Mitteilungen des Seminars
für Orientalische Sprachen
an der Friedrich-Wilhelms-Universität
zu Berlin
Herausgegeben von dem Direktor
Prof. Dr. Eugen Mittwoch
e\^^^
Jahrgang XXIII, XXIV und XXV
Berlin 1922
In Kommission bei der
Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter u. Co.
vormals C. J. Cöschcn'sche Verlagshandliuij. J. Gtittentay. VerlaijsbiichliaiKiliiiuj.
Ceory Reimer. Karl J. Triibner. Veit ii. Comp.
^3A^
Mitteilungen
des Seminars für Orientalische Sprachen zu Berlin
Erste Abteilung
Ostasiatische
Studien
Redigiert von
Prof. Dr. A. Forke und Prof. D.W. Schüler
1922
Berlin
In Kommission bei der
Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter u. Co.
voriiials O. J. Oösclien'sche Verlaijshandlunjr. J. Outtentag, Verlagsbuclihandhitit;.
Oeorg Reimer. Karl J. Triibncr. Veit u. Comp.
Inhalt.
Seit.-
l rkiiiideu zur sta;itlicli(jii Xeiiordminu' unifi- ilci- II:iii-I>\ na-^iii'. XHii Williclin
Seuf'ert 1
Ueiträge zur Geschichte und Kultur S'khiis. Von O. Fra n k fu it ei' . . 'A
T'ao Yöan-niinff. Von Auua Bernhaidi !)5
Urkunden zur staatlichen Neuordnung unter der
Han-Dynastie.
Von Wilhelm Seufert.
Verzeichnis der benutzten Literatur.
1. VVörterbüclier von Couvreiir iiiul (iiles.
'2. K'ang-hi Wörterbutli.
3. P'ei wen y'nn i'n.
A. P'ing tse lei pien.
ö. Legge, Chinese ("lassics. vol. I und II in der '2. Aut'hige: vo!. III.
IV, V in dei- 1. Auflage.
6. Legge. Saci-ed Books ofthe Last. vol. HI (Hsiao Uing) und \ol.
XVI (Yi king).
7. Philastre. Le Yi king. 2 Bände. Pai-is 1 bS.';.
S. V. von Strauß, Sebi-king. Das kanonisciie Lieder!) ii c li dri-
(Chinesen. Heidelberg I88(i.
:». Biot, Le Tcheou-Ii. 2 Bände. P.uis LSöL
Kl. Couvreur. Li ki. 2 Band-. Hu kien fu. 1899.
IL R. Wilhelm, Kungfutse Gespräche (Liin yü|. .Irn.i iltln.
l-J. H. Wilhelm, Mong dsi, Jena 191(J.
L). L. Cha\annes. Les IMemoire.s H isto r i(( lies de Se-ma 1 s ien.
5 Bände. Paris LS95 ff.
IL (riles, Bi ugraphica 1 Dictionarv, London 1898.
!•'). ('. Petillon. Allusions Litteraij-es (Varietes S i n o I ou. i i| n i'^ \r. S
nnd Nr. 13), Schanghai 1895 und 1898.
I <). K. Biot, Essai snr Lh is toii-e d e 1" i nst r u el i o n publique en Chine.
Pnris 1847.
17. O. Franke, Die A'ert"assnng und \' e r w ii 1 1 n n i; ( ' h i n ;i > . in Kultur
der Cegenwart Hj. I.
IS. ( ). Franke, vStn dien z u r (i eseh ie h t e des k o n i'u /. ia n isclien 1) ogni.i s
und der chinesischen Staats rel igio n . Hamburg 19'2n.
Außerdem die aat"Seit(> 181'. angelührten l'rühcrcMi t^berset/ungcn i\i'r
lüliktc und Deiikseiniiten.
Hei der Ziliei'ung obiger Liter.-itur sind lolgemle Kür/ungi'u gebraurlii ;
I.ejiue SBL = Legge, Saci-ed Books o I" the Last.
Cliavannes MH = Chavaniu^s. Les Mrinoir'es H ist o li q ues de Se-nia
Ls'i en.
Franke. Studien (). Franke. Studien / u i' ( i e sc h i c li I c lics kou-
1 u /.i;ni i sc h(ui Dogmas und der c li i n e s i s e h e n St ;i ;i I s r e 1 ig i u n.
Milt. (1. Sem. f Orient. .Spv.iciidi. I!r22. l.Aln. 1
'_' >!• iit'i' r t : l rlxUiultMi /in ^i.i.iilii-licii NfiKiidniiii!,' uniii- der 1 1;ni-r)\ na.slii'.
Dil" Zitate ans ilt'ii cliiiicsiscluMi Klassikern siiiti nach dei- Textaiisgahr
\<)n l.ej:i;e uiiil iler dnrtiiien Seitenzahl be/eichnrt. Nur Tür die in Lciige.
Chinese Classics vol. 1 ii. II enthaltenen Schliffen ist wegen der vei-
schiedonen Ausgaben Hiich. Kapitel (und Vors) außerdem hin/ng(^fügt.
1. Die staatliche Neuordnung unter der Han-Dynastie.
Die Ilan-Zeit hat inncfhalb der chinesischen Geschichte eine einzig-
artige Hedentiuig. Ohne selbst schöpferischen Geistes zu sein, hat sie doch
die geschichtliche l^nlwicklung riiinas auf das stärkste beeinflußt. Sie ist
das große Sammelbecken, in das die zum Teil spärlich fließenden Quellen
aus der Vergangenheil einmünden, in dem sie aufgestaut und abgeklärt
werden, und von dem aus sie in wohlgebauten Kanälen weitcrgeleitet werden.
um das weite Gebiet der 'folgenden Geschichte zu befruchten.
Die originalen Leistungen Chinas liegen in dem der Han-Zeit voraus-
gehenden .lahrtausend. Denn in der Tschou-Zeit ist der chinesische Staats-
gedanke geschaffen worden, in diese Zeit fällt das \Vii'ken der Heroen, die
dem Chinesentum den Stempel ihres Geistes aufgeprägt haben. Alles, was
die folgenden Jahrhunderte hervorgebracht haben, steht im inneren Zu-
sammenhang mit den Schöpfungen dieses Altertums und sucht dorther seine
Uechtfertigung. Noch heute ist diese Vergangenheit im chinesischen Volke
lebendige Wirklichkeit, ja wahrscheinlich ist ihm in der Zukunft selbständige
Kntwicklung nur so weit gesichert, als es imstande ist. den (reist des Alter-
tums mit den Notwendigkeiten des gegenwärtigen geschichtlichen Lebens
zu einer eigenartigen Lebensform neu zu verschmelzen.
Aber so einzigartig diese Bedeutung der Tschou-Zeit auch ist, ihre
geschichtliche Wirkung verdankt sie doch dem Dienste, den ihr die Han-
Zeit geleistet hat. Der Staatsgedanke der Tschou, wie ihn (). Franke in
seiner Abhandlung über Die Verfassung und Verwaltung Chinas
zusammenfassend geschildei't hat, ist in seiner- das Ganze der Kultur um-
fassenden Weite und seiner bis in alle Einzelheiten des staatlichen Organismus
hineinreichenden Verzweigung kaum jemals voll verwirklicht gewesen. Viel-
leicht wäre er mit dem Verfall der Tschou-Zeit langsam dahingestorben,
wenn nicht »der geniale Gewaltmensch«, der dem alten Feudalstaate der
Tschou-Zeit ein Ende bereitete und an seine Stelle den Einheitstaat mit
absolutem Kaisertum zu setzen versuchte, der J's'in-Kaiser Schi Iluang-ti,
den völligen Bruch mit dem Geiste der Überlieferung so offen zum Aus-
gangspunkt der neuen Staatsordnung erklärt hätte. Gerade sein berüchtigtes
Edikt, das die Vernichtung den- kanonischen l^iteratur gebot, mußte den
Widerstand beleben und der Gegenbewegung die Richtung für den Einsatz
ihrer Ivi-äfte weisen. Der Geist des Altertums war doch schon zu tief in
der Bildung der führenden Schicht verwurzelt, als daß ein Gewaltakt diese
Spuren hätte beseitigen können. Als die kurzlebige Ts'in-Dynastie gestürzt
wurde, setzte alsbald die Restauration ein. Ganze Gelehrtengeschlechter
suchten in mühsamer Sammlertätigkeit die Reste der alten Literatin- wieder
zu vereinigen, die mündlich überlieferte Tradition schriftlich festzulegen
Seufei-t: Urkunden zur staatlichen Neuordnung unter der }Inii-I)viiastic. .\
und so (las Bild des Altertums in frischen Farben erstehen zu lassen. So
ist der größte Teil der Quellen für die ganze vorausgehende Zeit nur in
der Gestalt überliefert, die ihnen die Gelehrten der Man- Zeit gegtben
haben, und die kritische Erforschung jener früheren schöpferischen Periode
ist auf Rückschlüsse von diesem Anhaltspunkt aus angew esen.
Die große Staatsklugheit der neuen Herrscher der Han-Dynastie er-
kannte sehr bald, daß ohne Anknü])fung an die geschichtliche Tradition
eine feste Staatsordruing nicht aufzuri hten war. Aber auf <ler anderen
Seite zeigte die Vergangenheit auch deutlich, daß der Feudalstaat der
Tschou-Zeit ein nicht lebensfähiges Gebilde war. Waren die Kaiser auch
zunächst gezwungen, zur Belohnung ihrer Anhänger und Festigung ihrer
Stellung das alte Lehensfürstentum wieder aufleben zu lassen, so sorgten
sie doch dafür, daß die Vorzüge des Einheitstaates mit straffer Zusammen-
fassung aller Gewalt in der Hand des Kaisers nicht verloren gingen. Zu
Lehensfürsten wurden bald nur noch ISIitglieder des kaiserlichen Hauses
erhoben, und auch diese wurdeil durch »Ratgeber« sorgfältig überwacht;
zuletzt wurde durch ein neues Erbgesetz, das nur noch die Hälfte des
väterlichen Erbes an den ältesten Sohn gab und die andere Hälfte an die
übrigen Nachkommen aufteilte, für den allmählichen Abb.m dieser Teil-
gewalten gesorgt. So war die Wiederanknüpfung an den Feudalismus der
Tschou-Zeit nicht viel mehr als ein bloßer Schein.
Die Festigung der staatlichen Verhältnisse hätte sich schwerlich so
rasch vollzogen, wäre den Herrschern nicht eine Bewegung aus dem Volke
heraus entgegengekommen. Für die Verwaltung des sich mächtig aus-
dehnenden Reiches bedurften sie eines fähigen und treu ergebenen Beamten-
standes, und, selbst aus dem Volk entsprossen, hatten sie keine Bedenken,
diese Kräfte dorther zu holen, wo sie sich boten. Auf der anderen Seite
strebte der Gelehrtenstand, dessen Selbstbewußtsein über seiner kultur-
erhaltenden Sammlertätigkeit gewachsen war, nach einer staatlichen An-
erkennung. Das Ideal, daß der Weise auch der Leiter des Staates sein
solle, war ja einer der Grundgedanken der konfuzianischen Überlieferung,
und die Erinnerung hatte wohl bewahrt, wie scliwer der notgedrungene
\'erzicht auf eine einllußreiche Stellung einen Konfuzius und Meng tse belastet
hatte. Der "Gelehrte« hatte also von vornherein einen politischen Zug, der
schon in seiner Standesbezeichniuig jl deutlich zum Ausdruck kommt.
Die beiden Bewegungen strebten einer Vereinigung entgegen, und
die große Bedeutung der Han-Zeit besteht gerade darin, diesen Bund ge-
schlossen zu haben. Nun war der »Gelehrte« an die Stelle des Lehens-
tursten getreten, er war der Beamte des Einheitstaates. Auf der Höhe
der Han-Zeit, unter dem großen Kaiser Wu (i (140 — 87 v. Chr.), war diese
Entwicklung in ihren Grundzügen vollzogen und ist späterhin nur gefestigt
und ausgebaut worden. Sie hat tlurch die ganze Folgezeit bis zum Zu-
sammenbruch des alten China im 20. Jahrhundert den Charakter des
chinesischen Staates bestimmt. Das Altertum war in die Gegenwart hin-
übergeleitet, ohne daß die Träger dieser Bewegung sich bewußt wurden,
wie wenig das noch Altertum war, was man als solches ansprach. Die
1»
l "> !• II I !• rl : I ik in ich '11 /in xliiiiilii-lu'ii \iimi ilniinLMniliT ilcr I l;iii-I)\ iiiistir.
l.cliiii.sf>eM"liitiiIi' fim > (lirser MiiiiiU'i'. dt-s Iiiiin rscliiinn-.si'liii. /ciiil. \\'\r
<'r. dei" dem (Jristc d«'r X'oiii.iiiiijonlirit inrnrlicli sclir t)nln' st;md. tioi/
instiiiklivi'ii (ii'gensaf/.t'S uti^i-n «li«' iifiic Zeit, iliiv- l'.iilw irkliinL; licsliiiiiiii'inl
IxM-iiillur^t li:it.
I>ic fliinoisflif ( u'.scliiclilc li;il uns die cin/rlin'n Ali.sciniillc dic-^cs
\ frlaufs üi'ii.-Mi iilx'rlirriTl. I>iol hat sie in scimin Kssai s u i- lliislnirc
de l'i ns t iiiet i >in [> ii 1)1 i t| ii> «n (liini- S. I);'i IV. /nsannMctimstclIl. Dir
••fstc Herrschei- i\c\- Dynastie, Kau Isii (2<IH — 195 \. (lir.K <'in i-aidn'i' Kfiiiis-
inann. In'lraul ntioli aus.scldiel.Mioli verdiente < Hii/iei'e mit staatliflien An-
slelliinjien. alin- d<'r l 'n/ntViedenlieit der ( ieleluten öIm'!- iliie Veniachlät>si;j;iiii;;
muß ei- docli sclnin .so weit Hi-eiinim^ tragen, dal,^ ei- im .lahre 19(j ein
Kdikt erlälM. dnreii ilas rr allen LeliensCürsteii nrid hohen Heamteri dif
Kiitsendiiiig \<>u lähigen Leuten an seinen H(il' gel)ietet. Der (ielelirte
Lii Kia verlangt vergebüeh die Znrüeknahme des vom Kaiser Schi Iluang-ti
erlasseni'n Hüeherverhots. ahei' immerhin l)eauftragt er den (Jelehi'ten mit
der Abfassung \o\\ Abhandlungen über den Wert Aev kaiujnisehen Literatur.
Im Jahie IH;') biingl dei' Kaiser am Grab lies Konl'n/.ius (>in Opfer dai.
um durch diesen .\kt der .Staatsklugheit den (ielehrtenstand zu gewinnen.
.Sein Nachfolger llni ti (]'.I4 — 1S8 v.Chr.) wideri'uft formell das schon längst
diiiH'h die Kntw ickliuig überliolti- Edikt i;cgeii die Bücher. Der Kaiser
Wen ti |179 — 157) hebt die N'ei-ordnung des Kaisers Schi Uuang-ti, die
jede Kritik an den Hegiei'ungshandlungen verbot, auf und verlangt die
Nennung von hervorragenden Männern, um sich ihres Rats bedienen zu
können. Liiter dem Kaisei- Wu ti (140 — 87) ist der Kinflidi^ der Gelehiten
so mächtig geworden, daß wii- ihre Mitwii-kung bei ein/einen kai.serlichen
Verordnungen genau verfolgen können, und daß auf ihr IJetreiben eine
Neuordnung des staatlichen Unterrichtswesens erfolgt, aus der dann in dei-
Folgezeit das staatliche Prüfungssyst.em heivorgegangen ist.
In diese Zeit fällt das Wirken Tung Tschung-schu's, dessen HedeiKung
für die Geschichte diesei- Zeit (). Franke in seinen .Studien zur (be-
schichte des konfuzianischen Dogmas und der chinesischen
.Staatsreligion dargelegt hat. Doi't ist auch seine Biogi-aphie .S. 89 flC.
auf Grund der Quellen gegeben.
Die Leben.sbe.sehreibung. die das Ts'ien Han sc hu \(jn ihm im
Kapitel 56 gibt, enthält <lrei Edikte des Kaiseis Wu ti an 6h' Gelehrten
des Landes und die entsprechenden Antworten Tung Tschung-schu's. .Sic
sind bei 0. T'ranke innerhalb der Biographi<' nur in kuizen Auszügen
wit'dergegeben. einzelne Abschnitte aus den drei Denkschriften Tung Tschung-
schu's sind in die Darstellung des Lehrsystems eingefügt. Si«' werdi-n lt'-
meinsam mit den Edikten in dieser Arbeit zusammenhängiixl bclininhli.
2. Die Abfassungszeit der drei Edil^te und Denkschriften.
Obwohl die Edikte und Denkschriften berühmte .Stücke der cliiiif-
sischen Liter;itiii- sind, läßt sich ihre Abfnssung&zeit doch nicht mit völliiici-
.Sicherheit feststellen. In d<-n textkritischen Anmerkungen /.um .')'). K;ij)itel
Senfprt : Urkinifii*ii zur ■-ta;illi<'lii'n XoiiDidiiniiü iiiitcr di'i- 1 liin-l Iv ii;i>«tii-. ,)
des Ts'ien Han schu benierl<.t einer <U'v Hedaktciii-c drr l\'icii-luiifi-
Ausgabe dieses Geschichtswerks, Ts'i .Sehauiian :wjKj7^|^t. (hdi^ iiber das
.lahr, in dem Tung Tschung-schu die kaiserlichen Edikte beantwortet habe,
schon unter den früheren konluzianisciicii (ielehrten Zweilei bestanden
iiätten. Die einen verlegten sie in das 1. .Inhr der Kegierungsj)eriode
Vuan-kuang (=1 134 v. Clir.). die anderen in this L.iahr der Kegiennigs-
periode Kien-yuan (r= 140). Vir hält beide Angaben liu- lalscli niid ent-
scheidet sicli für das .">. .Inlir di i' Kegiernngs])( riode K ien-yiian (=r_ loti).
lü der dat schwanken die chinesischen Zeitangaben immer zwischen
den Jahren 140 und 184. Die erstere Ansetzung l)eruht auf der Lebens-
l)eschreibung im Kap. 5G. Diese selbst ist. wie ihi-e Darstellung bei
(). Franke S.DI IT. zeiiit, nur eine Erweiterung der im Schi ki Kap. 1'2I
enthaltenen kurzen Biographie. Zu den Znsätzen, die das Ts'ien Hau
schu bringt, gehören auch diese Edikte und Denksclnitten. Si(? sind als
eine literarische Einheit hinter dem Satz«' des Schi ki -Als Seine Majestät
der heutige Kaiser i'egiertC". eingefügt, luid tlajnit ist durch das Jahr dei'
Thronbesteigung 140 v.Chr. ein terminus post quem gegeben. Mit
dem auf diese Einschiebung folgenden Überleitungssatz "als die Antworten
alle vorlagen« gewinnt das Ts'ien Han schu wieder den Anschluß an
seine (^)uelle.
Die Gruudannalen des Kaisers VVu ti im b. Kapitel des L's'ieu
Han sehn erwähnen ans dem ersten Regierungsjahr des Kaisers ein Edikt
an die höchsten Beamten im ganzen Keicli, durch das diese aufgelorderi
werden, sie sollten "tugendreiche. rechtschaffeii(>. aufrichtige, rückhaltlos
ifat erteilende Geleiirte (dem Thn>n) empfehlen- :^ W' |^ >^ IE. j|l W
it^ ;5äj' ^ -j-. . Von dem Erfolg dieser' Maßnahmen wird berichtet, daß
i]ev kaiserliche Hatgeber Wei Kuan ^J:|f;' (Lebensbeschreibung vSchi ki
Kaj). \(y.i) in ein(>r Eingabe daraid" hinweist, daß von den Auserwählten
einige im \'erdacht der Irrlehre ständen und daher ihrer Stellung zu ent-
heben seien. Die (ienehmigung dieser Eingabe wii'd erwähnt. Nun
werden zwar die Edikte aus Kap. ob des Ts'ien Han schu immer unter
dem Titel ^ ^ '^ zitiert. al)ei- es sind nicht einmal unter dem Kaiser
W'u li die einzigen uns bekannten mit dieser Bezeichnnnü der Empfänger.
Wenn also obige Angaben ans den Grundannalen überhaupt auf unsere
Edikte bezogen werden dürfen, so wäre damit nur festgestellt, daß di>r voi--
Itereitende Sciu-itt zu laiseren Edikten, die .Auswahl dei- '/t L< • '" ^'''"^
Jahi- 140 lallt. Die ('bertragung dieser Jahreszahl auf die drei Edikte und
Denkschriften ist damit noch nicht gerechtfertigt.
Di(! Griuidanualen bringen aber unter Yuan-kuang 1. Jahr (also
i;54 \. Chr.) eine w(dtere Nachi'icht ähnlichen Inhalts: "Im Winter im
11. Monat erließ man zuerst an die Provinzen und Eehensgebiete Befehle,
sie sollten je einen pietätvollen und sitt(>nreiueii Mann «Miipfehlen ■ ^^ -p
dei' Lebensbrschreilmna Tung Tsehunii-schus im Kai). 5b (vgl. I'"i'auke.
(i Soll l'i' I I ; l'i'l»m\<li'n /iir siiiatliclicn N'i'iiDi-dinmii; unter ilcr 1 l:iii-D\ iKistic
Studit'M S. !)8j auf sein UclicilKMi " ziii iicU/iirührcii. Die GniiKlaiinaliMi
l>i'inu;eii jihcr iiiitfr dem .lalir 1.">1 ein neues au die v'j' \A j^crielitetes
Ktlikt dos Kaisers, das niil inisereii drei Kdiliten /wai- in den (Jedaukeri-
gäuiieru aller uiehi iiu Wortlaut übereinsliiiiml. Hinter diesem ist tlri
Salz cingerügt: •Daiaidliiu tialou Tuu^, TschuMg-seliu. Kung-sun IIuiil:
luid andeiT Iieivoi-.. f^^ ^^ ;f- ^\\\ f^r^', ^ Jf^. tj/^ ^Jf- [J{ . !„ diosciu Selilnl,^-
sntz hallen wif deii'lrund. wai'iHHvon einem Teil dcf Ifadition die Kdil\le
und Denksciirifton in das «lahr 134 verlegt werden. Auch da.s i.st niclii
dinrli den Text gerechtfertigt, denn dieser sagt nur. daß sie hervortraten,
was eine friiliere Betätigung als 'M' Kl iiielit unbedingt aus.schließt.
.leiUMifalls aber läßt sich der letzterwähnte Bericht Acv (irundannalen zum
.lahr KU mit den Angaben der Lebensbeschreibung nicht vereinigen. Hier
liegen Widers])rüche der Überlieferung vor, die zeigen, daß schon zur Zeit
lier Abfassung des Ts'ien Ilan sehu im ei-sten nachchrisllicJien .lahr-
hundert eine sichere Tradition über che Abfassungszeit nicht mehr bestand.
Es fragt sicli nur. ob aus den F.dikieu und Denkschriften selbst ein
.\nhaltspuid<t tih' die zeitliehe Ansetzung zu gewinnen ist. .Vnf einer in
der ersten Denkschrift enthaltenen Zeitangabe beruht die früher erwähnte
Datierung, die Ts'i Schao-nan gibt. In der eisten Denkschrift heißt es
(s. in der tjbersetzung 8.2(3): »Seit die Han-Dynastic das Weltreich
erlangt hat, will man ständig die Kegicrung gut machen, aber bis jetzt
hat man es noch nicht dazu gebracht .... jetzt sitzt man schon mehr als
70 .lahrc bei der Regierung nnd begehrt, Ordnung...-. Di(? erste Denk-
schrift rechnet also seit dem Beginn der Han-Dynastie bis zu ihrer Zeil
mehr als 70 .lahiv. Sie fiele also etwa in das Jahi- 13G. Viel weitei- in
tlie Kegierungszeit des Kaisers Wu ti hinein kann sie nicht gerückt werden.
Denn in das Jahr 13ö fällt nach dem Ts'ien Hau schu der Brand des
kaiserliehen Ahnentempeis in Liao-tuiig, und die Lebensbeschreibung in
beiden Quellen berichtet übereinstimmend, welche uidiebsamen Folgen die
Lrörterung dieses Ereignisses für das ])ersönliche Schicksal I ung Tschiuig-
schu's gehabt hat (vgl. Franke, Studien S. 92).
Dannt ist aber über die Abfassnngszeit der übrigen Denkschriften
nocli nicht entschieden. Im Ts'ien Han schu sind sie hintcrcinander-
gcreiht und durch kin-ze Sätze verbunden. Infolgedessen sind sie auch
von dem chinesischen Kritiker Ts'i Schao-nan als eine Einheit aufgefaßt
und gemeinsam in das Jahr L36 gesetzt worden. Auch 0. Franke ist den
Angaben der Lebensbeschreibung im 5H. Kapitel des Ts'ien Han sehn
gefolgt und hat darum alle drei Denkschriften in das .Tahr 140 gelegt. Die
zweite Denkschrift enthält aber eine Zeitangabe, die es unmöglich niaclit.
ihre Abfassung auch nur an das Jahr 13G heranzurücken. In ihr findet
sich in einem Lobpreis auf den Kaiser der Satz (s. S. 35j : «So haben
Ye-lang und K'ang-kü, wohl zehntausend Li entfernte Gegenden, an Euerer
Tugend Gefallen gefunden und Euerer Gerechtigkeit sich anverti-aut. « Wie
auch ( ). Franke angibt, der diesen Satz S. 224 Anni. zitiert, sind die Ye-
lang »ein Barbarenstaat in den Grenzgebieten der heutigen Provinzen Sse-
tsch'uan. Yün-nan und Kuei-tschou, der im Jahre 130 v. Phr. durch Ge-
Souf'ert : Urkniuleu zur staatlichen Neuordiiuiio- imti'i- «In- Han-I)ynastic. 7
schenke zur Unterwerfung bewogen wurdc". und K'ang-kü entspricht
■• Sogdiana in Turkistan«, das erst durch Tschang K'ien bekannt geworden
ist. Tschang K'ien ist aber frühestens im Jahre 126 v. Chr. von seiner
großen Entdeckungsreise nach China zurückgekehrt (vgl, Chavanncs, M H. I,
Introd. S. LXXIff.). Da der Name Iv'ang-kü hier zum ersten Mal auf-
taucht, bleibt keine andere Möglichkeit, als die zweite Denksciu'ift hinter
das Jahr 126 zu legen.
Damit wäre die Vereinigung der drei Kdikte und drei Denkschriften
zu einem Ganzen als eine redaktionelle Maßnahme des ^'erfassers des
Ts'ien Han sc hu gekennzeichnet. In der Tat sind auch die \'erbin-
dungsformeln zwischen den einzelnen Edikten \md Denkschriften so all-
gemein und inhaltslos, daß sie diesem .Schluß nicht widersprechen. Ja,
die Einleitung des zweiten Edikts »darauf erließ er abermals ein Edikt,
das folgendermaßen lautet. Das Edikt lautet: — — « weist mit ihrer
Wiedei^holimg darauf hin, daß hier eine Zusammenstellung von Schrift-
stücken vollzogen ist, die anderswo selbständig überliefert waren.
Vielleicht darf man auch als Beweis für die Eichtigkeit der oben
gegebenen Ansetzung die Tatsache anführen, daß die zweite Denkschrift
im Gegensatz zur ersten und dritten nichts über »Heimsuchungen und Un-
glücksfälle« bringt, obwohl die Möglichkeit hier so gut vorlag wie dort.
Wenn Tung Tschung-schu auf Erörterung dieses Themas, das ihm offenbar
ganz besonders nahe lag, verzichtet, so mag diese Vorsicht am ehesten ge-
boten gewesen sein in einer Zeit, als er zum ersten Mal wieder nach der
unglücklichen Wendung seines Schicksals an die Öffentlichkeit trat. Damit
kämen wir auch in die Nähe der Zeit, in der ihn die erneute Gnade des
Kaisers wieder in eine staatliche Stellung als Ratgeber des Königs von Kiao-si
berief, also etwa in das Jahr 125 (vgl. Franke, Studien S. 99). Sehr
viel später können die zwei letzten Denkschriften, die sich sicher zeitlich
sehr nahe stehen, nicht liegen. Denn in das Jahr 124 fällt die Neuord-
nung des Studienwesens nach den Vorschlägen Kung-sun Hung's (vgl.
Franke. Studien S. 102 Anm.). Die \ on Tung Tschung-schu am Ende
der zweiten Denkschrift ausgesprochene Anregung, es müßten ausgewählte
Leute aus dem Volke in die nächste Umgebung des Herrschers gezogen
werden, muß der Verwiiklichung dieses Gedankens im Jahre 124 voraus-
gehen. Die Erzählung des Schi ki von der Rivalität der beiden Männer
gewänne auf diese Weise noch einen speziellen Inhalt.
Das Ergebnis dieser Untersuchung über die Abfassung der Edikte
und Denkschriften ist also: Sie sind nicht unmittelbar hintereinander im
.lahre 140 verfaßt, sondern das erste Edikt und die erste Denkschrift sind
von den zwei weiteren Edikten und Denkschriften etwa durch ein Jahr-
zehnt getrennt. Die ersteren fallen etwa in das Jahr 186. die letzteren
ungefähr in das Jahr 125 v. Chr.
3. Der Inhalt der drei Edikte und Denkschriften.
In seinem ersten Edikt weist der Kaiser zunächst auf den bisherigen
Geschichtsverlauf hin. Die Idealherrschei- des Altertums hätten jeweils die
S Sc II l'i' r t : l rkiniiliMi zur «.i.i.iilii'lirn \i'ii(i|(Imiiiiu- im Irr dn I l;iii-I )\ ii;i-.iie,
Sl;ial-seiiirirlit iiiiii,t"ii vci-licssort. ciiif Musik i;i'scli;i(l'cii iiihI <l;uliir. li im
Ivt'icli Il;iriiiiini'' iiihI l'"iifiliii .mllit'rli'lilcl. Alin im l„iiir t\'\- w ciici-rii
Kiitw iokliiiiii "'»'i iiiiiiirr tlii' \iiii ihiii'ii Iicüi iimlclt' Sl.i.iis- und I .cliciisoiil-
nmiii in \ ci r;ili ^ci-.ili-ii. Iii> ^clilicI.MicIi iinli-i di'n Uu/.lcii I Ifr-|-sclicrii ilii-
\ölli:;e Aiilhisuiiu «Itr sitilii-licn ( Jriiii(lii<'stM/i' /.iini Slinv, der liclicllrudcii
Dviuislicii ^('iTiliit li:ilir. In l'criixlrii \(iii üOn Jnlncn w irdn hol.' sidi
imiiKT diT ;^l>iflif \'(Hn;mu. (d)\\iild die ( icsrliiclilc iiiiirili;illi (Üimt /.eilen
wolil lIciTSclior iiiul ;in ihrer Seile Ihdler. die «Icn allliiMliueii Lelucii ir<-
lioi-soili gewesen seien, aufweise. Dannii erlieht der l\aiser die l'ia!j;<-. oli
diese (Tesct/.niäl.iifi'keit. im (ieseliielitsv tilanl' im Wesen der menscliiiclien
Anlage ilii-en Cirnnd liahe odei' ant" eine iinaliänderlielie IJestiiiimiiny des
Himmels ziiriiek/uliiliren sei. Nun (\fv Heantwoitiini: dieser Fraijje Iiän^e
ilas Urteil ülier den Sinn ;;e\\ isser\lial'iei I leii seiierarlK-il. die \ (M-liildlieiie
UtHleiitnnt; d<'r di-ei diireli die Tiadition j^eiieiligten Dynastien und die ünl-
slehunjisnrsaelien der K;itastroj)lien im natiirlielien und ireschielitliclieii ( le-
sclieheii al». nnd let/tliin müLken sieli daraus die Wiehtliiiien l'iir seine
eitrene Keuierunii ergeljen. die doch kein anderes Ziel liaije, als eine himm-
lische Weltiirdniinic nach allen Seiten hin zu verwirkliehen, /ii diesem
Zweck erliitlet er die Katsehläiie dn anserwähiten Oelehrten.
Die sjestellte Autii;ab<' wird in der Antw ort Tnng Tschimg-sehii s
gleich zu AnüiDi; als die Frage •nach dem \'erhältnis von hirmnlischei'
Bestimmung und menschlicher Anlage« bezeichnet. In seiner Beantwor-
tung beruft sich Tung 'rscbung-schii auf die Lehren dt>s Tse li' ii n -I s' i n.
Dieses zeige, daß "d(\s Himmels Herz die Güte" sei niul aul' Frliaiiiing
von Glück und Fiiedeii für l'ürst nnd Volk hinziele. So seien ..Heim-
suchungen und Unglücksfälle" Warnungen- an eine Regierung, die in (ie-
fahr sei, vom rechten Wege abzuirren. Ms komme also alles darauf an.
daß die Leistung des Heri-schers im Einklang mit den P\)rderungen dar
überlieferten Sittlichkeit stehe und sich in festgeprägter Foim auf dic^ Nach-
kommen forterbe. In dieser Hinsicht betont Tung T.schung-schu besonders
die Bedeutung dei- Musik, weil sie das treueste Abbild einer großen
Heri-scherpersönlichkeit biete und darum deren Fj'ntluß am lebendigsten
bewahre. Der immer wiedei- eintretende \'erfall sei auf die menschliche
\'eriirung zurückzuführen, aber die Geschichte beweise ebenso, daß die
\Viederaufnabme dei- lechten Lebensordnung durch tugendsame, gewi.ssen-
hafte Herrscher alsbald wieder zur Behebung der Mißstände führe.
Die Beglaubigung des wahren Herrschers .sei die Liebe des Volkes,
die sich aus innerem Drang ihm zuwende, nnd wunderbare Krcignisse.
durch die der Himmel seine Anerkennung kniid tue. ebenso wie Unord-
nung der sittlichen und sozialen Zustände und daraus entstammende
.Störungen des kosmischen Geschehens ein Kennzeichen verkehrter Regie-
rung sei. Da die menschliche Natui' ein Gemisch aus Elem<'nten des
Chaos und Kosmos sei, müsse der \-om Herrscher- ausgehende Linlluß im
Volke eutspiechende W'iikung hervoi-rufen. .So komme alles darauf an.
daß der Herrscher das schon in den Einleitungsformeln des Tsch'un-ts i u
erkennltai'e »Prinzip der wahren Köniirsheri-schaft" in die Tat umsetze.
Seil r«' it : \ iLiiiulcii /.iir st,i;itlic|ifii Wiiiirdiiwiii;- iiiitci- der II;iii-r»\ii;i-<tic-. '.I
Die Art, wie dvr Himiiiei scharte, müsse sich in seiner Herrschertäti^Ueil
uiderspiegehi. mir so Uömie er Krlolo; haben. Dabei müsse, uit- schon
(las Tsch'iin - ts' i 11 /eij^e. der Herrscher mit seiner Kefoiiiiarbi-il l»-!
seiner eigenen Fer-son beginnen, nm so \ on imien nach anßen immer
wi'iti're Kreise mit dem Segen harmonisclier Ordnung zu erfüllen.
Alh' \'oranssel/.iingen l'i'iv das Kommen einer nenen IJhitr/.cji (h-s
Ut'iches seien in dt'v Person des Jetzigen Herrschei'S gegeben. Wenn
irotzdem der Himmel nocli seine Beghiubignngszeichen versage, so weise
(bes darauf hin, daß das Staatswesen nocli niclit völlig im Sinne der ."Vlten
umgestaltet sei. Diese hätten "Belehrung und Bildung zur wichtigsten An-
gelegenheit gemacht", dai-um Schulen im ganzen b'eich errichtet und auf
iliesem \Vege die staatliche und sittliche Neuordnung dauerhaft begründet.
Die ans der Zeit der 'IVin-Dyna^tie verbliebenen ^Nlißstämle müßten rest-
los beseitigt, und dnich gründliche Kef'orm müsse dem (»eist des .\ltertiuns
Kingang verschafir werden: dann werde »der Segen des Himmels., ganz
von selber sich ort'enbareu.
Das zweite kaiserliche lOdikt geht nun auf das Herrscherideal
näher ein und weist darauf hin. daß die T'berliefeiung eine Einheitlichkeil
ilei- Regierungsgrundsätze vermissen lasse. Das höchste Altertum zeige
bei Schun eine Kegierungsknnst. die unter Verzicht auf gesetzliche -Maß-
nahuK n luul äußeres Gepränge einfach durch den geistigen Einfluß des
Herrschers das Heich in < )rdining halte. Im Gegensatz dazu sei die Herr-
schaft des Königs Wri\ von der 'l'schou-Dynastie durch rastlose Hegie-
i-ungstätigkeit und eine Fülle zeremoniellen Prunks gekennzeichnet. Sein
eigenes Sinnen gehe nun darauf, die Ideale des Altertums zu verw ii klichen.
ohne daß er damit bisher sichtbaren Ei-folg gehabt habe. Darum wünsche
er rückhaltlose Darlegungen über die zu befolgenden Grundsätze.
Tu n g Tsc hang- sehn bemüht sich, in seiner Antwort zu beweisen,
daß bei allen heiligen Herrschern der Vergangenheit die innere Wesens-
lichtuug gleich sei und in Gehorsam gegen den Himmel und Wrwendiiui;
würdiger Helfer zur Ordnung des Reiches sich offenbare. Die Unterschiede
in der Art ihrer Betätigung seien aus der Veischiedenheit der Zeitumstände
zu erklären und als der zeitlich bedingte Ausdruck der gleichbleibenden
»inindrichtung anzusehen. Auch das Tsch^un-ts' i u erkenne in seiner
Lehre von den Aufgaben des neuen Herrschers dieses Monunt der \'ei--
änderlichkeit an. Nur die Zeit der Ts'in-Dyna.stie .stelle sich ;ds grund-
sätzliche Verkehrung der alten Staatsordnung (iar. Deshalb sei auch hier
die \'erderbnis so furchtbar.
Damit der verheißungsvolle Anfang, der unter iler Herrsrhall des
jetzigen Kaisers gemacht sei. eiiut gute Fortsetzung finde, sei es notwendig,
daß die guten Al)sichten des Kaiseis durch pflichttivue Beamte /m- .Aus-
führung gebracht würden. Zu ihrer Heranbildung un'isse eine .Sludien-
und Prüfungsanstalt., errichtet werden, um auf diesem Wege durch sorg-
fältige Auswahl die tüchtig.sten Kräfte tur den Staatsdienst zu gewinnen.
Die jetzigen Beamten würden ihrer Aul'gabe. das Volk ziii SittlichUeil zu
ei'ziehen. in keiner W\'ise uereclit. Die Anitei' würden ohne Rüeksichl
I ( I Si- 11 t'c I t : l'ikunil(-ii /nr •.fn;itlicliiMi NrniinlmiiiL:' uiitn dci 1 liin-DyiKistic.
aiil' il;is \'ffiliiM\st ;in dio Anm'lK'ii-iircii der linlii'n Mc.iiiiteii vci'jichoii, ;\n-
st;itt »laß die 'rüolitii;st('ii aus dem \'(i!k /iir N'ciw alluiiiides Reiches licraii-
i^ozogfii würden. I!r iiuplVldc dalu-i-. daß jinler \'<M\\altungsl)(."/,irk jälii-
licli /wi'i l)i>iial)(r Lciili' tiir die näclistc l'iiiifi'hiiiin des Kaiseis stelle.
Diircli sortjrältigc Sichtung uciiic man so die liichti!;>t(ii (!cli'hrt(Mi des
i{eichrs in seinen Dienst heiioniintMi. und mit ihrei' Ilillr kTinni' man die
<ilan/y.eii dt-r \'eriians;enheit wiedei' neu erstehen lassen.
Das di'itlf I'.dikI greift die (ledaidiengängc der voran.sgehenden
Denksehiilt wieder auf und \erjangt ihre eineute Dai-legung. Ks betont
insbesondei'i', daß da-, lichtige X'erständnis der vom Iliinniel voi-gezeicli-
neten imd im .Vltertnni bewährten Lebensge-et/e sich an der Gegenwart
fruehtbar erweisen müsse, und verlangt Aufklärung über diesen Zusammen-
hang. Ks klagt darüber, daß trotz aller Bemühungen des Kaisers, ilen
Lehren des .Vltertums gegenüber die richtige Stellung ein/unehmen. sich
noch keine Kinheitliehkeit des Regierungssystems habe eri'eichen lasscm.
und iVaiit nach den (Gründen für dieses Versagen. Schließlich weist es
nochmals auf den scheinbaren Widerspruch zwischen dem unveiänderlichen
\\'esen dei- Noi-m und seinen verschiedenen Erscheinungsfoimen in dei-
(ieschichte des Altertums hin und fordert vertiefte Krörtei-unu dieses
Problems.
Der losen Aneinanderi'eihung dieser Fragen entspric-ht das lockere
Gefüge der Antworten in der dritten Denkschrift. Sie zeigt zunächst,
daß zwischen dem Schaffen des Hinmiels und dem Wirken des Heiligen
ein bis ins einzelne gehender Parallelismus bestehe und auf dieser Knt
sprechung die normative Bedeutung des Altertums beruhe. Insbesondere
verdeutliche das Werk des Konfuzius, das Tsch' u n - ts' i u , diesen Zu-
sanmienhang. Abkehr von den Lehren des Altertums müsse darum not-
wendig Verfall der sittlichen Zuständ<' zur Folge haben. Die Aufgabe des
Herrschei's sei also durch den Plan des Himmels \orgezeichnet und be-
stehe in der richtigen Ergänzung der naturgegebenen Ordnung, d. h. in
der sichtbaren Verwirklichung der (unsichtbaren) Gedanken des Himmels,
in der Vervollkommnung der uisprünglichen Anlage durch den Einfluß
bildender Belehrung und in der Llindämmung der natürlichen Regungen durch
die Aufrichtung einer festen Staats- und Gesellschaitsordnung. Der Mensch
liabe in der Natur eine Vorzugsstellung vor allen Wesen erhalten. Sobald
er diese erkenne, werde er sich seiner sittlichen Aufgabe bewußt.
Auf die zweite Frage des Kaisers, warum trotz allei- seiner Be-
mühungen die übereins;immung mit dem Altertum noch nicht erreicht sei.
antwortet Tung Tsehung-schu. daß alles Große aus kleinen Anfängen her-
vorgehe und nur allmählich erreicht werde. Wer über dem Kleinen wache.
der müsse zum Großen hingelangen. Dieses Wachstum vollziehe sich
zwar unsichtbar, trete aber in seinen Ergebnissen offen zutage. Das
gelte für das Gute und ebenso für das Böse. Auch dieses ffdire nur in
allmählicher Steigerung zum Untergang.
Im weiteren wiederholt und erweitert er die Auslührungen, die er
am Anfang der zweiten Denkschrift über das Wesen dei- Norm und die
Souf'o ir : Urlciinden zur staatlichen Xeuordnun» unter der F^nn-Dynastic J 1
Art ihjer \'ervvirklichung gegeben hat. Die Norm au sich sei ohne Ver-
änderung, aber die wechselnden Zeitumstände, in denen sie sich Geltung
verschaffen miis*e. bedingten ihi-e verschiedenen Erscheinungsformen. Wenn
die Grandanschauungen der drei Dynastien des AÜertums im Ausgangs-
punkt von einander abwichen, so sei eben in diesem Abweichenden die von
der Norm geforderte Ausgleichung der zeitlichen Siliwankungeu enthalten.
Diese aus der Geschichte der vergangeneu Dynastien gewonnene Erkeimtnis
müsse auf die Gegenwart angewendet werden. Die Han-Dynastie folge
auf eine Zeit völliger Auflösung aller sittlichen Grundsätze. Da sei der
richtige Anknüpfungspunkt nicht bei der Tschou-Dynastie, die eine Ver-
feinerung der äußeren Kultur gebracht, sondei-n bei dei- Hia-Dynastie. die
die Loyalität betont habe.
Diese Tugend müsse wieder im Staatsleben zur Geltung kommen.
Die Mißstände würden verschwinden, sobald man nach dieser Richtung
die Fingerzeige des Himmels beachte. In der Natur sehe man, daß jedem
Wesen bestimmte Vorzüge verliehen seien, wofür es bestimmte Verzichte
in Kauf nehmen müsse. Dieses Gesetz der Natur müsse auch in der
.staatlichen Ordnung festgehalten werden. Wer eine hohe Stellung inne-
habe, müsse sich mit den Vorrechten dieser Stellung begnügen und dürfe
nicht durch Streben nach unberechtigten Vorteilen die soziale Ordnung
verwirren. Darum sei nach dem Vorbild des Altertums der Beamtenstand
auf sein Amtseinkommen zu beschränken. Dann werde das Vorbild der
Sittlichkeit, das von den oberen Ständen ausgehe, alle AVeit zum Gehor-
sam gegen die sittliche Ordnung bringen. Im Tsch'un-ts'iu sei in ewig
gültiger Weise das Grundgesetz des Welt- und Menschenlebens dargestellt.
In der Gegenwart aber bestehe keine Einheithchkeit mehr in der Lehre,
sondern hunderte von Schulen mit verschiedenen Lehrmeinungen stritten
sich um die Voi'herrschaft. Infolgedessen entbehre die staatliche Leitung
einer einheitlichen Richtschnur und das Volk eines festen Halts für seine
Lebensführung. Darum empfehle er. daß alles, was von der kanonischen
Lehre der konfuzianischen Schriften abweiche, unterdrückt werde. Nur
so lasse sich die Einheitlichkeit der Staats- und Lebensordnung herstellen.
In der vorausgehenden Inhaltsangabe ist nun freilich die charakteristische
Form dieser Schriftstücke unberücksichtigt geblieben, und die Gedanken sind
enger aneinander geknüpft, als es in ihnen selbst der Fall ist. In diesem
Unterschied kommt die Verschiedenheit der Denkgewohnheiten zum Aus-
druck, die uns zwingen, eine Gedankenkette aus Grund und Folgerung
herzustellen, während das chinesische Denken bestimmte Gedankenkomplexe
auf Grund von Analogien aufeinander schichtet. Jeder Versuch, aus einei-
chinesischen Gedankenentwicklung ein System zu gewinnen, trägt unwillkiu-
lich in sie etwas hinein, was ihnen von Natur aus fremd ist. Die einzelnen
Gedanken sind wie die Steinchen eines Mosaiks, die. verschiedenfarbig und
verschiedengestaltig nebeneinander gesetzt, erst in ihrer Gesaintwirkung ein
anschauliches Bild vermitteln.
Bringt man unter diesem Vorbehalt die in den Denkschriften ent-
haltenen Anschauungen Tung Tschung-schu's mit den ans O. Frankes Werk
\ '2 S eil fiTl : l rkiiiulfii zur xl;i;iilicliiMi W-iiiiiilmm;:- iiiilci' di-r I I.in-lh ii;i>tir.
l><'k;iimt»'ji /ii.saiiiiiii'M. so wird iii.ni Ifol/. klciiKM' I )ilV<'i't'ir/.i'ii die (liinli-
u,<'licmlr tllKM-ciiistiiiuniiiii; crlvtiunii. Sic i-nilnilti-M dir, Lcliriin'.imiiijuen dieses
Mjmuh's in ihren w i-senllielu-ii /üuen. luii- in etwas einliielierer ( iestall. Dir
lieiden ülieiall iv lienni>aicn ( irniidniutix r sind in der drillen l)rid\sciiiill
Ulai- aiisnespniolien (S. 17): allfs /.n xrifoli-en Itis ins Alterlnni unii «-s anl
den lliinniel ziii lick/nlnliicn ■■ . In dm Uusniiselicn \(n^änneli sind di«'
• iesi'tze lies <j;es<'hielitlielien ( ieschclicns \oi-i;i'liildrl. l'livsiseiu's und Mda-
plnsiselies sielien in engster Weelisi'llx'/iehnn;;. so dalS Noiniw idrii^keit im
so/.ialen nn<l silllielien Lehen iinhediii;;! Kalastroplwti innl uiih'i'natiirlieln-
Mfseheiniini;en im Nalnr\ i-rlanf /nr I'oliie haiicii miil.v l'tid umgekehrt. Joint
daraus - )>in (ii-dankc dfii die dritte I)eid<sehril'l .in /wei Strih'n (S. I-'I
inid 18) liriniil - . dai.> dii- i'iehfige Krlasstnio; drr nali'ii-h'eiien Meslinuntheil
ganz, von selber in die silliiclic ( »rdnnni; hincintfdiil. Anl' dei- anderen
Seile irilt die ihncliiiänirige Ai(häni;iykeil (h-s i:{'i;eii\värtii;eii Lehens von
den Lehensformen <les AUeitinns sehari" heixor. Im Alterliim sind die
( irini(lsiil/.e (h'r Staatsordnuni;. ilii- Maßstäbe für' (He I5(iirteiliin<i, <h"i'
silthrhen Hahnni; in endgiihigcr Fassung lestgelegl. Namentlich das
Is eh' II n - Is'iu. "die Schritt des ungekrönten KfinigS" , enthält den Kanon
liir alles lueiisehliehe Handeln. Was ihm entspiiehi. ist Wahrheit, was ihm
/u\\ Iderläuft, ist N'erstoektheit irnd Iri-Inm nn<! muß am besten mit (iewalt
II nterd rückt werden.
Die Vereinigung dieser beiden ( irundinotive Tührl /,u den dialektischen
l\iiiisti;tücken, an denen die /.weite und dritte Derdischrift reich sind. Die
metaphysische Grundaiischaiiung I)chauptet eine (ileichförmigkeit des (ie-
schehens. die von allem Wechsel der Lrscheiiiungen irnberührl bleibt. Die
(ieschichie des Altertums zeigt aber doch tatsächlich eine Folge verschieden-
artiger Lebensgestaltungen. Kin Widerspruch zwischen diesen beiden Tat-
saeheii kann nicht bestehen; also muß dei' Beweis get'iUii't werden, daß
der Wechsel nur ein scheinbarer ist und das Wesentliche immer gleich
iileibt. Dabei wii-d dii^ für nns(;r Denken ans diesen Voraussetzungen sich
solbrt ergeliende Frage, wie denn überhaupt ein Wechsel möglich sei.
unberücksichtigt gelassen. Dieses Denken stii^ift überall bis an die Grenzen,
an ilenen i'üv uns die eigentlichen Fragen Ix-ginnen. Wir sehen bei Iiing
rschiing-schu die charakteristischen Merkmale des Dogmatikers. der alles,
was nicht in sein von vornherein festh'egendes System hineinpaßt, nicht
kennt odei- Iriiiweüerklärt.
.\ber sehen wir von der Kritik dieser von ihm vertretenen An-
schauungen ab und betrachten den Mann, der- aus seinen Worten uns
entgegentritt, so erkennen wir in ihm eine Persönlichkeit, die. von glühender-
Begeisterung für das Ideal des Altertums ei-füUt, alle Schärfe ihres Geistes,
alle Gewandtheit ihrer Dialektik in den Dienst ihrer Lebensaufgabe stellt
und eher ungerecht gegen ihre eigene Zeit wird, als daß sie ihre Grund-
sätze den Verhältnissen anpaßte. So sehr der literarische Stil dieses Mannes
mit seinei- Verwendung von kanonischen "Worten des Meisters Konfuzius.
Von anschaiilieheri. Ja manchmal parado.Kon (»hMchnissen. geschickt gewählten
Beispielen ans der (iesehichte an die Darstellungskunst des Meng tse er-
Sf^uf'ppf: ( 'ikiiiifliMi /.iii- stMiUlicIicn NciKiifliiiiiiü: iinfi'i- dci- Il;iii-I)\ii;i~ti. 1 .S
inrieit, so wenig liat ei' im Charakter mit der vielgewnndteM Art dieses
tjioßerr Eiferers gemeinsam, der- auch vor- Koii/essionen ;in die Zeitiimstiindc
nicht znrückschreckte.
Auch wenn ims die Leliensbesehreibiing des 1 iing 1 sehung-srhii nicht
ausdrücklich bezeugte, daß mit dem Kegierungsantritt cies Kaisers Wu fi
eine besondere Begünstigung des korituziaiiischen Gelehi'tenlums eingesetzt
habe, würden die drei Kdikte des Kaisers urrs sein verständnisvolles Eirt-
gegenkommen gegen diese Schule bezeugen. Die in de\i Edikten enthaltenen
(»edankerr setzen volle Vertrautheit mit der- konfuzianischen Lehre \or-arrs
und lassen die Absicht, sie für- die Organisation des .Staatsleberrs fruchtbar-
zu machen, deutlich erkennen. Trotzdem aber sind die Edikte das Werk
eines Mannes, der- über den .Schulmeinungen stand, sich wohl ihrer- Hilfe
bediente, aber sich nicht restlos unter sie gab. Die Fragen, die der- Kaiser-
stellt, setzen gerade an dem kritischen Purrkte der- übcr-lieferterr l^ehr-i- ein.
wo sich metaplivsische ( Jrundanschauung und konfuzianische (ii'sehichts-
konstruktion kreuzerr. Es läßt sich auf Grund der .^ntworteir kaum arr-
nehmen, daß der unbefangerre Geist des Kaisers durch die Darlegurrgerr
seines gelehrten Ratgebers bezwungen worden wäre. Er beugte sich de:'.
.Staatsnotwendigkeiten, die ihn auf den Anschluß an die konfuzianisch«-
Tradition hinwiesen, und nahm ihr'e Vertreter- in seine Dienste, weil sie die
brauchbai-sten Werkzeuge seirn-r- Staatspolitik abgaben. Im übi-igen wahrte
er- sich auch so weit die persönliche Freiheit, daß er-, wie uns bei'ichlet
wird, gelegenthch zum Schmei-ze der- gesinnungstreuen Konfuziarier- sich
.Seitensprünge in das Gebiet taoistischer- Magie gestattete.
Im ganzen genommerr geben die drei Edikte mit d<-n zugehörigen
Denkschrilten, auch ohne originelle Gedanken zu l)r'ingerr. ein getreu<-s
Abbild ihrer- Zeit. Sie verdarrken ihre Berühmtheit der Tatsache, daß sie
im Zwiegespräch zweier tj^ischer Vertr-eter- die Auseinandei-setzung der-
beiden Ideenmächte wiedergeben, dei-en Er-gebnis die staatliche Xenor-dnnng
unter der Han-Dvnastie war-.
4. Übersetzung der Edikte und Denkschriften.
Die t'bersetzuug folgt dem 'Text der- Hau -Aimalerr. wie ihn t\ei-
Schanghaiei- Neudruck vom Jahi-e 1888 gibt. Die Texte in 'Ts'üan Ilan um
Kap. 23 sind zum Vergleich herarrgezogerr wor-den. aber sie weisen auß(-i-
Schreibvarianten rrrrr- ein paar- g«'ringfügige AIjw «-ichirngen airf. die den Iniiah
nicht beiMihreir.
Die Edikte und Dt-nkschr-iften sind schon «-inmal ins Deul -ehe üiier-
Ir-agen von Pfizmai<-r unter derrr 'Tit<'l Die Antwoitt-n T n n g- ts (- h ir ng-
schrr's airf die l'rnfragen <l<-s II i m rrr e 1 sso h n es . in di-ii Sirzinrgs-
lier-ichlen dei- piiiL-hist. Klas.se der Kaisei-I. Akademie dvr Wis>ensrha(ten
zu Wierr Bd. XXXIX. S. 345 ff. l)<-r Wer-t dieser rb('r-.setziing ist l)ei
Fr-arrke, Studien S. 91, .\nnr. 2, gekerrnzeichnel.
Bei Du Halde. Deser-iption . . . . di- l'Empir-e (1(- la (' h i m- ImI. 11.
S, 474 tf.. tiridet sich eine tVanzösische ( 'her-setznng iles I. und J. Edikts,
14 St' u ("er I : ("rkuiiHfii /iir >riiailirlirii Nriiorflininc iintn firr M;in-I)\ lui^tir.
dii' ahiM- (It'ii Iiilmli sclii' tVoi wicdcr^iht; auf S. "rJl fl". folgen doi-t Auszüge
aus (Itii (Iici DtMiKschiiliin. woh.i die /.utile DeiiUsclirilt am kür/esteii
lu'haiidi'lt ist.
De Mailla. Ilisti'iir generale de la (liiin Bd. 1 II gibt eine; Über-
setzung des im 'I'unu; Uien U a ii g in ii eiiilialteiien Auszugs aus den drei
DiMiksclirirten.
1.. W'ieirei-. H ud imeii ts. 'J\\ tc s iiist o ri (i ues Bd. J. S. 403 il'., lniuirl
• iuen Auszug aus den di-ei Denkschiifteii. der sehr oberflächlich und manch-
mal ganz fehleihaft ist.
Die lolgende tlbei'setzung ist vr»ii allen diesen vorausgelienden unab-
hängig.
Erstes Edikt.
Ich habe übernommen die Nachfolge in der liöchsten Würde und
herrlichen Henscherfähigkeit '. um sie weiterzugeben ohne Ende und sie
wirken zu lassen ohne Aufiiören. Die Aufgabe ist groß und die Eifüllung
ist schwer. Deswegen finde ich vom fiühen Morgen bis in die Nacht
keine Zeit- zur P>rholung und Ruhe. Beständig denke ich an die Ordnung
der tausendfältigen Ptlicbten. gleichsam in Angst vor einer Unzulänglichkeit.
Deswegen habe ich weit und breit die hervorra2;endsten Männer '■
aller Gegenden aufgefordert, in allen Keichsprovinzen, Lehensgebieten und
fürstlichen Ländern ', tugendreiche, rechtsliebende, umfassend gebildete Ge-
lehrte unparteiisch auszusuchen. Ich wüusche Aufklärung über das Wich-
tigste des großen Grundgesetzes, das Ziel dei- höchsten Erörterungen.
' /^l^.. \ri\ Srlii-kii rrkiiiit die Stelle in seiner Glosse: T^^Tj^^^
^i 7^ -fii/" ^ß^ ^^ y^ \^^- »■empfangen den liiichstgechrten Tliion und die voll-
kommene Tugend der friihei'en Kaiser«. /& ist hier ofTeidiar die aus der Berufung
durch den nimniel ("/^tl^) hergeleitete und darum ideale Fähigkeit (potentia) zur
Ausübung des HeiTSclicramtes. Ajc kommt im Seim king häufig \or und wird
von Legge (S. 60, 208, 2.53, 2.56. "2613) mit e.xcelloiice. excellent •>\oi-trpfI'linh" übersetzt.
- ^. gebraucht für .^M .
' ^Ira" I^f*'' -^"^'l™''k ^,\%. "'•'<' '^o" Cha\annes, MH 11/444 in
anderem Zusanmicnliaiig mit »les braM^s« übersetzt, ^h kommt bei Meng tse in
dem Ausdruck ^h Jtk zur Bezeichnung eines Gelehrten mit hervorragenden Fäliiu-
keiten vor (vs;!. [Menstse. Legsje S. 254 u. 4.Ö4). 4f| setzt Couvrour mit -12^
»ausgezeichnet, hervorragend« gleich. ^^ i^ bezeiehnet demnaeli einen durch seine
Fähigkeiten besonders hervorragenden Mann.
' ^B ^'"^ *^'^ Proviirzen, in die das Keich seit der Ts'in-Zeit aufgeteilt war.
^m -ind die Gebiete der Vasallenkönige W^ -^^ ^P aus der kaiserlichen Familie
(Chavannes. MH 11/530). Die ^g ^^ des Textes sind nach Yen Schi-ku identisrii
mit den ^|J Y^ • Xacii Chavannes. MH II 529 ist Wji^ der von Ts'in Schi-
Huangti eingcfühite Titel für Fürsten, die durch die; Erriclitung des Eiiiheitstaates
ihrer Selbständigkeit verhr^tis; gingen. Seit der Zeit des Kai.scrs AVu ti wurde der
Titel geändert in i^ 14? oder ^|JY^, da ^nv der persönhche Name des Kaisers
war. Die yy[ ^^ hatten kleine Lehensgebiete, in denen sie residierten.
Seufert: Urkunden zur >taatlicliea Neuordnung initer dei- Haii-rJyna^tie. ] r)
Ihr, ihr Würdenträger, dürft in ehrenvoller Stellung euer Haupt er-
heben. Ich entbiete euch (dazu) meinen vollen Glückwunsch. Nun, ihr
Würdenträger, strengt den Scharfsinn eures Denkens an! Ich geiuhe, Ge-
hör zu schenken und Fragen zu stellen.
Ich habe vom Wandel der »fünf Kaiser ^ und »drei Herrscher« gehört ':
sie verbesserten die Staatseinrichtungen, schufen eine Musik, und damit
war das Reich in Harmonie und Frieden. Die (nachfolgenden) zahlreichen
Herrscher schlössen sich ihnen an. Solange die Musik des Yü (Schun)
herrschte, stand die Schao-Musik - in höchster Blüte, zur Zeit der Tschou-
Dynastie die Tscho-Musik '. Als die heiligen Herrscher gestorben waren,
gerieten die Weisen der Glocken und Pauken, Flöten und Saitenspiele
noch nicht in Verfall, aber ihr großes Grundgesetz (tao) schwand dahin
und sank herab*. Als vollends Kie^ und Tschou" auftraten, war das
• Herrschergrundgesetz« " völlig zerrüttet.
In der Zwischenzeit von 500 Jahren * gab es doch zahlreiche Fürsten,
die an der Kultur festhielten, zahlreiche Gelehrte, die auf dem richtigen
' Die (hei Herrscher ^^^' ^P sind hiei- und im Folgenden die Hia. die
Scliang (Yin) und Tschou, die fünf Kaiser j51 'm' ^'"^ ^'® diesen a orausgehcnden
fünf Herrsclier. deren Reilie rnit Yao und Schun schließt. Über die Lelu-c \^on den
^C^jfe und den — ' ^j^, die Tung Tschung-schu aus dem Tsch'iin-ts'iu ableiter.
vgl. Franke. Studien S. 227 ff. In den Denkschriften kommt sie nirgends vor.
^ ^g die Musik des Schun. erwähnt im Lun yü III/25. V1I/L3: XV/10,5
(Legge S. 164, 199, 298), auch im Li ki (Couvreur n/68); wo ^g mit |^ «Fort-
setzung« (der Tugend des Yao) erklärt wird.
•* Der Kommentar des Tschang Yen (Mitte des o. tlahi'hundert> n. Clir.) \ci-
\ersteht unter Aj den Abschnitt Tscho ^(j aus den »Opfergesängen« (h^- Tschou
(vgl. Schi king. Legge S. 606) und Yen Schi-ku setzt ebenfalls Aj mit ^b
gleich. Diese Erklärung ist offenbar unrichtig. Im Ts'ien Ilan-schu Kap. 22.
fol. 4a wird die Tscho-Musik als Werk des Herzogs \on Tschou erwähnl : »König
^Vu schuf die Wu-Musik. der Herzog von Tschou die Tscho-IMusik. Tsclio bedeutet,
daß man (daraus) die Grundwahrheiten der Vorfalu-eu sch('ij)fen kanii'> ^pT 3E
I Den Ausdruck 1^^ lii'f Cliavanm-s. ?»IH1II J22. Anm. 2 erklärt.
' ''^''' ^^ '""^ *''^^' ''^'f^^'' DciTschei- (\<-\- Hia-Dynaste. oesiüi/.l \on Tsch ciii;-
'• Tschou Sin -^.4^ ist der lelztr ilei-i'scjier der Yin-Dyna>tic. ^vstiir/t
\om König Wu ^r ^F •
• ^J^ i^ und ebenso ^g i>i niangci> eines \ öllig adä(iuaten (liMii>clien
Ausdrucks je nach dem Zusammenhang xcrscliieden wii'dergegeben.
*' Die Periodisierung der Geschichte in Abschnitte \on je .'HMt .lalircn. an
deren Anfang ein heiliger Herrscher steht und in deren Verlauf einzelne t'ür ihre
Zeit bedeutende Mäinier auftreten, findet sieh liei Meng tse II B/1H..S und VIT B/;>S
(Legge S. 232 und .'lOI),
1 I > ^>i' 11 l'i Tl ; l iknn<lt'ii /iii' ^i.iMilicIicn X.ihm iIihiiil; iiiiicr lin I Lin-1 )\ii.i>iii'.
W'l'ü«' ItlirluMi. Hill ilii- .lili' ilciii \ orliilil dir \ cinnu^t'in'ii I IciTsclicr Inliit'ii
wiillh'ii. IHM il;iiliii eil iliir /('i( /ii li;ii>iii und y.ii scliiniii'n. I'iid dorli
w.tii'ii sio iiiclil iiiisliiiidc. »U'ii l;ii;lit'li waclisciidni NCflnll /u wenden. I»i'i
den naidiriiliicndrii llirix-licrn r|-.s| trat {\\'\- Stillstand (des Xcrlallsl lin.
\ii wtdrlnii 1 iirliciicii und lirtiimcrn lialpcn sie harliiiickiii (i'sliicliallcn.
dai.> sif dii" lüiilit'itliclikcil \ rilorrn .' I^l i's in der Tal si». daß. wrim der
lliiniii''! M'iiii' Mosliiiiiminu siiiiii^l. man iiiilil wieder iiinkf^lircn kann.
SDiiderii sie weiter veriiilueii iniil.^ Iii^ /um \("illi^:en \ erl'all und dann erst
i\%'y StilLslaiid einliilt .'
l'iirwalii-I Sollte alle Snrirlall his ins Kleinste, alles >Aurstelieii am
iVülien Mc»ri;i'n und Sclilarenueheii in später Naelil • '. aller l'.iler. dem \'(>r-
liild des Altertums nacli/ld;iimmeii. w iiklieli oliiie \ut/<'ii j;evveseii sein!'
W'iirin liestelit denn die Keijlaiihigimf;. daß die drei l)\ nastion '^ den .ViiC-
traji des HinniK'ls emptanüeii liahen'.' Welches ist die l'!iitsteluin,i>sursaclii'
der 1 'mw ;i!znni:eii diireli Ileimsiielinniien und Noriiiw idrigk<'i(en '. \'nn
di-r Natui' »ler .\iilaiie und Hestimmiiiiii mau ''s iViilier Tod oder hohes
.Mter sein, Heivensuiite oder ( iesiiiiiimp;sroliheii ' plleire ich mir die K«'nn-
/.ejclien zu vernehmen, alter noeli hin i<'li nicht aulgeklärt über ihr inneres
<iesetz.
Mein Bestiehell \y\ doch niif. daß jiiiter l'-intluß ausströme und die
Uel'ehle sieh diirehset/.cn. die .'^traleii leicht s<"ieii und das Vei'hrecheii <n'-
liessert werde, daß das ^aiize N'olk in Harmonie und Kn'iide lehe und
die Hegierunjistätigkeit üherallhin deutlich wei.h .
Was muß ich vervollkommnen, was /um <ilanz bringen, daß der
segen.spendende Tau herabralle. dii' hundert (letreidearten gedeihen'^', die
I Wirkung der) lugend'' das ganze Reich durchdringe und dii-. (lüte sich
au-^deline auf ibe Pflanzenwelt, die drei llimmelsleuchten ohne \'erdiiiik-
liing, Kälte und Hitze ausgeglieh(Mi seifii. daß wir den Segen des Himmels
empfangen ' und uns des wirksaintni Einflusses dej' tieister undiiötter erfreuen '*
Daß Tugend und (iüte überströmend sieh ausbreite, begnade die Länder
außerhalb des (iinmittell)aren) ( iebiets "^ und alle Lebewesen mit eiidje/iehe!'
■ Zitat aus Schi kiiii^: (Legge S. .'>l"Ji.
- — /T-P" , die Hia-1)\ iiastic. die Scliaiitr- udei ^'111-! )\ naslic iiikI Hie TncIkiii-
1 »\ iiMstic (Vgl. S. LS .Viiiii. li.
"• Zur t^hersetzung s. Franke. Studien S. 'J^ti.
' Zur ('bersctzung s. Franke. Sriidieii S. UM.
■' fif S^ • (Icwühnlicii ist iiui- von 5^^!^ ihr K'rdc. Dii^sc sind ; dei- K'ri^
lirj , klcl)ii<re Ibise ^, llii>e i^H , Weizen ^. und üninnii ijf . Mit {
•5;^ siiifl üreiiieint : Reis, klehiiirc Iliise und 1 liilsenfiiiclitc. I'.ei jeder dieser drei
-Vrteii weiden 20 L'ntciaitcn uutciscliicd(*ii. Zu diesen die "_*() Arten \ 011 IJauiiifnic-Jiten
lind die -0 .\rten (M-nnise «riht die .diuiidcrt Friiclitarten« ^* '^^ (s. IVtiINni.
Allusioiis litteraires S. 28.")).
'■ Zur ( l)er.setzung s. Franko. Studien S. 2H2.
• Zitat aus Solii kiiig (s. Legge S. R7.'). 886. 4(T<b.
" '/au- ( liersetzunsf s. F''rai)ke. Studien S. 'J'JL .\iiiii. I.
Spufert: Urkunden zur staatlichen Neuordnung unter der Han-Dynastic. 17
Ihr Würdenträger kennt das Werk der alten Heiligen, ihr seid ver-
traut mit den Wandlungen der Sitte und Bildung, dem Gang der Entwick-
lung. In Forschung und Lehre beschäftigt ihr euch schon lange mit der
erhabenen Rechtlichkeit, Stellt sie ans Licht, um mich zu unterweisen!
Trennt nach Inhaltsgruppen in einzelne Abteilungen, bringt nichts
durcheinander und zieht nichts zusammen, wählt es aus der Lehre aus
und zieht sorgsam die Konsequenzen !
Sollte es etwa Unredlichkeit, Unaufrichtigkeit, Unzuverlässigkeit, Un-
zulänglichkeit, Unehrlichkeit in der Verwaltung der Staatsgeschäfte geben,
so schreibt es auf, ohne etwas zu vernachlässigen. Macht den Anfang bei
meiner eigenen Person; doch seid ohne Sorge, daß euch nachher Schaden
erwachse. Setzt alle Soi'gtalt darein, ihr Würdenträger, und haltet nichts
geheim. Ich in eigener Person werde es prüfen.
Erste Denkschrift.
Tung Tschung-schu antwortete darauf:
Eure Majestät haben Ihre hohe Gesinnung sprechen lassen und
haben in einem ausgegebenen weisen Ei'Iaß n ch dem \'erhältnis von
himmlischer Bestimmung und menschlicher Anlage gefragt. Das alles über-
steigt den Bereich meiner geringen Fähigkeiten.
Doch erlaube ich mir zu sagen': Ich habe im Tsch'un-ts'iu die
Geschichte vergangener Zeiten durchforscht und das Verhältnis von Himmel
und Menschheit betrachtet, ein die höchste Ehrfurcht lehrendes Tun.
Wenn eine Regierung in das Verderben des Abkommens vom richtigen
Wege zu geraten droht, dann sendet der Himmel vorher Heimsuchungen
und Unglücksfälle, um sein Mißfallen kundzutun. Weiß man dann noch
nicht in sich zu gehen, so sendet er abermals seltsame Normwidrigkeiten,
damit hierdurch eine Warnung gegeben und Furcht eingeflößt werde.
Weiß man auch dann noch keine Besserung herbeizuführen, dann wird
das Veiderben zum Äußersten kommen. Man sieht hieran, daß des
Himmels Herz die Güte ist, daß er den Fürsten liebt und seinen Ver-
irrui'gen Einhalt tun will. Ist es nicht ein Zeitalter, in dem das Rechte
völlig zerstört ist, so müht der Hinrmel sich, es zu erhalten und ihm
Frieden imd Unversehrtheit zu gewähren^.
Es kommt nur auf das Sichanstrengen an, auf sonst niehts. Strengt
man sieh an, sich zu bikLn, so wird die Erfahnrng umfassend und das
Wis>en gewinnt an Klarheit. Strengt man sich an im recht' n Lel'Cns-
wandel, so erhöht sich die innere Kraft ^ von Tag zu Tag und man bringt
' Bescheidene Einführung der eigenen Meinung, w örtlich : ich entscheide mich
ehi'fnrchtsvoll dahin.
- Franke, Studien S. 24.'!.
^ Die Bedeutung von -j'fii im einzelnen Fall ist vcr-schicdcir wieder-gegeben ;
sie ist aber immer abgeleitet von der Gr-undbedeutung: Verwirklichung dos inner-en
Wesensgesetzes (^^) in der Er'scheinung.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1922. I. Abt. 2
1 (^ Seufi'iM ; Urkuiidfii /.»ji- >t;iatliclit;n Nctuirilimiii: uiiici' ilor Hari-Dyiiastif.
es ZU großer Leistiinj;. Diircli dies ülles k;inii rii.iii es schnell wieder /.iir
Höhe l)i-in<xfii ' und etwas ^^)I•l)illllielles aurstelleii.
Im Selii kiiig heißt es: "NinuniT iniißii;. iVüli und spät«'' und im
Schu Iving stellt: • Nui- eilVii;, eilVigl" '. AHes handelt \()n diesem Sirli-
anstrengen.
Die Norm (fau) ist das, vvodureh man anl' den Weg des Uegierens
gelangt. Herzensgüte, Hechtlicldveit, reehte I'orm und Musik sind sämt-
licli die AVerkzeuge hierbei*. So hatten, als (He heiligen Herrseher sehon
gestoj-ben waren, doch die Söhne und Enkel Dauer und Bestand, P^iicden
und Ruhe während Hunderten von Jahren. Das ist alles di<' Wirkung der
rechten Formen, der IMusik, der Lehre und Bildung.
Ehe ein Herrscher eine eigene Musik schafft, folgt er der Musik der
iVüheren Herrscher, die zu den Zeitverhältnissen paßt, und damit läßt er
Lehre und Bildung tief eindringen in das Volk. Wenn der Geist der
Lehre und Bildung nicht zur Wirklichkeit wii'd, dann kommt die Musik
der »Fcstlieder« und >• Opfergesänge« ■' nicht zur Vollendung. Wenn ein
Herrscher^ sein Werk vollendet hatte, dann schuf er eine Musik''. In der
^lusik verschaffte er seinem Wesen Ausdruck. Die Musik ist es, mit der
man die Geistesrichtungen des Volkes wandelt und die Sitten des Volkes
verfeinert. Durch sie ist die Wandlung des Volkes leicht, durch sie wird
die Verfeinerung der Menschen offenbar**. Denn die Töne äußern sich
in der Harmonie und wurzeln im Gefühl. Sie dringen in Fleisch und
Haut und bergen sich in Knochen und Mark". So mag zwar die Norm
1 Yen Schi-ku erklärt iS mit »in rascher Wendung« j^j^i^'fni' ^"^^
Wörterbuch \on K ang-hi gibt unter Heranziehung obiger Textstelle für irs die
Bedeutiuig i^ .
- Schi king (Legge S. 543j.
3 Das Wörterbuch von K'ang-hi gibt als (^)uc!le für diese Stelle trotz der
Einleitungsformel ^^ R die obige Denkschrift an imd erklärt »-j^ mit 'Iw »an-
feuern, Anstrengungen machen« (Couvreur). In dieser Bedeutung kommt *2^ rE
^■^ afe im Schu king (Legge S. 74) vor. Über die Herkunft dieses Zitats vgl.
S. 20 Anm. L
* Franke, Studien S. 126, Anm. 2.
^ Zur Übersetzung s. W^ilhelm, Lun yü IX/l-l: »Fcstlieder« ^ffi und "Opfer-
gesänge« ^M sind Texte des heutigen Schi king. Zur Stelle vgl. Schi ki Kap. 20
fol. Ib: Daher sagt man: »Wenn die Weisen der »Festliedcr« und - Opfergesänge«
den leitenden Einfluß haben, dann ist das Volk in Ordnung« j^^T^'^^M'^
^ ^ Ifll S IE (^- Chavannes, MH III 232).
'' ^T^ >• Zentralherrscher«. In diesem Sinne ist die Übersetzung »Herix^her«'
im Folgenden stets gebraucht.
^ Dieser Satz wörtlich ebenso im Li ki (Couvreui' 11/62, § 26).
s Ähnliche Ausführungen im Li ki (Cou\Teur 11/71, §7).
^ Dieser Gedanke ist weiter ausgeführt bis auf die Wii-kung der einzelnen
Töne auf die einzelnen Teile des Körpers im Schlußabschnitt des 24. Kapitels im
Schi ki, vgl. Chavannes, MH UI/290ff.
Seufert: Urkunden zur staatlichen Neuordnung unter der Haii-Dynastic. 19
(tao) des Herrschers schon Abschwächung und Einbiisse erlitten haben,
aber die Weisen der Flöten- und Saitenspiele sind doch noch nicht in
Verfall geraten. So zum Beispiel übte Yü (Schun) schon längst nicht mehr
die Regierung aus, und seine Musik, seine Opfergesänge, sein hinter-
lassener geistiger Einfluß blieb doch gleichsam erhalten. Daher konnte
Konfuzius, als er in IVi war, die Schao-Musik vernehmen '.
Nun gibt es keinen Fürsten, der nicht Frieden und Dauer ersehnte
und Gefahr und Untergang verabscheute. Wenn es aber trotzdem sehr
oft vorkommt, daß die Regierung in Unordnung gei-ät und das Reich in
Gefahr kommt, (so rührt dies daher, daß) die beauftragten Männer nicht
die richtigen und die befolgte Noi-m nicht die rechte war. Deshalb mußte
die Regierung täglich mehr hinsinken und zugrunde gehen.
Die Norm der Tschou-Dynastie verfiel unter den Königen Yu und
Li^. Aber nicht die Norm selbst wurde zunichte, sondern Yu und Li
richteten sich nicht nach ihr. Als die Herrschaft auf Süan^ kam, der
seinen Sinn auf die Tugend der vorigen heiligen Herrscher richtete, da
wurde der Stillstand wieder behoben, die Verderbnis gebessert und das
verdienstvolle Werk des Königs Wen wieder ans Licht gebracht. Die
Norm der Tschou erhob sich wieder in strahlendem Glanz. Die Sänger
(des Schi king) feierten ihn und sangen: »Der erhabene Himmel schützt
ihn, er läßt ihm treff'liche Heller erstehen. Die folgenden Geschlechter
lobpreisen ihn bis heute ohne Aufhören«*.
Das ist der Erfolg des rechten Handelns »vom frühen Morgen bis
in die späte Nacht ohne Unterlaß« ^ Konfuzius sagt: »Die Mensehen ver-
mögen die Wahrheit groß zu machen, nicht die Wahrheit macht die
Menschen groß«^ So hängt also Ordnung und Verwirrung, Verfall und
Blüte von der eigenen Person ab, und nicht verhängt der Himmel ein
Schicksal, das man nicht wieder wenden könnte. Infolge der Torheiten
und Irrtümer, an denen man hartnäckig festhält, geht die (rechte) Einheit-
lichkeit verloren.
Ich habe gehört: Wenn der Himmel einen hoch begnadet, daß er
ihn zum Herrscher beruft, so muß etwas geschehen, was keine Menschen-
kraft herbeiführen kann und was von selber eintritt. Das ist die Be-
glaubigung für den Empfang des himmlischen Auftrags^. Die Leute im
1 Lun yü VII/13 (Legge S. 199).
^ König Yu »der Finstere« regierte von 781 — 771, König Li »der Schreck-
liche von 878—841, vgl. Meng tse (Legge S. 293).
■' König Süan, 827 — 782, von den Regenten, den B'ürsten von Tschou j^
und Schao j3 , auf den Thron erhoben, führte eine gute Regierung.
' Verse dieses Wortlauts stehen nicht im Schi king. Inhaltlich nahestehend
sind Verse aus einem Liede des Schi king auf König Wu (Legge S. 4G0).
•'' Zitat aus Schi king (Legge S. 54(3).
« Zitat aus Lun yü XV/28 (Legge S. 302).
" Vgl. dazu Meng tse V. A/6,2 (Legge S. 359): »Was ohne menschliches
Zutun geschieht, stammt vom Himmel ; was ohne menschliches Retreihon eintrifft.
ist Bestimmung" (nach Wilhehii, Mong dsi S. 107).
20 Seil t'i- IM : Urkmiilcii /in- ••Matliclu-ii NfUdrdmiii!^ iinifr iIit 1 Ian-Dvn;isiir.
ÜJinziMi Hcii'li wciidon sicli iliiii rimiiütii; /.ii. wie iii;iii sirli v.u V;it(M' und
Mutter wontli't. Dann stclliMi sirli dir ^lüclvliclicii /ficlicii des llinmicls
t\cv Wnliilieit füllend ein.
Ini Sehn kinj^ lieißt es: "Kiii weißei- Fisch spran«; in des Könif^s
Boot. Ein FeiitT l^ani auf des Königs Haus und zerfloß wi Gestalt eines
Haben»'. Das ist die Ueghiubigun«»; i'ür den Kmpfang der hiiniulisclien
Hestinuuuug. Per Herzog von Tschou viel": 'Kifrig, eilrig!"' Konfuzius
sj)rarh: Die Tugoiul Itleiht nicht einsam, sie findet immer Menschen, die
sich ihr zugesellen"'-'. Das alles ist der Krfolg von Mehrung des fintcn
und Häufung der Tugend.
Dann unter den späteren Geschlechtern kam Zügellosigkeit, Lässigkeit,
N'erfall und Schwäche: man war nicht mehr imstande, die JMeuschheit ein-
heitlich zu oi'dnen. Die Lehensfürsten wandten sich ah und empörten sich.
Sie mißhandelten und bedrückten das brave Volk in ihren Streitigkeiten
um Land. Läßt man (im Reich) die Lehren der Tugend verkümmern und
wendet statt dessen Strafen an (zur Lenkung des Volkes), und treffen dann
die Strafen nicht die Schuldigen, so entstehen üble Stimmungen. Häufen
sich aber die üblen Stimmungen bei den Unteren an, so werden Rache-
gefühle genährt gegen die Oberen. Sind die Oberen und Unteren nicht
in Einklang miteinander, so geraten das i/in und i/ang in Widerstreit, und
widernatürliche Zeichen von übler Vorbedeutung treten hervor. Das ist die
Entstehungsursache der ungewöhnlichen Erscheinungen und Katastrophen^.
Ich habe gehört: Bestimmung ist, was der Himmel anordnet: Anlage
ist, was den Stoff des Lebensvorganges bildet; Regung ist, was des Menschen
Begehr ausmacht. Mag es früher Tod oder hohes Alter sein, Herzensgüte
oder Gesinnungsrohheit, wie der Ton und das Metall vom Töpfer und
Erzgießer, so werden sie alle geformt. Aber die ungemischte Reinheit kann
man nicht heimstellen, denn was geboren ist, geht aus Ordnung und Chaos
hervor, darum ist es nicht einheitlich''.
Konfuzius sagt: »Das Wesen des Herrschers ist der Wind, das Wesen
der Geringen ist das Gras. Das Gras, wenn der Wind darüber hinfährt.
* Beide Zitate sind nicht im heutigen Text des Scliu king enthalten,
sondern sie gehören zu den Fragmenten des in der Han-Zeit gebräuchlichen Schu king-
Textes. Sie finden sich mit kleinen Abweichungen im Schi ki Kap. 4, fol. 3b ft".
(Chavannes, MH 1/226) und bei Legge (Schu king 8. 298) als Wiedergabe aus
Kiang Scheng's Schang schu tsi tschu yin schu fp^ ^g- :^^ nX 'S l^lC ' ^^^''
den chinesischen Kommentatoren bedeutet der weiße Fiscli, der in das Boot des
Königs Wu sprang, den Übergang des Reiches von der Yin-Dynastie (deren Farbe
weiß war) an die Tschou-Dynastie. Da ferner rot die Farbe der Tschou, der Rabp
das Symbol der kindlichen Pietät ist, so wird die wunderbare Erscheinung des F'euers
und des Raben gedeutet als ein Beglaubigungszeichen an König Wu, daß er im-
stande sei, das Werk seines Vaters Wen fortzuführen (vgl. Chavannes, MH I/22(i,
Anm. 1 u. 2).
2 Zitat aus Lun yü IV/2Ü (Legge S. 172).
•'' Franke. Studien S. 190.
* Franke, Studien S. 194/195.
Seufert: Urkniulen zur staatliehen Xeuoidiiiiiit!; imror dn- Haii-Dviiastie. 21
muß sich beugen«!. §0 wandelten Yao und Scliun in Tugend, und das
Volk hatte Herzensgute und hohes Alter, Kie und Tschou wandelten in
Grausamkeit, und das Volk hatte Gesinnungsroheit und frühen Tod. Denn
die Oberen bilden die Unteren, und die Unteren folgen den Oberen gerade
so wie Ton auf der Töpferscheibe, den der Töpfer nach seinem Beheben
gestaltet, oder wie Metall in der Gußform, in der es der Erzgießer nach
seinem Belieben gießt. »Er gibt ihnen Frieden und sie kommen herbei:
er treibt sie an und sie sind in Harmonie--. Das ist gemeint.
Ich erlaube mir zu sagen: Im Text des Tsch'un-ts'iu habe ich
nach dem Prinzip der wahren Königsherrschaft geforscht und habe es ge-
funden bei dem Worte tscheng (richtunggebend). Tscheng folgt auf wang
(Herrscher)^ und icang folgt auf tscKiin (Frühling). TscKun bedeutet, was
der Himmel schafft, tscheng (richtunggebend) bedeutet, was der Herrscher
schafft. Der Sinn dessen ist: Von oben empfängt er, was der Himmel
schafft, nach unten hin macht er das so Geschaffene richtunggebend. Das
ist einfach das Prinzip der wahren Königsherrschaft ^.
Wenn also der Herrscher Geltung haben will, so muß er seinen
Ausgangspunkt beim Himmel suchen. Das Wesentliche der göttUchen
Ordnung beruht auf dem //in und dem gang. Das gang ist »die schaftende
Kraft", das gin »die zerstörende Kraft«*. Die zerstörende Kraft bestimmt
das Töten, die schaftende Kraft bestimmt das Erzeugen. Darum hat das
gang seinen Ursitz im großen Sommer' und seine Tätigkeit besteht darin,
zu erzeugen, zu nähren, zu unterhalten, zu mehren. Das gin hat seinen
Ursitz im großen Winter^ und sammelt im leeren, nicht wirkenden Ort.
1 Zitat aus Lun yü XlI/19 (Legge S. 259). t'^bersetzung von Wilhehn
(Kuiig futse Gespräche 1910, S. 128).
2 Im Text steht ein wörtliches Zitat aus Lun yü XIX/2.Ö.4 (Legge S. 349)
ohne als solches gekennzeichnet zu sein.
^ Die Ausführung knüpft an den Anfang des Tsch'uii-ts'iu-Textes Yin kung
yT* 4E ^^ ^F Yp El an und leitet aus der Stellung der Zeichen im Text das
innere Beziehungsgesetz der einzelneu darin erwähnten Faktoren alj. Die Aus-
führungen sind ein 31usterbeispiel für scliolastische Auslegekunst. Zur Stelle
vgl. Franke, Studien S. 301/302 und 301, Anm. 1. Über die Bedeutung der Schluß-
partikel TT ßH handelt G. v. d. Gabelentz, Chincs. Grammatik §1278 S. 468
und Legge zu Lun yü VII/18 (S. 201).
' Übersetzung von |iS. und fl-|J nach Franke. Studien S. 191.
■' In ~tC ^ und ~TC^^S* wäre -vT sinngemäß mit »kosmisch« wiederzu-
geben, denn mit »Sonuner« und »Winter" sind hier kosmische Zeiten gemeint. Das
P'ei wen yün fu wie das P' ing tse loi pi en geben unter "TT B^ ("»d ~TC^*)
nur diese Stelle aus der Lebensbeschreibung des Tung Tschuiig schu. Die übrigen
angeführten Stellen beziehen sich auf den Tanz Ta-hia oder den Völkernameu Ta-hia.
— Die hier vertretenen Anschauungen la.ssen sich mit den im Tsch'un-ts'iu fan lu
gegebenen (Franke, Studien S. 191 iV.) nicht zusammenbringen: es liegt hier offenbar
eine andere Wendung seiner metaphysischen Spekulationen vor, die mit der Zwei-
teilung arbeitet.
2*2 StMifrrt : ITrkuiidcn zur staatlichen N'cudnlimiiü; unter der llan-Dyiiastio.
Daraus Uann man tM'solicn, (ial.i der lliiniiicl sicli aiit die schafTende
Kraft stiit/,t iiiid iiiclit auf die /ci'stüi'ciuk' Kraft. Der Ilimnul läßt das
ynitij licrvortrctoii, sich auf der Oltcrlläclie verbreiten iiiul das Werk des
Jahres bestiiniiien. Kr laßt das ///// zuiiicktriten, sich heiinlieh bergen in
der Tiefe und zu bestinnnten Zeiten hervortreten, um das yony zu unter-
stützen. Wenn das i/ontj nieht die Hilfi' des i/in beUomnit, so ist es auch
nicht imstande, alli'in das Werk des .lahres zu vollenden '. So iK-niht th r
HegrilV des i/aiuj auf der Vollendung des .lahrrs'^
Das ist der Plan des Iliminels. Der Herrscher nimmt drii Plan des
Himmels auf und geht damit seinen Angelegenheiten nach. Daher soll er
sich auf die Lehren von der (schanenden Kraft der) Tugend und nicht auf
die (zerstörende Kraft der) Strafen stützen ^. Auf Strafen kann man sich
nicht stützen, tun die Welt zu oidnen. so wenig als das yin die Stütze für
die Vollendung des Jahres sein kann. Wenn man (also) in der Kegierung
sich nur auf Strafen stützt, so ist man nicht in Übereinstimmung mit dem
Himmel. Daher wollte keiner von den (heiligen) Herrschern des Altertums
so handehi. Wenn man nun die Beamten l)eseitigt, die für die Lehre von
der Tugend der alten Herrscher sorgen, und allein Angestellte, die das
Recht handhaben, verwendet, um das Volk zu regieren, hat das etwa nicht
die Bedeutung, daß man sich auf die Strafen stützt? Konfuzius sagt: »Keine
Belehrung ausüben und doch töten, das heißt Grausamkeit«''. Eine grau-
same Kegierung ausüben über die L^ntertanen und zugleich verlangen, daß
die Lehren der Tugend das Reich bis an die Grenzmeere erfüllen, das ist
doch schwer zu einem guten Ende zu bringen.
Ich erlaube mir darzulegen, warum das Tsch'un-ts'iu für i (eins)
yi'tan (Uranfang) sagt'". I (das Eine) ist das, woraus alle Dinge ihren An-
fang herleiten. Yüan (Uranfang) ist das, was die »Erläuterungen« (des
Yi king)'' als »groß« bezeichnen. Wenn uun das (Jahr) eins Uranfang
^ Das Gegenseitigkeitsverhältnis von ijang und yin ist weiter ausgeführt im
Tsch'un-ts'iu fan lu, s. Franke, Studien S. 192.
2 Der Sinn des Satzes ist unklar; vielleicht: Der Begriffsinhalt des yang
wird nur durch seine Leistung im Jahresverlaufe deutlich. — Die Erläutenuigen der
chines. Kommentatoren zur Stelle sind unbrauchbar.
3 In diesen ganzen Ausführungen wird mit der Doppelbedeutung von Y^
und ff|J (im metaphysischen System: schaffende Kraft und zerstörende Kraft, im
ethisch-politischen: Tugend [Wirkung der Tugend] und Strafe) gearbeitet. Im Deutschen
lassen sich die verschiedenen Bedeutungen nicht in einem Worte zusammenfassen.
•' Zitat aus Lun yü XX/2, 3 (statt W^ dort ^^, Legge S. 353).
•'• Auch hier (wie S. 21. Anm. 3) geht Tung Tschung-schu vom Tsch'un-
tsiu-Text aus »Yin Kung yr*riE<' und erkl.ärt. warum hier nicht — •, sondern
7C gesagt ist.
•^ Für die Erklärung greift er auf das Yi king zurück. Der angeblich von
König Wen verfaßte Kommentar zu den 64 Hexagrammen sagt ziun ersten : »K'ien
(stellt dar), was groß und grundlegend, durchdringend, günstig, lecht und fest ist«
(nach Legge, SBE vok XVI, S. .56), ^fj 7^) ^ ^ij ^- i» dem Kommentar
Seuf'ort : Crkunden zur staatlichen Neuordiiuns: uiitfi- rler Han-Dviiastii-. 23
genannt wird, so achtet man darauf, dem Anfang Bedeutung zu geben,
imd wünscht, den Ausgangspunkt richtunggebend zu machen.
Das Tsch'un-ts'i u schürft tief nach dem rechten Ausgangspunkt
und nimmt, indem es (ihn) an die Oberfläche kehrt, bei den Hochstehenden
den Anfang. Wer also ein Gebieter sein will, der hält seine Gesinnung
recht, um seinen Hof recht zu halten'. Er hält seinen Hof recht, um die
Beamtenschaft recht zu halten. Er hält die Beamtenschaft recht, um das
Volk des Reiches recht zu halten. Er hält das Volk des Reiches recht,
um die Welt ringsum recht zu halten. Weun die Welt ringsum im Rechten
ist, dann widerstrebt niemand nah und fern, sich im Rechten zu vereinigen,
und gibt es keine üblen Stimmungen, die dazwischen Verwirrung stiften,
so sind das //?"/? und das jjang ausgeglichen und Wind und Regen erscheinen
zur rechten Zeit; alle Wesen sind in Eintracht und das zahllose Volk ge-
deiht, die fünf Getreidearten reifen und Kraut und Baum steht in üppiger
Pracht; was zwischen Himmel und Erde ist, wird übers('hüttet mit reichem
Segen und groß wird die Fülle und Herrlichkeit. Was innerhalb der vier
Meere lebt, hört von der Blüte der Tugend, und alle kommen herbei, um
Untertanen zu sein. Alle Gegenstände von glücklicher Bedeutung kann
man herbeiführen, günstige Vorzeichen stellen sich dauernd ein'^. Und
dann ist die wahre Königshen*schaft vollendet.
Konfuzius sprach: »Der Phönix kommt nicht, der Fluß gibt kein
Zeichen heraus. Es geht mit mir zu Ende«^. Er ist betrübt im Herzen.
21^ jfe Grundbedeutuiigtii findet sich die weitere Erklärung: »Die Wörter ywa//,
heng, li, tschen(g) sind die von König Wen angefügten Formeln, um die günstige
oder ungünstige Bedeutung eines jeden Hexagramms zu bestimmen. Sie sind das,
was man die »Bestimmungsformeln« {t'uan) nennt. (Das Wort) yüan heißt groß. . . .
^^^""tfei TC >^ "tfei (^o'" Philastre, Le Yi-king 8.15). Legge erwähnt in
seiner Übersetzung des Tsch'un-ts'iu zu jr* ^rF- (8.4, Par. 1). daß Kung-yang"
diesen Ausdruck nur als »erstes Jahr des Fürsten« S -4-' ~^ "vh rSG auffaßt,
während Tu Yü (der Erklärer des Tso tschuan im 3. Jahrh. n. Chr.) darin den tieferen
Sinn findet, daß zwischen dem ersten Jahr eines Herrschers und den folgenden
Regierungsjahren dieselbe Beziehung bestehe, wie zwischen dem uranfänglichen
Chaos und dem daraus hervorgehenden Kosmos, daß also die Bezeichnung des
ersten Jahres mit giimi den Herrscher von vornherein auf den Weg der Ordnung
weise. Die Stelle hier in der Denkschrift zeigt, daß diese »tiefere« Erklärung
schon bei Tung Tschuug-schu vorhanden ist.
' Der Zusammenhang ergibt die obige i'bcrsetzung des bei Franke. Studien
S. 12*) angeführten Zitats.
2 Gegenstände von glücklicher Bedeutung: z. B. purpui-nes Gras, segen-
spendende Ähre; günstige Vorzeichen: z. B. das Erscheinen \ on Phönix und Ein-
horn. Dazu vgl. Franke, Studien 8. 222 mit Anm. 4.
^ Lun yü IX/8 (Legge S. 219). Der Vogel feng ist der sagenhafte Vogel,
der mit seinem Weibchen huang zur Zeit Schun's sich in der Halle des Palastes
zeigte und zur Zeit des Königs Wen auf dem Berge Ki gehört wurde. Sein Er-
scheinen weist darauf hin. daß ein heilieer Herrscher den Thron inneliat. Das
24 Seil fc it ; ri-kiiM(lfii 7.111' st;i,itlii-ln'ii Xi-iiDidiuin:; uiitcc dt-i- I liin-Dyiiastio.
(l;iLi er zwar (diircli si'iiit'ii iiiiuMfii W'oit) iiiistMiidc wäi'e, diese Dini^c
horbeizurülirt'ii. aber soiiio I*«M-S(tii (/u) uci iiii; und niedrig ist, als dal.^ ei'
ihr Kommen eiTeielien kTniiite'. Nun halten Kiire Majestät den liolien
Stand des Ilimmelssolmes. An Reielitiim liesilzt Ihr (alles innorhalli der)
tirenzmeere '■'. llii- lial)l dii' W'iinle inne. die ihr Kommen erreichen kann,
ihr üht die Maeht ans. die ansreii'ht, nni sie herhii/iii'i'ilnen. dazu hahl
Ihr die AnhiLjen, die imstande siniK sie herbeiznfiihicn. IJnr Wandel ist
erhaben nnd Kure Cinade reieli Euer Wissen ist Klar und Eure Absichten
vortrelVlieh. Ihr liebt das Volk und schätzt die Gelehrten. Das heißt ein
vortrefl'licher Gebieter. Wenn trotzdem Himmel und Erde noch nicht Ant-
wort gehen nnd keine glücklichen Vorzeichen erscheinen, woher kommt das!'
Immer wenn Bildung und Lehre nicht ausgeübt werden, ist das Volk
des Reiches nicht im richtig geordneten Zustande. Das Volk läuft dem
Gewinn nach, wie das AVasser nach unten Hießt. Dämmt man es durch
Bildung nnd Lehre nicht ein, so kann man es nicht halten-'. Wird also
Lehre und Bildung ausgeübt, und (dadurch) Verbrechen und Ver-kehrtheit
aufgehalten, so sind die Dämme heil. Wird aber Lehre und Bildung Ijci-
»Zeicheii«, das aus dem Fluß ci'sclieint. ist wolil <'in Hinweis auf die Sage, daß
zur Zeit des Kaisers Fu-lii aus dem gelben Fluß ein L'nticr mit Pferdeleib und
Drachenkopf und Zeichen auf dem Rücken, mid aus dem Lo-Fluß eine Schildkröte
mit einer Schrift auf dem Rücken erscliienen seien, von denen Fu-hi die Anregung
zur Erfindinig der Hexagramme bekommen halien soll. So erklärt Legge im
Lun yü IX/8 Anm. (S. 219) und in seiner Einleitung zum Yi king (SBE vol. XVI.
S. 14ff.). Chavannes (MH V 41G, Anm. \i) erwähnt eine andere Hypothese, nach
der es sich bei diesen -»Zeichen« um Eingrabungen prähistorischer Scliriftzeicben
auf Steinplatten handeln soll.
' Yen Schi-ku erklärt in der Glosse: »Der Phünix und das Zeichen aus
dem Fluß sind Olfenbarungszeichen des Herrschers. Konfuzius klagt selt)st darüber,
daß er zwar die inneren Eigenschaften (fi^l j hat, aber nicht die Stellung, weswegen
sie nicht erscheinen (können)«. Es ist also nach altchinesischcr Anschauung die
Verwirklichung der idealen Herrschaft gebunden an das Vorhandensein einer geistigen
und sittlichen Begabung für dieses Amt (fffl-) und den Besitz des Thrones ("\\f)i
der allein die Autorität zur Durchführung sozial-ctiiischer Regelungen des Volks-
lebens gibt. Vgl. Tschung yung XXVni/4 : »Selbst wenn einer den Thron
innehat, aber nicht die rechte Begabung (fEl) dazu besitzt, so darf er nicht wagen,
ein Ritual und eine Musik zu schafTen. Auch wenn er die rechte Begabung besitzt,
aber nicht den Thron innehat, so soll er ebenfalls nicht wagen, Ritual und Musik
zu schaffen.« Zu diesen beiden Faktoren fügt im folgenden Tung Tschung-schu
aus historischer Einsicht nnd A^erständnis für die Notw^eudigkeiten der Staatspolitik
zur Verstärkung noch eine dritte Bedingung liin/.u: den Besitz ausreichender Macht-
mittel zur Durchsetzung der Persönlichkeit.
2 Vgl. die fast wörtliche Übereinstimmung mit Tschung yung XVH/l
(Legge S. 399). Dort ein Lobpreis auf Schun: »Seine Würde (^@^ anstelle von ^
des Texte.s) war der Thron. An Reichtum hatte er alles innerhalb der vier Meere«
3 Franke, Studien S. 197.
S e u f e r t : Urkunden 7.ur staatlichen Neuordnung unter der Han-Dynastie. 2 5
Seite fi;esetzt, so daß Verbrechen und Verkehrtheit sich gleichzeitig erheben,
und sind alle Strafen nicht imstande, (darüber) Herr zu werden, so sind
die Dämme geborsten.
Die Herrscher des Altertums waren sich dessen bewußt. Deswegen
blickten sie mit dem Gesicht nach Süden und brachten so die Welt in
Ordnung'. Sie machten stets Belehrung und Bildung zur wichtigsten An-
gelegenheit. Sie erriehteten eine Studienanstalt für die Belehrung im Staate
und schufen Schulen für die Bildung in den Dörfein^ Sie »durchtränkten« ''
das Volk mit Herzensgüte, .sie gaben ihm Glanz* durch Rechtlichkeit, sie
hielten es in Schranken durch die Ordnungen. Daher waren ihre Strafen
sehr leicht, und doch wurden die Verbote nicht übertreten. Lehre und
Bildung waren wirksam und so Sitten und Gebräuche gut. Wenn die
heiligen Herrscher auf ein Zeitalter, das in Verwirrung wai-, folgten, dann
wischten sie seine Spuren weg und beseitigten sie völlig. Sie pflegten aufs
neue Lehre und Bildung und erhoben sie wieder zu Ehren. Nachdem
Lehre und Bildung wieder ans Licht gestellt und Sitten und Gebräuche
wieder gefestigt waren, folgten Söhne und Enkel ihnen nach. Sie blieben
fünf- bis sechshundert Jahre in Kraft, ohne zu verfallen.
Erst in den letzten Zeiten der Tschou war die Normwidrigkeit so
groß geworden, daß sie das Reich verloren. Die Ts'in folgten auf sie,
aber sie waren keineswegs imstande, diese zu bessern, vielmehr vermehrten
und vergrößerten sie sie noch. Schwere Strafen verboten das klassische
Studium, und man durfte kein Buch heimlich bei sich haben. Sie verwarfen
Ritual und Rechtlichkeit und verabscheuten, davon zu hören. Ihr Sinnen
ging darauf, die Norm der alten Heiligen völlig auszutilgen und aus eigenem
Belieben ein tyrannisches und frivoles^ Regiment aufzurichten. Daher waren
sie nur vierzehn Jahre an der Herrschaft, da war das Reich schon zer-
schmettert. Seit den ältesten Zeiten hat es (keine Dynastie) gegeben, die
so wie die Ts'in -Dynastie Verwirrung mit Verwirrung vermehrt und das
Volk des Reiches so sehr zugrunde gerichtet hätte. Das Gift, das sie
1 Der Fürst sitzt bei Empfängen mit dem Gesicht nach Süden. |^ M]
ist daher im Lunyü VI/1 (Legge S. 184) und bei Meng tse V. A/4,1 (Legge
S. 351) einfach als Bezeichnung für den Fürstenstand gebraucht. Im Lun yuXV/4
(Legge S. 295) wird dieser Ausdruck angewendet zur Charakterisicruiiii- der groß-
artigen Herrschertätigkeir Schun's, die nicht auf Regierungshandlungen, sondern
nur auf der Wirkung seiner Persönlichkeit beruhte. In diesem Sinne heißt es dann
im Li ki (Couvreur, 1/563): »So standen die Heiligen mit dem Gesicht nach Süden,
und im Weltreiche herrschte die große Ordnung."
2 Franke, Studien S. 102 Anm. 1.
3 Übersetzung nach Franke, Studien S. 197.
* Wörtlich: abreiben, polieren.
* Yen Schi-ku setzt ^M gleich S (auch bei Couvreur). Er erklärt ^
mit »einzig (gerichtet) auf iNIacht und Cievvinn« -^ ^ ^H ^ij -{^ ""d |^j|j >"''
»ohne Respekt vor Liebe und Rechtlichkeit« f^^ ^ ^ ^ . Beide Bedeutungen
sind in der Übersetzung zusammengefaßt in »frivol«.
1^() ^(U l'i- II : l iliimlfii zur s1n;Ulifiirn Xi'UnnliiuiiL,' untri di-r Il;iii-Dyn;istic.
Iiiiiterlassi'ii lialuMi. iiml die Reste des IJrarnles sind bis jetzt noch iiiclil
ausgetilgt. Sie lieuirken, daß die ( Jewohidieiten und Gebräuche geludtlos
und schl(>cht sind, daß das \'olk nnanfVichtiii, gewij-senhjs. widerspenstig,
trotzig, /erstörungssüchlig und aufrührerisch ist'. ^V(> hat es je einen
Verfall von solclier (iröße gegelieii! l\(iiifu/,ius sagt: >• Faules Holz kann
man nicht schnit/.'-n. Kine \\'and aus schlecliteni Lelini liißt sich nicht
streichen« -'.
Wenn jet/t die llan-I)\ nastie anf die Tsin-Dynastie folgt, So ist es
gerade so wie mit dem faulen IIolz und dei' sihlechten Lehmwand. Selbst
wenn man es gut zu oi-dnen begehrte, wie wäre dies möglich! Recht geht
aus. und V(M'biechen entsteht, Befehle werden erlassen, und Betrug erhebt
sich. Das ist gerade so, wie weiui man mit kochendem Wasser das Sieden
einhalten, mit einem Bündel Reisig sich dem Feuei- wehren wollte. Es
wird ja nur mehr und hat keinen Nutzen.
Ich möchte einen Vergleich ziehen mit einer Zither, deren Stimmung
gänzlich verloren ist. ^lan nuiß abspannen und wieder frisch bespannen,
dann erst kann man sie spielen. Wenn eine Regierung ohne jeden Erfolg
bleibt, muß man sie umwandeln und von (!rund aus leformieren. dann erst
kann Ordnung entstehen. Wenn man frisch spannen müßte, es aber nicht
iLit. dann kann auch ein geschickter Künstler nicht die Stimmimg gut-
machen. Wenn man von Grund auf reformieren sollte, es abei- nicht tut,
dann kann auch ein großer W^eiser die Regierung nicht gutmachen. Seit
die Han-Dynastie das Weltreich erlangt hat, will man ständig die Regierung
gutmachen, aber bis jetzt hat man es nicht dazu gebracht. Da liegt der
Fehler dai-an. daß man von Grund aus reformieren müßte und es nicht
getan hat.
Die Alten haben ein W^ort. das sagt: Besser als an einem tiefen
Wasser zu sitzen und begehrlich nach den P^ischen auszuschauen ist zurück-
zugehen und ein Netz zu knüpfen, .letzt sitzt man schon mehr .als 70 Jahre
bei der Regierung * und begehrt Or^lnung. Es wäre besser, man ginge einen
Scliritt zurück und reformiei'te von Grund aus. ]Mit einer gründlichen
Reform kann man gute Ordnung herstellen. Ist diese hergestellt, dann
werden die Heimsuchungen und Unglücksfälle täglich mehr schwinden und
1 Yen Schi-ku erklärt ^ : ■ mit dem Munde nicht Worte der Loyalität und
Lauterkeit sprechen heißt ym- PI y|^ iM" y^J f ö X^ W^ /kI) ^ (Couvreur:
•fourbe« arglistig, Legge im Scliu king S. 23 und 26: »insinecre" unaufrichtig).
Ipf} erklärt er: »in seinem Herzen nicht der Richtschnur der Tugend und Rechtlicli-
keit folgen bedeutet «-ö«.. )[|,^ ^ ^(J f^ j^j]' ^ ^^ ^fj ]pf 1 (Couvreur: ..opiniätre-
halsstarrig, Legge im Schu king S. 26: »obstinate!}', unprincipled« hartnäckig,
sittenlos). W- setzt Yen Schi-ku gleich ^^ «stoßen gegen-, w gleich :^[^
»verstoßen gegen», %h^ gleicli -^m ..stören, zer.störeii", T~F" gh-icli >B »Wider-
•-tand leisten«
'^ Luu yü V/U (Legge S. 76), Lbersetzung von Willicini.
•'' Vei. Einleitung S. 6.
Seufert: Urkunden zur staatlichen Neuordnung unter der Han-Dynastio. 2 <
Glück und Gedeihen täglich mehr sich einstellen. Das Schi king sagt:
»Er schaut dem Volk und seinen Führern ihr Kecht. darum empfängt er
Segen vom Himmel« ^ Wer bei der Ausübung der Regieriiiig dem Volk
sein Recht schafft, der muß Segen vom Himmel empfangen. Die Norm
der fünf Kardinaltugenden, der Herzensgiite, Rechtlichkeit, rechten P'orm.
der Erkenntnis, der Lauterkeit-, muß der Herrscher sorgsam pflegen. Wenn
er diese fünf soi-gsam pflegt, dann empfängt er den Segen des Himmels
und erfr'cut sich des wirksamen Einflusses der Geister und Götter. Die
(Wirkung der) Tugend begnadet die Länder außerhalb und bezieht alle
Lebewesen mit ein.
Zweites Edikt.
Als der Kaiser die Antwort gelesen hatte, verwunderte ei- sich
Darauf erließ er abermals ein Edikt, das folgendermaßen lautet:
Das Edikt lautet: Zur Zeit des Schun von Yü ergötzte sich (dei-
Herrscher) in der Vorhalle seines Palastes^. "Er ließ sein Gewand lose
fallen, legte die Hände zusammen«, handelte nicht*, »und das Weltreich
war in Frieden«. Der Tschou-Herrscher Wen nahm sich bis zum Abend
keine Zeit zum Essen, und in der Welt war auch Ordnung.
Was ist nun der gemeinsame Zusammenhang und die verbindende
Beziehung zwischen den Grundwahrheiten {tao) der alten Kaiser und
Herrscher? Warum dieser Unterschied zwischen Geruhsamkeit und Ab-
mühen? Die sparsame Einfachheit (des Schun) brachte (noch) nicht das
Gepränge der gelben und azurnen Banner und Fahnen auf". Erst die
Tschou-Dynastie baute die zwei Palasttürme, verwendete den Staatswagen,
hatte zinnoberrote Schilde, nephritgeschmückte Streitäxte, acht Reihen Tänzer
waren im Tempelhof aufgestellt, und die » Opfergesänge« der Tschou er-
schollen*'. Worin bestand die verschiedene Tendenz in den Regierungs-
grundsätzen der Kaiser und Herrscher?
^ Zitat aus Schi king (Legge S. 481). Viktor v. Strauß. Schi king S. 41!),
übersetzt: »Hort seinen Leuten, Hort dem Land, drob er des Himmels Segen fand.«
2 Die fünf Kardinaltugenden entsprechen den fünf Elementen (vergl. Couvreur.
Li ki n/73 mit Aum.) und regeln die fünf Beziehungen der Menschen untereinander
(vergl. Pelliot, T'oung Pao XIX, S. 349, Anm. 84). Sie sind schon erwähnt bei
Tschuang tse (vgl. Legge SEE vol. XXXIX, S. 349).
^ Couvreur gibt für ^^ laR -Hohe Galerien im Osten oder \\ esten des
Palasthofes«. Yen Schi-ku billigt die Erklärung ^i^lffi; »Veranda zur Seite der
Halle«: das Wörterbuch von K'ang-hi gibt jtt^mi: »Veranda des Palastes«.
•* Zitat aus dem Schu king (Legge S. .UÜ), nur die beiden Wörter ^^
sind ein Zusatz des Tung Tschung-schu, vgl. Franke, Studien S. 217.
^ In der chinesischen l^berlieferimg gelten Schun luid die Hia-Dynastie als
Repräsentanten der »einfachen Sachlichkeit«, die Yin- und die Tschou-Dynastie als
Repräsentanten der verfeinerten Form (vergl. Franke, Studien S. 184, Aiuii. I).
•^ Die zwei Palasttürmo pj^-ftP,- Legge gibt in seinem Schu king S. 049
Anm. eine Beschreibung des kaiserliclien Palastes während der Tschou-Zeit. Fünf
Tore hintereinander erötTneten Eingang zu den dahinterliegendeii Teilen des Palastes.
_S Sriit'i- IM : rikniiilcii AUi- -«tJijitriflK'ii \<ni(iiiliiuiiLr iiiilcr (liT Il;in-Ih'ii;i>lii'.
.M.in s;ii;t unlil: Auf ciiu'm i'dlcn Ncpliiil wird iiiclils (Mii^o.scliiiitton ;
tiiul w ii'iU'iuin lifiLk es: Oliiic \ crltMiiertc l-dnii kein ll,-ill für inneren
Wert'. Diese zwei (iriindsiit/c sind verseliiedtn. Die ^ in wandten die
fünf Köi'peistral'en ar. um den N'ei'lireclieii /.ii steuern, sii- verletzten
l'Mrisch und Haut, um lias Hose zu strai'eu'''. K(»ui<i 'rsclu'ng und K'ang''
N.u'li (Irin rM'liuu 11 (\i^\. IJiot 1 i.')lt) hJL'ß (l;is /.wi'ito ■■ Fasiniciilor« Wj: J uiiil
liiitle /.woi rürmo (I*'iii,a; tse lei iiicii zu j/hj f/'J)- An üiiii-ii winden die kaiser-
lichen Erlasse angeselilagcn zur BckanntgaljC an (his \'oik. Sic sollen ]r||IJ genannt
worden sein, nach der einen Auslegung, weil auf ihnen ein »lieohachtungsposten«
stand, nach der andern, weil das Volk sie »betrachtete«, um die Erlasse dort kennen
zu lernen. (Vgl. Legge, Tsch'un-ts'iu S. 74(5, Anm. 2, und Chavannes MII II 65.
.\nni. :\). Der Staatswagen -^^ i>'t ii:"h Chavannes MII III/205, Anm. l dei
Wagen, den der Kaiser hestieg, wenn (;r sich zur Darbringung des Ilimmelsopfeis
liegal). Der Staat.swagen H^ m . der als besondere Ehrung an Fürsten verliehen
wurde, ist wiederholt im Schi king erwähnt. Zinnoberrote Schilde ;^^ — F* : Rot
ist die Farbe der 'l'schou (vgl. Franke, Studien S. 184, Anm. 2). Die zinnoberroten
Schilde und nephritgeschmückten Streitäxte sind erwähnt im Li ki (Couvrcur 11/351).
Sie wurden gebraucht bei den kaiserlichen Frühlings- nnd Herbstopfern. An derselben
Stelle sind erwähnt die acht Reihen Tänzer, die bei Ausführung des (iesangcs T;i-hia
mitwirkten. Im Liki (Couvreur 1/731) bei Beschreibung der kaiserlichen Opfer, die
<ien Nachkommen des Herzogs von Tschou erlaubt wurden, werden die Schilde und
Äxte erwähnt als Ausrüstungsstücke der Tänzer bei der Ausführung des Gesanges
rawu-7r"^r. "()pferge.sänge der TschoU" )^] -^HJ ist dei' Titel eines Buches im
heutigen Schi king.
^ Im Lun yü VI/16 (Legge S. V.)0) wird der (redanke einer gegenseitigen
Ergänzung von Gehalt und Form ausgeführt.
- Nach dem Schi ki (Chavannes MH 1/66) gab es die fünf Körperstrafen
schon zur Zeit des Yao und Schini. aber niicli Meinung chinesischer Kommentatoren
sollen sie nicht angewendet, sondern nur symbolisch dargestellt worden sein (Legge,
Schu king S. 38). Von Tang, dem Gründer der Yin-Dynastie gab es im alten
Sehn king ein Kapitel »Strafen des Tang« i^Yl£i ^^^ abei- \erloren gegangen
ist (s. Chavannes INIH 1/177 Anm. 2). Die fünf Körperstrafen sind: 1. Brand-
marken ^g, 2. Abschneiden der Nase Sip •^- Abschneiden der Knieschoil)ftn odtrr
der Füße jt|J, ^- Kastiation Kt\ 5. Todesstiafe (auf verscliiedene Art aus-
geführt)-/rjfe;. Die drei ersten wurden als Strafen al)geschafft unter dem Kaiser
Wen ti A/" 'y^ der Han-Dynastie (178 — 156 v. Chr.). die Kasti-ation bestand als
Strafe bis zum Beginn der Sui-Dynastie (581 618 n. Chr.). Später waren die ^ JflJ :
1 . Bambusschläge '^ , 2. Schläge mit Holzstock iwT, 3. die kürzere A'^erbannung ^^fe,
4. die weitere Verbannung ^4S , 5. Todesstrafe ^P (Enthauptung, Erdrosselung odei
Zerstückelung).
3 Tsch'eng wang, der zweite Herrscher der Tschou-Dynastie, im ersten Jahrzehnt
seiner Regierung noch beraten durch den berühmten Herzog von Tschou ; K'ang wang,
Sohn und Nachfolger Tsch'eng wang"s, regierte mit AV'eisheit und Milde. Sein erster
Berater ist der Herzog von Schao, der schon mit dem Herzog von Tschou zusammen
die Staatsgeschäfte geleitet hatte.
Se ufert : Urkunden zur staatlielieii Xeunrdiiuiig unter dci- Han-Dynastie. 21'
machten keinen Gebi-auch davon \ über vierzig Jahre gab es iin Reich
keine Übertretung, und die Gefängnisse waren leer. Das Ts'in-Keich wandte
sie an. Die zum Tode gingen, waren sehr zaldreich, und bei den Gestraften
löste einer den anderen ab-. Ach, welch ein Jammer!-*
Fürwahr, ich erwache am frühen IVIorgen und erhebe mich im Morgen-
grauen. Ich denke nur an das Vorbild der früheren Kaiser und Herrscher
lind sinne unablässig darauf, wie ich meiner erhabenen Aufgabe Aviirdig
diene und meinem großen Amt Ehi e mache. Alles ist (mir) daran gelegen,
mich um die grundlegende (Beschäftigung) zu bemühen und mich auf
würdige Weise zu stützen. So bearl)eite ich in eigener Person das kaiser-
liche Felds um dem Landmanne ein Vorbild zu sein, ich ermahne zu
Pietät und Brüderlichkeit, ich erhebe die IVIänner von innerem Wert, meine
Abgesandten sind zahllos °, ich kümmere mich um die sich strebsam
Mühenden und erbarme mich der Verlassenen und Einsamen. Ich erschöpfe
mein Denken und treibe meinen Geist zur höchsten Leistung. Aber von
Tatenruhm und herrlicher Herrschertugend kann ich noch nicht anfangen
zu sagen: ich habe es erreicht! Das yin und das yang sind auseinander
geraten, die atmosphärischen Ausströmungen angehäuft und stocken**. Von
den zahllosen Lebewesen kommen nur wenige voran, das schwarzhaarige
Volk hat noch kein Gelingen. Unbestechlichkeit und Schande sind ver-
mengt, Würdigkeit und LTnwürdigkeit durcheinander gewirrt und der wahre
Sachverhalt noch nicht erlangt. Darum habe ich besonders her\orragende
Gelehrte sorgsam aufgefordert. Hoffentlich hat das Erfolg"!
1 Yen Schi-ku erklärt jT" mit ^ .
- Wörtlich: »schauten nacheinander aus«.
■' Yen Schi-ku erklärt ^& mit 1^ und fügt hinzu: «Da die angewandten
Strafen sehr grausam und die ausgeführten Hinrichtungen sehr zahlreich waren, war
das Reich entleert«. Das K'ang-hi Wörterbuch bringt nichts Wesentliches, Couvreur
gibt für it Tiao ruiner, detruire »zerstören« und mao epuiser, manquer >'(?rschöpfen,
fehlen". In der Verbindung mit dem Ausruf »ach!« J^ ^t scheint ^^^^ nur
eine Verstärkung dieses Ausrufs des Bedauerns zu sein.
* Mit der »grundlegenden Beschäftigung' ist nach dem Ivommcntar der
Ackerbau gemeint. Der Brauch, daß der Kaiser im Frülijahr ein Stück Feld eigen-
händig beackerte, geht auf alte Zeiten zurück, vgl. Franke, Keng Tschi T'u
Ackerbau und Seidengewinnung in China (Hamburg 1913) S. 4 f. Im
Jahre 178 v. Chr. erneuerte der Kaiser Wen ti den alten Brauch (Chavanncs MII II/46.3f.),
um ihn schließlich zu einer förmlichen Kuhushandlung mit festem Kitual aus-
zugestalten, s. Franke a. a. O. S. 1.5.
" Wörtlich: »bei meinen Abgesandten schauen die Hiii<" und Kegcnschirme
i.\bzeichen der höheren Beamten) nacheinander aus-.
'' Im Li ki (Couvreur I/.33fi) heißt es: (Im ersten Frühlingsmona il kommen
die Ausströnnnigen ^t des Hinunels heral) und die der Frde steigen auf«. Yen
Schi-ku erklärt '^i als »üble Ausströmungen« ^^^(•
^ roh ^(^ und FfcH ^^ zum Ausdruck »zuvcrsiciitliclicr IlofTuiuig» : vgl.
<r. v. d. Gabelentz, ChincsVsche firammatik § 125-3 u. 1254 (S. 461). Wörtlich:
"ich meine hoffentlich!«
,\(i >iut. Ti: l rkimdfii /.iir .sliiiilliclicn N'cudKlimiij: iiiitor der 1 laii-I)\iKislit'.
Uli', ilir Wiinlcntrii«;«'!', seid, mehr nis liimdtrt an Zahl, in Erwartung
Mirinor Ki-lassc. Kiniii»' (von euch) Italien dir Auffrabon der Zeit erörtert,
al)er noch i^t (d;il»ei) luin (iclingen. Sie piiiCi'n sie .'iin hohen Altertum,
aber noch ist keine Cbi reinstiminunj;, sie ermessen sie luv die (iegenwai-t,
aber noch ist die Ausführung schwer. Sollten sie nicht durch die Im-sscI der
stilistischen Foi'in gehemmt worden sein, so diiß sie nicht frei vorwärts ge-
kommen sind!" Oder sollten d.is, woran sie sich gehallen, abwegige Lehren,
was sie gelernt haben, verschiedene Methoden gewesen sein?
F^in ji'dn- antworte aufs genauste und schreibe es auf in cinei- Ab-
handlung! Legt euch keine Ziu'ückhalfung auf vor den Beamten! Macht
die Grundgedanken und den Cicdankeidjereich klar, arbeitet sie aufs feinste
heraus und prüft auf den (iiiir.d. um meinen Absichten zu entsprechen.
Zweite Denkschrift.
Tung Tsehung-sch<i antwortete: Ich habe gehört: Als Yao den Auf-
trag des Himmels empfing, war ihm das Reich eine Sorge und der Thron-
hesitz war ihm nicht eine Lust. Darum tötete und verfolgte er die auf-
rührerischen Untertanen^ und bemühte sich um würdige Weise ^ und heilige
Männer. So bekam er den Schun, Yü, Tsi, Sie und Kao-yao*. Diese
Heiligen alle stützten seine Tugend, würdige Weise und fähige Männer
halfen ihm in seinem Amt. Lehre und Bildung erlangten große Gel-
tung, das W^eltreich war in Eintracht und Harmonie. Das zahllose
Volk fand ganz seinen Frieden in der Herzensgüte und hatte seine
Freude in der Rechtlichkeit. Jeder fand, was ihm gebührte, alle Äuße-
' Wörtlich: »zurückgehalten am Zügel der verfeinerten Form, so daß sie nicht
galoppieren konnten«. Yen Schi-ku erklärt den Ausdruck mit: »fürchten das Gesetz
der wen li» '\'^^^~^ ^i'^Vi"' ^^"^ ^^^" ''" ^'^^ wen yün fu unter "a/" ^S
angeführten Stellen läßt sich nicht genau ausmachen, was für Beamte darunter ver-
standen werden: aber offenbar handelt es sich um richterliche Beamte.
- Im Schu king (Legge S. 8*.l) und »Schi kl (Cliavannes MHI/67) werden
die Namen von vier Verbrechern genannt, die damals ihre Strafe erhielten. Allerdings
wird die Verhärtgung der Bestrafung Schun zugeschrieben.
^ ^i bedeutet sowohl intellektuelle als moralische (»Qualität, daher die t,"'ber-
setzung »würdige Weise«.
* Yü war von Schun mit der Regelung der A\'asserläufe beauftragt (Legge,
Schu king S. 42): Tsi, gewöhnlich Hou tsi f^ ^^i "Ackerbauminister« unter Yao
und Schun (Legge, Schu king S. 43). Ahnherr der Tschon-Dynastic (Cha-
vannes MH 1/79): Sie (i©» Schreibvariante für ^^) »Unterrichtsminister« untei-
Yao und Schun (Legge, Schu king S. 44), der Ahnherr der Schang-Dynastie (Cha-
vannes MH 1/79): Kao-yao ( ^ ^^ Schreibvariante für^Ä. n^) »Justizminister.«
unter Yao und Schun (Legge. Schu king S. 44). Yü wollte letzterem das Reich
übergeben, wie er es von Schun empfangen hatte; aber Kao-yao starb früher (Cha-
vannes MH 1/79). Alle hier aufgezählten Gehilfen Y'ao's auch ho] Möng r<5f*
m A/4,7 ff. (Legge S. 250 ff).
Seufert: L'rkiincleii zui' staatlidieii Neuordnung untej' der Haii-Dyna.stie. 31
rangen^ folgten der rechten Foiin, »mit selbstverständlicher Leichtigkeit
fand man den rechten Weg« ^. Konfuzius sagt ja: »Wenn ein (wahrer)
Herrscher käme, so würde nach einem Menschenalter die Herzensgüte
(regieren)« ^. Das ist damit gemeint.
Nachdem Yao 70 Jahre auf dem Throne war, zog er sich zurück
und übei-gab ihn an Schun von Yü ■*. Als Yao starb, da wandte sich das
Weltreich nicht Yao's Sohn Tan Tschu zu, sondern fiel an Schun \ Schun
merkte, daß es kein Ausweichen gab; so bestieg er den Thron des
Himmelssohnes, nahm den Yü zum Kanzler, schloß sich an Yao's Gehilfen
an und führte das einheitliche Erbe fort. Darum ließ er »sein Gewand
lose fallen, legte die Hände zusammen«, handelte nicht »und das Weltreich
war in Ordnung«^. Und Konfuzius sagt: »Die Schao-Musik ist der
vollendete Ausdruck des Schönen und ebenso der vollendete Ausdruck des
Guten« '. Das ist gemeint.
Erst Tschou von der Yin-Dynastie war widersetzlich gegen den
Himmel, vergewaltigte die Lebewesen, rottete aus die wiu-digen Weisen
und gelehrten Männer und trieb das Volk in Elend und Verbrechertum.
Po-i und T'ai Kung^ beides würdige Weise jener Zeit, zogen sich in die
' »alle Äußei'uiigen« W/t yp : Giles' Wörterbuch erklärt den Ausdruck als
Bewegungen des Körpers und ebenso Äußerungen innerer Bewegung. In diesem
Sinne kommt er im Li ki \'or (Couvrem* 11/602 »tous les mouvements et toutes
ses actions«).
^ Vgl. Tschung yung XX/18 (Legge S. 413).
3 Zitat aus Lun yü Xni/12 (Legge S. 267).
' Die Tradition über diesen Thronverzicht Yaos ist nicht einheitlich. Nach
dem Schi ki (Chavannes MH 1/69 u. 79) fand Yao nach 70 Jahren Herrschaft den
Schun. nach weiteren 20 Jahren, während deren Schun die Herrschaft für ihn führte,
übergab er ihm den Thron und starb acht Jahre darauf. Nach dem Schu king
(Legge S. 25. 32, 40) beruft Yao nach 70 Jahren Herrschaft den Schun. prüft ihn
drei Jahre und übergibt ihm dann den Thron, stirbt 28 Jahre später. Nach einer
anderen Stelle des Sclui king (Legge S. 51) hatte Schun .30 Jahre mit Yao den
I'hron gemeinsam inne. Meng tse übt an dieser Tradition Kritik (s. Mejig tso V A/4
und 5, Legge S. 351 und 356) und läßt Schun nur den Gehilfen Yao's während
28 Jahren sein.
" Vgl. Schu k i n g (Legge .S. 23). Chaxaunes MH I/Hlt niid ^Tcno- tseV A/5.7
(Legge S. 357).
^ S. oben S. 27 Anni. 4.
^ Zitat aus Lun yü III/25 (Legge S. 164).
'^ Po-i und sein Bruder Schu-ts'i -^(^ 70- , Söhne des Fürsten \ on Ku-tschu i^ '^X ■
die herühmten Vorbilder der Loyalität am Ende der Yin-Dynastie, häufig erwäimt
im Lun yü uud bei M«'ng tse. Der jüngere Bruder Schu-ts'i, dem der N'ater den
1 hron hinterließ, lehnte ihn ab, um seinen älteren Bruder nicht zu ^ erdrängen.
Ebenso lehnte Po-i ab, um nicht dem Willen des Vaters zuwider zu handchi. Beide
xiehen sich deshalb in die Verborgenheit zurück. Sie erscheinen wieder, als König
Wu die Yin-Dynastie beseitigt, um gegen die neue Dynastie zu protestieren, und
verhungern schließlich freiwillig, weil sie nicht T'ntertanen der neuen Dynastie sein
wollen (vgl. zu Lun yü V/22. Legge S. 181. Anm., und Chavannes, MH 1/217).
A'2 StMifcit; l'rkiiiulcii /(ir slaatliclim NiiKirdiiimt,' unicr di-r llaii-I>M)nsti('.
\'('rl)(iri;i'iilicit /uriick. um iiidit Minister sein /ii iiiüsmti. Die Miimier.
die i]\v AiiiliT iimihaltcn, iiiaclitcii sich ci'i^ daxoti und IIhIkmi in die
äiißn-ston (iretr/nel)iete '. Das W'eltreifli war in Aul losimu; und W'innis,
<las zaiilloso \'<»lk fand keine Hiilir.
Datier wandte sieli das Reich von (hn \\\\ ah nnd scldoß sicli den
Ti^rhoii an. König W'vu war ihm Hiininel gehorsam. Kf brachte Ord-
nung in die Well und nahm w iiidige Weise und heilige Männer als Lihrer
in seinen Dii'nst. So saninieiten sich Männer wie Ilnng \'ao, T'ai Tien,
San l-sclieng- auch an seinem Hofe. Kr war voll i>iebe nnd (iiile gegen
die Millionen des Volkes, und das Weltreich fiel ihm zu. Darum erhob
sich Tai kung wieder (ans der Verboriieidieit) am fernen Meeresgestade
und wurde zu einem der höchsten liatgeber^.
Zu dieser Zeit war Tschou (Sin) noch auf dem 'J'hi-on. Das Ver-
ehrungswürdige und das Gemeine waren ohne klare Scheidung, das Volk
lief auseinander und schwand dahin. König Wen war voll Schmerz dar-
über und wünschte ihm Ruhe zu geben. Darum nahm er sich bis zum
Abend keine Zeit zum Essen. Konfuzius schuf das Tsch'un-ts'i u. Kr
Tung Tscimng-scliu läßt hier ihren Rück/iig in die Verborgenheit als P^olge der
ungeordneten Zustände im Reiche am Ende der Dynastie erscheinen. Diese An-
schauung stiiimit überein mit den Ausführungen Meng tse's über das Leben und die
Grundsätze des Po-i; vgl. Mcngtse II A/2. 22 (Legge S. 193): »war Ordnung (im
Reich), so trat er ins Amt, war Verwirrung, so zog er sich zurück« ; II A/9,1
(Legge, S. 206): »er wollte nicht am Hofe eines schlechten Fürsten weilen« ; IV A/13
(Legge S. 303): »Po-i war geflohen vor Tschou (Sin)». Tai kung wang ~)Vy^ ^^
ist der Ehrentitel Lü Schang's H fp^, des Ratgebers der Könige Wen und Wu.
Als König Wen ihn zum ersten Mal sah. glich er einem einfachen Fischer. Aber
König Wen ei kannte in ihm den ihm veiheßenen Ratgeber und redete ihn daher
an: »Mein Großvater schaute schon lange nach Euch aus« ^^ ~jC .^ "^^ -y^ yi !Sc..
Daher sein Titel «Großvaters Hollhung« (s. Legge S. 303 zu Meng tse IV A/13.
Chavannes MH 1/222 und auch Tschuang tse XXI/8 in Legge SEE vol.XL, S. ollf)-
Im Gegensatz zu Po-i trat er in die Dienste der neuen Dynastie.
' AVörtich: »drangen ein in Flüsse und Meere«. Meng tse erzählt von
Po-i, daß er verborgen an der Küste des Nordmeeres, von Tai kung, daß er
an der Küste des Ostmeeres weilte (vgl. Meng tse IV A/13 u. VII A/22,
Legge S. 303 u. 460).
- Hung Yao, verdient um die Befreiung des Königs W'en aus der (ie-
fangenschaft des Tschou Sin (Chavannes. MH 1/202 u. 218), mit Tai Tien und San
I-scheng und anderen Großen am Hofe des Königs Wen (Chavannes MH 1/217).
im nächsten Gefolge des Königs Wu (Chavannes, MH 1/235). San I-schcng wird
auch bei Meng tse VII B/38,3 (Legge S. 502) erwähnt, zusammen mit Tai kung
wang als Augenzeuge der Taten des Königs AVen.
3 Wu wang machte ihn zum »Großlehrmeister« j^fjj fp^ -^ (Chavannes,
MH 1/222). — ^^ war der Titel der drei höchsten Beamten nach dem Herrscher.
Chavannes übersetzt ihn mit »ducs de palais« zur Unterscheidung von dem Adels-
rang .^ (Chavannes, MH 1/201, Anm. 2).
Sc ufert : Urkniidcii zur stnatlichi'ii Xeuoidmiiiij uiitcc dn- ILui-Dynastit'. S'i
setzte die Richtigstellung des Herrschers voran, knüpfte hiei-an alles übrige
lind tat so die Schrift des ungekrönten Königs ' kund.
Wenn man es von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, (so sieht
man, daß) bei den Kaisern und Herrschern die hindurchgehende Grund-
richtung gleich ist. Was aber den Unterschied von Geruhsamkeit und Ab-
mühen betrift't, (so kommt es daher, daß) die Zeitumstände, die sie vor-
fanden, unterschiedlich waren. So sagt auch Konfuzius: »Die Wu-Musik
ist der vollendete Ausdruck de^^ Schönen, aber nicht der vollendete Aus-
druck des Guten« ^ Das ist damit gemeint. Ich habe gehört: Der Zweck
der Staatsordnung, des »Zeremoniells«^, der Farbenpracht ist, das Er-
habene und Gewöhnliche deutlich zu machen: hoch und niedrig zu unter-
scheiden und dadurch die Tugendhaften anzufeuern '. Was daher nach
' Der Ehrentitel »ungekrönter König« ^p ^T^ ist dem Konfuzius während
der Han-Zeit beigelegt worden. Nach Cha\annes MH 1/179 entstammt ^^ ^T-
vielleicht ursprünglich dem taoistischen Gedankenkreis und ist hier die Bezeichming
des Idealherrschers: »es ist der Fürst, dessen Wege einfach und wahrhaftig ^ind".
In diesem Sinne scheint es noch im Schi ki gebraucht zu sein in einer Erzählung
von I Yin, -ffl- ^^ : Indem er T ang folgte, redete er von den Angelegenheiten des
ungekrönten Königs und der neun Meister ;f^ ^^ ^^ ^' ^C T^ "// i ^^ ^
(Schi ki Kap. 3 fol. 2a). Chavannes erwähnt in seiner Einleitung, daß im Kiayü
Tse-yü -?-'^^, Hofastrologe von Ts'i, von Konfuzius sagt: »Er ist der ungekrönte
König vom Himmel (gesandt)« Ä ^ ^ 3E ^ ^ (^^^^ ^' Inti'oductiou CLXXIX.
Anm. 1). Franke (Studien S. 3) bringt ein Wort des Tschao K'i i^ jJR> (2. Jahrh.
n.Chr.) über Konfuzius (zur Stelle Meng tse IV B/21,3; Legge S. 327), daß
Konfuzius hier »die Gesetze des Königs ohne Thron aufstellte«, daß er zwar
mir »im Verhältnis eines l'ntertanen stand und keines Fürsten Auftrag dazu hatte,
daß er aber als König ohne Thron auf eigene Hand jene Entscheidungen traf."
Diese Zusaminenstelhing zeigt, wie aus der Idealfigur des ^' ^P immer stärker
ein konfuzianischer Ehrentitel mit dogmatisch festgelegtem Inhalt geworden ist. Tung
Tschung-sclufs Wort »er tat die Sclirilt des ungekrönten Königs kund« gehört schon
zum zweiten Abschnitt dieser Entwicklungsreihe. Die psychologischen Ansätze zu
einem Dogma von der »Person des Konfuzius« finden sich si-hon deutlich bei
Meng tse (z. B. n A/2, 23, Legge S. 194, und IV A/4, 13, Legge S. 255).
2 Zitat aus Lun yü ni/25 (Legge S. 164). Die Wu-Musik ist die Musik
des Königs Wu JT^^i des kriegerischen Gründers der Tschou-Dynastie. AVegen
dieses Einschlags an kriegerischem Geist wird sie offenbar von Konfuzius weniger
hoch gewertet als die Schao-Musik des Schun.
^ »Zeremoniell« a/" ^*^ . Der Ausdruck kommt im Li ki vor und wird von
Couvrcur (11/73) dort mit: les elegantes variations »die feinen AVechselfolgen« und
au anderer Stelle (11/80) mit: rappareilexterieur »die äußere Aufmachung« wieder-
ijegeben. Die letztere Bedeutung hat der Ausdruck in unserem Zusammenhang.
■Zeremoniell« gibt den Inhalt nur unvollkommen wieder, da für chinesische Auf-
fassung die »äußeren« Formen nichts .\ußerliches, sondern etwas inhaltlich Be-
dingtes sind.
* In bezug auf die Musik wird dieser Gedanke näher ausgeführt im M ki
(Couvreur 11/74).
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1922. I. Abt. 3
!^-| Sr ul r II : l'i'kuiitliMi /.iir >l;i;(t liclifii Ncimi liiiiini: uiitri dor ll;iii-l)\ ii;i>i ic.
ilciii Tscli' II n - t.s i u (ii'i- \<)in lliiiiiiicl Ausimw iiliUc /ucrst /u oi-diicii hat.
<la< ist: ili'ii .l;ilirt\shi'!j;iiiii aiulcis /u leiten, die Kloitleifarben zu äiulcin ',
imi so tlcni llimniol /u i'Mtspirclien. Ks liabcii also die Kinrichtuiiü;(Mi der
l'alastliauhMi und Staatsbamier eine Gesetzlirlikeit. iiacli der sie ^i(•ll lidili-n.
AlK'rdiiiLrs sai;t Konfuzius: » Verscliwciiduufr führt zu UnboUnäLM;;-
krit. S])arsand<cit führt zu ArMilichkeit« -. Ahcr .Sparsamkeit wai- nielit
eine gi'uudsätzhehe Ordnung der Heiligen, h-li hal)e geliörl: Auf eiucui
köslhehen Nephrit wird nichts eingesehiutten. Da seine natüi'liehe Be-
schaflcnlieit fein und oihA ist. l)raucht er keine (Gravierung. Das ist
gerade so wie mit dem Manu aus dem Bezii'k Ta-hiang, der ohne zu Icrmn
es von selber wußte ^. Wenn aber ein gewcihnlieher Nephrit nicht ge-
schnitten wird, dann bekommt er kein verleinertes Äußere Wenn ein
Kdler nicht lernt, daim kommt sein Wesen nicht zur ^'ollendllng.
Ich habe gehört: Die heiligen Herrscher machten es ])ei ihrer lle-
cieruns im Weltreich so, daß sie die Jugend zum Lernen anleiteten, die
Erwachsenen (in Amtern) auf ilirc^ Fähigkeiten erprobten*. Sie verliehen
Rang und Stand, um ihre Tugend zu stärken. Sie straften, um vom
Bösen abzuschrecken. Darum war das Volk vei'traut mit Riten und Recht-
lichkeit und schämte sich, sich gegen seine Oberen aufzulehnen. König
Wu brachte die große Rechtfichkeit zur Geltung und gebot dem Unrecht
und Verbrechen Einhalt. Der Herzog von Tschou schuf das Ritual und
die Musik, um ihm (dem Volk) die verfeinerte Form zu geben. Was die
Blütezeit der Könige Tsch'eng und K'ang anbelangt, so waren die Ge-
fängnisse über 40 Jahre lang leer. Das also war die (Folge der) Durch-
tränkung mit Lehre und Bildung und der segensvolle Einfluß von Herzens-
güte und Rechtlichkeit, und nicht das ausschließliche Ergebnis von körper-
lichen Strafen.
Als die Ts'in kamen, wurde es anders. Sie hatten als Richtschnur
die Lehren des Schön und des Schang •' und w^^ndelten nach den Reden
1 Franke, Studien S. 226.
- Zitat aus Lun yü VIII/35 (Legge S. 207). Übersetzung von Wilhelm.
•' Anspielung auf Lun yü IX/2,2 (Legge S. 216). Tung Tschung-schu vertritt
aber hier eine andere Auslegung dieser Erzählung, als sie liei Legge und bei
Wilhelm zu dieser Stelle gegeben wird. Er sieht in dem Mann von Ta-hiang
nicht »an ignorant man« (Legge), sondern einen Menschen, der in einfachem Ge-
horsam gegen die innere Stimme den rechten Weg findet. Zu dieser Auslegung
vgl. Chavanncs. MH V/414, Anm. 1.
* 'kjj' in der Bedeutung »Qualität« verbal gebraucht: »qualifizieren». Yen
Schi-ku erklärt den Ausdruck mit: »sie gehen ihnen ein Amt, um ihre Fähigkeiten
zu erproben. ^ ZitlilU^U ■&•
■' Sehen ist Sehen I'u-hai ^ yK^^, ein Anhänger des Gelben Kaisers und
Lao tse's, gestorben 337 v. Chr., vgl. Giles, Biogr. Di ct. Nr. 1698. Schang i.st
WeT Yang ^t S4^ oder mit seinem eigentlichen Namen Kung-.sun Yang ^ .^ ^^•<
^Minister des Fürsten Hiao von Ts'in (861 — 338 v. Chr.), führte ein strenges Strafgesetz
ein und schafTte die alte Landeinteilung ih ffl '^- ab. t^ber ihn vgl. Giles. Biogi-.
Di ct. Nr. 2296.
Seufert : UrkuiicJeii zui- st.-Kitliclicn NtMiordiiuiig uiifcr Hei' Han-Dynastio. 3'1
des Han Fei K Sie haßten die Norm der Kaiser und Herrscher und
gingen auf in Habgier und Grausamkeit. Sie hatten weder äußere Kultur
noch inneren Wert zur Erziehungstätigkeit im Reich. Sie verhängten
Strafen auf den bloßen Schein hin, ohne den Tatbestand zu prüfen. Die
Guten waren nicht sicher, unangefochten zu bleiben, und die Übeltäter
wurden nicht sicher von Strafen erreicht. Darum trieb die Beamtenschaft
ein Spiel mit inhaltlosen Worten und leeren Ausdrücken und kümmerte
sich nicht um die Tatsachen. Nach außen hin wahrten sie die Form des
Gehorsams gegen den Fürsten, aber im Inneren hatten sie eine unbot-
mäßige Gesinnung. Fälschend und beschönigend mit Trug jagten sie dem
Gewinn nach ohne jede Scheu und liebten es, unmenschlich grausame
Unterbeamte '^ zu gebrauchen. Leistungen und Steuern'' hatten kein INIaß
und erschöpften Besitz und Kräfte des Volkes, die Volksmassen liefen
auseinander und schwanden dahin. Sie hatten keine ]Möglichkeit, dem
Ackerbau und der Seidenzucht richtig nachzukommen. Ganze Herden
von Verbrechern kamen gleichzeitig hervor. Darum gab es die Unzahl
von Bestraften, und Todesstrafe folgte auf Todesstrafe*. Aber trotzdem
hörte das Verbrochen nicht auf. So hatten sich die Sitten gewandelt '.
Darum sagt Konfuzius: »Wenn man durch Regicrungsmaßnahmen leitet
und durch Strafen in Ordnung hält, so sucht das Volk Auswege und hat
kein Schamgefühl«^. Das ist gemeint.
Nun beherrschen Eure IVlajestät das Weltreich, innerhalb der INIeere
gibt es nichts, das Euch nicht Untertan wäre. Euer Blick schweift weit,
und Euer Ohr vernimmt alles; die Erkenntnis Eurer Untergebenen habt
Ihr zum höchsten gesteigert und das Gute im Weltreich zur Vollendung
gebracht. Die größte Tugend erstrahlt und begnadet auch die Länder
außerhalb des (unmittelbaren) Gebiets. So haben die Ye-lang und K'ang-kü,
wohl 10 000 Li entfernte Gegenden, an Eurer Tugend Gefallen gefunden
und Eurer Gerechtigkeit sich anvertraut. Das ist die Wirkung des allge-
meinen Friedens. Wenn aber dabei Eurer INLnjestät Verdienste noch nicht
^ Han Fei tse, der bekannte Vertreter der taoistischen Tradition im 3. Jahrh.
v. Chr. Vgl. Giles, Biogr. Di ct. ISr. 614.
2 >i^ nach dem K'ang hi-Wörterbiich gleich )|^ in der Bedeutung »aus
allen Kräften« (Couvreur). ^3 sind entweder die Unterbeamten oder die Richter
so daß zu übersetzen wäre: »unmenschlich grausame Richter«. Sclii ki Kap. 122
handelt von den »grausamen Richtern« fflg^ ^^ •
■' Der Unterschied zwischen ^^ und ^^pf* ist durch die Wörterbücher nicht
genau festzustellen. Fit ist hier in Rücksicht auf seinen Gebrauch im Lun yü V/7,2.
(Legge S. 175) mit »Leistungen« und H/n mit Rücksicht auf Meng tse VII A/23.i
mit 'Steuern« übersetzt.
' Wörtlich: die zum Tode Verurteilten schauten nacheinander aus.
■' 0t. hat hier die verbale Bedeutung »so sein«.
" Zitat aus Lun yü 11/3,1 (Legge S. 140).
:!>
'A{\ S.'ut'i'rl : rrkiiiulrii rui >t.i;nli('lu'ii Nriiniilniinü im irr ilcr ll;tii-l)\ iiastio.
(Umii Volki' /iUimI i;(>\\ DidtMi siml. so liat (l;is vicllcMcht seinen ( Ji'iiiul diii'in,
daß des Ilerrschors (iesiimun^ ihm ihicIi niclil /utoil i:;o\v(tiHkMi ist'.
Moislor Tsriig sa^t: ■ •^\'t'^ wichtig iiiinint. wns er gcliöi't liat, ei'liölit
seine Klarlieit. ^\'e^ ansäht, was et- erkannt hat. i'i-louchtet seine CirölSe.
l''i-hölite Khirlieit und ei-lenelitete Größe bi'ruht auf nichts ;in(leren> als
il.irauf. «laß man ganz, iiei di'r Saehe ist« ^.
Mein Wnnseh ist. Eure Majestät niöcliteu das Gehörte befolgen,
AniViehtigkeit walten lassen im Inneren und sie zur Auswirkung bringen.
Was ist dann noch für ein Untersehied von den drei Herrschern;' Eure
Majestät bearbeiten in eigener Person das kaiserliche Feld, um dem Land-
mai\n ein \'orliild zu sein. Ihr ei-\vaelit am fi'ülien Morgen und erhebt
Euch in) Morgengrauen. Ihr sorgt und müht Euch um das zahllose Volk.
Ihr denkt nur an das Altertum und müht Euch, würdige Weise zu er-
langen. Das ist ja die Gewissenhaftigkeit eines Yao und Schun. ^Venn
Ihr da noch nicht sagen könnt: es ist erreicht! so kommt das daher, daß
der Gelehrtenstand nicht beständig angeeifert wird. Ohne beständige Förde-
rung des Gelehrtenstandes würdige Weise erlangen zu wollen, das ist so,
als wenn man. ohne einen Nephrit zu schneiden, kultiviertes Gepräge von
ihm verlangte.
Was den gi-oßen Gedanken eines Unterhalts der Studierenden be-
triirt. so gibt es keinen größeren Gedanken als eine Studienanstalt (?).
Denn eine Studienanstalt (?) ist der Ursprungsort tüchtiger Gelehrter, die
Wurzel und Quelle aller Lehre und aller Zivilisation ^ Wenn jetzt von
allen Antworten aus jeder einzelnen Keiehsprovinz und jedem Lehensge-
biet keine dem Erlaß entsprach, so kommt das daher, daß die Norm des
Herrschers beinahe* erloschen ist.
Mein Wunsch ist, Eure Majestät möchten eine Studienanstalt (;') er-
richten, weise Lehrer bestellen, um durch sie die Studierenden im Keich
zu fördern, oft Prüfungen veranstalten, um die Fähigkeiten aufs höchste
zu steigern. Dann muß man Leute von überragender Tüchtigkeit be-
kommen. Die jetzigen Gouverneure und Präfekten '^ sind die Lehrer und
1 Franke, Studien S. 224, Anm. 1. Zur Bedeutung dieser Stelle für die
zeitliche Ansetzung der zweiten Denkschrift vgl. Einleitung S. 6 f.
'■^ Das Zitat, im P'ei wen yün fu nur unter Angabe obiger Denkschrift
aufgeführt, findet sich im Ta Tai li (Ausgabe des Ta Tai li tschu pu im
Huang Ts'ing king kie sü pien Kap. 82.Ö) Kap. 5, Abschnitt 57, mit einigen
Varianten : statt A^ dort |^ . statt ^ dort ^ .
^ Franke, Stu d ien s7 102.
* Couvreur gibt für :;^;fi die Bedeutung: le plus souvent »meistens" und :
la plupart »in der Hauptsache«.
•> Seit der Ts'in-Dynastie ist das Reich eingeteilt in ^|J (»Provinz«), deren
jede mehrere iK (»Präfektur«) hat; aber die kün der Han-Zeit sind viel kleiner
als die späteren Provinzen :^ und die hien dieser Zeit viel größer als die späteren
Kreise 102. Der oberste Beamte einer »Provinz« war der kün schon ^{J^rJ^i
die Vorstelier d<-r IVäfekturen hießen in größeren hien ling -^ . in kleineren
tschang -^ vgl. Chavannes, MII 11/530 fF.).
Seuff rt : Üj-kuiidpii zur st;i;itiich(>n Neuoidminü- iiiitci- der Haii-Dj-nastie. 37
Leiter des Volkes. Ihre Aufgabe ist, den segensreichen Einfluß fortzu-
führen ^ und die Bildung zu verbreiten. Sind diese Lehrer und Leiter
nicht Avürdige 3Iänner, dann kann die Grundtugend- nicht in Erscheinung
treten, Gnadenfülle nicht ausströmen.
Wenn die heutigen Beamten keine Belehrung und Erziehung auf die
Unteren ausüben, so richten sie sich wahrscheinlich nicht folgsam'' nach
dem Vorbild unseres Herrschers. Sie treiben grausame Tyrannei mit dem
Volke, verstricken sich gegenseitig in Verbrechen und behandeln dies als
Geschäft ''. Die Armen und Notleidenden, die Einsamen und Schwachen
führen Klage über Unrecht. Diese INIißstände in den Ämtern sind in vollem
Widerspruch zu den Absichten Eurer Majestät. Deswegen sind das yin und
das yang in ihrem Gegeneinanderwirken in Unordnung, die atmosphärischen
Ausströmungen sind angehäuft und stocken. Von den zahllosen Lebewesen
kommen nur wenige voran, das schwarzhaarige Volk genießt noch kein Glück.
Wenn die oberen Beamten alle unvei'Ständig sind, so muß es dahin
kommen. Diese Oberbeamten (in den Provinzen) gehen zumeist aus den
lang tsclmng (Palastbeamten) hervor. Die Söhne und Angehörigen der
tschiing lang und ör ts^ien schi - Beamten werden ausgewählt zu lang (Hof-
beamten l*) und li (Provinzia]beamten?)\ Und dies dazu noch nach Reichtum
und Besitz und nicht nach Würdigkeit.
' y^ hier übersetzt nach Meng tse III B/9,13 (Legge S. 284) »to cari'y on«.
- in YiS ('rniidtuiiend'.' Der Ausdruck war sonst nirtjends nachzuweisen.
' y^ JB wörtlich : enipfanüen und in Anwendung bringen.
^ BÜ hier verbal: gemeinsam machen. Yen Schi-ku gibt die Erklärung:
"W'enn es unter den unteren Beamten Übeltäter und Betrüger gibt, so nehmen die
Gouverneure und Präfekten (den Fall) nicht auf, sondern sie machen umgekehrt mit
ihnen ein wechselseitiges Geschäft um des Gewinnes willenu yj^ tp ^o "^^ ^^
■' Die einzelnen Beamteiititel lassen sich nicht genau feststellen. Selbst
das. was Chavannes über diese Frage an zwei verschiedenen Stellen sagt, läßt sich
nicht miteinander in Einklang bringen. MH 11/201, Anm. 1 sagt Chavannes, HK
sei in der Han-Zeit die allgemeine Bezeichnung für verschiedene Beamten niederen
Ranges. Die chinesischen Kommentatoren seien sich darüber nicht einig. Ssia-ma
Tscheng unterscheide 3 Kategorien der ^K , nämlich die FP ^ß?-^P BRjIiV MB '
während Tschang Schou-tsii; die FP HK , ^3 ^ß und S HK anführe. In der
Beamtenliste, die Chavannes (MII II/.jl.3fF.) gibt, wird unter den Beamten der
Zentralvcrwaltung genannt der HK Fp <^, der Vorgesetzte aller Palastbeamten.
Diesem unterstehen außer anderen Beamten die — /^^b, die "IJäte" imd die hK,
die Vorgesetzten der kaiserlichen Leibwache. Diese letzteren teilen sich in die
Kategorien der ^^p, ff Rf^' i^W^ '""^ fi|) 4* ' ^^'^ '" ""^*'''e"' '^^^^
stehende Bezeichnung ^Ij FR kann ninnöglich mit der bei Chavannes erwähnten
Lnterkategorie HK ptl identisch sein, sondern muß nach dem Zusammenhang eine
3(S S<" II t'c I t : ri'kiin<iiMi zur ■.t:i;illicli('n Ni-iinrdiiiiii^ iiiii(M' (Um' I 1:mi-I »x ii;i>ti('.
Was man im Altertiiiii ein \ crdiciist nannte, das bcstaiul in ilrr Kin-
scliätzunii «Um- l,oistun«;en im amtliflioii Difiist, iiiclil aber war os. was man
Aufsaininluiiü; von l.ebi>nsjaln'i.'n uiul Aniiänliin'; von Dienstjalircn nonnt.
Datier kami-n kli'iiu« lälii^kcitcn, auch wonn sie Lebensalter angehiiul't
hatten, nieht von ilen kleinen BeamtensteHnnuen wc|jj. mikI liiehtige Talente,
aueh wenn sie noeh wenig Dienstjalire liatten, wiirileii oline Hindernis
liohe Hüte. Daher erschöpften die, die ein Amt hatten, ihre Ki'äfte, stiengten
ihre Kenntnisse anfs änßerste an und müliten sieh, ihre Angelegenheiten
in Ordnnng zu bringen, um sich \'erdienste zu erwerben, .letzt ist es
anders. Sie sammeln Lebensalter, um Khrung zu erlangen, und hänfen
Dienstjahi-e an. um aniViirürken im Amt'. Desw^egen sind Unhestechliclikeit
und Schande vermengt, Würdigkeit und rnwiu'digkeit durcheinander iicwirrt.
und der wahre Sachverhalt ist noch nicht erlangt.
Ich- halte dafür, daß man alle Lehensfürsten, Provinzialgouverneure
und hohen Beamten^ veranlasse, unter- ihren üntei'beamten und au.s ihrem
Volke die tüchtigsten 3Iänner auszuwählen, und daß jeder im Jahr zwei
Leute stelle für den Nachtdienst im Palast*. Daraus wird man die Fähigkeit
der hohen Würdenträger ersehen können. Diejenigen, die tüchtige gestellt
haben, erhalten Belohnung: diejenigen, die untüchtige gestellt haben, be-
kommen Strafe. Unter diesen Umständen werden die Lehensfürsten und
hohen Beamten mit höchster Gewissenhaftigkeit nach tüchtigen Leuten
trachten, und die (wirklichen) Gelehrten wird man so bekommen, um sie
dann als Beamte zu verwenden ^
Wenn man so überallher die tüchtigsten ]Männer des Reiches bekonmit.
dann kann die Blütezeit der drei Herrscher leicht verwirklicht und der Ruhm
eines Yao und Schun erreicht werden. Wenn man das Verdienst nicht nach
Tagen und ^Monaten rechnet, wirklich geprüfte Tüchtigkeit und Fähigkeit an
die Spitze stellt, die Begabungen wägt und ihnen danach Ämter gibt, die Tugend
beachtet und danach den Rang bestimmt, dann werden Lauterkeit und Schande
getrennte Wege gehen. Tüchtige und Untüchtige geschieden bleiben.
Allgemeinbezeiclinung für eine bestimmte Beaintoiiklasse sein, vielleicht gleich-
bedeutend mit dem bei Cliavannes mit HK bezeichneten »Vorgesetzten der kaiser-
Mchen Leibwache«. Ebensowenig können die dann in dem Text genannten pU ^K
mit der bei Chavannes erwähnten Unterkategorie übereinstimmen. Es muß nach
dem Zusammenhang auch eine Allgemeinbezeichnung sein. Bp '. -F" ^/Q »Beamte
mit '2000 Picul« (Reiseinkommen in einem Monat) ist eine Beamtenbezeichnung nacii
Eiiikonimenklassen (vgl. Chavannes, MM II, S. .')2() und Franke, Studien S. 97,
Anm. 1). Aber über das Verhältnis dieser Beaniteuidassen zu den vorher genannten
läßt sich nichts Bestimmtes ausmachen.
' $7 liiep in der Bedeutung »eine höRere Stufe erreichen" (Coiivreiir).
- Wörtlich: ich in meiner Torheit halte dafür.
' »hohe Beamte" im folgenden für ^^ ^H ~p ^5 •
' 'fS -^j ^''ßä- "^o l>e on night duty in the palace«. die nächste Umgebung
des Kaisers.
' Wörtlich: zu Beamten machen und verwenden.
Seiifert: Urkunden /.ur staatliche)! Xeuordnunu; untei- licr Han-Dyiiastio. 39
Eure Majestät wollen mir gnädig sein und die Verfehlungen Ihres
Untertanen entschuldigen, Ihr habt befohlen, daß man nicht eng gebunden
sei an die stilistische Form, so daß man es auf das feinste herausarbeiten
imd auf den Grund prüfen könne. Ich habe mir erlaubt, alles zu sagen,
was meine aerinafen Kenntnisse 2;estatten '.
Drittes Edikt.
Darauf eiließ der Kaiser abermals ein Edikt. Das Edikt lautet:
Ich habe gehört: Wer richtig vom Himmel zu reden weiß, hat sicher
die Bestätigung dafür am ]Menschen; wer richtig vom Altertum zu reden
weiß, hat sicherlich den Erweis davon an der Gegenwart. Darum geruhe
ich, nach diesem Gegenseitigkeitsverhältnis von Himmel und Mensch zu
fragen. Nach oben bin ich voll Verehrung für T'ang (Yao) und Yü
(Schun), nach unten hin voll Schmerz über Kie und Tschou, und
angesichts des Vei'laufs von allmählich fortschreitender Verdunklung und
allmählich wachsendem Verfall, allmählich zunehmender Aufhellung und
allmählich sich steigerndem Glänze suche ich unvoreingenommen nach
Besserung ^.
Ihr Würdenträger versteht das schaffende Bilden des ijin und des
Uany, ihr seid erfahren in Lehren^ und Werk der alten Heiligen. Wenn
aber trotzdem ein verfeinertes Gepräge noch nicht zur vollen Ausgestaltung
gekommen ist, kommt das etwa davon, daß wir hinsichtlich der Erfordernisse
der gegenwärtigen Zeit in Irrtum geführt werden .' Wenn die verbindende
Grundrichtung nicht voll gewahrt, die allgemeine Leitung^ nicht völlig
durchgeführt ist, sollte das bedeuten, daß ich nicht einsichtsvoll genug bin,
mein Gehör scheinbar verwirrt ist'.*
Nun (sagt man, daß) in der Lehre der drei Herrscher der Ausgangs-
punkt verschieden sei und alle ihre ^längel haben. Einige sagen (auch) :
Was Bestand hat und keiner Veränderung unterliegt, das ist die Norm.
Sollten diese (beiden) Ansichten etwa verschieden sein?'
Nun habt ihr, ihr Würdenträger, schon den tiefsten Gehalt der großen
Norm ans Licht gestellt und habt den Urgrund von Ordnung und W^irrnis
dargelegt. Bringt das zur Vollendung, vertieft es, prüft es und bringt es
wieder vorl Heißt es nicht im Liederbuch: »Ach, ihr Edlen, euch ist nicht
dauernd Rast und Ruhe beschieden. So werden die Geister euch hören
1 Formel devoter Höflichkeit, in der Übersetzung sinngemäß wiedergegeben;
wörtlich : ich wage, nicht zu erschöpfen meine Torheit.
- lim* >|,\ wörtlich: ich mache das Herz leer, um /.u bessern.
•' Der Kommentar vertritt i'ür :>g" die Lesart ^p , so daß es hieße: das
hinterlassene Werk.
' Franke, Studien S. lUii.
•' i'ber -j=r als Partikel der rhetorischen Frage gefolgt durch Finale ^t
vgl. (4. v. d. Gabelentz. Chin. Cramm. !} 1347,
4() SiMil'i'i i: L'rkiiiidcn /.iir sliiallii'lifti NtMiniilmnii: iiiilcr dn- 1 1:m-I )\ ri;istii\
um! strahloiidcs (iliick ouch hi scheren « '. Itli wi'rdr in eigcMU-r IVtsoii
(die Aiitworti'ii) pn'itrii: il;iriim. ihr WüidcntriiiiiT, strciii;( t'iu'li .-m -'. klaren
Besfbriil VAX ni'hi'ii.
Dritte Denkschrift.
l ung rscluing-üchu Jintwüi'tcti' ciarauf abennnls:
Ich liahi^ gehört, (hiß es im I^un yn heißt: »Ist's niclit der Hciliiic
allein, iler Anfang und Knde (des Wissens) in sich vereinigt^' ' Xnn halten
Eiu'e Majestät die (^inade gehabt, Enrein Diewer Ciehör zu schenken, der
seine Cielehrsamkeit nur übeikoninien hat. Ihr habt abermals ein weises
Edikt erlassen, (in dem verlangt wird), daß man seinen Gedanken bis ins
einzelne folge und in durchdringender Forschung die Wesenswirkung der
Heiligen völlig ergründe. Das ist etwas, dem i(;h in meiner Beschränktheit
nicht gewachsen bin.
Wenn in meinen früheren Antworten die verbindende Grundrichtung
nicht voll gewahrt, und die allgemeine Leitung nicht völlig dui-chgeführt
ist, wenn die Darlegungen nicht klar eingeteilt und die Hauptgedanken
nicht deutlich getrennt sind, so ist die Oberflächlichkeit und Beschränktheit
Eures Dieners daran schuld.
Das Edikt sagt: W^er richtig vom Himmel zu reden weiß, hat sicherlich
die Bestätigung davon am Menschen; wer richtig vom Altertum zu reden
weiß, hat sicherlich den Erweis davon in der Gegenwart. Ich habe gehört:
Der Himmel ist dei- "Ahnherr"' der zahllosen Dinge, darum deckt, birgt
' Zitat aus Schi king (Legge S. StJO), dort nur n^ (dieses Zeichen war
in der Han-Zcit tabuiert. s. Chavanues M II 11/54(1. Auni. 1) statt 's*; Übersetzung
von Y. v. Strauß (Schi king S. 344): »Ach, all' ihr hochgestellten Männer! Nicht
immer trägt euch Ruh im Schoß Dann werden euch die Cleister hören und
euch verleihn ein glänzen! Los«.
- Yen Schi-ku erklärt "^ mit ^^, vgl. oben Seite 18, Anm. 3.
^ Zitat au.s Lun yü XIX/12,2 (Legge S. 343, auch Auslegung des Zitats
nach Legge), das einzige unter den zahlreichen Lun yü-Zitaten, das mit der Formel
f ^ na' 0 eingeführt wird. In der ersten Denksi-lirii't (s. Seite 21, Anm. 2) ist
ein Zitat aus dem gleichen Buch des Lun yü gebraucht, aber ohne als Zitat be-
zeichnet zu sein. Die Konfuzius selbst in den Mund gelegten Worte werden mit
der Formel -^ W eingeleitet, ebenso in der dritten Denkschrift (Seite 43, Anm. 1)
ein Zitat, das nicht in unserem heutigen L u u y ü steht, sondern sich im Hiao king
findet. Tung Tschung-schu ist also wohl Zeuge für die Existenz eines Buches mit dem
Titel Lun yü, aber es ist auf Grund seiner Zitate nicht mit Bestimmtheit aus-
zumachen, in welchem Yeihältnis dieses Buch zu dem späteren Lun yü steht,
das im 2. Jahrh. n. Chr. durch die Arbeit Tscheng K'ang-tsch'eng's aus den Lun yü-
Rezensionen von Ts'i und Lu und dem »Alten Lun yü« der F'amilie K'ung ent-
standen ist. Offenbar kennt Tung Tschung-schu ein loses Traditionsgut von Worten
des Konfuzius und daneben eine Sammlung mit dem Titel Lun yü. Doch hatte
diese ganze Über ieferung schon so feste Formen angenommen, daß der Wortlauf
katun von dem des heutigen Lun yü abweicht.
* Franke, Studien S. 188.
Seuf'p vi : Ui-kundeii zur staatlichen Neuordnung unter der Ilan-Dynastie. 41
und hegt er sie allseitig, ohne etwas beiseite zu setzen. Er schafft Sonne
und Mond, Wind und Regen, um sie in Harmonie zu bringen, er regelt
das i/in und das i/a/tg, die Kälte und die Hitze, um sie zu vollenden. Der
Heilige stellt nach dem Vorbild des Himmels seine Norm auf. Er ist
ebenso umfassend in seiner Liebe und ohne Vorliebe '. Er breitet die
Tugend aus, läßt jMenschengüte walten, um sie zu beglücken, er richtet
Gerechtigkeit auf und begründet die rechte P'orm, um sie zu leiten. Durch
den Frühling betätigt der Himmel sein Erzeugen, durch die Menschengüte
betätigt (entsprechend) der Herrscher sein Lieben ^. Durch den Sommer
betätigt der Himmel sein Aufbauen, durch die Tugend betätigt (entsprechend)
der Herrscher sein Fördern. Durch den Frost betätigt der Himmel sein
Töten, durch Strafen betätigt (entsprechend) der Herrscher sein Züchtigen '.
Wenn man es unter diesem Gesichtspunkt behandelt, so ist es die Offen-
barung vom Himmel und Menschenwesen, die Norm von Altertum und
Gegenwart.
Als Konfuzius das Tsch'un- ts'i u schuf, da prüfte er es nach oben
hin am Gesetz des Himmels, nach unten hin stellte er es auf die mensch-
lichen Regungen ein, er erwog es am Altertum und maß es an der Gegen-
wart. Darum, was das Tsch'un-ts'iu rügt, ist das, wofür Heimsuchungen
und Unglücksfälle verhängt werden, und was das Tsch'un-ts'iu ver-
abscheut, das, wofür seltsame Normwidrigkeiten geschickt werden. Es
verzeichnet die Verfehlungen des Staates in Vei'bindung mit den L^m-
wälzungen durch Heimsuchungen und Normwidrigkeiten; daraus wird ei*-
sichtlich, daß im menschlichen Handeln das höchste Gute und das höchste
Böse mit Himmel und Erde zu einer Einheit zusammenfließt, so daß sie in
Wechselwirkung einander entsprechen. Auch das nennt man ein Offen-
barungszeicheii des Himmels*.
Im Altertum waren die Behörden, die Lehre und Unterweisung sich
angelegen sein ließen, bestrebt, durch Tugend das Volk zum Guten zu
bilden. Nachdem das Volk (dadurch) ganz umgebildet war, waren die
Gefängnisse im Weltreich meist ohne einen einzigen Insassen. In der
heutigen Zeit hat man sie (die Behörden) abgeschafft und erhält sie nicht,
so daß man nichts für die Bildung des Volkes hat. Für das Volk ist das
der Grund, daß es aufgibt. Gerechtigkeit zu üben, und für Gewinn und
Vorteil sich zu Tode müht. Darum werden die Gesetze übrrt roten, und
die Missetaten sind zahlreich. Die Gefängnisstrafen eines Jahres gehen in
^ Vergleiche die Ausführungen im Li ki (C'ouvreur II/3fl6).
-' Das Wörterbuch von K'ang-hi erklärt '^^ als »Offenbarung der .Menseheii-
güte« iZ^'i^'
3 Die Stelle ist sehr bezeichnend für chinesisclies Denken. Der Parallelisnius
ist nicht nur ein Sprachgesetz, sondern ein Denkniotiv. Aber es ist nicht die Logik,
die diese Parallelen herstellt, sondern ein metaphysisches Bedürfnis schafft diese
Entsprechungen auf Grund gewisser (z. T. künstlicli gesuchter) Analogien in der
Art des Geschehens.
" Franke. Studien S. 246.
4li Seil l'f rt : l'i IxiiiKifii /.iif >-i;i;illiflii'i\ \iMii)i(lmiii<: iiiilir ilcr ll;iii-l)\ ii;\stic,
vit'li- 'r;uK'^eiiiic. Dai-Jins ist ci-sichtlicli, dal.^ 111:111 il;i.s Altertum iiiclit .lußor
acht lassoii ilai'f. So ladcll aiicli das Tsch iiii-ts'iii alle Aiidei'iiii>it'n des
Altiriimis.
Di's lliiimit'ls AiHniliiiini; iiomii man dii- Hrstimmnnj^ [iiiiinj): di"'
H«'stiiniiiuni; Uami c>liiic diMi llciligfii iiicIit ausi^crührt werden. Den ur-
sprüiiglirlK'ii SlolV nnint man ilie natürlielu' Aidaii'o, die Anlage kann ohne
die liildt'iide Heiehrung nicht entwickelt werden. Des Mensciien Begehren
rnimt man die Regungen, die Hegungen können (»hne Lenkung nicht in
Sohi'anken gelialten werden '.
Darum ist der lleri-sciicr nach oben hin sorgsam brnnihl. des Himmels
(ledanken aulV-unehnieii. um mit der L5estimmung in Kinklang zu sein, nacii
unten hin ist er bestrebt, die In'ldende Belehrung des Volkes ans Licht zu
stellen, um die Anlage zu entwickeln. Kr richtet die Ordnung leclitlicher
Satzung auf. gliedert die Stulenfolge von Hoch und Niedi'ig. uni das Be-
gehren einzudämmen. Wenn er sich dii'ser drei Dinge angenonniien hat.
dann ist die große Grundlage gelegt.
Dei- Mensch empfängt seine Bestimmung vom Himmel, dadurch ragt
er heraus- aus der Masse der Lebewesen. Im persöidichen Leben lial er
die Liebesbande zwischen Vater und Sohn, älterem und jüngerem Brudei-.
im öifentlichen Leben das Gegenseitigkeitsverhidtnis' zwischen Fürst und
Untertan, Hoch und Niedrig; in Gesellschaft und Verkehr die Einreihung
nach Greisentum und Betagtheit*, nach reiferem und jugendUcherem Alter.
Im äußei-en Gebahren •'* hat er die verfeinerte I"^orm zur Herstellung gegen-
seitiger Verbindung; füi' die (innere) Befriedigung •"' hat er das Wohlwollen
zum Finden gegenseitiger Liebe. Das ist, was den Menschen auszeiehnel.
^ Flanke, Studien S. 19-1.
- Eigentlich: unterscheidet sich durch einen Sprung.
■' Das Verhältnis gegenseitiger Rechte und Pthchteii.
' Li ki (Couvreur 19) sagt: »Die GOjährigeii heißen -^ , <he TUjährigen
heißen yp^'"
•' ^^ eigcntlicli »poliertei- Reis«, dann »glänzend« und »Schönheit dcsCJe-
sichts oder der Person« (Cou\reur). Yen Schi-ku erklärt Isan mit pH ^^1 »sicht-
bare Erscheinung«.
** .1^ nach Couvrcur: rejouissance »Freudenhezeigung«. etre content »zu-
frieden sein«. Das Wörterbuch \on K'ang-hi erklärt unter Angabe dieser Stelle
E^ mit ^4* »Freude, zufrieden.'. Der Ausdruck •^i feft kommt im Tso tschuan
(Tschao kiuig 4. Jahr) \or und wird von Legge dort (S. 596) mit: to knit more closch
a good understanding »ein besseres Finveruehmen iierstellen« üliersetzt. Danach
wird also huan auch kausativ gehraucht (vgl. G. v. d. (iabelentz. Chines. Gramm.
§ 331). Die Schwierigkeit dieser Stelle beruht darauf, daß wir auf Grund der
(jegenüberstellung im Text einen logischen Gegensatz erwarten, den aber der (ie-
dankeninhalt gar nicht bietet. Der Gedanke ist wohl der: die verfeinerte Form im
äußeren Gebahren schaßt zunächst zwischen den Mens(;lien ein (iegenseitigkeits-
vcrhältnis. Tritt das WolilwoUen hinzu, das auf einer inneien Beziehung beruht,
so wird daraus ein Verhältnis gegenseitiger Liebe.
S eu t'crt : Urkunden zur staatlichen Neuordnung unter der Han-Dynastie. 48
Er baut die fünf Getreidearten zu seiner Ernährung, er pflanzt Maulbeer
und Hanf zu seiner Kleidung. Er zieht die sechs Haustiere zu seinem
Unterhalt, er gewöhnt das Rind ein und benutzt das Pferd als Reittier, er
kreist den Panther ein und fängt den Tiger. Das kommt alles daher, daß
er des Himmels Geisteskraft empfangen hat, die ihn über alle Dinge erhebt.
Darum sagt Konfuzius: »Unter allen Geschöpfen des Himmels und
der Erde ist der Mensch das edelste«'. Erleuchtet durch seine himmlische
Natur, kennt er seinen Vorzug vor den Dingen. Wenn er sich seines
Vorzugs vor den Dingen bewußt ist, dann kennt er zugleich Menscheugüte
und Rechtlichkeit. Wenn er Menschengüte und Rechtlichkeit kennt, dann
legt er Gewicht auf die rechte Form. Wenn er Gewicht auf die rechte
Form legt, dann beharrt er ruhig im Guten. Wenn er ruhig im Guten
beharrt, hat er seine Freude daran, sich der Ordnung zu fügen. Hat er
seine Freude daran, sich der Oi'dnung zu fügen, dann heißt er ein Edler.
So sagt Konfuzius: »Ohne die Bestimmung des Himmels zu kennen, kann
man kein Edler sein«-. Das ist gemeint.
Das Edikt sagt: Nach oben hin bin ich voll Verehrung für T'ang
(Yao) und Yü (Schun), nach unten hin voll Schmerz über Kie und Tschou,
und angesichts des Verlaufs von allmählich fortschreitender Verdunklung, all-
mählich wachsendem Zerfall, von allmählich zunehmender Aufhellung und all-
mählich sich steigerndem Glänze suche ich unvoreingenommen nach Besserung.
Ich habe gehört: Viel Wenig machen ein Viel; sammelt man das
Kleine, so kommt man zum Großen. Die Heiligen gelangten alle vom
Verborgenen zum Sichtbaren, vom Unscheinbaren zum Augenfälligen. So
erhob sich Y'ao aus dem Stand der Lehensfürsten ^' und Schun erstand aus
der Tiefe (Einsamkeii) des Gebirges^. Nicht an einem einzigen Tag sind
sie zu Bedeutung gelangt, sondern es bedurfte eines allmählichen Fort-
schritts, bis sie ans Ziel kamen.
Wenn Worte aus dem Inneren herausgetreten sind, kann man sie
nicht mehr zurückhalten. W^enn Taten von der Person ausgegangen sind,
kann man sie nicht verbergen. \Vorte und Taten sind die Hauptsache
bei der Regierung, die jNIittel, durch die der Edle Himmel und Erde be-
wegt. Wer also das Kleine bewältigt, der wird groß, und wer über dem
Unscheinbaren wacht, der tritt hervor.
' Zitat aus Hiao king IX (Legge SBE vol. III. S. 476).
2 Zitat aus Lun yü XX/3 (Legge S. 354).
^ Yen Schi-ku fügt hinzu: »d. h. er stieg ^■om Fürsten \'on T'ang zum Thron
des Hinimelssohnes auf« g^ f/> I^ '^ ^ ^ "jp ^ "j^ • Yao ist posthumer
Name: er wird iiäutig mit dem Namen T'ang ffi- odei' T'ao T'ang \^ I^ be-
zeichnet nach den Gebieten von T'ang und T'ao. die er vor seiner Erhebung auf
den Kaiserthron als Lehensfürst innegehabt haben soll (vgl.Chavannes, MII I/4"2 Anm. l).
* Der Kommentator Meng K'ang (3. Jahrh. n. Chr., s. Giles, Biogr. Di ct.
Nr. 1521) fügt hinzu: »Schun bestellte das Feld auf dem Berge Li« tRF. Diese
Notiz beruht wohl auf dem Schi ki (vgl. Chavannes, MH 1/72). Zur Tradition
über die Anfänge des Schun vgl. Meng tse II A/8.4 (Legge S. 206).
14 Sr 11 1'<" I t : l'i'K Ulli Ich /iii' >.I.i,illiclicii XclloldlilliiL: iMiIrc di'l Ilaii- 1 )\ ii;i>.I ic
Das Sflii kinj; saut: »tla. ilioser Küiiii; W'rii, aclilsaiii uiul elir-
riiirhtsvolll" '. So iTilirtc Vao voll Ik'liutsainkeit'- Tai; fiu Tag seinen
Waiuiol und Si-hiin s(('iü;iM-t(' läü;lic'li voll Aiinslliclikoit ' seine Pietät. AV'cnn
alles (inte vricinii^t und daduirli iK r Kul" i;läM/.enil wird, wenn die Tugend
erstralill und ilailiircli die Peivson /u Klucu gelangt, das ist i]ev reehtf
Weg zuiuhuuMuler Aul'lullung und sieh steigei'nden (ilan/es.
Die Alelirung des (inten in einem Menschen ist dem \\'a(l:stiini ver-
gleichhai', das täglich (nvlselireilet. ohne daß es die Menschen merken. Die
Mi'hi'inig des Bösim in einem Menschen (vollzieht sieh) in der Art, wie
Feuer tlas Öl (in dei- Lampe) veizehrt. ohne daß die INIensehen es gewahr
werden. Was nicht durcii die menschliche Natur sichtbar wird und nicht
durch den Kinlliiß seiner Sitten prüfbai- wird, wer soll das erkennen!''
Auf diese Weise erlunglen Tang (Vao) und Yii (Schnn) ihren be-
rühmten Namen, und so wurden Kie und Tscliou /u einem .Sehreckbild.
Denn Gutes und Schlechtes stehen in Wechselbeziehung, wie der Gestalt
der Schatten und dem Schall das Kcho^ entspricht. W<m1 Kie und Tschou
gewalttätig uml treulos waren, kamen Verleumder und Verl)recher zu-
sammen auf, die tugendsamen und kenntnisreichen Männer zogen sich
zurück, das Schlechte trat von Tag zu Tag mehr- aus Licht, das Reich
geriet von Tag zu Tag mehr in Verwirrung. Sie selbst in behaglicher
Ruhe meinten, sie ständen wie die Sonne am Himmel. ''
Zuletzt aber kam der Verfall und das große Verderben. Diese Ge-
walttätigkeit, Widerspenstigkeit und Lieblosigkeit führt nicht an einem
Lag zum L^ntergang, es kommt auch nur allmählich zum Anßei'Sten. Ob-
1 Zitat aus .Schi king (Legge S. 483). V . \. Strauß (S. 392) übeiset/.t :
■ riul das war dieser König Won. der ehrfurchtsvoll, herzangclegen . . .■•
- &w"t^ wiederholt im Schi k i u "• (s. Legge ,S. 33.3. 335. 5.3(1, 5()5 : cauiiou.s.
eareful »behutsam«): !3b _^ zusaiiuneii mir C^wP" iniSi In k ing (Legge S. 53t>. .'»65 :
t'eel the peril »der Gefahr bewußt sein«).
' Der Gedanke ist: der Vorgang vollzieht sich unsiclitbar. aber das Kesiiltat
tritt immer in Erscheinuni;.
* ft »-• B '""' » '■«' S-
■■■ Yen Sclii-ku erklärt ^^ 0t mit Ö v6^ "sii;li der lüilie hingeben", und zu
^B H '^Sb 5^ ""^^^ ^'^' "^' ^' •^"'■'■hau'* nicht fallen und zu Grunde geheu"
^^ X\ [)i|^ "Hj* -Hl . Ks wird hier auf eine Erzählung über Kie angespielt, die in
zwei verscliiedenea Versionen zu finden ist. Die eine Version findet .sich im
Schu kiiig (Legge S. 175) und bei Meng tse I A/2.4 (Legge S. 128). Dort wird
der Ausspruch dein Volk in den Alund gelegt: »Wann wird diese Sonne (d. h. Kiej
untergehen? AVir wollen alle mit dir zugmnde gehen!« Eine andere Version, dii-
auf den großen Schu king-Kommentar Fu Scheng's zurückgelit, legt das A\'ort dem
Kie selbst in den Mund, der angesichts dt s Murrens im Volke sich mit der Sonin
vergleicht und spricht: »Wenn diese Sonne uniergeht, werde ich und ihr alle zugrunde
gehen I« (dazu s. Chavannes, MM 1/182). Tung Tschung-schu vertritt diese letzte
Version, aber grau)matikalisch läßt sich das Wort nur auf die beiden Subjekte Kie
und Tschou bezielien.
Seul'eit: l'rkuiKlcii zui- staarlichen Xfuoi-diiuiig unter doi-Hiiii-Dyiiastie. 45
Wühl also Kie und Tschou die Norm verloren hatten, erfreuten sie sich
doch noch melir als zehn Jahre des Reiches. ^ Das ist der Weg der all-
mählich fortschreitenden Vei'dunkelung und des allmählich wachsenden
Zei'falles.
Das Edikt sagt: In den Lehren der drei Zentralherrscher ist der
Ausgangspunkt nicht gleich, und alle haben ihre Mängel. Einige sagen
auch: Was Bestand hat und keiner Veränderung untei-liegt, das ist die
Norm. Sollten diese (beiden) Ansichten etwa verschieden sein?
Ich habe gehört: Was sich selbst genügt und keine Störung erleidet,
was sich immer wiederholt und doch nicht abstumpft^, das heißt die
Norm. Die Norm bleibt in Tausenden von Generationen ohne Einbuße;
denn Einbuße ist Verlust der Norm. Die Norm der früheren Herrscher
setzt das Vorhandensein von Faktoren der Einseitigkeit und Stockung
voraus'^, wegen deren die Regierung Unklarheiten hatte und nicht vor-
wärts kam. Sie hob nur die Einseitigkeiten auf und machte dadurch die
Einbuße wieder gut. Wenn die Grundgesetze der drei Zentralherrscher
in ihrem Ausgangspunkt nicht übereinstimmend sind, so sind sie doch
keine gegenseitigen Umkehrungen, (sondern) sie verfolgen den Zweck, das
Übermäßige zum Stillstand zu bringen und dem Verkümmerten Stärkung
zu geben. So machen (die Verhältnisse), die sie vorfanden, ihren Unter-
schied aus. ^
Darum sagt Konfuzius: »Nicht handeln und dadurch regieren, das
tat Schun- ^. Er legte nur- den Jahresbeginn anders und änderte die
Kleiderfarben, um der Bestimmung des Himmels folgsam zu sein. Im
übrigen fügte er sich völlig der Norm Yaos. Welche Verbesserung hätte
er vornehmen sollen!' Denn für den Herrscher gibt es wohl die Form-
frage einer Aljänderung der Staatseinrichtungen, nicht aber die Wesens-
frage einer Umwandlung der Staatsnorm.®
Wenn also die Hia-Dynastie die Loyalität betont, die Yin-Dynastie
die Ehrfurcht, die Tschou-Dynastie die verfeinerte Form, so verlangte ihre
(Aufgabe der) Wiederbelebung dessen, was sie fortsetzten, daß sie diese
(Grundsätze) in Anwendung brachten. Konfuzius sagt: -Die Yin-Dynastie
folgte den Bräuchen der Hia-Dynasüe; was sie davorigenommen und dazu-
getan, kann man wissen. Die Tschou-Dynastie folgte den Bräuchen der
Yin-Dynastie; was sie davongenommen und dazugetan, kann man wissen.
^ Beide hatten eine lange Regierungszeif. der erster-e über 5(1, dci' letztere
über 30 Jahre.
- Franke, Studien S. 189.
•' Grammatikalisch ist auch folgende Cbersetzung möglich: »Der \\'andel der
früheren Herrscher hat unbedingt . . .« Aber diese Übersetzung paßt weder zum
Vorhergehenden noch zum Nachfolgenden, noch über-hairpt in diese Gedankenwelt.
* Der Gedanke ist: Die Norm in ihr-eni We.sen bleibt sich gleich, aber da sie
auf veränderte Verhältnisse trifft, muß sie in veränderter, den Verhältnissert neu
angepaßter P'or-rn in Erscheinung ti-cten.
-' Zitat aus Lun yü XV/4 (Legge S. 295).
•"' Franke, Studien S. 226 (im Tscli'un - ts' ju fa n In).
4(') Seur<'ii: I ikmuli'ii /in >«i;i;illirlii-ii XciiDKlinniLr iiiilci- (Irr Haii-nvuasHc.
Kiru- aiuloi'O in;i^ vielleicht die rsclioiiDviiaslie (oilsefzeii ; aber oh es
hundert Zeitalioi' uiiieii, man Uami wissen (wie es gehen w iid '')" '. Darin
ist gesagt, »lal,^ tii«' /ahlreiehen Ilenseher sieh diesen drei (I)ynasli( ii) an-
schließen.
Die llia-nvnastie lolgti' auf ^■i■| (Selinnl. AVenn aher da allein nicht
gesagt wird, was sie chivongenoinnien und dazugc^tan, (so kouirnt das da-
her, daß) ihre Staatsnorm gerade/u eitjs ist und das, was sie besonders
betonten, öiieicinstinuneml isi. Der große Trspriing der Norm entströmt
dem Himmel. dcM- Ilinmjel wandelt sich nicht, und die Norm wandelt sich
ebenfalls nicht-'. So war Yü die Fortsetzung des Schun, Schnn die des
Vao. Die drei Heiligen erbten der eine vom anderen und bewahrten da-
i>ei die eine Norm, sie brauchten keiner verrotteten Regierung aufzuhelfen.
Deshalb wird nicht gesagt, was sie davongenommen und dazugetan.
Wenn man es von hier aus betrachtet, dann (sieht man, daß) bei
Fortsetzung eines geordneten Zeitalters die Staatsnorm gleichbleibt, bei
?\)rtsetznng eines in Wirrnis geratenen Zeitalters die Staatsnorm gewandelt
wird. Nun folgt die Han-Dynastie auf eine große Verwirrung. Vielleicht
wäre es da angebracht, daß man die Übertreibung der verfeinerten Form
bei der Tschou-Dynastie einschränkte-' und (dafür) die Loyalität der Hia-
Dynastie zur Anwendung biächte.
Eure INIajestät besitzen leuchtende Tugend und treffliche Prinzipien,
Ihr beklagt die Auflösung und Lockerung der gegenwärtigen Sitten und
seid voll Kummer, daß die Norm der Heirscher nicht in Erscheinung
tritt. Darum habt Ihr tugendreiche und rechtschaffene Gelehrte berufen,
Ihr erörtert die Rechtlichkeit und stellt prüfende Fragen. Ihr w^ollt durch-
aus den Tugendglanz der INIenschenliebe und Rechtlichkeit steigern, die
Satzungen der Kaiser und Herrscher klarstellen und eine Weltordnung
(fao) des großen Friedens begründen.
Ich bin töricht und unfähig, ich gebe nur wieder, was ich gehört
habe, und trage vor, was ich gelernt habe. Ich rede die Worte meines
Lehrers und bin kaum imstande. Fehler zu vermeiden. Wenn es sich
' Zitat aus Lun yü 11,23 (Legge S. 153). Der Schluß dieses Satzes »man
kann wissen« ist unverständlich. Die in Klammern gegebene Ergänzung, die sowohl
Legge als auch Wilhelm vornehmen, ist aus dem vorhandenen Text nicht zu ent-
nehmen, sie stützt sich nur auf die Autorität der Kommentaloreu.
2 Franke, Studien S. 189.
■' Hier ist die Interpunktion strittig, ob sie vor oder hinter ^v zu setzen
ist. Yen Schi-ku setzt den Punkt hinter ^j) und erklärt ^^ n)it ^. ^^ ..p^xtrem..
Dagegen zieht derKommeutatorLiuTsch'ang /^jj [pjJT das Wort $7 zum folgenden f^
in der Bedeutung »veraidassen zu«. Diese letztere Interpunktion hat auch Wieger
Textes historiques I/4i)l, aber die Übersetzung, die er gibt, ist das Gegenteil
von dem, was im Text steht (la dynastie Han »devrait insister sur la politesse
comme les Tcheou, et sur la loyautc connne les Hia«). Die Auslegung von Yen^
Schi-ku stimmt gut zu der traditionellen Einschätzui'g der Tschou-Dynastie (vgl.
Franke. Studien S. 184. Anni. 1). daher ist sie in der Übersetzung verwertet
Sculert : l i-liuiideu zur staatliclieii Neuordiiuiig unter <lerHaM-DyMai.tie. 4 <
nun um die Erörterung des Richtigen und Unrichtigen in der Staatsregie-
rung, um die Untersuchung von Gedeih und Verderb des Weltreichs
handelt, so ist dies das x\nit der Großwürdenträger und Räte, die Aufgabo
der höchsten Berater und Minister' und nicht etwas, was Euer Unlertan
Tschung-schu zu leisten imstande wäre.
Doch nehme ich mir etwas Ungewöhnliches heraus. Denn das
Reich des Altertums ist auch das Reich der Gegenwart, und das Reich
der Gegenwart ist auch das Reich des Altertums. Es ist dasselbe Reich.
Im Altertum herrschte auch die große Ordnung. Da lebten Hoch und
Niedrig in Harmonie und Frieden miteinander, Gewohnheiten und Ge-
bräuche waren trefflich und in schöner Blüte; man brauchte nicht zu be-
fehlen, und doch ging es vorwärts, man brauchte nicht zu verbieten, und
doch herrschte Maß; Beamte gerieten nicht in Laster und Verkehrtheit,
im Volk gab es keine Gewalttätigkeit und kein Verbrechertum, die Ge-
fängnisse waren leer, die (Wirkung der) Tugend gab der Pflanzenwelt
Gedeihen, und die Güte breitete sich aus bis an die vier Meere, die
Phönixe sammelten sich und Einhörner wandelten umher.
Wenn man nun die Gegenwart am Altertum prüft, warum ist dann
nur^ ein so großer Abstand zwischen den beiden? Wie kommt es, daß
Unordnung und Verfall derartig sind? Soll man meinen, es gäbe irgendwo
eine Abirrung vom Weg des Altertums oder eine Widersetzlichkeit^ gegen das
Gesetz des Himmels? Wir wollen versuchen, es zu verfolgen bis ins Altertum ^
und es auf den Himmel zurückzuführen; vielleicht" ist es dann zu erkennen.
Der Himmel nämlich j)flegt seine Gaben nur in Teilen zu spenden.
Gibt er (starke) Zähne, so nimmt er dafür die Hörner. Fügt er Flügel
an, so läßt er dafür nur zwei Füße". Das bedeutet: Wer etwas Großes
empfängt, der kann nicht (auch) das Kleine bekommen. W^er im Alter-
tum Amtseinkommen gewährt erhielt, der lebte nicht von Handarbeit und
kam nicht den untersten (Ständen) '^ in die Quere. Es stimmt also dieser
^ In der Han-Zeit gehören zu den — •' /\ 1. -4^ ^] ^fe, 2. -^ p1 ;^t
und 3. "^^ WJ Ä (s. Petillon, Allusions litteraires S. 16). "/^ Ipß ^^^ ^'"
zusammenfassender Titel für neun Rangstufen hoher Beamter (vgl. Chavannes.
MH 11/529).
- »^a» ist nur ein Verstärkungspartikel wie im Li ki (Couvreur I/21H
f*«:^Ä-dI/243 4^).^
^ Yen Schi-ku erklärt gß" mit^e AN'iderstand leisten. Couvreur gibt für =^
unter Anfuhrung dieser Textstelle die Bedeutung: de contraire ä vim Gegensatz zu».
' Der Kommenta'i- erwähnt eine Textausgahe. die vor "ip ein "fc^ hat.
Andernfalls ist Z^ als Verbum aufzufiissen.
* ^ gleich jg§ (Couvreur).
'' hm ist hier Verbum: »zuzweit maclieu".
' Yen Schi-ku erklärt -*^ niit »die Beschäftigungen des Handwerkers und
des Kaufmanns« J[^ [^ J^ ^^.
4s Sfufi'i'l : l rk linden zur vl,i;illii-licii Ncunrilnimi; iiiilcr ilci- 1 lan-Dviiastic.
((irundsat/,). il;il,\ wci- d.is (iroßc i'iiiiifi'mi;!, iiiclit .iiicli das Kleine be-
kiiiniiuMi kann, mil dcni Iliiinnrl iilienin. Wenn iiini jemand das Große
scl>oi\ enipt'angen liat und da/ii iioeli d;is Kleiiu^ 1« ansjuneht. so kann das
der lliininel iiirlit hillii^en, und wieviel \veni<rei' die INleiisilien I Das ist
llir das \'(ilk der (irund. warum es miii-iend ' kla^t über seinen ]\!aiiii;el.
Ist nun jemand liir seine Person in (iunst und auf liohcm Posten,
seine Familie in Wolilsfand nnd im Cicnuß reichlicher Kinkünfte, und bo-
ilient (M- sieh daraul'hin des l'.inilnsses, den sein Kciclitinn imd sein An-
sehen ihm >;el)en, um mit (Um \'()lk zu stieiten nnd (so) Vorteile zu er-
lanf;en über das «remeine \'(»lk. wie k("irinte etwas derartiges (angehen)!
Wenn sie also ilu' (iesinde vei'größern. ihre liinder nnd Schafe ver-
mehi'en. iiue l.änderei«'n nnd Ciebäude ausdeluien, ihren Besitz erweitern.
N'orräte jeder Art- anhäufen, wenn sie danach trachten und nicht ablassen,
das Volk zu drücken und zu treten, so wird das Volk von Tag zu Tag
weniger, von INlonat zu Monat ärmer und sirdvt allmählich in die giößte
Not. Die Heieben sind au-^schweifend nnd verschwendungssüchtjg, die
Armen in Bedrängnis und Sorge. Sind sie in Bedrängnis und Sorge, und
die Oberen helfen ihnen nicht, dann hat das Volk keine Freude mein- am
Leben. Hat es aber keine F'reude mehr am Leben, und flieht es selbst
nicht mehr den Tod, wie sollte es da noch ßestrafiuig fliehen? Das ist
der Grund, warum die Strafen sich ver-vielfältigen, ohne daß man des
Verbrechens und der Verkehrtheit Herr werden könnte.
Darum soll eine Familie, die ein öffentliches Einkommen bezieht,
nur von diesem Einkommen leben und nicht dem Volk seine Beschäfti-
gungen streitig machen. Dann kann der Gewinn gleicliniäßig verteilt
werden, und das Volk hat sein häusliches Auskommen. Dies ist die Ord-
nung des erhabenen Himmels und auch die Norm des hohen Altertums,
das, was der Himmelssolm sich als Vorbild nehmen muß, um es zur Rege!
zu machen, und was die hohen Würdenträger befolgen müssen, um ihm
Geltung zu verschaffen.
Als Meister Kung-i Reichskanzler von Lu war"*, kam ei' (einst) zu
seinem Hause und sah, daß da Seidenstoffe gewebt wurden. Voll Zorn
ging er wieder hinaus. Seine Fi-au speiste gerade im Nebenhause und
aß Malvenfrüchte *. Voll Widerwillen riß er sie ihr weg und spi-ach :
' ^J gleich pitV das Klagegosolirei mehrerer Stimmen, das Murmeln einer
zahlreichen Menge (Couvreiir).
- Das Wörterbucli von Couvreur gibt für 3^ ^g unter Berufung auf das
T schon li: les petites et Ics grandes provisions.
' Kung-i Hiu r^f;!;^), erwähnt bei Meng tse VI B/6,3 (Legge S. 433) als
Kair/.Ier von Lu unter Herzog Hien ^^ (posthumer Titel Mu J^)von Lu, 407-377 v. Chr.
' Vgl. dazu Schi king (Legge S. 231): -^ >^ ¥^ ^ Ä" ^^^^e über-
setzt: .i>im 7. Monat kochen sie k'ei und HülsenfrüchteÄ : in der Anmerkung fügt er
hinzu, kVi komme als Bestandteil von vielen Pflanzennamen vor. Couvreur gibt dafür:
Malve und andere ähnliche Pflanzen. Gil'-s: Malve (Malva verticillata).
Seufcrt : Urkunden zur staatlichen Neuordnung unter derHan-Dynastie. 49
Ich liabe doch schon meinen Unterhalt durch mein Einkommen. Sollte
ich noch den Gärtner und die Weberin ^ um ihren Gewinn bringen!
Die bervoi-ragenden Männer und Edlen des Altertums, die in hoher
Stellung wai-en, (handelten) alle so. Darum priesen die Unteren ihren
Wandel und folgten ihren Lehren. Das Volk bildete sich durch ihre
Laiilerkeit und war nicht mehr habgierig und niedrig gesinnt.
Ei st beim .Verfall der Tschou-Dynastie vernachlässigten ihre Minister
und Wih'denträger die Reclitlichkeit und waren gierig nach Gewinn. Sie
hatten nicht mehr die gute Sitte anspruchsloser Bescheidenheit, sondern
f'iihi-ten Prozesse über Landstreitigkeiten. DaiTiber waren die Sänger be-
kümmert und tadelten sie mit den Worten: »Hoch ragt der Südberg dort
mit seinen Felsen hochgetürmt; achtunggebietend seid Ihr, Meister Yin,
das ganze Volk schaut auf zu Euch\«
Wenn Ihr die Rechilichkeit liebt, wird sich das Volk der Liebe zu-
wenden, und die Sitten werden gut sein. Wenn Ihr den Gewinn liebt,
wird das Volk das Unrechte lieben, und die Sitten verfallen. Daraus kann
man sehen, daß der Himmelssohn und die Würdenträger es sind, auf die
das Volk (des Reichs) als Vorbild schaut und denen die entlegenen
Gegenden von allen Seiten als dem Mittelpunkt ihre Blicke zuwenden.
Wie kann einer, w^enn die Nahen auf ihn blicken, um ihn nachzuahmen,
und die entfernt Wohnenden nach ihm ausschaun, um ihn zum Vorbild
zu nehmen, die Würde eines hervorragenden Mannes innehaben und dabei
die Taten eines gewöhnlichen Menschen tun?
Voll Hast^ nach Besitz und Gewinn zu streben, ständig Furcht vor
Mangel und Not zu haben, das ist das Denken gewöhnlicher Menschen.
Voll Eifer nach Güte und Rechtlichkeit zu streben und ständig in Furcht
sein, man wäre nicht imstande, das Volk bildend zu beeinflussen, das ist
das Denken der Würdenträger. Das Yi king sagt: »Eine Last auf der
Schulter tragen und gleichzeiiig im Wagen fahren, das veranlaßt die
Räuber herbeizukommen *. « Im Wagen zu fahren, ist das Vorrecht des
Hochstehenden, Lasten auf der Schulter zu tragen, ist die Beschäftigung
der kleinen Leute. Das sagt also: Wenn jemand die (bevorrechtigte)
Stellung eines Hochstehenden innehat und die Handlungen des gemeinen
^ Yen Schi-ku erklärt j^TJ^ gleich J^ . Dasselbe gibt Cou\Teur unter An-
fülirung einer Stelle aus Ts'ien Hau schu »die Arbeiterin verläßt den Web-
stuhl. nicTt«-
2 Zitat aus Schi king (Legge S. 309). Es ist der Anfang einer Strophe,
in der dem Meister Yin der A'^orwurf gemacht wird, daß seine Taten nicht seiner
hohen Stellung entsprechen. Von den alten Kommentaren wird dieses Lied in die
Zeit des Königs Yu »des Finsteren" (781 — 771 v. Chr.) gesetzt. Das Zitat wird
im gleiclien Sinne gebraucht im Ta hüo Kommentar X/4 (Legge S. 374)
V. V. Strauß übersetzt: »Steil blickt das Südgebirg ins Land - Mit hochgetürmter
Felsenwand. — Auf dich, gewait'ger Kanzler Yin, — Ist alles Volkes Blick gewandt.«
' Yen Schi-ku erklärt ^^ mit ^^ ^^ ^ ^Ö »das Aussehen drängender Eile-
* Zitat aus Yi king, vgl. Legge. SEE vol. XVI, S. 145.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1922. I. Abt. 4
iS() Soiiffii ; l i'kiiiulcii /.uf .sta.itliclicii NcikhcIihiii^ iiiilci- (Irr I |;iii-I)\ nastio.
Mannes auslTilirt. dann ninU davon NoI nnd liiüliick In rlirikonnm-n.
WiMiu einer, der kraft seiner Würde als Iloelisteliender aueli die 'l'aten
des llnehstelienden sclnddet. ((rutzdeni die Arl di's) Knn;;-i Hin. des Ixeielis-
kanzlei's \i>n l.n. \<>n sieli wirft, daiui liat ei keinen Ansprncli mein' anf
rieltung.
Das Tse li' n n - 1 s' i n /eiiit die (ir(")ße der liedentiini; der' alles er-
lassenden l.iidieidiehkeit. es ist die ewi^e Wielillinie l"iir das Weltall, das
alldurelidringende Keciit für Altertum niul (iegenwart. Ilente aber haben
«lie Lehrer ihre verscln'edeneii Systeme inid die Leute ihre vei-sehiedenen
KrkläriMij^en : Inindert Schulen fi,"ibt es, deren Lelirvorschriften verschieden-
artif^. dei-en Zwecke und Ziele nicht gleich sind, so daß oben (bei dei- Re-
nierunn) keine Möfiliehkcil besteht, einen einheitlichen Plan dnrchzufiihren.
nnd die Satzungen beständifi; verändert werden, nnlen aber (im \'olk) man
nicht weiß, woran man sich halten soll.
Ich meine: alles, was nicht in den Stndiengängen der sechs Wissen-
schaften nnd in dem Kanon des Konfuzius enthalten ist, sollte unterbunden
nnd seine Lehre an der Ausbi-eitung verhindert werden; dadurch würden
die falschen und verkehrten Reden zum Schweigen gebracht werden und
aufhören. Dann kann die allgemeine Leitung einheitlich, das System der
Regierung deutlich werden; das Volk aber wird wissen, wonach es sich
zu richten hat '.
' Franke. Studien S. J0().
51
Beiträge zur Geschichte und Kultur Siams.
Von 0. Frankfurter.
In den nachfolgenden Blättern habe ich versucht, einige an mich
gerichtete Fragen über siamesische Kultur und Geschichte, soweit sie all-
gemeines Interesse beanspruchen können, zu beantworten.
Meine Intemierung in Bangkok infolge des von Siam an Deutsch-
land erklärten Krieges gab mir die nötige Muße für die erste Niederschrift.
Dabei unterstützte mich Herr Gottfried Geißler vom Norddeutschen Lloyd,
der während seiner unfreiwilligen Verbannung in Bangkok sich für sia-
mesische Sitten und Gebräuche interessierte. Ihm sage ich für treue Hilfe
meinen besten Dank.
Leider stand mir bei dem Entwurf der größte Teil meiner Bibliothek
nicht mehr zur Verfügung, da sie von der siamesischen Regierung mit
Beschlag belegt worden war. Es war mir somit unmögUch, Belegstellen
für die von mir vertretenen Ansichten beizubringen. In den deutschen
Bibliotheken findet sich über Siam nur wenig, und in siamesischer Sprache
geschriebene Werke haben Europa kaum erreicht, obwohl ihr Studium
interessante Aufschlüsse über die Art und Weise geben würde, wie Siam
fremde Vorbilder sich aneignete.
An der Hamburger Universität unterstützten mich bei der Fertig-
stellung der Arbeit Herr Professor Dr. Franke und Herr Dr. Jäger durch
vielfache Ratschläge, Anregungen und Hilfe. Ihnen möchte ich auch an
dieser Stelle herzlichen Dank aussprechen.
Legende und Geschichte Siams stimmen darin üherein, daß die Sia-
niesen in das Land, das sie jetzt bewohnen, vom Norden kommend ein-
gewandert sind, daß sie in ihren Wanderungen die kleinen, sich ihnen
entgegenstellenden Völkerschaften, die unter ihren eigenen Häuptlingen lebten,
eroberten und ihr Gebiet sich Untertan machten, bis schließlich diese Sia-
mesen selbst unter das Joch des damaligen mächtigen Cambodias kamen.
Mit dem Zerfall des cambodianischcn Reiches schüttelten die Siamesen
dieses Joch ab (12.'^6/57). Von dieser Zeit an bildeten den Kern des
jetzigen Siams drei Staaten : der eine lag im Norden, seine Hauptstadt war
bald in Sukhothai, bald in Sawangkalok, der zweite lag im Osten und
hatte als Hauptstadt bald Lophaburi (Lavo), bald Dvaravati, der dritte
schließlich befand sich im Westen in Srivijaya in dem jetzigen Kreise von
4*
^'2 !• r.ni k In I I «• I : Itciti'iiü;«' /iii- ( Icsiliiclitr und Kiilliii- Siaiii>-
l'lirapr;itoiii (v^l. < i»Miiii. lU'Si'Jurhes »in PtoltMiiys (icotiiaphy. London WWK
pag. 176) '.
Dii'sr (M'obenulr Hasse, die wir ji'l/.t Siaiuoseti nennen, nannte sieh
seihst (lie Tai nnd erklärte den Namen als ■Fi-eie". d. h. vom eamliodia-
niselien .loeli belVeil. Sie gehöhte v.u der iiidoehinesischen ^^■)llve^|■;^mili(^
der Tai, die ilen größten Teil der hinterindiselien Halbinsel einnimmt. ;d)er
aueli in Assam und zerstreut im südlichen China wohnt (I)ignet, Ktudes
de la langue Tai. Paris 1897).
Die Spraehen oder wohl rirhti<;er die Mundarten, die noch jetzt von
Yünnan bis Singora gesprochen werden, sind kaum voneinander verschieden.
wie auch die Erfahrung gezeigt hat, daß die Siamcsen, als sie im Anfang
«lieses .lahrhunderts eine Expedition nach dem Norden unternahmen, mit
den dort wohnenden Völkei Schäften sich leicht verständigen konnten.
Neben diesen allgemeinen Volkssprachen (inden wir in Siam wie in
andei-en Ländern des fernen Ostens eine Palastsprache, d. h. eine Sprache,
in der der im Range Höherstehende von dem Untergebenen angeredet
wird. Der König und die Prinzen werden so von den Regierungsbeamten
und dem Volk angeredet, und so redet das Volk wiederum seine Leiiens-
herren an. Für die Ausdrücke, die im gewöhnlichen Leben vorkommen
und die der Wohlanständigkeit nicht zu entsprechen scheinen odci- die
ein spezielles Prärogativ ausdrücken sollen, werden nur verstehbare An-
deutungen gemacht, oder die Sache selbst wird umschrieben oder in einem
fremden Dialekt ausgedrückt. Eine solche Palastsprache ist noch heute bei
den Siamesen gebräuchlich. Diese haben sie aus dem Cambodianischen
übernommen, und die Cambodianer wiederum haben sie aus indisch-arischen
Wörtern gebildet, die sie ihrem eigenen Sprachgebrauch anpaßten. Außer
diesen cambodianischen Wörtern hat das Siamesische, als der Buddhismus
in Siam weitere Fortschritte machte und dort als Staatsreligion anerkannt
1 Nach chinesischen Quellen (dem 3/m(/ yi fun;/ tschi, dem Kuang-tung hing
tsr/ii u. a.) i.st Siam aus zwei verschiedenen Staaten entstanden. Professor Franke
besaß die Freundlichkeit, mir darüber folgende Angaben zu machen. In dem heut«-
Siam genannten Gebiete bestanden ursprünglich zwei Staaten. Der eine hatte den
Namen Sien, der andere den Namen Lo-hu. Der Staat Sien hatte wüstes Land,
das ungeeignet zum Ackerbau war, der Staat Lo-hu hatte ebene Fluren und war
sehr fruchtbar. Um 13.50 wurde Sien von Lo-hu unterworfen, und beide bildeten
nunmehr einen Staat, der von den Chinesen Sien-Io genannt wurde. Er ist das
heutige Siam und hat seinen Namen bis heute bei den Chinesen behalten. Dies»-
beiden Staaten müssen naturgemäß am oberen und am unteren Menam gelegen haben.
Wie Pelliot, Deux itineraires de Chine en Inde (Bulletin de FEcole fraiicaise
dExtrimc Orient IV. 131 ff.) dartut, werden diese cliinesischen Angaben durch die
Inschriften aus Kambodscha und dem Lande der Cham (Süd-Annam) sowie durch die
Reliefs von Angkor Vat bestätigt. Hier finden sich Krieger und Sklaven von »Syam«
und von »Lvo« erwähnt und dargestellt, und zwar von der Mitte des XI. Jahr-
hunderts ab. Dieser Lvo oder altsiamesisch Lavo wird auch als Sommerresidenz der
siamesischen Könige von Ayuthia erwähnt, entspricht also zweifellos dem chinesischen
Lo-hu. Syam odor Syäm Kut des Reliefs von Angkor Vat ist das Sien der Chinesen
und wohl unser heutiges .Siam« (Vgl. Pelliot, a. a. O. S. 235 f.).
Frankfurter: Heiträfje zur (Tescliichte mid Ivulitir Si;iiii>. .)o
wurde, aus indisclieii Sprachen, namentlich dem Päli. eine Heihe von IJe-
zeichnungen entlehnt. Abgesehen davon werden auch jetzt noch für neue
Begriffe Wörter aus dem Fäli oder Sanskrit genommen. Wörter aus indischen
Sprachen entlehnt, namentlich dem Päli, als dei- Buddhismus in Siam weitere
Fortschritte machte und dort als Staatsreligion atieikannt wurde. Abgesehen
davon weiden auch für neue Begriffe Wolter aus dem Päli oder Sanskrit
genommen. In der granunatischen Konstruktion gibt es keinen Unterschied
zwischen der Volkssprache und der Hofsprache.
Der Name Siam scheint den Thai von den Portugiesen gegeben zu
sein. Er wird gern erklärt als von Cyäma r:r schwärzlich abstammend. Die
Erklärung ist nicht stichhaltig. Die Hautfarbe der Thai ist nicht schwarz
oder bräunlich, und auch die Hypothese, wonach das Land nach der Farbe
des Erdbodens genannt sei, läßt sich nicht halten. Der Begriff, den der
Siamese mit Schönheit verbindet, ist eine hellgelbe Gesichtsfarbe bei ovaler
Gesichtsfbrm, also ein Typus, wie er dem im mittleren China entspricht.
Die erste Kenntnis, die man in Europa von den Siamesen erhielt, wurde
durch die Portugiesen vermittelt, welche durch die Peguaner (Jlon) mit
ihnen in Verbindung kamen. Die Peguaner aber nannten die Thai »Siem«,
das sie mit »frei« übersetzten. Diese Erklärung, die zuerst Turpin gab,
scheint annehmbar.
Die Thai (Siamesen im engeren Sinne) bekannten sich als Verwandte
der Chinesen, die sie ihre jüngeren Brüder {nong) nannten; die Beziehungen
zwischen ihnen waren durchaus freundschaftlich. So sagt der frühere
Minister des Innern Prinz Damrong: Es gibt keine zwei Völker, die enger
miteinander verbunden sind, als Siamesen und Chinesen. Sie haben nie
Krieg miteinander geführt, Handelsbeziehungen haben zwischen ihnen von
alters her zum Nutzen der beiden Völker bestanden. Man hat richtig
gesagt, diese beiden seien wie eine Nation, und diese glücklichen Verhält-
nisse werden auch in Zukunft bestellen.
Die Siamesen haben nie den Chinesen gegenüber ihre Tributpflicht
anerkannt. Im Gegenteil. In ihrer halb legendenhaften Geschichte teilen
sie mit, daß sie nach China Gesandte geschickt hätten, um eine Erklärung
über chinesische Politik zu fordern, aber der Erfolg wird nicht berichtet.
Ihre Beziehungen zu China erklärten die Siamesen als eine notwendige
F^olge des Handels: dadurch gewannen die Chinesen großen Einfluß auf
siamesische Sitten und Gebräuche. Die Gesandtschaften, die die Siamesen
später nach China schickten, wurden von ihnen als freundschaftliche Be-
ziehungen aufgefaßt und in derselben Weise angesehen \\ie die zwischen
Siam und europäischen Nationen bestehenden als »Weg [thany) zur könig-
lichen Freundschaft" (Phra Kajamaitri). Auch im staatlichen Leben Slams
machte sich chinesischer Einfluß bemerkbar, obwohl hier Cambodia einen
giößeren ausübte.
Die Siamesen bekennen sich zum Buddhismus. Durch Cambodia
wurden sie mit indischen, speziell brahmanischen Gewohnheiten, bekannt,
und diese hatten natürlich später giößeren Einfluß auf die politische Ent-
wicklung. Darauf hat bereit«: Professor Kuhn in seiner Rede "Einfluß dis
,>4 l""r;i iik t'u r; <M-: Hcilrägc /.iir riesfliiclilc iiiit) Kultiii- Slams.
arisflifii Inilit'iis ,iiir ilic Naclil).iil:iiulcr im Süden und Osten« (München
IIU'?) aufnuM-ksani «^cuiaclit.
In dt'i- Wo<;ieruni;sj)eri(»ilc des K()ni;;s l'lira lUiddlia NOi Fa
|I7S-J ISdil) wurde eine Ixonunission beaiil'trai^t, die alten Gesetze, die noeli
in Slam narli iler Kioheiiuij; Aynthias duix'li die Birmanen ( 17G7) existierten,
/u sanuneln. Hei dieser Konijjilation sclieint das I'rin/ip gewaltet zu liaben.
alles, was eiTt>iclihai- war. zu sammeln, gleichviel, ob das Gesetz noch in
Kraft oder längst veraltet war. So finden sich in dem Gesetz die hetero-
gensten Elemente vereint. Die einzelnen Gesetzesparagraphen gewähren
einen guten Hinblick in die Entwicklung, nur darf man nicht irgendwelche
chronologischen Schlüsse ziehen wollen. Die Jahreszahlen können in den
meisten Fällen nicht als korrekt gelten. Wir finden in den Zahlen einmal
solche, die sich auf das Chula Sakraja (638 n. Chr.), dann auf das Maha Sakra j
(78 n. (hr.l, daim auf das Buddha Sakraj (543 v. Chr.) beziehen und schließlich
auf eine Ära, die noch nicht näher bestimmt ist'.
' Clironologi e : Bis zum Jahre 18s9, in dem der Gregurianischr Kalender
in Siam offiziell eingeführt wurde, bestanden drei Ären nebeneinander, die auf der
Solar-I.unar-Kei'linung .beruhen.
1. Die I5uddha-Ara: ihr Beginn fällt auf den Vollmondstag des Visakha-
Monats (Mai 543 v. Chr.), der als Tag der Geburt, der Erleuchtung und
des Todes des Gautama Buddha angesehen wird.
2. Die Mahasakkarat : sie wird vom Neumondstag des fünften Mimats
(April 78 n. Chr.) an gerechnet.
3. Die Chulasakkarat ; die.se ist im eigentlifhen Siam am weitesten verbreitet,
und ihr Beginn wird auf den Neumondstag des fünften Monats (638 n.Chr.)
verlegt.
Diese Ären finden wir auch sonst im fernen Osten, doch weicht ihre Be-
rechnung in Birma, dem nördlichen und südlichen Siam, was die Schaltmonate.
Schalttage und den Jahresanfang angeht, beträchtlich voneinander ab. So wird
der Beginn dei- Ära im nördlichen Siam auf den ersten Monat (November/Dez<'niber)
gesetzt. Die siamesischen Annalen berichten von einem Versuch, mit dem .lahrc
der Chulasakkarat 1000 die Reihenfolge der Jahre zu ändern, .so daß dieses Jahr
den Namen der Hatte führen sollte. Dem widersetzten sich die Birmanen, die auch
sonst unabhängig von Siam ihren Kalender bestimmten. —
Die im Jahre 1S.S9 in Siam eingeführte Ratnakosindra-Ära datiert \on dei-
Verlegung der Hauptstadt nach Bangkok (1. April 1782) unter der jetzt regierenden
Chakkri-Dynastie. Sie ist solar, und die Monatsnamen werden nach den Tieren
des indischen Tierkreises benannt: also: Mcsayon =: Widder (April) usw.
Unter dem jetzt regierenden König wurde die Ratnakonsindra-Ära dahin
geändert, daß man ihren Anfang auf das Geburtsjahr des Buddha (543 \ . Chr.)
zurückverlegte, so daß also das Jahr 1920 dem 24<)3. Jahie entspricht.
Wie in anderen Ländern des fernen Ostens ist ein Zyklus von 60 Jahren in
Siam bekannt. Der einzelne Zyklus besteht aus sechs Dekaden: die Jahre werden
nach den Sternbildern benannt und wiederholen sich fünfmal im Zyklus.
Mit den Namen der Jahre. Monate und Tage ist mancher Aberglaube vei-
knüpft. Heiraten zwischen Personen, die in den Jahren geboren sind, in denen sich
die Tiere feindlich gegenüberstehen, also z. B. Tiger und Ziege, werden nicht gern
gesehen. Man vermeidet am Freitag eine Iieise /.n Wa^-sei- anzutreten: dagegen
Fra iik fuit er: Beiträge zur (rpscliichte und Kultur Sianis. 05
Nachdem Siam in Beziehungen zu europäischen Staaten getreten war,
.sah man ein, daß das alte Gesetz allzusehr in Widerspruch zu den
modernen Gepflogenheiten war. und so wurden die grausamen Bestimmungen
des Gesetzes einfach ausgeschaltet, oder es wurden Bestimmungen, die sich
auf bürgerliche Rechtspflege beziehen konnten, auf das Kriminalgesetz über-
tragen, wenn die Strafe dem Richter zu hart erschien. So übertrug man
die Bestimmungen, welche die Zahlung von Buße in Zivilfällen betrafen
(Wergeid), auf das Kriminalgesetz. Dadurch war es leicht, die Bestimmungen
über die 'Jl Todcsarton abzuschaffen, die wohl aus chinesischem Gesetz
stamrfiten. Außerdem übten die Könige ihr Recht auf Amnestie aus. Das
alte Gesetz neuen Gepflogenheiten anzupassen, war trotzdem unmöglich,
und so wurde in der Regierung des Königs Chulalongkorn (1863 — 1910)
eine Kommis.sion aus Franzosen. Belgiern und Engländern ernannt, um ein
neues Strafgesetzbuch vorzubereiten, nachdem schon 1896 die Folter abge-
schafft worden war. In diesem neuen Gesetz, das im Jahre 1908 in Kraft
trat, war der Psyche des siamesischen Volkes wenig Rechnung getragen. Man
glaubte ein dauerhaftes Werk geschaffen zu haben, und theoretisch mag es
allen Anforderungen eines dazu erzogenen Volkes entsprochen haben. Aber
bei den Siamesen fiel diese Voraussetzung fort. Es wurden auch nicht
die Bestimmungen, die gegen das alte Gesetz verstießen, widerrufen, und
so kann man das neue Gesetz nur als einen Notbehelf betrachten; dem
Richter wird hier ein weiter Spielraum gelassen, damit er die Lücken, die
das Gesetz unzweifelhaft enthält, ausfüllen kann. Dieses neue Gesetz hat somit
nichts zur inneren Entwicklung Siams beigetragen. Man hatte dabei wohl
noch einen anderen Zweck verfolgt. Indem man ein auf europäischer
Grundlage beruhendes Gesetz annahm, wollte man die Aufhebung der Ex-
territorialität, die den Fremden durch Verti'äge gewährleistet war, vor-
bereiten. Einfluß auf die Entwicklung Siams kann nur dem alten Gesetz
zugeschrieben werden. Dieses beruht auf Manus Gesetzbuch, soweit nicht
ist der Sonnabend füi- den Beginn einer Landreise von guter Vorbedeutung. Gcm
werden Lehranstalten au einem Donnerstag eröffnet, der den Gelehrten geweiht ist.
Wer im Jahre des Affen geboren ist, von dem wird vorausgesetzt, daß er
ein Witzbold sei, und so wird die Geburt des siamesischen Eulenspiegels auf einen
Donnerstag des fünften Monats im Jahre des Affen verlegt. Um Tage zu bestimmen,
die für den Beginn von Unternehmungen geeignet sind, werden Astrologen zu
Rate gezogen, die klugerweise sich den Verhältnissen anzupassen wissen.
Die Vollendung eines Zyklus von 60 Jahren im Leben des eiir/.elnen Menschen
wird festlich begangen: in der Geschichte jedoch ist eine Rechnung nach Zyklen
unbekannt.
Die siamesische Hofetikettc schreibt für die Farben de.-» Anzugs an bestimmten
Tagen gewisse Kegeln vor. Jedem Tage ist ein bestimmtes Gestirn geweiht, xnid
die von den alten Astrologen festgestellten Farben der Gestirne sind anscheinend
maßgebend für die Farbe der von den Siamesen getragenen Gewandung. So gilt
für Sonntag (den Tag der Sonnt-.) Rot. für Montag (Mond) Hellgelb, für Dienstag
(Mars) Rosa, für Mittwoch (Merkur) Grün, für Donnerstag (Jupitt^) Dunkeig»'!b. t'ür
Freitag (Venu.s) Blau und für Sonnabend (Saturn) Lila.
56 Fra iik. Iiirt er: Heiträu;o /.iir (lescliicliti' iiiui l^iiliiir Siaiiis.
in spätertT /cit ilio Hestiiiunuii^fii Ji's cliiiu'sisclicii Strafrcclits maüi^cljcMid
uan'ii.
l>a.s siaiiH'siscIie lii'setz von ISiirt sliiiiint im gioßcii iiiul ifan/eii
übi'iviii mit den von Lci'lörc übersetzten Codes Cambodicus. wt^lelie im
.lalire ISliS unter ilem Kciiiii; Norodoin veiöfleiitlieht wurden. In gewisser
Weise war es bereits unter franzüsisebem Einlluß entstanden. So wurde
dem Palast;!.;(^setz eine ganz neue Form gegeben, die in Widersprueh mit
der übrigen Gesetzgebung stand, während das bi.sherige siamesische Palast-
gesetz, ohne formell widerrufen zu sein, als veraltet betrachtet wurde.
Aus dem Indischen übernahmen die Cambodianer und später» aucli
die Siamesen die Regiei-ungsform, die sich in den Worten »Sävoi Raja-
sombntti ' und »Kin Müang« ausspricht, das heißt: -das Land verzehren-
und -das Land essen-, und zwar bezieht sich der erste Ausdruck auf den
König und der zweite auf die Beamten. Das sind tiberblcibsel aiis der
Zeit, wo die Arier Indien eroberten. Denn die Eroberten waren die Spei.sc,
der König und die Adligen die Esser. Dies ist das Prinzip, das bis aui
die neueste Zeit Ibrtgewirkt hat; aus der Macht des Stärkeren erklärt sich
das Feudalsystem, wie es in Asien verbreitet ist (vgl. Weber, Rajasuya,
Berlin 1893). Dieses war nur eine andere Form des Kastensystems. In
.Slam hängt damit die Einteilung des Volkes in die Zivil- und Militärklasse
zusammen. Das Gesetz gesteht dort, ebens(j wie in Cambodia, den Brah-
manen eine höhere Stellung zu, die sich nur aus indischer Gepflogenheit
erklären läßt. In Slam sowohl wie in (^ambodia leitet der Brahmane die
religiösen Zeremonien, die häuslichen wie die im Palast selbst stattfindenden;
bei den letzten Krönungsfeierlichkeiten in Siam haben allerdings buddhistische
Priester die Zeremonien geleitet. Eine Todesstrafe kann gegen den Brah-
manen nicht ausgesprochen werden, nur die Verbannung für die schwersten
Verbrechen ist erlaubt. Er hat auch Privilegien bei der Abfassung von
Te.stamenten. — Daß im Siamesischen sowohl wie im Cambodianischen du-
Regierungsform auf militärischer Grundlage beruht, geht daraus hervor,
daß das Wort Senabodi (Senapati) »Herr des Heeres« auf den Staatsminister
angewandt wird, dem dann auch der Titel Parakramabahu (mit mächtigem
Arm) gegeben wird. Zivilrechtlich finden wir in Siam indischen Einfluß,
so wird im Gesetz über Schulden bestimmt, daß bei einem unrechtmäßigen
Anspruch auf eine Schuld dem Angeklagten von dem Kläger der doppelte
Betrag gezahlt werden muß.
Ihre Schrift und Literatur verdanken die Siamesen indischem Einfluß.
In einer Abhandlung, die Professor Bradley im Journal of The Siam Society
(Vol. \T1) veröffentlichte, übersetzte er unter dem Titel »Inscription of Pi-a
Ram Khamheng of Sukhothai 1293 a. d. the eklest known writing in Siam <
die autobiographischen Notizen, die dieser König über seine Schöpfungen
gab, als deren größte er die Elrfindung der Zeichen für die siamesische
Schrift ansieht. Der König sagt:
»Heretofore there were no strokes of Siamese writing. In l^Oö of
the era (1284 a. d.) the year of the goat Prince Khun Ram Khamheng
sought and desired in bis heart and put into use those strokes of Siamese
Frankfurter: Beiträge zur Geschichte und Kultur Siarns. 5/
writing and so there are these strokes because that Prince put them
into use. •
In einem weiteren Artikel V^ol. X weist dann Professor Bradley als
nächstliegende Quelle für diese Schrift die cambodianischen Buchstaben
nach, die ebenfalls um diese Zeit im Gebrauch waren. Es gelang ihm, die
anderen Möglichkeiten auszuschalten: so finden Avir auch bei der Schrift
indischen Einfluß.
Die siamesische Literatur, soweit wir von einer solchen sprechen
können, beruht fast vollständig auf indischer Grundlage, wenn wir die
wenigen aus dem Chinesischen übernommenen Geschichtswerke ausnehmen,
die aber meistens romanhaft behandelt wurden. Dasselbe gilt von dem
Rajadhiraj. dem peguanischen Geschichtswerk, das man schon früh in das
Siamesische übertrug. Unter den auf indischen Quellen beruhenden Werken
müssen wir in erster Linie an die heiligen Schriften der Buddhisten denken,
und dabei namentlich an die Jätaka-Erzählungen und die daraus ent-
springende indische Märchenliteratur. Daran schließt sich eng die siame-
sische Version des Ramayana (Ramakien) an. das fast wie eine religiöse
Schrift betrachtet wird und klein und groß bekannt ist. Günstigen Einfluß
auf die literarische Entwicklung Siams darf man der von dem König
( 'hulalongkorn gegründeten Forschungsgesellschaft, die auch von seinem
Nachfolger fortgesetzt wird, zuschreiben. Sie bemüht sich, die noch vor-
handene historische Literatur zu sammeln und zu veröffentlicheD. Es ist
ihr auch gelungen, in fremden Ländern Dokumente über die Beziehungen
Siams zu sammeln, und wir besitzen bereits Veröffentlichungen, die sich
darauf beziehen.
Der ephemeren Literatur, wie wir sie in Zeitungen und sporadischen
Veröffentlichungen finden, kann man einen günstigen Einfluß nicht zu-
schreiben, zumal da die Herausgeber ihre Veröffentlichungen meistens zu
persönlichen Zwecken benutzen. Ebensowenig haben die Novellen und
Romane, die aus europäischen Sprachen in das Siamesische übertragen
wurden, günstig gewirkt. In der Auswahl waren die Herausgeber wenig
wählerisch und legten das Hauptgewicht auf den Reiz der Neuheit. Besseren
Einfluß hatten die früher veröffentlichten Reisebeschreibungen über das
moderne Europa, die von den Siamesen in der Mitte des vorigen Jahr-
hunderts geschrieben wurden. Erst mit dieser Literatur entstand eine Prosa,
die König Mongkut und seine Nachfolger weiter ausbildeten.
Lyrische Dichtungen sind gut in siamesischer Literatur vertreten und
verdienen die Beachtung, die man ihnen zollt. Die angewandten Versmaße
beruhen durchaus auf indischer Grundlage, und es gehört zu der Erziehung
des Siamesen, der auf Bildung Anspruch machen will, daß er mit diesen
wohlvertraut ist. Trotzdem wird in der Geschichte keine Persönlichkeit
als Dichter erwähnt. Vielleicht hängt das mit dem Feudalsystem zusammen.
Jeder einzelne glaubte sich berechtigt, das von einem anderen Geschriebene
füi- seine Zwecke ausnutzen zu düi-fen.
Aufmerksamkeit verdient auch die Spruchweisheit der Siamesen, da
sie uns einen Einblick in die Psyche des Volkes gewährt. In den über
5H l''r:i iik t'll it ri : Hi-il i;i«:<- /iii' ( i (>->c|iicli| ,• uiiil Kultur Si;iiiis
Siaiii i^esi'hrieltetR'ii Biaiicni wcrdon einige im N'olke iimlaureiule Spricli-
uöiter uiul (ilcichnisse erwiiliiii. Kine maßgebende Saiiiiiilung wurde erst
von dem verstorbenen Oberst (ierini im .loui-iial ol" tlie Si;im Society Vol. I
\ ei-ötU'nth'eht. Viele der Spricbw (irtei- sind woiil (Jemfingut der oslasiatiscbfn
\ i'lker. und .null iniliseher l'".iiilliiL^ uiarlit sich gellend. In ihrcf i'olilik
über Krieg und l"i-ieden lassen sieb die Siauiesen gern von den (Iiundsät/en
leiten, die in (len Sprioh\v(irtein niedergelegt sind, und so heißt (\s bei
IjntertiriU'kung von Feinden als (Jleiebtn's: .\\'enn das Kolir ausgerottet
uir(K laß die Spi'ößlinge niolit stehen; wenn der Vatei- getötet ist, sohone
die Kinder nicht.« P> gibt eine Keilic von Sammlungen dieser Sprich-
wörter, von denen die anscheinend .•iltest(> dem sagenlinften sinrnesischen
Könige Phi-a Kuang /ugeschrieben wird.
Kine genaue Darstellung Arv (Jeschichte Siams, oder wohl besser
seiner Hauptstadt Ayuddhya, von ilirei- (^iründung im .lahrc 1350 bi.s zu
ihrer Zerstörung im Jahre 1767, also der L*eriode. die für die moderne
politische Geschichte allein in Betracht kommt, begegnet mannigfaclien
Schwierigkeiten. Vom Jahre 1769, wo Bangkok unter Khun Luang Tak
zur Hauptstadt Siams erhoben wurde, iließen die Quellen reichlicher, und
einer Geschichte Siams, namentlich unter den Königen der jetzigen, seit
178'2 regierenden Chakkri-Dynastie, würde nichts entgegenstehen.
In der Vorrede zu seiner Neuausgabe des Phra Raj Vaihsavatära hat
Prinz Damrong diese Schwierigkeiten im einzelnen nachzuweisen gesucht.
Eine tlbersctzung seiner Vorrede wurde im Journal of the Siam Society
Vol. XI veröffentlicht. Die Tagebücher, welche die Grundlagen der Ge-
schichte der Könige oder der Dynastie bilden sollten, wurden von den
Palastgelehrten, die mit ihrer Zusammenstellung beauftragt waren, recht
mangelhaft geführt. Daneben wird aber auch von Aufzeichnungen über
Kriege berichtet und von solchen, die sich auf das religiöse Leben bezogen,
wie die Geschichte alter Buddhastatueu und Gründungen von 'remjx'In.
Eine weitere Quelle bilden die Pum, die von den Astrologen herausgegebenen
jährlichen Kalender, worin die hervorragenden Ereignisse eines Jahres
kurz verzeichnet wurden. Da aber ein Thronwechsel selten ohne inner-e
Unruhen vor sich ging und es dem Nachfolger vielleicht nicht darauf an-
kam, seine Vorfahren zu preisen, so wurden diese Dokumente einfach \ er-
nichtet, wie in der kurzen Kegierungsperiode des Khun Varavamsädhiräj
um 1540, wo alle früheren Aufzeichnungen zerstört wurden. Wie geringes
Gewicht die Siamesen selbst auf die Darstellung ihrer eigenen Geschiciite
legten, geht auch aus fremden Quellen hervor-. Der Holländer Jeremias
van Vliet, der von 162H bis 1634 als Leiter der holländischen Faktorei in
.^.yuddhya tätig war, schreibt in seiner Darstellung des Königreichs Siam
(gedruckt Lejden 1692, übersetzt u. a. im J. S. S. Vol. VII) das Folgende:
• However much old chionicles and irustworthy historian of the past.
are witnesses of the times, couiicillors foi' the present and signposts for
the future. the Siamese have little knowledge thereof. The position, govern-
inent, powei'. religion, manners and customs and other remarkable things
of foreign or outlandish nations are unknown to them. they have also iio
Fraiikl"iii-f er: Beiträge v.nv (ieschiclite und Kultiii- Siaiii,->. 59
curiosity to inquire into them; of antiquities of their country, of the be-
ginning of war, ot the conclusion of peace, of the laws of countries and
towns, victories or defeats in battles, famous heroes or excellent pei'sons
in virtue and knowledge, etc.. they have few descriptions, thus that theii-
principal descriptions consist in the laws of the country, the fundaments
of their religion, the lives, deeds and praise of some dead kings whose
fame was not so much based on royal respect as on service rendered to
the gods, temples and priests living in their country, and these descriptions
were mostly committed to the care of the priests, by whom also their
ceremonies, punishments. exortations, consolations and Instructions are
fbrmed. Thus amongst the nobilit^- the rieh or civil population, not many
chronicles or historical records are known, with exception of those which
are reported verbally or are related in discourses.«
Van Vliet spricht nur von Siam während der Ayuddhya-Periode;
daß aber vorher ebenfalls eine exakte Darstellung der Geschichte nicht
stattgefunden hat, dafür haben wir Prinz Damrong als Kronzeugen in seiner
Beschreibung des Vamsavatara Müang Nüa. Annalen des Nordens (Journal
S. S. Vol. XI pag. 3) :
■ T/if northern annaU as appeariny In the manuscripts in the V ajiranäna
National Library. King Phra Buddha Yotfa Chulalok (1782—1809) directed
bis younger brother Prince Surasimhanäd to collect all the documents.
That was in 1807 ; and tiae Prince in turn ordered Phra Vijien Prija, the
Chief of the royal pandits of the right side to coUate them. It appear.s
that the methud adopted by Phra Vijien Prija was to collect all the old
manuscripts he could find which he believed to relate events before the
building of Ayuddhya. And sometimes he simply noted down what he
heard from old people in the north who remembered the old traditions.
All this material he arranged in order just as he thought it would fit in:
bis purposc being to make it a consecutive whole like the history of
Ayuddhya. The result is that in the Northern Annais we have a combination
of many narrations, and sometimes one story is repeated twice. The chrono-
logy is thus entirely unreliable and breaks down if any attempt is made
to compare one data with an other. None the less their is a solid sub-
stratum of fact to be obtained in the incidents narrated in this history:
only one must not put credence in their sequence as set do>\n by Phra
Vijien Prija.«
Auch Bischof Bapt. Pallegoix mag als Zeuge angeführt werden. Der
ehrwürdige Prälat hatte sich die Aufgabe gestellt, sowohl von der Sprache
wie der Geschichte des Landes, in dem er sich von 1832 bis zu seinem
Tode 1862 aufhielt, eine treue Beschreibung zu geben. In seiner Gram-
inatica Linguae Thai (Bangkok 1850) pag. 158 schreibt er über die sia-
mesische Geschichte im allgemeinen: »comprehendit historiam satis fabu-
losam circiter a temporibus Buddhae phra: Khodom, usc|ue ad fundationem
Juthiac". Da der Bischof durch sein konziliantes Wesen die persünlichr
Freundschaft des Königs Monkut, während er noch in der Priesterschaft
war, genossen hatte, darf man wohl annehmen, daß diese Beschreibung
()(l l''iaiikfii IT er: lU'iträjjf /.iir (Ic.scluclitc und Kulinr Si;iiiis.
;iuoh im Sinne iles Königs war. Im übrigen müclite ich aui" meine (Iher-
set/.ung lies Van'isävatär;! Luaiig Prasöt (.1. S. S. Vol. VI pr. 3) liinwoiseii,
wti die hier erwähnten Punkte hereits besprochen sind. .Vis Bowring den
ersten Vertrag anf moderner (irnndlage zwischen Siain nnd Ciroßbritannion
im .lalire 1850 abschloß, ti'ug er dem König die Bitte vor. ihm ein K.xem-
plar der tiesehiehte Slams /u geben. Bowring berichtet, daß in KrrüUung
dieser Bitte der König nnd sein Binder Krom Luang Vaihsädhiräj .Sanid
eine solche Geschichte verfaßten. Aber es (Mscheint wahrscheinlicher, ^\n\^
sie lediglich die von Param.-inujit verfaßte (Jeschichte einer Unrchsicht nntei--
warfen. wülirend sie die versprochene ( beiset/ung der eigentlichen ( ieschichte
nicht liberreichten. Diese selbst wurde erst 1863 in der Bnchdnickerei
von Biadley siamesisch heransgegeben und war somit die -editio ])i inceps •.
Spätei' wurde diese Ausgabe wieilei'holt nachgedruckt, natürlich nicht frei
von Fehlern nnd Verbesserungen. Von ihr veranstaltete im .lahre l'.HJ
Prinz Damr(»ng eine Neuausgabe: diese wird gewöhnlich unter dem Titel
l'hra Kajhatthalekha (Königliche Handschrift) zitiert, weil das in d i- Na-
tionalbibliothek im Manuskript befindliche Exemplar, nach dem sie gedruckt
wurde, die handschrit'tlichen Koi-rektui-en des Königs Mongkut enthielt
Ob diese Hedaktion nun dieselbe ist, die Bowring bekam, ist nicht zu er-
weisen, doch mag darauf aufmerksam gemacht w^erden, daß die Neuausgabe
des Prinzen Danu'ong aus der Zeit stammt, wo (J'e modernen Verträge mit
den westlichen Nationen geschlossen wurden und es viel darauf ankam,
ihnen gegenüber den guten Willen Slams zu betonen. So. um nur ein
Beispiel anzuführen, wird der Charakter des Königs Bejraja (1H88 — 1703).
der Nachfolger des franzosenfreundlichen Phra Narai, vollständig verkannt,
wenn er in dem von Bradley herausgegebenen jährlichen Kalender ein Usur-
pator genannt wird, dem ein ehrenhafter Platz unter den Königen Slams nicht
zukomme. Gerade die neuere Forschung kann nachweisen, daß er vielmehr
der Befreier Slams vom fremden Joche war. denn unzweifelhaft wäre Slam
der französischen Herrschaft verfallen, wenn Bejraja die frankreichfreund-
liche Politik des Phra Narai weitergeführt hätte, (über die Politik Slams
zur Zeit des Abschlusses jener Verträge vgl. H. Leonowens -Englisli
Governess".)
Nachdem die ersten Fremden, und dabei kommen füi- unsere Zwecke
voi- allem die amerikanischen Missionare in Betracht, die in der Regierungs-
periode des Phra Nang Klao (1824 — 1851) zum ersten Male nach Bangkok
kamen, sich in Slam angesiedelt hatten, bemühten sie sich. Näheres übei-
•Slam und des.sen Geschichte in Erfahrung zu bringen. Ihrer Anregung
mas: es wohl zuzuschreiben sein, daß auch bei den Siamesen das Interesse
dafür wieder rege wurde. Jedönfalls verdanken wir zunächst den Ameri-
kanern, daß im Chinese Repository Vol. V — \'ll bereits 1836-1839 eine
t.'bersetzung der siamesischen Geschichte von 1357 bis 1639 von dem Rev.
Dr. J. Taylor Jones veröffentlicht wurde. Mehr an das größere PnhIikuMi
wandte sich Rev. Dr. Biadley. als er in dem Bangkok-Calendar von 186U
eine Liste der Könige Siams von 1351 bis 1859 gab. In demselben Kalender
erschien im Jahre 1863 eine zweite Liste dieser Art, »^furnishecl bv Phra
Frankfurter: Beiträge zur (Jeschii-hte und Kultur Siaiiis. f 5 1
Alack, the Chief of the Kings scribes, and doubüess with the approbation
of His Majesty designed by him, we think to correct the lists of the kings
published in the Calendar for 1860«. Er fährt dann fort: »If His Majesty
with all His knowledge of the history of his own people cannot teach us
aright, what record from the Royal archives or indeed from any other quarter
can be confided in.« Ein Studium dieser Listen, von denen die 1863
veröffentlichte des öfteren abgedruckt wurde (so von Bowring, Bastian,
Mouhot) machte es bald klar, daß sie in den wenigen Fällen, wo Siam in
fiemder Geschichte genannt wird, in keiner Weise mit den dort gegebenen
Jahreszahlen, so z. B. zur Zeit Ludwigs XIV., übereinstimmen. Es schien
daher geboten, diese Listen einer genauen Durchsicht zu unterwerfen, und
dieser Aufgabe unterzog sich Prinz Damrong, der auf Grund der in der
chinesischen Geschichte gegebenen Zahlen die Regierungszeiten der sia-
mesischen Könige auf ihre Glaubwürdigkeit hin prüfte, sie demgemäß
änderte und in der Prachum Phongsavadan Vol. V veröffentlichte.
Vielleicht mehr als in den westlichen Ländern betonten die Könige
von Siam ihren Untergebenen gegenüber ihre Unnahbarkeit. Das ging so
weit, daß, wenn sich der König bei seinen öffentlichen Prozessionen zeigte,
das Volk, wenn es nicht möglich war, dem König ganz aus dem Wege
zu gehen, sich auf die Erde niederwerfen mußte und seine Augen nicht
auf ihn richten durfte, alles unter Androhung von Strafen, die dann auch
wirklich vollzogen wurden. Daß das keine leeren Drohungen waren, geht
aus den Beschreibungen, die die Franzosen und Holländer im 17. Jahr-
hundert lieferten, hervor, ebenso aus denen der amerikanischen Missionare,
die zur Zeit des Phra Nang Klao (1827 — 1851) in Bangkok ansässig waren.
Diese Furcht, sich dem König zu nahen, erstreckte sich auch auf die weib-
lichen Mitglieder der königlichen Familie. Es ist daher jedenfalls ein
großes Verdienst des Königs Mongkut (1851 — 1868), daß er in einer seiner
ersten Verordnungen bestimmte, daß das Volk ihm nicht aus dem Wege
zu gehen brauche, sondern, falls es ihm zufällig begegnete, ihn in ehr-
würdiger Weise gemäß seinen Sitten begrüßen solle. Diese frühere
(Jewohnheit schloß jede Individualität des Königs seinem Volke gegenüber
aus, imd er galt nur als das verkörperte Prinzip der höchsten Macht.
Dazu kam, daß selbst sein Name dem Volk unbekannt war. und daß in
spätei-en Zeiten ihm Attribute als Namen zugeteilt wurden, die ebendiese
höchste Macht ausdrückten. In den meisten Fällen haben v/ir es so nur
mit posthumcn Namen zu tun. Beispiele bietet auch die Geschichte dei-
heute irgiei enden Chakkri-Dynastie, deren jetziger Vertreter, König Vaji-
lavudh. seinen Vorfahren und sich selbst den Namen Rämadhipati, der
höchste Ränia, gab: auch in der Regierungspei-iode des Königs Chulalongkorn
'vurdeti Iiei'eits den früheren Königen in Ayuddhya posthume Epitheta
.)riiantia als Namen gegeben. So erhielten den Namen »Rämadhipati"
verschiedene Heirscher zugesprochen, unter anderen auch der Gründer
von Ayuddhia. rthong. Ferner finden wir solche Namen wie Phra Parama
Rrijädhiraj, Parama Haja, Sarvabejr (Samphet). Erwähnung verdient, daß
I>_ Kr;i iik In rl Ol : l<i'iiräi;i' niv ( ifscliii-lile und Kultur Sitiiiiis.
(ItM- bekatinti' .lüp.iiiroisciule Kiiinpfor um KüK) diesen Titel des I'hra liej-
raja, der naoli stMnein 'I'ode (Jen Namen I'hia Malia Piirusha, dei- erhabene
llerrschei-, bekam, in t'l)ereinstinnnnnji mit eni'opäisclier Gepflogenheit
angibt: König von Siam, Tenasseiim, SuUhodai. Vishnulok. liesehüt/er
\nn Cambodia, .lohctre. Patani nnd Keda.
Der König von Siam ist absoluter Herrscher, Ibur über das l,(^bet)
seiner l'ntertaner» und das Land, und in seinen ofliziellen liteln, die meist
den indoarischen Sprachen entnommen sind, spricht sich höcliste Macht
und Erhal)enheit aus. Nach ihm kommt im Kange, laut Palastgesetz von
1350, der erste von der Königin geborene Sohn, dem wie allen von ihr
geborenen Kindern der Titel Chao Fa zukommt, d. h. wörtlich: Herr des
Himmels, doch eigentlich nur im Sinne von »erhaben" gebraucht. Nach
heutiger Gepflogenheit können wir ihn als den ältesten dieser Prinzen,
wohl als Ki-onprinzen, bezeichnen. Ihm steht ein Würdengrad von 100000 Na
zu. Wie schon in meinen -Elements of Siamese Gramrnar« erklärt ist.
waren die Siamesen von Anfang an Ackerbauer, und so bestimmte dem
Staat gegenüber ihren Wert das Land, das der einzelne aus eigener Kraft
zu bebauen imstande war. Für den gewöhnliehen Mann waren dies 25 Na
oder Rai, wälirend der Sklave und Unfreie nur 5 hatte; die Würdengrade
stiegen dann dem Range entsprechend bis zu 10 000, die nur den Staats-
nn'nistern zukamen. In wenigen Fällen wurde diese Zahl übersehritten,
um einzelne W^ürdenträger besonders auszuzeichnen; so erhob der König
Chulalongkorn gleich im Anfang seiner Regierung den früheren ersten
Minister des Königs Mongkut, der während seiner Minorität die Regent-
schaft geführt hatte, zu einem Würdengrade von 30 000 Na, und Chao
Phya Divakaravamsa, der langjährige Minister des Auswärtigen, erhielt einen
solchen von 20000. Die königlichen Prinzen, anfangend mit denen von Geblüt,
bekommen von Geburt an einen Würdegrad, der geringer ist als der des
Kronprinzen, und zwar richtet sich ihre Würde untereinander nach fol-
genden Grundsätzen :
Die leiblichen Brüder des Vaters des regierenden Königs, also dessen
Oheime, nehmen den ersten Rang nach dem Kronprinzen ein; ihnen folgen
die eigenen Söhne aus ebenbürtiger Ehe, hierauf seine Oheime aus nicht
ebenbürtigen Ehen und diesen wiederum des Königs eigene Söhne aus
nicht ebenbürtiger Ehe. Es folgen nun, je nach dem größeren oder ge-
ringeren Grade ihrer Verwandtschaft mit dem König, alle übrigen Prinzen,
abschließend mit denen, die ei'st zu der W^ürde eines Prinzen erhoben sind.
Alle Söhne eines Königs haben Anspruch auf den Titel Phra Ong Chao,
was vielleicht zu weitgehend mit •Königliche Hoheit- übersetzt wird, da
nur Kinder aus ebenbürtiger Ehe nach allgemeinem Gesetz diesen Titel
tragen dürfen. Der Titel Phra Ong Chao vererbt sich aber nicht auf deren
Kinder, die nur Mom Chao sind und nur wegen besonderer Verdienste zu
jener Würde erhoben werden können, aber stets den geborenen Phra Ong
Chao im Range nachstehen. Für gewöhnlich wird ihnen von dem jetzt
regierenden König ein Titel beigelegt, der ungefähr unserm -Durchlaucht"
entspricht. Die Söhne eines Mom Chao werden, selbst wenn der Vater
Fiiinkfiirt or: Heitiäge v.w (ieschichte uiiH Kultur Siains. {')[]
den Kang eines Fhra Ong Chae) erlangte, Mom Rajavaoisa genannt, und
als solche können sie nur in den Beamtenadel übertreten, ebenso wie ihre
Kinder, welche Mom Luang sind; mit deren Nachkommenschaft hört dann
jede Beziehung zur königlichen Familie auf. Wenn sie in den Beamten-
adel übertreten, so bekommen sie einen Würdegrad, der in der Anzahl der
Na höher ist als der ihnen von Geburt zustehende, auch sind für sie be-
sondere Stellen im Dienste des königlichen Hauses vorbehalten. Alle
Prinzen können zu dem Range eines Krom erhoben werden, ein Titel, der
.•IUI besten übersetzt werden dürfte mit "Herr und Besitzer einer eigenen
Hofhaltung". Der Grad dieser Hofhaltung wird bestimmt durch die Anzahl
der Klienten und der Na, die dem einzelnen nach dem Gesetz zustehen.
Man kann wohl annehmen, daß die Ländereien. Sakti na, die den Grad
der Würde bestimmen, in früherer Zeit als Lehen verliehen wurden, jeden-
falls sind diese nicht erblich'. Die verschiedenen Stufen der Krom -Würde
werden ausgedrückt, indem die gleichen Grade wie die des Beamtenadels
dem Kiom-Titel nachgesetzt werden, nämlich von unten nach oben: Mün,
Khun, Luang, Phra und Phraya. Dieser letzten Würde kommt der Titel
eines Somdej zu, welcher sonst nur ein Attribut der Könige und der
höchsten klerikalen Würdenträger ist und in sehr seltenen Fällen einem
Chao Phraya (höchster Beamtenadel) verliehen wird. Es wäre unrichtig,
diese Würden mit europäischen Adelstiteln zu übersetzen, da sie nur
in sehr beschränkter W^eise als erblich angesehen werden können. Die
Beziehungen zwischen dem König einerseits und den Mitgliedern der
königlichen Familie andererseits werden angedeutet durch das Pronomen
Thö, das mit Bezug auf den König in jenen Titeln »ihn« bezeichnet, z.B.:
i'aramavamsa Thö, Varavamsa Thö, Vamsa Thö, Phra Chao Luk Ya Thö,
Phra Chao Nong Ya Thö, Phra Chao Phi Ya Thö usw, ^ Die weiblichen
Mitglieder der königlichen Familie unterliegen im allgemeinen denselben
Bedingungen wie die männlichen, doch dürfen die Prinzessinnen nicht
unter ihrem Range heiraten. Die so den Prinzen erteilten Krom-Titel
drückten in den früheren Regierungsperioden ihre persönlich hervorragende
Betätigung aus, während unter dem König Chulalongkorn die Krom-Titel,
' Es ist interessant, daß e> in China eine ähnliche Einrichtung gegeben hat.
So erklärt Peliint. Bull, Ec. fr. d'Extr. Or., Bd. III, S. 667. Anm. 7, den Ausdruck K'ai
fu »den Palast öffnen« in der Weise: die Inhaber dieses Titels, also derjenige,
■welcher den Palast öffnete", hätten eine Art von Klassenhofgehalten und dort Beamte
ernannt. Diese Erklärung Iiat Chavannes. T'oung Pao 1916, S. 165. Anm. 8, gegen
Vissiere mit neuen Argumenten gestützt. — Bei dieser Gelegenheit könnte man die
Frage aufwerfen, ob nicht auch das siamesische Hofzeremoniell in gewissen Einzel-
heiten von dem chinesischen beeinflußt ward (vgl. T'oung Pao Vol. XVII. pag. 163).
- »Aus der hocherhabenen Familie von Ihm«
»Aus der vorzüglichen Familie von Ihm«
»Aus der Familie von Ihm«
»Der edle Sohn (luk ya) von Ihm"
• Der edle jüngere Bruder von Ihm«
-Der edle ältere Bruder von Ihm».
(>4 Ki-iiii l> ("ii it ci ; Hfilrä^f /iir ( Jcsfliiclitf iiiiil Kultur Siiiiiis
die Ol- seinen Solinci» i;.ilt, nacli dri\ Stiuitcii des Landes gewählt wurdeii,
und /wnr s«>. dnl.^ ilie l'rin/.en je nach ihrer (Jebnrt und wohl auch mit
He/.nu auf das alte I'alaslii;esetz die Natnen nach Städten 1.. 2., 3., 4. Kanj^es
bekamen, deren Einkünfle ihnen nach altem Kecht als ApaDafj;e zufallen
konnten. Dieses System der Nameniicbiini; scljeint auch unter dem jetzigen
König ^'aji^avndh fortgesetzt zu werden: er veilieh seinen Hriidern. die zur
Krom-Wih'de eihoben wurden, Titel nach Slädtenainen. während für die
übrigen Prinzen, welche die gleiche Winde erhielten, die alte Nomenklatur
nach hervorragenden Kigenschaften beibehalti-n wurde.
Im .lahre 13r)0 wurde vom K(')nig l'thong dei- Rang der königlichen
Familie und der Würdenträger festgelegt. Der Kanghöchstc nach dem
König war der von der Königin geborene Sohn, nach diesem Gesetz als
.*^omdej No (Sprößling), Phra Buddha Chao bezeichnet. Nicht erwähnt
W'ird dai'in der Krom Rajvanis Pavara Sthana Mongol Mahauparäj ', eine
Hangbezeichnung, die man später mit dem zu Irrtümern Anlaß gebenden
Ausdruck »zweiter König« übersetzte. Erst im Jahi-e 1476 erschien zum
ersten INIale ein Bruder des regierenden Königs als Maha Uparäj und
Haupt der Zivilbevölkerung mit einem Würdegrade von 100 000 Na. Nicht
in jeder Regierung wurde ein solcher Maha Uparäj ernannt, und der Titel,
der nur in der königlichen Familie verliehen werden konnte, wurde nur
für besondere, dem Könige persönlich erwiesene Verdienste vergeben.
Dieser Titel gab Anlaß zu der falschen Erklärung, daß in Siam nicht der
Sohn, sondern der Bruder des Königs den ei'sten Anspruch auf die Thron-
folge habe. Die Stellung war jedoch eine rein persönliche und brauchte
nach dem Tode des jeweiligen Inhabers nicht wieder besetzt zu werden,
denn ihre Besetzung lag lediglich im guten Willen des Königs.
Erst als die Chakkri-Dynastie im Jahre 1782 auf den Thron kam,
wurde es zur Gepflogenheit der Könige, das Amt eines Krom Phra Bovon
regelmäßig zu besetzen, und zwar ernannte der erste König dieser Dynastie
dazu erst seinen eigenen Bruder. Als dieser starb, verlieh der König
die Würde seinem eigenen Sohn, der ihm dann auf dem Throne folgte
(1809 — 1824) und der seinerseits einen neuen Krom Phra Bovon ernannte.
Diesem Sohn, Phra Buddha Löt La, folgte dann Phra Nang Klao (1824
bis 18.51), der der älteste, aber mütterlicherseits nicht ebenbürtige Sohn des
Phra Buddha Löt La war und als Ki-om Phra Bovon den aus der zweiten
Regierungsperiode stammenden in seinei- Würde beließ. Nach dessen Tode
ernannte er keinen Nachfolger, sondern erhob nur verschiedene Prinzen
zu der Würde eines Krom. Nach dem Tode des Phra Nang Klao wurde
von der königlichen Familie und dem Ministerrat Chao Fa Mongkut
(geb. 1804) zum König erhoben. Dieser hätte schon als Prinz von Geblüt
seinem Vater Phra Buddha Löt La im Jahre 1824 folgen sollen, doch
erlaubten das die damaligen Zustände des Reiches nicht. Zu gleicher Zeit
* Wörtlich übürf^etzt etwa: »Der auf eihabenein Platz glückliche große
L'nterkönig«.
Fr;i iik t'iii-t (■ r: Beiträgt.' /.m ( icsctiiclitc und Ktiltui- SiiiiD.s. ()5
wurde mit ihm sein jüngerer Bruder, Pi-inz Cbao Fa Issaret Rangsan, zum
Krom Phra Bovon ernannt. Mongkut selbst war durch einen 17jäbrigen
x\ufenthalt in der Priesterschaft etwas weltfremd geworden, und es war
dadurch fast selbstverständlich, daß sein Bruder Chao Fa Noi, der kleine(re)
Prinz, der als Haupt der jungen Siam-Partei unter Phra Nang Klao galt,
größeren Einfluß auf die Regierung bekam. Als daher die Verträge mit
fremden Nationen abgeschlossen wurden, unterzeichneten beide diese Ver-
träge, und zwar als erster' und zweiter König. Im Jahre 1865 starb
dieser zweite König, der den Titel Phra Pin Klao angenommen hatte, und
seine Würde wurde nicht wieder erneuert, da zu der Zeit schon der älteste
.Sohn des Königs Mongkut, Prinz Chulalongkorn, als Thronfolger bekannt
war. Im Jahre 1868 starb König Mongkut. und die königlichen Prinzen
und Minister erwählten zu seinem Nachfolger den schon dazu bestimmten
Prinzen Chulalongkorn. Die sämtlichen direkten Abkömmlinge der könig-
lichen Familie, die in Betracht kamen, waren zu dieser Zeit minorenn, und
obwohl die Würde eines Krom Phra Bovon eine vom regierenden König
zu vergebende w^ar, ernannten doch die Minister und königlichen Prinzen
den Sohn des Phi-a Pin Klao zu jener W^ürde. Dieser neu Ernannte war
nicht vom königlichen Geblüt, und es mag zweifelhaft erscheinen, ob er
als Sohn des Krom Phra Bovon überhaupt das Anrecht hatte, einen könig-
lichen Prinzentitel zu erhalten. Es ist hier wohl kaum der Ort. die
Motive, die zu dieser Wahl führten, obwohl sie klar zutage liegen, aus-
einanderzusetzen, wir müssen uns eben daran erinnern, daß es im Interesse
des »zweiten Königs« und seiner Ratgeber lag. einen Roi faineant zu haben.
Die Beziehungen der beiden untereinander waren nicht die besten, und
nachdem der König majorenn wurde, kam in gewisser Weise dieser Zwist
zum Austrag, besonders da dei- Krom Phra Bovon eine Macht zu usurpieren
suchte, die ihm nicht zukam. Nachdem dieser aus dem englischen Konsulat,
in das er geflüchtet war, zurückgekehrt war, wurde der Zwist anscheinend
beigelegt und in einem 187.5 datierten und vom König und allen Staats-
ministern unterschriebenen Edikt seine Funktionen genau festgelegt. Im
Jahre 1885 starb der Krom Phra Bovon, die Würde wurde aber nicht
erneuert, und König Chulalongkorn griff mit der Zustimmung der könig-
lichen Familie und Minister auf das von König Uthong stammende Gesetz
von 1350 zurück, nach dem »der \on der Königin erstgeborene Sohn in
der Regierung folgen sollte". Somit war die Thronfolge in Übereinstimmung
mit europäischen Gebräuchen geregelt, doch darf nicht vergessen werden,
daß durch die offiziell anerkannte Polygamie verschiedenen der Geburt
mch dazu berechtigten Fi-auen des Königs der Rang einer Königin gegeben
und so der Weg zu Intriguen geöffnet wurde. Die Polygamie war dadurch
bedingt, daß der Beamtenadel seine Töchter und andere weibliche Ver-
wandten dem König zur Aufnahme in den Palaststaat anbot, gerade wie
('S mit den Söhnen geschah, die als königliche Pagen zur Erziehung in
den Palastdienst aufgenommen wurden '.
' Die Ehegesetzgel)uiig beruht auf Polygamie Das (re.-^ety, miterscheidoi
ilrei Klassen von Frauen. Die Klang Muaiig (»mitten in dei' Stadt., d. h. also die
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1922. I. Abt. it
()6 I' IM II k In i-t I' I : ncitriiijf zur ( u'siliirliic iiiid ImiIiiii- Sinms.
nciii Iviuiig i^Oi^i'HÜlicr y;il)t es. ;ilij;r.s(.'lH'ii xnn dir ki")uii;liclirn
Kaiiiilit'. mii i'iiu' Klasse \(im l 'iilorj^clicnrn. Iiitor diesen niiiiiiii i1<m- vom
Köinj; jfiifsiiial iitMi<;t'si'lial1Vii(' Ucaintt'iiadcl die erste Stclliiiiu, ein. l i\Iei'
iliiii steht das XOlk. das elieiisu wie dci' Mennitrnadei ii\ eine .Militiii-- und
/ivilklasse zerfällt; beide Klassen di-s Volkes sind wieder in v<'i'sehi(;dcne
Abteilungen eingeleiit und dem Staat /.n Diensten verplliehtet. Für die
Krfüllung dieser Dienste waren im ganzen Künigreieli die Beamten dem
Staat gegenüber veiantwoitlieh. Aber nur int Dienst«- des Königs unter-
stand das Volk den Beamten. I'ers('inli(lie Dienstleistungen konnten sie
\()n ihnen nicht vtMlangen. Sobald ein Beamter in ein anderes Amt iiber-
trat, hörte seine Kontrolle über das ihm bishei- unterstellte Volk aul'. Die
dem Beamtenadel zukonunenden AX'ürden sind dnieh Gesetz festgelegt, die
erwähnte Zivil- und Militärklasse hat wohl Ähnlichkeit mit dem in Indien
herrschenden Kastensystem, ohne jedoch ihm ganz zu entsprechen, denn
der Beruf als solcher ist nicht durchaus erblich, und auch die mannigfachen
sozialen Nachteile, die dem Kastenwesen anhaften, sind nicht vorhanden.
Die vom König verliehenen Würden, die in den meisten Italien eine Be-
zeichnung ihres Amtes darstellen, schlössen keineswegs Erblichkeit ein. Die
Würden, ausgenommen die der königlichen Pagen, deren Sakna 300 betr-ägt,
beginnen mit einem Sakna von 400 und gehen hinauf bis zu 10000.
Dabei sehen wir ab von dem Maha Uparaj, der eine Würde von 100000
hatte. Im alten Gesetz wird er an der Spitze der Zivilverwaltung geführt
und augenscheinlich zur königlichen Familie gezählt, während er nach
I.eclere in Cambodia nicht zu ihr gehört; noch \'an Vliet im 17..1ahrhandei't
spricht von ihm als erstem Mandarin und Statthaltei- des Königs, was mit
dem cambodianischen Gebrauch übereinstimmt.
Die Reihenfolge der W^ürden ist. w'ie schon früher gesagt: Mün.
Khun, Luang, Phra, Phraya, Chao Phraya, und in seltenen P'ä'len
kommt zu diesen die Würde eines Somdej Chao Phraya. Die zum
Palastdienst Herangezogenen können für den gleichen Rang eine mehr er-
klärende Titelbezeichnung erhalten. Dem Titel Phraya entspricht voll-
ständig das früher gebräuchliche Oya, wo O (Ok) eine Art Vorsilbe ist.
die auch sonst vor Titel wie Mün, Khun. Luanii und Phra gesetzt
wird und der im modernen Gebrauch das Sanskritwort Gun entspricht
{guTui Ehre). Ob Va dasselbe ist wie Ya bei Titeln in der königlichen
Anerkannte, Stadtbekannte;, die Anubharija (N^bentian) und die Klang Uasa ("mitten
initer den Sklaven«, d. h. Sklavenfrau). Das Haupt der polygamen Familie ist dif
gesetzliche, durch das Zeremoniell anerkannte Frau. Ihr sind die anderen Frauen
untergeordnet, ebenso die aus den Ehen entsprossenen Kinder. Die Kinder alki- Ehen
aber sind insgc-amt legitim, doch genießen die Kind«^r der Hauptfrau in Erbseliafts-
angelegenheiten Vorteile vor den anderen, und nach der Gesetzgebung des König>
Chulalongkorn soll der älteste Sohn der anerkannten Frau nach Ableben des Vater>i
die Familie weiter fortführen. Die Zahl der Ehefrauen ist unbeschränkt. Der
gegenwärtig regierende König ist bestrebt, die Monogamie einzuführen, doch wird
es schwei- sein, eine so alte, auf wirtschaftlichen Gründen beruhende Sitte wie die
Polygamie abzusehnft'en.
Fi;i 11 k fiirt (• !•: Keiliägc /.iir ( M'>ihiclitf und Kultur Sianis. 67
Familie, nämlich »Bruder. Mann", kann hier nicht erörtert werden. An
der Spitze der beiden Klassen stehen für das Zivil (Mahatthai) der Chao
Phraya Chakkr und fnv das Militär der Aggamahasenadhipati ,
;iuch kurz Chao Gun Daharn, der Herr (der Soldaten) genannt, ihnen folgen
die vier Stützen des Staates: Chao Phraya Sri Dharmaräj, auch Chao
Phraya Phra Klang (Oya Berklang in alten Schriften genannt), für den
Staatsschatz und damit zusammenhängend für die auswärtigen Angelegen-
heiten. Chao Phraya Dharmaadhikorn für den Palast, Chao Phraya
Yomaraj für die Hauptstadt und Chao Phraya Boldeb für den Ackerbau.
Alle Regierungsabteilungen waren abhängig von den beiden Häuptern der
Zivil- und Militärverwaltung, ohne daß sie unter ihrem direkten Befehl
stunden; sie hatten nur dem Befehl des Königs zu gehorchen und standen
nur insofern unter den ■Ministern, als sie nach ihren Befehlen die Be-
völkerungslisten führten. Auf die Minister folgten Phraya Siharaj
Dejojai, der den Oberbefehl über das Heer führte, und Phraya
SiharaJ Riddhikrai. der Befehlshaber der Flotte. Die bisher genannten
acht Würdenträger hatten einen Sakna von 10 000. Nach alter Tradition
ist der König das Haupt des Staates, die beiden Häupter der Militär- und
Zivilverwaltung die Augen, die vier Stützen des Staates der Kopf und die
Füße und die beiden Befehlshaber von Heer und Flotte die Hände des
Staates. Weiter folgten die sechs Räte Montri (Skr. Mantrin, Mandarin):
Phraya Phet Phixai das Haupt der Palastverteidigung, Phraya
Rajsuphavadi, der Listenhalter der Bevölkerung, Phraya Rajphakdi
Klang Mahasombat, der Verwalter der Staatskassen, Phraya Phra
Sedet. das Haupt aller Priester des Königreichs in ihren bürgerlichen
Funktionen, Phraya Sri Phuprixa, der Verwalter der Archive, Phraya
Uthai Tham, der Bewahrer der königlichen Kleinodien und Haupt des
Zeughauses. Die eben Genannten haben ein Sakna von 5000, mit Aus-
nahme des Phraya Phra Sedet, welcher 10 000 wie die Stützen des Staates
hat. Die ganze Verwaltung der Provinzen lag bis zum Jahre 1892 in
den Händen der Militär- und Zivilbehörde. Man ging dabei von der Vor-
stellung aus, daß der König, auf dem Thron sitzend, sein Gesicht nach
Osten wendet und dann zu seiner Rechten das Haupt der Militärverwaltung
und zu seiner Linken das Haupt der Zivilverwaltung sich befindet, somit
hatte das Haupt der Militärverwaltung den ganzen Süden des Königreichs
unter sich, während der gesamte Norden unter dem Haupte der Zivil-
l)evölkerung stand. Während des 18. Jahrhunderts fand anscheinend eine
weitere administrative Teilung nach Provinzen statt, wobei dem sogenannten
Krom Tha (•■ Hafenabteilung«) die Jurisdiktion über den südöstlichen Teil
lies Königreichs zugesprochen wurde, d. h. also den Teil des Königreichs,
in dem die Fremden meistens verkehrten. Diese Dreiteilung in der Ver-
waltung gab selbstverständlich zu häufigen Kompetenzkonflikten Anlaß,
und so wurde schließlich im Jahre 1892 die Verwaltung der gesamten
Provinzen der Zivilverwaltung zugesprochen, mit Ausnahme der Hauptstadt,
die ihre eigene Verwaltung behielt, während das Haupt des ^lilitärs als
Kralahom die \'or\valtung des Heeres unter sich hattL'. «rleichzeitig
5*
(),S I- I .1 II k lini ■ I Hiilinj:. /nr < .rNilmhir iiml Kiiliiii Sinni-
u iirdc (it-'i- Froiulieiist abgcschafVl iiiul «in .liisti/.ininisteriiMii ins l.t'hf.n
•ionitiMi: tlaiiiit wurde der seit alten /.«'itcii ln-stehende Bi-aiicli. daß \'v\-
wahiiiii; und Ri ('hlspiffliimg in eiiu'r Ilan<l veivinij;t vvaien, l»i\soiti';l.
Die I'rON iii/A-n des Reiches /.ei'Heleii je nacli iliier Hedeutunü; in vier
Klassen: Miiani^ KU. 'l'ho. l'ii. Ctialava: ilu-e — von der' llan|tl-
stallt aus ernannten (iouvertieure erhielten einen «1er Re<leutunji der be-
treffenden l'nivin/ entsprechenden Titel und Würdegrad und \'an Vliet lie-
hauptct. die Pnivinzi'n. iHe früher Sitze einer Hauptstadt gewesen s. ien.
hätten nur \«in Mitgliedein des königliehen Hauses besetzt werden können.
Daß dem sd war. können wir vielleicht aus einer Stelle in dem alten
Palastgesetz schließen, wonach die l'rdvinzen ihrer Oi-dnung nach den
Söhnen des Königs als Apanage (;'j zugeteilt wurden. Der (iouverneui'
(1er Provinz umgab sich wie in der Hauptstadt mit einem Stabe von Be-
amten, welcher im Kleinen der hauptstädtischen Verwaltutig enispi'ach.
Kr gab ihnen Patente ilires .Vmtes. die jedoch nur einen lokalen Wert
hatten. Die Gouverneure mußten zu bestimmten Zeiten sich in die Haupt-
stadt begeben, um dort Rechenschaft über ihre Verwaltung abzulegen: es
wurde aber als eine Art Ungerechtigkeit empfunden, wenn man sie dort
länger als notwendig zurückhielt. Von der Hauptstadt sandte man zur
Kontrolle der Provinzialverwaltungen den ^'okrabat; und diese Stellung
entsprach den in späterer Zeit gesandten temporären Kommissaren
(Kha Luang). Während die Rechtsprechung in den F^rovinzen den
(Gouverneuren mit ihren Beamten oblag, war- in der Landeshauptstadt
.\yuddhya selbst unter dem Chao Phraya Vomaraj ein höchster- Gerichtshof,
bestehend aus neun Räten, nämlich fünf Phraya. zwei Phra und zwei Luang.
Dieser Gerichtshof kann als Rei«-hsgericht bezeichnet werden: doit wui-den
alle bürgerlichen und kriminalen Fälle nach Klage, Entscheidung (Urteil)
und Berufung erledigt. In den allerseltensten Fällen konnte ein letzter
Versuch unt einei- Berufung (Petition) an den König gemacht werden.
Das Verfahren in erster Instanz geschah entweder mündlich oder schriftlich:
die Parteien konnten dabei vertreten sein. Die Aussagen wui-den in die
bekannten schwarzen Harmonikabücher mit Kreide eingetragen und diese
dann zugebunden: hierauf mußten die Parteien ihren Daumen auf das aus
weichem Ton angefertigte Siegel drücken. Die Verhandlungen waren im
höchsten Grade langsam, und Bestechungen warben Tür und Tor geöffnet,
namentlich da bei den Verhandlungen die Folter verwendet werden kormte.
Außerdem gab es eine Art Gottesgericht als Entscheidung.
Nachdem im Jahre 1896 die Teilung der Administration vollzogen
war, wurden Ministerien gebildet, die alle unter sich den gleichen Rang
haben und deren Minister denr König persönlich verantwortlich sind. Im
Anschluß daran fühi-te dann das Ministerium des Innern eine Einteilung
des ganzen Landes einschließlich der halb unabhängigen Staaten in einzelne
Kreise (Monthon, skr-. Matidala) durch. Aji der Spitze der einzelnen
Monthon stehen Generalgouverneure von denen einige den Titel eines
Vizekönigs besitzen : sie alle unterstehen in ihrer Eigenschaft als Gouver-
neure dem Palastdepartement. Die fibrige Einteilung in den Provinzen
Fi'a iik t'u rt er: Bein-ägi' /.iir (ipschichti' iiml Kiilriii- Sinins. f)ll
blieb im ailgeiiieinea bestehen, soweit nicht die neue Gerichtsordnung ge-
wisse Änderungen notwendig machte. Als erster Schritt zu einer SeU)St-
verwaltung wurde in einzelnen Bezirken das Institut der Dorfältesten ein-
geführt, die für die Ordnung in ihrem Dorfe dem Provinzialgouvernenr
verantwortlich sind, und denen ein gewisser Teil der in ihrem Bezirk er-
hobenen Steuern zum Zwecke der Verbesserung der Lokalverwaltung
zur Verfügung steht. Diese Dorfältesten werden von den Dorfbewohnern.
Männern wie Flauen, gewählt und vom Gouverneur der Provinz bestätigt.
Bei diesen Wahlen lint nueh die fremde Bevölkerung eine Stimme.
Die früher erwähnten Dienste, zu denen das Volk dem König gegenüber
verpflichtet war, sind durch Gesetz festgelegt und vererbten sich. Das Volk
wurde in Listen eingetragen und zerfiel nach den von ihm zu leistenden
Diensten, mochten sie persönlicher Natur oder durch Steuern abgelöst sein,
in Abteilungen, die dem jeweiligen, vom König ernannten Haupte unter-
standen. Die Listen sollten zu Anfang einer jeden Regierung erneuert und
eigentlich alle zehn Jahre revidiert werden. Die speziellen Dienste, die
der einzelne zu leisten hatte, hörten im Falle eines Krieges auf, wo die
ganze Bevölkerung zur Heeresfolge verpflichtet war. Heiraten zwischen
Mitgliedern der Militär- und Zivilklasse waren nicht ausgeschlossen, doch
inachte das Gesetz genaue Angaben, wie die Kinder solcher Ehen in die
verschiedenen Abteilungen einzutragen waren. Dem Phra Rajasupha-
\adi oblag es, die Listen der Bevölkerung zu führen und die Dienst-
pflichtigen einzuberufen. Diese mußten dafür sorgen, daß sie in die Listen
eingetragen wurden, und hatten auch die daraus erwachsenen Kosten zu
tragen. Falls sie diese Pflicht unterließen, konnten sie in die Liste der
Phrai Luang (der niedrigsten Klasse) eingetragen werden, um dort zu
dienen; falLs sie aber selbst schon Phrai Luang waren, so mußten sie
während der ersten drei .lahre ihrer Dienstpflicht anstatt der üblichen
drei Monate im Jahre sechs Monate dienen (Rajbanjat Rajkal thi si Vol. I,
S. 153). Verpflichtet war der Fronptlichtige vom 18. bis zum 60. Lebens-
jahre, und nur wenn er als Vater von drei Söhnen diese für den Re-
gierungsdienst stellte, war er selbst vom Dienste befreit. Als Zeichen,
daß er dem Regierungsdienst augehörte, wurde er in die Listen eingetragen
und als äußeres Zeichen seiner Dienstbarkeit ihm ein Mal in den Arm
eingeritzt: bei den Palastbeamten war dieses etwas verschieden. Da die
Regierung Handel trieb, so waren die Fronpllichtigen angehalten, die Pro-
dukte ihres Distrikts in die Palastmagazine abzuliefern. Auch wurden die
Fronpflichtigen angehalten, den fremden Faktoreien bei der Beschaffung
der Handelsartikel, für die sie ein Privileg hatten, behilf hch zu sein, wie
z.B. den Holländern für Hirschfelle oder Zinn; auch mußten sie den im
Lande Reisenden auf Befehl der Regierung Frondienste leisten.
Die dem Volke auferlegten Lasten waren nicht gleichmäßig verteilt:
das gab natürlich zu Unzufriedenheiten Anlaß. So mußten die Phrai Luang.
zu denen auch entlassene Sträflinge gehörten, dem Staate den vierten Teil
ihrer. Zeit widmen, anderseits waren Leute, die. einem Krnm zugeteilt
i {\ l'i ,1 II k l'ii rl (•!■: Uoitrii'^i' zur nescliichlc und Kultur Sianis.
warrii. praktisrh vtui jeder Last «Mitbtinden, wenn die Dienste dieses Kroin
zur Zeit nielil heiuitiiit wurden. Die Eiiiteilimfj; dei- Ki-oin, denen <lie
Leute lauf Listen /.u-fesehrieben waren, wai- den» /.u leistenden Staatsdienst
angepaL^t. Da nnn die Dienstplliclitiffen sich in tler Nähe ihrer Herren
ansiedelten, so liatten diese die M(»u;liehkeit. sie /u persönlichen Diensten
heranzuziehen, solange sie nicht im Staatsdienst beschäftigt waren. Um ein
Beispiel zu geben: König Mongkut berief gleich im Anfang seiner Hegierung
(1851) die (loldsehmiede des ganzen Landes zur Vorbereitung der Krönung
zusammen, und es wurden den Herren, die (Goldschmiede unter sich hatten.
Strafen angedroht, falls sie solche zurückhielten. Die Folge dieses gair/.en
Systems war natürlich, daß individuelle Talente sich nicht geltend machen
konnten, und doch blieb es in modifizierter- Form bis zum .lahre 189(1
in Kraft.
Nachdem Siam durch vStaatsverträgc mit fremden Mächten in Ver-
bindung getreten war, war es fast sellistverständlich, daß eine Veränderung
in der Einteilung des Volkes stattfinden mußte und ein organisierter Militär-
dienst zu schaffen wai-. Der Anfang dazu wurde bereits unter den ersten
Hersehern dei- Chakkridynastie gemacht und dann namentlich unter dem
König Phra Naug Klao; damals nahm sich Prinz Issaret. der spätere l'hra
Pin Klao, als Vertreter von Jung-Siam der Heeresorganisation an. Diese
wurde tbrtgesetzt unter König INlongkut und König Chulalongkorn. Fin
modernes Militärgesetz trat aber erst untei' dem jetzigen Herrscher in Kraft.
Darin wurde das Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht anerkannt, und damit
waren praktisch auch die Abteilimgen, in welche das Volk zerfiel, al)-
geschafft.
Im .lahre 1911 bildete der jetzige Herscher aus den Mitgliedern der
königlichen Familie, aus Beamten und deren Söhnen eine Truppe, die er
selbst mit der ICinrichtung dei- Pfadfinder in europäischen Ländern ver-
glich, jJas sogenannte Korps der »Wilden Tiger« : dieser Titel ist der siame-
sischen Geschichte entnommen. Das Korps, das alle Waffengattungen um-
faßt, bildet sich selbst aus und kann am besten als eine freiw'illige Leibgarde
des Königs bezeichnet w^erden.
Von alters iiei' gali es in Siam nur Rufnamen, die mit geringen Aus-
nahmen für beide Geschlechtei- identisch sind. Alle Namen, die man als
Familiennamen auffassen könnte, wie die auf Wong (Vamsa = »Geschlecht«)
ausgehenden, z. B. in Suriwong (Sonnengeschlecht), waren nur die Amts-
bezeichnung ihres jeweiligen Trägers im königlichen Dienst. Dieser Titel
vererbte sich in der Familie nicht, und wenn der Betreffende aus seinem
Amte schied, so konnte seinem Nachfolger der Titel mit allen damit ver-
bundenen Vorrechten übertragen werden. Es stand natürlich im Willen
des Fürsten, dem alten Beamten, tun ihn zu ehren, den 'litel zu belassen.
König Chulalongkorn (geb. 1853) war früh zur Regierung gekommen
(1868 — 1910), und zwai- durch die Bemühungen der unter den Königen
Phra Nang Klao und Mongkut tätigen Beamten, deren V'orfahren seit der
Gründung der Dynastie 1782 fast alle in königlichen Diensten gestanden
Fia n k t'iirt or: Bi'iriägf v.wv Cioscliiilitc imd l\iiltni- >>iiini>. ( 1
hatten. Um seine Dankbarkeit zu zeigen, war eine seiner ersten Hand-
lungen, daß er für die in der Regierung tätigen hohen Beamten einen Orden
schuf. Er wollte ihnen dadurch eine erbliche Würde verleihen und so den
(irundstein für Adelsgeschlechter legen. Der Chula (,'hom Klao genannte
Orden des königlichen Hauses trug das Motto: -Wir beschützen edle Ge-
schlechter." Der Orden bestand aus drei Klassen, und bei seiner Gründung
war vorgeselien, die erste Klasse solle nur 20 Personen verliehen werden,
die zweite 80 und die dritte 100. Die erste Klasse erhielten außer den
höchsten Mitgliedern des königlichen Hauses die beiden leitenden Minister,
die vier Stützen des Staates und die Gouverneure der Provinzen ersten
Grades, die schon im Besitz des spezifisch buddhistischen Ordens der neun
.luwelen waren. Die zweite Klasse war bestimmt für die andern Mitglieder
der königlichen Familie und solche Adlige, die bereits die Goldgefäße
(phan thong) als Ehrenzeichen besaßen. Die dritte Klasse sollte an den
erstgeborenen Sohn der Hauptfrau zu Lebzeiten des Besitzers der ersten
Klasse und an den erstgeborenen Sohn des Besitzers der zweiten Klasse
nach dem Tode des Inhabers verliehen werden, immer unter der Be-
dingung, daß derjenige, der die Würde erbte, einen sittlich einwandfreien
Lebenswandel führte. Damit war das Prinzip der Familie anerkannt und
doch die Möglichkeit gegeben, einen Unwürdigen auszuschließen. Zu ver-
schiedenen Zeiten wurde die Anzahl der zu verleihenden Orden vermehrt:
das geschah auch mit dem bereits vom König Mongkut gestifteten Orden vom
weißen Elefanten geschah. Dasselbe wiederholte sich mit dem Kronen-
orden und dem Maha-Chakkri-Orden, einem Orden, der nui- an [Mitglieder
des königlichen Hauses und Herrscher fremder Staaten und deren Thron-
folger sowie das Oberhaupt einer Republik verliehen werden konnte.
Nichts geschah aber, um auch äußerlich die Mitglieder einer Familie
ilurch einen gemeinsamen Namen zusammzufassen : auch beschränkte sich
die Mitgliedschaft dieser Orden auf die Angehörigen der königlichen
Familie und die jeweiligen höchsten Beamten; ganz unberücksichtigt
blieb das Volk. Unter dem jetzt regierenden König geschah der zweitf-
Sehritt, indem er außer den speziellen Beamtentiteln alle Beamten in drei
große Ivlassen einteilte: Maha Amat, Amat und Rong Amat, die wieder
in je drei Abteilungen zerfallen, nämlich Ek, Tho und Tri, und denen
dann die Raja Burut (Königsmannen) folgen. Im speziellen Palastdienst
ersetzt der Titel Sevok den eines Amat. Schließlich wurde der letzte
Schritt getan, indem man Familiennamen für alle Schichten der Bevölkerung
schuf. Diese Namen wuiden für die Mitghedei- der königlichen Familie
und die Beamten vom Könige teilweise selbst gewählt; gegen sie läßt sich
nur das eine einwenden, daß sie zum größten Teil indischen (arisciien)
Sprachen entnommen sind und so den Eindruck erwecken als seien die
Siamesen indo-aiischen Ursprungs. Zu gleicher Zeit wurde bei der Vei-
teilung von Familiennamen ein Adelsprädikat gewählt, »na« {ru/i, Ht), und
weiter bestimmt, daß Namen, die mit den alten Hauptstädten oder mit
königlichen Wüi'den zusammenhängen, nui- mit Genehmigung des Königs
gebiaucht werden können.
t *Jl 1 I 11 i> I II I 1 !■ I : I^oiti-üiTi' /.IIP ( ifscliicliic und Kiilliif Si:ini>.
Buddhismus in Siam.
( lltsi'hitii in Siaiii völlifie KelifjiDiisl'reilK'it luMischt. muß ilocli als
Sijtalsroligiori di-r Biuldhisiiiiis bftrachtel werden. Kr kam /uiiäcbst in der
Form der iionlhuddhistischen Schule nach Siam. doch hcir-scht jtd/t allein
die südliclie Schule des so{j;enanuten Iliuayäna vor, während Zeremonien
uud Festlichkeiten durch indirekten ICiulluß auf bnüunanisclje (^)uellen zurück-
gehen. Ks gehört auch heute noch zur Ei-ziehung der jungen Siamesen aller
Klassen, daß sie einen Teil ihrer Zeit im Tenipcl mit dem Studium dei-
Religion verbringen. Die Vorbedingungen l'iir den Eintritt als l*riester, der
er^it mit dem vollendeten iM. Lebensjahre stattfinden kann (abgesehen von
rempelschülern. die von irüher .fugend an den Priestern zur Fr/.iehung
übergeben werden), richten sich streng nach den im Vinaya gegebenen Vor-
schriften. Der Kandidat muß beu'eisen, daß er ein freier Mann ist, daß
er die KinwilliguDg seiner Kitern hat. daß er niemand Dienste schuldet,
also auch dem Staat iUs Soldat nicht, und daß er keine ansteckende Krank-
heit hat. Die Zeit seines Aufenthalts in der Priesterschaft ist unbeschränkt,
doch hat ei' sich während dieser Zeit den (iesetzen des Vinaya zu unter-
werfen und unterliegt für alle Verschuldungen, soweit sie nicht Pärajika
sind, d. h. solche, die mit Ausst<jßung aus der Priesterschaft bestraft werden,
seiner geistlichen Behörde. Für die Pärajika -Verschuldungen wird er, nach-
dem er aus der Priesterschaft ausgestoßen ist. der weltlichen Behörde über-
wiesen.
Die Priesterschaft ist nach dem Mustei' dei- weltlichen Regierung zu-
sammengesetzt. Der König l)ildet das Haupt der Kirche und nennt sich
als solcher Beschützer derselben. Unter ihm stehen zwei geistliche Hä.upter.
die sich in die Jurisdiktion über die Priester teilen, und von ihnen werden
alle die Priesterschaft betreffenden Angelegenheiten geordnet, und zwar
mit Hilfe von anderen Priestern, die auch vom König ernannt werden und
die einen geistlichen Gerichtshof bilden. Was die weltlichen Angelegen-
heiten der Priesterschaft betrifft, so sind sie dem (Chao) Phraya Phra
.Sedet unterstellt, der in alten Zeiten, sooft der König die Hauptstadt
verließ, ihm als weltlicher Vertreter der Priesterschaft zu folgen hatte. Als
äußeres Zeichen ihrer Würde und ihrer Wissenschaft bekommen die Priester
vom König Ehrengeschenke in Gestalt von Tragsesseln und Fächern. Ihre
Kenntnisse in der Lehre haben sie durch Examina zu beweisen, nach deren
Bestehen sie den Titel eines Barien bekommen, der verschiedene Grade
enthält.
Ebenso wie die w^eltliche 31acht sich nicht um die inneren .\ngelegen-
heiten der Kirche kümmert, ist jede Einmischung der geistlichen Autorität
in weltliche Dinge, also namentlich in die Politik, ausgeschlossen. Das ein-
zige Vori-echt der Priester in dieser Beziehung besteht darin, daß sie um
Begnadigungen bitten dürfen. Gleichwohl finden sich in der siamesischen
(ieschichte Beispiele, wo sie gegen diese Sitte in wichtigen Fällen ver-
stießen. .So wurde nach der Ermordung des Khun Voravamsadhirat (1548)
der in der Pi-iesterschaft befindliche Plir;i Thii'niaja znm König erhoben.
l-'i;i 11 k t'ii rl rr: lieitiiigc /.iii- (Tcscliiclitc miil Kiilrui Si;iiiis. /•>
obwohl er offenbar an den dei- Tötung vorangehenden Eieignissen nicht un-
beteiligt war. Die Ernennung des Phra Phetraja nach dem Tode des
Königs Phra Narai (1688) war ebenfalls den Priestern zuzuschreiben. Noch
Itekannter ist die Tatsache, daß die Priesterschaft an der Ernennung des
Chao Phraya Chakkri zum König (1782) großen Anteil hatte, nachdem
sein Vorgänger Khun Luang Tak ihre Privilegien anzutasten versucht
hatte. Anderseits haben auch die Könige einzelne Priester, die sie eben
zu hohen Ämtern ernannt hatten, degradiert. Solche Bestrafungen wurden
aber auch leicht wieder aufgehoben, und der vorher degradierte Priestei-
bekam bald dasselbe oder gar ein höheres Amt. Nichtoffizielle Ratgeber
waren die Priester wohl stets. Das klassische Beispiel hierfür bildet dei-
spätere König Mongkut. dem in den letzten Jahren, wo er in der Priester-
schaft war, wichtige Staatsdokumente vom König Phra Nang Klao durch
den Chao Fa Issaret vorgelegt wurden. Dem Priester steht, nachdem ei-
die Priesterschaft verlassen hat, was er als beamteter Priester nur mit Er-
laubnis des Königs tun kann, .jedes weltliche Amt offen, und zwar in erster
Linie die Behörden, die sich mit literarischen Angelegenheiten beschäftigen.
Zu erwähnen ist. daß der Buddhist auch in Siam das Bauen von Tempeln
und das Errichten von Buddhastatuen als verdienstliches Werk ansieht und
daß König und Volk sich bei solchen Werken vereinigen. Von alters hei'
haben die Könige von Siam es als ihr Privilegium angesehen, für die Rein-
heit des Textes der in dem Tripitaka und den Kommentaren dazu nieder-
gelegten Lehre zu sorgen. Sie betrachteten die zu diesem Zweck einbe-
rufenen Konzilien als Fortsetzung . der in früherer Zeit in Indien einbe-
rufeneu, und die Geschichte erwähnt die Namen dieser Könige unter denen.
die sich um die Lehre verdient gemacht haben. Als Khun Luang Tak nach
der Zerstörung Ayuthias den Thron bestieg (1767 — 1782), hielt er es i"ür
seine Ptlicht, ein vollständiges Exemplar des Tripitaka aus Singora zu er-
werben und es abschreiben zu lassen. Sein Nachfolger Phra Buddha Vot F;i
berief in Bangkok im Jahre 1788 ein Konzil von Priestern und Laien ein.
das den Auftrag hatte, den Text des Tripitaka und der Kommentare zu
revidieren, und zu diesem Zweck wurden von dem Könige große Summen
zur Verfügung gestellt. Der König Chulalongkorn berief zur Erinnerung an
sein 25 jähriges Regierungs Jubiläum eine aus Priestern und Laien bestehende
Versammlung ein, um eine genaue Durcharbeitung des Textes zu veranlassen.
Diese Rezension wurde auf Befehl des Königs gedruckt, und zw.n- in siame-
sischen Lettern, und dann an die Tempel in und außerhalb des Landes
verteilt; ebenso wurden sie an fremde Universitäten und Bibliotheken ver-
sandt, denen diese editio princeps eine willkommene (rabe war.
Sklaven.
Nach altem Gesetz hatte jeder Siauiese, ob frei oder unfrei, uli Mann
oder Frau, von der Geburt bis zum 100. Lebensjahre, was als höchste
Altersgi-enze galt, einen Geldwert, den man füglich als Wergeid bezeichnen
kann, da eine entsprechende Buße im Falle von Beleidigungen, Fahrlässig-
keit, körperlichen Schädigungen, Verbrechen und ^lord, je nach der Schwere
/4 !■ I .1 II k I II 1 I r I : Hi'iiriiu;!' /.m (ii'scliicliic inul I\iiliiii Siiim^.
der Schuld, als Sühno an die Zuniichstbi'tcili^üMi bezahlt, werden mußte.
Das war das System des K rom Sak. das mit dem bereits früher (MwjUmteii
Sali Na in NerliiiidiniLj >tan(i. Daiiueh bild(>te ln-i Ungleiohsteliendeii immer
der hiUiere Würdeui^rad den Wertmesser, so daß also jemand, dessen Wci't
2b Na betrug;, einem anderen, dei- UK) Na besaß, falls er eines Verbrechens
oder Vergehens gegen ihn sehnldig befundi'n wurde, die liuße nach dei'
böluM-en Skala zahlen mußte.
Das siamesische (Jeset/. kannte ebenso wie das indische die Kinricli-
liMiii der Sklaverei und unterschied wie dieses sie)>en Arten von Sklaven:
1. Sklaven, die sich loskaufen können.
2. Sklaven, die im Hause des Herrn als solche geboien sind.
.S. Krerhte Sklaven.
4. Geschenkte Sklaven.
5. Leute, denen im Falle der Not geholfen wurde,
ti. Leute, die im Falle dei- Not um Schutz suchen.
7. Kriegsgefangene.
Nur im Falle, daß die so zu Sklaven gewordenen oder als solche
geborenen ihren Brotherrn den von ihm gezahlten Wert oder den fin- sie
im Gesetz vorgesehenen Preis zahlten, konnten sie ihre Freiheit gewiiuien. Die
Sklaverei in Siam war erbh'ch. Wollte man also diesem Zustand ein Ende
machen, so mußte mit den Sklavenkindern l)egonncn werden, und das
geschah durch die Gesetzgebung des Königs Chulalongkorn im .lahi-e 1874.
wo er selbständig zur Regierung kam. Damals erließ er mit Wissen und
Zustimmung der Mitglieder des königlichen Hauses und der Staatswürden-
träger ein Gesetz, nach dem alle seit Anfang seiner Regierung im Jahre
1868 geborenen Sklavenkinder, sobald sie das -1. Jahr erreicht hatten,
frei wurden und andere sich nur unter Erfüllung gewisser Vorsichtsmaß-
regeln verkaufen konnten. Dei' Kaufvvert dieser Sklavenkinder wurde durch
das Gesetz bestimmt >ind war für- die Besitzer im 21. Jahre gleich null.
Sobald sie dieses Alter erreicht hatten, galten sie als Phrai Luang, mit einem
W^ert von 10 Na, während die geborenen Sklaven einen Wert von .') und
die Freien einen solchen von 25 hatten. Damit war die Sklaverei in Siam
offiziell abgeschafft, wenn auch die Eltern freigelassener Sklavenkinder aus
eigennützigen (M-ünden oft dieses Gesetz zu umgehen suchten.
Die Fremden.
Siam hat die fremden Nationen nie von Handel und \'erkehi' aus-
geschlossen, und wir brauchen da nicht einmal auf die stark sagenhafte
unhistorische Erzählung der Dame Nabhamat über die Verhältnisse in Sukothai
im 14. Jahrhundert zurückgehen. Die Angehörigen fremder Nationen in
Siam nahmen eine ähnliche Stellung ein wie die bodenständige Bevölkerung
und mußten sich selbstverständlich durch ihren Aufenthalt im Lande dessen
Gepllogenheiten unterwerfen. Sie lebten in besonderen Vierteln unter den
vom König ernannten Vorstehern, die über ihre Landsleute nach eigenen
von Siam anerkannten Gesetzen die Zivilgerichtsbarkeit ausübten und ihrer
eigenen Nation angehören konnten.
Fi-;i iik t'ii II er: Px-iti-äifc /.nv (icscliicliic iiiid Kultur Siaiiis. ^5
Von asiatischen Nationen, die früh schon mit Siani in Verbindung
traten, müssen vor allen die Chinesen genannt werden. Schon in den nörd-
lichen Annalen werden sie erwähnt und ihnen das Verdienst zuerkannt, die
Töpferkunst in Phitsnulok gelehrt zu haben ^ Was aber sonst übei- ihre
erste Ansiedlung in Siam erzählt wird, ist sagenhaft. In der Ayuddhya-
L^eriode bekleideten die Chinesen den Rang könighcher Kaufleute und ge-
langten zu hohen Stellungen in der Hierarchie: so erwähnt van Vliet einen
Chinesen als Oberrichter und noch während der Bangkok-Kegierungsperiode
des Khun Luang Tak (1767 — 1782), der selbst von chinesischer Abkunft war.
wurde seinen speziellen Landsleuten der Titel «königliche Kaufleute« ver-
liehen. Nach der Überlieferung sind die Chinesen in Siam keine Fremden;
der Siamese nennt vielmehr den Chinesen seinen jüngeren Brudei'. Ei\st
in sehi- später Zeit machte China den Anspruch, daß Siam ihm tributptlichtig
sei, doch wissen wir aus der Geschichte, daß der chinesische VVeltstaat allen
Nationen gegenüber diesen Anspruch erhob ■^.
' Uen Chinesen war das Land bekannt siclier seit dem Anfang des 7. Jahi-
hunderts. wo sie eine Gesandtschaft dorthin schickten, vielleicht sogar mit dem Ende
des 3. Jahrhunderts (vgl. Hirtli u. Kockhill, Chao .Tu-kua S. G u. 8). Die beiden Staaten
Sien und Lo-Im haben öfter Gesandtschaften nach China gescliickt. die allerdings
von beiden Seiten \erschieden aufgefatU sein mögen. Aber im Jahre 1376 erhielt
der König von Sien-lo zum ersten Male ein Siegel vom Kaiser von China (als
Zeichen seiner Bestallung), und um 1570 bat der König um ein neues, weil das alte
beim Brande der Hauptstadt Ayuthia (d h. bei der Zerstörung jjurch die Birmanen)
verloren war (rgl. Pelliot, a. a. O. S. 261 und Anhang II, S. '2 f). Man braucht sich
unter dem Verhältnis nicht ein Vasallentum im heutigen Sinne vorzustellen, aber es
liegt sehr nahe, daß gerade am Ende der Sung-Zeit sowie zur Yuan- und Ming-Zeit
die Könige der kleinen hinterindischen Staaten von der verfeinerten Kultur und dem
Glänze der damaligen Kaiscrmacht stark beeindruckt waren und sich als dem »Himmels-
sohn« nicht ebenbürtig erschienen. (Nncii einer Mitteilung \oii Herrn Professor
Dr. Franke.)
- Da die chinesische Oberherrschaft nicht schwer auf der \'erwaltung der
davon betroffenen Länder lastete und China sich um deren inneren Angelegenheiten
nicht kümmerte, wurde diese Tributpflicht von den Siamesen im allgemeinen an-
erkannt, zumal damit große Handelsprivilegien verknüpft waren. Die regelmäßig ge-
schickten Gesandtschaften erhielten wie die anderen Tributstaaten ein eigenes Haus
in Peking angewiesen. Die Zahl der Gesandten und ihres Gefolges war bestimmt,
ebenso wie der Weg, den sie zu nehmen hatten, um nach Peking zu gelangen. Siam
hat sich in der Ayuddhya-Periode (1350 — 1751) dieser Tributpflicht nicht entzogen,
sie aber anders aufgefaßt als die Chinesen. Auch von den ersten vier Königen der
Chakkri-Dynastie wurden Gesandte nach Peking geschickt. König Mongkut ließ seinen
Regierungsantritt sowie den Tod des Königs Plira Nang Klao durch (jesandtschaften an-
zeigen. Zu gleicher Zeit sandte man die üblichen Geschenke, die von den Chinesen als
Tribut betrachtet wiu-den. Das wiederholte sich nach dem Tode des Kaisers Tao Kwang:
in seiner Bestattung schickte damals Siam gerade wie die anderen tributpflichtigen
Staaten Gesandte. Nach dem Jahre 1852 kamen of(izi<'lle Gesandtschaften \ on Siam
nicht mehr an den chinesischen Hof. In den hintcrindischen Ländern .Siam, Birma.
Cochinchina beanspruchten die Könige von den benachbarten X'ölkerscliaftcn, da
eine direkte Kontrolle über sie durch die Entfernung von der Hauptstadt und die
( {) !■ I ;i II k l'ii rl 1- 1 ; Üciii iii,'r /im ( iCNclitcliir iiml Kniiiii- Sijim^.
Als iStiS (irr Ki'tnig ('linljiloiifjlvoni st'iiic riir<)iilt('s)ei<iung wie den
iiliriflfii Mnolitfii ><>i aiuli tlcm cliiiH'sisclit'ii K.iisi r ;m/.ei,i;eii und /.n diesem
/weck eine (ies;indtseliar( über limtsin nach rcl\iiiL' scIiicUen uiillle, lelitili'
man in Peking iliten Knij)fanü ab und teilte iIit siainesisclien l{e^ieriin;j; mit.
lalls sio die ( lesandlschalt über l\.anl<»n Mliickte. wie es die I'tliclil aller
I ril)ut.staaten sei-, würde man sie gern einplanten. Das iehnle die siame-
sische Kcf^iernnii ab. Als IHTO in doi* l'(»kini;/.<'itnn^ ein Artikel erschien.
worin die Tributpllicht Slams beliauptet und aus;;el"üliit wurde, es habe seit
IS.Iahren keinen Tribut mehr jie.schickt. wandte sich der damalige Kes nt
von Sinni Somdej Chao Pbraya Suravongs in <lem Hangkok Daily Adverlisei
vom ■_*!. März 1S70' dagegen und bestritt darin die.se '!"iilint|)flieht. Die Sach-
lage ist noch heule die: Siam betiachtet die in .Siam wohnenden ("hines<Mi aU
Untertanen und leimt es ab, mit ( 'hina in derselben Weise Verträge ab/.ii-
■^chließen wie mit den westlichen Nationen und den (iiinesen Kxterritorialiläl
/u gewidiren. Die Chinesen haben dieselben Steuern /u zahlen wie dir
Siamesen. auf der andern Seite aber auch die gleichen Privilegien. /.. B. daß
sie Land kauten und sich überall ansiedeln können. Bis \i»r einigen Jahren
wurde von ihnen alle '•> .lahre die sogenannte l'h u k - l'i -.Steuer (chinesi.sehe
Kopfsteuer) erhoben: diese löste man aber darni durch die K haraj a k a n -
Steuer ab, der die gan/' bodenständige lievölkernng untei-vvorfen ist. seit-
dem man den Frondienst aufgehoben hatte. Noch im .lahre 1907 betonte
König rhulah)ngkorn anläßlich des Kmpfangs der ehin(^sischen Deputatinn
bei seiner Rückkehr aus Kuropa. daß ei- die Chinesen als sc'inc wahren
Intertanen betrachte. Dieses Recht wnnle dem König von den fremden
Nationen bestritten, die über die ('hinesen. die aus ihren eigenen KolonicMi
kamen, die tieiichtsbarkeit beanspruchten. Die Frage aber, ob die Kin-
wandcrung der Chinesen Siam wirtschaftliche Vorteile gebiacht hat. muß
bejaht w«'rden. Den häufigen Heiraten von eingewandei-ten t'hinesen und
Siamesen darl man einen im gan/.en günstigen Kinllnß anl die .Nation /n-
sehreiben: ihre Abkömmlinge, die Lnk Chin, vereinigen in den meisten
Fällen die guten Figenschaften beider Rassen in si('h. Die Siamesen lieb( n
es. andern Nationen gegenüber sich als das H(M'rer,\ olk /n Itezeichnen. .Sjc
N'erschiedciiliclt der Religiün. iJer .Siiieii uikJ (leljiiiiiciic cr.scliwert winde, cifu.' I rilmt-
[iflieht, der diese Völker auch naphkanteu. inid /.war im Interesse des Handels wir
ilirci- eigenen Siclierheit. So verlangte Siam \oii den P'ihstentiimcni auf der ma-
laiischen Halbinsel die regelmäßige Sendung der Bunga .Mas (eigentlich < ioldhliimc.
sie bestand aus einem künstlichen Baum mit sjoldencn Blumen), und eist, na> lidem
in der Regierungsperiode des Königs Chulalongkorn die ganze Regierung stark
/.entralisiert wuide. fiel die Tributpflicht der nürdiichen und nordöstlidien Besitzungen
fort. Dadurch, daß Kedali, Kelantan und 'l'ringanu unter englisches Protektorat kamen,
tif 1 ihre Tributpllicht gegenüber Siam fort. Je nach dem .Vusgang des Krieges, den
die trihutheischenden Reiche mitcinandei- führten, waren die Oren/.\ölker ge/.wuiifjjen.
entweder an Siam oder an Birtna 'l'rihut /.u zahlen. So war Luaiig Plira Bang, so-
lange es noch nicht zum franzüsisclicn Kulonialieicli ü:eliöi-re. sdwoIiI China wie IJirma
und Siam gegenüber tributpflichtig.
' Abgedruckt im Bangkok Calendar > om .lahre I s7 1
Fr;i n k 1 11 ii I r: l'n'itiäicr /.in ' ieM'liirhii' und Kultni Sijiin^. / <
liab<'ii ein VoriirttMl gegen Handel und Gewerbe und halten die Beschäftigung
damit unter ihrer Würde. Ohne chinesische Beihilfe würden aber di(^ Siamesen
im internationalen Handel ktine Rolle spielen können.
Auch ,lai)aner hatten sich früh in Siaui angesiedelt. So finden wir
in den Kotmai (Gesetzen) japanische Hilfstruppen angeführt. Die .Japaner
!;ewannen politischen Einfluß und spielten in der Revolution, die zur Zeit
des Phra Chao Song Dham ausbrach (um 1630), eine gewisse Rolle. Was
wir sonst von den politischen Beziehungen Japans zu Siam wissen, so
handelte es sich dabei, wie aus der Darstellung Satows herv orgeht, meistens
UH) diplomatische Freundschaftsbezeigungen, vgl. -Notes on the Intereourse
between Japan and Siam» by E. M. Satow (»Transactions of the Asiatic
Society of Japan- Vol. XUl. 2). Japan schloß die Fremden mit Ausnahme
der Holländer im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts aus. und erst
im Jahre 18.Ö3 gelang es den abendländischen Nationen, zunächst den
Vereinigten Staaten unter Commodore Perry, dort wieder Fuß zu lassen.
Die Beziehungen Slams zu Japan wurden erst im Jahre 1898 erneuert;
der am 25. Februar d. J. abgeschlossene \'ertrag gewährte den Japanern
exterritoriale Rechte bis zu der Zeit, wo die siamesischen Gesetze modernen
Gepflogenheiten angepaßt sein würden. Inzwischen hat sich Japan als Vor-
macht Asiens in Siam geltend zu machen gesucht; vgl. O. Franke. Ost-
asiatische Neubildungen («Japans asiatische Bestrebungen« S. 154).
Was die übrigen asiatischen Nationen angeht, die in Siams früherer
Geschichte eine gewisse Rolle spielten, so beispielsweise die Makassarleute
aus Borneo, die sich gegen die Autorität des Königs Phra Narai empörten
(um 1680), so hörte deren Einfluß in Siam auf, als ihre Selbständigkeit
den Kolonialbestrebungen der ausländischen Mächte zum Opfer fiel. Das-
selbe gilt von Birmanen. Peguanern, Annamiten, Cambodianern und Malaien,
die, soweit sie als Kriegsgetangene nach Siam kamen, sich den herrschenden
Gesetzen unterwerfen mußten und. wie Lunet de la Jonquiere: »Siam et
les Siamois" S. 63 ft'. richtig nachweist, in ihren Rechten und Pflichten
nach und nach auf die gleiche Stufe gestellt wurden wie die früher an-
sässige Bevölkerung. Schutzsuchenden Cambodianern. Annamiten und
Peguanern gewährten die Siamesen gerr» Zuflucht, namentlich die Peguaner
bilden noch heute blühende Kolonien, die ihre eigene Sprache und Sitte
bewahrt, sich aber sonst den Gewohnheiten des Volks angepaßt haben:
sonderbarerweise wurde dei- Ausdruck Ai Phama für die Birmanen, mit
denen Siam häufig im Krieg lag, zu einem noch heute gebräuchlichen
Sohimpfwoit.
Ihrem Ursprung nach gehören auch die Brahmanen zu den Fremden.
Ihre Vorfahren kamen aus Südindien und nahmen zu allen Zeiten hervor-
lagendc Stellungen als Astrologen und Kalendermacher ein. Ihnen wurden
im alten Gesetz besondere Privilegien zugestanden, doch stellen sie heute
nur einen sich ebenfalls zum Buddhismus bekennenden Teil der siamesischen
Bevölkerung dar. Sie werden als Astrologen über glückliche und unglück-
liche Tage konsultiert, auch sonst nehmen die Siamesen ihre Dienste bei
häuslichen und öffentlichen Zeremonien in Anspruch.
S I I ,1 II iv i n I 1 1- 1 llriiiiiirc /in- ( !i'M-liiclitc nini Kiilnir Simiis.
llitM- uiag noch nw iiliiil wt-rtlon. (l;il.> di«' I>e./.iehuiigen zu ("cylon
Irin roligiöscr Natur waren.
Dil' lH'/,ielninj;en Siaiiis /u den ut-stliclien Nationen bejjjaniifii im
I(i. .lahrliiindeit. und /war inaclitcn die Portugiesen den Anfang. liuicn
folgten Holländer. Ktigländcr un<l i ran/.u.siii. Die Beziehungen waren vor
allem \\ irtsehaftlieher Art, unil Jede der- beteiligten Nationen suchte von
Siani besondere llandelsprivilegien zu erlangen, die auch dem Wesen des
siamesischen Staates mit seinen liegicrungsmonopolen entsprachen. Den
Holländern war in ihrem Vertrag zugestanden, daß das Hauj)t der Faktorei,
t'alls es sich eines Verbrechens schuldig machen würde, nicht von den
Siamesen abgeurteilt, sondern nach Hatavia geschickt werden sollte. Die
Franzosen nahmen durch den Schutz, den .sie der röniisch-katholischon
Mission in der Zeit des Fhra .Narai angedeihen ließen, eine mehr politische
Stellung ein, indem sie die Konvertiten vom Frondienst zu befreien suchten.
Durch diese wenig weitsichtigen ßemühiingen wie durch ihre Streitigkeiten
unter sich verhinderten aber die Franzosen, wie die Gescliichte bewies,
daß sie einen dauernden politischen Einfluß gewannen. Wii- brauchen nui-
an Faulcou, die fianzösischen Missionare, die Vorsteher der französischen
Faktoreien, die Gesandtschaften, die zui" Zeit Ludwigs XIV. nach Siani
kamen, und ihre Streitigkeiten untereinander zu erinnern, um es erklärlich
zu finden, daß Frankreichs politische Bestrebungen scheiterten. Dazu kam.
daß die Politik Ludwigs XIV. in Europa festgelegt war und sich kaum
auf zweifelhafle Unternehmungen im fernen Osten einlassen konnte. Den
F^ngländern kam es nur auf den Handel an, während die Portugiesen sich
im Lande ansiedelten und leicht den einheimischen Gewohnheiten anpaßten.
Die Anzahl der Fremden in Ayuddhya muß eine verhältnismäßig große
gewesen sein, denn u. a. berichtet La Loubere, daß sich ihm bei seinem
Besuch dort im Jahre 1687 36 Deputationen von Fremden voistellten.
woruntei- allerdings auch Angehörige asiatischer Völker zu verstehen sein
werden. Unter den Angehörigen verschiedener Nationen herrschte natürlich
Eifersucht, unrl jede suchte hintei- dem Rücken der anderen von
dem jeweiligen Machthaber Handelspiivilegien und Monopole zu c^rlangen.
Dies wurde von siamesischer Seite vielleicht nicht ungcn-n gesehen, da
man so eine Macht gegen die andere ausspielen konnte. .Nach und nach
kam es zur Schließung der Faktoreien, um 1676 brach sogai- ein Krii'g
zwischen der East-India-C "ompany und Slam aus, der hauptsächlich in der
Kaperung von Schiffen bestand. In der Folgezeit wurden die Handels-
beziehungen Siams mit freuiden Nationen auch durch den häufigen Thron-
wechsel und die damit verbundenen inneren Unruhen stark beiMiiträchtigt
und hört^^n schließlich fast völlig auf. Erst um 1820 wurden sie unfer der
Chakkri-Dynastie wieder aufgenomm<'n. Das Abkommen, das Crawfurd im
Namen dei- East-lndia-Company mit Siam schloß, war ein reiner Handels-
vertrag und wui-de nicht ratifiziert, ebenso <ler Vertrag, in dem Portugal
seine Beziehungen erneuern wollte. Im .lahre 182.') schickte die East-lnrlia-
f'ompanv unter dem Druck des Krieges zwischen Birma und Großbritannien
flen <',npt. P.urnev nach der malaiischen Halbinsel htm! später nach Bangkok.
l'ia ulv luit (■ !•; Bciti-ägi" /.tu ' M'scliirlite und Kullur Si;iin>. i \)
um dort einen Verti^ag zu schließt-n und darin .die Verhältnisse auf der
malaiischen Halbinsel zu reg<>ln, die damals die East-India-Company zu
interessif'reii begannen. Es handelt«' sich dabei auch um das Abkommen,
(his im Jahn^ 17<S6 Capt. Light mit dem Siam tributpflichtigen Sultan von
Kedah über die Abtretung von Penang getroffen hatte, sowie uin die daraus
entstehenden Fragen, an deinen auch die jholländische Koloidalregierung be-
teiligt war. Diese Fragen wurden dann I82ö zwischen Holland und Groß-
britannien gei-egt'lt. Portugal war in Bangkok seit dem Jahre 18:21 durch
liiien Konsul vertreten, der aber als Kaufmann ausschließlich Handels-
interessen vertrat. Der König von Slam verlieh ihm nach alter Weise
einen siamesischen Titel und betrachtete ihn so als seinen Untertan. Als
Handelsvertrag muß auch das Abkommen mit den Vereinigten Staaten von
1831 angesehen werden; die wichtigsten Bestimmungen darin, die sich auch
schon im Burney -Vertrag fanden, betrafen den Handel mit Feuerwaffen
und das OpiumeinfuhrverbüV. Diese Verträge setzten als selbstverständlich
voraus, daß die im Lande ansässigen Fremden die dortigen Gesetze be-
obachteten, wenn auch der Burney -Vertrag über die Frage körperlicher
Züchtigung Bestimmungen enthielt, die diese Strafe durch andere ersetzten.
In dem Burney -Vertrag haben wir im Gegensatz zu den übrigen einen rein
politischen zu sehen ; England nahm darin die Gelegenheit wahr, seine
Stellung und Politik ;nif der malaiischen Halbinsel für die Zukunfl fest-
zulegen.
Erst mit dem Regierungsantritt des Königs Mongkut (1851) wurden
die Beziehungen Slams zu den fremden Mächten durch Verträge, welche in
erster Linie die Gerichtsbarkeit und den Handel betrafen, definitiv geregelt.
Der erste von ihnen kam 1855 mit Großbritannien zustande. Die Gerichts-
barkeit übei- die im Lande ansässigen fremden Untertanen wurde wie in
früherer Zeit einem Oberhaupt zugesprochen, nur wurde dieses Oberhaupt
nicht mehr vom König von Siam ernannt, sondern von der eigenen Re-
gierung, die ihn als ihren Vertreter an die Spitze seiner im Lande ansässigen
Landsleute stellte und der König mußte ihm nur die Erlaubnis zur Führung
der Geschäfte geben (das sog. Exequatur). Er war somit nicht mehr dem
König von Siam Untertan, sondern eine zweite Macht im Landet Englands
' In den Vertrag wurden auch Bestimuiungeii über Schiedsgerichte aut'genomnien.
für den Fall, daß die gewöhnlichen Gerichte nicht entscheiden könnten, duch erwiesen
sich diese Bestimmungen, sobald man sie anwenden wollte, als unausführbar und
iiatten nur den Krfolg, daß ein einfacher Handclsfall zu einer diplomatischen Aktion
führte, die diplomatischen Beziehungen wurden dadurch kaum verbessert.
Der Vertrag setzte ferner die Be.^itimmuiigen ül)er Handel und Verkehr lest.
Da der erste Unterhändler Sir John Bowring eine Hauptstütze des unbedingten Frei-
handels war. ^o waren die Bestimmungen für ein hauptsächlich Ackerbau treibeiide.s
Land wie Siam. was Import angeht, nicht günstig. Für alle aus fremden Ländern
kommenden Waren wurde ein gleicher Einfuhrzoll von 3 Prozent, wie er früher im
Verkehr mit China bestanden hatte, aus politischen Gründen festgesetzt, und es war
ilabei gleichgültig, ob die eingeführten Waren Luxusgegenstände waren, ob sie für
den tägli<'hen GolM'aucli iintwendig waren oder ob sie gar im eigenen Lande pro-
So 1 I .1 II k l'ii I I r I : r>i-iliäu'i' /iii t M'-M-Iiii-Iilc und ls.uliui Si.im».
Hii.spiel lolLjtiMi die iihriut'ii Nationen, mit (Iriirn Siam jetzt in Nriliiiidiini;
stellt. Die \'iMti-:i^t' eiitlialtoii alle die Meistbcifinistigun^sklauscl iiiul ktintuMi
im all^cmciiu'ii als iilcntisch lii>tiaolitot \vim*(1(mi. Hei Beni tcihiiifi; ilicsrr \'oi-
iräi^o darf n)an al)t.'i' oiolit \ei<;i'sseii. daL^ aus lU'tnu'mlichkeit.srücksiclitt'ii dio
Hi'rhfe der Sttnicrcrhcbiiii;; auf die TrodulUe des Landes wie aucl: in an-
deren oslasiatisclien Staaten \ erpaclitet wuiden. Ks erschien somit scliwierif;.
auf dieser (irundla^e einen Staatshaushalt zu ^rihiden. Krst in der Renierunij;s-
jieriode th's Köniijs Chulalongkorn wurden dii" Monopole ab^eschalVt. (»h-
wohl die Nerträtie diese Ahschairnng voraussetzten. Bald nach dem Alt-
sfhluß der X'erträge suchten die fremden .Mächte, \eranlal.^t durch die
Kröflnung des Suezkanals, ihren Kolonialbesi z in Ostasien zu erweitern.
Aus den abiieschlossenen N'erträgen folgte, daß auch die I^.olonialangehöri^l■n.
falls sie nach Siam kamen oder dort schon ansässig waren. Recht auf
freniden Schutz beanspruchen konnten; das beeinträchtigte natürlich die
Befugnisse des Königs in hohem Grade. Die Konsuln maßten sich also
Kintluß auf die bereits in Siam Ansässigen an, die früher aus Landein ge-
kommen waren, welche jetzt Kolonien der betieflenden Mächte bilden.
Die so der .siamesischen Gerichtsbarkeit Entzogenen dachten wohl kaum
daran, daß sie in irgendeiner Weise Landesverrat begingen, wenn sie bei
den Fremden um Schutz baten. Sie suchten sich einfach einen neuen
Fronherrn aus. von dem sie glaubten, daß er mächtiger sei als der alt«-
und ihnen mehr N'orteile gewähren könne; dabei glaubten sie aber, auch
weiterhin Untertanen des ihnen doch unnahbaren Königs zu bleiben.
Deutschland trat zuerst im .lahre 1858 durch einen von <len Hanse-
städten abgeschlossenen Vertrag mit Siam in Vei-bindung. Im Jahre 18()'2
wurde dann die bekannte preußische Fxpedition nach Ostasien geschickt.
Ihr gelang es, X'erträge mit China und Siam zugunsten des deutschen Zoll-
vereins zu schließen. Die Wahrnehmung der preußischen Interessen in
Bangkf)k wurde dem englischen Konsulat übertragen, des.sen Berufsvertreter.
(iuziert werden konnten. Die Inlandstener wurde womöglich der Einfulu-steuer glei<ii-
ijesetzt. so daß keine .Vussicht vorhanden war, aus Landesprodukteii. wie /.. i^>.
Baumwolle. .lute usw., eine eigene Industrie zu schaden. Opium war zu allen
Zeiten in Siam Bannware, inid die Einfuhr war mit den schwersten Strafen bedroht.
Im Vertrage wurde Opium zum Monopol erhohen, und. da es ausschließlich aus
Indien kam, so wurde auf Kosten des siamesisclicn Volkswuhls ein neues Bri\ ih-gium
/.ugunsten der indischen P^iiikünfte geschallen. Obwohl Siam um ein Spirituosen-
monopol in dem Vertrag gebeten hatte, wurde es aus verschiedenen (iründen von
Büvvring abgelehnt, und erst 30 Jahre .später gelang es Siam. die Mächte dazu zu
hestimnien. gerechtere Zölle auf Spirituosen zuzugestehen. Nen waren in dem A'er-
trage. daß die .Vusfuhr von Reis erlaubt wurde, nm Einkünfte daraus zu erzielen.
Nach alter Gewohidieif durfte Reis nur ausgerührt werden, wenn ein dreijährigei
Vorrat im Lande war. In früheren Zeiten gab es immer als besondere Gunst des
Königs, wenn er einem Handelsschift" die Ausfuhr von Reis erlaubte. Mit jener
Bestimmung in dem Bowringschen Vertrag wurde nunmehr Reis zusammen mit
Tiekholz der wichtigste Ausfuhrartikel: alle übrigen tropischen Produkte, wie Zucker.
Baumwolle usw.. wurden seitdem niclit mehr in solclicn Mengen produziert, daß sie
für die Ausfuhr in I>etracht kommen.
Frankfurter: Beiträge v.nv Geschichte iiMd Kiiitiir Slams. Hl
Sir Robert Schomburgh, ein geborener Deutscher war. Bis zur Gründung
des Norddeutschen Bundes im Jahre 1868 blieb die Vertretung in englischen
Händen. Dann wurde die preußische Firma Markwald damit betraut. Erst
nach dem Deutsch-Französischen Kriege sandte das Deutsche Reich einen
Berufskonsul nach Siani. Eine solche Vertretung wurde dort gern gesehen,
besonders nachdem der Ausgang des Krieges die Überlegenheit Deutsch-
lands gezeigt hatte. Im stillen hofften die Siamesen, Deutschland würde
vielleicht gegen die politischen Bestrebungen Englands und Frankreichs ein
Gegengewicht bilden. Deutschland betonte von vornherein, daß es nur
Handelsinteressen verfolge; gleichwohl waren England und Frankreich von
Anfang an darauf bedacht, Deutschland zu verdächtigen und Siam vor dem
mächtigen Gegner zu warnen. Die meistens schlecht unterrichtete deutsche
Vertretung zeigte nicht immer eine glückliche Hand, wenn es sich darum
handelte, vermeintliche Übergriffe der Siamesen gegen deutsche Untertanen
zu ahnden. Kleinliche Sachen, die höchstens vor ein Polizeigericht gehört
hätten, wurden auf Grund der Verträge zu diplomatischen Fragen auf-
gebauscht. Anderseits trug der Umstand, daß man sich bei derartigen
Streitfragen häufig mit einer bloßen Geldbuße von selten der Siamesen be-
gnügte, nicht gerade zur Hebung des deutschen Ansehens bei.
Als der Weltkrieg ausbrach, war alles geschehen, um eine antideutsche
Stimmung zu schaffen. Die Zeitungen waien in Händen der Engländer,
imd eine sehr geschickte Propaganda setzte sofort von dieser Seite ein;
Deutschland war nur durch eine einzige Zeitung verti-eten, deren Schrift-
leiter mit siamesischen Verhältnissen nicht vertraut war.
Unseren Gegnern ist es gelungen, den deutschen Einfluß in Siam
vorläufig zu vernichten. Vielleicht kommt es im Laufe der Jahre zu einer
Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen, die aber wohl niemals ihre
frühere Bedeutung erreichen werden. England und Frankreich werden
auch weiterhin die Politik Siams bestimmen und dabei 'wie bisher auf die
für Schmeicheleien empfängliche Natur der Siamesen die nötige Rücksicht
nehmen.
Es ist bekannt, daß schon unter dem zweiten Kaiserreich Frankreich
im fernen Osten Kolonialbesitz zu erwerben suchte. Im Jahre 1864 wurde
das bis dahin unter siamesischer Oberherrschaft stehende Cambodia zum
französisfheu Schutzgebiet erklärt. Di-ei Jahre später wurde dann Siam
gezwungen, auf sein historisches Recht auf Cambodia zugunsten Frankreichs
endgültig zu verzichten, und erhielt als Entschädigung die cambodianiscben
Grenzprovinzen zugesprochen. Im Jahre 1884 nahm Frankreich seine
kolonialen Bestrebungen im fernen Osten wieder auf. Zunächst mußte
1892 Siam als Grenze zwischen sieb und den französischen Besitzungen
den Mekong anerkenni'u. England verfolgte die Bestrebungen Frankreichs
mit scheelem Auge, und es schien wiederholt, als ob es zu einem ernstlichen
Konflikt zwischen den beiden Staaten kommen würde. Sie verständigten
sich aber und schlössen 1896 einen Vertrag, woi'in sie Zontral-Siam als
unabhängigen Pufferstaat anerkannten, während sie sich im Osten und
Westen Einflußsphären sicherten.
MdL d, Sem. f. Orient. Spnieluii. 1922. 1. .Vbt. Ö
82 1'" i'.Mi k t II rl 0 I : r>i'ili-äi;«' /.iii' (icM-liiclilt' und Knllur Siaiiis.
/\vi>-clifn l",iii;I;iii(l und Siiiiu war t-s nacli dvv 188(> «'rfolgtcu Aimcktioii
von Hiiiiia /ii liiici' («rciizn-f^ulii rnnfj aiiC f^ütliclu'm Wege gekommen, und
iltt'usn wnrdoii strittige Punkte über die malaiische Halbinsel nach hing-
wierigen VtM'handhingen (hireh den \'er(i'ag vom 1.0. .Inli 1909 so geregelt,
daß die Uuabhängigkeii von Kdantan. l ringanu und Kedali, fjie bis dahin
unter siamesischer Oht iliolieit standen, von Siam anerkannt wurde; in
Wirklichkeit waren damit diese Ländei' in die rngjische MachtÄphäre ein-
bezogen. Darant'hin gestand England den Siamesen dii' .lurisdiktion übei'
•^ein(> eui()j)äisehen und asiatischen Unt«'rtancn nnter gewissen Vorbehalten zu.
Di'r 1907 zwischf-n Fi-anki-eich und Siam abgeschlossene Vertrag, der
die tortwährenden Koidlikte zwischen den beiden Staaten beenden sollte,
sprach Battambong, Siemiab und Sisophon den Franzosen zu und gab das
früher von diesen besetzte Gebiet von Krat und Dansai den Siamesen zurück.
.Siam fühlte mehr und mehr den Druck, den die bestehenden Verträge
aut seine Verwaltung ausübten. P^ine Änderung gelang ihm nur dadurch,
daß es Opfer an Land und Leuten brachte, Gesetze annahm, die seinem
eigentlicheji Wesen wider.sprachen, und den Fremden wirtschaftliche
IVivilegien zugestand, die in einem noch rein ackerbauenden I^ande ver-
früht sind.
Frankfurter: Beiträge zur Geschichte und Kultur Siains. S.^
Anhang.
Inhalt.
I. Liste der Könige von der Gründung Ayuddhyas
bis zu seiner Zerstörung :
a) nach dem Phongsavadan Phra Kajahatlekha 83
b) Version des Prinzen Damrong, im Prachum
Phongsavadan, Teil V 84
II. Auszug aus der Geschichte \on Ayuddhya von
Phraya Boran Buranurak 86
III. Allerhöchster Befehl über die Stellung des Mahn
Uparat (zweiten Königs) 87
IV. Siamese Custom of Sak or Marking, 8th July 1870
(Auszug aus dem Bangkok Calendar 1871) 88
V. Allerhöchster Befehl über Abschaffung der Fron-
dienste 91
VI. Siam not tributary to China. From the Bangkok
Daily Advertiser, March 21st, 1870 (Auszug aus
dem Bangkok Calendar von 1871) 9\
I.
Liste der Könige Siams in der Ayuddhya-Periode von 712 bis 1128
= 1350—1767 n. Chr. (Chula-Ära).
Nach dem Phongsavadan Phra Rajahatlekha.
Gründung Ayuddhyas 712.
Somdet Phra Ramathibodi 1 712 — 731
Sonidet Phra Ramesuen (I. Regierungsperiode) 731 — 732
Somdet Phra Baramarajathirat 1 732 — 744
Somdet Phra Chao Thong Chand 744 (15 Tage)
Somdet Phra Ramesuen (II. Regierungsperiode) 744 — 749
Somdet Phra Chao Rami-ajathirat 749 — 763
Somdet Phra Indrarajathirat 1 763 — 780
Somdet Phra Baramarajathirat II 780 — 796
Somdet Phra Baramatrailokanat 796 — 811
Somdet Phra Indraraja II 81 1—835
Somdet Phra Ramathibodi II 835 — 87]
Somdot Phra Baramarajamahabuddhangkun 871 — 875
Somdet Phra Ratthathirat 875 (5 Monate)
Somdet Phra Chairajathirat 876 — 889
Somdet Phra Yot Fa 889 — 890
Khun Varavongsathirat 890 (4 Monate)
0*
S-l I lii II k In il <• I ; l>t'itriiu;f /.iir ( lfsclii<'lili' uiifl Knllm Si;iins.
Sonidt't l'liia Mali:icli;iUi;i|tliatlii';i jatliirat (I. Kciiicniii^speriodc) . S!l|- IUI
Somdot IMira Maliindrni-aj.itliiiat (I. Hcgicniiiyspcriodt') IM-1 !•!()
Siimdtt I'lir.i M;ili.uli;iki;i|)hattii'ajatliii'al (11. Hci^icrniigspeiiddc) 'JUi — !II7
SoiiidtM l'lira .Mahiiidiaiajalhirat (II. I?ri;iri'iiiii;>p(M'i(>de) ill7- f)l(S
tSomdot Plira Sanjilu't I. (IMira Maliathaiimiaiaja) Ü18— !>40
Soindet I'hra Saiiphet II. (I'hra Naresiieiimaharaj) 940 — 905
Somdct Phra Sanpli<'t III. (Phra Ekathotsarot) '.)r)5-— 9<).'>
Soindet IMira Saiiplift IV. (Chao Fa SrisaovaphaU) 9<i3 — 9f)4
Snmdot Phra Baramaraja I. (Phra Chao Songtharn) 9(54 — 989
Somdet Phra Baramaraja II. (Phra Chesthathiiat) 989—991
Soindet Plira Atitjavong 6 Monate
Somdet Phra Sanphct V. (Prasad Thong) ;»92— 1017
Somdet Phra Sanphet VI. (("hao Fa Chai) 9 Monate
Phra Sanphet VII. (Phra Srisuthammaraja) 2 Monate, 20 Tage
Somdet Phra Ramathibodi III. (I'hra Naraimaharaj) 1018—1044
Somdet Phra Mahaburul (Phra Phetraja) 1044 — 1059
Somdet Phra Sanphet VIII. (Phra Chao Süa) 1059—1068
Somdet Phra Sanphet IX. (Plira Chao Thaisa) 1008—1094
Somdet Phra Baramarajathirat III. (Phra Baramakot) 1094—1120
Somdet Phra Baramarajathirat IV. (Krom Khiin Phonphinit) . . 10 Tage
Somdet Phrn Baramaraja III. (Phra Tinang Smiyamarind) . . . 1120 — 1129
Z erstörii II er Avuddhvas 112S.
Die Könige von Siam (Ayuddliya-Periode).
l\'ersioD des Prinzen Daniiong; Prachuin Phongsavadan Teil V, S. 77.)
Nr.
X a in 0
Regierung
von bis ' Dauer
I
■1
Das Haus Chi eng Rai
Somdet Phra Hamathibodi I. (Uthong)
Somdet Phra Hamesuen
712 731 19 Jahre
731 732 1 Jahr
o
(I. Regierungsperiode 1
Das Haus Suvannaphum
Somdet Phra Baramarajathirat I. (Pha
732 750 18 Jahre
t
Chao Thong Lan
750 750 7 Tage
750 757 7 .lahre
Das Haus C h i e n g Rai
Somdet Phra Ramesuen
6
Somdet Phra Ramraiathirat
757 771 14
Frankfurter: Beiträge zur Geschichte und Kuhur Siaui^
8')
D;is Haus 8 uvaii naphuni
Somdet Phra Nakhon Indrathirat . . .
Somdet Phra Bararnarajathirat II. (Sani
Phraya)
Somdet Phra Baramatrailokanarth . . .
Somdet Phra Baramarajathirat 111...
Somdet Phra Ramathibodi U
Somdet Phra Baramarajaliirat IV. (No
Buddhangkun)
Phra Rasdathirat
Somdet Phra Chairajathirat
Phra Yot Fa '.
Khun Voravongsathirat
Somdet Phra Maha C'hakraphat ....
Somdet Phra INIahindrathirat
Das Haus Sukhothai
Somdet Phra Maha Thainmarajathirat
Somdet Phra Naresuen Maharat. . . .
Somdet Phra Ekathotsarot
Chao Fa Srisaovaphak
Somdet Phra Chao Songthani
Somdet Phra Chesthathii-at
Somdet Phra Athityavong
Das Haus Prasat Thoiiu
Somdet Phra Chao Prasat Tliong. . .
Somdet Chao Fa Chai
Somdet Phra Srisuthammarajti
Somdet Phra Narai Mahaiat
Das Haus Bau Phlu Liiaiig
Somdet Phra Phetraja
Somdet Phra Chao Süa
Somdet Phra Chao Yu Hua Thaisaia
Somdet Plira Chao Yu Hua Baramakot
Somdet Phra Chao Yu Hua Uthuuiphon
Somdet Phi-a Chao Yu Hua Thi Nang
Suriyat Arnarind
71
78ii
it> Jahre
78fi
810
16 ..
810
850
40 ..
850
853
■t
.) »
S.i3
891
38
891
895
4 ..
89.')
896
1 ..
89H
908
12 .
908
910
2
910
910
42 Tage
910
93(1
20 Jahi-e
930
931
1 Jahr
931
952
21
952
967
15 ..
967
9S2
15 ..
982
982
—
982
990
8
990
992
2
992
992
36 Tag.-
992
1017
25 Jahre
1017
1018
1 Jahr
1018
1018
3 Mon.
1018
1050
32 Jahre
105(1
1065
15
lOßö
1070
5
1070
1094
24 ..
109-1
1120
26 ..
1120
1120
2 Mon.
112(1
1 i 2( I
9 Jahr.
^() I' 1 1 II k Tu II 1- 1 ■ Hciti'ätrc /MI (^rsihiiliir iiiiil Kultiii Siniii^
II.
AuszuQ aus der Geschichte von Ayuddhyu. von Phraya Buranurak
(jetzt Vizekönig von Ayuddhya).
nbeisct/ii II i;.
I)< r \icilrigaiig Avudtihyas begann mit der He^irriiiig des J'hra Cliao
Song riiain. iKm- im Jahic I(iO!2 dem l'hra Sri Saovaphak die Ki'j^iei'Uiiti:
entriß und die alten Staatsbeamten ermorden b'eß. In der Regierungs-
j)eriode des Prasat 'rh(jng wurden die Adligen des Königs Chestbathirat
iims Lehen gebracht, doch war deren Zahl geringer. In der Regierinig
des Phra Narai wurden die ParteigängiT des Chao Fa Chai und Phia Sri
Suthainniaiat last alle IxiseitegeschalTt, und der Kötn'g war gezwungen.
Malaien, Lac und Kuiopäfi- als Staatsbeamte /u verwenden, so Phraya
Kamdejo. Phrava Kajvangsan. Phraya Sihaiajdcjo. Chao Phraya Vijayen (Con-
slaniin Faulcon). In der Regierung des Petraja wurden die Beamten veimin-
d.it. die er bis nach Ligor und Korat verfolgte, so daß last alle umkamen.
Auch in dir Regierung des Phra Chao Süa wurden viele getötet, da noch
viele Anhänger des Chao Phra Khwan und des Phra Phichai Surin vorhanden
waren, die er nicht als Beamti» verwenden konnte. Die Regierungsperiode
des Königs Thai Sa war insofern ginistig, als niemand getötet /u werden
brauchte. In der Regierung des Paramakot im .laluc 178*2 wurden fast
alle Palastbeamten des Königs ermordet. Man kann so berechnen, dai,^
während der letzten 120 Jfihre sieben Blutbäder stattfanden, also daß auf
je IM Jahre eines entfällt. Falls die Opfer sich vom Tode rett(Mi konnb'n.
machte man sie /n Phiai Luaiig oder degradierte sie zum Grasschneiden
hir die Elefanten; so wurden die Beamten erniedrigt, während die Phrai
/.u Ehren kamen, und das geschah siebenmal. Wie konnt(t da das Land
widerstandsfähig bleiben! Als Khun Luang Ha Wat zur Regierung kam,
ließ er di-ei Prinzen von Rang töten ; ferner war durch die Uneinigkeit
zwischen Khun Luang Ha Wat >ind Phra Thi Nang Suiiyat Amarin die
Landesverwaltung in gr(")ßter Unordnung, so war beim Einfall der Birmanen
kein Beamter vorhanden, der als Heerführer Widerstand leisten konnte.
Wer von den Ministem zum Feldherru g<;maclit wurde, kämpfte nicht, so
Phraya Yomarat, der sich einfach in Müang Non festsetzte. Als die Bij-
manen Müang Non angriffen und ein englisches Schiff' Hilfe leisten wollte,
war Phiaya Yomarat nicht zum Kampfe bereit und entließ sein Heei-.
Phraya Phra Khlang hatte lOOoO Soldaten unter sich, um das Lager im
Bambusdickicht in Paknam anzugreifen. Die Birmanen feuerten, und vier
oder fünf Soldaten fielen, worauf das ganze Heer zurückwich. Nach zwei
odei' di-ei Tagen erging c^in Befehl an den Phra Khlang. das Lager bei
Paknam anzugreifen; die Birmanen benutzten eine List, so daß ihre Soldaten
eindj'iugen konnten, dann griff"en sie selbst die Siamesen an, die geschlagen
wurden und wieder in die Hauptstadt zurückkehrten. Später wurde Thao
Phrava Asahoklao beorrlert. mit den Booten Wat Karoii'' anzuüreifen. Die
Frankt'ui-tPr: Beiträtif zui" rteschirlite und Kultur Si;nns. S /
Birmanen feuerten und verwundeten einen der ;tn beiden Seiten ;un Bug-
stehenden Führer, so daß er ins Wasser fiel. Die Flotte kehrte dann nach
der Hauptstadt zurück. Als die Birmanen ins siamesische Geljiet einbrachen,
wurde Phraya Phitsanulok Iteordert. sein Heer atn Phukhao Thong auf-
zustellen: als die Birmanen fast bei der Hauptstadt angelangt waren, Ijefahl
Phraya Phitsanulok dem Phraya Phontheb. beim König die Erlaubnis zu
erwirken. Urlaub nehmen zu dürfen, um seine Mutter zu bestatten, und
darum zu ersuchen, daß Luang Kosa Mahatthai und Luaug Thebsena das
Heer für ihn führen sollten; die Krlaubius wtirdi- erteilt. Die (lemüts-
stimmung des Königs Phra Thi Nang Suriyat Amarin war immer zur Milde
geneigt und stets gleichmäßig; falls jemand nicht das Herz hatte, zu
kämpfen, wurde er nicht bestraff. So stand das Kämpfen im Belieben
eines jeden, und es ist in ÜberiMnstimmung mit der Geschichte, daß
dadurch das Schicksal von Ayuddhya besiegelt war.
\'gl. hierzu aufir Turpiu »Rnyauiiie de Siani" ^'^l. II. p. 297.
JII.
Auf Allerhöchsten Befehl
wird es zur Kenntnis der königlichen Familie, der Beamten aller Grade,
in der Hauptstadt und in den Provinzen, der Samanas und Brahmanas
und des Volkes gebracht, daß (Un- Krom Phra Pavara Sthan Mongol in die
Ruhe (üngegangen ist, und nach alter Gewohnheit müssen alle, die ihm
bisher Dienste schuldeten, sich den Beamten des königlichen Palastes zur
Dienstleistung anreihen.
Das Amt eines Maha Uparaj ist alt ujid wird bereits in der Geschichte
erwähnt, aber es ist nicht ersichtlich, welches Mitglied der königlichen
Familie in den verschiedenen Regierungsperioden zu diesem Amt ernannt
worden ist. und es staml im Belieben des Königs, das Amt zu besetzen
oder nicht.
Während der Bangkok - Regierungsperiode ernannten alle Könige
einen Inhaber für dieses Amt, aber die, die dieses Amt bekamen, behielten
es nicht bis zum Ende der Regierungsperiode. Wenn es dem König incht
behagte, jemand zum Amt eines Maha Uparaj zu ernennen, oder der
Inhaber des Amtes gestorben war, so blieb das Amt für 20 oder 30 Jahre
ohne Inhaber. Daraus läßt sich ersehen, daß es nicht notwendig ist, daß
der i'egierende König ein solches Amt stets neu besetzen muß. und die
Gewohnheit, es nicht zu besetzen, war eine alt hergebrachte.
Nachdem Seine Majestät sich mit den Mitgliedern des königlichen
Hauses, den Ministern und großen und kleinen Staatsbeamten beraten hat,
erging der Befehl: das Amt eines Maha Uparaj hat häufig gewechselt,
jetzt ist Siam durch Staatsverträge mit fremden Nationen gebunden, deren
Gewohnheiten veischieden von denen in Siam sind, und die so Anlaß zu
Mißverständnissen geben, da die Befugnisse nicht dieselben blieben wie von
.Ynfang. Der Fremde \ersteht dieses Amt nicht und ist über seine Be-
deutiuiii nnklai'. Klare Verwaltunü irereicht aber dem Staat zum Nutzen.
i^S l'i a itk l'ii II (• r: UiMlr.'iüo zur ( iostliicliii' und Kultui Si;iiM-..
falls al)t>r lliiUarlicit lioii>oht. so geiciclit ilas (lt>in Staat iiiriit /.um iNiit/.eii.
und OS wir.l nur ilas (JcM dos Staates voi-aiisunld \'\\v die Aiirifclitorlialtuni;
dos Amtes dos .Malia IJparaj. Mau hat sdinit oinstiMiinig besclilosscti, dir
Würdo oiiios .Malia l paraj ab/.iisoliairon und in /ukuul't koin Miti^liod Atn-
ki'miglicheu Fainilio niolir /.u diosoni Amt zu orrii-uiioii. So wird aul'
Allorhöclistcii Hofold bokamitj^fttobon : damit niemand in l'urulic sei. .sollen
sich alle Hoamten des Maha l'paraj dem iiroBcn Palastdionst anscIili(>ßoii.
und die Fronpllichtigen sollen iliien IMlichtcn wie irülu-r nachkommen iind
sich nicht zerstreuen. cei-uK' wie es zu Zeiten des Verstoil)eneii war. Ks
möge niemand Sorge tragen oder Furcht hegen, auch anderen vagen
frerüchten keinen (»lauben schenken.
Freitag, am In. Tage des ahnehmenflen 9. Mondes
im .lahre des Hahns 1247.
Auf Allei'höchsten Befehl:
gez.) Phya Sri Sunthori Vohan.
IV.
Siamese Custom of Sak, or marking.
.luly 8th, 1870.
(Bangkok Calendar 1871.)
Bangkok is still füll of people from the country who have come ai
the call of the government to have their names enrolled (jr le-eiuoUed on
the books of the lords or chiefs to vvhich they respi-ctivcdy belong. None
come hither for this pui'pose but those whose loi-ds i-eside at the capital.
The homes of many of them are fa]' away, sometimes uiore than 100 miles.
and it is with great expenso of time and ti-ouble that they have come,
and superadded to this they ai-e gonerally obliged to wait höre aftei- theii'
arrival many days and sometimes weeks to accomplish this Single object.
The i-easons of this delay are chiefly a desire on the part of their chiefs.
or jathei- their deputios, firstly. that others belonging to tl:e same loi'd shall
arrive so as to make but one Job of enroUing the whole gang; secondly.
that they may, by thus trying their patience, make Ün-m willing to offer
a handsome bonus for the purpose of having their business attended to
quickly, and be at liberty to return home. The oppression and corruption
practiced in this vvay upon these poor plebeians, I have reason to beliove.
is great. And there is no way for them to get the least redress for it.
Jn this enrollment, called Sak, every man is obliged to receive an
iudelible mark on his fore-arm or side, denoting the chief to whom he
belongs. The name of the chief or Company is pricked into the skin with
a long slender steel having a lancet shaped point. The foi-m of the letters
composing the name are first pricked just deep euough to draw a little
blood and then Chinese ink, mixed with a little of the bile of the peacock,
is rubbed ovei- the scai-ification. This makes an indelible mark.
Fiaiikfiiiter: Beiträge zur (icscliiclitp und Kultui- Siani^. 89
The men that helong to the Company who have to serve in watching
about tho royal palace are marked <jn the \et\ side a little belovv the
armpit; all others are marked oii the iiiside of the fore-arni.
The customary fre Ibr this marking is 90 Cents for each list containing
Ironi 2 to 400 or more names, and each list is called by the Siamese a
Hang-VVao, literaliy a tail oi' a kite becatise the roll is iiarrow and usually
long like that appendage.
Government ot'ficers in charge of tliis business very trequently take
advantage of such opportunities, as above intimated, and take 90 cents
from each individual of a large Company, thus securing for themselves S 60
and even B 100 a day for simply writing on a Single Hang-Wao the
names and the places of residence of the persons named on it. Such gains
are considered as perquisits belonging by custoni, if not by right, to the
lords to whom the names have been enroUed. It is believed, however,
that their scribes and other assistants usually get possession of the mosi
of such fees.
The classes of persons obliged to be enrolled and thus marked are
chiefly the foUovving. Firstly. — All the Phrai-Luang or servants of tho
government who are obliged to give one fourth of all their time to the
king's business, being called away from their homes to the capital of the
kingdom or of the state, one füll month in every four, and thus being
aw'ay from home three tinies, and more than a month at a time, every year.
Is not this a ciushing tax? Secondly. The class denominated Luk-Som.
literaliy children suitable — that is suitable or proper lor the chiel' rulers
as appendages of dignily, being liable sometimes to be called to hard Ser-
vice. Thirdly. The class called Thanai, young men regarded as the pei-
sonal servants of Chief rulers, but not liable to be called to hard Service.
Fourthly. — The class of Mahatlek Chao, men who perform light gentlc-
manly service tbr the Chief Princes, as the Company of Mahatlek do foi'
the kings.
In short nearly all persons who receive no salary from the govern-
ment are obliged to be marked, and all other subjects are enrolled on the
government lists of Biawat-men, that is inen who receive salary from
the royal treasury ranging from S 2-40 to B 960-00. These annual stipends
are considered not as equivalents for Services performed for the State but
rather as an indication of the degree of rank given them by the State and
the amount of freedom they each enjoy in taking bribes from the plebeians
and squeezing them for their time and mony.
A few of the persons who receive wages from the government havi-
also to be marked, as for example all the royal guard including light and
heavy armed infantry and cavalry.
The classes headed by lords or chiefs for whom the plebeians m-v
obliged to be marked, are distinguished in the Siamese language by the
generic term Krom, which means a Company ol' government servants.
Each Krom has a specific affix, as in the following list. comprising nearh
all the companies specified by government will show.
9(1 l'iMii k tu I t <■ 1 : Hoitiilü;!' zur Gcscliichic und Kiilliir Siains,
Krom M ali;i 1 1 ha i , tlu* Company ol' pcuplr not suldieivs.
Kroin Tb aha II. ,i louipany in chariie ol" Süldiors or rnen liahh» tu
lu' calied out to war.
Krom Tha. a cumjianv cipuciM-iicd in iIh' (•(lunnf^c«' .iihI loi-cif^n
iiMNincss dt" tlif kinjjdoin.
Krom W'a n g . a Company (•(Micci-iicd in un.'iicliiin ;nid uilicrw isc
.scrvini; within thc royal palaccs.
Krurn Müang. .1 companx in chai^c ol' prolcclinu thc walls ol' tlic
loxal palaces.
Krom Na. a conipan} ha\in^ in caie all thc rice fjrnwini;; of thc
cnnntiv.
Krom Klanii. ■'' funipanx dc\ ofcd In thc cut nl ;ill thc roval
ti'casuie>
Krom Loui \\ .1 n u . a companx Im- siirrouiKUn^ thc rnyal palacc.
Krom M aha tick, a Company lor takiiiü; the niiinIxM- ol' all thc
plebeians that have received the Sak maik.
Krom (hang, a Company in Charge of" the loyal elephants.
Krom Ma, a companx in diargc ol' the roval horscs.
Krom Alak, a conipan\ having the Charge ol' the royal writings,
Krom Raja Hanthit, a Company in charge of the sacrcd books.
Krom Hör, a Company in cliarge of astrological affair.s.
Krom ("hao Thi. a companv in charge of preparing places for thc
king whenevcr he goes a\\a\ from his palace.
Krom Tb am ma kau. a Company in charge ol ecdesiastical affairs.
Krom Sangkhari. a Company for calling the piiests to where
thev are wanted.
Krom Mo. a companv of doctors for the royal palaces.
Krom Luk Kiiun. a Company in charge of royal lawyers and Jndge.s.
Krom Whram, a Company in charge of Bramin priests and astrologers.
Krom Malaphiisa. a Company having charge of the loyal crowns
hats, clothing, etc.
Krom Seng, a Company in charge of the royal swords, daggers, etc.
Krom Sanam. a comp.mx in charge of the royal concubincs.
Krom Lekw at, a Company in charge of taking the ninnber of all
ihc people in the temples.
Krom Viset, a company in charge of the king'.s food.
The Chiefs of all the abovc nam -d companies reside in Bangkok,
and the men belonging to each are scattered all over the land. But the
rolls kept hcre by these chiefs do not comprise nearly all the people of
ihc kingdom who are marked, probably not half of them. Each of the
l'rovinces or States belonging to the kingdom keeps a list of such men
designated by names corresponding with tho.se in the Capital. But their
ehiefs are called by namcs denoting grades of honor infei-ior to ihc in-
cumbents of the lattcr.
The title Kroin Ivan, is applieii to the chief rulers under the
gc)vernor of thc l'rovinces having charge of governmcnt business.
Fraiikfiuter: Beiträge zur G^schichii' uiul Kultiii- Siaiiis. *) J
The Lord of all the Krom is called Phraya Raja Subhavadi
Changwang, aiid the j)resent incumbent is the former Phraya Burur.
He is supposed to keep a register o(" all the subjects in the kingdoin.
coniprising all who are marked and all üthers. He dispatches governnient
ufficers called Kha-Luang to the capital of each State oi- Province to
secure the marking (jf the peoplc. and to havt- it acconipüshed within the
spare of a few mnnths.
Auf Allerhöchsten Befehi I
Das Fortbestehen der Zensusbehörde unter der hauptstädtischen Ver-
waltung gibt zu Ungelegenheiteu Anlaß. Nach altem Gebrauch wai- das
Amt, das über die Fronpllichten zu verfügen hatte, dem ^Nlahatthai (Mini-
sterium des Innern) und dem Kralahom (Kriegsministerium) untei-stellt : docli
dadurch griff die eine Regierungsbehörde in die Befugnisse der anderen
ein. Jetzt hat Seine Majestät bestimmt, daß das Mahatthai die Oberaufsicht
über die Regierung im Innern haben solle, -und daß das Kralahom die
Oberaufsicht über- Kriegsbedürfnisse und über den Heer<?s dienst hat; somit
ist es angebracht, daß die Zensusbehörde unter dem Kralahom steht, damit
es instand gesetzt ist, in Zukunft selbständig die nötigen Befehle zu erlassen.
Somit wird also die Zensnsbt^hörde als solche aufgelöst, und uniei dem
Kriegsniinisterium weiter fortgel'iihrt zur Einberufung zum Dienste.
(Regierungsanzeiger 3. Oktober 189(). )
VI.
Siam not tributary to China.
(Bangkok Calendar 1871. p. 81— 83.)
Sir — An ai ticle in your Journal of the 24 th February, e.vtracted
iVoin the "Noith China Herald« referring to a Memorial published in the
"Peking Gazette«, stating that Corea, Nepaul. Cochin-China. I.iu-Chu, and
Siam are tributaries to China, and have been so for a long tinie and regu-
larly forward tribute to Peking: but since 1852 •Siam has been remiss foi'
a long timc, having omitted to send tiibute for eighteen yeai-S". and is n(n\
in arrear for four tribute-.
As this article has given rise to soine disciission in Siam, l therelbre
forward to you a Statement containing the historical facts of the case.
which I have every reason to believe may be implicitlv relied on.
Formeily Burma, Cochin-China and Liii-Chu. cotniti-ies bordering on
China made war many times on China to get rid of being tributary states.
and obliged t(j pay tribute as has been the custom from ancient limes —
inftre than a thonsand vears.
i)2 I- 1 ,1 11 k I II I I <• I : lU'ilrii^f /.nv ( ii-sclücliti' und lüiltiir Sinins.
In ii'i^.ii'il lo Huriiia in 17t)7 sin' li.ul ii (|ii;irrel on account of tlu;
Um iiK'Sf killiiiij m)Iiu' ("liiiiauH'ii. Tlir ( 'liincsc scnt an arniy afraiiist Hni'ina.
In ITtiS llu' < 'hiiH'sc siMil anothcr arinv. .iiid in I7(!lt tlioy scnt still anothci-
:ii-Mi\, and louiilit llic Hnrnicst'. The llmnii'si' wcarird witli th<' w ar wliicli
had conliniii'd lor llncc _\i'ais and llu jk oplc hciiii; nnliappy, yii'ldcd, and
bt'ggJ'd ti) pay trilmtr (incr in tm yr.iis as lid'dri-. Tlir ( 'Idncsc ronscntrd.
thi' war rndcd and tln- ainiy Irli.
In icfiM-fnce to Cooliin-China. at lirst TiniiiUca was the, capital. and
sin- was tributaiy to China. After a tiiiK' a distingin'shcd porsonagc arosc
at Tiingkca, whn rcbclli'd and dostroyed all tho old iiilers. The governor
dt'Canton raisod an arniv and pnt down thr rcbcls. and thi' country con-
tiniieil tribntary as betöre, paying tlie ti-ibutc oncc in threc years. The
Chinesr arniv then returned. vSncli are the facts ol" the rase. 'l"o say that
("orhin-China is tri1)Utai-y to China is coireot.
In regard to Siani, the Hrst capital was' cstablished in Northern iSiani.
In 1350 the king, aware that liis capital was Inland, and in a part of the
kingdom very much less productive than Southo'n Siam. removed the royal
fannlv and cstablished his capital at Nong Sano, and gave it the name of
Deva-ddvaravadi Sri Ayuddhya. Mei-chaiit vessels could come to that place.
At that tuiie, Chinese merchant vessels canie and traded. The Siamese
saw brass and white metal Utensils, silk and a variety of articles, which
Chinese merchants bought for sale. They wished to make some use of
them. The king of Siam appointc<l and commissioned an ambassador to
go aad ask for friendly relations with the Kmperor of China, and opened
the way to trade, and allow Siamese Merchants to trade with facility. The
Emperor then entered into idations of friendship. and opened the port of
Canton — and that port only to trade. Siamese vessels went and traded
at (.'anton. The Chinese exacted such heavy duties that the merchants
lost by the trade.
The king then took the matter into coiisideration and Said »should 1
load vessels that are merchant vessels and send them, the Chinese will levy
heavy duties« . The king then built two large vessels and named them, the
Hu Kong and Chai Kong, their Siamese names were Hu Song and Song
P'ra Rajasaln(-']. They wei-e laden with presents and a large amount of mer-
chandise. An Ambassadoi- was appointed and scnt in charge of the royal
letter, with a re(juest to give annnal presents in order to save the duty
on the vessels,
On their arrival at Cantou notice was sent by the governor to thf
capital. The Emperor commanded the Governor to conduct the ambassador
to Peking for an audience, and gave ordei'S that the Hu Kong and the
Chai Kong be exempt from duty, and tliat nothing whatever be exacted
from them.
The ambassador was permitted to go once in three years. Siam ob-
tained privileges for the two vessels which conveyed the ambassador. On
the change of the Monsoon, they returned and sold their rnerchandise at
a large profit. 'l'hey loaded again, went and traded.
Frankfiul er: [Beiträge /.ui- (lescliichlc mid Kultur Si;iMi>. 1)H
At another Monsoon they conveyed an ambassador who wtrit tu
Peking, and Slam obtained privileges on both occasions. and wcre not
required to pay anything. The Emperor of China gave a gre.it amount of
presents in return. The Siamese perceiving this to be to their advantago,
fontinued to send presents as a uniform practice.
The Editor says that »Slam is a tributary State« to China, but ioi-
what reason can it be so? Siam had never anything to do in any matter
giving oflPence to China. The giving of presents has been out of a desire
lo seeure the advantages of trade and were given for that purpose only.
Let eveiy one take this into consideration.
Again: the Governor of Fuhkien sent an oflicer to purchase timber
at Bangkok, stating that it was to be used for building war vessels. It is
said that the king of Siam and his ministers, »have now awoke to their
error in not sending presents for eighteen years, and thereforc seek again
to bask in the light of the Imperial Protection-, and so sent a royal letter
through the Governor of Fuhkien requesting the privilege to send an am-
bassador with presents by the way of Tientsin: because on the old road
by the way of Canton »they had been attacked and plundered«, causing
great hardships.
This matter is not as represented in the newspapers. It was on
account of a new Sovereign having ascended the throne, that Royal letters
were despatched to all nations in friendly treaty relation. In regard to
China, a Royal letter was sent the same as to other countries, alihough no
presents had been sent for eighteen years, and it was not clear whether
the Government of China would receive tliem or not, and therefore a letter
was addressed to the Chinese Government asking to send an ambassador
with presents by the nearer i-oad of Tientsin. The Chinese Government
i-eplied that »to allow the ambassador to go by the way of Tientsin would
be contrary to custom; — let the ambassador be sent by the way of
Canton as fornierly, and the Chinese Government will protect him from all
härm as heretofore.«
The Siamese Government received the letter eonveying this infor-
mation with regret, for at the present day China has opened her trade to
merchants of all nations. and they can traffic in all her seaports. The
privilegt' to send envoys by the shortei- route of Tientsin has been refuscd.
It appears as though the Emperor at Peking and his ministers have no
love nor consideration for the kingdom of Siam, and therefore obliged them
to go by a very difficult route.
On the accession of the late king, it was determined that the Sovereign
of Siam should no longer engage in trade, and having consequently no
interests in j-endering presents to China, the practiee was discontinued.
Shortly aftei' the death of his late ^Nlajesty, ihe present Government, seeing
that a large number of Siamese vessels were engaged in trade with China
and wishing to put them on the same footing as tliose of Western nations.
intünated to ihe Chinese Government, that they wished to send an embassy
to Peking, via Tientsin. provided it slionid he treated somcthing in the
!)4 l'r.i n k I II I I fi : l!('ifniii;c /in- ( Icscliiclifo und Kultur Sinnis.
saiiie mniiMcr as lliosc wtiicli li;i(l hcen sriit Ity \\ fsU-rn natioiis. 10 tliis
tlif Cliiiiisc ( iiivcrmiiiiit wert- iiiiw illiii<; to a^n-o. and therelbrc nothiiig
has biMMi (lonc in i-.'ptiil to scndiiifi an cmbassy, aiul Ihr matU-r has heeii
(Jroppeil, uritil tlu- (Joxcifiiuent of China aic williiifi to roceivc them in
wliat the Sininese Government porisiders a [)rop<r nianner.
I am. ^ (»Urs tfiilv
S. Mateman.
Sccr. to Ilis (irace the Regent of Siairi.
HaniiUok. Maich lOth. 1870.
95
T^ao Yüan-ming.
Von Anna Bernhardi.
Eine Auswahl von T'aos Dichtungen erschien als Ergebnis meiner
ersten selbständigen Versuche 1912 in den Mitteilungen des Seminars für
Orientalische Sprachen: sie gab etwas mehr als die chinesischen Lesebücher
zu bringen pflegen und erweckte in mir selbst den Wunsch, diesen Dichter
nicht nur auszugsweise, sondern vollständig zu übertragen. In diesem
Wunsche traf ich mich mit Herrn Dr. von Zach, der mich auf eine ganze
Reihe von Fehlern in meiner Erstlingsarbeit aufmerksam gemacht hatte.
Wir veröffentlichten in den Mitteilungen des Seminars 1915 gemeinsam die
fünf ersten Hefte von T'aos Schriften, soweit sie nicht in der Ausgabe
von 1912 schon enthalten waren.
Jetzt habe ich mich bemüht, die früheren Übersetzungen meist nach
Herrn von Zach's Hinweisen, z. T. nach eigner veränderter Auffassung zu
verbessern und habe den Inhalt der Hefte VI — X übersetzt. In der vor-
liegenden Arbeit gebe ich im II. Teile das vollständige Verzeichnis von
Tao's Schriften und habe Fehlerverbesserungen jeweils eingeordnet. Da
die Hefte VI — X nichts enthalten, was den Dichter von einer neuen Seite
zeigt, so ist vom Druck der Übersetzungen abgesehen und nur der Inhalt
angegeben worden.
Die 1915 benutzte Ausgabe von T'ao Shu ist beibehalten worden;
bei Hinweisen bedeutet I die VeröiTentlichung von 1912. II die von 1915.
Für Giles, Biographical Dictionary Nr. . . . steht nur Giles Nr. . . .
Shiking, Lunyü usw. stehen für die betr. Bände in Legge's Chinese
( 'lassics.
Wo nur chinesische Titel angegeben sind, handelt es sich um Bürhor.
die nur nur chinesisch vorgelegen haben.
I.
T'ao als Mensch und Dichter.
T'ao stammte aus einer Familie, die arm, aber auf ihren l'rsprung
stolz war, wie sich in seinen Gedichten »Dem Herzog von Ch'ang-sha«
(II 4) und »Benennung des Sohnes« (11 8) zeigt. Bedeutende Männer, ins-
besondere drei hervorragende Generäle ' gehörten zu seinen Vorfahren.
1^^. mu """ AM
*)f) 1! 1' riihn iH i : 'I'aii ^'iiall-tllln•:
Sein \';il<r li.iilc- i> al'cidini^s iiiclil /ii holiciii l{;inüc geltraclit ; /weiuuil
als Stiitllviirstclici' riiiirrsct/.t. loj^lc er /wiimal sein Amt nieder, ohne sieh
.null nur InTcirlii-i t /ii halxMi. Die Sitd'nvci'derhMis initcf der iiiedcr-
i^elienden ( liiii-I lei rschal; mochte iliii wohl anwichTn — it /of; sich in
die Kinsanikiit /iiiiii 1; und h-btc in lieschcich'tnii N'ei'hältnissen. Vei'heiriitet
wai IT mit seiner Hase, einei- Ttjchter des (lenei'als Mong Chia.
In der »Oplerrede an meine Seliwestrr« (I 15) sa^t T'rio, daß ei' im
Aher von TJ-lalnen seine Mntter vii-h»r. Dieser Umstand wird von ver-
schiedenen HiUliirern und Herausgebern — dai unter aucli Tao (!hii —
anpezweileh. und sie stützen sich dabei vor aUem anf die I^obredc von
^ i-n Yen-ehili '. in der es heißt: Die IMulter wai- alt, der Solm jung; sie
/n ci-halten, war wirldieh schwer.« Da aber der von T'ao (I 15) gebiauchte
Ausdruck i[|j' nur l'iir die leibh'che Mntter verwendet wird, so müßte man
eine fehlei-hartc Sclireil)ung annelimen. um Yen Yen-cliili Recht geben zu
können. Ks ist sehr wohl möglich, daß die dem Yen bekannte -Mutter'
eine zweite Gattin des alten T'ao war, die er nach dem Tode von Yüan-
ming's Mutter geheiratet hätte, ohne daß dem Y'en Yen-chih dieser Umstand
liekannt gewesen wäre. Seine Trauerrede macht überliaupt den Kiindruek,
als wäre er -- der 19 Jahi-e jünger war als unser Dichter — über dessen
Jugend nicht genau unterrichtet gewesen.
Kojima- sagt über T'aos .Tugend: «Dir Zusammenbruch der Dynastie
war damals schon zu erwaiten; es war eine Zeit, die getreue Untertanen
antrieb, zum Besten ihres Landes zu sterben; eine Zeit, in der wohlwollende
und tugendhafte Männei- versuchten, das verirrte Volk zu retten. In T'ao's
dreizehntem Jahre wui-de Hsieh Hsüan'' mit der Verteidigung von Chiangpei''
betraut, in seinem neunzehnten Jahre wuide die große Schlacht von Feishui^
geschlagen. Mußte sich da nicht dei- Ui enkel des Kriegsuiinisters T'ao Kan,
der Enkel des Generals ]Mong Chia ebenso erheben wie andere ehrgeizige
junge Leute'.' .... Aus einer hervorragenden Familie stammend, selbst hoch-
begabt und in einer ereignisschweren Zeit lebend, sehnte er sich nach
einem wahren Freunde und fühlte mit Ching K'o, der sein Leben für seinen
PVeund hingab."
In der Tat finden sich in verschiedenen Gedichten T'ao's Andeutungen,
aus denen man auf heldeidiaftes, aus jugendlicher Begeisterung entstandenes
•Streben schließen kann. »In Nachahmung alter Reime« (135): »In meiner
Jugend war ich stark und streng. Ich ergriff ein langes Schwert und zog
' flJ^:^, Giles Nr. -2481.
K. Knjinia. Geschirlite der chiiies. Literatur. (^J/ ^[i "y^ ^^ *^ ^^ ^»n y^
^lifv^Mf)) ^^- ^ 8.960-970. Die Atisziigo sind einer von einem Japaner
lielortigten handschriftlichen Übersetzung eiituümnien.
WA ^ vgl. Geschichte der Chin. P>d. 79 unter seinem Oiieim ^j' ^-
' fUt-
lU' lüha rd i : lad Yüan-miiig. 97
allein aus — wer will sagen, daß ich nicht weit gekoninien wärc^' Von
Changyeh ging ich l)is nach Yuchou; war ich hungrig, so aß ich das Wei
auf dem Sliouyang-l^erge, war ich durstig, so trank icli aus den Fluten
des Ishiii.« Alle in diesen Zeilen enthaltenen geschichtlichen Anspielungen
beweisen, daß T'ao damals das Schwert ergriffen hatte, um iTir die Keftung
seines Kaiseihauses mitzuwirken. Auf Ehrgeiz und Tateiulrang weisen die
«Vermischten Gedichte" (II 37 Nr. IV): »Das Streben des [Mannes erstreckte
sich bis an die vier ^Meci'e" und (II 37 Ni'. V): »^lein ungezüg-ltes Streben
erstreckte sich auf alle \ier [Meere — die Flügel b'citend, dachte ich weit
zu fliegen. <<
Aus seiner Jugend scheinen drei Dichtungen des viei-ten Heftes lier-
ziu'ühren, die Lieder »Auf die beiden Su« (II 42). »Auf die drei Guten«
(II 43) imd »Auf Ching K'o« (II 43). Die folgenden Zeilen aus Ching K'o
klingen, als wären sie aus IMacpherson's Gesängen des Ossian. »Beim Ab-
schiedsgelage am I-Flusse saßen die Scharen der Helden ringsumhei*.
Chien Li 1 entlockte seiner Harfe klagende Töne. Sungl- sang mit lauter
Stimme. .Schaurig zog der heulende Wind vorüber, klatscliend kamen die
kalten Wogen herauf. Beim Sänge der Oden von Shang llossen Aller
Ti'änen, unter den Tönen der Totenklagc erbebten die starken [Männer.'
Die »Elegie auf die Gelehrten, die kein Verständnis fanden« (H .51).
stammt vielleicht aus dem Ende seiner Jugend: tiefe Enttäuschung und
Niedergeschlagenheit sprechen daraus, die er sicher selbst getühlt — nicht
etwa nur dem Ch'ü Yüan ^ naclumpfundcn hat! Aiu-h die »Ode zur Be-
ruhigung der Leidenschaft« (H 5.5, I 48) kann aus dieser Zeit sein, in der
T'ao's Sprache gewandt und reich luid von der Einfachheit, die er im
Alter bevorzugte, weit entfernt w^ar. Kojinia sagt darüber: »Man hat seine
Ode auf eine Schöne lange Zeit füi' etwas Bedauerliches angesehen, für
einen — wenn auch leichten Fehler in seiner sonst vollkommenen Kunst.
Aber seit Ch'ü Yüan's »Verzweiflung« war es üblich geworden, das Vei--
hältnis zum Fürsten wie das Verhältnis zu einer Geliebten darzustellen.
Werke wie "Ein göttliches Weil)« von SungYiP, »Auf eine Schöne« von
C hang Hon g ■'' oder »Ein göttliches Weib« von Tsao Chih" beschreiben alle
Reize einer Schönen. Vielleicht ist Yüan-ming"s Ode entstanden, als er
noch Student war und auf allen rednerischen Schmuck Wert legte, und aus
diesem Grunde ist sie farbenreich und fesselnd. Halten w ii- sie neben die
zwanzig Gedichte »Beim Weine« (I 37), so möchten wir fast annehmen,
sie seien von einer andern Hand und in einem <>anz fremden Stile.« —
^ Nicht festzustellen.
- ^^'il'd in den -f^ Jiti ^B. in doi-r>i()gi-aphi(' s(>in (ii'()ß\al('rs ^^J^ |/-J hchandclt.
' Ig m vgl. Giles Nr. .503.
" Jg jl|l.j ^gl. <iiles Xr. 55.
Mitt. (1. Suin. f. Orient. Spi-.ichtrii. 1022. I. Al,t.
!lS 11 (• ni li a i'd i : l'ao ^ riaii-iiiiiiii-.
In (In- Kcilf von ^ i-n N rii-cliili heißt es: ..Als Kind sjjicltc er uiclit
gorii, als Krwacli.siMior fcsfigte or si-iii n-iiics Her/. Heim LcriK-ii hatte vv
keim' iR'riihinti'ii I.i'ln« r. (.ibcM-) hi'iiii Schr('il»i.'ii richtete er sieh iiael» aus-
liesuelitiMi Meistern, l iitei- dei' Menife verlor er seine KiiKsaiiik(Mt nicht,
in (1(M" riiterliallnnij; liel seine .Sch\v<'ii;saiiikeit anl'. .Inni; einpCand er die
IJitterkeiten derArnmt; er lebte nlme ,'^klaven, ohne NehenlVan ....•< Da
es in der Kede an seine Söhne (1 11) heißt: ..Ihr. obwohl nicht von ei ii er
Mutter gebdii'n . . . .■ inniinl T ao Clin an, dal.> Yüan-niitii;' zweimal ver-
heiratet war, und y.wiw nach den» frühen Tode der ersten Clattin mit dei-
gel). Tl. -di'' mit ilini altert< ■■. Yen Yen-chih kannte diesen Umstand nicht
Oller hielt ilin nicht (ür ( i\\ iilui nswert.
Im lieunzehnten Ciediclue der Reihe Beim Weine« (1 3711.) sagt T'ao •
»Wollte ich meine Kitern crniUn-en, so konnte ich nicht ehrlich bleiben."
^lan kaini daians schließen, daß sein VaUM- damals, als T'ao etwa dreißig
Jahre alt sein mochte, noch am Leben war und Yen Yen-chih's Worte "Die
ÜNIutter war alt« können sehr w'ohl auf eine Stiefmutter liezng nehmen. In
seiner ersten Stellung als Bezirkslihator fand er sein Auskommen nicht und
kehrte deshalb zu Feld und Garten zurück, wo ihn Entbehrungen vmd An-
strengungen schließlich aufs Krankenbett warfen. Von neuem nahm er
ein Amt an und wurde nacheinander Archivsekretär des Generals, Armee-
sekretär des Generalissimus und Gemeindevorsteher von Pöngtsö. Alles
in allem war er vielleicht sieben Jahre hin^lurch tätig, um dann (nach dem
Tode des Vaters nicht mehr durch Sohnesptlichten gebunden) endgültig
zum Landleben zurückzukehren, wo er neben seiner Arbeit in Feld und
Garten noch Schuhbänder für den Verkauf webte. Die Dichtung »0 Heim-
kehr« (I 52) bezeichnet den neuen Lebensabschnitt, in dem T'ao erst er
selbst wurde. In dieser Spanne erfreute er sich des Himmels, war mit
seinem Lose zufrieden, vergaß die Welt, vergaß die Menschen, verachtete
alle irdischen Belange und folgte — über Schmach und Ruhm erhaben —
den Neigungen seiner Natur.
Der Ansi. ht der meisten chinesischen Schriftsteller, T'ao habe aus
Anhänglichkeit an die Chin unter den Sung nicht Beamter sein mögen,
und er habe unter der neuen Regierung die Entstehungszeit seiner Ge-
diclue nicht mehr nach Regierungsjahren, sondern nur mit cyklischen
Zeichen angegeben, widerspricht Kojima — wie es scheint, mit guter Be-
gründung. Er sagt: »]\LTnche Schriftsteller sind der Ansicht, daß Yüan-
ming zu stolz war, zwei Königshäusern zu dienen. Deshalb hätte er die
vor I-hsi ' entstandenen Werke mit den Regierungsjahren der Chin, die
nach Yung-chu- entstandenen nur mit Kalendeijahreu bezeichnet. Nun,
sie setzen bei dem Einsiedler ganz gewöhnliche Empfindungen voraus und
verstehen den wahren Yüan-ming nicht. Nachdem Yüan-ming sein Amt
niedergelegt hatte, war er kein 3Iann dieser W^elt mehr: er war ein Mann
' ^m = 373 11. Cl.r.
- ^ ^<7; = 384 11. Chr.
B (■ lulia rd i : 1" a<> Yüuii-miiig. ')>)
aus den Zeiten vor dem 1-Huang ', er gehörte zu dem Volke, das Wu-huai-
shi- und Kö-tien-shih^ beherrschten. Was bedeutete es ihm da, ob das
herrschende Geschlecht Chin oder Sung hieß? In seiner Sage vom Pfirsich-
hlütenquell sagt er: »Ich habe den Zusammenhang mit der Welt abgebrochen.
Ich frage euch: Wer herrscht jetzt? Ich weiß nichts von Han, selbstver-
ständlich nichts von AVei oder Chin'». — Ferner beginnen die Gedichte,
die er mit Kalenderjahren bezeichnet, mit Köng-tzu und enden mit Ping-
ch'ön, veiteilen sich also über einen Zeitraum von siebzehn Jahren •' unter
der Regierung des Chin-Kaisers An und haben mit den Sung nichts zu tun.
Es zeigt sich, daß die mit Kalenderjahren bezeichneten Gedichte nicht aus
der Zeit nach Yung-chu stammen und daß Gedichte aus der Zeit vor I-hsi
nicht mit R'gierungsjahren der Chin bezeichnet sind. In seinem Gedicht
»Zurückgezogenheit. Am 9.« (II 12) findet sich eine Zeile: » Teilnahmelos
blicke ich auf den Wechsel der Jahreszeiten.« In den »Neun Gedichten
in Nachahmung alter Reime« (I 36) lesen wir: »Plötzlich fand ich Berg
und Strom verändert«. Vermutlich sind diese Gedichte unter der Sung-
Herrschaft geschrieben; aber sie tragen keine Angabe der Kalenderjahre.
Die Ansicht, daß er zu stolz gewesen wäre, um zwei Fürstenhäusern zu
dienen, wurde zuerst von Sbön Yüeh*' in den Sung shu ausgesprochen;
ihm folgten Li Yen-shou^ in den Nan-shih, die fünf Erklärer des Wön-
hsüan*^, Huang T'ing-chien^ Ch'in Kuan '°, Li Shou^', Chön Te-hsiu ^^ usw.
Sie sind ganz und gar oberflächlich I «
Die Dichtungen, die zwischen »0 Heimkehr« (I 52) und »Opferrede
an die eigene Seele« (I 20) liegen, zeigen alle, wie T'ao bescheiden im
engsten Kreise lebte und sich an Blumen und Vögeln, Bergen und Wolken
erfreute und ein natürliches, von jeder heuchlerischen Schranke freies
^. -^^ J^ sind in der älteren Literatur nicht bekannt, sondern sclieinen
T'ao's Erfindung zu sein oder aus einer verlorengegangenen Sage zu stammen.
* Die Auffassung des japanischen Verfassers, nach der ein Dorfgenosse zu
dem Fisclier sprechen und zwar T'ao's Ansichten aussprechen soll, scheint anfechtbar
zu sein ; es handelt sich hier doch wohl um den Bericht des Erzählers.
^ 400-416 n. Chr.
'• $'^# Giles Nr. 1232.
^^3- \vird in den p^ ^ Rd. 42 in der i'.iograpiiio des ^ Mi M
behandelt.
l()t) l>c in li ;i 1(1 i : 'V':\o Vii:in-iiiiiiL;'.
lA'btMi \(M-tr:it. Dr. xon /ach sclin'ibt. in (Miinii Hiirl'c ülicr \ (iMii-miiii;:
••'r'ao t"iißt iiiil srincm ^■^'^■{■j\^)^{\i\l) ^' '"''') ■^''"''' ''"' ''''"' l'li'l"-^<>l'li'<'
tk'S .I-kiiig (vjrl. LoL'g«.' S. ;U")4,.,). Dieses sich heiter in dru Lauf der ^\'elt
und dei- eii^enen KI•U4)^is^e Schieki'ii isl nichts aiuh'i<s als S|iiii<i/.a"s Liebe
/u (Ii)lt. Die i'.rkeiintnis, daß kein WideisIrelH'ii etwas an dem (leschieke
ändern könne, <his uns dnreh die Natni' des W'eUalls /iigeiuessen wird.
l»rini;t alle Scliwachinut /.um Weichen inid macht (Voll und stark
.\l>o etwas Housscau. etwas Spinoza, etwas Omar Khay\am. So stellt sieh
nur r'ao ^ iiaii-min!;' dai'.-
Die Drei Lieder, beim Ziehen des Leiclienwa:;ens zu sitiijen" (1 '24)
und die •OpCerrede au di»^ eigene Seele- (I '20) sind anschein(Mid zui-
illeichen Zeit und in glcichei" Siitnuiung. dein Vorgefühl des nahenden
Todes, geschrieben worden. Des Dichteis Vorurteilslosigkeit, seine Gleich-
gültigkeit gegen alle Auloerliehkeiten diückt sich noch in den xow ^'en ^'en-
ehih ülierrnittelten letzten Verfügungen über sein Begräbnis aus:
■ Solange ich lebte, ersehnte ich keine Fülle, im Stei-ben habe ich an
nichts Anhänglichkeit.«
"Man beschränke die Todesanzeigen imd weise (leschenke zurück,
man erleichtere die Trauer und vereinfache die Trauerkleidung.«
>'"\Vo man auf ein geeignetes Stück Land li-itff. grabe man sogleich
eine (!ruft nnd senke mich liinal». «
Lber die ^^'ahl seines Totennamens sagt Yen : -■ Ks gab bei ihm k<'in
Abweichen von seinen anlänglichen Neigungen. DahcM' mußte er im Kate
der Freunde mit dem i-echten Totennamen riiinü-chieh. "dei' in Tr'eue
Feste«, genannt werden."
In selbstgewähltcr Beschränkung vollendete er sein Leben. Das
Kommen und Gehen der Jahi-eszeiten brachte ihm Abwechshing genug;
er erfreute sich an ziehenden Wolken, er fühlte , die in der saitenlosen
Laute schlummernden Gesänge, ei- ei-heiterte sich bei einem gefüllten Wein-
kruge. Jeden Ehrgeiz, jedes Bemühen um Ruhm oder Anerkennung ver-
achtete er und lebte ohne ein Streben, das über seinen bescheidenen Alltag
hinausging; aber der Widerhall seiner Stimme kaim aus der chinesischen
Dichtung der folgenden fünfzehn .Talnhunderte herausgehört werden.
IL
Verzeichnis von T'ao Yüan-ming's hinterlassenen Schriften.
LHeft.
Gedichte in Zeilen vi>n vier Zeichen.
1. rnbewegie Wolken II 2
2. AX'andel der Zeiten U 2
.). Der blühende Baum II .!
4. Dem Herzog von Ch'ang-sha II 4
'). Dankgedicht an Ting II G
6. Antwortiiedicht an den Archivsekietär P'ang II 6
Ueinliard i : T ao Yü;m-iniiig. 101
7. Aulmujitei'ung zur Lauchvirtscbaft II 7
8. Benennung des Sohnes II 8
9. Der zui-ückgekehite Vogel II 10
2. Heft.
Gedichte in Zeilen von l'ün f Z c ichen.
1 . Körper, Schatten und Geist II 1 1
2. In Muße am »9.« II 12
3. Rückkehr zum Aufenthalt in Garten und Feld. Fünf Gedichte I 28
4. Spaziergang am Ufer des Hsieh-Ch'uan II 13
5. Den Gelehrten Chou. Tsii und Hsieh mitgeteiltes Gedicht II 14
6. Als ich bettelte II 15
7. Die Lustwandelnden unter den Zypressen 122
Vers 3 und 4 : Wenn wir damit die Herzen der Toten rührten,
wie sollten wir darüber {^) niclit frölilich sein!
8. Klagegedicht nach der Art von Ch'u II 15
9. Antwortgedicht an den Archivsekretär Fang II 16
10. Gedicht, verfaßt am ersten Tage des fünften jMonats II 17
.•\nm.S Hes: ^K ^. vgl. Tsochuan V, 460.-. und 5717 und streiche
den Hinweis auf Chavannes, bei dem der Ausdruck in einem
andern Sinne gebraucht wird.
11. Während der Regenzeit einsam zechen 1 II 18
12. Unr/.ng in ein anderes Dorf. Zwei Gedichte II IS
Z. 5 V. u. lies: werfen wir (nur eilig) den Rock über.
13. In Beantwortung eines Gedichtes von Liu .T-min II 19
14. Dankgedicht an Liu II 19
15. In Erwiderung eines Gedichtes von Kuo. Zwei Gedichte II 19
16. Gedicht zum Abschied eines Gastes II 20
Anm. 2: Die «andere Stelle« ist Shihking IV 8. 195.
17. Geleitworte an Yin 11 21
18. Dem Annalisten Yang II 21
19. Am Ende des Jahres II 22
20. Der Sommertag II 23
21. Klage um meinen Vetter Chung-te 123
Anm. 2 auf S. 24: Der .Ausdi-uck ^^ findet sich schon im
Liki, Couvreui- I 8. 116.
8. 24, Z. 9: auf den Stufen, die zu deiner Tür führen ....
3. Heft.
Gedichte in Zeilen von fünf Zeichen.
1. Gedicht, das ich machte, als ich am Orte Ch'ü-o vorüberkam II 23
S. 23, Z. 9 V. u.: "Mit dor Zeit wurde ich von meiner dunkeln
Bestimmung abgelenkt und rastete wider Willen auf der gi-oßen
Heerstraße '.
>m i^-t ;nir/.ur;isscii wie im r>()-cliii;iii. \'. H7(),, : '/jn =:z nU .
l()]i r.r III li ,1 lil i : 'l'iln \'ii;lll-lll1llLC.
l'. Auf dir Ilciiiikrlir in KiH'i-liii .•ml"iirli;illrii. /wri (icdiclilc II •_' I
Des N;iclil> .-iiir (lci- K'cisc (liinli r'ii-k'iui kdiimirnd 11 iT)
•l. Hoim l'ii"ililiiijrs;mr;iiin. /wcl (iodiclih^ II "Jö
lii'diclit /u l-hroii nu'ines Vcficis ( 'hiiiLi-vii.-iii II i'il
Aul" «ior I)i(>nstrcise II 27
K'iic'kUelir iti das :\\{c W'oliniiaiis II J7
Als niciii Ilaus diiix'li Fcikm' •/crslörl winde II i2S
i*. Am nt'iiiitcn Tage drs iiciiiiten ."Monats verlJißt II J8
]<•. Als ich auf dein westlichen Felde Reis erntete II 'Jll
II. Als ich iiu Hauernhaus von Hsia-suu die Ernte einhiachle II l'l)
\'2. Hi'iiu Weine. Zwanzig (rcdichte I .'57
I. eliines. '/.. I: Zu ^}r\\^' vgl. Shikin- IV .S. 171.
II. ehincs. '/.. ! lies *j^; statt 3u •
V. Vers '1 : Zieht sich das Herz von allein zurück, .so versliirnnit
die Welt.
S.40 Anin.'J füge die Nunuuern 309 und2038 des Biogr.Dict. hinzu.
VIII. Vers 5: Wo Baum an Bauin steht, mei'kt sich der Mensch
nicht einen einzelnen.
Vers 10: ^\'oz^^ sollten wir uns durch die Fesseln dieser Welt
binden lassen !'
IX. Vers 4 ist mit einem Punkt abzuschließen. Die Verse
•) uiidG sind zusammenzuziehen : Er- bringt .... und setzt voraus ....
XI. Vers (5: Waren sie während ihres Lebens dürr und mager.
S. 17 chines. Z. .") oli(-n lies T^f ^.V ^''"''f '(''1 t>'j "
lo. Entwöhnung vom Weine II 31
14. Erzählung beim Weine II 31
15. Tadel der Söhne II 34
IG. Als mir eine Erkenntnis wuich' II '!.')
17. Der Cha-Tag II 30
4. Heft.
Gedichte in Zeilen von fünf Zeichen.
1. Nach antikem Muster. Neun Gedichte I 31
S- 32 Anm. 2: Als er sah, daß der Kaiser auf der Flucht (von
•Staub bedeckt) war, lehnte er ab usw.
III. Der Schluß ist sehr unsicher, könnte auch heißen: Sicher
müssen des Edlen Gefühle ebenso sein.
S. 34 chines. Z. 2 lies 7^ statt 7^.
S. 3.") chines. Z. 3 lies eI' statt Jtf •
S. 3G chines. Z. 2 lies ^K statt J^.
2. Zwölf vermischte Gedichte II 36
3. Preis des armen Gelehrten. Sieben Gedichte II 39
VII. Hungersnot rührte seine menschlich fühlende (iattin. (Sic
sprach:) »Tränen fließen vormirl Wenn du. mein Mann . . . ." usw.
r> ein h aifl i : T ao Yüan-iiiiii,ü-. 103
4. Lied auf die beiden Su II 4'2
5. Lied auf die drei Guten II 4'.]
6. Lied auf Ching K'o II 43
7. Beim Lesen des Shan-hai-Cbing. Dreizehn Gedichte II 44
X. Das Ungeheuer Hsing T'ien tanzt mit Schild und Speer, und
so bleibt seine Verruchtheit ewig sichtbar.
S. Drei Lieder, beim Ziehen des Leichenwagens zu singen I 24
9. Gemeinsame Dirhtung II 50
10. Sechstes Gediclit der Rückkehr zum Aufenthalt in Garten und Feld
11. Frage an den Gesandten
1 '. Die vier Jahreszeiten
Die Gedichte 10, 11 und 12 sind nicht von T'ao Yüan-niing und
daher in die Ubcrsetzuns; nicht eino'eschlossen worden.
5. Heft.
Dichtungen in unregelmäßigen Formen.
1. Elegie auf die Gelehrten, die kein Verständnis fjinden II 51
2. Ode über die Beruhigung der Leidenschaften I 48
Das dazu gehörige Vorwort II 55
3. O Heimkehr! I 52
S. 53 Z. 5: -^ ^^ nicht Ortsvorsteher, sondern Annalist.
S. 54 Z. 22: und erblicke den Giebel des Hauses.
Z. 4 V. \i.: der Stab stützt mich zum Lustwandeln (»)^ ^tt),
von Zeit zu Zeit hebe ich das Haupt .... nsw.
S. 55 chines. Z. 2 lies |^'^. statt pi^f^^^
chines. Z. 3 lies tI'^^ ^ statt TJjfjj^-
Z. 8 : Der Welt Getriebe liegt nun fern von mir. Was könnte
ich mit neuerlichem Auf-die-Keise-gehen bezwecken? (^" ist hier
Partikel, ^M^ bedeutet "Auf Reisen gehen«, vgl. Shihkiug IV 288.)
6. Heft.
Sage. Lebensbeschreibungen. \'eröffentl ichun gen. Lobreden.
1. Die Sage vom Pfirsichblüteuquoll 1 5G
S. 5G Z. 1 : In den T'ai-yüan- Jahren der Chintl\ nastie.
S. 58, Gedicht Z. 1 lies Ving statt Dching.
Z. 3 lies Huang statt Chuang.
S. 59 \'ers 3: Maulbeerbäume und Bambus werfen dichte Schatten.
2. Lebensgeschichte des verblichenen Mong, Stabssekretär beim einstigen
Übelbefehlshaber der Chin gegen (die Barbaren im) Westen.
►.Cir :l?r wai- Yüan-ming"s Großvater mütterlicherseits inul mit
einer Tochter T'ao K'an's verheiratet. Seine Lebensaeschichte
(tj l'ii' III li;i nl i : I'im \'iiiiii-iiiiin>:.
liiulft sich im '.'S. Haiidi' dci' i"^/' ,ly» Clilos hfli.-indi'It iliii im
Hioni'. Dict. iiiitir Ni'. IfiKi. l'iilu r.iiimMilicit seinen \'()i'<>,esct/,t('r\
i;<'.ü;iMiiil)rr. (Vfio riii^Miigstdi-iiicii und I.ichr /.iiiii W'i'inc sind Kiü;cn-
sclinl'lt'ii. dir \ ii;in-ininif ;ins('li('iiien(l Noin ( li-oLnalci' j^iecM'bt li;it.
lind t-r cr/iUili vcrscliiecb'no kleine I^rl(!)iiisse Monf;'s, die geivide
diese Züge belenehten. Mit IletViediguiii; sdlll. er l'est, d;iß nichts
mIs sein iViiher Tud — er wurde nur öl .lalne idt — Mong vci-
liindert liiitte, /u den höchsten Stellen bei Hofe anf/iisteigen.
■">. Lelicnsgeschiehte des Meisters \nii dm iTnd" Weiden 1 I
S. 4 '/.. 9 lies: \'erstiindnis b(>iiiiilile er sich nicht.
/. "Jn : und machte sich Keine (Kidanken darüber, ob er
gehen (»der bleiben sollt".
Den Schluß hat Hsiao-tnug niclil in seine Hiographie auf-
genommen; er lautet: "Zu seinem Lobe heißt es:
Bei Ch'ien Lou ' steht: , Nicht verzagt in Armut und Niedrigkeit,
nicht gierig auf Reichtum und Ehicnl" Entspricht Cirien's Rede
nicht der Art jenes Mannes? Indem er ([ftw Becher leerte (uid
(Jedichte schrieb, überließ er sich seinen Neigungen. Ob er wohl
aus dem Volke des Wu-huai-shih warl' Ob er wohl aus dem
Volke des Ko-t'ien-shih war?«
4. Neun beim Lesen des Shih-chi"s Ncrlaßte Aufsätze.
Jeder dieser kleinen Aufsätze besteht aus 8 Zeilen \on Je vier
Zeichen und ist gereimt. Die besprochenen Helden sind meist
solche, die sich durch Gesinniingstreue auszeichneten.
5. Lobgedicht zu einem Fächerbilde.
48 Zeilen zu vier Zeichen. Hier ist der Grundgedanke : Freude am
Landleben. Tan nennt neun Personen, die trotz ihrer hohen
Stellungen eine Vorliebe für das Landleben und die Landarbeit
hatten, und schließt:
»Im Schatten steht meine Hütte.
Yanff-Yang rieselt der Bach:
Eine Laute — ein Buch —
Blicke ich tm mich, so habe ich daran meine Gefährten.
Ich trinke aus dem Flusse, bis ich genug habe-',
Und alles Weitere habe ich aufgegeben.
Um tausend Jahre denke ich zurück
Und wandle einsam, mich auf diese Vereinigung (mit dem Alter-
tume) stützend.«
Üli^ vgl. (iilcs Nr. .3(5:].
- Anspielung auf eine Stelle l)oi Clmaiig 'l'zii, wo es heißt, daß fler Maul-
wurf zum großen Flusse laufe, aber nicht mehr daraus trinke, als zur Stillung seines
Durstes nötig sei. Vgl. auch K. ^\'illlellll, U-suang Di (Jena 1912) 1 2.
Beriihardi: T'ao Yiian-ming. 105
6. Lob des Shang Cl/ang ' und des CbMn Ch'ing^.
8 Zeilen zu fünf Zeichen. Shang Ch'ang vertiefte sich, während
er als untergeordneter Beamter lebte, völlig in das Iking. Ch'in
Ch'ing verlor sich in Wanderungen durch die heiligen Berge.
7. Heft.
Schreiben. Opferreden.
1. Schreiben an meinen Sohn Yen und seine Brüder 111
S. 13, Z. 10 V. u. lies den ganzen Absatz in der Gegenwartsform:
Ihr seid jmig, unser Haus ist arm usw.
2. Opferrede an die Seele meiner Schwester Cl/öng 1 15
S. 15 chines. Z. 3: ^'^jj' schreibt Su Tung-p'^o, bei T'ao Clm
steht ^iit.
3. Opferrede an die Seele meines Vetters Chiug-yüan I 17
4. Opferrede an die eigene Seele I 20
S. 22 Anni. 1 : Nach anderer Erklärung soll sich -^ B^ auf
den in den Chia Yü erwähnten i^fflE beziehen, der selbst drei
Jahre an seinem Steinsarge ar1)eitete, ohne ihn fertig zu bringen.
8.. Heft.
Beschreibung von fünf Arten der Kindesliebe.
1. Beschreibung und Lob der Kindesliebe bei Kaisern.
Die angeführten Beispiele sind: Yü Shun, Hsia Yüng, Yin Kao-
Tsun, König Wön von Chou.
2. Beschreibung und Lob der Kindesliebe bei Fürsten.
Herzog Tan von Chou, der pietätvolle Herzog von Lu, König
Hui von Ho-chien.
3. Beschieibung und Lob der Kindesliebe bei Ministern und hohen Beamten.
K'ung Tzü, Mong Chuang-tzü, Kung K'ao-shu.
4. Beschreibung und Lob der Kindesliebe bei einfachen Gelehrten.
Kao Ch'ai, Lo-chöng Tzü-ch'un, K'ung Fön, Huang Hsiang.
5. Beschreibung und Lob der Kindesliebe bei Leuten aus dem Volke.
Chiang Ko, Lien Fan, Ju Yü, Ju T'ao.
9. und 10. Heft.
Verzeichnis von Heiligen und Weisen.
Dieses Verzeichnis wird als nicht echt angefochten; aber selbst wenn
es echt sein sollte, wäre der Inhalt kaum Übersetzenswert. Es handelt
sich um gruppenweise zusammengestellte Namen ; in den ersten 3 Gruppen
-jp]" -^ koiiiint in den j^ ^t (^ ""d '" don |^» '^|| 3^ IUI. 113 vor und
wird in letzteren 'tef -^ geschrieben.
' ^M ''■'"■'^ '" ^'''' ^iM9 ""^'''' Jt^Kttßfll ^"'•^^•^ihnt.
Mitt. d. Sera. f. Orient. Sprachen. 1922. F. Abt. 8
1 0() l?t" rii li ard i: T'ad ^'ii;ln-Illillü:.
sind sie ilunli Wmso /.iis;miiiK'ni>;('Z()>j;(Mi, in den (»8 weiteren meist nni' nuf-
ijezähli. /iMM Heispiel: -Yü. Chi. ('ii'i. Kau T'ao. l'o ,1, Ciiiii, .1. K'uei.
NelpenstiiitMiii die 8 Lelirei'; vj;l. Klei;ien von Cii'ii, Sieben Krinalmiingen.«
llionnit ist der iuliall von T'aos Sclirilten in einer für seine Ein-
reiluing in die Weltlitei-aturgescliichte ausreichenden Weise festgestellt. Für
den Sinologen wären noch Listen wünschenswert, die über alle bei T'ao
vorkommenden Personen Auskunft gäben und seine besonderen Ausdrücke,
vor allem die Doppelworte brächten; aber der Mangel an Raum gestattet
/.nizeit keine so umfangreiche Veröffentlichung.
Mitteilungen
des Seminars für Orientalische Sprachen zu Berlin
Zweite Abteilung
3
Westasiatische
Studien
Redigiert von
Prof. Dr. O. Kampffmeyer und W. Bolland
1922
Berlin
In Kommission bei der
Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Oruyter u. Co.
vormals O. J. Oöschen'sche Vcrlagshandlung. J. GuHentag, Vcrlagsbuchhandlimg.
Georg Reimer. Karl J. Triibner. Veit u. Comp.
Inhalt.
Seite
Ki-iii^ciie i)eiiici-kuiigeii zu l'ext und Cbersetzuipj- \(ni IJukhari. Von 0. Ixesclicr 1
(ieschiclite des Kalfaiscji-Äthiopischeii Krieges. Eine Überlieferung der Kaf-
lifscho oder Gonga. tHjersetzt und erläutert von Fr i edrich J. Biebe !■ . . 18
Kritische Bemerkungen
zu Text und Übersetzung von Bokhäri.
Von 0. Rescher.
Wie ich bereits in der Vorrede zu meinem Bokhäri-Wörterbuch
gesagt habe, halte ich ebenso die ganze Anlage als auch die Ausführung
der 3 Bände von Krehls Bokhäri-Ausgabe für vollständig verfehlt. Nach
dem mustergültigen neuen Kairoer Druck von 1323, der durch seinen voll-
ständigen Varia ntenapparat auch die ältere Ausgabe von 1296' ziemlich
antiquiert, könnte man nun Krehls Edition getrost für immer beiseite
legen, wenn nicht zwei Umstände gegen die Zugrundelegung des Kairoer
Drucks für die Zitierung sprächen: 1. daß der ägyptische Druck — un-
begi eif licherweise ! — ohne jede Kapitelzählung ist ufid 2. daß er auf
(fast) allen Bibliotheken in Deutschland fehlt, so daß man ihn, praktisch
genommen, leider als nicht vorhanden bezeichnen muß. Dadurch ist man
also tatsächlich gezwungen, doch wieder auf die minderwertige''^ Leydeiier
Ausgabe zurückzugreifen (Juynbolls mustergültiger Bd. IV ist von diesem
Urteil natürlich nicht mitbetroffen), zu welcher ich, wie auch zu Houdas'
(oft etwas wackliger) Übersetzung, im folgenden eine Reihe von Bemerkungen
und Berichtigungen geben möchte: [Muslim: Stambul 1329ff.].
Bandl: 1/5/9* 'JiJiJ^sJ = 1/3 Mitte* »tu soutiens hs faihles<^ ist
ungenau, vgl. Nih[äje] AjZ'Ij^: i-äiAJJ L» Jü ^ c^^JJ! JaJI und Lane:
yhurden; persans whom one has to ST/pport" ; 17 pu. [C. 1296: 1/14/.5 ergänzt]
,. -^J^] jji\ IJ^ iLlf J «; 1/19/3*: ^\J\ j;lr (Acc); 1/24/9*: JU,j nach
Nih. 4/209/6* mit Tesdid; 1/31/1: lies Jiy U5"L. wie richtig C. 24pu.;
41/4: 'JS \ (Acc.) vgl. C. 34/1; 1/50/3: c^\ vgl. Nih. 1/279/12*, die in
erster Linie o-iJl vokalisiert; 63 '4: lies ^».-fist^ (Dr.)^; 1/75/8*: ^.j^U-l
' In Breslau stand mir leider mir diese zur Verfügung.
■^ Allein die zahllosen Druckfehler sind höchst ärgerlich: 2/08/7* [= von unten!]
Jli" statt JliT; 3/237/ü*: ^b statt ^; 3/136/5 ^^\ statt ^J; 2/95/9 JJuJi statt
JJll ; 2/167/10 [^J^ V statt l^^J V; 2/419/.i* JUä statt J^^ usw.
^ D. h. 1/5/9 von unten! — •» 1/3 = Übersetzung Bd. I usw. — ^ Druckfehler.
Alitt. d. Sera. f. Orient. Sprachen, 1922. IL Abt. 1
'2 I> i'Si- li (■ r : Ivritisi-l;!' lU-iiitikiiiiiifn zu Tcxi mikI ( iH'i-.sfl/.imi; \ oh liokli.iii.
\t:l. Nil). 1 21 S 7. wo dw V:ir. ^">^ | ^5^:^ Nili. 1 IfiU 18 (pers.) .-
yj^\ .L.| \.T/.i>iclin.'t: 7Sl»: v-l. Nili. 4 IT)! 11 \'ai-.: r^ (mit -);7f< 3*:
^^i- L .-iiirli (las (M-sIcinal (l)i\|: 87/8*: /.ii <ü\ jl>t— - 1 IKi 11 ■ «iloiiT
:'i Dicii" Vi:!, iiu-ino Aiisliihnmi;cii in ZDMCI 7') und Mond«' Oriciital 1022;
89 f): x-1. /n ^-j^ die \ar. in Nili. 2/1 <|/8fl" ; 89/6: 1. ji^^"«)" statt jL.^)" :
1*7 1 : l^jjtLl? l) C-^\s 1 12It 17 (nrrc ay.v ^/r//.r (/fj/'f/fs) rlli siinlthi iliri" ': /ii
- • c'
J\s v<:l. ZDMd 7.^ nnd scIkhi de (ioeje in seiner Besprechunfi von Ihn
Sa'dlUi in ZDMG ö9 882 Z. S; 997': l^y^\ - 1/33/7* .a////;;v.v.. : (iIkts.
• Hgure^-; 102/6*: ^y= 1137/3* .volle..: jrerianer »v^ement.: IOC 1:1.
j^\: 121 '7: 1. 'b^3 statt jl |C. 104/6*]; 122 1 f.: ^1 ^^_y^3 ist ein Tawil-
vers. was Kl- eil! gar nicht bemerkt hat; 124/8: ^J^»- 1 [</• 107/11] als .sifa :
125/2: 'jlÜ_ V [('.108/2]; 126/8: (^Ii)|. wie riciitif> V. 101» 6: 188pn.: JUo-:
vir), r. 115'6*: 134 7:o\-»J^: <'• 116/2: o^'»-^: ^"ni Bedeutungsunterschied
vgl. Nih. 2/178/4*; 142/9*: 'o^\^ vgl. C 123,6: 148/8: 1. VL a! O-J^^l ^\
vgl. C. 128/5; 148/9: j_^^La). Die Lesart ist unsicher: vgl. die Var. Lane
1817 col. a: jjj*-^' ^- v. ^i?; 152pu.: ^<.ä«J vgl. C. 132/10 ^^äi; 159/1:
c
-.Ij = I '207/5: (commeuce une) periode: doch wohl eher «Ablaui', P'nde«
fr t
vgl. Dozy: Edi-isi (ed. Dozy); 159/8*: I. Uj 1 (statt j |) wie richtig C.l 38/7;
170/6: ^J^^l 1.>-U (statt ^J^\) vgl. Nih. 4/243/2; 171/8*: 1. C-^UJ (Dr.),
wie richtig C. 148/6*: 176 4*: ^Ui-l, JUä — I 229/13* ^'donna Vordre de
souleiHr Ii .störe' vgl. die Bemerkung zu 97 1 : 189/10: C^.X T j| ..^..Jtli-
(Jjjl ö Jus> j^JU- = 1/245/5 »J'ai craint que la priere de la nuit ne vous
parnt obligatoire«, »parnt" ist natürlich ungenau; 1/293/7 1. Bahrain statt
Baharain; 237/2: I. ^UJl (Dr.): 1/266/1: 'O' 1 ^y j| = 1/343/17 (r/z/.w'
jaloux quc Dieu) que «la nation entiere'< (!) w/? pratique {l'aduMre); 268/1 :
^.ftiJl = 1/345/9* «rochers^^ (!); 270/7 = 1/348 11* id.: 313/3*: genauer
- ..- * >• y^ ^ ? ^c
^|: 825;10: ^-^_ (Dr.); 325pu. : ^Üij vgl. i\ ^jlb/S'' ; 328/5*: j^^_
, ' s >
(Dr.); 330/11: «jU- <Dr.): 336/9: (letztes Wort) ^ ; 343/11: ■r\^^ =
^ Diese falsche Übersetzung kehrt ständig wieder! vgl. 1/176/4* = 1/229/13*:
4/469/2 = lV/609/7*. — '•' Indicativ!
Rescher: Kritische Bemerkungen zu Text und Übersetzung von BokhärT. 3
1/441/6 "blessure^^, wohl eher »Absceß«: 347/7*1 = 1/446/12: ^^J 1 Vi
« Dieu les fera entrcr« übers.: le fera entrer (nämlich dea Muslim, dem
drei Kinder bereits gestorben sind); vgl. dazu die analoge Tradition in
Sojütis Maqämen (Stambul 1298) 76/6*; 355/7* = 1/457/2: Jc^\ ^\^
»(nous) musuJmans'^; übers. "Schriftbesitzer« (d.h. Juden und Christen); 358/6*:
J^Ui vgl. die Var. Nih. 1/260/11*: JlU5; 360/1: jsLjV (in einem
Wort wie in Zeüe 2); 1/377/3: ^^J^ 4J <J^3 Uji «LJj=: 1/483/5 [eben-
so 2/293/10 = II/409/6*] ^le PropMte expedia au prince, dans son pays, un
manteau avec une lettre" übersetze: f-r bestätigte ihn (als Fürst) in seinen
Landen; 1/381/2: J.1^ *4^1 ^=1/488/9: »0 mon Dien! repands tes prieres".
Zu wem soll denn Gott beten? Übers.: benedietions^; 1/398/8: 4>-V» =
1/501/14* »a cavse de sa victime' genauer: »de ses victimes«; 1/5 17/3* ?
pierre (Dr.): 404/3: vok. ^i\ 53I 1 4; J l^vgl. C. 146 pu.; 422/11: 1.
j^'^\ iy^j 1/423/6:1. UUU vgl. C. 2/164/9; 426/10: 1. mit C. 2/167/10
l4l;T[ich bin (nicht) sicher daß...]; 438/5*: ly^ (Dr.), vgl. C. 2/178 ult.,
wo 'C:k^\ oli steht; ibd. 4*: <J^_ (Dr.); 456/3: 1. «9 j i vgl. C. 2/193/9*
\=i^Z'^'j»S\ \uo — presser la marche d'une monture]; 467/5: («l>As- | z^')
U^ — 467/3* und C. 2/203/11; 468/6*: \^y^3 V'-^ ^^' ^"^^ ^"»r. in
Nih. 4/198/6*: Ul^j aJI-V^lJ; 469/7: ^1 pUT Vi vgl. die Var. in Nih. 4/
118/6*: ^1 P-LJ- U ^kl: 471/9*: "^sl (act.) vgl. C. 2/207/8; 481/3*: Voc.
l\;Jy, vgl. ('. 2/216/5*; 482/6: jü^ (Dr.); 494/3: <jl (^>^) = 1/632/17
«boiirre de paille« genauer: fibres (des palmiers).
Band 2: 5/5: vok. ^.'3 vgl. C. 3/3/11; 13/7*: ^^)| = II/15/9*: «qui
jure-', genauer: »Schwur«: 17/11: 1. iiLll (Dr.); 21/8 = 11/26 Mitte:
» ^^^»--. l) \y^«: appelez-moi par mon nom\ übers, »benennt mit meinem
Namen« (d. h. Mohammed: aber legt euch nicht meine Kunja zu); 22/6* =
11/28/10: «Cfi /^ '>"*^i j 1 «q^i'ils renongassent ä leurs creances". Das ist
wohl zu viel; übers.: ablassen von, einen Nachlaß gewähren; 27/8* =
II 34 Mitte: /^st) 1 «{une esclavequi) ne s'etait pas amendee« übers.: die nicht
legal verheiratet (war oder ist); zum Begriff des jLa>- 1 vgl. Fath el-qarib 574
' Vgl. zu dieser Tradition auch die fast gleiche 4/430/9 = IV/560/3.
'^ Ebenso 4/193/2 = IV/248 Mitte; dagegen richtig IV/253pu.
4 Ivi'xiitM ; Kiirisclio llciiu rkuiif^fii zu '\\\\ iiiid (^bfi-srlzuiii; von Ilokhiin.
lind ZI)M(i. f).'? Kil: Ki.liisw.: ;{7/ 1 1 : Ci^^ init'IVsdid nach Nili.2 -Jö!»!)!!. :
.■h.-nso 2,47/.)*; il,5* -- UbW Mitte: ^H i^Aj lAt ^.r-Vt ^OT ./. /,
lirrrrai l'aiitrr (hinain. li il .srni ayiU si Diiu riat'- ; was nicht frei, sondt'i'ii
falsch ist: vgl. /u \y>j: Nih. 2/1 lÜ/2; Lane : he did it . . . without beinfr
difficnlt: withont constraint; 42/9 — lI/54'9 vf-l. 27/8* usw.; 47/9* 37 11 :
48/8*: J^^l vgl. (\ 3/44 8: vgl. II/62/9: L> jjU-. c'est riiummv de n»,-
jintHi ' ftc.: ühcis. : •dci' geti-eue Verwalter (Ilaus|eigeiitlicli Schalzjmeister),
der das (/n geben) HeCohlene mit frohem Hei'zen gibt usw."; .52/4: 1.
I*;j3\^ vgl. 375/9 ^- .V2 II): I. o_]^:J (mit Te.sdid) vgl. C. 3/48/3; .54/1:
\gl. zu ixi; die Nih. 4/145/12 •■ ia^ 1 ■ : .^öult.: vgl. ('.3/51 '7 Jl:^!; .57 5-:
ILI (act.) vgl. ('.3/52/4-: .58/7: 1. Ciis- V vgl. C. 3 53/8; 60/4 : gewöhn lieh
«OeIJI.. obwolil <äju- auch vorkommt; 60 fi : J^^iJ (Dr.); 62/3: Oj~^ \j(I)r.):
ibd.: hf-^- 'iH/7-: JliJ (Dr.) vgl. Nih. 1/130/15: 63 2: Jli| _ 11/84/14
'-richesses*-, übers. •• Vieh('besitz)« ; 65/5: ^'^«-O yi^^ ^S — i->^^ -\9 ^| Ul -
11/87,5* «as-tu cru, qu'il te disait la veritcH Cent un imposteur» ; vgl. dazu
321 7 = 11/448/3: "?7 fa dit Ja xierite, fnvt imposteur qu^il e.st», was natürlich
richtiger, denn j^j ist zweifellos mit »obwohl" zu übersetzen; 65/7* f.:
JIjIZ« j^ ^=. 11/88 Mitte: »pourvu qu'il ne touche pas an capitaU; genauei-
wohl: »solange (d. h. wenn) er (von den Erträgnissen des waqf) sich nicht
ein Kapital zusammenscharrt; 68/8:^11/98 u. : «joiir du Hon«', vgl. die
Nih. 2/144/9ff. — <.Uä11 ^y ; 71/1: V'lcJ. Kr. verwechselt in seiner Voka-
lis. öl mit der Femininendung des Plur. Zj\', C. 3/64 pu. hat übrigens
\.^\'j: 78/5*: VU-^ j-^J-^ V = 11/107 5 «jainnis je iiecarterai des homines«
vgl. Nih. 2/52/9 ff. : JU-j J51.ÄJ {z=l jSj^laJ) d. h. es werden weggetrieben
(werden) [mit folgender, weniger authentischen Var.]; 79/6* (:= 3/383/8* usw.)
— 11109 6: (>s^ 3\ l9}-i = "(sur) un ou deux tertres« vgl. Nih. 2/215/14— -
jJ:,yL /l lU^S; d. h. Nih. 2/240/8*: J-jil UjIj ^j vi ^ ÄJL-..-; 84/1 :
j.S^\ jc '/y=ß\ vgl. Nih. 1/187/8*: jillJl ^/\ j\y^\ Jl^ ^ jl^
■7t.AZj5\j . Demgemäß ist auch die übers. II 115 M.: «j'etais impitoyabk pour
les gern aises« zu rektifizieren; 87/10 und ibd. 6*: 1. j5j (statt yj) vgl.
C. 3/80/4 und 8; 91/3: 1. ^SS vgl. C. 3/83/9; 91/6*: 1. ^^^1 (Dr.) wie
richtig (■.384 1: 95 9: I. J.i)l wie .Tuynboll 4/318/5 richtig abdruckt:
Resoher: Kritische Bemerkungen v.xi Text und (rhersetzung \on Hokhrin. 5
95/6*: <^L. v_^U:)^ V ('. 3 ST/O''^ besser pass. - OL. »»JLiÄi' y ., weil sonst
kein Subjekt vorhanden; 101/4: jl iVl vgl. Nih. 3 248 13: j\J\\ . während
die Lesart Krehls nur als weniger gute Var. aufgeführt wird: 104 3"';
JUiir vgl. 3/443/8, wo J«i; , wie auch C. 3 96 7: 107/5: C^Z V jl =
II 151 '8* »a condition qu'il [le Prophete] ne s\tppropritrait pas notrc Imtin« (!)
übers, -unter der Bedingung, daß wir nicht (auf eigene Faust) Beute
machten« i; 107 3*: ^ [ j y^\ ^\]^ ^^, i» = 11,152 Mitte: "Um
rendit aucune sentence ä ce sujet« übers, »er billigte in Bezug auf das Musik-
instrument keinen Schadensersatz zU" [weil die Beschäftigung damit unnütz,
wenn nicht gar verboten]: II 152 u.: statt ^^cent .soixante" lies »trois cents
soixante« vgl.2, 108/4; 112/3*: zSJ^ vid.2/37/11 : zur tibers. vgl. Lane 1680
col. b ult. : 11/160 M.: «(/ifand on iMvt. fixer«- genauer auf S. II/60/9: ^Dh
(fiK la delimitation des parts est fnifp . . .« : 2/114/9*: -üX JUJ = 11/162/13* "
^•et, ce disant, il faisait un yestC'^; "Ce disant« ist zu streichen vgl, meine
Bemerkung zu 1/97/1 (nebst den Nachweisen): 122/6*: jufl" (Dr.); 129ult.:
i. ' >> -^
Die Parallelstelle 4/222/8 (= C. 7/169/3*) liest ^,f\^\ j^; 133/7*: J^'J
(Ind.) vgl. C. 3/122/7*; 137/4 = 11/ 1 93/1 : ol vl^ j ^?- ^^ ^cethomme
ne s'esf doHC jamais assis dans V appartement de son pere}» Übers.: »Warum
ist der Mensch nicht lieber im Hause seines Vaters geblieben? oder: Wäre er
doch lieber . . . geblieben!« ^ vgl. Kenz 2/5947: 137/8: oL. jl vgl. C. 3/126/4;
137 6: (UsjI ) -oyii. vgl. r. 3/126 '3; 144 '6 = 11/203/7: ly-UT jl j^y
■■eile serait fiere de Ir jjorter" vgl. Nih. 2/137/1: U-j.i ^I») eUpy'Vj^ f^j^
I4J JD (1. h. also »sie dünkt sich zu gut, um es (das schofle Kleidungs-
stück) zu tragen-: 144 6*: -üil -Xs- a\ cJo (im Akk. als Prädikat) wie
richtig C. 3/ 133/1; 145/11: J^ vgl. V. 133/5*: 150/7*: j^^ U =~ H 212
Mitte: «[le fornicateur) que rien nempechait de sc //lan'er« übers.: »den nicht
verheiratet(gewesen)en (Buhler)«; vgl. die Bemerkung zu 2/27/8*; 160/1:
UJb- \i \jSj \^J^ \ Aä) ^i wüi- . . XL y.Lj y^K^ t^jj = 11/225:
• an komme ipii, debattaiit le prix d'unc marchandise, jure ses graiuh dieiu'
qa^elle a ete payee pur lui teile et teile mmme et qui la vend ä ce prix.'-^ Die
Obers, ist ungenau; das ^_» im letzten VWirt weist auch auf einen Wechsel
des Subjekts: So daß sie (die Ware) der andere nahm (d. h. ihm abkaufte)':
' Vgl. die Traditionen im Ken/, el-uninial über ßenteuniiTschlaiiiinsr (gnlnl)
2/.S8.")9ff-. — 2 Vgl. Hans Bauer, Islam. Etliik III/212 Mitte.
^ Sc. »unrl durch seine (Tutgläubigkeit hereinfällt».
(> Kr s clii' r: Ivritisolio Boinci-kmi<»»'ii zu Text unil Üborsctzuiii^ von Uokhan.
Kil ä: jc>^\ 11 -Jin/ll : .pririr de nuit« : vjrl. Nih. 4/24Ü/12 — Jl j^3l
A_ll ÖjjLjIj %^ JiJ . Die antioführtc fibcrs. ist also /ii streichen: 1()7 4:
.^-lC' \ sl.itl ^:\; vi^l. C. ;Mr)4 1: KJT lO: l^ ^ V: 171' ;r': i*>VJl ^lil
(Dr.). wie richtig C. 3/159/8; 178/.^: JJlUl j_^| == 1I/25U Mitte: •>rlnnnrllr..
siiittm ijjii oiit rvcemment /»/'s //as": vgl. Nih. 3/1H8 1: jUA-allj »l^M Jwj' ;
Torrev iM'. "Katn('l///i/('ii //lit viel M/h h" \ ITH'T'' =_ II 251 11: jÄ^.j^\ "(jroujxr
n///oi/r fh' übers, -zu Hilfe rufen« vgl. Nih. 4/163/5 f, r- Jc>x^^\ ^ ^^alÄ^I ;
178pu.: w)|^JLl vgl. Torrev 96 Mitte: Var. J-'\j\- 179/3*: vok. j^-Jt)_
wie richtig (". 3/166/1; 180/8*: 0^L3 vgl. C. 3/166/6*; 180 pu.: Vj>-\i-
y.:>t^ — o\i^\: lies «^ l» — j^Ä^ — «l'J^ ^ vgl. C. 3/167/1: 181/6;
ibd. 10: 1. ti^\ {-r ptc. V) vgl. C. 3/167/6: 182/9: ji- ohne Te.sdid:
187 10: ^ jl-aJ L. J^ I vgl. C. 3/172/1; 187/11 : Lji_55| (Ace.) vgl. (". ibd. 2:
194 3: vok.^^1 wie richtig ibd.7und(\ 3 179/10*: 199/5*: ji)"=:. 11/282/6
^'uettoyer'^. Warum diese Zimpferlichkeit!' 201/4*: 'ojaS j^c^ -^ , wie richtig
C. 3 186 5*: 209/6: vgl. die Bemerkung zu 1170/6; 11/300/6: Is-^y^ d^i-):
i'iypu.: ö|JU-.^ 220 5: vok. jjG| wie richtig C. 3/204/4; 222/2: Sjjill
wie richtig C. .3/205 ult.: 222/7: «ii» vgl. Nih. 3/23/13: 226 pu.: 'Ctlj (Dr.);
234 '3: V ist zu tilgen; 242/2: 1. mit C. 4/11/5: JU" 1 Jj} 1 ' j^i : 242/4:
^ o i
jOA Ij =; II/839/9: »il laissa tomber rlevant h/i (i.e. Mohammed) sa dent<^.
Die gleiche Stelle ist ja S. II/64/4 bereits richtig übersetzt, woselbst zu
lesen »/c Propl/ete declara qu^il n^y avait pas Heu ä composition . . .<'•. 242/8*:
iJläJ (Dr.); 247/1: Ut-^ \^1« ^ 11/345/6* : «etant dans sa demeure, ou jouis-
sa/it de sa saute '^ ist wohl Dr.: übers.: indem er zu Haus und gesund ist:
253/9 : '<S^\A \. mit C. 4/22 1 : i^Ui : 259 4 : vok. Jl» , wie richtig C. 4/27/8* :
260/6*: <i:i5. wie C. 4 29 4: 270/3*: O-J^lj mit C. 4'38 6* statt Zj-^\3'-
272pu.: vok. i -Cr, vgl. Nih. 1/107/4* s. v. .slT; 280 4*: öjj^ vgl. 4 89/5*
und 142/6*: 288/9*: 1. ^^ vgl. Nih. 3/55/5*: 289/6: 1. *VJW^ (Dr.):
1 Ob der Wechsel *_j — .1, (vgl. ZDMG 74 und 75) hier bloß zufällig ist?
Vgl. übrigens nodi Älli^ — Älbt 4/215/3*1'.: jj^j — ,„;^; Äjj&j — ijPj vgl. di<^
Nih. s. v. . j^; und ^p 2/409/1.; ferner j^lc = j^'U Frey tag, proverbia
Bd. in/637 usw.
Reschei': Kritische Bemerkungen zu Text und Ohersetzung von BokJiari. t
•293/10: vgl. 1/377/3; 294/6*: iJ^Ul (pass.) vgl. C. 4 60 '6*: 307/10 r-
11/430/10: *^ic- l. j^\ \j^y>l i ^^^j^ ^-^^ '~' "^''*' '' •'/ f^viennent plus; c'esf
lu dernien' füis- qu'il leur fst donne d'i^ «ntrcr-; einfacher: "Sie kehren nicht
mehr (dahin) zurück bis zum Ende aller Dinge" : 308 1 : ^j-Ual r^r 11/431 6
^'qui a entendu la verite" ; übers.: digne de foi (»glaubwürdig«): 309/8: 1.
^^^ vgl. Nih. 3/204/3; 309 '9* = II/433/3 s. : kSc- ^^y V -il napa.id'in-
convenient pmir (iix*: aber Nih. 1/121/5* erklärt dazu: oj\,J>- Vj P'Lü? V t^l
<5^y<^\ (Sy^\ Cy y^-?- -^1" 8: \ok.^'jMi\ wie C. 4/82/3; ibd. : jjfrlj^>_ var.
jjtl> : 318 7: l}\ Jls J^ wie richtig C 4/83/1: 320/3: 1. U>L vgl.
('.4/84 6-: 331/11: j^U:. (Dr.): 343 1: ol_^ (ohne Tesdid) vgl. Nih.
3/174/13; 343/7: Jj!lJl : 345 10: vok. _^a^)' wie richtig C. 4/108/10*;
345 '6*; ibd. 4*; ibd. ult.: U' (ohne Hamza) ; 346/8: vok. Jj \ vgl. C. 4/109/8:
346'3*: korrekt jlaiJl wie richtig in C. 4/109/3*: 352 8: ^c- V vgl. C. 4/1 15/6;
353/4*: ^3 i>°jL> vgl. C. 4 116/7*; 355/8*: Ci-9 vgl. C. 4 118/9*; 357/1:
OJ^^V vgl. C. 4/1 19/3*; 357 6*: ll^ vgl. Nih. s.v. >L-; 358 1 : ^^ä11 [ ^\9j]
vgl. C. 4/120/4*; 364/7*: l4:-ly> = 11/512/12 ^'cest son enfant-^; übers, »es
soll ihr Sohn sein« (d. h. ich verzichte zu ihren Gunsten auf das Recht
als .Alutter): 368 8* : oli^ Ä-^Ic = 11/518/12 und 11/519 ob. ^^grain de raisin
troM<'< vgl. Lane: a tloating grape: 368/6*: fU <^\j J^i = 11/518 Mitte
"il arrosait sa tete d'cavn übers, »dessen Kopf... tropfte«; ibd. 7*: ,_j_^^
<»A_L« ^j^) <lJ ».svN fdvoris hattaient Je long de ftcs coudes'^ würde ich eher
übers.: "dessen Haar(schopf) })is zwischen seine Schultern niederfiel« ; 369 '3:
ÄJlis Ot (Vi j(^) wie richtig 368/8* und ('. 4/131/7*; 369 pu.: IJl
l^.5l" ^jl,>- \j Ali \ JLs-^1 slj-i i = II/519pu. 'Qtiand un komme eduque son
ittclave, quHl le fasse uvec soiri'^ übers.: -Wenn jemand seine Sklavin erzieht
und zwar gut (erzieht)«, so...: 370/1: pU»lj (Dr.); 371/3 = 11/521 Mitte:
jl' \^\ ^^J i^J^\ j_j «LiJ "(V/wr rY'«.j;) tombent du cote de ccu.r qui croient
roh- du feit •■ übers, einfach: »so mögen sie sich in das scheinbare Feuer
y
stürzen (das in Wirklichkeit ...)• : 371 6: jjl^l (Dr.): 3737*: U (ohne
Hamza) vgl. 345/6*: 374/9*: 1. mit f. 4 136 4* « ^-^ I V •■ ; 376 5*: vok.
8 Ucschcr: Kritische l?onu'rlvimi;iMi /,u l'cxl iiiul Übersctv-unf; von Hoklian.
^-J>iU' viil C. 4/138;4*; 379/6*: vok. jUl| vgl. ('. 4/141/9*; 381/8: ^1 (Dr.):
382 7': ^1 <1) (Dr.) vgl. ('.4, 144 3: 39(; 4*: ^1:^ (Dr.) vgl. Nili. 4 152/10* :
398 '8: -Iaj' ij - 11 558 '2: [(■//> cncha lis jiain.s .sy;?/,v moii l)iafi\ ct. hs Jixa
[t) mn ti'tt) \() laide du irsfr de .\-a cfinfi/if]: das »les« ist nicht richtig, vgl.
zu ».l'V l.ain': ho bi)iiiul or woiiml rDiiiul (tho turbaii on his heatl); 401/11
geiiaiior: ^^' wir C. 4/161/8; 418/4: vok. Atji wie richtig 424/8* und
C. 4 171 ult.: 415 5*: l_j)U wie C. 4/174/7* und Nih. 1/-272/7; 419/5*: 1.
Jn^_ wie richtig C. 4/178/7; 423/9: "^^jj vgl. C. 4/181/4*; 440/1 =11/615
Mitte: cSJLJ ^^^iü V "fit ne rcf.fcn.'i auvune colprc a vaitsc de tns fdlcs«^ übei'S.:
daß du dich uicbt einsetzst. (J ^_JaP r= dcfendre qu.); 440pii.: <«L' I "Vi
wie richtig 378/-2; 443/5: 0. 4/20()/ll ■. j\^^\3 \ S\ yJ\ | ...
Bands. 9 6*: ^U (Dr.); 10/9*: ^'t^ wie richtig C. 4/21 1/9*; III/IO
]\Iitte "/ri/r,s (luerrkrft ne seront pas tues ni leurs enfants emmenes*; natürlich
triftt gerade das Gegenteil zu; vgl. die Parallelstellen 1 '241/7: 2/258 6 usw.:
ISIuslim V/160; 17/3*: i.^%i (Dr.); 25 4 und 7: ^UJ| (!!); 25pu.: U--l^i
vgl. r. 4 226 4: 32/7: J /ij = III/40/3 ^ja ßi^ tramporte» genauer »Es
erschien mir«; ebenso auch Z. 5 bzw. III/39/5*; 32/8: rt!\ '^^--^^ fehlt ganz
in der Übers. III/40/4; 34/7: vok.: cf^^; 35/6*: ^^1 (schlecht gedruckt);
38/7: vgl. 92/8 » ^JU9 ■ ; (L 4/238/8 vok.: ^JLJ: 38/4*: vok. U^iwj wie
auch Nih. 2 '85/11 ; ibd. : J^j i = 1II/48/3 i>tranquillement^'^\ hier heißt
aber »risl« Milch, wie es ja auch der Kontext besagt; vgl. zur Bedeutung
ferner Nih. 2/81/6; ibd.: l^_ (J-J^».) vgl. C. 4/238/11 ^i 38 ult.: UU vgl.
oft
C. 4/238/8*: 39/7: o_^ 1 = IU/49/11*: «points noirs^x eher »Gestalten (von
Personen)«; 39/11: l^j (ohne Tesdid); 40pu.: V^ (Dual) vgh C. 4/240/11:
44/4*: 1. -uaIp \gl. (". 4/244/5; 44 ult.: das j vor \k- ist zu streichen vgl.
C. 4/2Ui8; zu [^\jj vgl. Nih. 2/113/7 (s. v. i^JJ) - ■^-^.. -^J; die Übers.
III/57/9* »[une ontre) que favais prepareif^ ist zu allgemein; 'ijAßj'^:
jU*J| pIjj /»* =: 111/59 ob. »öM delä des mers« ; »bahr., wird, wie auch sonst
öfters bei Bokh., wohl nicht mit »Meer« zu übersetzen sein; vgl. Nih. 1/62/6*:
jUJl ^cy^\ j jaJI ^I-J ^j^\: ^jl* : ^ \j (Dr.) wie richtig C. 4/246 ult.;
48/2: <Jjl V vgl. 1/315/1 f.; ibd.: J ( J^J ^gl- 'bd.: 50/6*: V;^_ vgl.
J Ebenso IV/100/7*. — ^ i^ Var. in C. 1323: \'II/164 Note 11.
Resclier: Kritische Beinerkungen zu Text und Übersetzung von Bokliän. i)
C. 4/249/3*: 58/3: ^^ ', C. ebenso, aber Nih. 4/13/10: \^J<^===G ^)i: d.h.
seinen Kameraden bei einem Angriff' (feig) im Stiche lassen: 111 1)7 8:
o o fr .^^ . . ^ o
yenaner: Räma-Hurmuz; 3 59/8* = 111 77/11* jlj V^ | <I=J| J «A. j Ij
' . ^ << ,. ' ' , . ^. ^ ,! " ' '
^ .>- Vi "yo" ».s•'^7 t'6-/ da/is le jardin, je nie resiynerai ... ''/ .sV7 // n an unfn
jardin (!) {tu verrat ce que je ferai)', übers, »wo aber nicht (dann...)«';
59/7*: vok. lj| wie richtig C. 5;9/10: 67 3* : ^\j^ wie richtig C. 5 17 6:
111/91/4*: Benü ^n-Nadir; 69/5*: oy*±i J^j Jy Jaj JIä J^ U CJ U =
^'Est-ce abou DjahU lui demanda-t-il . . . Allez-votis, repondit-il, voiis acharner
■sur un homme que vous avez tue«. Die übers, ist, mit unserer Textausgabe
wenigstens, nicht zu vereinen. Übers.: Bist du es, oh abu Dsch. ? usw. ^:
76/8*: Jic (mit P) vgl. Nih. 3/168/3; 85/6*: SU)' (mitTesdtd); 95 2: vok.
Uli- vgl. Nih. 1/322/7; 95/5*: aIL' J^^i | vgl. Nih. 3/170/10; 96/3*: C-Ul-
^_^o- = III/126/14 »je defis mon manteav< vgl. Lane: he rose or stood up:
99 pu.: vok. ^"^-T vgl. C. 5/48/10: 104/9*: jUi? ^^ vgl. Nih. 3 '55 12:
104/7*: j^4l vgl. Nih. 4/237/11: 105/5*: Jj VI (^^\) vgl. Torrey 37/2;
115/8: cJfj (ohne Tesdid) vgl. C. 5/63/2; ebenso 332pu.; 399/8: 117/6*:
\\^\ (Noni.) vgl. C. 5/65/1; add. : Jljj; 117/3*: vok. X^: 120;4: s'^r*
vgl. Nih. 1/127/11*; 125pu.: (^Ja^l) ^ ; 133/7* = III/172/1; j^_ ^J
(»..iSu »27 ne savait pas hien ecrire'< übers, "er konnte (überhaupt) nicht
schreiben«; das •^hieii" ist im Zusammenhang vollständig falsch; 136 2:
ji vgl. C. 5/82/9; 136/5: "^cjl; 138/7: Jli^ Ijj. -^^ j^ Jt JM ^\ jJ
••• jü Cjj^ -^ÄJ .^jJ^ L. l_y-^l "... Faites ce que vous voudrez, declara Hätib,
je vous pardajine« '. Ein groteskes Mißverständnis! Die Aussage geht doch
auf Gott! Übers.: Tut nunmehr (ihr Badr-Kämpfer) was ihr wollt; denn
ich habe euch (auch eure zukünftigen Vergehen) bereits (im voraus) xergeben:
vgl. dieÜbers. von Hondas selbst III/470/3 f.; 138/4*: 0-d| (Dr.); 139/3:
C. 5/85/7 1. ^1^::^; 146/6* = III/188 Mitte: ^"^-Vl ^\ ^\ Aij ^ ><Dieu
a mis au grand jmtr«^ übers.: hat dem Islam zum Sieg verholfen; 149/6*:
> <fr
iJy vgl. C. 5/95/5: 156/8*: J ji 1 L. wie richtig C. 5/101/8*; III/203/1:
tehlil (Dr.); 157/11: o^^.^ \ vgl. (3.5/102/10; 164/3: ich würde <^\^ (als
' Ebenso 4/241 ult. — IV/3()8 Mitte.
2 Vgl. auch Text 8/56/2: J»-j ,v -^^ J*! f«rner meine »Beiträge zur
Dschihädlitteratur- UI/72 Anm. 1. — ^ =111/177/10*.
1(1 Kt'M'hi'i-; Kritisrlit' Uoini'ikmiiiiMi /.u l'oxt und (Mx'i'M't/iiii^ nhii I'okh.iii.
(^ilosso zu 'oj:>- .-iiif /eile '2) statt *» j\:>~ losen: das Woit fehlt in ('. f) lOSult.;
U;4ult.: Lylt ^Ul ^j^\ Z^ 111 lMI'iiH. j'di /nipi» {(Ii.s jiilrhs] n laus,
(halu' vgl. Laue: lif tiinied a jjersoii a\\a\ iVoiii it". wonach die. Übers.
7.11 äiidtM-ii: 178 (v': jX\ (ohne o] v^l. ( '. ö IIS-J; die t^hers. ■niinacrr"
llll "JlM ll ist iiielit ganz, genau. d(Mm j-Vi I heißt eigentlich "uanicn" und
nicht drohen , wenn iVeilich auch in diesem Fall die Bedeutungen sich
uahekouiuu'u : 17H'4*: ('. 5 l'JOpu. wiedei'holt: -j^, yS\ ^-^^ (ohne voi-her-
gehendesFcnu'niuuui); 177 G " : l^^IaÄ)' (I)i'.) uiul Jl- (Dr.) ; 17S 9 ' : ^i2J|;eben-
80 auch im folg. 7*: ()*; 181 4: 1. mit Nih. 3/217/4* und ( '. 5/125/9'^^:
l>-y U-jS (^Ül): 111 'i.'JS: Die Note deckt sich nicht mit der auf S. 18:!:
186/10: jjÄ''^ (Dr.): 18t) '9*: iehlt, ahgesehen vom vollständigen Isnäd.
nach r. 5/130/i: [j^J\ A.t | J^J: 191 pn.: a, (Dr.): 197 9*: J^^ (Dr.):
208'9*: ^j^ ^1 =^ 111/272/9*: "j'ni in (c coiirncjr dr ((iiiiinr im ili'mniti ii«.
Aber diese Übers, ist bei dem Texte (sl^JJiJ jl wie auch ('. •"> 1,^1 3) un-
%
möglich; übers.: es vväi-e (unverzeihlich) keck von mir, wollte icli ... mit
Lügen kommen: 214 6*: C. 5/156/3* \3j> y \ 216/5*: Das L. ist /.u streichen
vgl. (".5 158/4*: 217 5: U^," \^ (Dr.): 217 8: l:^i vgl. 4 309 4*; 219/5*:
vok. 3^^ V vgl. C. 5/161/7*; 220 pu.: [^'^\ (Dr.); 234 10: j3 ^Uj
jUa^l A«) .:= III/309/6 »un komme, qui a cnmmis Ja fornicotiov anc um
S: ■
femme ho)}netf:'' zu jua»-l vgl. die Bemerkung zu 2/27/8*: "uvci- nur fcmnn
^ , . ,*^ • '
honnete» steht überhaupt nicht im Text; 237/6"^: r-U ( Jj 1 (J): 251/3"^:
vok. ^jJi; wie richtig Nih. 2/56/8*; III/333: ^s'ils i-pident mc fraitcr m inaHns.
il.s auroiit affalri i) un de leurs eyaux et ä un homnif de leiir rang". Das
will der Text aber nicht besagen, sondern: Wenn sie als Herrn über mich
aufti'eten, so sind sie ranggleiche, noble Leute (die auf Gi-und ihrer Ab-
stammung zum Herrschen wohl berechtigt sind): 254 6* : 1. natürlich ^J
wie richtig C. 5/194 5: 272/3*: ^y U- l^ ^c-5 S^j kann doch nicht
heißen (UI/363T3): ^priere en favmr de mun peuph"\ 284 5: vok. Ow^ IJ
vgl. C. 5/221/8*; 3/286/10 = ni/383/9* : ^^^^ Jjl j^ »nom sommes ph.'<
qualißes qn'eux« genauer: "Wir haben mehr Anrecht auf Moses denn siC" :
d.h. Moses steht uns näher: die genauere Übers, gibt 111/342 10*; 294^1:
ü j_/I* (ptc. pass. = norn. loci) wie 2/154/6* richtig; 304/4: 1. Sjlill aJIc
Rescher: Kritische Bemerkungen zu Text und Übersetzung von BokJian. 1 1
Ö^lj vgl. C. 6/16/2; 312/4*: ci^l (Dr.): 333/10: C-j/ ( J^ ) vgl.
C. 6/46/7*; 358 ult.: (genauer) SU^; 377/4 und 7: sL>^=i'^_ (Dr.); 380/11:
JaP = III/507/14* und 10* : »mecouvrit'< ; offenbar eine Verwechslung mit .fat •
Übers, vielmehr: «pressei-" vgl, die Nih. ^Jx!|j A-ÜJl ^^«Jl iaill: 380/4* =^
III/508ob.: rJl (»^ »l| ^S-^ ^\ "c'esttoiqmtmiraslesproches'^. Warum das Futu-
-^ ^1
rum? vgl. dieUbers. 1/3 Mitte! ^j\ S^J heißt übrigens »mit den Angehörigen
zusammenhalten« im Sinne von »ihnen Gutes erweisen« ; 380/3*: s_j|y (Dr.):
380/4*: JSÜI J^ vgl. zu 1/5/9*; 400pu.: äIÜI =111/532/5 «ombrc" übers.:
•-nuage" vgl. Nih. 3/56/5*: ^.U-; 401 6: ^^^^1, wie Z. 5; 403 3: a! J^l» —
III/535/2 »«7 paraissait contrarie>'i übers.: »Entschuldigungen (Ausflüchte)
vorbringen«: 404/3: ^\ vgl. C. 6/106/9; 406/7: »l'^äJl =r III/538/6* »fev
modulaiions employes<<; die »quranä'« sind zunächst einfach die 18 mufagc^al-
und 2 al hm-Süren, wie es ja auch der Kontext besagt; 407 pu.: vok. Co
wie richtig C. 6/110/1; 415/6: Ji^^J ^Li ^L» J.V1 j5^ «-LJl jö- —
III/550 ob. »Les meilleures femmes sont Celles qui montent ä chameau. Les
femmes pieuses de Qoraich [sont les plus tendres)»^ ; übers.: »Die besten Frauen,
die auf Kamelen reiten (d. h. Araberinnen) sind die wackern von den
Qoraisch(itinnen)« ; ebenso 3/489 Mitte = 111/650 Mitte; dagegen richtig
übers. 11/515 Glitte; 429 pu. = III/569 Mitte: jljl ist hier wohl nicht mit
^'i:oile« zu übersetzen : 439/8 = 111/581/5*: ^j^\ /j» <jOLä^ «qui se rendatent
ä une noce« übers, »die zurückkamen von«; 440/4*: l'ir.nClj; 440/6: C-^oi \
i
vgl. C. 6/139'8; ebenso die folgende Zeile: 441/6* : -^l"! (ohne Hamza) vgl.
Nih. 4/181/6*; 445/11: jil" (Dr.); 451/7*: ^sß\ = ni/598/'8 «les choses-.
während 11/405 Mitte ganz richtig »noyaux de dattes« ' steht; 453/4* =r:
111/601 /l: «Cousin«; übers, »beau-pere«: III/601/1 Anm. : vok. ö^ (pass.);
III/618 Anm.: vgl. dazu III/600 Kap. 109 als Erklärung; 471/6*: j^üJ (Dr.):
500/8* : <JJJ*J' = 111/665 Mitte «se mirent ä m'enseigner {les pratiques de)l'islam« ;
jJP heißt aber: Vorhalte machen; C. 6/195/1 liest ebenso: 509/9: jJ<»- (Dr.);
509/3: iil (Dr.).
Damit wäre die Besprechung des Bokhäri-Textes im wesentlichen ab-
geschlossen; denn JuynboUs Abdruck läßt, wie kaum nötig zu versichern,
nichts zu wünschen übrig. So möchte ich mich also auf einige Über-
' Diese dienten, zerrieben, als Kanieifutter.
1 '2 K'o-M-lier: KriliM'lic I'hmih'I kiiin^cii /ii Tc\l und (^lici-s(>t7.iiiiir \ im Uoklnn.
sft/.iiiigsslolleu bi'scliränki'ii, vtui liviuMi ich inciue Notizen niis/niis weise
wiedergebe, da der Haiid \' dei' HoUlulriiibersetzung (»hiicdics. wie mir
l'i'ot". Hoyer. Direktor der Kcole des Inngues (n•icntal^^s Vivantes.
iVeundliehst niitleild'. eine größere Anzahl von Bericlitigungen dei- (IIum-
set/.ung von 1 — 1\' liringen wird — inschäMah '.
Itniui 4. D 7' : ^,-^lj jllJl jii>^^\ ^'^ i\' I» Mittr -A rin <l h
soliil njuirnhnf poiir Ir pois>ioit ii soii lyori/rnictif- . Aber tlie iNih. gibt j;i
liereits das Riehtige (2/4"2 9(".), daß ^ :> hier metaphorisch im Sinne von
•erlanbt machen« gebraucht ist und daß also die Übers, ist "(er spi-ach sich
• lahin ans. daß) Fische und Sonne den Wc^n (zur Marinade lunwanchsHen
und demgemäß) erlaubt machten.. : l.'> :V ■. j\: ^ <Ji^\ V^l — IV/18/13'^^-
Certes, «Je ne ferai p/j/.v da sennrnf : var je. oois qua faire mitrcvifiif (jii'oji h
jvre piiü t'trc preferahhx . Übers. »Ich schwöre nicht, ohne, wenn ich etwas
Anderes für besser erkannt habe, eben dies Andere zu tun . : d. h. also
• idi klaiiuuere mich nicht ängstlich an einen Schwur und unterließe es
deshalb, etwas Gutes zu tun«; 18/1 - IV'20 6*: "pllxT j| LjjJi-ap^)^ j| Li
T oquU soit devant toi ou qu'il te ^w've«. Aber da diese Lesart die ge-
wöhnliche ist (vgl. C. 6 220/5), so liegt zu einer Änderung von pl^l in ^^
kein Gruiul vor; ebenso auch Nih. 1/21 1 /12* f.. die (^As- \ mit ^jzc- 1 erklärt:
24 9 : ^U^ heißt nicht •Joucs'^ (IV 29/11*), zumal es auch eine Barbarei wäre,
mit dem Fuße den Opfertieren ins Gesicht zu treten! 4/38/6* f. r- lV/47/4* :
/i^\— '1 pLlil :=z propager Vislamisme. übers, natürlich: (jedem (iläubigen) den
' c
Saläm zu entbieten; 4/41/7: <!« »L^-a» \j»- ^> ^\ ^ j S^ '^- ^^ 5 lob. "('elvi
n qui Dieu reut du hien. reusait toujours a rohtmir«. übers. -Wen Gott lieb
hat, den züchtigt er«: 43/4* =:IV/54/7: «änoT <^_j bezieht sich nicht auf
Mohammed, wie Houdas übersetzt [du Proj^hete qui etait tont treinhlaut).
sondern auf den kranken Knaben: 49/4: Ui— jjU)^ V tU.^ -— lV/60 Mitte:
"c'est Ja querisoii qui nentrainc pas wie mitrc mfrladir.: : während IV 7!Mi
richtig "qui m laisse pas"', 49/9 = 1 V/60/7*: es fehlt in der Übers. »cAä«?" —
• \h ^
"(wieder) zur Besinnung kommen«; 51/9''': ^jY! (»-^Ni r=lV/63pii.: (jiu
^ t
lechait Ja terre\ vgl. die Nih. s. v., die »j^^^l »iL" — statt [»-/l— « — hat und
.izc- als Glos.se gibt: 4/59 pu. — IV/75ob.: j^^j ^ (.ir* ^.J^ i»
nucun desaccord ne se produidt entre les deux cieillards; übers, 'nicht einmal
zwei Mann von ihnen darin widersprachen«. 72 '6 f.: aJl^ — {Ji\f^\ ) v^J^-
= lV/92ob. : prodigalite et parcimonie. Aber ^L^ ist •• Einbildung... nielil
1 Ob der liand freihch bei untrer heutigen Valuta in viele Hände gelangt3n
wird, scheint mir recht fraglich !
Kescher: Kritische Bemerkungen /u Text und (ibcr.-ietzung von Bokharl. IH
»Knausrigkeit« : so steht es 73ult. parallel mit »^i- ': >'73/7 und 7*2/9*.< und
ist 1 V/73/9 auch richtig mit >- ostentation « wiedergegeben: .Slult. : ^\ UoJieJ
fehlt in der Übers. IV/105/8; 82/3: ^\ l^\ Jl fehlt auch in der
( bers. IV/105/15: wozu die Zimpferlichkeit? (etwa: «ich lasse es an den
ehelichen Pflichten mit nichten fehlen", wenn man nicht wörtlich übersetzen
will); IV/105 Mitte: übers, -de ton petit miel« ; 85/8*: ^^1 Jf- L'^liiJ =z
IV 109 Mitte "femmpfi qui (Uvulguerent un des secrets dii Propfiete« aber
■ tazähara« bedeutet 's'entendre« (contra qri.); 86/9: i«** 1 ist Plural
(IV/110/12* ^'une peau^); IV/125/2: telbiyya (Dr.); 100/4: J^ \j» =z
1 V/1 27/6 "{un komme regarda) dans une des chambres»; die Lesart ist aber
richtig vgl. C. 7/57/6; übers, also »Loch, Ritze» ; 101/8: ^^^ = IV/128/3*:
llarisii/ (als Eigenname) übers. 'Polizist, Schutzmann«; wie richtig II/529/8;
109 '9*: J>zl}\ vgl. die Var. in der Nih. s. v. j:^; IV/145 Anm. 2: die
Übers, der Anm. würde ich in den Text einsetzen; zu »abime et use«
(IV/145/3*) hätte der Übersetzer eigentlich auf Fischers Aufsatz in ZDMG
59/835 verweisen können; I V/1 59 Note 2 (zu Text 124/7*) »ie se7is de ce
passage est fort obscuv". Warum? Die Stelle ist ja 1/642 pu. schon ein-
wandfrei übersetzt und der Sinn »wegen der Streiterei der zwei Leute
ist mir nun das (genaue) Datum der Schicksalsnacht entfallen« vollständig
klar; 126/3: ^dl ^^1 ^J ^>» = lV/161 Mitte ^cehii qui hisse de cöte [ou.
■s'eloiyne de) sou prochain dans la crainte de commettre une inconvenance\ übers.
• der gemeinste (der) Mensch(en) ist der, von dem die Leute ablassen (sich
fernhalten) aus Furcht vor seinen Gemeinheiten; bereits schon richtig übers.
lV/155/10: dagegen ungenau IV/1 82 Mitte; 126/7 = IV/1 61/7* : jljJ U
■^\ j^ (_5 '=- "'fs snn tortures, et pourtant ce nest pas pour un peche capital«^
übers.: (bestraft) für eine (anscheinend) belanglose Sache, die aber durch-
aus nicht (so) belanglos isf^; 127/9: » As- 1 ^1 ^ 5 J._ V" : statt -hahilite-
(IV 163 14) würde ich übersetzen: Es gibt keinen, der vor Gott schuldlos
(und gerechtfertigt) dastünde; 128/9* = IV 165 '4: lies »frere« statt »pöre« ;
129 ult.: yJli^ j^>c»- V = IV/1 66/3* «sinon je meloigne d'elle" übers, »ich
werde sie unter Kuratel stellen (lassen); vgl. Nih. 1/202 3*: (^ijläJl) «ul«
aIL. ^- (_3^äJ1 ^: H7/10: -.i-J jl *^.*\ .JBj = IVTS9 5 ypm dp fcmps
ormit quf: Oniai/i/a nnhrnssät rislSm<^'^ übers, natürlich : Und 'Chatte beinahi^
^ Vgl. auch Nih. 3/2(53 pu. wo es parallel mit »kihr«. — - Vgl. zur Sache
auch M. Wolff: Moh. Eschatologie Üb. 58/4 u. und G7/4.
^ Er wurde ja nie Muslim! Vgl. Sehultheß in Oriental. Studien
Th. Nöldeke gewidmet 1/7.5/16, ibd. 72/2: bz\\ . S. A. 5/6; 6/2.
1 I I\ !• sc li f r: Knii>.i'lic I M'inrikuriücii zu Irxi und (^lii'r'<er/iiiifj \<iii lidklini-i.
iltii lsl;"mi anyciioiiiiiK'ii : 147 (">': /ii U-aI*l L. \f;l. den RaiulkoiniiuMitar zu
Muslim \ ist» I: (jititntl nous somiiics ut f(n(t<" ist. niclit j:;nn/ exakt;
IV litO.Mittf faßt Hondas • .\»<lj<itha' als Fcininiiuitn und 193/4*; lV/-2()4 Mitte
und I\' "Ji'T uil.. wie riclitii:, als MaNliidiiiutii aul'I oliwold .luyiilx)!! aucli
an ersterer Stelle • wailiaka- usw. vokalisierl ; 155/8*: t_Ji«)| 1^^-J V =^
IV.|91>y7" "u'ith^iiltc: /ms h riil.sln-. Aber da auch C. 7/108/11 ebenso liest,
so ist Hüudas" fbersetzun^ zu ändern; 185 0*: (cÄs- | j( =; IV/239 Mitte
'Cflev' ist nicht ganz glücklicli; eher: anfspeielicrn. (für später) aufheben;
vgl. Nih. 1/277/3*: J>^^\', IV/248 Mitte: (Irand Dien, priel übers.: »segne- ',
wie richtig IV/253pu.; IV/255/9: Hudäfa (Dr.): 21 1/11 f.: J»^ L»^4
1X^272/5 ^Vemplavement dhme petitr marf» stimmt nicht mit unserm Text:
vgl. Kenz 11/5377; 215/5*: \_j^" )} = W j-211 jl : «m vous faites pas dHUur-
sions' ist zu aligemein. Ubers. : Laßt euch, nämlich durch den Tand der
Welt — U*-\!l 'ö^/^J — nicht in Verführung bringen (von der Religion
auch nur haarl)reit abzuweichen)-; 216/1: ^j^ = lV/277/10* »perissent* ;
übers.: möge zu Grunde gehen; ibd. "qati/a« (Dr.); 217pu. ^^ IV/280/1 :
p\i = terfn", übers, etwa: flacher Grund (Nih. 3/289/4*: «-Ijll (^jlil j^l\ )
^^jVl j* SLi'j J); 218/10'-^: ^c Ui Ijla A>.1 j:U ^-Ct j\ ^^^^ L.
j,_JÜ \j^j\ [J. "VI jl^o ^'-^ iS-^J ^^' Jlfr = lV/280/10*: Comhien je
sfrrais Jif'ureux (Vavoir une masse (Vor aussi considerable que ce Ohod. D^s
lo troisii'iiic joitrtiee je n'aurais jioyr moi qiihm dinär usw.; übers.: Hätte
ich auch eine blasse Goldes gleicb der des (Berges) Ohod, so möchte ich
doch, narh Ablauf von drei Tagen, auch keinen einzigen Dinar Uiehr davon
haben (d. h. inzwischen alles für wohltätige oder religiöse Zwecke ausgegeben
haben) bis auf eine Kleinigkeit als Reserve zur Begleichung einer (etwaigen)
Schuld. — Völlig mißverstanden ist auch 218/11: 4> J^l (vgl. zu 1/97/1),
das Ho u das dauernd falsch wiedergibt und das hier einfach mit ^>dppenser«
zu übersetzen ist (vgl. 4 177/3*; 2/83/6); 226/7: <i^ jiiil (^J jl^~-
IV/289ult. >'?/« hommr- commettait des octes qid revoltaient Vimagination^-,
übers.: er hatte ein böses Gewissen; 4 227/3 tr-. 1 V/29 1/3 fiige ein: das
Heer hat si^ am Morgen angegriffen (und vernichtet); r^^ ist analog ^^
lin der Nacht angreifen); 230/3: \j^ «\J^ -- IV/294 Mitte: ^■Vampoule
crevera- übers.: man sieht ihn angeschwollen (doch die Schwellung ist hohl
I Vgl. die Bemerkung zu 1/881/2. — •' Ebenso 4/408/6* = lV/580u.
Rescher: Kriti>che Beinerkiingeii /.ii Text und Übersetzung \ on Bukliari. 1 5
und leer)': 238/4*: ^j*^\ ^^ =^ IV/305/4: >>il s'agit simplement ici de
Pexpofie«; ^j^\ i'^t I/52ult. besser mit: exnnmn {du jour du juyeinrMt) übei-
setzt; 241 ult. = lV/308: vgl. 3/59/8*: 24G'4: jjjLia) var. Nih. s. v. ^ und
. *■ ,•
j^: 248/8*: j':>\ di^ = lV/316 Mitte "inmc d'Adzfar^r^ übers, «stark
duftend« ; 249/1 i— IV7317/1 : \stst^ «arrierc-' vgl.Lane: may God curse him I —
2.')5/3 : aIILj ^= I V/324 Mitte ^<sentime7d innf^- : übers. "Vertraute, Intimi« vgl.
Nih. 1/84/13; 260/6*: O-^^ ^^s 1 =^ 1 V/331 u. -N'f.s-tu donc jamais rcfte«;
übers. »Wärst du doch lieber., vgl. Kenz 11/5947 ^ : 265/9*: ju\ aHXJ . . .V
.»r..ä)l <1>J Vi = IV/337/11* "Tie .sera totiche jior le feu (de Venfer), ä rnoins
ipif ce nc soit pour Vinexecutiori d'un serment« : vgl. zur Übers. Lane: «I did
it, only to expiate the oath'< ; 270/4: «wil^t)' Ul = IV/343/10 «quHl jure dwic<^
übers.: (oder ein Eid seinerseits). «Dann w^ird er (zvt^eifellos) schwören« (d. h.
ohne sich lang Skrupel zu machen): 292/4*: >^jLak \ <u\ ^Ül fij =
1 V/375 Mitte ^>eii depit des reyards svppliants qu'on lui Jette«; übers, etw^a
am hellichten Tag«: 310/10: «^irllis == IV/399/3 «de le tuer«; das vpäre
doch ein wenig zu viel! — 314/7: y-JJ (ohne Tesdid, Dr.); 324 pu.: Es
^-.> fr
ist natürlich Jli» V j 1 zu lesen wie 327/4; vgl. C. 8/4.3/1 ; I V/427 Anm. 2:
Der Ausspruch »vergib ihnen, denn sie wissen nicht« hat doch nichts mit
Moses zu tun!* — TV/427 Mitte >>il me semblait voir[?)« übers, »er sah
gleich einem der (alten) Propheten«; 336/9* r=: IV/434 pu. Zyi\> J3 '^ »fu
f/ccomplis fa i?ii.ssion?" übers, »du hast (hiermit [deinen Auftrag]) ausgerichtet«;
337/5*: \i^\ (Dr.); 340/8 = IV/439/3* : l^U^ \| H^j ( *Jl ^^ | ) ia^'
■• Dien I'ofj/if/ero {Je proprietaire d'un troupeau) ä s'eyratigncr le risayc avec ses
orKjlrs" übers.: (indem) sie (die Herde) mit ihren Sohlen (Hufen) auf
des Eigentümers Gesicht herumtritt«; 342/9: jUl /yo <j«la9 «\J «Ll»| Ui^ — -
I V/443/7: »p# alors je lui enlevcrai wie pari de l'enfer« x übers, »(er nehme
is nicht), denn ich weise ihm damit (d. h. mit dem ihm zu Unrecht zuge-
sprochenen Teil) ein Stück Höllenfeuer zu«; 361 pu.: *)L>J ^ ^^ lV/468/4*:
"(k'lui qui fait en songc une chose qu'il ne doit pas faire', übers, "wer (lügne-
rischerweise) einen Traum erzählt, den er garnicht gehabt (d. lt. erdichtet)
hat'.: 365 5*: ^a aüI jj^" ^*u- = IV '473 u.: (qui ont coimnis) des fautes
i/rnrrs aux i/nix dr Dicu; vgl. zu jj^ Nih. 1/187/9* ~ Uc-: 374 1 : Jj! l^' V
'lST' (J^ ^^ l V/484 Mitte: »ne m'interrogez pas sur quo/ qvr ce soit»:
» Wie richtig IV/483/14. — - Ebenso 1V/G31 Aiuu. — '^ Und Bemerkung
/u 2 187/4. — ' Vgl. Goldziher, Muh. Studien 11/385 Aiuu. 4.
1 l> HrM'lu'i"; Kriii^ihr I'xiikm kuiiircii /ii Text iiiui (M)t'rsi't/.uiit^ von Hokliun.
üLitTS. -ilir fragt iiiicli ... nicht, ii-li i;;il)<' ciicli demi ü;enancii Bescheid«;
I^Sd KU.: ÜU-l aJ^ ai-l *>^ 1\' Uli* 1 ^ : 'ijii'il /t'rn prc/me qii'ime pctitc quan-
tite-, ül)i'rs. (Um- iiiöiie iiiclils daxoii iiolimni-: .liH/O: <JUJ| — IV/506/1] f.
•lor^quiHi i(/ulail f'irinsfir (/'ii/k fuiKtuni'- . Aber 'innala i.st hier nicht dif
fumtion- (was auch mit der vorhernehendcn Zeile in VVidcM'.spriich .stände.
\vüselb.st steht, daß der Mann bereits eine Stellung hat), sondern das (1 ehalt.
das er für st^n .\nU bezieht: vgl. Nih. .'V'r2S'7 " ; in der nächsten Zeile
übei-s. lloudas das Woi-t mit •'srrrirr.s.. \ ■{04/<)*: ^y^'- dii- Parallelstelle
261,2 hat lyii: 408/5 IT. -: IV/530 Mitte. Das ganze Kapitel ist vollständig
mißverstanden! Vgl. meine übers, von Ibn Tümert S. 378 in »Beiträge
/iir Dschihadliteratur. lTI/3u.; 408/6* ==lV/530u.: Auch Kapitel 2
ist vollständig falsch übersetzt! Sicherlich hat Hondas "laisa- im Sinn
von »illä.. nicht richtig verstanden; vgl. 1;218/10; 410/0* - - lV/533/10. Die
t^bers. "(."Ott quc rnus fassiez le mal) cnr niors rmis cncourcricz un nournnn
• -fr y .»
hlnmr^ deckt sich übeihaupt nicht mit unserni Text ^^x»x^ <UX9 L-^ U| j; vgl.
^ . - -' 5,
zu v_jjLk.^l die Nili. 3/64/9 — - sich reuig vom Übeln ab-, sich (zu Gott) kehren;
423/9 -— 1 V/550 Mitte: ^ JjS t, S^ ^-^ ^ "^^ *'* '''^^" ''^'"■^ ^-^"^^ impos^,
roi/.s nv. le fcricz plit.s* übers, »dann wäit ihr nicht imstande, es zu tun
(auszuführen)'.; 4277: oj^^l ^ ^\ ^^ "^ O»^ = lV/555/8*: ^>Venfant qvi
naquit arait Vapparcnce cMtive« ; übers, »sie brachte das Kind aul' die uner-
wünschte (üble) Art und Weise zur Welt, d. h. das Kind zeugte durch
seine Gestalt wider die Angaben des Weibes und ließ erkennen, daß es
einem Ehebruch entstammte; damit fiel auch der Fluch des ,talä'un' auf
sie zurück" : 430 8 =z IV/560 31".: 'Äi^i' U_\!j j^ ly -X jv. f^ 'o\ y'\ ^fl» L
•aucutic /emme d'entre voits ne se presentera avec des en/ants au nombre de trois'<
übers.: -jede Frau, die drei Kinder im Tod vorangeschickt hat, d.h. der drei
Kinder bereits verstorben sind, (wird dieses Leid von Gott angerechnet, so
daß es einen Schutz vor dem Höllenfeuer bildet)«.; vgl. 1/347/7*; 438 ult.:
fr o S .fr
jj\ »— -Vi) |iÄ-a)l ^jLjJ I =^ IV 571 '1 1 Ic liruit des mavhs, st/r Ir; marche, inavait
frnpeche de l'entendre« : übers, »das Handeltreiben auf dem Markt hatte mich
davon abgelenkt, d. h. meine Zeit anderweitig in Anspruch genommen« :
Houdas übersetzt sogar selbst die gleich wiederkehrende Stelle (439/4 =
IV 571 Mitte '•ils s'ornipairnt de trnnsnrtions sur les marches«) ganz richtig:
441 10 = IV/574 INIiite. Der Sinn der Phrase ist bei H. nicht eindeutig
klar; Bokhäris Tradition will besagen: Der Ka'b war von den Tradenten.
die von dem ahl el-kitäb tradieren, noch ein verhältnisniäSig ganz zuver-
lässiger; aber trotzdem war auch auf ihn kein zweifelloser Verlaß (und um
so viel weniger noch auf die andern!); 452/8 = lV/587/4* : H. verwechselt
Kesolier: Kritisclie l>emerkiiiigcii zu lext und t" bcrsety.uiitr von Bokhan. 1 /
hier ^^y» "Rasiermesser- mit dem Namen Moses I ' t'bi'igens kommt die
Tijulition ja aucli sonst vor: 2'2ö!)>): rJ 61 ult.: 4G1'7: jjjl^' : Var. s. v,
^ nnd /»U» : 46(> 4: <J heißt "Zelt« midist kein Kigeuname, wie 1V,605/*)*;
469 '2: e-C J^ TTzi lV/609;7* '•dira nvnc sa inniifi vgl. die Bemerkung zu
1 97 1 : 478 4'-' r; IV/62I/7*: «l^-J «insidta« übers. "Insulte« : ibd. pu. =^
lV621pu.: »jy- ist nicht allgemein «plfiisir", sondern »sianliche Lust-:
494 7: ^\ j*.>- = IV 642 ult. «äncs charyh de tresors" vgl. Lane 641 col.c pu.:
'Phe excellent of cameis: 497/6* = lV/647 Mitte: AJ jjl»- 11 j — » ^D "fm/fc
r/io^f a i'fe rendiK- faci/r env?ie du hKtjwur IcqueJ rdleatte creee« ü])ers. : »Jeder(mann)
ist dazu -präpariert' (^= LhJ.« vgl. Z. 9*) d. h. befähigt, wofiir er geschafien
wtn'den" -.
^ Diese Verwechslung \on Worten mit Eigennamen ist auch sonst des öfteren
festzustellen: vgl. j':A 4 248 '8* = I V/3 16 Mitte: ^^ 4/101/8 = IV/1 28/3*; Ü
4 466/4 — IV;'605/6*.
- Ahnlich im Deutsclien (allerdings etwas mehr spezifiziert): (lilit Gott
jcninnd ein Amt. so gilit er ihm auch dazu den Verstand.
Min. il. .Sem. f. Orient. Spraclini. Itl'i'i. II. .Vl.l.
IS Hielicr: (»escliu'htc dc-s KalVaisi li-Alliiopisiliou Krieges.
Geschichte des Kaffaisch-Athiopischen Krieges.
Eine Überlieferung der Kaffitscho oder Gonga.
Übersetzt und erläutert von Friedrich J, Bieber.
Die Vorgeschichte des Krieges.
In tlcn Athidpisclicn Hochland«.'!! w irtlcrlioltc sich seit dcü sechzi^ci'
.laliicn des neunzehnten .Iah!'hiiii(iei-ts die o;eschichth'ch<' Kntw icisUing, die
wenige Jahrzehnte früher sicli am Nil vollzogen hatte. al.s die Heere
.Mchemed Alis erobernd bis an den Sobat-Stroni \ oigcdi-iingen \v.i!'en und
nicht Hill' Xubien und ilie klcinei! Königtüniei' im Westen von llabesch.
sondern auch den ganzen Ost-Sndan mit Ägypten \e!'einigt hatten.
.\thiopien oder Abessinien, das Keicli der Ilabaschat und später dei'
Amhni"!. wai' zu allen Zeiten ein icinei' Ki'iegei'staat. in den! die ai'abischen.
il. li. semitischen Einwandei'ei' nur die Herrenkaste IVildeicii. die die
])i-odnktiv tätige eingesessene — schon zu Usertesen H. Zeiten, 1898 bis
188'J V. Chr., vom Niltale ans in das Hoclilaiid von Habesch eingew andei-te —
kiischitische Bevölkei-ung aussog, statt sie zu entwickeln und ihre Jiöhere
Knltni- dem Land zugute kommen zu lassen. Der Landban blieb immer
in den Händen der kuschitischen Ureinwohnei- und de!- aus dei' Vermischung
der Kuschiten mit den Habaschat im Hochlande selber entstandenen Misch-
völker'. Im Gegensatze zu den Kuschiten in Äthiopien, den Agau und
den Gonga, und den Hamiten, den aus einem Hirtenvolk zu eine!n Land-
bauervolke sich umwandelnden Oronio oder Galla, ist der gegenwärtige
Habeschi oder Abessinier noch immer ein Nomade, wie einst der Habaschat,
sein handelslustig von Land zu Land, von Küste zu Küste wandernder
südarabischer Vorfahr. Während der Kaffitscho oder (ionga und der
Oromo sein Haus fest und dauerhaft als Heimstätte füi- einige Geschlecbts-
tblgen baut, ist das Haus des Habeschi kaum mehr als ein hölzei-nes Zelt,
daß er abbricht und mitnimmt, wenn er seinen Wohnsitz wechselt oder dei'
Hcrischer sein Hoflager verlegt, sich eine neue Stadt baut. Die Amhara
sind außerdem Waldvei'wüster. Daher müssen sie sich stets wieder nach
einigen Jahrhundeiten neue Länder erobern und immer mein- in das
Mittelland, in den Tälein ansiedeln, da das Hochland selber mit dei- foit-
schieitenden Entwaldung immer unwirtlicher wird. Die dürftige- Besiedlung
des Hochlandes von Habesch und der stetige, durch Alkohol, Syphilis und
1 Felix Kosen. Eine tleiitsche Gesandtschaft iü Ahessiiiieii, Lci|»zig 191)7.
S. 204 Tind 205.
Bieber: Geschichte des Kallaisch-Atliiopischen Krieges. 19
Kiiidcrscheu der Frauen verursachte Rückgaiii!; der Volkszalil bei den
Amliaia, befördern diese Entwickking und i'üin-en zur Bildung einer neuen
Mischrasse in den neu eroberten Ländern.
Wähi-end um das Jahr 1800 das alte Äthiopien in Habesch in eine;
Anzahl voneinander unabhängiger und sich gegenseitig bekämpfender
Königtümer zerfallen war. deren Könige sich wenig um den Schatten-
kaiser in Gondar kiuiuncnten. hatte sich das um 1400 von dem Herrscher-
geschlechte der ^lindscho in dem Waldlande am Godefo- Strome be-
gründete altkuschitische Königreich Kafia, das eigentliche und ältere
Äthiopien, zu einem Großkönigtum oder Kaiserreich entwickelt, das an
Macht und Größe das Reich der Habeschi übertraf. Nicht weniger als
vierzig Könige und Königreiche waren um das Jahr 1820 dem Kaiser von
Kalla zinspflichtig, dessen Herrschaft sich nicht nur über die Kaffitscho
oder Gonga selber, sondern über die Sehe, die < )meto und die im Hoch-
lande von Kaffa siedelnden Oromo odei- Galla und über zahlreiche Neger-
völker erstreckte. Durch die zwischen Kaffa selber und Habesch siedelnden
Oromo von den Wandlungen abgeschlossen, die die Erschließung Äthiopiens
durch Europäer zur Folge hatte, im Süden und Südosten durch ungeheure,
menschenleere Steppen vom Weltmeere getrennt, mußte Kaffa seine Macht
allmählich an die von Europa aus mit Feuerwaften versehenen Habeschi
übergehen lassen, als diese darangingen, sich in Bije Oromo oder (iallaland
neue Wohnsitze zu erobern und das jugendkräftige Zehn-Millionen- V(jlk der
Oromo zu uuteijochen. Und so war um das Jahr 1890, nach der von
Kaiser Todros 11. um 1855 begonnenen und Kaiser Menilek II. erfolgreich
abgeschlossenen Unterwerfung der Oromo und der Länder der Omett)
schließlich die 31acht dei- Kaisei- von Kaffa auf das Land Kaffa selber und
die Völker der Sehe und der Najo beschränkt. W^ie die sudanischen
Königreiche, wie das Königreich der Fundseh oder Sennar nach der
Unterwerfung Nubiens durch die Heere Mohammed Alis von ägyptischen
Gebieten eingeschlossen waren, war Kaffa im Norden imd im Osten von
Ländern umschlossen, in denen die Habeschi herrschten. Als letzter un-
abhängiger Staat in den Äthiopischen Hochlanden war die Macht Kaffas
eine ständ'ge Bedrohung des neuen Äthiopien. Dieses neue Äthiopien
konnte nur Bestand haben, wenn es das südäthiopische Kaisertum der
Kaffitscho und damit die Voi'herrschaft der Kuschiten im Süden \er-
nichtete. Erst der Besitz von Kaffa gewährleistete den Habeschi dif^ un-
beschränkte Vorherrschaft in Nordostafrika. Aber nicht nur die un-
gebrochene Kraft Kaffas selber, das. eini> Million Einwohner zählend, ein
Heer von Hunderttausend Kriegern ins Feld stellen konnte, als auch die
Gefahr, daß sich eine europäische Kolonialmacht, sei es das Deutsche Reich —
das bis 1890 das spätere Britisch-Ostafrika in Besitz hatte — , sei es Groß-
l)ritannien, sich der Herrschaft über Kalla bemächtige und damit in den
Äthiopischen Hochlanden festsetze, veranlaßte die Habeschi immer wieder
Heei'e gegen das Ktinigi-eich Kaffa aufzubieten. Schon unter der Herrschaft
des Kaisers Johannös LV., im Jahre 1881, unternahm ^lenilek 11. als König
von Schoa seinen ersten Kriegszuo; üegen das KaisiMreich Kalla. Auf
jO l'iii'lx'i: ( icscliii-liH' fli"< K;ilV;n>>i-|i- Alln()|)isc|ii'ii Krictjcs.
siMiifu Uflclil /itii 'I'''' ainli;irisi'lu' /w/.v mlcr l iilcrluMiin (i()l);iiiii;i ein
( •rtuiio im Diciislf des l\,öiiii>s i\l('iiil(>k iiiil \ it>lrii t.-nisrinl I\i iti;cni.
tlii' /Min 1 i'il iiiil ( ii'Wt. liriMi lic\v;itViu'I waren, /.iiiii Kriege i;ei;fii I\alV;i
;iiis'. /w/v (ioliaiiii.-i (lr;iii<; i'iher das Land 1 )Mdniiiiiia Kaka ,i;ei;eii Kalla
\ m\ dessen Bewolnier sieli lieini Nahen der Ilaliesclii in die W'iildei- /,nrli(d<.-
zo^en. Das Heer des luis (lobanna blieli eine Woche in I\all'a. Dt'V
Kaiser vmi IvalVa, (ialli Sc h e.rt)d s<' h heseheuUle den AV/.v reich, lU'r es
\ oi'/og, ilen Hüekziiu; aiizutrelen, weil Kalla Mein schlechtes Land., sei. Dei-
Kaiser liatle wtihl die Zusage gegeben, dem Kiinige von Schoa (;iiien Jidir-
liehen Zins /ii /.alden. ohne daß es jedoch zur Zins/.ahhing kain. König
Menilelc alter verlieh ilem J\(/< (iobanna i\al1a iiut d(>n Ländei-n Dscldmma
Kaka. Cleia, (M)mma. Liminu oder Innarca und Cuma als Throulehen zur
Verwaltung un«l nahm seliger den Titel .Vrr/z/.v oder König von Kalla an,
Srhoa und Kalla galten den Sehoanern als ein IJeich. Seit 188- nannle
sieli ^lenilek tatsächlich "Aryii.s von Schoa, v<»n Kadii und der Galla-
ländci'". Um die gleiche Zeit. 1882, Begabte Kaiser .lohannös \\. aber
auch, um Menilek in seinem Streben naeh Unabhängigkeit von der Ober-
gewalt des Kaisers von Äthi()])ien zu beschränken, dem Stattlialtei- von
Güdscham, dem lias Adal, unter dem Narnen Takle Haimanot mit dem
Titel "ytyu.s von Godscham nnd Kalla«. Die damit erlangten Ansprüche
auf Kalfa übei'ließ König Takle Haimanot aber dem König Menilek,
Da der Kaiser von Katta den veiheißenen Zins nicht lieferte, unter-
nahm AV^v Gobanua im Jahre 1885 einen zwcMten Kriegszug gegen Kafta,
Nach seiner Rückkehr von diesem Beutezuge begabte ihn König Menilek
unter dem Namen Mikacl mit dem Titel eines ^^ccju.s von Kalla'« ■'.
Im Jahre 18SG unternahmen die Habeschi einen dritten Kriegszug
gegen Kaffa, das sich gegen die tatsächlich nur dem Namen nach bestehende
Oberherrschaft des Königs von Schoa auflehnte^. Am 19. Oktober 188f)
verlieh Menilek Kalla dem kaiserlichen Dej Äainac oder Herzog Bascha Aboje,
der sich dieses Lehen aber erst erobern .sollte*. Bascha Aboje gelangte
mit seinen Kiiegern wohl bis an den Godefo-Strom, mußte aber anver-
richteter Dinge nnd ohne eine Zinszahlung erreicht zu haben, wieder ab-
ziehen. Am 22, November 188G kündigte König Menilek einen neuen
Ki'iegszug gegen Kaffa an% das sich nicht nm die Herrschaftstitel der
Habeschi scherte.
Nach der Erhebung des Königs Menilek zum Kaiser von Äthiopien
im Jahre 1889 unternahm im Jahre 1890 Bascha Aboje einen neuen, den
vierten, Kriegszug gegen Kaffa. Im Jahre 1890 zog auch der kaisei-liclie
Dfjo.s oder Herzog und spätere Ka.s- Tessama bis an die Grenzen Kallas.
' Storia d'Etiopia. di Costi P^riiienegildo usw.. Mailand o. J. (1800). S. 2öl.
- »Notizie dello Scioa« Bolleftiiio della Societä Africana d'Itaha. Anno W..
I'asc. V.. Septcmber-October 1885, Neapel 1885, S. 163.
•' Jules Borelli. Kthiopio 31eridionale. Journal de moii \ oyage aux pays Ainhaia,
< )roiiio et Sidama. Septembre 1885 a Novembre 1888, Paris 1800. S. l.')ü.
' Borelli. Ethiopie Meridionale usw.. S. 115.
•'• Borelli. Ethiopie Meridionale usw^, S. 150.
IüpIkm-: (iescliiclitp des Kair:iiscli-Atlii()j)ischoii Ivrieg(>. t2l
Kr gelangte bis an den AdschuVjha-FIiiß westlich von Kaffa. an dem ei*
infolge des Vordi-ingens der gegen Iiije Oromo oder Gallaland ziehenden
Machdisten umkehren mußte '.
Drei Jahre später, 1893, unternahm Kaiser Menilek selber den sechsten
Kriegszug gegen Kalla. Sein Heer zog bis vor Bonga, ränmte aber Kafta,
als Kaiser Gaki Sc hci-otscho, der im November lSf>0 seinem Vater
Galli Scherodsch in der Herrschaft über Kafta gefolgt war, die Zahlung
eines Zinses an Kaiser Menilek versprach. Auch Kaiser Gaki Scherotscho
zahlte jedoch im Vollgefühle der Unabhängigkeit seines Reiches keinen Zins.
Erst nach dem Kriege gegen die Italiener im Jahre 1897 glaubten
sich die Habeschi dank der reichen Beute an Schießwaffen aus der Schlacht
bei Abba Garima stark genug, das mächtige Kaisei-reich Kafta besiegen zu
können und rüsteten zu einem neuen, den siebenten Kriegszug gegen Kaffa,
der die P^ntscheidung über die ^'orhe^rschaft in den Äthiopischen Hoch-
landen bringen sollte. Als letzter unabhängiger Staat zwischen dem Nil
und der Ostküste Afrikas bildete Kafta ein Hindernis bei der von Kaiser
Menilek unJ seinem Minister, dem äthiopischen Bidwodet oder Staatsrat
Alfred 11g geplanten und von den französischen AfrikajDolitikern geförderten
Ausdehnung des Reiches Äthiopien bis an den Weißen Nil im Westen und
bis an den Rudolf-See im Süden. Durch die endgültige Eroberung und
Einverleibung Kaffas sollte nicht nur die Herrschaft der Habeschi auf das
ganze Gebiet der Äthiopischen Hochlande erstreckt und diese staatlich und
wirtschaftlich zu einer geschlossenen Einheit zusammengefaßt werden, die
sie schon seit jeher geographisch und als Siedlungsgebiet besondei-er Völker-
schaften waren, sondern auch die britische Kap-Kairo-Politik durchkreuzt
werden. Es handelte sich den französischen Kolonialpolitikern bei der
Förderung der Ausdehnung der äthiopischen Hei'i'schaft über Kaffa und
den Südost-Sudan dai'um, daß das siegreiche und starke Äthiopien durch
die Besetzung Kaffas Grenznachbar der Belgier — die A^om Kongo-Staat
aus bis an den Weißen Nil vorgedrungen waren und sich in Lado in dem
früheren Äquatoria festgesetzt hatten — und der in Faschoda sich fest-
setzenden Franzosen wurde. Durch das Zusammenlegen der Grenzen
Äthiopiens, des Kongo-Staates und Französisch-Afrikas im Südwesten von
Kaffa und am Nil sollte die von den Briten durch ihren Kampf gegen den
Chalifa Abdullahi angestrebte und nach dem Falle von Omdurman und
mit dem Faschoda-Handel auch erreichte Vereinigung des neuen Anglo-
•Xgyptisclien Sudan mit Uganda und Ibea oder Britisch-Ostafrika für immer
verhindert werden. Damit sollte aber zugleich auch allen britischen Be-
strebungen nach der einstigen Oberherrschaft in Äthiopien oder mindestens
nach dem Besitz von Gallaland oder Kafta ein Ende gemacht werden.
Kaiser Menilek selber wollte die Sudanische Tiefebene bis zum Weißen
Nil in Besitz nehmen und damit die alten Grenzen Äthiopiens bis Chartum
' Mission de Bonchainps, ^'ors Fachoda, A la Kecoiitre de la Mission Mar-
iliaiid ;i triuers l'Ethiopie. par Charles Michel usw.. Paris o. .1. (1001). S. 18.^. ISi}
mifl 307.
•)•)
I5ii'lu>r: ( i<'><cliiclilo des K;il1";iiM'li- Ariiiii|)iM'licii Krici^cs.
iiiiil In's ;in tloi\ \'iftui'i;i-S(M' wicderliorslollcii. /iir Hcsct/mm iU-\- ilim
vcrlieißciKMi mul. .iiii-li ilcii .-iltfii riuM-Iii'ri'ninncii iiiicli. Ailiidpicu v.U'fr-
liöriiieii Gebii'ti' zwiscluii dem lloclil.iiiilc noii 11;iIpi'S(1i iiml diMn Weißen
Nil rüstet«' KnistM' Meniiek \ ier Krienslieerc. Il;ilte er <l(icli .selion Jim
!•>. .\|)i-il iSlM <len Fürsten wnd I\eL;ierimm'ii der eiicopäisclicii Staaten
eikliii't, «l.d.> er nicht ein iintiiti<ior Zusclianer l)leil)en werde, vvetni die
lernen Miielite ;;laubrn winden. Afrika nnlei- sich aulleilen zu können.
l"ür den Krieg gegen das Kaiseii'eicli Kalla aber stellte er ein Kriegsheer
von ;n OUt' Ki'iegern anf. A'ff.v Wohl«- (Jiorgis führte 15 00(1 Krieger mil
7 ÖOO Gewehren, Äf</ii.i oder König Takle Ilainianot von (Jodschatn be-
fehligte 8 000 Krieger, die S 000 Gewehre t'ührtt n und (\vv D/jr/s Tcssania
ebenfalls 8<i00 Kriegei- mit 1000 Gewehren. Der Oberbef(!hl üIxm- diese
vier Heere wni'de dann dem lia.s Wohle Giorgis iHjertragcn.
\Volde Giorgis. dei- seit 1910 als der Getreucslt; der (ietreueu Kaisei'
Menileks und JS'ryu.s' oder König in (jondai* herrscht, ist ein Sohn des
Afo Aboje. der den Bein inicn AMa Dschaui führte. Woldc Giorgis' Vater,
Afo Aboje. war ein Urndei- des 1864 v(m d(Mn Kaiser Todros II. ent-
thronten Königs von Schoa, Heilu Melekot. des ^'aters des Salialla Maiiani
oder Kaiser Meniiek II. Kr ist also durch seinen ,Vater ein Vetter des
verstorbenen Kaisers Meniiek. Seine Mutter entstammte ebenfalls dem
Königsgcschlechte von Sciioa, der Herrschei'familie der Negasti. Sie war
eine Tochter des (Großvaters des Kaisers iNIenilek, des Königs von Schoa,
Sahella Sellasyeh. Wohle Georgis* Frau, die Wocrro oder Prinzessin
Schumabyet, zu deutsch »Hausmütterchen", ist eine Schwester der im
Februar liH8 verstorbenen Kaiserin Tahitu, der Witwe Kaiser Menileks.
So ist Wolde Giorgis gleichzeitig auch der Schwager des Kaisei-s INIenilek
gewesen. Zum L/J oder Junker herangewachsen, machte W^olde Giorgis
dann die Kriegszüge des in Habesch berühmten Reitergenerals Ras Go-
banna gegen die Oromo oder Galla mit. Auf diesen Kriegszügen, mit denen
Är/.v Gobanna, ein Oromo, seinem königlichen Herrn, Meniiek, die Repu-
bliken und Königreiche der Oromo im Süden des Königreichs Schoa bis
an die Grenzen des unabhängigen Kaiserreichs Kafla eroberte, stieg \Volde
Giorgis langsam die militärische Rangleiter hinauf. Als der König von
Schoa im Jahre 1889, nach dem Tode des Kaisers Johannös IV. und des
Kaisers Heilu Mariam. die im Kampfe gegen die Maehdia bei Matama
siegend gefallen waren, als Meniiek II. Kaiser von Äthiopien wur-de, war
Wolde Giorgis kaiserlicher (ja/ij/ Asmnj oder Oberst zur Rechten in dem von
Oromo bewohnten früheren Königreiche Limnni odei- Innarea. Kaiser
Meniiek begabte ihn 1886 mit dem Lande Limnni als Throiilehen und er-
hob ihn dann zum kaiserlichen Fitaiirari oder \'orhut-OI)erst. Als Fifnurnri
eroberte Wolde Giorgis das von der Volkschaft Amaro des Volkes der
Kafßtscho bewohnte Königreich CJuma im Westen seines Lehens Limmu.
Mit dem Königreiche Gnma wurde dann der Drjas Bascho belehnt. Im
Jahre 188.5 eroberte W^olde Giorgis in (iemeinschaft mit Ab/ja Dsehifrai-,
dem Könige des oromischen Königreichs Dschimma Kaka das Königreich
Dschindschero oder Jamma im Osten des Landes Dschimma Kaka, das
lue Ihm-: ( nvscliiclltc (Ifs Ivil ir.l ix'li- Ä 1 1 liu] liscliril Kl-ii'U'-i'>. 23
von dem XmIKc di'r .l;uimi;i l)e\\()liiil w inl. Kr fi'IxMitetc in dieseiii Ki-icüi'.
viele Sklnveri tiiid Külie. Das Land .laniina nahm Köniij Al>lia Dschillar
\"y\v den Kaiser ,AIenilek von Atlii()j)ien in Verwaltung. Vier .Fahre später.
188!*, ei'ohci-ti' W'olde (iioi'gi.s, der inzwischen zum Dfji/s aufgestiegen -war.
von Dseiiimma Kalca ans in einem Kriegszuge, der l'ünC Monate, von April
bis Juni ISS!), dauerte, die von den gleichnamigen \'olksehaf'ten des Volkes
der Ometo bewohnten Königreiehe Dauro und Konta im Süden von
Dschimma l\.al<a. jenseits des Ciodein-Stiomcs, (h'r bis dahin liic Grenze des
^'ol•dringens der Ilabeschi nach dem unbekannten Süden der Äthiopischen
Hochlande gebildet hatte. Wohle Giorgis diang bis an den Omo-Strom
vor und unterwarl' außer Dauro und Konta auch die von den gleichnamigen
Volkschal'ten dei- üineto bewohnten Königreiche Kuisclia und Tsara am
Omo-Strome selber- dcTU Kaiser Menilek, der diese vier Königreiche dem
Wolde Gi(n'gis. den er zum l\'is (m1<^i' ['nterkcHiig erhob, als Thronlehen
verlieh. Im .lahre 1801 nahm W'olde Giorgis an dem Kiiegszuge d(^s
Kaisers Meniiek gegen das von Ometo bewohnte Königreich Wallanuj (jder
Woleilsa im Osten des ( )mo-Stromi'S teil. Dieser Kriegszug schloß mit der
Kroberiing dieses Landes und di'r Intei-werrimg der \'olkschai't der WH-
leitsa. die schon t'rülii'r vdii dem AV?a Mangascha und nach dessfu Nieder-
lage \'on eitlem Fihnirnri \ crgeblicli bekriegt worden waren.
Dei' Krieg mit Italien in den .lahren 18!*.") und ISIKi unterbrach den
Siegeszng der Habeschi nach dem Süden und «'inigte ganz Äthiopien gegen
die fremden Kindi'inglinge. Widirend die nan])tmacht des Kaisers Meru'lek
in Tigre gegen das nach Adiia voi'dringende italienische Heei' Aufstellung
nahm, führte Wolde (iiorgis. um die Flanke des äthiopischen Kriegsheeres
gegen einen von den italienischen Generalen g(>planten Angrilt' von Osten
her zu decken, nut dem Drjax Tessama und dem .l-wy Wolde Tadik ein
Heer gegen das von dem Volke der Afar oder Danakil bewohnte Land
Aussa im Osten des Hawascli-Stromes. (bis ihn bis zur' Schlacht bei Abba
(iarima- odei- Adua am 1. März 1S9() lesthielt. die das neue Äthiopien \dn
allen (relüslen des europäischen lm|)ei'ialisnuis nach der Li-olierung des
alten Hal»esch betreiti^
Ras Wold(^ (lioi'gis liel dann die Aufgabe zu. Kalla, das letzte un-
abhä,ngige Ixeich in den Äthiopischen HochlaiidtMi. das sagenumwobene und
in Europa fast unbekannte altkuschitische Ktinigtum und Kaisei-reich ' der
Oberhcri'schafi kV^v Halx'sciii zu initerwerfeii. als Kaiser Menilek nach dem
Siege bei Adua das Land des liis dahin unabhängigen Oromo-Volkes dei'
Borana, die letzte liepublik der Oi'oino. in Besitz nahm und darangini;.
seine Herrschaft über alle Gebiete auszudehnen, die schon im frühen Mittel-
alter zum Reiche von Aksuni oder Athio])ien gehört hatten. Die Lehen
des Ras \\'olde (iioi-gis. die Länder Dauro luid Konta im Osten Kallas
' Kalla, Nacln'icliten über Land und N'olk. Sine und brauch der ivaflitsclio
oder Goiiga und das Kaiserreicli Kafla in Innoi-afrika. \()ii Friodrich .1. Bieber.
mit 244 Bildern und 22 Bildtafeln (..Authroposbibliotiiek". II. Iveilie. Bd. 2).
Münster in Westfalen 1920. Verlas: der Aschendorllschen üurbhaiidhuiij:.
24 r>'u'l)cr: ( H'M-Iiicliic lies K.ilViiiNfli- \iliii)|iiM-lii'ii l\iici,'rs.
bildeten «Umi Aiiluiarscln-jumi des /.ihm Krici^c .u,''j;<'ii l\;ilV:i ;iii(t;<'l)()t<'iu'ii
Heeres und so wunli' ;iiu'li /w/x NX'oldc (liornis ii\ dci- l'^oli^c dci' ( MmmIx^MiI
rduM" das ;illuO|)isclic llccr in I\atVa xnlit'lirii.
Die Eroberung des Haiserreiches Kaffa nach der Überheferung
der Haffitscho oder Gonga.
Als < KaJ/'i täfitini sädi tlürf/ünin" ikIit >■( icscliichlc dir Ijohciiiiiü
doN Karta-Königreiclies" erzählen die Kafliisclio selber in kafllaiseher Sprache:
"Kafl'i (ätftine sädi dürcjümö ein nr: TäfS Cinltf' bete nl, sahntinv ridtnj
Atnärö tröbä Kaffi sniröj. Näfitö-nä (u/e etö ivätr. Afn/dr ilölin hünnti Knß'i
hnxvnj. liulli tänjr Aniärö ijimltv 7iäjifö-nn. lidlld sisi iiäjifö l^ojf't taldsi hefc.
(iisi iiajitö icorähi räsöji-nä räsöji l>itr. Krjä hallt najitd htti' ikki Kaffi sowöj.
Kterö nqfitö ätln nr. (iliiö-iiä cjiijö l)Ts öefr. Jlia hüme näjitn-nä Aiuarö tväti'-
Mfifl Awärü träfe Kohhe snirnje räsä ihke Aman (löhö-nn drö hdniTfe. Mon.si
keltnje drö (/ünJfe Talli irorähi .sniröj. 'liiii^ .mwrije Jiine täfö uäfr Oröiin döhö-mi.
Kaff'i täfö drö .säte. Ebhl Amärö-nä tök'i JiiiiP. läfö hnimtc rlöj. Yäbln kellrlje
br (finnte (innbi rase SöivnJ. (lairäfe rä.ie soiröji (iojäiin Hifö iräfe lioni/r
knfämö-nä. Abi ynnnje bare räsä ikke, Ainäri doliö-nä drd lidinJtr. Aiidde bdfnj''
Amärö giniJte Kafft .söiröj.
Kafti fätn qärrö (/etefr. I'äteiiö (/efinii (järrö ein nc :
' \Vö)/(bdff I Sin/tf /läfö befe iif bnlH-vä khninf'nil ludoj husiso (\''f<>ji
köteböfä! Jfö.i' bidli bdrö iräbi! Wöijebnfe !^
(ivb (järrö </efete In Irä.sifl.nnji bnlli iroräbi räsö-na räkö ofü . Hüll} äsö
iräfö w. Woräbi rähd iräfe In näln nnlio}! fökJ. Wndde hume cfecö Kaffi
tätösi htte. Talliöj nd.iö Säfdrö.
Gub viäde <jänw eti tiniö ne. Ibbicö irätr. Anibijö (/dfä wate, fä beqäj.
Bvlli tdöje In (jimife nafitö-nä. Meti Aniärö icobä. Kaffi söwö etö irahe.
Nqfitö (jidönE hini cigö, hi?ii rn-fc In ne. irutltf ne-nä .Htt ne. (Idfföje-nä kotöslje
f/öjh/w Aniärö irUjfTte. Näßti loödde (löjinicJ irütitö ne (/übiböj. Ihilh fdöje
iiaßtö-Tiä ä.siSö kis.fitö ne. Areröje nödde ä.iö irUtifö ne. yäfltö (fojimä nrii/äje.
EbisT ucödde äsö hamdäje-nä bt nüßtö ne. Wöhtiöje arerd-nä In irüfifö nc Tätenö
irai/etö ni. ambijö wütite, icöcö Jidnnfc.
Amärö iräte Tollt irrjräbe si'nicö. lliniji kafdint rä-iö wUtde nf. Ikke
örihhö bete Gtmbe .söwöj. Ikke örihhn bete Säddin. (itib bvlli irorähi söiröji
köyete. Siminte agenö kcn/ete ne. Täfö Tekt .§dirö tidmlte. Jl/'niJ Sübbö dm
yecite ne. Talli woräbi .söiröj ikkltine örthJio köi/älif. Kafl'i täte döhö-nä Aman
döhö köyete. Amarö u-ate. Tollt iroräbi .söirö katämt ra-sö irütthc-nä gabärt.
Bön imiritö ne. Imirttön tä aniantaje. Tä .säte fäbbä (fobärt. {iutefint örihhö
GTmbe woräbi Bonge tdöji kni/ähe. Keditlne örrihö nr ^äddö koyehe. lii <jeföje
gojimö bidli hdmlff . Wödde, ä.sö kitetö ne Amaröj. Gub qabt örihhö Kafl'i täte
dohö hdmlte Kofl't rase -söicönnä Säddiii Aniärt döhö wate. Oge örihhö m-
i>äddä ki'njähe. Amärö nädecö bete In najitö-nä ein örihhöj. Säddt katäinö
Amärö böglte-nä tdpptte. Säddt katamö In mijTte. Gub Amärö hdnnt.c Sö.sß
güdöj. Hintji Kofl't täte mäsisö In behttf. \('ö 1>T kdmff mä.si^öj.
I)i(»l)('i-: ( iescliic-lilc des Kiiirniscli-Atliinpischcii Krictjes. !2o
(iiili qaln ör'ihhö bvlli ctecö qällärdsT, (/(iJösT. hdlöai hl ujiiö nc, Imüi f/ljö
hi djifr. (Jife (jülrnji wörf'hö-nä än(fpsd ctlcenaö häiiiltc. Ilinij Amärö-nü irodde
ilinhnf) In köf/etf . Rare äsistt liämltc (iühöji fföjinienaö lidm'itp In mcjlje-nä
fölii, In büfilsö-iiä In aitu-na. Knfi'i räke höirnje äs'isö häuiltt; Butt (/udöj-
A/if/esöji In dJTfr nc Vsüddn hümltr Dinsi (/lihöj. M'ödde dsl.sö njitö )ir honösi
iöfö-nä foki sinäfi i/Tihüj. Ein (/Uho täte </iil>ö hrtc Kafl'i rase .söwöjp äsl.sn-im
töhl (iähade rdsn Wäi/äi/i lidnnfc. Arr^V täte iikl kiiißcö drö ne. Etd ura^d
nT. tüfö üTi'd-na lirn liunntr Dissi yübdj. lldlä täte i'ikö (iäbadk räkö djifc Büti
ifUddj. Hi'/nJ hö kopd bete Bädi f/übnj. Doje iiilienm getd nr ironiiK wäjf':
'Kaffi täte üko nee (iäJ!äcd-nd hetr m Kaffi sda-dji. Kaß'i tätTtind becd-tiä ijamicn
bebötä.^ Bi (jetd ite: "^ Kaffi täte iikd Kaff'i äkoifi betr »7. ikkp Ihbd tätltajä Ka0
s(ncö-nä l^riffi äsd drstniiitä ikkdlldj.^ Ebisl Kaffi täte iddl kcdvsö nc. Arnos
bete Kaffi (ätp ilkd. Kaffi täfd h'nn in . Ebls/ täte iikd äjitf nr. Aiiidrö kdintc
täte iikd bvlli bfrdj.
l^äddäje Andfrärtnö rä-sa bannte ärd döhd-nä tdkJ. BT lidnidj Andrrucä- nd
bidli Kafficö Ainärd inij'df. Bdclcdji-nä (/iJbibnJ/ Ainäröje Kaff'i ä.st'.w niTjitd nr.
Arernsi-nä bullt In ivUtJfr. ^Vdddä.'insT katinu ikkd iräfr nT, Inni bT nfijiff .
DestUnd.si In tjetltä. dntd wate nT, Jnni In nnjiff . Wöddr irdddi rZw irüfitd m .
(iTniwd dlld nr, Ainärdje irUtde In tiuirsd.
(iid) Bo)i</e kätänw)! drd dölid-nä. .Jime tute ddiTd. Gojämi tätP döhd,
bare räie ddhö, Inilli aüdde dohd rä.i'J Ikkdr. AndT .ia.sä hünie ndl/d drd'< lAte.
(injämi tätd drd .sdtvd ivöcTtr. Wöddi äffend drd bete ne Kaff'i .idirdj. (Ivb
Säddi drlhhd Kaffi täte ddhö Andrrärend ikkitd ne. Hinij öi/e dcje örildiö
kui/etö ne. Bvlli etecd d(ie A/näri dälid-nä köi/etr. Ciniti ddlid-nä rä.sä köijetr.
Iliniji wdddi xwdde. etecd wütllir ndjitd-nä. Wddde nafitd.sT-nä Ainarö nädecd
ne. Bonge katänin In tdppTte-nä .idddr. Bonf/e katdmd tiilld tnnitd n<\ (rub
ebi drlhhö bete nT, CinTti /idnnte. Tekl .iäwdj drd liuinTtr. Kaffi tätr dohd
sTsiyTte. Aß tddj etecd hdnnte dye (jübibdj. Anddllä (/nbdj etecd mijitö ne ikkd-nä
Ikkd Amärdje. Vt^öreböj, änyisdji bT hdnntr. Wate rä.^S sc'nrd. Canne rä.^p.
.sdtcd, Alite rase .sdicd bedl'td krjpi Kaff'i tättin. Tätt ne Oki\ Gab Indli .söwd
kdyete. Slmlnte ayendji köi/elie. Ktd .i/nii/ite a(/end dvhe ne. Vöi/dj etd ne
Kaffi tätitlnnj. Xäti näti irätdj etd dähe ne. BnlH asdn koi/äbdn. Ikki Ikkdn
bvlli etecd n-ütitö nr. Betl hdnibe. Täte CinTti hdmbe Teki .söird.
Aniärd hdniTtc hanntäjr. Iritd-nä In (fite sdirdj. Wdddp, Aniard bli/ete-nä
wddde kite. Alätebd bis dlld nr. Amärd wätr niätebd-nä. (jabäri bd)i niätebd
nr ijetd. (iabärt bön hdnntr. Bli/dn bvlli blcird Ainard dllTtr (fubdj. Ebi.fi
Andrrächd, ikki säfirdj Aniärd kdtebdiä. Andrräceni tätenä kotd bT niijTte.
Hinij andlre mätebdn In kdtehdtä. lldlä rä.iä ddhd.ä drä aüdde wöddasö drö
qdtTte. Ikki ikkd ebi drä aüdde icdddäso köi/ete. Bvlli si'nvd k<>!/ete. Bvlli
katäviä-nä Indli täte uterd Amard tdpinte. BT mißte biilld. Bätibät Diilla.
(rdllä. .\ddd. Dilrrä. lätmärä. Ainärd mißte bvlli. JIdIa Amärdje tappitd ne
Bdsö. Bo?i;/dbe(jd. Bdrretd. (leräbec/d. ebi bvlli. Ebi.sT Ainärdje Kaffi .söird
■iädltd nr. Sf/wd-?iä .sdivd In .kaditr. Ikke gudd sädJtr nV. kdtä rä-sä ^[iiiärd
iräsi.sö-nä drd irä.sife. Aniärd .wwy7 ddnntr. Ebi etd dije ne. Kafficö gimte
dge häkkd-nä. Wddde kfrd In bogTti. Anddllä Ainärd nd/itd-^T-nä Kaff'i äsd
21) riiclx-r: (ii'M'liiflilc ilo K,ill',ii>M'li-Ailii(i|iiMlicii Krict^rs
iiaHitaJi f/iuti-ud. \rf>-> l'nlli ,f,'c,, i/,-/,-i ikka ivulilo ii< . kOi/ditm. l<-(ii/ai/tiii
f/affäri hü in'.
Aman Drei itannli. Aiiiöj Citnfr i/cvi ^iilil>< iir. Vccih Ixi in. ,|/'o
itati iiatOj nrfi aü<l<htiiic ärtfö tciii/e dsifii/S slinliiloji' (//.ii stinihrtoj Ainäro
Cintf/' i/vciti. Tc/i'{ fiuiröj Ainärn Knjf'i tätö i/öcitc. \\'nsi-7iä nuhnji hj CiiiHr
f/f'Vitr. lift i/t'cö tcäföji ( 'iiilfc h>i/7t( . litilli näht» ärö-ztä bllv. Illiii lutJli
rtivö-tiä lirü i/<vifö itr. liiilli ikkr Aiiiiir! tut miß i/t'nfr. W'osi i/dö/i il,i,-r
ttiinintö ärö aßfö bvtr, ('iiiifr irä/' Wn.si i/cio/i lii iialn uälioii InkJ. iliiilj
Amäro (utr aj) tdöj. ('iiiitr ifdöji lininHf iii, äföjf-im (/i'ilx'iß'' Amäro iväfc Audi
Cinlte In i/n'iff i/dnii. Cinif/: Ainärö (IdinUr rast' sdj'ird-iiü. liüsd liidli cässid-na'
Cinife dro cä.tsjtv. Wdnnä ('inJli Ainärö (irn/djc
Afö LiiiTli i/('vd iciorältr räsisö irüfr hl drstuno ifidila. Sai/oji In ligllecd
hMr-iiä (luhöji fdijö-ini l>7 (li(jTtr. EInsT hl näfc rase säfirn-nd. Il'u'j (l'sfunnsl
In tfvdJtc. CiiiJfi i/crd (jidnnä Kaffi äsö rämji tlcstuiiö (jcdäjc l^"jl i Idlh iiko
fn's />e/r. EbisT Koß'i söiröj iIckdJIö Ihhö fäfö hifr-nä Kaß't asö kifdiiö ne. (iiih
Kaft'i täte iikO Anidnl ddniTtr liädi ijUdöj. ^^dji; Säddi örllihö liftc nT, AV////
fätr idi'ö-nä Gähade räsö aßlö nr liUti (/udöj. Etö n-ätö riT. uro hdinltc iic
f)i,ss7 iiühöj. Gith drö lidnntf Uittl ijüdfin. Ainärö ößsi tablütc (lähndf.
räsö. Arn hdnntc, hantltäjc Kriß'i täte. i'ikn-nU. Ild/ä Knß'i täte iikd drö djilr
Bädi f/n/ny. Kafft täte nkö Aniarö liähi hdniTtr Bädt güdnj. Gäbade rUhö dfo
Aiiiäri mTjitö drö hdmJtc. Ikke (juböj (jim drö aßtö nc täte idw-nä tökT. JliniJ
bJ tentte )ir Aniäröjr. Audi' rä.sä Koßi täte i)kö, bö edpiiö. bö rice (]üjö drn
ddinite. Ebi ijijö drö deijite Äntötöj. Andi ^\inärö Kaß'ni deqitö. iconne (j'tö
iblrö hi'te. Kdß'ä Ainärö loäfe /ä, btiJli diiJiö Knß'icö iiädite wätöj.
Kaß'i äsisöje qdtöe bi.si vcüt'de nl-nä Kaß'i tätö i/ecTte iiT-nä Knßi täte
iikö avi (jäHäcö-iiä dllitc uT, dndl Knß'icö bvUi (kktnnitö ne Amäri (/diiöj. Andi
bi deStUno brdli äsö (j(klc. Andi Amäri tätö Kaffi tätö drö nc.
Abi (ßmTin Amäro (ßte Seid söicöj. Setvt äsi'sö destUmte. Gnh Ainäro
hdmJic Süri tätrtinöj. Süri äsiiö hdmJte icöreböj. Abi f/irnöji bJ lidnüte.
Ebisi Knßi tätltinö Ainärö d(kfte. Amärö nädl'cö beböte. TätTne ijecdi
Antdtö därntte. Gid) bare mn.sqdrö .siminte dretöji icöi/e andire näii (jutTni
simintine sambetöji. rähä-nä Ciiifti Jidmlte Kaß'i soicöje. lionösT-nä tdkJ wödde
Amärö hdinJte. Ildiä CiiiTti ßicetö ne Köber. Kaß'i sdii-ö dnbbiö-nä Amäri
tätöje räsä drqJte. EhisT Knß'i tätJtinö Antärö sädifr.»
Übersetzung.
"Dies ist die, Gcsrliic-Ltc der Krobcruu;;' des Kalla-Köiuoi-ciflics: Zur
Zeit des Tschinit«), im siebenten Jahre, kamen die Ilnbeschi in das Kafla-Land.
Der Gi-oße Krici; iriit den Gewehren kam. \'iei- Kriegsh<'ere zogen gegeii
das KaHa-Land. Von allen Seiten di-angen die Ilabeschi mit den Geuehicn
ein. Der Kaßa-König hatte nur hnndertsechzig Gewehre. Die Worabi-
Kascho (Herzoge) und (be Kaseho (Grälen) hatten nui- W(;nige Gewehre.
Im ganzen Kaffa-Lande waren dreihundert Gewehre. Die Krieger hatten
keine Gewehre. Sie hatten Speere und Dolchmesser. Die Habeschi kamen
mit zwanzisrtausend Gewehren. Unzähh'tfe HaVjeschi kamen. Aus dem
lürhcr: ( if^rliicliic rle> Katlniscli- Alliinpi.si-lii'ii Krieges. '2 (
Kol)l)()-L;iiule iKonta) zog der Rasolia {Ras oder Untei-köniii Wohle (riorgis)
mit einem Kriegsheerc der Habeschi heran. Kr brach iiber das Manscho-
Tor in das Land des Tallo-Raschu ein. Aus dem Lande Dschima (Dschimma
Kaka) kam der Dscln'ma-König (König der Dschimma Kaka) nnt einem
Kriegsheere). Er fin-chtete den Kaft'a-König. Deshalb zog er znsanmien
mit den Habeschi in den Krieg. Diese brachen nhcv das Jabbo-Tor in
das Land des Gimbo-Rascho ein. Dui-ch (his Land des GaAvato-Rascho zog
der Godschamo-König (König Takle Haimanot von Godscham) nach der
Bonga-Stadt. Ein anderer Rascha (AV/y Tessama) zog von Westen her (aus
dem Lande llhi) mit einem Kriegsheere der Habeschi. Die Hubeschi brachen
von vier Seiten her in das Kaffa-Land ein.
Der Katia-König sprach das Aufgebot des Heerliannes ans. Das dunh
den König gesprochene Aufgebot war dieses:
'Höret! Jeder der achtzig .lahre alt ist und die Knaben bis /um
achten Jahre sollen zu Hause bleiben! Ihr, alle anderen kcjmmet! Höret!'
Dann ließen alle Worabo-Rascho und Rascho das Aufgebot des Heer-
bannes in ihren Herrschaften verkünden. Alle ÜMännei' kamen heibei. Die
Worabo-Rascho kamen zusammen mit allen ihren Kriegsknechten. Der Kalla-
König hatte viele tausend Krieger. Im Tallo-Gau hatten die Unseren ilas
Lager.
Nach dem Osterfeste (im INIoiiate Jlcgab/t des Jahi-es Jlcifco--:, des
1889. Jahres der Amhara, d. h. im 3Iärz 1897) war d(>r Beginn des Krieges.
Die Fremdlinge kamen heran. Wie viele es waren, die kamen, weiß ich
nicht. Sie brachen von allen Seiten mit den Gewehren ein. Unzählige
Habeschi kamen heran. ( ber das KaHa-Land kam dei- Krieg. Jene, dii^
inigeachtet der Gewehre still blieben. Jene, die sich aufstellten, wurden
getötet und verfolgt. Die Habeschi überfielen die Bmcrn auf den Feldern
und in ihren Gehöften. Viele Bauern in den Wäld(M-n wurden durch die
Gewehre getötet. Überall wurden die Leute mit den Gmvehren vertrieben.
Von den Kugeln wurden viele Menschen getötet. Die Bauern kannten die
Gewehre nicht. Deshalb tlüchteten viele Leute nicht und sie wurden
erschossen. Sie wurden von den Kugeln ans dei- Ferne getötet. Als der
König hörte, wie viele getötet wurden, zog er hinaus.
Die Habeschi kamen in das Land des Tallo- Rascho. Hier wurde
tler Katamo-Rascho (Ffalzgraf) getötet. Eine Schlacht war im Gimbo-Gau.
Eine Schlacht war im Schaddaischen. Dann wurde in allen Gauen gekämpft.
Acht Monate wurde gekämpft. Der König zog in den Tekia-Gau. Dort in
Schubbo. wurde er gefangen. Die erste Schlacht wurde im Lande des
Tallo-Rascho geschlagen. Das Kriegslu'er des Kalla-Königs und das Kriegs-
heer der Habeschi kämpften. Di(> Hal)echi kamen. Im Lande des Tallo-
Worabo wurde dei- Katamo-Rascho getötet und die Hörigen. Es heiTschte
bei ihnen Fixnide. Ich traute dei- P^reude in"cht. Icli fürchtete, daß die
Hörigen verfolgt würden. Die zweite Feldsciilaclit kiimpite der \\(.!;ibo
von Gimbü im Tali- von Pxniga. Die dritte Feldschlacht wnrdi' bei Schadda
geschlagen. Die Bauern tlüchteten alle aus ihicn Häusern. Viele Leute
wurden den Habeschi Untertan. Nach der ersten Feldschlacht zoa; das
2s l>ii-l>i'r: t icscliicliii" drs K;ill'.ii>cli- \iliiu|iisi'lini Kriop's.
Krifjf.slit'ci- ilfs KalVii-Ktiiiius n.-uli diiii l.,iiiilr Ars KiiIVm-KiiscIiu und (l;is
Krit'gshccr di'i- Hahrsclii kam narli Scliadda. I>ii Scliadda w iirdi' eine
i^roL^t' Kfldschlaclit ncschlaurn. In dieser I'eldsclilaclil waien die IIal)esriii
mit ilil'eii (lewelliHMi Siegel-. Die Ilabescili |)liindei'teii und /eistöl'ten die
Srhadda-Stadl. Sie vei-hrannten die Scliadda-Stadl. Dann zoncn dii'
Hahesclii iiai'li dem Scli().sclia-I5er^. Sie (Wlneten dort die ( Ji-iiher der |\;i(Va-
Köniyi'. In «len (ir;d)erM suoliten sie (lold.
Narh der ersten IVldscIilaelil hallen alle l\ric^er ilni' l'liulli, ilnc
Stiriibiiiden, ihre Iltddeiil'edeni-Hüsclie vei'steckt. allen Schimick versteeklen
sie. Die Kiieiver zogen in den Urwald, ins Tielland und ins Hochland.
Hier- kämptten sie mit den Ilabesdii viele (irleclite. Die ander» n Lente
llüchleien. Die Banern flüchteten znsammon mit ihren Kranen, ndt ihren
Ivindern, mit ihrem A'ieh in d(Mi Urwald. Die Leute ans dem Lande de.s
Kafla-Hascho zoiien anf den lintt()-Iiei'<i; liinani". Sie verbargen sieh im
Iloehlande. Viele flüchteten in den Disso-Wald. Im Haiidtus- Walde waren
viek- Leute mit ihrem Vieh versteckt. Dit\ser Wald war der Wald des
Königs. Zusammen mit den Leuten des KafTa-Kascho floh auch dei- Gabado-
Rascho Wagauo. Li- war der IIüttM- <ler Künigskrone von Kalla. Als der
Krieg kam, llücbtete er mit der Königskrone in den Disso-Wald. Er ver-
steckte dann die Königskrone anl" dem Bntto-Berg. Dort im Bado- Walde
war ihr \'ersteck. Seit alter Zeit erzählten die Weisen, '(biß das KafTa-
Königtum frei und mächtig bleiben werde, solange die Königskrone von
KafVa nnt dem Goldenen Phallus im Kaifa-Landc sei'. Ihie Rede war:
Solange tlas Volk von Kaffa die Königskrone von KafFa habe, werde kein
Fremder tlas Kaffa-Land beherrschen und das Kafla-Volk werde niemand
Untertan sein'. Deshalb ist die Königskrojie v(jn Katl'a heilig. AVer die
Königskrone von Kafla hat. der ist König von Kalla. Deshalb wurde tlie
Königskrone versteckt und die Habeschi suchten überall die Königskrone.
\'on Scliadda zog der Kascha (AV/.v Wolde Giorgi.s) ins Anderatschaisehe.
Auf ihiem Zuge gegen Andei-atseha schössen ilie Habeschi jeden Kaffitschr)
nieder. Die Kaffa-Leute wurden auf den Straßen uiul in denWäldern von den
Habeschi erschossen. Mit ihren Kugeln töteten sie alles. Weim einer
ihren Rotten nahekam, den scho.ssen sie nieder. Sie erschossen auch jene,
die nur kamen um ihre L^nterwerfung zu machen. Sehr viele Leute wurden
getötet. Es war kein Kampf. Sie mußten sich von den Habeschi töten lassen.
Dann vereim'gte der Rasclia ( AVv Wolde Giorgis) bei der Bonga-Stadt
alle vier Kriegsheere, das Kriegsheer des Dschima-Königs, das Kriegsheei-
des anderen Rascha {Ras Tessama) und sein Kriegsheer. Er hatte nun
dreißigtausend Söldner. Der Godschamo-König kehi'te in Sein Land zurück.
Er war mehrere .Monate im Kafla-Lande gewesen.
Nach tler Feldschlacht von Schadda wurde das Kriegsheer des Katla-
Königs im Anderatschaischen versammelt. Dort wurde eine sehr große
Feklschlacht gekämpft. Alle Krieger kämpften mit dem großen Kriegsheer
der Habeschi. Das Kriegsheer des Tschinito kämpfte gegen den Rascha
{Ra.s Wolde Giorgis). Dort wurden mit den Gewehren sehr \ iele Krieger
getötet. Mit ihren vielen Gewehren winden die Habeschi Sieger. Sie
l'.i i'l) f !•: (Tocliiciitc ilo l\;illMi>('li-.\tlii()|)Iscli(Mi Krieges. 9*)
/.erstörlcii uml plüiHlerteii dir H()iig;i-St;ult. Die BongM-Stadt wurde zu
Asche verbrnnut. N;\clihei'. als die Schlaelit gewesen wnv, zog Tschinito ab.
Er zog in den (iau Tekia. Das Kriegsheer des Kafta-Königs ging aus-
einander. Die Krieger zogen in die Gi-oßeu Wälder in den Hinterhalt.
In den Wäldern wurden aber die Krieger von ileii Habeschi einzeln
erschossen. Sie zogen in das Tiefland, in das Hochland. Das Land des
Wotta-Kaseho, das Land des Tschanno-Kascho. das Land des Mitto-Rascho
waren zunächst die Verstecke des Kaifa-Königs. Der König war im
()kaischen. Dann kämpften alle Gaue. Acht Monate lang wurde gekämpft.
Der Krieg dauerte acht Monate. Der Kiies; im Kaffa-Könioreich
war in der großen Regenzeit. Der Krieg daueitc bis zum Neujahrsfest
(bis in den Monat 3[a-skarem iles Jahres Markos, des 1890. Jahres der
Amhara. d. h. bis Oktober 1897). Das ganze Volk mußte kämpfen. Nach
und nach wurden alle Krieger getötet. Die tlbeilebcnden mußten flüchten.
König Tschinito mußte in den Oka-Gau ziehen.
Die Habeschi zogen hin und her. Sie drangen nun langsam in ilas
Land ein. Viele Habeschi wurden krank und viele starben. Sie hatten
keine Lebensmittel. Den Hörigen, die Lebensmittel hatten, wurde gesagt:
Die Habeschi kommen, es sollen Lebensmittel da sein! Die Höi-igen gingen
ihnen davon. Durch Krankheit verloren die Habeschi im Walde alle Maultiere.
Das Kriegsheer der Habeschi mußte deshalb im Anderatschaischen in einem
Feldlager bleiben. Sie verbrannten die Anderatschaische Kaiserpfalz. Sie
mußten dort auf neue Lebensmittel warten. Dann teilte der Rascha [Ras Wolde
sein Kriegsheer in vierzehn Heerhaufen. [Diese vierzehn Heerhaufen
Giorgis) kämpften jeder für sich. Alle Gaue kämpften. Die Habeschi zerstörten
alle Städte und alle Kaiserlichen Pfalzen. Zuei'st verbrannten die Habeschi
Dulla, Golla, Addo. Durra, Tatmara. Dann wurden von den Habeschi
Bascho, Bongabeqo, Borreto, Gerabeqo, diese alle zerstört. So wurde
von den Habeschi das Kaff'a-Land erobert. Sie eroberten Gau nach Gau.
Wenn eine Landschaft erobert war, setzte der Rascha (Bas Wolde Giorgis)
gleich Habeschi als Beamte ein. Die Habeschi nahmen das Land in Besitz.
Dieser Krieg war groß. Die Kaffitscho kämpften mit großer Tapferkeit.
Sie erbeuteten viele puihnda. Aber das \'olk von Kaffa konnte mit den
Speeren nicht die Habeschi mit den Gewehren besiegen. Durch die Kugeln
wurden nach und nach alle Krieger getötet. Die Kämpfenden, die Nicht-
kämpfenden, sie wurden alle Hörige.
Die Habeschi nahmen Detscha weg. Schubbo war es. wo Tsehinitd
gelangen wurde. F^r wurde gefangen. Die Habesclii (iogen Tschinito am
vierzelmten Tage vor dem Neujaiir oder am Samstag der fünfzehnten Woche
(des katt'aischen Jahres oder am zweiten Tage des Monats Maskanm des
.lahres Mnrko.s, des 1890. Jahres der Amhara, d. h. am 11. September 1897).
Die Habesclii fingen den Kafla-König im Tekia-Gau. Sie fingen Tschinito
im Walde am Woscho-Flusse, Tschinito kämpfte bis zu seiner Gefangen-
nahme. Hundert Kriegsknechte waren bei ihm. Kr wurde mit diesen
hundert Kriegern gefangen. Ein Befehlshaber der Habeschi (der kaiserliche
h'ifai(r(/rl (xlci' N'oi'liut-Oberst Adessyeh), fing sie alle. Er war eiiu' Woche
o() l'.iflior: ( M'M'liic-litc (li'x I\al1";iisfli-Alirui|ii.stliiii Krieges.
■•111 der Wiisrlui-HnicUc vcr^lccUl ii,«>\\ i'si n. N.icIiIkm- kiiiii Tscliinild iiiil
allen sriniii Ki ii'i;skiH'cliicii auf ilii- IWiii'kc Dorl lau;cii ilic llalicsclii im
Hiiilcrliall. Al.s 'r.scliinitti ültcr die Hn'icko /oii. kaiiiiMi die llaliosi-lii noii
vorn lind vdii liintoii. Nim lini;i'ii sie den 'I'selilnito anf der I>ri'icke. Die
llabosclii tfilirlfii dm 1 scliinito in das I.aürr dis Ii'aselia [l\'//s W'oldr
(liüi'jiis). Di-r Hascliii l)i\ü;riil.Ue 'l\cliiiiiln mit allin i'.lnvu. Dii' Ilnhcsclii
liaticn den Tsrliinito IViili«'!- niclil ni-kannt.
Selioii \(ir der ( ii'r.in^eniialimc dis I'scliiiiilu kaiiicn dir \\ oiaixi-
Kasolio nin ilirc riitcrsvi'rfunii; zu niaelicn. Sie waren liis /um Lrilijrurl
naekt und trugen dru Strin aul" den Naeki'U. So kaim-ii sif in das Lager
des Kasclia (lu/s W'olde ("liorgis). Iliei- maeliten sie iln'c l nleiwerfung.
Das Kalla-Volk nnteruarl sich trotz der Gefangennahme dis Tsehinito
iiielit. Sie hatli'H die Köiiigskrone von Kafla. Deshali) war kein fremder
König im Kada-Landi' nnd das KalVaA'olk war iinabhiingig. Dann nahmen
die Habeschi die Köiiigskrone von Kalla im Hado-W'alde weg. Seil <[ri-
Sehh-icht hei Schadda hath- sieh (hr Gahado-Kaseho mit dri- Königskrone
\()n Kalla auf di-n Biitto-Merg versteckt gehalten. Kr war. als der Krieg
begann, in d(>n Disso-AVald geilohen. Dann llüchtete er auf den Batto-I>ci'g.
Die Habeschi verfolgti-n den Gahado-Rascho lauge Z(;it. Er zog mit ihr
Königsknuie von Kaffa hin und her. SpätiT versteckte er die Königskronv
\ on Kalla im Bado-Walde. Im Bado-Walde spürten die" ]ial)eschi dl»'
Königskrone von Kalla auf. Der Gabado-Kascho, er floh vor d<'n Schüssen
d(M- Habeschi. Er versteckte sich mit der Königskrone in einem Dickicht.
Hier wurde sie von den Habeschi gefunden. Der Rascha (Ros A\'olde
Giorgis) nahm nun dii' Krone des Kafta-Königs, seinen Griuien Mantel.
sein Goldenes Schwert in Besitz. Er nahm diese Kleinodien nach Antcjtto
(Adis Ababa) mit. Jetzt, da die Habeschi Kalla genommen hatten, war
die alte Rede wahr geworden. Bis dahin hatten die Kaffitscho alle Kriegs-
heere besiegt, wenn die Habeschi nach Kafla kamen.
Ei-st als mehr als die Hälfte der Einwohner Kaffas getötet worden
war und als der Kaifa-König gefangen w ar und die Königskrone von Kaffa
mit den Goldenen Phallus verloren war, unterwarfen sich die Kaffitscho
der Übermacht der Habeschi. Nun machten alle Leute ihre Unterwerfung,
.h^fzt war de]- Habeschi-König der Kaffa-König.
Die Habeschi drangen gegen Westen bis in das Schewo-I.and (Land
der Sehe) vor. Die Schew o-Völker unterwarfen sich. Die Habeschi zogen
dann in das Schuro - Königreich (Königreich ]Madsche). Die Leute von
Schuro (Madsche) Hohen in die Wüste. Sie zogen nach Westen. So
nahmen die Habeschi das Kaffa-Königreich, Die Habeschi blieben Sieger.
Der gefangene König wurde nach Antcjtto mitgenommen. Tsehinito zog
mit dem Rascha (Ras- Wohle Giorgis) am achten Tage nach dem Kreuz-
Feste (Kreuzerhöhungs-?\\ste) oder am Sonntag der zweiten Woche des
neuen (kaflaischen) Jahres (am 24. Tage des Monats Maskarem des Jahres
Markos, des 1S90. Jahres der Amhara, d. h. am 3. Oktober 1897) aus Kafla
loit. Viele Habeschi zogen mit ihnen zusammen fort. Später war Tsehinito
in Ankober gefangen. Das Kafla-Land bekam der Rascha vom Amhara-
Könia: als Lehen. .So eroberten die Habeschi das Kalla-Königreich I"
ßiebcr: (ieschichte des IvaUaiseli-Ärliiopischeii Krieges. 31
Die äthiopische Herrschaft über Kaffa.
Nacli (lieser tji)erliofei-uiig begann der Kariaisch- Athiopisciic Krieg
nach dem Osterfeste odi r im ^lonat Mayahit des Jahres Mateos. des
1889. Jahres der Amhara, d. h. im ^lonat März 1897 und danerte bis zum
kalVaischen Neujahrsfeste oder liis in ilcn Monat Mn.'ikarcui iles Jahres
Markos, des 1890. Jahres der Amhara. d.h. I.is Oktoker 1897. Die Ge-
langennahme des Kaisers Gaki Schero tsc h o rrfolgfc^ am vierz(^hnten
Tage vor dem Neujahrsfeste, am Samstag di r ["iinfzigsten Woche des
katlaischen Jahres oder am 2. Tage des Monats Miskarem des Jahres
Marko.f, des 1890. Jahres der Amhara, d. h. am 11. September 1897. Der
Befehlshaber der Habeschi, der den Kaiser Gaki Scherots cho gefangen
nahm, der kaiserliche Fitanrari Adessyeh, nahm an dem Kaffaisch-Athio-
pischen Kriege mit Gefolgsleuten des Kaisers IMenilek untei' dem Befehle
lies Rri.s- Wolde Giorgis teil. Fltaurarl Adessyeh wwv ein großer Krieger,
er schlief nie in einem Zelti^ und kleidete sich stets \vie ein Kriegs-
knecht.
Die \'('rbringiuig des Kaisers Gaki Scherots cho nach seiner Ge-
fangennahme von Kafla nach dem Hoflager des Kaisers von Äthiopien,
d. h. nach Adis Ababa. zur VornahuK^ seinei- förmlichen Unter\V(M"fung
unter dem Kaiser ]Menilck in der Kaiserpfalz in Adis Aljaba. führte Bas
Wolde Giorgis selber durch. \'orher löste Ras- Wolde Giorgis das für den
Katfaisch-Athiopischeu Krieg aufgestellte Kriegsheer auf und behielt nur
seine eigenen Krieger in Kalla . Die entlassenen Krieger zogen dann mit
Kas Wolde Giorgis aus Kafta ab. Die vorläufige \'erwaltung des Landes
\\ ährend seiner Abwesenheit von Kaffa überti'ug lias Wolde Giorgis seinei-
Frau, der Wozcro Schumabyet. Am achten Tage nach dem Kreuz-
feste (Krenzerhöhungsfeste) oder am Sonntag der zweiten Woche des
neuen katlaischen Jahres oder am 24. Tage des !Monats MasJcarcm des
Jahres Markos, des 1890. Jahres der Amhara, d, h. am 3. Oktober 1897.
mußte Kaisei- Gaki Scherotscho mit dem Ras Wolde Giorgis als Ge-
fangener das Land Kaffa verlassen. Bei dieser Überführung war Kaiser
Gaki Scherotscho mit einer o m langen Silbernen Kette [birewt qöqanö)
an einen Wächter gefesselt, und zwai- so, daß die Kette mit ihrem einen
Knde um seinen Hals gelegt war und zum Nacken des Wächters führte,
dei- ihr anderes Ende um den Hals trug und (hin Kaiser Gaki Sche-
i'otscho voranzog. Kaiser Gaki Scherotscho ritt i)ei der lM)erführung
ein gutes Maultier und führte seine eigene Küche ndt sich. Seine Lii-b-
lingsfraii vvurih} von den Habeschi später aus Kalla weggefülirt. Die neun
Kinder des Kaisers Gaki Scherotscho nahnri Ras Wolde Giorgis eben-
falls mit sicli nach Adis Ababa. Kin Sohn des Kaisers starb. Die zwei
andeicii Söiuie nahm Ras W^olde (Jiorgis in sein Haus auf. sozusagen als
(ieiseln. Di(.' sechs Töciitcr des Kaisers v(M'iieii"itete AV/a \V()Me Gioriiis an
seine Lehensmänner.
Die förmliche Linverieibung des eroberten Kaiseri-eichs Kalla vollzog
Kaisei- Menilek von Äthiopien selber nach der ieierlichen Unterwerfung
'.\'2 liichcr: (irvctii.'lii.' des l\.itl'.ii>cli-.\iliiu|>iscli<*ii kricii.'.s.
ilc^ Kaisers ( i ,i k i Sc Im' lo l s c h «i iiiilii' sciin' < »Ipcilidlirit iliiicli die \\i-
Ifliuiiiiii- des /w/v Wdldr (iioii;is iiiif .liin l.,iiii|c K;i(V,i ,ils riirdiililirn.
Diese leierliclie l ' iilerw eiTiiii'; \vur(l<' von Kiiisei- ( i .1 k i Sc he IUI sc lid
.'Uli r.. Novemliei- |S!l7 in dei- Iv-iiserplal/ in Ailis Aliaiia in dir InrkruuMi-
lielieii Weise V()Il/()u;en. '/.\u- l iileiwcrrunn war Kaiser ( I a 1^ i Sc li e ro (sc li o
mit eini'in (IroLvii Manlehnclic mil orüner Hoi'de {t/rf/ii/x)) und dem ilim
nach seiner ( ierani;>iinaliiiii- \on l\i/\ \\'olde (üori^is i^csclieiikten Maiilel-
ivra^en ans si'liw ar/eiii Alias yl:uli(,) hekliidel. l)arliaii|)t. mil i\vv inii seinen
Hals iiel.'ij;len und imtoi- dem ."Mantelkragen geführten Silherneii Kette an
di'ii Hals s»'ines W'iichters Arai-n gefesselt. Anf dem Nacken img er
linen Stein.
S((l(ald Kaiser (iaki Sclierolscho am Irrsten 'j'ore Ai-v I\aiscrnfal/.
angelangt war. nnil,>te ei- dem Herkommen nach \ on seinem .Maultiere
steigen und sich /.iir Ij-de iii'igen. (ileichzeitig mußte ein Kämmei-ei'
{.\(/a/ari der .\mhaia) /n Kais(>r .Meniltd< gesendel werden, um ihm die
.\nkvinft dos gefangeneu I\aisers zu melden und iTn- di(\sen nin die iOr-
laubnis zum Kintritt in die Kaiserpfalz zu erbitten. Kaiser Menilek hatte
zur Entgegennalniu' der l'nterwerfiuig des Kaisers (raki Sclierotsclio
sein Thronbett an die Sehweüe seines AV^ohnhauses {El/in (1(M- Amhara)
stellen lassen und erwartete auf dem Thronltette sitzend, den Kaiser (iak i
Seherotscho. An der Tür des kaiserlichen AV'ohnhauses saßen dann,
inid zwar zui- Hechten des Kaisers Menilek dej' Ras Wolde (iiorgis, luid
zur Linken der Dfjft.s und spätere Kos Tessama. Am Ersten Tore dei-
Kaiserpfalz mußte Kaiser (laki Schfirotscho so lange zum Boden geneigt
\-erharren. bis ihm der zu Kaisei' M<'iiilek gesendete Kämmerer die Erlaubnis
brachte, sich zu erheben und in den Ersten Vorhcjf der Kaiserpfalz ein-
zutreten und ihn, zu Fuß. zu duichschreiten. Am Zweiten Tore der Kaiser-
pfalz, d. h. am Toie «les Zweiten Voihofes mußte sich Kaiser Gaki Sche-
rotscho wieder zur Erde neigen. Es mußte wieder der Kämmerer zu
Kaiser Menilek gesendet werden, um für den Kaiser G aki Scher ot seh o
die Erlaubnis zum Eintritt in den Zweiten \'orhof der Kaiser[)falz zu er-
bitten. Kaiser (iaki Scherotscho mußte so lange in seiner geneigten
Stellung verharren, bis ihm dei- Kämmerer wieder die Erlaubnis zum Auf-
stehen und Eintrill in den Zweiten Vorhof brachte. Am Dritten Tore der
Kaiserpfalz, d. li. am Tore des Dritten Vorhofes, mußte sich Kaiser Gaki
Scherotscho zum dritten INIale zui- Erde neigen, während abermals dei-
Kämmerer zu Kaiser Menilek gesendet werden mußt«-, um für den Kaiser
(iaki Scherotscho die Erlaubnis zum Erscheinen \ or dem Kaiser zu
ei-bitten. So zur Erde geneigt, mußte Kaiser Gaki Scherotscho warten.
I)is der zu Kaisr-r .Menilek gesendete Känmiei-er ihm die Erlaubnis brachte,
sich zu erheben und dem Kaiser Menilek selbej" zu nahen. Sobald Kaiser
Gaki Scherotscho den Dritten Vorhof der Kaiserpfalz durchschritten
und die Tür des kaiseilichen Wohnhauses ei-reicht hatte, mußte er sich
mit durch Diehr-n des .Mantelkragens entblößter Schulter und mit dem
Stein«' auf dem Nacken vor dem auf dem Thronbette sitzenden Kaisei-
Menilek zu Boden werfen und so lange in dii-ser Stellung verharren, bis
IJieb^r: (lescliiclite dos IvaUaisi-h-Athiopisclieu Krieges. 33
Kaiser Meiiilek das Gericht über ilm. als das dem Herkommen nach die
Unterwerfung gilt, gehalten hatte. Das Urteil, mit dem Kaiser Menilek
die Unterwerfung des Kaisers Gaki Scherutscho annahm, war die an
den Kaiser Gaki Scherotscho gerichtete Aufforderung, sich zu erheben
und den auf seinem Nacken lastenden Stein fortzuwerfen. Dann wurde
\on Ras AVolde Giorgis die von den Habeschi im Bado-Walde im Gau
Kaffa erbeutete Heilige Krone von Kaffa mit dem Goldenen Phallus dem
Kaiser Menilek übergeben und der Kaiser (iaki Scherotscho in seine
Behausung geleitet.
Die Habesclii nannten den nunmehr entthi'onten Kaiser Gaki Sche-
rotscho fortan Rasa Tschinitu.
Nach der Unterwerfung des G aki Scherotscho verhandelte Kaiser
Menilek mit dem ihm nunmehr zinspflichtigen und zur Gefolgschaft ver-
pflichteten Kaiser Gaki Scherotscho und mit Bas Wolde Giorgis über
die Angliedcrnng des Kaiserreichs Kaffa an das Reich Äthioj)ien. Nach
dem Vorschlage des Kaisers Menilek sollte der bisherige Kaiser von Kaffa
als X(<jv.s oder König von Kaffa durch den Kaiser von Äthiopien wieder
eingesetzt werden. Wie der König Ahba Dschiffar unter der Oberherrschaft
des Kaisers INIenilek als König {Moli der Oromo) selbständig über das
Königreich Dschimma Kaka herrschte und dem Kaiser von Äthiopien nur
zur Zinszahlung und Gefolgschaft und zur Leistung von Fronarbeiten ver-
pflichtet war, sollten Gaki Scherotscho und seine Nachfolger als Könige
tätn) von Kaffa unter dem Ras Wolde Giorgis oder dem jeweiligen Statt-
haller von Kaffa selbständig über das Land Kaffa herrschen und als Unter-
könige dem Kaiser von Äthiopien zur Zahlung eines Zinses, zur Gefolg-
schaft und zur Leistung von Fronarbeit verpflichtet sein. Kaiser Gaki
Scherotscho war mit diesem Königtum unter der Oberhoheit des Kaisers
von Äthio[)ien einverstanden. Ras Wolde Giorgis sprach jedoch dagegen.
Er befürchtete, daß die Kaffitscho bei einer Wiedereinsetzung des Kaisers
GakiScherotscho als König, unter der Führung des G a k i S c h e r o t s c h o
einen Aufstand gegen die Habeschi machen wih-den. Infolge des Ein-
spruches des Ras setzte Kaiser Menilek den Kaiser Gaki Scherotscho
ab und verleibte das somit eroberte Kaiserreich Kaffa als Kronland in das
Reich Äthiopien ein. Gleichzeitig verlieh er Kaffa ilem Ras Wolde Giorgis
als dem Eroberer des Landes zum Lehen.
Die Belehnung des Ras Wolde Giorgis nu"t dem Lande Kaffa erfolgte
in der herkömmlichen feierlichen Weise vor der Kaiserpfalz in Adis Ababa.
Zwischen zwei Fahnen in den äthiopischen Farben, Grün-Gelb-Rot, die von
je einem Sklaven des Kaisers gehalten wurden, wurde die Kriegspauke
{Neyarit der Amhara) des Kaisers INIenilek aufgestellt. Durch langsam
feierliche Schläge auf der Kriegspauke wurde das Volk versanunelt, das
sich mit entblößtem Haupte um di(; Kriegspauke scharte, bis aus dw
Kaiserpfalz der kaiserliche Herold nahte, der dem Volke die Begabung
des Ras Wolde Giorgis mit dem Lande Kaffa zu verkünden hatte. Beim
Eintritt des Herolds in den vom Volke um die Kriegspauke geschlossenen
Kreis entblößten sich alle Versammelten bis zum Gürtel. Gleichzeitig be-
:Mitt. «1. Srm. f. Orient. Spr.T'lu'M. l!l2-_>. II. \l,t. :i
o4 liii'lifi': (•esi'liii'lilr dv> l\;tllaiM'li-Allilii|ii.s(luii l\iiri)(<s.
ij.iiiii ili T llülcf il.i l\iiri;s[);mki' M'llicr diese riiil rasch einander l'olneiiden
Si'ldüijeii /ii scldanvii. Dlt Herold und sein Hc^K-itcr (raleii dann /.wischen
die l';dini-Ji. ein Zuruf u,t'I)i>t SliUe mid nun xt'rkünih'te di-r llerohl in lani;-
sanici- wiiihin schaüenthr Ivede (h'ii Willen d<'s Kaisers, daß das Land
KiilVa ticni luis A\'<il<l(' (üorj^is verliehen sei. Sobald ei' irieii(li;j;l liattr. \('i'-
neiglen sich alle N'ei'sannncUen /nm Zeichen t\<y I"ri;el)iini^ in den Willen des
Kaisers.
Ivai^ei- (!aki S c li eco ts c h o wiirdi' nach i.\r\- Belehnniiif (h'S l\'f/s
Wohle Gioriris mit Kalla nach (l<-r Sladt Ankol)er im Lande Sehoa ifefiihrl
nnd di-m kaiserlidien Asi/,' oder i lanshofmeister \\'olde Tadik als (ie-
langener iihergebeii. Mit den von AV/.v Wohle (iiori;is erbi'Uteten K'ejciis-
klcinodiiM» von KalTa. der Ileiliijen Köiiigskroin' von Kail'a mit dem (ioldenen
riiallns. den /ngehörigen Silbernen Ohi'gohängen. dem (ioldenen Sehweite
und dem (irünen ^Mantel des Kaisers von KafFa bescheidite Ivaiser Meidlek
seinen Bidirodrf oth-r Staatsrat Allred llg.
Duich die ("eie ]ich(> rnterwerlnng des Kaisers (i ak i Sc he im) tsc h o
\()r dem Kaisei- Menilek von Äthiopien und seine Abs<!tznng und GeCangen-
haltung in Ankobei-, dui-ch die Belehinmg des l^os Wohle (liorgis nn't dem
eroberten Lande Kaffa als Thronh.dien mid dnich di(; Beseitigung der den
Kaffitscho als Hort der rnabhängigkeit des Kaiserreichs Kafla hisiligen
Königskrone von Kalla mit dem (Joldenen Pjiallus war di<i Auflichtung
der Oberherrschaft des Kaisers Mi'iiilek über Kalla imd <lie Kaffitsclio
rechtlich vollzogen.
Im Dezember 1897, nach seiner Belehniing mit Katla als Thronlehen,
begab sich ßo-s Wohle Giorgis wieder nach Kaffa und übernahm endgültig die
Oberherrschaft in Kaffa als Statthalter des Kaisers von Äthiopien. Er verlegte
sein Hoflager von der Stadt Kossa in Innarea oder Limmu und \o\\ der
Pfalz Dotscha in Dauro bleibend nach Kaffa und erbaute sich in der zei--
störten Kaiserpfalz zu Anderatscha sogleich eine neue Pfalz, die er Halli Gcnnet
nannte. Das Land Kalla nahm Bas Wolde Giorgis selber in Verwaltung. Kr
richtete die äthiopische Oberhen schaff in Kaffa in der Weise auf, daß er jedem
kaffaiscben Amtsverwaher einen Habeschi, d. h. einen seiner Gefolgsleute, als
Kronvogt (Ya Orcda Meslcm/ch) beiordnete. Die kallaischen Amtsverwalter be-
stätigte der Ka.^ Wolde Giorgis teils in ihren Winden, teils ernannte er neue
Beamte. Er teilte das nicht als Erblehen im Besitze der Kaffitscho befindliche
Land als Hinterlehen {Melkanya) auf und begabte mit diesen Hinterlehen
seine Gefolgsleute als die Eroberer des Landes inid teilte gleichzeitig die
Kaffitscho selber durch das von ihm eingesetzte Siebengericht {Snixif
Dmrtjd) als Hörige (Gahhar) an die Inhaber dieser Hinterlehen auf. Die
Ländei- dei- Sehe, das Land Madsche und die im Jahre 1898 \'on ihm als
Statthalter von Kafla unter Mitwirkung des Kaiserlich Russischen Gai-de-
hauptnmnns A. K. Bulato w itseh eroberten Negerländer {Sankala Aghor
der Amhara) zwischen Kaffa selber und dem Rudolf-See, die im Jaln-e 1898,
nach der am 26. jNlärz 1898 von Uas Wolde Giorgis vollzogenen Hissung
der äthiopischen Flagge am Rudolf-See, nnd zwar an der Mündung des
Omo-Stromes in den Rudolf-See, mit Kaffa vereinigt wurden, verlieh Ras
IJieber: (beschichte des Kallaisch-Athiojiisclieu Krieges. '.).)
Wolde Giorgis a's Thronlehen [ßalckanijf't der Ainhara) an sechs seiner
Heerlührer und Gefolgsleute zur Verwaltung.
So hörte das Kaiserreich Kafta tatsächlieh und endgültig zu bestehen
aul" und Gaki Sclu-rotsoh o wai- als der neunzcinite Koni«;- der letzte
König und Kaiser von KatVa.
Außerhalb Äthiopiens ging das Ende des fast sechs .lalnhunderte
alten Kaiserfeichs Kaft'a, von dessen Bestehen eben nur etliche Geographen
und Sprachtbrscher üiierhaupt w ußten. nahezu unbeachtet vorbei. Nur eine
Tageszeitung, «TjC Temps'^ in Paris, brachte in einei' Plauderei ihres in
Adis Ababa seßhaften ]Mitaibeiters C. INIoudon- Vid ailhet ^ einige jNIit-
teihingen über die Unterwerfung von KatFa und seines Königs. Ein
italienischer Bericht ergänzte diese Mitteilungen'-. Eine eingehende Schil-
derung der Eroberung von Kafta und der Länder der Sehe und des
Gebiets am Rudolf-See enthält der Reisebericht des Russen A. K. Bulato-
witsch''. Die Unterwerfung des Kaisers von Katfa schildert auch der
Franzose Hugues Le Roux * in seinem Berichte über eine Reise nach
Schoa. Dieser Bericht, der auch die farbige Wiedergabe eines von dem
iranzösischen Maler Paul Büffet geschaffenen Bildes des Kaisers Gaki
Scherotscho enthä.lt, erzählt, wie Kaiser ]Menilek trotz des Haßgeschreies
der Habeschi dem entthronten Kaiser in Ruhe und Würde Gerechtigkeit
widerfahren ließ. Den Einzug des Gaki Scherotscho beschieibt auch der
Amerikaner Robert Skinner''. Im Jahre 1901 erschien die erste deutsche
Veröffentlichung'' über die Eroberung Kaffas. Nach Moudons Bericht be-
schreibt sie auch der Franzose L.-J. Morie' und nach meinen Angaben
über dieselbe der Schweizer Professor Dr. C. Keller\ Angaben über den
Kaffaisch-Äthiopischen Krieg, über die ihm vorausgegangenen Kämpfe und
die Eroberung des Landes Seheqo der Sehe durch Uns Tessama enthält
^ »Ku Ethiopie«, Le Te/nps vom 28. Oktober 1897, S. 1.
^ »GH italiani iiel Cafla", Bollettino della Societa Africana d'Italia, Anno
XVb Fase. VI, November-Dezember 1897, Neapel 1897, .S. 181.
' A.K.Bulatowitseh. S Weiskami Menelika II usw. (mit dem Heere Menelik II..
Tagebüeli der Reise ^on Äthiopien zum Kndolf-See). St. Petersburg liHX^. S. ö\
bis 62.
' Hugues Le Hou\. Mendik et Xons usw.. Paris o. .T. (l'.M)2). Blarr21.'> und
S. 217.
■' Abvssinia of i'o-day. An Account ot the lirst Mission sein by thc American
(jovernment to the Court of the King of Kings (1903 lPO-1). l)y Robert P. Skinner
usw., London 19Ut;, S. 141 und 142.
•' Aitjöpija, Eine afrikanisclie Großmacht und ibr Werden, von Friedrich
.1. Bieber, Separatabdruck aus Mitteihmgen der Geographischen Gesellschaft in Wien,
r.d. XLIV, Heft 11 und 12, Wien 1901, S. 807 und 308.
" I.es Civilisations Africaines, Histoirc de l'Ethiopic (Xubie et Abyssinie),
Depuis les tomps Ics plus reculcs jusqu'ä nos jours, Par L.-J. Moric, Tom IL —
L'Abyssinie (Etiiiopie Moderne) avec luie appcndice diplomatique, Paris 1904. S. 449.
^ Die j)olitische und wirtschaftliciie Entwicklung Abessiniens, von Professor
Dl'. C. Keller. Der Orient, herausgegeben \on Hugo Grothe usw.. IV. Heft. Halle a.S.
190(;, S. 9.
.3*
ot) r. ii'liri': (lescliiflili' drs ls.ittV;nsi'h- Ailiiopisclit>n Kriesjcs.
scIilii'LMii-li (Um- Horiclit dos l'raiv/.oson Charles .Miclicl ' üIht den külineii
/iiaj lies M ,1 ii| 11 i s (' li ris t i;i II de IjohoIi a m p \(iii Dseliilmii nach
l'asehoda.
Unter iler X'eiw altiiii^; d(>s J\'ns Wolde (leoriiis nalim das veiu iislete
lind entvölkerte Land, ilessen Hewolinei- /ur Hallte iietütet vvoidcii waren
oder in Seliaien mit ihren Frauen niul Kindiiii nnd ihrem \'i<'li in die
WiUlnissi' im Westen Kallas i^rllolicii waicn. iiald w ii'drr f\\\,- rricdiichi'
IjiIw ieklnni;.
/iV/.v Wohle (Irorgis rrsehlolS das iVnehlliare W'ahlland dir HcsicdUnii;
iiulein IT ( >ronio aus Liinmn und Oiueto aus i\onta als Bauern in den
\ cilassenen Losen und Landgütern aiisässif>- machte. Kr i^i'ündete iieui'
Stallte, so Seharada am SeliuscIia-( ieiiirge, er legte Pflanzungen an, ordneti'
das Linsen des in den Wäldern wild \\aehsenden Kafl'ees — dessen rrheimat
Kafla ist. das ihm. dem KaHaischen Bohnenbaum oder Katiahaum, den
Namen gegeben hat — und eischloß Kaüa dem Gi-oßhandel. Wohl erreichten
die Kaffitscho seiher nicht wieder den alten Wohlstand, aber für die
Habeschi wurde Katla eine (4)uelle des Reichtums, in der Tat «-in Land
V()ll Milch und Honig. Häute, Klephantenzähne, Zibeth, Vieli, Honig,
\\'aehs. Fedei'harz — d(!ssen Kntdeckung in KaA'a mein Verdienst ist —
lind KatVee vor allem wurden teils über Adis Ababa und Dschibuti nach
Kuropa, teils über die Anglo-Agyptisch-Athiopische Handelsniederlassung
Gambela am Baro-Strome auf dem Sobat-Strome nnd (h'ni ^Veißen Nile
auf eigenen Dampfern nach dem Sudan und nach Agjjjten ausgeführt.
Fast der ganze Verbrauch des Anglo-Ägvptischen Sudan und Ägyptens an
Kaffee wird aus Kafla bezogen!
Im September 1905 verlieh Kaiser Menilek seinem Fnkel, dem
amharischen L?j oder Junker Manu mit dem Thi'onnamen Jahasu ( )V//?//a7/)
oder Josua den Titel »Negv^s vonKaffa". Fi- wollte ihm auch Kafia selber
als Statthalterschaft verleihen, sozusagen als Vorstufe für die zukünftige
Herrschaft des Jahasu über .'UhiopiiMi und um die Absichten der 7?r/.v auf
die Kaiserschaft nach dem Tode Menileks zu durchkreuzen -.
Im Oktober 1905 wurde Gaki Scherotscho auf Vorste. hing des
W^olde Tadik. der sich zur Überwachung der Staatsgefangenen in Ankober
zu alt fühlte, aus Ankober entlassen und dem Statthalter und erblichen
Fürsten der Oromo von Wolle oder der Wollo-Galla, dem AV/,y Mikael,
übergeben, der ihm Debra Sait oder Dessi, seine Pfalz und Hauptstadt, als
Zwangswohnsitz anwies. In Debra Sait hauste Gaki Scherotscho, der
einst unsichtbare Kaiser-Gott von Kafl'a, der auf einem Thi'one aus purem
Golde gesessen war, bei einem Unterbefehlshaber des Bas Mikael, der ihn
in Verwahrung zu halten hatte. Er besaß nur zwei Sklaven und lebte
elend und kümmerlieh dahin. Oft erbat er von dem in Debra Sait als
Telephonist beamteten Italiener einige Geldmünzen oder ein wenig Zucker,
' Michel, Mission de Bonchairips, Vers F.ischoda usw.. S. 147, 228. 205.
40 L 411, 432 fr., 442 und 458.
- Capitaiio I-]. A. DAlbertis, l'na Gita all' Harrai-, Mailand 1000. S. 11 4 und 1 1 5.
Riohcr: (ieschiclite des KnlV;\isch-Allii()]ii.srli('ii Krieges. 0/
di'i" ihm sein Lehen versüßte, nnd dnnn und wann durfte er an einem
(rastmalile des AV/.s Miknel teiin<^hmen. nlier nur als allein und aligesondert
sitzender' Gast'.
Zu Anfang des .lalires 1909 brach, während des alljährlichen Auf-
enthaltes des /\V/.v Wulde ( iiorgis in Adis Ababa zur Aufwartung vor Kaiser
Menilek. in Kaffa ein Aufstand gegen die Habeschi aus. Infolge der Un-
ruhen begab sich Ä(7.v"\\olde Giorgis am 28. Mai 1909 mit seinen Kiiegein nacli
Katta und gleichzeitig wurde Gaki Scherotscho von Debra Sait nach
dem Staatsgefängnis auf dem Berge Amba Gesehen im Lande Amhara ge-
bracht und wieder als Gefangener festgesetzt. Lr war wohl mit einer,
ihm von den Kaffitscho an Stelle der seiner nicht würdigen eisernen Ketten
gewidmeten goldenen Kette gefesselt, wurde aber sonst mit den ihm zu-
stehenden Ehren behandelt.
Dieser Wechsel war eine Folge der Thronfolgewirren in Adis Ababa.
Im Jahre 1910 verließ Ra.<! Wolde Giorgis Kaffa und die Kaffitscho be-
kamen nach vierzehn Jahren erfolgreicher Verwaltung einen neuen Ober-
herrn. Seit 1908 an pi'ogressiver Paralyse ei-krankt und halb gelähmt,
hatte Kaiser Menilek — dessen einziger vSohn im Alter von zwölf Jahren
gestorben war — am 30. September 1909 seinen vierzehnjährigen Enkel
Manu oder Jahasu durch öffentlichen Ausruf feierlich zum Atyeh oder Kaiser
Jahasu von Äthiopien eingesetzt. Jaiiasu war im Jahre 1895 als Sohn des
Ro.<t und späteren yrf/its oder König Mikael, des Fürsten der ()romo von
Wollo oder der Wollo-Galla. und dei- Tochter Schoareka des Ka'sers
Menilek geboren und bis dahin unter der Aufsicht des kaiserlichen Asaj
oder Haushofmeisters Wolde Tadik in der Bergfestung Ankobei- in Schoa
erzogen worden. Am 15. jNIai 1909 wurde er mit der zehnjährigen
amharischen Wozero oder Prinzessin Romana, einer- Tochter des Ras
Mangascha und Enkelin des Kaisers Johannös IV. von Äthiopien, \ei'-
heii-atet. Am 30. Oktober 1909 ließ dann Kaiser Menilek in der Thron-
halle der Kaiserpfalz in Adis Ababa durch den Siegelbewahrer Afa Work
den Ahuna oder Patriarchen von Äthiopien Matteos, der jeden, der dem
kaiserliche n AVillen zuwiderhandelte, mit dem Bannfluch belegte, und den
amharischen lAgaba Wolde Gabriel als kaiserlichem Herold seinen letzten
Willen verkünden und Jahasu als seinen Sohn erklären und dem Volke
dies nachher öffentlich kundmachen. Diese Ordiuing der Thronfolge führ-te
zu einer von den Parteigängern der, am 12. Jänner 1918 verstorbenen, Frau
des Kaisei's Menilek, der Iteyych oder Kaiserin Tahitu ausgeherrden Re-
volution in Habesch und zu Unirihen in Adis Ababa, die vom 28, jNIai bis
7. Juni 1910 dauerten. Der Aufstand wur-de von den von Kaiser Menilek
eingesetzten Machthaberri nieder-geworfen und die Aufrührei- gefangen-
gesetzt. Als verläßlichem Parteigänger der tatsächlichen Machthaber- irr
Adis Ababa wurde Ra.s Wohle Giorgis von dem Regenterr Ras Tessama
von der Statthalter-Schaft über Kaffa enthoben. Nicht nur- das Lehen Kaffa.
' Carlo Anriaratoru!, Capitano Medico, In Abissiiiia. i;oii Pi-efazioiie dell' im.
Ferdinande Mar-tini. K'oin 1914. S. 131 iiiul 132.
.>S r.irl)or: ( icsclurl\U' ilc» l\iiir;ii>,cli-.\tl)ii)|iisclnMi 1\ ricücs.
^iiiidfrii ;i\irli die l.rlu n l.iiiinin mli-r I lui.ii c;!. Kiiiil;i. D.iiiii), K iii.scli;i. 'I'siirji
iMiil (lii- \'i'i;t'i-|;iiHlir ;iiii Iviidolf-Scr llilcii liriiii. Dafüi' wurde /u/.v
W oldi' (iior^M'is mit ilrn l.iiiidrni Aiiili;ir;i. Ilciiciiicdcr, Sniiii'n und drr
Stadi (itiiid;ii- in Ilaltocii licleliiil und ii;dim. von den ILilicscIii iortaii
.\i(/ii.\- oder Köinn i;fiiannt. sein 1 IoI'I.il;'!' in di'r ijnsti^rn Kaiscr.stadl
( iuiidar.
Kalla alii T wind«' iiniiiillflliarcs Kroidaiul des Kaisers .laliasii. Ks
\\ iiitle \<tii dein am ll.A|iril ÜMI \ crsturlx'iu'ri lu/s 'IVssama im |]iii\i'i'-
iK'lmn'ii mit Ivaisrr .laiiasii und dem talsäcldieli die \'<m\\ altiiiii; Allnopirns
CülirendL'u Hate der Alten mit den im Osten an das Lehen Kalla ^i(Mi/.enden
hellen des kaiserlieluMi Dijns Lanni nnd des kaiseilielien Dcjns Binii nnd
dein siidlielien Teile des \'(in dem \ olke dei- .himma licwolmten Lande
.lamma oder Dseliindsehero zu einem neuen Lehen vereiiugt. Dies{^s nene.
;:röi.vM-e Lehen Kafl'a wurde im ^lai IIMU als Neulelien dem l)rja,s IJirru,
einem Neflen des verstorbenen Statthalters v(jn Jlarar. AV/.v MaUonnen. wr-
liehen. Kalla nahm J)fja,s Biri'u selber in \'ei\valtunf;. ]\lit den Ländern
Konla. Danro und dem ihm verliehenen Teile von .lamma sowie mit dem
zwischen dem Lehen Kaffa und seinem bisherigen Lehen gelegenen Lehen
des Drja.t Lamu. eines im Mai 1910 verstorbenen Bruders des liasWiAdf
Gi(H-gis. belehnte Dojas Birru seinen Ihjas Wohle Katama.
Mit der Absetzung des Uas Wohle Giorgis änderten sich die seit 1897
in Kafla herrschenden Verhältnisse. Im Gegensätze zu Bas Wohle Giorgis.
dei-. als einer der aufgeklärtesten Fürsten Äthiopiens und an sich gutmütig;
durch eine milde Verwaltung und Förderung der wirtschaftlichen Wohl-
lalirt die Kaffitscho mit der amharischen Fremdherrschaft mehr oder weniger
versöhnt hatte, sah Dojas Birru, als echter Habeschi, in dem untei-Jochten
Volke nur die Hörigen, die ihm Zins und Fron zu leisten hatten. Lr
starb übrigens schon im März 1911 an Schwindsucht.
Nach dem Tode des De/cv Birru wurde das vergrößerte Lehen Katla
wieder in zwei kleinere Thronlehen geteilt. Mit dem Lande Kaffa selber
belehnte Kaisei- Jahasii im Juni 1911 den kaiserlichen Dojas Lul Saggad,
den er gleichzeitig zum Ras Biäwodot oder Fürst-Staatsrat erhob. Mit dem
kleineren Reste des vergrößerten Lehens Kalla wurde der kaiserliche Dojn.^
Katama begabt.
Schon vor der Kinsetzung des neuen Ras Bidwodot in die Statthaltei--
schaft übe!' Kaffa hatte Kaiser Jahasii. in dem Besti-eben. sich mit den
früheren angestammten Landesfürslen der den Habeschi unterworfenen
Völker zu versöhnen und sie fiu" seine Kaiserschaft zu gewinnen, aucli
Gaki Scherotscho freigelassen. Nacli dem in dcrNaeht des28. Oktober 1910
erfolgten, aber bis Ende Dezembci- 1913 geheimgelialtenen Tode des Kaisers
Menilek nnd der noch in der gleichen Nacht von dem kaiserlichen Fitavrarl
Afte Giorgis mit 3000 Söldnern — die nicht wußten, wen oder was sie
trugen — durchgeführten Übertragung des toten Menilek nach Debra
Libanos und seiner heimlichen Bestattung, hatte Kaiser Jahasu dem Gaki
Scherotscho Adis Ababa als Wohnsitz angewiesen, mit dem Verbote,
nicht nach Kaffa zu reisen. (Jaki Scherotscho lebte seither frei in
üieljcr: ( ieM'liiclitc dos I\.art'aiscli-Alliiü|iisclieii Ivi-iegcs. oi)
Adis At)abn. Im .lahre 1919 starb er. ohne Katla wieder gesehen zu haben.
Sein Solin IJasabo. der nunmehrige Alteste der .Si])pe Aliudscho, gilt d<Mi
Kaffitscho seither als sein Nachfolger und Erbe als König {(ätö) von Kaffa.
Basabo hatte im Jahre 1920 seinen \Vohnsitz in Kafla. Er ist, wie die
Könige von Dauro und Konta, als Vasse der Kaiserin vchi .\thio])ien mit
königlichen \'()i'recht(Mi l>egabt, übt Jedoch keinerlei Herrschergewalt aus.
Die Statthalterschaft des Ras Bichrodct Lul Saggad über Kaffa dauerte
fünf Jahre. Die Unzufriedenheit der Ilabeschl mit den Bestrebungen des
Kaisers Jaliasu, die den Habeschi unter Kaiser INIenilek unterworfenen
Völker, die Kaffitscho, die Oronio oder Galla, die nuisLiminischen Sonial
imd Harari politiscli an sich zu binden, hatten im September 1916 zu einei-
Revolution des sich in seinem Rechte der ()I)erherr.^chaft bedroht fühlenden
Amharatums geführt. Die Habesclii. die in .iahasu nicht den Erben Menileks,
sondern nur den Sohn des Ras oder \ff/i/.s Mikael sahen, eines Galla, der
wohl Christ gewoi'den, aber doch unter seinem alten Namen Är/.v AU und
als früherer INIuslimin innerlich dem Amharatum fremd geblieben wa,r,
hatten sich gegen seinen hnmer enger werdenden Anschluß an die nnisli-
minischen Völkerschaften im Südosten ei'hoben. Während Kaiser Jahasu
n)it seinem (rünstling, dem Syrier II. Ydlibi, bei dem berüchtigten Harari
Abdullah Sadik imd Pahwa Eft'endi in Harar geweilt hatte, hatte eine in
Adis Aliaba in der Kaiserpfalz zusammengetretene Versammlung der Fürsten
und Ältesten im September 1916 mit Zustimmung des Fifaurari Afte Giorgis
und des Ra.s oder Neyus Wolde Giorgis die Absetzung des Kaisers .Iahasu
ausgesprochen. An seine Stelle hatten am 30. Se[>tember die zur Kaiser-
wahl Versammelten die Vro:cro Zaiiditn oder Zeoditu, die zweite, etwa
vierzig Jahre alte Tochter des Kaisers iVIenilek /.in- Ifcf/ijch oder Kaiserin
von Äthiopien erhoben und den Drja-s Tafari, d<ii zweiten Sohn des ver-
storbenen Ras 3Iakonnen, zum Thronerben, Ras mid Reichsverweser be-
stimmt. Ein Manifest hatte den Völkern Äthiopiens diesen Thronwechsel
kundgemacht. Unter der Beschuldigiuig, daß Jahasu die Aluslimin begünstigt
habe und ein I'eind des Christentums sei, hatte dann der Abitna Matteos
am 29. September das \'olk in einer Botsehaft von tlem im Jahre 1909 fih*
.faiiasu gel(Msteten Treueid entbunden luid Jeden, der sich der neuen
Herrschei'in widersetze, mit dem Kirchenbann belegt.
Der entthronte Kaiser .Iahasu, der in Harar festgehalten worden war,
ließ am 9. Oktober 1916 von seinen Gefolgsleuten die Stadt Direh Daua
an der Eisenbahnlinie Dschibuti-Adis Ababa besetzen, die Eisenbahn selbei-
unterbrechen und i-ückte dann bis Messo am Fuße des Assabot-Berges v«)r.
Bei Alesso kam es am 11. Oktober zu einer Schlacht zwischen seinen Ge-
treuen und einem von (h'r neuen Kaiserin ihm ent";(!"cnarestellten Heere.
CT O O
Die Kaiserlichen versprengten in diesei- Schlacht die Krieger des .Iahasu,
dei- in das Gebiet srines \'aters. des Ar//it\ Mikael. lloh. Am Nachmittag
des 17. Oktober besetzte JScyus Mikad mit seinem Heere, das rund
100 000 Krieger, und zwar vornehndich Oromo, zählte, die Bergfestung
Ankobei-. Die Kaiserlichen besetzten am 23. Oktobei-. nach dem Siegt; liei
.Messo, die Städte Harar tmd Direh Daua und zogen ein Heer bei Ankober
4(1 r.iclior: (iocliirliio ilivs R.ilViiiscIi- Ailiiui>i,scli(>ii Ki'iot,'(\s.
/usamiiiiii. In (Ut Niilic von Aiikolicr k.ini es /.imi ersten Rnniplr. Die
Krieger cKt Kaiserin, etwa .')0(HI Mann. \\ iii'den geschlagen nnd ihr Ffilircr,
der Slatthaller xoii Kalla l\i/s lildinxht Lnl Saggad. getötel. Arn 27. Oklobei-
kam es al>ei' /wischen .\nk(il)ei- nnd Adis .Miaba. nni" f)!) km von drv llaii|)(-
siadt, zur lOntscheidnngssciilachl /wischen (hni gegen Adis Al)al)a \()r-
nickendeii Heere* (h's .\n//is Mikael niul dem lloero der Kaiserin Zaudilii.
die am ."). Novendn r not dem endgültigen Siege der Kaiserlichen, (h-i-
Habesehi. nnd der (Jetangermalime des ^\((iii.\ Mikael sehlol.v Am li.l'e-
liruar IUI 7 konnte sieii die mne Kaiserin imler gi'oßem (ieprängc; zur
ersten l\aiserin von Äthiopien kriinen lassen. Aber sehon iiaeli \v(Mn*gcn
W'ociien gab die beseheidene Frau, dii' Ja nur das Andeidien ihres großen
X'aters dem ^'olke lein erhalten wollte. (h"e Ausübung der (obersten CJewalt
an den Tin-onfolgei- /w/.v lai'ari aii.
Dieser Sieg des .Xmlinratunis bedeutele für Kalla die Forldauer der alten
(iewalt. P^r verniciitetc vorläuiig die unter Kaiser .lahasu lebendig gewonhüie
IlotVnung der Kaffitseho auf die ^\'iederhel•steIlung des Königtums von KafTa.
Naeh dem Tode des lias liiilirixlrt Lul Saggad am 23. Oktober 191() wurde
das Land KafVa wieder mit den Ländern Konta und Dauro zu einem 'Fhron-
lehen ven^nigt und neu verlieiien. Die am 27. September 191 G nach der
.\bsetzung des Kaisers .lahasu oder Lij Jaliasu von den Schoanern als
Ifc<fi/rli oder Kaisei-in verkündete Wozcro Zeoditu. die eine Tochter des
Kaisers Meniiek luid dei- Wozero Batana ist. gegabt mit diesem neuen Thron-
lehen KatVa den J)ij Asmoc Katama. im Jahre 191!) \vurde dem J)(j Asnwr
Katama infolge eines (rrenzstreites mit dei- Sudan-Kegieruu"; Kaffa wieder
abgenommen und das 'rhronleht'n Kafla selber in kleine Thronlehen oder
Trommellehen [Salckam/cl der Amhara) geteilt. Diese Trommellehen win'deii
an verschiedene kaisei-liche Sakka oder Oberste {Saleka. eigentlich ,S/A Akka,
wörtlich »Tausend-Vorsteher« oder »Tausend-Führer«, auch Sambal oder Sih
Ambal) verteilt. Mit Katta selber wurde der Dcj Asmac Heilu Mariam, ein
Enkel des Ras AVolde Giorgis begabt. Das an das Land Aladschc grenzende
Land, das früher zu dem Thronlehen Katla gehörte, wurde gleichzeitig dem
Titaurari Desta Birru verliehen, einem Nefien des im Jahre 1909 als Statt-
halter von Harar veistorbenen ßr/v Makonnen, des Vaters des am 27. Sep-
tember 191 G als Thronerben und Reichsvervveser verkündeten Uas Tafari.
Die anderen, bis dahin zu dem Thronlehen Kalla gehörigen Grenzgebiete
wurden dem Fitaurari 1'aje. einem mit dem verstorbenen Kaisei- Alenilek
verwandten Thronanwärter zum Lehen gegeben. Alit der Verwaltung des
Dej Asmac Katan)a war(Mi die Kaffitscho sehr zufrieden gewesen. Untei'
seiner Anleitung' wurdrn viele neue Kalifeepilanzungen angelegt und Mais-
felder bebaut.
Ist auch diM- neu«- Kaiser \\'olde (leorms stark "lenuji, das von
Kaiser Meniiek geschaftVne neue Äthiopien einig^.u erhalten, so droht doch
früher oder später eine Abtieninmg des kusehitischen Kafla von dem
Äthiopien der semitischen Amhara, die freilich ihre Ursachen in der Ent-
wicklung der Herrschaftsverhältnisse und der Weltwirtschaft in Afrika
haben wird. Der Engländer AVilliam Houghton, der es übrigens als
Uieliri-: ( ic'M'liii-liic di-'s I\;iir;iiscli-Allii()piscli(.'ii Krieges. 41
zweilellos bezeichnet, daß in Kali'a ühciall und in Menge Gold vorkonimi.
spricht davon, daß es das Ende von KatT'a sein wird, mit dem Lande am
Rudolf-See und Bije Oromo oder Gnllaland ;m Crilisch-Zentralatrika nnd
Uganda angeschlossen zu werdend Schon vor 1914 hatten die Engländer
in der Tat im Hochlande von Kaffa Fuß gefaßt. Von der Anglo-Ägyptischen-
Athiopischen Handelsniederlassung oder dem «Trading PoM» Gambela am
Baro-Strome aus, die am AVestrande des Hochlandes von Kaffa liegt, ge-
winnt die Sudan-Regierung Eintluß in Kaffa und bei den Oromo. Wird
doch amtlich das äthiopische Gambela selber schon als eine Jlmim'ia der
Provinz JJpper-yUe des Anglo-.\gyptischen Sudan bezeichnet. Die Sudan-
Regierung hat einen ständigen Dampferverkehr von Chartum nach Gambela
eingerichtet, sie ließ nach dem H;indelsplatz Goreh in Illu eine Straße
bauen und über den sogenannten Kleinen Baro eine Stahlhängebrüeke
ziehen. >Sie begünstigt den Handel Gambelas mit Goreh inid dem Hintei'-
lande, vor allem mit Kaffa, durch ZoUuachlässe und besondere Frachtsätze.
Fernsprecherlinien verbinden Gambela mit Goreh, Adis Ababa und Scharada
in Kaffa. Die Sudan-Hegierung hat in Gambela, das der Stapeljjlatz iVn-
alles Land im Westen des Didessa-Stromes, d. h. für das ganze Hochland
von Kaffa geworden ist, ein Lagerhaus gebaut und die ägj'ptische »Z>V/y//-
of A/ji/.s.si//ia" hat in Gambela eine Vertretung. Seit 1910 hat in Gambela
ein britischer Konsul für VVestabessinien — seit 1911 C. H. Walker ■ —
seinen Amtssitz, ebenso ein britischer Zolleinnehmei% und. 1912 wurde eine
Orh/, d.h. n"2 Mann, Sudaner als Besatzung nach Gambela gelegt. Dei-
Handelswert der über Gambela verfrachteten Waren stieg von 1 070 282 Kronen
im Jahre 1910 auf 1829625 Kronen im Jahre 1912. Die Ausfuhr von
Erzeugnissen des Hochlandes von Kalfa, vornehmlich Kaffee, nach dem
Sudan hatte im Jahre 1912 zusammen 944573 Kronen Wert, die Aus-
fuhr des Sudan nach dem Hochlande von Kaffa 836261 Kronen AVert.
Kaffa ist damit zum wirtschaftlichen Hinterland des Anglo-Ägyptischen Sudan
geworden. Nicht geringer ist der politische Einfluß der britischen Sudan-
Regierung im Hochlande von Kaffa. So ist sie der Schutzherr über das
kleine, von .Adis Ababa unabhängige Land des Bura.ju. eines von den
Habeschi zum amharischen Fitaurari erhobenen Oromo, das im AVesten des
Birbir-Flusses liegt, und zahlt diQSQra. Fitaurari ein Gehalt. Nicht viel geringer
ist der Einfluß der Briten vom Süden, von Ibea oder Biitisch-Ostafrika aus,
in das Hochland von Kaffa, in das sie von dem Hafen Kismayu über
Bardei'a am Juba-Strom nach Moyale an der Südgrenze Äthiopiens und von
Nairobi, der Hauptstadt Ibeas, aus über Marsabit nach ^loyale neue
Handelswege geschaffen haben. Der Wert der Ausfuhr von Kalfa luid
Athiojjien nach Ibea betrug im Jahre 1911 schon rund 400 000 Kronen,
der Wert der Einfuhr rund 160 000 Kronen!
Seit dem Jahre 192J wurde für Kaffa als Königlich Britisches Konsulat
für Süd-Abessinien mit dem Sitze im Lande Madsche eine amtliche A'ertrctun2;
' A\ \-. G. 15. Peiuie usw., Per L'ltalia AfriivTiiu. Studio (.ritico cuii prcfazione
fiel Prof Aehille Loria. Rom 1906. S. 434.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1922. II. .Vljt.
^'2 li'u'bt'r: lii'M'liiclitc dos l\,Mir;iiMli-.\lliiu|iis(|icii l^iir^rs.
lies Küiii>>s iK's W'rciiiiütrii KruiiLiicicIiCN xori ( iroßbi'i'aiuiicii und Irliiinl iiiul
ilci' Hiitisclicii ( litM'sci'isflii'ii l,;iiiilf niul I"v;nsii-s \uii Iiulicii crriclilct. Im
.l;ilirc lii'Jl \v;if (1»m- ln-ili>-i-li(» .M;ijiii- I".. 15. U. Il.nwkiiis zu Sciin'i- (luitisclicn)
Majo>tiit Konsul in K;iir;i bcstcUl und nut drr Walirncluiuinjr dei- hritisclien
Interess-t'u in K.ill'.i licti-iut. Kr \\;if wie dci' lümsid lüf West- Ahrssinicu in
(tnnibela. Kitnsid ('. 11. W.ilki'i', der /.weile Konsul liir \Vest-.\l)essinien
in (uireh. (1(M- Konsul l'iii- Nordwest-.Vhessinion in (iondar. l'.l'Jl Konsul
A. 1). llunie. Ue.iintiM- der W'rwaltuni;- i\vs Anglo-Agyptisclien Sudan, deren
Anijelegenbeiten in KatVa. wie im Lande lllu und in (londai'. in ei'ster Ueihe
in Beti'ucht kitnimen. Der Uriliselie Konsul in Kalla untei'stelU, wii' die
Konsuln in Cioreli und Ciondar, so wie der Konsul für Ost-Abossinirn in
Ilarar. \'.^2\ V. 11. \l. I'lownson, der zweite Konsid für Süd-Abessinien
in Mega, ll*-l ('aplain .V. \\'. Ilodson, und dei' Vizekonsid i'i'u- Südost-
Abessinien in INIoyale, der Königlicb Britiselien Gesandtsehalt in Adis Ababa.
Durcb die im September 1919 vollzogene Abtretung der Provinz
Dschuba-Land, der östlicbsten der sieben Provinzen von Ibea oder Britiscli-
OstalVika. die im Westen an die Provinz Tana-Land. im Südosten an das
Indische Weltmeer, im Osten an den Dsehub-Fluß, im Nordosten an das
Land der Borana-Galla oder Borana grenzte, mit dem Seehafen Kisniayn
an das Königreich Italien und die am 11.. Juni 1920 vollzogene Umwand-
lung des Schutzgebietes Ibea oder Britiseh-Ostalrika in die Kronkolonie
Kenya-Kolonie oder Kenya, wodurch die Grenzen des Reiches Äthiopien
bis zur Westgrenze von Dschuba-Land an italienisches Hoheitsgebiet, von
dieser ab an britisches Hoheitsgebiet reichen, wurde Kaffa auch zum Hinter-
land der Kolonie Benadir oder Italienisch-Somalien. Nach wie vor geht
jedoch der Handel von Kaffa in das frühere Britisch-Ostafrika und gegen-
wärtige Kenya über Aloyale, dem Sitz eines Britischen Vizekonsuls für Süd-
ost-Abessinien, von wo eine Handelsstraße über Marsabit nach Nairobi, eine
zweite über die Wajjeira-Oase nach Kismayu fühi-t. An dem Handelsver-
kehr mit Italienisc h-.Sonialien über Ginir, dem Sitze eines Italienischen Resi-
denten im Lande der Arussi oder Oromo von Arussi nach dem Seebafen-
ort Alogadischu und über Dolo und Lugh ist Kaffa noch nicht beteiligt.
Der italienische Forschungsreisende Antonio Cecchi' sah das
Kaiserreich Kaffa als ein Land füi- Ausw'anderer an, das als solches eine
große Zukunft habe. Und der Italiener Vittorlo Bottcgo- sagt von dem
Lande am Omo-Strom, den Gauen Kaffas. daß es mit seinen rauschenden
Wassern, seinen jungfräulichen Gärten ein wunderbares Land der Verheißung
sei und daß Europa nichts habe, was diesem blühenden Lande gleiche I
Hart liegt die Faust der Habeschi auf diesem Lande und dem A^)Ike
der Kaffitscho. Nicht weniger als neunerlei Zins und achterlei Fronaibeit
' .Societä Geografica Italiana. Spcdizioiie Italiana aell Africa lÄjuatoriale,
Da Zeila alle frontiere del Caßa, Viaggi di Antonio Cecchi, Pubblicati a cura e
spese della Societa Gi'ogralica Italiana. .3 P.ände. Rom 1886 und 1887, ll.Bd., S. r)L3.
- Seconda Spedizione Bottego, L'Omo, Viaggio ä Tesplorazione nelf Africa
Oiientale narrato da L. Vaniitelli e C. Citerni usw., Mailand 1889. S. 271.
IJicber: (ietschichte des K;ilVaisch-Atlii(ipiscli(^ii Iviiegcs. 4o
lialjL'ii die Kat'fitsclio ihren timhai'i>clieii OberbeiTcn zu leisten '. Die ne(ie
Weltordnung, die aus den Schrecken des fünfjährigen imperialistischen
\'ölkerkrieges in Europa hervorgeht, wird ;uich den \'ölkern Xorchjst-
Afrikas die Unabhängigkeit bringen. Dann wird Karta das natürhelie
Hinterland einer Kolonie oder das Kernland eines Freistaates sein, der
unabhängig von Äthiopien, das für Kaffa Ersatz in (hr Wiedergewinnung
seines alten Hafens ^lassaua lindet, mit Kaffa auch Konta, Dauro. die
Länder der Ometo, das Gebiet des Dschubba-Stroines und der Boran um-
fassend. Kaffa mit Beuadir vereinigt und das sagenumwol)Cne altkuschitisclic
Kaiserreich vom Indischen Wcltmcen.^ aus erschliet^t.
1 Die Boden Verfassung Äthiopiens, von Friedrich J. Bieber, Wien, Sonder-
abdruck aus den Heften 4. 5 und 6 der »Zeitschrift für Kolonialrecht«, Berlin o..I.
(1914). S. 16 bis 1<».
Mitteilungen
des Seminars für Orientalische Sprachen zu Berlin
Dritte Abteilung
Afrikanische
Studien
Redigiert von
Prof. D. Westermann
1922
Berlin
In Koniniission bei der
Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Grnyler n. Co.
vormals ü. J. Oöschen'sche Verlai^'shaiullmiK. J. Guttentag, VerlassbiK-lihandlim!..
Georg Reimer. Karl J. Triihner. Veit u. Comp.
Inhalt.
Viel- Sprachen aus Mitteltogo. Likpe, Bowili, Akpalu und Adele nebst einigen
Resten der Borosprache. Nach Aufnahmen von Emil Funke und Adam
Mischlich. Bearbeitet von Die drich Westermann 1
^^ ie sich das Gottesbewußtsein in der Twisprache der Negenülker auf der
(roldküste widerspiegelt, ^'on B. Groh (50
Die Isala-Sprache im Wostsiuhui. Kurzer Al)riß ihrer Grammatik. \'on
E. Funke. Missionar (iO
Vokabular dei" Kussassi-Spracln^ im Westsudaii. Von E.Funke, Missionar S!S
Vier Sprachen aus Mitteltogo.
Likpe, Bowili, Akpafu und Adele nebst einigen Resten
der Borosprache.
Nach Aufnahmen von Emil Funke und Adam Mischlich
Bearbeitet von Diedrich Westermann.
Dieser Arbeit liegen l'olgeude Aufnahmen zugrunde: I. Likpe. Buwili
und Akpafu von .Missionar E. Fun ke, 2. ebenfalls Bowili (»Liwri«) und außer-
dem Adele und Boro von Professor A. Mischlich. Beide Herren haben inir
ihr Material mit der Bitte nm Bearbeitung und Veröffentlichinig übergeben.
Die Aufnahmen umfassen je eine Liste von Wörtern, Satzbeispiele
und einige l'aradigmen zur Grammatik, dagegen keine zusammenhängenden
Texte. Likpe und Akpafu stammen also ausschließlich von Funke, Adele
von Mischlich. für das Bowili sind die Aufnahmen beidei- verwendet wur-
den. Am ausführlichsten ist das Material über das Atlele.
Die \ on Mischlich mir überlassenen Tiefte enthalten noch Auf-
nahmen über mehrere andere Togosprachen, deren Hei-ansgabe sich hoffent-
lich in absehbarer Zeit ermöglichen lassen wird.
Alle fünf Sj)racheu gehören zu denen der sogenajinten liestvölker in
Mitteltogo. Die Likpe wohnen am ^Nlitteltogogebirge, südlich vom Oberlauf
des Dayi, die Sitze der Bowili und Akpafu befinden sieh in der nahe dem
Vdlta gelegenen Landschaft Buem : cbendort wurde das jetzt ausgestorbene
Boro gesprochen, nämlich in den Ortschaften Tapä und Worawora und
deren Umgebung; Adele liegt nordöstlich davon, unmittelbar nördlich vom
achten Breitengrad.
An l)isherigen \'eröffentlichungen übei' diese Sprachen liegen vor:
(her Likpe, Bdwili und Ak])afu je ein kurzer Abriß, und über Boro zwölf
Hauptwörter in IMehn-Seidel , Beiti-äge zur Kenntnis der Sprachen in
Togo, Zeitschrift liir at'rikanische und ozeanische Sprachen, Jahrgang 4.
S. 250 ff. Zur Kenntnis des Likpe: S. 2 ."50 ff. Zur Kenntnis des Bowili:
S. 242 ff. Zur Kenntnis des Akpafu: S. 286, Die Boro-Sprache. über Likpe
und Akpafu: E.Funke, Originaltexte aus den Klassensprachen in jNIittel-
tngo. Zeitschrift für Eingeborenensprachen, Band X, Heft 4. über Adele:
•I. G. Christ all er, Die Adelesprache im Togogebiet. Zeitschrift für afri-
kanisehe und ozeanische Sprachen, Jahrgang I 189.").
Die verwendeten Lautzeichen sind die in der Evve- und I'schi-Literatur
und die in den bisherigen VeröffentHchungen über die Spraehen der Togo-
-Mitt. d. Sem. f. Orient. Spraeluai. 1922. III. Abt. 1
'2 \N' est f !■ III a n II : \'it"r Spraclicii aus Mittt'ltofjo.
Rc*st\ölkor üliliclu'ii, iliic I{('(lciituii^ kann dort Iciclil fingcseheii werden.
Da ich die Laiilc nicht ü;oliörl habe, erschien (^s mir untunlich, eine eigene
Darstelhin,!^ \oii ihnen zu gehen. Allgemein ist zu heinerkcn. daß in allen
Westsprachen w ie ancii im Tschi und Ouaiig — nicht dagegen im Kwe —
eine starke N'okalassimilation stattfindet; besonders gleicht sich der Vokal
tles Präfixes häufig d ui des Stannues an, und ebenso paßt sich der Vokal
des Fürwortes dem des ziigehöi'igen Hauptwortes oder Zeitwortes an. aber
auch innerhalb des Wortstammes sind Angleichungen nicht selten.
Irn einzelnen ist tlarauf hinzuweisen, daß dentales und zerebrales r/,
also r/ (/. nicht immer getiennl bezeichnet werden und darum im Kinzelfall
nicht festgestellt werden kaini, ob l)eide Liute vorhanden sind. Misch lieh
schreibt nur (/. wahrscheinlich ist aber das (/ des Adele, wenn nicht inmiei-,
so doch häufig zerebral, also r/, darauf deutet schon der Ihnstiind, daß d
manchmal nnt r wechselt, was im Ewe bei zerebralem c/ ebenfalls, bei
dentalem (/ aber nie vorkommt. Funke scheidet d und d. aber nicht
immer konsequent, dasselbe Wort erscheint mit (/ und mit (/ geschrieben.
Mi seh lieh hat die Lautzeichen //', fw, dw. Ks ist möglich, daß diese
Schreibung nur eine vom Tschi her übernommene Gewohnheit ist und es
sich um die Laute dj bzw. di, ts bzw. tj handelt. Im Adele ist häufig in
der Schreibung ein Schwanken zu beobachten zwischen i und e, u und o.
Die Tonbezeichimngen sind ebenfalls ganz unvei-ändert gelassen. Man
wird annehmen düi'fen, daß es sich im wesentlichen um Tonhöhen handelt;
der Akut bedeutet hohen, der Gravis tiefen Ton. Funke bezeichnet außer-
dem Mitteltöne, fallende und steigende Töne.
Lin wichtiges Lautgesetz im Akpafu ist die Umwandlung eines Fortis-
konsonaiiten in den entsprechenden Leniskonsonanten durch Wirkung eines
unmittelbar vorangehenden Nasales; z. B. katu, Wasserplatz, ndu Wasser,
nyhä Leben, Adele nkpä, und bei der Mehrzahlbildung mittels Nasalpräfixes:
A'vlyä ^Iz. f'tghä Bc\n, kaio Mz. ?/r/o Vorderseite, katöre ^Iz. 7?r/(5re Brennholz.
Im Akpafu kommt ferner das Zeichen ' vor, das einen »soeben hör-
baren Absatz" bedeutet; z. B. aa »Gott«. Dies ' kann ein ausgefallenes
// oder iv andeuten, wie in ?'i/äta Mz. aäta Blatt, ii/ra Mz. ara Stuhl, ka^/
neben ka/m Akpafu. Auf beide Erscheinungen hat schon Funke hin-
gewiesen in den "Originaltexten« (s. oben) Seite 267, Anmerkung 1. Das
Zeichen ' steht aber nicht, wie dort gesagt ist, nur zwischen zwei Vokalen.
Die Fremdwörter aus dem Ewe und Tschi sind nicht als solche be-
zeichnet, da sie jedem, der in diesen Sprachen wissenschaftlich arbeitet,
ohne weiteres kenntlich sind.
Im Folgenden sind Einzahl und Mehrzahl des Hauptwortes immer
durch - getrennt, \\^obei die Mehrzahl oft abgekürzt wird. Also Adele yabia-
mbia »Stuhl« bedeutet Einzahl gabia, Mehrzahl mhia; dihörahi-ah. ».Faden«
bedeutet Einzahl dibörabi, Mehrzahl abörabi.
In das Vokabular des Likpe und Akpafu habe ich außer der Wör-
tersammlung Funkes auch die in den Likpe- und Akpafustücken der
Fnnkeschen "Originaltexte« (s. oben) enthaltenen Wörter aufgenommen,
soweit es mir mit Sicherheit möglich war, sie zu analysieren.
Wes t ermann : Vier Sprachen ans Mitteltogo. o
I. Likpe.
1. Das Hauptwort.
1. Geschlecht.
Man unterscheidet bei Personen und Tieren das männliche und weib-
liche Geschlecht mittels Anfügung der betreffenden AVörter, die »Männliches«
und »Weihliches« bedeuten:
use, 030711 Mann usifu usie Weib
osdnihi Knabe (u. osdyibi) nsibbi Mädchen
oyinimi-sani Bruder oyimi-siö Schwester
umnä Alter (Mann) unind-sifi alte Frau
okösie Witwe.
Bei Tierbezeichnungen tritt zu dem das Geschlecht kenntlich maclienden
Worte noch die Nachsilbe le (nach n wird le zu de) :
nantüyui-smde Ochs nants.-siele Kuh
nJcme Huhn vkuse-siele Henne
ösämu Schaf osam-siUe Schafmutter.
Außerdem werden in vielen Fällen verschiedene Wörter gebraucht:
oTcbsohi Jüngling kehlte Jungfrau
ntö mein Vater mhe meine Mutter
und Großvater, Ahne eim Großmutter.
2. Kasus.
Dei- Kasus eines Substantivs ist aus seiner Stelluno; im Satze ersichtlich.
Die Reihenfolge ist in den meisten Fällen :
Subjekt (Nominativ), Akkusativobjekt, Dativobjekt.
Antö amä kamq ekete hetri.
Sein Vater verteilt Reis den Leuten.
Kpö rce ete me! rufe ihn mirl
Da als Dativ partikel das Verb te »geben« fungieren muß, so ist
die Stellung der Objekte eine umgekehrte, wenn tfi in seinem eigent-
lichen Sinne gebraucht ist. In dem Falle kann man nur von Akkusativ-
objekten sprechen.
Te ine mbanihd! Gib mir anderes!
Bete we lebe. »Sie gaben ihm Recht« =: Er wurde gerechtfertigt.
Anto ete vhläinhe bisi. Sein Vater gab der Kindesmutter Jams.
Andere Dativverhältnisse entstehen in bestimmten Phrasen dui^ch Ver-
wendung von teyl, ko. sp. Letztere beiden haben ihren verbalen Charakter
eingebüßt :
boteyi me sie sagten mir.
// abo kö ine »nimm, komm, gib mir», hole mir her.
fi CSU kö ice »nimm, geh, gib ihm!« bringe ihm hin.
tsi se me faß mir an (nämlich die Last).
sie s^ unind grüße den Ältesten.
1*
4 W i's I r rill ;i II 11 : \ it-r Spiaclii'ii ,111- Mitlclli)t;;n.
Dt'i (i»'Mili\ steht \oi- (Itiii 8iil)st;inti\ . /ii ilciii >•}■ ^rlu'nt. U(M(1('
■^ill(l (hiicli die rartikfl /u. i/a verbuiiiloii :
ii.K,' l(, ilii/6 (leü Mannes Haus.
obloni (t(i ntniniiii des Eiiropäeis l'leid.
hr.siö vt(» hiihiir der Frauen Felder.
itsfji/ihi irriiKi tu iinfö jenes KiimIk^h X'.ilei'.
3. Die Klasseneinteilung des Hauptwortes.
Die llw. weiden duirli Pi'iifixe und durch ein Sulfix in Klassen «reteih.
I. Präfix //. Iv/..
Ks bezeichnet die Iv/.. von Menschen, einigen Tieren und Dingen.
iifr! Menscli. iminn Mtestoi", njiasie Priester, vfuiifl Kranker,
iiftina Akpalu-Mann. ////« Gnißvater-. iiiiat>) Enkelkind, //sr (iatte.
iiaio Frau. ////// Dieb.
nkiise Huhn, iißikxtii Zibetkat/e.
nini Reisbohälter. u.se Vogelt'eder, nfe Feuer, m/i Stock, ii-sü I'ilz.
iiki Schwanz,
lu den beiden Tiernamen ist Präfix n wahi-scheinlich in Angleichung
an den Stammvokal entstanden, in Dingnamen ist es sekundär; // ist ur-
sprünglich Menschenpräfix.
'1. Präfix o. Y/i.
Ks bezeichnet die Ez. \(jii Menschen, Tieren und Dingen, also wie I.
'ti/nj/ti (Jekauftcr, Sklave, okd Häuptling, obcntsnn Genosse, oh'i
Kind, ohhmi Europäer, odiä Lügner, ofä Oheim. <>fi<i Fauler,
nfanä Arzt, ofrandi Weber.
-'inä Igel, ona Schlange, osarmi Schal', oke Biene, otömini Pferd.
nfkohö Schambinde, okahih- Nadel.
;-5. Präfix n. Vyi.
p]s bezeichnet die Ez. \on Menschen und Dingen.
'iftft f^6i" Eetzte, ndansie Zeuge, odnhkn Sklave. (±hq Freund.
<7/f' Rohr, nie Zweig, okp^i Zaiui. (2ßanie Kopfbinde.
Die Menschennamen sind bis auf den ersten Fremdwörter.
4. Präfix a. Mz
Es bezeichnet die Mz. von Dingen, die in der Ez. Präfix A h und
h> kn haben.
leniini-annni Finger, lekpaln-akpaln Zehe, lentdbi-antdbi Maiskorn,
lpkel)i-akel)i\iohnQJekices\-akn-e-sil^rnstJehe.s)-ahe-'<iÖ\\ih^^^^
le/nl-anil weibliche Brust, Icld-alo T'enis.
kdjfo-aj/n Schatten, kotö-atd Ohr, knni-ani Arm.
h. Präfix '. Mz.
Es bezeichnet die Mz. mancher Dingnamen, die als Ez. -Präfix kv und
di haben.
kiikiift-fk^if Haut, kntii-eth Suppe.
»kii.iel)} neben dikiisfihi Küken, rkptß Kinder, 'kph'hi Töpfe.
iltih'i Fruchtkerne, eyibihi Baumfrüchte.
W esterm a II 11 : N'icr Spraclii'ii aus Mittclfoejo. ;)
6. Nasales Präfix.
Es bezeichnet a) Flüssigkeiten, b) die Mz. von Dingen mit Ez. -Präfix ka.
nsti Harn, 'iiife Nasenschleim, nthfe Speichel. nuUa Palmöl.
atu Wasser, mba Salz, nte Palm wein.
iito Stirnen, ' imna Rücken, lafo Bäuche, iikpabo Waden, nkpalo
Beine, nniinfo Hände, hkpüfö Fußsohlen, inflä Landestüchei ,
nsQ Länder.
7. Suffix )iia. Mz.
Es steht in der Mz. einiger Menschen- und Tiernamen ; Suffix ma ist
vielleicht identisch mit dem Ffu'wort der 3. Mz. lua.
ncüma Großmütter, nntöwn Väter, nndhnin Katzen.
8. Präfix le, le. Ez.
Es bezeichnet die Ez von Dingen.
I'iinni. Finger, Ickpabl Zehe, Icntäbi Maiskoi'u, lekebi. Bohne,
lekwesi Brust, JeiiwkC>.s\ Schultei-, Ifjiesi Olpalmtraube, Jmü weib-
liche Brust, J/'ln Penis, letsyd Flachdach.
9. Präfix (li, dl. Wahrscheinlich lautet es immer (//. Ez.
Es bezeichnet die Ez. von Dingen.
(Jibt Frucht, (linaml Auge, dikpUbi Topf, diblhi Fruchtkern,
ditn Termitenhügel, dls\ Kopf, dikukv. Eule.
10. Präfix ba be be. Mz.
Es bezeichnet die Mz. von Menschen und Tieren und von Dingen.
babenUm Genosseu, badan-^ir^ Zeugen, ba(Jiä Lügner, J)adqnko
Sklaven, bafä Oheime, bafahä Ärzte, bafafe Zauberer, baka
Häuptlinge.
badzata Löwen, bake Bienen, baklöbe Vögel, bako Antilopen.
beße Dämonen, brbi Kinder, befrJ Menschen, bcnind Älteste.
bckl Tiere, bckiti Hyänen, bckvse Hühner.
Das Präfix be be ist wahrscheinlich in allen Fällen aus ha entstanden
durch Angleichung seines Vokales an den des Stammes.
Als Mz. von Sachnamen kommt dies Präfix vor an Hvv., die als Präfix
der Ez. y/ w haben. Der Vokal ist stets identisch mit dem des Ez. -Präfixes,
und es findet sich so auch die Form bi. Die Fheitragung des Präfixes
auf Sachnamen ist sicher sekundär, s. unten.
binaiitisc Augenlider, belobi Hoden, bckiibr Besen, bebe ölpahnen.
bdabi Flintenkugeln, Ixfandcbr Sterne, bibutiibr Körbe.
1 1 . Pi äfix bo, bii.
Es bildet das Verbal nomen.
bobe das Kommen, bobr das Sehen, bu/a das Schreien, büß die
Krankheit, bubike dasBeei'digen. bi/di das Essen, biti/ii das Stehlen.
Die Form //// ist durch Vokalangleichung aus bo entstanden.
12. Piäfix kl/, ko, /•«. Ez. und Mz
Wahrscheinlich sind ursprihiglich die mit /• anlautenden Präfixe laiu-
licli identisch gewesen, wie sie es ihrer Bedeutung nach heute noch sind.
Auffallend ist, daß sie auch füi- die Mz. verwendet werden, während in
den anderen Klassensprachen /- immer nui- Affix der Ez. ist. Die An-
6 W {>st oriiia im : Vier Sprachen aus Mitteltogo.
w eiulima; in i\ov Mz. bcileiitet oileiibar eine Verwirrung des ursprünglichen
Zustimdes. Die /•- anlauteiulon Präfixe bezeichnen Namen von Pllan/.en.
Holz. Geräten und menschlichen (! liedmaßen.
u) Kz. kOfö Blut, /roi/d Schatten, knkiw Haut, kotf) ( )lir, /vu// Arm.
b) Mz. liii.sü Pilze, kofiaiue Kopfbinden, kokahikc Nadeln.
13. Prälix ka. kr. Kz. und iMz.
a) Ez. kato Stirn, kdiiiä Rücken, kafö Bauch, kakpalxj Wade.
kdkpäU) Bein, kanim/o Hand, hikpafd Faßsohle, kaf'ia Tuch,
kasQ Erde, katä Himmel.
b) Mz. kat^ Rolire, käli^ Zweige, kakpö Zcäune, kaüohö Scham-
binden, kafsi/r Stoßeisen.
14. Präfix kc. Ez. und Mz.
a) Ez. kcsu Harn, keth Wasserplatz.
b) Mz. kei/i Stöcke, keyüdu Wurzeln, keki Schwänze.
15. Prätix .v + Vokal. Ez. und Mz.
Das Aftix s- dient in den anderen Klassensprachen nur für die Mz.;
in seiner Übertragung auf die Ez. liegt ebenso ein Abweichen von dem ur-
sprünglichen Brauch vor wie in der Verwendung des /'-Präfixes fiir die Mz.
Zu beachten ist, daß die Hw. mit Ez.-Präfix v- in der Mz. das Präfix h-
haben, das hier ebenfalls unmotiviert ist, da es sich lediglich um Sachen-
namen handelt.
a) Ez. .smawly?' Augenlid, Ae/o6t Hoden, nekdbe Besen, sehe Palm-
kern setahi Flintenkugel, sefandebe Stern, sibutühe Tasche.
b) Mz. Oni-söni Haar, scfa Gräser, sckdhe Palmblätter. Vgl. noch
tickdhe Mz. hekdhe Besen (aus Palmblättern), okdhe Mz. .Hc.kdbc
Palmblätter.
Konkordanz.
Für die Wiederholung des Hw. -Präfixes vor dem Prädikat finden sich
folgende Beispiele:
(?' oder) u ijifö kriminti er ist kurz; ekpe ah: er ist stark; ha
yifo kr. sie sind kurz; di yifu kr. es ist kurz: le kpe alc es ist
stark; ku yifo kr. es ist kurz; ko kpe ah es ist stark.
Weitere Beispiele für die Konkordanz siehe beim indefiniten Pro-
nomen.
4. Zusammengesetzte Hauptwörter.
1. Das determinierende Nomen tritt zwischen Präfix und Stamm des
Substantiv. Ist das Determinativ ebenfalls ein Substantiv, so gibt es sein
eigenes Präfix auf. .So sind vor allem die Nomina agentis und die Patro-
nymica gebildet.
on'i Mensch
osäni pl. 6c*. Mann
ohloni pl. habl. Europäer
\\' este rni ann : \'iei' Sprarheii aus Mittcltogo. (
ote Eigentümer, Besitzer
otete pl. haf. Lehrer
qfate pl. baf. Medizinmann, Zauberer, s. o/ä pl. sy/a Kraut
und ko/a pl. a/a Zauber, Medizin
nnämunte pl. bau. Hausherr
nnd Eigentümer, Besitzer
nlenä pl. bal. Verwandter; käle Familie
ofana pl. baf., s. ofate
uningbena pl. ben. Eweer \ Eigentümlicherweise ist die
üfuna pl. bef. Akpafuer \ Stammsilbe na nur bei den
<±}:Qbono pl. bah. Tschier ) Volksnamen tieftonig
oijnföhn pl. baij. Europäer, s. oblon!
osisand pl. /w.v. Händler, s. sa a.s/ auf den Markt gehen.
Die meisten noni. ag. werden durch Relativsätze wiedergegeben:
niia lelekp_ b\m pl. niba /e..., der, welcher Fische fängt = Fischer
" Jaba keyi der, welcher Holz sägt ^^ der Holzsäger
" tafu okirfi der, welcher das Feld bestellt = der Bauer
>. fei/tfÖ a.sa büa der, Avelcher schlechte Sachen macht = der
Übeltäter, Hurer
» lai/e kusu der, welcher einen Weg geht := Reisender
» Ieti\ bike >■ •■ eine Last trägt = Lastträger
.. Ifidl etiki '■ « redet =: Redner.
Gewisse nom. ag., wie z. B.
vk2)e pl. bekpi Jäger
otsyoent'sijöca pl. bats}/. Schmied
üyu pl. beyh Dieb
oßö pl. baflö Fauler
otökii Tauber (P]we)
ohiafq Armer (Ewe)
ofian(Jh Weber
Hkesinq Reicher (P2\ve)
lißmft Kranker
sind entweder Abkürzungen, substantivierte Verba oder Fremdwörter.
Weitere Beispiele:
.teyoföku pl. bey. europäische Tür
s. -sikn pl. bikii Tür, Tor
ofimifä pl. he. f. (neben sef^ Buschgras, das znm Dachdecken dient
s. ofä Gras, Kraut u. koflmi pl. af. Buschsavanne.
2. Eine andere Art der Zasammensetzung von Substantiven ist die
genitivische (s. Kasus):
ofa-to-ohi Onkels Kind, Vetter
imä-to-obi Großmutter Kind, Enkel
leun-tn-ntii Brust- Wasser, Milch.
\\ i's 1 1' rm a II II : N'it'i- Spiiu-lioii ans Mitt('lt<\ij;o.
|)ii> Cietiitivpartikel tVilll zuvvi'ilcn aus:
iliijii ili.^i • IlaiisUopf. (1. i. Dacli
hfii-hi tsihü W a SSI 'i-^clirin (platz.
11. Das Pronomen.
1. Personalpronomen.
a I u 11 V«' !• I> II II de 11 (' Form.
i.ii
Nniiiiiiaii\' und
Im l)ati\ iiiifl
IUI
(u',iiiti\ (poss.)
AkLii^ati\
Siujr.
1.
iiio, Hin
IUI'
-j
fe. /(■
f'l
i'liir.
1.
ire, II e
ire
1,0
III 1 Hl 1 ( III 1 1
III (IUI II
IUI
II id
Sin
g-
Plur.
If'kpäkpa
Hm
akpäkpa
Hut.;
tnO
mein
11 u(
III ij
.
meine H
ß
dein
ß
deine
wi.
sein
u'4
seine
hö
unser
"
bö
unsere
inim'i
euer
'-
rnimi
eure
inama
ihr
iiiäinu
ihre
lllÖ
ko-^aff-
mein :
- ich selbst
.H
dein :^
= du ..
we
sein =
= er
hö
neben
hö basale.
wir
selbst
mimt •■
iniml " -
ihr
-
inäma ■•
III dm (1 >■ - :
sie
„
itf
b) verbund<Mi I" Form.
Sing.
l. ni (n). me {m) ich
•2. ^- du
Flui-.
hl, wir-
hi ihr
ha sie (persöul.)
'/ sie (unpersönl.)
;i. ice, II er (persönl.)
'//. kii HS (unpersönl. I
(Anmerkung: Die Pronomina pt-r.s.. namentlich der verbundt^Kii
Foiui, sind den Gesetzen der Lautveränderung in aasgiebigster Weise unti-i-
worfen, vgl. Konjugation d«'s Verbs.)
West ermann: Vier Spiaclien ans Mitteltogu. 9
Beispiele zu a und b.
,si.slfnfii ko miidl m//ie, nur Jjinistuiu will ich essen heute
ki( ti Uta ninnä schöpfe Wc-issei-, ich trinke (will trinken)
be hudi komm, wir wollen essen
ntu sä mhS ind Wasser haben sie nicht
idukwe le ho Durst quält uns
bele sukii hmu ihr geht in die Schule
fi ete nie »nimm, du gib mir- d. i. gib (es) iniil
ihß 'nie fe ich gab (es) dir.
fi ete we gib (es) ihm!
fi ete hb gib (es) uns!
i(ß äte mi er gab (es) euch
ß ete ind gib (es) ihnen !
2, Demonstrativpronomen.
Es steht als Attribut hinter seinem Substantiv und ist gewöhnlich mit
dessen Präfix verseb<'n.
/ifo (neben nfo) dies, dies hier, hier
iisiö leemfu diese Frau (. . . iiicemfo)
okwe icenfö diese Seite (. . . mvenfo)
hakb.sohi haiifo diese Jünglinge
lefantd ndinfo dies Blatt
diyo ndmf'b dies Haus.
Im Plui'al sind nur zwei bzw. drei Formen gebräuchlich : '
inhdfo und mhänfö diese
ntu hönifö diese Wasser
riainfö diese
a.va höa nanfö diese schlechten Sachen
ayo se namfÖ diese schönen Häuser
hneine pl. inbdma jener.
In Gegenüberstellungen "dieser — Jenei • w iid ;r:cli nui- ninnfo. aber
mit verschiedenem Tonfall gebraucht:
ndmfö dfu asi eso ndinfo dies ist teuerer als jenes
be mfol komm hierhin!
3. Relativpronomen.
hau pl. niba welcher, welches
nae dibe kene ni niqhö (der), der gestern kam. ist mein Freund
4. Interrogativpronomen.
bef welch:'
i'nre pl. bawe welcher/ wer;'
Ije. beyifi't'f wius machten sie? '
1(1 W est iM'iii a n II : Vioi' Spi-ai-licii ;iun Mittclto»o.
l)v tt) hUl was liir ein/ [kh \. knlr ücsclileclit : io s. Genitiv)
(w Mii wegen was?
ifi/iiön/i? wann'.' {fiii/i Tag)
öia' eto titrikpekjw lUb^'i wessen Sklave ist gekoninicii '
hi'.so fano Innif warum gehoirlist du mir nicht'.'
5. Indefinites Pronomen.
Das indefinite Proninnen \vi<Hlei'lu)lt rljotifnlls das Pri'iHx dos Substantivs,
/u dem es gehört :
f.^tia ein. irgend ein kdlebc krtsüc ein Ort
ku tsita nicht ein. kein Icldka difsi/r eine Kiste
kukicf ki'ffsna ein Buch rftki rtsi'ie ein \\'oi-t
ki'i-sic ku ki/fsi/fi keine Frau (jkändie iitsiie eine Laiiipi'
kfifiö kii kf'fhic kein Land //// kufftiif ein Feuer.
111. Adjektiv.
Auch im Likpe steht das Adjektiv hinter dem Substantiv, das es
näher bezeichnet, und liat auch den .Vrtikel b/w. das Demonstrativ oder
(his Zahlwort nach sich
iiti'i nä der schwar/.e Mensch
/wa höa schlechte Sache, Sünde
(liyo .v| nainfn dieses schöne Haus.
Als Kopula bei der prädikativen Stellung des Adjektivs dirnen i/ijo
und kpf ..machen, tun, sein«.
krimiuti kui"/. //i/o kriin. kurz sein
hlekete eben >. hlekete eben sein
indf'i eng, schmal ■■ mdfl eng sein
peprepe klein » ptpi'fiP^ klein sein
seke klein » seke klein sein
die hart, stark •• kpe die {kpele, kple) groß
In vielen Fällen vertritt ein besonderes Vei-b die .Stelle des Prädi-
katsadjektivs:
tjo gerade sein mö groß sein
Xr«-e trocken sein .s| rot sein
sie genug sein ßä zahlreich sein,
(ifters ist das attributive Adjektiv die Reduplikation eines Verbs:
fiinfi krank ^-./^ krank sein
fdkatdka hoch •■ tdka hoch sein, faka aufstehen.
Mit Hilfe der Klassenpräfixe können die Adjektiva /u .Substantiven
gemacht werden :
fqfo neu l'^.f^fu Neues, Neuigkeit pl. af.
fimfi krank ußmfi Kranker pl. hef.
\A'est er ma nn : Vier Sprachen aus Mitte]togo. 11
IV. Zahlwort.
1. Die Kardinalia zeigen eine selbständige und eine etwas davon
abweichende attributive Form:
1 nöe ote Olli 1 Ziege
Iqni (aus lesd loni) 1 Ding, Eins
2 me hesio inüa 2 Frauen
ani enüa 2 Hände
3 ntsie {ntsye) eJcpefi etsie 3 Kindei'
4 'nnä ehüe dnä 4 Bücher
5 nnö Ime eno 5 Städte
6 nJcwa hasani ekicd [akwd) 6 Männei'
7 kwdnse » aJcwdn.se 7 Männer
8 yenl ekpe mßdinßa 8 Teller
9 nasf' onunQmhe
hate onömhe 9 Ziegen
10 lefösl
\'on 11 — 19 werden durch /e/osv !(• und die selbständigen Zahlen
gebildet :
1 1 lefösl nöe 1 6 Icfos) nkwd
12 " nöe 17 » nkwdn.se
13 >• ntsie 18 •■ ycni
14 " 'uTia 19 nn.se
1 5 >■ ///?£>
Zur Bildung der Zehner wird dei' Plural von (p/6s± und die attributive
Form der Einei- benutzt:
• Zehner zweie«
dreie«
viere«
fiinfe«
sechse ■<
siebene ■•
achte «
> ■• neune«
In gleicher Weise entstehen die Hunderter und Tausender:
100 kolofd 1000 kokpl
200 alufd enüa 700 alufä akwdnse
300 » etsie ^ 800 •■ mßamßa
400 " diiä 900 " Qnunömbe
500 ■ an^ lOOl kqkpi kü lonl
600 " akwd 1002 .• kü enüa
'1. Die Ordinalia läßt man durcli Anbängung von fe (2 + 3) bzw. U
(von 4 ab) an die Kardinalia entstehen:
utr't oni der 1. (Mensch).
" "wf/^ fler 2. (Mensch),
» fsisfe der 3. (Mensch) (beachte die TonverschiebungeD), '
20
afö^
enüa
30
'•
etsie
40
»
and
50
.
anQ
60
..
akwd
70
..
akwdnse
80
»
mßamfd
90
,.
öhunöinhe
\\ (••< t (• rill ;i n n : \'\o\- Spriiclicii ,iii> Mitlcltot^o.
////•/ tia/t' dvr 4. (Mensch).
ii(')inlr dei" f). (Mensch).
/.•iviiiitli der (i. (Menscli).
A'ir(iiis(/f' «lei- 7. (Mensch).
- iJiiiiißäh Aqv 8. (Menseln,
uHiiiiuiitltiU der 1*. (Mensch).
fVisih' der- 10. (Mensch).
.'t. Die Woche ist sechstiigig, d. ii. sie h:il 3 Tagpiiiire
1 . Iiluj '.\. iliklü '). Irhidiji
'1. knhosa 1. knklusä (!. tliköyutfe.
V. Das Verb.
Konjugation.
Dir i-ii)l;ichste rcnipii.Nlbrni ist this Perl'ckl. Die Pr ä sens rumieii
Wilden (luicli Verwendung des Infinitiv.s als Objekt eines bestimmten Hilis-
\ eibs, in der liegel »//■. gebildet (»/f sein, vorhanden sein«).
Die X'ernt'in n ng wird meist nur durch Kinschiehung xon ■/// ■ l»/.w. //■
/.wischen die volle Foiin des Konjugatiunsprononieris und das \'crl)iiiii an-
gezeigt.
Anmeikung: Die Konjugation ei'inneit. namentlich in den Pi-äsens-
hildungen, ganz ans Kia.
Sil gehen, he kommen.
1. Perfekt.
Affirmativ. Negativ.
' /isii ich ging liilie ich kam usw. mensh ich ging nicht
i'au du gingst
//.s/V er ging
büsu wir gingen
bisu ihr gingt-t
besu sie gingeji
ebe
übe
hübe
bibe
bebe
eiiieit.su
aiceiisu [aeii.sii)
buinsh
hiinsu
beinsh
nicht i^ehen usw.
'1. Puluruin.
1. ///^/(/.svV ich werde gehen U. miibiyi.sii "ich werde niembube ich werde
usw. kommen, ich gehe«
d. i. ich werde gehen
usw.
ebmii ebubesii
uwüsu übe i'iati
buvsii buhe büaii
bvius'u
but'isii
biabe bisu
bobe bejilt
tiinbube
(u)icembvbe
biiemhube
biembuhe
bemhiibe.
(Die Darstellung dei- Konjugation bricht hiei- unvernuttelt ab.)
A\' fSte i'iiia II ii: Vier Spriiclicn ans Miftcltd^o.
13
VI. Sprachproben-
lir hkw ötol (Plur. I)il)i Iru.sn ot<>\
' iitl h icnc bvTcpe.
kpd irof r.si/kö d/'i/ö.'
<ile -sukii Imsii i (Plur. hele . . . .|
lifo Je hu fi.
.s7> lefl wqe{
iito nke, woakpi' int Kpalinic kii.se.
I>aw<k' lato nyo nanföi
hakosohi batifo nde hotd.
hcso hiankpe okpö hetjrdni(t 'Mydi
ilc ho.
hnfo C'-siä (iidvfe iniöfloi
iiicnr'ie nie tö nfiief(\
kukpeii-se 1e nie tititi.
tnhe amannua t<± Je.sd.
nfe ko onde kaniö houo ne.
memhe akaka hiidi litml.
■sislfxffii, ko müdt mini.
kaU alo, kpr hrkn.se dl i/o!
heküse hdine afl<± lefösi'.
e, haßo, kutsüe inemhn.
kt'ise hisi hitisu heya htkiise hrhoko.
fhdkj)f hd-sdniii diyo koko(
nnl kpc le unie.
tii ahehe wqc abokdl
u.nö woe)ifo le hcfri knie höh).
iitri hua unn'i.
inhdfo kpr kafrfr.
le hesi heyifö, inn-saind ine.
le (±kä ßq le oirdc ßq'.
le todzi miii.<<l. nii/i.sti tjä fä.
hnle h'frl sihiikl ho.'^o hutsie.
Koiniii, wir geben nach Hansel
Er ist betrunken.
f^ühre ihn ins HausI
(Jehst du zur Schuk'.'
Mein Vater ist krank.
Wo tnt's ihm weh;*
Mein Vater will mich morgen nach
Kpalime schicken.
Wer (Plur.) baut diese Häuser'.'
Diese Jünglinge bauen (sie).
Warum habt ihr keinen Zaun um das
Haus (Gehöft) gemacht 1*
Wir haben keine Lust. (\\'örtlich: Es
ernn'idet uns.)
Wieviele Gäste herbergen bei euch;'
Ich bin noch nicht bei ihnen gewesen.
(Wörtlich: Ich habe sie noch nicht
besucht.)
Ich bin sehr hungrig.
Meine Mutter hat noch nicht gekocht.
Jetzt ei'st wird Reis gestoßen.
Ich werde heute keine Kopra essen.
Yamsfufu nur werde ich heute essen.
Es dunkelt, tue die Hühner in den
Stall :
Sind es nicht zehn Hühner^'
Ja, es stimmt, keines fehlt.
Morgen wollen wir wieder ani" den
Hühnerkauf gehen.
Hast du die Schafe schon in den
Stall getan 1'
Eins ist in der Stadt.
Geh und suche es herbei!
Diese Frau klagt die Leute an.
Sie ist ein schlechter INIensch.
Diese sind geizig.
i Wenn sie es wieder tun, werde ich
sie verklagen.
Beim Häuptling oder bei wem.'
Auf die Regierungsstation gehe icli
auch ohne weiteres.
Es wird Fleisch an die Leute aus-
geteilt.
14
\\ !• s t ci III ;i II II : Vier Siirnclicii ans Miüeltotjo
httri kl Ich' Ixt iitjd-
(limhn/i nfrtqwo »njüdüf
inätitc tn kukqnö.
ükloina mir, ka/rsir.
Iidwnr läkpo küdiif
kiittj>{' läkpr kniff}.
xiikitbfhl (ifu kufilUet^ Insu kdln.
kafii 'i/ifii ijo.
I mlnnja okirr irnrn fit.
lixu l>6/c- iroäinnin.
SU abehp okpU iikpe ai/a !
ija irnr knhn ofii fn knie f.sii cfle hikc
(Je inO-
oktce ine eiiihe tjii koln .
ifä cte nko me.
inbänfo äso hrfri bonni ■
einbb hika.sp iifin lioine^
ene sc osairii Ubef
mesu /ildkase um dii/o.
f't iikpe esiikö.
iihoenfo eto a.id kpe kaminse tinti le übt
to iikpe esue.
/ide ff Irkpakpa. te me etjü cmie, nimha.
befc yifö kiinat
inesunfö kayo ketjue.
oicöe ßci ferusi kaydi
bist minä le Yano ßq.
besiä nni, ditjni
bekpU bifjs ku .sekeke .sqii'i iife me.
bidü tinti.
f'di obuale kpokpökpo !
le csie iikpe. iiinki^fe loß(±.
na manhiä.
mibüdu le me hüf'i.
bisie brj ößn seke.
buensi iibofo busie.
nakdma tjd buatja.
V.\)v\\ (lit'se haben uns auch geboren.
W'iiiiM wtM'den die Herren weggehen?
Ich weiß es nocli nielit recht.
Ich glaube, übermorgen.
W(M' (Phir.) schreiti'
Die Kinder spirlcn.
Die Schüler liaben Ferien bekoiniiieii
um! gehen nach Hause.
Oben ist es laut.
Ich werde di(se Seife nicht kauten.
Sie ist zu klein, sie ist nicht groß.
Geh und kaufe eine große!
Kaufe für einen copper und geh und
wasche für mich.
Die Seife reinigt auch nicht gut.
Kaufe sie nur so.
Diese betrügen die Leute zu viel.
Soll ich nicht die Tücher an die Sonne
legen? (Im Freien trocknen.)
Hast du die .... nicht kommen
sehen ?
Ich will gehen und sie im Hause
trocknen.
Bringe sie hin.
Dieser tut mir sehr leid wegen des
Todes seines Kindes.
Ich bitte, gib mir zwei Schilling, ich
will sie leihen.
Was willst du damit machen?
Ich will eine Schuld bezahlen.
Bei wem hast du die Schuld?
Yams habe ich gekauft von Yawo.
Wieviel ist 1 sh.? (Wieviel bekommt
man für 1 sh.?)
Drei große und einen kleinen gib mir.
Das ist sehr billig.
Danke vielmals! (Du bist sehr, sehr
stark.)
Bleibe gesund, ich will bei dir bleiben.
Das ist nicht wichtig (das war ja
nicht der Rede wert).
Euei- Weggang schmerzt mich.
Bleibt etwas bei uns.
Wir können nicht mehr bleiben.
Später werden wir auch wieder zu-
sammentreiben.
West eriun Uli: Vior Sprachen aus Mittcltogo.
In
huesü bube!
kukmtö !
näso etisic nibutjc bo kimi^
ii-sa nfö ete.
■s-lese uninä!
fuMy^ 'nkpei
ni()diye ni Komla.
owe eto utrihpekpe dibei
beso fann lo riie^i
inanq eiiki fo ka.sö.
be bände buyifü'^ oder: Ix' beyijo^
bale kamö boJcpL oder: .... hikhi.
atukioe U bo.
/tili bomfo aso boiii.
te nifi hambd.
bfi-slö esü ntu ketsi ko.
owe leß,'( oder: owe nde buf\{
kutsue sä nde bvf'i.
nsiö le kafo.
u.si6 embe le öto.
sie üsu'i
betakle nihamfoi
natnfü baivoe kef/me.
Wir gehen und kommen I (Scheide-
gruß.)
Gute Reise I
Darum soll ich euch nicht auf den
Weg bringen:' (. . . be.i^leiten.)
Ich höre hier erst auf.
Begrüße den Häuptling (Ältesten) I
Wie heißt du!'
Ich heiße Komla.
Wessen Bote ist gekommen ;'
Warum gehorchst du mir nicht 1'
Ich habe das AVort nicht verstanden.
Was machen sie^'
Sie schneiden (mähen) Reis.
Wir sind durstig.
Dies Wasser ist zu schmutzig.
Gib mir anderes.
Die Frauen sind zum Wasserhoien
gegangen.
Wer ist krank:'
Niemand ist krank.
Die Frau ist schwanger.
Die Frau ist nicht zu Hause.
Wo ist sie hingegangen'.'
Was für ein Ding ist dies'.'
Dies ist ein Schreinervvei'kzeug.
alabe Grußformel, Erwiderung:
kpo
lebä-ahä Stein
lebä-dbä Fledermaus
mba einige (Leute)
mba Salz
mba, mbe Eigentum: bombe di ni unser
Eigentum ist es
mbä welcher?
baba Termite
babdkla Schuppeutier
mbäle sanft
bdmba anderer
kobdmhä-mb. Flügel
kobanfo-mb. Felslocli
be kommen
be kaso sich bücken
Vokabular
alabe
kobe-abe Ölpalnu'
lebe Freisprechung; (// /. fifi-
gesprochen werden
kbe-abe Frucht d<M- Olpahne
sebe-bebe Palmkei-n
bel)e suchen
benke sagend, also
lebe^i-ah. Ölpalmtraube
sebetlnti-beb. ölpalmnuß
be sehen
be steigen
he was'.' welch?
he ernähren; bnhe Ernährung
abe Rat
i>d)e-ä'inb('inä IVIuttc r
bembe heftig
obentsüo-bab. Genosse
I(i
\\ (• st *' I m a II II : \'\vv S|ii'ai'li(-ii ;iii> Miiiclio
hpifo wnitini .'
ifihi-rhi rioimiul
ijihi-nhi Frucht. K« ni. S:iiiir. Ali
köniinliiii:
////;/ Kot
ulii-helti Kitid
i)l>i(i iVi'iiM- l'lal/. Doiliil.ii/
liiase VfidiTliiii
Irhit'nfi tTMillii' \\ ()rlnnt;i!j:
(lihiv, (lihirkn L«)cli
hiibir Gi'ab
liili-p biM'rdigi'ii
Inihike Begräbnis
liio koUi Falle aiil'stclltn
liifti Ja ms
kfhitp^mh. .Jiiiigiraii
lila (liifii Haus (lecki-n
nhlatjo-kahl. Plante
hlfi schlagen
lilelip breit
hleketr eben, llacii
hlhitan alles
hin zürncni
lmhl(± Hon ig
IMnfi oder (±l>l(j Ärger. Zorn
>>hJoni-hah. Kiiropäer
Im hn Frucht tragen
ho herauskommen
l(hö erster Wochentag
hqla sich erbreclien
Itnh'i Krebs
hnmö sogleich, nun, jetzt
hmi : öshmi /f hmi es regnei
nhnntsjj der Tau
kqhnsä zweiter ^\ ochentMi:
hqwoe zti sehr
f^oyi gehen, wandern
ho krumm sein
h(') nt'u begießen
hö wir, uns
hohe alt
liofo können
hokö herbringen
kohön-ahöh Weißschwanzaffe
hu denken, ehren
hu übrig sein, fehlen
Im ntu na Li sein
huä, hoä l)öse
(Whuhu-ih. großer Ueseii
hiiijnip langsam
sihuchi-hih. Schi üssi 1
olmki Tier
mlnisur ('bei, Höses
krhutn-,nh. Dorl'
ulmiii-k(h. Sacli
(lilnitu Bnschland
.sihiiti'il)f.-hih. 1< leint i- Korli
da schlafen
n(l(inf<ie-had. Zeuge
de It'kpakpa bitten
di essen, sein
dl kff aufmerksam
d> Tag
küdi-(''di Grab
sediä Lüge; tei/i ••>. lügen
odiä-hadlä Lügner
odidkämi-kad. Zunge
kodiani-ad. rechte Hand
dihukh Zweifel (\'. Kwe kc di
zweifeln Ij.
kcdie-ndifi Streit; s. ditvl/'
kndikpo-ad. Adler
didisä-ed. Spe is< •
diai-ad. spitzes Dach. Giebeldach:
s. Ipttifä
ndqnkö-had. Sklave : s. oi/oi/ä
ki'idu Geschrei
(lufe einkehren, herbergen
dzata-hadzata Löwe
ndzqmekü Kanrimusrhel. (Jeld: s. atnhi
fn käse anbinden
fä schreien, hofä Schrei
kofä-afä Mond, Monat
kofa-nfa Arznei, Zauber
(tfä-hafä Oheim
ofä-sefä Gras
lefdbe-a/dhe Wunde
kafamhä-mf. Süßkartoffel
ofamfd Blitz
kofaiuh iNIond
sifandfhi-bef. Stern
kofövi Scham
Wester mann: Vier Sprachen aus Mitteltogo.
17
hfantö-af. Blatt
ofanä-haf. Arzt
fate allein
ofdte-haf. Zauberer
ofati-Jcaf. Wand
ofätobi-baf. Neffe
fe lekpakpä den Hut abnehmen, bitten
fe du
Tcöfe-dfe Tragkorb
äfefe das Übrige, der Rest, das Letzte
fendmfo damals
fe aufbrechen
fe Posaune; bu fe Posaune blasen
Jcöfe Sonne
le/e-dfe Zeit
'mfe Nasenschleim
efend bevor
mfenti INIittagshitze
fenlcp sowie
fewoa vorübergehen
fi nehmen, tragen
ß eise sich setzen
ß Hnti argem
fl rösten
ft schmerzen, krank sein
hvfi Krankheit
Jcofi-dfi Befehl. Gesetz
fia eise abstellen (Last)
kafta-mfia Tuch
ofiame-kof. Kopftuch
ofiand\-haf. Weber
nfiasie-bef. Dämonenpriester
rßato Fetischgehöft
nße-heße Dämon
fie tsye verlassen
kefiebi-mf. Axt
keßehi Wind, Luft
fikiti schmal, eng
nßmfi-baf. Zwilling
ufimfi-hef. Kranker
ofimifä, knfimi Gras zum Dach-
decken
ßnß geröstet
knf'iq Spott
s^fiö-hef. Fingernagel
mfldmßä acht
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1922. III. .\bt,
ße waschen (Kleider)
ßi ntu baden
oßö Fauler, Träger; seßo Faulheit
Ößq kdßo Seite, neben
ßuhifU weiß (sein)
f(2 empfangen, zeugen
fn qkwe das Feld bebauen
kafö, mfö das Innere, in
lefö, afö Ei
ofg-hafo Fremder
fofo frisch, grün, neu
le/nkami-af. Korbtasche
fo annehmen, empfangen, erhalten
fö glätten
fö sefä Gras mähen
fö kayö belohnen
fö hacken
kafö-ivfö Bauch, Mutterleib: le kafo
schwanger sein
mfö hier, dies
föe aber
föki abschlagen, abhauen
lefösi zehn
mföti drüben
fu asi teuer sein
fü nxni fliegen
fu okwe ackern ; s. fö
befii Akpafu
efu:kpö efu blühen; s. sdie
sifu Akpafusprache
kufuä-ef. Einbaum, Boot, Schill"
fuadi zerreißen
fuCj pe fue ehe, bevor
kafüekpe Güte
fufu Fufu, Jamsteig
füi viel sein
ufitkufüku Baumwolle
ufukutii-bef Zibetkatze
fune dienen, z. B. einer Gottheit
ufuna-bef Akpafumann
füyi viel sein; = füi
kofyn Beleidigung
legbedi Maniok
olüä Armer
hiankri auflösen
ohö-bahö Freund
18
\\ Csi 1- rill a n II : N'irr Spiaclu-ii ans .Mittcltot;<i.
ka /iierst
ka vcM-biiulet /.wri NCrlia, -imd"
k(i schimpfen, scliiiiälion, bolciili^cii
ka f 1.1(2 uu'sst'M
okü-ltakd Häuptling
sekiihr-hvk. Besen
okdhr-srk. P;i I m \v(m1< • 1
okäinkf' Nadel
okafö-hak. Biaut
oknffjlH rri'iindin dn- Biaiit. luant-
junglor
ukafone Bräutigam
akäka Kopra
sekakcriikn Häuptlingschalt
akakpa: tsi ak. aiii" dem Kopf tragen
okdndir Lampe
kakateko-nkat. Tal
kaleurje: kpe k. schwer sein
kalisie übermorgen
kali kpe recht sein
kkahkd Häuptlingsabzeichen
ke sagen
ke sehen, finden
kfi kdma zurückbleiben
ke iikpe leben
nke Hüfte
lekebi-ak. Bohn«-
keke klein
keni gestern
ke keimen
hiki Traglast
knke-dkP Stampfmörsei'
oke-hake Biene
kele binden
nki, uki-keki Schwanz
huki-behuki Tier
iikiti-hek. Hyäne
klä zählen, lesen
kla scheiden, sich verabschieden
okla, kdkia Bett, Matte
okJä-kaklä Seele
okU-kakU Pfeffer
uklobe-hak. Vogel
lekJöhejjo-akL Nest
kaklömhi-nk. Aimring
leklotd Hut aus Lianen
(ikloho Fnund, (ienossedfs Bräutigams
okh'ilo-hakl. W'aldhuhn
kl('iiii() : Im kl('i>ii() denken
, buklt'tinu (ledankc!
I klosnlo Silber
I akli'ifiä-knk. Banane
üiklii dritter Wochentag
1 kuklusä viertel- Wochentag
-kö IMatz, Ort: s. kanwa/ikö
kö früher
ökq-hdkq Schirrantilope
(jka-hak/i Totengeist, Toter
.sekö Nabel
(jkqöate Schießpulver
leköh('-ak. Kalebasse
(jkuhr Stössel
sek^ho Tschi-Sprache
ok(jhoüu-hak. Tsch i-Man n
qkQ( \ qkue Feld
leköke Palmrippe
nkqkq, koko früher
I oköma Unterwelt
kakömi-nk. Mittag
k{mi auf dem Rücken ti-agen
qkqni-kak. Rührlöffel
konö: kpe k. schön sein
küknnq genau
leköntutu Nabelbruch
kaköhkln-nk. Chamäleon
kose eilen
okösie-hak. Witwe
nküto-hak. Krabbe
ko nur
okö-hakö Affe, Hundsaffe
koko früher, längst
koköko schon
'nkbmä so, also
nkome ebenso
kakomdntsija-nkom . Husarenaffe
oko)io die Unfruchtbare
okontö-kak. Schienbein
kon genau
1 hnkonki- ak. Knie
lekonkI6-ak. Reis- oder Maiskloß mit
Palmöl
nko.^o deshalb
West ermann: Vier Spia<-lien aus Mitteltogo.
11)
okosohi-bak. Jüngling
hu schöpfen
hü und, mit
kü kuhie ein Loch graben
kekü Weinen, Totenklage
■sikü-bikü Tür
nku Märchen
küa sechs
knküa-ek. Haut, Papier
dikübi-ek. Knochen
ukühi-kekühi Löflel
hoküdi Fluch
hädikiidi niemals
kt/küe-ehüe Haut
dikueme-ek. Liane
dikukü-ek. Eule
kulä aufbewahren, bergen; s. U±tfit
kimtü-kek. Decke, Wolldecke
kusate selbst
ukuse-bek. Huhn
diküsebi-ak. Küken
diküsemfö-ek. Hühnerei
lehutöa Erdnuß
kütsyh halb
liijkntsuese Eifersucht
kuic^ mahlen
vküwe-hek. Büffel
kwd Fett
nktod, küa sechs
iikicä-kekwä Faden
kwdnse sieben
kakice-nkwe Spinne
kuktce Buoh; s. kuküa
f2kice-kakwe Feld
okwe-knkice Seife
öku-e Hals, Stimme
oku-fi: Ip okice begehren
okwelfile das Begehren
UkicUondobi-kak . Kehl köpf
Ipkwesi Brustkasten
kvoe trocken sein
äku-e-kfikwe Schnur, Seil s. iikwd
dikweme-ck. Liane
kpa dienen, verehren
kpa sammeln
kpa kusie heiraten
kpa kehren, fegen
kpa ntfi Palmwein zapfen
kpa führen
kpd auflesen (Holz)
kpa rein sein
akpä Sprichwörter
dikpa-ekpä Rinde
ohpä-hakpa Hund
lehpahl-akp. Zehe
kakpabo-nkp. Wade
lekpäbü-akp. Bein
kpadi rnfen
kakpafö-nkp. Fußsohle
lekpdke-akp. Seite (des Körpers)
okpdkcyiM-kokp. Rippe
lekpäkpa-akp. Hut
kakpatö-nkp. Fuß, Bein
kakpatsaku Posaune
akpatsyd Patronentasche
lekpe-akpe Hoi'ii
okpe Schüssel
kpeJipe Wahrheit
kakpfle das Likpeland
okppleiiä-bakj). Likpemann
sekppje Likpesprache
kpele, kple groß
kukpense Hunger
kpe schicken
kpe köfl befehlen
kpe pflanzen
kpe haben, besitzen, sich befinden;
kpe ale stark sein
kpe awu sich bekleiden
kpe (jkpn einen Zaun machen
kpe U beistehen
kpe sterben; btikpe das Sterben
rikp^ Leben
sikpe, sikpe Jagd
nkpe-bekpi Jäger
ukpe-kekpe Faust
ukpe Tod
kpeß jung
dikpcß-bekp. Kind; s. obi
nhpese-bekpcse Heuschrecke
dikpesibi Hautansschlag
kpi sterben, \ersiegen ; s. kpe
•_>()
W <•> I (• rill ;i 1111 : Vier Spnirlioii ;iu> iMiticltoi^o.
A'oß\-j}l Uniseiid
sikji'i Anj^st
(/ikpi Urtoil
ii/ijii-A'('kjji Bai't
bekpiß die Kiiuler s. hpr/l
hukp'io-t'kp. AliliHng
okjildkü-bakp. Sclnv ein
kple groß
lekple diMußen
dikpUhi-cIcp. {lUkpleln) Topl'
Ifkpn Ha US Winkel
nkpö-kakpo Zaniu Gaiteii
okpokcfsi/('-hakp. Wanderaineise
kpokpn-bakp. P^ntc
kpntsie-hakp. Leopaid
kpö ausschütten
kpo rufen, nennen
kpo Ukpu rechten
lekpö Meer
hkpu-akpo Gericht
okpö-hakpö Maus
kdkpoklo-hkp. Schildkröte
kpokpökpo sehr
lekpome-akp. Stuhl, Schemel
lekposü-akposü Widder
öJcpue-häkpue Skorpion
Ja abschneiden, abhauen
M lieben, wollen, wünschen
hold Wunsch
kolä-ald Riesenschlange
kolä Traum: s. sie k.
labe liegen, schlafen: selabe Schlaf
kalabek^ Begräbnisplatz
Mäka-al. Kiste
U fassen : s. m üa
ale Gewalt
büle Müdigkeit
kdle-'nde Geschlecht, Familie
kale esie es tagt
lele Jahr
öU-kdle Zweig
lebe s. te l.
(Jenke-hal. Krokodil
kolfW/)ia-al. Hegeiibogon
I Ic schwacli sein
le gebären
le rein sein; s. Apa
ale hart, stark. Stärke
bile Klöße
selS Sprache
Icblckü Nebel
l</(' sa Ufc immer, jederzeit
lecjba Götzenbild
oUde-bat. Hatte
I
! ülele-balcle Gebärerin
I leinähfe wann !*
olenä-bal. INI ächtige i-
{ koleMantOy olcnietu, s. kale esie früh-
morgens
oleiie-kal. ^lorgeu
lelei/i-alej/'i Geburtstag
j lo to vorangehen
■ kdlq, nl(± Erde, Boden ; unter, unten
Umi eins
I lo fertig sein
lo töten
lo fallen ; bolö das Fallen
I lo sf^si geizig sein
' kälo bitter, Bitterkeit
kolö Feindschaft
lelö-alö Penis
olö-balö Feind
lelohd-al. Papaya
selobi-bel. Hodensack
kolofd hundert
lelöläla Beschneidung
olonklo-bal. Hahn
kalmeko Ende
kalua-nlüa Backe, Kinnbacken
bnluakan(± das Fallen
m nicht
mä schmal
mä teilen
mma dort, da; s. mfo
kdmd-mmä Rücken
lefee wegnehmen, herausnehmen,
fangen, retten ; /. lekpäkpä den Hut kema Volk ; s. kusf;
abnehmen, bitten kuma Greir/e
nlenä-bal. Verwandter lemä-ainä Krieg
West er in a 11 n : \'ier Spraclioii aus Mitteltogo.
21
sima das Lachen
rndfi eng sein
makokö Kugel, Ballen
indmä sie, 3. Mz.
mate allein; s. fate
ine sima lachen
ume Ortschaft, Dorf, Stadt
kcmmi-ain. linke Hand
me ihr, 3. Mz.
mi satt sein
mmi, im heute
lemi-ami Mutterbrust
kemia das Innere, s. kafu
mimt euch
mindnsq wälzen
k amini Süße
kaminse Jammer, Erbärmlichkeit
lemitöntii Milch
mna schnell
mö ich
mg groß sein
kamö-mmö Reis
lemokösi-am. Schulter
luüa anfassen, ergi^eifen, packen
simua-himua Hals
mite fangen = müa
mnümü-ham. Stummer
umunekpe Irrsinniger
mmuyi sanft; s. mhale
na trinken
vd schwarz
nd schmutzig sein ; honn Schmutz
dnä vier
hond Dunkelheit; s. ketsfi
slnä, hinä Fleisch
una-hana Großvater
unamfö Mehl
kandmfo zuerst: s. ka
illnämi-en. Auge
enämi Gesicht
unamiha-hm. Blinder
cnamibdba Blindheit
sin am ise-h in . A uge nl id
Quämunte-han . Hausvater
knnande Buschmesser
onantö Himmel, Gott
nantsi rnbi cacare
nantsyui-ban. Rind; s. kötomna
nankidi lösen
nase neun: s. ömmümbe
unato obi-han. Enkelkind
dndu-dndmna Katze
ne, na trinken
ne dieser
sine-bene Fleisch s. *mo
sineniu Träne
ni, ni sein (esse); nni eins
koni-ant Arm
öni-söni Haar, oni Mensch
kanimfo-nnimfo Hand
lenimi-an. Finger
imind-ben. Ältester
benine die Erwachsenen: s. u/rina
uninesie alte Frau
unindmbembe Greis
ninse auslöschen
lenmsQ das Danken; s. -so ani
kanintö-nnintö Handgelenk
ninka drücken
kdninkand vorgestern
kanir'iklqmbi-nn. Ring
minkg-kan. Ellbogen
anihkioa Fett
niwoe etike sich weigern
no hören
ang fünf
nncbi Fett, Öl; s. aninkwä
nöe eins, s. Inni
ontd-antd Mais; lentdbi-ant. Maiskorn:
ontdbi-kon. Maisstengel
enua zwei
'nniia öl
enue zwei; = emia
nüefe der zweite
na ni ablassen, nachlassen
kena-nnä Mund
onä-banä Igel
naka?na darauf, dann
namfö dies
ndnse verlieren
iiasit deshalb; s. 'nkmo
ne finden, erhalten
•)')
W f s I {• r III i» II n : Wvv S|ir;icli(Mi atis Miltcltou;!).
A'me s. fe keiie
nr oder
ni ann riechen
leüi-ani Zahn
uiuinii-bai. Bruder, (Jiscliwister
iiiiintihenä Kwe-Mami: sininhpr lOwe-
Spmche; kcüink/xstj Kwe-Land
/fTift-a/iij Nase
öiiQmfo-kai} . Nasenloch
Iriiönn Hauch, Geist
in'iii-kcnu Reisbehälter
nva welcher!* der welcher
iiun, ihca kochen
dinüa-cnüa Hacke
nuama, nue7ne jener
k^i'iufu'ni Sand
a /hin in.se: tsi an. umkehren
(jnunQmbe neun
kaniini<}p-nh. Welt
kaiiicankö Kochplatz, Küche
ntre^ hut<fi/e ruhen
k^nice Habicht
niLC einer
jjeprepe klein
pt'te alles
npumi-kap. Tisch
sä jeder, jedes
hsä-asd Ding
asnhu Netz
o,sdkfi-kas. Angel
fi.<iamu-hd.s. Schaf
bosnmu Zimmerdecke
osani-basani Mann
osänibi-bas. Knabe
kasanii-ns. Eichhörnchen
lesäsa-d,s. Frosch
lesatete Gabe
osayihi-bas. Knabe, Sohn
se gut, recht, gerecht sein
se rot
use-bise Vogelfeder
kttse morgen
sebe-bes. Blüte
■seke klein, wenig
kKSplekelekc das Heiraten : s. kusit-
kpakpa
dis^'ik^-c. Buschtaube
.IQ)^ Nuß
.vm ekehi
.VC (Ul'i trommeln
s6 als
.v^ k'koüki knien
bi.se Federn
se braten
se cbi Trommel schlagen
kcse->i.se Meerkatze
küse-esc Lied; sr k. singen
kiise Volk
ktise-ese Wald
sise-bise Wels
use-bese Gatte
■s-cnse ausbreiten
si sich befinden, sein
si sich versammeln
si ci/ifö wiederholen
sl ahe wachen
s't abtrocknen, abwischen
ds\ Markt
disi-esi Kopf
kesl Eidechse
osiä Schwein
lesiäbi-ds. Messer
usiafi-bes. Gatte. Gattin
kusiakpakpa das Heiraten
sie sitzen, bleiben
sii genug sein
sie kolä träumen
kesie-'nsie Gruß
usie Weib
kesiekq-'ns. Ort
kusiekpalcpa das Heiraten =
kpakpa
sie, sieti wo?
osle-basie Hexe
siesie grüßen
sika Gold
sesilblo Geiz
disindö-es. Blase
sini öffnen
sinki'i, sinkidi umkehren
iisio-besiö Fra u
iisiobi-bf's. Mädchen. Tochter
kusia-
W'esterni a II II : Vier Sprachen aus Mitteltogo.
23
qsisänd-bas. Kaufmann
.nsi-hisi Jams
ifsmoasue freier Mann
/\-esiyi-ii,s. Eidechse
■sQ schlagen, hauen
w ani danken
kasQ-n.sQ Erde, Land
asQÜ Gottesdienst
osnmi Himmel: q. le_ honi es regnet
/p-somilöku-aft. Wolke
o-<!os5-has. Fliege
•vo inehi- sein
osonmi-ha.9. Hammer
kasräla-ns. Kamm
w gehen, hingelangen, erreichen
■Sil rupfen
kesü, nsu Urin
knsü-esü Weg
v-m-ki'tsü Pilz
esuale Kraft
flisuai/o Freude
ctve auf s. fiswe
Jesükpe-a/i. Fingerring
esive an
fa es-ue vergessen
td kotä Flinte schießen
kotä-atä Flinte
kotä Sehlamm
atahi Kauri, Geld
sctahi-at. Flintenkugel
otäJrine Reicher
atägase: mu atägasc aufheben
taka aufstehen, sich erheben, hoch sein
hotaka das Aufstehen
atdma Tabak
atdmu Eid
katankple-nf. Tabakpfeife
te geben
te kekö verfolgen
(e kfi/ifj^ krähen
fe-lehfi anklagen, verurteilen
rtte Palmwein
nte wildes Zuckerrohr
tfjke ko nachfolgen
tesf^ preisen
tfiyl sagen
te zeigen, lehren, wissen
ote Besitzer
te verkaufen
ote-hate Ziege
site-hite Lehm
itte, kete Feuer
ictediakämi Flamme
eteghete-baf. Rebhuhn
leteke-ateke Feuerstelle, Herd
ntenfö wo? s. ä/c
ofekeiike-bat. kastrierter Ziegenbock
katesc Ziegenbock
otete-bat. Lehrer
teyi sprechen, sagen
ti ku.sä hindern
tl bedecken, verschließen
nti, ntintl Mitte
(litihT-i-t. Fischreuse
ticii berühren
ntie wie?
etiki : di et. sprechen
litiki-et. Geschichte
kqtini-at. Berg
tinti sehr
etinke After
tq bauen
0 gehen
tq fragen : hqtq Frage
etö zuerst
kQtq Blut
ntq Asche
öto Heim, Heimat
sctö V^orderseite, vor
otQinini-baf. Pferd
qtöni Brennholz
qtotö-kat. Okro, Hibiscus esculentus
to formen (Topf)
tö anzünden, verbi-ennen
katö-ntö Stirn
katö, ntö das Oben, oben
kotö-atö Ohr
ntö-antöma Vater
otö-bato Elefant
otobe-kot. Tasche
tökle, tokdkle Art
kötonina Rind
24
W OS to rmaii n; ViiM S|ir;u-luMi aus Mittoltogo.
otuitti das Stadt imiore. D.ilu'im
fri dick sein
utri-bctri Meiisi'li
trnihto, fro/o/o genau, eigentlich
ditnnn/ä Deckel iles KeisbehäUers
tu sieden
tv nahen
(litt't-ctü Tcrniitciihügel
ketii, 'ntti Fluß
küfii etil Suppe
'ntu Wasser; ketu Wasserplatz
situ, bitit Metall
ntu, kctii Herz
utii buki-bctii bukt Fisch
'ntufe Speichel
ütukwe Durst
dituli Streit
k(ti'imbua-nf. Mücke
(litüntu-ct. Kalebasse
otsa Onkel
fr'fsabt-atsahi Perle
fsaka Ute Feuer machen
tsakö begegnen
/isV kasö anfangen
kctie Dunkelheit
hfie aufbewahren; s. kidd
bitsekple Essen, ^Mahlzeit
tsi nehmen, ti-agen
tsi herkommen von
tsi rtsi laufen
tsi aicuninse ändern
tsi ausweichen (auf dem Wege)
ntsie, ntiye drei
tsiefe der dritte
otsini, ntsri Fleiß; kpe n. fleißig sein
ditSitsd-ets. Korb
otsitsi-bafsitsi Pei'lhuhn
ditsifsö-nts. Abend
ketsitsQkomi Nachmittag
tsfi gerade sein
tsö lang, weit entfernt sein
otsohö-kats. Schambinde
tsra md herumgehen, spazieren
hetsue einander
tsue sagen
tsve fallen
ts}/ä auch
kotsi/(i Kloß aus Keis- oder Maismehl
ietsi/d-atsi/d Flachdach
tsi/aka iite Feuer anzünden
tsyf^ hnfi teilen, katsi/r Stoßeisen
ketsi/^.-ntsij6 Nacht
tsyn aufrecht
tsyö tief sein
tsyue, tsywe schmieden
utsyüir^ketsyüie Wassertopi
owä-bairä Schlange
we täuschen, betrügen
botve Betrug
wwe er, sein (suum)
we ihn
we, wT schnitzen, zimmern
owe wer!'
nidonylö-kau: . Gui-gel
leuoa Beistand; kpe I. beistehen
w^i schreiben
awit Kleid
ewü-ewüma Großmutter
umi kcko weinen
diaüi Hitze
kitcui-'ntcui Tanz
siuuri die Bowli-Sprache
iiiiurina Bowli-Mann
yä kaufen
yä dann
leyä Nacktheit
yänsö wegen
yankise ausspülen, abspülen
öyäyä Sklave
ye gehen
ye aufhören
koye Spiel ; kjK k. spielen
ye sehen
diye-aye Name
yeni acht
yi voll sein
yi wissen
diyi-eyi Tag
keyi Stöcke
kuyi-eyi Baum, nyi Stock
yibcyese bis
diyihibi-ey. Baumfrucht
West ermann: Vier .Sprachen aus Mitteltogo. 25
y//o tun, machen, arbeiten: //. heyifö .küijöa, ei/oa Dampf
Ai'beit tun seyofoku-heij. Tür; s. sekn
Imyifo das Machen, Tun oyofönä Europäer
uyifotri-hey, Arbeiter seyofühe Kokospalme
vyifüykfö-hey. Arbeitei- diyokdfu-ay. Zimmer
oyimisio-hay. Schwester j kayömä der Platz hinter dem Hause
nyinim! sani Bruder \yrüdu kühl
hyq Kälte; yqe kühl sein
diyö-ayö Haus
kayö-nyö Schulden
yu stehlen
siyuy hiyu Dorn
üyu-beyu Dieb
koyo-ayo Schatten vytidu-key. Wurzel
11. Die Bowili-Sprache.
Bowili (bei den Ewe Bowli) wird in einem kleinen Teil der Land-
schaft Buem gesprochen, und zwar nach Funke in folgenden Ortschaften:
TsriahT (Kiriahi), Amanfro (Amamforo), Ariinase, Abohile (Abojire), Ope-
pase, Odumase. Mischlich gibt als Bowili-Dörfer an: Kiriahf, Amanforo,
Ariinase, Odumase und Kwamekurom; mit der Bemerkung: »erst in neuerer
Zeit sind Leute aus Bowili nach Odtimase am Volta und Kwamekurom
gezogen « .
Der folgenden Bearbeitung liegt eine Aufnahme von E. Funke und
ein kürzeres Wörterverzeichnis von A. Mischlich zugrunde. Wörter aus
dem letzteren sind, sofern sie in Funkes Aufnahme fehlen, im Wörter-
verzeichnis unter Mi. angeführt.
Die Laute.
Vokale; xi o o a e e i. Halbvokale xo y.
Konsonanten : k y — ts dz — t s d d — p f b — kp yb—r l — h n n m.
Das Hauptwort.
Geschlecht.
Die Sprache hat kein grammatisches Genus. Das natürliche Geschlecht
wird manchmal durch verschiedene Wörter, meist aber durch Zufügung
von önoU »Männliches« und otsöle »\Veibliches« ausgedrückt.
önq Mann, f±tsQ Frau; ndä mein Vater, mmd meine 3Iutter; ya
Vater, m Mutter, o/jö/;o .lüngling, oif5?V.»ö Jungfrau ; äiw Groß-
vater, ninä Großmutter.
önol'e bist Knabe, otsöle bi'se Mädchen; oti nole Sohn, ot'i tsöle
Tochter; nwqe nole Bruder, nwoe tsölp Schwester; kitvpli nole
Schafbock, kuveli tsöle Mutterschaf; okfjkn nole Hahn, okokq
tsöle Henne.
2l) \\ l•^ 1 1' 1- m a II II : \"\ov S|ira(li(Mi ui'^ Miiti'ltotro-
Kasus.
I)i(> K;isii.s siiul licmillich ,iii iliicr Stclliiiii; im ,S;it/.. Dit,' gewöhn-
liclir Wortfolge ist .Subjekt, I'riulik.-it. ()lijrkt. />/sF' na ohanisi dei- Knabe
iL>t MaiiioU. Dir (ienctiv steht vor dem regiei-eiulcii Nomen: ano ijknko
lies N'ateis lliilin: matli ohisf wessen Kindl' EnlhiUt ein Satz ein direktes
und i'iii indirektes Olijekt, so gebt letzteres voran: /r>/(7 oisiisö foisd lasse
dem Mädchen die Last (hilt' ihm die Last auf); In /si/i/j i/r hjcpä sie schnitten
ihm Voi'haut; rk'i mo i/l knria dieser erwies mir Güte. Der Dativ kann
fernoi- ausgedrückt werden durch die Zeitwörter ikpa und 7na, die beide
• gebeu" bedeuten: boe t/r ka ma y'i »nimm es komm gib mir«: gib es mir:
ini habdm ka kpa >/l -schöpfe anderes komm gib nu'r« : hole mir anderes
(Wasser).
Die Klasseneinteilung des Hauptwortes.
1. Präfix o o. Iv/,.
Sie enthält Menschen und Tiere, daneben einige Sachen.
Ott, uti Mensch, ö/f' Onkel, ösafe Sklave: — oM/cq IlnndsaÜe.
oh'pöte Hund, odzö, ndzo Eichhörnehen, nkankd Zibetkatze,
(jk^fir Adler.
oleti Baumwolle, o/uo Fufu, omatq Stadt, oye Wald, ost Okro.
2. Präfix a. Mz. (und Ez.).
Es bezeichnet die Mz. einiger Dingnamen mit Ez. -Präfix ^^, ka: ab()a
Beine, akjttj Arme, apä Buschmesser, avo Brennhölzer.
Außerdem lauten einige Hw. in dei- Ez. mit a an: akökqa Säugling.
adzäbid Tante.
3. Nasales Präfix.
Es bezeichnet Flüssigkeiten, mmüi Wasser, nsu Urin. Als Mz. -Präfix
scheint es zu stehen in ntd Zwillinge. Ferner hat Misch lieh in zwei
Personennamen das Mz. -Präfix me, das Ijei Funke nicht vorkommt:
lAfsn-metso Ehefrau, qnn-meno Ehemann.
Flüssigkeiten erhalten sonst auch das Präfix ku: kutu Suppe, kiigue öl.
4. Präfix U, le. Ez.
Es bezeichnet die Ez. von Dingen. Der Vokal des Präfixes ist imniei-
an den ersten des Stammes angeglichen, woraus sich die doppelte Form
des Präfixes ergibt; einmal kommt sogar lu vor: Intu IA-l. fütu Termitenhügel.
lige Ei. litl Rücken, likpö Stuhl, liinii, liwl Tag, limaföe Nasenloch.
linebi Auge, likotoyi Süßkartoffel, liblube Ananas, lidl Ölpalm-
frucht, libi Frucht. — hlo Kopf, hjo Vorderseite, Irtsö Knochen.
Ifit.sä Dach, letsQe Nest, lek^ Kerbe, leiie Nacht. Imähl Zü\i(t.
ledü Zahn, hye Palmkern, lekqU±äh\ Erdnuß.
5. Präfix ba. Mz.
Es bezeichnet die Mz. von Menschen und Tieren und vereinzelt von Dingen.
batih Menschen, bäfä Onkel, bdsatn Sklaven, hnkökna Säuglinge,
banma Großmütter, bantcüß Brüder.
hakikq HundsafFen, hakolie Adler, bakankd Zibetkatzen, bakpötc
Hunde, 6arfccy Eichhörnchen, ÄaveVi Schafe, /-»o;?^// Elefanten, band
Riesenschlangen.
AA'estermaiui : Vier Sprachen aus Mitteltogo. 27
6. Präfixe Ä- + Vokal. Ez. und Mz.
Präfix Tiu.
a) Ez. hunu Elefant, hucUi Schaf, kiiyüe öl, Icutu Suppe, kuic()
Zaiiber, kunl Grab, Jcurn Tasche, knvölo Schambinde. — Ferner
werden die Verbalnomina durch Präfix hu gebildet, also wie
im Avatime.
b) Mz. kulilxi Hyänen, kuye Kalebassen.
Präfix ko.
a) Ez. kond Riesenschlange, kobfja Bein, k()kj)o Arm, kopä Busch-
messer, kg/o Seife, kobä Zaun, kold Haus, koi/d freier Platz, koöo
Feld, kuveja Tragkorb, konöd Schande. k(±tg Schuld.
b) Mz. koföe Rebhühner, kqkpoU Ratten, kotoa Stampfmörser, kgfi(2u
Äxte.
Präfix ka. Ez.
kafoe Rebhuhn, kaliki Hyäne, kakpole Ratte, kai/e Kalebasse,
^afoo Stampfmörser, kdsqa Axt, Ä*oi'o Brennholz, Ä-rt';//ö//e Reis.
7. Präfix ti, te, te. IVIz.
Die Verschiedenheit des Vokales erklärt sich aus Angleichung.
tiditku Kopftücher, (iU'ti Baumwollfäden, tifuo Fufukugeln, titüßt
Blasebälge, tisl Okrofrüchte, //*7 Wege, tiviö Schweißtropfen,
tiköUtia Bananen, tipünu Tische, tinukpe Öffnungen, itnm Nasen,
ti/iui Gi'äser. — fetsä Federn, tekpedza Patronentaschen.
tesdvcu Netze, tekekä Koprastücke, temätq Städte, teye Wälder,
tebe Grenzen, teblndie Planten, telq Kopfhaare. — Vereinzelt:
sota Mz. töta Blatt, siko Mz. tüko Palmwedel. — Die Ivlasse ent-
hält ziemlich viele Fremdwörter.
8. Präfix si. se, se. Ez.
Dies Präfix dient hier auffälligerweise uur zur Bildung der Ez., während
es in den anderen Klassensprachen Mz. -Präfix ist, doch vgl. das Likpe.
stkpoki Flügel, siko Palmwedel, sinui Gras.
seneta Fuß, setsä Feder.
senepo Augenlid, sitg Ohr, seme_ Zunge, seine Bauch, sekläbi
Seite, «f Sa Linke, sekeW'iiXite, «e/o Kopthaar, .^f'wePilz, sekae^ohv.
Vei'einzelt: sqinö Mz. fqmö Hals, soinona Mz. fnnilma Rechte,
sota Mz. töta Blatt, säviö < * seaviö Mz. foaviö Kralle.
9. Präfix /«, fo, fo. Mz.
fitkpoki Flügel, fotsa Federn, f<±aviö Krallen, fonepo Augenlider,
fqto Ohren, fome Zungen, foinö Hälse, füine Bäuche, fökläbi
Seiten, fgneta Füße, fmnona Rechte, ßjbä Linke, foke Hälften.
Konkordanz.
Das persönliche Fürwort dei' 3. Person richtet sich nach dem Präfix
des Hauptwortes, auf das es sich bezieht. Es hat eine subjektive und eine
objektive Form; die subjektive lautet identisch mit den Präfixen, die ob-
jektiven Formen hängen ein e an und lauten wie folgt: Präfix o o, ob-
28 W CS t 0 nn ;i im : N'ici- SpiMcIicti ;iiis Miltcltdi^o.
jektiv ^<~; l'riUix a, objektiv :' l'riiüx «*, objektiv:* Vr'äiW li le objektiv de:
riiUix ba: he\ Prälix ko. ka: ke\ Präfix///: kot ; l'riilix //. te: te: Präfix .s?.
sc, se: *r: Präfix fit. fo, fo: fix.
Das Fürwort.
\'tiin jUTstiiilicIuMi I'ürwort limloii sich Iblgendc Formen; subjektive:
//», //// ich, ö du, o, i/c er, es. hn wir. /;// ihr. ha. hfi sie. Posses.sive: n- mein.
Inic unser. ;/// euer, hc ihr. D;ifiv: /// mii'.
Das Zahlwort.
Die Zahlwörter linden sich nur bei Mischlich, sie lauten: nwia\,
kuna % kukuna 3, ßieiia 4, fuelu b, fiicvu 6, fucvukoiio 7, furle 8, fnvedi 9,
fiira 10. fiite'a '20, futäle 'iO. fufena AO, fulebn bO, foöotnvia 100.
Einige Sätze.
n nä hast du gegessen;' n tä ria töo ich nicht aß noch: ich habe
noch nicht gegessen. 2\'te sükulö b(± a nä fehlt wenig wir werden gehen:
wir werden gleich gehen, hti mn yl hilf mir! kn na kaU ki aku halte
Auge Wort dieses Seite: denke an dies Wort! ta hihe kaU sage nicht ein
Wort! fila f(±tsa ka kpntd heb auf Dinge nimm bringe zusammen: lies die
Sachen auf I ne möatse geh hinaus sogleich I ija komm I ma ke no udhic
oder m biiia nq lohoc ich bitte dich, be tä nd kakn mann sie nicht gingen
Ort irgendeinen, litsa n ya na koyatq was hast du auf dem Markt gekauft?
ma nn frjtsa ich verkaufe Sachen, babise Idmö ovoli kakä die Kinder sind
Buch lesend, iin na bdnnkoe grüße die Alten I be kn yc kqto sie urteilten
ihm Schuld: verurteilten ihn. be kpa yl ntq be sie erteilten mir Freispruch.
otsole lela ötq die Frau ist nicht zu Hause, ndia a kpä wohin ging sie?
ndia o tö woher kommst du? n tö anua ich komme von dort, nde bdve
HQ dein Name ist wie? ade yl bdve K., Name mein ist N. futeli ni n na
.fukü Jahre wieviele du gehst Schule? ade futeli tmia [wa] ki ma na sukva
n-a es sind Jahre zehn diese ich gehe Schule in. be la mn kämme kadu
sie sind machend Mauer errichten. oköU obise Je ya wessen Kind ist
gekommen? Jitsa sii q ta nn yl tu uli warum du nicht hörtest mein Ohr:
gehorchtest du mir nicht? n ta uv kalea käme ich nicht hörte des Wortes
Bedeutung. Mui kl im tüdiili mnfö ^^'asser dies ist schmutzig zu sehr.
//// babeba ka ma yl schöpfe anderes nimm gib mir! bainöle Idmö tilima
karqle Frauen sind Zeug waschend. olcoH d so oder qicd d so wer ist
krank? otsöle bise o dl d tsq ein Mädchen ist krank ndia dde inene ye wo
ist es schmerzend sie? yi- akü ßffle libii kadc ihr Körper (»Haut« ) ganz ist vei'-
dorben (=^ leidend). JAiröyi n ya wann kamst du? koralabi dzi na kutse
dkü Vögel sind Baum in. nqet.se ua o.tl Bruder ist Weg (unterwegs), da
kold fayi kl sieh dies schöne HausI mi ta kenn tekpä ki ihr nicht tut
Schlechtes diesi o deyl ntsn oder o pi ötso hat er eine Frau genommen?
kpd yl ka nd mend tegn .seke führe mich zu dem Häuptling, e via ot.-^ölr
Wc s t crnKiiiii : X'icr Sprachen aus Mittcltogo.
20
Iqhi, eböe ya Ünä er fragte einei' Frau wegen, er sagte, daß er sie heirate
(bewarb sich um eine Frau), be md foyä sie sagten Lüge. Ip onoku-äli
sage die Wahrheit! hi dö atadie sie zogen Kleid an. ßi limä binde ein
Tuch um I ha hilä oti sie begiaben einen Menschen, hahise lamh Tcagülo
die Kinder sind am Spielen, n ua sidcuJö hast du ein wenig geschlafen?
(Gruß am Morgen).
Vokabular.
Das Vokabular ist angefertigt nach der Sammhmg F u n k c und ergänzt aus
der Sammlung Mischlich: Wörter, die nur in letzterer vorkommen, sind
durch Mi gekennzeichnet.
k(±ba-fqba Feld
hjba-aha Bein Mi
.^rbä-fobä Linke
knhä-fqbä Zaun
babebä anderes
haU schließen Mi
(jbantsi Maniok
obe-tebe Grenze
sebend-fob. Löffel
obeta/Q Wildschwein
(2bete-teb. Ellbogen
be sie Mz.
be weinen
obekä-tfib. Gewehr ]Mi
kobi Fisch ]Mi
qbökä-teb. Flinte; s. qbekä
Jebokade-teb. Ambos
obokpdne-bah. Hexe
nböle-tob. Wurzel; s. onü
oböle Liane; s. onwe
obofw-bab. Priester
sebone Mittag Mi
kbote-/gb. Schulter
seboanekatä IMittagshitze: s. sebone
boe nehmen
/cioe Hut Mi
boeboeboe langsam
böe wir
bono hauen Mi
bu ehren ; kabii Ehrung
libi-babi Frucht, Kern, Nachkömmling J«< mn yi hilf mir!
■•<ebt-föb\ Wand
libi Trommel
bibe sprechen
hlbi klein Mi
bibi schwarz
bila beerdigen
bina: in b. no Ujboe ich bitte dicli
obise-babise Kind
IMaküku-fobl. Eule
<Moclie_-tebl. Pisang, Plante
obloni-babl. Europäer
Hblube-abl. Ananas
bö Palmöl
I libüyi-fvb. Topf
1 da sehen
da Sand; kena da sandig sein
ndd mein Vater
tida der Schlaf
lederne Salz
ode Name
ode, odetn Himmel
delego weit sein Mi
deyi Regenbogen
deyi otsn heiraten; d. knbe stark sein;
d. ligö lang sein : s. delego
kitdl-fitd'i ölpaline
kQbna-dboa Bein, Oberschenkel; s. koba- lidl-adl Palmfrucht
aba ! ndia wo i'
baboane Blut ^ sidigböane Regenbogen: s. deyi
fnböane Feuer ' dind auslöschen
nbiiatsö-teb. Schienbein led(±-adn Zahn
:u)
W «'st (• IUI ,111 II : \'ior S|ir;icln'ii aus Miltclto':
(io/iu bcißfii Mi
ndöiikähCxi-trd. Uhr
ntjn})äfi') Hm«'
(lö aii/iflicii (Ivlciil)
odoiiil(i-ti(l. Kehle
ihi säen, pllair/.cii
(hikii-tid. Kopftiicli
ildii/c: )iia he Jio tid. ich bitte dich;
vgl. Iiidiili Knie
tudiili sc'htmitzig
luduU-fud. Knie
d:ä gerade, reeht sein
adzahui-tijh. Tante
ndzai-tnhai Bart
Ifidzaliüo Fischreuse
dzäkpa-badzäkpa Leopai'd
lidzälebUidz. Pfeffer
dzata Löwe
dzfle breit
dzi sitzen Mi
dzidza aufstehen
dzina sich bücken, sicli setzen
kadzo gestern
odzö, odzn-hadzo Eichhörnchen
(jfä-bäfä Onkel
fayi schön; von engl, fine?
fi Feuer Mi
fila aufheben
fiolö Schimpanse
fitä weiß; s. vuvöe
ßefle ganz, gänzlich
fi umbinden
ßißi ganz; s.ßeflc
^'O/'J-f^fo. Seife
kafoahi-kof. Fisch ; knf. onene Fischer:
s. kobi
fnbnmvia 100 Mi
kofne-kqföc Rebhuhn
fonc pissen
kfua-fof. Schildkröte
fvfile acht Mi
fvma vier Mi; /we/w fünf Mi
fuevu sechs Mi
fuevukono sieben IMi
füyha rot Mi
ofuo-tif. Fufii
Ja pliy'i vcrl)i"ennen Mi
afiiniiii lOsel Mi
füva zehn
furidl iH un Mi
fiiivl iiiiiner Mi
(ja \';iter, Versorger
leijä -ß2'ju König
hijt'-fvije Ei
n(jü-ba(fö Ki'abljc
(2(jnnm(irrd-tr(j. Seil
gö hoch sein
kii(fi'if_-fiiii)'ir öl
kmji'tlo (las Sj)ielen
hngümd Gott
kn(jvvn-fu<j. Topf Mi
kuijumimmu i-fwj. Wassertopt
ghä rot
ogbano Mais Mi
0(ßjenl-hagb. Jäger
lighisi ein Hautausschlag
oghicdn(2 Mais
ligbwdmjbi Maiskorn
öhä hundert
ka nehmen
ka kommen
ka hier Mi
kä lesen
Ökä-ttkä Schwanz
srkafi-kqkae Rohr
käle acht
sekana Fleisch Mi
kanc hinten Mi
(jkankd-bak. Zibetkatze
katü tanzen
lpke_ Grube, Loch
slke-fäke Hälfte, Seite, bei
akfkä-tek. Kopra.
kma sein, machen; k. apibo steinig
sein; /•. da sandig sein
kedl eins
nkela, <jkla-baMa Antiloj)e
(jkena blatte ^li
okesine-bak. Feind
kl dies
ckikh-bak. Affe
sfkläbi-fQklähl Seite (des Köipersj
W c > terina 11 II : \'jer Sprachen au> Mitt(-!togo.
31
A'öA'lo/co stark ; s, ???/>*<
ko töten
ko-koto schuldig sprechen
fokq Welt
kako Ort, Platz
lekn-fokö Kerbe
oknba-hak. Freund
okokö Huhn
akäkoa-bakökfja S ä u gli n g
koif Hunger
nköhe-hak. Adler
kekqn<2 sieben
nkon infemu Perlhuhn
lekotndbi-ak. Eidnuß
ikö, ikwö langsam
siko-tüko Palmwedel
köekoe schon längst
koko längst
oköletia-tik. Banane
kölo Heuschrecke
koma bleiben Mi
Ukotoyi-ak. Süßkartoffel
ku: oni aku es regnet
eku Tod Mi
dkü selbst: s. äwöe
lekpaü-fokpati Penis, Voi-haut
lekpätsii-fokp. Hacke
akpedzd-tekpedzd Patronentasche
okpete-hakpete Hund Mi
kpi packen
okplaku-hakplaku Schwein
kpo td wegwerfen
kökpo-akpQ Arm
kQkpqkäijQ Handgelenk
kpnkpn Ente
kakpqkpniid-knk]). Skorpion
kakpqU-kqkpqle Ratte
kpqta versammeln, zusammenbringen
likpö-fukpö Stuhl
likpo Nabel
silcpöki-fukpöki Flügel
okpokü-bakp. Affe
kakpoTikpöi-kukp. Habicht
likpöni-fukpöni Faust
okpöte-lakp. Hund; s.
kqld-fqld Haus
kqla ode Spitzdach
le sagen
kale Sache, Wort
kale drei
okpete
aku, akü Haut, Körper; Außenseite, kqle der Dank
an, auf
kakidukude Schimpanse; s
okund Witwe Mi
kakünvgbe-knk. ein Vogel
kukuna drei ]Mi
kiikriüä übermorgen
kuto spielen Mi
krdmatse schnell Mi
kwe töten Mi
kpa geben; s. ina
kpa-qtq he freisprechen
kpa hingehen
/•/)ä, kpä böse, schlecht
kpä-osl erlauben
kpä geleiten, begleiten
/ipä liti zurückbleiben
Ickpä eine Nuß
It^kpä Penis
'<fi_kpä-fqkpd Rindf
''cjtpä Geld
qlele-hal. Termite
ßolö lera verlieren Mi
oleti-til. Baumwolle
oli-tili Reisbehälter
kaliki-kuliki Hyäne
Umd-tilimd Tuch
lelo-fdo Kopf
f^elq-telq Kopfhaar
Iqla fassen, packen,
kdlqkpä Zorn; na k. zornig werden
lotse laufen Mi
olobf. Iqkö es ist Abend
knlü fünf
ma geben
ma trinken Mi
md fqvä lügen
kqmd Mutterleib
kmna Kautschuk Mi
mmd meine Mutter
nima Blut: s. hah'jane
:i2
W" (• s t er III ,1 n II : N'icr Sprachen aw.s Miticllogo.
niiiainutii (lötzt'iuliriH'i'
/>ni/uin> VMwn
ni/iapun^ Tsohi-M.inii
umäto-tiyn. Stadt
ine otsr Hol/. .scliMil/.t.n
kamr Untci'soito. ITntorlagc,
/rm^ aber
otn^ der Tau
f^nie-t^/nr Fraucnbriisf
."Cme-kfim/^ ]'ilz
seme-föm^ Bauch
sr ine-/<2 '»<' Zunge
mr/ifi schmerzen, wclitun
leinemüi 31 i Ich
//*) ihr ^ Mz.
//// ich
(/inlibqti'i-tiiii. Kchlkupl"
iiw etwas antun, erweisen:
sich freuen
sqmö-fmnö Hals
möane: oni ka m. es blitzt
inontse gleich, sofort
mofö zu sehr
snniöna-fcrm . Rechte
kdmöne-fQin. Reis
kämme Mauer, Wand
iDOSi stark
III ü greifen
müatse schnell
mrm'ii Wasser
iiiuikjyä Urin
inüsla Lehm
invea heute ]Mi
mvia eins Mi
na hingehen
nä osl Notdurft veriichten
nd knto = ne k Schulden
knnd-hand Riesenschlange
kena viei'
Imabi-han. Zehe
n/idne-tpn. Zweig
kan änekbte-knn . Cham ä 1 co n
lenantüo Wade
onantsnic Rind
nnto tanzen Mi
ändo Katze
ne_ hinausgcluMi ; s. na
(2>i£khii('-h(iii . Bl i luler
nhid-baiiöiid Großmutter
qnrri/-trri. ^lorgen
sem}ph-f(±n. Augenlid
Hedeutung svuria-fqn. Fuß
scnctakäme Fußsohle
ane Gesicht
tarn; Speichel
liiuhi-han. Auge
omkt'-ban. Nebenfrau
nemn-tcncma Zeug Mi
' anl wieviel Mi
i oni Himmel, Regen
kuni Grab
funita Speise
nq verkaufen
Hin kannte nq du
qnohq-ten. Nadel
\ Qnqkqe-han. Ältester
; s. tnna qnqkrcali Wahrheit
nnqkpa-han. Toter, Totengeist
I qnQvöe-han. Fremder
qnone Morgen Mi
im schöpfen (Wasser)
nu hören, verstehen
oiiü-tinü Wurzel
künu-banü Elefant
önukpe-tin. Üifnung, Mund
nä essen
kbr'ia Güte
kuna zwei Mi
kunä morgen
finakt nun, jetzt
ne kqtq Schulden machen
fqnnne Pulver
ne Stirn
ne kqU danken
lene-fnne Nacht
nl-hani Mutter
nie ich; s. mi.
nina wissen ^Vi
önq-hdnq ^Nlann
and Groß\ater
kqnöä-fqnöä Schande
kqnqha Schmiedezange
Wes teriii ann: \'ier Spraclien aus ISIitteltogo.
33
an(}np P^aulheit: tia o. faul sein
orifmepo ein Fauler, Träger
onole Männliches; o. hise Knabe
(>?'mri ^lann Mi
iioctse Bruder
äi'nKi dort
niü satt sein
onüi-tiniii Nase
sinui-tinui Gras
tunui käme Busch, Buschwald
lihiöfoc-fun. Nasenloch
hanune Wanderameisen
Imuqnq-fon. Palmrippe
onire Liane
iia-<2t Geschwister, Bruder, Schwester
köe-böe Schlange
pä ohne Kaufmann
kqpa-apä Buschmesser
lepäiiie-fqj). Messer
patö-trpatö Hütte, Schuppen
lepe-fqpe Feldhütte
pi qtsq heiraten
ap'ihq Stein
lipili-fiip. Gras zum Dachdecken
pino heiraten ^Nli
rplen Wunde Mi
pn genug sein
lepö Ptlanzstück des .lams
ItVü-fqpo pin Wochentag
pnne groß sein
qpnnkö-bap. Pferd
opöpo-hap. Jüngling
liprl Dachsparren Mi
pull leke ein Loch graben
püli können
npünu-tip. Tisch
/■«cva Gras Mi
qsd-tesd Besen
ösate-bäsatc Sklave
nmwu-teß. Netz
■seseriri-fnsend Kamm
lisehi-fii.s. Stern Mi
.« entlassen (z. B. Frau)
o.sl-fi.sl Weg
/i.sl-jVus'i Ja ms
oftl-tisi Okro
lisibl-ftifi. Stern
osikanl der Reiche
sisike, Usisike-fusiske JamsknoUe
sn krank sein Mi
kdsdä-kfj<sdä Axt
■<todae-/ndae Teller
qsnne-hasnne Kranker
osrokui-tis. Schmiedehammer
nsü Urin
süa decken, bedecken
unkvlö wenig
osüsu-tis. Maisstengel
süvca Mittag
ta nicht
ta nhökä Flinte schießen
kota-fota Pfeil Mi
ntä Zwillinge
sötä-töta Blatt
Ictahki Tabakpfeife Mi
atadie Kleid
ketale umsonst Mi
teba Tabak
kateli-fiit. Jahr
tend anzünden
atenc-tet. Feuerstelle
katekpä Ziege Mi
katW-fvteli Jahr
oü^ otin-hatiH Mensch
liti-futi Rücken
katide-kut. Hüfte
tilima waschen (Kleider)
otinole-haf. Sohn
tite Erde, Land
tite fehlen, übrig sein
tite Iqte-tite haJqtc Leopard Mi
katite Mitte
katite-kiditf' Familie
t(2 das Innere, in
tö noch (nicht)
nt(i-tetq Berg
ntö-tefö Heim, Heimat
letq Vorderseite, vor, vorn
f^'Q-h-fotn Schuld
■^etq-fotq Ohr
katnä-kntnä Stamplniörsci'
kqtola-fqtnln Küche
Mitt. <l. Sini. r. OriiMit. S|m-;
:u
\\ I'-- 1 f r m an II : N'icr S|iracli(Mi aus MitteltO!?!"».
o/tj/unlc der erste
oftj.yi.\int-/)iit. ilcr 1 aiihi-
/" lierkiiiimii'ii \ini
(itako ( iiiinoalioin .Mi
Uitokpö-J'dtitkpit Kiipl: s. Iijo
ktitu-fiitu Suppi-
Intii-futh TonnitetiLüncl
fitufit-tit. Blascbnln
kahiköla Schmiede
katiikpä-kitdikpä Z iefje
ntitinhiia Mücke
Utume-fut. After
tiina: oiii ka tima es iloiuicif
utitnfö-hat. Schmied
turi reden Mi
tütii schwarz
/itsa-/nf.sa Ding. Gegenstand. Sache
lifsa SU warum!'
/nfsa nlnne Lastträger
/f/.v« Kamerad
■setfiä-fötsä, tetsä Feder. Körper haar
letsa-fotsä FLichdach
letsäpo-fnfsäpo Buschta übe
t,iph schreiben
kutse-futse, Baum
knUeUhi Frucht, Baumfrucht
katseyi Stock
otsiri Frau Mi
üisitsö-hats. Jungfrau
l^tsn-fnt.iö Knochen
o/.vo Weib, Frau
letsQe-fotsne Nest
katsnkpä-kots. Greisin
litsoku Wurzel Mi
ot.<iöle WeibHches
otsöno Arznei
(Asonokpa Gift
tsuia abschneiden
kntsukulä-kut'i. Kuhantilope
ouna-hauna Mücke Mi
fovä Lüge
knvalabi Vogel
cf^ rufen Mi
bave Palmweiu
knvela-fov. Tragkorb
orelä-bav. Fliege
korvhi-favihi Ti'aixkni-l i
kiir((li neun
rda fürchten Mi
kiirch Sclial'
via t"rai;en ; iiiria eins Mi
///■/(} lieutc
cilä sich fürclitcri
bai'iü Götze
säriö-fnnviö FingernajicI. i\ialle
orlo-tivio Schweiß
nrla-bavia Vogel Mi
kornfähi-knr. Vogel
kacoh Tuch, Umschlagetuch. Kl
kaüo-avo Brennholz
lerofi neu Mi
oroli Haut
kvrolo-fur. Schambinde
kevü sechs
kurü-fuvü Tasche
vüua schimpfen
orünfi-bav. Akpafu-Manii
vuvöe weiß
wa, wd sich hinlegen, schlafen
kuwä-füicä Zauber
kincd, kuwi zehn
süwa-fUwa Sonne
vcädzQ vorgestern
knwdla-fowdla Schlafzimmer
owanß-baw. Arzt
ouano ob? Enkel
öufi W^ind Mi
aue Hand ^li
we satt sein Mi
we lieben Mi
baicco Fetisch Mi
owerate-baw. Fetisch[)riester Mi
awewe, awiwe Sonne Mi
lüwi-füvci Tag Mi
Qicn-bdic(2 Büffel
Quo-tPu-q Fluß
(ywQp Luft
aw^c Hand
Quole-tev:. Brustkasten
ntcölate-baw. Krokodil
kancmjä-fnic. Hauch
ivo Uli waschen
■id
W es reriii ;i II II ; \"ier Sprachen aus .Mitteltosro. o5
Qwöa-hdu-öa Maus /w/f Kalebasse .Mi
aii:(k seihst kyt-">Jfl Palmnuß
uiL-öli wer. wessen!' Q;ye-teye_ Wald
koii-ona Wurm ^li yela veiliereu
uicori Haut. Papier Mi leyellhi Hodensack
llicoyi wann'.* yc, yi stehlen
(Hcre Brustkasten Mi ye er, ihn, ihm
()u:itdif(2-haa-. ^Mörder Jx'aye-kuye Kalelinssc
lawuohi-hair. Finoer !/^'dede rein
ifiioll tunin frras mähen uyekpänf^-hdi/. Dieli
yn kaufen /// trinken
ya kommen y'i mir
h'tyd zwei: s. kuna diyt-hnyi Name
knyu Fluß Mi oyiijlx up-bay. F^vve-Mann
kqyd-fnyä freier Platz l^'('tyq Unten, unter
fjyai-baytii Tier Mi kayrjiiakö-foy. Abhang
knynto-fqy. Marktplatz kiiyö-ftiyö Schalten
111. Akpafu.
Die Klasseneinteilung des Hauptwortes.
Sie geschieht dureii l'räiixc außt-rdeni Hndft l)ei finijjcii Wörtern
ein Suffix Verw(Miduiig.
]. Piäiix o. E/..
V.% bezeichnet Personen, daneljen einige Tiere und Gegenstände.
qtriii Mensch, i^rä Fhcinann. ore Ehefrau, nfa Onkel, ohi Kind,
fjfn Fremder, ulnh' Tschi-Mann: oyidi Leopard; (2dl' Wurzid.
udjnkuri PfeflVi-. \'or engem Vokal des Stanmies lautet das
Präfix nianclnnal o und selbst ": okotö Tasch<\ mn Bruder.
•2. Präfix a. 3Iz.
Es bezeichnet die Mz. fast allei- Hw. mit Ez. Präfix / und ku und ent-
hält in erster Linie Tiere, Pllanzeii. Geräte.
akqli Hähne. nliijKi Wildtauben, afatit Krebse, nkokn Hühner;
— (tkqfön Ei-dniisse, abitn Maiskörner, or//p Schilf, r/y/i/'« Sehilf-
blätter, ayäta Baumiilätter, abidui Besen, akolo Hindeii. afra Muldi'ii,
dtapii Tronniielstöcke. atidßi Fischrinisen.
.'!. Pi'äfix /. Ez.
Ez. von No. ■_'. ikqli Halm, ilnim Wildtaui)e. iknimii lüde, ifaln
Krebs, Ikt^ko Huhn: ititä Mais, ikufüa Eidnuß. //v/^' Sehilfiuhr,
icfbra Schilf blatt, ikulo Rinde, ikpu Baumzweig, diabu Besen, itin
Besen, ibid Wassertopf: ine Zahn. /////'/ Bauch. iin<i Hlut, ikm
Knochen, /(/bij/lic BrusI, ikö Nabel. — Zu Ix-achten ist, daß
viele Tiernameii in der Ez. kein Präfix haben.
/ bildet auch Infinitive: isiuim das Dienen.
3(i
\V 0 st criii;! Uli : Vior Spnichoii aus Mittrltdgo
■1. Nasales l'riilix.
Ks bi'/A'ichiH't a) Flüssii^Uritt'ii. //'/// Wasser, )i(lä Paliiiwein, nniir
l'almöl, ;///;»a Salz. — b) die M/.. ni.iiiehei llw. mit Iv/.. -Präfix hu. ndo Gle-
walteii. i>iin<i Hucken, ///■('/ («liiber.
;'). Präfix ina Mz.
E^ bezeichnet die Mz. von Personen und Tif-i-en. inid von riiiii^cii Dingen.
;«fl/r/// >b'nschen, /«arä Khc^männer. ///«/v'KhelVauen, mafö Fremde.
inant Rriider: -- masre Ziegen, makqkn Ilidnior, majpidi, magidi
Leoparden, 7//aÄ(7 Elefanten. waÄ"^'/*«^ Biifrcl, /»ore Hundsaffen ; —
maditkti Tücher, mnfofon Zuckerrohr, kitkpa-ni/hä <i » makpüYu'^.
Die Dingnamen mit ]\Iz. -Präfix inn sind meist Fremdwörter.
ina kommt in Personennamen einige Male als Suffix vor: kont/dsir-
koiiffnsiona Kaulmann, JcaJohi-kalohhna ^'e^^vandteI•.
6. Präfix /•//., Ez. und Mz.
a) Ez. kuijö Fetisch, kua Zauber, knkjm Fuß, knhre (^Ipalme, A-///>£;
Haumt'sser, kuküi Ti'ir, kuhr Berg, kum?^ Grenze.
b) Mz. Es bildet die Mz. der Hw., die als Ez.-Präfix ka haben.
kiiakpciji ^o\inQn, Aw&w^üÄre Hüften, kubrckii Wand«', krifämn Ba-
taten, kiikömo Mittage.
7. Präfix ka. p]z.
Kdakpeyi Bohne, kabodjokn Hüfte, kahrehu Wand, kafäma Ba-
tate, kaisu Welt, kaköniq Mittag, kana Mund, kafo r.esicht, kamä
Rücken, krö-nrö Hand, karn-nrö Erde.
8. Präfix .s/. Mz.
si bildet die Mz. solcher Hw., die in der Ez. Präfix q haben, aber keine
Menschen bezeichnen.
qke-sike Palmwedel, qwoc-snvoe Liane, qkpre-sikprP Okro, okua-
sikua Gras, orüi-sirui Pilz, nkwae-aikwae Seife, owre-siwre Haar.
oi/ii-siyü Kälte, okö-sikö Haut, on-siri Weg, odn-nidü Wurzel.
In einigen Wörtern kommt sv als Präfix der Ez. vor: .'iii/a-mitja I^ode
hacke, sri-mri Yams, sia-aa Feld.
Konkordanz.
Es finden sich folgende Beispiele für das Fürwort d(!r 3. Person Mz.
der Klasse der Lebewesen: jnakpakpa mawe einige Alteste, inalnete mainö
jene Kinder, mak()ko rnainä die Hühner.
iyu abddti tä lue!
leina ku ahwQH
makilase okle käa koko
tre isc kle ma kroe mäln
losrq (fümä iOU'ika or>
Einige Sätze.
Bringe mir Brot!
Ich Labe keins gefunden
Die Händler sind schon nach Hause
gegangen
Lauf schnell zu ihnen
Ich habe sie auf dem \Ve(;e nacli O.
(Lolobi) getroffen
Wes tf rill a IUI : \'iei- Sprai-Iicn aus Mitteltogo.
37
mdsörä ätö mäse imö
inatnd maioue op'ic nudü i katii
mawüc Öse i karo
mahietfi aiia pia ima hde't
ai, lona mahlete Tkqdjc
mapia nghä kukdkoY
/p'ii/c
.sfl akdre ina!
ma ere me so, idä nid
ro mg dudii tT!
r/iaesq mdihic iifi indito indl>d
hdsö mdihie!
mato maniga
nuwa dze, ha Jh ti !
ha hode ära !
i/a totn, mdiro äre dea owd
ikvtt kekei, bqad' ära oder :
kämä wa küftr
räwase to onr
Je ndo iho'f
ituinina qdüdu ito misäre
odjridu «ö? fplur. sidj.)
woase küwe nd Tho omäge ante ('plur
Sie haben die Last dort abgestellt
Einige badeten am Wasscrplatz
Einige saßen am Boden
Sind auch Kinder unter ihnen ?
Ja, ich sah sieben (kleine) Kindrr
Sind sie gesund:'
Ich weiß es nicht
Geh, frage sie!
Sie sagten mir. sie seien müde
: Rufe sie mir alle her !
Sie sagten, sie wollten nicht kommen
(Sie weigerten sich zu kommen)
I Warum weigerten sie sich?
! Sie fürchten sich
i Mein Freund, komm, steh mir beil
I Komm, wir wollen essen !
I Warte, sie haben noch nicht fertig
gekocht
äredea \ Es dauert (noch) etwas, (bis) wir essen
Sie kochen Suppe
Der Koch (oder : die Köchin) ist krank
Wo tut dir's weh?
Mein ganzer Körper ist nicht im Reinen
Hast du keine Arznei!'
Es ist kein Arzt in unserm Ort
simaye)
■se qtrüi on (oder: ^j/"a otriii), si nwi/a Schicke jemanden, daß er dir Arznei
lyd odjridu qbo
■fikä na me
tä me isu!
/äsü takufä loto
fo-ld hra ära; plur. m'udo ....
kukä to m.f^
Ic Idfi kuirä nöme
kJe küm-äme se aija aybedi
Jei/i (h'i) k\tea-ame^qi'i okil
öki itri ('plur. atrT)
löki sia-ori
ahe pia i miade-
ai, abc tägbra pid
kadö tope
kadö qpe kqmd
vtatriii to mäkpe ngbögq
bibia i sia?
siri, kamö, akqtqa pia i bo gbr
holt
Ich habe kein Geld
Gib mir einen Schilling I (oder: 1 M.)
Ich will dir 50 Pfennig geben
Danke!
Ich bin hungrig
Ich habe heute nichts gegessen
Geh auf den Markt und kaufe Kassada
Wo geht der Marktweg her?
Er geht über den Dorfplatz
Ich bin den Feldweg gekommen
Gibt es Berge in eurer Heimat?
Ja, hohe Berge sind da
Es regnet
; Es hat gestern geregnet
Die Leute gehen aufs Feld (Acker)
j Was ist auf dem Felde?
Yams. Reis und Erdiu'isse sind auf
unserm Acker
.SS
W f .«. I !• r m ;i II II : Nicr S|)riiclifn .iii> Miltcliogd
ora ira oifiidv tälmi kn kako
ntd i/i)n(/:6 ^odor hi'hrd») pla imn
ip'jti;/Ö piii hoknsrf
ipntuj^-rrrc pia im
le i.tr hni-hfo pin f
ipia ii/o vp käina
lotö ifi, ko >ne .sr y" iimo'-
/f äsh'i
löset Kau (hntni)
hurt nhä f
itnif oindf/e atnr mdro!
inannfi i Kav
fätr kl/ füüi nkpi.'ii iiinpia iiijhft f
n. j'imd gkpi koko
mani ire tmhiqf
uiar'ii-rerfi inn kü onikn öinröc pia im
iiflä mflrq mdf
mdrn ma w; Kofi ....
Hin yiri marä^
di. ma hin (h/iri. fiene nnikä tyiri k
orögö önwöe ie obi
iim^ nhi ighä j^?
qr ^hh'fjffdm'i
nlä ntn
Alle diese Sarheii gedfilnn piil
Viril- Steine sind doi't
Hat der Wvvv ein Pferd.'
Kr lia( einen Hengst
Wo ist der Stall:'
Ks ist hinter diesem Hanse
leli l)itte dich, Hihn' inieli dorthin!
Wo k(>iiin)st du lier\'
Ich komme von Akpafn
Wann bist du gekommen;'
In welchem Orte bist du geboren.'
Ich hin in Akpafii geboren
Sind dein Vatei- und deine Mutter noch
am Leben 1'
Nein, sie .sind schon (lange) gestorben
Wieviel Geschwister hast du'.'
Ich hah«; 2 Brüder und 1 Schwester
Wie heißen sie!'
Sie heißen : Kofi ....
Sind sie verheiratet;'
urd Ja, zwei von ihnen sind verheiratet,
aber meine Schwe.ster ist noch nicht
verheiratet
Eine Frau hat ein Kind geboren
Was für ein Kind hat sie geboren !'
Sie hat ein Mädchen geboren
Er hat gelogen.
Vokabular.
na Gott
kva-aa Zauber
sia-aa Feld
ka akpeyi-ku akpfyi Boh ne
'ara loara vergessen
hd kommen
hä jiräta tlach, eben
mha, mma Salz
nhä Grashütte, Schuppen, Scheu'-
he breit
ibe-ahe ölpalmnuß
knbe-abe Berg
kubend-ab. die Linke
(J)ebeyi-sib. Regenbogen
Tipfn-mabTtn Wildscliwein
>bi Trommel
qbi-mabi Kind
bia ausweiden
(Mete^mab. kleines f^inil
bie sich weigern
biele gut
obirögörni-iiiab. ^Mädchen. Tochte»'
obitö Jungfi-au; abitd Maiskörnei-
b(2 qle stark sein
kabödjoko-kvJi . Hü fti •
bqc-mab. Tier
b(±ikp'ea-mab . Wanderameise
abqra Eisen
bö wir
aböfjo Brot
bn.td wai-uin'.'
brd machen
\V est erm a n n: \"ier Sprnclieii aus Mitteltogo.
Hl)
kuhre-ahre Ölpalmc
hrcdzö Plante
kahreku-knb. Wand
ht/ achten ; ibü Achtung
ihubu-ah. großer Besen
huekpise Hexe
ihm-ahüe Flügel
ihüi-ahüi Wassertopf
nhuitfje-mah. Skorpion
husi öffnen
da ma müde sein
nda wie? ndä md rq ma wie sie rufen
sie? wie heißen sie?
ndä Palmwein
odahe-mad. Tschi-Mann
dänfo-mad. Fi'eund
nde unter, zwischen
adera Speise
de, di e^sen
kudearö-ad. die Rechte
deatö-mad. älterer Bruder.
di bestellen, abordnen, anstellen zu
etwas
dnhrn sanft
idüdo-ad. Wolke, Ne'el
dorse-mad. Freund
dfjti-madnti Baumwolle
doe töten
dne fertig sein
kudökpo-ad. Himmel
du, ho eintreten
kudü Pulver
ndä Wasser
odu-sidü Wurzel
düdu alles
dui e. mittelgroße Antilope
düku-mad. Kopftuch
ndjakäri-sidj. Pfeffer
dzata Löwe
odziri-sidz. Nadel
odzöbo-si. Schambinde
kudji'i-adjri Baum
odjri Stock
odjr/'du-sidjr. Arznei
djroa lang sein, weit weg si'in.
a'e-mae Schlange
ka'e-ku'p Ast
ea kaufen
'ß gebären; ma V- me i Kau sie ge-
b;iren mich in Akpafu
'e, ye wissen, kennen
kue(±-aet± Götze
^ere sagen
kueyo = kuen Götze
mfd Guineawurm
ofa-mafa Oheim
kafämd-kuf. Süßkartoffel
ifäto-df. Krebs
fe rösten
fen vorübergehen
ofi Kamm
ßa schnell
fie dann
fimfi aber
fie (Suppe) essen, trinken
finikrä umdrehen
finikpo-maf. Adler
fn ti helfen
fn sammeln
fo schöpfen
fö du, dein
nfö-mafö Fremder
fofoii rnnf. Zuckeri'ohr
ifra-dfra Holzmulde, Tragkorb
frafdna acht
ifrefre Maisklöße
fre gießen, schütten
fudja weiß
fufu Fufu
füfudjä rot
igige Knie
ngidi-magidl Leopard
kugiri-agTri Baum; s. kudjri
ig<2 vorgestern
gogbe so beschaffen
igrd-magrä Häuptling
qgndi, qgkU-magvdi Leopard
gbä-niaybä Krabbe
ngba Leben
aghäghä verschieden, mancherlei
ijghärotl-sigb. Mond
fjgbfi-sigbe Schienbein
10
W (■ s I r I in ;i II II ; \ icr
ij/l)tfji Mai link
itjhrtfhv-ayh. Uriisl korl •
ijf>tyfi('(/fn fest (/ii|)!U'lu'iul)
ifftcrr. (/hn'-iiiaiihn' .lii;;;»'!-
iflbiifhi-ai/h. Dachj^i'n s
i/f>o(l:o viel
itjholob i-tu/li . A l > 1 1 ; 1 1 1 n
it/hra-ai/hrä Hlatl <les Scliilti olucs
kai)hrikq .I;ij;tl
Hiiin liU'in: s. hefi'rifi
haiw Welt
/••/ schöpfen
/•'/ ihi e. rrniiimel sclmit/eii
kn siiiiieii: (2kii Li»'(l
kä Heimat. Heim. (leluift. Haus
ktikCi Himj^ei'
okä-^iku 8e 1 1 w a M z
kädn-inak. Hegen
käkü gut
ikama-ak. Faust
köre fragen
okatisikafi Tuch
okati irrsf' AN'eber
kaiji Krde, A\'eh
nke-sike Palmrippe
kikei/iko ein wenig
kekeyi ein wenig
ike-ake Kohle
keke-inakeke Büffel
kckei/i klein, wenig
kefeke-akefeke Hyäne
ketfku-nk. kleine Bohne
ki hindurchgehen, hingehen
makilasc die Händler
nkia Seele
kh gehen
kJü Geschrei
-ko weiblich
kt Platz, Ort
ikö-akö Jahr
ikä-akö Nabi'l
körJze sieben
■sikodze siebenzig
kokö-mak. Huhn
ikfjkm/n Hühnerei
tküko flache Kalebasse
Spraclioii ans Miiicltou^d.
iknl(-nk Halm
kOinä gestern
kakfii/in Mittag
akoiii fnn-inak. l'cillinlm
korv, krtie Seile. Ixi
kosv-makosr Herr
ikniön-dk. lOrdiuiß
ikeji/t eine Kalebasse
iki>i/i Kälte
qkö-sikö Haut
ikofir-ak. Schneekf
koko längst
ikolo-ak. Hindc
kon</d.s/(-kor'i</(Ksir/iia K ai i f m a 1 1 1 1
kötc-iiiaköti sehwarzei' Aü'c
okotö-sik. Tasclic
krä bauen, herstellen
krä hoch sein, (jkra (iras
krä moigen
krä nöe übermorgen
kre dza qtn Feuer anzündin
krin bevor
krlä in der Tat
krö-Jirö Hand
krnetid-makr. Banane
okrö-akr. Frosch
km Urin
okrue-sikr. Bart
kahrwfhe-kukr. Eichhömchei i
ikrhi Erz
ikrüi-ak. Penis
krükjäu kurz
ikrumti-akr. Eule
ftkim-sik. (Jras
kuta anie INIarkt
iküi-akiti Knochen
kuküi-aküi Tür
kuird irgend eine Sache
ikuku-ak. Kürbis
kuq-makuq e. große Antilope
iküq sechs
siküq sechzig
kuti fehlen, übrig sein
oktia^-sikwae Seife
ikpä-akpä Zweig
qkpä-sikpä Zaun
W'es t enn ;i II II : N'ier Spnu'hen a\t> .Mittcltoiro.
41
kukpä-y'igbä Fuß, Bein
i kpabe-akpahe Bein
okpadzä Patronentasche
ikpayrPi-akji. Zehe
nApdkrue-sikp. Wach-
nkpdkjia-makp. Altester
kakpatdta-kukp. Fußsohh'
kpedzc-niakjj. Bauer. Landinann
kpekpe-makpekpe Hund
kpe-makpe Maus
kp<kpe-inakp. Habicht
nkpemi-sikp. PahnAA edel
kpese umkehren
kpeti abbrechen
kpi sterben
kpinakpina schwarz
kpise-makjjise Toter, Geist, Gespenst
i kpldsa-akpldsa Widder
kpnkpQ-makp. Ente
akpo Tasche
(ikpre-sikprl Okro
ikpim-akplm Hacke
kpura läuten
lä-malä Riesenschlanüc
lä ntö Lüge sagen
kidafd hundei't
lala böse
h wo?
kaU-maU Familie
^ti)t'''^f^^Wt Ki'okodil
U, h ich
()'■ greifen
kalehi-kul. Ratte
Icyi wo'.*
ilnpo-al. Busch taube
kaJohi-kalohima Verwandte
inä sie Mz.
kamd-mmd Rücken
ima Blut
niiiid, inhd Salz
lamd Mutter
nmägh-sim. Stadt
iiidia schnell
amfi unser
ame Gehöft
kume-am? Grenze
(2iiiP-si/iie Hals
iiiifk])ö-ain . Ad am sa p i e I
iinelöloi Kehle
inu^t wann?
mi ihr, 2. Mz,
mlamlämla schnell
inö groß sein
mn jener
imö dort
kamö-mmö Reis
III ne ergreifen
I imniti-am. Schultei'
' imomo Schelle
imrürse After
■ sarnurd Schildkröte
j and auch
1 ina vier
I näti-inan. Spinne
I natsäi-manatsüi Rind
ne trinken
ne dies
vni-iiiani Geschwister
; onidjo-man. Fliege
! niffä sich fürchten
unirögo-inan. Schwester
' nito selbst
i nn hÖT-en
I änh-mänh Katze
nnbiedje-man. Blinder
nöisalä Oel
7iQmä heute
nöme heute
inonii-dn. Auge
ino)niiko-an . Augenlid
owjiinkokö-iiinn . Cliamäleoii
wp.sr> deswegen
71)1 iw_ Palmöl
na sehen
kaha-nnd Mund
ondgemi-fiin. Zunge
nridkpp-sin. Schnabel
h'iaiiiö Gehöft
sindtu Speichel
inp-anö aMutterl)rust
ine-ane Zahn
■<tiüe Nasenschleim
12
A\ !•> I »• I III ;i II II : Wry S|ir;icli('ii ans Mitloltogo
nia/if Milch
tirsr-mari'-'i Ki-.iiikn
ofii Ivi'aiiUlR'it : /<> <j. kr.iiiU s«'iii
;)/ aiihiiulon
nr'ii-innni (leschwistt-r
ot'ii Mutter
otii(fbc-mafi. Kwo-Maiiii
Tifi sehen
t'f'iö zwei
xi/iö zwanzig
h'iqa-, innari der Zweite
h'iömahi ZwiUiiige
ügn der welcher
nma erhalten
II mö dort
nudä Palm wein
niiirädzr Freund
hühwe Sonne
inrnr eins
nnwne-sin. Liane
ihwöla-'in. Blüte
inicömi-an. Stern
ö sein, suum
pe 5-äen
pe: Jcado o pc es regnet
pe situ Flinte schießen
küpe_-dpe Haumesser
pigu trommeln
ipemi-ap. Messer
pete alle, ganz
pia^ piayi hineintun
pia schicken
pia sein, esse
pin nghä leben
pie nudti baden
pö kqsö langsam
rpnngq-ap. Pferd
opQsa-map. Husaienaffe
■sipnse Lehm
ipo-äpo Wald
qprön-map. Tisch
qpropröi Jüngling
irä-ard Ding
qra-sira Vogelfeder
nra-marä Ehemann
l'arahra Tätigkeit
rannst -mar. dci- Reiche
irani^a das Trinken
qrd/'i INIehl
rar od je Ilure
nrerr Mann
\ karer^i-ki/r. Knabe
ere sagen
kart'-mare Affe, Meerkatze
ort-mari Ehefrau
Jcdremi-Jcür. Fisch
orfrÄ-innr. Neben fran
sri-mri Yams
1 öri-.ffri W^eg
orisese-mar. Reisender
tirise-mar. Feind
TtarJsd-knr. Yamsknolle
ro rufen
kdrö-'nrö Erde, Grab
nrnhoi-rnar. Termite
karodjdi-kur. Vogel
orögögn-sir. Ellbogen
orögo Frau
karögoi-kurögoi Mädchen
iröi-aröi Finger
qröi yue-sir. Fingernagel
rnn rufen
qröpi-sir. Arm
siröro Schaum
karötQ-nr. Handgelenk
ro kochen
irodzdyiyö-ar. Nest
iru fünf
siru fünfzig
nie ausi'upfen
irue-aruc Schilfrohr
rui weggehen
orui-sir. Pilz
isa-asa Flachdach
asahu Netz; asahv piadzr Fischei'
nsadase Haussa-Mann
qsande-mas. Sklave
isdhga-as. Fledermaus
se hingehen
se schicken ; s. pia
se hinstellen, abstellen
se i kam sitzen
West erni a 1111 : X'ier Sprachen aus Miitoltogn
43
se erfahren, gescheit
s?: It ade ose es tagt
ise-mase Kamerad
käse Nacht
käse nde Mitternacht
•sr- herkommen von
nsf' Vater
sise Lehm, Erde
inaesf Eltern
kasege-hts. Feuerstelle
sl wenn
yiai legen; s. se hinstellen
siare tönen
kasinwe neunzig
siri Yams
■so sagen; daß
kasolq-kus. e. kleine Antilope
sö-masö Elefant
sole stark
sora nehmen
asra Schnupftabak
sre-masre Ziege, Schaf
srqgü begegnen
SU nehmen
isu Schilling
■<ümii dienen, verehren: isvimi
Dienen
to, tä geben
ta nicht
fa ya aufstehen
itd-atd Stein
nta das Graben
itähi Hodensack
tngbra hoch
katangua-kut. Stuhl
ifajyu-atapu Trommelstock
tdsi-maldsi Tante
ite drei; site dreißig
itekpä-at. kastrierter Ziegenbock
katekpui Ziege
frtf' Mz. mase Vater
fetre laut
(±teiia-inntnia I^ehrer
tJ alle, insgesamt
>h-d(i, difi Kopf
iti-aü Götzenbild
das
tia schimpfen
katiri Dachgras - ////»/ly/v/
ititd-at. Mais
it'ito-at. Grasbündel
to kato einen Tanz tanzen
tö te bitten
itö-atö Zibetkatze
katö-ndö Vorderseite, Gesicht
nto Feuer
itömeze-mat. Richter
itQuho-at. Stirn
to vorhaben, wollen
to: kukä to ine ich bin hungrig
ato Ding, Last
ato sroese-atö masroese Träger, Last-
träger
katö Himmel
tope: kadö t. es regnet
katöre-nd. Brennholz
atre Löffel
tre Tse laufen
itri-atri freier Platz
katröe-kutröe Brennholz
otrömu-matr. Kuhantilope
katromüi-kutr. Wassertopf
tröese-matr. Schmied
qtrüi-matrni, ntri IVIensch
itü-atü Termitenhügel
katu Wasserplatz: s. 7}dt(!
kutu-atu Suppe
qtü-sitü Flinte
qtu-situ Herz
tfübt-af. Fischreuse
itui-atui kleiner Besen
qtüri-inaf. Mensch: s. nfrui
tseru-matshh Rebh u h 1 1
kutsitr-ntsi'ie Nachmittag
kiitsüi rs('-iiiak. Redner
tsidr iyn Haus bauen
kutsuie-ats, Ohr
tmietese-matfi. der Taube
kutsyue Abend
Ka\t -- Kamt Akpafu
Mau die Akpafu-Leutc
wa kochen
kmca-dwa Zauber
44
W OS t <■ I in ;i M M : N'icr S|irarlicii aus Mitlelto^d
oird (iroßvnter, -iimtU'i-
hitwalträsr Zaiib(.M\'r, Ar/t
hcäifPsf-nir. Körporseitc
itcatiii Stern
iriiiui-iiiaic. Mücke
f)irase-7nair. Z;iuluM-ei\ Arzt
raira.tf' Koch
kötr^ nenn
öire eins
hrekvlp Abend
kaic^ro-hi ir/ro 1 1 e us cl ii-eck e
f'ireo zehn
otrösiirö Nase
nwoc-siwoc Lia n e
kawne-kuwne FischreiiSf
iiröniwi-aiv. Nasenloch
■'^iirörä Schatten, Seele
qicre-siirre Haar
irrelya-ma icreha der Arme
nici't-siin'i Keisbehälter
kamt Akpafu
oicit-mäin/ Akpafu-Mann
■siint AkpaCu-Sprache
inniri Luft
\'a (lott
i/a. i/nfotn w.iiteii
ya kaufen
koi/ä der Morien
ki(i/(i Mai'kt
tiiya-m h/a 1 { o d ( ■ 1 1 : n • k ( •
hjätn-däta lilatt
yaui) können
yv wissen
'Hl'': '21/ i ^^'
iyhc Name
dyi orli'tdu inniier
lyi-dyi Tag
yikä packen
yiri verheiratet sein
iy'iri-ay. Bauch
kuyo-oyo Fetisch
iyö-ayo Haus
iyö dann
iyrd-ard Stuhl
oyü-siyü Kälte
nyü-siyü Schambinde
yukükpc Dieb.
IV. Adele.
Das Hauptwort.
Klasseneinteilung.
Das Hw. wird durch Präfixe und ein Suffix in Klassen geteilt.
1. Präfix o o. Ez.
Die ursprüngliche Form ist wahrscheinlich o, o ist in vielen Fällen
;ds Angleichung an den folgenden Stammvokal zu erkennen. Das Präfix
bezeichnet einmal einen Menschen und einige Tiere, vorwiegend aber Dinge,
und unterscheidet sich chiduich von dem o-Präfix anderer Sprachen, das
Menschen und Tiere, also Belebtes bezeichnet.
ote-bote Mensch, okodiyo eine Antilope, npete Leopard, okodie
Adler. Das letzte ist Entlehnung aus dem Tschi.
(>])i-epi Aftei-, (ihenon-ib. (Mpalme, orlon-id. Berg, oßd-ißd Sonne,
r*(/ry-/(7o Schamtuch, (ikeneff'de^e.gQnvMM, onu-inu Mund, okoretia-ik.
Banane, olila Schatten, t».se/e-e>. Weg. — qbale-ib. Nadel, nbelan-ib.
Grenze, ntjagale Dachbalken, nkald Pfeffer, okah-ek. Schwanz,
nkaramä-ik. Rippe, nkö Zahnstocher, nkule-ik. Boot, nkpa-pkpa
Ader, nlego-el. Kamm, (mo-eho Strick, ntan-it. Feuer.
Wes terma IUI : Vier S[)rachcn aus Mittcltogo. 45
2. Präfix a (Ez. und) Mz.
Es kommt als Ez. nur in \veniji;<'n Dingiiamen vor, von dcmn manche
Entlehnungen sind, alila Harn \ on lila pissen, aiii das Innere, apon Dung.
atatona Kröte, aia Zwilling (Ewe ata^. a(j{jiia ("haaiäleon (Ewe ayama). amoro
Reis (Tschi eimi), äfnc-isrii- Fischnetz.
a bildet die Mz. aller IIw ., die als Ez.-1'i-atix ili, de haben : Beispiele
s. unter Nr. G. .Vucli einige H\\ . mit Ez.-Piäfix y -\- Vokal haben in der
Mz. a: gedembi-ad. Perle, (jado-ado Verhandlung, ypfa-afa Arznei, yolq-aln
Hand, yrkpa-akpa Haut, gtTcnii-nkan Wald.
3. Präfix e e. Ez.
Es bezeichnet Menschen und Tiere in der F>.., ist also das Präfix iTn-
Belebtes.
Die ältere Form ist wahrscheinlich f;. c ist Angleich ung an den
Stammvokal.
cbl-bebi Kind, cfonU -bctoiitr HeiT, eyu-beyu König, cybidc-beybclr
Onkel, ekpe/ia Leiche: — edi-bpjcU Sklave, r(k-plej-he_d. Wächter.
encna-ben. Schwiegermutter, enc-bejic ^Mensch, ekala Seele.
pfüi-befüi Rebhuhn, eyican-heywan rote Ameise, ekpakpafue-bekp.
Ente, ekotopapa-hek. Schmetterling, eybobi-bcyb. Ziege, ekpen-
bekpcn Wespe; — ebok-beb. Termite, efolon-bef. eine An-
tilope, ^ßiya-bef. Spinne, emö-bemö Schwein, man-ben. Tier.
elana-bel. Krokodil, f_kn-beko Rind, ekqlan-bf^k . Streifenahtilope.
ekorrfa-bek. Büffel, r^knrqko-bek. Huhn, rkj)f'-bekpe Hund.
CJanz vereinz(;lt gehen Dinge nach dieser Klasse: tbnn-bebon Mond.
edon-bedon Messer, egilale-bey. Regenbogen.
e kann auch Präfix der Mz. sein, es ist dann aber aus / entstanden
und wird deshalb in der tulgenden Xununer behandelt.
-1. Präfix ?■ e. Mz.
i bildet die Mz. solcher Hw., die in drv Ez. Pi'äÜx <i o haben, aber
nicht Belebtes bezeichnen. Einige Male lautet das Präfix c statt /: dies
vermag verhört oder Angleichung an den Stammvokal sein.
ibelan Grenzen, ibale Nadeln, ibenon Olpalmen. idun Berge, ijhi
Sonnen, /Ä'a/-o/«ä" Rippen, //i/7 ^Nläuler. und kollektiv: /y/^T^Sand.
— pkaii Schwänze, f')>i After.
ö. Nasales Präfix. Mz.
F^s bildet die Mz. mancher Hw ., die als Ez. -Präfix y -f Vokal und zwar
besonders ya haben, außerdem liezeichnet es eiiüge Flüssigkeitsnamen.
mbia Stühle, ndateh Kinne, vnybä Hemden, nkonlabi Tronimel-
stöcke, laposf Kolanüsse, inpiilo Tabakpfeifen, rtti Unterleiber.
— nkalan Blut, nkivnn Suppe, mpor Hirn, und l'erner: nikpa
Leben. mkpTnto tausend.
6. Präfix di de. Ez.
Es bezeichnet die Ez. von Dingen: das zugeliörige Mz. -Präfix ist a.
Der Vokal des di- de- Präfixes hat sich häufig dem des Stammes angeglichen,
und so kommen auch die Formen du da vor.
4(i W 1" st (• nn;i II 11 : \ ut S|)r;n-li('ii ;uis MittellOijo.
ilihdii-nhtin Wudci-, tlibarr-abarr ( )l)erscluMikel, diberi-ähh) Trommel.
ilibi it-ciln i: junge ()lp;ilmt>, dibi-abi Fiuolit, fUboro-ab. Leib, (/ibum-
foli-ab. Hanibhisc, üedanu-ad. Termitenhügel, didcbd-ad. l'apaya,
d('idi:-ddo Kropf, dudumf>QSc\\\hn\\n\, dljirimi-af. Kalebasse, defa-
afa (iras, drfud-afuä Mt-sserseheide, dcfoiiu-af. Mais, dii/ä/i-nt/.
Matte, dikolo-ak. Kingei-nagel, dukico-akwo Haus, dcta-atu Stein,
dttaiici-at. Tür. riul: dikpm'io-akj). Esel, dihvin-nh. ITrrd (lu>ides
fremde Tiere).
7. l'rälix bn bo.
Ks bezeichnet Flüssigkeiten, und einmal einen Infinitiv.
bnnö Ol, bonnsorole Fett, bnhi Wasser, bununtn 'IVäne, bokaii
Alkohol, hudompniiu Schibutter, bobnie Salz: böda das Schlafen,
und : b'ikpiri Hart.
8. Präfix be be. ^Sl/..
Fs bezeichnet die 3Iz der Menschen und Tiere, also der unter 3 auf-
gefiihrten H\v. Infolge Vokalassimilation kommen neben be (der älteren
Form) und be auch bi, bo und bu vor.
bebt Kinder, be/üi Rebhühner; bedi Sklaven, bemö Schweint-.
Weitere Beispiele s. unter 3.
Vereinzelt bildet be be auch die Mz. von Dingen, und zwar meist
solcher, die entweder in der Fz. kein Präfix oder Präfix g + Vokal haben.
cjambö-begambö Weberschiff, gära-beyära Zaum, eyilale-bey. Regen-
bogen, gbiti-begbiti Silber, kane-bekane Lampe, gulon-hulon
Mörser, gulöri-bulöri Schlinge.
8a. Als Suffix kommt die Form ebe vor bei manchen Menschen-
und Tiernamen.
nä-näebe Mutter, imnu-nuniipbe Großmuttei", o>iah-nsanej)e Ehe-
mann, ataebe Zwillinge, nteti-ntetiebe (mein) Onkel, agejna-
oyfrtüj^e Chamäleon. okodie-okodiebeA.^\e,i\ opete-opelPfibe Leopard.
aiatöna-alatönaebe Kröte.
9. Präfix ge, gi. Ez.
Es bildet die Ez. hauptsächlich von Pilanzen, Geräten unil Körper-
teih-n. Infolge Vokalassimilation kommen auch die Formen go und gu vor.
gidi-bidi Jams, geban Zaun, gibin Wassertopf, gedan-bedan Narbe.
gedembi-ad. Perle, gefa-afa Arznei, gefe Ortschaft, gefie Wind,
gigen-biget'i Hals, gekan-akan Wald, yekpa-akpa Haut, goln-alo
Hand, giilobi-alobi Finger, yisiribi-bis. Zehe, gita-bota Pteil.
gulöri-bulöri Schlinge, gulon-bulon Mörser.
ye bildet ferner Infinitive, gedi das Essen, geku das Waschen.
geUla das Fragen.
lU. Präfix ga. Ez.
Inhaltlich stimmt die Klasse mit 9 überein; sii- unterscheidet sich
aber von ihr außer durch den Vokal des Präfixes durch den Umstanfl
Westerniann: Vier Sprachen aus Mitteltogo. 47
daß die Mz. fast immer durch einen Xasal fi;ebildet wird, was bei 9 niclit
der Fall ist.
yabia-inbia Stuhl, yadatcn-nd. Kinn, gayha-ingba Hemd, gapose-
inposf- Kolanuß, yati-nti Unterleib; — yadq-ado Verhandlung.
ga bildet ebenfalls Infinitive, gatq das .\ufstehen. gataboro das
Sprechen, gafön das Hacken.
Konkordanz.
Es besteht eine vollständige Konkordanz zwischen dem Hw, und seinen
Attributen wie auch zwischen Subjekt und Prädikat. Das Präfix des Hw.
wird vor den Attributen und vor dem Prädikat wiederholt, und zwar meist
mit offenem Vokal. Die folgenden Formen lassen sich aus dem ^laterial
belegen.
a) Attribut.
1 . Präfix o (±.
ntembi (±Tce ein Zweig: nltgo nkoln der schöne Kamm.
'1. Präfix a.
abi anö zwei Früchte : ata andere große Steine.
3. Präfix e e.
etene ekpara der gute Mann: rn ba eknrn eke ich habe ein Huhn.
4. Präfix i.
idon ibo hohe Berge.
5. Präfix Nasal.
mbia mpi kleine Stühle.
H. Präfix di, de.
dekaralcara deJce ein Ei: dukwo deke ein Haus; diben dedere
große Trommel.
7. Präfix bu, bo. Finden sich keine Beispiele.
8. Präfix he, be.
hetene bekpara ba ba die guten Männer sind gekommen; benc
baJce einige Menschen; betene bang, beste, benä 2. 3, 4 Männer.
9. Präfix ge, gi.
gidi geknlo der schöne Jams, geban geke ein Zaun, gibin ginä
dieser Wassertopf.
10. Präfix ga. Fehlen Beispiele.
b) Prädikat.
1. okodie n tn der Adler flog.
2. afirime a gbma die Kalebassen zerbrachen.
3. etene e foro der Mann ging; egu e ba der König kam: maii e aa
inn ko Fleisch es ist meine Seite; ich habe Fleisch.
4. ibenon i ki/ku die Olpalmen sind alt.
5. mbia m ghena die Stühle zerbrachen.
t). (luktco de sa egu ako Haus es ist Kimigs Seite : der König hat
ein Haus; diboro de kqrq der Leib schmerzt.
7. butu hv sa rnäko ich habe Wasser.
4S W CS I orin ,1 II !i : \'i(-i- S|ii';\clii'ii :iiis Mllti'liogo.
8. bctenc ha l>a dW Leute sind liclioiniiicii : hniah /v' di (/idi iWi^.'V'xavv
fressen .lains.
;•. yidi gesa äko du li.usl .I.-iins.
10. FehltMi Hrispielo.
c| Audi (las l'rälix des Ilw. iui (iciicliv uiid luancliniiil vor dein re-
iiiercndi'u Ilw. w irdfiliolt. diiinii lU hutu di;r Brust WassfM': Milch; dihpi'ii
ilv t/aliin l'lerdcs Stuhl: Sattel. Selbst bei den I'ostpositioueii zeigt sich in
einigen Beispielen diese Kcinkordair/, : am' das Innere, in, duku-o d'ani des
Hauses Innere, im Hause: fntht h'ani (aus hu inii) im Wasser; difuc r'mii
statt d'rr)it] im T,orho.
Postpositionen.
Sie treten ganz in derseli)cn Weise auf wie im Kwe und Tschi.
(/at/ia der Kücken, (htkno tjaina des Hauses Rücken, hinter dem Hause;
bonoii das Angesicht, die Vorderseite, aijoh hoiion der Bäume Angesicht,
vor den Bäumen; aku Seite, cyti ako des Königs Seite, neben dem Könige:
hutu ani des Wassers Innenseite, in dem Wasser.
Kasus.
Die Kasus sind keimtlich an ihrer Stellung im Satz. Die Wortfolge
ist Subjekt, Prädikat, Objekt. Das direkte Objekt folgt dem indirekten.
;/ sa nö huta ich bin trinke Wasser: ß kpara degbara sie kehrt den Hof;
a wiri cgbobi du stahlst eine Ziege: ;/e h-h ikorctin väi ihi- liebt diese
Bananen.
Der Genetiv steht vor dem regierenden Nomen, meist ohne Verbin-
dung, seltener mit Wiederholung des Präfixes, s. oben, cgu /o beghobi bn
li- dieses Königs Ziegen sie sind groß; fjtn gekpa des Rindes Haut.
Beispiele für den Dativ: ta me butii gib mir Wa.sser; ta enanr deijan
gib der Frau Zeug.
Häufiger jedoch wird dei- Dativ mittels der Zw. ka , nehmen' und ta
.geben' ausgedrückt: ka kuaijü ta mc nimm Seife gib mir: gib mir Seife:
ka dibeni ta me bringe mir das Pferd; ka buijon te ebi f<± nimm Pulver gib
Kind diesem: gib diesem Kinde Pulver.
Geschlecht.
Die Sprache hat kein grammatisches Geschlecht. Das natürliche Ge-
schlecht wird bei Tieren ausgedrückt durch Anfügung von tf-ne Mann und
nnne Frau, dibeni Pferd, dibeni ft'nf Hengst, dibeni tiäve Stute.
Das Zahlwort.
Die Kardinalzahlen lauten: -h- 1, -nö 2, sie \\, -nä 1. ton 5, köroh 6,
koranke 7, nee 8, j/eke 9, /r), ficb 10. Die Zahlen von 1 — 4 erhalten das
Präfix des Hw., dem sie angehören. Beim bloßen Zählen sagt man für
eins ekf oder deke, den Zahlen 2, 3, 4 fügt man ein a vor.
Westermanii: \"\ev Sprachen aus Mitteltogo.
49
/o reke (deke) W, Jo anb 12, fo ade 13, fd «"^ l-^» ß> ^on 15,
fö köron 16, ß) koranke 17, fö ?iee 18, fo i/pke 19, dlkpeUn 20,
dikpelen ma deke 21. (/. /«a //ö 22 r/. /«'o/b 30, akpldnö 40,
akpJaüö m'ofo 50, akpla .y/e 60, akpla sie m'ofo 7U, akpla nä 80,
öÄyj/c «ä /rt'(yb 90, akplento 100, yakpeh 200, yakpPh ma kpient»
300, mkpenö 400, mkpenn ma kpiPntn 5011, mkptnto lOOl». <//>«
2000, //'''ä /''z 10 OCH».
Das persönliche Fürwort.
Alleinstehend : /?«e ich, cüto du, ^/t'ö er. g^e wir, f y»?' ihr, f<I»f' sie. Vor
dorn Zeitwort: n, m, h ich. a du, f er, te wir, _ye ihr, he sie. Besitzanzeigend:
///e mein, ai dein, o sein, /e unser, yi euer, öe ihr. Ob das besitzanzeigende
Fw in Verbindung mit seinem Hw. Vei-änderungen erleidet, ist nicht ersicht-
lich, da Beispiele fehlen.
Das hinweisende Fürwort.
Es linden sich nur folgende Formen: f(± jener, nä, näre. näwo dieser,
mihp diese Mz. Daraus eigibt sich mit Sicherheit, daß das hinweisende Fw.
mi sich nach dem zugehörigen Hw. richtet und zwar, indem es dessen Präfix
als Suffix annimmt {-re in näre ^^ de ^ s. oben).
Die Konjugation des Zeitwortes.
// /
lO butu ich trinke Wasser
n
sa
nö ich bin trinkend
d
du trinkst
d
..
« du bist
/
er trinkt
e
..
" er ist
tee
wir trinken
tee
..
» wir sind
}f^t
ihr trinkt
y^t
•■
" ihr seid
bee
sie trinken
hie
"
" sie sind
nä r'iö
ich habe getrunken
na
d nö ich werde trinken
ä
du hast
a
/d
■ du wirst
yu V
er hat
e
.
» er wird
// »
wir haben
te
..
■ wir werden
..
yi »
ihr habt
y§.
«
•■ ihr werdet
bd .
sie haben
be
..
>■ sie werden
"
Zu
dieser Form die
Bemerkunj
..E
as / wird oft ausgelassen.«
Verneinte Formen.
//// //
nö ich trinke nicht
ine
no
ich habe nicht
getrunken
ä V
>' du trinkst
a
»
du hast
^
" er trinkt
e
•
er hat
tee «
- wii' trinken
ti
•'
wir haben
yee •
'. ihr trinkt
yi
.
ihr habt
bee '1
» sie trinken •>
ha
.
sie haben ■
Mitt. d. Sieni. 1'. Orient. Spraclirii. 1922 III Al.i
.>() \A' i' >t t' rill a IUI : \'iiT S|iracli('ii aus Mitfeltogo.
iiir II lä üö ii"h werde iiiclit (liiikiMi. a n la itö du wirst nicht ti'iiikoii.
• D.-is / wii'd oft w(>i;t!;olassiMi."
ün triidvol ta iin trinke iiirlitl vc/// gfli! ta saii ü;('ii nicht! (in'iü das
Trinken.
Einige Sätze.
.V sa foro ditvir ich {^eh nacii Hause, .va« ai nä dko geh /u deinci-
Mutter! r u sau ei" ist nicht geganf;;en. rk<± e so da rycrü Hind ist groß
(es) übertrifl't ScliaC: ist größer als Schal', (j/hohi fo <jiye (je ha hiii Ziege
diese Preis er ist wie: wieviel kostet diese Ziege':* (likpaii dl de vir Hunger
er plagt niicli. otimiri n de mr, Durst er plagt mich, he kpclo näo alon sie»
nennen das wie.' ua kn talia na kr iro ich nehme Tabak ich schenke dir.
^oi/o e (i hä N. soll koniiiieii. rsn r auo es wii'd regnen, n .sa tr nn dasr
ich bin gebend dir Dank: ich danke dir. i/a ha ahr ist er gekommen!' nie
»te !/d ha iroalah mein Vater ist gestern gekommen. Kn-adzo r .sa nr wo
ist K.l* Ka r in ina drko (aus e n ha drk/i) K. ist nicht da. mr; ?i ?n akq
tfi r sa ich nicht weiß, Ort w'elchen er ist: ich weiß nicht, wo er ist.
dihn'ii fo de sa nr Pferd das es ist wo.' a Jen ai nd ahe liebst du deine
Mutter':' ehi m e h kqlo dies Kind ist nicht gut. chi nane, f<± p kolo dies
Mädchen ist gut. ine n sa len yei'iaii kr ich nicht bin wünschend Sache eine.
NY/v diikico ta me baue ein Haus gib mir: baue mir ein Haus, (n (< ti)
kiio na knriiina infa wir allein bleiben hier, a Iah (< leii) ano na n tq
(<; ta') iv(± du willst was ich gebe dir: was willst du, daß ich dir gebe!'
a Ich (jidi ahe^ willst di .Tams!' nie i/ha nie n sau ich auch ich nicht gehe :
auch ich gehe nicht. «/, e/ guten Morgen ! /la.««? guten Tag! o/i^' willkoninien !
dcrq yepope schlaf wohl!
V. Reste der Borosprache.
Die früher in Worawora und Tapa heimische Borosprache ist heute
ganz durch das Tschi verdrängt. Nur achtzehn Wörter der Spi'ache sind
auf uns gekommen. Plehn-Seidel gibt zwölf Hauptwörter mit der Be-
merkung: »Ein alter ]Mann, in dessen Jugend diese Sprache, das Boro,
noch von vielen verstanden worden sei, habe sich noch einer Anzahl Wörter
erinnern können.« M ischlich nennt die Namen der sechs Wochentage,
die er noch von einem alten Fetischpriester erfahren konnte.
Die achtzehn Wörter sind: Jcelo Mann, Mond, vriie Gott, vrua Wind,
tatä Vater, esi Frau, kelö Hand, iTzin Haus, höso Wasser, äsakasu Ziege,
ftrö Schaf, ätäniisTi Huhn, äyiiiä Brennholz. — dofö 1. Wochentag, dokoro
'1. Tag, dokütse 3. Tag, dukiiru 4. Tag, dekpa 5. Tag, dosö 6. Wochentag.
Hieraus ergeben sich mit Sicherheit die Präfixe o für (Menschen und)
Tiere, hö für Flüssigkeiten, de (assimiliert in do. do. du) und ke für Dinge.
Westerma II II : \'ier Sprachen aus Milteltotjo.
Vokabular (Adele).
ai dein
ha nähen
ha, hm, hee sie 3. 31z.
ha haben; ha nah reich sein: ha i±ini-f'.,
ha Qse_ sich freuen
hä kommen
(jhaU-ih. Nadel
hon binden : h. ijakon Wunde vei bin-
den
ilebän-ahdn Ruder
ijihäh Zaun
(Uhare-ab. Oberschenkel
hase guten Tag!
ahe Fragepaitikel am Satzende
ahp: oder; s. das vorangehende
ehe sie 3. Mz.
(jhdan-ih. Grenze
dihehi-ah. Pferd
<jahea(gah la)-m hm Stuhl
t/ebekppe genau
hfilema wegjagen
helen schneiden
helen iuma umringen
ohenön-ih. Ölpalmbauni
(lihm-ah. Trommel
diheü-dhen junge Ölpalme
dihcnkd Palmwein
hereü langsam
ihi-hehi Kind
(hi iidne-hehi n. Mädchen
dihi-ahi Frucht, Same
yahia-mhia Stuhl
yihin Wassertopf: s. ö.sun
hiri wiederkehren
hliyi umdrehen
ho (±tah heiß sein
hofn weit entfernt sein
hnlan sinken; verschlungen werden,
verschlingen, schlucken
höhole Salz
hqmd-hqhoind Kochlöftel
ihote-h^). Termite
bö kute trauern
aho hoch
oböbo-ihöho Wade
aholö Brot
diholohkvcd nackt
hom mischen
hon klettern, erkletteiMi. besteigen
ehon-hehön Mond
dihörahi-ab. Faden: s. nyöngo
hörode Plante
J/6oVry-oi. Leib. Bauch, Mutterleib: ha
dih. schwanger sein
dihorodänä Eingeweide
horoyd (»Europafeuer«) Zündholz: s.
tjdne
ohösuo Tau, der
ahotiri Kopftuch
höto trauern
ohroni-ohroniehe Europäer
dihitmfoU-ah. Harnblase
ohumfurokoJa Kautschukliane
huo lang
dchi'isale: eko deh. Ochse
rnhuSH Unglück
da, do fließen
da mehr sein
da immer
höda das Schlafen, fn hnda schlafen
addka-addkahe^ Kiste
dan wachsen
ykJan-hedän Tätowiernarbe
deddno-ad. Termitenhügel
dase Dank
yddaten-nd. Unterkiefer. Kinn. Kiiin-
bart
dede leise: s. dopi
de plagen
de halan vei'rückt sein
ade Wort
ede, edi-hcdc Sklave
yindc Sprache; s. yalahoro und ndi-
didehd-adcbä Papaya
52
\\ I' >- i r rill ;i II II \'i('r Sprju'lu'ii aus Miticlloijo
fth'hi'lahj Liignci'
f/*r waclit'n
rdtrlr-lujl. Wäch'.i-r
dl lim luislösclieii : s. uoln
yrdeiiibi-ad. IVmU'
odnttv Nncht
Bfjirrf ilio Adelr-I.iiilr
r'/^rr groß
(/rdrrp ß Welt
dern sclilafcn
di essen, ausiil)oii. sein
adi Blasebalg, etli Sklavr
ifidi-hidi .lanis
didia sclnvaiv.. (hinkclljlaii
di(fu-hcd. Glas, yjjiegel
diyidiifi still
f/o sagen, reil'-n: do adr predigen
d'2 pllanzen
do liegen
i/ad'j-adq Verhandlung
dfipi leise
ndö heute
düdo-ddo Rrtjpt'
dudompQ Schi ba um
biidonqxjno Schibulter
odonU Fieber
doh beißen
cdön-bedöh JMessci-
udon-idoj'i Berg
drö schwer
dje fangen
Qdlolo Abend
fä hängen
defa-dfa Gras, Busch. Biischland
ifpfa-äfa Blatt, Medizin
fana müde sein
infan, mfa hier
fdran zerreißen; s. lünlu
mfäsoxca Nutzen
yefe Stadt, Ortschart
gf_fele weh tun
fena darewa angeln
fena gefa vergiften
fen werfen
difenen, difenifdi Matte
frn waschen
yvfiv Wind
aß fr Schweiß
ßnln vergesst-n
dßrinii -II f. Ivalchassf
ofhi-ifhi Soiiiif
oßikri'ikcii M i t t;i g
fn bitten
/o naß sein
fo dies
f(jm gehen, hingehen nach
fo, fn-o zehn
fä qfroina pfeifen
foä verwesen
defoä-af. Säbclschcidi-
f('il>(i blasen
folxtr' hauen, schlagen
efoloh-hef. eine Antilope mit langen
llörnei'ii
fona qijQÜijo spinnen
defonä-af. Mais
efonte-hpfonfe Herr
.fall pflanzen, hacken; s. d<2. ■so
diforubi didebi-aforobi yabi Hode
mftmurä Götze
frUjl springen
äfrokpa Leiter
fu verkaufen
difü knunatse 6. Woclientag
difü nafe 5. Wochentag
dißip-af. Blüte
dlßu'-dfitp Höhle
oßvföh neu, jung
' efüi-bpfni Rebhuhn
fünfalan leicht
I geßüta plötzlich
\ftilulu weiß
j efiiya-beß. Spinne
j gainbö-beyambö Webeschiftchen
gära-begära Zaum
agpina-ayetnebe Chamäleon
egilalp-bey. Regenbogen
ogo-igu Schamtuch
guini-heg. Löwe
eyuan-bpyican rote Ameise
ya gar sein
West e rmanii : Vier Sprachen aus Mitteltogo.
53
gaga kochen
ogagnle Dachbalken
gagan morgen
digan-anan Matte, Bett
ge fangen; s. dje
begekuTiK Hut
agrjcpen Schuhe
gigen-bigeh Hals
egü-hegü König
gha auch
gha helfen
ghä zweitausend
gaghd-mghd Hemd
ghadzd Patrontasche
eghanle Betrug
ghan betrügen
deghdra Hof
ghpre hauen, schlagen: schießen mit
der Flinte; s. föheh, fiha
gbena zerbrechen
ghena bellen
fgbete-begh.MntU rbruder. Onkel ; Vetter
gbiti-begbiti Silber
egböbi-begböbi Ziege
cgböngbon Pa v i a n
uhai-ehai Rasiermesser
kn nehmen, ka-bd holen; s. tn
ekdli-bpjkdla Seele: Schatten
nkald Pfeifer
kalah zählen, lesen
nkaJdh Blut
kane-bekane Lampe
Jcaric blitzen
dekantdn-ak . Kriegshorn
bökan Wein, Alkohol
gekdh-akdn Wald
gekdn-bekdn Jahr
(jkan-ek. Schwanz
akdiiba Rost
dtkankamd-ak . Limone
kara yi durchschreiten
dekarakara-ak. Ei
nkaramä-ik. Rippe
dikatou-d-ak. Erdnuß
Ke schenken
keke genau
a]cele Geschenk
okemdn laut
kera, kere messen
eki-ake etwas, ein
hake mehrere (Leute)
dike-ake Faust
kebi-ganp abschneiden
nkele, nkenkelc jetzt
kemdn stark
keman dukoro einwickeln
okenefele Regenzeit
nkcnkele soeben
ketewid-bek. Schirm
eki =: eke eins
Mtiki Maniok
kn trocken sein
ko mager
pkn-brk(2 Rind
ekn rübi-bekq babi Kalb
o/tfl Ort
kobere Kupfer
kola gekpa Husten
ekolan-bek. Streifenantilope
köln gut sein
dt'kqlö-dk. Fingernagel
aknntqnkwd Lehnstuhl
ko'o kauen, beißen, schmerzen
pknrnkf2-bpk. Huhn
ekürnkönd-bek. Tausendfuß
ekrrrondne-bek . Henne
ek(±rntene-bpk . Hahn
dko Seite
(jkö Zahnstocher
()kodie-okodipJ)p_ Adler
okodiyo-hfjc. große schwarze Antilope
dikold-ak. Knoten, Knöchel
nkonsonkonson Kette
gekontabi-nk . Trommelstock
koranke sieben
ekorefd-brk. Büffel
okoretid-ik. Banane
köro weil
koro gek(±l(± gesund sein
koron sechs
dikofö-akotö Mütze
kotukii Sack
54
W <•»> I p I III n II II ; \'i»'i' SpracluMi .ui.s .Miiii-Itosju.
t kotopopä-hrk. Sc 1 1 1 1 n ■ 1 1 «• il i ii i;
k-rdih Si'liloß
hrdtna fertig sein ; s. min
ohrihrrhiral Z(Mi;o(iM<i(M-
hl l>!uleii, wasclieii
ahn Seite, - ■ ako
fliki'i Tod
akii/ni l'.ilmkfnir
flikukiif>'i :\\t
nkiilr-ik. Hont. Kinh.-iimi
kiiliikidii rund
kiiinn veibiMMiiirn. hrciiiK'ii.
ikiiri Maus
ilikiirokino-ak. e. große 1 roininol
ki'ikif'u aufheben; s. pi'iru
kururna bleiben; s. snro
kütCs kntr satt sein
nkittu Apfelsine
ktcd nein
(Irkwä Nabel
nkvdh Suppe
ktcai/d Seife
ktro allein, nur
dkicö Papagei
dukiro-akico Haus
f/i/kiron allein ; s. ktro
rkjxiia-hrk]). 1 >eicli(>
brkpvnd llöllc
}tikpPnä acliiliiiM(lcit
dikpctiihl-akj). Waise
I ekju'nso-hrkp. Witwe
I ekpmte-hckp. Fetis<'h|)ricster
j mkpento tausend
. mkph'iö vierluindci'l
I kpeh schlecht, böse
j (likpe.n-akpeh Knie
I dukpcn 1 . Wochentag
heiß sein ckpen-bekpön Abgott
('kpcn-hckpf'n Wespe
(jakpen zweihundert
dikpengcmhi-akp. Glocke
(fikppnlc-bikp. Topf
kpcrq onü küssen
\ ekperehi-hekp. Neffe
ekpcrekpä-hfjcp. Antilope
hukpiri Bart
j akplanä achtzig
I akpldnö vierzig
akplasie sechzig
j kpöh schnarchen
dikpönn-akp. Esel
f'kpön Darm
kjjn fegen, kehrfn. wischen, abwischen \ geldle-al. Hacke
kpa streiten
gekpa-dkpa Haut, Papier
nikpd Leben
nkpä-ekpä Ader; Wurzel
ekpakpa/ue-hekp. Ente
kpdkpasi groß; s. rder^
kpakjia.si \iel
dikpalan sogleich
dekpalp-akpalp Besen
dekpan Hunger
ökpan Abort
kpdra gut. k])ara fegen
ekpdbsiri-hekp. Ratte
ekpe-hekpe Hund
kperän spielen
kpere zittern
kpele rufen, nennen
dlkpelen zwanzig
dikpelexxm 4. Wochentag
elavidmbo-hd. unfruchtbare Frau
elnnpdle-hel. Hure
länla abreißen, abpflücken : s. i/a
lau wiel' s. ano
gelan-belan Webe k amm
elana-hel. Krokodil
gele so
ole halb
ohgö-elego Kamm
le guter o bezahlen
le übertreffen, groß sein
ole willkommen I
gelemd-al. Zunge
hölentön schmal
len suchen, wollen, wünschen, lieben
Un tanzen
elepö-hel. Taube
oli Feld
lila fräsen
Westerni anii : Vier Sprachen aus Mifteltogo.
.) ;)
lila pissen
alila HaiTi
olild Schatten; s. fi^kdla
olild, olili kalt
Iq weben
golö-alö Unterarm, Hand
olohfren-il. Oberaim
elole-bel. Weber
loa leihen, borgen
gulohi-al. Finger; g. kpöno Daumen;
g. gegetite Mittelfinger; g. pT oder
g. Icerele kleiner Finger
olodji rechts
lögologo tief
lolo litben; s. len
olomhi-il. Siämpfel
gulön-hul. Stampi'mörser
olongoro-ü. Ellbogen
gulöri-hul. Schlinge
elote-helote Schwiegersohn
iloyon Webstuhl
lu säen
lülu verlieren; wegwerfen
m nicht
ma, mit, und
amd Kautschuk
gdma Rücken, hinter, hinten
emdrah-hfjn. Töpfer
m'e machen; me ayen arm sein; ms
dyu fett sein: rne ania fleißig sein
me ich, mein
me krumm sein
mena verderben
m£Ö biegen
mere schön; s. köln
mi = me ich, mir, mein
mUmle schnell
mq bringen
emö-hemö Schwein
mölemolen Achselhöhle
mömä lachen
amorö Reis
fwÖÄ/a-5fw-. Schwein: s. emö.
omümu stumm
muriifu Wolle
nä-näehe Mutter
I ana vier
! end-hflnd Frau, Ehefrau
j dinabi-an. Guineakorn
j naboare Gott
{ nafo ja, vielleicht
endne-ben. Frau
enane-ben. schwarze Ameise
t mah-ben. Tier, Fleisch ; auch genau
\ denaükiibd-an. Knochen
j dendtaga-an. Sandale
ane wo ?
\ ene-bene (mi-beni) Mensch
ane das Innere, in; s. atii
nee, nie acht
! nema onöii singen
^ nere erschrecken; gencre das Er-
schrecken
dinewi 3. Wochentag
1 enewolole-bm. Mörder
1 ani das Innere, in
\dinimfere-an. Nase; d. yon Nasen-
I knochen; d. fue Nasenloch
i enisdle-ben. Bote
\bunö Öl
I bonqsorole Fett ; s. dyö ,
j no untergehen (Sonne)
j ano wie?
enobi-ben. Bruder
nöno lecken
I non (nun) hören
I nön fallen
I non getu schwimmen
bonon Gesicht; s. das folgende
j gonon-bonon Auge; Angesicht, vorn, voi'
I qnön-cn. Lied
I gmonkö Westen
enosöbi-ben. Schwester
I nunü-minuebe Großmutter
I nunü FetischtVau
bunu htgbena blind sein
btmuntn Träne
gonun-bonim Auge r=- gonoh
I gununkpühi Lippe
nä sehen, suchen
nä schmecken
denä-a/iä Zahn
."sn
W (• > I (■ I- m;i II II : \'i<i Spraclicn ;iii'- Mitfeltogo.
oriakdir-ifi. Schiim rhiirl
(/mäiii'-hnt. Löffel
iirnnii Saclu'
;/(} (las da. dit's
rif acht
ni privssrii. /.\\iii».fcn
nevia saugen
it^mo veilolffoii
e/tnid-htji. SclnviogrrmiittL'i
(liiieiidilr-an . S pe ise
/// wissen, kennen
f tihi in i-hrn . W u in i
nuö zwei
r'iö ti'inken; üö (fijivlo IMeifV rauchen
(In'ton-an. Fiauenbrust
(lenöii (Ichüfn Mileli
onn-iiiü Mund
tiäbn gähnen
dcndlaii-an. Brustkasten
ir'iej'e Sand
nesv bialen
</iiiwirihi Kehlkopf
(lin)iiornl)l-nnni. Stern
fiiiQ Honig
nörn schreiben
nno-rno Strick
nnfa riechen; s. tüiia
nnön-enön Amulett
niräma Donnerkeil
nirdii zerstreuen
1) sein, suum
ö nein ; s. kirn
pala^ pele naß sein
pdh rudern
pate Wasserschildkröte
dipate-ap. der See
pe, pope gut
öpete-öpefeebe Leopard
g^e rein sein
pT klein
opi-epi After
gepira Wunde
apore-ip. Wand, Mauer
apqtro Fi'osch
fipo Meer
(jipo-bxipo Weißschvvanzati'e
inpor (ichiiii
apdii Dung
</nj)(is('-//ip. Kolanuß
diprii/a, düprufa Magen
g(pülo-mp, Taba k p (e i fo
puru aufheben
dipufu-ap. K issen
.SV/ Hilfsverb, sein
.sY/ anzünden
sa befehlen
sa, .sf schicken
sa gaghd ankleiden
sa gcfa heilen tr.
gisä morgen
gesä Furcht, Schreck
sdfoi-hes. Schlüssel
j esah Feigling
San umhergehen : s. fnrn
ge^ian-hes. Grab
j yesdh-bes. Penis
i osan-osanebe Ehemann
sdra setzen, sitzen, sieh aufhalten.
bleiben; .s. yiridi ruhig bleiben
j ,sr süß
1 aseK-iseu- Fischnetz
! se, sl schief sein
■sfi legen
I osele-ix. Weg
\ sere niesen
sere bauen
j sere diikwo Haus baiu-n
\ gescre-bef. Unterschenkel; l nterbein.
Fuß
serenti laufen
desesd-as. Nest
eseserd-bes. Vogel
, esesera-bes. Laus
si, se kaufen
si kiumm sein: s. me
si wohnen
äste di'ei
sika Gold
sila brechen
sina reif sein
f'.<tirl-hes. Perlhuhn
gisiribl-bis. Zehe
W est cini ;i nii : A'ier
osisia, osesea rot
m genug sein, viel sein
■so oben
■sn pflanzen
■s-n qtan Feuer machen
Asolö-hes. Zauberei-
MO Verstopfung haben
"o ösele verbreiten
so warten
es6-bes6 Fliege
esoyen hi-hes. Magd
osöi rote Koralle
disön-asön Herd
i^sön-besön Fisch
fison {eso), esen Regen
sono-hes. Hütte
nsra Schnupftabak
(/isritantale-bis. Sohle
rsim-hpsün Fisch: s. esön
(mm Wassertopf
ta schießen mit dem Pfeil: s. r/here
fa, te geben
fa nicht, verbietend
ntd-atdehe Zwilling
(ßtä-böta Pfeil
höta Krieg: hotn hite Krieger
detä-atä Stein
fnha Tabak
faho berühren
tnhoro sprechen
(jatähoro-at. Sprache
taforq aböto Teller
(jatald Himmel
fnJc können
qtaleicanr; Ebene
etamerekjjä-bet. Skorpion
tdna öffnen
ditand-at. Tür
tdntale ebene Fläche
getanah-at. Waffe
fan schließen, zumachen
(letdh-hotäh Brennholz
ntäh-itän Feuer
Hdnha-bet . Jäger
fnrn, fpre tätowieren
ijetdre-atdre Feder
Sj)rachen niis Mitteltogo. 57
getdre-het. Wanderheuschrecke
getdre: tß'yc 9- Spinnenwebe
etdta-het. Strauß
atatöna-atatonaejye Kröte
j otayen-it. Bogen
te aten richten
te dase danken
gitm-dten Ohr
gitenlllde Friede
ete, ti wir
nte-ntebe Vater
ete, etene Mann
öte-böte Mensch
ditele Stadt; s. yefe
ditelehi-at. Dorf
etemd-bet. Schimpansf-
qtemhi-it. Zweig
detempd-at. Kriegstrommel
etene-bet. Mann
ditenelcwa-at. Greis
atensüle taub
dten Urteil
\ gdten unten : s. gatin
I atetd Speichel
i nteti, ntetiebe Vaterbrudei-
i gati-nti Unterleib
tiba hauen, schlagen
gitie-hitie Schüssel
tim hono winken
timd goton arbeiten
etimale-het. Arbeiter
otimoH Durst
iti77ii( Staut)
ditind-at. weibliche Scham
ditinJp^-at. Wolke
otintiJcn-it. Ferse
tih zudecken, bedecken; t. dcyon sich
ankleiden; s. sa gnghd
gatin das Unten, unter, unten
otinkere-it. Wange
tira ziehen; t. giten Ohr ziehen, strafen
tiri hm'm fischen
/o aufstehert
fo fliegen
hotq. btito Asche
r)8
\N r s t r r ::i :i II II : Nii-r S|ii-;u'lu'ii .iu> Millcltogo
ti) lU'liiiii'ii. aiiiirliiiicii : In di »aii-
nrhnuMi »'ssoM": <;1;hi1i(M
tiiku Iloscn
itold-bctuld \\ 1 1- t'.i 1 1 1
ditold-at. Last
i/itohi, (fiitdld hiit. Hin«;
ntolaüä KlfiMibeiii
tolotolo Truthahn
toiia geratle soin
otontonia im reif
/Ort lünf
tö/i anfassen, fassen, halten
töro seh impfen
rlitrihü-atr. Bninncji
atrhnite reicher Mann
otru-itni Herz
tu stoßen, stechen
hl ena heiraten
hiitii Wasser
(jetu-atu Fluß, Gewässer
otü-iiü Gewehr
ditttd-ahtd Korb
ffctugeri yu — atuyeri nyii (^Uielle
tnma begegnen
füma atetd speien
geturnn Geist
ttina atmen, aufatmen, ruhen
tÜ7ia riechen
tiinla umstoßen
tüntu leer, eitel, umsonst
otünun-it das Tor
f/aho'ikirä Erde, Land
ffetvpl-atnpl Bach
koturu bitten : s. /b
guturüna-hut. Speer
rtutold-het. Flußpferd
tutü-tutüebe Großvater, Vorfahr
ntjaga-ntjagahe Handgelenk
tjdne Zündholz
tsenkoro Sack, Beutel
(Jitsovci 2. Wochentag
ditico-atiicn Ast
otvcnlontiLolnn Pfeffer mit gi-(jßen
Schoten
eticofe-hetiroh Feind
etiröno-hetw. !Mücke
(litirniiiijxilr I''i(),scli ; s. (iputrn
fini-linnr Schlange
wdlaii gesti'rn
war'igdn Schere
rre sehen, finden
iird Hauch
otccd-iwrd Dorn
dvwi-airi Tag
cicikulr-hcir. Dieb
wiri stehlen
ävcq du
dctcögofr-atr. Huf
ewnl^-brw. Freund
woran hinabsteigen
icnr(2 schmieden
eworo-hew, Schnn'ed
wo ebi, gebären
vonlan gestern
wolo auslöschen
wolo töten
diicönwe-aw. Tal
icöre beenden; zu Ende sein, fertig
sein
gowrähan-aw. Eisen
\rula zeigen, lehren
icüla weinen
awulün Trockenzeit
atcum Woche
wuruhoare Gott; s. nahoare
oicurufd Zorn
ya pflücken
deyä der Tau
deydn Zeug, Gewebe
ydyon füllen
gdye Stirn
giyp, geye Markt, Preis
eyfi diU-hey. Händler
yeke neun
eyempu Armer
diyenkpen Docht
y(fa erbrechen
yetura Donner
eye ihr 2. Mz.
diye-dye Rinde. Schale
yeha krank sein
W e st ernia IUI : Vier Sprachen aus MitfeUogn.
59
geyebddre Pocken
yela stehen
eycra tene-hey.-tene Hammel
eyerambi-bey. Lamm
pyerdn-hey. Schaf
(Uyere-dy. Name
yi euer; s. eye
yie wdnc (bdne) weggehen
yo Notdurft verrichten
yölo weich
yq/i voll
qynmjo Baumwolle. Faden
yö teilen
' dyb Fett
diyon-ayofi Baum •
(juyon-bvyöi'i Pulver
j oyontonle-iy. Stock
deyü-ayn Kopf: auf. oben
diyüngu-ay. Haar.
üO
Wie sich das Gottesbewußtsein in der Twisprache
der Negervölker auf der Goldküste widerspiegelt.
Von B. Groh.
A. In den Namen Gottes.
a. In den Eigennamen:
1. 'ünyaihe*. Dieses Wort ist gebildet von dem Adjektivum nifam
— ulänziMid, leuchtend. maj«'stätisch. heri'lich. Ndnim ye nyam = Sein
Angesicht ist ehi'würdig. Davon das Hauptwort anim-onyam, gewöhnliche
Form anuonyäm :=. Khre, Würde, Herrlichkeit, Majestät; wörtlich »Glanz
lies Angesichtes«. Das Verbuni mjam bedeutet sich schnell bewegen, zucken
and hängt oflVnbar zusammen mit nyinam, glitzern, aufleuchten, blitzen,
wovon das Hauptwort anyinam = Blitz gebildet ist. Demnach bedeutet
Onyame der "Glänzende, Herrliche, Majestätische«.
2. «OnyanJiöpnn", Akyemform Onyanhöröjmner^^Onyame-koro-pon. rkn
=z koro = einzig und pnn = groß. Ähnliche Bildung ^Akropon« aus kürn
=: Stadt und pnn r=z gi-oß, Name der Hauptstadt von Akwapem. "Onyanköjxjn«
bedeutet also »der einzig Große, Majestätische«. «Onyame" und «Onyanköpon«
werden bei den Twivölkern abwechselnd gebraucht und bilden die Eigen-
namen für das höchste Wesen, das einzig ist in seiner Art, was sich auch
darin zeigt, daß beide Worte keinen Plural bilden. Die Bildung «Anyame",
Götter, welche in der Bibel vorkommt, ist ein künstlicher Plural, zu dem
man wohl deshalb seine Zuflucht genommen hat, um den Begriff nicht mit
dem andersartigen ahosom, Fetischf^ — Dämone — , übersetzen zu müssen.
b. In den «Mmeran«^ Ehrenbenennungen Onyames.
1. y>Ndnä Onyame = Gx'oßvater Onyame.«
2. ^Onyame Kwarhe = Onyame, der Samstagsgeborene.« Bei den
twiredenden Völkern erhält jedes Kind nach dem Wochentage, an welchem
es das Licht der Welt erblickt, einen Namen, der für männliche und weib-
liche Kinder besondere Formen hat. So heißt der am Memeneda — Samstag
geborene Knabe «Kwame» und das Mädchen «Amma". »Darum sagt Häupt-
ling Kwaku von Asötiifi, wenn jemand in Asante ein Opfer darbringt, so
wählt pr dafür den Sonnabend, weil Gott ^^Onyankopnn Kwame« heißt. Nur
der Asantekönig darf ihm auch am Freitag dienen.«
Groh: Das Gottesbewußtsein in der Twisprache. Rl
3. ^Orii/ariie Tiieaduampon« = twere-dva-a-ampQn = lehnen Baum, wenn
er nicht wankt. Der Baum, welcher nicht wankt, wenn man sich an ihn
lehnt. Im allgemeinen Sprachgebrauch »Gott der Allmächtige«.
4. »0^«/n/bo« von dem Verbum tumi =^ können, im Stande sein; Haupt-
wort Otumi -rr- Fähigkeit, Kratit, flacht. Das Wort bedeutet also: »der
Mächtige«.
5. ' O/j^reljore « von bare ---- ausgraben, suchen, planen oder auch aus-
hauen, e. g. ein Boot, machen. Das Wort heißt also: »der Plänemacher.
Bildner«, im allgemeinen Sprachgebrauch »der Schöpfer«.
6. ^Qhörehrrre a oböadee« von qbqo =z er schuf und ada = Sache.
Die Bedeutung dieses Namens ist demnach: »der Bildner, welcher die
Dinge machte«, im allgemeinen Sprachgebrauch: »Der Schöpfer aller Dinge.«
7. «Odomd/'/koma a (Jbfjiadfie». Qdom = er ist gnädig; anJcäma = hat
nicht zurückgehalten. Die Schreibweise »Odomankama« kommt ebenfalls
vor. Nach Christaller heißt das Wort copious, plentiful, abundant; ]\Ifantsi
Gramnier, the sole benefactor. Der Ausdi'uck bedeutet also: »Der reiche
Gnadenspender, w^elcher alles geschaffen hat.«
8. « Tötornwonsü oder Tgtornbonsü a ojmn su-hon wia«. ^o/oro verkürzte
Form von tntoroto = groß, stark; tco = gebären, hervorbringen; osu = Regen
und wia = Sonne, Sonnenschein. Diese Bezeichnung bedeutet also: »Der
starke Wasserhervorbringer, welcher den Regen schuf und den Sonnenschein.«
9. »Katamdü' = nea okata oman = Der, welcher bedeckt die Stadt,
den Staat, die Welt. Bedeutung: »Mächtiger Herrscher«, auch von irdischen
Königen gebraucht.
10. ^Akxikuruabä ne Äkukuruako^^, akukuru = ist aufgegangen. So
'Owia akukuru"^ = die Sonne ist aufgegangen; aba = ist gekommen; ak(2
=: ist gegangen. Demnach ist die Bedeutung: »Der Aufgang und der
Niedergang, der Allumfassende.«
11. «Patako, agyfko abo wo bo!» pata =- schlichten, versöhnen, untei-
drücken; kö = Kampf, Krieg; gye = nehmen, aufnehmen; ai>n = hat ge-
schlagen; wo = deine; bo = Brust, Der Ausdruck heißt demnach: »Der
Friedensstifter, welcher aufgenommen den Kampf, hat dich auf die Brust
geschlagen.« Von dem welcher pazifiziert, muß sich jeder ohne Gegenwehi-
schlagen lassen. Dieser Titel mit seinem schönen Rhythmus bezeichnet wohl
Gott als den »Leiter der Schlachten, dessen Schicksal sich der (Verschlagene
willig fügen muß.«
12. «Ahü no dnyä nktca.» ahü no = ihn gesehen haben; anyä nkwä
= bekommen haben Leben. Die Benennung bedeutet also: »Der dessen
Anblick Leben gibt.«
13. »Nyisäse«. nyisä -■=- Waise; ose = Vater. Folglich: »Vater der
Waisen.«
14. * Akunafö sennifo." Akuvafo = Witwen; sennifo :rz Richter. Be-
deutung: »Richter der Witwen.«
15. y>Abobüm dfre Nyame.' bo hum = sich in Aufregung rasch ei'-
heben, auffahren; afre := um anzurufen, abobum bedeutet hier wohl die
aufgeregte Volksversammlung. Die allgemeine Bedeutung wäre demnach :
{\'2 (iroli: lt,i> (loitcslx'wiißtsein in ili'i- Tnn ispiMcluv
• Der (idll /ii tliMii lUMii in i\i-y AiitVt'miiij; scliicit. in der Not seine Zn-
lliu'ht niinint."
1(>. .\r(i Oma nnipn di ai/ii/i/ia/'i." nra - dei', wcU'her; or/iä "^ ev
gibt; nilipo —■ Mfiischeii: di =^ essen, gebrauchen, erfaln-en lassen: odaunan
N'craiKltM'ungiMi. vgl. - Mnure di fidan/inii" - Zeiten veviliulcrn sieh. Der
Aiisilruck liedeutet also: "Dei- die Menschen .sieh veriinilein. das heißt.
i<iiinnien inul gehen läßt. ■
17. » .Vm ofii/et^ l>il>ii'i hyre lion.- nl'iJtt l'ihiri er lai-bte dunkclbhiu:
l'ULL /''^f» — l'äi'bte weiß. »Der welcher dunkolblan und weiß färbte«, das
heißt, der (.Jott. dei- die Ui\tei'schiede geniaclit, der Seldiinnies und Clules
kommen läßt.
18. »yea 6dl Kwasrn ii.<n)i.'' odi asrm ^^ er sclilichtet eine Sache:
hirasra Toi". Kinfältigei-. "Der \vele])er des Kinrülligen Snelie schlichtet",
d. h. ihm /u seinem Reehl(> \H'rhiltt.
lil. "Ära ökn aijijina iki öl>'!JC' iinnso nba a ohebua nta ei/e» r- «Der,
welcher sich l;inge /.wv Beratung /urückzieht — wie es Häuptlinge oll
machen — aber, wenn er kommt, eine gute Antwoi-t bringt.« Bedeutung:
Der weise Regent, Richter", vgl. (lott sitzt im Regimente und machet
alles wohl."
B. In Eigennamen, Sachbezeichnungen und Sprichwörtern.
a. Onyame in der Bedeutung auch von Firmament.
1. "Ohi nki/eri ahofrd Onyame!« r- Niemand zeigt einem Kinde das
Firmament. Das wäre unnötig, denn es liegt im Hofe auf der jNIatte und
sieht nichts anderes als über sich den Himmel. Neuerdings auch von
Heiden und Christen im übertragenen Sinne gebraucht, um dii' Allgemeinheit
des Gottesbewußtseins zu konstatieren.
2. »Ni/ankönsQroma. menne won kä: q^^rdne nn eßri a. mna thia mi.'
Onyanköpnh =^ Gott; mro =: Himmel; mma -=r- Kinder; also »Kinder des
Himmelsgottes«, gleich Sterne. »Den Sternen schulde ich nichts, aber, wenn
der Vollmond erscheint — der Monat anfängt — , dann wird mirs schwül« — .
dann wollen meine Schuldner bezahlt sein.
3. 'Nyankönnüra nniint pö mu da!« Aijankonnriru ^-~ 2\ ijahköpnh-nnuiu
=: Gottes- oder Himmelsmedizin, gebraucht von der Mistel, die aus der
Höhe auf die Bäume fällt und als gute ^Medizin gilt. »Misteln fallen nie
ins Meer« — weil es dort weder Bäume noch Menschen gibt. Anwendung
des Wortes: »Gottes Hilfe kommt da, wo es nötig ist.«
4. «Xyankönsu Gotteswasser«, allgemein gebrauchler Name für
Regenwasser; an Gott denkt dabei Niemand mehr.
5. yNyanköntnn = liegenbogen«. ?/^wi ist eine Palmenart mit langen,
schmalen Blättern, aus denen man Matten llicht. Die Bezeichnung für den
Regenbogen würde also bedeuten: »Gottes Mattenpflanze«. Diese von Ein-
geborenen stammende Erklärung ist abei- w(jhl nur Volksetymologie. Die
richtige Ableitung dürfte sein von Onyame und kqnton r:^ gebogen sein, das
gäbe die näherliegende Bedeutung: »Gottes- oder Himmelsbogen.«
Groh: Das Gottesbewußtsein in der Tvvisprache. Do
6. yOnyamesO'^. Name einer hochgelegenen Gegend bei Berekuso. Der-
selbe bedeutet Onyame = Gott, Himmel, Höhe und so = darauf: also: »Auf
der Höhe.«
7. r,Ahoko nom nsn a ode kyere Oriyanköpon. Wenn das Huhn Wasser
trinkt, so nimmt es dasselbe und zeigt es Gott, oder dem Himmel.« Indem
es den Schnabel in die Höhe streckt, dankt es Gott für seine Gabe.
b. Onyame" in der Bedeutung von Gott.
1. 'ünyamebekyere.« Onyame-bekyerfi =^ wird zeigen, wirds versehen,
=r »Gott wirds versehen«, d. h. uns führen und segnen, Name eines Dorfes
in Fante.
2. «ünyameasem», Sklavenuame, den ihm sein neuer Besitzer gegeben
hat. Er will damit andeuten, es ist »Onyames Werk«, daß ich diesen
^lenschen habe kaufen können, er ist mir beigestanden.
3. «Onyajne ye adom = Gott ist gnädig«, ebenfalls i'iii .Sklavennami',
welcher des Besitzers Dank gegen Gott ausdrücken soll.
4. yOnyame hewu na mauu z=z Gott wird sterben, dann erst sterbe ich
auch.« Es ist dies der Name eines grasartigen, kriechenden Ptlänzchens
mit blauen Blüten, eines fast unausrottbaren Unkrautes.
.T. «Oyare to wo a, eyfi anyamesein. na t'^ye wo ahusiiafo na erekum ivo.
zir Wenn du krank wirst, so ist das Gottes Schickung und es sind nicht
deine Verwandten, welche dich töten«, d. h. dir Gift geben, oder dich ver-
bext haben, wie der Neger in solchem Falle allgemein annimmt.
(J. "Onyame nc panyih '-- Gott ist der Älteste«, Herr, Richter; er hat
alles in seiner Hand.
7. «Onyame krahea nni kwatihea = Gottes Schickung kennt keinen
Ausweg«, sie läßt sich nicht hintertreiben, man kann ihr nicht aus-
weichen.
8. «Onyame nkuni wo na odesäni kum icn a, wunwv da. =; Wenn Gott
dich nicht lötet und ein Stei'blicher tötet dich auch, so wirst dii nimmer-
mehr sterben.«
9. «Onyanköpnn ba de Mpatuw-nwu. -^ Gottes Kind heißt«. »Werde
nicht vom Tode überrascht», d. h. Gott nennt sein Kind — den guten
Menschen, den er als sein Kind ansieht, — »Werde nicht vom Tode über-
rascht«, er beschützt ihn vor einem bösen schnellen Tod.
10. 'Onyame mä wo yare a omä ico aduru. =: Wenn Gott dir Krankheit
schickt, so gibt er dir auch Medizin.«
11. «Onyame na qwqw basin fufü mä no. — Gott stößt dem Einarmigen
seinen Fufü.« Der Fufü ist die Hauptspeise des Twinegers und besteht
aus einem zähen Yamsbrei, welcher in gi'oßem Holzmörser mit zweimeter-
langen Stößern gestoßen wird. Gewöhnlich braucht man dazu drei Personen,
zwei, welche einander gegenüberstehend im Takte stoßen, und eine, welche
neben dem Mörser kniet und mit der Hand den Fufükloß wendet. Zur
Not sieht man auch einmal jemand mit einer Hand stoßen und mit der
anderen wenden, aber nur mit einer Hand läßt sich der Fufü überhaupt
nicht bereiten, deshalb nimmt sich Gott des Einarmigen an.
()-l (.iroli: I>as ( ioftcslx^wiißtsciii iii il(>r 1\vis|iractu'.
I'J. ^(.iiii/nüköpnn /ii/r tco Jisäkorti iiiCi n<i (ücascfo kCigit a, ohyia wo so
bio. -: WiMii» (iott dir ilir I'.ilmw ciiiscliiili' l'üllt, und i-in Stci'blirher stößt
iliclu d;iL'> du sie Jiuslffrst, so l'üllt vv dir sie w icdci' ;iut". •' Die oben weite
KiiiliisM'liale, welche /uiii Palmw eintriiiUeti l)em"tzt wird, leert sicli in»
(iedräui;»' leicht aus. Passiert jemand i-in solches Mißjjjeschick, so füllt
Howöhnlich dei' iVfiindliche MundschenU. wilehei' den <;roßen l'alniweint()[)i'
unter der Hand hat, dem Veruni;lückttMi die Schale wieder nach. Der Sinn
dieses Sprichwortes ist: »Erweist Gott dir eine Wohltat und ein böser
Mensch beraubt dich eines Teils derselben, so wird (M)tt selber für deinen
N'i'rlust wieder aufkommen."
13. "Oni/aiiknjmn ammä asonomfön kalaktp hiribi a. nmnä no ahödannnn.
—- ^\'en^ Gott auch der tapferen Schwalbe sonst nichts gegeben hat, so
gab er ihr doch das Sichwendonkönnen." Die hervorstechende Eigenschaft
der Schwalbe, die ihr einen Namen gemacht hat, ist. daß sie sich schnell
im Fluge wenden kann, das ist eine Kunst, die ihr Gott verliehen hat.
Dieses Wort iindet seine Anwendung auf Menschen, welche im Kedcn und
Tun immer noch einen Ausweg finden, also auf die Gewandten, Ver-
schlagenen.
14. ^> As(_m a Oui/aiiköjxjn adi asie no. nteasefu nnan no. rz: Eine Sache,
weh'he Gott endgültig beigelegt hat, soll der Mensch nicht ändern.«
15. »Obi nki/rre otomfo ba atomio ; oiiim atonno a, Omjamc na okycree no.
= Niemand zeigt einem Schmiedesohn das Hämmern; versteht er das
Hämmern, so war es Gott, welcher es ihm zeigte.« Wenn der Sohn für
ilas Handw^erk seines Vaters ein angeborenes Geschick hat, so ist das eine
Gabe Gottes.
16. 'Odomankänia bqo adpfo na nboo ah'iafo. ^= Der Gnadenreiche —
Gott — schuf die Reichen und er schuf die Armen.« Beide haben also
Daseinsberechtigung.
17. «Odomankäma bno ovou na oicu kum no. -- Der Gnadenreiche, vgl.
Gott, schuf den Tod un 1 der Tod tötete ihn." Sinn: Gott ist die letzt«-
Todesursache. Anwendung: Derjenige, welcher durch Gift oder Legung
eines Selbstschusses einen andern tötet, trägt die Verantwortung dafür.
18. »Odomaiikäina na omä own di akane. = Der Gnadenreiche, vgl. Gott,
macht, daß der Tod Euphorbie ißt.« In diesem und den beiden vorher-
gehenden Sprichwörtern steht ^Odomonkäma« einfach für »Schöpfer«. Die
sehr giftige Euphorbie wird hier als Speise des personifiziert gedachten
Todes hingestellt. Der Tod ißt die Euphorbie ohne Schaden, weil Gott es
so geordnet hat, daß er nicht sterben kann. Anwendung auf Menschen,
welchen alles nichts schadet, weil Gott ihnen eine gute Konstitution ge-
geben hat.
19. «Wope akä asem akyere Onyanköpoh a. kä kyere mframa. =r. Willst
du Gott etwas sagen, so sage es dem Wind.« — Gott hört alles.
2U. *Qsansa se ade a Onyanköpon aye nhinä ye*. ^=- Der Habicht spricht:
■ Alles was Gott gemacht hat ist gut.« Er verschmäht keine/i Vogel.
21. » V7use wobesöm Onyanköpoh a, söm no prekö, na mfa biribi mmata hb.
= Wenn du sagst du wollest Gott dienen, diene ihm sogleich und füge
(ii'oli: Das ( ii)tlesbc\\ iißtM'in in der 'l"\vis|ir;K'lif. ().)
niclits weitei' bei.« Siim: (iott dient man, weims eiiiein wirklich Ernst ist,
olnio Zögei'ii und ohne Ausrede (jder irgendwelche Bedingung.
'22. >' Worekra wo Xi/ame na ohi nni ho. = Als du von Gott Abscliied
nahmst, d. h. als ei' dicii zur Welt sandte, war niemand dabei." Jede Seele
bekommt von Gott, wenn ei- sie in die Welt schickt, ihr »krahea^'. Schicksal,
mit, welches keinem anderen Menschen bekannt ist.
23. »'/o Apentfi koyi/a Nyarrie! -- Kaut' einen Sklaven, geh und bringe
ihn Gott dar." Apentp ist der Name eines Kindes, das am L(^ben blieb,
nachdem der Mutter schon verschiedene Kinder g(\storben waren und dem
sie einen verächtlichen Namen gab. wie •> Sklaven kind«, »Feglumpen«, oder
"Niemand hat dich gern«, um damit die bösen Geister irre zu führen, damit
sie das Kind für unwert halten und nicht auch töten, wie sie seinen älteren
Geschwistern taten. Das Spi'ichwoit Ijedeutet: Du bist tiott ein großes
Opfer schuldig.
C. In einer auf der ganzen Goldküste verbreiteten Sage, welclie icii
nach einem Text von H. Ofosu, einem eingeborenen Pfarrer, wiedergebe.
•In grauer \'or/.eit wai' Onyame den "Nb^^nschen nahe. Wenn die
Kinder sich Speise auf dem Feuer rösteten, nahmen sie einen Stock, stießen
nach ihm und sagten: -Großvater Onyame, gib uns Fleisch als Zukost lüi-
(Misere Speise.« Und welcherlei Fleisch man nun nannte, das tiel vor einem
nieder, und der Beti-effeade nahm es, bereitete es zu und aß. Da begab es sich
einst, daß eine alte Frau, indem sie ihren Fufü stieß, an Gott ankam und
dabei sagte: >Zieh dich doch zurück, daß ich meine Speise ordentlich stoßen
kanni" und Gott wich zurück. Dai-auf fragte er die Alte: »Darf ich hier
stehenbleiben.'" worauf sie erwiderte: «Geh nur weiter." Das tat Onyame
und zog sich in die Fuft zurück. Heute ist ei- uns nicht mehr nah.«
D. In Gebeten von Heiden.
L Der Fetischmann Vaw Owusu von Berekuso sagt:
■ Die Schwarzen haben keine bestimmte Zeit in der sie Gott anrufen.
außer, wenn sie den Fetischen — Dämonen — dienen, beten sie immer
zuerst zu Gott. Indem der Priester die Palmweinschal«- in der Hand liat,
ruft er:
»O Onyanköpoii. Samstagsgeborener, O Frde. Freitagsgeborene.
kommt und trinkt den Palmwein, gebt uns Leben und ^\'olllsein.
und laßt Regen fallen, denn die Sonne tötet unsl«
Wenn Notzeiten wie Pest. Krieg oder Unruhe kommen, so machen
die Fi-auen mit Gebet eineu Bittgang, den sie «Asraycrr. Bittweib«, heißen.
Beim ersten Tagesgrauen versammehi sich alle Weiber der Stadt, nehmen
alte Fufüstößer, bestreichen sich mit weißer Erde und ziehen nun von
einem Ende der Stadt zum andei-en. indem sie mit den Stößern auf ilen
Boden stampfen und ausrufen:
" Aj/ako ö! osij)i ! — irojisie r !
yi/akä ö! osipi! — ironsrr r.'«
:\Iitt. il. .^cin, f. Oi-iriil. .>^|.r;u'hi'i]. I'.l2'.i, III. AIjI. 5
()() (imli: Das ( ioticshowiißtst'in in der IW ispiMrlu'.
yi/aA'('j isl i'iii wcitiMtM- Niimo für (i(»(t und bcdiMilot wohl miifäkoy
verl;(ß den Krieg nielit. il. li. liilt' den I\.iiei;eni ! Ks ist ein He/it:itiv. das
in» (Mior geschrieen wird und uneli jrdiMU S.it/. nn't einem Stoß auf den
Hoden bekräftigt. Die ("Itcrset/iiiiix i.iutet: "(lotl dei- Kricgsliiltel V.v steht
fest! — ]Mnn bitte ihn!..
Das (Iritte (ilieci ist »Mue gegenseitige Aiiliiiiinh-niiig iV'v l'iaucii. —
Wi'tm die Weilier müde siiul. werfen sie ilirr l"ufiist(")l,^('i' vor dci' Sladi
\\\\\' einen Haufen und gehen beim.
■J. Der Asanleiilteste Dianiono lietel nacli .1. Ad.'ie in citiei- ölf« iiliiehen
\'.)li<s\ (M'sanunlung vor (bin Kitnig also:
■ (irol.nater, .\ i/ii}'i/i'ö/)o/'/. 'riii/zi/im/fi/xi/'i. 'rnlDruironsn. OditiinihkitiiKiy (U'r
du (bis Asanteroieb hoch erhoben hast, und es isl dein Wohlgefallen ge-
wesen, es (heseni weisen uml w iinligen Alleslen zu üliergebeu. Ich bitte
dich, .segne ihn h>sc_! kosr! — luterjektiou mit dem Siiui, so sehr, daß
nichts daran auszusetzen ist. — Laß es ihm uml allen, die iiui gerne haben,
wold gehen, uml Jeder, der Böses gegen ihn im Schilde führt, laß ihn keine
(lelegenheit dazu finden I Laß (b-is l'x'ise. d.is er im Sinne bat. dirifacb
schreckhch auf seinen eigenen Kopf fallen, /u eiuci- Zeit, wo w sich's
nicht versieht. Laß ihn mit Liebe. Herzensgüte. Weisheit und Krbarmen
auf seineu Staat sehen, hiß auch sein Volk mit Liebe, Furcht und Demut
ihm wilbg dienen. Gib ihm langes Leben, das mit Gesundheit, äußerem
und innerem Wohlsein ganz ausgefüllt ist."
* Aho.sorii apfjii. Ahosaiiwc/iia!" Ihr zahllosen Fetische inul l'elischsitze,
ihi-. die der allmächtige Gott gesetzt hat, daß ihr dieses große Keich be-
wacht, rühi't euch: macht euer Angesicht hart und kelii-et aus allerlei
Krankheiten. Schiecken und Trübsal. Lasset keinerlei Bann daraufkommen.
Ihr selbst wi.sset, welch große Dinge von morgen an vor sich gehen sollen
— ein Fest — , ich bitte euch, offenbaret euch rnid stehet uns bei! Um-
gebet nns wie eine Malier, welche den Feinden den Weg versperit. Müssen
wir durch eine Schlucht, so seid unsci'e Brücke darüber; führt uns der Weg
übers Wasser, so seid uns Bf)ot und Ruderer. Sei es, daß wir Opfer dar-
bringen, sei es. daß wir beten, oder sei es, daß wir euch bei Namen lufen,
w ir bitten eiich. verziehet nicht. k(jminet herzu und erhöi'et unsere Gebete
im gleichen Augenblick. Lasset nns im l'rieden mit euch leben und niclit
unter Bedrohungen.
^'Asamanfo". — »Ihr Geister, die ihr auch einmal untei' uns gelebt
habt und die Gefahren und Wechselfälle, welche es in dieser Welt gibt,
kennt, ihr kennet die Familienanliegen, die Stadtsachen und die Staats-
angelegenheiten alle ganz genau, darum bitte ich euch, offenbaret euch und
ordnet alles wohl. Verschafft uns ein gutes Gerücht, schickt uns gute
rräume, welche meinen Volksgenossen und Verwandten alle Geheimnisse,
die für Staatsgeschäfte und fürs Haus von Nutzen sind, offenbaren. Ver-
schlieft sich uns irgend etwas, so seid iinser Schlüssel, der es öffnet, daß
wir alle Dinge erkennen. Ihr verschiedenen Könige, die ihr einst dieses
Reich beherrschtet und abtratet, heute ist es unter der Hand dieses eueres
Nachkommen, eines ^lannes. wie es selten einen gibt, denket daran, daß
(iroh: Das (iottesbcwußtsfiii in der T\"vis|)rache. G/
er es ist, der euch auf Erden verherrlicht, indem er aul' euer Erbe sieht
und läßt jedem von euch in der rechten Weise, was ihm gebührt, zuteil
werden, damit unter den Sterblichen euer Name nicht vergessen werde.
Ich bitte euch, offenbaret euch und segnet ihn kose! /»-ose! Erhebet ihn in
die höchste Höhe! Wahrsager xinkonJ:, der du dieses Königreich hast
gründen hellen, offenbare dich, komm und segne den Großkönig, laß all
deine Erkenntnis und \\'eisheit auf ihn kommen. (! roßmächtiger Köin'g.
ich segne dich.«
Der Vorzug und der Nachteil dieses Gebetes ist, daß es nicht einem
Heiden abgelauscht ist, sondern aus dem Entwurf zu einem historischen
Romane stammt. Der Verfasser ist zwar getauftei- Christ, aber arbeitet im
Dienst der Regierung schon lange Jahre in Asante und ist begeistert für
die alte Asanteherrlichkeit. P> hat hier die charakteristischen Momente
eines heidnischen Gebetes, das sich zuerst an Onyame, dann an die Fetische
und zuletzt au die Geistei- der Verstorbenen wendet, in heidnischer Ausdrucks-
weise zusammengefaßt. Man wird kaum je einen Heiden ein so langes
Gebet sprechen hören. Trotz der einen gebildeten Neger verratenden
Gedankenreihen, ist die heidnische Vorstellungs\veise doch durchweg fest-
gehalten und darum das Gebet für unseren Zweck nicht ohne Wert.
E. In der Allgemeinvorstellung der Heiden, wie sie der eingeborene Pfarrer
Engmann, welcher selber früiier Heide war, und das Heidentum gründlich
liennt, im Folgenden charakterisiert.
El- sagt: »Nach heidnischer Anschauung ist Gott der oberste Herrscher.
Wenn die Heiden den Fetischen — Dämonen — dienen, welche Gottes
Knechte sind, so dienen sie ihm. Gott ist der Lebendige und Einzige, den
man nie bildlich darstellt, wie die Fetische, von dem auch Niemand sagt,
daß er eine Frau habe. Die Fetische und Menschen dagegen nennt man
Kinder Gottes. Er tut Gutes und hält Gericht. Wenn die Heiden Opfer
darbringen, zeigen sie den Palmwein zuerst dem Himmel und sagen:
«Himmel segne unsl« — damit meinen sie Onyame, — dann gießen sie
etwas auf den Boden und fahren fort: »Erde begrabe uns!« Wenn sie
beten, wenden sie sich immer zuerst an Onyame, ehe sie zu den Fetischen
beten. Alle Wahrsager und Priester wissen, daß ihre Sache Betrug ist,
aber sie glauben, daß Gott existiert und daß die Fetische seine Diener
seien. Wenn darum ein Fetischmann auf der Straße öffentlich auftritt,
ruft er immer zuerst Onyame an. Wir Gäer sagen: •'Nyonmn «?« = Gott
regnet. Die Dinge, welche in der Luft sind, wie Himmel, Sonne, Mond
und Sterne, werden von den Heiden nicht göttlich verehrt, sondern nur als
Sachen Gottes angesehen.«
Schlußbemerkungen.
Es scheint mir aus obigem Material, welclus leJiglich altes, vom
eindringenden Christentum unbeeinlhißtes Sprachgut wiedergibt, klar hervor-
zugehen, daß dei" Gottesname Onijnnic ein Twiwort ist, das auch in dem
US (.roh; |l,is ( Miiicslirw iiL^lsi 111 in der rvvis|ii:i('lu'.
mit tloiii l \\ i \ orvvandicii I scliiiktis.si. welclus in Ni>i'(lt.(»i;(> s;i'.s|)r()clii'ii
wird, in (Um* Form A //«///< wiiMlcrkclirl. Audi dii' Be/ciclimiiifr dci' (ijnic<j;('r
.•ml' ili'i- (IdlilUüsto iTii' il;is lu")clist<> Wesen « .\ i/qiiiiifi" li;il oll'rnli.-ir die i;lcirlic
.U)st:iniinnnn. InttMVssant wärt» <s nun v.u nntcrsnclicn. iiiw icw eil die in
iIiMi naiituspiiicIuMi vorkDiniiiciulcn (lottosnnnion <• .\.\'aiiif>i .\(fjf///i/j/« u?\v.
inoiiotlicistiscluMi riiaraktei' lialicn und mit ()//i//n/ir verwandt «ind. Ks
wertlon Ja Ini" diesen Gotlosnanien wulil aneli aus aiideicn Sprachen noch
Ahleitunfien iiiiiglicli sein, ahoi* es düi-fle sieh ihi. nach der klaien und
leichten Ableitiinj; im Tsclii /u sehh'el.M'u. nur um zul";Ulige Volksei vinolojLiieu
handeln. Si» z. H. erklärte mir <ler auch des T\Vi mächtige Pfarrer Kngmann
das (Jawort «yi/oitno" stamme ali \(ui )ii/ot'i rr Sklave imd )/iq Person, so
daL^ wir etwa v.u der Bedeutnni;; >■ Sklavenhalter- kämen. Man hat sich
eben hier in iler Form ^•^1/0/1)110« das Fiemdvvort "Oin/amc'' muiidgerechl
gemacht.
Tiotz Animismus und Fetischismus tritt uns in Sprache und XOr-
stellungswcise der Twineger der uisprüngliche Monotheismus noch ganz
deutlich entgegen, obwohl er im praktischen Leben ganz in den Hintergrund
gedrängt ist. Freilich zeigen die unter B. 1 — (I angel'ühiten Beispiele, daß
der animistischen .\nschauungsweise des Heiden tlott uu't dem Firmaaient
/.usammeidl«>l.> uiul die Bezeichnung l'iir ihn auch auf dieses ühertragen
wurde. Aber auch hier steht fast in allen angeführten Fällen dei- (iedanke
;in (lott noch im llintercmmd.
Fuiilce: Die Isalii-Sunidie im Wcsistidaii. ()1)
Die Isala-Sprache im Westsudan.
Kurzer Abriß ihrer Grammatil{.
Von E. Funke,
Missionar.
Das Isahi oder, wie man ebenso liäufig liörl. das Sisala. ist einer der
di'ei Dialekte der Grunsi- hzw. Gurunsi-Spiache; die im Hinterland der
englischen Güldküste und in dem angrenzenden französischen Gebiet ge-
sproi heu wird. AVährend Awunä. das eige.itlirhe Grunsi, zu einem großen
Teil jenseits der englischen Grenze liegt, gehören Kandjäga und Isala ganz
oder doch iast ganz ins englische Gebiet. Wenigstens befinden sich die
von meinen (Jewährsleuten genannten Isala Orte (s. unten) nach ilner An-
gabe alle auf englischer Seite.
Der Name Isala (nach deutscher Aussprache Issala zu schreiben) rührt
vuii den Nachbarvölkern her. Sie selber nennen sich Sisala und Ln-isa.
Ihr Land nennen sie Laisa-tahä, I.-Land.
Über ihre Heimat machten meine Gewährsmänner folgende Angaben :
Die Bewohner jener Gegenden haben viel unter den räuberischen Einfällen
der mohammedanischen Sabarmareiter zu leiden gehabt. Unzählige wurden
geraubt und in die Sklaverei verkauft. So befindet sich selbst in Lome
in Togo eine kleine Anzahl ehemaliger kriegsgefangener Isahdeute, die nun
schon lange seßhalt geworden sind.
Den kriegerischen Zeiten und. vielleicht auch zum Teil dem Holz-
mangel ist der Baustil der Hauser und die Anlage der Geholte (s. unten)
zuzuschreiben, ursprünglich soll bei den Isala das Lehmkastenhaus vor-
geherrscht haben. Für den Regen waren an den flachen Dächern mittels
Baumrinden Aljflußgelegenheiten geschalfen. Der Grundriß der Häuser, die
dicht aneinander in einer Reihe lagen, sowie der der Gehöfte, war das
Rechteck. Die ganze Gehöftanlagc umschloß eine Lehmmauer, durch die
nur ein Eingang, welcher durch eine kleine Tor- und Empfangshalle
führte, ei-möglicht war. Die Viehhürden befanden sich meist außerhalb
dei- Gehöfte. Die Aufsicht über das Vieh hatten und haben auch wolil
jetzt noch Fulljehirten.
Die Hauptnahrung liefern Hirse und Mais. Von ei'sterer wenlen
eine ganze Anzahl Arten angebaut. Die dortigen Gegenden hal)en ofVenbai-
vorwiegend Steppencharakter, da dii* Fächerpalme (Borassns) und der
70
1 niikc: l'if Is;ila-S]iraclic im A\'r>lMitl;ni.
l'apayahaiim dio liJUi|ttNiiclili«lisliMi NuU- li/,\\ . I'niclitliiiiimr siiul. r.:iii;uicn
iiiul I'isaii'!; sind (odrr warrn w i>ni,ü;stcns) ijair/. iiiihiMv.-mut '.
I'iir die vollkommene [{iclitigkeit dieser Anü;al)eii kann ieli iiirlil
Itürijon. /imial die ( icnvälii'.sleute selioii eini' An/alil .I.dire ans ilni'i- Heiniat
entfVrrit waren.
Namen der Orte, in denen Isala gesprochen wird:
\\ Ohiiibiitt'
Disinir
lif ndi
hjnit
litK/llhalr
Thiihir
li,-/,ri
lii'fsaiiihr
In l'inini und
Mäi/iifh)
Dhjhl
Diiirir
lirinmibe
L((t auf fVan/.()-
Tri II ir im
liiilaii
!>i't(/ttba/{>
K^iispn-t'r
sisclieni <I(>l)iel
Ta^O
Vorn
Tiramhc
Mi/rntie
soll aucli noch
Fi'si
Fdtso
lieiidf'
JSaicarö
teilweise Isala
Kpotöc
Sakr
(ii'iahf
Tdjia.sr
•josproclicn
niURe
M'oföiiio
Foni/ii'
(ibochä
werden.
Sf-ntie
Sn/rii/r
MhaJr
Tsal
Ungefährer Grundriß eines Isala-Gehöftes.
Vieh
Die Laute und Töne des Isala.
1. Laute.
Konsonanten.
Faukale
h
Velare
/•
!/
b .'/
Palatale
ts
dz
Zerebrale
(f
Alveolare
/
(1
r l
Labiovelare
kp
(ih
{yw)
Dentilabiabe
f
V
Bilabiale
P
i>
h h
Halbvokale
IC
1
1
hjI
' Aus dem Umstand, daß in der Isalasprache das gleiche Wort für Got)
und Sonne (wise) gebraucht wird (was übrigens bei den westafrikanischen Stämmen
nichts Ungewöhnliches ist), lassen sich Schlüsse auf die Art ihrer Religion machen.
Fetisch. Untergott heißt ganz ähnlich wm'. Wie weit dei' Islam dort vorgedrungen
ist. ließ sich nicht ermitteln. Die hiesigen Isalaieute haben sich, soweit sie noch
niclit Christen geworden sind, den Mohamniedanei-n angeschlossen.
Funke: Die Isahi-Spraclic im ANcstsudan. 71
Die Aussprache ist folgende:
// ist in manchen Wörtern ein bloßer Hauch wie im Deutschen, in amh ren
klingt er jedoch, namentlich in der Mitte eines "Wortes, .nuh
schwach frikatix. so daß er kaum von
h zu unterscheiden ist.
k, t werden nicht aspiriert.
// ist ein reiner Explosivlaut, wie z, B. im Süddeutschen.
y wird wie das deutsche cä, nur weiter vorne gebildet und ähnelt sehi-
dem westfälischen </.
// wie ng in Bingen.
t'x wie tsch, in vielen Phallen meint \w\v\ ein y nachklingen zu hören, so aucii in
dl.
(I wie das iKjrddeutsche d.
s r=; ,sr/i, nur mit gleicher ]>ippenstelhmg wie beim deutschen •?.
//// wie englisch ni in C(jnipanion, ist nur schwer von ni (wie im Deutschen)
zu unterscheiden. Nur wo nij eine Konsonantenverbindung (« und ij)
darstellt, wie z. B. in ti i/v mein Kopf, entsteht damit ein nasaler
Laut.
(J als Inlaut kaum von /• zu unterscheiden, indem die Zungenspitze die
Bildungssteüe des d nicht eigentlich anschlägt, sondern sie nur
gleichsam streift. Es kann im Nachstehenden voi'gekommen sein,
daß hier und da r statt d oder d statt r irrtümlicherweise gesetzt
sind.
/• siehe d. Seine Stelle wird häufig durch / oder (/ vertreten, z. B. (flun)iKJ,
eigentlich grunmo Schildkröte.
/ wird ein wenig weiter hinten gebildet als im Deutschen.
n wie im Deutschen.
ti ist gleich unsetem ß oder ss.
c wie s in Sang.
kp ist schwach explosiv, ebenso
(jb. In einer bestimmten Anzahl von Wörtern wird das anlautende b mit
einem sehr schwachen velaren Ansatz gesprochen. Wiederholt
aber der Gewährsmann das betreftende Wort, so hört man meist
nur ein b. Es sind dies namentlich die Zahlwörter von 3 — H
(s. diese). Da nun der Anlaut b bzw. gb in Verbindungen öfters
zu "■ wird, z. B. ha-dedö {gba - . . .) sechs, aber
mdse-wddedö (zwanzig sechs);
bdlia 2, aber: indst-icdlia (zwanzig zwei):
kmcald (kicald) 1, aber: beinbald {bind bald) 1 Jahr:
lawielo wir sind krank, aber: läbi gbieh wir sind niclit krank
(s. auch icnasd neben b(2asd Matte),
so ist anzunehmen, daß hier ursprünglich ein gb zugrunde lag.
das zu gn- erweicht und dessen velarer Ansatz in obigen und
andern Fällen, vielleicht der Lautanpassung wegen, fallen gelassen
wird.
V wie w in Wille.
7^ l''iinl\t': Pic Is;il,i-S|iiin'lir im \\'i'sisii(l;ui.
f \\ it> im niiitsrlicn.
/) wie im I)(MiIsi-Iii'ii.
j} ein .ispii-icflcs p. DicM'f L;iiil Koiiiiiil si'lir sclini \(>r. Niclliiclil ist er
i>i«"iil \«)ii i> imtor.scliiotlt'ii. Kinc li-iclitt' Aspiricnmi; des y K.iim
ültfrliaiipt in den ;in(l('r('n W'rti'lcrn iili(M-li(">r( wiH'ilcn sein.
h liciit :inr (!(M- Mille von A /ii /• (diMitsch n-\ und I:intt'l t'.isl w je
r, das diMilscIie \\ iiii;dii;d i;('S|)i-uclicn.
N'icUoicIit sind beide Laute nitlil iiiiliTsehirdliili im S|)iacliü;cl)i'ancii.
/" hiiahiak'S /".
/// \vi<> im DiMitselieii.
ir fast wie das eiiiilisclii- w in win. in Wiirleiii mil " /', /.. M. /'/v Sonne,
meint man daliei- ein /'/ nacli dem n- zu hören. Seine Veri)indung
mit. // zu (jtr .siehe (il)en. Kbenso krmimt inv niehl l»h)B als eine
Kon.sonantenveibiiKhinii \ oi-.
// w ie das (h'titsehe /.
Vokale.
(1 wie in Salz.
t ein weites r, wie z. B. das süddeuLschc <■ in .Schwert.
r ist eng wie in lebt.
p enger als e. niihei't sich stark dmi /.
/ wie in gib.
Q wie o in Mord, H(jrde (westfälisciic Aussprache).
o ist meist etwas otfen wie z. B. das deutsche o in Holland,
w ist ein weites '/.
u wae u in !Mut.
Lange Vokale werden im Nachstehenden durch einen Strich (ä),
ausgesprochen kurze Vokale durch ein ^ [e) gekennzeichnet.
Die Nasalierung wird durch ein - (5) angezeigt. Dieselbe scheint
im Isala nicht überall konstant zu sein, indem einige Silben das eine Mal
mit nasalem Vokal gesprochen werden, das andere Mal die Nasalierung
nicht vernehmbar ist, oder sich auf die nächste Silbe verschiebt. So hört
man: tahä neben taliä Land,
dzam •> äzäsp Heimat.
In einigen Fällen deutet der nasale Vokal den Au--lall eines nasalen Kon-
sonanten [n, n, m) an: töpula und tömpula Tag.
In manchen Wörtern wechseln a und «. Ks rührt dies von dem
hauj)tsächlichst vorkommenden Diphthong qa her, der in diesen Wörtern
steckt, z. B.: dlase neben dzose Heimat, kommt von dzoasr.
thcM - fsoä/e grüßen,
/itölo » nforV/f meine Freundin.
Fiiiiko: Die IsnI;i-S|ii-aclii' im Wotsudaii. V3
Lautveränderungen
koiuineii im Isjila. aiuilog den b(Miaclii);irten Sprachen, so reiclilicli vor.
daß dan'iber in dieser kurzen Ahluindlung nicht eingehend gesclirieben
werden kann. Wer die Woi'tarten und namentlich das Woitregistor ge-
nauer durchh'est, findet zahlreiche Beispiele dafin-.
Am häutigsten sind wohl die Vei'änderungen durdi Lautangleichungen.
Von den Konsonanten sind es namentlich die Lippenlaute, welche diesem
Prozet^ am meisten unt<M worfen sind.
2. Töne.
Außer dem dj-iuunischcn 'JOn wird ganz dtnitlich dei- sog. musikalische
Silbenton unterschieden. Wenn aiuh im Isala die Fälle, in denen gleich-
lautende Wörter durcli vei'schiedenen Ton gair/ xcrschiedene Bedeutung
erhalten, \iel seltener zu sein scheinen als in manchen andern west-
afrikanischen Sprachen, so dai'f doch der Tonfall keineswegs geringfügig
behandelt werden.
Einige der wenigen Beispieh-. in denen nnterschiedlichei- Ton auch
unterschiedliche Bedeutung bewirkt, sind:
näsp Hand //«.w Fuß
(Die Stammwörter sind hier nä bzw. iiä.)
nkide {fikldd) das meinige
nkirln »nicht fhis meinige« = das seinige.
Die To nbeze i chnuiig ist die übliche: nämlich:
(ff) für Ilocliton
(ff) " Tiefton
(ff) '■ Mittelton
u. " » die zusammengesetzten Töne:
(ff" u. ff) tiefhoch und hochtief.
In der Regel ist die Anfangssilbe nicht mit einem Tonzeichen ver-
sehen, wenn sie tieftonig ist.
Die Wortarten.
1. Das Substantiv.
L ZahL
Der Flural wird durch Anhängung von »/»ff.< gebildet:
(jeji Katze rfellhd Katzen
ffio Fluß fiiohd Flüsse
riiifa (lötzenbild rinjahn Götzenbilder
Öfters tritt ein >■//«" zwischen den Singular und das l'luialsuftix. Fs
ist wohl anzunehmen, daß dasselbe auf einen verlorengegangenen Schluß-
konsüuanten oder eine elidierte Schlnßsilbe hindeutet, wenigstens in
einigen Fällen.
74 l'uiikc: 1 li»' l>;il;i-S|ir;iolK- im ^\'<•^.lsllf^illl.
Sing. I'hir.
Ifü i/Kinlni Koni
rö raiiilxi Aitii
t? ti' nihil Ilnul
Intiiilä haiiilnniliii Hals
tili näiiilti) ^Iiittor
fäll {Idliii] liiHiiiliii S(>olc
l,un/ii h'iii/i' nihil Id^Miwi- |\orh '
Da (las Sul'lix 'ho- ausgesproclnMi mittollonig ist, so Ijriiigt es dor
Toiirall mit sich, dal.^ die voraufgehcnde Silbo in der Hegel iKx-htonig wird.
Ks zieht also in \ i(Men Fällen den Ilochton. der meist, auch 7.ngl(>icli der
Stai-ktoii eiiH's ^\^)^t('S ist. nach sich.
i'lii ih'ihii' \\ cililiclic Brust
liiihio hahiiinihii' alte Fran
lU'ijpln (Icijehihif Ohr
nji'ihi i)i/il(ihii Zahn
.\ndi'rei"6eits bew irkt das Suffix gerne eine Verllüciitigung dci- vorher-
gehenden Silbe dnreli X'crengung ihres Vokals. Namentlich werden «, r
vor ha beim gelänligen Sprachen leicht als e bzw. / gehört:
iiauibälo iKinihelihd Ochse
s'ihro sihWha Ti'äno
nasf^ »fisrhn Hand
j)dre paröhd Hacke
iiik-S(l niiesiha Nase
fsahi imUhiL Blut
■Möglicherweise ist diese einfache Art der Pluralbildung mittels eines
einzigen Suffixes nicht die ursprüngliche im Sisala, oder aber es hat eine
Beeintlussung in dieser Richtung seitens der benachbarten, mehr- oder
weniger verwandten Mossi-, Mamprussi-, Dagbane-Sprachen, denen auch
das nächstgelegenc Dagärti zuzurechnen ist, .stattgefunden. Es gibt nämlich
eine Anzahl Nominalstämme, die mit Nachsilben versehen werden können,
und welche ganz an die Pluralsuffix obiger Sprachen erinnern. Haupt-
sächlich sind dies se {sc, .s/) und ho {li(j).
hodzonthie neben bodlomhise Knabe
hatöliibie » hatolubisi Mädchen
bä]ii^(2 » bahidse alter Mann
a-i-sfi Gott, Sonne
irP.se Fetisch
ilzS » (Izase u. dz^sf; Dorf, Heimat
tö • tQsc Stadt
tia » tisii Baum
tähd » täse Land
1 mha kann sich in wenigen Fällen durch Elidierung des h auch zu mn
vereinfachen, z. B. aiiwuo die Hyäne, pl. uhwüoma.
diihi
neben
dziblm
(lihise
tsfjf/n
»
th(ni(±sr
(Ja
»
(la-sr
n<i
'■
nasy'
)id {nö)
"
//«■SV
)IV
"
liiilid
llllllll
(11(1 (u.
(1:
(,) .,
(1:0/1(2
Funke: Die Isala-Sprachc im VVcsImuLiii. i .^
Küken
Vogel
r.ast
Hol/
Fuß
Hj.nd
Mensch
Kind
Ftenl
.... rähn liund (pl. rali'i)
11. a. ni.
Das Pluralsiiffix >>/»«« kann an beide P^ornien geliängt werden. Doch
kommt es vor, daß die Formen mit sv- (ohne ^ba») auch im Plural benutzt
werden. Folgt dem Substantiv ein Adjektiv oder ein Pronomen als Attribut,
so kommt das Pluralsuffix hinter das Attribut zu stehen :
iteiiibdrn starker 3Ienst'h pl. iiemlxirdli"
ni'iho blnc schwarzer Mensch » tikIkj hhulxr
nd(1a ein Mensch » ikkUIki
Einige Substantive beginnen im Sing, mit einem Anschlagslaut,
meistens c:
am neben va Arm c-sa neben su Leichnam
atla » tlu Baum edo » da Schlange
2. Geschlecht.
Die Geschlechtsunterscheidung geschieht — falls nicht ganz ver-
schiedene Wörter gebraucht werden, wie z. B. bei:
ki'to Vater und iid Mutter
hdiiipüdlc Jüngling » tuhpere Jungfrau usw. —
dui'cli Anhängung bzw. \'oranstellung von:
h(i, halo ^laiin. männlich Im. liäl(± Weib, weiblich
bdhw alter Mann hdhlq alte Frau
ho 1/6 Sklavin
hafs(Jro Hure
nähdr Großmutter
ijuhär Witwe
bihäV Schwester
nd Mutter
nane (Stamm na) Kuh
dziv'i Henne (/// Assim.).
3. Kasus.
Das Gen itiv Verhältnis wird ohne eine Partikel, nur durch \'or-
anstellung des im Genitiv stehenden Nomens hergestellt:
Tioro dambid^ des Königs Sprechei"
mdrefa däbüi »der Flinte Stein >• -- Kugel
fjö, boijö
Sklave
batsoro
Hurer
iiäbalo
Großvater
j/ubär
Witwer
hibäV
Bruder
nambdln
Ochse
dzibdlo
Hahn
4 {\ l'unki'; l>ii' I^al.i-Sinai'lic im \\ fsiMiilaii.
iitia-na^ IikIiiI des l'.aiiiiii-s \\ iiivd
itd i'ln "ili T Kuli l'iiMislw ar/.r ■• l\ iiliciilcr
l.iiiMd-tdlit'i der Isala I.aiul
\)i\> A k k n Sil ti V obji'kt Inlül dein Xiilmm. kann ahcr ancli sclmn
Vdl" dassollx« ti'etcn. wenn ein NCi'li ilrr \'ci inintini; im i;li'ifli('n Salz. >ti'lil :
ntitt/o kdjHilii \\\v stdI.M l'nrn
liiffl liihKi ilir macht Streit, aljer:
iiin.sr (Inrtn i/ö madiel inchl Streit ( •■nielil Stceit Miaciit ■ )
rhnmhio (UiIu'k rix iiu J'<i dieses Kind einl niirli nieht "Kind
dies(>s nicliI inieli clnl"
/'/VW nkpold • IJancli leitet nns"
lasU he dhpo »niclit iini leitet"
(1. Ii. ei- ist nicht hiinjirii;'
Das Da t i V verliällnis wiid (hireh ■ jid i;('heii" i;ehihh-t.
j>du (i»2) ihm wc'ii'tUcli L^il) ihm
jßii Id nns " _i;ih uns
l>d l)d ihnen >• ^ih ihnen.
iiisf jtr initnihi' ! (iolt <n-\}v rlic (ieldl (//£; ans jui ')
////' »f tsidi pr »ich /ahltc Schuld dir-, ich b<'/ahlte iHch
/•.7 IIP iHunid ddin jiQ "lasse Fleisch geh gib ilini«. l)iinixe iinn ikas
P^leisch.
olilo djHiii Ol- sagte mir rui pö verweigere ihm
4. Artikel.
Der Artikel ist a oder f-. Kr ist waiii'scheinHch eine Abki'irziing von
Ha, de bzw. ne.
tuge Fiifumöi'ser lirgic der Futumörser [t/ ii. ' zu /')
ki Ding kla das Ding
kida das Ding knie [kJda e) das Ding
hn Eisen hmie das Eisen
(/uro Tuch f/arode das Tuch
pl. (/arndebd (u. (larqni'hdV-
In Kind bk das Kind
(s. iernei- alle mit hi zusammengesetzten Sultstantive sowie
dia das Haus tia der Baum usw.)
5. Abgeleitete Substantive.
a) Das Nomen agens wird gebildet ilurch Sut'Hzierung von
• ro • ( ro) :
' 72a ist liöciistwahrscheinlicli eine Ari Artikel, nicht aber Geiiitivpartikcl.
- Auffallend ist, rlaß (h stelienbieiben kann, ancli wenn ein Possessivpron.
beigefugt wird, z. B. Irnfarorh- das unser Kleid, ])I. la(/nro'l''h(i fikldr das mein Ding.
Diese Tatsache legt die Yernnitung nahe, daß es sich hier eigentlich nni ein
Demonstrativuni luid nicht um einen Artikel in nnsenn Sinne handelt (\gl. |>ron. iiidcl".).
!■' linke: Du- lsalii-S|)iMclii' im W'csisiuliiii. / /
ifäm Dieb, \i)n y^/ sielilcii
(ja'-h'Q Schneider \
' _, , ,,' , i s. q(tri'> Kleid. Tiicli
ga -s(jr(2 Weber )
iivhöorq Fremder, Gast
binö(i<)ro Hebamme, s. lyi Kind
lücjurn Schmied (Assimilation des letzten Vokals)
rö(/öro Zauberer, s. rnga Oötzonhild
oder «na. /«« '
tsoyofSond Lastträger, von t.'innd Last, fsn tragen
(ihoetinä Hausherr
tmtina Ai-beiter (u. tent'imUI) von t^jifuiiio Arbeit
(l'zögela {dzof/la) Keiter, von gll rfzä/tn' reiten
bj Das Diminutiv entsteht durch Anhängung von ■</>/ (O/'f) Kind,
.hinges. Kleines« :
ftiob'ic »kleiner Fluß-. Bach
ülihif "junges Huhn«. Kiiken
(lihi( \'ogcl
Dobi Mahlsti^iii. mit dem gerieben wird
c) Andere \\'örter können substantiviert weiden mit Hilfe des
I'iuii. '.\. Sing, und ebenso durch Verbindung mit »kl (/■«) Ding«.
ohiü er spricht" = Wort, von hla, hlq sprechen, sagen
(}.siil)(i »er ist tot« := Toter, » sn Im tot sein
kiihl.st- das Schwarze, Schwai'zes
kufiä - ilas Kote, Rotes
knb'ic''' das Kleine. Kleines usw.
6. Lokalsubstantive.
Analog allen w estalrikanischen Sprachen fehlen auch im Isahi die
Präpositionen. Die sog. Lokalsubstantive müssen dieselben ersetzen: z.B.:
harr Kücken, -sia Angesicht:
iiliäi-P "mein Hucken« - hinter mir
ii.sia ..mein Angesicht" r= vor mir
fir pin-f "des Baume-s Grund" -: unter dem Uriumc usw.
' IUI kann zudem auch noch an den Anlaiig des Xoinens tictrn:
nainhäijaia Jäger
nahkuTa Fischer
napdro pl. nr/iärii/m liauei'
Ol) dicse> Anf';uiü> -/"/ ursprünglich war mit dem i'rnn. [iims. 1. Siiii;-.. kann \<m-
nuiiei wi-rdcn.
- f:ii kiinnie müglicherw eise durch Kontraktion entsiandcn sein:
/■/' o/iixc »Ding CS ist schwarz."
('■ u. " v.n " l>7.\v. II odei- ii) usw.
< (S l'iiiikc: hii' lsjihi-S|ii';n-lir im \\'i>slsu(liiii.
11. Das Pronomen.
1. Personalpronomen
.•i| ,-ils Slllpjrk I :
Siii-i. I'iiir.
I. I'. IUI. ii(i, Ulf (//, //. ///)'; 1(1
'1. " /■ ///'/' {<i\
\\. '• 111/ [i/) Im
Dil" UM \orb 11 lulc II <• II . (Miipli.-ilisclicii loiiiicii des |iit)ii. pi-rs. sind:
iiiiiKi [in()ir\ icli
/*«£? (In
{tialiii. iliiliiiiid s. I )i'm')iis(i'. pidii.) it. sie;, es
hl 111^ wir
indnr ilir
(hont, hinir sii"
I) e i s j)iele:
nnnä (/'■ ich sehe (es) nlolo ich bin iiiüdi'
nakpo (;iiis iio-n-kpo) ich töte (s. Koiijuii.)
ek^^ bist du gekommen:'
icoatitse er schimpft, heschinipft (s. Konjug.)
latcn fimin (oder Idteri tint'imia) wii' arbeiten
iriädciiie'i seid ihr wohl 1'
hah'iäi sind sie gar'.* (iiämhch die Speisen)
b) als Attribut ( I'ossessi \ p ron <i in i' n | :
incbi (mJ)i) mein Kind |)i. imli'i'lxi
rnnhihäV •■ Hiuder
ehi dein
Inähi (vollst, iiiahi bi) .sein Ihndei- usw. ("des Bruders Kind")
ouiäh(il(i u. oliäUj .seine Fr;iu
Idhl unser Kind |)1. hihlchd
ebi euer »
hdhi ihr " usw.
/igdrqde mein Kleid oder: )iyar()
iiqarndd dein"- » ( -mein Kleid nicht ist's-)
'iiiäbl i/ärofU sein ■■ (»des Bruders Kleid«) usw.
IdfiarofU unser »
ä()arqdt enei- »
brnjorndtj ihr »
«A-u/^; »mein Ding« = das meinige
(lAde »dein Ding« = » deinige
iiMdii »nicht mein-' Dinu« n- » seinige
' m vor />, /3, y. h vor A". /<:/>;, //. /' \ oi' /, t. ti d.
- Bei einem von diesen beiden Fällen ist allem Anschein nach ein Hörfchloi-
unterlaufen. AValirscheiiilich muß es heißen: mfarodä sein Kleid.
|- linke: Die Isala-Sprache im ^Vcstsudini. / .)
lakich^ "Unser Dinii;« r^ das unsrige
ü^nh »euer Ditiü- = - eurige
bäTcide '.ihr Ding« = » ihrige
cj als A k k u s a t i \- o b j e k t :
1. //. ///. Ulf iiiieli Pliir. 1. Id uns
2. r (lieh -1. :• —
.'), n [iro] ihn 3. ha sie
irndiia uiornihiii ahitn ..er besitzt (iehler üiiertrifft iiiieh«.
d. h. er hat mehr (iekl als ich
iju Jiiö ine m ( lachst du mich ausl' (//« s. Konjug.)
ntii nc thiia ye (}>"-') ich habe dich bezahlt
hnlesf- 1a hr tP l< man hat uns auf Papiei- gezeichnet
2. Demonstrativpronomen.
(1(1 liä
(Inhdijn ' {clohäi/, (h/lid), dieser, diese, dies
(Idhdji jip jener, jene, jenes
(lahd )iir an diesem (Ort), hier
ehamhla clahdi/o odei': chi dnlip dies Kind
(clzin (lahd;in{ erkennst du diesi'
mPhin (Jahd ich bleibe hier
iidda (Jnlidma der iMcnsch liier
(Ir/Iidya me-nohäln das ist mein (ii^oßvater
(Inftäi/a irorr namt-i)i)lnj diese da ist meine Grnfmutter
3. Interrogativpronomen.
nni [ne)? wer'' welclier^'
(//// >/i/()/ Wer ist das?
(///('■s-c.'' « Wer ist's!'
/>(' di rii/cf Was ist's?
!)(■ (ic he inö itie.i Was hast da in deiner Hand?
hc dVi was? wie?
b(i ditf? • wegen was? waium?
ete nibe?- »Dein Name ist was?» ^= Wie heißt du?
br diff che hö{ Warum bist du nicht gekornuK^u !'
lü (idei wo? woher? wohin?
(Idlid iiHid/i Wo kommst du her?
ikwt h( niadet A\'o ist dein \'ater?
niade hCiiK)'. Wo gehst du liin?
4. Pronomen indefinitum.
(Ic bei Personenobjekten -
/•/ {k'i(i) "Ding", bei Sacheuobjektcu
' plur. ildJidlxi 11. d(di(iili(i.
'' Natürlicli kann auch im I.sala. wii' anderwärts, das W'uit Cüi- .MimiscIi hiiIh
{im. no U.SW.) als pron. iudef. benutzt werden.
ha »li m(f jemanden führen l:o W no jemaiKleni lieueguen
Sl) l'unLi'; ll'i,- U;i|^i-S|.iMi-lii' im \\'i'>lsu(l;iii.
iiä (ii M-lifii ii'^i'iHiciiicii
nu ki • i'iwiis
th Ix 1(1 ('t\v;is ( 'SSI 11
/.s'(J ki>i v\\\ ;is kiiclicii
./V' 'h jt'iiiainlcii i'lin'ii
///•/ Iniia •iiH'iii Dinii ist \ ci-lui'cii • . d. li. icli luilu' rlv\;is vcildieti
.'/' '/'' j(Mii;iiiili II nilcii. iicniicii
iiäda ein Mciisfli. irgeiitlciii Mensch, jciiiaiul
kUfa ein Dinix. chvas. irirf^ixl ijw.is.
111. Das Adjektiv.
1. Der i;i'ül.itc I ril lU'i- A(ljcUti\i' isl ii'iii vei-halcr N;itiir:
!iu{fä groß. \ icl sein uliüni häi/nyö cikm' lüsoii (pl.l isl \iel
f'uijä enu; sein
VQyo satt sein mrüifn icli l)iii satt
liiHf tief sein oA^/^/ /////' das I.dcli isl lief
////wf; dick sein
(Ir stark sein ihidr kiiiii du liist i^ar nicht staiiv
Im l'aile clicsclbi'ii altiiijntis' vciw ciidct werden sollen, tritt das l\oii-
jniialionspronomen \ or chis \erl)ale Adjektiv:
iiiortiilii noijiiffd nohr äh
(ielcl es ist viel es ist euer: d. h. viel (ield hesil/i ihr
■J. In einigen Fällen isl die verbale Form durch Anhäiiuuiiir einer
■Sillie — meist se {i<u) — von der atti'ibutiven miterschiedeu :
irohin.sd er ist alt l>d hin alter Maiui
ivofiäsd ei' ist i'ot kiifia Hotes (rotes Ding)
Ks konniien jedoch Läutige Aliweiehungen von dieser Kegel vor.
\'iele. \ ielleicht ursprünglich die meisten verbalen Adjektive scheinen eine
einsilbige Staniinibrm /u haben, an die Je nachdem ein anderes Suffix
treten kanu, das dem Adjektiv seine spezielle Bedeutung oder seine Emphase
gibt. Diese Suffixe, darunter auch obiges st; (so), wurden demnach als eine
Art Adverbien zu betrachten sein.
irohiiH II. nohin' er ist schwarz
/lit/iii h'nii' schwarzer Mensch
Ichiiif n. te/nbiiu' Nacht
kuhlsf Schwarzes, schwarzes Ding
kvho.se u. I:iiliiii', (irünes, grünes Ding
o. Viele .Adjektive haben in prädikativer (d. h. als Veibaj und in
attributiver Verwendung die gleichen Formen. Es lassen sich wenigstens
ans den vorhandenen Beispielen keine gegenteiligen Schhlsse folgern.
f/pviri er ist weiß, hell
kiipulo Weißes, weißes Ding
föpiila Tag
chfuddc du bist nicht schön: oaödie er ist gut, schön
irodr. irödie. in'idi. in'iri i£Ut. schön
Funke: Die Isala-Sprac-lic im Westsiulan. (S 1
liä wuri schöne Frau
tMn ict/ri guter Tag, Fest
Ebenso a\ ahrscheinlicli auch:
ofüla ev ist gerade 0(j6ld er ist kiumiii hufdle Neues
4. Nur attributiv gebraucht werden z. B. :
Ine klein Tivb'tc etwas Kleines
\iiiiiiiiii dh ich bin klein)
hä groß di hä großes Haus
ddu {(liio) stark he di'inmha starke Männer
{de stark sein)
5. Das Pluralsuffix ■■'ha« tritt hinter das attributive Adjektiv:
he duamha (he di'mmba) starke Männer (s. Substantiv. Phir.)
Die Komparation geschieht entweder durch das Verb «ki mehr
sein« (?) oder durch te, He (?). Im ersteren Falle steht das Objekt nach
dem Hilfsverb, und im andern tiitt es vor dasselbe. Beide Male geht das
Adjektiv bzw. Verb voran:
wohlasa alt im er ist älter als ich | [a in ahim
icodua möruihla akim er besitzt Geld mehr als ich j assimil.)
woioödi etc er ist besser als du {wodi gut sein)
icode le tie er ist stärker als wir {Ja assimiliert).
IV. Das Zahlwort.
Die Kardinalia von 1 — 7 sind mit Präfixen versehen: 1 mit »/v/«
(s. ki Ding), 2 — 7 mit »&««. Die Zahlen sind auf diese Weise zu Sub-
stantiven geworden. Sie behalten diesen Charakter bei, auch wenn sie
attributiv gebraucht werden. Es werden die Zahlen von 1 — 7 in Dagarti,
einer dem Isala benachbarten, aber dem Mossi-Mamprussi-Zweig angehörigen
Sprache, beigefügt, weü nur durch Vergleich mit denselben die Etymologie
der zusammengesetzten Zahlwörter zu erkennen ist.
1 Jtn ivald, kirakt 6 ha-dedö
2 hd-lia 7 hd-depe
3 he-tüo {be-tö), hc-töde, he-tödo 8 tsödi
4 ha-nd, ha-ndse^ 9 mRie
5 hd-nö {hq-no) 10 ß
hemhald^ 1 .lalir (aus hend Jahr und -icald eins)
sia halia 2 Augen
dzQ.se hetödo 3 Städte (auch dl. hctüo)
siliii hdnö '.y Schilling
dziinle hdnö 5 Hühner
vnahdlia hddepe_ meine 7 I»rii(ler
pie tsödi 8 Stück Jams
hemhde nehe 9 Uhr
hesi fi 10 Jahre
' Siehe Laute.
Mitf-. (1. Sem. f. Orient. Spi-iflicn. 1922. III. .\l.t.
SlJ I'iiiike: Itii' ls;iI;i-SpiMi-lic im \VfSlsii(liiii.
Dir /.iis;miiui'iij;est't/l<'n /clincr wridi-ii mit Ilill'c di'r Ivm jiinklii)ii
.(/(/*. ilt nntl ■ ir<'liil<l<^"t :
1 1 fi llr kWillä :r= 10+1
I"J fi de bdlia iisu .
13 fi de httöilr
14 /"/ de baiid.se usw.
20 vuini
'1\ nnird ih kiiald usw.
Die Hililmiii; der i'iiil";icli('ii ZcIiiht .'<" — 90 ist iiichl iihcrall iiaii/,
tliirclisiclitiu. da dir Cit'wäln's'eiilf (illoiibar niclil ^cwrtlmt waren, sich in
dioseiM Zaldenkieisc y.ii bewogen. Sie ijal)en an:
30 märu (Uli fi --_ iO i 10
40 mäse icdlio^ w alnscbeinlieh : . "JOer /weima!
ÖO indru wdlla^ llr f, .--20x2-110
(iO iiiQsehtöde walirseheinlich :-: 20er di-ciiniil
70 nidsi. wddf'd<2 = 20er 6 (i')
SO tndse ha/id-se walirseheinlich =-^ 20er \ieiinal
90 >ad.sf' Jiebe ==r 20er 9 (?)
100 zfjlo {= Ku-r hunfdkpo: '^ Selinüre Kauris n. ' .,-• lOO)
1000 zölo hfJiKJ =-- 10(t ö (?)
Sämtliche Zahlen stehen als Attributive hinter »h-v Sinaidai'form de
Substantive, wie schon obige Beispiele zeigen:
(Izimif Ix'iiKj (bn-) lü lidlii heißt also wörtlich:
Hahn die FünlV- (sie) legen Kier-'.
Die Zahl der Wochentage war ursprünglich iTmf. ist aber durch
Kntlehnung zweier Tagesnamen aus dem Haussa auf sieben gebracht
worden. Die alten Tagesnamen orientieren sich an den Markt- und an
den Arbeitstagen:
{lijbö (Sonntag)
ijolddie (Montag)
ilfiijare (Dienstag)
f/örie ( Mittwoch)
ijnbd, yqbdl (Donnerstag) .M;irkttag
dlima (H) Freitag
rmbit (H) Sonnabend
V. Das Verb.
Konjugation.
ßeispiel : fimn arbeilen: /'// lintiiinn.
odei- kurz: frfiiifiinia eine Arbeit \errichlen
' Siehe Laute.
- P>beiiso siehe das uiii)cstiminte Zaiiiwort 'Vu all" und das tragende
Zahlwort '<nme wie viele?- hatülidme bcvü Mädchen die alle = alle Mädclien.
nie tcü (wahrscheinlich aus «c beirü !»ekinv.r) alle Menschen. nähiiUa hnmnca"/ Bruder
die Wie viele?
Funke: Die Isala-Spiache im Westsudaii. 83
Präteritum.
Sing. Plur.
1. utima ich arbeitete 1. Idtima
2. etima 2. matima
3. wdt'ima {otima) usw. 3. hatima
Präsens.
Zwischen das Konjugationspronomen und das Verb tritt ein »a« :
nätin tintlmia »ich mache Arbeit«, ich arbeite
ijät'm » (aus m . . .)
imät'in » usw.
lätin
mäthi
hätin
Futurum
wird gebildet mit Hilfe des Verbs ■■///// {mu, vi6) gehen« und der Präsensform:
nä inü te tinthnia "ich gehe arbeite«, ich werde arbeiten,
yd '• " >■ beabsichtige zu arbeiten
icod ••
la » " ■■ usw.
mä >•
7)(i
Intentionalis.
Wird ebenfalls wie das Futurum von der Präsensfbrm unter Ein-
fügung von "d:d {dld de) wollen, wünschen« gebildet. Das dominierende
V^erl) wird hier — wenigstens andeutungsweise — auch konjugiert.
yädzäd' emo'i willst du gehen i' JädldfV amo wir wollen gehen
tinadzdd^ omö er will gehen hädzd hämo sie wollen gehen
Imperativ.
ti-nia oder tin tinthinti oder nw. ti)i thitimia arbeite!
(komm, arbeite!)
mätima oder mätin thitnuia oder münm tin tintlmia arbeitet!
(kommt, arbeitet!)
Prohibitiv: sihra tima du sollst nicht arbeiten! (. . . bera)
inasibra tlma ihr sollt nicht arbeiten !
Die Verneinung
wird durch das Verb "hc nicht sein« hergestellt. Dieses Verb wird kon-
jugiert, und das zu negierende Verb wird ihm (ihii«> Pi'onomen nachgestellt.
rbe icode du bist nicht schön
obo pere es reicht nicht (Assim.)
inhe na ich habe (es) nicht gesellen
mete bbeßola ich freute mich nicht \^mcte meine Haut" (:') istSubjekt].
S4 Funkt": l>if lN;)la-S|)iM('lic im A\'('sism(1;iii.
/iir Norstiirkimi: il<'r NiTix-imiiiu stflil liiliilii; .'im Sclilnl.^ des Sal/es
kniiii (/v/y/f'l'.
ih( ilt: kiiiiä i\[\ liisl li.ir iiiclil sl.irk
/«/« Ar t'ikdtir 'iiiüdc liin icli iiicIil (liifcli.iiis . irh l)in i;;ii' iiicIil
(iiorli iiiclitl iiu'ulc
hiiltii hl kitiiä sit' ItJilx'ii ^-.'ii' Icciii Kind (. . . Im Assiiii.)
ntvhi' lidT kdiir ii'li li;il)(' iiodi keine I'i';in
nititi luil kniii' ieli li;die iinfli keinen M;inn
Verba, die sein, haben bedeuten.
A iTi !■ ni ;i I i \ .
Ik sein, sicli l)c(in<ien
ithr ithnir «er lielindet sieh (in) meinem K'üeken'.
(k li. er ist hinter mir
olii ii.^iii "Or belin(h',l sich (in) meinem Anixesichf".
d. b. er ist vor mir
(kiio he inad(:i dein Vatei" ist wo?
rcohe dzie me Es ist ;in der Wnnd
iiiöndhi Itp nie »(ield ist hei mii', d. h. ieh h;d)e (leid
niinhältn hddipp he luMra- sieben Hriider haiie ich
X egati V.
hl nicht sein
iiiöruibi tue nh- »(leid ist nicht bei mir", ich habe kein (io!d
töaJnnd tu ediräi Hast du keinen Verstand?
Das Verb A-r/««, hn greifen, fassen
wird vielfach als Hilfsverb gebraucjit. Ks muß im Verein mit einem
andern Verb oder einem Substantiv als Objekt eine Tätigkeit beschreiben.
f'th* die es im Isala kein besondeies ^'erb gibt. Im l)eutsclipn ist es meist
diii'ch eine Präposition z. ß. »mit" wiederzugeben.
kn nii nio "fassen jemanden gehen« =^ mit jemanden/ ii<-!ien,
tl. h. ihn füll i-en
käue iKimiu mno pq "greife (das) Fleisch, geli gib ihm«,
d. h. bringe ihm das Fleisch
käii' lörö "fassen tlen (Mutter-)leib«, d. h. schwanger sein
käu (lise "greifen Schmutz«, d. h. schmutzig sein
(Eine ähnliche Funktion wie kdna hat auch kpü nehmen.)
' Die eigentliche Bedeulung dieses N'erbs ist mir noch nicht klar geworden. Daß
es mit «hina, ka greifen, fassen» identisch sein soll, erscheint mir unwahrscheinlich.
In dem Falle würde z B. l'Jo be nkane wörtlich heißen: "Müde nicht ist, ich habe
ergriflen« [Müdigkeit hat mich nicht uepackt (?)] und nnhi: hnV latm' -ich l)in nicln
(ein) Mann hat ergrifreii".
- Die tirundl)odoutinig von dira ist nfuli niihekinnif.
Klinke: Die Isala-Spnichc im \\'estsiiclaii. 85
Außer diesi'iii vcnlaukeii die meisten sog. subjektiven \'ei-b:i dem
\'eib ka ihre Bildung:
öv/f' l'o ne "Schweiß packt mieh- - : ieh schwitze
icoTP k(i IIP »Frost packt mich icli friere
VI. Das Adverb.
Die im Spiachgebiauch am mtisleu angewendeten Adverbien können
im Isala nui' durch besondere Verba bzw. HilCsverba wiedergegeben werden:
iiijrihra brnirl [iij/a = «ff) »ich werde wiederholen nicht gehen",
ich gehe nicht wieder
iiia.sihrd iiiiKjhu! Schlagt nicht niehi-I
ecU htvreJ'i »Hast du gegessen, bist du fertig ;'"
d. h. hast du fertig gegessen'.'
Der Kest der Adverbien und adverbialen Bestimmungen, sofern es
sich nicht um reine Adjektive handelt, trägt substantivischen Charakter, so
vor allein die Zeitbestimmungen:
dlinä heute fd früher
tsiß morgen Ukdn übermorgen
(lia gestern (!') diado vorgestern (?)
■wihaijd 31ittag, mittags (s. Sonne)
de\Iänd ^ Nachmittag, nachmittags [d in de assimil. von te)
tsiifsqald frühmorgens (fsifioald)
Idemjc Jetzt
to herc [tnmhere, tebim^, tcmhuie) Abend, abends, wörtlich »das
Tageslicht wird dunkel«
tö pidd {tmitjJida, topld) tags, am Tag, wörtl. »das Tageslicht wird hell".
Der substantivische Charakter dieser Zeitbestimmungen zeigt sich be-
sonders darin, daß sie event. ein Fron. poss. vorgesetzt bekommen können:
rt.üe csi mö? -Dein morgen wirst dn gehen?«
d. h. Wirst du morgen gehen?
ntsie hra Ijr nid »Mein morgen wiederholen nicht gehen«.
d. h. ich werde morgen nicht wieder gehen
Vll. Die Konjunktion.
ade, de [de, dl) und ■ — daß (huiiit
tembine de tsitmald Nacht und Morgen
fi de hetörle zehn und drei (13)
nhd Z'/a mo de m/ötia ich fasse Ding gehe, daß icli kaulc,
(1. h. ich handli'
Tco d'avöi-e komm, damit wir Palaver iialtenl
ko dl ndaye komm, daß ich (dich) lehre!
^ Wahrscheiulicli heißt das Subjekt k. Infolge Kontraktion des Auslautes p
Hilf dein Konjugationspronomen (o wo) ist tö entstanden, also /.. 15.:
(('; b'me Tag wird dunkel tv ujndd (te opld) Tag er wird Ik II
te obere Tag er wird dunkel tc dand Tag wird alt
^(5 l''iiiilxi': l>ii' I.sala-S|irai'lir im Wi'sImkImii.
VUl. Die Interjektion.
/ ja, (1 nriii.
he....! AnlTortiiTiiiiü; /iir Aiirnirik^ainkcil. rU\ ;i Ilodal
Zur KtMintlii'liinaclmni; der l'"rap,(\st('lliinu, wird ilic Sfldnl.^sillx' Ulciiici'
rrai;esiit/o - oliric Fragc^pioiionuMi l»/w. -parliUrl — lux'lilonig und i;i'd('liiil
•icsproflifii :
Imhia! ist rs garl'
rthttd th'i'! hast Hu fertij; n(\irl)<Mtc( 1'
iku{ liist du nvkoniiiicn ?
Als l'iaixcparlikel sti'lit aucli wold lir am I'.ndc des Sal/t's.
i/(iiiiö im Hl'. I.acli.st du niicli aus!'
Di»' iic brä II f li 1 i (' li stcn (i rii ßrornicl n siiul:
am M(U'g(Mi: A hc dia! (luteu Moi-geu I
B cdin fniä, ekle? (jiiteu Morgen ebenfalls. Iiist du aufgestanden '.'
(oder cdia zdrnma)
A nidsir ich bin aufgestanden
B hrmlnsi kiei sind die Kinder aulgosUindon'.'
am Tage: A he wisel (pl. rdie icisc) Guten Tag!
B etcle wise? {t^\. c icist' trie) Guten Tag, wie gehts dalKMin!'
am Abend: A 5<"' dänäl Guten Abend I
B fjdane tele?- Guten Abend, wie gehts daheim;'
Rückkehr von der Keise: h'In (=:= he ein) von ra lo reisen
Du bist gut gereist
pl. he mnlQ . , " .
' llir seid gut gereist.
Abschied: ts(2le he grüße gut
Dank: he lo! danke schön! hc löloln! danke \i(,'lmalsl
Anhang.
Zwei kleine Gesänge in Isala.
1. SiihQaro okö ladzd.
Fremder er kam (inj unsere Heimat.
Ldna Vi pdha olia ^ 6mo hadid.
Wir schöpften Wasser ihm er aber er ging (in) ihie Heimat.
01(ä yide hö ', apäpd lä !
Er schrie: Ihr habt schlecht behandelt uns!
2. Hd wüdi obe sü käne
Frau schöne sie nicht sterben gar
Kö du^ lale^ dlda U vi/o.
Komm, daß wir schöpfen Wasser, trinke!
' Diese Bedeutung von lia uiid ho ist nicht sicher.
- =: di Konjunktion.
•'' = hine, die emphatische Form des Pron. pers.
FiiiiLc: Die Isala-Spiin'hc im \\'c!>t.siidan. (S /
Freie U b ersetz im g:
J. Ks Uaiii eiiisl ein Freiiulrr in imser Liind.
Wir waren mit Speise und Trank ihm /.iir llaiui.
Doch als er kehrte nach Hause zurück,
Beschimpft" er uns dorten nn't bösem Geschiek.
2. Soll den Tod denn fühlen
Dieses schöne Weib!
Auf! mit Wasser kühlen
Laßt uns ihi-en lieibl
88
Fun kl-: N'okaluilar dvv Kn>M\ssi-S|>ratlu' im \\'cstsMil,iii.
Vokabular der Kussassi-Sprache' im Westsudan.
Von E. Funke,
Missionar.
(II : .-. Ilaiissii.)
af'o mal
nf>di/l zweimal
abofd dreimal
addka Kiste, Kasten
ogöla. agöl Himmel, das (.)beic
oknra Sgl. u. pl. Hyäne (H ktiro)
ald der, die, das meinige
ahifu Tasche (H)
dnde aber
npeog h^ fnrifari, dnde nid dsabld
sein Schaf ist weiß, aber meines
ist schwarz
ani dort
nun pron. demonstr. u. interrog.
annnidd ipl.anqnideba dieserMensch,
dieser, ein gewisser Mensch
a/wm pucr diese Frau, eine gewisse
Frau
a>}Qn dögd dieses Haus
ann ne? wer? welcher''
anä nlai wer ist's?
be ano ne (be 'nö ne) jedermann
arhd billig (H)
ayi num. zwei
ayei! neini
ba, «^bäyi (yibaiji) zwei von euch
babdtä drei von ihnen
bd pron. pers. 3. Plur. sie, ihr, ihnen
bane bameh sie selbst
batöm^ sie arbeiten
trUmio ba wir i'iihrlcn sie (hin)
•■//(7" dient auch zur Bildung des
Passiv : bäbqdeba sie weiden gelicl)l
bä pl. basp. Hund
babegd viel
nini babegd viele Menschen
babök viel (s. bdhega)
nideba babÖk bet viele Menschen sind
krank
bade schlagen
band pl. bÜKe Krokodil
band pl. bdse 1. Gold, aziirufa-bänd
Silber: 2. Ring, Spange, nu-bäna
Fingerring
syn. nn-töga pl. tö^'se
bdndua Eltern
bdnduäte unsere Eltern, von diia [Im]
gebären : sie haben uns geboren
hän^ pron. pers. plur. 3 sie
bdne pron. welcher, derjenige welcher
bäri^\. bnd Götze, Fetisch (hdrepl.bddd)
fe'-bd'ar, tes'-h. Holzgötze
teiir-bd'ar Lehmgötze
bamä'an hd'ar sie machen Götzen
baregd pl. baresA Rasiermesser
bdsc (&aV/Y'[?]) wegwerfen
bd-sem! wirf weg!
baya pl. bayas Totengi aber
be all
be anö ne jedermann
i Das Kussassi (auch Frafra genannt) geliört z.ur Mossigruppe. Vgl. An
thropos VIII. S. 467 ff.
Funke: Vukahulai- der Kii.s
be i/dsa überall
he hq alles Ding, alles
he sein, sich befinden
tihene dogö wir sind (im) Zimmer
daa he Ttpenna der Markt ist hier
hedä krank sein
ohedü er ist krank
onhedä pl. han'hedd Kiauker
hedegn groß sein
hegd pl. hkU Stirn
hego' Morgen, morgens
hegune moi'gens, am Morgen
he^et, bede Geiz
oinor hede er hat Geiz, er ist geizig
Brnd pl. Bernd Moba, ein Stamm, nord-
östlich von den Frafra, in Togo
Benö Land der jMoba
hmgere pl. hengd Bohne {benere pl. bena)
hesire pl. besd weibliche Brustdrüse
bet krank sein
hl Kleines, Kind, Junges
hl j)üginct [bi pügf) weibliches Kind,
Mädchen
bi biV pl. bi hihis' kleines Kind
bilia pl. biliare kleines Kind
btäla wenig, klein
hiare pl. biaya jüngere Schwester
bigd pl. bise Kind
his'hatd drei Kinder
bilia pl. biliase kleines Kind
himhime pl. bimbimd Schlafmattc, Bett
bind pl. bind After
bis ireld! Grußformel, etwa: Hast du
gut geschlafen? Antwort .vomd
blsim Milch
6ö? was?
bö nine? was ist es?
bo //ela? warum?
/oj/itre bi/ani/e bni »dein Name wird
genannt was?« '-=■ wie heii.it dti?
bn})ega pl. böbese Tnihau
bodo lieben
bhhqdef sie lieben dich, du \vii'st
geliebt
bdbqdö (, . . . doud) er wird geliebt
bödo pflanzen
!s;is.si-S[H'ai-lic im ^^'csti^lldall. S,)
hagere pl. boga Widderhoi'n, 'ricrhorn
w^ft'-Jry'^^r/' »König desWidderhorns<.
Fetischpriester (derselbe trägt bei
seinem Fetischdienste ein Widder-
horn auf dem Kopfe)
band j)l. hose Esel
biignsem weich
bumberv' {Jmmbenign) stark, mächtig
bune
mdinhkne der meinige, das mein ige
l/dbwii der eurige, das eurige
(s. hune Ding, Sache)
boga pl. böse Ziege
h(2kö pl. boade Loch,. Grube
hon-debo Essen, Nahrung
bon-nudere Trank, Getränk
biiale, buanye rufen, nennen
foyure buanye icqldirola? wie heißt
dein Name?
hualemo! rufe ihn!
bualem liga! rufe das Kind I
bääse fragen
budvp' {budub') pflanzen
inhikl ne ich pflanze (auch bödo)
hugesd strafen
biigüm Feuer
ingin bügum Feuer anziuiden
bune{bun\, hon) pl. bhndm Ding. Sache
(H abu)
hon-debo »Ding des EssenS", Speise
Jinsana T^\.Busanse Buzansi, ein Stamm.
nördlich von den Frafra, zum Teil
im französischen Gebiet
Biisanq Land der Buzansi
da kaufen
da' ab, däh ! kauf!
da dient zur Bildung des Prohibitivs
da kirn! geh nicht!
da nine de aJä! maclfs nicht so!
da pl. däse Markt
d(d)a zaä alle Tage, iumier
därene^. [därene) wann? (vgl. däb. Tag)
dabesere pl. daha Tag
dabese yi zwei Tage
daha yopue siel)en läge. Woche
1)0
l'inikc: X'nkaliiihtr (In- Kiisv;isNi-S|iiM<-li(" im Wcsisudan.
(Idliitiiii l'urc'ht. Aiii;st
nf(irr (liihiaiii ich Ii.iIpc I'm tIiI, rüiclilc
iiiicli
lhi<//itiiiii |il. DiKiluiiiiii. .M;iiii|>iiis.si (1111(1
l);ij;uiiil):i|.'|) iNaclili.ini der FialV;!)
Jifif/fxt/in l„iii(l (!(•!• M. iiiiil I).
(fiii/ii pl. '/«'// IIdI/.
iliihpiiii |)I. fJiikfihiii .M.tiH I, W ;iii(l
<hiw Pnlinw ein
Hill' (hiiii ki)l einer, def \ iel I'.iliii-
ueiii trinkt. 'I'fiiikei'
(In nid III 1-üge
ilaiiihnl bcraiiscliemle.s (icliilnk
null (hiiii/i'ö/ Trinker
f/do [)l. ffdpa {ddp] Mann. Miinnliclics
ilärr iil)oi morgen
ziiii (1. vurgestein
ilamna pl. (ln,sd)iia .lüugling, junger
Mann (s. ddo Mann)
(If essen
hoii-deho Kssen. Speise
df »id ! ißl
drijd pl. d«W' Kbei-. \\'il{l.scln\ein
dftjerc kurz
dcymc schlal'en
dfisiino pl. dp.slne Lödbl
dia* spielen
diäde schmutzig
dlama Spiel
d'tgelem üummi, Kautschuk
do tpnn rechte Hand. Reelite, rechts
doqö pl. döde Haus, Zimmer
dögo kochen
pua kan dögöd Saab (»Frau koelit
Essau«) Köchin
da steigen, besteigen
ndn icuefn ein Pferd besteigen, reiten
diin aufstehen, sieli erheben, sich ent-
fernen, entfernen
dna bii ein Kind bekommen, gebären
diime pl. dl und Knie
dnna pl. di'iiiiesf Moskito
?e! ja!
edbgo (edbk') Zoi-n (H döse)
idok gbä'ain ich bin zoi-nig
pdok gbä'afe wir siud zornig
igd' pl. r.sv' Nagel, Kiallr
f'd lialten. festlialtiMi
f\il>! iiall fest !
iiifdf" ich halte dich fest
fo/dm (In liällsl mich
J'ii'rd langsam
f'ih'n ! fard l ( ! nilSruiinel Langsam I
langsam I
JiU'd iipf'tönid! (iliiek /.iir Ariicill
/'iri/drl weiß (II)
''" /'. weiß sein
/'^ />/. /■" pron. j)ers. J. I'. sing. du.
ilein. dich
fojiiiji deine Fran
fotdr Ugidi du hast (ield
rdok gbiCaf Zorn hat dich gepackt,
d. h. du bist zornig
ßmc. Ja pron. pers. sing. L' du
fiipiia pl. J'iipidina Nadel
gnre pl. gada Sattel
gnf mehr sein als
dient zurBilduug der Komparation
iigdtf'ni nf! kppiii er ist größer als ich
Loiiir ijot Mniigii iip mrilßspm F. ist
schöner als M.
gbu, gbä packen, fangen
pdok gbä' am der Zorn packt- mich,
ich bin zornig
ghale pl. gbald Mattenzaun
gbigimiip j)l. gbigimna Föne
j ghöeya'ar Krankheit
otar gbqriiaar er ist kraId^
gbqnö pl. gbaiid Kuhfell, zum Sitzfüi
bereitetes
gederf; pl. gedd Rinde
gekd pl. gegese Taubstummer
\gobegd linke Hand, links
gose schauen, betrachten
gude danken
ngudi gndpf' ich danke dir (H göde)
gutüsnkn Tafel
' gumne (gum) Banmwollstrauch, Baum-
wolle
gunö (sgl. \ on gunuip] Baumwolliaden
I gure pl. gugd Kolanuß (H goro)
I-' linke: Vcikabiihii' cIpi" Kn>
liale vvahrsch. = H halt Charakter
■ obä asöm haU der Vater ist gut
liäle ne von ... bis (U hör bis)
JIa?iffu häle ne Loiiic von Maugu
nach Lome
/, ijß herausgehen
imd! geh heraus!
vi(/i setzen
Ingim hüguDt Feuer anzünden
irKjim Tcüam begießen, tränken
li/a, irr suclien
'.'/" ^0. suchen, etwas suchen
ii/äyö pl. iyäde Grube, Grab
/'ff nicht
iil-ä l'iyuJi neben :
nkätar l. ich habe kein Geld
haka l. sie haben kein Geld
ka kina gehen, fortgehen
ka te kina wir gehen Ibrt
kdmjere gi oLi
nUr kdseyca gi-otter Mensch
kdurnnd Mais
kiaf) hacken (kia\ h'i/a)
kieffj pl. ki Getreide
kima Hii'te
nakima Kuhhirte
peikinia Schafhirte
tcoed' ki'/na Pferdehütei'
kind kommen
bd kind sie konunen
kina, ka . . . kina gehen
ka uo kina er geht
kqahä pl. knanse Kokospalme
kobego pl. kobedo Feder, Gefieder
mm-kobeijo Straußenfeder
kögo pl. köde Antilope
kölega pl. Icölese Fluß
korel^ndd Laus (H korhota)
kpdä schütten, ausschütten
kpdm! schütte aus!
kpa'd pl. kpa'a.se Händler, Kaufmann
kpäm Öl, Fett
kpa ziog' (ztok, zto) rotes Öl, Palmöl
kpdno pl. kpini Perlhuhn
kparäle pl. kpäda ein großer AiVe
s;tssi-S[)rache im W'estsiidaii. \) 1
kpdrebri pl. kp)are Kleid, Landestucli
(auch pdräbq . . .)
piiaV pjdrüh'' die Kleider der Fi-auen,
Frauenkleider
kpe hereinkommen, hineingehen
kpela {hpla) hier
kpeh nicä hier, an diesem ( )rt
kpem {pem) alt, erwachsen
ügätenme kpem er ist älter als ich
kphn nid' altei' Mann
po kphn alte Frau
kp'ein pl. kpernndni 1 . Toter, Leichnam :
1. Geist eines Abgeschiedenen
kpenira, kpe mm pron. demonstr. di<-s
i/öni kpenwa diCvSes .lahr
(/baniii kpmuc! pack hier!
k2>ia, kpiija sterl)en, tot sein
hkpia ich starb
ki'i sterben
sj'u. kpia
kiiaho auf dem Felde arbeiten, das
Feld bestellen
kudm [kii'd^n) Wasser
ki'/a'-set verkaufen
iikmsct ich \'erkaufe
kiidinka
so kiidinka niemand
sial kiidinka nichts
kiidugu pl. knie, 1. Metall, Kisen :
2. Uhr, Stunde
kug- pl. ? Stuhl
kvgiiU pl. kugd. Stein
kvkqmäshn Frosch
kiiku schreien, weinen, wehklagen
[ (H kuka)
kvnkqmne pl. kunk(±nid Aussätziger
kupari' -todom Ellbogen
kure pl. ktiya Spaten
kirre ne liana Spaten unil Hacke
kin-cgd pl. kürese Hose
knsUga pl. kiisäse. Fraframarui {kii.s(ig\
ku-sa pl. kusäs')
knmgn Land der Frafra
kiim.s'p'tat Sprache der Fralra
lä pl. läJifi Teller
i)2
ruiiK«": \ t'lv.iliiil.ii ,1,1 I\ !!>>>. i>tii-S|irMch(' im \\',.sKii,l,iii
M/o |il. liifrdi; ixv\^\
ntiir l»tif(h< icli hnln- (lild, liin icicli
Itila lang, writ
•v(»/v ntinirä />t('/(i/ii dicsiM' W i'i; ist
niflit woil
läiwrr \\\. läini Hill
A Neg. Partikel
It'-kii so in II i eilt l;iiI
/r/*r riiorpiiiiii iiiclit .st.uK
A/w zimifi iiiclit viel
Ayw kä.'<f(fr nicht grolA
/f/v") verschieden, anders, hesontUi-s
.tlnha kill sijare l^ko Jeder !;ing einen
andei-en Weg
Ir.sänr 1(1 wann, damals als
liniin pl. liensc Axt. Hacke
likä pl. /////*■/ Dnnki'llicir. Finsternis
nie (pl. ;•) Grenze
liiie welches, dasjenige, welches
line sein, beti-agcn
nifi ne i/i line In wow' zwei nnd zwei
ist vier
lii/n fallen
nlii/n ich falle
iniiene lii/n die Si)nn" ist nnteige-
gangen
lö binden
IngÖlc Süden u. Xoi-den (wahrsclieinl.
»Seite-)
ma, in pron. pcis. ] . P. ich. mein
mbiarc pl. mhiai/a meine (jüngere)
Schwester
ma inhkld ich bin .krank
um pl. ntnndina jüngerer Bruder
vid pl. ni^ dient zni' Rildiing des Im-
perativs
;/eaind ! siehe I
fhiaind! steh auf!
ziiit'ine! l)leiljtl
ina ne lügen
hdmä ne sie lügen
oma ne er log
damä, darndm Lügen, Lüge
ma'an hd'nr Götzen anfertigen
inäda scheueru, putzen
inatfd Flinte, Gewehr
mnlkiii l'(il\ er
mann Okio
nidiie j)i'i)n. pci s. sinn. I. ich, mit-
iiinne fo ich und du (vollst, ninjie in J'u]
iiii'isiiii-le. pl ft's' Kcgcnschirm
med' död' Hans bancn
nne ineir dutf pl. Ix'nt' nu il ilod llans-
hatier
iiiiji pi'on.. dii'iil /iir \Crst;ii'l<unn des
[iroii. [»(MS.
mü mh'i ich sellisl
foiK' forn^h dn selbst
onieh er sellisl
tiiKini ne temen wir selbst
i/innm ne i/emen ihi' selbst
Ixine bamm sie selbst
m^iid pl. rnhise große Schil(ikr(")te
mih'io pl. mme Strauß
inen-köhhjo pl. -köhedc Sti;mß(Mifeder
in^iier AVahi-hcit
i/d' mener' die Wahrheit sagen
Mnii pl. Mose, Mossi (Stamm, nördlich
von den Frafra, spi'icht einö ver-
wandte Sprache)
Möyö Land der Mossi
ino(fo pl. mode 1 . Gras : 2. Bnsch. Steppe
ni6nö hindern, verhindern
nmre bringen
mnrum kiidm na! bringe mii" Wasser!
mm-enem nyuya hiäla na! bringe mir
etwas Yams !
mäi Reis
mumm schmal, eng
j miiino begraben
' mt(s pl. aniü' ndin Katze
// ])ron. pers. 1. sing. (s. iiut. n) ich. mein
ntöh meine (ältere) Schwester
ntdr ich liabe, besitze
nn 'i(ji stehlen
nahd pl. uündmu Häuptling, König
nafq pl. n'Hji Kind
nädogo pl. nddade Ochse {ndrayo)
naydnyu pl. nof/idse {iiay'dnse) Kuh
näklma Kuhhirt
nansüya pl. nansunsi Pfeifer
KiiiilvL': \'ük;ilnilai- dei- Kiissassi-S[)r;ichc im Wesfsudan.
iiä-^'p II um. vier
i/ä iiäse vier Häuser
11^ wollen, werden; di(Mit zur Hildiinü;
des Futur.
tene da kpärali wir wollen Klr-ider
kaul'iMi
111'. ne 1. Tuid
"!!' "^' II > zwei und zwei
2. hal-eu
mäm riß sölr iie .vd/v)/- ich habe ^Messer
und Schwert
tie pi'on. intei'rog.
anö iifli wer?
(läre nef wann?
he anö m jedermann
/'t]/ti umsonst, leer
m netn schwanoer spin (vi>l. H iröf'i
und ii-öji)
II l bei, zu
imi bei mir
i/a)ü bei euch
nekin' näh' m ich gehe zum König
iii sein
iihd ani'n hihi der Vatei- ist klein
ni mm schwanger sein
ni mäsem. ich bin gesund
nUlä pl. iiidthd {ii'aV, nldfh') Mensch
nida ko ein JMensch
jiidl ryiie ein Mensch
//?>/' kdsegea großer IMen^ch
v'ideha Menschen, Familie
!ia nideha eure Familie
ii'ifo pl. iihie Auge
nil (en.) num. acht
ddpa aiiii acht Männer
inin-d()(/o pl. niindöde Haustier
nimm [nim) 'l'ier, Fleisch
nina Körper
?rma pl. /iÜt ein kleiner X'ogel
nitida pl. n/'ndd.sr "Wange
uinore pl. nirioyd Hals
nintaha Mittag
nintan' idia mittags 1 •_* l'hr
noa pl. nöse. Huhn
nähere pl. nqhic Hein
noit'i^ fi/u {noh'ijija) Zehennagel
nohla pl.nohia.se Unterschenkel. W'.ni.-
nah IIa pl. nobfbifr Zehf
nohia pl, noh/ase Unterarm
nohila pl. nohihisp. Finger
no-eya pl. no-he Fingernagel
nögo pl. nöf!r Arm
nopänn Hand
nondäna pl. nmidenia Armer
nqghdne pl. nrujhdna Fippe
nöre pl. luiiia 31 und
; nii {onn) num, fünf
nmf' nu fihif Hüiim'r
IUI trinken
l)on-nudere Trauk, deti-änk
nid' nu dämköl odei'
onii däml'öl Trinker
nhijd [)1. ? Hand
syn. nuptäiio
nicune pl, inrnna Kalei)asse
fiu-p^ schlagen
imicemdin er schlug mich
niviia schneiden, schlachten
nyä'are pl. ni/ä'd Wurzel
mjana, nya'ah 1. Rücken, Hinteres
nnyä'an hinter mir
onyd'an hinter ihm (vollst, onyd'ana)
fr n yd' an hinter uns
dö(jydhä hinter dem Havise
2. Osten
inieci iyea) sehen
nipm nyenn ich habe ihn m'cht gesehen
iiyogö pl, nyqade Brust
nyöre pl. nyöya Nase
nyöinjsc Nasenloch (-löchei')
nyi'igd pl. nyi'isr Nabel
nyürc pl. nyJiya Vams
zaiHjhe-nyürco Kassada, Stockvams
'/ pron. pers. o. Sing, er, sein
opüa seine Frau (s. ivA
oliä pl. ohandnia Vater
inhä pl. mhandnia mein \'aler
uina pl. uinandnia. Mutt<'i"
lunia meine Multei-
qn^ pron. pers. sing. ,'] er
!)
l'uiikf; \ Mkiil.iii.ir li.'i Kuss,issi-Si.r;ii'lii' im W'i'stMuLiii,
iji'in /ry,v</ jOlltM", ,)»*IH'. jfiK'S
ono »riiw; dtio Jcnor M;inii (|tl. nno '
irösd (hif)')
ui'in ir(k<!a piiii Jini- l'V.'iii [irn.'ni 11 j
irntsnii)
oiitard tt'iUM"
öSf'Tfi pl. (>'ff Schweiß
ä<tirf2 (ui'f^tn icl» scliwil/c
oi/i {oi'i). (lioiil /.iir llildiiiiu (l<'r \'cr-
neiniing, jm . . • oi/i
hnpii f(j niji sie können nicht
puoht (pafa) zeigen, lehren
pähnir \)\. päkih/o kleine Schillkröli'
päleiii nen
päinc lierfiihren
päinfim iid führe niicii lii'r
fidniQ l'iihre ihn
jiäiiief'
jidndihhfd pl. jidiKlUnsi' Stock
jinn Stärke. KrJil't
tar p. kräftig sein. Kraft haben
mnr p. kräftig sein, Kraft lia])en
piiiui. j'ioii'2 hai't. fest
jxiro breit
pi'HÖ pl. ^>^-s/^ Schaf hock
pi'ik'oiia {jmjik'iiiKi) Schal'liirle
pisf fegen, kehren
pt'fug, pe-W ' /'^''" siiitler
MIO p. der andere
plnin, ploiii stark, kräftig
(h'tug pimii der stai-ke Mann
1)1. ihily }>anc mar j)ioiii
picnld sciireinern, zimmern
qno piadä pl. Inni'piadd Schreiner
pinker umhängen
pi'(i/cu pl. p/'arlf' ip'int') Wort, Sache.
Sprache
offtr piot' er hat ein \Vort, eine
Sache, er will etwas sagen
hma-s" piat'' Frafrasprachc
piäm piäde sagen, spreclien, reden
yw? (ßTijc) waschen
pieleild weiß
/•".'/'' pl- /^<!^*'^ Flußpferd
jn(lfj num. zehn
dn piya zehn Häusei'
pi nr i/inc eil
in ii( i/i zwölf
])nii pl. i>'nini(i VWW
piiiäse vieizig
piini aclitzig
piiiii fünfzig
pisp zwan/in
ptsf*'inli/i nenn/. ig
plsii/<jl)(2 sechzig
pis'npjpi»' siebzig
piU'i dreißig
pild pl. pitdxi ällei'er I'rnder
pii/t'lf'ijo der erste
pö(ilii(lffima eine Vainsart
Ippäsdre p\. poäsdi/a Oberstln'nl<i'l
pöiläiio Y>^. podf'/iii/ I.andnianii, llaiicr.
Feldl)esitzer
\pO(/o T^\. pödf; Acker, Feld
\pö(i {pök\ pö) Stall. voWsi. (/o(/-pf)/,-:
tnief bf^ doif'pöh das l'ferd ist itn
Stall
pogeiif; {]>ö(/) inneres, in. unter
ziäk'iii ku<j prüf lege unter den Stuhl
.sd'ar poycn im \V'al<!e
kiKjä poif unter dem Stein
hn he addkd ptnp'^nh'i was ist in dei'
Kiste'.'
i /;oA' \)\- p(ji/d Magen
poliinpaffu p\. polemp6.se Fliege
j)0/'/i pl. />öip/ Hancti
pojHjrogo bunt
posäff' ^\. [Hj-sura .lungfrau {s. pua Fi'an)
poliidA pl. potiiKpi Herz (zugleich Sitz
des Vei'standes)
//// nicht
mpü tö oii {'lii/i) ich kann nicht
mpu (g Iahe ich kann nicht gehen
mpn tti/enu ich sehe ihn nicht
fiiid \)\. püdlifi \pu(ih'\ Frau, ^\'eib
pnah (iji'i zwei Frauen
mpüa meine Frau
jiiKi kdii ddijiid .sY/'V/A KochlVan.
Köchin
piideye teilen, verteilen
pnyeziya gi-ün
Funke: A'dkahiilar ilci- Kussassi-Spraclie im WebiMidan.
1)5
.v« Hegeil
sä khid der liegen koiniiit. es will
regneu
sä nidä es regnet
sä idJieda es doiiyei t, Dohikm'
sä sogd OS blitzt, Blitz
sä'are pl. sä'ä Buschwald, Savanne
sabelem {sagheUm), sabeJegd schwarz
sähere. sdha Papier, Amulett. Brief
sobia schAvarz sein (s. sahelcm)
saghänw syn. säziigii Wolke
saghann blau
sdMr glauben, wollen
sakpdnüno pl. sakpdm gefleckter Biisch-
bock
sdiiihuho pl. sämhaiid Amulett
SU um verderben [sci'k)
säija pl, sälja Schmied
•VC- isügo anrühren (mit der Ihind). be-
rühren (s. itügtl Hanil)
Wa nähen, schneidern
'2"'I serld pl. huriscdd Schneider
scjügo pl. stiie Habicht (vgl. H sinva]
si-in gesund sein
iii iiiäseiii ich bin gt.'SiMul
spug pl. sk Regenzeit
slaba jeder, Jedermann
side Honig
si/nega pl. simisa
1. Fulamann
2. Weißer, Eiiropäei-
sisidin \\'ind
•v. niimld der Wind weht {s. nicHjü)
sögd pl, sose Schlachtmesser
somdl Grußformel, etwa: danke I
snner {söiiu) helfen
sönii nmml hilf mir!
niisönof ich helfe dir
sank niete 1 hilf uns!
sont nu'ne (>a ! helft ihnen!
.sy7/'' {sog') pl. ? Messer
söm gut, schön
l('ka söiii nicht gut
obä osöm half' der \ ater ist gut
sirhö num. hundert, .syn. kfjx^gä
sqnö pl. .\v>«ö Matte
sörc {suarc) pl. sqi/ä Wi'ü, Straße
sCispga Freude
/tsosede sösega ich freue mich
■sosegö bitten
sudna pl. si/d7jse Hase
suasa gestern (vgl. H y/V/)
snguro Geduld
(lern s.l sei geduldig!
siiiiirrc pl. siiiiia Erdnuß
siiiiirdiige eine Erdnußart
siiräok pl. suräf {suräd) Schwert
f'i num. drei
fadd (pl. fehlt) Schuh
fftiiifi denken (H lanialui)
fainpiuk (faiiipiiig. fdiiiitln'] pl. '.' Stein-
götze
tnr haben, besitzen
liaidr ligedl ihr habt Geld, seid reich
lldldr zmnain ihr Sfid krank
ösSre tdrhn "Schweiß hat micii-. d. h.
ich schwitze
/(-' geben
tö niete lo'itlf gib uns ein l'fcrd
te )i)oba tüse iji gib ihnen zwei .Mai-k
/ifefi) ich gebe dir
otete er gibt uns
fe, ^/ pron. pers. l.plur. wir. uns. uiisei'
f/'bnde bdiidiiatr wir lieben unsere
Eltern
bai/rle ti sie sagten uns
fczi'igii unser Kopf
f<i/tiiiü einer \«n uns
ttgd jjl. fest' Wald, Baum. Holz
tegd pl. tese Alfenbrotbauni, Baobal)
tn-üiKi Sgl. u. pl. Ernrht des AlTenbrot-
baiuns
teni, Arznei, Medizin
fftndäiKi pl. ITindniia A rzneimaclier. Arzt
tembn-egö Hauptstadt
tiyid pl, tisi' Erde. Land. Erdhiulen
Iquin-teii »(.ieistcrlaiid •. Unterwelt
kiidiD-teiid " Wassei'land". Europa
zhnni tn'id setze dich auf ilcii Boden
teiidin pi-on. pers. plur. 1 wir
tiji stj, fm .si/kd weben
//d//d pl. fiddse Bart. Schiiurri)ail
'.Mi
l'Uiiko: \'i>k,i!iul;ii' ilcr l<wii>.s;issi-S|ti',u'lu' im \\ i'>lsii(l;in.
tiin'iiMirr (|il. .') Kinn
firäi/o pl. tirä(h< liogcii
tn srliicßcn (vgl. hiim. lonm Kri('L!,(
fti'«t.\d iil. fq'a.fnöiii .Iäi;i'r
/ohiTf jil. foixi ( )lir
/öi/a pl. /fivf Kinji
/iii-ftif/a Fiiiaiorrins;
föiiia liilirrn. ti-aifcii. l)riiii;('n
iifömn icli rüluc ilni
ofofiio er tiilirl ihn
i/ufiiitin ihr füliit il ii
IkiIoihq .sie liilirrn iliri
föiiin .\rbeit
h'nii töitid ai'heitt'ii
tötöm tö)iin wir ;ul)eilc'n
tniiie pl. tniiio Krieg
t(ona(hhna (pl.) Krieger
fiirä ne f" tnind ! "(iiuß tili' zum
Ki'iegel«
toiiio hinführen
otoniQ er führte iliii liin
tetömn ba wir fülirten sie bin
titinh'/iii fleißig (.s. toino Arbeit)
töii (toan) pl. tdpo ältere Schwester
/y"o/- können
mjm to Ictne icb kann nicht gehen
inpü tö Ojji icb kann nicht
i/fipv tö otji ihr könnt nicht
imok {t6so(j, tö-^.) begegnen
tf-to-scm nzüa wii- begegneten dem
Freund
f(2tf2 schnell
syn. iroeicof'iii
tu graben
tiinne, tiione 1. Vorderseite. <lö ti'iane
vor dem Hause
•2. Westen
ti'iat tudm riebt»,' n
Utiiat ne tudm wir ricliten
ii(ih qiie tiiat tudm Richter
ttidfre (pl. tndd) tief
tntömes senden, schicken(s. toma führen)
rrit)o pl. vUre Baumblatt
reld gut, schön
jma velm die schöne Frau
puni/ hane vel die schönen Finnen
iiiii/iti pl. r/ifi/i.ie Scidriili.'Hunw (illlcuiiii
ird'a, irO'd Tanz
' hnu(ii'(it ird'(/ sie lan/cii
(//IC (io(/l ir/l'ii cincc. diT l;iir/.l.
'I'änzer
1 irdfx'yo, iv(jl>cif() pl. unlutlr l'.lefaMt
iräfla(/d [irddet/d) Mond, Morial
' ir(7i/i (irt//) niiin. neun
I pinil/n ivdi/l nenn l'raiicn
I ireld iicfd) Grußfoniicl
/li.s-' ire/d/! Wie gehls den Kindein!'!
I'üii'i// ä ir/d (...() tnld){ ! Wie icclits
hei dii' zu Hause !'!
Antwort: .söi/id! etwa: Danke, gut I
ICO holen
foini //i'in! hin.st diK'
iro.(/,u pron. pers. H. sing, er, Sftiiu ihn
(/ziif/ii sein Kopf
l,ri iro k'inn ei' geht
utuvi er arbeitet
o//irh er selbst
wi?f^ u er schlug ihn
^ ici]_di/i hoch
; iem /rilni/i die Bäume sind liocli
iiqdiia ])1. nqd/vsp_ ein kleiner-, inlir
Alle
(i-näsa/i-wole pl. -u'oul'i Blüte, IJhum;
Kocl/ä pl. uochäse Leopai-d
irofd' l,-///ia Pferdeknecht. Pferdehiilc
' iroe//t Krankheit
syn. zedya/zi u. (il/öf:i/d'a/-
(itnr iroem er ist krank
otrf zöäijam er- ist krank
icoene pl. woend Gott
wofhieyd pl. wo('//p\<< Sonne
KOf'woem schnell
syn. toto
iiqko (pl. ic(khj) hoch
iioldivqld'^ uqleicqld^^ Wie;'
fojpt/u- hii(i//i]c nöld'unläi "Dein Name
wird genannt wie;*" ^- Wie heißt
du?
ivöm all, alles
In piiges' wtjsä hin' södr alle Mädchen
gehen auf dem Weg
iriUf ruhen
Flink
\'i)kal)uliii' ilei- Kii-
wuäfij ]j].wuigi {wä/o pl. irTf/t) Schlange
iniefö pl. Kude^ Pferd
in((i fruna ))!. n-vidrlnva Pl'erdcbesitzer.
1 feite r
inline, tchie (s. icof'///f/ft) Sonne
//•. f/öi/n die Sonne ist aufgegangen
IV. Iiijn die Sonne ist unterge-
gangen
ifii. t/r (<"), /// (/) pron. pers. 2. phir.
ihr, euer, euch
fziifiii euer Kopf, epüu eure Frau
hühodeija man liebt euch
i/ntöiiio ihr fi.ihrt ihn
i/ähn ^\. i/aitdnia ^'o|•fahr. (iroßvater
i/'iiKi ^ woherl'
/'■* .'/' f/diia'( woher kommst du.'
i/ärf-ga pl. t/än-sc Sklave
i/ar^iii Sal/
i/dremna [i/äir///) [)1. i/ürriiiiiüni
1. Heide
L\ Dieb
ifd.sii, yesal wo!' (steht am Schluß des
P^'i-agesatzes)
da be i/asa^ wo ist der iVIarktl'
iinh" irt; he yha'i wo ist das Haus
des Königs;*
Helh pl. jielä Sünde
!l>ki num. eins
iiidi (hir [iiid' i/i'i,e) ein ^Mensch
/// tiiö einmal
i/i iiiä i/dns noch einmal
i/idk/c lösen
yielc. i/fli' sprechen, reden, sagen
iroi/ilf'iii er sprach zu mir
1)11 i/ch' ti' sie sagten uns
i/iiiihii pron. pers. plur. 2 ihi*
i/lrr pl. i/ä Haus, Heimat. Stadt
iii'di' ir' Haus des Königs
i/'piiii pl. ijipudh' Hausfrau
ijir(iii(i [)]. i/l rändln {i/idänri pl. i/id.)
llausliei'r. llausb(>sitzei"
i/ijitri- pl. i/oadd Penis
i/odr (iedärm, Darm
l/öijini/ (ilTneii [i/üf/i/]
.'/''"./">" ^'iiii/'jrc iSW'wi
:MiH. il. Snii. r. Orli-iit. Spr.ir
die 1
ur
l'.fJ'J. III. AI lt.
assi-Sprache im \\'eNtsi)i]aii. 1) /
i/öin pl. jjorin'i .lahi'
i/d)na Ifpmicn dieses .lahr
ilöiii deiip Ix-aivo km das .Tahi-, welciies
gegangen ist, vergangenes Jahr
yöni dcnf fo i (. . . fo yi) nächstes
Jahr
yopof [ey.] iiiim. sieben
yd ayopor sieben Städte
ynare pl. yniidd Dach
yür'd) Xacht, nachts
yüohq (ify.) num. sechs
snayö ayunho sechs Wege
yui'c Name
foyure bitanyr iroldn-.olui "Dein Name
wii-d genannt wiel'" =;Wie heißt
du:'
cä6 abends, am Al)end
zdbcr, zaba streiten
zäine -srnf lehren, lernen
bi zäme, sif das Kind lernt
A7-V in zdinesiin die Kinder liaben ge-
lernt
znngboeyd pl. zdiKjbi'di' Haussamann
zanybniynre pl ".'/".'/d Kassada.
Stockyams
zäiidre pl. zanoyi Tür, Tor (vgl. H zänU
Grasmattenzaun)
zS wissen
iize ich weiß
z?(-yd müde sein, Müdigkeit
zJdyain Krankheit, Müdigkeit
svn. iroeni
titdr zPdyinn wir sind krank
zhhyd müde. matt, krank sein
inzeSyd ich bin müde
zedäna pl. zr/lenia Lastträger
zMc Last
zMjd^ zu rot
z'ein Blut
zienr stellen, halten
zind heute
zinr därd vorgestern
ziiid pl.- ziinc Fisch
ziiK b!eil)en. sitzen, wohnen
(js; Imikc; N'nLil.iihii .I.t Kusmissi Spia.li,' in. W.'sImi.I;im.
:„ahe<ii K..|.tl..'K.r -".'/' (--"/'•' ■•"•''• "'"•"
',;.<«</ n.oin r.Tinul ' ^'V/" P'- ~"\ '^"1'''
, ,. I miKlll Uicill l\nl)l
. , I - . i.-..,il..r . (itnr :>i</ii «'i' li;it \ im'sI.-iiuI
... 1 • ■ i>i;.wl.>i. •iinihiiKi 1)1. :iiiiif>'-'" .Miil/"'
. 1 • • II,-.,.,,- :///•' 1)1. ;//'/" .'^(•liw ;iii/. ScIum'iI
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Berlin. i,'c<lni.'kl in <l<'i' Riichs.lnickcrci.
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B5
Jg. 23/25
Berlin. Universität.
Ausland-Hochschule
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