr
bald: ein Weg führt westwärts durch ein langgezogenes Ha-
ches Revma direct zu der See-Ebene und durch diese nach
Topolia. Die zahlreichen Spuren einer Stützmauer lehren uns,
dass sich an den nördlichen Abhänü;en des Revmas ein antiker
Weg zum See hinab zog. Gleich hinter der letzten Verengung
des Revmas, bevor es in die recht breite Bucht des Sees über-
geht, liegt hart am Wege auf dem felsigen Abhänge ein vier-
eckiges Gebäude (etwa 22 zu 29'"), dessen im Grundriss er-
haltene Form beistehende Skizze wiedergiebt (Fig. H)- Fs
war ohne Zweifel eine Weü;befesti2:uno; , welche nach der
Technik der weni«reii zusammenhängenden Reste zu urteilen,
sehr wol schon in mykenischer Zeit bestanden haben kann.
Dafür spricht auch folgende Überlegung. Gerade diese Bucht
ist erst in allerneuster Zeit ausgetrocknet ; das beweisen neben
der beträchtlichen Senkung des Seebodens nach dem Innern
der Bucht zu die Schiltbüsche, die noch in dichten Gruppen
dastehen. Waren einmal die grossen Deiche zerstört, so muss,
mag das Wasser des Sees auch von Zeit zu Zeit von den hi»-
heren Stellen abgeilossen sein, gerade diese Stelle immer ih-
ren sumpfigen Charakter bewahrt haben. Sie ist aber auf bei-
den Seiten von steilen Felsrändern be<j;rcnzt : ein Wcü; also,
der in dieser Bucht mündete, konnte nur darauf berechnet
sein, sieb in {\vv trocken gelegten Ebene fortzusetzen, wie es
auch heute der Fall ist. Auch würde man einen Pfad, der sich
ARNE
461
etwa an dem Ufer totlaufen sollte und von dem man nur im
Naelien hätte \veilergelan<i;en können, niclit durch besondere
Befestigungen zu schützen für nötig gehalten haben. Wenn also
schon die Art der ganzen Weganlage, welche an die llochstras-
sen der Argolis erinnert, und die erwähnte Wegbefestigung in
eine sehr alte Zeit zurückweisen, so bleibt nach jener J'^rwä-
gung und bei imsrer Kenntniss der Gt'schichte des Sees wol
nur die Annahme übrig, dass auch diese Bauten gleichzeitig
mit den mykenischen iJeicli bauten entstanden sind.
Nicht weit von dci- Wegfestung nach dem Ufer zu schnei-
det ein anderer Mauerzug (Fundament) in nordsüdlicher Rich-
tung den heutigen Wog, und auch da. wo dieser den Xord-
rand der Bucht erreicht, wird er von einem viereckiiien Ge-
bäude berührt. Dasscdbe ist viel jünger als jene höher gelegene
Befestigung. Seiner Technik nach, die man an einigen weni-
gen noch aufrecht stehenden ( hiadern erkennt, könnte es im
4. Jahrhundert entstanden sein, damals, als man von neuem
den See trocken zu legen suchte. Der Weg erreicht dann bald
bei dem bekannten Felsblock mit der Grenzinschrift ' die of-
fene See-l']bene, die er, die Insel (ila in einiger llntfeiMiung
« B. C. H. 1889 S. 407
402 F. NOACK
rechts liegen lassend, in gerader Hiclitung auf Topolia zu
durchzieht.
Der andere Arm des ^^>ges von Karditza geht in nördlicher
Richtunti" über einem Uevma am Westabhanc; des Meualo-
vuno entlang, um den Weg zu treffen, der von Kolvkino durch
den See an Gla vorbei nach Topolia führt. Bevor er denselben
erreicht, streift er eine ausgedehnte uralte Ruinenstätte (5), die
sich rechts von ihm am Abhang in mehreren Terrassen em-
porzieht. In dem niederen Gestrüpp sind die Reste viereckiger
Häuserfundamenle und iännere und kiirzere Terrassenmauern,
welche z. T. zugleieii Hausmauern sind, nicht zu verken-
nen. Die Technik einzelner, bis zu 1'" Höhe und höher er-
haltener Stücke ist keine andere als die der Mauern von
H. Johannis, und gestattet uns auch ohne entsprechende Va-
senscherben hier eine mykenische Ansiedelung zu erkennen.
Ob ihre Umfassungsmauer ebenso wie diejenige der Ruinen -
Stätte an der westlichen Paralimni nur vollständig zerstört und
verschwunden ist oder ob beide Orte offen waren, wie solche
bei Mykenai', bleibe dahingestellt.
Selbst diejenigen, welche der mykenisr;hen Kultur helleni-
schen Ursprung und das griechische Mutterland als Heimal
zusprechen, können letztere nur in einer unmittelbar am Meere
liegenden Landschaft suchen, und sie werden zugeben müs-
sen, dass mykenischer Baustil und mykenische Vasen auch
nach B()0tien nur von der Rüste her gelangt sein können. Wir
sind also befugt immer mit der Möglichkeit zu rechnen, Spu-
ren dieser Art zu finden, welche von Innerböotien nach dem
Meere führen. Ausserdem hat die Betrachtung der künstlichen
und natürlichen Abllüsse des Ropaissees die Forderung auf-
stellen lassen, dass die mykenischen Bewohner der Ebene, die
mit ihnen zu rechnen hatten, unbedingt auch das ganze Ploon-
gebirge bis zur Küste besessen und seinen Besitz sich gesi-
chert hal)en müssen. Diese Erwägungen haben sich bestätigt.
' Tsunilas, 'Esriaepi^ apy. 1888 S. 123 IV., Muxfjvai zai Muxrivalo? roXtTiafjLO;
S. 21 f.
ARNE
463
Wir liaben einige Anlagen gefunden, die mit annähernder
Siclierlieit der inykenisclien Zeit zuzuweisen sind. Andere,
die zwar auch sehr altertümlich, aher zeitlich schwerer zu fi-
xiren sind, oder sicher nachmykenische Bauten, wie die poly-
gonalen Tiirme und Mauerrestc auf den Gipfeln des Gehirges ',
erfüllen durch ihre Lage vollkommen die oben aufgestellten
Forderungen. Wir dürfen daher mit Zuversicht annehmen,
dass schon die mykenischen Herren des Landes und Sees, wie
im Norden nach Larymna zu, so auch nach Osten sich die
Verbindung mit dein Meere und die Ausflüsse der Kata-
wothren zu sichern verslanden, und dass auch jene zuletzt ge-
nannten Anlagen an Stellen stehen, welche bereits mykenische
Mauern getragen haben.
Die Reihen von Befestisun^en. die wir zuletzt verfoli^t ha-
OD d
ben, convergiren alle nach dem nordöstlichen Kopaissee und
in diesem wiederum nach der grossen Ruine von Gla. von der
die Untersuchung ausgegangen ist. Sie ist das imposante
Machtcentrum dieses ganzen wolüberdachten Systemes gewe-
sen, welches ein schwieriges Gebiet umspannte und in seinen
Bereich zog, nicht etwa, weil es fruchtbar und ergiebig, di-
rekten Gewinn gebracht hätte, sondern vor allem nur um sich
das engere Gebiet des Sees dauernd zu sichern und die Arbeit,
die man hier begonnen hatte, auch ganz zu thun.
Und doch haftet an dieser grössten der mykenischen Bur-
gen bis heule noch kein Xame. Die verschiedensten X'orschläge
sind gemacht worden. Dodwell (Reise durch Griechenland 3
S. 119) und selbst noch Ulrichs (a. a. O. S. '? 1 8 ) und lUir-
sian (Geographie 1 S.'2l"2) sahen in ihr ein ältei'cs Kopai. das
dann an die Stelle der späteren Stadt verlegt worden wäre;
aber sie konnten sicli auf keine Überlieferung stülzen. Leake
(a. a. (). 1! S. 295. 307 ) sehluu' den aus dein iialirii atliaiiiaii-
' Vj,'l. liazu den Zusatz 8. 481.
464 F. NOACK
tischen Felde abijeleileten Namen Athamantion vor, Forcli-
hammer (a. a. O. S. 181) ilaclile an Mideia. auch \\ . Visclier
(a. a O. S. 58?) spracli für eine der versunkenen Städte und
nur L. Uoss ( K()uiii;sreisen I S. 105) hielt die Insel für einen
namenlosen ZulUichlsort der Bewohner des Sees. Auch Lol-
lins: hat sehliesslicii verzichtet, ihr einen hestiuimten Namen
zu sehen, und so ist es i>;ehliei)en. Und soll sie auch weiterhin
ein namenloses Paliiokastro. nur Gul.is oder Gla. hleihen oder
bietet die Üherlieferunj»; uns nicht doch die ]M(">i2,liclikeit. sie
aus ihrer stolzen stillen Einsamkeil wieder in lebendigen Zu-
sammenhang mit den übrigen Zeugen der mykenischen l^]j)o-
che zu setzen ?
Wir kehren damit zu der oben unterbrochenen Untersu-
chung über die bei den ältesten Überschwemmungen des Ko-
paissees genannten Städte zurück. Die Frage war aufgeworfen,
ob nicht auch bei Arne sich eine Beziehung zur mykenischen
Zeit erkennen lasse.
\\'ilamowilz hat es für unglaublich gehalten, dass diese
erossartiu;ste Ruine der Heroenzeit im homerischen Schiff'ska-
talog gefehlt haben sollte, wo doch Orchomenos, Tiryns und
Mykenai nicht fehlen. Die alte Genealogie, nach der Ptoos
Sohn des Athamas genannt wird, passt dazu, dass im Osten
des Sees, unter den Ausläufern des Ptoongebirges das 'ABx-
azvT'.ov -r.i^w lag. liier wohnte Athamas und die Huine von
Gla war. so schliesst Wilamowitz, einst sein Schloss. Fr ent-
scheidet zwar nicht zwischen den Namen Arne und Mideia
für sie, neigt sich aber ersterem zu. da dieser, wie der des
Athamas aus Thessalien stamme'. Ich glaulMV wir kinmen zu
einem sichereren Ergebnisse gelangen.
Die Untersuclumg hat auszugehen von der Stellen im SchilTs-
katalog. B 507, wo unter den Böotern auch diejenigen aufge-
zählt werden.
Ol T£ 7ro).'j<jT5:'p'j').ov "Apvrv £yov. oi te Miöeiav.
An dieses Arne lial sich in ah'vandrinisclier Zeil eine lebhafte
• Hermes 26 Ö. ;'05 An;i:. Vf,'i. .•Iu'ikIji ;'9 8. 546.
AKNE 4ßn
Gontroverse clor Gelehrten ani^esclilosson. Die verschiedenen
Meinungen waren in Apollodors Gommentar zum SchitTska-
talog zusammengestelh. niid aus diesem halben sie Strabon S.
413 sowie die Sclioliaslen zu B 507 entnommen. Man fragte
sich, wo diese Städte gelegen haben könnten. Die Antwort
lautete verschieden.
1. Sehr einfach halfen sich die einen: Arne und Mideia
sind einst von dem See verschlungen worden (Strabon S. 59
und 413). Damit war jedes Suchen nach der Stelle wo sie ge-
legen, jeder Versuch, sie mit noch vorhandenen Orten zu
identificiren, überflüssig um! iiiiiniiglieh gemacht.
Diese Ansicht geht auf Demetrios von Skepsis zurück ^ Wir
wissen zunächst nicht, ob er damit einer älteren Tradition
folgte oder ob er gar selbst nur einen Analogieschluss machte
nach dem Schicksal von Eleusis und Athen. Auf keinen Fall
kann seine Angabe für uns von vornherein bindend sein, schon
deshalb nicht, weil ein anderer sehr beachtenswerter Kritiker
mit diesem Grunde gar nicht gerechnet und, wenn er ihn
überhaupt gekannt, ihn nicht anerkannt hat.
2. Dieser Kritiker ist kein geringerer als Zenodotos. Er griff
zu einem radikalen Mittel und vermutete für -oX'jgtxo'jXov "Ap-
vTjv : 77o>'j(7ry.(pu>.ov "A(j-/.or,v. Arislarch hat diese Conjectur na-
türlich und mit Hecht verworfen, da es schon nach der ungün-
stigen Schilderung, welche llesiod von seiner Heimat gegeben
habe, undenkbar sei, dass ein Dichter Askra Tzol'jnzx.c^'jlo^ ge-
nannt habe: Sc/iol. A a. a. O.: öti ZtivöSoto; ypicpei "A-j/tp-^v
i'yov ou 6'jva.Tai hl 7:o>,uaTX'p'j'Xo(; y) "Ai/tpr, Hytohy.'.' äcio-iaTÖTe-
po; yy.p £<jTiv 'llaioSo; Aeycüv, 'A7/.pYi /^£taa /.xy.r\. Ospsi xzyxkir,,
cödTs. oüSe -oA'j/cap-o; ^eyoiTo zv. Auch das Urteil EüSc;o'j -oaü
;(6tpco liyo^zoc, -ept tt;? "Any-zr,:, halte Arislarch (Strabon S. '<13)
angeführt, und wer heute die kahle felsige lliWie betrachtet,
die das alte Askra trug, wird ihm nur beipllichlen kininen.
Ebenso wurde eine andei'c (ionjeelur Tjcpvr,v fiü' "Apvr.v zu-
* Gäde, Üemelvii Scepsii quac surpersunl S. 3. Wilaiiiuwil/,, Heiiues %
S. Wo.
466 F. NOACK
rückge>viesen, da Homer nur eine Stadt dieses Namens kenne,
welche in Lydien läge (Strabon S. 413, Schal. D B 507).
Es seheint mir von Bedeutimg. dass diese zwiefach bezeugte
Überlieferung nichts davon weiss, dass die alexandrinischen
Gelehrten Mideia beanstandet hätten. Nur Arne bescliältigte
sie, aber in (Rmu Streite darum wurde von keiner Seite der
Untergang durch Überschwemmung verwendet. ^^ ir boren ja
mit welchen anderen Gründen (ganz anders als Demetrios von
Skepsis) man die vorgetragenen Conjecturen ablehnte, und,
was nocb wichtiger ist, wir erfahren wenigstens einmal auch,
womit man eine dieser Conjecturen begründete. Die Didymos-
Scholien. die, wie wir jetzt wissen, auch beste und älteste
alexandriniscbe Gelebrsamkeit enliialten. geben den Anlass
zur Änderung mit den Worten an : er-. oj/_ eOpi^xsTat /.ark tou?
Tpwiv.o'j; xpovo'j: "Acvr, -i\<.c, BoiwTca:. Der Conjectur liegt dem-
nach folgende Erwägung zu Grunde: es ist unmöglicb, dass
Homer unter den Bundesgenossen Agamemnons aus Böotien
schon ein Arne angefübrt habe, denn Arne in Böotien kann
erst in Folge der böotischen Wanderung von den Böotern
sresründet worden sein; die Booter aber kamen iy. xvic ©sTra-
/^ix.-?,c "Apvr? ucTci Tci Tpcoiicd (Strabon S. 411, auch aus Apol-
lodor): erst nach dem trojanischen Kriege bringen die Booter
den Namen Arne aus Thessalien mit.
Hier steckt, meine ich, wirkliche Gelehrsamkeit, die mit
historiscben Daten rechnet und so weit gekommen ist. als man
mit der damaligen Erkenntniss kommen konnte. Sie bestä-
tigt, dass wir mit dem Untergange Arnes durch Überschwem-
mung nicbt mebr zu rechnen brauchen. Auch liesse sich,
wenn dieser mehr als die Vermutung eines einzelnen Gelehr-
ten gewesen wäre, scbwcr einseben, wie gerade solche Städte
sieb mit Arne identificiren konnten, die wie Akraipliiai und
Chaironeia der Gefabr einer Überscliwemmung niemals aus-
gesetzt waren (s. u). Das ist es, was wir diesem Scholion ver-
danken. Dagegen müssen wir um weiter zu kommen, auf unse-
rem Wege das in dem Scholion entbaltene und bis heute gil-
tige Vorurteil beseitigen: die Gründung einer Stadt Arne in
ARNE 467
Böotien durch die einwandernden Böoter schwebt gänzlich in
der Luft. Keine ursprüngliche Überlieferung weiss davon. Es
ist lediglich ein Scbluss. der aus der falschen Voraussetzung
schon im Allertum ^ezouen ist, dass, wenn die Böoter aus
dem tliessalischcn Arne kamen ' oder doch sicher aus Thes-
salien, wo es ein zweites Arne gab, sie auch diesen Namen
zuerst in Böotien ein<j;efühit haben müssten. Aber auch wenn
die Böoter aus dem thcssalischen Arne gekommen sind und
wenn auch in einer Tradition (Diod. VT 67) dessen Eponyme
zur Mutter des Boiotos gemacht wird, so ist damit Arne noch
nicht von Uranfang an unauflöslich mit dem böolischen Na-
men verbunden. Wir besitzen sojjar ein Zeui^niss dafür, dass
dieser Name lan2;e vor der Einwanderung; der Böoter nach Böo-
tien kam.
Lykophron erzählt Alexandra 6i2f. u. a. auch, dass Böoter
nach Beendigung des trojanischen Krieges nach dem Westen
gekommen seien. Dann fährt er fort: und es sind nach Iberien
gekommen in die Nähe von Tartessos
"Apv/i; TüaXaizi; yewa, Tejy.atxcov tzpÖ^oi,
das Geschlecht aus dem alten Arne, die -p6[jt.o', der Temmi-
ker. Die Temmiker gehören zur Bevölkerung Böotiens. bevor
die Böoter kamen : sie stehen zu enge mit den nachweislich
vorböotischen ilyanten verbunden in der Überlieferung^. IIco-
[^.01 der Temmiker können nur ihre 'Fürsten' sein, 7:p6'j.xyoi
oder -pcjTapy(_o'.. iVJag nun auch Lykophron vielleicht die von
ihm aufgestöberte alte Notiz im Sinne seiner Zeit verstanden
und missverstauden haben, wir können, wenn diese Temmi-
kerfürsten Arnes altes Geschlecht genannt werden, unmöglich
mehr unter diesem Arne eine erst von Böotern gegründete
Stadt verstehen. Ebensowenig kann man daran denken, dass
die Temmiker aus dem thessalischen Arne den Böotern voran-
gezogen wären, denn sie sind von Sunion gekommen (Stra-
' Thuk. I, li. Slrabon S. 'ill. Allieu. \'l 26i a.
2 fcjliabou S. Uli. ;32l.\Vilainu\vil/., IlLM-akles I S.'2üi Aiun. 8. E. Meyer,
Gesell, des AUeiluiiis II S, 191.
468 F. NOACK
bon S. 401: r, o" o-Jv Hoiwrix -pÖTspov uev utto ßapßapcov (Öxeito
'Aövojv y.x\ Tsy.ai/.wv t'K Toü ^ouvi'ou .Tit.'.TiA.aiu'vi.jv. Vielmehr
(liirlen wir konslatiren. dass liier ein Stück sehr aller Gelehr-
samkeit für ein vurböolisches Arne in Böotien zeuü;t, das viel-
leicht auch dem gelehrtesten und dunkelsten aller Dichter in
seiner wahren Bedeutung dunkel geblieben war. Dieses Re-
sultat erofiebt sich unabhäniiiü; von aller anderen Überlieferuna:
und darf also als seliistiindiijes Glied in die Untersucluinij; ein-
treten ' .
Damit ist für die oben aufi'ew( rfene Frai>e wenijrstens eine
Antwort gefunden. Unter einem vorböotischen Arne werden
wir uns nur eine Stadt der mykenischen Zeit vorstellen kön-
nen. Aber eine volle Sicherheit linden w ir erst, wenn wir wei-
ter fragen, wo diese Stadt gelegen habe. Darauf antwortet
uns zunächst die dritte von den Alexandrinern versuchte Lö-
sung der P'rage, der sich auch Apollodoros (und Aristarchos?)
angeschlossen zu haben scheint, da sie Stral)on zuerst und
ohne jede Bemerkung anfidu't: mit Arne habe der Dichter die
Stadt Akraiphiai gemeint (tpar;! Ss toOto — d. h. tö 'Ax.cxt'p'.ov —
xaXsicöai "ApvTjV uttÖ toö ttoi'/itou, ow-ojvjfjLov t-?) BexTaXi/C-^). Aller-
diniis war Akraiphiai nicht die einzige Stadt, die auf den be-
rühmten Namen Anspruch machte: auch Chaironeia wollte
das alte Arne sein und in Lebadeia suchte man Mideia^. VVi-
lamowitz hat allen drei Nachrichten gleichen Wert, d. h. glei-
^ Dann ist aucli Dias II 9 11'. auf das vüri)üolisctie Arne zu beziehen: Me-
neslliios von Arne, Solin des Areillioos uml der Philoniedusa, wird von Ale-
xandres erschlagen. Die Scholien (i4/vl^zuII9) nehmen daran Ansloss
aus chronologischen Gründen, da nach der Sage, die von seinem Vater ging,
Meneslhios selbst aller sein miissle als Nestor; sie suchen sich durch An-
nahme eines zweiten, jüngeren Areitlioos zu helfen. Aber wenn Dümnilcr's
Ilypolhcse das liichlige gelrüüiMi hat, dass Ilcktor urs|»rünglich nach The-
ben gehürl und gegen die eindringenden Büuter kämpll (bei Ötudniczka, Ky-
rene S. 196 f.), und wenn wir eine ältere Sagenform erreichen können, eine
Ilias ohne Hektor, in der Alexandros der Hort der Troer war, so werden
wir es auch verstehen, wie es möglich sei, dass hier Alexandros einen Ge-
gner erlegt, der aus dem vorböolischen Arne kam.
2 Schul. HL zu B r.07. Paus. IX 39,1. Steph. Byz. .s. v. Xaiftövcia.
ARNE 469
clie \A>rllosip;koi( zii^rnscliriohon, und in der Tliat erscheinen
die beiden letzten Ani-alx'n ziemlicli durclisichtijz;. Weil nicht
weit von Ciiaironeia ilie liöoter aus dem tiiessulischen Arne
zuerst sich niedergelassen haben sollten, beanspruchte Chai-
roneia das homerische und. wie man iilaubte. böotische Arne
zu sein. Zui>aminen mit diesem nannte der homerische ^'ers
Mideia : so gab es sich einfach, dass das benachbarte Lebadeia
sich diesen Namen zueignete. Diese ganze Combination wird,
nachdem wir ein vorb(»olisches Arne kennen gelernt haben,
we";en der Ankn(ii)runii' an die Böoter hinfällicj iXicht so einfach
erledigt sich die Doppelbenennung von Akraiphiai. Schon weil
die Höoter erst verhältnissmässig spät dorthingekommen sein
k()nnen ( F^usolt, Gi'iech. Geschichte - I S. 95.5), musseine Er-
klärung, wie l)ei den b(;iden anderen Orten ferner liegen.
Akraipliiai muss si(di schon auf einen anderen Hechtstitel be-
rufen haben.
Wenn Arne, wie wir sahen, bereits vor den Böotern wie in
Thessalien so auch in Biiolien bestand, so darf man die Frage
aufwerfen, ob es rieht zu der Reihe von Namen. Orchomenos,
Athamas, l^aphystion. Triton. Koroneia u. a. ', geli(>re. die
gleichfalls in beiden Landschaften erscheinen und in beiden
in engster ^'erbill(lung mit den Minyern stehen. Die Antwort
linden wir in Akraiphiai selbst; essoll von Athamas gegrün-
det worden sein'. Hier also stehen die beiden Namen der
vorböotischen Stadt und des minyschen Königs nebeneinander,
verbunden durch ihre beiderseitige Beziehung zu Akraiphiai.
' Oi'cliomenos s. TöitlVei, AUiscIic Goiicalü^'io S. ISS um! Anm. 3. 5.
Alliaiiias als I5rii(lei' des Kretlions von lolkos ciiifvcibuiiden mit i\pn miny-
sclion Ar;,'uiiauleii. Die alliaiiiaiiliscli(> EI)one am |)aLrasäisclion Gott' Leim
liaplij'slionl)er|,', dessen Name auch in Böolien wiedeikelirl; ebenso der Tri-
tonfluss, der Schul Apollun. I 109 (GöUingiscIic gelehrte Anzeigen t890S.
345; für Thessalien bezeugl isl, Koroneia (das Athamas in Böolien erhält
I'aus. IX 3i, T ) und Arne in Thessalien; nach Diodor hiess einmal .':an/.
Thessalien Arne und die Eponyme Arne war in dieser Iberiieferun^' Toch-
ter des Aiolos, wie in einer anderen (llesiod Fr. 3'J Göltlini;) Albamas sein
Sohn.
- 6lej>hanos Bjz. s. v. 'Axoai-jiai.
ATHEN. MITTHEILUNGEN XI.X. 32
470 F. NOACK
Noch ist nicht bewiesen, dass sie auch unmittelbar zu einan-
der gehören. Aber da beide, jene als vorböotisch. uiui vor al-
lem dieser als Minyer, auf die gleiche, nämlich die myke-
nische Periode fuhren, so möchte num \vol schon jetzt zu dem
Schlüsse kommen, dass Arne, eine myken Ische Burg, an der
Stelle des späteren Akraiphiai gelegen habe. Die Überliefe-
rung aber wäre hiernach (hihin zu verbessern, dass Athamas'
Gründung nicht Akraipliiai. sondern Arne geheissen habe.
Aber auf der Burghölie von Akraiphiai linden sich keine so
alten Überreste. Die altertümlich polygonalen iMauerreste, die
noch heute die Mauern des späteren Akraiphiai schneiden *,
beweisen nur, dass in griechischer Zeit und nach der böoti-
schen Besiedolung eins Burg die H()he eingenommen hat. Arne
und die Stadtgründung des Athamas gehören in frühere Zeit.
Wir müssten uns daher mit der Annahme begnügen, dass die
Spuren mykenischer Zeit durch die Ansiedelungen der folgen-
den Jahrhunderte gänzlich verwischt worden wären, oder wir
sind zu dem Sciilusse gezwungen , dass das alte Arne ur-
sprünglich nicht an der Stelle von Akraiphiai gelegen haben
kann. In diesem Falle würde, wenn das oben Gesagte richtig
ist, noch der weitere Schluss sich ergeben, dass der Minyer
Athamas anfänglich nicht mit Akraiphiai verbunden gewe-
sen, sondern erst dahin gekommen wäre, als man in dieser Stadt
das verböotische Arne gefunden zu haben glaubte. Die Ent-
scheidung giebt das AOafAxvTiov -sSiov.
Die athamantische Ebene in Böolien haben ausser Leake
(a. a. 0. 11 S. 306) wol alle Forscher in der durch einen Mi-
nyerdamm vom eigentlichen See abgeschlossenen Bucht von
Karditza-Akraipbiai gesucht \ .letzt hat Kambanis den ersten
Versuch gemacht ihre Lage richtiger, im Sinne von Leake, zu
bestimmen'-. Pausanias kommt nach Akrai[)hiai - dessen statt-
' .Mil IJiircclil s.i.^l W'ilaiiiuwilz a. a. 0., dass Akraipliiai vor l'iiidais uml
Ilcroduls Zeilen kein sell)släiidigei' Orl gewesen sein könne, denn es hal)C
keine alte Dui;,'.
2 So noch zuIcUl Curlius, Ges. Abhandlungen I 6. v'7-2.
3 D. 0. H. 4892 S. 129 Anm. 1,
ARNE 471
liehe Reste bei dem heutigen Karditza liegen — von Süden, von
Tliehen her. Er macht einige kurze Bemerkungen [über die
Stadt und (iilirt dann (IX 23, 6 j folgendermassen fort: 'wenn
man aus (\(ir Stadt vorwärts geht, hat man zur Hechten in ei-
ner b>nlferriung von füntzehn Stadien das Heiligtum des ptoi-
schen AjmjIIou'. Von der ßurghöhe von Akraipliiai sielit man
heute mitten hinein in das Gebirge und erkennt in dem klei-
nen wundervollen Ilochthal die Schutthalden der französischen
Ausgra[)ungen bei dem Heiligtum. Zur Hechten, wie Pausa-
nias sai^t, hat man dieses aber nur dann, wenn man selbst
nach Norden sieht, bez., wie Pausanias, aus Akraij)hiai in
nördlicher Hichtung sich entfernt. Pausanias nun geht von dort
den gera(hMi Weg nach Kopai. Der Wog, den man noch heute
von Karditza-Akraiphiai nach Topolia-Kopai einschlagt, lässt
das Ptoon mit dem Ileiliaitum zur Hechten, seht »erade aus
nach Norden, gabelt sicii (h-inn aber, wie wir sahen, sehr bald
in zwei W'ege. Wir sahen auch, dass beide schon im Altertum
gebraucht wurden, und dass beide nach dem See und nach
Kopai führen. Heberdey hat sich für den ncM-dlichen entschie-
den, der erst jenseits der erwähnten mykenischen Ansiedelung
sich dem See zuwendet'. Noch vollkommener scheint mir der
andere direktere Weg zur Angabe des Periegeten zu passen,
Pausanias lässt das ptoische Heiligtum zur Hechten und fährt
dann fort: (IX 24, 1): =; 'Ax.ca-.ovio-j hl ii-vz: cjOiixv s-1 Aiavr.v
TY.v I\r,^'.'7'.rta. oi (^£ KcoTrai^t Övo^zCo-j-j', Tr,v /x'j-r.^j, ncdiox y.x-
>,ou'X£v6v ETTiv "AOaudvTiov (nKfiöai oh 'AOnuavxa tv auxco
<|>aaiv. Rr erwähnt dann den Kephisos: x.ai Sia-).£Ö'7avTi elci
KüJTrai. Wenn je eine topographische Bestimmung genau war,
so ist es diese: hier, noi'dwe.silich Nom Pioon und Non Akrai-
phiai haben wir die atiiamantisclie l*]l)ene zu suchen. Und dass
wir es hier nicht etwa mit später Fabelei oder Periegetenweis-
heil zu tliun haben, beweist die Thatsache, dass schon Asios,
* Heberdey, Die Reisen des l'.uisaiiias in ('.riecliiMilaiiil, hat die Fia^'o im
Texte (S. luv') iiiclil l)niiiirt, at)i'r auf der lieige.ucljcMieii KarU' den W'ejj: des
Periegeten in die.ser Weise eingezeiclinet.
472 F. NOACK
der rOpiker. dio Genealogie üherlieleni konnte, naeli der Atlia-
nias N'ater des Ptoos ist ( Pans. IX •23, H). Wenn llelianikos
(Fr. 19) nun Atliainas zum KTmig in Oreliornenos maciit. so
ist das wol seiner Bedeutung nacli verständlich, denn Atliamas
vertritt die iMinyerherrscIial't, aber es ist aucli klar, dass die-
ser ursprünglich in (hu* i">hene gesessen hatte, die seinen Na-
men trug. Pausanias hat also auch hier die älteste Überliefe-
rung bewahrt, und hier mitten in der athamantisehen Ebene
linden wir eine mächtige mykenische Burg, die Felseninsel
von Gla. Wir müssen schliessen, dass sie der Kimigssitz des
Athamas und seiner Minyer gewesen ist. War das Arne?
Später \\ussle man nicht mehr viel von der Macht, die sich
hier inmitten gesicherter fruchtbarer Gelilde einst ausgebreitet
hatte. Die Wasser des Sees waren von den plötzlich verschlos-
senen Ratawothren zurücki>ellutet und hatten das Werk der
o
Minyer vernichtet, ihre Deiche gebrochen ; fremde Völker wa-
ren über das Land «iekommen. die Wanderunofen mit ihren
Kämpfen hatten der Umgebung des Sees ein anderes Aussehen
gegeben. Noch heule zeigen die Linien an den Felsen von Gla,
wie hoch einst das Wasser gestanden hatte; kein Damm führte
mehr hinüber zu der einsamen Insel, die Burg, welche sie
trug, war verschollen, und statt ihrer gab das kleine kopai dem
See den Namen.
Wo hatte Athamas gewohnt, war nun die Frage, als er in
das kaum entwirrbare Netz der böotischen Sagen aufgenom-
men war. In der zweiten Hallte des 4. Jahrhunderts wurde
Akraiphiai selbständig und baute sich die schönen Mauern im
Stile von Eleuthcral und Messene, die heute die hauptsäch-
lichen liuinen bilden. In dieser Zeit entstand die Genealogie,
dass Akraipheus wie Ptoos ein Sohn ApoUons, Akraiphiai
gegründet habe '. liier ist von Athamas keine iU^le mehr; auch
wäre nicht einzuseluMi, \\i(^ gerade damals eine Verbindung
von .\kiaipliiai mit dem Ai-ne des SchilTskataloges aufgekom-
men wäre. I'^s jjedaif keines Beweises, dass andere N'ersionen,
' Ilciincs 2t t^. 204 Aiim. 20 6. 246 11. ^U•I>llilllos liyi. s. v. 'Axpa;cpiat.
ARM-: 473
in denen Ploos mit Alhamas verbunden und Athamas als
Gründer von Akraipliiai erscheint, älter und ursprünglicher
sind. Zu Pindars Zeit muss die W andlunüf eingetreten tjewe-
sen sein. Denn er kennt zw.w noch l'toos als Enkel des Atha-
mas und Sohn von Apollon und Zeuxippe, aber er hat auch
schon die neue, den Umscliwunii der ireschichtlichen X'eihäll-
nisse widerspiegelnde Tradition aur<:;('nominen. die das Ploon
mit Teneros und Theben in N'erbindung briniit. Noch ur-
sprün^^licher muss die erwähnte Genealogie sein, die bei Asios
stand und Ptoos Sohn des .\thamas und der Themisto nennt '.
Man darf hieraus wol den Schluss ziehen, dass Athamas zum
xTicTTr,? von Akraipliiai noch in einer Zeit gemacht worden ist,
in der er auch mit Ptoos verbunden war. Damit hing aber,
wie wir sahen, aul's engste zusammen, dass am Ostfusse des
Ptoons die athamantische Ebene lag. Wie kam man nun dazu,
Athamas, den Herrscher, der unten in dieser Ebene gewohnt
hatte, auf einmal mit der Stadt Akraipliiai auf d»T Ib'the zu
verbinden? Ich glaube, die Lösung dieser Frage setzt diejenige
der anderen, aber auch nur diese, voraus: warum suchte man
gerade in Akraij)hiai das alte vorbr)olische Arne? NN'eil man
die Burg des Athamas suchte und weil sich die Erinnerung
erhalten halte, dass diese das alle Arne gewesen war. Beim
athamantischen Felde musste dann dieses gelegen haben — die
Kuinen von Gla waren vei'schollen — man hatte nur no(di die
polygonalen Reste der alten Stadt Akraiphiai und glaubte in
ihnen die von Arne sehen zu dürfen. War dieser Schritt ge-
than, so zog natürlich der A'ame der Burg auch ihren Herrn
und h]rbauer mit sich aus der i<]bene nach der neuen Heimat
und auch Arue-Akraiphiai musste nun von Athamas ueirrün-
dct worden sein.
War also Arne durch Athamas berühmt, war Arne der Name
seiner Burg und erklärt es nur als solche, wie es neben jenem
llerrschernamen in Akraipliiai erscheinen kann, und hat es
mit diesem anliiiiglicli iiidils /u llnin gehabt, so gehört es ur-
' Hermes 'IW S. | V,) und ul»eii S. 47-2 Aiim I.
474 F. NOACK
spriinglicli mit Alliaiiias liinunter in die l']bone, welche die
atliaiiiantisclie lieisst. Foliilicli kann die liewalliiije mykenisclie
Stadt, die uns dort auf Gla ei'lialli'ii ist. nur das alte vorhöo-
tische Arne des Albamas gewesen sein.
Dass Arne eine mvkenisclie Riirüj gewesen, durfte man schon
daraus schliessen, dass es vorböotisch war. Seine enji;e und
uralte Verbinduns mit Albamas bestätiiit das : für einen ml-
nyschen Herrscher werden wir eine niykenische Anlage gera-
dezu verlangen müssen.
Der Zusammenhang der Minyer mit der mykenischen Kul-
tur ist keine unsichere Behauptung mehr, seit Scliliemann auf
der Stätte des minyschen Orcbomenos das Kuppelgrab freige-
legt hat. seit die Kuppelgriiber von Dimini und V'afio'. die
mykenischen Spuren im Taygetos- bekannt geworden sind.
Nun dürfen wir in dem mykenischen Arne im Kopaissee eine
neue Feste derMinyerherrschaft sehen. Dadurch läilt aber auch
noch mehr Licht auf jene dunkle Angabe des Lykophron. Die
Leute, deren Herrscher auf Arne sassen, sind von Sunion ge-
kommen und müssen Mykenäer gewesen sein. Nun, bei Su-
nion liegt Thorikos, und dort können jetzt uralte Ansiedelun-
gen bis in die niykenische Zeit und weiter zurück verfolgt
werden'"'. Auf Sunion selbst aber hat man von allers her Po-
seidon, den iMinyergolt, verehrt. Dann ist die letzte Conse-
quenz, dass wie Arne, so auch der Name des Albamas durch
Temmiker von Sunion her nach Böotien getragen worden ist.
Dass ein einzelner Stamm des viel verzweigten Minyervolkes
einen Sondernamen geführt habe, ist ebenso natürlich und
einleuchtend, wie dass andrerseits in den späteren Sagencon-
' Valio s. Tsundas, 'E^riiispi; Öl^/. 1889 S. 1^29 11'. IMiiiyor in liakonicii :
O. Müller, Orcliüinciios S. 31011". Studniczkas Ausftilirun^'oii, die dies l»e-
slrcileii (Kyrene 8. 47 II'.) sind von Maass, Göttinu'ische ij:el. An/.eif;en 1890
S. 353 IL. und Gruppe, ücilincr phil. Wuclicnscliiiri 1890 S. S'Ji 11'. zu-
rückgewiesen worden.
2 Tsundas, 'E^rii^EpU io/. 1889 S. 132 ir. 1891 S. 18911.
3 Berliner pliil. Woclicnschrifl 1891 S. 707. 1058.
AHNE 475
structionen derartige lebendige Einzelzüge verwischt worden
sind.
Jadoch, wenn man bedenkt, dass diese Temmiker noch vor
Kurzem ein üänzlich verschollenes N'olk ijen.mnt worden sind,
imd dass die Spur, die durch ihre Beziebung zu einer vor-
böotiscben mykenischen Burg und zu minyschen Namen ge-
funden ist, doci) zunäcbst noch eine ganz vereinzelte und des-
halb schwache ist, so gilt es vorsichtig zu sein, damit durch
die heute über die Minycr herrschenden Meinungen diese Spur
nicht wieder sofort vernichtet werde. Denn während die einen
diesen Volksstamm als einen ursprünglich in Böotien hei-
mischen ansehen wollen ', werden andere fragen, ob es mög-
lich sei, dass die Wege, auf denen er nach Böotien kam,
nicht rückwärts nach Thessalien führten. Die thessalische
Urheimat der Minyer ist seit Otfried Müller bis in die neu-
ste Zeit trotz Buttmann 's grosser Abhandlung mit Vorliebe
festgehalten worden 2. Das Ergebniss der vorstehenden Un-
tersuchung verlangte, dass auch noch dieser Frage, soweit
möglich, nachoe'jani'en werde. Allein der Probleme, die es da-
bei zu lösen gilt, sind so viele, bei jedem Schritt, den man
vorwärts thut. wachsen neue Fragen hervor, die Antwort for-
dern und, wie ich glaube, auch finden können, aber nur in
eingebender sorgfältigster Prüfung, so dass hier nur Weniges
angedeutet werden kann.
Niclit nur die oben erwäimten Orte, sondern nahezu alle,
an denen minysche Namen und minysche Erinnerungen haf-
ten, haben jetzt auch mykenisciie Beste aufzuweisen. Und wo
diese fehlen — meist ist es das unscheinbare und doch so
entscheidende Zeugniss der Vasenscherben einerseits, oder
eine fassl)are Minyersage andrerseits — . treten oft genug die
Kulte liilfreicb ein Mit Becht wird gerade den Minyern die
Verl)reituni? wichtiy;er, bestimmter Kulte zusfesclirieben. In er-
ster Linie steht der Kult des Poseidon, besonders des Gaiao-
' E. Meyer, Gesell, des Alteilums II S. 191.
2 So noch von Tüpller, AUiscIie Genealogie Ö. 188.
476 F. NOACK
chos. Schon Röckli und LachiiKinn halxMi auf dio eng'on Bezie-
liiinücn ilci' Minver /.um PoMMdoiikiillc liini^cw lesen '. Dem
Poseidonkidl bei Samikon wird hier eine besondere Aui'merk-
samkeil zu widmen sein; seine Bliile wird noeh in (he Zeil
lallen, als die Kulte am Rronoshügel und in der Altis von
Olympia nel)en ihm noeh keine Bedeutimjj; hesassen. Über das
Alter des Seebundes von Kalaureia konnte man trotz der Teil-
nahme \on Orchomenos bis jetzt im Zweifel sein. Jetzt bewei-
sen die im heiligen Bezirke auf Kalaureia befundenen Scherben
mykenischer Gelasse, dass bereits in jener Epoche Menschen
auf die freie Höhe kamen, um, wie man sai^en darf, schon da-
mals dem selben Gotte. mochte er schon Poseidon heissen oder
mit ihm üleichnesetzt sein oder nicht, zu o|)fern. Nun erst darf
man daran erinnern, dass bis auf Prasiai und llermione (wo
dieselbe Möglichkeit natürlich vorhanden ist) all(> uns lie-
kannten Mitglieder des Seebundes Stätten mykenischer Kul-
tur sewesen sind und ausser Aeij;ina auch eiü;ene Poseidonkulte
und meist irgend welche Beziehungen zu den Minyern haben ^.
Was sich für Kalaureia erschliessen liisst, wird durch die neue-
sten Funde auf einem anderen, ebenso uralt lieiligen I^oden
bestätigt. Das kleine Kuppelgrab mit zahlreichen mykenischen
Thon^eiässen, besonders Bü^elkannen. das in diesem Jahre
in Delphi zum Vorschein gekommen ist, liefert den thatsäch-
lichen Beweis, dass man schon in vorhomerischen Tagen zu
den Göttern am Fusse der Phaidriaden gewallfahrlet und dort
angesiedelt gewesen ist. Diese Götter waren aber Gaia und Po-
seidon. Dieser war der vordorische Vc/.'.r,rj-j^oq, die Träger sei-
nes Kultes waren dieMinyer^, und werden Mittelpunkt ihrer
Herrschaft in Hellas, die kopaische l^^bene, überschaut, kann
verstellen, warum sie auf dem Parnass die Wohnstätte ihres
Gottes gedacht haben. Wie ein anderer Olymp und weit mäch-
' Böckli, Kleine Scliiiflcii Vt S. 'J. tjacliiiuuiii, Spailaiiisclic Verfassung
S. 37 (diese Arbeit ist iiiii iiiclil zu^'än},'licii).
2 S. auch E. ^Feyel• a. a. O. II S. lO'J.
•' Moiniiisen, iJelpliica ö. I 11'. Wide, Lakonische Kulte iS. 'i2, 47 und 3'J.
Alt NE
477
ti^^er als der troischo Ida, bohorrsclil er tias ganze Gebiet des
Sees, von überalllier sichthar und mit seiner vielzackigen
Masse alle anderen Berge ringsum li(»cli überragend. Nun dürf-
te auch der Hinweis darauf, dass der delphische Oinphalos
die Gestalt des Kiippolgrabes gehabt habe', mehr Bedeutung
und Wahrscheinlichkeit gewinnen. Von dem vielen, was sich
hier anreihen würde, will ich nur noch eines hervorheben. In
Attika vereinigen Eleusis und Athen mit mykenischen Resten
und minyschen Erinnerungen besonders heilige und alte Po-
seidonkulte. Das wird man nicht mehr als Zufall ansehen kön-
nen. Auf den berühmten Streit zwischen Poseidon und Alhena,
zwischen (h-m von der See her eindringenden Minyergotle und
der Schutzuöttin der einheimischen Bevölkerung', lallt ein
neues I.icht. Ursprünglich kann Poseidon nicht (wie die spä-
tere Lokalsage"' will), erlegen sein; die minyschen Ankömm-
linge haben auf dem kahlen Felsen oberhalb des llisos ihre
kyklopischen Mauern errichtet und dort mit ihrem Poseidon-
kult und ihren mykenischen Gelassen siegreichen Einzug ge-
halten. Nur damals kann Athen lloae'.Scüvix benannt gewesen
sein^. Nordöstlich von der Stelle des jetzigen Erechtheions,
mit seinen Trümmern z. T. noch unter dessen Fundamente
greifend, erhob sich das mykenische Anakienhaus, das feste
Haus des f^rechtheus, wie es die Odyssee r, 81 nennt '. Die my-
kenische Zeit kennt keine Tempel ; die Kultstätte, der Allar,
wo man den Gott verehrte, lag in dem Königspalast. Dort also
wurde Poseidon verehrt, wo ja noch in spätester Zeit seine
Kultmale lagen. Erechtheus war sein Beiname", und darum
hiessauch der poseidonische Salzquell OxXaTaa 'Eps/O'/^i;. \\ enn
' E. Rolide, iSjclie S>. ]V3 und Aiiiii. v.
2 Busoll, Grioch. Ge.scliichle ' I S. 370.
■^ l'reller-Iiubeil, Mylliulogie I S. 2U3 Aritu. 1.
' Euphoriuii liei .Scliol. Diuiiys. l\'rit'g. li;Ü ( .Mciiieko, Analciia Alcr.Q'l),
Slral)uii S. o'.)7.
"' Vf,'l. WacliMiiulli, lU'ricIitf dci s;i('lisi>flitMi (n'st'llscIiiU'l iler Wisseii-
schafleii 1887 S. 3'.»',) 11'.
6 I'rcller-Ruln'il u. a. (). S. ;'().; und .\iim. 0.
''"^^ F. NOAfiK
dann an derselben Stelle in der Erdtiefe Erechtheiis als ent-
rückter Heros weiter lebte ' so bleibt er im Grunde doch immer
der alte Gott, der bereits im Kultus und in der Religion der
Cr*
AJinjer einen vornebmlicb cbllioniscben (Miarakter i^eliabt bat
Das feste Haus des Krecbtiieus ist also der Königspalast, in
welchem Poseidon-Erechlheus,\vie ich i>laube,von den Minyern
eingesetzt und verehrt war. Dabin gebt aucli Atbena : neben
dem Gölte des herrscbenden Teiles der BevcWkerunu- wird auch
der Göttin des eingesessenen Volkes ein Platz, ein Altar ge-
vväbrf-. Da hat sie neben Poseidon. Erechtbeus in vollen Elircn
geherrscht, und wie noch in derselben mykenischen Periode
aus einer Misebung der verscbiedenartigsten Elemente, aus
einem lebbaften Austausch und Umwechseln von Gedanken
und Dingen sich in Glauben und KuUur schon das herauszu-
bilden begann, was wir das eigentlich Griechische nennen,
so ist auch Atbena noch damals 'zu einer der grössten Gott-
heiten aller griechischen Stämme' geworden. Wie das u. a.
auch darin seinen Ausdruck fand, dass man an zahlreichen
' Rohde a. a. 0. S. 127. Clilhonia liiess eine seiner Tücliter.
2 Die Stelle Ilias B 545f.,wo es lieisst,(lass Atliena den l-]reclitheiis ho evi
jziov. vjio) auf^nonmien habe, slolil eine viel späleic lokale Anseiiauinii,' dar,
die etwa deijeni.ijfen von iliieni Siei,'e über Puseiilon cnlspiichl und die nicht
mit den Worten der Odyssee yj 8t 11". zusammengeworfen werden darf, wie
es bei Furtw;in}i;ler, Meisterwerke der griech. Plastik S. Iö6, geschieht. Im
B hat Alhena bereits einen eigenen Tempel, mit dem das Haus des Erech-
tbeus unuiöglich idenlificirt werden kann, der vielmehr, wie es Dörpfeld
länirst nachgewiesen hat (in dieser Zeilscbrifl 1887 S. 26), nur der sehr alte
vorpeisistratische hundeilliissige Amphiproslylos, dessen F'undamenic aus
blauem Burgkalkslein wir haben (alter Alhenalempel ), gewesen sein kann.
Die unter diesen Fundamenten festgestellten noch älteren Reste (darunter
zwei Säulenresle) liefern vielleicbl den Beweis, dass man den Tempel für die
Göttin genau an der Stelle crbaule, an welcher schon in der mykenischen
Palastumfricilung ihre KuUslätle gewesen war. So eng war inzwischen noch
dort im allen Königspalast die Verbindung beider Kulte geworden, dass auch
Erechtheus mit in den Tempel Atbenas wanderte und hier wol einen Altar
bekam. Dann, als aus irgend einem (irunde sein Kult wieder an Bedeutung
gewann, baute man ihm nördlich neben dem Alhenalempel ein neues eige-
nes Heiligtum, das Herodol ausdrücklich als vtjo; 'Eps/Oeo; von jenem, das
er mil iJiSYapov bezeichnet, unterscheidet.
479
ARNE
Orten die Schutzp^ottlioit der Burg nach ihr benannte S so darf
man darauf wol auch die Thalsache zurückfuhren, dass die
Stadt am Kopaissee, die auch in den Bereich der Minyerherr-
schaft fülU, nicht etwa Poseidonia, sondern Athen genannt
wurde.
Es kommt hinzu, dass der Poseidonkult an vielen Stätten,
wo er mit vordoriscli-minyschen und vorhomerisch-mykeni-
sehen Überresten vereinigt ist, entweder selbst einen chthoni-
sclien Charakter trügt oder doch mit anderen chthonischen
Kulten verbunden auftritt. Wieder sind es nun gerade die mit
Poseidon so enge verbundenen Minyer, die, wie Böckh zuerst
ausgesprochen hat ' eigentümliche Vorstellungen über Tod und
Unterwelt und über die dunkeln unterirdischen Mächte ge-
habt haben'. Man darf ihnen die Vermittelung vieler chtho-
nischen Kulte zuschreiben 2. Dazu kommt ihr stark ausgepräg-
ter Glaube an die Fortdauer der Seele und ein damit enge zu-
sammenhängender Totenkult. Wenn uns nun für dieselbe Zeit,
der sie angehören, aus den in den homerischen F.pen und bei
Hesiod erhaltenen Rudimenten derselbe Seelenglaube und der-
selbe Totenkult von E. Bohde nacligewiesen ist und die my-
kenischen Fundthatsachen dies vollauf bestätigen , so wird
man nicht mehr zögern, die engste Verbindung von Miny-
schem mit \'orhomeriscli-Mykenischem zu vollziehen. Dann
aber wird jenes auch zur weiteren Frkenntniss des Mykenischen
beitragen können. So wird z. B. Theseus dem Kreise miny-
scher Kulte eingereiht werden müssen ; zu seinen Beziehungen
zu chthonischen Kulten treten mykenische Beste in Apbidna,
und es wird von Bedeutung sein, dass man ihn mit einem am
pagasäischen Golfe, also im Minyergebiet, gelegenen Trozen
verbinden kann^. Andrerseits weisen sein Zusammenhang mit
Minos und die dazu gehörigen Sagen auf sehr alte Beziohun-
« E. Mcycr a. a. O. II S. 1 1 4 f . lOS.
2 Bückli a. a. 0. S. 11. V^'l. Wide, Skaiidiiiavischos Arcliiv 1 (1891)
S. 114.
;> L. I\illat, De fabula Ariadnea, Diss. Berlin, These 1.
480 F. NOACK
r^en ZNvisclion Kreta und der altisclion Oslkiislo. Für eine ur-
sprüngliche Identität von Minos und Minyas aber sind ein-
leuflitende Gründe vorgebracht worden. Minotauros, die sehr
alte Wrehrung des Poseidon txucso: in Bitotien u. a. ni. wer-
den auch die Frage nacli der theriomorphislischen Götterver-
ehruno; heranziehen lassen, und man wird sicli ihr ü;e2;enü-
l»er zwar vorsichtiger und vor allem kritischer vei'halten müs-
sen, als es neuerdings gescheheu ist', wird sie aber in der
Hauptsache für die mykenische Zeit bejahen müssen. DerTlie-
riomor[)hismus reicht noch in diese Periode aus einer früheren
herein. Sehr gut lässt sich damit vereinigen, dass man in an-
deren Kultgebräuchen und Satzungen der JVlinyer die Merk-
male einer "rossen, vorhellenischen Kultur erkannt hat, die
ihre Spuren auf den Inseln und auf den beiderseitigen Gesta-
den des äi^äischen Meeres zurückgelassen habe-.
Nehmen wir zu alle diesem nocli den Charakter der Minyer
als eines Seevolkes, so bleibt nicht viel, was für ihre Urhei-
mat Thessalien spräche. Ebenso wird es bedenklich erschei-
nen, in den drei Etappen minyscher Wanderung, Thera, Eleu-
sis in Atlika und Eleusis am Kopaissee, wie es seit Böckh's
Behandlnng der theräischen Inschriften bis in die letzte Zeit''
geschehen ist, die Zeichen des Weges zu erkennen, den aus
B(")Oti('n auswandernde Minver nach dem Osten iiezo^en wä-
ren. Der Gedanke, dass vielmehr umgekehrt vom Meere, von
der attischen Küste her Minyer nach dem Ufer des Kopaissees
vordrun^en seien, lieüt nahe o-enui»'; er ist jetzt von 1']. Cur-
tius in der oben genannten Abhandlung ausgesprochen wor-
den. Die Etappen der minyschen Züge reichen von Attika wei-
ter bis zum Euripos und nordwärts nach Thessalien. Der Weg
führt an der stillen Bucht von Larymna vorüber. Dort m()gen
auch Schaaren der Minyer gelandet sein und von da den ein-
zig sich bietenden Thalweg zum Kopaissee gefunden haben.
' CuoInO, Journal of Uellenir sludics 1894 'S. 82 IV.
2 Töpder, Atlische Gciiealof^ie S. 186 If.
•' öü noch Ölu(liiiczl<a, Kyrenc, fS. 65.
ARNE 481
Sic; nannten sicli Temmiker und N\aren zunUclisl von Sunion
gekommen.
Wie dieses einzelne Beispiel, so wird auch das Ganze zu
beurteilen sein. Gelingt es aber, eine einheitliche, in die niy-
kenische Zeit fallende, minysche Kolonisation und Beherr-
schung des ganzen östlichen Griechenlands von Tainaron bis
lolkos und auch der westlichen Küste zum Teil zu erkennen
— nur Tiryns und Mykenai fallen bis jetzt heraus — , so wer-
den die AJinyer auch berufen sein, bei der mykenischen Frage
ein gewichtiges Wort mitzusprechen. Sie werden die vom
Osten überkommenen mykenischen Kulturelemente vermittelt
und ihnen zugleich durch ihre eigene Machtstellung zu der
ausgedehnten, mehrere Jahrhunderte währenden Herrschaft
und r^ntfaltung verholfen haben. Dazu passt vortrelllich der
beiden Mächten gemeinsame Charakter, der der ersten Tyran-
niMizeit auf griechischem Boden '.
Zusatz zü S. -^63.
Die Burg von Janilsa.
Nur mit der grössten Vorsicht dürfen wir serade aus dem
|)olygonalen Baustil chronologiscdie Folgerungen ziehen. Man
hat zu allen Zeiten der griechischen Baugeschichte polygonale
Mauern gebaut, und wir wissen auch, dass man unter Peisi-
stratos sie anders baute, als zu Tbemistokles' Zeit und anders
< Aus l'liili|ipsoirs Abhand I II 11^' filier diMi Kopaissee (Zi'ilsclirifl
der Oescilschari (ür FünUvuiide zu Berlin X.XIX, 18'Ji, ö. I IV.), die icli erst
wahrem! des Druckes eiiiselicii Ivonnte, inöclile ich hier kurz auch Kinifics
nachlia^,'eii. Die Aiii^'ahe SUaluiiis üher einen Melaslluss hei llaliartos ersieht
sich, \\'h\ auch ich schluss, als ein Irrtum die>es Aulurs (S.41). ltei- Aldluss
des Wassers des Sees nach Laryinua zu ( Kophalari und Anchoe) fand nach
l'liilippsun's auf lue Gesloinschiclilun- j^'cslülzlor Vernuiluni,' ( S. 50 f.) niehl
482 F. NOAGK
wiederum im 4. Jalirhnndert. Eine 2;anz bestimmte Stilisiruns;
der polygonalen Technik, die schon im 7. .lahrhundert be-
"oo-netfs. oben S. 4*27 Anm. 3), setzt eine hindere iMitwicke-
liinii; und eine Ausübuno; dieses Stiles in recht Crüher Zeit
voraus. Etwa in der Blütezeit des geometrischen Stiles wird
man zuerst polygonal gebaut haben, aber nicht früher und
keinesfalls schon in der mykenischen Periode. Eines der iilte-
duicli die Biniakalawüihre, soiidi'iii iluicli die wesllicli von dieser ^'cloj,'onen
Kalawollnen, hes.dic von Spitia ( Varia ) hei unsrcr Doppelburg slaU. Dem-
entsprecliend dürflo dann aucii t^irabon 4ü()/7 ( ReUung von Kopai ) niclit
auf die Binia bc/.ogen werden. Sclir eiiileuchlend erscheint der Gedanke
(S. 5i ), dass der Phan, die Ebene dauernd zu entwässern, wo! nur (hinn auf-
gekommen sein könne, als der See periodisch stieg und liel und man also
schon von Natur jiilniicii («ine Zeitlang trockenes Land hesass. Der See würde
also von der Minjerzcil l)is heule einen im wesentlichen immer gleichen
Charakter gehabt haben. Die jetzt fiMilenden Strecken des Mittel- und Siid-
kanals der Minjer will Pbilippson nicht ergänzen ( S. 61 f.). Bei letzterem
hänge die Unterbrechung möglicherweise mit den Sümpfen von Ilaliartos
zusammen; der Mitlelkanal aber führte vielleicht die Wasser der Herkyna
bis zu der i noch heute am höchsten gelegenen) Mitte des Sees, von wo aus
dann das Wasser zur Berieselung der Felder verwendet wurde. Damit ist
wol ilie richtige l']rkiärung gefunden. Jetzt, wo dank di n mudornen lOntwäs-
serungsarbeiten derselbe Zustand wie zur Minyerzeit zurückgekehrt ist,
kann man sich beim Anblick der weiten ausgebrannten l''lächen der Be-
fürchtung nicht entziehen, es möchte — ohne eine genügende künstliche Be-
wässerung— wie früher zu viel, jetzt zu wenig Wasser vorhanden sein. Hier
möchte ich dann noch im Gegensatz zu der Angabe S. 84 bemerken, dass
mir die weissliche Farbe der Oberfläche des Seebodens auf mehreren Strecken
gerade ausdrücklich aufgefallen ist. Ebenso möchte ich es doch auch wei-
terhin für das wahrscheinlichste halten, dass die unvollendet gebliebenen
Tunnelarbciten und Schachte zu den Entwässerungsversuchen des Krates
gehört haben ( Philippson S. G8). Die von ihm erreichte Senkung des Se(>spie-
gels konnte schon der Erfolg seiner Heinigungsarbeilen in den Kalawotbren
und seiner im See gezogenen Gräben sein; zur dauernden Sicherung wollte
er dann jene künstlichen Emissäre bauen, l^nd wie man heute neben dem
IIau|)lableilungskanal im (Jsten noch im Norden den Melas zur grossen Ka-
lawotlirc führt, so konnte auch Krates eine künstlicln» Ableitung nach bi'i-
den lücli'ungen nebeneinander geplant haben. iJass Strabo dii^ unvollendei
liegen gebliebenen Anlagen nicht erwähnt, wird uns nicht wundern. Sie
Jagen wol schon längst wieder halbverschüttet und unbeachtet da, wie durch
alle folgenden Jahrhunderte hindurch bis zur neueren Zeit. Das Schweigen
Slrabons wird man daher nicht als Icrniinits pusl (jucm für ihre Anhige be-
nutzen können.
ARNE 483
sten Beispiele des Polygonalbaues, die alte Burg von Janilsa,
hat kiu'zlich durch E. Pernice die ihr gebührende Beachtung
gefunden (s. oben S. 355 fV.). Aber es ist unmöglich, in ihr
das homerische Pherai (was Ileberdey, Die l\eisen des Pausa-
nias S. G4 angenommen hat) und damit eine mykenische An-
lage zu erkennen, ich kann mich darin nur der Ansicht von
R. Weil(Arch. Anzeiger 1893 S. 140) anschliessen. Das ent-
scheidende Wort spricht die Technik. Diejenige der mykeni-
schen Pestungsmauern ist allerdings keine einheitliche ; wir
wissen jetzt, dass man damals nicht allein • kyklopisch' baute.
Das Löwenthor mit seiner Umgebung, die Thorbauten von
Gla, und die Reliefdarstellung auf dem Silbergefäss 'E'^r.asci;
äc^- 1891 Taf. 2 ( = Tsundas, Uuy.-hxi Tai'. 7,lj beweisen,
dass man den Quaderbau kannte und ausübte, und die gros-
sen Mauern der VI. Stadt auf Hissarlik sind als reiner Stein-
bau ohne den Lehmmörtelverband mit festestem Fugenschluss
ausgeführt. Aber die charakteristische Eigenart des ältesten
Polygonalstiles, dass Polygone der verschiedensten Gestalt mit
überall sorgfältig behauenen Kanten so ineinandergefügt sind,
dass horizontale F'ugen geradezu vermieden werden, begegnet
in der mykenischen Bauweise noch nicht. Und gerade jene
Eigenart tritt deutlich an den Mauern von .Janitsa hervor. Die
umstehende nach einer Photographie gemachte Skizze des am
besten erhaltenen Mauerzuges (oben S. 358) wird das genü-
gend bestätigen. Schon allein die Art, wie die kleineren Po-
lygone in die Lücken zwischen den grossen eingepasst sind,
scheint mir beweisend. Dazu tritt die 'polygonale Bauweise'
des Gebäudefundamentes auf der Spitze des Berges, die Per-
nice selbst hervorhebt. Wenn wiiklieh einzelne Fugen nicht
mehr ganz fest aneinanderschliessen, so ist das eine Wirkun«^'-
der Jahi'tausende: die gute gradlinige Bearbeitung der Seiten
der Polygone beweist, dass der feste Fugenschluss einst er-
strebt und, wie andere Stellen zeigen, auch erreicht war. Das-
selbe gilt von den übrigen lösten auf der Höhe und an ihren
Abhängen. Xaeh den von Kern angegebenen Resten 'echt my-
kenischer Bauweise' habe ich vergeblich gesucht; selbst bei
'(84 F. NOAOK
den ji;anz verwitlerlon Stücken lässt. sicli Hocli an den einzel-
nen Blöcken die l'iir den polygonalen Fui^enscliliiss nötige Be-
arbeitung noch ei'kennen. Der Vergleich der (uMlichen V^^r-
liiillnisse dieser Buii;anlai2;e mit der '";anz idenlisehen l^aüc
von AJykenai' wird hei o;enaner Betrachtunii; auf wenige all-
gemeine Ziige heschriinkt, wenn er nicht öherhaiipt zu Un-
gunsten von Pernice' Ansicht spricht. Wir können nach uns-
rer heutigen Kenntniss der mykcnischen Burg- und Stadian-
lagen (s. 0. S. 439) nicht mehr mit einem Schematismus rech-
nen, wie ihn ein solcher \^M'i>leich zur Voraussetzun^r haben
FlO. 18.
müsste. Hier haben wir ein richtiges Felsennest, wie sie in
dem späteren Griechenland sehr zahlreich sind, das ohne Ein-
heit und ohne Landfriede durch endlose kleine Fehden zerris-
sen ui.d gefährdet wai". Gerne wird man mit P<M"nice in dem
^on ihm auf grosse Strecken hin verfolgten Fahrweg iiber
den Taygelos denjenigen sehen, den der hemerische Dichter
bei Telemachs Fahrt im Sinn gehabt haben kann. Aber ist es
nicht aurt'allend, dass dieser W eg nicht, wie der heutige fel-
sige Anstiei* in der Schlucht Stachteas hinauf nach der Buraj
CO o
AHNE 485
von Janitsa und an ihr vorbei zu der Passhöhe führt, sondern
in dem Revma des 11. Georg;ios, das durch eine nicht unbe-
deutende Höhe von Janitsa getrennt ist? Auf diesem alten
Wege kam man also gar nicht an der polygonalen Burg vor-
bei. Die Anlage der starken Bergfeste, die sich nur als ein
von lakonischer Seite aus vorgeschobener Posten zum Schutz
und zur Beherrschung des Einganges nach Lakonien verste-
hen lässt, kann also nur in eine Zeit fallen, wo man den
Fahrweg wenigstens in seinem westlichen Teile nicht mehr be-
nutzte. Wäre er gleichzeitig oder später als die Burg entstan-
den, so hätte man ihn doch wo! an dieser vorüber geführt.
Die Entfernung Janitsas vom Meere beträgt in direkter Luftli-
nie etwa 25 Stadien. Selbst wenn Pausanias' Angabe (6 Sta-
dien) nicht ganz genau ist, kann man ihm einen solchen Irrtum
nicht zumuten, und selbst wenn man annähme, dass das Meer
in alter Zeit tiefer ins Land eingeschnitten habe, so würde
doch die Entfernung der Burghöhe von Janitsa von der Küste
noch nicht um die Hälfte verkürzt. Nach Westen zu ist das
Land flacher und dort kann das Meer also einst wol bis Nisi
gereicht haben (oben S. 364). Es liegt demnach kein Grund
vor, die seitherige Ansetzung von Pherai an der Stelle von
Kalamata aufzugeben. Dass sich dort so wenige Überreste des
Altertumes finden, hat Curtius, Peloponnesos II S. 159, er-
klärt. Zu Kalamata stimmt die Entfernungsangabe der Alten
am besten ; ebenso stimmt dazu aber auch, dass Pausanias
von dort in die Mesogaia von Messenien geht (IV 31,1: -zoocl-
OövTt, also nicht 'hinab' wie Pernice annimmt): denn Kala-
mata liegt noch nicht in der Mesogaia, sondern in einer schma-
len Strandebene südöstlich davon und ist noch heute Küsten-
stadt; wie viel mehr im Altertum, wenn w'w mit Pernice eine
bedeutende Anschwemmung voraussetzen.
FERDINAND NOACK.
■ H»{-» •^«— ♦■}•-
ATHEN. MITTHEILUNGEN XIX. 33
MYKENISCHE GRÄBER IN KEPIIALLENIA
Soviel mir bekannt, sind Reste mykenischer Kultur auf den
ionischen Inseln bisher nicht mit Sicherheit nachgewiesen ;
um so notwendiger erschien es uns, 11. Bulle, F. Noack und
mir, bei einem gemeinsamen Besuch von Kephallenia ge-
nauere l^rkundigungen über einen unterirdischen Rundbau
einzuziehen, der im AeXxiov ap^^^aioXoyiy.öv des Jahres 1886
(darnach Athen. Mittheilungen 1886 S. 456) so beschrieben
wird : 'Ev K£(paX>>Yivia, iv tco ywpio) Ma^apastzra, dcvsipxvTi y.uxko-
Teps; ÜTcöyeiov oiy-oSöaT^jv-a (u<|'. 1,50, oiXL/.expo; 3,60) x.aT£(JX,£ua-
Gixevov ix. 7vwptv{i)v öpOoywviwv Xiöwv jtaxa t6 irroSofxix.öv aodxYjjxa,
xai <JTevoü{j(.6vov TTpo; rk avcü outo)?, ojuts äTrOTeXei etSo^ öoXou* ayet
Se sti; auTO Spoixo?, /.otra tÖv auröv TpoTTOv a)xoSo[xy)aevo?. Dieser
Bericht des Herrn L. Papandreu wird ergänzt durch seine bei
Biedermann, Die Insel Kephallenia im Altertum, München
1887, S. 7 4 abgedruckte Mitteilung. Darnach fällt die Ent-
deckung schon etwa ins Jahr 1881. Der Thürsturz lag noch
an seiner Stelle. Die Vermutung, dass es sich um ein Kup-
pelgrab mykenischer Epoche handle, welclier an beiden Stel-
len Ausdruck gegeben ist, lag in der That nahe ; befremdlicli
war dabei nur die verhältnissmässig geringe Höhe von 1,50'"
bei einem Durchmesser von 3,60. In jedem Falle war eine
Untersuchung des Baues notwendig.
Dass wir, glücklicher als einige Vorgänger', die jetzt fast
unkenntliche Stelle wiedergefunden haben, verdanken wir vor
allem den freundlichen Bemühungen des Herrn M. G. Avli-
chos, welcher uns mit einem Gliede der Familie bekannt
machte, in deren Besitz sich das Örtchen Masarakäta befindet
' Dass Parlscil (Kephallenia S. 79) die Reste aufgesuclil halle, war mir
unhekannt irebliebcn.
P. WOLTERS, MYKENISCHE GRAEBER IN KEPHALLENIA 487
und nach welcher es, wie ähnlich die meisten Ortschaften Ke-
phallenias, genannt ist, dem Herrn K. A. iMasarukis. Unter ih-
rer freundlichen Führung und begleitet von den stets hülfs-
bereiten Herren D. A. Davis und A. A. Mompherratos mach-
ten wir uns am 17. Juni d. J. auf den Weg.
Das kleine Dörfchen iMasarakata liegt dicht bei dem präch-
tigen venezianischen Kastell H. Georgios, etwas westlich da-
von (vgl. Partsch's Karte in seiner Monographie ' Kephalle-
nia' oder in deren Übersetzung von L. Papandreu, K£cpaXXr,via
xai 'lOa/.Ti, Athen 1892). Hier befindet sich im Weinberg des
Dimitrios Masarakis der fragliche Bau. Schon als er entdeckt
wurde, war der obere Teil der Kuppel zerstört und die Hö-
henangabe von 1 Yo™ bezieht sich nur auf den erhaltenen Rest
der Mauer. Jetzt sind die rechtwinklig geschnittenen Steine,
aus denen sie bestand, wie es scheint alle entfernt* und sowol
der etwa nach Süden gewendete Eingang als das eigentliche
Rund des Grabes wieder mit Erde angefüllt. Sichtbar war für
uns deshalb zunächst nur eine Spur der in den Felsen einge-
tieften Rundung, innerhalb derer der Quaderbau aufgeführt
war; ihr Durchmesser Hess sich auf etwa 5" bestimmen, was
zu der Angabe, dass der Bau 3,60™ im Durchmesser gehabt
habe, passt. Für die Mauer ergiebt sich also eine Stärke von
10"". Der Deckstein des Eingangs scheint noch an seiner Stelle
zu liegen ; er misst 1 ,40 zu 0,80'° und ist S?'"" dick. Die Thür-
breite muss etwa 80"°" betrasfen haben.
Der Eindruck, dass wir hier in der That ein Kuppelgrab
mykenischer Epoche vor uns hätten, wurde durch den Um-
stand verstärkt, dass ganz nahebei Kammergräber in den Fel-
sen eingearbeitet sind, deren mykenischer Ursprung unzwei-
felliaft ist. Sie liegen ein wenig südöstlich vom Dörfchen,
nördlich von der Fahrstrasse, die an Masarakata vorüber führt.
Die Stelle heisst ^-r'ot. ijyn^.xTOi und ist von 0. Riemann, Re-
* Schon l'ailscli (Kephallcnia S. 79) fand i888 das Grab 'bis auf einzelne
noch uinlicrliei^'cnde Blöcke vülli-,' zerslüit. Die Aufnahme eines Grundrisses
war bereits unmÜL'lich ".
488
P. WOLTERS
cherches arch. sur les fies ioniennes II S. 58 kurz be-
schrieben, allerdings mit einigen Ungenauigkeiten '. Die hier
wiedergegebene Planskizze wird unsere Beschreibung veran-
schaulichen.
^'^T^ fr?
Erhalten sind drei Gräber, deren Ausgänge nach Norden
gewendet sind; zwei, B und C, stehen unter sich in Verbin-
dung, doch ist die Öffnung so niedrig, dass sie zulällig scheint.
Auch bei dem grüssten Grabe, A, sind ausser dem ursprüng-
lichen jetzt zwei weitere Zugänge entstanden, aber otTenbar
nur dadurch, dass man später südöstlich davon den weichen
Kalksandstein gebrochen hat, aus dem der Felsen hier besteht;
dieser Steinbruch ist von Riemann irrig für einen Teil der
< Aufgeführt ist der Name mit Erwähnun;,' dor ("iräher auch in dem gco-
firaphischen Verzeichniss von E. Tsilsölis, Ilapvaaao? I iS.852: vgl. Partsch,
KephaHciiia S. 21. 79. Biedermann, KephalhMiia S. Vi.
MYKENISCHE GRAEBEK IN KKPHALLENIA 489
ursprünglichen Anlage gehalten worden. Seine Auffassung wird
schon dadurch widerlegt, dass die jetzt in den Steinbruch
führenden Zugänge im Gegensatz zu dem nach Norden ge-
richteten ursprünglichen eine ganz unregelmüssige Gestalt zei-
sen und dass ihre Schwellen um ein beträchtliches Stück über
dem Boden der Grabkammer liegen, bei dem grösseren, 1,50"
breiten, um 70"", bei dem schmaleren, 75'™ breiten, sogar um
1™, ebenso viel als die ganze Höhe der Öffnung beträgt. Auch
an der Ostseite scheint die Kammer durch Beschädigung des
weichen Felsens ihre ursprüngliche Gestalt verändert zu ha-
ben, wenigstens lässt sich die unregelmässige Ausbuchtung
hier so am einfachsten erklären. Es ist allerdings nicht un-
möglich, dass diese sowol als die beiden Öffnungen mit ver-
ursacht sind durch Nischen, welche sich dort befanden. Eine
solche, oben halbrund abgeschlossen, 1,40'" lang, 1™ hoch,
70'^'" tief und ebenso viel über dem Boden liegend ist an der
Nordostecke erhalten. Die ganze Grabkammer ist etwa 3 zu 6™
gross und 3™ hoch, die Thüre etwa r breit, der Gang 9™ lang,
bis zu 3,60 hoch und unten 1.70 oben 0,55'" breit; er veren-
gert sich ebenso wie die Gänge der beiden andern Gräber [B. C)
in der für mykenische Kammergräber charakteristischen Weise
nach oben. Die Thüre ist nach oben spitzwinklig begrenzt.
Dicht daneben liegt eine zweite kleinere Grabkammer {B)
von unregelmässiger Gestalt; ihre Grösse beträgt etwa 2,50
zu 2,30™, ihre Höhe 1,20, der Gang ist 4,5'" lang und 0,75'"
breit, die Thüre 1.35 hoch. Im Inneren finden sich drei be-
sondere in den Boden eingetiefte Gräber, bei denen sich nur
die Breite noch feststellen lässt; sie beträgt (1) 44. (2) 46 und
(3) W^.
Die dritte Kammer ist wieder etwas grösser, bis zu 5™ breit,
3,85"' tief und 1,35'" hoch. Auch in ihren Boden sind ein-
zelne Gräber, zehn an Zahl, eingelassen, deren Tiefe zwischen
36 (8) und GS'"" (10) schwankt, ibre Länge wechselt von 0.90™
(8) zu 2,12™ (7), die Breite von 0,24™ (8) zu 0,'.7™(2). Sol-
che besonders eingetiefte Gräber sind in mykenischen Graban-
lagen nicht mehr ungewöhnlich. Der Gang dieser Kammer ist
490 P. WOLTERS, MYKEMSCHE ÜIIAEUER IN KEPHALLENIA
etwa 2,75™ lang und 1,10"" breit, die Thüre 0,7'2 breit und
gegen 0,85" hoch.
Etwa 5'" weiter östlich von diesem Grabe sind noch die
Spuren einer weiteren, eingestürzten Kammer zu erkennen.
Ob noch andere Gräber gleicher Epoche ^ vor allem noch
uneröiYnete, hier liegen, würde nur eine Ausgrabung lehren
können.
Athen, September 1894.
PAUL WOLTERS.
^-»^. ;«; «^■».-
' Die kurzo Notiz von Papandrdu bei Bicficrmann, Kephallcnia S. 74
scheint sich auf die oben beschriebenen Kammern IL C. zu beziehen.
TA EN Tu M0T2EIÜ THS AKPOHOAEÜS ANA0EIMATA
T^ A0HNA
AiopicOel? Tirpö e'to'j; efpopo? tou Mouceio'j ty^; 'AjcpoiroXsw?, OTrsp
SlX TY)V (TTUOuSaiOTTlTa, TCÖV SV aUTW y.aTay.gtJ/.£V(i)V 6UpY)(xiTWV OeW-
peixai £v ToJv TroXuTiaoTaTwv -/«al £y)C'j<]/a; st? tt/V [AsXeTrjV tcjv ev
auTÖ epywv Tri<; apyaia? zi'pt\^, eupov [y.STa^u aXXov [Aiy.px 7ür,X'.vx
aya>>ao(:Tia ä/C£(pa>.a u'|ou? 0,10[/-. rapiGTavra y'jvai-/.£ta(; {xopcpai;
(pepouaa; Sia [jlsv tti; apiTTspa; äaziSa, Sia ö£ t9i; ös^ia? ItcI tou
(TTV/Öou; xapTTOv 7^ TTTYivov. 'Ej7.£>.£TY)<Ta xxXoi; Toc xyaXay.T'.a dxeiva
xai <T'jv£)cpiva aura Tupö? rä Iv ty) äpy^a'i'/^Y) aiOoua-^i ävax£i[A£vot jJ.ap-
[xapiva TOtauTa xai uc, ttjv ocTTTtSot (XTriSwv ö£v 60iTTa<ja vä, Oewp-^Cü)
aura (ö? IxTrpoacoxoovTa ttiv xax' d^oy^'^v etcI t71(; 'AxpoTCO^Ecü; Xa-
Tp6uO(X£vyiv öeav 'AGyivciv, 7:apa t7;v tce'p'jciv iv tö £[Jt.ü) epyti) «Td
Mvny,eia Twv 'AGnvöv » ((T6>.. 201) ixcppacögicav yv(ö{;.7)v [xou ttjV
Tup-^wvooirav 7rpö(; xa utvo tou Yi[xsT£pou a.py^ato>,6you 0. So-pou).*/)
ypacpöfXEva ^ oti TOcOra ri(7av dyci^^paTCi KOpwv, (Öpiaij-Evcdv toÜtecti
TcapÖEvwv yuvat/.cüv, >.a6o'jcwv [j.epo? £v ty) navaÖYivaixyi 7UO(i7UYi, äirep
ol yov6i; y) oi auyyeveii; äfpiepouv tvj öea.
Taijxa ypi'pcüv Ssv Xeyw ßeSaiw; Tt veov moxi xal xpö laou o xe
G. Robert ev rtvi 7rpay[;-aT£ta auToo : Eine attische Künstlerin-
schrift aus kleisthenischer Zeit-, SüT/upi^ETat oti xa apj^aixa
exeiva ayäXp-axa xoc (pEpovxa siaexi ext x£ xcLv vwxwv xal xcov 7;po-
TWTUüJv auxcöv xoc l'j^vT) XY]? TTEpiucYii; ßap€ap6xY)xO(;, Y;(jav eixove; a'jXY^<;
XYi; Ö£a^ 'AOyiväi; x.al 6 y£vixo? £(popo; xtöv apj(^aioxY)x(i)v 11. Kaooa-
Sia; iv xoi; FA-UJiTOig Tov MouCeiov inc 'AKpojx6?^etoc -^ (xexa
xivo(; £vSoia(T[jt.oC5 tö<; 'AOY)vai; ÖEcopfii, ö; avacpipei 6 Robert.
* 'ISi TÖ k'pyov aÜToD: Tä, fcv 'AKpOTtöXei dyd^yaTa Kopwv. 'A0^vail892.
» Hermes XXII, 1887, aeX. 129. 135.
3 'AOfjvai 1888 aeX. 134.
492 n. KASTPinTHs
'H 'AOr,va av£u roiv ToXsaf/.üJv da^Xr/U-irwv r.Svi x-axo. tov c'.
aiüiva sive G'jvy;Or,; xai äpx.si va äva^spwfxev tÖ dyYeiOV TOÜ iI>paY-
KiCKOu ( « Frangoisvase », tSs xapoc Baumeister, Denkmäler
TTiv. 74) icp' O'j V) x-ax' £i;o^Y;v tt^; 'Ax,po7v6>.£Ci); 6eX TrapiTTXTai aveu
Tcjv {ZETO. Taöra äxapxiTviTwv aÜTf/ yap3cx.TYipiGTt)tcöv £p.SXr,aaTcov.
Kai £iv6 u.iw äXrjÖs; ort y.aO' tiv £TCoy^y)v iyfiVExo tÖ äyyEiov toGto
Y) TU77t)tY) EX^pOtTt; TTl^ 'A9r/V0C? Sev 7)70 £i'j£Tt 0)pia(X£V71, cI)? 7Cap£-
TyjpYiTsv 6 Milchhöfer (Arch. Zeitung 1881 <7£>.. 55 y.at Athen.
Mittheilungen V <j£>.. 213, TrpS. Michaelis, Altattische Kunst
azl. 23. Friederichs-Wolters Nr. 112-114. Furtwängler, Mei-
sterwerke dil. 173 x.al £<p£;r,<;), OTTi; x.ai xpcJTo; tov tuttov wpicrs
xal OTi ßpaS'jT£pov )tal etvi tt^; /.araTy-Euv^? tcüv tt'XeiÖvcov tyj; 'Ax.po-
7c6).£(i); yuvai)t£i(ov j7.op(pcüv 6 tottoi; tt,; 'AOtivä? £tv£ xacÖapcöt; Ikxe-
Cppa<J{Jt.£VO?, tb? IfACpaiVETOtl £V Tl<7l £V TÖ MoUTElCi) TT^? 'Ax.pOx6X£(i)(;
ava>t£i(ji.£vot(; avayXü(pot(; (7rp6. t:. y. 'EcpYiu.Epi; äpy. 1886 ttiv. 9)
a).Xä xai TryAiv ö tOtto; Sev qjaivETat yEvixö;" Siört £v tioXXoi; TT'oXivoii;
eIScoXioi; y) 'AOtivä (patvETai iviayoO u.ev jy^sTO. x.pivo'j; /tal yopyovEio'j,
aXXayou S' o\jyi, x.ai öu.(o; Ssv ö'jvä.a£6x vk ^av) ÖEwpr/Twp.EV TOt avEu
Tcöv yapax.TrpKTTix.üiv tt;; 'AOr/Vz; £a€Xr]aaT(Ov EiSwXia cö; (j.7) 'Aöu-
väg, £av äxiScoaEV £t; rviv tvXyiOov aurciv, toöO' o-£p Seixvuciv, oti
xai xä £x. {;.apaapou äyaXp.a.Ta riaav äcpupwaaTa ty) 'AOyivä tyiv
[7.op^y5V a'jTYi; Eix.ovi^^ovTa xai-£p cpepovra ia^Xv)aaTa oü^l l'6ia tti
Ofia TauTY) otov (tte'oxvov, x.apTvöv potöc; (iv T"?i alöouoy, Modjrocpo-
pou), {;.'o>.ov ( £v TY) äpyaiy/?i alOo'jGY)), TTrrjvöv (TEi/.iyta), ixo'XovÖTt
xal Y) 'A6r,va NixY), x.axä tov 'IlXtoSwpov (Trap' 'Ap-ox.paTicovt ev
>.£'^£i), xapidxaTat cpE'po'jaa xap-öv pota? ev xrj Se^iX xai xö xpxvo;
dv xYi aptaxspy. ^ Ta äyxX^xaxa xaOxa Tirpöi; xXkrfkoi. (juyxpiv6[ji.£va
evSEtxvüouG'.v ix.avä? T^apaXXaya?, o\iyi xocov xaxa xov iy.axi'ju.ov,
0(70v x.axa xä? |jLop(p3i:;, aixivEi; Tcapidxavxai 'iyo\>oa.i xutüixov xi jaei-
8ia[;-a, xai xo'j? öcpOaXi^.o'j? vXkdi;, 7:ap' (x>L>.aic, ä>.>>a x6 xotouxov öev
xcüXÜEi Yip-a; vä aTToSs/^OojixEv öxi aoxai Sev r^Tav ii'peiai O'jSe Kopai,
aXX' £ix6v£(; auxYi? ty]? Geo.; 'Aönväg. 'O Winter y^Sy) (Arch. An-
zeiger 1893 oeX. 146) (XE'po? xoiv äyaXu-axwv xo'jxcov yuvaixEtai; (Ji-op-
^ lipo, Koscliers Lexikon I aeX. G89. Arcli. Zciluiiy 1865 Jtt'v. 12,1.
TA EN TQ MOrEEin THE AKPOnOAEQE ANASHMATA TH AeHNA 493
OTi<; OEwpYiTOc; (I); Oea.?, [^.iav I; a-Jxüiv ^AIiütv. oj; 'A-ppooi-iov IIäv-
S-/1[7,0V Sl£/C-/ip'j;£, CTY)pi^Öa£VO<; £t? TO OTl £771 TTi? 'Ay.pO-OA£(0; /.X'.
aXkoi aX>.wv Ö£(I)v vaol uTTv^p/ov xal Siot«. rä Ix, TnriXovi filöwA'.a, Öj;
)i£Y£i, OECOuTt TO. cüu.SoXa oüyl aovov TT,; 'A0r,v3c; aA^.o, y-al tt,;
'ApTfijX'.Soi; xai 'A(ppoStTri;, r,TOt Sop/.iSa, ttttivÖv r, p-9]).ov. 'Hu,£i(;
op.(i>; £7:ava)vau.?7.vop.£v y.al TräXtv vä £l'-o)a£v, oxt Tcäoai auxat eIcIv
eix6v£(; auT-?;; xr,; 'AOr,va; Jtal ou/_l 'Aöuvami Kopai ävwvuu.oi, ü>;
U7r£0£'7£V 6 Lecliat £V 77) aÜTO'J SiaTpi^Y, C( TtCpl Tcöv doj^aiKOJv
dyttA-uaTOJV twv 'Aönvwv » ty) Sr,u.oc;i£u6£iaYi sv tö AeT^ti^ Tr^;
'EXXr,viy.v;i; 'AX'XYiXoYpa9ia(; 2. Atori v] uiv ttocött] Occopia 5t'. St)-
XaSy] Yjdav U'pEtai y.XT£T:£a£v •/]S■(^ ivTE^oi?, axE p.7) (pEoooaa <jxoi/£ia
cuvcfcöovxa Trpo; auxr^v xr,v q)ucrtv xojv lepE'.wv, aixivE? r^^av '.gooioi, v) 0£
Tevvi/cy) i()yxaix xcov äyaAty.Äxwv, — oirjOsvxcov ivxö? TjaiGECü; xEpi'TkO'j
alövo?, £iv£ (pucix.öv va ■r:xoiyri S'.acpopic xiva;, aXX' ouyl x.ai xo ivöö-
Gi{XOV oxt Eive iepeicil- y.aOoxi xx: 'h 'AOr,vÄ p.iav x.al p-övYiv lepsiav £i/£v
tffößiov xai ou^l ttXeio'j;. Asv Suvaa£0x Se va u7ro9£'<j(j)f;.£v, oxi ivxo?
j^povDcoö Sia(Jxyip,axo; r;;J-i'j£w? aloüvo? (XtüeOxvov ifjapiGaoi U'pEiai, sxv
aTTiSwy.Ev Et; xo Tzlrfio; xG)v 7:Ept(T(i)6£vxa)v Y)aiv xo'j auxo'j Eiöoui; ayaX-
{jLaxtüv Y'jvaDtEia? [;-op(p-0(;. MoXovoxt /.al xouxo xoXi^Exat tiw;, iäv
eiTvwjxEv oxi /taO' oXov xöv ßiov aux?;; v) U'pEia Sev 7rpo<7£'cp£p£v ev ao-
vov avaXfjLa aüxvi;, äXXo, ttXeiovoc, y-xl oxi — Xr,v xcjv (ECE'.öiv ÜTTvipyov
xai aX>ai (juvuTryipExpiat, ai 'AppY](p6poi, al Kavio<p6poi y.ai xoaai aX-
Xai y.opa!,, 6X6)tX7ipov JipocTCOJilKOV x9i? XaxpEiag xvi; 'A6-/)vai; stTroTE-
XoOcrai, aixtvE^ rjSuvavxo vä i(pi£pü)7(i)<jiv ayaX^JLX xi a'Jxri x-/i 'AOrvx.
'H §£ SeuxEpa OEupta oxi eive KÖpcii, o); 6 ÜO'pO'jX-io; laj^upi^Exat,
ßaciCöp-Evoi; £TCt -zTiC, ETvtypafpyi; :
TeJvSe y.opEv avEÖEX-Ev X7:xpyh , . . Xöj^o? xy^x^,
ev ol IIovxo{A£'8[ov ypu'jOxpta[t]v' izopsv "^
' "Oti 7) nav87;[jLO; 'AfpoSiTi) rj'Sr] xaiä tou; äp/aiOTaTOj; ypdvoj? eXaipsueTO eni
TTjs 'Axpo^öXew? Seixvuc'. aydXidv Ti ei? Eüpirioou 'In-dXuiov 30, e/ov outw? :
'A(|)poöixng vciöv iöpüdadOai xnv <I>aiöpav ^nctiv, feKd?.ecJe öe 'A^po-
öixnv t^' 'InnoPvVTW, o vvv Kai 'Itctxo/.ütciov Ka?.oücJi. Tpv.; Ita-
Ypaaai EupeOsTaat xaxi tö MA. [J.e'po; t^; 'Axpo::dXe(.o; xat orjjxoiiE'jÖEiaa'. £v tw AeX-
Tuo 1888 oeX. 187 xat 1889 aeX. 127 xal lifE^r;;, ävrjxouaiv ei; touto tÖ iecov.
2 B. C. II. 1892 asX, 206.
3 H. G LulIiagj'Apxa'oXoytxdv AcXiiov 1890 a^X. 14G. U. I. A. IV, I jeX.179
494
n. KAETPIQTHE
ö£v eive öuvaTOv va yivri acfTvaaTr;* Siört yj eTviypacpy} xal (xovaSiKTj
£tv£, aXXco; ö£ xal t6 7r£pi£j^6[Jt£VOV auTvii; avaypafpoucyi; (X7rapj^y)v
aYpa(; u(p' aXtEw; xpö; tov novTOfxeSovra üodEiScüva ri i/.xXko^, xaö'
Yiaai;, rpo; Tr;v 'AOiovav \ y)"^ Trap£Gjr£ tw aXui 6 ^(^puaoTpiaivo; Ilo-
(jscoöjv, ouo£jj.iav ^aivEtai i'yov n'jf^iciv xpö; Tr)v no>.'.ouj(^ov 'AOrivöcv
ttXvjv T>i<; spiöo; auT7i(; Trpc«; tov OoTEiSüiva, 7r£pi •:^<; Ssv £tv£ EuKaipov
va EiTTcofzev ti EvxauGa. 'Ejcto? Ss toutou Sev 7rp£Tir£i £VT«.06a ty)V
Xe^iv Kopnv va 6£wpvi(jwjj!.£v w; SinXoCaav Kopnv napöevov olav-
öYi7roT£, aXXa dyciA.'j.ia 1^ oia<7^-/i7roT£ xaxETx.fiuadfj'.Evov uX-/i;, xai ouj^^l
ix. y6^o\j Ti TTTilou d); opi^ei aurö 6 toc; pviTOptxcic? li^nc, auvra^ai;^,
u>.{öv 6$ (ov y.aT£C)>4£ua^ov toc? >.£You'.£va; 7:'Kxyy6vy.<; -/.(xl TcapaSEiyfxa
£;^op,gv Toc? fAapi/.apiva? KapvdiiSaca; auXcö? xopa? xaXoudiv oi ap-
j^aiot, iTCOfXEvcoi; tv^v >.£^tv icopev G£(i)pou(^.£v TauT6(jyi[7.ov Trpo; tyiv Itci
Tou ßÄöpou Tou aYixX[i.aTO? xou 'AvTYivopo? <j'ja7rXy}pw6£i(7av utco toG
Kirchhoff (G. I.A. IV, 1 atk. 181) Xe^iv dya^^i^ia. "Üaxe Skv SuvcSc-
[xeSa 7) ouTco; -^ a^Xw? va ÖEwpyi/TwjxEv xa äyocXjxaxa xauxa, ö; i<0-
pwv i8i03TiOcov, aXX' (I)? aux9]? xvi? öedg 'AGnvdc.
Oapofxoiai ö£ Tupö? t7]v iTCiypacpvjv X7)v ava^Epoufrav xat >>£^iv k6-
pnv tcXtiv x9i; avaXoyo'j sv xö ap-/_. AeT^tico (1890 (teX. 146): Kogn
•^gvön ini rnnKriq, döiaö^ioc, rizK; eIve äv5cOr,[j.a ex, xoG vaou
XTi; 'AOviva?, i)7uapj^_ou(jt )tat aX>.ai (tt. j^. at £v xcp äpy. AeT^xiw
1888 <7£>.. 94-95 Sinao^iEuOEiTat), Iv al? 75 'AÖTjva y-a>.£ixai: naiq
Aioc laey^^ou xai xopn Aiog y-syd^^ov, 1^ wv g>; xopriv TrpE'Trst
va voyi(7(i)(;.£v xtjv 'AGrivav. 'AtcXoj; Se y) xou 'Avx'^vopo; ETCiypacpv)
Xfi'yei OTi t6 ä.yxki/.a. xoOxo (xt)? 'AG'ova? S'/5>.aS7i) avaxiGrifft xvj Geä
[zYi *AG?iva) otoxi, (o? yvüjffxov, ottou xy;? 'E^aSo? lyE'vovxo ava-
(Txacpal t'jpiB'nnx^ ayaXj/axa av?)>covxa auxT) xy) ev auxfi» >.aTp£uoaE'vyi
Geoxvixi E5txö; oXiywv TTEpiTrxwaEco;" w«; ev Ayi^o) EupsGy) y; Ni)fir) xou
'Apj^Epfxou a(pi£pa>{ji.£V7i Tü auxöQt vaC» xou 'AttoXXwvo;, etci xyi? 'A)cpo-
tcoXeü); Ss 'AGyivcüv EupEGvicav NiJtat.
'Eav XoiTCOV, xa etti xti; 'A)tpo7v6>>£(i)? EupsGEVxa aya^p-axa Tvapa
^ Qs 6 x£pa[Ji£'j? ex iCJv xepajiwv aTiap/ä? Trj 'AOtjvöc, ev t^ eniypa«})^ tou ^pyoo
TOU AvTrjvopo;, ojtu) xal 6 ocXieü? w; (XTiapyfjV aypa?, i^v eSwxev auTO) 6 IloaeiSäiv,
TT) 'AOriva.
2 'I8e Bekkeri Anecdola Graeca, T^. A'. 272. 31. np6. xal M^y* 'E^uH^o-
Xoyixöv ev >i5£i KopoJX?vdöTng.
TA EN TQ MOrEEIQ THE AKPOnOAEÜE ANA.eHMArA TH AeHNA 495
Tov vaov T'o; rioXixSo; 'AOtoväi;, y^apa/.T-opiTwiy.ev w; xyxkiLxrx KO-
pwv ri a)J(i); ttcü;, tote ttw; I^Y^ysiTai -/i c/eSöv £>.Xei'];i; aya^^fy-iTOJv
TV); 'AxpozoXsw;, ty;? x.ar' l^o/r^v OcX; Tr^? 'AxpoTToXeoi?, £/. tou vaoO
t95? oxoia; Trpoepyovxat ötTcavTa, Ikzoi; av uTCoOeTWj^.ev ort tx'jtx aev
IxXäxvidav, St£Tr,py)0'/T7av öe, w; u.Ti o^pe'Ae, tÖc a>.>va.
Tou cup-SoXou TTJ; 'Aö'^vöt;, T'/i«; a«T7i:iSo?, Tuapa TOt? Y)[xeT£poi; ö'jtI
tcyiXivok; E'.SwXtoi?, £>t tti; ivuTrÄp^ECix; tti? 7r6pix£(paXaia; ev -KXehz'-A^
£T£poi<; TUTj'XivoK; elSw'Xioic, £>t t-o«; oaoio-r'/iTO; täv utc' apiO. 543,
673, 674, 680, 685 (KaTaX. Mo'j(j£iou 'A-/.poT.6U(^<; tzo^. Win-
ter, Arch. Anzeiger 1893 ciX. 142j xal tüoXXwv aXXcov xrAtvwv
£(S(i)Xiü)v 7rapi(JTcövTWV 'AQtivkv xai ä<pt£pcoL/.£v(ov T-?i Oez xa'jT'ri ui;
x.al iy. Twv xa6-/i[;.£V(ov tc-j^Xivwv EiöwXiwv täv ev T-?i y'. aiOouG'/i tou
Moudeiou äva}t£ip.£V(ov, wv xa Tz'kilnrx «pEpouaiv ettI xoO cxr/Oo'j; xr;v
xe(paX-/iv xfi(; MeSou^ty)?, xat dx. tuoXXcöv ixXXcov tt-zi^ivcüv eiScüXiwv »pe-
povTWv xöv a'jxöv Tupo? xöv x(öv [j.ap[/.apiv{ov äpj^aix.ü)v ayaX{/.aT(i)v
ijjt.axKjpt.6v d)? x.ai atyiSa, £)t tcgcvtcov touxwv, ^Eyco, IvKjj^uotxEvoi Sü-
cjy^{C6[t.iBx oxt xä iv x-?! ai.^yxiy.ri alOouTio xoO Mo'jceiou xri«; 'A/tpo-
TCÖXeco? yuvaiKsta; [xopcpri; x^yx'iy.k ayaX[;.axa, aTCsp xo {/.ev -nrpwxov
(b^ icpeiai Etxa ox; Kopai l^apaxxTipicÖYi^rav xai utc' aXXwv ocXXü)?,
elciv äyaXaaxa aving xauxnc xvi; Ösä? utto Sia^opoiv TrpoawTCcov
6TCI di(X<p6poi(; eu)taipiai(; acpiepwÖEvxa xy) Geä; tcoXiouj^w x9i; tcoXeco;
'AOriva.
'A9"if)VYi(ji.
n. KASTPIQTHS.
-t>-i^Sy^o-
DIE AUSGRABUNGEN AM WESTABHANGE
DER AKROPOLIS. I.
(Hierzu Tafel XIV)
Allgemeine Übersicht.
Das Bild der alten Stadt Athen, welches die Altertumswis-
senschaft in jahrelanger Arbeit entworfen hat, ist noch in sehr
vielen Punkten ein Phantasiegemälde. Zwar sind durch die
Auso-rabunoen der letzten 60 Jahre und durch die Studien
vieler Forscher manche Teile des Bildes aufgehellt und end-
eültii? fest2;estellt worden, aber noch immer siebt es nicht
wenige dunkle Stellen, noch immer hat die attische Topo-
graphie eine Anzahl offener Fragen. Selbst über einige Kern-
punkte der Stadtgeschichte und über die Lage mehrerer wich-
tiger Heiligtümer und öffentlicher Gebäude gehen die Ansich-
ten der Fachgelehrten noch sehr weit auseinander.
Wo lag die älteste Agora Athens und wo die spätere Agora
mit der Könii'shalle und den anderen Stoen, mit den Tem-
peln des Apollon, der Göttermutter und des Ares, mit dem
Buleuterion und der Tholos und mit der alten Orchestra? Wo
ist das Eleusinion mit seinen Tempeln und übrigen Anlagen
anzusetzen? Wo hat man sich die älteste Stadt zu denken,
jene alte Polis, welche Thukydides (II, 15) schildert? Wo la-
gen die uralten Heiligtümer, welche Thukydides dieser älte-
sten Stadt zuteilt, nämlich die älteren Heiligtümer des Zeus,
des Apollon Pythios, der Ge und des Dionysos, und wo lag
die alte und einzige Stadtquelle, die Kallirroe, welche Peisi-
stratos zu der berühmten neunmündigen Enneakrunos umge-
baut hatte und welche jener ältesten Stadt so nahe war, dass
ursprünglich alle Athener ihr Wasser dort holten?
Von den Fachgelehrten wird man sehr verschiedene Ant-
DIE AUSGRABUNGEN AM WESTABHaNGE DER AKROPOLIS. 1. 497
Worten auf diese Fragen erbalten. Viele glauben die vier alten
Heiligtümer und die Enneakrunos südösllicli von der Akro-
polis am liissos nachweisen zu können. Sie meinen auch in
der Attalosstoa eines der Gebäude des Marktes zu besitzen.
Die älteste Agora suchen Manche im Süden der Akropolis und
die uralte Polis denken sich Viele bis in die ?sälie des liissos
reichend. Ich halte diese Ansichten aber für unrichtig. Die
Attalosstoa gehört zu der hellenistischen Erweiterung der al-
ten Agora; diese selbst lag seit den ältesten Zeiten westlich
und nordwestlich von der Burg in der Niederung zwischen
dem Theseionhügel (dem Kolonos Agoraios), dem Areopag
und der Pnyx. Von ihr ist meines Erachtens noch kein einzi-
ges Gebäude gefunden worden. Und jene bei der ältesten Stadt
gelegenen Heiligtümer glaube ich seit langer Zeit nicht im
Südosten beim liissos, sondern im entgegengesetzten Teile der
Stadt, nämlich am westlichen und nordwestlichen Abhänge
der Akropolis, ansetzen zu müssen. Die älteste Polis umfasste
nur die Akropolis und ihren südlichen und südwestlichen Fuss
und hatte ihr Ilauptthor gegenüber dem Areopag.
Die Gründe für diese abweichenden Ansichten habe ich
bisher noch nicht veröffentlicht, weil icli alle die schweben-
den Fragen durch den Spaten endgültig zu lösen hoffte. Es
schien mir zwecklos, die Theorien über Alt- Athen um eine
neue zu vermehren, solange der Boden selbst noch nicht ge-
nügend befragt, und nicht einmal der Versuch gemacht war,
die vielumstrittenen Gebäude selbst aufzufinden.
Schon im Jahre 1887 habe ich im Auftrage des Instituts
die ersten Ausgrabungen zur Bestimmung der Lage und Aus-
dehnung des Marktes vorgenommen, indem ich westlich und
nordwestlich vom Areopag einige Gräben aushob. Obwol meh-
rere Gebäude gefunden und auch die von der Agora zum pi-
räischen Thore führende Strasse entdeckt wurde, war der Er-
folg nicht bedeutend, weil die Bauwerke wegen der geringen
Breite und grossen Tiefe der ausgeworfenen Gräben in Bezug
auf ihre Gestalt und ihren Zweck unerkannt blieben (vgl.
Athen. Miltheilungen XI S. 'i53).
498 \V. DOEBPFELD
Trotz dieses wenig ermutigenden Anfangs unternahm ich
im Anfange des Jahres 1892 neue Ausgrabungen, zu denen
die Centraldirection des Instituts wiederum die Mittel bewil-
ligte. Diesmal waren die Ergebnisse so befriedigend, dass mir
für die beiden folgenden Winter 1892-1894 vom Institut wei-
tere Geldmittel zur Verfügung gestellt wurden. Vorläufige Be-
richte über die erzielten Resultate erschienen in dieser Zeit-
schrift (XVI S. 443; XVII S. 90 und 439; XIX S. 143).
Unter den Funden waren die wichtigsten: die von der Agora
zur Akropolis führende Fahrstrasse und mehrere andere Wege,
ein kleines Heiligtum, über dem später eine Lesche erbaut
w^ar, mehrere Privatliäuser, der Bezirk eines Heilgottes, das
Versammlunfirshaus der lobakchen, unter ihm die Ruinen ei-
nes alten Heiligtums des Dionysos und endlich wichtige Reste
des in erster Linie gesuchten Stadtbrunnens, der berühmten
Enneakrunos.
Leider konnten wir nur kleine Stücke dieser Anlagen aus-
graben. Ihre vollständige Freilegung war aus einem doppelten
Grunde nicht möglich. Erstens war die Erlaubniss zur Vor-
nähme der Grabunoen von den Besitzern der Grundstücke
nur unter der Bedin^uno; erteilt worden, dass die Gräben und
Löcher wieder zugeschüttet würden. Es mussten daher die
ausgegrabenen Erdmassen zu Hügeln aufgeschüttet werden,
>velche bei der Fortsetzung der Arbeit immer hindernd im
Wege lagen. Zweitens waren die Mittel so beschränkt, dass
nur mit wenigen Arbeitskräften und nur für kurze Zeit ge-
graben werden konnte.
Beide Hindernisse sind jetzt gehoben. Als im vorigen Win-
ter wichtige Gebäude, zahlreiche Skulpturen und mehrere In-
schriften gefunden wurden, entschloss sich die griechische
Regierung den ganzen Westabhang der Akropolis zu expro-
priiren und dem deutschen Institute zur Ausgrabung zu über-
lassen. Zugleich erteilte sie die Erlaubniss, die sämtlichen
Erdmassen fortzuschaffen ; an eine Wiederverschüttung der
freigelegten Gebäude ist jetzt nicht mehr zu denken. Das In-
stitut ist der griechischen Regierung hierfür zu grossem Danke
DIE AUSGRABUNGEN AM WESTABMANGE DER AKROPOLlS. I. 499
verpflichtet. Insbesondere möchte ich dem Herrn Minister-
präsidenten Ch. Trikupis und dem Herrn General -Ephoros
P. Kavvadias auch liier meinen verbindlichsten Dank für die
wohvollende Unterstützung des Unternehmens aussprechen.
Sodann haben eine grössere Anzahl deutscher Altertums-
freunde auf Antrag der Herren Prof. A. Conze, Gesandten Dr.
Krüger und Prof. Theodor Mommsen dem athenischen Insti-
tute die Mittel zur Verfügung gestellt, um den ganzen Winter
189''i/95 hindurch mit reichlicheren Arbeitskräften graben
und ein grosses Stück des westlichen Burgabhangs aufdecken
zu können. Den Veranstaltern des Aufrufs, sowie den gütigen
Gebern hier öffentlich den wärmsten Dank dafür auszuspre-
chen, ist mir Bedürfniss. Beiträge haben gezeichnet:
Der Herr Reichskanzler,
Herr Erdwin Amsinck in Hamburg,
Herr Generalintendant Dr. Bürklin in Karlsruhe,
Herren Delbrück, Leo und G" in Berlin,
Herr Professor Dr. Friedberg in Halle,
Herr Freiherr von Heyl zu Herrnsheim in Worms,
Frau Geheime Commerzienräthin Herz in Berlin,
Herr Commerzienrath Heinrich Lehmann in Halle,
Herr Franz Freiherr von Lipperheide in Berlin,
Herr Arthur Löbbecke in Braunschweig,
Herr Professor Dr. Martius in Bonn,
Herr Geheimer Commerzienrath Ernst Mendelssohn- Bartholdy
in Berlin,
Herr Franz von Mendelssohn in Berlin,
Herr Robert von Mendelssohn in Berlin,
Herr Geheimer Commerzienrath von Mevissen in Köln,
Herr Hugo Oppenheim in Berlin,
Herr Jakob Pini in Hamburg,
Herr Professor Dr. Schultze in Bonn,
Herr Ferdinand Scipio in Mannheim,
Herr Geheimer Commerzienrath Gustav Siegle in Stuttgart,
Herr W. Spemann in Stuttgart,
Herr Geheimer Commerzienrath Dr. Kilian Steiner in Stuttgart,
500 W. DOERPFELD
Herr Geheimer Commerzienrath Veit in Berlin,
Herr R. Zanders in Bergiseh-GIadbaeli,
Herr Josef Ziintz, Königl. griechischer Consul in Bonn,
ein Ungenannter.
Die neuen Auso;rabunoen haben im Oktober 1894 besonnen
CO o
und sollen ohne Unterbrechung den ganzen Winter hindurch
bis Ostern fortgesetzt werden. Die erste Aufgabe, welche uns
gestellt war, bestand in der vollständigen Freilegung des im
vorioen Jahre entdeckten Heiligtums des Dionvsos und seiner
nächsten Umgebung. Nachdem diese Arbeit Anfang Dezem-
ber beendet war, ist als zweite Aufgabe die Aufdeckung der
Stelle des alten Brunnenhauses nnd des Platzes vor ihm in
Angriff ü;enommen worden. Zuii;leicli soll die Erforschung; der
alten Quellen und der grossen Wasserleitung des Peisistratos
zu Ende geführt werden. Unsere dritte Aufgabe wird die gänz-
liche Aufdeckung des früher gefundenen Bezirks eines Heil-
gottes, des kleineren Asklepieions sein. Viertens werden wir
das Eleusinion, das oberhalb des Brunnens gelegen haben
muss, aufsuchen und einen Teil desselben ausgraben. Ob wir
noch in diesem Jahre dazu kommen werden, den ^^'estabhang
des Areopags in Angriff zu nehmen, um nach dem Odeion. der
Orchestra und dem Ares-Tempel zu suchen, lässt sich noch
nicht übersehen.
Die eingehende Veröffentlichung der Resultate dieser Ar-
beiten soll in der Reihenfolge stattfinden , in der die Gebäude
freigelegt werden. Wir gedenken mit dorn Heiligtum des Dio-
nysos, dessen Ausgrabung vollständig abgeschlossen ist, zu be-
ginnen.
Zum besseren Verständniss dieser einzelnen Aufsätze ist es
nötig, zunächst einen kurzen Überblick zu geben über die
sämtlichen bis jetzt gefundenen Strassen und Bauwerke, Es
geschieht dies im Anschlüsse an einen auf Taf, l'i veröffent-
lichten Plan, welcher den ganzen unteren Teil des Westab-
hanges der Akropolis im Masstabe 1:1000 enthält, und des-
sen einzelne Teile später grösser wiederholt werden sollen.
Die Tafel musste wegen des Formates dieser Zeitschrift so
DIE AUSGRABUNGEN AM WESTABHANGE DER AKROPOLIS. I. 501
orientirt werden, dass Osten oben und Norden links liegt. Am
unteren Rande des Planes sieht man den östlichen Felsabhang
des Pnyxhügels und am linken Rande die südwestliche Ecke
des Areopags. Die heutige, mit Bäumen bepflanzte Fahr-
strasse, welche vom sog. Theseion zur Akropolis hinaufführt,
ist auf dem Plane an den die Bäume bezeichnenden kleinen
Kreisen zu erkennen; sie läuft am Abhänge des Pnyxhügels
entlang, biegt am rechten Bande des Planes nach Osten zum
Herodes-Theater um und wendet sich in noch grösserem Bo-
gen wieder nach Nordosten zum Thor der Akropolis. Das letz-
tere ist gerade über der Mitte des Planes in einem Abstände
von 10™ (== 100'") anzusetzen.
Die von uns aufgedeckte alte Fahrstrasse, welche ungefähr
dieselbe Richtunür und Steiuun»; wie die heutige hat, ist auf
dem Plane durch eine volle Punktirunii; hervorgehoben. Wo
sie noch nicht festgestellt ist, sind ihre Einfassungslinien auch
punklirt, Sie war einst die Hauptfahrstrasse vom Markt zur
Akropolis. Ihre Lage und Richtung konnte im Grossen und
Ganzen jeder Techniker im Voraus nach den Bodenverhält-
nissen bestimmen. Ich habe sie so. wie sie sich jetzt heraus-
gestellt hat. seit Jahren in meinen athenischen Vorträgen an-
genommen (vgl. Jane E. Ilarrison. Ancient Athens, Plan der
Agota); ebenso hat auch Paul Weizsäcker mit Unterstützung
eines Fachmannes in seinem Aufsatze über den Markt von
Athen (Jahrbücher für klassische Philologie 1887 S.612) die
Fahrstrasse schon früher in richtiger Weise gezeichnet.
An der rechten Seite unseres Planes, wo die alte Strasse
den grossen Bogen macht, um das Burgthor zu erreichen,
zweigten sich mehrere Wege ab. welche einerseits hinauf zur
Pny\ und zu dem Stadtteile Koile. andrerseits hinunter zum
itonischen Thore führten. Hier war also einer der wichtigsten
Kreuzwege im alten Athen. Bis zu diesem Punkte hat mei-
nes Erachtens auch Pausanias bei seiner Wanderung vom
Markte aus unsere Sti'asse verfolgt, um sich dann wieder zu-
rück zu wenden zu dem westlich vom Markt auf dem Kolonos
Agoraios gelegenen Ilephaistos-Tempel (dem sog. Theseion)
ATHEN. MlTTIHvlLUNGEN XI.X. 34
S02 \V. l)Oi:hpfeld
und dem jetzt wieder aufgefundenen Heiligtum der Aphrodite
Urania (vgl. E. Reiscli , Der Dionysos des Alkamenes, im
Eranos Vindobonensis S. '22). Wessliall) er die Strasse zur
Burg nur bis an diesen Kreuzpunkt verfolgt, kann dem nicht
merkwürdig erscheinen, der weiss, dass der Perieget später
auf dem Wege vom Theater zum Burgthor wiederum in die
Nähe dieses Punktes kommt.
Die Falirstrassc selbst mit ihren Aljzngscanälen, Einslei-
geschachlen, Wasserleitungen und Fusswegcn soll später be-
schrieben werden, wenn sie ganz aufgedeckt ist. Hier sind
noch einige auf dem Plane gezeichnete Nebenwege zu erwäh-
nen, welche bei den Ausgrabungen zu Tage getreten sind. Der
eine führte vom Areopag an der Ostseite des Dionysion vorbei
zu dem Platze vor der Enneakrunos, der andere, dessen An-
fang neben dem Asklepieion aufgedeckt ist. bildete die gerad-
linige Verbindung zwischen dem Burgthore und dem Stadt-
brunnen. Es ist der Weg, den die Töchter der Athener mach-
ten, wenn sie die Burg verliessen, um an der damals noch Kal-
lirroe genannten Quelle Wasser zu schöpfen ( Ilerodot VI, 137 ).
An der flauptstrasse ist eine lange Reihe nicht unbedeu-
tender Bauwerke und Bezirke zu Tage gefördert, welche auf
dem Plane an^i deutet sind. Die älteren aus griechischer Zeit
stammenden Mauern sind ganz schwarz angelegt, während
die jüngeren teils nur iiiiL Linien gezeichnet, teils ganz fortge-
lassen sind. Die kurze P)eschreibung dieser verschiedenen An-
lasen beginnen wir am besten am unleren nördlichen Ende
der Strasse und betrachten zuerst die westliche, dann die öst-
liche Seite.
Von dem mit D bezeichneten, westlich vom Areopag gele-
genen Gebäude sind zwei eine Ecke bildende Mauern gefun-
den, die ius polygonalen Kalksteinen erbaut sind. Neben ih-
nen führt ein Fussweg zu dem Volksversammlungsplatze, auf
die Pnyx hinauf. VÄn oberes Stück desselben, mit Felsstufen
versehen, ist bei C aufgedeckt. Der Lauf der Fahrstrasse von
B bis F konnte nicht festgestellt werden, weil ihre Ausgra-
bung durch die heutige Fahrstrasse verhindert wird. Ihre
DIE AUSGRABUNGEN AM WESTABHANGE DER AKROPOLIS. I. 503
Richtung ist aber bestimmt durch das bei D aufgedeckte Ge-
bäude, vermutlicli ein Wohnhaus, dessen Richtung von der-
jenigen der Strasse abhängig war.
Rei /' fanden wir eine ursprünglich offene viereckige Exe-
dra, in welclior der Unterbau eines kleinen Tempelchens und
ein runder Altar erhalten sind (vgl. oben XVII S. 91). Durch
einen noch an seiner Stelle befindlichen Grenzstein wird als
Erbauungszeit dieses Heiligtums das Vi. Jahrhundert vor Chr.
gesichert. Im iV. Jahrhundert wurde das Hieron bereits ver-
schüttet und über ihm ein neues Gebäude errichtet, welches sich
unter der heutigen Fahrstrasse bis zum Felsabhang der Pnyx
erstreckt und bei E aufgedeckt ist. Zwei an der Strasse ste-
hende Grenzsteine lehren, dass dieser neue Rau eine Lesche
war.
Nach Süden folgt ein kleines Privathaus G mit zwei Hypo-
theken-Inschriften aus dem l\'. Jahrhundert; seine Tiefe ist
noch nicht festgestellt. Der unmittelbar sich anschliessende,
ebenfalls alturiechischc Rau H \on etwa Sl"" Läniie kann ein
Privathaus sein, doch mijchte man wegen seiner Grösse lieber
an ein ölTentliches Gebäude denken. Erst wenn der Grundriss
weiter aufgedeckt ist, wird sich darüber bestimmter urteilen
lassen.
Rei /, K und Z, gegenüber den beiden vom Areopag und
von der Akropolis kommenden alten Nebenstrassen, sind die
Mauern eines spätrömischen Hauses gefunden, welches den
ganzen Platz zwischen der Fahrstrasse und dem Pnyxfelsen
einnahm. Auf unserem Plane ist es noch nicht verzeichnet,
weil es erst während des Druckes zum Vorschein gekommen
ist. Nur die vorderen an der Strasse gelegenen iMauern sind
schon eingetragen. Das Haus besteht aus einem grossen, von
12 Säulen gebildeten Atrium oder Perislyl und mehreren
ringsherum liegenden Zimmern. Die Wände sind aus allen
möglichen Rausleinen zusammengeflickt, und auch zu den Sau-
lenbasen sind verschiedenartiee Stücke Ncrwendet.
Unter diesem unzweifelhaft späten Hause ist vorne an der
Strasse ein älteres Gebäude aulucdeckl, welches nur ein Zim-
0Ü4 W. DOliRPFELD
mer tief ist und seiner Bauart nach aus sj)ätgriecliischer oder
frührömiscliet* Zeit stammt. Ein St'in der Vordervvand träs;t
an seiner Seitentläche eine Horos- Inschrift, die wol noch dem
IV. Jalirhundert vor Ciir. aniiehört und ArisloihMiins aus
Aphidna als Inhaber einer auf dem Hause lastenden Hypothek
nennt. Vermutlich ist der Stein einem älteren Gebäude ent-
nommen und hier zum zweiten Male verwendet worden; die
Bestimmunii; des Gebäudes wird also dadurch nicht 2;esichert.
Zwischen diesem Gebäude und dem Pnyxfelsen liegt ein fast
20'" breiter und 40™ langer Platz, der mit der alten Fahr-
strasse durch einen fast 10'" breiten Zui2;anü; verbunden ist.
An diesem Platze hat im ganzen Altertume bis zur Erbauung
jenes spätrömischon Hauses der Sladtbrunnen Athens gele-
gen. Das Brunnenhaus mit den neun Mündungen hat nach
geringen erhaltenen Resten vor (Jer Felswand unter der heuti-
gen Fahrstrasse etwa dort gelegen, wo auf dem Plane das
Wort Enneakrimos steht Die Grabungen sind hier noch nicht
abijreschlossen und können nur lanü;sam mit grossen Schwie-
rigkeiten ausgeführt werden, weil die mit Bäumen bepllanzte
und sehr viel l)efahrene Strasse im Wege ist und nur stellen-
weise untersucht werden kann.
Die alten sichtbaren Quellen (Thukydides II, 15) kamen
einst hier aus dem Felsen hervor und sind noch jetzt in deut-
lichen Resten erhalten, die zwischen der Pnyx und der heu-
tiofen Fahrstrasse zum Vorschein gekommen sind. Die Fels-
kammer 0 und das von ihr aus zuüänü;liclie Bassin P u^ohö-
ren meines Erachtens zu der ältesten Quelle Kallinoe, deren
Wasser noch in späterer Zeit von allen Athenern zu heiligen
Gebräuchen geholt wurde. Vor dieser Duelle hatte Peisistra-
tos den neunmiuidiii;en Brunnen an^eleiit, indem er reich-
liebes Wasser vermittelst einer ^rossartiüen Leitunij; cerade
an diese Stelle neben den uralten Stadlbi'unnen leitete.
Das alte Brunnenhaus selbst ist zerstört. Aber die uralten
Ouellf-n und Wasseranlagen, di(^ hier mündende srosse Was-
serleitung aus dem VI. Jahrhundei-t, die zahlreichen tiefen
Canäle zum Abführen des verbrauchten Wassers, die charak-
DIE AUSGRABUNGEN AM WESTABHANGE DER AKROPOLIS. I. 505
teristischen Steine des alten Brunnenliauses , die zahllosen
jüngeren Wasserleitungen und die überraschend grosse Anzahl
von etwa zwanzig Tiefbrunnen lassen keinen Zweifel mehr
darüber, dass hier der alle Stadtbrunnen, die berühnote En-
neakrunos. gelegen hat.
Von einem Umbau des Brunnenhauses in frührümischer
Zeit legen die gefundenen Reste deutliches Zeugniss ab. Die
Sohle des grossen Wasserbehälters und damit auch die Aus-
tlussöffnungen sind damals um fast 1 ,50'" tiefer gelegt wor-
den. Da eine i-enaue Datirunü; des Umbaues nicht möslicli ist,
muss es unentschieden bleiben, ob Pausanias die Anlage im
alten oder schon im veränderten Zustande gesehen hat. In
spätrömischer Zeit, als jenes grosse W^ohnhaus erbaut wurde,
ist der grosse Behälter sowol als der Laulbrunnen selbst i>anz
in Fortfall gekommen. Das Wasser der orossen Leituni;; wurde
damals vermittelstThonrolirleitungen in die Unterstadt geführt.
Die erwähnten Steine des alten Brunnenhauses waren zur
Erbauung des späten Wohnhauses benutzt und sind von uns
aus den Mauern herausgebrochen worden. Einige von ihnen
sind schon früher erwähnt (Athen. Mitlheilungen X\'II S. 4 43),
andere, und darunter eine Kalksteinquader, in welche augen-
scheinlich ein als Brunnenmündung dienender 0,3 V" grosser
Löwenkopf eingelassen war. sind jetzt gefunden worden.
Durch eine alte polygonale Stützmauer war der Platz vor
dem Brunnenhause ü;etrennt von dem höher i^ele^enen Ge-
o 0 0
bäude M, welches wegen seiner Bauart und seiner Mosaik-
fussböden der römischen Zeit zugeschrieben werden muss. Ob
es ein Wohnhaus war, ist nicht sichei'.
Zwischen ihm und dem Pnyxfelsen liegt das grosse W^as-
serbassin TV (vgl. Athen. iMitlheilungen X\'ll S. 4il), wel-
ches einst das Sammelbecken der Enneakrunos war. Ur-
sprünglich klein, ist es in riniiiseher Zeit vergrössert und ver-
tieft worden. Seine vollsländige Freilegung wird durch die
heutige Fahrstrasse verhiiulcii : die Umfassung soll aber nach
MCtglichkeit festgestellt werden.
Bei iliesem Bassin endet noch jetzt die grosse NNasserlei-
506 W. DOERPFELD
Ulnü:.^^elcl)0 unzweilelliart im VI. JalirliLindei't angelest und in
den späteren Zeiten melirfaeli reparirt worden ist. Die Lei-
tuns und der Felsstollen sind schon im voiMü;en Jahre aufü;e-
funden und damals in dieser Zeitschrift (XiX S. 1 '(3) be-
schrieben worden. Jetzt haben wir den Stollen bis zum Dio-
nysostheater verlblgt, wo erzwischen den beiden Tempeln des
Dionysos hindurch läuft. Auch hier ist die Leitung- in riuni-
scher Zeit teilweise verlegt worden. Genaue Pläne der ganzen
Anlage sollen veröffentlicht werden, nachdem die Untersu-
chung abgeschlossen ist.
Dies sind die bisher an der westliciien Seite der alten Fahr-
strasse gefundenen Bauwerke. Ihnen gegenüber liegen an der
östlichen Seite eine Reihe anderer niclit minder wertvoller Bau-
anlagen, unter denen sich mehrere Heiligtümer befinden.
Da ist zunächst westlich vom Areopag der Bau Ä von un-
bekannter Ausdehnung und Bestimmung, wahrscheinlich noch
der griechischen Zeit angehörend. Sodann tritt die südwest-
liche Ecke des Areopags so dicht an die Strasse heran, dass
kein grösserer Biui dazwischen Platz hat. Der zu Tage lie-
gende Fels zeigt hier viele l^narbeitungen, die einzigen Über-
reste mehrerer Gebäude, welche einst diese Ecke des Areshü-
gels bedeckten. l^]s ist nicht unmöglich, dass eine dieser Ein-
arbeitungen, welche einem grossen Bundbau angehört zu ha-
ben scheint, der letzte Rest des Odeion ist, das Pausanias nach
dem Ares-Tempel und der alten Orchestra erwähnt, liier wer-
den erst weitere Ausgrabungen des ganzen Abhanges ein si-
cheres Urteil erlauben.
Von dem folgenden Bau, auf dem Plane mit 7" bezeichnet,
sind nur kleine Stücke altertümlicher Kalksteinmauern aufge-
funden, welche aber nicht genügen, um den Grundriss und
den Zweck des Gebäudes zn bestimmen. Nach Süden stösst
dieser Bau an einen nach Osten sehr ansteigenden Weg, wel-
cher unsere Fahrstrasse mit dem schon erwiihnten Wege zum
Areopag verbindet. Als öffentliche Strasse ist er leicht kennt-
lich, einmal an der oft erneuerten Steinschüttung und sodann
an dem Wassercanal, welcher unter dem Strassen boden liegt.
DIE AUSGRABUNGEN AM WESTABHANGE DER AKROPOLIS. I. 507
Weiter südlich, gegenüber den Bauwerken F, G und H,
ist ein von Strassen rings umgebener, in seinem Grundriss
fast dreieckiger heiliger Bezirk aufgedeckt, in dem man mit
voller Sicherheit den Bezirk des Dionysos in den Limnai, das
vieigesLichte i^enaion erkennen darf. Das von einer altertüm-
lichen polygonalen Kalksteinmauer umgebene Heiligtum lag
tiefer als die Strassen und ist verhältnissmässig gut erhalten,
weil es noch im Altertum verschüttet und überbaut worden
ist. In der Mitte des alten Bezirks liegt der Unterbau eines
grossen tischtörmigen Altars von 3'" im Quadrat, auf dessen
westlicher Stufe einot, wie die noch vorhandenen Einarbei-
tungen deutlich zeigen, zwei steinerne Stelen gestanden ha-
ben. In der nordwestlichen T^cke des Hieron ist eine woler-
haltene griechische Weinkelter ausiieiipaben, über welcher in
jüngerer Zeit eine kleinere Kelter errichtet ist. In der südlichen
Ecke haben wir die Untermauern eines kleinen altertümlichen
Tempels aufgedeckt, der eine quadratische Cella und einen
nach Südosten gerichteten Pronaos hatte. Die Anlagen sind
auf dem Plane sanz schwarz ü;ezeichnet und heben sich daher
deutlich ab von den jüngeren Bauwerken, welche auf dem
Plane weiss njelassen und sicherlich erst erbaut sind, als das
alte Dionysion schon zwei Meter tief verschüttet war. Dass
die ältere Anlaii:e ein heiliger Bezirk des Dionysos war, leb-
i'en die Funde; dass es das Lenaion. der Bezirk in den Lim-
nai war, geht aus den Nachi'ichlen der Schriftsteller hervor..
Die jüngere Anlage greift nach Osten über die Strasse und
den Nachbai'bau hiniiber und ist inschriftlich alsdas Bakcheion
gesichert, als der \'ersammluni;ssaal des Thiasos der lobak-
chen. Die auf einer Säule des Saales aufgeschriebenen Statu-
ten dieses Vereines sind oben (S. 9 '18) veröffentlicht worden.
Dionysion und Bakcheion sollen beide demnächst in dieser
Zeitschrilt eingehend beschrieben und behandelt \n erden. Ge-
funden ist das Dionysion schon im vorigen Frühjahre, ganz
freigelegt ist es aber erst im Oktober und November dieses
Winters.
Jenseits der Strasse, wclflie das Dionysion (')stlicli begrenzt,
508 w. noKMPFi'Lü
sind die Mauern und Fussbüden eines allgriccliisclien Gebäu-
des gefunden, dessen Grundriss zwar noch unbekannt ist,
das aber weiien eiiiiij;er o;ut erlialtener Mosaiken ein besonde-
res Interesse verdient Wir haben hier wahrscheinlich die äl-
testen n;riechisclien Mosaikfussliiulen vor uns; denn die Mau-
ern, die mit den I^\issl)öden iiileichzeilig sind, zeigen altes po-
lygonales Kalksleinmauerwerk. Der Estrich ist aus runden
oder flaclien Kieselsteinen hergestellt, die mitten durchge-
schnitten und geschliffen sind. Durch den Wechsel der Far-
ben sind einige einfache iMuster (Kreis mit Kreuz und Rhom-
ben) dargestellt. Die Technik und der Erhaltungszustand der
Fussböden ist in zwei Zimmern ganz vorzüglich. Ob in dem
Gebäude ein Privathaus zu erkennen ist, muss vorläufig un-
entschieden bleiben, weil erst ein kleines Stück des ganzen
Baues aus"eij;raben ist. Da er allem Anscheine nach sehr sjross
ist und ausserdem eine für jene alte Zeit stattliche Ausführung
zeigt, darf man vielleicht ein öffentliches Gebäude darin ver-
muten.
Weiter südlich gelangen w ir zu dem Bezirke eines lleil-
gottes, den wir vor zwei Jahren fanden und teilweise aus-
gruben. Die damals gemachten Funde, unter denen sich auch
ein Relief mit der VYeihinschrift an Asklepios befand, sind
im vorigen Jahrgange dieser Zeitschrift (S. 231) besprochen.
Die vollständige Freilegung des Heiligtums wird eine unse-
rer nächsten Aufgaben sein. Vielleicht bildet dieser Bezirk
schon einen Teil des grossen Heiligtums der Demeter und
Köre, des städtischen I^leusinions, das wir weiter südlich
suchen. Bisher haben wir, wie der Plan andeutet, nur ein
Stück der an der Strasse gelegenen Umfassungsmauer aufge-
deckt. Da die Ausgrabungen bis jetzt noch nichts geliefert
haben, was jene Vermutung zu beweisen geeignet wäre, so muss
ich mich vorläufig mit der \'crsicherun<^ be^nü^en, dass die
Lage zu den Angaben der Schriftsteller vorzüglich passt. We-
gen der Wichtigkeit, welche das Eleusinion für die attische
Topographie und für manche andere Gebiete der Altertums-
kunde hat, werden wir seine weitere Erforschung als die wich-
Dlli: AUSGRABUNGEN AM WESTABHANGE DER AKROPOLIS. I. 509
tigste Aufgabe für die Arbeit der nächsten Monate betrachten.
Diese kurze Übersicht über die bisherigen Funde soll als
Grundlage für die spätere Behandlung der einzelnen Bauwerke
dienen. Sie wird den Leser überzeugt liaben, dass durch die
bisherigen Grabungen manche wichtige Resultate erzielt sind.
Ist schon die Aullindung der alten zur Akropolis führenden
Fahrstrasse ein nicht zu unterschätzender Gewinn, so ist die
endliche Fntdeckunff des Sladtbrunne.is und einiger Ileiligtü-
mer (namentlich des Dionysion in den Limnai) von sehr ein-
schneidender Bedeutung und wird das Bild des alten Athen in
wesentlichen Punkten verändern.
Ich schliesse mit der lloftnunf^. dass die weiteren Funde
derartige sein möchten dass jeder noch bestehende Zweifel
ausgeschlossen ist, und die neuen Entdeckungen allgemein als
sichere Grundlage einer neuen Stadtgeschichte gelten können.
Athen, 12. Januar 1895.
WILHELM DÖRPFELD.
KURINTIIIi^CHE VASE MIT DEli liÜUKFÜII KLING
DES HEIMIAISTÜS
(Hierzu Tafel VIII)
Der auf Taf. 8 abgebildete Ampboriskos' wurde im Jabn
1869 von der Arcli. Gesellscbaft in Alben erworben und isl
mit ibror gesamten kostbaren Vasensammlung letztbin im
National-Museum aufgestellt worden. Für die freundlich er-
teilte Erlaubniss zur Publication baben wir Herrn P. Kavva-
dias zu danken.
Der Fundort der Vase ist unbekannt; Tecbnik, Form und
Stil lassen aber keinen Zweifel, dass wir eine korintbiscbe
Arbeit aus dem Anfang des VI. Jabrbunderts vor uns baben.
Der Tbon ist noch ungefärbt, Weiss nicht verwendet, das
Gewand der Frau tbonojrundiar. Aufüiesetztes Rot bat Herr Gil-
lieron in seiner sorgfältigen, in Originalgrösse ausgeführten,
auf unsrer Tafel etwa auf ^5 verkleinerten Zeichnung des Bild-
streifens (ö) schraffirt. Ausserdem sind rot der Fuss der Vase,
einige der Doppelstrablen, einzelne Striche an der Schulter
und Mündung, sowie die Zickzacklinien am Hals, letztere
aber nur an der Vorderseite der Vase.
Die schlanke Form der Amphora mit der starken Einziehung
am Fussende und Hals, den hochsitzenden, runden Henkeln
und dem abfallenden Fuss, ist am bekanntesten durch die klei-
nen blau und gelben phönikischen Glasgefässe. Auch in der
korinthischen Keramik ist sie auf kleine Gefässe von 8-15 Cen-
timeter Höhe beschränkt 2. Bauch und Scluillcr |)fleijen imeson-
' Hoch 0,115"'. Invenlar-Nuinuieidci- Aldi. Clesellscliafl I09v, des Nalio-
nal-Museums Vasen 6ö4.
2 In Naukratis (Flinders r(i\no., Naukrali.s I Taf. 16) und Defeniicli (Taf.
33) sind im VI. Jaiiiliundert fi;russc uiiluMnailc Ainphuren dioht;r aus dem
Cj. LOESCHCKE, RUECKFUEHRUNG DES HEPHAISTOS 5H
dert dekorirt zu werden, entweder beide mit Tierstreifen (z. B.
Berlin 1 139-42, 3933, vgl. Furtwängler-Genick, Griech. Kera-
mikTaf. 38,1 und Sammlung SabouroffTaf. 47) oder der Bauch
mit einem Tierfries, die Schulter mit Blätlchen ( Berlin 1 143,
1 144 ; Wien 77,78 Masner). Darstellungen menschlicher Figu-
ren sind selten, ich bin ihnen ausser auf dem hier pul)licirten
Gefäss nur noch in der Beschreibung eines in Argos gefundenen
Exemplars dieser Gattung begegnet, die Conze in der Arch.
Zeitung 1859 S. 33 veröffentlicht hat. 'Amphora, 0,19 Meter
hoch. Die Malerei läuft rund um den Bauch und besteht aus
bacchischen Figuren in aufgeregter Bewegung; der helle Grund
zwischen den Figuren ist mit kleinen Rosetten besetzt, welche
aus fünf Punkten, die um einen Punkt in der Mitte stehen,
gebildet sind'. Die Vase ist verschollen, da aber Conze dan-
kenswerter Weise seiner Beschreibung eine Skizze beigefügt
hat, die zwischen der argivischen Vase und der hier ai)gebil-
deten die weitgehendste Übereinstimmung in Form, Decora-
tion und Ornamentik aufweist, so darf man zuversichtlich
beide Getässe derselben ^^'erkstatt zuschreiben. Auch die dar-
gestellten Themata berühren sich nahe : dort ein bacchischer
Tanz, hier eine der grössten Ruhmesthaten des Dionysos, die
Rückführung des Hephaistos in den Olymp.
Hephaistos ist unverkennbar. Statt des gewöhnlich von ihm
benutzten Maultiers hat er ein Pferd bestiegen, auf dem er
nach Frauenart sitzt. Mit der rechten Hand zügelt er das Tier,
mit der linken führt er ein Trinkhorn zum Munde. Hephai-
stos ist unbürtig, vor dem Ohr trägt er eine Locke frei herab-
spilzeti, fusslosea IMlhos enUvickcIleii Form häiilig. Mehrere jrrosse Ge-
fässe ähnlicher Form in orionlalisireiuler Weise mit Friesen liemall, tinilen
sich im Louvre (Sammlung,' Cam|)ana). Unter den Darslellun^'en lallen
Schitrc auf, Panther mit Tierschenkeln im Maul, weidende Rehe mit }:ros-
sen Ohren. Als Fiillornameiil ist ausschliesslich die Punklrosette verwen-
det, in den Ornamcnislreiren fehlen Falmetlen und Lotos, dafür trelcQ
Flcehlhand und Schuppen ein. Stall der Sirahlen am Fusseiido Stahorna-
inenl. Die Vasen werden in den ionischen Kunsikreis geliöien. In .\then
wurden ähnlich geformte Amphoren hekanntlich ab panathenaische l'reis-
vascn verwendet.
512 (t. loeschcke
hängend, wie sie Jünglinge zu tragen pflegen z. B. Perseus
auf der clialkidisclien Ampliora Gerhard A. V. Tat'. 3"23, Ilip-
potion vor den Rossen des Ampliiaraos auf dem ivorinlhisclien
Krater Berlin 1055. Sein Kleid ist der kui'zo Ciiiton. Im Wi-
derspruch mit der damals herrschenden Meinung: die Helle-
nen hätten es jeder Zeil vermieden, das körperliche Gebrechen
des Gottes im Bild zu zeigen, hahe ich hei L. von Schröder,
Aphrodite, Flros und ne|)haislos 91 nachgewiesen, dass io-
nische Vasenmaler wiederholt den yjjXkrjTzo^ibiv dargestellt ha-
ben und zwar mit jener rücksichtslosen Kraft der Charakte-
ristik, welche die ionische Kunst zum Sauerteig von ganz Hel-
las werden Hess. Auf einer ' caerelaner' Hydria des österreichi-
schen Museums' sind die Beine des Hephaistos gekrümmt,
die Füsse zu Klumpfüssen verkrüppelt; auf einer jetzt ver-
schollenen Amphora, die ich wegen der Bildung der Silene
(Bulle, Silene 8, 14) der Fabrik der Phineusschale zuteile,
ist wenigstens der eine Fuss des auf dem Maultier gelagerten
Gottes deutlich verrenkt. Auch zwei altische Vasen vom
Ende des Vi. Jahrhunderts konnte ich schon damals auffüh-
ren, die, wenn auch in massvollerer Weise, jene anomale
Bildung zeigten (Gerhard A. V. Taf. 38 und 57). Inzwischen
hat die wiener Ausgabe der Francoisvase gelehrt, dass diese
in Attika schon zu Anfang des Vi. Jahrhunderts üblich war,
während korinthische Maler, wie die hier veröffentlichte Vase
zeigt, etv^a gleichzeitig noch an der crassesten Form der Ver-
krüi)pelung festhielten. Ob an der Kypseloslade der Gott auf
beiden P^üssen lahmte oder nur auf einem, muss dahin ge-
stellt bleiben, auf jeden Fall aber war es eine unzweideutig
dargestellte Missbilduni>;, die Tansanias V 19, 8 zu der ik^mer-
kung veranlasste 6 xä ö::la SiSou? oute toÜ? -öSa: 6'7Tiv eppw-
(Jt.evo;'^.
< Masnor, Taf. 2, 218.
2 Meine Arcli. Miscdhüi. Dorpal 1S80, 5 bogrümlelo Aiiiiahinc, dass auf
dorn ubeislcn Slicifen dor K^iisoliisladc die Nereiden darf^'osUdit waren wie
sie unter Anführunj,' des Chiron Peleus und Tiielis von lIc|)liaistos geschniie-
delc Wallen überl)rin,i,'en, scheint allj^'cniein gebilligt zu werden (vgl. Ovcr-
KORINTHISCHE VASE MIT DER RUECKFUEHRUNG DES HEPHAISTOS 513
Die Darstellung läuft ununterbrochen um das Gefäss herum.
Wenn die Abbildunjj; den Ring so durclischnitlen hat, dass
Ilephaistos die Mitte der Composition einnimmt, so ist damit,
wie ein Blick auf die Gesamtansicht der Vase zeitjt , die
decorative Absicht des Malers richtig erfasst. Ob dieser aber
wirklich bei seiner, natürlich nach rechtshin fortschreitenden
Arbeit den Mann mit der Kanne zuerst, den nach Links ge-
heck, Plaslik ' I 86. Brunn, Kunslf,'esehiclilc I 174). Hingegen ladein, nach
dem Vorgang von Kiein (Kypsele 64), Furtwängler (Meisterwerke 727) und
Jones (J. //. S. XIV 53), dass meine Kritik vor dem Nausikaabild Halt ge-
macht habe, statt in dem Mauiticrwagen mit den zwei Frauen das letzte
Glied des Nereidenzugs zu erkennen. Ich glaube aber nach wie vor — unti
habe bei Schneider, Der troische Sagenkreis 65 Zustimmung gefunden— dass
diese naheliegende Vermutung in die Irre führt. Denn erstlich bin ich über-
haupt der Meinung, dass man nicht ohne zwingende Gründe an den Deu-
tungen des Pausanias oder seines Gewährsmanns rütteln darf, da sie das
Bildwerk vor Augen halten. Namentlich wird man aber mit der Annahme
falscher Abteilung der Bilder vorsichtig sein müssen, weil möglicher Weise
zwischengeschobene Ornamente, die der Pcrieget grundsätzlich in seiner
Beschreibung übergeht, die Einteilung ausser Zweifel gesetzt haben. Sodann
ziehen den von Nausikaa gelenkten Wagen Maultiere, die \\'agen der Ne-
reiden Rosse und zwar geflügelte. Man hat wol gesagt, die Flügel würden
am Gespann der Nrusikaa abgebrochen gewesen sein. Aber die Darstellun-
gen an der Larnax waren eingelegte Arbeit; da verschwinden Flügel weder
leicht noch spurlos. Schwerer aber als dies Alles wiegt, dass die beiden
stehenden Gestalten, Ilepliaisios und sein die Zange haltender Diener (vgl.
Furtwängler, Arch. Jahrbuch VI IUI), bei der Annahme Klein's in beispiel-
loser Weise den Wagenzug unierbrechen würden, während sie in der Spra-
che der archaischen Kunst den Ausgangspunkt des Zugs markiren, ganz wie
Thelis auf dem hier veröHentlichten Amphoriskos oder Priamos auf der
Troilosflasche des Timonidas. Die alten korinthischen Meisler, und wahr-
scheinlich auch Klitias und Ergotimos, dachten sich die Schmiede des Ile-
phaistos noch nicht im Olymp, wo das Epos nach und nach den Haushalt
aller Gölter concentrirt, sondern am Meer gelegen, wo Okeanos Thelis und
die Nereiden heimisch siml. Das Maultiergespann muss also vom Nereiden-
zug gelrennl bleiben. Ob aber Pausanias' Deutung auf Nausikaa richtig ist?
Ich möchte es fast glauben, ila das in der Mitte des obersten Slreifens, also
an hervorragender Stelle angebrachte Bildchen ein so passender, redender
Schmuck der — Kleidertruhe ist. Denn das — und weder ein Korngefiiss
noch eine Statuenbasis — isl und bleibt die viereckige aus Cedernholz ge-
zimmerte Larnax. Vgl. zuletzt Furtwängler a. a. 0. Anders Silll, Parerga
24. Studniczka, Arch. Jahrbuch IX 53.
514 6. LOESCHCKE
wendeten Phallophoren zuletzt ausgeführt hat, ist zweifelhaft,
jedenfalls scheint mir die Vorlage, die er benutzte, anders
componirt gewesen zu sein.
Denn alle Glieder des dionysischen Schwarms, der Ilephai-
stos unigiebt, sind in mehr oder weniger lehliafter Erregung
und Bewegung. Völlig ruhig ist nur die Frau, ihre Benen-
nung macht zunächst Schwieriorkeiten. Denn an Athena, wie
sie auf altertümlichen Bildwerken so häufig den Helden bei-
steht, kann man nicht denken; hier bedarf Niemand gött-
licher Hilfe oder Nähe, auch sind die Göttinnen im Olymp
versammelt zu denken, wo sie die Ankunft des Ilephaistos er-
warten. Vielmehr scheint mir die einzige Frau, deren Anwe-
senheit sich vollkommen aus der Situation erklärt. Thetis zu
sein. Sie war es, die Ilephaistos gastlich aufnahm als er aus
dem Olymp Verstössen wurde, aus ihrer Wohnung wird er
vom Thiasos abgeholt. Die unbewegliche Haltung, in der
die Göttin auf dem Vasenbild erscheint, zeigt uns, dass sie hier
zu Haus ist und nicht daran denkt, sich dem Zug anzuschlies-
sen. ebensowenig wie etwa die Frau, die auf der mykenäi-
schen Kriegervase den ausziehenden Helden nachklagt \
Während Thetis zurückbleibt, ziejit Hephaistos fröhlich
seine Strasse, geleitet vom dionysischen Schwärm. Einer der
Gesellen, der neben dem Pferde hergeht, hält eine Traube em-
por und mahnt damit an den berauschenden Trank, den der
betörte Gott selbst unterwegs gierig schlürft. Zwei andere
sind vorausgehüpft, jetzt sehen sie sich um, ob Hephaistos ili-
nen auch folgt und scheinen mit sprechender Bewegung Boss
und Reiter hinter sich herzulocken. Hingegen schreitet der
Mann mit dem mächtigen Uebzweig über der Schulter rüstig
vorwärts, nur das Ziel im Auge. Ihm folgt, wie ein Diener
' Das Schuppenornamenl am Mantel der Tliclis ist nalürlicli rein ilcco-
raliv und darf nicht als eine Anspiclunf? auf die MeerfjüUin angesehen wer-
den. Ilinijcgen dient das Bäuinchon vor Ileithaislüs (für dessen Slilisirung
auf die Lekjthüs y. //. 6'. XII 79 zu verweisen ist ) vielleicht nicht nur zur
Raumfiillun?, sondern deulct das Feslland an im Gegensatz zum Meerespa-
last der Thetis.
KORINTHISCHE VASE MIT DER RÜECKFUEHRUNG DES HEPHAlSTOS 515
seinem Herrn, ein Genosse, der eine mit Streifen verzierte
VVeinkanne in der Hand trägt, um nach Bedarf das Trinkhorn
des Hephaislos frisch zu füllen.
Wo aber ist Dionysos? Vergebens sucht man die würdige,
langgewandete Gestalt mit dem Eplieukranz auf dem Haupt,
dem Becher oder Trinkhorn in der Hand. Dass der Maler den
Protagonisten der Handluno; aus Nachlässiu;keit weggelassen
habe, ist wenig wahrscheinlich ; das Bild ist flott, aber nicht
ohne Sorgfalt ausgeführt. Vielmehr muss ernstlich erwogen
werden, ob nicht doch einer der Dargestellten Dionysos sei, ob
die uns aus der ionisch -attischen Kunst geläufige Erschei-
nungsform des Gottes auch die einzige den Korinthiern ver-
traute war.
In der Umgebung des Hephaistos ist die vornehmste Gestalt
zweifellos der öc/ocpopo?. in ihm haben wir Dionysos zu er-
kennen. Schon der Rebzweig stellt diese Deutung sicher. Denn
neben Trinkhorn und Becher ist dieser das älteste und häu-
figste Attribut des Gottes, während er sich in der Hand seiner
Begleiter, mögen sie Silene, Satyrn oder wie sonst heissen,
in älterer Zeit nie findet. Der Thiasos wahrt in der bildlichen
Tradition seine ursprüngliche Selbständigkeit gegenüber dem
VVeingott. Die Traube, die einer der Thiasoten auf unserm Bild
hinter Hephaistos emporhebt, darf daran nicht irre machen.
Sie ist kein symbolisches Attribut, sondern erklärt sich aus
der Situation, sie erzählt in der kindlichen Bildersprache des
Malers, dass Hephaistos Wein trinkt, ganz ähnlich wie auf der
Francoisvase der Rebzweig den Inhalt der Amphora verrät,
die Dionysos als Hochzeitsgeschenk herbeischleppt.
Aber auch die Stelle, die Dionysos innerhalb der Compo-
sition einnimmt, kennzeichnet ihn. Er ist der Führer des gan-
zen Zugs, der einzige, der wirklich frei und unbeengt aus-
schreitet. Diese führende Stellung wird auf der friesartig fort-
laufenden Originalcomposition, die wir vorauszusetzen haben,
noch deutlicher hervorgetreten sein. Dort kann das Ziel des
Zuges, das wir von der Franfoisvase kennen, nicht gefehlt
haben, die Versammlung der Götter im Olymp. Auf sie deutet
516 G. LOESCHCKE
Dionysos mit der hoch erhohenen Linken hin, indem er ihnen
selion von ferne einen fröhlichen Gruss zuruft, der das Gelin-
gen des schwierigen Auftrags meldet.
Noch hleibt aber das schwerste Bedenken zu heben: die
Nacktheit des fraglichen Dionysos. In der That ist ein nackter
Dionysos in der altertümlichen Vasenmalerei sonst nicht nach-
zuweisen und es kann unmethodisch erscheinen, gegenüber
den vielen hunderten von Darstellungen des bekleideten Got-
tes eine Ausnahme statuiren zu wollen. Das Problem erscheint
aber sogleich in anderem Licht, wenn man fragt: wieviel
Bilder des Dionysos sich auf Vasen finden, wenn man einmal
von den ionischen und den von ihnen abhängigen attischen
absieht. Auf kyrenjiischen Vasen fehlt Dionysos durchaus, auf
korinthischen wüsste ich ihn nur auf dem Krater mit der
Rückführung des Hephaistos, British Museum B 42' und auf
< Die Vase wird von H. 1?. Walters, dem Verfasser des II. Bandes des
Calalogue of the Greek and Elruscan vascs in the llrüisk A/w5C»»i ausdrücklich
für nicht echt korinthisch, sondern für eine Imitation korinthischer Waare
erklärt. Ich habe sie mir vor Jahren unbedenklich als korinthisch nolirt
und niüchle vorlaufi-; daran festhalten. Denn so fiewiss das erste Gefühl ge-
genüber dem neuen Vasenkataiog das des lebhaften Danks für den Verfasser
sein muss, so darf, um Schaden zu verhüten, nicht verschwiegen werden,
dass er volle Sicherheil in der Unterscheidung der selteneren Vasengattun-
gen noch nicht erlangt hat. Die chalkidischon Vasen It 75 und 156 werden
z. B. trotz Alphabol und Dialekt der Inschriften, für koiinthisches und al-
lisches Fabrikat erklärt. Es kann darnach nicht überraschen, wenn, um
nur ganz sicher chalkidische Gefässe zu nennen, der herrliche Krater 15,
die Amphora 22, die Oenochoen 34 und ;J5 unter die korinthischen Vasen
geraten sind. Ein unnötiger Fehler ist es auch, wenn im Widerspruch mit
moinor Zuteilung des Gefässes an die Klasse der Arkesilas-Sclialc (Reliefs
der altspartanisclien Basis, Dorpal 1879, \k), die allgemeine Zustimmung
gefunden hat, die Iljdria 58 mit einer ' caeretaner" Iljdria zusammenge-
stellt wild, der sie so unähnlich ist, wie sich zwei etwa gleichzeitige Vasen
nur sein können. Ich kann dafür Potlier's .sorgfältiger Sammlung dieser
Vasenclasse im H. C. IL XVI 254 ein anderes Exemplar hinzufügen, von
dem ich 1.S78 eine Anzahl Scherben in tier Sammlung Huspuli in Cervetri
sah. Die Schulter war mit Eplieu und Korjniben dceorirt. Über den Fiiss-
slrahlen folgte ein I'almetten-Lotosfries, wie Pottier Nr. 7 = Masner 218,
darauf ein Tierfrics, aus dem ich einen Stier mil Menschengesichl hervor-
hebe, da der T^pus hier zum ersten Mal in dieser Gattung crsclicinl unc
KORINTHISCHE VASE MIT DER RUEGKFUEHRUNG DßS HEPHAISTOS 51t
dem Teller bei Benndorf, Griech. und sicilische Vasenbilder
Taf. 7 nacbzuweisen. Beide Male ist er vollbekleidet, aber neben
zwei bekleideten kann sich der nackte Dionysos des Ampho-
riskos um so leichter behaupten, als er die älteste Darstel-
lung des Gottes ist, die wir überhaupt besitzen und das Auf-
treten des Gottes in Chiton und llimation auf den jüngeren
Vasen und der Kypseloslade sich aus dem wachsenden Ein-
fluss der ionischen Kunst auf Korinth leicht erklärt.
Hierzu kommt, dass die Vasenmalerei eine einseitige Quelle
ist. Was wüssten wir von den ganz oder nahezu nackten Bil-
dungen des Zeus und Poseidon in der archaischen Kunst,
wenn wir nur Vasenbilder hätten, wenn uns namentlich die
Münzen fehlten ?
Eine Münze ist es auch im vorliegenden Fall, die den
Ausschlag giebt für die von mir aufgestellte Erklärung. Aus
einer unteritalischen Griechenstadt , deren Lage und Name
unbekannt ist, hat sich eine Münze erhalten, die einen nack-
ten stehenden Mann zeigt mit langem Haupthaar und spitzem
Bart. In der linken Hand hält er einen Hebzweig, der auf sei-
ner Schulter ruht, mit der rechten den Kantharos. Richtig
haben Gardner [Types of Greek coins 87) und Thrämer
für ihre ionische Herkunft bezeichnend ist. Im Hauptstreifen befanden
sich neben deni hinteren Henkel zwei spriniJ^ende Pferde, wie auf dem ca-
pilulinischen Exemplar von Hephaistos Besuch bei Dionysos, Potlier Nr. 8.
Die Vorderseite fehlte ganz oder war in kleine Splitter zerschlagen: ich
konnte nur ein Pferd conslaliren und einen baarhiiuptigen Mann. Dass hier
zum dritten Mal in dieser Vasengruppe Hephaislos Verkehr mit Dionysos
geschihlerl gewesen sei, war mir nicht unwahrscheinlich, aber nicht si-
cher zu beweisen. Hingegen muss ich mit aller Bestimmtheit an meiner
Deutung dieser Bilder festhalten (bei L. von Schröder a. a. 0.), trotz der
Einwendungen von Bulle, Silene 52. Bulle übersieht, dass wir es hier mit
keinem gedankenlosen Pfuscher zu thun haben, sondern mit einem Maler,
der vorzüglich zu erzählen versteht und durch den Augenschein jeden Ge-
danken aussoliliesst als führe hier Dionysos den Hephaistos in den Olyn\p
zurück. Vielmehr ist Hephaistos in allen den von mir besprochenen Bil-
dern ein Freund des Dionysos, der nach Belieben kommt und gehl und wenn
er sich bei dem üotle aufh/ill z. B. auf der verschollenen attischen Amphora
bei Gerhand A. V. Taf. 95, wie ein vollbürtiges und gleichartiges Glied
des Thiasos erscheinl.
ATHEN. MITTHElLUiNGEN Xl.\. 35
518 G. LOESCHCKE
(Roscher's Mytli. Lexikon I 1100) an seiner Erklärung als
Dionysos festgehalten, obgleich der Versuch den Gott völlig
nackt darzustellen, damals vereinzelt dastand. Jetzt stützen
sich die Deutungen des Vasenhildes und der Münze gegensei-
tig und man wird zuversichtlich die letztere einer achäischen
aus dem Peloponnes deducirten Golonie zuschreiben dürfen.
Diese Annahme hat um so grössere Wahrscheinlichkeit, als
auch die Begleiter des Dionysos auf dem korinthischen Ampho-
riskos ihr Gegenbild in den unteritalischen Phlyaken haben.
Als ich vor langen Jahren die Beobachtung machte, dass
die ionischen Pferdedämonen, die Silene, auf den korinthi-
schen Vasen fehlen und hier durch burleske, ausgelassen tan-
zende Männer ersetzt werden, hielt ich diese für irdische Ver-
ehrer des Gottes; nicht anders Furtwängler, Annali 1811 ,
450 und im Satyr aus Pergamon und v. Uohden in Baumei-
ster's Denkmälern 111 1962. Erst Dümmler warf die Frage
auf, ob die korinthischen Tänzer nicht vielmehr Dämonen
seien {Annali 1885, 129) und A. Körte hob nachdrücklich
zu Gunsten dieser Ansicht hervor, dass der Name "Oixfgjpi/co?,
den einer von ihnen auf dem von Dümmler publicirten Kra-
ter trägt, für Ilalikarnass als Beiname des Dionysos bezeugt
sei (Arch. Jahrbuch VllI 91). Die definitive Bestätigung für
den dämonischen Charakter dieser dionysischen Gesellen brin-
gen unser Amphoriskos und der londoner Krater B 42, die
sie bei der Rückführung des Hephaistos zeigen. Denn selbst-
verständlich kann hier einzig die mythische Gefolgschaft des
Dionysos mitwirken.
Über Heimat und Verbreitung dieser (px>Xo(p6pot liat letzthin
A. Körte a. a. 0. S. Gl ff. gehandelt. Er hat vortrefflich aus-
geführt, dass die attischen Schauspieler der alten Komödie
und die unteritalischen Phlyaken die Vertreter jener Dämonen
im Gült sind und von ihnen Gestalt und Charakter entlehnt
haben'. Wenn er sie aber für dorisch erklärt, so kann ich
< Was J. Püppelrculer im I. Uapitel seiner lüchligcn Dissertation De co-
moediae allicac priinordiis, Berlin 1893, vorlräj,'l, widerspriclil Körte's Itc-
KORINTHISCHE VASE MIT DER RUECKFUEHRUNG DES HEPHAISTOS 519
ihm darin nicht folgen. Fest steht durch die korinthischen
Vasen, dass sie im Peloponnes verehrt wurden; ob sie aber
der dorischen oder der vordorischen Schicht des Volksglau-
bens angehören, ist zunächst eine offene Frage. Ihr Vorkom-
men in Unteritalien und Kyrene(Arch. Zeitung 188 ITaf. 12,1.
13,4) bringt keine Entscheidung, obgleich es wahrscheinlich
ist, dass die breite Masse der peloponnesischen Auswanderer,
deren Anschauungen in der volkstümlichen Vasenmalerei zum
Ausdruck o-elangen, überwieo;end AchUer waren. Dass Aristo-
teles die Entstehung der Komödie bei den Dorern kurzer Hand
abweist, ist Körte's Annahme jedenfalls nicht günstig. Ent-
scheidend ist aber, dass sich auch auf einer chalkidischen
Vase (Roulez, Vases de Leide Tat 5), die Körte erwähnt,
aber nicht genügend berücksichtigt, jene korinthischen Tän-
zer fmden. Denn dass die chalkidische Töpferei stark auf die
spätere korinthische gewirkt hat, lässt sich nicht bezweifeln',
sullaten nicht, sondern ergänzt sie. Die von Poppelreuter behandelten Va-
senhilder (zu denen ich liull. Napolelano N. S. V Taf. 7, \ mit dem Chor
der Delphin- und Slraussenreiter zählen möchte) zeigen Vorstufen des ko-
mischen Cliors, während Kürte von den komischen Schauspielern han-
delt. Die litterarische Kunslform der Komödie ist aus zwiespältiger Wurzel
entsprungen, Choreuten und Schauspieler scheinen in der Komödie an-
fänglich ihrem Wesen nach ebenso verschieden gewesen zu sein, wie sie es
im Satyrspiel immer gebliehen sind und wie sie es auch im Heroenspiel,
der Tragödie, dem Namen nach zu schliessen, einst waren. Die Schauspie-
ler der Komödie sind aus den (paXXo^dfot hervorgegangen, die im Cult jene
Dämonen nachahmen, deren Verbreitung und Namen wir zu ermitteln su-
chen, im allerletzten Grund doch wol die Ahnengeister, die segnend und
lebenweckend durch die Fluren ihrer Nachkommen schweifen. Der (.'bor
wird von Tieren oder liergcslaltigen Dämonen j^'obildel, wie sie für den grie-
chischen Volksglauben in nianichfaltigster Form vorausgesetzt werden müs-
sen, bevor die Poesie wenigstens für die höchsten Götter die Menschenge-
stall siegreich durchsetzte. Es ist ein bleibendes Venlienst Milchhöfer's in
dan krausen Bildern der mykenisclien Amulelsteine solche vorhomerische
Dämonen erkannt zu haben. .Mit viel reicherem Material und einigen rich-
tigen anthropologischen Gesichtspunkten hat lelzlhin Cook im J. //. 6'. XIV
81 die Untersuchung weiter zu führen gesucht, der guten Sache die er ver-
Irill aber, wie ich fürchte, mehr geschadet als genützt, da er all zu unkri-
tisch vorgeht.
' Bonner Studien 258. Um noch einige Beispiele anzuführen, so steht
520 G. LOESCHGKE
ein Einfluss in umgekehrter Richtung ist aber nirgends erwie-
sen. Überdies hat man gegenüber der leidener Amphora
nicht den Eindruck als ob jene Tänzer etwa als ein ausseror-
dentlicher, neumodischer Schmuck auf das Gefiiss gemalt
seien, sondern sie w irken im Gegenteil wie ein Rudiment. Im
Hauptbild, am Bauch der Amphora, tanzen in grossem Mass-
stab, breit ausgeführt, die pferdehufigen Silene; die ' pelopon-
nesischen ' Kobolde müssen sich mit dem Schulterbild be-
gnügen, demjenigen Teil der Decoration auf den überwundene
Verzierungsarten zurückgedrängt zu werden pflegen, um sich
hier langsam auszuleben. Die Vorstellung von den burlesken,
menschengestaltigen Genossen des Dionysos wird auch in
Chalkis einst geherrscht haben ; die Pferdesilene, eine kleina-
siatische Schöpfung des VII. Jahrhunderts, haben sie ver-
drängt. Dass man in Böotien, dem Hinterland von Chalkis,
auch später noch an jene glaubte, zeigen die Kabirenvasen '.
Hierzu kommt, dass wahrscheinlich auch in Arkadien der-
artise Dämonen nicht gefehlt haben. Nach ihrem Thun und
Treiben, ihrer Gestalt und ihren Namen (Euvo(u)?, 'OfpeXavSpo;,
"0(i,[S]pi)co:), erscheinen die peloponnesischen Thiasoten als
neckische aber gütige Geister, die vegetative und animalische
Fruchtbarkeit spenden. Von den Silenen und Satyrn unter-
nach Technik, Ornamcnlik und Typik die Ilydria Bcnlin 1657 trotz der ko-
rinthischen Inschriften, ganz unter chalkidischom Einlluss; die chalkidi-
sche Vurlaj,'e für den Hund des Timunidas (Ant. Denkmäler I Taf. 8,13 =
Wiener Vorlegeblätler 1888 Taf. 1,11) glaubt man erhalten in dem clialki-
dischen Krater British Museum ß 15. Auch auf dem korinthischen Napf
Berlin 3925 (Sammlung Sabouroir Taf. 48,1; sind die Hähne und die Tän-
zer nach einer chalkidischen Vorlage gemall.
< Oben 346ir. (A. Körte). Ob die dort abgebildete rotligurigc Vase in
Böotien fabricirt ist oder zu irgend welcher Zeil aus Lukanicn nach Grie-
chenland importirl, muss dahin gestellt bleiben. Es verdient aber jcdentalls
erwähnt zu werden, dass sie den lukanischen zum Verwechseln ähnlich ist.
Zur Darstellung bemerke ich gelegentlich, dass die Mörserkeulen von den
mit beiden Armen geslikulirenden 'Phlyaken' nicht gehallen werden, son-
dern, wie die Vase British Museum fi 473 lehrl, augtuiblicklich mit dem
Griir im Mörser stecken. Das untere, jetzt emporragende Ende ist von der
vorangegangenen Arbeit beschmutzt.
KORINTHISCHE VASE MIT DER RUEGKFUEHRUNG DES HEPHAISTOS 521
scheiden sie sich durch das Fehlen jedes tierischen Abzeichens,
schon hierdurch dem italischen Faunus ähnlich (Hoscher's
Myth. Lexikon I 1458, Wissowa. Bonner Jahrbücher LXXXX
9, Milchhöfer). Nun hat Schvvegler ( Rom. Gesch. 1 354 ff.)
den Beweis erbracht, dass der arkadische E-javSco;, der angeb-
liche Stifter des Faunuscults in Rom, eben Faunus selber ist.
Die der Überlieferung zu Grunde liegende pseudohistorische
Combination hat zur Voraussetzung, dass man, da E-javSpo?
nicht wörtliche Übersetzung von Faunus ist, in Arkadien einen
dem Faunus ähnlichen Dämon Namens EuavSpo; verehrte.
Wie im Wesen so im Namen würde sich dieser E-javSpo; als
Parallelfigur zu Euvo(u)? und 'O^ilxApoc; der korinthischen
Vase stellen.
Wenn hiernach die später um Dionysos versammelten men-
schengestaltigen Kobolde der ältesten Schicht griechischen
Volksglaubens angehören und weit über Korinth und den Pe-
loponnes hinaus verbreitet waren, so kann ihr Name in unse-
rer litterarischen Überlieferung kaum fehlen.
Abgesehen von Bäk/oi, der allgemeinsten Bezeichnung für
alle von Dionysos Begeisterten, nennt Apollodor in seiner Un-
tersuchung über die Kureten als die wichtigsten männlichen
Dämonen, die Dionysos umschwärmen, wiederholt SiXr^voi,
TtTupoi und Z:xTupoi (Strabo S. 466,7. 468,10. Vgl. 470,15).
In der bildenden Kunst begegnen wir in der Gefolgschaft des
Gottes: Pferdedämonen, Bocksdämonen und menschengestal-
tigen Genossen. Fest steht, dass SiXvivoi der Name der Pferde-
dämonen ist, dass diese in lonien zu Haus waren, mit dem
Dionysos der Anthesterien aber früh in Attika heimisch ge-
worden sind, dass sie dort als ittttoi mit Pferdeschweif und
Pferdeohren dem Gotte zu Ehren als Chor im Satyrspiel auf-
traten und wahrscheinlich auch den Namen Ittttoi führten, der
im Thiasos der lobakchen zuletzt noch an den untersten Die-
nern haftet (oben 281, S. Wide).
Das Verständniss des Namens Tixupoi hat Bücheier im Ar-
chiv für lat. Lexicographie II 119 erschlossen, unter Zustim-
mung von V. VVilamowitz (Herakles I 81). Er bezeichnet die
522 G. LOESCHGKE
Dämonen als iOu<pa>.Xoi. Wenn der Scholiast zu Theokrit III 2
sagt Toü; xpayou; TiTüpou? liyouai, SO wird dies richtig sein,
wenn man es 7aiv Zeit aucli nicht controllircn kann. Die titu-
pot würden dann, entsprechend den ionischen itttcoi, xpayoi
sein, wie man sie wegen der Tpayixol /opoi, wegen Pan und
der Ziegensatyrn der lysippischen Schule im Volksglauben
des Peloponnes ohnehin voraussetzen muss. In der archaischen
Kunst fehlen sie bisher. Die älteste Darstellung eines Bocks-
chors bietet wol der Krater mit der Pandorageburt /. H. S.
XI Taf. 11.
So bleibt die Frage : wie sahen die SotTupoi aus und was
bedeutet ihr Name? v. Wilamowitz a.a.O. meint: 'es wäre zu
wünschen, dass es Bock bedeutet hätte'. Dieser Wunsch ent-
springt dem verbreiteten Glauben, dass das Satyrspiel ur-
sprünglich von Tpayoi ausgeführt worden sei. Aber diese An-
nahme steht auf schwachen Füssen. Sie gründet sich auf die
Angabe, dass der Salyrchor auf der Bühne ein Bocksfell ge-
tragen habe. Wie die Vasenbilder lehren ist dies aber nicht
wahr. Das Bocksfell der Satyrn in Euripides' Kyklops ist nicht
conventionell, sondern entspricht der Situation, es ist, wie es
der Dichter V. 8ü tf. auch motivirt, das Knechtsgewand.
Dass Aischylos im Prometheus 7cupy.a.£u; (Frag. 207, Plu-
tarch Mor. S. 86 f.) einen Satyr xpayo? genannt hat, steht
allerdings fest. Aber die Situation, in der xpayo; gebraucht
wird, lässt keinen Zweifel, dass es als Scheltwort gemeint war.
Kaum lodert das erste Feuer empor, so naht sich ihm gierig
der Satyr, der keinen andern Gedanken hat als die glänzende
Erscheinung wie ein schönes Mädchen zu umarmen und zu
liebkosen. 'Du geiler Bock wirst dir den Bart verbrennen'
Tpxyo; yeve-.ov apa 7r£vG7)'7si? coye ruft ihm Prometheus zu. Ich
meine das ist verständlich (selbst wenn hier keine sprüch-
wörtliche Redensart benutzt sein sollte) und es bedarf nicht der
Annahme, ein Satyr sei je anders als metaphorisch als Bock
bezeichnet worden, während ihm ein stattlicher Pferdeschweif
im Bücken hing. Aus der Thalsaclie, dass man in der olTiciel-
len Sprache Athens die itcttoi, die zu Ehren des Dionysos
KORINTHISCHE VASE MIT DER RUECKFUEHRUNG DES HEPHAISTOS 523
tanzten, cxTupoi nannte, ist vielmehr zu folgern, dass «rxTupoi;
nicht Tpayo«; bedeutete und da — wir wissen leider nicht seit
wann — auch die Bocksdämonen airupoi genannt wurden, so
wird das Wort überliaupt kein Tiername sein, sondern eine
allgemeinere Bedeutunir goliabt haben, die es zur Bezeichnung
verschiedenartiger dionysischer Dämonen geeignet machte.
Bekanntlich leitete man nachVarro (Diomed. III S.485f. K.)
die römische satura entweder von den (rzr'jpoi oder von sa^
tur ^h. Mommsen sah, dass beide Etymologien auf dasselbe
hinauslaufen und erklärte die satura für den ' Mummenschanz
der vollen Leute ((TÄTupoi)' (R. G. I 29). Diese Deutung darf
wol zur Zeit als die herrschende gelten. Letzthin hat aberv.Wi-
lamowitz es a. a. 0. als natürlich bezeichnet, dass caTupo«;
Nichts mit satiir zu thun habe. Da er keinen Grund anführt
so erbat ich Belehrung bei Bücheier, der die Freundlichkeit
hatte niclit nur das Problem mit mir durchzusprechen, sondern
mir auch zu bemerken gestattet, dass er jene Etymologie für
inhaltlich geboten und bei einem altertümlichen Namen für
formell möglich d. h. für richtig halte.
Die Zusammenstellung bei Brugmann, Vergleichende Gram-
matik 1 102 aus der ich nur hervorhebe: ' Griech. a-Sviv
sattsam; Lat. satiir, safis ; A. ir. sa-t/ioch satt; A. ind. a-
si-nvd- unersättlich' lehrt, dass die weitverbreitete Wurzel
-sa- lautet. Das anlautende Sigma hat sich in axTupo; — ne-
ben homerischem äSrv — erhalten, wie in gC? neben u;. Das
SuH'ix aber ist dasselbe wie in iv.äp-xupo;. Da nun ein Zeuge
ein Mann ist, der ' Kunde oder Erinnerung schafft' (vgl.z. B.
L. Meyer, Vergleichende Grammatik 1 696), so liegt die Mög-
lichkeit vor auch crä-xucoc als nomen agentis aufzufassen und
die Satyrn als gute Geister, die Sättigung und Fülle verleihen,
die Haus und Flur, Stall, Scheuerund Kellerfüllen, ganz wie
ihre von Mannhardt in ihrem Wirken und ihrer wandelbaren
bald menschlichen bald tierischen Gestalt so meisterlich ge-
schilderten Vettern, die nordischen Feld- und Waldgeister. Ver-
liehen sie aber Fülle und lebten in Hülle und Fülle, so lag
die Vorstellung nahe und bot sich der Kunst zur Charakteri-
524 G. LOESCHCKE
stik, dass sie selbst wie ihre irdischen Verehrer und Abbilder
'fiillig', also TupoyxcrTopsi; waren.
Hesiod dachte sich die Satyrn, die Enkel des Phoroneus,
im Peloponnes heimisch (StraboXS. 471), und vordorischer
Sage schreibt v. \\ ilamowitz a. a. 0. 83,47 mit Recht den in
Arkadien hausenden Satyros zu, den Argos erschlägt (Apol-
lod. II 1,2). Nun finden wir auf altgriechischen, besonders
häufig auf korinthischen Vasen dickbäuchige, bisweilen ithy-
phallische Dämonen, deren Namen sie als freundliche Vege-
tationssfeister kennzeichnen und sehen sie bei der Rückfüh-
rung des Hephaistos, auf dem dümmler'schen Krater und auf
zahlreichen Vasen mit Tanzscenen so nichtsnutzie; und ausiz;e-
lassen, als wollten sie Ilesiods bekannte Charakteristik des
yevo? ouTiSavüiv caxupcov xal a|;/o/^avo£py(Lv durch ihr Treiben illu-
striren. Es scheint mir kaum ein Zweifel möglich, dass der
richtige Name für die 'korinthischen Tänzer' cÄxupoi ist und
dass wir die korinthischen Vasen, auf denen die Bilder der Dä-
monen und der nach ihrem Vorbild schwärmenden Bacchanten
sich nicht scharf scheiden lassen, benutzen dürfen, um uns
eine Vorstellung von den altpeloponnesischen Satyrchören zu
machen. Der archäologische Sprachgebrauch aber würde an
Kürze und Genauigkeit gewinnen, wenn man sich gewöhnte
die Pferdedämonen regelmässig cCkri^oi zu nennen, die Bocks-
dämonen TiTupoi, den Namen (jÄT'jpo-, aber, obgleich er der
umfassendste ist, für die urhellenischen mcnschengestaltigen
Kobolde aufzusparen, wie sie auf unserem korinthischen Am-
phoriskos Dionysos und Hephaistos geleiten, sich aber gleich-
artig auch in Kyrene und Unteritalien, in Böotien und Chalkis
finden und wie sie in den Schauspielern der alten Komödie,
die also auch ein Spau.a aaTupiy.ov, eine satiira ist, auf der at-
tischen Bühne heimiscli geworden sind und sich vereinzelt
vielleicht auch sonst in Attika neben den Silencn nachweisen
lassen. Denn wenn auf der florentiner Schale mit der Phallo-
phorie (Heydemann, Antikensammlungen in Ober- und Mit-
telitalien Taf. 2, 3 «• '^•), an deren attischem Ursprung zu zwei-
feln ich keinen genügenden Grund sehe, auf der einen Seite
KORINTHISCHE VASE MIT DER RUECKFUEHRUNG DES HEPHAISTOS 525
ein Silen, ein echter ittxo?, der von einem andern kleinen Ko-
bold geritten wird, sieh an dem Phallos zu schaffen macht.
auf der andern ein in gleicher übermenschlicher Grösse ge-
bildeter Dämon ohne ein tierisches Abzeichen, so wüsste ich
diesen nicht besser zu benennen als Tax'jpo?.
Bonn am Rhein.
G. LOESCHCKE.
'*«S4j^^»c
ZUM PSEPHISMA FÜR HIPPOMEDON. IT.
Auf die EinAvände, welche Herr Professor Fränkel Siegen
meine Auffassung einer Stelle des Psephisma für Hipponiedon
erhoben hat (oben S. 395), kann ich, ohne umständliche Wi-
derlegung seiner Ausfuhrungen oder neuerliche Verteidigung
meiner Vermutungen versuchen zu müssen, in Kürze antwor-
ten. Gleich nach Veröffentlichung meiner Bemerkungen (S.
294) hat mir Herr Dr. Kern freundlichst mitgeteilt, der Ab-
klatsch scheine meine Lesung zu bestätigen. Dass dem so ist,
davon habe ich nunmehr mich selbst und haben sich auf
meine Bitte hin befreundete Gelehrte angesichts eines von der
Hand des Finders gefertigten Abdruckes im Institute zu Athen
überzeugt. Die Reste, welche sich an der fraglichen Stelle er-
kennen lassen, sind deutlich genug, um den Vorschlag sitx-
you<7iv — der mir an sich aus sprachlichen und sachlichen Grün-
den nach wie vor als unwahrscheinlich "elten muss — als un-
zulässig zu erweisen. Man sieht auf dem Abklatsche zu An-
fang von Z. 4 P,§ /x h I ; somit ist tyi tzöIv., wie ich ergänzt
habe, gesichert.
Das V^ort mit dem Zeile 20 — übrigens nicht die letzte, da
der Abklatsch noch Spuren einer folgenden Zeile zeigt — be-
gonnen hat, ist von Fränkel zu TrpojvoüvTat ergänzt worden.
Die Bedenken, welche ich ge^en diese Vermutung he^te, da
ä-ap/i? TrpovoEiv eine ungewöhnliche, wol unbelegle Verbin-
dung ist, haben sich bei Einsicht des Abdruckes bestätigt.
Von den Zeichen NOi^NTAI, die Kerns Abschrift gibt, ist
das erste in der That unsicher; ich glaube Tl zu erkennen,
so dass xal ä7rxp^[al ävaJriOüivTai ZU schreiben sein wird.
Athen.
AD. WILHELM.
INSCHRIFTEN AUS SAMOTHRAKE
Wiederum können wir zwei Inschriften aus Samothrake '
veröfYentlicIien, deren iVlitteilunj^^ wir der Freundlichkeit des
Herrn N. B. Phardys verdanken.
1 . Weisser iMarinor, Chora oberhalb der Hausthür des Ma-
nolaki Sougli ; hoch 0/^4, breit 0,19™, an allen Seiten aus-
ser der linken gebrochen. Buchstabenhöhe 0,035 (Zeile 3) —
0,045 (Zeile 4). Aus römischer Zeit.
E Y A et\va : Eüaryopa;]
A P I A 'ApiS[rAo'j]
ihn;?" Tr)v <T[Tt€xSaJ
0 E 06[oi?J.
Z. 3 ist nach Phardys die Spur des Z sicher. Zu der Er-
gänzung (TTiSiSa vgl. Inscr. Graec. irisul. 1 786.
2. Grabstele, im Frühling 1894 auf der Begräbnisstelle
südlich vom Ptolemaion (Athen. Mittheilungen 1893 S. 344)
gefunden. Die Stele, unten abgebrochen, wird von einem Gie-
bel mit Akroterien bekrönt, ist 0,41'" hoch, 0,30 breit, 0,05
dick und trägt in einigem Abstände von dem oberen Rande
des Schaftes die Inschrift:
NYM(j)OAf2POS
A I O A n P O Y
N'jafpöSwpo;
AioSwpou
Die Buchstaben gleichen denen der Inschrift vom Arsi-
noeion und gehören etwa in dieselbe Zeit.
Berlin.
OTTO KERN.
üben S. 3'J9 C Z. 2 isl wul zu lesen S[üji][jiax,os STupa[x]o{.
LITTERATUR
B. Apostolidks, La statue dlrcnue et la ville de Soknopee
(Extrait des N"' 6 et 7 de L'EGYriE). Alexandrien 189'i.
r. MlSTPIQTHS, 'EXXr,vix,y) ypaau.aTo'Xoytx ä~6 rojv äpyaioxx-
Twv ypovcov (^'Sypi tti? utto töüv To'jpx.cov aXiöaeo); T'/i(; K(i)v«7TavTi-
vou7r6>.£(o<;. I. Athen 1894.
N. r. riOAITlli: , 'Epv£(7T(i) Ko'jpTio) iivi TY) oySoYixocTvi ys^ß"
ÖXicp. AtijzwSs'.? y.oGf;.oyovt;toi [xOGoi. Athen 1894.
AöHNA (jüyypafxaa TuspioSi/.öv T"?i? iv 'AGv/Vai? eTCKJTVii^-Ovixri;
Ixatpeia; VI, 4. Darin u. a. S. 442. I. N. Dojltavöi;, 'kapiKo.
uxö E. Srap-aTiocSou. — S. 471. I. Kocp'.vtwTr,;, 'AtüoXXwv Kpo.-
Tsavö? [Abbildung eines der üblichen Weihereliefs wie Arch.
Zeitung XXXI I S. 16'2 mit der Unterschrift 'AtcoT^T^öSoto?
'AGy-lnlTTiSou 'Az6>,X(i)vi Kpa|T£avüJi )(^api<TTy)ptov]. — S. 483. FI,
KjcSSxSia?, rispl £7riypa(p>i? eüpsOsi'jyi; iv Tvi ävaTxacp-Pi tou Iv 'Etti-
Saupw cTaSiO'j [Bericht über einen Vortrag. Die Inschrift lau-
tet : Xapty.3tvTiSa[t . . .]x^x 'ETTiSauptOi; 'AttÖXXojvi 'Aa)t>7i7T:ioit ävs-
ÖYiKEv. 0paa'j[j.YiSYi; £tcoi-/ig£v ; sie bestätigt die Meinung des Vor-
tragenden, dass Thrasymedes im Anfang des IV. Jahrhun-
derts lebte].
Apmonia , Smyrna, 15 2I£7ct. 1894. 11. N. Oaxayewpyiou,
MiTuXrivr,? [j.£Tptxöv £7rtypa[;.u,a. [Auf der Inschrift Athen. Mitth.
XIII S. 77, 45 steht sicher IHPON, es ist also zu lesen oü
tö Oav£iv XuItt'/icov -/.tX. nicht wie vorgeschlagen war öSuvJYipov].
Vgl. Berliner phil. Wochenschrift 1894 S. 1469.
AsTr, Athen, 12 Aex. 1894. «Ka'^iw vv eöuöe xä KopFci. Ou-
Tw; ävEyvwGÖY) £v TÖ £7rtypa(pr/.(p (ppovTidT'/ipiw tou y.aOioyiOToij Tvi;
apyatoXoyia? x. A. OiKOvof/.ou t) iizl ya^KOu jtuty.SöcXo'j, £v tw >c£VTpi)t({i
[xouGEKi) axoxEifAEVou, EyxE^apayj^.Ev/) ETriypacpy), r,Tiq [>-^'/^p^ touö£ ave-
yivöicy.ETo Kd|xoi/v eövcre xtl KopFci (Höhl. Inscriptiones graecae
antiquissimae 324) •/.aTa^Eyopi.Evio oüyj öpOöJt; ilc, ra? ÖEaoaXixäi;.»
Estia 1894 Nr. 24-30. Darin u. a. S. 465 Ch. Chipicz,
^/Ifkix'/) -Kiol TCJV äpVCiv TGÖ Awpi)COÖ p'j6[J!.Oi3.
FUNDE 529
E<i>HMEPis APXAiOAoriKH 1894 Heft 3. Darin S. 133. A.
2x,ta;, 'AvayX'j'px e/. t-?]; Iv tyi x.otT'^i too 'lAfiioO äva-r/.aor,;. —
S. 141. Th. Homoile , Ihcl t-?,; /povo).OYia? -rrj? SiaOr/z-r? Tr,;
'E7rt)CT-/iTa;. — S. 1 49. G. Millet, W-n'^i^ui-zx toO Aa-pvio-j. — S.
161. A. SxiXi;, 'E-iypa-pai 'EXe'jgivo;. — S. 187. K. A. M'jAw-
va<;, Tep-dc^ia {y,£T077(I»v £x tt,; jj-eG-zifj-Spivr,? toO FlapOevoJvo; TTAe'jpy.?.
IIaPNAXSOS, TCspioS'.xöv <7'jYYpa[xi7.x ToG £v 'AOrjVat; 6u.cov'ju.0'j
ou^öyou XVI, 12. XVll, 1-3. Darin u. a. S. 930. 76. K. Ila':-
«Tayiiwr,«;, Maviixuca ^.oi^olöyioi.. — S. 81. N. F. rio)viTr,<;, Tö
FUNDE
Über die Ausgrabungen, welche vom deutschen Institute
am VVestabliange der Akropolis von Athen vorgenommen
werden, ist oben ausführlich berichtet. Andere Grabungen
haben in Athen nicht stattgefunden. Aber zufällig sind bei der
Fundamentirung von Wohnhäusern in verschiedenen Gegen-
den der Stadt einige antike Bauwerke zum Vorschein n;ekom-
men, von denen hier nur ein Stück der Stadimauer erwähnt
zu werden verdient, das unmittelbar nördlich vom Dipylon an
der Ecke der "OSö; "Tapou.yi^.iyyou und 'Arrwa.zTüjv (s. oben 1893
Taf. 6, 1 ; öSo; 'Arrcoay.Twv ist die erste Strasse östlich vom Di-
pylon) aufgefunden ist. Es bestätigt, soweit das kleine Mauer-
stück ein Urteil gestattet, die bisherige Ergänzung der Stadt-
mauer an dieser Stelle.
Durch die Tageszeitungen sind verschiedene Nachrichten
über grosse Beschädigungen des Parthenon gelaufen.
Es wird den Facligenosscn und Altertumsfreunden lieb sein,
an dieser Stelle einige sichere Angaben über den Sachverhalt
zu linden. Der Tempel ist in der That an vielen Stellen sehr
beschädigt. Manche Säulen zeigen bedenkliche Hisse und
530 FUNDE
Lücken, von mehreren Kapitellen sind grössere Stücke abge-
sprungen, so dass die Architrave, vvelche selbst vieltach be-
schädigt sind, an mehreren Stellen nur noch sehr kleine Auf-
la£:er haben und leicht herunterstürzen können. Auch an den
oberen Teilen des Gebälks und an den anderen Gebäudeteilen
bemerkt man viele reparaturbedürftige Stellen. Alle diese Be-
schädigungen sind nicht, wie vielfach behauptet wird, erst
durch das starke Erdbeben vom April 1894 entstanden, son-
dern bestehen schon seit vielen Jahren und sind auf verschie-
dene Ursachen zurückzuführen. Die grosse Explosion des Jah-
res 1687 hat nicht nur einen grossen Teil des Baues gänzlich
zerstört, sondern auch den stehen gebliebenen Teil naturge-
mäss sehr beschädigt. Dass auch das wiederholte Beschiessen
der Akropolis dem Parthenon grossen Schaden zugefügt hat,
zeigen deutlich die schon von Weitem sichtbaren Stellen, wo
die Kugeln getroffen und einzelne Steine ganz oder teilweise
zertrümmert haben. Weiteren Schaden hat der des Daches be-
raubte Bau durch die Einflüsse der Witterung erfahren. Das
Regenwasser ist in die Risse und Sprünge eingedrungen und
der Frost hat sie erweitert. An vielen Steinen hat sich der in
feinen Adern vorhandene Glimmerschiefer aufgelöst, so dass
der Marmor sein festes Gefüge verloren hat. Schliesslich sind
auch die verschiedenen Erdbeben, welche Athen im Laufe der
Jahrhunderte erlebt hat, nicht ohne zerstörenden EinOuss auf
den Tempel geblieben. So hat auch das letzte Erdbeben einige
längst schadhafte Steinstücke zu Fall gebracht, ohne grosse
neue Beschädigungen zu verursachen. Etwas Gutes hat es aber
bewirkt. Es hat die Augen der griechischen Regierung und
der vielen Altertumsfreunde auf die Schäden des Baues ge-
lenkt, die bisher nur Wenigen bekannt waren.
Die griechische Regierung hat sofort eine Commission aus
einheimischen und fremden Architekten ernannt, um den Bau
zu untersuchen und Mittel zu seiner Erhaltung vorzuschlagen.
Der Unterzeichnete war auch Mitglied derselben. Nach mehr-
maliger Untersuchung des Baues, und nachdem ein Gerüst
zur Untersuchung des als besonders baufällig erkannten mitt-
FUNDE 531
leren Architravs des Opistfiodoms errichtet war, beschloss die
Commission, der Regierung eine gründliche Reparatur des
ganzen Tempels und besonders eine Erneuerung der inneren
Platte jenes aus drei nebeneinanderliegenden Platten beste-
henden Architravs des Hinterhauses zu empfehlen. Ein Mit-
glied der Commission, Herr Architekt E. Ziller, war abwei-
chender Ansicht, er sprach sich gegen jede Erneuerung irgend
eines Teiles des Baues aus und will alle bautälligen Steine
und so auch jenen Architrav mit Marmorkitt ausllicken. In
griechischen und deutschen Zeitungen hat er seine Ansicht
veröffentlichen lassen.
Da in der Commission keine Einstimmigkeit erzielt werden
konnte, entschloss sich die l\egierung, eine anerkannte Auto-
rität für die Frage der Erhaltung und Wiederherstellung von
Kunstwerken, Herrn Baudirector und Professor Dr. J. Durm
in Karlsruhe nach Athen zu berufen und mit der genauen Un-
tersuchung des Tempels und der Abgabe eines Gutachtens
über seine Erhaltung zu beauftragen. Herr Durm hat den Auf-
trag angenommen und wird Mitte Januar in Athen erwartet.
Auf der benachbarten Insel Porös (Kalaureia) haben die
schwedischen Archäologen S. Wide und L. Kjellberg das Hei-
ligtum des Poseidon, das Gentrum des kalaurischen Städte-
bundes, ausgegraben. Nicht nur der Tempel und sein Peri-
bolos, sondern auch eine Agora mit mehreren Säulenhallen
und anderen Bauwerken ist in mehr oder weniger gut erhal-
tenen Resten freigelegt. Ein mit mehreren Plänen ausgestatte-
ter Bericht wird in dieser Zeitschrift erscheinen.
In der Nähe der attischen Burg Aphidna haben dieselben
Forscher einen Grabhügel untersucht und darin mehrere Grä-
ber aus sehr alter Zeit gefunden. Auch über diesen Fund wird
ein Bericht in dieser Zeitschrift erscheinen.
Über die erfolgreichen Ausgrabungen in Epidauros, De-
los nnd Delphi berichte ich nicht, weil ich diese Orte nach
den letzten Grabungen nicht selbst besucht habe.
In Eretria hat die amerikanische Schule unter Leitung
ihres Directors Herrn Richardson im Sommer Ausgrabungen
53-2 FUNDE
vorgenommen. Erstens hat man die westliche Parodos des
höchst interessanten Theaters freigelegt und zweitens die Fun-
damente eines Tempels und eines vor ihm gelegenen Altars
gefunden; diese waren vermutlich dem Dionysos geweiht. Der
Tempel war ein Peripteros und lag unmittelbar neben der ge-
nannten Parodos des Theaters. [w, D.]
Wir schliessen kurze Notizen über mancherlei Ausgrabun-
gen und Funde an, welche wir hiesigen Tagesblältern entneh-
men. Wenn sie auch mitunter nicht von Fachmännern herrüh-
ren und an Genauigkeit zu wünschen übrig lassen, so scheint
uns doch die weitere Verbreitung dieser Nachrichten, aufwei-
che die Zeitungen dankenswerter Weise mehr und mehr Ge-
wicht legen, nützlich. Vollständigkeit können wir allerdings
nicht verbürgen.
Attika. In der Gegend des alten Prasiai bei dem heutigen
Dorfe Markopulo hat Herr Stais auf Kosten der arch. Ge-
sellschaft wieder Ausgrabungen begonnen, welche bis jetzt 22
mykenischer Gräber zu Tage brachten. Als hauptsächliche
Funde werden Thongefässe bezeichnet, deren gegen 200 ge-
funden sind und die zum Teil ganz ungewöhnliche Darstellun-
gen tragen, ausserdem ein goldener und zwei silberne Ringe
und bronzene Messer ("Acjtu 8. 23. 31. 'Okt. 1894).
Bei Laurion in der Gegend Agrilesa ist bei den Arbeiten
der griechischen Bergwerksgesellschaft (s. oben S. 241) nach
Mitteilung des A. 'AvTwvajtÖTvouXo? eine 2" hohe und 0,40'" im
Umfang messende Säule mit der Inschrift
NOYMHNE02
A P T E M I A I
AN E0 H K E
gefunden. (Nea 'E<^r,u.ipl<; 5 'Iou)aou 1894). Bei denselben Ar-
beiten entdeckte man eine marmorne Grabampliora mit der Re-
liefdarstellung einer sitzenden Frau die einem stehenden Manne
(zerstört) die Hand reicht. Zugleich wurde das Oberteil einer
Grabstele, bekrönt von einer Sirene, gefunden ; erhalten ist
FüNDß 633
der Kopl des verstorbenen Jünglings mit Diadem und darü-
ber sein Name STpaxox.AY-i;. Beide Stücke sollen in das hiesige
Nationalmuseum gebracht werden. ("Attu 19 Settt. 1894.
'Edxia 18 Settt. 1894).
In Aegina hat die arch. Gesellschaft durch Herrn Stais
ausgraben lassen und zwar bei dem in der Nähe der Stadt be-
findlichen sog. Aphrodite-Tempel, von welchem ausser Teilen
der Fundamente eine aufrecht stehende Säule erhalten ist.
Unterhalb der Aufschüttung, welche diesen Tempel trug und
als Terrasse umgab, fänden sich altgriechische Bauten, unter-
halb dieser eine tiefere Schicht der mykenischen Epoche. Die
Bauten dieser letzteren, vielleicht Wohnhäuser, sind in Folge
ihrer hohen Verschüttung ungewöhnlich gut erhalten ; unter
den reichen Vasenfunden tritt eine eigentümliche Art von Ge-
lassen mit geometrischen linearen, in stumpfer Farbe auf den
hellen, gelblichgrauen Thon aufgemalten Ornamenten beson-
ders hervor. ("Att'. 20 ::£7:t. 1894).
in Epidauros schreiten die Ausgrabungen im Asklepios-
heiligtum stätig fort. Es wird jetzt das Stadion ausgegraben,
das unter seiner 7'" tiefen Verschüttung Sitzstufen und Ziel
trefflich erhalten zeigt. Der Fund einer Marmorbasis mit Künst-
lerinschrift des Thrasymedes von Faros an ihrer ursprüngli-
chen Stelle erregt den Wunsch, dass auch die zugehörige Por-
trätstatue entdeckt werde. ("Att-j 7.8. Nosu-Sptou 1894). Vgl.
oben S. 528.
Südlich von Chalkis sind in der Gegend M-e'r-MTa^e; zu-
fällig Beste antiker Bauten gefunden worden. Es liegt dort ein
etwa 200'''° grosser Fussboden, kunstlos aus weissen Steinen
zusammengesetzt, an den Bändern von zwei schmalen grünen
Streifen und dazwischen liegenden übereck iiestellten Vier-
ecken eingeiässt. iMit diesem Mosaikboden slösst ein zweiler
zusammen, der etwa 1 00"^ gross ist und aus abwechselnden
weissen und schwarzen Marmorplatten zusammengesetzt ist.
Von dem Gemach, zu dem dieser Boden gehörte, sind auch
Reste der Wände erhalten, die sich noch ziemlich weit über
den erhaltenen Boden hinaus erstrecken und Brandspuren
ATHEN, MITTHEILUNGEN XIX. 36
534 FUNDE
zeigen. Da auch kleine Pfeiler aus runden Ziegelplatten er-
wähnt werden, so ist ofYenhar ein Hypocaustum anzunehmen.
Die sonst aufgeführten Reste: ungeriefelte Säulen, Kapitell,
viereckige Ziegel, geben weiter keinen Aufschluss; doch sind
auch drei Inschriften vorrömischer Zeit, Namenlisten, gefun-
den, sowie eine Statuenbasis mit der Aufschrift 'H ^ouXvi y.x\
6 Srifxo?. (A. Mäxrra? im "Actu 29 'Ojct. 1894).
Thessalien. In Larissa ist eine Bronzestatuette der Athena
confiscirt und dem Nationalmuseum hier überwiesen worden.
Sie wird als Werk des VI. Jahrhunderts v. Ch. aber ohne be-
sonderen Kunstwert bezeichnet und stellt die Göttin mit Helm,
Schild und Lanze im gewöhnlichen Typus der Palladien dar.
("A<jTu 16 'OxT. 1894).
Amorgos. Unter der Leitung des Herrn Tsundas sind
Ausgrabungen vorgenommen worden, welche zwanzig vorge-
schichtliche Gräber der von den Kykladen bekannten Art auf-
deckten. Als Funde werden Waffen, Thongefässe und Mar-
moridole genannt, offenbar in der Hauptsache mit schon be-
kanntem übereinstimmend. ("Agtu 16 'Oxt. 1894).
Auf Andros wurde an der Stelle der antiken Stadt (Pa-
läopolis) im Acker eines gewissen F. Sru^iavöc angeblich eine
männliche Statue gefunden, der ausgezeichnete Erhaltung und
gute Arbeit nachgerühmt wurden. Jetzt hat eine Untersuchung
durch die Ephorie ergeben, dass es sich um ein schlechtes
Relief (stehender nackter Jüngling) spätester Zeit handelt.
(■'A(jTu 20 NoE^a. 10 ^ix.. 1894).
Kleinasien. In der Kaysterebene, in dem südlichen, Bo-
ghas genannten Thale fand sich bei einem türkischen Friedhof
eine viereckige Marmorstele etwa 1,30'" lang, 0,90 breit, de-
ren oberer Teil fehlt. Sie trägt (nach Xp. BactXaKocxYiO fol-
gende Inschrift: M
I n p
T] A A N ft 0 [I
02THNKA[T
5 E]TEIMHZAME[N
K AT A2K E YAZAI
FUNDE 535
Tn]NIAiaNKA0AKA
AHAYTOYHÜPOS
ENHENTHAFOPAAH
10 K A I E N A A A O I Z A E 0=1
EY]EPrETHKOTAHMQN
THNKATOIKIAN
E n I
AJPX0NT02AYP. 0AY2TOY
15 KJAIAPFYPOTAMIOYAYP.
A Y 2 Y r A
('Apaovia, Smyrna, 28 'Oxt. 1894).
Mysien. Aus Soma wird der 'Apaovta (Smyrna, 22 'Okz.
1894) mitgeteilt: Mexaßä; tzoo tivwv yjaepaiv e(; to ywpiov NTaco-
xa>,e [x^y^ccioi. 'AizoXkcä'^ix) y^aiTSiav wpav evtsöOsv ai.7:iyo'^, sopov
licl XiOou j^py)(Jt{A6ÜovTO; co; <jty;1"io '^p'^/VT;; xivoc Tr,v xxtwOi iTT'.ypa'pYiv:
AYPIAYKQNMAMnN
EnEOHKENBOMONTHZ
TPIMOZXinBAHOHAE
EANEKTHZSYNFENEIAZ
5 EIAETI20EAH2
ANYZAI0HSEIIZTO
MEIONATTIKA2:XI
AIAZTTENTAKOZI
Thyateira. Die Inschrift ^. C. //^. 1887 S. 459, 22 ist von
n. STO'jpaiT-/i<; in der 'Api/ovia (Smyrna, 24 'Iouv.1894) voll-
ständiger iierausgegeben, vermutlich nachdem der 1'" lange
und 0,45 breite Stein aus der Mauer, in die er verbaut war,
herausgebrochen und dadurch der Anfang lesbar geworden
war. Er lautet:
H B O Y A H K A I O A H M O 2
ETEIM H2EN
AlONYSIONMENEAAOYnAIAA
npaTONArnNooETHNTHsnpo
TfiSAXOEISHSYnOTH^nOAEnS
ZEBAZTElOY-KAITYPIMNHOY-nA usf.
In der Nähe von Nevscheher, Vilayet Konia (Ikonion),
536 siTZüngsprotokolle. Berichtigungen
Sandjak Nigde, bei einem 3 Stunden davon entfernt liegenden
Dorfe SoXaxa oder Sile wurde ein Pithos voll Münzen sefun-
den. Sie haben alle dieselbe Grösse, etwa 2"° im Dm. und zei-
gen nach der Beschreibung auf der einen Seite eine Kimigin
mit der Umschrift IMPEPLICHALERINHSAHC, auf
der anderen zwei Könige, von denen der erste einen Kranz,
der zweite eine Fahne oder Stab hält mit der Umschrift
RESTITHTORP-EINTIZ. 350 Exemplare sind von
dem Kaimakam confiscirt worden. ("Agtu 20 üetct. 1894).
Es handelt sich offenbar um Münzen des Imp. C. P. Lic.
Valerianus Aug. mit dem Revers Restitut. Or lentis.
SITZÜNGSPROTOKOLLE
5. Dez. 1894. Festsitzung zur Feier von Winckelmann's
Geburtstag. VV. Doeupfeld erstattet den Jahresbericht und ge-
denkt des fünfzigjährigen Jubiläums, das E. Curtius kürzlich
gefeiert, sowie der Verluste welche das Institut durch den
Tod der Mitglieder seiner Centraldirektion H. Brunn und
G. B. de Rossi erlitten. Sodann berichtet er über die Resul-
tate der Ausgrabungen in Troja 1894. — A. Koerte legt die
Ergebnisse seiner Reisen in Kleinasien dar.
19. Dez. 1894. VV. Doerpfeld «edenkt des verstorbenen Eh-
renmitgliedes der Centraldirektion C. T. Newton. — S. Wide,
Ausgrabungen im Poseidonheiligtum auf Kalaureia. — W.
Doerpfeld, Das Dionysion in den Limnai.
BERICHTIGUNGEN
Auf dem Plan Taf. IX ist durch ein Versehen die Beziffe-
rung der Quadrate um Eins zu niedrig gesetzt. Es ist also statt
2 zu lesen 3 und so weiter.
Auf der Karte S. 405 ist statt Skoponcri zu lesen Skro-
poneri und statt Antheion : Anthedon.
-cx^^R^-e>"
4. Februar 1895,
T H E AT E R
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UNTERIRDISCHER GANG
(RÖMISCH )
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THEATER IN MAGNESIA A. M.
RÖMISCHEN LOGEION
2. SCHNITT DURCH DIE SÜDLICHE PARODOS.
"S TE4'ANH4'OPOYNTosAroAAOÄ APOVATANO GEIT/o^
TOYkAEA I N O YATTOA AOAAPOVToY A EONTE AS OLA.E
"TPATAIAl^aN . k^aiM^OA
0 EOAAPoZATONYSlOYAPAMATIETPiMIONHI M HTPOA'il PO^/^
YroKPITH2 ATOA AAN 102 ATOAAANIOY YnoKPI n^HXAr
, ,^ . M lAHS I C
XT'E^'ANH'^oPoYNToS. :5:>0LKPÄToV2ArA N O OETOYN T
AlON VXAPXOYTOY/vAMTTONOIS TEPüNfT IAO VT O
TaN P AMAinN TOIHTAI KAI NaMAPAt^^ AT A N
— * PA r A A ID<N r A AV Y€u N TA AYK AN 0 s: .- v K va M a A i
>E:S1I02: Yr'oKPlTH^: HPAKAElTos / ^xOHMoA
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PLAN DEH AUSGRABUNGEN
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