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Full text of "Mitteilungen"

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Mitteilungen  des  Seminars 
für  Orientalische  Sprachen 

an  der  Friedrich-Wilhelms-Universität 

zu  Berlin 


Herausgegeben  von  dem  Direktor 

Prof.  Dr.  Eugen  Mittwoch 


e\^^^ 


Jahrgang  XXIII,  XXIV  und  XXV 


Berlin  1922 

In  Kommission  bei  der 

Vereinigung  wissenschaftlicher  Verleger  Walter  de  Gruyter  u.  Co. 

vormals  C.  J.  Cöschcn'sche  Verlagshandliuij.     J.  Gtittentay.  VerlaijsbiichliaiKiliiiuj. 
Ceory  Reimer.    Karl  J.  Triibner.     Veit  ii.  Comp. 


^3A^ 


Mitteilungen 
des  Seminars  für  Orientalische  Sprachen  zu  Berlin 

Erste  Abteilung 


Ostasiatische 
Studien 

Redigiert  von 
Prof.  Dr.  A.  Forke  und  Prof.  D.W.  Schüler 


1922 


Berlin 

In  Kommission  bei  der 
Vereinigung  wissenschaftlicher  Verleger  Walter  de  Gruyter  u.  Co. 

voriiials  O.  J.  Oösclien'sche  Verlaijshandlunjr.    J.  Outtentag,  Verlagsbuclihandhitit;. 
Oeorg  Reimer.     Karl  J.  Triibncr.     Veit  u.  Comp. 


Inhalt. 


Seit.- 

l  rkiiiideu   zur  sta;itlicli(jii  Xeiiordminu' unifi- ilci- II:iii-I>\  na-^iii'.     XHii  Williclin 

Seuf'ert 1 

Ueiträge  zur  Geschichte  und  Kultur  S'khiis.     Von  O.  Fra  n  k  fu  it  ei' .     .  'A 

T'ao  Yöan-niinff.     Von   Auua  Bernhaidi !)5 


Urkunden  zur  staatlichen  Neuordnung  unter  der 

Han-Dynastie. 

Von  Wilhelm  Seufert. 
Verzeichnis  der  benutzten  Literatur. 

1.   VVörterbüclier   von   Couvreiir   iiiul    (iiles. 
'2.   K'ang-hi  Wörterbutli. 
3.  P'ei  wen  y'nn   i'n. 
A.  P'ing  tse  lei  pien. 

ö.   Legge,  Chinese  ("lassics.    vol.    I    und    II    in   der  '2.  Aut'hige:    vo!.   III. 
IV,  V  in  dei-  1.  Auflage. 

6.  Legge.  Saci-ed  Books  ofthe   Last.    vol.   HI    (Hsiao   Uing)   und   \ol. 
XVI  (Yi   king). 

7.  Philastre.   Le  Yi   king.   2  Bände.   Pai-is    1  bS.';. 

S.   V.  von    Strauß,    Sebi-king.      Das    kanonisciie     Lieder!)  ii  c  li    dri- 

(Chinesen.     Heidelberg   I88(i. 
:».  Biot,  Le  Tcheou-Ii.  2  Bände.  P.uis   LSöL 
Kl.  Couvreur.   Li   ki.  2  Band-.  Hu   kien   fu.   1899. 
IL   R.  Wilhelm,  Kungfutse  Gespräche  (Liin   yü|.  .Irn.i    iltln. 
l-J.   H.  Wilhelm,  Mong  dsi,  Jena   191(J. 
L).   L.  Cha\annes.    Les    IMemoire.s    H  isto  r  i((  lies    de    Se-ma     1  s    ien. 

5   Bände.   Paris   LS95  ff. 
IL   (riles,   Bi  ugraphica  1   Dictionarv,    London    1898. 
!•').   ('.  Petillon.  Allusions   Litteraij-es  (Varietes  S  i  n  o  I  ou.  i  i|  n  i'^   \r.  S 

nnd  Nr.  13),  Schanghai    1895   und    1898. 
I  <).    K.  Biot,  Essai  snr  Lh  is  toii-e  d  e  1"  i  nst  r  u  el  i  o  n  publique  en  Chine. 

Pnris   1847. 
17.   O.    Franke,   Die  A'ert"assnng   und    \' e  r  w  ii  1 1  n  n  i;   ( '  h  i  n  ;i  >  .    in    Kultur 

der  Cegenwart  Hj.   I. 
IS.   ( ).  Franke,  vStn  dien  z  u  r  (i  eseh  ie  h  t  e  des  k  o  n  i'u  /.  ia  n  isclien  1)  ogni.i  s 
und  der  chinesischen   Staats rel  igio n .   Hamburg  19'2n. 

Außerdem  die  aat"Seit(>  181'.  angelührten    l'rühcrcMi  t^berset/ungcn  i\i'r 
lüliktc    und    Deiikseiniiten. 

Hei  der  Ziliei'ung  obiger  Liter.-itur  sind  lolgemle  Kür/ungi'u  gebraurlii ; 
I.ejiue  SBL  =   Legge,  Saci-ed  Books  o  I"  the   Last. 
Cliavannes   MH    =  Chavaniu^s.    Les   Mrinoir'es   H  ist  o  li  q  ues   de   Se-nia 

Ls'i  en. 
Franke.    Studien  ().   Franke.    Studien     /  u  i'   ( i  e  sc  h  i  c  li  I  c    lics    kou- 

1  u /.i;ni  i  sc  h(ui     Dogmas     und     der    c  li  i  n  e  s  i  s  e  h  e  n     St  ;i  ;i  I  s  r  e  1  ig  i  u  n. 
Milt.  (1.  Sem.  f  Orient.  .Spv.iciidi.    I!r22.    l.Aln.  1 


'_'  >!•  iit'i' r  t  :    l  rlxUiultMi  /in  ^i.i.iilii-licii  NfiKiidniiii!,' uniii- der  1 1;ni-r)\  na.slii'. 

Dil"  Zitate  ans  ilt'ii  cliiiicsiscluMi  Klassikern  siiiti  nach  dei-  Textaiisgahr 
\<)n  l.ej:i;e  uiiil  iler  dnrtiiien  Seitenzahl  be/eichnrt.  Nur  Tür  die  in  Lciige. 
Chinese  Classics  vol.  1  ii.  II  enthaltenen  Schliffen  ist  wegen  der  vei- 
schiedonen   Ausgaben   Hiich.   Kapitel   (und  Vors)  außerdem  hin/ng(^fügt. 

1.  Die  staatliche  Neuordnung  unter  der  Han-Dynastie. 

Die  Ilan-Zeit  hat  inncfhalb  der  chinesischen  Geschichte  eine  einzig- 
artige Hedentiuig.  Ohne  selbst  schöpferischen  Geistes  zu  sein,  hat  sie  doch 
die  geschichtliche  l^nlwicklung  riiinas  auf  das  stärkste  beeinflußt.  Sie  ist 
das  große  Sammelbecken,  in  das  die  zum  Teil  spärlich  fließenden  Quellen 
aus  der  Vergangenheil  einmünden,  in  dem  sie  aufgestaut  und  abgeklärt 
werden,  und  von  dem  aus  sie  in  wohlgebauten  Kanälen  weitcrgeleitet  werden. 
um  das  weite  Gebiet  der  'folgenden  Geschichte  zu  befruchten. 

Die  originalen  Leistungen  Chinas  liegen  in  dem  der  Han-Zeit  voraus- 
gehenden .lahrtausend.  Denn  in  der  Tschou-Zeit  ist  der  chinesische  Staats- 
gedanke geschaffen  worden,  in  diese  Zeit  fällt  das  \Vii'ken  der  Heroen,  die 
dem  Chinesentum  den  Stempel  ihres  Geistes  aufgeprägt  haben.  Alles,  was 
die  folgenden  Jahrhunderte  hervorgebracht  haben,  steht  im  inneren  Zu- 
sammenhang mit  den  Schöpfungen  dieses  Altertums  und  sucht  dorther  seine 
Uechtfertigung.  Noch  heute  ist  diese  Vergangenheit  im  chinesischen  Volke 
lebendige  Wirklichkeit,  ja  wahrscheinlich  ist  ihm  in  der  Zukunft  selbständige 
Kntwicklung  nur  so  weit  gesichert,  als  es  imstande  ist.  den  (reist  des  Alter- 
tums mit  den  Notwendigkeiten  des  gegenwärtigen  geschichtlichen  Lebens 
zu  einer  eigenartigen  Lebensform  neu  zu  verschmelzen. 

Aber  so  einzigartig  diese  Bedeutung  der  Tschou-Zeit  auch  ist,  ihre 
geschichtliche  Wirkung  verdankt  sie  doch  dem  Dienste,  den  ihr  die  Han- 
Zeit  geleistet  hat.  Der  Staatsgedanke  der  Tschou,  wie  ihn  ().  Franke  in 
seiner  Abhandlung  über  Die  Verfassung  und  Verwaltung  Chinas 
zusammenfassend  geschildei't  hat,  ist  in  seiner-  das  Ganze  der  Kultur  um- 
fassenden Weite  und  seiner  bis  in  alle  Einzelheiten  des  staatlichen  Organismus 
hineinreichenden  Verzweigung  kaum  jemals  voll  verwirklicht  gewesen.  Viel- 
leicht wäre  er  mit  dem  Verfall  der  Tschou-Zeit  langsam  dahingestorben, 
wenn  nicht  »der  geniale  Gewaltmensch«,  der  dem  alten  Feudalstaate  der 
Tschou-Zeit  ein  Ende  bereitete  und  an  seine  Stelle  den  Einheitstaat  mit 
absolutem  Kaisertum  zu  setzen  versuchte,  der  J's'in-Kaiser  Schi  Iluang-ti, 
den  völligen  Bruch  mit  dem  Geiste  der  Überlieferung  so  offen  zum  Aus- 
gangspunkt der  neuen  Staatsordnung  erklärt  hätte.  Gerade  sein  berüchtigtes 
Edikt,  das  die  Vernichtung  den-  kanonischen  l^iteratur  gebot,  mußte  den 
Widerstand  beleben  und  der  Gegenbewegung  die  Richtung  für  den  Einsatz 
ihrer  Ivi-äfte  weisen.  Der  Geist  des  Altertums  war  doch  schon  zu  tief  in 
der  Bildung  der  führenden  Schicht  verwurzelt,  als  daß  ein  Gewaltakt  diese 
Spuren  hätte  beseitigen  können.  Als  die  kurzlebige  Ts'in-Dynastie  gestürzt 
wurde,  setzte  alsbald  die  Restauration  ein.  Ganze  Gelehrtengeschlechter 
suchten  in  mühsamer  Sammlertätigkeit  die  Reste  der  alten  Literatin-  wieder 
zu  vereinigen,    die  mündlich   überlieferte  Tradition    schriftlich   festzulegen 


Seufei-t:   Urkunden  zur  staatlichen  Neuordnung  unter  der  }Inii-I)viiastic.  .\ 

und  so  (las  Bild  des  Altertums  in  frischen  Farben  erstehen  zu  lassen.  So 
ist  der  größte  Teil  der  Quellen  für  die  ganze  vorausgehende  Zeit  nur  in 
der  Gestalt  überliefert,  die  ihnen  die  Gelehrten  der  Man- Zeit  gegtben 
haben,  und  die  kritische  Erforschung  jener  früheren  schöpferischen  Periode 
ist  auf  Rückschlüsse  von  diesem  Anhaltspunkt  aus  angew  esen. 

Die  große  Staatsklugheit  der  neuen  Herrscher  der  Han-Dynastie  er- 
kannte sehr  bald,  daß  ohne  Anknü])fung  an  die  geschichtliche  Tradition 
eine  feste  Staatsordruing  nicht  aufzuri  hten  war.  Aber  auf  <ler  anderen 
Seite  zeigte  die  Vergangenheit  auch  deutlich,  daß  der  Feudalstaat  der 
Tschou-Zeit  ein  nicht  lebensfähiges  Gebilde  war.  Waren  die  Kaiser  auch 
zunächst  gezwungen,  zur  Belohnung  ihrer  Anhänger  und  Festigung  ihrer 
Stellung  das  alte  Lehensfürstentum  wieder  aufleben  zu  lassen,  so  sorgten 
sie  doch  dafür,  daß  die  Vorzüge  des  Einheitstaates  mit  straffer  Zusammen- 
fassung aller  Gewalt  in  der  Hand  des  Kaisers  nicht  verloren  gingen.  Zu 
Lehensfürsten  wurden  bald  nur  noch  ISIitglieder  des  kaiserlichen  Hauses 
erhoben,  und  auch  diese  wurdeil  durch  »Ratgeber«  sorgfältig  überwacht; 
zuletzt  wurde  durch  ein  neues  Erbgesetz,  das  nur  noch  die  Hälfte  des 
väterlichen  Erbes  an  den  ältesten  Sohn  gab  und  die  andere  Hälfte  an  die 
übrigen  Nachkommen  aufteilte,  für  den  allmählichen  Abb.m  dieser  Teil- 
gewalten gesorgt.  So  war  die  Wiederanknüpfung  an  den  Feudalismus  der 
Tschou-Zeit  nicht  viel  mehr  als  ein  bloßer  Schein. 

Die  Festigung  der  staatlichen  Verhältnisse  hätte  sich  schwerlich  so 
rasch  vollzogen,  wäre  den  Herrschern  nicht  eine  Bewegung  aus  dem  Volke 
heraus  entgegengekommen.  Für  die  Verwaltung  des  sich  mächtig  aus- 
dehnenden Reiches  bedurften  sie  eines  fähigen  und  treu  ergebenen  Beamten- 
standes, und,  selbst  aus  dem  Volk  entsprossen,  hatten  sie  keine  Bedenken, 
diese  Kräfte  dorther  zu  holen,  wo  sie  sich  boten.  Auf  der  anderen  Seite 
strebte  der  Gelehrtenstand,  dessen  Selbstbewußtsein  über  seiner  kultur- 
erhaltenden Sammlertätigkeit  gewachsen  war,  nach  einer  staatlichen  An- 
erkennung. Das  Ideal,  daß  der  Weise  auch  der  Leiter  des  Staates  sein 
solle,  war  ja  einer  der  Grundgedanken  der  konfuzianischen  Überlieferung, 
und  die  Erinnerung  hatte  wohl  bewahrt,  wie  scliwer  der  notgedrungene 
\'erzicht  auf  eine  einllußreiche  Stellung  einen  Konfuzius  und  Meng  tse  belastet 
hatte.  Der  "Gelehrte«  hatte  also  von  vornherein  einen  politischen  Zug,  der 
schon  in  seiner  Standesbezeichniuig    jl    deutlich   zum  Ausdruck  kommt. 

Die  beiden  Bewegungen  strebten  einer  Vereinigung  entgegen,  und 
die  große  Bedeutung  der  Han-Zeit  besteht  gerade  darin,  diesen  Bund  ge- 
schlossen zu  haben.  Nun  war  der  »Gelehrte«  an  die  Stelle  des  Lehens- 
tursten getreten,  er  war  der  Beamte  des  Einheitstaates.  Auf  der  Höhe 
der  Han-Zeit,  unter  dem  großen  Kaiser  Wu  (i  (140 — 87  v.  Chr.),  war  diese 
Entwicklung  in  ihren  Grundzügen  vollzogen  und  ist  späterhin  nur  gefestigt 
und  ausgebaut  worden.  Sie  hat  tlurch  die  ganze  Folgezeit  bis  zum  Zu- 
sammenbruch des  alten  China  im  20.  Jahrhundert  den  Charakter  des 
chinesischen  Staates  bestimmt.  Das  Altertum  war  in  die  Gegenwart  hin- 
übergeleitet, ohne  daß  die  Träger  dieser  Bewegung  sich  bewußt  wurden, 
wie  wenig  das   noch  Altertum    war,    was    man   als    solches    ansprach.     Die 

1» 


l  ">  !•  II  I  !•  rl  :    I   ik  in  ich '11  /in  xliiiiilii-lu'ii  \iimi  ilniinLMniliT  ilcr  I  l;iii-I)\  iiiistir. 

l.cliiii.sf>eM"liitiiIi'  fim  >  (lirser  MiiiiiU'i'.  dt-s  Iiiiin  rscliiinn-.si'liii.  /ciiil.  \\'\r 
<'r.  dei"  dem  (Jristc  d«'r  X'oiii.iiiiijonlirit  inrnrlicli  sclir  t)nln'  st;md.  tioi/ 
instiiiklivi'ii  (ii'gensaf/.t'S  uti^i-n  «li«'  iifiic  Zeit,  iliiv-  l'.iilw  irkliinL;  licsliiiiiiii'inl 
IxM-iiillur^t   li:it. 

I>ic  fliinoisflif  ( u'.scliiclilc  li;il  uns  die  cin/rlin'n  Ali.sciniillc  dic-^cs 
\  frlaufs  üi'ii.-Mi  iilx'rlirriTl.  I>iol  hat  sie  in  scimin  Kssai  s  u  i-  lliislnirc 
de  l'i  ns  t  iiiet  i  >in  [>  ii  1)1  i  t|  ii>  «n  (liini-  S.  I);'i  IV.  /nsannMctimstclIl.  Dir 
••fstc  Herrschei-  i\c\-  Dynastie,  Kau  Isii  (2<IH — 195  \.  (lir.K  <'in  i-aidn'i'  Kfiiiis- 
inann.  In'lraul  ntioli  aus.scldiel.Mioli  verdiente  <  Hii/iei'e  mit  staatliflien  An- 
slelliinjien.  alin-  d<'r  l  'n/ntViedenlieit  der  ( ieleluten  öIm'!-  iliie  Veniachlät>si;j;iiii;; 
muß  ei-  docli  sclnin  .so  weit  Hi-eiinim^  tragen,  dal,^  ei-  im  .lahre  19(j  ein 
Kdikt  erlälM.  dnreii  ilas  rr  allen  LeliensCürsteii  nrid  hohen  Heamteri  dif 
Kiitsendiiiig  \<>u  lähigen  Leuten  an  seinen  H(il'  gel)ietet.  Der  (ielelirte 
Lii  Kia  verlangt  vergebüeh  die  Znrüeknahme  des  vom  Kaiser  Schi  Iluang-ti 
erlasseni'n  Hüeherverhots.  ahei'  immerhin  l)eauftragt  er  den  (Jelehi'ten  mit 
der  Abfassung  \o\\  Abhandlungen  über  den  Wert  Aev  kaiujnisehen  Literatur. 
Im  Jahie  IH;')  biingl  dei'  Kaiser  am  Grab  lies  Konl'n/.ius  (>in  Opfer  dai. 
um  durch  diesen  .\kt  der  .Staatsklugheit  den  (ielehrtenstand  zu  gewinnen. 
.Sein  Nachfolger  llni  ti  (]'.I4  —  1S8  v.Chr.)  wideri'uft  formell  das  schon  längst 
diiiH'h  die  Kntw  ickliuig  überliolti-  Edikt  i;cgeii  die  Bücher.  Der  Kaiser 
Wen  ti  |179 — 157)  hebt  die  N'ei-ordnung  des  Kaisers  Schi  Uuang-ti,  die 
jede  Kritik  an  den  Hegiei'ungshandlungen  verbot,  auf  und  verlangt  die 
Nennung  von  hervorragenden  Männern,  um  sich  ihres  Rats  bedienen  zu 
können.  Liiter  dem  Kaisei-  Wu  ti  (140 — 87)  ist  der  Kinflidi^  der  Gelehiten 
so  mächtig  geworden,  daß  wii-  ihre  Mitwii-kung  bei  ein/einen  kai.serlichen 
Verordnungen  genau  verfolgen  können,  und  daß  auf  ihr  IJetreiben  eine 
Neuordnung  des  staatlichen  Unterrichtswesens  erfolgt,  aus  der  dann  in  dei- 
Folgezeit   das  staatliche   Prüfungssyst.em  heivorgegangen  ist. 

In  diese  Zeit  fällt  das  Wirken  Tung  Tschung-schu's,  dessen  HedeiKung 
für  die  Geschichte  diesei-  Zeit  ().  Franke  in  seinen  .Studien  zur  (be- 
schichte des  konfuzianischen  Dogmas  und  der  chinesischen 
.Staatsreligion  dargelegt  hat.  Doi't  ist  auch  seine  Biogi-aphie  .S.  89  flC. 
auf  Grund  der  Quellen  gegeben. 

Die  Leben.sbe.sehreibung.  die  das  Ts'ien  Han  sc  hu  \(jn  ihm  im 
Kapitel  56  gibt,  enthält  <lrei  Edikte  des  Kaiseis  Wu  ti  an  6h'  Gelehrten 
des  Landes  und  die  entsprechenden  Antworten  Tung  Tschung-schu's.  .Sic 
sind  bei  0.  T'ranke  innerhalb  der  Biographi<'  nur  in  kuizen  Auszügen 
wit'dergegeben.  einzelne  Abschnitte  aus  den  drei  Denkschriften  Tung  Tschung- 
schu's  sind  in  die  Darstellung  des  Lehrsystems  eingefügt.  Si«'  werdi-n  lt'- 
meinsam    mit    den    Edikten    in    dieser   Arbeit    zusammenhängiixl    bclininhli. 

2.  Die  Abfassungszeit  der  drei  Edil^te  und  Denkschriften. 

Obwohl  die  Edikte  und  Denkschriften  berühmte  .Stücke  der  cliiiif- 
sischen  Liter;itiii-  sind,  läßt  sich  ihre  Abfnssung&zeit  doch  nicht  mit  völliiici- 
.Sicherheit  feststellen.      In   d<-n   textkritischen  Anmerkungen   /.um   .')').  K;ij)itel 


Senfprt :    Urkinifii*ii  zur  ■-ta;illi<'lii'n  XoiiDidiiniiü  iiiitcr  di'i-  1  liin-l  Iv  ii;i>«tii-.  ,) 

des  Ts'ien  Han  schu  benierl<.t  einer  <U'v  Hedaktciii-c  drr  l\'icii-luiifi- 
Ausgabe  dieses  Geschichtswerks,  Ts'i  .Sehauiian  :wjKj7^|^t.  (hdi^  iiber  das 
.lahr,  in  dem  Tung  Tschung-schu  die  kaiserlichen  Edikte  beantwortet  habe, 
schon  unter  den  früheren  konluzianisciicii  (ielehrten  Zweilei  bestanden 
iiätten.  Die  einen  verlegten  sie  in  das  1.  .Inhr  der  Kegierungsj)eriode 
Vuan-kuang  (=1  134  v.  Clir.).  die  anderen  in  this  L.iahr  der  Kegiennigs- 
periode  Kien-yuan  (r=  140).  Vir  hält  beide  Angaben  liu-  lalscli  niid  ent- 
scheidet sicli  für  das  .">.  .Inlir  di  i'  Kegiernngs])(  riode   K  ien-yiian  (=r_  loti). 

lü  der  dat  schwanken  die  chinesischen  Zeitangaben  immer  zwischen 
den  Jahren  140  und  184.  Die  erstere  Ansetzung  l)eruht  auf  der  Lebens- 
l)eschreibung  im  Kap.  5G.  Diese  selbst  ist.  wie  ihi-e  Darstellung  bei 
().  Franke  S.DI  IT.  zeiiit,  nur  eine  Erweiterung  der  im  Schi  ki  Kap.  1'2I 
enthaltenen  kurzen  Biographie.  Zu  den  Znsätzen,  die  das  Ts'ien  Hau 
schu  bringt,  gehören  auch  diese  Edikte  und  Denksclnitten.  Si(?  sind  als 
eine  literarische  Einheit  hinter  dem  Satz«'  des  Schi  ki  -Als  Seine  Majestät 
der  heutige  Kaiser  i'egiertC".  eingefügt,  luid  tlajnit  ist  durch  das  Jahr  dei' 
Thronbesteigung  140  v.Chr.  ein  terminus  post  quem  gegeben.  Mit 
dem  auf  diese  Einschiebung  folgenden  Überleitungssatz  "als  die  Antworten 
alle  vorlagen«  gewinnt  das  Ts'ien  Han  schu  wieder  den  Anschluß  an 
seine  (^)uelle. 

Die  Gruudannalen  des  Kaisers  VVu  ti  im  b.  Kapitel  des  L's'ieu 
Han  sehn  erwähnen  ans  dem  ersten  Regierungsjahr  des  Kaisers  ein  Edikt 
an  die  höchsten  Beamten  im  ganzen  Keicli,  durch  das  diese  aufgelorderi 
werden,  sie  sollten  "tugendreiche.  rechtschaffeii(>.  aufrichtige,  rückhaltlos 
ifat  erteilende  Geleiirte  (dem  Thn>n)  empfehlen-  :^  W'  |^  >^  IE.  j|l  W 
it^  ;5äj' ^ -j-. .      Von    dem   Erfolg    dieser'   Maßnahmen   wird   berichtet,    daß 

i]ev  kaiserliche  Hatgeber  Wei  Kuan  ^J:|f;'  (Lebensbeschreibung  vSchi  ki 
Kaj).  \(y.i)  in  ein(>r  Eingabe  daraid"  hinweist,  daß  von  den  Auserwählten 
einige  im  \'erdacht  der  Irrlehre  ständen  und  daher  ihrer  Stellung  zu  ent- 
heben seien.  Die  (ienehmigung  dieser  Eingabe  wii'd  erwähnt.  Nun 
werden  zwar  die  Edikte  aus  Kap.  ob  des  Ts'ien  Han  schu  immer  unter 
dem  Titel  ^  ^  '^  zitiert.  al)ei-  es  sind  nicht  einmal  unter  dem  Kaiser 
W'u  li  die  einzigen  uns  bekannten  mit  dieser  Bezeichnnnü  der  Empfänger. 
Wenn  also  obige  Angaben  ans  den  Grundannalen  überhaupt  auf  unsere 
Edikte  bezogen  werden  dürfen,  so  wäre  damit  nur  festgestellt,  daß  di>r  voi-- 
Itereitende  Sciu-itt  zu  laiseren  Edikten,  die  .Auswahl  dei-  '/t  L<  •  '"  ^'''"^ 
Jahi-  140  lallt.  Die  ('bertragung  dieser  Jahreszahl  auf  die  drei  Edikte  und 
Denkschriften   ist  damit  noch   nicht  gerechtfertigt. 

Di(!  Griuidanualen  bringen  aber  unter  Yuan-kuang  1.  Jahr  (also 
i;54  \.  Chr.)  eine  w(dtere  Nachi'icht  ähnlichen  Inhalts:  "Im  Winter  im 
11.  Monat  erließ  man  zuerst  an  die  Provinzen  und  Eehensgebiete  Befehle, 
sie  sollten  je  einen   pietätvollen    und  sitt(>nreiueii  Mann  «Miipfehlen  ■    ^^ -p 

dei'    Lebensbrschreilmna    Tung     Tsehunii-schus    im    Kai).  5b    (vgl.    I'"i'auke. 


(i  Soll  l'i'  I  I  ;    l'i'l»m\<li'n  /iir  siiiatliclicn  N'i'iiDi-dinmii;  unter  ilcr  1  l:iii-D\  iKistic 

Studit'M  S.  !)8j  auf  sein  UclicilKMi  "  ziii  iicU/iirührcii.  Die  GniiKlaiinaliMi 
l>i'inu;eii  jihcr  iiiitfr  dem  .lalir  1.">1  ein  neues  au  die  v'j'  \A  j^crielitetes 
Ktlikt  dos  Kaisers,  das  niil  inisereii  drei  Kdiliten  /wai-  in  den  (Jedaukeri- 
gäuiieru  aller  uiehi  iiu  Wortlaut  übereinsliiiiml.  Hinter  diesem  ist  tlri 
Salz  cingerügt:  •Daiaidliiu  tialou  Tuu^,  TschuMg-seliu.  Kung-sun  IIuiil: 
luid  andeiT  Iieivoi-..  f^^  ^^  ;f-  ^\\\  f^r^',  ^  Jf^.  tj/^  ^Jf-  [J{ .  !„  diosciu  Selilnl,^- 
sntz  hallen  wif  deii'lrund.  wai'iHHvon  einem  Teil  dcf  Ifadition  die  Kdil\le 
und  Denksciirifton  in  das  «lahr  134  verlegt  werden.  Auch  da.s  i.st  niclii 
dinrli  den  Text  gerechtfertigt,  denn  dieser  sagt  nur.  daß  sie  hervortraten, 
was  eine  friiliere  Betätigung  als  'M'  Kl  iiielit  unbedingt  aus.schließt. 
.leiUMifalls  aber  läßt  sich  der  letzterwähnte  Bericht  Acv  (irundannalen  zum 
.lahr  KU  mit  den  Angaben  der  Lebensbeschreibung  nicht  vereinigen.  Hier 
liegen  Widers])rüche  der  Überlieferung  vor,  die  zeigen,  daß  schon  zur  Zeit 
lier  Abfassung  des  Ts'ien  Ilan  sehu  im  ei-sten  nachchrisllicJien  .lahr- 
hundert   eine  sichere  Tradition  über  che  Abfassungszeit  nicht  mehr  bestand. 

Es  fragt  sicli  nur.  ob  aus  den  F.dikieu  und  Denkschriften  selbst  ein 
.\nhaltspuid<t  tih'  die  zeitliehe  Ansetzung  zu  gewinnen  ist.  .Vnf  einer  in 
der  ersten  Denkschrift  enthaltenen  Zeitangabe  beruht  die  früher  erwähnte 
Datierung,  die  Ts'i  Schao-nan  gibt.  In  der  eisten  Denkschrift  heißt  es 
(s.  in  der  tjbersetzung  8.2(3):  »Seit  die  Han-Dynastic  das  Weltreich 
erlangt  hat,  will  man  ständig  die  Kegicrung  gut  machen,  aber  bis  jetzt 
hat  man  es  noch  nicht  dazu  gebracht  ....  jetzt  sitzt  man  schon  mehr  als 
70  .lahrc  bei  der  Regierung  nnd  begehrt,  Ordnung...-.  Di(?  erste  Denk- 
schrift rechnet  also  seit  dem  Beginn  der  Han-Dynastie  bis  zu  ihrer  Zeil 
mehr  als  70  .lahiv.  Sie  fiele  also  etwa  in  das  Jahi-  13G.  Viel  weitei-  in 
tlie  Kegierungszeit  des  Kaisers  Wu  ti  hinein  kann  sie  nicht  gerückt  werden. 
Denn  in  das  Jahr  13ö  fällt  nach  dem  Ts'ien  Hau  schu  der  Brand  des 
kaiserliehen  Ahnentempeis  in  Liao-tuiig,  und  die  Lebensbeschreibung  in 
beiden  Quellen  berichtet  übereinstimmend,  welche  uidiebsamen  Folgen  die 
Lrörterung  dieses  Ereignisses  für  das  ])ersönliche  Schicksal  I  ung  Tschiuig- 
schu's  gehabt  hat  (vgl.   Franke,  Studien  S.  92). 

Dannt  ist  aber  über  die  Abfassnngszeit  der  übrigen  Denkschriften 
nocli  nicht  entschieden.  Im  Ts'ien  Han  schu  sind  sie  hintcrcinander- 
gcreiht  und  durch  kin-ze  Sätze  verbunden.  Infolgedessen  sind  sie  auch 
von  dem  chinesischen  Kritiker  Ts'i  Schao-nan  als  eine  Einheit  aufgefaßt 
und  gemeinsam  in  das  Jahr  L36  gesetzt  worden.  Auch  0.  Franke  ist  den 
Angaben  der  Lebensbeschreibung  im  5H.  Kapitel  des  Ts'ien  Han  sehn 
gefolgt  und  hat  darum  alle  drei  Denkschriften  in  das  .Tahr  140  gelegt.  Die 
zweite  Denkschrift  enthält  aber  eine  Zeitangabe,  die  es  unmöglich  niaclit. 
ihre  Abfassung  auch  nur  an  das  Jahr  13G  heranzurücken.  In  ihr  findet 
sich  in  einem  Lobpreis  auf  den  Kaiser  der  Satz  (s.  S.  35j :  «So  haben 
Ye-lang  und  K'ang-kü,  wohl  zehntausend  Li  entfernte  Gegenden,  an  Euerer 
Tugend  Gefallen  gefunden  und  Euerer  Gerechtigkeit  sich  anverti-aut. «  Wie 
auch  ( ).  Franke  angibt,  der  diesen  Satz  S.  224  Anni.  zitiert,  sind  die  Ye- 
lang  »ein  Barbarenstaat  in  den  Grenzgebieten  der  heutigen  Provinzen  Sse- 
tsch'uan.  Yün-nan    und   Kuei-tschou,    der    im  Jahre  130  v.  Phr.    durch  Ge- 


Souf'ert :  Urkniuleu  zur  staatlichen  Neuordiiuiio-  imti'i-  «In-  Han-I)ynastic.  7 

schenke  zur  Unterwerfung  bewogen  wurdc".  und  K'ang-kü  entspricht 
■•  Sogdiana  in  Turkistan«,  das  erst  durch  Tschang  K'ien  bekannt  geworden 
ist.  Tschang  K'ien  ist  aber  frühestens  im  Jahre  126  v.  Chr.  von  seiner 
großen  Entdeckungsreise  nach  China  zurückgekehrt  (vgl,  Chavanncs,  M  H.  I, 
Introd.  S.  LXXIff.).  Da  der  Name  Iv'ang-kü  hier  zum  ersten  Mal  auf- 
taucht, bleibt  keine  andere  Möglichkeit,  als  die  zweite  Denksciu'ift  hinter 
das  Jahr  126  zu  legen. 

Damit  wäre  die  Vereinigung  der  drei  Kdikte  und  drei  Denkschriften 
zu  einem  Ganzen  als  eine  redaktionelle  Maßnahme  des  ^'erfassers  des 
Ts'ien  Han  sc  hu  gekennzeichnet.  In  der  Tat  sind  auch  die  \'erbin- 
dungsformeln  zwischen  den  einzelnen  Edikten  \md  Denkschriften  so  all- 
gemein und  inhaltslos,  daß  sie  diesem  .Schluß  nicht  widersprechen.  Ja, 
die  Einleitung  des  zweiten  Edikts  »darauf  erließ  er  abermals  ein  Edikt, 
das  folgendermaßen  lautet.  Das  Edikt  lautet:  —  —  «  weist  mit  ihrer 
Wiedei^holimg  darauf  hin,  daß  hier  eine  Zusammenstellung  von  Schrift- 
stücken vollzogen  ist,  die  anderswo  selbständig  überliefert  waren. 

Vielleicht  darf  man  auch  als  Beweis  für  die  Eichtigkeit  der  oben 
gegebenen  Ansetzung  die  Tatsache  anführen,  daß  die  zweite  Denkschrift 
im  Gegensatz  zur  ersten  und  dritten  nichts  über  »Heimsuchungen  und  Un- 
glücksfälle« bringt,  obwohl  die  Möglichkeit  hier  so  gut  vorlag  wie  dort. 
Wenn  Tung  Tschung-schu  auf  Erörterung  dieses  Themas,  das  ihm  offenbar 
ganz  besonders  nahe  lag,  verzichtet,  so  mag  diese  Vorsicht  am  ehesten  ge- 
boten gewesen  sein  in  einer  Zeit,  als  er  zum  ersten  Mal  wieder  nach  der 
unglücklichen  Wendung  seines  Schicksals  an  die  Öffentlichkeit  trat.  Damit 
kämen  wir  auch  in  die  Nähe  der  Zeit,  in  der  ihn  die  erneute  Gnade  des 
Kaisers  wieder  in  eine  staatliche  Stellung  als  Ratgeber  des  Königs  von  Kiao-si 
berief,  also  etwa  in  das  Jahr  125  (vgl.  Franke,  Studien  S.  99).  Sehr 
viel  später  können  die  zwei  letzten  Denkschriften,  die  sich  sicher  zeitlich 
sehr  nahe  stehen,  nicht  liegen.  Denn  in  das  Jahr  124  fällt  die  Neuord- 
nung des  Studienwesens  nach  den  Vorschlägen  Kung-sun  Hung's  (vgl. 
Franke.  Studien  S.  102  Anm.).  Die  \  on  Tung  Tschung-schu  am  Ende 
der  zweiten  Denkschrift  ausgesprochene  Anregung,  es  müßten  ausgewählte 
Leute  aus  dem  Volke  in  die  nächste  Umgebung  des  Herrschers  gezogen 
werden,  muß  der  Verwiiklichung  dieses  Gedankens  im  Jahre  124  voraus- 
gehen. Die  Erzählung  des  Schi  ki  von  der  Rivalität  der  beiden  Männer 
gewänne  auf  diese  Weise  noch  einen  speziellen  Inhalt. 

Das  Ergebnis  dieser  Untersuchung  über  die  Abfassung  der  Edikte 
und  Denkschriften  ist  also:  Sie  sind  nicht  unmittelbar  hintereinander  im 
.lahre  140  verfaßt,  sondern  das  erste  Edikt  und  die  erste  Denkschrift  sind 
von  den  zwei  weiteren  Edikten  und  Denkschriften  etwa  durch  ein  Jahr- 
zehnt getrennt.  Die  ersteren  fallen  etwa  in  das  Jahr  186.  die  letzteren 
ungefähr  in  das  Jahr  125  v.  Chr. 

3.  Der  Inhalt  der  drei  Edikte  und  Denkschriften. 

In  seinem  ersten  Edikt  weist  der  Kaiser  zunächst  auf  den  bisherigen 
Geschichtsverlauf  hin.     Die  Idealherrschei-  des  Altertums  hätten   jeweils  die 


S  Sc  II  l'i'  r  t  :    l  rkiniiliMi  zur  «.i.i.iilii'lirn  \i'ii(i|(Imiiiiu-  im  Irr  dn  I  l;iii-I  )\  ii;i-.iie, 

Sl;ial-seiiirirlit  iiiiii,t"ii  vci-licssort.  ciiif  Musik  i;i'scli;i(l'cii  iiihI  <l;uliir.  li  im 
Ivt'icli  Il;iriiiiini''  iiihI  l'"iifiliii  .mllit'rli'lilcl.  Alin  im  l„iiir  t\'\-  w  ciici-rii 
Kiitw  iokliiiiii  "'»'i  iiiiiiirr  tlii'  \iiii  ihiii'ii  Iicüi  iimlclt'  Sl.i.iis-  und  I  .cliciisoiil- 
nmiii  in  \  ci  r;ili  ^ci-.ili-ii.  Iii>  ^clilicI.MicIi  iinli-i  di'n  Uu/.lcii  I  Ifr-|-sclicrii  ilii- 
\ölli:;e  Aiilhisuiiu  «Itr  sitilii-licn  ( Jriiii(lii<'stM/i'  /.iini  Slinv,  der  liclicllrudcii 
Dviuislicii  ^('iTiliit  li:ilir.  In  l'criixlrii  \(iii  üOn  Jnlncn  w  irdn  hol.'  sidi 
imiiKT  diT  ;^l>iflif  \'(Hn;mu.  (d)\\iild  die  ( icsrliiclilc  iiiiirili;illi  (Üimt /.eilen 
wolil  lIciTSclior  iiiul  ;in  ihrer  Seile  Ihdler.  die  «Icn  allliiMliueii  Lelucii  ir<- 
lioi-soili  gewesen  seien,  aufweise.  Dannii  erlieht  der  l\aiser  die  l'ia!j;<-.  oli 
diese  (Tesct/.niäl.iifi'keit.  im  (ieseliielitsv  tilanl'  im  Wesen  der  menscliiiclien 
Anlage  ilii-en  Cirnnd  liahe  odei'  ant"  eine  iinaliänderlielie  IJestiiiimiiny  des 
Himmels  ziiriiek/uliiliren  sei.  Nun  (\fv  Heantwoitiini:  dieser  Fraijje  Iiän^e 
ilas  Urteil  ülier  den  Sinn  ;;e\\  isser\lial'iei  I  leii  seiierarlK-il.  die  \  (M-liildlieiie 
UtHleiitnnt;  d<'r  di-ei  diireli  die  Tiadition  j^eiieiligten  Dynastien  und  die  ünl- 
slehunjisnrsaelien  der  K;itastroj)lien  im  natiirlielien  und  ireschielitliclieii  ( le- 
sclieheii  al».  nnd  let/tliin  müLken  sieli  daraus  die  Wiehtliiiien  l'iir  seine 
eitrene  Keuierunii  ergeljen.  die  doch  kein  anderes  Ziel  liaije,  als  eine  himm- 
lische Weltiirdniinic  nach  allen  Seiten  hin  zu  verwirkliehen,  /ii  diesem 
Zweck    erliitlet    er  die    Katsehläiie   dn  anserwähiten   Oelehrten. 

Die  sjestellte  Autii;ab<'  wird  in  der  Antw  ort  Tnng  Tschimg-sehii  s 
gleich  zu  AnüiDi;  als  die  Frage  •nach  dem  \'erhältnis  von  hirmnlischei' 
Bestimmung  und  menschlicher  Anlage«  bezeichnet.  In  seiner  Beantwor- 
tung beruft  sich  Tung  'rscbung-schii  auf  die  Lehren  dt>s  Tse  li' ii  n -I  s' i  n. 
Dieses  zeige,  daß  "d(\s  Himmels  Herz  die  Güte"  sei  niul  aul'  Frliaiiiing 
von  Glück  und  Fiiedeii  für  l'ürst  nnd  Volk  hinziele.  So  seien  ..Heim- 
suchungen und  Unglücksfälle"  Warnungen-  an  eine  Regierung,  die  in  (ie- 
fahr  sei,  vom  rechten  Wege  abzuirren.  Ms  komme  also  alles  darauf  an. 
daß  die  Leistung  des  Heri-schers  im  Einklang  mit  den  P\)rderungen  dar 
überlieferten  Sittlichkeit  stehe  und  sich  in  festgeprägter  Foim  auf  dic^  Nach- 
kommen forterbe.  In  dieser  Hinsicht  betont  Tung  T.schung-schu  besonders 
die  Bedeutung  dei-  Musik,  weil  sie  das  treueste  Abbild  einer  großen 
Heri-scherpersönlichkeit  biete  und  darum  deren  Fj'ntluß  am  lebendigsten 
bewahre.  Der  immer  wiedei-  eintretende  \'erfall  sei  auf  die  menschliche 
\'eriirung  zurückzuführen,  aber  die  Geschichte  beweise  ebenso,  daß  die 
\Viederaufnabme  dei-  lechten  Lebensordnung  durch  tugendsame,  gewi.ssen- 
hafte  Herrscher  alsbald   wieder  zur  Behebung  der  Mißstände  führe. 

Die  Beglaubigung  des  wahren  Herrschers  .sei  die  Liebe  des  Volkes, 
die  sich  aus  innerem  Drang  ihm  zuwende,  nnd  wunderbare  Krcignisse. 
durch  die  der  Himmel  seine  Anerkennung  kniid  tue.  ebenso  wie  Unord- 
nung der  sittlichen  und  sozialen  Zustände  und  daraus  entstammende 
.Störungen  des  kosmischen  Geschehens  ein  Kennzeichen  verkehrter  Regie- 
rung sei.  Da  die  menschliche  Natui'  ein  Gemisch  aus  Elem<'nten  des 
Chaos  und  Kosmos  sei,  müsse  der  \-om  Herrscher-  ausgehende  Linlluß  im 
Volke  eutspiechende  W'iikung  hervoi-rufen.  .So  komme  alles  darauf  an. 
daß  der  Herrscher  das  schon  in  den  Einleitungsformeln  des  Tsch'un-ts  i  u 
erkennltai'e    »Prinzip    der    wahren    Köniirsheri-schaft"     in     die   Tat     umsetze. 


Seil  r«'  it  :    \   iLiiiulcii  /.iir  st,i;itlic|ifii  Wiiiirdiiwiii;-  iiiitci-  der  II;iii-r»\ii;i-<tic-.  '.I 

Die  Art,  wie  dvr  Himiiiei  scharte,  müsse  sich  in  seiner  Herrschertäti^Ueil 
uiderspiegehi.  mir  so  Uömie  er  Krlolo;  haben.  Dabei  müsse,  uit-  schon 
(las  Tsch'iin  -  ts' i  11  /eij^e.  der  Herrscher  mit  seiner  Kefoiiiiarbi-il  l»-! 
seiner  eigenen  Fer-son  beginnen,  nm  so  \ on  imien  nach  anßen  immer 
wi'iti're  Kreise   mit   dem   Segen    harmonisclier  Ordnung   zu    erfüllen. 

Alh'  \'oranssel/.iingen  l'i'iv  das  Kommen  einer  nenen  IJhitr/.cji  (h-s 
Ut'iches  seien  in  dt'v  Person  des  Jetzigen  Herrschei'S  gegeben.  Wenn 
irotzdem  der  Himmel  nocli  seine  Beghiubignngszeichen  versage,  so  weise 
(bes  darauf  hin,  daß  das  Staatswesen  nocli  niclit  völlig  im  Sinne  der  ."Vlten 
umgestaltet  sei.  Diese  hätten  "Belehrung  und  Bildung  zur  wichtigsten  An- 
gelegenheit gemacht",  dai-um  Schulen  im  ganzen  b'eich  errichtet  und  auf 
iliesem  \Vege  die  staatliche  und  sittliche  Neuordnung  dauerhaft  begründet. 
Die  ans  der  Zeit  der  'IVin-Dyna^tie  verbliebenen  ^Nlißstämle  müßten  rest- 
los beseitigt,  und  dnich  gründliche  Kef'orm  müsse  dem  (»eist  des  .\ltertiuns 
Kingang  verschafir  werden:  dann  werde  »der  Segen  des  Himmels.,  ganz 
von   selber  sich  ort'enbareu. 

Das  zweite  kaiserliche  lOdikt  geht  nun  auf  das  Herrscherideal 
näher  ein  und  weist  darauf  hin.  daß  die  T'berliefeiung  eine  Einheitlichkeil 
ilei-  Regierungsgrundsätze  vermissen  lasse.  Das  höchste  Altertum  zeige 
bei  Schun  eine  Kegierungsknnst.  die  unter  Verzicht  auf  gesetzliche  -Maß- 
nahuK  n  luul  äußeres  Gepränge  einfach  durch  den  geistigen  Einfluß  des 
Herrschers  das  Heich  in  <  )rdining  halte.  Im  Gegensatz  dazu  sei  die  Herr- 
schaft des  Königs  Wri\  von  der  'l'schou-Dynastie  durch  rastlose  Hegie- 
i-ungstätigkeit  und  eine  Fülle  zeremoniellen  Prunks  gekennzeichnet.  Sein 
eigenes  Sinnen  gehe  nun  darauf,  die  Ideale  des  Altertums  zu  verw  ii  klichen. 
ohne  daß  er  damit  bisher  sichtbaren  Ei-folg  gehabt  habe.  Darum  wünsche 
er  rückhaltlose  Darlegungen  über  die  zu  befolgenden  Grundsätze. 

Tu  n g  Tsc hang- sehn  bemüht  sich,  in  seiner  Antwort  zu  beweisen, 
daß  bei  allen  heiligen  Herrschern  der  Vergangenheit  die  innere  Wesens- 
lichtuug  gleich  sei  und  in  Gehorsam  gegen  den  Himmel  und  Wrwendiiui; 
würdiger  Helfer  zur  Ordnung  des  Reiches  sich  offenbare.  Die  Unterschiede 
in  der  Art  ihrer  Betätigung  seien  aus  der  Veischiedenheit  der  Zeitumstände 
zu  erklären  und  als  der  zeitlich  bedingte  Ausdruck  der  gleichbleibenden 
»inindrichtung  anzusehen.  Auch  das  Tsch^un-ts' i  u  erkenne  in  seiner 
Lehre  von  den  Aufgaben  des  neuen  Herrschers  dieses  Monunt  der  \'ei-- 
änderlichkeit  an.  Nur  die  Zeit  der  Ts'in-Dyna.stie  .stelle  sich  ;ds  grund- 
sätzliche Verkehrung  der  alten  Staatsordnung  (iar.  Deshalb  sei  auch  hier 
die  \'erderbnis  so  furchtbar. 

Damit  der  verheißungsvolle  Anfang,  der  unter  iler  Herrsrhall  des 
jetzigen  Kaisers  gemacht  sei.  eiiut  gute  Fortsetzung  finde,  sei  es  notwendig, 
daß  die  guten  Al)sichten  des  Kaiseis  durch  pflichttivue  Beamte  /m-  .Aus- 
führung gebracht  würden.  Zu  ihrer  Heranbildung  un'isse  eine  .Sludien- 
und  Prüfungsanstalt.,  errichtet  werden,  um  auf  diesem  Wege  durch  sorg- 
fältige Auswahl  die  tüchtig.sten  Kräfte  tur  den  Staatsdienst  zu  gewinnen. 
Die  jetzigen  Beamten  würden  ihrer  Aul'gabe.  das  Volk  ziii  SittlichUeil  zu 
ei'ziehen.     in     keiner   W\'ise    uereclit.      Die   Anitei'    würden    ohne    Rüeksichl 


I  ( I        Si- 11  t'c  I  t  :    l'ikunil(-ii  /nr  •.fn;itlicliiMi  NrniinlmiiiL:'  uiitn  dci  1  liin-DyiKistic. 

aiil'  il;is  \'ffiliiM\st  ;in  dio  Anm'lK'ii-iircii  der  linlii'n  Mc.iiiiteii  vci'jichoii,  ;\n- 
st;itt  »laß  die  'rüolitii;st('ii  aus  dem  \'(i!k  /iir  N'ciw  alluiiiides  Reiches  licraii- 
i^ozogfii  würden.  I!r  iiuplVldc  dalu-i-.  daß  jinler  \'<M\\altungsl)(."/,irk  jälii- 
licli  /wi'i  l)i>iial)(r  Lciili'  tiir  die  näclistc  l'iiiifi'hiiiin  des  Kaiseis  stelle. 
Diircli  sortjrältigc  Sichtung  uciiic  man  so  die  liichti!;>t(ii  (!cli'hrt(Mi  des 
i{eichrs  in  seinen  Dienst  heiioniintMi.  und  mit  ihrei'  Ilillr  kTinni'  man  die 
<ilan/y.eii   dt-r  \'eriians;enheit    wiedei'  neu  erstehen  lassen. 

Das  di'itlf  I'.dikI  greift  die  (ledaidiengängc  der  voran.sgehenden 
Denksehiilt  wieder  auf  und  \erjangt  ihre  eineute  Dai-legung.  Ks  betont 
insbesondei'i',  daß  da-,  lichtige  X'erständnis  der  vom  Iliinniel  voi-gezeicli- 
neten  imd  im  .Vltertnni  bewährten  Lebensge-et/e  sich  an  der  Gegenwart 
fruehtbar  erweisen  müsse,  und  verlangt  Aufklärung  über  diesen  Zusammen- 
hang. Ks  klagt  darüber,  daß  trotz  aller  Bemühungen  des  Kaisers,  ilen 
Lehren  des  .Vltertums  gegenüber  die  richtige  Stellung  ein/unehmen.  sich 
noch  keine  Kinheitliehkeit  des  Regierungssystems  habe  eri'eichen  lasscm. 
und  iVaiit  nach  den  (Gründen  für  dieses  Versagen.  Schließlich  weist  es 
nochmals  auf  den  scheinbaren  Widerspruch  zwischen  dem  unveiänderlichen 
\\'esen  dei-  Noi-m  und  seinen  verschiedenen  Erscheinungsfoimen  in  dei- 
(ieschichte  des  Altertums  hin  und  fordert  vertiefte  Krörtei-unu  dieses 
Problems. 

Der  losen  Aneinanderi'eihung  dieser  Fragen  entspric-ht  das  lockere 
Gefüge  der  Antworten  in  der  dritten  Denkschrift.  Sie  zeigt  zunächst, 
daß  zwischen  dem  Schaffen  des  Hinmiels  und  dem  Wirken  des  Heiligen 
ein  bis  ins  einzelne  gehender  Parallelismus  bestehe  und  auf  dieser  Knt 
sprechung  die  normative  Bedeutung  des  Altertums  beruhe.  Insbesondere 
verdeutliche  das  Werk  des  Konfuzius,  das  Tsch' u  n  -  ts' i  u  ,  diesen  Zu- 
sanmienhang.  Abkehr  von  den  Lehren  des  Altertums  müsse  darum  not- 
wendig Verfall  der  sittlichen  Zuständ<'  zur  Folge  haben.  Die  Aufgabe  des 
Herrschei's  sei  also  durch  den  Plan  des  Himmels  \orgezeichnet  und  be- 
stehe in  der  richtigen  Ergänzung  der  naturgegebenen  Ordnung,  d.  h.  in 
der  sichtbaren  Verwirklichung  der  (unsichtbaren)  Gedanken  des  Himmels, 
in  der  Vervollkommnung  der  uisprünglichen  Anlage  durch  den  Einfluß 
bildender  Belehrung  und  in  der  Llindämmung  der  natürlichen  Regungen  durch 
die  Aufrichtung  einer  festen  Staats-  und  Gesellschaitsordnung.  Der  Mensch 
liabe  in  der  Natur  eine  Vorzugsstellung  vor  allen  Wesen  erhalten.  Sobald 
er  diese  erkenne,  werde  er  sich  seiner  sittlichen  Aufgabe  bewußt. 

Auf  die  zweite  Frage  des  Kaisers,  warum  trotz  allei-  seiner  Be- 
mühungen die  übereins;immung  mit  dem  Altertum  noch  nicht  erreicht  sei. 
antwortet  Tung  Tsehung-schu.  daß  alles  Große  aus  kleinen  Anfängen  her- 
vorgehe und  nur  allmählich  erreicht  werde.  Wer  über  dem  Kleinen  wache. 
der  müsse  zum  Großen  hingelangen.  Dieses  Wachstum  vollziehe  sich 
zwar  unsichtbar,  trete  aber  in  seinen  Ergebnissen  offen  zutage.  Das 
gelte  für  das  Gute  und  ebenso  für  das  Böse.  Auch  dieses  ffdire  nur  in 
allmählicher  Steigerung  zum  Untergang. 

Im  weiteren  wiederholt  und  erweitert  er  die  Auslührungen,  die  er 
am    Anfang    der    zweiten  Denkschrift    über   das  Wesen    dei-  Norm    und   die 


Souf'o  ir :  Urlciinden  zur  staatlichen  Xeuordnun»  unter  der  F^nn-Dynastic        J  1 

Art  ihjer  \'ervvirklichung  gegeben  hat.  Die  Norm  au  sich  sei  ohne  Ver- 
änderung, aber  die  wechselnden  Zeitumstände,  in  denen  sie  sich  Geltung 
verschaffen  miis*e.  bedingten  ihi-e  verschiedenen  Erscheinungsformen.  Wenn 
die  Grandanschauungen  der  drei  Dynastien  des  AÜertums  im  Ausgangs- 
punkt von  einander  abwichen,  so  sei  eben  in  diesem  Abweichenden  die  von 
der  Norm  geforderte  Ausgleichung  der  zeitlichen  Siliwankungeu  enthalten. 
Diese  aus  der  Geschichte  der  vergangeneu  Dynastien  gewonnene  Erkeimtnis 
müsse  auf  die  Gegenwart  angewendet  werden.  Die  Han-Dynastie  folge 
auf  eine  Zeit  völliger  Auflösung  aller  sittlichen  Grundsätze.  Da  sei  der 
richtige  Anknüpfungspunkt  nicht  bei  der  Tschou-Dynastie,  die  eine  Ver- 
feinerung der  äußeren  Kultur  gebracht,  sondei-n  bei  dei-  Hia-Dynastie.  die 
die  Loyalität  betont  habe. 

Diese  Tugend  müsse  wieder  im  Staatsleben  zur  Geltung  kommen. 
Die  Mißstände  würden  verschwinden,  sobald  man  nach  dieser  Richtung 
die  Fingerzeige  des  Himmels  beachte.  In  der  Natur  sehe  man,  daß  jedem 
Wesen  bestimmte  Vorzüge  verliehen  seien,  wofür  es  bestimmte  Verzichte 
in  Kauf  nehmen  müsse.  Dieses  Gesetz  der  Natur  müsse  auch  in  der 
.staatlichen  Ordnung  festgehalten  werden.  Wer  eine  hohe  Stellung  inne- 
habe, müsse  sich  mit  den  Vorrechten  dieser  Stellung  begnügen  und  dürfe 
nicht  durch  Streben  nach  unberechtigten  Vorteilen  die  soziale  Ordnung 
verwirren.  Darum  sei  nach  dem  Vorbild  des  Altertums  der  Beamtenstand 
auf  sein  Amtseinkommen  zu  beschränken.  Dann  werde  das  Vorbild  der 
Sittlichkeit,  das  von  den  oberen  Ständen  ausgehe,  alle  AVeit  zum  Gehor- 
sam gegen  die  sittliche  Ordnung  bringen.  Im  Tsch'un-ts'iu  sei  in  ewig 
gültiger  Weise  das  Grundgesetz  des  Welt-  und  Menschenlebens  dargestellt. 
In  der  Gegenwart  aber  bestehe  keine  Einheithchkeit  mehr  in  der  Lehre, 
sondern  hunderte  von  Schulen  mit  verschiedenen  Lehrmeinungen  stritten 
sich  um  die  Voi'herrschaft.  Infolgedessen  entbehre  die  staatliche  Leitung 
einer  einheitlichen  Richtschnur  und  das  Volk  eines  festen  Halts  für  seine 
Lebensführung.  Darum  empfehle  er.  daß  alles,  was  von  der  kanonischen 
Lehre  der  konfuzianischen  Schriften  abweiche,  unterdrückt  werde.  Nur 
so  lasse  sich  die  Einheitlichkeit  der  Staats-  und  Lebensordnung  herstellen. 

In  der  vorausgehenden  Inhaltsangabe  ist  nun  freilich  die  charakteristische 
Form  dieser  Schriftstücke  unberücksichtigt  geblieben,  und  die  Gedanken  sind 
enger  aneinander  geknüpft,  als  es  in  ihnen  selbst  der  Fall  ist.  In  diesem 
Unterschied  kommt  die  Verschiedenheit  der  Denkgewohnheiten  zum  Aus- 
druck, die  uns  zwingen,  eine  Gedankenkette  aus  Grund  und  Folgerung 
herzustellen,  während  das  chinesische  Denken  bestimmte  Gedankenkomplexe 
auf  Grund  von  Analogien  aufeinander  schichtet.  Jeder  Versuch,  aus  einei- 
chinesischen  Gedankenentwicklung  ein  System  zu  gewinnen,  trägt  unwillkiu- 
lich  in  sie  etwas  hinein,  was  ihnen  von  Natur  aus  fremd  ist.  Die  einzelnen 
Gedanken  sind  wie  die  Steinchen  eines  Mosaiks,  die.  verschiedenfarbig  und 
verschiedengestaltig  nebeneinander  gesetzt,  erst  in  ihrer  Gesaintwirkung  ein 
anschauliches  Bild  vermitteln. 

Bringt  man  unter  diesem  Vorbehalt  die  in  den  Denkschriften  ent- 
haltenen Anschauungen  Tung  Tschung-schu's  mit  den  ans  O.  Frankes  Werk 


\  '2        S  eil  fiTl  :    l  rkiiiulfii  zur  xl;i;iilicliiMi  W-iiiiiilmm;:-  iiiilci'  di-r  I  I.in-lh  ii;i>tir. 

l><'k;iimt»'ji  /ii.saiiiiiii'M.  so  wird  iii.ni  Ifol/.  klciiKM'  I  )ilV<'i't'ir/.i'ii  die  (liinli- 
u,<'licmlr  tllKM-ciiistiiiuniiiii;  crlvtiunii.  Sic  i-nilnilti-M  dir,  Lcliriin'.imiiijuen  dieses 
Mjmuh's  in  ihren  w  i-senllielu-ii  /üuen.  luii-  in  etwas  einliielierer  ( iestall.  Dir 
lieiden  ülieiall  iv  lienni>aicn  ( irniidniutix  r  sind  in  der  drillen  l)rid\sciiiill 
Ulai- aiisnespniolien  (S.  17):  allfs  /.n  xrifoli-en  Itis  ins  Alterlnni  unii  «-s  anl 
den  lliinniel  ziii  lick/nlnliicn  ■■ .  In  dm  Uusniiselicn  \(n^änneli  sind  di«' 
•  iesi'tze  lies  <j;es<'hielitlielien  ( ieschclicns  \oi-i;i'liildrl.  l'livsiseiu's  und  Mda- 
plnsiselies  sielien  in  engster  Weelisi'llx'/iehnn;;.  so  dalS  Noiniw  idrii^keit  im 
so/.ialen  nn<l  silllielien  Lehen  iinhediii;;!  Kalastroplwti  innl  uiih'i'natiirlieln- 
Mfseheiniini;en  im  Nalnr\  i-rlanf  /nr  I'oliie  haiicii  miil.v  l'tid  umgekehrt.  Joint 
daraus  -  )>in  (ii-dankc  dfii  die  dritte  I)eid<sehril'l  .in  /wei  Strih'n  (S.  I-'I 
inid  18)  liriniil  -  .  dai.>  dii-  i'iehfige  Krlasstnio;  drr  nali'ii-h'eiien  Meslinuntheil 
ganz,  von  selber  in  die  silliiclic  (  »rdnnni;  hincintfdiil.  Anl'  dei-  anderen 
Seile  irilt  die  ihncliiiänirige  Ai(häni;iykeil  (h-s  i:{'i;eii\värtii;eii  Lehens  von 
den  Lehensformen  <les  AUeitinns  sehari"  heixor.  Im  Alterliim  sind  die 
( irini(lsiil/.e  (h'r  Staatsordnuni;.  ilii-  Maßstäbe  für'  (He  I5(iirteiliin<i,  <h"i' 
silthrhen  Hahnni;  in  endgiihigcr  Fassung  lestgelegl.  Namentlich  das 
Is  eh' II  n  -  Is'iu.  "die  Schritt  des  ungekrönten  KfinigS" ,  enthält  den  Kanon 
liir  alles  lueiisehliehe  Handeln.  Was  ihm  entspiiehi.  ist  Wahrheit,  was  ihm 
/u\\  Iderläuft,  ist  N'erstoektheit  irnd  Iri-Inm  nn<!  muß  am  besten  mit  (iewalt 
II nterd rückt  werden. 

Die  Vereinigung  dieser  beiden  ( irundinotive  Tührl  /,u  den  dialektischen 
l\iiiisti;tücken,  an  denen  die  /.weite  und  dritte  Derdischrift  reich  sind.  Die 
metaphysische  Grundaiischaiiung  I)chauptet  eine  (ileichförmigkeit  des  (ie- 
schehens.  die  von  allem  Wechsel  der  Lrscheiiiungen  irnberührl  bleibt.  Die 
(ieschichie  des  Altertums  zeigt  aber  doch  tatsächlich  eine  Folge  verschieden- 
artiger Lebensgestaltungen.  Kin  Widerspruch  zwischen  diesen  beiden  Tat- 
saeheii  kann  nicht  bestehen;  also  muß  dei'  Beweis  get'iUii't  werden,  daß 
der  Wechsel  nur  ein  scheinbarer  ist  und  das  Wesentliche  immer  gleich 
iileibt.  Dabei  wii-d  dii^  für  nns(;r  Denken  ans  diesen  Voraussetzungen  sich 
solbrt  ergeliende  Frage,  wie  denn  überhaupt  ein  Wechsel  möglich  sei. 
unberücksichtigt  gelassen.  Dieses  Denken  stii^ift  überall  bis  an  die  Grenzen, 
an  ilenen  i'üv  uns  die  eigentlichen  Fragen  Ix-ginnen.  Wir  sehen  bei  Iiing 
rschiing-schu  die  charakteristischen  Merkmale  des  Dogmatikers.  der  alles, 
was  nicht  in  sein  von  vornherein  festh'egendes  System  hineinpaßt,  nicht 
kennt   odei-   Iriiiweüerklärt. 

.\ber  sehen  wir  von  der  Kritik  dieser  von  ihm  vertretenen  An- 
schauungen ab  und  betrachten  den  Mann,  der-  aus  seinen  Worten  uns 
entgegentritt,  so  erkennen  wir  in  ihm  eine  Persönlichkeit,  die.  von  glühender- 
Begeisterung  für  das  Ideal  des  Altertums  ei-füUt,  alle  Schärfe  ihres  Geistes, 
alle  Gewandtheit  ihrer  Dialektik  in  den  Dienst  ihrer  Lebensaufgabe  stellt 
und  eher  ungerecht  gegen  ihre  eigene  Zeit  wird,  als  daß  sie  ihre  Grund- 
sätze den  Verhältnissen  anpaßte.  So  sehr  der  literarische  Stil  dieses  Mannes 
mit  seinei-  Verwendung  von  kanonischen  "Worten  des  Meisters  Konfuzius. 
Von  anschaiilieheri.  Ja  manchmal  parado.Kon  (»hMchnissen.  geschickt  gewählten 
Beispielen    ans    der  (iesehichte    an    die  Darstellungskunst    des   Meng  tse    er- 


Sf^uf'ppf:    ( 'ikiiiifliMi /.iii- stMiUlicIicn  NciKiifliiiiiiü:  iinfi'i- dci- Il;iii-I)\ii;i~ti.  1  .S 

inrieit,  so  wenig  liat  ei'  im  Charakter  mit  der  vielgewnndteM  Art  dieses 
tjioßerr  Eiferers  gemeinsam,  der-  auch  vor-  Koii/essionen  ;in  die  Zeitiimstiindc 
nicht   znrückschreckte. 

Auch  wenn  ims  die  Leliensbesehreibiing  des  1  iing  1  sehung-srhii  nicht 
ausdrücklich  bezeugte,  daß  mit  dem  Kegierungsantritt  cies  Kaisers  Wu  fi 
eine  besondere  Begünstigung  des  korituziaiiischen  Gelehi'tenlums  eingesetzt 
habe,  würden  die  drei  Kdikte  des  Kaisers  urrs  sein  verständnisvolles  Eirt- 
gegenkommen  gegen  diese  Schule  bezeugen.  Die  in  de\i  Edikten  enthaltenen 
(»edankerr  setzen  volle  Vertrautheit  mit  der-  konfuzianischen  Lehre  \or-arrs 
und  lassen  die  Absicht,  sie  für-  die  Organisation  des  .Staatsleberrs  fruchtbar- 
zu  machen,  deutlich  erkennen.  Trotzdem  aber  sind  die  Edikte  das  Werk 
eines  Mannes,  der-  über  den  .Schulmeinungen  stand,  sich  wohl  ihrer-  Hilfe 
bediente,  aber  sich  nicht  restlos  unter  sie  gab.  Die  Fragen,  die  der-  Kaiser- 
stellt, setzen  gerade  an  dem  kritischen  Purrkte  der-  übcr-lieferterr  l^ehr-i-  ein. 
wo  sich  metaplivsische  ( Jrundanschauung  und  konfuzianische  (ii'sehichts- 
konstruktion  kreuzerr.  Es  läßt  sich  auf  Grund  der  .^ntworteir  kaum  arr- 
nehmen,  daß  der  unbefangerre  Geist  des  Kaisers  durch  die  Darlegurrgerr 
seines  gelehrten  Ratgebers  bezwungen  worden  wäre.  Er  beugte  sich  de:'. 
.Staatsnotwendigkeiten,  die  ihn  auf  den  Anschluß  an  die  konfuzianisch«- 
Tradition  hinwiesen,  und  nahm  ihr'e  Vertreter-  in  seine  Dienste,  weil  sie  die 
brauchbai-sten  Werkzeuge  seirn-r-  Staatspolitik  abgaben.  Im  übi-igen  wahrte 
er-  sich  auch  so  weit  die  persönliche  Freiheit,  daß  er-,  wie  uns  bei'ichlet 
wird,  gelegenthch  zum  Schmei-ze  der-  gesinnungstreuen  Konfuziarier-  sich 
.Seitensprünge  in  das  Gebiet  taoistischer-  Magie  gestattete. 

Im  ganzen  genommerr  geben  die  drei  Edikte  mit  d<-n  zugehörigen 
Denkschrilten,  auch  ohne  originelle  Gedanken  zu  l)r'ingerr.  ein  getreu<-s 
Abbild  ihrer-  Zeit.  Sie  verdarrken  ihre  Berühmtheit  der  Tatsache,  daß  sie 
im  Zwiegespräch  zweier  tj^ischer  Vertr-eter-  die  Auseinandei-setzung  der- 
beiden  Ideenmächte  wiedergeben,  dei-en  Er-gebnis  die  staatliche  Xenor-dnnng 
unter  der  Han-Dvnastie   war-. 

4.  Übersetzung  der  Edikte  und  Denkschriften. 

Die  t'bersetzuug  folgt  dem  'Text  der-  Hau -Aimalerr.  wie  ihn  t\ei- 
Schanghaiei- Neudruck  vom  Jahi-e  1888  gibt.  Die  Texte  in  'Ts'üan  Ilan  um 
Kap.  23  sind  zum  Vergleich  herarrgezogerr  wor-den.  aber  sie  weisen  auß(-i- 
Schreibvarianten  rrrrr-  ein  paar-  g«'ringfügige  AIjw  «-ichirngen  airf.  die  den  Iniiah 
nicht  beiMihreir. 

Die  Edikte  und  Dt-nkschr-iften  sind  schon  «-inmal  ins  Deul -ehe  üiier- 
Ir-agen  von  Pfizmai<-r  unter  derrr  'Tit<'l  Die  Antwoitt-n  T  n  n  g- ts  (- h  ir  ng- 
schrr's  airf  die  l'rnfragen  <l<-s  II  i  m  rrr  e  1  sso  h  n  es  .  in  di-ii  Sirzinrgs- 
lier-ichlen  dei-  piiiL-hist.  Klas.se  der  Kaisei-I.  Akademie  dvr  Wis>ensrha(ten 
zu  Wierr  Bd.  XXXIX.  S.  345  ff.  l)<-r  Wer-t  dieser  rb('r-.setziing  ist  l)ei 
Fr-arrke,  Studien  S.  91,   .\nnr.  2,  gekerrnzeichnel. 

Bei  Du  Halde.  Deser-iption  .  .  .  .  di-  l'Empir-e  (1(-  la  ('  h  i  m-  ImI.  11. 
S,  474  tf..   tiridet    sich    eine    tVanzösische    ( 'her-setznng    iles    I.    und    J.    Edikts, 


14        St'  u  ("er  I  :    ("rkuiiHfii  /iir  >riiailirlirii  Nriiorflininc  iintn  firr  M;in-I)\  lui^tir. 

dii'  ahiM-  (It'ii  Iiilmli  sclii'  tVoi  wicdcr^iht;  auf  S.  "rJl  fl".  folgen  doi-t  Auszüge 
aus  (Itii  (Iici  DtMiKschiiliin.  woh.i  die  /.utile  DeiiUsclirilt  am  kür/esteii 
lu'haiidi'lt   ist. 

De  Mailla.  Ilisti'iir  generale  de  la  (liiin  Bd.  1 II  gibt  eine;  Über- 
setzung des  im  'I'unu;  Uien  U  a  ii  g  in  ii  eiiilialteiien  Auszugs  aus  den  drei 
DiMiksclirirten. 

1..  W'ieirei-.  H  ud  imeii  ts.  'J\\  tc  s  iiist  o  ri  (i  ues  Bd.  J.  S.  403  il'.,  lniuirl 
•  iuen  Auszug  aus  den  di-ei  Denkschiifteii.  der  sehr  oberflächlich  und  manch- 
mal ganz  fehleihaft  ist. 

Die  lolgende  tlbei'setzung  ist  vr»ii  allen  diesen  vorausgelienden  unab- 
hängig. 

Erstes  Edikt. 

Ich  habe  übernommen  die  Nachfolge  in  der  liöchsten  Würde  und 
herrlichen  Henscherfähigkeit '.  um  sie  weiterzugeben  ohne  Ende  und  sie 
wirken  zu  lassen  ohne  Aufiiören.  Die  Aufgabe  ist  groß  und  die  Eifüllung 
ist  schwer.  Deswegen  finde  ich  vom  fiühen  Morgen  bis  in  die  Nacht 
keine  Zeit-  zur  P>rholung  und  Ruhe.  Beständig  denke  ich  an  die  Ordnung 
der  tausendfältigen  Ptlicbten.  gleichsam  in  Angst  vor  einer  Unzulänglichkeit. 

Deswegen  habe  ich  weit  und  breit  die  hervorra2;endsten  Männer '■ 
aller  Gegenden  aufgefordert,  in  allen  Keichsprovinzen,  Lehensgebieten  und 
fürstlichen  Ländern ',  tugendreiche,  rechtsliebende,  umfassend  gebildete  Ge- 
lehrte unparteiisch  auszusuchen.  Ich  wüusche  Aufklärung  über  das  Wich- 
tigste des  großen  Grundgesetzes,  das  Ziel  dei-  höchsten  Erörterungen. 

'     /^l^..      \ri\   Srlii-kii  rrkiiiit  die  Stelle  in  seiner  Glosse:    T^^Tj^^^ 

^i  7^  -fii/"  ^ß^ ^^  y^  \^^-  »■empfangen  den  liiichstgechrten  Tliion  und  die  voll- 
kommene Tugend  der  friihei'en  Kaiser«.  /&  ist  hier  ofTeidiar  die  aus  der  Berufung 
durch  den  nimniel  ("/^tl^)  hergeleitete  und  darum  ideale  Fähigkeit  (potentia)  zur 
Ausübung  des  HeiTSclicramtes.  Ajc  kommt  im  Seim  king  häufig  \or  und  wird 
von  Legge  (S.  60,  208,  2.53,  2.56.  "2613)  mit  e.xcelloiice.  excellent  •>\oi-trpfI'linh"  übersetzt. 
-     ^.    gebraucht  für  .^M  . 

'  ^Ira"  I^f*''  -^"^'l™''k  ^,\%.  "'•'<'  '^o"  Cha\annes,  MH  11/444  in 
anderem  Zusanmicnliaiig  mit  »les  braM^s«  übersetzt,  ^h  kommt  bei  Meng  tse  in 
dem  Ausdruck  ^h  Jtk  zur  Bezeichnung  eines  Gelehrten  mit  hervorragenden  Fäliiu- 
keiten  vor  (vs;!.  [Menstse.  Legsje  S.  254  u.  4.Ö4).  4f|  setzt  Couvrour  mit  -12^ 
»ausgezeichnet,  hervorragend«  gleich.  ^^  i^  bezeiehnet  demnaeli  einen  durch  seine 
Fähigkeiten  besonders  hervorragenden  Mann. 

'  ^B  ^'"^  *^'^  Proviirzen,  in  die  das  Keich  seit  der  Ts'in-Zeit  aufgeteilt  war. 
^m  -ind  die  Gebiete  der  Vasallenkönige  W^  -^^  ^P  aus  der  kaiserlichen  Familie 
(Chavannes.  MH  11/530).  Die  ^g  ^^  des  Textes  sind  nach  Yen  Schi-ku  identisrii 
mit  den  ^|J  Y^  •  Xacii  Chavannes.  MH  II  529  ist  Wji^  der  von  Ts'in  Schi- 
Huangti  eingcfühite  Titel  für  Fürsten,  die  durch  die;  Erriclitung  des  Eiiiheitstaates 
ihrer  Selbständigkeit  verhr^tis;  gingen.  Seit  der  Zeit  des  Kai.scrs  AVu  ti  wurde  der 
Titel  geändert   in    i^  14?    oder   ^|JY^,   da    ^nv   der  persönhche  Name  des  Kaisers 

war.     Die  yy[  ^^    hatten   kleine  Lehensgebiete,  in  denen  sie  residierten. 


Seufert:    Urkunden  zur  >taatlicliea  Neuordnung  initer  dei-  Haii-rJyna^tie.        ]  r) 

Ihr,  ihr  Würdenträger,  dürft  in  ehrenvoller  Stellung  euer  Haupt  er- 
heben. Ich  entbiete  euch  (dazu)  meinen  vollen  Glückwunsch.  Nun,  ihr 
Würdenträger,  strengt  den  Scharfsinn  eures  Denkens  an!  Ich  geiuhe,  Ge- 
hör zu  schenken  und  Fragen  zu  stellen. 

Ich  habe  vom  Wandel  der  »fünf  Kaiser  ^  und  »drei  Herrscher«  gehört ': 
sie  verbesserten  die  Staatseinrichtungen,  schufen  eine  Musik,  und  damit 
war  das  Reich  in  Harmonie  und  Frieden.  Die  (nachfolgenden)  zahlreichen 
Herrscher  schlössen  sich  ihnen  an.  Solange  die  Musik  des  Yü  (Schun) 
herrschte,  stand  die  Schao-Musik  -  in  höchster  Blüte,  zur  Zeit  der  Tschou- 
Dynastie  die  Tscho-Musik '.  Als  die  heiligen  Herrscher  gestorben  waren, 
gerieten  die  Weisen  der  Glocken  und  Pauken,  Flöten  und  Saitenspiele 
noch  nicht  in  Verfall,  aber  ihr  großes  Grundgesetz  (tao)  schwand  dahin 
und  sank  herab*.  Als  vollends  Kie^  und  Tschou"  auftraten,  war  das 
•  Herrschergrundgesetz« "  völlig  zerrüttet. 

In  der  Zwischenzeit  von  500  Jahren  *  gab  es  doch  zahlreiche  Fürsten, 
die    an    der  Kultur  festhielten,    zahlreiche  Gelehrte,    die  auf  dem   richtigen 


'  Die  (hei  Herrscher  ^^^'  ^P  sind  hiei-  und  im  Folgenden  die  Hia.  die 
Scliang  (Yin)  und  Tschou,  die  fünf  Kaiser  j51 'm'  ^'"^  ^'®  diesen  a  orausgehcnden 
fünf  Herrsclier.  deren  Reilie  rnit  Yao  und  Schun  schließt.  Über  die  Lelu-c  \^on  den 
^C^jfe  und  den  — '  ^j^,  die  Tung  Tschung-schu  aus  dem  Tsch'iin-ts'iu  ableiter. 
vgl.  Franke.  Studien  S.  227  ff.     In  den  Denkschriften  kommt  sie  nirgends  vor. 

^  ^g  die  Musik  des  Schun.  erwähnt  im  Lun  yü  III/25.  V1I/L3:  XV/10,5 
(Legge  S.  164,  199,  298),  auch  im  Li  ki  (Couvreur  n/68);  wo  ^g  mit  |^  «Fort- 
setzung« (der  Tugend  des  Yao)  erklärt  wird. 

•*  Der  Kommentar  des  Tschang  Yen  (Mitte  des  o.  tlahi'hundert>  n.  Clir.)  \ci- 
\ersteht  unter  Aj  den  Abschnitt  Tscho  ^(j  aus  den  »Opfergesängen«  (h^-  Tschou 
(vgl.  Schi  king.  Legge  S.  606)  und  Yen  Schi-ku  setzt  ebenfalls  Aj  mit  ^b 
gleich.  Diese  Erklärung  ist  offenbar  unrichtig.  Im  Ts'ien  Ilan-schu  Kap.  22. 
fol.  4a  wird  die  Tscho-Musik  als  Werk  des  Herzogs  \on  Tschou  erwähnl :  »König 
^Vu  schuf  die  Wu-Musik.  der  Herzog  von  Tschou  die  Tscho-IMusik.  Tsclio  bedeutet, 
daß     man     (daraus)     die  Grundwahrheiten     der  Vorfalu-eu    sch('ij)fen    kanii'>    ^pT  3E 

I    Den    Ausdruck    1^^    lii'f   Cliavanm-s.  ?»IH1II  J22.   Anm.  2  erklärt. 

'    ''^'''    ^^    '""^    *''^^'    ''^'f^^''  DciTschei-  (\<-\-  Hia-Dynaste.   oesiüi/.l    \on  Tsch  ciii;- 

'•  Tschou  Sin  -^.4^  ist  der  lelztr  ilei-i'scjier  der  Yin-Dyna>tic.  ^vstiir/t 
\om  König  Wu    ^r  ^F  • 

•  ^J^  i^  und  ebenso  ^g  i>i  niangci>  eines  \  öllig  adä(iuaten  (liMii>clien 
Ausdrucks  je  nach  dem  Zusammenhang  xcrscliieden  wii'dergegeben. 

*'  Die  Periodisierung  der  Geschichte  in  Abschnitte  \on  je  .'HMt  .lalircn.  an 
deren  Anfang  ein  heiliger  Herrscher  steht  und  in  deren  Verlauf  einzelne  t'ür  ihre 
Zeit  bedeutende  Mäinier  auftreten,  findet  sieh  liei  Meng  tse  II  B/1H..S  und  VIT  B/;>S 
(Legge  S.  232  und  .'lOI), 


1  I  >         ^>i'  11  l'i  Tl ;    l   iknn<lt'ii  /iii'  ^i.iMilicIicn  X.ihm  iIihiiil;  iiiiicr  lin   I  Lin-1  )\ii.i>iii'. 

W'l'ü«'  ItlirluMi.  Hill  ilii-  .lili'  ilciii  \  orliilil  dir  \  cinnu^t'in'ii  I  IciTsclicr  Inliit'ii 
wiillh'ii.  IHM  il;iiliii eil  iliir  /('i(  /ii  li;ii>iii  und  y.ii  scliiniii'n.  I'iid  dorli 
w.tii'ii  sio  iiiclil  iiiisliiiidc.  »U'ii  l;ii;lit'li  waclisciidni  NCflnll  /u  wenden.  I»i'i 
den  naidiriiliicndrii  llirix-licrn  r|-.s|  trat  {\\'\-  Stillstand  (des  Xcrlallsl  lin. 
\ii  wtdrlnii  1  iirliciicii  und  lirtiimcrn  lialpcn  sie  harliiiickiii  (i'sliicliallcn. 
dai.>  sif  dii"  lüiilit'itliclikcil  \  rilorrn .'  I^l  i's  in  der  Tal  si».  daß.  wrim  der 
lliiniii''!  M'iiii'  Mosliiiiiminu  siiiiii^l.  man  iiiilil  wieder  iiinkf^lircn  kann. 
SDiiderii  sie  weiter  veriiilueii  iniil.^  Iii^  /um  \("illi^:en  \  erl'all  und  dann  erst 
i\%'y   StilLslaiid    einliilt  .' 

l'iirwalii-I  Sollte  alle  Snrirlall  his  ins  Kleinste,  alles  >Aurstelieii  am 
iVülien  Mc»ri;i'n  und  Sclilarenueheii  in  später  Naelil  •  '.  aller  l'.iler.  dem  \'(>r- 
liild  des  Altertums  nacli/ld;iimmeii.  w  iiklieli  oliiie  \ut/<'ii  j;evveseii  sein!' 
W'iirin  liestelit  denn  die  Keijlaiihigimf;.  daß  die  drei  l)\  nastion '^  den  .ViiC- 
traji  des  HinniK'ls  emptanüeii  liahen'.'  Welches  ist  die  l'!iitsteluin,i>sursaclii' 
der  1 'mw  ;i!znni:eii  diireli  Ileimsiielinniien  und  Noriiiw  idrigk<'i(en  '.  \'nn 
di-r   Natui'   »ler    .\iilaiie    und    Hestimmiiiiii  mau    ''s    iViilier  Tod   oder  hohes 

.Mter  sein,  Heivensuiite  oder  ( iesiiiiiimp;sroliheii  '  plleire  ich  mir  die  K«'nn- 
/.ejclien  zu  vernehmen,  alter  noeli  hin  i<'li  nicht  aulgeklärt  über  ihr  inneres 
<iesetz. 

Mein  Bestiehell  \y\  doch  niif.  daß  jiiiter  l'-intluß  ausströme  und  die 
Uel'ehle  sieh  diirehset/.cn.  die  .'^traleii  leicht  s<"ieii  und  das  Vei'hrecheii  <n'- 
liessert  werde,  daß  das  ^aiize  N'olk  in  Harmonie  und  Kn'iide  lehe  und 
die   Hegierunjistätigkeit   üherallhin   deutlich   wei.h  . 

Was  muß  ich  vervollkommnen,  was  /um  <ilanz  bringen,  daß  der 
segen.spendende  Tau  herabralle.  dii'  hundert  (letreidearten  gedeihen'^',  die 
I  Wirkung  der)  lugend''  das  ganze  Reich  durchdringe  und  dii-.  (lüte  sich 
au-^deline  auf  ibe  Pflanzenwelt,  die  drei  llimmelsleuchten  ohne  \'erdiiiik- 
liing,  Kälte  und  Hitze  ausgeglieh(Mi  seifii.  daß  wir  den  Segen  des  Himmels 
empfangen  '  und  uns  des  wirksaintni  Einflusses  dej' tieister  undiiötter  erfreuen  '* 
Daß  Tugend  und  (iüte  überströmend  sieh  ausbreite,  begnade  die  Länder 
außerhalb   des  (iinmittell)aren)  ( iebiets  "^   und   alle  Lebewesen   mit    eiidje/iehe!' 

■  Zitat  aus  Schi   kiiii^:  (Legge  S.  .'>l"Ji. 

-  —  /T-P"  ,    die  Hia-1)\  iiastic.   die  Scliaiitr-  udei    ^'111-!  )\  naslic  iiikI  Hie  TncIkiii- 

1  »\  iiMstic  (Vgl.  S.  LS  .Viiiii.  li. 

"•  Zur  t^hersetzung  s.  Franke.  Studien  S.  'J^ti. 

'  Zur   ('bersctzung  s.  Franke.  Sriidieii   S.  UM. 

■'  fif  S^  •     (Icwühnlicii    ist   iiui-  von  5^^!^    ihr  K'rdc.    Dii^sc  sind  ;  dei-  K'ri^ 

lirj  ,    klcl)ii<re    Ibise     ^,    llii>e    i^H  ,    Weizen     ^.    und    üninnii     ijf  .      Mit         { 

•5;^  siiifl  üreiiieint  :  Reis,  klehiiirc  Iliise  und  1  liilsenfiiiclitc.  I'.ei  jeder  dieser  drei 
-Vrteii  weiden  20  L'ntciaitcn  uutciscliicd(*ii.  Zu  diesen  die  "_*()  Arten  \  011  IJauiiifnic-Jiten 
lind  die  -0  .\rten  (M-nnise  «riht  die  .diuiidcrt  Friiclitarten«  ^* '^^  (s.  IVtiINni. 
Allusioiis   litteraires  S.  28.")). 

'■    Zur   (  l)er.setzung  s.  Franko.   Studien   S.  2H2. 

•    Zitat   aus  Solii   kiiig  (s.  Legge  S.  R7.').  886.  4(T<b. 

"    '/au-   (  liersetzunsf  s.  F''rai)ke.   Studien   S.  'J'JL   .\iiiii.  I. 


Spufert:   Urkunden  zur  staatlichen  Neuordnung  unter  der Han-Dynastic.        17 

Ihr  Würdenträger  kennt  das  Werk  der  alten  Heiligen,  ihr  seid  ver- 
traut mit  den  Wandlungen  der  Sitte  und  Bildung,  dem  Gang  der  Entwick- 
lung. In  Forschung  und  Lehre  beschäftigt  ihr  euch  schon  lange  mit  der 
erhabenen  Rechtlichkeit,     Stellt  sie  ans  Licht,  um  mich  zu  unterweisen! 

Trennt  nach  Inhaltsgruppen  in  einzelne  Abteilungen,  bringt  nichts 
durcheinander  und  zieht  nichts  zusammen,  wählt  es  aus  der  Lehre  aus 
und  zieht  sorgsam  die  Konsequenzen ! 

Sollte  es  etwa  Unredlichkeit,  Unaufrichtigkeit,  Unzuverlässigkeit,  Un- 
zulänglichkeit, Unehrlichkeit  in  der  Verwaltung  der  Staatsgeschäfte  geben, 
so  schreibt  es  auf,  ohne  etwas  zu  vernachlässigen.  Macht  den  Anfang  bei 
meiner  eigenen  Person;  doch  seid  ohne  Sorge,  daß  euch  nachher  Schaden 
erwachse.  Setzt  alle  Soi'gtalt  darein,  ihr  Würdenträger,  und  haltet  nichts 
geheim.     Ich  in  eigener  Person  werde  es  prüfen. 

Erste  Denkschrift. 

Tung  Tschung-schu  antwortete  darauf: 

Eure  Majestät  haben  Ihre  hohe  Gesinnung  sprechen  lassen  und 
haben  in  einem  ausgegebenen  weisen  Ei'Iaß  n  ch  dem  \'erhältnis  von 
himmlischer  Bestimmung  und  menschlicher  Anlage  gefragt.  Das  alles  über- 
steigt den  Bereich  meiner  geringen  Fähigkeiten. 

Doch  erlaube  ich  mir  zu  sagen':  Ich  habe  im  Tsch'un-ts'iu  die 
Geschichte  vergangener  Zeiten  durchforscht  und  das  Verhältnis  von  Himmel 
und  Menschheit  betrachtet,  ein  die  höchste  Ehrfurcht  lehrendes  Tun. 
Wenn  eine  Regierung  in  das  Verderben  des  Abkommens  vom  richtigen 
Wege  zu  geraten  droht,  dann  sendet  der  Himmel  vorher  Heimsuchungen 
und  Unglücksfälle,  um  sein  Mißfallen  kundzutun.  Weiß  man  dann  noch 
nicht  in  sich  zu  gehen,  so  sendet  er  abermals  seltsame  Normwidrigkeiten, 
damit  hierdurch  eine  Warnung  gegeben  und  Furcht  eingeflößt  werde. 
Weiß  man  auch  dann  noch  keine  Besserung  herbeizuführen,  dann  wird 
das  Veiderben  zum  Äußersten  kommen.  Man  sieht  hieran,  daß  des 
Himmels  Herz  die  Güte  ist,  daß  er  den  Fürsten  liebt  und  seinen  Ver- 
irrui'gen  Einhalt  tun  will.  Ist  es  nicht  ein  Zeitalter,  in  dem  das  Rechte 
völlig  zerstört  ist,  so  müht  der  Hinrmel  sich,  es  zu  erhalten  und  ihm 
Frieden  imd  Unversehrtheit  zu  gewähren^. 

Es  kommt  nur  auf  das  Sichanstrengen  an,  auf  sonst  niehts.  Strengt 
man  sieh  an,  sich  zu  bikLn,  so  wird  die  Erfahnrng  umfassend  und  das 
Wis>en  gewinnt  an  Klarheit.  Strengt  man  sich  an  im  recht' n  Lel'Cns- 
wandel,  so  erhöht  sich  die  innere  Kraft ^  von  Tag  zu  Tag  und  man  bringt 


'  Bescheidene  Einführung  der  eigenen  Meinung,  w  örtlich  :  ich  entscheide  mich 
ehi'fnrchtsvoll  dahin. 

-    Franke,  Studien  S.  24.'!. 

^  Die  Bedeutung  von  -j'fii  im  einzelnen  Fall  ist  vcr-schicdcir  wieder-gegeben ; 
sie  ist  aber  immer  abgeleitet  von  der  Gr-undbedeutung:  Verwirklichung  dos  inner-en 
Wesensgesetzes   (^^)  in  der  Er'scheinung. 

Mitt.  d.  Sem.  f.  Orient.  Sprachen.   1922.   I.  Abt.  2 


1  (^        Seufi'iM  ;   Urkuiidfii  /.»ji- >t;iatliclit;n  Nctuirilimiii:  uiiici' ilor  Hari-Dyiiastif. 

es  ZU  großer  Leistiinj;.  Diircli  dies  ülles  k;inii  rii.iii  es  schnell  wieder  /.iir 
Höhe  l)i-in<xfii  '  und  etwas  ^^)I•l)illllielles  aurstelleii. 

Im  Selii  kiiig  heißt  es:  "NinuniT  iniißii;.  iVüli  und  spät«''  und  im 
Schu  Iving  stellt:  •  Nui-  eilVii;,  eilVigl"  '.  AHes  handelt  \()n  diesem  Sirli- 
anstrengen. 

Die  Norm  (fau)  ist  das,  vvodureh  man  anl'  den  Weg  des  Uegierens 
gelangt.  Herzensgüte,  Hechtlicldveit,  reehte  I'orm  und  Musik  sind  sämt- 
licli  die  AVerkzeuge  hierbei*.  So  hatten,  als  (He  heiligen  Herrseher  sehon 
gestoj-ben  waren,  doch  die  Söhne  und  Enkel  Dauer  und  Bestand,  P^iicden 
und  Ruhe  während  Hunderten  von  Jahren.  Das  ist  alles  di<'  Wirkung  der 
rechten  Formen,  der  IMusik,  der  Lehre  und  Bildung. 

Ehe  ein  Herrscher  eine  eigene  Musik  schafft,  folgt  er  der  Musik  der 
iVüheren  Herrscher,  die  zu  den  Zeitverhältnissen  paßt,  und  damit  läßt  er 
Lehre  und  Bildung  tief  eindringen  in  das  Volk.  Wenn  der  Geist  der 
Lehre  und  Bildung  nicht  zur  Wirklichkeit  wii'd,  dann  kommt  die  Musik 
der  »Fcstlieder«  und  >•  Opfergesänge«  ■'  nicht  zur  Vollendung.  Wenn  ein 
Herrscher^  sein  Werk  vollendet  hatte,  dann  schuf  er  eine  Musik''.  In  der 
^lusik  verschaffte  er  seinem  Wesen  Ausdruck.  Die  Musik  ist  es,  mit  der 
man  die  Geistesrichtungen  des  Volkes  wandelt  und  die  Sitten  des  Volkes 
verfeinert.  Durch  sie  ist  die  Wandlung  des  Volkes  leicht,  durch  sie  wird 
die  Verfeinerung  der  Menschen  offenbar**.  Denn  die  Töne  äußern  sich 
in  der  Harmonie  und  wurzeln  im  Gefühl.  Sie  dringen  in  Fleisch  und 
Haut  und   bergen    sich  in  Knochen  und  Mark".     So  mag  zwar  die  Norm 


1  Yen  Schi-ku  erklärt  iS  mit  »in  rascher  Wendung«  j^j^i^'fni'  ^"^^ 
Wörterbuch  \on  K  ang-hi  gibt  unter  Heranziehung  obiger  Textstelle  für  irs  die 
Bedeutiuig   i^  . 

-    Schi  king  (Legge  S.  543j. 

3  Das  Wörterbuch  von  K'ang-hi  gibt  als  (^)uc!le  für  diese  Stelle  trotz  der 
Einleitungsformel  ^^  R  die  obige  Denkschrift  an  imd  erklärt  »-j^  mit  'Iw  »an- 
feuern, Anstrengungen  machen«  (Couvreur).  In  dieser  Bedeutung  kommt  *2^  rE 
^■^  afe  im  Schu  king  (Legge  S.  74)  vor.  Über  die  Herkunft  dieses  Zitats  vgl. 
S.  20  Anm.  L 

*    Franke,  Studien  S.  126,  Anm.  2. 

^  Zur  Übersetzung  s.  W^ilhelm,  Lun  yü  IX/l-l:  »Fcstlieder«  ^ffi  und  "Opfer- 
gesänge« ^M  sind  Texte  des  heutigen  Schi  king.  Zur  Stelle  vgl.  Schi  ki  Kap.  20 
fol.  Ib:  Daher  sagt  man:  »Wenn  die  Weisen  der  »Festliedcr«  und  -  Opfergesänge« 
den  leitenden  Einfluß  haben,  dann  ist  das  Volk  in  Ordnung«  j^^T^'^^M'^ 
^  ^  Ifll  S  IE   (^-  Chavannes,  MH  III  232). 

''  ^T^  >•  Zentralherrscher«.  In  diesem  Sinne  ist  die  Übersetzung  »Herix^her«' 
im  Folgenden  stets  gebraucht. 

^    Dieser  Satz  wörtlich  ebenso  im  Li  ki  (Couvreui'  11/62,  §  26). 

s    Ähnliche  Ausführungen  im  Li  ki  (Cou\Teur  11/71,  §7). 

^  Dieser  Gedanke  ist  weiter  ausgeführt  bis  auf  die  Wii-kung  der  einzelnen 
Töne  auf  die  einzelnen  Teile  des  Körpers  im  Schlußabschnitt  des  24.  Kapitels  im 
Schi  ki,  vgl.  Chavannes,  MH  UI/290ff. 


Seufert:   Urkunden  zur  staatlichen  Neuordnung  unter  der  Haii-Dynastic.        19 

(tao)  des  Herrschers  schon  Abschwächung  und  Einbiisse  erlitten  haben, 
aber  die  Weisen  der  Flöten-  und  Saitenspiele  sind  doch  noch  nicht  in 
Verfall  geraten.  So  zum  Beispiel  übte  Yü  (Schun)  schon  längst  nicht  mehr 
die  Regierung  aus,  und  seine  Musik,  seine  Opfergesänge,  sein  hinter- 
lassener  geistiger  Einfluß  blieb  doch  gleichsam  erhalten.  Daher  konnte 
Konfuzius,  als  er  in  IVi  war,  die  Schao-Musik  vernehmen '. 

Nun  gibt  es  keinen  Fürsten,  der  nicht  Frieden  und  Dauer  ersehnte 
und  Gefahr  und  Untergang  verabscheute.  Wenn  es  aber  trotzdem  sehr 
oft  vorkommt,  daß  die  Regierung  in  Unordnung  gei-ät  und  das  Reich  in 
Gefahr  kommt,  (so  rührt  dies  daher,  daß)  die  beauftragten  Männer  nicht 
die  richtigen  und  die  befolgte  Noi-m  nicht  die  rechte  war.  Deshalb  mußte 
die  Regierung  täglich  mehr  hinsinken  und  zugrunde  gehen. 

Die  Norm  der  Tschou-Dynastie  verfiel  unter  den  Königen  Yu  und 
Li^.  Aber  nicht  die  Norm  selbst  wurde  zunichte,  sondern  Yu  und  Li 
richteten  sich  nicht  nach  ihr.  Als  die  Herrschaft  auf  Süan^  kam,  der 
seinen  Sinn  auf  die  Tugend  der  vorigen  heiligen  Herrscher  richtete,  da 
wurde  der  Stillstand  wieder  behoben,  die  Verderbnis  gebessert  und  das 
verdienstvolle  Werk  des  Königs  Wen  wieder  ans  Licht  gebracht.  Die 
Norm  der  Tschou  erhob  sich  wieder  in  strahlendem  Glanz.  Die  Sänger 
(des  Schi  king)  feierten  ihn  und  sangen:  »Der  erhabene  Himmel  schützt 
ihn,  er  läßt  ihm  treff'liche  Heller  erstehen.  Die  folgenden  Geschlechter 
lobpreisen  ihn  bis  heute  ohne  Aufhören«*. 

Das  ist  der  Erfolg  des  rechten  Handelns  »vom  frühen  Morgen  bis 
in  die  späte  Nacht  ohne  Unterlaß«  ^  Konfuzius  sagt:  »Die  Mensehen  ver- 
mögen die  Wahrheit  groß  zu  machen,  nicht  die  Wahrheit  macht  die 
Menschen  groß«^  So  hängt  also  Ordnung  und  Verwirrung,  Verfall  und 
Blüte  von  der  eigenen  Person  ab,  und  nicht  verhängt  der  Himmel  ein 
Schicksal,  das  man  nicht  wieder  wenden  könnte.  Infolge  der  Torheiten 
und  Irrtümer,  an  denen  man  hartnäckig  festhält,  geht  die  (rechte)  Einheit- 
lichkeit verloren. 

Ich  habe  gehört:  Wenn  der  Himmel  einen  hoch  begnadet,  daß  er 
ihn  zum  Herrscher  beruft,  so  muß  etwas  geschehen,  was  keine  Menschen- 
kraft herbeiführen  kann  und  was  von  selber  eintritt.  Das  ist  die  Be- 
glaubigung  für   den  Empfang   des   himmlischen   Auftrags^.     Die    Leute    im 


1    Lun  yü  VII/13  (Legge  S.  199). 

^  König  Yu  »der  Finstere«  regierte  von  781 — 771,  König  Li  »der  Schreck- 
liche von  878—841,  vgl.  Meng  tse  (Legge  S.  293). 

■'  König  Süan,  827 — 782,  von  den  Regenten,  den  B'ürsten  von  Tschou  j^ 
und  Schao    j3 ,    auf  den  Thron  erhoben,  führte  eine  gute  Regierung. 

'  Verse  dieses  Wortlauts  stehen  nicht  im  Schi  king.  Inhaltlich  nahestehend 
sind  Verse  aus  einem  Liede  des  Schi  king  auf  König  Wu  (Legge  S.  4G0). 

•''    Zitat  aus  Schi  king  (Legge  S.  54(3). 

«    Zitat  aus  Lun  yü  XV/28  (Legge  S.  302). 

"  Vgl.  dazu  Meng  tse  V.  A/6,2  (Legge  S.  359):  »Was  ohne  menschliches 
Zutun  geschieht,  stammt  vom  Himmel ;  was  ohne  menschliches  Retreihon  eintrifft. 
ist  Bestimmung"    (nach    Wilhehii,  Mong  dsi  S.  107). 


20        Seil t'i-  IM  :    Urkmiilcii  /in-  ••Matliclu-ii  NfUdrdmiii!^  iinifr  iIit  1  Ian-Dvn;isiir. 

ÜJinziMi  Hcii'li  wciidon  sicli  iliiii  rimiiütii;  /.ii.  wie  iii;iii  sirli  v.u  V;it(M'  und 
Mutter  wontli't.  Dann  stclliMi  sirli  dir  ^lüclvliclicii  /ficlicii  des  llinmicls 
t\cv  Wnliilieit  füllend  ein. 

Ini  Sehn  kinj^  lieißt  es:  "Kiii  weißei-  Fisch  spran«;  in  des  Könif^s 
Boot.  Ein  FeiitT  l^ani  auf  des  Königs  Haus  und  zerfloß  wi  Gestalt  eines 
Haben»'.  Das  ist  die  Ueghiubigun«»;  i'ür  den  Kmpfang  der  hiiniulisclien 
Hestinuuuug.  Per  Herzog  von  Tschou  viel":  'Kifrig,  eilrig!"'  Konfuzius 
sj)rarh:  Die  Tugoiul  Itleiht  nicht  einsam,  sie  findet  immer  Menschen,  die 
sich  ihr  zugesellen"'-'.  Das  alles  ist  der  Krfolg  von  Mehrung  des  fintcn 
und    Häufung  der  Tugend. 

Dann  unter  den  späteren  Geschlechtern  kam  Zügellosigkeit,  Lässigkeit, 
N'erfall  und  Schwäche:  man  war  nicht  mehr  imstande,  die  JMeuschheit  ein- 
heitlich zu  oi'dnen.  Die  Lehensfürsten  wandten  sich  ah  und  empörten  sich. 
Sie  mißhandelten  und  bedrückten  das  brave  Volk  in  ihren  Streitigkeiten 
um  Land.  Läßt  man  (im  Reich)  die  Lehren  der  Tugend  verkümmern  und 
wendet  statt  dessen  Strafen  an  (zur  Lenkung  des  Volkes),  und  treffen  dann 
die  Strafen  nicht  die  Schuldigen,  so  entstehen  üble  Stimmungen.  Häufen 
sich  aber  die  üblen  Stimmungen  bei  den  Unteren  an,  so  werden  Rache- 
gefühle  genährt  gegen  die  Oberen.  Sind  die  Oberen  und  Unteren  nicht 
in  Einklang  miteinander,  so  geraten  das  i/in  und  i/ang  in  Widerstreit,  und 
widernatürliche  Zeichen  von  übler  Vorbedeutung  treten  hervor.  Das  ist  die 
Entstehungsursache  der  ungewöhnlichen  Erscheinungen  und  Katastrophen^. 

Ich  habe  gehört:  Bestimmung  ist,  was  der  Himmel  anordnet:  Anlage 
ist,  was  den  Stoff  des  Lebensvorganges  bildet;  Regung  ist,  was  des  Menschen 
Begehr  ausmacht.  Mag  es  früher  Tod  oder  hohes  Alter  sein,  Herzensgüte 
oder  Gesinnungsrohheit,  wie  der  Ton  und  das  Metall  vom  Töpfer  und 
Erzgießer,  so  werden  sie  alle  geformt.  Aber  die  ungemischte  Reinheit  kann 
man  nicht  heimstellen,  denn  was  geboren  ist,  geht  aus  Ordnung  und  Chaos 
hervor,  darum  ist  es  nicht  einheitlich''. 

Konfuzius  sagt:  »Das  Wesen  des  Herrschers  ist  der  Wind,  das  Wesen 
der  Geringen    ist  das  Gras.     Das  Gras,  wenn   der  Wind   darüber  hinfährt. 


*  Beide  Zitate  sind  nicht  im  heutigen  Text  des  Scliu  king  enthalten, 
sondern  sie  gehören  zu  den  Fragmenten  des  in  der  Han-Zeit  gebräuchlichen  Schu  king- 
Textes.  Sie  finden  sich  mit  kleinen  Abweichungen  im  Schi  ki  Kap.  4,  fol.  3b  ft". 
(Chavannes,  MH  1/226)  und  bei  Legge  (Schu  king  8.  298)  als  Wiedergabe  aus 
Kiang  Scheng's  Schang  schu  tsi  tschu  yin  schu  fp^  ^g- :^^  nX 'S  l^lC  '  ^^^'' 
den  chinesischen  Kommentatoren  bedeutet  der  weiße  Fiscli,  der  in  das  Boot  des 
Königs  Wu  sprang,  den  Übergang  des  Reiches  von  der  Yin-Dynastie  (deren  Farbe 
weiß  war)  an  die  Tschou-Dynastie.  Da  ferner  rot  die  Farbe  der  Tschou,  der  Rabp 
das  Symbol  der  kindlichen  Pietät  ist,  so  wird  die  wunderbare  Erscheinung  des  F'euers 
und  des  Raben  gedeutet  als  ein  Beglaubigungszeichen  an  König  Wu,  daß  er  im- 
stande sei,  das  Werk  seines  Vaters  Wen  fortzuführen  (vgl.  Chavannes,  MH  I/22(i, 
Anm.  1  u.  2). 

2    Zitat  aus  Lun  yü  IV/2Ü  (Legge  S.  172). 
•''    Franke.  Studien  S.  190. 

*  Franke,  Studien  S.  194/195. 


Seufert:   Urkniulen  zur  staatliehen  Xeuoidiiiiiit!;  imror  dn- Haii-Dviiastie.        21 

muß  sich  beugen«!.  §0  wandelten  Yao  und  Scliun  in  Tugend,  und  das 
Volk  hatte  Herzensgute  und  hohes  Alter,  Kie  und  Tschou  wandelten  in 
Grausamkeit,  und  das  Volk  hatte  Gesinnungsroheit  und  frühen  Tod.  Denn 
die  Oberen  bilden  die  Unteren,  und  die  Unteren  folgen  den  Oberen  gerade 
so  wie  Ton  auf  der  Töpferscheibe,  den  der  Töpfer  nach  seinem  Beheben 
gestaltet,  oder  wie  Metall  in  der  Gußform,  in  der  es  der  Erzgießer  nach 
seinem  Belieben  gießt.  »Er  gibt  ihnen  Frieden  und  sie  kommen  herbei: 
er  treibt  sie  an  und  sie  sind  in  Harmonie--.     Das  ist  gemeint. 

Ich  erlaube  mir  zu  sagen:  Im  Text  des  Tsch'un-ts'iu  habe  ich 
nach  dem  Prinzip  der  wahren  Königsherrschaft  geforscht  und  habe  es  ge- 
funden bei  dem  Worte  tscheng  (richtunggebend).  Tscheng  folgt  auf  wang 
(Herrscher)^  und  icang  folgt  auf  tscKiin  (Frühling).  TscKun  bedeutet,  was 
der  Himmel  schafft,  tscheng  (richtunggebend)  bedeutet,  was  der  Herrscher 
schafft.  Der  Sinn  dessen  ist:  Von  oben  empfängt  er,  was  der  Himmel 
schafft,  nach  unten  hin  macht  er  das  so  Geschaffene  richtunggebend.  Das 
ist  einfach  das  Prinzip  der  wahren  Königsherrschaft ^. 

Wenn  also  der  Herrscher  Geltung  haben  will,  so  muß  er  seinen 
Ausgangspunkt  beim  Himmel  suchen.  Das  Wesentliche  der  göttUchen 
Ordnung  beruht  auf  dem  //in  und  dem  gang.  Das  gang  ist  »die  schaftende 
Kraft",  das  gin  »die  zerstörende  Kraft«*.  Die  zerstörende  Kraft  bestimmt 
das  Töten,  die  schaftende  Kraft  bestimmt  das  Erzeugen.  Darum  hat  das 
gang  seinen  Ursitz  im  großen  Sommer'  und  seine  Tätigkeit  besteht  darin, 
zu  erzeugen,  zu  nähren,  zu  unterhalten,  zu  mehren.  Das  gin  hat  seinen 
Ursitz   im   großen  Winter^    und   sammelt   im  leeren,    nicht  wirkenden  Ort. 


1  Zitat  aus  Lun  yü  XlI/19  (Legge  S.  259).  t'^bersetzung  von  Wilhehn 
(Kuiig  futse  Gespräche  1910,  S.  128). 

2  Im  Text  steht  ein  wörtliches  Zitat  aus  Lun  yü  XIX/2.Ö.4  (Legge  S.  349) 
ohne  als  solches  gekennzeichnet  zu  sein. 

^  Die  Ausführung  knüpft  an  den  Anfang  des  Tsch'uii-ts'iu-Textes  Yin  kung 
yT*  4E  ^^  ^F  Yp  El  an  und  leitet  aus  der  Stellung  der  Zeichen  im  Text  das 
innere  Beziehungsgesetz  der  einzelneu  darin  erwähnten  Faktoren  alj.  Die  Aus- 
führungen sind  ein  31usterbeispiel  für  scliolastische  Auslegekunst.  Zur  Stelle 
vgl.  Franke,  Studien  S.  301/302  und  301,  Anm.  1.  Über  die  Bedeutung  der  Schluß- 
partikel TT  ßH  handelt  G.  v.  d.  Gabelentz,  Chincs.  Grammatik  §1278  S.  468 
und  Legge  zu  Lun  yü  VII/18  (S.  201). 

'    Übersetzung  von    |iS.   und    fl-|J    nach  Franke.  Studien  S.  191. 

■'  In  ~tC  ^  und  ~TC^^S*  wäre  -vT  sinngemäß  mit  »kosmisch«  wiederzu- 
geben, denn  mit  »Sonuner«  und  »Winter"  sind  hier  kosmische  Zeiten  gemeint.  Das 
P'ei  wen  yün  fu  wie  das  P' ing  tse  loi  pi  en  geben  unter  "TT  B^  ("»d  ~TC^*) 
nur  diese  Stelle  aus  der  Lebensbeschreibung  des  Tung  Tschuiig  schu.  Die  übrigen 
angeführten  Stellen  beziehen  sich  auf  den  Tanz  Ta-hia  oder  den  Völkernameu  Ta-hia. 
—  Die  hier  vertretenen  Anschauungen  la.ssen  sich  mit  den  im  Tsch'un-ts'iu  fan  lu 
gegebenen  (Franke,  Studien  S.  191  iV.)  nicht  zusammenbringen:  es  liegt  hier  offenbar 
eine  andere  Wendung  seiner  metaphysischen  Spekulationen  vor,  die  mit  der  Zwei- 
teilung arbeitet. 


2*2        StMifrrt :   ITrkuiidcn  zur  staatlichen  N'cudnlimiiü;  unter  der  llan-Dyiiastio. 

Daraus  Uann  man  tM'solicn,  (ial.i  der  lliiniiicl  sicli  aiit  die  schafTende 
Kraft  stiit/,t  iiiid  iiiclit  auf  die  /ci'stüi'ciuk'  Kraft.  Der  Ilimnul  läßt  das 
ynitij  licrvortrctoii,  sich  auf  der  Oltcrlläclie  verbreiten  iiiul  das  Werk  des 
Jahres  bestiiniiien.  Kr  laßt  das  /////  zuiiicktriten,  sich  heiinlieh  bergen  in 
der  Tiefe  und  zu  bestinnnten  Zeiten  hervortreten,  um  das  yony  zu  unter- 
stützen. Wenn  das  i/ontj  nieht  die  Hilfi'  des  i/in  beUomnit,  so  ist  es  auch 
nicht  imstande,  alli'in  das  Werk  des  .lahres  zu  vollenden  '.  So  iK-niht  th  r 
HegrilV  des   i/aiuj  auf  der  Vollendung  des  .lahrrs'^ 

Das  ist  der  Plan  des  Iliminels.  Der  Herrscher  nimmt  drii  Plan  des 
Himmels  auf  und  geht  damit  seinen  Angelegenheiten  nach.  Daher  soll  er 
sich  auf  die  Lehren  von  der  (schanenden  Kraft  der)  Tugend  und  nicht  auf 
die  (zerstörende  Kraft  der)  Strafen  stützen  ^.  Auf  Strafen  kann  man  sich 
nicht  stützen,  tun  die  Welt  zu  oidnen.  so  wenig  als  das  yin  die  Stütze  für 
die  Vollendung  des  Jahres  sein  kann.  Wenn  man  (also)  in  der  Kegierung 
sich  nur  auf  Strafen  stützt,  so  ist  man  nicht  in  Übereinstimmung  mit  dem 
Himmel.  Daher  wollte  keiner  von  den  (heiligen)  Herrschern  des  Altertums 
so  handehi.  Wenn  man  nun  die  Beamten  l)eseitigt,  die  für  die  Lehre  von 
der  Tugend  der  alten  Herrscher  sorgen,  und  allein  Angestellte,  die  das 
Recht  handhaben,  verwendet,  um  das  Volk  zu  regieren,  hat  das  etwa  nicht 
die  Bedeutung,  daß  man  sich  auf  die  Strafen  stützt?  Konfuzius  sagt:  »Keine 
Belehrung  ausüben  und  doch  töten,  das  heißt  Grausamkeit«''.  Eine  grau- 
same Kegierung  ausüben  über  die  L^ntertanen  und  zugleich  verlangen,  daß 
die  Lehren  der  Tugend  das  Reich  bis  an  die  Grenzmeere  erfüllen,  das  ist 
doch  schwer  zu  einem  guten  Ende  zu  bringen. 

Ich  erlaube  mir  darzulegen,  warum  das  Tsch'un-ts'iu  für  i  (eins) 
yi'tan  (Uranfang)  sagt'".  I  (das  Eine)  ist  das,  woraus  alle  Dinge  ihren  An- 
fang herleiten.  Yüan  (Uranfang)  ist  das,  was  die  »Erläuterungen«  (des 
Yi  king)''   als    »groß«    bezeichnen.     Wenn    uun   das  (Jahr)  eins  Uranfang 

^  Das  Gegenseitigkeitsverhältnis  von  ijang  und  yin  ist  weiter  ausgeführt  im 
Tsch'un-ts'iu  fan  lu,  s.  Franke,  Studien  S.  192. 

2  Der  Sinn  des  Satzes  ist  unklar;  vielleicht:  Der  Begriffsinhalt  des  yang 
wird  nur  durch  seine  Leistung  im  Jahresverlaufe  deutlich.  —  Die  Erläutenuigen  der 
chines.  Kommentatoren  zur  Stelle  sind  unbrauchbar. 

3  In  diesen  ganzen  Ausführungen  wird  mit  der  Doppelbedeutung  von  Y^ 
und  ff|J  (im  metaphysischen  System:  schaffende  Kraft  und  zerstörende  Kraft,  im 
ethisch-politischen:  Tugend  [Wirkung  der  Tugend]  und  Strafe)  gearbeitet.  Im  Deutschen 
lassen  sich  die  verschiedenen  Bedeutungen    nicht   in   einem  Worte   zusammenfassen. 

•'    Zitat  aus  Lun  yü  XX/2,  3  (statt  W^   dort  ^^,  Legge  S.  353). 

•'•  Auch  hier  (wie  S.  21.  Anm.  3)  geht  Tung  Tschung-schu  vom  Tsch'un- 
tsiu-Text  aus  »Yin  Kung  yr*riE<'  und  erkl.ärt.  warum  hier  nicht  — •,  sondern 
7C    gesagt   ist. 

•^  Für  die  Erklärung  greift  er  auf  das  Yi  king  zurück.  Der  angeblich  von 
König  Wen  verfaßte  Kommentar  zu  den  64  Hexagrammen  sagt  ziun  ersten :  »K'ien 
(stellt  dar),  was  groß  und  grundlegend,  durchdringend,  günstig,  lecht  und  fest  ist« 
(nach    Legge,    SBE    vok  XVI,   S.  .56),    ^fj  7^)  ^  ^ij  ^-    i»   dem  Kommentar 


Seuf'ort :   Crkunden  zur  staatlichen  Neuordiiuns:  uiitfi-  rler  Han-Dviiastii-.        23 

genannt  wird,  so  achtet  man  darauf,  dem  Anfang  Bedeutung  zu  geben, 
imd  wünscht,  den  Ausgangspunkt  richtunggebend  zu  machen. 

Das  Tsch'un-ts'i  u  schürft  tief  nach  dem  rechten  Ausgangspunkt 
und  nimmt,  indem  es  (ihn)  an  die  Oberfläche  kehrt,  bei  den  Hochstehenden 
den  Anfang.  Wer  also  ein  Gebieter  sein  will,  der  hält  seine  Gesinnung 
recht,  um  seinen  Hof  recht  zu  halten'.  Er  hält  seinen  Hof  recht,  um  die 
Beamtenschaft  recht  zu  halten.  Er  hält  die  Beamtenschaft  recht,  um  das 
Volk  des  Reiches  recht  zu  halten.  Er  hält  das  Volk  des  Reiches  recht, 
um  die  Welt  ringsum  recht  zu  halten.  Weun  die  Welt  ringsum  im  Rechten 
ist,  dann  widerstrebt  niemand  nah  und  fern,  sich  im  Rechten  zu  vereinigen, 
und  gibt  es  keine  üblen  Stimmungen,  die  dazwischen  Verwirrung  stiften, 
so  sind  das  //?"/?  und  das  jjang  ausgeglichen  und  Wind  und  Regen  erscheinen 
zur  rechten  Zeit;  alle  Wesen  sind  in  Eintracht  und  das  zahllose  Volk  ge- 
deiht, die  fünf  Getreidearten  reifen  und  Kraut  und  Baum  steht  in  üppiger 
Pracht;  was  zwischen  Himmel  und  Erde  ist,  wird  übers('hüttet  mit  reichem 
Segen  und  groß  wird  die  Fülle  und  Herrlichkeit.  Was  innerhalb  der  vier 
Meere  lebt,  hört  von  der  Blüte  der  Tugend,  und  alle  kommen  herbei,  um 
Untertanen  zu  sein.  Alle  Gegenstände  von  glücklicher  Bedeutung  kann 
man  herbeiführen,  günstige  Vorzeichen  stellen  sich  dauernd  ein'^.  Und 
dann  ist  die  wahre  Königshen*schaft  vollendet. 

Konfuzius  sprach:  »Der  Phönix  kommt  nicht,  der  Fluß  gibt  kein 
Zeichen  heraus.     Es  geht  mit  mir  zu  Ende«^.     Er   ist   betrübt   im  Herzen. 

21^  jfe  Grundbedeutuiigtii  findet  sich  die  weitere  Erklärung:  »Die  Wörter  ywa//, 
heng,  li,  tschen(g)  sind  die  von  König  Wen  angefügten  Formeln,  um  die  günstige 
oder  ungünstige  Bedeutung  eines  jeden  Hexagramms  zu  bestimmen.  Sie  sind  das, 
was  man  die  »Bestimmungsformeln«  {t'uan)  nennt.     (Das  Wort)  yüan  heißt  groß.  .  .  . 

^^^""tfei  TC  >^  "tfei  (^o'"  Philastre,  Le  Yi-king  8.15).  Legge  erwähnt  in 
seiner  Übersetzung  des  Tsch'un-ts'iu  zu  jr*  ^rF-  (8.4,  Par.  1).  daß  Kung-yang" 
diesen  Ausdruck  nur  als  »erstes  Jahr  des  Fürsten«  S  -4-'  ~^  "vh  rSG  auffaßt, 
während  Tu  Yü  (der  Erklärer  des  Tso  tschuan  im  3.  Jahrh.  n.  Chr.)  darin  den  tieferen 
Sinn  findet,  daß  zwischen  dem  ersten  Jahr  eines  Herrschers  und  den  folgenden 
Regierungsjahren  dieselbe  Beziehung  bestehe,  wie  zwischen  dem  uranfänglichen 
Chaos  und  dem  daraus  hervorgehenden  Kosmos,  daß  also  die  Bezeichnung  des 
ersten  Jahres  mit  giimi  den  Herrscher  von  vornherein  auf  den  Weg  der  Ordnung 
weise.  Die  Stelle  hier  in  der  Denkschrift  zeigt,  daß  diese  »tiefere«  Erklärung 
schon  bei  Tung  Tschuug-schu  vorhanden  ist. 

'  Der  Zusammenhang  ergibt  die  obige  i'bcrsetzung  des  bei  Franke.  Studien 
S.  12*)  angeführten  Zitats. 

2  Gegenstände  von  glücklicher  Bedeutung:  z.  B.  purpui-nes  Gras,  segen- 
spendende Ähre;  günstige  Vorzeichen:  z.  B.  das  Erscheinen  \  on  Phönix  und  Ein- 
horn.    Dazu  vgl.  Franke,  Studien  8.  222  mit  Anm.  4. 

^  Lun  yü  IX/8  (Legge  S.  219).  Der  Vogel  feng  ist  der  sagenhafte  Vogel, 
der  mit  seinem  Weibchen  huang  zur  Zeit  Schun's  sich  in  der  Halle  des  Palastes 
zeigte  und  zur  Zeit  des  Königs  Wen  auf  dem  Berge  Ki  gehört  wurde.  Sein  Er- 
scheinen weist    darauf   hin.    daß    ein    heilieer  Herrscher    den    Thron    inneliat.     Das 


24        Seil  fc  it  ;    ri-kiiM(lfii  7.111'  st;i,itlii-ln'ii  Xi-iiDidiuin:;  uiitcc  dt-i-  I  liin-Dyiiastio. 

(l;iLi  er  zwar  (diircli  si'iiit'ii  iiiiuMfii  W'oit)  iiiistMiidc  wäi'e,  diese  Dini^c 
horbeizurülirt'ii.  aber  soiiio  I*«M-S(tii  (/u)  uci  iiii;  und  niedrig  ist,  als  dal.^  ei' 
ihr  Kommen  eiTeielien  kTniiite'.  Nun  halten  Kiire  Majestät  den  liolien 
Stand  des  Ilimmelssolmes.  An  Reielitiim  liesilzt  Ihr  (alles  innorhalli  der) 
tirenzmeere '■'.  llii-  lial)l  dii'  W'iinle  inne.  die  ihr  Kommen  erreichen  kann, 
ihr  üht  die  Maeht  ans.  die  ansreii'ht,  nni  sie  herhii/iii'i'ilnen.  dazu  hahl 
Ihr  die  AnhiLjen,  die  imstande  siniK  sie  herbeiznfiihicn.  IJnr  Wandel  ist 
erhaben  nnd  Kure  Cinade  reieli  Euer  Wissen  ist  Klar  und  Eure  Absichten 
vortrelVlieh.  Ihr  liebt  das  Volk  und  schätzt  die  Gelehrten.  Das  heißt  ein 
vortrefl'licher  Gebieter.  Wenn  trotzdem  Himmel  und  Erde  noch  nicht  Ant- 
wort gehen  nnd  keine  glücklichen  Vorzeichen  erscheinen,  woher  kommt  das!' 
Immer  wenn  Bildung  und  Lehre  nicht  ausgeübt  werden,  ist  das  Volk 
des  Reiches  nicht  im  richtig  geordneten  Zustande.  Das  Volk  läuft  dem 
Gewinn  nach,  wie  das  AVasser  nach  unten  Hießt.  Dämmt  man  es  durch 
Bildung  nnd  Lehre  nicht  ein,  so  kann  man  es  nicht  halten-'.  Wird  also 
Lehre  und  Bildung  ausgeübt,  und  (dadurch)  Verbrechen  und  Ver-kehrtheit 
aufgehalten,    so  sind   die  Dämme  heil.     Wird  aber  Lehre   und   Bildung   Ijci- 

»Zeicheii«,  das  aus  dem  Fluß  ci'sclieint.  ist  wolil  <'in  Hinweis  auf  die  Sage,  daß 
zur  Zeit  des  Kaisers  Fu-lii  aus  dem  gelben  Fluß  ein  L'nticr  mit  Pferdeleib  und 
Drachenkopf  und  Zeichen  auf  dem  Rücken,  mid  aus  dem  Lo-Fluß  eine  Schildkröte 
mit  einer  Schrift  auf  dem  Rücken  erscliienen  seien,  von  denen  Fu-hi  die  Anregung 
zur  Erfindinig  der  Hexagramme  bekommen  halien  soll.  So  erklärt  Legge  im 
Lun  yü  IX/8  Anm.  (S.  219)  und  in  seiner  Einleitung  zum  Yi  king  (SBE  vol.  XVI. 
S.  14ff.).  Chavannes  (MH  V  41G,  Anm.  \i)  erwähnt  eine  andere  Hypothese,  nach 
der  es  sich  bei  diesen  -»Zeichen«  um  Eingrabungen  prähistorischer  Scliriftzeicben 
auf  Steinplatten  handeln  soll. 

'  Yen  Schi-ku  erklärt  in  der  Glosse:  »Der  Phünix  und  das  Zeichen  aus 
dem  Fluß  sind  Olfenbarungszeichen  des  Herrschers.  Konfuzius  klagt  selt)st  darüber, 
daß  er  zwar  die  inneren  Eigenschaften  (fi^l  j  hat,  aber  nicht  die  Stellung,  weswegen 
sie  nicht  erscheinen  (können)«.  Es  ist  also  nach  altchinesischcr  Anschauung  die 
Verwirklichung  der  idealen  Herrschaft  gebunden  an  das  Vorhandensein  einer  geistigen 
und  sittlichen  Begabung  für  dieses  Amt  (fffl-)  und  den  Besitz  des  Thrones  ("\\f)i 
der  allein  die  Autorität  zur  Durchführung  sozial-ctiiischer  Regelungen  des  Volks- 
lebens gibt.  Vgl.  Tschung  yung  XXVni/4 :  »Selbst  wenn  einer  den  Thron 
innehat,  aber  nicht  die  rechte  Begabung  (fEl)  dazu  besitzt,  so  darf  er  nicht  wagen, 
ein  Ritual  und  eine  Musik  zu  schafTen.  Auch  wenn  er  die  rechte  Begabung  besitzt, 
aber  nicht  den  Thron  innehat,  so  soll  er  ebenfalls  nicht  wagen,  Ritual  und  Musik 
zu  schaffen.«  Zu  diesen  beiden  Faktoren  fügt  im  folgenden  Tung  Tschung-schu 
aus  historischer  Einsicht  nnd  A^erständnis  für  die  Notw^eudigkeiten  der  Staatspolitik 
zur  Verstärkung  noch  eine  dritte  Bedingung  liin/.u:  den  Besitz  ausreichender  Macht- 
mittel zur  Durchsetzung  der  Persönlichkeit. 

2  Vgl.  die  fast  wörtliche  Übereinstimmung  mit  Tschung  yung  XVH/l 
(Legge  S.  399).  Dort  ein  Lobpreis  auf  Schun:  »Seine  Würde  (^@^  anstelle  von  ^ 
des  Texte.s)  war  der  Thron.     An  Reichtum  hatte  er  alles  innerhalb  der  vier  Meere« 

3  Franke,  Studien  S.  197. 


S  e  u  f  e  r  t :  Urkunden  7.ur  staatlichen  Neuordnung  unter  der  Han-Dynastie.       2  5 

Seite  fi;esetzt,  so  daß  Verbrechen  und  Verkehrtheit  sich  gleichzeitig  erheben, 
und  sind  alle  Strafen  nicht  imstande,  (darüber)  Herr  zu  werden,  so  sind 
die  Dämme  geborsten. 

Die  Herrscher  des  Altertums  waren  sich  dessen  bewußt.  Deswegen 
blickten  sie  mit  dem  Gesicht  nach  Süden  und  brachten  so  die  Welt  in 
Ordnung'.  Sie  machten  stets  Belehrung  und  Bildung  zur  wichtigsten  An- 
gelegenheit. Sie  erriehteten  eine  Studienanstalt  für  die  Belehrung  im  Staate 
und  schufen  Schulen  für  die  Bildung  in  den  Dörfein^  Sie  »durchtränkten« '' 
das  Volk  mit  Herzensgüte,  .sie  gaben  ihm  Glanz*  durch  Rechtlichkeit,  sie 
hielten  es  in  Schranken  durch  die  Ordnungen.  Daher  waren  ihre  Strafen 
sehr  leicht,  und  doch  wurden  die  Verbote  nicht  übertreten.  Lehre  und 
Bildung  waren  wirksam  und  so  Sitten  und  Gebräuche  gut.  Wenn  die 
heiligen  Herrscher  auf  ein  Zeitalter,  das  in  Verwirrung  wai-,  folgten,  dann 
wischten  sie  seine  Spuren  weg  und  beseitigten  sie  völlig.  Sie  pflegten  aufs 
neue  Lehre  und  Bildung  und  erhoben  sie  wieder  zu  Ehren.  Nachdem 
Lehre  und  Bildung  wieder  ans  Licht  gestellt  und  Sitten  und  Gebräuche 
wieder  gefestigt  waren,  folgten  Söhne  und  Enkel  ihnen  nach.  Sie  blieben 
fünf-  bis  sechshundert  Jahre  in  Kraft,  ohne  zu  verfallen. 

Erst  in  den  letzten  Zeiten  der  Tschou  war  die  Normwidrigkeit  so 
groß  geworden,  daß  sie  das  Reich  verloren.  Die  Ts'in  folgten  auf  sie, 
aber  sie  waren  keineswegs  imstande,  diese  zu  bessern,  vielmehr  vermehrten 
und  vergrößerten  sie  sie  noch.  Schwere  Strafen  verboten  das  klassische 
Studium,  und  man  durfte  kein  Buch  heimlich  bei  sich  haben.  Sie  verwarfen 
Ritual  und  Rechtlichkeit  und  verabscheuten,  davon  zu  hören.  Ihr  Sinnen 
ging  darauf,  die  Norm  der  alten  Heiligen  völlig  auszutilgen  und  aus  eigenem 
Belieben  ein  tyrannisches  und  frivoles^  Regiment  aufzurichten.  Daher  waren 
sie  nur  vierzehn  Jahre  an  der  Herrschaft,  da  war  das  Reich  schon  zer- 
schmettert. Seit  den  ältesten  Zeiten  hat  es  (keine  Dynastie)  gegeben,  die 
so  wie  die  Ts'in -Dynastie  Verwirrung  mit  Verwirrung  vermehrt  und  das 
Volk    des   Reiches    so    sehr   zugrunde    gerichtet    hätte.     Das   Gift,    das   sie 

1  Der  Fürst  sitzt  bei  Empfängen  mit  dem  Gesicht  nach  Süden.  |^  M] 
ist  daher  im  Lunyü  VI/1  (Legge  S.  184)  und  bei  Meng  tse  V.  A/4,1  (Legge 
S.  351)  einfach  als  Bezeichnung  für  den  Fürstenstand  gebraucht.  Im  Lun  yuXV/4 
(Legge  S.  295)  wird  dieser  Ausdruck  angewendet  zur  Charakterisicruiiii-  der  groß- 
artigen Herrschertätigkeir  Schun's,  die  nicht  auf  Regierungshandlungen,  sondern 
nur  auf  der  Wirkung  seiner  Persönlichkeit  beruhte.  In  diesem  Sinne  heißt  es  dann 
im  Li  ki  (Couvreur,  1/563):  »So  standen  die  Heiligen  mit  dem  Gesicht  nach  Süden, 
und  im  Weltreiche  herrschte  die  große  Ordnung." 

2  Franke,  Studien  S.  102  Anm.  1. 

3  Übersetzung  nach  Franke,  Studien  S.  197. 

*  Wörtlich:  abreiben,  polieren. 

*  Yen  Schi-ku  setzt  ^M  gleich  S  (auch  bei  Couvreur).  Er  erklärt  ^ 
mit  »einzig  (gerichtet)  auf  iNIacht  und  Cievvinn«  -^  ^  ^H  ^ij -{^  ""d  |^j|j  >"'' 
»ohne  Respekt  vor  Liebe  und  Rechtlichkeit«  f^^  ^  ^  ^  .  Beide  Bedeutungen 
sind  in  der  Übersetzung  zusammengefaßt  in   »frivol«. 


1^()        ^(U  l'i-  II  :    l   iliimlfii  zur  s1n;Ulifiirn  Xi'UnnliiuiiL,'  untri  di-r  Il;iii-Dyn;istic. 

Iiiiiterlassi'ii  lialuMi.  iiml  die  Reste  des  IJrarnles  sind  bis  jetzt  noch  iiiclil 
ausgetilgt.  Sie  lieuirken,  daß  die  ( Jewohidieiten  und  Gebräuche  geludtlos 
und  schl(>cht  sind,  daß  das  \'olk  nnanfVichtiii,  gewij-senhjs.  widerspenstig, 
trotzig,  /erstörungssüchlig  und  aufrührerisch  ist'.  ^V(>  hat  es  je  einen 
Verfall  von  solclier  (iröße  gegelieii!  l\(iiifu/,ius  sagt:  >•  Faules  Holz  kann 
man  nicht  schnit/.'-n.  Kine  \\'and  aus  schlecliteni  Lelini  liißt  sich  nicht 
streichen«  -'. 

Wenn  jet/t  die  llan-I)\  nastie  anf  die  Tsin-Dynastie  folgt,  So  ist  es 
gerade  so  wie  mit  dem  faulen  IIolz  und  dei'  sihlechten  Lehmwand.  Selbst 
wenn  man  es  gut  zu  oi-dnen  begehrte,  wie  wäre  dies  möglich!  Recht  geht 
aus.  und  V(M'biechen  entsteht,  Befehle  werden  erlassen,  und  Betrug  erhebt 
sich.  Das  ist  gerade  so,  wie  weiui  man  mit  kochendem  Wasser  das  Sieden 
einhalten,  mit  einem  Bündel  Reisig  sich  dem  Feuei-  wehren  wollte.  Es 
wird   ja   nur  mehr   und  hat  keinen  Nutzen. 

Ich  möchte  einen  Vergleich  ziehen  mit  einer  Zither,  deren  Stimmung 
gänzlich  verloren  ist.  ^lan  nuiß  abspannen  und  wieder  frisch  bespannen, 
dann  erst  kann  man  sie  spielen.  Wenn  eine  Regierung  ohne  jeden  Erfolg 
bleibt,  muß  man  sie  umwandeln  und  von  (!rund  aus  leformieren.  dann  erst 
kann  Ordnung  entstehen.  Wenn  man  frisch  spannen  müßte,  es  aber  nicht 
iLit.  dann  kann  auch  ein  geschickter  Künstler  nicht  die  Stimmimg  gut- 
machen. Wenn  man  von  Grund  auf  reformieren  sollte,  es  abei-  nicht  tut, 
dann  kann  auch  ein  großer  W^eiser  die  Regierung  nicht  gutmachen.  Seit 
die  Han-Dynastie  das  Weltreich  erlangt  hat,  will  man  ständig  die  Regierung 
gutmachen,  aber  bis  jetzt  hat  man  es  nicht  dazu  gebracht.  Da  liegt  der 
Fehler  dai-an.  daß  man  von  Grund  aus  reformieren  müßte  und  es  nicht 
getan  hat. 

Die  Alten  haben  ein  W^ort.  das  sagt:  Besser  als  an  einem  tiefen 
Wasser  zu  sitzen  und  begehrlich  nach  den  P^ischen  auszuschauen  ist  zurück- 
zugehen und  ein  Netz  zu  knüpfen,  .letzt  sitzt  man  schon  mehr  .als  70  Jahre 
bei  der  Regierung  *  und  begehrt  Or^lnung.  Es  wäre  besser,  man  ginge  einen 
Scliritt  zurück  und  reformiei'te  von  Grund  aus.  ]Mit  einer  gründlichen 
Reform  kann  man  gute  Ordnung  herstellen.  Ist  diese  hergestellt,  dann 
werden  die  Heimsuchungen  und  Unglücksfälle  täglich  mehr  schwinden  und 


1  Yen  Schi-ku  erklärt  ^  :  ■  mit  dem  Munde  nicht  Worte  der  Loyalität  und 
Lauterkeit  sprechen  heißt  ym-  PI  y|^  iM"  y^J  f ö  X^  W^  /kI)  ^  (Couvreur: 
•fourbe«  arglistig,  Legge  im  Scliu  king  S.  23  und  26:  »insinecre"  unaufrichtig). 
Ipf}  erklärt  er:  »in  seinem  Herzen  nicht  der  Richtschnur  der  Tugend  und  Rechtlicli- 
keit  folgen  bedeutet  «-ö«..  )[|,^  ^  ^(J  f^  j^j]' ^  ^^  ^fj  ]pf  1  (Couvreur:  ..opiniätre- 
halsstarrig,  Legge  im  Schu  king  S.  26:  »obstinate!}',  unprincipled«  hartnäckig, 
sittenlos).      W-    setzt   Yen  Schi-ku    gleich   ^^    «stoßen    gegen-,    w     gleich    :^[^ 

»verstoßen   gegen»,    %h^    gleicli   -^m    ..stören,  zer.störeii",  T~F"    gh-icli    >B    »Wider- 
•-tand  leisten« 

'^    Luu  yü  V/U  (Legge  S.  76),   Lbersetzung  von   Willicini. 

•''    Vei.  Einleitung  S.  6. 


Seufert:  Urkunden  zur  staatlichen  Neuordnung  unter  der  Han-Dynastio.       2  < 

Glück  und  Gedeihen  täglich  mehr  sich  einstellen.  Das  Schi  king  sagt: 
»Er  schaut  dem  Volk  und  seinen  Führern  ihr  Kecht.  darum  empfängt  er 
Segen  vom  Himmel«  ^  Wer  bei  der  Ausübung  der  Regieriiiig  dem  Volk 
sein  Recht  schafft,  der  muß  Segen  vom  Himmel  empfangen.  Die  Norm 
der  fünf  Kardinaltugenden,  der  Herzensgiite,  Rechtlichkeit,  rechten  P'orm. 
der  Erkenntnis,  der  Lauterkeit-,  muß  der  Herrscher  sorgsam  pflegen.  Wenn 
er  diese  fünf  soi-gsam  pflegt,  dann  empfängt  er  den  Segen  des  Himmels 
und  erfr'cut  sich  des  wirksamen  Einflusses  der  Geister  und  Götter.  Die 
(Wirkung  der)  Tugend  begnadet  die  Länder  außerhalb  und  bezieht  alle 
Lebewesen  mit  ein. 

Zweites  Edikt. 

Als  der  Kaiser  die  Antwort  gelesen  hatte,  verwunderte  ei-  sich 
Darauf  erließ  er  abermals  ein  Edikt,  das  folgendermaßen  lautet: 

Das  Edikt  lautet:  Zur  Zeit  des  Schun  von  Yü  ergötzte  sich  (dei- 
Herrscher)  in  der  Vorhalle  seines  Palastes^.  "Er  ließ  sein  Gewand  lose 
fallen,  legte  die  Hände  zusammen«,  handelte  nicht*,  »und  das  Weltreich 
war  in  Frieden«.  Der  Tschou-Herrscher  Wen  nahm  sich  bis  zum  Abend 
keine  Zeit  zum  Essen,  und  in  der  Welt  war  auch   Ordnung. 

Was  ist  nun  der  gemeinsame  Zusammenhang  und  die  verbindende 
Beziehung  zwischen  den  Grundwahrheiten  {tao)  der  alten  Kaiser  und 
Herrscher?  Warum  dieser  Unterschied  zwischen  Geruhsamkeit  und  Ab- 
mühen? Die  sparsame  Einfachheit  (des  Schun)  brachte  (noch)  nicht  das 
Gepränge  der  gelben  und  azurnen  Banner  und  Fahnen  auf".  Erst  die 
Tschou-Dynastie  baute  die  zwei  Palasttürme,  verwendete  den  Staatswagen, 
hatte  zinnoberrote  Schilde,  nephritgeschmückte  Streitäxte,  acht  Reihen  Tänzer 
waren  im  Tempelhof  aufgestellt,  und  die  » Opfergesänge«  der  Tschou  er- 
schollen*'. Worin  bestand  die  verschiedene  Tendenz  in  den  Regierungs- 
grundsätzen der  Kaiser  und  Herrscher? 

^  Zitat  aus  Schi  king  (Legge  S.  481).  Viktor  v.  Strauß.  Schi  king  S.  41!), 
übersetzt:   »Hort  seinen  Leuten,  Hort  dem  Land,  drob  er  des  Himmels  Segen  fand.« 

2  Die  fünf  Kardinaltugenden  entsprechen  den  fünf  Elementen  (vergl.  Couvreur. 
Li  ki  n/73  mit  Aum.)  und  regeln  die  fünf  Beziehungen  der  Menschen  untereinander 
(vergl.  Pelliot,  T'oung  Pao  XIX,  S.  349,  Anm.  84).  Sie  sind  schon  erwähnt  bei 
Tschuang  tse  (vgl.  Legge  SEE  vol.  XXXIX,  S.  349). 

^    Couvreur    gibt    für   ^^  laR    -Hohe  Galerien    im    Osten   oder    \\  esten    des 

Palasthofes«.     Yen  Schi-ku  billigt  die  Erklärung   ^i^lffi;  »Veranda  zur  Seite  der 
Halle«:    das  Wörterbuch  von  K'ang-hi  gibt   jtt^mi:    »Veranda  des  Palastes«. 

•*  Zitat  aus  dem  Schu  king  (Legge  S.  .UÜ),  nur  die  beiden  Wörter  ^^ 
sind  ein  Zusatz  des  Tung  Tschung-schu,  vgl.  Franke,  Studien  S.  217. 

^  In  der  chinesischen  l^berlieferimg  gelten  Schun  luid  die  Hia-Dynastie  als 
Repräsentanten  der  »einfachen  Sachlichkeit«,  die  Yin-  und  die  Tschou-Dynastie  als 
Repräsentanten  der  verfeinerten  Form  (vergl.  Franke,  Studien  S.  184,  Aiuii.  I). 

•^  Die  zwei  Palasttürmo  pj^-ftP,-  Legge  gibt  in  seinem  Schu  king  S.  049 
Anm.  eine  Beschreibung  des  kaiserliclien  Palastes  während  der  Tschou-Zeit.  Fünf 
Tore  hintereinander  erötTneten  Eingang  zu  den  dahinterliegendeii  Teilen  des  Palastes. 


_S        Sriit'i-  IM  :    rikniiilcii  AUi-  -«tJijitriflK'ii  \<ni(iiiliiuiiLr  iiiilcr  (liT  Il;in-Ih'ii;i>lii'. 

.M.in  s;ii;t  unlil:  Auf  ciiu'm  i'dlcn  Ncpliiil  wird  iiiclils  (Mii^o.scliiiitton ; 
tiiul  w  ii'iU'iuin  lifiLk  es:  Oliiic  \ crltMiiertc  l-dnii  kein  ll,-ill  für  inneren 
Wert'.  Diese  zwei  (iriindsiit/c  sind  verseliiedtn.  Die  ^  in  wandten  die 
fünf  Köi'peistral'en  ar.  um  den  N'ei'lireclieii  /.ii  steuern,  sii-  verletzten 
l'Mrisch   und    Haut,   um   lias   Hose  zu  strai'eu'''.      K(»ui<i  'rsclu'ng   und   K'ang'' 

N.u'li  (Irin  rM'liuu  11  (\i^\.  IJiot  1  i.')lt)  hJL'ß  (l;is  /.wi'ito  ■■  Fasiniciilor«  Wj:  J  uiiil 
liiitle  /.woi  rürmo  (I*'iii,a;  tse  lei  iiicii  zu  j/hj  f/'J)-  An  üiiii-ii  winden  die  kaiser- 
lichen Erlasse  angeselilagcn  zur  BckanntgaljC  an  (his  \'oik.  Sic  sollen  ]r||IJ  genannt 
worden  sein,  nach  der  einen  Auslegung,  weil  auf  ihnen  ein  »lieohachtungsposten« 
stand,  nach  der  andern,  weil  das  Volk  sie  »betrachtete«,  um  die  Erlasse  dort  kennen 
zu  lernen.  (Vgl.  Legge,  Tsch'un-ts'iu  S.  74(5,  Anm.  2,  und  Chavannes  MII  II  65. 
.\nni.  :\).  Der  Staatswagen  -^^  i>'t  ii:"h  Chavannes  MII  III/205,  Anm.  l  dei 
Wagen,  den  der  Kaiser  hestieg,  wenn  (;r  sich  zur  Darbringung  des  Ilimmelsopfeis 
liegal).  Der  Staat.swagen  H^  m  .  der  als  besondere  Ehrung  an  Fürsten  verliehen 
wurde,  ist  wiederholt  im  Schi  king  erwähnt.  Zinnoberrote  Schilde  ;^^  — F*  :  Rot 
ist  die  Farbe  der  'l'schou  (vgl.  Franke,  Studien  S.  184,  Anm.  2).  Die  zinnoberroten 
Schilde  und  nephritgeschmückten  Streitäxte  sind  erwähnt  im  Li  ki  (Couvrcur  11/351). 
Sie  wurden  gebraucht  bei  den  kaiserlichen  Frühlings-  nnd  Herbstopfern.  An  derselben 
Stelle  sind  erwähnt  die  acht  Reihen  Tänzer,  die  bei  Ausführung  des  (iesangcs  T;i-hia 
mitwirkten.  Im  Liki  (Couvreur  1/731)  bei  Beschreibung  der  kaiserlichen  Opfer,  die 
<ien  Nachkommen  des  Herzogs  von  Tschou  erlaubt  wurden,  werden  die  Schilde  und 
Äxte  erwähnt  als  Ausrüstungsstücke  der  Tänzer  bei  der  Ausführung  des  Gesanges 
rawu-7r"^r.  "()pferge.sänge  der  TschoU"  )^] -^HJ  ist  dei'  Titel  eines  Buches  im 
heutigen  Schi  king. 

^  Im  Lun  yü  VI/16  (Legge  S.  V.)0)  wird  der  (redanke  einer  gegenseitigen 
Ergänzung  von  Gehalt  und  Form  ausgeführt. 

-  Nach  dem  Schi  ki  (Chavannes  MH  1/66)  gab  es  die  fünf  Körperstrafen 
schon  zur  Zeit  des  Yao  und  Schini.  aber  niicli  Meinung  chinesischer  Kommentatoren 
sollen  sie  nicht  angewendet,  sondern  nur  symbolisch  dargestellt  worden  sein  (Legge, 
Schu  king  S.  38).  Von  Tang,  dem  Gründer  der  Yin-Dynastie  gab  es  im  alten 
Sehn  king  ein  Kapitel  »Strafen  des  Tang«  i^Yl£i  ^^^  abei-  \erloren  gegangen 
ist  (s.  Chavannes  INIH  1/177  Anm.  2).  Die  fünf  Körperstrafen  sind:  1.  Brand- 
marken   ^g,  2.  Abschneiden  der  Nase    Sip  •^-   Abschneiden   der  Knieschoil)ftn  odtrr 

der  Füße  jt|J,  ^-  Kastiation  Kt\  5.  Todesstiafe  (auf  verscliiedene  Art  aus- 
geführt)-/rjfe;.  Die  drei  ersten  wurden  als  Strafen  al)geschafft  unter  dem  Kaiser 
Wen  ti  A/"  'y^  der  Han-Dynastie  (178 — 156  v.  Chr.).  die  Kasti-ation  bestand  als 
Strafe  bis  zum  Beginn  der  Sui-Dynastie  (581  618  n.  Chr.).  Später  waren  die  ^  JflJ  : 
1 .  Bambusschläge  '^  ,  2.  Schläge  mit  Holzstock  iwT,  3.  die  kürzere  A'^erbannung  ^^fe, 

4.  die  weitere  Verbannung  ^4S ,  5.  Todesstrafe  ^P  (Enthauptung,  Erdrosselung  odei 
Zerstückelung). 

3  Tsch'eng  wang,  der  zweite  Herrscher  der  Tschou-Dynastie,  im  ersten  Jahrzehnt 
seiner  Regierung  noch  beraten  durch  den  berühmten  Herzog  von  Tschou ;  K'ang  wang, 
Sohn  und  Nachfolger  Tsch'eng  wang"s,  regierte  mit  AV'eisheit  und  Milde.  Sein  erster 
Berater  ist  der  Herzog  von  Schao,  der  schon  mit  dem  Herzog  von  Tschou  zusammen 
die  Staatsgeschäfte  geleitet  hatte. 


Se ufert :   Urkunden  zur  staatlielieii  Xeunrdiiuiig  unter  dci-  Han-Dynastie.        21' 

machten  keinen  Gebi-auch  davon  \  über  vierzig  Jahre  gab  es  iin  Reich 
keine  Übertretung,  und  die  Gefängnisse  waren  leer.  Das  Ts'in-Keich  wandte 
sie  an.  Die  zum  Tode  gingen,  waren  sehr  zaldreich,  und  bei  den  Gestraften 
löste  einer  den  anderen  ab-.     Ach,  welch  ein  Jammer!-* 

Fürwahr,  ich  erwache  am  frühen  IVIorgen  und  erhebe  mich  im  Morgen- 
grauen. Ich  denke  nur  an  das  Vorbild  der  früheren  Kaiser  und  Herrscher 
lind  sinne  unablässig  darauf,  wie  ich  meiner  erhabenen  Aufgabe  Aviirdig 
diene  und  meinem  großen  Amt  Ehi  e  mache.  Alles  ist  (mir)  daran  gelegen, 
mich  um  die  grundlegende  (Beschäftigung)  zu  bemühen  und  mich  auf 
würdige  Weise  zu  stützen.  So  bearl)eite  ich  in  eigener  Person  das  kaiser- 
liche Felds  um  dem  Landmanne  ein  Vorbild  zu  sein,  ich  ermahne  zu 
Pietät  und  Brüderlichkeit,  ich  erhebe  die  IVIänner  von  innerem  Wert,  meine 
Abgesandten  sind  zahllos  °,  ich  kümmere  mich  um  die  sich  strebsam 
Mühenden  und  erbarme  mich  der  Verlassenen  und  Einsamen.  Ich  erschöpfe 
mein  Denken  und  treibe  meinen  Geist  zur  höchsten  Leistung.  Aber  von 
Tatenruhm  und  herrlicher  Herrschertugend  kann  ich  noch  nicht  anfangen 
zu  sagen:  ich  habe  es  erreicht!  Das  yin  und  das  yang  sind  auseinander 
geraten,  die  atmosphärischen  Ausströmungen  angehäuft  und  stocken**.  Von 
den  zahllosen  Lebewesen  kommen  nur  wenige  voran,  das  schwarzhaarige 
Volk  hat  noch  kein  Gelingen.  Unbestechlichkeit  und  Schande  sind  ver- 
mengt, Würdigkeit  und  LTnwürdigkeit  durcheinander  gewirrt  und  der  wahre 
Sachverhalt  noch  nicht  erlangt.  Darum  habe  ich  besonders  her\orragende 
Gelehrte  sorgsam  aufgefordert.     Hoffentlich  hat  das  Erfolg"! 


1    Yen   Schi-ku   erklärt   jT"   mit    ^ . 

-    Wörtlich:  »schauten  nacheinander  aus«. 

■'  Yen  Schi-ku  erklärt  ^&  mit  1^  und  fügt  hinzu:  «Da  die  angewandten 
Strafen  sehr  grausam  und  die  ausgeführten  Hinrichtungen  sehr  zahlreich  waren,  war 
das  Reich  entleert«.  Das  K'ang-hi  Wörterbuch  bringt  nichts  Wesentliches,  Couvreur 
gibt  für  it  Tiao  ruiner,  detruire  »zerstören«  und  mao  epuiser,  manquer  >'(?rschöpfen, 
fehlen".  In  der  Verbindung  mit  dem  Ausruf  »ach!«  J^  ^t  scheint  ^^^^  nur 
eine  Verstärkung  dieses  Ausrufs  des  Bedauerns  zu  sein. 

*  Mit  der  »grundlegenden  Beschäftigung'  ist  nach  dem  Ivommcntar  der 
Ackerbau  gemeint.  Der  Brauch,  daß  der  Kaiser  im  Frülijahr  ein  Stück  Feld  eigen- 
händig beackerte,  geht  auf  alte  Zeiten  zurück,  vgl.  Franke,  Keng  Tschi  T'u 
Ackerbau  und  Seidengewinnung  in  China  (Hamburg  1913)  S.  4  f.  Im 
Jahre  178  v.  Chr.  erneuerte  der  Kaiser  Wen  ti  den  alten  Brauch  (Chavanncs  MII  II/46.3f.), 
um  ihn  schließlich  zu  einer  förmlichen  Kuhushandlung  mit  festem  Kitual  aus- 
zugestalten, s.  Franke  a.  a.  O.  S.  1.5. 

"  Wörtlich:  »bei  meinen  Abgesandten  schauen  die  Hiii<"  und  Kegcnschirme 
i.\bzeichen  der  höheren  Beamten)  nacheinander  aus-. 

''  Im  Li  ki  (Couvreur  I/.33fi)  heißt  es:  (Im  ersten  Frühlingsmona il  kommen 
die  Ausströnnnigen  ^t  des  Hinunels  heral)  und  die  der  Frde  steigen  auf«.  Yen 
Schi-ku  erklärt  '^i     als   »üble  Ausströmungen«    ^^^(• 

^  roh  ^(^  und  FfcH  ^^  zum  Ausdruck  »zuvcrsiciitliclicr  IlofTuiuig»  :  vgl. 
<r.  v.  d.  Gabelentz,  ChincsVsche  firammatik  §  125-3  u.  1254  (S.  461).  Wörtlich: 
"ich  meine  hoffentlich!« 


,\(i        >iut.  Ti:    l  rkimdfii  /.iir  .sliiiilliclicn  N'cudKlimiij:  iiiitor  der  1  laii-I)\iKislit'. 

Uli',  ilir  Wiinlcntrii«;«'!',  seid,  mehr  nis  liimdtrt  an  Zahl,  in  Erwartung 
Mirinor  Ki-lassc.  Kiniii»'  (von  euch)  Italien  dir  Auffrabon  der  Zeit  erörtert, 
al)er  noch  i^t  (d;il»ei)  luin  (iclingen.  Sie  piiiCi'n  sie  .'iin  hohen  Altertum, 
aber  noch  ist  keine  Cbi  reinstiminunj;,  sie  ermessen  sie  luv  die  (iegenwai-t, 
aber  noch  ist  die  Ausführung  schwer.  Sollten  sie  nicht  durch  die  Im-sscI  der 
stilistischen  Foi'in  gehemmt  worden  sein,  so  diiß  sie  nicht  frei  vorwärts  ge- 
kommen sind!"  Oder  sollten  d.is,  woran  sie  sich  gehallen,  abwegige  Lehren, 
was  sie  gelernt  haben,  verschiedene  Methoden  gewesen  sein? 

F^in  ji'dn-  antworte  aufs  genauste  und  schreibe  es  auf  in  cinei-  Ab- 
handlung! Legt  euch  keine  Ziu'ückhalfung  auf  vor  den  Beamten!  Macht 
die  Grundgedanken  und  den  Cicdankeidjereich  klar,  arbeitet  sie  aufs  feinste 
heraus    und    prüft    auf   den   (iiiir.d.    um    meinen   Absichten    zu    entsprechen. 

Zweite  Denkschrift. 

Tung  Tsehung-sch<i  antwortete:  Ich  habe  gehört:  Als  Yao  den  Auf- 
trag des  Himmels  empfing,  war  ihm  das  Reich  eine  Sorge  und  der  Thron- 
hesitz  war  ihm  nicht  eine  Lust.  Darum  tötete  und  verfolgte  er  die  auf- 
rührerischen Untertanen^  und  bemühte  sich  um  würdige  Weise ^  und  heilige 
Männer.  So  bekam  er  den  Schun,  Yü,  Tsi,  Sie  und  Kao-yao*.  Diese 
Heiligen  alle  stützten  seine  Tugend,  würdige  Weise  und  fähige  Männer 
halfen  ihm  in  seinem  Amt.  Lehre  und  Bildung  erlangten  große  Gel- 
tung, das  W^eltreich  war  in  Eintracht  und  Harmonie.  Das  zahllose 
Volk  fand  ganz  seinen  Frieden  in  der  Herzensgüte  und  hatte  seine 
Freude  in  der  Rechtlichkeit.     Jeder  fand,    was    ihm    gebührte,    alle  Äuße- 

'  Wörtlich:  »zurückgehalten  am  Zügel  der  verfeinerten  Form,  so  daß  sie  nicht 
galoppieren  konnten«.  Yen  Schi-ku  erklärt  den  Ausdruck  mit:  »fürchten  das  Gesetz 
der  wen  li»  '\'^^^~^  ^i'^Vi"'  ^^"^  ^^^"  ''"  ^'^^  wen  yün  fu  unter  "a/"  ^S 
angeführten  Stellen  läßt  sich  nicht  genau  ausmachen,  was  für  Beamte  darunter  ver- 
standen werden:  aber  offenbar  handelt  es  sich  um  richterliche  Beamte. 

-  Im  Schu  king  (Legge  S.  8*.l)  und  »Schi  kl  (Cliavannes  MHI/67)  werden 
die  Namen  von  vier  Verbrechern  genannt,  die  damals  ihre  Strafe  erhielten.  Allerdings 
wird  die  Verhärtgung  der  Bestrafung  Schun  zugeschrieben. 

^  ^i  bedeutet  sowohl  intellektuelle  als  moralische  (»Qualität,  daher  die  t,"'ber- 
setzung  »würdige  Weise«. 

*  Yü  war  von  Schun  mit  der  Regelung  der  A\'asserläufe  beauftragt  (Legge, 
Schu  king  S.  42):  Tsi,  gewöhnlich  Hou  tsi  f^  ^^i  "Ackerbauminister«  unter  Yao 
und  Schun  (Legge,  Schu  king  S.  43).  Ahnherr  der  Tschon-Dynastic  (Cha- 
vannes  MH  1/79):  Sie  (i©»  Schreibvariante  für  ^^)  »Unterrichtsminister«  untei- 
Yao  und  Schun  (Legge,  Schu  king  S.  44),  der  Ahnherr  der  Schang-Dynastie  (Cha- 
vannes  MH  1/79):  Kao-yao  (  ^  ^^  Schreibvariante  für^Ä.  n^)  »Justizminister.« 
unter  Yao  und  Schun  (Legge.  Schu  king  S.  44).  Yü  wollte  letzterem  das  Reich 
übergeben,  wie  er  es  von  Schun  empfangen  hatte;  aber  Kao-yao  starb  früher  (Cha- 
vannes  MH  1/79).  Alle  hier  aufgezählten  Gehilfen  Y'ao's  auch  ho]  Möng  r<5f* 
m  A/4,7  ff.  (Legge  S.  250  ff). 


Seufert:   L'rkiincleii  zui' staatlidieii  Neuordnung  untej' der  Haii-Dyna.stie.        31 

rangen^  folgten  der  rechten  Foiin,  »mit  selbstverständlicher  Leichtigkeit 
fand  man  den  rechten  Weg«  ^.  Konfuzius  sagt  ja:  »Wenn  ein  (wahrer) 
Herrscher  käme,  so  würde  nach  einem  Menschenalter  die  Herzensgüte 
(regieren)«  ^.     Das  ist  damit  gemeint. 

Nachdem  Yao  70  Jahre  auf  dem  Throne  war,  zog  er  sich  zurück 
und  übei-gab  ihn  an  Schun  von  Yü  ■*.  Als  Yao  starb,  da  wandte  sich  das 
Weltreich  nicht  Yao's  Sohn  Tan  Tschu  zu,  sondern  fiel  an  Schun  \  Schun 
merkte,  daß  es  kein  Ausweichen  gab;  so  bestieg  er  den  Thron  des 
Himmelssohnes,  nahm  den  Yü  zum  Kanzler,  schloß  sich  an  Yao's  Gehilfen 
an  und  führte  das  einheitliche  Erbe  fort.  Darum  ließ  er  »sein  Gewand 
lose  fallen,  legte  die  Hände  zusammen«,  handelte  nicht  »und  das  Weltreich 
war  in  Ordnung«^.  Und  Konfuzius  sagt:  »Die  Schao-Musik  ist  der 
vollendete  Ausdruck  des  Schönen  und  ebenso  der  vollendete  Ausdruck  des 
Guten«  '.     Das  ist  gemeint. 

Erst  Tschou  von  der  Yin-Dynastie  war  widersetzlich  gegen  den 
Himmel,  vergewaltigte  die  Lebewesen,  rottete  aus  die  wiu-digen  Weisen 
und  gelehrten  Männer  und  trieb  das  Volk  in  Elend  und  Verbrechertum. 
Po-i  und  T'ai  Kung^  beides  würdige  Weise  jener  Zeit,   zogen  sich  in  die 


'  »alle  Äußei'uiigen«  W/t  yp  :  Giles'  Wörterbuch  erklärt  den  Ausdruck  als 
Bewegungen  des  Körpers  und  ebenso  Äußerungen  innerer  Bewegung.  In  diesem 
Sinne  kommt  er  im  Li  ki  \'or  (Couvrem*  11/602  »tous  les  mouvements  et  toutes 
ses  actions«). 

^    Vgl.  Tschung  yung  XX/18  (Legge  S.  413). 

3    Zitat  aus  Lun  yü  Xni/12  (Legge  S.  267). 

'  Die  Tradition  über  diesen  Thronverzicht  Yaos  ist  nicht  einheitlich.  Nach 
dem  Schi  ki  (Chavannes  MH  1/69  u.  79)  fand  Yao  nach  70  Jahren  Herrschaft  den 
Schun.  nach  weiteren  20  Jahren,  während  deren  Schun  die  Herrschaft  für  ihn  führte, 
übergab  er  ihm  den  Thron  und  starb  acht  Jahre  darauf.  Nach  dem  Schu  king 
(Legge  S.  25.  32,  40)  beruft  Yao  nach  70  Jahren  Herrschaft  den  Schun.  prüft  ihn 
drei  Jahre  und  übergibt  ihm  dann  den  Thron,  stirbt  28  Jahre  später.  Nach  einer 
anderen  Stelle  des  Sclui  king  (Legge  S.  51)  hatte  Schun  .30  Jahre  mit  Yao  den 
I'hron  gemeinsam  inne.  Meng  tse  übt  an  dieser  Tradition  Kritik  (s.  Mejig  tso  V  A/4 
und  5,  Legge  S.  351  und  356)  und  läßt  Schun  nur  den  Gehilfen  Yao's  während 
28  Jahren  sein. 

"  Vgl.  Schu  k  i  n  g  (Legge  .S.  23).  Chaxaunes  MH  I/Hlt  niid  ^Tcno-  tseV  A/5.7 
(Legge  S.  357). 

^    S.  oben  S.  27  Anni.  4. 

^    Zitat  aus  Lun  yü  III/25  (Legge  S.  164). 

'^  Po-i  und  sein  Bruder  Schu-ts'i  -^(^  70- ,  Söhne  des  Fürsten  \  on  Ku-tschu  i^  '^X  ■ 
die  herühmten  Vorbilder  der  Loyalität  am  Ende  der  Yin-Dynastie,  häufig  erwäimt 
im  Lun  yü  uud  bei  M«'ng  tse.  Der  jüngere  Bruder  Schu-ts'i,  dem  der  N'ater  den 
1  hron  hinterließ,  lehnte  ihn  ab,  um  seinen  älteren  Bruder  nicht  zu  ^  erdrängen. 
Ebenso  lehnte  Po-i  ab,  um  nicht  dem  Willen  des  Vaters  zuwider  zu  handchi.  Beide 
xiehen  sich  deshalb  in  die  Verborgenheit  zurück.  Sie  erscheinen  wieder,  als  König 
Wu  die  Yin-Dynastie  beseitigt,  um  gegen  die  neue  Dynastie  zu  protestieren,  und 
verhungern  schließlich  freiwillig,  weil  sie  nicht  T'ntertanen  der  neuen  Dynastie  sein 
wollen    (vgl.  zu  Lun  yü  V/22.    Legge  S.  181.   Anm.,  und  Chavannes,    MH  1/217). 


A'2        StMifcit;    l'rkiiiulcii  /(ir  slaatliclim  NiiKirdiiimt,' unicr  di-r  llaii-I>M)nsti('. 

\'('rl)(iri;i'iilicit  /uriick.  um  iiidit  Minister  sein  /ii  iiiüsmti.  Die  Miimier. 
die  i]\v  AiiiliT  iimihaltcn,  iiiaclitcii  sich  ci'i^  daxoti  und  IIhIkmi  in  die 
äiißn-ston  (iretr/nel)iete '.  Das  W'eltreifli  war  in  Aul  losimu;  und  W'innis, 
<las   zaiilloso   \'<»lk    fand    keine   Hiilir. 

Datier  wandte  sieli  das  Reich  von  (hn  \\\\  ah  nnd  scldoß  sicli  den 
Ti^rhoii  an.  König  W'vu  war  ihm  Hiininel  gehorsam.  Kf  brachte  Ord- 
nung in  die  Well  und  nahm  w  iiidige  Weise  und  heilige  Männer  als  Lihrer 
in  seinen  Dii'nst.  So  saninieiten  sich  Männer  wie  Ilnng  \'ao,  T'ai  Tien, 
San  l-sclieng-  auch  an  seinem  Hofe.  Kr  war  voll  i>iebe  nnd  (iiile  gegen 
die  Millionen  des  Volkes,  und  das  Weltreich  fiel  ihm  zu.  Darum  erhob 
sich  Tai  kung  wieder  (ans  der  Verboriieidieit)  am  fernen  Meeresgestade 
und  wurde  zu  einem  der  höchsten  liatgeber^. 

Zu  dieser  Zeit  war  Tschou  (Sin)  noch  auf  dem  'J'hi-on.  Das  Ver- 
ehrungswürdige und  das  Gemeine  waren  ohne  klare  Scheidung,  das  Volk 
lief  auseinander  und  schwand  dahin.  König  Wen  war  voll  Schmerz  dar- 
über und  wünschte  ihm  Ruhe  zu  geben.  Darum  nahm  er  sich  bis  zum 
Abend    keine  Zeit  zum  Essen.     Konfuzius   schuf  das  Tsch'un-ts'i  u.     Kr 

Tung  Tscimng-scliu  läßt  hier  ihren  Rück/iig  in  die  Verborgenheit  als  P^olge  der 
ungeordneten  Zustände  im  Reiche  am  Ende  der  Dynastie  erscheinen.  Diese  An- 
schauung stiiimit  überein  mit  den  Ausführungen  Meng  tse's  über  das  Leben  und  die 
Grundsätze  des  Po-i;  vgl.  Mcngtse  II  A/2.  22  (Legge  S.  193):  »war  Ordnung  (im 
Reich),  so  trat  er  ins  Amt,  war  Verwirrung,  so  zog  er  sich  zurück« ;  II  A/9,1 
(Legge,  S.  206):  »er  wollte  nicht  am  Hofe  eines  schlechten  Fürsten  weilen« ;  IV  A/13 
(Legge  S.  303):  »Po-i  war  geflohen  vor  Tschou  (Sin)».    Tai  kung  wang  ~)Vy^  ^^ 

ist  der  Ehrentitel  Lü  Schang's  H  fp^,  des  Ratgebers  der  Könige  Wen  und  Wu. 
Als  König  Wen  ihn  zum  ersten  Mal  sah.  glich  er  einem  einfachen  Fischer.  Aber 
König  Wen  ei kannte  in  ihm  den  ihm  veiheßenen  Ratgeber  und  redete  ihn  daher 
an:  »Mein  Großvater  schaute  schon  lange  nach  Euch  aus«  ^^  ~jC  .^  "^^  -y^  yi  !Sc.. 
Daher  sein  Titel  «Großvaters  Hollhung«  (s. Legge  S.  303  zu  Meng  tse  IV  A/13. 
Chavannes  MH  1/222  und  auch  Tschuang  tse  XXI/8  in  Legge  SEE  vol.XL,  S.  ollf)- 
Im  Gegensatz  zu  Po-i  trat  er  in  die  Dienste  der  neuen  Dynastie. 

'  AVörtich:  »drangen  ein  in  Flüsse  und  Meere«.  Meng  tse  erzählt  von 
Po-i,  daß  er  verborgen  an  der  Küste  des  Nordmeeres,  von  Tai  kung,  daß  er 
an  der  Küste  des  Ostmeeres  weilte  (vgl.  Meng  tse  IV  A/13  u.  VII  A/22, 
Legge  S.  303  u.  460). 

-  Hung  Yao,  verdient  um  die  Befreiung  des  Königs  W'en  aus  der  (ie- 
fangenschaft  des  Tschou  Sin  (Chavannes.  MH  1/202  u.  218),  mit  Tai  Tien  und  San 
I-scheng  und  anderen  Großen  am  Hofe  des  Königs  Wen  (Chavannes  MH  1/217). 
im  nächsten  Gefolge  des  Königs  Wu  (Chavannes,  MH  1/235).  San  I-schcng  wird 
auch  bei  Meng  tse  VII  B/38,3  (Legge  S.  502)  erwähnt,  zusammen  mit  Tai  kung 
wang  als  Augenzeuge  der  Taten  des  Königs  AVen. 

3    Wu    wang    machte    ihn    zum     »Großlehrmeister«    j^fjj  fp^  -^   (Chavannes, 

MH  1/222).  —  ^^  war  der  Titel  der  drei  höchsten  Beamten  nach  dem  Herrscher. 
Chavannes  übersetzt  ihn  mit  »ducs  de  palais«  zur  Unterscheidung  von  dem  Adels- 
rang .^   (Chavannes,  MH  1/201,  Anm.  2). 


Sc  ufert :   Urkniidcii  zur  stnatlichi'ii  Xeuoidmiiiij  uiitcc  dn-  ILui-Dynastit'.        S'i 

setzte  die  Richtigstellung  des  Herrschers  voran,  knüpfte  hiei-an  alles  übrige 
lind  tat  so  die  Schrift  des  ungekrönten  Königs '  kund. 

Wenn  man  es  von  diesem  Gesichtspunkte  aus  betrachtet,  (so  sieht 
man,  daß)  bei  den  Kaisern  und  Herrschern  die  hindurchgehende  Grund- 
richtung gleich  ist.  Was  aber  den  Unterschied  von  Geruhsamkeit  und  Ab- 
mühen betrift't,  (so  kommt  es  daher,  daß)  die  Zeitumstände,  die  sie  vor- 
fanden, unterschiedlich  waren.  So  sagt  auch  Konfuzius:  »Die  Wu-Musik 
ist  der  vollendete  Ausdruck  de^^  Schönen,  aber  nicht  der  vollendete  Aus- 
druck des  Guten«  ^  Das  ist  damit  gemeint.  Ich  habe  gehört:  Der  Zweck 
der  Staatsordnung,  des  »Zeremoniells«^,  der  Farbenpracht  ist,  das  Er- 
habene und  Gewöhnliche  deutlich  zu  machen:  hoch  und  niedrig  zu  unter- 
scheiden   und    dadurch    die  Tugendhaften    anzufeuern  '.     Was    daher  nach 


'  Der  Ehrentitel  »ungekrönter  König«  ^p  ^T^  ist  dem  Konfuzius  während 
der  Han-Zeit  beigelegt  worden.  Nach  Cha\annes  MH  1/179  entstammt  ^^  ^T- 
vielleicht  ursprünglich  dem  taoistischen  Gedankenkreis  und  ist  hier  die  Bezeichming 
des  Idealherrschers:  »es  ist  der  Fürst,  dessen  Wege  einfach  und  wahrhaftig  ^ind". 
In  diesem  Sinne  scheint  es  noch  im  Schi  ki  gebraucht  zu  sein  in  einer  Erzählung 
von  I  Yin,  -ffl-  ^^  :  Indem  er  T  ang  folgte,  redete  er  von  den  Angelegenheiten  des 
ungekrönten  Königs  und  der  neun  Meister  ;f^  ^^  ^^  ^'  ^C  T^  "//  i  ^^  ^ 
(Schi  ki  Kap.  3  fol.  2a).  Chavannes  erwähnt  in  seiner  Einleitung,  daß  im  Kiayü 
Tse-yü  -?-'^^,  Hofastrologe  von  Ts'i,  von  Konfuzius  sagt:  »Er  ist  der  ungekrönte 
König  vom  Himmel  (gesandt)«  Ä  ^  ^  3E  ^  ^  (^^^^  ^'  Inti'oductiou  CLXXIX. 
Anm.  1).  Franke  (Studien  S.  3)  bringt  ein  Wort  des  Tschao  K'i  i^  jJR>  (2.  Jahrh. 
n.Chr.)  über  Konfuzius  (zur  Stelle  Meng  tse  IV  B/21,3;  Legge  S.  327),  daß 
Konfuzius  hier  »die  Gesetze  des  Königs  ohne  Thron  aufstellte«,  daß  er  zwar 
mir  »im  Verhältnis  eines  l'ntertanen  stand  und  keines  Fürsten  Auftrag  dazu  hatte, 
daß  er  aber  als  König  ohne  Thron  auf  eigene  Hand  jene  Entscheidungen  traf." 
Diese  Zusaminenstelhing  zeigt,  wie  aus  der  Idealfigur  des  ^'  ^P  immer  stärker 
ein  konfuzianischer  Ehrentitel  mit  dogmatisch  festgelegtem  Inhalt  geworden  ist.  Tung 
Tschung-sclufs  Wort  »er  tat  die  Sclirilt  des  ungekrönten  Königs  kund«  gehört  schon 
zum  zweiten  Abschnitt  dieser  Entwicklungsreihe.  Die  psychologischen  Ansätze  zu 
einem  Dogma  von  der  »Person  des  Konfuzius«  finden  sich  si-hon  deutlich  bei 
Meng  tse  (z.  B.  n  A/2,  23,  Legge  S.  194,  und  IV  A/4,  13,  Legge  S.  255). 

2  Zitat  aus  Lun  yü  ni/25  (Legge  S.  164).  Die  Wu-Musik  ist  die  Musik 
des  Königs  Wu  JT^^i  des  kriegerischen  Gründers  der  Tschou-Dynastie.  AVegen 
dieses  Einschlags  an  kriegerischem  Geist  wird  sie  offenbar  von  Konfuzius  weniger 
hoch  gewertet  als  die  Schao-Musik  des  Schun. 

^  »Zeremoniell«  a/"  ^*^ .  Der  Ausdruck  kommt  im  Li  ki  vor  und  wird  von 
Couvrcur  (11/73)  dort  mit:  les  elegantes  variations  »die  feinen  AVechselfolgen«  und 
au  anderer  Stelle  (11/80)  mit:  rappareilexterieur  »die  äußere  Aufmachung«  wieder- 
ijegeben.  Die  letztere  Bedeutung  hat  der  Ausdruck  in  unserem  Zusammenhang. 
■Zeremoniell«  gibt  den  Inhalt  nur  unvollkommen  wieder,  da  für  chinesische  Auf- 
fassung die  »äußeren«  Formen  nichts  .\ußerliches,  sondern  etwas  inhaltlich  Be- 
dingtes sind. 

*  In  bezug  auf  die  Musik  wird  dieser  Gedanke  näher  ausgeführt  im  M  ki 
(Couvreur  11/74). 

Mitt.  d.  Sem.  f.  Orient.  Sprachen.   1922.   I.  Abt.  3 


!^-|         Sr  ul  r  II :    l'i'kuiitliMi  /.iir  >l;i;(t  liclifii  Ncimi  liiiiini:  uiitri  dor  ll;iii-l)\  ii;i>i  ic. 

ilciii  Tscli' II  n  -  t.s  i  u  (ii'i-  \<)in  lliiiiiiicl  Ausimw  iiliUc  /ucrst  /u  oi-diicii  hat. 
<la<  ist:  ili'ii  .l;ilirt\shi'!j;iiiii  aiulcis  /u  leiten,  die  Kloitleifarben  zu  äiulcin ', 
imi  so  tlcni  llimniol  /u  i'Mtspirclien.  Ks  liabcii  also  die  Kinrichtuiiü;(Mi  der 
l'alastliauhMi   und  Staatsbamier  eine  Gesetzlirlikeit.   iiacli  der  sie  ^i(•ll  lidili-n. 

AlK'rdiiiLrs  sai;t  Konfuzius:  » Verscliwciiduufr  führt  zu  UnboUnäLM;;- 
krit.  S])arsand<cit  führt  zu  ArMilichkeit« -.  Ahcr  .Sparsamkeit  wai-  nielit 
eine  gi'uudsätzhehe  Ordnung  der  Heiligen,  h-li  hal)e  geliörl:  Auf  eiucui 
köslhehen  Nephrit  wird  nichts  eingesehiutten.  Da  seine  natüi'liehe  Be- 
schaflcnlieit  fein  und  oihA  ist.  l)raucht  er  keine  (Gravierung.  Das  ist 
gerade  so  wie  mit  dem  Manu  aus  dem  Bezii'k  Ta-hiang,  der  ohne  zu  Icrmn 
es  von  selber  wußte  ^.  Wenn  aber  ein  gewcihnlieher  Nephrit  nicht  ge- 
schnitten wird,  dann  bekommt  er  kein  verleinertes  Äußere  Wenn  ein 
Kdler  nicht  lernt,   daim   kommt  sein   Wesen   nicht  zur  ^'ollendllng. 

Ich  habe  gehört:  Die  heiligen  Herrscher  machten  es  ])ei  ihrer  lle- 
cieruns  im  Weltreich  so,  daß  sie  die  Jugend  zum  Lernen  anleiteten,  die 
Erwachsenen  (in  Amtern)  auf  ilirc^  Fähigkeiten  erprobten*.  Sie  verliehen 
Rang  und  Stand,  um  ihre  Tugend  zu  stärken.  Sie  straften,  um  vom 
Bösen  abzuschrecken.  Darum  war  das  Volk  vei'traut  mit  Riten  und  Recht- 
lichkeit und  schämte  sich,  sich  gegen  seine  Oberen  aufzulehnen.  König 
Wu  brachte  die  große  Rechtfichkeit  zur  Geltung  und  gebot  dem  Unrecht 
und  Verbrechen  Einhalt.  Der  Herzog  von  Tschou  schuf  das  Ritual  und 
die  Musik,  um  ihm  (dem  Volk)  die  verfeinerte  Form  zu  geben.  Was  die 
Blütezeit  der  Könige  Tsch'eng  und  K'ang  anbelangt,  so  waren  die  Ge- 
fängnisse über  40  Jahre  lang  leer.  Das  also  war  die  (Folge  der)  Durch- 
tränkung mit  Lehre  und  Bildung  und  der  segensvolle  Einfluß  von  Herzens- 
güte und  Rechtlichkeit,  und  nicht  das  ausschließliche  Ergebnis  von  körper- 
lichen Strafen. 

Als  die  Ts'in  kamen,  wurde  es  anders.  Sie  hatten  als  Richtschnur 
die  Lehren   des  Schön    und    des  Schang  •'   und    w^^ndelten   nach  den  Reden 

1    Franke,  Studien  S.  226. 

-    Zitat  aus  Lun  yü  VIII/35  (Legge  S.  207).     Übersetzung  von   Wilhelm. 

•'  Anspielung  auf  Lun  yü  IX/2,2  (Legge  S.  216).  Tung  Tschung-schu  vertritt 
aber  hier  eine  andere  Auslegung  dieser  Erzählung,  als  sie  liei  Legge  und  bei 
Wilhelm  zu  dieser  Stelle  gegeben  wird.  Er  sieht  in  dem  Mann  von  Ta-hiang 
nicht  »an  ignorant  man«  (Legge),  sondern  einen  Menschen,  der  in  einfachem  Ge- 
horsam gegen  die  innere  Stimme  den  rechten  Weg  findet.  Zu  dieser  Auslegung 
vgl.  Chavanncs.  MH  V/414,  Anm.  1. 

*  'kjj'  in  der  Bedeutung  »Qualität«  verbal  gebraucht:  »qualifizieren».  Yen 
Schi-ku  erklärt  den  Ausdruck  mit:  »sie  gehen  ihnen  ein  Amt,  um  ihre  Fähigkeiten 
zu  erproben.    ^  ZitlilU^U  ■&• 

■'  Sehen  ist  Sehen  I'u-hai  ^  yK^^,  ein  Anhänger  des  Gelben  Kaisers  und 
Lao  tse's,  gestorben  337  v.  Chr.,  vgl.  Giles,  Biogr.  Di  ct.  Nr.  1698.  Schang  i.st 
WeT  Yang  ^t  S4^  oder  mit  seinem  eigentlichen  Namen  Kung-.sun  Yang  ^  .^  ^^•< 
^Minister  des  Fürsten  Hiao  von  Ts'in  (861 — 338  v.  Chr.),  führte  ein  strenges  Strafgesetz 
ein  und  schafTte  die  alte  Landeinteilung  ih  ffl  '^-  ab.  t^ber  ihn  vgl.  Giles.  Biogi-. 
Di  ct.  Nr.  2296. 


Seufert :   UrkuiicJeii  zui-  st.-Kitliclicn  NtMiordiiuiig  uiifcr  Hei'  Han-Dynastio.        3'1 

des  Han  Fei  K  Sie  haßten  die  Norm  der  Kaiser  und  Herrscher  und 
gingen  auf  in  Habgier  und  Grausamkeit.  Sie  hatten  weder  äußere  Kultur 
noch  inneren  Wert  zur  Erziehungstätigkeit  im  Reich.  Sie  verhängten 
Strafen  auf  den  bloßen  Schein  hin,  ohne  den  Tatbestand  zu  prüfen.  Die 
Guten  waren  nicht  sicher,  unangefochten  zu  bleiben,  und  die  Übeltäter 
wurden  nicht  sicher  von  Strafen  erreicht.  Darum  trieb  die  Beamtenschaft 
ein  Spiel  mit  inhaltlosen  Worten  und  leeren  Ausdrücken  und  kümmerte 
sich  nicht  um  die  Tatsachen.  Nach  außen  hin  wahrten  sie  die  Form  des 
Gehorsams  gegen  den  Fürsten,  aber  im  Inneren  hatten  sie  eine  unbot- 
mäßige Gesinnung.  Fälschend  und  beschönigend  mit  Trug  jagten  sie  dem 
Gewinn  nach  ohne  jede  Scheu  und  liebten  es,  unmenschlich  grausame 
Unterbeamte '^  zu  gebrauchen.  Leistungen  und  Steuern''  hatten  kein  INIaß 
und  erschöpften  Besitz  und  Kräfte  des  Volkes,  die  Volksmassen  liefen 
auseinander  und  schwanden  dahin.  Sie  hatten  keine  ]Möglichkeit,  dem 
Ackerbau  und  der  Seidenzucht  richtig  nachzukommen.  Ganze  Herden 
von  Verbrechern  kamen  gleichzeitig  hervor.  Darum  gab  es  die  Unzahl 
von  Bestraften,  und  Todesstrafe  folgte  auf  Todesstrafe*.  Aber  trotzdem 
hörte  das  Verbrochen  nicht  auf.  So  hatten  sich  die  Sitten  gewandelt '. 
Darum  sagt  Konfuzius:  »Wenn  man  durch  Regicrungsmaßnahmen  leitet 
und  durch  Strafen  in  Ordnung  hält,  so  sucht  das  Volk  Auswege  und  hat 
kein  Schamgefühl«^.     Das  ist  gemeint. 

Nun  beherrschen  Eure  IVlajestät  das  Weltreich,  innerhalb  der  INIeere 
gibt  es  nichts,  das  Euch  nicht  Untertan  wäre.  Euer  Blick  schweift  weit, 
und  Euer  Ohr  vernimmt  alles;  die  Erkenntnis  Eurer  Untergebenen  habt 
Ihr  zum  höchsten  gesteigert  und  das  Gute  im  Weltreich  zur  Vollendung 
gebracht.  Die  größte  Tugend  erstrahlt  und  begnadet  auch  die  Länder 
außerhalb  des  (unmittelbaren)  Gebiets.  So  haben  die  Ye-lang  und  K'ang-kü, 
wohl  10  000  Li  entfernte  Gegenden,  an  Eurer  Tugend  Gefallen  gefunden 
und  Eurer  Gerechtigkeit  sich  anvertraut.  Das  ist  die  Wirkung  des  allge- 
meinen Friedens.     Wenn  aber  dabei  Eurer  INLnjestät  Verdienste  noch  nicht 


^  Han  Fei  tse,  der  bekannte  Vertreter  der  taoistischen  Tradition  im  3.  Jahrh. 
v.  Chr.     Vgl.  Giles,  Biogr.  Di  ct.  ISr.  614. 

2    >i^  nach  dem  K'ang  hi-Wörterbiich  gleich    )|^     in   der  Bedeutung    »aus 

allen  Kräften«  (Couvreur).  ^3  sind  entweder  die  Unterbeamten  oder  die  Richter 
so  daß  zu  übersetzen  wäre:  »unmenschlich  grausame  Richter«.  Sclii  ki  Kap.  122 
handelt   von   den   »grausamen  Richtern«    fflg^  ^^  • 

■'  Der  Unterschied  zwischen  ^^  und  ^^pf*  ist  durch  die  Wörterbücher  nicht 
genau  festzustellen.  Fit  ist  hier  in  Rücksicht  auf  seinen  Gebrauch  im  Lun  yü  V/7,2. 
(Legge  S.  175)  mit  »Leistungen«  und  H/n  mit  Rücksicht  auf  Meng  tse  VII  A/23.i 
mit    'Steuern«   übersetzt. 

'    Wörtlich:  die  zum  Tode  Verurteilten  schauten  nacheinander  aus. 

■'    0t.  hat  hier  die  verbale  Bedeutung  »so  sein«. 

"    Zitat  aus  Lun  yü  11/3,1  (Legge  S.  140). 

:!> 


'A{\        S.'ut'i'rl  :    rrkiiiulrii  rui  >t.i;nli('lu'ii  Nriiniilniinü  im  irr  ilcr  ll;tii-l)\  iiastio. 

(Umii  Volki'  /iUimI  i;(>\\  DidtMi  siml.  so  liat  (l;is  vicllcMcht  seinen  ( Ji'iiiul  diii'in, 
daß  des  Ilerrschors  (iesiimun^   ihm   ihicIi   niclil   /utoil  i:;o\v(tiHkMi   ist'. 

Moislor  Tsriig  sa^t:  ■  •^\'t'^  wichtig  iiiinint.  wns  er  gcliöi't  liat,  ei'liölit 
seine  Klarlieit.  ^\'e^  ansäht,  was  et-  erkannt  hat.  i'i-louchtet  seine  CirölSe. 
l''i-hölite  Khirlieit  und  ei-lenelitete  Größe  bi'ruht  auf  nichts  ;in(leren>  als 
il.irauf.  «laß  man  ganz,   iiei   di'r  Saehe  ist«  ^. 

Mein  Wnnseh  ist.  Eure  Majestät  niöcliteu  das  Gehörte  befolgen, 
AniViehtigkeit  walten  lassen  im  Inneren  und  sie  zur  Auswirkung  bringen. 
Was  ist  dann  noch  für  ein  Untersehied  von  den  drei  Herrschern;'  Eure 
Majestät  bearbeiten  in  eigener  Person  das  kaiserliche  Feld,  um  dem  Land- 
mai\n  ein  \'orliild  zu  sein.  Ihr  ei-\vaelit  am  fi'ülien  Morgen  und  erhebt 
Euch  in)  Morgengrauen.  Ihr  sorgt  und  müht  Euch  um  das  zahllose  Volk. 
Ihr  denkt  nur  an  das  Altertum  und  müht  Euch,  würdige  Weise  zu  er- 
langen. Das  ist  ja  die  Gewissenhaftigkeit  eines  Yao  und  Schun.  ^Venn 
Ihr  da  noch  nicht  sagen  könnt:  es  ist  erreicht!  so  kommt  das  daher,  daß 
der  Gelehrtenstand  nicht  beständig  angeeifert  wird.  Ohne  beständige  Förde- 
rung des  Gelehrtenstandes  würdige  Weise  erlangen  zu  wollen,  das  ist  so, 
als  wenn  man.  ohne  einen  Nephrit  zu  schneiden,  kultiviertes  Gepräge  von 
ihm  verlangte. 

Was  den  gi-oßen  Gedanken  eines  Unterhalts  der  Studierenden  be- 
triirt.  so  gibt  es  keinen  größeren  Gedanken  als  eine  Studienanstalt  (?). 
Denn  eine  Studienanstalt  (?)  ist  der  Ursprungsort  tüchtiger  Gelehrter,  die 
Wurzel  und  Quelle  aller  Lehre  und  aller  Zivilisation  ^  Wenn  jetzt  von 
allen  Antworten  aus  jeder  einzelnen  Keiehsprovinz  und  jedem  Lehensge- 
biet keine  dem  Erlaß  entsprach,  so  kommt  das  daher,  daß  die  Norm  des 
Herrschers  beinahe*  erloschen  ist. 

Mein  Wunsch  ist,  Eure  Majestät  möchten  eine  Studienanstalt  (;')  er- 
richten, weise  Lehrer  bestellen,  um  durch  sie  die  Studierenden  im  Keich 
zu  fördern,  oft  Prüfungen  veranstalten,  um  die  Fähigkeiten  aufs  höchste 
zu  steigern.  Dann  muß  man  Leute  von  überragender  Tüchtigkeit  be- 
kommen.    Die  jetzigen  Gouverneure  und  Präfekten '^  sind  die  Lehrer  und 

1  Franke,  Studien  S.  224,  Anm.  1.  Zur  Bedeutung  dieser  Stelle  für  die 
zeitliche  Ansetzung  der  zweiten  Denkschrift  vgl.  Einleitung  S.  6  f. 

'■^  Das  Zitat,  im  P'ei  wen  yün  fu  nur  unter  Angabe  obiger  Denkschrift 
aufgeführt,  findet  sich  im  Ta  Tai  li  (Ausgabe  des  Ta  Tai  li  tschu  pu  im 
Huang  Ts'ing  king  kie  sü  pien  Kap.  82.Ö)  Kap.  5,  Abschnitt  57,  mit  einigen 
Varianten :  statt  A^   dort    |^  .  statt    ^   dort   ^ . 

^    Franke,  Stu d ien  s7  102. 

*  Couvreur  gibt  für  :;^;fi  die  Bedeutung:  le  plus  souvent  »meistens"  und  : 
la  plupart  »in  der  Hauptsache«. 

•>  Seit  der  Ts'in-Dynastie  ist  das  Reich  eingeteilt  in  ^|J  (»Provinz«),  deren 
jede  mehrere  iK  (»Präfektur«)  hat;  aber  die  kün  der  Han-Zeit  sind  viel  kleiner 
als  die  späteren  Provinzen  :^  und  die  hien  dieser  Zeit  viel  größer  als  die  späteren 
Kreise  102.  Der  oberste  Beamte  einer  »Provinz«  war  der  kün  schon  ^{J^rJ^i 
die  Vorstelier  d<-r  IVäfekturen  hießen  in  größeren  hien  ling  -^ .  in  kleineren 
tschang    -^    vgl.  Chavannes,  MII  11/530  fF.). 


Seuff  rt :   Üj-kuiidpii  zur  st;i;itiich(>n  Neuoidminü-  iiiitci-  der  Haii-Dj-nastie.        37 

Leiter  des  Volkes.  Ihre  Aufgabe  ist,  den  segensreichen  Einfluß  fortzu- 
führen ^  und  die  Bildung  zu  verbreiten.  Sind  diese  Lehrer  und  Leiter 
nicht  Avürdige  3Iänner,  dann  kann  die  Grundtugend-  nicht  in  Erscheinung 
treten,  Gnadenfülle  nicht  ausströmen. 

Wenn  die  heutigen  Beamten  keine  Belehrung  und  Erziehung  auf  die 
Unteren  ausüben,  so  richten  sie  sich  wahrscheinlich  nicht  folgsam''  nach 
dem  Vorbild  unseres  Herrschers.  Sie  treiben  grausame  Tyrannei  mit  dem 
Volke,  verstricken  sich  gegenseitig  in  Verbrechen  und  behandeln  dies  als 
Geschäft ''.  Die  Armen  und  Notleidenden,  die  Einsamen  und  Schwachen 
führen  Klage  über  Unrecht.  Diese  INIißstände  in  den  Ämtern  sind  in  vollem 
Widerspruch  zu  den  Absichten  Eurer  Majestät.  Deswegen  sind  das  yin  und 
das  yang  in  ihrem  Gegeneinanderwirken  in  Unordnung,  die  atmosphärischen 
Ausströmungen  sind  angehäuft  und  stocken.  Von  den  zahllosen  Lebewesen 
kommen  nur  wenige  voran,  das  schwarzhaarige  Volk  genießt  noch  kein  Glück. 

Wenn  die  oberen  Beamten  alle  unvei'Ständig  sind,  so  muß  es  dahin 
kommen.  Diese  Oberbeamten  (in  den  Provinzen)  gehen  zumeist  aus  den 
lang  tsclmng  (Palastbeamten)  hervor.  Die  Söhne  und  Angehörigen  der 
tschiing  lang  und  ör  ts^ien  schi  -  Beamten  werden  ausgewählt  zu  lang  (Hof- 
beamten l*)  und  li  (Provinzia]beamten?)\  Und  dies  dazu  noch  nach  Reichtum 
und  Besitz  und  nicht  nach  Würdigkeit. 

'     y^  hier  übersetzt  nach  Meng  tse  III  B/9,13  (Legge  S.  284)   »to  cari'y  on«. 

-     in  YiS    ('rniidtuiiend'.'     Der  Ausdruck  war  sonst  nirtjends    nachzuweisen. 

'    y^  JB    wörtlich  :  enipfanüen  und  in  Anwendung  bringen. 

^  BÜ  hier  verbal:  gemeinsam  machen.  Yen  Schi-ku  gibt  die  Erklärung: 
"W'enn  es  unter  den  unteren  Beamten  Übeltäter  und  Betrüger  gibt,  so  nehmen  die 
Gouverneure  und  Präfekten  (den  Fall)  nicht  auf,  sondern  sie  machen  umgekehrt  mit 
ihnen  ein    wechselseitiges  Geschäft   um    des  Gewinnes  willenu    yj^  tp  ^o  "^^  ^^ 

■'  Die  einzelnen  Beamteiititel  lassen  sich  nicht  genau  feststellen.  Selbst 
das.  was  Chavannes  über  diese  Frage  an  zwei  verschiedenen  Stellen  sagt,  läßt  sich 
nicht  miteinander  in  Einklang  bringen.  MH  11/201,  Anm.  1  sagt  Chavannes,  HK 
sei  in  der  Han-Zeit  die  allgemeine  Bezeichnung  für  verschiedene  Beamten  niederen 
Ranges.  Die  chinesischen  Kommentatoren  seien  sich  darüber  nicht  einig.  Ssia-ma 
Tscheng  unterscheide  3  Kategorien  der  ^K  ,  nämlich  die  FP  ^ß?-^P  BRjIiV  MB  ' 
während  Tschang  Schou-tsii;  die  FP  HK  ,  ^3  ^ß  und  S  HK  anführe.  In  der 
Beamtenliste,  die  Chavannes  (MII  II/.jl.3fF.)  gibt,  wird  unter  den  Beamten  der 
Zentralvcrwaltung   genannt   der    HK  Fp  <^,   der   Vorgesetzte   aller   Palastbeamten. 

Diesem  unterstehen  außer  anderen  Beamten  die  — /^^b,  die  "IJäte"  imd  die  hK, 
die  Vorgesetzten  der  kaiserlichen  Leibwache.  Diese  letzteren  teilen  sich  in  die 
Kategorien  der  ^^p,  ff  Rf^'  i^W^  '""^  fi|)  4* '  ^^'^  '"  ""^*'''e"'  '^^^^ 
stehende  Bezeichnung  ^Ij  FR  kann  ninnöglich  mit  der  bei  Chavannes  erwähnten 
Lnterkategorie    HK  ptl    identisch  sein,  sondern  muß  nach   dem  Zusammenhang  eine 


3(S         S<"  II  t'c  I  t  :    ri'kiin<iiMi  zur  ■.t:i;illicli('n  Ni-iinrdiiiiii^  iiiii(M'  (Um'  I  1:mi-I  »x  ii;i>ti('. 

Was  man  im  Altertiiiii  ein  \  crdiciist  nannte,  das  bcstaiul  in  ilrr  Kin- 
scliätzunii  «Um-  l,oistun«;en  im  amtliflioii  Difiist,  iiiclil  aber  war  os.  was  man 
Aufsaininluiiü;  von  l.ebi>nsjaln'i.'n  uiul  Aniiänliin';  von  Dienstjalircn  nonnt. 
Datier  kami-n  kli'iiu«  lälii^kcitcn,  auch  wonn  sie  Lebensalter  angehiiul't 
hatten,  nieht  von  ilen  kleinen  BeamtensteHnnuen  wc|jj.  mikI  liiehtige  Talente, 
aueh  wenn  sie  noeh  wenig  Dienstjalire  liatten,  wiirileii  oline  Hindernis 
liohe  Hüte.  Daher  erschöpften  die,  die  ein  Amt  hatten,  ihre  Ki'äfte,  stiengten 
ihre  Kenntnisse  anfs  änßerste  an  und  müliten  sieh,  ihre  Angelegenheiten 
in  Ordnnng  zu  bringen,  um  sich  \'erdienste  zu  erwerben,  .letzt  ist  es 
anders.  Sie  sammeln  Lebensalter,  um  Khrung  zu  erlangen,  und  hänfen 
Dienstjahi-e  an.  um  aniViirürken  im  Amt'.  Desw^egen  sind  Unhestechliclikeit 
und  Schande  vermengt,  Würdigkeit  und  rnwiu'digkeit  durcheinander  iicwirrt. 
und  der  wahre  Sachverhalt  ist  noch   nicht  erlangt. 

Ich-  halte  dafür,  daß  man  alle  Lehensfürsten,  Provinzialgouverneure 
und  hohen  Beamten^  veranlasse,  unter-  ihren  üntei'beamten  und  au.s  ihrem 
Volke  die  tüchtigsten  3Iänner  auszuwählen,  und  daß  jeder  im  Jahr  zwei 
Leute  stelle  für  den  Nachtdienst  im  Palast*.  Daraus  wird  man  die  Fähigkeit 
der  hohen  Würdenträger  ersehen  können.  Diejenigen,  die  tüchtige  gestellt 
haben,  erhalten  Belohnung:  diejenigen,  die  untüchtige  gestellt  haben,  be- 
kommen Strafe.  Unter  diesen  Umständen  werden  die  Lehensfürsten  und 
hohen  Beamten  mit  höchster  Gewissenhaftigkeit  nach  tüchtigen  Leuten 
trachten,  und  die  (wirklichen)  Gelehrten  wird  man  so  bekommen,  um  sie 
dann  als  Beamte  zu  verwenden  ^ 

Wenn  man  so  überallher  die  tüchtigsten  ]Männer  des  Reiches  bekonmit. 
dann  kann  die  Blütezeit  der  drei  Herrscher  leicht  verwirklicht  und  der  Ruhm 
eines  Yao  und  Schun  erreicht  werden.  Wenn  man  das  Verdienst  nicht  nach 
Tagen  und  ^Monaten  rechnet,  wirklich  geprüfte  Tüchtigkeit  und  Fähigkeit  an 
die  Spitze  stellt,  die  Begabungen  wägt  und  ihnen  danach  Ämter  gibt,  die  Tugend 
beachtet  und  danach  den  Rang  bestimmt,  dann  werden  Lauterkeit  und  Schande 
getrennte  Wege  gehen.  Tüchtige  und  Untüchtige  geschieden  bleiben. 


Allgemeinbezeiclinung  für  eine  bestimmte  Beaintoiiklasse  sein,  vielleicht  gleich- 
bedeutend mit  dem  bei   Cliavannes  mit   HK   bezeichneten   »Vorgesetzten  der  kaiser- 

Mchen  Leibwache«.  Ebensowenig  können  die  dann  in  dem  Text  genannten  pU  ^K 
mit  der  bei  Chavannes  erwähnten  Unterkategorie  übereinstimmen.  Es  muß  nach 
dem  Zusammenhang  auch  eine  Allgemeinbezeichnung  sein.  Bp  '.  -F"  ^/Q  »Beamte 
mit  '2000  Picul«  (Reiseinkommen  in  einem  Monat)  ist  eine  Beamtenbezeichnung  nacii 
Eiiikonimenklassen  (vgl.  Chavannes,  MM  II,  S.  .')2()  und  Franke,  Studien  S.  97, 
Anm.  1).  Aber  über  das  Verhältnis  dieser  Beaniteuidassen  zu  den  vorher  genannten 
läßt  sich  nichts  Bestimmtes  ausmachen. 

'    $7    liiep  in  der  Bedeutung  »eine  höRere  Stufe  erreichen"   (Coiivreiir). 

-    Wörtlich:  ich  in  meiner  Torheit  halte  dafür. 

'     »hohe  Beamte"   im  folgenden  für    ^^  ^H  ~p  ^5  • 

'  'fS  -^j  ^''ßä-  "^o  l>e  on  night  duty  in  the  palace«.  die  nächste  Umgebung 
des  Kaisers. 

'    Wörtlich:  zu  Beamten  machen  und  verwenden. 


Seiifert:  Urkunden  /.ur  staatliche)!  Xeuordnunu;  untei- licr  Han-Dyiiastio.        39 

Eure  Majestät  wollen  mir  gnädig  sein  und  die  Verfehlungen  Ihres 
Untertanen  entschuldigen,  Ihr  habt  befohlen,  daß  man  nicht  eng  gebunden 
sei  an  die  stilistische  Form,  so  daß  man  es  auf  das  feinste  herausarbeiten 
imd  auf  den  Grund  prüfen  könne.  Ich  habe  mir  erlaubt,  alles  zu  sagen, 
was  meine  aerinafen  Kenntnisse  2;estatten '. 


Drittes  Edikt. 

Darauf  eiließ  der  Kaiser  abermals  ein   Edikt.     Das  Edikt  lautet: 

Ich  habe  gehört:  Wer  richtig  vom  Himmel  zu  reden  weiß,  hat  sicher 
die  Bestätigung  dafür  am  ]Menschen;  wer  richtig  vom  Altertum  zu  reden 
weiß,  hat  sicherlich  den  Erweis  davon  an  der  Gegenwart.  Darum  geruhe 
ich,  nach  diesem  Gegenseitigkeitsverhältnis  von  Himmel  und  Mensch  zu 
fragen.  Nach  oben  bin  ich  voll  Verehrung  für  T'ang  (Yao)  und  Yü 
(Schun),  nach  unten  hin  voll  Schmerz  über  Kie  und  Tschou,  und 
angesichts  des  Vei'laufs  von  allmählich  fortschreitender  Verdunklung  und 
allmählich  wachsendem  Verfall,  allmählich  zunehmender  Aufhellung  und 
allmählich  sich  steigerndem  Glänze  suche  ich  unvoreingenommen  nach 
Besserung  ^. 

Ihr  Würdenträger  versteht  das  schaffende  Bilden  des  ijin  und  des 
Uany,  ihr  seid  erfahren  in  Lehren^  und  Werk  der  alten  Heiligen.  Wenn 
aber  trotzdem  ein  verfeinertes  Gepräge  noch  nicht  zur  vollen  Ausgestaltung 
gekommen  ist,  kommt  das  etwa  davon,  daß  wir  hinsichtlich  der  Erfordernisse 
der  gegenwärtigen  Zeit  in  Irrtum  geführt  werden .'  Wenn  die  verbindende 
Grundrichtung  nicht  voll  gewahrt,  die  allgemeine  Leitung^  nicht  völlig 
durchgeführt  ist,  sollte  das  bedeuten,  daß  ich  nicht  einsichtsvoll  genug  bin, 
mein  Gehör  scheinbar  verwirrt  ist'.* 

Nun  (sagt  man,  daß)  in  der  Lehre  der  drei  Herrscher  der  Ausgangs- 
punkt verschieden  sei  und  alle  ihre  ^längel  haben.  Einige  sagen  (auch) : 
Was  Bestand  hat  und  keiner  Veränderung  unterliegt,  das  ist  die  Norm. 
Sollten  diese  (beiden)  Ansichten  etwa  verschieden  sein?' 

Nun  habt  ihr,  ihr  Würdenträger,  schon  den  tiefsten  Gehalt  der  großen 
Norm  ans  Licht  gestellt  und  habt  den  Urgrund  von  Ordnung  und  W^irrnis 
dargelegt.  Bringt  das  zur  Vollendung,  vertieft  es,  prüft  es  und  bringt  es 
wieder  vorl  Heißt  es  nicht  im  Liederbuch:  »Ach,  ihr  Edlen,  euch  ist  nicht 
dauernd  Rast  und  Ruhe   beschieden.     So    werden   die  Geister  euch   hören 


1  Formel  devoter  Höflichkeit,  in  der  Übersetzung  sinngemäß  wiedergegeben; 
wörtlich :  ich  wage,  nicht  zu  erschöpfen  meine  Torheit. 

-     lim*  >|,\    wörtlich:   ich  mache  das  Herz  leer,  um  /.u  bessern. 

•'  Der  Kommentar  vertritt  i'ür  :>g"  die  Lesart  ^p  ,  so  daß  es  hieße:  das 
hinterlassene  Werk. 

'    Franke,  Studien  S.  lUii. 

•'  i'ber  -j=r  als  Partikel  der  rhetorischen  Frage  gefolgt  durch  Finale  ^t 
vgl.  (4.  v.  d.  Gabelentz.  Chin.  Cramm.  !}  1347, 


4()        SiMil'i'i  i:    L'rkiiiidcn /.iir  sliiallii'lifti  NtMiniilmnii:  iiiilcr  dn- 1 1:m-I  )\  ri;istii\ 

um!  strahloiidcs  (iliick  ouch  hi  scheren « '.  Itli  wi'rdr  in  eigcMU-r  IVtsoii 
(die  Aiitworti'ii)  pn'itrii:  il;iriim.  ihr  WüidcntriiiiiT,  strciii;(  t'iu'li  .-m -'.  klaren 
Besfbriil  VAX  ni'hi'ii. 

Dritte  Denkschrift. 

l  ung    rscluing-üchu  Jintwüi'tcti'  ciarauf  abennnls: 

Ich  liahi^  gehört,  (hiß  es  im  I^un  yn  heißt:  »Ist's  niclit  der  Hciliiic 
allein,  iler  Anfang  und  Knde  (des  Wissens)  in  sich  vereinigt^' '  Xnn  halten 
Eiu'e  Majestät  die  (^inade  gehabt,  Enrein  Diewer  Ciehör  zu  schenken,  der 
seine  Cielehrsamkeit  nur  übeikoninien  hat.  Ihr  habt  abermals  ein  weises 
Edikt  erlassen,  (in  dem  verlangt  wird),  daß  man  seinen  Gedanken  bis  ins 
einzelne  folge  und  in  durchdringender  Forschung  die  Wesenswirkung  der 
Heiligen  völlig  ergründe.  Das  ist  etwas,  dem  i(;h  in  meiner  Beschränktheit 
nicht  gewachsen  bin. 

Wenn  in  meinen  früheren  Antworten  die  verbindende  Grundrichtung 
nicht  voll  gewahrt,  und  die  allgemeine  Leitung  nicht  völlig  dui-chgeführt 
ist,  wenn  die  Darlegungen  nicht  klar  eingeteilt  und  die  Hauptgedanken 
nicht  deutlich  getrennt  sind,  so  ist  die  Oberflächlichkeit  und  Beschränktheit 
Eures  Dieners  daran  schuld. 

Das  Edikt  sagt:  W^er  richtig  vom  Himmel  zu  reden  weiß,  hat  sicherlich 
die  Bestätigung  davon  am  Menschen;  wer  richtig  vom  Altertum  zu  reden 
weiß,  hat  sicherlich  den  Erweis  davon  in  der  Gegenwart.  Ich  habe  gehört: 
Der  Himmel    ist   dei-   "Ahnherr"'  der  zahllosen  Dinge,    darum    deckt,   birgt 

'  Zitat  aus  Schi  king  (Legge  S.  StJO),  dort  nur  n^  (dieses  Zeichen  war 
in  der  Han-Zcit  tabuiert.  s.  Chavanues  M II  11/54(1.  Auni.  1)  statt  's*;  Übersetzung 
von  Y.  v.  Strauß  (Schi  king  S.  344):    »Ach,  all'  ihr  hochgestellten  Männer!    Nicht 

immer  trägt  euch  Ruh  im  Schoß Dann  werden   euch  die  Cleister   hören  und 

euch  verleihn  ein  glänzen!  Los«. 

-    Yen  Schi-ku   erklärt  "^   mit   ^^,  vgl.  oben  Seite  18,  Anm.  3. 

^  Zitat  au.s  Lun  yü  XIX/12,2  (Legge  S.  343,  auch  Auslegung  des  Zitats 
nach  Legge),  das  einzige  unter  den  zahlreichen  Lun  yü-Zitaten,  das  mit  der  Formel 
f ^  na' 0  eingeführt  wird.  In  der  ersten  Denksi-lirii't  (s.  Seite  21,  Anm.  2)  ist 
ein  Zitat  aus  dem  gleichen  Buch  des  Lun  yü  gebraucht,  aber  ohne  als  Zitat  be- 
zeichnet zu  sein.  Die  Konfuzius  selbst  in  den  Mund  gelegten  Worte  werden  mit 
der  Formel  -^  W  eingeleitet,  ebenso  in  der  dritten  Denkschrift  (Seite  43,  Anm.  1) 
ein  Zitat,  das  nicht  in  unserem  heutigen  L u u  y ü  steht,  sondern  sich  im  Hiao  king 
findet.  Tung  Tschung-schu  ist  also  wohl  Zeuge  für  die  Existenz  eines  Buches  mit  dem 
Titel  Lun  yü,  aber  es  ist  auf  Grund  seiner  Zitate  nicht  mit  Bestimmtheit  aus- 
zumachen, in  welchem  Yeihältnis  dieses  Buch  zu  dem  späteren  Lun  yü  steht, 
das  im  2.  Jahrh.  n.  Chr.  durch  die  Arbeit  Tscheng  K'ang-tsch'eng's  aus  den  Lun  yü- 
Rezensionen  von  Ts'i  und  Lu  und  dem  »Alten  Lun  yü«  der  F'amilie  K'ung  ent- 
standen ist.  Offenbar  kennt  Tung  Tschung-schu  ein  loses  Traditionsgut  von  Worten 
des  Konfuzius  und  daneben  eine  Sammlung  mit  dem  Titel  Lun  yü.  Doch  hatte 
diese  ganze  Über  ieferung  schon  so  feste  Formen  angenommen,  daß  der  Wortlauf 
katun  von  dem  des  heutigen  Lun  yü  abweicht. 

*    Franke,  Studien  S.  188. 


Seuf'p  vi :   Ui-kundeii  zur  staatlichen  Neuordnung  unter  der  Ilan-Dynastie.        41 

und  hegt  er  sie  allseitig,  ohne  etwas  beiseite  zu  setzen.  Er  schafft  Sonne 
und  Mond,  Wind  und  Regen,  um  sie  in  Harmonie  zu  bringen,  er  regelt 
das  i/in  und  das  i/a/tg,  die  Kälte  und  die  Hitze,  um  sie  zu  vollenden.  Der 
Heilige  stellt  nach  dem  Vorbild  des  Himmels  seine  Norm  auf.  Er  ist 
ebenso  umfassend  in  seiner  Liebe  und  ohne  Vorliebe '.  Er  breitet  die 
Tugend  aus,  läßt  jMenschengüte  walten,  um  sie  zu  beglücken,  er  richtet 
Gerechtigkeit  auf  und  begründet  die  rechte  P'orm,  um  sie  zu  leiten.  Durch 
den  Frühling  betätigt  der  Himmel  sein  Erzeugen,  durch  die  Menschengüte 
betätigt  (entsprechend)  der  Herrscher  sein  Lieben  ^.  Durch  den  Sommer 
betätigt  der  Himmel  sein  Aufbauen,  durch  die  Tugend  betätigt  (entsprechend) 
der  Herrscher  sein  Fördern.  Durch  den  Frost  betätigt  der  Himmel  sein 
Töten,  durch  Strafen  betätigt  (entsprechend)  der  Herrscher  sein  Züchtigen  '. 
Wenn  man  es  unter  diesem  Gesichtspunkt  behandelt,  so  ist  es  die  Offen- 
barung vom  Himmel  und  Menschenwesen,  die  Norm  von  Altertum  und 
Gegenwart. 

Als  Konfuzius  das  Tsch'un- ts'i  u  schuf,  da  prüfte  er  es  nach  oben 
hin  am  Gesetz  des  Himmels,  nach  unten  hin  stellte  er  es  auf  die  mensch- 
lichen Regungen  ein,  er  erwog  es  am  Altertum  und  maß  es  an  der  Gegen- 
wart. Darum,  was  das  Tsch'un-ts'iu  rügt,  ist  das,  wofür  Heimsuchungen 
und  Unglücksfälle  verhängt  werden,  und  was  das  Tsch'un-ts'iu  ver- 
abscheut, das,  wofür  seltsame  Normwidrigkeiten  geschickt  werden.  Es 
verzeichnet  die  Verfehlungen  des  Staates  in  Vei'bindung  mit  den  L^m- 
wälzungen  durch  Heimsuchungen  und  Normwidrigkeiten;  daraus  wird  ei*- 
sichtlich,  daß  im  menschlichen  Handeln  das  höchste  Gute  und  das  höchste 
Böse  mit  Himmel  und  Erde  zu  einer  Einheit  zusammenfließt,  so  daß  sie  in 
Wechselwirkung  einander  entsprechen.  Auch  das  nennt  man  ein  Offen- 
barungszeicheii  des  Himmels*. 

Im  Altertum  waren  die  Behörden,  die  Lehre  und  Unterweisung  sich 
angelegen  sein  ließen,  bestrebt,  durch  Tugend  das  Volk  zum  Guten  zu 
bilden.  Nachdem  das  Volk  (dadurch)  ganz  umgebildet  war,  waren  die 
Gefängnisse  im  Weltreich  meist  ohne  einen  einzigen  Insassen.  In  der 
heutigen  Zeit  hat  man  sie  (die  Behörden)  abgeschafft  und  erhält  sie  nicht, 
so  daß  man  nichts  für  die  Bildung  des  Volkes  hat.  Für  das  Volk  ist  das 
der  Grund,  daß  es  aufgibt.  Gerechtigkeit  zu  üben,  und  für  Gewinn  und 
Vorteil  sich  zu  Tode  müht.  Darum  werden  die  Gesetze  übrrt roten,  und 
die  Missetaten  sind  zahlreich.     Die  Gefängnisstrafen  eines  Jahres  gehen  in 


^    Vergleiche  die  Ausführungen  im  Li  ki  (C'ouvreur  II/3fl6). 

-'  Das  Wörterbuch  von  K'ang-hi  erklärt  '^^  als  »Offenbarung  der  .Menseheii- 
güte«    iZ^'i^' 

3  Die  Stelle  ist  sehr  bezeichnend  für  chinesisclies  Denken.  Der  Parallelisnius 
ist  nicht  nur  ein  Sprachgesetz,  sondern  ein  Denkniotiv.  Aber  es  ist  nicht  die  Logik, 
die  diese  Parallelen  herstellt,  sondern  ein  metaphysisches  Bedürfnis  schafft  diese 
Entsprechungen  auf  Grund  gewisser  (z.  T.  künstlicli  gesuchter)  Analogien  in  der 
Art  des  Geschehens. 

"    Franke.  Studien  S.  246. 


4li        Seil  l'f  rt :    l'i  IxiiiKifii  /.iif  >-i;i;illiflii'i\  \iMii)i(lmiii<:  iiiilir  ilcr  ll;iii-l)\  ii;\stic, 

vit'li-  'r;uK'^eiiiic.  Dai-Jins  ist  ci-sichtlicli,  dal.^  111:111  il;i.s  Altertum  iiiclit  .lußor 
acht  lassoii  ilai'f.  So  ladcll  aiicli  das  Tsch  iiii-ts'iii  alle  Aiidei'iiii>it'n  des 
Altiriimis. 

Di's  lliiimit'ls  AiHniliiiini;  iiomii  man  dii-  Hrstimmnnj^  [iiiiinj):  di"' 
H«'stiiniiiuni;  Uami  c>liiic  diMi  llciligfii  iiicIit  ausi^crührt  werden.  Den  ur- 
sprüiiglirlK'ii  SlolV  nnint  man  ilie  natürlielu'  Aidaii'o,  die  Anlage  kann  ohne 
die  liildt'iide  Heiehrung  nicht  entwickelt  werden.  Des  Mensciien  Begehren 
rnimt  man  die  Regungen,  die  Hegungen  können  (»hne  Lenkung  nicht  in 
Sohi'anken  gelialten  werden  '. 

Darum  ist  der  lleri-sciicr  nach  oben  hin  sorgsam  brnnihl.  des  Himmels 
(ledanken  aulV-unehnieii.  um  mit  der  L5estimmung  in  Kinklang  zu  sein,  nacii 
unten  hin  ist  er  bestrebt,  die  In'ldende  Belehrung  des  Volkes  ans  Licht  zu 
stellen,  um  die  Anlage  zu  entwickeln.  Kr  richtet  die  Ordnung  leclitlicher 
Satzung  auf.  gliedert  die  Stulenfolge  von  Hoch  und  Niedi'ig.  uni  das  Be- 
gehren einzudämmen.  Wenn  er  sich  dii'ser  drei  Dinge  angenonniien  hat. 
dann   ist  die  große  Grundlage  gelegt. 

Dei-  Mensch  empfängt  seine  Bestimmung  vom  Himmel,  dadurch  ragt 
er  heraus-  aus  der  Masse  der  Lebewesen.  Im  persöidichen  Leben  lial  er 
die  Liebesbande  zwischen  Vater  und  Sohn,  älterem  und  jüngerem  Brudei-. 
im  öifentlichen  Leben  das  Gegenseitigkeitsverhidtnis'  zwischen  Fürst  und 
Untertan,  Hoch  und  Niedrig;  in  Gesellschaft  und  Verkehr  die  Einreihung 
nach  Greisentum  und  Betagtheit*,  nach  reiferem  und  jugendUcherem  Alter. 
Im  äußei-en  Gebahren  •'*  hat  er  die  verfeinerte  I"^orm  zur  Herstellung  gegen- 
seitiger Verbindung;  füi'  die  (innere)  Befriedigung •"'  hat  er  das  Wohlwollen 
zum  Finden  gegenseitiger  Liebe.     Das    ist,  was  den  Menschen  auszeiehnel. 

^    Flanke,  Studien  S.  19-1. 

-    Eigentlich:  unterscheidet  sich  durch  einen  Sprung. 
■'    Das  Verhältnis  gegenseitiger  Rechte  und  Pthchteii. 

'  Li  ki  (Couvreur  19)  sagt:  »Die  GOjährigeii  heißen  -^ ,  <he  TUjährigen 
heißen   yp^'" 

•'    ^^    eigcntlicli    »poliertei-   Reis«,   dann    »glänzend«    und  »Schönheit  dcsCJe- 

sichts  oder  der  Person«  (Cou\reur).  Yen  Schi-ku  erklärt  Isan  mit  pH  ^^1  »sicht- 
bare Erscheinung«. 

**  .1^  nach  Couvrcur:  rejouissance  »Freudenhezeigung«.  etre  content  »zu- 
frieden sein«.  Das  Wörterbuch  \on  K'ang-hi  erklärt  unter  Angabe  dieser  Stelle 
E^  mit  ^4*  »Freude,  zufrieden.'.  Der  Ausdruck  •^i  feft  kommt  im  Tso  tschuan 
(Tschao  kiuig  4.  Jahr)  \or  und  wird  von  Legge  dort  (S.  596)  mit:  to  knit  more  closch 
a  good  understanding  »ein  besseres  Finveruehmen  iierstellen«  üliersetzt.  Danach 
wird  also  huan  auch  kausativ  gehraucht  (vgl.  G.  v.  d.  (iabelentz.  Chines.  Gramm. 
§  331).  Die  Schwierigkeit  dieser  Stelle  beruht  darauf,  daß  wir  auf  Grund  der 
(jegenüberstellung  im  Text  einen  logischen  Gegensatz  erwarten,  den  aber  der  (ie- 
dankeninhalt  gar  nicht  bietet.  Der  Gedanke  ist  wohl  der:  die  verfeinerte  Form  im 
äußeren  Gebahren  schaßt  zunächst  zwischen  den  Mens(;lien  ein  (iegenseitigkeits- 
vcrhältnis.  Tritt  das  WolilwoUen  hinzu,  das  auf  einer  inneien  Beziehung  beruht, 
so  wird  daraus  ein  Verhältnis  gegenseitiger  Liebe. 


S  eu  t'crt :  Urkunden  zur  staatlichen  Neuordnung  unter  der  Han-Dynastie.        48 

Er  baut  die  fünf  Getreidearten  zu  seiner  Ernährung,  er  pflanzt  Maulbeer 
und  Hanf  zu  seiner  Kleidung.  Er  zieht  die  sechs  Haustiere  zu  seinem 
Unterhalt,  er  gewöhnt  das  Rind  ein  und  benutzt  das  Pferd  als  Reittier,  er 
kreist  den  Panther  ein  und  fängt  den  Tiger.  Das  kommt  alles  daher,  daß 
er  des  Himmels  Geisteskraft  empfangen  hat,   die  ihn  über  alle  Dinge  erhebt. 

Darum  sagt  Konfuzius:  »Unter  allen  Geschöpfen  des  Himmels  und 
der  Erde  ist  der  Mensch  das  edelste«'.  Erleuchtet  durch  seine  himmlische 
Natur,  kennt  er  seinen  Vorzug  vor  den  Dingen.  Wenn  er  sich  seines 
Vorzugs  vor  den  Dingen  bewußt  ist,  dann  kennt  er  zugleich  Menscheugüte 
und  Rechtlichkeit.  Wenn  er  Menschengüte  und  Rechtlichkeit  kennt,  dann 
legt  er  Gewicht  auf  die  rechte  Form.  Wenn  er  Gewicht  auf  die  rechte 
Form  legt,  dann  beharrt  er  ruhig  im  Guten.  Wenn  er  ruhig  im  Guten 
beharrt,  hat  er  seine  Freude  daran,  sich  der  Ordnung  zu  fügen.  Hat  er 
seine  Freude  daran,  sich  der  Oi'dnung  zu  fügen,  dann  heißt  er  ein  Edler. 
So  sagt  Konfuzius:  »Ohne  die  Bestimmung  des  Himmels  zu  kennen,  kann 
man  kein  Edler  sein«-.     Das  ist  gemeint. 

Das  Edikt  sagt:  Nach  oben  hin  bin  ich  voll  Verehrung  für  T'ang 
(Yao)  und  Yü  (Schun),  nach  unten  hin  voll  Schmerz  über  Kie  und  Tschou, 
und  angesichts  des  Verlaufs  von  allmählich  fortschreitender  Verdunklung,  all- 
mählich wachsendem  Zerfall,  von  allmählich  zunehmender  Aufhellung  und  all- 
mählich sich  steigerndem  Glänze  suche  ich  unvoreingenommen  nach  Besserung. 

Ich  habe  gehört:  Viel  Wenig  machen  ein  Viel;  sammelt  man  das 
Kleine,  so  kommt  man  zum  Großen.  Die  Heiligen  gelangten  alle  vom 
Verborgenen  zum  Sichtbaren,  vom  Unscheinbaren  zum  Augenfälligen.  So 
erhob  sich  Y'ao  aus  dem  Stand  der  Lehensfürsten  ^'  und  Schun  erstand  aus 
der  Tiefe  (Einsamkeii)  des  Gebirges^.  Nicht  an  einem  einzigen  Tag  sind 
sie  zu  Bedeutung  gelangt,  sondern  es  bedurfte  eines  allmählichen  Fort- 
schritts, bis  sie  ans  Ziel  kamen. 

Wenn  Worte  aus  dem  Inneren  herausgetreten  sind,  kann  man  sie 
nicht  mehr  zurückhalten.  W^enn  Taten  von  der  Person  ausgegangen  sind, 
kann  man  sie  nicht  verbergen.  \Vorte  und  Taten  sind  die  Hauptsache 
bei  der  Regierung,  die  jNIittel,  durch  die  der  Edle  Himmel  und  Erde  be- 
wegt. Wer  also  das  Kleine  bewältigt,  der  wird  groß,  und  wer  über  dem 
Unscheinbaren  wacht,  der  tritt  hervor. 

'    Zitat  aus  Hiao  king  IX  (Legge  SBE  vol.  III.  S.  476). 

2    Zitat  aus  Lun  yü  XX/3  (Legge  S.  354). 

^  Yen  Schi-ku  fügt  hinzu:  »d.  h.  er  stieg  ^■om  Fürsten  \'on  T'ang  zum  Thron 
des  Hinimelssohnes  auf«  g^  f/>  I^ '^  ^  ^  "jp  ^  "j^  •  Yao  ist  posthumer 
Name:  er  wird  iiäutig  mit  dem  Namen  T'ang  ffi-  odei'  T'ao  T'ang  \^  I^  be- 
zeichnet nach  den  Gebieten  von  T'ang  und  T'ao.  die  er  vor  seiner  Erhebung  auf 
den  Kaiserthron  als  Lehensfürst  innegehabt  haben  soll  (vgl.Chavannes,  MII  I/4"2  Anm.  l). 

*  Der  Kommentator  Meng  K'ang  (3.  Jahrh.  n.  Chr.,  s.  Giles,  Biogr.  Di  ct. 
Nr.  1521)  fügt  hinzu:  »Schun  bestellte  das  Feld  auf  dem  Berge  Li«  tRF.  Diese 
Notiz  beruht  wohl  auf  dem  Schi  ki  (vgl.  Chavannes,  MH  1/72).  Zur  Tradition 
über  die  Anfänge  des  Schun  vgl.  Meng  tse  II  A/8.4  (Legge  S.  206). 


14         Sr  11 1'<"  I  t  :    l'i'K  Ulli  Ich  /iii'  >.I.i,illiclicii  XclloldlilliiL:  iMiIrc  di'l   Ilaii- 1  )\  ii;i>.I  ic 

Das  Sflii  kinj;  saut:  »tla.  ilioser  Küiiii;  W'rii,  aclilsaiii  uiul  elir- 
riiirhtsvolll"  '.  So  iTilirtc  Vao  voll  Ik'liutsainkeit'-  Tai;  fiu  Tag  seinen 
Waiuiol  und  Si-hiin  s(('iü;iM-t('  läü;lic'li  voll  Aiinslliclikoit '  seine  Pietät.  AV'cnn 
alles  (inte  vricinii^t  und  daduirli  iK  r  Kul"  i;läM/.enil  wird,  wenn  die  Tugend 
erstralill  und  ilailiircli  die  Peivson  /u  Klucu  gelangt,  das  ist  i]ev  reehtf 
Weg  zuiuhuuMuler   Aul'lullung   und  sieh  steigei'nden   (ilan/es. 

Die  Alelirung  des  (inten  in  einem  Menschen  ist  dem  \\'a(l:stiini  ver- 
gleichhai',  das  täglich  (nvlselireilet.  ohne  daß  es  die  Menschen  merken.  Die 
Mi'hi'inig  des  Bösim  in  einem  Menschen  (vollzieht  sieh)  in  der  Art,  wie 
Feuer  tlas  Öl  (in  dei-  Lampe)  veizehrt.  ohne  daß  die  INIensehen  es  gewahr 
werden.  Was  nicht  durcii  die  menschliche  Natur  sichtbar  wird  und  nicht 
durch    den   Kinlliiß    seiner  Sitten  prüfbai-   wird,    wer    soll    das    erkennen!'' 

Auf  diese  Weise  erlunglen  Tang  (Vao)  und  Yii  (Schnn)  ihren  be- 
rühmten Namen,  und  so  wurden  Kie  und  Tscliou  /u  einem  .Sehreckbild. 
Denn  Gutes  und  Schlechtes  stehen  in  Wechselbeziehung,  wie  der  Gestalt 
der  Schatten  und  dem  Schall  das  Kcho^  entspricht.  W<m1  Kie  und  Tschou 
gewalttätig  uml  treulos  waren,  kamen  Verleumder  und  Verl)recher  zu- 
sammen auf,  die  tugendsamen  und  kenntnisreichen  Männer  zogen  sich 
zurück,  das  Schlechte  trat  von  Tag  zu  Tag  mehr-  aus  Licht,  das  Reich 
geriet  von  Tag  zu  Tag  mehr  in  Verwirrung.  Sie  selbst  in  behaglicher 
Ruhe  meinten,  sie  ständen  wie  die  Sonne  am  Himmel. '' 

Zuletzt  aber  kam  der  Verfall  und  das  große  Verderben.  Diese  Ge- 
walttätigkeit, Widerspenstigkeit  und  Lieblosigkeit  führt  nicht  an  einem 
Lag  zum  L^ntergang,  es   kommt   auch  nur  allmählich   zum   Anßei'Sten.     Ob- 

1  Zitat  aus    .Schi  king  (Legge   S.  483).     V .  \.  Strauß  (S.  392)    übeiset/.t : 
■  riul  das  war  dieser  König  Won.  der  ehrfurchtsvoll,  herzangclegen  .  .    .■• 

-  &w"t^  wiederholt  im  Schi  k  i  u  "•  (s.  Legge  ,S.  33.3.  335.  5.3(1,  5()5  :  cauiiou.s. 
eareful  »behutsam«):  !3b  _^  zusaiiuneii  mir  C^wP"  iniSi  In  k  ing  (Legge  S.  53t>.  .'»65  : 
t'eel  the  peril  »der  Gefahr  bewußt  sein«). 

'  Der  Gedanke  ist:  der  Vorgang  vollzieht  sich  unsiclitbar.  aber  das  Kesiiltat 
tritt   immer  in  Erscheinuni;. 

*  ft  »-•  B  '""' »  '■«'  S- 

■■■  Yen  Sclii-ku  erklärt  ^^  0t  mit  Ö  v6^  "sii;li  der  lüilie  hingeben",  und  zu 
^B  H  '^Sb  5^  ""^^^  ^'^'  "^'  ^'  •^"'■'■hau'*  nicht  fallen  und  zu  Grunde  geheu" 
^^  X\  [)i|^  "Hj*  -Hl  .  Ks  wird  hier  auf  eine  Erzählung  über  Kie  angespielt,  die  in 
zwei  verscliiedenea  Versionen  zu  finden  ist.  Die  eine  Version  findet  .sich  im 
Schu  kiiig  (Legge  S.  175)  und  bei  Meng  tse  I  A/2.4  (Legge  S.  128).  Dort  wird 
der  Ausspruch  dein  Volk  in  den  Alund  gelegt:  »Wann  wird  diese  Sonne  (d.  h.  Kiej 
untergehen?  AVir  wollen  alle  mit  dir  zugmnde  gehen!«  Eine  andere  Version,  dii- 
auf  den  großen  Schu  king-Kommentar  Fu  Scheng's  zurückgelit,  legt  das  A\'ort  dem 
Kie  selbst  in  den  Mund,  der  angesichts  dt  s  Murrens  im  Volke  sich  mit  der  Sonin 
vergleicht  und  spricht:  »Wenn  diese  Sonne  uniergeht,  werde  ich  und  ihr  alle  zugrunde 
gehen I«  (dazu  s.  Chavannes,  MM  1/182).  Tung  Tschung-schu  vertritt  diese  letzte 
Version,  aber  grau)matikalisch  läßt  sich  das  Wort  nur  auf  die  beiden  Subjekte  Kie 
und   Tschou  bezielien. 


Seul'eit:    l'rkuiKlcii  zui- staarlichen  Xfuoi-diiuiig  unter  doi-Hiiii-Dyiiastie.        45 

Wühl  also  Kie  und  Tschou  die  Norm  verloren  hatten,  erfreuten  sie  sich 
doch  noch  melir  als  zehn  Jahre  des  Reiches.  ^  Das  ist  der  Weg  der  all- 
mählich fortschreitenden  Vei'dunkelung  und  des  allmählich  wachsenden 
Zei'falles. 

Das  Edikt  sagt:  In  den  Lehren  der  drei  Zentralherrscher  ist  der 
Ausgangspunkt  nicht  gleich,  und  alle  haben  ihre  Mängel.  Einige  sagen 
auch:  Was  Bestand  hat  und  keiner  Veränderung  untei-liegt,  das  ist  die 
Norm.     Sollten  diese  (beiden)  Ansichten  etwa  verschieden  sein? 

Ich  habe  gehört:  Was  sich  selbst  genügt  und  keine  Störung  erleidet, 
was  sich  immer  wiederholt  und  doch  nicht  abstumpft^,  das  heißt  die 
Norm.  Die  Norm  bleibt  in  Tausenden  von  Generationen  ohne  Einbuße; 
denn  Einbuße  ist  Verlust  der  Norm.  Die  Norm  der  früheren  Herrscher 
setzt  das  Vorhandensein  von  Faktoren  der  Einseitigkeit  und  Stockung 
voraus'^,  wegen  deren  die  Regierung  Unklarheiten  hatte  und  nicht  vor- 
wärts kam.  Sie  hob  nur  die  Einseitigkeiten  auf  und  machte  dadurch  die 
Einbuße  wieder  gut.  Wenn  die  Grundgesetze  der  drei  Zentralherrscher 
in  ihrem  Ausgangspunkt  nicht  übereinstimmend  sind,  so  sind  sie  doch 
keine  gegenseitigen  Umkehrungen,  (sondern)  sie  verfolgen  den  Zweck,  das 
Übermäßige  zum  Stillstand  zu  bringen  und  dem  Verkümmerten  Stärkung 
zu  geben.  So  machen  (die  Verhältnisse),  die  sie  vorfanden,  ihren  Unter- 
schied aus.  ^ 

Darum  sagt  Konfuzius:  »Nicht  handeln  und  dadurch  regieren,  das 
tat  Schun-  ^.  Er  legte  nur-  den  Jahresbeginn  anders  und  änderte  die 
Kleiderfarben,  um  der  Bestimmung  des  Himmels  folgsam  zu  sein.  Im 
übrigen  fügte  er  sich  völlig  der  Norm  Yaos.  Welche  Verbesserung  hätte 
er  vornehmen  sollen!'  Denn  für  den  Herrscher  gibt  es  wohl  die  Form- 
frage einer  Aljänderung  der  Staatseinrichtungen,  nicht  aber  die  Wesens- 
frage einer  Umwandlung  der  Staatsnorm.® 

Wenn  also  die  Hia-Dynastie  die  Loyalität  betont,  die  Yin-Dynastie 
die  Ehrfurcht,  die  Tschou-Dynastie  die  verfeinerte  Form,  so  verlangte  ihre 
(Aufgabe  der)  Wiederbelebung  dessen,  was  sie  fortsetzten,  daß  sie  diese 
(Grundsätze)  in  Anwendung  brachten.  Konfuzius  sagt:  -Die  Yin-Dynastie 
folgte  den  Bräuchen  der  Hia-Dynasüe;  was  sie  davorigenommen  und  dazu- 
getan,  kann  man  wissen.  Die  Tschou-Dynastie  folgte  den  Bräuchen  der 
Yin-Dynastie;    was  sie  davongenommen  und  dazugetan,    kann  man  wissen. 

^  Beide  hatten  eine  lange  Regierungszeif.  der  erster-e  über  5(1,  dci'  letztere 
über  30  Jahre. 

-    Franke,  Studien  S.  189. 

•'  Grammatikalisch  ist  auch  folgende  Cbersetzung  möglich:  »Der  \\'andel  der 
früheren  Herrscher  hat  unbedingt  .  .  .«  Aber  diese  Übersetzung  paßt  weder  zum 
Vorhergehenden    noch    zum  Nachfolgenden,   noch    über-hairpt  in  diese  Gedankenwelt. 

*  Der  Gedanke  ist:  Die  Norm  in  ihr-eni  We.sen  bleibt  sich  gleich,  aber  da  sie 
auf  veränderte  Verhältnisse  trifft,  muß  sie  in  veränderter,  den  Verhältnissert  neu 
angepaßter  P'or-rn  in  Erscheinung  ti-cten. 

-'    Zitat  aus  Lun  yü  XV/4  (Legge  S.  295). 

•"'    Franke,  Studien  S.  226  (im  Tscli'un  -  ts' ju   fa  n  In). 


4(')        Seur<'ii:    I   ikmuli'ii  /in  >«i;i;illirlii-ii  XciiDKlinniLr  iiiilci- (Irr  Haii-nvuasHc. 

Kiru-  aiuloi'O  in;i^  vielleicht  die  rsclioiiDviiaslie  (oilsefzeii ;  aber  oh  es 
hundert  Zeitalioi'  uiiieii,  man  Uami  wissen  (wie  es  gehen  w  iid '')"  '.  Darin 
ist  gesagt,  »lal,^  tii«'  /ahlreiehen  Ilenseher  sieh  diesen  drei  (I)ynasli(  ii)  an- 
schließen. 

Die  llia-nvnastie  lolgti'  auf  ^■i■|  (Selinnl.  AVenn  aher  da  allein  nicht 
gesagt  wird,  was  sie  chivongenoinnien  und  dazugc^tan,  (so  kouirnt  das  da- 
her, daß)  ihre  Staatsnorm  gerade/u  eitjs  ist  und  das,  was  sie  besonders 
betonten,  öiieicinstinuneml  isi.  Der  große  Trspriing  der  Norm  entströmt 
dem  Himmel.  dcM-  Ilinmjel  wandelt  sich  nicht,  und  die  Norm  wandelt  sich 
ebenfalls  nicht-'.  So  war  Yü  die  Fortsetzung  des  Schun,  Schnn  die  des 
Vao.  Die  drei  Heiligen  erbten  der  eine  vom  anderen  und  bewahrten  da- 
i>ei  die  eine  Norm,  sie  brauchten  keiner  verrotteten  Regierung  aufzuhelfen. 
Deshalb  wird  nicht  gesagt,   was  sie  davongenommen  und  dazugetan. 

Wenn  man  es  von  hier  aus  betrachtet,  dann  (sieht  man,  daß)  bei 
Fortsetzung  eines  geordneten  Zeitalters  die  Staatsnorm  gleichbleibt,  bei 
?\)rtsetznng  eines  in  Wirrnis  geratenen  Zeitalters  die  Staatsnorm  gewandelt 
wird.  Nun  folgt  die  Han-Dynastie  auf  eine  große  Verwirrung.  Vielleicht 
wäre  es  da  angebracht,  daß  man  die  Übertreibung  der  verfeinerten  Form 
bei  der  Tschou-Dynastie  einschränkte-'  und  (dafür)  die  Loyalität  der  Hia- 
Dynastie  zur  Anwendung  biächte. 

Eure  INIajestät  besitzen  leuchtende  Tugend  und  treffliche  Prinzipien, 
Ihr  beklagt  die  Auflösung  und  Lockerung  der  gegenwärtigen  Sitten  und 
seid  voll  Kummer,  daß  die  Norm  der  Heirscher  nicht  in  Erscheinung 
tritt.  Darum  habt  Ihr  tugendreiche  und  rechtschaffene  Gelehrte  berufen, 
Ihr  erörtert  die  Rechtlichkeit  und  stellt  prüfende  Fragen.  Ihr  w^ollt  durch- 
aus den  Tugendglanz  der  INIenschenliebe  und  Rechtlichkeit  steigern,  die 
Satzungen  der  Kaiser  und  Herrscher  klarstellen  und  eine  Weltordnung 
(fao)  des  großen  Friedens  begründen. 

Ich  bin  töricht  und  unfähig,  ich  gebe  nur  wieder,  was  ich  gehört 
habe,  und  trage  vor,  was  ich  gelernt  habe.  Ich  rede  die  Worte  meines 
Lehrers    und    bin    kaum    imstande.  Fehler    zu    vermeiden.     Wenn   es  sich 


'  Zitat  aus  Lun  yü  11,23  (Legge  S.  153).  Der  Schluß  dieses  Satzes  »man 
kann  wissen«  ist  unverständlich.  Die  in  Klammern  gegebene  Ergänzung,  die  sowohl 
Legge  als  auch  Wilhelm  vornehmen,  ist  aus  dem  vorhandenen  Text  nicht  zu  ent- 
nehmen, sie  stützt  sich  nur  auf  die  Autorität  der  Kommentaloreu. 

2    Franke,  Studien  S.  189. 

■'    Hier   ist   die  Interpunktion   strittig,    ob  sie  vor  oder   hinter  ^v    zu    setzen 

ist.    Yen  Schi-ku  setzt  den  Punkt  hinter  ^j)   und  erklärt  ^^  n)it  ^.  ^^  ..p^xtrem.. 

Dagegen  zieht  derKommeutatorLiuTsch'ang  /^jj  [pjJT  das  Wort  $7  zum  folgenden  f^ 
in  der  Bedeutung  »veraidassen  zu«.  Diese  letztere  Interpunktion  hat  auch  Wieger 
Textes  historiques  I/4i)l,  aber  die  Übersetzung,  die  er  gibt,  ist  das  Gegenteil 
von  dem,  was  im  Text  steht  (la  dynastie  Han  »devrait  insister  sur  la  politesse 
comme  les  Tcheou,  et  sur  la  loyautc  connne  les  Hia«).  Die  Auslegung  von  Yen^ 
Schi-ku  stimmt  gut  zu  der  traditionellen  Einschätzui'g  der  Tschou-Dynastie  (vgl. 
Franke.    Studien    S.   184.    Anni.   1).    daher    ist   sie    in  der  Übersetzung   verwertet 


Sculert :   l  i-liuiideu  zur  staatliclieii  Neuordiiuiig  unter  <lerHaM-DyMai.tie.       4  < 

nun  um  die  Erörterung  des  Richtigen  und  Unrichtigen  in  der  Staatsregie- 
rung, um  die  Untersuchung  von  Gedeih  und  Verderb  des  Weltreichs 
handelt,  so  ist  dies  das  x\nit  der  Großwürdenträger  und  Räte,  die  Aufgabo 
der  höchsten  Berater  und  Minister'  und  nicht  etwas,  was  Euer  Unlertan 
Tschung-schu  zu  leisten  imstande  wäre. 

Doch  nehme  ich  mir  etwas  Ungewöhnliches  heraus.  Denn  das 
Reich  des  Altertums  ist  auch  das  Reich  der  Gegenwart,  und  das  Reich 
der  Gegenwart  ist  auch  das  Reich  des  Altertums.  Es  ist  dasselbe  Reich. 
Im  Altertum  herrschte  auch  die  große  Ordnung.  Da  lebten  Hoch  und 
Niedrig  in  Harmonie  und  Frieden  miteinander,  Gewohnheiten  und  Ge- 
bräuche waren  trefflich  und  in  schöner  Blüte;  man  brauchte  nicht  zu  be- 
fehlen, und  doch  ging  es  vorwärts,  man  brauchte  nicht  zu  verbieten,  und 
doch  herrschte  Maß;  Beamte  gerieten  nicht  in  Laster  und  Verkehrtheit, 
im  Volk  gab  es  keine  Gewalttätigkeit  und  kein  Verbrechertum,  die  Ge- 
fängnisse waren  leer,  die  (Wirkung  der)  Tugend  gab  der  Pflanzenwelt 
Gedeihen,  und  die  Güte  breitete  sich  aus  bis  an  die  vier  Meere,  die 
Phönixe  sammelten  sich  und  Einhörner  wandelten  umher. 

Wenn  man  nun  die  Gegenwart  am  Altertum  prüft,  warum  ist  dann 
nur^  ein  so  großer  Abstand  zwischen  den  beiden?  Wie  kommt  es,  daß 
Unordnung  und  Verfall  derartig  sind?  Soll  man  meinen,  es  gäbe  irgendwo 
eine  Abirrung  vom  Weg  des  Altertums  oder  eine  Widersetzlichkeit^  gegen  das 
Gesetz  des  Himmels?  Wir  wollen  versuchen,  es  zu  verfolgen  bis  ins  Altertum  ^ 
und  es  auf  den  Himmel  zurückzuführen;  vielleicht"  ist  es  dann  zu  erkennen. 

Der  Himmel  nämlich  j)flegt  seine  Gaben  nur  in  Teilen  zu  spenden. 
Gibt  er  (starke)  Zähne,  so  nimmt  er  dafür  die  Hörner.  Fügt  er  Flügel 
an,  so  läßt  er  dafür  nur  zwei  Füße".  Das  bedeutet:  Wer  etwas  Großes 
empfängt,  der  kann  nicht  (auch)  das  Kleine  bekommen.  W^er  im  Alter- 
tum Amtseinkommen  gewährt  erhielt,  der  lebte  nicht  von  Handarbeit  und 
kam  nicht  den  untersten  (Ständen)  '^  in  die  Quere.     Es    stimmt   also  dieser 

^    In   der  Han-Zeit   gehören  zu  den    — •'  /\    1.  -4^  ^]  ^fe,  2.  -^  p1  ;^t 

und  3.   "^^  WJ  Ä   (s.   Petillon,   Allusions  litteraires  S.   16).  "/^  Ipß   ^^^  ^'" 

zusammenfassender  Titel  für  neun  Rangstufen  hoher  Beamter  (vgl.  Chavannes. 
MH  11/529). 

-     »^a»     ist    nur     ein   Verstärkungspartikel    wie    im    Li  ki  (Couvreur  I/21H 

f*«:^Ä-dI/243  4^).^ 

^  Yen  Schi-ku  erklärt  gß"  mit^e  AN'iderstand  leisten.  Couvreur  gibt  für  =^ 
unter  Anfuhrung  dieser  Textstelle  die  Bedeutung:  de  contraire  ä  vim  Gegensatz  zu». 

'  Der  Kommenta'i-  erwähnt  eine  Textausgahe.  die  vor  "ip  ein  "fc^  hat. 
Andernfalls  ist    Z^    als   Verbum  aufzufiissen. 

*      ^    gleich    jg§    (Couvreur). 

''     hm    ist  hier  Verbum:   »zuzweit   maclieu". 

'    Yen  Schi-ku  erklärt    -*^   niit    »die  Beschäftigungen    des  Handwerkers   und 

des  Kaufmanns«   J[^  [^  J^  ^^. 


4s        Sfufi'i'l  :    l   rk linden  zur  vl,i;illii-licii  Ncunrilnimi;  iiiilcr  ilci- 1  lan-Dviiastic. 

((irundsat/,).  il;il,\  wci-  d.is  (iroßc  i'iiiiifi'mi;!,  iiiclit  .iiicli  das  Kleine  be- 
kiiiniiuMi  kann,  mil  dcni  Iliiinnrl  iilienin.  Wenn  iiini  jemand  das  Große 
scl>oi\  enipt'angen  liat  und  da/ii  iioeli  d;is  Kleiiu^  1«  ansjuneht.  so  kann  das 
der  lliininel  iiirlit  hillii^en,  und  wieviel  \veni<rei'  die  INleiisilien  I  Das  ist 
llir  das   \'(ilk    der   (irund.    warum    es    miii-iend  '    kla^t    über  seinen   ]\!aiiii;el. 

Ist  nun  jemand  liir  seine  Person  in  (iunst  und  auf  liohcm  Posten, 
seine  Familie  in  Wolilsfand  nnd  im  Cicnuß  reichlicher  Kinkünfte,  und  bo- 
ilient  (M-  sieh  daraul'hin  des  l'.inilnsses,  den  sein  Kciclitinn  imd  sein  An- 
sehen ihm  >;el)en,  um  mit  (Um  \'()lk  zu  stieiten  nnd  (so)  Vorteile  zu  er- 
lanf;en    über    das    «remeine    \'(»lk.     wie    k("irinte    etwas    derartiges    (angehen)! 

Wenn  sie  also  ilu'  (iesinde  vei'größern.  ihre  liinder  nnd  Schafe  ver- 
mehi'en.  iiue  l.änderei«'n  nnd  Ciebäude  ausdeluien,  ihren  Besitz  erweitern. 
N'orräte  jeder  Art-  anhäufen,  wenn  sie  danach  trachten  und  nicht  ablassen, 
das  Volk  zu  drücken  und  zu  treten,  so  wird  das  Volk  von  Tag  zu  Tag 
weniger,  von  INlonat  zu  Monat  ärmer  und  sirdvt  allmählich  in  die  giößte 
Not.  Die  Heieben  sind  au-^schweifend  nnd  verschwendungssüchtjg,  die 
Armen  in  Bedrängnis  und  Sorge.  Sind  sie  in  Bedrängnis  und  Sorge,  und 
die  Oberen  helfen  ihnen  nicht,  dann  hat  das  Volk  keine  Freude  mein-  am 
Leben.  Hat  es  aber  keine  F'reude  mehr  am  Leben,  und  flieht  es  selbst 
nicht  mehr  den  Tod,  wie  sollte  es  da  noch  ßestrafiuig  fliehen?  Das  ist 
der  Grund,  warum  die  Strafen  sich  ver-vielfältigen,  ohne  daß  man  des 
Verbrechens  und  der  Verkehrtheit  Herr  werden   könnte. 

Darum  soll  eine  Familie,  die  ein  öffentliches  Einkommen  bezieht, 
nur  von  diesem  Einkommen  leben  und  nicht  dem  Volk  seine  Beschäfti- 
gungen streitig  machen.  Dann  kann  der  Gewinn  gleicliniäßig  verteilt 
werden,  und  das  Volk  hat  sein  häusliches  Auskommen.  Dies  ist  die  Ord- 
nung des  erhabenen  Himmels  und  auch  die  Norm  des  hohen  Altertums, 
das,  was  der  Himmelssolm  sich  als  Vorbild  nehmen  muß,  um  es  zur  Rege! 
zu  machen,  und  was  die  hohen  Würdenträger  befolgen  müssen,  um  ihm 
Geltung  zu  verschaffen. 

Als  Meister  Kung-i  Reichskanzler  von  Lu  war"*,  kam  ei'  (einst)  zu 
seinem  Hause  und  sah,  daß  da  Seidenstoffe  gewebt  wurden.  Voll  Zorn 
ging  er  wieder  hinaus.  Seine  Fi-au  speiste  gerade  im  Nebenhause  und 
aß  Malvenfrüchte  *.     Voll  Widerwillen    riß    er    sie    ihr    weg    und  spi-ach : 


'  ^J  gleich  pitV  das  Klagegosolirei  mehrerer  Stimmen,  das  Murmeln  einer 
zahlreichen  Menge  (Couvreiir). 

-  Das  Wörterbucli  von  Couvreur  gibt  für  3^  ^g  unter  Berufung  auf  das 
T schon  li:  les  petites  et  Ics  grandes  provisions. 

'  Kung-i  Hiu  r^f;!;^),  erwähnt  bei  Meng  tse  VI  B/6,3  (Legge  S.  433)  als 
Kair/.Ier  von  Lu  unter  Herzog  Hien  ^^  (posthumer  Titel Mu  J^)von  Lu,  407-377  v.  Chr. 

'  Vgl.  dazu  Schi  king  (Legge  S.  231):  -^  >^  ¥^  ^  Ä"  ^^^^e  über- 
setzt: .i>im  7.  Monat  kochen  sie  k'ei  und  HülsenfrüchteÄ :  in  der  Anmerkung  fügt  er 
hinzu,  kVi  komme  als  Bestandteil  von  vielen  Pflanzennamen  vor.  Couvreur  gibt  dafür: 
Malve  und  andere  ähnliche  Pflanzen.  Gil'-s:  Malve  (Malva  verticillata). 


Seufcrt :   Urkunden  zur  staatlichen  Neuordnung  unter  derHan-Dynastie.       49 

Ich  liabe  doch  schon  meinen  Unterhalt  durch  mein  Einkommen.  Sollte 
ich  noch  den  Gärtner  und  die  Weberin  ^  um  ihren  Gewinn  bringen! 

Die  bervoi-ragenden  Männer  und  Edlen  des  Altertums,  die  in  hoher 
Stellung  wai-en,  (handelten)  alle  so.  Darum  priesen  die  Unteren  ihren 
Wandel  und  folgten  ihren  Lehren.  Das  Volk  bildete  sich  durch  ihre 
Laiilerkeit  und   war  nicht  mehr  habgierig  und  niedrig  gesinnt. 

Ei  st  beim  .Verfall  der  Tschou-Dynastie  vernachlässigten  ihre  Minister 
und  Wih'denträger  die  Reclitlichkeit  und  waren  gierig  nach  Gewinn.  Sie 
hatten  nicht  mehr  die  gute  Sitte  anspruchsloser  Bescheidenheit,  sondern 
f'iihi-ten  Prozesse  über  Landstreitigkeiten.  DaiTiber  waren  die  Sänger  be- 
kümmert und  tadelten  sie  mit  den  Worten:  »Hoch  ragt  der  Südberg  dort 
mit  seinen  Felsen  hochgetürmt;  achtunggebietend  seid  Ihr,  Meister  Yin, 
das  ganze  Volk  schaut  auf  zu  Euch\« 

Wenn  Ihr  die  Rechilichkeit  liebt,  wird  sich  das  Volk  der  Liebe  zu- 
wenden, und  die  Sitten  werden  gut  sein.  Wenn  Ihr  den  Gewinn  liebt, 
wird  das  Volk  das  Unrechte  lieben,  und  die  Sitten  verfallen.  Daraus  kann 
man  sehen,  daß  der  Himmelssohn  und  die  Würdenträger  es  sind,  auf  die 
das  Volk  (des  Reichs)  als  Vorbild  schaut  und  denen  die  entlegenen 
Gegenden  von  allen  Seiten  als  dem  Mittelpunkt  ihre  Blicke  zuwenden. 
Wie  kann  einer,  w^enn  die  Nahen  auf  ihn  blicken,  um  ihn  nachzuahmen, 
und  die  entfernt  Wohnenden  nach  ihm  ausschaun,  um  ihn  zum  Vorbild 
zu  nehmen,  die  Würde  eines  hervorragenden  Mannes  innehaben  und  dabei 
die  Taten  eines  gewöhnlichen  Menschen  tun? 

Voll  Hast^  nach  Besitz  und  Gewinn  zu  streben,  ständig  Furcht  vor 
Mangel  und  Not  zu  haben,  das  ist  das  Denken  gewöhnlicher  Menschen. 
Voll  Eifer  nach  Güte  und  Rechtlichkeit  zu  streben  und  ständig  in  Furcht 
sein,  man  wäre  nicht  imstande,  das  Volk  bildend  zu  beeinflussen,  das  ist 
das  Denken  der  Würdenträger.  Das  Yi  king  sagt:  »Eine  Last  auf  der 
Schulter  tragen  und  gleichzeiiig  im  Wagen  fahren,  das  veranlaßt  die 
Räuber  herbeizukommen  *. «  Im  Wagen  zu  fahren,  ist  das  Vorrecht  des 
Hochstehenden,  Lasten  auf  der  Schulter  zu  tragen,  ist  die  Beschäftigung 
der  kleinen  Leute.  Das  sagt  also:  Wenn  jemand  die  (bevorrechtigte) 
Stellung  eines  Hochstehenden    innehat    und   die  Handlungen  des  gemeinen 


^  Yen  Schi-ku  erklärt  j^TJ^  gleich  J^ .  Dasselbe  gibt  Cou\Teur  unter  An- 
fülirung    einer   Stelle   aus  Ts'ien  Hau  schu    »die  Arbeiterin    verläßt    den  Web- 

stuhl.  nicTt«- 

2  Zitat  aus  Schi  king  (Legge  S.  309).  Es  ist  der  Anfang  einer  Strophe, 
in  der  dem  Meister  Yin  der  A'^orwurf  gemacht  wird,  daß  seine  Taten  nicht  seiner 
hohen  Stellung  entsprechen.  Von  den  alten  Kommentaren  wird  dieses  Lied  in  die 
Zeit  des  Königs  Yu  »des  Finsteren"  (781 — 771  v.  Chr.)  gesetzt.  Das  Zitat  wird 
im  gleiclien  Sinne  gebraucht  im  Ta  hüo  Kommentar  X/4  (Legge  S.  374) 
V.  V.  Strauß  übersetzt:  »Steil  blickt  das  Südgebirg  ins  Land  -  Mit  hochgetürmter 
Felsenwand.  —  Auf  dich,  gewait'ger  Kanzler  Yin,  — Ist  alles  Volkes  Blick  gewandt.« 

'  Yen  Schi-ku  erklärt  ^^  mit  ^^  ^^  ^  ^Ö  »das  Aussehen  drängender  Eile- 

*    Zitat  aus  Yi  king,  vgl.  Legge.  SEE  vol.  XVI,  S.  145. 

Mitt.  d.  Sem.  f.  Orient.  Sprachen.    1922.   I.  Abt.  4 


iS()        Soiiffii ;    l  i'kiiiulcii  /.uf  .sta.itliclicii  NcikhcIihiii^  iiiilci-  (Irr  I  |;iii-I)\  nastio. 

Mannes  auslTilirt.  dann  ninU  davon  NoI  nnd  liiüliick  In  rlirikonnm-n. 
WiMiu  einer,  der  kraft  seiner  Würde  als  Iloelisteliender  aueli  die  'l'aten 
des  llnehstelienden  sclnddet.  ((rutzdeni  die  Arl  di's)  Knn;;-i  Hin.  des  Ixeielis- 
kanzlei's  \i>n  l.n.  \<>n  sieli  wirft,  daiui  liat  ei  keinen  Ansprncli  mein'  anf 
rieltung. 

Das  Tse  li' n  n  - 1  s' i  n  /eiiit  die  (ir(")ße  der  liedentiini;  der'  alles  er- 
lassenden l.iidieidiehkeit.  es  ist  die  ewi^e  Wielillinie  l"iir  das  Weltall,  das 
alldurelidringende  Keciit  für  Altertum  niul  (iegenwart.  Ilente  aber  haben 
«lie  Lehrer  ihre  verscln'edeneii  Systeme  inid  die  Leute  ihre  vei-sehiedenen 
KrkläriMij^en :  Inindert  Schulen  fi,"ibt  es,  deren  Lelirvorschriften  verschieden- 
artif^.  dei-en  Zwecke  und  Ziele  nicht  gleich  sind,  so  daß  oben  (bei  dei-  Re- 
nierunn)  keine  Möfiliehkcil  besteht,  einen  einheitlichen  Plan  dnrchzufiihren. 
nnd  die  Satzungen  beständifi;  verändert  werden,  nnlen  aber  (im  \'olk)  man 
nicht   weiß,  woran  man  sich  halten  soll. 

Ich  meine:  alles,  was  nicht  in  den  Stndiengängen  der  sechs  Wissen- 
schaften nnd  in  dem  Kanon  des  Konfuzius  enthalten  ist,  sollte  unterbunden 
nnd  seine  Lehre  an  der  Ausbi-eitung  verhindert  werden;  dadurch  würden 
die  falschen  und  verkehrten  Reden  zum  Schweigen  gebracht  werden  und 
aufhören.  Dann  kann  die  allgemeine  Leitung  einheitlich,  das  System  der 
Regierung  deutlich  werden;  das  Volk  aber  wird  wissen,  wonach  es  sich 
zu  richten  hat '. 


'    Franke.  Studien   S.  J0(). 


51 


Beiträge  zur  Geschichte  und  Kultur  Siams. 

Von  0.  Frankfurter. 


In  den  nachfolgenden  Blättern  habe  ich  versucht,  einige  an  mich 
gerichtete  Fragen  über  siamesische  Kultur  und  Geschichte,  soweit  sie  all- 
gemeines Interesse  beanspruchen  können,  zu  beantworten. 

Meine  Intemierung  in  Bangkok  infolge  des  von  Siam  an  Deutsch- 
land erklärten  Krieges  gab  mir  die  nötige  Muße  für  die  erste  Niederschrift. 
Dabei  unterstützte  mich  Herr  Gottfried  Geißler  vom  Norddeutschen  Lloyd, 
der  während  seiner  unfreiwilligen  Verbannung  in  Bangkok  sich  für  sia- 
mesische Sitten  und  Gebräuche  interessierte.  Ihm  sage  ich  für  treue  Hilfe 
meinen  besten  Dank. 

Leider  stand  mir  bei  dem  Entwurf  der  größte  Teil  meiner  Bibliothek 
nicht  mehr  zur  Verfügung,  da  sie  von  der  siamesischen  Regierung  mit 
Beschlag  belegt  worden  war.  Es  war  mir  somit  unmögUch,  Belegstellen 
für  die  von  mir  vertretenen  Ansichten  beizubringen.  In  den  deutschen 
Bibliotheken  findet  sich  über  Siam  nur  wenig,  und  in  siamesischer  Sprache 
geschriebene  Werke  haben  Europa  kaum  erreicht,  obwohl  ihr  Studium 
interessante  Aufschlüsse  über  die  Art  und  Weise  geben  würde,  wie  Siam 
fremde  Vorbilder  sich  aneignete. 

An  der  Hamburger  Universität  unterstützten  mich  bei  der  Fertig- 
stellung der  Arbeit  Herr  Professor  Dr.  Franke  und  Herr  Dr.  Jäger  durch 
vielfache  Ratschläge,  Anregungen  und  Hilfe.  Ihnen  möchte  ich  auch  an 
dieser  Stelle  herzlichen  Dank  aussprechen. 

Legende  und  Geschichte  Siams  stimmen  darin  üherein,  daß  die  Sia- 
niesen  in  das  Land,  das  sie  jetzt  bewohnen,  vom  Norden  kommend  ein- 
gewandert sind,  daß  sie  in  ihren  Wanderungen  die  kleinen,  sich  ihnen 
entgegenstellenden  Völkerschaften,  die  unter  ihren  eigenen  Häuptlingen  lebten, 
eroberten  und  ihr  Gebiet  sich  Untertan  machten,  bis  schließlich  diese  Sia- 
mesen  selbst  unter  das  Joch  des  damaligen  mächtigen  Cambodias  kamen. 
Mit  dem  Zerfall  des  cambodianischcn  Reiches  schüttelten  die  Siamesen 
dieses  Joch  ab  (12.'^6/57).  Von  dieser  Zeit  an  bildeten  den  Kern  des 
jetzigen  Siams  drei  Staaten :  der  eine  lag  im  Norden,  seine  Hauptstadt  war 
bald  in  Sukhothai,  bald  in  Sawangkalok,  der  zweite  lag  im  Osten  und 
hatte  als  Hauptstadt  bald  Lophaburi  (Lavo),  bald  Dvaravati,  der  dritte 
schließlich  befand  sich  im  Westen  in  Srivijaya  in  dem  jetzigen  Kreise  von 

4* 


^'2  !•  r.ni  k  In  I  I  «•  I  :     Itciti'iiü;«'    /iii-   ( Icsiliiclitr    und    Kiilliii-   Siaiii>- 

l'lirapr;itoiii  (v^l.  <  i»Miiii.  lU'Si'Jurhes  »in  PtoltMiiys  (icotiiaphy.  London  WWK 
pag.  176) '. 

Dii'sr  (M'obenulr  Hasse,  die  wir  ji'l/.t  Siaiuoseti  nennen,  nannte  sieh 
seihst  (lie  Tai  nnd  erklärte  den  Namen  als  ■Fi-eie".  d.  h.  vom  eamliodia- 
niselien  .loeli  belVeil.  Sie  gehöhte  v.u  der  iiidoehinesischen  ^^■)llve^|■;^mili(^ 
der  Tai,  die  ilen  größten  Teil  der  hinterindiselien  Halbinsel  einnimmt.  ;d)er 
aueli  in  Assam  und  zerstreut  im  südlichen  China  wohnt  (I)ignet,  Ktudes 
de  la   langue  Tai.   Paris    1897). 

Die  Spraehen  oder  wohl  rirhti<;er  die  Mundarten,  die  noch  jetzt  von 
Yünnan  bis  Singora  gesprochen  werden,  sind  kaum  voneinander  verschieden. 
wie  auch  die  Erfahrung  gezeigt  hat,  daß  die  Siamcsen,  als  sie  im  Anfang 
«lieses  .lahrhunderts  eine  Expedition  nach  dem  Norden  unternahmen,  mit 
den   dort  wohnenden  Völkei Schäften  sich  leicht  verständigen   konnten. 

Neben  diesen  allgemeinen  Volkssprachen  (inden  wir  in  Siam  wie  in 
andei-en  Ländern  des  fernen  Ostens  eine  Palastsprache,  d.  h.  eine  Sprache, 
in  der  der  im  Range  Höherstehende  von  dem  Untergebenen  angeredet 
wird.  Der  König  und  die  Prinzen  werden  so  von  den  Regierungsbeamten 
und  dem  Volk  angeredet,  und  so  redet  das  Volk  wiederum  seine  Leiiens- 
herren  an.  Für  die  Ausdrücke,  die  im  gewöhnlichen  Leben  vorkommen 
und  die  der  Wohlanständigkeit  nicht  zu  entsprechen  scheinen  odci-  die 
ein  spezielles  Prärogativ  ausdrücken  sollen,  werden  nur  verstehbare  An- 
deutungen gemacht,  oder  die  Sache  selbst  wird  umschrieben  oder  in  einem 
fremden  Dialekt  ausgedrückt.  Eine  solche  Palastsprache  ist  noch  heute  bei 
den  Siamesen  gebräuchlich.  Diese  haben  sie  aus  dem  Cambodianischen 
übernommen,  und  die  Cambodianer  wiederum  haben  sie  aus  indisch-arischen 
Wörtern  gebildet,  die  sie  ihrem  eigenen  Sprachgebrauch  anpaßten.  Außer 
diesen  cambodianischen  Wörtern  hat  das  Siamesische,  als  der  Buddhismus 
in  Siam  weitere  Fortschritte   machte    und  dort  als  Staatsreligion  anerkannt 


1  Nach  chinesischen  Quellen  (dem  3/m(/  yi  fun;/  tschi,  dem  Kuang-tung  hing 
tsr/ii  u.  a.)  i.st  Siam  aus  zwei  verschiedenen  Staaten  entstanden.  Professor  Franke 
besaß  die  Freundlichkeit,  mir  darüber  folgende  Angaben  zu  machen.  In  dem  heut«- 
Siam  genannten  Gebiete  bestanden  ursprünglich  zwei  Staaten.  Der  eine  hatte  den 
Namen  Sien,  der  andere  den  Namen  Lo-hu.  Der  Staat  Sien  hatte  wüstes  Land, 
das  ungeeignet  zum  Ackerbau  war,  der  Staat  Lo-hu  hatte  ebene  Fluren  und  war 
sehr  fruchtbar.  Um  13.50  wurde  Sien  von  Lo-hu  unterworfen,  und  beide  bildeten 
nunmehr  einen  Staat,  der  von  den  Chinesen  Sien-Io  genannt  wurde.  Er  ist  das 
heutige  Siam  und  hat  seinen  Namen  bis  heute  bei  den  Chinesen  behalten.  Dies»- 
beiden  Staaten  müssen  naturgemäß  am  oberen  und  am  unteren  Menam  gelegen  haben. 

Wie  Pelliot,  Deux  itineraires  de  Chine  en  Inde  (Bulletin  de  FEcole  fraiicaise 
dExtrimc  Orient  IV.  131  ff.)  dartut,  werden  diese  cliinesischen  Angaben  durch  die 
Inschriften  aus  Kambodscha  und  dem  Lande  der  Cham  (Süd-Annam)  sowie  durch  die 
Reliefs  von  Angkor  Vat  bestätigt.  Hier  finden  sich  Krieger  und  Sklaven  von  »Syam« 
und  von  »Lvo«  erwähnt  und  dargestellt,  und  zwar  von  der  Mitte  des  XI.  Jahr- 
hunderts ab.  Dieser  Lvo  oder  altsiamesisch  Lavo  wird  auch  als  Sommerresidenz  der 
siamesischen  Könige  von  Ayuthia  erwähnt,  entspricht  also  zweifellos  dem  chinesischen 
Lo-hu.  Syam  odor  Syäm  Kut  des  Reliefs  von  Angkor  Vat  ist  das  Sien  der  Chinesen 
und  wohl   unser  heutiges   .Siam«   (Vgl.  Pelliot,  a.  a.  O.  S.  235 f.). 


Frankfurter:    Heiträfje  zur  (Tescliichte  mid    Ivulitir  Si;iiii>.  .)o 

wurde,  aus  indisclieii  Sprachen,  namentlich  dem  Päli.  eine  Heihe  von  IJe- 
zeichnungen  entlehnt.  Abgesehen  davon  werden  auch  jetzt  noch  für  neue 
Begriffe  Wörter  aus  dem  Fäli  oder  Sanskrit  genommen.  Wörter  aus  indischen 
Sprachen  entlehnt,  namentlich  dem  Päli,  als  dei-  Buddhismus  in  Siam  weitere 
Fortschritte  machte  und  dort  als  Staatsreligion  atieikannt  wurde.  Abgesehen 
davon  weiden  auch  für  neue  Begriffe  Wolter  aus  dem  Päli  oder  Sanskrit 
genommen.  In  der  granunatischen  Konstruktion  gibt  es  keinen  Unterschied 
zwischen  der  Volkssprache  und  der  Hofsprache. 

Der  Name  Siam  scheint  den  Thai  von  den  Portugiesen  gegeben  zu 
sein.  Er  wird  gern  erklärt  als  von  Cyäma  r:r  schwärzlich  abstammend.  Die 
Erklärung  ist  nicht  stichhaltig.  Die  Hautfarbe  der  Thai  ist  nicht  schwarz 
oder  bräunlich,  und  auch  die  Hypothese,  wonach  das  Land  nach  der  Farbe 
des  Erdbodens  genannt  sei,  läßt  sich  nicht  halten.  Der  Begriff,  den  der 
Siamese  mit  Schönheit  verbindet,  ist  eine  hellgelbe  Gesichtsfarbe  bei  ovaler 
Gesichtsfbrm,  also  ein  Typus,  wie  er  dem  im  mittleren  China  entspricht. 
Die  erste  Kenntnis,  die  man  in  Europa  von  den  Siamesen  erhielt,  wurde 
durch  die  Portugiesen  vermittelt,  welche  durch  die  Peguaner  (Jlon)  mit 
ihnen  in  Verbindung  kamen.  Die  Peguaner  aber  nannten  die  Thai  »Siem«, 
das  sie  mit  »frei«  übersetzten.  Diese  Erklärung,  die  zuerst  Turpin  gab, 
scheint  annehmbar. 

Die  Thai  (Siamesen  im  engeren  Sinne)  bekannten  sich  als  Verwandte 
der  Chinesen,  die  sie  ihre  jüngeren  Brüder  {nong)  nannten;  die  Beziehungen 
zwischen  ihnen  waren  durchaus  freundschaftlich.  So  sagt  der  frühere 
Minister  des  Innern  Prinz  Damrong:  Es  gibt  keine  zwei  Völker,  die  enger 
miteinander  verbunden  sind,  als  Siamesen  und  Chinesen.  Sie  haben  nie 
Krieg  miteinander  geführt,  Handelsbeziehungen  haben  zwischen  ihnen  von 
alters  her  zum  Nutzen  der  beiden  Völker  bestanden.  Man  hat  richtig 
gesagt,  diese  beiden  seien  wie  eine  Nation,  und  diese  glücklichen  Verhält- 
nisse werden  auch  in  Zukunft  bestellen. 

Die  Siamesen  haben  nie  den  Chinesen  gegenüber  ihre  Tributpflicht 
anerkannt.  Im  Gegenteil.  In  ihrer  halb  legendenhaften  Geschichte  teilen 
sie  mit,  daß  sie  nach  China  Gesandte  geschickt  hätten,  um  eine  Erklärung 
über  chinesische  Politik  zu  fordern,  aber  der  Erfolg  wird  nicht  berichtet. 
Ihre  Beziehungen  zu  China  erklärten  die  Siamesen  als  eine  notwendige 
F^olge  des  Handels:  dadurch  gewannen  die  Chinesen  großen  Einfluß  auf 
siamesische  Sitten  und  Gebräuche.  Die  Gesandtschaften,  die  die  Siamesen 
später  nach  China  schickten,  wurden  von  ihnen  als  freundschaftliche  Be- 
ziehungen aufgefaßt  und  in  derselben  Weise  angesehen  \\ie  die  zwischen 
Siam  und  europäischen  Nationen  bestehenden  als  »Weg  [thany)  zur  könig- 
lichen Freundschaft"  (Phra  Kajamaitri).  Auch  im  staatlichen  Leben  Slams 
machte  sich  chinesischer  Einfluß  bemerkbar,  obwohl  hier  Cambodia  einen 
giößeren  ausübte. 

Die  Siamesen  bekennen  sich  zum  Buddhismus.  Durch  Cambodia 
wurden  sie  mit  indischen,  speziell  brahmanischen  Gewohnheiten,  bekannt, 
und  diese  hatten  natürlich  später  giößeren  Einfluß  auf  die  politische  Ent- 
wicklung.    Darauf  hat  bereit«:   Professor  Kuhn   in  seiner  Rede    "Einfluß  dis 


,>4  l""r;i  iik  t'u  r;  <M-:    Hcilrägc   /.iir  riesfliiclilc   iiiit)    Kultiii-  Slams. 

arisflifii    Inilit'iis    ,iiir    ilic   Naclil).iil:iiulcr    im  Süden   und    Osten«    (München 
IIU'?)   aufnuM-ksani   «^cuiaclit. 

In  dt'i-  Wo<;ieruni;sj)eri(»ilc  des  K()ni;;s  l'lira  lUiddlia  NOi  Fa 
|I7S-J  ISdil)  wurde  eine  Ixonunission  beaiil'trai^t,  die  alten  Gesetze,  die  noeli 
in  Slam  narli  iler  Kioheiiuij;  Aynthias  duix'li  die  Birmanen  ( 17G7)  existierten, 
/u  sanuneln.  Hei  dieser  Konijjilation  sclieint  das  I'rin/ip  gewaltet  zu  liaben. 
alles,  was  eiTt>iclihai-  war.  zu  sammeln,  gleichviel,  ob  das  Gesetz  noch  in 
Kraft  oder  längst  veraltet  war.  So  finden  sich  in  dem  Gesetz  die  hetero- 
gensten Elemente  vereint.  Die  einzelnen  Gesetzesparagraphen  gewähren 
einen  guten  Hinblick  in  die  Entwicklung,  nur  darf  man  nicht  irgendwelche 
chronologischen  Schlüsse  ziehen  wollen.  Die  Jahreszahlen  können  in  den 
meisten  Fällen  nicht  als  korrekt  gelten.  Wir  finden  in  den  Zahlen  einmal 
solche,  die  sich  auf  das  Chula  Sakraja  (638  n.  Chr.),  dann  auf  das  Maha  Sakra  j 
(78  n.  (hr.l,  daim  auf  das  Buddha  Sakraj  (543  v.  Chr.)  beziehen  und  schließlich 
auf  eine  Ära,  die  noch  nicht  näher  bestimmt  ist'. 

'  Clironologi  e :  Bis  zum  Jahre  18s9,  in  dem  der  Gregurianischr  Kalender 
in  Siam  offiziell  eingeführt  wurde,  bestanden  drei  Ären  nebeneinander,  die  auf  der 
Solar-I.unar-Kei'linung  .beruhen. 

1.  Die  I5uddha-Ara:  ihr  Beginn  fällt  auf  den  Vollmondstag  des  Visakha- 
Monats  (Mai  543  v.  Chr.),  der  als  Tag  der  Geburt,  der  Erleuchtung  und 
des  Todes  des  Gautama  Buddha  angesehen  wird. 

2.  Die  Mahasakkarat :  sie  wird  vom  Neumondstag  des  fünften  Mimats 
(April  78  n.  Chr.)  an  gerechnet. 

3.  Die  Chulasakkarat ;  die.se  ist  im  eigentlifhen  Siam  am  weitesten  verbreitet, 
und  ihr  Beginn  wird  auf  den  Neumondstag  des  fünften  Monats  (638  n.Chr.) 
verlegt. 

Diese  Ären  finden  wir  auch  sonst  im  fernen  Osten,  doch  weicht  ihre  Be- 
rechnung in  Birma,  dem  nördlichen  und  südlichen  Siam,  was  die  Schaltmonate. 
Schalttage  und  den  Jahresanfang  angeht,  beträchtlich  voneinander  ab.  So  wird 
der  Beginn  dei-  Ära  im  nördlichen  Siam  auf  den  ersten  Monat  (November/Dez<'niber) 
gesetzt.  Die  siamesischen  Annalen  berichten  von  einem  Versuch,  mit  dem  .lahrc 
der  Chulasakkarat  1000  die  Reihenfolge  der  Jahre  zu  ändern,  .so  daß  dieses  Jahr 
den  Namen  der  Hatte  führen  sollte.  Dem  widersetzten  sich  die  Birmanen,  die  auch 
sonst  unabhängig  von  Siam  ihren  Kalender  bestimmten.  — 

Die  im  Jahre  1S.S9  in  Siam  eingeführte  Ratnakosindra-Ära  datiert  \on  dei- 
Verlegung  der  Hauptstadt  nach  Bangkok  (1.  April  1782)  unter  der  jetzt  regierenden 
Chakkri-Dynastie.  Sie  ist  solar,  und  die  Monatsnamen  werden  nach  den  Tieren 
des  indischen  Tierkreises  benannt:  also:  Mcsayon  =: Widder  (April)  usw. 

Unter  dem  jetzt  regierenden  König  wurde  die  Ratnakonsindra-Ära  dahin 
geändert,  daß  man  ihren  Anfang  auf  das  Geburtsjahr  des  Buddha  (543  \ .  Chr.) 
zurückverlegte,  so  daß  also  das  Jahr  1920  dem  24<)3.  Jahie  entspricht. 

Wie  in  anderen  Ländern  des  fernen  Ostens  ist  ein  Zyklus  von  60  Jahren  in 
Siam  bekannt.  Der  einzelne  Zyklus  besteht  aus  sechs  Dekaden:  die  Jahre  werden 
nach  den  Sternbildern  benannt  und  wiederholen  sich  fünfmal  im  Zyklus. 

Mit  den  Namen  der  Jahre.  Monate  und  Tage  ist  mancher  Aberglaube  vei- 
knüpft.  Heiraten  zwischen  Personen,  die  in  den  Jahren  geboren  sind,  in  denen  sich 
die  Tiere  feindlich  gegenüberstehen,  also  z.  B.  Tiger  und  Ziege,  werden  nicht  gern 
gesehen.     Man   vermeidet  am  Freitag    eine   Iieise    /.n  Wa^-sei-    anzutreten:    dagegen 


Fra  iik  fuit  er:    Beiträge  zur  (rpscliichte  und  Kultur  Sianis.  05 

Nachdem  Siam  in  Beziehungen  zu  europäischen  Staaten  getreten  war, 
.sah  man  ein,  daß  das  alte  Gesetz  allzusehr  in  Widerspruch  zu  den 
modernen  Gepflogenheiten  war.  und  so  wurden  die  grausamen  Bestimmungen 
des  Gesetzes  einfach  ausgeschaltet,  oder  es  wurden  Bestimmungen,  die  sich 
auf  bürgerliche  Rechtspflege  beziehen  konnten,  auf  das  Kriminalgesetz  über- 
tragen, wenn  die  Strafe  dem  Richter  zu  hart  erschien.  So  übertrug  man 
die  Bestimmungen,  welche  die  Zahlung  von  Buße  in  Zivilfällen  betrafen 
(Wergeid),  auf  das  Kriminalgesetz.  Dadurch  war  es  leicht,  die  Bestimmungen 
über  die  'Jl  Todcsarton  abzuschaffen,  die  wohl  aus  chinesischem  Gesetz 
stamrfiten.  Außerdem  übten  die  Könige  ihr  Recht  auf  Amnestie  aus.  Das 
alte  Gesetz  neuen  Gepflogenheiten  anzupassen,  war  trotzdem  unmöglich, 
und  so  wurde  in  der  Regierung  des  Königs  Chulalongkorn  (1863 — 1910) 
eine  Kommis.sion  aus  Franzosen.  Belgiern  und  Engländern  ernannt,  um  ein 
neues  Strafgesetzbuch  vorzubereiten,  nachdem  schon  1896  die  Folter  abge- 
schafft worden  war.  In  diesem  neuen  Gesetz,  das  im  Jahre  1908  in  Kraft 
trat,  war  der  Psyche  des  siamesischen  Volkes  wenig  Rechnung  getragen.  Man 
glaubte  ein  dauerhaftes  Werk  geschaffen  zu  haben,  und  theoretisch  mag  es 
allen  Anforderungen  eines  dazu  erzogenen  Volkes  entsprochen  haben.  Aber 
bei  den  Siamesen  fiel  diese  Voraussetzung  fort.  Es  wurden  auch  nicht 
die  Bestimmungen,  die  gegen  das  alte  Gesetz  verstießen,  widerrufen,  und 
so  kann  man  das  neue  Gesetz  nur  als  einen  Notbehelf  betrachten;  dem 
Richter  wird  hier  ein  weiter  Spielraum  gelassen,  damit  er  die  Lücken,  die 
das  Gesetz  unzweifelhaft  enthält,  ausfüllen  kann.  Dieses  neue  Gesetz  hat  somit 
nichts  zur  inneren  Entwicklung  Siams  beigetragen.  Man  hatte  dabei  wohl 
noch  einen  anderen  Zweck  verfolgt.  Indem  man  ein  auf  europäischer 
Grundlage  beruhendes  Gesetz  annahm,  wollte  man  die  Aufhebung  der  Ex- 
territorialität, die  den  Fremden  durch  Verti'äge  gewährleistet  war,  vor- 
bereiten. Einfluß  auf  die  Entwicklung  Siams  kann  nur  dem  alten  Gesetz 
zugeschrieben  werden.     Dieses  beruht  auf  Manus  Gesetzbuch,  soweit  nicht 


ist  der  Sonnabend  füi-  den  Beginn  einer  Landreise  von  guter  Vorbedeutung.  Gcm 
werden  Lehranstalten  au  einem  Donnerstag  eröffnet,  der  den  Gelehrten  geweiht  ist. 

Wer  im  Jahre  des  Affen  geboren  ist,  von  dem  wird  vorausgesetzt,  daß  er 
ein  Witzbold  sei,  und  so  wird  die  Geburt  des  siamesischen  Eulenspiegels  auf  einen 
Donnerstag  des  fünften  Monats  im  Jahre  des  Affen  verlegt.  Um  Tage  zu  bestimmen, 
die  für  den  Beginn  von  Unternehmungen  geeignet  sind,  werden  Astrologen  zu 
Rate  gezogen,  die  klugerweise  sich  den  Verhältnissen  anzupassen  wissen. 

Die  Vollendung  eines  Zyklus  von  60  Jahren  im  Leben  des  eiir/.elnen  Menschen 
wird  festlich  begangen:  in  der  Geschichte  jedoch  ist  eine  Rechnung  nach  Zyklen 
unbekannt. 

Die  siamesische  Hofetikettc  schreibt  für  die  Farben  de.-»  Anzugs  an  bestimmten 
Tagen  gewisse  Kegeln  vor.  Jedem  Tage  ist  ein  bestimmtes  Gestirn  geweiht,  xnid 
die  von  den  alten  Astrologen  festgestellten  Farben  der  Gestirne  sind  anscheinend 
maßgebend  für  die  Farbe  der  von  den  Siamesen  getragenen  Gewandung.  So  gilt 
für  Sonntag  (den  Tag  der  Sonnt-.)  Rot.  für  Montag  (Mond)  Hellgelb,  für  Dienstag 
(Mars)  Rosa,  für  Mittwoch  (Merkur)  Grün,  für  Donnerstag  (Jupitt^)  Dunkeig»'!b.  t'ür 
Freitag  (Venu.s)  Blau    und   für  Sonnabend  (Saturn)   Lila. 


56  Fra  iik.  Iiirt  er:    Heiträu;o   /.iir  (lescliicliti'   iiiui   l^iiliiir  Siaiiis. 

in  spätertT  /cit  ilio  Hestiiiunuii^fii  Ji's  cliiiu'sisclicii  Strafrcclits  maüi^cljcMid 
uan'ii. 

l>a.s  siaiiH'siscIie  lii'setz  von  ISiirt  sliiiiint  im  gioßcii  iiiul  ifan/eii 
übi'iviii  mit  den  von  Lci'lörc  übersetzten  Codes  Cambodicus.  wt^lelie  im 
.lalire  ISliS  unter  ilem  Kciiiii;  Norodoin  veiöfleiitlieht  wurden.  In  gewisser 
Weise  war  es  bereits  unter  franzüsisebem  Einlluß  entstanden.  So  wurde 
dem  Palast;!.;(^setz  eine  ganz  neue  Form  gegeben,  die  in  Widersprueh  mit 
der  übrigen  Gesetzgebung  stand,  während  das  bi.sherige  siamesische  Palast- 
gesetz, ohne  formell  widerrufen  zu  sein,  als  veraltet  betrachtet  wurde. 

Aus  dem  Indischen  übernahmen  die  Cambodianer  und  später» aucli 
die  Siamesen  die  Regiei-ungsform,  die  sich  in  den  Worten  »Sävoi  Raja- 
sombntti '  und  »Kin  Müang«  ausspricht,  das  heißt:  -das  Land  verzehren- 
und  -das  Land  essen-,  und  zwar  bezieht  sich  der  erste  Ausdruck  auf  den 
König  und  der  zweite  auf  die  Beamten.  Das  sind  tiberblcibsel  aiis  der 
Zeit,  wo  die  Arier  Indien  eroberten.  Denn  die  Eroberten  waren  die  Spei.sc, 
der  König  und  die  Adligen  die  Esser.  Dies  ist  das  Prinzip,  das  bis  aui 
die  neueste  Zeit  Ibrtgewirkt  hat;  aus  der  Macht  des  Stärkeren  erklärt  sich 
das  Feudalsystem,  wie  es  in  Asien  verbreitet  ist  (vgl.  Weber,  Rajasuya, 
Berlin  1893).  Dieses  war  nur  eine  andere  Form  des  Kastensystems.  In 
.Slam  hängt  damit  die  Einteilung  des  Volkes  in  die  Zivil-  und  Militärklasse 
zusammen.  Das  Gesetz  gesteht  dort,  ebens(j  wie  in  Cambodia,  den  Brah- 
manen  eine  höhere  Stellung  zu,  die  sich  nur  aus  indischer  Gepflogenheit 
erklären  läßt.  In  Slam  sowohl  wie  in  (^ambodia  leitet  der  Brahmane  die 
religiösen  Zeremonien,  die  häuslichen  wie  die  im  Palast  selbst  stattfindenden; 
bei  den  letzten  Krönungsfeierlichkeiten  in  Siam  haben  allerdings  buddhistische 
Priester  die  Zeremonien  geleitet.  Eine  Todesstrafe  kann  gegen  den  Brah- 
manen  nicht  ausgesprochen  werden,  nur  die  Verbannung  für  die  schwersten 
Verbrechen  ist  erlaubt.  Er  hat  auch  Privilegien  bei  der  Abfassung  von 
Te.stamenten.  —  Daß  im  Siamesischen  sowohl  wie  im  Cambodianischen  du- 
Regierungsform  auf  militärischer  Grundlage  beruht,  geht  daraus  hervor, 
daß  das  Wort  Senabodi  (Senapati)  »Herr  des  Heeres«  auf  den  Staatsminister 
angewandt  wird,  dem  dann  auch  der  Titel  Parakramabahu  (mit  mächtigem 
Arm)  gegeben  wird.  Zivilrechtlich  finden  wir  in  Siam  indischen  Einfluß, 
so  wird  im  Gesetz  über  Schulden  bestimmt,  daß  bei  einem  unrechtmäßigen 
Anspruch  auf  eine  Schuld  dem  Angeklagten  von  dem  Kläger  der  doppelte 
Betrag  gezahlt  werden  muß. 

Ihre  Schrift  und  Literatur  verdanken  die  Siamesen  indischem  Einfluß. 
In  einer  Abhandlung,  die  Professor  Bradley  im  Journal  of  The  Siam  Society 
(Vol.  \T1)  veröffentlichte,  übersetzte  er  unter  dem  Titel  »Inscription  of  Pi-a 
Ram  Khamheng  of  Sukhothai  1293  a.  d.  the  eklest  known  writing  in  Siam  < 
die  autobiographischen  Notizen,  die  dieser  König  über  seine  Schöpfungen 
gab,  als  deren  größte  er  die  Elrfindung  der  Zeichen  für  die  siamesische 
Schrift  ansieht.     Der  König  sagt: 

»Heretofore  there  were  no  strokes  of  Siamese  writing.  In  l^Oö  of 
the  era  (1284  a.  d.)  the  year  of  the  goat  Prince  Khun  Ram  Khamheng 
sought  and  desired   in  bis  heart  and   put  into   use  those  strokes  of  Siamese 


Frankfurter:    Beiträge  zur  Geschichte  und  Kultur  Siarns.  5/ 

writing  and  so  there  are  these  strokes  because  that  Prince  put  them 
into  use.  • 

In  einem  weiteren  Artikel  V^ol.  X  weist  dann  Professor  Bradley  als 
nächstliegende  Quelle  für  diese  Schrift  die  cambodianischen  Buchstaben 
nach,  die  ebenfalls  um  diese  Zeit  im  Gebrauch  waren.  Es  gelang  ihm,  die 
anderen  Möglichkeiten  auszuschalten:  so  finden  Avir  auch  bei  der  Schrift 
indischen  Einfluß. 

Die  siamesische  Literatur,  soweit  wir  von  einer  solchen  sprechen 
können,  beruht  fast  vollständig  auf  indischer  Grundlage,  wenn  wir  die 
wenigen  aus  dem  Chinesischen  übernommenen  Geschichtswerke  ausnehmen, 
die  aber  meistens  romanhaft  behandelt  wurden.  Dasselbe  gilt  von  dem 
Rajadhiraj.  dem  peguanischen  Geschichtswerk,  das  man  schon  früh  in  das 
Siamesische  übertrug.  Unter  den  auf  indischen  Quellen  beruhenden  Werken 
müssen  wir  in  erster  Linie  an  die  heiligen  Schriften  der  Buddhisten  denken, 
und  dabei  namentlich  an  die  Jätaka-Erzählungen  und  die  daraus  ent- 
springende indische  Märchenliteratur.  Daran  schließt  sich  eng  die  siame- 
sische Version  des  Ramayana  (Ramakien)  an.  das  fast  wie  eine  religiöse 
Schrift  betrachtet  wird  und  klein  und  groß  bekannt  ist.  Günstigen  Einfluß 
auf  die  literarische  Entwicklung  Siams  darf  man  der  von  dem  König 
( 'hulalongkorn  gegründeten  Forschungsgesellschaft,  die  auch  von  seinem 
Nachfolger  fortgesetzt  wird,  zuschreiben.  Sie  bemüht  sich,  die  noch  vor- 
handene historische  Literatur  zu  sammeln  und  zu  veröffentlicheD.  Es  ist 
ihr  auch  gelungen,  in  fremden  Ländern  Dokumente  über  die  Beziehungen 
Siams  zu  sammeln,  und  wir  besitzen  bereits  Veröffentlichungen,  die  sich 
darauf  beziehen. 

Der  ephemeren  Literatur,  wie  wir  sie  in  Zeitungen  und  sporadischen 
Veröffentlichungen  finden,  kann  man  einen  günstigen  Einfluß  nicht  zu- 
schreiben, zumal  da  die  Herausgeber  ihre  Veröffentlichungen  meistens  zu 
persönlichen  Zwecken  benutzen.  Ebensowenig  haben  die  Novellen  und 
Romane,  die  aus  europäischen  Sprachen  in  das  Siamesische  übertragen 
wurden,  günstig  gewirkt.  In  der  Auswahl  waren  die  Herausgeber  wenig 
wählerisch  und  legten  das  Hauptgewicht  auf  den  Reiz  der  Neuheit.  Besseren 
Einfluß  hatten  die  früher  veröffentlichten  Reisebeschreibungen  über  das 
moderne  Europa,  die  von  den  Siamesen  in  der  Mitte  des  vorigen  Jahr- 
hunderts geschrieben  wurden.  Erst  mit  dieser  Literatur  entstand  eine  Prosa, 
die  König  Mongkut  und  seine  Nachfolger  weiter  ausbildeten. 

Lyrische  Dichtungen  sind  gut  in  siamesischer  Literatur  vertreten  und 
verdienen  die  Beachtung,  die  man  ihnen  zollt.  Die  angewandten  Versmaße 
beruhen  durchaus  auf  indischer  Grundlage,  und  es  gehört  zu  der  Erziehung 
des  Siamesen,  der  auf  Bildung  Anspruch  machen  will,  daß  er  mit  diesen 
wohlvertraut  ist.  Trotzdem  wird  in  der  Geschichte  keine  Persönlichkeit 
als  Dichter  erwähnt.  Vielleicht  hängt  das  mit  dem  Feudalsystem  zusammen. 
Jeder  einzelne  glaubte  sich  berechtigt,  das  von  einem  anderen  Geschriebene 
füi-  seine  Zwecke  ausnutzen  zu  düi-fen. 

Aufmerksamkeit  verdient  auch  die  Spruchweisheit  der  Siamesen,  da 
sie  uns    einen  Einblick    in  die  Psyche    des  Volkes   gewährt.      In  den  über 


5H  l''r:i  iik  t'll  it  ri  :     Hi-il  i;i«:<-    /iii'    (  i  (>->c|iicli|  ,•    uiiil    Kultur    Si;iiiis 

Siaiii  i^esi'hrieltetR'ii  Biaiicni  wcrdon  einige  im  N'olke  iimlaureiule  Spricli- 
uöiter  uiul  (ilcichnisse  erwiiliiii.  Kine  maßgebende  Saiiiiiilung  wurde  erst 
von  dem  verstorbenen  Oberst  (ierini  im  .loui-iial  ol"  tlie  Si;im  Society  Vol.  I 
\  ei-ötU'nth'eht.  Viele  der  Spricbw  (irtei-  sind  woiil  (Jemfingut  der  oslasiatiscbfn 
\  i'lker.  und  .null  iniliseher  l'".iiilliiL^  uiarlit  sich  gellend.  In  ihrcf  i'olilik 
über  Krieg  und  l"i-ieden  lassen  sieb  die  Siauiesen  gern  von  den  (Iiundsät/en 
leiten,  die  in  (len  Sprioh\v(irtein  niedergelegt  sind,  und  so  heißt  (\s  bei 
IjntertiriU'kung  von  Feinden  als  (Jleiebtn's:  .\\'enn  das  Kolir  ausgerottet 
uir(K  laß  die  Spi'ößlinge  niolit  stehen;  wenn  der  Vatei-  getötet  ist,  sohone 
die  Kinder  nicht.«  P>  gibt  eine  Keilic  von  Sammlungen  dieser  Sprich- 
wörter, von  denen  die  anscheinend  .•iltest(>  dem  sagenlinften  sinrnesischen 
Könige  Phi-a   Kuang  /ugeschrieben    wird. 

Kine  genaue  Darstellung  Arv  (Jeschichte  Siams,  oder  wohl  besser 
seiner  Hauptstadt  Ayuddhya,  von  ilirei-  (^iründung  im  .lahrc  1350  bi.s  zu 
ihrer  Zerstörung  im  Jahre  1767,  also  der  L*eriode.  die  für  die  moderne 
politische  Geschichte  allein  in  Betracht  kommt,  begegnet  mannigfaclien 
Schwierigkeiten.  Vom  Jahre  1769,  wo  Bangkok  unter  Khun  Luang  Tak 
zur  Hauptstadt  Siams  erhoben  wurde,  iließen  die  Quellen  reichlicher,  und 
einer  Geschichte  Siams,  namentlich  unter  den  Königen  der  jetzigen,  seit 
178'2  regierenden  Chakkri-Dynastie,  würde  nichts  entgegenstehen. 

In  der  Vorrede  zu  seiner  Neuausgabe  des  Phra  Raj  Vaihsavatära  hat 
Prinz  Damrong  diese  Schwierigkeiten  im  einzelnen  nachzuweisen  gesucht. 
Eine  tlbersctzung  seiner  Vorrede  wurde  im  Journal  of  the  Siam  Society 
Vol.  XI  veröffentlicht.  Die  Tagebücher,  welche  die  Grundlagen  der  Ge- 
schichte der  Könige  oder  der  Dynastie  bilden  sollten,  wurden  von  den 
Palastgelehrten,  die  mit  ihrer  Zusammenstellung  beauftragt  waren,  recht 
mangelhaft  geführt.  Daneben  wird  aber  auch  von  Aufzeichnungen  über 
Kriege  berichtet  und  von  solchen,  die  sich  auf  das  religiöse  Leben  bezogen, 
wie  die  Geschichte  alter  Buddhastatueu  und  Gründungen  von  'remjx'In. 
Eine  weitere  Quelle  bilden  die  Pum,  die  von  den  Astrologen  herausgegebenen 
jährlichen  Kalender,  worin  die  hervorragenden  Ereignisse  eines  Jahres 
kurz  verzeichnet  wurden.  Da  aber  ein  Thronwechsel  selten  ohne  inner-e 
Unruhen  vor  sich  ging  und  es  dem  Nachfolger  vielleicht  nicht  darauf  an- 
kam, seine  Vorfahren  zu  preisen,  so  wurden  diese  Dokumente  einfach  \  er- 
nichtet,  wie  in  der  kurzen  Kegierungsperiode  des  Khun  Varavamsädhiräj 
um  1540,  wo  alle  früheren  Aufzeichnungen  zerstört  wurden.  Wie  geringes 
Gewicht  die  Siamesen  selbst  auf  die  Darstellung  ihrer  eigenen  Geschiciite 
legten,  geht  auch  aus  fremden  Quellen  hervor-.  Der  Holländer  Jeremias 
van  Vliet,  der  von  162H  bis  1634  als  Leiter  der  holländischen  Faktorei  in 
.^.yuddhya  tätig  war,  schreibt  in  seiner  Darstellung  des  Königreichs  Siam 
(gedruckt  Lejden   1692,  übersetzt  u.  a.  im  J.  S.  S.  Vol.  VII)  das  Folgende: 

•  However  much  old  chionicles  and  irustworthy  historian  of  the  past. 
are  witnesses  of  the  times,  couiicillors  foi'  the  present  and  signposts  for 
the  future.  the  Siamese  have  little  knowledge  thereof.  The  position,  govern- 
inent,  powei'.  religion,  manners  and  customs  and  other  remarkable  things 
of  foreign   or  outlandish   nations  are   unknown   to  them.    they  have  also   iio 


Fraiikl"iii-f er:    Beiträge  v.nv  (ieschiclite  und  Kultiii-  Siaiii,->.  59 

curiosity  to  inquire  into  them;  of  antiquities  of  their  country,  of  the  be- 
ginning  of  war,  ot  the  conclusion  of  peace,  of  the  laws  of  countries  and 
towns,  victories  or  defeats  in  battles,  famous  heroes  or  excellent  pei'sons 
in  virtue  and  knowledge,  etc..  they  have  few  descriptions,  thus  that  theii- 
principal  descriptions  consist  in  the  laws  of  the  country,  the  fundaments 
of  their  religion,  the  lives,  deeds  and  praise  of  some  dead  kings  whose 
fame  was  not  so  much  based  on  royal  respect  as  on  service  rendered  to 
the  gods,  temples  and  priests  living  in  their  country,  and  these  descriptions 
were  mostly  committed  to  the  care  of  the  priests,  by  whom  also  their 
ceremonies,  punishments.  exortations,  consolations  and  Instructions  are 
fbrmed.  Thus  amongst  the  nobilit^-  the  rieh  or  civil  population,  not  many 
chronicles  or  historical  records  are  known,  with  exception  of  those  which 
are  reported  verbally  or  are  related  in  discourses.« 

Van  Vliet  spricht  nur  von  Siam  während  der  Ayuddhya-Periode; 
daß  aber  vorher  ebenfalls  eine  exakte  Darstellung  der  Geschichte  nicht 
stattgefunden  hat,  dafür  haben  wir  Prinz  Damrong  als  Kronzeugen  in  seiner 
Beschreibung  des  Vamsavatara  Müang  Nüa.  Annalen  des  Nordens  (Journal 
S.  S.  Vol.  XI  pag.  3) : 

■  T/if  northern  annaU  as  appeariny  In  the  manuscripts  in  the  V ajiranäna 
National  Library.  King  Phra  Buddha  Yotfa  Chulalok  (1782—1809)  directed 
bis  younger  brother  Prince  Surasimhanäd  to  collect  all  the  documents. 
That  was  in  1807  ;  and  tiae  Prince  in  turn  ordered  Phra  Vijien  Prija,  the 
Chief  of  the  royal  pandits  of  the  right  side  to  coUate  them.  It  appear.s 
that  the  methud  adopted  by  Phra  Vijien  Prija  was  to  collect  all  the  old 
manuscripts  he  could  find  which  he  believed  to  relate  events  before  the 
building  of  Ayuddhya.  And  sometimes  he  simply  noted  down  what  he 
heard  from  old  people  in  the  north  who  remembered  the  old  traditions. 
All  this  material  he  arranged  in  order  just  as  he  thought  it  would  fit  in: 
bis  purposc  being  to  make  it  a  consecutive  whole  like  the  history  of 
Ayuddhya.  The  result  is  that  in  the  Northern  Annais  we  have  a  combination 
of  many  narrations,  and  sometimes  one  story  is  repeated  twice.  The  chrono- 
logy  is  thus  entirely  unreliable  and  breaks  down  if  any  attempt  is  made 
to  compare  one  data  with  an  other.  None  the  less  their  is  a  solid  sub- 
stratum  of  fact  to  be  obtained  in  the  incidents  narrated  in  this  history: 
only  one  must  not  put  credence  in  their  sequence  as  set  do>\n  by  Phra 
Vijien  Prija.« 

Auch  Bischof  Bapt.  Pallegoix  mag  als  Zeuge  angeführt  werden.  Der 
ehrwürdige  Prälat  hatte  sich  die  Aufgabe  gestellt,  sowohl  von  der  Sprache 
wie  der  Geschichte  des  Landes,  in  dem  er  sich  von  1832  bis  zu  seinem 
Tode  1862  aufhielt,  eine  treue  Beschreibung  zu  geben.  In  seiner  Gram- 
inatica  Linguae  Thai  (Bangkok  1850)  pag.  158  schreibt  er  über  die  sia- 
mesische Geschichte  im  allgemeinen:  »comprehendit  historiam  satis  fabu- 
losam  circiter  a  temporibus  Buddhae  phra:  Khodom,  usc|ue  ad  fundationem 
Juthiac".  Da  der  Bischof  durch  sein  konziliantes  Wesen  die  persünlichr 
Freundschaft  des  Königs  Monkut,  während  er  noch  in  der  Priesterschaft 
war,    genossen    hatte,    darf  man  wohl  annehmen,   daß   diese  Beschreibung 


()(l  l''iaiikfii  IT  er:     lU'iträjjf   /.iir   (Ic.scluclitc    und    Kulinr  Si;iiiis. 

;iuoh  im  Sinne  iles  Königs  war.  Im  übrigen  müclite  ich  aui"  meine  (Iher- 
set/.ung  lies  Van'isävatär;!  Luaiig  Prasöt  (.1.  S.  S.  Vol.  VI  pr.  3)  liinwoiseii, 
wti  die  hier  erwähnten  Punkte  hereits  besprochen  sind.  .Vis  Bowring  den 
ersten  Vertrag  anf  moderner  (irnndlage  zwischen  Siain  nnd  Ciroßbritannion 
im  .lalire  1850  abschloß,  ti'ug  er  dem  König  die  Bitte  vor.  ihm  ein  K.xem- 
plar  der  tiesehiehte  Slams  /u  geben.  Bowring  berichtet,  daß  in  KrrüUung 
dieser  Bitte  der  König  nnd  sein  Binder  Krom  Luang  Vaihsädhiräj  .Sanid 
eine  solche  Geschichte  verfaßten.  Aber  es  (Mscheint  wahrscheinlicher,  ^\n\^ 
sie  lediglich  die  von  Param.-inujit  verfaßte  (Jeschichte  einer  Unrchsicht  nntei-- 
warfen.  wülirend  sie  die  versprochene  (  beiset/ung  der  eigentlichen  ( ieschichte 
nicht  liberreichten.  Diese  selbst  wurde  erst  1863  in  der  Bnchdnickerei 
von  Biadley  siamesisch  heransgegeben  und  war  somit  die  -editio  ])i  inceps  •. 
Spätei'  wurde  diese  Ausgabe  wieilei'holt  nachgedruckt,  natürlich  nicht  frei 
von  Fehlern  nnd  Verbesserungen.  Von  ihr  veranstaltete  im  .lahre  l'.HJ 
Prinz  Damr(»ng  eine  Neuausgabe:  diese  wird  gewöhnlich  unter  dem  Titel 
l'hra  Kajhatthalekha  (Königliche  Handschrift)  zitiert,  weil  das  in  d  i-  Na- 
tionalbibliothek im  Manuskript  befindliche  Exemplar,  nach  dem  sie  gedruckt 
wurde,  die  handschrit'tlichen  Koi-rektui-en  des  Königs  Mongkut  enthielt 
Ob  diese  Hedaktion  nun  dieselbe  ist,  die  Bowring  bekam,  ist  nicht  zu  er- 
weisen, doch  mag  darauf  aufmerksam  gemacht  w^erden,  daß  die  Neuausgabe 
des  Prinzen  Danu'ong  aus  der  Zeit  stammt,  wo  (J'e  modernen  Verträge  mit 
den  westlichen  Nationen  geschlossen  wurden  und  es  viel  darauf  ankam, 
ihnen  gegenüber  den  guten  Willen  Slams  zu  betonen.  So.  um  nur  ein 
Beispiel  anzuführen,  wird  der  Charakter  des  Königs  Bejraja  (1H88 — 1703). 
der  Nachfolger  des  franzosenfreundlichen  Phra  Narai,  vollständig  verkannt, 
wenn  er  in  dem  von  Bradley  herausgegebenen  jährlichen  Kalender  ein  Usur- 
pator genannt  wird,  dem  ein  ehrenhafter  Platz  unter  den  Königen  Slams  nicht 
zukomme.  Gerade  die  neuere  Forschung  kann  nachweisen,  daß  er  vielmehr 
der  Befreier  Slams  vom  fremden  Joche  war.  denn  unzweifelhaft  wäre  Slam 
der  französischen  Herrschaft  verfallen,  wenn  Bejraja  die  frankreichfreund- 
liche Politik  des  Phra  Narai  weitergeführt  hätte,  (über  die  Politik  Slams 
zur  Zeit  des  Abschlusses  jener  Verträge  vgl.  H.  Leonowens  -Englisli 
Governess".) 

Nachdem  die  ersten  Fremden,  und  dabei  kommen  füi-  unsere  Zwecke 
voi-  allem  die  amerikanischen  Missionare  in  Betracht,  die  in  der  Regierungs- 
periode des  Phra  Nang  Klao  (1824 — 1851)  zum  ersten  Male  nach  Bangkok 
kamen,  sich  in  Slam  angesiedelt  hatten,  bemühten  sie  sich.  Näheres  übei- 
•Slam  und  des.sen  Geschichte  in  Erfahrung  zu  bringen.  Ihrer  Anregung 
mas:  es  wohl  zuzuschreiben  sein,  daß  auch  bei  den  Siamesen  das  Interesse 
dafür  wieder  rege  wurde.  Jedönfalls  verdanken  wir  zunächst  den  Ameri- 
kanern, daß  im  Chinese  Repository  Vol.  V — \'ll  bereits  1836-1839  eine 
t.'bersetzung  der  siamesischen  Geschichte  von  1357  bis  1639  von  dem  Rev. 
Dr.  J.  Taylor  Jones  veröffentlicht  wurde.  Mehr  an  das  größere  PnhIikuMi 
wandte  sich  Rev.  Dr.  Biadley.  als  er  in  dem  Bangkok-Calendar  von  186U 
eine  Liste  der  Könige  Siams  von  1351  bis  1859  gab.  In  demselben  Kalender 
erschien    im  Jahre   1863    eine    zweite  Liste  dieser  Art,    »^furnishecl   bv   Phra 


Frankfurter:    Beiträge  zur  (Jeschii-hte  und   Kultur  Siaiiis.  f 5 1 

Alack,  the  Chief  of  the  Kings  scribes,  and  doubüess  with  the  approbation 
of  His  Majesty  designed  by  him,  we  think  to  correct  the  lists  of  the  kings 
published  in  the  Calendar  for  1860«.  Er  fährt  dann  fort:  »If  His  Majesty 
with  all  His  knowledge  of  the  history  of  his  own  people  cannot  teach  us 
aright,  what  record  from  the  Royal  archives  or  indeed  from  any  other  quarter 
can  be  confided  in.«  Ein  Studium  dieser  Listen,  von  denen  die  1863 
veröffentlichte  des  öfteren  abgedruckt  wurde  (so  von  Bowring,  Bastian, 
Mouhot)  machte  es  bald  klar,  daß  sie  in  den  wenigen  Fällen,  wo  Siam  in 
fiemder  Geschichte  genannt  wird,  in  keiner  Weise  mit  den  dort  gegebenen 
Jahreszahlen,  so  z.  B.  zur  Zeit  Ludwigs  XIV.,  übereinstimmen.  Es  schien 
daher  geboten,  diese  Listen  einer  genauen  Durchsicht  zu  unterwerfen,  und 
dieser  Aufgabe  unterzog  sich  Prinz  Damrong,  der  auf  Grund  der  in  der 
chinesischen  Geschichte  gegebenen  Zahlen  die  Regierungszeiten  der  sia- 
mesischen Könige  auf  ihre  Glaubwürdigkeit  hin  prüfte,  sie  demgemäß 
änderte  und  in  der  Prachum  Phongsavadan  Vol.  V  veröffentlichte. 

Vielleicht  mehr  als  in  den  westlichen  Ländern  betonten  die  Könige 
von  Siam  ihren  Untergebenen  gegenüber  ihre  Unnahbarkeit.  Das  ging  so 
weit,  daß,  wenn  sich  der  König  bei  seinen  öffentlichen  Prozessionen  zeigte, 
das  Volk,  wenn  es  nicht  möglich  war,  dem  König  ganz  aus  dem  Wege 
zu  gehen,  sich  auf  die  Erde  niederwerfen  mußte  und  seine  Augen  nicht 
auf  ihn  richten  durfte,  alles  unter  Androhung  von  Strafen,  die  dann  auch 
wirklich  vollzogen  wurden.  Daß  das  keine  leeren  Drohungen  waren,  geht 
aus  den  Beschreibungen,  die  die  Franzosen  und  Holländer  im  17.  Jahr- 
hundert lieferten,  hervor,  ebenso  aus  denen  der  amerikanischen  Missionare, 
die  zur  Zeit  des  Phra  Nang  Klao  (1827 — 1851)  in  Bangkok  ansässig  waren. 
Diese  Furcht,  sich  dem  König  zu  nahen,  erstreckte  sich  auch  auf  die  weib- 
lichen Mitglieder  der  königlichen  Familie.  Es  ist  daher  jedenfalls  ein 
großes  Verdienst  des  Königs  Mongkut  (1851 — 1868),  daß  er  in  einer  seiner 
ersten  Verordnungen  bestimmte,  daß  das  Volk  ihm  nicht  aus  dem  Wege 
zu  gehen  brauche,  sondern,  falls  es  ihm  zufällig  begegnete,  ihn  in  ehr- 
würdiger Weise  gemäß  seinen  Sitten  begrüßen  solle.  Diese  frühere 
(Jewohnheit  schloß  jede  Individualität  des  Königs  seinem  Volke  gegenüber 
aus,  imd  er  galt  nur  als  das  verkörperte  Prinzip  der  höchsten  Macht. 
Dazu  kam,  daß  selbst  sein  Name  dem  Volk  unbekannt  war.  und  daß  in 
spätei-en  Zeiten  ihm  Attribute  als  Namen  zugeteilt  wurden,  die  ebendiese 
höchste  Macht  ausdrückten.  In  den  meisten  Fällen  haben  v/ir  es  so  nur 
mit  posthumcn  Namen  zu  tun.  Beispiele  bietet  auch  die  Geschichte  dei- 
heute  irgiei  enden  Chakkri-Dynastie,  deren  jetziger  Vertreter,  König  Vaji- 
lavudh.  seinen  Vorfahren  und  sich  selbst  den  Namen  Rämadhipati,  der 
höchste  Ränia,  gab:  auch  in  der  Regierungspei-iode  des  Königs  Chulalongkorn 
'vurdeti  Iiei'eits  den  früheren  Königen  in  Ayuddhya  posthume  Epitheta 
.)riiantia  als  Namen  gegeben.  So  erhielten  den  Namen  »Rämadhipati" 
verschiedene  Heirscher  zugesprochen,  unter  anderen  auch  der  Gründer 
von  Ayuddhia.  rthong.  Ferner  finden  wir  solche  Namen  wie  Phra  Parama 
Rrijädhiraj,    Parama   Haja,   Sarvabejr  (Samphet).     Erwähnung  verdient,    daß 


I>_  Kr;i  iik  In  rl  Ol  :     l<i'iiräi;i'    niv  ( ifscliii-lile   und    Kultur  Sitiiiiis. 

(ItM-  bekatinti'  .lüp.iiiroisciule  Kiiinpfor  um  KüK)  diesen  Titel  des  I'hra  liej- 
raja,  der  naoli  stMnein  'I'ode  (Jen  Namen  I'hia  Malia  Piirusha,  dei-  erhabene 
llerrschei-,  bekam,  in  t'l)ereinstinnnnnji  mit  eni'opäisclier  Gepflogenheit 
angibt:  König  von  Siam,  Tenasseiim,  SuUhodai.  Vishnulok.  liesehüt/er 
\nn   Cambodia,  .lohctre.  Patani   nnd   Keda. 

Der  König  von  Siam  ist  absoluter  Herrscher,  Ibur  über  das  l,(^bet) 
seiner  l'ntertaner»  und  das  Land,  und  in  seinen  ofliziellen  liteln,  die  meist 
den  indoarischen  Sprachen  entnommen  sind,  spricht  sich  höcliste  Macht 
und  Erhal)enheit  aus.  Nach  ihm  kommt  im  Kange,  laut  Palastgesetz  von 
1350,  der  erste  von  der  Königin  geborene  Sohn,  dem  wie  allen  von  ihr 
geborenen  Kindern  der  Titel  Chao  Fa  zukommt,  d.  h.  wörtlich:  Herr  des 
Himmels,  doch  eigentlich  nur  im  Sinne  von  »erhaben"  gebraucht.  Nach 
heutiger  Gepflogenheit  können  wir  ihn  als  den  ältesten  dieser  Prinzen, 
wohl  als  Ki-onprinzen,  bezeichnen.  Ihm  steht  ein  Würdengrad  von  100000  Na 
zu.  Wie  schon  in  meinen  -Elements  of  Siamese  Gramrnar«  erklärt  ist. 
waren  die  Siamesen  von  Anfang  an  Ackerbauer,  und  so  bestimmte  dem 
Staat  gegenüber  ihren  Wert  das  Land,  das  der  einzelne  aus  eigener  Kraft 
zu  bebauen  imstande  war.  Für  den  gewöhnliehen  Mann  waren  dies  25  Na 
oder  Rai,  wälirend  der  Sklave  und  Unfreie  nur  5  hatte;  die  Würdengrade 
stiegen  dann  dem  Range  entsprechend  bis  zu  10  000,  die  nur  den  Staats- 
nn'nistern  zukamen.  In  wenigen  Fällen  wurde  diese  Zahl  übersehritten, 
um  einzelne  W^ürdenträger  besonders  auszuzeichnen;  so  erhob  der  König 
Chulalongkorn  gleich  im  Anfang  seiner  Regierung  den  früheren  ersten 
Minister  des  Königs  Mongkut,  der  während  seiner  Minorität  die  Regent- 
schaft geführt  hatte,  zu  einem  Würdengrade  von  30  000  Na,  und  Chao 
Phya  Divakaravamsa,  der  langjährige  Minister  des  Auswärtigen,  erhielt  einen 
solchen  von  20000.  Die  königlichen  Prinzen,  anfangend  mit  denen  von  Geblüt, 
bekommen  von  Geburt  an  einen  Würdegrad,  der  geringer  ist  als  der  des 
Kronprinzen,  und  zwar  richtet  sich  ihre  Würde  untereinander  nach  fol- 
genden Grundsätzen : 

Die  leiblichen  Brüder  des  Vaters  des  regierenden  Königs,  also  dessen 
Oheime,  nehmen  den  ersten  Rang  nach  dem  Kronprinzen  ein;  ihnen  folgen 
die  eigenen  Söhne  aus  ebenbürtiger  Ehe,  hierauf  seine  Oheime  aus  nicht 
ebenbürtigen  Ehen  und  diesen  wiederum  des  Königs  eigene  Söhne  aus 
nicht  ebenbürtiger  Ehe.  Es  folgen  nun,  je  nach  dem  größeren  oder  ge- 
ringeren Grade  ihrer  Verwandtschaft  mit  dem  König,  alle  übrigen  Prinzen, 
abschließend  mit  denen,  die  ei'st  zu  der  W^ürde  eines  Prinzen  erhoben  sind. 
Alle  Söhne  eines  Königs  haben  Anspruch  auf  den  Titel  Phra  Ong  Chao, 
was  vielleicht  zu  weitgehend  mit  •Königliche  Hoheit-  übersetzt  wird,  da 
nur  Kinder  aus  ebenbürtiger  Ehe  nach  allgemeinem  Gesetz  diesen  Titel 
tragen  dürfen.  Der  Titel  Phra  Ong  Chao  vererbt  sich  aber  nicht  auf  deren 
Kinder,  die  nur  Mom  Chao  sind  und  nur  wegen  besonderer  Verdienste  zu 
jener  Würde  erhoben  werden  können,  aber  stets  den  geborenen  Phra  Ong 
Chao  im  Range  nachstehen.  Für  gewöhnlich  wird  ihnen  von  dem  jetzt 
regierenden  König  ein  Titel  beigelegt,  der  ungefähr  unserm  -Durchlaucht" 
entspricht.     Die   Söhne    eines  Mom  Chao    werden,    selbst  wenn  der  Vater 


Fiiinkfiirt  or:    Heitiäge  v.w  (ieschichte  uiiH   Kultur  Siains.  {')[] 

den  Kang  eines  Fhra  Ong  Chae)  erlangte,  Mom  Rajavaoisa  genannt,  und 
als  solche  können  sie  nur  in  den  Beamtenadel  übertreten,  ebenso  wie  ihre 
Kinder,  welche  Mom  Luang  sind;  mit  deren  Nachkommenschaft  hört  dann 
jede  Beziehung  zur  königlichen  Familie  auf.  Wenn  sie  in  den  Beamten- 
adel übertreten,  so  bekommen  sie  einen  Würdegrad,  der  in  der  Anzahl  der 
Na  höher  ist  als  der  ihnen  von  Geburt  zustehende,  auch  sind  für  sie  be- 
sondere Stellen  im  Dienste  des  königlichen  Hauses  vorbehalten.  Alle 
Prinzen  können  zu  dem  Range  eines  Krom  erhoben  werden,  ein  Titel,  der 
.•IUI  besten  übersetzt  werden  dürfte  mit  "Herr  und  Besitzer  einer  eigenen 
Hofhaltung".  Der  Grad  dieser  Hofhaltung  wird  bestimmt  durch  die  Anzahl 
der  Klienten  und  der  Na,  die  dem  einzelnen  nach  dem  Gesetz  zustehen. 
Man  kann  wohl  annehmen,  daß  die  Ländereien.  Sakti  na,  die  den  Grad 
der  Würde  bestimmen,  in  früherer  Zeit  als  Lehen  verliehen  wurden,  jeden- 
falls sind  diese  nicht  erblich'.  Die  verschiedenen  Stufen  der  Krom -Würde 
werden  ausgedrückt,  indem  die  gleichen  Grade  wie  die  des  Beamtenadels 
dem  Kiom-Titel  nachgesetzt  werden,  nämlich  von  unten  nach  oben:  Mün, 
Khun,  Luang,  Phra  und  Phraya.  Dieser  letzten  Würde  kommt  der  Titel 
eines  Somdej  zu,  welcher  sonst  nur  ein  Attribut  der  Könige  und  der 
höchsten  klerikalen  Würdenträger  ist  und  in  sehr  seltenen  Fällen  einem 
Chao  Phraya  (höchster  Beamtenadel)  verliehen  wird.  Es  wäre  unrichtig, 
diese  Würden  mit  europäischen  Adelstiteln  zu  übersetzen,  da  sie  nur 
in  sehr  beschränkter  W^eise  als  erblich  angesehen  werden  können.  Die 
Beziehungen  zwischen  dem  König  einerseits  und  den  Mitgliedern  der 
königlichen  Familie  andererseits  werden  angedeutet  durch  das  Pronomen 
Thö,  das  mit  Bezug  auf  den  König  in  jenen  Titeln  »ihn«  bezeichnet,  z.B.: 
i'aramavamsa  Thö,  Varavamsa  Thö,  Vamsa  Thö,  Phra  Chao  Luk  Ya  Thö, 
Phra  Chao  Nong  Ya  Thö,  Phra  Chao  Phi  Ya  Thö  usw,  ^  Die  weiblichen 
Mitglieder  der  königlichen  Familie  unterliegen  im  allgemeinen  denselben 
Bedingungen  wie  die  männlichen,  doch  dürfen  die  Prinzessinnen  nicht 
unter  ihrem  Range  heiraten.  Die  so  den  Prinzen  erteilten  Krom-Titel 
drückten  in  den  früheren  Regierungsperioden  ihre  persönlich  hervorragende 
Betätigung  aus,  während  unter  dem  König  Chulalongkorn  die  Krom-Titel, 


'  Es  ist  interessant,  daß  e>  in  China  eine  ähnliche  Einrichtung  gegeben  hat. 
So  erklärt  Peliint.  Bull,  Ec.  fr.  d'Extr.  Or.,  Bd.  III,  S.  667.  Anm.  7,  den  Ausdruck  K'ai 
fu  »den  Palast  öffnen«  in  der  Weise:  die  Inhaber  dieses  Titels,  also  derjenige, 
■welcher  den  Palast  öffnete",  hätten  eine  Art  von  Klassenhofgehalten  und  dort  Beamte 
ernannt.  Diese  Erklärung  Iiat  Chavannes.  T'oung  Pao  1916,  S.  165.  Anm.  8,  gegen 
Vissiere  mit  neuen  Argumenten  gestützt.  —  Bei  dieser  Gelegenheit  könnte  man  die 
Frage  aufwerfen,  ob  nicht  auch  das  siamesische  Hofzeremoniell  in  gewissen  Einzel- 
heiten von  dem  chinesischen  beeinflußt  ward  (vgl.  T'oung  Pao  Vol.  XVII.  pag.  163). 
-    »Aus  der  hocherhabenen  Familie  von  Ihm« 

»Aus  der  vorzüglichen  Familie  von  Ihm« 

»Aus  der  Familie  von  Ihm« 

»Der  edle  Sohn  (luk  ya)  von  Ihm" 

•  Der  edle  jüngere  Bruder  von  Ihm« 

-Der  edle  ältere  Bruder  von  Ihm». 


(>4  Ki-iiii  l>  ("ii  it  ci  ;    Hfilrä^f   /iir  ( Jcsfliiclitf   iiiiil    Kultur  Siiiiiis 

die  Ol-  seinen  Solinci»  i;.ilt,  nacli  dri\  Stiuitcii  des  Landes  gewählt  wurdeii, 
und  /wnr  s«>.  dnl.^  ilie  l'rin/.en  je  nach  ihrer  (Jebnrt  und  wohl  auch  mit 
He/.nu  auf  das  alte  I'alaslii;esetz  die  Natnen  nach  Städten  1..  2.,  3.,  4.  Kanj^es 
bekamen,  deren  Einkünfle  ihnen  nach  altem  Kecht  als  ApaDafj;e  zufallen 
konnten.  Dieses  System  der  Nameniicbiini;  scljeint  auch  unter  dem  jetzigen 
König  ^'aji^avndh  fortgesetzt  zu  werden:  er  veilieh  seinen  Hriidern.  die  zur 
Krom-Wih'de  eihoben  wurden,  Titel  nach  Slädtenainen.  während  für  die 
übrigen  Prinzen,  welche  die  gleiche  Winde  erhielten,  die  alte  Nomenklatur 
nach  hervorragenden    Kigenschaften   beibehalti-n   wurde. 

Im  .lahre  13r)0  wurde  vom  K(')nig  l'thong  dei-  Rang  der  königlichen 
Familie  und  der  Würdenträger  festgelegt.  Der  Kanghöchstc  nach  dem 
König  war  der  von  der  Königin  geborene  Sohn,  nach  diesem  Gesetz  als 
.*^omdej  No  (Sprößling),  Phra  Buddha  Chao  bezeichnet.  Nicht  erwähnt 
W'ird  dai'in  der  Krom  Rajvanis  Pavara  Sthana  Mongol  Mahauparäj  ',  eine 
Hangbezeichnung,  die  man  später  mit  dem  zu  Irrtümern  Anlaß  gebenden 
Ausdruck  »zweiter  König«  übersetzte.  Erst  im  Jahi-e  1476  erschien  zum 
ersten  INIale  ein  Bruder  des  regierenden  Königs  als  Maha  Uparäj  und 
Haupt  der  Zivilbevölkerung  mit  einem  Würdegrade  von  100  000  Na.  Nicht 
in  jeder  Regierung  wurde  ein  solcher  Maha  Uparäj  ernannt,  und  der  Titel, 
der  nur  in  der  königlichen  Familie  verliehen  werden  konnte,  wurde  nur 
für  besondere,  dem  Könige  persönlich  erwiesene  Verdienste  vergeben. 
Dieser  Titel  gab  Anlaß  zu  der  falschen  Erklärung,  daß  in  Siam  nicht  der 
Sohn,  sondern  der  Bruder  des  Königs  den  ei'sten  Anspruch  auf  die  Thron- 
folge habe.  Die  Stellung  war  jedoch  eine  rein  persönliche  und  brauchte 
nach  dem  Tode  des  jeweiligen  Inhabers  nicht  wieder  besetzt  zu  werden, 
denn   ihre  Besetzung  lag  lediglich  im  guten  Willen  des  Königs. 

Erst  als  die  Chakkri-Dynastie  im  Jahre  1782  auf  den  Thron  kam, 
wurde  es  zur  Gepflogenheit  der  Könige,  das  Amt  eines  Krom  Phra  Bovon 
regelmäßig  zu  besetzen,  und  zwar  ernannte  der  erste  König  dieser  Dynastie 
dazu  erst  seinen  eigenen  Bruder.  Als  dieser  starb,  verlieh  der  König 
die  Würde  seinem  eigenen  Sohn,  der  ihm  dann  auf  dem  Throne  folgte 
(1809 — 1824)  und  der  seinerseits  einen  neuen  Krom  Phra  Bovon  ernannte. 
Diesem  Sohn,  Phra  Buddha  Löt  La,  folgte  dann  Phra  Nang  Klao  (1824 
bis  18.51),  der  der  älteste,  aber  mütterlicherseits  nicht  ebenbürtige  Sohn  des 
Phra  Buddha  Löt  La  war  und  als  Ki-om  Phra  Bovon  den  aus  der  zweiten 
Regierungsperiode  stammenden  in  seinei-  Würde  beließ.  Nach  dessen  Tode 
ernannte  er  keinen  Nachfolger,  sondern  erhob  nur  verschiedene  Prinzen 
zu  der  Würde  eines  Krom.  Nach  dem  Tode  des  Phra  Nang  Klao  wurde 
von  der  königlichen  Familie  und  dem  Ministerrat  Chao  Fa  Mongkut 
(geb.  1804)  zum  König  erhoben.  Dieser  hätte  schon  als  Prinz  von  Geblüt 
seinem  Vater  Phra  Buddha  Löt  La  im  Jahre  1824  folgen  sollen,  doch 
erlaubten  das  die  damaligen  Zustände  des  Reiches  nicht.    Zu  gleicher  Zeit 


*    Wörtlich    übürf^etzt    etwa:     »Der    auf   eihabenein    Platz    glückliche    große 
L'nterkönig«. 


Fr;i  iik  t'iii-t  (■  r:    Beiträgt.'   /.m    ( icsctiiclitc    und    Ktiltui-  SiiiiD.s.  ()5 

wurde  mit  ihm  sein  jüngerer  Bruder,  Pi-inz  Cbao  Fa  Issaret  Rangsan,  zum 
Krom  Phra  Bovon  ernannt.  Mongkut  selbst  war  durch  einen  17jäbrigen 
x\ufenthalt  in  der  Priesterschaft  etwas  weltfremd  geworden,  und  es  war 
dadurch  fast  selbstverständlich,  daß  sein  Bruder  Chao  Fa  Noi,  der  kleine(re) 
Prinz,  der  als  Haupt  der  jungen  Siam-Partei  unter  Phra  Nang  Klao  galt, 
größeren  Einfluß  auf  die  Regierung  bekam.  Als  daher  die  Verträge  mit 
fremden  Nationen  abgeschlossen  wurden,  unterzeichneten  beide  diese  Ver- 
träge, und  zwar  als  erster'  und  zweiter  König.  Im  Jahre  1865  starb 
dieser  zweite  König,  der  den  Titel  Phra  Pin  Klao  angenommen  hatte,  und 
seine  Würde  wurde  nicht  wieder  erneuert,  da  zu  der  Zeit  schon  der  älteste 
.Sohn  des  Königs  Mongkut,  Prinz  Chulalongkorn,  als  Thronfolger  bekannt 
war.  Im  Jahre  1868  starb  König  Mongkut.  und  die  königlichen  Prinzen 
und  Minister  erwählten  zu  seinem  Nachfolger  den  schon  dazu  bestimmten 
Prinzen  Chulalongkorn.  Die  sämtlichen  direkten  Abkömmlinge  der  könig- 
lichen Familie,  die  in  Betracht  kamen,  waren  zu  dieser  Zeit  minorenn,  und 
obwohl  die  Würde  eines  Krom  Phra  Bovon  eine  vom  regierenden  König 
zu  vergebende  w^ar,  ernannten  doch  die  Minister  und  königlichen  Prinzen 
den  Sohn  des  Phi-a  Pin  Klao  zu  jener  W^ürde.  Dieser  neu  Ernannte  war 
nicht  vom  königlichen  Geblüt,  und  es  mag  zweifelhaft  erscheinen,  ob  er 
als  Sohn  des  Krom  Phra  Bovon  überhaupt  das  Anrecht  hatte,  einen  könig- 
lichen Prinzentitel  zu  erhalten.  Es  ist  hier  wohl  kaum  der  Ort.  die 
Motive,  die  zu  dieser  Wahl  führten,  obwohl  sie  klar  zutage  liegen,  aus- 
einanderzusetzen, wir  müssen  uns  eben  daran  erinnern,  daß  es  im  Interesse 
des  »zweiten  Königs«  und  seiner  Ratgeber  lag.  einen  Roi  faineant  zu  haben. 
Die  Beziehungen  der  beiden  untereinander  waren  nicht  die  besten,  und 
nachdem  der  König  majorenn  wurde,  kam  in  gewisser  Weise  dieser  Zwist 
zum  Austrag,  besonders  da  dei-  Krom  Phra  Bovon  eine  Macht  zu  usurpieren 
suchte,  die  ihm  nicht  zukam.  Nachdem  dieser  aus  dem  englischen  Konsulat, 
in  das  er  geflüchtet  war,  zurückgekehrt  war,  wurde  der  Zwist  anscheinend 
beigelegt  und  in  einem  187.5  datierten  und  vom  König  und  allen  Staats- 
ministern unterschriebenen  Edikt  seine  Funktionen  genau  festgelegt.  Im 
Jahre  1885  starb  der  Krom  Phra  Bovon,  die  Würde  wurde  aber  nicht 
erneuert,  und  König  Chulalongkorn  griff  mit  der  Zustimmung  der  könig- 
lichen Familie  und  Minister  auf  das  von  König  Uthong  stammende  Gesetz 
von  1350  zurück,  nach  dem  »der  \on  der  Königin  erstgeborene  Sohn  in 
der  Regierung  folgen  sollte".  Somit  war  die  Thronfolge  in  Übereinstimmung 
mit  europäischen  Gebräuchen  geregelt,  doch  darf  nicht  vergessen  werden, 
daß  durch  die  offiziell  anerkannte  Polygamie  verschiedenen  der  Geburt 
mch  dazu  berechtigten  Fi-auen  des  Königs  der  Rang  einer  Königin  gegeben 
und  so  der  Weg  zu  Intriguen  geöffnet  wurde.  Die  Polygamie  war  dadurch 
bedingt,  daß  der  Beamtenadel  seine  Töchter  und  andere  weibliche  Ver- 
wandten dem  König  zur  Aufnahme  in  den  Palaststaat  anbot,  gerade  wie 
('S  mit  den  Söhnen  geschah,  die  als  königliche  Pagen  zur  Erziehung  in 
den  Palastdienst  aufgenommen  wurden  '. 

'    Die   Ehegesetzgel)uiig    beruht    auf    Polygamie       Das    (re.-^ety,    miterscheidoi 
ilrei   Klassen  von  Frauen.     Die  Klang  Muaiig  (»mitten  in  dei'  Stadt.,  d.  h.  also  die 

Mitt.  d.  Sem.  f.  Orient.  Sprachen.    1922.   I.  Abt.  it 


()6  I'  IM  II  k  In  i-t  I' I  :     ncitriiijf    zur   (  u'siliirliic    iiiid    ImiIiiii-   Sinms. 

nciii  Iviuiig  i^Oi^i'HÜlicr  y;il)t  es.  ;ilij;r.s(.'lH'ii  xnn  dir  ki")uii;liclirn 
Kaiiiilit'.  mii  i'iiu'  Klasse  \(im  l 'iilorj^clicnrn.  Iiitor  diesen  niiiiiiii  i1<m-  vom 
Köinj;  jfiifsiiial  iitMi<;t'si'lial1Vii('  Ucaintt'iiadcl  die  erste  Stclliiiiu,  ein.  l  i\Iei' 
iliiii  steht  das  XOlk.  das  elieiisu  wie  dci'  Mennitrnadei  ii\  eine  .Militiii--  und 
/ivilklasse  zerfällt;  beide  Klassen  di-s  Volkes  sind  wieder  in  v<'i'sehi(;dcne 
Abteilungen  eingeleiit  und  dem  Staat  /.n  Diensten  verplliehtet.  Für  die 
Krfüllung  dieser  Dienste  waren  im  ganzen  Künigreieli  die  Beamten  dem 
Staat  gegenüber  veiantwoitlieh.  Aber  nur  int  Dienst«-  des  Königs  unter- 
stand das  Volk  den  Beamten.  I'ers('inli(lie  Dienstleistungen  konnten  sie 
\()n  ihnen  nicht  vtMlangen.  Sobald  ein  Beamter  in  ein  anderes  Amt  iiber- 
trat,  hörte  seine  Kontrolle  über  das  ihm  bishei-  unterstellte  Volk  aul'.  Die 
dem  Beamtenadel  zukonunenden  AX'ürden  sind  dnieh  Gesetz  festgelegt,  die 
erwähnte  Zivil-  und  Militärklasse  hat  wohl  Ähnlichkeit  mit  dem  in  Indien 
herrschenden  Kastensystem,  ohne  jedoch  ihm  ganz  zu  entsprechen,  denn 
der  Beruf  als  solcher  ist  nicht  durchaus  erblich,  und  auch  die  mannigfachen 
sozialen  Nachteile,  die  dem  Kastenwesen  anhaften,  sind  nicht  vorhanden. 
Die  vom  König  verliehenen  Würden,  die  in  den  meisten  Italien  eine  Be- 
zeichnung ihres  Amtes  darstellen,  schlössen  keineswegs  Erblichkeit  ein.  Die 
Würden,  ausgenommen  die  der  königlichen  Pagen,  deren  Sakna  300  betr-ägt, 
beginnen  mit  einem  Sakna  von  400  und  gehen  hinauf  bis  zu  10000. 
Dabei  sehen  wir  ab  von  dem  Maha  Uparaj,  der  eine  Würde  von  100000 
hatte.  Im  alten  Gesetz  wird  er  an  der  Spitze  der  Zivilverwaltung  geführt 
und  augenscheinlich  zur  königlichen  Familie  gezählt,  während  er  nach 
I.eclere  in  Cambodia  nicht  zu  ihr  gehört;  noch  \'an  Vliet  im  17..1ahrhandei't 
spricht  von  ihm  als  erstem  Mandarin  und  Statthaltei-  des  Königs,  was  mit 
dem  cambodianischen   Gebrauch  übereinstimmt. 

Die  Reihenfolge  der  W^ürden  ist.  w'ie  schon  früher  gesagt:  Mün. 
Khun,  Luang,  Phra,  Phraya,  Chao  Phraya,  und  in  seltenen  P'ä'len 
kommt  zu  diesen  die  Würde  eines  Somdej  Chao  Phraya.  Die  zum 
Palastdienst  Herangezogenen  können  für  den  gleichen  Rang  eine  mehr  er- 
klärende Titelbezeichnung  erhalten.  Dem  Titel  Phraya  entspricht  voll- 
ständig das  früher  gebräuchliche  Oya,  wo  O  (Ok)  eine  Art  Vorsilbe  ist. 
die  auch  sonst  vor  Titel  wie  Mün,  Khun.  Luanii  und  Phra  gesetzt 
wird  und  der  im  modernen  Gebrauch  das  Sanskritwort  Gun  entspricht 
{guTui  Ehre).     Ob  Va    dasselbe   ist    wie    Ya    bei  Titeln    in    der    königlichen 

Anerkannte,  Stadtbekannte;,  die  Anubharija  (N^bentian)  und  die  Klang  Uasa  ("mitten 
initer  den  Sklaven«,  d.  h.  Sklavenfrau).  Das  Haupt  der  polygamen  Familie  ist  dif 
gesetzliche,  durch  das  Zeremoniell  anerkannte  Frau.  Ihr  sind  die  anderen  Frauen 
untergeordnet,  ebenso  die  aus  den  Ehen  entsprossenen  Kinder.  Die  Kinder  alki-  Ehen 
aber  sind  insgc-amt  legitim,  doch  genießen  die  Kind«^r  der  Hauptfrau  in  Erbseliafts- 
angelegenheiten  Vorteile  vor  den  anderen,  und  nach  der  Gesetzgebung  des  König> 
Chulalongkorn  soll  der  älteste  Sohn  der  anerkannten  Frau  nach  Ableben  des  Vater>i 
die  Familie  weiter  fortführen.  Die  Zahl  der  Ehefrauen  ist  unbeschränkt.  Der 
gegenwärtig  regierende  König  ist  bestrebt,  die  Monogamie  einzuführen,  doch  wird 
es  schwei-  sein,  eine  so  alte,  auf  wirtschaftlichen  Gründen  beruhende  Sitte  wie  die 
Polygamie  abzusehnft'en. 


Fi;i  11  k  fiirt  (•  !•:    Keiliägc   /.iir  (  M'>ihiclitf   und    Kultur  Sianis.  67 

Familie,  nämlich  »Bruder.  Mann",  kann  hier  nicht  erörtert  werden.  An 
der  Spitze  der  beiden  Klassen  stehen  für  das  Zivil  (Mahatthai)  der  Chao 
Phraya  Chakkr  und  fnv  das  Militär  der  Aggamahasenadhipati , 
;iuch  kurz  Chao  Gun  Daharn,  der  Herr  (der  Soldaten)  genannt,  ihnen  folgen 
die  vier  Stützen  des  Staates:  Chao  Phraya  Sri  Dharmaräj,  auch  Chao 
Phraya  Phra  Klang  (Oya  Berklang  in  alten  Schriften  genannt),  für  den 
Staatsschatz  und  damit  zusammenhängend  für  die  auswärtigen  Angelegen- 
heiten. Chao  Phraya  Dharmaadhikorn  für  den  Palast,  Chao  Phraya 
Yomaraj  für  die  Hauptstadt  und  Chao  Phraya  Boldeb  für  den  Ackerbau. 
Alle  Regierungsabteilungen  waren  abhängig  von  den  beiden  Häuptern  der 
Zivil-  und  Militärverwaltung,  ohne  daß  sie  unter  ihrem  direkten  Befehl 
stunden;  sie  hatten  nur  dem  Befehl  des  Königs  zu  gehorchen  und  standen 
nur  insofern  unter  den  ■Ministern,  als  sie  nach  ihren  Befehlen  die  Be- 
völkerungslisten führten.  Auf  die  Minister  folgten  Phraya  Siharaj 
Dejojai,  der  den  Oberbefehl  über  das  Heer  führte,  und  Phraya 
SiharaJ  Riddhikrai.  der  Befehlshaber  der  Flotte.  Die  bisher  genannten 
acht  Würdenträger  hatten  einen  Sakna  von  10  000.  Nach  alter  Tradition 
ist  der  König  das  Haupt  des  Staates,  die  beiden  Häupter  der  Militär-  und 
Zivilverwaltung  die  Augen,  die  vier  Stützen  des  Staates  der  Kopf  und  die 
Füße  und  die  beiden  Befehlshaber  von  Heer  und  Flotte  die  Hände  des 
Staates.  Weiter  folgten  die  sechs  Räte  Montri  (Skr.  Mantrin,  Mandarin): 
Phraya  Phet  Phixai  das  Haupt  der  Palastverteidigung,  Phraya 
Rajsuphavadi,  der  Listenhalter  der  Bevölkerung,  Phraya  Rajphakdi 
Klang  Mahasombat,  der  Verwalter  der  Staatskassen,  Phraya  Phra 
Sedet.  das  Haupt  aller  Priester  des  Königreichs  in  ihren  bürgerlichen 
Funktionen,  Phraya  Sri  Phuprixa,  der  Verwalter  der  Archive,  Phraya 
Uthai  Tham,  der  Bewahrer  der  königlichen  Kleinodien  und  Haupt  des 
Zeughauses.  Die  eben  Genannten  haben  ein  Sakna  von  5000,  mit  Aus- 
nahme des  Phraya  Phra  Sedet,  welcher  10  000  wie  die  Stützen  des  Staates 
hat.  Die  ganze  Verwaltung  der  Provinzen  lag  bis  zum  Jahre  1892  in 
den  Händen  der  Militär-  und  Zivilbehörde.  Man  ging  dabei  von  der  Vor- 
stellung aus,  daß  der  König,  auf  dem  Thron  sitzend,  sein  Gesicht  nach 
Osten  wendet  und  dann  zu  seiner  Rechten  das  Haupt  der  Militärverwaltung 
und  zu  seiner  Linken  das  Haupt  der  Zivilverwaltung  sich  befindet,  somit 
hatte  das  Haupt  der  Militärverwaltung  den  ganzen  Süden  des  Königreichs 
unter  sich,  während  der  gesamte  Norden  unter  dem  Haupte  der  Zivil- 
l)evölkerung  stand.  Während  des  18.  Jahrhunderts  fand  anscheinend  eine 
weitere  administrative  Teilung  nach  Provinzen  statt,  wobei  dem  sogenannten 
Krom  Tha  (•■  Hafenabteilung«)  die  Jurisdiktion  über  den  südöstlichen  Teil 
lies  Königreichs  zugesprochen  wurde,  d.  h.  also  den  Teil  des  Königreichs, 
in  dem  die  Fremden  meistens  verkehrten.  Diese  Dreiteilung  in  der  Ver- 
waltung gab  selbstverständlich  zu  häufigen  Kompetenzkonflikten  Anlaß, 
und  so  wurde  schließlich  im  Jahre  1892  die  Verwaltung  der  gesamten 
Provinzen  der  Zivilverwaltung  zugesprochen,  mit  Ausnahme  der  Hauptstadt, 
die  ihre  eigene  Verwaltung  behielt,  während  das  Haupt  des  ^lilitärs  als 
Kralahom    die    \'or\valtung    des    Heeres    unter    sich    hattL'.       «rleichzeitig 

5* 


(),S  I-  I  .1  II  k  lini  ■  I       Hiilinj:.     /nr   <  .rNilmhir    iiml    Kiiliiii    Sinni- 

u  iirdc  (it-'i-  Froiulieiist  abgcschafVl  iiiul  «in  .liisti/.ininisteriiMii  ins  l.t'hf.n 
•ionitiMi:  tlaiiiit  wurde  der  seit  alten  /.«'itcii  ln-stehende  Bi-aiicli.  daß  \'v\- 
wahiiiii;  und  Ri  ('hlspiffliimg  in  eiiu'r  Ilan<l  veivinij;t  vvaien,  l»i\soiti';l. 
Die  I'rON  iii/A-n  des  Reiches  /.ei'Heleii  je  nacli  iliier  Hedeutunü;  in  vier 
Klassen:  Miiani^  KU.  'l'ho.  l'ii.  Ctialava:  ilu-e  —  von  der'  llan|tl- 
stallt   aus  ernannten  (iouvertieure  erhielten   einen  «1er  Re<leutunji  der  be- 

treffenden l'nivin/  entsprechenden  Titel  und  Würdegrad  und  \'an  Vliet  lie- 
hauptct.  die  Pnivinzi'n.  iHe  früher  Sitze  einer  Hauptstadt  gewesen  s.  ien. 
hätten  nur  \«in  Mitgliedein  des  königliehen  Hauses  besetzt  werden  können. 
Daß  dem  sd  war.  können  wir  vielleicht  aus  einer  Stelle  in  dem  alten 
Palastgesetz  schließen,  wonach  die  l'rdvinzen  ihrer  Oi-dnung  nach  den 
Söhnen  des  Königs  als  Apanage  (;'j  zugeteilt  wurden.  Der  (iouverneui' 
(1er  Provinz  umgab  sich  wie  in  der  Hauptstadt  mit  einem  Stabe  von  Be- 
amten, welcher  im  Kleinen  der  hauptstädtischen  Verwaltutig  enispi'ach. 
Kr  gab  ihnen  Patente  ilires  .Vmtes.  die  jedoch  nur  einen  lokalen  Wert 
hatten.  Die  Gouverneure  mußten  zu  bestimmten  Zeiten  sich  in  die  Haupt- 
stadt begeben,  um  dort  Rechenschaft  über  ihre  Verwaltung  abzulegen:  es 
wurde  aber  als  eine  Art  Ungerechtigkeit  empfunden,  wenn  man  sie  dort 
länger  als  notwendig  zurückhielt.  Von  der  Hauptstadt  sandte  man  zur 
Kontrolle  der  Provinzialverwaltungen  den  ^'okrabat;  und  diese  Stellung 
entsprach  den  in  späterer  Zeit  gesandten  temporären  Kommissaren 
(Kha  Luang).  Während  die  Rechtsprechung  in  den  F^rovinzen  den 
(Gouverneuren  mit  ihren  Beamten  oblag,  war-  in  der  Landeshauptstadt 
.\yuddhya  selbst  unter  dem  Chao  Phraya  Vomaraj  ein  höchster-  Gerichtshof, 
bestehend  aus  neun  Räten,  nämlich  fünf  Phraya.  zwei  Phra  und  zwei  Luang. 
Dieser  Gerichtshof  kann  als  Rei«-hsgericht  bezeichnet  werden:  doit  wui-den 
alle  bürgerlichen  und  kriminalen  Fälle  nach  Klage,  Entscheidung  (Urteil) 
und  Berufung  erledigt.  In  den  allerseltensten  Fällen  konnte  ein  letzter 
Versuch  unt  einei-  Berufung  (Petition)  an  den  König  gemacht  werden. 
Das  Verfahren  in  erster  Instanz  geschah  entweder  mündlich  oder  schriftlich: 
die  Parteien  konnten  dabei  vertreten  sein.  Die  Aussagen  wui-den  in  die 
bekannten  schwarzen  Harmonikabücher  mit  Kreide  eingetragen  und  diese 
dann  zugebunden:  hierauf  mußten  die  Parteien  ihren  Daumen  auf  das  aus 
weichem  Ton  angefertigte  Siegel  drücken.  Die  Verhandlungen  waren  im 
höchsten  Grade  langsam,  und  Bestechungen  warben  Tür  und  Tor  geöffnet, 
namentlich  da  bei  den  Verhandlungen  die  Folter  verwendet  werden  kormte. 
Außerdem  gab  es  eine  Art  Gottesgericht  als  Entscheidung. 

Nachdem  im  Jahre  1896  die  Teilung  der  Administration  vollzogen 
war,  wurden  Ministerien  gebildet,  die  alle  unter  sich  den  gleichen  Rang 
haben  und  deren  Minister  denr  König  persönlich  verantwortlich  sind.  Im 
Anschluß  daran  fühi-te  dann  das  Ministerium  des  Innern  eine  Einteilung 
des  ganzen  Landes  einschließlich  der  halb  unabhängigen  Staaten  in  einzelne 
Kreise  (Monthon,  skr-.  Matidala)  durch.  Aji  der  Spitze  der  einzelnen 
Monthon  stehen  Generalgouverneure  von  denen  einige  den  Titel  eines 
Vizekönigs  besitzen :  sie  alle  unterstehen  in  ihrer  Eigenschaft  als  Gouver- 
neure   dem    Palastdepartement.      Die    fibrige    Einteilung    in   den    Provinzen 


Fi'a  iik  t'u  rt  er:    Bein-ägi'    /.iir   (ipschichti'   iiml    Kiilriii-  Sinins.  f)ll 

blieb  im  ailgeiiieinea  bestehen,  soweit  nicht  die  neue  Gerichtsordnung  ge- 
wisse Änderungen  notwendig  machte.  Als  erster  Schritt  zu  einer  SeU)St- 
verwaltung  wurde  in  einzelnen  Bezirken  das  Institut  der  Dorfältesten  ein- 
geführt, die  für  die  Ordnung  in  ihrem  Dorfe  dem  Provinzialgouvernenr 
verantwortlich  sind,  und  denen  ein  gewisser  Teil  der  in  ihrem  Bezirk  er- 
hobenen Steuern  zum  Zwecke  der  Verbesserung  der  Lokalverwaltung 
zur  Verfügung  steht.  Diese  Dorfältesten  werden  von  den  Dorfbewohnern. 
Männern  wie  Flauen,  gewählt  und  vom  Gouverneur  der  Provinz  bestätigt. 
Bei  diesen  Wahlen   lint  nueh  die  fremde  Bevölkerung  eine  Stimme. 

Die  früher  erwähnten  Dienste,  zu  denen  das  Volk  dem  König  gegenüber 
verpflichtet  war,  sind  durch  Gesetz  festgelegt  und  vererbten  sich.  Das  Volk 
wurde  in  Listen  eingetragen  und  zerfiel  nach  den  von  ihm  zu  leistenden 
Diensten,  mochten  sie  persönlicher  Natur  oder  durch  Steuern  abgelöst  sein, 
in  Abteilungen,  die  dem  jeweiligen,  vom  König  ernannten  Haupte  unter- 
standen. Die  Listen  sollten  zu  Anfang  einer  jeden  Regierung  erneuert  und 
eigentlich  alle  zehn  Jahre  revidiert  werden.  Die  speziellen  Dienste,  die 
der  einzelne  zu  leisten  hatte,  hörten  im  Falle  eines  Krieges  auf,  wo  die 
ganze  Bevölkerung  zur  Heeresfolge  verpflichtet  war.  Heiraten  zwischen 
Mitgliedern  der  Militär-  und  Zivilklasse  waren  nicht  ausgeschlossen,  doch 
inachte  das  Gesetz  genaue  Angaben,  wie  die  Kinder  solcher  Ehen  in  die 
verschiedenen  Abteilungen  einzutragen  waren.  Dem  Phra  Rajasupha- 
\adi  oblag  es,  die  Listen  der  Bevölkerung  zu  führen  und  die  Dienst- 
pflichtigen einzuberufen.  Diese  mußten  dafür  sorgen,  daß  sie  in  die  Listen 
eingetragen  wurden,  und  hatten  auch  die  daraus  erwachsenen  Kosten  zu 
tragen.  Falls  sie  diese  Pflicht  unterließen,  konnten  sie  in  die  Liste  der 
Phrai  Luang  (der  niedrigsten  Klasse)  eingetragen  werden,  um  dort  zu 
dienen;  falLs  sie  aber  selbst  schon  Phrai  Luang  waren,  so  mußten  sie 
während  der  ersten  drei  .lahre  ihrer  Dienstpflicht  anstatt  der  üblichen 
drei  Monate  im  Jahre  sechs  Monate  dienen  (Rajbanjat  Rajkal  thi  si  Vol.  I, 
S.  153).  Verpflichtet  war  der  Fronptlichtige  vom  18.  bis  zum  60.  Lebens- 
jahre, und  nur  wenn  er  als  Vater  von  drei  Söhnen  diese  für  den  Re- 
gierungsdienst stellte,  war  er  selbst  vom  Dienste  befreit.  Als  Zeichen, 
daß  er  dem  Regierungsdienst  augehörte,  wurde  er  in  die  Listen  eingetragen 
und  als  äußeres  Zeichen  seiner  Dienstbarkeit  ihm  ein  Mal  in  den  Arm 
eingeritzt:  bei  den  Palastbeamten  war  dieses  etwas  verschieden.  Da  die 
Regierung  Handel  trieb,  so  waren  die  Fronpllichtigen  angehalten,  die  Pro- 
dukte ihres  Distrikts  in  die  Palastmagazine  abzuliefern.  Auch  wurden  die 
Fronpflichtigen  angehalten,  den  fremden  Faktoreien  bei  der  Beschaffung 
der  Handelsartikel,  für  die  sie  ein  Privileg  hatten,  behilf hch  zu  sein,  wie 
z.B.  den  Holländern  für  Hirschfelle  oder  Zinn;  auch  mußten  sie  den  im 
Lande  Reisenden  auf  Befehl  der  Regierung  Frondienste  leisten. 

Die  dem  Volke  auferlegten  Lasten  waren  nicht  gleichmäßig  verteilt: 
das  gab  natürlich  zu  Unzufriedenheiten  Anlaß.  So  mußten  die  Phrai  Luang. 
zu  denen  auch  entlassene  Sträflinge  gehörten,  dem  Staate  den  vierten  Teil 
ihrer.  Zeit    widmen,    anderseits    waren     Leute,    die.  einem     Krnm    zugeteilt 


i  {\  l'i  ,1 II  k  l'ii  rl  (•!■:    Uoitrii'^i'  zur  nescliichlc   und   Kultur  Sianis. 

warrii.  praktisrh  vtui  jeder  Last  «Mitbtinden,  wenn  die  Dienste  dieses  Kroin 
zur  Zeit  nielil  heiuitiiit  wurden.  Die  Eiiiteilimfj;  dei-  Ki-oin,  denen  <lie 
Leute  lauf  Listen  /.u-fesehrieben  waren,  wai-  den»  /.u  leistenden  Staatsdienst 
angepaL^t.  Da  nnn  die  Dienstplliclitiffen  sich  in  tler  Nähe  ihrer  Herren 
ansiedelten,  so  liatten  diese  die  M(»u;liehkeit.  sie  /u  persönlichen  Diensten 
heranzuziehen,  solange  sie  nicht  im  Staatsdienst  beschäftigt  waren.  Um  ein 
Beispiel  zu  geben:  König  Mongkut  berief  gleich  im  Anfang  seiner  Hegierung 
(1851)  die  (loldsehmiede  des  ganzen  Landes  zur  Vorbereitung  der  Krönung 
zusammen,  und  es  wurden  den  Herren,  die  (Goldschmiede  unter  sich  hatten. 
Strafen  angedroht,  falls  sie  solche  zurückhielten.  Die  Folge  dieses  gair/.en 
Systems  war  natürlich,  daß  individuelle  Talente  sich  nicht  geltend  machen 
konnten,  und  doch  blieb  es  in  modifizierter-  Form  bis  zum  .lahre  189(1 
in   Kraft. 

Nachdem  Siam  durch  vStaatsverträgc  mit  fremden  Mächten  in  Ver- 
bindung getreten  war,  war  es  fast  sellistverständlich,  daß  eine  Veränderung 
in  der  Einteilung  des  Volkes  stattfinden  mußte  und  ein  organisierter  Militär- 
dienst zu  schaffen  wai-.  Der  Anfang  dazu  wurde  bereits  unter  den  ersten 
Hersehern  dei-  Chakkridynastie  gemacht  und  dann  namentlich  unter  dem 
König  Phra  Naug  Klao;  damals  nahm  sich  Prinz  Issaret.  der  spätere  l'hra 
Pin  Klao,  als  Vertreter  von  Jung-Siam  der  Heeresorganisation  an.  Diese 
wurde  tbrtgesetzt  unter  König  INlongkut  und  König  Chulalongkorn.  Fin 
modernes  Militärgesetz  trat  aber  erst  untei'  dem  jetzigen  Herrscher  in  Kraft. 
Darin  wurde  das  Prinzip  der  allgemeinen  Wehrpflicht  anerkannt,  und  damit 
waren  praktisch  auch  die  Abteilimgen,  in  welche  das  Volk  zerfiel,  al)- 
geschafft. 

Im  .lahre  1911  bildete  der  jetzige  Herscher  aus  den  Mitgliedern  der 
königlichen  Familie,  aus  Beamten  und  deren  Söhnen  eine  Truppe,  die  er 
selbst  mit  der  ICinrichtung  dei-  Pfadfinder  in  europäischen  Ländern  ver- 
glich, jJas  sogenannte  Korps  der  »Wilden  Tiger« :  dieser  Titel  ist  der  siame- 
sischen Geschichte  entnommen.  Das  Korps,  das  alle  Waffengattungen  um- 
faßt, bildet  sich  selbst  aus  und  kann  am  besten  als  eine  freiw'illige  Leibgarde 
des  Königs  bezeichnet  w^erden. 

Von  alters  iiei'  gali  es  in  Siam  nur  Rufnamen,  die  mit  geringen  Aus- 
nahmen für  beide  Geschlechtei-  identisch  sind.  Alle  Namen,  die  man  als 
Familiennamen  auffassen  könnte,  wie  die  auf  Wong  (Vamsa  =  »Geschlecht«) 
ausgehenden,  z.  B.  in  Suriwong  (Sonnengeschlecht),  waren  nur  die  Amts- 
bezeichnung ihres  jeweiligen  Trägers  im  königlichen  Dienst.  Dieser  Titel 
vererbte  sich  in  der  Familie  nicht,  und  wenn  der  Betreffende  aus  seinem 
Amte  schied,  so  konnte  seinem  Nachfolger  der  Titel  mit  allen  damit  ver- 
bundenen Vorrechten  übertragen  werden.  Es  stand  natürlich  im  Willen 
des  Fürsten,  dem  alten  Beamten,  tun  ihn  zu  ehren,   den  'litel  zu  belassen. 

König  Chulalongkorn  (geb.  1853)  war  früh  zur  Regierung  gekommen 
(1868 — 1910),  und  zwai-  durch  die  Bemühungen  der  unter  den  Königen 
Phra  Nang  Klao  und  Mongkut  tätigen  Beamten,  deren  V'orfahren  seit  der 
Gründung   der  Dynastie  1782   fast    alle    in    königlichen  Diensten    gestanden 


Fia  n  k  t'iirt  or:    Bi'iriägf   v.wv  Cioscliiilitc   imd    l\iiltni-  >>iiini>.  (  1 

hatten.  Um  seine  Dankbarkeit  zu  zeigen,  war  eine  seiner  ersten  Hand- 
lungen, daß  er  für  die  in  der  Regierung  tätigen  hohen  Beamten  einen  Orden 
schuf.  Er  wollte  ihnen  dadurch  eine  erbliche  Würde  verleihen  und  so  den 
(irundstein  für  Adelsgeschlechter  legen.  Der  Chula  (,'hom  Klao  genannte 
Orden  des  königlichen  Hauses  trug  das  Motto:  -Wir  beschützen  edle  Ge- 
schlechter." Der  Orden  bestand  aus  drei  Klassen,  und  bei  seiner  Gründung 
war  vorgeselien,  die  erste  Klasse  solle  nur  20  Personen  verliehen  werden, 
die  zweite  80  und  die  dritte  100.  Die  erste  Klasse  erhielten  außer  den 
höchsten  Mitgliedern  des  königlichen  Hauses  die  beiden  leitenden  Minister, 
die  vier  Stützen  des  Staates  und  die  Gouverneure  der  Provinzen  ersten 
Grades,  die  schon  im  Besitz  des  spezifisch  buddhistischen  Ordens  der  neun 
.luwelen  waren.  Die  zweite  Klasse  war  bestimmt  für  die  andern  Mitglieder 
der  königlichen  Familie  und  solche  Adlige,  die  bereits  die  Goldgefäße 
(phan  thong)  als  Ehrenzeichen  besaßen.  Die  dritte  Klasse  sollte  an  den 
erstgeborenen  Sohn  der  Hauptfrau  zu  Lebzeiten  des  Besitzers  der  ersten 
Klasse  und  an  den  erstgeborenen  Sohn  des  Besitzers  der  zweiten  Klasse 
nach  dem  Tode  des  Inhabers  verliehen  werden,  immer  unter  der  Be- 
dingung, daß  derjenige,  der  die  Würde  erbte,  einen  sittlich  einwandfreien 
Lebenswandel  führte.  Damit  war  das  Prinzip  der  Familie  anerkannt  und 
doch  die  Möglichkeit  gegeben,  einen  Unwürdigen  auszuschließen.  Zu  ver- 
schiedenen Zeiten  wurde  die  Anzahl  der  zu  verleihenden  Orden  vermehrt: 
das  geschah  auch  mit  dem  bereits  vom  König  Mongkut  gestifteten  Orden  vom 
weißen  Elefanten  geschah.  Dasselbe  wiederholte  sich  mit  dem  Kronen- 
orden und  dem  Maha-Chakkri-Orden,  einem  Orden,  der  nui-  an  [Mitglieder 
des  königlichen  Hauses  und  Herrscher  fremder  Staaten  und  deren  Thron- 
folger sowie  das  Oberhaupt  einer  Republik  verliehen  werden  konnte. 
Nichts  geschah  aber,  um  auch  äußerlich  die  Mitglieder  einer  Familie 
ilurch  einen  gemeinsamen  Namen  zusammzufassen :  auch  beschränkte  sich 
die  Mitgliedschaft  dieser  Orden  auf  die  Angehörigen  der  königlichen 
Familie  und  die  jeweiligen  höchsten  Beamten;  ganz  unberücksichtigt 
blieb  das  Volk.  Unter  dem  jetzt  regierenden  König  geschah  der  zweitf- 
Sehritt,  indem  er  außer  den  speziellen  Beamtentiteln  alle  Beamten  in  drei 
große  Ivlassen  einteilte:  Maha  Amat,  Amat  und  Rong  Amat,  die  wieder 
in  je  drei  Abteilungen  zerfallen,  nämlich  Ek,  Tho  und  Tri,  und  denen 
dann  die  Raja  Burut  (Königsmannen)  folgen.  Im  speziellen  Palastdienst 
ersetzt  der  Titel  Sevok  den  eines  Amat.  Schließlich  wurde  der  letzte 
Schritt  getan,  indem  man  Familiennamen  für  alle  Schichten  der  Bevölkerung 
schuf.  Diese  Namen  wuiden  für  die  Mitghedei-  der  königlichen  Familie 
und  die  Beamten  vom  Könige  teilweise  selbst  gewählt;  gegen  sie  läßt  sich 
nur  das  eine  einwenden,  daß  sie  zum  größten  Teil  indischen  (arisciien) 
Sprachen  entnommen  sind  und  so  den  Eindruck  erwecken  als  seien  die 
Siamesen  indo-aiischen  Ursprungs.  Zu  gleicher  Zeit  wurde  bei  der  Vei- 
teilung  von  Familiennamen  ein  Adelsprädikat  gewählt,  »na«  {ru/i,  Ht),  und 
weiter  bestimmt,  daß  Namen,  die  mit  den  alten  Hauptstädten  oder  mit 
königlichen  Wüi'den  zusammenhängen,  nui-  mit  Genehmigung  des  Königs 
gebiaucht  werden  können. 


t  *Jl  1       I  11  i>  I  II  I  1  !■  I  :     I^oiti-üiTi'    /.IIP   ( ifscliicliic    und    Kiilliif   Si:ini>. 

Buddhismus  in  Siam. 

( lltsi'hitii  in  Siaiii  völlifie  KelifjiDiisl'reilK'it  luMischt.  muß  ilocli  als 
Sijtalsroligiori  di-r  Biuldhisiiiiis  bftrachtel  werden.  Kr  kam  /uiiäcbst  in  der 
Form  der  iionlhuddhistischen  Schule  nach  Siam.  doch  hcir-scht  jtd/t  allein 
die  südliclie  Schule  des  so{j;enanuten  Iliuayäna  vor,  während  Zeremonien 
uud  Festlichkeiten  durch  indirekten  ICiulluß  auf  bnüunanisclje  (^)uellen  zurück- 
gehen. Ks  gehört  auch  heute  noch  zur  Ei-ziehung  der  jungen  Siamesen  aller 
Klassen,  daß  sie  einen  Teil  ihrer  Zeit  im  Tenipcl  mit  dem  Studium  dei- 
Religion  verbringen.  Die  Vorbedingungen  l'iir  den  Eintritt  als  l*riester,  der 
er^it  mit  dem  vollendeten  iM.  Lebensjahre  stattfinden  kann  (abgesehen  von 
rempelschülern.  die  von  irüher  .fugend  an  den  Priestern  zur  Fr/.iehung 
übergeben  werden),  richten  sich  streng  nach  den  im  Vinaya  gegebenen  Vor- 
schriften. Der  Kandidat  muß  beu'eisen,  daß  er  ein  freier  Mann  ist,  daß 
er  die  KinwilliguDg  seiner  Kitern  hat.  daß  er  niemand  Dienste  schuldet, 
also  auch  dem  Staat  iUs  Soldat  nicht,  und  daß  er  keine  ansteckende  Krank- 
heit hat.  Die  Zeit  seines  Aufenthalts  in  der  Priesterschaft  ist  unbeschränkt, 
doch  hat  ei'  sich  während  dieser  Zeit  den  (iesetzen  des  Vinaya  zu  unter- 
werfen und  unterliegt  für  alle  Verschuldungen,  soweit  sie  nicht  Pärajika 
sind,  d.  h.  solche,  die  mit  Ausst<jßung  aus  der  Priesterschaft  bestraft  werden, 
seiner  geistlichen  Behörde.  Für  die  Pärajika -Verschuldungen  wird  er,  nach- 
dem er  aus  der  Priesterschaft  ausgestoßen  ist.  der  weltlichen  Behörde  über- 
wiesen. 

Die  Priesterschaft  ist  nach  dem  Mustei'  dei-  weltlichen  Regierung  zu- 
sammengesetzt. Der  König  l)ildet  das  Haupt  der  Kirche  und  nennt  sich 
als  solcher  Beschützer  derselben.  Unter  ihm  stehen  zwei  geistliche  Hä.upter. 
die  sich  in  die  Jurisdiktion  über  die  Priester  teilen,  und  von  ihnen  werden 
alle  die  Priesterschaft  betreffenden  Angelegenheiten  geordnet,  und  zwar 
mit  Hilfe  von  anderen  Priestern,  die  auch  vom  König  ernannt  werden  und 
die  einen  geistlichen  Gerichtshof  bilden.  Was  die  weltlichen  Angelegen- 
heiten der  Priesterschaft  betrifft,  so  sind  sie  dem  (Chao)  Phraya  Phra 
.Sedet  unterstellt,  der  in  alten  Zeiten,  sooft  der  König  die  Hauptstadt 
verließ,  ihm  als  weltlicher  Vertreter  der  Priesterschaft  zu  folgen  hatte.  Als 
äußeres  Zeichen  ihrer  Würde  und  ihrer  Wissenschaft  bekommen  die  Priester 
vom  König  Ehrengeschenke  in  Gestalt  von  Tragsesseln  und  Fächern.  Ihre 
Kenntnisse  in  der  Lehre  haben  sie  durch  Examina  zu  beweisen,  nach  deren 
Bestehen  sie  den  Titel  eines  Barien  bekommen,  der  verschiedene  Grade 
enthält. 

Ebenso  wie  die  w^eltliche  31acht  sich  nicht  um  die  inneren  .\ngelegen- 
heiten  der  Kirche  kümmert,  ist  jede  Einmischung  der  geistlichen  Autorität 
in  weltliche  Dinge,  also  namentlich  in  die  Politik,  ausgeschlossen.  Das  ein- 
zige Vori-echt  der  Priester  in  dieser  Beziehung  besteht  darin,  daß  sie  um 
Begnadigungen  bitten  dürfen.  Gleichwohl  finden  sich  in  der  siamesischen 
(ieschichte  Beispiele,  wo  sie  gegen  diese  Sitte  in  wichtigen  Fällen  ver- 
stießen. .So  wurde  nach  der  Ermordung  des  Khun  Voravamsadhirat  (1548) 
der    in    der  Pi-iesterschaft    befindliche  Plir;i   Thii'niaja    znm   König   erhoben. 


l-'i;i  11  k  t'ii  rl  rr:     lieitiiigc    /.iii-   (Tcscliiclitc    miil    Kiilrui    Si;iiiis.  /•> 

obwohl  er  offenbar  an  den  dei-  Tötung  vorangehenden  Eieignissen  nicht  un- 
beteiligt war.  Die  Ernennung  des  Phra  Phetraja  nach  dem  Tode  des 
Königs  Phra  Narai  (1688)  war  ebenfalls  den  Priestern  zuzuschreiben.  Noch 
Itekannter  ist  die  Tatsache,  daß  die  Priesterschaft  an  der  Ernennung  des 
Chao  Phraya  Chakkri  zum  König  (1782)  großen  Anteil  hatte,  nachdem 
sein  Vorgänger  Khun  Luang  Tak  ihre  Privilegien  anzutasten  versucht 
hatte.  Anderseits  haben  auch  die  Könige  einzelne  Priester,  die  sie  eben 
zu  hohen  Ämtern  ernannt  hatten,  degradiert.  Solche  Bestrafungen  wurden 
aber  auch  leicht  wieder  aufgehoben,  und  der  vorher  degradierte  Priestei- 
bekam  bald  dasselbe  oder  gar  ein  höheres  Amt.  Nichtoffizielle  Ratgeber 
waren  die  Priester  wohl  stets.  Das  klassische  Beispiel  hierfür  bildet  dei- 
spätere  König  Mongkut.  dem  in  den  letzten  Jahren,  wo  er  in  der  Priester- 
schaft war,  wichtige  Staatsdokumente  vom  König  Phra  Nang  Klao  durch 
den  Chao  Fa  Issaret  vorgelegt  wurden.  Dem  Priester  steht,  nachdem  ei- 
die  Priesterschaft  verlassen  hat,  was  er  als  beamteter  Priester  nur  mit  Er- 
laubnis des  Königs  tun  kann,  .jedes  weltliche  Amt  offen,  und  zwar  in  erster 
Linie  die  Behörden,  die  sich  mit  literarischen  Angelegenheiten  beschäftigen. 
Zu  erwähnen  ist.  daß  der  Buddhist  auch  in  Siam  das  Bauen  von  Tempeln 
und  das  Errichten  von  Buddhastatuen  als  verdienstliches  Werk  ansieht  und 
daß  König  und  Volk  sich  bei  solchen  Werken  vereinigen.  Von  alters  hei' 
haben  die  Könige  von  Siam  es  als  ihr  Privilegium  angesehen,  für  die  Rein- 
heit des  Textes  der  in  dem  Tripitaka  und  den  Kommentaren  dazu  nieder- 
gelegten Lehre  zu  sorgen.  Sie  betrachteten  die  zu  diesem  Zweck  einbe- 
rufenen Konzilien  als  Fortsetzung .  der  in  früherer  Zeit  in  Indien  einbe- 
rufeneu, und  die  Geschichte  erwähnt  die  Namen  dieser  Könige  unter  denen. 
die  sich  um  die  Lehre  verdient  gemacht  haben.  Als  Khun  Luang  Tak  nach 
der  Zerstörung  Ayuthias  den  Thron  bestieg  (1767 — 1782),  hielt  er  es  i"ür 
seine  Ptlicht,  ein  vollständiges  Exemplar  des  Tripitaka  aus  Singora  zu  er- 
werben und  es  abschreiben  zu  lassen.  Sein  Nachfolger  Phra  Buddha  Vot  F;i 
berief  in  Bangkok  im  Jahre  1788  ein  Konzil  von  Priestern  und  Laien  ein. 
das  den  Auftrag  hatte,  den  Text  des  Tripitaka  und  der  Kommentare  zu 
revidieren,  und  zu  diesem  Zweck  wurden  von  dem  Könige  große  Summen 
zur  Verfügung  gestellt.  Der  König  Chulalongkorn  berief  zur  Erinnerung  an 
sein  25 jähriges  Regierungs Jubiläum  eine  aus  Priestern  und  Laien  bestehende 
Versammlung  ein,  um  eine  genaue  Durcharbeitung  des  Textes  zu  veranlassen. 
Diese  Rezension  wurde  auf  Befehl  des  Königs  gedruckt,  und  zw.n-  in  siame- 
sischen Lettern,  und  dann  an  die  Tempel  in  und  außerhalb  des  Landes 
verteilt;  ebenso  wurden  sie  an  fremde  Universitäten  und  Bibliotheken  ver- 
sandt, denen  diese  editio  princeps  eine  willkommene  (rabe  war. 

Sklaven. 

Nach  altem  Gesetz  hatte  jeder  Siauiese,  ob  frei  oder  unfrei,  uli  Mann 
oder  Frau,  von  der  Geburt  bis  zum  100.  Lebensjahre,  was  als  höchste 
Altersgi-enze  galt,  einen  Geldwert,  den  man  füglich  als  Wergeid  bezeichnen 
kann,  da  eine  entsprechende  Buße  im  Falle  von  Beleidigungen,  Fahrlässig- 
keit, körperlichen  Schädigungen,  Verbrechen  und  ^lord,  je  nach  der  Schwere 


/4  !■  I  .1 II  k  I  II 1  I  r  I  :     Hi'iiriiu;!'   /.m  (ii'scliicliic    inul    I\iiliiii    Siiim^. 

der  Schuld,  als  Sühno  an  die  Zuniichstbi'tcili^üMi  bezahlt,  werden  mußte. 
Das  war  das  System  des  K  rom  Sak.  das  mit  dem  bereits  früher  (MwjUmteii 
Sali  Na  in  NerliiiidiniLj  >tan(i.  Daiiueh  bild(>te  ln-i  Ungleiohsteliendeii  immer 
der  hiUiere  Würdeui^rad  den  Wertmesser,  so  daß  also  jemand,  dessen  Wci't 
2b  Na  betrug;,  einem  anderen,  dei-  UK)  Na  besaß,  falls  er  eines  Verbrechens 
oder  Vergehens  gegen  ihn  sehnldig  befundi'n  wurde,  die  liuße  nach  dei' 
böluM-en  Skala  zahlen  mußte. 

Das  siamesische  (Jeset/.  kannte  ebenso  wie  das  indische  die  Kinricli- 
liMiii  der  Sklaverei   und  unterschied  wie  dieses  sie)>en   Arten   von  Sklaven: 

1.  Sklaven,  die  sich  loskaufen  können. 

2.  Sklaven,  die  im   Hause  des  Herrn   als  solche  geboien   sind. 
.S.   Krerhte  Sklaven. 

4.  Geschenkte  Sklaven. 

5.  Leute,  denen  im  Falle  der  Not  geholfen  wurde, 
ti.  Leute,  die  im  Falle  dei-  Not  um  Schutz  suchen. 
7.  Kriegsgefangene. 

Nur  im  Falle,  daß  die  so  zu  Sklaven  gewordenen  oder  als  solche 
geborenen  ihren  Brotherrn  den  von  ihm  gezahlten  Wert  oder  den  fin-  sie 
im  Gesetz  vorgesehenen  Preis  zahlten,  konnten  sie  ihre  Freiheit  gewiiuien.  Die 
Sklaverei  in  Siam  war  erbh'ch.  Wollte  man  also  diesem  Zustand  ein  Ende 
machen,  so  mußte  mit  den  Sklavenkindern  l)egonncn  werden,  und  das 
geschah  durch  die  Gesetzgebung  des  Königs  Chulalongkorn  im  .lahi-e  1874. 
wo  er  selbständig  zur  Regierung  kam.  Damals  erließ  er  mit  Wissen  und 
Zustimmung  der  Mitglieder  des  königlichen  Hauses  und  der  Staatswürden- 
träger ein  Gesetz,  nach  dem  alle  seit  Anfang  seiner  Regierung  im  Jahre 
1868  geborenen  Sklavenkinder,  sobald  sie  das  -1.  Jahr  erreicht  hatten, 
frei  wurden  und  andere  sich  nur  unter  Erfüllung  gewisser  Vorsichtsmaß- 
regeln verkaufen  konnten.  Dei'  Kaufvvert  dieser  Sklavenkinder  wurde  durch 
das  Gesetz  bestimmt  >ind  war  für-  die  Besitzer  im  21.  Jahre  gleich  null. 
Sobald  sie  dieses  Alter  erreicht  hatten,  galten  sie  als  Phrai  Luang,  mit  einem 
W^ert  von  10  Na,  während  die  geborenen  Sklaven  einen  Wert  von  .')  und 
die  Freien  einen  solchen  von  25  hatten.  Damit  war  die  Sklaverei  in  Siam 
offiziell  abgeschafft,  wenn  auch  die  Eltern  freigelassener  Sklavenkinder  aus 
eigennützigen   (M-ünden   oft  dieses  Gesetz  zu  umgehen    suchten. 

Die  Fremden. 

Siam  hat  die  fremden  Nationen  nie  von  Handel  und  \'erkehi'  aus- 
geschlossen, und  wir  brauchen  da  nicht  einmal  auf  die  stark  sagenhafte 
unhistorische  Erzählung  der  Dame  Nabhamat  über  die  Verhältnisse  in  Sukothai 
im  14.  Jahrhundert  zurückgehen.  Die  Angehörigen  fremder  Nationen  in 
Siam  nahmen  eine  ähnliche  Stellung  ein  wie  die  bodenständige  Bevölkerung 
und  mußten  sich  selbstverständlich  durch  ihren  Aufenthalt  im  Lande  dessen 
Gepllogenheiten  unterwerfen.  Sie  lebten  in  besonderen  Vierteln  unter  den 
vom  König  ernannten  Vorstehern,  die  über  ihre  Landsleute  nach  eigenen 
von  Siam  anerkannten  Gesetzen  die  Zivilgerichtsbarkeit  ausübten  und  ihrer 
eigenen  Nation  angehören  konnten. 


Fi-;i  iik  t'ii  II  er:    Px-iti-äifc   /.nv  (icscliicliic   iiiid    Kultur  Siaiiis.  ^5 

Von  asiatischen  Nationen,  die  früh  schon  mit  Siani  in  Verbindung 
traten,  müssen  vor  allen  die  Chinesen  genannt  werden.  Schon  in  den  nörd- 
lichen Annalen  werden  sie  erwähnt  und  ihnen  das  Verdienst  zuerkannt,  die 
Töpferkunst  in  Phitsnulok  gelehrt  zu  haben  ^  Was  aber  sonst  übei-  ihre 
erste  Ansiedlung  in  Siam  erzählt  wird,  ist  sagenhaft.  In  der  Ayuddhya- 
L^eriode  bekleideten  die  Chinesen  den  Rang  könighcher  Kaufleute  und  ge- 
langten zu  hohen  Stellungen  in  der  Hierarchie:  so  erwähnt  van  Vliet  einen 
Chinesen  als  Oberrichter  und  noch  während  der  Bangkok-Kegierungsperiode 
des  Khun  Luang  Tak  (1767 — 1782),  der  selbst  von  chinesischer  Abkunft  war. 
wurde  seinen  speziellen  Landsleuten  der  Titel  «königliche  Kaufleute«  ver- 
liehen. Nach  der  Überlieferung  sind  die  Chinesen  in  Siam  keine  Fremden; 
der  Siamese  nennt  vielmehr  den  Chinesen  seinen  jüngeren  Brudei'.  Ei\st 
in  sehi-  später  Zeit  machte  China  den  Anspruch,  daß  Siam  ihm  tributptlichtig 
sei,  doch  wissen  wir  aus  der  Geschichte,  daß  der  chinesische  VVeltstaat  allen 
Nationen  gegenüber  diesen  Anspruch  erhob ■^. 

'  Uen  Chinesen  war  das  Land  bekannt  siclier  seit  dem  Anfang  des  7.  Jahi- 
hunderts.  wo  sie  eine  Gesandtschaft  dorthin  schickten,  vielleicht  sogar  mit  dem  Ende 
des  3.  Jahrhunderts  (vgl.  Hirtli  u.  Kockhill,  Chao  .Tu-kua  S.  G  u.  8).  Die  beiden  Staaten 
Sien  und  Lo-Im  haben  öfter  Gesandtschaften  nach  China  gescliickt.  die  allerdings 
von  beiden  Seiten  \erschieden  aufgefatU  sein  mögen.  Aber  im  Jahre  1376  erhielt 
der  König  von  Sien-lo  zum  ersten  Male  ein  Siegel  vom  Kaiser  von  China  (als 
Zeichen  seiner  Bestallung),  und  um  1570  bat  der  König  um  ein  neues,  weil  das  alte 
beim  Brande  der  Hauptstadt  Ayuthia  (d  h.  bei  der  Zerstörung  jjurch  die  Birmanen) 
verloren  war  (rgl.  Pelliot,  a.  a.  O.  S.  261  und  Anhang  II,  S.  '2  f).  Man  braucht  sich 
unter  dem  Verhältnis  nicht  ein  Vasallentum  im  heutigen  Sinne  vorzustellen,  aber  es 
liegt  sehr  nahe,  daß  gerade  am  Ende  der  Sung-Zeit  sowie  zur  Yuan-  und  Ming-Zeit 
die  Könige  der  kleinen  hinterindischen  Staaten  von  der  verfeinerten  Kultur  und  dem 
Glänze  der  damaligen  Kaiscrmacht  stark  beeindruckt  waren  und  sich  als  dem  »Himmels- 
sohn« nicht  ebenbürtig  erschienen.  (Nncii  einer  Mitteilung  \oii  Herrn  Professor 
Dr.  Franke.) 

-  Da  die  chinesische  Oberherrschaft  nicht  schwer  auf  der  \'erwaltung  der 
davon  betroffenen  Länder  lastete  und  China  sich  um  deren  inneren  Angelegenheiten 
nicht  kümmerte,  wurde  diese  Tributpflicht  von  den  Siamesen  im  allgemeinen  an- 
erkannt, zumal  damit  große  Handelsprivilegien  verknüpft  waren.  Die  regelmäßig  ge- 
schickten Gesandtschaften  erhielten  wie  die  anderen  Tributstaaten  ein  eigenes  Haus 
in  Peking  angewiesen.  Die  Zahl  der  Gesandten  und  ihres  Gefolges  war  bestimmt, 
ebenso  wie  der  Weg,  den  sie  zu  nehmen  hatten,  um  nach  Peking  zu  gelangen.  Siam 
hat  sich  in  der  Ayuddhya-Periode  (1350 — 1751)  dieser  Tributpflicht  nicht  entzogen, 
sie  aber  anders  aufgefaßt  als  die  Chinesen.  Auch  von  den  ersten  vier  Königen  der 
Chakkri-Dynastie  wurden  Gesandte  nach  Peking  geschickt.  König  Mongkut  ließ  seinen 
Regierungsantritt  sowie  den  Tod  des  Königs  Plira  Nang  Klao  durch  (jesandtschaften  an- 
zeigen. Zu  gleicher  Zeit  sandte  man  die  üblichen  Geschenke,  die  von  den  Chinesen  als 
Tribut  betrachtet  wiu-den.  Das  wiederholte  sich  nach  dem  Tode  des  Kaisers  Tao  Kwang: 
in  seiner  Bestattung  schickte  damals  Siam  gerade  wie  die  anderen  tributpflichtigen 
Staaten  Gesandte.  Nach  dem  Jahre  1852  kamen  of(izi<'lle  Gesandtschaften  \  on  Siam 
nicht  mehr  an  den  chinesischen  Hof.  In  den  hintcrindischen  Ländern  .Siam,  Birma. 
Cochinchina  beanspruchten  die  Könige  von  den  benachbarten  X'ölkerscliaftcn,  da 
eine   direkte  Kontrolle    über   sie    durch    die  Entfernung  von  der  Hauptstadt  und  die 


(  {)  !■  I  ;i  II  k  l'ii  rl  1- 1  ;     Üciii  iii,'r    /im    (  iCNclitcliir    iiml    Kniiiii-   Sijim^. 

Als  iStiS  (irr  Ki'tnig  ('linljiloiifjlvoni  st'iiic  riir<)iilt('s)ei<iung  wie  den 
iiliriflfii  Mnolitfii  ><>i  aiuli  tlcm  cliiiH'sisclit'ii  K.iisi  r  ;m/.ei,i;eii  und  /.n  diesem 
/weck  eine  (ies;indtseliar(  über  limtsin  nach  rcl\iiiL'  scIiicUen  uiillle,  lelitili' 
man  in  Peking  iliten  Knij)fanü  ab  und  teilte  iIit  siainesisclien  l{e^ieriin;j;  mit. 
lalls  sio  die  ( lesandlschalt  über  l\.anl<»n  Mliickte.  wie  es  die  I'tliclil  aller 
I  ril)ut.staaten  sei-,  würde  man  sie  gern  einplanten.  Das  iehnle  die  siame- 
sische Kcf^iernnii  ab.  Als  IHTO  in  doi*  l'(»kini;/.<'itnn^  ein  Artikel  erschien. 
worin  die  Tributpllicht  Slams  beliauptet  und  aus;;el"üliit  wurde,  es  habe  seit 
IS.Iahren  keinen  Tribut  mehr  jie.schickt.  wandte  sich  der  damalige  Kes  nt 
von  Sinni  Somdej  Chao  Pbraya  Suravongs  in  <lem  Hangkok  Daily  Adverlisei 
vom  ■_*!.  März  1S70'  dagegen  und  bestritt  darin  die.se '!"iilint|)flieht.  Die  Sach- 
lage ist  noch  heule  die:  Siam  betiachtet  die  in  .Siam  wohnenden  ("hines<Mi  aU 
Untertanen  und  leimt  es  ab,  mit  ( 'hina  in  derselben  Weise  Verträge  ab/.ii- 
■^chließen  wie  mit  den  westlichen  Nationen  und  den  (iiinesen  Kxterritorialiläl 
/u  gewidiren.  Die  Chinesen  haben  dieselben  Steuern  /u  zahlen  wie  dir 
Siamesen.  auf  der  andern  Seite  aber  auch  die  gleichen  Privilegien.  /..  B.  daß 
sie  Land  kauten  und  sich  überall  ansiedeln  können.  Bis  \i»r  einigen  Jahren 
wurde  von  ihnen  alle  '•>  .lahre  die  sogenannte  l'h  u  k  -  l'i -.Steuer  (chinesi.sehe 
Kopfsteuer)  erhoben:  diese  löste  man  aber  darni  durch  die  K  haraj a  k a  n - 
Steuer  ab,  der  die  gan/'  bodenständige  lievölkernng  untei-vvorfen  ist.  seit- 
dem man  den  Frondienst  aufgehoben  hatte.  Noch  im  .lahre  1907  betonte 
König  rhulah)ngkorn  anläßlich  des  Kmpfangs  der  ehin(^sischen  Deputatinn 
bei  seiner  Rückkehr  aus  Kuropa.  daß  ei-  die  Chinesen  als  sc'inc  wahren 
Intertanen  betrachte.  Dieses  Recht  wnnle  dem  König  von  den  fremden 
Nationen  bestritten,  die  über  die  ('hinesen.  die  aus  ihren  eigenen  KolonicMi 
kamen,  die  tieiichtsbarkeit  beanspruchten.  Die  Frage  aber,  ob  die  Kin- 
wandcrung  der  Chinesen  Siam  wirtschaftliche  Vorteile  gebiacht  hat.  muß 
bejaht  w«'rden.  Den  häufigen  Heiraten  von  eingewandei-ten  t'hinesen  und 
Siamesen  darl  man  einen  im  gan/.en  günstigen  Kinllnß  anl  die  .Nation  /n- 
sehreiben:  ihre  Abkömmlinge,  die  Lnk  Chin,  vereinigen  in  den  meisten 
Fällen  die  guten  Figenschaften  beider  Rassen  in  si('h.  Die  Siamesen  lieb(  n 
es.  andern  Nationen   gegenüber  sich   als  das  H(M'rer,\  olk   /n  Itezeichnen.     .Sjc 

N'erschiedciiliclt  der  Religiün.  iJer  .Siiieii  uikJ  (leljiiiiiciic  cr.scliwert  winde,  cifu.'  I  rilmt- 
[iflieht,  der  diese  Völker  auch  naphkanteu.  inid  /.war  im  Interesse  des  Handels  wir 
ilirci-  eigenen  Siclierheit.  So  verlangte  Siam  \oii  den  P'ihstentiimcni  auf  der  ma- 
laiischen Halbinsel  die  regelmäßige  Sendung  der  Bunga  .Mas  (eigentlich  <  ioldhliimc. 
sie  bestand  aus  einem  künstlichen  Baum  mit  sjoldencn  Blumen),  und  eist,  na>  lidem 
in  der  Regierungsperiode  des  Königs  Chulalongkorn  die  ganze  Regierung  stark 
/.entralisiert  wuide.  fiel  die  Tributpflicht  der  nürdiichen  und  nordöstlidien  Besitzungen 
fort.  Dadurch,  daß  Kedali,  Kelantan  und  'l'ringanu  unter  englisches  Protektorat  kamen, 
tif  1  ihre  Tributpllicht  gegenüber  Siam  fort.  Je  nach  dem  .Vusgang  des  Krieges,  den 
die  trihutheischenden  Reiche  mitcinandei-  führten,  waren  die  Oren/.\ölker  ge/.wuiifjjen. 
entweder  an  Siam  oder  an  Birtna  'l'rihut  /.u  zahlen.  So  war  Luaiig  Plira  Bang,  so- 
lange es  noch  nicht  zum  franzüsisclicn  Kulonialieicli  ü:eliöi-re.  sdwoIiI  China  wie  IJirma 
und  Siam  gegenüber  tributpflichtig. 

'     Abgedruckt   im    Bangkok    Calendar    >  om   .lahre    I  s7 1 


Fr;i  n  k  1 11  ii  I  r:     l'n'itiäicr   /.in    '  ieM'liirhii'   und    Kultni    Sijiin^.  /   < 

liab<'ii  ein  VoriirttMl  gegen  Handel  und  Gewerbe  und  halten  die  Beschäftigung 
damit  unter  ihrer  Würde.  Ohne  chinesische  Beihilfe  würden  aber  di(^  Siamesen 
im  internationalen   Handel  ktine   Rolle  spielen   können. 

Auch  ,lai)aner  hatten  sich  früh  in  Siaui  angesiedelt.  So  finden  wir 
in  den  Kotmai  (Gesetzen)  japanische  Hilfstruppen  angeführt.  Die  .Japaner 
!;ewannen  politischen  Einfluß  und  spielten  in  der  Revolution,  die  zur  Zeit 
des  Phra  Chao  Song  Dham  ausbrach  (um  1630),  eine  gewisse  Rolle.  Was 
wir  sonst  von  den  politischen  Beziehungen  Japans  zu  Siam  wissen,  so 
handelte  es  sich  dabei,  wie  aus  der  Darstellung  Satows  herv  orgeht,  meistens 
UH)  diplomatische  Freundschaftsbezeigungen,  vgl.  -Notes  on  the  Intereourse 
between  Japan  and  Siam»  by  E.  M.  Satow  (»Transactions  of  the  Asiatic 
Society  of  Japan-  Vol.  XUl.  2).  Japan  schloß  die  Fremden  mit  Ausnahme 
der  Holländer  im  letzten  Jahrzehnt  des  17.  Jahrhunderts  aus.  und  erst 
im  Jahre  18.Ö3  gelang  es  den  abendländischen  Nationen,  zunächst  den 
Vereinigten  Staaten  unter  Commodore  Perry,  dort  wieder  Fuß  zu  lassen. 
Die  Beziehungen  Slams  zu  Japan  wurden  erst  im  Jahre  1898  erneuert; 
der  am  25.  Februar  d.  J.  abgeschlossene  \'ertrag  gewährte  den  Japanern 
exterritoriale  Rechte  bis  zu  der  Zeit,  wo  die  siamesischen  Gesetze  modernen 
Gepflogenheiten  angepaßt  sein  würden.  Inzwischen  hat  sich  Japan  als  Vor- 
macht Asiens  in  Siam  geltend  zu  machen  gesucht;  vgl.  O.  Franke.  Ost- 
asiatische  Neubildungen  («Japans  asiatische  Bestrebungen«  S.  154). 

Was  die  übrigen  asiatischen  Nationen  angeht,  die  in  Siams  früherer 
Geschichte  eine  gewisse  Rolle  spielten,  so  beispielsweise  die  Makassarleute 
aus  Borneo,  die  sich  gegen  die  Autorität  des  Königs  Phra  Narai  empörten 
(um  1680),  so  hörte  deren  Einfluß  in  Siam  auf,  als  ihre  Selbständigkeit 
den  Kolonialbestrebungen  der  ausländischen  Mächte  zum  Opfer  fiel.  Das- 
selbe gilt  von  Birmanen.  Peguanern,  Annamiten,  Cambodianern  und  Malaien, 
die,  soweit  sie  als  Kriegsgetangene  nach  Siam  kamen,  sich  den  herrschenden 
Gesetzen  unterwerfen  mußten  und.  wie  Lunet  de  la  Jonquiere:  »Siam  et 
les  Siamois"  S.  63 ft'.  richtig  nachweist,  in  ihren  Rechten  und  Pflichten 
nach  und  nach  auf  die  gleiche  Stufe  gestellt  wurden  wie  die  früher  an- 
sässige Bevölkerung.  Schutzsuchenden  Cambodianern.  Annamiten  und 
Peguanern  gewährten  die  Siamesen  gerr»  Zuflucht,  namentlich  die  Peguaner 
bilden  noch  heute  blühende  Kolonien,  die  ihre  eigene  Sprache  und  Sitte 
bewahrt,  sich  aber  sonst  den  Gewohnheiten  des  Volks  angepaßt  haben: 
sonderbarerweise  wurde  dei-  Ausdruck  Ai  Phama  für  die  Birmanen,  mit 
denen  Siam  häufig  im  Krieg  lag,  zu  einem  noch  heute  gebräuchlichen 
Sohimpfwoit. 

Ihrem  Ursprung  nach  gehören  auch  die  Brahmanen  zu  den  Fremden. 
Ihre  Vorfahren  kamen  aus  Südindien  und  nahmen  zu  allen  Zeiten  hervor- 
lagendc  Stellungen  als  Astrologen  und  Kalendermacher  ein.  Ihnen  wurden 
im  alten  Gesetz  besondere  Privilegien  zugestanden,  doch  stellen  sie  heute 
nur  einen  sich  ebenfalls  zum  Buddhismus  bekennenden  Teil  der  siamesischen 
Bevölkerung  dar.  Sie  werden  als  Astrologen  über  glückliche  und  unglück- 
liche Tage  konsultiert,  auch  sonst  nehmen  die  Siamesen  ihre  Dienste  bei 
häuslichen   und  öffentlichen   Zeremonien   in   Anspruch. 


S  I   I  ,1  II  iv  i  n  I  1 1- 1       llriiiiiirc   /in-  ( !i'M-liiclitc   nini    Kiilnir   Simiis. 


llitM-  uiag  noch  nw  iiliiil  wt-rtlon.  (l;il.>  di«'  I>e./.iehuiigen  zu  ("cylon 
Irin    roligiöscr   Natur   waren. 

Dil'  lH'/,ielninj;en  Siaiiis  /u  den  ut-stliclien  Nationen  bejjjaniifii  im 
I(i.  .lahrliiindeit.  und  /war  inaclitcn  die  Portugiesen  den  Anfang.  liuicn 
folgten  Holländer.  Ktigländcr  un<l  i  ran/.u.siii.  Die  Beziehungen  waren  vor 
allem  \\  irtsehaftlieher  Art,  unil  Jede  der-  beteiligten  Nationen  suchte  von 
Siani  besondere  llandelsprivilegien  zu  erlangen,  die  auch  dem  Wesen  des 
siamesischen  Staates  mit  seinen  liegicrungsmonopolen  entsprachen.  Den 
Holländern  war  in  ihrem  Vertrag  zugestanden,  daß  das  Hauj)t  der  Faktorei, 
t'alls  es  sich  eines  Verbrechens  schuldig  machen  würde,  nicht  von  den 
Siamesen  abgeurteilt,  sondern  nach  Hatavia  geschickt  werden  sollte.  Die 
Franzosen  nahmen  durch  den  Schutz,  den  .sie  der  röniisch-katholischon 
Mission  in  der  Zeit  des  Fhra  .Narai  angedeihen  ließen,  eine  mehr  politische 
Stellung  ein,  indem  sie  die  Konvertiten  vom  Frondienst  zu  befreien  suchten. 
Durch  diese  wenig  weitsichtigen  ßemühiingen  wie  durch  ihre  Streitigkeiten 
unter  sich  verhinderten  aber  die  Franzosen,  wie  die  Gescliichte  bewies, 
daß  sie  einen  dauernden  politischen  Einfluß  gewannen.  Wii-  brauchen  nui- 
an  Faulcou,  die  fianzösischen  Missionare,  die  Vorsteher  der  französischen 
Faktoreien,  die  Gesandtschaften,  die  zui"  Zeit  Ludwigs  XIV.  nach  Siani 
kamen,  und  ihre  Streitigkeiten  untereinander  zu  erinnern,  um  es  erklärlich 
zu  finden,  daß  Frankreichs  politische  Bestrebungen  scheiterten.  Dazu  kam. 
daß  die  Politik  Ludwigs  XIV.  in  Europa  festgelegt  war  und  sich  kaum 
auf  zweifelhafle  Unternehmungen  im  fernen  Osten  einlassen  konnte.  Den 
F^ngländern  kam  es  nur  auf  den  Handel  an,  während  die  Portugiesen  sich 
im  Lande  ansiedelten  und  leicht  den  einheimischen  Gewohnheiten  anpaßten. 
Die  Anzahl  der  Fremden  in  Ayuddhya  muß  eine  verhältnismäßig  große 
gewesen  sein,  denn  u.  a.  berichtet  La  Loubere,  daß  sich  ihm  bei  seinem 
Besuch  dort  im  Jahre  1687  36  Deputationen  von  Fremden  voistellten. 
woruntei-  allerdings  auch  Angehörige  asiatischer  Völker  zu  verstehen  sein 
werden.  Unter  den  Angehörigen  verschiedener  Nationen  herrschte  natürlich 
Eifersucht,  unrl  jede  suchte  hintei-  dem  Rücken  der  anderen  von 
dem  jeweiligen  Machthaber  Handelspiivilegien  und  Monopole  zu  c^rlangen. 
Dies  wurde  von  siamesischer  Seite  vielleicht  nicht  ungcn-n  gesehen,  da 
man  so  eine  Macht  gegen  die  andere  ausspielen  konnte.  .Nach  und  nach 
kam  es  zur  Schließung  der  Faktoreien,  um  1676  brach  sogai-  ein  Krii'g 
zwischen  der  East-India-C  "ompany  und  Slam  aus,  der  hauptsächlich  in  der 
Kaperung  von  Schiffen  bestand.  In  der  Folgezeit  wurden  die  Handels- 
beziehungen Siams  mit  freuiden  Nationen  auch  durch  den  häufigen  Thron- 
wechsel und  die  damit  verbundenen  inneren  Unruhen  stark  beiMiiträchtigt 
und  hört^^n  schließlich  fast  völlig  auf.  Erst  um  1820  wurden  sie  unfer  der 
Chakkri-Dynastie  wieder  aufgenomm<'n.  Das  Abkommen,  das  Crawfurd  im 
Namen  dei-  East-lndia-Company  mit  Siam  schloß,  war  ein  reiner  Handels- 
vertrag und  wui-de  nicht  ratifiziert,  ebenso  <ler  Vertrag,  in  dem  Portugal 
seine  Beziehungen  erneuern  wollte.  Im  .lahre  182.')  schickte  die  East-lnrlia- 
f'ompanv  unter  dem  Druck  des  Krieges  zwischen  Birma  und  Großbritannien 
flen  <',npt.  P.urnev    nach   der  malaiischen  Halbinsel  htm!   später  nach  Bangkok. 


l'ia  ulv  luit  (■  !•;    Bciti-ägi"   /.tu    '  M'scliirlite   und    Kullur  Si;iin>.  i  \) 

um  dort  einen  Verti^ag  zu  schließt-n  und  darin  .die  Verhältnisse  auf  der 
malaiischen  Halbinsel  zu  reg<>ln,  die  damals  die  East-India-Company  zu 
interessif'reii  begannen.  Es  handelt«'  sich  dabei  auch  um  das  Abkommen, 
(his  im  Jahn^  17<S6  Capt.  Light  mit  dem  Siam  tributpflichtigen  Sultan  von 
Kedah  über  die  Abtretung  von  Penang  getroffen  hatte,  sowie  uin  die  daraus 
entstehenden  Fragen,  an  deinen  auch  die  jholländische  Koloidalregierung  be- 
teiligt war.  Diese  Fragen  wurden  dann  I82ö  zwischen  Holland  und  Groß- 
britannien gei-egt'lt.  Portugal  war  in  Bangkok  seit  dem  Jahre  18:21  durch 
liiien  Konsul  vertreten,  der  aber  als  Kaufmann  ausschließlich  Handels- 
interessen vertrat.  Der  König  von  Slam  verlieh  ihm  nach  alter  Weise 
einen  siamesischen  Titel  und  betrachtete  ihn  so  als  seinen  Untertan.  Als 
Handelsvertrag  muß  auch  das  Abkommen  mit  den  Vereinigten  Staaten  von 
1831  angesehen  werden;  die  wichtigsten  Bestimmungen  darin,  die  sich  auch 
schon  im  Burney -Vertrag  fanden,  betrafen  den  Handel  mit  Feuerwaffen 
und  das  OpiumeinfuhrverbüV.  Diese  Verträge  setzten  als  selbstverständlich 
voraus,  daß  die  im  Lande  ansässigen  Fremden  die  dortigen  Gesetze  be- 
obachteten, wenn  auch  der  Burney -Vertrag  über  die  Frage  körperlicher 
Züchtigung  Bestimmungen  enthielt,  die  diese  Strafe  durch  andere  ersetzten. 
In  dem  Burney -Vertrag  haben  wir  im  Gegensatz  zu  den  übrigen  einen  rein 
politischen  zu  sehen ;  England  nahm  darin  die  Gelegenheit  wahr,  seine 
Stellung  und  Politik  ;nif  der  malaiischen  Halbinsel  für  die  Zukunfl  fest- 
zulegen. 

Erst  mit  dem  Regierungsantritt  des  Königs  Mongkut  (1851)  wurden 
die  Beziehungen  Slams  zu  den  fremden  Mächten  durch  Verträge,  welche  in 
erster  Linie  die  Gerichtsbarkeit  und  den  Handel  betrafen,  definitiv  geregelt. 
Der  erste  von  ihnen  kam  1855  mit  Großbritannien  zustande.  Die  Gerichts- 
barkeit übei-  die  im  Lande  ansässigen  fremden  Untertanen  wurde  wie  in 
früherer  Zeit  einem  Oberhaupt  zugesprochen,  nur  wurde  dieses  Oberhaupt 
nicht  mehr  vom  König  von  Siam  ernannt,  sondern  von  der  eigenen  Re- 
gierung, die  ihn  als  ihren  Vertreter  an  die  Spitze  seiner  im  Lande  ansässigen 
Landsleute  stellte  und  der  König  mußte  ihm  nur  die  Erlaubnis  zur  Führung 
der  Geschäfte  geben  (das  sog.  Exequatur).  Er  war  somit  nicht  mehr  dem 
König  von  Siam  Untertan,  sondern  eine  zweite  Macht  im  Landet     Englands 


'  In  den  Vertrag  wurden  auch  Bestimuiungeii  über  Schiedsgerichte  aut'genomnien. 
für  den  Fall,  daß  die  gewöhnlichen  Gerichte  nicht  entscheiden  könnten,  duch  erwiesen 
sich  diese  Bestimmungen,  sobald  man  sie  anwenden  wollte,  als  unausführbar  und 
iiatten  nur  den  Krfolg,  daß  ein  einfacher  Handclsfall  zu  einer  diplomatischen  Aktion 
führte,  die  diplomatischen  Beziehungen  wurden  dadurch  kaum  verbessert. 

Der  Vertrag  setzte  ferner  die  Be.^itimmuiigen  ül)er  Handel  und  Verkehr  lest. 
Da  der  erste  Unterhändler  Sir  John  Bowring  eine  Hauptstütze  des  unbedingten  Frei- 
handels war.  ^o  waren  die  Bestimmungen  für  ein  hauptsächlich  Ackerbau  treibeiide.s 
Land  wie  Siam.  was  Import  angeht,  nicht  günstig.  Für  alle  aus  fremden  Ländern 
kommenden  Waren  wurde  ein  gleicher  Einfuhrzoll  von  3  Prozent,  wie  er  früher  im 
Verkehr  mit  China  bestanden  hatte,  aus  politischen  Gründen  festgesetzt,  und  es  war 
ilabei  gleichgültig,  ob  die  eingeführten  Waren  Luxusgegenstände  waren,  ob  sie  für 
den  tägli<'hen  GolM'aucli   iintwendig  waren    oder    ob    sie    gar    im   eigenen  Lande  pro- 


So  1   I  .1  II  k  l'ii  I  I  r  I  :     r>i-iliäu'i'    /iii    t  M'-M-Iiii-Iilc    und    ls.uliui    Si.im». 

Hii.spiel  lolLjtiMi  die  iihriut'ii  Nationen,  mit  (Iriirn  Siam  jetzt  in  Nriliiiidiini; 
stellt.  Die  \'iMti-:i^t'  eiitlialtoii  alle  die  Meistbcifinistigun^sklauscl  iiiul  ktintuMi 
im  all^cmciiu'ii  als  iilcntisch  lii>tiaolitot  \vim*(1(mi.  Hei  Beni tcihiiifi;  ilicsrr  \'oi- 
iräi^o  darf  n)an  al)t.'i'  oiolit  \ei<;i'sseii.  daL^  aus  lU'tnu'mlichkeit.srücksiclitt'ii  dio 
Hi'rhfe  der  Sttnicrcrhcbiiii;;  auf  die  TrodulUe  des  Landes  wie  aucl:  in  an- 
deren oslasiatisclien  Staaten  \  erpaclitet  wuiden.  Ks  erschien  somit  scliwierif;. 
auf  dieser  (irundla^e  einen  Staatshaushalt  zu  ^rihiden.  Krst  in  der  Renierunij;s- 
jieriode  th's  Köniijs  Chulalongkorn  wurden  dii"  Monopole  ab^eschalVt.  (»h- 
wohl  die  Nerträtie  diese  Ahschairnng  voraussetzten.  Bald  nach  dem  Alt- 
sfhluß  der  X'erträge  suchten  die  fremden  .Mächte,  \eranlal.^t  durch  die 
Kröflnung  des  Suezkanals,  ihren  Kolonialbesi  z  in  Ostasien  zu  erweitern. 
Aus  den  abiieschlossenen  N'erträgen  folgte,  daß  auch  die  I^.olonialangehöri^l■n. 
falls  sie  nach  Siam  kamen  oder  dort  schon  ansässig  waren.  Recht  auf 
freniden  Schutz  beanspruchen  konnten;  das  beeinträchtigte  natürlich  die 
Befugnisse  des  Königs  in  hohem  Grade.  Die  Konsuln  maßten  sich  also 
Kintluß  auf  die  bereits  in  Siam  Ansässigen  an,  die  früher  aus  Landein  ge- 
kommen waren,  welche  jetzt  Kolonien  der  betieflenden  Mächte  bilden. 
Die  so  der  .siamesischen  Gerichtsbarkeit  Entzogenen  dachten  wohl  kaum 
daran,  daß  sie  in  irgendeiner  Weise  Landesverrat  begingen,  wenn  sie  bei 
den  Fremden  um  Schutz  baten.  Sie  suchten  sich  einfach  einen  neuen 
Fronherrn  aus.  von  dem  sie  glaubten,  daß  er  mächtiger  sei  als  der  alt«- 
und  ihnen  mehr  N'orteile  gewähren  könne;  dabei  glaubten  sie  aber,  auch 
weiterhin  Untertanen  des  ihnen  doch   unnahbaren   Königs  zu  bleiben. 

Deutschland  trat  zuerst  im  .lahre  1858  durch  einen  von  <len  Hanse- 
städten abgeschlossenen  Vertrag  mit  Siam  in  Vei-bindung.  Im  Jahre  18()'2 
wurde  dann  die  bekannte  preußische  Fxpedition  nach  Ostasien  geschickt. 
Ihr  gelang  es,  X'erträge  mit  China  und  Siam  zugunsten  des  deutschen  Zoll- 
vereins zu  schließen.  Die  Wahrnehmung  der  preußischen  Interessen  in 
Bangkf)k  wurde  dem  englischen  Konsulat  übertragen,  des.sen  Berufsvertreter. 

(iuziert  werden  konnten.  Die  Inlandstener  wurde  womöglich  der  Einfulu-steuer  glei<ii- 
ijesetzt.  so  daß  keine  .Vussicht  vorhanden  war,  aus  Landesprodukteii.  wie  /..  i^>. 
Baumwolle.  .lute  usw.,  eine  eigene  Industrie  zu  schaden.  Opium  war  zu  allen 
Zeiten  in  Siam  Bannware,  inid  die  Einfuhr  war  mit  den  schwersten  Strafen  bedroht. 
Im  Vertrage  wurde  Opium  zum  Monopol  erhohen,  und.  da  es  ausschließlich  aus 
Indien  kam,  so  wurde  auf  Kosten  des  siamesisclicn  Volkswuhls  ein  neues  Bri\  ih-gium 
/.ugunsten  der  indischen  P^iiikünfte  geschallen.  Obwohl  Siam  um  ein  Spirituosen- 
monopol  in  dem  Vertrag  gebeten  hatte,  wurde  es  aus  verschiedenen  (iründen  von 
Büvvring  abgelehnt,  und  erst  30  Jahre  .später  gelang  es  Siam.  die  Mächte  dazu  zu 
hestimnien.  gerechtere  Zölle  auf  Spirituosen  zuzugestehen.  Nen  waren  in  dem  A'er- 
trage.  daß  die  .Vusfuhr  von  Reis  erlaubt  wurde,  nm  Einkünfte  daraus  zu  erzielen. 
Nach  alter  Gewohidieif  durfte  Reis  nur  ausgerührt  werden,  wenn  ein  dreijährigei 
Vorrat  im  Lande  war.  In  früheren  Zeiten  gab  es  immer  als  besondere  Gunst  des 
Königs,  wenn  er  einem  Handelsschift"  die  Ausfuhr  von  Reis  erlaubte.  Mit  jener 
Bestimmung  in  dem  Bowringschen  Vertrag  wurde  nunmehr  Reis  zusammen  mit 
Tiekholz  der  wichtigste  Ausfuhrartikel:  alle  übrigen  tropischen  Produkte,  wie  Zucker. 
Baumwolle  usw..  wurden  seitdem  niclit  mehr  in  solclicn  Mengen  produziert,  daß  sie 
für  die  Ausfuhr  in   I>etracht   kommen. 


Frankfurter:    Beiträge  v.nv  Geschichte  iiMd  Kiiitiir  Slams.  Hl 

Sir  Robert  Schomburgh,  ein  geborener  Deutscher  war.  Bis  zur  Gründung 
des  Norddeutschen  Bundes  im  Jahre  1868  blieb  die  Vertretung  in  englischen 
Händen.  Dann  wurde  die  preußische  Firma  Markwald  damit  betraut.  Erst 
nach  dem  Deutsch-Französischen  Kriege  sandte  das  Deutsche  Reich  einen 
Berufskonsul  nach  Siani.  Eine  solche  Vertretung  wurde  dort  gern  gesehen, 
besonders  nachdem  der  Ausgang  des  Krieges  die  Überlegenheit  Deutsch- 
lands gezeigt  hatte.  Im  stillen  hofften  die  Siamesen,  Deutschland  würde 
vielleicht  gegen  die  politischen  Bestrebungen  Englands  und  Frankreichs  ein 
Gegengewicht  bilden.  Deutschland  betonte  von  vornherein,  daß  es  nur 
Handelsinteressen  verfolge;  gleichwohl  waren  England  und  Frankreich  von 
Anfang  an  darauf  bedacht,  Deutschland  zu  verdächtigen  und  Siam  vor  dem 
mächtigen  Gegner  zu  warnen.  Die  meistens  schlecht  unterrichtete  deutsche 
Vertretung  zeigte  nicht  immer  eine  glückliche  Hand,  wenn  es  sich  darum 
handelte,  vermeintliche  Übergriffe  der  Siamesen  gegen  deutsche  Untertanen 
zu  ahnden.  Kleinliche  Sachen,  die  höchstens  vor  ein  Polizeigericht  gehört 
hätten,  wurden  auf  Grund  der  Verträge  zu  diplomatischen  Fragen  auf- 
gebauscht. Anderseits  trug  der  Umstand,  daß  man  sich  bei  derartigen 
Streitfragen  häufig  mit  einer  bloßen  Geldbuße  von  selten  der  Siamesen  be- 
gnügte, nicht  gerade  zur  Hebung  des  deutschen  Ansehens  bei. 

Als  der  Weltkrieg  ausbrach,  war  alles  geschehen,  um  eine  antideutsche 
Stimmung  zu  schaffen.  Die  Zeitungen  waien  in  Händen  der  Engländer, 
imd  eine  sehr  geschickte  Propaganda  setzte  sofort  von  dieser  Seite  ein; 
Deutschland  war  nur  durch  eine  einzige  Zeitung  verti-eten,  deren  Schrift- 
leiter mit  siamesischen  Verhältnissen  nicht  vertraut  war. 

Unseren  Gegnern  ist  es  gelungen,  den  deutschen  Einfluß  in  Siam 
vorläufig  zu  vernichten.  Vielleicht  kommt  es  im  Laufe  der  Jahre  zu  einer 
Wiederaufnahme  der  Handelsbeziehungen,  die  aber  wohl  niemals  ihre 
frühere  Bedeutung  erreichen  werden.  England  und  Frankreich  werden 
auch  weiterhin  die  Politik  Siams  bestimmen  und  dabei  'wie  bisher  auf  die 
für  Schmeicheleien  empfängliche  Natur  der  Siamesen  die  nötige  Rücksicht 
nehmen. 

Es  ist  bekannt,  daß  schon  unter  dem  zweiten  Kaiserreich  Frankreich 
im  fernen  Osten  Kolonialbesitz  zu  erwerben  suchte.  Im  Jahre  1864  wurde 
das  bis  dahin  unter  siamesischer  Oberherrschaft  stehende  Cambodia  zum 
französisfheu  Schutzgebiet  erklärt.  Di-ei  Jahre  später  wurde  dann  Siam 
gezwungen,  auf  sein  historisches  Recht  auf  Cambodia  zugunsten  Frankreichs 
endgültig  zu  verzichten,  und  erhielt  als  Entschädigung  die  cambodianiscben 
Grenzprovinzen  zugesprochen.  Im  Jahre  1884  nahm  Frankreich  seine 
kolonialen  Bestrebungen  im  fernen  Osten  wieder  auf.  Zunächst  mußte 
1892  Siam  als  Grenze  zwischen  sieb  und  den  französischen  Besitzungen 
den  Mekong  anerkenni'u.  England  verfolgte  die  Bestrebungen  Frankreichs 
mit  scheelem  Auge,  und  es  schien  wiederholt,  als  ob  es  zu  einem  ernstlichen 
Konflikt  zwischen  den  beiden  Staaten  kommen  würde.  Sie  verständigten 
sich  aber  und  schlössen  1896  einen  Vertrag,  woi'in  sie  Zontral-Siam  als 
unabhängigen  Pufferstaat  anerkannten,  während  sie  sich  im  Osten  und 
Westen  Einflußsphären  sicherten. 

MdL  d,  Sem.  f.  Orient.  Spnieluii.  1922.  1.  .Vbt.  Ö 


82  1'"  i'.Mi  k  t  II  rl  0  I  :     r>i'ili-äi;«'   /.iii'  (icM-liiclilt'   und    Knllur  Siaiiis. 

/\vi>-clifn  l",iii;I;iii(l  und  Siiiiu  war  t-s  nacli  dvv  188(>  «'rfolgtcu  Aimcktioii 
von  Hiiiiia  /ii  liiici'  («rciizn-f^ulii  rnnfj  aiiC  f^ütliclu'm  Wege  gekommen,  und 
iltt'usn  wnrdoii  strittige  Punkte  über  die  malaiische  Halbinsel  nach  hing- 
wierigen  VtM'handhingen  (hireh  den  \'er(i'ag  vom  1.0.  .Inli  1909  so  geregelt, 
daß  die  Uuabhängigkeii  von  Kdantan.  l  ringanu  und  Kedali,  fjie  bis  dahin 
unter  siamesischer  Oht  iliolieit  standen,  von  Siam  anerkannt  wurde;  in 
Wirklichkeit  waren  damit  diese  Ländei'  in  die  rngjische  MachtÄphäre  ein- 
bezogen. Darant'hin  gestand  England  den  Siamesen  dii'  .lurisdiktion  übei' 
•^ein(>  eui()j)äisehen  und  asiatischen  Unt«'rtancn  nnter  gewissen  Vorbehalten  zu. 

Di'r  1907  zwischf-n  Fi-anki-eich  und  Siam  abgeschlossene  Vertrag,  der 
die  tortwährenden  Koidlikte  zwischen  den  beiden  Staaten  beenden  sollte, 
sprach  Battambong,  Siemiab  und  Sisophon  den  Franzosen  zu  und  gab  das 
früher  von  diesen  besetzte  Gebiet  von  Krat  und  Dansai  den  Siamesen  zurück. 

.Siam  fühlte  mehr  und  mehr  den  Druck,  den  die  bestehenden  Verträge 
aut  seine  Verwaltung  ausübten.  P^ine  Änderung  gelang  ihm  nur  dadurch, 
daß  es  Opfer  an  Land  und  Leuten  brachte,  Gesetze  annahm,  die  seinem 
eigentlicheji  Wesen  wider.sprachen,  und  den  Fremden  wirtschaftliche 
IVivilegien  zugestand,  die  in  einem  noch  rein  ackerbauenden  I^ande  ver- 
früht sind. 


Frankfurter:    Beiträge  zur  Geschichte  und   Kultur  Siains.  S.^ 


Anhang. 
Inhalt. 

I.  Liste  der  Könige  von  der  Gründung  Ayuddhyas 
bis  zu  seiner  Zerstörung : 

a)  nach  dem  Phongsavadan  Phra  Kajahatlekha  83 

b)  Version  des  Prinzen  Damrong,  im  Prachum 
Phongsavadan,  Teil  V 84 

II.  Auszug   aus    der   Geschichte   \on  Ayuddhya   von 
Phraya  Boran  Buranurak 86 

III.  Allerhöchster  Befehl  über  die  Stellung  des  Mahn 
Uparat  (zweiten  Königs) 87 

IV.  Siamese  Custom  of  Sak  or  Marking,  8th  July  1870 
(Auszug  aus  dem  Bangkok  Calendar  1871) 88 

V.  Allerhöchster  Befehl  über  Abschaffung  der  Fron- 
dienste    91 

VI.  Siam  not  tributary  to  China.  From  the  Bangkok 
Daily  Advertiser,  March  21st,  1870  (Auszug  aus 
dem  Bangkok  Calendar  von  1871) 9\ 


I. 

Liste  der  Könige  Siams  in  der  Ayuddhya-Periode  von  712  bis  1128 

=  1350—1767  n.  Chr.  (Chula-Ära). 

Nach  dem  Phongsavadan  Phra  Rajahatlekha. 

Gründung  Ayuddhyas  712. 

Somdet  Phra  Ramathibodi  1 712 — 731 

Sonidet  Phra  Ramesuen  (I.  Regierungsperiode) 731 — 732 

Somdet  Phra  Baramarajathirat  1 732 — 744 

Somdet  Phra  Chao  Thong  Chand 744  (15  Tage) 

Somdet  Phra  Ramesuen  (II.  Regierungsperiode) 744 — 749 

Somdet  Phra  Chao  Rami-ajathirat 749 — 763 

Somdet  Phra  Indrarajathirat  1 763 — 780 

Somdet  Phra  Baramarajathirat  II 780 — 796 

Somdet  Phra  Baramatrailokanat   796 — 811 

Somdet  Phra  Indraraja  II 81 1—835 

Somdet  Phra  Ramathibodi  II 835 — 87] 

Somdot  Phra  Baramarajamahabuddhangkun 871 — 875 

Somdet  Phra  Ratthathirat 875  (5  Monate) 

Somdet  Phra  Chairajathirat 876 — 889 

Somdet  Phra  Yot  Fa   889  —  890 

Khun  Varavongsathirat 890  (4  Monate) 

0* 


S-l  I  lii  II  k  In  il  <•  I  ;     l>t'itriiu;f   /.iir  ( lfsclii<'lili'   uiifl    Knllm    Si;iins. 

Sonidt't    l'liia  Mali:icli;iUi;i|tliatlii';i  jatliirat   (I.  Kciiicniii^speriodc) .    S!l|-    IUI 

Somdot    IMira  Maliindrni-aj.itliiiat    (I.  Hcgicniiiyspcriodt') IM-1      !•!() 

Siimdtt    I'lir.i  M;ili.uli;iki;i|)hattii'ajatliii'al   (11.  Hci^icrniigspeiiddc)   'JUi  —  !II7 

SoiiidtM    l'lira  .Mahiiidiaiajalhirat   (II.  I?ri;iri'iiiii;>p(M'i(>de) ill7-    f)l(S 

tSomdot   Plira  Sanjilu't  I.  (IMira    Maliathaiimiaiaja) Ü18— !>40 

Soindet  I'hra  Saiiphet  II.  (I'hra  Naresiieiimaharaj) 940 — 905 

Somdct   Phra  Sanpli<'t   III.  (Phra   Ekathotsarot) '.)r)5-— 9<).'> 

Soindet  IMira  Saiiplift    IV.  (Chao  Fa  SrisaovaphaU) 9<i3 — 9f)4 

Snmdot  Phra  Baramaraja   I.  (Phra  Chao  Songtharn)   9(54  —  989 

Somdet  Phra  Baramaraja   II.   (Phra  Chesthathiiat) 989—991 

Soindet  Plira  Atitjavong 6  Monate 

Somdet   Phra  Sanphct  V.  (Prasad  Thong) ;»92— 1017 

Somdet  Phra  Sanphet   VI.  (("hao  Fa  Chai) 9  Monate 

Phra  Sanphet  VII.  (Phra  Srisuthammaraja) 2  Monate,  20  Tage 

Somdet  Phra  Ramathibodi   III.  (I'hra  Naraimaharaj) 1018—1044 

Somdet   Phra  Mahaburul  (Phra   Phetraja) 1044  —  1059 

Somdet  Phra  Sanphet  VIII.  (Phra  Chao  Süa) 1059—1068 

Somdet   Phra  Sanphet   IX.   (Plira  Chao  Thaisa) 1008—1094 

Somdet  Phra  Baramarajathirat  III.  (Phra  Baramakot) 1094—1120 

Somdet  Phra  Baramarajathirat  IV.  (Krom  Khiin  Phonphinit)  .  .    10  Tage 

Somdet    Phrn  Baramaraja    III.   (Phra   Tinang  Smiyamarind)  .  .  .     1120 — 1129 

Z  erstörii  II  er  Avuddhvas   112S. 


Die  Könige  von  Siam  (Ayuddliya-Periode). 

l\'ersioD  des   Prinzen   Daniiong;    Prachuin    Phongsavadan  Teil  V,  S.  77.) 


Nr. 

X  a    in   0 

Regierung 
von              bis       '      Dauer 

I 
■1 

Das  Haus  Chi  eng  Rai 
Somdet  Phra  Hamathibodi  I.  (Uthong) 
Somdet  Phra  Hamesuen 

712             731         19  Jahre 
731             732           1  Jahr 

o 

(I.  Regierungsperiode  1 

Das  Haus  Suvannaphum 
Somdet  Phra  Baramarajathirat  I.  (Pha 

732             750         18  Jahre 

t 

Chao  Thong  Lan  

750            750          7  Tage 
750             757           7  .lahre 

Das   Haus  C  h  i  e  n  g  Rai 
Somdet  Phra  Ramesuen 

6 

Somdet  Phra   Ramraiathirat      

757             771         14 

Frankfurter:    Beiträge  zur  Geschichte  und  Kuhur  Siaui^ 


8') 


D;is  Haus  8  uvaii  naphuni 

Somdet  Phra  Nakhon  Indrathirat  .  .  . 
Somdet  Phra  Bararnarajathirat  II.  (Sani 

Phraya) 

Somdet  Phra  Baramatrailokanarth .  .  . 
Somdet  Phra   Baramarajathirat   111... 

Somdet  Phra  Ramathibodi  U 

Somdet  Phra  Baramarajaliirat  IV.  (No 

Buddhangkun)   

Phra  Rasdathirat 

Somdet  Phra  Chairajathirat 

Phra  Yot  Fa '. 

Khun  Voravongsathirat 

Somdet  Phra  Maha  C'hakraphat  .... 
Somdet  Phra  INIahindrathirat 

Das  Haus  Sukhothai 
Somdet  Phra  Maha  Thainmarajathirat 
Somdet  Phra  Naresuen  Maharat.  .  .  . 

Somdet  Phra  Ekathotsarot 

Chao  Fa  Srisaovaphak 

Somdet  Phra  Chao  Songthani 

Somdet  Phra  Chesthathii-at 

Somdet  Phra   Athityavong 

Das  Haus  Prasat  Thoiiu 
Somdet  Phra  Chao  Prasat    Tliong.  .  . 

Somdet  Chao  Fa  Chai 

Somdet  Phra  Srisuthammarajti 

Somdet  Phra  Narai  Mahaiat 

Das  Haus  Bau  Phlu   Liiaiig 

Somdet  Phra  Phetraja 

Somdet  Phra  Chao  Süa 

Somdet  Phra  Chao  Yu  Hua  Thaisaia 
Somdet  Plira  Chao  Yu  Hua  Baramakot 
Somdet  Phra  Chao  Yu  Hua  Uthuuiphon 
Somdet  Phi-a  Chao  Yu  Hua  Thi  Nang 

Suriyat  Arnarind 


71 


78ii 


it>  Jahre 


78fi 

810 

16   .. 

810 

850 

40   .. 

850 

853 

■t 

.)   » 

S.i3 

891 

38 

891 

895 

4   .. 

89.') 

896 

1   .. 

89H 

908 

12   . 

908 

910 

2 

910 

910 

42  Tage 

910 

93(1 

20  Jahi-e 

930 

931 

1  Jahr 

931 

952 

21 

952 

967 

15   .. 

967 

9S2 

15   .. 

982 

982 

— 

982 

990 

8 

990 

992 

2 

992 

992 

36  Tag.- 

992 

1017 

25  Jahre 

1017 

1018 

1  Jahr 

1018 

1018 

3  Mon. 

1018 

1050 

32  Jahre 

105(1 

1065 

15 

lOßö 

1070 

5 

1070 

1094 

24   .. 

109-1 

1120 

26   .. 

1120 

1120 

2  Mon. 

112(1 


1  i  2(  I 


9  Jahr. 


^()  I' 1  1 II  k  Tu  II 1- 1  ■    Hciti'ätrc   /MI    (^rsihiiliir   iiiiil    Kultiii    Siniii^ 


II. 

AuszuQ  aus  der  Geschichte  von  Ayuddhyu.  von  Phraya  Buranurak 
(jetzt  Vizekönig  von  Ayuddhya). 

nbeisct/ii  II  i;. 
I)<  r  \icilrigaiig  Avudtihyas  begann  mit  der  He^irriiiig  des  J'hra  Cliao 
Song  riiain.  iKm-  im  Jahic  I(iO!2  dem  l'hra  Sri  Saovaphak  die  Ki'j^iei'Uiiti: 
entriß  und  die  alten  Staatsbeamten  ermorden  b'eß.  In  der  Regierungs- 
j)eriode  des  Prasat  'rh(jng  wurden  die  Adligen  des  Königs  Chestbathirat 
iims  Lehen  gebracht,  doch  war  deren  Zahl  geringer.  In  der  Regierinig 
des  Phra  Narai  wurden  die  ParteigängiT  des  Chao  Fa  Chai  und  Phia  Sri 
Suthainniaiat  last  alle  IxiseitegeschalTt,  und  der  Kötn'g  war  gezwungen. 
Malaien,  Lac  und  Kuiopäfi-  als  Staatsbeamte  /u  verwenden,  so  Phraya 
Kamdejo.  Phrava  Kajvangsan.  Phraya  Sihaiajdcjo.  Chao  Phraya  Vijayen  (Con- 
slaniin  Faulcon).  In  der  Regierung  des  Petraja  wurden  die  Beamten  veimin- 
d.it.  die  er  bis  nach  Ligor  und  Korat  verfolgte,  so  daß  last  alle  umkamen. 
Auch  in  dir  Regierung  des  Phra  Chao  Süa  wurden  viele  getötet,  da  noch 
viele  Anhänger  des  Chao  Phra  Khwan  und  des  Phra  Phichai  Surin  vorhanden 
waren,  die  er  nicht  als  Beamti»  verwenden  konnte.  Die  Regierungsperiode 
des  Königs  Thai  Sa  war  insofern  ginistig,  als  niemand  getötet  /u  werden 
brauchte.  In  der  Regierung  des  Paramakot  im  .laluc  178*2  wurden  fast 
alle  Palastbeamten  des  Königs  ermordet.  Man  kann  so  berechnen,  dai,^ 
während  der  letzten  120  Jfihre  sieben  Blutbäder  stattfanden,  also  daß  auf 
je  IM  Jahre  eines  entfällt.  Falls  die  Opfer  sich  vom  Tode  rett(Mi  konnb'n. 
machte  man  sie  /n  Phiai  Luaiig  oder  degradierte  sie  zum  Grasschneiden 
hir  die  Elefanten;  so  wurden  die  Beamten  erniedrigt,  während  die  Phrai 
/.u  Ehren  kamen,  und  das  geschah  siebenmal.  Wie  konnt(t  da  das  Land 
widerstandsfähig  bleiben!  Als  Khun  Luang  Ha  Wat  zur  Regierung  kam, 
ließ  er  di-ei  Prinzen  von  Rang  töten ;  ferner  war  durch  die  Uneinigkeit 
zwischen  Khun  Luang  Ha  Wat  >ind  Phra  Thi  Nang  Suiiyat  Amarin  die 
Landesverwaltung  in  gr(")ßter  Unordnung,  so  war  beim  Einfall  der  Birmanen 
kein  Beamter  vorhanden,  der  als  Heerführer  Widerstand  leisten  konnte. 
Wer  von  den  Ministem  zum  Feldherru  g<;maclit  wurde,  kämpfte  nicht,  so 
Phraya  Yomarat,  der  sich  einfach  in  Müang  Non  festsetzte.  Als  die  Bij- 
manen  Müang  Non  angriffen  und  ein  englisches  Schiff'  Hilfe  leisten  wollte, 
war  Phiaya  Yomarat  nicht  zum  Kampfe  bereit  und  entließ  sein  Heei-. 
Phraya  Phra  Khlang  hatte  lOOoO  Soldaten  unter  sich,  um  das  Lager  im 
Bambusdickicht  in  Paknam  anzugreifen.  Die  Birmanen  feuerten,  und  vier 
oder  fünf  Soldaten  fielen,  worauf  das  ganze  Heer  zurückwich.  Nach  zwei 
odei'  di-ei  Tagen  erging  c^in  Befehl  an  den  Phra  Khlang.  das  Lager  bei 
Paknam  anzugreifen;  die  Birmanen  benutzten  eine  List,  so  daß  ihre  Soldaten 
eindj'iugen  konnten,  dann  griff"en  sie  selbst  die  Siamesen  an,  die  geschlagen 
wurden  und  wieder  in  die  Hauptstadt  zurückkehrten.  Später  wurde  Thao 
Phrava  Asahoklao   beorrlert.    mit  den  Booten    Wat   Karoii''   anzuüreifen.     Die 


Frankt'ui-tPr:    Beiträtif   zui"  rteschirlite   und    Kultur  Si;nns.  S  / 

Birmanen  feuerten  und  verwundeten  einen  der  ;tn  beiden  Seiten  ;un  Bug- 
stehenden  Führer,  so  daß  er  ins  Wasser  fiel.  Die  Flotte  kehrte  dann  nach 
der  Hauptstadt  zurück.  Als  die  Birmanen  ins  siamesische  Geljiet  einbrachen, 
wurde  Phraya  Phitsanulok  Iteordert.  sein  Heer  atn  Phukhao  Thong  auf- 
zustellen: als  die  Birmanen  fast  bei  der  Hauptstadt  angelangt  waren,  Ijefahl 
Phraya  Phitsanulok  dem  Phraya  Phontheb.  beim  König  die  Erlaubnis  zu 
erwirken.  Urlaub  nehmen  zu  dürfen,  um  seine  Mutter  zu  bestatten,  und 
darum  zu  ersuchen,  daß  Luang  Kosa  Mahatthai  und  Luaug  Thebsena  das 
Heer  für  ihn  führen  sollten;  die  Krlaubius  wtirdi-  erteilt.  Die  (lemüts- 
stimmung  des  Königs  Phra  Thi  Nang  Suriyat  Amarin  war  immer  zur  Milde 
geneigt  und  stets  gleichmäßig;  falls  jemand  nicht  das  Herz  hatte,  zu 
kämpfen,  wurde  er  nicht  bestraff.  So  stand  das  Kämpfen  im  Belieben 
eines  jeden,  und  es  ist  in  ÜberiMnstimmung  mit  der  Geschichte,  daß 
dadurch  das  Schicksal  von  Ayuddhya    besiegelt  war. 

\'gl.   hierzu  aufir  Turpiu   »Rnyauiiie  de  Siani"    ^'^l.  II.  p.  297. 

JII. 

Auf  Allerhöchsten  Befehl 
wird  es  zur  Kenntnis  der  königlichen  Familie,  der  Beamten  aller  Grade, 
in  der  Hauptstadt  und  in  den  Provinzen,  der  Samanas  und  Brahmanas 
und  des  Volkes  gebracht,  daß  (Un-  Krom  Phra  Pavara  Sthan  Mongol  in  die 
Ruhe  (üngegangen  ist,  und  nach  alter  Gewohnheit  müssen  alle,  die  ihm 
bisher  Dienste  schuldeten,  sich  den  Beamten  des  königlichen  Palastes  zur 
Dienstleistung  anreihen. 

Das  Amt  eines  Maha  Uparaj  ist  alt  ujid  wird  bereits  in  der  Geschichte 
erwähnt,  aber  es  ist  nicht  ersichtlich,  welches  Mitglied  der  königlichen 
Familie  in  den  verschiedenen  Regierungsperioden  zu  diesem  Amt  ernannt 
worden  ist.  und  es  staml  im  Belieben  des  Königs,  das  Amt  zu  besetzen 
oder  nicht. 

Während  der  Bangkok  -  Regierungsperiode  ernannten  alle  Könige 
einen  Inhaber  für  dieses  Amt,  aber  die,  die  dieses  Amt  bekamen,  behielten 
es  nicht  bis  zum  Ende  der  Regierungsperiode.  Wenn  es  dem  König  incht 
behagte,  jemand  zum  Amt  eines  Maha  Uparaj  zu  ernennen,  oder  der 
Inhaber  des  Amtes  gestorben  war,  so  blieb  das  Amt  für  20  oder  30  Jahre 
ohne  Inhaber.  Daraus  läßt  sich  ersehen,  daß  es  nicht  notwendig  ist,  daß 
der  i'egierende  König  ein  solches  Amt  stets  neu  besetzen  muß.  und  die 
Gewohnheit,  es  nicht  zu  besetzen,  war  eine  alt  hergebrachte. 

Nachdem  Seine  Majestät  sich  mit  den  Mitgliedern  des  königlichen 
Hauses,  den  Ministern  und  großen  und  kleinen  Staatsbeamten  beraten  hat, 
erging  der  Befehl:  das  Amt  eines  Maha  Uparaj  hat  häufig  gewechselt, 
jetzt  ist  Siam  durch  Staatsverträge  mit  fremden  Nationen  gebunden,  deren 
Gewohnheiten  veischieden  von  denen  in  Siam  sind,  und  die  so  Anlaß  zu 
Mißverständnissen  geben,  da  die  Befugnisse  nicht  dieselben  blieben  wie  von 
.Ynfang.  Der  Fremde  \ersteht  dieses  Amt  nicht  und  ist  über  seine  Be- 
deutiuiii    nnklai'.      Klare  Verwaltunü    irereicht   aber   dem   Staat    zum    Nutzen. 


i^S  l'i  a  itk  l'ii  II  (•  r:    UiMlr.'iüo   zur  ( iostliicliii'   und   Kultui    Si;iiM-.. 

falls  al)t>r  lliiUarlicit  lioii>oht.  so  geiciclit  ilas  (lt>in  Staat  iiiriit  /.um  iNiit/.eii. 
und  OS  wir.l  nur  ilas  (JcM  dos  Staates  voi-aiisunld  \'\\v  die  Aiirifclitorlialtuni; 
dos  Amtes  dos  .Malia  IJparaj.  Mau  hat  sdinit  oinstiMiinig  besclilosscti,  dir 
Würdo  oiiios  .Malia  l  paraj  ab/.iisoliairon  und  in  /ukuul't  koin  Miti^liod  Atn- 
ki'miglicheu  Fainilio  niolir  /.u  diosoni  Amt  zu  orrii-uiioii.  So  wird  aul' 
Allorhöclistcii  Hofold  bokamitj^fttobon :  damit  niemand  in  l'urulic  sei.  .sollen 
sich  alle  Hoamten  des  Maha  l'paraj  dem  iiroBcn  Palastdionst  anscIili(>ßoii. 
und  die  Fronpllichtigen  sollen  iliien  IMlichtcn  wie  irülu-r  nachkommen  iind 
sich  nicht  zerstreuen.  cei-uK'  wie  es  zu  Zeiten  des  Verstoil)eneii  war.  Ks 
möge  niemand  Sorge  tragen  oder  Furcht  hegen,  auch  anderen  vagen 
frerüchten   keinen   (»lauben  schenken. 

Freitag,   am    In.   Tage  des  ahnehmenflen   9.  Mondes 
im  .lahre  des   Hahns   1247. 

Auf  Allei'höchsten  Befehl: 
gez.)    Phya    Sri   Sunthori  Vohan. 


IV. 

Siamese  Custom  of  Sak,  or  marking. 

.luly  8th,  1870. 

(Bangkok  Calendar   1871.) 

Bangkok  is  still  füll  of  people  from  the  country  who  have  come  ai 
the  call  of  the  government  to  have  their  names  enrolled  (jr  le-eiuoUed  on 
the  books  of  the  lords  or  chiefs  to  vvhich  they  respi-ctivcdy  belong.  None 
come  hither  for  this  pui'pose  but  those  whose  loi-ds  i-eside  at  the  capital. 
The  homes  of  many  of  them  are  fa]'  away,  sometimes  uiore  than  100  miles. 
and  it  is  with  great  expenso  of  time  and  ti-ouble  that  they  have  come, 
and  superadded  to  this  they  ai-e  gonerally  obliged  to  wait  höre  aftei-  theii' 
arrival  many  days  and  sometimes  weeks  to  accomplish  this  Single  object. 
The  i-easons  of  this  delay  are  chiefly  a  desire  on  the  part  of  their  chiefs. 
or  jathei-  their  deputios,  firstly.  that  others  belonging  to  tl:e  same  loi'd  shall 
arrive  so  as  to  make  but  one  Job  of  enroUing  the  whole  gang;  secondly. 
that  they  may,  by  thus  trying  their  patience,  make  Ün-m  willing  to  offer 
a  handsome  bonus  for  the  purpose  of  having  their  business  attended  to 
quickly,  and  be  at  liberty  to  return  home.  The  oppression  and  corruption 
practiced  in  this  vvay  upon  these  poor  plebeians,  I  have  reason  to  beliove. 
is  great.    And  there  is  no  way  for  them  to  get  the  least  redress  for  it. 

Jn  this  enrollment,  called  Sak,  every  man  is  obliged  to  receive  an 
iudelible  mark  on  his  fore-arm  or  side,  denoting  the  chief  to  whom  he 
belongs.  The  name  of  the  chief  or  Company  is  pricked  into  the  skin  with 
a  long  slender  steel  having  a  lancet  shaped  point.  The  foi-m  of  the  letters 
composing  the  name  are  first  pricked  just  deep  euough  to  draw  a  little 
blood  and  then  Chinese  ink,  mixed  with  a  little  of  the  bile  of  the  peacock, 
is   rubbed   ovei-  the  scai-ification.     This  makes  an    indelible  mark. 


Fiaiikfiiiter:    Beiträge  zur  (icscliiclitp  und  Kultui-  Siani^.  89 

The  men  that  helong  to  the  Company  who  have  to  serve  in  watching 
about  tho  royal  palace  are  marked  <jn  the  \et\  side  a  little  belovv  the 
armpit;  all  others  are  marked  oii   the  iiiside  of  the  fore-arni. 

The  customary  fre  Ibr  this  marking  is  90  Cents  for  each  list  containing 
Ironi  2  to  400  or  more  names,  and  each  list  is  called  by  the  Siamese  a 
Hang-VVao,  literaliy  a  tail  oi' a  kite  becatise  the  roll  is  iiarrow  and  usually 
long  like  that  appendage. 

Government  ot'ficers  in  charge  of  tliis  business  very  trequently  take 
advantage  of  such  opportunities,  as  above  intimated,  and  take  90  cents 
from  each  individual  of  a  large  Company,  thus  securing  for  themselves  S  60 
and  even  B  100  a  day  for  simply  writing  on  a  Single  Hang-Wao  the 
names  and  the  places  of  residence  of  the  persons  named  on  it.  Such  gains 
are  considered  as  perquisits  belonging  by  custoni,  if  not  by  right,  to  the 
lords  to  whom  the  names  have  been  enroUed.  It  is  believed,  however, 
that  their  scribes  and  other  assistants  usually  get  possession  of  the  mosi 
of  such  fees. 

The  classes  of  persons  obliged  to  be  enrolled  and  thus  marked  are 
chiefly  the  foUovving.  Firstly. — All  the  Phrai-Luang  or  servants  of  tho 
government  who  are  obliged  to  give  one  fourth  of  all  their  time  to  the 
king's  business,  being  called  away  from  their  homes  to  the  capital  of  the 
kingdom  or  of  the  state,  one  füll  month  in  every  four,  and  thus  being 
aw'ay  from  home  three  tinies,  and  more  than  a  month  at  a  time,  every  year. 
Is  not  this  a  ciushing  tax?  Secondly.  The  class  denominated  Luk-Som. 
literaliy  children  suitable — that  is  suitable  or  proper  lor  the  chiel'  rulers 
as  appendages  of  dignily,  being  liable  sometimes  to  be  called  to  hard  Ser- 
vice. Thirdly.  The  class  called  Thanai,  young  men  regarded  as  the  pei- 
sonal  servants  of  Chief  rulers,  but  not  liable  to  be  called  to  hard  Service. 
Fourthly. — The  class  of  Mahatlek  Chao,  men  who  perform  light  gentlc- 
manly  service  tbr  the  Chief  Princes,  as  the  Company  of  Mahatlek  do  foi' 
the  kings. 

In  short  nearly  all  persons  who  receive  no  salary  from  the  govern- 
ment are  obliged  to  be  marked,  and  all  other  subjects  are  enrolled  on  the 
government  lists  of  Biawat-men,  that  is  inen  who  receive  salary  from 
the  royal  treasury  ranging  from  S  2-40  to  B  960-00.  These  annual  stipends 
are  considered  not  as  equivalents  for  Services  performed  for  the  State  but 
rather  as  an  indication  of  the  degree  of  rank  given  them  by  the  State  and 
the  amount  of  freedom  they  each  enjoy  in  taking  bribes  from  the  plebeians 
and  squeezing  them  for  their  time  and  mony. 

A  few  of  the  persons  who  receive  wages  from  the  government  havi- 
also  to  be  marked,  as  for  example  all  the  royal  guard  including  light  and 
heavy  armed  infantry  and  cavalry. 

The  classes  headed  by  lords  or  chiefs  for  whom  the  plebeians  m-v 
obliged  to  be  marked,  are  distinguished  in  the  Siamese  language  by  the 
generic  term  Krom,  which  means  a  Company  ol'  government  servants. 
Each  Krom  has  a  specific  affix,  as  in  the  following  list.  comprising  nearh 
all  the  companies  specified  by  government  will  show. 


9(1  l'iMii  k  tu  I  t  <■  1  :     Hoitiilü;!'   zur  Gcscliichic    und    Kiilliir  Siains, 

Krom   M  ali;i  1 1  ha  i ,   tlu*  Company  ol'  pcuplr   not  suldieivs. 

Kroin  Tb  aha  II.  ,i  louipany  in  chariie  ol"  Süldiors  or  rnen  liahh»  tu 
lu'  calied  out  to  war. 

Krom  Tha.  a  cumjianv  cipuciM-iicd  in  iIh'  (•(lunnf^c«'  .iihI  loi-cif^n 
iiMNincss  dt"  tlif   kinjjdoin. 

Krom  W'a  n  g .  a  Company  (•(Micci-iicd  in  un.'iicliiin  ;nid  uilicrw  isc 
.scrvini;  within   thc   royal   palaccs. 

Krurn  Müang.  .1  companx  in  chai^c  ol'  prolcclinu  thc  walls  ol'  tlic 
loxal   palaces. 

Krom  Na.  a  conipan}  ha\in^  in  caie  all  thc  rice  fjrnwini;;  of  thc 
cnnntiv. 

Krom  Klanii.  ■''  funipanx  dc\  ofcd  In  thc  cut  nl  ;ill  thc  roval 
ti'casuie> 

Krom    Loui    \\  .1  n  u .   a   companx    Im-    siirrouiKUn^    thc    rnyal    palacc. 

Krom  M  aha  tick,  a  Company  lor  takiiiü;  the  niiinIxM-  ol'  all  thc 
plebeians  that  have  received  the  Sak  maik. 

Krom  (hang,  a  Company    in   Charge  of"  the   loyal  elephants. 

Krom   Ma,  a  companx    in   diargc  ol'  the  roval   horscs. 

Krom   Alak,  a   conipan\    having    the    Charge    ol'  the    royal   writings, 

Krom  Raja   Hanthit,  a   Company   in    charge   of  the   sacrcd   books. 

Krom  Hör,  a   Company  in  cliarge  of  astrological  affair.s. 

Krom  ("hao  Thi.  a  companv  in  charge  of  preparing  places  for  thc 
king  whenevcr  he  goes  a\\a\    from   his  palace. 

Krom  Tb  am  ma  kau.  a   Company  in  charge  ol   ecdesiastical  affairs. 

Krom  Sangkhari.  a  Company  for  calling  the  piiests  to  where 
thev  are  wanted. 

Krom  Mo.  a   companv  of  doctors   for  the  royal   palaces. 

Krom  Luk  Kiiun.  a  Company  in  charge  of  royal  lawyers  and  Jndge.s. 

Krom  Whram,  a  Company  in  charge  of  Bramin  priests  and  astrologers. 

Krom  Malaphiisa.  a  Company  having  charge  of  the  loyal  crowns 
hats,  clothing,  etc. 

Krom  Seng,  a  Company  in  charge  of  the  royal  swords,  daggers,  etc. 

Krom  Sanam.  a  comp.mx    in  charge  of  the  royal  concubincs. 

Krom  Lekw  at,  a  Company  in  charge  of  taking  the  ninnber  of  all 
ihc  people  in  the  temples. 

Krom   Viset,  a  company  in   charge  of  the  king'.s  food. 

The  Chiefs  of  all  the  abovc  nam -d  companies  reside  in  Bangkok, 
and  the  men  belonging  to  each  are  scattered  all  over  the  land.  But  the 
rolls  kept  hcre  by  these  chiefs  do  not  comprise  nearly  all  the  people  of 
ihc  kingdom  who  are  marked,  probably  not  half  of  them.  Each  of  the 
l'rovinces  or  States  belonging  to  the  kingdom  keeps  a  list  of  such  men 
designated  by  names  corresponding  with  tho.se  in  the  Capital.  But  their 
ehiefs  are  called  by  namcs  denoting  grades  of  honor  infei-ior  to  ihc  in- 
cumbents  of  the  lattcr. 

The  title  Kroin  Ivan,  is  applieii  to  the  chief  rulers  under  the 
gc)vernor  of  thc   l'rovinces  having  charge  of  governmcnt  business. 


Fraiikfiuter:    Beiträge  zur  G^schichii'   uiul   Kultiii-  Siaiiis.  *)  J 

The  Lord  of  all  the  Krom  is  called  Phraya  Raja  Subhavadi 
Changwang,  aiid  the  j)resent  incumbent  is  the  former  Phraya  Burur. 
He  is  supposed  to  keep  a  register  o("  all  the  subjects  in  the  kingdoin. 
coniprising  all  who  are  marked  and  all  üthers.  He  dispatches  governnient 
ufficers  called  Kha-Luang  to  the  capital  of  each  State  oi-  Province  to 
secure  the  marking  (jf  the  peoplc.  and  to  havt-  it  acconipüshed  within  the 
spare  of  a  few  mnnths. 


Auf  Allerhöchsten  Befehi  I 

Das  Fortbestehen  der  Zensusbehörde  unter  der  hauptstädtischen  Ver- 
waltung gibt  zu  Ungelegenheiteu  Anlaß.  Nach  altem  Gebrauch  wai-  das 
Amt,  das  über  die  Fronpllichten  zu  verfügen  hatte,  dem  ^Nlahatthai  (Mini- 
sterium des  Innern)  und  dem  Kralahom  (Kriegsministerium)  untei-stellt :  docli 
dadurch  griff  die  eine  Regierungsbehörde  in  die  Befugnisse  der  anderen 
ein.  Jetzt  hat  Seine  Majestät  bestimmt,  daß  das  Mahatthai  die  Oberaufsicht 
über  die  Regierung  im  Innern  haben  solle,  -und  daß  das  Kralahom  die 
Oberaufsicht  über-  Kriegsbedürfnisse  und  über  den  Heer<?s dienst  hat;  somit 
ist  es  angebracht,  daß  die  Zensusbehörde  unter  dem  Kralahom  steht,  damit 
es  instand  gesetzt  ist,  in  Zukunft  selbständig  die  nötigen  Befehle  zu  erlassen. 
Somit  wird  also  die  Zensnsbt^hörde  als  solche  aufgelöst,  und  uniei  dem 
Kriegsniinisterium   weiter  fortgel'iihrt  zur  Einberufung  zum  Dienste. 

(Regierungsanzeiger  3.  Oktober   189(). ) 


VI. 
Siam  not  tributary  to  China. 

(Bangkok  Calendar  1871.  p.  81— 83.) 

Sir  —  An  ai  ticle  in  your  Journal  of  the  24  th  February,  e.vtracted 
iVoin  the  "Noith  China  Herald«  referring  to  a  Memorial  published  in  the 
"Peking  Gazette«,  stating  that  Corea,  Nepaul.  Cochin-China.  I.iu-Chu,  and 
Siam  are  tributaries  to  China,  and  have  been  so  for  a  long  tinie  and  regu- 
larly  forward  tribute  to  Peking:  but  since  1852  •Siam  has  been  remiss  foi' 
a  long  timc,  having  omitted  to  send  tiibute  for  eighteen  yeai-S".  and  is  n(n\ 
in  arrear  for  four  tribute-. 

As  this  article  has  given  rise  to  soine  disciission  in  Siam,  l  therelbre 
forward  to  you  a  Statement  containing  the  historical  facts  of  the  case. 
which  I   have  every  reason   to   believe  may  be   implicitlv  relied  on. 

Formeily  Burma,  Cochin-China  and  Liii-Chu.  cotniti-ies  bordering  on 
China  made  war  many  times  on  China  to  get  rid  of  being  tributary  states. 
and  obliged  t(j  pay  tribute  as  has  been  the  custom  from  ancient  limes  — 
inftre  than   a   thonsand    vears. 


i)2  I- 1  ,1 11  k  I  II I  I  <•  I  :    lU'ilrii^f   /.nv  ( ii-sclücliti'   und   lüiltiir  Sinins. 

In  ii'i^.ii'il  lo  Huriiia  in  17t)7  sin'  li.ul  ii  (|ii;irrel  on  account  of  tlu; 
Um  iiK'Sf  killiiiij  m)Iiu'  ("liiiiauH'ii.  Tlir  ( 'liincsc  scnt  an  arniy  afraiiist  Hni'ina. 
In  ITtiS  llu'  < 'hiiH'sc  siMil  anothcr  arinv.  .iiid  in  I7(!lt  tlioy  scnt  still  anothci- 
:ii-Mi\,  and  louiilit  llic  Hnrnicst'.  The  llmnii'si'  wcarird  witli  th<'  w  ar  wliicli 
had  conliniii'd  lor  llncc  _\i'ais  and  llu  jk  oplc  hciiii;  nnliappy,  yii'ldcd,  and 
bt'ggJ'd  ti)  pay  trilmtr  (incr  in  tm  yr.iis  as  lid'dri-.  Tlir  ( 'Idncsc  ronscntrd. 
thi'   war  rndcd   and   tln-   ainiy    Irli. 

In  icfiM-fnce  to  Cooliin-China.  at  lirst  TiniiiUca  was  the,  capital.  and 
sin-  was  tributaiy  to  China.  After  a  tiiiK'  a  distingin'shcd  porsonagc  arosc 
at  Tiingkca,  whn  rcbclli'd  and  dostroyed  all  tho  old  iiilers.  The  governor 
dt'Canton  raisod  an  arniv  and  pnt  down  thr  rcbcls.  and  thi'  country  con- 
tiniieil  tribntary  as  betöre,  paying  tlie  ti-ibutc  oncc  in  threc  years.  The 
Chinesr  arniv  then  returned.  vSncli  are  the  facts  ol"  the  rase.  'l"o  say  that 
("orhin-China   is   tri1)Utai-y   to  China    is  coireot. 

In  regard  to  Siani,  the  Hrst  capital  was' cstablished  in  Northern  iSiani. 
In  1350  the  king,  aware  that  liis  capital  was  Inland,  and  in  a  part  of  the 
kingdom  very  much  less  productive  than  Southo'n  Siam.  removed  the  royal 
fannlv  and  cstablished  his  capital  at  Nong  Sano,  and  gave  it  the  name  of 
Deva-ddvaravadi  Sri  Ayuddhya.  Mei-chaiit  vessels  could  come  to  that  place. 
At  that  tuiie,  Chinese  merchant  vessels  canie  and  traded.  The  Siamese 
saw  brass  and  white  metal  Utensils,  silk  and  a  variety  of  articles,  which 
Chinese  merchants  bought  for  sale.  They  wished  to  make  some  use  of 
them.  The  king  of  Siam  appointc<l  and  commissioned  an  ambassador  to 
go  aad  ask  for  friendly  relations  with  the  Kmperor  of  China,  and  opened 
the  way  to  trade,  and  allow  Siamese  Merchants  to  trade  with  facility.  The 
Emperor  then  entered  into  idations  of  friendship.  and  opened  the  port  of 
Canton — and  that  port  only  to  trade.  Siamese  vessels  went  and  traded 
at  (.'anton.  The  Chinese  exacted  such  heavy  duties  that  the  merchants 
lost  by  the  trade. 

The  king  then  took  the  matter  into  coiisideration  and  Said  »should  1 
load  vessels  that  are  merchant  vessels  and  send  them,  the  Chinese  will  levy 
heavy  duties« .  The  king  then  built  two  large  vessels  and  named  them,  the 
Hu  Kong  and  Chai  Kong,  their  Siamese  names  were  Hu  Song  and  Song 
P'ra  Rajasaln(-'].  They  wei-e  laden  with  presents  and  a  large  amount  of  mer- 
chandise.  An  Ambassadoi-  was  appointed  and  scnt  in  charge  of  the  royal 
letter,  with  a  re(juest  to  give  annnal  presents  in  order  to  save  the  duty 
on  the  vessels, 

On  their  arrival  at  Cantou  notice  was  sent  by  the  governor  to  thf 
capital.  The  Emperor  commanded  the  Governor  to  conduct  the  ambassador 
to  Peking  for  an  audience,  and  gave  ordei'S  that  the  Hu  Kong  and  the 
Chai  Kong  be  exempt  from  duty,  and  tliat  nothing  whatever  be  exacted 
from  them. 

The  ambassador  was  permitted  to  go  once  in  three  years.  Siam  ob- 
tained  privileges  for  the  two  vessels  which  conveyed  the  ambassador.  On 
the  change  of  the  Monsoon,  they  returned  and  sold  their  rnerchandise  at 
a  large  profit.    'l'hey  loaded  again,   went  and   traded. 


Frankfiul  er:    [Beiträge  /.ui-  (lescliichlc  mid    Kultur  Si;iMi>.  1)H 

At  another  Monsoon  they  conveyed  an  ambassador  who  wtrit  tu 
Peking,  and  Slam  obtained  privileges  on  both  occasions.  and  wcre  not 
required  to  pay  anything.  The  Emperor  of  China  gave  a  gre.it  amount  of 
presents  in  return.  The  Siamese  perceiving  this  to  be  to  their  advantago, 
fontinued  to  send  presents  as  a  uniform  practice. 

The  Editor  says  that  »Slam  is  a  tributary  State«  to  China,  but  ioi- 
what  reason  can  it  be  so?  Siam  had  never  anything  to  do  in  any  matter 
giving  oflPence  to  China.  The  giving  of  presents  has  been  out  of  a  desire 
lo  seeure  the  advantages  of  trade  and  were  given  for  that  purpose  only. 
Let  eveiy  one  take  this  into  consideration. 

Again:  the  Governor  of  Fuhkien  sent  an  oflicer  to  purchase  timber 
at  Bangkok,  stating  that  it  was  to  be  used  for  building  war  vessels.  It  is 
said  that  the  king  of  Siam  and  his  ministers,  »have  now  awoke  to  their 
error  in  not  sending  presents  for  eighteen  years,  and  thereforc  seek  again 
to  bask  in  the  light  of  the  Imperial  Protection-,  and  so  sent  a  royal  letter 
through  the  Governor  of  Fuhkien  requesting  the  privilege  to  send  an  am- 
bassador with  presents  by  the  way  of  Tientsin:  because  on  the  old  road 
by  the  way  of  Canton  »they  had  been  attacked  and  plundered«,  causing 
great  hardships. 

This  matter  is  not  as  represented  in  the  newspapers.  It  was  on 
account  of  a  new  Sovereign  having  ascended  the  throne,  that  Royal  letters 
were  despatched  to  all  nations  in  friendly  treaty  relation.  In  regard  to 
China,  a  Royal  letter  was  sent  the  same  as  to  other  countries,  alihough  no 
presents  had  been  sent  for  eighteen  years,  and  it  was  not  clear  whether 
the  Government  of  China  would  receive  tliem  or  not,  and  therefore  a  letter 
was  addressed  to  the  Chinese  Government  asking  to  send  an  ambassador 
with  presents  by  the  nearer  i-oad  of  Tientsin.  The  Chinese  Government 
i-eplied  that  »to  allow  the  ambassador  to  go  by  the  way  of  Tientsin  would 
be  contrary  to  custom;  —  let  the  ambassador  be  sent  by  the  way  of 
Canton  as  fornierly,  and  the  Chinese  Government  will  protect  him  from  all 
härm  as  heretofore.« 

The  Siamese  Government  received  the  letter  eonveying  this  infor- 
mation  with  regret,  for  at  the  present  day  China  has  opened  her  trade  to 
merchants  of  all  nations.  and  they  can  traffic  in  all  her  seaports.  The 
privilegt'  to  send  envoys  by  the  shortei-  route  of  Tientsin  has  been  refuscd. 
It  appears  as  though  the  Emperor  at  Peking  and  his  ministers  have  no 
love  nor  consideration  for  the  kingdom  of  Siam,  and  therefore  obliged  them 
to  go  by  a  very  difficult  route. 

On  the  accession  of  the  late  king,  it  was  determined  that  the  Sovereign 
of  Siam  should  no  longer  engage  in  trade,  and  having  consequently  no 
interests  in  j-endering  presents  to  China,  the  practiee  was  discontinued. 
Shortly  aftei'  the  death  of  his  late  ^Nlajesty,  ihe  present  Government,  seeing 
that  a  large  number  of  Siamese  vessels  were  engaged  in  trade  with  China 
and  wishing  to  put  them  on  the  same  footing  as  tliose  of  Western  nations. 
intünated  to  ihe  Chinese  Government,  that  they  wished  to  send  an  embassy 
to  Peking,    via  Tientsin.    provided    it   slionid    he    treated    somcthing    in    the 


!)4  l'r.i  n  k  I  II I  I  fi  :     l!('ifniii;c   /in-  ( Icscliiclifo   und    Kultur  Sinnis. 

saiiie  mniiMcr  as  lliosc  wtiicli  li;i(l  hcen  sriit  Ity  \\ fsU-rn  natioiis.  10  tliis 
tlif  Cliiiiisc  ( iiivcrmiiiiit  wert-  iiiiw  illiii<;  to  a^n-o.  and  therelbrc  nothiiig 
has  biMMi  (lonc  in  i-.'ptiil  to  scndiiifi  an  cmbassy,  aiul  Ihr  matU-r  has  heeii 
(Jroppeil,  uritil  tlu-  (Joxcifiiuent  of  China  aic  williiifi  to  roceivc  them  in 
wliat  the  Sininese  Government  porisiders  a   [)rop<r  nianner. 

I    am.    ^  (»Urs   tfiilv 

S.   Mateman. 
Sccr.   to   Ilis  (irace  the  Regent  of  Siairi. 

HaniiUok.    Maich    lOth.    1870. 


95 


T^ao  Yüan-ming. 

Von  Anna  Bernhardi. 


Eine  Auswahl  von  T'aos  Dichtungen  erschien  als  Ergebnis  meiner 
ersten  selbständigen  Versuche  1912  in  den  Mitteilungen  des  Seminars  für 
Orientalische  Sprachen:  sie  gab  etwas  mehr  als  die  chinesischen  Lesebücher 
zu  bringen  pflegen  und  erweckte  in  mir  selbst  den  Wunsch,  diesen  Dichter 
nicht  nur  auszugsweise,  sondern  vollständig  zu  übertragen.  In  diesem 
Wunsche  traf  ich  mich  mit  Herrn  Dr.  von  Zach,  der  mich  auf  eine  ganze 
Reihe  von  Fehlern  in  meiner  Erstlingsarbeit  aufmerksam  gemacht  hatte. 
Wir  veröffentlichten  in  den  Mitteilungen  des  Seminars  1915  gemeinsam  die 
fünf  ersten  Hefte  von  T'aos  Schriften,  soweit  sie  nicht  in  der  Ausgabe 
von  1912  schon  enthalten  waren. 

Jetzt  habe  ich  mich  bemüht,  die  früheren  Übersetzungen  meist  nach 
Herrn  von  Zach's  Hinweisen,  z.  T.  nach  eigner  veränderter  Auffassung  zu 
verbessern  und  habe  den  Inhalt  der  Hefte  VI — X  übersetzt.  In  der  vor- 
liegenden Arbeit  gebe  ich  im  II.  Teile  das  vollständige  Verzeichnis  von 
Tao's  Schriften  und  habe  Fehlerverbesserungen  jeweils  eingeordnet.  Da 
die  Hefte  VI — X  nichts  enthalten,  was  den  Dichter  von  einer  neuen  Seite 
zeigt,  so  ist  vom  Druck  der  Übersetzungen  abgesehen  und  nur  der  Inhalt 
angegeben  worden. 

Die  1915  benutzte  Ausgabe  von  T'ao  Shu  ist  beibehalten  worden; 
bei  Hinweisen  bedeutet  I  die  VeröiTentlichung  von  1912.    II  die  von   1915. 

Für  Giles,    Biographical   Dictionary   Nr.  .  .  .    steht    nur  Giles  Nr.  .  .  . 

Shiking,  Lunyü  usw.  stehen  für  die  betr.  Bände  in  Legge's  Chinese 
( 'lassics. 

Wo  nur  chinesische  Titel  angegeben  sind,  handelt  es  sich  um  Bürhor. 
die  nur  nur  chinesisch  vorgelegen  haben. 

I. 

T'ao  als  Mensch  und  Dichter. 

T'ao  stammte  aus  einer  Familie,  die  arm,  aber  auf  ihren  l'rsprung 
stolz  war,  wie  sich  in  seinen  Gedichten  »Dem  Herzog  von  Ch'ang-sha« 
(II  4)  und  »Benennung  des  Sohnes«  (11  8)  zeigt.  Bedeutende  Männer,  ins- 
besondere   drei    hervorragende    Generäle  '   gehörten    zu   seinen    Vorfahren. 


1^^.  mu  """  AM 


*)f)  1!  1' riihn  iH  i :    'I'aii    ^'iiall-tllln•: 

Sein  \';il<r  li.iilc-  i>  al'cidini^s  iiiclil  /ii  holiciii  l{;inüc  geltraclit ;  /weiuuil 
als  Stiitllviirstclici'  riiiirrsct/.t.  loj^lc  er  /wiimal  sein  Amt  nieder,  ohne  sieh 
.null  nur  InTcirlii-i  t  /ii  halxMi.  Die  Sitd'nvci'derhMis  initcf  der  iiiedcr- 
i^elienden  (  liiii-I  lei  rschal;  mochte  iliii  wohl  anwichTn  —  it  /of;  sich  in 
die  Kinsanikiit  /iiiiii  1;  und  h-btc  in  lieschcich'tnii  N'ei'hältnissen.  Vei'heiriitet 
wai    IT  mit   seiner  Hase,  einei-  Ttjchter   des  (lenei'als  Mong  Chia. 

In  der  »Oplerrede  an  meine  Seliwestrr«  (I  15)  sa^t  T'rio,  daß  ei'  im 
Aher  von  TJ-lalnen  seine  Mntter  vii-h»r.  Dieser  Umstand  wird  von  ver- 
schiedenen HiUliirern  und  Herausgebern  —  dai  unter  aucli  Tao  (!hii  — 
anpezweileh.  und  sie  stützen  sich  dabei  vor  aUem  anf  die  I^obredc  von 
^  i-n  Yen-ehili '.  in  der  es  heißt:  Die  IMulter  wai-  alt,  der  Solm  jung;  sie 
/n  ci-halten,  war  wirldieh  schwer.«  Da  aber  der  von  T'ao  (I  15)  gebiauchte 
Ausdruck  i[|j'  nur  l'iir  die  leibh'che  Mntter  verwendet  wird,  so  müßte  man 
eine  fehlei-hartc  Sclireil)ung  annelimen.  um  Yen  Yen-cliili  Recht  geben  zu 
können.  Ks  ist  sehr  wohl  möglich,  daß  die  dem  Yen  bekannte  -Mutter' 
eine  zweite  Gattin  des  alten  T'ao  war,  die  er  nach  dem  Tode  von  Yüan- 
ming's  Mutter  geheiratet  hätte,  ohne  daß  dem  Y'en  Yen-chih  dieser  Umstand 
liekannt  gewesen  wäre.  Seine  Trauerrede  macht  überliaupt  den  Kiindruek, 
als  wäre  er  --  der  19  Jahi-e  jünger  war  als  unser  Dichter —  über  dessen 
Jugend  nicht  genau  unterrichtet  gewesen. 

Kojima-  sagt  über  T'aos  .Tugend:  «Dir  Zusammenbruch  der  Dynastie 
war  damals  schon  zu  erwaiten;  es  war  eine  Zeit,  die  getreue  Untertanen 
antrieb,  zum  Besten  ihres  Landes  zu  sterben;  eine  Zeit,  in  der  wohlwollende 
und  tugendhafte  Männei-  versuchten,  das  verirrte  Volk  zu  retten.  In  T'ao's 
dreizehntem  Jahre  wui-de  Hsieh  Hsüan''  mit  der  Verteidigung  von  Chiangpei'' 
betraut,  in  seinem  neunzehnten  Jahre  wuide  die  große  Schlacht  von  Feishui^ 
geschlagen.  Mußte  sich  da  nicht  dei-  Ui  enkel  des  Kriegsuiinisters  T'ao  Kan, 
der  Enkel  des  Generals  ]Mong  Chia  ebenso  erheben  wie  andere  ehrgeizige 
junge  Leute'.'  ....  Aus  einer  hervorragenden  Familie  stammend,  selbst  hoch- 
begabt und  in  einer  ereignisschweren  Zeit  lebend,  sehnte  er  sich  nach 
einem  wahren  Freunde  und  fühlte  mit  Ching  K'o,  der  sein  Leben  für  seinen 
PVeund  hingab." 

In  der  Tat  finden  sich  in  verschiedenen  Gedichten  T'ao's  Andeutungen, 
aus  denen  man  auf  heldeidiaftes,  aus  jugendlicher  Begeisterung  entstandenes 
•Streben  schließen  kann.  »In  Nachahmung  alter  Reime«  (135):  »In  meiner 
Jugend  war  ich  stark  und  streng.     Ich  ergriff  ein   langes  Schwert  und  zog 

'    flJ^:^,    Giles  Nr. -2481. 

K.  Knjinia.  Geschirlite  der  chiiies.  Literatur.  (^J/  ^[i  "y^  ^^  *^  ^^  ^»n  y^ 
^lifv^Mf))  ^^-  ^  8.960-970.  Die  Atisziigo  sind  einer  von  einem  Japaner 
lielortigten  handschriftlichen  Übersetzung  eiituümnien. 

WA  ^     vgl.  Geschichte    der    Chin.    P>d.  79  unter  seinem  Oiieim     ^j' ^- 

'  fUt- 


lU' lüha  rd  i :     lad   Yüan-miiig.  97 

allein  aus  —  wer  will  sagen,  daß  ich  nicht  weit  gekoninien  wärc^'  Von 
Changyeh  ging  ich  l)is  nach  Yuchou;  war  ich  hungrig,  so  aß  ich  das  Wei 
auf  dem  Sliouyang-l^erge,  war  ich  durstig,  so  trank  icli  aus  den  Fluten 
des  Ishiii.«  Alle  in  diesen  Zeilen  enthaltenen  geschichtlichen  Anspielungen 
beweisen,  daß  T'ao  damals  das  Schwert  ergriffen  hatte,  um  iTir  die  Keftung 
seines  Kaiseihauses  mitzuwirken.  Auf  Ehrgeiz  und  Tateiulrang  weisen  die 
«Vermischten  Gedichte"  (II  37  Nr.  IV):  »Das  Streben  des  [Mannes  erstreckte 
sich  bis  an  die  vier  ^Meci'e"  und  (II  37  Ni'.  V):  »^lein  ungezüg-ltes  Streben 
erstreckte  sich  auf  alle  \ier  [Meere  —  die  Flügel  b'citend,  dachte  ich  weit 
zu  fliegen. << 

Aus  seiner  Jugend  scheinen  drei  Dichtungen  des  viei-ten  Heftes  lier- 
ziu'ühren,  die  Lieder  »Auf  die  beiden  Su«  (II  42).  »Auf  die  drei  Guten« 
(II  43)  imd  »Auf  Ching  K'o«  (II  43).  Die  folgenden  Zeilen  aus  Ching  K'o 
klingen,  als  wären  sie  aus  IMacpherson's  Gesängen  des  Ossian.  »Beim  Ab- 
schiedsgelage am  I-Flusse  saßen  die  Scharen  der  Helden  ringsumhei*. 
Chien  Li  1  entlockte  seiner  Harfe  klagende  Töne.  Sungl-  sang  mit  lauter 
Stimme.  .Schaurig  zog  der  heulende  Wind  vorüber,  klatscliend  kamen  die 
kalten  Wogen  herauf.  Beim  Sänge  der  Oden  von  Shang  llossen  Aller 
Ti'änen,    unter  den  Tönen    der  Totenklagc    erbebten    die   starken  [Männer.' 

Die  »Elegie  auf  die  Gelehrten,  die  kein  Verständnis  fanden«  (H  .51). 
stammt  vielleicht  aus  dem  Ende  seiner  Jugend:  tiefe  Enttäuschung  und 
Niedergeschlagenheit  sprechen  daraus,  die  er  sicher  selbst  getühlt  —  nicht 
etwa  nur  dem  Ch'ü  Yüan  ^  naclumpfundcn  hat!  Aiu-h  die  »Ode  zur  Be- 
ruhigung der  Leidenschaft«  (H  5.5,  I  48)  kann  aus  dieser  Zeit  sein,  in  der 
T'ao's  Sprache  gewandt  und  reich  luid  von  der  Einfachheit,  die  er  im 
Alter  bevorzugte,  weit  entfernt  w^ar.  Kojinia  sagt  darüber:  »Man  hat  seine 
Ode  auf  eine  Schöne  lange  Zeit  füi'  etwas  Bedauerliches  angesehen,  für 
einen  —  wenn  auch  leichten  Fehler  in  seiner  sonst  vollkommenen  Kunst. 
Aber  seit  Ch'ü  Yüan's  »Verzweiflung«  war  es  üblich  geworden,  das  Vei-- 
hältnis  zum  Fürsten  wie  das  Verhältnis  zu  einer  Geliebten  darzustellen. 
Werke  wie  "Ein  göttliches  Weil)«  von  SungYiP,  »Auf  eine  Schöne«  von 
C hang  Hon g  ■''  oder  »Ein  göttliches  Weib«  von  Tsao  Chih"  beschreiben  alle 
Reize  einer  Schönen.  Vielleicht  ist  Yüan-ming"s  Ode  entstanden,  als  er 
noch  Student  war  und  auf  allen  rednerischen  Schmuck  Wert  legte,  und  aus 
diesem  Grunde  ist  sie  farbenreich  und  fesselnd.  Halten  w  ii-  sie  neben  die 
zwanzig  Gedichte  »Beim  Weine«  (I  37),  so  möchten  wir  fast  annehmen, 
sie  seien  von    einer  andern  Hand    und    in    einem    <>anz    fremden    Stile.«   — 


^    Nicht  festzustellen. 

-    ^^'il'd  in  den -f^  Jiti  ^B.  in  doi-r>i()gi-aphi('  s(>in  (ii'()ß\al('rs  ^^J^  |/-J  hchandclt. 


'    Ig  m   vgl.  Giles  Nr.  .503. 
"    Jg  jl|l.j    ^gl.  <iiles   Xr.  55. 
Mitt.  (1.  Suin.  f.  Orient.  Spi-.ichtrii.    1022.    I.  Al,t. 


!lS  11  (•  ni  li  a  i'd  i  :     l'ao    ^  riaii-iiiiiiii-. 

In  (In-  Kcilf  von  ^  i-n  N  rii-cliili  heißt  es:  ..Als  Kind  sjjicltc  er  uiclit 
gorii,  als  Krwacli.siMior  fcsfigte  or  si-iii  n-iiics  Her/.  Heim  LcriK-ii  hatte  vv 
keim'  iR'riihinti'ii  I.i'ln«  r.  (.ibcM-)  hi'iiii  Schr('il»i.'ii  richtete  er  sieh  iiael»  aus- 
liesuelitiMi  Meistern,  l  iitei-  dei'  Menife  verlor  er  seine  KiiKsaiiik(Mt  nicht, 
in  (1(M"  riiterliallnnij;  liel  seine  .Sch\v<'ii;saiiikeit  anl'.  .Inni;  einpCand  er  die 
IJitterkeiten  derArnmt;  er  lebte  nlme  ,'^klaven,  ohne  NehenlVan  ....•<  Da 
es  in  der  Kede  an  seine  Söhne  (1  11)  heißt:  ..Ihr.  obwohl  nicht  von  ei  ii  er 
Mutter  gebdii'n  .  .  .  .■  inniinl  T  ao  Clin  an,  dal.>  Yüan-niitii;'  zweimal  ver- 
heiratet war,  und  y.wiw  nach  den»  frühen  Tode  der  ersten  Clattin  mit  dei- 
gel).  Tl.  -di''  mit  ilini  altert<  ■■.  Yen  Yen-chih  kannte  diesen  Umstand  nicht 
Oller   hielt    ilin    nicht    (ür  (  i\\  iilui   nswert. 

Im  lieunzehnten  Ciediclue  der  Reihe  Beim  Weine«  (1  3711.)  sagt  T'ao  • 
»Wollte  ich  meine  Kitern  crniUn-en,  so  konnte  ich  nicht  ehrlich  bleiben." 
^lan  kaini  daians  schließen,  daß  sein  VaUM-  damals,  als  T'ao  etwa  dreißig 
Jahre  alt  sein  mochte,  noch  am  Leben  war  und  Yen  Yen-chih's  Worte  "Die 
ÜNIutter  war  alt«  können  sehr  w'ohl  auf  eine  Stiefmutter  liezng  nehmen.  In 
seiner  ersten  Stellung  als  Bezirkslihator  fand  er  sein  Auskommen  nicht  und 
kehrte  deshalb  zu  Feld  und  Garten  zurück,  wo  ihn  Entbehrungen  vmd  An- 
strengungen schließlich  aufs  Krankenbett  warfen.  Von  neuem  nahm  er 
ein  Amt  an  und  wurde  nacheinander  Archivsekretär  des  Generals,  Armee- 
sekretär des  Generalissimus  und  Gemeindevorsteher  von  Pöngtsö.  Alles 
in  allem  war  er  vielleicht  sieben  Jahre  hin^lurch  tätig,  um  dann  (nach  dem 
Tode  des  Vaters  nicht  mehr  durch  Sohnesptlichten  gebunden)  endgültig 
zum  Landleben  zurückzukehren,  wo  er  neben  seiner  Arbeit  in  Feld  und 
Garten  noch  Schuhbänder  für  den  Verkauf  webte.  Die  Dichtung  »0  Heim- 
kehr« (I  52)  bezeichnet  den  neuen  Lebensabschnitt,  in  dem  T'ao  erst  er 
selbst  wurde.  In  dieser  Spanne  erfreute  er  sich  des  Himmels,  war  mit 
seinem  Lose  zufrieden,  vergaß  die  Welt,  vergaß  die  Menschen,  verachtete 
alle  irdischen  Belange  und  folgte  —  über  Schmach  und  Ruhm  erhaben  — 
den  Neigungen  seiner  Natur. 

Der  Ansi.  ht  der  meisten  chinesischen  Schriftsteller,  T'ao  habe  aus 
Anhänglichkeit  an  die  Chin  unter  den  Sung  nicht  Beamter  sein  mögen, 
und  er  habe  unter  der  neuen  Regierung  die  Entstehungszeit  seiner  Ge- 
diclue  nicht  mehr  nach  Regierungsjahren,  sondern  nur  mit  cyklischen 
Zeichen  angegeben,  widerspricht  Kojima  —  wie  es  scheint,  mit  guter  Be- 
gründung. Er  sagt:  »]\LTnche  Schriftsteller  sind  der  Ansicht,  daß  Yüan- 
ming  zu  stolz  war,  zwei  Königshäusern  zu  dienen.  Deshalb  hätte  er  die 
vor  I-hsi '  entstandenen  Werke  mit  den  Regierungsjahren  der  Chin,  die 
nach  Yung-chu-  entstandenen  nur  mit  Kalendeijahreu  bezeichnet.  Nun, 
sie  setzen  bei  dem  Einsiedler  ganz  gewöhnliche  Empfindungen  voraus  und 
verstehen  den  wahren  Yüan-ming  nicht.  Nachdem  Yüan-ming  sein  Amt 
niedergelegt  hatte,  war  er  kein  3Iann  dieser  W^elt  mehr:  er  war  ein  Mann 

'    ^m   =  373  11.  Cl.r. 
-     ^  ^<7;   =  384  11.  Chr. 


B  (■  lulia  rd  i :    1"  a<>  Yüuii-miiig.  ')>) 

aus  den  Zeiten  vor  dem  1-Huang  ',  er  gehörte  zu  dem  Volke,  das  Wu-huai- 
shi-  und  Kö-tien-shih^  beherrschten.  Was  bedeutete  es  ihm  da,  ob  das 
herrschende  Geschlecht  Chin  oder  Sung  hieß?  In  seiner  Sage  vom  Pfirsich- 
hlütenquell  sagt  er:  »Ich  habe  den  Zusammenhang  mit  der  Welt  abgebrochen. 
Ich  frage  euch:  Wer  herrscht  jetzt?  Ich  weiß  nichts  von  Han,  selbstver- 
ständlich nichts  von  AVei  oder  Chin'».  —  Ferner  beginnen  die  Gedichte, 
die  er  mit  Kalenderjahren  bezeichnet,  mit  Köng-tzu  und  enden  mit  Ping- 
ch'ön,  veiteilen  sich  also  über  einen  Zeitraum  von  siebzehn  Jahren  •'  unter 
der  Regierung  des  Chin-Kaisers  An  und  haben  mit  den  Sung  nichts  zu  tun. 
Es  zeigt  sich,  daß  die  mit  Kalenderjahren  bezeichneten  Gedichte  nicht  aus 
der  Zeit  nach  Yung-chu  stammen  und  daß  Gedichte  aus  der  Zeit  vor  I-hsi 
nicht  mit  R'gierungsjahren  der  Chin  bezeichnet  sind.  In  seinem  Gedicht 
»Zurückgezogenheit.  Am  9.«  (II  12)  findet  sich  eine  Zeile:  » Teilnahmelos 
blicke  ich  auf  den  Wechsel  der  Jahreszeiten.«  In  den  »Neun  Gedichten 
in  Nachahmung  alter  Reime«  (I  36)  lesen  wir:  »Plötzlich  fand  ich  Berg 
und  Strom  verändert«.  Vermutlich  sind  diese  Gedichte  unter  der  Sung- 
Herrschaft  geschrieben;  aber  sie  tragen  keine  Angabe  der  Kalenderjahre. 
Die  Ansicht,  daß  er  zu  stolz  gewesen  wäre,  um  zwei  Fürstenhäusern  zu 
dienen,  wurde  zuerst  von  Sbön  Yüeh*'  in  den  Sung  shu  ausgesprochen; 
ihm  folgten  Li  Yen-shou^  in  den  Nan-shih,  die  fünf  Erklärer  des  Wön- 
hsüan*^,  Huang  T'ing-chien^  Ch'in  Kuan  '°,  Li  Shou^',  Chön  Te-hsiu  ^^  usw. 
Sie  sind  ganz  und  gar  oberflächlich  I « 

Die  Dichtungen,  die  zwischen  »0  Heimkehr«  (I  52)  und  »Opferrede 
an  die  eigene  Seele«  (I  20)  liegen,  zeigen  alle,  wie  T'ao  bescheiden  im 
engsten  Kreise  lebte  und  sich  an  Blumen  und  Vögeln,  Bergen  und  Wolken 
erfreute   und    ein    natürliches,    von   jeder   heuchlerischen    Schranke    freies 


^.  -^^  J^   sind   in  der  älteren  Literatur  nicht  bekannt,  sondern  sclieinen 

T'ao's  Erfindung  zu  sein  oder  aus  einer  verlorengegangenen  Sage  zu  stammen. 

*  Die  Auffassung  des  japanischen  Verfassers,  nach  der  ein  Dorfgenosse  zu 
dem  Fisclier  sprechen  und  zwar  T'ao's  Ansichten  aussprechen  soll,  scheint  anfechtbar 
zu  sein ;  es  handelt  sich  hier  doch  wohl  um  den  Bericht  des  Erzählers. 

^    400-416  n.  Chr. 

'•  $'^#   Giles  Nr.  1232. 

^^3-    \vird  in  den    p^  ^   Rd.  42  in   der  i'.iograpiiio  des    ^  Mi  M 

behandelt. 


l()t)  l>c  in  li  ;i  1(1  i :    'V':\o    Vii:in-iiiiiiL;'. 

lA'btMi    \(M-tr:it.      Dr.    xon  /ach    sclin'ibt.    in    (Miinii    Hiirl'c    ülicr   \  (iMii-miiii;: 

••'r'ao  t"iißt  iiiil  srincm  ^■^'^■{■j\^)^{\i\l)  ^'  '"''')  ■^''"'''  ''"'  ''''"'  l'li'l"-^<>l'li'<' 
tk'S  .I-kiiig  (vjrl.  LoL'g«.'  S.  ;U")4,.,).  Dieses  sich  heiter  in  dru  Lauf  der  ^\'elt 
und  dei-  eii^enen  KI•U4)^is^e  Schieki'ii  isl  nichts  aiuh'i<s  als  S|iiii<i/.a"s  Liebe 
/u  (Ii)lt.  Die  i'.rkeiintnis,  daß  kein  WideisIrelH'ii  etwas  an  dem  (leschieke 
ändern   könne,    <his    uns    dnreh    die    Natni'   des    W'eUalls    /iigeiuessen    wird. 

l»rini;t    alle    Scliwachinut    /.um    Weichen    inid    macht    (Voll    und    stark 

.\l>o  etwas  Housscau.  etwas  Spinoza,  etwas  Omar  Khay\am.  So  stellt  sieh 
nur    r'ao  ^  iiaii-min!;'  dai'.- 

Die  Drei  Lieder,  beim  Ziehen  des  Leiclienwa:;ens  zu  sitiijen"  (1  '24) 
und  die  •OpCerrede  au  di»^  eigene  Seele-  (I  '20)  sind  anschein(Mid  zui- 
illeichen  Zeit  und  in  glcichei"  Siitnuiung.  dein  Vorgefühl  des  nahenden 
Todes,  geschrieben  worden.  Des  Dichteis  Vorurteilslosigkeit,  seine  Gleich- 
gültigkeit gegen  alle  Auloerliehkeiten  diückt  sich  noch  in  den  xow  ^'en  ^'en- 
ehih   ülierrnittelten   letzten   Verfügungen   über  sein  Begräbnis  aus: 

■  Solange  ich  lebte,  ersehnte  ich  keine  Fülle,  im  Stei-ben  habe  ich  an 
nichts   Anhänglichkeit.« 

"Man  beschränke  die  Todesanzeigen  imd  weise  (leschenke  zurück, 
man  erleichtere  die  Trauer  und  vereinfache  die  Trauerkleidung.« 

>'"\Vo  man  auf  ein  geeignetes  Stück  Land  li-itff.  grabe  man  sogleich 
eine  (!ruft  nnd  senke  mich  liinal». « 

Lber  die  ^^'ahl  seines  Totennamens  sagt  Yen :  -■  Ks  gab  bei  ihm  k<'in 
Abweichen  von  seinen  anlänglichen  Neigungen.  DahcM'  mußte  er  im  Kate 
der  Freunde  mit  dem  i-echten  Totennamen  riiinü-chieh.  "dei'  in  Tr'eue 
Feste«,  genannt  werden." 

In  selbstgewähltcr  Beschränkung  vollendete  er  sein  Leben.  Das 
Kommen  und  Gehen  der  Jahi-eszeiten  brachte  ihm  Abwechshing  genug; 
er  erfreute  sich  an  ziehenden  Wolken,  er  fühlte ,  die  in  der  saitenlosen 
Laute  schlummernden  Gesänge,  ei-  ei-heiterte  sich  bei  einem  gefüllten  Wein- 
kruge. Jeden  Ehrgeiz,  jedes  Bemühen  um  Ruhm  oder  Anerkennung  ver- 
achtete er  und  lebte  ohne  ein  Streben,  das  über  seinen  bescheidenen  Alltag 
hinausging;  aber  der  Widerhall  seiner  Stimme  kaim  aus  der  chinesischen 
Dichtung  der  folgenden  fünfzehn   .Talnhunderte  herausgehört  werden. 

IL 

Verzeichnis  von  T'ao  Yüan-ming's  hinterlassenen  Schriften. 

LHeft. 

Gedichte    in    Zeilen    vi>n    vier   Zeichen. 

1.  rnbewegie  Wolken  II  2 

2.  AX'andel  der  Zeiten   U  2 
.).  Der  blühende  Baum   II  .! 

4.   Dem  Herzog  von  Ch'ang-sha   II  4 

').  Dankgedicht  an  Ting  II  G 

6.   Antwortiiedicht  an  den  Archivsekietär  P'ang  II  6 


Ueinliard  i :     T  ao  Yü;m-iniiig.  101 

7.  Aulmujitei'ung  zur  Lauchvirtscbaft  II  7 

8.  Benennung  des  Sohnes  II  8 

9.  Der  zui-ückgekehite  Vogel  II  10 

2.  Heft. 

Gedichte  in  Zeilen  von   l'ün  f  Z  c  ichen. 

1 .  Körper,  Schatten  und  Geist  II  1 1 

2.  In  Muße  am   »9.«   II  12 

3.  Rückkehr  zum  Aufenthalt  in  Garten  und  Feld.     Fünf  Gedichte  I  28 

4.  Spaziergang  am  Ufer  des  Hsieh-Ch'uan  II  13 

5.  Den  Gelehrten  Chou.  Tsii  und  Hsieh  mitgeteiltes  Gedicht  II  14 

6.  Als  ich  bettelte  II  15 

7.  Die  Lustwandelnden  unter  den  Zypressen  122 

Vers  3  und  4 :  Wenn  wir  damit  die  Herzen  der  Toten  rührten, 
wie  sollten  wir  darüber  {^)  niclit  frölilich  sein! 

8.  Klagegedicht  nach  der  Art  von  Ch'u  II  15 

9.  Antwortgedicht  an  den  Archivsekretär  Fang  II  16 

10.  Gedicht,  verfaßt  am  ersten  Tage  des  fünften  jMonats  II  17 

.•\nm.S  Hes:  ^K  ^.  vgl.  Tsochuan  V,  460.-.  und  5717  und  streiche 
den  Hinweis  auf  Chavannes,  bei  dem  der  Ausdruck  in  einem 
andern  Sinne  gebraucht  wird. 

11.  Während  der  Regenzeit  einsam  zechen  1   II  18 

12.  Unr/.ng  in  ein  anderes  Dorf.     Zwei  Gedichte  II  IS 

Z.  5  V.  u.  lies:  werfen  wir  (nur  eilig)  den  Rock  über. 

13.  In  Beantwortung  eines  Gedichtes  von  Liu  .T-min   II  19 

14.  Dankgedicht  an   Liu  II  19 

15.  In  Erwiderung  eines  Gedichtes  von  Kuo.     Zwei  Gedichte  II  19 

16.  Gedicht  zum  Abschied  eines  Gastes  II  20 

Anm.  2:  Die   «andere  Stelle«    ist  Shihking  IV  8.  195. 

17.  Geleitworte  an  Yin  11  21 

18.  Dem  Annalisten  Yang  II  21 

19.  Am  Ende  des  Jahres  II  22 

20.  Der  Sommertag  II  23 

21.  Klage  um  meinen  Vetter  Chung-te  123 

Anm.  2  auf  S.  24:  Der  .Ausdi-uck  ^^  findet  sich  schon  im 
Liki,  Couvreui-  I  8.  116. 

8.  24,  Z.  9:  auf  den  Stufen,  die  zu  deiner  Tür  führen  .... 

3.  Heft. 

Gedichte    in    Zeilen    von    fünf  Zeichen. 
1.   Gedicht,  das  ich  machte,  als  ich  am  Orte  Ch'ü-o  vorüberkam  II  23 

S.  23,  Z.  9  V.  u.:  "Mit  dor  Zeit  wurde  ich  von  meiner  dunkeln 
Bestimmung   abgelenkt   und   rastete  wider  Willen   auf  der  gi-oßen 

Heerstraße  '. 

>m     i^-t   ;nir/.ur;isscii    wie   im     r>()-cliii;iii.    \'.   H7(),, :     '/jn    =:z    nU  . 


l()]i  r.r  III  li  ,1  lil  i  :     'l'iln    \'ii;lll-lll1llLC. 

l'.    Auf  dir    Ilciiiikrlir    in    KiH'i-liii    .•ml"iirli;illrii.      /wri    (icdiclilc    II  •_' I 

Des    N;iclil>    .-iiir  (lci-    K'cisc    (liinli     r'ii-k'iui    kdiimirnd    11  iT) 
•l.    Hoim    l'ii"ililiiijrs;mr;iiin.      /wcl   (iodiclih^    II  "Jö 

lii'diclit   /u   l-hroii  nu'ines  Vcficis  ( 'hiiiLi-vii.-iii   II  i'il 
Aul"  «ior   I)i(>nstrcise  II  27 
K'iic'kUelir   iti   das   :\\{c    W'oliniiaiis   II  J7 
Als  niciii    Ilaus  diiix'li   Fcikm'  •/crslörl    winde   II  i2S 
i*.    Am   nt'iiiitcn    Tage   drs   iiciiiiten    ."Monats   verlJißt   II  J8 
]<•.   Als  ich  auf  dein  westlichen   Felde   Reis  erntete  II  'Jll 
II.  Als  ich   iiu   Hauernhaus  von   Hsia-suu   die  Ernte  einhiachle   II  l'l) 
\'2.   Hi'iiu    Weine.      Zwanzig  (rcdichte   I  .'57 

I.  eliines.  '/..    I:   Zu  ^}r\\^'  vgl.  Shikin-  IV  .S.  171. 

II.  ehincs.  '/..    !    lies   *j^;  statt  3u  • 

V.  Vers  '1  :   Zieht   sich   das  Herz  von  allein  zurück,  .so  versliirnnit 
die   Welt. 

S.40  Anin.'J  füge  die  Nunuuern  309  und2038  des Biogr.Dict. hinzu. 

VIII.  Vers  5:  Wo  Baum  an  Bauin  steht,  mei'kt  sich  der  Mensch 
nicht  einen  einzelnen. 

Vers  10:   ^\'oz^^  sollten    wir   uns  durch  die  Fesseln  dieser  Welt 
binden  lassen !' 

IX.  Vers   4    ist    mit    einem    Punkt    abzuschließen.      Die    Verse 
•)  uiidG  sind  zusammenzuziehen  :  Er-  bringt ....  und  setzt  voraus  .... 

XI.  Vers  (5:   Waren  sie  während   ihres   Lebens  dürr  und  mager. 
S.   17  chines.  Z.  .")   oli(-n   lies    T^f  ^.V    ^''"''f    '(''1  t>'j  " 
lo.   Entwöhnung  vom   Weine  II  31 

14.  Erzählung  beim  Weine  II  31 

15.  Tadel  der  Söhne  II  34 

IG.  Als  mir  eine  Erkenntnis  wuich'   II  '!.') 
17.  Der  Cha-Tag  II  30 

4.  Heft. 

Gedichte   in    Zeilen    von    fünf  Zeichen. 

1.  Nach  antikem  Muster.     Neun  Gedichte  I  31 

S-  32  Anm.  2:  Als  er  sah,   daß  der  Kaiser  auf  der  Flucht  (von 
•Staub  bedeckt)  war,  lehnte  er  ab  usw. 

III.  Der  Schluß  ist  sehr  unsicher,    könnte   auch   heißen:    Sicher 
müssen  des  Edlen  Gefühle  ebenso  sein. 

S.  34  chines.  Z.  2  lies  7^  statt  7^. 

S.  3.")  chines.  Z.  3  lies    eI'  statt  Jtf  • 
S.  3G  chines.  Z.  2  lies    ^K   statt  J^. 

2.  Zwölf  vermischte  Gedichte  II  36 

3.  Preis  des  armen  Gelehrten.     Sieben  Gedichte  II  39 

VII.  Hungersnot  rührte  seine  menschlich  fühlende  (iattin.     (Sic 
sprach:)  »Tränen  fließen  vormirl    Wenn  du.  mein  Mann  .  .  .  ."  usw. 


r>  ein  h  aifl  i :     T  ao   Yüan-iiiiii,ü-.  103 

4.  Lied  auf  die  beiden  Su  II  4'2 

5.  Lied  auf  die  drei  Guten  II  4'.] 

6.  Lied  auf  Ching  K'o  II  43 

7.  Beim  Lesen  des  Shan-hai-Cbing.      Dreizehn  Gedichte  II  44 

X.   Das  Ungeheuer  Hsing  T'ien  tanzt  mit  Schild  und  Speer,   und 
so  bleibt  seine  Verruchtheit  ewig  sichtbar. 
S.  Drei  Lieder,  beim  Ziehen  des  Leichenwagens  zu  singen  I  24 
9.  Gemeinsame  Dirhtung  II  50 

10.  Sechstes  Gediclit  der  Rückkehr  zum  Aufenthalt  in  Garten  und  Feld 

11.  Frage  an  den  Gesandten 
1  '.  Die  vier  Jahreszeiten 

Die  Gedichte  10,  11  und  12  sind  nicht  von  T'ao  Yüan-niing  und 
daher  in  die  Ubcrsetzuns;  nicht  eino'eschlossen  worden. 


5.  Heft. 

Dichtungen    in   unregelmäßigen    Formen. 

1.  Elegie  auf  die  Gelehrten,  die  kein  Verständnis  fjinden  II  51 

2.  Ode  über  die  Beruhigung  der  Leidenschaften  I  48 
Das  dazu  gehörige  Vorwort  II  55 

3.  O  Heimkehr!  I  52 

S.  53  Z.  5:    -^  ^^   nicht  Ortsvorsteher,  sondern  Annalist. 
S.  54  Z.  22:   und  erblicke  den  Giebel  des  Hauses. 

Z.   4  V.  \i.:  der  Stab  stützt  mich  zum  Lustwandeln  (»)^  ^tt), 
von  Zeit  zu  Zeit  hebe  ich  das  Haupt  ....  nsw. 
S.  55   chines.  Z.  2  lies    |^'^.   statt  pi^f^^^ 
chines.  Z.  3   lies    tI'^^  ^    statt    TJjfjj^- 
Z.  8 :  Der  Welt  Getriebe  liegt  nun  fern  von  mir.     Was  könnte 
ich  mit  neuerlichem   Auf-die-Keise-gehen  bezwecken?  (^"  ist  hier 

Partikel,  ^M^  bedeutet  "Auf  Reisen  gehen«,  vgl.  Shihkiug  IV  288.) 

6.  Heft. 

Sage.     Lebensbeschreibungen.     \'eröffentl  ichun  gen.     Lobreden. 

1.  Die  Sage  vom  Pfirsichblüteuquoll   1  5G 

S.  5G  Z.  1  :  In  den  T'ai-yüan- Jahren  der  Chintl\  nastie. 
S.  58,  Gedicht  Z.  1    lies   Ving  statt  Dching. 

Z.  3  lies  Huang  statt  Chuang. 
S.  59  \'ers  3:  Maulbeerbäume  und  Bambus  werfen  dichte  Schatten. 

2.  Lebensgeschichte  des  verblichenen  Mong,  Stabssekretär  beim  einstigen 
Übelbefehlshaber  der  Chin  gegen  (die  Barbaren  im)  Westen. 

►.Cir  :l?r    wai-  Yüan-ming"s    Großvater    mütterlicherseits    inul    mit 
einer    Tochter   T'ao  K'an's    verheiratet.      Seine    Lebensaeschichte 


(tj  l'ii' III  li;i  nl  i :     I'im    \'iiiiii-iiiiin>:. 

liiulft  sich  im  '.'S.  Haiidi'  dci'  i"^/'  ,ly»  Clilos  hfli.-indi'It  iliii  im 
Hioni'.  Dict.  iiiitir  Ni'.  IfiKi.  l'iilu  r.iiimMilicit  seinen  \'()i'<>,esct/,t('r\ 
i;<'.ü;iMiiil)rr.  (Vfio  riii^Miigstdi-iiicii  und  I.ichr  /.iiiii  W'i'inc  sind  Kiü;cn- 
sclinl'lt'ii.  dir  \  ii;in-ininif  ;ins('li('iiien(l  Noin  ( li-oLnalci'  j^iecM'bt  li;it. 
lind  t-r  cr/iUili  vcrscliiecb'no  kleine  I^rl(!)iiisse  Monf;'s,  die  geivide 
diese  Züge  belenehten.  Mit  IletViediguiii;  sdlll.  er  l'est,  d;iß  nichts 
mIs  sein  iViiher  Tud  —  er  wurde  nur  öl  .lalne  idt  —  Mong  vci- 
liindert  liiitte,  /u  den   höchsten  Stellen   bei   Hofe  anf/iisteigen. 

■">.    Lelicnsgeschiehte  des  Meisters   \nii   dm   iTnd"  Weiden    1    I 
S.  4  '/..  9   lies:   \'erstiindnis   b(>iiiiilile   er  sich   nicht. 

/.  "Jn :    und    machte    sich    Keine    (Kidanken    darüber,    ob    er 
gehen  (»der  bleiben  sollt". 

Den  Schluß  hat  Hsiao-tnug  niclil  in  seine  Hiographie  auf- 
genommen;   er  lautet:    "Zu  seinem   Lobe  heißt  es: 

Bei  Ch'ien  Lou  '  steht:  , Nicht  verzagt  in  Armut  und  Niedrigkeit, 
nicht  gierig  auf  Reichtum  und  Ehicnl"  Entspricht  Cirien's  Rede 
nicht  der  Art  jenes  Mannes?  Indem  er  ([ftw  Becher  leerte  (uid 
(Jedichte  schrieb,  überließ  er  sich  seinen  Neigungen.  Ob  er  wohl 
aus  dem  Volke  des  Wu-huai-shih  warl'  Ob  er  wohl  aus  dem 
Volke  des  Ko-t'ien-shih  war?« 

4.  Neun   beim    Lesen  des  Shih-chi"s  Ncrlaßte   Aufsätze. 

Jeder  dieser  kleinen  Aufsätze  besteht  aus  8  Zeilen  \on  Je  vier 
Zeichen  und  ist  gereimt.  Die  besprochenen  Helden  sind  meist 
solche,  die  sich  durch  Gesinniingstreue  auszeichneten. 

5.  Lobgedicht  zu  einem  Fächerbilde. 

48  Zeilen  zu  vier  Zeichen.  Hier  ist  der  Grundgedanke :  Freude  am 
Landleben.  Tan  nennt  neun  Personen,  die  trotz  ihrer  hohen 
Stellungen  eine  Vorliebe  für  das  Landleben  und  die  Landarbeit 
hatten,  und  schließt: 

»Im  Schatten  steht  meine  Hütte. 

Yanff-Yang  rieselt   der  Bach: 

Eine   Laute  —  ein  Buch  — 

Blicke  ich  tm  mich,  so  habe  ich  daran  meine  Gefährten. 

Ich  trinke  aus  dem  Flusse,  bis  ich  genug  habe-', 

Und  alles  Weitere  habe  ich  aufgegeben. 

Um  tausend  Jahre  denke  ich  zurück 

Und  wandle  einsam,  mich  auf  diese  Vereinigung  (mit  dem  Alter- 

tume)  stützend.« 


Üli^   vgl.  (iilcs  Nr.  .3(5:]. 

-  Anspielung  auf  eine  Stelle  l)oi  Clmaiig  'l'zii,  wo  es  heißt,  daß  fler  Maul- 
wurf zum  großen  Flusse  laufe,  aber  nicht  mehr  daraus  trinke,  als  zur  Stillung  seines 
Durstes  nötig  sei.     Vgl.  auch  K.  ^\'illlellll,  U-suang  Di  (Jena  1912)  1  2. 


Beriihardi:    T'ao   Yiian-ming.  105 

6.  Lob  des  Shang  Cl/ang '  und   des  CbMn  Ch'ing^. 

8  Zeilen  zu  fünf  Zeichen.  Shang  Ch'ang  vertiefte  sich,  während 
er  als  untergeordneter  Beamter  lebte,  völlig  in  das  Iking.  Ch'in 
Ch'ing  verlor  sich  in  Wanderungen  durch  die  heiligen  Berge. 

7.  Heft. 

Schreiben.     Opferreden. 

1.  Schreiben  an  meinen  Sohn  Yen  und  seine  Brüder  111 

S.  13,  Z.  10  V.  u.  lies  den  ganzen  Absatz  in  der  Gegenwartsform: 
Ihr  seid  jmig,  unser  Haus  ist  arm  usw. 

2.  Opferrede  an  die  Seele  meiner  Schwester  Cl/öng  1  15 

S.  15  chines.  Z.  3:  ^'^jj'  schreibt  Su  Tung-p'^o,  bei  T'ao  Clm 
steht  ^iit. 

3.  Opferrede  an  die  Seele  meines  Vetters  Chiug-yüan  I  17 

4.  Opferrede  an  die  eigene  Seele  I  20 

S.  22  Anni.   1 :    Nach   anderer  Erklärung    soll  sich   -^  B^    auf 

den  in  den  Chia  Yü  erwähnten   i^fflE   beziehen,   der  selbst  drei 
Jahre  an  seinem  Steinsarge   ar1)eitete,  ohne  ihn  fertig  zu  bringen. 

8..  Heft. 

Beschreibung  von  fünf  Arten  der  Kindesliebe. 

1.  Beschreibung  und  Lob  der  Kindesliebe  bei  Kaisern. 

Die  angeführten  Beispiele  sind:  Yü  Shun,  Hsia  Yüng,  Yin  Kao- 
Tsun,  König  Wön  von  Chou. 

2.  Beschreibung  und  Lob  der  Kindesliebe  bei  Fürsten. 

Herzog  Tan  von  Chou,  der  pietätvolle  Herzog  von  Lu,  König 
Hui  von  Ho-chien. 

3.  Beschieibung  und  Lob  der  Kindesliebe  bei  Ministern  und  hohen  Beamten. 

K'ung  Tzü,  Mong  Chuang-tzü,  Kung  K'ao-shu. 

4.  Beschreibung  und  Lob  der  Kindesliebe  bei  einfachen  Gelehrten. 

Kao  Ch'ai,  Lo-chöng  Tzü-ch'un,  K'ung  Fön,  Huang  Hsiang. 

5.  Beschreibung  und  Lob  der  Kindesliebe  bei  Leuten  aus  dem  Volke. 

Chiang  Ko,  Lien  Fan,  Ju  Yü,  Ju  T'ao. 

9.  und  10.  Heft. 

Verzeichnis    von   Heiligen    und   Weisen. 
Dieses  Verzeichnis  wird  als  nicht  echt  angefochten;  aber  selbst  wenn 
es   echt  sein   sollte,    wäre   der  Inhalt   kaum   Übersetzenswert.     Es    handelt 
sich  um  gruppenweise  zusammengestellte  Namen ;  in  den  ersten  3  Gruppen 

-jp]"  -^  koiiiint  in  den  j^  ^t  (^   ""d  '"  don  |^»  '^||  3^   IUI.  113  vor  und 
wird  in  letzteren    'tef  -^   geschrieben. 

'    ^M   ''■'"■'^  '"  ^''''   ^iM9  ""^''''  Jt^Kttßfll    ^"'•^^•^ihnt. 
Mitt.  d.  Sera.  f.  Orient.  Sprachen.    1922.    F.  Abt.  8 


1  0()  l?t"  rii  li  ard  i:    T'ad    ^'ii;ln-Illillü:. 

sind  sie  ilunli  Wmso  /.iis;miiiK'ni>;('Z()>j;(Mi,  in  den  (»8  weiteren  meist  nni'  nuf- 
ijezähli.  /iMM  Heispiel:  -Yü.  Chi.  ('ii'i.  Kau  T'ao.  l'o  ,1,  Ciiiii,  .1.  K'uei. 
NelpenstiiitMiii    die   8  Lelirei';    vj;l.  Klei;ien    von   Cii'ii,   Sieben   Krinalmiingen.« 


llionnit  ist  der  iuliall  von  T'aos  Sclirilten  in  einer  für  seine  Ein- 
reiluing  in  die  Weltlitei-aturgescliichte  ausreichenden  Weise  festgestellt.  Für 
den  Sinologen  wären  noch  Listen  wünschenswert,  die  über  alle  bei  T'ao 
vorkommenden  Personen  Auskunft  gäben  und  seine  besonderen  Ausdrücke, 
vor  allem  die  Doppelworte  brächten;  aber  der  Mangel  an  Raum  gestattet 
/.nizeit  keine  so  umfangreiche  Veröffentlichung. 


Mitteilungen 
des  Seminars  für  Orientalische  Sprachen  zu  Berlin 

Zweite  Abteilung 

3 


Westasiatische 
Studien 

Redigiert  von 
Prof.  Dr.  O.  Kampffmeyer  und  W.  Bolland 


1922 


Berlin 

In  Kommission  bei  der 
Vereinigung  wissenschaftlicher  Verleger  Walter  de  Oruyter  u.  Co. 

vormals  O.  J.  Oöschen'sche  Vcrlagshandlung.    J.  GuHentag,  Vcrlagsbuchhandlimg. 
Georg  Reimer.     Karl  J.  Triibner.     Veit  u.  Comp. 


Inhalt. 


Seite 

Ki-iii^ciie  i)eiiici-kuiigeii  zu  l'ext  und  Cbersetzuipj-  \(ni  IJukhari.    Von  0.  Ixesclicr         1 
(ieschiclite  des  Kalfaiscji-Äthiopischeii   Krieges.      Eine  Überlieferung  der  Kaf- 
lifscho  oder  Gonga.    tHjersetzt  und  erläutert  von  Fr  i  edrich  J.  Biebe  !■ .     .       18 


Kritische  Bemerkungen 
zu  Text  und  Übersetzung  von  Bokhäri. 


Von  0.  Rescher. 


Wie  ich  bereits  in  der  Vorrede  zu  meinem  Bokhäri-Wörterbuch 
gesagt  habe,  halte  ich  ebenso  die  ganze  Anlage  als  auch  die  Ausführung 
der  3  Bände  von  Krehls  Bokhäri-Ausgabe  für  vollständig  verfehlt.  Nach 
dem  mustergültigen  neuen  Kairoer  Druck  von  1323,  der  durch  seinen  voll- 
ständigen Varia ntenapparat  auch  die  ältere  Ausgabe  von  1296'  ziemlich 
antiquiert,  könnte  man  nun  Krehls  Edition  getrost  für  immer  beiseite 
legen,  wenn  nicht  zwei  Umstände  gegen  die  Zugrundelegung  des  Kairoer 
Drucks  für  die  Zitierung  sprächen:  1.  daß  der  ägyptische  Druck  —  un- 
begi  eif licherweise !  —  ohne  jede  Kapitelzählung  ist  ufid  2.  daß  er  auf 
(fast)  allen  Bibliotheken  in  Deutschland  fehlt,  so  daß  man  ihn,  praktisch 
genommen,  leider  als  nicht  vorhanden  bezeichnen  muß.  Dadurch  ist  man 
also  tatsächlich  gezwungen,  doch  wieder  auf  die  minderwertige''^  Leydeiier 
Ausgabe  zurückzugreifen  (Juynbolls  mustergültiger  Bd.  IV  ist  von  diesem 
Urteil  natürlich  nicht  mitbetroffen),  zu  welcher  ich,  wie  auch  zu  Houdas' 
(oft  etwas  wackliger)  Übersetzung,  im  folgenden  eine  Reihe  von  Bemerkungen 
und  Berichtigungen  geben  möchte:  [Muslim:  Stambul  1329ff.]. 

Bandl:  1/5/9* 'JiJiJ^sJ  =  1/3  Mitte*   »tu  soutiens  hs  faihles<^  ist 

ungenau,  vgl.  Nih[äje]  AjZ'Ij^:  i-äiAJJ  L»  Jü  ^  c^^JJ!  JaJI  und  Lane: 
yhurden;  persans  whom  one  has  to  ST/pport" ;  17  pu.  [C.  1296:  1/14/.5  ergänzt] 
,.  -^J^]  jji\  IJ^  iLlf  J  «;  1/19/3*:  ^\J\  j;lr  (Acc);  1/24/9*:  JU,j  nach 
Nih.  4/209/6*  mit  Tesdid;  1/31/1:  lies  Jiy  U5"L.  wie  richtig  C.  24pu.; 
41/4:  'JS  \  (Acc.)  vgl.  C.  34/1;  1/50/3:  c^\  vgl.  Nih.  1/279/12*,    die  in 


erster  Linie    o-iJl   vokalisiert;   63 '4:  lies   ^».-fist^   (Dr.)^;    1/75/8*:    ^.j^U-l 

'    In  Breslau  stand  mir  leider  mir  diese  zur  Verfügung. 

■^  Allein  die  zahllosen  Druckfehler  sind  höchst  ärgerlich:  2/08/7*  [=  von  unten!] 
Jli"  statt  JliT;  3/237/ü*:  ^b  statt  ^;  3/136/5  ^^\  statt  ^J;  2/95/9  JJuJi  statt 
JJll ;   2/167/10  [^J^  V  statt  l^^J  V;  2/419/.i*  JUä  statt  J^^  usw. 

^  D.  h.  1/5/9  von  unten!  —  •»  1/3  =  Übersetzung  Bd.  I  usw.  —  ^  Druckfehler. 
Alitt.  d.  Sera.  f.  Orient.  Sprachen,    1922.    IL  Abt.  1 


'2  I>  i'Si- li  (■  r  :    Ivritisi-l;!'  lU-iiitikiiiiiifn  zu    Tcxi  mikI  (  iH'i-.sfl/.imi;  \  oh  liokli.iii. 

\t:l.    Nil).    1  21 S  7.    wo    dw    V:ir.   ^">^   |       ^5^:^   Nili.    1    IfiU  18    (pers.)  .- 
yj^\  .L.|  \.T/.i>iclin.'t:   7Sl»:   v-l.  Nili.  4   IT)!    11      \'ai-.:   r^   (mit   -);7f<  3*: 

^^i-  L  .-iiirli  (las  (M-sIcinal  (l)i\|:  87/8*:  /.ii  <ü\  jl>t— -  1  IKi  11  ■  «iloiiT 
:'i  Dicii"  Vi:!,  iiu-ino  Aiisliihnmi;cii  in  ZDMCI  7')  und  Mond«'  Oriciital  1022; 
89  f):    x-1.  /n    ^-j^   die    \ar.    in   Nili.  2/1  <|/8fl"  ;   89/6:   1.   ji^^"«)"  statt  jL.^)"  : 

1*7   1  :    l^jjtLl?  l)    C-^\s         1    12It  17      (nrrc   ay.v  ^/r//.r  (/fj/'f/fs)  rlli    siinlthi   iliri"  ':    /ii 
-  •      c' 

J\s  v<:l.  ZDMd  7.^  nnd  scIkhi  de  (ioeje  in  seiner  Besprechunfi  von  Ihn 
Sa'dlUi  in  ZDMG  ö9  882  Z.  S;  997':  l^y^\  -  1/33/7*  .a////;;v.v..  :  (iIkts. 
•  Hgure^-;  102/6*:  ^y=  1137/3*  .volle..:  jrerianer  »v^ement.:  IOC  1:1. 
j^\:  121 '7:  1.  'b^3  statt  jl  |C.  104/6*];  122  1  f.:  ^1  ^^_y^3  ist  ein  Tawil- 
vers.  was  Kl- eil!  gar  nicht  bemerkt  hat;  124/8:  ^J^»- 1  [</•  107/11]  als  .sifa  : 
125/2:  'jlÜ_  V  [('.108/2];  126/8:  (^Ii)|.  wie  riciitif>  V.  101»  6:  188pn.:  JUo-: 
vir),  r.  115'6*:  134  7:o\-»J^:  <'•  116/2:  o^'»-^:  ^"ni  Bedeutungsunterschied 
vgl.  Nih.  2/178/4*;  142/9*:  'o^\^  vgl.  C  123,6:  148/8:  1.  VL  a!  O-J^^l  ^\ 
vgl.  C.  128/5;  148/9:  j_^^La).  Die  Lesart  ist  unsicher:  vgl.  die  Var.  Lane 
1817   col.  a:    jjj*-^'  ^-  v.   ^i?;    152pu.:    ^<.ä«J    vgl.  C.  132/10  ^^äi;    159/1: 

c 

-.Ij  =  I '207/5:  (commeuce  une)  periode:  doch  wohl  eher   «Ablaui',  P'nde« 

fr  t 

vgl.  Dozy:  Edi-isi  (ed.  Dozy);  159/8*:  I.  Uj  1  (statt  j  |)  wie  richtig  C.l  38/7; 

170/6:  ^J^^l  1.>-U  (statt  ^J^\)  vgl.  Nih.  4/243/2;  171/8*:  1.  C-^UJ  (Dr.), 
wie  richtig  C.  148/6*:    176  4*:  ^Ui-l,  JUä  —  I  229/13*    ^'donna   Vordre  de 

souleiHr   Ii    .störe'    vgl.  die  Bemerkung   zu    97  1  :    189/10:  C^.X T  j|  ..^..Jtli- 

(Jjjl  ö  Jus>  j^JU-  =  1/245/5  »J'ai  craint  que  la  priere  de  la  nuit  ne  vous 
parnt  obligatoire«,  »parnt"  ist  natürlich  ungenau;  1/293/7  1.  Bahrain  statt 
Baharain;  237/2:  I.  ^UJl  (Dr.):  1/266/1:  'O' 1  ^y  j|  =  1/343/17  (r/z/.w' 
jaloux  quc  Dieu)  que  «la  nation  entiere'<  (!)  w/?  pratique  {l'aduMre);  268/1 : 
^.ftiJl  =  1/345/9*    «rochers^^   (!);   270/7  =  1/348  11*   id.:    313/3*:    genauer 

-  ..-  *  >•  y^      ^  ?  ^c 

^|:   825;10:    ^-^_  (Dr.);  325pu. :    ^Üij    vgl.   i\  ^jlb/S'' ;    328/5*:    j^^_ 

,  '  s  > 

(Dr.);    330/11:    «jU-   <Dr.):    336/9:    (letztes    Wort)    ^ ;   343/11:  ■r\^^  = 


^   Diese  falsche  Übersetzung  kehrt  ständig  wieder!  vgl.  1/176/4*  =  1/229/13*: 
4/469/2  =  lV/609/7*.  —  '•'   Indicativ! 


Rescher:    Kritische  Bemerkungen  zu  Text  und  Übersetzung  von  BokhärT.        3 

1/441/6  "blessure^^,  wohl  eher  »Absceß«:  347/7*1  =  1/446/12:  ^^J 1  Vi 
« Dieu  les  fera  entrcr«  übers.:  le  fera  entrer  (nämlich  dea  Muslim,  dem 
drei  Kinder  bereits  gestorben  sind);  vgl.  dazu  die  analoge  Tradition  in 
Sojütis  Maqämen  (Stambul  1298)  76/6*;  355/7*  =  1/457/2:  Jc^\  ^\^ 
»(nous)  musuJmans'^;  übers.  "Schriftbesitzer«  (d.h.  Juden  und  Christen);  358/6*: 
J^Ui  vgl.  die  Var.  Nih.  1/260/11*:  JlU5;   360/1:  jsLjV    (in    einem 

Wort  wie  in  Zeüe  2);  1/377/3:  ^^J^  4J  <J^3  Uji  «LJj=:  1/483/5  [eben- 
so 2/293/10  =  II/409/6*]  ^le  PropMte  expedia  au  prince,  dans  son  pays,  un 
manteau  avec  une  lettre"  übersetze:  f-r  bestätigte  ihn  (als  Fürst)  in  seinen 
Landen;  1/381/2:  J.1^  *4^1  ^=1/488/9:  »0  mon  Dien!  repands  tes  prieres". 
Zu  wem  soll  denn  Gott  beten?  Übers.:  benedietions^;  1/398/8:  4>-V»  = 
1/501/14*  »a  cavse  de  sa  victime'  genauer:  »de  ses  victimes«;  1/5 17/3* ? 
pierre  (Dr.):  404/3:  vok.  ^i\  53I 1  4;  J  l^vgl.  C.  146  pu.;  422/11:  1. 
j^'^\  iy^j  1/423/6:1.  UUU  vgl.  C.  2/164/9;  426/10:  1.  mit  C.  2/167/10 
l4l;T[ich  bin  (nicht)  sicher  daß...];  438/5*:  ly^  (Dr.),  vgl.  C.  2/178 ult., 
wo  'C:k^\  oli  steht;  ibd.  4*:  <J^_  (Dr.);  456/3:  1.  «9 j  i  vgl.  C.  2/193/9* 
\=i^Z'^'j»S\  \uo  — presser  la  marche  d'une  monture];  467/5:  («l>As- |  z^') 
U^  —  467/3*  und  C.  2/203/11;  468/6*:  \^y^3  V'-^  ^^'  ^"^^  ^"»r.  in 
Nih.  4/198/6*:  Ul^j  aJI-V^lJ;   469/7:  ^1  pUT  Vi  vgl.  die  Var.  in  Nih.  4/ 

118/6*:  ^1  P-LJ-  U  ^kl:  471/9*:  "^sl  (act.)  vgl.  C.  2/207/8;  481/3*:  Voc. 

l\;Jy,  vgl.  ('.  2/216/5*;  482/6:  jü^  (Dr.);  494/3:  <jl  (^>^)  =  1/632/17 
«boiirre  de  paille«  genauer:  fibres  (des  palmiers). 

Band  2:  5/5:  vok.  ^.'3  vgl.  C.  3/3/11;  13/7*:  ^^)|  =  II/15/9*:  «qui 
jure-',  genauer:  »Schwur«:  17/11:  1.  iiLll  (Dr.);  21/8  =  11/26  Mitte: 
» ^^^»--.  l)  \y^«:  appelez-moi  par  mon  nom\  übers,  »benennt  mit  meinem 
Namen«  (d.  h.  Mohammed:  aber  legt  euch  nicht  meine  Kunja  zu);  22/6*  = 
11/28/10:  «Cfi  /^  '>"*^i  j  1  «q^i'ils  renongassent  ä  leurs  creances".  Das  ist 
wohl  zu  viel;  übers.:  ablassen  von,  einen  Nachlaß  gewähren;  27/8*  = 
II  34  Mitte: /^st)  1  «{une  esclavequi)  ne  s'etait pas  amendee«  übers.:  die  nicht 
legal  verheiratet  (war  oder  ist);  zum  Begriff  des  jLa>- 1  vgl.  Fath  el-qarib  574 

'    Vgl.  zu  dieser  Tradition  auch  die  fast  gleiche  4/430/9  =  IV/560/3. 
'^   Ebenso  4/193/2  =  IV/248  Mitte;  dagegen  richtig  IV/253pu. 


4  Ivi'xiitM  ;     Kiirisclio  llciiu  rkuiif^fii  zu  '\\\\  iiiid  (^bfi-srlzuiii;  von  Ilokhiin. 

lind  ZI)M(i.  f).'?  Kil:  Ki.liisw.:  ;{7/ 1  1  :  Ci^^  init'IVsdid  nach  Nili.2 -Jö!»!)!!. : 
.■h.-nso  2,47/.)*;  il,5*  --  UbW  Mitte:  ^H  i^Aj  lAt  ^.r-Vt  ^OT  ./.  /, 
lirrrrai  l'aiitrr  (hinain.  li  il  .srni  ayiU  si  Diiu  riat'-  ;  was  nicht  frei,  sondt'i'ii 
falsch  ist:  vgl.  /u  \y>j:  Nih.  2/1  lÜ/2;  Lane :  he  did  it  .  .  .  without  beinfr 
difficnlt:   withont  constraint;  42/9  —  lI/54'9  vf-l.  27/8*  usw.;  47/9*        37  11  : 

48/8*:  J^^l  vgl.  (\  3/44  8:  vgl.  II/62/9:  L>  jjU-.  c'est  riiummv  de  n»,- 
jintHi '  ftc.:  ühcis.  :  •dci' geti-eue  Verwalter  (Ilaus|eigeiitlicli  Schalzjmeister), 
der    das    (/n    geben)    HeCohlene    mit    frohem    Hei'zen    gibt    usw.";    .52/4:    1. 

I*;j3\^  vgl.  375/9 ^-   .V2  II):    I.  o_]^:J   (mit   Te.sdid)    vgl.  C.  3/48/3;     .54/1: 

\gl.  zu  ixi;  die  Nih. 4/145/12  •■  ia^  1  ■  :  .^öult.:  vgl.  ('.3/51 '7  Jl:^!;  .57  5-: 

ILI  (act.)  vgl.  ('.3/52/4-:  .58/7:  1.  Ciis- V  vgl.  C.  3  53/8;  60/4 :  gewöhn  lieh 

«OeIJI..   obwolil  <äju-  auch  vorkommt;  60  fi :  J^^iJ  (Dr.);  62/3:  Oj~^  \j(I)r.): 

ibd.:  hf-^-  'iH/7-:  JliJ  (Dr.)  vgl.  Nih.  1/130/15:    63  2:  Jli|  _  11/84/14 

'-richesses*-,  übers.  ••  Vieh('besitz)« ;  65/5:  ^'^«-O    yi^^   ^S — i->^^  -\9   ^|  Ul  - 

11/87,5*  «as-tu  cru,  qu'il  te  disait  la  veritcH  Cent  un  imposteur»  ;  vgl.  dazu 
321  7  =  11/448/3:  "?7  fa  dit  Ja  xierite,  fnvt  imposteur  qu^il  e.st»,  was  natürlich 
richtiger,  denn  j^j   ist  zweifellos  mit  »obwohl"    zu    übersetzen;    65/7* f.: 

JIjIZ«  j^  ^=.  11/88  Mitte:  »pourvu  qu'il  ne  touche  pas  an  capitaU;  genauei- 
wohl:  »solange  (d.  h.  wenn)  er  (von  den  Erträgnissen  des  waqf)  sich  nicht 
ein   Kapital    zusammenscharrt;    68/8:^11/98  u. :     «joiir   du    Hon«',    vgl.  die 

Nih.  2/144/9ff.  —  <.Uä11  ^y  ;  71/1:  V'lcJ.  Kr.  verwechselt  in  seiner  Voka- 
lis.  öl  mit  der  Femininendung  des  Plur.  Zj\',  C.  3/64 pu.  hat  übrigens 
\.^\'j:   78/5*:   VU-^  j-^J-^  V  =  11/107  5   «jainnis  je  iiecarterai  des  homines« 

vgl.  Nih.  2/52/9 ff. :  JU-j  J51.ÄJ  {z=l  jSj^laJ)  d.  h.  es  werden  weggetrieben 
(werden)  [mit  folgender,  weniger  authentischen  Var.];  79/6*  (:=  3/383/8*  usw.) 
—  11109  6:  (>s^  3\  l9}-i  =  "(sur)  un  ou  deux  tertres«  vgl. Nih. 2/215/14— - 
jJ:,yL  /l  lU^S;  d.  h.  Nih.  2/240/8*:  J-jil  UjIj  ^j  vi  ^  ÄJL-..-;  84/1  : 
j.S^\  jc  '/y=ß\  vgl.  Nih.  1/187/8*:  jillJl  ^/\  j\y^\  Jl^  ^  jl^ 
■7t.AZj5\j  .  Demgemäß  ist  auch  die  übers.  II  115  M.:  «j'etais  impitoyabk pour 
les  gern  aises«  zu  rektifizieren;  87/10  und  ibd.  6*:  1.  j5j  (statt  yj)  vgl. 
C.  3/80/4  und  8;  91/3:  1.  ^SS  vgl.  C.  3/83/9;  91/6*:  1.  ^^^1  (Dr.)  wie 
richtig  (■.384  1:    95  9:   I.   J.i)l  wie     .Tuynboll    4/318/5     richtig     abdruckt: 


Resoher:    Kritische  Bemerkungen  v.xi  Text  und  (rhersetzung  \on  Hokhrin.        5 

95/6*:  <^L.  v_^U:)^  V  ('.  3  ST/O''^  besser  pass.  -  OL.  »»JLiÄi'    y  .,   weil  sonst 

kein  Subjekt  vorhanden;   101/4:  jl  iVl  vgl.  Nih.  3  248  13:  j\J\\  .  während 

die  Lesart  Krehls   nur   als    weniger  gute  Var.  aufgeführt  wird:    104  3"'; 

JUiir    vgl.  3/443/8,    wo  J«i;  ,    wie    auch   C.  3  96  7:    107/5:  C^Z    V  jl  = 

II  151  '8*  »a  condition  qu'il  [le  Prophete]  ne  s\tppropritrait  pas  notrc  Imtin«  (!) 
übers,    -unter   der  Bedingung,    daß    wir   nicht   (auf  eigene    Faust)    Beute 

machten«  i;    107  3*:  ^   [  j y^\  ^\]^  ^^,  i»  =  11,152  Mitte:   "Um 

rendit  aucune  sentence  ä  ce  sujet«  übers,  »er  billigte  in  Bezug  auf  das  Musik- 
instrument keinen  Schadensersatz  zU"  [weil  die  Beschäftigung  damit  unnütz, 
wenn  nicht  gar  verboten]:    II  152  u.:    statt    ^^cent  .soixante"    lies   »trois  cents 

soixante«  vgl.2, 108/4;  112/3*:  zSJ^  vid.2/37/11 :  zur  tibers.  vgl.  Lane  1680 

col.  b  ult. :    11/160  M.:    «(/ifand  on  iMvt.  fixer«-    genauer  auf  S.  II/60/9:    ^Dh 

(fiK  la  delimitation  des  parts  est  fnifp .  .  .« :  2/114/9*:  -üX  JUJ  =  11/162/13*  " 
^•et,  ce  disant,  il  faisait  un  yestC'^;    "Ce    disant«    ist    zu   streichen   vgl,  meine 

Bemerkung  zu  1/97/1  (nebst  den  Nachweisen):   122/6*:  jufl"  (Dr.);  129ult.: 

i.     '  >>  -^ 

Die   Parallelstelle  4/222/8  (=  C.  7/169/3*)   liest  ^,f\^\  j^;    133/7*:    J^'J 

(Ind.)  vgl.  C.  3/122/7*;   137/4  =  11/ 1 93/1 :  ol  vl^  j  ^?-  ^^  ^cethomme 

ne  s'esf  doHC  jamais  assis  dans  V appartement  de  son  pere}»  Übers.:  »Warum 
ist  der  Mensch  nicht  lieber  im  Hause  seines  Vaters  geblieben?  oder:  Wäre  er 
doch  lieber  .  .  .  geblieben!«  ^  vgl.  Kenz  2/5947:  137/8:  oL.  jl  vgl.  C.  3/126/4; 

137  6:  (UsjI  )  -oyii.  vgl.  r.  3/126 '3;  144 '6  =  11/203/7:  ly-UT  jl  j^y 
■■eile  serait  fiere  de  Ir  jjorter"  vgl.  Nih.  2/137/1:  U-j.i  ^I»)  eUpy'Vj^  f^j^ 
I4J  JD  (1.  h.  also  »sie  dünkt  sich  zu  gut,  um  es  (das  schofle  Kleidungs- 
stück)  zu  tragen-:    144  6*:   -üil  -Xs-    a\    cJo    (im    Akk.    als    Prädikat)    wie 

richtig  C. 3/ 133/1;  145/11:  J^  vgl.  V.  133/5*:   150/7*:  j^^  U  =~  H  212 

Mitte:  «[le  fornicateur)  que  rien  nempechait  de  sc  //lan'er«  übers.:  »den  nicht 
verheiratet(gewesen)en   (Buhler)«;    vgl.  die  Bemerkung  zu  2/27/8*;    160/1: 

UJb-  \i  \jSj  \^J^  \  Aä)  ^i  wüi- . .  XL  y.Lj  y^K^  t^jj  =  11/225: 

•  an  komme  ipii,  debattaiit  le  prix  d'unc  marchandise,  jure  ses  graiuh  dieiu' 
qa^elle  a  ete  payee  pur  lui  teile  et  teile  mmme  et  qui  la  vend  ä  ce  prix.'-^     Die 

Obers,  ist  ungenau;  das  ^_»  im  letzten  VWirt  weist  auch  auf  einen  Wechsel 

des  Subjekts:  So  daß  sie  (die  Ware)  der  andere  nahm  (d.  h.  ihm  abkaufte)': 

'    Vgl.  die  Traditionen  im  Ken/,  el-uninial  über  ßenteuniiTschlaiiiinsr  (gnlnl) 
2/.S8.")9ff-.  —  2    Vgl.  Hans  Bauer,  Islam.  Etliik  III/212  Mitte. 
^    Sc.   »unrl   durch  seine  (Tutgläubigkeit  hereinfällt». 


(>  Kr  s  clii' r:  Ivritisolio  Boinci-kmi<»»'ii  zu  Text  unil  Üborsctzuiii^  von  Uokhan. 
Kil  ä:  jc>^\  11  -Jin/ll  :  .pririr  de  nuit«  :  vjrl.  Nih.  4/24Ü/12  —  Jl  j^3l 
A_ll  ÖjjLjIj  %^  JiJ  .  Die  antioführtc  fibcrs.  ist  also  /ii  streichen:  1()7  4: 
.^-lC'  \  sl.itl  ^:\;  vi^l.  C.  ;Mr)4  1:  KJT  lO:  l^  ^  V:  171'  ;r':  i*>VJl  ^lil 
(Dr.).  wie  richtig  C.  3/159/8;  178/.^:  JJlUl  j_^|  ==  1I/25U  Mitte:  •>rlnnnrllr.. 
siiittm  ijjii  oiit  rvcemment  /»/'s  //as":  vgl.  Nih.  3/1H8  1:  jUA-allj  »l^M  Jwj'  ; 
Torrev  iM'.  "Katn('l///i/('ii  //lit  viel  M/h  h"  \  ITH'T''  =_  II  251  11:  jÄ^.j^\  "(jroujxr 
n///oi/r  fh'  übers,  -zu  Hilfe  rufen«  vgl.  Nih.  4/163/5 f,  r-  Jc>x^^\  ^  ^^alÄ^I ; 
178pu.:  w)|^JLl  vgl.  Torrev  96  Mitte:  Var.  J-'\j\-  179/3*:  vok.  j^-Jt)_ 
wie  richtig  (".  3/166/1;  180/8*:  0^L3  vgl.  C.  3/166/6*;  180 pu.:  Vj>-\i- 
y.:>t^  —  o\i^\:  lies  «^  l»  —  j^Ä^  —  «l'J^  ^  vgl.  C.  3/167/1:  181/6; 
ibd.  10:  1.  ti^\  {-r  ptc.  V)  vgl.  C.  3/167/6:  182/9:  ji-  ohne  Te.sdid: 
187  10:  ^  jl-aJ  L.  J^  I  vgl.  C.  3/172/1;  187/11 :  Lji_55|  (Ace.)  vgl.  (".  ibd.  2: 
194  3:  vok.^^1  wie  richtig  ibd.7und(\  3  179/10*:  199/5*:  ji)"=:.  11/282/6 
^'uettoyer'^.  Warum  diese  Zimpferlichkeit!'  201/4*:  'ojaS  j^c^  -^  ,  wie  richtig 
C.  3  186  5*:  209/6:  vgl.  die  Bemerkung  zu  1170/6;  11/300/6:  Is-^y^  d^i-): 
i'iypu.:  ö|JU-.^  220  5:  vok.  jjG|  wie  richtig  C.  3/204/4;  222/2:  Sjjill 
wie  richtig  C.  .3/205 ult.:  222/7:  «ii»  vgl.  Nih. 3/23/13:  226 pu.:    'Ctlj  (Dr.); 

234 '3:  V  ist  zu  tilgen;  242/2:  1.  mit  C.  4/11/5:  JU"  1  Jj}  1 '  j^i  :    242/4: 

^  o  i 
jOA  Ij  =;  II/839/9:    »il  laissa  tomber   rlevant  h/i   (i.e.  Mohammed)   sa  dent<^. 

Die  gleiche  Stelle  ist  ja  S.  II/64/4  bereits  richtig  übersetzt,  woselbst  zu 
lesen  »/c  Propl/ete  declara  qu^il  n^y  avait  pas  Heu  ä  composition  .  .  .<'•.   242/8*: 

iJläJ  (Dr.);  247/1:  Ut-^  \^1«  ^  11/345/6*  :  «etant  dans  sa  demeure,  ou  jouis- 
sa/it  de  sa  saute '^  ist  wohl  Dr.:  übers.:  indem  er  zu  Haus  und  gesund  ist: 
253/9 :  '<S^\A  \.  mit  C.  4/22  1  :  i^Ui :  259  4  :  vok.  Jl»  ,  wie  richtig  C.  4/27/8* : 

260/6*:  <i:i5.  wie  C.  4  29  4:  270/3*:  O-J^lj  mit  C.  4'38  6*  statt  Zj-^\3'- 
272pu.:  vok.  i  -Cr,  vgl.  Nih.  1/107/4*  s.  v.  .slT;  280  4*:  öjj^  vgl.  4  89/5* 
und  142/6*:    288/9*:  1.  ^^   vgl.  Nih.  3/55/5*:    289/6:    1.    *VJW^    (Dr.): 

1  Ob  der  Wechsel  *_j  —  .1,  (vgl.  ZDMG  74  und  75)  hier  bloß  zufällig  ist? 
Vgl.  übrigens  nodi  Älli^  —  Älbt  4/215/3*1'.:  jj^j  —  ,„;^;  Äjj&j  —  ijPj  vgl.  di<^ 
Nih.  s.  v. .  j^;  und  ^p  2/409/1.;  ferner  j^lc  =  j^'U  Frey  tag,  proverbia 
Bd.  in/637  usw. 


Reschei':    Kritische  Bemerkungen  zu  Text  und  Ohersetzung  von  BokJiari.        t 
•293/10:    vgl.   1/377/3;    294/6*:    iJ^Ul  (pass.)    vgl.  C.  4  60 '6*:    307/10  r- 

11/430/10:  *^ic-  l.  j^\  \j^y>l  i  ^^^j^  ^-^^  '~'  "^''*'  '' •'/  f^viennent  plus;  c'esf 
lu  dernien'  füis-  qu'il  leur  fst  donne  d'i^  «ntrcr-;  einfacher:  "Sie  kehren  nicht 
mehr  (dahin)  zurück  bis  zum  Ende  aller  Dinge"  :  308  1 :  ^j-Ual  r^r  11/431  6 
^'qui  a  entendu  la  verite" ;  übers.:  digne  de  foi  (»glaubwürdig«):  309/8:  1. 
^^^  vgl.  Nih.  3/204/3;  309 '9*  =  II/433/3  s. :  kSc-  ^^y  V  -il  napa.id'in- 
convenient  pmir  (iix*:  aber  Nih.  1/121/5*  erklärt  dazu:  oj\,J>-  Vj  P'Lü?  V  t^l 
<5^y<^\  (Sy^\  Cy  y^-?-  -^1"  8:  \ok.^'jMi\  wie  C.  4/82/3;  ibd. :  jjfrlj^>_  var. 
jjtl>  :    318  7:    l}\   Jls  J^    wie    richtig    C  4/83/1:    320/3:    1.   U>L    vgl. 

('.4/84  6-:    331/11:    j^U:.   (Dr.):    343  1:    ol_^   (ohne    Tesdid)    vgl.  Nih. 

3/174/13;    343/7:    Jj!lJl  :    345  10:    vok.  _^a^)'    wie    richtig    C.  4/108/10*; 

345 '6*;  ibd.  4*;  ibd.  ult.:  U'  (ohne  Hamza) ;  346/8:  vok.  Jj  \  vgl.  C.  4/109/8: 

346'3*:  korrekt  jlaiJl  wie  richtig  in  C. 4/109/3*:  352  8:  ^c-  V  vgl.  C.  4/1 15/6; 

353/4*:  ^3  i>°jL>  vgl.  C.  4  116/7*;  355/8*:  Ci-9  vgl.  C.  4  118/9*;  357/1: 

OJ^^V  vgl.  C.  4/1 19/3*;  357  6*:  ll^  vgl.  Nih.  s.v.  >L-;  358  1 :  ^^ä11  [  ^\9j] 

vgl.  C.  4/120/4*;  364/7*:  l4:-ly>  =  11/512/12  ^'cest  son  enfant-^;  übers,  »es 
soll  ihr  Sohn  sein«  (d.  h.  ich  verzichte  zu  ihren  Gunsten  auf  das  Recht 
als  .Alutter):  368  8* :  oli^  Ä-^Ic  =  11/518/12  und  11/519  ob.   ^^grain  de  raisin 

troM<'<  vgl.  Lane:  a  tloating  grape:  368/6*:  fU  <^\j  J^i  =  11/518  Mitte 
"il  arrosait  sa  tete  d'cavn  übers,  »dessen  Kopf...  tropfte«;  ibd.  7*:  ,_j_^^ 
<»A_L«  ^j^)  <lJ  ».svN  fdvoris  hattaient  Je  long  de  ftcs  coudes'^  würde  ich  eher 
übers.:  "dessen  Haar(schopf)  })is  zwischen  seine  Schultern  niederfiel«  ;  369 '3: 

ÄJlis    Ot  (Vi  j(^)    wie   richtig   368/8*   und   ('.  4/131/7*;    369 pu.:  IJl 

l^.5l"  ^jl,>- \j  Ali  \  JLs-^1  slj-i  i  =  II/519pu.  'Qtiand  un  komme  eduque  son 
ittclave,  quHl  le  fasse  uvec  soiri'^  übers.:  -Wenn  jemand  seine  Sklavin  erzieht 
und  zwar  gut  (erzieht)«,  so...:  370/1:  pU»lj  (Dr.);  371/3  =  11/521  Mitte: 

jl'  \^\  ^^J    i^J^\  j_j    «LiJ    "(V/wr    rY'«.j;)    tombent   du    cote   de    ccu.r   qui   croient 

roh-  du  feit •■   übers,  einfach:   »so  mögen  sie  sich  in  das  scheinbare  Feuer 

y 
stürzen    (das  in  Wirklichkeit  ...)•  :   371  6:    jjl^l   (Dr.):   3737*:  U    (ohne 

Hamza)  vgl.  345/6*:  374/9*:  1.  mit  f.  4  136  4*  «  ^-^  I  V  •■ ;  376  5*:  vok. 


8         Ucschcr:    Kritische  l?onu'rlvimi;iMi  /,u   l'cxl  iiiul  Übersctv-unf;  von  Hoklian. 

^-J>iU'  viil  C.  4/138;4*;  379/6*:  vok.  jUl|  vgl.  ('.  4/141/9*;  381/8:  ^1  (Dr.): 
382  7':  ^1  <1)    (Dr.)  vgl.  ('.4, 144  3:  39(;  4*:  ^1:^  (Dr.)  vgl.  Nili.  4  152/10*  : 

398 '8:  -Iaj'  ij  -  11  558  '2:  [(■//>  cncha  lis  jiain.s  .sy;?/,v  moii  l)iafi\  ct.  hs  Jixa 
[t)  mn  ti'tt)  \()  laide  du  irsfr  de  .\-a  cfinfi/if]:  das  »les«  ist  nicht  richtig,  vgl. 
zu   ».l'V   l.ain':   ho  bi)iiiul  or  woiiml   rDiiiul   (tho  turbaii  on  his  heatl);  401/11 

geiiaiior:  ^^'  wir  C.  4/161/8;  418/4:   vok.    Atji   wie    richtig  424/8*    und 

C.  4  171  ult.:  415  5*:  l_j)U  wie   C.  4/174/7*    und   Nih.  1/-272/7;   419/5*:  1. 

Jn^_  wie  richtig  C.  4/178/7;  423/9:  "^^jj  vgl.  C.  4/181/4*;  440/1  =11/615 

Mitte:    cSJLJ  ^^^iü  V  "fit  ne  rcf.fcn.'i  auvune  colprc  a  vaitsc  de  tns  fdlcs«^   übei'S.: 

daß  du  dich  uicbt  einsetzst.    (J  ^_JaP  r=  dcfendre  qu.);   440pii.:    <«L' I  "Vi 

wie  richtig  378/-2;   443/5:  0.  4/20()/ll    ■.  j\^^\3  \  S\ yJ\  |  ... 

Bands.    9  6*:  ^U   (Dr.);   10/9*:  ^'t^  wie  richtig  C.  4/21 1/9*;  III/IO 

]\Iitte  "/ri/r,s  (luerrkrft  ne  seront  pas  tues  ni  leurs  enfants  emmenes*;  natürlich 
triftt  gerade  das  Gegenteil  zu;  vgl.  die  Parallelstellen  1  '241/7:  2/258  6  usw.: 

ISIuslim  V/160;  17/3*:  i.^%i  (Dr.);  25  4  und  7:  ^UJ|  (!!);  25pu.:  U--l^i 
vgl.  r.  4  226  4:  32/7:  J  /ij  =  III/40/3  ^ja  ßi^  tramporte»  genauer  »Es 
erschien  mir«;  ebenso  auch  Z.  5  bzw.  III/39/5*;  32/8:  rt!\  '^^--^^  fehlt  ganz 
in  der  Übers.  III/40/4;  34/7:  vok.:  cf^^;  35/6*:  ^^1  (schlecht  gedruckt); 
38/7:  vgl.  92/8   »  ^JU9  ■  ;    (L  4/238/8    vok.:  ^JLJ:  38/4*:  vok.  U^iwj   wie 

auch  Nih.  2 '85/11 ;  ibd. :  J^j  i  =  1II/48/3  i>tranquillement^'^\  hier  heißt 
aber  »risl«  Milch,  wie  es  ja  auch  der  Kontext  besagt;  vgl.  zur  Bedeutung 
ferner    Nih.  2/81/6;    ibd.:   l^_  (J-J^».)   vgl.  C.  4/238/11  ^i   38  ult.:   UU  vgl. 

oft 

C.  4/238/8*:  39/7:  o_^  1  =  IU/49/11*:    «points  noirs^x  eher  »Gestalten  (von 

Personen)«;  39/11:  l^j  (ohne  Tesdid);  40pu.:  V^  (Dual)  vgh  C.  4/240/11: 
44/4*:  1.  -uaIp  \gl.  (".  4/244/5;  44 ult.:  das  j  vor  \k-  ist  zu  streichen  vgl. 
C.  4/2Ui8;  zu  [^\jj  vgl.  Nih.  2/113/7  (s.  v.  i^JJ)  -  ■^-^..  -^J;  die  Übers. 
III/57/9*  »[une  ontre)  que  favais  prepareif^  ist  zu  allgemein;  'ijAßj'^: 
jU*J|  pIjj  /»*  =:  111/59 ob.  »öM  delä  des  mers« ;  »bahr.,  wird,  wie  auch  sonst 
öfters  bei  Bokh.,  wohl  nicht  mit  »Meer«  zu  übersetzen  sein;  vgl.  Nih.  1/62/6*: 
jUJl  ^cy^\  j  jaJI  ^I-J  ^j^\:  ^jl*  :  ^  \j  (Dr.)  wie  richtig  C.  4/246 ult.; 

48/2:  <Jjl  V  vgl.   1/315/1  f.;    ibd.:    J  ( J^J   ^gl-   'bd.:    50/6*:   V;^_    vgl. 


J    Ebenso  IV/100/7*.  —  ^  i^  Var.  in  C.  1323:   \'II/164  Note  11. 


Resclier:    Kritische  Beinerkungen  zu  Text  und  Übersetzung  von  Bokliän.        i) 

C.  4/249/3*:  58/3:  ^^ ',  C.  ebenso,  aber  Nih.  4/13/10:  \^J<^===G  ^)i:  d.h. 
seinen   Kameraden    bei    einem   Angriff'    (feig)    im   Stiche    lassen:    111  1)7  8: 

o  o     fr    .^^    .  .  ^     o 

yenaner:  Räma-Hurmuz;    3  59/8*  =  111  77/11*  jlj    V^  |  <I=J|  J  «A.  j  Ij 

'    .  ^      <<    ,.  '    '  , .     ^.  ^       ,!     "      '    ' 

^  .>-  Vi  "yo"  ».s•'^7  t'6-/  da/is  le  jardin,  je  nie  resiynerai  ...  ''/  .sV7  //  n  an  unfn 
jardin  (!)  {tu  verrat  ce  que  je  ferai)',  übers,  »wo  aber  nicht  (dann...)«'; 
59/7*:  vok.  lj|  wie  richtig  C.  5;9/10:  67  3* :  ^\j^  wie  richtig  C.  5  17  6: 
111/91/4*:  Benü  ^n-Nadir;   69/5*:  oy*±i  J^j  Jy  Jaj  JIä  J^  U  CJ  U  = 

^'Est-ce  abou  DjahU  lui  demanda-t-il .  .  .  Allez-votis,  repondit-il,  voiis  acharner 
■sur  un  homme  que  vous  avez  tue«.  Die  übers,  ist,  mit  unserer  Textausgabe 
wenigstens,  nicht  zu  vereinen.     Übers.:   Bist  du  es,  oh  abu  Dsch. ?    usw. ^: 

76/8*:  Jic  (mit  P)  vgl.  Nih.  3/168/3;  85/6*:  SU)'  (mitTesdtd);  95  2:  vok. 

Uli-  vgl.  Nih.  1/322/7;  95/5*:    aIL' J^^i  |  vgl.  Nih.  3/170/10;  96/3*:  C-Ul- 

^_^o-  =  III/126/14   »je  defis  mon  manteav<   vgl.  Lane:  he  rose  or  stood  up: 

99  pu.:    vok.  ^"^-T  vgl.  C.  5/48/10:    104/9*:  jUi?  ^^   vgl.  Nih.  3 '55  12: 

104/7*:  j^4l  vgl.  Nih.  4/237/11:  105/5*:  Jj  VI  (^^\)  vgl.  Torrey  37/2; 
115/8:  cJfj  (ohne  Tesdid)  vgl.  C.  5/63/2;  ebenso  332pu.;  399/8:  117/6*: 
\\^\  (Noni.)  vgl.  C.  5/65/1;  add. :  Jljj;  117/3*:  vok.  X^:  120;4:  s'^r* 
vgl.  Nih.  1/127/11*;   125pu.:  (^Ja^l)  ^  ;  133/7*  =  III/172/1;  j^_  ^J 

(»..iSu  »27  ne  savait  pas  hien  ecrire'<  übers,  "er  konnte  (überhaupt)  nicht 
schreiben«;  das  •^hieii"  ist  im  Zusammenhang  vollständig  falsch;  136  2: 
ji  vgl.  C.  5/82/9;  136/5:  "^cjl;   138/7:  Jli^  Ijj.  -^^  j^  Jt  JM   ^\  jJ 

•••  jü  Cjj^  -^ÄJ   .^jJ^  L.  l_y-^l    "...  Faites  ce  que  vous  voudrez,  declara  Hätib, 

je  vous  pardajine«  '.  Ein  groteskes  Mißverständnis!  Die  Aussage  geht  doch 
auf  Gott!  Übers.:  Tut  nunmehr  (ihr  Badr-Kämpfer)  was  ihr  wollt;  denn 
ich  habe  euch  (auch eure  zukünftigen  Vergehen)  bereits  (im  voraus)  xergeben: 
vgl.  dieÜbers.  von  Hondas  selbst  III/470/3 f.;  138/4*:  0-d|  (Dr.);    139/3: 

C.  5/85/7  1.  ^1^::^;  146/6*  =  III/188  Mitte:  ^"^-Vl  ^\  ^\  Aij  ^  ><Dieu 

a  mis  au  grand  jmtr«^    übers.:   hat  dem  Islam  zum  Sieg  verholfen;    149/6*: 

>   <fr 
iJy  vgl.  C.  5/95/5:    156/8*:  J ji  1  L.   wie    richtig    C.  5/101/8*;    III/203/1: 

tehlil  (Dr.);  157/11:  o^^.^  \  vgl.  (3.5/102/10;  164/3:  ich  würde  <^\^  (als 


'    Ebenso  4/241  ult.  —  IV/3()8  Mitte. 

2    Vgl.   auch  Text   8/56/2:  J»-j  ,v  -^^  J*!    f«rner   meine    »Beiträge  zur 
Dschihädlitteratur-  UI/72  Anm.  1.  —  ^    =111/177/10*. 


1(1      Kt'M'hi'i-;    Kritisrlit'  Uoini'ikmiiiiMi  /.u    l'oxt  und  (Mx'i'M't/iiii^  nhii  I'okh.iii. 
(^ilosso  zu  'oj:>-  .-iiif /eile '2)  statt  *»  j\:>~  losen:  das  Woit  fehlt  in  ('.  f)  lOSult.; 

U;4ult.:    Lylt      ^Ul  ^j^\   Z^  111  lMI'iiH.     j'di  /nipi»    {(Ii.s  jiilrhs]  n  laus, 

(halu'  vgl.  Laue:  lif  tiinied  a  jjersoii  a\\a\  iVoiii  it".  wonach  die.  Übers. 
7.11    äiidtM-ii:    178  (v':   jX\  (ohne  o]     v^l.   ( '.   ö   IIS-J;     die    t^hers.    ■niinacrr" 

llll  "JlM  ll  ist  iiielit  ganz,  genau.  d(Mm  j-Vi  I  heißt  eigentlich  "uanicn"  und 
nicht  drohen  ,  wenn  iVeilich  auch  in  diesem  Fall  die  Bedeutungen  sich 
uahekouiuu'u :    17H'4*:  ('.  5  l'JOpu.   wiedei'holt:    -j^,  yS\  ^-^^  (ohne  voi-her- 

gehendesFcnu'niuuui);  177  G " :  l^^IaÄ)'  (I)i'.)  uiul  Jl- (Dr.) ;  17S  9  ' :  ^i2J|;eben- 
80  auch  im  folg.  7*:  ()*;  181  4:  1.  mit  Nih.  3/217/4*  und  ( '.  5/125/9'^^: 
l>-y  U-jS  (^Ül):  111  'i.'JS:  Die  Note  deckt  sich  nicht  mit  der  auf  S.  18:!: 
186/10:  jjÄ''^  (Dr.):  18t) '9*:  iehlt,  ahgesehen  vom  vollständigen  Isnäd. 
nach  r.  5/130/i:  [j^J\  A.t  |  J^J:  191  pn.:  a,  (Dr.):  197  9*:  J^^  (Dr.): 
208'9*:  ^j^  ^1  =^  111/272/9*:    "j'ni  in  (c  coiirncjr  dr  ((iiiiinr  im  ili'mniti  ii«. 

Aber  diese  Übers,  ist  bei  dem  Texte  (sl^JJiJ    jl    wie  auch  ('.  •">  1,^1  3)  un- 

% 

möglich;  übers.:  es  vväi-e  (unverzeihlich)  keck  von  mir,  wollte  icli  ...  mit 
Lügen  kommen:   214  6*:   C.  5/156/3*  \3j> y  \  216/5*:  Das  L.  ist  /.u  streichen 

vgl.  (".5  158/4*:    217  5:    U^,"  \^  (Dr.):  217  8:   l:^i  vgl.  4  309  4*;    219/5*: 

vok.  3^^    V   vgl.  C.  5/161/7*;    220 pu.:    [^'^\    (Dr.);    234  10:    j3  ^Uj 

jUa^l     A«)   .:=  III/309/6    »un    komme,   qui   a    cnmmis    Ja    fornicotiov    anc    um 
S:         ■ 

femme  ho)}netf:''   zu   jua»-l  vgl.  die  Bemerkung  zu   2/27/8*:   "uvci-  nur  fcmnn 

^  ,  .       ,*^     •  ' 

honnete»    steht   überhaupt   nicht    im   Text;    237/6"^:  r-U  ( Jj  1  (J):   251/3"^: 

vok.  ^jJi;  wie  richtig  Nih.  2/56/8*;  III/333:  ^s'ils  i-pident  mc  fraitcr  m  inaHns. 

il.s  auroiit  affalri  i)  un  de  leurs  eyaux  et  ä  un  homnif  de  leiir  rang".  Das 
will  der  Text  aber  nicht  besagen,  sondern:  Wenn  sie  als  Herrn  über  mich 
aufti'eten,  so  sind  sie  ranggleiche,  noble  Leute  (die  auf  Gi-und  ihrer  Ab- 
stammung zum  Herrschen  wohl  berechtigt  sind):  254  6* :  1.  natürlich  ^J 
wie  richtig  C.  5/194  5:  272/3*:  ^y  U-  l^  ^c-5  S^j  kann  doch  nicht 
heißen  (UI/363T3):   ^priere  en  favmr  de  mun  peuph"\  284  5:  vok.    Ow^  IJ 

vgl.  C.  5/221/8*;  3/286/10  =  ni/383/9*  :  ^^^^  Jjl  j^   »nom  sommes  ph.'< 

qualißes  qn'eux«  genauer:  "Wir  haben  mehr  Anrecht  auf  Moses  denn  siC" : 
d.h.  Moses  steht  uns  näher:  die  genauere  Übers,  gibt  111/342  10*;  294^1: 

ü  j_/I*  (ptc.  pass.  =  norn.   loci)   wie    2/154/6*    richtig;    304/4:    1.    Sjlill  aJIc 


Rescher:    Kritische  Bemerkungen  zu  Text  und  Übersetzung  von  BokJian.     1  1 

Ö^lj  vgl.  C.  6/16/2;  312/4*:  ci^l  (Dr.):  333/10:  C-j/  ( J^ )  vgl. 
C.  6/46/7*;  358 ult.:  (genauer)  SU^;  377/4  und  7:  sL>^=i'^_  (Dr.);  380/11: 

JaP  =  III/507/14*  und  10*  :  »mecouvrit'< ;  offenbar  eine  Verwechslung  mit  .fat  • 
Übers,  vielmehr:  «pressei-"   vgl,  die  Nih.  ^Jx!|j  A-ÜJl  ^^«Jl  iaill:  380/4*  =^ 

III/508ob.:  rJl  (»^  »l|  ^S-^  ^\  "c'esttoiqmtmiraslesproches'^.  Warum  das  Futu- 

-^  ^1 

rum?  vgl.  dieUbers.  1/3  Mitte!  ^j\  S^J  heißt  übrigens  »mit  den  Angehörigen 

zusammenhalten«  im  Sinne  von  »ihnen Gutes  erweisen« ;  380/3*:  s_j|y  (Dr.): 
380/4*:  JSÜI  J^  vgl.  zu  1/5/9*;  400pu.:  äIÜI  =111/532/5  «ombrc"  übers.: 

•-nuage"  vgl. Nih. 3/56/5*:  ^.U-;  401  6:  ^^^^1,   wie  Z.  5;  403  3:  a!  J^l»  — 

III/535/2    »«7  paraissait  contrarie>'i    übers.:    »Entschuldigungen    (Ausflüchte) 

vorbringen«:    404/3:   ^\  vgl.  C.  6/106/9;   406/7:   »l'^äJl  =r  III/538/6*    »fev 

modulaiions  employes<<;  die   »quranä'«   sind  zunächst  einfach  die  18  mufagc^al- 

und  2  al  hm-Süren,  wie  es  ja  auch  der  Kontext  besagt;  407  pu.:  vok.  Co 

wie   richtig    C.  6/110/1;    415/6:  Ji^^J  ^Li   ^L»  J.V1   j5^  «-LJl  jö-  — 

III/550  ob.  »Les  meilleures  femmes  sont  Celles  qui  montent  ä  chameau.  Les 
femmes  pieuses  de  Qoraich  [sont  les  plus  tendres)»^ ;  übers.:  »Die  besten  Frauen, 
die  auf  Kamelen  reiten  (d.  h.  Araberinnen)  sind  die  wackern  von  den 
Qoraisch(itinnen)« ;  ebenso  3/489  Mitte  =  111/650  Mitte;  dagegen  richtig 
übers.  11/515  Glitte;   429 pu.  =  III/569  Mitte:  jljl    ist  hier  wohl  nicht  mit 

^'i:oile«  zu  übersetzen :  439/8  =  111/581/5*:  ^j^\  /j»  <jOLä^  «qui  se  rendatent 

ä  une  noce«   übers,   »die  zurückkamen  von«;  440/4*:  l'ir.nClj;   440/6:  C-^oi  \ 

i 

vgl.  C.  6/139'8;  ebenso  die  folgende  Zeile:  441/6* :    -^l"!  (ohne  Hamza)  vgl. 

Nih.  4/181/6*;  445/11:  jil"  (Dr.);  451/7*:  ^sß\  =  ni/598/'8  «les  choses-. 
während  11/405  Mitte  ganz  richtig  »noyaux  de  dattes«  '  steht;  453/4*  =r: 
111/601 /l:  «Cousin«;  übers,  »beau-pere«:  III/601/1  Anm. :  vok.  ö^  (pass.); 
III/618  Anm.:  vgl.  dazu  III/600  Kap.  109  als  Erklärung;  471/6*:  j^üJ  (Dr.): 
500/8*  :  <JJJ*J'  =  111/665 Mitte  «se  mirent  ä  m'enseigner  {les pratiques  de)l'islam« ; 
jJP  heißt  aber:  Vorhalte  machen;  C.  6/195/1  liest  ebenso:  509/9:  jJ<»-  (Dr.); 
509/3:  iil  (Dr.). 

Damit  wäre  die  Besprechung  des  Bokhäri-Textes  im  wesentlichen  ab- 
geschlossen; denn  JuynboUs  Abdruck  läßt,  wie  kaum  nötig  zu  versichern, 
nichts   zu    wünschen    übrig.      So   möchte    ich   mich    also    auf   einige   Über- 

'    Diese  dienten,  zerrieben,  als  Kanieifutter. 


1  '2      K'o-M-lier:     KriliM'lic  I'hmih'I  kiiin^cii  /ii  Tc\l  und  (^lici-s(>t7.iiiiir  \  im  Uoklnn. 

sft/.iiiigsslolleu  bi'scliränki'ii,  vtui  liviuMi  ich  inciue  Notizen  niis/niis weise 
wiedergebe,  da  der  Haiid  \'  dei'  HoUlulriiibersetzung  (»hiicdics.  wie  mir 
l'i'ot".  Hoyer.  Direktor  der  Kcole  des  Inngues  (n•icntal^^s  Vivantes. 
iVeundliehst  niitleild'.  eine  größere  Anzahl  von  Bericlitigungen  dei-  (IIum- 
set/.ung  von   1 — 1\'   liringen   wird  —   inschäMah '. 

Itniui  4.  D  7'  :  ^,-^lj  jllJl  jii>^^\  ^'^  i\'  I»  Mittr  -A  rin  <l  h 
soliil  njuirnhnf  poiir  Ir  pois>ioit  ii  soii  lyori/rnictif- .  Aber  tlie  iNih.  gibt  j;i 
liereits  das  Riehtige  (2/4"2  9(".),  daß  ^ :>  hier  metaphorisch  im  Sinne  von 
•erlanbt  machen«  gebraucht  ist  und  daß  also  die  Übers,  ist    "(er  spi-ach  sich 

•  lahin   ans.  daß)   Fische  und  Sonne  den   Wc^n    (zur  Marinade   lunwanchsHen 

und  demgemäß)  erlaubt  machten..  :  l.'>  :V  ■.  j\:  ^  <Ji^\  V^l  —  IV/18/13'^^- 

Certes,  «Je  ne  ferai  p/j/.v  da  sennrnf :  var  je.  oois  qua  faire  mitrcvifiif  (jii'oji  h 
jvre piiü  t'trc  preferahhx .  Übers.  »Ich  schwöre  nicht,  ohne,  wenn  ich  etwas 
Anderes    für  besser   erkannt   habe,   eben    dies  Andere  zu   tun  .  :    d.  h.    also 

•  idi    klaiiuuere    mich    nicht   ängstlich    an    einen  Schwur    und    unterließe   es 

deshalb,  etwas  Gutes  zu  tun«;  18/1   -  IV'20  6*:  "pllxT  j|  LjjJi-ap^)^  j|  Li 
T  oquU  soit  devant  toi   ou  qu'il  te  ^w've«.     Aber   da   diese    Lesart   die   ge- 
wöhnliche ist  (vgl.  C.  6  220/5),  so  liegt  zu  einer  Änderung  von  pl^l  in  ^^ 

kein  Gruiul  vor;  ebenso  auch  Nih.  1/21 1  /12*  f..  die  (^As-  \  mit  ^jzc- 1   erklärt: 

24  9  :  ^U^  heißt  nicht  •Joucs'^  (IV  29/11*),  zumal  es  auch  eine  Barbarei  wäre, 
mit  dem  Fuße  den  Opfertieren  ins  Gesicht  zu  treten!  4/38/6* f.  r-  lV/47/4*  : 
/i^\— '1  pLlil  :=z  propager  Vislamisme.  übers,  natürlich:  (jedem  (iläubigen)  den 

'  c 

Saläm  zu  entbieten;  4/41/7:  <!«  »L^-a»  \j»-  ^>  ^\  ^  j  S^ '^-  ^^  5 lob.  "('elvi 
n  qui  Dieu  reut  du  hien.  reusait  toujours  a  rohtmir«.  übers.  -Wen  Gott  lieb 
hat,  den  züchtigt  er«:  43/4*  =:IV/54/7:  «änoT  <^_j  bezieht  sich  nicht  auf 
Mohammed,    wie    Houdas  übersetzt    [du   Proj^hete   qui   etait   tont  treinhlaut). 

sondern  auf  den  kranken  Knaben:  49/4:  Ui—  jjU)^  V  tU.^  -—  lV/60  Mitte: 
"c'est   Ja   querisoii    qui   nentrainc   pas   wie   mitrc  mfrladir.:  :    während    IV  7!Mi 

richtig  "qui  m  laisse pas"',  49/9  =  1  V/60/7*:  es  fehlt  in  der  Übers.  »cAä«?"  — 

•    \h       ^ 
"(wieder)    zur  Besinnung   kommen«;    51/9''':  ^jY!   (»-^Ni  r=lV/63pii.:  (jiu 

^  t 
lechait  Ja  terre\    vgl.  die  Nih.  s.  v.,  die    »j^^^l  »iL"  — statt  [»-/l— «  — hat  und 

.izc-  als   Glos.se  gibt:    4/59 pu.  —  IV/75ob.:  j^^j  ^   (.ir*  ^.J^    i» 
nucun  desaccord  ne  se  produidt  entre  les  deux  cieillards;  übers,    'nicht  einmal 
zwei  Mann  von  ihnen  darin  widersprachen«.    72 '6  f.:  aJl^  —  {Ji\f^\ )  v^J^- 

=  lV/92ob. :    prodigalite   et  parcimonie.     Aber  ^L^    ist    ••  Einbildung...   nielil 

1  Ob  der  liand  freihch  bei  untrer  heutigen  Valuta  in  viele  Hände  gelangt3n 
wird,  scheint  mir  recht  fraglich ! 


Kescher:    Kritische  Bemerkungen  /u    Text  und  (ibcr.-ietzung  von  Bokharl.     IH 

»Knausrigkeit« :  so  steht  es  73ult.  parallel  mit  »^i-  ':  >'73/7  und  7*2/9*.<  und 

ist  1  V/73/9  auch  richtig  mit  >- ostentation «   wiedergegeben:  .Slult. :  ^\  UoJieJ 

fehlt    in    der   Übers.  IV/105/8;    82/3:  ^\    l^\  Jl    fehlt    auch     in     der 

(  bers.  IV/105/15:  wozu  die  Zimpferlichkeit?  (etwa:  «ich  lasse  es  an  den 
ehelichen  Pflichten  mit  nichten  fehlen",  wenn  man  nicht  wörtlich  übersetzen 

will);  IV/105  Mitte:  übers,    -de  ton  petit  miel«  ;  85/8*:  ^^1  Jf-  L'^liiJ  =z 

IV  109  Mitte     "femmpfi   qui    (Uvulguerent    un    des    secrets    dii    Propfiete«    aber 

■  tazähara«     bedeutet      's'entendre«     (contra    qri.);     86/9:   i«**  1   ist    Plural 

(IV/110/12*     ^'une  peau^);     IV/125/2:    telbiyya   (Dr.);    100/4:    J^  \j»  =z 

1  V/1 27/6    "{un  komme  regarda)  dans  une  des  chambres»;   die  Lesart  ist  aber 

richtig  vgl.  C.  7/57/6;  übers,  also  »Loch,  Ritze» ;  101/8:  ^^^  =  IV/128/3*: 

llarisii/  (als  Eigenname)   übers.  'Polizist,  Schutzmann«;  wie  richtig  II/529/8; 

109 '9*:  J>zl}\  vgl.  die    Var.  in   der   Nih.  s.  v.  j:^;   IV/145  Anm.  2:  die 

Übers,  der  Anm.  würde  ich  in  den  Text  einsetzen;  zu  »abime  et  use« 
(IV/145/3*)  hätte  der  Übersetzer  eigentlich  auf  Fischers  Aufsatz  in  ZDMG 
59/835  verweisen  können;  I V/1 59  Note  2  (zu  Text  124/7*)  »ie  se7is  de  ce 
passage  est  fort  obscuv".  Warum?  Die  Stelle  ist  ja  1/642 pu.  schon  ein- 
wandfrei übersetzt  und  der  Sinn  »wegen  der  Streiterei  der  zwei  Leute 
ist  mir  nun  das  (genaue)  Datum  der  Schicksalsnacht  entfallen«    vollständig 

klar;    126/3:  ^dl  ^^1  ^J  ^>»  =  lV/161  Mitte    ^cehii  qui  hisse  de  cöte  [ou. 

■s'eloiyne  de)  sou  prochain  dans  la  crainte  de  commettre  une  inconvenance\  übers. 

•  der  gemeinste  (der)  Mensch(en)  ist  der,  von  dem  die  Leute  ablassen  (sich 

fernhalten)  aus  Furcht  vor  seinen  Gemeinheiten;  bereits  schon  richtig  übers. 

lV/155/10:    dagegen    ungenau   IV/1 82  Mitte;    126/7  =  IV/1 61/7* :  jljJ  U 

■^\  j^  (_5  '=-  "'fs  snn  tortures,  et  pourtant  ce  nest  pas  pour  un  peche  capital«^ 
übers.:    (bestraft)  für  eine  (anscheinend)  belanglose  Sache,   die  aber  durch- 

aus  nicht  (so)  belanglos  isf^;   127/9:  »  As-  1  ^1  ^    5  J._  V"  :    statt    -hahilite- 

(IV  163  14)  würde  ich  übersetzen:  Es  gibt  keinen,  der  vor  Gott  schuldlos 
(und  gerechtfertigt)  dastünde;   128/9*  =  IV  165 '4:  lies   »frere«  statt  »pöre« ; 

129 ult.:    yJli^  j^>c»- V  =  IV/1 66/3*    «sinon  je  meloigne  d'elle"     übers,    »ich 

werde  sie  unter  Kuratel   stellen  (lassen);    vgl.  Nih.  1/202  3*:  (^ijläJl)   «ul« 

aIL.  ^-  (_3^äJ1  ^:    H7/10:    -.i-J   jl    *^.*\    .JBj  =  IVTS9  5     ypm  dp   fcmps 

ormit  quf:  Oniai/i/a  nnhrnssät  rislSm<^'^  übers,  natürlich :   Und  'Chatte   beinahi^ 

^  Vgl.  auch  Nih.  3/2(53  pu.  wo  es  parallel  mit  »kihr«.  —  -  Vgl.  zur  Sache 
auch  M.  Wolff:    Moh.  Eschatologie  Üb.  58/4 u.  und  G7/4. 

^  Er  wurde  ja  nie  Muslim!  Vgl.  Sehultheß  in  Oriental.  Studien 
Th.  Nöldeke  gewidmet  1/7.5/16,  ibd.  72/2:  bz\\ .  S.  A.  5/6;  6/2. 


1    I      I\  !•  sc  li  f  r:    Knii>.i'lic  I  M'inrikuriücii  zu    Irxi  und  (^lii'r'<er/iiiifj  \<iii  lidklini-i. 

iltii    lsl;"mi   anyciioiiiiiK'ii :     147  (">':    /ii    U-aI*l   L.   \f;l.  den    RaiulkoiniiuMitar    zu 

Muslim  \  ist»  I:  (jititntl  nous  somiiics  ut  f(n(t<"  ist.  niclit  j:;nn/  exakt; 
IV  litO.Mittf  faßt  Hondas  •  .\»<lj<itha'  als  Fcininiiuitn  und  193/4*;  lV/-2()4  Mitte 
und    I\'  "Ji'T  uil..    wie   riclitii:,   als    MaNliidiiiutii   aul'I   oliwold   .luyiilx)!!   aucli 

an  ersterer  Stelle  •  wailiaka-  usw.  vokalisierl ;  155/8*:  t_Ji«)|  1^^-J  V  =^ 
IV.|91>y7"  "u'ith^iiltc:  /ms  h  riil.sln-.  Aber  da  auch  C.  7/108/11  ebenso  liest, 
so  ist  Hüudas"  fbersetzun^  zu  ändern;  185  0*:  (cÄs- |  j(  =;  IV/239  Mitte 
'Cflev'  ist  nicht  ganz  glücklicli;  eher:  anfspeielicrn.  (für  später)  aufheben; 
vgl.  Nih.  1/277/3*:  J>^^\',  IV/248  Mitte:  (Irand  Dien, priel  übers.:  »segne-  ', 
wie  richtig  IV/253pu.;  IV/255/9:  Hudäfa  (Dr.):  21 1/11  f.:  J»^  L»^4 
1X^272/5  ^Vemplavement  dhme  petitr  marf»  stimmt  nicht  mit  unserm  Text: 
vgl.  Kenz  11/5377;  215/5*:  \_j^"  )}  =  W j-211  jl :  «m  vous  faites  pas  dHUur- 
sions'  ist  zu  aligemein.  Ubers. :  Laßt  euch,  nämlich  durch  den  Tand  der 
Welt  —  U*-\!l  'ö^/^J  —  nicht  in  Verführung  bringen  (von  der  Religion 
auch  nur  haarl)reit  abzuweichen)-;  216/1:  ^j^  =  lV/277/10*  »perissent* ; 
übers.:  möge  zu  Grunde  gehen;  ibd.  "qati/a«  (Dr.);  217pu.  ^^  IV/280/1 : 
p\i  =  terfn",  übers,  etwa:  flacher  Grund  (Nih.  3/289/4*:  «-Ijll  (^jlil  j^l\ ) 

^^jVl  j*  SLi'j  J);  218/10'-^:  ^c   Ui  Ijla  A>.1  j:U  ^-Ct  j\  ^^^^  L. 

j,_JÜ    \j^j\    [J.  "VI  jl^o   ^'-^   iS-^J   ^^'   Jlfr  =  lV/280/10*:    Comhien  je 

sfrrais  Jif'ureux  (Vavoir  une  masse  (Vor  aussi  considerable  que  ce  Ohod.  D^s 
lo  troisii'iiic  joitrtiee  je  n'aurais  jioyr  moi  qiihm  dinär  usw.;  übers.:  Hätte 
ich  auch  eine  blasse  Goldes  gleicb  der  des  (Berges)  Ohod,  so  möchte  ich 
doch,  narh  Ablauf  von  drei  Tagen,  auch  keinen  einzigen  Dinar  Uiehr  davon 
haben  (d.  h.  inzwischen  alles  für  wohltätige  oder  religiöse  Zwecke  ausgegeben 
haben)  bis  auf  eine  Kleinigkeit  als  Reserve  zur  Begleichung  einer  (etwaigen) 

Schuld.  —  Völlig  mißverstanden  ist  auch  218/11:    4>  J^l   (vgl.  zu  1/97/1), 

das  Ho  u  das  dauernd  falsch  wiedergibt  und  das  hier  einfach  mit   ^>dppenser« 

zu   übersetzen    ist  (vgl.  4  177/3*;    2/83/6);    226/7:   <i^    jiiil   (^J   jl^~- 

IV/289ult.  >'?/«  hommr-  commettait  des  octes  qid  revoltaient  Vimagination^-, 
übers.:    er   hatte   ein   böses    Gewissen;    4  227/3  tr-.  1  V/29 1/3    fiige    ein:    das 

Heer  hat  si^  am  Morgen  angegriffen  (und  vernichtet);  r^^  ist  analog    ^^ 

lin    der    Nacht    angreifen);    230/3:    \j^  «\J^  --  IV/294  Mitte:     ^■Vampoule 

crevera-   übers.:  man  sieht  ihn  angeschwollen   (doch  die  Schwellung  ist  hohl 

I    Vgl.  die  Bemerkung  zu  1/881/2.  —  •'    Ebenso  4/408/6*  =  lV/580u. 


Rescher:    Kriti>che  Beinerkiingeii  /.ii  Text  und  Übersetzung  \  on  Bukliari.     1  5 

und  leer)':  238/4*:  ^j*^\  ^^  =^  IV/305/4:  >>il  s'agit  simplement  ici  de 
Pexpofie«;  ^j^\   i'^t   I/52ult.  besser  mit:  exnnmn  {du  jour  du  juyeinrMt)   übei- 

setzt;  241  ult.  =  lV/308:  vgl.  3/59/8*:  24G'4:  jjjLia)  var.   Nih.  s.  v.  ^  und 

.    *■       ,• 
j^:   248/8*:   j':>\   di^  =  lV/316  Mitte    "inmc  d'Adzfar^r^    übers,    «stark 

duftend« ;  249/1  i—  IV7317/1 :  \stst^  «arrierc-'  vgl.Lane:  may God curse  him I  — 

2.')5/3 :  aIILj  ^=  I  V/324  Mitte  ^<sentime7d  innf^-  :  übers.  "Vertraute,  Intimi«   vgl. 

Nih.  1/84/13;   260/6*:  O-^^  ^^s  1  =^  1  V/331  u.    -N'f.s-tu   donc  jamais  rcfte«; 

übers.  »Wärst  du  doch  lieber.,  vgl.  Kenz  11/5947  ^ :  265/9*:  ju\    aHXJ  .  .  .V 

.»r..ä)l  <1>J  Vi  =  IV/337/11*  "Tie  .sera  totiche  jior  le  feu  (de  Venfer),  ä  rnoins 
ipif  ce  nc  soit  pour  Vinexecutiori  d'un  serment«  :  vgl.  zur  Übers.  Lane:   «I  did 

it,  only  to  expiate  the  oath'< ;  270/4:  «wil^t)'  Ul  =  IV/343/10  «quHl  jure  dwic<^ 
übers.:  (oder  ein  Eid  seinerseits).   «Dann  w^ird  er  (zvt^eifellos)  schwören«  (d.  h. 

ohne    sich    lang   Skrupel    zu    machen):    292/4*:    >^jLak  \  <u\  ^Ül    fij  = 

1  V/375  Mitte    ^>eii   depit  des   reyards  svppliants   qu'on   lui  Jette«;   übers,  etw^a 

am   hellichten   Tag«:    310/10:  «^irllis  ==  IV/399/3    «de  le  tuer«;    das  vpäre 

doch  ein  wenig   zu  viel!    —  314/7:   y-JJ  (ohne  Tesdid,  Dr.);    324 pu.:  Es 

^-.>  fr 

ist  natürlich  Jli»   V  j  1  zu  lesen  wie  327/4;  vgl.  C.  8/4.3/1 ;  I V/427  Anm.  2: 

Der  Ausspruch  »vergib  ihnen,  denn  sie  wissen  nicht«  hat  doch  nichts  mit 
Moses  zu  tun!*  —  TV/427  Mitte    >>il  me  semblait  voir[?)«    übers,   »er  sah 

gleich  einem  der  (alten)  Propheten«;  336/9*  r=:  IV/434  pu.  Zyi\>  J3 '^  »fu 
f/ccomplis  fa  i?ii.ssion?"  übers,  »du  hast  (hiermit  [deinen  Auftrag])  ausgerichtet«; 

337/5*:  \i^\  (Dr.);    340/8  =  IV/439/3* :   l^U^  \|    H^j  (  *Jl   ^^  |  )  ia^' 

■•  Dien  I'ofj/if/ero  {Je  proprietaire  d'un  troupeau)  ä  s'eyratigncr  le  risayc  avec  ses 
orKjlrs"     übers.:    (indem)    sie    (die    Herde)    mit    ihren    Sohlen    (Hufen)    auf 

des  Eigentümers  Gesicht  herumtritt«;  342/9:   jUl  /yo  <j«la9  «\J   «Ll»|  Ui^  — - 

I V/443/7:  »p#  alors  je  lui  enlevcrai  wie  pari  de  l'enfer«  x  übers,  »(er  nehme 
is  nicht),  denn  ich  weise  ihm  damit  (d.  h.  mit  dem  ihm  zu  Unrecht  zuge- 
sprochenen Teil)  ein  Stück  Höllenfeuer  zu«;  361  pu.:  *)L>J  ^  ^^  lV/468/4*: 

"(k'lui  qui  fait  en  songc  une  chose  qu'il  ne  doit  pas  faire',  übers,  "wer  (lügne- 
rischerweise) einen  Traum  erzählt,  den  er  garnicht  gehabt  (d.  lt.  erdichtet) 

hat'.:    365  5*:  ^a  aüI  jj^"  ^*u-  =  IV '473 u.:    (qui  ont  coimnis)  des  fautes 

i/rnrrs  aux  i/nix  dr  Dicu;  vgl.  zu  jj^  Nih.  1/187/9*  ~  Uc-:  374  1  :  Jj!  l^'  V 

'lST'   (J^  ^^  l V/484  Mitte:     »ne   m'interrogez  pas   sur  quo/  qvr   ce    soit»: 

»    Wie   richtig  IV/483/14.  —  -    Ebenso  1V/G31  Aiuu.  —   '^    Und  Bemerkung 
/u  2  187/4.  —  '   Vgl.  Goldziher,  Muh.  Studien  11/385  Aiuu.  4. 


1  l>      HrM'lu'i";    Kriii^ihr  I'xiikm  kuiiircii  /ii    Text  iiiui  (M)t'rsi't/.uiit^  von  Hokliun. 
üLitTS.    -ilir    fragt   iiiicli  ...  nicht,    ii-li    i;;il)<'    ciicli   demi   ü;enancii   Bescheid«; 
I^Sd  KU.:  ÜU-l  aJ^  ai-l  *>^        1\'    Uli*  1  ^  :    'ijii'il  /t'rn  prc/me  qii'ime  pctitc  quan- 

tite-,  ül)i'rs.     (Um- iiiöiie  iiiclils  daxoii    iiolimni-:    .liH/O:  <JUJ|    —  IV/506/1]  f. 

•lor^quiHi   i(/ulail  f'irinsfir  (/'ii/k    fuiKtuni'- .      Aber  'innala    i.st    hier    nicht    dif 

fumtion-    (was  auch  mit  der  vorhernehendcn  Zeile   in  VVidcM'.spriich  .stände. 

\vüselb.st  steht,  daß  der  Mann  bereits  eine  Stellung  hat),  sondern  das  (1  ehalt. 

das    er    für   st^n    .\nU    bezieht:    vgl.  Nih.  .'V'r2S'7 " ;     in    der    nächsten    Zeile 

übei-s.   lloudas  das  Woi-t   mit  •'srrrirr.s..  \  ■{04/<)*:  ^y^'-   dii-    Parallelstelle 

261,2  hat   lyii:  408/5 IT.  -:  IV/530  Mitte.    Das  ganze  Kapitel  ist  vollständig 

mißverstanden!  Vgl.  meine  übers,  von  Ibn  Tümert  S.  378  in  »Beiträge 
/iir  Dschihadliteratur.  lTI/3u.;  408/6*  ==lV/530u.:  Auch  Kapitel  2 
ist  vollständig  falsch  übersetzt!  Sicherlich  hat  Hondas  "laisa-  im  Sinn 
von  »illä..  nicht  richtig  verstanden;  vgl.  1;218/10;  410/0*  -  -  lV/533/10.  Die 
t^bers.    "(."Ott  quc  rnus   fassiez  le  mal)    cnr   niors   rmis  cncourcricz  un  nournnn 

•  -fr     y    .» 

hlnmr^  deckt  sich  übeihaupt  nicht  mit  unserni  Text  ^^x»x^   <UX9  L-^  U|  j;  vgl. 
^  .  -  -'        5, 

zu  v_jjLk.^l  die  Nili.  3/64/9  — -  sich  reuig  vom  Übeln  ab-,  sich  (zu  Gott)  kehren; 

423/9  -—  1  V/550  Mitte:   ^    JjS  t,  S^  ^-^ ^   "^^  *'*  '''^^"   ''^'"■^   ^-^"^^  impos^, 

roi/.s   nv.   le  fcricz   plit.s*    übers,    »dann    wäit   ihr   nicht   imstande,    es   zu   tun 

(auszuführen)'.;  4277:  oj^^l   ^  ^\  ^^  "^  O»^  =  lV/555/8*:  ^>Venfant  qvi 

naquit  arait  Vapparcnce  cMtive«  ;  übers,  »sie  brachte  das  Kind  aul'  die  uner- 
wünschte (üble)  Art  und  Weise  zur  Welt,  d.  h.  das  Kind  zeugte  durch 
seine  Gestalt  wider  die  Angaben  des  Weibes  und  ließ  erkennen,  daß  es 
einem   Ehebruch    entstammte;    damit    fiel    auch   der  Fluch  des  ,talä'un'  auf 

sie  zurück" :  430  8  =z  IV/560  31".:  'Äi^i'  U_\!j  j^  ly -X  jv.   f^    'o\ y'\   ^fl»  L 

•aucutic  /emme  d'entre  voits  ne  se  presentera  avec  des  en/ants  au  nombre  de  trois'< 
übers.:  -jede  Frau,  die  drei  Kinder  im  Tod  vorangeschickt  hat,  d.h.  der  drei 
Kinder  bereits  verstorben  sind,  (wird  dieses  Leid  von  Gott  angerechnet,  so 
daß  es  einen  Schutz  vor  dem  Höllenfeuer  bildet)«.;  vgl.  1/347/7*;  438 ult.: 

fr  o  S  .fr 

jj\  »— -Vi)  |iÄ-a)l  ^jLjJ  I  =^  IV  571  '1 1      Ic  liruit  des  mavhs,  st/r  Ir;  marche,  inavait 

frnpeche  de  l'entendre«  :  übers,  »das  Handeltreiben  auf  dem  Markt  hatte  mich 
davon  abgelenkt,  d.  h.  meine  Zeit  anderweitig  in  Anspruch  genommen«  : 
Houdas  übersetzt  sogar  selbst  die  gleich  wiederkehrende  Stelle  (439/4  = 
IV  571  Mitte  '•ils  s'ornipairnt  de  trnnsnrtions  sur  les  marches«)  ganz  richtig: 
441  10  =  IV/574  INIiite.  Der  Sinn  der  Phrase  ist  bei  H.  nicht  eindeutig 
klar;  Bokhäris  Tradition  will  besagen:  Der  Ka'b  war  von  den  Tradenten. 
die  von  dem  ahl  el-kitäb  tradieren,  noch  ein  verhältnisniäSig  ganz  zuver- 
lässiger; aber  trotzdem  war  auch  auf  ihn  kein  zweifelloser  Verlaß  (und  um 
so  viel  weniger  noch  auf  die  andern!);  452/8  =  lV/587/4*  :  H.  verwechselt 


Kesolier:  Kritisclie  l>emerkiiiigcii  zu   lext  und  t"  bcrsety.uiitr  von  Bokhan.      1  / 

hier  ^^y»  "Rasiermesser-  mit  dem  Namen  Moses I  '  t'bi'igens  kommt  die 
Tijulition  ja  aucli  sonst  vor:  2'2ö!)>):  rJ  61  ult.:  4G1'7:  jjjl^' :  Var.  s.  v, 
^  nnd  /»U» :  46(>  4:  <J  heißt  "Zelt«  midist  kein  Kigeuname,  wie  1V,605/*)*; 
469  '2:  e-C  J^  TTzi  lV/609;7*  '•dira  nvnc  sa  inniifi  vgl.  die  Bemerkung  zu 
1  97  1 :  478  4'-'  r;  IV/62I/7*:  «l^-J  «insidta«  übers.  "Insulte« :  ibd.  pu.  =^ 
lV621pu.:  »jy-  ist  nicht  allgemein  «plfiisir",  sondern  »sianliche  Lust-: 
494  7:  ^\  j*.>-  =  IV  642  ult.  «äncs  charyh  de  tresors"  vgl.  Lane  641  col.c  pu.: 
'Phe  excellent  of  cameis:  497/6*  =  lV/647  Mitte:  AJ  jjl»-  11  j — »  ^D  "fm/fc 
r/io^f  a i'fe rendiK-  faci/r env?ie du  hKtjwur  IcqueJ  rdleatte  creee«  ü])ers. :  »Jeder(mann) 

ist  dazu  -präpariert'  (^=  LhJ.«  vgl.  Z.  9*)  d.  h.  befähigt,  wofiir  er  geschafien 
wtn'den"  -. 

^  Diese  Verwechslung  \on  Worten  mit  Eigennamen  ist  auch  sonst  des  öfteren 
festzustellen:  vgl.  j':A  4  248 '8*  =  I V/3 16  Mitte:  ^^  4/101/8  =  IV/1 28/3*;  Ü 
4  466/4  —  IV;'605/6*. 

-  Ahnlich  im  Deutsclien  (allerdings  etwas  mehr  spezifiziert):  (lilit  Gott 
jcninnd    ein   Amt.    so    gilit  er  ihm   auch  dazu  den  Verstand. 


Min.  il.  .Sem.  f.  Orient.  Spraclini.    Itl'i'i.    II.  .Vl.l. 


IS  Hielicr:    (»escliu'htc  dc-s  KalVaisi  li-Alliiopisiliou  Krieges. 


Geschichte  des  Kaffaisch-Athiopischen  Krieges. 

Eine  Überlieferung  der  Kaffitscho  oder  Gonga. 
Übersetzt  und  erläutert  von  Friedrich  J,  Bieber. 


Die  Vorgeschichte  des  Krieges. 

In  tlcn  Athidpisclicn  Hochland«.'!!  w  irtlcrlioltc  sich  seit  dcü  sechzi^ci' 
.laliicn  des  neunzehnten  .Iah!'hiiii(iei-ts  die  o;eschichth'ch<'  Kntw  icisUing,  die 
wenige  Jahrzehnte  früher  sicli  am  Nil  vollzogen  hatte.  al.s  die  Heere 
.Mchemed  Alis  erobernd  bis  an  den  Sobat-Stroni  \ oigcdi-iingen  \v.i!'en  und 
nicht  Hill'  Xubien  und  ilie  klcinei!  Königtüniei'  im  Westen  von  llabesch. 
sondern  auch   den  ganzen  Ost-Sndan  mit  Ägypten   \e!'einigt  hatten. 

.\thiopien  oder  Abessinien,  das  Keicli  der  Ilabaschat  und  später  dei' 
Amhni"!.  wai'  zu  allen  Zeiten  ein  icinei'  Ki'iegei'staat.  in  den!  die  ai'abischen. 
il.  li.  semitischen  Einwandei'ei'  nur  die  Herrenkaste  IVildeicii.  die  die 
])i-odnktiv  tätige  eingesessene  —  schon  zu  Usertesen  H.  Zeiten,  1898  bis 
188'J  V.  Chr.,  vom  Niltale  ans  in  das  Hoclilaiid  von  Habesch  eingew  andei-te  — 
kiischitische  Bevölkei-ung  aussog,  statt  sie  zu  entwickeln  und  ihre  Jiöhere 
Knltni-  dem  Land  zugute  kommen  zu  lassen.  Der  Landban  blieb  immer 
in  den  Händen  der  kuschitischen  Ureinwohnei-  und  de!-  aus  dei'  Vermischung 
der  Kuschiten  mit  den  Habaschat  im  Hochlande  selber  entstandenen  Misch- 
völker'. Im  Gegensatze  zu  den  Kuschiten  in  Äthiopien,  den  Agau  und 
den  Gonga,  und  den  Hamiten,  den  aus  einem  Hirtenvolk  zu  eine!n  Land- 
bauervolke sich  umwandelnden  Oronio  oder  Galla,  ist  der  gegenwärtige 
Habeschi  oder  Abessinier  noch  immer  ein  Nomade,  wie  einst  der  Habaschat, 
sein  handelslustig  von  Land  zu  Land,  von  Küste  zu  Küste  wandernder 
südarabischer  Vorfahr.  Während  der  Kaffitscho  oder  (ionga  und  der 
Oromo  sein  Haus  fest  und  dauerhaft  als  Heimstätte  füi-  einige  Geschlecbts- 
tblgen  baut,  ist  das  Haus  des  Habeschi  kaum  mehr  als  ein  hölzei-nes  Zelt, 
daß  er  abbricht  und  mitnimmt,  wenn  er  seinen  Wohnsitz  wechselt  oder  dei' 
Hcrischer  sein  Hoflager  verlegt,  sich  eine  neue  Stadt  baut.  Die  Amhara 
sind  außerdem  Waldvei'wüster.  Daher  müssen  sie  sich  stets  wieder  nach 
einigen  Jahrhundeiten  neue  Länder  erobern  und  immer  mein-  in  das 
Mittelland,  in  den  Tälein  ansiedeln,  da  das  Hochland  selber  mit  dei-  foit- 
schieitenden  Entwaldung  immer  unwirtlicher  wird.  Die  dürftige-  Besiedlung 
des  Hochlandes  von  Habesch  und  der  stetige,  durch  Alkohol,  Syphilis  und 

1  Felix  Kosen.  Eine  tleiitsche  Gesandtschaft  iü  Ahessiiiieii,  Lci|»zig  191)7. 
S.  204  Tind  205. 


Bieber:    Geschichte  des  Kallaisch-Atliiopischen  Krieges.  19 

Kiiidcrscheu  der  Frauen  verursachte  Rückgaiii!;  der  Volkszalil  bei  den 
Amliaia,  befördern  diese  Entwickking  und  i'üin-en  zur  Bildung  einer  neuen 
Mischrasse  in  den   neu  eroberten  Ländern. 

Wähi-end  um  das  Jahr  1800  das  alte  Äthiopien  in  Habesch  in  eine; 
Anzahl  voneinander  unabhängiger  und  sich  gegenseitig  bekämpfender 
Königtümer  zerfallen  war.  deren  Könige  sich  wenig  um  den  Schatten- 
kaiser  in  Gondar  kiuiuncnten.  hatte  sich  das  um  1400  von  dem  Herrscher- 
geschlechte  der  ^lindscho  in  dem  Waldlande  am  Godefo- Strome  be- 
gründete altkuschitische  Königreich  Kafia,  das  eigentliche  und  ältere 
Äthiopien,  zu  einem  Großkönigtum  oder  Kaiserreich  entwickelt,  das  an 
Macht  und  Größe  das  Reich  der  Habeschi  übertraf.  Nicht  weniger  als 
vierzig  Könige  und  Königreiche  waren  um  das  Jahr  1820  dem  Kaiser  von 
Kalla  zinspflichtig,  dessen  Herrschaft  sich  nicht  nur  über  die  Kaffitscho 
oder  Gonga  selber,  sondern  über  die  Sehe,  die  <  )meto  und  die  im  Hoch- 
lande von  Kaffa  siedelnden  Oromo  odei-  Galla  und  über  zahlreiche  Neger- 
völker erstreckte.  Durch  die  zwischen  Kaffa  selber  und  Habesch  siedelnden 
Oromo  von  den  Wandlungen  abgeschlossen,  die  die  Erschließung  Äthiopiens 
durch  Europäer  zur  Folge  hatte,  im  Süden  und  Südosten  durch  ungeheure, 
menschenleere  Steppen  vom  Weltmeere  getrennt,  mußte  Kaffa  seine  Macht 
allmählich  an  die  von  Europa  aus  mit  Feuerwaften  versehenen  Habeschi 
übergehen  lassen,  als  diese  darangingen,  sich  in  Bije  Oromo  oder  (iallaland 
neue  Wohnsitze  zu  erobern  und  das  jugendkräftige  Zehn-Millionen- V(jlk  der 
Oromo  zu  uuteijochen.  Und  so  war  um  das  Jahr  1890,  nach  der  von 
Kaiser  Todros  11.  um  1855  begonnenen  und  Kaiser  Menilek  II.  erfolgreich 
abgeschlossenen  Unterwerfung  der  Oromo  und  der  Länder  der  Omett) 
schließlich  die  31acht  dei-  Kaisei-  von  Kaffa  auf  das  Land  Kaffa  selber  und 
die  Völker  der  Sehe  und  der  Najo  beschränkt.  W^ie  die  sudanischen 
Königreiche,  wie  das  Königreich  der  Fundseh  oder  Sennar  nach  der 
Unterwerfung  Nubiens  durch  die  Heere  Mohammed  Alis  von  ägyptischen 
Gebieten  eingeschlossen  waren,  war  Kaffa  im  Norden  imd  im  Osten  von 
Ländern  umschlossen,  in  denen  die  Habeschi  herrschten.  Als  letzter  un- 
abhängiger Staat  in  den  Äthiopischen  Hochlanden  war  die  Macht  Kaffas 
eine  ständ'ge  Bedrohung  des  neuen  Äthiopien.  Dieses  neue  Äthiopien 
konnte  nur  Bestand  haben,  wenn  es  das  südäthiopische  Kaisertum  der 
Kaffitscho  und  damit  die  Voi'herrschaft  der  Kuschiten  im  Süden  \er- 
nichtete.  Erst  der  Besitz  von  Kaffa  gewährleistete  den  Habeschi  dif^  un- 
beschränkte Vorherrschaft  in  Nordostafrika.  Aber  nicht  nur  die  un- 
gebrochene Kraft  Kaffas  selber,  das.  eini>  Million  Einwohner  zählend,  ein 
Heer  von  Hunderttausend  Kriegern  ins  Feld  stellen  konnte,  als  auch  die 
Gefahr,  daß  sich  eine  europäische  Kolonialmacht,  sei  es  das  Deutsche  Reich  — 
das  bis  1890  das  spätere  Britisch-Ostafrika  in  Besitz  hatte  — ,  sei  es  Groß- 
l)ritannien,  sich  der  Herrschaft  über  Kalla  bemächtige  und  damit  in  den 
Äthiopischen  Hochlanden  festsetze,  veranlaßte  die  Habeschi  immer  wieder 
Heei'e  gegen  das  Ktinigi-eich  Kaffa  aufzubieten.  Schon  unter  der  Herrschaft 
des  Kaisers  Johannös  LV.,  im  Jahre  1881,  unternahm  ^lenilek  11.  als  König 
von    Schoa    seinen    ersten    Kriegszuo;     üegen    das    KaisiMreich    Kalla.      Auf 


jO  l'iii'lx'i:    ( icscliii-liH'   fli"<    K;ilV;n>>i-|i- Alln()|)isc|ii'ii    Krictjcs. 

siMiifu    Uflclil    /itii    'I''''    ainli;irisi'lu'    /w/.v    mlcr   l   iilcrluMiin     (i()l);iiiii;i  ein 

(  •rtuiio    im     Diciislf    des     l\,öiiii>s    i\l('iiil(>k  iiiil     \  it>lrii    t.-nisrinl    I\i  iti;cni. 

tlii'  /Min  1  i'il  iiiil  ( ii'Wt.  liriMi  lic\v;itViu'I  waren,  /.iiiii  Kriege  i;ei;fii  I\alV;i 
;iiis'.  /w/v  (ioliaiiii.-i  (lr;iii<;  i'iher  das  Land  1  )Mdniiiiiia  Kaka  ,i;ei;eii  Kalla 
\  m\  dessen  Bewolnier  sieli  lieini  Nahen  der  Ilaliesclii  in  die  W'iildei-  /,nrli(d<.- 
zo^en.  Das  Heer  des  luis  (lobanna  blieli  eine  Woche  in  I\all'a.  Dt'V 
Kaiser  vmi  IvalVa,  (ialli  Sc  h  e.rt)d  s<' h  heseheuUle  den  AV/.v  reich,  lU'r  es 
\  oi'/og,  ilen  Hüekziiu;  aiizutrelen,  weil  Kalla  Mein  schlechtes  Land.,  sei.  Dei- 
Kaiser  liatle  wtihl  die  Zusage  gegeben,  dem  Kiinige  von  Schoa  (;iiien  Jidir- 
liehen  Zins  /ii  /.alden.  ohne  daß  es  jedoch  zur  Zins/.ahhing  kain.  König 
Menilelc  alter  verlieh  ilem  J\(/<  (iobanna  i\al1a  iiut  d(>n  Ländei-n  Dscldmma 
Kaka.  Cleia,  (M)mma.  Liminu  oder  Innarca  und  Cuma  als  Throulehen  zur 
Verwaltung  un«l  nahm  seliger  den  Titel  .Vrr/z/.v  oder  König  von  Kalla  an, 
Srhoa  und  Kalla  galten  den  Sehoanern  als  ein  IJeich.  Seit  188-  nannle 
sieli  ^lenilek  tatsächlich  "Aryii.s  von  Schoa,  v<»n  Kadii  und  der  Galla- 
ländci'".  Um  die  gleiche  Zeit.  1882,  Begabte  Kaiser  .lohannös  \\.  aber 
auch,  um  Menilek  in  seinem  Streben  naeh  Unabhängigkeit  von  der  Ober- 
gewalt des  Kaisers  von  Äthi()])ien  zu  beschränken,  dem  Stattlialtei-  von 
Güdscham,  dem  lias  Adal,  unter  dem  Narnen  Takle  Haimanot  mit  dem 
Titel  "ytyu.s  von  Godscham  nnd  Kalla«.  Die  damit  erlangten  Ansprüche 
auf  Kalfa  übei'ließ  König  Takle  Haimanot  aber  dem  König  Menilek, 

Da  der  Kaiser  von  Katta  den  veiheißenen  Zins  nicht  lieferte,  unter- 
nahm AV^v  Gobanua  im  Jahre  1885  einen  zwcMten  Kriegszug  gegen  Kafta, 
Nach  seiner  Rückkehr  von  diesem  Beutezuge  begabte  ihn  König  Menilek 
unter  dem  Namen  Mikacl  mit  dem  Titel  eines   ^^ccju.s  von   Kalla'«  ■'. 

Im  Jahre  18SG  unternahmen  die  Habeschi  einen  dritten  Kriegszug 
gegen  Kaffa,  das  sich  gegen  die  tatsächlich  nur  dem  Namen  nach  bestehende 
Oberherrschaft  des  Königs  von  Schoa  auflehnte^.  Am  19.  Oktober  188f) 
verlieh  Menilek  Kalla  dem  kaiserlichen  Dej  Äainac  oder  Herzog  Bascha  Aboje, 
der  sich  dieses  Lehen  aber  erst  erobern  .sollte*.  Bascha  Aboje  gelangte 
mit  seinen  Kiiegern  wohl  bis  an  den  Godefo-Strom,  mußte  aber  anver- 
richteter Dinge  nnd  ohne  eine  Zinszahlung  erreicht  zu  haben,  wieder  ab- 
ziehen. Am  22,  November  188G  kündigte  König  Menilek  einen  neuen 
Ki'iegszug  gegen  Kaffa  an%  das  sich  nicht  nm  die  Herrschaftstitel  der 
Habeschi   scherte. 

Nach  der  Erhebung  des  Königs  Menilek  zum  Kaiser  von  Äthiopien 
im  Jahre  1889  unternahm  im  Jahre  1890  Bascha  Aboje  einen  neuen,  den 
vierten,  Kriegszug  gegen  Kaffa.  Im  Jahre  1890  zog  auch  der  kaisei-liclie 
Dfjo.s   oder  Herzog   und    spätere  Ka.s-  Tessama   bis   an    die  Grenzen   Kallas. 

'    Storia  d'Etiopia.  di  Costi  P^riiienegildo  usw..  Mailand  o.  J.  (1800).  S.  2öl. 

-  »Notizie  dello  Scioa«  Bolleftiiio  della  Societä  Africana  d'Itaha.  Anno  W.. 
I'asc.  V..  Septcmber-October  1885,  Neapel  1885,  S.  163. 

•'  Jules  Borelli.  Kthiopio  31eridionale.  Journal  de  moii  \ oyage  aux  pays  Ainhaia, 
<  )roiiio  et  Sidama.  Septembre  1885  a  Novembre  1888,   Paris  1800.  S.  l.')ü. 

'    Borelli.  Ethiopie  Meridionale  usw..  S.  115. 

•'•    Borelli.  Ethiopie  Meridionale  usw^,  S.  150. 


IüpIkm-:    (iescliiclitp  des  Kair:iiscli-Atlii()j)ischoii   Ivrieg(>.  t2l 

Kr  gelangte  bis  an  den  AdschuVjha-FIiiß  westlich  von  Kaffa.  an  dem  ei* 
infolge  des  Vordi-ingens  der  gegen  Iiije  Oromo  oder  Gallaland  ziehenden 
Machdisten  umkehren  mußte '. 

Drei  Jahre  später,  1893,  unternahm  Kaiser  Menilek  selber  den  sechsten 
Kriegszug  gegen  Kalla.  Sein  Heer  zog  bis  vor  Bonga,  ränmte  aber  Kafta, 
als  Kaiser  Gaki  Sc  hci-otscho,  der  im  November  lSf>0  seinem  Vater 
Galli  Scherodsch  in  der  Herrschaft  über  Kafta  gefolgt  war,  die  Zahlung 
eines  Zinses  an  Kaiser  Menilek  versprach.  Auch  Kaiser  Gaki  Scherotscho 
zahlte  jedoch   im  Vollgefühle  der  Unabhängigkeit  seines  Reiches  keinen  Zins. 

Erst  nach  dem  Kriege  gegen  die  Italiener  im  Jahre  1897  glaubten 
sich  die  Habeschi  dank  der  reichen  Beute  an  Schießwaffen  aus  der  Schlacht 
bei  Abba  Garima  stark  genug,  das  mächtige  Kaisei-reich  Kafta  besiegen  zu 
können  und  rüsteten  zu  einem  neuen,  den  siebenten  Kriegszug  gegen  Kaffa, 
der  die  P^ntscheidung  über  die  ^'orhe^rschaft  in  den  Äthiopischen  Hoch- 
landen bringen  sollte.  Als  letzter  unabhängiger  Staat  zwischen  dem  Nil 
und  der  Ostküste  Afrikas  bildete  Kafta  ein  Hindernis  bei  der  von  Kaiser 
Menilek  unJ  seinem  Minister,  dem  äthiopischen  Bidwodet  oder  Staatsrat 
Alfred  11g  geplanten  und  von  den  französischen  AfrikajDolitikern  geförderten 
Ausdehnung  des  Reiches  Äthiopien  bis  an  den  Weißen  Nil  im  Westen  und 
bis  an  den  Rudolf-See  im  Süden.  Durch  die  endgültige  Eroberung  und 
Einverleibung  Kaffas  sollte  nicht  nur  die  Herrschaft  der  Habeschi  auf  das 
ganze  Gebiet  der  Äthiopischen  Hochlande  erstreckt  und  diese  staatlich  und 
wirtschaftlich  zu  einer  geschlossenen  Einheit  zusammengefaßt  werden,  die 
sie  schon  seit  jeher  geographisch  und  als  Siedlungsgebiet  besondei-er  Völker- 
schaften waren,  sondern  auch  die  britische  Kap-Kairo-Politik  durchkreuzt 
werden.  Es  handelte  sich  den  französischen  Kolonialpolitikern  bei  der 
Förderung  der  Ausdehnung  der  äthiopischen  Hei'i'schaft  über  Kaffa  und 
den  Südost-Sudan  dai'um,  daß  das  siegreiche  und  starke  Äthiopien  durch 
die  Besetzung  Kaffas  Grenznachbar  der  Belgier  —  die  A^om  Kongo-Staat 
aus  bis  an  den  Weißen  Nil  vorgedrungen  waren  und  sich  in  Lado  in  dem 
früheren  Äquatoria  festgesetzt  hatten  —  und  der  in  Faschoda  sich  fest- 
setzenden Franzosen  wurde.  Durch  das  Zusammenlegen  der  Grenzen 
Äthiopiens,  des  Kongo-Staates  und  Französisch-Afrikas  im  Südwesten  von 
Kaffa  und  am  Nil  sollte  die  von  den  Briten  durch  ihren  Kampf  gegen  den 
Chalifa  Abdullahi  angestrebte  und  nach  dem  Falle  von  Omdurman  und 
mit  dem  Faschoda-Handel  auch  erreichte  Vereinigung  des  neuen  Anglo- 
•Xgyptisclien  Sudan  mit  Uganda  und  Ibea  oder  Britisch-Ostafrika  für  immer 
verhindert  werden.  Damit  sollte  aber  zugleich  auch  allen  britischen  Be- 
strebungen nach  der  einstigen  Oberherrschaft  in  Äthiopien  oder  mindestens 
nach  dem  Besitz  von  Gallaland  oder  Kafta  ein  Ende  gemacht  werden. 
Kaiser  Menilek  selber  wollte  die  Sudanische  Tiefebene  bis  zum  Weißen 
Nil  in  Besitz   nehmen  und  damit  die  alten  Grenzen  Äthiopiens  bis  Chartum 

'  Mission  de  Bonchainps,  ^'ors  Fachoda,  A  la  Kecoiitre  de  la  Mission  Mar- 
iliaiid  ;i  triuers  l'Ethiopie.  par  Charles  Michel  usw..  Paris  o.  .1.  (1001).  S.  18.^.  ISi} 
mifl   307. 


•)•) 


I5ii'lu>r:    (  i<'><cliiclilo   des    K;il1";iiM'li- Ariiiii|)iM'licii    Krici^cs. 


iiiiil  In's  ;in  tloi\  \'iftui'i;i-S(M'  wicderliorslollcii.  /iir  Hcsct/mm  iU-\-  ilim 
vcrlieißciKMi  mul.  .iiii-li  ilcii  .-iltfii  riuM-Iii'ri'ninncii  iiiicli.  Ailiidpicu  v.U'fr- 
liöriiieii  Gebii'ti'  zwiscluii  dem  lloclil.iiiilc  noii  11;iIpi'S(1i  iiml  diMn  Weißen 
Nil  rüstet«'  KnistM'  Meniiek  \  ier  Krienslieerc.  Il;ilte  er  <l(icli  .selion  Jim 
!•>.  .\|)i-il  iSlM  <len  Fürsten  wnd  I\eL;ierimm'ii  der  eiicopäisclicii  Staaten 
eikliii't,  «l.d.>  er  nicht  ein  iintiiti<ior  Zusclianer  l)leil)en  werde,  vvetni  die 
lernen  Miielite  ;;laubrn  winden.  Afrika  nnlei-  sich  aulleilen  zu  können. 
l"ür  den  Krieg  gegen  das  Kaiseii'eicli  Kalla  aber  stellte  er  ein  Kriegsheer 
von  ;n  OUt'  Ki'iegern  anf.  A'ff.v  Wohl«-  (Jiorgis  führte  15  00(1  Krieger  mil 
7  ÖOO  Gewehren,  Äf</ii.i  oder  König  Takle  Ilainianot  von  (Jodschatn  be- 
fehligte 8  000  Krieger,  die  S  000  Gewehre  t'ührtt  n  und  (\vv  D/jr/s  Tcssania 
ebenfalls  8<i00  Kriegei-  mit  1000  Gewehren.  Der  Oberbef(!hl  üIxm-  diese 
vier  Heere  wni'de  dann  dem   lia.s  Wohle  Giorgis  iHjertragcn. 

\Volde  Giorgis.  dei-  seit  1910  als  der  Getreucslt;  der  (ietreueu  Kaisei' 
Menileks  und  JS'ryu.s'  oder  König  in  (jondai*  herrscht,  ist  ein  Sohn  des 
Afo  Aboje.  der  den  Bein  inicn  AMa  Dschaui  führte.  Woldc  Giorgis'  Vater, 
Afo  Aboje.  war  ein  Urndei-  des  1864  v(m  d(Mn  Kaiser  Todros  II.  ent- 
thronten Königs  von  Schoa,  Heilu  Melekot.  des  ^'aters  des  Salialla  Maiiani 
oder  Kaiser  Meniiek  II.  Kr  ist  also  durch  seinen  ,Vater  ein  Vetter  des 
verstorbenen  Kaisers  Meniiek.  Seine  Mutter  entstammte  ebenfalls  dem 
Königsgcschlechte  von  Sciioa,  der  Herrschei'familie  der  Negasti.  Sie  war 
eine  Tochter  des  (Großvaters  des  Kaisers  iNIenilek,  des  Königs  von  Schoa, 
Sahella  Sellasyeh.  Wohle  Georgis*  Frau,  die  Wocrro  oder  Prinzessin 
Schumabyet,  zu  deutsch  »Hausmütterchen",  ist  eine  Schwester  der  im 
Februar  liH8  verstorbenen  Kaiserin  Tahitu,  der  Witwe  Kaiser  Menileks. 
So  ist  Wolde  Giorgis  gleichzeitig  auch  der  Schwager  des  Kaisei-s  INIenilek 
gewesen.  Zum  L/J  oder  Junker  herangewachsen,  machte  W^olde  Giorgis 
dann  die  Kriegszüge  des  in  Habesch  berühmten  Reitergenerals  Ras  Go- 
banna  gegen  die  Oromo  oder  Galla  mit.  Auf  diesen  Kriegszügen,  mit  denen 
Är/.v  Gobanna,  ein  Oromo,  seinem  königlichen  Herrn,  Meniiek,  die  Repu- 
bliken und  Königreiche  der  Oromo  im  Süden  des  Königreichs  Schoa  bis 
an  die  Grenzen  des  unabhängigen  Kaiserreichs  Kafla  eroberte,  stieg  \Volde 
Giorgis  langsam  die  militärische  Rangleiter  hinauf.  Als  der  König  von 
Schoa  im  Jahre  1889,  nach  dem  Tode  des  Kaisers  Johannös  IV.  und  des 
Kaisers  Heilu  Mariam.  die  im  Kampfe  gegen  die  Maehdia  bei  Matama 
siegend  gefallen  waren,  als  Meniiek  II.  Kaiser  von  Äthiopien  wur-de,  war 
Wolde  Giorgis  kaiserlicher  (ja/ij/  Asmnj  oder  Oberst  zur  Rechten  in  dem  von 
Oromo  bewohnten  früheren  Königreiche  Limnni  odei-  Innarea.  Kaiser 
Meniiek  begabte  ihn  1886  mit  dem  Lande  Limnni  als  Throiilehen  und  er- 
hob ihn  dann  zum  kaiserlichen  Fitaiirari  oder  \'orhut-OI)erst.  Als  Fifnurnri 
eroberte  Wolde  Giorgis  das  von  der  Volkschaft  Amaro  des  Volkes  der 
Kafßtscho  bewohnte  Königreich  CJuma  im  Westen  seines  Lehens  Limmu. 
Mit  dem  Königreiche  Gnma  wurde  dann  der  Drjas  Bascho  belehnt.  Im 
Jahre  188.5  eroberte  W^olde  Giorgis  in  (iemeinschaft  mit  Ab/ja  Dsehifrai-, 
dem  Könige  des  oromischen  Königreichs  Dschimma  Kaka  das  Königreich 
Dschindschero    oder   Jamma    im    Osten    des    Landes   Dschimma  Kaka,    das 


lue  Ihm-:     (  nvscliiclltc    (Ifs    Ivil  ir.l  ix'li- Ä 1 1  liu]  liscliril    Kl-ii'U'-i'>.  23 

von  dem  XmIKc  di'r  .l;uimi;i  l)e\\()liiil  w  inl.  Kr  fi'IxMitetc  in  dieseiii  Ki-icüi'. 
viele  Sklnveri  tiiid  Külie.  Das  Land  .laniina  nahm  Köniij  Al>lia  Dschillar 
\"y\v  den  Kaiser  ,AIenilek  von  Atlii()j)ien  in  Verwaltung.  Vier  .Fahre  später. 
188!*,  ei'ohci-ti'  W'olde  (iioi'gi.s,  der  inzwischen  zum  Dfji/s  aufgestiegen  -war. 
von  Dseiiimma  Kalca  ans  in  einem  Kriegszuge,  der  l'ünC  Monate,  von  April 
bis  Juni  ISS!),  dauerte,  die  von  den  gleichnamigen  \'olksehaf'ten  des  Volkes 
der  Ometo  bewohnten  Königreiehe  Dauro  und  Konta  im  Süden  von 
Dschimma  l\.al<a.  jenseits  des  Ciodein-Stiomcs,  (h'r  bis  dahin  liic  Grenze  des 
^'ol•dringens  der  Ilabeschi  nach  dem  unbekannten  Süden  der  Äthiopischen 
Hochlande  gebildet  hatte.  Wohle  Giorgis  diang  bis  an  den  Omo-Strom 
vor  und  unterwarl'  außer  Dauro  und  Konta  auch  die  von  den  gleichnamigen 
Volkschal'ten  dei-  üineto  bewohnten  Königreiche  Kuisclia  und  Tsara  am 
Omo-Strome  selber-  dcTU  Kaiser  Menilek,  der  diese  vier  Königreiche  dem 
Wolde  Gi(n'gis.  den  er  zum  l\'is  (m1<^i'  ['nterkcHiig  erhob,  als  Thronlehen 
verlieh.  Im  .lahre  1801  nahm  W'olde  Giorgis  an  dem  Kiiegszuge  d(^s 
Kaisers  Meniiek  gegen  das  von  Ometo  bewohnte  Königreich  Wallanuj  (jder 
Woleilsa  im  Osten  des  ( )mo-Stromi'S  teil.  Dieser  Kriegszug  schloß  mit  der 
Kroberiing  dieses  Landes  und  di'r  Intei-werrimg  der  \'olkschai't  der  WH- 
leitsa.  die  schon  t'rülii'r  vdii  dem  AV?a  Mangascha  und  nach  dessfu  Nieder- 
lage \'on   eitlem  Fihnirnri  \ crgeblicli   bekriegt   worden    waren. 

Dei'  Krieg  mit  Italien  in  den  .lahren  18!*.")  und  ISIKi  unterbrach  den 
Siegeszng  der  Habeschi  nach  dem  Süden  und  «'inigte  ganz  Äthiopien  gegen 
die  fremden  Kindi'inglinge.  Widirend  die  nan])tmacht  des  Kaisers  Meru'lek 
in  Tigre  gegen  das  nach  Adiia  voi'dringende  italienische  Heei'  Aufstellung 
nahm,  führte  Wolde  (iiorgis.  um  die  Flanke  des  äthiopischen  Kriegsheeres 
gegen  einen  von  den  italienischen  Generalen  g(>planten  Angrilt'  von  Osten 
her  zu  decken,  nut  dem  Drjax  Tessama  und  dem  .l-wy  Wolde  Tadik  ein 
Heer  gegen  das  von  dem  Volke  der  Afar  oder  Danakil  bewohnte  Land 
Aussa  im  Osten  des  Hawascli-Stromes.  (bis  ihn  bis  zur'  Schlacht  bei  Abba 
(iarima-  odei-  Adua  am  1.  März  1S9()  lesthielt.  die  das  neue  Äthiopien  \dn 
allen  (relüslen  des  europäischen  lm|)ei'ialisnuis  nach  der  Li-olierung  des 
alten   Hal»esch    betreiti^ 

Ras  Wold(^  (lioi'gis  liel  dann  die  Aufgabe  zu.  Kalla,  das  letzte  un- 
abhä,ngige  Ixeich  in  den  Äthiopischen  HochlaiidtMi.  das  sagenumwobene  und 
in  Europa  fast  unbekannte  altkuschitische  Ktinigtum  und  Kaisei-reich  '  der 
Oberhcri'schafi  kV^v  Halx'sciii  zu  initerwerfeii.  als  Kaiser  Menilek  nach  dem 
Siege  bei  Adua  das  Land  des  liis  dahin  unabhängigen  Oromo-Volkes  dei' 
Borana,  die  letzte  liepublik  der  Oi'oino.  in  Besitz  nahm  und  darangini;. 
seine  Herrschaft  über  alle  Gebiete  auszudehnen,  die  schon  im  frühen  Mittel- 
alter zum  Reiche  von  Aksuni  oder  Athio])ien  gehört  hatten.  Die  Lehen 
des    Ras  \\'olde    (iioi-gis.    die    Länder    Dauro    luid    Konta    im    Osten   Kallas 

'  Kalla,  Nacln'icliten  über  Land  und  N'olk.  Sine  und  brauch  der  ivaflitsclio 
oder  Goiiga  und  das  Kaiserreicli  Kafla  in  Innoi-afrika.  \()ii  Friodrich  .1.  Bieber. 
mit  244  Bildern  und  22  Bildtafeln  (..Authroposbibliotiiek".  II.  Iveilie.  Bd.  2). 
Münster  in  Westfalen   1920.  Verlas:  der  Aschendorllschen   üurbhaiidhuiij:. 


24  r>'u'l)cr:    (  H'M-Iiicliic   lies   K.ilViiiNfli- \iliii)|iiM-lii'ii    l\iici,'rs. 

bildeten  «Umi  Aiiluiarscln-jumi  des  /.ihm  Krici^c  .u,''j;<'ii  l\;ilV:i  ;iii(t;<'l)()t<'iu'ii 
Heeres  und  so  wunli'  ;iiu'li  /w/x  NX'oldc  (liornis  ii\  dci-  l'^oli^c  dci'  (  MmmIx^MiI 
rduM"   das   ;illuO|)isclic    llccr    in    I\atVa    xnlit'lirii. 

Die  Eroberung  des  Haiserreiches  Kaffa  nach  der  Überheferung 
der  Haffitscho  oder  Gonga. 

Als  <  KaJ/'i  täfitini  sädi  tlürf/ünin"  ikIit  >■(  icscliichlc  dir  Ijohciiiiiü 
doN  Karta-Königreiclies"  erzählen  die  Kafliisclio  selber  in  kafllaiseher  Sprache: 

"Kafl'i  (ätftine  sädi  dürcjümö  ein  nr:  TäfS  Cinltf'  bete  nl,  sahntinv  ridtnj 
Atnärö  tröbä  Kaffi  sniröj.  Näfitö-nä  (u/e  etö  ivätr.  Afn/dr  ilölin  hünnti  Knß'i 
hnxvnj.  liulli  tänjr  Aniärö  ijimltv  7iäjifö-nn.  lidlld  sisi  iiäjifö  l^ojf't  taldsi  hefc. 
(iisi  iiajitö  icorähi  räsöji-nä  räsöji  l>itr.  Krjä  hallt  najitd  htti'  ikki  Kaffi  sowöj. 
Kterö  nqfitö  ätln  nr.  (iliiö-iiä  cjiijö  l)Ts  öefr.  Jlia  hüme  näjitn-nä  Aiuarö  tväti'- 
Mfifl  Awärü  träfe  Kohhe  snirnje  räsä  ihke  Aman  (löhö-nn  drö  hdniTfe.  Mon.si 
keltnje  drö  (/ünJfe  Talli  irorähi  .sniröj.  'liiii^  .mwrije  Jiine  täfö  uäfr  Oröiin  döhö-mi. 
Kaff'i  täfö  drö  .säte.  Ebhl  Amärö-nä  tök'i  JiiiiP.  läfö  hnimtc  rlöj.  Yäbln  kellrlje 
br  (finnte  (innbi  rase  SöivnJ.  (lairäfe  rä.ie  soiröji  (iojäiin  Hifö  iräfe  lioni/r 
knfämö-nä.  Abi  ynnnje  bare  räsä  ikke,  Ainäri  doliö-nä  drd  lidinJtr.  Aiidde  bdfnj'' 
Amärö  giniJte  Kafft  .söiröj. 

Kafti  fätn  qärrö  (/etefr.      I'äteiiö  (/efinii  (järrö  ein  nc : 

'  \Vö)/(bdff  I  Sin/tf  /läfö  befe  iif  bnlH-vä  khninf'nil  ludoj  husiso  (\''f<>ji 
köteböfä!    Jfö.i'  bidli  bdrö  iräbi!      Wöijebnfe  !^ 

(ivb  (järrö  </efete  In  Irä.sifl.nnji  bnlli  iroräbi  räsö-na  räkö  ofü .  Hüll}  äsö 
iräfö  w.  Woräbi  rähd  iräfe  In  näln  nnlio}!  fökJ.  Wndde  hume  cfecö  Kaffi 
tätösi  htte.     Talliöj  nd.iö  Säfdrö. 

Gub  viäde  <jänw  eti  tiniö  ne.  Ibbicö  irätr.  Anibijö  (/dfä  wate,  fä  beqäj. 
Bvlli  tdöje  In  (jimife  nafitö-nä.  Meti  Aniärö  icobä.  Kaffi  söwö  etö  irahe. 
Nqfitö  (jidönE  hini  cigö,  hi?ii  rn-fc  In  ne.  irutltf  ne-nä  .Htt  ne.  (Idfföje-nä  kotöslje 
f/öjh/w  Aniärö  irUjfTte.  Näßti  loödde  (löjinicJ  irütitö  ne  (/übiböj.  Ihilh  fdöje 
iiaßtö-Tiä  ä.siSö  kis.fitö  ne.  Areröje  nödde  ä.iö  irUtifö  ne.  yäfltö  (fojimä  nrii/äje. 
EbisT  ucödde  äsö  hamdäje-nä  bt  nüßtö  ne.  Wöhtiöje  arerd-nä  In  irüfifö  nc  Tätenö 
irai/etö  ni.  ambijö  wütite,   icöcö  Jidnnfc. 

Amärö  iräte  Tollt  irrjräbe  si'nicö.  lliniji  kafdint  rä-iö  wUtde  nf.  Ikke 
örihhö  bete  Gtmbe  .söwöj.  Ikke  örihhn  bete  Säddin.  (itib  bvlli  irorähi  söiröji 
köyete.  Siminte  agenö  kcn/ete  ne.  Täfö  Tekt  .§dirö  tidmlte.  Jl/'niJ  Sübbö  dm 
yecite  ne.  Talli  woräbi  .söiröj  ikkltine  örthJio  köi/älif.  Kafl'i  täte  döhö-nä  Aman 
döhö  köyete.  Amarö  u-ate.  Tollt  iroräbi  .söirö  katämt  ra-sö  irütthc-nä  gabärt. 
Bön  imiritö  ne.  Imirttön  tä  aniantaje.  Tä  .säte  fäbbä  (fobärt.  {iutefint  örihhö 
GTmbe  woräbi  Bonge  tdöji  kni/ähe.  Keditlne  örrihö  nr  ^äddö  koyehe.  lii  <jeföje 
gojimö  bidli  hdmlff .  Wödde,  ä.sö  kitetö  ne  Amaröj.  Gub  qabt  örihhö  Kafl'i  täte 
dohö  hdmlte  Kofl't  rase  -söicönnä  Säddiii  Aniärt  döhö  wate.  Oge  örihhö  m- 
i>äddä  ki'njähe.  Amärö  nädecö  bete  In  najitö-nä  ein  örihhöj.  Säddt  katäinö 
Amärö  böglte-nä  tdpptte.  Säddt  katamö  In  mijTte.  Gub  Amärö  hdnnt.c  Sö.sß 
güdöj.     Hintji  Kofl't  täte  mäsisö  In  behttf.       \('ö  1>T  kdmff  mä.si^öj. 


I)i(»l)('i-:    ( iescliic-lilc   des  Kiiirniscli-Atliinpischcii    Krictjes.  !2o 

(iiili  qaln  ör'ihhö  bvlli  ctecö  qällärdsT,  (/(iJösT.  hdlöai  hl  ujiiö  nc,  Imüi  f/ljö 
hi  djifr.  (Jife  (jülrnji  wörf'hö-nä  än(fpsd  ctlcenaö  häiiiltc.  Ilinij  Amärö-nü  irodde 
ilinhnf)  In  köf/etf .  Rare  äsistt  liämltc  (iühöji  fföjinienaö  lidm'itp  In  mcjlje-nä 
fölii,  In  büfilsö-iiä  In  aitu-na.  Knfi'i  räke  höirnje  äs'isö  häuiltt;  Butt  (/udöj- 
A/if/esöji  In  dJTfr  nc  Vsüddn  hümltr  Dinsi  (/lihöj.  M'ödde  dsl.sö  njitö  )ir  honösi 
iöfö-nä  foki  sinäfi  i/Tihüj.  Ein  (/Uho  täte  </iil>ö  hrtc  Kafl'i  rase  .söwöjp  äsl.sn-im 
töhl  (iähade  rdsn  Wäi/äi/i  lidnnfc.  Arr^V  täte  iikl  kiiißcö  drö  ne.  Etd  ura^d 
nT.  tüfö  üTi'd-na  lirn  liunntr  Dissi  yübdj.  lldlä  täte  i'ikö  (iäbadk  räkö  djifc  Büti 
ifUddj.  Hi'/nJ  hö  kopd  bete  Bädi  f/übnj.  Doje  iiilienm  getd  nr  ironiiK  wäjf': 
'Kaffi  täte  üko  nee  (iäJ!äcd-nd  hetr  m  Kaffi  sda-dji.  Kaß'i  tätTtind  becd-tiä  ijamicn 
bebötä.^  Bi  (jetd  ite:  "^ Kaffi  täte  iikd  Kaff'i  äkoifi  betr  »7.  ikkp  Ihbd  tätltajä  Ka0 
s(ncö-nä  l^riffi  äsd  drstniiitä  ikkdlldj.^  Ebisl  Kaffi  täte  iddl  kcdvsö  nc.  Arnos 
bete  Kaffi  (ätp  ilkd.  Kaffi  täfd  h'nn  in .  Ebls/  täte  iikd  äjitf  nr.  Aiiidrö  kdintc 
täte   iikd  bvlli  bfrdj. 

l^äddäje  Andfrärtnö  rä-sa  bannte  ärd  döhd-nä  tdkJ.  BT  lidnidj  Andrrucä- nd 
bidli  Kafficö  Ainärd  inij'df.  Bdclcdji-nä  (/iJbibnJ/  Ainäröje  Kaff'i  ä.st'.w  niTjitd  nr. 
Arernsi-nä  bullt  In  ivUtJfr.  ^Vdddä.'insT  katinu  ikkd  iräfr  nT,  Inni  bT  nfijiff . 
DestUnd.si  In  tjetltä.  dntd  wate  nT,  Jnni  In  nnjiff .  Wöddr  irdddi  rZw  irüfitd  m . 
(iTniwd  dlld  nr,    Ainärdje   irUtde  In  tiuirsd. 

(iid)  Bo)i</e  kätänw)!  drd  dölid-nä.  .Jime  tute  ddiTd.  Gojämi  tätP  döhd, 
bare  räie  ddhö,  Inilli  aüdde  dohd  rä.i'J  Ikkdr.  AndT  .ia.sä  hünie  ndl/d  drd'<  lAte. 
(injämi  tätd  drd  .sdtvd  ivöcTtr.  Wöddi  äffend  drd  bete  ne  Kaff'i  .idirdj.  (Ivb 
Säddi  drlhhd  Kaffi  täte  ddhö  Andrrärend  ikkitd  ne.  Hinij  öi/e  dcje  örildiö 
kui/etö  ne.  Bvlli  etecd  d(ie  A/näri  dälid-nä  köi/etr.  Ciniti  ddlid-nä  rä.sä  köijetr. 
Iliniji  wdddi  xwdde.  etecd  wütllir  ndjitd-nä.  Wddde  nafitd.sT-nä  Ainarö  nädecd 
ne.  Bonge  katänin  In  tdppTte-nä  .idddr.  Bonf/e  katdmd  tiilld  tnnitd  n<\  (rub 
ebi  drlhhö  bete  nT,  CinTti  /idnnte.  Tekl  .iäwdj  drd  liuinTtr.  Kaffi  tätr  dohd 
sTsiyTte.  Aß  tddj  etecd  hdnnte  dye  (jübibdj.  Anddllä  (/nbdj  etecd  mijitö  ne  ikkd-nä 
Ikkd  Amärdje.  Vt^öreböj,  änyisdji  bT  hdnntr.  Wate  rä.^S  sc'nrd.  Canne  rä.^p. 
.sdtcd,  Alite  rase  .sdicd  bedl'td  krjpi  Kaff'i  tättin.  Tätt  ne  Oki\  Gab  Indli  .söwd 
kdyete.  Slmlnte  ayendji  köi/elie.  Ktd  .i/nii/ite  a(/end  dvhe  ne.  Vöi/dj  etd  ne 
Kaffi  tätitlnnj.  Xäti  näti  irätdj  etd  dähe  ne.  BnlH  asdn  koi/äbdn.  Ikki  Ikkdn 
bvlli  etecd  n-ütitö  nr.      Betl  hdnibe.      Täte  CinTti  hdmbe   Teki  .söird. 

Aniärd  hdniTtc  hanntäjr.  Iritd-nä  In  (fite  sdirdj.  Wdddp,  Aniard  bli/ete-nä 
wddde  kite.  Alätebd  bis  dlld  nr.  Amärd  wätr  niätebd-nä.  (jabäri  bd)i  niätebd 
nr  ijetd.  (iabärt  bön  hdnntr.  Bli/dn  bvlli  blcird  Ainard  dllTtr  (fubdj.  Ebi.fi 
Andrrächd,  ikki  säfirdj  Aniärd  kdtebdiä.  Andrräceni  tätenä  kotd  bT  niijTte. 
Hinij  andlre  mätebdn  In  kdtehdtä.  lldlä  rä.iä  ddhd.ä  drä  aüdde  wöddasö  drö 
qdtTte.  Ikki  ikkd  ebi  drä  aüdde  icdddäso  köi/ete.  Bvlli  si'nvd  k<>!/ete.  Bvlli 
katäviä-nä  Indli  täte  uterd  Amard  tdpinte.  BT  mißte  biilld.  Bätibät  Diilla. 
(rdllä.  .\ddd.  Dilrrä.  lätmärä.  Ainärd  mißte  bvlli.  JIdIa  Amärdje  tappitd  ne 
Bdsö.  Bo?i;/dbe(jd.  Bdrretd.  (leräbec/d.  ebi  bvlli.  Ebi.sT  Ainärdje  Kaffi  .söird 
■iädltd  nr.  Sf/wd-?iä  .sdivd  In  .kaditr.  Ikke  gudd  sädJtr  nV.  kdtä  rä-sä  ^[iiiärd 
iräsi.sö-nä  drd  irä.sife.  Aniärd  .wwy7  ddnntr.  Ebi  etd  dije  ne.  Kafficö  gimte 
dge    häkkd-nä.      Wddde    kfrd   In    bogTti.      Anddllä  Ainärd    nd/itd-^T-nä  Kaff'i  äsd 


21)  riiclx-r:    (ii'M'liiflilc   ilo    K,ill',ii>M'li-Ailii(i|iiMlicii    Krict^rs 

iiaHitaJi    f/iuti-ud.        \rf>->    l'nlli    ,f,'c,,    i/,-/,-i   ikka    ivulilo  ii< .      kOi/ditm.    l<-(ii/ai/tiii 
f/affäri  hü  in'. 

Aman  Drei  itannli.  Aiiiöj  Citnfr  i/cvi  ^iilil><  iir.  Vccih  Ixi  in.  ,|/'o 
itati  iiatOj  nrfi  aü<l<htiiic  ärtfö  tciii/e  dsifii/S  slinliiloji'  (//.ii  stinihrtoj  Ainäro 
Cintf/'  i/vciti.  Tc/i'{  fiuiröj  Ainärn  Knjf'i  tätö  i/öcitc.  \\'nsi-7iä  nuhnji  hj  CiiiHr 
f/f'Vitr.  lift  i/t'cö  tcäföji  ( 'iiilfc  h>i/7t( .  litilli  näht»  ärö-ztä  bllv.  Illiii  lutJli 
rtivö-tiä  lirü  i/<vifö  itr.  liiilli  ikkr  Aiiiiir!  tut  miß  i/t'nfr.  W'osi  i/dö/i  il,i,-r 
ttiinintö  ärö  aßfö  bvtr,  ('iiiifr  irä/'  Wn.si  i/cio/i  lii  iialn  uälioii  InkJ.  iliiilj 
Amäro  (utr  aj)  tdöj.  ('iiiitr  ifdöji  lininHf  iii,  äföjf-im  (/i'ilx'iß''  Amäro  iväfc  Audi 
Cinlte  In  i/n'iff  i/dnii.  Cinif/:  Ainärö  (IdinUr  rast'  sdj'ird-iiü.  liüsd  liidli  cässid-na' 
Cinife  dro  cä.tsjtv.      Wdnnä  ('inJli  Ainärö  (irn/djc 

Afö  LiiiTli  i/('vd  iciorältr  räsisö  irüfr  hl  drstuno  ifidila.  Sai/oji  In  ligllecd 
hMr-iiä  (luhöji  fdijö-ini  l>7  (li(jTtr.  EInsT  hl  näfc  rase  säfirn-nd.  Il'u'j  (l'sfunnsl 
In  tfvdJtc.  CiiiJfi  i/crd  (jidnnä  Kaffi  äsö  rämji  tlcstuiiö  (jcdäjc  l^"jl  i  Idlh  iiko 
fn's  />e/r.  EbisT  Koß'i  söiröj  iIckdJIö  Ihhö  fäfö  hifr-nä  Kaß't  asö  kifdiiö  ne.  (iiih 
Kaft'i  täte  iikO  Anidnl  ddniTtr  liädi  ijUdöj.  ^^dji;  Säddi  örllihö  liftc  nT,  AV//// 
fätr  idi'ö-nä  Gähade  räsö  aßlö  nr  liUti  (/udöj.  Etö  n-ätö  riT.  uro  hdinltc  iic 
f)i,ss7  iiühöj.  Gith  drö  lidnntf  Uittl  ijüdfin.  Ainärö  ößsi  tablütc  (lähndf. 
räsö.  Arn  hdnntc,  hantltäjc  Kriß'i  täte.  i'ikn-nU.  Ild/ä  Knß'i  täte  iikd  drö  djilr 
Bädi  f/n/ny.  Kafft  täte  nkö  Aniarö  liähi  hdniTtr  Bädt  güdnj.  Gäbade  rUhö  dfo 
Aiiiäri  mTjitö  drö  hdmJtc.  Ikke  (juböj  (jim  drö  aßtö  nc  täte  idw-nä  tökT.  JliniJ 
bJ  tentte  )ir  Aniäröjr.  Audi'  rä.sä  Koßi  täte  i)kö,  bö  edpiiö.  bö  rice  (]üjö  drn 
ddinite.  Ebi  ijijö  drö  deijite  Äntötöj.  Andi  ^\inärö  Kaß'ni  deqitö.  iconne  (j'tö 
iblrö  hi'te.      Kdß'ä  Ainärö  loäfe  /ä,  btiJli  diiJiö  Knß'icö  iiädite  wätöj. 

Kaß'i  äsisöje  qdtöe  bi.si  vcüt'de  nl-nä  Kaß'i  tätö  i/ecTte  iiT-nä  Knßi  täte 
iikö  avi  (jäHäcö-iiä  dllitc  uT,  dndl  Knß'icö  bvUi  (kktnnitö  ne  Amäri  (/diiöj.  Andi 
bi  deStUno  brdli  äsö  (j(klc.     Andi  Amäri  tätö  Kaffi  tätö  drö  nc. 

Abi  (ßmTin  Amäro  (ßte  Seid  söicöj.  Setvt  äsi'sö  destUmte.  Gnh  Ainäro 
hdmJic  Süri  tätrtinöj.     Süri  äsiiö  hdmJte  icöreböj.     Abi  f/irnöji  bJ  lidnüte. 

Ebisi  Knßi  tätltinö  Ainärö  d(kfte.  Amärö  nädl'cö  beböte.  TätTne  ijecdi 
Antdtö  därntte.  Gid)  bare  mn.sqdrö  .siminte  dretöji  icöi/e  andire  näii  (jutTni 
simintine  sambetöji.  rähä-nä  Ciiifti  Jidmlte  Kaß'i  soicöje.  lionösT-nä  tdkJ  wödde 
Amärö  hdinJte.  Ildiä  CiiiTti  ßicetö  ne  Köber.  Kaß'i  sdii-ö  dnbbiö-nä  Amäri 
tätöje  räsä  drqJte.      EhisT  Knß'i  tätJtinö  Antärö  sädifr.» 


Übersetzung. 

"Dies  ist  die,  Gcsrliic-Ltc  der  Krobcruu;;'  des  Kalla-Köiuoi-ciflics:  Zur 
Zeit  des  Tschinit«),  im  siebenten  Jahre,  kamen  die  Ilnbeschi  in  das  Kafla-Land. 
Der  Gi-oße  Krici;  iriit  den  Gewehren  kam.  \'iei-  Kriegsh<'ere  zogen  gegeii 
das  KaHa-Land.  Von  allen  Seiten  di-angen  die  Ilabeschi  mit  den  Geuehicn 
ein.  Der  Kaßa-König  hatte  nur  hnndertsechzig  Gewehre.  Die  Worabi- 
Kascho  (Herzoge)  und  (be  Kaseho  (Grälen)  hatten  nui-  W(;nige  Gewehre. 
Im  ganzen  Kaffa-Lande  waren  dreihundert  Gewehre.  Die  Krieger  hatten 
keine  Gewehre.  Sie  hatten  Speere  und  Dolchmesser.  Die  Habeschi  kamen 
mit    zwanzisrtausend    Gewehren.      Unzähh'tfe    HaVjeschi    kamen.      Aus    dem 


lürhcr:    ( if^rliicliic   rle>    Katlniscli- Alliinpi.si-lii'ii    Krieges.  '2  ( 

Kol)l)()-L;iiule  iKonta)  zog  der  Rasolia  {Ras  oder  Untei-köniii  Wohle  (riorgis) 
mit  einem  Kriegsheerc  der  Habeschi  heran.  Kr  brach  iiber  das  Manscho- 
Tor  in  das  Land  des  Tallo-Raschu  ein.  Aus  dem  Lande  Dschima  (Dschimma 
Kaka)  kam  der  Dscln'ma-König  (König  der  Dschimma  Kaka)  nnt  einem 
Kriegsheere).  Er  fin-chtete  den  Kaft'a-König.  Deshalb  zog  er  znsanmien 
mit  den  Habeschi  in  den  Krieg.  Diese  brachen  nhcv  das  Jabbo-Tor  in 
das  Land  des  Gimbo-Rascho  ein.  Dui-ch  (his  Land  des  GaAvato-Rascho  zog 
der  Godschamo-König  (König  Takle  Haimanot  von  Godscham)  nach  der 
Bonga-Stadt.  Ein  anderer  Rascha  (AV/y  Tessama)  zog  von  Westen  her  (aus 
dem  Lande  llhi)  mit  einem  Kriegsheere  der  Habeschi.  Die  Hubeschi  brachen 
von  vier  Seiten  her  in  das  Kaffa-Land  ein. 

Der  Katia-König  sprach  das  Aufgebot  des  Heerliannes  ans.  Das  dunh 
den   König  gesprochene  Aufgebot  war  dieses: 

'Höret!  Jeder  der  achtzig  .lahre  alt  ist  und  die  Knaben  bis  /um 
achten   Jahre  sollen  zu   Hause  bleiben!     Ihr,  alle  anderen  kcjmmet!   Höret!' 

Dann  ließen  alle  Worabo-Rascho  und  Rascho  das  Aufgebot  des  Heer- 
bannes in  ihren  Herrschaften  verkünden.  Alle  ÜMännei'  kamen  heibei.  Die 
Worabo-Rascho  kamen  zusammen  mit  allen  ihren  Kriegsknechten.  Der  Kalla- 
König  hatte  viele  tausend  Krieger.  Im  Tallo-Gau  hatten  die  Unseren  ilas 
Lager. 

Nach  dem  Osterfeste  (im  INIoiiate  Jlcgab/t  des  Jahi-es  Jlcifco--:,  des 
1889.  Jahres  der  Amhara,  d.  h.  im  3Iärz  1897)  war  d(>r  Beginn  des  Krieges. 
Die  Fremdlinge  kamen  heran.  Wie  viele  es  waren,  die  kamen,  weiß  ich 
nicht.  Sie  brachen  von  allen  Seiten  mit  den  Gewehren  ein.  Unzählige 
Habeschi  kamen  heran.  (  ber  das  KaHa-Land  kam  dei-  Krieg.  Jene,  dii^ 
inigeachtet  der  Gewehre  still  blieben.  Jene,  die  sich  aufstellten,  wurden 
getötet  und  verfolgt.  Die  Habeschi  überfielen  die  Bmcrn  auf  den  Feldern 
und  in  ihren  Gehöften.  Viele  Bauern  in  den  Wäld(M-n  wurden  durch  die 
Gewehre  getötet.  Überall  wurden  die  Leute  mit  den  Gmvehren  vertrieben. 
Von  den  Kugeln  wurden  viele  Menschen  getötet.  Die  Bauern  kannten  die 
Gewehre  nicht.  Deshalb  tlüchteten  viele  Leute  nicht  und  sie  wurden 
erschossen.  Sie  wurden  von  den  Kugeln  ans  dei-  Ferne  getötet.  Als  der 
König  hörte,  wie  viele  getötet  wurden,  zog  er  hinaus. 

Die  Habeschi  kamen  in  das  Land  des  Tallo- Rascho.  Hier  wurde 
tler  Katamo-Rascho  (Ffalzgraf)  getötet.  Eine  Schlacht  war  im  Gimbo-Gau. 
Eine  Schlacht  war  im  Schaddaischen.  Dann  wurde  in  allen  Gauen  gekämpft. 
Acht  Monate  wurde  gekämpft.  Der  König  zog  in  den  Tekia-Gau.  Dort  in 
Schubbo.  wurde  er  gefangen.  Die  erste  Schlacht  wurde  im  Lande  des 
Tallo-Rascho  geschlagen.  Das  Kriegslu'er  des  Kalla-Königs  und  das  Kriegs- 
heer der  Habeschi  kämpften.  Di(>  Hal)echi  kamen.  Im  Lande  des  Tallo- 
Worabo  wurde  dei-  Katamo-Rascho  getötet  und  die  Hörigen.  Es  heiTschte 
bei  ihnen  Fixnide.  Ich  traute  dei-  P^reude  in"cht.  Icli  fürchtete,  daß  die 
Hörigen  verfolgt  würden.  Die  zweite  Feldsciilaclit  kiimpite  der  \\(.!;ibo 
von  Gimbü  im  Tali-  von  Pxniga.  Die  dritte  Feldschlacht  wnrdi'  bei  Schadda 
geschlagen.  Die  Bauern  tlüchteten  alle  aus  ihicn  Häusern.  Viele  Leute 
wurden    den    Habeschi     Untertan.      Nach    der    ersten    Feldschlacht    zoa;   das 


2s  l>ii-l>i'r:    t  icscliicliii"   drs   K;ill'.ii>cli-  \iliiu|iisi'lini    Kriop's. 

Krifjf.slit'ci-  ilfs  KalVii-Ktiiiius  n.-uli  diiii  l.,iiiilr  Ars  KiiIVm-KiiscIiu  und  (l;is 
Krit'gshccr  di'i-  Hahrsclii  kam  narli  Scliadda.  I>ii  Scliadda  w  iirdi'  eine 
i^roL^t'  Kfldschlaclit  ncschlaurn.  In  dieser  I'eldsclilaclil  waien  die  IIal)esriii 
mit  ilil'eii  (lewelliHMi  Siegel-.  Die  Ilabescili  |)liindei'teii  und  /eistöl'ten  die 
Srhadda-Stadl.  Sie  vei-hrannten  die  Scliadda-Stadl.  Dann  zoncn  dii' 
Hahesclii  iiai'li  dem  Scli().sclia-I5er^.  Sie  (Wlneten  dort  die  ( Ji-iiher  der  |\;i(Va- 
Köniyi'.      In   «len   (ir;d)erM    suoliten   sie   (lold. 

Narh  der  ersten  IVldscIilaelil  hallen  alle  l\ric^er  ilni'  l'liulli,  ilnc 
Stiriibiiiden,  ihre  Iltddeiil'edeni-Hüsclie  vei'steckt.  allen  Schimick  versteeklen 
sie.  Die  Kiieiver  zogen  in  den  Urwald,  ins  Tielland  und  ins  Hochland. 
Hier-  kämptten  sie  mit  den  Ilabesdii  viele  (irleclite.  Die  ander»  n  Lente 
llüchleien.  Die  Banern  flüchteten  znsammon  mit  ihren  Kranen,  ndt  ihren 
Ivindern,  mit  ihrem  A'ieh  in  d(Mi  Urwald.  Die  Leute  ans  dem  Lande  de.s 
Kafla-Hascho  zoiien  anf  den  lintt()-Iiei'<i;  liinani".  Sie  verbargen  sieh  im 
Iloehlande.  Viele  flüchteten  in  den  Disso-Wald.  Im  Haiidtus- Walde  waren 
viek-  Leute  mit  ihrem  Vieh  versteckt.  Dit\ser  Wald  war  der  Wald  des 
Königs.  Zusammen  mit  den  Leuten  des  KafTa-Kascho  floh  auch  dei-  Gabado- 
Rascho  Wagauo.  Li-  war  der  IIüttM-  <ler  Künigskrone  von  Kalla.  Als  der 
Krieg  kam,  llücbtete  er  mit  der  Königskrone  in  den  Disso-Wald.  Er  ver- 
steckte dann  die  Königskrone  anl"  dem  Bntto-Berg.  Dort  im  Bado- Walde 
war  ihr  \'ersteck.  Seit  alter  Zeit  erzählten  die  Weisen,  '(biß  das  KafTa- 
Königtum  frei  und  mächtig  bleiben  werde,  solange  die  Königskrone  von 
KafVa  nnt  dem  Goldenen  Phallus  im  Kaifa-Landc  sei'.  Ihie  Rede  war: 
Solange  tlas  Volk  von  Kaffa  die  Königskrone  von  KafFa  habe,  werde  kein 
Fremder  tlas  Kaffa-Land  beherrschen  und  das  Kafla-Volk  werde  niemand 
Untertan  sein'.  Deshalb  ist  die  Königskrojie  v(jn  Katl'a  heilig.  AVer  die 
Königskrone  von  Kafla  hat.  der  ist  König  von  Kalla.  Deshalb  wurde  tlie 
Königskrone  versteckt  und  die  Habeschi  suchten  überall  die  Königskrone. 

\'on  Scliadda  zog  der  Kascha  (AV/.v  Wolde  Giorgi.s)  ins  Anderatschaisehe. 
Auf  ihiem  Zuge  gegen  Andei-atseha  schössen  ilie  Habeschi  jeden  Kaffitschr) 
nieder.  Die  Kaffa-Leute  wurden  auf  den  Straßen  uiul  in  denWäldern  von  den 
Habeschi  erschossen.  Mit  ihren  Kugeln  töteten  sie  alles.  Weim  einer 
ihren  Rotten  nahekam,  den  scho.ssen  sie  nieder.  Sie  erschossen  auch  jene, 
die  nur  kamen  um  ihre  L^nterwerfung  zu  machen.  Sehr  viele  Leute  wurden 
getötet.    Es  war  kein  Kampf.    Sie  mußten  sich  von  den  Habeschi  töten  lassen. 

Dann  vereim'gte  der  Rasclia  ( AVv  Wolde  Giorgis)  bei  der  Bonga-Stadt 
alle  vier  Kriegsheere,  das  Kriegsheer  des  Dschima-Königs,  das  Kriegsheei- 
des  anderen  Rascha  {Ras  Tessama)  und  sein  Kriegsheer.  Er  hatte  nun 
dreißigtausend  Söldner.  Der  Godschamo-König  kehi'te  in  Sein  Land  zurück. 
Er  war  mehrere  .Monate   im    Kafla-Lande  gewesen. 

Nach  tler  Feldschlacht  von  Schadda  wurde  das  Kriegsheer  des  Katla- 
Königs  im  Anderatschaischen  versammelt.  Dort  wurde  eine  sehr  große 
Feklschlacht  gekämpft.  Alle  Krieger  kämpften  mit  dem  großen  Kriegsheer 
der  Habeschi.  Das  Kriegsheer  des  Tschinito  kämpfte  gegen  den  Rascha 
{Ra.s  Wolde  Giorgis).  Dort  wurden  mit  den  Gewehren  sehr  \  iele  Krieger 
getötet.      Mit    ihren     vielen    Gewehren    winden    die    Habeschi    Sieger.      Sie 


l'.i  i'l)  f  !•:    (Tocliiciitc   ilo    l\;illMi>('li-.\tlii()|)Iscli(Mi   Krieges.  9*) 

/.erstörlcii  uml  plüiHlerteii  dir  H()iig;i-St;ult.  Die  BongM-Stadt  wurde  zu 
Asche  verbrnnut.  N;\clihei'.  als  die  Schlaelit  gewesen  wnv,  zog  Tschinito  ab. 
Er  zog  in  den  (iau  Tekia.  Das  Kriegsheer  des  Kafta-Königs  ging  aus- 
einander. Die  Krieger  zogen  in  die  Gi-oßeu  Wälder  in  den  Hinterhalt. 
In  den  Wäldern  wurden  aber  die  Krieger  von  ileii  Habeschi  einzeln 
erschossen.  Sie  zogen  in  das  Tiefland,  in  das  Hochland.  Das  Land  des 
Wotta-Kaseho,  das  Land  des  Tschanno-Kascho.  das  Land  des  Mitto-Rascho 
waren  zunächst  die  Verstecke  des  Kaifa-Königs.  Der  König  war  im 
()kaischen.    Dann  kämpften  alle  Gaue.    Acht  Monate   lang  wurde  gekämpft. 

Der  Krieg  dauerte  acht  Monate.  Der  Kiies;  im  Kaffa-Könioreich 
war  in  der  großen  Regenzeit.  Der  Krieg  daueitc  bis  zum  Neujahrsfest 
(bis  in  den  Monat  3[a-skarem  iles  Jahres  Markos,  des  1890.  Jahres  der 
Amhara.  d.  h.  bis  Oktober  1897).  Das  ganze  Volk  mußte  kämpfen.  Nach 
und  nach  wurden  alle  Krieger  getötet.  Die  tlbeilebcnden  mußten  flüchten. 
König  Tschinito  mußte  in  den  Oka-Gau  ziehen. 

Die  Habeschi  zogen  hin  und  her.  Sie  drangen  nun  langsam  in  ilas 
Land  ein.  Viele  Habeschi  wurden  krank  und  viele  starben.  Sie  hatten 
keine  Lebensmittel.  Den  Hörigen,  die  Lebensmittel  hatten,  wurde  gesagt: 
Die  Habeschi  kommen,  es  sollen  Lebensmittel  da  sein!  Die  Höi-igen  gingen 
ihnen  davon.  Durch  Krankheit  verloren  die  Habeschi  im  Walde  alle  Maultiere. 
Das  Kriegsheer  der  Habeschi  mußte  deshalb  im  Anderatschaischen  in  einem 
Feldlager  bleiben.  Sie  verbrannten  die  Anderatschaische  Kaiserpfalz.  Sie 
mußten  dort  auf  neue  Lebensmittel  warten.  Dann  teilte  der  Rascha  [Ras  Wolde 
sein  Kriegsheer  in  vierzehn  Heerhaufen.  [Diese  vierzehn  Heerhaufen 
Giorgis)  kämpften  jeder  für  sich.  Alle  Gaue  kämpften.  Die  Habeschi  zerstörten 
alle  Städte  und  alle  Kaiserlichen  Pfalzen.  Zuei'st  verbrannten  die  Habeschi 
Dulla,  Golla,  Addo.  Durra,  Tatmara.  Dann  wurden  von  den  Habeschi 
Bascho,  Bongabeqo,  Borreto,  Gerabeqo,  diese  alle  zerstört.  So  wurde 
von  den  Habeschi  das  Kaff'a-Land  erobert.  Sie  eroberten  Gau  nach  Gau. 
Wenn  eine  Landschaft  erobert  war,  setzte  der  Rascha  (Bas  Wolde  Giorgis) 
gleich  Habeschi  als  Beamte  ein.  Die  Habeschi  nahmen  das  Land  in  Besitz. 
Dieser  Krieg  war  groß.  Die  Kaffitscho  kämpften  mit  großer  Tapferkeit. 
Sie  erbeuteten  viele  puihnda.  Aber  das  \'olk  von  Kaffa  konnte  mit  den 
Speeren  nicht  die  Habeschi  mit  den  Gewehren  besiegen.  Durch  die  Kugeln 
wurden  nach  und  nach  alle  Krieger  getötet.  Die  Kämpfenden,  die  Nicht- 
kämpfenden,  sie  wurden  alle  Hörige. 

Die  Habeschi  nahmen  Detscha  weg.  Schubbo  war  es.  wo  Tsehinitd 
gelangen  wurde.  F^r  wurde  gefangen.  Die  Habesclii  (iogen  Tschinito  am 
vierzelmten  Tage  vor  dem  Neujaiir  oder  am  Samstag  der  fünfzehnten  Woche 
(des  katt'aischen  Jahres  oder  am  zweiten  Tage  des  Monats  Maskanm  des 
.lahres  Mnrko.s,  des  1890.  Jahres  der  Amhara,  d.  h.  am  11.  September  1897). 
Die  Habesclii  fingen  den  Kafla-König  im  Tekia-Gau.  Sie  fingen  Tschinito 
im  Walde  am  Woscho-Flusse,  Tschinito  kämpfte  bis  zu  seiner  Gefangen- 
nahme. Hundert  Kriegsknechte  waren  bei  ihm.  Kr  wurde  mit  diesen 
hundert  Kriegern  gefangen.  Ein  Befehlshaber  der  Habeschi  (der  kaiserliche 
h'ifai(r(/rl  (xlci'   N'oi'liut-Oberst  Adessyeh),   fing    sie  alle.     Er  war  eiiu'  Woche 


o()  l'.iflior:     ( M'M'liic-litc    (li'x    I\al1";iisfli-Alirui|ii.stliiii    Krieges. 

■•111  der  Wiisrlui-HnicUc  vcr^lccUl  ii,«>\\  i'si  n.  N.icIiIkm-  kiiiii  Tscliinild  iiiil 
allen  sriniii  Ki  ii'i;skiH'cliicii  auf  ilii-  IWiii'kc  Dorl  lau;cii  ilic  llalicsclii  im 
Hiiilcrliall.  Al.s  'r.scliinitti  ültcr  die  Hn'icko  /oii.  kaiiiiMi  die  llaliosi-lii  noii 
vorn  lind  vdii  liintoii.  Nim  lini;i'ii  sie  den  'I'selilnito  anf  der  I>ri'icke.  Die 
llabosclii  tfilirlfii  dm  1  scliinito  in  das  I.aürr  dis  Ii'aselia  [l\'//s  W'oldr 
(liüi'jiis).  Di-r  Hascliii  l)i\ü;riil.Ue  'l\cliiiiiln  mit  allin  i'.lnvu.  Dii'  Ilnhcsclii 
liaticn   den    Tsrliinito   IViili«'!-   niclil    ni-kannt. 

Selioii  \(ir  der  ( ii'r.in^eniialimc  dis  I'scliiiiilu  kaiiicn  dir  \\  oiaixi- 
Kasolio  nin  ilirc  riitcrsvi'rfunii;  zu  niaelicn.  Sie  waren  liis  /um  Lrilijrurl 
naekt  und  trugen  dru  Strin  aul"  den  Naeki'U.  So  kaim-ii  sif  in  das  Lager 
des  Kasclia  (lu/s  W'olde  ("liorgis).  Iliei-  maeliten  sie  iln'c  l  nleiwerfung. 
Das  Kalla-Volk  nnteruarl  sich  trotz  der  Gefangennahme  dis  Tsehinito 
iiielit.  Sie  hatli'H  die  Köiiigskrone  von  Kafla.  Deshali)  war  kein  fremder 
König  im  Kada-Landi'  nnd  das  KalVaA'olk  war  iinabhiingig.  Dann  nahmen 
die  Habeschi  die  Köiiigskrone  von  Kalla  im  Hado-W'alde  weg.  Seil  <[ri- 
Sehh-icht  hei  Schadda  hath-  sieh  (hr  Gahado-Kaseho  mit  dri-  Königskrone 
\()n  Kalla  auf  di-n  Biitto-Merg  versteckt  gehalten.  Kr  war.  als  der  Krieg 
begann,  in  d(>n  Disso-AVald  geilohen.  Dann  llüchtete  er  auf  den  Batto-I>ci'g. 
Die  Habeschi  verfolgti-n  den  Gahado-Rascho  lauge  Z(;it.  Er  zog  mit  ihr 
Königsknuie  von  Kaffa  hin  und  her.  SpätiT  versteckte  er  die  Königskronv 
\  on  Kalla  im  Bado-Walde.  Im  Bado-Walde  spürten  die"  ]ial)eschi  dl»' 
Königskrone  von  Kalla  auf.  Der  Gabado-Kascho,  er  floh  vor  d<'n  Schüssen 
d(M-  Habeschi.  Er  versteckte  sich  mit  der  Königskrone  in  einem  Dickicht. 
Hier  wurde  sie  von  den  Habeschi  gefunden.  Der  Rascha  (Ros  A\'olde 
Giorgis)  nahm  nun  dii'  Krone  des  Kafta-Königs,  seinen  Griuien  Mantel. 
sein  Goldenes  Schwert  in  Besitz.  Er  nahm  diese  Kleinodien  nach  Antcjtto 
(Adis  Ababa)  mit.  Jetzt,  da  die  Habeschi  Kalla  genommen  hatten,  war 
die  alte  Rede  wahr  geworden.  Bis  dahin  hatten  die  Kaffitscho  alle  Kriegs- 
heere besiegt,  wenn  die  Habeschi  nach   Kafla   kamen. 

Ei-st  als  mehr  als  die  Hälfte  der  Einwohner  Kaffas  getötet  worden 
war  und  als  der  Kaifa-König  gefangen  w  ar  und  die  Königskrone  von  Kaffa 
mit  den  Goldenen  Phallus  verloren  war,  unterwarfen  sich  die  Kaffitscho 
der  Übermacht  der  Habeschi.  Nun  machten  alle  Leute  ihre  Unterwerfung, 
.h^fzt  war  de]-  Habeschi-König  der  Kaffa-König. 

Die  Habeschi  drangen  gegen  Westen  bis  in  das  Schewo-I.and  (Land 
der  Sehe)  vor.  Die  Schew  o-Völker  unterwarfen  sich.  Die  Habeschi  zogen 
dann  in  das  Schuro  -  Königreich  (Königreich  ]Madsche).  Die  Leute  von 
Schuro  (Madsche)  Hohen  in  die  Wüste.  Sie  zogen  nach  Westen.  So 
nahmen  die  Habeschi  das  Kaffa-Königreich,  Die  Habeschi  blieben  Sieger. 
Der  gefangene  König  wurde  nach  Antcjtto  mitgenommen.  Tsehinito  zog 
mit  dem  Rascha  (Ras-  Wohle  Giorgis)  am  achten  Tage  nach  dem  Kreuz- 
Feste  (Kreuzerhöhungs-?\\ste)  oder  am  Sonntag  der  zweiten  Woche  des 
neuen  (kaflaischen)  Jahres  (am  24.  Tage  des  Monats  Maskarem  des  Jahres 
Markos,  des  1S90.  Jahres  der  Amhara,  d.  h.  am  3.  Oktober  1897)  aus  Kafla 
loit.  Viele  Habeschi  zogen  mit  ihnen  zusammen  fort.  Später  war  Tsehinito 
in  Ankober  gefangen.  Das  Kafla-Land  bekam  der  Rascha  vom  Amhara- 
Könia:  als   Lehen.     .So  eroberten   die  Habeschi   das   Kalla-Königreich  I" 


ßiebcr:    (ieschichte  des  IvaUaiseli-Ärliiopischeii   Krieges.  31 


Die  äthiopische  Herrschaft  über  Kaffa. 

Nacli  (lieser  tji)erliofei-uiig  begann  der  Kariaisch- Athiopisciic  Krieg 
nach  dem  Osterfeste  odi  r  im  ^lonat  Mayahit  des  Jahres  Mateos.  des 
1889.  Jahres  der  Amhara,  d.  h.  im  ^lonat  März  1897  und  danerte  bis  zum 
kalVaischen  Neujahrsfeste  oder  liis  in  ilcn  Monat  Mn.'ikarcui  iles  Jahres 
Markos,  des  1890.  Jahres  der  Amhara.  d.h.  I.is  Oktoker  1897.  Die  Ge- 
langennahme  des  Kaisers  Gaki  Schero  tsc  h  o  rrfolgfc^  am  vierz(^hnten 
Tage  vor  dem  Neujahrsfeste,  am  Samstag  di  r  ["iinfzigsten  Woche  des 
katlaischen  Jahres  oder  am  2.  Tage  des  Monats  Miskarem  des  Jahres 
Marko.f,  des  1890.  Jahres  der  Amhara,  d.  h.  am  11.  September  1897.  Der 
Befehlshaber  der  Habeschi,  der  den  Kaiser  Gaki  Scherots  cho  gefangen 
nahm,  der  kaiserliche  Fitanrari  Adessyeh,  nahm  an  dem  Kaffaisch-Athio- 
pischen  Kriege  mit  Gefolgsleuten  des  Kaisers  IMenilek  untei'  dem  Befehle 
lies  Rri.s-  Wolde  Giorgis  teil.  Fltaurarl  Adessyeh  wwv  ein  großer  Krieger, 
er  schlief  nie  in  einem  Zelti^  und  kleidete  sich  stets  \vie  ein  Kriegs- 
knecht. 

Die  \'('rbringiuig  des  Kaisers  Gaki  Scherots  cho  nach  seiner  Ge- 
fangennahme von  Kafla  nach  dem  Hoflager  des  Kaisers  von  Äthiopien, 
d.  h.  nach  Adis  Ababa.  zur  VornahuK^  seinei-  förmlichen  Unter\V(M"fung 
unter  dem  Kaiser  ]Menilck  in  der  Kaiserpfalz  in  Adis  Aljaba.  führte  Bas 
Wolde  Giorgis  selber  durch.  \'orher  löste  Ras-  Wolde  Giorgis  das  für  den 
Katfaisch-Athiopischeu  Krieg  aufgestellte  Kriegsheer  auf  und  behielt  nur 
seine  eigenen  Krieger  in  Kalla .  Die  entlassenen  Krieger  zogen  dann  mit 
Kas  Wolde  Giorgis  aus  Kafta  ab.  Die  vorläufige  \'erwaltung  des  Landes 
\\  ährend  seiner  Abwesenheit  von  Kaffa  überti'ug  lias  Wolde  Giorgis  seinei- 
Frau,  der  Wozcro  Schumabyet.  Am  achten  Tage  nach  dem  Kreuz- 
feste (Krenzerhöhungsfeste)  oder  am  Sonntag  der  zweiten  Woche  des 
neuen  katlaischen  Jahres  oder  am  24.  Tage  des  !Monats  MasJcarcm  des 
Jahres  Markos,  des  1890.  Jahres  der  Amhara,  d,  h.  am  3.  Oktober  1897. 
mußte  Kaisei-  Gaki  Scherotscho  mit  dem  Ras  Wolde  Giorgis  als  Ge- 
fangener das  Land  Kaffa  verlassen.  Bei  dieser  Überführung  war  Kaiser 
Gaki  Scherotscho  mit  einer  o  m  langen  Silbernen  Kette  [birewt  qöqanö) 
an  einen  Wächter  gefesselt,  und  zwai-  so,  daß  die  Kette  mit  ihrem  einen 
Knde  um  seinen  Hals  gelegt  war  und  zum  Nacken  des  Wächters  führte, 
dei-  ihr  anderes  Ende  um  den  Hals  trug  und  (hin  Kaiser  Gaki  Sche- 
i'otscho  voranzog.  Kaiser  Gaki  Scherotscho  ritt  i)ei  der  lM)erführung 
ein  gutes  Maultier  und  führte  seine  eigene  Küche  ndt  sich.  Seine  Lii-b- 
lingsfraii  vvurih}  von  den  Habeschi  später  aus  Kalla  weggefülirt.  Die  neun 
Kinder  des  Kaisers  Gaki  Scherotscho  nahnri  Ras  Wolde  Giorgis  eben- 
falls mit  sicli  nach  Adis  Ababa.  Kin  Sohn  des  Kaisers  starb.  Die  zwei 
andeicii  Söiuie  nahm  Ras  W^olde  (Jiorgis  in  sein  Haus  auf.  sozusagen  als 
(ieiseln.  Di(.'  sechs  Töciitcr  des  Kaisers  v(M'iieii"itete  AV/a  \V()Me  Gioriiis  an 
seine   Lehensmänner. 

Die  förmliche  Linverieibung  des  eroberten  Kaiseri-eichs  Kalla  vollzog 
Kaisei-    Menilek    von    Äthiopien    selber    nach    der    ieierlichen    Unterwerfung 


'.\'2  liichcr:    (irvctii.'lii.'   des    l\.itl'.ii>cli-.\iliiu|>iscli<*ii    kricii.'.s. 

ilc^  Kaisers  ( i  ,i  k  i  Sc  Im' lo  l  s  c  h  «i  iiiilii'  sciin'  <  »Ipcilidlirit  iliiicli  die  \\i- 
Ifliuiiiiii-   des    /w/v    Wdldr    (iioii;is    iiiif    .liin    l.,iiii|c    K;i(V,i    ,ils     riirdiililirn. 

Diese  leierliclie  l '  iilerw  eiTiiii';  \vur(l<'  von  Kiiisei-  (  i  .1  k  i  Sc  he  IUI  sc  lid 
.'Uli  r..  Novemliei-  |S!l7  in  dei-  Iv-iiserplal/  in  Ailis  Aliaiia  in  dir  InrkruuMi- 
lielieii  Weise  V()Il/()u;en.  '/.\u-  l  iileiwcrrunn  war  Kaiser  ( I  a  1^  i  Sc  li  e  ro  (sc  li  o 
mit  eini'in  (IroLvii  Manlehnclic  mil  orüner  Hoi'de  {t/rf/ii/x))  und  dem  ilim 
nach  seiner  ( ierani;>iinaliiiii-  \on  l\i/\  \\'olde  (üori^is  i^csclieiikten  Maiilel- 
ivra^en  ans  si'liw  ar/eiii  Alias  yl:uli(,)  hekliidel.  l)arliaii|)t.  mil  i\vv  inii  seinen 
Hals  iiel.'ij;len  und  imtoi-  dem  ."Mantelkragen  geführten  Silherneii  Kette  an 
di'ii  Hals  s»'ines  W'iichters  Arai-n  gefesselt.  Anf  dem  Nacken  img  er 
linen    Stein. 

S((l(ald  Kaiser  (iaki  Sclierolscho  am  Irrsten  'j'ore  Ai-v  I\aiscrnfal/. 
angelangt  war.  nnil,>te  ei-  dem  Herkommen  nach  \ on  seinem  .Maultiere 
steigen  und  sich  /.iir  Ij-de  iii'igen.  (ileichzeitig  mußte  ein  Kämmei-ei' 
{.\(/a/ari  der  .\mhaia)  /n  Kais(>r  .Meniltd<  gesendel  werden,  um  ihm  die 
.\nkvinft  dos  gefangeneu  I\aisers  zu  melden  und  iTn-  di(\sen  nin  die  iOr- 
laubnis  zum  Kintritt  in  die  Kaiserpfalz  zu  erbitten.  Kaiser  Menilek  hatte 
zur  Entgegennalniu'  der  l'nterwerfiuig  des  Kaisers  (raki  Sclierotsclio 
sein  Thronbett  an  die  Sehweüe  seines  AV^ohnhauses  {El/in  (1(M-  Amhara) 
stellen  lassen  und  erwartete  auf  dem  Thronltette  sitzend,  den  Kaiser  (iak  i 
Seherotscho.  An  der  Tür  des  kaiserlichen  AV'ohnhauses  saßen  dann, 
inid  zwar  zui-  Hechten  des  Kaisers  Menilek  dej'  Ras  Wolde  (iiorgis,  luid 
zur  Linken  der  Dfjft.s  und  spätere  Kos  Tessama.  Am  Ersten  Tore  dei- 
Kaiserpfalz  mußte  Kaiser  (laki  Schfirotscho  so  lange  zum  Boden  geneigt 
\-erharren.  bis  ihm  der  zu  Kaisei'  M<'iiilek  gesendete  Kämmerer  die  Erlaubnis 
brachte,  sich  zu  erheben  und  in  den  Ersten  Vorhcjf  der  Kaiserpfalz  ein- 
zutreten und  ihn,  zu  Fuß.  zu  duichschreiten.  Am  Zweiten  Tore  der  Kaiser- 
pfalz, d.  h.  am  Toie  «les  Zweiten  Voihofes  mußte  sich  Kaiser  Gaki  Sche- 
rotscho  wieder  zur  Erde  neigen.  Es  mußte  wieder  der  Kämmerer  zu 
Kaiser  Menilek  gesendet  werden,  um  für  den  Kaiser  G  aki  Scher ot  seh  o 
die  Erlaubnis  zum  Eintritt  in  den  Zweiten  \'orhof  der  Kaiser[)falz  zu  er- 
bitten. Kaiser  (iaki  Scherotscho  mußte  so  lange  in  seiner  geneigten 
Stellung  verharren,  bis  ihm  dei-  Kämmerer  wieder  die  Erlaubnis  zum  Auf- 
stehen und  Eintrill  in  den  Zweiten  Vorhof  brachte.  Am  Dritten  Tore  der 
Kaiserpfalz,  d.  li.  am  Tore  des  Dritten  Vorhofes,  mußte  sich  Kaiser  Gaki 
Scherotscho  zum  dritten  INIale  zui-  Erde  neigen,  während  abermals  dei- 
Kämmerer  zu  Kaiser  Menilek  gesendet  werden  mußt«-,  um  für  den  Kaiser 
(iaki  Scherotscho  die  Erlaubnis  zum  Erscheinen  \  or  dem  Kaiser  zu 
ei-bitten.  So  zur  Erde  geneigt,  mußte  Kaiser  Gaki  Scherotscho  warten. 
I)is  der  zu  Kaisr-r  .Menilek  gesendete  Känmiei-er  ihm  die  Erlaubnis  brachte, 
sich  zu  erheben  und  dem  Kaiser  Menilek  selbej"  zu  nahen.  Sobald  Kaiser 
Gaki  Scherotscho  den  Dritten  Vorhof  der  Kaiserpfalz  durchschritten 
und  die  Tür  des  kaiseilichen  Wohnhauses  ei-reicht  hatte,  mußte  er  sich 
mit  durch  Diehr-n  des  .Mantelkragens  entblößter  Schulter  und  mit  dem 
Stein«'  auf  dem  Nacken  vor  dem  auf  dem  Thronbette  sitzenden  Kaisei- 
Menilek    zu   Boden   werfen    und    so   lange   in   dii-ser  Stellung  verharren,    bis 


IJieb^r:    (lescliiclite  dos  IvaUaisi-h-Athiopisclieu  Krieges.  33 

Kaiser  Meiiilek  das  Gericht  über  ilm.  als  das  dem  Herkommen  nach  die 
Unterwerfung  gilt,  gehalten  hatte.  Das  Urteil,  mit  dem  Kaiser  Menilek 
die  Unterwerfung  des  Kaisers  Gaki  Scherutscho  annahm,  war  die  an 
den  Kaiser  Gaki  Scherotscho  gerichtete  Aufforderung,  sich  zu  erheben 
und  den  auf  seinem  Nacken  lastenden  Stein  fortzuwerfen.  Dann  wurde 
\on  Ras  AVolde  Giorgis  die  von  den  Habeschi  im  Bado-Walde  im  Gau 
Kaffa  erbeutete  Heilige  Krone  von  Kaffa  mit  dem  Goldenen  Phallus  dem 
Kaiser  Menilek  übergeben  und  der  Kaiser  (iaki  Scherotscho  in  seine 
Behausung  geleitet. 

Die  Habesclii  nannten  den  nunmehr  entthi'onten  Kaiser  Gaki  Sche- 
rotscho fortan  Rasa  Tschinitu. 

Nach  der  Unterwerfung  des  G  aki  Scherotscho  verhandelte  Kaiser 
Menilek  mit  dem  ihm  nunmehr  zinspflichtigen  und  zur  Gefolgschaft  ver- 
pflichteten Kaiser  Gaki  Scherotscho  und  mit  Bas  Wolde  Giorgis  über 
die  Angliedcrnng  des  Kaiserreichs  Kaffa  an  das  Reich  Äthioj)ien.  Nach 
dem  Vorschlage  des  Kaisers  Menilek  sollte  der  bisherige  Kaiser  von  Kaffa 
als  X(<jv.s  oder  König  von  Kaffa  durch  den  Kaiser  von  Äthiopien  wieder 
eingesetzt  werden.  Wie  der  König  Ahba  Dschiffar  unter  der  Oberherrschaft 
des  Kaisers  INIenilek  als  König  {Moli  der  Oromo)  selbständig  über  das 
Königreich  Dschimma  Kaka  herrschte  und  dem  Kaiser  von  Äthiopien  nur 
zur  Zinszahlung  und  Gefolgschaft  und  zur  Leistung  von  Fronarbeiten  ver- 
pflichtet war,  sollten  Gaki  Scherotscho  und  seine  Nachfolger  als  Könige 
tätn)  von  Kaffa  unter  dem  Ras  Wolde  Giorgis  oder  dem  jeweiligen  Statt- 
haller  von  Kaffa  selbständig  über  das  Land  Kaffa  herrschen  und  als  Unter- 
könige dem  Kaiser  von  Äthiopien  zur  Zahlung  eines  Zinses,  zur  Gefolg- 
schaft und  zur  Leistung  von  Fronarbeit  verpflichtet  sein.  Kaiser  Gaki 
Scherotscho  war  mit  diesem  Königtum  unter  der  Oberhoheit  des  Kaisers 
von  Äthio[)ien  einverstanden.  Ras  Wolde  Giorgis  sprach  jedoch  dagegen. 
Er  befürchtete,  daß  die  Kaffitscho  bei  einer  Wiedereinsetzung  des  Kaisers 
GakiScherotscho  als  König,  unter  der  Führung  des  G  a  k  i  S  c  h  e  r  o  t  s  c  h  o 
einen  Aufstand  gegen  die  Habeschi  machen  wih-den.  Infolge  des  Ein- 
spruches des  Ras  setzte  Kaiser  Menilek  den  Kaiser  Gaki  Scherotscho 
ab  und  verleibte  das  somit  eroberte  Kaiserreich  Kaffa  als  Kronland  in  das 
Reich  Äthiopien  ein.  Gleichzeitig  verlieh  er  Kaffa  ilem  Ras  Wolde  Giorgis 
als  dem  Eroberer  des  Landes  zum  Lehen. 

Die  Belehnung  des  Ras  Wolde  Giorgis  nu"t  dem  Lande  Kaffa  erfolgte 
in  der  herkömmlichen  feierlichen  Weise  vor  der  Kaiserpfalz  in  Adis  Ababa. 
Zwischen  zwei  Fahnen  in  den  äthiopischen  Farben,  Grün-Gelb-Rot,  die  von 
je  einem  Sklaven  des  Kaisers  gehalten  wurden,  wurde  die  Kriegspauke 
{Neyarit  der  Amhara)  des  Kaisers  INIenilek  aufgestellt.  Durch  langsam 
feierliche  Schläge  auf  der  Kriegspauke  wurde  das  Volk  versanunelt,  das 
sich  mit  entblößtem  Haupte  um  di(;  Kriegspauke  scharte,  bis  aus  dw 
Kaiserpfalz  der  kaiserliche  Herold  nahte,  der  dem  Volke  die  Begabung 
des  Ras  Wolde  Giorgis  mit  dem  Lande  Kaffa  zu  verkünden  hatte.  Beim 
Eintritt  des  Herolds  in  den  vom  Volke  um  die  Kriegspauke  geschlossenen 
Kreis  entblößten  sich  alle  Versammelten  bis  zum  Gürtel.     Gleichzeitig  be- 

:Mitt.  «1.  Srm.  f.  Orient.  Spr.T'lu'M.    l!l2-_>.    II.  \l,t.  :i 


o4  liii'lifi':    (•esi'liii'lilr   dv>   l\;tllaiM'li-Allilii|ii.s(luii    l\iiri)(<s. 

ij.iiiii  ili  T  llülcf  il.i  l\iiri;s[);mki'  M'llicr  diese  riiil  rasch  einander  l'olneiiden 
Si'ldüijeii  /ii  scldanvii.  Dlt  Herold  und  sein  Hc^K-itcr  (raleii  dann  /.wischen 
die  l';dini-Ji.  ein  Zuruf  u,t'I)i>t  SliUe  mid  nun  xt'rkünih'te  di-r  llerohl  in  lani;- 
sanici-  wiiihin  schaüenthr  Ivede  (h'ii  Willen  d<'s  Kaisers,  daß  das  Land 
KiilVa  ticni  luis  A\'<il<l('  (üorj^is  verliehen  sei.  Sobald  ei'  irieii(li;j;l  liattr.  \('i'- 
neiglen  sich  alle  N'ei'sannncUen  /nm  Zeichen  t\<y  I"ri;el)iini^  in  den  Willen  des 
Kaisers. 

Ivai^ei-  (!aki  S  c  li  eco  ts  c  h  o  wiirdi'  nach  i.\r\-  Belehnniiif  (h'S  l\'f/s 
Wohle  Gioriris  mit  Kalla  nach  (l<-r  Sladt  Ankol)er  im  Lande  Sehoa  ifefiihrl 
nnd  di-m  kaiserlidien  Asi/,'  oder  i  lanshofmeister  \\'olde  Tadik  als  (ie- 
langener  iihergebeii.  Mit  den  von  AV/.v  Wohle  (iiori;is  erbi'Uteten  K'ejciis- 
klcinodiiM»  von  KalTa.  der  Ileiliijen  Köiiigskroin'  von  Kail'a  mit  dem  (ioldenen 
riiallns.  den  /ngehörigen  Silbernen  Ohi'gohängen.  dem  (ioldenen  Sehweite 
und  dem  (irünen  ^Mantel  des  Kaisers  von  KafFa  bescheidite  Ivaiser  Meidlek 
seinen  Bidirodrf  oth-r  Staatsrat  Allred   llg. 

Duich  die  ("eie  ]ich(>  rnterwerlnng  des  Kaisers  (i  ak  i  Sc  he  im)  tsc  h  o 
\()r  dem  Kaisei-  Menilek  von  Äthiopien  und  seine  Abs<!tznng  und  GeCangen- 
haltung  in  Ankobei-,  dui-ch  die  Belehinmg  des  l^os  Wohle  (liorgis  nn't  dem 
eroberten  Lande  Kaffa  als  Thronh.dien  mid  dnich  di(;  Beseitigung  der  den 
Kaffitscho  als  Hort  der  rnabhängigkeit  des  Kaiserreichs  Kafla  hisiligen 
Königskrone  von  Kalla  mit  dem  (Joldenen  Pjiallus  war  di<i  Auflichtung 
der  Oberherrschaft  des  Kaisers  Mi'iiilek  über  Kalla  imd  <lie  Kaffitsclio 
rechtlich  vollzogen. 

Im  Dezember  1897,  nach  seiner  Belehniing  mit  Katla  als  Thronlehen, 
begab  sich  ßo-s Wohle  Giorgis  wieder  nach  Kaffa  und  übernahm  endgültig  die 
Oberherrschaft  in  Kaffa  als  Statthalter  des  Kaisers  von  Äthiopien.  Er  verlegte 
sein  Hoflager  von  der  Stadt  Kossa  in  Innarea  oder  Limmu  und  \o\\  der 
Pfalz  Dotscha  in  Dauro  bleibend  nach  Kaffa  und  erbaute  sich  in  der  zei-- 
störten  Kaiserpfalz  zu  Anderatscha  sogleich  eine  neue  Pfalz,  die  er  Halli  Gcnnet 
nannte.  Das  Land  Kalla  nahm  Bas  Wolde  Giorgis  selber  in  Verwaltung.  Kr 
richtete  die  äthiopische  Oberhen  schaff  in  Kaffa  in  der  Weise  auf,  daß  er  jedem 
kaffaiscben  Amtsverwaher  einen  Habeschi,  d.  h.  einen  seiner  Gefolgsleute,  als 
Kronvogt  (Ya Orcda Meslcm/ch)  beiordnete.  Die  kallaischen  Amtsverwalter  be- 
stätigte der  Ka.^  Wolde  Giorgis  teils  in  ihren  Winden,  teils  ernannte  er  neue 
Beamte.  Er  teilte  das  nicht  als  Erblehen  im  Besitze  der  Kaffitscho  befindliche 
Land  als  Hinterlehen  {Melkanya)  auf  und  begabte  mit  diesen  Hinterlehen 
seine  Gefolgsleute  als  die  Eroberer  des  Landes  inid  teilte  gleichzeitig  die 
Kaffitscho  selber  durch  das  von  ihm  eingesetzte  Siebengericht  {Snixif 
Dmrtjd)  als  Hörige  (Gahhar)  an  die  Inhaber  dieser  Hinterlehen  auf.  Die 
Ländei-  dei-  Sehe,  das  Land  Madsche  und  die  im  Jahre  1898  \'on  ihm  als 
Statthalter  von  Kafla  unter  Mitwirkung  des  Kaiserlich  Russischen  Gai-de- 
hauptnmnns  A.  K.  Bulato  w  itseh  eroberten  Negerländer  {Sankala  Aghor 
der  Amhara)  zwischen  Kaffa  selber  und  dem  Rudolf-See,  die  im  Jaln-e  1898, 
nach  der  am  26.  jNlärz  1898  von  Uas  Wolde  Giorgis  vollzogenen  Hissung 
der  äthiopischen  Flagge  am  Rudolf-See,  nnd  zwar  an  der  Mündung  des 
Omo-Stromes   in  den  Rudolf-See,    mit  Kaffa   vereinigt  wurden,  verlieh  Ras 


IJieber:    (beschichte  des  Kallaisch-Athiojiisclieu   Krieges.  '.).) 

Wolde  Giorgis  a's  Thronlehen  [ßalckanijf't  der  Ainhara)  an  sechs  seiner 
Heerlührer  und  Gefolgsleute  zur  Verwaltung. 

So  hörte  das  Kaiserreich  Kafta  tatsächlieh  und  endgültig  zu  bestehen 
aul"  und  Gaki  Sclu-rotsoh  o  wai-  als  der  neunzcinite  Koni«;-  der  letzte 
König  und  Kaiser  von   KatVa. 

Außerhalb  Äthiopiens  ging  das  Ende  des  fast  sechs  .lalnhunderte 
alten  Kaiserfeichs  Kaft'a,  von  dessen  Bestehen  eben  nur  etliche  Geographen 
und  Sprachtbrscher  üiierhaupt  w  ußten.  nahezu  unbeachtet  vorbei.  Nur  eine 
Tageszeitung,  «TjC  Temps'^  in  Paris,  brachte  in  einei'  Plauderei  ihres  in 
Adis  Ababa  seßhaften  ]Mitaibeiters  C.  INIoudon- Vid  ailhet  ^  einige  jNIit- 
teihingen  über  die  Unterwerfung  von  KatFa  und  seines  Königs.  Ein 
italienischer  Bericht  ergänzte  diese  Mitteilungen'-.  Eine  eingehende  Schil- 
derung der  Eroberung  von  Kafta  und  der  Länder  der  Sehe  und  des 
Gebiets  am  Rudolf-See  enthält  der  Reisebericht  des  Russen  A.  K.  Bulato- 
witsch''.  Die  Unterwerfung  des  Kaisers  von  Katfa  schildert  auch  der 
Franzose  Hugues  Le  Roux  *  in  seinem  Berichte  über  eine  Reise  nach 
Schoa.  Dieser  Bericht,  der  auch  die  farbige  Wiedergabe  eines  von  dem 
iranzösischen  Maler  Paul  Büffet  geschaffenen  Bildes  des  Kaisers  Gaki 
Scherotscho  enthä.lt,  erzählt,  wie  Kaiser  ]Menilek  trotz  des  Haßgeschreies 
der  Habeschi  dem  entthronten  Kaiser  in  Ruhe  und  Würde  Gerechtigkeit 
widerfahren  ließ.  Den  Einzug  des  Gaki  Scherotscho  beschieibt  auch  der 
Amerikaner  Robert  Skinner''.  Im  Jahre  1901  erschien  die  erste  deutsche 
Veröffentlichung''  über  die  Eroberung  Kaffas.  Nach  Moudons  Bericht  be- 
schreibt sie  auch  der  Franzose  L.-J.  Morie'  und  nach  meinen  Angaben 
über  dieselbe  der  Schweizer  Professor  Dr.  C.  Keller\  Angaben  über  den 
Kaffaisch-Äthiopischen  Krieg,  über  die  ihm  vorausgegangenen  Kämpfe  und 
die  Eroberung   des  Landes   Seheqo   der   Sehe    durch    Uns  Tessama    enthält 


^    »Ku  Ethiopie«,  Le  Te/nps  vom  28.  Oktober  1897,  S.  1. 

^  »GH  italiani  iiel  Cafla",  Bollettino  della  Societa  Africana  d'Italia,  Anno 
XVb  Fase.  VI,  November-Dezember  1897,  Neapel  1897,  .S.  181. 

'  A.K.Bulatowitseh.  S  Weiskami  Menelika  II  usw.  (mit  dem  Heere  Menelik  II.. 
Tagebüeli  der  Reise  ^on  Äthiopien  zum  Kndolf-See).  St.  Petersburg  liHX^.  S.  ö\ 
bis  62. 

'  Hugues  Le  Hou\.  Mendik  et  Xons  usw..  Paris  o.  .T.  (l'.M)2).  Blarr21.'>  und 
S.  217. 

■'  Abvssinia  of  i'o-day.  An  Account  ot  the  lirst  Mission  sein  by  thc  American 
(jovernment  to  the  Court  of  the  King  of  Kings  (1903  lPO-1).  l)y  Robert  P.  Skinner 
usw.,  London  19Ut;,  S.  141  und  142. 

•'  Aitjöpija,  Eine  afrikanisclie  Großmacht  und  ibr  Werden,  von  Friedrich 
.1.  Bieber,  Separatabdruck  aus  Mitteihmgen  der  Geographischen  Gesellschaft  in  Wien, 
r.d.  XLIV,  Heft  11  und  12,  Wien  1901,  S.  807  und  308. 

"  I.es  Civilisations  Africaines,  Histoirc  de  l'Ethiopic  (Xubie  et  Abyssinie), 
Depuis  les  tomps  Ics  plus  reculcs  jusqu'ä  nos  jours,  Par  L.-J.  Moric,  Tom  IL  — 
L'Abyssinie  (Etiiiopie  Moderne)  avec  luie  appcndice  diplomatique,  Paris  1904.  S.  449. 

^  Die  j)olitische  und  wirtschaftliciie  Entwicklung  Abessiniens,  von  Professor 
Dl'.  C.  Keller.  Der  Orient,  herausgegeben  \on  Hugo  Grothe  usw..  IV.  Heft.  Halle  a.S. 
190(;,  S.  9. 

.3* 


ot)  r.  ii'liri':    (lescliiflili'  drs   ls.ittV;nsi'h- Ailiiopisclit>n   Kriesjcs. 

scIilii'LMii-li  (Um-  Horiclit  dos  l'raiv/.oson  Charles  .Miclicl  '  üIht  den  külineii 
/iiaj  lies  M  ,1  ii|  11  i  s  (' li  ris  t  i;i  II  de  IjohoIi  a  m  p  \(iii  Dseliilmii  nach 
l'asehoda. 

Unter  iler  X'eiw  altiiii^;  d(>s  J\'ns  Wolde  (leoriiis  nalim  das  veiu  iislete 
lind  entvölkerte  Land,  ilessen  Hewolinei-  /ur  Hallte  iietütet  vvoidcii  waren 
oder  in  Seliaien  mit  ihren  Frauen  niul  Kindiiii  nnd  ihrem  \'i<'li  in  die 
WiUlnissi'  im  Westen  Kallas  i^rllolicii  waicn.  iiald  w  ii'drr  f\\\,-  rricdiichi' 
IjiIw  ieklnni;. 

/iV/.v  Wohle  (Irorgis  rrsehlolS  das  iVnehlliare  W'ahlland  dir  HcsicdUnii; 
iiulein  IT  ( >ronio  aus  Liinmn  und  Oiueto  aus  i\onta  als  Bauern  in  den 
\ cilassenen  Losen  und  Landgütern  aiisässif>-  machte.  Kr  i^i'ündete  iieui' 
Stallte,  so  Seharada  am  SeliuscIia-(  ieiiirge,  er  legte  Pflanzungen  an,  ordneti' 
das  Linsen  des  in  den  Wäldern  wild  \\aehsenden  Kafl'ees  —  dessen  rrheimat 
Kafla  ist.  das  ihm.  dem  KaHaischen  Bohnenbaum  oder  Katiahaum,  den 
Namen  gegeben  hat  —  und  eischloß  Kaüa  dem  Gi-oßhandel.  Wohl  erreichten 
die  Kaffitscho  seiher  nicht  wieder  den  alten  Wohlstand,  aber  für  die 
Habeschi  wurde  Katla  eine  (4)uelle  des  Reichtums,  in  der  Tat  «-in  Land 
V()ll  Milch  und  Honig.  Häute,  Klephantenzähne,  Zibeth,  Vieli,  Honig, 
\\'aehs.  Fedei'harz  —  d(!ssen  Kntdeckung  in  KaA'a  mein  Verdienst  ist  — 
lind  KatVee  vor  allem  wurden  teils  über  Adis  Ababa  und  Dschibuti  nach 
Kuropa,  teils  über  die  Anglo-Agyptisch-Athiopische  Handelsniederlassung 
Gambela  am  Baro-Strome  auf  dem  Sobat-Strome  nnd  (h'ni  ^Veißen  Nile 
auf  eigenen  Dampfern  nach  dem  Sudan  und  nach  Agjjjten  ausgeführt. 
Fast  der  ganze  Verbrauch  des  Anglo-Ägvptischen  Sudan  und  Ägyptens  an 
Kaffee  wird  aus  Kafla  bezogen! 

Im  September  1905  verlieh  Kaiser  Menilek  seinem  Fnkel,  dem 
amharischen  L?j  oder  Junker  Manu  mit  dem  Thi'onnamen  Jahasu  (  )V//?//a7/) 
oder  Josua  den  Titel  »Negv^s  vonKaffa".  Fi- wollte  ihm  auch  Kafia  selber 
als  Statthalterschaft  verleihen,  sozusagen  als  Vorstufe  für  die  zukünftige 
Herrschaft  des  Jahasu  über  .'UhiopiiMi  und  um  die  Absichten  der  7?r/.v  auf 
die  Kaiserschaft  nach  dem  Tode  Menileks  zu  durchkreuzen -. 

Im  Oktober  1905  wurde  Gaki  Scherotscho  auf  Vorste. hing  des 
W^olde  Tadik.  der  sich  zur  Überwachung  der  Staatsgefangenen  in  Ankober 
zu  alt  fühlte,  aus  Ankober  entlassen  und  dem  Statthalter  und  erblichen 
Fürsten  der  Oromo  von  Wolle  oder  der  Wollo-Galla,  dem  AV/,y  Mikael, 
übergeben,  der  ihm  Debra  Sait  oder  Dessi,  seine  Pfalz  und  Hauptstadt,  als 
Zwangswohnsitz  anwies.  In  Debra  Sait  hauste  Gaki  Scherotscho,  der 
einst  unsichtbare  Kaiser-Gott  von  Kafl'a,  der  auf  einem  Thi'one  aus  purem 
Golde  gesessen  war,  bei  einem  Unterbefehlshaber  des  Bas  Mikael,  der  ihn 
in  Verwahrung  zu  halten  hatte.  Er  besaß  nur  zwei  Sklaven  und  lebte 
elend  und  kümmerlieh  dahin.  Oft  erbat  er  von  dem  in  Debra  Sait  als 
Telephonist  beamteten  Italiener  einige  Geldmünzen  oder  ein  wenig  Zucker, 


'    Michel,    Mission    de  Bonchairips,    Vers  F.ischoda  usw..     S.  147,  228.  205. 
40 L  411,  432  fr.,  442  und  458. 

-    Capitaiio  I-].  A.  DAlbertis,  l'na  Gita  all'  Harrai-,  Mailand  1000.  S.  11 4  und  1 1 5. 


Riohcr:    (ieschiclite  des   KnlV;\isch-Allii()]ii.srli('ii   Krieges.  0/ 

di'i"  ihm  sein  Lehen  versüßte,  nnd  dnnn  und  wann  durfte  er  an  einem 
(rastmalile  des  AV/.s  Miknel  teiin<^hmen.  nlier  nur  als  allein  und  aligesondert 
sitzender'   Gast'. 

Zu  Anfang  des  .lalires  1909  brach,  während  des  alljährlichen  Auf- 
enthaltes des /\V/.v  Wulde  ( iiorgis  in  Adis  Ababa  zur  Aufwartung  vor  Kaiser 
Menilek.  in  Kaffa  ein  Aufstand  gegen  die  Habeschi  aus.  Infolge  der  Un- 
ruhen begab  sich  Ä(7.v"\\olde  Giorgis  am  28.  Mai  1909  mit  seinen  Kiiegein  nacli 
Katta  und  gleichzeitig  wurde  Gaki  Scherotscho  von  Debra  Sait  nach 
dem  Staatsgefängnis  auf  dem  Berge  Amba  Gesehen  im  Lande  Amhara  ge- 
bracht und  wieder  als  Gefangener  festgesetzt.  Lr  war  wohl  mit  einer, 
ihm  von  den  Kaffitscho  an  Stelle  der  seiner  nicht  würdigen  eisernen  Ketten 
gewidmeten  goldenen  Kette  gefesselt,  wurde  aber  sonst  mit  den  ihm  zu- 
stehenden Ehren  behandelt. 

Dieser  Wechsel  war  eine  Folge  der  Thronfolgewirren  in  Adis  Ababa. 
Im  Jahre  1910  verließ  Ra.<!  Wolde  Giorgis  Kaffa  und  die  Kaffitscho  be- 
kamen nach  vierzehn  Jahren  erfolgreicher  Verwaltung  einen  neuen  Ober- 
herrn. Seit  1908  an  pi'ogressiver  Paralyse  ei-krankt  und  halb  gelähmt, 
hatte  Kaiser  Menilek  —  dessen  einziger  vSohn  im  Alter  von  zwölf  Jahren 
gestorben  war  —  am  30.  September  1909  seinen  vierzehnjährigen  Enkel 
Manu  oder  Jahasu  durch  öffentlichen  Ausruf  feierlich  zum  Atyeh  oder  Kaiser 
Jahasu  von  Äthiopien  eingesetzt.  Jaiiasu  war  im  Jahre  1895  als  Sohn  des 
Ro.<t  und  späteren  yrf/its  oder  König  Mikael,  des  Fürsten  der  ()romo  von 
Wollo  oder  der  Wollo-Galla.  und  dei-  Tochter  Schoareka  des  Ka'sers 
Menilek  geboren  und  bis  dahin  unter  der  Aufsicht  des  kaiserlichen  Asaj 
oder  Haushofmeisters  Wolde  Tadik  in  der  Bergfestung  Ankobei-  in  Schoa 
erzogen  worden.  Am  15.  jNIai  1909  wurde  er  mit  der  zehnjährigen 
amharischen  Wozero  oder  Prinzessin  Romana,  einer-  Tochter  des  Ras 
Mangascha  und  Enkelin  des  Kaisers  Johannös  IV.  von  Äthiopien,  \ei'- 
heii-atet.  Am  30.  Oktober  1909  ließ  dann  Kaiser  Menilek  in  der  Thron- 
halle der  Kaiserpfalz  in  Adis  Ababa  durch  den  Siegelbewahrer  Afa  Work 
den  Ahuna  oder  Patriarchen  von  Äthiopien  Matteos,  der  jeden,  der  dem 
kaiserliche  n  AVillen  zuwiderhandelte,  mit  dem  Bannfluch  belegte,  und  den 
amharischen  lAgaba  Wolde  Gabriel  als  kaiserlichem  Herold  seinen  letzten 
Willen  verkünden  und  Jahasu  als  seinen  Sohn  erklären  und  dem  Volke 
dies  nachher  öffentlich  kundmachen.  Diese  Ordiuing  der  Thronfolge  führ-te 
zu  einer  von  den  Parteigängern  der,  am  12.  Jänner  1918  verstorbenen,  Frau 
des  Kaisei's  Menilek,  der  Iteyych  oder  Kaiserin  Tahitu  ausgeherrden  Re- 
volution in  Habesch  und  zu  Unirihen  in  Adis  Ababa,  die  vom  28,  jNIai  bis 
7.  Juni  1910  dauerten.  Der  Aufstand  wur-de  von  den  von  Kaiser  Menilek 
eingesetzten  Machthaberri  nieder-geworfen  und  die  Aufrührei-  gefangen- 
gesetzt. Als  verläßlichem  Parteigänger  der  tatsächlichen  Machthaber-  irr 
Adis  Ababa  wurde  Ra.s  Wohle  Giorgis  von  dem  Regenterr  Ras  Tessama 
von  der  Statthalter-Schaft  über  Kaffa  enthoben.     Nicht  nur-  das  Lehen  Kaffa. 

'  Carlo  Anriaratoru!,  Capitano  Medico,  In  Abissiiiia.  i;oii  Pi-efazioiie  dell'  im. 
Ferdinande  Mar-tini.  K'oin  1914.  S.  131  iiiul  132. 


.>S  r.irl)or:    ( icsclurl\U'  ilc»   l\iiir;ii>,cli-.\tl)ii)|iisclnMi   1\  ricücs. 

^iiiidfrii  ;i\irli  die  l.rlu  n  l.iiiinin  mli-r  I  lui.ii  c;!.  Kiiiil;i.  D.iiiii),  K  iii.scli;i.  'I'siirji 
iMiil  (lii-  \'i'i;t'i-|;iiHlir  ;iiii  Iviidolf-Scr  llilcii  liriiii.  Dafüi'  wurde  /u/.v 
W  oldi'  (iior^M'is  mit  ilrn  l.iiiidrni  Aiiili;ir;i.  Ilciiciiicdcr,  Sniiii'n  und  drr 
Stadi  (itiiid;ii-  in  Ilaltocii  licleliiil  und  ii;dim.  von  den  ILilicscIii  iortaii 
.\i(/ii.\-  oder  Köinn  i;fiiannt.  sein  1  IoI'I.il;'!'  in  di'r  ijnsti^rn  Kaiscr.stadl 
( iuiidar. 

Kalla  alii  T  wind«'  iiniiiillflliarcs  Kroidaiul  des  Kaisers  .laliasii.  Ks 
\\  iiitle  \<tii  dein  am  ll.A|iril  ÜMI  \  crsturlx'iu'ri  lu/s  'IVssama  im  |]iii\i'i'- 
iK'lmn'ii  mit  Ivaisrr  .laiiasii  und  dem  talsäcldieli  die  \'<m\\  altiiiii;  Allnopirns 
CülirendL'u  Hate  der  Alten  mit  den  im  Osten  an  das  Lehen  Kalla  ^i(Mi/.enden 
hellen  des  kaiserlieluMi  Dijns  Lanni  nnd  des  kaiseilielien  Dcjns  Binii  nnd 
dein  siidlielien  Teile  des  \'(in  dem  \  olke  dei-  .himma  licwolmten  Lande 
.lamma  oder  Dseliindsehero  zu  einem  neuen  Lehen  vereiiugt.  Dies{^s  nene. 
;:röi.vM-e  Lehen  Kafl'a  wurde  im  ^lai  IIMU  als  Neulelien  dem  l)rja,s  IJirru, 
einem  Neflen  des  verstorbenen  Statthalters  v(jn  Jlarar.  AV/.v  MaUonnen.  wr- 
liehen.  Kalla  nahm  J)fja,s  Biri'u  selber  in  \'ei\valtunf;.  ]\lit  den  Ländern 
Konla.  Danro  und  dem  ihm  verliehenen  Teile  von  .lamma  sowie  mit  dem 
zwischen  dem  Lehen  Kaffa  und  seinem  bisherigen  Lehen  gelegenen  Lehen 
des  Drja.t  Lamu.  eines  im  Mai  1910  verstorbenen  Bruders  des  liasWiAdf 
Gi(H-gis.  belehnte  Dojas  Birru  seinen   Ihjas  Wohle  Katama. 

Mit  der  Absetzung  des  Uas  Wohle  Giorgis  änderten  sich  die  seit  1897 
in  Kafla  herrschenden  Verhältnisse.  Im  Gegensätze  zu  Bas  Wohle  Giorgis. 
dei-.  als  einer  der  aufgeklärtesten  Fürsten  Äthiopiens  und  an  sich  gutmütig; 
durch  eine  milde  Verwaltung  und  Förderung  der  wirtschaftlichen  Wohl- 
lalirt  die  Kaffitscho  mit  der  amharischen  Fremdherrschaft  mehr  oder  weniger 
versöhnt  hatte,  sah  Dojas  Birru,  als  echter  Habeschi,  in  dem  untei-Jochten 
Volke  nur  die  Hörigen,  die  ihm  Zins  und  Fron  zu  leisten  hatten.  Lr 
starb  übrigens  schon   im  März   1911    an  Schwindsucht. 

Nach  dem  Tode  des  De/cv  Birru  wurde  das  vergrößerte  Lehen  Katla 
wieder  in  zwei  kleinere  Thronlehen  geteilt.  Mit  dem  Lande  Kaffa  selber 
belehnte  Kaisei-  Jahasii  im  Juni  1911  den  kaiserlichen  Dojas  Lul  Saggad, 
den  er  gleichzeitig  zum  Ras  Biäwodot  oder  Fürst-Staatsrat  erhob.  Mit  dem 
kleineren  Reste  des  vergrößerten  Lehens  Kalla  wurde  der  kaiserliche  Dojn.^ 
Katama  begabt. 

Schon  vor  der  Kinsetzung  des  neuen  Ras  Bidwodot  in  die  Statthaltei-- 
schaft  übe!'  Kaffa  hatte  Kaiser  Jahasii.  in  dem  Besti-eben.  sich  mit  den 
früheren  angestammten  Landesfürslen  der  den  Habeschi  unterworfenen 
Völker  zu  versöhnen  und  sie  fiu"  seine  Kaiserschaft  zu  gewinnen,  aucli 
Gaki  Scherotscho  freigelassen.  Nacli  dem  in  dcrNaeht  des28. Oktober  1910 
erfolgten,  aber  bis  Ende  Dezembci-  1913  geheimgelialtenen  Tode  des  Kaisers 
Menilek  nnd  der  noch  in  der  gleichen  Nacht  von  dem  kaiserlichen  Fitavrarl 
Afte  Giorgis  mit  3000  Söldnern  —  die  nicht  wußten,  wen  oder  was  sie 
trugen  —  durchgeführten  Übertragung  des  toten  Menilek  nach  Debra 
Libanos  und  seiner  heimlichen  Bestattung,  hatte  Kaiser  Jahasu  dem  Gaki 
Scherotscho  Adis  Ababa  als  Wohnsitz  angewiesen,  mit  dem  Verbote, 
nicht    nach    Kaffa    zu  reisen.     (Jaki    Scherotscho    lebte   seither   frei    in 


üieljcr:    ( ieM'liiclitc  dos   I\.art'aiscli-Alliiü|iisclieii   Ivi-iegcs.  oi) 

Adis  At)abn.  Im  .lahre  1919  starb  er.  ohne  Katla  wieder  gesehen  zu  haben. 
Sein  Solin  IJasabo.  der  nunmehrige  Alteste  der  .Si])pe  Aliudscho,  gilt  d<Mi 
Kaffitscho  seither  als  sein  Nachfolger  und  Erbe  als  König  {(ätö)  von  Kaffa. 
Basabo  hatte  im  Jahre  1920  seinen  \Vohnsitz  in  Kafla.  Er  ist,  wie  die 
Könige  von  Dauro  und  Konta,  als  Vasse  der  Kaiserin  vchi  .\thio])ien  mit 
königlichen   \'()i'recht(Mi    l>egabt,    übt   Jedoch    keinerlei   Herrschergewalt  aus. 

Die  Statthalterschaft  des  Ras  Bichrodct  Lul  Saggad  über  Kaffa  dauerte 
fünf  Jahre.  Die  Unzufriedenheit  der  Ilabeschl  mit  den  Bestrebungen  des 
Kaisers  Jaliasu,  die  den  Habeschi  unter  Kaiser  INIenilek  unterworfenen 
Völker,  die  Kaffitscho,  die  Oronio  oder  Galla,  die  nuisLiminischen  Sonial 
imd  Harari  politiscli  an  sich  zu  binden,  hatten  im  September  1916  zu  einei- 
Revolution  des  sich  in  seinem  Rechte  der  ()I)erherr.^chaft  bedroht  fühlenden 
Amharatums  geführt.  Die  Habesclii.  die  in  .iahasu  nicht  den  Erben  Menileks, 
sondern  nur  den  Sohn  des  Ras  oder  \ff/i/.s  Mikael  sahen,  eines  Galla,  der 
wohl  Christ  gewoi'den,  aber  doch  unter  seinem  alten  Namen  Är/.v  AU  und 
als  früherer  INIuslimin  innerlich  dem  Amharatum  fremd  geblieben  wa,r, 
hatten  sich  gegen  seinen  hnmer  enger  werdenden  Anschluß  an  die  nnisli- 
minischen  Völkerschaften  im  Südosten  ei'hoben.  Während  Kaiser  Jahasu 
n)it  seinem  (rünstling,  dem  Syrier  II.  Ydlibi,  bei  dem  berüchtigten  Harari 
Abdullah  Sadik  imd  Pahwa  Eft'endi  in  Harar  geweilt  hatte,  hatte  eine  in 
Adis  Aliaba  in  der  Kaiserpfalz  zusammengetretene  Versammlung  der  Fürsten 
und  Ältesten  im  September  1916  mit  Zustimmung  des  Fifaurari  Afte  Giorgis 
und  des  Ra.s  oder  Neyus  Wolde  Giorgis  die  Absetzung  des  Kaisers  .Iahasu 
ausgesprochen.  An  seine  Stelle  hatten  am  30.  Se[>tember  die  zur  Kaiser- 
wahl Versammelten  die  Vro:cro  Zaiiditn  oder  Zeoditu,  die  zweite,  etwa 
vierzig  Jahre  alte  Tochter  des  Kaisers  iVIenilek  /.in-  Ifcf/ijch  oder  Kaiserin 
von  Äthiopien  erhoben  und  den  Drja-s  Tafari,  d<ii  zweiten  Sohn  des  ver- 
storbenen Ras  3Iakonnen,  zum  Thronerben,  Ras  mid  Reichsverweser  be- 
stimmt. Ein  Manifest  hatte  den  Völkern  Äthiopiens  diesen  Thronwechsel 
kundgemacht.  Unter  der  Beschuldigiuig,  daß  Jahasu  die  Aluslimin  begünstigt 
habe  und  ein  I'eind  des  Christentums  sei,  hatte  dann  der  Abitna  Matteos 
am  29.  September  das  \'olk  in  einer  Botsehaft  von  tlem  im  Jahre  1909  fih* 
.faiiasu  gel(Msteten  Treueid  entbunden  luid  Jeden,  der  sich  der  neuen 
Herrschei'in   widersetze,  mit  dem  Kirchenbann  belegt. 

Der  entthronte  Kaiser  .Iahasu,  der  in  Harar  festgehalten  worden  war, 
ließ  am  9.  Oktober  1916  von  seinen  Gefolgsleuten  die  Stadt  Direh  Daua 
an  der  Eisenbahnlinie  Dschibuti-Adis  Ababa  besetzen,  die  Eisenbahn  selbei- 
unterbrechen  und  i-ückte  dann  bis  Messo  am  Fuße  des  Assabot-Berges  v«)r. 
Bei  Alesso  kam  es  am  11.  Oktober  zu  einer  Schlacht  zwischen  seinen  Ge- 
treuen und    einem    von    (h'r  neuen    Kaiserin    ihm    ent";(!"cnarestellten    Heere. 

CT      O  O 

Die  Kaiserlichen  versprengten  in  diesei-  Schlacht  die  Krieger  des  .Iahasu, 
dei-  in  das  Gebiet  srines  \'aters.  des  Ar//it\  Mikael.  lloh.  Am  Nachmittag 
des  17.  Oktober  besetzte  JScyus  Mikad  mit  seinem  Heere,  das  rund 
100  000  Krieger,  und  zwar  vornehndich  Oromo,  zählte,  die  Bergfestung 
Ankobei-.  Die  Kaiserlichen  besetzten  am  23.  Oktobei-.  nach  dem  Siegt;  liei 
.Messo,  die  Städte  Harar  tmd   Direh   Daua    und  zogen   ein  Heer  bei  Ankober 


4(1  r.iclior:    (iocliirliio  ilivs   R.ilViiiscIi- Ailiiui>i,scli(>ii   Ki'iot,'(\s. 

/usamiiiiii.  In  (Ut  Niilic  von  Aiikolicr  k.ini  es  /.imi  ersten  Rnniplr.  Die 
Krieger  cKt  Kaiserin,  etwa  .')0(HI  Mann.  \\  iii'den  geschlagen  nnd  ihr  Ffilircr, 
der  Slatthaller  xoii  Kalla  l\i/s  lildinxht  Lnl  Saggad.  getötel.  Arn  27.  Oklobei- 
kam  es  al>ei'  /wischen  .\nk(il)ei-  nnd  Adis  .Miaba.  nni"  f)!)  km  von  drv  llaii|)(- 
siadt,  zur  lOntscheidnngssciilachl  /wischen  (hni  gegen  Adis  Al)al)a  \()r- 
nickendeii  Heere*  (h's  .\n//is  Mikael  niul  dem  lloero  der  Kaiserin  Zaudilii. 
die  am  .").  Novendn  r  not  dem  endgültigen  Siege  der  Kaiserlichen,  (h-i- 
Habesehi.  nnd  der  (Jetangermalime  des  ^\((iii.\  Mikael  sehlol.v  Am  li.l'e- 
liruar  IUI  7  konnte  sieii  die  mne  Kaiserin  imler  gi'oßem  (ieprängc;  zur 
ersten  l\aiserin  von  Äthiopien  kriinen  lassen.  Aber  sehon  iiaeli  \v(Mn*gcn 
W'ociien  gab  die  beseheidene  Frau,  dii'  Ja  nur  das  Andeidien  ihres  großen 
X'aters  dem  ^'olke  lein  erhalten  wollte.  (h"e  Ausübung  der  (obersten  CJewalt 
an   den   Tin-onfolgei-   /w/.v    lai'ari   aii. 

Dieser  Sieg  des  .Xmlinratunis  bedeutele  für  Kalla  die  Forldauer  der  alten 
(iewalt.  P^r  verniciitetc  vorläuiig  die  unter  Kaiser  .lahasu  lebendig  gewonhüie 
IlotVnung  der  Kaffitseho  auf  die  ^\'iederhel•steIlung  des  Königtums  von  KafTa. 
Naeh  dem  Tode  des  lias  liiilirixlrt  Lul  Saggad  am  23.  Oktober  191()  wurde 
das  Land  KafVa  wieder  mit  den  Ländern  Konta  und  Dauro  zu  einem  'Fhron- 
lehen  ven^nigt  und  neu  verlieiien.  Die  am  27.  September  191 G  nach  der 
.\bsetzung  des  Kaisers  .lahasu  oder  Lij  Jaliasu  von  den  Schoanern  als 
Ifc<fi/rli  oder  Kaisei-in  verkündete  Wozcro  Zeoditu.  die  eine  Tochter  des 
Kaisers  Meniiek  luid  dei-  Wozero  Batana  ist.  gegabt  mit  diesem  neuen  Thron- 
lehen KatVa  den  J)ij  Asmoc  Katama.  im  Jahre  191!)  \vurde  dem  J)(j  Asnwr 
Katama  infolge  eines  (rrenzstreites  mit  dei-  Sudan-Kegieruu";  Kaffa  wieder 
abgenommen  und  das  'rhronleht'n  Kafla  selber  in  kleine  Thronlehen  oder 
Trommellehen  [Salckam/cl  der  Amhara)  geteilt.  Diese  Trommellehen  win'deii 
an  verschiedene  kaisei-liche  Sakka  oder  Oberste  {Saleka.  eigentlich  ,S/A  Akka, 
wörtlich  »Tausend-Vorsteher«  oder  »Tausend-Führer«,  auch  Sambal  oder  Sih 
Ambal)  verteilt.  Mit  Katta  selber  wurde  der  Dcj  Asmac  Heilu  Mariam,  ein 
Enkel  des  Ras  AVolde  Giorgis  begabt.  Das  an  das  Land  Aladschc  grenzende 
Land,  das  früher  zu  dem  Thronlehen  Katla  gehörte,  wurde  gleichzeitig  dem 
Titaurari  Desta  Birru  verliehen,  einem  Nefien  des  im  Jahre  1909  als  Statt- 
halter von  Harar  veistorbenen  ßr/v  Makonnen,  des  Vaters  des  am  27.  Sep- 
tember 191 G  als  Thronerben  und  Reichsvervveser  verkündeten  Uas  Tafari. 
Die  anderen,  bis  dahin  zu  dem  Thronlehen  Kalla  gehörigen  Grenzgebiete 
wurden  dem  Fitaurari  1'aje.  einem  mit  dem  verstorbenen  Kaisei-  Alenilek 
verwandten  Thronanwärter  zum  Lehen  gegeben.  Alit  der  Verwaltung  des 
Dej  Asmac  Katan)a  war(Mi  die  Kaffitscho  sehr  zufrieden  gewesen.  Untei' 
seiner  Anleitung' wurdrn  viele  neue  Kalifeepilanzungen  angelegt  und  Mais- 
felder bebaut. 

Ist  auch  diM-  neu«-  Kaiser  \\'olde  (leorms  stark  "lenuji,  das  von 
Kaiser  Meniiek  geschaftVne  neue  Äthiopien  einig^.u  erhalten,  so  droht  doch 
früher  oder  später  eine  Abtieninmg  des  kusehitischen  Kafla  von  dem 
Äthiopien  der  semitischen  Amhara,  die  freilich  ihre  Ursachen  in  der  Ent- 
wicklung der  Herrschaftsverhältnisse  und  der  Weltwirtschaft  in  Afrika 
haben    wird.     Der  Engländer  AVilliam    Houghton,    der   es    übrigens    als 


Uieliri-:    (  ic'M'liii-liic   di-'s    I\;iir;iiscli-Allii()piscli(.'ii    Krieges.  41 

zweilellos  bezeichnet,  daß  in  Kali'a  ühciall  und  in  Menge  Gold  vorkonimi. 
spricht  davon,  daß  es  das  Ende  von  KatT'a  sein  wird,  mit  dem  Lande  am 
Rudolf-See  und  Bije  Oromo  oder  Gnllaland  ;m  Crilisch-Zentralatrika  nnd 
Uganda  angeschlossen  zu  werdend  Schon  vor  1914  hatten  die  Engländer 
in  der  Tat  im  Hochlande  von  Kaffa  Fuß  gefaßt.  Von  der  Anglo-Ägyptischen- 
Athiopischen  Handelsniederlassung  oder  dem  «Trading  PoM»  Gambela  am 
Baro-Strome  aus,  die  am  AVestrande  des  Hochlandes  von  Kaffa  liegt,  ge- 
winnt die  Sudan-Regierung  Eintluß  in  Kaffa  und  bei  den  Oromo.  Wird 
doch  amtlich  das  äthiopische  Gambela  selber  schon  als  eine  Jlmim'ia  der 
Provinz  JJpper-yUe  des  Anglo-.\gyptischen  Sudan  bezeichnet.  Die  Sudan- 
Regierung  hat  einen  ständigen  Dampferverkehr  von  Chartum  nach  Gambela 
eingerichtet,  sie  ließ  nach  dem  H;indelsplatz  Goreh  in  Illu  eine  Straße 
bauen  und  über  den  sogenannten  Kleinen  Baro  eine  Stahlhängebrüeke 
ziehen.  >Sie  begünstigt  den  Handel  Gambelas  mit  Goreh  inid  dem  Hintei'- 
lande,  vor  allem  mit  Kaffa,  durch  ZoUuachlässe  und  besondere  Frachtsätze. 
Fernsprecherlinien  verbinden  Gambela  mit  Goreh,  Adis  Ababa  und  Scharada 
in  Kaffa.  Die  Sudan-Hegierung  hat  in  Gambela,  das  der  Stapeljjlatz  iVn- 
alles  Land  im  Westen  des  Didessa-Stromes,  d.  h.  für  das  ganze  Hochland 
von  Kaffa  geworden  ist,  ein  Lagerhaus  gebaut  und  die  ägj'ptische  »Z>V/y//- 
of  A/ji/.s.si//ia"  hat  in  Gambela  eine  Vertretung.  Seit  1910  hat  in  Gambela 
ein  britischer  Konsul  für  VVestabessinien  —  seit  1911  C.  H.  Walker  ■ — 
seinen  Amtssitz,  ebenso  ein  britischer  Zolleinnehmei%  und.  1912  wurde  eine 
Orh/,  d.h.  n"2  Mann,  Sudaner  als  Besatzung  nach  Gambela  gelegt.  Dei- 
Handelswert  der  über  Gambela  verfrachteten  Waren  stieg  von  1  070  282  Kronen 
im  Jahre  1910  auf  1829625  Kronen  im  Jahre  1912.  Die  Ausfuhr  von 
Erzeugnissen  des  Hochlandes  von  Kalfa,  vornehmlich  Kaffee,  nach  dem 
Sudan  hatte  im  Jahre  1912  zusammen  944573  Kronen  Wert,  die  Aus- 
fuhr des  Sudan  nach  dem  Hochlande  von  Kaffa  836261  Kronen  AVert. 
Kaffa  ist  damit  zum  wirtschaftlichen  Hinterland  des  Anglo-Ägyptischen  Sudan 
geworden.  Nicht  geringer  ist  der  politische  Einfluß  der  britischen  Sudan- 
Regierung  im  Hochlande  von  Kaffa.  So  ist  sie  der  Schutzherr  über  das 
kleine,  von  .Adis  Ababa  unabhängige  Land  des  Bura.ju.  eines  von  den 
Habeschi  zum  amharischen  Fitaurari  erhobenen  Oromo,  das  im  AVesten  des 
Birbir-Flusses  liegt,  und  zahlt  diQSQra. Fitaurari  ein  Gehalt.  Nicht  viel  geringer 
ist  der  Einfluß  der  Briten  vom  Süden,  von  Ibea  oder  Biitisch-Ostafrika  aus, 
in  das  Hochland  von  Kaffa,  in  das  sie  von  dem  Hafen  Kismayu  über 
Bardei'a  am  Juba-Strom  nach  Moyale  an  der  Südgrenze  Äthiopiens  und  von 
Nairobi,  der  Hauptstadt  Ibeas,  aus  über  Marsabit  nach  ^loyale  neue 
Handelswege  geschaffen  haben.  Der  Wert  der  Ausfuhr  von  Kalfa  luid 
Athiojjien  nach  Ibea  betrug  im  Jahre  1911  schon  rund  400  000  Kronen, 
der  Wert  der  Einfuhr  rund  160  000  Kronen! 

Seit  dem  Jahre  192J  wurde  für  Kaffa  als  Königlich  Britisches  Konsulat 
für  Süd-Abessinien  mit  dem  Sitze  im  Lande  Madsche  eine  amtliche  A'ertrctun2; 


'    A\  \-.  G.  15.  Peiuie  usw.,  Per  L'ltalia  AfriivTiiu.  Studio  (.ritico  cuii  prcfazione 
fiel   Prof  Aehille  Loria.  Rom  1906.  S.  434. 


Mitt.  d.  Sem.  f.  Orient.  Sprachen.   1922.  II.  .Vljt. 


^'2  li'u'bt'r:    lii'M'liiclitc   dos    l\,Mir;iiMli-.\lliiu|iis(|icii    l^iir^rs. 

lies  Küiii>>s  iK's  W'rciiiiütrii  KruiiLiicicIiCN  xori  ( iroßbi'i'aiuiicii  und  Irliiinl  iiiul 
ilci'  Hiitisclicii  (  litM'sci'isflii'ii  l,;iiiilf  niul  I"v;nsii-s  \uii  Iiulicii  crriclilct.  Im 
.l;ilirc  lii'Jl  \v;if  (1»m-  ln-ili>-i-li(»  .M;ijiii-  I"..  15.  U.  Il.nwkiiis  zu  Sciin'i- (luitisclicn) 
Majo>tiit  Konsul  in  K;iir;i  bcstcUl  und  nut  drr  Walirncluiuinjr  dei-  hritisclien 
Interess-t'u  in  K.ill'.i  licti-iut.  Kr  \\;if  wie  dci'  lümsid  lüf  West- Ahrssinicu  in 
(tnnibela.  Kitnsid  ('.  11.  W.ilki'i',  der  /.weile  Konsul  liir  \Vest-.\l)essinien 
in  (uireh.  (1(M-  Konsul  l'iii-  Nordwest-.Vhessinion  in  (iondar.  l'.l'Jl  Konsul 
A.  1).  llunie.  Ue.iintiM-  der  W'rwaltuni;-  i\vs  Anglo-Agyptisclien  Sudan,  deren 
Anijelegenbeiten  in  KatVa.  wie  im  Lande  lllu  und  in  (londai'.  in  ei'ster  Ueihe 
in  Beti'ucht  kitnimen.  Der  Uriliselie  Konsul  in  Kalla  untei'stelU,  wii'  die 
Konsuln  in  Cioreli  und  Ciondar,  so  wie  der  Konsul  für  Ost-Abossinirn  in 
Ilarar.  \'.^2\  V.  11.  \l.  I'lownson,  der  zweite  Konsid  für  Süd-Abessinien 
in  Mega,  ll*-l  ('aplain  .V.  \\'.  Ilodson,  und  dei'  Vizekonsid  i'i'u-  Südost- 
Abessinien  in  INIoyale,  der  Königlicb  Britiselien  Gesandtsehalt  in  Adis  Ababa. 

Durcb  die  im  September  1919  vollzogene  Abtretung  der  Provinz 
Dschuba-Land,  der  östlicbsten  der  sieben  Provinzen  von  Ibea  oder  Britiscli- 
OstalVika.  die  im  Westen  an  die  Provinz  Tana-Land.  im  Südosten  an  das 
Indische  Weltmeer,  im  Osten  an  den  Dsehub-Fluß,  im  Nordosten  an  das 
Land  der  Borana-Galla  oder  Borana  grenzte,  mit  dem  Seehafen  Kisniayn 
an  das  Königreich  Italien  und  die  am  11.. Juni  1920  vollzogene  Umwand- 
lung des  Schutzgebietes  Ibea  oder  Britiseh-Ostalrika  in  die  Kronkolonie 
Kenya-Kolonie  oder  Kenya,  wodurch  die  Grenzen  des  Reiches  Äthiopien 
bis  zur  Westgrenze  von  Dschuba-Land  an  italienisches  Hoheitsgebiet,  von 
dieser  ab  an  britisches  Hoheitsgebiet  reichen,  wurde  Kaffa  auch  zum  Hinter- 
land der  Kolonie  Benadir  oder  Italienisch-Somalien.  Nach  wie  vor  geht 
jedoch  der  Handel  von  Kaffa  in  das  frühere  Britisch-Ostafrika  und  gegen- 
wärtige Kenya  über  Aloyale,  dem  Sitz  eines  Britischen  Vizekonsuls  für  Süd- 
ost-Abessinien,  von  wo  eine  Handelsstraße  über  Marsabit  nach  Nairobi,  eine 
zweite  über  die  Wajjeira-Oase  nach  Kismayu  fühi-t.  An  dem  Handelsver- 
kehr mit  Italienisc  h-.Sonialien  über  Ginir,  dem  Sitze  eines  Italienischen  Resi- 
denten im  Lande  der  Arussi  oder  Oromo  von  Arussi  nach  dem  Seebafen- 
ort  Alogadischu   und    über  Dolo    und   Lugh    ist  Kaffa   noch   nicht   beteiligt. 

Der  italienische  Forschungsreisende  Antonio  Cecchi'  sah  das 
Kaiserreich  Kaffa  als  ein  Land  füi-  Ausw'anderer  an,  das  als  solches  eine 
große  Zukunft  habe.  Und  der  Italiener  Vittorlo  Bottcgo-  sagt  von  dem 
Lande  am  Omo-Strom,  den  Gauen  Kaffas.  daß  es  mit  seinen  rauschenden 
Wassern,  seinen  jungfräulichen  Gärten  ein  wunderbares  Land  der  Verheißung 
sei  und  daß  Europa  nichts  habe,  was  diesem  blühenden  Lande  gleiche I 

Hart  liegt  die  Faust  der  Habeschi  auf  diesem  Lande  und  dem  A^)Ike 
der  Kaffitscho.     Nicht  weniger  als  neunerlei  Zins   und  achterlei  Fronaibeit 


'  .Societä  Geografica  Italiana.  Spcdizioiie  Italiana  aell  Africa  lÄjuatoriale, 
Da  Zeila  alle  frontiere  del  Caßa,  Viaggi  di  Antonio  Cecchi,  Pubblicati  a  cura  e 
spese  della  Societa  Gi'ogralica  Italiana.  .3  P.ände.  Rom  1886  und  1887,  ll.Bd.,  S.  r)L3. 

-  Seconda  Spedizione  Bottego,  L'Omo,  Viaggio  ä  Tesplorazione  nelf  Africa 
Oiientale  narrato  da  L.  Vaniitelli  e  C.  Citerni  usw.,  Mailand  1889.  S.  271. 


IJicber:    (ietschichte  des  K;ilVaisch-Atlii(ipiscli(^ii   Iviiegcs.  4o 

lialjL'ii  die  Kat'fitsclio  ihren  timhai'i>clieii  OberbeiTcn  zu  leisten  '.  Die  ne(ie 
Weltordnung,  die  aus  den  Schrecken  des  fünfjährigen  imperialistischen 
\'ölkerkrieges  in  Europa  hervorgeht,  wird  ;uich  den  \'ölkern  Xorchjst- 
Afrikas  die  Unabhängigkeit  bringen.  Dann  wird  Karta  das  natürhelie 
Hinterland  einer  Kolonie  oder  das  Kernland  eines  Freistaates  sein,  der 
unabhängig  von  Äthiopien,  das  für  Kaffa  Ersatz  in  (hr  Wiedergewinnung 
seines  alten  Hafens  ^lassaua  lindet,  mit  Kaffa  auch  Konta,  Dauro.  die 
Länder  der  Ometo,  das  Gebiet  des  Dschubba-Stroines  und  der  Boran  um- 
fassend. Kaffa  mit  Beuadir  vereinigt  und  das  sagenumwol)Cne  altkuschitisclic 
Kaiserreich  vom  Indischen  Wcltmcen.^  aus  erschliet^t. 

1  Die  Boden  Verfassung  Äthiopiens,  von  Friedrich  J.  Bieber,  Wien,  Sonder- 
abdruck aus  den  Heften  4.  5  und  6  der  »Zeitschrift  für  Kolonialrecht«,  Berlin  o..I. 
(1914).  S.  16  bis  1<». 


Mitteilungen 
des  Seminars  für  Orientalische  Sprachen  zu  Berlin 

Dritte  Abteilung 


Afrikanische 
Studien 

Redigiert  von 
Prof.  D.  Westermann 


1922 


Berlin 

In  Koniniission  bei  der 
Vereinigung  wissenschaftlicher  Verleger  Walter  de  Grnyler  n.  Co. 

vormals  ü.  J.  Oöschen'sche  Verlai^'shaiullmiK.    J.  Guttentag,  VerlassbiK-lihandlim!.. 
Georg  Reimer.     Karl  J.  Triihner.     Veit  u.  Comp. 


Inhalt. 


Viel-  Sprachen  aus  Mitteltogo.  Likpe,  Bowili,  Akpalu  und  Adele  nebst  einigen 
Resten  der  Borosprache.  Nach  Aufnahmen  von  Emil  Funke  und  Adam 
Mischlich.     Bearbeitet  von  Die  drich  Westermann 1 

^^  ie  sich  das  Gottesbewußtsein  in  der  Twisprache  der  Negenülker  auf  der 
(roldküste  widerspiegelt,     ^'on  B.  Groh (50 

Die  Isala-Sprache  im  Wostsiuhui.  Kurzer  Al)riß  ihrer  Grammatik.  \'on 
E.  Funke.  Missionar (iO 

Vokabular    dei"   Kussassi-Spracln^    im  Westsudaii.      Von   E.Funke,    Missionar       S!S 


Vier  Sprachen  aus  Mitteltogo. 

Likpe,  Bowili,  Akpafu  und  Adele  nebst  einigen  Resten 
der  Borosprache. 

Nach  Aufnahmen  von  Emil  Funke  und  Adam  Mischlich 
Bearbeitet  von  Diedrich  Westermann. 


Dieser  Arbeit  liegen  l'olgeude  Aufnahmen  zugrunde:  I.  Likpe.  Buwili 
und  Akpafu  von  .Missionar  E.  Fun  ke,  2.  ebenfalls  Bowili  (»Liwri«)  und  außer- 
dem Adele  und  Boro  von  Professor  A.  Mischlich.  Beide  Herren  haben  inir 
ihr  Material  mit  der  Bitte  nm  Bearbeitung  und  Veröffentlichinig  übergeben. 

Die  Aufnahmen  umfassen  je  eine  Liste  von  Wörtern,  Satzbeispiele 
und  einige  l'aradigmen  zur  Grammatik,  dagegen  keine  zusammenhängenden 
Texte.  Likpe  und  Akpafu  stammen  also  ausschließlich  von  Funke,  Adele 
von  Mischlich.  für  das  Bowili  sind  die  Aufnahmen  beidei-  verwendet  wur- 
den.    Am  ausführlichsten  ist  das  Material  über  das  Atlele. 

Die  \ on  Mischlich  mir  überlassenen  Tiefte  enthalten  noch  Auf- 
nahmen über  mehrere  andere  Togosprachen,  deren  Hei-ansgabe  sich  hoffent- 
lich in  absehbarer  Zeit  ermöglichen   lassen   wird. 

Alle  fünf  Sj)racheu  gehören  zu  denen  der  sogenajinten  liestvölker  in 
Mitteltogo.  Die  Likpe  wohnen  am  ^Nlitteltogogebirge,  südlich  vom  Oberlauf 
des  Dayi,  die  Sitze  der  Bowili  und  Akpafu  befinden  sieh  in  der  nahe  dem 
Vdlta  gelegenen  Landschaft  Buem :  cbendort  wurde  das  jetzt  ausgestorbene 
Boro  gesprochen,  nämlich  in  den  Ortschaften  Tapä  und  Worawora  und 
deren  Umgebung;  Adele  liegt  nordöstlich  davon,  unmittelbar  nördlich  vom 
achten  Breitengrad. 

An  l)isherigen  \'eröffentlichungen  übei'  diese  Sprachen  liegen  vor: 
(her  Likpe,  Bdwili  und  Ak])afu  je  ein  kurzer  Abriß,  und  über  Boro  zwölf 
Hauptwörter  in  IMehn-Seidel ,  Beiti-äge  zur  Kenntnis  der  Sprachen  in 
Togo,  Zeitschrift  liir  at'rikanische  und  ozeanische  Sprachen,  Jahrgang  4. 
S.  250  ff.  Zur  Kenntnis  des  Likpe:  S.  2  ."50  ff.  Zur  Kenntnis  des  Bowili: 
S.  242 ff.  Zur  Kenntnis  des  Akpafu:  S.  286,  Die  Boro-Sprache.  über  Likpe 
und  Akpafu:  E.Funke,  Originaltexte  aus  den  Klassensprachen  in  jNIittel- 
tngo.  Zeitschrift  für  Eingeborenensprachen,  Band  X,  Heft  4.  über  Adele: 
•I.  G.  Christ  all  er,  Die  Adelesprache  im  Togogebiet.  Zeitschrift  für  afri- 
kanisehe  und  ozeanische  Sprachen,  Jahrgang  I   189."). 

Die  verwendeten  Lautzeichen  sind  die  in  der  Evve-  und  I'schi-Literatur 
und  die  in   den  bisherigen  VeröffentHchungen  über  die  Spraehen   der  Togo- 

-Mitt.  d.  Sem.  f.  Orient.  Spraeluai.    1922.    III.  Abt.  1 


'2  \N' est  f  !■  III  a  n  II :     \'it"r  Spraclicii   aus   Mittt'ltofjo. 

Rc*st\ölkor  üliliclu'ii,  iliic  I{('(lciituii^  kann  dort  Iciclil  fingcseheii  werden. 
Da  ich  die  Laiilc  nicht  ü;oliörl  habe,  erschien  (^s  mir  untunlich,  eine  eigene 
Darstelhin,!^  \oii  ihnen  zu  gehen.  Allgemein  ist  zu  heinerkcn.  daß  in  allen 
Westsprachen  w  ie  ancii  im  Tschi  und  Ouaiig  —  nicht  dagegen  im  Kwe  — 
eine  starke  N'okalassimilation  stattfindet;  besonders  gleicht  sich  der  Vokal 
tles  Präfixes  häufig  d  ui  des  Stannues  an,  und  ebenso  paßt  sich  der  Vokal 
des  Fürwortes  dem  des  ziigehöi'igen  Hauptwortes  oder  Zeitwortes  an.  aber 
auch   innerhalb  des  Wortstammes  sind  Angleichungen   nicht  selten. 

Irn  einzelnen  ist  tlarauf  hinzuweisen,  daß  dentales  und  zerebrales  r/, 
also  r/ (/.  nicht  immer  getiennl  bezeichnet  werden  und  darum  im  Kinzelfall 
nicht  festgestellt  werden  kaini,  ob  l)eide  Liute  vorhanden  sind.  Misch  lieh 
schreibt  nur  (/.  wahrscheinlich  ist  aber  das  (/  des  Adele,  wenn  nicht  inmiei-, 
so  doch  häufig  zerebral,  also  r/,  darauf  deutet  schon  der  Ihnstiind,  daß  d 
manchmal  nnt  r  wechselt,  was  im  Ewe  bei  zerebralem  c/  ebenfalls,  bei 
dentalem  (/  aber  nie  vorkommt.  Funke  scheidet  d  und  d.  aber  nicht 
immer    konsequent,   dasselbe  Wort  erscheint  mit  (/  und  mit  (/  geschrieben. 

Mi  seh  lieh  hat  die  Lautzeichen  //',  fw,  dw.  Ks  ist  möglich,  daß  diese 
Schreibung  nur  eine  vom  Tschi  her  übernommene  Gewohnheit  ist  und  es 
sich  um  die  Laute  dj  bzw.  di,  ts  bzw.  tj  handelt.  Im  Adele  ist  häufig  in 
der  Schreibung  ein   Schwanken   zu  beobachten   zwischen   i  und  e,  u  und  o. 

Die  Tonbezeichimngen  sind  ebenfalls  ganz  unvei-ändert  gelassen.  Man 
wird  annehmen  düi'fen,  daß  es  sich  im  wesentlichen  um  Tonhöhen  handelt; 
der  Akut  bedeutet  hohen,  der  Gravis  tiefen  Ton.  Funke  bezeichnet  außer- 
dem Mitteltöne,  fallende  und  steigende  Töne. 

Lin  wichtiges  Lautgesetz  im  Akpafu  ist  die  Umwandlung  eines  Fortis- 
konsonaiiten  in  den  entsprechenden  Leniskonsonanten  durch  Wirkung  eines 
unmittelbar  vorangehenden  Nasales;  z.  B.  katu,  Wasserplatz,  ndu  Wasser, 
nyhä  Leben,  Adele  nkpä,  und  bei  der  Mehrzahlbildung  mittels  Nasalpräfixes: 
A'vlyä  ^Iz.  f'tghä  Bc\n,  kaio  Mz.  ?/r/o  Vorderseite,  katöre  ^Iz.  7?r/(5re  Brennholz. 

Im  Akpafu  kommt  ferner  das  Zeichen  '  vor,  das  einen  »soeben  hör- 
baren Absatz"  bedeutet;  z.  B.  aa  »Gott«.  Dies  '  kann  ein  ausgefallenes 
//  oder  iv  andeuten,  wie  in  ?'i/äta  Mz.  aäta  Blatt,  ii/ra  Mz.  ara  Stuhl,  ka^/ 
neben  ka/m  Akpafu.  Auf  beide  Erscheinungen  hat  schon  Funke  hin- 
gewiesen in  den  "Originaltexten«  (s.  oben)  Seite  267,  Anmerkung  1.  Das 
Zeichen  '  steht  aber  nicht,  wie  dort  gesagt  ist,  nur  zwischen  zwei  Vokalen. 

Die  Fremdwörter  aus  dem  Ewe  und  Tschi  sind  nicht  als  solche  be- 
zeichnet, da  sie  jedem,  der  in  diesen  Sprachen  wissenschaftlich  arbeitet, 
ohne  weiteres  kenntlich  sind. 

Im  Folgenden  sind  Einzahl  und  Mehrzahl  des  Hauptwortes  immer 
durch  -  getrennt,  \\^obei  die  Mehrzahl  oft  abgekürzt  wird.  Also  Adele  yabia- 
mbia  »Stuhl«  bedeutet  Einzahl  gabia,  Mehrzahl  mhia;  dihörahi-ah.  ».Faden« 
bedeutet  Einzahl  dibörabi,  Mehrzahl  abörabi. 

In  das  Vokabular  des  Likpe  und  Akpafu  habe  ich  außer  der  Wör- 
tersammlung Funkes  auch  die  in  den  Likpe-  und  Akpafustücken  der 
Fnnkeschen  "Originaltexte«  (s.  oben)  enthaltenen  Wörter  aufgenommen, 
soweit  es  mir  mit  Sicherheit  möglich  war,  sie  zu  analysieren. 


Wes t ermann :    Vier  Sprachen  ans  Mitteltogo.  o 

I.  Likpe. 

1.  Das  Hauptwort. 
1.  Geschlecht. 

Man  unterscheidet  bei  Personen  und  Tieren  das  männliche  und  weib- 
liche Geschlecht  mittels  Anfügung  der  betreffenden  AVörter,  die  »Männliches« 
und  »Weihliches«  bedeuten: 

use,  030711  Mann  usifu  usie  Weib 

osdnihi  Knabe  (u.  osdyibi)  nsibbi  Mädchen 

oyinimi-sani  Bruder  oyimi-siö  Schwester 

umnä  Alter  (Mann)  unind-sifi   alte  Frau 

okösie  Witwe. 
Bei  Tierbezeichnungen  tritt  zu  dem  das  Geschlecht  kenntlich  maclienden 
Worte  noch  die  Nachsilbe  le  (nach  n  wird  le  zu  de) : 

nantüyui-smde  Ochs  nants.-siele  Kuh 

nJcme  Huhn  vkuse-siele  Henne 

ösämu  Schaf  osam-siUe  Schafmutter. 

Außerdem  werden  in  vielen  Fällen  verschiedene  Wörter  gebraucht: 
oTcbsohi  Jüngling  kehlte  Jungfrau 

ntö  mein  Vater  mhe  meine  Mutter 

und  Großvater,  Ahne  eim  Großmutter. 

2.  Kasus. 

Dei-  Kasus  eines  Substantivs  ist  aus  seiner  Stelluno;  im  Satze  ersichtlich. 
Die  Reihenfolge  ist  in  den  meisten  Fällen : 

Subjekt  (Nominativ),  Akkusativobjekt,  Dativobjekt. 

Antö  amä  kamq  ekete  hetri. 

Sein  Vater  verteilt  Reis  den  Leuten. 

Kpö  rce  ete  me!  rufe  ihn  mirl 
Da   als   Dativ  partikel    das  Verb   te    »geben«    fungieren    muß,   so    ist 
die   Stellung   der   Objekte    eine    umgekehrte,    wenn    tfi    in    seinem    eigent- 
lichen Sinne   gebraucht   ist.     In    dem  Falle    kann   man  nur  von  Akkusativ- 
objekten sprechen. 

Te  ine  mbanihd!     Gib  mir  anderes! 

Bete  we  lebe.    »Sie  gaben  ihm  Recht«  =:  Er  wurde  gerechtfertigt. 

Anto  ete  vhläinhe  bisi.    Sein  Vater  gab  der  Kindesmutter  Jams. 
Andere  Dativverhältnisse  entstehen  in  bestimmten  Phrasen  dui^ch  Ver- 
wendung von  teyl,  ko.  sp.    Letztere  beiden  haben  ihren  verbalen  Charakter 
eingebüßt : 

boteyi  me  sie  sagten  mir. 

//  abo  kö  ine  »nimm,  komm,  gib  mir»,  hole  mir  her. 

fi  CSU  kö  ice   »nimm,  geh,  gib  ihm!«   bringe  ihm  hin. 

tsi  se  me  faß  mir  an  (nämlich  die  Last). 

sie  s^  unind  grüße  den  Ältesten. 

1* 


4  W   i's  I  r  rill  ;i  II 11  :     \  it-r   Spiaclii'ii    ,111-    Mitlclli)t;;n. 

Dt'i    (i»'Mili\     steht    \oi-  (Itiii   8iil)st;inti\ .    /ii    ilciii    >•}■    ^rlu'nt.      U(M(1(' 
■^ill(l   (hiicli    die    rartikfl    /u.   i/a   verbuiiiloii  : 
ii.K,'  l(,  ilii/6  (leü  Mannes  Haus. 
obloni  (t(i  ntniniiii  des   Eiiropäeis    l'leid. 
hr.siö  vt(»  hiihiir  der  Frauen  Felder. 

itsfji/ihi    irriiKi    tu   iinfö  jenes    KiimIk^h  X'.ilei'. 

3.  Die  Klasseneinteilung  des  Hauptwortes. 

Die  llw.  weiden  duirli  Pi'iifixe  und  durch  ein  Sulfix  in  Klassen  «reteih. 

I.    Präfix   //.     Iv/.. 

Ks  bezeichnet  die   Iv/..   von   Menschen,  einigen  Tieren   und  Dingen. 

iifr!   Menscli.    iminn     Mtestoi",    njiasie   Priester,    vfuiifl   Kranker, 
iiftina  Akpalu-Mann.  ////«  Gnißvater-.  iiiiat>)  Enkelkind,  //sr  (iatte. 
iiaio  Frau.  //////  Dieb. 
nkiise  Huhn,   iißikxtii  Zibetkat/e. 

nini  Reisbohälter.   u.se  Vogelt'eder,  nfe  Feuer,   m/i  Stock,   ii-sü  I'ilz. 
iiki  Schwanz, 
lu  den   beiden  Tiernamen   ist  Präfix  n  wahi-scheinlich  in  Angleichung 
an    den   Stammvokal    entstanden,   in  Dingnamen    ist  es  sekundär;    //    ist    ur- 
sprünglich Menschenpräfix. 

'1.    Präfix  o.    Y/i. 

Ks  bezeichnet  die  Ez.  \(jii  Menschen,  Tieren  und  Dingen,  also  wie    I. 

'ti/nj/ti  (Jekauftcr,  Sklave,    okd  Häuptling,    obcntsnn  Genosse,    oh'i 

Kind,  ohhmi  Europäer,  odiä  Lügner,  ofä  Oheim.  <>fi<i  Fauler, 

nfanä  Arzt,  ofrandi  Weber. 

-'inä  Igel,  ona  Schlange,  osarmi  Schal',  oke  Biene,  otömini  Pferd. 

nfkohö  Schambinde,  okahih-  Nadel. 

;-5.    Präfix   n.     Vyi. 

p]s  bezeichnet  die  Ez.   \on  Menschen   und   Dingen. 

'iftft  f^6i"  Eetzte,  ndansie  Zeuge,  odnhkn  Sklave.  (±hq  Freund. 

<7/f'  Rohr,  nie  Zweig,  okp^i  Zaiui.   (2ßanie  Kopfbinde. 
Die  Menschennamen  sind  bis  auf  den  ersten  Fremdwörter. 

4.    Präfix  a.    Mz 

Es    bezeichnet    die   Mz.   von  Dingen,  die    in  der  Ez.  Präfix   A    h  und 
h>  kn  haben. 

leniini-annni  Finger,  lekpaln-akpaln  Zehe,  lentdbi-antdbi  Maiskorn, 
lpkel)i-akel)i\iohnQJekices\-akn-e-sil^rnstJehe.s)-ahe-'<iÖ\\ih^^^^ 
le/nl-anil  weibliche  Brust,  Icld-alo  T'enis. 
kdjfo-aj/n  Schatten,  kotö-atd  Ohr,  knni-ani  Arm. 

h.    Präfix  '.    Mz. 

Es  bezeichnet  die  Mz.  mancher  Dingnamen,  die  als  Ez. -Präfix  kv   und 
di  haben. 

kiikiift-fk^if  Haut,  kntii-eth  Suppe. 

»kii.iel)}    neben    dikiisfihi   Küken,    rkptß    Kinder,    'kph'hi   Töpfe. 
iltih'i  Fruchtkerne,  eyibihi  Baumfrüchte. 


W  esterm  a  II 11 :    N'icr  Spraclii'ii   aus   Mittclfoejo.  ;) 

6.  Nasales  Präfix. 

Es  bezeichnet  a)  Flüssigkeiten,  b)  die  Mz.  von  Dingen  mit  Ez. -Präfix  ka. 
nsti    Harn,    'iiife    Nasenschleim,     nthfe    Speichel.    nuUa    Palmöl. 

atu  Wasser,  mba  Salz,  nte  Palm  wein. 
iito  Stirnen,  ' imna  Rücken,  lafo  Bäuche,  iikpabo  Waden,  nkpalo 

Beine,  nniinfo  Hände,   hkpüfö  Fußsohlen,  inflä  Landestüchei , 

nsQ  Länder. 

7.  Suffix  )iia.    Mz. 

Es  steht  in  der  Mz.  einiger  Menschen-  und  Tiernamen ;  Suffix  ma  ist 
vielleicht  identisch  mit  dem  Ffu'wort  der  3.  Mz.  lua. 

ncüma  Großmütter,  nntöwn  Väter,  nndhnin   Katzen. 

8.  Präfix  le,  le.    Ez. 

Es  bezeichnet  die  Ez  von  Dingen. 

I'iinni.  Finger,  Ickpabl  Zehe,  Icntäbi  Maiskoi'u,  lekebi.  Bohne, 
lekwesi  Brust,  JeiiwkC>.s\  Schultei-,  Ifjiesi  Olpalmtraube,  Jmü  weib- 
liche Brust,  J/'ln  Penis,  letsyd  Flachdach. 

9.  Präfix  (li,  dl.    Wahrscheinlich  lautet  es  immer  (//.     Ez. 
Es  bezeichnet  die   Ez.  von  Dingen. 

(Jibt  Frucht,  (linaml  Auge,  dikpUbi  Topf,  diblhi  Fruchtkern, 
ditn  Termitenhügel,  dls\  Kopf,  dikukv.  Eule. 

10.  Präfix  ba  be  be.    Mz. 

Es  bezeichnet  die  Mz.  von  Menschen   und  Tieren  und  von  Dingen. 

babenUm   Genosseu,    badan-^ir^   Zeugen,    ba(Jiä    Lügner,    J)adqnko 
Sklaven,    bafä  Oheime,    bafahä  Ärzte,    bafafe  Zauberer,  baka 
Häuptlinge. 
badzata  Löwen,  bake  Bienen,  baklöbe  Vögel,  bako  Antilopen. 
beße  Dämonen,  brbi  Kinder,  befrJ  Menschen,  bcnind  Älteste. 
bckl  Tiere,  bckiti  Hyänen,  bckvse  Hühner. 
Das  Präfix  be  be  ist  wahrscheinlich    in  allen  Fällen   aus  ha  entstanden 
durch  Angleichung  seines  Vokales  an  den  des  Stammes. 

Als  Mz.  von  Sachnamen  kommt  dies  Präfix  vor  an  Hvv.,  die  als  Präfix 
der  Ez.  y/  w  haben.  Der  Vokal  ist  stets  identisch  mit  dem  des  Ez. -Präfixes, 
und  es  findet  sich  so  auch  die  Form  bi.  Die  Fheitragung  des  Präfixes 
auf  Sachnamen  ist  sicher  sekundär,  s.  unten. 

binaiitisc  Augenlider,  belobi  Hoden,  bckiibr  Besen,  bebe  ölpahnen. 
bdabi  Flintenkugeln,  Ixfandcbr  Sterne,  bibutiibr  Körbe. 
1  1 .    Pi  äfix  bo,  bii. 
Es  bildet  das  Verbal  nomen. 

bobe  das  Kommen,  bobr  das  Sehen,  bu/a  das  Schreien,  büß  die 
Krankheit,  bubike  dasBeei'digen.  bi/di  das  Essen,  biti/ii  das  Stehlen. 
Die  Form  ////  ist  durch  Vokalangleichung  aus  bo  entstanden. 
12.    Piäfix  kl/,  ko,  /•«.    Ez.   und  Mz 

Wahrscheinlich  sind  ursprihiglich  die  mit  /•  anlautenden  Präfixe  laiu- 
licli  identisch  gewesen,  wie  sie  es  ihrer  Bedeutung  nach  heute  noch  sind. 
Auffallend  ist,  daß  sie  auch  füi-  die  Mz.  verwendet  werden,  während  in 
den    anderen   Klassensprachen    /-    immer    nui-    Affix    der  Ez.    ist.      Die    An- 


6  W  {>st  oriiia  im  :    Vier  Sprachen  aus  Mitteltogo. 

w  eiulima;  in  i\ov  Mz.  bcileiitet  oileiibar  eine  Verwirrung  des  ursprünglichen 
Zustimdes.  Die  /•-  anlauteiulon  Präfixe  bezeichnen  Namen  von  Pllan/.en. 
Holz.  Geräten  und  menschlichen   (! liedmaßen. 

u)    Kz.    kOfö  Blut,  /roi/d  Schatten,  knkiw  Haut,  kotf)  ( )lir,  /vu//  Arm. 

b)  Mz.    liii.sü   Pilze,  kofiaiue  Kopfbinden,  kokahikc  Nadeln. 

13.  Prälix  ka.  kr.     Kz.   und  iMz. 

a)  Ez.  kato  Stirn,  kdiiiä  Rücken,  kafö  Bauch,  kakpalxj  Wade. 
kdkpäU)  Bein,  kanim/o  Hand,  hikpafd  Faßsohle,  kaf'ia  Tuch, 
kasQ  Erde,  katä  Himmel. 

b)  Mz.  kat^  Rolire,  käli^  Zweige,  kakpö  Zcäune,  kaüohö  Scham- 
binden, kafsi/r  Stoßeisen. 

14.  Präfix  kc.    Ez.  und  Mz. 

a)  Ez.    kcsu  Harn,  keth  Wasserplatz. 

b)  Mz.    kei/i  Stöcke,  keyüdu  Wurzeln,  keki  Schwänze. 

15.  Prätix  .v  + Vokal.    Ez.  und  Mz. 

Das  Aftix  s-  dient  in  den  anderen  Klassensprachen  nur  für  die  Mz.; 
in  seiner  Übertragung  auf  die  Ez.  liegt  ebenso  ein  Abweichen  von  dem  ur- 
sprünglichen Brauch  vor  wie  in  der  Verwendung  des  /'-Präfixes  fiir  die  Mz. 
Zu  beachten  ist,  daß  die  Hw.  mit  Ez.-Präfix  v-  in  der  Mz.  das  Präfix  h- 
haben,  das  hier  ebenfalls  unmotiviert  ist,  da  es  sich  lediglich  um  Sachen- 
namen handelt. 

a)  Ez.  .smawly?' Augenlid,  Ae/o6t  Hoden,  nekdbe  Besen,  sehe  Palm- 
kern   setahi   Flintenkugel,    sefandebe   Stern,   sibutühe  Tasche. 

b)  Mz.  Oni-söni  Haar,  scfa  Gräser,  sckdhe  Palmblätter.  Vgl.  noch 
tickdhe  Mz.  hekdhe  Besen  (aus  Palmblättern),  okdhe  Mz.  .Hc.kdbc 
Palmblätter. 

Konkordanz. 

Für  die  Wiederholung  des  Hw. -Präfixes  vor  dem  Prädikat  finden  sich 
folgende  Beispiele: 

(?'  oder)  u  ijifö  kriminti   er   ist  kurz;   ekpe  ah:   er   ist  stark;    ha 
yifo  kr.  sie  sind  kurz;  di  yifu  kr.  es  ist  kurz:  le  kpe  alc  es  ist 
stark;  ku  yifo  kr.  es  ist  kurz;  ko  kpe  ah  es  ist  stark. 
Weitere  Beispiele    für   die    Konkordanz   siehe   beim    indefiniten    Pro- 
nomen. 

4.  Zusammengesetzte  Hauptwörter. 
1.    Das  determinierende  Nomen  tritt  zwischen  Präfix  und  Stamm  des 
Substantiv.    Ist  das  Determinativ    ebenfalls  ein   Substantiv,  so   gibt   es   sein 
eigenes  Präfix  auf.     .So  sind  vor  allem  die  Nomina  agentis  und  die  Patro- 
nymica  gebildet. 

on'i  Mensch 

osäni  pl.  6c*.  Mann 
ohloni   pl.  habl.  Europäer 


\\' este  rni  ann  :    \'iei'  Sprarheii  aus  Mittcltogo.  ( 

ote   Eigentümer,  Besitzer 
otete   pl.  haf.  Lehrer 
qfate  pl.  baf.  Medizinmann,  Zauberer,  s.  o/ä  pl.  sy/a  Kraut 

und  ko/a  pl.  a/a  Zauber,   Medizin 
nnämunte  pl.  bau.  Hausherr 

nnd  Eigentümer,  Besitzer 

nlenä   pl.  bal.  Verwandter;  käle  Familie 

ofana   pl.  baf.,  s.  ofate 

uningbena  pl.  ben.  Eweer        \   Eigentümlicherweise  ist  die 

üfuna   pl.  bef.  Akpafuer  \  Stammsilbe  na  nur  bei  den 

<±}:Qbono   pl.  bah.  Tschier        )         Volksnamen  tieftonig 

oijnföhn   pl.  baij.  Europäer,  s.  oblon! 

osisand   pl.  /w.v.   Händler,  s.   sa  a.s/  auf  den  Markt  gehen. 

Die   meisten  noni.  ag.  werden  durch  Relativsätze  wiedergegeben: 

niia  lelekp_  b\m  pl.  niba  /e...,  der,  welcher  Fische  fängt  =  Fischer 
"     Jaba  keyi   der,  welcher  Holz  sägt  ^^  der  Holzsäger 
"    tafu  okirfi  der,  welcher  das  Feld  bestellt  =  der  Bauer 
>.     fei/tfÖ  a.sa  büa   der,  Avelcher  schlechte  Sachen  macht  =  der 

Übeltäter,  Hurer 
»     lai/e  kusu   der,  welcher  einen  Weg  geht  :=  Reisender 
»     Ieti\  bike        >■  •■  eine  Last  trägt  =   Lastträger 

..     Ifidl  etiki       '■  «  redet  =:  Redner. 

Gewisse  nom.  ag.,  wie  z.  B. 

vk2)e  pl.  bekpi  Jäger 

otsyoent'sijöca   pl.  bats}/.  Schmied 

üyu   pl.  beyh  Dieb 

oßö   pl.  baflö  Fauler 

otökii  Tauber  (P]we) 

ohiafq  Armer  (Ewe) 

ofian(Jh  Weber 

Hkesinq  Reicher  (P2\ve) 

lißmft  Kranker 
sind  entweder  Abkürzungen,  substantivierte  Verba  oder  Fremdwörter. 
Weitere  Beispiele: 

.teyoföku   pl.  bey.  europäische  Tür 
s.  -sikn   pl.  bikii  Tür,  Tor 

ofimifä  pl.  he. f.  (neben  sef^  Buschgras,  das  znm  Dachdecken  dient 
s.  ofä  Gras,  Kraut  u.  koflmi  pl.  af.  Buschsavanne. 

2.    Eine  andere  Art   der   Zasammensetzung   von  Substantiven    ist   die 
genitivische  (s.  Kasus): 

ofa-to-ohi  Onkels  Kind,  Vetter 
imä-to-obi  Großmutter  Kind,   Enkel 
leun-tn-ntii  Brust-  Wasser,  Milch. 


\\  i's  1 1' rm  a  II II :    N'it'i-  Spiiu-lioii   ans   Mitt('lt<\ij;o. 

|)ii>  Cietiitivpartikel   tVilll   zuvvi'ilcn  aus: 
iliijii  ili.^i   •  IlaiisUopf.    (1.  i.   Dacli 
hfii-hi tsihü    W a SSI 'i-^clirin (platz. 


11.   Das  Pronomen. 
1.  Personalpronomen. 

a  I    u  11  V«'  !•  I>  II II  de  11  ('    Form. 


i.ii 

Nniiiiiiaii\'  und 

Im  l)ati\  iiiifl 

IUI 

(u',iiiti\    (poss.) 

AkLii^ati\ 

Siujr. 

1. 

iiio,    Hin 

IUI' 

-j 

fe.  /(■ 

f'l 

i'liir. 

1. 

ire,    II  e 

ire 

1,0 

III 1  Hl  1     (  III 1  1 

III  (IUI  II 

IUI 

II  id 

Sin 

g- 

Plur. 

If'kpäkpa 

Hm 

akpäkpa 

Hut.; 

tnO 

mein 

11  u( 

III  ij 

. 

meine  H 

ß 

dein 

ß 

deine 

wi. 

sein 

u'4 

seine 

hö 

unser 

" 

bö 

unsere 

inim'i 

euer 

'- 

rnimi 

eure 

inama 

ihr 

iiiäinu 

ihre 

lllÖ 

ko-^aff- 

mein     : 

-   ich  selbst 

.H 

dein    :^ 

=  du        .. 

we 

sein     = 

=  er 

hö 

neben 

hö  basale. 

wir 

selbst 

mimt     •■ 

iniml  "         - 

ihr 

- 

inäma  ■• 

III  dm  (1  >■         -  : 

sie 

„ 

itf 


b)    verbund<Mi  I"    Form. 


Sing. 
l.  ni  (n).   me  {m)  ich 
•2.  ^-  du 


Flui-. 
hl,   wir- 
hi   ihr 

ha  sie  (persöul.) 
'/    sie  (unpersönl.) 


;i.   ice,  II  er  (persönl.) 

'//.  kii  HS  (unpersönl. I 

(Anmerkung:  Die  Pronomina  pt-r.s..  namentlich  der  verbundt^Kii 
Foiui,  sind  den  Gesetzen  der  Lautveränderung  in  aasgiebigster  Weise  unti-i- 
worfen,  vgl.  Konjugation  d«'s  Verbs.) 


West  ermann:    Vier  Spiaclien  ans  Mitteltogu.  9 

Beispiele  zu  a  und  b. 
,si.slfnfii  ko  miidl  m//ie,  nur  Jjinistuiu  will  ich  essen  heute 
ki(  ti  Uta  ninnä    schöpfe  Wc-issei-,  ich  trinke  (will  trinken) 
be  hudi   komm,  wir  wollen  essen 
ntu  sä  mhS  ind  Wasser  haben  sie  nicht 
idukwe  le  ho  Durst  quält  uns 
bele  sukii  hmu  ihr  geht  in  die  Schule 

fi  ete  nie    »nimm,  du  gib  mir-    d.  i.   gib  (es)   iniil 

ihß  'nie  fe  ich  gab  (es)  dir. 

fi  ete  we  gib  (es)  ihm! 

fi  ete  hb  gib  (es)   uns! 
i(ß  äte  mi  er  gab  (es)  euch 

ß  ete  ind  gib  (es)  ihnen ! 

2,  Demonstrativpronomen. 

Es  steht  als  Attribut  hinter  seinem  Substantiv    und   ist  gewöhnlich  mit 
dessen   Präfix  verseb<'n. 

/ifo  (neben  nfo)  dies,  dies  hier,  hier 
iisiö  leemfu  diese   Frau  (.  .  .  iiicemfo) 
okwe  icenfö  diese  Seite  (.  .  .  mvenfo) 
hakb.sohi  haiifo  diese  Jünglinge 
lefantd  ndinfo  dies  Blatt 
diyo  ndmf'b  dies  Haus. 
Im  Plui'al  sind  nur  zwei  bzw.  drei   Formen  gebräuchlich :   ' 
inhdfo  und  mhänfö  diese 
ntu  hönifö  diese  Wasser 
riainfö  diese 

a.va  höa  nanfö  diese  schlechten  Sachen 
ayo  se  namfÖ  diese  schönen  Häuser 
hneine  pl.  inbdma  jener. 
In  Gegenüberstellungen    "dieser  —  Jenei  •     w  iid  ;r:cli  nui-  ninnfo.   aber 
mit  verschiedenem  Tonfall  gebraucht: 

ndmfö  dfu  asi  eso  ndinfo  dies  ist  teuerer  als  jenes 
be  mfol  komm  hierhin! 

3.  Relativpronomen. 

hau  pl.  niba  welcher,  welches 

nae  dibe  kene  ni  niqhö  (der),  der  gestern   kam.  ist  mein  Freund 

4.  Interrogativpronomen. 

bef   welch:' 

i'nre  pl.  bawe  welcher/   wer;' 

Ije.  beyifi't'f  wius  machten  sie?         ' 


1(1  W  est  iM'iii  a  n  II :    Vioi'  Spi-ai-licii   ;iun   Mittclto»o. 

l)v  tt)  hUl  was  liir  ein/  [kh   \.  knlr  ücsclileclit :  io  s.  Genitiv) 

(w  Mii  wegen  was? 

ifi/iiön/i?  wann'.'  {fiii/i  Tag) 

öia'  eto  titrikpekjw  lUb^'i  wessen  Sklave   ist   gekoninicii  ' 
hi'.so  fano  Innif  warum  gehoirlist   du  mir  nicht'.' 

5.  Indefinites  Pronomen. 

Das  indefinite  Proninnen  \vi<Hlei'lu)lt  rljotifnlls  das  Pri'iHx  dos  Substantivs, 
/u   dem  es  gehört : 

f.^tia  ein.   irgend  ein  kdlebc  krtsüc  ein  Ort 

ku  tsita  nicht  ein.   kein  Icldka  difsi/r  eine  Kiste 

kukicf  ki'ffsna  ein  Buch  rftki  rtsi'ie  ein  \\'oi-t 

ki'i-sic  ku  ki/fsi/fi  keine  Frau  (jkändie  iitsiie  eine   Laiiipi' 
kfifiö  kii  kf'fhic   kein    Land  ////  kufftiif  ein    Feuer. 


111.  Adjektiv. 

Auch  im  Likpe  steht  das  Adjektiv  hinter  dem  Substantiv,  das  es 
näher  bezeichnet,  und  liat  auch  den  .Vrtikel  b/w.  das  Demonstrativ  oder 
(his  Zahlwort   nach  sich 

iiti'i  nä  der  schwar/.e  Mensch 

/wa  höa  schlechte  Sache,  Sünde 

(liyo  .v|  nainfn  dieses  schöne  Haus. 
Als  Kopula   bei  der  prädikativen  Stellung    des  Adjektivs    dirnen    i/ijo 
und  kpf   ..machen,  tun,  sein«. 

krimiuti  kui"/.  //i/o  kriin.   kurz  sein 

hlekete  eben  >.     hlekete  eben  sein 

indf'i  eng,  schmal  ■■      mdfl  eng  sein 

peprepe  klein  »     ptpi'fiP^  klein   sein 

seke  klein  »     seke  klein  sein 

die  hart,  stark  ••     kpe  die  {kpele,  kple)  groß 

In  vielen  Fällen  vertritt  ein  besonderes  Vei-b  die  .Stelle  des  Prädi- 
katsadjektivs: 

tjo  gerade  sein  mö  groß  sein 

Xr«-e  trocken  sein  .s|  rot  sein 

sie  genug  sein  ßä  zahlreich  sein, 

(ifters  ist  das  attributive  Adjektiv   die  Reduplikation   eines  Verbs: 

fiinfi  krank  ^-./^  krank  sein 

fdkatdka  hoch  •■    tdka  hoch  sein,   faka  aufstehen. 

Mit  Hilfe  der  Klassenpräfixe  können  die  Adjektiva  /u  .Substantiven 
gemacht  werden : 

fqfo  neu  l'^.f^fu  Neues,  Neuigkeit  pl.  af. 

fimfi  krank  ußmfi  Kranker  pl.  hef. 


\A'est  er  ma  nn  :    Vier  Sprachen  aus  Mitte]togo.  11 

IV.  Zahlwort. 

1.  Die   Kardinalia    zeigen    eine    selbständige    und   eine    etwas   davon 
abweichende  attributive  Form: 

1  nöe  ote  Olli  1  Ziege 

Iqni  (aus  lesd  loni)   1    Ding,  Eins 

2  me  hesio  inüa  2  Frauen 

ani  enüa  2  Hände 

3  ntsie  {ntsye)  eJcpefi  etsie  3  Kindei' 

4  'nnä  ehüe  dnä  4  Bücher 

5  nnö  Ime  eno  5  Städte 

6  nJcwa  hasani  ekicd  [akwd)  6  Männei' 

7  kwdnse  »        aJcwdn.se  7  Männer 

8  yenl  ekpe  mßdinßa  8  Teller 

9  nasf'  onunQmhe 

hate  onömhe  9  Ziegen 
10  lefösl 
\'on   11 — 19    werden    durch   /e/osv   !(•    und    die   selbständigen    Zahlen 
gebildet : 

1 1  lefösl  nöe  1 6  Icfos)  nkwd 

12  "  nöe  17  »      nkwdn.se 

13  >•  ntsie  18  •■     ycni 

14  "  'uTia  19               nn.se 

1 5  >■  ///?£> 

Zur  Bildung  der  Zehner  wird  dei'  Plural  von  (p/6s±  und  die  attributive 
Form  der  Einei-  benutzt: 

•  Zehner  zweie« 
dreie« 
viere« 
fiinfe« 
sechse  ■< 
siebene  ■• 
achte « 
>        ■•       neune« 
In  gleicher  Weise  entstehen  die  Hunderter  und  Tausender: 
100  kolofd  1000  kokpl 

200  alufd  enüa  700  alufä  akwdnse 

300       »       etsie  ^  800       •■       mßamßa 

400       "       diiä  900       "       Qnunömbe 

500       ■       an^  lOOl   kqkpi  kü  lonl 

600       "       akwd  1002       .•       kü  enüa 

'1.    Die  Ordinalia  läßt  man  durcli  Anbängung  von  fe  (2  +  3)  bzw.  U 
(von  4  ab)  an  die  Kardinalia  entstehen: 
utr't  oni  der  1.  (Mensch). 
"     "wf/^  fler  2.  (Mensch), 
»     fsisfe  der  3.  (Mensch)  (beachte  die    TonverschiebungeD),   ' 


20 

afö^ 

enüa 

30 

'• 

etsie 

40 

» 

and 

50 

. 

anQ 

60 

.. 

akwd 

70 

.. 

akwdnse 

80 

» 

mßamfd 

90 

,. 

öhunöinhe 

\\   (••<  t  (•  rill  ;i  n  n  :    \'\o\-  Spriiclicii    ,iii>    Mitlcltot^o. 

////•/  tia/t'  dvr  4.   (Mensch). 
ii(')inlr  dei"  f).  (Mensch). 
/.•iviiiitli   der  (i.  (Menscli). 
A'ir(iiis(/f'  «lei-  7.   (Mensch). 
-      iJiiiiißäh    Aqv  8.   (Menseln, 
uHiiiiuiitltiU    der  1*.  (Mensch). 
fVisih'  der-    10.  (Mensch). 

.'t.     Die    Woche   ist    sechstiigig,   d.  ii.   sie   h:il    3    Tagpiiiire 
1 .   Iiluj  '.\.   iliklü  ').   Irhidiji 

'1.   knhosa  1.    knklusä  (!.   tliköyutfe. 


V.   Das  Verb. 
Konjugation. 

Dir  i-ii)l;ichste  rcnipii.Nlbrni  ist  this  Perl'ckl.  Die  Pr  ä  sens  rumieii 
Wilden  (luicli  Verwendung  des  Infinitiv.s  als  Objekt  eines  bestimmten  Hilis- 
\  eibs,  in  der  liegel   »//■.  gebildet  (»/f  sein,   vorhanden  sein«). 

Die  X'ernt'in  n  ng  wird  meist  nur  durch Kinschiehung  xon  ■///  ■  l»/.w.  //■ 
/.wischen  die  volle  Foiin  des  Konjugatiunsprononieris  und  das  \'crl)iiiii  an- 
gezeigt. 

Anmeikung:  Die  Konjugation  ei'inneit.  namentlich  in  den  Pi-äsens- 
hildungen,    ganz    ans    Kia. 

Sil   gehen,   he  kommen. 
1.    Perfekt. 
Affirmativ.  Negativ. 

' /isii   ich  ging  liilie  ich    kam   usw.  mensh  ich  ging   nicht 


i'au  du  gingst 
//.s/V  er  ging 
büsu  wir  gingen 
bisu  ihr  gingt-t 
besu  sie  gingeji 


ebe 

übe 

hübe 

bibe 

bebe 


eiiieit.su 

aiceiisu   [aeii.sii) 
buinsh 
hiinsu 
beinsh 


nicht  i^ehen   usw. 


'1.   Puluruin. 
1.  ///^/(/.svV  ich  werde  gehen    U.   miibiyi.sii     "ich    werde      niembube    ich     werde 
usw.  kommen,  ich  gehe« 

d.  i.  ich  werde  gehen 
usw. 
ebmii  ebubesii 

uwüsu  übe  i'iati 

buvsii  buhe  büaii 


bvius'u 
but'isii 


biabe  bisu 
bobe  bejilt 


tiinbube 

(u)icembvbe 

biiemhube 

biembuhe 

bemhiibe. 


(Die   Darstellung  dei-  Konjugation   bricht  hiei-  unvernuttelt  ab.) 


A\' fSte  i'iiia  II  ii:    Vier  Spriiclicn   ans  Miftcltd^o. 


13 


VI.  Sprachproben- 


lir  hkw   ötol    (Plur.    I)il)i  Iru.sn   ot<>\ 

' iitl  h  icnc  bvTcpe. 

kpd   irof  r.si/kö  d/'i/ö.' 

<ile  -sukii  Imsii i    (Plur.  hele  .  .  .  .| 

lifo  Je  hu  fi. 

.s7>  lefl  wqe{ 

iito  nke,   woakpi'  int  Kpalinic  kii.se. 

I>aw<k'  lato  nyo  nanföi 

hakosohi  batifo  nde  hotd. 

hcso  hiankpe  okpö  hetjrdni(t  'Mydi 

ilc   ho. 

hnfo  C'-siä  (iidvfe  iniöfloi 
iiicnr'ie  nie  tö  nfiief(\ 


kukpeii-se  1e  nie  tititi. 
tnhe  amannua  t<±  Je.sd. 
nfe  ko  onde  kaniö  houo  ne. 
memhe  akaka  hiidi  litml. 
■sislfxffii,  ko  müdt  mini. 
kaU  alo,  kpr  hrkn.se  dl  i/o! 

heküse  hdine  afl<±  lefösi'. 

e,  haßo,  kutsüe  inemhn. 

kt'ise  hisi  hitisu  heya  htkiise  hrhoko. 

fhdkj)f  hd-sdniii  diyo  koko( 

nnl  kpc  le  unie. 

tii  ahehe  wqc  abokdl 

u.nö  woe)ifo  le  hcfri  knie  höh). 

iitri  hua  unn'i. 

inhdfo  kpr  kafrfr. 

le  hesi  heyifö,   inn-saind   ine. 

le  (±kä ßq  le  oirdc  ßq'. 

le  todzi  miii.<<l.   nii/i.sti  tjä  fä. 

hnle  h'frl  sihiikl  ho.'^o  hutsie. 


Koiniii,   wir  geben    nach    Hansel 

Er  ist  betrunken. 

f^ühre  ihn   ins   HausI 

(Jehst  du  zur  Schuk'.' 

Mein  Vater  ist  krank. 

Wo  tnt's  ihm  weh;* 

Mein  Vater    will    mich    morgen    nach 

Kpalime  schicken. 
Wer  (Plur.)  baut  diese  Häuser'.' 
Diese  Jünglinge  bauen  (sie). 
Warum  habt  ihr  keinen  Zaun  um  das 

Haus  (Gehöft)  gemacht  1* 
Wir  haben  keine  Lust.    (\\'örtlich:  Es 

ernn'idet  uns.) 
Wieviele  Gäste   herbergen  bei  euch;' 
Ich  bin  noch  nicht  bei  ihnen  gewesen. 

(Wörtlich:    Ich  habe  sie  noch  nicht 

besucht.) 
Ich  bin  sehr  hungrig. 
Meine  Mutter  hat  noch  nicht  gekocht. 
Jetzt  ei'st  wird  Reis  gestoßen. 
Ich  werde  heute  keine  Kopra  essen. 
Yamsfufu  nur  werde  ich  heute  essen. 
Es    dunkelt,    tue    die  Hühner    in  den 

Stall : 
Sind  es  nicht  zehn  Hühner^' 
Ja,  es  stimmt,  keines  fehlt. 
Morgen    wollen    wir    wieder  ani"  den 

Hühnerkauf  gehen. 
Hast    du    die   Schafe    schon    in    den 

Stall  getan  1' 
Eins  ist  in  der  Stadt. 
Geh  und  suche  es  herbei! 
Diese  Frau   klagt  die   Leute  an. 
Sie  ist  ein  schlechter  INIensch. 
Diese  sind  geizig. 
i  Wenn   sie  es  wieder  tun,    werde  ich 

sie  verklagen. 
Beim  Häuptling  oder  bei   wem.' 
Auf   die    Regierungsstation   gehe    icli 

auch  ohne  weiteres. 
Es    wird    Fleisch    an    die    Leute    aus- 
geteilt. 


14 


\\  !•  s  t  ci  III  ;i  II II :    Vier  Siirnclicii   ans   Miüeltotjo 


httri  kl  Ich'  Ixt  iitjd- 
(limhn/i  nfrtqwo   »njüdüf 
inätitc  tn  kukqnö. 
ükloina  mir,  ka/rsir. 
Iidwnr  läkpo  küdiif 
kiittj>{'  läkpr  kniff}. 

xiikitbfhl    (ifu    kufilUet^    Insu    kdln. 

kafii  'i/ifii   ijo. 

I  mlnnja   okirr    irnrn  fit. 

lixu  l>6/c-   iroäinnin. 

SU  abehp  okpU  iikpe  ai/a ! 

ija    irnr    knhn    ofii    fn   knie  f.sii   cfle  hikc 

(Je  inO- 
oktce  ine  eiiihe  tjii  koln . 
ifä  cte  nko  me. 
inbänfo  äso  hrfri  bonni ■ 
einbb   hika.sp  iifin   lioine^ 

ene  sc  osairii  Ubef 

mesu  /ildkase  um  dii/o. 

f't  iikpe  esiikö. 

iihoenfo  eto  a.id  kpe  kaminse  tinti  le  übt 

to  iikpe  esue. 
/ide  ff  Irkpakpa.  te  me  etjü  cmie,  nimha. 

befc  yifö  kiinat 
inesunfö  kayo  ketjue. 
oicöe  ßci  ferusi  kaydi 
bist  minä  le    Yano  ßq. 
besiä  nni,  ditjni 

bekpU  bifjs  ku  .sekeke  .sqii'i    iife   me. 

bidü  tinti. 

f'di  obuale  kpokpökpo  ! 

le  csie  iikpe.    iiinki^fe  loß(±. 
na  manhiä. 

mibüdu  le   me  hüf'i. 
bisie  brj  ößn  seke. 
buensi  iibofo  busie. 
nakdma  tjd  buatja. 


V.\)v\\  (lit'se  haben   uns  auch  geboren. 

W'iiiiM  wtM'den  die  Herren  weggehen? 

Ich   weiß  es  nocli  nielit  recht. 

Ich  glaube,   übermorgen. 

W(M'  (Phir.)  schreiti' 

Die   Kinder  spirlcn. 

Die  Schüler  liaben  Ferien   bekoiniiieii 

um!  gehen   nach  Hause. 
Oben   ist  es  laut. 

Ich    werde    di(se  Seife    nicht   kauten. 
Sie  ist  zu  klein,  sie  ist  nicht  groß. 
Geh  und  kaufe  eine  große! 
Kaufe  für  einen  copper  und  geh  und 

wasche  für  mich. 
Die  Seife  reinigt  auch   nicht  gut. 
Kaufe  sie  nur  so. 
Diese  betrügen  die  Leute  zu  viel. 
Soll  ich  nicht  die  Tücher  an  die  Sonne 

legen?     (Im  Freien  trocknen.) 
Hast    du    die    ....    nicht   kommen 

sehen  ? 
Ich    will    gehen    und    sie    im    Hause 

trocknen. 
Bringe  sie  hin. 
Dieser   tut  mir   sehr   leid  wegen  des 

Todes  seines  Kindes. 
Ich  bitte,  gib  mir  zwei  Schilling,  ich 

will  sie  leihen. 
Was  willst  du  damit  machen? 
Ich  will  eine  Schuld  bezahlen. 
Bei  wem  hast  du  die  Schuld? 
Yams  habe  ich  gekauft  von  Yawo. 
Wieviel  ist  1  sh.?    (Wieviel  bekommt 

man  für   1  sh.?) 
Drei  große  und  einen  kleinen  gib  mir. 
Das  ist  sehr  billig. 
Danke  vielmals!    (Du  bist  sehr,  sehr 

stark.) 
Bleibe  gesund,  ich  will  bei  dir  bleiben. 
Das    ist    nicht    wichtig    (das    war  ja 

nicht  der  Rede  wert). 
Euei-  Weggang  schmerzt  mich. 
Bleibt  etwas  bei  uns. 
Wir  können  nicht  mehr  bleiben. 
Später   werden   wir  auch  wieder  zu- 
sammentreiben. 


West  eriun  Uli:    Vior  Sprachen   aus  Mittcltogo. 


In 


huesü  bube! 

kukmtö  ! 

näso  etisic  nibutjc  bo  kimi^ 

ii-sa  nfö  ete. 
■s-lese  uninä! 
fuMy^  'nkpei 
ni()diye  ni  Komla. 
owe  eto  utrihpekpe  dibei 
beso  fann  lo  riie^i 
inanq  eiiki  fo  ka.sö. 
be  bände  buyifü'^  oder:  Ix'  beyijo^ 
bale  kamö  boJcpL  oder:    ....  hikhi. 
atukioe  U  bo. 
/tili  bomfo  aso  boiii. 
te  nifi  hambd. 
bfi-slö  esü  ntu  ketsi  ko. 

owe  leß,'(   oder:  owe  nde  buf\{ 

kutsue  sä  nde  bvf'i. 

nsiö  le  kafo. 

u.si6  embe  le  öto. 

sie  üsu'i 

betakle  nihamfoi 

natnfü  baivoe  kef/me. 


Wir  gehen  und  kommen  I  (Scheide- 
gruß.) 

Gute  Reise  I 

Darum  soll  ich  euch  nicht  auf  den 
Weg  bringen:'    (.  .  .  be.i^leiten.) 

Ich  höre  hier  erst  auf. 

Begrüße  den  Häuptling  (Ältesten) I 

Wie  heißt  du!' 

Ich  heiße  Komla. 

Wessen  Bote  ist  gekommen ;' 

Warum  gehorchst  du  mir  nicht  1' 

Ich  habe  das  AVort  nicht  verstanden. 

Was  machen  sie^' 

Sie  schneiden  (mähen)  Reis. 

Wir  sind  durstig. 

Dies  Wasser  ist  zu  schmutzig. 

Gib  mir  anderes. 

Die  Frauen  sind  zum  Wasserhoien 
gegangen. 

Wer  ist  krank:' 

Niemand  ist  krank. 

Die  Frau  ist  schwanger. 

Die  Frau  ist  nicht  zu  Hause. 

Wo  ist  sie  hingegangen'.' 

Was  für  ein  Ding  ist  dies'.' 

Dies  ist  ein  Schreinervvei'kzeug. 


alabe  Grußformel,  Erwiderung: 

kpo 
lebä-ahä  Stein 
lebä-dbä  Fledermaus 
mba  einige  (Leute) 
mba  Salz 
mba,  mbe  Eigentum:  bombe  di  ni  unser 

Eigentum  ist  es 
mbä  welcher? 
baba  Termite 
babdkla  Schuppeutier 
mbäle  sanft 
bdmba  anderer 
kobdmhä-mb.  Flügel 
kobanfo-mb.   Felslocli 
be  kommen 
be  kaso  sich  bücken 


Vokabular 

alabe 


kobe-abe  Ölpalnu' 

lebe  Freisprechung;  (//   /.   fifi- 

gesprochen  werden 
kbe-abe  Frucht  d<M-  Olpahne 
sebe-bebe  Palmkei-n 
bel)e  suchen 
benke  sagend,  also 
lebe^i-ah.  Ölpalmtraube 
sebetlnti-beb.  ölpalmnuß 
be  sehen 
be  steigen 
he  was'.'  welch? 
he  ernähren;  bnhe  Ernährung 
abe  Rat 

i>d)e-ä'inb('inä  IVIuttc r 
bembe  heftig 
obentsüo-bab.  Genosse 


I(i 


\\  (•  st  *' I  m  a  II II :    \'\vv  S|ii'ai'li(-ii   ;iii>    Miiiclio 


hpifo    wnitini  .' 

ifihi-rhi    rioimiul 

ijihi-nhi    Frucht.    K« ni.    S:iiiir.    Ali 

köniinliiii: 
////;/   Kot 
ulii-helti  Kitid 

i)l>i(i   iVi'iiM- l'lal/.    Doiliil.ii/ 
liiase  VfidiTliiii 
Irhit'nfi   tTMillii'  \\  ()rlnnt;i!j: 
(lihiv,   (lihirkn    L«)cli 
hiibir  Gi'ab 
liili-p  biM'rdigi'ii 
Inihike  Begräbnis 
liio  koUi  Falle  aiil'stclltn 
liifti  Ja  ms 

kfhitp^mh.  .Jiiiigiraii 
lila  (liifii  Haus  (lecki-n 
nhlatjo-kahl.   Plante 
hlfi  schlagen 
lilelip  breit 
hleketr  eben,   llacii 
hlhitan  alles 
hin  zürncni 
lmhl(±  Hon  ig 

IMnfi  oder  (±l>l(j   Ärger.  Zorn 
>>hJoni-hah.   Kiiropäer 
Im  hn  Frucht  tragen 
ho  herauskommen 
l(hö  erster  Wochentag 
hqla  sich  erbreclien 
Itnh'i  Krebs 

hnmö  sogleich,  nun,  jetzt 
hmi :  öshmi  /f  hmi  es  regnei 
nhnntsjj  der  Tau 
kqhnsä  zweiter  ^\  ochentMi: 
hqwoe  zti  sehr 
f^oyi  gehen,  wandern 
ho  krumm  sein 
h(')   nt'u   begießen 
hö  wir,  uns 
hohe  alt 
liofo  können 
hokö  herbringen 
kohön-ahöh  Weißschwanzaffe 
hu  denken,  ehren 
hu  übrig  sein,  fehlen 


Im    ntu    na  Li   sein 

huä,   hoä  l)öse 

(Whuhu-ih.   großer    Ueseii 

hiiijnip  langsam 

sihuchi-hih.   Schi üssi  1 

olmki  Tier 

mlnisur   ('bei,   Höses 

krhutn-,nh.     Dorl' 

ulmiii-k(h.   Sacli 

(lilnitu  Bnschland 

.sihiiti'il)f.-hih.    1< leint  i-    Korli 

da  schlafen 

n(l(inf<ie-had.  Zeuge 

de  It'kpakpa  bitten 

di  essen,  sein 

dl  kff  aufmerksam 

d>  Tag 

küdi-(''di  Grab 

sediä  Lüge;  tei/i  ••>.   lügen 

odiä-hadlä  Lügner 

odidkämi-kad.  Zunge 

kodiani-ad.  rechte  Hand 

dihukh  Zweifel  (\'.  Kwe  kc  di 

zweifeln  Ij. 
kcdie-ndifi  Streit;  s.  ditvl/' 
kndikpo-ad.   Adler 
didisä-ed.  Spe is<  • 
diai-ad.  spitzes  Dach.  Giebeldach: 

s.  Ipttifä 
ndqnkö-had.  Sklave :  s.  oi/oi/ä 
ki'idu  Geschrei 
(lufe  einkehren,  herbergen 
dzata-hadzata  Löwe 
ndzqmekü  Kanrimusrhel.  (Jeld:  s.  atnhi 
fn  käse  anbinden 
fä  schreien,  hofä  Schrei 
kofä-afä  Mond,   Monat 
kofa-nfa  Arznei,  Zauber 
(tfä-hafä  Oheim 
ofä-sefä  Gras 
lefdbe-a/dhe  Wunde 
kafamhä-mf.  Süßkartoffel 
ofamfd  Blitz 
kofaiuh  iNIond 
sifandfhi-bef.  Stern 
kofövi  Scham 


Wester  mann:    Vier  Sprachen  aus  Mitteltogo. 


17 


hfantö-af.  Blatt 
ofanä-haf.  Arzt 
fate  allein 
ofdte-haf.  Zauberer 
ofati-Jcaf.  Wand 
ofätobi-baf.  Neffe 

fe  lekpakpä  den  Hut  abnehmen,  bitten 
fe  du 

Tcöfe-dfe  Tragkorb 

äfefe  das  Übrige,  der  Rest,  das  Letzte 
fendmfo  damals 
fe  aufbrechen 

fe  Posaune;  bu  fe  Posaune  blasen 
Jcöfe  Sonne 
le/e-dfe  Zeit 
'mfe  Nasenschleim 
efend  bevor 
mfenti  INIittagshitze 
fenlcp  sowie 
fewoa  vorübergehen 
fi  nehmen,  tragen 
ß  eise  sich  setzen 
ß  Hnti  argem 
fl  rösten 

ft  schmerzen,  krank  sein 
hvfi  Krankheit 
Jcofi-dfi  Befehl.  Gesetz 
fia  eise  abstellen  (Last) 
kafta-mfia  Tuch 
ofiame-kof.  Kopftuch 
ofiand\-haf.  Weber 
nfiasie-bef.  Dämonenpriester 
rßato  Fetischgehöft 
nße-heße  Dämon 
fie  tsye  verlassen 
kefiebi-mf.  Axt 
keßehi  Wind,  Luft 
fikiti  schmal,  eng 
nßmfi-baf.  Zwilling 
ufimfi-hef.  Kranker 
ofimifä,  knfimi  Gras  zum  Dach- 
decken 
ßnß  geröstet 
knf'iq  Spott 
s^fiö-hef.  Fingernagel 
mfldmßä  acht 

Mitt.  d.  Sem.  f.  Orient.  Sprachen.    1922.    III.  .\bt, 


ße  waschen  (Kleider) 

ßi  ntu  baden 

oßö  Fauler,  Träger;  seßo  Faulheit 

Ößq  kdßo  Seite,  neben 

ßuhifU  weiß  (sein) 

f(2  empfangen,  zeugen 

fn  qkwe  das  Feld  bebauen 

kafö,  mfö  das  Innere,  in 

lefö,  afö  Ei 

ofg-hafo  Fremder 

fofo  frisch,  grün,  neu 

le/nkami-af.  Korbtasche 

fo  annehmen,  empfangen,  erhalten 

fö  glätten 

fö  sefä  Gras  mähen 

fö  kayö  belohnen 

fö  hacken 

kafö-ivfö  Bauch,  Mutterleib:  le  kafo 

schwanger  sein 
mfö  hier,  dies 
föe  aber 

föki  abschlagen,  abhauen 
lefösi  zehn 
mföti  drüben 
fu  asi  teuer  sein 
fü  nxni  fliegen 
fu  okwe  ackern ;  s.  fö 
befii  Akpafu 

efu:kpö  efu  blühen;  s.  sdie 
sifu  Akpafusprache 
kufuä-ef.  Einbaum,  Boot,  Schill" 
fuadi  zerreißen 
fuCj  pe  fue  ehe,  bevor 
kafüekpe  Güte 
fufu  Fufu,  Jamsteig 
füi  viel  sein 
ufitkufüku  Baumwolle 
ufukutii-bef  Zibetkatze 
fune  dienen,  z.  B.  einer  Gottheit 
ufuna-bef  Akpafumann 
füyi  viel  sein;   =  füi 
kofyn  Beleidigung 
legbedi  Maniok 
olüä  Armer 
hiankri  auflösen 
ohö-bahö  Freund 


18 


\\ Csi  1- rill  a  n  II :    N'irr  Spiaclu-ii  ans  .Mittcltot;<i. 


ka  /iierst 

ka   vcM-biiulet    /.wri    NCrlia,    -imd" 

k(i  schimpfen,  scliiiiälion,  bolciili^cii 

ka  f  1.1(2  uu'sst'M 

okü-ltakd  Häuptling 

sekiihr-hvk.  Besen 

okdhr-srk.   P;i  I m \v(m1< •  1 

okäinkf'  Nadel 

okafö-hak.   Biaut 

oknffjlH   rri'iindin   dn-  Biaiit.    luant- 

junglor 
ukafone  Bräutigam 
akäka  Kopra 

sekakcriikn  Häuptlingschalt 
akakpa:  tsi  ak.  aiii"  dem  Kopf  tragen 
okdndir  Lampe 
kakateko-nkat.    Tal 
kaleurje:  kpe  k.  schwer  sein 
kalisie  übermorgen 
kali  kpe  recht  sein 

kkahkd  Häuptlingsabzeichen 

ke  sagen 

ke  sehen,  finden 

kfi  kdma  zurückbleiben 

ke  iikpe  leben 

nke  Hüfte 

lekebi-ak.  Bohn«- 

keke  klein 

keni  gestern 

ke  keimen 

hiki  Traglast 

knke-dkP  Stampfmörsei' 

oke-hake  Biene 

kele  binden 

nki,  uki-keki  Schwanz 

huki-behuki  Tier 

iikiti-hek.  Hyäne 

klä  zählen,  lesen 

kla  scheiden,  sich  verabschieden 

okla,  kdkia  Bett,  Matte 

okJä-kaklä  Seele 

okU-kakU  Pfeffer 

uklobe-hak.  Vogel 

lekJöhejjo-akL  Nest 

kaklömhi-nk.  Aimring 

leklotd  Hut  aus  Lianen 


(ikloho  Fnund,  (ienossedfs  Bräutigams 
okh'ilo-hakl.    W'aldhuhn 
kl('iiii() :  Im   kl('i>ii()   denken 
,  buklt'tinu  (ledankc! 
I  klosnlo  Silber 
I  akli'ifiä-knk.   Banane 
üiklii  dritter  Wochentag 
1  kuklusä  viertel-  Wochentag 

-kö  IMatz,  Ort:  s.  kanwa/ikö 

kö  früher 

ökq-hdkq  Schirrantilope 

(jka-hak/i  Totengeist,  Toter 

.sekö  Nabel 

(jkqöate  Schießpulver 

leköh('-ak.   Kalebasse 

(jkuhr  Stössel 

sek^ho  Tschi-Sprache 

ok(jhoüu-hak.  Tsch i-Man n 

qkQ( \  qkue  Feld 

leköke  Palmrippe 

nkqkq,  koko  früher 
I  oköma  Unterwelt 

kakömi-nk.  Mittag 

k{mi  auf  dem  Rücken  ti-agen 

qkqni-kak.   Rührlöffel 

konö:  kpe  k.  schön  sein 

küknnq  genau 

leköntutu  Nabelbruch 

kaköhkln-nk.  Chamäleon 

kose  eilen 

okösie-hak.  Witwe 

nküto-hak.  Krabbe 

ko  nur 

okö-hakö  Affe,  Hundsaffe 

koko  früher,  längst 

koköko  schon 

'nkbmä  so,  also 

nkome  ebenso 

kakomdntsija-nkom .  Husarenaffe 

oko)io  die  Unfruchtbare 

okontö-kak.  Schienbein 

kon  genau 
1  hnkonki-  ak.  Knie 

lekonkI6-ak.  Reis-  oder  Maiskloß  mit 

Palmöl 
nko.^o  deshalb 


West  ermann:    Vier  Spia<-lien  aus  Mitteltogo. 


11) 


okosohi-bak.  Jüngling 

hu  schöpfen 

hü  und,  mit 

kü  kuhie  ein  Loch  graben 

kekü  Weinen,  Totenklage 

■sikü-bikü  Tür 

nku  Märchen 

küa  sechs 

knküa-ek.  Haut,  Papier 

dikübi-ek.  Knochen 

ukühi-kekühi  Löflel 

hoküdi  Fluch 

hädikiidi  niemals 

kt/küe-ehüe  Haut 

dikueme-ek.  Liane 

dikukü-ek.  Eule 

kulä  aufbewahren,  bergen;  s.  U±tfit 

kimtü-kek.  Decke,  Wolldecke 

kusate  selbst 

ukuse-bek.  Huhn 

diküsebi-ak.  Küken 

diküsemfö-ek.  Hühnerei 

lehutöa  Erdnuß 

kütsyh  halb 

liijkntsuese  Eifersucht 

kuic^  mahlen 

vküwe-hek.  Büffel 

kwd  Fett 

nktod,  küa  sechs 

iikicä-kekwä  Faden 

kwdnse  sieben 

kakice-nkwe  Spinne 

kuktce  Buoh;  s.  kuküa 

f2kice-kakwe  Feld 

okwe-knkice  Seife 

öku-e  Hals,  Stimme 

oku-fi:  Ip  okice  begehren 

okwelfile  das  Begehren 

UkicUondobi-kak .  Kehl  köpf 

Ipkwesi  Brustkasten 

kvoe  trocken  sein 

äku-e-kfikwe  Schnur,  Seil  s.  iikwd 

dikweme-ck.  Liane 

kpa  dienen,  verehren 

kpa  sammeln 

kpa  kusie  heiraten 


kpa  kehren,  fegen 

kpa  ntfi  Palmwein  zapfen 

kpa  führen 

kpd  auflesen  (Holz) 

kpa  rein  sein 

akpä  Sprichwörter 

dikpa-ekpä  Rinde 

ohpä-hakpa  Hund 

lehpahl-akp.  Zehe 

kakpabo-nkp.  Wade 

lekpäbü-akp.  Bein 

kpadi  rnfen 

kakpafö-nkp.  Fußsohle 

lekpdke-akp.  Seite  (des  Körpers) 

okpdkcyiM-kokp.  Rippe 

lekpäkpa-akp.  Hut 

kakpatö-nkp.  Fuß,    Bein 

kakpatsaku  Posaune 

akpatsyd  Patronentasche 

lekpe-akpe  Hoi'ii 

okpe  Schüssel 

kpeJipe  Wahrheit 

kakpfle  das  Likpeland 

okppleiiä-bakj).  Likpemann 

sekppje  Likpesprache 

kpele,  kple  groß 

kukpense  Hunger 

kpe  schicken 

kpe  köfl  befehlen 

kpe  pflanzen 

kpe  haben,  besitzen,  sich  befinden; 

kpe  ale  stark  sein 
kpe  awu  sich  bekleiden 
kpe  (jkpn  einen  Zaun  machen 
kpe  U  beistehen 

kpe  sterben;  btikpe  das  Sterben 
rikp^  Leben 
sikpe,  sikpe  Jagd 
nkpe-bekpi  Jäger 
ukpe-kekpe  Faust 
ukpe  Tod 
kpeß  jung 

dikpcß-bekp.  Kind;  s.  obi 
nhpese-bekpcse  Heuschrecke 
dikpesibi  Hautansschlag 
kpi  sterben,  \ersiegen ;  s.  kpe 


•_>() 


W  <•>  I  (•  rill  ;i  1111 :    Vier  Spnirlioii  ;iu>   iMiticltoi^o. 


A'oß\-j}l  Uniseiid 

sikji'i  Anj^st 

(/ikpi  Urtoil 

ii/ijii-A'('kjji  Bai't 

bekpiß  die  Kiiuler  s.  hpr/l 

hukp'io-t'kp.  AliliHng 

okjildkü-bakp.  Sclnv ein 

kple  groß 

lekple  diMußen 

dikpUhi-cIcp.  {lUkpleln)  Topl' 

Ifkpn  Ha  US  Winkel 

nkpö-kakpo  Zaniu  Gaiteii 

okpokcfsi/('-hakp.  Wanderaineise 

kpokpn-bakp.  P^ntc 

kpntsie-hakp.   Leopaid 

kpö  ausschütten 

kpo  rufen,  nennen 

kpo  Ukpu  rechten 

lekpö  Meer 

hkpu-akpo  Gericht 

okpö-hakpö  Maus 

kdkpoklo-hkp.  Schildkröte 

kpokpökpo  sehr 

lekpome-akp.  Stuhl,  Schemel 

lekposü-akposü  Widder 

öJcpue-häkpue  Skorpion 

Ja  abschneiden,  abhauen 

M  lieben,  wollen,  wünschen 

hold  Wunsch 

kolä-ald  Riesenschlange 

kolä  Traum:  s.  sie  k. 

labe  liegen,  schlafen:  selabe  Schlaf 

kalabek^  Begräbnisplatz 

Mäka-al.  Kiste 

U  fassen :  s.  m  üa 

ale  Gewalt 

büle  Müdigkeit 

kdle-'nde  Geschlecht,   Familie 

kale  esie  es  tagt 

lele  Jahr 

öU-kdle  Zweig 

lebe  s.  te  l. 


(Jenke-hal.    Krokodil 
kolfW/)ia-al.   Hegeiibogon 
I  Ic  schwacli  sein 
le  gebären 
le  rein  sein;  s.  Apa 
ale  hart,  stark.  Stärke 
bile  Klöße 
selS  Sprache 
Icblckü  Nebel 

l</('  sa  Ufc  immer,  jederzeit 
lecjba  Götzenbild 

oUde-bat.   Hatte 

I 

!  ülele-balcle  Gebärerin 
I  leinähfe  wann  !* 

olenä-bal.   INI  ächtige  i- 
{  koleMantOy  olcnietu,  s.  kale  esie  früh- 
morgens 

oleiie-kal.   ^lorgeu 

lelei/i-alej/'i  Geburtstag 
j  lo  to  vorangehen 
■  kdlq,  nl(±  Erde,  Boden ;  unter,  unten 

Umi  eins 
I  lo  fertig  sein 

lo  töten 

lo  fallen ;  bolö  das  Fallen 
I  lo  sf^si  geizig  sein 
'  kälo  bitter,  Bitterkeit 

kolö  Feindschaft 

lelö-alö  Penis 

olö-balö  Feind 

lelohd-al.  Papaya 

selobi-bel.  Hodensack 

kolofd  hundert 

lelöläla  Beschneidung 

olonklo-bal.  Hahn 

kalmeko  Ende 

kalua-nlüa  Backe,  Kinnbacken 

bnluakan(±  das   Fallen 

m  nicht 

mä  schmal 

mä  teilen 

mma  dort,  da;  s.   mfo 

kdmd-mmä  Rücken 


lefee  wegnehmen,  herausnehmen, 

fangen,  retten ;  /.  lekpäkpä  den  Hut  kema  Volk ;  s.  kusf; 

abnehmen,  bitten  kuma  Greir/e 

nlenä-bal.  Verwandter  lemä-ainä  Krieg 


West  er  in  a  11  n  :    \'ier  Spraclioii  aus  Mitteltogo. 


21 


sima  das  Lachen 

rndfi  eng  sein 

makokö  Kugel,  Ballen 

indmä  sie,  3.  Mz. 

mate  allein;   s.  fate 

ine  sima  lachen 

ume  Ortschaft,  Dorf,  Stadt 

kcmmi-ain.  linke  Hand 

me  ihr,  3.  Mz. 

mi  satt  sein 

mmi,  im  heute 

lemi-ami  Mutterbrust 

kemia  das  Innere,  s.  kafu 

mimt  euch 

mindnsq  wälzen 

k amini  Süße 

kaminse  Jammer,  Erbärmlichkeit 

lemitöntii  Milch 

mna  schnell 

mö  ich 

mg  groß  sein 

kamö-mmö  Reis 

lemokösi-am.  Schulter 

luüa  anfassen,  ergi^eifen,  packen 

simua-himua  Hals 

mite  fangen  =  müa 

mnümü-ham.  Stummer 

umunekpe  Irrsinniger 

mmuyi  sanft;  s.  mhale 

na  trinken 

vd  schwarz 

nd  schmutzig  sein ;   honn  Schmutz 

dnä  vier 

hond  Dunkelheit;  s.  ketsfi 

slnä,  hinä  Fleisch 

una-hana  Großvater 

unamfö  Mehl 

kandmfo  zuerst:  s.  ka 

illnämi-en.  Auge 

enämi  Gesicht 

unamiha-hm.  Blinder 

cnamibdba  Blindheit 

sin  am  ise-h  in .  A  uge  nl  id 

Quämunte-han .  Hausvater 

knnande  Buschmesser 

onantö  Himmel,  Gott 


nantsi  rnbi  cacare 

nantsyui-ban.  Rind;  s.  kötomna 

nankidi  lösen 

nase  neun:  s.  ömmümbe 

unato  obi-han.  Enkelkind 

dndu-dndmna  Katze 

ne,  na  trinken 

ne  dieser 

sine-bene  Fleisch  s.  *mo 

sineniu  Träne 

ni,  ni  sein  (esse);  nni  eins 

koni-ant  Arm 

öni-söni  Haar,    oni  Mensch 

kanimfo-nnimfo  Hand 

lenimi-an.  Finger 

imind-ben.  Ältester 

benine  die  Erwachsenen:  s.  u/rina 

uninesie  alte  Frau 

unindmbembe  Greis 

ninse  auslöschen 

lenmsQ  das  Danken;  s.  -so  ani 

kanintö-nnintö  Handgelenk 

ninka  drücken 

kdninkand  vorgestern 

kanir'iklqmbi-nn.  Ring 

minkg-kan.  Ellbogen 

anihkioa  Fett 

niwoe  etike  sich  weigern 

no  hören 

ang  fünf 

nncbi  Fett,  Öl;  s.  aninkwä 

nöe  eins,  s.  Inni 

ontd-antd  Mais;  lentdbi-ant.  Maiskorn: 

ontdbi-kon.  Maisstengel 
enua  zwei 
'nniia  öl 

enue  zwei;   =  emia 
nüefe  der  zweite 
na  ni  ablassen,  nachlassen 
kena-nnä  Mund 
onä-banä  Igel 
naka?na  darauf,  dann 
namfö  dies 
ndnse  verlieren 
iiasit  deshalb;  s.  'nkmo 
ne  finden,  erhalten 


•)') 


W  f  s  I  {•  r  III  i»  II  n  :    Wvv  S|ir;icli(Mi   atis   Miltcltou;!). 


A'me  s.  fe  keiie 

nr  oder 

ni  ann  riechen 

leüi-ani  Zahn 

uiuinii-bai.   Bruder,  (Jiscliwister 

iiiiintihenä  Kwe-Mami:    sininhpr  lOwe- 

Spmche;  kcüink/xstj  Kwe-Land 
/fTift-a/iij  Nase 
öiiQmfo-kai} .  Nasenloch 
Iriiönn  Hauch,  Geist 
in'iii-kcnu  Reisbehälter 
nva  welcher!*  der  welcher 
iiun,  ihca  kochen 
dinüa-cnüa  Hacke 
nuama,  nue7ne  jener 
k^i'iufu'ni  Sand 
a /hin in.se:  tsi  an.   umkehren 
(jnunQmbe  neun 
kaniini<}p-nh.  Welt 
kaiiicankö  Kochplatz,  Küche 
ntre^  hut<fi/e  ruhen 
k^nice  Habicht 
niLC  einer 
jjeprepe  klein 
pt'te  alles 
npumi-kap.  Tisch 
sä  jeder,  jedes 
hsä-asd  Ding 
asnhu  Netz 
o,sdkfi-kas.  Angel 
fi.<iamu-hd.s.  Schaf 
bosnmu  Zimmerdecke 
osani-basani  Mann 
osänibi-bas.   Knabe 
kasanii-ns.  Eichhörnchen 
lesäsa-d,s.  Frosch 
lesatete  Gabe 
osayihi-bas.  Knabe,  Sohn 
se  gut,  recht,  gerecht  sein 
se  rot 

use-bise  Vogelfeder 
kttse  morgen 
sebe-bes.  Blüte 
■seke  klein,  wenig 
kKSplekelekc  das  Heiraten :  s.  kusit- 

kpakpa 


dis^'ik^-c.  Buschtaube 

.IQ)^  Nuß 

.vm  ekehi 

.VC  (Ul'i  trommeln 

s6  als 

.v^  k'koüki  knien 

bi.se  Federn 

se  braten 

se  cbi  Trommel  schlagen 

kcse->i.se  Meerkatze 

küse-esc  Lied;  sr  k.  singen 

kiise  Volk 

ktise-ese  Wald 

sise-bise  Wels 

use-bese  Gatte 

■s-cnse  ausbreiten 

si  sich  befinden,  sein 

si  sich  versammeln 

si  ci/ifö  wiederholen 

sl  ahe  wachen 

s't  abtrocknen,  abwischen 

ds\  Markt 

disi-esi  Kopf 

kesl  Eidechse 

osiä  Schwein 

lesiäbi-ds.  Messer 

usiafi-bes.  Gatte.  Gattin 

kusiakpakpa  das  Heiraten 

sie  sitzen,  bleiben 

sii  genug  sein 

sie  kolä  träumen 

kesie-'nsie  Gruß 

usie  Weib 

kesiekq-'ns.  Ort 

kusiekpalcpa  das  Heiraten  = 

kpakpa 
sie,  sieti  wo? 
osle-basie  Hexe 
siesie  grüßen 
sika  Gold 
sesilblo  Geiz 
disindö-es.  Blase 
sini  öffnen 

sinki'i,  sinkidi  umkehren 
iisio-besiö  Fra  u 
iisiobi-bf's.  Mädchen.  Tochter 


kusia- 


W'esterni  a  II II :    Vier  Sprachen  aus  Mitteltogo. 


23 


qsisänd-bas.  Kaufmann 

.nsi-hisi  Jams 

ifsmoasue  freier  Mann 

/\-esiyi-ii,s.  Eidechse 

■sQ  schlagen,  hauen 

w  ani  danken 

kasQ-n.sQ  Erde,  Land 

asQÜ  Gottesdienst 

osnmi  Himmel:  q.  le_  honi  es  regnet 

/p-somilöku-aft.  Wolke 

o-<!os5-has.  Fliege 

•vo  inehi-  sein 

osonmi-ha.9.  Hammer 

kasräla-ns.  Kamm 

w  gehen,  hingelangen,  erreichen 

■Sil  rupfen 

kesü,  nsu  Urin 

knsü-esü  Weg 

v-m-ki'tsü  Pilz 

esuale  Kraft 

flisuai/o  Freude 

ctve  auf  s.  fiswe 

Jesükpe-a/i.  Fingerring 

esive  an 

fa  es-ue  vergessen 

td  kotä  Flinte  schießen 

kotä-atä  Flinte 

kotä  Sehlamm 

atahi  Kauri,  Geld 

sctahi-at.  Flintenkugel 

otäJrine  Reicher 

atägase:  mu  atägasc  aufheben 

taka  aufstehen,  sich  erheben,  hoch  sein 

hotaka  das  Aufstehen 

atdma  Tabak 

atdmu   Eid 

katankple-nf.  Tabakpfeife 

te  geben 

te  kekö  verfolgen 

(e  kfi/ifj^  krähen 

fe-lehfi  anklagen,  verurteilen 

rtte  Palmwein 

nte  wildes  Zuckerrohr 

tfjke  ko  nachfolgen 

tesf^  preisen 

tfiyl  sagen 


te  zeigen,  lehren,  wissen 
ote  Besitzer 
te  verkaufen 
ote-hate  Ziege 
site-hite  Lehm 
itte,  kete  Feuer 
ictediakämi  Flamme 
eteghete-baf.  Rebhuhn 
leteke-ateke  Feuerstelle,  Herd 
ntenfö  wo?  s.  ä/c 

ofekeiike-bat.  kastrierter  Ziegenbock 
katesc  Ziegenbock 
otete-bat.  Lehrer 
teyi  sprechen,  sagen 
ti  ku.sä  hindern 
tl  bedecken,  verschließen 
nti,  ntintl  Mitte 
(litihT-i-t.  Fischreuse 
ticii  berühren 
ntie  wie? 

etiki :  di  et.  sprechen 
litiki-et.  Geschichte 
kqtini-at.  Berg 
tinti  sehr 
etinke  After 
tq  bauen 
0  gehen 

tq  fragen :  hqtq  Frage 
etö  zuerst 
kQtq  Blut 
ntq  Asche 
öto  Heim,  Heimat 
sctö  V^orderseite,  vor 
otQinini-baf.   Pferd 
qtöni  Brennholz 

qtotö-kat.  Okro,  Hibiscus  esculentus 
to  formen  (Topf) 
tö  anzünden,  verbi-ennen 
katö-ntö  Stirn 
katö,  ntö  das  Oben,  oben 
kotö-atö  Ohr 
ntö-antöma  Vater 
otö-bato  Elefant 
otobe-kot.  Tasche 
tökle,  tokdkle  Art 
kötonina  Rind 


24 


W  OS  to  rmaii  n;    ViiM    S|ir;u-luMi   aus   Mittoltogo. 


otuitti  das  Stadt imiore.   D.ilu'im 

fri  dick  sein 

utri-bctri  Meiisi'li 

trnihto,  fro/o/o  genau,  eigentlich 

ditnnn/ä  Deckel  iles  KeisbehäUers 

tu  sieden 

tv  nahen 

(litt't-ctü  Tcrniitciihügel 

ketii,  'ntti  Fluß 

küfii  etil  Suppe 

'ntu  Wasser;  ketu  Wasserplatz 

situ,  bitit  Metall 

ntu,  kctii  Herz 

utii  buki-bctii  bukt  Fisch 

'ntufe  Speichel 

ütukwe  Durst 

dituli  Streit 

k(ti'imbua-nf.  Mücke 

(litüntu-ct.  Kalebasse 

otsa  Onkel 

fr'fsabt-atsahi  Perle 

fsaka  Ute  Feuer  machen 

tsakö  begegnen 

/isV  kasö  anfangen 

kctie  Dunkelheit 

hfie  aufbewahren;  s.  kidd 

bitsekple  Essen,  ^Mahlzeit 

tsi  nehmen,  ti-agen 

tsi  herkommen  von 

tsi  rtsi  laufen 

tsi  aicuninse  ändern 

tsi  ausweichen  (auf  dem  Wege) 

ntsie,  ntiye  drei 

tsiefe  der  dritte 

otsini,  ntsri  Fleiß;    kpe  n.  fleißig  sein 

ditSitsd-ets.  Korb 

otsitsi-bafsitsi  Pei'lhuhn 

ditsifsö-nts.  Abend 

ketsitsQkomi  Nachmittag 

tsfi  gerade  sein 

tsö  lang,  weit  entfernt  sein 

otsohö-kats.  Schambinde 

tsra  md  herumgehen,  spazieren 

hetsue  einander 

tsue  sagen 

tsve  fallen 


ts}/ä  auch 

kotsi/(i  Kloß  aus  Keis-  oder  Maismehl 

ietsi/d-atsi/d  Flachdach 

tsi/aka  iite  Feuer  anzünden 

tsyf^  hnfi  teilen,  katsi/r  Stoßeisen 

ketsi/^.-ntsij6  Nacht 

tsyn  aufrecht 

tsyö  tief  sein 

tsyue,  tsywe  schmieden 

utsyüir^ketsyüie  Wassertopi 

owä-bairä  Schlange 

we  täuschen,  betrügen 

botve  Betrug 

wwe  er,  sein  (suum) 

we  ihn 

we,  wT  schnitzen,  zimmern 

owe  wer!' 

nidonylö-kau: .  Gui-gel 

leuoa  Beistand;  kpe  I.  beistehen 

w^i  schreiben 

awit  Kleid 

ewü-ewüma  Großmutter 

umi  kcko  weinen 

diaüi  Hitze 

kitcui-'ntcui  Tanz 

siuuri  die  Bowli-Sprache 

iiiiurina  Bowli-Mann 

yä  kaufen 

yä  dann 

leyä  Nacktheit 

yänsö  wegen 

yankise  ausspülen,  abspülen 

öyäyä  Sklave 

ye  gehen 

ye  aufhören 

koye  Spiel ;  kjK  k.  spielen 

ye  sehen 

diye-aye  Name 

yeni  acht 

yi  voll  sein 

yi  wissen 

diyi-eyi  Tag 

keyi  Stöcke 

kuyi-eyi  Baum,  nyi  Stock 

yibcyese  bis 

diyihibi-ey.  Baumfrucht 


West  ermann:   Vier  .Sprachen  aus  Mitteltogo.  25 

y//o  tun,  machen,  arbeiten:  //.  heyifö .küijöa,  ei/oa  Dampf 

Ai'beit  tun  seyofoku-heij.  Tür;  s.  sekn 

Imyifo  das  Machen,  Tun  oyofönä  Europäer 

uyifotri-hey,  Arbeiter  seyofühe  Kokospalme 

vyifüykfö-hey.  Arbeitei-  diyokdfu-ay.  Zimmer 

oyimisio-hay.  Schwester  j  kayömä  der  Platz  hinter  dem  Hause 

nyinim!  sani  Bruder  \yrüdu  kühl 


hyq  Kälte;  yqe  kühl  sein 
diyö-ayö  Haus 
kayö-nyö  Schulden 


yu  stehlen 
siyuy  hiyu  Dorn 
üyu-beyu  Dieb 


koyo-ayo  Schatten  vytidu-key.  Wurzel 


11.  Die  Bowili-Sprache. 

Bowili  (bei  den  Ewe  Bowli)  wird  in  einem  kleinen  Teil  der  Land- 
schaft Buem  gesprochen,  und  zwar  nach  Funke  in  folgenden  Ortschaften: 
TsriahT  (Kiriahi),  Amanfro  (Amamforo),  Ariinase,  Abohile  (Abojire),  Ope- 
pase,  Odumase.  Mischlich  gibt  als  Bowili-Dörfer  an:  Kiriahf,  Amanforo, 
Ariinase,  Odumase  und  Kwamekurom;  mit  der  Bemerkung:  »erst  in  neuerer 
Zeit  sind  Leute  aus  Bowili  nach  Odtimase  am  Volta  und  Kwamekurom 
gezogen « . 

Der  folgenden  Bearbeitung  liegt  eine  Aufnahme  von  E.  Funke  und 
ein  kürzeres  Wörterverzeichnis  von  A.  Mischlich  zugrunde.  Wörter  aus 
dem  letzteren  sind,  sofern  sie  in  Funkes  Aufnahme  fehlen,  im  Wörter- 
verzeichnis unter  Mi.  angeführt. 


Die  Laute. 

Vokale;  xi  o  o  a  e  e  i.     Halbvokale  xo  y. 

Konsonanten :  k  y — ts  dz — t  s  d  d — p  f  b — kp  yb—r  l — h  n  n  m. 

Das  Hauptwort. 
Geschlecht. 

Die  Sprache  hat  kein  grammatisches  Genus.  Das  natürliche  Geschlecht 
wird  manchmal  durch  verschiedene  Wörter,  meist  aber  durch  Zufügung 
von  önoU  »Männliches«   und  otsöle   »\Veibliches«   ausgedrückt. 

önq  Mann,  f±tsQ  Frau;  ndä  mein  Vater,  mmd  meine  3Iutter;  ya 
Vater,  m  Mutter,  o/jö/;o  .lüngling,  oif5?V.»ö  Jungfrau ;  äiw  Groß- 
vater, ninä  Großmutter. 
önol'e  bist  Knabe,  otsöle  bi'se  Mädchen;  oti  nole  Sohn,  ot'i  tsöle 
Tochter;  nwqe  nole  Bruder,  nwoe  tsölp  Schwester;  kitvpli  nole 
Schafbock,  kuveli  tsöle  Mutterschaf;  okfjkn  nole  Hahn,  okokq 
tsöle  Henne. 


2l)  \\  l•^  1 1' 1- m  a  II II :    \"\ov  S|ira(li(Mi    ui'^    Miiti'ltotro- 

Kasus. 

I)i(>  K;isii.s  siiul  licmillich  ,iii  iliicr  Stclliiiii;  im  ,S;it/..  Dit,'  gewöhn- 
liclir  Wortfolge  ist  .Subjekt,  I'riulik.-it.  ()lijrkt.  />/sF'  na  ohanisi  dei-  Knabe 
iL>t  MaiiioU.  Dir  (ienctiv  steht  vor  dem  regiei-eiulcii  Nomen:  ano  ijknko 
lies  N'ateis  lliilin:  matli  ohisf  wessen  Kindl'  EnlhiUt  ein  Satz  ein  direktes 
und  i'iii  indirektes  Olijekt,  so  gebt  letzteres  voran:  /r>/(7  oisiisö  foisd  lasse 
dem  Mädchen  die  Last  (hilt'  ihm  die  Last  auf);  In  /si/i/j  i/r  hjcpä  sie  schnitten 
ihm  Voi'haut;  rk'i  mo  i/l  knria  dieser  erwies  mir  Güte.  Der  Dativ  kann 
fernoi-  ausgedrückt  werden  durch  die  Zeitwörter  ikpa  und  7na,  die  beide 
•  gebeu"  bedeuten:  boe  t/r  ka  ma  y'i  »nimm  es  komm  gib  mir«:  gib  es  mir: 
ini  habdm  ka  kpa  >/l  -schöpfe  anderes  komm  gib  nu'r« :  hole  mir  anderes 
(Wasser). 

Die  Klasseneinteilung  des  Hauptwortes. 

1.  Präfix  o  o.      Iv/,. 

Sie  enthält  Menschen   und  Tiere,  daneben  einige  Sachen. 

Ott,    uti  Mensch,   ö/f'  Onkel,   ösafe  Sklave:  —  oM/cq  IlnndsaÜe. 

oh'pöte   Hund,    odzö,    ndzo   Eichhörnehen,    nkankd    Zibetkatze, 

(jk^fir  Adler. 
oleti  Baumwolle,   o/uo  Fufu,   omatq  Stadt,    oye  Wald,    ost  Okro. 

2.  Präfix  a.     Mz.  (und  Ez.). 

Es  bezeichnet  die  Mz.  einiger  Dingnamen  mit  Ez. -Präfix  ^^,  ka:  ab()a 
Beine,  akjttj  Arme,  apä  Buschmesser,  avo  Brennhölzer. 

Außerdem  lauten  einige  Hw.  in  dei-  Ez.  mit  a  an:  akökqa  Säugling. 
adzäbid  Tante. 

3.  Nasales  Präfix. 

Es  bezeichnet  Flüssigkeiten,     mmüi  Wasser,  nsu  Urin.     Als  Mz. -Präfix 
scheint   es   zu   stehen    in   ntd  Zwillinge.     Ferner   hat   Misch  lieh    in    zwei 
Personennamen  das  Mz. -Präfix  me,  das  Ijei  Funke  nicht  vorkommt: 
lAfsn-metso  Ehefrau,  qnn-meno  Ehemann. 

Flüssigkeiten  erhalten  sonst  auch  das  Präfix  ku:  kutu  Suppe,  kiigue  öl. 

4.  Präfix  U,  le.     Ez. 

Es  bezeichnet  die  Ez.   von  Dingen.     Der  Vokal  des  Präfixes  ist  imniei- 

an   den    ersten    des  Stammes    angeglichen,    woraus  sich  die  doppelte  Form 

des  Präfixes  ergibt;  einmal  kommt  sogar  lu  vor:  Intu  IA-l.  fütu  Termitenhügel. 

lige  Ei.  litl  Rücken,  likpö  Stuhl,  liinii,  liwl  Tag,  limaföe  Nasenloch. 

linebi  Auge,  likotoyi  Süßkartoffel,  liblube  Ananas,  lidl  Ölpalm- 

frucht,  libi  Frucht.  —  hlo  Kopf,  hjo  Vorderseite,  Irtsö  Knochen. 

Ifit.sä  Dach,  letsQe  Nest,  lek^  Kerbe,    leiie  Nacht.    Imähl  Zü\i(t. 

ledü  Zahn,  hye  Palmkern,  lekqU±äh\  Erdnuß. 

5.  Präfix  ba.     Mz. 

Es  bezeichnet  die  Mz.  von  Menschen  und  Tieren  und  vereinzelt  von  Dingen. 
batih  Menschen,  bäfä  Onkel,  bdsatn  Sklaven,  hnkökna  Säuglinge, 

banma  Großmütter,  bantcüß  Brüder. 
hakikq  HundsafFen,  hakolie  Adler,  bakankd  Zibetkatzen,  bakpötc 
Hunde,  6arfccy  Eichhörnchen,  ÄaveVi  Schafe,  /-»o;?^// Elefanten,  band 
Riesenschlangen. 


AA'estermaiui :    Vier  Sprachen  aus  Mitteltogo.  27 

6.  Präfixe  Ä-  + Vokal.     Ez.  und  Mz. 
Präfix  Tiu. 

a)  Ez.  hunu  Elefant,  hucUi  Schaf,  kiiyüe  öl,  Icutu  Suppe,  kuic() 
Zaiiber,  kunl  Grab,  Jcurn  Tasche,  knvölo  Schambinde.  —  Ferner 
werden  die  Verbalnomina  durch  Präfix  hu  gebildet,  also  wie 
im  Avatime. 

b)  Mz.  kulilxi  Hyänen,  kuye  Kalebassen. 
Präfix  ko. 

a)  Ez.  kond  Riesenschlange,  kobfja  Bein,  k()kj)o  Arm,  kopä  Busch- 
messer, kg/o  Seife,  kobä  Zaun,  kold  Haus,  koi/d  freier  Platz,  koöo 
Feld,  kuveja  Tragkorb,  konöd  Schande.  k(±tg  Schuld. 

b)  Mz.  koföe  Rebhühner,  kqkpoU  Ratten,  kotoa  Stampfmörser,  kgfi(2u 
Äxte. 

Präfix  ka.     Ez. 

kafoe  Rebhuhn,  kaliki  Hyäne,  kakpole  Ratte,  kai/e  Kalebasse, 
^afoo  Stampfmörser,  kdsqa  Axt,  Ä*oi'o  Brennholz,  Ä-rt';//ö//e  Reis. 

7.  Präfix  ti,  te,  te.     IVIz. 

Die  Verschiedenheit  des  Vokales  erklärt  sich  aus  Angleichung. 

tiditku  Kopftücher,  (iU'ti  Baumwollfäden,  tifuo  Fufukugeln,  titüßt 
Blasebälge,  tisl  Okrofrüchte,  //*7  Wege,  tiviö  Schweißtropfen, 
tiköUtia  Bananen,  tipünu  Tische,  tinukpe  Öffnungen,  itnm  Nasen, 
ti/iui  Gi'äser.  —  fetsä  Federn,  tekpedza  Patronentaschen. 

tesdvcu  Netze,  tekekä  Koprastücke,  temätq  Städte,  teye  Wälder, 
tebe  Grenzen,  teblndie  Planten,  telq  Kopfhaare.  —  Vereinzelt: 
sota  Mz.  töta  Blatt,  siko  Mz.  tüko  Palmwedel.  —  Die  Ivlasse  ent- 
hält ziemlich  viele  Fremdwörter. 

8.  Präfix  si.  se,  se.     Ez. 

Dies  Präfix  dient  hier  auffälligerweise  uur  zur  Bildung  der  Ez.,  während 
es  in  den  anderen  Klassensprachen  Mz. -Präfix  ist,  doch  vgl.  das  Likpe. 

stkpoki  Flügel,  siko  Palmwedel,  sinui  Gras. 

seneta  Fuß,  setsä  Feder. 

senepo  Augenlid,  sitg  Ohr,  seme_  Zunge,  seine  Bauch,  sekläbi 
Seite,  «f  Sa  Linke,  sekeW'iiXite,  «e/o  Kopthaar,  .^f'wePilz,  sekae^ohv. 
Vei'einzelt:  sqinö  Mz.  fqmö  Hals,  soinona  Mz.  fnnilma  Rechte, 
sota  Mz.  töta  Blatt,  säviö  <  *  seaviö  Mz.  foaviö  Kralle. 

9.  Präfix  /«,  fo,  fo.     Mz. 

fitkpoki  Flügel,  fotsa  Federn,  f<±aviö  Krallen,  fonepo  Augenlider, 
fqto  Ohren,  fome  Zungen,  foinö  Hälse,  füine  Bäuche,  fökläbi 
Seiten,  fgneta  Füße,  fmnona  Rechte,  ßjbä  Linke,  foke  Hälften. 

Konkordanz. 

Das  persönliche  Fürwort  dei'  3.  Person  richtet  sich  nach  dem  Präfix 
des  Hauptwortes,  auf  das  es  sich  bezieht.  Es  hat  eine  subjektive  und  eine 
objektive  Form;  die  subjektive  lautet  identisch  mit  den  Präfixen,  die  ob- 
jektiven Formen    hängen    ein   e   an    und    lauten    wie    folgt:   Präfix  o  o,   ob- 


28  W  CS  t  0  nn  ;i  im  :    N'ici-  SpiMcIicti   ;iiis   Miltcltdi^o. 

jektiv  ^<~;  l'riUix  a,  objektiv :'  l'riiüx  «*,  objektiv:*  Vr'äiW  li  le  objektiv  de: 
riiUix  ba:  he\  Prälix  ko.  ka:  ke\  Präfix///:  kot  ;  l'riilix  //.  te:  te:  Präfix  .s?. 
sc,  se:  *r:   Präfix  fit.  fo,  fo:  fix. 

Das  Fürwort. 

\'tiin  jUTstiiilicIuMi  I'ürwort  limloii  sich  Iblgendc  Formen;  subjektive: 
//»,  ////  ich,  ö  du,  o,  i/c  er,  es.  hn  wir.  /;//  ihr.  ha.  hfi  sie.  Posses.sive:  n-  mein. 
Inic  unser.   ;///  euer,  hc  ihr.      D;ifiv:   ///  mii'. 

Das  Zahlwort. 

Die  Zahlwörter  linden  sich  nur  bei  Mischlich,  sie  lauten:  nwia\, 
kuna  %  kukuna  3,  ßieiia  4,  fuelu  b,  fiicvu  6,  fucvukoiio  7,  furle  8,  fnvedi  9, 
fiira   10.  fiite'a  '20,  futäle  'iO.  fufena  AO,  fulebn  bO,  foöotnvia   100. 

Einige  Sätze. 

n  nä  hast  du  gegessen;'  n  tä  ria  töo  ich  nicht  aß  noch:  ich  habe 
noch  nicht  gegessen.  2\'te  sükulö  b(±  a  nä  fehlt  wenig  wir  werden  gehen: 
wir  werden  gleich  gehen,  hti  mn  yl  hilf  mir!  kn  na  kaU  ki  aku  halte 
Auge  Wort  dieses  Seite:  denke  an  dies  Wort!  ta  hihe  kaU  sage  nicht  ein 
Wort!  fila  f(±tsa  ka  kpntd  heb  auf  Dinge  nimm  bringe  zusammen:  lies  die 
Sachen  auf  I  ne  möatse  geh  hinaus  sogleich  I  ija  komm  I  ma  ke  no  udhic 
oder  m  biiia  nq  lohoc  ich  bitte  dich,  be  tä  nd  kakn  mann  sie  nicht  gingen 
Ort  irgendeinen,  litsa  n  ya  na  koyatq  was  hast  du  auf  dem  Markt  gekauft? 
ma  nn  frjtsa  ich  verkaufe  Sachen,  babise  Idmö  ovoli  kakä  die  Kinder  sind 
Buch  lesend,  iin  na  bdnnkoe  grüße  die  Alten  I  be  kn  yc  kqto  sie  urteilten 
ihm  Schuld:  verurteilten  ihn.  be  kpa  yl  ntq  be  sie  erteilten  mir  Freispruch. 
otsole  lela  ötq  die  Frau  ist  nicht  zu  Hause,  ndia  a  kpä  wohin  ging  sie? 
ndia  o  tö  woher  kommst  du?  n  tö  anua  ich  komme  von  dort,  nde  bdve 
HQ  dein  Name  ist  wie?  ade  yl  bdve  K.,  Name  mein  ist  N.  futeli  ni  n  na 
.fukü  Jahre  wieviele  du  gehst  Schule?  ade  futeli  tmia  [wa]  ki  ma  na  sukva 
n-a  es  sind  Jahre  zehn  diese  ich  gehe  Schule  in.  be  la  mn  kämme  kadu 
sie  sind  machend  Mauer  errichten.  oköU  obise  Je  ya  wessen  Kind  ist 
gekommen?  Jitsa  sii  q  ta  nn  yl  tu  uli  warum  du  nicht  hörtest  mein  Ohr: 
gehorchtest  du  mir  nicht?  n  ta  uv  kalea  käme  ich  nicht  hörte  des  Wortes 
Bedeutung.  Mui  kl  im  tüdiili  mnfö  ^^'asser  dies  ist  schmutzig  zu  sehr. 
////  babeba  ka  ma  yl  schöpfe  anderes  nimm  gib  mir!  bainöle  Idmö  tilima 
karqle  Frauen  sind  Zeug  waschend.  olcoH  d  so  oder  qicd  d  so  wer  ist 
krank?  otsöle  bise  o  dl  d  tsq  ein  Mädchen  ist  krank  ndia  dde  inene  ye  wo 
ist  es  schmerzend  sie?  yi-  akü ßffle  libii  kadc  ihr  Körper  (»Haut« )  ganz  ist  vei'- 
dorben  (=^  leidend).  JAiröyi  n  ya  wann  kamst  du?  koralabi  dzi  na  kutse 
dkü  Vögel  sind  Baum  in.  nqet.se  ua  o.tl  Bruder  ist  Weg  (unterwegs),  da 
kold  fayi  kl  sieh  dies  schöne  HausI  mi  ta  kenn  tekpä  ki  ihr  nicht  tut 
Schlechtes  diesi  o  deyl  ntsn  oder  o  pi  ötso  hat  er  eine  Frau  genommen? 
kpd   yl   ka   nd  mend   tegn   .seke   führe   mich  zu  dem  Häuptling,     e  via  ot.-^ölr 


Wc  s  t  crnKiiiii :    X'icr  Sprachen  aus  Mittcltogo. 


20 


Iqhi,  eböe  ya  Ünä  er  fragte  einei'  Frau  wegen,  er  sagte,  daß  er  sie  heirate 
(bewarb  sich  um  eine  Frau),  be  md  foyä  sie  sagten  Lüge.  Ip  onoku-äli 
sage  die  Wahrheit!  hi  dö  atadie  sie  zogen  Kleid  an.  ßi  limä  binde  ein 
Tuch  um I  ha  hilä  oti  sie  begiaben  einen  Menschen,  hahise  lamh  Tcagülo 
die  Kinder  sind  am  Spielen,  n  ua  sidcuJö  hast  du  ein  wenig  geschlafen? 
(Gruß  am  Morgen). 


Vokabular. 

Das  Vokabular  ist  angefertigt  nach  der  Sammhmg  F  u n  k  c  und  ergänzt  aus 

der  Sammlung  Mischlich:  Wörter,  die  nur  in  letzterer  vorkommen,  sind 

durch  Mi  gekennzeichnet. 


k(±ba-fqba  Feld 
hjba-aha  Bein  Mi 
.^rbä-fobä  Linke 
knhä-fqbä  Zaun 
babebä  anderes 
haU  schließen  Mi 
(jbantsi  Maniok 
obe-tebe  Grenze 
sebend-fob.   Löffel 
obeta/Q  Wildschwein 
(2bete-teb.  Ellbogen 
be  sie  Mz. 
be  weinen 

obekä-tfib.  Gewehr  ]Mi 
kobi  Fisch  ]Mi 


qbökä-teb.  Flinte;  s.  qbekä 

Jebokade-teb.  Ambos 

obokpdne-bah.  Hexe 

nböle-tob.  Wurzel;  s.  onü 

oböle  Liane;  s.  onwe 

obofw-bab.  Priester 

sebone  Mittag  Mi 

kbote-/gb.  Schulter 

seboanekatä  IMittagshitze:  s.  sebone 

boe  nehmen 

/cioe  Hut  Mi 

boeboeboe  langsam 

böe  wir 

bono  hauen  Mi 

bu  ehren ;  kabii  Ehrung 


libi-babi  Frucht,  Kern,  Nachkömmling   J«<  mn  yi  hilf  mir! 


■•<ebt-föb\  Wand 

libi  Trommel 

bibe  sprechen 

hlbi  klein  Mi 

bibi  schwarz 

bila  beerdigen 

bina:  in  b.  no  Ujboe  ich  bitte  dicli 

obise-babise  Kind 

IMaküku-fobl.  Eule 

<Moclie_-tebl.  Pisang,  Plante 

obloni-babl.  Europäer 

Hblube-abl.  Ananas 

bö  Palmöl 


I  libüyi-fvb.  Topf 
1  da  sehen 

da  Sand;  kena  da  sandig  sein 

ndd  mein  Vater 

tida  der  Schlaf 

lederne  Salz 

ode  Name 

ode,  odetn  Himmel 

delego  weit  sein  Mi 

deyi  Regenbogen 

deyi  otsn  heiraten;  d.  knbe  stark  sein; 
d.  ligö  lang  sein :  s.  delego 

kitdl-fitd'i  ölpaline 


kQbna-dboa  Bein, Oberschenkel;  s.  koba-   lidl-adl  Palmfrucht 

aba  !  ndia  wo  i' 

baboane  Blut  ^  sidigböane  Regenbogen:  s.  deyi 

fnböane  Feuer  '  dind  auslöschen 

nbiiatsö-teb.  Schienbein  led(±-adn  Zahn 


:u) 


W  «'st  (•  IUI  ,111 II :    \'ior  S|ir;icln'ii   aus   Miltclto': 


(io/iu   bcißfii    Mi 

ndöiikähCxi-trd.  Uhr 

ntjn})äfi')   Hm«' 

(lö  aii/iflicii   (Ivlciil) 

odoiiil(i-ti(l.   Kehle 

ihi  säen,   pllair/.cii 

(hikii-tid.    Kopftiicli 

ildii/c:    )iia    he    Jio  tid.    ich    bitte    dich; 
vgl.    Iiidiili   Knie 

tudiili  sc'htmitzig 

luduU-fud.  Knie 

d:ä  gerade,  reeht  sein 

adzahui-tijh.  Tante 

ndzai-tnhai  Bart 

Ifidzaliüo  Fischreuse 

dzäkpa-badzäkpa  Leopai'd 

lidzälebUidz.  Pfeffer 

dzata  Löwe 

dzfle  breit 

dzi  sitzen  Mi 

dzidza  aufstehen 

dzina  sich  bücken,  sicli  setzen 

kadzo  gestern 

odzö,  odzn-hadzo  Eichhörnchen 

(jfä-bäfä  Onkel 
fayi  schön;  von  engl,  fine? 
fi  Feuer  Mi 
fila  aufheben 
fiolö  Schimpanse 
fitä  weiß;  s.  vuvöe 
ßefle  ganz,  gänzlich 
fi  umbinden 
ßißi  ganz;  s.ßeflc 

^'O/'J-f^fo.  Seife 

kafoahi-kof.  Fisch ;  knf.  onene  Fischer: 

s.  kobi 
fnbnmvia  100  Mi 

kofne-kqföc  Rebhuhn 

fonc  pissen 

kfua-fof.  Schildkröte 

fvfile  acht  Mi 

fvma  vier  Mi;  /we/w  fünf  Mi 
fuevu  sechs  Mi 
fuevukono  sieben  IMi 
füyha  rot  Mi 

ofuo-tif.  Fufii 


Ja  pliy'i   vcrl)i"ennen    Mi 
afiiniiii   lOsel   Mi 
füva  zehn 
furidl  iH  un    Mi 
fiiivl  iiiiiner   Mi 
(ja   \';iter,   Versorger 
leijä -ß2'ju  König 
hijt'-fvije  Ei 
n(jü-ba(fö  Ki'abljc 
(2(jnnm(irrd-tr(j.   Seil 
gö  hoch  sein 
kii(fi'if_-fiiii)'ir  öl 
kmji'tlo  (las  Sj)ielen 
hngümd  Gott 
kn(jvvn-fu<j.  Topf  Mi 
kuijumimmu i-fwj.   Wassertopt 
ghä  rot 

ogbano  Mais  Mi 
0(ßjenl-hagb.  Jäger 
lighisi  ein  Hautausschlag 
oghicdn(2  Mais 
ligbwdmjbi  Maiskorn 
öhä  hundert 
ka  nehmen 
ka  kommen 
ka  hier  Mi 
kä  lesen 

Ökä-ttkä  Schwanz 
srkafi-kqkae  Rohr 
käle  acht 

sekana  Fleisch  Mi 
kanc  hinten  Mi 
(jkankd-bak.  Zibetkatze 
katü  tanzen 
lpke_  Grube,  Loch 
slke-fäke  Hälfte,  Seite,  bei 
akfkä-tek.  Kopra. 
kma   sein,   machen;   k.    apibo   steinig 

sein;  /•.  da  sandig  sein 
kedl  eins 

nkela,  <jkla-baMa  Antiloj)e 
(jkena  blatte  ^li 
okesine-bak.  Feind 
kl  dies 

ckikh-bak.  Affe 
sfkläbi-fQklähl  Seite  (des  Köipersj 


W  c  >  terina  11 II :    \'jer  Sprachen   au>  Mitt(-!togo. 


31 


A'öA'lo/co  stark ;  s,  ???/>*< 
ko  töten 

ko-koto  schuldig  sprechen 
fokq  Welt 
kako  Ort,  Platz 
lekn-fokö  Kerbe 
oknba-hak.  Freund 
okokö  Huhn 

akäkoa-bakökfja  S ä u gli  n g 
koif  Hunger 
nköhe-hak.  Adler 
kekqn<2  sieben 
nkon  infemu  Perlhuhn 
lekotndbi-ak.  Eidnuß 
ikö,  ikwö  langsam 
siko-tüko  Palmwedel 
köekoe  schon  längst 
koko  längst 
oköletia-tik.  Banane 
kölo  Heuschrecke 
koma  bleiben  Mi 
Ukotoyi-ak.  Süßkartoffel 
ku:  oni  aku  es  regnet 
eku  Tod  Mi 
dkü  selbst:  s.  äwöe 


lekpaü-fokpati  Penis,  Voi-haut 

lekpätsii-fokp.  Hacke 

akpedzd-tekpedzd  Patronentasche 

okpete-hakpete  Hund  Mi 

kpi  packen 

okplaku-hakplaku  Schwein 

kpo  td  wegwerfen 

kökpo-akpQ  Arm 

kQkpqkäijQ  Handgelenk 

kpnkpn  Ente 

kakpqkpniid-knk]).  Skorpion 

kakpqU-kqkpqle  Ratte 

kpqta   versammeln,  zusammenbringen 

likpö-fukpö  Stuhl 

likpo  Nabel 

silcpöki-fukpöki  Flügel 

okpokü-bakp.  Affe 

kakpoTikpöi-kukp.  Habicht 

likpöni-fukpöni  Faust 

okpöte-lakp.  Hund;  s. 

kqld-fqld  Haus 

kqla  ode  Spitzdach 

le  sagen 

kale  Sache,  Wort 

kale  drei 


okpete 


aku,   akü   Haut,  Körper;  Außenseite,    kqle  der  Dank 


an,  auf 
kakidukude  Schimpanse;  s 
okund  Witwe  Mi 
kakünvgbe-knk.  ein  Vogel 
kukuna  drei  ]Mi 
kiikriüä  übermorgen 
kuto  spielen  Mi 
krdmatse  schnell  Mi 
kwe  töten  Mi 
kpa  geben;  s.  ina 
kpa-qtq  he  freisprechen 
kpa  hingehen 
/•/)ä,  kpä  böse,  schlecht 
kpä-osl  erlauben 
kpä  geleiten,  begleiten 
/ipä  liti  zurückbleiben 
Ickpä  eine  Nuß 
It^kpä  Penis 
'<fi_kpä-fqkpd  Rindf 
''cjtpä  Geld 


qlele-hal.  Termite 
ßolö  lera  verlieren  Mi 

oleti-til.  Baumwolle 
oli-tili  Reisbehälter 
kaliki-kuliki  Hyäne 
Umd-tilimd  Tuch 
lelo-fdo  Kopf 
f^elq-telq  Kopfhaar 
Iqla  fassen,  packen, 
kdlqkpä  Zorn;  na  k.  zornig  werden 
lotse  laufen  Mi 
olobf.   Iqkö  es  ist  Abend 
knlü  fünf 
ma  geben 
ma  trinken  Mi 
md  fqvä  lügen 
kqmd  Mutterleib 
kmna  Kautschuk   Mi 
mmd  meine  Mutter 
nima  Blut:  s.  hah'jane 


:i2 


W"  (•  s  t  er  III  ,1  n  II :     N'icr  Sprachen    aw.s   Miticllogo. 


niiiainutii   (lötzt'iuliriH'i' 

/>ni/uin>    VMwn 

ni/iapun^  Tsohi-M.inii 

umäto-tiyn.   Stadt 

ine  otsr   Hol/.   .scliMil/.t.n 

kamr  Untci'soito.  ITntorlagc, 

/rm^  aber 

otn^  der  Tau 

f^nie-t^/nr  Fraucnbriisf 

."Cme-kfim/^  ]'ilz 

seme-föm^  Bauch 

sr  ine-/<2  '»<'  Zunge 

mr/ifi  schmerzen,   wclitun 

leinemüi  31  i Ich 

//*)   ihr  ^  Mz. 

////  ich 

(/inlibqti'i-tiiii.   Kchlkupl" 

iiw  etwas  antun,  erweisen: 

sich  freuen 
sqmö-fmnö  Hals 
möane:  oni  ka  m.   es  blitzt 
inontse  gleich,  sofort 
mofö  zu  sehr 
snniöna-fcrm .   Rechte 
kdmöne-fQin.  Reis 
kämme  Mauer,  Wand 
iDOSi  stark 
III ü  greifen 
müatse  schnell 
mrm'ii  Wasser 
iiiuikjyä  Urin 
inüsla  Lehm 
invea  heute  ]Mi 
mvia  eins  Mi 
na  hingehen 

nä  osl  Notdurft  veriichten 
nd  knto  =  ne  k  Schulden 
knnd-hand  Riesenschlange 
kena  viei' 
Imabi-han.  Zehe 
n/idne-tpn.   Zweig 
kan änekbte-knn .  Cham ä  1  co n 
lenantüo  Wade 
onantsnic  Rind 
nnto  tanzen  Mi 
ändo  Katze 


ne_  hinausgcluMi ;   s.  na 

(2>i£khii('-h(iii .   Bl i luler 

nhid-baiiöiid  Großmutter 

qnrri/-trri.   ^lorgen 

sem}ph-f(±n.   Augenlid 
Hedeutung    svuria-fqn.   Fuß 

scnctakäme   Fußsohle 

ane  Gesicht 

tarn;  Speichel 

liiuhi-han.  Auge 

omkt'-ban.  Nebenfrau 

nemn-tcncma  Zeug  Mi 
'  anl  wieviel  Mi 
i  oni  Himmel,  Regen 

kuni  Grab 
funita  Speise 

nq  verkaufen 
Hin  kannte    nq  du 

qnohq-ten.   Nadel 
\  Qnqkqe-han.  Ältester 
;  s.  tnna        qnqkrcali  Wahrheit 

nnqkpa-han.  Toter,  Totengeist 
I  qnQvöe-han.  Fremder 

qnone  Morgen  Mi 

im  schöpfen  (Wasser) 

nu  hören,  verstehen 

oiiü-tinü  Wurzel 

künu-banü  Elefant 

önukpe-tin.  Üifnung,  Mund 

nä  essen 

kbr'ia  Güte 

kuna  zwei  Mi 

kunä  morgen 

finakt  nun,  jetzt 

ne  kqtq  Schulden  machen 

fqnnne  Pulver 

ne  Stirn 

ne  kqU  danken 

lene-fnne  Nacht 

nl-hani  Mutter 

nie  ich;  s.  mi. 

nina  wissen  ^Vi 

önq-hdnq  ^Nlann 

and  Groß\ater 

kqnöä-fqnöä  Schande 

kqnqha  Schmiedezange 


Wes  teriii  ann:    \'ier  Spraclien  aus  ISIitteltogo. 


33 


an(}np  P^aulheit:  tia  o.  faul  sein 

orifmepo   ein  Fauler,  Träger 

onole  Männliches;  o.  hise  Knabe 

(>?'mri  ^lann  Mi 

iioctse  Bruder 

äi'nKi  dort 

niü  satt  sein 

onüi-tiniii  Nase 

sinui-tinui  Gras 

tunui  käme  Busch,  Buschwald 

lihiöfoc-fun.  Nasenloch 

hanune  Wanderameisen 

Imuqnq-fon.  Palmrippe 

onire  Liane 

iia-<2t  Geschwister,  Bruder,  Schwester 

köe-böe  Schlange 

pä  ohne  Kaufmann 

kqpa-apä  Buschmesser 

lepäiiie-fqj).  Messer 

patö-trpatö  Hütte,  Schuppen 

lepe-fqpe  Feldhütte 

pi  qtsq  heiraten 

ap'ihq  Stein 

lipili-fiip.  Gras  zum  Dachdecken 

pino  heiraten  ^Nli 

rplen  Wunde  Mi 

pn  genug  sein 

lepö  Ptlanzstück  des  .lams 

ItVü-fqpo  pin  Wochentag 

pnne  groß  sein 

qpnnkö-bap.  Pferd 

opöpo-hap.  Jüngling 

liprl  Dachsparren  Mi 

pull  leke  ein  Loch  graben 

püli  können 

npünu-tip.  Tisch 

/■«cva  Gras  Mi 

qsd-tesd  Besen 

ösate-bäsatc  Sklave 

nmwu-teß.  Netz 

■seseriri-fnsend  Kamm 

lisehi-fii.s.  Stern  Mi 

.«  entlassen  (z.  B.   Frau) 

o.sl-fi.sl  Weg 

/i.sl-jVus'i  Ja  ms 

oftl-tisi    Okro 


lisibl-ftifi.  Stern 

osikanl  der  Reiche 

sisike,  Usisike-fusiske  JamsknoUe 

sn  krank  sein  Mi 

kdsdä-kfj<sdä  Axt 

■<todae-/ndae  Teller 

qsnne-hasnne  Kranker 

osrokui-tis.  Schmiedehammer 

nsü  Urin 

süa  decken,  bedecken 

unkvlö  wenig 

osüsu-tis.  Maisstengel 

süvca  Mittag 

ta  nicht 

ta  nhökä  Flinte  schießen 

kota-fota  Pfeil  Mi 

ntä  Zwillinge 

sötä-töta  Blatt 

Ictahki  Tabakpfeife  Mi 

atadie  Kleid 

ketale  umsonst  Mi 

teba  Tabak 

kateli-fiit.  Jahr 

tend  anzünden 

atenc-tet.  Feuerstelle 

katekpä  Ziege  Mi 

katW-fvteli  Jahr 

oü^  otin-hatiH  Mensch 

liti-futi  Rücken 

katide-kut.  Hüfte 

tilima  waschen  (Kleider) 

otinole-haf.  Sohn 

tite  Erde,  Land 

tite  fehlen,   übrig  sein 

tite  Iqte-tite  haJqtc  Leopard   Mi 

katite  Mitte 

katite-kiditf'  Familie 

t(2  das  Innere,  in 

tö  noch  (nicht) 

nt(i-tetq  Berg 

ntö-tefö  Heim,  Heimat 

letq  Vorderseite,  vor,  vorn 

f^'Q-h-fotn  Schuld 

■^etq-fotq   Ohr 

katnä-kntnä  Stamplniörsci' 

kqtola-fqtnln  Küche 


Mitt.  <l.  Sini.  r.  OriiMit.  S|m-; 


:u 


\\  I'-- 1  f  r  m  an  II  :     N'icr   S|iracli(Mi   aus   MitteltO!?!"». 


o/tj/unlc  der  erste 

oftj.yi.\int-/)iit.   ilcr    1  aiihi- 

/"  lierkiiiimii'ii    \ini 

(itako  ( iiiinoalioin   .Mi 

Uitokpö-J'dtitkpit   Kiipl:   s.   Iijo 

ktitu-fiitu  Suppi- 

Intii-futh  TonnitetiLüncl 

fitufit-tit.   Blascbnln 

kahiköla  Schmiede 

katiikpä-kitdikpä  Z iefje 

ntitinhiia   Mücke 

Utume-fut.  After 

tiina:  oiii  ka  tima  es  iloiuicif 

utitnfö-hat.  Schmied 

turi  reden  Mi 

tütii  schwarz 

/itsa-/nf.sa    Ding.    Gegenstand.    Sache 

lifsa  SU  warum!' 
/nfsa  nlnne  Lastträger 
/f/.v«  Kamerad 

■setfiä-fötsä,  tetsä  Feder.   Körper  haar 
letsa-fotsä  FLichdach 
letsäpo-fnfsäpo  Buschta übe 
t,iph  schreiben 
kutse-futse,  Baum 
knUeUhi  Frucht,  Baumfrucht 
katseyi  Stock 
otsiri  Frau  Mi 
üisitsö-hats.  Jungfrau 
l^tsn-fnt.iö  Knochen 
o/.vo  Weib,  Frau 
letsQe-fotsne  Nest 
katsnkpä-kots.   Greisin 
litsoku  Wurzel  Mi 
ot.<iöle  WeibHches 
otsöno  Arznei 
(Asonokpa  Gift 
tsuia  abschneiden 
kntsukulä-kut'i.  Kuhantilope 
ouna-hauna  Mücke  Mi 
fovä  Lüge 
knvalabi  Vogel 
cf^  rufen  Mi 
bave  Palmweiu 
knvela-fov.  Tragkorb 
orelä-bav.  Fliege 


korvhi-favihi    Ti'aixkni-l  i 

kiir((li   neun 

rda   fürchten    Mi 

kiirch  Sclial' 

via    t"rai;en  ;    iiiria    eins    Mi 

///■/(}    lieutc 

cilä  sich   fürclitcri 

bai'iü  Götze 

säriö-fnnviö   FingernajicI.    i\ialle 

orlo-tivio  Schweiß 

nrla-bavia  Vogel   Mi 

kornfähi-knr.  Vogel 

kacoh  Tuch,  Umschlagetuch.   Kl 

kaüo-avo  Brennholz 

lerofi  neu  Mi 

oroli  Haut 

kvrolo-fur.  Schambinde 

kevü  sechs 

kurü-fuvü  Tasche 

vüua  schimpfen 

orünfi-bav.  Akpafu-Manii 

vuvöe  weiß 

wa,  wd  sich  hinlegen,  schlafen 

kuwä-füicä  Zauber 

kincd,  kuwi  zehn 

süwa-fUwa  Sonne 

vcädzQ  vorgestern 

knwdla-fowdla  Schlafzimmer 

owanß-baw.  Arzt 

ouano  ob?   Enkel 

öufi  W^ind  Mi 

aue  Hand  ^li 

we  satt  sein   Mi 

we  lieben  Mi 

baicco  Fetisch  Mi 

owerate-baw.  Fetisch[)riester  Mi 

awewe,  awiwe  Sonne   Mi 

lüwi-füvci  Tag  Mi 

Qicn-bdic(2  Büffel 

Quo-tPu-q  Fluß 

(ywQp  Luft 

aw^c  Hand 

Quole-tev:.  Brustkasten 

ntcölate-baw.  Krokodil 

kancmjä-fnic.  Hauch 

ivo  Uli  waschen 


■id 


W  es  reriii  ;i  II II ;    \"ier  Sprachen  aus  .Mitteltosro.  o5 

Qwöa-hdu-öa  Maus  /w/f  Kalebasse  .Mi 

aii:(k  seihst  kyt-">Jfl  Palmnuß 

uiL-öli  wer.   wessen!'  Q;ye-teye_   Wald 

koii-ona  Wurm  ^li  yela  veiliereu 

uicori  Haut.   Papier   Mi  leyellhi  Hodensack 

llicoyi  wann'.*  yc,  yi  stehlen 

(Hcre  Brustkasten    Mi  ye  er,   ihn,  ihm 

()u:itdif(2-haa-.  ^Mörder  Jx'aye-kuye  Kalelinssc 

lawuohi-hair.  Finoer  !/^'dede  rein 

ifiioll  tunin   frras  mähen  uyekpänf^-hdi/.   Dieli 

yn  kaufen  ///  trinken 

ya  kommen  y'i  mir 

h'tyd  zwei:   s.  kuna  diyt-hnyi   Name 

knyu  Fluß  Mi  oyiijlx up-bay.   F^vve-Mann 

kqyd-fnyä  freier  Platz  l^'('tyq  Unten,   unter 

fjyai-baytii  Tier  Mi  kayrjiiakö-foy.   Abhang 

knynto-fqy.    Marktplatz  kiiyö-ftiyö  Schalten 


111.  Akpafu. 

Die  Klasseneinteilung  des  Hauptwortes. 

Sie    geschieht    dureii     l'räiixc    außt-rdeni    Hndft    l)ei    finijjcii    Wörtern 
ein   Suffix   Verw(Miduiig. 

].  Piäiix  o.  E/.. 

V.%   bezeichnet  Personen,  daneljen   einige  Tiere   und  Gegenstände. 

qtriii  Mensch,  i^rä  Fhcinann.  ore  Ehefrau,  nfa  Onkel,  ohi  Kind, 
fjfn  Fremder,  ulnh'  Tschi-Mann:  oyidi  Leopard;  (2dl'  Wurzid. 
udjnkuri  PfeflVi-.  \'or  engem  Vokal  des  Stanmies  lautet  das 
Präfix  nianclnnal  o   und  selbst  ":  okotö  Tasch<\  mn  Bruder. 

•2.  Präfix  a.  3Iz. 

Es  bezeichnet  die  Mz.   fast  allei-  Hw.   mit   Ez.  Präfix  /  und  ku  und  ent- 
hält  in   erster  Linie  Tiere,    Pllanzeii.   Geräte. 

akqli  Hähne.  nliijKi  Wildtauben,  afatit  Krebse,  nkokn  Hühner; 
—  (tkqfön  Ei-dniisse,  abitn  Maiskörner,  or//p  Schilf,  r/y/i/'«  Sehilf- 
blätter,  ayäta  Baumiilätter,  abidui  Besen,  akolo  Hindeii.  afra  Muldi'ii, 
dtapii    Tronniielstöcke.   atidßi   Fischrinisen. 

.'!.  Pi'äfix    /.  Ez. 

Ez.  von  No.  ■_'.  ikqli  Halm,  ilnim  Wildtaui)e.  iknimii  lüde,  ifaln 
Krebs,  Ikt^ko  Huhn:  ititä  Mais,  ikufüa  Eidnuß.  //v/^'  Sehilfiuhr, 
icfbra  Schilf  blatt,  ikulo  Rinde,  ikpu  Baumzweig,  diabu  Besen,  itin 
Besen,  ibid  Wassertopf:  ine  Zahn.  /////'/  Bauch.  iin<i  Hlut,  ikm 
Knochen,  /(/bij/lic  BrusI,  ikö  Nabel.  —  Zu  Ix-achten  ist,  daß 
viele  Tiernameii  in  der  Ez.  kein  Präfix  haben. 
/  bildet    auch    Infinitive:   isiuim  das   Dienen. 


3(i 


\V  0  st  criii;!  Uli :    Vior  Spnichoii   aus   Mittrltdgo 


■1.  Nasales   l'riilix. 

Ks    bi'/A'ichiH't    a)    Flüssii^Uritt'ii.       //'///    Wasser,    )i(lä    Paliiiwein,    nniir 
l'almöl,   ;///;»a  Salz.  —   b)   die   M/..   ni.iiiehei    llw.    mit    Iv/.. -Präfix  hu.      ndo  Gle- 
walteii.   i>iin<i  Hucken,  ///■('/  («liiber. 
;').  Präfix   ina  Mz. 

E^  bezeichnet  die  Mz.  von  Personen  und  Tif-i-en.  inid  von  riiiii^cii  Dingen. 
;«fl/r/// >b'nschen,  /«arä  Khc^männer.  ///«/v'KhelVauen,  mafö  Fremde. 
inant  Rriider:  --  masre  Ziegen,  makqkn  Ilidnior,  majpidi,  magidi 
Leoparden,  7//aÄ(7  Elefanten.  waÄ"^'/*«^  Biifrcl,  /»ore  Hundsaffen ;  — 
maditkti  Tücher,  mnfofon  Zuckerrohr,  kitkpa-ni/hä  <i  »  makpüYu'^. 
Die  Dingnamen  mit  ]\Iz. -Präfix  inn  sind  meist  Fremdwörter. 
ina  kommt  in  Personennamen  einige  Male  als  Suffix  vor:  kont/dsir- 
koiiffnsiona  Kaulmann,  JcaJohi-kalohhna  ^'e^^vandteI•. 

6.  Präfix  /•//.,  Ez.   und  Mz. 

a)  Ez.  kuijö   Fetisch,    kua  Zauber,    knkjm  Fuß,    knhre    (^Ipalme,    A-///>£; 

Haumt'sser,  kuküi  Ti'ir,  kuhr  Berg,  kum?^  Grenze. 

b)  Mz.     Es    bildet  die   Mz.   der   Hw.,   die    als    Ez.-Präfix    ka    haben. 

kiiakpciji  ^o\inQn,  Aw&w^üÄre  Hüften,  kubrckii  Wand«',  krifämn  Ba- 
taten, kiikömo  Mittage. 

7.  Präfix  ka.  p]z. 

Kdakpeyi  Bohne,  kabodjokn  Hüfte,  kahrehu  Wand,  kafäma  Ba- 
tate, kaisu  Welt,  kaköniq  Mittag,  kana  Mund,  kafo  r.esicht,  kamä 
Rücken,  krö-nrö  Hand,  karn-nrö  Erde. 

8.  Präfix  .s/.     Mz. 

si  bildet  die  Mz.  solcher  Hw.,  die  in  der  Ez.  Präfix  q  haben,  aber  keine 
Menschen  bezeichnen. 

qke-sike  Palmwedel,    qwoc-snvoe  Liane,   qkpre-sikprP  Okro,   okua- 
sikua  Gras,  orüi-sirui  Pilz,  nkwae-aikwae  Seife,    owre-siwre  Haar. 
oi/ii-siyü  Kälte,  okö-sikö  Haut,  on-siri  Weg,  odn-nidü  Wurzel. 
In  einigen  Wörtern  kommt   sv   als  Präfix  der  Ez.  vor:  .'iii/a-mitja  I^ode 
hacke,  sri-mri  Yams,  sia-aa  Feld. 

Konkordanz. 

Es  finden  sich  folgende  Beispiele  für  das  Fürwort  d(!r  3.  Person  Mz. 
der  Klasse  der  Lebewesen:  jnakpakpa  mawe  einige  Alteste,  inalnete  mainö 
jene  Kinder,  mak()ko  rnainä  die  Hühner. 


iyu  abddti  tä  lue! 
leina  ku  ahwQH 
makilase  okle  käa  koko 

tre  isc  kle  ma  kroe  mäln 
losrq  (fümä  iOU'ika  or> 


Einige  Sätze. 


Bringe  mir  Brot! 

Ich  Labe  keins  gefunden 

Die  Händler  sind  schon    nach  Hause 

gegangen 
Lauf  schnell  zu   ihnen 
Ich   habe   sie  auf  dem  \Ve(;e   nacli   O. 

(Lolobi)  getroffen 


Wes  tf  rill  a  IUI :    \'iei-  Sprai-Iicn  aus   Mitteltogo. 


37 


mdsörä  ätö  mäse  imö 

inatnd  maioue  op'ic  nudü  i  katii 

mawüc  Öse  i  karo 

mahietfi  aiia  pia  ima  hde't 

ai,  lona  mahlete  Tkqdjc 

mapia  nghä  kukdkoY 

/p'ii/c 

.sfl  akdre  ina! 

ma  ere  me  so,  idä  nid 

ro  mg  dudii  tT! 

r/iaesq  mdihic  iifi  indito  indl>d 

hdsö  mdihie! 

mato  maniga 

nuwa  dze,  ha  Jh  ti ! 

ha  hode  ära  ! 

i/a  totn,  mdiro  äre  dea  owd 


ikvtt  kekei,  bqad'  ära  oder : 

kämä  wa  küftr 

räwase  to  onr 

Je  ndo  iho'f 

ituinina  qdüdu   ito  misäre 

odjridu  «ö?   fplur.  sidj.) 

woase  küwe  nd   Tho   omäge   ante  ('plur 


Sie  haben  die  Last  dort  abgestellt 

Einige  badeten  am  Wasscrplatz 

Einige  saßen  am  Boden 

Sind  auch  Kinder  unter  ihnen  ? 

Ja,  ich  sah  sieben  (kleine)   Kindrr 

Sind  sie  gesund:' 

Ich  weiß  es  nicht 

Geh,  frage  sie! 

Sie  sagten  mir.  sie  seien  müde 
:  Rufe  sie  mir  alle  her ! 

Sie  sagten,  sie  wollten  nicht  kommen 

(Sie  weigerten  sich  zu  kommen) 
I  Warum  weigerten  sie  sich? 
!  Sie  fürchten  sich 

i  Mein  Freund,  komm,  steh  mir  beil 
I  Komm,  wir  wollen  essen ! 
I  Warte,    sie   haben    noch   nicht    fertig 
gekocht 
äredea  \  Es  dauert  (noch)  etwas,  (bis)  wir  essen 

Sie  kochen  Suppe 

Der  Koch  (oder :  die  Köchin)  ist  krank 

Wo  tut  dir's  weh? 

Mein  ganzer  Körper  ist  nicht  im  Reinen 

Hast  du  keine  Arznei!' 

Es  ist  kein  Arzt  in  unserm  Ort 


simaye) 
■se  qtrüi  on  (oder:  ^j/"a  otriii),  si  nwi/a   Schicke  jemanden,  daß  er  dir  Arznei 


lyd  odjridu  qbo 
■fikä  na  me 
tä  me  isu! 
/äsü  takufä  loto 

fo-ld  hra  ära;  plur.  m'udo  .... 
kukä  to  m.f^ 
Ic  Idfi  kuirä  nöme 
kJe  küm-äme  se  aija  aybedi 
Jei/i  (h'i)  k\tea-ame^qi'i  okil 
öki  itri  ('plur.  atrT) 
löki  sia-ori 
ahe  pia  i  miade- 
ai,  abc  tägbra  pid 
kadö  tope 
kadö  qpe  kqmd 
vtatriii  to  mäkpe  ngbögq 
bibia  i  sia? 
siri,  kamö,  akqtqa  pia  i  bo  gbr 


holt 
Ich  habe  kein  Geld 
Gib  mir  einen  Schilling I   (oder:   1  M.) 
Ich  will  dir  50  Pfennig  geben 
Danke! 

Ich  bin  hungrig 
Ich  habe  heute  nichts  gegessen 
Geh  auf  den  Markt  und  kaufe  Kassada 
Wo  geht  der  Marktweg  her? 
Er  geht  über  den  Dorfplatz 
Ich  bin  den  Feldweg  gekommen 
Gibt  es  Berge  in  eurer  Heimat? 
Ja,  hohe  Berge  sind  da 
Es  regnet 

;  Es  hat  gestern  geregnet 
Die  Leute  gehen  aufs  Feld  (Acker) 

j  Was  ist  auf  dem  Felde? 
Yams.    Reis    und    Erdiu'isse    sind    auf 
unserm  Acker 


.SS 


W  f  .«.  I  !•  r  m  ;i  II II :     Nicr  S|)riiclifn   .iii>    Miltcliogd 


ora   ira  oifiidv  tälmi  kn  kako 

ntd  i/i)n(/:6  ^odor  hi'hrd»)  pla   imn 

ip'jti;/Ö  piii  hoknsrf 

ipntuj^-rrrc  pia  im 

le   i.tr  hni-hfo  pin  f 

ipia   ii/o  vp  käina 

lotö   ifi,   ko   >ne  .sr  y"   iimo'- 

/f  äsh'i 

löset   Kau  (hntni) 

hurt   nhä f 

itnif  oindf/e  atnr   mdro! 

inannfi  i  Kav 

fätr   kl/   füüi   nkpi.'ii    iiinpia    iiijhft  f 

n.   j'imd  gkpi  koko 

mani  ire  tmhiqf 

uiar'ii-rerfi  inn  kü  onikn  öinröc  pia  im 

iiflä  mflrq  mdf 

mdrn  ma   w;  Kofi  .... 

Hin  yiri  marä^ 

di.   ma  hin  (h/iri.  fiene  nnikä  tyiri  k 


orögö  önwöe  ie  obi 
iim^  nhi  ighä  j^? 
qr  ^hh'fjffdm'i 
nlä  ntn 


Alle  diese  Sarheii   gedfilnn   piil 

Viril-   Steine   sind   doi't 

Hat   der   Wvvv  ein    Pferd.' 

Kr  lia(   einen    Hengst 

Wo  ist  der  Stall:' 

Ks  ist  hinter  diesem    Hanse 

leli   l)itte   dich,   Hihn'   inieli   dorthin! 

Wo   k(>iiin)st  du   lier\' 

Ich   komme   von   Akpafn 

Wann  bist  du  gekommen;' 

In    welchem   Orte  bist  du  geboren.' 

Ich  hin   in   Akpafii  geboren 

Sind  dein  Vatei-  und  deine  Mutter  noch 

am  Leben  1' 
Nein,  sie  .sind  schon  (lange)  gestorben 
Wieviel   Geschwister  hast  du'.' 
Ich   hah«;  2   Brüder  und    1    Schwester 
Wie  heißen  sie!' 
Sie  heißen :  Kofi  .... 
Sind  sie  verheiratet;' 
urd    Ja,    zwei   von   ihnen   sind  verheiratet, 

aber  meine  Schwe.ster  ist  noch  nicht 

verheiratet 
Eine  Frau  hat  ein   Kind  geboren 
Was    für  ein  Kind    hat  sie  geboren !' 
Sie  hat  ein  Mädchen  geboren 
Er  hat  gelogen. 


Vokabular. 


na  Gott 

kva-aa  Zauber 

sia-aa  Feld 

ka  akpeyi-ku  akpfyi  Boh ne 

'ara  loara  vergessen 

hd  kommen 

hä  jiräta  tlach,  eben 

mha,  mma  Salz 

nhä  Grashütte,  Schuppen,  Scheu'- 

he  breit 

ibe-ahe  ölpalmnuß 

knbe-abe  Berg 

kubend-ab.  die  Linke 

(J)ebeyi-sib.  Regenbogen 

Tipfn-mabTtn  Wildscliwein 

>bi  Trommel 


qbi-mabi  Kind 

bia  ausweiden 

(Mete^mab.   kleines   f^inil 

bie  sich  weigern 

biele  gut 

obirögörni-iiiab.   ^Mädchen.  Tochte»' 

obitö  Jungfi-au;  abitd  Maiskörnei- 

b(2  qle  stark  sein 

kabödjoko-kvJi .   Hü fti • 

bqc-mab.  Tier 

b(±ikp'ea-mab .    Wanderameise 

abqra  Eisen 

bö  wir 

aböfjo  Brot 

bn.td  wai-uin'.' 

brd  machen 


\V  est  erm  a  n  n:    \"ier  Sprnclieii  aus  Mitteltogo. 


Hl) 


kuhre-ahre  Ölpalmc 

hrcdzö  Plante 

kahreku-knb.  Wand 

ht/  achten ;  ibü  Achtung 

ihubu-ah.  großer  Besen 

huekpise  Hexe 

ihm-ahüe  Flügel 

ihüi-ahüi  Wassertopf 

nhuitfje-mah.  Skorpion 

husi  öffnen 

da  ma  müde  sein 

nda  wie?    ndä  md  rq  ma  wie  sie  rufen 

sie?    wie  heißen  sie? 
ndä  Palmwein 
odahe-mad.  Tschi-Mann 
dänfo-mad.  Fi'eund 
nde  unter,  zwischen 
adera  Speise 
de,  di  e^sen 
kudearö-ad.  die  Rechte 
deatö-mad.  älterer  Bruder. 
di    bestellen,    abordnen,   anstellen    zu 

etwas 
dnhrn  sanft 

idüdo-ad.  Wolke,  Ne'el 
dorse-mad.  Freund 
dfjti-madnti  Baumwolle 
doe  töten 
dne  fertig  sein 
kudökpo-ad.  Himmel 
du,  ho  eintreten 
kudü  Pulver 
ndä  Wasser 
odu-sidü  Wurzel 
düdu  alles 

dui  e.  mittelgroße  Antilope 
düku-mad.  Kopftuch 
ndjakäri-sidj.  Pfeffer 
dzata  Löwe 
odziri-sidz.  Nadel 
odzöbo-si.  Schambinde 
kudji'i-adjri  Baum 
odjri  Stock 
odjr/'du-sidjr.  Arznei 
djroa  lang  sein,  weit  weg  si'in. 
a'e-mae  Schlange 


ka'e-ku'p  Ast 

ea  kaufen 

'ß  gebären;    ma  V-  me  i  Kau  sie    ge- 
b;iren  mich  in  Akpafu 

'e,  ye  wissen,  kennen 

kue(±-aet±  Götze 

^ere  sagen 

kueyo  =  kuen  Götze 

mfd  Guineawurm 

ofa-mafa  Oheim 

kafämd-kuf.  Süßkartoffel 

ifäto-df.  Krebs 
fe  rösten 
fen  vorübergehen 

ofi  Kamm 
ßa  schnell 
fie  dann 
fimfi  aber 

fie  (Suppe)  essen,  trinken 
finikrä  umdrehen 
finikpo-maf.  Adler 
fn  ti  helfen 
fn  sammeln 
fo  schöpfen 
fö  du,  dein 

nfö-mafö  Fremder 
fofoii  rnnf.   Zuckeri'ohr 

ifra-dfra  Holzmulde,  Tragkorb 
frafdna  acht 

ifrefre  Maisklöße 
fre  gießen,  schütten 
fudja  weiß 
fufu  Fufu 

füfudjä  rot 

igige  Knie 

ngidi-magidl  Leopard 

kugiri-agTri  Baum;  s.  kudjri 

ig<2  vorgestern 

gogbe  so  beschaffen 

igrd-magrä  Häuptling 

qgndi,  qgkU-magvdi  Leopard 

gbä-niaybä  Krabbe 

ngba  Leben 

aghäghä  verschieden,  mancherlei 

ijghärotl-sigb.   Mond 

fjgbfi-sigbe  Schienbein 


10 


W  (■  s  I  r  I  in  ;i  II II  ;     \  icr 


ij/l)tfji   Mai  link 

itjhrtfhv-ayh.    Uriisl korl • 

ijf>tyfi('(/fn    fest   (/ii|)!U'lu'iul) 

ifftcrr.  (/hn'-iiiaiihn'  .lii;;;»'!- 

iflbiifhi-ai/h.   Dachj^i'n s 

i/f>o(l:o  viel 

itjholob  i-tu/li .    A  l  >  1 1 ;  1 1 1  n 

it/hra-ai/hrä   Hlatl   <les  Scliilti  olucs 

kai)hrikq  .I;ij;tl 

Hiiin   liU'in:   s.  hefi'rifi 

haiw  Welt 

/••/  schöpfen 

/•'/   ihi  e.    rrniiimel   sclmit/eii 

kn  siiiiieii:   (2kii   Li»'(l 

kä  Heimat.    Heim.   (leluift.    Haus 

ktikCi   Himj^ei' 

okä-^iku  8e  1 1  w  a  M  z 

kädn-inak.   Hegen 

käkü  gut 

ikama-ak.  Faust 

köre  fragen 

okatisikafi  Tuch 

okati   irrsf'  AN'eber 

kaiji  Krde,  A\'eh 

nke-sike  Palmrippe 

kikei/iko  ein  wenig 

kekeyi  ein  wenig 

ike-ake  Kohle 

keke-inakeke  Büffel 

kckei/i  klein,  wenig 

kefeke-akefeke  Hyäne 

ketfku-nk.   kleine  Bohne 

ki  hindurchgehen,  hingehen 

makilasc  die  Händler 

nkia  Seele 

kh  gehen 

kJü  Geschrei 

-ko  weiblich 

kt  Platz,  Ort 

ikö-akö  Jahr 

ikä-akö  Nabi'l 

körJze  sieben 

■sikodze  siebenzig 

kokö-mak.   Huhn 

ikfjkm/n   Hühnerei 

tküko  flache  Kalebasse 


Spraclioii  ans  Miiicltou^d. 

iknl(-nk   Halm 

kOinä  gestern 

kakfii/in   Mittag 

akoiii   fnn-inak.    l'cillinlm 

korv,  krtie  Seile.    Ixi 

kosv-makosr   Herr 

ikniön-dk.    lOrdiuiß 

ikeji/t   eine   Kalebasse 

iki>i/i  Kälte 

qkö-sikö  Haut 

ikofir-ak.  Schneekf 

koko  längst 

ikolo-ak.   Hindc 

kon</d.s/(-kor'i</(Ksir/iia  K ai i f m a 1 1 1 1 

kötc-iiiaköti    sehwarzei'   Aü'c 

okotö-sik.    Tasclic 

krä  bauen,  herstellen 

krä  hoch  sein,     (jkra  (iras 

krä  moigen 

krä  nöe  übermorgen 

kre  dza  qtn  Feuer  anzündin 

krin  bevor 

krlä  in   der  Tat 

krö-Jirö  Hand 

krnetid-makr.  Banane 

okrö-akr.   Frosch 

km  Urin 

okrue-sikr.  Bart 

kahrwfhe-kukr.   Eichhömchei  i 

ikrhi  Erz 

ikrüi-ak.  Penis 

krükjäu  kurz 

ikrumti-akr.  Eule 

ftkim-sik.   (Jras 

kuta  anie  INIarkt 

iküi-akiti  Knochen 

kuküi-aküi  Tür 

kuird  irgend  eine  Sache 

ikuku-ak.   Kürbis 

kuq-makuq  e.  große  Antilope 

iküq  sechs 

siküq  sechzig 

kuti  fehlen,  übrig  sein 

oktia^-sikwae  Seife 

ikpä-akpä  Zweig 

qkpä-sikpä  Zaun 


W'es  t  enn  ;i  II II :    N'ier  Spnu'hen  a\t>  .Mittcltoiro. 


41 


kukpä-y'igbä  Fuß,  Bein 

i kpabe-akpahe  Bein 

okpadzä  Patronentasche 

ikpayrPi-akji.  Zehe 

nApdkrue-sikp.   Wach- 

nkpdkjia-makp.  Altester 

kakpatdta-kukp.  Fußsohh' 

kpedzc-niakjj.  Bauer.  Landinann 

kpekpe-makpekpe  Hund 

kpe-makpe  Maus 

kp<kpe-inakp.  Habicht 

nkpemi-sikp.  PahnAA  edel 

kpese  umkehren 

kpeti  abbrechen 

kpi  sterben 

kpinakpina  schwarz 

kpise-makjjise  Toter,  Geist,  Gespenst 

i kpldsa-akpldsa  Widder 

kpnkpQ-makp.   Ente 

akpo  Tasche 

(ikpre-sikprl  Okro 

ikpim-akplm  Hacke 

kpura  läuten 

lä-malä  Riesenschlanüc 

lä  ntö  Lüge  sagen 

kidafd  hundei't 

lala  böse 

h  wo? 

kaU-maU  Familie 

^ti)t'''^f^^Wt  Ki'okodil 

U,  h  ich 

()'■  greifen 

kalehi-kul.  Ratte 

Icyi  wo'.* 

ilnpo-al.  Busch  taube 

kaJohi-kalohima  Verwandte 

inä  sie  Mz. 

kamd-mmd  Rücken 

ima  Blut 

niiiid,  inhd  Salz 

lamd  Mutter 

nmägh-sim.  Stadt 

iiidia  schnell 

amfi  unser 

ame  Gehöft 

kume-am?  Grenze 


(2iiiP-si/iie  Hals 

iiiifk])ö-ain .   Ad  am  sa  p  i  e  I 

iinelöloi  Kehle 

inu^t  wann? 

mi  ihr,  2.  Mz, 

mlamlämla  schnell 

inö  groß  sein 

mn  jener 

imö  dort 

kamö-mmö  Reis 

III ne  ergreifen 
I  imniti-am.  Schultei' 
'  imomo  Schelle 

imrürse  After 
■  sarnurd  Schildkröte 
j  and  auch 
1  ina  vier 
I  näti-inan.  Spinne 
I  natsäi-manatsüi  Rind 

ne  trinken 

ne  dies 

vni-iiiani  Geschwister 
;  onidjo-man.  Fliege 
!  niffä  sich  fürchten 

unirögo-inan.  Schwester 
'  nito  selbst 
i  nn  hÖT-en 
I  änh-mänh  Katze 

nnbiedje-man.  Blinder 

nöisalä  Oel 

7iQmä  heute 

nöme  heute 

inonii-dn.  Auge 

ino)niiko-an .  Augenlid 

owjiinkokö-iiinn .   Cliamäleoii 

wp.sr>  deswegen 

71)1  iw_  Palmöl 

na  sehen 

kaha-nnd  Mund 

ondgemi-fiin.    Zunge 

nridkpp-sin.  Schnabel 

h'iaiiiö  Gehöft 

sindtu  Speichel 

inp-anö  aMutterl)rust 

ine-ane  Zahn 

■<tiüe  Nasenschleim 


12 


A\  !•>  I  »•  I  III  ;i  II II :     Wry  S|ir;icli('ii   ans   Mitloltogo 


nia/if   Milch 

tirsr-mari'-'i    Ki-.iiikn 

ofii    Ivi'aiiUlR'it :    /<>   <j.    kr.iiiU    s«'iii 

;)/  aiihiiulon 

nr'ii-innni  (leschwistt-r 

ot'ii  Mutter 

otii(fbc-mafi.   Kwo-Maiiii 

Tifi  sehen 

t'f'iö  zwei 

xi/iö  zwanzig 

h'iqa-,  innari  der  Zweite 

h'iömahi  ZwiUiiige 

ügn  der  welcher 

nma  erhalten 

II mö  dort 

nudä  Palm  wein 

niiirädzr  Freund 

hühwe  Sonne 

inrnr  eins 

nnwne-sin.  Liane 

ihwöla-'in.  Blüte 

inicömi-an.  Stern 

ö  sein,  suum 

pe  5-äen 

pe:  Jcado  o  pc  es  regnet 

pe  situ  Flinte  schießen 

küpe_-dpe  Haumesser 

pigu  trommeln 

ipemi-ap.  Messer 

pete  alle,  ganz 

pia^  piayi  hineintun 

pia  schicken 

pia  sein,  esse 

pin  nghä  leben 

pie  nudti  baden 

pö  kqsö  langsam 

rpnngq-ap.  Pferd 

opQsa-map.  Husaienaffe 

■sipnse  Lehm 

ipo-äpo  Wald 

qprön-map.  Tisch 

qpropröi  Jüngling 

irä-ard  Ding 

qra-sira  Vogelfeder 

nra-marä  Ehemann 

l'arahra  Tätigkeit 


rannst -mar.  dci-   Reiche 

irani^a  das  Trinken 

qrd/'i   INIehl 

rar od  je  Ilure 

nrerr  Mann 
\  karer^i-ki/r.   Knabe 

ere  sagen 

kart'-mare  Affe,  Meerkatze 

ort-mari  Ehefrau 

Jcdremi-Jcür.  Fisch 

orfrÄ-innr.  Neben fran 

sri-mri  Yams 
1  öri-.ffri  W^eg 

orisese-mar.  Reisender 

tirise-mar.  Feind 

TtarJsd-knr.  Yamsknolle 

ro  rufen 

kdrö-'nrö  Erde,  Grab 

nrnhoi-rnar.  Termite 

karodjdi-kur.  Vogel 

orögögn-sir.  Ellbogen 

orögo  Frau 

karögoi-kurögoi  Mädchen 

iröi-aröi  Finger 

qröi  yue-sir.  Fingernagel 

rnn  rufen 

qröpi-sir.  Arm 

siröro  Schaum 

karötQ-nr.  Handgelenk 

ro  kochen 

irodzdyiyö-ar.  Nest 

iru  fünf 

siru  fünfzig 

nie  ausi'upfen 

irue-aruc  Schilfrohr 

rui  weggehen 

orui-sir.  Pilz 

isa-asa  Flachdach 

asahu  Netz;  asahv  piadzr  Fischei' 

nsadase  Haussa-Mann 

qsande-mas.   Sklave 

isdhga-as.  Fledermaus 

se  hingehen 

se  schicken ;  s.  pia 

se  hinstellen,  abstellen 

se  i  kam  sitzen 


West  erni  a  1111 :    X'ier  Sprachen  aus  Miitoltogn 


43 


se  erfahren,  gescheit 

s?:  It  ade  ose  es  tagt 

ise-mase  Kamerad 

käse  Nacht 

käse  nde  Mitternacht 

•sr-  herkommen  von 

nsf'  Vater 

sise  Lehm,  Erde 

inaesf  Eltern 

kasege-hts.  Feuerstelle 

sl  wenn 

yiai  legen;  s.  se  hinstellen 

siare  tönen 

kasinwe  neunzig 

siri  Yams 

■so  sagen;  daß 

kasolq-kus.  e.  kleine  Antilope 

sö-masö  Elefant 

sole  stark 

sora  nehmen 

asra  Schnupftabak 

sre-masre  Ziege,  Schaf 

srqgü  begegnen 

SU  nehmen 

isu  Schilling 

■<ümii    dienen,     verehren:     isvimi 

Dienen 
to,  tä  geben 
ta  nicht 
fa  ya  aufstehen 
itd-atd  Stein 
nta  das  Graben 
itähi  Hodensack 
tngbra  hoch 
katangua-kut.  Stuhl 
ifajyu-atapu  Trommelstock 
tdsi-maldsi  Tante 
ite  drei;  site  dreißig 
itekpä-at.   kastrierter  Ziegenbock 
katekpui  Ziege 
frtf'  Mz.  mase  Vater 
fetre  laut 

(±teiia-inntnia   I^ehrer 
tJ  alle,  insgesamt 
>h-d(i,  difi  Kopf 
iti-aü  Götzenbild 


das 


tia  schimpfen 
katiri  Dachgras  -     ////»/ly/v/ 
ititd-at.  Mais 
it'ito-at.  Grasbündel 
to  kato  einen  Tanz  tanzen 
tö  te  bitten 
itö-atö  Zibetkatze 
katö-ndö  Vorderseite,  Gesicht 
nto  Feuer 

itömeze-mat.  Richter 
itQuho-at.  Stirn 
to  vorhaben,  wollen 
to:  kukä  to  ine  ich  bin  hungrig 
ato  Ding,  Last 

ato  sroese-atö   masroese  Träger,    Last- 
träger 
katö  Himmel 
tope:  kadö  t.  es  regnet 
katöre-nd.  Brennholz 
atre  Löffel 
tre  Tse  laufen 
itri-atri  freier  Platz 
katröe-kutröe  Brennholz 
otrömu-matr.  Kuhantilope 
katromüi-kutr.  Wassertopf 
tröese-matr.  Schmied 
qtrüi-matrni,  ntri  IVIensch 
itü-atü  Termitenhügel 
katu  Wasserplatz:  s.  7}dt(! 
kutu-atu  Suppe 
qtü-sitü  Flinte 
qtu-situ  Herz 
tfübt-af.   Fischreuse 
itui-atui  kleiner  Besen 
qtüri-inaf.  Mensch:  s.  nfrui 
tseru-matshh  Rebh  u  h  1 1 
kutsitr-ntsi'ie  Nachmittag 
kiitsüi  rs('-iiiak.  Redner 
tsidr  iyn  Haus  bauen 
kutsuie-ats,  Ohr 
tmietese-matfi.  der  Taube 
kutsyue  Abend 
Ka\t  --  Kamt  Akpafu 
Mau  die  Akpafu-Leutc 
wa  kochen 
kmca-dwa  Zauber 


44 


W  OS  t  <■  I  in  ;i  M  M  :     N'icr  S|irarlicii   aus   Mitlelto^d 


oird  (iroßvnter,  -iimtU'i- 
hitwalträsr  Zaiib(.M\'r,   Ar/t 
hcäifPsf-nir.   Körporseitc 
itcatiii  Stern 
iriiiui-iiiaic.   Mücke 
f)irase-7nair.   Z;iuluM-ei\   Arzt 
raira.tf'  Koch 
kötr^  nenn 
öire  eins 
hrekvlp  Abend 

kaic^ro-hi  ir/ro  1 1  e  us  cl  ii-eck  e 
f'ireo  zehn 
otrösiirö  Nase 
nwoc-siwoc  Lia  n  e 
kawne-kuwne  FischreiiSf 
iiröniwi-aiv.  Nasenloch 
■'^iirörä  Schatten,  Seele 
qicre-siirre  Haar 
irrelya-ma icreha  der  Arme 
nici't-siin'i  Keisbehälter 
kamt  Akpafu 
oicit-mäin/  Akpafu-Mann 
■siint  AkpaCu-Sprache 
inniri  Luft 


\'a   (lott 

i/a.   i/nfotn  w.iiteii 
ya  kaufen 
koi/ä  der  Morien 
ki(i/(i   Mai'kt 
tiiya-m  h/a   1  { o  d  ( ■  1 1 :  n  •  k  ( • 
hjätn-däta   lilatt 
yaui)   können 
yv  wissen 

'Hl'':  '21/ i  ^^' 

iyhc  Name 

dyi  orli'tdu  inniier 

lyi-dyi  Tag 

yikä  packen 

yiri  verheiratet  sein 

iy'iri-ay.  Bauch 

kuyo-oyo  Fetisch 

iyö-ayo  Haus 

iyö  dann 

iyrd-ard  Stuhl 

oyü-siyü  Kälte 

nyü-siyü  Schambinde 

yukükpc  Dieb. 


IV.  Adele. 

Das  Hauptwort. 
Klasseneinteilung. 

Das  Hw.  wird  durch  Präfixe  und  ein  Suffix  in  Klassen  geteilt. 
1.  Präfix  o  o.    Ez. 

Die  ursprüngliche  Form  ist  wahrscheinlich  o,  o  ist  in  vielen  Fällen 
;ds  Angleichung  an  den  folgenden  Stammvokal  zu  erkennen.  Das  Präfix 
bezeichnet  einmal  einen  Menschen  und  einige  Tiere,  vorwiegend  aber  Dinge, 
und  unterscheidet  sich  chiduich  von  dem  o-Präfix  anderer  Sprachen,  das 
Menschen  und  Tiere,  also  Belebtes  bezeichnet. 

ote-bote   Mensch,    okodiyo   eine   Antilope,    npete   Leopard,   okodie 

Adler.  Das  letzte  ist  Entlehnung  aus  dem  Tschi. 
(>])i-epi  Aftei-,  (ihenon-ib.  (Mpalme,  orlon-id.  Berg,  oßd-ißd  Sonne, 
r*(/ry-/(7o Schamtuch,  (ikeneff'de^e.gQnvMM,  onu-inu Mund,  okoretia-ik. 
Banane,  olila  Schatten,  t».se/e-e>.  Weg. —  qbale-ib.  Nadel,  nbelan-ib. 
Grenze,  ntjagale  Dachbalken,  nkald  Pfeffer,  okah-ek.  Schwanz, 
nkaramä-ik.  Rippe,  nkö  Zahnstocher,  nkule-ik.  Boot,  nkpa-pkpa 
Ader,  nlego-el.  Kamm,  (mo-eho  Strick,  ntan-it.  Feuer. 


Wes  terma  IUI :    Vier  S[)rachcn   aus  Mittcltogo.  45 

2.  Präfix  a  (Ez.   und)  Mz. 

Es  kommt  als  Ez.  nur  in  \veniji;<'n  Dingiiamen  vor,  von  dcmn  manche 
Entlehnungen  sind,  alila  Harn  \  on  lila  pissen,  aiii  das  Innere,  apon  Dung. 
atatona  Kröte,  aia  Zwilling  (Ewe  ata^.  a(j{jiia  ("haaiäleon  (Ewe  ayama).  amoro 
Reis  (Tschi  eimi),  äfnc-isrii-  Fischnetz. 

a  bildet  die  Mz.  aller  IIw .,  die  als  Ez.-1'i-atix  ili,  de  haben :  Beispiele 
s.  unter  Nr.  G.  .Vucli  einige  H\\ .  mit  Ez.-Piäfix  y  -\-  Vokal  haben  in  der 
Mz.  a:  gedembi-ad.  Perle,  (jado-ado  Verhandlung,  ypfa-afa  Arznei,  yolq-aln 
Hand,  yrkpa-akpa   Haut,  gtTcnii-nkan   Wald. 

3.  Präfix  e  e.    Ez. 

Es  bezeichnet  Menschen  und  Tiere  in  der  F>..,  ist  also  das  Präfix  iTn- 
Belebtes. 

Die  ältere  Form  ist  wahrscheinlich  f;.  c  ist  Angleich ung  an  den 
Stammvokal. 

cbl-bebi   Kind,  cfonU -bctoiitr   HeiT,    eyu-beyu    König,  cybidc-beybclr 
Onkel,  ekpe/ia  Leiche:   —  edi-bpjcU  Sklave,  r(k-plej-he_d.  Wächter. 
encna-ben.  Schwiegermutter,  enc-bejic  ^Mensch,  ekala  Seele. 
pfüi-befüi  Rebhuhn,  eyican-heywan  rote  Ameise,  ekpakpafue-bekp. 
Ente,  ekotopapa-hek.    Schmetterling,    eybobi-bcyb.   Ziege,    ekpen- 
bekpcn   Wespe;    —    ebok-beb.   Termite,    efolon-bef.    eine    An- 
tilope, ^ßiya-bef.  Spinne,    emö-bemö  Schwein,   man-ben.  Tier. 
elana-bel.  Krokodil,  f_kn-beko  Rind,  ekqlan-bf^k .  Streifenahtilope. 
ekorrfa-bek.  Büffel,   r^knrqko-bek.  Huhn,  rkj)f'-bekpe  Hund. 
CJanz    vereinz(;lt    gehen  Dinge    nach  dieser  Klasse:    tbnn-bebon  Mond. 
edon-bedon  Messer,  egilale-bey.  Regenbogen. 

e  kann  auch  Präfix  der  Mz.  sein,  es  ist  dann  aber  aus  /  entstanden 
und   wird  deshalb   in   der   tulgenden   Xununer   behandelt. 

-1.   Präfix  ?■  e.    Mz. 

i  bildet  die  Mz.  solcher  Hw.,  die  in  drv  Ez.  Pi'äÜx  <i  o  haben,  aber 
nicht  Belebtes  bezeichnen.  Einige  Male  lautet  das  Präfix  c  statt  /:  dies 
vermag  verhört  oder  Angleichung  an   den  Stammvokal  sein. 

ibelan  Grenzen,   ibale  Nadeln,   ibenon  Olpalmen.  idun  Berge,   ijhi 
Sonnen,  /Ä'a/-o/«ä" Rippen,  //i/7  ^Nläuler.  und  kollektiv:  /y/^T^Sand. 

—  pkaii  Schwänze,  f')>i  After. 
ö.  Nasales  Präfix.    Mz. 

F^s  bildet  die  Mz.  mancher  Hw .,  die  als  Ez. -Präfix  y  -f  Vokal  und  zwar 
besonders  ya  haben,   außerdem  liezeichnet  es  eiiüge   Flüssigkeitsnamen. 

mbia    Stühle,    ndateh   Kinne,    vnybä  Hemden,  nkonlabi  Tronimel- 
stöcke,  laposf  Kolanüsse,  inpiilo  Tabakpfeifen,   rtti  Unterleiber. 

—  nkalan  Blut,  nkivnn  Suppe,   mpor   Hirn,   und   l'erner:   nikpa 
Leben.  mkpTnto  tausend. 

6.  Präfix  di  de.    Ez. 

Es  bezeichnet  die  Ez.  von  Dingen:  das  zugeliörige  Mz. -Präfix  ist  a. 
Der  Vokal  des  di-  de-  Präfixes  hat  sich  häufig  dem  des  Stammes  angeglichen, 
und  so  kommen  auch  die  Formen  du  da  vor. 


4(i  W  1"  st  (•  nn;i  II 11 :     \  ut  S|)r;n-li('ii   ;uis    MittellOijo. 

ilihdii-nhtin  Wudci-,  tlibarr-abarr  ( )l)erscluMikel,  diberi-ähh)  Trommel. 
ilibi  it-ciln  i:  junge  ()lp;ilmt>,  dibi-abi  Fiuolit,  fUboro-ab.  Leib,  (/ibum- 
foli-ab.  Hanibhisc,  üedanu-ad.  Termitenhügel,  didcbd-ad.  l'apaya, 
d('idi:-ddo  Kropf,  dudumf>QSc\\\hn\\n\,  dljirimi-af.  Kalebasse,  defa- 
afa  (iras,  drfud-afuä  Mt-sserseheide,  dcfoiiu-af.  Mais,  dii/ä/i-nt/. 
Matte,  dikolo-ak.  Kingei-nagel,  dukico-akwo  Haus,  dcta-atu  Stein, 
dttaiici-at.  Tür.  riul:  dikpm'io-akj).  Esel,  dihvin-nh.  ITrrd  (lu>ides 
fremde  Tiere). 

7.  l'rälix   bn  bo. 

Ks  bezeichnet  Flüssigkeiten,  und  einmal  einen   Infinitiv. 

bnnö  Ol,  bonnsorole  Fett,  bnhi  Wasser,  bununtn  'IVäne,  bokaii 
Alkohol,  hudompniiu  Schibutter,  bobnie  Salz:  böda  das  Schlafen, 
und  :   b'ikpiri  Hart. 

8.  Präfix  be  be.  ^Sl/.. 

Fs  bezeichnet  die  3Iz  der  Menschen  und  Tiere,  also  der  unter  3  auf- 
gefiihrten  H\v.  Infolge  Vokalassimilation  kommen  neben  be  (der  älteren 
Form)   und  be  auch  bi,  bo  und  bu  vor. 

bebt  Kinder,    be/üi   Rebhühner;    bedi   Sklaven,    bemö   Schweint-. 
Weitere  Beispiele  s.  unter  3. 
Vereinzelt   bildet   be   be   auch   die  Mz.  von    Dingen,    und    zwar  meist 
solcher,  die  entweder  in  der  Fz.   kein  Präfix  oder  Präfix  g  +  Vokal  haben. 
cjambö-begambö  Weberschiff,  gära-beyära  Zaum,  eyilale-bey.  Regen- 
bogen,   gbiti-begbiti    Silber,    kane-bekane    Lampe,    gulon-hulon 
Mörser,  gulöri-bulöri  Schlinge. 

8a.  Als  Suffix  kommt  die  Form  ebe  vor  bei  manchen  Menschen- 
und    Tiernamen. 

nä-näebe  Mutter,  imnu-nuniipbe  Großmuttei",  o>iah-nsanej)e  Ehe- 
mann, ataebe  Zwillinge,  nteti-ntetiebe  (mein)  Onkel,  agejna- 
oyfrtüj^e Chamäleon.  okodie-okodiebeA.^\e,i\  opete-opelPfibe  Leopard. 
aiatöna-alatönaebe  Kröte. 

9.  Präfix  ge,  gi.    Ez. 

Es    bildet   die  Ez.  hauptsächlich  von  Pilanzen,    Geräten  unil  Körper- 

teih-n.     Infolge  Vokalassimilation   kommen  auch  die  Formen  go  und  gu  vor. 

gidi-bidi  Jams,  geban  Zaun,  gibin  Wassertopf,  gedan-bedan  Narbe. 

gedembi-ad.  Perle,  gefa-afa  Arznei,  gefe  Ortschaft,  gefie  Wind, 

gigen-biget'i  Hals,  gekan-akan  Wald,  yekpa-akpa  Haut,  goln-alo 

Hand,    giilobi-alobi  Finger,    yisiribi-bis.   Zehe,    gita-bota   Pteil. 

gulöri-bulöri  Schlinge,  gulon-bulon  Mörser. 

ye  bildet  ferner  Infinitive,     gedi  das  Essen,  geku  das  Waschen. 

geUla  das  Fragen. 

lU.  Präfix  ga.   Ez. 

Inhaltlich  stimmt  die  Klasse  mit  9  überein;  sii-  unterscheidet  sich 
aber    von    ihr    außer    durch   den  Vokal    des  Präfixes    durch  den  Umstanfl 


Westerniann:    Vier  Sprachen  aus  Mitteltogo.  47 

daß  die  Mz.   fast  immer  durch  einen  Xasal  fi;ebildet  wird,  was  bei  9  niclit 
der  Fall  ist. 

yabia-inbia  Stuhl,  yadatcn-nd.  Kinn,   gayha-ingba   Hemd,  gapose- 
inposf-  Kolanuß,  yati-nti  Unterleib;   —  yadq-ado  Verhandlung. 
ga  bildet  ebenfalls  Infinitive,    gatq  das   .\ufstehen.  gataboro  das 
Sprechen,  gafön  das  Hacken. 

Konkordanz. 

Es  besteht  eine  vollständige  Konkordanz  zwischen  dem  Hw,  und  seinen 
Attributen  wie  auch  zwischen  Subjekt  und  Prädikat.  Das  Präfix  des  Hw. 
wird  vor  den  Attributen  und  vor  dem  Prädikat  wiederholt,  und  zwar  meist 
mit  offenem  Vokal.  Die  folgenden  Formen  lassen  sich  aus  dem  ^laterial 
belegen. 

a)  Attribut. 

1 .   Präfix  o  (±. 

ntembi  (±Tce  ein  Zweig:   nltgo  nkoln  der  schöne  Kamm. 
'1.  Präfix  a. 

abi  anö  zwei  Früchte :  ata  andere  große  Steine. 

3.  Präfix  e  e. 

etene  ekpara  der  gute  Mann:   rn  ba  eknrn  eke  ich  habe  ein  Huhn. 

4.  Präfix  i. 

idon  ibo  hohe  Berge. 

5.  Präfix  Nasal. 

mbia  mpi  kleine  Stühle. 
H.  Präfix  di,  de. 

dekaralcara    deJce    ein    Ei:    dukwo   deke    ein    Haus;    diben    dedere 
große  Trommel. 

7.  Präfix  bu,  bo.     Finden  sich  keine  Beispiele. 

8.  Präfix  he,  be. 

hetene  bekpara   ba   ba   die   guten  Männer  sind  gekommen;    benc 
baJce  einige  Menschen;  betene  bang,  beste,  benä  2.  3,  4  Männer. 

9.  Präfix  ge,  gi. 

gidi  geknlo   der   schöne  Jams,  geban  geke   ein   Zaun,  gibin  ginä 
dieser  Wassertopf. 
10.  Präfix  ga.     Fehlen  Beispiele. 

b)  Prädikat. 

1.  okodie  n  tn  der  Adler  flog. 

2.  afirime  a  gbma  die  Kalebassen  zerbrachen. 

3.  etene   e  foro   der  Mann  ging;   egu  e  ba  der  König  kam:  maii  e  aa 
inn  ko  Fleisch  es  ist  meine  Seite;  ich  habe   Fleisch. 

4.  ibenon  i  ki/ku  die  Olpalmen  sind  alt. 

5.  mbia  m  ghena  die  Stühle  zerbrachen. 

t).  (luktco   de  sa  egu   ako   Haus   es    ist    Kimigs  Seite :    der    König   hat 

ein  Haus;  diboro  de  kqrq  der  Leib  schmerzt. 
7.  butu  hv  sa  rnäko  ich  habe  Wasser. 


4S  W  CS  I  orin  ,1  II  !i :     \'i(-i-   S|ii';\clii'ii    :iiis    Mllti'liogo. 

8.  bctenc  ha  l>a  dW    Leute   sind   liclioiniiicii :   hniah  /v'  di  (/idi  iWi^.'V'xavv 

fressen  .lains. 
;•.  yidi  gesa  äko  du    li.usl   .I.-iins. 
10.    FehltMi   Hrispielo. 
c|   Audi    (las    l'rälix    des    Ilw.    iui   (iciicliv    uiid    luancliniiil    vor    dein   re- 
iiiercndi'u    Ilw.  w  irdfiliolt.     diiinii  lU    hutu   di;r  Brust   WassfM':    Milch;    dihpi'ii 
ilv  t/aliin    l'lerdcs  Stuhl:   Sattel.     Selbst  bei  den  I'ostpositioueii  zeigt  sich   in 
einigen   Beispielen  diese  Kcinkordair/, :  am'  das  Innere,    in,   duku-o  d'ani  des 
Hauses   Innere,    im  Hause:  fntht  h'ani  (aus  hu  inii)    im  Wasser;   difuc   r'mii 
statt  d'rr)it]   im   T,orho. 

Postpositionen. 

Sie  treten  ganz  in  derseli)cn  Weise  auf  wie  im  Kwe  und  Tschi. 
(/at/ia  der  Kücken,  (htkno  tjaina  des  Hauses  Rücken,  hinter  dem  Hause; 
bonoii  das  Angesicht,  die  Vorderseite,  aijoh  hoiion  der  Bäume  Angesicht, 
vor  den  Bäumen;  aku  Seite,  cyti  ako  des  Königs  Seite,  neben  dem  Könige: 
hutu  ani  des  Wassers  Innenseite,  in  dem  Wasser. 

Kasus. 

Die  Kasus  sind  keimtlich  an  ihrer  Stellung  im  Satz.  Die  Wortfolge 
ist  Subjekt,  Prädikat,  Objekt.  Das  direkte  Objekt  folgt  dem  indirekten. 
;/  sa  nö  huta  ich  bin  trinke  Wasser:  ß  kpara  degbara  sie  kehrt  den  Hof; 
a  wiri  cgbobi  du  stahlst  eine  Ziege:  ;/e  h-h  ikorctin  väi  ihi-  liebt  diese 
Bananen. 

Der  Genetiv  steht  vor  dem  regierenden  Nomen,  meist  ohne  Verbin- 
dung, seltener  mit  Wiederholung  des  Präfixes,  s.  oben,  cgu  /o  beghobi  bn 
li-  dieses  Königs  Ziegen  sie  sind  groß;  fjtn  gekpa  des  Rindes  Haut. 

Beispiele  für  den  Dativ:  ta  me  butii  gib  mir  Wa.sser;  ta  enanr  deijan 
gib  der  Frau  Zeug. 

Häufiger  jedoch  wird  dei-  Dativ  mittels  der  Zw.  ka  , nehmen'  und  ta 
.geben'  ausgedrückt:  ka  kuaijü  ta  mc  nimm  Seife  gib  mir:  gib  mir  Seife: 
ka  dibeni  ta  me  bringe  mir  das  Pferd;  ka  buijon  te  ebi  f<±  nimm  Pulver  gib 
Kind  diesem:  gib  diesem  Kinde  Pulver. 

Geschlecht. 

Die  Sprache  hat  kein  grammatisches  Geschlecht.  Das  natürliche  Ge- 
schlecht wird  bei  Tieren  ausgedrückt  durch  Anfügung  von  tf-ne  Mann  und 
nnne  Frau,  dibeni  Pferd,  dibeni  ft'nf  Hengst,  dibeni  tiäve  Stute. 


Das  Zahlwort. 

Die  Kardinalzahlen  lauten:  -h-  1,  -nö  2,  sie  \\,  -nä  1.  ton  5,  köroh  6, 
koranke  7,  nee  8,  j/eke  9,  /r),  ficb  10.  Die  Zahlen  von  1 — 4  erhalten  das 
Präfix  des  Hw.,  dem  sie  angehören.  Beim  bloßen  Zählen  sagt  man  für 
eins  ekf  oder  deke,  den  Zahlen   2,  3,  4  fügt  man   ein  a   vor. 


Westermanii:    \"\ev  Sprachen  aus  Mitteltogo. 


49 


/o  reke  (deke)  W,  Jo  anb  12,  fo  ade  13,  fd  «"^  l-^»  ß>  ^on  15, 
fö  köron  16,  ß)  koranke  17,  fö  ?iee  18,  fo  i/pke  19,  dlkpeUn  20, 
dikpelen  ma  deke  21.  (/.  /«a  //ö  22  r/.  /«'o/b  30,  akpldnö  40, 
akpJaüö  m'ofo  50,  akpla  .y/e  60,  akpla  sie  m'ofo  7U,  akpla  nä  80, 
öÄyj/c  «ä  /rt'(yb  90,  akplento  100,  yakpeh  200,  yakpPh  ma  kpient» 
300,  mkpenö  400,  mkpenn  ma  kpiPntn  5011,  mkptnto  lOOl».  <//>« 
2000,  //'''ä  /''z   10  OCH». 

Das  persönliche  Fürwort. 

Alleinstehend :  /?«e  ich,  cüto  du,  ^/t'ö  er.  g^e  wir,  f y»?'  ihr,  f<I»f'  sie.  Vor 
dorn  Zeitwort:  n,  m,  h  ich.  a  du,  f  er,  te  wir,  _ye  ihr,  he  sie.  Besitzanzeigend: 
///e  mein,  ai  dein,  o  sein,  /e  unser,  yi  euer,  öe  ihr.  Ob  das  besitzanzeigende 
Fw  in  Verbindung  mit  seinem  Hw.  Vei-änderungen  erleidet,  ist  nicht  ersicht- 
lich, da  Beispiele  fehlen. 

Das  hinweisende  Fürwort. 

Es  linden  sich  nur  folgende  Formen:  f(±  jener,  nä,  näre.  näwo  dieser, 
mihp  diese  Mz.  Daraus  eigibt  sich  mit  Sicherheit,  daß  das  hinweisende  Fw. 
mi  sich  nach  dem  zugehörigen  Hw.  richtet  und  zwar,  indem  es  dessen  Präfix 
als  Suffix  annimmt  {-re  in  näre  ^^  de ^  s.  oben). 


Die  Konjugation  des  Zeitwortes. 


//         / 

lO  butu  ich  trinke  Wasser 

n 

sa 

nö  ich  bin  trinkend 

d 

du  trinkst 

d 

.. 

«    du  bist 

/ 

er  trinkt 

e 

.. 

"    er  ist 

tee 

wir  trinken 

tee 

.. 

»     wir  sind 

}f^t 

ihr  trinkt 

y^t 

•■ 

"     ihr  seid 

bee 

sie  trinken 

hie 

" 

"     sie  sind 

nä  r'iö 

ich  habe  getrunken 

na 

d  nö  ich  werde  trinken 

ä 

du  hast 

a 

/d 

■     du  wirst 

yu    V 

er  hat 

e 

. 

»     er  wird 

//      » 

wir  haben 

te 

.. 

■    wir  werden 

.. 

yi     » 

ihr  habt 

y§. 

« 

•■     ihr  werdet 

bd     . 

sie  haben 

be 

.. 

>■     sie  werden 

" 

Zu 

dieser  Form  die 

Bemerkunj 

..E 

as  /  wird  oft  ausgelassen.« 

Verneinte  Formen. 

////    // 

nö  ich  trinke  nicht 

ine 

no 

ich  habe  nicht 

getrunken 

ä       V 

>'     du  trinkst 

a 

» 

du  hast 

^ 

"     er  trinkt 

e 

• 

er  hat 

tee     « 

-     wii'  trinken 

ti 

•' 

wir  haben 

yee   • 

'.     ihr  trinkt 

yi 

. 

ihr  habt 

bee    '1 

»    sie  trinken     •> 

ha 

. 

sie  haben     ■ 

Mitt.  d.  Sieni.  1'.  Orient.  Spraclirii.     1922      III    Al.i 


.>()  \A' i' >t  t' rill  a  IUI  :    \'iiT  S|iracli('ii  aus   Mitfeltogo. 

iiir  II  lä  üö  ii"h  werde  iiiclit  (liiikiMi.  a  n  la  itö  du  wirst  nicht  ti'iiikoii. 
•  D.-is  /  wii'd  oft   w(>i;t!;olassiMi." 

ün  triidvol  ta  iin  trinke  iiirlitl  vc///  gfli!  ta  saii  ü;('ii  nicht!  (in'iü  das 
Trinken. 

Einige  Sätze. 

.V  sa  foro  ditvir  ich  {^eh  nacii  Hause,  .va«  ai  nä  dko  geh  /u  deinci- 
Mutter!  r  u  sau  ei"  ist  nicht  geganf;;en.  rk<±  e  so  da  rycrü  Hind  ist  groß 
(es)  übertrifl't  ScliaC:  ist  größer  als  Schal',  (j/hohi  fo  <jiye  (je  ha  hiii  Ziege 
diese  Preis  er  ist  wie:  wieviel  kostet  diese  Ziege':*  (likpaii  dl  de  vir  Hunger 
er  plagt  niicli.  otimiri  n  de  mr,  Durst  er  plagt  mich,  he  kpclo  näo  alon  sie» 
nennen  das  wie.'  ua  kn  talia  na  kr  iro  ich  nehme  Tabak  ich  schenke  dir. 
^oi/o  e  (i  hä  N.  soll  koniiiieii.  rsn  r  auo  es  wii'd  regnen,  n  .sa  tr  nn  dasr 
ich  bin  gebend  dir  Dank:  ich  danke  dir.  i/a  ha  ahr  ist  er  gekommen!'  nie 
»te  !/d  ha  iroalah  mein  Vater  ist  gestern  gekommen.  Kn-adzo  r  .sa  nr  wo 
ist  K.l*  Ka  r  in  ina  drko  (aus  e  n  ha  drk/i)  K.  ist  nicht  da.  mr;  ?i  ?n  akq 
tfi  r  sa  ich  nicht  weiß,  Ort  w'elchen  er  ist:  ich  weiß  nicht,  wo  er  ist. 
dihn'ii  fo  de  sa  nr  Pferd  das  es  ist  wo.'  a  Jen  ai  nd  ahe  liebst  du  deine 
Mutter':'  ehi  m  e  h  kqlo  dies  Kind  ist  nicht  gut.  chi  nane,  f<±  p  kolo  dies 
Mädchen  ist  gut.  ine  n  sa  len  yei'iaii  kr  ich  nicht  bin  wünschend  Sache  eine. 
NY/v  diikico  ta  me  baue  ein  Haus  gib  mir:  baue  mir  ein  Haus,  (n  (<  ti) 
kiio  na  knriiina  infa  wir  allein  bleiben  hier,  a  Iah  (<  leii)  ano  na  n  tq 
(<;  ta')  iv(±  du  willst  was  ich  gebe  dir:  was  willst  du,  daß  ich  dir  gebe!' 
a  Ich  (jidi  ahe^  willst  di  .Tams!'  nie  i/ha  nie  n  sau  ich  auch  ich  nicht  gehe : 
auch  ich  gehe  nicht.  «/,  e/ guten  Morgen ! /la.««?  guten  Tag!  o/i^' willkoninien ! 
dcrq  yepope  schlaf  wohl! 


V.  Reste  der  Borosprache. 

Die  früher  in  Worawora  und  Tapa  heimische  Borosprache  ist  heute 
ganz  durch  das  Tschi  verdrängt.  Nur  achtzehn  Wörter  der  Spi'ache  sind 
auf  uns  gekommen.  Plehn-Seidel  gibt  zwölf  Hauptwörter  mit  der  Be- 
merkung: »Ein  alter  ]Mann,  in  dessen  Jugend  diese  Sprache,  das  Boro, 
noch  von  vielen  verstanden  worden  sei,  habe  sich  noch  einer  Anzahl  Wörter 
erinnern  können.«  M ischlich  nennt  die  Namen  der  sechs  Wochentage, 
die  er  noch  von  einem  alten  Fetischpriester  erfahren  konnte. 

Die  achtzehn  Wörter  sind:  Jcelo  Mann,  Mond,  vriie  Gott,  vrua  Wind, 
tatä  Vater,  esi  Frau,  kelö  Hand,  iTzin  Haus,  höso  Wasser,  äsakasu  Ziege, 
ftrö  Schaf,  ätäniisTi  Huhn,  äyiiiä  Brennholz.  —  dofö  1.  Wochentag,  dokoro 
'1.  Tag,  dokütse  3.  Tag,  dukiiru  4.  Tag,  dekpa  5.  Tag,  dosö  6.  Wochentag. 

Hieraus  ergeben  sich  mit  Sicherheit  die  Präfixe  o  für  (Menschen  und) 
Tiere,  hö  für  Flüssigkeiten,  de  (assimiliert  in  do.  do.  du)  und  ke  für  Dinge. 


Westerma  II II :    \'ier  Sprachen  aus  Milteltotjo. 


Vokabular  (Adele). 


ai  dein 

ha  nähen 

ha,  hm,  hee  sie  3.  31z. 

ha  haben;  ha  nah  reich  sein:  ha  i±ini-f'., 
ha  Qse_  sich  freuen 

hä  kommen 

(jhaU-ih.  Nadel 

hon  binden :  h.  ijakon  Wunde  vei  bin- 
den 

ilebän-ahdn  Ruder 

ijihäh  Zaun 

(Uhare-ab.  Oberschenkel 

hase  guten  Tag! 

ahe  Fragepaitikel  am  Satzende 

ahp:  oder;  s.  das  vorangehende 

ehe  sie  3.  Mz. 

(jhdan-ih.  Grenze 

dihehi-ah.  Pferd 

<jahea(gah  la)-m  hm  Stuhl 

t/ebekppe  genau 

hfilema  wegjagen 

helen  schneiden 

helen  iuma  umringen 

ohenön-ih.  Ölpalmbauni 

(lihm-ah.  Trommel 

diheü-dhen  junge  Ölpalme 

dihcnkd  Palmwein 

hereü  langsam 

ihi-hehi  Kind 

(hi  iidne-hehi  n.  Mädchen 

dihi-ahi  Frucht,  Same 

yahia-mhia  Stuhl 

yihin  Wassertopf:  s.  ö.sun 

hiri  wiederkehren 

hliyi  umdrehen 

ho  (±tah  heiß  sein 

hofn  weit  entfernt  sein 

hnlan  sinken;  verschlungen  werden, 
verschlingen,  schlucken 

höhole  Salz 

hqmd-hqhoind  Kochlöftel 

ihote-h^).  Termite 


bö  kute  trauern 

aho  hoch 

oböbo-ihöho  Wade 

aholö  Brot 

diholohkvcd  nackt 

hom  mischen 

hon  klettern,  erkletteiMi.  besteigen 

ehon-hehön  Mond 

dihörahi-ab.  Faden:  s.  nyöngo 

hörode  Plante 

J/6oVry-oi.  Leib.  Bauch,  Mutterleib:  ha 

dih.  schwanger  sein 
dihorodänä  Eingeweide 
horoyd  (»Europafeuer«)    Zündholz:   s. 

tjdne 
ohösuo  Tau,  der 
ahotiri  Kopftuch 
höto  trauern 

ohroni-ohroniehe  Europäer 
dihitmfoU-ah.  Harnblase 
ohumfurokoJa  Kautschukliane 
huo  lang 

dchi'isale:  eko  deh.  Ochse 
rnhuSH  Unglück 
da,  do  fließen 
da  mehr  sein 
da  immer 

höda  das  Schlafen,  fn  hnda  schlafen 
addka-addkahe^  Kiste 
dan  wachsen 

ykJan-hedän  Tätowiernarbe 
deddno-ad.  Termitenhügel 
dase  Dank 
yddaten-nd.  Unterkiefer.    Kinn.    Kiiin- 

bart 
dede  leise:  s.  dopi 
de  plagen 

de  halan   vei'rückt  sein 
ade  Wort 

ede,  edi-hcdc  Sklave 
yindc  Sprache;  s.  yalahoro   und   ndi- 
didehd-adcbä  Papaya 


52 


\\  I' >- i  r  rill  ;i  II II      \'i('r   Sprju'lu'ii   aus    Miticlloijo 


fth'hi'lahj   Liignci' 
f/*r  waclit'n 
rdtrlr-lujl.   Wäch'.i-r 
dl  lim  luislösclieii :   s.   uoln 
yrdeiiibi-ad.   IVmU' 
odnttv  Nncht 
Bfjirrf  ilio   Adelr-I.iiilr 
r'/^rr  groß 
(/rdrrp  ß  Welt 
dern  sclilafcn 
di  essen,  ausiil)oii.  sein 
adi  Blasebalg,     etli  Sklavr 
ifidi-hidi   .lanis 
didia  sclnvaiv..  (hinkclljlaii 
di(fu-hcd.  Glas,  yjjiegel 
diyidiifi  still 

f/o  sagen,  reil'-n:  do  adr  predigen 
d'2  pllanzen 
do  liegen 

i/ad'j-adq  Verhandlung 
dfipi  leise 
ndö  heute 
düdo-ddo  Rrtjpt' 
dudompQ  Schi ba um 
biidonqxjno  Schibulter 
odonU  Fieber 
doh  beißen 
cdön-bedöh  JMessci- 
udon-idoj'i  Berg 
drö  schwer 
dje  fangen 
Qdlolo  Abend 
fä  hängen 

defa-dfa  Gras,  Busch.  Biischland 
ifpfa-äfa  Blatt,  Medizin 
fana  müde  sein 
infan,  mfa  hier 
fdran  zerreißen;  s.  lünlu 
mfäsoxca  Nutzen 
yefe  Stadt,  Ortschart 
gf_fele  weh  tun 
fena  darewa  angeln 
fena  gefa  vergiften 
fen  werfen 
difenen,  difenifdi  Matte 


frn    waschen 

yvfiv   Wind 

aß  fr  Schweiß 

ßnln   vergesst-n 

dßrinii  -II f.    Ivalchassf 

ofhi-ifhi    Soiiiif 

oßikri'ikcii   M  i  t  t;i  g 

fn  bitten 

/o  naß   sein 

fo  dies 

f(jm  gehen,  hingehen  nach 

fo,  fn-o  zehn 

fä  qfroina  pfeifen 

foä  verwesen 

defoä-af.  Säbclschcidi- 

f('il>(i  blasen 

folxtr'  hauen,  schlagen 

efoloh-hef.  eine  Antilope    mit    langen 
llörnei'ii 

fona  qijQÜijo  spinnen 

defonä-af.  Mais 

efonte-hpfonfe  Herr 
.fall  pflanzen,   hacken;  s.  d<2.  ■so 

diforubi  didebi-aforobi  yabi  Hode 

mftmurä  Götze 

frUjl  springen 

äfrokpa  Leiter 

fu  verkaufen 

difü  knunatse   6.    Woclientag 

difü  nafe  5.  Wochentag 

dißip-af.  Blüte 

dlßu'-dfitp  Höhle 

oßvföh  neu,  jung 
'  efüi-bpfni   Rebhuhn 
fünfalan  leicht 
I  geßüta  plötzlich 
\ftilulu  weiß 
j  efiiya-beß.  Spinne 
j  gainbö-beyambö  Webeschiftchen 

gära-begära  Zaum 

agpina-ayetnebe  Chamäleon 

egilalp-bey.  Regenbogen 

ogo-igu  Schamtuch 

guini-heg.  Löwe 

eyuan-bpyican  rote   Ameise 

ya  gar  sein 


West  e  rmanii :    Vier  Sprachen  aus  Mitteltogo. 


53 


gaga  kochen 

ogagnle  Dachbalken 

gagan  morgen 

digan-anan  Matte,  Bett 

ge  fangen;  s.  dje 

begekuTiK  Hut 

agrjcpen  Schuhe 

gigen-bigeh  Hals 

egü-hegü  König 

gha  auch 

gha  helfen 

ghä  zweitausend 

gaghd-mghd  Hemd 

ghadzd  Patrontasche 

eghanle  Betrug 

ghan  betrügen 

deghdra  Hof 

ghpre   hauen,    schlagen:    schießen  mit 

der  Flinte;  s.  föheh,  fiha 
gbena  zerbrechen 
ghena  bellen 

fgbete-begh.MntU  rbruder.  Onkel ;  Vetter 
gbiti-begbiti  Silber 
egböbi-begböbi  Ziege 
cgböngbon  Pa  v  i  a  n 
uhai-ehai  Rasiermesser 
kn  nehmen,  ka-bd  holen;  s.  tn 
ekdli-bpjkdla  Seele:   Schatten 
nkald  Pfeifer 
kalah  zählen,  lesen 
nkaJdh  Blut 
kane-bekane  Lampe 
Jcaric  blitzen 

dekantdn-ak .  Kriegshorn 
bökan  Wein,  Alkohol 
gekdh-akdn  Wald 
gekdn-bekdn  Jahr 
(jkan-ek.  Schwanz 
akdiiba  Rost 
dtkankamd-ak .  Limone 
kara  yi  durchschreiten 
dekarakara-ak.   Ei 
nkaramä-ik.  Rippe 
dikatou-d-ak.  Erdnuß 
Ke  schenken 
keke  genau 


a]cele  Geschenk 

okemdn  laut 

kera,  kere  messen 

eki-ake  etwas,  ein 

hake  mehrere  (Leute) 

dike-ake  Faust 

kebi-ganp  abschneiden 

nkele,  nkenkelc  jetzt 

kemdn  stark 

keman  dukoro  einwickeln 

okenefele  Regenzeit 

nkcnkele  soeben 

ketewid-bek.  Schirm 

eki  =:  eke  eins 

Mtiki  Maniok 

kn  trocken  sein 

ko  mager 

pkn-brk(2  Rind 

ekn  rübi-bekq  babi  Kalb 

o/tfl  Ort 

kobere  Kupfer 

kola  gekpa  Husten 

ekolan-bek.  Streifenantilope 

köln  gut  sein 

dt'kqlö-dk.  Fingernagel 

aknntqnkwd  Lehnstuhl 

ko'o  kauen,  beißen,  schmerzen 

pknrnkf2-bpk.   Huhn 

ekürnkönd-bek.  Tausendfuß 

ekrrrondne-bek .  Henne 

ek(±rntene-bpk .  Hahn 

dko  Seite 

(jkö  Zahnstocher 

()kodie-okodipJ)p_  Adler 

okodiyo-hfjc.  große  schwarze  Antilope 

dikold-ak.  Knoten,  Knöchel 

nkonsonkonson  Kette 

gekontabi-nk .  Trommelstock 

koranke  sieben 

ekorefd-brk.    Büffel 

okoretid-ik.  Banane 

köro  weil 

koro  gek(±l(±  gesund  sein 

koron  sechs 

dikofö-akotö  Mütze 

kotukii  Sack 


54 


W  <•»>  I  p  I  III  n  II II ;    \'i»'i'  SpracluMi   .ui.s   .Miiii-Itosju. 


t kotopopä-hrk.    Sc 1 1 1 1 n ■  1 1 «•  il i ii i; 

k-rdih  Si'liloß 

hrdtna  fertig  sein ;  s.   min 

ohrihrrhiral  Z(Mi;o(iM<i(M- 

hl  l>!uleii,  wasclieii 

ahn  Seite,  -  ■  ako 

fliki'i  Tod 

akii/ni    l'.ilmkfnir 

flikukiif>'i  :\\t 

nkiilr-ik.   Hont.    Kinh.-iimi 

kiiliikidii   rund 

kiiinn    veibiMMiiirn.  hrciiiK'ii. 

ikiiri  Maus 

ilikiirokino-ak.  e.  große    1  roininol 

ki'ikif'u  aufheben;  s.  pi'iru 

kururna  bleiben;   s.  snro 

kütCs  kntr  satt  sein 

nkittu  Apfelsine 

ktcd  nein 

(Irkwä  Nabel 

nkvdh  Suppe 

ktcai/d  Seife 

ktro  allein,  nur 

dkicö  Papagei 

dukiro-akico  Haus 

f/i/kiron  allein ;   s.  ktro 


rkjxiia-hrk]).    1  >eicli(> 
brkpvnd   llöllc 
}tikpPnä  acliiliiiM(lcit 
dikpctiihl-akj).   Waise 
I  ekju'nso-hrkp.   Witwe 
I  ekpmte-hckp.  Fetis<'h|)ricster 
j  mkpento   tausend 
.  mkph'iö  vierluindci'l 
I  kpeh  schlecht,    böse 
j  (likpe.n-akpeh   Knie 
I  dukpcn   1 .   Wochentag 
heiß  sein    ckpen-bekpön  Abgott 
('kpcn-hckpf'n  Wespe 
(jakpen  zweihundert 
dikpengcmhi-akp.  Glocke 
(fikppnlc-bikp.  Topf 
kpcrq  onü  küssen 
\  ekperehi-hekp.  Neffe 
ekpcrekpä-hfjcp.  Antilope 
hukpiri  Bart 
j  akplanä  achtzig 
I  akpldnö  vierzig 
akplasie  sechzig 
j  kpöh  schnarchen 
dikpönn-akp.   Esel 
f'kpön  Darm 


kjjn  fegen,  kehrfn.  wischen,  abwischen  \  geldle-al.  Hacke 


kpa  streiten 

gekpa-dkpa  Haut,   Papier 

nikpd  Leben 

nkpä-ekpä  Ader;   Wurzel 

ekpakpa/ue-hekp.  Ente 

kpdkpasi  groß;  s.  rder^ 

kpakjia.si  \iel 

dikpalan  sogleich 

dekpalp-akpalp  Besen 

dekpan  Hunger 

ökpan  Abort 

kpdra  gut.     k])ara  fegen 

ekpdbsiri-hekp.   Ratte 

ekpe-hekpe  Hund 

kperän  spielen 

kpere  zittern 

kpele  rufen,   nennen 

dlkpelen  zwanzig 

dikpelexxm  4.  Wochentag 


elavidmbo-hd.  unfruchtbare  Frau 

elnnpdle-hel.  Hure 

länla  abreißen,  abpflücken :  s.   i/a 

lau  wiel'  s.  ano 

gelan-belan  Webe  k  amm 

elana-hel.   Krokodil 

gele  so 

ole  halb 

ohgö-elego   Kamm 

le  guter o  bezahlen 

le  übertreffen,  groß  sein 

ole  willkommen  I 

gelemd-al.  Zunge 

hölentön  schmal 

len  suchen,  wollen,  wünschen,  lieben 

Un  tanzen 

elepö-hel.  Taube 

oli  Feld 

lila  fräsen 


Westerni  anii :    Vier  Sprachen  aus  Mifteltogo. 


.) ;) 


lila  pissen 

alila  HaiTi 

olild  Schatten;  s.  fi^kdla 

olild,  olili  kalt 

Iq  weben 

golö-alö  Unterarm,  Hand 

olohfren-il.  Oberaim 

elole-bel.  Weber 

loa  leihen,  borgen 

gulohi-al.  Finger;    g.  kpöno    Daumen; 

g.  gegetite   Mittelfinger;   g.  pT  oder 

g.  Icerele  kleiner  Finger 
olodji  rechts 
lögologo  tief 
lolo  litben;  s.  len 
olomhi-il.  Siämpfel 
gulön-hul.  Stampi'mörser 
olongoro-ü.  Ellbogen 
gulöri-hul.  Schlinge 
elote-helote  Schwiegersohn 
iloyon  Webstuhl 
lu  säen 

lülu  verlieren;  wegwerfen 
m  nicht 
ma,  mit,  und 
amd  Kautschuk 
gdma  Rücken,  hinter,  hinten 
emdrah-hfjn.  Töpfer 
m'e  machen;    me   ayen   arm    sein;    ms 

dyu  fett  sein:    rne  ania   fleißig  sein 
me  ich,  mein 
me  krumm  sein 
mena  verderben 
m£Ö  biegen 
mere  schön;  s.  köln 
mi  =  me  ich,  mir,  mein 
mUmle  schnell 
mq  bringen 
emö-hemö  Schwein 
mölemolen  Achselhöhle 
mömä  lachen 
amorö  Reis 

fwÖÄ/a-5fw-.  Schwein:  s.  emö. 
omümu  stumm 
muriifu  Wolle 
nä-näehe  Mutter 


I ana  vier 

!  end-hflnd  Frau,  Ehefrau 

j  dinabi-an.  Guineakorn 

j  naboare  Gott 

{  nafo  ja,  vielleicht 

endne-ben.  Frau 

enane-ben.  schwarze  Ameise 
t  mah-ben.  Tier,  Fleisch ;  auch  genau 
\  denaükiibd-an.  Knochen 
j  dendtaga-an.  Sandale 

ane  wo  ? 
\  ene-bene  (mi-beni)  Mensch 

ane  das  Innere,  in;  s.  atii 

nee,  nie  acht 
!  nema  onöii  singen 

^  nere     erschrecken;     gencre     das     Er- 
schrecken 

dinewi  3.  Wochentag 
1  enewolole-bm.  Mörder 
1  ani  das  Innere,  in 
\dinimfere-an.    Nase;     d.    yon    Nasen- 
I      knochen;  d.  fue  Nasenloch 
i  enisdle-ben.  Bote 
\bunö  Öl 

I  bonqsorole  Fett ;  s.  dyö  , 

j  no  untergehen  (Sonne) 
j  ano  wie? 

enobi-ben.  Bruder 

nöno  lecken 
I  non  (nun)  hören 
I  nön  fallen 
I  non  getu  schwimmen 

bonon  Gesicht;  s.  das  folgende 
j  gonon-bonon  Auge;  Angesicht,  vorn,  voi' 
I  qnön-cn.  Lied 
I  gmonkö  Westen 

enosöbi-ben.  Schwester 
I  nunü-minuebe  Großmutter 
I  nunü  FetischtVau 

bunu  htgbena  blind  sein 

btmuntn  Träne 

gonun-bonim  Auge  r=-  gonoh 
I  gununkpühi  Lippe 

nä  sehen,  suchen 

nä  schmecken 

denä-a/iä  Zahn 


."sn 


W  (•  >  I  (■  I- m;i  II II  :     \'i<i    Spraclicn    ;iii'-    Mitfeltogo. 


oriakdir-ifi.  Schiim  rhiirl 

(/mäiii'-hnt.  Löffel 

iirnnii  Saclu' 

;/(}    (las   da.    dit's 

rif  acht 

ni   privssrii.   /.\\iii».fcn 

nevia  saugen 

it^mo  veilolffoii 

e/tnid-htji.  SclnviogrrmiittL'i 

(liiieiidilr-an .  S pe  ise 

///  wissen,  kennen 

f tihi in i-hrn .  W u in i 

nuö  zwei 

r'iö  ti'inken;    üö  (fijivlo   IMeifV   rauchen 

(In'ton-an.  Fiauenbrust 

(lenöii  (Ichüfn    Mileli 

onn-iiiü  Mund 

tiäbn  gähnen 

dcndlaii-an.  Brustkasten 

ir'iej'e  Sand 

nesv  bialen 

</iiiwirihi  Kehlkopf 

(lin)iiornl)l-nnni.  Stern 

fiiiQ  Honig 

nörn  schreiben 

nno-rno  Strick 

nnfa  riechen;   s.  tüiia 

nnön-enön  Amulett 

niräma  Donnerkeil 

nirdii  zerstreuen 

1)  sein,  suum 

ö  nein  ;   s.  kirn 

pala^  pele  naß  sein 

pdh  rudern 

pate  Wasserschildkröte 

dipate-ap.  der  See 

pe,  pope  gut 

öpete-öpefeebe  Leopard 

g^e  rein  sein 

pT  klein 

opi-epi  After 

gepira  Wunde 

apore-ip.  Wand,  Mauer 

apqtro  Fi'osch 

fipo  Meer 

(jipo-bxipo  Weißschvvanzati'e 


inpor  (ichiiii 

apdii   Dung 

</nj)(is('-//ip.  Kolanuß 

diprii/a,  düprufa  Magen 

g(pülo-mp,  Taba k  p (e i fo 

puru   aufheben 

dipufu-ap.  K  issen 

.SV/  Hilfsverb,  sein 

.sY/  anzünden 

sa  befehlen 

sa,  .sf  schicken 

sa  gaghd  ankleiden 

sa  gcfa  heilen  tr. 

gisä  morgen 

gesä  Furcht,  Schreck 

sdfoi-hes.  Schlüssel 
j  esah   Feigling 

San   umhergehen  :   s.  fnrn 

ge^ian-hes.  Grab 
j  yesdh-bes.  Penis 
i  osan-osanebe  Ehemann 

sdra    setzen,     sitzen,     sieh    aufhalten. 

bleiben;  .s.  yiridi  ruhig  bleiben 
j  ,sr  süß 

1  aseK-iseu-  Fischnetz 
!  se,  sl  schief  sein 

■sfi  legen 
I  osele-ix.  Weg 
\  sere  niesen 

sere  bauen 

j  sere  diikwo  Haus  baiu-n 
\  gescre-bef.   Unterschenkel;    l  nterbein. 
Fuß 

serenti  laufen 

desesd-as.  Nest 

eseserd-bes.  Vogel 
,  esesera-bes.  Laus 

si,  se  kaufen 

si  kiumm  sein:   s.  me 

si  wohnen 

äste  di'ei 

sika  Gold 

sila  brechen 

sina  reif  sein 

f'.<tirl-hes.  Perlhuhn 

gisiribl-bis.  Zehe 


W  est  cini  ;i  nii :    A'ier 

osisia,  osesea  rot 

m  genug  sein,  viel  sein 

■so  oben 

■sn  pflanzen 

■s-n  qtan  Feuer  machen 

Asolö-hes.  Zauberei- 

MO  Verstopfung  haben 

"o  ösele  verbreiten 

so  warten 

es6-bes6  Fliege 

esoyen  hi-hes.  Magd 

osöi  rote  Koralle 

disön-asön  Herd 

i^sön-besön  Fisch 

fison  {eso),  esen  Regen 

sono-hes.  Hütte 

nsra  Schnupftabak 

(/isritantale-bis.  Sohle 

rsim-hpsün  Fisch:  s.  esön 

(mm  Wassertopf 

ta  schießen  mit  dem   Pfeil:  s.  r/here 

fa,  te  geben 

fa  nicht,  verbietend 

ntd-atdehe  Zwilling 

(ßtä-böta  Pfeil 

höta  Krieg:    hotn  hite  Krieger 

detä-atä  Stein 

fnha  Tabak 

faho  berühren 

tnhoro  sprechen 

(jatähoro-at.  Sprache 

taforq  aböto  Teller 

(jatald  Himmel 

fnJc  können 

qtaleicanr;  Ebene 

etamerekjjä-bet.  Skorpion 

tdna  öffnen 

ditand-at.  Tür 

tdntale  ebene  Fläche 

getanah-at.  Waffe 

fan  schließen,  zumachen 

(letdh-hotäh  Brennholz 

ntäh-itän  Feuer 

Hdnha-bet .  Jäger 

fnrn,  fpre  tätowieren 

ijetdre-atdre  Feder 


Sj)rachen  niis  Mitteltogo.  57 

getdre-het.  Wanderheuschrecke 

getdre:  tß'yc  9-  Spinnenwebe 

etdta-het.  Strauß 

atatöna-atatonaejye  Kröte 
j  otayen-it.  Bogen 

te  aten  richten 

te  dase  danken 

gitm-dten  Ohr 

gitenlllde  Friede 

ete,  ti  wir 

nte-ntebe  Vater 

ete,  etene  Mann 

öte-böte  Mensch 

ditele  Stadt;  s.  yefe 

ditelehi-at.  Dorf 

etemd-bet.  Schimpansf- 

qtemhi-it.  Zweig 

detempd-at.  Kriegstrommel 

etene-bet.  Mann 

ditenelcwa-at.  Greis 

atensüle  taub 

dten  Urteil 
\  gdten  unten :   s.  gatin 
I  atetd  Speichel 
i  nteti,  ntetiebe  Vaterbrudei- 
i  gati-nti  Unterleib 

tiba  hauen,  schlagen 

gitie-hitie  Schüssel 

tim  hono  winken 

timd  goton  arbeiten 

etimale-het.  Arbeiter 

otimoH  Durst 

iti77ii(  Staut) 

ditind-at.  weibliche  Scham 

ditinJp^-at.  Wolke 

otintiJcn-it.  Ferse 

tih  zudecken,  bedecken;  t.  dcyon  sich 
ankleiden;  s.  sa  gnghd 

gatin  das  Unten,  unter,  unten 

otinkere-it.  Wange 

tira  ziehen;  t.  giten  Ohr  ziehen,  strafen 

tiri  hm'm  fischen 

/o  aufstehert 

fo  fliegen 

hotq.  btito  Asche 


r)8 


\N  r  s  t  r  r  ::i  :i  II II  :     Nii-r   S|ii-;u'lu'ii    .iu>    Millcltogo 


ti)     lU'liiiii'ii.      aiiiirliiiicii :      In     di     »aii- 

nrhnuMi   »'ssoM":    <;1;hi1i(M 
tiiku  Iloscn 
itold-bctuld  \\ 1 1- t'.i 1 1 1 
ditold-at.  Last 
i/itohi,  (fiitdld  hiit.  Hin«; 
ntolaüä   KlfiMibeiii 
tolotolo  Truthahn 
toiia  geratle  soin 
otontonia  im  reif 
/Ort   lünf 

tö/i  anfassen,  fassen,  halten 
töro  seh  impfen 
rlitrihü-atr.  Bninncji 
atrhnite  reicher  Mann 
otru-itni  Herz 
tu  stoßen,  stechen 
hl  ena  heiraten 
hiitii  Wasser 

(jetu-atu  Fluß,  Gewässer 
otü-iiü  Gewehr 
ditttd-ahtd  Korb 

ffctugeri  yu  —  atuyeri  nyii  (^Uielle 
tnma  begegnen 
füma  atetd  speien 
geturnn  Geist 

ttina  atmen,  aufatmen,  ruhen 
tÜ7ia  riechen 
tiinla  umstoßen 
tüntu  leer,  eitel,  umsonst 
otünun-it  das  Tor 
f/aho'ikirä  Erde,   Land 
ffetvpl-atnpl  Bach 
koturu  bitten :  s.  /b 
guturüna-hut.  Speer 
rtutold-het.  Flußpferd 
tutü-tutüebe  Großvater,  Vorfahr 
ntjaga-ntjagahe  Handgelenk 
tjdne  Zündholz 
tsenkoro  Sack,  Beutel 
(Jitsovci  2.  Wochentag 
ditico-atiicn  Ast 
otvcnlontiLolnn  Pfeffer  mit  gi-(jßen 

Schoten 
eticofe-hetiroh  Feind 
etiröno-hetw.  !Mücke 


(litirniiiijxilr   I''i(),scli ;   s.  (iputrn 

fini-linnr  Schlange 

wdlaii  gesti'rn 

war'igdn  Schere 

rre  sehen,  finden 

iird  Hauch 

otccd-iwrd  Dorn 

dvwi-airi  Tag 

cicikulr-hcir.  Dieb 

wiri  stehlen 

ävcq  du 

dctcögofr-atr.  Huf 

ewnl^-brw.  Freund 

woran  hinabsteigen 

icnr(2  schmieden 

eworo-hew,  Schnn'ed 

wo  ebi,  gebären 

vonlan  gestern 

wolo  auslöschen 

wolo  töten 

diicönwe-aw.  Tal 

icöre  beenden;    zu    Ende    sein,   fertig 

sein 
gowrähan-aw.  Eisen 
\rula  zeigen,  lehren 
icüla  weinen 
awulün  Trockenzeit 
atcum  Woche 
wuruhoare  Gott;  s.  nahoare 
oicurufd  Zorn 
ya  pflücken 
deyä  der  Tau 
deydn  Zeug,  Gewebe 
ydyon  füllen 
gdye  Stirn 

giyp,  geye  Markt,   Preis 
eyfi  diU-hey.  Händler 
yeke  neun 
eyempu  Armer 
diyenkpen  Docht 
y(fa  erbrechen 
yetura  Donner 
eye  ihr  2.  Mz. 
diye-dye  Rinde.  Schale 
yeha  krank  sein 


W  e  st  ernia  IUI :    Vier  Sprachen  aus  MitfeUogn. 


59 


geyebddre  Pocken 

yela  stehen 

eycra  tene-hey.-tene  Hammel 

eyerambi-bey.  Lamm 

pyerdn-hey.  Schaf 

(Uyere-dy.  Name 

yi  euer;  s.  eye 

yie  wdnc  (bdne)  weggehen 

yo  Notdurft  verrichten 

yölo  weich 


yq/i  voll 

qynmjo  Baumwolle.  Faden 

yö  teilen 
'  dyb  Fett 

diyon-ayofi  Baum    • 

(juyon-bvyöi'i  Pulver 
j  oyontonle-iy.  Stock 

deyü-ayn  Kopf:  auf.  oben 

diyüngu-ay.  Haar. 


üO 


Wie  sich  das  Gottesbewußtsein  in  der  Twisprache 
der  Negervölker  auf  der  Goldküste  widerspiegelt. 

Von  B.  Groh. 


A.   In  den  Namen  Gottes. 

a.    In  den   Eigennamen: 

1.  'ünyaihe*.  Dieses  Wort  ist  gebildet  von  dem  Adjektivum  nifam 
—  ulänziMid,  leuchtend.  maj«'stätisch.  heri'lich.  Ndnim  ye  nyam  =  Sein 
Angesicht  ist  ehi'würdig.  Davon  das  Hauptwort  anim-onyam,  gewöhnliche 
Form  anuonyäm  :=.  Khre,  Würde,  Herrlichkeit,  Majestät;  wörtlich  »Glanz 
lies  Angesichtes«.  Das  Verbuni  mjam  bedeutet  sich  schnell  bewegen,  zucken 
and  hängt  oflVnbar  zusammen  mit  nyinam,  glitzern,  aufleuchten,  blitzen, 
wovon  das  Hauptwort  anyinam  =  Blitz  gebildet  ist.  Demnach  bedeutet 
Onyame  der   "Glänzende,  Herrliche,  Majestätische«. 

2.  «OnyanJiöpnn",  Akyemform  Onyanhöröjmner^^Onyame-koro-pon.  rkn 
=z  koro  =  einzig  und  pnn  =  groß.  Ähnliche  Bildung  ^Akropon«  aus  kürn 
=:  Stadt  und  pnn  r=z  gi-oß,  Name  der  Hauptstadt  von  Akwapem.  "Onyanköjxjn« 
bedeutet  also  »der  einzig  Große,  Majestätische«.  «Onyame"  und  «Onyanköpon« 
werden  bei  den  Twivölkern  abwechselnd  gebraucht  und  bilden  die  Eigen- 
namen für  das  höchste  Wesen,  das  einzig  ist  in  seiner  Art,  was  sich  auch 
darin  zeigt,  daß  beide  Worte  keinen  Plural  bilden.  Die  Bildung  «Anyame", 
Götter,  welche  in  der  Bibel  vorkommt,  ist  ein  künstlicher  Plural,  zu  dem 
man  wohl  deshalb  seine  Zuflucht  genommen  hat,  um  den  Begriff  nicht  mit 
dem  andersartigen  ahosom,  Fetischf^  —  Dämone  — ,  übersetzen  zu  müssen. 

b.    In  den   «Mmeran«^  Ehrenbenennungen  Onyames. 

1.  y>Ndnä  Onyame  =  Gx'oßvater  Onyame.« 

2.  ^Onyame  Kwarhe  =  Onyame,  der  Samstagsgeborene.«  Bei  den 
twiredenden  Völkern  erhält  jedes  Kind  nach  dem  Wochentage,  an  welchem 
es  das  Licht  der  Welt  erblickt,  einen  Namen,  der  für  männliche  und  weib- 
liche Kinder  besondere  Formen  hat.  So  heißt  der  am  Memeneda  —  Samstag 
geborene  Knabe  «Kwame»  und  das  Mädchen  «Amma".  »Darum  sagt  Häupt- 
ling Kwaku  von  Asötiifi,  wenn  jemand  in  Asante  ein  Opfer  darbringt,  so 
wählt  pr  dafür  den  Sonnabend,  weil  Gott  ^^Onyankopnn  Kwame«  heißt.  Nur 
der  Asantekönig  darf  ihm  auch  am  Freitag  dienen.« 


Groh:    Das  Gottesbewußtsein  in  der  Twisprache.  Rl 

3.  ^Orii/ariie  Tiieaduampon«  =  twere-dva-a-ampQn  =  lehnen  Baum,  wenn 
er  nicht  wankt.  Der  Baum,  welcher  nicht  wankt,  wenn  man  sich  an  ihn 
lehnt.     Im  allgemeinen  Sprachgebrauch   »Gott  der  Allmächtige«. 

4.  »0^«/n/bo«  von  dem  Verbum  tumi  =^  können,  im  Stande  sein;  Haupt- 
wort Otumi  -rr-  Fähigkeit,  Kratit,  flacht.  Das  Wort  bedeutet  also:  »der 
Mächtige«. 

5.  ' O/j^reljore «  von  bare  ----  ausgraben,  suchen,  planen  oder  auch  aus- 
hauen, e.  g.  ein  Boot,  machen.  Das  Wort  heißt  also:  »der  Plänemacher. 
Bildner«,  im  allgemeinen  Sprachgebrauch  »der  Schöpfer«. 

6.  ^Qhörehrrre  a  oböadee«  von  qbqo  =z  er  schuf  und  ada  =  Sache. 
Die  Bedeutung  dieses  Namens  ist  demnach:  »der  Bildner,  welcher  die 
Dinge  machte«,  im  allgemeinen  Sprachgebrauch:  »Der  Schöpfer  aller  Dinge.« 

7.  «Odomd/'/koma  a  (Jbfjiadfie».  Qdom  =  er  ist  gnädig;  anJcäma  =  hat 
nicht  zurückgehalten.  Die  Schreibweise  »Odomankama«  kommt  ebenfalls 
vor.  Nach  Christaller  heißt  das  Wort  copious,  plentiful,  abundant;  ]\Ifantsi 
Gramnier,  the  sole  benefactor.  Der  Ausdi'uck  bedeutet  also:  »Der  reiche 
Gnadenspender,  w^elcher  alles  geschaffen  hat.« 

8.  « Tötornwonsü  oder  Tgtornbonsü  a  ojmn  su-hon  wia«.  ^o/oro  verkürzte 
Form  von  tntoroto  =  groß,  stark;  tco  =  gebären,  hervorbringen;  osu  =  Regen 
und  wia  =  Sonne,  Sonnenschein.  Diese  Bezeichnung  bedeutet  also:  »Der 
starke  Wasserhervorbringer,  welcher  den  Regen  schuf  und  den  Sonnenschein.« 

9.  »Katamdü'  =  nea  okata  oman  =  Der,  welcher  bedeckt  die  Stadt, 
den  Staat,  die  Welt.  Bedeutung:  »Mächtiger  Herrscher«,  auch  von  irdischen 
Königen  gebraucht. 

10.  ^Akxikuruabä  ne  Äkukuruako^^,  akukuru  =  ist  aufgegangen.  So 
'Owia  akukuru"^  =  die  Sonne  ist  aufgegangen;  aba  =  ist  gekommen;  ak(2 
=:  ist  gegangen.  Demnach  ist  die  Bedeutung:  »Der  Aufgang  und  der 
Niedergang,  der  Allumfassende.« 

11.  «Patako,  agyfko  abo  wo  bo!»  pata  =-  schlichten,  versöhnen,  untei- 
drücken;  kö  =  Kampf,  Krieg;  gye  =  nehmen,  aufnehmen;  ai>n  =  hat  ge- 
schlagen; wo  =  deine;  bo  =  Brust,  Der  Ausdruck  heißt  demnach:  »Der 
Friedensstifter,  welcher  aufgenommen  den  Kampf,  hat  dich  auf  die  Brust 
geschlagen.«  Von  dem  welcher  pazifiziert,  muß  sich  jeder  ohne  Gegenwehi- 
schlagen  lassen.  Dieser  Titel  mit  seinem  schönen  Rhythmus  bezeichnet  wohl 
Gott  als  den  »Leiter  der  Schlachten,  dessen  Schicksal  sich  der  (Verschlagene 
willig  fügen  muß.« 

12.  «Ahü  no  dnyä  nktca.»  ahü  no  =  ihn  gesehen  haben;  anyä  nkwä 
=  bekommen  haben  Leben.  Die  Benennung  bedeutet  also:  »Der  dessen 
Anblick  Leben  gibt.« 

13.  »Nyisäse«.  nyisä  -■=-  Waise;  ose  =  Vater.  Folglich:  »Vater  der 
Waisen.« 

14.  *  Akunafö  sennifo."  Akuvafo  =  Witwen;  sennifo  :rz  Richter.  Be- 
deutung:  »Richter  der  Witwen.« 

15.  y>Abobüm  dfre  Nyame.'  bo  hum  =  sich  in  Aufregung  rasch  ei'- 
heben,  auffahren;  afre  :=  um  anzurufen,  abobum  bedeutet  hier  wohl  die 
aufgeregte  Volksversammlung.     Die  allgemeine  Bedeutung   wäre    demnach : 


{\'2  (iroli:     lt,i>   (loitcslx'wiißtsein    in   ili'i-    Tnn  ispiMcluv 

•  Der   (idll    /ii    tliMii    lUMii    in    i\i-y   AiitVt'miiij;    scliicit.    in    der   Not   seine   Zn- 
lliu'ht    niinint." 

1(>.      .\r(i   Oma   nnipn   di  ai/ii/i/ia/'i."      nra      -   dei',    wcU'her;    or/iä    "^    ev 

gibt;  nilipo  —■  Mfiischeii:  di  =^  essen,  gebrauchen,  erfaln-en  lassen:  odaunan 

N'craiKltM'ungiMi.    vgl.    -  Mnure  di  fidan/inii"      -  Zeiten  veviliulcrn  sieh.     Der 

Aiisilruck     liedeutet    also:      "Dei-    die    Menschen    .sieh    veriinilein.    das    heißt. 

i<iiinnien    inul  gehen  läßt.  ■ 

17.  » .Vm  ofii/et^  l>il>ii'i  hyre  lion.-  nl'iJtt  l'ihiri  er  lai-bte  dunkclbhiu: 
l'ULL  /''^f»  —  l'äi'bte  weiß.  »Der  welcher  dunkolblan  und  weiß  färbte«,  das 
heißt,  der  (.Jott.  dei-  die  Ui\tei'schiede  geniaclit,  der  Seldiinnies  und  Clules 
kommen   läßt. 

18.  »yea  6dl  Kwasrn  ii.<n)i.''  odi  asrm  ^^  er  sclilichtet  eine  Sache: 
hirasra  Toi".  Kinfältigei-.  "Der  \vele])er  des  Kinrülligen  Snelie  schlichtet", 
d.  h.   ihm   /u  seinem    Reehl(>   \H'rhiltt. 

lil.    "Ära  ökn  aijijina   iki  öl>'!JC'    iinnso    nba    a  ohebua  nta  ei/e»    r-    «Der, 

welcher    sich    l;inge    /.wv   Beratung    /urückzieht   —    wie    es  Häuptlinge   oll 

machen   —  aber,  wenn  er  kommt,  eine  gute  Antwoi-t  bringt.«     Bedeutung: 

Der    weise    Regent,    Richter",    vgl.    (lott    sitzt    im    Regimente    und    machet 

alles   wohl." 

B.  In  Eigennamen,  Sachbezeichnungen  und  Sprichwörtern. 

a.    Onyame  in   der  Bedeutung  auch   von   Firmament. 

1.  "Ohi  nki/eri  ahofrd  Onyame!«  r-  Niemand  zeigt  einem  Kinde  das 
Firmament.  Das  wäre  unnötig,  denn  es  liegt  im  Hofe  auf  der  jNIatte  und 
sieht  nichts  anderes  als  über  sich  den  Himmel.  Neuerdings  auch  von 
Heiden  und  Christen  im  übertragenen  Sinne  gebraucht,  um  dii'  Allgemeinheit 
des  Gottesbewußtseins  zu   konstatieren. 

2.  »Ni/ankönsQroma.  menne  won  kä:  q^^rdne  nn  eßri  a.  mna  thia  mi.' 
Onyanköpnh  =^  Gott;  mro  =:  Himmel;  mma  -=r-  Kinder;  also  »Kinder  des 
Himmelsgottes«,  gleich  Sterne.  »Den  Sternen  schulde  ich  nichts,  aber,  wenn 
der  Vollmond  erscheint  —  der  Monat  anfängt  — ,  dann  wird  mirs  schwül«  — . 
dann  wollen  meine  Schuldner  bezahlt  sein. 

3.  'Nyankönnüra  nniint  pö  mu  da!«  Aijankonnriru  ^-~  2\  ijahköpnh-nnuiu 
=:  Gottes-  oder  Himmelsmedizin,  gebraucht  von  der  Mistel,  die  aus  der 
Höhe  auf  die  Bäume  fällt  und  als  gute  ^Medizin  gilt.  »Misteln  fallen  nie 
ins  Meer«  —  weil  es  dort  weder  Bäume  noch  Menschen  gibt.  Anwendung 
des  Wortes:   »Gottes  Hilfe  kommt  da,  wo  es  nötig  ist.« 

4.  «Xyankönsu  Gotteswasser«,  allgemein  gebrauchler  Name  für 
Regenwasser;  an  Gott  denkt  dabei  Niemand  mehr. 

5.  yNyanköntnn  =  liegenbogen«.  ?/^wi  ist  eine  Palmenart  mit  langen, 
schmalen  Blättern,  aus  denen  man  Matten  llicht.  Die  Bezeichnung  für  den 
Regenbogen  würde  also  bedeuten:  »Gottes  Mattenpflanze«.  Diese  von  Ein- 
geborenen stammende  Erklärung  ist  abei-  w(jhl  nur  Volksetymologie.  Die 
richtige  Ableitung  dürfte  sein  von  Onyame  und  kqnton  r:^  gebogen  sein,  das 
gäbe  die  näherliegende  Bedeutung:   »Gottes-  oder  Himmelsbogen.« 


Groh:    Das  Gottesbewußtsein  in  der  Tvvisprache.  Do 

6.  yOnyamesO'^.  Name  einer  hochgelegenen  Gegend  bei  Berekuso.  Der- 
selbe bedeutet  Onyame  =  Gott,  Himmel,  Höhe  und  so  =  darauf:  also:  »Auf 
der  Höhe.« 

7.  r,Ahoko  nom  nsn  a  ode  kyere  Oriyanköpon.  Wenn  das  Huhn  Wasser 
trinkt,  so  nimmt  es  dasselbe  und  zeigt  es  Gott,  oder  dem  Himmel.«  Indem 
es  den  Schnabel  in  die  Höhe  streckt,  dankt  es  Gott  für  seine  Gabe. 

b.    Onyame"  in  der  Bedeutung  von  Gott. 

1.  'ünyamebekyere.«  Onyame-bekyerfi  =^  wird  zeigen,  wirds  versehen, 
=r  »Gott  wirds  versehen«,  d.  h.  uns  führen  und  segnen,  Name  eines  Dorfes 
in  Fante. 

2.  «ünyameasem»,  Sklavenuame,  den  ihm  sein  neuer  Besitzer  gegeben 
hat.  Er  will  damit  andeuten,  es  ist  »Onyames  Werk«,  daß  ich  diesen 
^lenschen  habe  kaufen  können,  er  ist  mir  beigestanden. 

3.  «Onyajne  ye  adom  =  Gott  ist  gnädig«,  ebenfalls  i'iii  .Sklavennami', 
welcher  des  Besitzers  Dank  gegen  Gott  ausdrücken  soll. 

4.  yOnyame  hewu  na  mauu  z=z  Gott  wird  sterben,  dann  erst  sterbe  ich 
auch.«  Es  ist  dies  der  Name  eines  grasartigen,  kriechenden  Ptlänzchens 
mit  blauen  Blüten,  eines  fast  unausrottbaren  Unkrautes. 

.T.  «Oyare  to  wo  a,  eyfi  anyamesein.  na  t'^ye  wo  ahusiiafo  na  erekum  ivo. 
zir  Wenn  du  krank  wirst,  so  ist  das  Gottes  Schickung  und  es  sind  nicht 
deine  Verwandten,  welche  dich  töten«,  d.  h.  dir  Gift  geben,  oder  dich  ver- 
bext haben,  wie  der  Neger  in  solchem  Falle  allgemein  annimmt. 

(J.  "Onyame  nc  panyih  '--  Gott  ist  der  Älteste«,  Herr,  Richter;  er  hat 
alles  in  seiner  Hand. 

7.  «Onyame  krahea  nni  kwatihea  =  Gottes  Schickung  kennt  keinen 
Ausweg«,  sie  läßt  sich  nicht  hintertreiben,  man  kann  ihr  nicht  aus- 
weichen. 

8.  «Onyame  nkuni  wo  na  odesäni  kum  icn  a,  wunwv  da.  =;  Wenn  Gott 
dich  nicht  lötet  und  ein  Stei'blicher  tötet  dich  auch,  so  wirst  dii  nimmer- 
mehr sterben.« 

9.  «Onyanköpnn  ba  de  Mpatuw-nwu.  -^  Gottes  Kind  heißt«.  »Werde 
nicht  vom  Tode  überrascht»,  d.  h.  Gott  nennt  sein  Kind  —  den  guten 
Menschen,  den  er  als  sein  Kind  ansieht,  —  »Werde  nicht  vom  Tode  über- 
rascht«, er  beschützt  ihn  vor  einem  bösen  schnellen  Tod. 

10.  'Onyame  mä  wo  yare  a  omä  ico  aduru.  =:  Wenn  Gott  dir  Krankheit 
schickt,  so  gibt  er  dir  auch  Medizin.« 

11.  «Onyame  na  qwqw  basin  fufü  mä  no.  —  Gott  stößt  dem  Einarmigen 
seinen  Fufü.«  Der  Fufü  ist  die  Hauptspeise  des  Twinegers  und  besteht 
aus  einem  zähen  Yamsbrei,  welcher  in  gi'oßem  Holzmörser  mit  zweimeter- 
langen Stößern  gestoßen  wird.  Gewöhnlich  braucht  man  dazu  drei  Personen, 
zwei,  welche  einander  gegenüberstehend  im  Takte  stoßen,  und  eine,  welche 
neben  dem  Mörser  kniet  und  mit  der  Hand  den  Fufükloß  wendet.  Zur 
Not  sieht  man  auch  einmal  jemand  mit  einer  Hand  stoßen  und  mit  der 
anderen  wenden,  aber  nur  mit  einer  Hand  läßt  sich  der  Fufü  überhaupt 
nicht  bereiten,  deshalb  nimmt  sich  Gott  des  Einarmigen  an. 


()-l  (.iroli:     I>as  ( ioftcslx^wiißtsciii   iii   il(>r  1\vis|iractu'. 

I'J.  ^(.iiii/nüköpnn  /ii/r  tco  Jisäkorti  iiiCi  n<i  (ücascfo  kCigit  a,  ohyia  wo  so 
bio.  -:  WiMii»  (iott  dir  ilir  I'.ilmw ciiiscliiili'  l'üllt,  und  i-in  Stci'blirher  stößt 
iliclu  d;iL'>  du  sie  Jiuslffrst,  so  l'üllt  vv  dir  sie  w  icdci'  ;iut". •'  Die  oben  weite 
KiiiliisM'liale,  welche  /uiii  Palmw  eintriiiUeti  l)em"tzt  wird,  leert  sicli  in» 
(iedräui;»'  leicht  aus.  Passiert  jemand  i-in  solches  Mißjjjeschick,  so  füllt 
Howöhnlich  dei'  iVfiindliche  MundschenU.  wilehei'  den  <;roßen  l'alniweint()[)i' 
unter  der  Hand  hat,  dem  Veruni;lückttMi  die  Schale  wieder  nach.  Der  Sinn 
dieses  Sprichwortes  ist:  »Erweist  Gott  dir  eine  Wohltat  und  ein  böser 
Mensch  beraubt  dich  eines  Teils  derselben,  so  wird  (M)tt  selber  für  deinen 
N'i'rlust  wieder  aufkommen." 

13.  "Oni/aiiknjmn  ammä  asonomfön  kalaktp  hiribi  a.  nmnä  no  ahödannnn. 
—-  ^\'en^  Gott  auch  der  tapferen  Schwalbe  sonst  nichts  gegeben  hat,  so 
gab  er  ihr  doch  das  Sichwendonkönnen."  Die  hervorstechende  Eigenschaft 
der  Schwalbe,  die  ihr  einen  Namen  gemacht  hat,  ist.  daß  sie  sich  schnell 
im  Fluge  wenden  kann,  das  ist  eine  Kunst,  die  ihr  Gott  verliehen  hat. 
Dieses  Wort  iindet  seine  Anwendung  auf  Menschen,  welche  im  Kedcn  und 
Tun  immer  noch  einen  Ausweg  finden,  also  auf  die  Gewandten,  Ver- 
schlagenen. 

14.  ^>  As(_m  a  Oui/aiiköjxjn  adi  asie  no.  nteasefu  nnan  no.  rz:  Eine  Sache, 
weh'he  Gott  endgültig  beigelegt  hat,  soll  der  Mensch  nicht  ändern.« 

15.  »Obi  nki/rre  otomfo  ba  atomio ;  oiiim  atonno  a,  Omjamc  na  okycree  no. 
=  Niemand  zeigt  einem  Schmiedesohn  das  Hämmern;  versteht  er  das 
Hämmern,  so  war  es  Gott,  welcher  es  ihm  zeigte.«  Wenn  der  Sohn  für 
ilas  Handw^erk  seines  Vaters  ein  angeborenes  Geschick  hat,  so  ist  das  eine 
Gabe  Gottes. 

16.  'Odomankänia  bqo  adpfo  na  nboo  ah'iafo.  ^=  Der  Gnadenreiche  — 
Gott  —  schuf  die  Reichen  und  er  schuf  die  Armen.«  Beide  haben  also 
Daseinsberechtigung. 

17.  «Odomankäma  bno  ovou  na  oicu  kum  no.  --  Der  Gnadenreiche,  vgl. 
Gott,  schuf  den  Tod  un  1  der  Tod  tötete  ihn."  Sinn:  Gott  ist  die  letzt«- 
Todesursache.  Anwendung:  Derjenige,  welcher  durch  Gift  oder  Legung 
eines   Selbstschusses    einen    andern    tötet,    trägt    die    Verantwortung    dafür. 

18.  »Odomaiikäina  na  omä  own  di  akane.  =  Der  Gnadenreiche,  vgl.  Gott, 
macht,  daß  der  Tod  Euphorbie  ißt.«  In  diesem  und  den  beiden  vorher- 
gehenden Sprichwörtern  steht  ^Odomonkäma«  einfach  für  »Schöpfer«.  Die 
sehr  giftige  Euphorbie  wird  hier  als  Speise  des  personifiziert  gedachten 
Todes  hingestellt.  Der  Tod  ißt  die  Euphorbie  ohne  Schaden,  weil  Gott  es 
so  geordnet  hat,  daß  er  nicht  sterben  kann.  Anwendung  auf  Menschen, 
welchen  alles  nichts  schadet,  weil  Gott  ihnen  eine  gute  Konstitution  ge- 
geben hat. 

19.  «Wope  akä  asem  akyere  Onyanköpoh  a.  kä  kyere  mframa.  =r.  Willst 
du  Gott  etwas  sagen,  so  sage  es  dem  Wind.«  —  Gott  hört  alles. 

2U.  *Qsansa  se  ade  a  Onyanköpon  aye  nhinä ye*.  ^=-  Der  Habicht  spricht: 
■  Alles  was  Gott  gemacht  hat  ist  gut.«     Er  verschmäht  keine/i  Vogel. 

21.  » V7use  wobesöm  Onyanköpoh  a,  söm  no  prekö,  na  mfa  biribi  mmata  hb. 
=   Wenn    du  sagst   du  wollest  Gott  dienen,   diene    ihm  sogleich   und  füge 


(ii'oli:    Das  ( ii)tlesbc\\  iißtM'in   in   der  'l"\vis|ir;K'lif.  ().) 

niclits  weitei'  bei.«  Siim:  (iott  dient  man,  weims  eiiiein  wirklich  Ernst  ist, 
olnio  Zögei'ii  und  ohne  Ausrede  (jder  irgendwelche  Bedingung. 

'22.  >'  Worekra  wo  Xi/ame  na  ohi  nni  ho.  =  Als  du  von  Gott  Abscliied 
nahmst,  d.  h.  als  ei'  dicii  zur  Welt  sandte,  war  niemand  dabei."  Jede  Seele 
bekommt  von  Gott,  wenn  ei-  sie  in  die  Welt  schickt,  ihr  »krahea^'.  Schicksal, 
mit,  welches  keinem  anderen  Menschen  bekannt  ist. 

23.  »'/o  Apentfi  koyi/a  Nyarrie!  --  Kaut'  einen  Sklaven,  geh  und  bringe 
ihn  Gott  dar."  Apentp  ist  der  Name  eines  Kindes,  das  am  L(^ben  blieb, 
nachdem  der  Mutter  schon  verschiedene  Kinder  g(\storben  waren  und  dem 
sie  einen  verächtlichen  Namen  gab.  wie  •> Sklaven kind«,  »Feglumpen«,  oder 
"Niemand  hat  dich  gern«,  um  damit  die  bösen  Geister  irre  zu  führen,  damit 
sie  das  Kind  für  unwert  halten  und  nicht  auch  töten,  wie  sie  seinen  älteren 
Geschwistern  taten.  Das  Spi'ichwoit  Ijedeutet:  Du  bist  tiott  ein  großes 
Opfer  schuldig. 

C.  In  einer  auf  der  ganzen  Goldküste  verbreiteten  Sage,  welclie  icii 
nach  einem  Text  von  H.  Ofosu,  einem  eingeborenen  Pfarrer,  wiedergebe. 

•In  grauer  \'or/.eit  wai'  Onyame  den  "Nb^^nschen  nahe.  Wenn  die 
Kinder  sich  Speise  auf  dem  Feuer  rösteten,  nahmen  sie  einen  Stock,  stießen 
nach  ihm  und  sagten:  -Großvater  Onyame,  gib  uns  Fleisch  als  Zukost  lüi- 
(Misere  Speise.«  Und  welcherlei  Fleisch  man  nun  nannte,  das  tiel  vor  einem 
nieder,  und  der  Beti-effeade  nahm  es,  bereitete  es  zu  und  aß.  Da  begab  es  sich 
einst,  daß  eine  alte  Frau,  indem  sie  ihren  Fufü  stieß,  an  Gott  ankam  und 
dabei  sagte:  >Zieh  dich  doch  zurück,  daß  ich  meine  Speise  ordentlich  stoßen 
kanni"  und  Gott  wich  zurück.  Dai-auf  fragte  er  die  Alte:  »Darf  ich  hier 
stehenbleiben.'"  worauf  sie  erwiderte:  «Geh  nur  weiter."  Das  tat  Onyame 
und  zog  sich  in  die   Fuft  zurück.     Heute  ist  ei-  uns  nicht  mehr  nah.« 

D.  In  Gebeten  von  Heiden. 

L   Der  Fetischmann    Vaw   Owusu  von  Berekuso  sagt: 

■  Die  Schwarzen  haben  keine  bestimmte  Zeit  in  der  sie  Gott  anrufen. 

außer,    wenn   sie    den   Fetischen  —  Dämonen  —  dienen,   beten   sie    immer 

zuerst  zu  Gott.     Indem  der  Priester  die  Palmweinschal«-   in  der  Hand  liat, 

ruft  er: 

»O  Onyanköpoii.  Samstagsgeborener,  O  Frde.  Freitagsgeborene. 

kommt   und   trinkt  den   Palmwein,  gebt  uns  Leben   und  ^\'olllsein. 

und  laßt  Regen   fallen,  denn   die  Sonne  tötet  unsl« 

Wenn  Notzeiten  wie   Pest.   Krieg  oder  Unruhe  kommen,    so  machen 

die  Fi-auen  mit  Gebet  eineu  Bittgang,  den  sie   «Asraycrr.  Bittweib«,  heißen. 

Beim  ersten  Tagesgrauen  versammehi  sich  alle  Weiber  der  Stadt,    nehmen 

alte   Fufüstößer,    bestreichen    sich    mit    weißer   Erde    und    ziehen    nun   von 

einem   Ende  der  Stadt    zum  andei-en.    indem    sie    mit    den   Stößern  auf  ilen 

Boden   stampfen    und   ausrufen: 

"  Aj/ako  ö!    osij)i !  —   irojisie  r ! 

yi/akä   ö!    osipi!  —   ironsrr  r.'« 

:\Iitt.  il.  .^cin,  f.  Oi-iriil.  .>^|.r;u'hi'i].     I'.l2'.i,     III.  AIjI.  5 


()()  (imli:     Das  ( ioticshowiißtst'in   in  der    IW  ispiMrlu'. 

yi/aA'('j  isl  i'iii  wcitiMtM-  Niimo  für  (i(»(t  und  bcdiMilot  wohl  miifäkoy 
verl;(ß  den  Krieg  nielit.  il.  li.  liilt'  den  I\.iiei;eni !  Ks  ist  ein  He/it:itiv.  das 
in»  (Mior  geschrieen  wird  und  uneli  jrdiMU  S.it/.  nn't  einem  Stoß  auf  den 
Hoden  bekräftigt.  Die  ("Itcrset/iiiiix  i.iutet:  "(lotl  dei-  Kricgsliiltel  V.v  steht 
fest!  —  ]Mnn   bitte   ihn!.. 

Das  (Iritte  (ilieci  ist  »Mue  gegenseitige  Aiiliiiiinh-niiig  iV'v  l'iaucii.  — 
Wi'tm  die  Weilier  müde  siiul.  werfen  sie  ilirr  l"ufiist(")l,^('i'  vor  dci'  Sladi 
\\\\\'  einen   Haufen   und  gehen   beim. 

■J.  Der  Asanleiilteste  Dianiono  lietel  nacli  .1.  Ad.'ie  in  citiei-  ölf«  iiliiehen 
\'.)li<s\  (M'sanunlung  vor  (bin   Kitnig  also: 

■  (irol.nater,  .\  i/ii}'i/i'ö/)o/'/.  'riii/zi/im/fi/xi/'i.  'rnlDruironsn.  OditiinihkitiiKiy  (U'r 
du  (bis  Asanteroieb  hoch  erhoben  hast,  und  es  isl  dein  Wohlgefallen  ge- 
wesen, es  (heseni  weisen  uml  w  iinligen  Alleslen  zu  üliergebeu.  Ich  bitte 
dich,  .segne  ihn  h>sc_!  kosr!  —  luterjektiou  mit  dem  Siiui,  so  sehr,  daß 
nichts  daran  auszusetzen  ist.  —  Laß  es  ihm  uml  allen,  die  iiui  gerne  haben, 
wold  gehen,  uml  Jeder,  der  Böses  gegen  ihn  im  Schilde  führt,  laß  ihn  keine 
(lelegenheit  dazu  finden I  Laß  (b-is  l'x'ise.  d.is  er  im  Sinne  bat.  dirifacb 
schreckhch  auf  seinen  eigenen  Kopf  fallen,  /u  eiuci-  Zeit,  wo  w  sich's 
nicht  versieht.  Laß  ihn  mit  Liebe.  Herzensgüte.  Weisheit  und  Krbarmen 
auf  seineu  Staat  sehen,  hiß  auch  sein  Volk  mit  Liebe,  Furcht  und  Demut 
ihm  wilbg  dienen.  Gib  ihm  langes  Leben,  das  mit  Gesundheit,  äußerem 
und   innerem  Wohlsein  ganz  ausgefüllt  ist." 

* Aho.sorii  apfjii.  Ahosaiiwc/iia!"  Ihr  zahllosen  Fetische  inul  l'elischsitze, 
ihi-.  die  der  allmächtige  Gott  gesetzt  hat,  daß  ihr  dieses  große  Keich  be- 
wacht, rühi't  euch:  macht  euer  Angesicht  hart  und  kelii-et  aus  allerlei 
Krankheiten.  Schiecken  und  Trübsal.  Lasset  keinerlei  Bann  daraufkommen. 
Ihr  selbst  wi.sset,  welch  große  Dinge  von  morgen  an  vor  sich  gehen  sollen 
—  ein  Fest  — ,  ich  bitte  euch,  offenbaret  euch  rnid  stehet  uns  bei!  Um- 
gebet nns  wie  eine  Malier,  welche  den  Feinden  den  Weg  versperit.  Müssen 
wir  durch  eine  Schlucht,  so  seid  unsci'e  Brücke  darüber;  führt  uns  der  Weg 
übers  Wasser,  so  seid  uns  Bf)ot  und  Ruderer.  Sei  es,  daß  wir  Opfer  dar- 
bringen, sei  es.  daß  wir  beten,  oder  sei  es,  daß  wir  euch  bei  Namen  lufen, 
w  ir  bitten  eiich.  verziehet  nicht.  k(jminet  herzu  und  erhöi'et  unsere  Gebete 
im  gleichen  Augenblick.  Lasset  nns  im  l'rieden  mit  euch  leben  und  niclit 
unter  Bedrohungen. 

^'Asamanfo".  —  »Ihr  Geister,  die  ihr  auch  einmal  untei'  uns  gelebt 
habt  und  die  Gefahren  und  Wechselfälle,  welche  es  in  dieser  Welt  gibt, 
kennt,  ihr  kennet  die  Familienanliegen,  die  Stadtsachen  und  die  Staats- 
angelegenheiten alle  ganz  genau,  darum  bitte  ich  euch,  offenbaret  euch  und 
ordnet  alles  wohl.  Verschafft  uns  ein  gutes  Gerücht,  schickt  uns  gute 
rräume,  welche  meinen  Volksgenossen  und  Verwandten  alle  Geheimnisse, 
die  für  Staatsgeschäfte  und  fürs  Haus  von  Nutzen  sind,  offenbaren.  Ver- 
schlieft sich  uns  irgend  etwas,  so  seid  iinser  Schlüssel,  der  es  öffnet,  daß 
wir  alle  Dinge  erkennen.  Ihr  verschiedenen  Könige,  die  ihr  einst  dieses 
Reich  beherrschtet  und  abtratet,  heute  ist  es  unter  der  Hand  dieses  eueres 
Nachkommen,    eines  ^lannes.    wie  es  selten  einen  gibt,    denket  daran,   daß 


(iroh:    Das  (iottesbcwußtsfiii  in  der  T\"vis|)rache.  G/ 

er  es  ist,  der  euch  auf  Erden  verherrlicht,  indem  er  aul'  euer  Erbe  sieht 
und  läßt  jedem  von  euch  in  der  rechten  Weise,  was  ihm  gebührt,  zuteil 
werden,  damit  unter  den  Sterblichen  euer  Name  nicht  vergessen  werde. 
Ich  bitte  euch,  offenbaret  euch  und  segnet  ihn  kose!  /»-ose!  Erhebet  ihn  in 
die  höchste  Höhe!  Wahrsager  xinkonJ:,  der  du  dieses  Königreich  hast 
gründen  hellen,  offenbare  dich,  komm  und  segne  den  Großkönig,  laß  all 
deine  Erkenntnis  und  \\'eisheit  auf  ihn  kommen.  (! roßmächtiger  Köin'g. 
ich  segne  dich.« 

Der  Vorzug  und  der  Nachteil  dieses  Gebetes  ist,  daß  es  nicht  einem 
Heiden  abgelauscht  ist,  sondern  aus  dem  Entwurf  zu  einem  historischen 
Romane  stammt.  Der  Verfasser  ist  zwar  getauftei-  Christ,  aber  arbeitet  im 
Dienst  der  Regierung  schon  lange  Jahre  in  Asante  und  ist  begeistert  für 
die  alte  Asanteherrlichkeit.  P>  hat  hier  die  charakteristischen  Momente 
eines  heidnischen  Gebetes,  das  sich  zuerst  an  Onyame,  dann  an  die  Fetische 
und  zuletzt  au  die  Geistei-  der  Verstorbenen  wendet,  in  heidnischer  Ausdrucks- 
weise zusammengefaßt.  Man  wird  kaum  je  einen  Heiden  ein  so  langes 
Gebet  sprechen  hören.  Trotz  der  einen  gebildeten  Neger  verratenden 
Gedankenreihen,  ist  die  heidnische  Vorstellungs\veise  doch  durchweg  fest- 
gehalten  und  darum  das  Gebet  für  unseren  Zweck   nicht   ohne  Wert. 

E.  In  der  Allgemeinvorstellung  der  Heiden,  wie  sie  der  eingeborene  Pfarrer 

Engmann,  welcher  selber  früiier  Heide  war,  und  das  Heidentum  gründlich 

liennt,  im  Folgenden  charakterisiert. 

El-  sagt:  »Nach  heidnischer  Anschauung  ist  Gott  der  oberste  Herrscher. 
Wenn  die  Heiden  den  Fetischen  —  Dämonen  —  dienen,  welche  Gottes 
Knechte  sind,  so  dienen  sie  ihm.  Gott  ist  der  Lebendige  und  Einzige,  den 
man  nie  bildlich  darstellt,  wie  die  Fetische,  von  dem  auch  Niemand  sagt, 
daß  er  eine  Frau  habe.  Die  Fetische  und  Menschen  dagegen  nennt  man 
Kinder  Gottes.  Er  tut  Gutes  und  hält  Gericht.  Wenn  die  Heiden  Opfer 
darbringen,  zeigen  sie  den  Palmwein  zuerst  dem  Himmel  und  sagen: 
«Himmel  segne  unsl«  —  damit  meinen  sie  Onyame,  —  dann  gießen  sie 
etwas  auf  den  Boden  und  fahren  fort:  »Erde  begrabe  uns!«  Wenn  sie 
beten,  wenden  sie  sich  immer  zuerst  an  Onyame,  ehe  sie  zu  den  Fetischen 
beten.  Alle  Wahrsager  und  Priester  wissen,  daß  ihre  Sache  Betrug  ist, 
aber  sie  glauben,  daß  Gott  existiert  und  daß  die  Fetische  seine  Diener 
seien.  Wenn  darum  ein  Fetischmann  auf  der  Straße  öffentlich  auftritt, 
ruft  er  immer  zuerst  Onyame  an.  Wir  Gäer  sagen:  •'Nyonmn  «?«  =  Gott 
regnet.  Die  Dinge,  welche  in  der  Luft  sind,  wie  Himmel,  Sonne,  Mond 
und  Sterne,  werden  von  den  Heiden  nicht  göttlich  verehrt,  sondern  nur  als 
Sachen  Gottes  angesehen.« 

Schlußbemerkungen. 

Es  scheint  mir  aus  obigem  Material,  welclus  leJiglich  altes,  vom 
eindringenden  Christentum  unbeeinlhißtes  Sprachgut  wiedergibt,  klar  hervor- 
zugehen,   daß    dei"  Gottesname  Onijnnic  ein  Twiwort    ist,    das    auch  in  dem 


US  (.roh;     |l,is    ( Miiicslirw  iiL^lsi  111    in    der     rvvis|ii:i('lu'. 

mit  tloiii  l  \\  i  \  orvvandicii  I  scliiiktis.si.  welclus  in  Ni>i'(lt.(»i;(>  s;i'.s|)r()clii'ii 
wird,  in  (Um*  Form  A //«///<  wiiMlcrkclirl.  Audi  dii'  Be/ciclimiiifr  dci' (ijnic<j;('r 
.•ml'  ili'i-  (IdlilUüsto  iTii'  il;is  lu")clist<>  Wesen  « .\  i/qiiiiifi"  li;il  oll'rnli.-ir  die  i;lcirlic 
.U)st:iniinnnn.  InttMVssant  wärt»  <s  nun  v.u  nntcrsnclicn.  iiiw  icw  eil  die  in 
iIiMi  naiituspiiicIuMi  vorkDiniiiciulcn  (lottosnnnion  <•  .\.\'aiiif>i  .\(fjf///i/j/«  u?\v. 
inoiiotlicistiscluMi  riiaraktei'  lialicn  und  mit  ()//i//n/ir  verwandt  «ind.  Ks 
wertlon  Ja  Ini"  diesen  Gotlosnanien  wulil  aneli  aus  aiideicn  Sprachen  noch 
Ahleitunfien  iiiiiglicli  sein,  ahoi*  es  düi-fle  sieh  ihi.  nach  der  klaien  und 
leichten  Ableitiinj;  im  Tsclii  /u  sehh'el.M'u.  nur  um  zul";Ulige  Volksei  vinolojLiieu 
handeln.  Si»  z.  H.  erklärte  mir  <ler  auch  des  T\Vi  mächtige  Pfarrer  Kngmann 
das  (Jawort  «yi/oitno"  stamme  ali  \(ui  )ii/ot'i  rr  Sklave  imd  )/iq  Person,  so 
daL^  wir  etwa  v.u  der  Bedeutnni;;  >■  Sklavenhalter-  kämen.  Man  hat  sich 
eben  hier  in  iler  Form  ^•^1/0/1)110«  das  Fiemdvvort  "Oin/amc''  muiidgerechl 
gemacht. 

Tiotz  Animismus  und  Fetischismus  tritt  uns  in  Sprache  und  XOr- 
stellungswcise  der  Twineger  der  uisprüngliche  Monotheismus  noch  ganz 
deutlich  entgegen,  obwohl  er  im  praktischen  Leben  ganz  in  den  Hintergrund 
gedrängt  ist.  Freilich  zeigen  die  unter  B.  1 — (I  angel'ühiten  Beispiele,  daß 
der  animistischen  .\nschauungsweise  des  Heiden  tlott  uu't  dem  Firmaaient 
/.usammeidl«>l.>  uiul  die  Bezeichnung  l'iir  ihn  auch  auf  dieses  ühertragen 
wurde.  Aber  auch  hier  steht  fast  in  allen  angeführten  Fällen  dei-  (iedanke 
;in   (lott   noch    im   llintercmmd. 


Fuiilce:    Die  Isalii-Sunidie  im  Wcsistidaii.  ()1) 


Die  Isala-Sprache  im  Westsudan. 

Kurzer  Abriß  ihrer  Grammatil{. 


Von  E.  Funke, 

Missionar. 


Das  Isahi  oder,  wie  man  ebenso  liäufig  liörl.  das  Sisala.  ist  einer  der 
di'ei  Dialekte  der  Grunsi-  hzw.  Gurunsi-Spiache;  die  im  Hinterland  der 
englischen  Güldküste  und  in  dem  angrenzenden  französischen  Gebiet  ge- 
sproi  heu  wird.  AVährend  Awunä.  das  eige.itlirhe  Grunsi,  zu  einem  großen 
Teil  jenseits  der  englischen  Grenze  liegt,  gehören  Kandjäga  und  Isala  ganz 
oder  doch  iast  ganz  ins  englische  Gebiet.  Wenigstens  befinden  sich  die 
von  meinen  (Jewährsleuten  genannten  Isala  Orte  (s.  unten)  nach  ilner  An- 
gabe alle  auf  englischer  Seite. 

Der  Name  Isala  (nach  deutscher  Aussprache  Issala  zu  schreiben)  rührt 
vuii  den  Nachbarvölkern  her.  Sie  selber  nennen  sich  Sisala  und  Ln-isa. 
Ihr  Land  nennen  sie  Laisa-tahä,  I.-Land. 

Über  ihre  Heimat  machten  meine  Gewährsmänner  folgende  Angaben : 
Die  Bewohner  jener  Gegenden  haben  viel  unter  den  räuberischen  Einfällen 
der  mohammedanischen  Sabarmareiter  zu  leiden  gehabt.  Unzählige  wurden 
geraubt  und  in  die  Sklaverei  verkauft.  So  befindet  sich  selbst  in  Lome 
in  Togo  eine  kleine  Anzahl  ehemaliger  kriegsgefangener  Isahdeute,  die  nun 
schon  lange  seßhalt  geworden  sind. 

Den  kriegerischen  Zeiten  und.  vielleicht  auch  zum  Teil  dem  Holz- 
mangel ist  der  Baustil  der  Hauser  und  die  Anlage  der  Geholte  (s.  unten) 
zuzuschreiben,  ursprünglich  soll  bei  den  Isala  das  Lehmkastenhaus  vor- 
geherrscht haben.  Für  den  Regen  waren  an  den  flachen  Dächern  mittels 
Baumrinden  Aljflußgelegenheiten  geschalfen.  Der  Grundriß  der  Häuser,  die 
dicht  aneinander  in  einer  Reihe  lagen,  sowie  der  der  Gehöfte,  war  das 
Rechteck.  Die  ganze  Gehöftanlagc  umschloß  eine  Lehmmauer,  durch  die 
nur  ein  Eingang,  welcher  durch  eine  kleine  Tor-  und  Empfangshalle 
führte,  ei-möglicht  war.  Die  Viehhürden  befanden  sich  meist  außerhalb 
dei-  Gehöfte.  Die  Aufsicht  über  das  Vieh  hatten  und  haben  auch  wolil 
jetzt  noch  Fulljehirten. 

Die  Hauptnahrung  liefern  Hirse  und  Mais.  Von  ei'sterer  wenlen 
eine  ganze  Anzahl  Arten  angebaut.  Die  dortigen  Gegenden  hal)en  ofVenbai- 
vorwiegend    Steppencharakter,     da    dii*    Fächerpalme    (Borassns)    und    der 


70 


1   niikc:    l'if    Is;ila-S]iraclic   im  A\'r>lMitl;ni. 


l'apayahaiim   dio   liJUi|ttNiiclili«lisliMi    NuU-  li/,\\  .  I'niclitliiiiimr   siiul.     r.:iii;uicn 
iiiul    I'isaii'!;  sind   (odrr   warrn    w  i>ni,ü;stcns)   ijair/.   iiiihiMv.-mut '. 

I'iir  die  vollkommene  [{iclitigkeit  dieser  Anü;al)eii  kann  ieli  iiirlil 
Itürijon.  /imial  die  ( icnvälii'.sleute  selioii  eini'  An/alil  .I.dire  ans  ilni'i-  Heiniat 
entfVrrit    waren. 

Namen  der  Orte,  in  denen  Isala  gesprochen  wird: 


\\  Ohiiibiitt' 

Disinir 

lif  ndi 

hjnit 

litK/llhalr 

Thiihir 

li,-/,ri 

lii'fsaiiihr 

In       l'inini       und 

Mäi/iifh) 

Dhjhl 

Diiirir 

lirinmibe 

L((t   auf  fVan/.()- 

Tri  II  ir  im 

liiilaii 

!>i't(/ttba/{> 

K^iispn-t'r 

sisclieni     <I(>l)iel 

Ta^O 

Vorn 

Tiramhc 

Mi/rntie 

soll    aucli     noch 

Fi'si 

Fdtso 

lieiidf' 

JSaicarö 

teilweise      Isala 

Kpotöc 

Sakr 

(ii'iahf 

Tdjia.sr 

•josproclicn 

niURe 

M'oföiiio 

Foni/ii' 

(ibochä 

werden. 

Sf-ntie 

Sn/rii/r 

MhaJr 

Tsal 

Ungefährer  Grundriß  eines  Isala-Gehöftes. 


Vieh 


Die  Laute  und  Töne  des  Isala. 

1.  Laute. 
Konsonanten. 


Faukale 

h 

Velare 

/• 

!/ 

b     .'/ 

Palatale 

ts 

dz 

Zerebrale 

(f 

Alveolare 

/ 

(1 

r      l 

Labiovelare 

kp 

(ih 

{yw) 

Dentilabiabe 

f 

V 

Bilabiale 

P 

i> 

h     h 

Halbvokale 

IC 

1 

1 

hjI 


'  Aus  dem  Umstand,  daß  in  der  Isalasprache  das  gleiche  Wort  für  Got) 
und  Sonne  (wise)  gebraucht  wird  (was  übrigens  bei  den  westafrikanischen  Stämmen 
nichts  Ungewöhnliches  ist),  lassen  sich  Schlüsse  auf  die  Art  ihrer  Religion  machen. 
Fetisch.  Untergott  heißt  ganz  ähnlich  wm'.  Wie  weit  dei'  Islam  dort  vorgedrungen 
ist.  ließ  sich  nicht  ermitteln.  Die  hiesigen  Isalaieute  haben  sich,  soweit  sie  noch 
niclit  Christen  geworden  sind,  den  Mohamniedanei-n  angeschlossen. 


Funke:    Die  Isahi-Spraclic  im  ANcstsudan.  71 

Die  Aussprache  ist  folgende: 

//  ist  in  manchen  Wörtern  ein  bloßer  Hauch  wie  im  Deutschen,  in  amh  ren 
klingt  er  jedoch,  namentlich  in  der  Mitte  eines  "Wortes,  .nuh 
schwach  frikatix.  so  daß  er  kaum  von 

h  zu  unterscheiden  ist. 

k,  t  werden  nicht  aspiriert. 

//  ist  ein  reiner  Explosivlaut,  wie  z,  B.  im  Süddeutschen. 

y  wird  wie  das  deutsche  cä,  nur  weiter  vorne  gebildet  und  ähnelt  sehi- 
dem  westfälischen  </. 

//  wie  ng  in  Bingen. 

t'x  wie  tsch,  in  vielen  Phallen  meint  \w\v\  ein  y  nachklingen  zu  hören,  so  aucii  in 

dl. 

(I  wie  das  iKjrddeutsche  d. 

s  r=;  ,sr/i,  nur  mit  gleicher  ]>ippenstelhmg  wie  beim  deutschen  •?. 

////  wie  englisch  ni  in  C(jnipanion,  ist  nur  schwer  von  ni  (wie  im  Deutschen) 
zu  unterscheiden.  Nur  wo  nij  eine  Konsonantenverbindung  («  und  ij) 
darstellt,  wie  z.  B.  in  ti  i/v  mein  Kopf,  entsteht  damit  ein  nasaler 
Laut. 

(J  als  Inlaut  kaum  von  /•  zu  unterscheiden,  indem  die  Zungenspitze  die 
Bildungssteüe  des  d  nicht  eigentlich  anschlägt,  sondern  sie  nur 
gleichsam  streift.  Es  kann  im  Nachstehenden  voi'gekommen  sein, 
daß  hier  und  da  r  statt  d  oder  d  statt  r  irrtümlicherweise  gesetzt 
sind. 

/•  siehe  d.  Seine  Stelle  wird  häufig  durch  /  oder  (/  vertreten,  z.  B.  (flun)iKJ, 
eigentlich  grunmo  Schildkröte. 

/  wird  ein  wenig  weiter  hinten  gebildet  als  im  Deutschen. 

n  wie  im  Deutschen. 

ti  ist  gleich  unsetem  ß  oder  ss. 

c  wie  s  in  Sang. 

kp  ist  schwach  explosiv,  ebenso 

(jb.    In  einer  bestimmten  Anzahl  von  Wörtern    wird   das   anlautende  b   mit 
einem    sehr    schwachen    velaren    Ansatz    gesprochen.     Wiederholt 
aber  der  Gewährsmann  das  betreftende  Wort,  so  hört  man  meist 
nur   ein    b.     Es    sind    dies    namentlich   die   Zahlwörter   von    3 — H 
(s.  diese).     Da  nun  der  Anlaut  b  bzw.  gb  in  Verbindungen  öfters 
zu   "■  wird,   z.  B.  ha-dedö  {gba - .  .  .)  sechs,  aber 
mdse-wddedö  (zwanzig  sechs); 
bdlia  2,  aber:  indst-icdlia  (zwanzig  zwei): 
kmcald  (kicald)  1,  aber:  beinbald  {bind  bald)   1  Jahr: 
lawielo   wir   sind    krank,    aber:    läbi  gbieh   wir   sind    niclit    krank 

(s.  auch  icnasd  neben  b(2asd  Matte), 
so   ist   anzunehmen,   daß   hier  ursprünglich    ein  gb   zugrunde    lag. 
das    zu  gn-    erweicht    und    dessen    velarer   Ansatz   in    obigen    und 
andern  Fällen,  vielleicht  der  Lautanpassung  wegen,  fallen  gelassen 
wird. 

V  wie  w  in  Wille. 


7^  l''iinl\t':     Pic    Is;il,i-S|iiin'lir    im   \\'i'sisii(l;ui. 

f  \\  it>   im   niiitsrlicn. 

/)   wie    im    I)(MiIsi-Iii'ii. 

j}  ein  .ispii-icflcs  p.  DicM'f  L;iiil  Koiiiiiil  si'lir  sclini  \(>r.  Niclliiclil  ist  er 
i>i«"iil  \«)ii  i>  imtor.scliiotlt'ii.  Kinc  li-iclitt'  Aspiricnmi;  des  y  K.iim 
ültfrliaiipt    in   den   ;in(l('r('n    W'rti'lcrn    iili(M-li(">r(    wiH'ilcn   sein. 

h   liciit    :inr  (!(M-    Mille    von    A   /ii    /•   (diMitsch    n-\    und    I:intt'l    t'.isl    w  je 

r,   das   diMilscIie   \\    iiii;dii;d    i;('S|)i-uclicn. 

N'icUoicIit  sind  beide  Laute  nitlil  iiiiliTsehirdliili  im  S|)iacliü;cl)i'ancii. 

/"  hiiahiak'S  /". 

///   \vi<>   im    DiMitselieii. 

ir  fast  wie  das  eiiiilisclii-  w  in  win.  in  Wiirleiii  mil  " /',  /..  M.  /'/v  Sonne, 
meint  man  daliei-  ein  /'/  nacli  dem  n-  zu  hören.  Seine  Veri)indung 
mit.  //  zu  (jtr  .siehe  (il)en.  Kbenso  krmimt  inv  niehl  l»h)B  als  eine 
Kon.sonantenveibiiKhinii  \  oi-. 

//   w  ie   das   (h'titsehe  /. 

Vokale. 


(1  wie  in  Salz. 

t  ein  weites  r,   wie  z.  B.  das  süddeuLschc  <■   in  .Schwert. 
r  ist  eng  wie  in  lebt. 
p  enger  als  e.  niihei't  sich  stark   dmi   /. 
/  wie  in  gib. 

Q  wie  o  in  Mord,  H(jrde  (westfälisciic  Aussprache). 
o  ist  meist  etwas  otfen  wie  z.  B.  das  deutsche  o  in   Holland, 
w  ist  ein   weites  '/. 
u  wae  u  in  !Mut. 
Lange  Vokale    werden    im   Nachstehenden   durch    einen  Strich  (ä), 
ausgesprochen  kurze  Vokale  durch  ein  ^  [e)  gekennzeichnet. 

Die  Nasalierung  wird  durch  ein  -  (5)  angezeigt.  Dieselbe  scheint 
im  Isala  nicht  überall  konstant  zu  sein,  indem  einige  Silben  das  eine  Mal 
mit  nasalem  Vokal  gesprochen  werden,  das  andere  Mal  die  Nasalierung 
nicht  vernehmbar  ist,  oder  sich  auf  die  nächste  Silbe  verschiebt.  So  hört 
man:  tahä  neben  taliä  Land, 

dzam      •>        äzäsp  Heimat. 
In   einigen  Fällen  deutet  der  nasale  Vokal  den  Au--lall   eines  nasalen   Kon- 
sonanten [n,  n,  m)  an:     töpula  und  tömpula  Tag. 

In    manchen   Wörtern    wechseln   a   und   «.     Ks    rührt   dies   von    dem 
hauj)tsächlichst   vorkommenden  Diphthong  qa  her,    der   in    diesen  Wörtern 
steckt,  z.  B.:       dlase  neben  dzose  Heimat,   kommt  von   dzoasr. 
thcM         -        fsoä/e  grüßen, 
/itölo       »       nforV/f  meine  Freundin. 


Fiiiiko:    Die   IsnI;i-S|ii-aclii'   im  Wotsudaii.  V3 

Lautveränderungen 

koiuineii  im  Isjila.  aiuilog  den  b(Miaclii);irten  Sprachen,  so  reiclilicli  vor. 
daß  dan'iber  in  dieser  kurzen  Ahluindlung  nicht  eingehend  gesclirieben 
werden  kann.  Wer  die  Woi'tarten  und  namentlich  das  Woitregistor  ge- 
nauer durchh'est,  findet  zahlreiche  Beispiele  dafin-. 

Am  häutigsten  sind  wohl  die  Vei'änderungen  durdi  Lautangleichungen. 
Von  den  Konsonanten  sind  es  namentlich  die  Lippenlaute,  welche  diesem 
Prozet^  am   meisten   unt<M  worfen  sind. 

2.  Töne. 

Außer  dem  dj-iuunischcn  'JOn  wird  ganz  dtnitlich  dei-  sog.  musikalische 
Silbenton  unterschieden.  Wenn  aiuh  im  Isala  die  Fälle,  in  denen  gleich- 
lautende Wörter  durcli  vei'schiedenen  Ton  gair/  xcrschiedene  Bedeutung 
erhalten,  \iel  seltener  zu  sein  scheinen  als  in  manchen  andern  west- 
afrikanischen Sprachen,  so  dai'f  doch  der  Tonfall  keineswegs  geringfügig 
behandelt   werden. 

Einige  der  wenigen  Beispieh-.  in  denen  nnterschiedlichei-  Ton  auch 
unterschiedliche  Bedeutung  bewirkt,  sind: 

näsp  Hand  //«.w  Fuß 

(Die  Stammwörter    sind   hier  nä  bzw.  iiä.) 
nkide  {fikldd)  das   meinige 
nkirln    »nicht  fhis  meinige«    =   das  seinige. 

Die  To  nbeze  i  chnuiig  ist  die  übliche:   nämlich: 
(ff)  für   Ilocliton 
(ff)     "     Tiefton 
(ff)     '■     Mittelton 

u.  "    »     die  zusammengesetzten    Töne: 
(ff"  u.  ff)  tiefhoch  und  hochtief. 
In  der  Regel   ist    die  Anfangssilbe    nicht   mit   einem  Tonzeichen   ver- 
sehen, wenn  sie  tieftonig  ist. 

Die  Wortarten. 

1.  Das  Substantiv. 
L  ZahL 

Der  Flural   wird  durch    Anhängung  von    »/»ff.<    gebildet: 
(jeji     Katze  rfellhd     Katzen 

ffio      Fluß  fiiohd      Flüsse 

riiifa  (lötzenbild  rinjahn  Götzenbilder 

Öfters  tritt  ein    >■//«"    zwischen  den   Singular  und   das  l'luialsuftix.     Fs 

ist  wohl  anzunehmen,    daß  dasselbe  auf  einen   verlorengegangenen  Schluß- 

konsüuanten  oder  eine  elidierte  Schlnßsilbe  hindeutet,  wenigstens  in 
einigen  Fällen. 


74  l'uiikc:    1  li»'   l>;il;i-S|ir;iolK-   im  ^\'<•^.lsllf^illl. 

Sing.  I'hir. 

Ifü  i/Kinlni  Koni 

rö  raiiilxi  Aitii 

t?  ti' nihil  Ilnul 

Intiiilä  haiiilnniliii  Hals 

tili  näiiilti)  ^Iiittor 

fäll   {Idliii]  liiHiiiliii  S(>olc 

l,un/ii  h'iii/i' nihil  Id^Miwi-    |\orh  ' 

Da  (las  Sul'lix  'ho-  ausgesproclnMi  mittollonig  ist,  so  Ijriiigt  es  dor 
Toiirall  mit  sich,  dal.^  die  voraufgehcnde  Silbo  in  der  Hegel  iKx-htonig  wird. 
Ks  zieht  also  in  \  i(Men  Fällen  den  Ilochton.  der  meist,  auch  7.ngl(>icli  der 
Stai-ktoii   eiiH's   ^\^)^t('S   ist.   nach   sich. 

i'lii  ih'ihii'  \\ cililiclic    Brust 

liiihio  hahiiinihii'  alte   Fran 

lU'ijpln  (Icijehihif     Ohr 

nji'ihi  i)i/il(ihii        Zahn 

.\ndi'rei"6eits  bew  irkt  das  Suffix  gerne  eine  Verllüciitigung  dci-  vorher- 
gehenden Silbe  dnreli  X'crengung  ihres  Vokals.  Namentlich  werden  «,  r 
vor  ha  beim  gelänligen  Sprachen   leicht  als  e  bzw.   /  gehört: 

iiauibälo  iKinihelihd  Ochse 

s'ihro  sihWha       Ti'äno 

nasf^  »fisrhn  Hand 

j)dre  paröhd         Hacke 

iiik-S(l  niiesiha       Nase 

fsahi  imUhiL         Blut 

■Möglicherweise  ist  diese  einfache  Art  der  Pluralbildung  mittels  eines 
einzigen  Suffixes  nicht  die  ursprüngliche  im  Sisala,  oder  aber  es  hat  eine 
Beeintlussung  in  dieser  Richtung  seitens  der  benachbarten,  mehr-  oder 
weniger  verwandten  Mossi-,  Mamprussi-,  Dagbane-Sprachen,  denen  auch 
das  nächstgelegenc  Dagärti  zuzurechnen  ist,  .stattgefunden.  Es  gibt  nämlich 
eine  Anzahl  Nominalstämme,  die  mit  Nachsilben  versehen  werden  können, 
und  welche  ganz  an  die  Pluralsuffix  obiger  Sprachen  erinnern.  Haupt- 
sächlich sind  dies  se  {sc,  .s/)   und  ho  {li(j). 

hodzonthie  neben  bodlomhise        Knabe 

hatöliibie  »       hatolubisi  Mädchen 

bä]ii^(2  »       bahidse  alter  Mann 

a-i-sfi  Gott,  Sonne 

irP.se  Fetisch 

ilzS  »       (Izase  u.  dz^sf;  Dorf,  Heimat 

tö  •       tQsc  Stadt 

tia  »       tisii  Baum 

tähd  »       täse  Land 


1    mha   kann   sich    in   wenigen   Fällen    durch   Elidierung    des    h   auch   zu    mn 
vereinfachen,  z.  B.  aiiwuo  die  Hyäne,  pl.  uhwüoma. 


diihi 

neben 

dziblm 
(lihise 

tsfjf/n 

» 

th(ni(±sr 

(Ja 

» 

(la-sr 

n<i 

'■ 

nasy' 

)id  {nö) 

" 

//«■SV 

)IV 

" 

liiilid 
llllllll 

(11(1    (u. 

(1: 

(,)    ., 

(1:0/1(2 

Funke:    Die   Isala-Sprachc   im  VVcsImuLiii.  i  .^ 

Küken 
Vogel 
r.ast 
Hol/ 
Fuß 
Hj.nd 
Mensch 
Kind 
Ftenl 

....  rähn  liund    (pl.  rali'i) 

11.  a.  ni. 
Das  Pluralsiiffix   >>/»««    kann    an   beide  P^ornien  geliängt  werden.     Doch 
kommt  es  vor,  daß  die  Formen  mit   sv-  (ohne  ^ba»)  auch  im  Plural  benutzt 
werden.    Folgt  dem  Substantiv  ein  Adjektiv  oder  ein  Pronomen  als  Attribut, 
so  kommt  das  Pluralsuffix  hinter  das  Attribut  zu  stehen : 
iteiiibdrn      starker  3Ienst'h  pl.  iiemlxirdli" 

ni'iho  blnc  schwarzer  Mensch      »     tikIkj  hhulxr 
nd(1a  ein  Mensch  »     ikkUIki 

Einige   Substantive    beginnen    im    Sing,    mit    einem    Anschlagslaut, 
meistens  c: 

am  neben  va    Arm         c-sa  neben  su  Leichnam 
atla       »        tlu  Baum        edo        »       da  Schlange 

2.  Geschlecht. 

Die    Geschlechtsunterscheidung    geschieht    —    falls    nicht    ganz    ver- 
schiedene Wörter  gebraucht  werden,   wie  z.  B.  bei: 
ki'to  Vater        und  iid  Mutter 

hdiiipüdlc  Jüngling      »      tuhpere  Jungfrau    usw.  — 
dui'cli  Anhängung  bzw.  \'oranstellung  von: 

h(i,  halo  ^laiin.   männlich  Im.  liäl(±  Weib,   weiblich 

bdhw         alter  Mann  hdhlq  alte  Frau 

ho  1/6  Sklavin 

hafs(Jro  Hure 

nähdr  Großmutter 

ijuhär  Witwe 

bihäV  Schwester 

nd  Mutter 

nane  (Stamm  na)  Kuh 

dziv'i  Henne   (///  Assim.). 

3.  Kasus. 

Das    Gen  itiv  Verhältnis    wird    ohne    eine    Partikel,    nur   durch    \'or- 
anstellung  des  im  Genitiv  stehenden  Nomens  hergestellt: 
Tioro  dambid^  des  Königs  Sprechei" 
mdrefa  däbüi   »der  Flinte  Stein >•  --  Kugel 


fjö,  boijö 

Sklave 

batsoro 

Hurer 

iiäbalo 

Großvater 

j/ubär 

Witwer 

hibäV 

Bruder 

nambdln 

Ochse 

dzibdlo 

Hahn 

4  {\  l'unki';    l>ii'   I^al.i-Sinai'lic  im  \\ fsiMiilaii. 

iitia-na^   IikIiiI  des    l'.aiiiiii-s    \\  iiivd 

itd   i'ln  "ili  T    Kuli    l'iiMislw  ar/.r  ■•  l\  iiliciilcr 

l.iiiMd-tdlit'i  der    Isala    I.aiul 

\)i\>    A  k  k  n  Sil  ti  V  obji'kt     Inlül    dein    Xiilmm.     kann    ahcr    ancli    sclmn 
Vdl"  dassollx«   ti'etcn.    wenn   ein   NCi'li  ilrr  \'ci  inintini;    im  i;li'ifli('n  Salz.   >ti'lil  : 
ntitt/o  kdjHilii  \\\v   stdI.M    l'nrn 

liiffl  liihKi  ilir   macht  Streit,   aljer: 

iiin.sr  (Inrtn   i/ö  madiel  inchl  Streit  ( •■nielil  Stceit  Miaciit  ■ ) 

rhnmhio    (UiIu'k    rix    iiu    J'<i      dieses    Kind     einl     niirli    nieht     "Kind 

dies(>s    nicliI    inieli    clnl" 
/'/VW   nkpold  •  IJancli    leitet    nns" 

lasU  he  dhpo  »niclit    iini    leitet" 

(1.  Ii.    ei-    ist    nicht    hiinjirii;' 

Das    Da  t  i  V  verliällnis    wiid    (hireh    ■  jid   i;('heii"    i;ehihh-t. 
j>du   (i»2)   ihm  wc'ii'tUcli    L^il)   ihm 

jßii  Id  nns  "  _i;ih   uns 

l>d  l)d         ihnen  >•  ^ih   ihnen. 

iiisf  jtr   initnihi' !  (iolt   <n-\}v   rlic   (ieldl    (//£;   ans  jui   ') 

////'  »f  tsidi  pr  »ich  /ahltc  Schuld  dir-,   ich  b<'/ahlte  iHch 

/•.7  IIP  iHunid  ddin  jiQ    "lasse  Fleisch  geh  gib   ilini«.  l)iinixe   iinn   ikas 

P^leisch. 
olilo  djHiii  Ol-  sagte  mir  rui  pö  verweigere   ihm 

4.  Artikel. 

Der  Artikel  ist  a  oder  f-.  Kr  ist  waiii'scheinHch  eine  Abki'irziing  von 
Ha,  de  bzw.  ne. 

tuge   Fiifumöi'ser  lirgic      der  Futumörser  [t/  ii.  '    zu  /') 

ki      Ding  kla         das  Ding 

kida  das  Ding  knie  [kJda  e)  das  Ding 

hn      Eisen  hmie      das  Eisen 

(/uro  Tuch  f/arode  das  Tuch 

pl.   (/arndebd  (u.  (larqni'hdV- 
In        Kind  bk         das  Kind 

(s.  iernei-  alle  mit  hi   zusammengesetzten  Sultstantive  sowie 
dia     das  Haus  tia         der  Baum  usw.) 

5.  Abgeleitete  Substantive. 

a)  Das  Nomen  agens  wird  gebildet  ilurch  Sut'Hzierung  von 
•  ro  •    ( ro) : 

'    72a   ist   liöciistwahrscheinlicli    eine    Ari    Artikel,   nicht   aber  Geiiitivpartikcl. 

-  Auffallend  ist,  rlaß  (h  stelienbieiben  kann,  ancli  wenn  ein  Possessivpron. 
beigefugt  wird,  z.  B.  Irnfarorh-  das  unser  Kleid,  ])I.  la(/nro'l''h(i  fikldr  das  mein  Ding. 

Diese  Tatsache  legt  die  Yernnitung  nahe,  daß  es  sich  hier  eigentlich  nni  ein 
Demonstrativuni  luid  nicht  um  einen  Artikel  in  nnsenn  Sinne  handelt  (\gl.  |>ron.  iiidcl".). 


!■' linke:    Du-   lsalii-S|)iMclii'  im  W'csisiuliiii.  /  / 

ifäm  Dieb,   \i)n   y^/   sielilcii 

(ja'-h'Q        Schneider    \ 

'  _,      ,  ,,'   ,  i     s.   q(tri'>   Kleid.    Tiicli 

ga  -s(jr(2       Weber  ) 

iivhöorq       Fremder,  Gast 

binö(i<)ro       Hebamme,    s.  lyi  Kind 

lücjurn         Schmied  (Assimilation  des  letzten  Vokals) 

rö(/öro  Zauberer,    s.   rnga  Oötzonhild 

oder   «na.  /«« ' 

tsoyofSond  Lastträger,    von  t.'innd  Last,    fsn  tragen 

(ihoetinä       Hausherr 

tmtina         Ai-beiter  (u.  tent'imUI)  von  t^jifuiiio   Arbeit 

(l'zögela  {dzof/la)   Keiter,  von  gll  rfzä/tn'  reiten 

bj  Das  Diminutiv  entsteht  durch  Anhängung  von  ■</>/  (O/'f)  Kind, 
.hinges.   Kleines« : 

ftiob'ic   »kleiner  Fluß-.  Bach 

ülihif    "junges  Huhn«.  Kiiken 

(lihi(      \'ogcl 

Dobi      Mahlsti^iii.   mit  dem  gerieben   wird 

c)  Andere  \\'örter  können  substantiviert  weiden  mit  Hilfe  des 
I'iuii.   '.\.  Sing,   und  ebenso  durch  Verbindung  mit  »kl  (/■«)  Ding«. 

ohiü  er  spricht"  =  Wort,  von  hla,  hlq  sprechen,  sagen 

(}.siil)(i       »er  ist  tot«    :=  Toter,     »     sn  Im      tot  sein 

kiihl.st-  das  Schwarze,  Schwai'zes 

kufiä  -    ilas  Kote,  Rotes 

knb'ic'''     das  Kleine.  Kleines  usw. 

6.  Lokalsubstantive. 

Analog  allen  w  estalrikanischen  Sprachen  fehlen  auch  im  Isahi  die 
Präpositionen.  Die  sog.  Lokalsubstantive  müssen  dieselben  ersetzen:  z.B.: 
harr   Kücken,  -sia  Angesicht: 

iiliäi-P       "mein    Hucken«    -   hinter  mir 

ii.sia  ..mein  Angesicht"  r=  vor  mir 

fir  pin-f    "des   Baume-s   Grund"   -:    unter  dem    Uriumc      usw. 


'    IUI  kann  zudem   auch  noch  an   den   Anlaiig  des   Xoinens  tictrn: 
nainhäijaia  Jäger 
nahkuTa       Fischer 
napdro  pl.  nr/iärii/m   liauei' 

Ol)    dicse>    Anf';uiü> -/"/    ursprünglich    war    mit    dem    i'rnn.    [iims.    1.  Siiii;-..    kann    \<m- 
nuiiei    wi-rdcn. 

-    f:ii  kiinnie  müglicherw eise  durch   Kontraktion   entsiandcn  sein: 
/■/'  o/iixc   »Ding  CS  ist  schwarz." 
('■  u.   "  v.n  "  l>7.\v.   II  odei-  ii)  usw. 


<  (S  l'iiiikc:     hii'    lsjihi-S|ii';n-lir    im  \\'i>slsu(liiii. 

11.  Das  Pronomen. 
1.  Personalpronomen 

.•i|     ,-ils    Slllpjrk  I  : 
Siii-i.  I'iiir. 

I.    I'.      IUI.    ii(i,   Ulf  (//,    //.    ///)';  1(1 

'1.      "        /■  ///'/'    {<i\ 

\\.     '•       111/   [i/)  Im 

Dil"    UM  \orb  11  lulc  II  <•  II .    (Miipli.-ilisclicii    loiiiicii   des    |iit)ii.    pi-rs.   sind: 

iiiiiKi  [in()ir\       icli 

/*«£?  (In 

{tialiii.   iliiliiiiid   s.    I  )i'm')iis(i'.    pidii.)    it.   sie;,   es 

hl  111^  wir 

indnr  ilir 

(hont,   hinir         sii" 
I)  e  i  s  j)iele: 

nnnä  (/'■        ich  sehe  (es)  nlolo  ich  bin    iiiüdi' 

nakpo  (;iiis  iio-n-kpo)  ich   töte  (s.  Koiijuii.) 

ek^^  bist   du  gekommen:' 

icoatitse         er  schimpft,  heschinipft  (s.  Konjug.) 

latcn  fimin  (oder  Idteri  tint'imia)   wii'  arbeiten 

iriädciiie'i      seid  ihr  wohl  1' 

hah'iäi  sind  sie  gar'.*  (iiämhch  die  Speisen) 

b)    als    Attribut    ( I'ossessi  \  p  ron  <i  in  i' n  | : 
incbi  (mJ)i)       mein    Kind  |)i.    imli'i'lxi 

rnnhihäV  •■       Hiuder 

ehi  dein 

Inähi  (vollst,   iiiahi  bi)  .sein   Ihndei-    usw.   ("des  Bruders   Kind") 
ouiäh(il(i  u.  oliäUj  .seine   Fr;iu 
Idhl  unser  Kind  |)1.   hihlchd 

ebi  euer         » 

hdhi  ihr  "  usw. 

/igdrqde  mein   Kleid oder:  )iyar() 

iiqarndd  dein"-       »       ( -mein  Kleid  nicht  ist's-) 

'iiiäbl  i/ärofU  sein         ■■       (»des  Bruders  Kleid«)  usw. 

IdfiarofU  unser      » 

ä()arqdt  enei-        » 

brnjorndtj  ihr  » 

«A-u/^;  »mein  Ding«  =  das  meinige 

(lAde  »dein    Ding«  =     »     deinige 

iiMdii  »nicht  mein-'  Dinu«  n-      »     seinige 

'    m  vor  />,  /3,  y.     h  vor  A".  /<:/>;,  //.     /'  \  oi'  /,   t.   ti  d. 

-    Bei  einem  von  diesen  beiden  Fällen  ist  allem  Anschein  nach  ein  Hörfchloi- 
unterlaufen.    AValirscheiiilich  muß  es  heißen:  mfarodä sein  Kleid. 


|- linke:    Die  Isala-Sprache  im  ^Vcstsudini.  /  .) 

lakich^  "Unser  Dinii;«  r^   das  unsrige 

ü^nh  »euer  Ditiü-  =      -     eurige 

bäTcide  '.ihr  Ding«  =      »     ihrige 

cj    als    A  k  k  u  s  a  t  i  \-  o  b j  e  k  t : 

1.  //.  ///.   Ulf    iiiieli  Pliir.     1.    Id    uns 

2.  r  (lieh  -1.  :•  — 
.'),  n  [iro]  ihn  3.  ha  sie 
irndiia  uiornihiii  ahitn    ..er  besitzt  (iehler  üiiertrifft  iiiieh«. 

d.  h.  er  hat  mehr  (iekl  als  ich 
iju  Jiiö  ine  m  (  lachst  du  mich  ausl'     (//«  s.  Konjug.) 

ntii  nc  thiia  ye  (}>"-')  ich  habe  dich  bezahlt 
hnlesf-  1a   hr  tP  l<  man  hat  uns  auf  Papiei-  gezeichnet 

2.  Demonstrativpronomen. 

(1(1  liä 

(Inhdijn  '  {clohäi/,  (h/lid),  dieser,  diese,  dies 

(Idhdji  jip  jener,  jene,  jenes 

(lahd  )iir  an   diesem   (Ort),  hier 
ehamhla  clahdi/o  odei':  chi  dnlip  dies   Kind 
(clzin  (lahd;in{  erkennst  du  diesi' 
mPhin  (Jahd     ich  bleibe  hier 
iidda  (Jnlidma  der  iMcnsch   liier 
(Ir/Iidya  me-nohäln  das  ist  mein   (ii^oßvater 
(Inftäi/a  irorr  namt-i)i)lnj  diese  da    ist  meine  Grnfmutter 

3.  Interrogativpronomen. 

nni  [ne)?    wer''     welclier^' 
(////  >/i/()/    Wer  ist  das? 
(///('■s-c.''      «  Wer  ist's!' 

/>('  di  rii/cf  Was  ist's? 

!)(■  (ic  he  inö  itie.i    Was  hast  da  in  deiner  Hand? 

hc  dVi  was?    wie? 

b(i  ditf?         •  wegen  was?    waium? 

ete  nibe?-  »Dein  Name  ist  was?»    ^=  Wie  heißt  du? 

br  diff  che  hö{    Warum  bist  du  nicht  gekornuK^u !' 

lü    (idei     wo?     woher?      wohin? 
(Idlid  iiHid/i         Wo  kommst  du  her? 
ikwt  h(    niadet     A\'o   ist  dein   \'ater? 
niade  hCiiK)'.        Wo  gehst  du  liin? 

4.  Pronomen  indefinitum. 

(Ic  bei  Personenobjekten - 

/•/  {k'i(i)    "Ding",  bei  Sacheuobjektcu 

'    plur.   ildJidlxi   11.   d(di(iili(i. 

''    Natürlicli  kann  auch  im  I.sala.   wii'  anderwärts,   das  W'uit    Cüi-  .MimiscIi   hiiIh 
{im.  no  U.SW.)  als  pron.  iudef.  benutzt  werden. 

ha  »li  m(f    jemanden  führen         l:o  W  no   jemaiKleni   lieueguen 


Sl)  l'unLi';     ll'i,-    U;i|^i-S|.iMi-lii'    im   \\'i'>lsu(l;iii. 

iiä  (ii  M-lifii    ii'^i'iHiciiicii 

nu  ki  •  i'iwiis 

th  Ix  1(1         ('t\v;is   ( 'SSI  11 

/.s'(J  ki>i        v\\\  ;is    kiiclicii 

./V'  'h  jt'iiiainlcii    i'lin'ii 

///•/  Iniia    •iiH'iii    Dinii    ist    \  ci-lui'cii  • .    d.  li.    icli    luilu'   rlv\;is    vcildieti 

.'/'   '/''  j(Mii;iiiili  II    nilcii.    iicniicii 

iiäda  ein    Mciisfli.   irgeiitlciii   Mensch,    jciiiaiul 

kUfa    ein   Dinix.  chvas.   irirf^ixl   ijw.is. 

111.  Das  Adjektiv. 

1.    Der  i;i'ül.itc    I  ril   lU'i-   A(ljcUti\i'    isl    ii'iii    vei-halcr   N;itiir: 

!iu{fä  groß.   \  icl   sein  uliüni    häi/nyö  cikm'  lüsoii   (pl.l    isl    \iel 

f'uijä   enu;  sein 

VQyo    satt  sein  mrüifn  icli    l)iii    satt 

liiHf    tief  sein  oA^/^/  /////'  das    I.dcli   isl    lief 

////wf;    dick  sein 

(Ir        stark   sein  ihidr  kiiiii        du    liist  i^ar   nicht   staiiv 

Im  l'aile   clicsclbi'ii   altiiijntis'  vciw ciidct  werden   sollen,   tritt    das   l\oii- 
jniialionspronomen    \  or  chis   \erl)ale   Adjektiv: 
iiiortiilii      noijiiffd  nohr  äh 

(ielcl    es  ist  viel    es  ist  euer:    d.  h.   viel  (ield  hesil/i   ihr 

■J.    In   einigen    Fällen    isl    die  verbale    Form    durch    Anhäiiuuiiir    einer 
■Sillie  —   meist  se  {i<u)  —   von  der  atti'ibutiven    miterschiedeu : 
irohin.sd  er  ist  alt  l>d  hin  alter  Maiui 

ivofiäsd   ei'  ist  i'ot  kiifia     Hotes  (rotes  Ding) 

Ks  konniien  jedoch  Läutige  Aliweiehungen  von  dieser  Kegel  vor. 
\'iele.  \  ielleicht  ursprünglich  die  meisten  verbalen  Adjektive  scheinen  eine 
einsilbige  Staniinibrm  /u  haben,  an  die  Je  nachdem  ein  anderes  Suffix 
treten  kanu,  das  dem  Adjektiv  seine  spezielle  Bedeutung  oder  seine  Emphase 
gibt.  Diese  Suffixe,  darunter  auch  obiges  st;  (so),  wurden  demnach  als  eine 
Art    Adverbien   zu   betrachten   sein. 

irohiiH    II.   nohin'  er  ist   schwarz 

/lit/iii  h'nii'  schwarzer   Mensch 

Ichiiif  n.  te/nbiiu'  Nacht 
kuhlsf  Schwarzes,  schwarzes  Ding 

kvho.se  u.  I:iiliiii',    (irünes,  grünes  Ding 
o.    Viele  .Adjektive   haben    in    prädikativer   (d.  h.    als  Veibaj    und    in 
attributiver  Verwendung  die  gleichen   Formen.     Es   lassen   sich  wenigstens 
ans  den   vorhandenen  Beispielen   keine  gegenteiligen  Schhlsse  folgern. 
f/pviri  er  ist  weiß,  hell 

kiipulo  Weißes,   weißes  Ding 
föpiila    Tag 
chfuddc  du   bist  nicht  schön:  oaödie  er  ist  gut,  schön 
irodr.   irödie.   in'idi.    in'iri  i£Ut.  schön 


Funke:    Die  Isala-Sprac-lic  im  Westsiulan.  (S 1 

liä  wuri     schöne  Frau 
tMn  ict/ri  guter  Tag,  Fest 
Ebenso  a\  ahrscheinlicli  auch: 

ofüla  ev  ist  gerade  0(j6ld  er  ist  kiumiii  hufdle  Neues 

4.  Nur  attributiv  gebraucht  werden  z.  B. : 

Ine  klein  Tivb'tc  etwas  Kleines 

\iiiiiiiiii  dh    ich  bin  klein) 
hä  groß  di  hä  großes  Haus 

ddu  {(liio)  stark  he  di'inmha  starke  Männer 

{de    stark  sein) 

5.  Das  Pluralsuffix   ■■'ha«   tritt  hinter  das  attributive  Adjektiv: 

he  duamha  (he  di'mmba)    starke  Männer    (s.  Substantiv.  Phir.) 
Die   Komparation  geschieht   entweder  durch   das  Verb   «ki   mehr 
sein«   (?)   oder  durch  te,  He  (?).     Im   ersteren  Falle  steht  das  Objekt   nach 
dem  Hilfsverb,  und  im  andern  tiitt  es  vor  dasselbe.     Beide  Male  geht  das 
Adjektiv  bzw.  Verb  voran: 

wohlasa  alt  im  er  ist  älter  als  ich  |   [a  in  ahim 

icodua  möruihla  akim    er  besitzt  Geld  mehr  als  ich  j       assimil.) 
woioödi  etc  er  ist  besser  als  du  {wodi  gut  sein) 

icode  le  tie  er  ist  stärker  als  wir  {Ja  assimiliert). 

IV.  Das  Zahlwort. 

Die  Kardinalia  von  1 — 7  sind  mit  Präfixen  versehen:  1  mit  »/v/« 
(s.  ki  Ding),  2 — 7  mit  »&««.  Die  Zahlen  sind  auf  diese  Weise  zu  Sub- 
stantiven geworden.  Sie  behalten  diesen  Charakter  bei,  auch  wenn  sie 
attributiv  gebraucht  werden.  Es  werden  die  Zahlen  von  1 — 7  in  Dagarti, 
einer  dem  Isala  benachbarten,  aber  dem  Mossi-Mamprussi-Zweig  angehörigen 
Sprache,  beigefügt,  weü  nur  durch  Vergleich  mit  denselben  die  Etymologie 
der  zusammengesetzten  Zahlwörter  zu  erkennen  ist. 

1  Jtn  ivald,  kirakt  6  ha-dedö 

2  hd-lia  7  hd-depe 

3  he-tüo  {be-tö),  hc-töde,  he-tödo  8        tsödi 

4  ha-nd,  ha-ndse^  9         mRie 

5  hd-nö  {hq-no)  10        ß 
hemhald^                1   .lalir  (aus  hend  Jahr  und  -icald  eins) 
sia  halia               2  Augen 

dzQ.se  hetödo  3  Städte  (auch  dl.  hctüo) 

siliii  hdnö  '.y  Schilling 

dziinle  hdnö  5  Hühner 

vnahdlia  hddepe_  meine  7   I»rii(ler 

pie  tsödi  8  Stück  Jams 

hemhde  nehe  9  Uhr 

hesi  fi  10  Jahre 


'    Siehe  Laute. 

Mitf-.  (1.  Sem.  f.  Orient.  Spi-iflicn.     1922.     III.  .\l.t. 


SlJ  I'iiiike:    Itii'    ls;iI;i-SpiMi-lic   im  \VfSlsii(liiii. 

Dir  /.iis;miiui'iij;est't/l<'n  /clincr  wridi-ii  mit  Ilill'c  di'r  Ivm jiinklii)ii 
.(/(/*.   ilt    nntl  ■    ir<'liil<l<^"t : 

1  1     fi    llr    kWillä  :r=    10+1 

I"J  fi  de  bdlia                                     iisu  . 

13  fi  de  httöilr 

14  /"/  de  baiid.se         usw. 
20  vuini 

'1\     nnird  ih    kiiald     usw. 

Die  Hililmiii;  der  i'iiil";icli('ii  ZcIiiht  .'<"  —  90  ist  iiichl  iihcrall  iiaii/, 
tliirclisiclitiu.  da  dir  Cit'wäln's'eiilf  (illoiibar  niclil  ^cwrtlmt  waren,  sich  in 
dioseiM   Zaldenkieisc  y.ii   bewogen.     Sie  ijal)en   an: 

30    märu  (Uli  fi  --_  iO  i  10 

40    mäse  icdlio^  w  alnscbeinlieh   :   .   "JOer   /weima! 

ÖO    indru   wdlla^  llr  f,  .--20x2-110 

(iO     iiiQsehtöde  walirseheinlich   :-:   20er  di-ciiniil 

70     nidsi.  wddf'd<2  =  20er  6   (i') 

SO    tndse  ha/id-se  walirseheinlich   =-^   20er  \ieiinal 

90    >ad.sf'  Jiebe  ==r  20er  9  (?) 

100    zfjlo  {=  Ku-r  hunfdkpo:  '^  Selinüre  Kauris  n.  '  .,-•        lOO) 

1000    zölo  hfJiKJ  =--   10(t ö   (?) 

Sämtliche  Zahlen  stehen  als  Attributive  hinter  »h-v  Sinaidai'form  de 
Substantive,  wie  schon  obige  Beispiele  zeigen: 

(Izimif        Ix'iiKj         (bn-)       lü       lidlii       heißt   also   wörtlich: 
Hahn  die   FünlV-  (sie)   legen   Kier-'. 
Die  Zahl  der  Wochentage    war  ursprünglich    iTmf.   ist   aber   durch 
Kntlehnung    zweier    Tagesnamen    aus    dem    Haussa    auf    sieben    gebracht 
worden.     Die   alten  Tagesnamen    orientieren   sich   an    den    Markt-    und    an 
den  Arbeitstagen: 

{lijbö  (Sonntag) 

ijolddie  (Montag) 

ilfiijare  (Dienstag) 

f/örie  ( Mittwoch) 

ijnbd,  yqbdl  (Donnerstag)  .M;irkttag 

dlima  (H)     Freitag 

rmbit    (H)     Sonnabend 

V.  Das  Verb. 
Konjugation. 

ßeispiel :     fimn  arbeilen:     /'//   lintiiinn. 

odei-   kurz:     frfiiifiinia    eine   Arbeit    \errichlen 

'    Siehe  Laute. 

-  P>beiiso  siehe  das  uiii)cstiminte  Zaiiiwort  'Vu  all"  und  das  tragende 
Zahlwort  '<nme  wie  viele?-  hatülidme  bcvü  Mädchen  die  alle  =  alle  Mädclien. 
nie  tcü  (wahrscheinlich  aus  «c  beirü  !»ekinv.r)  alle  Menschen.  nähiiUa  hnmnca"/  Bruder 
die  Wie  viele? 


Funke:    Die  Isala-Spiache  im  Westsudaii.  83 

Präteritum. 

Sing.  Plur. 

1.  utima     ich  arbeitete  1.  Idtima 

2.  etima  2.  matima 

3.  wdt'ima  {otima)  usw.  3.  hatima 

Präsens. 

Zwischen    das   Konjugationspronomen    und   das   Verb   tritt    ein    »a«  : 
nätin  tintlmia   »ich  mache  Arbeit«,  ich  arbeite 
ijät'm         »         (aus  m  .  .  .) 
imät'in      »  usw. 

lätin 
mäthi 
hätin 

Futurum 

wird  gebildet  mit  Hilfe  des  Verbs  ■■/////  {mu,  vi6)  gehen«  und  der  Präsensform: 
nä  inü  te  tinthnia   "ich  gehe  arbeite«,  ich  werde  arbeiten, 
yd     '•      "        >■  beabsichtige  zu  arbeiten 

icod  •• 

la      »      "        ■■  usw. 

mä    >• 

7)(i 

Intentionalis. 

Wird    ebenfalls   wie   das   Futurum    von    der   Präsensfbrm    unter  Ein- 
fügung von   "d:d  {dld  de)  wollen,  wünschen«    gebildet.     Das   dominierende 
V^erl)  wird  hier  —  wenigstens  andeutungsweise  —  auch  konjugiert. 
yädzäd'  emo'i   willst  du  gehen  i'       JädldfV  amo  wir  wollen  gehen 
tinadzdd^  omö  er  will  gehen  hädzd  hämo   sie  wollen  gehen 

Imperativ. 

ti-nia        oder  tin  tinthinti        oder  nw.  ti)i  thitimia       arbeite! 

(komm,  arbeite!) 
mätima  oder  mätin  thitnuia  oder  münm  tin  tintlmia  arbeitet! 

(kommt,  arbeitet!) 
Prohibitiv:    sihra  tima        du  sollst  nicht  arbeiten!   (.  .  .  bera) 
inasibra  tlma  ihr  sollt  nicht  arbeiten ! 

Die  Verneinung 

wird  durch   das  Verb    "hc   nicht  sein«   hergestellt.     Dieses  Verb   wird  kon- 
jugiert,  und  das  zu  negierende  Verb  wird  ihm  (ihii«>  Pi'onomen  nachgestellt. 

rbe  icode  du  bist  nicht  schön 

obo  pere  es  reicht  nicht     (Assim.) 

inhe  na  ich   habe  (es)  nicht  gesellen 

mete  bbeßola  ich  freute  mich  nicht  \^mcte  meine  Haut"  (:')  istSubjekt]. 


S4  Funkt":    l>if    lN;)la-S|)iM('lic   im  A\'('sism(1;iii. 

/iir    Norstiirkimi:  il<'r    NiTix-imiiiu   stflil    liiliilii;   .'im    Sclilnl.^   des   Sal/es 
kniiii   (/v/y/f'l'. 

ih(    ilt:  kiiiiä  i\[\    liisl    li.ir   iiiclil    sl.irk 

/«/«   Ar   t'ikdtir  'iiiüdc    liin    icli    iiicIil    (liifcli.iiis    .     irh     l)in    i;;ii'    iiicIil 

(iiorli    iiiclitl    iiu'ulc 

hiiltii   hl   kitiiä  sit'    ItJilx'ii    ^-.'ii'    Icciii    Kind       (.  .  .  Im    Assiiii.) 

ntvhi'  lidT  kdiir  ii'li    li;il)('    iiodi    keine    I'i';in 

nititi    luil    kniii'  ieli    li;die    iinfli    keinen    M;inn 

Verba,  die     sein,  haben     bedeuten. 

A  iTi  !■  ni  ;i  I  i  \ . 
Ik    sein,   sicli   l)c(in<ien 

ithr  ithnir  «er   lielindet  sieh   (in)   meinem    K'üeken'. 

(k  li.   er  ist    hinter  mir 
olii    ii.^iii  "Or  belin(h',l    sich   (in)   meinem    Anixesichf". 

d.  b.  er  ist  vor  mir 
(kiio  he  inad(:i    dein   Vatei"   ist  wo? 
rcohe  dzie  me      Es  ist  ;in  der  Wnnd 
iiiöndhi  Itp  nie     »(ield   ist  hei   mii',  d.  h.    ieh    h;d)e   (leid 
niinhältn  hddipp  he  luMra-  sieben   Hriider  haiie   ich 

X  egati  V. 
hl   nicht   sein 
iiiöruibi  tue  nh-       »(leid  ist  nicht  bei  mir",    ich  habe   kein  (io!d 
töaJnnd  tu  ediräi    Hast  du  keinen  Verstand? 

Das  Verb  A-r/««,  hn  greifen,  fassen 

wird    vielfach    als    Hilfsverb    gebraucjit.      Ks    muß    im    Verein    mit    einem 

andern  Verb  oder  einem  Substantiv  als  Objekt  eine  Tätigkeit  beschreiben. 

f'th*  die  es  im  Isala    kein   besondeies  ^'erb  gibt.     Im    l)eutsclipn   ist   es  meist 

diii'ch   eine  Präposition  z.  ß.    »mit"    wiederzugeben. 

kn   nii   nio    "fassen    jemanden    gehen«    =^    mit    jemanden/    ii<-!ien, 

tl.  h.    ihn   füll  i-en 
käue  iKimiu  mno  pq   "greife  (das)  Fleisch,  geli  gib  ihm«, 

d.  h.  bringe  ihm  das  Fleisch 
käii'  lörö   "fassen  tlen  (Mutter-)leib«,  d.  h.   schwanger  sein 
käu  (lise   "greifen  Schmutz«,  d.  h.  schmutzig  sein 
(Eine  ähnliche  Funktion  wie  kdna  hat  auch  kpü  nehmen.) 

'  Die  eigentliche  Bedeulung  dieses  N'erbs  ist  mir  noch  nicht  klar  geworden.  Daß 
es  mit  «hina,  ka  greifen,  fassen»  identisch  sein  soll,  erscheint  mir  unwahrscheinlich. 
In  dem  Falle  würde  z  B.  l'Jo  be  nkane  wörtlich  heißen:  "Müde  nicht  ist,  ich  habe 
ergriflen«  [Müdigkeit  hat  mich  nicht  uepackt  (?)]  und  nnhi:  hnV  latm'  -ich  l)in  nicln 
(ein)  Mann  hat  ergrifreii". 

-    Die  tirundl)odoutinig  von  dira  ist   nfuli   niihekinnif. 


Klinke:    Die  Isala-Spnichc  im  \\'estsiiclaii.  85 

Außer   diesi'iii    vcnlaukeii    die    meisten    sog.   subjektiven    \'ei-b:i    dem 
\'eib  ka  ihre  Bildung: 

öv/f'  l'o  ne      "Schweiß  packt  mieh-    -  :   ieh  schwitze 
icoTP  k(i  IIP    »Frost  packt  mich  icli  friere 

VI.  Das  Adverb. 

Die  im  Spiachgebiauch  am  mtisleu  angewendeten  Adverbien  können 
im  Isala   nui'  durch  besondere  Verba  bzw.  HilCsverba  wiedergegeben  werden: 
iiijrihra  brnirl  [iij/a  =  «ff)    »ich  werde  wiederholen  nicht  gehen", 

ich  gehe  nicht  wieder 
iiia.sihrd  iiiiKjhu!    Schlagt  nicht  niehi-I 
ecU  htvreJ'i  »Hast  du  gegessen,  bist  du  fertig ;'" 

d.  h.  hast  du  fertig  gegessen'.' 
Der  Kest   der  Adverbien   und   adverbialen   Bestimmungen,    sofern    es 
sich  nicht  um  reine  Adjektive  handelt,  trägt  substantivischen  Charakter,  so 
vor  allein  die  Zeitbestimmungen: 

dlinä        heute  fd        früher 

tsiß  morgen  Ukdn  übermorgen 

(lia  gestern  (!')  diado   vorgestern  (?) 

■wihaijd     31ittag,  mittags  (s.  Sonne) 

de\Iänd  ^   Nachmittag,  nachmittags  [d  in  de  assimil.  von  te) 

tsiifsqald  frühmorgens  (fsifioald) 

Idemjc      Jetzt 

to   herc    [tnmhere,   tebim^,   tcmhuie)    Abend,    abends,    wörtlich     »das 

Tageslicht  wird  dunkel« 
tö pidd  {tmitjJida,  topld)  tags,  am  Tag,  wörtl.  »das Tageslicht  wird  hell". 

Der  substantivische  Charakter  dieser  Zeitbestimmungen  zeigt  sich  be- 
sonders darin,  daß  sie  event.  ein  Fron.  poss.  vorgesetzt  bekommen  können: 
rt.üe  csi  mö?         -Dein  morgen  wirst  dn  gehen?« 
d.  h.  Wirst  du   morgen  gehen? 
ntsie  hra  Ijr  nid    »Mein  morgen  wiederholen  nicht  gehen«. 

d.  h.  ich  werde  morgen  nicht  wieder  gehen 

Vll.  Die  Konjunktion. 

ade,  de  [de,  dl)  und  ■ —  daß  (huiiit 

tembine  de  tsitmald       Nacht  und  Morgen 
fi  de  hetörle  zehn   und  drei  (13) 

nhd  Z'/a  mo  de  m/ötia  ich  fasse  Ding  gehe,  daß  icli   kaulc, 

(1.  h.   ich    handli' 
Tco  d'avöi-e  komm,  damit  wir  Palaver  iialtenl 

ko  dl  ndaye  komm,  daß  ich  (dich)  lehre! 

^    Wahrscheiulicli  heißt  das  Subjekt  k.    Infolge  Kontraktion  des  Auslautes  p 
Hilf  dein  Konjugationspronomen  (o  wo)  ist  tö  entstanden,  also  /..  15.: 

((';  b'me     Tag  wird  dunkel  tv  ujndd  (te  opld)  Tag  er  wird   Ik  II 

te  obere  Tag  er  wird  dunkel  tc  dand  Tag  wird  alt 


^(5  l''iiiilxi':    l>ii'    I.sala-S|irai'lir   im  Wi'sImkImii. 

VUl.  Die  Interjektion. 

/    ja,    (1   nriii. 

he....!    AnlTortiiTiiiiü;    /iir    Aiirnirik^ainkcil.   rU\  ;i  Ilodal 

Zur  KtMintlii'liinaclmni;  der  l'"rap,(\st('lliinu,  wird  ilic  Sfldnl.^sillx'  Ulciiici' 
rrai;esiit/o  -  oliric  Fragc^pioiionuMi  l»/w.  -parliUrl  —  lux'lilonig  und  i;i'd('liiil 
•icsproflifii : 

Imhia!  ist   rs  garl' 

rthttd  th'i'!    hast  Hu  fertij;  n(\irl)<Mtc(  1' 
iku{  liist   du    nvkoniiiicn  ? 

Als    l'iaixcparlikel    sti'lit    aucli    wold    lir   am    I'.ndc    des   Sal/t's. 

i/(iiiiö   im    Hl'.       I.acli.st    du    niicli    aus!' 
Di»'    iic  brä  II  f  li  1  i  (' li  stcn    (i  rii  ßrornicl  n    siiul: 
am  M(U'g(Mi:  A  hc  dia!  (luteu  Moi-geu  I 

B  cdin  fniä,  ekle?  (jiiteu  Morgen  ebenfalls.  Iiist  du  aufgestanden '.' 

(oder  cdia  zdrnma) 
A  nidsir  ich   bin  aufgestanden 

B  hrmlnsi  kiei        sind  die  Kinder  aulgosUindon'.' 
am  Tage:   A  he  wisel  (pl.  rdie  icisc)         Guten  Tag! 

B  etcle  wise?  {t^\.  c  icist' trie)  Guten  Tag,  wie  gehts  dalKMin!' 
am   Abend:  A  5<"'  dänäl     Guten  Abend I 

B  fjdane  tele?-  Guten  Abend,  wie  gehts  daheim;' 
Rückkehr  von  der  Keise:  h'In  (=:=  he  ein)  von  ra  lo  reisen 

Du  bist  gut  gereist 
pl.   he  mnlQ  .  ,  "         . 

'  llir  seid  gut  gereist. 

Abschied:    ts(2le  he    grüße  gut 

Dank:    he  lo!    danke  schön!  hc  löloln!    danke  \i(,'lmalsl 


Anhang. 

Zwei  kleine  Gesänge  in  Isala. 

1.  SiihQaro  okö  ladzd. 

Fremder  er  kam  (inj   unsere  Heimat. 

Ldna  Vi  pdha  olia  ^  6mo  hadid. 

Wir  schöpften  Wasser  ihm    er  aber   er  ging  (in)   ihie  Heimat. 

01(ä  yide  hö ',  apäpd  lä ! 

Er  schrie:  Ihr  habt  schlecht  behandelt  uns! 

2.  Hd  wüdi  obe  sü  käne 

Frau  schöne  sie  nicht  sterben  gar 

Kö  du^  lale^  dlda  U  vi/o. 

Komm,  daß  wir  schöpfen  Wasser,  trinke! 

'    Diese  Bedeutung  von  lia  uiid  ho  ist  nicht  sicher. 

-    =:  di  Konjunktion. 

•''    =  hine,  die  emphatische  Form  des  Pron.  pers. 


FiiiiLc:    Die  Isala-Spiin'hc  im  \\'c!>t.siidan.  (S  / 

Freie  U  b ersetz  im g: 

J.    Ks   Uaiii   eiiisl   ein  Freiiulrr  in   imser  Liind. 

Wir  waren  mit  Speise  und  Trank    ihm   /.iir  llaiui. 
Doch  als  er  kehrte  nach  Hause  zurück, 
Beschimpft"  er  uns  dorten  nn't  bösem  Geschiek. 

2.    Soll  den   Tod  denn   fühlen 
Dieses  schöne  Weib! 
Auf!  mit  Wasser  kühlen 
Laßt  uns  ihi-en   lieibl 


88 


Fun  kl-:     N'okaluilar  dvv  Kn>M\ssi-S|>ratlu'  im  \\'cstsMil,iii. 


Vokabular  der  Kussassi-Sprache'  im  Westsudan. 

Von  E.  Funke, 


Missionar. 


(II  :  .-.  Ilaiissii.) 


af'o  mal 

nf>di/l  zweimal 

abofd  dreimal 
addka  Kiste,  Kasten 
ogöla.  agöl  Himmel,  das  (.)beic 
oknra  Sgl.  u.  pl.  Hyäne  (H  ktiro) 
ald  der,  die,  das  meinige 
ahifu  Tasche  (H) 
dnde  aber 

npeog   h^  fnrifari,   dnde    nid   dsabld 
sein  Schaf  ist  weiß,  aber  meines 
ist  schwarz 
ani  dort 
nun  pron.  demonstr.  u.  interrog. 

annnidd  ipl.anqnideba  dieserMensch, 
dieser,  ein  gewisser  Mensch 

a/wm  pucr  diese  Frau,  eine  gewisse 
Frau 

a>}Qn  dögd  dieses  Haus 

ann  ne?  wer?  welcher'' 

anä  nlai  wer  ist's? 

be  ano  ne  (be  'nö  ne)  jedermann 
arhd  billig  (H) 
ayi  num.  zwei 
ayei!  neini 
ba,  «^bäyi  (yibaiji)  zwei   von  euch 

babdtä  drei  von  ihnen 
bd  pron.  pers.  3.  Plur.  sie,  ihr,   ihnen 

bane  bameh  sie  selbst 

batöm^  sie  arbeiten 


trUmio  ba   wir   i'iihrlcn   sie   (hin) 
•■//(7"   dient  auch  zur  Bildung  des 
Passiv :  bäbqdeba  sie  weiden  gelicl)l 
bä  pl.  basp.  Hund 
babegd  viel 

nini  babegd  viele  Menschen 
babök  viel  (s.  bdhega) 

nideba  babÖk  bet  viele  Menschen  sind 
krank 
bade  schlagen 
band  pl.  bÜKe  Krokodil 
band    pl.  bdse     1.   Gold,    aziirufa-bänd 

Silber:    2.    Ring,   Spange,    nu-bäna 

Fingerring 

syn.  nn-töga  pl.  tö^'se 
bdndua  Eltern 

bdnduäte  unsere  Eltern,  von  diia  [Im] 

gebären :  sie  haben  uns  geboren 

hän^  pron.  pers.  plur.  3  sie 

bdne  pron.  welcher,  derjenige  welcher 

bäri^\.  bnd  Götze,  Fetisch  (hdrepl.bddd) 

fe'-bd'ar,  tes'-h.  Holzgötze 

teiir-bd'ar  Lehmgötze 

bamä'an  hd'ar  sie  machen  Götzen 
baregd  pl.  baresA  Rasiermesser 
bdsc  (&aV/Y'[?])  wegwerfen 

bd-sem!  wirf  weg! 
baya  pl.  bayas  Totengi  aber 
be  all 

be  anö  ne  jedermann 


i    Das  Kussassi    (auch   Frafra   genannt)   geliört    z.ur  Mossigruppe.     Vgl.  An 
thropos  VIII.  S.  467  ff. 


Funke:    Vukahulai-  der  Kii.s 

be  i/dsa  überall 

he  hq  alles  Ding,  alles 
he  sein,  sich  befinden 

tihene  dogö  wir  sind  (im)  Zimmer 

daa  he  Ttpenna    der  Markt  ist  hier 
hedä  krank  sein 

ohedü  er  ist  krank 

onhedä  pl.  han'hedd  Kiauker 
hedegn  groß  sein 
hegd  pl.  hkU  Stirn 
hego'  Morgen,  morgens 
hegune  moi'gens,  am  Morgen 
he^et,  bede  Geiz 

oinor  hede  er  hat  Geiz,  er  ist  geizig 
Brnd  pl.  Bernd  Moba,  ein  Stamm,  nord- 
östlich von  den  Frafra,  in  Togo 
Benö  Land  der  jMoba 
hmgere  pl.  hengd  Bohne  {benere  pl.  bena) 
hesire  pl.  besd  weibliche  Brustdrüse 
bet  krank  sein 
hl  Kleines,   Kind,  Junges 

hl  j)üginct  [bi pügf)  weibliches  Kind, 
Mädchen 

bi  biV  pl.  bi  hihis'  kleines  Kind 

bilia  pl.  biliare  kleines  Kind 
btäla  wenig,  klein 
hiare  pl.  biaya  jüngere  Schwester 
bigd  pl.  bise  Kind 

his'hatd  drei  Kinder 
bilia  pl.  biliase  kleines  Kind 
himhime  pl.  bimbimd  Schlafmattc,  Bett 
bind  pl.  bind  After 
bis  ireld!  Grußformel,  etwa:  Hast  du 

gut  geschlafen?     Antwort  .vomd 
blsim  Milch 
6ö?  was? 

bö  nine?  was  ist  es? 
bo  //ela?  warum? 

/oj/itre  bi/ani/e  bni   »dein  Name  wird 
genannt  was?«  '-=■  wie  heii.it  dti? 
bn})ega  pl.  böbese  Tnihau 
bodo  lieben 

bhhqdef  sie    lieben    dich,    du  \vii'st 
geliebt 

bdbqdö  (,  .  .  .  doud)   er  wird  geliebt 
bödo  pflanzen 


!s;is.si-S[H'ai-lic  im  ^^'csti^lldall.  S,) 

hagere  pl.  boga  Widderhoi'n,  'ricrhorn 

w^ft'-Jry'^^r/' »König desWidderhorns<. 
Fetischpriester  (derselbe  trägt  bei 
seinem  Fetischdienste  ein  Widder- 
horn  auf  dem  Kopfe) 
band  j)l.  hose  Esel 
biignsem  weich 

bumberv'   {Jmmbenign)   stark,   mächtig 
bune 

mdinhkne  der  meinige,  das  mein  ige 

l/dbwii  der  eurige,  das  eurige 
(s.  hune  Ding,  Sache) 
boga  pl.  böse  Ziege 
h(2kö  pl.  boade  Loch,.  Grube 
hon-debo  Essen,  Nahrung 
bon-nudere  Trank,  Getränk 
biiale,  buanye   rufen,  nennen 

foyure  buanye  icqldirola?   wie   heißt 
dein  Name? 

hualemo!  rufe  ihn! 

bualem  liga!  rufe  das  Kind  I 
bääse  fragen 
budvp'  {budub')  pflanzen 

inhikl  ne  ich  pflanze  (auch  bödo) 
hugesd  strafen 
biigüm  Feuer 

ingin  bügum  Feuer  anziuiden 
bune{bun\,  hon)  pl.  bhndm  Ding.  Sache 
(H  abu) 

hon-debo  »Ding  des  EssenS",  Speise 
Jinsana  T^\.Busanse  Buzansi,  ein  Stamm. 

nördlich  von  den  Frafra,  zum  Teil 

im  französischen  Gebiet 
Biisanq  Land  der  Buzansi 
da  kaufen 

da' ab,  däh  !  kauf! 
da  dient  zur  Bildung  des  Prohibitivs 

da  kirn!  geh  nicht! 

da  nine  de  aJä!  maclfs  nicht  so! 
da  pl.  däse  Markt 
d(d)a  zaä  alle  Tage,  iumier 
därene^.  [därene)  wann?  (vgl.  däb.  Tag) 
dabesere  pl.  daha   Tag 

dabese  yi  zwei  Tage 

daha  yopue  siel)en   läge.  Woche 


1)0 


l'inikc:    X'nkaliiihtr  (In-  Kiisv;isNi-S|iiM<-li("  im  Wcsisudan. 


(Idliitiiii   l'urc'ht.  Aiii;st 

nf(irr  (liihiaiii  ich  Ii.iIpc  I'm  tIiI,  rüiclilc 
iiiicli 
lhi<//itiiiii  |il.  DiKiluiiiiii.  .M;iiii|>iiis.si  (1111(1 

l);ij;uiiil):i|.'|)  iNaclili.ini  der  FialV;!) 
Jifif/fxt/in   l„iii(l   (!(•!•   M.    iiiiil    I). 
(fiii/ii  pl.  '/«'//  IIdI/. 
iliihpiiii   |)I.  fJiikfihiii    .M.tiH  I,   W  ;iii(l 
<hiw    Pnlinw  ein 

Hill'  (hiiii  ki)l    einer,   def   \  iel    I'.iliii- 
ueiii   trinkt.  'I'fiiikei' 
(In  nid  III  1-üge 
ilaiiihnl  bcraiiscliemle.s   (icliilnk 

null  (hiiii/i'ö/    Trinker 
f/do   [)l.  ffdpa  {ddp]   Mann.  Miinnliclics 
ilärr    iil)oi  morgen 

ziiii    (1.   vurgestein 
ilamna    pl.  (ln,sd)iia    .lüugling,    junger 

Mann   (s.  ddo  Mann) 
(If  essen 

hoii-deho  Kssen.  Speise 

df  »id !  ißl 
drijd  pl.  d«W'  Kbei-.  \\'il{l.scln\ein 
dftjerc  kurz 
dcymc  schlal'en 
dfisiino  pl.  dp.slne   Lödbl 
dia*  spielen 
diäde  schmutzig 
dlama  Spiel 

d'tgelem  üummi,   Kautschuk 
do  tpnn  rechte  Hand.   Reelite,  rechts 
doqö  pl.  döde  Haus,  Zimmer 
dögo  kochen 

pua  kan  dögöd  Saab    (»Frau    koelit 
Essau«)  Köchin 
da  steigen,  besteigen 

ndn  icuefn  ein  Pferd  besteigen,  reiten 
diin  aufstehen,  sieli  erheben,  sich  ent- 
fernen, entfernen 

dna  bii  ein  Kind  bekommen,  gebären 
diime  pl.  dl  und  Knie 
dnna  pl.  di'iiiiesf  Moskito 
?e!  ja! 
edbgo  (edbk')  Zoi-n  (H  döse) 

idok  gbä'ain  ich  bin  zoi-nig 

pdok  gbä'afe  wir  siud  zornig 


igd'  pl.  r.sv'  Nagel,    Kiallr 
f'd  lialten.   festlialtiMi 
f\il>!  iiall    fest ! 
iiifdf"  ich   halte  dich   fest 
fo/dm  (In   liällsl    mich 
J'ii'rd   langsam 
f'ih'n  !    fard  l     ( !  nilSruiinel      Langsam  I 

langsam  I 
JiU'd  iipf'tönid!   (iliiek    /.iir   Ariicill 
/'iri/drl  weiß  (II) 
''"    /'.    weiß   sein 
/'^   />/.   /■"    pron.  j)ers.    J.  I'.   sing.    du. 
ilein.  dich 
fojiiiji  deine    Fran 
fotdr  Ugidi  du  hast  (ield 
rdok  gbiCaf  Zorn  hat  dich  gepackt, 
d.  h.  du  bist  zornig 
ßmc.  Ja  pron.  pers.  sing.  L'  du 
fiipiia  pl.  J'iipidina  Nadel 
gnre  pl.  gada  Sattel 
gnf  mehr  sein  als 

dient  zurBilduug  der  Komparation 
iigdtf'ni  nf!  kppiii  er  ist  größer  als  ich 
Loiiir    ijot  Mniigii  iip  mrilßspm    F.  ist 
schöner  als   M. 
gbu,  gbä  packen,   fangen 

pdok  gbä' am  der  Zorn    packt-  mich, 
ich  bin  zornig 
ghale  pl.  gbald  Mattenzaun 
gbigimiip  j)l.  gbigimna  Föne 
j  ghöeya'ar  Krankheit 

otar  gbqriiaar  er  ist  kraId^ 
gbqnö   pl.  gbaiid    Kuhfell,    zum  Sitzfüi 

bereitetes 
gederf;  pl.  gedd  Rinde 
gekd  pl.  gegese  Taubstummer 
\gobegd  linke  Hand,  links 
gose  schauen,  betrachten 
gude  danken 

ngudi gndpf'   ich  danke  dir  (H  göde) 
gutüsnkn  Tafel 

'  gumne  (gum)  Banmwollstrauch,  Baum- 
wolle 
gunö  (sgl.  \  on  gunuip]   Baumwolliaden 
I  gure  pl.  gugd  Kolanuß  (H  goro) 


I-' linke:    Vcikabiihii'  cIpi"  Kn> 

liale  vvahrsch.   =  H  halt  Charakter 
■     obä  asöm  haU  der  Vater  ist  gut 
liäle  ne  von  ...  bis  (U  hör  bis) 

JIa?iffu   häle   ne   Loiiic    von    Maugu 
nach  Lome 
/,   ijß  herausgehen 

imd!  geh  heraus! 
vi(/i  setzen 

Ingim  hüguDt  Feuer  anzünden 

irKjim  Tcüam  begießen,  tränken 
li/a,   irr  suclien 

'.'/"  ^0.  suchen,  etwas  suchen 
ii/äyö  pl.  iyäde  Grube,  Grab 
/'ff  nicht 

iil-ä  l'iyuJi     neben : 

nkätar  l.  ich  habe  kein  Geld 

haka  l.  sie  haben  kein  Geld 
ka  kina  gehen,  fortgehen 

ka  te  kina   wir  gehen  Ibrt 
kdmjere  gi  oLi 

nUr  kdseyca  gi-otter  Mensch 
kdurnnd  Mais 
kiaf)  hacken  (kia\  h'i/a) 
kieffj  pl.  ki  Getreide 
kima  Hii'te 

nakima  Kuhhirte 

peikinia  Schafhirte 

tcoed'  ki'/na  Pferdehütei' 
kind  kommen 

bd  kind  sie  konunen 

kina,  ka  .  .  .  kina  gehen 

ka  uo  kina  er  geht 
kqahä  pl.  knanse  Kokospalme 
kobego  pl.  kobedo  Feder,  Gefieder 

mm-kobeijo  Straußenfeder 
kögo  pl.  köde  Antilope 
kölega  pl.  Icölese  Fluß 
korel^ndd  Laus  (H  korhota) 
kpdä  schütten,  ausschütten 

kpdm!  schütte  aus! 
kpa'd  pl.  kpa'a.se  Händler,  Kaufmann 
kpäm  Öl,  Fett 

kpa  ziog'  (ztok,  zto)  rotes  Öl,  Palmöl 
kpdno  pl.  kpini  Perlhuhn 
kparäle  pl.  kpäda  ein  großer  AiVe 


s;tssi-S[)rache  im  W'estsiidaii.  \)  1 

kpdrebri    pl.  kp)are    Kleid,    Landestucli 
(auch  pdräbq  .  .  .) 

piiaV pjdrüh''  die  Kleider  der  Fi-auen, 
Frauenkleider 
kpe  hereinkommen,   hineingehen 
kpela  {hpla)  hier 

kpeh  nicä  hier,  an  diesem  ( )rt 
kpem  {pem)  alt,  erwachsen 

ügätenme  kpem  er  ist  älter  als   ich 

kphn  nid'  altei'  Mann 

po  kphn  alte  Frau 
kp'ein  pl.  kpernndni   1 .  Toter,  Leichnam  : 

1.  Geist  eines  Abgeschiedenen 
kpenira,  kpe  mm  pron.  demonstr.  di<-s 

i/öni  kpenwa  diCvSes  .lahr 

(/baniii  kpmuc!  pack   hier! 
k2>ia,  kpiija  sterl)en,   tot  sein 

hkpia  ich  starb 
ki'i  sterben 

sj'u.  kpia 
kiiaho    auf  dem    Felde    arbeiten,    das 

Feld  bestellen 
kudm  [kii'd^n)  Wasser 
ki'/a'-set  verkaufen 

iikmsct  ich  \'erkaufe 
kiidinka 

so  kiidinka   niemand 

sial  kiidinka  nichts 
kiidugu  pl.  knie,    1.  Metall,   Kisen : 

2.  Uhr,  Stunde 
kug-  pl.  ?  Stuhl 
kvgiiU  pl.  kugd.  Stein 
kvkqmäshn  Frosch 

kiiku     schreien,     weinen,     wehklagen 
[      (H  kuka) 

kvnkqmne  pl.  kunk(±nid  Aussätziger 
kupari' -todom  Ellbogen 
kure  pl.  ktiya  Spaten 

kirre  ne  liana  Spaten   unil  Hacke 
kin-cgd  pl.  kürese  Hose 
knsUga  pl.  kiisäse.  Fraframarui   {kii.s(ig\ 

ku-sa    pl.  kusäs') 
knmgn  Land  der  Frafra 
kiim.s'p'tat  Sprache  der   Fralra 
lä  pl.  läJifi  Teller 


i)2 


ruiiK«":     \  t'lv.iliiil.ii    ,1,1    I\ !!>>>. i>tii-S|irMch('   im  \\',.sKii,l,iii 


M/o   |il.  liifrdi;  ixv\^\ 

ntiir  l»tif(h<   icli  hnln-  (lild,   liin  icicli 
Itila    lang,  writ 

•v(»/v    ntinirä    />t('/(i/ii     dicsiM'    W  i'i;    ist 
niflit    woil 
läiwrr   \\\.  läini    Hill 
A    Neg.  Partikel 

It'-kii  so  in    II  i  eilt    l;iiI 

/r/*r  riiorpiiiiii   iiiclit   .st.uK 

A/w  zimifi   iiiclit   viel 

Ayw  kä.'<f(fr  nicht   grolA 
/f/v")  verschieden,  anders,   hesontUi-s 

.tlnha  kill  sijare  l^ko  Jeder  !;ing  einen 
andei-en  Weg 
Ir.sänr  1(1  wann,  damals  als 
liniin  pl.  liensc  Axt.  Hacke 
likä  pl.  /////*■/  Dnnki'llicir.    Finsternis 
nie  (pl.  ;•)   Grenze 
liiie  welches,  dasjenige,  welches 
line  sein,  beti-agcn 

nifi  ne  i/i  line  In  wow'  zwei  nnd  zwei 
ist  vier 
lii/n  fallen 

nlii/n  ich  falle 

iniiene  lii/n    die  Si)nn"    ist   nnteige- 
gangen 
lö  binden 
IngÖlc  Süden  u.  Xoi-den   (wahrsclieinl. 

»Seite-) 
ma,  in  pron.  pcis.  ] .  P.   ich.  mein 

mbiarc  pl.  mhiai/a   meine  (jüngere) 
Schwester 

ma  inhkld  ich  bin  .krank 
um  pl.  ntnndina  jüngerer  Bruder 
vid  pl.  ni^  dient  zni'  Rildiing  des  Im- 
perativs 

;/eaind  !  siehe  I 

fhiaind!  steh  auf! 

ziiit'ine!  l)leiljtl 
ina  ne   lügen 

hdmä  ne  sie  lügen 

oma  ne  er  log 

damä,  darndm  Lügen,  Lüge 
ma'an  hd'nr  Götzen   anfertigen 
inäda  scheueru,  putzen 
inatfd  Flinte,  Gewehr 


mnlkiii    l'(il\  er 

mann  Okio 

nidiie  j)i'i)n.  pci  s.  sinn.  I.    ich,    mit- 

iiinne  fo  ich  und  du  (vollst,  ninjie  in  J'u] 

iiii'isiiii-le.   pl ft's'   Kcgcnschirm 

med'  död'  Hans  bancn 

nne  ineir  dutf  pl.  Ix'nt'  nu il  ilod  llans- 
hatier 
iiiiji    pi'on..    dii'iil  /iir  \Crst;ii'l<unn  des 
[iroii.  [»(MS. 

mü  mh'i   ich   sellisl 
foiK'  forn^h  dn   selbst 

onieh   er  sellisl 

tiiKini  ne  temen  wir  selbst 

i/innm  ne  i/emen  ihi'  selbst 

Ixine  bamm  sie  selbst 
m^iid  pl.  rnhise  große  Schil(ikr(")te 
mih'io  pl.  mme  Strauß 

inen-köhhjo  pl.  -köhedc  Sti;mß(Mifeder 
in^iier   AVahi-hcit 

i/d'  mener'  die  Wahrheit  sagen 
Mnii  pl.  Mose,  Mossi  (Stamm,  nördlich 

von    den  Frafra,  spi'icht    einö   ver- 
wandte Sprache) 
Möyö  Land  der  Mossi 
ino(fo  pl.  mode  1 .  Gras :  2.  Bnsch.  Steppe 
ni6nö  hindern,  verhindern 
nmre  bringen 

mnrum  kiidm  na!  bringe  mii" Wasser! 

mm-enem  nyuya  hiäla  na!  bringe  mir 
etwas  Yams ! 
mäi  Reis 

mumm  schmal,  eng 
j  miiino  begraben 
'  mt(s  pl.  aniü'  ndin   Katze 
//  ])ron.  pers.  1.  sing.  (s.  iiut.  n)  ich.  mein 

ntöh  meine  (ältere)  Schwester 

ntdr  ich  liabe,  besitze 
nn  'i(ji  stehlen 

nahd  pl.  uündmu  Häuptling,   König 
nafq  pl.  n'Hji  Kind 
nädogo  pl.  nddade  Ochse  {ndrayo) 
naydnyu  pl.  nof/idse  {iiay'dnse)  Kuh 
näklma   Kuhhirt 
nansüya  pl.  nansunsi  Pfeifer 


KiiiilvL':    \'ük;ilnilai-  dei-  Kiissassi-S[)r;ichc  im  Wesfsudan. 


iiä-^'p  II um.   vier 

i/ä  iiäse  vier  Häuser 
11^  wollen,  werden;   di(Mit  zur  Hildiinü; 
des  Futur. 

tene  da  kpärali   wir  wollen   Klr-ider 
kaul'iMi 
111'.  ne     1.   Tuid 

"!!'  "^'  II >   zwei  und  zwei 

2.  hal-eu 

mäm  riß  sölr  iie  .vd/v)/-  ich  habe  ^Messer 
und  Schwert 
tie   pi'on.  intei'rog. 

anö  iifli  wer? 

(läre  nef  wann? 

he  anö  m  jedermann 
/'t]/ti  umsonst,  leer 

m  netn  schwanoer  spin  (vi>l.  H  iröf'i 
und   ii-öji) 
II l  bei,  zu 

imi  bei  mir 

i/a)ü  bei  euch 

nekin'  näh'  m  ich  gehe  zum    König 
iii  sein 

iihd  ani'n  hihi  der  Vatei-  ist  klein 
ni  mm  schwanger  sein 
ni  mäsem.  ich  bin  gesund 
nUlä  pl.  iiidthd  {ii'aV,  nldfh')  Mensch 

nida  ko  ein  JMensch 

jiidl  ryiie  ein  Mensch 

//?>/'  kdsegea  großer  IMen^ch 
v'ideha  Menschen,  Familie 

!ia  nideha  eure  Familie 
ii'ifo  pl.  iihie  Auge 
nil  (en.)  num.  acht 

ddpa  aiiii   acht  Männer 
inin-d()(/o  pl.  niindöde  Haustier 
nimm  [nim)  'l'ier,  Fleisch 
nina  Körper 

?rma  pl.  /iÜt  ein  kleiner  X'ogel 
nitida   pl.  n/'ndd.sr  "Wange 
uinore  pl.  nirioyd  Hals 
nintaha  Mittag 

nintan'  idia  mittags    1  •_*  l'hr 
noa  pl.  nöse.  Huhn 
nähere  pl.  nqhic  Hein 


noit'i^  fi/u  {noh'ijija)  Zehennagel 
nohla  pl.nohia.se  Unterschenkel.  W'.ni.- 
nah  IIa  pl.  nobfbifr  Zehf 
nohia  pl,  noh/ase  Unterarm 
nohila  pl.  nohihisp.   Finger 
no-eya   pl.  no-he  Fingernagel 
nögo  pl.  nöf!r  Arm 
nopänn  Hand 

nondäna  pl.  nmidenia  Armer 
nqghdne  pl.  nrujhdna  Fippe 
nöre  pl.  luiiia  31  und 
;  nii  {onn)  num,  fünf 

nmf'    nu   fihif  Hüiim'r 
IUI   trinken 

l)on-nudere  Trauk,  deti-änk 

nid'  nu  dämköl  odei' 

onii  däml'öl  Trinker 
nhijd   [)1.  ?    Hand 

syn.  nuptäiio 
nicune   pl,  inrnna   Kalei)asse 
fiu-p^  schlagen 

imicemdin  er  schlug  mich 
niviia  schneiden,  schlachten 
nyä'are  pl.  ni/ä'd  Wurzel 
mjana,  nya'ah     1.   Rücken,   Hinteres 

nnyä'an  hinter  mir 

onyd'an  hinter  ihm  (vollst,  onyd'ana) 

fr n yd' an  hinter  uns 

dö(jydhä  hinter  dem  Havise 

2.  Osten 
inieci  iyea)  sehen 

nipm  nyenn  ich  habe  ihn  m'cht  gesehen 
iiyogö  pl,  nyqade  Brust 
nyöre  pl.  nyöya  Nase 
nyöinjsc  Nasenloch  (-löchei') 
nyi'igd  pl.  nyi'isr  Nabel 
nyürc  pl.  nyJiya  Vams 

zaiHjhe-nyürco  Kassada,  Stockvams 
'/  pron.  pers.  o.  Sing,   er,  sein 

opüa  seine  Frau  (s.  ivA 
oliä  pl.  ohandnia  Vater 

inhä  pl.  mhandnia  mein  \'aler 
uina   pl.  uinandnia.   Mutt<'i" 

lunia  meine  Multei- 
qn^  pron.  pers.  sing.  ,']   er 


!) 


l'uiikf;     \  Mkiil.iii.ir  li.'i    Kuss,issi-Si.r;ii'lii'   im  W'i'stMuLiii, 


iji'in    /ry,v</   jOlltM",   ,)»*IH'.   jfiK'S 

ono   »riiw;  dtio   Jcnor    M;inii    (|tl.   nno  ' 

irösd  (hif)') 
ui'in  ir(k<!a  piiii  Jini-  l'V.'iii  [irn.'ni         11  j 
irntsnii) 
oiitard  tt'iUM" 
öSf'Tfi   pl.  (>'ff  Schweiß 

ä<tirf2  (ui'f^tn    icl»   scliwil/c 
oi/i  {oi'i).  (lioiil    /.iir   llildiiiiu   (l<'r  \'cr- 
neiniing,  jm  .  .  •  oi/i 
hnpii  f(j  niji  sie  können   nicht 
puoht  (pafa)  zeigen,  lehren 
pähnir  \)\.  päkih/o   kleine  Schillkröli' 
päleiii   nen 
päinc  lierfiihren 

päinfim  iid   führe  niicii   lii'r 
fidniQ  l'iihre   ihn 
jiäiiief' 
jidndihhfd    pl.  jidiKlUnsi'  Stock 
jinn  Stärke.   KrJil't 

tar  p.   kräftig  sein.   Kraft  haben 
mnr  p.   kräftig  sein,  Kraft   lia])en 
piiiui.  j'ioii'2   hai't.    fest 
jxiro  breit 

pi'HÖ  pl.  ^>^-s/^  Schaf  hock 
pi'ik'oiia  {jmjik'iiiKi)   Schal'liirle 
pisf  fegen,  kehren 
pt'fug,  pe-W  '  /'^''"    siiitler 

MIO  p.  der  andere 
plnin,  ploiii  stark,  kräftig 

(h'tug  pimii  der  stai-ke  Mann 
1)1.   ihily  }>anc  mar  j)ioiii 
picnld  sciireinern,  zimmern 

qno  piadä  pl.  Inni'piadd  Schreiner 
pinker  umhängen 

pi'(i/cu    pl.  p/'arlf'  ip'int')  Wort,   Sache. 
Sprache 
offtr  piot'    er    hat    ein   \Vort,    eine 

Sache,  er  will  etwas  sagen 
hma-s"  piat''  Frafrasprachc 
piäm  piäde  sagen,  spreclien,  reden 
yw?  (ßTijc)  waschen 
pieleild  weiß 
/•".'/''  pl- /^<!^*'^  Flußpferd 
jn(lfj  num.  zehn 

dn  piya  zehn  Häusei' 


pi  nr   i/inc   eil 
in   ii(    i/i    zwölf 
])nii    pl.  i>'nini(i    VWW 
piiiäse  vieizig 
piini   aclitzig 
piiiii  fünfzig 
pisp  zwan/in 
ptsf*'inli/i   nenn/. ig 
plsii/<jl)(2  sechzig 
pis'npjpi»'  siebzig 
piU'i  dreißig 

pild   pl.  pitdxi  ällei'er   I'rnder 
pii/t'lf'ijo  der  erste 
pö(ilii(lffima  eine  Vainsart 
Ippäsdre  p\. poäsdi/a  Oberstln'nl<i'l 
pöiläiio  Y>^.  podf'/iii/    I.andnianii,   llaiicr. 

Feldl)esitzer 
\pO(/o   T^\.  pödf;   Acker,    Feld 
\pö(i   {pök\  pö)    Stall.    voWsi.  (/o(/-pf)/,-: 
tnief  bf^  doif'pöh    das   l'ferd    ist    itn 
Stall 
pogeiif;  {]>ö(/)   inneres,   in.   unter 

ziäk'iii  ku<j  prüf  lege  unter  den  Stuhl 
.sd'ar  poycn  im  \V'al<!e 
kiKjä  poif  unter  dem  Stein 
hn  he  addkd  ptnp'^nh'i  was  ist  in   dei' 
Kiste'.' 
i /;oA'  \)\- p(ji/d  Magen 
poliinpaffu  p\.  polemp6.se  Fliege 
j)0/'/i  pl.  />öip/  Hancti 
pojHjrogo  bunt 

posäff'  ^\.  [Hj-sura  .lungfrau  {s.  pua  Fi'an) 
poliidA  pl.  potiiKpi   Herz   (zugleich  Sitz 

des  Vei'standes) 
////   nicht 

mpü  tö  oii  {'lii/i)   ich    kann    nicht 
mpu  (g  Iahe    ich   kann   nicht  gehen 
mpn  tti/enu  ich  sehe  ihn   nicht 
fiiid    \)\.  püdlifi    \pu(ih'\    Frau,  ^\'eib 
pnah  (iji'i   zwei  Frauen 
mpüa  meine   Frau 
jiiKi    kdii    ddijiid   .sY/'V/A    KochlVan. 
Köchin 
piideye  teilen,  verteilen 
pnyeziya  gi-ün 


Funke:    A'dkahiilar  ilci-  Kussassi-Spraclie   im  WebiMidan. 


1)5 


.v«   Hegeil 

sä  khid  der  liegen   koiniiit.  es  will 
regneu 

sä  nidä  es  regnet 

sä  idJieda  es  doiiyei  t,   Dohikm' 

sä  sogd  OS  blitzt,   Blitz 
sä'are  pl.  sä'ä  Buschwald,  Savanne 
sabelem  {sagheUm),  sabeJegd  schwarz 
sähere.  sdha  Papier,   Amulett.  Brief 
sobia  schAvarz  sein  (s.  sahelcm) 
saghänw  syn.  säziigii  Wolke 
saghann  blau 
sdMr  glauben,  wollen 
sakpdnüno  pl.  sakpdm  gefleckter  Biisch- 

bock 
sdiiihuho  pl.  sämhaiid  Amulett 
SU  um  verderben  [sci'k) 
säija  pl,  sälja  Schmied 
•VC-  isügo  anrühren  (mit  der  Ihind).  be- 
rühren (s.  itügtl  Hanil) 
Wa  nähen,  schneidern 

'2"'I  serld  pl.  huriscdd  Schneider 
scjügo  pl.  stiie  Habicht   (vgl.   H   sinva] 
si-in  gesund  sein 

iii  iiiäseiii    ich   bin   gt.'SiMul 
spug  pl.  sk  Regenzeit 
slaba  jeder,  Jedermann 
side  Honig 
si/nega  pl.  simisa 

1.  Fulamann 

2.  Weißer,   Eiiropäei- 
sisidin  \\'ind 

•v.  niimld  der  Wind  weht  {s.  nicHjü) 
sögd  pl,  sose  Schlachtmesser 
somdl  Grußformel,  etwa:  danke I 
snner  {söiiu)  helfen 

sönii  nmml  hilf  mir! 

niisönof  ich  helfe  dir 

sank  niete  1  hilf  uns! 
sont  nu'ne  (>a !  helft  ihnen! 
.sy7/''  {sog')  pl.  ?  Messer 
söm   gut,  schön 

l('ka  söiii   nicht  gut 

obä  osöm  half'  der  \  ater  ist  gut 
sirhö  num.  hundert,  .syn.  kfjx^gä 
sqnö  pl.  .\v>«ö   Matte 


sörc  {suarc)   pl.  sqi/ä   Wi'ü,   Straße 

sCispga  Freude 

/tsosede  sösega  ich   freue  mich 

■sosegö  bitten 

sudna  pl.  si/d7jse  Hase 

suasa  gestern  (vgl.  H  y/V/) 

snguro  Geduld 

(lern  s.l  sei  geduldig! 

siiiiirrc  pl.  siiiiia   Erdnuß 

siiiiirdiige  eine  Erdnußart 

siiräok  pl.  suräf  {suräd)  Schwert 

f'i  num.  drei 

fadd  (pl.   fehlt)  Schuh 

fftiiifi  denken  (H  lanialui) 

fainpiuk  (faiiipiiig.  fdiiiitln']   pl.  '.'   Stein- 
götze 

tnr  haben,  besitzen 

liaidr  ligedl  ihr  habt  Geld,  seid  reich 
lldldr  zmnain   ihr  Sfid   krank 
ösSre  tdrhn  "Schweiß  hat  micii-.  d.  h. 
ich  schwitze 

/(-'  geben 

tö  niete  lo'itlf  gib   uns   ein    l'fcrd 
te  )i)oba  tüse  iji  gib  ihnen  zwei  .Mai-k 
/ifefi)  ich  gebe  dir 
otete  er  gibt  uns 

fe,  ^/ pron.  pers.  l.plur.  wir.  uns.  uiisei' 
f/'bnde    bdiidiiatr    wir    lieben    unsere 

Eltern 
bai/rle  ti  sie  sagten    uns 
fczi'igii  unser  Kopf 
f<i/tiiiü   einer  \«n    uns 

ttgd  jjl.  fest'  Wald,   Baum.   Holz 

tegd  pl.  tese  Alfenbrotbauni,  Baobal) 

tn-üiKi  Sgl.  u.  pl.    Ernrht  des  AlTenbrot- 
baiuns 

teni,  Arznei,  Medizin 

fftndäiKi  pl.  ITindniia  A rzneimaclier.  Arzt 

tembn-egö  Hauptstadt 

tiyid   pl,  tisi'   Erde.   Land.   Erdhiulen 
Iquin-teii      »(.ieistcrlaiid  •.   Unterwelt 
kiidiD-teiid    "  Wassei'land".    Europa 
zhnni  tn'id  setze  dich  auf  ilcii  Boden 

teiidin   pi-on.  pers.  plur.  1    wir 

tiji  stj,  fm  .si/kd  weben 

//d//d   pl.  fiddse  Bart.   Schiiurri)ail 


'.Mi 


l'Uiiko:    \'i>k,i!iul;ii'  ilcr   l<wii>.s;issi-S|ti',u'lu'   im  \\  i'>lsii(l;in. 


tiin'iiMirr   (|il.  .')    Kinn 

firäi/o  pl.  tirä(h<  liogcii 

tn  srliicßcn   (vgl.  hiim.   lonm    Kri('L!,( 

fti'«t.\d   iil.  fq'a.fnöiii  .Iäi;i'r 

/ohiTf    jil.  foixi  ( )lir 

/öi/a  pl.  /fivf   Kinji 

/iii-ftif/a  Fiiiaiorrins; 
föiiia  liilirrn.  ti-aifcii.   l)riiii;('n 

iifömn   icli    rüluc   ilni 

ofofiio  er   tiilirl    ihn 

i/ufiiitin  ihr  füliit    il  ii 

IkiIoihq  .sie   liilirrn    iliri 
föiiin  .\rbeit 
h'nii   töitid  ai'heitt'ii 

tötöm  tö)iin  wir  ;ul)eilc'n 
tniiie  pl.  tniiio  Krieg 

t(ona(hhna  (pl.)  Krieger 

fiirä    ne  f"    tnind !     "(iiuß    tili'    zum 
Ki'iegel« 
toiiio  hinführen 

otoniQ  er  führte   iliii    liin 

tetömn  ba  wir  fülirten  sie  bin 
titinh'/iii  fleißig  (.s.  toino  Arbeit) 
töii  (toan)  pl.  tdpo  ältere  Schwester 
/y"o/-  können 

mjm  to  Ictne   icb  kann    nicht  gehen 

inpü  tö  Ojji  icb  kann   nicht 

i/fipv  tö  otji  ihr  könnt  nicht 
imok  {t6so(j,  tö-^.)  begegnen 

tf-to-scm    nzüa    wii-   begegneten    dem 
Freund 
f(2tf2  schnell 

syn.   iroeicof'iii 
tu  graben 

tiinne,   tiione    1.   Vorderseite.    <lö  ti'iane 
vor  dem  Hause 

•2.  Westen 
ti'iat  tudm  riebt»,' n 

Utiiat  ne  tudm   wir  ricliten 

ii(ih  qiie  tiiat  tudm   Richter 
ttidfre  (pl.  tndd)  tief 
tntömes  senden,  schicken(s.  toma  führen) 
rrit)o  pl.  vUre  Baumblatt 
reld  gut,  schön 
jma  velm  die  schöne  Frau 

puni/  hane  vel   die  schönen   Finnen 


iiiii/iti  pl.  r/ifi/i.ie  Scidriili.'Hunw  (illlcuiiii 
ird'a,  irO'd  Tanz 
'       hnu(ii'(it   ird'(/   sie    lan/cii 

(//IC    (io(/l    ir/l'ii    cincc.    diT    l;iir/.l. 
'I'änzer 
1  irdfx'yo,   iv(jl>cif()   pl.  unlutlr    l'.lefaMt 

iräfla(/d  [irddet/d)   Mond,    Morial 
'  ir(7i/i  (irt//)   niiin.    neun 
I      pinil/n  ivdi/l  nenn    l'raiicn 
I  ireld  iicfd)   Grußfoniicl 

/li.s-'  ire/d/!  Wie  gehls  den  Kindein!'! 
I'üii'i//  ä  ir/d  (...()  tnld){ !   Wie  icclits 

hei  dii'  zu  Hause !'! 
Antwort:  .söi/id!  etwa:    Danke,  gut  I 
ICO   holen 

foini   //i'in!   hin.st   diK' 
iro.(/,u  pron.  pers.  H.  sing,   er,  Sftiiu  ihn 
(/ziif/ii   sein  Kopf 
l,ri   iro  k'inn   ei'  geht 
utuvi  er  arbeitet 
o//irh  er  selbst 
wi?f^  u  er  schlug  ihn 
^  ici]_di/i  hoch 

;      iem  /rilni/i  die  Bäume  sind   liocli 
iiqdiia    ])1.   nqd/vsp_    ein    kleiner-,     inlir 

Alle 
(i-näsa/i-wole  pl.  -u'oul'i   Blüte,    IJhum; 
Kocl/ä  pl.  uochäse  Leopai-d 
irofd'  l,-///ia    Pferdeknecht.    Pferdehiilc 
'  iroe//t  Krankheit 

syn.  zedya/zi   u.  (il/öf:i/d'a/- 
(itnr  iroem  er  ist  krank 
otrf  zöäijam  er-  ist   krank 
icoene  pl.  woend  Gott 
wofhieyd  pl.  wo('//p\<<  Sonne 
KOf'woem  schnell 

syn.  toto 
iiqko  (pl.  ic(khj)  hoch 
iioldivqld'^  uqleicqld^^  Wie;' 

fojpt/u-  hii(i//i]c  nöld'unläi  "Dein  Name 
wird  genannt  wie;*"  ^-  Wie  heißt 
du? 
ivöm  all,  alles 

In piiges'  wtjsä  hin' södr  alle  Mädchen 
gehen  auf  dem  Weg 
iriUf  ruhen 


Flink 


\'i)kal)uliii'  ilei-  Kii- 


wuäfij  ]j].wuigi  {wä/o  pl.  irTf/t)  Schlange 

iniefö  pl.  Kude^  Pferd 

in((i  fruna  ))!.  n-vidrlnva  Pl'erdcbesitzer. 

1  feite  r 
inline,  tchie  (s.  icof'///f/ft)  Sonne 

//•.  f/öi/n  die  Sonne  ist  aufgegangen 

IV.     Iiijn     die     Sonne     ist     unterge- 
gangen 
ifii.    t/r  (<"),   ///  (/)    pron.  pers.  2.  phir. 
ihr,  euer,   euch 

fziifiii  euer  Kopf,  epüu  eure   Frau 

hühodeija  man  liebt  euch 

i/ntöiiio  ihr   fi.ihrt  ihn 
i/ähn  ^\.  i/aitdnia   ^'o|•fahr.   (iroßvater 
i/'iiKi  ^  woherl' 

/'■*  .'/'  f/diia'(  woher  kommst  du.' 
i/ärf-ga   pl.  t/än-sc  Sklave 
i/ar^iii  Sal/ 
i/dremna   [i/äir///)    [)1.  i/ürriiiiiüni 

1.   Heide 

L\    Dieb 
ifd.sii,  yesal  wo!'  (steht  am  Schluß  des 
P^'i-agesatzes) 

da  be  i/asa^  wo   ist  der  iVIarktl' 

iinh"  irt;  he  yha'i    wo    ist    das  Haus 
des  Königs;* 
Helh  pl.  jielä  Sünde 
!l>ki  num.  eins 

iiidi  (hir  [iiid'  i/i'i,e)  ein  ^Mensch 
///  tiiö  einmal 
i/i  iiiä   i/dns  noch   einmal 
i/idk/c  lösen 
yielc.   i/fli'  sprechen,   reden,  sagen 

iroi/ilf'iii   er  sprach   zu   mir 

1)11  i/ch'  ti'  sie  sagten  uns 
i/iiiihii  pron.  pers.  plur.  2  ihi* 
i/lrr  pl.  i/ä  Haus,  Heimat.  Stadt 

iii'di'  ir'  Haus  des  Königs 
i/'piiii   pl.  ijipudh'  Hausfrau 
ijir(iii(i     [)].    i/l rändln     {i/idänri     pl.    i/id.) 

llausliei'r.   llausb(>sitzei" 
i/ijitri-  pl.  i/oadd  Penis 
i/odr  (iedärm,  Darm 
l/öijini/    (ilTneii    [i/üf/i/] 

.'/''"./">"   ^'iiii/'jrc  iSW'wi 

:MiH.  il.  Snii.  r.  Orli-iit.  Spr.ir 


die    1 


ur 

l'.fJ'J.    III.  AI  lt. 


assi-Sprache  im  \\'eNtsi)i]aii.  1)  / 

i/öin  pl.  jjorin'i  .lahi' 

i/d)na  Ifpmicn  dieses  .lahr 

ilöiii  deiip  Ix-aivo  km  das  .Tahi-,  welciies 

gegangen   ist,   vergangenes  Jahr 
yöni   dcnf  fo   i    (.  .  .  fo  yi)    nächstes 

Jahr 
yopof  [ey.]   iiiim.   sieben 

yd  ayopor  sieben   Städte 
ynare  pl.  yniidd   Dach 
yür'd)   Xacht,   nachts 
yüohq  (ify.)  num.   sechs 

snayö  ayunho  sechs  Wege 
yui'c  Name 

foyure  bitanyr  iroldn-.olui  "Dein  Name 
wii-d  genannt  wiel'"  =;Wie  heißt 
du:' 
cä6  abends,  am   Al)end 
zdbcr,   zaba  streiten 
zäine  -srnf  lehren,   lernen 

bi  zäme,  sif  das  Kind  lernt 

A7-V  in  zdinesiin  die  Kinder  liaben  ge- 
lernt 
znngboeyd  pl.  zdiKjbi'di'  Haussamann 
zanybniynre    pl ".'/".'/d    Kassada. 

Stockyams 
zäiidre  pl.  zanoyi  Tür,  Tor  (vgl.  H  zänU 

Grasmattenzaun) 
zS  wissen 

iize  ich  weiß 
z?(-yd  müde  sein,   Müdigkeit 
zJdyain  Krankheit,  Müdigkeit 
svn.  iroeni 

titdr  zPdyinn    wir  sind    krank 
zhhyd  müde.  matt,   krank   sein 

inzeSyd  ich  bin   müde 
zedäna  pl.  zr/lenia  Lastträger 
zMc  Last 
zMjd^  zu  rot 
z'ein   Blut 

zienr  stellen,  halten 
zind  heute 
zinr  därd  vorgestern 
ziiid  pl.-  ziinc   Fisch 
ziiK    b!eil)en.  sitzen,   wohnen 


(js;  Imikc;    N'nLil.iihii    .I.t   Kusmissi  Spia.li,'   in.  W.'sImi.I;im. 

:„ahe<ii  K..|.tl..'K.r  -".'/'   (--"/'•'   ■•"•''•   "'"•" 

',;.<«</    n.oin    r.Tinul  '  ^'V/"   P'-  ~"\   '^"1''' 

,        ,.  I         miKlll     Uicill     l\nl)l 

.    ,      I      -    .           i.-..,il..r  .           (itnr  :>i</ii   «'i'  li;it  \  im'sI.-iiuI 

...      1       •      ■        i>i;.wl.>i.  •iinihiiKi    1)1.  :iiiiif>'-'"     .Miil/"' 

.     1       •      •  II,-.,.,,-  :///•'    1)1.  ;//'/"   .'^(•liw  ;iii/.   ScIum'iI 

:iiarr   pl.  :iiiii/<i    iioiü  -"'      !"•      .' 


Berlin.  i,'c<lni.'kl   in  <l<'i'  Riichs.lnickcrci. 

o 


PJ 

25 
B5 
Jg. 23/25 


Berlin.   Universität. 
Ausland-Hochschule 
Mitteilungen 


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