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Mittheilungen
aus dem Osterlande.
Gemeinſchaftlhich Herausgegeben
von
dem Kunst- und Handwerks - Vereine, der Natur-
forfchenden und der Pomologifchen Gefellfchaft und
vom Landwirthichaftlichen Vereine zu Altenburg.
Siebenter Band. -
Auf often der vier Gefellfcheften,
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Altenburg, 1844.
Gedruckt in der Hofbuhdruderei,
In Commiſſion der Schnuphafefhen Buchhandlung.
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Inhalt Des fiebenten Bandes.
©eite
Protokoll über das Stiftungsfeft des Kunſt- und
Handmwerfsvereing, den 6. Februar 1843 . » 1
Bericht über das 25, Jahr des Kunft- und
Handwerksvereins zu Altenburg, erftattet am
Stiftungsfefte deffelben von Ed. Lange. » » 2
Ueberfichtliche Darftellung des Standes der Kunft-
und Gemwerbvereine':c. von Dr. Karl Bad . 11
Bericht über das 18. Jahr der Kunft- und
Handwerksfhule zu Altenburg, erftattet am Stif-
tungsfefte des Kunft- und Handwerksvereins von
no 4
Scidfale einer Wollflode, Vom Oberinfpektor
BRAIBUEE 0.0, LE ET NAAR
Die Frühlingsverfammlung der pomologifchen Ge:
ſellſchaft. Eine Mittheilung aus dem Protokoll
von deren Sekretär Ed. Lange x » : » 50
Protokoll über die Feftfigung der naturforfchenden
Geſellſchaft am 5. Juli 143 222.55
Eröffnungsrede am 26. Stiftungsfeft der natur
forfhenden Gefellfhaft des Dfterlandes, den
9. Juli 1843, von Carl Wais. 2 2... 57
Sahresbericht, vorgetragen am Stiftungsfefte der
naturforfchenden Gefellfhaft des Ofterlandes, den
5. Suli 1843, vom Prof. 3. 9. Apes . . 69
Geologifche Probleme vom Stadtfchreiber Fr. Alb.
Fallou in Waldheim. 2. Gefchiebe, befonders
Bär 2, a. a
Ueber die Fortfegung der Schaafzucht. Eine
Mittheilung aus den Verhandlungen des Land»
wirthſchaftlichen Vereins zu Altenburg. Won
deſſen Sekretär Ed. Lange » 2 2 2... 101
Bemerkungen u. Andeutungen. Von Dr. Bad. 111
Bekanntmachung der Preife und fonftigen Aus:
zeihnungen, melde vom Kunft= und Handwerks⸗
verein zu Altenburg wegen der bei Gelegenheit
ber fiebenten Verſammlung deutfcher Land» und
Forſtwirthe veranftaltet geiwefenen Kunft» und
Gewerbausftellung zuerkannt worden find. , . 113
XIV. Bermögensftand des Kunft- und Handwerks:
vereind und der Kunſt- und Handmwerksfhuie „ 119
XV. Aus dem Protokoll über die Herbfiverfammlung
der pomologifchen Gefelfhaft, den 11. October
1843. Bon Ed. Lange, Sekretär der Geſellſchaft. 122
XVI. Ueber den Winterfroftfehaden an Obſtbaͤumen
- und Zraubenftöden, und wie man den Schaden
ermäßigen Eann. Bon Sebaftian Englerth „ 134
XVO. Etwas über einige mineralifche Düngftoffe. Aus
ben Verhandlungen des Landwirthfchaftl. Vereins
mitgetheilt von deffen Sekretär Ed. Zange . 140
XVIII. Fortgeſetzte Verhandlungen des Landtwirthfchafte
lichen Vereins über mineralifche Düngftoffe, den
3, Januar 1844, mitgetheilt von deffen Sekretär
Ed. Longe .... 147
XIX. Preisvertheilung des Landwirthſchaftlichen Bereing 154
XX, Miscellen und Notizen... . 157
XXL Das Stiftungsfeft des Kunſt⸗ und Handwerks
vereins, den 6. Febr. 1443.. 161
XXII. Boticht über das 26. Fahr des Kunft = und
Handwerksvereins, erflattet am Stiftungstage
deffelben, den 5. Febr. 1844, von deffen Secre-⸗
tür Ed. Lange » . . 162
XXIII. Ueberfihtlihe Darftellung bes Beftehene und
Wirkens der Kunſt- und Geterbvereine ꝛc. im
Sabre 1843, mitgetheilt durch Dr. 8. Bad .„ 178
-XXIV. Bericht über‘ das 19: Jahr der Kunft» und
Handwerksfhule zu Altenburg, erflattet am
Stiftungsfefte des Kunſt- und —
von Ed, Lange .. 202
XXV. Ueber Pinus obliqua und "bie Torfbildung im
Sähfifhen Erzgebirge, von 9. Binder . „ 209
XXVL Miscelen . . .. WEIT, 0 er
Bier metereologifche Zabellen , vom "erfien. Sanuar bis Iegten
December 1843. Vom Canzleirath Bechftein
I.
Protokoll
über
—* Stiftungsfeſt des Kunſt- und Handwerksvereins.
Altenburg den 6. Febr, 1843,
Da der 4, Februar ald der eigentliche Stiftungstag
unferes Kunfts und Handwerfövereind died Mal auf einen
Sonnabend fiel, fo war die Feier feines 2öjährigen Bes .
ftehend auf Heute den 6, Februar verfchoben worden.
Es verfammelten fi) daher Nachmittags nach halb
2 Uhr im Logenhaufe etwa 50 Mitglieder und Freunde des
Vereins und nahmen zuwörderft eine Fleine Ausftelung von
Kunft s und Gewerbserzeugniffen in Augenfchein, worauf
dann um 2 Uhr der DVereinsdireftor, Here Oberinfpeftor
Meißner, die Anmwefenden zur Feftfisung in den blauen
Saal des Logenhaufes einlud. Hier nahm zuerft Se, Excel⸗
lenz der Herr Staatöminifter Edler von Braun im Auftrage
Seiner Herzoglichen Durchlaucht das Wort, um den Verein
des fortdauernden gnädigen MWohlwollend und der theils
nehmenden Fürforge feines erhabenen Proteftors zu vers
fihern und denfelben aufzufordern, auf der bisher betretenen
Bahn auch im meuen Vierteljahrhundert eifrig fortzus
fhreiten. Hierauf trug zuerft der Unterzeichnete ald Vereins⸗
Secretair den Jahresbericht unſeres Kunfts und Handwerks⸗
vereind (II.), dann der Vicedireftor des Vereins, Herr Res
gierungs⸗ und Confiftorialrath Dr. Bad, den Jahresbericht
der verwandten inländifchen Vereine, Gewerbe und Gonns
tagbſchulen (III.) und darauf abermals der Unterzeichnete
ur: aa unferer hieſigen Kunfts und Handwerfös
. 1
—
ſchule (IV.) vor; worauf dann der Here Direktor ſelbſt
zum Schluffe in einem bumoriftifch s technifchen Vortrage die
Schickſale einer Wollflode in ihrer fortfchreitenden Verarbeis
tung ſchilderte (V.).
Hierauf begann gegen 5 Uhr das. Feftmahl im Schügen-
haufe, deffen Saal durd) feine finnige Ausfhmüdung die
Eintretenden überrafihte, trotz feiner ‚Größe aber für die
Menge der Theilnehmenden nicht hinreichenden Platz ge⸗
waͤhrte. Feſtlieder und Trinkſpruͤche wuͤrzten die Freuden
der Tafel, die erſt gegen 8 Uhr aufgehoben wurde, um
den Tänzern und Tänzerinnen, Bahn, und Plak zu vers
ſchaffen, —* Reisen, das heitere Feft beſchloß.
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* | BR) Yabıe, find verfloffen, feit die.8 Dis
ſtifter unſeres Kunſt⸗ und Handwerks⸗-Vereins ‚namlich,
der, ‚Hofrimmermeifter , Gutbier M ——
Heinzich, der, Keltere, der Bauverwolter Jede, der
Hofmaurermeiſter JZuͤde, der Baucon ducteur Maͤder, der
Architekt und, Maurermeiſter Aem. Schmidt, der Maurer⸗
au, Schulze, der Aeltere, und. der, Zimme ermeifter
oresfc, der, ftillen Wohnung, feines Stifters, es Bau
meifterd Geinig zuwanderten, und hier den Verein gruͤn⸗
deten, als Pre früher oder ſpaͤter hinzugetretene Witglite
——
wir uns heute begruͤßen. Er ſollte zunaͤchſt die Bauleute
zu einem einmuͤthigen Zuſammenwirken in ihren Entwürfen
und Arbeiten verbinden und ihre Herzen. und; Hände, ‚im
Hinblick auf, dad ſchoͤne gemeinfame Ziel und auf,die Regeln
der Kunft in gedeihlichen Einklang bringen. - Aber, mit ‚dem
fortfhreitenden Wachſen des Vereins erweiterten, ſich auch
von ſelbſt feine Zwecke, und alle feine Mitglieder, mochten
ſie nun zunaͤchſt der Kunſt oder dem Gewerbsweſen oder
der Wiſſenſchaft angehoͤren, fuͤhlten ſich gar bald gleichmaͤßig
berufen und berechtigt zur einmuͤthigen Arbeit an dem Tempel
der Bildung und Veredlung aller heimiſchen Kuͤnſte und
Gewerbe. Wenigſtens ſtellt ſchon der ſechſte Jahresbericht
als 8weck des Vereins das Streben auf? den Sinn für
Kuͤnſte und Gewerbe zu wecken, zu: erhalten; und zu er⸗
hohen? mais“ 334. Nnug
wnfinl In — eiſten Jahren kamen die ‚Mitglieder, ‚des ju
Vereins woͤchentlich einmal in der Wohnung; feines *
und, Direltors zufammen, beantworteten und beſprachen „die
von dieſem aufgegebenen Fragen, legten Riſſe und Heich⸗
mungen zu gemeinſamer Beurtheilung vor, laſen und „bes
ſprachen mit einander, „was Bücher und Seitſchtiften Neuss
und Intereſſantes lieferten und ‚freuten ſich dann ‚am Sihlufle
des Jahres im traulicher, eng geſchloſſener Gemeinſchaft ‚der
bisherigen Thaͤtigkeit und: der Fruͤchte bee gemeinfanen
Sleißes. 9 ml Bun Hnnol Win adaid
Darauf nahm die Freimaurer oge im 4 Dahre den
wachſenden Verein mit ſeinen bereits ‚begonnenen, Samm⸗
lungen vonsModellen, Büchern und) Kunftwerfen ; in ihre
»gaftlichen Raͤume auf, und derfelbe tratıjegt bei, der Truͤtzſch⸗
lerſchen Jubelfeier faſt zum. erften. Male aus feiner „Zurü
gezogenheit oͤffentlich hervor. Er knuͤpfte — *
auswärtigen verwandten, Vereinen und einzelnen: firebfan
‚Männern an: und werfuchte ſchon beim Beginn, feines, ‚fünften
Dahres, ‚nämlich zum Stiftungöfefie ſelbſt, eine fleine Aus⸗
ſtellung von, Kunſt⸗ und Gewerbserzeugniflen, deren gi
Erfolg ſchon im Sommer, des 6. und 7, ns u Bier
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holungen und dann auch zur Verloofung ausgeſtellt geweſener
Gegenftände ermunterte, Im 8. Jahre aber wurde bes
ſchloſſen, diefe Ausftellungen fünftig nur ein Jahr um das
andere zu wiederholen, wozu endlich im 10, Jahre, welches
dem DBereine die Ehre des Proteftorats unſeres Durchlauch⸗
tigften Herzogs Joſeph brachte, die Beftimmung hinzufam,
dag die Ausftelungen ſtets mit dem 27, Aug. als dem
Geburtötage unfered erhabenen Proteftord eröffnet werden
ſollten.
Schon im 6. Jahre hatten die Statuten des Vereins
die erbetene landesherrliche Beſtaͤtigung und der Verein
noch obendrein eine ſpaͤter noch erhoͤhte jaͤhrliche oͤffentliche
Unterſtuͤtzung von 100 Thlr., hauptſaͤchlich zu Ermunterungs⸗
praͤmien erhalten. Um nun aber den anfänglichen Mittels
punft des Vereins gegen die bereits erweiterten Tendenzen
deffelben nicht allzufehr in den Hintergrund treten zu laffen,
wurde ſchon im 7. Jahre deffelben eine befondere Depus
tation für Baumefen und Landeöverfchönerung begründet,
welche auch in Thätigfeit blieb, bis das Sceidejahr 1831
den Stifter und Direktor des Vereind nicht blos diefem
letztern, fondern überhaupt feiner ganzen bisherigen Wirk⸗
famfeit entriß und fo in dem Vereine eine Lüce verurfachte,
welche nie wieder ausgefüllt werden Fonnte. Denn wie
Baters und Mutterliebe auch durch die reinfte Menfchens
liebe nicht erfeßt wird, fo Fonnte auch fein Eifer, fein
guter Wille und Feine Unverdroffenheit der fpätern Leiter
den Verein feines Stifterd vergeffen machen, den nun daß
‚Grab det: Auch Gräber verfihönern die Erde, indem fie
zue Stile und Ruhe einladen und der verfühnenden Ges
eechtigfeit durch das verworrene Streiten der Parteifuht
und durch das gleichgiltige Laͤrmen altäglicher Geſchaͤftigkeit
hindurch Beachtung und Gehör verfchaffen. Und fo ift au |
die gute Sache der Landeöverfchönerung nicht untergegangen,
Das beweifet faft jede Stelle unferer Stadt, das die
mancherlei freundlichen Anlagen in ihrer Umgebung, das
die noch immer ſich vermehrenden und bald das ganze Land
5
in allen Richtungen durchziehenden Vicinalwege, in welchen
Stadt und Land mit wohlbegründetem Stolz das Werf
wetteifernder Aufopferung und Thätigfeit erblicken. Darum
Dank, aufrihtigen Danf ihm, dem erhabenen Förderer der
edlen Landesverfchönerung, Danf den thätigen Behörden
und Vertretern ded Landes und der Stadt und Danf allen
denen, welche durch Bereitwiligfeit und Ausdauer, auch
ohne Diplom, die wahre Ehrenmitgliedfehaft dieſes großen
und ausgebreiteten Verfehönerungsvereines erworben haben!
Einen neuen Hebel, Kunft» und Gewerbfleiß zu fördern
und zu belohnen, gläubte der Verein in feinem 7. Jahre
durch die Einführung einer befondern Verdienſtmedaille zu
gewinnen; denn der Geift bedarf der Worte und die Ges
finnung der Zeihen, um ſich auszufprehen. Auch hoffen
wir bei deren Verleihung immer die Sprache der Wahrheit
und Aufrichtigfeit geredet und nicht durch leere Höflichkeit
Sinn und Bedeutung derfelben herabgeſetzt zu haben.
Gleichwohl aber blicke ich noch immer lieber auf den
zweiten Hebel hin, welchen der Verein zur Foͤrderung der
Gewerbe und der Gewerbtreibenden in Anwendung brachte,
weil dieſer — ich meine die in ſeinem 8. Jahre gegruͤndete
Kunſt⸗ und Handwerksſchule — ſich noch mehr auf den
feften Punft zu ftügen feheint, von welchem aus bei uns
die Welt der Rohheit und Unwiffenheit, fammt dem trogigen
und doch verzagten Schlendrian aus ihren Angeln gehoben
werden kann.
Auch die Schule war anfangs faſt ausſchließlich auf
junge Baugewerken und Kuͤnſtler berechnet; allein ſie er⸗
weiterte ſchon im Entſtehen ihre Zwecke zu einer allgemeinen
Fortbildungsſchule fuͤr confirmirte und bereits in eine prak⸗
tiſche Berufsthaͤtigkeit eingetretene Juͤnglinge.
Der Verein ſelbſt zaͤhlte am Schluſſe ſeines 1. und
2. Jahres 12 Mitglieder, am Schluſſe des 5. ſchon 58
inländifche und 23 ausländifhez am Schluffe des 8, 161
infändifche und 117 ausländifhe und am Schluffe des 16.
Jahres fogar 19% inländifhe und 197 ausländifhe Mit⸗
lieder Heute ift die Zahl feiner inländifchen Theilnehmer
178 und feiner ausländifchen 175*). "Beide Zahlen find
gegen den Stand von 1834 etwas 'gefunfen, und zwar
hauptfächlich weshalb, weil mit der Gründung mehrerer
in= und ausländifcher Gemwerbvereine die Aufforderung für
auswaͤrtige Gewerböfreunde, ſich gerade unferem befcheidenen
Vereine anzuſchließen, feltener und ſchwaͤcher werden mußte,
Denm innerhalb der Mauern unferer Stadt felbft hat unfer
Verein wohl fehwerlich jemals 131 Mitglieder gezählt, deren
er jeht ſich Hier erfreut und von denen nicht weniger als
21%) demſelben im Laufe des letzten Vereinsjahres beiges
treten find, Auch die Zahl der übrigen inländifchen Mits
glieder *k«*) Hat ſich feit dem Abdruck dor Testen Beftandlifte
nicht vermindert, obgleich diefe, namentlich feit der Grüm⸗
dung der verwandten Vereine in Schmölln, Ronneburg und
Eifenberg allerdings abgenommen hat. Aut sm
Diev 11 diesjährigen Monatsverfammlungen wurden
durchſchnittlich von je 22 und Feine derfelden von weniger
als 16Mitgliedern beſucht, obgleich die durch aͤußere Ums
ſtaͤnde veranlaßte Unterbrechung unferer der Rectüre und
freien Unterhaltung gewidmeten Wochenverfammlungen auch
die allmonatlichen Hauptverfammlungen einigermaßen ftörte,
Unſere Verbindungen mit der Ferne waren im Ganjen
rt) Leider fehlen in unſerm letzten gedrudten Mitgliederver-
zeichniffe in Folge eines Verfchens nah N. 195 nicht weniger als
44 auswärtige Mitglieder. Eu *
Ir #24 derſelben ſind ſchon in dem neuen Mitgliederverzeichniſſe
it Nah Naar ‚Es find diefem alfo nur noch beizufügen: 1) der
Mebermei er Guſtav Hohl, 2) der Candidat des Predigfamts
"Köhler, 8) der Klempnermeifter Krödel, 4) der Gelbgießer, Rob.
Säle gel, 5) der Maurermeifter und Architekt Schmidt II. 6) der
ndruder Sittinger und 7) der Uhrmacher Thomafins;
während der Verein feit dent Abdrud diefes Mitgliederverzeichniffes
Br 3, biefige Mitglieder verloren hat, nämlid 1) den Hofrath
zrümmer und 2) den Oekonom Gzokld dur den Tod und 3)
den Schheidermeifter Loth dur freiwilligen Abgang. 1. X
**+) Bon diefen ftarb der Pfarrer Dr. Winkler zu Lohma und
ber Seifenfieder Herrmann zog aus Roda weg. Dagegen trat
»: * ums arten Kluge " —— Deco ‚bei und
irte der Rathsmaurermeifter Lux in, Ronneburg, feine ſchon
Een ——— Mirgtievicaft auch feiner — ———— tt
u efebhaft: Woch · hattch wir auch in dieſem nr
auswaͤrtigen Mitgliedern und Vereinen man
3 ‚Gabe zu verdanken, z. B. dem Koͤnigl. baie
Geh! Rath Wiebeking eine Schrift uͤber near
Gebäude, deren Empfange fehr bald die öffentliche Nach⸗
richt or defien Tode folgte, ſo wie auch unfer verehrter
Landsmann M. Sörgel'in Rüdersdorf furz nachdem feine
bereits 1801 in einer Druckſchrift gemachten Vorſchlaͤge für
Gruͤndung eines Handelsvereins deutfcher Staaten, Preußen
an ihrer Spitze, wieder ins Andenken gerufen und er ſelbſt
aus dem Lande der Schwaͤrmer und Träumer, wohin ihn
feine: ‚öffentlichen Beurtheiler damals fofort verwieſen hatten,
wieder reftituirt worden war, vom Tode diefer Welt klein⸗
müthigen 8weifels und fröfyen: Wahnes entruͤckt wurde.
Uber warum Hätten 'wir und nicht freuen ſollen, daß der
Gang der Exeigniſſe ſelbſt auch einmal die Anſichten "und
Vorſchlaͤge eines ſlichten Privatmannes noch ju derjenigen
Anerkennung brachte, welche dieſelben bei der befcheidenen
Stellung ihres Urhebers wohl ſchwerlich jemals wegen ihrer
innern Haltbarkeit an ſich gewonnen haben wuͤrden? ——
Kine weit ſchnellere Beſtaͤtigung Hat ſchon je jeßt da
durch "uns Herʒoglicher Landesregierung vötgele
fichten des Oefonem Hager über die fine Me
thode der Mehlbeteitung aus Kartoffeln erhalten. "Denn
ſHwerlich "Hat bei deſſen Abſtattung Jemand ein fo ploͤtz⸗
hohes Anſteigen der Kartoffelpreiſe und die großen
Vortheile erwartet, welche das fofortige Anfertigen einer
anſehnlichen uanlitaͤt ſolchen Kartoffelmehles jetzt fuͤr die
Unterhaltung der Hauöthiere gewaͤhren wuͤrde, nachdem
fen und Wicken bereit sogar den Weizen {m he
eeſtiegen Haben. Ma
son "Andere auf hoͤhere Vaenlafſung in he ad
M cafen die verhaͤltnißmaͤßige Heizfraft der Braunfohle
dd Hole gegen einander und die Zweckmaͤßigkeit der
Einführung einer in Votſchlag gebrachten Hand s über
Rogmihte für ländliche — zum Schroten und
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Mahlen des Getreides in wafjerarmen Jahren. Das von den
Herren Hager in Saara, Heinfe in Gardſchuͤtz und Diese in
Windiſchleuba über diefen legten Gegenftand abgegebene Guts
achten fand dergleichen Vorrichtungen wegen ihres feltenen
Gebrauches und wegen des auf fie zu verwendenden lange
nuglo8 in ihnen ftecfenden Kapitals jeden Falls ziemlich)
foftfpielig und deßhalb fo wie wegen des nicht ganz bes
friedigenden Productes derfelben weit weniger empfehlends
werth ald die Anlegung ftädtifcher Mehlmagazine und die
Errihtung von Dampfmühlen zur Erzeugung von Dauermehl.
Andere Vorträge und Verhandlungen hatten ihre Ver⸗
anlaffung im Vereine oder in feinen Mitgliedern felbft,
z. B. das was Here Kalfoff über galvanoplaftifche Erzeugs
niffe unter Vorlegung derartiger Petfchafte und vollftändiger
aus dem Avers und Revers gehörig zufammengefester Mes
daillen mittheilte, oder was die Herren Schneider und
Gellert über Keller's Lack⸗ und Farbenfunde gutachtlich
ausſprachen „ Oder was der gegenwärtige Berichterſtatter in
einer freien Viertelftunde über die Reibung zum Beßten gab.
Dagegen gab die Pesoldfihe Schrift über galvanifche Ders
goldung, Berfilberung ıc., deren Zufendung wir dem Herrn
Dr. Geinig in Dresden verdanfen, uns nicht allein Vers
anlaffung, den darin befchriebenen Apparat durch Herrn
Kalkoff anfertigen und durch Hrrn. Huͤbler mit den erfor⸗
derlichen chemiſchen Zuthaten verſehen zu laſſen; ſondern
wir uͤbergaben dieſen dann auch einem unſerer Mitglieder
zur Benutzung und hatten gar bald die Freude, gelungene
Producte deſſelben in unſern Verſammlungen — zu
erhalten.
Dieſer Apparat fuͤhrt mich von ſelbſt auf die dies⸗
jährige den 27, Aug. eröffnete Kunfts und Gewerbe⸗Aus⸗
ftelung, bei der er in feiner Unfcheinbarfeit allerdings nur
eine fehr befcheidene Rolle fpielen konnte. Sie enthielt im
Ganzen 250 verfchiedene Gegenftände und wurde nicht allein
von unferm Durhlauchtigften Proteftor und den übrigen
Gliedern der Herzogl. Familie, fondern auch von einem
——
ziemlich zahlreichen Publikum nach und nach beſucht. An
ſie ſchloß ſich ſpaͤter eine Auslooſung ausgeſtellt geweſener
Gegenſtaͤnde an, durch welche auf 730 Looſe im Ganzen
für 2434, Thlr. Gewerbserzeugniſſe verſchiedener Art vertheilt
wurden. Rechnen wir hierzu noch 32 Louisdor oder
176 Ahle. Silberfutant. ald den Betrag der in Folge der
Auöftelung vertheilten Geldpreife und Nemunerationen, ferner
20 Thlr. dem ehemaligen Schüler der Kunfts und Hands
werföfchule Zul: Bär zuertheilte Wanderprämie und 10 Thlr.
Unterftügungsgelder an einen zweiten ehemaligen Schüler
diefer Anftalt, fo fommt, ganz abgefehen von den nicht
unbedeutenden Koften der Auöftellung und von den in Folge
derfelben gemachten Verfäufen und vertheilten filbernen Vers
dienftmedaillen,, fehon eine ziemliche Unterftügungsfumme zus
fammen, welche dem Gewerböwefen in diefem Jahre durch
unfern Verein zugewendet worden iſt. Dafür war uns
aber auch das Gluͤck wieder günftig ,, indem der Verein auf
eined der 80 Loofe, welche er bei der vom Nonneburger
Gewerbverein veranftalteten Ausloofung des bei der Aus⸗
ftelung gewefenen MWeingartenfchen "Fortepianos genommen
hatte, diefes Inſtrument gewann.
Der Umlauf gewerblicher und anderer gemeinnüsiger
Beitfehriften wurde auch in diefem Jahre in einem immer
mehr erweiterten Leferfreife fortgefegt, nachdem diefelben bei
den gewöhnlichen Wochenverfammlungen einige Zeit zur ges
meinfamen Lectüre der Anweſenden vorgelegen hatten, Auch
wurden von einer befonders hierzu ernannten Commiffion
einige Vorbereitungen zu einem neuen berichtigten Abdrud
des Verzeichniſſes unferer Bücher, Modelle und Kunftgegens
fände gemacht, und diefer zugleich die Frage zur weiteren
Prüfung und Begutachtung empfohlen, wie unfere Samms
lungen duch eine größere Benugung derfelben gemeins
nüßiger gemacht und welche Lüden in denfelben zunächft
ausgefüllt werden follten. Man dachte dabei an eine Art
Stadts oder Bürgerbibliothef, wie deren vermehrte Lefeluft
und edler Gemeinfinn auch anderwarts hervorgerufen hat.
Doch iſt bei uns Hierzu bisher faſt nur der gute Mile,
Feineswegs aber ein beſtimmter ausführbarer Plan vor—⸗
handen geweſen. Und leicht kann es wohl auch ferner" bei
dem guten Willen bleiben, "fo wie wir es auch mit dem
„ bereits’ vielfach beſprochenen Gefellenfortbildungsvereine nicht
weiter gebracht haben und wohl auch nicht weiter Bringen
werden, bis unfer Verein wieder einmal nad) langem Ber
harren einen entſchiedenen Schritt vorwaͤrts thut und ſich
und ſeiner Schule in einem Gewerbehauſe die Fuͤglichkeit
weiterer ſelbſtſtaͤndiger Entwickelung und einer geſicherten
aͤußeren Stellung erwirbt, wie ſie bereits mancher juͤngere
Verein, z. B. der Gewerbeverein in Annaberg beſitzt.
Allerdings gehört zu einem folchen Unternehmen Muth und
Vertrauen; allein ohne fie beftände ja weder unfer Verein,
noch unfere Schule. Und warum follten wir der guten
Sache und den großmüthigen Beſchüͤtzern derfelben nicht
vertrauen, da nicht Teichtfertige Neuerungsfucht, ſondern
die wohlbegründete Ueberzeugung uns treibt, daß von der
Gewinnung eines eigenen Gewerbehaufes das weitere Fort
ſchreiten des Vereins felbft, fo wie das zweckmaͤßige und
fichere Unterfommen feiner Schule'bedingt fei, welche in diefem
Jahre bereits ſchon einmal zur Räumung eines der ihr
einftweilen jugeftandenen Fehrzimmer aufgefordert wurde und
bis jeßt nur "einen Aufſchub, keineswegs aber eine definitive
Surdiefnahme dieſes bedrohlichen und in wenigen Yaßren
ganz unabwendbaren Befchluffes erwirken konnte! "Darum
fordert nicht allein das Gefeg Fortfchreitender Entwicfelung,
fordern auch die Pflicht der Erhaltung und Sicherung des
bereits Beftehenden die ee eines eigenen **
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rs Wiederum verfammelt -in- der freundlichen Bauhuͤtte,
in welcher ſeit denn: Jahr 1804 eine altehrwuͤrdige, ſeit
laͤnger als einem Jahrhunderte im gottgeſegneten Oſterlande
unter ihres Altvaters Archimedes Namen thaͤtige Johannis⸗
bruͤderſchaft freier Maurer, mit Tauſenden und aber Tau⸗
enden zu gleichen Strebziele vereint, am Baue einer ſitt⸗
s
”
— —
lichen Weltordnung zum Wohle ihrer Genoſſen, zum Wohle
al ihrer Menſchenbruͤder ſtill und prunklos, aber rüftig
und nicht ohne Erfolg mitarbeitet, begrüßen wir diefe, uns
gleihfam neugewonnenen Hallen mit dem Gruße der Liebe
und des Danfes und mit dem Bewußtfein geiftesverwandter
Thaͤtigkeit. Seit 25 Jahren wirft der Kunfts und Hands
werföverein, feit 18 Yahren die aus ihm hervorgegangene
Schule im Geifte wahrer Humanität, im Geifte einer
wohlverftandenen, menfchenfreundlichen Aufklärung für die
geiftige Aufs und Ausbildung der Gewerbögenoffen im lieben
Dflerlande, des feften guten Kerned, des Fräftigen Marfes
eined ehrenhaften Bürgerthums.
Neben und aufer uns ftreben und wirfen in. den
Schwefterftädten und Marftflecfen des Landes ftamms und
finnverwandte Vereine und Anftalten für gleichen Zweck,
Laſſen Sie mich, der guten Sitte früherer Jahre getreu,
über diefe auswärtigen Beftrebungen und Leiftungen folgende
überfichtlihe Mittheilung machen:
J.
1. Der Kunſt⸗ und Gewerbverein in Ronne⸗
burg zaͤhlt dermalen 53 Mitglieder. Er hielt im Jahres⸗
verlaufe regelmaͤßige Monatsſitzungen, mit Vortraͤgen uͤber
Kartoffelmehlbereitung (Herr Kaufmann Richter); über einen
angeblichen Steinregen in Gallizien und über die Kranfs
heiten der Gewerfen (Herr Poftmeifter Stephanus); tiber
Bürger und Meifter, über die fogenannten Patentmeifter,
über Bereinigung und Verſchmelzung verwandter Hands
werfe, über den Kredit ded Gewerbsmannes, befonders des
fleinern, über den Zwickauer Verein zu Verbreitung guter
und wohlfeiler Volföfchriften; über die Feier des SOjährigen
Jubilaͤum der Rathsfreiſchule in Leipzig (mit Vorlefung der
Rede des Heren Superintendent Dr. Großmann daſelbſt);
über die Zahl der Zunftglieder in Ronneburg ;_über Abhilfe
gewerblicher Moth, nad) Anleitung eines Entwurfs des
Me
J
verſtorbenen Bauraths Geinitz (Here Hofrath Klein); über
dad empfehlenswerthe Oelgewächs Madia sativa (Herr Buchs
Binder Meyner); über analytifche Chemie, über Benusung
gefrorner Kartoffeln, über Vergoldung, Berfilberung, Vers
fupferung auf galvanoplaftifchem Wege, nad) Dr. Petzolds
Anweifung (Herr Kaufmann Richter); über die Schichtreihe
der Erdrinde und über Verfteinerungen im Altenburgifchen (Herr
Dr. Geinig in Dresden). Ueberhaupt fcheinen die Vereins⸗
verfammlungen dort vielfeitig belehrend und unterhaltend ges
wefen zu fein. Bon fonftigen Borfommniffen gedenfe ich nad)
den vorliegenden Berichten folgender: der einem dafigen Komitte
eigenthuͤmlich gewefene Erdbohrer ift, weil dad Unternehmen,
brennbare Foffilien zu erbohren, Feine fernere genuͤgende Unters
ftügung gefunden, zum Leidwefen des Vereins immittelft ver
fauft worden; Here Dr. Geinig in Dresden hat dem Bereine
18 ſchoͤne Blätter Ornamentenzeichnungen geſchenkt; es find
außer den Hauptverfammlungen noch zwanglofe Nebenvers
fammlungen eine Woche um die andere, zu Befprechung von
Gegenftänden des Vereinszweckes eingerichtet worden; der
Verein ift dem aud) in Ronneburg durch Heren Hofrath Klein
gebildeten Zweigvereine des Zwickauer allgemeinen Haupts
vereind zur Verbreitung guter und wohlfeiler Volksſchriften,
einem Vereine, der, nad) kaum zweijährigem Beftehen, ſchon
Auögezeihnetes leiftet und für welchen ich aud) hierin
Altenburg einen zahlreichen Sweigverein gewonnen habe,
beigetreten; am Stiftungfefte des SKunfts und Gewerbs
vereind hat eine Fleine Austellung von meift dort gefertigs
ten Gewerbgegenftänden und fpäter die Verloofung eines
großen Theils derfelben ftattgefundenz; dergleichen Arbeiten
eingeliefert haben“ insbefondere: Here Hoftifchler Heufchkel,
Herr Niemermeifter Wagner II., Herr Gürtlermeifter Jahn
und deſſen in Paris ſich befindender und nun nad) News dorf
gehender Sohn, Herr Profeffor Grünler, der Porzellan
malerlehrling Lommel der Porzellanmalergehilfe Herr
Oſchmann, Herr Woldemar Richter, Herr Schillers, Herr
Buchbinder Meyner. Die ganze Veranſtaltung aber * ſo
—
ſehr angeſprochen, daß beſchloſſen worden iſt, zum Beſten der
dortigen Gewerbe in einigen Jahren gleichergeſtalt zu verfahren.
Die letzte von dem Sekretaͤr, Herrn Amtskopiſten
Dahn gefuͤhrte und gelegte Vereinsrechnung ergab 103 Thlr.
14 Rgr. 6 Pfr Einnahme „52 Thlr. 2Ngr. 1 Pf Aus⸗
gabe, mithin‘ SL) Thlr. 12 Ngri 4 Pf. Saftenübeniger
und Beſtand ·
—Wereinsdirektor iſt dermalen Herr Hofrath Stein,
Mitvorfteher «ber: Fabrikherr Sieber II. und. Herr Bud»
rn Meyner ; die übrigen Beamten find die, früheren...
Mach alle dem befteht‘ der: Verein nicht blos, Haudenn
er iR ſelbſt in erfreulichem Fortſchreiten.
2. Die Kunſt⸗ und Gewerbſchule daſelbſi hängt
bus Beit „mit dem Vereine gleiches Namens innig, und
von ihm gepflegt zufammenz doch felbfiftändig. waltet und
wirft, fie in zwei Abtheilungen, Die Schuͤlerzahl iſt der
malen): 39. /Erdbefchreibung und teutfche Geſchichte lehrt
Herr Konreftor Schumann ; den Elementarunterricht ſetzt
Herr Schullehrer⸗ Seminar⸗Aspirant Beier fort. In der
erſten Klaſſe lehrt jetzt auch noch Herr Schullehrer⸗
Seminars Aöpirant Junghanns. Die ZSeichnenlehrer find
‚noch die fruͤhern, namlich Herr Zimmermeifter Lippold ‚und
Herr Weller, dem in Herrn Porzellanmaler Oſchmann
ein Gehilfe zur Seite getreten iſt. In der Regel muß
jeder Schüler am Zeichnenunterricht Theil nehmen z früher
wroar dies freigeſtellt, aber man machte die auffallende „und
unerfreuliche Erfahrung, daß da Viele das Linear⸗ ‚und
HMandzeichnen unterließen. Der Verſaͤumniſſe ſind ſeit der
meuen Einrichtung und ſeit Einfuͤhrung des Inſpektorats
durch Vereinsmitglieder und: insbeſondere auch durch Vereins⸗
beamte weniger als ſonſt. Die kleine Leſeanſtalt der
Schule, jetzt an 63 Baͤnde enthaltend, wird fleißig benutzt.
Die letzte Rechnung ergab 112 Ahle Ngr. 9 Pf. Ein⸗
mahme, 83 Thlra LONgE Pf. Ausgabe, mithin 28 Thlr.
20 Ngr.8 Pf. Ueberſchuß und mit dem früher Zuruͤck⸗
gelegten 403 Thlr. 29 Ngr. 8 Pf. Vermoͤgensbeſtand. Die
— 14 —
Räume, der Kunſt⸗und Gewerbſchule find. wieder die der
Toͤchterſchule, die inzwiſchen und. nach dem letzten Brande
dort, ſich geordneter als vorher wieder geöffnet haben 9.0
Die in Nr. 53, 55, 57, 59 und 61der Ronneburger
Blaͤtter abgedruckten Berichte und. die neuerliche umfaſſende
ſchriftliche Mittheilung des Herrn Direktors auch der Schule,
wie des Vereins enthalten noch des Anſprechenden viel
über Verein und Schule; aber ich muß mir heut und hier
vorbehalten, all dies Mehrere in einer der ** itzungen
des hieſigen Vorſtandes ** vorzutragen ...
uns im 0 on 8 eu oe
dus Bin au MIITULET SER)
ara Der. De al ie u; * und Bes
lebung des ‚Kunft=, und ‚Gemerbfleified in Eifenb eng‘ bat
im Jahre 1842 34 ‚Mitglieder gezaͤhlt, welche 21 Thlr—
3 Ngr. — Pf, Jahresbeitraͤge leiſteten z hierzu kamen 41 Thlr⸗
3 Ngr. — Pf. aus Landesmitteln und SL, The IL Nero
— Jahresʒinſen, ‚hiervon find neben dem Aufwande fuͤr
N Sonntagsſchule 14 hle. 7 Ngr. 6 Pf. an Praͤmien
verwilligt worden. Außerdem hat man noch einen Zimmer⸗
geſellen, der jetzt in Dresden baugewerkliche Ausbildung
ſucht und findet, unterftügt und Okens Naturgeſchichte ans
gekauft. Kuͤnftig ſoll ‚weniger auf Kapitalanſanimlung ge⸗
dacht, werden, da. der bereits gebildete Stock ausreichend
erſcheint z man wuͤnſcht ‚und hofft ſomit dem Bereinszwede
gemaͤß mehr wirken zu koͤnnen, ‚hat jedoch bisher Muͤhe
gehabt, geeignete Verwendung zu ermitteln, wie za B. Die
dem erwaͤhnten jungen Architekten in Dresden gewordene
Unterſtuͤtzung, «deren. Verdoppelung vielleicht zu empfehlen
fein duͤrfte, da derſelbe nach Zeugniſſen und (gelieferten!
Probearbeiten ihrer wuͤrdig zu fein ſcheint und jedenfalls
ihrer dringend; nothwendig bedarf, daher er auch vor einigen
Zeit aus Staatsmitteln bedacht worden iſt. Hier alfor
waͤre eine treffliche Gelegenheit fuͤr den Verein, durch Be⸗
ſchaffung „oder noͤthigen Geldmittel den fraglichen jungen
Mann in, den Stand zu ſetzen, nach Vollendung feinen
= Wir
Dresdner Studien, in Berlin, München und fonft ſich als
Baufünftler volfommen ausbilden und fomit feiner Vaters
ftadt und feinem Heimathlande Ehre machen und wahrhaft.
nüßlich werden zu Fünnen,
Sn, der mit dem Gegggenvereine verbundenen Son ns
tagsſchule, ift woͤchentlich in vier Stunden (aud) außer
Sonntag) im Zeichnen und Schreiben durch Herrn Kanzs
didat Bad, in Rechnen und teutfcher Sprache durch Herrn
Schulfollaborator Grofchvetter Unterricht ertheilt worden,
Weiter fonnte ſich nicht verftiegen werden, theild der geis
ſtigen Befähigung der Zöglinge wegen, theild weil eine
Vermehrung der Stundenzahl unregelmäßigen Schulbefud)
befürchten ließ; denn ſchon jetzt gibt es Zoͤglinge, welche,
an dem Beſuche der fonftigen Stunden angeblich durch ihre
Berhältniffe behindert, nur den in den Mittagsftunden ges
gebenen Zeichnen= und Schreibunterricht benutzen. — Zu
den 20 Schülern des Jahres vorher, find im abgewichenen
Sahre 17 neue hinzugefommen, überhaupt nur 6 weg»
geblieben, mithin 31 verblieben, von welchen, nachdem 7
nur kuͤrzere Zeit Zöglinge gewefen, 24 nod) jegt ziemlich
regelmäßig die Stunden befuchen, Einige fihon über 2
Sahre lang, daher mit leidlichen Fortſchritten. Die Schüler
erhalten den Unterricht völlig unentgeltlich, haben weder
beim Antritt noch beim Abgange etwas zu bezahlen, werden
vielmehr, insbefondere die Dürftigern und Fleißigern, bis⸗
weilen mit Beichnenpapier, Federn und Bleiftiften befchenft
und in befondern Fallen mit werthoolleren Prämien, z. B.
mit guten Neißzeugen und dergl. belohnt. Letzteres ift
jedod) im Jahreöverlaufe nicht vorgefommen. — Zu den
Lehrmitteln hat man neuerdings die Abbildungen zu Okens
Raturgefchichte und das Univerfalregifter zu dem ganzen
Werke angeſchafft. Wirkt fomit die Sonntagöfchule nad
wie, vor nad) Kräften nüßlidy fort, fo fteht nur dringend
zu wuͤnſchen und Yu hoffen, daß, wie früher e& war, die
<heilnahme der dortigen Gewerbtreibenden, insbefondere der
‚ Eltern und Lehrmeiſter Unterricht bedürftiger Knaben fid)
mehr fteigern ald bisher, damit fo manche, oft ſchon vors
gefchlagene und für zweckmäßig erfannte Einrichtung auch
dort ind Leben treten fünne, Vornehmlich wird dort der
Wunſch immer lebhafters ed möchte von höherer Behörde
jeder Geſellenſpruch von einer vorher zu beftehenden -Prüs
fung (und bez. einer. zu liefernden Probearbeit) abhängig
gemacht werden, Im der angelegentlichen Empfehlung diefes
Wunſches ftimmt der Vorſtand des Georgenvereind (melden
dermalen Here Nat und Rentfefretär Klögner als Direftor,
Herr Konreftor Ludwig als Nechnungführer und Herr
Juſtizrath und Stadtrichter Meißner ald Sefretär bilden) -
allenthalben überein mit dem der Sonntagsſchule (Here
Rektor Schwepfinger); fie insgeſammt verfprechen fid) von
foldy einer Anordnung den beften gewerblichen Erfolg.
II.
Ueber die in Kahla bez. von dem Heren Kaufmann
und. Fabrifinhaber Eckardt gegründeten und unter, feiner
Oberleitung ftehenden hierher bezuͤglichen Anftalten bat. ders
felbe unter Andern Folgendes anher mitgetheilt:
1. Die Herzog⸗Joſephs-Sonntagsſchule
zählte im Jahre 1842. abwechfelnd zwiſchen 41 und 18
Schüler, welche zumeift die Mühwaltung der Herrn Lehrer
dur) Fleiß und Aufmerffamfeit lohnten, daher bei der
lestjährigen vom Herrn Superintendenten Findeifen geleiteten
Prüfung, diefer ſich mit den Leiftungen der, Schüler zus
ftieden erklärte, von diefen felbft aber der Handlunglehrling
A. Kappes von da die von Sr. Herzogl. Durdylaucht bes
ſtimmte filberne Medaille, und der Maurergefell K. Tenn—
ftedt von da, der Wagnerlehrling Marquart von Unter
bodnig, der Handlunglehrling H. Wendler von Uhlſtaͤdt,
der Leinwebermeifter Höhn von Altendorf und der Schuhe
macherlehrling Krüger von Naſchhauſen pafjende Bücher
als Anerfenntniß ihres Fleißes, ihrer Aufioegkfamfeik und
ihrer guten Führung empfingen,
vn. 2
re ER
Die dermaligen Lehrer find: Herr Neftor Gruber für
Rechtfehreibung und Erdfunde, Here Baffal. Große für
Schönfchreiben, Herr Skribent Kellner und Here Rathöfopift
Doffe für Rechnen, Here Fr. Jede und Herr W. Zipfel,
beide Maurermeifter, für Zeichnen. Der Vorftand anerfennt
belobend und danfbar ihre Ausdauer und Sorgfalt in Aus»
übung der von ihnen übernommenen Verpflihtung.
Bon dem Einnahmezufhuß an 41 Thlr. 3 Ngr. 3 Pf.,
welcher nach höchfter Verfügung alljährlih aus Landes
mitteln durch Vermittelung des hiefigen Kunft» und Hands
werfövereind der Sonntagsfchule dort zufließt, erhalten die
Herren Lehrer ſtets die eine Hälfte als eine Fleine Ents
fhädigung für ihre Mühwaltungen, während mit der ans
dern Hälfte die Prämie für die Schüler und fonftige Fleine
Ausgaben beftritten werden, der Ueberfhuß aber dem
Hauptftamme des Vermögens der Anftalt zuwächft, der
bereit auf 200 Thle, angeftiegen und zum größten Theile
fhon bei der dortigen Sparfaffe werbend angelegt ift.
Der Vorſtand wiederholt auch diesmal den bereitd früher
geäußerten, bez. von dem Herrn Superintendenten Findeifen
unterftügten Wunfh, daß doch durch Vermittelung der
Ortöbehörde die dafigen Handwerfögefellen und Lehrlinge
veranlaßt werden möchten, den Unterricht bei der Sonntags»
ſchule mehr noch als biöher zu benugen, was insbefondere
auch für die Herren Lehrer hocherfreulih und ermuthigend
fein werde, die zum Theil feit Entftehen der Anftalt, alfo
feit 13 Jahren, willig einen großen Theil ihrer fonft freien
Erholungftunden der Anftalt, alfo dem allgemeinen Beten
geopfert hatten. Gern gibt fich der Vorſtand der frohen
Hoffnung bin, daß endlich fein fteter Wunfch in Erfüllung
gehen, jedenfalls aber, unter Gotted Schuge und bei der
ehrenwerthen Ausdauer warferer Lehrer die Anftalt übers
baupt fortbeftehen und immer fegendreicher gedeihen werde,
2, Die von Herm Edardt eingerichtete Befchäf-
tigungsAnftalt dort beſteht unter den Aufpisien Gr.
Herzogl. Durchlaucht feit 2 Jahren bei einem Betriebs⸗
= =
hauptftamm von 2000. Thlen., welcher, auf hoͤchſte Ans
ordnung, mit Iandfchaftlicher Verwilligung dem Begrlnder
der Anftalt mit der Bedingung, daß nad) zweijährigem
Beftehen derfelben alljährlich 200 Thlr. zuruͤckzuzahlen feien,
unversinslich anvertrauet worden ift, um damit befonders
Maurern, Zimmerleuten, Tifchlern und andern Handwerfern,
denen ed zumal den Winter über an Erwerbe mangele,
Arbeit und Verdienſt, fomit Unterhalt zu verfhaffen. Herr
Eckardt Hat diefe ſchwierige Aufgabe möglichft genügend zu
loͤſen fih bemüht, er bat daher zunaͤchſt die Fähigkeiten
der zu Befchäftigenden geprüft, Jeden in dem, wozu er ſich
zu eignen ſchien, unterrichten und dann: bunte Schiefer
griffel durch) Maurer, Holzfidibuſſe durch Tifchler, Zimmers
leute, ihre Frauen: und Sinder, Gewehrpfropfen von Kälbers
haaren durch mehr ſchwaͤchliche Perfonen, Papierfapfeln für
bomdopathifche Aerzte, und Zagdpatronen, von Pappe durch
eine Witwe und ihre Kinder anfertigen laffen. Freilich
iſt Anfangs das Meifte mangelhaft abgeliefert und mancher
Thaler vergebens aufgewendet, fpäterhin aber zu des Be⸗
ftellerd Freude nur gute und verfäufliche Waare geliefert,
es ift aber damit in den legten zwei Wintern 60 bi8 70
Perfonen bei Diangel an anderer Arbeit Befchäftigung und
Unterhalt verfchafft worden.
Den meiſten Abfas fanden und finden ferner bunte
Schiefergriffel; an Hohfidibuffen ward mehr fertig, ald abs
gefegt werden Fonnte, da die Mehrzahl der zu Befchäftigens
den gerade zu folder und zu feiner andern Arbeit ſich
eigneten. Dann ließ Herr Eckardt Anfangs v. J. zwei
Männer fommen, um Lehrlinge im Holzſchachtelmachen ans
fernen zu laſſen; auch das erheifchte Opfer; doc) erlernten -
3 Lehrlinge diefen Fabrifazionzmeig genügend, Viele frei
lich Tafjen fich dazu nicht verwenden, daher Herr Eckardt
demnaͤchſt noch Zuͤndhoͤlzchen fertigen laſſen, und damit
noch fo Manchen befchäftigen zu koͤnnen hofft, um fomit
vielſeitig dem fich geſteckten Ziele näher und näher zu
fommen.
2*
Fe
3, Die auf Veranlaffung Ihrer Hoheit der Frau
Herzogin unter dem Namen AmaliensStiftung errichs
tete Strick⸗ und Nähfchule für arme Mädchen von
6. bis 134 Jahren fteht ſchon feit mehreren Jahren unter
der Leitung der Gattin ded Heren Eckardt, erhält fich feldft,
gewährt ſtets 30 bis 40 Schülerinnen Mittwochs und
Sonnabendd von 1 bis 4 Uhr unentgeltlichen Unterricht
und gedeihet mit fichtlihem erfreulihem Erfolge. f
N | IV.
Die Sonntagdfhule in Lucka Hat nun ide
erfted Jahrzehent mit Gott glücklich vollendet, ein neues
im Bertrauen auf ihn angetreten. Die Lehrer der Anftalt
und deren Schüler (15 bis 20) find gefittet und fleißig
und wenn died auch nicht von Allen in gleichem Grade
gefagt werden mag, fo haben doch die Lehrer nie Urfache
gehabt, einen Schüler wegen Anfittlichfeit oder Unfleißes
von der Sonntagsſchule auszufchließen. Im Jahresverlaufe
find 2 Lehrlinge aus dem freundnachbarlihen Wildenhain
auf Anfuchen gern aufgenommen worden. — Unfer Beits
alter, fagt der Jahresbericht des Vorftandes (Herr Kon=
fiftorialtath und Oberpfarter Dr. Böhme, Herr Diafonus
Mofer und Herr Neftor Bräutigam), ift dad Zeitalter der
Denfmäler (je weniger Denfwürdiged gefchieht, defto mehr
wird natürlich zuruͤckgeblickt auf das, was gefihehen ift!)
Damit nun der mwandernde Gefell wiffe, wer die Männer
gewefen, an deren Denfmale ihn fein Weg vorhberführt
und was Großes fie gethan, daß die danfbare Nachwelt
folh ein Denfmal ihnen feßte, nahm der Herr Diafonus
Mofer fih vor, in feinen Vorträgen an die Schüler der
Sonntagsfhule bei dem Denfmale Luthers in Wittenberg
und bei dem Guftav Adolphs bei Lügen zu verweilen, dann
aber auf das Hermanns und Gutenberg überzugehen. Bei
dem exftern Konnte er um fo fürzer ſich faffen, als er im
Sommerhalbjahre 1841 die Reformaziongeſchichte vorges
tragen hatte; länger dagegen verweilte er bei der Gefchichte
‘ - Bd —
Guſtav Adolphs, bei welcher er das von ihm bei der
zweiten Sekularfeier des Todestages jenes frommen und
tapfern Fürften und Helden herausgebene Büchlein „Guftav
Adolph, der Befchüger proteftantifcher Religion und teutfcher
Freiheit" zum Grunde Tegte.
Herr Reftor Bräutigam, der ftetd des Herrn Diaforius
Mofer Lehrftunden gen übernahm, fo. oft diefer durch
Amt und Beruf daran verhindert war, unterrichtete bes
ſonders in teutfcher Sprache mit allem darauf Bezüglichen,
als Stylübungen in Briefen, Nechnungen, Anzeigen, in
Erklärung der Fremdwörter und Kunftausdrüce, trug auch
von Zeit zu Zeit Verordnungen aus den dffentlichen Bläts
tern und Fortfehritte im Kunft» und Handwerföleben vor.
Außerdem übte er die Schüler im Kopfrechnen.
Here ‚Kirchner Tanner ertheilte Unterricht im Schoͤn⸗
und Rechtſchreiben.
An die Stelle des Herrn Zimmermeiſters Bruͤmmer,
welcher, wegen feiner vielen Berufsarbeiten, als Zeichnen⸗
lehrer auszufcheiden ſich gendthigt fah, trat, mit gleichem
Eifer und gleicher Tüchtigfeit, Here Schullehrer er
von Prösdorf.
Yahreöbeiträge leiftet niemand dort. Die aus Landes⸗
gnaͤdigſt verwilligten 20 Thlr. 16 Ngr. — Pf.
alljaͤhrlich, muͤſſen die gewoͤhnlichen Beduͤrfniſſe der Schule
decken. Und doch find 6 Thlr. — Ngr. — Pf, verblieben
und bei der Sparfaffe werbend angelegt worden. Stehende
Aufwäande find die geringe Befoldung des Zeichnenlehrers,'
einige Vergütung für den Schreiblehrer,, die. Koften der
Verheitzung, der Anfhaffung und Unterhaltung von Schreiber
blättern und die der Vermehrung der Buͤcherſammlung,
weldyer 6 nügliche Schriften aus dem Vereine zur Vers
breitung guter und wohlfeiler Volksſchriften zugewachſen
ſind. Die Schüler werden nad) wie vor unentgeltlich
er
Zu Vertheilung von Prämien fehlt es an Geldmitteln.
Sonſt noch beſteht in Lucka ein Zweigverein der
— ——
Guſtav⸗Adolphſtiftung und des vorgedachten Volksſchriften⸗
vereins. Der Herr Diakonus Moſer hat vorgeſchlagen,
von jedem der von dieſem Vereine ausgegebenen Buͤcher je
ein Exemplar zu Anlegung einer Stadtbibliothek zu beſtim⸗
men, was der Stadtrath ſofort gebilligt hat; iſt doch damit
ein Anfang gemacht zu Weiterem!
V.
„Die gute Abſicht, in welcher im Jahre 1835 auch in
Roda eine Sonntagsfehule gegründet, die landesvaͤterliche
Fuͤrſorge, dur) welche fie mit einem jährlichen Beitrage
aus Landesmitteln bedacht, die Obforge und Mühe der
Vorfteher und Lehrer, welche ihre fortwährend zugewendet
worden, hat,“ wie der Jahresbericht des Heren Kirchenraths
und Superintendenten Streicher und des Herrn Stadtfchults
heißen Zinfeifen fagt, „unter göttlichem Beiftande ihren Zweck
nicht verfehlt, der Anftalt Leben und Gedeihen verliehen und
durch fie vielen dortigen und. auswärtigen Yünglingen Ges
legenheit gegeben, die oft ſehr ſchoͤnen Kenntniffe aus der,
Stadtſchule her in den für das bürgerliche Gefchäftsleben
zunächft berechneten Fächern fi) zu erhalten. und bei ges
reifterem Verſtande auch fortzubauen, dem weniger erfreus
lihen Bildungftande Mancher Hingegen Nachhilfe zu vers
fhaffen, Allen aber in einzelnen Zweigen, namentlich Clemens
ten, in welchen fi) dad Leben des erwachfenern Staatds
bürgerd bewegt, ein neues Feld zu eröffnen und fie haupt⸗
fählih immer mehr zu guten Unterthanen und chriftlich
gefitteten Menfchen heranzubilden ; fie wird auch fernerweit
beftreben, diefer Aufgabe immer mehr zu genügen, obwohl
bier und da Eltern und Lehrmeifter hierzu mehr fördernd
die Hand -bieten follten und da, wo ein Gewerbeverein
befteht, zu dem. Ende weit mehr gewirft werden kann.“
In Roda befteht ein folcher zur Zeit noch nicht, was aber
der Sonntagäfihule in ihrer Wirffamfeit möglich wird, das
ſuchen die Vorfteher mit den Lehrern und die einfichtvolleren
Lehrmeifter zu unterftügen und zu fördern. Zur Einnahme
un BR nn
famen 41 Thlr. 3 Nor, 3 Pf. aus Staatömitteln und
3. Thlr. 26 Nor. 4 Pf. durch freiwillige Gaben mehrerer
Schüler namentlich ſolcher vom Lande; damit allenthalben
wurden die nöthigen Aufwande für Lehrmittel und Bücher,
darunter einige für arme Schüler, gedeckt, die Lefebüchers
fammlung, die jest aus 55 theild zerlefenen Bändchen bes
fteht, vermehrt, Prämien für fleißige Schüler angefchafft
und Sonftiges beftrittenz; außerdem billigte man den drei
Lehrern und dem Rechnungführer eine Fleine Vergütung zu.
Nach der Testen Jahresrechnung war die Gefammteinahme
74 Thlr. 6 Ngr. 6 Pf. (einſchließlich des übergenommenen
Beftanded) die Ausgabe 39 Thlr. 2 Ngr. — Pf., mithin
der Beltand 35 Ahle. + Nor. 9 Pf.
Die Unterrichtögegenftände (im Sommerhalbjahre alle
Sonntage von — bis 94 Uhr Mittags, im Winterhalb⸗
jahre früh von 7 Uhr an) waren: Zeichnen 1 Stunde,
durd) den GSteuerauffeher Herrn Schulze (der Borftand
wuͤnſcht fehr, daß diefem Lehrer feine Dienftverhältniffe ges
ftatten mögten, fich länger der Anftalt zu widmen), Schöns
und Nechtfchreiben, durch den Mädchenlehrer Heren Albrecht,
Naturlehre im Sommerhalbjahre, Rechnen in 3 Abtheilungen,
für Faͤhigere mit praftifchee Geometrie verbunden, in 2
Stunden, Stylifiren und ſchriftliche Gefhäftsführung, in
1 Stunde und Geographie mit Gefihichte verbunden, in
. 4 Stunde, durch Heren Kirchner Rolle. Bei der Testen
Hauptprüfung am 23. April war die Zahl der: Schüler
%5, darunter mehrere vom Lande, mitunter 1 bis 14 Stunde
woeit herz davon zwar 19 ab», aber auch fofort "23 neue
zugegangen, fo daß ſich die Schülerzahl auf 49 erhöhet
hat; fie Alle Haben den Unterricht unentgeltlich, ja einige
Arme, wenn fie. befonderd würdig waren, bei ‚Gelegenheit
‚der Hauptprüfung Feine Unterftügungen an Schreibmitteln
und Büchern empfangen, dergleichen auch andern fleißigen
und fonft guten Schülern ald Prämien zugetheilt worden
find. Die, gleich anfänglich der Anftalt gegebene Einrichtung
ift, als gut ſich bewaͤhrend, unverändert beibehalten worden.
„Bu dem ferneren Gebeihen diefer unferee und ähnlicher Ans
ftalten — ſchließt der Vorſtand feinen erfreulichen Bericht —
gebe der Himmel feinen Segen und den regen Eifer unferer
Dbern für Alles was gut und nüßlich ift, erfreue und
belohne er mit den fehönften Früchten; died unfer Wunſch,
dies unfere Hoffnung zu Gott!“
VI.
a) Dem Jahresberichte des Herrn Archidiafonus
Klögneer in Schmoͤlln über den Zuftand des dafigen
Gewerbevereind entnehme ich, mit dem Vorbehalte,
Anderes in einer unferer Monatöfisungen nachzutragen,
Folgendes: zuvörderft wird danfbar anerfannt, daß für die
dortige Kunfts und Handwerföfchule fernerweit alljährlich
40 Thlr. durch landesherrliche Gnade aus den betreffenden
Staatöfaffen verwendet worden und daß die ftädtifchen Be⸗
hörden nicht nur für die nöthigen Räume und die Heißung
der Schule forgen, fondern auch mehrern Lehrern derfelben
Brennholz gefpendet haben. Der Verein ift mit andern
verwandten Vereinen auswärts in ftetem Verkehre geblieben.
An die Stelle der allzuhäufigen und darum weniger bes
ſuchten Wochenverfammlungen traten mit günftigem Er⸗
folge Monatöverfammlungen. Die Vorftandsverfammlungen
gingen entweder voraus oder waren damit verbunden; an
ihnen nahmen auch die Herren Direftoren und Lehrer der
Gewerbfehule Theil, denn der letztern Gedeihen war und
ift ja das gemeinfame Strebziel, Die Statuten find über-
arbeitet und new herausgegeben worden, fie liegen auch uns
vor. Die allgemeinen Unterhaltungen umfaßten Kunſt⸗
und Jnduftriegegenftände, durch Schriften und Lebenserfah⸗
rungen angeregt. Gern hörte man’ dabei die Anfichten
weitgereifter Meifter. Der Stand de Handels, Rußlands
Grenzfperren, Amerika's Geld» und Banfenwirren, das
merfantile Spefulazionwefen dort, deffen Unzuläffigfeit und
ungünftige Einwirfung auf das teutfche Manufafturs und
Fabrikweſen, Anfichten über neu zu weckende Induſtrie⸗
zweige, ber Nothftand der arbeitenden Klaffe, die Mittel
zur Abwehr oder Milderung deſſelben, das Naͤherruͤcken der
Länder und Welttheile durd) Eifenbahnen, Kanaͤle, Dampfs
und ſelbſt Luftfchifffahrt, der Gewinn teutfcher Induſtrie
durch den allgemeinen teutfchen Bols und Handelöverein,
die fteigende NRegfamfeit auf dem Felde der Mechanik, die
Ergiebigfeit der-Madia sativa, die Förderung des Anbaues
von Maulbeerbäumen, dann im Befondern die Lederfabris
fazion, die in Schmölln nicht unbedeutende Gerberei, vers
glichen mit der niederländifchen und rufjifchen, die Vers
fertigung von Schuhwerk nad) ruffifher Art, die Tuch—⸗
webmafchinen, in Sachſen erfunden und doch da’ nicht
eingeführt, gaben oft Anlaß zu nügliher und angeneh-
mer Unterhaltung. Belehrend und angenehm waren aud)
die hemifchen Verſuche, welche Herr Apothefer Kirmſe ans
ftelite, veranlaßt durch des Heren Dr. Geinig in Dreöden
brieflihe und fonftige Mittheilungen über analytifche Chemie.
Geeignete Zeitfehriften und Bücher zirkuliren im Vereine,
der, da im Jahreöverlaufe 5 neue Mitglieder Hinzugetreten,
3 verftorben find, aus 118 überhaupt befteht. Bei einer
Gefammteinnahme von 178 Tälern, 37 Ngr, 2 Pf. (63 Ahle,
14 Nor, 9 Pf. Beftand, 3 Thlr. 10 Ngr. — Pf. Eins
trittögeld, 53 Ihr, 15 Nor. — Pf. Jahresbeitrag zu je
15 Ngr., 46 Thlr. 17 Nor, 3 Pf. für die Gewerbſchule,
einfchließlih der Unterftügung aus Landesmitteln, und
12 Thlr. — Ngr. — Pf. insgemein) und 107 Thlr.
10 Nor. 2 Pf. Gefammtausgabe (23 Thlr. 13 Ngr. 8 Pf.
für Drudfachen, 30 Thlr. 15 Ngr. — Pf. für Bedienung
und beim Stiftungfefte, 40 Thlr. 28 Ngr. 7 Pf. für die
Gewerbfihule, 12 Thlr. 10 Ngr. 2 Pf. insgemein) —
ein Baarbeſtand von 71 Thlr. 19 Ngr. 5 Pf.
b) Rad) dem Berichte des Heren Diafonus Sea
über den Zuftand der Kunfts und Handwerfsfhule
im Jahre 1842, der mit einem freudigen und erhebens
den Aufblicke zum Allerhöchften beginnt, iſt auch diefe
Schulanſtalt fernerweit freudig gediehen. Ihre Vorſteher
— ——
ſind der Herr Inſpektor und Oberpfarrer Gruner und
der Here Diakonus Heyner; 114 Schüler aus der
Stadt und den fie umgebenden Dörfern, darunter manch
fremder, im Orte in Arbeit ftehender Geſell, haben durch
Fleiß und Gefittung fi rühmlic) ausgezeichnet; ungern
hat man, in Folge gewerblicher Nahrunglofigfeit, fo viele
von ihnen ſcheiden fehen muͤſſen, daß jetzt die Schule
nur 77 Schüler zählt; der Schulvorftand betrachtet fie
gern und zuverfichtlih als gefunde, Fräftige Staͤmmchen,
die da reiche und gute Früchte verheißen dem lieben Heimath>
lande. Darum fühlen auch die Lehrer fih an die Schule
mit Liebe gefettet und zu ausdauerndem Eifer ermuthigt,
obfhon fie fonft noch viel befchäftigt find; darum aud)
haben bei dem Feftmahle am 10. Zan. die Säfte wiederum
fo reichlich gefpendet, daß am 11. Mai an 11 der fleißig⸗
ften und wohlgefittetften Schüler nuͤtzliche Bücher (z. B.
Rammlerd Brieffteller, Fröhlih& und Saald Wanderbücher
und Sydow’s Weg zur Ehre, zum Leben und Glüd) als
Prämien, haben vertheilt werden fünnen, Die Lehrer find
noch die früheren: Herr Schreiblehrer Golle für Kurrentz,
Sanzleis und lateinifche Schriften, auch Modefchriften und
Schriftzeichen des Alterthums nad den Mettenleiterfchen
Kunftblättern, Here Oberlehrer Schumann für Gefellfchaft-
vermifchungs und Falſirechnung (I. Abth.), fowie für Bruch-
rechnung, Dezimalbruchrechnung, Regel de tri, Regulaquinque
mit unmittelbaren und mittelbaren Verhältniffen, Settenregel
und Gefelfchaftrehnung (I. Abth.). Die Herrn Maler
Drefher, Lange und Schellenberg für Zeichnen, freies
Hands und Linearzeichnen, Here Diafonus Heyner für
teutfhe Sprache mit Uebungen durch Diftiren, mit Hins
weifung auf die Regeln der Nechtfehreibung in Doly’d Hilfs
buch, mit Anweifung zu allerlei ſchriftlichen Auffägen, in
2 nad den Fafjungfreäften und Fortfchritten der Schüler
bemeffenen Abtheilungen; die der erften fertigten längere
Erzählungen und Befchreibungen nad) vorgelefenen wahrs
haften Begebenheiten, mehrfach über den Satz „nichts
—
—
bleibt verbotgen,“ um das wunderbare Walten Gottes,
verborgene boͤſe Thaten ans Licht zu bringen, dem jugend⸗
lichen Gemuͤthe tief einzupraͤgen. Die Schuͤler der zweiten
Abtheilung fertigten Briefe, Quittungen, Rechnungen und
ſonſtige im Leben vorkommende Aufſaͤtze.
Derſelbe Lehrer der Geographie ging nad) einer ges
gebenen allgemeinen Ueberficht über Europa zur befondern
Befchreibung von Dänemarf, Island, Schweden und
Norwegen über, gedachte dabei nicht nur der Befchaffen-
beit und Bodenerzeugniffe, der Städte des Landes, fondern
auch der Sitten und Gebräuche, der Induftrie und Ge⸗
fehichte diefer Länder. Bei paflenden Gelegenheiten ward,
nach) Anleitung von. Dr. Vogels Werf auch auf denk
würdige Erfindungen bingewiefen.
Alſo in ihrer Schule wirfend entfchwand den Lehrern
zwar das Jahr in fihnelem Fluge, aber fie fehen heut
noch ihres Wirfend Segen, preifen Gott dafür und geloben
freudig, auch ferner zu wirfen, fo lange es Tag ift, der
zuverfichtlichen Hoffnung lebend: der Herr werde ihr Werk
wohlgelingen laſſen.“
VI.
„So lange der Allwaltende mie noch Zeit und Faͤhig⸗
keit fchenft, zu Beförderung gemeinnügiger Anftalten und
dadurch) zum immer erfreulichern Gedeihen der Wohlfahrt
unferö vernünftigen Geſchlechts ein Fleined Scherflein beis
zutragen, fo lange wird mir's Pfliht und fehr angenehmes
Gefchäft fein, der wiederholten Aufforderung durch möglichft
genaue Mittheilungen über das Fortbeftehen und die Frucht
unſrer Sonntagsfchule nad) Kräften nachzukommen.“ So
feinen erbetenen Yahreöbericht bevorwortend, theilt der Herr
Infp. Bartholomäi in Göfnig Uber die dafige Wag⸗
ners⸗Sonntagsſſchule und Folgendes mit:
Den Borftand derfelben bilden das dafige Stadtges
richt, der Here Stadtrichter Adv. NRanft, der Hr. Vize⸗
ſtadtrichter Meurer, der Here Stadtgerichtöfhöppe Lamprecht
— 3 —
und die Hrru. Viertelömeifter Flaͤhmig, Kolbe, Engelmanh
und Boigt. ’
Sahrlihe Beiträge find nicht nöthig — da
alle Ausgaben fuͤr die Schule ſonſtig haben gedeckt werden
koͤnnen, denn es iſt zur Einnahme gefommen 20 Thlr.
16 Nor. 7 Pf. jaͤhrlicher landesherrlich gnaͤdigſt verfuͤgter
Staatsbeitrag, 10 Thlr. — — bis 1841 wiederholtes Ges
ſchenk des Herrn Geheimen Hofraths und Ritters Dr. Wagner
in Altenburg, 2 Thlr. 3 Ngr. — von 11 neueingeſchriebenen
Schülern, Gefellen, Dienftboten und Lehrlingen im Rech—⸗
nungjahre vom 5. März 1841 bis dahin 1842, 2Thlr.
A1Ngr. 6 Pf. an einjährigen Zinfen von dem Hauptſtamme der
Stiftung an 51 Thlr. 11 Ngr. 7 Pf, überhaupt alfo mit
4 Thlr. 5. Ngr. 1 Pf. Beftand, bis zum 5. März 1842;
38 Thlr. 260 Ngr. LPf., dagegen auögegeben worden: 9 Thlr,
14 Ngr. 8 Pf. für neue aus der Buchhandlung bezogene
Unterrichtömittel, 9 Thlr. — — zu einiger Vergütung an
die Herren Lehrer Pilling (welcher jedoch feine 3 Ahle. der
Bibliothef feiner Maͤdchenſchule wieder zuwies), Flaͤhmig,
Barth und Schmieder, und 1 Thlr. 3 Ngr. 6 Pf. zu
fonftigen kleinen Aufwanden, Die Anftalt befist nun einen
Hauptftamm von 75 Thle, — —, bei Herzogl. Landeöbanf
verzinslich eingelichen.
Unterricht ertheilten: im Zeichnen die Herren Maurers
meifter Barth und Schmieder, in der Erdfunde und anges
wandten Mathematif und populären Geometrie wechfelds
weiſe die beiden Herren Lehrer an der Stadtfehule, Herr
Girbert, Kantor und Knabenſchullehrer und Pilling, Or⸗
ganift und Maädchenfihullehrer und im Schönfchreiben Here
Bierteldmeifter Flaͤhmig (NRechnungführer der Anftalt), in
der Nechtfchreibung mit Fertigung gemeinnügiger Auffäße
für dad bürgerliche Leben, Here Diafonus Holzhauer,
Zu allen dieſen Unterrichtögegenftänden haben nie
unter 5 und nicht über 22 Schüler, doch mit Ausfhluß
mehrer Wochen, wo Niemand gefommen, fi) eingefunden.
Aus Mangel an ausreichender, unausgefester Theilnahme
_— 9 —
an dem dargebotenen Unterrichte Hat die fonft alljährlich
gehaltene Hauptprüfung und die Vertheilung von Prämien
an Schüler, welche fich durch Fleiß, Geſchicklichkeit und
befonderes Wohlverhalten —— nicht ſtatt finden
*
Erfreulich iſt's, daß die Bereitwilligkeit, den fo wohls
tätigen Unterricht zu benugen, feit der Mitte des November
im Steigen gewefen iſt, daher denn alle obenbemerften
5 Lehrſtunden allwoͤchentlich feitdem unauögefegt‘ haben ges
— werden koͤnnen.
——— 1
Be
———
Nach dem neueſten Berichte des Herrn Inſpektor
Beckers Laurich in Orlamuͤnda bat die dafige Induftries
und Sonntagsfhule aud während des Jahres 1842
in bisheriger Weiſe und ohne wefentliche Veränderung forts
beftanden, obfihon für beide eine regere Theilnahme und
ein lebendigerer Auffhwung zu wünfchen übrig geblieben ift.
„Unter den obwaltenden Berhältniffen — fagt der Berichtös
erftatter, der ‚zugleich der Stifter und treueifrige Förderer
beider Anftalten ift, — muß es einftweilen genügen, das
Beftehende zu erhalten und in dem Unvollfommenen der
Gegenwart mit Zuverfiht einen Keim für, kuͤnftige Ent⸗
widelung und beſſere Geftaltung: zu erblicfen; wenigftens
fol feine Gelegenheit ungenügt entfhwinden, wo für ges
meinnügige Anftalten der Sinn geweckt und genäht und
ide Wahöthum und Gedeihen gefördert werden koͤnnte;
vertrauen wir nachft Gott und dem regen Geifte des Forts
ſchrittes, welcher unfere Zeit beherrſcht, vornehmlich auch
der väterlichen Fürforge unferd Landesvaterd und Seiner
Regierung, welche ſich ſchon fo vielfach und auf fo dankens⸗
werthe Weife an dem armen Städtlein und zu feiner Aufhilfe
‚bethätig that. Vertrauen wir, — fagt der Berichterftatter
— daß durch diefe wäterliche Fürforge mit der Heit auch‘ der
Orlamuͤnda'ſchen Sonntagsfchule einige Unterftügung zu Theil
\
— —
werden wird, damit durch eine ſolche ihr Beſtehen geſichert
und ihren dringendſten Beduͤrfniſſen abgeholfen werde.
1) Die Induſtrieſchule hat im vorigen Jahre
über 30 Kinder mit Stricken und etwa 7 der aͤltern auch
mit Nähen befchäftigtz die Mehrzahl ift regelmäßig ges
fommen und hat fleißig gearbeitet; eine verhältnißmäßige
Bergütung für gelieferte Arbeiten und die Belohnung der
Fleißigern durch ein Fleined Chriftgefchenf regte zweckmaͤßig
an. Auch die Eltern haben den Nusen, ja die Noths
wendigfeit der Anftalt anerfannt: die gefchiefte Lehrerin,
Sl. Schindler widmete fi) mit Fleiß und Sorgfalt dem
Unterrichte; einzelne Mitglieder des Frauenvereins, deſſen
Vorfteherin Frau Dr. Weiße ift, munterten mittelbar auf
durch jeweiliged Beſuchen der Schule. Die Kaffeverhälts
niffe derfelben find nicht ungünftige 51 Thlr. find bei der
Sparfafle zu Kahla werbend eingeliehen; aus der Orlam.
Ortsarmenfaffe wurden 25 Thlr, 21 Ngr. 2 Pf., aus der
Pfarrei (durd) den Hrn. Inſp. Becker⸗Laurich) 10 Thlr.
8 Nor. 3 Pf. beigefteuert, 3 Thlr. — — aus Arbeiten
erlöft. VBerausgabt wurden nur 11 Thlr. — — für
Unterriht, 3 Thle. — — für Heigung, 5 Ahle. — —
für Striefgarn, Leinwand u.
2) Minder günftig haben ſich die Verhältniffe der
Sonntagsfhule geftaltet, welche zwar in ihren Ans
fangen faft mehr nicht ald ein Verſuch, aber doch dem
wichtigen Zwecke der geiftigen Fortbildung der dortigen Juͤng⸗
linge gewidmet ift. Allein diefe Juͤnglinge haben das Bedürfs
niß, in nüslichen Kenntniffen und Fertigfeiten fortzuſchreiten,
fo wenig gefühlt, daß die Sonntagsfchule im vorigen Sommer
aus Mangel an Theilnahme faft eingegangen if. Der
Unterricht hat ſich übrigens wöchentlich auf 2 Stunden des
Sonntags befchränft, bez. vor dem Fruͤh⸗ und dem Nach⸗
mittagsgotteödienfte, durch die beiden Geiftlichen und Schuls
lehrer des Orts, fo daß Jeder von ihnen unter 4 Sonns
tagen den einen die Schule beforgte; die Morgenftunde
ward der Uebung im Schönfihreiben gewidmet, die Nach⸗
ME
mittagsftunde abwechſelnd auf Uebungen in fehriftlichen Auf—
fägen, im Zeichnen, Rechnen und Nechtfchreiben verwendet.
Die durch den frühern Schulunterricht Wohlvorbereiteten
fonnten fomit vor dem Vergeſſen des Erlernten geſchuͤtzt,
die im SKnabenalter Zurücfgebliebenen zum Nachholen des
Berfäumten angeregt werden, „Und wie viel beffer, —
fagt der Berichterftatter — ift nicht ein wenn auch langs
fames Fortfchreiten, ald ein gänzlihes Stehenbleiben
Dazu wird von den Herren Lehrern der Unterricht nicht
nur ganz unentgeltlich ertheilt, fondern es wird auch übers
haupt für Heitzung, Lehrmittel und Hin und wieder für
Schreibmittel geforgt, eine Aufopferung, welche wol mehr
Anerfennung von Seiten der jungen Leute und fonft vers
diente! Zu wünfchen bleibt jedenfalls der Sonntagsfchule
ein Fleiner Einnahmeftamm zu DBeftreitung unvermeidlicher
Ausgaben, zu Verforgung der ärmern Sonntagsſchuͤler mit
Schreibmitteln und zu Belohnung der fleißigften Schüler,
Bon 21 Sonntagsfchllern überhaupt haben nur etwa
8— 10 den Unterricht regelmäßig benust.
RX.
Die Sonntagsfhule in Meufelwis hat guten
Fortgang. Unterricht ertheilten im Schönfchreiben Herr
Organift Kirchhoff, im Kopf- und Tafelrechnen Herr Kantor
Mehr, im Zeichnen Herr Diafonus Kratſch, in der Geos
graphie mit Gefhichte und Anweifung zur Fertigung teut-
ſcher Ausarbeitungen Herr Adjunft Weifez fie Alte unents
geltlih. Am Unterricht im Schönfihreiben, Kopfz und
Tafelrechnen nahmen 14, im Zeichnen 3, an dem übrigen
Unterrihte 9 Schüler unentgeltlich Theil; im Allgemeinen
mit lobenöwerthem Eifer und mit zum Theil recht guten
Fortſchritten. Mit Auszeihnnng werden Wilhelm Berger
und Mfte, Heinrich Heilmann genannt. Der Letztre hat
faſt novellenartige Arbeiten, reich an Gedanken, in blüthens
weicher, edler und Forrefter Sprache geliefert.
Eine Schulfaffe beftcht nicht, namentlich ift bis jest
nod) fein Staatsbeitrag gegeben worden. Gleichwohl waren Ä
Borlegeblätter anzufihaffen und Feuerungmittel, Wie wurs
den fie nun beſchafft? Die Herren Lehrer beſtritten ſolchen
Aufwand aus eigenen Mitteln!! Architektoniſche Zeichnungen
ſehlen: man hofft, der Altenburger Verein werde dergleichen
mindeſtens herleihen koͤnnen!
Ehrenpreiſe konnten unter ſolchen Umſtaͤnden nicht
vertheilt werden, obſchon mehre Schüler fie verdient hätten.
Herr Adjunkt Weiſe hofft ſo eben einen Leſeverein und dann
in der Folge einen Gewerbverein dort begründen zu koͤnnen.
Den wackern Lehrern dort unfre berzlichften Wünfche,
aber auch unfre angelegentlihe Verwendung und thätige
Foͤrderung!
Noch gedenkt der Berichterftatter Hr. Adjunkt Weiſe
mit inniget Theilnahme, Freude und Ruͤhrung eines in dem
nahen Mumsdorf, einem eingepfarrten Kirchdorfe, von dem
dafigen Schullehrer Herrn Baumgarten geftifteten Geſang⸗
und Lefevereins, eined Gefammtvereing, welcher den niedern
Sinn für das Irdiſche, den trüben Geift der Zwietracht
und der Spielfucht, wie die rohe Sinnenluft, entferne, den
Sinn für das Gute und Heilige weſentlich wede und
‚Fröftige und Freude und Friede höherer Art verbreite.
| Ehre fei dem jungen Schulmeifter, "welchem Hr. Adi.
Weiſe das Zeugniß gibt, daß er auch fonft feinem Amte mit
feltener Liebe und Begeifterung fid) widme!
Eine fernere Mittheilung. über eine ſich felbft bes
wegende Maſchine, an welcher der. Stellmachermſtr. Hau⸗
ſchild dort ſeit Jahren arbeitet, behalte ich mir fuͤr hin
nachfte, Monatöfisung vor.
Die ſo eben -vernommenen Nachrichten zeigen uns,
daß die Saat der guten Sache der Vereine und Anftalten,
über welche fie fi) verbreiten, in allen Schwefterftadten
und Marftflecfen des geliebten Heimathlandes mehr oder
minder fröhlich fortgedeihet, wenn aud da und dort noch
‚Manches zu wünfchen übrig bleibt, - Erlauben Gie mir,
daß ich in diefer Beziehung Einiges bemerke:
4) € ſteht zu wuͤnſchen, daß alle Behörden,
welchen von der Landeöverfaffung die Obforge für gewerb⸗
liche Anftalten überwiefen ift, fi) der guten Sache der
Gewerbvereine und Sonntagsfchulen werfthätig, insbefondre
auch mit Befchaffung von Geldmitteln zu Beftreitung der
dringendften Bedürfniffe, annehmen und da, wo nicht fehon
aus Staatöfaffen Beihilfe gewährt wird, diefe durch bes
richtlihe Verwendung. vermitteln, mindeſtens Beitraͤge von
Seiten der Ortseinwohner veranlaſſen moͤgten.
2) 08 ficht zu wuͤnſchen, daß die Zuͤnfte allents
halben diefer, Iediglih der höheren Ausbildung der Ges
werbtreibenden gewidmeten,Anftalten fich förderlich annehmen,
allermindeftens von Seiten der Lehrmeifter den Iernbegierigen
Lehrlingen und Gefellen feine Hemmungen bereiten mögten;
3) es fteht zu wünfchen, daß Eltern, Pfleger,
Bormünder den großen, laͤngſt von jedem Einfichtigen
und Wohlmeinenden anerkannten Nutzen folcher Anftalten
alfenthalben richtig würdigen und ihn ihren Kindern, Pflege
und Schußbefohlenen felbft mit einigen, in der That uns
verhältnigmäßig geringen Geldopfern zuwenden moͤgten;
4) es ſteht zu wünfhen, daß Vorfteher und
Lehrer an diefen Anftalten in ihrem menfchens
freundlihen, aufopfernden Fleiße treu ausharren mögtenz
fie werden ed, wenn Behörden, Zünfte, Eltern, Lehr
meifter durch Mitförderung beweifen, daß fie den Werth
der Mühwaltung der Lehrer gerecht und danfbar würdigen;
5) es fteht zu wünfihen, daß die Schüler folder
Anftalten durch Fleiß, Ausdauer, Gefittung und Dank
gefühl die ihnen zugedachte und gefpendete große Wohlthat
anerfennen und mindeſtens alfo einigermaßen vergelten;
gleichmachen koͤnnen ſie nimmer, Einzelne vieleicht dadurch
in der Folge, daß ſi ie, ſelbſtſtaͤndig geworden im buͤrger⸗
lichen Leben, Meiſter in ihrer Kunſt, in ihrem Gewerbe,
pieleicht einberufen zu; Mitverwaltung ſtaͤdtiſcher Gemeins
wefen, in dieſer Stellung die Sache derartiger: Bereine
ra kraͤftig hegen und pflegen; ji
6) es fteht zu wünfhen, daß die einzelnen Kunfts
und Gewerbvereine, Kunfts, Gewerb⸗ und Sonns
tagsſchulen des Laudes unter fi in nähere Verbindung
treten, um ihre Erfahrungen und Anſichten einander mits
zutheilen und wechfelsweife von einander zu lernen, fomit
"aber der guten Sache diefer Anftalten mehr und mehr
geiftigen Boden zu gewinnen,
Auch die heutigen überfichtlihen Mittheilungen find
gleih den ihnen in den frühern Jahren voraudgegangenen
diefem Zwecke mittelbar gewidmet; mögen fie, fo jene wie
diefe, ihn nicht ganz verfehlen.
Und fo treten wie denn hinüber in das zweite Viertel—
jahrhundert unſers, von feinem erhabenen Schutz⸗ und
Schirmherrn, unſerm hochverehrten und innig geliebten
Landes vater, Herzog Joſeph, von feinen Raͤthen,
von den Behoͤrden, von den Kunſtgenoſſenſchaften
und Zünften, von den Bewohnern dieſer guten
Stadt feit 25 Jahren treu gepflegten Vereines, mit ins
nigen Wünfchen für ihn und für das fefte Beftehen und
froͤhliche Gedeihen auch unfrer Schweftervereine im
ganzen Tieben Heimathlande.
IV.
Bericht
über
das 18. Jahr der Kunſt- und Handwerköfchule zu Alten⸗
* erſtattet am Stiftungsfeſte des Kunſt- und
Handwerks = Vereins
von
Eduard Lange,
Es gibt zwei Arten einer glücklichen Gewerbthätigfeit, '
die jedoch in‘ taufend Zwiſchenſtufen in einander übergehen,
die gemäthliche und die fpeculirende, Die Erftere freut ſich
ihrer die rohen Urftoffe veredelnden Wirkfamfeit und genießt
in jedem gelungenen Werke einen neuen Lohn aller bisher
aufgewendeten Mühe und Arbeit, während die letztere die
Preiſe und Koften forgfaltig berechnet und ihre Kraft und
Mittel ftetd auf dad wendet, was am eifrigften gefucht wird
und den reichften Gewinn bringt. Die erfte Art gehört mehr
dem Handwerfer oder, beſſer gefagt, dem felbftthätigen Ges
werböfünftler an, anftatt daß die zweite den Fabrifanten
bezeichnet, der wohl berechnet, daß ein vielmaliger Fleiner
Gewinn im Ganzen doc) die größten Erträge liefert. Wer
hätte ihn. nicht gern, den heitern, befcheidenen Mann, der
mit uneigennüßiger Liebe in jedem Werfe feiner Hände feinen
ſtillen Geift der Ordnung und des Einflanged ausprägt, den
feine Mühe verdrießt, den jedes ungeheuchelte Wohlgefallen
erfreut, und den befler als prunfende Anfündigungen und
weit ftrahlende Firmen feine Werfe loben und empfehlen!
Iſt er auch nicht reich, ja drückt ihn felbft biöweilen die
Sorge um Weib und Kind, fo hebt ihn doch feine Ges
fchieflichfeit und die Liebe zu feinem Berufe‘ weit, empor
über manchen Reichen, der fic) und Andere in Ueberdruß
und langer Weile quält und deffen Mißmuth die Menfchen
ebenfo verfcheucht, wie fie die Harmlofigfeit unferes bes
ſcheidenen Künftlers anzieht. . Wie gern fehren fie jeder
Zeit zu feiner anfpruchlofen Behaufung zurück, die fie immer
mit Wohlbehagen verlaffen! Und doch begrüßt der bes
fonnene Patriot auch die Gefchäftigfeit des tüchtigen Fabris
fanten mit freudigem Stolze, der immer mehr rührige Hände
für feine Zwecke im zufammenwirfende Thätigfeit verfegt
und dadurch, daß er jede zur Meifterfchaft. in ihren Fleinen
Berrichtungen heranbildet, für einen ſich immer weiter auds
dehnenden Kreis von Abnehmern eine reiche Fülle wohlges
lungener und zugleich wohlfeiler Fabrifate liefert,
Und wenn nod) ein Sweifel übrig wäre, wie wohl⸗
thätig und unerfeglich diefe beiden gewerblichen Richtungen
für jeded Gemeinwefen find, fo dürften wir nur auf ihre
Gegenfäge blicken, nämlich zuerft auf den ewig unzufriedenen,
‚neidifchen und gehaͤſſigen Handwerfer, der ohne Liebe zu
3%
feinem Berufe nur zwifchen dem Neide gegen feine glückz
licheren Concurrenten und dem Merger über feine immer
niedrigere Preife verlangenden Abnehmer ſchwankt, und der die
ihm Nohftoffe liefernden Handwerfer fchilt, weil ihre Erzeugs
niffe theurer find als Mafchinenarbeit, und doch zugleich
auch die Maſchinen verwünfht, mit deren Hilfe Andere
vortheilhafter arbeiten ald er, Der rührigen Thätigfeit des
Fabrikanten aber würde der eingeroftete halsftarrige Schlendrian
gegenüberftehen, der fortdauernd für alle Welt Peruͤcken machen
will, wenn fie auch nur noch die Glasföpfe tragen, und der
feine Perfonenwagen wie vordem noch die alte Straße fendet,
wenngleich daneben auf Eifenfchienen der Dampfiwagen dems
felben Ziele entgegen eilt. Die Ungluͤckſeligen! Wie fie
über ihre Zeit Flagen, die doch vielmehr über fie klagen
folte, und wie fie vergeblich anfämpfen gegen die Neues
sungen, während doch ſtarres Stehenbleiben auf dem bes
veitd erreichten Punfte auf Erden die größte Neuerung wäre!
Gewiß, diefe Verfnöcherung ift nicht minder für fich ſelbſt
als für dad Gemeinweſen ein ſchweres Ungluͤck; denn ihr
ift mit Feiner Kruͤcke fortzubelfen, und würde fie felbft aus
China verfchrieben, Wohl aber läßt fich ihre vorbeugen
durch Erweckung ded Geiſtes, durch Kräftigung des Ger
müthes, duch Veredlung des Herzend. Denn nur die
Befchränftheit ift blind und engherzig, und nur das Pfahls
bürgertfum kennt feinen andern Standpunft für die Ber
trachtung der lebensvollen Welt als feine düftere Werfftatt
und begehrt, daß jene ſich nach diefer richte und ale Ana
fprüche aufgebe, für deren Befriedigung diefe zu eng ift.
Wer aber mit gefunden Sinnen fi) auch anderwärtd umges
fehen und die Wünfche und Anfichten auch anderer Stände
vernommen und erwogen hat, der bringt in feine. Werfs
ftatt nicht blos mechanifche Fertigfeit, fondern auch den
Sinn und Geift mit, der allein diefe fi und dem Ge—
meinwefen unter allen Umftänden wahrhaft. nüßlich zu
machen vermag.
Diefen Sinn in der beranwachfenden gewerbtreibenden
a
Jugend zu wecken und zu Fräftigen ift die Beſtimmung
unſerer Kunſt⸗ und Handwerksſchule, welcher fie auch in
ihrem 18, Jahre nicht untreu geworden ift. Wenigftens
fürchtet der gegenwärtige Berichterftatter nicht, in thörichter
Selbfttäufchung befangen zu fein, wenn er die Negungen
diefed Geiftes im Weſen der Schüler auch in dem letzten
Sabre. vielfältig wahrzunehmen und nicht allein die Keime
ftilee Gewerblichfeit, fondern auch die- Anlagen zu fpeculis
rendem Unternehmungsgeiſte hier und da zu bemerfen und
in ihrer naturgemäßen Entwicelung zu fürdern und zu uns
terftügen. glaubte, Allein wer fah wohl je dad Wachfen
der Bäume, die er pflegte, fo unverfennbar aud) ihr Zus
nehmen in Sahreöfrift war? So geht e8 auch mit unfern
Schülern, die wir nad) einiger Zeit. oft ziemlich fortges
fhritten finden, ohne doch ihre Fortfehreiten von Woche zu
Woche bemerken zu koͤnnen.
Gegenwärtig zählen wir derer 98*), nämlic) 40 in
der dritten, 31 in der zweiten und 27 in der erften Claſſe.
Im Ganzen aber hat unfere Schule bisher 725 Schüler
- aufgenommen und davon allein im Iesten Schuljahre 70,
von denen aber 10 ſchon wieder weggeblieben oder aud)
wegen nachläfliger Benugung der Schule fortgefhieft worden
find. Es gehören demnach 60 Schüler unferer Anftalt noch -
nicht ein volles Jahr an, Außer ihnen ftehen 25 in ihrem
2., 10 in ihrem 3., 2 in ihrem 4. und 1 bereits im 6,
Schuljahre, Von den dermaligen Schülern ftammen aus der
Stadt Altenburg 46, aus den übrigen Städten und Orts
haften unſeres Herzogthums 48 und aus andern. deutfchen
..) Ihrem Gewerbe nah find 6 Dekonomen, 8 Gärtner, 1
Bader, 4 Maurer, 1 Stubenmaler, 12 Zimmerleute, 6 Zifchler,
1 Ladierer, 1 Stellmader, 1 Dredsler, 6 Seiler, 5 Leinweber,
1 Wollarbeiter, 3 Schneider, 6 Schuhmacher, 1 Lohgerber, 1Weif-
gerber, 1 Sattler, 2 Riemer, 1 Beutler, 1 Handfhuhmader, 2
Pofamentiere, 8 Buchbinder, 1 Hutmacher, 1 Korbmacher; 1 Zinn=
ießer, 1 Gelbgießer, 2 Klempner, 2 Scloffer, 2 Mechaniker, 1
hrmacher, 2 Hufjchmidte, 2 Glafer, 1 Schleifer, 1 Porzellanmaler,
1 Maler, 1 Bildhauer und 7 Schreiber und Laufburſchen.
Staaten 4 ab. Bor ihrer Aufnahme in unfere Schule
hatten von den 27 Schülern unferer erften Claſſe 18 in
der hiefigen Bürgerfihule, 4 in verfihiedenen Dorffchulen,
3 in verfihiedenen auswärtigen Stadtfchulen, 1 im hiefigen
Gymnafium und 1 bei einem Privatlehrer Schulunterricht
genoffen, Doch Fonnten fämmtlihe 4 vorher in Dorfs
fhulen unterwiefene Schüler erft, nachdem fie eine Zeit
lang unfere zweite Claſſe befucht hatten, in die erfte Claffe
verfeßt werden. — Bon den SL Schülern der 2, Claffe
hatten vor ihrer Aufnahme in unfere Anftalt 17 die Hiefige
Bürgerfihule, 8 verfchiedene Dorffchulen, 3 auswaͤrtige
Stadtfchulen und 3 Privatunterricht befucht. Auch unter
ihnen find Mehrere, welche ihre erfte Aufnahme in unferer
dritten Claffe fanden. — Bon den 40 .Schülern der
dritten Claſſe endlich gehörten früher 10 der hiefigen Buͤr⸗
gerſchule und 29 verfehiedenen Dorffchulen an und nur einer
hatte vorher Privatunterricht genoffen. — 78 unferer
Schüler wohnen jest in der Stadt felbft und 20 wandern
wöchentlich 2 oder 3 Mal unferer Schule vom Lande her,
zum Theil felbft einige Stunden weit, zu, z. B. aus
Zſchernitzſch bei Schmölfn, aus Platfhüs, aus Gnadſchuͤtz,
aus Roͤthenitz, aus Gödifa, aus Winterödorf u. ſ. w.,
wozu namentlich im Winter ein großer Eifer gehört, da
die Wochentagsftunden, von denen feiner dispenfirt ift, nies
mald vor 8 Uhr Abends gefchloffen werden, und da diefe
entfernten Schüler auch bei böfem Wetter und Wege fid)
nicht mehr Schulverfäumniffe zu Schulden fommen laſſen
ald die Städter ſelbſt. Bei ſolcher Luft und Liebe darf
es denn’ auch nicht wundern, daß mehrere diefer Landbe⸗
wohner die erfreulichften Fortfchritte machen und fo den
alten Satz von Neuem bewähren, daß der Erfolg des Unterz
vichtS weit weniger von der Menge ald von der Benugung
der Lehrftunden abhängig fei, An dem Unterricht im Frans
zöfifhen endlich, deſſen Beſuch den Schülern gänzlich frei
geftellt ift, nahmen im Ganzen 17 Schüler, naͤmlich 8 in
der erften und 9 in der zweiten Claffe Antheil. Indeß
en
befinden fich darunter 4 ehemalige, in der obigen Haupt⸗
fumme nicht mit gezählte Schüler, denen die Erlaubniß,
diefen Unterricht noch ferner benugen zu dürfen, unbedenfs
lich erteilt: worden iſt.
Was die Reiftungen- der Schüler unferer beiden obern
Glaffen*) anlangt, fo darf ich mich wohl auf die öffent
lichen Prüfungen berufen, welche bisher immer den. erften
Sonntag nad Oftern gehalten wurden, und denen es au)
im legten Schuljahre nicht an erwuͤnſchter Theilnahme fehlte.
Kann bei ihnen auch von gelehrtem Wiſſen durchaus nicht
die Nede fein, fo darben fie doc) auch nicht in der wahrs
baft traurigen Geiftesarmuth, die noch immer fo viele, zu
etwas Beſſerem an ſich gewiß fähige Männer langweilt
und fie nach vollbrachter Tagesarbeit entweder zum zeittoͤd⸗
tenden SKartenfpiel treibt oder in dumpfes Schlafwachen
verfenft. So wie aber unfere Schule durch den Unterricht
und durch ihre Lefeblicher daflır forgt, daß ihre Zöglinge
Etwas von der Welt umher erfahren und des Denfftoffes
nicht entbehren, ebenfo ftärft und übt fie auch unabläflig
die Kraft, dad Erfahrene zu verarbeiten und felbftthätig zu
beherrſchen. Noch höher aber, ald Beides, fehlägt.fie die
Erwerfung der Lernbegier und des Lerngefchickes an, weil
diefer innere Lehrmeifter die Schüler auch in den fpätern
Jahren, in der Werfftatt und in der Fremde nie wieder
verläßt. Doc würde die Lernluft noch weit größer und
allgemeiner fein, wenn das Leben eines Gefellen nicht nod)
immer alu arm an gewerblichen und wifjenfchaftlichen
Anregungen und Bereicherungen wäre, ohne welde doc
ſelbſt die lebhafteſte Theilnahme zulegt erfchlafft. Für diefe
Erneuerung des Gelernten in gereifterem Alter und fuͤr diefe
Erhaltung des wiflenfchaftlichen Intereſſes wuͤrde nichts
vortheilhafter fein als die Gründung zweckmaͤßiger Stadts
‚bibliothefen und geräufchlofer, frei fich entwidelnder Fort⸗
*) Da die dritte Caſſe blos nachholt, was die Schüler eigentlich
Thon aus der Volksſchule mitbringen follten, fo werden die Schüler
derfelben nicht öffentlich geprüft.
=. de ;
Bildungsvereine, deren Theilnehmer bier ald die Genofjen
einer wahrhaftigen Schule des gegenfeitigen Unterrichts Jeder
diejenigen Fragen aufftellte, über die er und Andere Bes
lehrung zu erhalten wünfchten, und Jeder diejenigen Fragen
beantwortete, über die er Etwas mitzutheilen wüßte. So
würde der todte Schaß der Bücher fih nah und nad
beleben und unfer Gewerböwefen felbft mit der Zeit eine
fräftige Förderung und erfreulihe Erneuerung erhalten,
Denn unmöglich kann ed doc) für unfere Gewerbtreibenden
ganz einerlei fein, ob fie einander gegenfeitig wecken, ers
muntern und fördern, oder ob fie, zerfallen mit ſich felbft
und mit der Zeit, deren Zeichen fie nicht verftehen und
deren Fortfchreiten fie gleichgiltig laßt, der immer. Fräftiger
und näher heran drangenden Concurrenz zur gemeinfamen
Beute werden, Darum follten an die vorhandenen ges
werblichen Fortbildungsfchulen fich freiere gewerbliche Forts
bildungsvereine und an die Lefebibliothefen der Schüler ſich
Stadtbibliothefen der Bürger anfchließen. Es ift aber die
Leſebibliothek unferer Schüler bereitö auf 209 Bände ans
gewachfen, deren Titel erft ganz Fürzlich in einem‘ gedruckten
Katalog zufammengeftelt worden find, damit jeder Schüler
aus dem feinigen diejenigen Bücher auswählen fönne, von
denen er vorzüglichen Genuß oder Nutzen erwartet, Um
aber das Abhandenfommen und Berderben der Bücher
mehr ald biöher zu verhindern, find neuerdings zugleich
auch jedem Schüler 2 Empfangfcheine zugeftellt worden,
aufs deren jeden er immer nur ein Buch auf einmal aus
unferer Lefebibliothef erhalten Fann, Denn fo gern ich es
auch im Stillen gefehen habe, daß unfere Bücher außer
den Schülern felbft oft auch ihre Väter, Meifter, Gefellen,
Kameraden und Gefchwifter laſen, fo war doch die Ab-
nugung in Folge davon neuerdings allzugroß, um ohne
alle Befchränfung fortdauern zu koͤnnen.
Die Lehrgegenftände unferee Schule, welchen jedem
allwöchentlich eine Stunde Zeit zufiel, waren im vorigen
Jahre 1) Schönfihreiden in 3 Claſſen; 2) Freihandzeichnen _
N
— m —
in-3 Claſſen; 3) Linearzeichnen in 2 Claſſen; 4) Models
liren für einige wenige auserwählte Schüler; 5) Rechnen
in 3 Claffen, jede mit zwei verfchiedenen Unterabtheilungen;
6) Rechtſchreiben und fhriftliche Auffäse in 3 Claſſen;
7) Sranzöfifch für Freiwillige in2 Claffen; 8) Gkograpie
in 1 Claſſe; 9) Geometrie in 1 Claffe und 10) Naturs
lehre in 1 Claſſe.
Ueber die Art und den Umfang diefes Unterrichts
enthalten die früheren Jahresberichte das Weſentliche; auch
ift der Zutritt zu den Unterrichtöftunden im Gebäude der
Töchterfchule und zwar. Sonntags von 10— 12 und von
1—2, Mont. Abends von 5— 8, Dienft. Abend von
6—9, Mittw, Abends von 5— 9, und. Donnerft, Abends
von 6— 8 Uhr feinem achtbaren Bürger verwehrt, fo ſelten
derfelbe auch biöher gefucht worden fein mag.
Die Lehrer. find ganz noch diefelben wie im vorigen
Sabre, und. wie fie unfer gedrucdtes Mitgliederverzeihniß
enthalt, und noch immer widmen die drei befiheidenen,
patriotifihen Männer Doͤll, Jecke und Moßdorf unferer
Scyule ihre ſchoͤnſten Sonntagsftunden, ohne irgend eine
Entfhadigung und oft felbft ohne nur ein Wort des Danfes
von den abgehenden Schülern zu vernehmen, Die übrigen
Lehrer werden aus der Schulfaffe und der gegenwärtige
Berichterftatter durch die gemeinfchaftlihe, alles Gute gern
fördernde Munificenz unferes erhabenen Proteftors und der
übrigen Glieder feined hohen Fürftenhaufes remunerirt.
Sp geht unfer Werf feinen ftilen geordneten Gang,
Und wenn dann, wie in diefem Jahre wiederholt gefchah,
diefer -oder jener ehemalige Schüler unferer Anftalt, zum
Manne gereift. und zum Meifter ernannt, fih um die
Aufnahme in unfern Verein meldet, -dann heißen wir fie
doppelt herzlich willfommen und freuen und, daß Fürftens
buld und Lehrertreue nicht erfolglos an fie. verwendet
worden find,
Case, RE
V.
Schickſale einer Wollflocke.
Eine humoriſtiſch-techniſche Skizze.
Vorgetragen
am Stiftungsfeſte des Kunſt⸗ und Handwerksvereins
vom
Oberinſpektor Meißner.
Ich erblickte das Licht der Welt im Herzogthum
Braunſchweig. Meine Mutter war die Tochter einer edeln
Haideſchnuckin, des Sproͤßlings eines Volkes, deſſen Name
bereits uͤber die Grenzen Deutſchlands hinaus erſcholl und
eines vornehmen Spaniers. Meine Jugend verfloß unge—
trübt und war leider nur von kurzer Dauer, Nur eines
Ereigniffed aus ihr bin ich lange eingedenf gemwefen, des
Augenblicks, ald man mich gemwaltfam von meiner Mutter
trennte und, obfchon fpätere Ereigniffe meines Lebens von
dem tiefften Eindruck auf mid) gewefen find, fo vermochte
doc lange nichts, dad Andenfen an daffelbe ganz zu vers
drängen. Der Trennung von meiner Mutter folgte nur
zu bald die Trennung von der Heimath, doc) hatte ich noch
vom Glücfe zu fagen, daß mir vergonnt ward, fie in Ge=
fellfchaft meiner Schweftern zu verlaſſen. Mit ihnen im
Schäferbunde eng verbunden, wie faum je zuvor, in
einen langen Leiterwagen mit breiter weißer Plane gut
verpackt, ging die Reife zunächft aus meiner Heimath in die
nicht allzuferne Hauptftadt meines Vaterlanded, nad) Braun
fhweig. Ueber alle Befchreibung überrafchend und neu war
mir, der in einer einfamen Haidegegend Geborenen, daß,
was mich bier umgab, als ich mit meinen Schweftern den
Wagen verlafjen- hatte. Es war Meffe in Braunfchweig.
Außer und noch unüberfehbare Reihen gleich und zur Meſſe
— —
gekommener Kinder des platten Landes, ungeheuere Vor⸗
raͤthe der verſchiedenartigſten Waaren und zwiſchen durch
Verkaͤufer und Käufer in Menge und aus faft allen Ge—
genden: Europa’d. Das Loos, welches meiner hier harrte,
wurde mir nur zu bald flar, Es galt meine und meiner
Schweftern Veräußerung an einen der vielen anwefenden
Käufer und vielleicht eine weite Trennung von meinem ges
liebten Geburtölande, Kaum hatten wir naͤmlich, nachdem
wir den Wagen verlaffen, wieder eine einigermaßen ruhige
Lage erlangt, fo erfchienen Männer, die und mit rauhen
Händen anpadten, renften und dehnten, hierauf und von
allen Seiten lange, finnend, vergleichend und erwägend bes
fhauten und endlich ein Langes und Breite mit Demjenigen
verhandelten, der und an unfern dermaligen Aufenthaltsort
geführt Hatte. Das Reſultat diefer Verhandlung war, daß
man uns rückjichtölos verfauft hatte, verfauft an einen
Tuchfabrikanten aus Sachſen. Line bange Beforgniß vor
der Zufunft bemächtigte fich meiner, als ich diefes erfuhr,
und doc) follte das, was mir fpäter wirflich begegnete,
meine Fühnften Befürchtungen nod) übertreffen. Die Dauer
meines Aufenthalts in Braunfchweig war, nachdem der
Handel über mic) und meine Schweftern abgeſchloſſen
worden, nur noch kurz. Abermald mußte ic) mic) von
einem Theile meiner Schweftern Tosgeriffen fehen, ich) wurde
mit andern meines Standes einem großen, breitfelgigen
Srachtwagen anvertraut, gegen den Einfluß der Witterung
in aller Weiſe gefhüst und verließ fehon nad) wenig Tagen
gehörig avifirt und verbrieft, meinem Herrn vorausgehend,
Braunfchweig, Die Neife ging Über Halberftadt, Leipzig,
Altenburg nad) Schmöln, dem Ziele meiner Neife, meiner
neuen Heimath. Hier begann meine Bildung für das
fünftige Leben. Sie hatte ed nicht auf meinen Geift, fon>
dern ausfchlieglich auf meinen Körper abgefehen und rechts
fertigte in ihrem weitern Verlaufe nur allzu ſehr meine im
Voraus gehegte bange Beſorgniß. Bald nach meiner Anz
Funft in Schmölln wurde ich wieder aus dem Afyl her
— —
vorgeholt, in welches man mich und meine Gefaͤhrtinnen
gebracht hatte und in die Seifenwaſſerwaͤſche geführt.
Sie wäre zu ertragen, ja fogar mir fehr erwünfcht ges
wefen, wenn man mich dabei nicht gefchlagen und,
was noch unglaublicher Flingt, im eigentlichen Sinne des
Wortes, ausgerungen hätte und gleihwohl hatte ich
es noch meiner ‚höhern Abkunft zu verdanfen, daß man
mich nicht der Urinwäfche unterworfen, Meine Abfunft
vermochte mich jedoch nicht gegen die Qualen zu ſchuͤtzen,
die nunmehr meiner harrten. Kaum hatte ih) mich, nad)
der mit mir zuleßt vorgenommenen, ſchmerzvollen Procedur,
in. einem breiten, ofinen Korbe weich gebettet, einigermaßen
erholt und getrocfnet, fo wurde ich wieder gezaufet und
gezupfet, hierauf geflodet, d, 5. auf einem Slechts -
werf von Stricken mit Nuthen gehauen, endlih, es ift
fhreflih! in dem Wolfe oder Teufel mafdinirt.
Und als ob man mich hierauf mit meiner Eriftenz hatte
verfühnen wollen, fihenfte man mie nun einige Erholung,
ja man fettete und ſchmelzte mich fogar ein, Hatte
mich ſchon die bisher durchgemachte Schule wefentlich vers
ändert: und mich gefihmeidiger und biegfamer gemacht, fo
- trug der Unterricht, welchen ich nunmehr genoß, dazu bei,
mich meinem ganzen Wefen nad) anders zu geftalten, Ich
folte tiefere Blicfe in das Gewerböwefen thun und bald
felbft ein nicht unbeachtendwerther Gegenftand deflelben
feyn. Die Folge davon war, daß ich auf der Krempels
mafchine gefrempelt und hierauf auf der Spinns
maſchine gefponnen wurde, Haͤtten mich meine in
Braunfchweig zurückgelaffenen Schweftern jest wieder ges
fehen, fie würden Mühe gehabt haben, mich wieder zu ers
fennen. Ich war zu einem langen, biegfamen und viels
verfprechenden Faden emporgefihoffen. Wie fehr ift man
in der Jugend geneigt, das zu verfennen, was zu unferm
wahren Frommen dient. Jetzt fühlte ih die Wahrheit
diefer Lehre, ich bildete mir etwas auf mich ein, ich kam
mie im meiner jegigen Geftalt vor, wie ein Geſell, der
ee
— 1 —
eben den Stock empfangen hat. Dazu lobte man mich
allfeitig. Bald jedoch wurde ich jener guten Lehre wieder
uneingedenf, ich vergaß die Furze Zeit des Genuffes, welchen
ich gehabt, ich ftürzte aus meinem Himmel wieder herab
in die Falte, bittere, ſchreckliche Wirklichkeit. Ich wurde
gehaspelt. Was nüste es mir, daß ich zu dem ehren⸗
vollen Poften eines Gliedes der Kette einer nuͤtzlichen
Verbindung auserfehen war, da ich mid) hierzu der Außerft
ſchmerzlichen Operation des Paflirend durch heißes Leims
wafler unterwerfen mußte, alfo doch geleimt.oder ges
ſchlichtet und endlich fogar gefchiert wurde? „Was
fruchtete e8 mir, daß mir nach der Schierung. ein
Stuhl zur eignen Dispofition geftelt wurde, da ich mid)
in ihm weder in einer bequemen, noch in. einer. fonft ana
genehmen, fondern vielmehr in einer fehwebenden Lage befand,
da ich mich darin bald zu einem eben nicht unterhaltenden
Tanze, bei einer ziemlich monotonen Mufif, den in regele
mäßigen Zwifchenrdumen wiederfehrenden Schlägen einer
Lade und den unmittelbar darauf folgenden Stößen pfeil
ſchnell vorübergleitender Schiffchen ausgefeßt, gezwungen
ſah? Swar fand ich mich in meinem Stuhle allenthalben-
von befreundeten Gefährten und Landöleuten umgeben und
der großen, Funftvollen Verſchlingung, in die ich nun,
nachdem ich den Stuhl verlaſſen, innig verſchlungen worden
war, wurde allgemeines Lob ertheilt, indem fie frei von
Zwiſten oder Fadenbrühen, von Doppelfhüffen,
Neftern, Ueber» und Unterfhüffen, Moders
fleden, Vorfhlägen oder Nieps gefunden, wurde,
alles diefed aber fonnte mir nicht Troft fpenden und vers
mochte nicht, mich) mit meinem Schickfale zu verfühnen,
Das Ende meiner Leiden war noch nicht gefommen. Ich
genoß hinfort nur die Erleichterung und den Teoft, den
dad Bewußtfeyn gewahrt, Gefährten im Unglüd zu haben.
Wir fielen, nachdem wir aus dem Stuhle erlöft worden
waren, den Beleferinnen oder Nopperinnen in die
Hände, wahren Qudlerinnen, die mit dem Noppeifen,
—
einer kleinen eiſernen Zange, alle uns noch anhaͤngenden,
fremdartigen Theile, mit einem Worte, Alles, was nicht
zu unſerer kuͤnftigen Empfehlung dienen konnte, nicht eben
in zarter Weiſe, von uns hinwegnahmen und entfernten.
Nachdem wir mit Muͤhe und Noth dem Regen entgangen
waren, kamen wir in die Traufe. Man brachte uns in
die Walkmuͤhle. Derjenige, welcher in feinem Leben
einmal gewalft worden ift, kann ſich vielleicht eine Vor—
ftelung von dem machen, was wir dort zu erwarten hatten,
Bon dur Warlerfraft in Bewegung gefeßten Stampfern
in den gewölbten Löchern des Grubenbaums unbarm⸗
herzig geftampft und gedreht, unauögefest mit Wafler
überfchüttet, Dabei von keineswegs aromatifchem Geifens
fhaum unangenehm berührt, wer vermöchte dad auszu⸗
halten! Und diefe Folter währte gegen 12 ‚Stunden, Mir
fühlten uns unferer völligen Auflöfung nahe und noch Heute
begreife ich nicht, wie wir diefer graufenerregenden Operas
tion, ohne völlige Untergrabung unferer Eriftenz, zu entgehen "
dermochten. Nur einige Schrippen, Flecken und
Löcher trugen wir davon, jedoch hatte mich felbft Fein "
Unfall betroffen, fo gut hatte fich bei mir die gute Grunde
lege meiner Yugendbildung bewährt, Die Walfe hatte
mich und meine Genofjen noch inniger und fefter vers |
bunden, Wir wurden, nachdem man und aus der Walfe |
entlaffen, in reinem Wafler abgefpült, fodann wieder N
getrodnet und hierauf an einen Mann übergeben, der, 7
wie der Bademeifter in einem türfifhen Bade, uns mit "
dem Cardenfreuz raubte, fhor und bürftete. U
Mir gerietben nad diefem Verfahren nicht in den bes F
haglihen Zuftand, den man als Folge eines türfifchen ”
Bades vielfach gerühmt hat, vielmehr hafteten an uns hie"
und da Schmitze, Rattenfhwänze, Klaͤcke, Bana
ferotte und Fadenſuͤchtigkeit. Diefe Gebrechen |
machten, daß und die Behandlung, die uns der Tuch⸗
fheerer und Decateur (eben jener Bademeifter) hatte ana
gedeihen Taflen, noch lange in der Erinnerung blieb,;, Bon”
— AN —
Neuem von den Nopperinnen genoppt, hierauf aus
gefhüttelt, dann von den, Stopferinnen ausges
beffert, erblickten wir und, mehrere Wochen nad) unferen
Abentheuern in der Walfe, abgeftumpft gegen alle Schläge
des Schickſals und gewiffermaßen betäubt, an dem Tuch—
rabmen auögefpannt und geſtreckt. Hier und
da wurde, wiewohl unter Seufzen, die Hoffnung laut,
daß nun doch wohl befiere Tage kommen müßten, allein
ein altes aufgefärbtes Stuͤck Tuh an einem benach⸗
barten Ruchrahmen, das viele Erfahrungen gefammelt
haben mochte, tröftete fchlecht und bewirfte, daß wir wies
derum hoffnungslos die Köpfe hängen ließen. ‚Der Veteran
hatte nur zu wahr gefprochen. Wie wurden von dem
Rahmen, an welhem man uns ausgefpannt und geftreckt
hatte, nur losgemacht, um in die Farbe gefihleppt'zu
werden, Ich fage nichts: über das, was uns dort ber
gegnete, nichts von unferem Schicffal in der warmen Farbe
küpe, im Wafferbade und am Farberahmen,
fpätere uͤblere Ereigniffe haben und das, was man und
dort angethan, faft vergeffen laffen, Wir waren ſchwarz ges
färbt worden. Als wir die Farbe verließen, fihieden noch
mehrere blau, roth, braun, grün und gelb gefärbte Stücke
Tuch von ihr, wer hätte denfen fünnen, daß wir fpäter
wieder mit ihnen und unter welchen verfchiedenartigen Vers
bältniffen zufammentreffen würden? Aus der Farbe nahm ung
wieder der Scheerer in Empfang, in deſſen Händen wir
und ſchon einmal befunden hatten. Wieder wurden. wir
gerauht und gebürftet und geſtreckt und doch war
damit dad Maß unferer Leiden noch nicht voll, fie follten
vielmehr bis zu einem Grade. gefteigert : werden, welchen
fie bisher noch nicht erreicht hatten. Wir famen in die:
Preffe. Vielleiht vermag man fi) einen Begriff von
unſerem martervollen Zuftande zu machen, wenn ich ers‘
mähne, daß wir in einer Fräftigen, durch eine Winde ges
triebenen, Schraubenpreffe zwifchen Preßfpähnen,
Preßbretern und erwaͤrmten metallenen Platten
fürchterlich zufammengedrückt wurden. Es verging uns faft
Athem und Leben und doc) wollte der furchtbare Druck
lange nicht aufhören, Endlich, weldhe angenehme Erleichs
terung ! endlich ‘ließ er nach, wir athmeten auf, wir erholten
und, wir fühlten wieder Leben in unfern Gliedern, das
Ende unferer Marter fchien gefommen zu fein. Lange
Zeit glaubten wir noch nicht an eine Milderung unſerer
Lage, fo mißtrauifch waren wir geworden, fo oft hatten’
wir und in unfrer Hoffnung getäufcht gefehen. , Diesmal
aber ſollte fie und nicht wieder verlaſſen. Wir und mehrere,
gleich uns aus der Preffe hervorgegangene, zu. Stuͤcken Tuch
vereinigte, Genoffen wurden nur noch gemefjen, ſodann mit
der Firma des Fabrifanten geftempelt, auf unferem Spiegel,
mit dem wir zu unferer Freude bedacht worden waren, mit:
goldnen Buchftaben ſchoͤn geſchmuͤckt, endlich, vermittelft
eines aus vier Pfeilern mit beweglichen Stangen beſtehenden
Inſtruments, auf das Genaueſte in Falten gelegt, in
Lagen gefaltet und. mit Kappen von gefaͤrbtem Schetter
oder gummirter Leinwand überzogen. Noch einmal wur⸗
den wir an’ unfere vorhbergegangenen Drangfale erinnert,
ald man und mit der Packpreſſe zufammenfchraubte, — *
aber erlangte unſere Noth ihr Ende. Unſeres Bleibens
in Schmoͤlln war nun nicht allzu lange mehr. Der Sommer
war gekommen, die Natur prangte in ihrer ſchoͤnſten Pracht,
Alles athmete Freude und Gluͤck, als man uns, mit
mehrern Stuͤcken verſchiedenfarbigen Tuchs in Ballen zus
ſammenverpackt, wieder auf einen geraͤumigen Frachtwagen
lud. und “zu einer weiten Landreiſe darin ſorglich unter⸗
brachte, Wir verließen Schmöln an einem heitern Som⸗
mermorgen. Unſer Weg führte ung über Altenburg, Leipzig,’
Halberftadt und, man denfe fich meine Ueberrafchung und
Freude! wieder: nach⸗ Braunſchweig. Wir uͤberließen und‘
unſerem Entzuͤcken in unbegrenzter Maße, wir hofften die:
theuere Heimath wieder zu ſehen. Es kam jedoch anders,
als wir gehofft. Abermals war Meſſe in Siaunſhweg
In lichten Raͤumen ausgeſtellt, wurden wir wiederum von
er
einer Menge Perfonen geprüft und gemuftert, wiederum
wurde um unfern Beſitz gefeilfht und gehandelt, wiederum
wurden wir treulos verfauftl. Das Stuͤck ſchwarzes Tuch,
in welches ich mit meinen Gefährten verwebt war, ging
in den Befis eined Kaufmanns aus den Nheingegenden
und zwar, wie ſich fpäter ergab, aus dem Naffauifchen,
über. Unfer Herr führte uns nad) wenig Tagen in feine
Heimath. Es würde zu weit. führen, wollte ich meine
Reife dahin umftändlicher befchreiben, Nach kurzem Aufs
enthalte im Haufe unferd nunmehrigen Befigerd, befanden
wir und wieder auf der Neife nach einem Fleinen Städtchen
‘am Rhein, wo Jahrmarft war. - Hier wurden wir aus
sefhnitten, d. h. in einzelnen Fleinen Stüden verfauft,
An mir und meinen nächften, mie liebgewordenen Genoſſen
war die zerftörende Scheere glücklich vorhbergegangen, obs»
gleih) wie nunmehr nur auf ein Fleines Fleckchen bes
fhränft waren, Defto beneidenswerther war unfer 2008.
Mir fielen einem jungen, huͤbſchen Bauermädchen aus der
Umgegend anheim und waren, wie wir bald inne wurden,
beftimmt, den Hauptbeftandtheil feines Feſttagswamſes aus⸗
zumachen, Es begannen nun, nachdem wir glüclich durch
die Hände ded Schneiders gegangen waren, goldne Tage
für und. Unſer Dienft wechfelte zwifchen dem Getragens
werden von unfter liebenswürdigen Herrin und zwifchen
wochenlangem, gemüthlihen Ruben im faubern Saften ihrer
Kleidercommode, Es dürfte fehwer zu entfcheiden feyn,
welches 2008 das fchönere war, ob das Nuhen auf den
Schultern unfrer lieblichen Befigerin, oder das füße Nichts⸗
thun im angenehm duftenden Kleiderfchrein. . Während wir
uns an Sonn= und Fefttagen, in Begleitung unfrer Herrin,
der ungetrübten Freude ſorglos überliegen, gedachten wir
an unferem ftilen Aufbewahrungsorte der vorübergegangenen
Tage. Was hatten wir nicht ſchon erlebt, welche Koften,
welche Anftrengungen hatte es bedurft, um aus unſchein⸗
baren Haarbüfcheln eine Fefttagszierde der Jugend und
u Haus zu fhaffen! Eu, die ihr und zu dem machtet,
s 4
BER,
was wir jeßt find, gebühret Bewunderung und ewiger
Danfl Den Bervollfommnern ded rohen Stoff, Denen,
welche Gefundheit und Leben der Veredelung und Vers
fehönerung des einfachen Productö, zum Nutzen und Frommen
ihrer Mitmenfchen opfern, rufen wir aus unferem Verſteck,
wie gewiß noch viele, gleich uns, veredelte Stoffe, volle
Anerfennung und den gefühlteften Danf zu.
Ein ergrauter Tuchflieflappen in der verborgenften
Ede unferer Behaufung will boshaft unfer ſtilles Gluͤck
und verleiten. Er weiffagt und, in grimmiger Schadens
freude, unſer Fünftiges Schickſal, ſpricht von dem bevor⸗
ſtehenden Wandern in die Papiermuͤhle, von den Martern
unter dem Hollaͤnder und von unſerer kuͤnftigen Beſtim⸗
mung zu Loͤſch⸗ und Packpapier und zu Pappe, alles das
laſſen wie uns aber nicht anfechten, nichts vermag uns
unfer inniges Danfgefühl gegen die zu rauben, welche fi
um uns fo verdient gemacht haben.
VI.
Die Frühlingsverſammlung der pomolo⸗
giſchen Gefellfchaft.
Eine Mittheilung aus dem Protokoll
von
deren Sekretär Eduard Lange.
Dem diesjaͤhrigen Fruͤhlingsconvente der pomologiſchen
Geſellſchaft wohnten im Ganzen gegen 80 Mitglieder bei.
Durch die Gefäligfeit dee Herren Adam, Beſſer, Brets
fihneider, Kunze und Preßler war eine kleine Ausftelung
von blühenden Kamellien, Azaleen, Rhododendern, Primeln,
Hyazinthen, Roſen, Afazien u, f. w. zu Stande ‚gebracht
ee —
worden, bei welcher manches fihöne Eremplar die Auf⸗
merkfamfeit der Anfommenden auf ſich lenkte. Außerdem
gefiefen vorzüglich die Blüthen: von Epimedium grandi-
florum, Deutzia scabra, Aeschinanthus grandiflorus,
Epacris impressa und Tropaeolum Jarathii ,. welche der
Here Hofgärtnee Kunze in Aeſchen eingefendet hatte,
Die eigentlihen Verhandlungen der Gefellfhaft wurs
den ziemlich fpät durch den dermaligen Vorſtand, den
Heren Regierungs⸗ und Gonfiftorialratd Dr. Back erdffnet,
welcher dabei befonders den eigentHümlichen Lauf der Witterung
feit unferer legten Herbftverfammlung den Unwefenden vers
gegenwärtigte und daran Hoffnungen und Wünfche für das
Kometenjahr 1843 fnüpfte. Hieran reihten fi Mittheis
lungen über den erwänfchten Perſonal⸗ und Kaffenbeftand
der Geſellſchaft und uͤber die Thaͤtigkeit der drei Sectionen
der Geſellſchaft (für Obſtbau, Blumenzucht und Gemuͤſe⸗
bau), welche bei einigen auswaͤrtigen Mitgliedern, nament⸗
lich bei Hertn Haage jun. in Erfurt und bei Herrn
Dr. Liegel in Braunau am Inn bereitwillige und uneigen⸗
nüßige Unterftüßung gefunden hatten.
Hierauf hielt der Vorfisende unter Zuruͤckweiſung auf
das treffliche Magazin für. die Literatur des Auslanded
einen Furzen Vortrag über die Spuren vorweltlicher Pflan-
. gen in den Steinfohlen, welche meift zu den Kryptogamen
gehören, und gab dadurd) dem Herrn Kammerrath Waitz
Gelegenheit die Stufenfolge der: Entwidlung in den nad
einander auftretenden Pflanzenfchöpfungen auseinander zu
feßen, Die erfte Pflanzenfchöpfung ift auf die unvollfommes
nen, wenn gleich blätterreichen und zum Theil riefenhaften
kryptogamiſchen Gewächfe, zu denen unter Andern auch noch
unfere Farrenfräuter, Schadhtelhalme und Moofe gehören, be⸗
ſchraͤnkt. Ihr folgen die monofotyledonifihen Gewaͤchſe,
d. 5. die Pflanzen, welche mit einem einzigen Saamens
lappen aufgehen, zu denen unfere Gräfer und: Getreidearten
gehören, und in deren Staubfäden: die Zahl 8 wor:
4*
— —
herrſcht. Die Hauptmaſſe unſerer gegenwaͤrtigen Pflanzen
aber bilden die Gewaͤchſe mit 2 Saamenlappen, in deren
Blumen die Zahl 5 als Grundzahl der vorhandenen Staub—
faͤden auftritt.
Hierauf theilte der Herr Candidat Lange einige Era
gebniffe feiner mehrjährigen Verſuche, Kartoffeln aus den
Kernen der Saamenbeeren zu erziehen, mit, welche fih in
Folgendem zufammenfafien lafien: 1. Die SKartoffelforten
‚bleiben bei der Ausfaat der Kerne ziemlich conftantz denn die
Kerne der rothen Lechenfartoffel geben wieder wohlſchmeckende
rothe Lerchenfartoffeln, die Sämlinge der blaublühenden
hollaͤndiſchen Kartoffel blüheten wieder blau, und die Knols
len hatten wieder die diefer Sorte eigenthümliche rundliche
eckige Form, die vollttagende Everlafting war auch in
ihren Kernlingen vecht ergiebig, fowie auch die Sämlinge
der frühen amerifanifchen Kartoffel wieder früher reiften
und lockereres Fleiſch hatten, ald die übrigen, und die Kerns
linge der laͤnglich geftalteten Zucferfartoffel zeigten wieder
die eigenthümlichen tief eingefehligten Augen und das feſt—⸗
markige, fpät garfochende, wohlſchmeckende Fleiſch ihrer
Mutterforte. 2, Hiermit hängt auch die Neigung zu den
Tehlern und Sranfheiten der Mutterforte zufammen, und
man darf fich daher nicht wundern, daß die aus Saamen⸗
fernem gewonnenen Kartoffeln der jegt herrfchenden Kartoffels
krankheit (Trockenfaͤule) ebenfo zugänglic) find, als die dutch
auögelegte Knollen gewonnenen Kartoffeln, fo viel Gewicht
aud) die Theoretifer auf diefe Art der SKartoffelvermehrung
ald Rettungsmittel gegen die Treocenfäule gelegt haben,
Schon beim Herausnehmen aus dem Boden fand der Bes
eichterftatter einen von der Krankheit gänzlich ergeiffenen
Snollen und mehrere Mitglieder, denen er von feinen
Sämlingöfollen eine Anzahl zufommen ließ, entdeckten
unter ihnen foldhe, welche die Trocenfäule angegriffen und
zerftört hatte, Je fefter aber die Tertur des: Sleifches
und je glatter die. Schale einer Kartoffelforte ift, deſto
weniger iſt dieſe für die Trockenfaͤule empfänglich, vieleicht
ELBE
u
— — — — —
— 55 —
weil die Keimförner des diefelbe verurfachenden Pilzes bei
ihnen nicht fo leicht haften und Wurzel faſſen Fönnen,
Wenigſtens ift die Trocfenfäule unter unfern gewöhnlichen
Kartoffelforten bei Feiner fo verderblih, als bei der bes
diebten raubfchaligen, lockergefuͤgten und mehlreichen Lerchens
Fartoffel. 3. Um von den Saamenpflanzen fihon im erften
Sabre etwas größere Knollen zu erhalten, empfahl der
Candidat Lange, diefe, fobald fie fingerhoch find, fortzupflans
zen und fpäter zu behacken. Auf diefe Weife hat er feldft
gleih im erſten Jahre wieder reife Saamenbeeren gewons
nen, deren Kerne ihm zur Erziehung von Doppelfämlingen
Beranlaffung boten. Die unverpflanzten und unbehadten
Saͤmlinge bilden "dagegen gern Neſter ganz kleiner Knollen
ums den: Stengel berum und feßen oft felbft an den
Stengeln und zwar in den untern Blattwinfeln Luftknollen
an, aus denen bisweilen wieder fadenfürmige Wurzeln
gegen den Boden Binabtreiben. 4 Um aber von folchen
Kartoffelforten, welche wie die Liverpool, die. englifche platt
tunde u. a, bei großer Ergiebigkeit nicht leicht reife Saamen>
beeren teagen, fondern ihre Blüthen entweder ſchon vor oder
gleich nach dem Blühen abwerfen, Saamenbeeren zu erhalten,
fand der Kandidat Lange die in einigen Gartenfhriften ges
gebene Vorfchrift, die Wurzeln diefer Sorten rechtzeitig theils
weis bloß zu legen und der Luft auszufesen, erfolgreich,
indem cr fi fo Saamenbeeren der Algierfartoffel vers
ſchaffte, von der alle Stoͤcke, bis auf den ſo behandel⸗
ten, ihre Bluͤthen abwarfen. 5. Uebrigens verlangt die
Fortzuͤchtung der Kartoffeln aus den Saamenbeeren Aufs
merffamfeit und Sorgfalt, indem neben dem ald Regel
anzunehmenden Forterben der Eigenfchaften des Mutters
ſtocks, doch das Auftreten neuer individueller Eigenthümlichs
feiten bei einzelnen Stöden nicht zu verfennen ift. Go
trugen einzelne Stöde der Doppelfämlinge 50 bis 60
Knollen, während andere an ihren vielen weißlichen Saug⸗
wurzeln nur fehe wenige Knollen hatten. Wie fehr dann
aber diefe individuellen Eigenthümlichfeiten bei der Vers
. 54 as
mehrung durch ausgelegte Knollen conftant bleiben, kann
der Umſtand beweiſen, daß von den Doppelfämlingen der
laͤnglichrunden feinen Manleyfartoffel alle auögepflangten
Funden Knollen im nächften Jahre wieder runde und alle
länglichen wieder Tängliche Knolen gaben, fo daß daraus
zwei ganz verfihiedene Sorten entftanden zu fein ſchienen.
Wenigſtens fagte mir, ald ich beim Herausnehmen dieſer
Doppelfämlinge zugegen war, mein Bruder bei jeder Zeile
voraus, ob die Kartoffeln Tänglich oder rund fein würden,
und wir ‚fanden Beide die Kartoffeln immer fo, wie es
die beim Regen gefertigte Niederfehrift erwarten Tieß. 6,
Was endlich die Zeit der Ausſaat der Kartoffelferne ans
Tangt, fo Hat der Kandidat Lange diefe einmal ſchon im
Herbſte kurz nach dem Neifen der Beeren ins freie Land
außgeftreut, ohne diefelben im Srühjahre minder veichlih
aufgehen zu fehen, ald bei der Saat im Frühjahre, die
man allgemein als Negel aufftellt, und die gar Leicht zu
Verwechslungen führt und jedenfalls umftändlicher ift als
die Saat im Herbft.
Nachdem nun noch der Herr Vorfigende das von der
Regierung in Gotha den Gemeinden empfohlene Werk: Ans
Teitung zur landwirthſchaftlichen Holzzucht und Waldbenutzung
von ©. v. Schulte unter überfichtliher Angabe feines
Inhaltes zur Beachtung empfohlen hatte, ſchloß derfelbe
die Sitzung nach 1 Uhr. i
Vo.
Protokoll
uͤber
die Feftfißung der naturforfchenden Seal
am 5, Juli 1843,
Nachdem der von der Gefelifchaft gehegte Wunſch,
daß die aus Adelaide erwartete Sendung von Natuts
produften noch vor dem heutigen Stiftungäfefte eintreffen
möchte, zu allgemeiner Freude befriedigt worden war, fand
man mit Recht einen wahren Stolz darin, den auswärtigen
Mitgliedern und Gäften dur) die Ausſtellung der neuen
Ankoͤmmlinge aus Suͤdausſtralien einen ſeltenen Genuß be⸗
reiten zu koͤnnen. Die Ueberraſchung, welche, durch dieſe
Naturſchoͤnheiten hervorgerufen, ſich ſchon in dem Antlitz
der zahlreichen Verſammlung deutlich beurkundete, brach
bald in Worte der Bewunderung aus, und wohl Keiner
der Anweſenden ging von dannen, ohne für das Streben
unſeres Vereins das Lebhaftefte Intereſſe zu empfinden,
Nach 144 Uhr begannen auch diesmal im Gafthaufe
zue Stadt Gotha die Feftvorträge. Die gefpanntefte Aufs
merffamfeit der Zuhörer erregte zuerft die von dem erften
Director, Herrn Kammerrath Wais, gehaltene Eroͤffnungs⸗
rede. Dann lad der um dad Secretariat hochverdiente,
dermalige dritte Director der Gefelfchaft, Here Profeffor
Dr. Apes, den Jahresbericht, wobei er zugleich den im
Betreff der erwähnten Sendung eingegangenen Brief des
Miffionaird Teihelmann mittheilte. Hierauf übergab
Here Kammerrath Wais mit inniger Rührung und danfs
barer Anerkennung für feine langjährigen Verdienfte Hexen
Be
Geldgiegr Schlegel, dem vormaligen Cuftod, das
Diplom eines Ehrenmitgliedes, und außerdem wurden ernannt
zu auswärtigen Mitgliedern: Here Regierungd» und Medis
einalratö Dr. Horn in Erfurt, ferner Here Pharmaceut
Müller aus Alftädt, und zum einheimifchen Mitgliedes
Herr Kaufmann Ley, von bier,
Hierauf ſprach Here Paftor Brehm über den hohen
Werth der erhaltenen neuholländifchen Vögel, fodann las
der zweite Director, Here Rath Zinfeifen, einen vom
Herrn Stadtrichter Fallou in Waldheim eingefendeten,
Höchft intereffanten Auſſatz: „Probleme über die erratifchen
Blöcke 20, dann bielt der Unterzeichnete einen Vortrag
über den Winters und Sommerfchlaf der Thiere, und zus
legt wußte Herr Paftor Brehm durch feine in hoͤchſt ans
fprechender Weiſe gegebenen Notizen „uber dad Benchmen
wilder Vögel im gesähmten Zuſtande“ die Aufmerffamfeit
der Berfammlung fo. zu feffeln, daß man nur ma
fonnte, er hätte immer mehr gefprochen,
Nach beendigter Sigung vereinigte. man fich zum
Seftmahle, wobei, im Wechſel mit erheiternden Gefängen,
fo mancher finnige Teinffpruh die Hand zum Becher
führte, Die langerfehnte ſchoͤne Witterung geftattete, daß
die Unterhaltung (bei einer Taſſe Kaffee) noch ein Stünds
hen im Garten fortgefegt werden Fonnte, und fo trennte
man fi) endlich in der Hoffnung auf ein frohes Wie⸗
derſehen.
Dr. Kirmſe, Seeretair.
Eröffnungsrede
am. 26. Stiftungsfeft der naturforfchenden Gefellf haft
des Dfterlandes
den 8. Zuli 1843
von
Carl Waitz.
Schon iſt im ſchnellen Fluge der Zeit ein Jahr ver⸗
floſſen, ſeit wir verfammelt waren, die ſilberne Jubelfeier
des Beſtehens unſerer naturforſchenden Geſellſchaft feſtlich
zu begehen. Einen Schritt vorwaͤrts haben wir wieder
auf der begonnenen Laufbahn mit erneuetem Muthe gethan,
und mit rüftigem Eifer haben wir geftrebt, daß das vers
gangene Jahr Zeugniß gebe vonder nicht raftenden Thaͤtig⸗
feit der Mitglieder und von der Fortdauer des guten
Geiſtes, welcher einft die Stifter befeelte, Feine Mühe zu
ſcheuen und: feine Opfer zu verweigern, wo es galt, Schwie-
‚rigfeiten zu überwinden, um dem Studium der Naturs
seihichte in unferm Vaterlande Bahn zu brechen und den
fihern Grund zu legen, daß durch eine nähere Kenntniß
der, Gefege und Producte der Natur, nicht nur eine höhere
Ausbildung ded Geiftes errungen, fondern auch eine fichere
Duelle größern Wohlftandes: durch Förderung der materiel-
len Intereſſen des Staats gewonnen werde, denn welches
Gewerbe oder welches bürgerliche Verhältnig koͤnnte wohl
gegenwärtig einer gründlichen SKenntniß der Natur und
ihrer Kräfte gänzlich. entbehren, und welcher gebildete Dann
möchte wohl den Einfluß. verfennen, welchen die Anwen⸗
dung diefer Kenntniffe auf das Wohl ganzer Nationen
gehabt Hat? Durch fie hat das viel Fleinere Europa das
rn
Ucbergewoicht über alle Theile der Erde gewonnen und man
fann wohl, ohne zu irren, den Grad geiftiger Bildung eines
Volkes nah) dem Grade der Achtung beftimmen, welchen
daffelbe dem Studium der. Natur widmet und nad) der
regen Sheilnahme an der Verbreitung nüglicher Kenntniffe,
Den unwiderleglichften Beweis für dieſe Behauptung
liefert die Fleine Schweiz gegen das viel größere Stalien,
Schweden gegen das gigantifhe Rußland, und felbft im
Königreich Preußen, die geringere geiftige Cultur der Polen
gegen die der Deutfchen im Großherzogthume Pofen, wo
felöft die, von den reichften Familien des polnifchen Adels
bevölferte Hauptftadt nad) den » öffentlihen Nachrichten
Bedenfen trägt, eine Schenfung des in der Kapftadt lebens
ven Apothekers Juritz anzunehmen, welder der. Stadt
ofen, in danfbarer Erinnerung feiner dafelbft verlebten
Qugend , eine ſehr beträchtliche Raturalienfammlung, von
mehr‘ als 400 Wögelarten, einer nicht unbedeutenden Ana
zahl füdaftifanifcher Quadrupeden, zahlreicher Schlangen
und Lurche, über 600 Species von Kappflanzen und eine
reihe Sammlung von Schmetterlingen, Inſecten, fo wie
von Conchylien vom Kap und von Port Natal gefchenft
Hat, die bereits in vielen Kiften wohlverwahrt dafeldft an:
gekommen iſt, weil die dortigen Behörden die Koften für
Die Aufftelung und Erhaltung ‚dee Sammlung feheuen.
Wie erfreulich erfcheinen dagegen die Beftrebungen in fo
vielen Städten des deutfchen Baterlandes, welche fich weder
in Größe’ und Einwohnerzahl noch in Reichthum der nur⸗
genannten Stadt gleichftelen Fönnen, und in welchen ſich,
befeelt von dem Streben Nüglicdhes zu wirken, Bereine
bilden, um 845 Studium der Naturwiffenfchaften zu fürs
dern "und die Producte ihres Vaterlandes beſſer kennen
und Tebhafter benutzen zu lehren. So beging am 1& vor,
Monats der naturwiffenfchaftliche Verein für das Fürftens
thum Rippe ‚welcher ‚bereits 177 wirkliche Mitglieder zählt,
in’ Detmold feierlich feine Sahresverfammlung und fo würde
in’ Erfurt, auf Antrieb des Regierungsraths Horn eine
b
J
— 59 —
aaturforſchende Geſellſchaft für Thhringen geſtiftet, deren
Wirkung unter der Leitung des wegen ſeiner genauen
Beobachtung und Beſtimmung der Pflanzen, ſowie durch
ſeine Bemuͤhung um den daſigen botaniſchen Garten, ruͤhm⸗
lich bekannten Profeſſors Dr. Jeanne gewiß eine gu
fegnete fein wird,
Das nähere Erkennen der Geſehe der Natur, *
unterſcheiden der unendlichen Formen ihrer Producte, ſowie
das tiefere Eindringen in die ſtufenweiſe Entfaltung und
fortſchreitende Metamorphoſe ihrer Geſchoͤpfe beſchaͤftigen
auf eine’ ſo angenehme Weiſe, bieten einen ſolchen Reich—
thum nüglicher Kenntniſſe und ſichern dem Naturforſcher
den ſchoͤnſten Lohn feiner Mühen und Opfer, indem fie
ihm abziehen von den beengenden Formen und der ängfts
lichen Sleinigkeitöfrämerei des conventionelen Lebens ers
Heben fie ihn zu den hoͤchſten Gedanken, zu dem ewigen
Urquell alles Seins, zu Gott, und geben ihm die ſicherſte
Beruhigung bei den Stürmen und Wirren‘ det Zeit, durch
den tröftenden Gedanfen, daß das unendliche Werfen, wel⸗
ches ſchon fo viele Jahrtauſende, mit der hoͤchſten Weisheit
und Güte für alle Gefchöpfe forgfam wacht, die anftheinend
serftörenden Kräfte der Natur fo beſchraͤnkt, daß ihre Thätigs
keit nur wohlthätig auf die Erhaltung des Weltalls eins
wirft, auch für ihn mit Vatergüte forgt, und mit Höchfter
Meisheit eben fo die Bahnen. feines Erdenlebens beſtimmt,
wie die Bahnen der Geſtirne im unermeßlichen Weltall.
Wie koͤnnte wohl der Werth einer Wiſſenſchaft, die
einen ſo wichtigen Einfluß auf das Wohl der Menſchheit
aͤußert, die allen ihren Zoͤglingen ſo große Vortheile ge⸗
waͤhrt und eine ſo unerſchoͤpfliche Quelle neuer frucht⸗
bringender Entdeckungen darbietet, je verkannt werden, und
wo Fönnte wohl ein Mann Anſpruch auf wahre Bildung
“machen, der, unempfaͤnglich für die Reize der Natur, gleiche
gültig für die Den ihrer unerfchöpflichen ——
nun. wäre,
R Muß ‚man nicht einen: Mangel geiftiger ‚Kräfte wer
- 0 —
Gleihgtiltigfeit für die wichtigften Interefien der Menfchs
heit bei allen denen vorauszufegen, welche geringfchäßend
die Beftrebungen aller derer befpötteln oder vornehm als
Schwärmer belächeln, die Feine Befchwerlichfeit oder Mühe
ſcheuen, und wie Agaßiz Monate lang auf den Eiöfeldern
der Schweizer Hochalpen verweilen, um über die Bildung
der Gletfcher neue Auffchlüffe geben zu koͤnnen, oder wie
Burchard die glühenden Sandwüften Arabiens, unter Ents
behrung aller Bequemlichfeiten ded Lebens durchwandern,
oder, wie, Balder zehn Jahre lang in den entlegenften
Theilen der Erde, an den unwirthbaren Küften des ftillen |
Meltmeeres, unter fteter Todedgefahr 6000 Species und |
Abarten von Conchylien fammeln, |
Wird nicht die fpätere Zeit diefen Männern den vers |
dienten Preis. zuerfennen, und wenn aud Fein Ordenss
ftern im Leben ihre Bruft ſchmuͤckte, doch den Lorbeerfrang |
ded Verdienftd auf ihren Sarg legen?
Die Namen Pythagoras, Archimedes, Ariſtoteles un
Plinius find felbft nach dem Verlauf von 2000 ZYahren |
noch unvergeſſen. Die Namen der Begründer der neuern |
Naturgeſchichte: Tournefort, Linne, Juſſieu, Büffen, Cuvier |
und Decandole werden ftet3 neben den Namen der Könige |
und Herrſcher in den Jahrbuͤchern der Weltgeſchichte ehren⸗
‚vol genannt werden, und die Nachwelt wird einft den
noch Tebenden Ehrenmännern, welche durch ihre Forfihungen
die Wiffenfchaft zu fordern und die Geheimniffe der Natur
zu entfchleiern bemüht find, einen Robert Brown, Hum⸗
boldt, Ofen, Ehrenberg und die große Anzahl reichbegabter und
hochverdienter Naturforfcher, Ehrenfaulen danfbar errichten.
Wann wir auch Verzicht leiſten auf den Ruhm diefer,
durch geiſtige Vorzüge und ausgezeichnete Leiftungen hoch⸗
geſtellten Maͤnner, welche durch guͤnſtige Verhaͤltniſſe auf
Reiſen in entfernte Weltgegenden oder durch den Gebrauch hi
reichausgeftatteter Bibliothefen und die Benugung großer N
Katuralienfommlungen, in den Stand gefeßt werden, wich⸗
tige Entdeckungen zu machen, oder in unfterblichen Werfen h
— —
ihre Erfahrungen und Belehrungen niederzulegen: ſo glauben
wir doch dadurch Nuͤtzliches zu wirken, daß wir keine Muͤhe
ſcheuen und gerne Opfer an Zeit und Geld bringen,
um Materialien zu fammeln, melde in Zufunft dazu
dienen fönnen, den jungen Männern, die einft im Tempel⸗
dienft der Natur an unfere Stelle treten werden, das
Studium zu erleichtern, und fie zu befähigen, durch Aufs
zaͤhlung und Befchreibung aller Naturproducte unſers gluͤck—
lichen Vaterlandes eine Luͤcke auszufüllen, welche bis jegt
noch ſchmerzlich bemerkt wird.
Wenn wir auf dieſe Weiſe der jugendlichen Thatkraft
eine neue Laufbahn eroͤffnen und dem oft ungeſtuͤmen
Streben ein ruͤhmliches Ziel aufſtellen: ſo erwerben wie
und gewiß: Fein unbedeutendes Verdienft, indem wir dem
jugendlichen Ehrgeiz den Weg bereiten, der eben fo gewiß
zum Ruhm und zur Unfterblichfeit führt, ald& die Laufbahn
des glüclichen Kriegers auf dem Felde der Ehre u
des Siegs.
Das Bewußtſein, daß unſere naturforſchende Geſell⸗
ſchaft den bei ihrer Stiftung beſtimmten Zweck treu verfolgt
und dem vorgeſteckten Ziele ſich im Laufe von 26 ſchnell ent⸗
ſchwundenen Jahren moͤglichſt zu naͤhern geſucht hat, erhoͤhet
unſere Freude bei der heutigen Feier, bei welcher ich noch
F „eine heilige Pflicht zu erfüllen glaube, wenn ich vor dieſer
anſehnlichen Verfammlung der Mitglieder ehrend gedenke,
welche der Tod aus unfern Kreifen zu jenen lichtern Räumen
erhöht hat, wo ihnen die Näthfel des Lebens gelöfet find,
4 Bor Allen haben wir den Verluft zweier Männer, zu
| beflagen, welche an der Stiftung unferer Geſellſchaft thätigen
Antheil nahmen, nämlich des Heren Paſtors Winkler zu.
| Lohma, welcher eine lange Reihe von Jahren hindurch das
Amt eines Sekretairs mit lobenswerthem Eifer verwaltete
und ſich dadurch unerloͤſchliche Anſpruͤche auf unſere Dankbar⸗
| feit erwarb, und des Heren Nittergutöbefigerd Dr. Gleits⸗
| mann zu Wildenhayn, der audgerüftet mit vorzüglichen
| Kenntniffen in den Naturwifienfchaften, befonders in der
|
|
N
re
Chemie, nicht nur und in den Berfammlungen belehrte und
durch. wohlgelungene Erperimente oft erfreute, ſondern auch
durch vielbefuchte Vorlefungen über die Chemie unter: feis
nen Zuhörern auf dem Lande gründliche Kenntniffe über
die Kräfte der Natur und ihren wichtigen Einfluß auf die
Landwirthſchaft verbreitete,
Außer diefen um unfere Gefellfchaft hochverdienten
Männern verloren wir noch folgende in der gelehrten Welt
ruͤhmlich befannte Ehrenmitglieder, nämlich den Regierungss
tath von Böhninghaufen zu Münfter, Verfaſſer einer, durch
ſcharfſichtige Beobachtungen ausgezeichneten Flora feines
Baterlandes; den Hofrat Brandes zu Salzuffeln, Stifs
ter und Director des norddeutfchen Apothefervereind, und
den Profeſſor von Krombholz zu Prag, unermüdeten
Beobachter der Pilze und Schwämme und Verfafjer einer,
duch naturgetreue Abbildungen gezierten Monographie dies
fer fo Außerft ſchwierigen Pflanzenfamilie.
Den Berluft ſolcher Ehrenmänner betrauert nicht
blos unfer Verein, fondern dad ganze deutfche Vaterland
empfindet ihn ſchmerzlich. Wenn wir mit einem ernften
Blick auf die Vergangenheit von dem verfloßnen Jahre
fheidens fo beginnen wir das neue mit einem frohen
Blick in die Zufunft. Er erhebe unfere Hoffnung, belebe
unfere Thätigfeit, Fräftige und ermuthige uns, auf der vors
gezeichneten Bahn rüftig fortzufchreiten und belohne uns
durch die frohe Meberzeugung, daß unfer Wirfen nicht ohne
Nutzen bleiben werde und daß das Gebäude, zu welchem
wie vor 26 Jahren mit gutem Willen, froher Hoffnung
und feftem Gottvertrauen den Grundftein legten, fich ers
heben werde im Laufe der Zeiten zum Ruhm .und Stolz
des Baterlandes,
IX.
Sabresbericht,
FOR vorgetragen
am Stiftungöfefte dev. naturforfchenden Gefellfchaft des
Rn Dfterlandes,
den I. Suli 1843,
"90m
Serretair der Gefellfchaft,
Prof. J. H. Apetz.
Der Ruͤckblick Auf das verfloſſene Jahr, das erſte im
zweiten BVierteljahrhundert unſers Geſellſchaftslebens, ſetzt
mich in den Stand, Ihnen, verehrte Anweſende techt Erz
freuliches zu berichten, EN)
Mas zunächft die Monatöverfammlungen .betrifjt, fo
find ihrer mit Einfehluß der vorjäßrigen Seftfisung zwölf
gehalten worden. Eine Monatöfigung mußte im September
der in den Sammlungen vorzunchmenden Arbeiten wegen
ausfallen; dagegen wurde den 21, Februar eine Extraſitzung
gehalten. Auch iſt den 29, Mai die in den Juni gehoͤ⸗
rende Monatsſitzung vorausgenommen worden, da das
Pfingſtfeſt in die Zeit fiel, zu welcher nach der beſtehenden
Drönung die Juniſitzung hätte Statt finden follen.
Sind in diefen Verfammlungen weniger ausführliche
Abhandlungen vorgetragen worden, fo hat es doch- nicht
an vielen theils fehriftlichen, theil® mündlichen Mittheilungen
gefehlt, durch welche der Zweck derfelben, Unterhaltung und
Belehrung, in der befriedigendften Weiſe erreicht worden iſt.
In der Dctoberfigung ward und die große Freude zu Theil,
unfern berühmten Landsmann, Herrn Dr. Schlegel aus -
Leyden, im unferer Mitte zu fehen. Derfelbe Hatte die
Güte, einen Vortrag über das große hollaͤndiſche Nationals
*
— —
werk, uͤber die Naturgeſchichte des niederlaͤndiſchen Oſtindiens
zu halten, wobei er die ſchoͤnen und inſtructiven, zum Theil
von ihm ſelbſt trefflich gezeichneten und lithographirten Ab⸗
bildungen vorzeigte und erlaͤuterte. Gewiß erinnern ſich alle,
welche in jener Verſammlung anweſend waren, mit Dank
und Freude an dieſen genußreichen Abend.
Die Novemberſitzung gewaͤhrte uns ebenfalls einen
dankbarſter Erinnerung werthen Abend durch die Mittheis
lungen des Herrn Kammerraths Waik über feine Erlebniffe
während feiner Reife zue Verfammlung deutfcher Aerzte und
Naturforſcher in Mainz. So find aud) die Mittheilungen her⸗
vorzuheben, welche Herr Rath Zinfeifen in der Septembers
fisung über Salzbohrung, über die Saline zu Langenberg bei
Gera und über feine mineralogifchen Erfahrungen gab, die
er auf einer. in Gefelfchaft unſers Mitgliedes und Freundes,
des Herrn Hauptmannd von Gutbier in Zwidau, unters
nommenen Reife gefammelt hatte,
Vielen Beifal fand ed, daß zuweilen aus den beften
Werfen die Naturgefihichte der feltneren Thiere unfers
Baterlandes, wie deö Cormoran, Phalacrocorax Carbo L.,
des Aufternfifchers, Haematopus ostralegus L. vorges
lefen wurde,
Reichen Stoff zur Belehrung und Unterhaltung ges
waͤhrten auch in dem vergangenen Jahre unfte auswärtigen
Correfpondenzen. Nur ungern. verfage ich mir dad Vers
gnügen, mich ausführlicher über fie auszufprechenz; es würde
dies jedoch eine Üüberflüffige Arbeit feyn, da zufolge des in
einer Monatsfisung ausgefprodhenen Wunfched die wichtige
ften Gegenftände diefer Correfpondenz durch den Drud in
unfern ofterländifchen Mitteilungen zur Kenntniß auch ents
fernterer Mitglieder gebracht werden follen,
Reiche Erwerbungen, ja reichere, ald je in einem der
früheren Jahre, haben unfere Sammlungen gemacht. Die
feltfamften Formen, auögezeichnete Pracht der Farben, eine
wunderbare Anmuth in Farbenvertheilung und Schattirung,
= WW —
wie auch die fonderbarften Producte der Launen, nach welchen
die fehnffende und bildende Natur fo oft ein räthfelhaftes
Spiel zu treiben fcheint, find und dadurd zur Anſchauung
gebracht worden, haben unfre Kenntniffe und Ideen be—
veichert und dad Gemüth zu dem erhoben, der in der Natur
feine Macht und Meisheit fo liebevol bezeugt, wie er fie
in den Regungen des menfchlichen Herzens offenbart,
Größere Sendungen erhielten wir
1) aus Athen von der dortigen naturforfhenden
Geſellſchaft durch den Präfidenten derfelden, Herrn Dr.
Lindermayer. Diefe Sendung beftand in 73 Vögels
bälgen, einer fleinen Anzahl Mineralien und einigen Hundert
Inſecten. Schade, daß die Inſecten dur) den Transport
gelitten habenz denn mit wenig Ausnahmen find es Arten
der Mittelmeer Fauna, die in unfern Sammlungen bisher
fehlten. Unter den Mineralien befinden ſich einige für den
Archäologen intereffante Stüde, wie Mufchelmarmor vom
Tempel zu Olympia. Die Vögel enthalten viele für uns
neue Arten; andere vervolftändigen die fchon vorhandenen,
oder find als Producte der füdeuropäifchen Sauna von
Wichtigkeit; noch andere fünnen ald Taufchmittel nuͤtzlich
werden. Diefe Sendung hat aber außerdem noch einen
zweifachen Werth. Einmal ift fie der Anfang einer Reihe
von Sendungen, durd) welche und nach und nad) die Pros
ducte der griechifhen Fauna möglihft vollftändig zugehen
follen. Sodann ift fie aber auch die Bafid eines wiflens
fhaftlihen Verkehrs mit Griechenland, der für uns, wie
wir mit Zuverfiht hoffen, recht nüßlih und genußreid)
‚ werden wird, Ich habe deshalb in Auftrag der Gefellfchaft
geantwortet, und eine Gegenfendung ift fo weit vorbereitet,
daß fie in einigen Wochen abgehen fann.
2) Im Februar erhielten wir eine Kifte mit amerika⸗
niſchen Vögeln vom Herrn Conſul Hinrichs in Neuyorf,
mit Ausnahme einer einzigen Art fämmtlich neu für unſere
Sammlung. Von demfelben geehrten Mitgliede traf fpäter
a a Kifte ein, Vögel, Conchylien, Mineralien und
x 5
us
Sämereien enthaltend. Beſonders ſchoͤn waren die Voͤgel
und eine ganz unverfehrte Schaale von Argonauta Argo,
wie man fie felten in Sammlungen findet. Die Sämereien
find von einigen biefigen Gartenfreunden ausgefäct worden
und es ſteht das Nefultat zu erwarten, Eine deitte Kifte
ift laut Anzeige von Hamburg unterwegs und muß in den
nächften Tagen eintreffen. Sie fehen, verehrte Anmwefende,
wie fehr wie diefem Herrn zu Danf verpflichtet find. und
wie nüßlich und diefe Verbindung in einem Lande werden
kann, aus dem wir noch fo wenig in unfern Sammlungen »
aufzuweifen haben, während. die meiften Sammlungen reichlich
damit -ausgeftattet find, zumal uns die Erfahrung gelehrt
bat, dag wir von den Bemühungen unferer dort lebenden
Landöleute wohl nicht viel zu erwarten haben.
3) Die an Zahl, Schönheit und Koftbarfeit der Ge⸗
genſtaͤnde bei weitem wichtigſte Sendung jedoch erhielten
wir vergangene Woche aus Suͤd⸗Auſtralien durch den
Miſſionar Herrn Teichelmann. Sie haben ſie heute
im Geſellſchaftslocal gewiß mit Vergnügen: betrachtet. Dies
felbe -befteht aus 336 Exemplaren in etwa 170, Arten,
fämtlih ohne Ausnahme für unfere Sammlung neu,
Der volftändige Werth laͤßt fih nicht cher. beurtheilen,
als bis die Ihiere beftimmt und nach ihrer relativen Seltene
heit, im Vergleich mit ihrer Größe und Schönheit geſchaͤtzt
feyn werden. Jedenfalls aber haben diefe Thiere einen ſehr
- bedeutenden Werth. Und diefe Schäße verdanfen wir der
Umfiht, Gewiſſenhaftigkeit und uͤberaus großen Gefaͤlligkeit
unſers geehrten Freundes in Adelaide.
Als vor zwei Jahren auf Veranlaſſung Teichelmanns
der erſte Verſuch zur Bildung eines Actienvereins zur Er⸗
werbung ſuͤdauſtraliſcher Naturproducte gemacht wurde,
glaubte: wohl feiner von uns, daß diefer Verſuch zu einem,
fo glänzenden Refultate führen würde, ald es jest vorliegt.
Schwerlih aber würde das Unternehmen zu Stande. ges
fommen feyn, 'wenn ed nicht von unferm gnadigften
Sandeöheren, unfem Durdhlaudtigften Herzoa
— . 11 DER
auf'd großmüthigfte gefördert worden wäre. Gewiß find
wir alle von den innigften Gefühlen des Dankes für diefen
neuen Beweis buldvolfter Theilnahme an unfern wiſſen⸗
ſchaftlichen Beftrebungen durchdrungen und freuen und des
Tages, wo Höchftderfelbe nah gluͤcklicher Ruͤckkehr
in die theure Waterftadt die prachtvollen Bewohner eines
weitentfernten Wunderlanded betrachtend unſre Freude theis
len wird.
‚ Unterfaffen wir aber auch nicht, dabei danfbarft unfers
verehrten Freundes Sommer in Altona zu gedenfen, der
mit freundfchaftlicher Uneigennügigfeit und mit. der ihm
eigenen Erfahrung und Gewandbeit in überfeeifchen Gefchäften
fih mander Mühwaltung in diefer Angelegenheit unterzogen
bat. Denn ohne defien thätiofte Unterftügung würden wir
fhwerlih ein fo glückliches Nefultat gewonnen haben,
Der Comité des Actienvereins wird die weitern Ges
fihäfte, die ihm. bis zur Beendigung des Unternehmens
noch obliegen, gewiffenhaft beforgen und dann. in einer
Schlußverſammlung Rechenſchaft ablegen,
Geſchenke an Naturalien erhielten wir außerdem:
1, Voͤgel vom Herrn Rath Zinkeiſen, vom Hrn.
Forſtmeiſter Freiherrn von Schmertzing.
2. Inſecten. a. Schmetterlinge vom Herrn
Profeſſor Heering in Stettin und vom Herrn Rector
Fack in Dornburg. b. Kaͤfer vom Herrn Director
Dr. Suffrian in Siegen,
3 Pflanzen. Vom Herrn Apotheker Gaffebeer
in Bibra die Laubmoofe der Wetterau, Decade 4—7;
vom Herm Pharmaceut Müller aus Alftädt die Laub⸗
moofe Deutfchlands; von unferm gefihägten Freunde Herrn
Geyer in Eifenberg eine Anzahl getrockneter Pflanzen.
4. Mineralien von-den Herren Obriftlieutenant von
Kretfhmann zu Dillingen, Hauptmann von Gutbier
in Swidau, Rath TERN Geyer, Dr. Geinig
und Dr. Riten x
5
r - 8 —
5, Büher von den Herren Graf Carberon in
Mordhaufen, Wirthgen in Coblenz, Müller in Emmes
ih, Palliardi in Franzensbrunn, Cartellieri ebens
dafelbft, Zipfer in Neufohl, von Kubiny in Ungarn,
Horadzef in Wien, von Weber bier, Dr. Horn in
Erfurt.
Bon Gefelfchaftöfchriften find eingegangen: Jahrbuͤcher
der Pharmacie von der pfälzifchen Gefelfchaft für Pharmacie,
Potsdamer Monatsfhrift und Mittheilungen der Flora zu
: Dresden.
Außerdem gelangten wir durch Tauſch in den Beſitz
mehrerer fehägbarer Naturproducte. Auch wurde um einen
fehe billigen Preid eine Sandfteinplatte mit Thierfährten
von Hefberg bei Hildburghaufen erworben.
Sm SPerfonale der Gefellfchaft find mehrere Vers
Änderungen vorgegangen. Von einheimifchen Mitgliedern
ift Here Profeffor Director Lange aus unferer Mitte ges
fhieden. Here von Weber ift nad) feinem Weggange von
bier in die Reihe der correfpondirenden Mitglieder getreten.
Durch den Tod verloren wir Herren Obermedicinalrath
Dr. Froriep in Weimar, einen vielfeitig gebildeten, um
Verbreitung naturwiffenfchaftliher Kenntniffe Hochverdienten
Mann, Heren Dr. Schmidt, praftifhen Arzt zu Stettin,
und Heren Nittergutöbefiger Dr. Gleitömann in Wils
denhayn.
So wäre denn wieder einer von den verdienftvollen
Stiftern unferer Gefellfchaft heimgegangen! — Geit feinem
Weggange von Altenburg nahm er zwar felten an unfern
Berfammlungen Theilz doch gedachte er au) dann noch
immer mit Liebe des Vereins, in dem er einft eines feiner
thätigften Mitglieder gewefen war, und gern und danfbar
erinnern wie und Ale noch an feine Iehrreichen, meift von
ſchoͤnen, oft Foftfpieligen Verfuchen begleiteten Vorträge,
durch welche er fo wefentlih zu unferer Unterhaltung und
Belehrung beitrug. Sein Name wird daher unter den ge»
— 69 —
feiertften der Gefellſchaft ſtets eine ehrenvolle Stelle bes
haupten. Friede feinem Staube! ?
Durch den Tod des Herrn Dr. Schmidt hat die
Wiſſenſchaft einen fehweren Verluſt erlitten. Bei feinen
vielen Gefhäften, die ihm als praftifchen Arzte oblagen,
wußte er doch noch Zeit zu gewinnen, um ald VBorfteher des
entomologifchen Vereins. zu Stettin und als Redacteur der
entomologifchen Zeitung eine and Unglaubliche grenzende Thäs
tigfeit zu entwickeln, und dabei eine fehr ausgebreitete Cor⸗
tefpondenz zu führen. Außer vielen Eleinern Auffägen und
Notizen in der entomologifchen Zeitung hat er einige ums
fangreiche, gründliche wiffenfchaftliche Arbeiten geliefert. Die
erfte, eine Revifion der deutfchen Aphodiusarten, erfchien
in Germard entomologifcher Zeitfchrift Band II, Heft 1.
1840, Im folgenden Jahre gab er in derfelben Zeitfchrift
eine Revifion der deutfchen Anifotomen. Sodann lieferte
er im Jahrgange 1842 der entomologifchen Zeitung eine
„Bearbeitung der europäifchen Arten der Gattung Anthicus.“
Zulest war er mit einer Arbeit über die Oedemeriden bes
fohäftigt und bat fie auch, wie wir im Juliheft des Aten
Jahrganges der entomol. 3. Iefen, fo weit vollendet, daß
er feinen Freunden fagen fonnte, „nun fey die Arbeit fo.
weit gediehen, daß er fie nur ins Reine zu fhreiben brauche,’
Wir wünfhen im Intereffe der Wiffenfchaft, daß diefe Arbeit
recht bald dem Druck übergeben werden möge. Ich ber
trauere in ihm einen gütigen Freund, dem ich vielfache
briefliche Belehrung und manche ſchaͤtzbare Bereicherung meiner
Sammlung verdanfe, Unfre Gefelfchaft erhielt von ihm zum
vorjährigen Stiftungsfefte 200 Colooptern zum Gefchenf, und,
ohnlängft erft fagte er mir brieflih zu, daß er fogleic nad)
Vollendung feiner Arbeit über die Dedemeriden jener frühern.
‚Sendung eine zweite werde folgen laffen, Gluͤcklicherweiſe
dürfen wir hoffen, daß die wackern Männer, welche mit
dem DVerewigten den entomologifchen Verein gründeten und
Teiteten, ihn aud) in feinem Geifte fortführen und fo ein
Inſtitut erhalten werden, das ſich durd) die Erfahrung bes
| — 170 —
währt und bereits der Wiſſenſchaft die erheblichften Dienfte
geleiftet Hat. Auch ift feit Schmidts ‚Tode ſchon das
zweite Heft der entomologiſchen Zeitung erſchienen, ein er⸗
freulicher Beweis, daß die Redaction dieſer nuͤtzlichen und
weitverbreiteten Beitferift feine Unterbrechung. erleiden wird,
Aufgenommen wurden in die Geſellſchaft:
I. Ehrenmitglieder.
1. Here Hofgärtneer Terſchek in Dresden,
2, » Cantor Schramm in Dresden,
die beiden Vorftände einer dafelbft blühenden bota⸗
nifchen Gefellfehaft, der Flora.
3. # von Riedel, Director der Faiferlichen Gärten in
Rio Janeiro.
4 sDr. Horn, Regierungs⸗ und Medicinalrath zu
Erfurt.
5. ⸗Gelbgießer Schlegel, bisheriger Generalcuſtos
unſerer Geſellſchafts ſammlungen.
U. Einheimiſche Mitglieder
1. Here Banquier Müller. N
2 s Mafhinenmeifter von Weber.
' M. Auswärtige Mitglieder,
1. Here Dr. Lange in Ronneburg.
2, ⸗Amtscommifſſaͤr Luͤders dafeldft. |
-IV. Eorrefpondirende Mitglieder.
. „Here von Pauliny, Director der osmanifchen Kupfers
bergwerfe zu Tokat in Sleinafien.
⸗Pharmaceut Müller aus Alftädt.
. 3 Dr. Palliardy, Brunnenarzt zu Franzensbrunn.
In der Wahlverfammlung am 9. Mai d. J. find
einige Veränderungen vorgenommen worden. An die Stelle
—
NE
des fiatutenmäßig auöfcheidenden erften Directors, des Heren
u ME.
Kammerheren und Oberlandjägermeifterd Grafen v. Beuft,
bat die Verfammlung mid) felbft zum dritten Director ers
wählt, für welche ehrenvolle Ernennung ich meinen ergebens
ften Danf auöfpreche, mich zugleich den fungirenden Herren
Directoren zu collegialifhem Wohlwollen empfehlend,
Hier fühle ich mich gedrungen, der verehrten Gefells
ſchaft die Gefühle. des innigften Danfes auszudrücken "für
dad große Vertrauen, welches mir -diefelbe während meiner
dreisehnjährigen Secretariatöflihrung bewieſen hat. Beſon⸗
ders muß ich es dankbarſt anerkennen, wie es nie un⸗
beachtet geblieben iſt, daß das Secretariat, ſo wie alle
Aemter der Geſellſchaft, Dienſtverpflichtungen ſind, welche
die Beamten ſich ſelbſt auferlegen, und daß fiber diefe
*
Verpflichtungen noch hoͤhere Pflichten im Staatsdienſt und
im buͤrgerlichen Leben geſtellt ſind. Die ideelle Auffaſſung
der Geſellſchaftszwecke, nach welcher die hochachtbaren Vor⸗
ſtaͤnde des Vereins ihre Wirkſamkeit beſtimmen zu müffen
glaubten und die auch nach meiner Ueberzeugung die allein
richtige und wuͤrdige iſt, machte es unmoͤglich, daß Alles
erreicht werden konnte, was man erſtrebte. Ich denke,
inwiefern es mir Zeit und Kraͤfte geſtatteten, als Secretair
Alles aufgeboten zu haben, um in dieſem Geiſte zu arbeiten
und ſo den verehrten Vorſtand kraͤftigſt zu unterſtuͤtzen.
Wenn dennoch Manches gethan wurde, was beſſer unter⸗
blieben waͤre, Manches auch verſaͤumt, was zum Beſten
der Geſellſchaft haͤtte geſchehen koͤnnen, ſo moͤge uns der
Gedanke an die Unvollkommenheit aller menſchlichen Leiſtun⸗
gen troͤſten und der Hinblick auf den rein eg uns
ſerer Geſellſchaft beruhigen.
In jener Wahlverſammlung wurde Herr Dr. girmſ e
zum Secretair ernannt. Bei dem noch immer wachſenden
Reichthume unſerer Sammlungen und unſern ausgebreiteten
Verbindungen würde ich unſerm Herrn Secretair zu feiner
Ernennung kaum Gluͤck zu wuͤnſchen wagen, wenn nicht
in eben dieſer Verſammlung Erleichterungen für das Se⸗
eretariat getroffen worden wären, "Die dem Secretair und
_ 3—
dem Cuſtos obliegenden Gefchäfte follen nämlich Taut Pros
tofol vom 8, Mai vorläufig fo vertheilt werden s
A. Der Tünftige Geſellſchafts-Secretair hat zu
übernehmen:
1) Führung des Protokolls bei allen Haupt» und Extras
fißungen der Geſellſchaft, namentlih aud am Stifs
tungöfefte.
2) Halten der Acten der Geſellſchaft.
3) Führung einer genauen Regiftrande, worin alle Eins
gänge und NRefolutionen darauf und die hiernad) era
folgten Erpeditionen einzutragen.
4) Abgabe diefer Regiftrande mit den eingegangenen
Sachen jedes Mal einige Tage vor der Hauptfisung
an den darin fungirenden Herrn Director, um den
Vortrag darnach einzurichten.
5) Führung der Haupteorrefpondenz der Gefellfchaft über
allgemeine Angelegenheiten derfelben, während die
Correſpondenz der Gefellfichaft über die einzelnen
Zweige der Naturwiffenfchaft von den darin am beften
unterrichteten Mitgliedern, wie zeither, beforgt wird.
6) Den Jahresbericht bei dem jedesmaligen Stiftungsfeſte.
7) Ausfertigung und Abfendung der Diplome an die
neuaufgenommenen Mitglieder.
B. Der General-Cuſtos erhält überwiefen:
I) Die Protofonführung bei den Sigungen während der
Abwefenheit des Generalfecretaird und Vertretung des⸗
felben in diefem Falle,
2) Confervation der Sammlungen der Gefelfchaft, Aufz
ficht über diefelben, Führung der angelegten Verzeich-
niffe darüber,
3) Führung des Geſchenkbuches und Specificirung der ein⸗
gegangenen Naturalien darin.
4) Auffichtöführung über das angelegte Fremdenbuch und
Sorge daflır,. daß Geſchenk-⸗ und Fremdenbuch ſtets
im Local der Gefelfchaft vorliege.
6) Ordnungerhaltung des Mitgliederverzeichniffes, naments
lic) Eintragung der neuaufgenommenen und Bemerfung
des Abgangs bei Mitgliedern, welche verftorben oder
abgetreten find, wobei ihm zue Pflicht zu machen,
von folchen Veränderungsfällen und Aufnahmen jeders
zeit den Gefellfchafts » Caffirer in Kenntniß zu ſetzen.
Herr Schlegel hatte in diefer Sigung erflärt, daß
et bei feinem vorgerückten Alter de& Amtes eines Cuftoden
entbunden zu ſeyn wuͤnſche. Die Gefellfchaft, welche Hrn.
Schlegel für feine Tangjährige, treue und derfelben hoͤchſt
erfprießliche Ihätigfeit ſich zu dauerndem Danfe verpflide
tet fühlen muß, glaubte ihm feinen AWunfch gewähren zu
müflen, und ernannte zum Generalcuftos Heren Privatlehrer
Schlenzig. Eine weitere Veränderung im Beamtenpers
fonale wurde nicht beliebt.
x,
Geologiſche Probleme
vom
- Stadtfchreiber Fr. Alb. Fallou in Waldheim.
2, Geſchiebe, beſonders nordiſche Bloͤcke.
Ein Gegenſtand, der mit der Thalbildung, ſofern man
fie einzig, oder doc, hauptſaͤchlich als Folge der Auswaſchung
betrachtet, in ſehr naher Beziehung fteht, ift die ungeheuere
Menge der Gerölle und Gefchiebe, womit wir die Niederungen
des Feftlanded und namentlich die ganze norddeutfche Ebene
bis an die Küften der Nords und Oftfee bedeckt ſehen.
Es find Truͤmmer der feften Erdrinde, die durch
mechanifche Gewalt aus ihren Fugen und von ihrer urfprüngs
lichen Lagerftätte losgeriſſen, almählig, wie der Name es
andeutet, von ſtroͤmenden Gemäflern fortgerolt und auf
diefe Weiſe in ferne Gegenden verfchlagen worden,
So verforgte die gütige Natur bereits vor Jahr⸗
taufenden die Bewohner dortiger Gegenden mit dem
Ueberfluffe anderer Länder und gewährte ihnen diefelben
Vortheile, welche dem Hochlaͤnder anderwärts feine Ges
birge bieten.
Denn in jenen fandigen und moorigen Ebenen, in
denen meilenweit fein Hügel, geſchweige eine Klippe zu
erblicken, in denen man daher Steinbrühe faum dem Nas
men nad) Fennt, find diefe Trümmer eine gar wohlthätige
und deßhalb willfommene Erfcheinung,
Sie find das einzige Material zum Straßenbau, zu
Ufer» und Hafendämmen, fie liefern die Grundfteine zu
allen Gebäuden und hier und da fieht man alle Hof» und
Gartenmauern lediglich aus diefen Gefchieben aufgeführt.
Sie find aber nicht blos für die Bewohner jener
Landftriche von hoher Bedeutung, fondern auc dem Naturs
forfcher und Freunde der Wiſſenſchaft, ohne Ruͤckſicht auf
ihren materiellen Nugen, wichtig in Bezug auf die Gefchichte
der Erde, infofern fie ihm, wenn nicht Auffhluß, doch
Winke geben über die Nichtung vorweltlicher Fluthen.
Mag es immerhin Manchem fonderbar vorfommen,
wie man died Geröfl, diefe nußlofen, ja dem Landmann
fogar oft hoͤchſt Täftigen und verhaßten Feldwacken einer
unterſuchung werth halten und eine lange Betrachtung
darüber anſtellen koͤnnez dadurch darf man ſich nicht irren
faffen. Es ift Zaufenden Vieles unbegreiflih, fie haben
auch Fein Verlangen, ed zu begreifen, Für ſolche ift unfer
Verſuch, eine Hieroglyphe der Natur zu entziffern, nicht
beſtimmt.
Ich geſtehe, daß ich ſelbſt fruͤher zu denen gehoͤrte,
welche die Geſchiebe, als eine zu gewoͤhnliche Erſcheinung
|
|
h
und laͤngſt ausgemachte Sache wenig beachtet. Erſt als
ich in der Gegend von Berlin, Lübef und Hamburg, an
der Mündung der Elbe und Trave, in Mecklenburg und
Holftein unter manden fremdartigen Gefchieben aud eine
auffallende Menge Fragmente von Granulit, Gneus und
Hornblendgeftein bemerkte, die ich fofort ald alte Befannte
wiedererfannte, da fie den Originalien meiner Heimath fo
vollfommen aͤhnlich waren, daß mie ihre Abftammung feis
nen Augenblif ungewiß ſchien, wurden mir diefk Trümmer
fo anziehend und merkwürdig, daß fie feitdem von Zeit zu
Beit mein Nachdenken befchäftigten, Es drängte ſich mir
die Frage auf: Wie famen fie dorthin? Ueber das
Woher war ich nicht zweifelhaft. Denn was jene großs
koͤrnigen Granitblöcfe betrifft, die man unter der Menge
vieler andern Gebirgstrümmer hier und da zerftreut findet,
fo beruhigte ich mich gern bei der jetzt allgemein herrſchen⸗
den Meinung, daß ſie aus den ſcandinaviſchen Gebirgen
famen. Soviel aber die mir bekannten Granulitgeroͤlle
anlangt, fo fihien mie nichts natürlicher, als ihre Abſtam⸗
mung in möglichfter Nähe zu ſuchen, im fächfifchen Erz⸗
gebirge. Iſt auch diefe Wanderung noch weit genug, fo
ift fie doch jedenfalls natürlicher, folglich auch wahrfcheins
licher, ald umgefchrt von Schweden herüber in Gemeins
fhaft mit den übrigen nordifchen Blödfen durch das weite
Becken der Oftfee. Zudem ift der meift geringere Um⸗
fang diefer Granulitgeröfle und ihre Abrundung, ald Wir—
fung des Fortrollens, ebenfo unverfennbat, als ihre Iden⸗
„tität mit den Originalien des fächfifchen Granulitgebirges
augenfcheinlih. Denn namentlid) fand ich an fo manchen
diefer Gerölle jene in der Gegend von Penig, Mitweida
und Waldheim fich fo oft: wiederholende Eigenthümlichfeit
„wieder, daß fie von Fleins und großförnigem Granit durch⸗
ſetzt, oder in gewundener und gefurchter Streifung von eins
zelnen Lagen und Neſtern fehwärzlicyen ini durd)s
zogen werden.
Bon diefen Granulitgefdjieben, deren Verbreitung fih
-
a —
vieleicht auch nur auf die niederen Flächen zu beiden Geis
ten der Elbe befchränft, fol daher nicht weiter die Rede
fein, Nehmen wir an, daß fie von Hochfluthen der Zſchopau
und Mulde, welche das fächfifche Granulitgebirge quer
durchfchneiden, theild an feiner Grenze berühren, in bie
Elbe herabgeführt und von diefer weiter, einerfeitd in die
brandenburgifche und mecflenburgifche, andererfeitd in die
hannoverfche Ebene verbreitet und felbft bis an die Sees
füfte fortgefpült worden feien. :Ebenfowenig wollen wir
auch die übrigen Gerölle weiter berückfichtigen, deren Ur—
fprung wir in anderen nahen Gebirgen des Feftlandes
fuchen dürfen.
Verweilen wir vielmehr bei den fogenannten erras
tifhen oder nordiſchen Bloͤcken und zwar nicht
ſowohl Hinfichtlic ihres Herfommens, fondern nur hin⸗
fihtlich ihres Fortfommend, oder ded Weges, den fie auf
ihrer Wanderung nach dem Süden gemacht haben,
Gelingt. es in diefer Beziehung über diefe unzweis
deutigen Spuren einer vorgefehichtlichen, gewaltigen Aufs
zegung der Natur im Norden unferes Erdtheiled ung einige
Aufklärung zu verfchaffen und nad) Prüfung der verfchiedenen
Bermuthungen hierüber irgend ein beftimmteres Nefultat zu
erhalten, fo würde zugleich die Frage über ihr —
Alter beantwortet ſein.
Leider haben dieſe ſtummen Denkmale der Vorzeit
keine Inſchriften, ſonſt wuͤrden Archaͤologen laͤngſt ihre
ganze kritiſche Zuruͤſtung in Bewegung geſetzt, die geheim⸗
nißvolle Geſchichte derſelben in zahlreichen Bänden klaͤrlich
entwickelt und dem Geologen die Mühe erſpart haben, feis
nen Scharffinn und feine Muthmaßungsfunft zu üben, fo
aber ift es diefen allein überlaffen, das Raͤthſel zu löfen,
Es haben auch fhon viele Ausleger den Verſuch gemacht,
doch fiheint es bis heute noch Keinem zu Aller Zufriedene
beit gelungen zu fein.
Darum fei ihm in Folgendem unfere Betrachtung
ausfchlieglich gewidmet, nicht, ald ob ich mir anmaßen
— oe — —
Pr
wollte, daͤs Problem entfcheidend zu beantworten, fondern
lediglich, um es von. neuem in Erinnerung zu bringen
und manchem unferer Lefer eine Theilnahme für die Sade
abzugewinnen, die ihn beftimmen möchte, zur Aufflärung
der obwaltenden Dunfelheit mitzuwirfen,
"Denn es ift hohe Zeit. Schon feit Jahrhunderten
bat die frühere Lage: diefer Blöce große Veränderungen
erlitten. Viele Taufende von ihnen find zum Bau von
Schanzen und Feftungswerfen, zu Hafen und Küftens
dämmen verwendet worden. ine zahllofe Menge erfordert
noch täglich) der Hause und Straßenbau. Bei der forts -
fihreitenden Cultur des Bodens und der Beurbarung wüfter
Landſtrecken werden ebenfald nicht wenige. derfelben ges
fprengt, oder von ihrer bisherigen Lagerftätte weiter vers
fest. Wo fie früher übereinander geftürzt, haufenweiſe beis
fammen lagen, findet man jest kaum eine Spur mehr.
In der Nähe großer Städte zumal find fie ſchon völlig
verfhwunden. Sie werden ſchon mit vielen Koften meilens
weit herbeigeſchafft, und ed wird die Zeit fommen, wo
manche Landftriche, in denen fie ohnedem nur fparlic) vers
freut waren, freiliegende Bloͤcke dieſer Art gar nicht mehr
aufzuweifen haben werben. -
Bei diefem allmähligen Verſchwinden, bei diefer zus
nehmenden Seltenheit folder Blöde, womit auch ihre Uns
terfuchung fehwieriger wird, ſcheint es mithin um fo mehr
Pfliht aus der Beobachtung ihrer Lagerung und Verbreis
tung diejenigen Gründe zufammenzuftellen, die uns über ihre
räthfelhafte Wanderſchaft einige Andeutungen geben, mit
deren Huͤlfe wir es vielleicht zu einem Grade von Wahr⸗
ſcheinlichkeit bringen, bei welcher wir uns, im Mangel
aller hiftorifchen Gewißheit, beruhigen koͤnnen.
Iſt die Unterfuchung hierüber. noch nicht gefchloffen,
fo darf auch Jeder mitſprechen der ſich für die Sache
intereſſirt.
Es handelt ſich, wie gedacht, hier nur um die Frage:
wie famen die Blöde auf die nordeuropaͤiſche
Küfte? Denn wie nehmen, mit der allgemeinen Anficht
einverftanden, als ausgemacht an, daß fie aus Gebirgen
des Nordens ſtammen, weil die Feldart, aus der fie‘ bes
fliehen, ein großförniger Granit mit vorwaltendem rothen
Feldſpath, in Feinem der nächften deutſchen Gebirge, weder
im Harz⸗ noch im Erzgebirge, noch in den Sudeten, fons
dern nur in Norwegen, Schweden und Finnland und bier
in ‚großer Verbreitung zu finden: ift.
Was nun zuvoͤrderſt das Vorfommen und die Auds
dehnung der Flächen nach Länge und Breite betrifft, über
welche die fraglichen Sporaden von der Nord- und Oftfee
aus landeinwaͤrts zerftreut find, fo find fie nachgewiefen
in Weftphalen, Hannover, Oldenburg, Brandenburg, Mecks
lenburg, Holftein, Pommern, Niederfchlefien, Polen und
den Oftfeeprovinzen Rußlands, alfo mindeftend von der
Emd bis zur Newa. Die füdliche Grenze zieht ſich in
einem großen oa zwifchen 60 und 520 N. B. und
25— 709.9. 8, ungefähr über Odnabrüdf, Braunfchweig,
Berlin, Seanffurt a O., Warfhau, Mohilew, Mosfau,
Niſchnei⸗Nowgorod und Wiatfa bis zur oberen Witſcheyda
und mithin bis an den Fuß des Ural. Sie erreicht eine
Meereshoͤhe von 300°; doch finden fi als Ausnahme
von der Negel, in Niederfchlefien bei Freiburg und Waldens
burg noch Blöce von 6 Kubikfuß Größe, unter einheimifchen
Gneuss und Glimmerfchiefergefchieben auf Höhen von 1000',
Sonach ſind ſie uͤber die ganze weite Ebene zerſtreut, die
ſich in einer Breite von 20— 30 Meilen, von der Nord⸗
ſee bis ans weiße Meer hinaufzieht. N
Senfeit der Oftfee aber trifft man fie wieder in großer 14
Dienge auf den Inſeln Fuͤnen und. Seeland und noeh 7
häufiger in Schweden, vorzüglich in Smäland und der
Gegend von’ Upfala und Gothenburg, wiewohl hier mehr in
zufammenhängenden Hügeln, aus einem Gemenge von Sand .
und fleinen Geroͤllen beftehend.
Die größten bis jest bekannten Eremplare diefer
Findlinge find die Marfgrafenfteine bei Fürftenwalde, von
a
deren einem ein gegen 15,000 Gentner ſchweres Stüd abs
x gefprengt und zu der prachtvollen Schaale vor dem Mufeum
gu : Berlin verarbeitet ward; ferner ein Blod auf der
Inſel Fünen von 44 Durdmeffer, einer bei Rothſpalk in
Mecklenbutg von 28° Länge und der 30,000 Eentner ſchwere,
12 Werft von Peteröburg ————— Granitblock, auf
welchen jetzt die Reiterſtatue Peter des Großen in jener
—2— ſteht.
Wie? dieſe ungeheueren Laſten ſollten durch Sluthen
nennt worden fein? Das ſchien nad) den ges
wöhnlichen Erfcheinungen in der Natur kaum begreiflich.
Wir fehen jest nirgends etwas Achnliches mehr. - Darum
lag der Gedanfe nahe, ed feien nur Trümmer noch in der
Nähe, vorhandener, unter Tage feſt anftehender Felſen. Doch
nirgends fand fich in der Tiefe eine Spur von ihrem Das
fein, nirgends zeigte fi ein Zufammenhang mit einem
feftanftehenden glachartigen Geftiin, fie lagen überall als
lofe Stuͤcke „serftrewt über Untiefen von Triebſand, Torfs
und Moorlagern. Man fah fi genöthiget diefe Meinung
aufzugeben und auf eine andere Auslegung zu finnen,
Die Hppothefen nun, welche man der Exflärung dies
fer Naturwunder und der räthfelhaften Weife, wie fie auf
ihre gegenwärtige Zagerftätte verfchlagen wurden, zu Grunde
legte, find hauptfächlich folgende:
4: Man betrachtet die fraglichen Blöcke lediglich als
Gefchiebe in Folge jener allgemein verheerenden Weltfluth,
melde nach den ibereinftimmenden Sagen aller Voͤlker
einft die ganze Erde überfluthet und diefer nicht nur- ihre
dermalige aͤußere Geftalt ‚gegeben, fondern auch die Trümmer
„der von ihr zerftörten Helfen über alle Länder verbreitet
Raten fol,
Man bringt damit eine Erfcheinung in Verbindung,
and wide man auf diefe Thatſache ſchließen wid. Man
„die Gegend von Upfala in Schweden ift mit ſolchen
ern: noch weit mehr bedeckt, als Norddeutfihland.
Sie fegen hier ganze Hügel zufammen, welde bis. zu 300
— ME
Höhe anfteigen, fich jedoch mehr in die Länge als Breite
erftrecfen und durchgängig eine ftrahlenförmige Richtung von
RR O. nad S. © W. zeigen. Hierzu fommt, daß
man in der Gegend von Gothenburg auf den höchften
Stellen mehrerer derartiger Hügel eine Menge paralleler
Furchen von verfchiedener Breite bemerft, welche fih in
eben diefer Richtung über fie hinziehen.
‘Sollte man daher nicht annehmen dürfen, daß jene
Truͤmmer von einer aus N. bereinbrechenden Fluth über
‚die Hügel, nachdem fie felbft erft Fury zuvor aus dem
Bluthniederfchlag ſich gebildet Hatten, hinweggeſchoben und.
fo bis zue Oftfee und von bier aus weiter bis über die
flahen SKüften derfelben Hinausgedrängt worden ſeien?
2, Man meint, durch gewaltige Erfcehütterungen und .
Serreißungen der ſcandinaviſchen Hochgebirge hätten ſich
zuerft mächtige Felstrümmer abgelöft, die fodann durch
große Fluthen auf ihre gegenwärtige Lagerftätte und zwar
über Länder hinweggeführt worden feien, welde vormals
ein ganz anderes Niveau gehabt hätten und erft fpäter im
Waſſer untergegangen feien. Man nimmt alfo an, die
Oſtſee fei zu diefer Zeit noch gar nicht vorhanden, fondern
Teftland gewefen, fo daß, wenn man diefer Hypotheſe noch
mit einer füdlichen Abdachung jenes vermeintlichen Feftlandes
zu Hilfe fommt, ein Fortſchwemmen des feandinavifchen
Gebirgöfchuttes durch eine nördliche Sturmfluth allerdings
möglich gewefen fein koͤnnte.
8. Andere dagegen glauben, das Polareis habe früher
bis an die dermalige nordeuropäifche Küfte gereicht. Sowie
nun die Gletfcher der Alpen eine Menge großer Blöde,
weldhe von den höchften Spigen und Zinnen der in ihrer
Nahe befindlichen Felfen fortwährend auf fie berabftürzen,
nad) und nad) in die Tiefe Kerabführen und diefe Trümmer
an ihrem Fuße zuruͤcklaſſen; fo fei auch jenes ganze Küftens
land für eine ungeheure Moräne des vormaligen Polareifes
zu halten, das, einem Gletfcher gleich, ſich Über den ganzen
Norden verbreitet und nach feinen almahligen Ruͤckzuge
u —
die auf ihm abgefesten Bloͤcke an feinem ſuͤdlichen Nande
binterlaffen babe. Aehnlich diefer Meinung ift endlid)
4. Die Anfiht, eine Sturmfluth) von Norden ber
habe von den Kuͤſten Schwedens oder Norwegens gewaltige
Eismaſſen losgetiffen und, mit Felstrümmern beladen, nad)
Süden’ getrieben, wo fie, nad) allmähligem Verlaufen der
Gewäfler, geftrandet und ihte Laft abgefest hätten.
Dieſe Anficht ſtuͤtzt ſich auf die Beobadhtung des
Cap. Parry und anderer Seefahrer, wonad man nit
ſelten an den Küften der Polarmeere, nad) dem Aufbruch
dei Eiſes, meilenlange Eisfelder und ungeheure Eißberge
mit Felötrimmern überfchüttet, umbertreiben fah. Noch
mehe Wahrfiheinlichfeit aber gewinnt fie dadurch, daß
man felbft in meuefter Zeit Eisfhollen mit beträchtlichen
Felsbloͤcken belaftet, anfcheinend von Finnland herübers
getrieben, an ber Pommerſchen Kuͤſte anſchwimmen und
firanden ſah.
Man hat zwar außerdem noch einige andere Anſichten
uͤber die Sache aufgeſtellt, ſie ſind aber ungleich aben⸗
theuerlicher, als die bereits erwaͤhnten und koͤnnen daher
hier mit Stillſchweigen uͤbergangen werden.
Doch welcher von dieſen ſo eben — — Er⸗
klaͤrungen ſollen wir unſern Beifall ſchenken? Wo finden
wie im dieſem dunkeln Irrſaal einen Lichtpunkt und ein
Zeichen, dad uns den natürlichen Zufammenhang und die
bewegende Kraft andeutet, die wir gegenwärtig nur nod)
in ihren nachgelaffenen Wirfungen erfennen ?
Weit entfernt, jene Hypothefen über den Haufen zu
werfen und an deren Stelle eine neue Theorie zu begründen,
fei mir vor jegt nur vergönnt, gegen diefelben überhaupt und
gegen die vorherrfchende Anficht insbefondere befeheidentlich
einige Zweifel und Bedenfen zu erheben. Die Mehrheit
ſcheint namlich) darin, übereinzuftimmen, und fid) ſonach
gerade der Fühnften obiger Hppothefen hinzugegeben, daß
man bie fraglichen fporatifchen Felstruͤmmer mindeftens als
gig Wirkung der Testen allgemeinen ————
Me.
anerfennen muͤſſe, ohne Nückficht darauf, ob fie mit unters
irdifchen Bewegungen und einer gleichzeitigen Erhebung und
Zerreißung nordifcher Gebirge in Verbindung geftanden habe,
oder nicht, Man betrachtet fie als eine Zugabe der
Diluvialformation. IR
Diefer Anſicht ftehen jedoch folgende Gründe ente
gegen: a) das Fluthland befteht in der Regel aus zwei
Schichten, oder Ablagerungen, dem groben Geröl und dem
feineren Gefhlämm, d. h. Sand, oder Lehm, oder einem
Gemifd) von beiden, dem productiven Boden, Die größeren
Steintruͤmmer haben fi), vermöge ihrer Schwere, durchs
gängig zuerft abgeſetzt, fpäter die Fleineren Geſchiebe und
über diefe endlich deren feinfte, zu Staub zermalmte Theile,-
die fi am längften ſchwebend im Waſſer erhielten, als
Schlamm ausgebreitet, der mit vegetabilifchen und anderen
Stoffen gemengt, dad tragbare Ackerland abgiebt,
Das aufgeſchwemmte Land giebt über diefe Stufens
folge faft allenthalben Auffchluß, wo es durch Natur oder
Kunft bis zur Sohle aufgebrochen, der Beobachtung bloß
liegt. Man ficht in SKieslagern von oben herein eine
mehr oder minder ftarfe Lehmſchicht, welcher als Webers
gang zum Geröll, oder als Mittelglied, eine feinere Sands
lage folgt, während die größten Rollſtuͤcke die unterfte
Stelle einnehmen und auf dem Felsgewoͤlbe der feften Erdrinde
ruhen. Im Kleinen beobachtet man daffelbe Verhaͤltniß
fhon in- Gruben und Abzugsgraͤben an Straßen und Felds
rainen, wenn fie nad ftarfen Negengüffen verfchlämmt
worden find. Gie find dann gewöhnlich mit einer feinen
Schlamm⸗ oder Sandrinde überzogen, unter welcher fich
dad von der Negenfluth fortgefpülte gröbere Kiesgeſchiebe
verbirgt, das ſich bier’ zuerft zu Boden gefenft hat.
Daß die Natur nad) diefem mechanifchen Gefeße auch
im Großen gewirft habe, ift feinem Zweifel unterworfen.
Nun fehen wir aber die Findlinge der norddeutfchen
Ebene feinedwegs unter, fondern über der mächtigen Sands
fehicht derfelden gelagert, durchgängig über Tage und aba
‚gelebt auf der Oberflähe des Fluthlandes.
Nirgends findet man fie in der Tiefe, von Sand, oder
Dammerde uͤberlagert. Gerade die größten Blöcke liegen
frei und loſe auf ihrem fandigen Untergrunde, und diefer
reicht oft bis zu Tiefen hinab, die bis jest noch nicht ers
funfen worden find. Als man im Jahre 1827 zu Bremers
haven einen artefifchen Brunnen zu graben verfuchte, traf
man, ungeachtet man bis 165° tief eindrang, doch nur
Marſch- und Moorboden, Triebfand und Kieögerölle,
Selbſt die aus füdlichen Gegenden abftammenden
Geſchiebe der norddeutfchen Ebene, die Granulitz, Gneus⸗,
und Glimmerfihieferfragmente liegen immer nur obenauf,
fie zeigen fi) ebenfowenig in untern Tiefen, ald die erratis
ſchen Bloͤcke.
Schon nach dieſer Beobachtung koͤnnen ſie mithin keine
Diluvialgeſchiebe, ſie koͤnnen nicht mit der allgemeinen
Fluth angeſchwemmt, ſondern müffen erſt ſpaͤter, nach dem
Niederſchlag der oberſten Schichten des Fluthlandes, auf
ihrer gegenwärtigen Lagerſtaͤtte abgeſetzt worden fein.
Wären fie gleichzeitig mit jenen ungeheueren Sands
maſſen der nordeuropäifchen Küfte abgefest worden, fo
würden fie tief unter ihnen vergraben liegen. Denn fie
‚ würden ald die ſchwerſten Gerölle in dem leichten Triebs
fande ſich zuerft zu Boden gefenft haben. Schwerlich
würden wir fie in ihrer dermaligen Größe und Menge
über jene Sandflähen verfireut finden und wer weiß, ob fie
jemals Gegenftand einer geologifchen Unterfuchung gewor⸗
den wären.
b) Die fraglichen Bloͤcke finden fih nieht blos auf
den Dünen und am Strande von Helgoland, fondern felbft
auf dem 200° hohen Felöplatenu dieſes Fleinen Eilandes.
Sie find denen im Oldenburgifchen, in der bannoverfchen
Haide und an der nächften Küfte völlig gleich, folglich
eben fo unbezweifelt nordifchen Urfprungs, da die ganze
Klippe von Helgoland aus nichtö weiter ald Rothliegen⸗
dem befteht.
6*
———
Billig darf man nun fragen: wie kamen denn die
Bloͤcke aus dem Meereögrunde auf die meift ſenkrecht ab⸗
ftürzende Hohe? und nicht minder; wie gelangten fie, wenn
fie aus Schweden ftammen, über den Sund, den. großen
und, kleinen Belt, oder das SKattegat, die fie jedeifal vorz
her. pafliren mußten?
Ging die Reife unter Waſſer, fo mußten fie auf dies
ſem Wege abwechfelnd in tiefe Ihalfeffel hinab und wieder
beraufwandern. Aber eine Gewalt, die _Felöftüce von
20,000 Gentnern Gewicht über 100 Meilen weit fortführen
fonnte, wuͤrde diefe auf fo weitem und rauhem Wege eher
völlig zermalmt und aufaerieben, ja fie würde fogar alle Berge
binweggefpült und der Meeresfläche gleich gemacht haben.
Zwar weift man und auf die furchtbaren Wirkungen
der. Gewäfler bei Hochfluthen und Ueberſchwemmungen hin,
auf die Schwere und Tragfähigkeit folder Schlammfluthen
in Folge. ihrer Schwängerung mit erdigen Stoffen, Man
führt- ‚beifpielöweife zum Beweis an, daß die Dranfe in
Wallis im Jahre 1818 durch einen Gletſcher eingedaͤmmt
und zu 200° body aufgeftaut, nachdem fie dieſen Eisdamm
plöglih durchbrochen, nicht nur eine Strecke von 5 Meilen
in 14 Stunde durdftrömt, fondern aud) unter den zahl—
loſen Trümmern einen 25,000 Centner ſchweren Felsblock
mit fortgefuͤhrt habe.
Ich ſelbſt bin im Jahre 1839 Augenzeuge von der
entfeglihen Gewalt eines durd einen Wolfenbrud) anges
fhwellten Baches gewefen, der bei feinem gewöhnlichen
Waſſerſtande faum 1 Elle breit, die an feiner Mündung
100 Ellen breite Zſchopau in gerader Linie dergeftalt durchs
brach, daß ‚feine trübe Fluth am gegenüberliegenden Ufer
des Fluffes anſchlug. Dan vernahm am fteilen Ufer das
dumpfe Krachen der an den Klippen in der Tiefe des Bettes
anprallenden Felöblöcke, die von der braufenden Fluth, wie
leichte Kieſel dahin geführt, oder vielmehr gefchleudert
wurden. Später zeigte fi im Fluffe cin Damm von Ges
feJieben, der ihm nur einen ſchmalen Durchgang übrig ließ.
Bel einer fo heftigen Fluthſtroͤmnung werden die Ges
ſchlebe allerdings mehr getragen und in der ſchlammigen
Waſſermaſſe mehr ſchwebend mit fortgeführt.
Allein folhe Wirkungen find auch nur denfbar bei
ftarfer Preffung und reißender Strömung, folglich bei fteilem
Gefälle. Der Niagara foll auch bei gewöhnlihem Wafler
ftande oberhalb feines Falles fo reißend fein, daß ſelbſt
Eifenftücke nicht fofort zu Boden finfen, fondern eine Strecke
weit mit fortgeriffen und auf der Oberfläche ſchwimmend
erhalten werden, aber er ſtroͤmt hier in einem abſchüſſi gen,
von Felſen eingezwaͤngten Bette.
Nur in Gebirgen in engen Thalſchluchten werden wir
Aehnliches bemerken, nie im flachen Lande; wir haben
wenigſtens ſeit geſchichtlicher Zeit kein Beiſpiel, daß große
Felsbloͤcke bei ſolchen Ereigniſſen, wie der erwähnte Durch
bruch eines aufgeſtauten oder angeſchwollenen Bergſtromes
von den Fluthen bergauf getrieben worden wären.
Zwar führt man dagegen ferner an, es fei an der
ſchottiſchen Küfte nichts Seltenes, daß fehwere Felöblöcke bei -
heftigen Stürmen an den Strand gefpült und fogar über
den Wafferfpiegel gehoben’ und fortgefchoben würden. Dies
ift aber nur am flachen Küften möglih, weil aud der
heftigſte Sturm das Meer bekanntlich nur gegen 70 tief
aufregt, fo daß in 90° völlige Stille Herrfcht, wenn auch
die Oberfläche in Heftigfter Wallung ift. Die Perlenfifcher
in Oftindien gehen ruhig ihrem Geſchaͤfte nach, während
fein Schiff auszulaufen wagt.
An fteilen Küften wird daher Fein Sturm vermögend
fein, dergleichen Blöcke aus -dem Grunde des Meeres
emporzubeben und hoch über dem Wafferfpiegel am felfigen
Rande auszufpülen.
_ Allerdings Hat die Nord» und Oftfee, wie faft alle
Binnenmeere, eine fo geringe Tiefe, dag, wenn ſich ihr
Waſſerſtand um 3007 ° verminderte, man trodnen Fußes
von Pommern aus nad) Schweden und Finnland wandern
konnte; aber dennoch wird dadurd) *4 keines wegs er⸗
Be 3
klaͤrlich, wie feandinavifhe Felstruͤmmer durch die immer
noch viel zu tiefen Keſſel und Abgründe des Kattegats
und dur die Meerenge des Sunds und der beiden Belte,
alfo bergauf und bergab unaufgehalten fortgeſchoben werden
fonnten, noch weniger, wie die legte allgenteine Fluth bei
einem viel Höheren Waſſerſtande, ald der gegenwärtige,
jene Trümmer nad) allen Seiten bin ausbreiten und, wenn
man die Tiefe der Oftfee mit eingerechnet, tiber 600° aufs
wärtd und über 150 Meilen weit vorwärtd treiben, am
allerwenigften aber, wie folhe Trümmer aus der Tiefe des
Meergrundes auf die fteile Hochfläche von DR ges
langen fonnten. Hierzu kommt
€) ein Umftand, der ald entfcheidend in der Sache
wohl mehr Beachtung verdient, als er biöher gefunden,
Die meiften erratifchen Blöcke nämlich find zwar abgerundet
und charafterifiren ſich ſonach allerdings ald Geroͤllez es
finden fi) aber auch viele darunter und gerade die größs
ten, welche noch Kanten und Eden und fid) anfcheinend
noch in dem Zuftande zeigen, in welchem fie von der Felds
maſſe, mit der fie verwachfen gewefen, loögefprengt und
abgeriffen wurden.
Diefe in dem großen Sturme aus ihrer Heimath
verfhlagenen Fremdlinge fünnen alfo nicht, wie ihre übrigen
Gefährten, im wilden Gedränge und im Sclamme der
Gewaͤſſer mit fortgefchoben, ihre Neife gemacht haben, fons
dern fie muͤſſen, wenn auch gleichfalls zu Wafler, doch
mehr auf demfelben ruhig dahin getragen, nad) dem
europäifchen Feſtlande gefommen und hier ganz fanft und
unverfehrt abgefest worden fein.
Denn wären fie gemeinfchaftlih mit dem großen
Haufen ihrer Leidensgefährten von den fchwedifchen Hochs
gebirgen herabgeſtuͤrzt und ins baltifhe Meer getrieben
worden, fo würden fie ’ vermöge ihrer Schwerfälligfeit,
unter allen gerade zuerft zum Erliegen gefommen fein und
die Küfte gar nicht erreicht, fondern zertrümmert die Gründe
und Schluchten, die fie zu paffiren hatten, ausgefüllt Haben.
+
———
Hätten fie aber auch die Küfte wirklich erreicht, Hätte
fie die Oft» oder Nordfee nicht auf ewig verfchlungen,
wären fie nicht auf irgend einer Inſel ſitzen geblieben, fo
würden fie dod) gewiß in Deutſchland u. ſ. w. ebenfo
jertrümmert und zur Kugelform abgerundet, oder mit abs
geftumpften Kanten und Eden angelangt fein, wie ihre
übrigen Gefährten. Auffallend bleibt es endlich)
d) daß fich diefe Bloͤcke nur auf die nördlichen
Küftenländer Europa’s befchränfen und auch hier nicht in
oleihmäßiger Vertheilung verbreiten. Wollte man aud)
nicht behaupten, daß, wenn fie durch eine allgemeine Welts
fluth fortgeführt wurden, fie aud) in anderen Gegenden
- Europa’d vorfommen müßten, fo laßt fi) doch wenigftend
die Annahme rechtfertigen: ebenfogut, als jene Fluth Granit
von Schweden nad) Deutfchland, fonnte fie auch dergleichen
aus Deutfchland und der Schweiz nach Italien befördern
und überhaupt müßten fi) in der Nähe hoher Granits
gebirge auch anderwärts ähnliche Erfiheinungen wiederfinden.
Dennoch zeigen ſich weder in Thuͤringen dergleichen große
Felöblöde vom Broden, der doch von feinem Ueberfluffe,
viele derfelben abgeben Fonnte, noch in Baiern und Böhs
men dergleichen aus dem Fichtelgebirge, oder Böhmerwalde,
noch in der lombardifchen Ebene deren welche aus den
penninifchen oder rhätifchen Alpen.
Auch) außerhalb Europa hat man in Gegenden, von
Granitbergen umgeben, dergleichen zerftreute Bloͤcke nicht
bemerft. Die Ebene von Venezuela z. B. ift, nah Herrn
N. v. Humboldt, frei davon, ungeachtet fie von Gebirgen
begrenzt wird, deren Gipfel mit Trümmern von Granit
bedeckt find und von heftigen Erfchüitterungen zeugen.
Die großen Granitblöcfe auf dem Jura, der Würtems
berger Alp und den Höhen bei Como Fünnen nicht dagegen
angezogen werden, weil fie nicht mit jener allgemeinen
Fluth dahin gelangt fein koͤnnen, dafern diefe eine füdliche
Strömung gehabt haben fol, Angenommen, daß fie aus
den Alpen ſtammen, ſetzt ihre gegenwärtige Lagerftätte eine
= Ben
ganz andere Strömung, mithin auch eine andere, nur pars
tiele Fluth voraus,
Doc) Fluthen koͤnnen hier überhaupt nicht qufgpließe
lich die wirfende Urfache gewefen fein... Ein Bli auf die
Gegend genügt, um diefe Hypotheſe zu perhorreſciren. Dex
ſchlichte Verftand fträubt fi) gegen einen ſolchen Gedanfen,
Wie iſt es möglich) — fragt man fih — daß eine Waſſer⸗
fluth, wie furchtbar fie die Phantafie ſich vorftellen mag,
dergleichen Blöcke aus der Wolfenregion der favonfchen
Alpen herab durch die Abgründe fo vieler Thaler, Schluds
ten und Seen im Kanton Waadt, Freiburg und Bern,
durch das tiefe und weite Becken des Genferfee’d bergauf.
und ab bis wieder zu den Höhen des Jura ‚gerollt haben
folte? und wer mag es begreifen, daf die auf den: fteilen
Kalffelfen. bei Como zerfireuten Granitblöcfe ebenfalls nur
durch Wafler emporgetrieben worden ſeien, daß fie vom
Splügen, oder St; Gotthardt her eine Menge ſchroffer
Gebirge und enger Thalgründe paffirt haben folten, um
grade auf den ‚Höhen von Como zu raften und nicht weiter
zu wandern in die nicht minder veizenden Ebenen von
Mailand? Kurz, es läßt fi) diefer Gedanfe nicht reimen
mit der Natur, d. h. mit ‚der Größe und Schwere der
Bloͤcke, verglihen mit der Entfernung ihrer vormaligen
Heimath und der angeblichen Art und Weife ihres Transports,
Sp führt und Alles auf den, Schluß: diefe Fremd⸗
linge können nicht angeſchwemmt fein, nit als Diluvials
sefchiebe und Reliquien der legten allgemeinen Erdübers
fluthung: betrachtet werden. Sie fünnen erft nad diefer
Kataftrophe durch irgend ein anderes gewaltige Naturs
ereigniß auf die Oberfläche des Sluthlandes, als ihre gegen⸗
wärtige Lagerftätte verfehlagen worden fein.
Doch damit. ift uns freilich das Wie nod) nidt ers
klaͤrt. Prüfen wir daher die übrigen Hypothefen! — denn
es fol, wie gedacht, hier feine neue aufgeftellt, fondern
nur der Werth. der biöherigen beurtheilt werden. MWelde
Partei ich felbft -ergreife, voird fi) am Schluſſe zeigen.
—A—
Die zweite der oben angeführten Meinungen geht
von der Vorausſetzung aus, die Oſtſee ſei früher Feſtland
geweſen, habe mit der Kuͤſte Schwedens und Finnlands
gleiches Niveau gehabt. Die von einer vulkaniſchen Er⸗
ſchuͤtterung dieſes ehemaligen Feſtlandes, oder auch der ans
grenzenden Schwedifchen und finniſchen Hod)länder loss
geriffenen. Felöteimmer hätten ſonach füglic) durch eine
ploͤtzliche Sturmfluth über diefen Landſtrich hinweg und
bis in die Gegend von Berlin ꝛc. geführt werden fönnen,
Doch zugegeben, daß Schweden und Finnland. ein
mit dem gegenwätrigen europaifchen Kontinente zufammens
haͤngendes Feſtland gewefen fei, in vorgefchichtlicher Zeit
aber durch eine furchtbare unterirdifche Nevolution erſchuͤt⸗
tert, ungeheuere Zerreißungen erlitten babe, wofür allers
dings die vielen Seen und die gleichformige ſuͤdoͤſtliche
Nihtung aller in den bottnifchen Meerbufen miündenden
Slüfe zu ſprechen fiheinen, ſo ftehen doch diefer Anficht,
infofern. man auch hier die Fortbewegung der ‚fraglichen
Blöde nicht anders, als durch eine gleichzeitig mit der
Erſchuͤtterung eingetretene Fluth zu erflären weiß, gleiche
falls verfchiedene- Einwürfe entgegen und zwar folgende:
a) die Meereshöhe, bis zu welcher die Bloͤcke gefuns
den werden, iſt durchfihnittli 300. Die ftrahlenz oder
fächerartige Ausbreitung derſelben gegen S. macht daher
zugleich eine andere Vorausſetzung nothiwendig, naͤmlich eine
ſuͤdliche Abdachung des ganzen nordifhen Hochlandes mit
Einfluß des jegigen Oſtſeebeckens und felbft der Nordſee
zwifchen Holland und Daͤnemark bis zu einer Höhe, welche
dem Niveau gleichfemmt, bis zu welchem die Blöcke ges
funden werden, alfo mindeftens 300%. Es ließe fid) außerdem
nit denken, wie diefe auf dad Felsplateau von Helgos
land und bis über Berlin hinausgeſchoben werden fonnten.
Dod wäre auch auf dieſe Weife zur Noth erflätt, wie
fie aus dem Norden ſoweit nad) Süden gelangen fonnten,
ſo bleibt doch nichts defto weniger noch räthfelhaft, wie
fie ſich noch san ihren Auferften Grenzen in fo großen
— 90 -
feften Maffen erhielten. Sie mußten doc) auf diefem weis
ten Wege völlig zermalmt, nur noch ald Meerfand und
fleines Geroͤll angeſchwemmt werden,
Gleichwohl find gerade die größten von ihnen noch
fharffantig, und. nichtö weniger, ald abgerundete Geſchiebe.
Nicht minder laͤßt uns dieſe Anſicht
b) noch darüber im Dunkel, wie es kam, daß die
Bloͤcke hier und da gruppenweiſe und in größeren Haufen
übereinander geworfen wurden und vor Allem, daß fie über
Tage fi) ablagern konnten, da jene Fluth doch ficherlid)
ebenfalls große Maſſen von Sand und Schlamm mitführte,
in welchen die fehwerften Truͤmmer ſtets zuerft zu Boden
finfen, mithin die tieffte Stelle einnehmen.
c) Ferner laͤßt fi) einwenden: waren die Gebirgss
zertrümmerungen im Norden gleichzeitig mit jener Fluth
und folgen einer und derſelben Kataftrophe, fo ift auch
mit Grund anzunehmen, daß hiermit zugleich das Becken
der Oſtſee aufgeriffen, oder durch eine Verfenfung des vors
maligen Feftlandes gebildet wurde, Dann würden jedoch
die Bloͤcke ihre jetzige Lagerftätte nicht erreicht haben, fie
würden auf halbem Lege für immer vom dem frifchen
Sluthengrabe verfchlungen worden fein.
d) Zudem fteht auch diefer Hypotheſe die Meinung
entgegen, daß diejenige allgemeine Ueberfluthung der Erde,
welcher wir dad gegenwärtige, aufgefhwemmte, oder Pros
ductive Land verdanfen, die legte gewefen fei, welche unfer
Planet erfahren, diefe aber in der äußeren Geftalt feiner
Oberfläche und in der Vertheilung von Land und Meer
£eine wefentlichen Veränderungen hervorgebracht habe.
Es müßten fonady die Zerreifungen fcandinavifcher
Gebirge und die Entftehung der Oftfee mit dem gegen 100
Meilen langen und 25 Meilen breiten Bottnifchen Meerbufen,
das Einfinfen diefes bedeutenden Landſtrichs, diefer Untergang
yormaligen Fefllandes im Waſſer weit früher geſchehen fein.
Dann müßten aber auch die bei diefer Gelegenheit nad)
Norddeutſchland verfchlagenen Blöcke von der fpäteren Welts
— m
fluth hoch mit Diluvialfand überfchüttet worden fein, fie
fünnten nicht mehr zu Tage liegen, wie gegenwärtig.
Wenden wir uns daher zu der dritten Hypotheſe, zu
der Anficht, daß das Polareis vormald bis an die fdlichen
Küften der Nord» und Oftfee gereicht und diefe Küften,
gleich einem ungeheuren Gletſcherwall umlagert habe. Doch
auch fie wird und nicht genügen,
Denn während man
a) biöher eine viel, höhere Temperatur der Erde in
früheren Zeiten anzunehmen fi) berechtigt gehalten hat,
weil man fi) außerdem die foſſilen Ihier- und Pflanzens
tefte eined tropifchen Klima, wie fie in den Schneewüften
Sibiriend und Nordamerifa’5 und weit Über den Polarfreis
binaus an den Küften ded nördlichen Eismeeres gefunden
‚werden, nicht zu erflären vermöchte, 'müßte man bei diefer
Anfiht gerade dad Gegentheil vorausfegen und von dem
Grundfage auögehen, die Erde habe vormald eine fo niedrige
Temperatur gehabt, daß das nördliche Eismeer mindeftens
bis an die Küften der Nords und Oftfee gereicht habe.
Damit ift jedoch)
b) noch keineswegs die Möglichkeit erwiefen, wie
Trümmer fcandinavifcher Felſen nach Deutfchland gelangen _
fonnten. Man fagt: ebenfo wie Felötrimmer der Alpen
auf den Gletſchern der Schweiz, oder Tyrold. Allein diefe
Bergleihung halt die Probe nicht.
Allerdings loͤſen ſich von den hoͤchſten Alpenftöden
nicht felten große Felöftücfe ab, fie werden von Lawinen
mit fortgeriffen und in die Tiefe geworfen auf Gletſcher,
welche den Fuß jemer Alpenftöcfe mit ewigem Eife ums
fließen. Doc von hier aus werden fie nicht fowohl auf,
als vielmehr unter dem Eife weiter geführt. Sie ſickern
allmaͤhlig bis auf den Grund der Gletfcher, der immer
eine geneigte Fläche bildet, durch das Eis hindurch, werden
mit diefem immer weiter gefchoben und kommen endlich
nad) Jahren am Fuße der Gletfeher zum Vorſchein, wo
fit an den Schutthalden, oder fogenannten Moränen der
legteren mit auögefpült werden.
Mag man fid) nun auch das ganze Becken der Nord-
und Oſtſee mit feinen Bufen und Buchten von Eis erfuͤllt,
die ganze weite Strecke von der norddeutfihen Küfte bis
an den Fuß der norwegiſchen Hochgebirge ald einen unges
geheuern Gletfcher denfen, mag auch eine ganze Gebirgsz -
fette auf ihn herabgeftürzt fein und ihn meilenweit mit
ihren Trümmern bedecft haben, fo fünnen diefe doch jenes
Becken nicht überfchritten haben, weil cd eben der Fuß des
Gletſchers war, bis zu weldhem und nicht weiter die fehiefe
Flaͤche deffelben gedacht werden fann, als die Moräne, in
welcher zulegt alle Trümmer abgefegt werden mußten.
Diefe nahm fie alle in ihrem Scoofe auf, man
müßte denn glauben, das Eis habe fie auch von bier aus
wieder aufwärts und über die flache Küfte weiter gefchoben,
oder die Oftfee fei damald noch gar nicht vorhanden ges . »
wefen, fondern ‚habe ald FSeftland und in einer nah M.
‚ auffteigenden Fläche mit der feandinavifhen Halbinſel in
Verbindung geftanden, ein Wagefas, der nicht weniger an's
Unglaubliche ftreift.
So fieht man fi, um diefe Hypotheſe zu begründen,
wieder zu einer zweiten und dritten feine Zuflucht zu nehmen
genöthigt, von denen die eine immer fühner ift, als die
andere,
ec) Und fragen wir nun endlich, und wohl mit rRecht,
welche Zeit war es denn auf dieſer Erde, als ſich das
Eismeer wieder zuruͤckzog und der Norden Europa's, von
den Strahlen der Sonne erwärmt, allmaͤhlig aus feiner Erz
ftarrung erwachend, bewohnbares Land ward?
Nach der legten allgemeinen Weltfluth fann es nicht
sefchehen fein. Denn da wäre ganz Schweden und Nora
wegen noch heute ein Fahled und wüftes Felsland, weil
jeder Gletſcher, vermöge feiner gewaltigen Schwere alles
tragbare Erdreich vor fich herſchiebt und da, wo er im
Zuruͤckweichen und Abnchmen begriffen ift, allenthalben nur
—
einen abgeſpuͤlten, glatten Felsboden zeigt. ee Ohtrehr
lage ift durchaus nacktes Geftein.
Soll es aber vor jener Ueberfluthung 5 ſeim
fo ſtoßen wir auf dieſelben Widerſpruͤche, welche oben
bereits aufgeſtellt wurden, naͤmlich die Scharfkantigkeit
vieler Bloͤcke und die offene, freie Lage derſelben über
dem Fluthlande.
So fühlen wir uns denn nöthgedrungen, auch diefe
Hypotheſe wieder fallen zu laſſen.
Berfuchen wir, ob wir in det letzten den Schluſſel
finden und auf einem naturgemaͤßeren, weniger ſchwierigen
Wege das Näthfel zu loͤſen vermögen,
Man glaubt nämlich, eine nördliche Sturmfluth habe
ſich erhoben und große Eisfelder des Polarmeeres, beladen
mit Truͤmmern ſcandinaviſcher Gebirge nach Suͤden getrieben,
wo ſie zuletzt geſtrandet und geſchmolzen waͤren, ſo daß ſie
ihre Ladung auf dem ſeichten, fpäter wieder trocken gelegten,
Küftenlande abgefegt und zuruͤckgelaſſen hätten,
Wäre nun vieleicht auch gegen diefe Meinung noch
mancher Einwurf zu machen, fo hat fie doch infofern mehr
für fih, ald fie nicht nur die Möglichfeit erflärt, wie
viele Bloͤcke noch in ihrer anſcheinend urfprünglichen Geftalt
mit Kanten und Eden zu uns gelangen fonnten, fondern
auch dadurch an Wahrfcheinlichfeit gewinnt, daß noch heut _
zu Tage analoge Erfeheinungen auf ein Ereigniß ſchließen
laſſen, bei weldhem man zwar immer nod) eine gewaltige
Aufregung der Natur vorausfesen muß, weldes aber RR
weniger mit ſich ſelbſt im Widerfpruch fteht,
Die Erklärung fiheint einfacher und natürlicher. Hören
wie zuoörderft die Gründe, die ſich dafür anführen laſſen!
Es ift befannt, daß fich von den fteilen Küften der
Polarmeere in den Sommermonaten nicht felten ungeheure
Eiör oder Gletfchermaffen losreißen, ins Meer ftürzen, bier
von Stürmen in Bewegung gefeßt, zufammergetrieben, zum '
Theil zertruͤmmert, zum heil auch über einander geſchoben
und ald ſchwimmende Eisberge bis an die gemäßigte Bone
verfchlagen werden. Man hat fie bis in 360 &. Br. und
andrerfeits bis 400 N. Br. treiben fehen. Ebenſo ift nach
den Beobachtungen der Cap. Parry, Roß, Scoreöby und
anderer berühmter Seefahrer befannt, daß die im Nords .
polarmeere an den Küften Grönlands umherſchwimmenden
unüberfehbaren Eiöfelder häufig von Stürmen in füdlicher
Nichtung fortgetrieben werden.
WVitele diefer gewaltigen Eismaſſen fah man mit Schutt
und Steingetrümmer bedeckt. Diefe fünnen jedenfalls nicht
anders aufs Eid gerathen, als daß die in den felfigen
Buchten jenes Meeres ſich bildenden Gletſcher von Zeit zu
Zeit zufammenftürzen, eine Menge Trümmer mit fortreißen
und damit die ftarfe Eisdecke am Nande jener Buchten
überfhütten, fodaß fie nad dem Aufbruch des Eifes auf
defien Schollen ſchwimmend ins offene Meer hinausgetragen
werden, bis fie in der milden Temperatur niederer Breiten
endlich verfchiwinden.
Bekannt ift ferner, daß die Oftfee mit ihren Bufen
und Häfen bereitd feit gefchichtlicher Zeit mehrmals zuges
froren gewefen. So war, um bier nur einiger Beifpiele
zu gedenfen, das Sfager Rack im Jahre 1292 fo feſt ges
froren, daß man von Ehriftiania nach Yütland reiten fonnte,
Ebenſo in den Zahren 1294 und 1296. Kinige Yahre |
fpäter, 1302, fowie 1320, 1323 und 1333 war die Kälte |
fo groß und anhaltend, daß nicht nur fänmtliche Häfen 7
von Dänemarf und Schweden, fondern auch die ganze Fi
Oſtſee, das Kattegat und die beiden Belte mit ftarfem |
Eife bededft waren, auf welchem man, wie zu ande, von
den deutfihen Küften aus nach Dänemarf reiten und fahren |
konnte. In dem zulegt bemerften Jahre waren fogar hin |
und wieder Herbergen auf dem Eife errichte. In den |
‚Jahren 1394 und 1399 war die Oftfee von Pommern
nad) Dänemarf wenigftens zu Fuß gangbar, in dem ftrengen |
Winter von 1423 zu 1424 dagegen wieder fo feft gefroren, |
daß fie Laftwagen trug und von Mecklenburg aus eine |
Straße querüber nad) Dänemarf geführt werden Fonnte,
\
|
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N
J
auf welcher abermald mehrere Wirthöhäufer aufgefchlagen
wurden. Im Winter 1459 ward fie von Luͤbeck, Roſtock
und Stralfund aus nad) Dänemarf bis zum 17, Maͤrz zu
Fuß und zu Pferde paffirt. Im Jahre 1620 und 1670
fuhe man von Luͤbeck nah Kopenhagen zu Schlitten auf
dem Eife und ebenfo im Winter von 1708 zu 1709 von
Kopenhagen nad) Bornholm.
Das neuefte Beifpiel wiederholte fi) im Winter 1841,
in weldem man von Lund aus auf dem Eife über den
Sund nad) Kopenhagen wanderte.
Daß nun, wenn das Eis im Fruͤhjahre bricht und flott
wird, Felötrümmer auf demfelben mit fortgeführt werden
fünnen, welche von fteilen Küften auf dafjelbe herabrollten,
oder von den Flüffen bei Eiögängen, die ftetö vor dem
Aufbruche ded Meereifes erfolgen, darauf geworfen wurden,
ift nichts weniger als unwahrſcheinlich; es ift fogar Thate
fache, daß noch vor wenig Jahren ein bedeutender Fels⸗
block auf diefe Weife, von einer großen Scholle getragen,
an die pommerfche Küfte gefpült wurde,
Freilich läßt fid) auch) gegen diefe Gründe wieder eins
wenden : wie hoch müßte die Fluth geftanden haben, welche
die Eiöfelder und Berge des nördlichen Polarmeeres über
die Gebirge Norwegens und Lapplands hinweg in die
Dftfee treiben fonnte? wie famen ſchwediſche Felstruͤmmer
auf Eiömaffen, welche fih an den Küften Grönlands und
Spitzbergens bildeten ? und wie ift es bei der beträchtlichen
Eigenfhwere des Eifed im Verhältnißg zum Waſſer mögs
lic), daß jene Eiöfelder außerdem noch Laften von 20 bis
30,000 Centner Gewicht tragen fonnten? —
Indeß wird auch durch die beiden erften Fragen
unfere Anfiht wanfend gemacht, ſtellt ſich hiernach auch
die letztere Hnpothefe als überfpannt und fabelhaft darz
- fo fcheint es doch unbedenflih, und wenigftend ‘an das
Mittel zu Halten, welches unftreitig noch am meiften geeigs
net ift, den Transport der fraglichen Bloͤcke zu erflären.
Die Schwere des Eifes und mancher diefer Bloͤcke
— — —
darf uns nicht ſtoͤren. Dieſer Einwand iſt ſchon beſeitiget,
wenn man nur die ungeheure Ausdehnung und Staͤrke
jener Eiöfelder bedenkt, Platten von mindeftens 20° Maͤch⸗
tigkeit und Meilen lang und breit; wenn man 'erwägt,
daß ſchon eine Eistafel von 10 Quadratfuß und 1 Stärfe
mindeftens 2 Pfund Gewicht auf dem Waſſer zu tragen
vermag, und died Gewicht beim Meerwafler noch höher
angefchlagen werden muß. Sole ſchwimmende meilens
breite Eisinfeln, wie fie bei einem höheren Waflerftande
wohl auch in der Nord» und Oftfee fich bilden Fonnten,
follten ‚nicht einen Felksblock von 30,000 Centnern zu
tragen im Stande geweſen ſein?
Selbſt von bloßen Eisbergen iſt dies glaublich, da
auch dieſe Maſſen in ihrer Flaͤchenausdehnung immer noch
groß genug find, um Felstruͤmmer von dieſem Gewicht
aufjuladen. Denn man ſah dergleihen von mehreren
Meilen im Umfange und 250° Höhe uͤber dem Waffers
fpiegel. Cap. -Parry berechnete den Förperlihen Inhalt
eined ſolchen Berges, welcher bei weitem nicht zu den
größten gehörte, zu 48,000,000,000 Eubiffuß. Für fold
einen Eiskoloß dürfte ein Felsblof von 10,000 Eubiffuß
nur ein Sandforn fein; und dennoch wäre diefes Sands
forn groß genug, um unfee Staunen zu erregen, wenn
man uns verfichern wollte: es fei vor vielen Jahren von
der fehwedifchen Küfte herübergefpült "worden an die
deutfche. — \
So ließe ſich denn die Hypothefe eines Transports
auf dem Eife wohl rechtfertigen, ohne derfelben gerade ein
Hereinbrechen des Nordpolareifes zu Grunde zu legen.
Allerdingd muͤſſen wir, wollen wir fie fefthalten, im⸗
mer nody ein großes Naturereigniß, einen gewaltigen Auf⸗
ruhr der Elemente, eine vulfanifche Erfchätterung der fans
dinavifchen Gebirge und eine gleichzeitige Sturmfluth von
N. ber zu Hilfe nehmen, weil außerdem die große Menge
der fraglihen Blöcke, ihre fächerartige Verbreitung, ihre
Entfernung von der Küfte und ihre bogenartige Grenze
= —
noch raͤthſelhaft bleiben würden; allein. dad Polareis ift
demungeachtet zu unferer Eregefe nicht notbwendig, es würde
derfelben fogar hinderlich ſein. Es feheint überhaupt nicht
nöthig, fi jene revolutionäre Bewegung der Mutter Erde in
fo übermäßiger Größe vorzuftellen und fi) eine Fluth zu
denfen, welche die fcandinavifchen Hochgebirge überftieg.
Legen. wir vielmehr einen Fleinen Mafftab an! Er möchte
ſchon hinreichend fein, um alle Erfcheinungen, welche wir
an jenen Blöcen beobachtet haben, zur Nothdurft zu erflären.
Und fo fei mir denn erlaubt, indem ih mich für die
leßtere Hppothefe, wenn auch nur in Bezug auf das
MWefentliche, d. h. die Art und Weiſe, wie die Bloͤcke auf
unfer Feſtland kamen, entfcheide, hier meine Ideen über
diefes Problem kuͤrzlich mitzutheilen.
Zuvoͤrderſt ift foviel gewiß: ein höherer Wafferftand
der Nord⸗ und Oftfee ift unerläßlih. Die ganze nords
deutfche, polnifche und ruffifche Ebene bi8 an den Fuß des
Harzes, Erz und Niefengebirges, zum Theil auch des
Ural war. früher Meereögrund. Dafür zeugen die weit
erftreckten Sandflähen und Dünen, die bier und da vers
breiteten Marſch⸗, Torf⸗ und Moorablagerungen, der in
den Iesteren noch weit vom Oftfeeftrande und auf 20 Mei—
len weit, landeinwaͤrts vorfommende Bernftein und die
vielen Scaals und andern Seethierrefte jener Gegenden,
Das Meer reichte jedenfals bis zu dem. großen Bogen,
der, wie gedacht, zwifchen 25— 700 O. 8; und 60— 520
N. B. ſich binziehend, gegenwärtig die füdliche Grenze der
erratifchen Bloͤcke beftimmt.
So mußte dafjelbe auch nothivendigerweife einen gro⸗
ben Theil der fehwedifchen Küfte bedecken. Die zahlreichen
Buchten des bottnifchen Meerbufend mußten viel tiefer in's
Land, eindringen und fich weiter hinaufziehen in die, engen
Selöthäler, der zu beiden Seiten einmündenden Flüffe, als
jetzt. War diefer höhere MWaflerfpiegel der Schneelinie
näher, fo war ‚auch ein Gefrieren, ded Meeres um fo leich⸗
ter nn häufiger, Schon Jahrhunderte vorher konnten ſonach
. 7
— 98 —
einzelne Bloͤcke vom Winterfroſt geſprengt, auf die Eisdecke
der noͤrdlichen Oſtſeekuͤſte niedergeſtuͤrzt und auf großen
Schollen von Zeit zu Zeit an die füdliche Küfte getrieben
worden fein, als plöslich, nad) einem heftigen Winter, von
einem Erdbeben erfchättert, alle Feldwände des bottnifchen
Meerbufens und feiner Flußthäler zufammenbrachen und
mit ihren zahllofen Trümmern- die ftarfe Eisrinde des.
nahen Gewäflers bedeckten. Die vulfanifche Zuckung ded
ganzen Küftenlanded fprengte natürlich auch das Eid, daß
Meer bob fih, der unterirdifche Aufruhr ging auch auf die
Atmofphäre über, ein Orfan, wie er nicht felten Erdbeben
begleitet, hier wohl auch nothwendige Folge der Falten
Zuftftrömung von N. her, trieb die ganze ungeheure Eis⸗—
fluth mit. ihrem Felsgetruͤmmer in füdlicher Richtung vor
ſich ber und immer dichter ſich zufammendrängend, aus
dem bottnifchen Bufen hinaus in die freie See.
Der Hauptjug, in feiner Langenausdehnung der gans _
"zen Gewalt des Orfand ausgeſetzt, drang unaufhaltfam
weiter nad) ©, vor und ftieg fo bis an die Vorberge des
Niefengebirgd in Niederfchlefin am weiteſten aufwärts.
Alles Uebrige ward von diefem Hauptzuge feitwärts ges
ſchoben und verbeitete ſich immer weiter außeinandergehend,
über die, ald fubmarine Plateaus, noch unter Waſſer
ftehenden dänifchen Inſeln einers wie über die flachen
Kuͤſten des finnifchen Meerbufend andererfeits.
Auf diefem Wege ftrandeten die größten Eiöfelder und
Schollen mit ihrer Ladung, den gewaltigften Felsbrocken in
den Untiefen zwifchen Efthland und Holland, Das Fleinere
Getrümmer ging theilweife früher fehon verloren und ward
auf ewige Zeit im Becken der Nord⸗ und Oftfee begraben.
Ein Theil davon Fam in der Folge, nad) dem almähligen
Ruͤckzuge des Meeres wieder zu Tage, während ein anderer
noch bis heute nad) und nach von den Wellen and Land
gefpült wird.
So dürfte fi) wohl noch am beſten erflären (offen,
wie fihwedifcher Granit auf: die- ihrer Natur nad) ganz
— 9 —
verfchiedene Plattforme von Helgoland gelangen, wie gerade
die größten Blöde ihre Kanten und Ecken erhalten, wie
diefe Trümmer des feandinavifchen Hochlandes ſich fächers
artig nad) allen Seiten hin ausbreiten und endlich, wie fie
nit unter, fondern über dem Diluvialboden fih
abſetzen Fonnten.
Es bleibt nur noch ein Scrupel zu befeitigen. Denn
man darf ſich freilih die Schwierigfeit nicht verhehlen,
die Frage genuͤgend zu beantworten; wie eben die größten
Blöcke aufs Eid gefommen feien und zwar fo, daß fie
nicht durch ihr ungeheured Gewicht den Umfturz der ſchwan⸗
fenden Schollen zur Folge hatten?
Gluͤcklicherweiſe find Blöcfe von mehr, ald 1000 Etnr,
Gewicht eine Seltenheit. Sowie nun über die Tragfähigs
feit größerer Eiöfelder für foldhe Laften Fein Zweifel, fo
laßt ſich füglih) auch denfen, daß viele Trümmer der
aus ihren Fugen weichenden Felſen nicht eben im fenf-
rechten Sturz, fondern von fteilen Abhängen herabrollend,
vom Strande aus fo weit aufs Eis hinüber gefchleudert
wurden, daß ſich die Schollen im Gleichgewicht halten
konnten; auch wurde vielleicht ein großer Theil diefer Trüms
mer auf den Flüffen berabgeführt und über die ftarfe Eis⸗
decke der Buchten hinweggefchoben, deren größere Platten,
ald Fiöfelder fie nun um fo leichter dahintrugen.
Freilich ftaunen wir jest dad Koloffale mandjer die-
fer Blöde an, zweifelnd, ob ihre weite Reife zu Waſſer
eine Moͤglichkeit ſei; aber das Schaufpiel, welches die
Natur noch jest alljährlich vor unfern Augen im Kleinen
wiederholt, ſollte ed nicht aud) denfbar fein im Großen?
Nicht blos diefe Blöcfe, noch vieles andere Wunderbare
weit und auf großartige Kraftäuferungen diefer Erde in
ihrer Jugendzeit bin, —
Noch umgiebt uns die Natur alentbalben mit ihren
Raͤthſeln. Ein Jeder rathe, fo gut er kann, und fo möge
aud) diefe Unterfuhung ihrer verwitterten Felötrümmer nur
als ein aͤhnlicher Verſuch angeſehen werden, wie er ſchon
7®
—- 10 —
oft über die Theorie der Thalbildung und der Erde felbft
gemacht worden if. Daß es ohne Hppothefen nicht abs
geht, liegt in der Sache; doch muß es Grundfaß fein,
nur diejenigen Bedingungen vorauszufesen, ohne welde die
Erflärung eined Phänomens ganz unmöglich fein würde.
Aus der vorliegenden laͤßt ſich zugleich auf meine
Anſicht über die Zurablöce ſchließen. Obwohl nad Raum
und Zeit verfchieden, mag auch hier eine ähnliche Kataftrophe
den Uebergang diefer Trümmer aus den Alpen auf den
Jura vermittelt Haben, Eine allgemeine Eisbedeckung deß⸗
halb anzunehmen, ift jedoch ebenfo überflüffig, ald widers
fprechend, bereitd auch widerlegt; es genügt ſchon eine
Waſſerbedeckung der Schweizer Thäler bei 3000° über dem
jeßigen Niveau des Genferſee's, deren Erftarrung zu Eid
bis 10° Tiefe und eine Erfchütterung der füdlichen Alpen»
fetten. Denn daß bier ebenfalls nur von einem drtlichen
Naturereigniffe die Rede fein fönne, ergiebt ſchon die ums
gefehrte Richtung des Weges, den dieſe Bloͤcke genommen
haben. Konnte im Jahr 860 das Adriatifche Meer fo
ftarf gefrieren, daß man darauf von den Zonifchen Inſeln
aus zu Wagen nad) Venedig reifen Fonnte, fo war das
Gefrieren einer 4000° Höher gelegenen Waſſerflaͤche —
weit eher moͤglich.
Zwar ſtehen wir hier wieder auf einer Hoͤhe, wo
der Verſtand ſchwindelt und der forſchende Geiſt ſich ums
fangen ſieht von undurchdringlicher Nacht; aber noch iſt
dieſe Hoͤhe nicht ſo kuͤhn und dieſe Idee noch nicht ſo
phantaſtiſch, als die nicht weniger problematiſche und noch
uͤberdem ungenuͤgende Annahme einer Erhebung des Jura.
*
— 11 —
XI.
Ueber die Fortſetzung der Schaafzucht.
Eine Mittheilung aus den Verhandlungen des Landwirth⸗
of Ihaftlihen Vereins zu Altenburg.
Boni ıı. .
defien Secretair Eduard Zange.
Das Schaaf fiheint von der Natur vorzugsweiſe bes
ſtimmt zu fein, duch das Abweiden des Furzen und duͤrf⸗—
tigen Graswuchſes auf Bergen und andern unfruchtbaren
Stellen und dur feine darauf gegründete LWoll- und
Fleiſcherzeugung ſelbſt ſolche Stellen der Cultur tributpflichtig
und nutzbar zu machen, die ſonſt als werth- und herren⸗
loſe Einoͤden die cultivirten Laͤndereien unterbrechen wuͤrden.
Hierzu kam aber noch im Anfange dieſes Jahrhunderts ein
durch den Aufſchwung der Wollwaareninduſtrie und durch
den hohen Werth, welchen dieſe wetteifernd namentlich auf
die noch ziemlich feltenen und doch von der Mode eifrig bes
gehrten feinften Wolforten Iegte, Hoch gefteigerter, aber
eben darum nur vorübergehender Concurrenzwerth, „der den
ehedem hohen Preifen der Tulipanen in den Niederlanden
vergleihbar, wieder zuruͤckſinken muß, fobald der ver-
mehrte Wolbedarf der Wollwaarenerzeuger durch die ebens
mäßig oder felbft noch mehr gefteigerte MWolproduction der
Schaafzuͤchter befriedigt und dabei zugleich die Kunft,
minder feine Wollwaaren durd) gefchiefte Zurichtung den
feinen ähnlich zu machen, allgemein verbreitet fein wird,
welhem Zeitpunfte wir und jeßt mehr und mehr zu
nähern fcheinen.
— 402 —
Unſere feinwölligen Schaafe ftammen aus Spanien,
wohin fie weit frühere aus der Berberei verpflanzt worden:
fein follen, noch ehe der Gewerbfleiß die Feinheit der
Wolle durd fo hohe Preife zu belohnen pflegte, weßhalb
auch die Fortzüchtung der aus dem Maroffanifchen bes
zogenen feinwolligen Nace damald nod) nicht mit der ſpaͤ⸗
tern Sorgfalt betrieben und neue Bezüge daher-fpäter für
nothtvendig erachtet wurden. Als abet die feinwolligen
Schaafe 1765 aus Spanien nad) Sachſen verpflanzt und
bier mit glücklicher Sorgfalt fortgezüchtet worden waren,
überftieg der Bedarf und die Nachfrage der fortfchreitenden
Induſttie mit der Zeit immer mehr den jährlich erzeugten
Borrath feinfter Wolle, da die Schaafe ſich verhältnigmäßig
nur langfam vermehren, fo daß der Stein folher Wolle
1818 mit 36 Thalern bezahlt wurde, während kaum 10
Jahre früher die gewöhnliche Wolle vom Landvieh für
7 Thaler verfauft worden war. „Hatte nun Deutfchland
fon 1816 nad) England eben fo viel ald Spanien, näms
ih 2 Milionen Pfund feine Wolle geliefert, fo Fonnte
es diefem 1822 bereits 11 Millionen und 1824 fogar
30 Millionen Pfund gewähren; allein ſchon 1834 ging
diefe Ausfuhr auf 25 Milionen Pfund zurüd. Denn
überall erhob fich die Goncurren, So in Ungarn und
Nufland, auf. dem Vorgebirge der guten Hoffnung, in
Auftralien, Oftindien und in Südametifa. Während z. B.
Auftralien 1806 nur 245 Pfund Wolle lieferte, führte es
1838 fchon Uber 7 Millionen Pfund aus. Oſtindiens
Wollausfuhr ftieg von 1835 bis 1838 von 255,840 Pfund
bis über 2 Milionen Pfund, und Südamerifa, namentlih
Peru, welches 1833 nur 223,832 Pfund Wolle lieferte,
fhiffte 1838 ſchon 11 Millionen Pfund nach) Europa aus,
Natürlich) werden fid) die nun einmal an fo vielen
Punkten ſoweit gediehenen Schaafftämme in diefen für die
Schaafzucht ganz vorzüglich geeigneten Gebieten noch weiter
vermehren und durch die wachfende Menge ihrer erzeugten
Wolle die langſamer fteigende Nachfrage der Induftrie übers
— 105 —
bieten und die Wollpreife wenigftens foweit vermindern,
daß die Schaafzucht nur noch da wahrhaft lohnend bleiben
dürfte, wo die Verhältniffe eine andere lohnendere Bodens
benugung erfchweren oder unmöglich machen, wie z. B.
in den meiften eben genannten, meift menfchenarmen außer⸗
europäifchen Befißungen. Es dürfte alfo die goldene Zeit
der europäifchen oder doch der deutfchen Schaafzuͤchter
bereitö vorüber und der anderweitig mit Vortheil zu bes
nußende fruchtbare Boden faum ferner zur Schaafweide
zu verwenden fein, Wenigſtens würde die legtere auf die,
wie es fcheint, von der Natur felbft zur Schaafzucht bes
ftimmten unfruchtbaren Triften und Abhänge einzufchränfen
fein, Denn ſchon das allmählige Aufhören unferer bis⸗
berigen Wollausfuhr würde durch den ſchwerlich fogleich
von unferer eigenen Induſtrie volftändig in Anfpruch ges
nommenen Ueberfhuß ‚der erzeugten Wolle die Preife ders
felben herabdrücden; um wie viel mehr aber dürften diefe
erft dann finfen, wenn mit der Zeit die bereitö genannten
aufßereuropäifchen Wollerzeugungsländer ebenfo wie Ungarn
und Polen ihte Erzeugniffe auf unfere Märfte zu bringen
und mit unferer inländifhen Wolle um Abnehmer zu wer
ben anfangen folten, zumal da ein Ausſchließen dieſes
Urproductes dur hohe Eingangszölle durhaus ara
erfcheint ?
Indeß ſind wir dahin noch lange nicht ie fo ’
wenig wir aud) ſchon jest verfennen, daß hauptfächlich ‚die
Güte und der Werth des Bodens fünftig entſcheiden
müffen, wo Schaafe noch ferner mit Vortheil gehalten wers
den koͤnnen. So werden die Schaafherden gar bald ‚ein
Barometer für die Productionsfähigfeit des Bodens und für
die Verwerthung feiner Erzeugniffe abgeben, und demnach
von der fortfchreitenden Cultur immer weiter in die, weniger
bevölferten und cultivieten Gegenden zurücgedrängt werden,
gerade fo wie bereitd mehrere wilde Thiere vor der
Eultur immer weiter nad dem Norden und Often —
gewichen ſind.
— 11 —
Bon diefen allgemeinen Erörterungen zur ſpeciellen
Beantwortung der erften Frage: „Unter welchen Umftänden
koͤnnen bei uns noch ferner Schaafe mit Vortheil gehalten
werden, und unter welchen Umftänden ift deren Abfchaffung
anzurathen?“ übergehend, bemerfte nun Here SKrefie, dem
wir überhaupt die einzige fehriftliche Beantwortung der aufs
geftellten Tragen zu verdanfen hatten, fich lediglich auf
das Herzogthum Altenburg befchränfend, daß der weftliche
Kreis defjelben wegen feiner Berge, Triften, Leeden und
Wälder fih noch ange zur Schaafzucht berufen fehen
werde und zwar bis, den gegenwärtigen Mittelpreis der
‚übrigen Landwirthſchaftserzeugniſſe vorausgefegt, der Stein
geringer Wole auf 7 Thlr. und feinerer Wode auf 9 Thlr.
berabgefunfen fein werde, - oder bis durch Urbarmachung der
Leeden 'und durch Bewaldung der Berge von dem Adfer
Landes ein jährlicher Neinertrag von 2 bis 3 Thlr. ge⸗
wonnen werden fünne. Denn indem die Schaafe dort
beim Hordenfchlag entfernte Berg= und Außenfelder duͤngen,
vermindern fie zugleich die Beftelungsfoften des Ackerbaues
und erhöhen fo ihre eigne durd) den Werth der Wolle
und des Märzviches bedingte Mente, Im Altenburger
Kreife dagegen werden entweder nur da, wo noch Triften,
Xeeden u, f. w. vorhanden find oder nur dann GSchaafe
mit Bortheil gehalten werden fünnen, wenn der Stein
Wolle mindeftens 9 bis 11 Thlr. gilt, und wenn die biö>
her zur Schaaftrift benutzten Grundſtuͤcke auf den Ader
tultivirten Landes hoͤchſtens 4 bis 5 Thlr. Reinertrag geben.
Denn der Boden bat hier zu viel Werth, ald daß man
ihn noch mit Wortheil zur Schaafweide verwenden Fünnte,
und dad auf ihm durch Funftmäßigen Anbau gewonnene
Butter laͤßt fich bei der Stallfütterung durch Rindvieh höher
nüsen ald dur Schaafe. Auch ftehen dem biefigen Land
wirthe andere Mittel zu Gebote, feine Felder zu düngen
und in Kraft zu erhalten ald der Hordenfchlag der Schaafe.
Uebrigens find hierbei nody manche Nebenumftände
nicht außer Acht zu laſſen. So ift die Schafhaltung auf
ii =...
geöfem geftofenen Gütern beliebter als die Rindviehzucht,
“weil fie fi) beſſer controliren läßt, und weil fie doc nicht
eine fo unausgefeste und vielfeitige "Beauffichtigung und
Arbeit erfordert ald die Nindvichhaltung und Mildywirths
ſchaft. Auch mindern ſich die Koſten des Schaͤfers bei
vollſtaͤndigen Heerden im Vergleich mit den ſchwachen
Heerden kleinerer Beſitzer oder Gemeinden. Dazu kann
man dort leicht durch Ausſaat von Futterpflanzen eine reich⸗
liche Weide gewinnen, wozu die zuſammengehoͤrigen Ge⸗
meindeglieder, welche ſaͤmmtlich ihre beſondern Zwecke ver⸗
folgen, ſich nicht leicht. entſchließen werden.
Ueberhaupt wurde bei dieſer Gelegenheit die Aolih
noch beſtehende und darum trotz den wiederholten Streitig⸗
keiten fortwährend felbft gegen den Willen der Wehryahl
der Gemeindeglieder auf das Anlangen einiger wenigen und
felbſt eines einzigen Gemeindegliedes geſchuͤtzte Anſtalt der
Gemeindehirten allgemein fuͤr veraltet, den Fortſchritten der
Landwirthſchaft hinderlich und den kleinen Grundbeſit iher
vorzugsweiſe belaͤſtigend erklaͤrt und dabei die Hoffnung
ausgeſprochen, daß unfere gefeßgebenden Behörden die ge⸗
rechten Anfprüche und das wohlverftandene Intereſſe der
Gegenwart, ſo wie die nicht minder wichtigen Fortſchritte
der Zukunft recht bald von den Hemmungen geſetzlich be⸗
freien werden, welche der ehemaligen Wirthfhaftsführung
angehörig, auch mit dieſer Hätten zu Grabe getragen wer⸗
den follen, Denn mit der Bebauung ber Brache und
mit der Stallfütterung iſt das vorher wohlthaͤtige Inſtitut
der Gemeindehirten uͤberfluͤſſig und der Hirtenſchutt ein nur
der abgeftorbenen frühern Ordnung, aber nicht den Intereſſen
der lebendigen Gegenwart gewidmetes Opfer geworden, für
dad auch der lekte Scheingrund hinwegfallen muͤßte, wenn
auf die Schaafzucht, wie bisher, noch ferner zuruͤckginge,
und wenn dann die verftändige Mehrzahl, welche diefes
einfieht, dem Eigenfinne derer, welche diefes nicht einfehen
Fönnen oder wollen, zu Liebe in dem biöherigen Gemeindes
ſchutt ꝛc. noch immer die Laften tragen müßte, welche blos
in der Gefhichte, keineswegs aber in der öffentlichen Wohl⸗
fahrt eine Erflärung und Rechtfertigung finden koͤnnten.
Es befommt aber, um dabei einen wirflihen Fall zu
Grunde zu legen, ein folher Gemeindehirte ?
1. freie Wohnung unter Benutzung eines Gärtchens,
jaͤhrlich 2.2222... 12H anzufchlagen
2,10 Scheffel Korn zu Ahlın, ... =40s ⸗
3,5 ⸗Geſrſte zu 3 Thlin.. ..,=15; ⸗
4. zu Weihnachten 12 Brote zu + Thlr. — 3⸗ ⸗
5. desgl. 6 Brote wegen des Gaͤnſehuͤtens — 14⸗ ⸗
6. 12 Kuchen zu den Feften...... = 1% ⸗
alſo zuſammen jaͤhrlich 73 Thlr.
Da nun die fragliche Gemeinde 252 Acker hutbare
Grundftüce befist und alfo nur 168 Stüf Schaafe halten
darf, fo Foftet jedes Schaaf, mit Einfchluß einer geringen
Anzahl Gänfe, jährlih 13 Nor. zu hüten. Während ded
Winters müfjen aber die Schaafe jährlich im Durchſchnitt
150 Tage im Stalle gefüttert werden, wozu 2 Pfund auf
Heu reducirted Futter hierfür täglich in Anfchlag gebracht,
täglich 336 Pfund und in 150 Tagen 458 Centner erfors
derlich find, welche, den Gentner Heu zu 12 Ngr. gerechnet, .
183 Thlr. 6 Nor. und mit obigem Aufwande für den
Hirten zufammen 256 Thlr. 6 Ngr. koſten würden, wobei
weder eine Jahreörente für die Ställe und Utenfilien, noch
die Verwendung der Zeit zum Füttern in Anfchlag ges
bracht ift,
Der Rohertrag diefer 168 Stuͤck Schaafe dürfte ſich
nun folgender Maßen geftalten. Zehn Schaafe geben
1 Stein Wolle, folglich die ganze Heerde 164 Stein, oder
den Stein zu 11 Ahlen, gerechnet, für 184 Thlr. 20 Ngr.
Wolle, Werden ferner von diefen Schaafen 42 Lämmer
gezogen, fo koͤnnen jährlich dafür 42 Stuͤck Maͤrzvieh ver
fauft werden, welche bei Berücffihtigung des Abgangs
und fonft nicht preiswürdiger Stüde nur zu 14 Thaler
oder zufammen zu 63 Thlr. anzufegen find. Berner geben
— 107 —
3 Schaafe erfahrungsmaͤßig 1 Fuder Duͤnger, weil waͤhrend
der 7 Sommermonate der meiſte Dünger beim Aus» und
Eintreiben auf den Wegen und auf den Weiden verloren
geht oder doch auf den Feldern, der Witterung ausgeſetzt,
nicht volle Düngefraft behält. Dies würde auf 168 Schaafe
jährlih 56 Fuder Mift oder das Fuder zu 1 Thlr. ges
rechnet, für 56 Thlr. oder auf jedes Schaaf für 10 Nor,
Staldünger geben. Somit würde der gefammte Nohertrag
303 Thlr. 20 Nor. betragen und den ‚obigen Aufwand
von 256 Ahlen. 6 Nor. um 47 Thlr. 14 Ngr. überfteigen,
Hierbei ift aber der Werth der Sommerweide während ber
7 Sommermonate noch gar nicht in Anſatz gebradht, Es
dürften aber 168 Schaafe mindeftens 10 Acker Triftweide
oder Brachfeld erfordern, wobei die Wiefens und Wald⸗
butung im Fruͤhjahr und die Stoppelhutung im Herbſt
* ebenfowenig ald der Schaden in Anfchlag gebracht ift, wels
hen fie an Feld, Holz und Wiefen anrichten. Gäbe nun
1 Acker folcher Trift bei amderweitiger Benugung nur
5 Thlr. alfo 10 Ader 50 Thlr. Reinertrag, fo würde die ganze
Schaafhaltung der Gemeinde fhon 2 Thlr. 16 Ngr. reinen
Berluft verurfadhen, Es dürften demnach) in diefem Falle -
nur dann noch Schaafe mit Vortheil zu halten fein, wenn
dem zu ihrer Weide erforderlichen Land nicht einmal 5 Thlr.
Reinertrag auf den Acker abgemwonnen werden fünnte.
Hieraus leuchtet ein, wie verftändig diejenigen Gemeinden
gehandelt haben, welche den Hirtenfchutt einftimmig abfchaffs
ten, und wie fehr alle diejenigen zu bedauern find, denen
dies die Halöftarrigfeit eines oder weniger einzelnen. Ge»
meindeglieder bei den beftehenden Gefegen nicht geftattet.
Die zweite aufgeftellte Frage lautete: „Durch welde
Biehgattung würden die Schaafe am beften zu. erfegen
ſein?“ und man antwortete kurz: Hauptfächlic durch ver
mehrte Rindviehzucht, wozu nur unter gewiflen Umftänden
auch Pferdesuht und vermehrte Schweinehaltung - treten
Fönnte; letztere z. B. dann, wenn, wie in diefem Jahre,
wegen Berminderung der Vichbeftände auf dauernd erhöhte
*
—- 108 —
Steiföpreife zu rechnen iſt, indem die große Anzahl der
ungen, welhe cin einziges Mutterfehwein wirft, ſchneller
zum Erſatz des Fehlenden fuͤhrt als bei irgend einer
andern Viehgattung.
Die dritte Frage lautete: Wie viel Stuͤck von die⸗
ſer Viehgattung würden die bisherige Anzahl der Schaafe
wohl erſetzen?“ Bei Beantwortung derfelben ging Herr
Kreſſe von der gewoͤhnlichen Annahme, daß eine Kuh ſoviel
Futter beduͤrfe als 10 Schaafe, ab, weil bei uns die Kuͤhe
das ganze Jahr im Stalle geflittert werden — die geringe
Herbftweide kann Hierbei fuͤglich unbeachtet bleiben — an⸗
ſtatt daß die Schaafe nur 5 Monate im Stalle genaͤhrt
werden brauchen. Auch glaubte er nicht 20, fondern
23 Pfund auf Heu reducirtes Futter für eine Melkkuh
täglich annehmen zu müflen, wenn diefe jährlich nach ger |
machten Erfahrungen für 35 Thlr. Milch liefern ſoll. Demnach
wuͤrden die 458 Centner reducirtes Heufutter, welches 166
Schaafe den Winter hindurch bedürfen 1 Kuh 2190 Tage,
oder 6 Meiffühe 1 Jahr hindurch ernähren, fo daß' 1Kuh
das Jahr hindurch eben fo viel Futter braucht ald 28 |
Schaafe während der 5 MWintermonate, Es gibt aber |
1 Melktuh erfahrungsmaͤßig jaͤhrlich 12 Fuder Dünger und |
10 Stück Rindvieh ‚machen 1 Magd zu ihrer Beſchickung
nöthig, deren Unterhalt in Lohn und Koft jährlich zu
60 Thlen. angefchlagen werden Fann. Der Aufwand für
Stallung und Utenfilien aber dürfte ſich bei der Schaaf-
und der fie erfegenden Rindviehhaltung fo ziemlich auss
gleichen und mag deßhalb bei der Vergleichung wegbleiben.
Nechnet man nun, um bei dem gegebenen Beiſpiele
ftehen zu bleiben, 210 Thlr. jährlichen Mildhertrag von 67
Kühen und 60 Thlr. für 72 Fuder Dünger, fo hat man von
denfelben, ohne die Kälber oder das Märzvieh, wie bei den”
Schaafen gefchehen ift, in Anfchlag zu bringen, von ihnen! I
270 Thlr. jährlihe Einnahme, welcher eine Ausgabe von]
183 Thlr. 6 Ngr. für das bereits oben veranfthlagte Futter)
und von 36 Ahlen. oder To der Unterhaltungsfoften einer! R
N" nn m ———
— 109 —
Magd, zufammen alfo von 219 Thlr. 6 Ngr. gegenüber
ſteht. Es würde demnach) das Nindvich 50 Thlr. 24 Nor.
Gewinn und die Schaafe 2 Thlr. 16 Ngr. Verluſt bringen,
mithin die Bodenrente bei der Futterverwerthung durch
Rindvieh 53 -Thlr, 10 Ngr. höher fein ald durch Schafe,
Nicht minder body ald diefer Gewinn ift aber die
freie Gebahrung mit dem vorhandenen Grundeigenthum
überhaupt und die dadurch bedingte Füglichkeit zu einem
verbefjerten Feldſyſtem überzugehen, anzuſchlagen. Dann
würde man nicht mehr genöthigt fein, blos um der Schaafe
willen, Triften liegen zu laſſen, oder die Brache beim
Rapsbau zu fpät zu beftellen, wodurd bei diefer fo vors
theilhaften Frucht felbft deren ganzes Gedeihen aufs Spiel
geſetzt ſein kann; ferner würde der Ertrag unferer Wieſen
in Menge und Güte des Futterd ſich erhöhen, indem die
Schaafe denfelben nicht mehr im frühften Herbft und beim
erften Aufleben der Vegetation im Frühjahr verfümmern
würden, und Büfche und Holzungen und die lebenden
Gartenzäune würden bald ein beffered Gedeihen zeigen,
Hiermit wäre denn auch die 4. Frage nad dem
Einfluß der gänzlihen Abfhaffung der Schaafjuht in
unferer Gegend auf den gefammten Ackerbau beantwortet,
wenn nicht noch ein Vorurtheil zu befeitigen wäre, das in
den Schaafen ein Hauptmittel zum Neinhalten der Felder
don Unfräutern erblickt, während es doch die guten und
ſchmackhaften Wicfenfräuter von dem Biß des Schaafes
nicht eben gefährdet glaubt. Das befte Mittel zur Vers
tilgung der Feldunfräuter ift und bleibt der Pflug und -die
Egge, die ihnen an die Wurzel gehen, während das Schaaf
oft feldft die aufgefchoffenen Difteln und Quecken unbes
rührt läßt und die Wurzeln der Unfräuter höchftens mittels
bar gefährdet, Welcher Landwirt würde aber wohl
Sedtich (Rhaphanus raphanistrum), Senf (Sinapis ar-
vensis), Wildhafer (Avena fatua), wilde Kamillen (Py-
eihrum inodorum und Anthemis arvensis), Queden
(Triticum repens) und. Difteln (Cirsium arvense) frei
- 110 —
und ungeftört auf etwaigem Brachlande wuchern und Saamen
tragen laſſen; oder Fann fie dad Schaaf vertilgen, wo fie
unter dem Getreide emporwachfen und mit diefem zugleich
ihre Saamen reifen? Daher nimmt uns die Erfahrung,
daß in Gemeinden, welche die Schaafhaltung bereits vor
mehreren Jahren aufgegeben haben, durchaus feine Ver—
mehrung der Feldunfräuter wahrzunehmen ift, nicht im
Mindeften Wunder,
Die fünfte und Teste Frage lautete: „Würde die
Vertaufhung der Schaafe mit der in Vorſchlag gebrachten
Viehgattung einen wefentlichen Aufwand in der Wirthſchaft
veranlaffen, z. B. in der Anzahl der zu haltenden Dienftboten,
in der Größe der erforderlihen Ställe und andern Räums
lichfeiten und zwar wie?” Bei ihrer Beantwortung erinnerte
Herr Kreſſe, daß bereits oben angeführt fei, wie für eine
verhältnigmäfige Zahl Kühe, die ftatt der Schaafe gehalten
würden, nur die Halfte des Dienftperfonald gebraucht,
mithin auch die Hälfte des Lohnd und Unterhalts erfpart
werde, Aehnlich ift es auch mit den Stälen und übrigen
Räumlichkeiten, indem der Stallraum für 6 Kühe nur 4
des Raumes für 168 Schaafe zu enthalten brauche. Wo
aber auf größern Gütern die Schafereigebaude abgefondert
ſtehen, koͤnnen dieſe ald Schuppen und Scheunen noch
immer nuͤtzlich verwendet und dadurch oft einem fuͤhlbarern
Mangel abgeholfen werden, ſo daß ſelbſt in dieſer Be⸗
ziehung eher Nutzen als Nachtheil zu erwarten fein wird,
UL U ——
Bemerkungen und Andentungen,
veranlaßt durch das III. Heft der durch Herrn 8. Zr.
Schramm, Secretair der Flora, Geſellſchaft für Botanik
und Gartenbau in Dresden, herausgegebenen Mittheis
lungen diefer Gefellfchaft für 1843,
Bon Dr. Ba.
1. Die Georginen feſſeln nit blo8 die Aufmerfs
famfeit der Blumiften, fondern haben aud) die der Chemifer
auf ſich gezogen. So hat man nad) einer Mittheilung
bed Heren Hauptmanns Eberhardt in Dresden (FI. ©. 5)
in der dafigen Marienapothefe unlängft den Verſuch gemacht,
aus den Georginenblumen Farbeftoff zu ziehen und ges
funden,, daß derfelbe mit Alfalien weingrün, mit Säuren
aber roth wird. Bei den bisher einzig mit Papier ges
machten Verſuchen zu Anwendung des gewonnenen Farbe⸗
ſtoffes ift, nachdem das erſtere durch letztere gezogen
worden, die Farbe nad) 6—8 Minuten bervorgetreten.
Herr Apothefer Räple Hat jedoch bezweifelt, daß. diefer
Sarbeftoff auf andern Stoffen fi werde fefthalten laflen,
da er fo fein fei, daß er fih an der Luft leicht zerfeße.
2, Ein aus der Berliner allgemeinen Gartenzeitung
in dad Archiv des Garten» und Blumenbauvereind für Hams
burg, Altona und Umgegend übergetragener überaus ans
ziehender und praftifc wichtiger Aufſatz des Herrn Pros
fefford Dr. Zuccarini in München über die Vermehrung
der Pflanzen durh Stedreifer zc. unter Ans
wendung der Kohle, liefert (FI. S. 9) eine Menge
von Überrafchenden und erfreufichen Ergebniffen, wie Pflans
gen und Reiſer, Blätter und Blattftiele, Kelche ꝛc. ſich
a
vermehren laſſen, indem man fie in Kohle ſteckt; felbft bei
Pflanzen, die nad) der bisher üblihen Behandlungweife
felten oder nie Wurzeln treiben, zeigten fich die günftigften
- Erfolge; ſchon bewurzelte Pflanzen entwicfelten, wenn man
den fonft gewöhnlichen Bodenmifchungen eine verhältnißs
mäßige Menge Koblenpulver, oft bis zur Hälfte,’ zufeste,
eine ungewöhnliche Triebkraft; vorzüglih neu eingefeßte
Arum, Caladium, Begonia, Gesneria, Gloxinia und
Scitaminea; auch SKafteen und Euphorbien, namentlich
die merifanifchen, gediehen in einer Beimifhung von Kohle
ſehr gut. Die Kohle empfiehlt fih auch als SKurmittel
für Fränfelnde Pflanzenz man: erſetzte 3. B. durd Kohle
die binweggenommene obere Schicht von Drangen und Gars
- danien, welche vol gelber Blätter "waren und fie ftanden
bald wieder frifch und. grün da. Die belebende und ers
baltende Kraft der Kohle ift aber um fo wirffamer, wenn
die Kohle erſt ein paar Monate der Luft und den Eins
flüffen der Witterung ausgeſetzt gewefen iſt. AU diefe
Wahrnehmungen find unfehlbar geeignet, die Aufmerffams
feit unfereer Blumen= und Gewaͤchszuͤchter auf fich zu
ziehen und fie zu eigenen Verſuchen und feinerzeitigen Mits
theilungen darüber aufzufordern,
ua rt,
Nachmittags 2
Stand des
Baro=
meters,
27" 7,7414 7,750 Tg 0° NM
54). 085 wid | — 15 [wii R. ®
[= 236 40 m. | 1,25 wie, I
26 10,8 35 8 5 dene
27 27 | 25 |tt0 + = tr. W.
= 32 10 50 wie. N. DO
= 61 65 w2 = belle I. ©
:- 78 | 15 M | 10 9. D.
: u | 15» | 20 5.
= 70 25 wE | 2,75 I. ©,
ee #2 45 HA | 325 tr. ©,
= 6,7 2,0 nd 1,5. tr. r. © ® B. |
- 70 10 tb — wi. ©, ©.
-' 31 5 8 no.
= 15 IVCM = Reg. ©. ©.
126 104 | 65 0 = wie, N.
27 10 35 bee ©.
- 22 275 ir belle @. |
. 30 20 13 4,25 wif. ©.
Pe: 10 40 — bee DO.
| - 32 40 8 | 6 helle D,
heile ©.
2 | 105
18 45 |B_ —- heile N. DO:
Eh 230 helle ©.
D. | 28 2,75 D | 34 r wi. D,
36 99 5,5 5 | M 40 WER.
R- 76 | 40 5 * wi, De
I belle W.
3 100 hie ©
130 wi.& —
Stand des
Thermo=
meters,
Rachmittags 2 Uhr,
deslStann des
Zuftand
= |Thermo- des
metersg, Wetters,
d den 49. Januar - 4,4.
den 12. Januar
7,00
Meteorologifche Tabelle auf die Monate: Jannar, Februar, März, 1843, von W. Bechftein.
nam: WM .0rT. se mi meorı Marz.
Früh 8 Uhr. ‚ Nachmittags 2 Uhr. Früh 8 Uhr, $ Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh S Uhr. Nachmittags 2 Uhr,
a Sea an. > ee & Stand des Stand des Zuftand Stand des Stand bes Buftand [x Stand des Stand des Zuſtand er
Baro-Thermo— des Baro-Thermo— des * Baro- Thermo— des Baro- Thermo— des * Baro- Thermo— des Baro- Thermo⸗— des
meters. meters. Wetters, meters. meters. Wetters. meters. meters. Wetters. meters. meters. Wetters, meters. meters. Wetters, | meters. meters. Wetters.
——— 2,25° wit. ®. 127 7,6”) 450 wie, © — 1 126° 5”. 0% 9 — ER.
=33=0 kim (2 26:3 07: ©: 2|: 75 | 575 wi© -|- 54 |. 65 |wi©. | 227 42-35 WER.W. |- 5-5 WERE
70 Sa - 2-5 RG | 3|- 44| 45 I. : 26 | 40 nit. ©. _3|: 58 | 70 _|helle ©. = 60.) 1,25 wie ®.
=T06 | 60 beik ©. = 96 | 25 helle ©. 4 26 90 | 30 wi ©. 26 108 | 35 ww | 42 80 | 5,25 (he. = 88] 1,25 |hee ©.
60115 0. ©: - 77 +10 wi. ©. 5 27 26 | 10 Scn®. 327 27 | 25 9 | 51:10 =0 RW. |= 10 |F25 .®.
73 | 10 588% |: 50 | 10 |Shn®. 6|= 3 =0 NR |: 32) 10 HERS.M. | 6 |- 114-—-125 |: 10.| 20 WERD
Fugen ine- 712 53 > m©.® _7|: 54 + 15 |. ©. - 61 6,25 |wif, D. 7|\- 95 20 wi N "1:92 20 helle N. ©.
= 2» |r 20 ine©. - 40 |Reg.© Nebl. W. 207,8 1,55 Ne. N. ©. | 8|- 93 10 mM O - 10,1 10 |. N. D.
= wE0 wES |. | Bm ® 19]= 69 =0 RL, = 60 175 Nebl.©. | 9 |- 14 +05 |m.ND. |- 75| 20 ED.
5110 =0 it. Stm. ©. 6 76 | 20 |. Stım. © | 10 |- 65 |=0 ner ©. : 70 | 25 wEe©. |10\- 110 | 20 |nt.D. |- 04 | 235 m ©.
= 90 + 15 \k. Stm. ©): 96 | 20 wE.©&.®. |11|- 74 | +13 n©9. |- 73 435 be “ TI )- 96 | 15 MW _\= 94 | 325 |. ®.
2|- 7Aa|l 25 me. un 50 nE.®. _|1M|- 64 |=0 Ne.R = 67 | 20 WENM. (12 |- 83 05 | W - 04 | 15 _ ©. ®.
- 115 | 20 HRS. ®. |: 108 | 40 ni. ©. 3B]- m» =0 "Re 7 2570| 10. RD. 13|= 33 | 20 ©.®. |: 36| 50 E©® |
117 1187| 235 nE& 127 00 | 325:0.©& 11 |; 43 30 jhle® 177351 15 helle W |14|- 30 | 45 wii. © - 23 | _ WM m SB |
= 87 | 1,75 _|wif. Stm. ©.26 100 |, 20 \weStm @| 15 |» 13 | 20 8 | 151 10 RSM || 38 590 SW | 20 | 80 RS
6 |= 102 — 1,0 |nebt. ®. 27 00 | 1,0 Imik. ®. 16 |26 10,8 |+ 2,25 |wif. ©. 126 104 65 wi.& - 16 |- 75 1,755 wi. ©. ®. |=- 80 | 5,25 wi. N.
1727 65 | =0- u. | 87 |, 10: we. |1|-13| 525 wie 7 10. 85 \ni m. 17: 15 heS |- 8) 70 [bee ©.
=.119. |—- 35 |hele ©. 23 06 = hie ©. ©. | 18 27 14 1,25 Reg. D. 221 278 tu. B|: 6% 50. helle ©. = 62 11,0 helle ®.
19 8:28 | 50 she &. |: 15 |F10. ven. |10|- 22 =0 Mer. :- 20 | 20 Ne. |\11- 89 | 35 (©. = | 42 wii D.
28 06 | 30 Re. R.S. 27113 15; ©. |20|- 10 +20 Me. D |, 10 | 40 | D. 20 |- 88 =0 _jpme®. 84 | 45 peleD.
21 27 102 | 35 Ner. ©. ®. - 100 | 723,5:. Net. 9. 21 = 26.| 30. Rio. Fr Bora on 2i = 64 |}F 20 hieS. |» 58 | 65 HRD.
: 56| 40 bie ©.®. |- 83 | "10 ee ©, ©. | 22 |- 20 | 25 |Nebt. W - 22 | 50 MR. 22|- 52 | 20 hie |- | pl. —
- 96 | 45 helle © - 91| 05. be ©... [23 |= 30 | 20 Ne. ND. |7 23 35 ned. N. DO. | 23|- 53 | 40 hie |=- 10,5 |helle D.
- 97 | 475 heile © = 9 =0 Ihe ©. 21 |: 06 | 730 Re. ® = m|i 5. 7 |24% 22. 457 kelsısı = 76 | 90 helle N. D.
5 |= 783 1750 hie. 1784 =0 ES ||: 30 | 10 Bew 7517| 20 | n 25)- 85 | 15 |bleS. |- 74 | 70 |pelleD
= 7866| % 6 - 75|+20 ©. 25 = 32 | 10 Ren RO. |, 28 2,75 I. ð 26 = 63 10 helle 0. |=- 60 30 will. O
- 70 + 225 wE® : 65 | 40 wne.©. 127126 114 | 25 © 156 99 55 It ©. 27|- 56 10 bieS. —|= 56 40 WER. S
= 50 |- 525 Reg. © = 30 70. |Rg.®. |28|- 75 2,25 Reg. nel. R.|7 7,6 40 |Neg. N. 28 1=: 55 + 05 WEN. = 55 5,0 wit. O
= 38 | 35 nie ® - A5.|: 45 ; oil. ©. — a EIER TEEN ETUI NT.
= 24 | 60 Reg. W 7724 7,0 Neo. ©. — = 30 3,25 helle ©. —— 10,0 helle ©.
- 50 40 mW = 63 5,0 _ it. — —— ER 31 60 | 60 helle ©. = .49 13,0 wid, S
— | Am 30. Januar Abends zwifchen 8 u. 9 Uhr Höchfter Barometerftand den 49. Januar — 28” 2,8 Mittler Barometerftand = 27" 2,2%,
donnerte u, er es bei Dee Sturm A ſtark.ſ Tiefſter REN den 12. ‚Januar = 266 Au — Tag den 3. Maͤrz — — 7,00
Erklärung der Abkürzungen: tt, triße, nit, wolkig, * Ken, nebl. nebelig, Net, Nebel; Stım, Sm 2. of, er "Sir, W. Ve, NR, Nord,
Metenrologifche Zabelle auf Die Monate: Mpril, Mai, Juni, 1843, von W. Bechſtein.
2 a a a abe 1; ee Inne
Früh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags I Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr,
R Giant derl@tanı tel Bufand Stand del Stand. on 0 Stand des Stand bes Zuftand a, a Be Stand deslStand des Zuftand
& | Baro= |Thermo= des Baro=- |Thermo= des ® | Baro= |Thermo: des Baro= |Thermo=- des = Baro=- Thermo— des Baro= |Thermo- des
meters. meters. Wetters. meters. meters. Wetters, meters. meters. Wetters. meters. meters. Wetters. meters. meters. Wetters. meters. meters. Wetters,
| 1 127° 4,5“) 9,0° tr. ©. 27° 5,0) + 10,0° Itr. W. __ 1 127“ 9,0” 10,0° |helle N. 27" 9,0")4+ 150° |pelleN. Gmom| 1 127% 6,3444 12,0 It. ©. 27% 5,6 16,5° jwiE. W.
2]: 64 9% m©. = 58 150 wi. ©.®. | 2|- 93 9,25 he N. DO. |= 85 150 heile N. D. 2|= 40 |) 165 hle©. .|- 38 | 210 WE® 1
Fee 90 WwES.W. |- 60 120 vl. SW. | 3|- 67 11,0 helle ©. = 60 16,0 helle ©. 3|=- 43 16,25 [helle ©. - 35 | 210 ven 1
= = 45 80 386 12,5 |vit.&.0.6www.]| 4|=- 50 | 10,0 helle )=- 50 15,0 helle N. Sal=7 aA 16,0 helle N. ®. | =
5|= 60 | 75 HU. 1-64 10,0 wit, ®. 5.2.52 10,0 \wiE. N. = 52 13,0 wie. N. 5|=- 57 | 130 in ©. = 45 —
6|- 53 | 55 helle ©. - 81 100 |Reg.®. | 6|- 54 95 |hele ©. |= 50 150 He %. | 6|= 55 10,75 wit. W ——
7|= 50 75. |\m ©. - 40 11,5 It. ®. — 38 10,5-+ tr. ©. ®. - 40 95 N. 7|\=- 58 10,25 helle ©. W. |:
s|=- 18 95 Reg SWieſSt. 30 11,0 wi. ®. Strm.| 8 |= 35 60 ° WEN. SD. |= 28 | 11,0 Ihelle ©. 8|-: 68 10,25 \helle ©. =
-91=' 30 6 WS. |- 230 I U | 920 65 WENNS |= 38 120 wEN.D. | 9|= A 120 |Reg. S P
10 |- 20 225 |tr. N: = 40 55 WEN.W. [10|- 64 65 WEND |- 72 80 [tr N. 10 \=: 57) 95° |Reg.©. Wi|-
1|=- 52 | 235 wE® ,|--44|.60 wmEW. | 11 |=.:90| 50 ||helle ©. - 90 | 1125 wife. R. 11): 63 | 120 |wif. ® B
12 |2 58 2,75 |wif. W. = 58 | 625 |wif. ®. 12|- 8 | 105 he SW. |- 78 | 145 wi. ®. 12|- 40 90 Mg. N.V. | 7 30 11,0 Reg. N.
BBje3 BEE = 45| 50 | 13:| =. 68: |0785, Weller 82 105 |. N. 3|- 317 DS |Rg® = 35 | 30 Re. ®.
14 |: 54 30 wii, W - 58 60 wie W. 14 |- 60 50 ER Deren 14 |- 50 100 tm. N = 60 130 m. ®.
5 |= 80 | 35 wi. ®. - 99 70 WEN. 115 |- 40 SB ET: 115 |. ©.0m um. 15 7 66 925 |. N. D. = 6» 105 |. N |
16 |- 91 5,0 - helle ©. zB 120 helle ©. 16 = 40 11,0 helle ©. ®. |-, 28 150 . ©.92. [16 |= 60 | 90 |Nebt. ©. = 5,8 13,0 \wif. R.
Era 75 helle ©. - 60 125 wEN.®. I17|- 28 90 Reg ©. |: 23 135 wie. ®. 17 |: 66 130 helle ®. |- 72 16,5 |wiE. N |
18.12.0770 85 helle N. — 130 helle N. DO 18 |= 25 55 NR |: 30 50 Neg.O0. 118 |= 80 | 150 hieS |: 74 | 190 hieS©.D. |
"19/2 783 80 helle ©. — 145 bee ©. ©. [19 |- 1 5,75 Meg. N. : 50 7,20. 01: RD. ED 20 MIO Bee ee 21,0 venmoo..
20 1= 58 helle ©. : 50 180 wik 1201: 64 8,75 \wik. ©. 2 93 11,0 \wik. ©. 120 |= 43 115 |. N. ©. - 50 13,0 tr. RN.
2 |= 54 | 130 helle ©. - 55 | 190 jwiE. R. 21 |- 62 | 11,5 helle ©. - 55 | 150 helle ©. ©. [21|- 79 11,0 helle ®. : 73| 10 wi.®. |
2|- 6l 10,75 tr. R. GE 30 Meg N.D. | 22 |= 56 10,0 tr. ©. - 50 125 ni. ©.®. [22 |- 60 130 wi.©.®. |- 58 30 U R.®. |
3|- 83 419 m R.O 2782178070808 ]:232 75,6 12,0 helle ®. = 51 150 wii. NR. ° 123 |- 58 90 |tr. W. - 59 120 WW. 1
241; 70 4,75 hie N. ©. |= 65 50 RO |24|1- 51 13,25 |helie N. ©. |= 47 18,25 |wif. ©. 24|- 50 10,25 tr. ®. [fe -590 B35E% =
23 |- 61 50 IhieS. ° 17 56 10,0 |tr. ®. 751: 2738 16,0 helle ®. =.32 150 fr. D.om.u.w! 25 |= 40 | 100 |Re. ©. |- 40 | 120 m. N.
236 |= 49 | 80 |. ©. - 45 11,0 Itr. ©. 26 |= 37 11,5 |te. ®. - 44 13,0 wit. ®. 26 = 22 | 85 Reg W. Be 10,0 Reg. ®.
27 |- 58| 75 m - 50 | 9 |RgN.D. [27 |- 42 | 100 Reg. ©. - 42) 10 ni. ©.®. |27|- 39 | 100 nt®. _ |- 40 | 0 mEW
123 |- 56 55 wii - 60 12,0 |wiE. N. 38.|=- 27 120 \wif. ©. - 81 14,25 vi. &.®. |33|- 33 11,0 |te. ©. za BSG
29 | - 66 90 hieES. |- 62 15,0 wik. ©. 29 | - 5 | 15 mES WM |:- 58 120 wit. ®. 29 |= 230 130 wit. S. ®. |- 21 130 Reg ©.
30 | = 80 11,5 helle ©. - 80 15,25 helle ©. 30 |=- 781 70 Rg&.W |- 36 95 helle 1130|: 42 90 It. W. = 45 12,0 |wlf. ®.
R ar 27785 10,0- helle ©. : 74 In D r —
Hoͤchſter Barometerſtand den 15. April — 27° 9,9, Mittler Barometerſtand —= 97 3,90%
Tieffter Barometerftand den 26 u. 29. Juni — 27° 2,0% Wärmfter Tag den 2 u. 5. Juni — + .21,0°
Erklärungen der Abkürzungen: tr, trübe, wlk. wolkig, Neg, Negen, Nebl, Nebel; Stem, Sturm, Gew,.v, w. Gewitter von weitem, O. Oft, S, Sid, W, Wert, N, Nord,
XI.
Bekanntmachung der Preife und fonftigen
2luszeichnungen,
⸗ welche
vom Kunſt- und Handwerksverein zu Altenburg wegen
der bei Gelegenheit der fiebenten Verfammlung deutfcher
Land⸗ und Forftwirthe veranftaltet geweſenen
Kunft: und Gemwerbs: Ausftellung
zuerkannt worden find,
Der Kunft»s und Handwerföverein allhier Hat auf
den Grund der von feiner Commiffion zur Leitung der
bei Gelegenheit der fiebenten Verfammlung deutfcher Lands
und Forftwirthe geöffnet gewefenen Kunſt- und Gewerbös
ausftellung und den von diefer hinzugezogenen Sachverſtaͤn⸗
digen abgegebenen Gutachten in ſeiner am 6, ð. Mts.
gehaltenen Sitzung beſchloſſen, den nacherwaͤhnten Einſen⸗
dern wegen der bei ihren Namen angegebenen Ausſtellungs⸗
gegenſtaͤnde folgende Auszeichnungen er ertheilen, als:
J. Die ſilberne Verdienſtmedaille des
⸗ Vereins:
1) dem Großherzogl. Weimariſchen Profeſſor Grünler
zu Zeulenroda wegen der unter Nr. 9 bis 12 im
Katalog angeführten mit wahrhaft fünftlerifchem Geifte
aufgefaßten und mit vorzüglihem Fleiße audgeführten
ODelgemaͤlde;
2) dem Fabrikanten Behr & Schubert in Frans
. ers wegen der unter Nr, 273 bis mit 285
fi 8
-— m =
aufgeführten vorzüglihen, an Güte den außerdeutfchen
nahe ftehenden feidenen Stoffe;
3) dem Papierfabrifanten Joſeph Wei in Ziegen»
hals bei Neiße wegen der unter Nr, 508 bis 512
aufgeführten Erzeugniffe und Proben von der von
ihm neu erfundenen Waldwolle.
II. Die bronzene Berdienftmedaille des
Vereins:
N den Tuchfabrifanten Gebrüder Seelig in Annas
berg wegen der, im Katalog nicht eingetragenen,
fi) dur die Güte und Feinheit der Appretur auds
zeichnenden Tuche;
2) dem Verfertiger chirurgiſcher Inſtrumente und Meſſer⸗
ſchmidt Heinrich Haus wald zu Dresden wegen
der unter Nr. 169 und 170 und
3) dem Meſſerſchmidt Moritz Kunde zu Dresden
wegen der unter Nr. 171 aufgefuͤhrten ausgezeichne⸗
ten Meſſerſchmidtwaaren;
4) dem Riemermeiſter Heinrich Schneider allhier
wegen der unter Nr. 368 und 369 ausgeſtellt ge⸗
weſenen ſehr ſauber und geſchmackvoll gearbeiteten
Pferdegeſchirre und Jagdtaſche;
5) dem Koͤnigl. Haupt⸗Zeughaus⸗Schwertfeger Ernſt
Ludwig Voigt zu Dresden wegen der unter
Nr. 137 bis mit 152 im Katalog aufgeführten durch
ihre folide, gefchmadvolle und feine Ausführung ſich
außzeichnenden GSeitengewehre;
6) dem Hofbildhauer Heß jun. allhier wegen der von
ihm auögeftellten, jedoch im Katalog nicht aufgeführs
ten, dur die Aehnlichfeit mit ihrem Original vors
zuͤglich anfpredhenden und mit Mn Fleiße aus⸗
gefuͤhrten Gypsbuͤſte.
—_ 15 —
UL, Die öffentlich ausgefegten Geldpreife,
und zwar:
a) einen Preis von je vier Louisd'or:
1) dem *ifchlermeifter Bernftein allhier wegen des
unter Nr, 222 aufgeführten mit vorzügliher Ges
nauigfeit und Sauberfeit gearbeiteten Sekretaͤrs;
2) dem Hofbuͤchſenmacher Gmeiner allhier wegen der
unter Nr, 129, 130, 618 und 619 aufgeführten, die
befannte Gefchiclichfeit des Verfertigerd beurfundens
den Gewehre und Piftolenz
b) einen Preis von je drei Louisd’or;
1) dem Hofgoldarbeiter Kiel ing sen. allhier wegen
des unter Nr. 684 aufgeführten, von ihm zuerft im
Inlande gefertigten emaidirten Ordens;
2) dem Holjfhniger H. Gleitömann in Langen⸗
leuba⸗Niederhain wegen des unter Ar. 237
aufgeführten kunſtvollen und ſehr rein geſchnitzten
Kronleuchters;
3) dem Buͤchſenmacher A. W. Edel in Leipzig
wegen der unter Nr. 135 a. uw b. aufgeführten
fehr Funftvoll und tuͤchtig gearbeiteten beiden Doppel»
gewehre;
e) einen Preis von je zwei Louidd’or:
1) dem Maler Eduard Schnabel allhier wegen des,
Im Katalog nicht aufgeführten, Delgemäldes „Hans
Sachs“ als feiner erſten ausgefuͤhrten eigenen
Compoſition;
2) dem *ifchlermeifter Johann Georg Amthor in
Gotha wegen des unter Nr. 221 aufgeführten
kuͤnſtlich eingelegten und geſchmackvoll ausgeführten
Saͤulentiſches in gothiſchem Geſchmack;
3) dem Gerbermeiſter Jacob Lange in Cahla wegen
der unter. Nr, 367 aufgeführten feinen: Cylinderfalbfelle;
8 %
— 6—
4) dem Sattlermeiſter Friedrich Löffler in Poͤßneck
wegen der unter Nr. 370 aufgeführten vorzüglich
fauber und tüchtig gearbeiteten Sättel;
5) dem Nothgerbermeifter Auguft Kellner in Cahla
wegen der unter Nr. 667 bis mit 674 aufgeführten
gut gefärbten Leder;
d) einen Preis von je einem Louisd’or:
1) dem Gürtlermeifter Herrmann Köhler allhier wegen
feines , durch die unter Nr. 693 bis 695 auögeftells
ten Gegenftände befundeten, Tobenswerthen Beftrebens
der Anwendung galvanifcher Vergoldung ;
2) dem Buchbindermeifter Herrmann Graf alldier wegen
der unter Nr. 518 bis 525 auögeftellten geſchmack⸗
vollen Buchbinderarbeiten ;
3) dem SKlempnermeifter Auguft Sander in Chem»
niß wegen der unter Nr. 200 aufgeführten mit
vorzüglihem Fleiße und Geſchicklichkeit aus einem
Stuͤck getriebenen achteckigen Theemaſchine;
4) dem Drechslermeiſter Adam Heinke allhier wegen
der unter Nr, 257 und 258 aufgeführten kunſtvollen
Drechölerarbeiten;
5) dem Klempnermeifter Friedrih Wilhelm Flach jun.
allhier wegen feined, durch die unter Ar. 190 bis
mit 199 ausgeftellten Gegenftände befundeten, aufzus
munternden Beftrebend, auf der Drehbanf gedruͤckte
Blechwaaren herzuftellen ;
6) den Gebrüdern Schlenzig in Luda wegen des
unter Nr. 371 ausgeftellten von ihnen neu confteuirs
. ten und Tüchtiges leiftenden Blafebalgs ;
7) dem Hofbürftenfabrifant Meufhfe allhier wegen
der unter Nr, 463 aufgeführten vorzuͤglichen Bürften.
IV. Einer öffentlihen Belobung wurden für
würdig erachtet:
4) der Kunftdrechölermeifter I. €. Siegling in
Erfurt wegen der unter Nr, 248 bi mit 253
rt
u
WR
aufgeführten Re in Hieſchhorn geſchnitzten Ge⸗
genſtaͤnde:
2) der SKürfchnermeifter 3. G. Liebel in Leipzig
wegen des unter Nr, 374 aufgeführten geſchmackvoll
zufammengefeßten Pelzteppichs;
3) die Brieftaſchen- und Etuis Fabrif von Adolph
Schlegel in. Freiberg wegen der unter Nr. 375
bis mit 444 aufgeführten geſchmackvollen und faubern
Rederarbeiten ;
4) der Snopfmaher ©. Ettler & Comp. in Leip⸗
zig wegen der unter Nr, 471 und 472 aufgeführten
Fünftlihen Snopfmacherarbeiten ;
5) der Buchbindermeifter Theodor Reuter allhier wegen
der unter Nr. 530 aufgeführten fauber gebundenen
Alltarbibel ;
6) der Gold⸗ und Silberarbeiter Yuguft German
allhier wegen der unter Nr. 579 und 580 aufgeführs
ten gelungenen Silberarbeiten ;
7),der Mefferfihmidt Traugott Keller in Dresden
wegen der unter Rr, 616 und 617 aufgeführten
vorzüglihen Meſſer;
8) der Hofbüchfenmaher W. Hanau in Gera wegen
der unter Nr. 683 ausgeſtellt geweſenen ſehr gut
gearbeiteten Doppelflinte;
9) der Drechslermeiſter C. G. Lorentz in Dresden
wegen des unter Nr. 685 aufgefuͤhrten mit vieler
Geſchicklichkeit aus Hirſchhorn zuſammengeſetzten und
mit ſchoͤnen Gravirungen gezierten Stuhls.
Ferner ſind
V. die Handſchuhfabrikanten Johann Ludwig Ran⸗
niger F Söhne allhier wegen des unter Nr. 244 und
245 aufgeführten Sortimentd von Ledern und daraus
gefertigten feinen Handſchuhen der ihnen bereits im
— ı Ale
Sabre 1840 ertheilten. filbernen Berdienftmedaille von
Neuem für würdig erachtet worden;
und endlich ift
VI. dem Hutmachermeifter Friedrih Daniel Kittel in
Roda zur Aufmunterung für feine unter Nr, 337
bis 340 zur Anfiht auögeftellten Verſuche in der
Herftellung von Filztuch eine außerordentliche Remunes
ration von einem Louisd’or ertheilt worden,
Wir koͤnnen übrigend diefe Befanntmahung nicht
fhließen, ohne zugleich allen denjenigen, welche durd) ihre
Einfendungen die diesjährige Kunft» und Gewerbsaußftellung
wohlwollend unterftügt haben, unfern herzlihften Danf
bierfür auszudruͤcken.
Altenburg, den 11, October 1843,
. Das —— des Kunſt⸗ und Handwerks⸗
Vereins.
Meißner. Dr. Bad, C. Voretzſch. E. Kalkoff.
Ed. Lange, Secretair.
— —
XIV.
Bermögenszuftand
des
Kunft= und Handwerksvereins und der Kunſt- und
Handwerksſchule.
A. Beim Kunft: und Handwerksverein hat 1842 betragen
1) die Einnahme:
159 Thlr. 12 Nor. Pf. Kaflendeftand vom Jahre 1541.
13 2 — ss — 3 Aufnahmegelder der neuen Mite
- glieder,
226 » 2 s 5. Beiträge der Mitglieder,
154 » 5 s — s gnädigft verwilligte Beiträge aus
GStaatöfaffen,
10 ⸗— 5 — 3 zurücgesahlted Activcapital.
35 s 12 s — ⸗ Binfen von ausgeliehenen Activ⸗
capitalen.
688 Thir. INgr. I Pf. Sildercur. Sa. aller Einnahme,
2) Die Ausgabe:
Br 10. Ngr. — Pf. für einen Apparat zum galvanis
ſchen Vergolden, Berfilbern zc.
6 ⸗56 » — s nicht eingegangene Reſte von
t Beitragsgeldern.
86 ⸗28 » 5⸗ für Bücher, Journale und Zei⸗
* tungen.
60 » 29 82Druckkoſten, Copialien und —
—* binderarbeit.
167 Thlr. 8 Ngr. 8 Pf. Latus.
— 190 —
167 Thlr. 8 Ngr. 3Pf. Transp.
82 s 7 s 6 s» Aufwand auf Herausgabe der
Mittheilungen aus dem Ofterlande,
9» 3 s 65 für Erleuchtung, Heizung und
Reinigung des Verſammlungs⸗
lokals.
fuͤr Praͤmien und Unterſtuͤtzungen.
— 2
52 = 20 ⸗ — ⸗ an Beſoldungenu. Remunerationen.
100 ⸗— » — > ausgeliehenes Activcapital.
7 2% = 2 s Poftporti und Botenloͤhne.
3 ss 23 = 9 > Snfertionögebühren.
47 = 5 = 5 s» inögemein.
661 Hr. 2INgr, Pf. Silbercur. Sa. aller Ausgabe.
3) Daraus ergibt fih ein Kaſſenbeſtand von
26 Thlen. 2 Ngr. 8 Pf.
welcher mit den ausgeliehenen Activ⸗
capitalen von 2 2 22.2... 90 =» — ⸗— ⸗
zufammen. einen reinen Vermögens»
fand von . 0. 976 Thlen. 2Ngr. 3 Pf.
begründet.
B. Bei der Sunft- und Handwerksſchule hat 1842 betragen,
1) Die Einnahme:
64 Thlr. I Ngr. 7 Pf. Kaflenbeftand von 1841.
49 ⸗25 s 7 s dffentlihe Beiträge für unfere und
| andere inländifche Sonntagds und
Gewerbfchulen, worunter 102 Thlr.
23 Nur. 3 Pf. aus hiefiger Raths⸗
fammerei und 5 Thlr. 4 Nor.
ia 2 Pf. von der Freimaurerloge zu
Prämien.
14 » 15 so — s Binfen von auögelichenen Activ⸗
capitalen.
43 ⸗8⸗820 Eintrittsgelder von 33 Schülern,
761 Thlr. 20 Rgr. 2 Pf. Sa. der Einnahme.
— 121 —
2) Die Ausgabe:
246 Thlr. 19 Ngr. Pf. auögezahlte Beiträge für die
übrigen Gewerb s und Sonntagds
ſchulen.
5 » 12 s 7 s Snfertionsgebühren u. Buchbinder⸗
j arbeit.
9 » 16 s — » für Geraͤthſchaften und Inven⸗
tarienftücfe.
As 7 es 5 = Beihen- und Schreibmaterialien.
599 ee 5 s > Beleuchtung, Heizung und Reis
nigung der Schulzimmer.
65 = 6 s 95 Honorar für 8 Lehrer und 2
Schuldiener.
13 » — 2 % > indgemein, namentlich Reifeunters
ftüßung eines ehemaligen —R
600 Thlr. 8 Ngr. 3Pf. Sa. der Ausgabe.
3) Daraus ergibt ſich
161 Thlr. 20 Ngr. 9 Pf. Kaſſenbeſtand, welcher mit
100 ⸗ — ⸗ — >» in einem Preuß. ——
ſchein und mit
3050 2 — ⸗— = auögeliehenem Activcapital.
3311 Sole 20 Ngr. 9 Pf. Gefammtvermögen der Kunfts und
Handwerföfchule begründet.
& XV.
Aus dem Protokoll
uͤber die
Herbſtverſammlung der pomologiſchen Geſellſchaft,
den 11. October 1843,
Don Ed, Lange, Secretaie der Gefellfhaft.
“ Die diesjahrige Herbftverfammlung der pomologifchen
Geſellſchaft, welche, vieleicht in Folge der unfichern Witte
zung, nicht ſehr zahlreich befucht war, wurde durch den
Vorfisenden, Heren Regierungs⸗ und Konfiftorialrath
Dr. Bad um 12 Uhr eröffnet, indem derfelbe die
Wahl der Gefellfhaftsbeamten und die Beant⸗
wortung und Befprehung der öffentlich aufs
geftellten Fragen ald die wichtigſten ——
unſerer heutigen Zuſammenkunft bezeichnete.
Die erſte Frage lautete: Welche Erfahrungen
ſind im Laufe des verfloſſenen Sommers im
Blumen-, Gemuͤſe⸗ und Obſtbau gemacht wor⸗
den? und man antwortete: Im Ganzen iſt uͤber den
Blumenflor nicht zu klagen geweſen, wenn auch der
Froſt in den Nächten vom 9, bis 11. Mai bier und da -
einigen Schaden brachte, z. B. an den Schwert und
Seuerlilien. Namentlich zeigten fi) die Georginen
weit danfbarer ald im vorigen Jahre und prangen nod)
jeßt, wenn auch vom Sturme zerzauft, in erfreuliche Bluͤ⸗
thenfüle. Im Garten ded Herrn Vorfigenden hatte die
Fuchsia coccinea 5 bis 6 Fuß lange Sommerlatten und
eine außerordentliche Blüthenfiile gebracht und ebenfo wie
Fuchsia globosa die Ueberwinterung im freien Lande gut
- 135 —
uͤberdauert. Im Herbſte werden dieſe eingefchnitten und
mit trocknem Laube uͤberdeckt und Haben fo fhon 4 Wins
ter unbefchädigt ertragen. Seit noch längerer Zeit aber
ftehen ganze Gruppen Fuchfien im Eifenberger Schloßgarten
im freien Lande und zeigen fortwährend das fehönfte Ges
deihen. Zwar wurde die Frage, ob dieſes Ueberwintern
auch bei den zarteren Fuchfien verfucht worden fei, verneintz
doch bemerfte Herr Kammerrath Waitz, daß die Fuchſien
mit Knollen vielleicht ebenfo wie die Georginen oder wie
Salvia patens durch Aufbewahrung ihrer Knollen an einem
feoftfreien Orte den Winter hindurch erhalten werden
koͤnnten. Endlich erzählte noch Herr Quaas, daß er im
vorigen Jahre von der Erythrina crista galli einige reife
Saamen erbaut und in diefem Jahre auögepflanzt habe,
ſie feien aber noch nicht aufgegangen.
Ald man hierauf zu den im Gemüfebau gemad)s
ten Erfahrungen überging, bemerfte zuerft der gegenwärtige
Berichterftatter, daß in Folge der Ueberfchwemmungen im
Monat Juni in feinem Garten in Saara Kartoffeln
audgefault feien und dann aus Mangel an binreichenden
Knollen in den Blattwinfeln Luftfnollen angeſetzt haͤt⸗
‚ten, in denen wahrfcheinlich ein Theil des Staͤrkemehls
niedergelegt fei, welches die Blätter gegen den Herbft Hin
gu erzeugen und -die abfteigenden Saftgefäße den Knollen
zuzuführen pflegen. Solche Luftknollen feien auch bei uns
behäufelten und in feuchtem Boden ftehenden Kartoffeln
oder an gefnickten Aeften in feuchten Jahren gar nicht
felten „und ſcheinen ihm ein trefflicher Beleg fuͤr die Anſicht zu
fein, daß die Kartoffeln eigentlich als unterirdifche ftärfes
mehlhaltige Stengel zu betrachten feien, welche das bis⸗
berige Pflangenleben gleich den unterirdifchen Queckentrieben
im nächften Jahre fortzufühten beftimmt feier. Hiermit
Mimmte auch das, was Herr Paftor Hempel aus Zedt⸗
fig, ebenfalls unter Votzeigung mehrerer Kartöffelftengel mit
Luftknollen, über die große Produftionsftaft der Kartoffels
pflange mittheilte, vielfad überein. Denn auch bei ihm
a ——
hatten die unter Waſſer geftandenen Pflanzen eine Menge
Zuftfnollen getrieben und ihm auf die Frage gebracht, ob
diefe Kartoffelzweige nicht, "bei gehöriger Ueberhäufelung mit
fruchtbarer Erde, ftatt der unbrauchbaren Luftfnollen „eine
Menge brauchbarer unterirdifcher Knollen. geliefert haben
würden. Hierzu bemerkte Herr Candidat Lange, daß ein
derartiged hohes, etagenartiges Behäufeln der, auseinander
gebreiteten Kartoffelzweige bereitö vor einigen Jahren Fleinern
Landwirthen in oͤffentlichen Schriften empfohlen worden fei,
um den Ertrag der Kartoffeln zu erhöhen; doch muͤſſe er
geftehen, daß nad feinen desfalls angeftellten Verſuchen
der erhöhte Ertrag wohl kaum den Geld» und Zeitaufwand
vergüte, welchen ein ſolches Verfahren erfordern würde,
Dagegen habe fi) dad Auspflanzenvon Kartoffel:
zweigen in fofern wohl bewährt, als diefe von: viels
zweigigen Stöcfen abgelöft und huͤbſch dicht neben einander
an leere Stellen eingepflanzt jeder einige anfehnlihe und
wohl ausgereifte Sinollen geliefert hätten, wo fonft nad)
dem Ausfaulen der Stoͤcke gar nichts hätte erbaut wers
den fünnen,
Hierauf legte der Herr Borfißende ald ein merks
würdiges Naturfpiel einige von unferm Mitglied Herrn
Friedrich Geyer in Eifenberg ihm überfandte gefchedte
Blätter und Fruchthuͤlſen der gewöhnliden
Bohne den Anwefenden vor und verfprach, einige reife
Früchte diefed Bohnenftods im naͤchſten Jahre auszulegen,
um zu verfuchen, ob ſich diefes Naturfpiel vieleicht wies.
derhole. Deögleichen zeigte Here Nat Zinfeifen Blu⸗
men und unreife Sruchthülfen einer aus Amerika era
baltenen Bohnenſorte vor, die in den meiften Gärten
eingegangen "war, Endlih wurde auch noch der diese
jährigen reihen Erträge an Bohnen, Erbfen,
Kohl, Möhren, Zwiebeln, Sellerie und Spars
gel neben einer nur mäßigen Öurfenernte gedacht,
dabei aber auch der ungewöhnlich zahlreihen Raupen
des Kohlweißlings nicht vergefien,. welche unfern
— Di
Kohlpflanzungen in den Testen Wochen dad Anfehen von
Befenreißig gegeben und die Bewohner der Gartenhäufer
faft aus ihren Wohnungen getrieben oder doch um den
Genuß friſcher Luft in ihren Zimmern gebracht haben,
Als man hierauf zu den Erfahrungen über den
Obſtbau überging, bemerkte zuerft Herr Teihmann,
daß er gern die Anficht der Verfammelten über die erfte
für die Verfammlung der deutfchen Lands und Forftwirthe
aufgeftellte pomologifche Frage vernommen hätte, welche den
verhältnigmäßigen Nugen der Obftanpflanzung an
den Feldräandern zu ihrem Gegenftande gehabt habe.
Seiner Anfiht nach brächten Obftbäume an den Feld»
ändern den Feldfrüchten allerdings Schaden, denn ihre
Wurzeln nähmen die Bodenfraft eben fo fehr in Anſpruch,
ald ihre Kronen den freien Zutritt von Luft und Sonne
erfchwerten. Doch fei ed nicht einerlei, welche Rihtung
ſolche Baumreihen an den Feldern hätten, und in Bes
ziehung auf die Einwirfung der Sonne würde er immer
Baumreihen, die von Süd nad Nord liefen, Tieber fehen
als folhe von Oft gegen Welt. Auch nahmen unter dem
Kernobft Birnbaume weniger Raum in Anfpruh als
Apfelbäume und unter dem Steinobft Pflaumbäume weniger
als Kirfhbäume, weshalb die erfteren in Nücficht auf das
Feld den Vorzug verdienten. Ye weniger übrigens. Gegend
und Boden den Obftbäumen zufage, und je weniger ein
reicher und lohnender Ertrag von denſelben zu erwarten
ſtehe, um ſo weniger wuͤrden dieſe auch den Schaden,
welchen ſie dem Felde braͤchten, zu erſetzen im Stande
ſein. Doch ſchien * B. in der Gegend von Teplitz, wo
‚oft ſelbſt mitten in den Feldern Obſtbaͤume ſtaͤnden,
ſowohl viel Obſt-⸗ als auch viel Getreide gewonnen
zu werden.
Hierzu bemerkte der Berichterſtatter, daß den Baum⸗
reihen von Süden nach Norden allerdings der Vorzug beis
wohne, daß fie die Einwirfung der Sonne dem anftoßens
den Felde nicht fehr entzögen, dagegen hätten fie aber
— 16 —
für das zunächft dftlih daran ftoßende Feld den Nachtheil,
den Regen, der bei und meift aus dem Weſten fomme,
aufsufangen und fo dem Felde mit Krone und Wurzel
gleichmäßig die Feuchtigkeit zu entziehen. Er würde daher,
ganz abgefehen von den Anfprüchen ded Schönheitöfinnes,
in diefen zwei Beziehungen dad Bepflanzen der Bicinals
wege mit Obftbäumen für die Felder am unbedenflichften
dann finden, wenn die von Welten nad Often laufenden
Wege an ihrer Südfeite und die von Süd nad) Nord
giehenden Wege an ihrer MWeftfeite Baumalleen erhielten.
Dann würden die erftern Alleen ihren Schatten auf die
Wege werfen und die legtern Alleen würden. den Regen
nicht von den Feldern, wohl aber von den Wegen abhalten,
Uebrigend gebe er noch zu bedenfen, daß man im Hol⸗
fteinifchen den Feldumzaͤunungen unter Anderm auch
den Vortheil zufchreibe, daß diefe die Winde braͤchen und
den umzäunten Aderboden mild und feucht erhielten, und
frage nun an, ob nicht Obftbaumallen um die Felder
wenigftend an den Wegen hin eine ähnliche Wirfung haben
würden. Dagegen meinte man, daß die Zäune wohl
bauptfächlih zum Zufammenhalten der weidenden Vieh⸗
beerden beftimmt feien, daß man den freien ungehinderten
Luftzutritt den Feldern lieber geben ald nehmen folle, und
daß namentlich die Kirſchbaͤume durch die frühe Reife ihrer
Früchte zum Niedertreten der anftogenden Feldfrüchte noch
die Veranlaffung gäben.
Hierauf trat man dem dritten Theile der vorliegens
den Frage nody näher, und der Here Vorfigende theilte
zuerft einen kurzen Auffag des Herrn, Sebaftian Englerth
in Würzburg über eine franfhafte Erfheinung
an den Blättern der Obſtbaͤume mit, Es hatte
nämlih in diefem Jahre eine reiche Obftbläthe und ein
günftiger Fruchtanfag in Unterfranken. gute Hoffnungen
auf eine ergiebige Obfternte erweckt. Allein im Juni bes
fegten fich die Apfelbaumblätter, oben ibefonders an den
Blattrippen, mit einem braunen Staube, der ihnen ihr ana
|
|
- wi
genehmed Grüm entzog. Auch die Blätter der Birnbäume
blieben nicht frei davon und zeigten diefe Krankheit befons
derd auf ihrer untern Seite. - Diefer Staub griff die
Blattſubſtanz an und verurfachte, bis zur andern Seite
vordeingend, trockne Flecken und ein frühzeitiges Abfallen
diefer Franfen Blätter. Here Englerth ift mehr geneigt,
diefe thatfächlihe Krankheit einer Auflagerung ald einer
Ausfcheidung beizumefjen. Auch die Früchte diefer Bäume
blieben nicht frei von ähnlichen Flecken und fielen großen
Theils vor der Zeit ab, An den Blättern der Zwetfchens
bäume bemerkte man viele braune und gelbe Pilze, deren
man auch an den Blättern und Früchten der Walnußs
bäume beobachtete. Man war Herrn Englertd für diefe
Mittheilungen um fo danfbarer, ald diefelben auch von
eingelegten franfhaften Blättern und eingefandten ſchwarz⸗
gefledten Früchten begleitet waren. Indeß glaubte der
Berihterftatter fie doch mehr ald eine Ausſcheidung anſehen
zu müffen, weil in feiner Baumſchule unter einigen hundert
Apfelforten mehrere Sorten ganz untermifcht mit den krank⸗
baften Bäumen, völlig gefunde Blätter zeigten, während
die Nahbarbäume von einer zärtlicheren Sorte bereits ihre
franfhaften Blätter abgeworfen und zum Theil fogar wies
der neues unreifed Holy aus den früher erwachfenen Frans
fen Sommertrieben hervorgetrieben hatten. Er müffe daher
bierbei zunachft an die Befchädigungen, welche der Froſt
vom 9. bis 11. Mai den GSaftgefäßen der zärtlicheren
Apfelforten gebracht habe, und dann an die Ueberfülung
rohen Saftes denfen, weldhe die naſſe Witterung im
Juni den Blättern zugeführt und welche bei dem Mangel
an Sonnenfhein nicht gehörig habe verarbeitet werden
fönnen. Hierauf berichtete Here Paftor Hempel aus
Bedtlig, welhen Schaden der Spätfroft am 9, und
10. Mai der reichen Obftblüthe gebracht und wie ders
- felbe die gehoffte reiche Obfternte in eine ziemlich fpärliche
umgerwandelt habe, indem nur die im Schuge von Wäns
den ftehenden Obftbäume in feiner Gegend reichliche Früchte
- m —
gebracht hätten. Dazu hätten die Baume felbft nicht
wenig gelitten, indem fie, der- Froſt in der uͤppigſten Vege⸗
tation getroffen und fo ein Stocden der Säfte veranlaßt
habe. Doc fünne auch das ſchlechte Ausfehen ‚der Obfts
bäume eine Folge mehrmaliger Sonnenregen fein. Jeden
Falls fei ein durchgreifended Auspugen und Einftugen der
fhadhaften Bäume, ferner tiefed Auflockern, Erneuern und
Düngen des Bodens um fie ber fehr zu empfehlen, wenn
der Winter ihnen nicht noch größeren Schaden bringen folle,
Here Teichmann erinnerte darauf an die Nach⸗
wirfungen des trodnen Hungerjahres 1842
auf die Thiere und namentlich auf die Milchergiebig—
feit der Rinder, welde troß aller diesjährigen Futters
mittel doc) nod) immer nicht völlig wieder hergeftellt fei,
und glaubte, daß auch der Franfhafte Zuſtand unferer
Obſtbaͤume noch eine Nachwirfung von 1842 fein Fönne,
wie ja auch das häufige Eingehen und Sränfeln von
Pappeln und Weiden darauf zurüczuführen fein möchte,
Auch Here Kammerratd Waitz hielt die fragliche
Blattfranfheit der. Obftbaume mehr für eine Ausfcheidung
ald für eine Ablagerung aus der Luft. Jeden Falls fei
im Juni ein Mifverhältnig im Auf- und Abfteigen des
Saftes eingetreten; die daraus entftandene Saftſtockung
babe Franfhafte Saftausfonderungen veranlaßt, und der fo
ausgeſchwitzte Saft fei in, Gaͤhrung und Fäulniß gerathen,
Das gabe nun den beften Boden und die geeignetfte Grunds
lage für allerhand Fryptogamifche Gewaͤchſe ab, welche auf
den Blättern wuchernd dad Verderben nur noch vers
mehrten. Dabei fielen ihm feine jest vom Mehlthau fo
oft: befchädigten Nofen ein, den man hier ehedem an den
Roſen faum gefannt habe, bevor er an einigen aus Haarlem
bezogenen Stöcen aufgetreten, feit dem aber nie wieder vers
fhwunden fei. Es fei nun einmal den Kryptogamen eine
ungemeine Vermehrung eigen, fobald diefen nur die aͤußern
Bedingungen einigermaßen günftig wären, und folche bes
günftigende -Umftände ſchienen ihm allerdings der Froſt, die
»
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e
- 19 —
große Feuchtigkeit und die Sonnenregen zu fein, welche dies
ſes Frühjahr und gebracht hätte,
Hierauf gedachte Herr Teihmann der großen Bes
ſchaͤdigungen, welhe der Hagel in feiner Gegend den
Obftbäumen gebracht, und Herr Dr. Jacobi des in
Schwaben üblihen Anftreihend der Obftbäume
mit Seifenfiederafhe, in Waffer angerührt,
ftatt daß man hier meift Kalf dazu verwendet, und ber
Berichterftatter zeigte noch die rothen Frühte eines
Sämlings vom rothen Paradiesapfel vor, welche
die doppelte Größe der Früchte ihres Mutterftammes, im
Ganzen aber doch wieder denfelben Habitus hatten. Dann
legte derfelbe einige bergamottenartige große grüne Birnen
vor, welche Herr Oberförfter Schmidt in Paſſow in
Pommern nebft einem ſchoͤnen rothen Apfel zu gefäliger
Beftimmung an die Gefelfchaft eingefendet hatte, und ließ
den Apfel cirfuliren. Die Birnen. aber wurden zum
Behuf des Koftens für die Mittagstafel aufgehoben.
Endlich zeigte derſelbe auh noch eine Menge Birns
blätter, deögleihen au einen Birn-Sommertrieb.
und eine Birne, welche fämmtlich mit einer, Hauptfächlich
die untere Seite der Blätter ergreifenden Krankheit
behaftet waren, wobei ſich zuerft im Anfange des Som⸗
merd eine gelbe oder röthlihe Blatter zeigt, hierauf die
Blattfubftang an der untern Seite anfhwillt, dann mehr
rere Tegelförmige Erhöhungen emporfteigen, aus denen im
Herbfte ein brauner rusartiger Staub fommt, welder
fi) wahrfcheinlid auch auf die Sinospen lagert und von
biefen aus im nächften Jahre wieder die jungen Blätter
‚mit feinen Keimförnern heimſucht, wodurd bei Hinlängs
licher Vermehrung Anfangs ale Früchte und zulegt der
ganze Baum zu Grunde geht. Diefe Blattfranfheit der
Birnbaͤnme ift faft in allen Gärten Altenburgs mehr oder
Weniger zu finden und hat feit einigen Jahren ſchon meh»
were Bienbdume, die auf den gefundeften Unterlagen ans
— gediehen, zu Grunde gerichtet, indem manche
9
*
— 60 —
Baͤume kaum noch ein geſundes Blatt und einzelne Blaͤtter
derſelben 6—10 ſolche Blattern zeigen.
Die zweite aufgeſtellte Frage war: „weldes f ind
die beliebteften Apfel» und Birnforten, die
jest im Bereihe der einzelnen Mitglieder
gebaut werden, und zwar a) wegen ihres guten
Gefhmads, b) wegen ihrer befondern Nutzbar⸗
keit in der WirtHfhaft und c) wegen ihrer vor⸗
züglihen Tragbarfeit?“
Here Paftor Hempel antwortete; Um Borna und
Zedtlig ift der frühzeitige und tragbare Frauen» Waizens
oder Gerftenapfel fehr verbreitet, dann der rothe Stettiner
und der Borödorfer, welcher lestere aber nicht ſonderlich
trägt; ferner findet fih der rothe- Kardinal (mit dem
rothen Danziger Kantapfel einerlei) der Moris Schellenberg
(der feine Weißborödorfer), der rothe Taubenapfel, der dauers
bafte und tragbare rothe Franzfaderapfel (rothe Fenchels
apfel) der Quitten⸗, Es und Safferapfel in vielen Gärten,
Die haͤufigſte Birne ift die Rettigbirne; die Peterds
birne ift fchon feltener, auch feltener als die Grünbirne
oder Sommerbergamotte, As Wirthöfchaftöbirne ift ber
fonderd die Speck⸗ oder Schmeerbirne häufig; dann findet
man noch oft alte Baume der Martinsbirne, der Frauens
birne und der Krautbirne, welche neuerdings von beſſern
Sorten verdrängt werden.
In der Umgegend von Altenburg dürften die ges
wöhnlichften Obftforten der Waizenapfel, der Grauapfel
(rother Sommerrambour ?) die englifche Birnreinette (Pear
Renet, großer Sommerzueferhut), der Safferapfel (Safran
apfel), der fränkifche Süfapfel (Süpfranfe), der Pfingfte
apfel, der.rothe Stettiner, das Spishütchen (weißer Taus
benapfel) der rothe Franz⸗ oder MWeihnachtdapfel, der
Franzkader⸗ (rothe Fenchel=) Apfel, der Borsdorfer, die
Sorellreinette (lange rothgeftreifte grüne Reinette), die Grau
reinette und der Winterftreifling fein, ALS die gewöhnliche
ften Birnen Fönnen vielleicht geltens die Johannisbirne
— 131 —
(Grüne Sommernagdalene), die Peteröbirne, die Nettigs
birne, die Butterhofe (Große Pfalzgräfin), die römifche
Honigbirne (Fleine Pfalzgräfin), die Zapfenbirne, die Harts
mannsbirne (weiße Butterbirne, beurr& blanc), die Ambrette
oder Grieöbirne (Wildling von La Motte) die Schuppens
Biene, die Speckbirne, die Winterbirne (Venusbruſt ?),
m Weftfreife des Herzogthums Altenburg baut
man nad) Angabe des Herrn Borfißkenden am liebften
Calvillen, pigeons , Franzbädchen, Peteröbirnen, : Coule
soif, Rettigbirnen, bon chrötien oder Bunfetine wegen
ihres Wohlgeſchmacks; Petersbirnen, Margrethenbirnen,
Rettigbirnen, Hafelbirnen, Stettiner, Reinetten, Grauäpfel,
Safranäpfel wegen ihrer wirthfchaftlichen Nußbarfeit, Mars
garethenbirnen, Peteröbirnen, Simöbirnen, Stettiner, Reis
netten und Pigeons wegen ihrer vorzüglichen Tragbarfeit,
In den Gaͤrten Herrn Teichmanns zu Mudern
herrſchen der Bohnenapfel, der fraͤnkiſche Suͤßapfel, der
Safranapfel, der Pigeonet und vor allen der ————
Himbeerapfel oder Mohrenborsdorfer vor.
Endlich empfahl noch Herr Kammerrath Waitz die
faftvolle Napoleonsbirne zu weiterer Verbreitung, nachdem
die Frage des Berichterftatterd nad) der pomologifchen Bes
deutung der mancherlei Provinzialnamen der genannten
Fruͤchte damit befeitigt worden war, daß man auf die im
naheliegenden Saale in zahlreichen Eremplaren außgeftellten
und mit den Ortsnamen größtentheils bezeichneten Früchte
hingewiefen hatte, unter denen die Mehrzahl der genannten
Obſtſorten enthalten wäre. Solche Frühte hatten
ausgeſtellt 1) der Herr Vorſitzen de aus ſeinem
Garten in dem Weſtkreiſe und aus ſeinem Hausgarten hier,
2) Herr Schullehrer Vogler aus Leeſen über 250
Nummern SKernobft und 7 MWeinforten, 3) Herr Beffer
|. Fr der auch ein Sortiment fihöner Georginen und daruns
einige interefjante Sämlinge beigegeben hatte, 4) Herr
ter Back aus Lohma a. %, der auch mehrere
ntlich große Rüben eingefandt En 5) Herr
— -
Kantor Bad aus Gdödern und 6) Herr Kaftellan
Hammerfhmidt. Endlich hatten wir und noch eines
fhönen Georginenfortiments vom Herrn Direftor
Dr. Foß und einiger Weims und Kartoffelforten
von Heren Oekonom Börner zu erfreuen,
Auch die dritte Frage follte noch abgehandelt werden,
während die Stimmzettel zur Beamtenwahl herumgegeben
wurden. Sie lautete: welche Kartoffelforten zeich—
nen fi bei und aus, a) dur Feinheit des Ges
ſchmacks, b) durh Tragbarfeit, c) durch frühe
Reife?
Here Paftor Hempel meinte, ald vorzüglichfte Kars
toffel nach ihrem Geſchmack gelte wohl die rauhfchalige,
innen gelbe Lerhenfartoffel. Dagegen finde man
wegen ihrer Tragbarfeit die große weiße englis
fhe oder wilde und die rothe lange Zopffartoffel
beachtenswerth. Durch ihre frühe Reife endlich zeiche
neten fi) die Nierenfartoffel und die Karlsbader
Mäufe aud. Herr Kandidat Lange rühnite dagegen
als Speifefartoffel die rothe Lerhenfartoffel, ins
dem die weiße Lerchenfartoffel, wie auch Here Teichmann
beftätigte, nur anfangs wohlfchmede, fpäter aber troden
und geobfleifhig werde. Wohlſchmeckend fei ferner
die Algierfartoffel. Doch glaube er einen feiner
Sämlinge den meiften Speifefartoffeln im Geſchmack vors
ziehen zu muͤſſen.
Als eine ſehr frühe Kartoffel Habe fich die frühe
Amerifaner und dann aud die Lerhenfartoffel
audgewiefen.
Hierauf empfahl Here Hager wegen ihrer Trag⸗
barfeit die unter dem Namen Frohburger verbreitete
Viehkartoffel und Herr Teihmann die bei ihm
unter dem Namen Dürrenberger und Englifche Kare
toffel verbreitete Sorte. Doch machte der 2estere hierbei
zugleich auf das Haltloſe und Schwanfende der hier waltenden
Nomenclatur aufmerffam und bedauerte, daß für den Kar⸗
\ »
— 153 —
toffelbau noch weit weniger durch Beſchreibungen und
Abbildungen der vorhandenen Sorten gethan fei als für
- den Obſtbau. Als darauf nad der Rohanfartoffel
gefragt wurde, theilte Herr Börner mit, wie biefe Bei
ihm ſeit 2 Jahren, im Großen angebaut, ſich ergiebiger
ald die. tragbarften Viehfartoffeln gezeigt und ihren guten
Muf alfo wohl bewährt habe.
Nachdem nun der Herr Vorfißende noch bemerft
batte, daß die neu begründete Gefellfhaft der Gars
tenfreunde Berlins mit unferer Gefelifchaft in Vers
bindung zu treten wünfche, und daß Herr Englerth noch
einen Auffag über den Winterfroftffhaden an Obfts
Bäumen und Traubenftöden und über die Mittel
diefen Schaden zu ermäßigen, der Gefellfchaft zur
enugung wohlmwollend uͤberlaſſen habe, daß aber Heute
leider feine Zeit mehr dafür vorhanden fei, wurde noch fols
gended Refultat der indeß eingefammelten und zufammens
- geftelten Stimmzettel befannt gemadt:
4) Ad Direktor der Gefellfehaft ift Herr Kam⸗
merrath Wais mit 17 Stimmen erwählt. Außerdem -
* der Berichterftatter 5, Herr Regierungsrath Dr. Bad
2, und Here Kanzleirath Behftein 1 Stimme.
2) Ad Vicedireftor war Here Regierungsrath
Dr. Bad mit 9 Stimmen erwählt. Außerdem hatte der
Berihterftatter 2 und Here Graf Beuft, Herr Kanzleis
rath Bechftein, Herr Landesjuftig- Direftor Thienemann und
Herr Kammerrath Waig jeder 1 Stimme.
3) Ad Secretair hatte der Berichterftatter, obs
glei er fehon im Voraus ſich jede Wicdererwahlung vers
beten hatte, 5, Herr Kandidat Lange, der dies ebens
falls gethan, 4, Herr Advofat Adam 3 und die Herren
Dr. Bad, Hager, Hempel, Rogge und Winkler
* 1 Stimme, Um dem Zweifel ein Ende zu machen,
t ſich endlich der Verichterftatter, noch ein Jahr lang
tair fein zu wollen, ward aber durch das Anerbieten
a, ded Kandidaten Lange, für diefen Fall
— B —
ihm, lieber «diefe Arbeit abnehmen zu wollen, zur Zuruͤck⸗
nahme diefer Erklärung veranlaßt und demnad) Den an⸗
didat a nge old Secretair anerfannt.
4) Das Amt des Kaffirers hatten alle Stimmens
den wieder, Herrn Kammerrath Hafe zugedacht und 5)
dad des Bibliothefars mit Ausnahme einer einzigen
Stimme, die auf Herrn Seidewiß gefallen war, wieder
Heren Rogge.
Die Sitzung ſchloß um 2 Uhr,
xvi.
Ueber den Winterfroſtſchaden an Obſtbäumen
und Traubenſtöcken, und wie man den Schaden
ermäßigen kann.
Von
Sebaſtian Englerth.
In verſchiedenen Jahren treffen unſere Pflanzungen
ganz ſchaͤdliche Naturereigniſſe, die wir ungehindert ges
ſchehen laffen muͤſſen. Manche dienen uns zur Lehre, fie
bereichern ‚und mit Senntniffen, die wir fpäter nutzbar vers
wenden; auch Fann die Schadlichfeit oft durch richtiges Ente
gegenwirfen gemildert werden. Zu diefen Ereigniffen gehört
auch, der. ftärfere Winterfroft, welcher unfere Baume und
Weinberge beſchaͤdigt.
Nach unferem Flimatifchen Verhältniffe und, der. Natur
der Bäume und Teaubenpflanzen treffen uns diefe Frofta
fhaden zwar. felten, werden auch, bei einem. darauf folgen:
den -günftigen. Sahre, wenn. fi) die Vegetation einigermaßen,
wieder, ‚erfeßt, ald unangenehme Gäfte der Vergeſſenheit
übergeben, : Deßwegen. wurde, fo. viel mir befannt iſt,
= WM —
biöher Fein Verfahren näher bezeichnet, der Schädlichfeit
des Winterfroftes in Bezug auf Obftbäume erfolgreich ents
gegen zu wirfen.
Bevor wie diefes verfuhen, muͤſſen wir erft bie
Erfcheinungen des Winterfroftes nad ihrer verfchiedenen
Art näher Fennen lernen. Diefe find dreierlei:
1) Beſchaͤdigung der Theile außer der Erde (Stamm,
Aeſte, Zweige), wobei die Wurzeln gut bleiben. Hier
vegenerirt fich, bei mäßiger Befchädigung, die Pflanze wies
der ſelbſt.
2) Beſchaͤdigung der Wurzeln, während die äußern
Theile gut bleiben. Hier muß die menfhlihe Hand
Hilfe leiſten.
3) Belhädigung des ganzen Baumes (der obern
Theile und der Wurzeln) worauf der Tod erfolgt,
i ad 1. Nach) unferm Flimatifchen Verhaͤltniſſe ift der
hoͤchſte Kältegrad in feltenen Jahren 250 R. Die Kälte
wird meiftend dur) voraus Statt gehabte bedeutende
Schneefaͤlle auf diefe Höhe gefteigert, Durch die Schnee—
decke fann der Froft nicht in den Boden eindringen‘, die
Wurzeln der Gewächfe werden fohin gleichfam durch ein.
Winterfleid gefhüst, und nur auf. die außer dem Boden
befindlichen Theile kann die Kälte ungeſchwaͤcht, je nad) der
Natur der Pflanze mehr oder minder vernichtend wirfen,
Bei einem SKältegrad von 180 R. leidet ſchon der Weins
ſtock, fteigt die Kälte höher, oder gar auf 250, fo leiden
auch die Bäume fehr, und unter diefen zuerft die von
Natur zarteren, dann auch die dauerhafteren, je nad)
ihrer Stärke, zunächft an den ſchwaͤcheren Zweigen, dann
an den Aeſten und zulegt aud) am Stamme, wie z. ©,
im Jahre, 1830 der Weinſtock, der Nußbaum, Pfirfiche,
Aprifofen, und zum Theil auch die Kernobftbäume.
Haben nur die jährigen Zweige oder ſchwaͤcheren
Acſte gelitten, die ftarfen Aefte und der Stamm aber nicht,
fo fenden im Frühjahre die in ihrem ganzen Bereiche gut
liebenen Wurzeln, die in einem ungleich größern Vet⸗
- MB
hältniffe zu dem noch teiebfähigen Holze ftehen, mehr Saft,
als diefes zum gewöhnlichen Wachsſthume braucht; die
Vegetation wird daher im fommenden Frühjahre am Baume
oder Weinſtocke duch mehr und Fräftigere Triebe, duch
üppigered Wachsthum, ald in andern Jahren, das Erftorbene
bald von felbft wieder erfegen.
ad 2) Anders ift es, wenn bei früh eintretendem Win⸗
terfeofte, länger anhaltender und immer fteigender Kälte
Gedoch nicht über 189) ohne Schnee der Boden bis zu
einer Tiefe von beiläufig 2—8 Fuß gefrieret, hierauf bei
eintretendem Regen noch im Winter wieder oben aufthaut,
und Feuchtigkeit in fi aufnimmt, ohne daß diefes haus
wetter fo lange anhalt, um den gefrornen Boden ganz zu
durchdringen. Denn wenn nun wieder Froft eintritt, fo
werden die Wurzeln zwifchen zwei getrennten fi) erft nad
und nad) vereinigenden gefrornen Erdſchichten gedehnt und
vielfach befchädigt, wovon und der Winter 1842 ein Beis
fpiel gibt. Diefes muß ganz nadhtheilig auf das Wurzels
vermögen der Pflanzen einwirfen, wie wir es aud im
Sommer 1841 beftätiget fanden. Obgleich die Baume und
der MWeinftof im: Winter außer dem Boden nicht litten
(der tieffte Stand des Thermometerd war 179 den 16. und
17. December 1840), und obgleich ein günftiges Frühjahr
mit vieler Winterfeuchtigfeit und ein teodener Sommer
darauf erfolgte, fo war dod das Wachsthum der gefundes
ften Bäume, befonderd auf leichtem Boden, fehr geſchwaͤcht;
mehrere ftanden ſiech, andere ftarben ganz ab, und die
Ernte war eine geringe, Es ergab fi ein unberechen⸗
barer Schaden für die Obftfultur. In gleichem Verhälts
niffe war der Nachtheil im Weinbaue. Die Rebfchulen
wurden meiftend zerftort, die Setzen litten ſehr, und die
Stoͤcke in den tragbaren Weinbergen entwidelten weniger
Schoſſe, oder hatten eine geſchwaͤchte Triebfraft, Trotz des
baldigen und günftigen Frühjahr und des fonft dem
Weinſtocke zufagenden trocknen und warmen Sommers fielen
die Trauben nach der Blüthe ftarf aus, die hängen geblica
— 137 —
benen ſchritten, im Vergleich zu andern Jahren, nicht in
gleichem Verhaͤltniſſe vor, die Krankheit „der Brenner“
trat mit feltener Heftigfeit ein, ed gab wenig Wein,
Alles dies beruhte auf der größern oder geringern
Belhädigung der Wurzeln durch den Winterfroft, Der
Grundfag: „Wurzel, Stamm und Aefte ftehen in gleichem
Verhältniffe und gleicher Wechſelwirkung,“ muß uns im
ganzen Pflanzenreiche ftets als Leitfaden dienen; wir finden
ihn jederzeit in der Natur vollfommen beftätige. Wird
alfo durch Winterfroft ein Theil der Wurzeln getödtet, fo
teifft dieſes die oberen feineren (Haarwurzeln), gerade dies
jenigen, die durch ihr vielfeitiged Verzweigen mit ihren
Endfpigen den Saft einfaugen und den Wurjeläften zufuͤh⸗
‚ ten; die wenigen, noch gut gebliebenen Wurzeln fünnen
der unverfürzten Krone mit ihren vielen Aeften und Zweigen
unmoͤglich die volle Bodenernaͤhrung, wie früher, verfchaffen;
die unvollfommene Ernährung wird ein ſchwaͤchliches Wachs⸗
thum veranlaſſen, der Baum muß ſiech werden, einzelne
Aeſte ſterben ab, und manche Baͤume gehen wohl gan
ju Grunde,
Diefed bemerkend fehnitt ih an meinen Spalierbiumen
fon im Sommer 1841 mehrere fränfliche Aefte aus, ans
dere zurüd, und fand den beften Erfolg. Meine größeren
Bäume ließ ich unberührt. Als ich aber, dur) das Gelbs
werden der Weinberge im Sommer 1842 aus ganz ents
gegengefeßter Urfahe, ald fie es fonft zu werden pflegen,
naher aufgeflärt, über diefen Gegenftand einen. Auffas
fhrieb *), wurde ich erft auf das wahre Verhaͤltniß der
Wurzeln zu den dufern heilen aufmerffamer. Ich ers
flärte mir nun erft die Krankheit der Bäume, und mit -der
Erfenntnig waren die Mittel zur Nachhilfe nicht fern.
IH weiß wohl, daß während der Ruhe der Vegetation,
dor dem Sprofien, die eigentlihe Zeit. zum Baumfchnitte
9) Abgedrudkt in der Brauendorfer Gartenzeitung vom %. 1843.
— 18 —
iſt, und wie ſehr oft die Natur einen verſpaͤteten oder
ungeſchickten Schnitt beſtraft. Die Zeit zum Baumſchnitt
war uͤberſchritten; ich glaubte aber, daß hier ein Sommers
fihnitt zur Rettung ded Baumes angewendet. werden koͤnne
und muͤſſe. Ich machte einen Verſuch an dem meift ber
fhädigten Apfelbaume meined Gartens, von der Dicke eines
Armes, der früher gang gefund und Fräftig war und
fhöne Früchte trug, während der verfloffenen Jahre aber
nur mit gelben Blättern befest war, und die Srüchte gleich
nach der. Blüthe wieder abwarf, was fi, im Fruͤhjahre
1843 wieder zeigte. Ich ließ. ihm vor dem zweiten Safte,
Mitte Juni, die Aefte auf die Hälfte zuruͤckſchneiden. Es
entwickelten ſich ſchon nach Verlauf von vier Wochen kraͤftige
junge Schoſſe wovon noch in demſelben Jahre mehrere zu
einer Höhe von 1 Fuß heran wuchſen. Der Baum bekam
ein geſundes Ausſehen und fihien ſich volfommen erholt -
zu ‚haben, litt auch nicht von der allgemeinen Krankheit,
der Anfangs Juli auf der Oberfeite mit einem. braunen
Staube belegten Blätter der Apfelbaume; doch waren feine
Blätter etwas empfindlich für den Brenner an den heißen
Tagen vom 14 —20. Auguft.
Ich glaube, diefen Gegenftand im allgemeinen Intereſſe
anregen zu dürfen, und erlaube mir, darauf aufmerffam
zu machen, daß bei einem wiederfehrenden Falle der Baum
ſich nicht ſelbſt überlaffen bleiben darf. Die menſchliche
Hand muß thätig fein, ein angemeſſenes Verhältnig zwifchen
den befchädigten Wurzeln und den Aeften zu erhalten und
wieder herzuftellen. Das Näthlichfte ift allerdings, ſolche
Bäume im Frühjahre auszuſchneiden. Diefes Fann aber
derfäumt werden, oder man kann wohl auch durd)
den Fruͤhlingstrieb ſich erft die Ueberzeugung verſchaffen,
in wiefern der Froſt auf jeden einzelnen Baum ein⸗
wirftes denn es koͤnnen Bäume von einer Größe und
einem Standorte, der eine mehr, der andere weniger ers
feoren fein, was in dem SKernftamme und der verfihiedens
artigen Bewurzelung ſeinen Grund bat. Sobald man aber
— m —-
durch den geſchwaͤchten Fruͤhlingstrieb über die Größe der
Beſchaͤdigung belehtt und auf die jedem Baume entſpre⸗
chende Hilfe aufmerkſam gemacht iſt, ſo ſaͤume man nicht,
ihn auch im Sommer zu beſchneiden. Denn ſo gefaͤhrlich
es waͤre, einen Baum von entſprechendem Verhaͤltniſſe der
Wurzeln zu den Aeſten beſonders auf fettem Boden im
——A zu beſchneiden, ſo geſchieht es hier mit dem beſten
Erfo ge. Man unterlaſſe es nicht, den Baum noch vor
Eintritt des zweiten Saftes einzukurzen, was doch nur an
den aͤußern Theilen geſchieht und keine große Verwundung
veranlaßt, die ſich in einigen Jahren wieder vernarbt.
Wie viele Baͤume haͤtten ſo vor dem Abſterben ge⸗
ſchuͤtzt werden, hätten ſich wieder als geſunde Bäume ers
kraͤftigen und noch lange durch ihre geſegneten Fruͤchte
lohnen koͤnnen, welche ohne dieſe Hilfe. abgeſtorben ſind!
Im gleichen: Tale muß: auch der, Weinſtock im
Fruͤhjahre weniger und fürzeres Holz, ald in gewöhnlichen:
Jahren, angefchnitten erhalten. Die Bodenernährung fommt
dadurch mit den äußern Theilen in ein gleiches Verhaͤltniß;
durch Die Neproduftion der Wurzel: erfräftigt: der: Pi
wieder und wird gefund.
m ge
— 190 —
XVII.
Etwas über einige mineralifche Düngitoffe.
Aus den Verhandlungen des Landwirthfchaftlichen Vereins
mitgetheilt
Be von
deſſen Secretair Eduard Lange.
Nachdem dur die Aufnahme von 8 neuen Mits
gliedern, den 1. November 1843, die Mitgliederzahl des
Landwirthfehaftlichen Vereins bis auf 91 vermehrt worden
war, ging man ohne Weiteres zu den bis zur heutigen
Sigung verfchobenen Fragen über die mineralifhen Düngs
ftoffe über, welde von Herrn Pesold in Goldſchau ſchrift⸗
li) beantwortet waren, welche Beantwortungen diefer auch
jedesmal zuerft vorlas,
Die erfte Trage war: „Welche Erfahrungen find
bei und über den Gebraud und die Wirfung der Gyps⸗
düngung gemacht worden, und bei welcher Pflanzenart
und Bodenbefchaffenheit zeigte fich diefe beſonders wirffam ?
Nach den Erfahrungen von Bärenfteind, Mehnerts
und Anderer fol die Wirfung des Gypſens jeßt auf unferem
Boden lange nicht mehr fo entfchieden und durchgreifend
fein, als vor etwa 20 Jahren. — So durfte. damals
bei Mehnerts Vater der Saamenflee nicht mit Gyps bes
fireuet werden und blieb gegen den gegyypſten ſtets Flein
und fpärlih, war aber daflr aud) ergiebig an Saamen,
während diefer jet, obgleich ebenfo ohne Gypsdüngung
gelafien, faum gegen den gegypſten zurücdbleibt.e Und
Pachter Henks, der feit 18 Jahren feinen Klee weder mit,
Gyps noch mit Düngefalz beftreut, hatte gleichwohl, bes
— 441 —
fonderd in den legten Jahren nie über ein fpärlichere&
Wachsthum deffelben zu klagen. Kreſſe fand dagegen den
Gyps nad) vielfachen Verfuchen auf fein andres Gewaͤchs,
‚ald auf den Klee wirffam, glaubte aber aud) hier einen
halben Scheffel für den Acker hinreichend, weil nad) feinen
Berfuhen größere Mengen bei günftiger Witterung kaum
größeren Erfolg, bei ungünftigem Wetter aber fogar ein
Verbrennen der Pflanzen zur Folge gehabt hätten. Ueber⸗
haupt fiheint die Witterung bei der Gypsdüngung von
großem Einfluß zn fein, indem in dem einen Jahre auf.
demfelben Kleeacker der ungedüngte Klee eben fo gut
waͤchſt, ald der mit Gyps oder Düngefalz gedüngte, in
dem anderen Jahre aber wieder ein merflicher Unterfchied
zu Gunften des gedüngten hervortritt. Es darf namentlid)
nicht fogleih auf den auögeftreuten Gyps regnen, fonft
quilt er nicht auf, wie im Sonnenfchein, fondern klebt zu
unwirffamen Slumpen zufemmen, Was. die Bodens
befchaffenheit anlangt, fo wirft er am wohlthätigften auf
zaͤhem und ftrengem Boden, fo daß vielleicht feine vermins
derte Wirffamfeit zum Theil daher fommt, weil jest der
Boden durdy die vielfadhere Bearbeitung überhaupt ſchon
lockerer und aufgefchloffener ift, ald vor 20 Jahren. Die
günftigfte Wirfung aber Hat er unter allen Pflanzen auf
Klee, für den ihn aud) viele Anweſende noch immer als
dad geeignetfte Düngemittel anfahen, ob ihm gleich Nies
mand einen: fehe nachhaltigen Einfluß beilegte. — Weit
wweifelhafter war feine Wirfung auf Exrbfen, Wien, Bobs
nen und andere Hülfenfrüchte, die Petzold vertheidigte,
Andere beftritten und wieder Andere nur auf das Blätters
werf, keineswegs aber auf die Saamenergiebigfeit diefer
Fruͤchte zugeftanden. Endlich rühmte noch Kammergutös
pachter Loͤhner ſeinen Einfluß anf einen Weinſtock, der
danach außerordentlich gewachſen, aber keine Bluͤthen ge⸗
bracht habe, und Gutsbeſitzer Mehnert erzaͤhlte, daß eine
ge Weiſe, mit Gyps theilweis beſtreut, an dieſen
tellen im erſten Jahre das uͤppigſte Wachsthum gezeigt
— MB —
babe, fo dab Moos und Binfen wie verſchwunden und
gelber Klee auf einmal in Menge vorhanden gewefen wäre;
‚allein ſchon im folgenden Jahre fein Moos und Schilf
wieder fichtbar, die Unergiebigfeit der Wiefe aber noch aufs
fallender gewefen ald vorher, fo daß fie faum durch
Dünger wieder habe hergeftellt werden fünnen, Dagegen
haben aber v. Bärenftein und Kreſſe bei fi) dad Moos
auch nicht ein Jahr vor dem Gyps verfchwinden gefehen.
Da nun aber der Gyps ald fehwefelfaurer Kalk ſchwerlich
unmittelbar die Pflanzen nähren fann, fo ſchien auch die
Frage, wie derfelbe der Vegetation überhaupt förderlich fein
fönne, nicht unwichtig. Niemand wagte aber zu entfcheis
‚den, ob er wirklich aus der Luft Fohlenfaured Ammoniaf
anziehe, und ſich mit diefem gegenfeitig in fohlenfauren
Kalf und in ſchwefelſaures Ammoniak zerfege, welcher legtere
‚dann durch feinen Sticfftoffgehalt und vieleicht auch durch
feine: Schwefelfäure und deren Schwefel der Vegetation
ſdrderlich werden foll,
Die zweite Frage war: „Welche Wirkung bringt
Kauf auf Aeckern und Wiefen hervor; für welchen Boden
und für, welche Gewächfe ift die Kalkduͤngung vorzüglich
geeignet, und welches ift dazu die befte Zeit?
Petzold hält Kalfotıngung vorzüglich für humusreichen
Boden, v. Bärenftein und Paſtor Meifel auch auf Lehm
und befonderd auf fihweren, thonigen Boden geeignet,
Wagner will nicht allein die Befchaffenheit des Bodens
am fich, fondern auch feine biöherige Benutzung berüdfichtiget
wiflen, indem ſich die Kalfdüngung bei ihm auf bisheriges
Holjland bei deſſen Umwandlung in Feld ausgezeichnet
wirffam erwieſen und: diefen lehmigen Holzboden in wer
nigen Jahren außerordentlich gelocfert und verbeflert habe.
Nur müfe man den Kalk trofen einbringen. _ Dann
folge ihm ſchoͤnes Fornreiches Getreide, das ſich nicht
leicht Tagere, und gegen dad nur’ etwa der Einwand ges
macht werden "tönne, daß das Stroh etwas zäh und
— — — —
— 143 —
von den Dferden als Hädfel etwas weniger gen ige
frefien werde.
Kreſſe brachte in diefem Jahre etwas alten Kalt auf
vorjähriges Gerftland, das heuer zu Hafer beftimmt war.
Das damit gedüngte Beet Hafer ftand weit beffer, al
die übrigen, der Hafer blieb dicht und wuchshaft, ald der
andere Anfangs Fränfelte, wurde aber am Ende auch lager,
wie der übrige,
Henks und Löhner fanden den Kalf, allein und mit
Braunfohlenafche gemengt, fehr wirffam als Wiefendüngung,
Loͤhner namentlich auf moorige Neuwiefen, wo feine Wirfung
mehrere Jahre fichtbar blieb. Während aber Henfs meinte,
daß der Erfolg des im Frühjahr geftreuten Kalks erft im
Grummet recht fihtbar werde, hatte Hager I. auf einer
MWiefe die Erfahrung gemacht, daß das Wachsthum nad)
Kalk zwar ſchnell eintrete, aber auch fehnell vorüber fei,
Doc, ſtellte fi) bald heraus, daß diefe Wieſe Mergel zum
Untergrund hatte, deflen Kalfgehalt allerdings jede Kalk⸗
dingung unraͤthlich zu machen fihien.
Daß aber Kalf auch auf vieljähriges Aderland vor⸗
theilhaft wirke, hatte Kröber erfahren, bei welchem 24 Adfer
Geld, das alle 3 Jahre gehörig gedüngt worden war, doch
nie gehörige Ernten gebracht hatte, bis er daſſelbe aufer
mit 32 Fudern Stallmift noch mit 47 Scheffeln Kalk
düngete und dabei blos 4 Stellen ohne Kalf lieg. Dee
Kalf wurde untergepflügt und das Korn ftand, nur mit
Auönahme: der vier nicht gefalften Plaͤtze, ſehr gut und
wurde nicht lager, wie anderes, gleich ſchoͤnes Korn in der
Nähe. Wenn ſonach Kalf fi) in fehr vielen Bodens
verhältniffen wirffam zeigt, fo dürfte derfelbe vieleicht nur
bei Kalfs und Mergelboden und in trocknen Jahren auf
Sandboden unräthlic) fein und dabei wohl allen Pflans
jengattungen gute Dienfte leiften. Die Fleinfte Quantität
auf 4 Acer Landes dürften 4—5 Scheffel, und eine
siemlich reiche Kalfdüngung fchon 7 — 10 Scheffel fein.
WM man aber den Kalf nicht blos eineggen, fondern
u —
unterpflügen, dann fann man wohl, wie Kröber, bis zu
20 Scheffeln auf den Ader anfteigen. Was nun endlich
die Art des Aufbringend anlangt, fo erzeugt das Gtreuen
aus freier Hand bei den Arbeitern Augenentzuͤndung und
Huften, weßhalb fi) die Mengung ded Kalks mit Erde,
oder dad GStreuen aus der Nadeberge mit ber Schaufel,
welche der Arbeiter immer ein wenig bin und herwendet,
empfahl. Anderwärtd fahrt man den Kalf in Haufen auf
die Aecker, läßt ihn hier zerfallen und freut ihm dann, mit
oder ohne Erdebeimifhung, ihn mit der Schaufel umher⸗
werfend. Alle Beläftigung der Arbeiter würde aber durch
die Anmwendung einer zweckmaͤßigen Gyps⸗ und Kalfs
fireumafchine wegfallen, wie fie, den Saͤemaſchinen aͤhn⸗
lich, namentli im Mecklenburgiſchen gebraucht werden
follen, und Here Löhner verſprach, dad Modell einer folhen
bei der nächfteh Verfammlung vorzuzeigen,
Da nun aber der Kalf ald folcher nur in fehr fleinen
Duantitäten in die Pflanzen aufgenommen wird, fo ift
die Frage, wodurch derfelbe denn eigentlich fo günftig auf
die Vegetation wirfe, von Widhtigfeit.
Vielleicht dadurch, daß er die Humudfäure neutralifict
und nad) und nad in nährende Kohlenfäure oder andere
Koblenftoffverbindungen übergehen laßt, oder daß er die
Kohlenfäure vom Kali, Natron und Ammoniaf abzieht und _
diefe Bafen dadurch, vieleicht nun auch mit Kiefelfäure
verbunden, den Pflanzen zugänglicher madt. Aber mag
es auch zugehen, wie ed will, der Kalf bleibt ein vor
zuͤgliches und dabei (der Scheffel zu 4 Thlr.) nicht eben
theures Düngungsmittel für die Aecker und Wieſen.
Die dritte Frage wars „Weldhe Erfahrungen Füns
nen über dad Düngen mit Knochenmehl angeführt wers
den? Wie viel _Scheffel oder Gentner find namentlich)
einee mäßigen Stalmiftdüngung für einen Altenburger
Acer gleich zu feßen, und ift diefe Düngung wirffamer,
wenn fie vor oder nach dem Winter, wenn fie auf feuche
tem oder trodnem Boden angervendet- wird 2“
— 15 —
Da Herr Petzold hieruͤber nicht ſelbſt gemachte Ers
fahrungen beizubringen hatte, ſo begnuͤgte er ſich damit,
einige anderwaͤrts gemachte Erfahrungen aus Schriften zu⸗
ſammenzuſtellen und zu wiederholen, worauf Rittmeiſter
v. Baͤrenſtein das Wort nahm und bemerkte, daß ſich die
Knochenmehlduͤngung bei ihm im Kleinen und bei ſeinem
Schwager im Voigtlande im Großen, trotz der verſchieden⸗
artigſten von dieſem Letztern gemachten Verſuche und Be⸗
handlungsarten erfolglos bewieſen habe.
Hager J. hatte von ihr auf einem Gerſtenacker keinen,
auf 3 Beeten Lein aber einen ganz vorzuͤglichen Erfolg
—⸗ EEE
wahrgenommen, indem der Flachs hier weit ſchoͤner war,
als auf den Beeten daneben.
Loͤhner hatte von 9 Ackern Feld zu Sommerruͤbſamen
3 Acker mit Stallmiſt und 6 Acker mit Knochenmehl aus
Leipzig gedüngt und ziemlich gleich guten Rübfamen auf
beiden Theilen geerntet: aber der Noggen im darauf fols
genden und der Hafer im zweiten Jahre waren weit
fhöner auf dem mit Knochenmehl, ald auf dem mit Stalls
mift gedüngten Lande.
Man müfje aber, fuhr derfelbe fort, das Knochens
mehl ſchon vor dem Winter, oder doch ganz zeitig im
Fruͤhjahre anwenden, wenn es feine Wirfung nicht erft in
den nächften Jahren aͤußern folle.
Auh auf Kirfhbäume Habe ed bei ihm die beſte
MWirfung gehabt, indem diefe foweit als fie, jeder Baum
etwa mit einer Backmulde vol Knochenmehl, gedüngt wors
den feien, ein viel freudigeres Wachsthum gezeigt Hätten,
ald die übrigen Bäume. Dagegen hatte Kröber, ebenfalls
bei Flachs, vom Knochenmehl Feine Wirfung gefpürt, gab -
aber zu, daſſelbe vieleicht zu fpät auf den Acer gebracht
u haben. Um die entgegen ftehenden Erfahrungen noch
um eine zu vermehren, erzählte nun auch Hager I., daß
Dr. Glaß auf Zſchillichau feit mehreren Jahren ſich faft
44 der Knochenmehlduͤngung mit gutem Erfolge
A 10
= ME
bediene und fich fo beſſer zu fichen glaube, als wenn er
noch feinen Viehſtand hätte, wie früher, und mit Stalmift
dünge, Die erforderliche Quantität Knochenmehl, das man
pr. Centner mit 14 Thlr. bezahlt hatte, ſchlug Loͤhner mit
8 Centner fuͤr J Acker an und erklaͤrte zugleich einen
maͤßig feuchten Boden fuͤr dieſe Duͤngung geeigneter, als
trocknen Boden, wobei jedoch Rittmeiſter v. Baͤrenſtein
bemerkte, daß man allgemein feuchten und ſchweren een
dazu für ungeeignet halte.
Offenbar fehlte ed über diefe Düngung noch an hins
geichenden, alfeitigen Erfahrungen, zumal da zwifchen Kno—⸗
henmehl von feifhen und Knochenmehl von alten, halb
verweften Knochen, dem vieleicht noch Kalf und andere
minder wirffame Zufäge beigemengt find, ein großer Unters
fhied if. So war man auch darüber nicht wohl im
Klaren, ob ſich dad Knochenmehl erft erhigen ka ehe
"man ed auöftreue oder nicht.
Es beftehen aber die Knochen, der Hauptfache nach,
aus phosphorfaurem und Fohlenfaurem Kalf und aus Gal⸗
lerte, die wiederum aus Kohlenftoff, Sauerftoff, Waſſerſtoff
und Sticfftoff zufammengefest ift. Letztere Stoffe find zu>
gleich Hauptbeftandtheile aller Pflanzen, und deßhalb Fünz
nen frifche Knochen nach gehöriger Zerfleinerung und Aufs
fhliegung faum erfolglos bleiben, Dagegen nähert ſich
dad SKnochenmehl aus verweften Knochen fihon mehr der
Kalkduͤngung, übertrifft diefe jedoch durch) ihren Gehalt an
Phosphorfäure, die namentlich der Waizen, wenn auch nur
in kleinen Quantitäten bedürfen fol, fteht ihr aber nad,
weil beim SKnochenmehl der Kalf feine Kohlenfäure ſchon
mit fich führt, wenn er auch wegen des früheren Gallert⸗
gehaltes der Knochen in auögezeichnet lockerm und aufgeſchloſſe⸗
nem Zuftande in den Knochen, enthalten iſt. Jedenfalls
find darüber noch weitere, vergleichende Verfuche bei uns
anzuftellen und dabei die Wirfung auf eine längere Reihe
von Jahren hinaus nicht außer Acht zu laflen.
: "mr, —
Die noch übrigen Fragen über mineralifche Duͤng⸗
mittel follen in der naͤchſten Verfammlung im Monat
Januar verhandelt werden.
Nach Erledigung einiger andern Angelegenheiten wurs
den hierauf noch 3, vom Herrn Dr. Richter in Roda_eins
gefandte Kartoffeln, welche von der in jener Gegend vors
fommenden Sartoffelflechte mehr oder weniger. angegriffen
waren, berumgezeigt und dabei bemerkt, daß man diefes
Uebel in unferer Gegend noch niemald wahrgenommen habe,
Den Nachmittag darauf wurden. noch eine Anzahl
landwirthſchaftlicher Geräthe und Mafchinen unter den Mit
gliedern verfteigert.
XV.
Fortgefekte Verhandlunge
des
Landwirthſchaftlichen Vereins über mineraliſche Düngftoffe,
En mitgetheilt
von deſſen Secretaic Ed. Lange,
Die vierte Frage Tautetes „Auf welchem Boden und
unter welchen Berhältniffen wirft Mergeldüngung vors
theilhaft? Wie wird diefelbe dem Acker einverleibt, und wie
viel ift davon auf den Altenburger Acker nöthig ? Wie viel
Zahre Hält diefe Düngung nah? In welchen Gegenden
unſeres Landes find gute und reichliche Mergellager vors
handen, und wo wird diefe Düngung bereitd mit Vortheil
bei und angewendet?
| 10 *
— 148 —
Man begann mit dem legten Theil diefer Gefammt-
frage, wobei ſich herausftellte, daß nur um Pofa und Pöhla
noch mit Mergel, gedüngt wird, und zwar 350 — 450 Kar⸗
ren auf 1 Acker. Der Boden ift dort mürber, eifens
ſchuͤſſiger Lehm, und im Mergel fiheint der Thon das
Borwiegende zu fein, Er wirft mindeftens 30 bis 40 Jahre
lang und befonderd günftig auf dad Sommergetreide, bei
dem man nicht gerade über Vermehrung des Unfrautes zu
lagen hat. Früher ift aber auch an vielen andern Orten
Mergel angewendet worden z. B. um Kriebitzſch nach
Urfunden ſchon im 16. Jahrhundert und ebenfo auch um
Goͤldſchen vor langer Zeit, wie die von den alten Mergels
gruben zurücgebliebenen tiefen Löcher dafelbft verrathen.
Daffelbe weiß man auch durch Ueberlieferung von der
Saaraifchen, Burfersdorfer, Kürbiger, Kosmaer und Knaus
fhen Flur, wo aber überall Senf, Hederih und andere
Unfräuter mehr als fonft hervortreten und meiftend auch
dad Auswintern des Kleed und MWintergetreided ſich als
eine ebenfo nachhaltige Folge der duch den Mergel hervor:
gebrachten Bodenloderung bemerflih macht.
Man bielt denfelben daher, wenigftens in Verbindung
mit dem Kleebau, in den meiften - Berhältniffen unferer
Gegend für ſchaͤdlich, befonders in trocknen Jahren, ohne
damit die guten Erfolge um Pofa und Pöhla, oder auch
die Erfahrung Winkler in Prehna, der im dritten Jahre
auf gemergeltem Boden vorzüglich ſchoͤne Gerfte erbaut hatte,
irgendwie zu beftreiten.
Es finden fich aber gute und reichhaltige Mergel⸗
lager faft unter ſaͤmmtlichen Befisungen des Nittmeifters
v. Bärenftein auf Zechau, jedoch erſt 20—25 Ellen tief,
unter Lehm (doc) werden diefe nicht benugt, weil der Merz
gel den Boden zu troden und locker machen würde) ferner
im Thale des Stadtbaches oberhalb Altenburg, vielleicht
bis zu deflen Entftehung und im Sprottenthale oberhalb
Saara. Hier liegt derfelbe etwa zwei Ellen tief unter der
Rafennarbe der Thalwiefen. - Gewöhnlidy wird der Mergel
= 19 —
gegen den Winter ausgebracht, dann ein Jahr lang zur
Berwitterung an der Luft liegen gelaffen, hierauf im naͤch—
fien Winter auf die Felder gefahren, wie Erde geſtreut
und trocken untergebracht. Seine Wirfung beruht haupt—⸗
ſaͤchlich auf denjenigen feiner Beftandtheile, die in dem
Boden, welchem er beigemifcht wird, nicht reichlih genug
vorhanden find, und die Bodenmifchungen oft fo vortheils
baft erfcheinen laſſen. Man muß daher, um Mergel mit
Vortheil anzuwenden, nicht allein die Beftandtheile ſei—
ned Bodens, fondern auch des Mergeld fennen, den man
anwenden will, weil in diefem bald der Kalf, bald der
Thon und bald der Sand die Hauptfahe ausmacht.
Die fünfte Frage: „Bei welchen Früchten und in
welchem Verhältniß ift Düngefalz zu empfehlen, und wie
viel ift davon auf 1 Altenb. Acker nöthig?" veranlafte
zunachft die Vorbemerfung, daß man hier 3 Arten Dünges
falz zu unterfcheiden habe, alö a) das hauptfächlid aus
Gyps beftehende, welches der Dornenftein der GSalinen
z. B. in Dürrenberg hergebe, und welches neuerdingd wohl
auch mit Braunfohlenafche gemifcht verfauft werde und
dadurch, nicht zu feiner Empfehlung, der dritten Sorte näher
gefommen fei, b) das in Heinrichshall bei Köftris vers
Fäufliche, welches hauptfählih aus dem Pfannenftein der
Siedepfannen der dortigen Saline, vieleicht mit einem
Afchenzufas, gebildet, aus Kalf, Gyps, Glauberfalz und
Kochſalz zufammengefegt und fehr hisiger Natur fei, und
endlich c) die gehaltlofefte Art, nämlih Braunkohlenaſche
mit Salzfoole gefhwängert, wie fie neuerdings in Dürren>
berg, Sulza ꝛc. bereitet und ausgeboten werde,
Was nun a) den Dornenftein anlangt, fo gleicht
derfelbe, fofern er nicht durch Braunfohlenafhenzufas an
Gehalt verloren bat, in feiner Wirfung dem Gyps, von
dem er fich nur durch feinen Salzgehalt und feine Tertur
unterſcheidet, und fommt bei und blos deßhalb weit feltener
in Anwendung, weil er, namentlich durch den weitern
Transport, Foftfpieliger iſt, als Gyps. Man nimmt davon
%
— 150 —
3 bi6 14 Scheffel auf 1 Ader Klee und glaubt, daß dies
ſes Düngefaly vielleicht etwas Tangfamer, aber dabei auch
nachhaltiger wirfe, ald Gyps, was namentlich auch Hager II.
beftätigte, bei dem der Roggen da, wo der Klee vorher mit
Düngefalz beftreut worden war, augenfcheinlich beffer ftand,
als daneben, wo ‚fein Düngefalz auf den Klee gebracht
worden war, Dagegen begweifelt Kreſſe dieſe Nachhaltigkeit
der Wirfung ‚gegen den Gyps, welchem letztern Hans aus
Breitenhain das. Verwerfen der Kühe zufchrieb, wenn ders
felbe auf den. Kleeblättern liegen bliebe und fo mit diefen
verfüttert werde,
Ebenfoviel Hat man auch Pfannenftein aus Heinrichs⸗
ball auf den Ader Landes gebracht und damit theild Ge⸗
treide, theils Ruͤbſen gedüngt, Namentlich) düngte Hager I.
damit fehr zeitig im Frühjahe Winterrübfen (14 Scheffel
u 3 Thlr. auf 1Ader), der darnad) weit beſſer ftand, als
daneben, wo theils mit Gyps, theild gar nicht gedüngt
worden war,
Bon der dritten Art Düngefalz, der Braunkohlenaſche
mit Salzſoole geſchwaͤngert, hatte Junghanns wenig oder,
keine Wirkung geſpuͤrt, und man erklaͤrte dieſe kaum der
Transportkoſten werth, ſowie auch uͤberhaupt alle dieſe
Duͤngemittel wegen dieſer und aͤhnlicher Beichenuns ſehr
in ihrem Kredit verloren haben.
Die ſechſte Frage lautete: „Wo iſt Rus als Duͤn⸗
gungsmittel anzurathen, und welche Vorſicht iſt beim Aus⸗
ſtreuen deſſelben noͤthig?“
Man antwortete: auf Wieſen oder auf Kleeland, und
zwar 1 Scheffel auf den Acker, obgleich v. Baͤrenſtein mit
I Scheffeln auf den Adler eine noch) viel uͤppigere Vegeta⸗
tion hervorgerufen hatte, Nur hält feine Wirfung wenig
an und ft oft fihon beim Grummet faft verſchwunden,
wenn man ihn im Frühjahr auöftreut. Doch gewann
Nittmeifter v. Bärenftein bei Kopfflee nach Rus 3 ſehr
reihlihe Schnitte und hatte auf diefer Stelle dann noch
immer lageres Korn. ° Hierzu bemerkt Kröber, daß er bei
- mE -
Getreide nach einer ftarfen Rusduͤngung 8 Scheffel auf 1 Adern).
zwar üppiged Stroh, aber flache Körner erhalten habe, das
gegen aber wiederum Schmiddemeifter Junghanns, daß fein
Korn, mit Rus beftreut, an Stroh und Körnern fehr er>
giebig gewefen fei, während der Rus eingeeggt, Feine Wir⸗
kung darauf geäußert habe.
Das letztere beftätige auch Hager I. und Andere, fo
daß die Wechfelwirfung des Ruſes mit dem Sauerftoff der
Luft und die almählihe Verwandlung feines: Kohlenftoffs
in Kohlenſaͤure deſſen Einfluß zu bedingen feheint.
Nachdem nun noch die Wirfung des Ruſes auf
Rapps gerühmt worden war, warnte Pachter Löhner zulest
nody davor, denfelben nicht nad) anhaltender Dürre und
nicht zu dick auszuſtreuen, weil er fonft die zarteren Pflans
gen verbrenne,
‚Die fiebente Frage: „Sind Hornfpandlingungen bei
uns bereitdö im Großen gemacht worden, und zwar mit
welchem Erfolge? Wie viel Hornfpäne find bei uns auf
1 Ader erforderlich 7 veranlaßte zunachft Heren Rittmeiſter
v. Bärenftein zw der Mittheilung, daß er früher in Hai⸗
nichen im Königreich Sachfen mit ſchoͤnen, kleinen, holz⸗
freien Hornfpänen, und zwar mit 20 Dresdner Scheffeln
auf 1 Ader gedüngt und eine außerordentlic) ‚vortheilhafte
und nachhaltige Wirfung bemerft habe, Aehnliches ruͤhmt
Loͤhner von Rößelmüllers größeren und feinen eignen klei⸗
neren Verfuchen mit der Hornfpandüngung auf Feld und
auf Baumpflanzungen,
Heinfe aus Kosma düngte 1 Acer Sommerrüßfen mit
15 FZudern Stallmift und einen zweiten Ader Sommers
ruͤbſen mit 15 Scheffeln Hornfpänen, die ee im vorigen
Dahr, bei der großen Nachfrage nach ähnlichen Dünges
mitteln, den Scheffel mit 20 Ngr. bezahlen mußte; Lestere
Pflügte er unter und hatte davon eine färfere Wirkung,
als von der Miftdüngung.
7 Dagegen brachte Kreſſe vor fängerer Zeit 40 Scheffel
' ziemlich grobe Hornfpäne auf 1 Ader Feld und bemerfte
|
|
- 12 —
weder in diefem erften Jahre, noch in den nachfolgenden
Früchten eine entfchiedene Wirfung, wad um fo mehr aufs
fiel, ald dieſes Feld an ſich nicht zu den ſchlechten gehörte,
Nun folgte die achte Frage: „Wie läßt ſich unfere
Braunfohlenafche am beften zur Düngung benugen, und
wirft diefe befjer auf Feldern oder auf Wiefen, auf trods
nem oder auf naffem Boden 2
Auch hier wurden mehrere Einzelerfahrungen mits
getheilt, aber nicht ein völlig einftimmiges Gefammturtheil
gewonnen.
Kreſſe, Hans und Löhner riethen, fie auf naffe Wie—
fen reichlich zu verwenden, und führten mandherlei dafür
fprechende Erfolge an, während v. Baͤrenſtein fie lieber
auf etwas trodne Wiefen zu bringen empfahl, wogegen
Hager I. bemerkte, daß einer feiner Nachbarn auf einer
folhen damit nur eine Menge Moos hervorgerufen habe.
Porzig hatte fie auf feuchten Feldern mit gutem Erfolg
verwendet, wozu fie auch in die Gegend von Penig vers
fahren und daſelbſt gefhägt wird. Hager I. benust fie
zur Anfertigung von Compoft, den er auf Krautfeld oder
auf Wiefen bringt und fehr wirffam findet. Dagegen gab
Braunfohlenafche, mit Jauche gefchwängert, bei. Berger in
Wilchwitz auf feuchten Felde faft feine Wirfung, während
fie . bei demfelben auf feuchten Wiefen und zwar ohne
Jauchezuſatz nicht erfolglos blieb. Endlich machte noch
Löhner auf die nachtheilige Wirkung der Braunfohlenafche
für Baumpflanzungen, namentlich für Kirſchbaͤume aufmerfs
fan, die darnad) biöweilen felbft eingingen.
Nah allen diefen Mittheilungen glaubte man der
Braunfohlenafche, die meift aus Kalf, Thon und Sand
befteht und durch den Kaligehalt des gewöhnlich mit vera
brannten Holzes noch einen etwas höhern Werth erhält, an
fi) faum eine größere Wirfung zugeftehen zu dürfen, als
den Einfluß, welchen überhaupt die Miſchung verfchiedener
Bodenarten bat, wenn diefelbe dem vorhandenen Boden
etwa fehlende Beftandtheile zuführt.
— 15 —
Die legte Frage war: „Sind bei und Verſuche mit
noch andern mineralifchen Düngftoffen z. B. mit Ziegelmehl,
mit verdünnter Schwefelfäure, mit den Fünftlihen Duͤng⸗
mitteln, die in Waldheim und in Dürrenberg fabricirt wers
den, mit Guano und mit dem Brennen des Bodens ges
macht worden und zwar mit welchem Erfolge ?‘
Rittmeiſter v. Bärenftein antwortete: Das Ziegel
mehl von fehr ſchwach gebrannten Ziegeln ift auf fehweren
Feldern faft fo ftarf, wie Erde aufgefahren, ein treffliches
Lockerungsmittel, allein für den, welcher daſſelbe faufen fol,
gewiß ftetö zu theuer, Ich Habe fo die Abgänge von mei⸗
ner Ziegelei mit Erfolg als Düngmittel verwendet. Da>
gegen bat bei mir verdünnte Schwefelfäure auf Klee und
zwar auf den erften Schnitt defjelben ähnlich und ebenfo
wenig nachhaltig wie Gyps gewirft,, Von der legtern
hatte Kröber auf einer etwas trocknen Wiefe feinen Erfolg
bemerft, und Kreſſe bei nur 100facher Verdünnung zuerft
dad Grad verbrannt, dann aber feine befondere Nach⸗
wirfung verfpürt.
r Die Waldheimer und Dürrenberger Düngfubftanzen
waren von Niemand verfucht worden, infofern nicht etwa
die bereitö erwähnte, mit Salzwaſſer gefchwängerte Braun-
fohlenafhe aus Dürrenberg hierbei in Betracht Fommt.
Dad Guano endlich, welches urfprünglidy aus dem Thierz
“reihe ftammt, ift für uns viel zu theuer (der Gentner über
7 ahle.) und möglichen Verfaͤlſchungen zu fehr auögefest,
um einen größern Gebrauch zu geftatten, bat ſich jedod)
bei Löhner auf Sommerrübfen noch etwas wirffamer, als
Schaafmift und in der Gegend von Eifenberg auf einer
Hochwieſe außerordentlich wirffam gezeigt. Deögleichen
halt man auch das Brennen ded Bodens in unfern Ver:
haͤltniſſen für durchaus unpraktiſch. Wenigſtens lag durch⸗
aus keine Erfahrung daruͤber vor.
XIX. si ? 4 | vH
Preisvertheilung
des
landwirthſchaftlichen Vereins.
Zur Förderung der bei Gelegenheit der ſiebenten Ver⸗
fammtlung deutfiher Lands und Forftwirthe, in Altenburg
zu veranftaltenden Ausftellung landwirthſchaft—
licher Erzeugniffe waren von dem hiefigen landwirth⸗
fhaftlihen Verein unter dem 31, Zuli d. 3. mehrere
Preife oͤffentlich ausgefegt worden, über deren
Zuerfennung und Vertheilung durch die hierzu ernannten
Preiörichter wir Folgendes befannt zu machen haben.
I. Bei den Pferden find nicht fowohl die edelften
Thiere arabifcher Abkunft, als vielmehr folche Thiere beruͤck—
fihtigt worden, „welche zur Vervolfommnung der Landes
pferdezucht vorzugsweife geeignet erfchienen. Es fü nd dem=
nach folgende 5 Preife vertheilt worden:
4) ein jilberner Becher an den Gutöbefiger M. Rice
in Heyersdorf für einen Schimmelhengft;
2) ein filberner Becher an den Gutöbefiser M. Koͤh⸗
ler in Selleriö für eine braune Stute;
3) ein filberner Becher an den Rittergutöbefi ißer v. Mans»
bad auf Franfenhaufen für eine braune Vollblutſtute;
4) ein Silberner Becher an den Gutöbefiser Apel in
Knau für ein zweijähriges gelbes Fohlen; J
5)48 Thlr. an den Gutsbeſitzer Chr, Kipping in
Lehma für eine ſechsjaͤhrige Schimmelſtute.
II. Fuͤr Rind vieh find 13 Preife — wor⸗
den, und zwar
a) fuͤr reine Raſſethiere:
nachdem Rittergutöbefißer -Dr. Cruſius auf Ruͤdigsdorf
und Sahlis die Annahme der ihm fuͤr ſeine ausgeſtellten
- 15 —
zahlreichen und. fihönen Thiere zugedachten erften Preife
freundlid abgelehnt Hatte:
1) ein filberner "Becher an den Profeffor Schweiger
in Sharand für einen Ayfhire» Bullen;
2) ein filbernee Becher an den Gutöbefiser Apel in
Modelwis- für eine Friedländer Kuhz
3) ein filberner Becher an den Paftor Krusfh in
Trautzſchen für eine tragende Oldenburger Salbe;
4 48 Thlr. an. den Hauptmann v. Einſiedel auf
Gnandſtein für eine Voigtländer Kuh. Doch iſt dies
fer Preis wohlwollend abgelehnt und darüber nachher
anderweitig (V. 3) verfügt worden,
5) 15 Thlr. an den Pachter Heitſch auf dem Kammer⸗
gute Ehrenberg fuͤr eine Frieſiſche Kuh;
h fuͤr Lande und Baſtardvieh:
1) ein filberner Becher an den Hauptmann v. Eins
fiedel auf Gmandftein für einen Allgauer Bullen;
2) ein ſilberner Becher an den Rittmeifter v. Baͤ ren⸗
ftein. auf Zehau für eine Landkuh;
3) ein filberner Becher an den Paftor Thienemann
in Tegfwig für eine tragende Kalbe;
4) 18 Thlr. an den Defonomieinfpeftor Garten in
Glauchau für eine Landkuh;
5) 16 Thlr. an den Pohlhofspachter Zetz ſche in Alten
burg für eine Landkuh;
6) 14 Thlr. an den Pachter Henkß in Windiſchleuba
fuͤr eine Landkuh;
7 12 Thlr. an den Gutsbeſitzer Apel in Knau fuͤr eine
Landkuh;
8) 10 Thlr. an den Gutsbeſitzer Zetſche in Kriebitſch
fuͤr ein Abſetzkalb.
I. Füur Schaafe
lamen die erſten Preiſe nicht zur Vertheilung, wohl aber
9 18 Thlr. an den Rittergutsbeſi iger Lommagfd) aus
Heinitz bei Meißen fr einen Schaafbock;
= —
2,15 Thlr. an den Kaufmann Behm aus Boitzenburg
im Mecklenburgiſchen, als Anerkenntniß ſeiner Ver⸗
J der Fuͤtterung mit Maulbeerblaͤttern.
.Fuͤr Schweine wurde nur 1 Preis vertheilt,
—
12 Thlr. an den Kammergutspachter Löhner in Wilch⸗
wis für einen Eber.
V. Für neu erfundene oder verbefferte
landwirthfhaftlihe Geräthe und Mafhinen
6 Preiſe, ald:
1) ein filberner Becher an den Mafchinenbauer Theophil
Weiſe in Dresden für eine leichtconftruirte Hands
ſchrotmuͤhle mit Müplftein ;
2) 18 Thlr. an den Stellmacher Schade in Wilden⸗
boͤrten für den Statenpflug, welcher beim Probe⸗
pflügen den geringften Kraftaufwand erforderte;
' 3)18 Thlr. an den Schmiedemeifter Sunfhänel in
Raum bei Lößnig für einen verbefferten Pflug; ;
4) 15 Thlt. an den Mafchinenbauer Erbfe in Gera
für eine verbefferte Säemafıhine zur Reihenſaat;
5) 12 Thlr. an den Maſchinenbauer Luͤdke in Vehlow
bei Kyritz für eine verbefjerte Alban’fche Saͤemaſchine;
6)9 Thlr. an den Zeugarbeiter Heilmann in Groß⸗
ſtoͤbnitz, als Berfertiger einer Flachsbrechmaſchine für
den landwirthſchaftlichen Verein.
VI. Für Produfte des Feld- und Gartens
baues 3 Preife, als:
1) ein filberner Becher an den Kammergutöpachter Lö J
ner in Wilchwitz wegen der eingelieferten zahlreichen
Kartoffelſorten, Getreideproben in Achren, Obftforten
und Sämereien;z
2) 18 Thlr. an den Paftor Krusfd in Trautzſchen
für die von ihm in Achren und auögedrofchen in
Säden gelieferten Getreideproben;
-' 11 -
3) 15 Thlr. an den Schulcollaborator Lange in Altens
burg für die von ihm theild aus Saamen erzeugten,
theild aus Hannover, Hamburg 2. eingeführten Kars
toffelforten. |
Indem wir dieſes Verzeichniß hiermit befannt machen
und zugleih allen Denjenigen, welche unfere Ausftelung
durch Beiträge irgend einer Art unterftügt haben, herzlich
danfen, koͤnnen wir den Wunſch und die Hoffnung nicht
unterdrüden, daß das ſchoͤne Feſt, deſſen Theilnehmer und
Zeugen wie gewefen find, ein erhöhtes Streben nach Vers
volfommnung aller unferer Erzeugniffe und eine immer
größere Thätigfeit und Negfamfeit in allen Zweigen der
Landwirthſchaft unter uns zurüclaflen, und daß ung die
dankbar anerfannte Fürforge unferer Staatöregierung aud)
in Zufunft in den Stand fesen möge, ähnliche Ausftelun
gen von Zeit zu Zeit zu wiederholen. .
Altenburg, den 26. September 1843,
Der Borftand des landwirthſchaftl. Vereins.
Im Auftrage
Eduard Lange, Secretair.
XX.
Miscellen und Notizen.
In Nr. 41 der Allgem, Gartenzeitung (Jahrgang
1842) berichten, die Herren 3. Baumann und Sohn aud
Bollwiller, daß fie die nachtheiligen Wirfungen der Dürre
des Sommers 1842 von ihren Pflanzungen durch Aufs
fodfern der Oberfläche und durch Zudecken der entftandenen
Riſſe im Boden abgewendet hätten, was mit der Erfahrung
‚ sufammenftimmt, daß manche fandige Landfteiche in jenem
u
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— 158 —
Jahre weit beſſere Ernten gaben, als andere Gegenden mit
ſonſt weit feuchterem, aber mehr bindendem Boden. Bei
den Herren Baumann iſt es ſelbſt den Gartenarbeitern
‚ ‚aufgefallen, daß noch niemals rajolter Grasboden beim
Najolen 2—3 Fuß tief ausgedorrt war, während der
Boden der aufgelocerten Baumpflanzungen daneben unten
fi) davon wie eine feuchte Wand unterfchied. Daher ges
lang ihnen aud) troß aller Dürre dad Ofuliren ungewöhnz
fih gut, fo daß von ungefähr 200,000 Augen nicht ein
Procent fehlgefhlagen fein fol, — 5 litten bei ihnen
nur junge Staͤmmchen, deren Wurzeln nicht tief genug in
die Erde drangen, durch die Hitze, während ältere Bäume
üppig wuchfen und die Ofulanten vom Jahre vorher Triebe‘
von 5 bis 10 Fuß machten, Ueber diefe Weppigfeit zwi⸗
fen den verbrannten Wiefen und Feldern umher hätten
viele Reifende geftaunt, und aud) die Weinreben und
Weinſchulen hätten in Folge des Auflocferns fich vor den
Reben der Nachbarn durch ein weit dunflered Gruͤn und
durch fehönere Trauben entfihieden ausgezeichnet.
Aller Wahrfcheinlichfeit nach wird man bei allen tiefer
wurzelnden Pflanzen auch anderwärts ähnliche Erfahrungen
gemacht haben.
Ableger von veredelten Obftbäumen
fol man jest in Belgien nach dem Vorgange der Chines
fen folgendermaßen gewinnen. Man windet einen dünnen
Draht feft um den zum Ableger beftimmten, aufrecht zu
richtenden Zweig eined veredelten Obftbaumes und zwar
an der Stelle, wo er Wurzeln ſchlagen fol, Hier bildet
fi) in Folge davon bald eine Wulſt. Nun macht man
unterhalb des Drahtringes mit einem ſcharfen Meſſer einen
Ringſchnitt bis zur Haͤlfte der Dicke des Zweiges, umwin⸗
det dieſen unterhalb der Wulſt mit einer Bleiplatte, ſo
daß dieſe eine aufrecht ſtehende Duͤte bildet, welche außer
der Wulſt noch eine Quantitaͤt Erde aufnehmen kann.
— —
mM —
Noͤthigen Falld wird dieſe Düte an einigen Nebenäften
noch befeftigt, und die, Erde bei trocknem Wetter ange⸗
feuchtet. Nun Fommen aus der Wulft Wurzeln hervor,
wodurch der fo verbreitete Zweig zum Abtrennen und Eins
pflanzen in die Erde gefchieft wird, Das fo gewonnene
Baͤumchen bedarf natürlich Feiner weitern Veredlung, fon-
dern ift wurzelaͤcht.
Neber den Brand im Waizen
ſtellte der Halberftädter landwirthſchaftliche Verein folgende
Verſuche an: .
a) Den 14. September 1842 wurden 1700 vollreife,
brandfreie Waizenkoͤrner ohne alle Vorbereitung geſaͤet
und den 12, Zuli 1843 davon 600. ganz brandfreie
Achten geerntet.
b) Den 14, September 1842 wurden 246 Waizenförner,
die Feine volle Reife erlangt hatten, auf demfelben
Beste gefüet und davon 253 Aehren mit völlig brands
freien gefunden Körnern gewonnen,
° 0) Den 14, September 1842 wurden dicht daneben 1700
vollreife und brandfreie Körner, welche Furz vorher mit
Brandftaub trocken eingerieben und vermengt waren,
gefäet und den 12, Zuli 1843 1194 Achren gezählt,
die jedoch nur Flein und Ale vom Brande befallen
waren.
d) Den 13, November 1842 wurden neben dieſer mit
Brandftaub vermifchten Ausfaat 1700 brandfreie
Koͤrner ausgeſaͤet, die zuvor mit Kupfervitriol einge⸗
waͤſſert waren. Dieſe brachten den 12. Juli 1848
352 voͤllig brandfreie Aehren.
e) Den 18. November 1842 wurden von demſelben
Waizen daneben 1700 Körner ausgeſaͤet, welche vor—
den 12, Zuli 1843 davon 537 ganz brandfreie Achren
eingeerntet.
>
ber auf die gewöhnliche Weiſe eingefalft waren, und -
2 2
f) Den 13. November 1842 wurden daneben 1700 Koͤr⸗
ner von einer brandigen Ernte, alfo natürlich mit
Brandftaub vermifcht, audgefäet und davon den
12, Zuli 1843 630 Aehren gewonnen, wovon nur 80
brandfreie und 542 vom Brand befallene waren.
Um Spaliernägel vor dem Roften zu fhüs
Gen erhist man eine Menge ſolcher Nägel, jedoch nicht
bis zum Glühen, in einem Gefäße und gieft fodann etwas
Wallfiſchthran darauf. Dadurch) werden fie auf mehrere
Jahre vor dem Noften gefchüst und follen ſogar durch
ihren Geruch die Infeften von dem Spalier entfernt halten.
Den Salat fann man vor dem Schoflen, wodurd)
fel6ft die fehönften Köpfe zum Eſſen unbrauchbar werden,
bewahren, wenn man den Strunk des Salatkopfes über
der Erde mit einem feharfen Meffer bis etwa zur Hälfte
einfchneidet. Dadurch wird der Zufluß des Saftes fo ge⸗
mäßigt, daß die Staude nur fortgrünt, aber längere Zeit
nicht fortwächft. So kann man feinen herangewachfenen
Salat nad) Bequemlichkeit im Haushalt anwenden, ohne
bald durch den Mangel, bald durch die Ueberfülle eßbarer
Köpfe in BVerlegenheit gefest zu werden.
. . —
—
x
ıNak
—VV —DV— —
rn
D.
ZA
u
ft,
r.
Nachmittagittags 2 Uhr.
Stand desiStand and des Zuftand
Baro— As dee des
meters, | meteneters, | Wetters.
237" 6,9+ 16, 19,0° wiE, N.
68 | 20,165 165 wEW.
50 | 207 16,0 |wiE. ®.
= 43 | 17,145 WE ®.
8 | 161590 RM.
= 70 | 14140 mE
= 91) 141,3 wi. ®.
= 100 | 16,155 wie. ®.
9,1 16, 17,5 helle ®.
81 19, 19,0 helle N.
8,3 14,' 14,0 helle ©.
= 87 | 164150 He D.
-
z
-
z
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9,
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90
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“ “ “ w “ u “ w u“ uw
12 u.
78 20;: 16,0 helle D.
= 810) 17,51725 helle ©.
0 197 175 helle D.
TRY 204 175 helle ©.
0 20, 17,5 \helle ©.
20,7 16,5 helle N.
3,6 DL T60 helle N. W.
Mittler
h Birmfl
6,0 | 19,7°170 helle W.
6,8 18,0 14,0 \wiE. W.
5, 20,145 WEN.D.
4,9 19; 14,0 wiE, MW.
8,2 17, 10,0 |Reg. ®.
9,0 20,0 10,25 'wIt. W.
88 — 80° wif, 9 N.
— 15090 vi. & W
I 20, —
—
— 1, FT mug fi, Se te wu au
Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh S Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh S Uhr. Nachmittags 2 Uhr.
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© |Stand des Stand des) Zuſtand Stand des Stand des Zuſtand Stand des Stand bes u | Sand Dealesunn tale Alk hand beel&iund due] Bufand
& Baro= Thermo— “ Baro-Thermo— des = Baro⸗ — a ee en Bi a is — Ben
meters. | meters. Wetters. |meters. | meters, | Wetters, meters, |meters. | Wetters. meters, | meters, Wetters, ö meters. | meters. | Wetters, | meters, | metere. | Wetters.
1 27% 54 95° Meg. W. 27% 6,274 + 11,5° |Reg. W. — — 6,84 120 Itr. W. 27" 694 16,9° wik. ©. MR, 1 127”10,5°)+ 14,0° Itv, N. 27°10,7° + 19,0° wolf, NR.
Faleezza — 13,07 Reg. ®. —— 14,0 helle = 68 200 wE©&.®. | 2|- 102 | 140 .®. = 100.) 165 ww
— 69 | 1125 |Re. ©. E73 27509. | 3|- 55 16,25 If. ©. - 50 205 |wiE. ©. cw.um.] 3 |= 109 13,0 helle ®. |= 108 | 7160 nE.W.
== 78 | 1,35 it. ®. = 78 | 155 wi N. ®. 4|-: 50 13,25 Reg. W. = 483 17,0 \wiE. ®. 43 [E2u6)50| E20 um E70 4350ER |
5 |= 29 | 16,25 helle ©. - 78 21,0 helle ©. > |= 40 12,0 wi, W. = 48 16,5 wiE. W. —— 70 10,0 |Neg. W. -u.75 13,0 |. N. ®.
6|= 70 | 17,75 hie © ©. |= 65 23,5 helle ©. Se 120 hie ©. |- 70 140 |\.®. | 6 80 11,25 |wif. ®. = 80 14,0 nm.
7|= 683| 935 hte&.® |- 78 20,0 wi. W. EaAEmSS 12,0 wit, ®. zus 14,0 wi. ®. 7|= 99 | 115 hellen. - 101 | Bw W |
8]: 89 | BO WEN .- |= 80 175 wit. ©. 8 = 10,1 13,0. wi. ®. - 100 160 wiE.©.®. | 8|- IL1 10,5 nebl. W. = 11,2 155 wie WW.
9|= 60 | 150 ik. ©. - 61 1875 he ©. _ |-9|= 93 12,35 wii. N.W. |- 91 16,5 helle W. 9 = 108 12,0 |\wif. ©. = 103 | 1175 beie
10 |= 47 | 140 |tR. = 32 | 180 Itr. D.om.v.m.| I0|- 85 | 140 heine. = 81 190 helle N. 10.|- 95 | 130 helle ©. = 90 | 190 heile N.
11 |- 40 | 13,75 will, N. = 5,0 190 wid ®. Gm.| 11 |=- 75 16,0 nik. ©. = 75 | 20,0 tt. m.00.6c.v.w. 11|-: 90 11,5 heile N. OD. |= 93 17,0 helle ©.
12alemu776 14,0 helle W. ⸗79 17,5 heſle W. 12 ! =, 80 12,0 Reg. N. WB. |= 83 14,5 tr. N. W. 12 |- 105 10,5 helle R. DO. |= 10,7 14,0 helle ©,
| 13 |-= 61 | 150 heile ©. nz 19,0 \wiE. N. 13 | = 90 140 tt. ®. — 16,0 wi. ©. 13 = 110 9,75 helle ©. = 10,6 15,0 helle ©.
14 | 66 | 160 wi. ®. = 60 19,5 wit. N. 14 |- "82 15,0 Helle N. 9. |= 78 205 helle ©. 14 |= 97 10,5 helle ©. = 96 | 160 Heike ©.
15 |- 70 | 145 m N. ®. — — 80 15,5 |helle ©. = 810| 17,25 wiEN. om.v.m.| 15 |= 9,4 115 bie O9, — |= 9 17,25 helle DO.
16 = 93 | 1425 we @ "|- 93 | 150 It. @. 16 = 90 145 here N. DO. |= 90 195 Hefe N. ©. | 16 |= 10,0 | -13,0 helle D. = 10,2 17,5 ihelle ©.
17 |: 105 | 45 wiE ®. - 105 17,25 |hele NR. ®. | 17 |= 94 135 |helle ©. - 93 20,0 |pelle 2. 17 \= 11,4 10,0 helle D. = 11,5 175 \hele ©.
18 |= 88 | 160 helle ©. - 74 21,5 helle ©. 18 |= 96 14,0 helle 2. = 90 20,0. helle ©. 18 |= 115 15 hie ©. |= 108 175 hee 0.
19 |= 45 | 180 helle ©. = 3,9 130 Reg. ®. 19 |= 85 15,0. |hele ©. 2. |= 81 20,5 helle D. 19 [= 105 10,0 helle © - 10,1 16,5 Helle N
20 |= 36 | 150 wik ®. = 40 185 tr. ©, ©. 20 = 66 15,5 _|pelle D. = 56 | 21,5 |helle D. 20 |= 7977 9,0 helle S - 92 | 7160 HeEN.W.
1 21|- 45 | 320 ee &.W. |= 44 )1045 wE©: |21|- 61 155 hie © |= 60 19,5 \viE. ®. 21 |= 90 10,0 helle S = 90 | 170 helle W.
22 - 43 | 11,5 Reg. ®. = 48 17 B0 WE ©.®8. |2]= 75 13,0 nik. ©. = 768 150 nik. ©. 22 |= 90 11,5 tt. W = 92 14,0 wik. W
233|- 27| 20 —— 23 |= 55 155 wiE ©. = 55 20,0 \wiE. W. 23 | = 109 IB.nEN.M. |= 97 145 WEN. MW.
24 |- 28 | 115 |. ®. = 44 130 .®. [24 )- 46 14,5 wi. ©; = 49 195 _|wiE. ©. 24 |= 106 80 | ®. = 99 | 1140 ni ®. 7
25 |- 72 | 10,25 wiE. ®. = 69 115 wii. ®. 3|=- 74 140 tr. ©. ®. - 82 17,5 |wiE. ®. 35|- 10,5 |nebl. ©. = 58 10,0 Reg. W
%|- 74 | 10 N9©%8. = 78 12,0 WEN. W. | 26 |= 93 15,0 helle ©. = 90 20,0 yelle ©. 26 |= 50 75 \wif. ®. = 44 10,25 TE. W
27\= 80 115 hie ©: = 72 140 |. ®. 27|= 94 150 bie ©... |=- 88 21,5 helle N. 27 EEG 65 |Reg. W. 2718 80 wii N.
23|- 57 | 120 fen. W = 56 150 ve N. ®. |238|- 88 53. |=- 89 15,0 helle N. ©. | 28] = 16 62 wi ©.W. |=- 16 90 nE.©.W.
291 = 77,021 1255. te. ©; - 66 16,5. \wif. ©. "9|- 8| 10 ©. » 88 20,0 nie. @. 29 = 28 5,0 | Neg. N. = 44 707 te 0, 0001
30 |= 50 | 150 hie © ©. |- 50 | 190 wii. ©. @. | 30 |- 92 | 16,0 Iheik ©. = 91 | 195 nik. ®. |30|= 59 55_ nl. ©. W. |- 50 DB SW
31 |= 50 | 50 we &®. |- 51 16,0 wik. R.®. | 31 |= 98 15,0 wi. &®. |- 98 195 wit. ®.
Höchfter Barometerftand den 18. September = 27” 41,5%, Mittler Barometerftand = 97" 6,5".
Tieffter Barometerftand den 25. Juli = 97° 41,5% Wärmfter Tag den 6. Juli = + 25,59. x
Erklärungen der Abkürzungen: tr, truͤbe, wlk. wolkig, nebl. nebelig, Neg, Negen, Gew, Gewitter, Gew, v. w. Gewitter von weitem, D. Oft, S, Sid, W. Wet, N, Nord,
XXI.
Das Stiftungsfeſt
des
Kunſt- und Handwerksvereins
den 5. Febr. 1844.
Da der 4. Febr., als der eigentliche Stiftungstag des
Kunſt⸗ und Handwerfövereind, dies Mal auf einen Sonntag
fiel, fo war die Feftfeiee auf den 5. Februar verfchoben
worden. *
Nachdem nun Nachmittags gegen 2 Uhr unſer Durch⸗
lauchtigſter Proteftor Herzog Joſeph und Sr, Durchlaucht
Prinz Georg erfihienen waren und die Fleine Auöftellung,
welche von den Herren Dietrich, Finf und Wach und von
Heren Jacob aus Schmölln mit mancherlei Gemälden, fo
wie auch vom Hofmechanikus SKalfoff und vom Gürtlers
meifter Köhler mit einigen andern SKunftgegenftänden, von
dem Letzteren namentlich mit einem dem Verein zum Ges
fhenf gemachten Pofal auögeftattet worden war, in Aus
genfchein genommen hatten, eröffnete der wieder erwählte
Bereinsdireetor, Steuerrath Meißner, die Feſtſitzung mit
einigen Worten, worauf dann 1) der Profeffor Lange ald
Bereinöfecretaie den Jahresbericht des SKunft» und Hands
werfövereind, 2) der ebenfalld wieder erwählte Bicedirector
des Vereins, Regierungsrath Dr. Bad, ald Secretair des
Directoriumd der Kunfte und Handwerköfchule den Jahres⸗
— die mancherlei inlaͤndiſchen verwandten Vereine
11
— 12 —
und Schulen und 3) abermald der Profefjor Lange den
"Jahresbericht der hiefigen Kunfts und Handwerföfchule vor:
trug und endlih der Vorfigende die Feftfigung gegen 4 Uhr
fhloß und die Verfammelten die für diefelbe uns freunds
lich zugeftandne Freimaurerloge verließen.
Nun folgte zur Nachfeier auf dem Schuͤtzenhauſe ein
einfaches Feftmahl, an welchem auch die weiblichen Famis
lienglieder der Zutrittsberechtigten Antheil nahmen, fo daß
der Hauptfaal mit feinen 218 Sigplägen nicht außreichte,
Durd) die alten guten Lieder und eine Fülle finniger Trinf-
fprüche gehoben, dauerten die Tafelfreuden bis gegen 8 Uhr,
worauf dann unter einem großen Zufluß jüngerer Feſtge—
noſſen der Ball begann und erft fpät dad ganze Feft beſchloß.
XXI.
Bericht
Ä über
das 26. Jahr des Kunft- und Handwerkövereins,
‚erftattet am Stiftungöfefte deffelben
den 5. Febr, 1844
5 von
deffen Secretair Eduard Lange.
Das GStiftungöfeft unferes Kunftz und Handwerks⸗
vereind war ftetd der Erinnerung und der Hoffnung geweiht,
indem es unfere Blicke theild der Vergangenheit, theils der
Zufunft zuwendete. Heute fehweifen diefe ſchon über 26
Sabre zuruͤck, ein Beftehen, deſſen ſich nur die wenigften
deutfchen Gewerbvereine rühmen koͤnnen, ſelbſt viele ſolche
nicht, gegen deren Ausbreitung und Wirkfamfeit wir wohl:
— MB —
bereitwillig zurücktreten. Fuͤrwahr, es hat fi) Vieles in
diefen 26 Yahren verändert, verändert in unferer Stadt,
in unſerem Staate, in unferem Baterlande, ja über die
Gränzen ded gefammten Europad hinaus auf der ganzen
Erde! Das Leben pulfirt jest ſchnell, und die mächtige
Dampffraft feheint nicht blos die Wagen und Schiffe be
flügelt zu haben,
„Iſt aber diefe Eile auch gut 24 höre ich forglich fras
gen, „und führt fie die Menfchheit zum erfehnten Gluͤcke?“ —
Ich weiß es nichtz aber Der, welcher unferer Erde 4 und
dem Lichte 40,000 Meilen in jeder Secunde fortzufchreiten
geboten, hat gewiß auch die Fortfihritte der Menfchheit ers
mefjen und leitet auch fie mit weifer Allmacht. Bon dies
fem Standpunfte aus ſcheint es nicht blos als unberufener
Dünfel, fondern auch als vergebliched Bemühen, wenn ein»
zelne beforgte Menfchenfeelen den Lauf der Zeiten reguliren
und den großen Entwicfelungsgang der gefammten Menfchs
beit langfamer und gemäcdjliher machen wollen. Sie füns
nen wohl für ihre Perfon oder auch für die Reifegefenfchaft,
die fich ihrer Führung anvertraut hat, täglich ein Stuͤck
nah Weften ziehen; die Erdfugel aber dreht ſich mit ihnen
doch ewig nad) Often und kuͤmmert fich nicht um ihre mas
thematifchen Bedenken. Laſſen wir darum alle unpraftifchen
Grübeleien über Das, was nicht unferes Amtes ift, und
wenden wir unfere Blice lieber auf Das, was in unſere
Hand gelegt wurde!
Das verfloſſene 26. Jahr unſeres Vereins war in
mancher Hinſicht ausgezeichnet. In ihm ſtieg die Zahl un⸗
ſerer inlaͤndiſchen Mitglieder nach dem Verluſte dreier der⸗
ſelben durch den Tod*) und nach dem freiwilligen Austritt
“4 Nittergutöbefißerd Steinbach von Lumpzig in Folge der
nahme von 23 neuen hiefigen Mitgliedern **) auf 197,
9 Chirurg Herrmann und 2) Tiſchlermeiſter Keul bier,
3, Beh. Sonfi iſtorlalrath und Superintendent Dr. Shuderoff in
FD) Bucbindermeifter Bad, 2) Leinwebermeifter Böhme,
* Shumaderm, Buſch, 4) Sandesjuftiz = en ftorialauditor
— 164 —
von denen nicht weniger als 151 unſerer Stadt ſelbſt an⸗
gehoͤren. Leider ſind wir uͤber die auswaͤrtigen Mitglieder
nicht eben ſo vollſtaͤndig im Klaren und entbehren ſelbſt
uͤber das Leben nicht Weniger derſelben aller Nachrichten.
Das kommt daher, daß wir mit den Meiſten keinen leben»
digen Verkehr unterhalten, und daß fie in der Mitgliedfchaft
unferes Vereines nur eine freundliche Aufmerffamfeit erblicken,
die nur felten veranlaßt ift, eine Gegengefälligfeit in Ans
ſpruch zu nehmen. Vielleicht iere ich nicht wefentlich, wenn
ich die Zahl unferer ausländifchen Mitglieder auf 170 ſchaͤtze,
von denen nur ein einziged in diefem Jahre neu aufgenoms
men wurde, nämlich Here Profeffor Haindl, Lehrer an der
polytechniſchen Schule in München, welchem unfer Verein
für die Ueberfendung mehrerer gewerblicher Schriften und
Zeichnungen danfbar verpflichtet: ift.
Wie mit den auswärtigen Mitgliedern, fo ift auch
unfer Verkehr mit verwandten auswärtigen Vereinen in dies
fem Jahre nicht befonderd lebhaft gewefen, indem wir, ab»
gefehen von dem bloßen Austaufch der Vereinsſchriften, nur
mit der Gefelfchaft zur Beförderung der Gewerbe in Würs
temberg einige Schreiben gewechfelt und uns namentlic) auf
deren Beranlaffung zu einem größern Zufammenwirken der
deutfehen Gewerbvereine für die Hebung des Gewerbfleißes
und der Gewerbtreibenden im Vaterlande, fo weit ed näms
lich die deutfchen Staatöregierungen wünfchen und für gut
erachten werden, bereitwillig erflärt und fpater auch unfere
befcheidenen Anfichten über den Einfluß gewifjer Zollbeftims
mungen auf die inländifche Induſtrie nicht zuruͤckbehalten
haben. Unverfennbar ift unfer deutfihes Gewerböwefen im
Dyberi, 5) Klempnerm.. Flach jun., 6) Maurerm. Fiedler,
7) Snftrumentmader Förfter, 8) Ann Friedrich, 9) Bud-
binderm. Graf, 10) Uhrmacherm. Friedr. Hartmann, 11) Sei—
fenfiederm. Heilmann, 12) Regenfhirmfabritant Heitf ch, 13) Con⸗
. bitor Jahn, 14) Buchbinderm. Jüngling, 15) Olaferm. Köhler,
16) Porzellanmaler Matthes, 17) Hoftifhlerm. Meiner, 18) Bür—
ftenfabrifant Meufchfe jun., 19) Pofament. Anton Röhnid,
2 r — Schulze, 21) Architekt Schuſter, 3) Tiſchlerm.
eifert.
=: 165 —
Sortfpreiten und im Streben nad) einer Iebendigeren Vers
einigung und Zufammenwirfung feiner zerftreuten Kräfte bes
griffen; allein fo oft ſich auch die Verfuche zu deren Durchs
führung wiederholt Haben, fo feheint doc der rechte Orgas
nismus dafuͤr noch Feineswegd gefunden zu fein, ein Ors
ganismus, durch welchen felbft die entgegenftehenden Kräfte
vereint, der Kampf derfelben geregelt und zugleich zum Hes
bel der gemeinfamen Fortfchritte gemacht werden müßte: fo
wie die Kolben der Dampfmafıhinen von den eingefchlofles
nen Dämpfen bald auf bald nieder getrieben, dennoch im
Dampfivagen oder im Dampffchiffe die. ganze Mafchine
und Alles, was mit ihr im gehöriger Verbindung. ftcht,
vorwärtd bewegen.
Aber kehren wir zurück von diefem weiten, unbegränz-
ten Gebiete der möglichen Zufunft in die engen Graͤnzen
unferer wirflihen Vergangenheit, welcher diefer Tag zunaͤchſt
beftimmt ift! Es wurden in dem abgelaufenen Jahre im
Ganzen 10 Hauptverfammlungen gehalten; denn wahrend
der großen fiebenten Berfammlung deutfcher Land» und Forfts
wirthe im’ den erften Tagen des Septemberö 1843 war
an ein Abhalten unferer befcheidenen Monatsverfammlung
nicht zu denfen. Die VBerfammlung der Altenburger ging
mit Necht in der Berfammlung der Männer aus allen Gauen
des deutfchen Vaterlandes auf. — Die Durchſchnittszahl
der anmwefenden Mitglieder bei unfern 10 Monatöfisungen
bat fi ich in dieſem Jahre bis auf 28 erhoͤht, eine Zahl,
welche im Vergleich zu dem Mitgliederbeſtande noch keines⸗
wegs betraͤchtlich genannt werden kann.
Die Verhandlungsgegenſtaͤnde bei den Verſammlungen
waren theils allgemein techniſcher Natur, theils betrafen ſie
das Beſtehen und Gedeihen des Vereins ſelbſt. So legte
U der doͤpfermeiſter Jahn einige Proben von kleinen Toͤpfer⸗
geſchirren vor, welche er aus verwittertem Paditzer Porphyr
gebrannt hatte, und bemerkte, daß der daraus entſtandene
Thon zum Brennen ſehr viel Hitze verlange, dann aber auch
mehr Hitze aushalte, als der fettere und gleichartigere Un⸗
*
— 166 —
tetmolbitzer Thon, welchen die hieſigen Töpfer zu verarbei⸗
ten pflegten. Er. babe deshalb ‚unter Anderm auch Kleine
Schmelztiegel daraus gefertigt. und diefe dann, einem Gelb»
gießer und ‚einem Goldarbeiter zur Probe übergeben, welche
fie allerdings auch ‚der Hauptfache nach. beftanden ‚hätten,
Doch. beziehe, man dergleihen Schmelztiegel von anderwärtd
her bereitö fo wohlfeil, daß an einen Gewinn bei der, Bers
wendung. deö verwitterten Porphyrs zu dergleichen Geraͤth⸗
ſchaften wohl eben ſo wenig zu denken ſei, als zu gemei⸗
nem Toͤpfergeſchirr. Ueber die Brauchbarkeit deſſelben zu
Chamotteſteinen ſehen wie noch weiteren Proben und Mit⸗
tbeilungen entgegen. Berner wurden dem Verein 2) durch
den auch) um das Sonntagsſchulweſen vielfach verdienten
Herren Kirchner Role in Roda Proben von Filztuch uͤber⸗
fendet, welche, der Hutmacher Kittel daſelbſt gefertigt hatte,
Zwar fand daſſelbe gegen das Berliner Filztuch entſchie⸗
den nach, doc erregte es ald das erfte inländifche Filztuch
nicht wenig Theilnahme, zumal da der Verfertiger deflelben
es ohne fremde Anweiſung gemacht hatte, weshalb ihm auch
nad) der legten Kunfte und Gewerbeausftellung eine Fleine
Remuneration zuerkannt wurde. Ebenfo erregte au 3)
GSeilermeifter Heinig bier durch) feine Inftrumentfaiten die
Theilnahme ded Vereins, indem man auch bei diefem neuen
- Erzeugniß die Regſamkeit und den Unternehmungdgeift nicht
verfannte, welcher die erfte Bedingung aller gewerblichen
Fortfehritte ift. Daffelbe gilt auch 4) von dem blauen
Sarbeftoff, wovon deffen Berfertiger, Herr Kaufmann Nuͤtzer
in Eifenberg, uns eine Probe überfandte, welche die Hers
ven Hofapothefer Hübler und Profeſſor Dol auf unfern
Wunſch einer chemifchen und techniſchen Prüfung unterwars
fen, wobei jedoch der fehöne Ton diefer Farbe ſich ald uns
beftändig. und unhaltbar auswics.
Gegen diefe mehr oder weniger gelungenen praftifchen
Leiftungen im Gebiete der Technif, treten die bloßen Ber .
richterftattungen von anderwärtd gemachten Erfindungen und
Fortſchritten, fo zweckmaͤßig und erfprießlich fie auch) an ſich
- Mi -
find, von ſelbſt in den Hintergrund zurüd, Es wurden
aber derartige Mittheilungen vorzugsweife von. den; verſchie⸗
denen Direftorialmitgliedern und zwar bald aus Zeitſchrif⸗
tem, ‚bald. aus Briefen. gemacht und, dabei bald. die Da⸗
guerreotypie, ‚bald die Chromatypie, bald die Mittel, Feuch⸗
tigfeit und. Faͤulniß vom Holz durch Schwefelfäure ‚oder
durch. irgend einen Anftrich abzuhalten, bald die Bereitung
des hydrauliſchen Mörteld, bald die, Darſtellung flacher
Decken aus Badfteinen, bald das Chinafilber, bald. die
Zufteifenbahnen und bald der wachfende Verkehr, der. fi
biöher auf unſerer Dampfiwageneifenbahn bewegte, ins Auge
gefaßt, felten. aber die rege Theilnahme der Anmefenden das
für erweckt, welche, eine-felbftgemachte Erfindung oder Leiftung
oder. auch eine die praftifchen Lebensverhältniffe unmittels
bar berührende Maßregel ganz von felbft in Anſpruch nimmt,
Dieſe Theilnahme fand. die diesjährige bei Gelegenheit
der fiebenten Verſammlung deutfher Lands und Forftwirthe
im, Schüßenfaale.den 3, Sept. eröffnete und den. 17. Sept.
geſchloſſene Kunſt- und Gewerbeausftelung, welche haupt⸗
ſaͤchlich in Folge: der fchäsbaren Zufendungen aus dem nach⸗
barlichen Königreih Sachfen reicher ausgeftattet war, als
irgend eine. unſerer früheren Ausſtellungen. Denn der ge
druckte ‚Katalog weift nicht weniger al& 720 Nummern
von Ausftelungsgegenftänden nach, deren mehrere ald Sams
melnummern. oder unter einem beigefügten a und b vers
fhiedene Gegenftände zugleich. umfajlen, und dennoch geht
on aus der Bekanntmachung der in Folge, diefer Aus⸗
elung zuerkannten Preiſe und ſonſtigen Auszeichnungen
be or, daß in jenem Katalog noch immer nicht alle aus⸗
geftellten Gegenftände aufgezählt waren, Es beftanden aber
diefe zuerfannten Auszeichnungen 1) in 3 filbernen und in
6 bronzenen Berdienftmedaillen des Vereins, 2) i in 17 Geld⸗
preifen von je 1 bis zu 4 Louisdor, welche uſammen 34
— ‚betrugen, und, 3) in der. Zuerfennung einer aus⸗
n Belobung, ‚deren noch 9 verſchiedene Einſender
von —— würdig erachtet wurden, wie
= 16 —
diefed Alles die bereitö erwähnte und in unfern Mittheiluns
gen ausdem Ofterlande wieder abgedruckte Befanntmachung *)
näher nachweifet.
Welche Arbeit aber die Vorbereitung, Aufftelung, Bes
auffichtigung und Beurtheilung diefer Austellung der damit
beauftragten Vereinscommiffion gemacht, und welche Aufs
opferung, Ausdauer und Pünftlichfeit**) zur glücflichen Loͤ⸗
fung einer folhen Aufgabe gehöre, dad weiß nur der recht
zu würdigen, der ſchon felbft einmal bei dergleichen zufams
mengefesten Arbeiten in einem ziemlich entlegenen Lokale
unverdroffen und thätig mitwirfte. Es hat fid) daher die
ganze Ausftelungscommiffion, ganz befonders aber ihr Vors
ftand, Herr Advofat und Gerichtödirector Hafe, den Danf
unferes ganzen Vereins, ja überhaupt aller Derer erwors
ben, denen die Ehre und das Fortfchreiten unferes heimis
fhen Gewerbfleißes am Herzen liegt. Diefem thätigen Zus
fammenwirfen fo vieler guter Kräfte entſprach aber auch
die Theilnahme des fehauluftigen Publifums, indem unges
achtet der großen Anzahl Derer, welche zu freiem Zutritt
berechtigt ***) waren, die Einnahme aus den fehr mäßigen
Eintrittögeldern und dabei abgefegten Katalogen doch nicht
weniger ald 469 Thlr. 12 Ngr. 6 Pf. betrug, wozu noch für vers
faufteoofe 533 > 10 = und
» 29 = andere Fleine Einnahmen kom⸗
men, was im Ganzen eine Ges
fammteinnabme von
1007 Thlr. 21Ngr. 6 Pf. begründet, welcher, ganz
abgefehen von den bereitö erwähnten Auszeichnungen und
Preifen, eine Gefammtausgabe von 899 Thlr. 1 Ngr. 7 Pf.
gegenüber fteht, namlich
*) ©, 113, i
**) Es find dabei allein 489 Briefe ein= und abgegangen.
***) Hierzu waren berehtigt fämmtlihe Mitglieder der 7; Ver-
fammlung deutfcher Land» und Forftwirthe, fowie aller 4 hiefigen die
Zwecke diefer Verfammlung durch Beiträge zu den mancherlei Aus
ftellungen fördernden Bereine. -
— 169 —
114 Thlr. 13 Ngr. 8 Pf. für Drud, Schreiberei x.
146 s 6 s 4 » für Fracht, Porto «c,
518» 0 » 5 = für erfaufte Ausloofungsgegens
ftände.
4 » 21 s — 3 für Bedienung, Bewachung ꝛc. u,
5» — ⸗— » uͤbergezahlter Einnahmeantheil
an die Naturforſch. Geſellſchaft.
Gewiß wurden die Arbeiten der Ausftelungscommiffion
und unfere Verpflichtungen gegen die thätigen Mitglieder
derfelben durch die mit der. Auöftellung in Verbindung ges
feste Verloofung einer Anzahl Auöftellungsgegenftände nicht
wenig erhöht; allein damit ift gleichwohl die Ihätigfeit dies
fer Commiffion noch immer nicht erfchöpft, indem dieſe ſich
auch der Mühewaltung bei der furz vorher erfolgten Aus⸗
loofung Rußdorfer Strumpfwaaren unterzog, wozu Herzogs
liche Landesregierung unfern Verein aufgefordert und ers
mächtigt hatte, um der in Folge eingetretener Geſchaͤftsſtockung
und damit zugleich verbundener Theuerung der nothwendigſten
Lebensbedürfniffe mothleidenden Bevölferung diefes gewerbs
fleißigen Ortes auch hierdurdy Hilfreiche Hand angedeihen zu
laffen. Die ganze zw diefem Zwede von den 6 mit dem
« Bertriebe der Loofe beauftragten Vereinsmitgliedern *) eins
genommene Summe betrug 413 Ahle, 21Ngr. 5 Pf. und die
größtentheils durch den Anfauf
der Berloofungsgegenftände
berbeigeführte Ausgabe . 466 = 26 » 7 = fo baßbie
Vereinskaſſe einen baaren
Vorſchuß von 2... 5I:Hlr. 5 Ngr. 2Pf. zu mas
chen hatte, welcher Letztere ihr jedoch ſpaͤter unter Bezeigung
freundlicher und ermunternder Anerkennung aus Herzoglis
her Oberfteuerfafje zuruͤckerſtattet worden ift.
So wie nun der Verein gegen die gefammte Ausftels
lungscommiffion und deren Borfigenden bereits in der October⸗
*) Eonfiftorial= und Regierungsrath Dr. Bad, Kreishauptmann
und Regierungsratd Graf Beuft, Hoffhloffer Graf, Webermeifter
Hohl I., Steuerrath Meißner, Architekt Schmidt.
— AR —
verſammlung des vergangenen Jahres ſeine aufrichtige Dank⸗
barkeit durch ſeinen Director foͤrmlich ausſprach, ſo war dies
auch fruͤher in Bezug auf ein anderes verdientes Vereins⸗
mitglied, den dermaligen Rentamtmann Jecke, geſchehen, als,
dieſer unſere Stadt verließ, um in Ronneburg ſein neues
Amt anzutreten. Als Mitſtifter und vieljaͤhriger Secretair
des Vereins, ſowie als treuer, uneigennuͤtziger, niemals durch
irgend ein Honorar entſchaͤdigter Lehrer feiner Schule von
ihrer erſten Gründung an bis zu feinem Abgange nach Ron⸗
neburg/ ließ dieſer anſpruchloſe, befcheidähe Ehrenmann 8
in dev, That in Zweifel, welches feiner vielen Verdienſte um
den Verein und feine» Schule das größte ſei. Daher fand
auch der Vorſchlag des Directoriumd, demfelben zum Zei⸗
chen unferer danfbaren Anerkennung einen mit der Verdienfts
medaille des Vereins in feinem Deckel gezierten filbernen
Becher zu überreichen, allgemeinen Beifall, und mit Freus
den: 'vernahmen wir darauf von unferm Herrn Director ‚die
Mittheilung ‚daß ihm dieſes unſer Andenfen VO
und erfreulich gewefen fei.
Endlich ward auch die Idee, dem Vereine nad) 25jah⸗
rigem Beſtehen eine eigne bleibende Staͤtte zu erwerben,
nicht aufgegeben, ſondern wiederholt bei verſchiedenen Ge—
legenheiten beſprochen und erwogen. Dazu gab z. B. Here
Siegellacksfabrikant Barth durch den Vorſchlag Veranlaſſung,
mit dem Vereinshauſe zugleich eine Art ſtaͤdtiſches Muſeum
fuͤr Kunſt⸗und Naturgegenſtaͤnde zu errichten; eine Idee,
die an ſich viel Anſprechendes hat, ob es gleich gewiß ſtets
leichter ſein wird, die in unſern 4 verſchiedenen wiſſenſchaft⸗
lichen und gemeinnuͤtzigen Vereinen in getrennter Wirkſam⸗
keit vorhandenen geiſtigen und materiellen Kraͤfte fuͤr ein⸗
zelne gemeinſame Unternehmungen, wie. z.B, fuͤr die man—
cherlei Ausſtellungen bei der großen Verſammlung der deut⸗
ſchen Land⸗ und: Forſtwirthe oder für die Herausgabe uns
ferer gemeinfamen Mittheilungen aus dem Ofterlande zu
vereinigen, als zur Aufgebung ihres verfehiedenen , hiſtoriſch
gefonderten Einzelbeftchens ‚oder a Bereinigung ihrer ge⸗
— MM —
trennten Fleineren oder «größeren Sammlungen zw vermögen,
weil der, Erfolg des Verſuchs, ob Das, was dieſe Vereine
biöher jeder einzeln möglich gemacht haben, bei ihrer Ver—
bindung ‚in einen veinzigen Gefammtverein flr Naturfunde
und: Gewerbfleiß dann vielleicht noch leichter und vollftäns
digernerreicht «werden fönne, nicht allein ungewiß ift,, ſon⸗
dern fuͤr das fernere Beftchen des einen oder andern feldft
bedenklich werden koͤnnte. ı Allein ganz abgefehen von dies
fer an ſich gewiß nicht verwerflichen Idee, fo war die Ber
gelimdung seines eigenen Gewerbehaufes für unfern Verein
und feine Schule auch ohnedies eine anfprechende und nicht
wohl zurüchzumeifende Aufgabe, auf welche wir. theild durch
die Pflicht, an ein anderweitiges Unterfommenunferer mit
dem Berlufte ihres dermaligen Lokales entfihieden bedrohten
Schule zu denfen, theild durch die Befprechung der andere _
wärtd mit gutem Erfolg begründeten "Stadt und Bürgers
bibliothefen, ſowie der immer mehr fi) verbreitenden Ges
felfenfortbildungsvereine «und der imit Verkaufsmagazinen und
Borfchußanftalten für Armere -Gewerbtreibende verbundenen
fortwährenden Induftrienusftellungen mannigfach und wies
derholt zurückgeführt wurden, bis wir endlich den Entſchluß
faßten, unſere desfallfigen Ideen und Wünfche. nicht allein
"einem Wohlloͤblichen Stadtrathe, fondern: aud) Herzoglichem
Hohen Minifterium zu geneigter Prüfung und Unterftügung
vertrauensvoll vorzutragen. Unfere Bittgefuche fanden eine
ſehr wohlwoliende Aufnahme und die freundlichfte Erwis
derung. Doch fonnten wir von der Bereitwilligkeit des
Wohlloͤblichen Stadtraths, und für den beabſichtigten Neu⸗
bau einen hierzu außerordentlich guͤnſtig gelegenen Bauplatz
uͤberlaſſen zu wollen, ſchon um deßwillen keinen Gebrauch
machen, weil Herzogliches Hohes Miniſterium in ſeinem kurz
darauf an das Directorium gelangten, uͤberaus wohlwollen⸗
den Referipte theils die Mittel der oͤffentlichen Kaſſen für
die naͤchſten Jahre bereits durch Beduͤrfniſſe anderer Art
in Anſpruch genommen, theils die Gefahr fuͤr die Kunſt⸗
und Handwerksſchule, ihre bisherigen Lehreaume zu verlie⸗
m —
ten vor der Hand noch nicht für fo drohend erachtete, um
in Bezug auf die in unferm Bittgefuch beiläufig erwähnte
Errichtung einer Realſchule ſchon jegt Hierin einer der Zus
funft vorzubehaltenden Entfcheidung vorzugreifen. Doch
bat uns diefe Behörde, falls ſich unfere Bauplane bei länges
ver Beobachtung troß der hierzu ungünftigen Zeit in der
That unvermeidlich zeigen follten, geftattet, im Monat Sept,
1844 mit fpecieleren Anträgen bervorzutreten.
Diefe Entfcheidung nahm dem Directorium eine nicht
geringe Sorge von dem Herzen. Denn ift ſchon der Bau
eines Haufes für eine Familie, die ein zwar. beftimmtes,
aber von Conjuncturen des Verkehrs abhängiges Gefhäft
betreibt, nicht gerade Teicht, wenn dad Haus den ungewife
fen Anfprüchen der Zufunft genügen und doc) zugleich die
Kräfte und den Eredit der Gegenwart nicht um bloßer zus
Fünftiger Möglichfeiten willen zu ftarf in Anfprud) nehmen
fol; um wie viel fhwieriger muß ed dann hier fein, für
die ungewiffe Zufunft zu bauen, da der Verein, wie feine
Schule eben fo gut, zum Theil felbft in Folge des Baues,
einen neuen größern Auffchwung nehmen, ald auch, mer
weiß, durch welche Nichtung der Zeit oder durch welche
perfönlihen und örtlichen Einflüffe, wieder zur Unbedeutend⸗
heit herabfinfen und unpraktiſch oder überflüffig gemacht
werden fann? Und das Alles laßt fich vieleicht fhon wes
nige Jahre nad Vollendung eines eignen Bereinshaufes
mit ziemlicher Gewißheit erfennen, während es doch jetzt
in gaͤnzliches Dunfel gehuͤllt feheint, woran man aber dann
faum noch denfen würde, wenn alle Welt durd) den Aus
genfchein ein Necht erhalten zu haben glaubte, die überfchwengs
lihen Hoffnungen oder die Fleinmüthige Verzagtheit Derer
zu tadeln, welche eine fo leicht vorauszufehende Zufunft
doch fo gänzlich zu verfennen unglücklich genug gewefen waren.
Um nun aber jedenfalls nichtd zu verabfäumen, was
zur weitern Bereifung diefer Plane dienen möchte, verloren
wir diefelben nicht nur nie ganz aus den Augen, fondern
fuhten fie auch mit einer andern Einrichtung in heilſame
und förderlihe Wechfelwirfung zu bringen, Es hatte näms
lich dem gegenwärtigen Berichterftatter gefchienen, als ob
ed zur Belebung unferer Monatöverfammlungen und zur
nüglichen und anregenden Verwendung der dabei nach Era
ledigung der Taufenden Gefchäfte und der mehr zufällig in
Bereitfchaft gehaltenen technifchen Mittheilungen öfters noch
übrig bleibenden Zeit wefentlich beitragen fünnte, wenn nad)
dem Borgange des landwirthfchaftlichen Vereins und neuerz
dings auch der pomologifhen Geſellſchaft fehon vor der Zur
fammenfunft beftimmte, zeitgemäße Fragen aufgeftellt und
befannt gemacht wären, über welche dann in der Berfamms
fung zu verhandeln fein würde, Es fann dann Jeder ſchon
im Voraus darüber nachdenken und Erfundigungen einziehen,
und er fommt dann fihon mit einer gewiffen Theilnahme
für die zu verhandelnden Gegenflände in die Berfammlung.
Hier bleiben die Mitglieder, wenn die Fragen nur übers
haupt glücklich gewählt und für ihre Lebensverhältniffe von
Belang find, nicht mehr ftumme Zuhörer Deffen, was ihs
nen die Vorſteher ded Vereins etwa mitzutheilen haben,
fondern fie nehmen auch feldftthätig und felbftdenfend an
den Verhandlungen Theil, Iſt dabei die Verſammlung güns
ftig, d. 5. einigermaßen mannigfaltig zufammengefegt, fo
gewinnt jede Seite der aufgeftellten Fragen bald ihren Vera
teeter und jede Einfeitigfeit ihre heilfame Gegenwirfung.
So wählt die Belehrung und eine billige und gemäßigte
Anfiht über die vorliegenden Fragen und Intereſſen faft
ohne Fünftlihe Pflege wie von felbft auf, und follte auch
einmal die Wahrheit verfehlt werden, fo bat ſchon das ges
meinfame Suchen derfelben, ja felbft der redliche Kampf
entgegengefeßter Anfichten einen unverfennbaren Nutzen. Das
bewährte fi) bei und auch ſchon zum Theil in den beiden
letzten Berfammlungen. Denn nachdem der Here Director
fidy mit diefer ihm vorgetragenen Idee einverftanden und des
ten weitere Darlegung vor der Verfammlung für erwünfcht
erklärt hatte, erfolgte ſchon in der hierzu beftimmten vors
legten Berfammlung des Vereins über die Art ihrer Durchs
x
= u
führung eine ziemlich Tebhafte Verhandlung, welche aber in
der legten Berfammlung noch weiter fich verbreitete, als es
nach Erledigung der laufenden Gefchäfte und namentlich
nad) faſt einftimmiger Wiedererwählung des biöherigen Dis
rectoriums zuleßt noch zur Verhandlung der erften aufges
ftellten Frage kam. Diefe Frage lautete: „Iſt die Eroͤff⸗
nung einer fortwährenden Gewerbeausftellung in Verbindung
mit einem Berfaufsmagazin a) für unfere Gewerbtreibens
den wünfchenswerth und b)) bei den beftehenden Gewerbs⸗
und Innungsverhältniffen zulaͤſſig?“
Es wurde nun im Einflange mit einer ſchon vor vies
len Sahren ergangenen Anregung von Seiten unferes erhas
benen Protectord eine ſolche Gewerbeausftelung von vielen
Seiten für wünfchenswerth und zeitgemäß erflärt, weil das
durch der nur vorübergehende Nusen bisweiliger Gewerbes
ausftellungen für Erweckung und Hebung des Gewerbfleis
bes dauernd und anhaltend und durch den Verfauf der aus⸗
geftellten Gegenftände neben der Ehre des oͤffentlichen Bei⸗
falls zugleich) auch eine größere Hoffnung auf den materielz
len Gewinn aus dem Berfauf der auögeftellten Sachen ges
boten werde, weil ferner dem jungen Anfänger, der für fein
foftbares Meifterftücf oder für andere ohne befondere Bez
ſtellung gearbeitete Sachen feinen günftigen Aufftellungsraum
und noch Feine Kundſchaft befigt, welche dergleichen Dinge
bei ihm fucht, dadurch eine günftige Gelegenheit, diefe Erz
zeugniffe dem Publifum vorzuführen und bei fonftiger Preise
würdigfeit und Zweemäßigfeit wohl auch an Kaufluftige
abzufegen und fo zugleich die befte Aufforderung zum weis
tern Fortfehreiten in feinen 2eiftungen ‚geboten werde, und
weil endlich) auch dergleichen gemeinfame Verfaufsmagasine
dad befte Mittel feien, das Faufluftige Publifum, welches
bei den immer mehr wachfenden Verfehrsmitteln ſich forgern
und leicht anderwärts zu verforgen pflege, den hiefigen Pros
ducenten zu erhalten, indem die Bequemlichkeit der Auswahl
unter bereitö fertig vorliegenden. Arbeiten gewiß Manchem,
der nicht gern auf Beftellung arbeiten laͤßt, oder der auch
= B—
nur einem augenblicklichen Bedarf zu befriedigen hat, fich
bier zu verſorgen beftimmen werde, der ſich außerdem ans
derwaͤrts in den Magazinen bloßer Speculanten dur) leichte
und unſolide Schauftücke vieleicht betrogen haben würde.
Das iſt 68 eben, wurde auf der andern Seite: erwidert,
was den Berfaufömagazinen immer entgegen: ftehen muß,
und was fie für den redlichen Gewerbömann ebenfo vers
derblich macht, wie für das Faufende, ſich immer" wieder
ſelbſt täufchende Publifum. Um Käufer anzuloden, arbeis
tet der fonft arbeitlofe Handwerfer ganz unter dem Preife,
und eine vergängliche glänzende Außenfeite ift Alles, worauf
er feinen Fleiß richtet. Güte und Dauerhaftigfeit, durch)
welche der auf Beftelung arbeitende Handwerker fid) feine
Kundfchaft zu erhalten fucht, Fommen bei dem fürden bloß
zufälligen Bedarf Unbefannter arbeitenden, mit dem Abneh⸗
mer in feinerlei Verbindlichfeit ftehenden, fonft unbefchäftigs
ten Gewerbtreibenden nicht in Betracht. Sind dann die
ind Magazin gelieferten Waaren nad einem Jahre noch
nicht verfauft, fo fest man ihren ohnehin. geringen und nur
auf leere Schauftücfe berechneten Preis noch mehr herab,
und fo muß der ohnehin brodlofe Verfertiger ſich am Ende
mit einem wahren Berfchleudern derfelben zufrieden geben.
Das Faufende Publifum aber wird dabei nicht minder bes
trogen; denn unſolide Arbeit iſt auch zu niedrigen Preiſen
noch immer die theuerſte, und bettelarme Handwerker ——
ein Unglüd für jedes Gemeinwefen.
Bei dieſer mit fteigender Lebhaftigfeit fi h nach und
* entfaltenden Diskuſſion blieb auch der zweite Theil der
vorliegenden Frage, naͤmlich die Zulaͤſſigkeit eines ſolchen
Verkaufsmagazins bei den dermaligen Gewerbs⸗ und In⸗
nungsverhaͤltniſſen nicht uneroͤrtetr. Wollte man naͤmlich
die Aufnahmefaͤhigkeit verkaͤuflicher Gegenſtaͤnde auch auf
die Erzeugniſſe von Handwerksmeiſtern oder ſogar von un⸗
berechtigten Privatperſonen außerhalb der Stadt Altenburg
ausdehnen, ſo wuͤrde daſſelbe zu einer offenbaren Umgehung
der beſtehenden Rechte unſerer ſtaͤdtiſchen Innungen fuͤhren,
“
— 176 —
die ſich dann nicht einmal durch die Benutzung aͤhnlicher
Anſtalten anderwaͤrts wuͤrden ſchadlos halten koͤnnen, indem
ſolche Verkaufsmagazine jest noch in unſerer Nachbarſchaft
durchaus nicht eriftiren und dem Vernehmen nad) vor der
Hand nur in Mainz und Aachen begründet worden find.
Man war daher ziemlich einftimmig der Unficht, daß eine
folhe Ausſtellung verfäuflicher Gewerbserzeugniffe nur Pros
‚ben, nicht aber wirfliche Verfaufögegenftände auswärtiger
Meifter enthalten dürfe. Daß dabei auch die Schwierige
feiten der Einrichtung und Verwaltung, welche leßtere der
Gegenftand einer zweiten Frage fein folte, ſchon vielfach
in Erwähnung famen, darf durchaus nicht Wunder nehmen,
wenn man bedenft, wie wenig wir dergleichen öffentliche
Disfuffionen und ein forgfältiges Fefthalten der eben gerade
vorliegenden Hauptfrage gewohnt find. Dabei verging die
wenige noch übrige Zeit ungemein ſchnell, und die Sache
fhien den Verfammelten noch durchaus nicht erſchoͤpft und
namentlich die verfchiedenen Einwendungen in ihrer Halte
barfeit noch durchaus nicht genugfam geprüft, ald der Here
Director daran erinnerte, daß die Zeit der Verfammlung
bereitö verfloffen fei und die Vertagung der weitern Debatte
auf die nächfte Monatöverfammlung räthlich erfcheine. Man
war mit der legten Anficht gern einverftanden, zumal da
man die ihr zu Grunde liegende Thatfache nicht abläugnen
fonnte, und trennte fi) unter mancherlei lebhaften, die Ver—
bandlungen fortfpinnenden Gefprächen.
Der Punft aber, welchen diefe Debatte mit der Idee,
ein Vereinshaus zu erbauen, gemein hat, ift die wichtige
Stage, ob die Herftellung eines geräumigen Ausſtellungs⸗
ſaales mit den etwa noch erforderlichen Nebenzimmern in
den zu entwerfenden Bauplan aufzunehmen ſein wuͤrde oder
nicht. Denn offenbar wuͤrde der Bau eines ſolchen Saa⸗
les, wenn dieſer nur in je 2 Jahren einmal, etwa 14 Tage
hindurch zur Aufnahme unſerer gewöhnlichen Kunſt⸗ und
Gewerbeauöftellung dienen follte, wegen der dadurch nicht
wenig gefteigerten gefanmten Baufoften ald eine Art Vers
u
ſchwendung erfcheinen, die fih nur bei einer Fülle der vors
handenen Mittel, Feineswegs aber bei Verhältniffen rechts
fertigen laſſen würde, wie diefe bei uns vorliegen und bei
Darlegung unferes Kaffenwefend in den Mittheilungen aus
dem Ofterlande veröffentlicht worden find,
So wenig nun aud) durch dieſe unfre Verhandlungen
ein handgreifliches Ergebniß, welches jeder Theilnehmer auf
einem Blatt Papier in der Taſche hätte mit nad) Haufe
nehmen Fönnen, gewonnen worden ift, fo haben wir doch
auch nicht umfonft und ind Blaue hinein geredet, Viel—⸗
mehr fiheint das biöher vorherrfchende paffive Zuhören der
Berfammelten auf Das, was die Beamten und fonftigen
Beauftragten des DVereind vortrugen, einer größern activen
<heilnahme der Mitglieder an den Berhandlungen mehr und
mehr Pla machen zu wollen. Und während unfer Vers
ein, wenigftens feitdem ich die Ehre habe, demfelben anzus
gehören, ſich die ftille Gleichmäßigfeit eines geruhigen Haus⸗
weſens oder den -geräufchlofen Gang «iner gut conftruirten
Mafchine zum Vorbilde genommen zu haben ſchien, die um
fo befjer find, je weniger fie ſich bemerflich machen, fo wird
derfelbe Fünftig vieleicht mehr einem Iebensfrifchen Staate
mit einer energifchen Regierung und mit Fräftigen, ſich für
das Gemeinwefen intereffirenden Staatöbürgern oder wohl
auch einem lebendigen Organismus ähnlich werden, in wel
chem alle Theile zugleich aufnehmend und erzeugend beitras
gen zum Leben und Gedeihen des Ganzen, deſſen Wohlfein,
Kraft und Wirkfamfeit nur auf der zufammenwirfenden Thäs
tigfeit aller einzelnen Glieder beruht.
Doch ift dieſes Sache der Zufunftz fie wird entfcheis
den, ob und wie weit ich mic) ‚hierin geirrt habe.
VI. | air
— 178 —
XXIII.
Ueberſichtliche Darſtellung
des Beſtehens und Wirkens der Kunſt- und Gewerb—
Vereine, der Kunſt-⸗, Gewerb⸗ und Sonntags-Schulen
und aͤhnlichen Anſtalten
in den
Schweſterſtädten des Landes
im Jahr 1843.
* namentlich
7. Sn Ronneburg: \
der Kunft» und Gewerbfihule; geftiftet am 12. Juli 1828,
des Kunfts und Gewerbvereins; = » 7.9uni1843,
1. In Eifenberg:
des Georgenftiftungvereindz; . . geftiftet am 24. Juni 1829,
der Sonntagöfhul; . . -» = 2 6,$ebr.1830,
II. Sin Kahla: ’
der Herzog⸗ Joſephs⸗Sonntagsſchule; geft. am 30, Jan. 1831.
d. Strick⸗ u. Naͤhſchule (Amalienſtiftung) = = 30. Yan, 1840,
der Befchäftigunganftalt5; - » -» = e 30, Jan. 1841.
av. In Luda?
der Sonntagsſchulez : geſtiftet am 8. Juni 1832,
V. In Noda:
der Sonntagöfihules;s + » + geftiftet am 26. April 1835.
vi. Sn Schmölln:
des Kunfts und Gewerbvereind; geftiftet am 7. Dec. 1835.
der Kunft- und Gewerbfchule; 2 = 7,Der, 1835,
vos Sin Göfnik: |
der Sonntagäfchule od. Wagneröftiftung ;geft. amd. Maͤrz1837.
VIII. Sn Orlamünda:
‚der Strick⸗ und Naͤhſchulez . geſtiftet am 21. Nov. 1838.
der. Sonntagefhules + >» 0 = 24,06, 1842,
- 179 —
IX. Sn Menfelwig:
der Sonntagsſchule nebft Strick⸗, Nähe
und Stickſchule, des Jugend» u. Volks⸗
lefevereind daſelbſt und des Sing⸗ und
Leſevereins in Mumsdorf; . geftiftet am 81. Aug, 1840.
Mitgetheilt
am 26, Stiftungfefte des Kunft» und Handwerfövereins
zu Altenburg, den 4. 5. Februar 1844
| durch
den Landesregierung⸗ und Konfiſtorialrath
Dr. Karl Bad,
“als ll. — des Kunft- und Handwerksvereins und Sekretair
Kunft und Handwerksfchule dafelbft,
Auch den Kunft- und Gewerbvereinen, Kunſt⸗ und
Gewerbs und Sonntagöfchulen und ähnlichen Anftalten in
den Schwefterftädten ded Landes ift das Jahr 1843 ver-
floffen mit feinen Sorgen und Hoffnungen, mit feinen Mühen
und Freuden! Die berichtlichen gefaͤlligen Mittheilungen
der verehrlichen Vorftände der genannten gemeinnügigen Ans
ftalten haben mich abermals in den Stand gefeßt, denen,
welche für all ſolche volfsthümliche gewerbliche Fortbildung⸗
anftalten Sinn und Gemüth haben, eine überfihtlihe Dars
ſtellung des Beftehend und Wirfens der oben namhaft ges
machten Schweftervereine und Anftalten in folgenden nach
den Stiftungjahren geordneten Abfchnitten vorzulegen:
J.
Nach) dem von dem Herrn Hofrath Klein in Ron⸗
neburg, ald bisdahinigem Direktor de& dafigen Kunſt⸗
und Gewerbvereins, öffentlich erftatteten und gedruckt
vorliegenden Berichte über dad Beftehen und Wirfen diefes
Vereins und der damit verbundenen KRunfts und Gewerbs
ſchule, vom 1. Zuli 1842 bis 12, Septbr. 1843, und
12*
— 180 —
nach dem neuerlichen ſchriftlichen Nachtrage des gedachten
Herrn Berichtserſtatters dazu vom 3 Januar 1844 hat fo
Verein wie Schule auch in dem abgewichenen Jahre 1843
in erfreuliher Wirffamfeit fortbeftanden. Der Vereinsmit⸗
glieder find, mit Berücdfichtigung dee im Jahreöverlaufe Aus⸗
gefchiedenen und Neuhinzugetretenen, Mitte Septembers v, I.
51 gewefen, die Monatöfisungen aber, bei Herrn Wagner
am Gefundbrunnen, in der Regel nur von 11. oder 12 be:
fucht worden. Die Beamteten waren bi8 12. September
1843 die vorigen geblieben, nur daß die beiden Vorfteher
gewechfelt hatten und daß Here Fabrifherr Sieber d. J.
und Here Buchbindermeifter Meiner an die Stelle der
frühern getreten waren. Mit der Feftfisung am 4, Sep⸗
tember, welcher 29 Mitglieder beiwohnten, war eine Fleine
Auöftelung von dortigen Kunft- und Gewerberzeugniffen
nebft einer erfolgreichen Berloofung der meiften derfelben
verbunden. Außerdem hielt man von 14 zu 14 Tagen
Swifchenfißungen zu freier Befprechung von Bereindangeles
genheiten und Gewerblihem, Herr Dr. Geinig in Dress
den erfreuete mehrfach durch Zufendung entſprechender Schrif—
ten. Die von dem Herrn Direftor aufgeworfene Frage:
wieviel wol in Ronneburg in Hinblick auf die Seelenzahl - |
der Stadt und etwa des Amtsbezirks, der freilich feine eis
genen Gewerbe zahlt, und ob, dem angemeffen, Meifter von
jeder Innung zu viel oder zu wenig vorhanden feien, vers
anlaßte entfprechende Erörterungen und überfichtliche Ergebs
niffe, welche in einer gedruckten Tabelle vorliegen, die zus
gleich, die Arten und Zahlen der Gewerbtreibenden überhaupt
begreift. Außer dem Herrn Direftor hielten befonders
noch Herr Zahn und Herr Sieber Vorträge über Ges
genftände, welche in den Vereinszweck einfchlagen, Der
Herr Direftor regte unter Anderm die ‚Erörterung der
Tragen an: „woher es kommen möge, wenn die Ortseins
wohner gewiſſe Waaren lieber auswärts ald bei den Zunft⸗
genoffen und Händlern in der Stadt faufenz ferner: ob die
Beftelung zum Bunftobermeifter durch Wahl, nad) Berdienft oder-
—— —
— #1 —
der Neihe nach, durch Zufall und als Bürde ftattfinde,
und: ob der Zement des Heren Eckardt in Kahla befannt
und in Gebrauch fi.”
Der Leſekreis befteht fort. Die Jahresrechnung ers
gab 104 Thlr. Einnahme, 59 Thlr. Ausgabe, alfo 45 Thlr.
Ueberfchuß.
In der Vereinsfigung vom 5. Dezember 1843 wurs
den, (nachdem Herr Hofrath Klein wiederholt dringend
um Entbindung von den Direftorialgefchäften gebeten hatte)
Herr Fabrifhere Sieber zum Direftor, Herr Hofrath Klein
zum I., Here Leinwebermeifter Kraufe zum II. Vorfteher,
Herr Amtöfopift Jahn zum Sekretair und Rechnungfühs
ver, Herr. Kaufherr Ziegler zum Bibliothefar erwählt.
Dann befchäftigte man ſich mit Erörterung der Frage: „ob
es nicht möglich fein dürfte, zu erwirfen, daß beim Ge:
ſellen- und Meifterwerden nicht blos Handwerksgeſchicklich⸗
keit an fi), fondern auch gnügende Kenntniß im Schreis
ben, Rechnen und Auffesen zu erheifchen und bei der Hand⸗
werföprüfung mit zu erforfchen ſei?“ welche Frage in einer
fpätern Sigung von Herrn Zahn fhriftlich erörtert ward,
welcher dabei zunächft Benchmung mit der H. Gewerbös
fommiffion vorfchlug. — Herr Hofrat Klein brachte noch
die gute Sache der Kleinfinderverwahr=Anftalten in Anre⸗
gung und forderte zu Begründung einer folchen dort auf.
Bei der Kunſt- und Gewerbſchule find wenig
Beränderungen vorgefommen, der Schüler abwechfelnd ges
sen 40, mehr oder weniger gewefen, die Schulftunden, wenn
nicht unverftändige oder unbillige Lchrmeifter ihre Lehrlinge
daran gehindert, gut befucht worden. Unterrichtet wurden
die Schüler im Lefen, Schreiben (Schön= Recht: und Nach⸗
ſchreiben), Rechnen, Erdfunde, Gefihichte, Zeichnen (unter
Beihülfe des Herrn Ofhmann für das freie Handzeich-
nen und des Herrn Rentamtmann Jecke für dad Baus
zeichnen), Lehrer in der ElementarsSKlaffe waren Here Jung»
bank und Herr Hoffmannz jegt, da derfelbe-in das
Landed:Schullehrer-Seminar eingetreten, Here Beyer, Die
1 —
Schulbeauffihtigung durch 12 Vereinsmitglieder dauerte mit
gutem Erfolge fort. Here Dr. Geinig in Dresden fehenfte
der Schule die guten Borlegeblätter für die Saͤchſ. Gewerb⸗
und Sonntagsſchulen. Die Schulprüfung am 10, Auguft
war befriedigend; die beften Schüler empfingen Preisge⸗
fhenfe. Bei 111 Thlr. 10 Ngr. 24 Pf. Einnahme und
127 Zhle, 9 Ngr. 7 Pf. Ausgabe, ergab ſich ein Fehlbes
trag von 15 Thlr. 29 Ngr. 44 Pf. ald Mehraufwand auf
neue Lehrmittel und vergl, Die Zeichnenftunden, die ans
derwärts am liebſten befucht werden, find in Nonneburg
gerade am meiften verfäumt worden, vieleicht weil unter
den Schülern die meiften, 22, Weberlehrlinge und nur 4
baugewerbliche find,
Ich behalte mir vor, noch) fo manches Anfprechende
aus den gedruckten und gefchriebenen Berichten des Herrn
Hofrath Klein in einer der naͤchſten Sitzungen unferes
Kunſt⸗ und Handwerfvereind vorzutragen,
II.
In dem verfloffenen Jahre 1843 find nach dem Bes
richte ded Vorſtandes (Herr Rath Klösner, Direftor, Here
Juſtizrath Meißner, Seftetair, HerrReftorSchwepfinger,
Direktor der Gewerbfchule) vom 42. Januar 1844, die Aus
ßeren Berhältniffe de8 Georgenvereind zu Eifenberg
ziemlich diefelben geblieben, wie fie in dem vorjährigen Be⸗
richte angegeben worden waren. Die Anzahl der Mitglies
der des Vereins hat fi) um 4 Perfonen und die Summe
der jährlichen Beiträge um einige Thaler gemindert. Yes
doch erlaubten es die fonftigen Kaffeverhältniffe, auch in
diefem Jahre ‚gegen 50 Thle. zur Unterftügung für zwei
junge SKünftler, nämlich) nochmals für den fihon im voris
sen Jahresberichte erwähnten Architekten, Zimmergefel
Milfner aus Eifenderg, und für einen Malerlehrling,
Preller von Eifenberg, der ſich gegenwärtig in Weimar
aufhält und der von dort empfehlende Zeugniffe und Pros
ben feiner Gefchieflichfeit zugefandt Hatte, zu verwenden.
— 185 —
Die Gewerbſchule anlangend, ſo wird dieſelbe jetzt
von 35 Schülern ziemlich regelmäßig beſucht. Won den
24 nämlich, die fie am Schluffe des vorigen Jahres zählte,
blieben nach und nad) 9 aus den Stunden weg, dagegen
traten im Laufe des Jahres 20 neue ein. Mehrere diefer
Schüler, befonderd unter denen, die ſchon längere Zeit an
dem Unterrichte Theil nehmen, machen den Lehrern Dur)
ihre Fortfchritte und durch ihe Betragen große Freude, wenn
es auch leider auf der andern Seite nicht an ſolchen fehlt,
die den Zweck und die Bedeutung der Lehranftalt für fie
und Shreögleichen nicht zu würdigen verftchen, die nur. gez
ringes Intereſſe für jene an den Tag legen und daher nur
einen fehr geringen und zweideutigen Nugen aus derfelben
mit fi nehmen, Die Lehrgegenftände find noch, wie früher,
Zeichnen, Schreiben, Arithmetif und teutfhe Sprache und
für jeden diefer Gegenftände ift eine Stunde wöchentlich bes
ftimmt. Den Unterricht in den beiden letztern Gegenftäns
den ertheilte bis gegen das Ende des vorigen Jahres Herr
Kolaborator Grofchvetter. Da diefer aber nun zum
Pfarramt nach Thränig befördert worden ift, fo wird in
dem gegenwärtigen Jahre Here Konreftor Ludwig die
Güte haben, diefe Stunden zu übernehmen, Als Zeichnens
und Schreibelehrer ift fortwährend noch Here Kandidat
Back thätig gewefen. Auch zur Anfchaffung neuer Lehre
mittel, namentlich zweckmaͤßiger Vorlegeblaͤtter zum Zeiche
nenuntereichte Ffonnten im vergangenen Jahre mehrere Tha⸗
ler aufgewendet, fowie in der Bertheilung von. Materialien
zum Schreiben und Zeichnen an die beffern und fleißigern
Schüler fortgefahren ‚werden.
Sollte ſich die gegenwärtige Zahl der Schüler erhals
ten oder vermehren und das erhöhte Intereffe an der Schulz
anftalt, das ſich jeßt durch die häufigen Anmeldungen neuer
Schüler fund zu geben fiheint, fi) dauernd zeigen, fo wird
der Vorftand baldigft und mit Freuden auf die Mittel ber
dacht fein, um entweder noch eine zweite höhere Klaſſe zu
errichten oder wenigftend die Unterrichtögegenftände dem all⸗
— 134 —
gemeinen Zwecke einer Gewerbſchule gemaͤß zu erweitern
und zu vervollſtaͤndigen.
III.
Die Herzog⸗Joſephs— Sonntagsſchule in
Kahla ward nach dem Berichte ihres Vorſtehers, des Herrn
31, Dezbr. 1843 N
Fabrikinhaber Efardt daſ. vom ag air unter Gots
tes Schutze mit 16 Schülern fortgefest, welche Zahl im Som⸗
mer auf 56 anftieg, am Jahresſchluſſe auf 26 fi) mins
derte, Die Herren Lehrer (Hoforganift Große im Schöns
fhreiben, Reftor Gruber im Nechtfchreiben und Erdfunde,
Maurermeifter Jede und Zipfel im Zeichnen, Rathskop.
Joſſe und Schreiber Kellner im Rechnen) fahen ihren
ausdauernden Eifer in Förderung ded Guten durch Fleiß
und gute DBetragen von Seiten der meiften Schüler aners
kannt; aud) war das Ergebniß der am 6. Aug. Beifeins
einiger Mitglieder dafiger Behörden von dem Herrn Su⸗
perintendenten Findeifen geleiteten Prüfung befriedigend,
und es empfingen daher 5 Schüler Preis-Buͤcher.
Die in 4 Thlr. 3 Ngr. 3 Pf. aus Landeömitteln
beftehende Einnahme ward zur einen Hälfte den Herren
Lehrern als eine Fleine Entfchädigung für ihre große Mühe
waltung zugetheilt, zur andern Hälfte theild zu den Preids
buͤchern und fonftigen fleinen Ausgaben verwendet, theils
zum werbenden Bermögensftocfe (bereitd 200 Thlr.) gefchlagen,
Der - VBorftand wiederholt auch jest den fihon oft,
aber bislang vergebens geäußerten Wunſch, daß von Geis
ten der Gewerbbehörde dahin mit hingewirkt werden mögte,
daß die dafigen Handwerkslehrlinge zum Befuche der" RN
tagsfchule angehalten werden.
Die Befhäftigunganftalt dafeldft, (dem Bors
ftande find dazu auf höchfte Anordnung mit landfchaftlicher
Zuftimmung auf 12 Zahre unverzinsliche nad) und nach mit
aljährlih 200 Thlr. rüczahlbare 2000 Thlr. aus Landes⸗
mitteln i. 3. 1840 vorgeftrecft worden) befteht felbft unter
ſchwierigen Verhältniffen, mit Erfolg fort, Mit Anfertigung
—
von Holzfidibuſſen, Gewehrpfropfen und bunten Schiefer⸗
griffeln konnten von Neujahr bis Oſtern 1843: 46, von
da bis Johannis: 42, von da bis Michaelis: 39 und von
da bis Weihnachten: 47 Perfonen befchäftigt werden. Mit
dem Fertigen von Holfchachteln wollte ed nicht vorwärts
gehen, da ed Fleiß und Ausdauer erfordert und bei dem
geringen Preife, zu welchem diefe Waare vom Thüringer
Walde geliefert wird, wenig Verdienft herausſpringt; auch
bat von 3 Lehrlingen,, welche dad Schachtelmachen erlerns
ten, noch feiner e8 auf eigene Hand betrieben. Demnädft
werden Schwefelhölzchen gefertigt werden. Der Unternebs
mer (Here Fabrifinhaber Ecfardt) verfpricht fi von der
Anftalt dad befte Gedeihen, da die Hauptſchwierigkeiten biös
ber überwunden worden find,
Die auf Beranlaffung Ihrer Hoheit der Frau Her:
‚ zogin unter deren Namen „Amalienftiftung“ errichtete Striſck⸗
und Naͤhſſchule für arnie Mädchen von 5 bis 134 Jah⸗
ten zählte in den Lehrftunden Mittwochs und Sonnabend
von 1 bis 4 Uhr Nachmittags immer gegen 40 unentgelts
lich unterwiefene Schülerinnen und erfreute ſich unter Leis
tung ihrer Vorfteherin, der Gattin des mehrgedachten Heren
Eckardt, reger Theilnahme und ſittlich guten Erfolgs. Die
Anſtalt erhält ſich ſelbſt und beſitzt bereits einen bei dorti⸗
ger Sparkaſſe werbend eingelegten nr von 22 Ahlr.
15 Ngr. 9 Pf.
IV.
Die Sonntagsfhule zu Lucka hat aud in dem
verwichenen Jahre 1843, das wohl Allen, die es durchleb⸗
ten, unvergeßlich, diefer Anftalt aber befonders deshalb denk⸗
würdig bleiben wird, daß ihre Lehrer und felbft einige
Schüler von ihr das goldene Amtsjubelfeft ihres würdigen
Infpeftors, ded Herrn Geheimen Konfiftorialrathed Dr. Böhme
mitfeiern zu fönnen, fo gluͤcklich waren, ſtill und ruhig und
mit manchem Segen ihrem Ziele angeftrebt.
— 186° —
In dem Lehrerperfonale find Feine Veränderungen vors
gefommen, auch find die Lehrgegenftände, namlich Gefchichte,
teutfche Sprachlehre mit Stilübungen, Rechnen, Schön= und
Rechtfehreiben fo ziemlich diefelben geblieben, wie auch die
Zeit ded Unterrichts (im Sommerhalbjahre von Nachmittags
2 bis 4 Uhr, im Winterhalbjahre von Mittags 12 bis 2
uhr) diefelbe geblieben: ift.
Der Diafonus Mofer gab den Schülern eine kutze
Beſchreibung von dem Leben und den Thaten des Cherus⸗
kerfuͤrſten Hermann und des Erfinders der Buchdrucker⸗
kunſt Gutenberg, und zwar in der Abſicht, daß die
Schuͤler wuͤßten, warum dieſen großen Maͤnnern ſo ſchoͤne
und großartige Denkmaͤler in der neueſten Zeit errichtet
worden ſind. In den letzten Stunden des Sommerhalb⸗
jahres zeigte er im Allgemeinen den Unterſchied zwiſchen
Erfindung und Entdeckung und ging dann zur —
der Erfindung des Glafes über.
Here Rektor Bräutigam lehrte teutfche Sprachlehre
mit Stiluͤbungen in Briefen, Vorträgen ꝛc. und im Rech—
nen gab er NRachhülfe Denen, welche vor oder bald nad)
Einführung ded neuen Münzs und Gewichts» Syftems die
biefige oder auswärtige Schulen verlaffen hatten. 3
Here Kirchner Tanner beforgte den Unterricht im
Schoͤn⸗ und Rechtfihreiben, und
der Herr Scullehrer Thurmann von dem Hiofeh
Proͤsdorf im Zeichnen.
Für das Jahr 1844 iſt der Herr Kaufmann Dietz⸗
mann dafelbft ald Lehrer gewonnen worden, welcher den
Schülern Anleitung zum Modelliren, Formſchneiden 1 zu
geben gedenkt.
Die Zahl der Schüler bat fich weder vermehrt noch
vermindert (15— 20) und Fleiß und Betragen derfelben
fann nur gelobt werden.
Bon der Einnahme Fonnte nichts eruͤbriget —
da mehre neue Zeichnungen angeſchafft werden mußten.
Die Bibliothek der Sonntagsſchule hat ſich durch im
— 1917 —
Vereine zur Berbreitung guter und wohlfeiler Volksſchriften
im Swicau im Jahre 1843 herausgegebene Schriften vers
mehrt; da fie Mitglied diefes, wenn auch awelhua⸗⸗
doch als ſehr nuͤtzlich ſich bewaͤhrenden Vereines iſt
| V.
Mit derſelben regen Theilnahme ſowohl von Seiten
der Lehrer als der Schüler hat nad) dem Berichte des Bors
ftandes (Herr Kirchenratd Streicher und Herr Stadt⸗
ſchultheiß Zin keiſen) vom 44. Januar 1844 auch im
verfloſſenen Jahre 1843 der Untereicht; in der Sonntags
fhule zu Roda ununterbrochen fortbeftanden, wie. dies
ſeit ihrer Gruͤndung im Jahr 1835 der Fall war und obs
ſchon ſich derfelbe auch nur auf 5—54 Stunden an den
Sonn- und fleinen Feſttagen früh und zu Mittage befchränft,
fo iſt doch diefe Zeit zweckmaͤßig genug eingetheilt, um das
geftecfte Ziel mehr und mehr zu erreichen, Der Borftand
ift überzeugt, daß durch ihre Wirkfamfeit auf eine gute Ge⸗
fittung der Schüler, auf Erhaltung und Vermehrung der
bereitö erlangten Schulfenntniffe, auf Erwerbung der dem
GStaatöbürger im Gewerbfacdhe und Stande neben feiner Hand⸗
werkspraxis nöthigen Wiffenfchaft und auf Kenntniß des
Staats⸗ und bürgerlichen Lebens vom höheren Standpunfte
aus betrachtet, fowie auf Liebe zum Vaterlande und Ach⸗
tung und Gehorfam gegen Gefeß und Obrigkeit hingearbeis
tet wird. Faft ohne Ausnahme gehören die Sonntagsſchuͤ⸗
ler zu den befiern Sünglingen der Stadt und bei Einzelnen,
namentlich Fremden, deren Borfenntniffe wegen ihres mehr
vorgerücften Alters und ſonſt wieder in Abnahme gefommen
oder ‚gering waren, find die Früchte des Unterrichts unvers
kennbar erfreulich, fehneller heranreifend bei folchen, die ſchon
mit mehr Vorkenntniſſen verfehen und für weitere donchri
empfaͤnglicher find,
Bon den 49 Schülern, welche die Anftalt zu Oftern
v. I beſuchten, find nad) der am 30. April 1843 gehals
tenen Prüfung 16 ausgefihieden, 14 neue dafür eingetreten
— 188 —
und ſo beſtand deren Anzahl am Schluſſe des Jahres noch
aus 47, wovon die meiſten gehoͤrig und puͤnktlich die Schule
beſuchten; indeß hat ſich die Theilnahme junger Leute vom
Lande gegen das vorige Jahr etwas vermindert, dagegen
aus der Stadt vermehrt. Jedenfalls wuͤrde dieſelbe übers
haupt größer fein, wenn nicht bie. und da befonders die
Morgenftunden der Sonntage zu alltägliher Gefchäftigfeit
in den Werkftätten zu ſehr benugt würden, was vorzüglich
in jegiger bedrängter Zeit mehr hervortritt,
Der Unterricht in der Naturlehre und Naturgefchichte,
befonderd in Rückficht auf ihre Verwandtfchaft mit der Teche
nologie; im Nechnen mit feinen praftifchen Beziehungen
. auf den Gewerbs- und Gefchaftöverfehr, diefed Jahr vor
zugsweife au) mit Raums und Flächenberechnungen verz
bunden und mit praftifcher Anwendung der Quadrat» und-
Kubifwurzel-Ausziehung verfehen; im Zeichnen, Schönfhreis
ben, Rechtſchreiben und Stilifiren, letzteres für den bürger-
lichen Gefchäftsverfehr berechnet; fowie in der Geographie
in Verbindung mit Voͤlker⸗- und Staatenfunde und deren
Geſchichte, wird noch von denfelben Lehrern wie früher in
den beftimmten Stunden ertheilt und bei legterem die vor—
theilhafte Vergleihung unferer teutfchen Staaten mit vielen
andern Ländern der Erde befonderd hervorgehoben. Zu Vers
mehrung der Kenntniß und Einfiht in Beziehung auf mans
hen Unterrichtgegenftand trägt dort die Benugung der auß
61 entfprechenden Schriften beftehenden Fleinen Lefebibliothef
‚allerdings mit bei. Wo es nur anwendbar und pafjend
erfcheint, werden Hinweifungen auf die ae des chrifte
lichen moralifchen Lebens eingewebt.
In folder Weife fol denn mit Vertaue auf den
hoͤchſten Beſchuͤtzer und Foͤrderer alles Guten auch ferner
in dieſer Anſtalt fortgewirkt werden, damit auch ſie ihr
Scherflein zur Summe des Guten mit beitrage, was im
lieben teutfchen Baterlande auf fo mannichfache Weiſe zur
Beförderung der geiftigen Bildung gefchiehtz und der Him⸗
mel wird dazu feinen Segen verleihen.
; — Mi —
Die finanziellen Verhältniffe der Anftalt ftehen forts
während gut; bei 79 Thlr. 17 Nor. 5 Pf. Einnahme, woruns
tee 44 Ihle. INgr. 3 Pf. aus Staatömitteln, und 25 Thlr.
2INgr. 3 Pf. Ausgaben, darunter mehrere für Lehrmittel,
Prämien für die beſſern Schüler und eine Fleine Remunes
ration für die Lehrer, ergab ſich im der legten Jahresrech—
nung 33 Thlr. 18 Nor. 2 Pf. Beltand,
WE,
Der Runftzund Gewerbevereinin Shmölln,
defien Vorftand Here Dofenfabrifant Jacob ald Direftor
und Here Archidiafonus Kloͤtzner ald Geftetair bilden,
bat, nad) deö Iegtern Berichte vom 48. Januar 1844, nun
bereits 8 Jahre lang frifh und fröhlich) beftanden und die
Theilnahme daran auch im Jahr 1843 ſich nicht gemindert.
Er zählt jest 190 Mitglieder. In den allmonatlichen, durchs
ſchnittlich von je 18 Mitgliedern befuchten Verfammlungen
befchäftigte man ſich nicht fowohl mit fürmlicher Verbands
lung befonderer Gegenftände, ald vielmehr mit der Auffafs
fung und Durchſprechung der Zeiterfcheinungen und Zeitfra=
gen in den verfchiedenen Bereichen des Gewerblebens. Das
bin einfchlagende Schriften wurden in 8 Abtheilungen in
Umlauf gefest, was den Zweck der Verbreitung ihres ge>
meinnuͤtzigen Inhaltes wefentlih förderte. Eine im Laufe
des Jahres ftattgefundene Verloofung ausgeftellt gewefener
Kunſt- und Gewerberzeugniffe war lediglich auf Anregung
und Aufmunterung, nicht auf Gewinn für die Kaffe bes
rechnet, welche daher einigen Einnahmeausfall dabei zu bes
defen hatte. Die Vereinskaſſe felbft behielt bei 184 Thlr.
4 Nor. 2 Pf. Einnahme (einfhliegih 71 Thlr. 19 Ngr.
5 Pf. Beltand von voriger Rechnung, 3 Thlr. 10 Nr,
Eintrittsgeldern, 53 Thlr. Einlagen, 47 Thlr. 1 Ngr. 7 Pf.
. Einnahmen für die Schule, worunter 4 Thlr. 3 Ngr. aus
Landesmitteln, und 9 Thlr. 3 Ngr. inögemein) und 119 Thlr.
26 Nr. 8 Pf. Ausgabe Ceinfchlieglih 23 Ahle. 4 Rgr.
8 Pf. für Druckſachen, 31 Thlr. 15 Nor. für Bedienung,
— 10 -
42 Thlr. 22 Ngr. 8 Pf. für die Kunft> und Handwerks
Schule, und 21 Thlr. 24 Nor. 2 Pf. inögemein) ; 64 Thlr.
7 Nur. 4 Pf. Beftand.
Auch die Kunft- und Eee daſelbſt
iſt unter ihrem Vorſtande, Herrn Inſpektor Gruner und
Herrn Diakonus Heyner, nach deren Berichte vom 48.
Januar 1844 im Laufe des Yahres 1843 frifch, frei, froͤh⸗
ih, fromm gedichen. Die Anzahl ihrer Schüler, die im
Jahr 1842 bereits 78 war, ift durch die Aufnahme neuer
Schüler am 31. Mai auf 98 geftiegen und betrug Anfang
Januar 1844, nachdem vor Kurzem einige die Schule ver
laſſen hatten, nod) 83. Fragt man nun mit dem Schuls |
vorftande: was hat die Schule in dem entfehwundenen Zeit |
taume den Schülern diefer Anftalt- genügt, was Haben fie |
gewonnen? fo falt zu Aller Betheiligter Freude abermald _
der Blick nicht auf ein düftees Bild, fondern auf einen |
fhönen Acer, der gute Früchte trug. Denn die Herren |
Lehrer fahen größtentheil® in ihren Schülern wohlgefittete
Sünglinge, die mit regem Eifer zu den fihon erlangten
Kenntniffen neue fammelten und an nüßlichen Fertigfeiten
zunahmen und dadurch in ihren Lehrern die frohe Hoffnung
erweckten, daß ihre Schüler einft als tüchtige Bürger dem
Baterlande zum Heile gereichen werden,
Durch eine Sammlung bei dem Feftmahle am 10,
Januar ward es bemögliht, am 31. Januar 10 der. vors
zuͤglichſten Schüler, durch Prämien, beftehend in nüglichen
Buͤchern, auszuzeichnen und viele andere Fonnten wegen ihr
red Fleißes und ihres guten Betragens öffentlich belobt werden.
Soll der Menfch in feinem Eifer nicht ermüden, ſon⸗
dern in Dem, was er angefangen hat, feftbeharren, fo muß
er feines Wirfens Segen ſehen; und dies gilt auch von
den Lehrern dieſer Schule; da fie bisher ihren mit Liebe
und Sorgfalt auögeftreuten Saamen fhöne Früchte tragen
fehen, fo find fie ihrem Werfe treu geblieben und noch diefels
ben, wiefrüher; nur der Maler Herr Drefcher hat ſich durch
|
|
|
= +
feine veränderten Familienverhältniffe gendthigt gefehen, aus
dem Kreiſe der Lehrer zu treten,
Soviel hiernachft dad Wirfen eined jeden einzelnen
Lehrers anbetrifft, fo hatte Herr Schreiblehrer Golle, der
im Laufe des Jahres 1843 auch wie fonft, Sonntags früh
vor dem Gottesdienft mit unermüdetem Fleiße 97 Schüler
im Scönfchreiben unterrichtete, die Freude, nicht allein in
den gewöhnlichen Schriften gute Schüler zu bilden, fondern
auch von feinem Unterrichte im SKunftfchreiben nad) den
- Mettenleiterfchen Vorlegeblättern lohnende Früchte zu erndten,
Here Oberlehrer Schumann, der mit gewandtem
Geifte Montags Abend von 6—7 Uhr 22 Schülern im
Rechnen Unterricht ertheilte, führte fie von der Bruchrech⸗
nung zur Slächens und Körperberechnung, Negeldetri, Regels
quinque, Sntereffenrechnung und bis zur einfachen. und zu⸗
fammengefesten Geſellſchaftrechuung. Um feine Schüler
recht vertraut mit den Zahlen zu machen, verdand er ſtets
mit Tafelrechnen auch Kopfrechnen.
Here Maler Schellenberg, der mit großer Ord-
nungsliebe Sonntags von 11 — 12 Uhr feinen Unterricht
gab, zählte 20 Schüler, die ihren meiften Fleiß auf Lands
ſchaft⸗ und Decoration Zeichnen verwendeten. In figürs
lichen Zeichnungen waren feine hauptſaͤchlichen Schritte bes
merfbar.
An dem Unterrichte des Heren Diafonus Heyner
in der teutſchen Sprache und Geographie, verbunden mit
Geſchichte, nahmen 59 Schüler Antheil. Um diefe im Recht⸗
fhreiben zu üben und zugleich das Nachdenken zu fchärfen,
wurden nicht allein die allgemeinen Schreibregeln dem Ges
daͤchtniß eingeprägt, fondern auch alle faft gleichlautenden
Woͤrter, ald: Leiden, leiten, Leuten, Täuten — zufammenges
ſtellt, daraus Säge gebildet und diktirt; dieß trug gute
Früchte; denn viele Ternten durch diefe Zufammenftelung
die Bedeutung der Wörter erft richtig auffaflen. "Damit
wurden aber auch ftet fchriftliche Auffäge verbunden. Die
älteren Schüler fertigten längere Erzählungen, bald heitern,
- ME
bald ernften Inhalts, und Befchreibungen von allerlei Ges
genftänden, die weniger gelbten dagegen machten kuͤrzere
im bürgerlichen Leben oft vorfommende Auffäge,
In der Geographie ging Here Diafonus Heyner
nad) einer gegebenen allgemeinen Weberficht über die 5 Welts
“theile, namentlich Europas, und einer befondern Weberficht
über Teutfchland, auf Rußland über mit feinen unerfchöpfs
lihen Hilfquellen, mit feinen vielerlei Völferfchaften und
ihren Gebräudhen. Indem die Schüler durch die Topogras .
phie mit den großen Städten, Gebirgen, Flüffen und Waͤl⸗
dern, und durch die Naturgefchichte mit den vielerlei Pros
duften, namentlich auch mit dem Frauenglad und dem Plas
tina diefed unermeßlichen Reiches befannt gemacht wurden,
erinnerte fie die Gefchichte .diefed Landes an gewaltige Bes
berrfcher, die oft mit vieler Graufamfeit gegen ihre Unters
thanen verfuhren; an Peter den Großen, der ald Zimmers
mann in Zaardam arbeitete und es für nichts Geringes hielt,
auch Eifen fehmieden zu lernen; an Carl XII. von Schwer
den, deſſen Macht bei Pultawa und an Napoleon, deſſen
Gewalt in Mosfau gebrochen wurde, Sibirien zeigte den
Schülern feine ungeheuren Steppen und Wüfteneienz Ger
genden, wo, wunderbar genug, Elfenbein aus dem Schoos
der Erde gegraben wird; feine großen Wälder mit vortreffe _
lichen Pelzthieren, namentlich Zobeln, die fo mancher, einft
hochangefehene Dann in feiner Verbannung fangen oder
der in Nertfchinsf in Silber- und DBleibergwerfen arbeiten
muß; es zeigte den Schülern den Karavanenweg der ruffis
fhen Kaufleute über SKiachta nad) dem himmlifchen Reihe 7
des chinefifchen Kaifers, um ihre Waaren für andere aus A
zutauſchen. J—
Mit Aufmerkſamkeit achteten die Schuͤler auf dieſen
Unterricht und gewiß dankte mancher im Stillen Gott, daß
er ihm ein ſo ſchoͤnes Land, wie unſer theures Vaterland
iſt, zum Wohnorte gegeben hat. Fuͤr dieſes wollen denn
auch die Lehrer an der Sonntagsſchule ferner mit Hilfe des
Allmaͤchtigen treu und redlich wirken und ihren Nachkommen
— 5 —
einen guten Grund legen, auf dem fie weiter zum Heile
der Menſchheit fortbauen moͤgen. Sie hoffen — ——
daß vie vn feinen Segen —* werde.
VI.
Die Sonntagsſchule (Wagners⸗Stiftung) in Goͤß⸗
nis ward nach dem Berichte des Herrn Adjunktus Bars
tholomai dafelöft vom 2%. Januar 1844 unter der umſich⸗
tigen Leitung diefed leider jekt an großer, wie wünfchen und
hoffen, heilbarer Augenſchwaͤche leidenden Ehrenmannes und.
unter dem Borftande des dafigen Stadtgerichtd auch im
Jahr 1843 fortgefest.. Bon dem in 20 Thle 16 Nor,
6 Pf, beftehenden jährlihen Staatöbeitrage — andre Bus
flüffe, insbefondere auch Eintrittögelder der Schüler, wie
anderwärts, find nicht vorgefommen — wurden zu einiger
Entfhädigung der Herren Lehrer, zu Bedeckung des Vers
heitzungaufwandes und dergleihen, namentlich" zu Anſchaf⸗
fung von Burgerd Tellurium und Lunarium, ſowie zu Preiss
gaben an fleifige Schuͤler, zweckmaͤßig verwendet, Im
Beichnen ward. durch die Herren Maurermeifter Barth und
Schneider, in der Erdfunde durch Herrn Organift Pils
ling, in der Stereometrie dur) Heren Kantor Girbert,
im Schöns und Rechtfchreiben und im Fertigen von’ Aufs
fägen für das Gewerböleben durch Heren Viertelsmeiſter
Flaͤmig in 3 bis 4 Stunden allfonntäglic) vor und nach
dem Bormittagsgotteödienfte an 5 bis 20 Lehrlinge und
Geſellen unentgeltliher Unterricht ertheilt,
“Mach der Anficht des Heren Adjunktus Bartholos
mai dürfte e8 von guter Wirkung fein, wenn jedem Schuͤ⸗
fer, der den Unterricht unausgefest befucht hat, bei feinem
Ablbgange eine Belobungfarte verabreicht würde, wie dies
‚auch Hier und anderwärts bei ähnlichen Anftalten gefchicht.
gm Allgemeinen ift ein guter Geift des Fortftrebens
unter den Schülern nicht zu verfennen gewefen. Der aus⸗
dauernde Fleiß der Lehrer aber ift .befonders rühmend und
RR anzuerfennen und dabei insbefondere zu erwähnen,
! 13
— AR —
daß Here Kantor Girbert und Herr Organift Pilling
die ihnen zugebilligte Fleine Geldvergütung nur zur Wer
mehrung der Bücherfammlung. verwenden, aus welcher die
- Knaben und Mädchen der * igen Schule gute Leſebuͤcher
erhalten.
VII.
Der Schluß des Jahres 1843 bot nad) dem Berichte
de8 Heren Infpeftor Becker Laurich in Orlaminde
einen nicht unerfreulichen Ruͤckblick auf das fernere Gedeihen
der Sonntags und der Induftries Schule daſelbſt.
Die im vorjährigen Berichte ausgefprochenen Wünfche nach
einer regern Theilnahme für die Sonntagsſchule und
nad) einer fleißigeren Benugung derfelben von Seiten der
Schüler, find nicht unerfüht geblieben, während die In»
duſtrieſchule nicht nur in einem befriedigenden Zuftande
ſich erhalten, ſondern an regerer Theilnahme daran auch
noch zugenommen hat. Die Ueberzeugung von der Nuͤtz⸗
lichkeit und Nothwendigkeit dieſer Anſtalten faßt immer mehr
Wurzel in der Gemeinde und hierin liegt eine ſichere Buͤrg⸗
ſchaft fuͤr ein weiteres Fortſchreiten derſelben. Jedoch nicht
allein als Frucht redlicher Bemühungen von Seiten der Lehr
ver betrachtet: der Here Vorfteber diefen günftigen Erfolg;
es hat ‚vielmehr, fagt derfelbe, nächft dem Segen von oben,
die Beachtung und Aufmunterung, welche beide Anftalten
feit ihrer Gründung im Vaterlande und namentlid von
Seiten des verehrlihen Kunft- und Handwerfövereind zu
Altenburg gefunden haben, zu dem Gedeihen derfelben recht
weſentlich beigetragen. Es hat ja der Durchlauchtigfte Lan
deövater, im verwichenen Jahre in Folge der. Verwendung
und Fürfprache des genannten Vereins der Sonntagöfchule
einen jährlihen Beitrag von 10 Thalern zur. Beftreitung
der noͤthigſten Bedürfniffe derfelben verwiligt, Möge ruͤhm⸗
licher Fleiß wie der Lehrer fo der Schüler auch in Zufunft
den ficherften Beweis einer Danfbarfeit geben, welche wir
im Herzen lebhafte fühlen ald wir mit Worten fie *
ſprechen veimdaan⸗ J
—*
- 195 —
Die Induftriefhule wurde im verflofienen Jahre
von 42 Kindern und zwar von einem nicht geringen Theile
derfelben regelmäßig befucht, Die Fleineren Mädchen wur⸗
den mit Streifen, die darin bereits geuͤbten mit Nähen bes
ſchaͤftigt. Mit dem Fleiße derfelben Fonnte man groͤßern⸗
theils zufrieden fein, Die. gefchickte Lehrerin, Fräulein
Schindler, hat einen regen Wetteifer unter ihren Schülerins
nen zu erwerfen gewußt und lange vor Anfang der Stunde
pflegen fi) die Kinder einzufinden und dann 2 bis 3 Stun:
‚den unermüdet ihre Arbeit fortzufegen, Die Mütter freuen
ſich diefer Schulanftalt und übergeben derfelben ihte Toͤch⸗
tee ſchon im zarten Alter. Die meiften Berfäumniffe kamen
im Sommer und namentlich während der. Erntezeit vor, da
‚die ärmern Kinder von ihren Aeltern haufig zu andern Ges
ſchaͤften verwendet wurden, was eben: fo. wenig. zu. verhins
dern, ald, fo lange nur die, Schranfen der, Ordnung nicht
überfchritten werden, zu mißbilligen: fein dürfte, Wie bies
ber erhielten die Kinder eine kleine Vergütung für. gefertigte
Arbeiten und diejenigen 12. Schülerinnen, welche durch Fleiß
und regelmäßigen Schulbefud) ſich auögezeichnet hatten, wurs
den mit Weihnachtgefchenfen erfreut.
Auch die SKaffeverhältniffe der Anftalt find gfınfig.
‚Der Erlös aus gefertigten Arbeiten, welche zum Theil von
mehreren Jahren her unverfauft geblieben waren, betrug ges
gen. 9 Thlr. und die ganze Einnahme, dieregelmäßigen Beis
träge von der dafigen Armenanftalt und der Pfarrei (dem
Heren Borfteher) eingefchloffen, nahe an 33 Thlr., fo daß
nah Abzug der Ausgabe von ungefähr 18 Thlr. (nämlich
11 Thlr. für die Lehrerin, 3 Thlr. für Heitzung und 4 Thlr.
für Stridgarn, Strieenadeln und Arbeitlöhne) wenn der Beis
trag aus der Armenfafle ausgezahlt fein wird, wiederum
45 Thlr. in die Sparfaffe zu Kahla eingeliehen werden
fönnen, wodurd) ſich der verzinsliche Hauptftamm der Ins
— auf 67 Thlr. erhöhen wird.
Auch die Sonntagsſchule hat im verwichenen
Zehre eine vermehrte und fleißigere Benutzung gefunden. Es
13 *
— u —
haben 30 Schüler und zum Theil regelmäßig den Unter⸗
richt benutzt. Zu des Herrn Vorftchers und der Lehrer
Freude Tiegen fich felbft zwei Hausväter aus der Gemeinde
unter die Sonntag sſchuͤler aufnehmen, um fi) im Schteis
ben und Rechnen zu vervollfommnen, wie auch zwei Jüng-
linge von. Heilingen den Weg von einer Stunde nicht ſcheu—
ten, um an dem Untereichte Theil zu nehmen. Uebrigens
wurde von denfelben Lehrern und in denfelben Fächern, wie
bisher, der Unterricht fonntäglich in zwei Stunden, in eis
ner vor der Frühfirhe und in einer vor der Nachmittagd-
kirche, unausgeſetzt ertheilt und nur an Fefttagen eingeftellt.
Im gegenwärtigen Jahre wird die Bereitwilligfeit des Zeich-
nenlehrerd, Heren Tifchlermeifterd Schmeißer, den Schüs
lern noch öfter Gelegenheit zum Hand» und Linearzeichnen
darbieten und zwar nad) dem Schluffe der Nachmittagsfirche.
Bon den der Anftalt verwilligten 10 Ihalern wur⸗
den 4 Thlr. zur Nemunerazion zweier Lehrer, 2 Ihle. zur
Heißung, 2 Thlr. zur Anfchaffung von VBorfchriften und
Vorzeihnungen, Zirfeln, Stahlfedern ꝛc., 2 Thlr. endlich
zum Anfaufe von Prämien (einem Schulatlas, einigen Lehr⸗
büchern und Schreibbüchern) verwendet, Die Verteilung
diefer Prämien wird naͤchſtens in der. Sonntagsfchule unter
angemefjenen Feierlichfeiten und in Gegenwart der obrig-
feitlichen Perfonen und anderer Schulfreunde . ftattfinden,
um der Aufmerffamfeit und Theilnahme des Publifum auch
auf diefem Wege die Sonntagsfchule zu empfehlen,
144
Daß das Gute im Leben beſteht, daß es waͤchſt und
gedeiht und ſeine Frucht bringt, ob es auch wohl manchen
Kampf mit dem Nichtguten zu beſtehen und manches Hin⸗
derniß zu beſiegen hat, das ihm von daher in den Weg
gelegt wird, iſt die Erfahrung geweſen, welche der unterm
34. Januar 1844 über die Kunft= und Gewerbvereine zu
Meufelwis Bericht erftattende Vorfteher derfelben, Herr
Ad. Weiße dafeldft, auch im Jahre 1843 gemacht hat.
= —
1) Was zunächft die Sonntagsfhule betrifft, fo
bat fie auch in diefem Jahre wohl beftanden. Sie iſt nicht
blos, wie früher, während der Sommerzeit, fondern auch),
mit weniger Unterbrechung, während der Winterzeit bis auf
die jekigen Tage gehalten worden, Das Inventarium ders
felben hat fich vermehrt, Nicht blos daß ein Heft ofters
Kändifcher Blätter, und zwar dad vom Jahr 1843 dazu
fam, fo bat ed aud durch eine Anzahl architeftonifcher
Zeichnungen, welche ihr ald Gefchenf von mir, Herrn Res
gierungdrath Schuderoff und Heren Advofat und Ger
richts⸗Direktor Hafe durch die Güte des Herrn Steuer⸗
rath Meißner überfendet wurden, einen danfbar anerfanns
ten Zuwachs erhalten. Die Theilnahme der jungen Leute
am diefer Anftalt war freilich noch nicht zur Zufriedenheit
ihres Vorſtehers. Theils die inwohnende Trägheit zum Gu⸗
ten, theild das Vorurtheil, theils die zu gewinnfüchtige Ger
fchaftöbetreibung ihrer Eltern und Lebrheren hielt mande
Sünglinge von der Anftalt zurük, Es waren aber doc)
9 Zöglinge, die zum Theil ziemlich regelmäßig, sum Theil
ohne Ausnahme, daran Antheil nahmen.
Die Unterrichtsſtaͤtte war fuͤr gewoͤhnlich das Schul⸗
haus, während des Winters theilweiſe auch die Pfarrwoh⸗
nung. Die: Dauer des Unterrichtd war allfonntäglid 4
Stunden, theils früh, theils zu Mittag, theils Nachmittags.
Die Lehrer waren die beiden Prediger und Schul
lehrer des Orte, Die Gegenftände des Unterrichts:
a. Rechnen „ vorgetragen vom Herrn Kantor Mehr.
Es wurden die Species mit Bruͤchen oder. auch die Pros
‚porzionrechnungen geübt;
be Schönfhreiben, gelehrt vom Herrn Organift
Kirchhoff. Es wurde theils die teutfche, theild Die enge
liſche Schrift nad) VBorlegeblättern von Heinrigd geuͤbt;
c. Zeichnen, worin der Here Diafonus Kratſch
‚Untereicht erteilte, der, aus Mangel an Borfenntriffen der
Schüler, bisher nur noch auf die Uebung in geraden und
—
— 198 —
gebogenen Linien und in einfachen, aus ihnen sufanmmens
gefesten Figuren beftehen Fonntez
d. Anweifung zur Verfertigung teutſcher Ausar⸗
beitungen mit Ruͤckſicht auf Rechtſchreiben, ertheilt vom
Herrn Adjunktus Weiße. Es wurden gefertigt Rechnun⸗
gen, Quittungen, Zeugniſſe, Anzeigen, Schuldſcheine, Vers
traͤge und Briefe verſchiedenen Inhalts, und die Regeln
dazu vorher diftirt und erklaͤrt.
e. Erdfunde mit Nüdfiht auf Geſchichte, vorges
tragen von demfelben Lehrer, Es war vornamlich Teutfcha
land mit feinen verfehiedenen Einzellandern, das zum Ges
genftande des Unterrichtd diente, der aber erft fpäter an⸗
gefangen werden Fonnte, da der Unterricht über den voris
gen Gegenftand, bevor er feine Früchte bringen Fonnte, zu
viel Zeit in Anfpruch nahm.
Um aber den bisher bewieſenen Fleiß der Schüler
zu belohnen und fie zu neuem, größern Fleiße anzuregen,
wurden am Schluffe des Schuljahrs einige Preisgaben vertheilt.
Außer diefer Sonntagöfchule beftand in Meufelwis
2) eine Anftalt, in welder Unterridt in
weiblihen Arbeiten ertheilt wurde,
Der Vorfteher der Sonntagsfehule errichtete fie im ers
ften Viertel des vorigen Jahres.
Die Stätte des Unterrichts ift die eine Unterftube feis
nee Wohnung.
Die Lehrerin ift defjen Altefte Tochter Marie Weiße.
Es wird täglich # Stunden Unterricht ertheilt, außer
am Sonnabend. _
Die Zahl der Kinder ift dermalen 16, darunter eins
aus Schnauderhainichen, von welchen 5: den Unterricht mehr
oder weniger bezahlen, wie ed ihre Kräfte erlauben, waͤh—
rend die Andern nichts dafuͤr geben, da fie unbemittelt find,
und theilweife auch das Material zu ihren Arbeiten RA
ten müffen.
Die Gegenftände des Unterrichts find: Stricken, Haͤ⸗
keln, Weißnaͤhen, Zeichnen, Sticken und Kleidermachen.
Der Vorſteher der Sonntagsſchule beauffichtigt diefe
Anftalt und erhält woͤchentlich die von der Lehrerin gefers
tigten Zenfuren über Fleiß und Verhalten der Kinder, welche
er alsdann deren Eltern zuſendet.
Uebrigens hofft und ſtrebt er, dieſe Anſtalt noch zu
vervollkommnen und dahin auszubilden, daß ſie nicht blos
eine Unterrichts⸗, ſondern wo moͤglich auch eine Erwerbös
anftalt für die ärmern Kinder werde, wenn ed ihm gelingt,
die noͤthigen Arbeiten im Stricken und Nähen ausfindig
zu machen,
3) Zugleich Hat der Vorſteher der Sonntagsfchule den
Grund zu einer Jugend⸗ und Bolfsbibliothef für
die Gemeinde und Kirchfahrt Meuſelwitz gelegt.
. Er fonnte freilich) vor der Hand nur 2 Werfe für fie
anfchaffen, nämlich: Gumal und Lina, 3 Bde. und Franz
Nowack, der erfahrene Landmann, Er hat aber die Ein-
richtung getroffen, daß jährlich mindeftens 3 Thlr. aufges
wendet werden follen, um die Zahl ihrer Bücher zu mehs
ren und hofft, daß auf diefe Weife, fowie dadurch, daß in
Zufunft für das Lefen diefer Schriften eine Fleine Abgabe
ftattfinden fol, auch diefe Anftalt wohl beſtehen und wach⸗
fen und zunehmen ſoll.
Es bemerkt aber der Herr — daß er Vieles
von dem Beſtehenden in feinem Wahsthum und Gedeihen
weniger auf die- Dauer hätte erhalten und fördern fünnen,
oder ganz ungethan laffen müflen, wenn ihm nicht auf
freundliche Verwendung des verehrlihen Vorftandes des
Kunft» und Handwerfövereind zu Altenburg durd) die Gnade
feines Durchlauchtigſten Herzogs und Herrn alljährlid) 20
‚Thaler aus Landeömitteln zugewiefen worden wären, um
ſie für gemeinnügige Zwecke zu verwenden. Und indem er
‘darin einen Zug mehr von der väterlichen Fürforge dieſes
Durchlauchtigſten Heren für dad Wohl feiner Unterthanen
‚erblickte, als er darin Mittel fand, feine eigne Wirffamfeit
für) dad Wohl feiner Gemeinde weiter auözudehnen und
nicht blos in intelleftuchler, fondern auch in phyfifcher Hins
— 2900 —
fiht ein ‚gutes Werk mehr zu fliften; ſo fonnte er nicht
anders, ald über: diefe gnadenreiche Unterftügung. eine le⸗
bendige Freude zu. empfinden und bei dieſer ©elegenheit
nochmals feinen unterthänigften Danf auszufprechen.
Es hat aber ‚derfelbe die heiten — auf
folgende Weiſe verwendet;
1 Thlr. 16 * dem Herrn Sarth für Vorlege⸗
blaͤtter im Zeichnen;
2 — ⸗ — 3 dem Organiſten Kirchhoff für ſei⸗
nen Unterricht an der Sonntags⸗
‚A | ſchule ;
In für Seuermaterialien und Licht
ia in der Sonntagöfchule; |
1.5.10 2. —» für Prämien an einige Schüler
derfelben;
8 2. — 3. — ⸗ fan Aufwand für die Strick⸗ und
„ Naͤhanſtalt;
— ⸗25⸗ — ⸗ fuͤr 2 Bänfe in derfelbenz
3.2. — 8 — 3 für Bücher. und deren Einband
zur Jugend⸗ u, Volksbibliothek;
19 Thlr. 21 Ngr. — Pf. alſo in Summa, ſo daß —*
— 2 92 — »in Kaſſe verbleiben.
Sollte jedoch dieſe eben angegebene Verwendung der
gedachten Unterſtuͤtzungsgelder einer Zurechtweiſung in der
einen oder andern Hinſicht beduͤrfen, fo wird derſelbe fie ſich
gern gefallen laſſen und beachten, fo viel ihm möglich iſt.
Neben diefen Anftalten in Meufelwig aber hat auch
in diefem Jahre fortbeftanden
4) der Sing und Lefeverein in Mums dorf.
Der Schulchrer Baumgarten gab an den Aben⸗
den der Wochen, foweit es die Gefchäfte des Tags geftats
teten, der erwachſenen Yugend feines Orts fammt einigen
Männern deffelben im Verein mit den erwachfenen Schuls
kindern Unterricht im Geſange. Es wirfte für diefen Uns
tereicht befonderd mit der Bauer Fahr, auch Köhler
und Porzig.
_— HH —
Es nahm am derfelben auch Antheil eine Zahl von
Yünglingen au Meufelwis, fo oft es nur die Witterung
erlaubte, den nicht eben angenehmen Weg nad) Mumsdorf
zu gehen. Der Aufwand dabei wurde durch gemeinfchafts
liche Einlagen gedeft. Der Eifer, womit der Lehrer fein
Werk betrieb und womit die Lernenden daran Antheil nah⸗
men, war lobenöwerth. Die Fortfchritte, welche dabei ges
macht wurden, waren zum Theil fehr erfreulih, und ein
Konzert, dad von diefem Singverein am Schluffe des Jah
res gegeben wurde, hat gar fehr die Zuhörer befriedigt,
Was den Lefeverein anlangt, fo wurde er an meh⸗
vorn Tagen der Woche während des Winters in der Schenke
des Orts gehalten.
Gegenftände aus der. Gefchichte der Völfer und ein-
zelner Menſchen, aus der Erdfunde und befondere Vorfälle
im täglichen Leben waren es, worüber ſich die Vorlefungen
verbreiteten. Sie wurden fleißig befucht, gern und aufs
merffam gehört und wirften veredelnd auf dad gefellige und
. Häusliche Leben wie auf das Gemüth der Zuhörer ein,
Died alfo ift der Stand der uns ſtamm⸗ und geifte .
verwandten Vereine in den Schwefterftädten unſers gottges
fegneten lieben Heimathlandes. Vergleichen wir diefe Dars
ftelung mit dem in meinen überfihtlihen Mittheilungen von
den Jahren 1839 bis mit 1843 gegebenen, fo finden wir, mit
lebhafter Freude und Genugthuung, daß im Jahr 1843 allents
halben die gute Sache der genannten Vereine von treueifrigen
Freunden wefentlich gefördert worden ift. Und fo geben wir uns
gern der zuverfichtlichen Hoffnung hin: fie werde unter Gottes
allmächtigem Segen, unter eines erleuchteten und gütigen Lan⸗
desvaters und einfichtiger und volksfreundlicher Obrigfeiten
Schutze, unter gefinnungtreuer und werfthätiger Bolföfteunde
und Volkslehrer fteter Mithilfe von Jahr zu Jahr immer froͤh⸗
licher und gemeinnuͤtziger gedeihen.
Das walte Gott! 1
— 4 Mr Dr. Ball, 5
"XXIV.
Beri ct
tber
das 19. Jahr der Kunft- und Handwerksfchule zu Als
tenburg, erftattet am Stiftungsfefte des Kunft-
und Handwerksvereins
von
Eduard Lange j
Das 19, Jahr unferer Kunfts und Handwerföfchule,
über welches mir nun noch eine kurze Berichterftattung ob»
Tiegt, war im Ganzen feinen nächften Vorgängern ziemlich
aͤhnlich. Die Schülerzahl erlitt Feine wefentliche Aenderung
und beträgt jeßt 92, indem feit dem legten Stiftungsfefte
nad) und nad) 78 Schüler unfere Anftalt wieder verlaffen
haben, dagegen aber zu Oftern 1843 50 und nad) Mi-
chaelis wiederum 22 neue Schüler in diefelbe aufgenommen
‚worden find. Der Austritt aus der Schule fteht nämlich
jeder Zeit offen, - obgleich es uns um der guten Ordnung
willen ſtets am liebften ift, wenn derfelbe mit dem Schluffe
des Schuljahres, alfo zu Oftern erfolgt. Die Nummer,
welche unfer Tester Schüler in dem regelmäßig fortgeführs |
ten und hier vorliegenden Aufnahme und Genfurenbud) führt,
ift 797, wobei ich nur noch bemerfe, daß ich die neuen
Schüler feit mehreren Jahren ftets erft einige Wochen nad
deren wirklich erfolgtem Eintritt in diefes Hauptbud) eine |
trage, um wenigftend Diejenigen nicht unnöthiger Weiſe mit |
aufzuführen, die, obgleich gehörig angemeldet und vieleicht |
auch fihon geprüft und einer beftimmten Clafje zugetheilt, |
E
— 205 — A
dennoch hernach gar nicht in der Schule erfcheinen, deren
Anzahl ‚gewöhnlich nod) von Denjenigen übertroffen wird,
welche im Laufe des erften Vierteljahres nach ihrer‘ Yufs
nahme wieder wegbleiben, fowie z. B. unter den 78 feit
dem legten Stiftungsfefte abgegangenen Schülern nicht wes
niger ald 18 von den 50 find, die Teste Oftern in die
Schule aufgenommen wurden, „Wie iſt dad aber möglich) ?“
wird vieleicht Mancher im Stillen fragen, indem die In⸗
conſequenz, ſo oft wir ſie auch im Leben wahrnehmen, uns
wegen ihres Widerſpruchs mit ſich ſelbſt doch bei jedem
neuen Begegnen wieder von Neuem auffaͤllt. Die Urſachen
duͤrften hier wohl ſehr mannigfaltig ſein. Bald meinen
die Schuͤler, ſie haͤtten in eine hoͤhere Claſſe geſetzt zu wer⸗
den verdient, bald iſt es dem oder jenem Meiſter nicht lieb,
ſeine Einwilligung zum Beſuche unſerer Anſtalt gegeben zu
haben, beſonders nachdem es ihm einige Mal ſtoͤrend ges
wefen ift, daß die Schule feinen Lehrling auch in den Wos
hentagen einige Stunden gegen Abend der Werkſtatt ents
ziehtz er entläßt ihn alfo nur ungern oder felbft gar nicht
von der Arbeit und ficht es in Folge davon fpäter im
Stillen wohl recht gern, wenn der Lehrling, über feinen uns _
geordneten Schulbefuch zur Rede gefeßt und getadelt, im -
Kampfe der widerftreitenden Anfprüche nad) Furzer Zeit die
Luft jur Schule verliert und daheim bleibt; bald findet es
auch ein. Lehrling, der vielleicht fehon die Knabenfchule nur
gezwungen befuchte und den Tag der Confirmation als die
langerſehnte Morgenröthe ded endlichen Freiwerdens vom
laͤſtigen Schulgwange begrüßte, der aber gleichwohl den
Eltern, welche ihm im Einverftändniß mit feinem fünftigen
Rehrmeifter geboten, fi zur Aufnahme in die Handwerfös
ſchule zu melden, hierin nicht offenbar ungehorfam zu fein
wagte — bald, fage ich, findet es ein Solcher mit der Stime
mung feines Snnern und mit den Anfichten feiner gleiche
gefinnten Kameraden doch in zu grelem Widerſpruch, ſich
nun abermald auf Jahre hinaus der beengenden Schulords
nung unterwerfen zu follen, und ce benust die erfte fi)
u u
darbietende Gelegenheit, fich diefem Joche zu entzichen, wos
bei e& ihm auf eine Lüge gegen Eltern und Meifter nicht
weiter ankommt; bald endlich erfcheint dem jugendlichen
Leichtfinn nad) Htägiger Arbeit in der engen, noch unges
wohnten Werfftatt am 7. Tage der Himmel doch zu blau
und die freie Natur zu lockend, um nicht fo bald als mögs
lich hinaus zu eilen ins Freie und fich hier, fern von bes
engender Aufficht, mit gleich geftimmten Kameraden den vers
führerifchen Reizen einer lang erfehnten Ungebundenheit zu
überlaffen, Der Weg der Tugend iſt nun einmal meift
fteil und rauf, und fo haben auch wir e& nicht vermocht,
denfelben für den. nur der Gegenwart und ihren Lockungen
zugänglichen Leichtfinn anfprechender und reisender zu ma⸗
hen, ald die ſchnell verfchwindende Luft des Augenblicks.
Sollte man aber, fo hörte ich öfters fragen, diefem Uebel
nicht durch Zwang und bindende Mafregeln entgegentreten,.
und es den mißgünftigen, feldftfüchtigen Meiftern, ebenfo wie
den unverftändigen und Teichtfinnigen Lehrlingen unmoͤglich
machen, der trügerifchen Gegenwart die Fortfchritte der Zus
Funft zu opfern? — Ich habe nie dazu gerathen und fann
ed auch jegt nicht, weil fi) in manden Fällen vielleicht
wohl das Förperliche Erfcheinen der Lehrlinge in der Schule,
keineswegs aber die allein den Erfolg fichernde Luft und
MWiligfeit des Geifted erzwingen läßt, und weil ed die gute
Sache fortfchreitender Bildung gewiß noch mehr fördert,
wenn eine Fleinere Anzahl Iernbegieriger Schüler ungehemmt
und freudig vorwärts fchreitet, ald wenn eine feldft dop⸗
pelt oder dreifach fo große Menge zum Theil felbft widers
fpenftigee Schüler Lehrern und Mitfchülern zugleich die wer
nigen Unterrichtöftunden verleidet und verfümmert, Und wo
follten wir, um bei den biefigen Verhältniffen ftehen zu bleis
ben, eine nur etwa um die Hälfte erhöhte Schülermenge
unterbringen, da fihon die gegenwärtige Zahl wenigftens in
den Zeichenftunden, an denen nicht einmal Ale ohne Aus—
nahme Antheil nehmen, den vorhandenen Raum. und: die
der Anftalt zu Gebote ftehenden nicht unbedeutenden Lehrers"
— —— —
kraͤfte waͤhrend der kurzen hierzu paſſenden Zeit vollſtaͤndig
in Anſpruch nimmt? Auch würde die Freundlichkeit und
Butraulichfeit zwifchen Lehrern und Schülern nicht wenig
leiden, wenn jene bei diefen nicht den guten Willen und
die wege Lernbegier, fondern nur den Gehorfam gegen ein
bindendes Geſetz als Grund ihres Schulbefuhs voraus:
feßen müßten, und endlich würde auch unfere einzige, nicht
ganz felten angewandte und auf die Ehrenhaftigkeit der Schuͤ⸗
fer gewiß einflußreiche Schulſtrafe, ich meine die Entfernung
‚aus unferer Schule, dann nicht mehr ald die ernfte und
beſchaͤmende Loſung eines freien, dem Schüler allein heil⸗
ſamen, aber in ſeinen Grundbedingungen von ihm gleich⸗
wohl untergrabenen Verhaͤltniſſes, ſondern als die vieleicht
von ihm abſichtlich herbeigefuͤhrte endliche Erloͤſung von eis
nem laͤſtigen Zwange erſcheinen und ſomit gegen die Wider⸗
ſpenſtigen alle Wirkung verfehlen. Darum nur keine Zwangs⸗
fhüler! dafür aber freundlichen Ernſt, ungeheuchelte Ge⸗
wifjenhaftigfeit und aufrichtigen Eifer in der Erfüllung der
Rehrerpflichten, welche die Schüler durch das moralifche Band
des guten Beifpield und durch die herefchende Ueberzeugung
von der Wohlthaͤtigkeit und Nüslichfeit der Anftalt inniger
und dauernder als alle Swangsmaßregeln an die Schule
binden, die ja ſelbſt nur als ein freies Erzeugniß edlen Ge
meinfinnd vor 19 Jahten ind Leben trat und feit 12 Jah⸗
gen durch die fortdauernde Munificenz unſeres erhabenen
—— * feſter begründet und erweitert worden ift;
Die Mehrzahl, d. h. über 3 unferer Schüler find
Reßılinge und ftehen in einem Alter‘ von 14 bis 18 Jah⸗
‚ten, Doch hat es uns auch nie an Geſellen und übers
st nie an Schuͤlern von geſehterem Alter gefehlt, fowie
auch jeßt in jeder der Beiden obern Claſſen einen Schuͤ⸗
Tee-son 35*) und\aud) in der dritten Claffe einen von 30
Jahren befisen, welche ſich die Schule recht angelegen ſein
5 Beim Unterricht in den‘ Wiſfenſchaften befinden ſich
D ne ⸗
— De: — herfelsen. ift fen fäon feit mehreren Jahren Haus⸗
— —
in unſerer erſten Claſſe 32, in der zweiten 36 und in der
dritten 24 Schüler, Dem Unterrichte in der frangdfifchen
Sprache aber wohnen in der obern Claffe 12 und in der
untern 9 Schüler bei. In Betreff der Abftammung und
Heimathöverhältniffe gehören, von 10 Ausländern (7 Sach⸗
fen, 1 Preußen, 1 Baier und 1 Sachfen-Meininger), welche
hier ald Gefellen oder Lehrlinge in Arbeit ftehen, abgefehen,
. 44 unferer Schüler der Stadt Altenburg feldft und 38 den
übrigen Ortfchaften unfered Herzogthums zu, von welchen
Letztern 13 auch noch jest auf dem Lande wohnen und zum
Theil über eine Meile weit von den Dorffchaften des Ams
tes Altenburg der Schule zuwandern, was bei den erft um
8 Uhr fihließenden Abendftunden, befonders im Winterhalbs
‚jahre, nicht geringen Eifer beweift *).
Das Lehrerperfonal ift im Ganzen das biöherige ges
blieben. Doch gab, wie bereitd im Jahresberichte des
Kunſt⸗ und KHandwerfsvereind erwähnt worden iſt, Herr
Bauverwalter Jecke, in Folge feiner Ernennung zum Rents
amtmann in Ronneburg, fein von den erſten Tagen: der
Eröffnung unferer Schule ‚an. mit - ununterbrochener Treue
und. „uneigennüßiger Gewiſſenhaftigkeit verwaltetes Lehramt
im Linearzeichnen auf, worauf Herr Architekt und Maurers
meifter Schmidt hierin die erſte Zeichenclaſſe übernahm, ne⸗
ben welchem wir auch noch in dem Herrn Architekt Schu⸗
ſter einen Lehrer fuͤr eine dritte Claſſe im Linearzeichnen
oder, ſofern die vorhandene Schuͤlerzahl das Beſtehen einer
ſolchen nicht nothwendig macht, fuͤr eine Wesel der
zahlreichen zweiten Bias gewonnen haben... —
9 Nach den 3 Claſſen im Wiffenf ———— eingetheilt, And; in
IIl. zuſammen
Daus der Stadt Altenburg ſelbſt
gebürtige Schüler 25. IT24.
2) aus den übrigen Sırf, haften des *
Herzogth. Altenburg gebürtig 5. 16. 17. 39,
(von diefen Dee: der Prauie at 177
vom Lande her zu:) . 2) (@%) (6,) (13.)__
3) aus dem übrigen Deuffäl. geb. a: 3. 3. 1%
Summe: 32 Herrin? an: Mr
— 207 —
Die Unterrichtsſtunden und die Lehrgegenſtaͤnde blie⸗
ben die bisherigen; nur wurde die erſte Claſſe, wie vor 3
Jahren, ſtatt in der Naturlehre wieder einmal zur Abwechs⸗
lung in den Anfangsgruͤnden der techniſchen Chemie unter⸗
richtet, was bei dem Mangel aller Vorkenntniſſe von Sei⸗
ten der Schüler und eines Apparates zu veranſchaulichen⸗
den Experimenten bei der Anſtalt nicht gerade eine *
re zu nennen: ift,
‚Die Lehrmittel wurden durch die Anfchaffung einer
Menge neuer Zeichenvorlegeblätter wefentlich vermehrt, und
die Lefebibliothef der Schüler, aus welcher der Schuldie⸗
ner, der ſelbſt ein Schüler der erften Claſſe ift, nad) dem
Schluſſe der Wochentagsftunden gegen Empfangsfcheine jede
Woche eine nicht geringe Anzahl Bücher ausgibt und zus
zücfempfängt, wurde in diefem Jahre auf 219 Bände, im
Ganzen alfo nur um 10 Bände vermehrt, welche Tegtern
der Schule größtentheild von Mitgliedern des Directoriums
und von unferm Vereinsbibliothefar, Heren Seyffert, gefchenft
worden find. Doch find auch einige der früheren Bücher, haupt⸗
ſaͤchlich in Folge ihres Haltlofen Papiers, völlig zerlefen und ihre
fpätere Wiederanfchaffung hierdurch nothwendig gemacht worden.
So wenig wir aber auch) diefe und andere Unvoll⸗
fommenheiten verfennen, die unferer Schule nicht ohne Grund
zur Laſt gelegt werden Fünnen, fo dürfen wir derfelben doch
in der Hauptfache dad Zeugniß nicht verfagen, daß fie ihr
rer Beftimmung in ernfter, anfpruchlofer Wirffamfeit jeder
Zeit entgegen geftrebt bat. Darauf gründet ſich auch uns
fere Hoffnung, daß fie wohl auch mit der Zeit eine ‚Heiz
math finden werde, aus der fie Fein anderweitiges Intereſſe
verdrängen Fann,: Denn auch in dem vierten der gaftlichen
Häufer, welde unfere Anftalt bis jest nach einander. aufs
genommen ‚haben, in: unferm Töchterfehulgebäude, werden
die ihe bisher wohlwollend überlaffenen Räume jest von
der Hauptbeftimmung des Haufes fo entfchieden in Anfpruch
genommen, daß dad Räumen des einen unſrer beiden Lehrs
zimmer nächte Oftern ganz unvermeidlich) und die dann das
GR —
für einftweilen geſtattete Benußung eines an fich wohl
freundlichen, aber, wie wir fürchten, ‘den Einflüffen der wech»
felnden Temperatur nicht wenig zugänglicdyen Lokales oben
unter dem Dache des genannten Gebäudes nur mit Danf
für diefe abermalige Aushilfe anzunehmen ift. Doc) wird
unfer ganzer Aufenthalt im Töchterfchulgebaude nur noch
von kurzer Dauer fein, da und aud das zweite Lehrzim⸗
mer nur noch bis Michaelis 1844 zugeftanden worden ift,
weil dann eine Claffe der Töchterfchule, deren biöheriger
dunfler Claffenraum, namentlich in den düftern Tagen dies
ſes Winters, gerechte Beforgniffe für die Erhaltung der
Sehkraft der Schülerinnen erweckt hat, in diefed unfer zwei⸗
‚ ted biöheriges Lehrzimmer einziehen und ſich der bier herr⸗
fhenden größern Helligfeit erfreuen fol.
Diefen Uenderungen und Berluften würde ich mit weit
größerer Beforgniß entgegen fehen, wenn mit deren wieders
bolter Ankündigung, felbft nachdem das Directorium unfes
ter Anftalt einer Wohllöblichen Kirchen und Schulinfpecs
tion unfere Bedenfen und Wünfche vorgetragen hatte, ſich
nicht zugleich die größte Bereitwilligfeit, für ein amderes
zweckmaͤßiges Unterfommen unſerer Schule zu forgen, fund
gegeben hätte. Wo aber wahrhaft guter Wide ift, da fehlt
es auch nicht an Gelegenheit, ihn zu bethätigen., Kann
diefes noch jegt an einem paflenden Orte ohne ein eigned
Vereins⸗ oder Schulhaus mit einiger Sicherheit und Dauer
gefchehen, dann wird unfer verehrtes Schuldirectorium in
dankbarer Anerkennung der fortgefesten Opfer, welche unfer
erhabener Proteftor und die übrigen Glieder feines hohen Fürs
ftenhaufes alljährlich unferer Anftalt in der Befoldung ihres
Hauptlehrerö bringen, und unterftügt durch die jährlichen Bei⸗
träge, welche derfelben aus Staats⸗ und Stadtfaffen zufließen,
wie bisher nicht allein deren laufende Bedürfnifje beftreiten, ſon⸗
dern auch die vorhandenen Geldmittel noch fernervermehren koͤn⸗
nen, durch welche eö derfelben, wenn auch vieleicht erft nad) Bes
endigung unferer ſchwachen Wirffamfeit, doch zuletzt noch gelingen
wird, die langerfehnten Heimathrechte zu gewinnen.
XXV.
Ueber Pinus obliqua und die Torfbildung
im Sächſiſchen Erzgebirge.
Von
Herrmann Binder. *)
MWährend meines langjährigen Aufenthaltes im Erzge⸗
birge führten mich meine hauptſaͤchlich in botanifchem Ina
tereffe unternommenen Wanderungen alhaͤhrlich mehrere Male
auf den Hochkamm des Gebirges, womit Ich jene Höhe bes
zeichne, welche unabhängig von den einzelnen höheren Punk⸗
ten, ald dem SFichtelberg von 3800, dem Keilberg von
3830, bei einer Höhe von 28001 31624 (bei Gottes⸗
gabe) ſich laͤngs des Gebirgsruͤckens hinzieht, bald mehr,
bald weniger Fleine muldenförmige Vertiefungen bildend,
ohne daß man eine eigentliche Unterbrechung defjelben wahrs
zunehmen vermag oder, annehmen ‚Fann. . Das Hauptge⸗
birge, welches Sachſen von Böhmen fepeibet, faͤllt füdöftlich
nad) Böhmen: zu fehr fchroff und fteil ab, fo daß man den
eigentlichen Fuß des Gebirges zu erkennen vermag, und bil⸗
det nur kurze, aber ſehr tiefe Thaͤler. Anders verhaͤlt es
ſich nordweſtlich auf ſaͤchſiſcher Seite. Hier geſchieht der
Abfall nur, fehr allmaͤhlig, „man erblickt, fo weit das ‚Auge
J
*) Obige in einer Verſammlun ber Iſis zu. Dresden. borgele-
me Abhandlung wurde von einem Mitgliede der naturforfhenden
aft zu Altenburg eingeſandt mit der Anfrage, ob wohl Lies
e in den ofterländifhen Mittheilungen abgedrudt werden Fönnte,
dem fie in der Monatsverfammlung vom März d. 3. zum Vor⸗
trage gefommen, wurde fie) zu F folge eines ——— der
* ik ‚sur esutachtung überwiefen und yon dieſer
druck genehmi.
Ar} l j 12 A. ds N.
vn. - 14
reicht, eine fortlaufende Gebirgsſcene, vielfach zerriffen und
in Thäler zerflüftet, in welche die vielen Gebirgsbäche hinab⸗
taufchen, die ihren Urfprung diefen Höhen zu danfen haben,
Die Thäler felbft tragen durchgehends jenes Gepräge der
Großartigfeit, welches man mit dem Namen wildromantifch
belegt. Starr ſich hoch in» die Lüfte erhebende Felfenmaffen,
größtentheild aus Gneis beftchend, bezeichnen die Thalfcheis.
den, in welchen ſich in ununterbrodhenen Cascatellen die
Gebirgsbäche durchdrängen. Die düftere. Fichte begranzt die
Höhen und fteigt herab im die Thaler, dort fich in der größ-
ten Ueppigfeit entwickelnd; eine in lichteren Farben ſchim⸗
mernde, wenn auch nicht geradezu reichhaltige Vegetation:
bedecft die nur mit wenig Humus befleideten Felsmaſſen;
der ernfte Gefang der Zippe, Turdus musieus, welche
die Bewohner als ihre Nachtigall zu betrachten fich gewöhnt
haben, — der eintönige Nuf der Coracias garrula, Dans
delfrähe, oder des Corvus glandarius, Holzheher, giebt den
Gegenden Leben, wenn nicht tiefer diefelben bebaut, die
mächtige Waſſerkraft nuͤtzend fich die befannte <hätigfeit
. des fächfifchen Volfes zeigte und die Gegenden belebte.
Auf diefen Wanderungen nun, die ich größtentheils
allein machte, fielen mir die mächtigen Torflagen, welche
ſich längs des Hochfammes. ausbreiten, auf. Die im alle
gemeinen Armliche Vegetation, felbft wenn Sahrhunderte hier
gewirft hätten, konnte meines Dafürhaltens nicht im Stande
fein, diefelben in einer ſolchen Mächtigfeit, an manchen Ors
ten bis zu 15— 20°’, und zwar gerade auf den höchften
Stellen deſſelben, als bei Gottesgabe nad) Platten zu, here
vorzubtingen, Und indem dieſer Gegenftand meine Aufs
merffamfeit immer mehr und mehr in Anſpruch nahm, fo
wurde mir nad) und nach die Ueberzeugung, daß. unmöge
lich die. Bildung des Torfed der dortigen. Gegend von ‚den
gewoͤhnlichen Torfpflanzen herruͤhren koͤnne, wie angenom⸗
men wird, daß derfelbe durch: ſelbige vorzüglich in den
Niederungen Hollands, Hannovers, Oft und Weſtfrieslands,
‚Pommerns, Englands und Irlands entftanden fei,
— 1 —
Es liegt außer der Sphaͤre dieſer Abhandlung, mich
uͤber die Verbreitung des Torfes über die Erdoberfläche,
fein verfchiedenes Vorkommen und die verfchiedenartigen
‚Erflärungen feiner Entftehung auszulaffen. Ich werde viels
mehr nur dad Allgemeine, auf das vaterländifche Intereſſe
Bezüigliche zur Sprache bringen.
| Das obere Erzgebirge ift an Torflagern ungemein
reich, und find diefelben, vorzüglich auf dem Hochfamm des
Gränzgebirges überaus maͤchtig. Bei Sebaftiansberg
in Böhmen beginnend, gehen diefelben über den ganzen
Hohfamm, Raitzenhayn, Hohftadt, Salzungen,
Schmelzjgrube, Preßniger Höhe, Gottesgabe,
Platten nad Sohanngeorgenftadt und weiter, und
treten hier und da mit einer Mächtigfeit auf, welche, wie
ſchon erwähnt, bis 20° GStärfe erreicht. Zwiſchen Sals
zungen und Schmelzgrube, wo ich hauptfächlich zu meinen
Beobachtungen veranlaßt wurde, find die großen Salzunger,
die Schwarzwaffer und Tiefenbacher Heiden die hauptfäch-
lichſten, ungerechnet eine große Menge Fleinerer Torf⸗ und
Moorbruͤche, welche in neuerer Zeit durch Trodfenlegen ders
‚felben und Anpflanzung von Radelholz mehr oder weniger
möglichft nusbar geworden find.
Wie auf allen Hochebenen, ſo auch hier, 4 nicht
allein der Schnee die laͤngſte Zeit des Jahres auf denſel⸗
ben, ſondern es ſaugen auch dieſelben, gleichſam einem Schwamm
ähnlich, wozu die eigenthuͤmlichen Torfmaſſen vorzüglich ges
‚eignet find und weshalb fie gewiffermaßen von dem Schöpfer
zu diefem Swed ihren Wohnort erhalten Haben, beinahe be>
ſtaͤndig aus den auf denfelben lagernden Wolfenmaflen uns
unterbrochen Feuchtigfeit an, wodurch dieſelben als natürs
liche Woafferbehälter für ae niederen Gegenden von hoher
Wichtigkeit werden.
Leider hat man in neuerer Zeit das — nur
dem Holzbeduͤrfniß zugewendet und durch Entwaͤſſern dieſer
Hoͤhen ſich den Boden moͤglichſt dienſtbar zu machen ge⸗
ſucht. Der Waſſermangel aber, welcher ſeit einer Reihe
%
— 12 —
von Jahren, oftmald im hoͤchſten Grade fühlbar fir die
gefammten Bewohner Sachſens herauögeftellt bat, dürfte
wohl hier eine Eiflärung finden; denn wenn durch tiefe
Abzugögräben nicht alein dem Waſſer ein raſcher Abflug
gewährt wird und ſich diefelben nicht, wie früher, halten
fönnen, um nur nad) und nad) ihe Wafler abzugeben, fo
wird andern Theil der Verdünftungsproceß durch den ras
ſchen Abflug nicht allein befördert, fondern derfelbe wird
auch noch durch die Waldblößen, welche an vielen Orten
durch Cultur des Bodens entftanden find, ‘erhöht; und fo
muß im hohen Sommer ſtets Waffermangel eintreten, wenn
fonft nicht außergewöhnliche Negengüffe diefen Mangel pas
ralyſiren.
Die Vegetation auf dieſen Hochebenen iſt, wie ſchon
geſagt, ſpaͤrlich und aͤrmlich; ſie wird groͤßtentheils charak⸗
teriſirt von einer Anzahl Pflanzen, welche theils großen,
dichten Raſen bilden, theils von ſolchen, welche holzartige
Stengel haben. Theilweiſe ſind dieſe Gewaͤchſe ſtets dem
hoͤheren Gebirge eigen, theilweiſe gehen ſie aber auch bis
in die ſogenannten Marſchlaͤnder hinab, wo dieſelben als
bezeichnend fuͤr Torfbildung angeſehen werden. Die
Pflanzen, welche dieſe Hochebenen charakteriſiren, find haupt⸗
ſaͤchlich bezuͤglich der Torfbildung
Vaceinium uliginosum
Vitis idaea (V.myrtillus kommt beinahe
gar nicht vor.)
Oxycoccos palustris Luzula maxima mit ihrem
) ftarfen Rhizom.
Empetrum nigrum Ranunculus aconitifolius. .
Andromeda polifolia Homogyne alpina.
Calluna vulgaris Melyedium alpinum.
Salix repens Tephroseris crispa in allen
Formen,
Betula nana, Betula pubescens. |
Eriophorum vaginatum und Eriophorum latifolium.
Carex curta (canescens) Sedum villosum.
— WM >
Carex glauca — Drosera rotundifolia
ovina Pinguicula vulgaris.
stellulata Orchideen.
Eine Menge Arten von Sphagnum und Polytrichum,
Hypnum aduncum nebſt Bartramia fontana, welche vors
zuͤglich an quelligen Orten ſchoͤne polſterartige Ueberzuͤge bils
det, überziehen. die waſſerreichen Stellen, fie find, indem fie
die niedergefchlagene Feuchtigkeit der Atmofphäre begierig
einfaugen und diefelbe bei flaren Tagen der Wirfung des
Sonnenlihtö entziehen, von hoher Wichtigfeit, und während
man im Hochſommer den oberen Theil diefer Pflanzen oft
zwiſchen den Fingern zu dem feinften Pulver zerreiben fann,
bergen die unteren Theile” eine Wafferfoole und verhindern
fo den zu lebhaften Verdunftungsprocef. Außer genannten
Pflanzen, fommt noch im Erzgebirge, jedoch tiefer liegend
auf der Mooshaide bei Marienberg Tsedum palustre vor,
und erinnert an die Torfbrüche der Niederlaufig, wo dies
felbe Pflanze mit Erica Tetralix und Myrica Gale als
Torfbildner auftritt. \
Ale diefe Pflanzen jedoch find ‚meiner Anfiht nach
nicht im Stande, diefe mächtigen, fih auf dem Hochkamm
vorfindenden Zorflager zu bilden. Ih muß die Bildung
derfelben vor Allem dem Borfommen der Moosföhre,
Sumpffiefer, Schwarzfiefer, Spirtenholz, auch Knieholz ges
nannt, zufchreiben, Pinus uliginosa, Neumann, Pinus obli-
qua, Sauter, P. pumilio, Haenke, P. Mughus Scopoli.
Auf dem ganzen Hochkamm, welchen ich bezeichnet, findet
man diefen Baum verbreitet, mehr vieleicht, als er bi jegt
beobachtet worden ift, indem die eigentliche Kenntniß feiner
Verbreitung weit von den Landftrafen abliegt, und man
feine Eigenthümlichfeit oft nur mit Anftrengung, ja felbft
mit Lebenögefahr beobachten fann. Reichenbach giebt in
feiner Flora Saxonica pag. 111 die Höhe genannten Baus
mes. auf L— 9’ an, wo hingegen 6. Heynhold fie als
einen Baum von 30— 40° Höhe angibt, mit dem Bemers
fen, daß an ungünftigen Stellen diefelde Früppelhaft, mit
"2m —
fhiefem Stamme, auch wohl ftrauchartig erſcheine, und da⸗
her den Namen Knieholz erhalten habe.
Ob G. Heynhold auf dem ſaͤchſiſchen Hochkamm die⸗
ſen Baum in angegebener Groͤße beobachtet, oder ob der⸗
ſelbe blos nach den Angaben ſchleſiſcher Botaniker gearbei⸗
tet, wo dieſelbe nach Angabe von Wimmer, Grabowsky
auf dem Rieſengebirge in ſolcher Hoͤhe vorkommen ſoll, weiß
ich nicht; da, wo derſelbe fie in feiner Flora Saxonica ans
giebt, habe ich fie nie fo gefunden. Durchgehends erfcheint
und tritt fie (bei Gottesgabe, Platten, Zinnwald, Johann⸗
georgenftadt, Carlöfeld u. ſ. w.), fomweit ich die Gegend zu
unterfuchen Gelegenheit hatte, in der Größe von 4—W
auf, und nur hinter Salfungen und Sebaftiansberg, auf
dem wildeften, rauhſten Terrain des Obergebirges, ſcheint
fie einer größeren Vollkommenheit entgegenzugehen. Das
Borfommen dieſer Moosföhrenwälder an diefer Stelle, welche
dort ununterbrochen eine Ausdehnung von mindeftens 5—6
Stunden in der Länge haben mögen, ift meines Wiſſens
nach nirgends aufgeführt, Weder Reichenbach, der ſich
um die vaterländifche Flora fo verdient gemacht, noch ein
Ficinus, noch ein Heynhold erwähnen deffelben, und
ſonach wäre ich wohl der erfte Botanifer, der diefe Ges
genden betreten hätte! Dort fand ich meine ſchon laͤngſt
gefaßte Idee über die Torfbildung des Hochgebirges beftäs
tigt. Man denfe jich bei wohl über 3000° Seehöhe, for
weit dad Auge reicht, eine große, große Fläche, auf welcher
nur bier und da am Rande derfelben einzelne, feheinbar
Feine Hügel fi) erheben, weldye aber nichts anderes hier,
ald die Kuppen größerer Berge, ald z. B. der Heßberg in
Böhmen, die Hochftädter Höhen, der Salzberg bei Preß⸗
niß, der Feuerthurm bei Stahlberg und andere minder ber
beutende, Die ganze Fläche ift mit einem dunflen, graus
grünen Grunde bededft, welcher bei näherer Betrachtung ſich
geftaltet, ald wenn Kugel an Kugel fich gelagert habe,
Swifchen diefen Flächen auf fleinen Erhöhungen, wo
der Boden im Sommer auszutrodinen vermag, erfennt man
— 15 —
deutlich eine andere Vegetation, Betula pubescens und vers
“früppelte Abies- excelsa unterfcheidet fich Teicht ſchon von
Ferne, und gern lenkt der Wanderer feine Schritte nach lich»
teren Stellen, indem er dort einigermaßen feften Grund) *
Boden erwarten fann.
Dort auf diefen Flächen, an den waſſerreichſten Stel
len, wo dee Boden unter den Füßen fehwanft, der langfte
Gebirgsſtock oft feinen Grund findet, man von: Wurzelſtock
zu Wurzelſtock fpringen muß, um nur einigen feften Grund
zum WWeiterfchreiten zu finden, dort fand ich diefen Baum
in einer Vollkommenheit und Ausbildung, wie dieſelbe in
der Flora Saxonica excurs: pag. 159 als bei Bierl-und
Telfts in Tytol wachſend beſchrieben, und wie ſie *
—— in ſeiner Flora Saxonica angiebt.
Ich fah Stämme von 20— 50° Länge y 1214
Durchmoffe, und zwar in foldhen Maffen, wie id) es nicht
erwartet hatte. Sie waren fo dicht, daß man nur, mit
Mühe ſich durcharbeiten Fonntez der Boden ſchwankte im⸗
merwährend unter den Füßen; oft brach man bis an das
Knie durch vermoderte Baumſtaͤmme, weldye über und durch
‚ einander nach allen Richtungen gefchichtet lagen, und: fing
dann erſt an in den feuchten Moor zu verfinfen, Stämme
von 15, 20°, 30° Länge lagen über und durd) einander,
theils im Moder⸗Proceß begriffen, theils noch fröhlich fort
grünend, unge Bäume fproßten Fräftig dazwifchen. aufz
mit jedem Schritt wurde die Gefahr beim Bordringen grös
Fer; und obgleich ich gern noch tiefer eingedrungen wäre,
indem mie in weiter Entfernung die Bäume noch größer zu
fein ſchienen, als diejenigen, welche ich bereits ausgemeffen,
fo mußte ich doch meinen Plan aufgeben, da felbft mein
Führer nicht: weiter wollte und mir ein weiteres ——
als ſehr gefaͤhrlich ſchilderte.
In dieſem weichen waſſerreichen Boden ſcheint non
diefe Pinus-Art am beften zu gedeihen. Man findet jedoch
felten einen Baum, welcher nur einigermaßen gerade aufs
recht flände, Alle find: mehr oder weniger in fpigem Wins
— 16 —
kel gegen ihre Baſis geneigt, was am Ende leicht zu er⸗
klaͤren ſein duͤrfte, da dieſelben einen eigentlichen feſten Grund
nie erlangen, indem, wenn der Baum nür einigermaßen
in feinem Wachöthum vorgefchritten, fein eigner 1.
punft ihn niederdrüden muß.
Ein anderer Grund der ftetd ſchiefen Richtung der
Bäume ift die von mir gemachte Bemerfung, daß die junge
Pflanze fih immer in zwei Arme theilt und eine gabelars
tige Form beſitzt. Nur bei auf weniger feuchten Stellen
gewachfenen Bäumen rücfen die Aeſte näher, und nehmen
eine entfernt woirtelfürmige Geftalt an. Nie fah ich dies
felben aber fo, daß fie wie bei Abies und Pinus sylvestris
quielförmig den. Hauptftamm umftehen. Auch Fonnte ic)
nie eine Uebergangsform zur gewöhnlichen Foͤhre, Pinus
sylvestris wahrnehmen, mit welder fie am meiften Aehn⸗
lichfeit hat, welche aber im Allgemeinen im Erzgebirge nicht
häufig und nur vereinzelt vorfommt.
Ein dritter Grund der fihiefen Richtung der Stämme
ſcheint in den herrſchenden Winden zu liegen, — eine Bes
obachtung, welche auch bei andern Torfmooren, wie Stus
der und Razumovsfi berichten, gemacht worden, jedoch) mit
dem Unterfchied, daß dort Quercus robur, Abies pecti-
nata und excelsa die ZTorfbildner gewefen fein follen.
Wenn ich auch denfelben einige Gewalt einräumen
muß, fo ſcheint mir doch die letztere Annahme nicht ganz
praftifch zu fein. Vielmehr ſchreibe ich das Niedergedrückts
fein diefer Wälder einem andern Umftande zu, einem Ums 7
ftande, welchen ich mir näher zu erörtern erlauben werde, |
Auf diefen Höhen haͤuft fi) naͤmlich in fihneereihen Wins
tern derfelbe oft zu einer Höhe von 15—20° und mehr
an, fo daß die ganzen Flächen damit bedeckt find, und diefe
Wälder, fo zu fagen, gänzlich unter demfelben verſchwin⸗
den. Gewöhnlich Bleibt der Schnee fehon zu einer Zeit
liegen, che noch der Boden durch den Froft erhärten kann,
indem nur eine dünne Eiöfrufte fi) bildet; wirft nun die
Schwere diefer Schneemaflen auf die fo nadelreichen Bäume, |
— 23 —
fo müffen fie, da fie feine felte Bafid Haben, nachgeben und
werden fo förmlich nad) und nad) an den Boden angedruͤckt.
Tritt an der Bafis Widerftand ein, fo müflen fie brechen.
Solches geſchieht aber felten, gewöhnlich ſpalten fie ſich, und
fo liegen fie, wenn im Mai die Sonne die Schneededen
ſchmilzt, uͤber und durch einander, ſterben theils ab, theils
vegetiren ſie noch fort, und bilden ſo, meines TUNER,
die Bafid der dortigen Torflager,
+ Swifchen diefen nun ift die Vegetation der fogenanns
ten Zorfpflangen in ihrer größten Vollkommenheit, und
indem diefelben im Winter ebenfalls theilmeife abſterben;
ihre Blätter und Stengel vermodern, fid) viel Humus und
HumudfäuresBerbindungen erzeugen müflen, fi) außerdem
durch die organifche Zerfegung der Gräfer und faftreicheren
Gewaͤchſe noch Effigfaure, nach Einhof auch Phosphorfäure
bildet (dad Waſſer, welches in Tuͤmpeln ftand und dunfel
braungelb gefärbt worden war, wies, fo oft ich es mit dem
Lackmuspapiere prüfte, ſtets Säure nach), fowie daß die
Einwirfung der Luft und des Sonnenlichtd nicht in dem
Grade auf die ſich zerfeßenden Vegetabilien ftattfinden fann,
um den reinen Moder oder Dammerde zu bilden, indem
dad fie umgebende Waffer fie daran verhindert, ſich viels
mehr die unlöslihen Humusfäures Verbindungen, fowie die
unauflöslihe Humuskohle die eigentliche Torfſubſtanz aus⸗
ſcheiden muß, fo ift die Entftehung diefer mächtigen Torfs
maſſen leicht zu erklären. Woher, fo drängt ſich nun bei
näherer Betrachtung der Torfmaflen die Frage auf, kommt
denn dad Bitumen, der erdharzige Stoff, welcher in vielen
Torfarten oft in nicht geringer Menge vorfommt? Kann ders
felbe durch bloße Serfegung der Begetabilien ſich gebil
det haben?
Im —— Falle, wo es ſich um den obererz⸗
gebirgiſchen Torf handelt, glaube ich die letzte Frage mit
Nein beantworten zu muͤſſen, vielmehr ſchreibe ich das ſo
reichliche Vorkommen des Bitumens einem andern Umſtand,
und zwar wiederum dem Hauptbildner, der Pinus uliginosa
— 2118 —
zu. Diefelbe ift nämlich fo ungemein harzteich, daß, wenn
man einen Aft durchfchneidet, augenblicklich daſſelbe in heilen
Tropfen hervorquillt. Tritt der Verwefungsproceß ein, fo
dürfte wohl anzunehmen fein, daß hier die fich bildende
Humusfäure, fowie Effigfaure, welche letztere unbefteitten in
+ der Torffubftanz enthalten, da ein jedes Deftillat des Tor⸗
fes ſtets effigfaures Ammoniak liefert, glei) der Schwefelfäure,
allmaͤhlig verfohlend wirfen, nicht allein die Holzfaſer in
mehr Humwudfohle umwandeln, fondern auch das Say in
jenen . veränderten Sgpredatgirficnt bringen, welchen wir wait
dem Namen Bitumen, Erdharz bezeichnen,
Dad Vorfommen der verfchiedenen Salze in zer aſche
der Torfarten, ſowie zwiſchen den Lagen ſelbſt, wie z. B.
blaue Eiſenerde, phosphorſaures Eiſen, Schwefelkieſe (ein
ſogenannter Vitrioltorf), Eiſenoxyd, Kieſelerde, Schwefel,
Salzfaure, Kali, ſowie Kalk und Bittererde nebſt Mangan⸗
oxyd, ſind leicht zu erklaͤren, richtet man den Blick auf die
Analyſe pics Pflanzen, welche am häufigften darauf Be
vorfommen. So enthält der Heidelbeerſtrauch:
kohlenſaures, ſchwefelſaures und ſalzſaures Kali, kohlen⸗
ſauren Kalk und Bittererde, Thonerde, Kieſelerde, Eiſen
und Manganoxyd.
Die Fichte gleiche Beſtandtheile.
Die Birfe außer genannten Stoffen noch Phosphorfäure,
Die Tanne und Erle ebenfals Phosphorfäur,
Das Rainfarrenfraut ebenfo.
Die Gräfer und Equifetumarten enthalten en
viel Kiefelerde,
Die Saamen der verfchiedenen Gewaͤchſe am meiſten
phosphorſauren Kalk, phosphorſaures Kali und Bittererde;
und indem man die Torfbildung als einen natürlichen Vers
fohlungsproceß wohl anzufehen berechtigt ift, man fünnte es
auch wohl einen langfamen Verbrennungsproch nennen,
fo erflärt fi) die Ausfcheidung und Bildung einiger Salze,
welche vorher nicht in den Pflanzen gewefen, ald der Schwe⸗
— 219 —
felfied, die blaue Eifenerde, am Ende von felbft, beobachtet
man, wie Jahrhunderte die Zerfegung,, Auöfcheidung und
Bildung bewerfftelligten, indem nur in älteren Torfbildungen
(nicht Erzeugniß neuerer Zeit) jene Formen vorfommen,
Ich bin überzeugt, daß die Pinus uliginosa, als das
Klima noch rauher war, die Suͤmpfe und Moräfte wenis
ger auögetrocfnet, die Wälder weniger'gelichtet waren, fid)
allgemeiner: uͤber dad Erzgebirge verbreitet hat, als es jest
der Fall iſt; ein Beweis dafür ift der, daß Bod bei eia
ner Seehöhe von 1700° diefelbe auf dem fogenannten Filz
bei Schneeberg beobachtete, wo fie jeßt gänzlich verfchwuns
den ift. Und fo dürfte man wohl diefelbe, wenigftens für
die Bildung der mächtigen Torflager des Oberersgebirges,
ald von Naundorf, Cranzahl, Elterlein, Geier, Grünhain,
Marienberg u. a. DO. ald Bafid annehmen koͤnnen.
« Ob die Torflager des Niedergebirged davon herrühren,
möchte ich bezweifeln. Die Struftur, fowie der Brenns
werth fpricht ganz dagegen; auch laffen die darin vorkom—
menden Halzarten, deren Struftur deutlich zu erkennen ifk,
eine Annahme der Art nicht rechtfertigen. Sie find durdys
fhnittlih weniger bituminds, mehr erdig, mit Gerölle un=
termengt. Man findet oft ganze ftarfe Stämme von 18
— 20 — 30” Durchmeſſer in ihnen vergraben, welche ſich
durch ihre Struftur als der Abies pectinata oder excelsa
angehörend ausweifen, Ueberrefte von Betula alba und Co-
rylus Avellana find deutlih in denfelben zu erfennen,
und nur die Zwifchenrdume find mit eigentlicyer Torfmaterie
ausgefüllt,
- Könnten bier nicht Ueberſchwemmungen, durch Wol⸗
kenbrüche veranlaßt, die Urfache der Bildung derfelben gez
wefen fein? — Die Gewalt des Waſſers und vielleicht auch
des Windes hat die Bäume entwurzelt, entweder fortgetries
ben, oder fie find an Ort und Stelle liegen geblieben.
Die leichtere Torffubftanz, welche von den Höhen herabge⸗
führt wurde, Lagerte ſich dazwiſchen. Die dadurd) fich ent⸗
wicfelnde eigenthümliche Vegetation trug zur Vollendung und
Ausfüllung bei, und fo entftanden die Torfflächen des Nies
dergebirges, fowie auch die Torfbildung der Thäler,
Daß der Torf ein poftdiluvianifches Gebilde ift, wer
möchte diefed bezweifeln? Wir fünnen feine Fortbildung
überall. unter geeigneten Berhältniffen beobachten.
Wir unterſcheiden deutlich in dem Torf der Niederungen
das ſchwer zu zerftörende Rhizom der Arundo phragmites
nebft dem fehwächern der Eriophorum-Carex-Arten, Wir
finden in den unteren Ablagerungen mancher Torfarten die
Saamen von Menyanthes trifoliata von Scheuchzeria pa-
lustris; es find die Gebeine von Menfch, Pferd, Schwein,
Biber, Hirfh, Ochs, ja Walfifch in denfelben gefunden wors
benz; ja in der großen Marfche, welche von Holland bis
jur ruflifchen Gränze reicht, findet man unterhalb des Tor⸗
fes Suͤßwaſſermuſcheln, als Limnaeus vulgaris, Paludina
impura, Planorbis imbricatus, Cyclostoma acutum, welche
uns den, deutlichen Beweis liefern, daß derfelbe erft ein
Gebilde der neueften Zeit ift.
Unterfuht man die Bafid oder Soole, auf welcher
die Torflager des Obergebirges Tagern, fo befteht ſolche
größtentheild aus einem Gerölle von abgerundeten Kiefeln
mit Gneus> und Glimmerfchiefer- Gefhieben untermengt,
welche auf einer feinen Schicht eines Iettenartigen, blaus
grauen Sandes lagern. Daß diefe Schiht fi) während
des Ablaufes der Waſſer, welche früher Europa überfluthet,
gebildet, dürfte kaum zu beftreiten fein, und daß diefe Flus
thungen die vorhin erwähnten Conchylien, fowie die Uebers
refte des Walfiſches, wie ſolche in neurer Zeit bei Mon-
teith, unfern Forth in Irland zugleich mit Hirfchgeweihen
und Theilen von Wafferpflanzen aufgefunden worden find,
dorthin geführt haben, dürfte A eben fo wenig in Be
fel geſtellt werden koͤnnen.
Höchft intereffant find die — welche uͤber
die großen Torflager Englands, Irlands, Schottlands, Frank⸗
= 9 —
reichs, Hollands und Rußlands, fo wie ber Schweiz ges
macht worden find; es würde mid) zu weit führen, wollte
ich) meinen Vortrag fo weit ausdehnen,
XXVI.
Miscellen
Einige Bemerkungen über Asteroscopus Nubeculosa.
Die Zimmererziehung diefer, von den Schmetterlings»
fundigen als felten bezeichneten Eule wird nad) den bishe—
rigen Erfahrungen nicht ohne Grund als fehr fehwierig ges
ſchildert, theils, weil die aufgefundene Raupe meift von
Scylupfwespen geftochen fei, theils, weil die gefunden Pups
pen häufig verfchimmeln,
Bergl, Treitſchke, die Schmetterlinge von Eutopa,
Bd. V., Abth. 3. Seite 57.
In einem Gehölze ohnweit Altenburg ift diefer Schmet⸗
terling in den erſten Frühlingstagen faft alljährlich aufzus
finden, und es gelang mehrfach, von lebendig eingefangenen
Weibchen in ihrer Claufur eine große Anzahl Eier zu be—
kommen, aus denen ‘gewöhnlich zahlreiche Raͤupchen auss
ſchluͤpften; meift aber ftarben ſchon viele derfelden, ehe fie
bis zur Verpuppung gebracht werden Fonnten und höchft felten
aber lieferten die Puppen den Schmetterling ,. obſchon doch
auf diefem Wege ihrer Erzeugung die Raupen gegen bie
Stacheln ihrer Feinde geſchuͤtzt waren. Mir iſt es endlich
gelungen, eine Art der Erziehung auszufinden, welche in je⸗
der Beziehung hoͤchſt gluͤckliche Erfolge brachte, daher ich es
nicht ohne Intereſſe halte, dieſelbe bekannt zu machen.
= 00
Nachdem ich auf die vorangegebene Weiſe Raͤupchen aus
Eiern in großer Anzahl erlangt und zunaͤchſt in einem ge⸗
raͤumigen Einmachglafe einige Wochen herangezogen hatte,
that ich diefelben in einen größeren hölzernen Kaſten, über
deffen Einrichtung ich Folgendes anführe:
Der Kaften ift Leckig, 1 Elle breit und 2 Ellen hoch.
Sein Deckel befteht aud einem DBrete, woran ich Falz bes
feftigt fi findet, welcher an allen f äußeren Seiten des
Kaftend eng anſchließt. Die Mitte dieſes Bretes ift ders
geftalt auögefchnitten, daß daffelbe der Länge nad) von als
len 4 Seiten nur etwa eine Hand breit über die inneren
Seitenwände des Kaſtens überfpringt, Ueber die dadurch
entftandene Oeffnung des Dedeld habe ich faft 3 Ellen hohe,
an der innern Geite diefer Deffnung befeftigte, Reife ges
fpannt und dann diefe Reife in folder Weife überall mit
Gaze überzogen, daß hierdurch den Raupen durch) die Deckel—⸗
dffnung zu entfommen unmöglicd) wurde, Da die Nube-
culosa fid) befanntlich tief in der Erde verpuppt, habe ich
fodann faft + Ele hoch mit Sand vermifchte, fein durch-
‚gefiebte Gartenerde in den Kaften gethan, in die Mitte des
Kaftens eine mit Waſſer gefüllte Glasflaſche in die Erde
bineingefenft und darein die Futterpflanze (Birfe) fo hoch
gefteckt, daß die letztere über den SKaften herauf in das Gaze⸗
gehäufe der Neife reichte; den Kaften felbft habe ich dann
mit den Naupen an eine Stelle in meiner Wohnung ges
feßt, welche fi) in der Nähe eined Fenſters befindet, das
das ganze Jahr hindurch geöffnet bleibt; der Kaften ftand
einige Schritte vom Fenfter entfernt. In diefem Kaften
gediehen die Raupen höchft gefund; von 70—80 derfelben
ftarben wohl faum 10, Die fid) Eingepuppten, welche ic)
aus der Erde nicht heraus gethan hatte, lieferten Anfangs
März ded darauf folgenden Jahres 54 Fräftige, wohlgebils
dete Schmetterlinge. Mit diefem Erfolge ſchon hoͤchſt zu⸗
Frieden, hielt ich die nicht ausgefchlüpften Puppen für ges
ftorben, Im Laufe des hierauf gefolgten Jahres that ih |
die Erde aus dem Kaften nicht heraus und benugte dens
- 225 -
felben weiter für andere Buchten, ı Das ſodann folgende
Sehhjahr erfreute mich jedoch mit der Erfahrung, daß die
zurücfgebliebenen. Puppen nicht: geſtorben geweſen ſeien;
denn obſchon ich im Fruͤhjahre vorher Feine Nubeculosa-
Raupen wieder in den Kaſten gethan, fand ich im März in
ihm nach und nad) wieder eine angemeſſene Anzahl Nube-
eulosas: ausgefrochen, fo daß ich durch wie hier befchriebene
Zucht derſelben zugleich den Beweis geliefert vor mir ſah,
daß die Nubeculosapuppe mitunter aud) 2 Jahre liegt, ehe
fie ausfchlüpft, eine Bemerfung, welche ich bis jegt in den
Schmetterlingswerfen noch nicht angezeigt gefunden habe.
or Altenburg, im März 1844,
Dr. Schenck, Landesjuftizrath.
Bon den in Deutfchland einheimifchen Leuchtfäfern,
Lampyris noctiluca Lin., Lampyris splendidula Fabr.
und Geopyris hemiptera Fabr., lebt die.Tegtere Art mehr
in füdlichen Gegenden. Bei Odenbach z.B. bat fie Müls
ber: zuerft genau beobachtet und in Illigers Magazin Bd, 4,
©. 175 u. f. beſchrieben. Lampyris noetiluca kommt
mehr im Norden vor und ift im füdlichen England und
in, Schweden ziemlich häufig. Am verbreitetften ift Lampy-
rxis splendidula F.,. welche zu Ende Maid und Anfang
Augufts ald ein helleuchtender Punft in manchen Jahren
felfner, in andern dagegen zahlreich die Luft durchkreuzt.
Dieſe Art erſcheint auch alljaͤhrlich im Oſterlande, oft in
großer Anzahl; noch nie aber iſt, ſo viel mir bekannt,
Lampyris noctiluca in vollkommen entwickeltem Zuſtande
gefunden. worden, Und doch bewohnt ſie unbezweifelt unſre
Gegenden. Auf meinen entomologiſchen Excurſionen hatte
ich zuweilen einzelne Larven dieſer Art gefunden, ohne ih⸗
nen beſondere Aufmerkfamfeit zu ſchenken. Im vorigen Sahre
entdeckte ‚ich Ende. Octobers in dem’ jenfeitd der Pleiße un⸗
terhalb Paditz gelegenen, die Goͤßa genannten Holze eine.
Stelle, wo dieſe Larve in ziemlicher Menge vorfam, Ich
— mM —
fand fie an den Wurzeln von Erlenbüfchen unter abgefallenem
Laube in ſehr verfihiedener Größe und befchloß fogleich, ihre Er⸗
ziehung zu verfuchen. Ich ſammelte deshalb eine hinreichende An⸗
r.
5
zahl, nahm von dem Laube und der Erde, in welcher fiezeither
gelebt hatten, mie und füllte damit ein Zuckerglas bis zur Hälfte,
In dieſes Glas brachte ich nun meine Larven, band ein den Zus
tritt der aͤußern Luft nicht gänzlich abfchließendes Papier darüber
und feste diefes Glas in eine fchattige, Falte Kammer. Hier
blieb es unangerährt ftehen. Am 1, April endlich, als mildere
Srühlingswitterung eintrat, fah ich nach meinen Larven und
bemerfte zu meiner Freude, daß fie noch lebten und ganz muns
ter waren, Sollte es mir gelingen, fie zur Verwandlung zu brins
gen, fo werde ich meine Beobachtungen in diefen Blättern mits
theilen. Vorläufig jedoch ſei es bemerft, daß diefelben mit einem
ſchoͤnen, glänzenden Lichte leuchten, das von den -Ichten Leibes⸗
ringen ausftrahlt. Doc) fieht man dies Licht nur felten und
und ich mußte oft fehr lange warten, ehe es fich bei einer oder
der andern zeigte.
Das Weibehen von Lampyris noctiluca ift ganz unges
flügelt, dad Weib von Lampyris splendidula hat nur zwei
Feine Rudimente der Fluͤgeldecken auf dem erften Leibesabfchnitte.
indem fie ruhig unter Hecken und Gebüfch ſitzen oder auf dem
Boden und im Grafe umherlaufen, ftrahlen fie ihr helles Licht
aus, um die Männchen. herbeizulodfen.. Während Lampyris
splendidula alfenthalben die Bedingungen zu ihrem: Gedeihen
findet, ſcheint Lampyris noctiluca nur an einzelnen feiner Na⸗
tur zufagenden Stellen vorzufommen, Theil aus diefem Grunde,
theils weil fie in fpäter Nacht umherſchwaͤtmt, vielleicht auch,
weil man aus Furcht vor Aſſeln die im Graſe leuchtenden Lar⸗
ven und Weibchen nicht aufzunehmen wagt, mag Lampyris
noctiluca ſeltner entdeckt werden. Herr Director Dr. Suffraͤn
in Sie gen hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Er war fo ge⸗
fällig, mir auf meine deöfallfige Anfrage zu erwiedern: „Lam-
pyris noctiluca habe ic) bier noch nie finden koͤnnen, obgleid)
- mie meine — * die Larve gebracht haben.“
—
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3; Uhr. Nachmittags 2 Uhr. |
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Meteorologifche Tabelle auf die Monate: Detober, November, December, 1SA3, von W, Bechftein.
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Früh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Früh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr.
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181: 3,0 375 wi ©. - 30 5,0 ir. S. W. 18 |= 58 2,0 wik. ©. il 1,0 wik. ©. 15 |= 118 5,0 nebl. W. 23 0,0 32 tr. W.
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29|- 57 70 wi. ©. - 60 | 90 helle ©. 29 |= 75 5,0 wie ©. - 60 60 wei. — 129 |= 10 30 |. © ®. = 10 3,25 ir. S.
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31 |= 56 | 5 bes .|= 52 120 helle ©. 3Iı=- 83 |— 15 Ihe ©. : 83 ©.
Höchfter Barometerftand den 25. December = 98” 4,5, Mittler Barometerftand — WE
Tieffter Barometerftand den 12. October = 26” 10,0% . Kältefter Tag den 10. November = — 2,0°. i
Erklärungen der Abfürzungen: tr. trübe, wik. wolkig. Strm. Sturm. Reg. Regen. Schn. Schnee, Nebl, Nebel, nebl, nebelig, Gew, Gewitter, Gew, v. w. Gewitter von weitem, D. Oft, S, Sid, W. Welt, N, Nord,
Mittheilungen
aus dem Dfterlande.
Gemeinſchaftlich herausgegeben
.o.sossee
vom
Kunft = und Handwerks - Vereine, von der
Naturforfchenden und der Pomologifchen
Gefelfchaft und vom Landwirthichaftlichen
Vereine zu Altenburg.
Siebenter Band.
Erftes und zweites Bierteliahrheft,
ausgegeben im Uuguft 1843,
Auf Koften der vier Geſellſchaften.
Altenburg, 1843.
Gedruckt in der Hofbuch druckerei.
(In Commiſſion der Schnuphafefchen Buchhandlung.)
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a Inhalt des erſten und zweiten Viertel
jahrheftes:
I. Protokoll über das Stiftungsfeſt des
Kunft= und Handwerkövereind . »
Bericht über das 25. Jahr des Kunft:
und Kandmwerfövereing zu Altenburg,
erftattet am Gtiftungsfefte deſſelben
von Eduard Lange »
. Ueberfichtliche Darftellung des Standes
der Kunft= und Gemwerbvereine, Kunftz,
Gewerb- und Sonntagsſchulen von
Dr. Karl Ball,
. Bericht ber das 18, Jahr der Kunſt
und Handwerksſchule zu Altenburg,
von Eduard Lange .
. Schidfale einer Wollflode. Eine humo
riſtiſch-techniſche Skizze vom HOber:
infpeftor Meißner . - ‘ .
. Die Srühlingsverfammlung der pomo=
logifchen Geſellſchaft. Eine Mittheilung
aus dem Protokoll von deren Sekretär
Eduard Lange- . . -»
Protokoll über die Feſtſitzung der natur-
forfchenden Gefellfchaft am 5, Juli 1843
von Dr. Kirmße, »
. Eröffnungsrede am 26. Stiftungsfeft
der naturforfchenden Gefellfchaft des
Dfterl. d. 8. Suli 1843 von C. Wais
. Sabresbericht der naturforfchenden Ges
Luſchaft des — — vom Profeſſor
J. H. Apetz
Seotogifehe robleme vom Stadiſchrei⸗
ber Sr. Alb. Fallou in Waldheim .
. Ueber die Zortfesung der Schaafzucht.
Bon Eduard Kange .
XI. Bemerkungen und Andeutungen. Bon
Dr. Ba ck. — —
zwei meteorofogifche Sabellen, vom erften Sanuar bis
legten Suni 1843. Vom Kanzleiratd Bechftein,
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Mittheilungen
aus dem DÖfterlande.
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Gemeinſchaftlich herausgegeben
vom
Kunft= und Handwerks-Vereine, von der
Naturforfchenden und der Pomologifchen
Gefelfhaft und vom Landwirthfchaftlichen
Bereine zu Altenburg.
Sicbenter Band.
Drittes Heft,
ausgegeben im Januar 1844
SSH
Auf Koften der vier Gefellfdyaften.
Altenburg, 1844.
Gedrudt in der Hofbuhdruderei.
(Sn Commiſſion der Schnuphajeihen Buchhandlung.)
[uluiulululululululululululululuieluiu]
— ——————
Inhalt des dritten Heftes:
Seite
.Bekanntmachung der Preife und ſon—
ftigen Auszeichnungen, welche vom
Kunft- und Handwerköverein zu Alten⸗
burg wegen der bei Gelegenheit der
fiebenten Berfammlung deutfcher Land:
und Forſtwirthe veranjtaltet gewefenen
Kunft und Gewerbe Sa run zu⸗
erkannt worden find . -
. Vermögenszuftand des Kunſt⸗ u. Hand:
werfövereind und der Kunft: u, Hand:
‚werköfchule . .
. Aus dem Protokoll über die Heröfiver:
fammlung der pomologifchen Geſellſchaft,
den 11, Dctober 1843, Von Ed. Lange,
Secretair der Gefellfchaft . -
. Ueber den Winterfroftichaden an Hbft:
baumen und Zraubenftöden, und wie
man den Schaden ermäßigen fann. Bon
Seb, Englertb .
. Etwas über einige mineralifche Ding:
ſtoffe. Aus den Verhandlungen des
Sandwirtbfchaftlichen Vereins mitges
theilt von deſſen Secretair Ed. Lange
XVII, Fortgeſetzte Verhandlungen des Land:
wirthſchaftlichen Vereins über minera-
liſche Düngftoffe, mitgetbeilt von deffen
Seeretair Ed. Lange. - » 147
XIX. Preisvertheilung des Sandwirtöfhaft:
lihen Bereins . 2...» ... 154
IX. Miscellen und Notizen . . 157
Eine meteorologifche Tabelle, vom erften Suli bis legten
September 1843. Bom Kanzleirath Behftein,
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Gemeinſchaftlich herausgegeben
vom
Naturforſchenden und der Pomologifchen
Gefelfhaft und vom Landwirthfchaftlichen
Vereine zu Altenburg.
Siebenter Band.
Biertes Heft,
ausgegeben im April 184%,
Auf Roften der vier Geſellſchaften.
Altenburg, 1844.
Gedrudt in der Hofbuhdruderei,
(In Commiffion der Schnuphaſe ſchen Buchhandlung.)
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Inhalt des vierten Heftes:
Seite
XXI Das Gtiftungsfeft des Kunft- und
Handwerksvereins, den 5. Febr. 1844
XXI. Bericht über das 26. Jahr des Kunft-
und KHandwerfövereins, erftattet am
Stiftungstage deſſelben den 5. Febr.
1844 von deſſen Seeretär Ed, Lange
XXI, Ueberfichtliche Darftellung des Beftehens “
und Wirkens der Kunft: und Gewerb:
vereine, der Kunft, Gewerb= u. Sonn:
tagsfchulen 2c. in den Schwefterftädten
des Landes im Jahr 1843, mitgetheilt
durh Dr. Karl Bad.» ...
XXIV. Bericht über das 19. Jahr der Kunft-
und Handwerkefchule zu Altenburg, -
erftattet am Stiftungsfeite des Kunfte
u. Handwerkövereins von Ed, Lange.
XXYV. Ueber Pinus obliqua und die Torf:
bildung im Sachfifben Erzgebirge, von
Herrmann Binder...»
GEXVL Mischen . 2 +...
Sl Seine meteorologifche Tabelle, vom erften Dctbr. bis letzten
December 1843, Vom Kanzleirath Bechſtein.
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Mittheilungen
ans Dem Osterlande,
Gemeinfhaftlid Herausgegeben
x | von
dem Aunst- und Handwerks - Vereine, von der
Naturforfchenden und der Pomologifchen Gefellfchaft
und vom Sandwirthfchaftlichen Vereine zu Altenburg.
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. ' Achter Band.
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Auf Koften der vier Geſellſchaften.
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0 Gedrudt in der Hofbuhdruderei.
In Commiſſion der Schnuphafefhen Buchhandlung.
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1
Inhalt des achten Bandes.
Seite
« I. Sortgefegte Verhandlungen des Kunft» und Hand:
werksvereins über die Errichtung einer Ausftellungs-
und Berkaufshalle ftädtifcher Gemerbserzeugniffe.
” Mitgetheilt von Eduard Lange . .» . 1
I. Zur Rettung begrabener Scheintodter, vom Mecha-
nikus Deyner . . .» 6
IH. Geologifhe Probleme, Bom Stadtſchreiber gr.
Ab, Fallou in Waldheim ... - 11
IV. Protokoll vom Frühjahrsconvent der pomologifchen
Geſellſchaft, gef. durch deren Seeretaiv R. Lange ll. 31
V. Ueber den Anbau der Gerſte. Mitgetheilt aus den
u Verhandlungen des landwirthſchaftlichen Vereins zu
Altenburg durch deffen Secretair Eduard Lange 40
VI. Verbefferungen und Verſchoͤnerungen Altenburgs.
Vom Profeffor Eduard Lange . + + 0. 832
VI. Die Baumpfähle in den Baumfhulen .’» » . 596
Eine meteorologifhe Tabelle vom erften Januar bis
h legten März 1844. Vom Kanzleirath Bech ſte in.
VII. Das Wandern der Handwerksgefellen. Aus den Pro-
tofollen des Kunſt⸗ und Handwerksvereins mit-
e getheilt durch defjen Secretair Eduard Lange . 57
mx. Der Herbftconvent der pomolog. Gefelfhaft. Eine
protofollarifhe Mittheilung von R. Lange .» » 61
X. Bemerkungen über die ornithologifhe Sammlung |
der naturforfchenden Geſellſchaft des Oſterlandes . 76
XI. Defideratenverzeichniß europäifcher Vögel . +» + S1
XI. Btieflihe Mittheilungen von Dr. Zipfeer . » 87
XII. Schreiben des Hrn, Regierungsprafid, v. Seden-
dorff an den ee Derein zu
_ Ütendtug . .» 95
XIV. Ueber die Fortbildung, unferer heranwachſenden
Landwirthe. Aus den Protokollen des Landwirth⸗
ſchaftlichen Vereins zu Altenburg mitgetheilt von
Eduard Lange. . » 93
XV. Beantwortung der dem Landwirthſchaftlichen Ver
eine zu Altenburg in der Verſammlung am 10. Juli
vorliegenden Fragen. Dom Dekonomie⸗Kommiſſaͤr
Rich. Glaß in Bom . .. . 106
XV. Neifebemerfungen. Vom Gutsbeſiher Hager in
Sara . An. , 119
XVIl. Baesre s sg der Obſtbaumzucht ves—
XXI.
— 1 V Le; ö
Seite
. Ueber den Abſatz unfrer Landiwirthfchaftl, Erzeugniffe 126
Zwei meteorolog. Tabellen vom 1. April bis legten
Sept. 1844. Vom Kanzleirath Bechftein.
Das Stiftungsfeft des Kunft- und Handwersver⸗
eins, den 4, Februar 1845 22. 2m. 129
Bericht Über das 27. Jahr des Kunfte und
Handwerksvereins, erflattet am Stiftungsfefte
deffelben, den 4. Februar 1845, von deffen
Secretair Eduard Lange . » . 131
. Meberfichtlihe Darftellung des Beftehens und
Mirkens der Kunſt-, Gewerb= und Sonntags-
Schulen und ähnlichen Unftalten in den Schwe:
fterftädten des Landes im Jahr 144 .. . 18
Bericht über das 20, Jahr der Kunfl- und
Handwerksfchule zu Altenburg erftattet am Stif-
tungsfefte des Kunſt⸗ und Handwerksvereins von
Eduard Lange + » ‘ 158
Einige Bemerkungen über bie Kugelform der Ge
feine und fphäaroidifche Granitblöde insbeſondere.
Vom Herrn Stadtſchreiber Fallou in Waldheim 165
Berhandlungen des Landwirthfhaftlichen Vereins
zu Altenburg mitgetheilt ed defjen Secretait
Eduard Lange 169
Fruͤhlingsfeſt⸗Sitzung der vongolegifeien Giſel
ſchaft zu Altenburg, den 25: April 1845 . - 181
xxvi.
XXVIL.
xxvm.
XXX.
Eine meteorologifhe Tabelle, vom 1. Detbr. bis
legten Dec, 1844 Vom Kanzleirath Bechſtein.
Dermögenszuftand des Kunſt⸗ und Handwerks⸗
vereins und der Kunſt- und Handmwerksfchule + 195
Der Herbftconvent der pomologifhen Geſellſchaft.
Mittheilung vom Profeſſor Eduard Lange 196
Ueber Sortimentsliſten für Obſtbaumſchulen 207
Nagiäg in topographifcher, bergmännifcher und
naturhiftorifcher Beziehung. Vom Dr. Knöpfler 216
Vortrag über den Falco palumbarius Linn. und
die im mittleren Deutſchland vorkommenden Raub⸗
voͤgel. Beim Stiftungsfefte der Naturf. Gefelifchaft
gehalten am 9. Zuli 1845 vom Rath Zinkeifen 234
Ueber die Milchproduction des Rindviehs. Aus
den Verhandl. des Altenb. Landwirthfchaftl. Ver .
eins mitgetheilt durch deſſen Secretair Ed. Lange 245
Erklärungen zum Altenburger Stadenpflug. Bon
Zacharias Kreffe, Gutsbeſitzer in Dobraſchuͤtz 256
Zwei meteorologiſche Tabellen vom 1. Januar bis letzten
Juni 1845 vom Kanzleirath Bechſtein.
T.
Fortgefette Verhandlungen
des
Kunft= und Handwerkövereind über die Errichtung einer
Ausftellungs- und Berkaufshalle flädtifcher Gewerbs:
erzeugniffe.
| Mitgetheilt von deſſen Secretär
Eduard Lange
Die entgegenftehenden Anfichten der verfchiedenen Mit⸗
‚ glieder unſeres Kunft= und Handwerfövereins über den Eins
fluß eines Verfaufsmagazind hiefiger Gewerbserzeugniffe hat
der Teste Zahresbericht diefes Vereins (Mittheilungen aus
dem Ofterlande, Bd. VII. ©, 174 u. 175) dargelegt, Es
galt nun diefe zu vereinigen, oder doch nochmals zu prüs
fen und gegen einander gehörig abzuwägen, und diefes war
einer der Berhandlungsgegenftände für die Verſammlung
vom Monat März 1844.
Man hatte nun bereitö in der Sigung vom 5. Jan.
eine fortwährende Gewerbeauöftellung in Verbindung mit
einem Verfaufömagazin für wünfchenswerth erklärt; 1) weil
fie, wie biöweilige Gewerbeauöftellungen, durch die Ehre
und Anerfennung, welche tüchtigen Leiftungen zu Theil
werde, die Gewerbtreibenden ermuntere und den Gewerbs
fleiß fördere; 2) weil fie durch den Berfauf der ausgeftells
VII. « 1
14
—
ten Sachen die Verfertiger preiswuͤrdiger Waaren zugleich
materiell belohne; 3) weil fie den hieſigen Gewerbtreiben-
den Abnehmer gewinnen werde, die ſich fonft in auswärs
tigen Magazinen verforgt haben würden und 4) weil fie
dem Anfänger oder unbemittelten Gewerbtreibenden einen
geeigneten Ort darbiete, feine Erzeugniffe aufzuftellen, vor
Befhädigungen zu fihern, dem Käufer vorzuführen und
fi) bei wirklicher Preiswuͤrdigkeit derfelben Kundfchaft zu '
erwerben,
Um nun zu erfahren, ob diefe Behauptungen auch
ftihhaltig feien, oder blos auf täufchendem Schein beruhen,
wurden. diefelben fämmtlih nochmals einzeln durchgenom⸗
men und alle Anwefenden zu deren Widerlegung aufges
fordert. Allein es erfolgten nur einzelne beiftimmende oder
doc) durch weitre Auseinanderfegung der Sache befeitigte
und dann zurück genommene Aeußerungen, Man ging
daher zur Prüfung der Gründe über, weshalb. man ders
gleichen Ausftelungen in Verbindung mit Verfaufsmagas
zinen für nicht wuͤnſchenswerth, ja fogar für verderblich
erklärt hatte, nämlich 1) weil fie dadurch, daß der Erzeus |
ger und der Käufer einer Waare nicht mit einander in
Verkehr treten, den Verfertiger leicht zu unſolider Arbeit
verführen, welche nur durch eine glänzende Außenfeite die
Aufmerffamfeit flüchtiger Befchauer zu erregen beftimmt feiz
2) weil fie zu Schleuderpreifen Veranlafjung geben, indem
die Preife der nicht abgefegten Waaren nach einiger Zeit
berabgefegt werden müfjen, wodurch 3) die Gewerbtreiben-
den verarmen und ihren Communen, ftatt einer Stüße, gar
bald eine Laſt werden.
Allen diefen Nachtheilen glaubte man durch eine
zweckmaͤßige Einrichtung ded Verfaufsmagazind begegnen zu
fünnen, 3. B. dem unter 1) dadurch, daß jeder Gegen-
ftand mit dem Namen feines Verfertigers bezeichnet fein
muß, fo daß folide Arbeit demfelben Ehre und Kundfchaft,
fihlechte Arbeit aber Schande bringt. ine Herabfegung
des Preifes aber von Seiten des Magazins fann 2) ebenfo
ee
wenig erfolgen, ald dafjelbe den Preis auch urfprünglich
nicht beftimmen fol. Setzt aber der Verfertiger einer uns
verfäuflichen Waare, um fie nur ins Geld zu feken, deren
Preis felbft unter den Erzeugungswerth herab, fo wird er
diefes auch thun, wenn er nicht die Ausficht Hat, fie mit
ilfe der Ausftelung dem Faufluftigen Publifum vorzus
hren; ja er wird diefen dann wohl noch tiefer herab-
feßen muͤſſen, weil ee dann noch weniger Ausficht haben
dürfte, dafür einen Käufer zu finden. Ueberhaupt find
Schleuderpreife für gewerbliche Erzeugniffe Feineswegs die
Solge vermehrter Gelegenheit, diefelben abzufegen, fondern
vielmehr der Production unbegehrter, oder nicht preiswürs
diger, oder den örtlichen Bedarf überfteigender Mengen
von Waarenz ja diefelbe Arbeit wird unter fonft gleichen,
Berhältniffen um fo beffer und theurer abgehen, je mehr
und je beffer Gelegenheit zu ihrem Verkaufe gegeben ift.
Es fünnen alfo die Gewerbtreibenden nicht dadurch vers
armen und den Communen zur Laft werden, daß man
ihnen Gelegenheit bietet, ihre Arbeiten leichtere als bisher
abzufegen. Sie verarmen vielmehr in Folge ihrer Unge⸗
ſchicklichkeit, ihres Leichtfinns, ihrer Ordnungslofigfeit oder
befonderer Ungluͤcksfaͤlle, vielleicht auch wohl, weil es ihnen
an Abfas derjenigen Waaren fehlt, auf welche fie ihre
Geld⸗ und Arbeitöfräfte verwendet haben, ‚ohne dann da=
für ‚eine Entfhädigung gewinnen zu fünnen. Damit aber
das Reste weniger häufig eintrete, dazu foll eben das
Berfaufömagazin mitwirken, deſſen Richtvorhandenfein wohl
einzelne Kaufluftige veranlaffen koͤnnte, fich anderwärts zu
dverforgen, ‚oder überhaupt nichts zu kaufen.
Was endlich die Zuläßlichfeit einer ſolchen Verkaufs⸗
Halle unter den beftehenden Gewerbs⸗ und Innungsver⸗
hältnifjen anlangt, fo glaubte man ein Umgehen der bes
ſtehenden Innungsrechte forgfältig vermeiden, mithin bloße
Handelöwaaren, d. h. nicht im Orte ſelbſt von einem Bes
rechtigten verfertigte Verfaufögegenftände gänzlich ausſchließen
zu muͤſſen. MN
1*
— —
Demnach ſchien die Ueberzeugung über das Erwuͤnſchte
einer allgemeinen Verkaufshalle ſtaͤdtiſcher Gewerbserzeug⸗
niſſe feſt zu ſtehen, ſofern dieſe nur die rechte Einrichtung
erhalten wuͤrde, und man konnte nun in der Sitzung vom
26, April dieſe Einrichtung ſelbſt etwas ausführlicher bes
fprechen. Dazu wurden auch die Mitglieder dur Bers -
öffentlihung folgender Fragen fihon einige Tage vorher ein-
geladen :
„Welche Einrichtung würde ein Ausſtellungs⸗ und
Verfaufsmagazin hieſiger Gewerböerzeugniffe erhalten
müffen, um 1) dem Publifum gute und wohlfeile Waa⸗
ten, 2) den Gewerbtreibenden Abfak und Ermunterung
und 3) dem daffelbe unternehmenden Vereine Erfaß für |
die daraus erwachfenden Koften zu gewähren ?
Man ertheile — das war der Hauptinhalt der darauf
erfolgenden Antworten — die Leitung einer befondern Ver⸗
eindfommiffion anerfannter fachfundiger Ehrenmänner, welche
neben der Pflicht, fehlechte Waaren aus der Halle zuruͤck⸗
zuweifen und die Ordnung und den Gefchäftsbetrieb des
die erfte Annahme und den Bade ea vom
Vereine befoldeten Kommiffard oder Kaftelland zu Fontros
Viren und zu beauffichtigen, auch das Recht hat, vorzlige
liche Waaren in dem ausliegenden BVerzeichniffe der aufs
geftellten Gegenftände noch beſonders zu empfehlen, um!
denjenigen Kaufluftigen, welche nicht gerade Sachfenner
find, neben dem feften, vom Berfertiger felbft zu beſtim⸗
menden Preife noch einen Anhalt mehr für die Güte der
Waaren zu geben, wie ihn etwa die Prüfungsberechtigten
in den DVerfaufsmagazinen der Herenhuter oder bei den
Hannoverſchen Linnenleggen darbieten mögen. Ferner werde]
jeder Gegenftand mit dem Namen feines Verfertigers be
zeichnet und unter Angabe feines feften Preifes, von de
auch die vierteljährlichen Lager» oder Ausftellungsgebühren
nach Procenten zu erheben find, in einem, dem Verfertige
zu übergebenden Ausftelungsfchein fo aufgeführt und be
zeichnet, daß derfelbe nicht verwechfelt werden Fann, fowil
NA:
denn auch feine Rüdgabe an den Verfertiger oder feine
Aushändigung an einen mit demfelben einig gewordenen
Käufer nur unter Berichtigung der Ausftelungsgebühren
und unter Ruͤckgabe des Ausftelungsfcheines erfolgt, infos
weit nicht bei kleinen Gegenftänden hierin erleichternde Ab⸗
fürzungen für zweckmäßig erachtet werden. - Der dad Vers
Faufsgefchäft in der Verkaufshalle beforgende SKaftellan oder
Kommiſſar aber würde zunächft eine fire Befoldung für
feine Gefhäftsführung, außerdem aber auch einen Theil
der eingehenden Ausftellungs = und Berfaufögebühren er⸗
halten, um feine Thätigfeit anzufpornen und zu belohnen,
damit er theild geeignete Gewerbtreibende zur Anfertigung
von Gegenftänden ermuntere, nad) denen gefragt wird, oder
die ihm fonft zweckmaͤßig und erwünfcht erfcheinen, theils
ſich bemühe, die Aufmerffamfeit der Befucher für die vors
bandenen Waaren zu gewinnen. Auch würde es ſehr
wünfchenswerth fein, wenn fich dur) öffentliche Unters
ftüßung oder fonft die Mittel gewinnen ließen, um einen
Theil des von der Ausftelungsfommiffion anerfannten Kaufz
werthed guter Ausftelungsgegenftände ihren Berfertigern
vorfchußweife gegen mäßige Zinfen auszuzahlen und ihnen,
durch diefes Pfand ficher geftellt, fo neue Mittel zur Forts
feßung ihrer Arbeiten zu gewähren, ohne fie doc) gezwun⸗
gen zu ſehen, ihre bisherigen tüchtigen Arbeiten, ſelbſt uns
ter dem Preife loszuſchlagen.
Indem wie nun diefe flüchtigen Sdeen und Umeiffe
dem Befchluffe des Vereins gemäß hiermit veröffentlichen,
fordern wir feine Mitglieder und Freunde zu deren weite
ter Prüfung auf, Namentlich würden wir eine Kritif ders
felben von Solchen ſehr gern fehen, die über dergleichen
Ausſtellungs⸗ und Verfaufsmagazine, wie etwa in Mainz
oder in Aachen bereits Erfahrung gemacht haben, wenn
auch) bei den dortigen Innungsverhältniffen manche Ber
he
ſchraͤnkung überflüffig und unzweckmaͤßig erfeheinen mag,
welche und die hiefigen Verhältniffe gebieten.
Darum folk audy die Frage jest einftweilen ruhen,
nicht im Grabe der Vergeffenheit, fondern nur in ftiller
Zurüdgezogenheit vom unruhigen Treiben ded Tages, um
fpäter wieder in größerer Reife und Kraft and Licht zu
treten,
11.
Zur Rettung begrabener Scheintodter
find dem Kunft= und Handwerksverein von feinem Mit:
gliede, Herrn Mechanikus Heyner, in nachftehendem
Schreiben folgende auch ohne das Modell verfländliche
Vorfchläge zugegangen :
„Bor einigen Jahren Fam beim Landtage im Königs
reihe Sachſen ein Gegenftand zur Sprache, der für die
gefammte Menfchheit von unendliher Wichtigfeit iftz er
betraf namlich) die Befhwichtigung der jedem gefühlvollen
Menfchen nahe Tiegenden Sorge, fiheintodt begraben zu
werden, und im Grabe wieder zu erwachen. Zu dem
Ende wurde die Erbauung von Leichenhäufern beſchloſſen,
die auch wirklich an verfchiedenen Orten angelegt worden
find, Da aber eine fofortige Ausführung diefes Vorſchlags
wegen Mangels an Geldmitteln nicht erzielt werden Tonnte,
fo wurde einftweiten die Zodtenſchau angeordnet, die von
einem Arzte oder von einer andern hierzu verpflichteten
Perſon beſorgt werden muß.
Pr
Der Zweck diefer Beranftaltungen ift ein vortrefflicher,
aber ſchwerlich dürfte er in vorfommenden Fällen durd)
diefe Mittel immer erreicht werden Fünnen., In dem ges
wöhnlich Falten, oft wohl dumpfigen Gemäuer eines Leichen⸗
hauſes wird der Scheintodte leicht noch mehr erftarren, da
bingegen in der Erde der fiheinbar erftarrte Körper ſchon
nad) einigen Stunden wieder warm und weich wird; und
was die Todtenfehau anbetrifft, fo ift diefe, nach meiner
darüber gewonnenen Ueberzeugung, noch weniger geeignet,
den Zwei zu erreichen; denn wie diefelbe, namentlich auf
dem Lande, betrieben wird, und bei dem Mangel an dazu
geeigneten Perfonen betrieben werden. Fann, darüber hat
man bereitd Erfahrungen gemacht, die, wäre nicht der Ges
genftand fo ernfter Art, der Lachluft Stoff genug darbieten
koͤnnten.
Nachdem ich nun über dieſen Gegenſtand mic) oft
mit erfahrenen Aerzten unterhalten und von diefen belehrt
worden war, daß dad Miedererwachen eines Scheintodten
am leichteften, auch wohl am bäufigften, nur in der wars
men Erde erfolge, Fam ich auf die Idee, eine leicht anzus
beingende, nicht Foftfpielige Vorrichtung an den Saͤrgen
ſolcher Perfonen anzubringen, deren plößlicher, oder durd)
beſondere Umſtaͤnde Herbeigeführter Tod ein Wiedererwachen
im Grabe befürchten laſſe. Ich reichte daher zw jener
Beit bei den Königl. Saͤchſ. Landtagsahgeordneten ein Mo:
dell zu einer ſolchen Vorrichtung ein, welches in Der zweis
ten Sammer 23 gegen 3 Stimmen für feine Zweckmaͤßig⸗
Feit erhielt; doch war der Beſchluß zur Einführung von
Leichenhaͤuſern bereitö gefaßt und der deshalb erlaſſene Ges
fesvorfchlag genehmigt; es ward mir diefes daher, unter
ehrenvoller Anerkennung der Zweckmaͤßigkeit meiner Erfin—
dung zu erfennen gegeben und bedauert, daß es zu ſpaͤt fei.
Da nun in dem Herzoglich Sächfifhen Lande, deflen
AUnterthan zu fein ich nun die Ehre habe, dieſer wichtige
Gegenftand, fo vie! mir. befannt, noch nicht zur Öffentlichen
Beratdung gekommen iftz fo erfaube ich mie, wit einem
x. se
aͤhnlichen Model hervor zu treten, und daffelbe dem vers
ehrlichen Kunfts und Handwerksvereine und refp. ſolchen
Männern, Die einflußreich darin zu wirken vermögen, zu
weiterer, geneigter Prüfung zu übergeben, mit der Bitte;
fih der Mitwirfung zur Einführung zu unterziehen.
Ich würde mich fihon ſehr belohnt fühlen, wenn nur
einige Verfuche damit angeftellt würden, wobei ich felöft
. die Leitung zu übernehmen mic) erbiete,
Die Befchaffenheit diefer Vorrichtung ift folgende ;
Bei Anfertigung eines Sarges muß es gefeßlich wers
den, und jeder Tifchler muß verbunden fein, bei bedenf-
lichen Leichen dem Sarge oben in der Dede, wo daß
Haupt liegt, eine runde Oeffnung von 3 Zoll Durchmefjer
zu fihneiden und dieſe Oeffnung mit einer vom Flafchner
gefertigten blechernen Dille zu verfehen, fo, daß diefe Dille
3 Sol über die Oeffnung empor geht. Der Todtengräber
muß im Befise einiger Rohre fein, länger und kuͤrzer, je
nachdem das Grab tief ift; diefe Rohre haben am untern
Theile, eines wie das andere, einerlei Maaß, ſo daß jedes
derſelben auf die vom Tiſchler aufgeſchraubte Dille paßt.
Iſt die Leiche nun ins Grab geſenkt, ſo ſteckt der Todten⸗
graͤber ein ſolches Rohr feſt auf die mehrerwaͤhnte Blech—
dille und füllt alddann das Grab mit Erde zu. Iſt dies
ſes geſchehen, fo laͤßt er behutfam einen leichten Stab, |
welcher auch nach Befinden mit einem Schwamm, der mit
etwas Wohlriechendem angefeuchtet ift, verfehen fein kann,
in das Rohr hinabgleiten, fo daß der Stab jedesmal der
Leiche auf die Stirn, oder auf einen andern Theil des
Gefihts zu ſtehen fommt, Diefer Bifirftab ift oben in
numerirte Grade getheilt. Stehet der Stab feft, fo |
wird die Gradzahl, welhe dem obern Ende des Rohrs
gleichftehet, genau gemerkt, was wohl von den: Hinters |
laffenen fel6ft mit beobachtet werden fann, und dad Grab
wird in diefer Stellung alddann verlaffen. In den erften.
Tagen ift der Todtengräber verpflichtet, alle Stunden das |
Grab zu beſuchen; hat fih nun der Stab mit den bes
|
|
A
merften Nummern verändert, oder ift er wohl ganz nieder⸗
gefallen, fo ift etwas mit der Leiche vorgefallen, und die⸗
felbe hat fich gewendet; hier fann nun dem Begrabenen zuge⸗
rufen werden, und ift derfelbe ind Leben zuruͤckgekehrt, fo
erhält er die erforderliche Luft zum Athmen, und der
Todtengräber öffnet ganz behutfam das Grab wieder. Zeigt
fi) hingegen feine Spur des Erwachens, fo ziehet nad)
2 mal 24 Stunden der Todtengräber das Rohr heraus.
und fült das Fleine Loch mit Erde zu.“
Zur weitern Berathung diefed "Gegenftandes wurde
vom Kunft- und Handwerföverein eine befondere Coma
miffion ernannt, welche in ihrem mündlich erftatteten Gut—
achten nicht allein die ehrenwerthe Abficht des Herrn Eins
ſenders, fondern auch die Zweckmaͤßigkeit feiner Erfindung
im Vergleich mit den ihr befannt gewordenen ähnlichen Appa⸗
taten dankbar anerkannte, dennoch aber die Errichtung von Leis
chenhaͤuſern dadurch nicht für überflüffig gemacht erachtete,
Denn wenn auc duch das Auffesen eines hinreichend lan⸗
gen hohlen Glaschlindersd oben auf das Blechrohr dafür
geſorgt werden Fünne, daß der aus diefem bervorragende
Zollſtab fo weit von äußeren Einflüffen abgefchloffen werde,
um nicht durch) den Wind oder einen fich darauf feßenden Vo⸗
gel fich verfchieben und durch das Abgleiten feines untern
Endes vom Kopfe der Leiche tiefer hinabſinken zu koͤnnen,
fo koͤnne doch auch durch das Zufammenfinfen des Strohes
unten im Sarge oder durch das Herausgehen der Citrone,
welche man unter das Sinn derfelben nicht felten unter»
fhiebe, eine Veränderung an dem Gradftabe erzeugt wers
den, und dann würde felbft das Ausgraben der Leiche
kaum hinreichen, alle Beunruhigung der hinterlaffenen Ans
gehörigen zu befeitigen. So fehr daher auch die Com⸗
‚miffion die Anwendung diefes Apparated in den von dem
Heren Erfinder angedeuteten befondern Fallen, fo lange
nicht ein Leichenhaus eriftire, wuͤnſche und befürworte, fo
glaube fie doch auch) die von demfelben angedeuteten Grenzen
a A)
einhalten und von einer allgemeinen und gezwungenen Ans
wendung des Apparates abrathen zu müflen, zumal da
die Ruhe der Hinterlaffenen, denen es ohnehin‘ fchon oft
fo ſchwer werde, fih an den Gedanken, daß ein theurer
Verftorbener wirftih nicht mehr Iche, zu gewöhnen, die
ſchonendſte Beruͤckſichtigung erheifche. Ueberhaupt, fügten
nun auch Andere hinzu, hat es gewiß etwas Stoͤrendes und
Unnatuͤrliches, Jemanden zu begraben, ohne die vollſtaͤn⸗
dige Ueberzeugung ſeines wirklich erfolgten Todes, und
wenn den Lebenden bei jeder Leiche durch einen derartigen
Rettungsapparat der Gedanke an die Moͤglichkeit des Les
bendigbegrabenwerdens gewiſſermaßen aufgedrungen wird,
ſo iſt dieſes gewiß fuͤr die Wenigſten derſelben ein Be⸗
ruhigungsmittel. Auch von den Leichenhaͤuſern ſoll man
nach einer Mittheilung des Herrn Vicedirectors da und dort
und namentlich in Baiern wieder etwas zuruͤck gekommen
ſein, vielleicht in Folge der in dem Heynerſchen Schreiben
angedeuteten Temperatureinfluͤſſe, und vielfach halte man
daher jetzt mit dem Medicinalrath Dr. Greiner in Eiſen⸗
berg den Ausſpruch verpflichteter Todtenbeſchauer für vols
fommen fichernd, zumal da die Zeichen des wirklich erfolge
ten Todes fo leicht zu erfennen feien, daß feldft eine ges
wöhnliche Leichenfrau auf dem platten Lande fie recht gut
beurtheifen koͤnne. Das fei, au) der Grund, weshalb
neuerdings die Errichtung von Leichenhäufern bei uns nicht
‚mehr fo dringend betrieben werde, wie vor einigen Jahren.
Indem wir nun, dem Wunſche des Kunſt- und
Handwerfövereind gemäß die Heynerſchen Vorfchläge mit
den darüber gemachten Bemerkungen hiermit veröffentlichen,
fordern wir auch das übrige Publifum zu deren weiterer,
forgfältigere Beachtung angelegentlich auf,
‘ m.
Geologiſche Probleme.
Vom
Stadtſchreiber Fr. Alb. Fallou in Waldheim.
3. Das kleine Geroͤlle, beſonders Kies und Sand,
Verweilen wir noch einige Zeit bei der Betrachtung
derjenigen väthfelhaften Erſcheinungen unſerer Erdoberfläche,
deren Grund wir zunächft in der Einwirfung der Gewaͤſſer
zu fuchen und gedrungen fühlen, und wenden wir uns
daher von den Trümmern, welche vorgefchichtliche Sturm⸗
fluthen aus dem feften Gefüge der Erde herausgeriffen und
über einen Theil unferes Feftlandes verfchlagen haben, zu
den Eleineren und Fleinften, den Kiez und Sandgeröllen,
die ſich und nicht weniger ald unverwerfliche Zeugen der
früheren Weltherrſchaft Neptuns über die ganze Erde zu
erfennen geben!
Während fih jene großen Gefchiebe, die fogenannten
nordifchen Bloͤcke, über die Oberfläche der niederen Küftens
länder und Sandebenen an der Nord⸗ und Oſtſee zer»
freut, frei und offen Jedermanns Anficht darftellen, auch
dem Ungelehrten ihrer Größe und einfamen Lage halber ald
etwas Seltſames vorfommen und Gelegenheit zum Nach⸗
denfen geben, wird das Fleine Gefchiebe unferem Anblicke
meift auf weite Strecken entzogen. Nur der Sand der
Dünen und der Wüften zeigt ſich dem Menfchen in feiner
= —
ganzen Blöße und Nacktheit, mit feiner fehauerlichen Dede
und Stile, wie eine Leichengeftalt in trüber Mondfcheins
nacht. Aber wer ahnet unter. den meilenlang wogenden
Saaten und lahenden Blumenauen unferes fruchtbaren
Hügelgeländes den Flugfand der Wüften und jenes todte,
weißgebleichte Kiesgeroͤll, auf welchem auch das genügfamfte
Moos Feine Nahrung finden würde, wäre es nicht von
einer fetten Erdfhicht und gutem Aderlande hinreichend bez
det? Erſt der Zufall, eine Ueberſchwemmung, ein Stra⸗
Genbau, eine Zorfgräberei u. ſ. w. führt und zu diefer
Entdefung. Sie ift aber für und nicht weniger als
überrafchend, die Milionen diefer Fleinen Siefel haben weis
ter nichts Auffaͤlliges, eben weil fie Flein find; wären fie
haushoch, würde Alles ftaunen. Daher ift man auch mit
ihrer Erflärung Teicht fertig, man läßt fi) auf eine weit
läufige Erörterung gar nicht ein, fondern meint, wie fi
von felbft verftehe, feyen dieſe Kiefel weiter nichts, als
zerfleintes Getruͤmmer zerftörter Felfen, welches vom Waſſer
aus den nächften Gebirgen herabgeſchwemmt worden und
auf diefe Weife zugleich feine gegenwärtige Geftalt und
Lagerftätte erhalten habe, Das ift jedoch leichter gefagt,
als erwiefen; denn bei der ſcheinbaren Nuslofigfeit -diefer
gemeinen und in fo großer Menge überall vorhandenen
Kiefel nimmt man ſich nicht die Mühe, über ihre Entſte—
bung nachzudenfen, fondern beruhigt fich bei der hertſchen⸗
den oberflaͤchlichen Anſicht von der Sache.
Gleichwohl iſt dieſes Geroͤlle, wie es auch mit den
großen nordiſchen Bloͤcken der Fall, gar nicht ſo uͤberfluͤſſig
und für die menſchliche Geſellſchaft keinesweges fo unwich—
tig und werthlos, als es ſcheint. Nicht nur, daß es uns
zum Haus- und Straßenbau, wie zur Glasfabrication und
vielen anderen technifchen Arbeiten unentbehrlih, fo ift es
au), wenn es ald Mittelglied zwifchen dem feften Geftein
und der Adferfrume des aufgefchwernmten Landes in gehös |
riger Tiefe ſich abgelagert Hat, in Bezug auf die Durch—
laͤſſigkeit des letztern vom wohlthätigften Einfluß auf die
Ertragsfaͤhigkeit deffelben und die Vegetation,
Es bleibt alfo, ob auch Taufende gleichgültig daruͤber
hingehen mögen, unferer Beachtung nicht minder werth, als
. ein feltener Stein, und fowie dem Naturforfcher überhaupt
Nichts zu gering ift, was nicht feine Aufmerffamfeit vers
dienen möchte, fo ift auch dieſes Geröle namentlich dem
Geologen infofern bedeutungsvoll, ald feine Beftandtheile,
Erſtreckung und Berbreitung ihm einen Winf geben koͤnnen
über die Nichfung und Gewalt der Fluthen, welche fie
auf ihre jetzige Lagerftätte geführt Haben, mithin zur Aufs
hellung der Gefchichte unferes Planeten und feiner Ver⸗
wandlungen beitragen.
Es fei daher vergönnt, hinfichtlich diefer bisher fo uns
beachtet gebliebenen Sand- und Siedgerölle die Frage
über ihre Abfunft und über die Entftehung ihrer Abs
lagerungen zu erörtern, womit wir uns zugleich eine bes
ſtimmtere Anficht darüber verfchaffen, unter welche der neues
ten Gebirgöformationen folhe zu claffificiren feien, eine
Frage, worüber die Spftematifer noch Feinesweges im Reis
nen find,
Wuas nun zuvörderft dad Vorkommen diefer Gerölfe
betrifft, fo fehen wir fie im Allgemeinen in mehr oder
minder großer Verbreitung und Maächtigfeit über die ganze
Erde audgeftreut, doch vorzugsweife mehr in den. Ebenen
und in flachem Hügellande, an den Meereöfüften, am Ges
ftade großer Landfeen und an den Ausmündungen der
Ströme ind Meer, wo fie die fogenannten Deltad bilden ;
weniger auf Hochebenen, noch weniger auf fteilen Hochge⸗
birgen, oder in engen Schluchten und Felsthälern.
Schon hieraus follte man ſchließen koͤnnen, die Abs
lagerungen der Gerölle feien die Wirfung noch gegenwärtig
thatiger Naturfräfte, (Aluvium). Doch vom eigentlichen
Kiesgeroͤlle laͤßt fi) dies nicht als Regel behaupten. Selbſt
im flachen Lande zeigt ſich Hinfichtlich diefes Geroͤlles große
Verſchiedenheit. Wo man cd zu vermuthen berechtigt
wäre, wird es oft gänzlich vermißt.
Lafien wir die ungeheueren Maffen beweglichen glüs
benden Sandes, womit die africanifhen und afiatifchen
Wuͤſten bedeckt find, vorjegt ganz außer Betracht, durd-
ftreifen wir nur einen Theil unferes nördlichen Deutfch-
lands, ja nur die kurze Strecke vom fächf. Erzgebirge
abwärts bis an die Ufer der Spree und Havel, fo bes
merfen wie im aufgefhwernmten Lande fihon einen aufs
fallenden Unterfchied fowohl im wefentlihen Beſtand, als
in der Erſtreckung und Mächtigfeit der Geroͤllſchicht.
Wahrend z. B. nicht blos die Thalgruͤnde, fondern
auch die flachen Höhen zwifchen der Zſchopau und Strins
gis, fowie zwiſchen der Zfchopau und Zwickauer Mulde
eigentliche Sands und Kieögeröll in zufammenhängenden
Lagern gar nicht aufzuweifen haben, verbreitet ſich daſſelbe
faft ununterbrochen theil über Tage, theild von Ackerland
überdeckt, über den ganzen Landftrih, welcher ſich, oͤſtlich
und twefttich von der Zwickauer Mulde und Pleiße ber
grenzt, in der Breite von Wechſelburg bis Altenburg herab⸗
zieht bis in die Gegend von Eilenburg, und jenes anmu⸗
thige, fruchtbare Hügelland umfaßt, welches fich zugleich
mit jenen beiden Flüffen ald die legte Terraffe der erzge⸗
birgifhen Hochebenen unmerflih in die Niederungen der
Elbe verläuft,
° Zwar erheben fich bereit® am fanften Gehänge des
rechten Muldenufers, wie bei Wechfelburg, Rochlitz und
Coldiß, eine Menge Hügel, nichtd anderes, als hohe, zu>
fammengefhwenmte Sieshaufen von mehr ald 20° Mächs
tigfeitz zwar findet fi) noch weiter oberhalb MWechfelburg,
auf den Höhen zwifchen der Mulde und Chemnig, bei
Wiederau, Claußnitz, Görishain und Burfersdorf eine feichte
Kiedablagerung von zufammenhängender Ausdehnungs fie F
überfteigt aber nirgends die Waſſerſcheide der Sfchopau
und verfihwindet almählig am Nande der weſtlichen Ab⸗
dahung. Selbft in der Nähe der Braunfohlengeuben von
%
hl
— —
Oberfrankenau, Altmitweida und Ottendorf iſt nur eine
ſchwache Schicht dieſes Geroͤlles bemerkbar, und in den
flachen Thalgruͤnden dieſer Gegend liegt daſſelbe bisweilen
unmittelbar unter der Raſendecke. Oft zeigt ſich das feſte
Geſtein ſchon bei einer Tiefe von 2“. Auf der oͤſtlichen
Abdachung des Zſchopaugebietes aber iſt ein Quarzkieſel
in der Ackerkrume der Felder eine Seltenheit, und eben ſo
verhaͤlt es ſich mit dem ganzen Plateau zwiſchen der Zſcho⸗
pau und Stringis, obwohl die Waſſerſcheide, der Höhens
zug von Oberroffau nad) Reichenbach fehr hoch mit Fluths
land uͤberſchwemmt ift. Der Untergrund deffelben enthält
nur Getrümmer des unmittelbar unter ihm lagernden Grunde
gebirgs.
Außerdem ſieht man Kiesgeroͤlle in größerer Menge
nur über einzelnen Granitpartieen in der Nähe von Wald
beim, wo es diefe Gebirgsart ſchon durch die in der Aders
frume zerftreuten weißen Quarzkieſel anfündigt.
Kurz der größte Theil des Granulit=s und Schiefers
gebirgs zwifchen der Zſchopau, Stringis und Freiberger
Mulde ift von einer Anſchwemmung diefer Gerölle freis
. geblieben,
Auch in den üppigen Sluren jenfeit der Pleiße bis
an die Ufer der Saale find fie in offen zu Tage gehen-
den Lagern nur felten zu entdecken; doch find fie hier zu
hoch von fruchtbarer Dammerde bedeeft, und erſt in der
| Marf Brandenburg zeigen fie fih, zum feinften Sande
zermalmt, wieder in ihrer traurigen Nacktheit als die eher
maligen Dünen des nördlichen Oceans.
| So durchſchneiden wie von der mittelften Teraffe des
| Engebirgs, dem Plateau zwiſchen der Stringis und Zſcho⸗
pau im mordweftlicher Richtung bis in die Niederungen
zwiſchen der Elbe, Spree und Havel, auf einer Längens
ausdehnung von 25 — 30 Meilen: folgende Niederfchläge
LU XXXX&
der Diluvialformation, als:
1) einen Niederfchlag von fehwerem, thonigem Lehm
30— 40° hoch, frei von Kieögeröl, zwifchen der Strin⸗
gis und Zſchopau. Mittlere Meereshöhe 800°,
2) Einen feihten, durchſchnittlich nur 3* mächtigen
Niederfhlag von thonigem, doch etwas milderem Lehm,
ohne Kieögeröl von der Zfchopau bis zu dem flachen Berg-
rücken, welcher das Flußgebiet der Zfchopau und BANN
Mulde feheidet, Mittlere Höhe 800.
3) Einen Riederfchlag von leichterem, fandigem Lehm
und 3— 6° durchſchnittlicher Mächtigfeit, unter welchem
der Kies erft in der Nähe der Mulde zu Tage tritt, von
der Waſſerſcheide bis and rechte Ufer derfelben. Mittlere
Höhe 6004,
4): Einen Niederſchlag von anfänglich mehr Ichmigem,
weiterhin mehr fandigem Aderboden, von abwechfelnder
Maächtigfeit, Häufig mit Kied gemengt, der nun faft ohne
Unterbrechung die Unterlage bildet und nicht felten an der
Oberfläche entblößt zum Vorfchein Fommt, von der Zwickauer
Mulde bis an die Pleiße. Mittlere Höhe 400°,
5) Einen Niederfchlag von fandigem, humusreichem
Lehm, übergehend in ſchwarzen Marfchboden, der das
Kiesgeroͤll hoch überdeckt, zwifchen der Pleiße, Mulde und
Saale. Mittlere Höhe 300°,
Bon bier nordöftlich gewendet:
6) Einen Niederfhlag von lockerem, todtem Sand,
theilweife noch gebunden dur) humusreichen Thon und
Lehm, meift aber ohne alles Bindemittel, zwifchen der
Elbe, Spree und Havel. Mittlere Höhe 150°, *)
Diefe verfehiedenartigen Fluthniederfchläge haben zwar
durchgängig grobes Geröl und Gefchiebe” zur Unterlage;
das eigentliche Kiesgeroͤll beginnt jedoch, wie gedacht, erft
am rechten Muldengehänge und bleibt nun von hier aus
nordweftlih auf der ganzen, nach der Pleiße zu wellens
*) Doch erhebt fich der Brauhausberg bei Potsdam 180° über
den Spiegel der Havel.
cccc
— — —
- 1 — *
foͤrmig abfallenden Flaͤche der vorherrſchende Untergrund
des tragbaren Ackerbodens. Es gibt ſich hier an unzaͤhli⸗
gen Stellen zu erkennen. Theils taucht es in ſogenann⸗
ten duͤrren Horſten bis zur Oberflaͤche herauf, wo es ſich
ſchon durch duͤrftigen Gras- und Hochwuchs verraͤth, theils
liegt es in einer Menge gangbarer Kiesgruben entbloͤßt
vor Augen, bis es ſich endlich jenſeit der Pleiße unter
einer immer maͤchtiger werdenden Schicht fruchtbarer Damm⸗
erde verliert und der Beobachtung gaͤnzlich entzieht.
Fragen wir nun: woher kommen die ungeheueren
Haufen dieſes todten, aller Kultur — Kiesgeroͤlles?
fo erhalten wir den kurzen Beſcheid: fie famen.aus dem
Gebirge. Es find Trümmer zerftörter Felſen, welche die
legte allgemeine Weltfluth bei ihrem plöslihen Rücktritt
aus höheren Gebirgsthälern herabführte und über die ganze
Erde, mithin auch über die ganze norddeutfche Ebene vers
breitete und ablagerte; was aber das Geröl der Flußs
thäler inöbefondere betrifft, fo wurde daffelbe zum Theil
auch von den Quellen und Zuflüffen der Ströme mit
berabgefpült und ge; und nach an den Ufern anges
fhwemmt. |
Dies ift zur Zeit die herrfchende Anficht über diefen
Gegenftand, worüber man ‘genauere Erörterung anzuftellen
der Mühe nicht werth hält; und allerdings, wenn man
blos die Art und Weife der Ablagerung berückfichtigt, ift
Nichts dagegen zu fagen. Denn e8 zeigt fich diefelbe als
eine fucceffive Aufihwemmung. In jedem Kieölager von
einiger Mächtigfeit fehen wir mehre horizontale Lagen ſchich—
tenweife übereinander, in welchen grobes und kleines Kies⸗
geröll theils mit fich ſelbſt, theils mit fihwachen Lagen
feinen Triebfandes abwechſelt, an den Grenzlinien hin und
wieder durch Eifenoryd ſchwarz oder braun gefärbt. Go
feigt die ganze Maffe, offenbar durd) den Wellenſchlag
nad) und nad) angefchwemmt, oder vielmehr periodiſch
miedergefchlagen, aufwärts, bis fie allmählig in die thonige,
ia efeinglich fihlammige Dammerde übergeht.
I. 2
> IB -
Bevor wir und aber bei diefer gewöhnlichen Anficht
von der Sache beruhigen, wollen wir den Beftand diefes
Gerölles genauer unterfuchen und mit der Feldart der Ges
birge, von welcher fie abftammen follen, vergleichen.
Der Mehrzahl nad) beftehen diefe loſen Truͤmmer⸗
gefteine aus einem weißen oder grauen, dichten, fplittrigen
Quarz in fugelfürmig abgerundeten Stücfen von der Größe
eines Tauben= oder Hühnereied, mit größeren und Fleines
ven Stücfen derfelben Subftanz reichlich gemengt, Unter
diefen Rollſtuͤcken finden fi) zwar auch Kiefelfchiefer, Gra⸗
nit, Grünftein und mehr in flachrunder Form auch Gneus⸗
und Glimmerfchieferfragmente, fowie bisweilen Chalzedon,
Hoenftein, Eifenfiefel und Bergfeyftall; fie kommen aber
bei der weit überwiegenden Menge jener gewöhnlichen
Duarzfiefel nicht in Betracht, ald welche immer den
Hauptbeftandtheil der fraglichen Gerölffehicht abgeben.
Diefe jedoch nur zu einer Höhe von 2° angenommen
und jenen Landftrich zwifchen der Mulde und Pleiße, wo
fie in faft ununterbrochener Verbreitung den Untergrund
oder die Ackerſohle conftituirt, nur zu 15 Quadratmeilen
gerechnet, würde eine Maffe ausmachen, welche nicht wes
niger, als
15,652,708,920 Eubiffuß
enthält, ein Schutthaufen, womit man einen Wall von
500° Höhe und Breite von Leipzig bis Wurzen aufwerfen -
koͤnnte; und gleihwohl kann man diefe Gerdlfchicht unbes
denflich zu 5° mittlere Mächtigfeit veranfchlagen, da fie an |
vielen Stellen bei 20° Tiefe noch nicht bis zur Sohle
durchfunfen ift.
h Diefe fo beträchtlihe Mafje von Quarz fol nun
ald zertrümmertes Geftein aus dem Erzgebirge und Voigt⸗
ande hberabgeflößt worden. fein. Denn das waren die
nächften Gebirge, und binfichtlic der im Pleißen- und
Muldenthale aufgefhwenmten Alluvialgefehiebe möchte ſich
faum daran zweifeln laffen; wo ſollten fie fonft her fein?
|
= mw uw
Um und aber davon zu überzeugen, wollen wir erft
nachfehen, ob jene Gebirge wirklich) foviel Quarzſubſtanz,
fei e8 in Lagern, Stöden oder Gängen, nachweifen, als
nöthig war, um davon wieder foviel abzugeben, wie fich
dermalen in den vorhandenen Kiedablagerungen erwähnten
Diſtriets zertruͤmmert noch vorfindet, das, was hiervon
in entferntere Gegenden geführt worden, gar nicht in Ans
ſchlag gebracht.
Ganz weggefhwenmt find jene urfprünglihen Quarz⸗
gefteine, wenn es dergleichen gegeben, gewiß ‚nit. Das
große Waſſer der Sündfluth fol zwar über die höchften
Berge binmweggegangen fein, es mag auch bier und da
Bieled mit fortgefpült haben, dad Innere aber ift unvers
fehet geblieben, und fo muß man auch jest noch fehen
fünnen, woraus diefes innere damals beftanden. Es hat
ſich darin Nichts geändert.
Suchen wir alfo vorerft den Quarz! Aber das
ganze Gebirgsland, wo wir ihn fuchen, zeigt und blos
Granit, Gneus, Thon», Glimmer- und Kiefelfchiefer, auch
Granulit, Porphyr, Grauwacke und Rothliegendes. In
allen dieſen Gebirgen, zumal im Schiefer, finden ſich auch
viele ſchmale Gaͤnge, Adern, Neſter und Bruchſtuͤcke von
demſelben Quarz, wie er ſich in unſerem Kiesgeroͤll dar⸗
ſtellt; aber von einer ganzen Gebirgsmaſſe dieſes Minerals
iſt nirgends Etwas zu ſehen.
Zwar gibt es in der Gegend von Freiberg, Oederan
und Zſchopau mehrere kleine ſtockfoͤrmige Parthieen von
Quarz, ſie ſind aber theils an Umfang und Maͤchtigkeit
viel zu unbedeutend, als daß fie vermoͤgend geweſen wäs
ren, das Material zu dem ungeheueren Geröllfchutt zu
liefern, wie er fich über die Ebenen von Altenburg, Leips
zig u. ſ. w. auögebreitet hat, theild zeigt aud) Gefüge,
Bruch und Beftand der Maffe, die fi mehr ald Quarzs
ſchiefer charalteriſirt, die deutlichfte Verfchiedenheit.
2*
= MW =
Daraus folgt, daß unfer Kieögeröll nicht von diefen
Quarzſtoͤcken und Gängen, noch überhaupt aus dem Erz⸗
gebirge, oder Voigtlande abſtammen koͤnne.
Es ſteht ferner dieſer Annahme der Umſtand entgegen,
daß ſich das Quarzgetruͤmmer, als ein ſo feſtes und har⸗
tes Mineral, in der kurzen Zeit und auf der kurzen Strecke,
die es von jenen Gebirgshoͤhen in die Thaͤler und Ebenen
zwiſchen der Pleiße und Mulde zu durchwandern hatte,
nicht zur Kugelform abrunden konnte. Dazu gehört eine
heftige Friction unter ftarfem gegenfeitigen Drude,
Es wäre mithin voraudzufegen, dad Quarzgetruͤmmer
babe fi) in berghohen Maffen und in enge Felsfchluchten
sufammengedrängt, ald ein dicker Schlammftrom herabge-
wälzt, auf diefe Weife fich in kurzer Zeit abgefchliffen und
dann über die tieferen Abhänge des Erzgebirgs bis in die
Ebene von Leipzig -und weiterhin ausgebreitet. Dann ent» |
fteht aber (felbft die Eriftenz großer Quarzlager im Erz⸗
gebirge zugegeben) wieder die-Frage: wie fommt ed, daß
der größte Theil des Granulit- und des ihm angehörigen
Schiefergebirges, und gerade der tiefere Theil defjelben, das
von frei geblieben? Das Thal der Zichopau, welche eben
diefen tieferen Theil durchfchneider und an ihrer Mündung
in die Freiberger Mulde über 1000° unter dem hoͤchſten
Puncte diefed Gebirges liegt, hat nur wenige Kiesbänfe,
und ihe Bett ift meift mit groben Geſchieben der anftes
benden Felfen erfüllt. Wollte man auch einräumen, das |
Geröl habe in den engen felfigen Thalgründen der Zſcho—
pau und Striegis nicht haften Ffünnen, es fei von der
- reißenden Strömung mit fortgeführt worden, fo wäre doc)
der flache Bergruͤcken zwifchen biefen Slüffen fein Hinders
niß geweſen. Hier iſt aber, wie gedacht, noch viel wenis
ger ein Kiefel zu bemerfen, gleihwie man auf der ents!
gegengefegten Seite am der nordweftlihen Abdachung des
Schiefers vergeblih danad) fuchen wird. Nur in den
flachen Hochthaͤlern bei Erlau, Franfenau und Altmitt⸗
weida und an den oben aufgeführten Punkten des Gra
|
- An
nulitgebietes zeigen fich ſchwache Lagen eines eifenfhüffigen
Kiesgeroͤlles.
Eine fo ungleiche Vertheilung dieſes Geroͤlles auf
einem der angeblichen Heimath defjelben fo nahen und dem
Niveau nach zugleich tiefer gelegenen Landftriche laßt fich
mit einer allgemeinen Ueberfluthung nicht reimen.
Sonad) iſt zwar fein Zweifel, daß die Geröflablas
gerungen des erwähnten Diftrictd aufgefhwemmt feyen,
weil dies der Augenfchein und die Fremdartigfeit ihrer
Subftanz zu deutlich beweiſt; allein fie müffen wo anders
herftammen, ald aus den nahen Gebirgen, auch zum Theil
ihre Geftalt auf andere Weife, als durch bloßes Abrollen
in ftrömenden Gewäflern erhalten haben, da die Abruns
dung einen viel größeren Druck erfordert, als das eigene
Gewicht der, Gerölfe,
Sind fie alfo vieleicht die Moränen jenes furditbas
sen Gletſchers, der als ein zufammenhangendes Ganzes
mit dem Polareife von den feandinavifchen Gebirgen bis
zu unferen Hügeln herlberreichte und die ganze nordeuros
päifche Niederung bededfte ?
Doch das würde zur Anficht derjenigen nicht ftims
men, welde vor der allgemeinen Fluth ein allgemeines
teopifches. Klima annehmen; und überhaupt feheint diefe
Hppothefe faſt zu phantaftifch und noch zu wenig von uns
zweideutigen Thatfachen unterftüßt. Hierzu fommt, daß
man dann immer wieder eine zweite und dritte Hppothefe
zu Hilfe nehmen müßte, um fi) die Exiſtenz des Glet⸗
ſchers, fein Verfchwinden und die nachmalige Ablagerung
der Geſchlaͤmmſchicht über der Geroͤllſchicht zu erklären.
0 Verfuchen wie daher eine andere Auslegung diefer
paradoren Erſcheinung. Es dürfte einer ruhigen Reflerion
angemefien fein, fi) die Thaͤtigkeit der Naturfräfte nicht
im üibertriebenften und unbegreiflihen Mafftabe. vorzus
ſtellen und die Grundurſache eines vorliegenden Thatbeſtan⸗
des Fieber in der Nähe zu ſuchen, als fie weit herzuholen,
ſie den gegenwärtig noch vorfommenden Aeußerungen einer
inneren 2ebenäthätigfeit der Erde zu vergleichen, mithin
Analogien zu fuchen und die Gegenwart auf die Vergans
genheit anzuwenden. Selbſt bei diefer Erflärungsweife
bleibt die Idee von der früheren Kraftäußerung der Natur
noch großartig genug, wir müffen immer noch an gewaltige
Stürme und Aufregungen und einen Kampf der Elemente
denfen, wie fie jest nur noch im verjüngten Maßſtabe
vorfommen.
- Wir wollen daher dad Material der fraglichen Kies⸗
lager im Slußgebiete der Mulde und Pleiße, wenn wir
es auch nicht in unferen nächften Gebirgen anftehend fin⸗
den, dennoch) nicht fofort ald aus weiter Ferne von den
nordifchen Felsfüften heruͤbergeſchwemmt anfehen. Wie es
jest zertrlümmert über Tage liegt, Fann es früher wohl
auch ald feftes Geftein unter Tage beftanden haben.
Zuvdrderft muß auf einen Umftand aufmerffam ges
macht werden, der hier der Berückfichtigung werth feheint,
weil er mit dem Kieögeröl in mehr oder weniger naher
Beziehung ftehen möchte. Dies ift die große Menge von
Sandfteinblöcden, welche am beiderfeitigen Muldengehänge
von Colditz bis in die Gegend von Wurzen zerftreut lies
gen und wieder von hier aus über Laufigf und Frohburg
ſich bi in die Gegend von Altenburg verbreiten. Früher
fah man diefe Blöde, mitunter zu 20—30° Umfang, in
der Nähe von Colditz und Grimma in engen Seitenſchluch⸗
ten des Muldenthales, oder aud auf Fablen Hügelrüden
und Kiedlagern fehr häufig, theild in großen Haufwerfen
durcheinander geworfen, theild auch vereinzelt frei umbers
liegen. Im neuerer Zeit find fie faft allerwärts verſchwun⸗
den, Die zunehmende Bevölferung machte ed rathfam,
jeded bisher wuͤſt gelegene Pläschen zu benutzen und urs
bar zu machen, Es wurden daher die meiften diefer
Bloͤcke gefprengt und zum Straßenbau verwendet, zum
Theil auch, wie bei Eoldis, zu Mühlfteinen verarbeitet und
in andere Gegenden transportirt, Nur entfernt von Städten:
und Dörfern in Gebüfchen, engen, vom Feldgewäfler aus⸗
gelpülten Schründen und Schluchten, oder auf dürren, hor⸗
ftigen Sandhligeln werden noch hier und da dergleichen
Blöcke angetroffen. Ihrer Befchaffenheit nach find fie ein
fehe fefter, graulichweißer, feinförniger, quarzreicher Sand»
ftein. Kanten und Eden find abgerundet. Die Außen»
fläche Hat nicht felten Eleine drufige Höhlungen, oder Eins
drücfe und zuweilen röhrenförmige Durchgänge, welche nad)
Heren s. t. Zinfeifend Verfiherung (Mittheilungen aus dem
Ofterlande, Bd. IU., Hft. 3, ©, 175) in der Gegend
von Altenburg oft noch Nefte von Wurzeln oder Baum
äften enthalten. Ich felbft fah an einem der größten
Blöce bei Grimma, an einer Stelle, welche vor dem Ein⸗
fluffe der MWittdrung und jedweder Zerftörung gefchüßt war,
eine verfohlte Kornähre eingebaden. Faft ſaͤmmtliche Bloͤcke
find an einer oder mehrern Seiten, wie mit einer Krufte
von kleinen Duarzfiefeln überzogen (berappt), welche in
der Grundmafle verwachfen feft ſitzen. Es fiheint, als
feien die Blöde in noch weichem Zuftande über ein Kieſel⸗
feld Hinweggerollt worden, fo daß eine Menge Fleiner
Kiefel eingedruͤkt und mit der Erhärtung der Blöcfe uns
zertrennlich verfittet worden fe. An Auswafchung ift hier
nicht zu denfen, fonft müßten fie auch) im Innern vorfoms
men, wo fie jedoch eine Seltenheit find, Wahrfcheinlich
ift,. daß fie urfprünglich Fleined Kiedgerdl zur Unterlage
hatten, Hiernach fcheint fich das Geftein mechaniſch durch
ein thoniges Bindemittel gebildet zu haben; doch dürfte es
richtiger fein, eine chemifche Verbindung der Kiefelfäure mit
der Thonerde anzunehmen.
Anlangend ferner das Vorkommen und die Verbreis
tung diefer Blöcke, fo ift ed beachtenswerth, daß fie das
rechte Muldengehänge nicht überfteigen und ſich Tediglich
auf das Bereich der Porphyrformation, namentlich aber auf
die bereitd bezeichnete Umgegend von Altenburg, Frohburg,
Laufigf, Rochlitz, Coldig und Grimma befchränfen. Im
angrenzenden Schiefer» und Granulitgebirg ift feine Spur
mehr davon zu fehen. Nur ald feltene Fremdlinge finden
u. dl ae
fi) Hier an einigen Orten Blödfe eines fehr feften, großs
förnigen Schuttconglomerats, welches jedody in der Gegend
von Rochlitz feft anftehen fol. Jenes Bereich der Sands
ſteinbloͤcke ift aber zugleich der Landſtrich, tiber welche fich
vormalige Urwälder in fo bedeutenden Maffen als nuns
mehrige - Braunfohlenflöße abgelagert haben, daß fie ein
unerfchöpfliches Depot unſeres gegenwärtigen Heizmaterials
geworden und an vielen Orten theild über, theild unter
Tage abgebaut werden; und fo erfcheinen denn diefe Bloͤcke
offenbar als Trümmer ded fogenannten, zur Molaffe ges
hoͤrigen Braunfohlenfandfteins, welcher anderwärts zwar
%
ebenfalls ald treuer Begleiter der Braunfohlenlager, jedoch
mehr in zufammenhängenden Flögen, oder Bänfen anger
troffen wird, - Daraus ergibt ſich zugleich, daß fie Feines:
weges als erratifche, am allerwenigften ald nordifche Finds
linge angefehen werden fünnen, weil fie außerdem weit
häufiger nody an den Küften der Nord» und Oſtſee zu
finden fein. würden, was doch nicht der Sal if,
Nein, ihre Heimath ift ihre gegenwärtige Lagerftätte,
die vorhin bezeichnete Gegend jenfeit der Zwickauer Mulde;
und ebenfo entftand auch das Kiesgeroͤll, in deffen unmittel
barer Nähe fie vorfommen, wenn auch nicht zu derfelben
Seit, doch in demfelben Raume, Wir haben nicht nöthig,
es von Norden her, fei es auch nur von der Meereöfüfte,
alfo immer noch über 50 Meilen weit und bis zu 600°
aufwärtö, bei einer gelegentlichen Sturmfluth anſchwem⸗
men zu laffen.
Dürfen wir von den Beobachtungen über die Abs
lagerung der Gerölfchicht auf dem angrenzenden Granulits
und Schieferplateau einen Schluß ziehen, fo finden wir
vieleicht einen Fingerzeig für die Erflarung über Entſte⸗
hung und Abfunft unſeres Kiesgeroͤlls.
Die untere Schicht des die Schieferformation bes
deefenden Fluthniederfchlags befteht lediglich aus gleichartiz
gen Schieferfragmenten,. Zu unterft größere Brocken, wers
den fie an der Grenze der oberen Schlammfdicht, eines.
— ——
milden, zerreiblichen Lehms, endlich nur lockres, zerkleintes ,
Geſchiebe. Es findet ſich Fein fremdartiges Geroͤlle daruns
ter. Sie find offenbar die Trümmer des unmittelbar uns
ter ihnen lagernden Grundgebirgs. Die Mächtigfeit diefer
Truͤmmerſchicht beträgt durchfchnittlicd 2°,
Zwar zeigen fich darin bisweilen auch Quarzbrocken
mit eingemengt, fie find aber insgefammt fharffantig und
ganz unzweideutige Truͤmmer der im Grundgebirge und
zumal im Thonſchiefer häufig auffegenden und biefen viels
fach durchſchwaͤrmenden Quarzadern.
In der unteren Schicht des aufgeſchwemmten Landes
uͤber dem Granulit, wenigſtens auf der noͤrdlichen Haͤlfte
deſſelben, zeigen ſich ebenfalls nur ſcharfkantige Truͤmmer
des Grundgebirgs, alſo Granulit mit Granitgrus gemengt,
ſehr ſelten Trümmer von Diorit, Serpentin, oder Gneus,
Kiesgeroͤll aber nur an den bereits erwaͤhnten, vereinzelten
und iſolirten Stellen.
Es ift fonach gewiß, daß ſich mit diefen wenigen
Ausnahmen auf der ganzen Hochflaͤche des Granulit= und
Scyiefergebirged Fein fremdartiges Gefchiebe abgeſetzt hat.
Das Grundgebirg gab das Material zum Trümmerfihutt
der unteren Diluvialfhicht, —
Soollte died nicht auch beim Porphyr ftattgefunden
haben, und das Kiesgeroͤll mithin nicht auch auf feiner
jeßigen Lagerftätte entftanden fein? Aber dann hätten wir
freilich nicht Quarzs fondern Porphyrgerölfe. Darum find
wir hier auf dem Punfte, wo uns eine Hypothefe erlaubt
fein muß, Es ift aber die einzige, und dürfte fi); nach
den vorliegenden dunkeln Zeichen und Merkmalen, welche
uns die Vorwelt als myſtiſche Winke fuͤr ihre Geſchichte
hinterlaſſen hat, immer noch eher rechtfertigen laſſen, als
eine Anſchwemmung dieſes Geroͤlles aus weiter, unbe⸗
kannter Ferne,
Bei der vielfachen Durchflechtung des an den Pors
phyr angrenzenden Thonſchiefers von Gaͤngen deſſelben Quar⸗
zes, wie er fi in unſerem Kiesgeroͤll wiederfindet, iſt es
a
nicht unwahrfcheinlich, daß derfelbe früher von einer Duarzs
formation unterteuft worden fei, welche fid) an feiner gans
zen nordweftlichen Grenze hin erftrecfte, und zum heil
die Stelle einnahm, auf welcher jest dee Porphyr Plas
genommen bat, wie denn überhaupt das Kiedgeröll auf
eine früher viel größere Verbreitung des Quarzes fihließen
läßt. Diefes Quarzgebirg war Meereögrund, Später
erhob ſich der Porphyr ploͤtzlich und auf mehrern Punften
zugleich, fprengte die Quarzdecke und zertruͤmmerte fie,
Daß mit diefer Erhebung auch ein: Theil des Schieferges
birgs Tosgeriffen und abgehoben worden fey, dies feinen
einige ifolirte Schieferfuppen mitten im Porphyr anzudeus
ten. Die Trümmer des Quarjlagerd wurden jest von
der durch den unterirdifchen Aufruhr wild empörten Meers
fluth, in langer wogender und wirbelnder Bewegung durch
einander geworfen und auf diefe Weife allgemach zu Kies
und Sand zermalmt, endlich) aber ruhig niedergefchlagen,
und mit eintretender Ebbe von den zuruͤckweichenden Ges
waͤſſern mit in die tieferen Thäler und Ebenen berabges
führt, wo fie ihre bleibende Stätte fanden. Daß fi
aber auch gleichzeitig mit diefer Eruption des Porphyrs aus
den Ausbruchöfpalten Schlammftröme ergoffen haben mögen,
welche theilweife mit SKiefelfäure gemifht, fpäterhin ſich
ald Thon, Thonſtein und Braunfohlenfandftein ablagerten,
dahin deuten die an der weftlihen Schiefergrenze, bei Koh⸗
ren, Rochlitz und Goldig vorfommenden Thonfteinlager, fos
wie der Umftand, daß Thon und Kies noch) jest die Sohle
der Braunfohlenflöge bilden, während der Sandftein, wie
die in ihrer Umgebung: zerftreuten Bloͤcke beweifen, durch
eine fpätere SKataftrophe jedenfalls wieder zerſtoͤrt worden
iſt. Der gewaltfame, Durchbruch des Porphyrs felbft aber
ift wohl um fo weniger zu bezweifeln, da die große Menge
der in ihm eingefchloffenen Schieferfragmente, wie. fie ‚an
feiner füdlichen Grenze bei Wendishain und Neuhhain, und
auf einer rings von Schiefer umfchloffenen Porphyrkuppe
bei: Mochau vorfommen, nicht anders ſchließen läßt, als
——
daß die Porphyrmaſſe im Hangenden des Schiefers und
großen Theils noch unter demſelben gewaltſam hervorge⸗
treten, betraͤchtliche Schichtenſtuͤcke losgeriſſen und zertruͤm⸗
mert in ſeine Maſſe aufgenommen habe.
Duͤrfen wir hiernach das Kiesgeroͤll unſerer Braun⸗
kohlenformation als gleichzeitige und gemeinſchaftliche Wirs
fung vulcaniſcher und neptuniſcher Kraͤfte, als das Ges
truͤmmer einer an feiner Stelle früher vorhanden geweſe⸗
nen, zerftörten Quarzformation und gewiffermaßen als ein
ſchuͤttiges Reibungsconglomerat betrachten, fo folgt, daß. es
nicht als Diluvialgeröll angefehen werden Fünne, auch ſchon
deshalb nicht, weil es Alter, fein muß, als die Braunfohle,
die darauf abgelagert ift, und organifche Reſte nicht unter,
fondern nur über demfelben gefunden werden.
Schwieriger feheint fih das Vorkommen von Kies⸗
geröl auf den ifolirten Granitparthieen des Granulitgebirs
ges erklären zu laſſen. Es ift auffallend, daß, während
in der, die Granitlager bei Kriebftein und Kloſtergerings⸗
walde bederfenden, feichten Trümmerfhicht und in ihrer
ganzen Umgebung fein einziger Quarzfiefel zu bemerken ift,
die Granitſtoͤcke des Bornbergs und Zingenfteins bei Wald»
beim, und einige andere Granitlager dieſer Gegend von
einer freilich nur fehr unbedeutenden Geroͤllſchicht überlagert
werden, in welcher der weiße Quarzfiefel vorherrfchend ift,
und fi) zuweilen in den Granitgrus eingefenft bat, der
nod) eine befondere 2—6' mächtige Schicht für fich bildet,
Bon einer Anfhwemmung kann bier noch weniger
die Rede fein. Die nächftgelegenen Granulithöhen müßten
dies darthun, aber bier ift nirgends ein Kiefel zu findenz
bei gleihem Niveau fommt das fefte Geftein ftellenweife
fon in 17 Ziefe unter der Aderfrume zum Borfchein.
Man muß fi daher die Sache anderd zu erflären fuchen.
Wir fönnen wohl mit einigem Grund annehmen, daß auch
der Granit beim Emporfteigen einzelne Quarztrümmer aus
unteren Zeufen mit fortgeriffen und auf diefem Wege zu
kleineren Trümmern zermalmt, mit zur Oberfläche herauf⸗
= MW —
gebracht habe. Diefe Trümmer find auch keinesweges fo
abgerundet, ald andere Gerölle. Kanten und Ecken find
zum Theil nur abgeftumpft.
So wären fie vielleicht nocd) mit mehr Recht ein
Neibungsconglomerat zu nennen, als jenes Kiesgeroͤll des
Braunfohlengebirges an der Mulde und Pleife. So würde
aber auch zugleid das Vorfommen diefes Gerölled in der
Gegend von Altmittweida und Franfenau, wo ed, wie
anderwärts, unter Braunfohlen liegt, feine Erflärung fins
den. Denn diefe haben fi) hart an der Grenze des
Mittweidaer Granitzugs eingebettet; man würde daher auch
den Kieslagern bei Buraftadt gleiche Entftehung zufchreiben
koͤnnen, und fo würde endlich diefe Erfcheinung eher geeigs
net fein, obige Hypotheſe zu unterftügen, als zu ent:
fräften.
Werfen wirsjegt noch einen. Blick auf jene traurigen
Ebenen, in melden fid) die Ruinen unferer Quarjgebirge
nur noch in den Fleinften Geröllen, ald Sand vorfinden,
der eben als ſolcher, und vermöge feiner Haltlofigfeit und
Beweglichkeit, jene Ebenen fo fteril und öde, und darum
fo düfter und unfreundlich macht, daß dem Bewohner der
Berge da unheimlich und bange wird, ein Grund mehr,
der manchen Gebirgöforfcher,” an erhabene und malerifche
Naturſcenen gewöhnt, abhalten mag, fi) auf eine genauere
Unterfuchung diefer einformigen Sandwehen einzulaffen.
Allerdings ift auch Feinem Zweifel unterworfen, daß
man fie al& den Iekten Niederſchlag der in periodifchen
Fluthen aufgelöften und mit fortgeführten Eleinften Gebirgs⸗
trümmer zu halten habe.
Allein wenn Bohrverfuhe und Radiprabungle an
diefem Niederfchlage einen mehrfachen Wechſel fehr vers
ſchiedenartiger Schichten, als Quarze, Trieb» und Schlamms
fand zwifchen Lagen von Thon, Kies und Moor nachge—
wiefen haben, fo erfcheint diefes Sandgeroͤll offenbar als
eine Ablagerung von zermalmtem Felsgetruͤmmer nicht blos
aus fehr verfchiedenen Zeiten, fondern auch aus verſchie⸗
= m —
denen Gebirgen. Es entftand nicht auf einmal, fondern
durch almählige Acceffion und mehrmalige Niederfchläge,
ift alfo nicht Folge einer einzigen Flut), und weder den
Diluvial» noch Aluvialbildungen ausſchließlich beizuzählen.
Denn es iſt theils alter, theild jünger, ald das Kiesgeroͤll,
theild von gleichem Alter mit diefem. Auch fiheint es
nicht nothwendig, das Material dazu aus fernen Ländern
fommen zu laſſen. Ein großer Theil mag heimifc ges
wefen fein, und entftand vielleicht im kurzer Zeit durch
plöglihe Zertrümmerung nahe gelegener Gebirge, indeß ein
anderer Theil, durch Ströme abgeführt, erft nach Jahr⸗
hunderten zu einer Schicht von gleicher Mäshtigfeit fich
bilden konnte. Daher ift auch die Bildung diefes mehr
den flüffigen, als feften Beftandtheilem unferer Erde ans
gehörigen Zwitterd von Gebirgsart noch nicht beendigt,
fondern noch fortwährend in Zunahme begriffen, wogegen
die Maſſe der feften Gefteine unaufhörlich ſich vermindert.
Es ift nicht unbedeutend, was die Ströme an cerdis
gen, urfprünglich feften Stoffen nach und nad) ind Meer
ſchaffen. Man hat berechnet, daß der Rhein, der gegen
andere Ströme noch fehr rein und Flar ift, bei Bonn tägs
fi 145,981 Cubiffuß feſter Subftang vorüberführt. Wie
groß müflen daher die Maffen von Sand und Schlamm
fein, welche der Miffifippi und Amazonenftrom in Amerifa,
der Ganges und Hoangho in Afien und der Nil und Ni—⸗
ger in Afrifa, fammtlid 5 — 20 Mal ftärker, ald der
Rhein, feit Mienfchengedenfen in die Tiefen des Meeres
binabgerolt haben ?
Es ift daher nicht übertrieben, wenn man behauptet,
die gegenwärtig auf dem Grunde ded Meeres, in den afias
tifhen und afrifanifchen Wüften und europäifchen Haiden,
und überhaupt auf der ganzen Erde verbreitete Menge des
fofen Getrümmers, des Sand» und Kiesgeroͤlles betrage
mehr, ald das noch über‘ Tage fichende fefte Geftein der
Gebirge. So viel ift bereits von unferer maffiven Erds
= a
oberfläche im Laufe der Zeiten zerftört, hinweggeſpuͤlt und
völlig verwandelt, anderwärtd wieder angefest worden. —
Ich Habe Hiermit einen Gegenftand zur Sprache ges
bracht, dem bis jegt noch feine durchgreifende, wiſſen⸗
fchaftliche Forfhung gewidmet worden, und ich darf daher
bei Beurtheilung dieſes Verſuchs, mein Problem zu Iöfen,
wohl billige Nahfiht erwarten, da mir feine anderen
Hilfsmittel, ald meine eigene Erfahrung zu Gebote ftanden,
Möge er Veranlaffung zu weiterem Nachdenken und zur
Aufklaͤrung der Sache geben, die feineswegs fo unerhebs
lich ift, als fie ſcheint.
Eine gruͤndliche Unterſuchung der Geſchiebeablagerun⸗
gen nach ihrer phyſikaliſchen Beſchaffenheit, Maͤchtigkeit,
Verbreitung und Beziehung zum Grundgebirg, ſowie eine
vergleichende Ueberſicht derſelben auf große Landſtrecken
wuͤrde uns ſicherlich noch wichtige, geologiſche Aufſchluͤſſe
geben. Liegen doch ſchon in dem kleinen Raume, welcher
mir Gelegenheit zu vorſtehender Betrachtung gegeben hat,
Thatſachen vor, welche die herrſchende Meinung von einer
allgemeinen Erduͤberfluthung, ihrer Richtung und furcht⸗
baren Verwuͤſtung ſehr zweifelhaft machen.
IV.
Protokoll vom Frübjahrsennvent Der po:
mologifchen Gefellichaft,
- gefertigt durch deren Secretär Mobert Lange II.
Altenburg, den 17, April 1844,
Durch die Güte der Herren Hofgärtner Kunze, Kaufs
mann Befler, Kunftgärtner Preßler ꝛc., war für den heus
tigen Fefttag der größere Saal des Logenhaufes mit fels
tenen, fehönen und wohlriechenden Pflanzen fo geſchmack⸗
vol ausgefhmüdt worden, daß fi) allgemein der Wunfch
äußerte, die ausgeftellten Pflanzen nod einige Tage für
das theilnehmende Publifum ftehen zu laffen und eine Vers
loofung derfelben zu veranftalten.
In diefem freundlichen Lofale verfammelten fih nad
und nad) einige und dreißig Mitglieder und Gäfte der
Gefelfchaft, und etwas vor 12 Uhr begann im Fleinen
Saale des Logenhaufes die Feftfisung. Sie wurde eröffs
net durch eine einleitende Rede des Vorfigenden, ded Herrn
Kammerrath Waitz, in welcher er bei dem Erwachen der
Natur zu erneuter Thätigfeit aufforderte, der heimgeganges
nen, zus und audgetretenen Mitglieder gedachte, die litera-
riſche Thätigfeit des Vereins erwähnte, und vornehmlich
die praftifche Wirffamfeit ſolcher Mitglieder anerfennend
bervorhob, die fid) um Pomologie, Gemüfebau und Blus
menzucht fortdauernde Verdienfte erworben hatten. Leider
aber mußte er auch zugeftehen, daß fih nur mit vieler
— 32 —
Muͤhe aus einer Ueberzahl von Obſtſorten die tragbarſten
und wohlſchmeckendſten ermitteln laſſen, und daß unter
den zum Verſuch bezogenen neuen Gemuͤſen und Blumen
manche nicht keimfaͤhig, manche aber auch der Fortzucht
nicht wuͤrdig erſchienen waͤren. Wiederholt forderte er noch
zu Anbauverſuchen des Rhabarbers auf, der in England
fuͤr ein allgemein wegen feines Wohlgefhmads geſchaͤtztes
Gemüfe gelte, ließ weiter zwei Zufchriften von Bewerbern:
um die Mitgliedfchaft verlefen und die neuangefauften bfus
miftifchen Bilderwerfe herumgeben.
Eine Borbefprehung wurde nun etwa fo von dem
Regierungs⸗ und Confiftorialrath Dr. Bad begonnen:
„Auch ich muß dem beiftimmen, was vom Seren
VBorfigenden über dad anher bezogene Gemüfe gefagt
wurde. Ein großer Theil davon ift nicht gefeimt. Die
Karotten, Schoten ꝛc. aber waren fihlechter, ald unfere
ſchon cultivirten Sorten. Und aud) die Blumen, welche
unter meinen Augen von Herrn Prefler gefüct und ges
jogen wurden, verdienten ihr Lob nicht, So daß ich
aus Erfahrung beftätiget finde, wie * oft die An⸗
preiſungen der Handelsgaͤrtner ſind.“
Herr Teichmann auf Muckern:
„Da gehts den Gartenbauern gerade, wie es den
Landbauern mit neuen Getraidearten geht; unter zwan⸗
zigen iſt oft nur eine Sorte brauchbar, und auch von
diefen verlieren oft noch einzelne bei längerem Anbau
ihre vortheilhaften Eigenfihaften wieder.“
Here Köhner, Kammergutöpachter:
„Das hat feine Richtigkeit; allein beim Gemuͤſe ent
fiehen wohl auch manche Auöftellungen daran, daß man
die rechte Zubereitungsart derfelben nicht Fennt. Ded-
balb möchte ic) mir, da ic) Rhabarber gezogen habe,
vom Herrn Vorfisenden ein Recept fir die, Zubereitung
defjelben erbitten.“
Died wurde kurz gegeben, vom Director aber auch
zugleich aufgefordert, bei der bevorftehenden Baumblürhe,
— 5 —
auf die Behaarung, Länge ꝛc. der Griffel und Staubs
fäden aufmerffam zu fein, um vielleicht neue Kennzeichen
der Sorten aufzufinden, nächftdem aber auch fich zu vers
gegenwärtigen, daß die heuer erfcheinenden Maifäfer, zer
quetfiht und mit DBraunfohlens oder Zorfafche gemifcht,
ein gutes Düngmittel abgeben follen. Auch erinnerte ders
ſelbe, daß die graue Larve ded ZYuniusfäfers vielen Schas
den verurfache, und ließ dann den Gecretär die erfte zu
befprechende Frage vorlefen. Sie lautete:
Welche Obftart empfiehlt fih für und
ammeiften zur Anpflangung an Straßen und
Seldränder?
Der Vorſitzende:
„Die größte Nente werfen bei und gewiß die Kirfch-
bäume ab, weil fie kurz nad) der Pflanzung ſchon Frucht
geben.”
Profeſſor Lange:
„Dem ift nicht zu widerfpredhen. Doch in den
Thaͤlern erfrieren die Blüthen und fleinen Früchte fehr
häufig. Ja fogar die Stämme leiden in den erften
Wintern nach ihrer Anpflanzung oft durch Froft, und
müflen darum öfter, an einzelnen Stellen wohl 5
Mal ergänzt werden, wodurch die Anpflanzungsfoften
fehr vermehrt werden. Außerdem befchädigen diejenigen,
welche die Kirfchen pflüden, die angrenzenden Felder auf
eine unerfreuliche Weiſe, und überdies kann die Kirfche
nicht eigentlich eine wahrhaft nusbare Frucht genannt
werden, fondern möchte wohl richtiger unter die Nafch-
früchte zu zählen fein. Darum wären wohl auch ans
dere Dbftarten zur Pflanzung anzuempfehlen, und ich
halte die Aepfel für paflend, zumal wenn man die
rechten Sorten auswaͤhlt.“
Dr. Back:
„Im Reußiſchen muß man wenigſtens die Bepflan⸗
zung der Straßen mit Kernobſt vortheilhaft gefunden
Mg da man immer noch in derfelben fortfährt, und
r 3
4.
— 34 —
namentlich Sorten von gleicher Reifzeit und mehr pyra⸗
midaliſcher Kronenform auswaͤhlt.“
Teichmann:
„Gewiß, das beweiſen die Obſtbaumalleen zwiſchen
Meißen und Dresden und bei Schulpforte.“
Lange II.:
„Ich erinnere nur noch nachtraͤglich, wie ekelhaft die
Kirſchmade den Genuß der Kirſchen macht, und wie
ſchnell dieſe Frucht bei feuchter Witterung zerſpringt
und verdirbt.“
Das Directorium:
„Meine erſten Aepfelalleen habe ich im Deſſauiſchen
geſehen, und denke noch mit Freuden an ihre herrliche
Bluͤthe, die allein ſchon dieſen Baum zu en Pflan⸗
zungen empfehlen ſollte.“
Lange J.:
„Wie waͤre aber nun eine Anlage zu machen? Ich
wuͤrde vorſchlagen: man kaufe ſtarke, geſunde Wildlinge,
und laſſe dieſe nach etwa 2 Jahren mit ſpaͤt reifens
den, wegen des MWinded nicht eben großen orten,
gleich 6 — 20 Staͤmmchen neben einander veredeln.
Die Sorten müffen gut tragen und haltbar fein,
Teichmann:
„Sollte man nicht hauptſaͤchlich auf Reinetten Ruͤck⸗
ſicht nehmen?“
Loͤhner:
„Ich nenne pomme rouge, pigeon blane, (Zucker⸗
bütchen), den rothen Fenchelapfel (Franzkader.)“
Lange J.:
„Auch ſpaͤte Goldreinette, pigeon rouge (rother Tau⸗
benapfel), u. A.“
Der Direktor:
Was ſagen Sie aber zu einer etwaigen Bepflanzung
der Straßen und Feldraͤnder mit Birnbaͤumen, ſollte
dieſe nicht gleiche Vortheile gewaͤhren, da der Birn⸗
baum mit ſeinen Wurzeln tief hinabſteigt, wegen ſeiner
*
— 5 —
pyramidalen Form die Paffage nicht beengt und den
Ruftzug weniger hemmt 2
Range J.:
„Der Birnbaum iſt ſchwerer heraufzuziehen und Fo:
ſtet beim Ankauf um den vierten Theil mehr.“
Range I.:
„Auch erfrieren die Birnbaͤume im Allgemeinen leich—
ter, und ihre ſich fruͤhzeitiger entwickelnden Bluͤthen lei⸗
den oͤfter von den Spaͤtfroͤſten.“
Das Directorium:
„Ließe ſich dieſer Nachtheil nicht durch verſtaͤndige
Auswahl der Sorten beſeitigen? Denn man wuͤrde
natürlich Sorten vorziehen, die nicht vom Baume cfs
bar find, fondern erft lagerreif werden muͤſſen. Bei
Schöngleina habe ich ja von den Wegpflanzungen die
beurré blanc Körbe weis hereintragen fehen.
Loͤhner:
„Hierzu empfehle ich 1) den Erzherzog Ferbinand
und 2) die Jagdbirne, in welcher letztern wohl, beim
Genuß vom Baume, mancher nicht feſte Zahn ſtecken
bleiben duͤrfte.“
Der Direktor:
„Im Wuͤrtembergiſchen zieht man häufig die Cham:
pagnerbiene, ift deren Anzucht alfo nicht anzurathen 2
Löhner:
„Sie wird meift nur zu Moft verbraucht, und man
zieht dort neben ihre auch haufig die Moft» und Brat⸗
birne.“
Lange J.:
„Ich babe die Champagnerbirne früher auch in mei⸗
nee Baumfchule geführt, allein fie ift nur zur Moftber
weitung zu brauchen, und darum habe ich. fie wieder
ausgehen laflen. Ueberhaupt wären wohl nur Sorten
zu empfehlen, die eine mehrfeitige Benugung geſtatten.“
Zeichmann:
Was halten aber die Anweſenden von Obftanlagen
3*
\
aus Pflaumenbäumen ? Wenigftens in einzelnen Ges
meinden habe ich fie reichlichen Gewinn abwerfen fehen, “
Zange II. :
„Dies ift woahrfcheinlih auf Falfhaltigem Schutts
boden gewefen. Und fchlimm bleibt’3 immer, daß Pflaus
menbäume leicht erfrieren.
Range 1.
„Hier voden die Landleute ihre angepflanzten Pflau—
menplantagen theilweis wieder aus, weil diefelben we⸗
gen geringer Tragbarfeit zu felten Gewinn abwerfen.
Dazu kommt noch, daß die Pflaumen, wie die Gauers
firfhen zu flach mit ihren Wurzeln in gutem Boden
fortgehen und den Feldern zu viel Düngfraft entziehen,
was SKernobft und Süßfirfihen nicht fo thun,
Klaus:
„Das iſt ein Hauptfehler; deswegen ſchaden auch
die lombardiſchen Pappeln an den Strafen fo unge—
heuer, daß man auf 2 Beeten neben ihnen faum nod)
Getraide bauen fann, und fomit auf beiden Seiten der
Straßen ein breiter Streif faum bauwürdiges Land
entſteht.“
Lange II.:
„Iſt denn dieſes Land beim Anfauf des Grundbes
ſitzes für die Straße oder bei Bepflanzung derfelben
durch Pappeln entfprechend bezahlt worden ?“
Der Director:
„Leider gehen auch die Pappeln nicht nur viele Fuß
tief an den Böfchungen hinab und faugen noch unten
das Land aus, fondern fie fteigen fogar bi8 an 18 Fuß
in den Einſchnitten aufwärts und gehen. oben wieder
ind gute Land. Gewiß alfo find Obftbaume an den
bezeichneten Orten zu empfehlen, das wird Niemand
leugnen, der die fehönen NRaffauifchen Anlagen auf den
Feldern längs der Straßen gefehen und bewundert bat.
Es entfteht alfo nue noch die Frage, wer die Anlage -
folder Baumpflanzungen machen fol, die Behörden
oder die einzelnen Beſitzer des naheliegenden Landes?"
Teichmann;
„Auf jeden Fall der Staat oder die Behörden, das
mit nad) gleichen Grundfägen beim Anpflanzen verfahren
wird, fo daß durch Gleichheit der Gattungen und Sors
ten die Verwerthung leichter möglid und nicht zu große
Berftöße gegen den Schönheitöfinn vorfommen,.
. Die zweite zur Beſprechung vorgelefene Trage hieß:
„Welches ift das befte und leichtefte Mittel,
um die Erdflöhbe von den jungen Gemüfe-
pflanzen abzuhalten?”
Teichmann:
„Am liebften wendet man eine Beftreuung mit et⸗
was Rauhem, dad aber unfehuldig und nicht Akend
fein darf, an; wie etwa den Straßenftaub, und dies
gern während des Morgenthaues, weil dadurch die
Blätter mit einer leichten Kruſte überzogen werden,
Der Director;
„Ich meine, man taucht auch die Pflanzen nebft
den Blättern in etwas recht Bitteres,
Teichmann;
„Auch bringt man längs dem Pflanzenbeete Fleine
Holgabeln an, um auf diefelben Querftangen und auf
diefe wieder Stroh zu legen, weil ſich die Erbflöhe nicht
im Schatten aufhalten, Aber durch dieſes Dach. darf
ja der Luftzug nicht verhindert werden, wenn die Pflans
zen nicht verzärteln und fpater noch dem Anfreſſen auss
gefest bleiben ſollen.“
Loͤhner:
„Bu gleichem Zwecke wende ich RR an,
weldyes noch den Vortheil gewährt, daß es gegen oft
eintretende Spätfröfte fo ziemlich ſchuͤtzt.“
= Mi
Der Director;
„Graͤbt man nicht auch Pflanzenbeete im Rafenland
auf?’
Zange 1. : |
„Allerdings, und zwar gern im Baumſchatten.“
Preßler und Klaus;
„Auch bringt man Franzofenöl aufs Land, deffen
widerlicher Geruch für einige Zeit ſchuͤtzt.“
Kerften;
„» Died Fann man, wie nicht minder assa —J—
auf Papierſtreifen bringen und dieſe dann um die Beete
aufhaͤngen. *
Loͤhner:
„Nur mag ſich Jeder hüten, etwa einen Finger an
diefe Parfümerieen zu bringen, denn der Geftanf ift abs
fheulih und hält Tange, wieder,
Zeihmannz
„Sind die Pflangen dann einigermaßen erftarft, fo
fann man auch durch Zwifchenftreuen neuen Samend
und durch dad Aufgehen junger, zarterer Pflanzen die
älteren fihern. Weöwegen man im MWürtembergifchen
noch einen leichten Ueberwurf von demfelben Samen
zwiſchen die angegriffenen Pflanzen macht.“
Loͤhner:
„Die Erdfloͤhe lieben die zarten Pflanzen vornehmlich
und greifen fogar jungen unbeſchatteten Klee an.“ — —
Die dritte zur Beſprechung aufgeſtellte Frage wars
„Wie muß man die Spargelbeete anlegen
und duͤngen, um recht reichlichen und ſchmack⸗
haften Spargel davon zu gewinnen?“
Ueber dieſe hatte der am Erſcheinen gehinderte Herr
Hofgaͤrtner Kunze folgende kurze BER eingefendet,
welche nun vorgelefen wurde;
— 59 —
Borläufige Mittheilungen über die Ans
legung und Behandlung von Spargelbees
ten Behufs der Gewinnung eined recht
reihlihen und fhmadhaften Spargels.
Suvörderft ift ein lodferes und mildes Erdreich erfor
derlih, welches wenigftend 2 Fuß tief von gleicher
Befchaffenheit fein muß. "Hat die zur Anlegung eines
Spargelbeeted beftimmte Fläche diefes Erforderniß, fo
theilt man fie in Felder von je 3: Fuß ins Gevierte und
gräbt an den Stellen, wo ſich je 4 folcher Felder bes
rühren, Vertiefungen von 1 Cubiffuß. » Diefe werden
bierauf wieder zur Hälfte ausgefüllt und zwar fo, daß
die Ausfüllung in der Mitte höher, ald an den Seiten
ift, mithin einen Hügel bildet, Iſt diefes gefchehen,
fo fest man auf jeden ſolchen Hügel eine und nur in
dem Falle, wenn ſolche ſchwach find, zwei junge
Spargelpflanzen, mehr aber durchaus nicht. Man
wählt in der Negel hierzu dreijährige Pflanzen; doch
find zweijährige, wenn fie fräftig und gefund find,
eben fo gut gerignet. Die Wurzeln der Spargelpflanzen
werden über die genannten Hügel in den Vertiefungen
ausgebreitet und alsdann vermittelft der ausgeworfenen,
mit den Händen Kar geriebenen Erde 3 Zoll. hoch
locker überdedt, fo daß jene mit der Erdfläche wieder
gleih werden, —
Das Land im erften Jahre zu düngen, iſt nicht
nötbig, fondern es ift aus fpater mitzutheilenden Grüns
den fogar befjer, wenn die Düngung erſt im zweiten
Sabre geſchieht, zu der jedoch alsdann doppelt foviel
Dünger, ald beim gewöhnlichen Verfahren zu verwens
den ift. Ganz. befonders noͤthig aber ift, das Erdreich,
vorzüglich im <erften Jahre, fleißig von allem Unfraut
du reinigen, damit: foldyes den jungen Pflanzen nicht
die. Nahrung entziehe, und es öfterd zu behaden, damit
der ‚Sauerftoff leichter eindringen, und die Spargels
pflanzen ihre Wurzeln befjee und kraͤftiger anfchlagen
- Mb =
können. Im dritten Jahre wird abermals frifch gedüngt,
und zwar der Dünger untergegraben, wobei ic) jedoch
bemerfe, daß dies lieber im Herbfte, ald im Fruͤhjahre
vorzunehmen iftz denn während im Frühjahre die Pflane
zen größtentheild abgefault find,, find felbige im Herbfte
noch vorhanden und fichtbar, fo daß das Umgraben zu
diefer Zeit leichter gefchehen fann, ohne daß man zu
befürchten braucht, jene zu befchädigen, oder wohl gar
zu zerftechen.
Diefe Mittheilungen erlaube ich mir, der verehrlichen
Geſellſchaft vorläufig zu machen, behalte mir jedoch) vor,
da heute nothwendige Gefchäfte die perfünliche Theilnahme
mir verfagen, das Nähere bei nächfter Gelegenheit noch)
mündlich zu eröffnen,
Hierzu wurden nod) folgende Bemerfungen gemacht vom
Heren Director:
„Allerdings glaube auch ich, daß die Düngung ded
Spargels nicht fo nothiwendig ift, wie man gewöhnlich)
zu meinen fiheint, MWenigftend find mir Beifpiele bes
fannt, wo derfelbe auch ohne abfonderliche Düngung
gut gedieh,
Dr. Bad:
„Gewiß iſt die Herbftdüngung vor Allem anzuratben,
wie dies auch im Auffase gefchicht, mag meinetwegen
auch im Frühjahr leicht obenhin gedüngt werden; denn
bei erfterer werden die Wurzelftöce nicht verlegt,“
Zange J.
„Deswegen legt man wohl auch tief unter den
Spargel noch ein Düngmittel, damit der Spargel beim
Sufammenfaulen des Düngers lange Pfeifen treiben kann,
im Grunde noch Nahrung findet, und fein Wurzelftocf beim
Stechen nicht verlegt wird. Seicht ftehender Spargel hat
zum wenigften bei mir gleichfalls ftarfe Pfeifen getrieben.’
So fihien die Befprehung fo weit gedichen zu fein,
dag Herr Teichmann nun dad Wort nahm, um zu erzähs
len, wie er gefonnen gewefen wäre, bei der Gefelfhaft
u Me
einen Antrag über Sragenftelung bei den Conventen zu
machen, und jest mit Freuden diefe ſchon eingeführt
finde, wie er aber auch glaube, daß nicht fo verfchiedens
artige Fragen gewählt werden follten, damit man bei der
Erörterung ded Gleichartigen genauer auf die Sachen eins
gehen fünnte, Auch) folte jedem Mitglied vorbehalten bleiben,
es interefjirende Fragen an die Direction oder Nedaction
einzufenden, damit fi) fo ein Vorrath davon anfammele, für
defien Verarbeitung der Vorftand gewiß gern Sorge tragen
werde. Zu .diefem Zwecke übergab derfelbe eine Ans
zahl folher Fragen, die theild von ihm felbft entwora
fen, theil® aber auch ſchon von andern Vereinen zur Bes
fprehung aufgeftellt worden waren.
Der Borfisende nahm fie danfbar entgegen, und es
wurde nur nach über die Verfehiedenartigfeit unfrer Fragen
angeführt, diefelbe entfpringe daher, daß die Comes
miffionen für Obftbau, Gemüfebau und Blumenzuht ges
wöhnlih je eine Frage zur Beſprechung aufgeftellt hätten,
Weiter gab der 2. Herr Vorfigende, Regierungs⸗ und
Confiftorialratb Dr. Bad, eine überfihtlihe Zufammens
ftelung über die beſonders günftigen Kaffenverbältniffe des
verfloffenen Jahres, worauf der Saffirer, Her? Kammers
rath Hafe, bei diefen DVerhältniffen auf eine Bereicherung
des literariſchen Geſellſchaftseigenthums antrug.
Schließlich referirte noch kurz der 2. Herr Vorſitzende
uͤber die von ihm geſehene Blumenausſtellung zu Dresden,
machte, ſowie der erſte Vorſitzende, manche neue Prachts
pflanze namhaft, und die Geſellſchaft ging und verſammelte
ſich wieder bei einem gemuͤthlichen Mittagsmahle, zu wel—⸗
chem ſich auch noch einige andere bisher abweſende Mit
glieder einfanden.
V.
Ueber den Anbau der Gerſte.
Mitgetheilt aus den Verhandlungen des ROHR
lichen Vereins zu Altenburg
durch deffen Secretär Eduard Lange
Die erfte Trage, welche für die Fruͤhlingsverſamm⸗
lung des Altenburger landwirthſchaftlichen Vereins den 29,
März 1844 über den Gerftendau aufgeftellt war, lautete;
„Welden Boden verlangt die Gerfte, wenn ihr
Anbau gelingen fol?“ und die Herren Hager II. und
Kreffe, welche fohriftlihe Bemerfungen darüber mitgebracht
datten, antworteten unter Zuftimmung der Anwefendenz
einen warmen, milden, fruchtbaren Lehmboden; denn Thons
boden ift zu Falt und bindend, und hält die Näffe für
diefe efle Frucht zu lange zuruͤck, während Sandboden für
fie zu locker ıft, und bei trockner Witterung zu ſchnell aus⸗
trocknet, um dieſer ſchnell wachfenden Frucht diejenige
—— anhaltend darzubieten, welche ſie zur Aufloͤſung
der Nahrungsſtoffe des Bodens bedarf,
Die zweite Frage lautete:
„Welche Fruchtfolge ift für ihr Gedeihen im
hiefigen Kreiſe am angemefienften?" Man antwortete:
Anderwärts baut man die Gerfte gern und vorzugsweife
nach gedüngten Hackfruͤchten, nach denen es dort nicht ims
mer rathfam erfcheint, Wintergetraide zu füen, weil der
Boden dazu entweder zu bündig und zu feucht, bisweilen
auch nicht Fräftig genug iſt, um noch eine fpate Winters
fruchtſaat mit Erfolg zu wagen; oder man will die Gerſte |
a x—
bei Sandboden, in welchem fi) der Dünger ſchnell zer⸗
fest, noch in einen Fräftigen Boden bringen, und fo muß
man derfelben hier bei der Wechſelwirthſchaft ebenfalls
nach gedüngten Hadfrüchten ihren Platz anweifen, um fid
nicht ein Jahre fpäter einer Mißernte auszufegen. Bei
Thonboden ift dagegen der noch nicht verrottete Dünger
ein Mittel, den Boden gehörig locker zu erhalten; und
überhaupt macht der Kleebau, welcher der Gerfte, folgt,
und einen noch nicht erfchöpften Boden verlangt, dort das
Einfchieben von Winterroggen zwifchen die Hackfrucht und
die Gerfte bedenklich. und unrathlih. Anders ift es aber
bei und. Unſer ſchon an ſich vortreffliher Gerftes und
Kleeboden überhebt uns allen diefen Befürchtungen, und
die Erfahrung beweift, daß hier Gerfte nach Roggen, wels
Her auf Hackfruͤchte folgte, felbft beffer zu gedeihen: pflegt,
als nah den Hacfrüchten unmittelbar, ja daß Gerfte,
felbft nach Hackfruchtgerſte geſaͤet, oft noch beſſer geräth, als
die erfte Gerfte unmittelbar nad) den Hadfrüchten, Denn
nad) diefen hält unfer Boden ſich im Frühjahr in der
Negel Tange feucht und Bearbeitet fih daher weniger gut,
als vorjähriged Stoppelfeld, Hat man’ ihm aber auch
durch mehtmaliges Bearbeiten genugſam vorgerichtet, ſo iſt
ein einziger Regen wieder hinreichend, ihn fuͤr den Gerſten⸗
bau zu vergiften, was bei der Milde und Lockerheit vors
jährigen Stoppellandes weit weniger zu befürchten iſt.
Darum wird bei uns die Gerfte in der Regel wohl fo
lange ihren Platz nach) Roggen, welchem Hackfrüchte vors
ausgingen, behaupten, als der Boden die dermalige Kraft
und Beſchaffenheit behält. Weniger gut geraͤth dieſelbe
nach Waizen, deſſen haͤufige Stoppeln dad Feld zu locker
und trocken machen, um, wenigſtens in trocknen Sommern,
eine reichliche Gerſternte zu gewaͤhren.
Gegen dieſe von der Mehrzahl getheilten Anfichten
bemerkte zuerft Here Löhner, daß cr bei feinem etwas Todfes
een, leicht verfchwimmenden Boden bereits feit 3 Jahren
Gerfte unmittelbar nad Hackfruͤchten gebaut und dabei
Wi
troß der großen Verfchiedenheit der herrſchenden Witterung
fo gute Gerfternten gemacht habe, wie kaum jemald vors
ber, als er noch Gerfte nach MWinterroggen gebaut habe,
Auch Hager I., der bis jest die hier gewöhnliche Fruchts
folge beibehalten hat, erklärte feinen Entfhluß, Gerfte uns
mittelbar nad den Hadfrüchten bauen zu wollen, um zu
verfuhhen, ob er fo weniger von den Unkraͤutern leiden
werde, welche feinen Gerftbau bisher beeinträchtiget hätten,
Man Fonnte fi dieſer Verfuhe zur fortgefeßten
Prüfung diefer Streitfrage nur freuen, glaubte aber den
noch zu erwartenden Erfolgen. derfelben durch weitere Bes
ſprechung nichtd hinzuthun oder hinwegnehmen zu Fönnen.
Darum wendete man fih ohne Weiteres zur dritten
Frage:
„Welche Feld beſtellung verlangt die Gerſte, und
welches iſt die rechte Zeit zu ihrer Ausſaat?“
Die Feldbeſtellung haͤngt vorzuͤglich von der Zeit der
Ausſaat ab. Nur huͤte man ſich, im Fruͤhjahr bei vor⸗
waltender Naͤſſe fuͤr die Gerſte zu ackern, oder auch den
Boden vor der Saat austrocknen zu laſſen! Was die
Zeit anlangt, fo füeten unfre Vorfahren im Monat Mai,
und hielten deſſen Mitte für die geeignetfte Saatzeit, wir
fäen fie jegt von der Mitte Aprils bis zum Anfange des Mai,
Die ehemalige geringere Kraft des Bodens und die
fpäter eintretende. Wärme feheinen die fpätere Saat räths
lich "gemacht und die Furcht vor dem Erfrieren ‚der jungen
Gerfte von früheren Saaten zurücgehalten zu haben. Da
verbreitete der Aberglaube die Fühne Behauptung, daß
Gerfte, den 8. April: gefäet, von den Fröften nichtd zu
leiden ‚babe, und die darauf hin gewagten Verſuche ers
gaben, daß diefe Gerfte nicht allein ausdauerte, fondern
auch ftärfere Körner brachte. Nun behauptete der Nar
-tionalismus, daß diefed nicht im 8. April, fondern in der
Natur der Gerfte liege, der eine frühzeitige Saat übers
haupt weit mehr zufage, als man bisher gemeint habe.
Die mancherlei Vortheile derfelben führten in der jüngften -
= u =
Zeit zur Ausſaat der Gerfte auf die Winterrußre und zum
Unterbringen derfelben mit dem Erftirpator,
Sol nun die Gerftfaat erft Anfang Mai gefchehen,
fo dürfte ed rathlih fein, im Herbfte die Stoppel blos
zu felgen und im Frühjahr, fobald es trocken ift, zu ruhren,
. die Nuhre nad) einem Negen einzueggen und unmittelbar
auf die legte Furche zu ſaͤen, worauf noch zwei Eggeftriche
folgen, Bei der Saat nad) der Mitte des April aber
wird es gut fein, den Acer ſchon im Herbfte zu ruhren
und bei trocdnem Wetter im Frühjahe nur einmal zu
ackern und darauf unmittelbar zu fäen und einzueggen, wie
vorher, Will man aber die Saat noch früher unterbrins
gen, fobald nur der Boden zur Beftellung hinreichend
trocken ift, fo begnügt man fih mit der Winterrubre,
beingt die Saat mit dem, Erftiepator unter, worauf man
nod) einen oder zwei Eggeſtriche folgen laſſen kann. Auch
diefed neue Verfahren hat fi) bisher ald zweckmaͤßig bez
währt. Auf diefe Art brachte z. B. Herr Kreſſe voriges
Jahr feine ganze Gerfte unter, mit Ausnahme blos eines
Aders, den er des Vergleichs wegen wie früher behandelte,
Das Gedeihen war im Ganzen gleich, nur zeigte fich
das Stroh auf dem Ader, wo im Frühjahr wieder ges
pflügt worden war, weicher, die Gerfte Iagerte ſich fehnels
ler und die Körner wurden nicht fo ftarf, als bei der
übrigen Gerfte. Die Schockzahl war auf beiden Flächen
gleich; die Scheffelzahl konnte aber nicht ermittelt werden,
da beide Sorten unter einander gelegt worden waren
Nach der Beſchaffenheit der Körner war fie aber wahrs
feinlih bei der Gerfte von dem im Fruͤhjahr nochmals
gepflügten Acker geringer,
Einen ähnlichen Verſuch machte auch Hager II., der
im vorigen Jahr auf einem und demfelben Felde zwei
Acker Gerfte in die Ruhre fäcte und 3 Ader vor dem
Saͤen nochmals pflügen ließ, aber wegen Näffe während
der Ofterfeiertage liegen laſſen mußte,
- 16 — ;
Dad Ernteergebniß war ziemlich gleih, nur war dad
Stroh der in die Nuhre geſaͤeten 2 Acker länger. Doc
hat ihm diefes Verfahren und fein Erfolg fo zugefagt, daß
auch er diefed Jahr feine ganze Gerfte fo zu ſaͤen gedenft.
Auch Nittmeifter von Bärenftein und Gutöbefiser Fahr
ftimmten diefem bei, indem ihre Gerfte, welche fie vers
gangenes Jahr ſchon den 4. April obenauf ſaͤeten, außers
ordentlich fhon und groß wurde, und Here Paftor Krutzſch
aus Trautfchen bei Pegau fligte noch bei, daß bei ibm
die Saat mit dem Erftirpator mißlungen fei, und daß fh
dagegen die Bearbeitung ded Bodend mit dem Untere
grundpfluge im Herbfte und dann ein leichtes Adern im
Frühjahr zur Saat ald vorzüglich bewährt habe, Es
fheint fomit auch bei der Gerftfaat, wie fehon früher bei
der Haferfaat die Zeit nahe gefommen zu fein, wo man
das bisher für nöthig gehaltene nochmalige Adern im Fruͤh—
jahr aufgibt, wenn anderd noch zahlreichere Vergleichungss
‚verfuhe die biöherigen Wahrnehmungen beftätigen.
Folgende Vortheile fheinen mit einer frühen Gerftens
faat verbunden zu feinz
1) Dan kann zu ihe im Herbfte felbft Bei nafler
Witterung adfern, denn der Froft des Winterd hebt
die Nachtheile Hiervon wieder auf.
2) Die Saat geht fehnell und unaufgehalten von Stats
ten, fobald nur das Feld nach Wunſch abgetrocnet
ift, und wird, nicht durch nochmals vorhergehendes
Ackern und Eggen hinausgefchoben,
3) Der Boden, welder nur 3 Zoll tief gelockert wird,
behält unten die erforderliche Feuchtigkeit,
4) Die Gefahr, daß heftige Gewitterregen den frifhen
Acer derb fchlagen, und daß die Saat Dur die
barte Rinde nicht ordentlich Hindurd) Fann, wird bes
ſeitigt oder doch vermindert,
5) Die Saat geht gleihmäßiger auf, der nachtheilige j
Zweiwuchs ift daher nicht zu fürchten, und die Koͤr⸗
ner werben ftärfer,
J
= Wo
6) Die Reife erfolgt zeitig, die Ernte geht bei dem noch
höheren Stande der Sonne ſchneller und beſſer von
Statten, zumal wenn Klee eingefäet ift ‚, der bei der
Fruͤhſaat ficherer aufgeht, als fpäter.
7) Die Pflanzen des eingefäcten Klees beſtocken fich
fräftiger.
8) Das im Herbfte und erften Fruͤhjahr aufgegangene
oder gefeimte Unkraut wird bei ber Beftellung zer⸗
ſtoͤrt.
Doch dürfen auch folgende Nachtheile nicht unbe⸗
achtet bleiben;
a) Die ohnehin reichliche Herbſtarbeit wird vermehrt;
denn der Acker muß zeitig gefelgt werden, damit er
ſich erliegt und dann noch im Herbſte die GSaate
furche erhalten Fann,
' b) Die Gerfte wird gleich nach dem Roggen, ja vieleicht
mit diefem zugleich reif und vermehrt den Drang der
erften Erntearbeiten.
c) Der Klee fann vieleicht die Gerfte überwachfen und
ihe ſchaden. |
d) Spätfröfte fünnen einmal die bereits aufgegangene
Gerfte vernichten,
ec) Man fann einem vergraßten Ader nicht fo leicht zu
Hilfe kommen.
Die vierte Frage Tautete:
„Pat die Unterfaat von Klee unter die Gerfte" Eins
fluß auf ihren Ertrag und Werth, und welchen 24
Man antwortete: < |
Der Klee Fann allerdings bei feuchter Witterung zu
üppig wachen, dann manden ſchwachen Halm der Gerfte
im Wachsthum beeinträchtigen, bei Negenwetter die Gerfte
. Mit niederziehen, dadurch flache Körner veranlaffen und
endlich auch, wenn die Gerfte bei anhaltenden Regen in
Schwaden liegt, dieſe ſchwarz machen; doch treten dieſe
Nachtheile nicht eben haͤufig ein.
Bei der fünften Frage:
EEE
„Welche Unfräuter find bei und in der Gerfte -
vorzüglich häufig und fhädlih, und wie läßt fich dies
fen am beften entgegen, wirfen 2
wurden vorzugsweife der Acferfenf (Sinapis arvensis), ber
Hedrih (Raphanus raphanistrum) und der Wildhafer
(Avena fatua) genannt. Dann famen noch in Erwäh-
nung die Melde, der Taumellolch (Töbrih), der Klebrich,
die Winde, der Katzenſchwanz (Schachtelhalm), die Rade,
die Slatfchrofe (Mohn), die Ackerdiftel, Gänfediftel, die
Aderfamille, der Meierih (Sternmiere), der Ampfer und
auf feuchten Aeckern die Münze, Das befte Mittel zu
ihrer Vertilgung ift Sorgfalt beim Hadfruchtbau, Zers
ftören ihrer zarten Pflanzen bei der Saat und dann dad
Ausjäten.
Die fehödte Frage:
„Welchen Rohertrag gibt ein hiefiger Acker Gerfte
bei gutem, mittlem und geringem Stand derfelben und
zwar nach Körnern, Stroh und Geld 2"
beantwortete Hager I. fo:
Angenommen, daß der Sheffel Gerfte 200 Pfd.
wiegt und daß 70 Pfd. Körner 100 Pfd. Stroh,
Siede und Ueberfehr geben, erntete ich
1840 pr. Ader 14 Schffl. Gerfte a 2 Thlr. LONgr, —=32 Thlr. 20 Ngr.
dazu 36,3 Entr, Stroh zu 2 Thlr. = 18 Thlr. 44 Ngr.
im Ganzen 50 Thlr, 241 Nor.
1841 pr. Ader 153 Schffl. Gerfte & 2 Thlr. 10 Ngr. = 36 Thlr.
22 Nor. 5 Pf. dazu 40,9 Entr, Stroh zu 4 Thle. —
20 Thlr. 134 Nor. im Ganzen 57 Thlr. 6 Nor,
1842 pr. Ader 123 Schffl. Gerfte a 5 Thlr. = 63 Thlr. 2Ngr. 5 Pf.
dazu 32 Entr. Stroh zu + Thlr. = 16 Thlr. im Gan⸗
zen 79 Thlr. 22 Nor. 5 Pf.
1843 pr. Ader 15 Schffl. Gerfte à 34 Thlr. — 50 Thlr. dazu 40
Eintr, Stroh zu + The. = 20 Thlr. im Ganzen
70 Thlr.
Durchſchnitt auf 1 Jahr 143 Schffl. Gerfte a 3 Thlr. 7 Ngr. 5 Pf.
— 45 Thlr. 24Ngr. dazu 37,3 Entr, Stroh zu 18 Thlr.
192 Ngr. = 64 Thlr. 13 Ngr.,
. Pr —
welcher Durchſchnittsertrag fi, den Centner Stroh,
Siede und Ueberfehr blos zu 4 Thlr. angenommen, für
diefe blos auf 9 Thlr. 10 Nor. und in dem Gefammts
ertrag auf 55 Thlr. + Ngr. pr. Jahr und Acker bes
rechnen würde.
Beim Gutöbefiger Heinfe in Cosma war der jähts
liche Durchſchnittsertrag von 1 Acker Gerfiboden in den
Testen 15 Jahren 15 Scheffel, der jährliche Durchſchnitts⸗
preis von 1 Scheffel Gerfte in derfelben Zeit 3 Thlr.
41 Nor. 7.Pf. (während der 26jährige Durchfihnittds
preid fih auf 3 Thlr. 4 Ngr. 5 Pf. vom Schefiel bes
rechnet). Endlich rechnete derfelbe für Stroh und Webers
kehr vom Ader jährlich 7 Thlr. 20 Ngr., fo daß der
Adler Gerſtland jährlich im Durchſchnitt 54 Thlr. 21 Nor.
Rohertrag gab.
Nach Kreſſe ſchwankt der Rohertrag eines hieſigen
Ackers Gerſte zwiſchen 4 und 10 Schock. 6 Schock
Garben find ſchon eine gute Ernte. Sie bilden den
gewöhnlichen Ertrag. Aber ſchon bei 4 Schock kann
man den mittleren SKörnerertrag erreihen, den man
ſelbſt bei 10 Schoc nicht gerade überfteigen muß, weil
dabei Lagerung und beigemifchter Klee vorauszufegen ift.
Der Körnerertrag vom Schock ſchwankt zwifchen 14 und
34 Scheffel, und der Körnerertrag vom Ader ‘von 11
bis 18 Scheffel. Das Häufigfte find 14 bis 15 Schef⸗
fell. Das Gewiht von 1 Scheffel Gerſte ſchwankt
zwiſchen 160 bis 210 Pfund; 200 Pfund fommen am
häufigften vor, 100 Pfund Körner laſſen an Stroh,
Siede und Ueberfehr 10 —160 Pfund erwarten. 140
Pfund dürften dad Gewöhnliche fein. Lagere und dicht
beſtandene Gerfte gibt verhältnißmäßig das größte Stroh>
gewicht. Der Strohertrag eines Aders ſchwankt zwis
ſchen 25 und 45 Gentner, 35 Centner dürfte ald ger
wöhnlicher Ertrag anzunehmen fein. Den Centner Stroh
und Ueberkehr nahm Kreffe zu 15 Ngr. an, während
4
N
ihn mehrere Andere nur zu 74 Agr. berechnet wiffen
wollten. Den Mittelpreis F Gerſte ſetzte man fur
zu 3 Thlrn. an. ‚
Es würde demnach
1 Ader Gerſte bei 11 Scheffel Ertrag für 33 Thlr. Körner und
25 Gentner Stroh zu 124 oder zu 64 Thlr. zufammen
alfo 454 Thlr. oder 394 Thlr. Rohertrag geben.
1 Ader Gerfte bei 15 Scheffel Ertrag für 45 Thlr, Körner und 35
Sentner Stroh zu 174 oder zu 83 Thlr. zufammen alfo
624 oder 533 Thlr, Rohertrag geben.
1 Ader Gerfte bei 18 Scheffel Ertrag für 56 Thlr. Körner und 45
Eentner Stroh zu 224 oder zu 114 Thlr. zufammen alfo
784 oder 674 Thlr. Rohertrag geben.
Die flebente Frage wars
„Iſt es für und bei den biöherigen Durchſchnitts⸗
- preifen unſerer Acfererzeugniffe vortheilhaft, den Anbau
der Gerfte zu befchränfen und an ihrer Stelle zum
Theil andere Früchte zu bauen, und zwar welche?“
Die Beantwortung diefer Frage hängt von dem Wirth⸗
ſchaftsſyſtem, das man befolgt, vom Boden, den man
bebaut und von den herrfchenden Preifen der Bodens
erzeugniffe ab, Wollte man andere Halmfrüchte ftatt
der Gerfte anbauen, fo giebt:
N Yder Roggen bei 9 Sceffel Ertrag, im Werth von 36 Thlr, |
und bei40 Centner Strohertrag, 262 Thlr, werth, zufammen
623 Thlr. Ertrag;
1 Ader Hafer bei 21 Scheffel Ertrag, im Werth von 42 Thlr. und
be 44 Centner Strohertrag, 204 Thlr. werth, zufammen
21 Thlr. Ertrag;
1 Ader — bei 15 Scheffel Ertrag, im Werth von 45 Thlr und
bei 35 Centner ehertra 174 Thlr. werth, zuſammen
62: Thlr. Ertrag, i
rechnet man aber das Stroh der Gerfte nur zur Hälfte |
alfo pr. Centner zu 4 Thlr., und behält dabei gleichwohl "
die übrigen Anfäse für dad Stroh bei, fo fällt der Ertrag ı
der Gerfte auf 53% Thlr. herab und ftellt fi) ald der ger!
eingfte heraus. Jedenfalls ift der Unterfchied nicht febe
groß und wird noch geringer, wenn man erwägt, daß
MRS, NR
die Gerfte gewöhnlich die Vorfrucht für den Klee abgibt,
und daß diefer in feinem Gedeihen den etwaigen Aus»
fall feiner Vorfrucht wieder deckt und dad Gleichgewicht
wieder herſtellt. Wenigſtens geräth der Klee nad) Hafer
durchgehends fchlechter als nad Gerfte, anftatt daß er
nad) Roggen, wenn diefer nicht zu dick fteht, oft noch
fhöner gedeiht, als nad) Gerfte, Es dürfte alfo zus
nächft der Noggen ald Stellvertreter der Gerfte in Bes
traht zu ziehen fein, dann aber au) der Raps, dem -
Waizen und dann Hack- oder Hülfenfrüchte und darauf
Roggen ꝛc. folgen Fünnte,
——
VI.
Berbefferungen und VBerfsbönerungen
Mlitenburgs.
Eine freie Berichterflattung
vom Profeſſor Ed. Lauge.
Wohl noch nie iſt in ſo kurzer Zeit ſo viel fuͤr die
eeen— unſerer Stadt geſchehen, als in den letzten
Jahren. Leider ſind aber dadurch auch die Mittel der
Er ſehr erfchöpft und die Kräfte ihrer Bewohner ftärfer
in Anſpruch genommen worden, als vorher. Und doch
fönnen und wollen wir nicht ftehen bleiben, fondern dem
Drange folgen, der und zu neuen Fortfchritten treibt; und
während wir bald diefe, bald jene Verwendung der öffentlichen
Mittel nicht billigen, haben wir doch zugleich Jeder Vor⸗
fehläge zu neuen Verbefferungen in Bereitfchaft und Fönnen
die Zeit nicht erwarten, welche diefe ind Leben führen fol,
Was werden aber unfere Nachfommen dazu fagenz daß
wir fie, mitten im Frieden und frei von dem Drude
öffentlichen Ungluͤckes, doc) durch immer wachfende Stadte
ſchulden belaftet Haben? Aber nehmen wir denn die Vers
befferungen mit und in dad Grab, und laffen wir fie
ihnen nicht als ungefchmälertes Erbe zuruͤck? und forgt
der Familienvater, welcher fein, Haus allmahlig in Verfall
gerathen läßt, um nur nicht Schulden zu machen, in der
That verftändiger für feine Nachfommen als fein Nachbar,
welcher den Seinen zwar einige Schulden, aber zugleich
auch ein ſtattliches Haus Hinterläßt, worin ed nie an
Miethöleuten fehlt, deren Miethzind noch immer einen
baaren Ueberfchuß gewährt? Und wohnlicher ift es gewiß -
in einem Haufe, über deſſen Erhaltung und Verbefferung
ale Bewohner gemeinfhaftlih wachen, al& wenn diefe
gleichgiltig und unbeforgt in demfelben nur arbeiten, eſſen
und ſchlafen und unbefümmert von dannen ziehen, wenn
ihnen eine andere Stätte hierzu eine billigere Gelegenheit zu
bieten ſcheint.
Diefe Theilnahme an dem gemeinſamen Vaterhauſe,
welche unſere ſtaͤdtiſche Familie umſchließt, war es auch,
welche den Kunſt⸗ und Handwerksverein zu der Frage an
feine Mitglieder veranlaßte: „Welche Verbefferungen und
Berfchönerungen find unferer Stadt vorzüglich zu wuͤnſchen,
und wie ließen fich diefelben am leichteften herftellen 2
Verweilen wir zunähft im Innern der Stadt, fo
fällt uns zuerft der Zuftand des Pflafterd und der ganzliche
Mangel an Trottoirs auf, und zwar um ſo mehr, je
weitläufiger Altenburg im Verhaͤltniß zu feiner Bevölferung, -
und je fleinee die Zahl derjenigen ift, welche die Straßen
der Stadt nicht zu Fuß, fondern zu Wagen zu paffiren
pflegen. Und follten wie es einftweilen nur in den ebenern
Straßen etwa 1 Elle von den Häufern zu Fußwegen aus
folhen Porphyrplatten bringen, wie fie den Kanal in der
Kunftgaffe decken, fo wäre das fehon ein Gewinn und ein.
Anfang zum Beſſern. Die Hausbefiser aber, welche
damit vor ihren Häufern begönnen, würden fid) gerechte '
Anfprüche auf den Danf vieler Sewohner und Bewohne⸗
rinnen Altenburgs erwerben.
Schauen wir nun empor, fo erweckt noch hier und
da der Anblick eines über die Nachbarhäufer herausragenden
alten Bretergiebels den Eindrucf des Unfoliden, und wir
wuͤnſchten diefe, nad) Entfernung der Schindeldächer um fo
eher befeitigt zu fehen, je gefährlicher fie nicht allein für die
Hauöbefiger und ihre nächften Nachbarn, fondern für ihre
ganze Umgebung werden fünnen, Was die Beleudhtung _
unferer Straßen zur Nachtzeit anlangt, fo hat fich diefe
nicht allein verbefjert, fondern auch auf die Vorftädte auöges
dehnt, deren Bewohner fi) nun auch lieber gleih noch im
dr
Briefträgergelde den Innenftädtern gleich geftelt fähen, wenn
ein folder Wunſch nicht allzu Fühn wäre. Allein das Lampens
licht ift nun ſchon Vielen nicht mehr hell genug, und je
häufiger fie jetzt Zwickauer Steinfohlen zu Geſicht befommen,
defto öfter werden fie an die Gasbeleuchtung erinnert, die
unſerer Stadt allerdings nicht übel ftchen würde. Die
erfte Frage find aber die Koften, Diefe betragen in Berlin
und Hannover für eine Gasflamme jährlid 20 Thlr. und
bei und für eine Straßenlaterne im Durchſchnitt über 35
Thlr. Es ſcheint alfo, ald ob die größere Wohlfeilheit
auf der Seite des helleren Gaslichtes waͤre. Allein die
allerdings nur einmal zu verwendenden Koſten fuͤr die
Herſtellung der Anſtalt zur Bereitung und der Roͤhren⸗
leitungen zur Fortführung des Leuchtgaſes ſchrecken nicht
allein wegen der Gefahr vermehrter Stadtſchulden ab,
ſondern der Preis einer einzelnen Gasflamme wird
auch um ſo groͤßer, je weniger ſolcher Flammen an
einem Orte brennen; es wuͤrden deren aber wenigſtens 600
nöthig fein, um jede mit 20 Thlr. jährlich beſtreiten zu
fünnen. Unfere Stadt aber hat dem Vernehmen nad) nur
gegen 140 Straßenlaternen, fann alfo zur Uebernahme einer fo
großen Menge Gadflammen feine Hoffnung machen. Auch
läßt ſich nicht erwarten, daß unfere Gaftwirthe, Kauf
feute x. fo viel Gasflammen in Anſpruch nehmen würden,
daß eine etwaige Actiengeſellſchaft für diefen Zweck dabei
ihre Rechnung finden follte. Kurz die Gasbeleuchtung
würde uns jegt in Altenburg eben fo überrafchen, ald vor
anderthalb Jahren der Komet, wenn diefelbe au), einmal
eingeführt, nicht fo fehnell wieder verfchwinden würde,
Aber verlaffen wir nun die Mauern der Stadt, um
und in ihrer Umgebung umzufehen! Hier fällt und zu⸗
naͤchſt die ungleiche Vertheilung der Ausgaͤnge auf, ins
dem dieſelbe auf ihrer Suͤdſeite zwiſchen dem Schmoͤllnſchen
und dem Teichthore, ungefaͤhr 1200 Ellen weit, nicht einen
einzigen Ausgang beſitzt und gegen Nordweſten bin von der‘
‚Stelle an, wo die Zeißer Straße ſich aus der Johannis⸗
u —
vorftadt hinaus windet, bis hinunter zu dem Sudelwege,
der von der Pauriger Straße nach der Scharfrichterei bins
über führt, d. h. ungefähr 1800 Ellen weit, ebenfalls jedes
fahrbaren Ausweges entbehrt, obgleih die Felder Hinter
dem Pohlhofe nur 600 Ellen von der Mitte des Marftes
entfernt find, alfo diefem noch über 200 Elfen näher liegen, .
als die wegen ihrer großen Nähe zu Bauplägen vorzüglich)
geeignete Scheunenftraße. Bedenfen wir ferner, daß dieſe
Felder dem Eifenbahnhofe, ald dem DBrennpunfte des auss
wärtigen Verkehres noch naͤher liegen als der Hauptmarkt
ſelbſt, ſo bleibt uns kaum ein Zweifel, daß dieſe Felder
die geeignetſte Stelle zur Vergroͤßerung der Stadt ſein
wuͤrden, wenn ſie nur von der Stadt aus zugaͤnglicher
waͤren. Hierzu beduͤrfte es aber von der Neuſtadt aus
nur einer 200 Ellen langen Straße, wodurch nicht allein
dieſe Feldgrundſtuͤcke ſelbſt, die Haͤuſer in der Neuſtadt
und in der Kehrichtsgrube in ihrem Werthe ſteigen, ſondern
auch die ganze Stadt eine neue Verbindung mit der freien
Natur und einen Zugang mehr für den Fall einer Feuerds
noth in jener Gegend erhalten würde, Was die Spas
jiergänge und Anlagen in der Nähe der Stadt ans
langt, fo leiden wir an ſolchen allerdings feinen Mangel
und fünnen und auch in ihnen der Fortfchritte der Neuzeit
mit gutem Grunde freuen, Nur find diefelben unter fich
zu wenig verbunden und machen es dem Fremden, der
fie beſuchen und dem Altenburger, der fih in ihnen auf
einem größern Spaziergange ergehen möchte, zu ſchwer und
unangenehm, diefes ind Werk zu ſetzen. Wie viel fchöner
- würde überhaupt Altenburg fein, wenn es noch mehr fo
liebliche Gärten umgäben und die Partien zwifchen feinen
freundlichen Anlagen fhmüden hälfen, wie etwa der Rans
nigerfhe Garten in der Nähe des Angers! Dazu trage
Jeder das Seine wilig und freudig bei; Wer nichts Beſ—⸗
ſeres hat, Worte, Wer aber mehr vermag, Unternehmungen
und Thaten! ve
Die Baumpfähle in Den Baumfehulen.
Ein Fräftiger Obftbaum muß eben fo wenig eines
Pfahles bedürfen, ald ein gefunder Waldbaum, und jeder
Obſtbaum ift fehlerhaft gezogen, der oben ftärfer ift ald
unten und der ohne Pfahl ſich zur Erde neigt; fo wie
man aud von einem Menfchen nicht rühmen kann, er
habe eine gute Erziehung genofjen, wenn er nicht feft auf
feinen Füßen zu ftehen, ſich nicht ſelbſt im Leben aufrecht
zu erhalten vermag. "Damit ift aber nicht gefagt, daß
man einen neu auögepflanzten Obftbaum niemals durd)
einen Pfahl fhügen ſolle; nur muß er diefen entbehren
fünnen und feine Haltung auch ohne ihn bewahren, Es
werden nämlid die Baume nicht blos, ja nicht einmal
vorzugsweife von den Wurzeln ernährt, fondern auch von
dem Blätterwerf ihrer Kronen, und deshalb bedarf der
junge Obftbaum zu einem freudigen Wachöthum ebenfo
gut einer verhältnißmäßigen Anzahl Seitenäfte, ald die
junge Fichte, Kiefer, Erle und Birfe,
Kann und will man aber feine jungen Obftbaume in
den Baumfchulen nicht dem wilden Naturwuchfe überlaflen,
ſo ſchneide man ihre Nebenäfte wenigftend erft dann ab,
wenn fie ein Jahr lang zur Erftarfung des Baumes beiges
tragen haben, fhneide dann aber auch den gerade aufwärts
gehenden Hauptwuchs ein Stuͤck zurüd, um den Stamm
dadurch zu neuen fräftigen Seitentrieben zu veranlaffen
und fo neben der zunehmenden Länge auch für die wach⸗
ſende Staͤrke zu ſorgen.
Bei dieſer Behandlung werden nur die Schwaͤchlinge
in der Baumſchule eines Pfahles beduͤrfen, etwa ſo wie
man nur für Kinder mit gekruͤmmtem Ruͤckgrath eine aufs
fteifende Schnürbruft nöthig haben mag.
Stand des Zuftand °
Thermo⸗ des
meters. meters. Wetters.
23,0 40 wik. ©. W.
3,0
“ v
10 wi. .
2,0 Ipele ©. 6 118°
Meteorologifche Tabelle auf die Monate: Januar, Februar, März, 1844, von W. Bechftein.
en A) nee N Alva. |
Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr, Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr,
8 a Stand des Stand des Buftand a |Stand des Stand des Zuftand Blank bes Erann bes Zuftand = |Stand desiStand des Zuftand Stand des|Stand bes Zuftand |
& | Baro= |Thermo- des Baro= |Thermos des = Baro= Thermo— ‘des Baro= Thermo— des = Baro=- Thermo— des Baro- Thermo— des
meters. meters. Wetters. |meters.| meters, Metters. meters, | meters, Metters. meters. | meters, Metters. meters.| meters. Metters, | meters. | meters. Wetters.
1 127° 5,5°)— 0,5% helle ©. 27° 5,0% + 1,25° |helle ©. 1 127” 2,0°”)— 0,75° |tr. ®. 27" 3,24 1,0% helle W. 1 27” 4,71)— 2,5° helle ©. 27" 359“ + 15° tr. ©:
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23 |= 84 |+ 10 Ir ®. = 86 + 230 te M. 25 27 52 40 |Schn. ®. 27 60 |— 230 wit. W. PFREREN) 2» © ®. 45 5,0 tr. W.
—— 2,0 |tr. ®. 26 26 85 + 30 Itr. ©. Stm. 126 7,5 + 30 Reg. ©. ®. | 26 |- 10 40 |Rg.© |=- 15 6,0 wit, W.
27.\= 50 10 it. ® := 66 2,0 tr. ®. 27 |= 68 1,0 wi. ©. ®. |= 100 — 1,0 \Schn. N. — 6 35 ir MW. = 77,0 3 ir. W.
5690 nel. © ® |- 51 25 tr. ®. 23127 20 = 70 |te. ©. —— 20 tr. © ®. 25 |= 90 35 It. ©. = 95 60 I. N.
29]; 40 | 175 |. 5 62 | 30 hele W. 29 |: 5,3 40 wE.&©. =: 52 + 10 helle ©. 29 28 04 05 |. N. ©. 23 10 5 | ND.
30 = 31 | 20 S.8.5m. 212 | 30 te. ®. 2 30 = 04 |__20 jkleD. 27116 | 60 wiE.D.
3l = 00 20 net. ©. = 08 2335 tr. ®. "ie u. 2 31 27 11,0 40 Neon. |= 18 | 60 | N
Höchfter Barometerftand den 10. Januar — 28” 1,7 Mittler Barometerftand —= 27 4,925,
Ziefiter Barometerftand den 24. Februar = 26 6,8” Kältefte Tage den 12., 15. u. 16. Januar = — 10,°.
Erklärungen der Abkürzungen: tt, truͤbe, wlk. wolkig. Stem, Sturm. Meg, Regen. Schn, Schnee, Nebl, Nebel, nebl, nebelig, O. Oft, S. Süd, W. Wert, N, Nord,
VII.
Das Wandern der Handwerksgeſellen.
Aus den Protokollen des Kunft = und Handwerksvereins
mitgetheilt
durch deſſen Secretair Ed. Lange.
Bei der vom Kunft- und Handwerföverein aufgeftells
ten Frage:
„Was ift von der geſetzlich noch beftehens
den Pflicht des Wandernsder Handwerfös
burſchen zu halten?“
waren alle Stimmen, die fich vernehmen ließen, für deren
Aufrechthaltung, fo häufig auch Gefuche um Dispenfation
von diefer Vorfchrift beim beabfichtigten Meifterwerden, vors
züglih aus dem MWeftkreife unfered Herzogthums, eingehen
mögen. Denn unfere jungen Handwerfer holen ſich nicht
allein in der Fremde neue Ideen, Erfahrungen und Kunfts
geiffe, fondern die zu und wandernden fremden. Handwerfös
burfchen tragen und auch dergleichen zu. Das Wandern
erhält den Handwerköbetrieb in frifchem Leben, in wohls
tätiger Bewegung, während er ohne diefed wohl gar zum
faulenden Sumpfe werden würde. Und wenn fihon an
einem und demfelben Orte eine Werfftatt vor der andern
gewiſſe Vorzüge und eigenthümliche Vortheile voraus hat,
. So findet dies noch weit mehr in weit entfernten Orten
Statt, und es ift oft leichter, fie aus der Fremde, ald
aus der benachbarten Werfftatt in der Heimath in neue
Werfftellen überzutragen. Es ift alfo das Wandern nicht
a Fünftigen Meifter aufgedrungene MWeitläufigfeit
a 5
und Schwierigfeit, fondern eine Bildungsfchule, die er ebenfo
fehr zu. feinem eigenen Heile, ald zur Ehre des Handmerfs-
betriebes überhaupt zu durchlaufen hat. Daher ift auch)
die Nachfiht, welche man bisweilen Meiftersföhnen und
in die Innung einheirathenden Gefellen infofern zufommen
läßt, ald man von ihnen flatt zwei oder drei, nur ein
Jahr Wanderzeit verlangt, nur als Tine Erleichterung bei
der Benutzung zufällige, der Anfäffigmachung glnftiger
Umſtaͤnde zu betrachten, deren öftere Wiederkehr nur die
‚Ehre und Tüchtigfeit ſolcher Meifter gefährden dürfte, weß-
balb diefe Maßregel ftetd nur Ausnahme bleiben follte.
Da fih nun aber gar feine Stimme gegen die Noth⸗
wendigfeit ded Wanderns erheben wollte, fo forderte man
ausdrücklich zum Hervorheben feiner Schattenfeiten auf, und
nachdem nun die Erörterung der mancherlei drüdfenden Ers
ſchwerniſſe deffelben für eine fpatere Zeit verfchoben worden
war, erhob fich zunächft eine Stimme, um den rohen und
fittenlofen Ton, welcher bei einigen Handwerkern noch hier
und da auf den Herbergen der herrfchende ift, in feiz
ner Verderblichfeit und Gefährlichkeit anzuflagen. Durch
ihn fönne ed wohl oft foweit fommen, daß der junge
Handwerker feine vermehrte Gefhieklichfeit, feine reichern
Erfahrungen nur gegen den Berluft feiner guten und
einfachen Sitten gewonnen habe. - Das führte auf die
ſogenannten Brüderfchaften dee Gefellen und auf dad abe
gefchloffene, Zufammenleben derfelben in den Herbergen. Bei |
des iſt wohl oft gemißbrauht und für die Betheiligten vers |
derblich geworden. Aber indem man dem Gefellenftande,
um dieſer Mißbraͤuche willen, feine frühere Selbftftändigfeit
entzog, nahm man ihm zugleich ein Element der Charakters
bildung «und einen Halt für feine ehrenhafte Entwidelung,
ohne zugleich, das Verlorne dur) etwas Beflered zu ers
ſetzen. Es zeigte ſich aber der Geift der Selbfiftändigfeit
in den alten Gefelenbrüderfihaften ſchon darin, daß der
von: der Meifterinnung zum Gefellen gefprochene Handwerfer
in der Brüderfchaft erft dann ald folher galt, wenn er
\
deren Anerkennung, freilich oft durch unlöbliche oder unzweck⸗
mäßige Nebenleiftungen, gewonnen hatte; und der einer folchen
"weitverbreiteten Brüderfchaft angehörige Handwerfsburfche
‚trat in eine ferne fremde Stadt mit weit größerer Zuverficht
ein, weil er darin Gefellen wußte, die ſich feiner um der
Brüderfhaft willen annahmen, als wenn er als einzelner
Fremdling zu eben fo vielen Einzelnen gefommen wäre, die
fih nicht um ihn zu Fümmern hatten. Oft mochte aber
auch das Vertrauen auf die Brüderfchaft züm Teichtfinnigen
Verſchwenden der Geldmittel führen, da ja die Brüderfchaft
die Pflicht Hatte, den Kameraden nicht finfen zu laffen.
So war auch früher Licht und Schatten neben einander,
und die Brüderfchaften der Gefellen wenigftens fo Tange
zeitgemäß, ald noch die Selbftftändigfeit der Korporationen
und die alte Gaftfreundfchaft Blühete, welche beide zwar
auf die Seite gefhoben, aber doch nicht völlig erſetzt find.
Erft einige Monate fpäter Fonnten diefe Verhand⸗
- lungen weiter geführt werden und zwar dur) Befprechung
der Frage:
„Bas ift zu thun, damit die jungen
Handwerfer die Zwede des Wanderns
leicht und vollftändig erreihen?”
Man antwortete: Sie muͤſſen dazu technifch, geiftig
und fittlich gehörig vorgebildet ſein; fie müfjen die für ihe
Gewerbe befonderd wichtigen Städte und die polizeilichen
Anordnungen kennen, die fie zu beobachten haben, wozu
namentlich das Losfprechen der bisherigen Lehrlinge benutzt
werden, oder die DVeranftaltung öffentlicher Vorträge über
dieſen Gegenftand um die Ofterzeit zweckmaͤßig fein fönnte,
fo wenig ſich auch in einigen flüchtigen Stunden jemals
wird nachholen laſſen, was ein tüchtiger, gebildeter und
. wohlmwollender Meifter in Wochen und Jahren an feinen
Lehrlingen thun und vorbereiten Fann. Auch wird die Empfeh⸗
lung eines Solchen an einige tüchtige Werfftellen ftetö von
wohlthätigem Einfluffe fein, befonders in Zeiten, wo e8,
wie jest, für nicht Empfohlene ſchwer Hält, in eine folde
5 *
a
folche aufgenommen zu werden. Nicht unzweckmaͤßig find
auch gute Bücher mit Vorfchriften und Anweiſungen zu
einem erfolgreichen Wandern und die Sufammenftellung der
Pflichten der Meifter, Gefelen und Lehrlinge, wie fie 5. B.
dem Vernehmen nad) in Preußen den Zimmerleuten beim
Aufdingen und Losfprechen vorgelefen und gedruckt über-
geben werden follen. Wohl wird dem wandernden Ge⸗
fellen dad Wandern nicht felten auch durd) die barfche und
hintanfegende Behandlung von Seiten einzelner Polizei⸗
beamten, Saftwirthe und felbft Privatperfonen verleidet, allein
jemehr die Zahl der Tüderlichen, ſich zwecklos in der Welt
umbertreibenden Wanderburfchen, durch die gegen fie ges
troffenen Anordnungen abnimmt, jemehr gebildete und be=
holfene junge Leute fih auf die Wanderfchaft begeben,
um fo mehr werden auch diefe Nachtheile ſchwinden. Es
fommt alfo Alles auf eine tüchtige geiftige, fittliche und
technifche Vorbildung an, die freilich) nur unter ebenfo ge-
bildeten Meiftern zu erreichen fein wird, Neben diefen
mögen auch die Gewerb> und Sonntagöfchulen und die
fih) jest immer mehr audbreitenden Gefellenfortbildungs>
vereine dad Gute, was Haus und Schule gepflanzt und
begründet haben, fortfegen und erweitern, aber die gute
Hausordnung des Lehrmeifterd werden fie nie vollftändig
erſetzen, geſchweige denn überflüffig machen koͤnnen. —
i IX.
‚Der sent Der pomplogifchen
Gefellfchaft,
den 9. Oftober 1844,
Zur diesjährigen Herbftverfammlung der pomologifchen
Gefellfhaft war wiederum das Logenhaus mit feinen freund-
lichen Räumen den Mitgliedern ded Vereins geöffnet, und
es hatten, namentlich im größeren Saale deffelben, Herr
Kammergutspachter Löhner über 100 Sorten Aepfel und
Birnen, Here Lehrer Voͤgler ebenfald an 60 Gorten
Obſt nebft einigem Wein, die Brüder Profeffor und Kols
laborator Lange an 130 Sorten Obft und einige dreißig
Sorten Kartoffeln nebft etwa 40 Sorten Aepfel und Birs
nen, die fie durch gefällige Zufendung des Lieutenants
Donauer von Koburg für den Verein erhalten hatten,
Herr Kunftgärtner Bretfhneider mit Herrn Ranz
niger sen. etwa 300 Sorten Georginen, Herr Gymnas
fialdireftoe Dr. Fo ß an 70 Sorten Georginen, Herr Kunfts
gärtner Sieckmann 72 Sorten Nelken nebft einer Mufter
farte von feiner fehe zahlreichen Nelfenfammlung, Herr
Gottlieb Müller aus Rodameufchel wohl 10 recht an-
fehnliche, aber in ihrer Größe doch mannigfach verfchiedene
Sartoffelfämlinge, endlich die Herren Negierungds und
SKonfiftorialratd Dr. Bad, Börner, Heinfe, Rogge,
Kunze ꝛc. mancherlei Arten Gemüfe, Kartoffeln, Wein
u, f. w. ausgeftellt.
Kurz nah 14 Uhr war fehon eine ziemliche Anzahl
der Bereinsmitglieder hier zufammengefommen und betrachs
tete mit Theilnahme und Wohlgefalen die reichen Schäge
— 8 —
ded Obftbaues und der Blumenzucht, bis gegen halb zwölf
Uhr die Feftfisung im fleineren Saale deſſelben Haufes
ihren Anfang nahm.
Der Direftor der Gefellfchaft, Herr Kammerrath Waitz,
ging bei Einleitung der Sikung etwa davon aus, daß
‚der trübe Sommer für die Kultur der Zierpflanzen weniger
günftig, für die umfänglihe Ausbildung des Obfted da⸗
gegen offenbar von Vortheil gewefen fei, bob aber fpäter
vornehmlich hervor, daß unfer Obftbau, der fich glücklicher
Weiſe von der Weberführung mit geringeren Obftforten aus
Franken frei gemacht habe, annoch gegen 3 Hindernifle Ans
zufämpfen habe, nämlich dagegen, daß man nicht forgfältig
genug Ferngefunde Unterftämme heraufziehe, oft Edelforten
auf einen alzuverfchiedenartigen Grundftamm fege und durch
die babyloniſche Namenmengung der Obftforten felbft vom
Anfauf renommirter Arten 'abgefchrecft werde, Natürlich
reihte fich daran Der fromme Wunfch, womöglich eines der
Mitglieder fi) mit einer foftematifchen SKlaffififation des
Obſtes befaffen zu fehen. Hieran ſchloß fich die Angabe
der Verluſte, welche die Gefellfhaft durch den Tod oder
Austritt von Mitgliedern erfahren hatte. » Und darauf
wurde die Wahl der fFünftigen Gefellfchaftsbeamten vors
genommen, ald welche fpäter nach den (26) Wahlzetteln
Herr Regierungss und SKonfiftorialratd Dr. Bad
fürs Direftorat mit 23 Stimmen,
Here Kammerrath Waig fürs Vicedireftorat mit
21 Stimmen,
Herr Rath Zinfeifen mit S Stimmen fürs Sekre⸗
- tariat
und Herr Kammerrath Hafe für die Kaffenführung und
Herr Lehrer Rogge für das Bibliothefariat mit allen
Stimmen ernannt wurden.
Dod) Ichnte Here Rath Zinfeifen die Uebernahme
der Schriftfuͤhrung entſchieden ab, und der Vorſtand ver⸗
hieß dabei, irgendwie eine vermittelnde Anordnung ei
zu wollen,
Wahrend aber diefer Wahlaft vor fich ging, wurden
vom Bicedireftor, Herrn Dr. Bad, die folgenden Gegens
ftände zu einftweiligee Befprechung vorgelegt und im freier
Diöfuffion ungefähr fo erörtert;
Dr. Bad: Indeß Sie Ihre Stimmen geben, laſſen Sie
‘mich Hier ein in der Schwetfchfefhen Buchhandlung
in Halle unlängft erſchienenes Werk vom Heren Pros
feffoe Dr. Germar in Halle, welches Abbildungen
und Befchreibungen von Verfteinerungen aus
den Steinfohlenlagern von Wettin und
Loͤbejuͤn enthält, herumgeben. — Laflen Sie Sic)
aber jest zuerft an die Bohnen erinnern, welche
ich Ihnen im vorigen Jahr von unferm nun verftors
benen Mitgliede Geyer aus Eifenberg vorzeigte,
weil fie bei ihrem Wahsthum halb weiße Blätter
‚gezeigt hatten. Ich verhieß, fie auszulegen, und habe.
died gethan. Allein alle Pflanzen find wieder ges
woöhnlihe Bohnen geworden, bis auf eine, die mit
lauter weißen Blättern zu Tage Fam, aber bald
fümmerte und abftarb.
Kollaborator Langer Died erinnert mich an manche
franfe Obftfämlinge, die mein Bruder und ich
früher bisweilen in unfern Baumfchulen antrafen, und
wegen ihrer bleichen Faͤrbung fcherzweife Gefpenfter
nannten., Die Gefpenfter aber koͤnnen einmal nur
beim Aberglauben des Volkes leben, und darum find
wohl auch unfere Gefpenfter am hellen Tageslichte
bald verftorben, Leider habe ich jetzt Feine folchen
Schatten ‚von Bäumen in den Schulen mehr ans
getroffen, die es zur ordentlichen Holzbildung gebracht
hatten, weßhalb ich auch zu meinem großen Bedauern,
beſagte Gefpenfter nicht Habe fortpfropfen fünnen,
"Profeffor Lange: Offenbar rührt das bleiche Aus⸗
ſehen derartiger Pflanzen von nicht gehöriger Zerfegung
der Urſtoffe her, Darum fterben diefe Pflanzen auch
bald ab, Moͤglich aber bleibt cd gewiß, durch Ver:
or
mehrung oder Veredelung derfelben Spielarten zu ers
ziehen, wie died ja wohl deutlich dad Bandgras und
die gefleckten Sler», —— Be ꝛc.
Arten zeigen.
Kammerrath Waitz: So habe einft einen gefleck⸗
ten! Myrtus ofulirt gefehen. Das Merkwuͤrdigſte
aber an ihm war, daß ein Stuͤck unter der Ofulirs
ſtelle fpäter ein Aſt vortrieb, welcher geſcheckte Blätter -
zeigte, was allerdings für eine Einwirfung des Edels
reißes oder Edelauges auf den Grundftamm fpres
chen ſollte. 3
Regierungsrath ꝛc. Dr. Bad: Neben der Klage
über jenen mißlungenen Verſuch mit den filberblättrigen
Bohnen möchte ich aber noch eine viel fihmwerere
gegen das mannichfaltige Ungeziefer diefes
Jahres anbringen, welches mir meine blühenden
Kirfhbäume ganz abgenagt und feelettirt hat,
Profeffor Lange: Da meinen Sie vieleicht jene, fol
ich fie vergleichen, blutegelartigen Thierchen,
welche von den Blaͤttern die Oberhaut und die wei⸗
here Ausfuͤllung zwiſchen den Blattadern freſſen,
und ſo ein feines Gerippe des Blattes hinterlaſſen?
Dieſes Gewuͤrm geht viele Baͤume an, wie Birnen,
Quitten ꝛc., ja ſelbſt die bitteren Erlenblaͤtter ſcheinen
ihm vortrefflich zu ſchmecken. Wenigſtens ſah ich
dieſe Thiere zuerſt auf Erlenbuͤſchen. Wenn nur noch
der Herr Profeſſor Apetz hier waͤre, dann koͤnnten
wir ſogleich ſchnellen Aufſchluß uͤber dieſelben erhalten.
Rath Sinkeiſen: Auch mir find dieſe Feinde von
meinen Sranzobftbaumchen ber befannt, fie riechen fehr
ftarf und fehen dunfel aus.
Negierungdrath w. Dr. Bad: Ich bin nun eins
mal im Slagen, darum laffen Sie Sich's wohl auch
gefallen, wenn ich andere Klagen übernehme, und
Ahnen namentlich vom Paftor Sörgel in Lipperss
dorf bei Roda erzähle, wie er zwar gern den Obftbau
— 65 an |
beben wolle, aber mit feinen Bauern deßhalb nichts
ausrichten koͤnne, weil die frei zwifchen den Feldern
ftehenden Pflaumenbaume alle Früchte durch Inſekten
verlieren, die diefelben ſchon frühzeitig abfneipen, fo
daß die Bauern anfangen, die Pflaumenbäume an
den Feldrändern abzubauen. Sollte Jemand ein
Mittel gegen diefe fchädlichen Rüffelfäfer kennen?
Ba Krenkel: Ein Mittel fenne ih nicht, die
Kafer felbft aber Fenne ich ſehr gut, denn fie Baben
mir die Pflaumenernte nicht im Freien, fondern in
meinem Hausgarten gleichfalls verdorben.
N Drofeffor Lange: Ein bewährtes Mittel gegen fo
fleine und zahllofe Feinde dürfte auch fihwerlich ans
zugeben fein. Wohl aber weiß ich, daß in meinem
Garten oft die Pimpinellrofenfträucher von folchen
abfneipenden Rüffelfäfern heimgefucht wurden, und
daß ich z. B. vorm Jahre wegen der Menge diefer
Inſekten für die heurige Blüthe fehr beforgt wurde;
doc) heuer habe ich den alten Feind gar nicht wieder
gefpürt, weil wahrfcheinlih die Witterung ihn vers
nichtet hat. Zu wuͤnſchen wäre nur, daß auch das
Wetter jenem Nüffelfafer den Tod -brächte, welcher
die innern Theile der Baumblüthen abnagt und feis
nem Werfe durch die verbundenen Blumenblätter die
Krone, oder wenigften eine Haube auffest.
Dr. Bad: Das wären mie Kronen! möchten wir
lieber eine folche, und wäre fie auch nur von Blumen,
dem Schneidermeiſter Fuchs in Lippersdorf aufs
druͤcken, weil er in den ſogenannten Thaͤlern uneigen⸗
nuͤtzig und gefaͤllig pfropft und veredelt nach Herzensluſt.
Aber laſſen Sie Sich hier noch eine ſchoͤne
Sorte Hafer (fogenannten Schwarzhafer) vorzeigen,
der bisweilen in dem Holzlande den Pafloren
ald Decem gefchüttet wird, und von dem die Bauern
angeben, es wüchfe nur foldher Hafer auf ihren Fels
dern und der auögefaete Weißhafer verwandle fi
— 66 —
in dieſen Schwarzhafer. Sagen Sie, ſollte wirklich
eine ſolche Verwandlung moͤglich ſein?
Dagegen erklaͤrte ſich die ganze Verfammlung.
einſtimmig und Herr Loͤhner ſagte noch zum wei⸗
tern Verſtaͤndniß, „dies werde Wildhafer ſein, der
leider ein perennirendes Unkraut waͤre und leicht
durch uͤppige Vegetation den guten Hafer verdraͤnge.“
Kammerrath Waitz: Ich glaube nicht, daß der
vorliegende Hafer Wildhafer ift, denn fonft müßte er
behaart fein,
Gutöbefiger Heinfe aus Kaimnitz: Auch ich
halte ihn micht für Wildhafer, fondern es ift eine
geringe Sorte fihwarzer Hafer, die allerdings im
Holzlande gebaut und in Gera häufig facfweife zu
Marfte gebracht wird. .
Dr. Bad: Laffen Sie mich aber nun noch, im Namen
unferes Ornithologen, des Herrn Pfarrerd Brehm
in Unterrenthendorf zwei Fragen an Sie richten, meine
Herren; und zwar zuerſt: welches ift das befte
Mittel, um die Wurzeln der Kohlpflanzen
frei von den Knollen zu machen, welde
duch Angriffe von Inſekten an ihnen
hervorgebracht werden?
Profeffor Lange: Ein bewährtes Mittel? Das iſt
gegen dieſe Feinde, wie gegen die ſchon erwähnten
Rüffelkäfer, ſchwerlich anzugeben; raͤthlich aber dürfte
es gewiß fein, nicht reichlich zu düngen, weil jene
Inſekten im Dünger ihren Unterhalt haben,
Kammergutspachter Löhner: Vornehmlich fol
man nie in frifchen Dünger pflanzen, fondern das
Land noch vor Winterd düngen, Wenigſtens bat
died bei mie jene Feinde ziemlich unſchaͤdlich gemacht.
Dr. Bad: Giebt es ferner ein ſicheres Mits
tel, umdie Maulwurfögrille gu vertilgen?
fragt Herr Brehm,
a
Kammerrath Wais: Da macht ja eben ein ges
wiſſer Magnus aus Befancon, denfe ich, ein folches
Mittel gegen eine Vergütung von 4 Thalern im
Wochenblatt befannt und beruft ſich auf die Attefte
ſachkundiger Landwirthe,
Profeffor Lange: Wir fennen diefes Infekt in unferm
Amte Altenburg faft nicht, verfteht fi) daher, daß
wir auch Fein Radifalmittel dagegen willen.
Kammergutöpahter Löhner: Jenes angepriefene
Mittel von Magnus foll nach der Ausfage feiner
Käufer recht wirkſam fein. Es befteht aus einem
Raͤucherapparat, durch welchen der Dampf von übels
riechenden Dingen in die unterirdifchen Gänge Hineins
getrieben wird, wodurch dann wieder die böfen Feinde
aus ihren Löchern viele, viele Schritte weit heraus⸗
geräuchert werden. Uebrigens fertigt unfer alten-
burgifcher Klempner Flach diefelbe Mafthine recht gut
und wahrſcheinlich auch wohlfeiler an.
Profeffor Lange: Werden aber auch die Mauls
wurfsgrillen durch dieſen Rauch getödtet oder vers
trieben? Ich Habe hierüber nichts in Erfahrung bringen
koͤnnen.
Dr. Back: Nun will ih Ihnen wenigſtens noch aus
dem Kahlaifchen Nachrichtsblatt die erfreuliche Nachricht
mittheilen, daß bei einem landwirthſchaftlichen
Feſte zu Kuhfraß die Gemeinde Moͤtzelbach,
in welcher der Landtagsabgeordnete Müller einen
fegensreichen Einfluß ausübt, wegen vieler lobens⸗
werther Eigenfchaften und Bethätigungen mit allge
meiner Zuftimmung den auögefesten Preis erhals
ten bat. 4
Kammerrath Waitz: Sind wir einmal abgefchweift,
fo wild ih Ihnen nur kuͤrzlich berichten, daß
fih die 1842 mir aus Trieft zugefommene
Bohnenſorte, welche hier vorliegt, durch reichlichen
Ertrag, huͤbſches Ausfehen, und durch ihren Wohl:
geſchmack bewährt hat, und daß ich reichlichen
Saamen zu fpäterer Bertheilung zu fammeln hoffe.
Auch glaube ich für den unferen Birnbäumen
‚bier fehr fchädlichen Pilz, welcher die Blätter, jungen
Triebe und felbft die Früchte ergreift und verdirbt,
gelbe Auswüchfe erzeugt und braun ausftäubt, den
Namen in Roestellia cancellata gefunden zu haben.
Kammergutspahter Löhner: Ich habe immer
noch Luft, unfere Franfen Birnblätter dem Sons
nenrtegen zuzuſchreiben; denn ich habe fie ſtets
auf folhen Bäumen, die vom Sonnenregen - betroffen
worden waren, wahrgenommen.
Profeffor Lange: Das ftelle id) durchaus in Abrede,
denn ftetd verbreitet ſich die Blattfranfheit da rund
herum, wo die Pilze einmal auf einem Baume heis
mifch geworden find, Und c& wird ja faft immer ein
ganzer Garten vom Sonnenregen betroffen werden,
während doc) nur einzelne Bäume befallen find.
Kanzleirath Behftein: Rundum, fagen Sie? Ich
glaube aber bemerft zu haben, daß die Baume ſtrich—
weis erfranfen.
Profeſſor Lange: Aber wie follten denn bei Sonnens
regen die Blätter zuerft auf der unteren Seite, wie
dies doch regelmäßig gefchieht, die Kranfheitöfpuren
zeigen, da doch der Negen oben darauf fallt?
Kollaborator Lange: Ließe fih nicht gleichwohl
eine fteichweife Verbreitung der Sranfheit leicht mit
einer Pilzbefamung fo vereinigen, daß ein länger ans
haltender Wind oder Regen von den Franfen Bäumen
die Sporen der Pilze nad) gewilfen Strichen hin
häufiger verführte? — Allein was würden Sie denn
dazu fagen, wenn im Garten des Deutfchen Hofes
hier notorifch nachgewiefen werden fann, daß von
einem Peteröbirnbaum aus ſich die Kranfheit nad)
allen Seiten bin verbreitet hat und an den von dies
fem Suͤndenbock mehr entfernten Punkten bei weitem -
a open
weniger heftig fich zeigt? Und wenn der Gärtner
unter jenem franfen Birnbaum fihon zwei⸗ und
dreimal junge Franzbaͤume einpflanzen mußte, weil
fie zwar das erfte Jahr üppig vegetirten, im zweiten
Sabre aber befallen wurden und Fümmerten, im dritten
oder vierten Jahre aber ſchon regelmäßig als vers
dorben heraußgeriffen werden mußten. Machten das
auch die Sonnenregen ?
Kammerrath Wais: Es ſprechen ja auc) englifche
Sournale darüber, daß ſich Schwaͤmme auf Blättern
zeigen und diefelben verderben.
Profeffor Lange: Nun ich hoffe, Sie übers Jahr
überführen zu Fönnen, weil ich heuer Blätter, auf
denen die Pilze ausftäubten, mit in meine Baum⸗
ſchule genommen und einige einzelnftehende Bäume
zu inficiren verfucht habe. — Wogegen ic) und mein
Bruder unfere Baumſchule fihon im vorigen Sabre,
wo fih die SKranfheit überhaupt cher heftiger als
heuer zeigte, für diefes Jahr faft dadurch gereinigt
haben, daß wir alle Franfhaften Blätter vor dem
Ausftäuben der Pilze abriffen. Daſſelbe Bat aber
auch, wenn fihon mit etwas geringerem Erfolg der
Advofat Adam erreicht, der gewiſſe Bäume ganz
wegfchlug, von den andern aber, fo viel dies anging,
auch die Franfhaften Blätter abriß.
Kammerrathd Wais: Zu Ihrer Bemerfung, daß
fi) die Pilze auf den Birnblättern Heuer weniger
heftig zeigen, will ic) nur die allgemeine Wahrnehmung
hinzufügen, daß fi) alle Pilze in gewiffen Jahrgaͤngen
viel zahlreicher, ald in anderen zeigen, wie man dies
genau von den Morgeln weiß,
Kollaborator Lange: Und ih will nur noch era
wähnen, daß ſich die Pilzkrankheit nicht allein auf
Birnbäumen findet, fondern daß die Pflaumenbäume
auch recht häufig befallen werden, obgleid) auf ihren
Blättern die Pilze feltner bi zum Saamentragen und
- m -
Ausftäuben fommen. Ja ganz einzeln werden fogar
Quittene und noch feltener Aepfelblätter befallen.
Kammerrathb Waitz: Uebrigend laſſen Sie uns ja
diefe Krankheit möglichft wiſſenſchaftlich beobachten.
Nun aber nehmen Sie noch) freundlichft, che wir zur
Befprechung der erften aufgeftellten Frage fortfchreiten,
folgende kurze Notizen auf, daß man in Leipzig zum
erften Mal eine Ausftelung von Gartenergeugniffen
veranftaltet hat, daß mir hier aus Gotha der neue
Jahresbericht des Ihüringer Gartenbauvereind nebft
recht überfichtlichen Vergeichniffen vorliegt, und daß
id) auf meiner Neife zur Verfammlung der Raturs
forfcher nach) Bremen, in Norddeutfchland eine Fruchts
barkeit der Obftbaume getroffen habe, die ich dort
niemals zu finden gehofft hätte. Die Baume waren
bis zum Brechen behangen.
Doch nun die erfte Frage. Sie lautet:
Auf welde Weife werden Gewaͤchſe einer
wärmeren Zone bei uns acclimatifirt?
Die Verhandlung wurde vom Heren Vorfigenden etwa
fo eröffnet:
Es iſt viel gefteitten worden, ob ſich Pflanzen acclima⸗
tifiren laffen, oder ob ſchon früher in ihnen die Kraft
lag, höhere Kältegrade, ald die ihres Vaterlandes zu
ertragen. Erwieſen ift, daß viele Pflanzen, wie
Springen, Roßkaſtanien ꝛc. aus wärmeren Gegenden
zu und verpflangt wurden und unfere Winter ertragen.
Profeffor Lange: Dennoch dürften und geeignete
Borverfuhe für die Beantwortung fehlen, da -unter
und wohl Niemand ſolche in größerer Ausdehnung
gemacht bat, obfehon ich mit meinem Bruder wohl
anführen darf, daß in unferer Baumfchule die der
Gefelfchaft aus Abafien vom Nuffifchen Krongaͤrtner
Döllinger zugefendeten Samen der Cidonia arborea
und Mespilus germanica fructu maximo nicht nur
zu ziemlichen Pflanzen herangezogen worden find, fons
- 1 —
dern daß auch mamentlic die Baumquitte an ihren
Spigen nie ſo viel vom Frofte gelitten hat, wie die
gewöhnliche Quitte, ja daß fie vielmehr nach einigen
Wintern ganz unverfehrte Spisen gezeigt hat. Woraus
erhellt, daß jene abafifchen Pflanzen unfere Winter
fehr leicht erteugen. Und fo bat fi wohl aud) die
Noffaftanie durchwintern laffen, ohne daß man crft
nöthig hatte, irgendwie Mittel anzuwenden, um fie
an unfere Kalte zu gewöhnen,
-Sammerrath Waitz: Noch anzufuͤhren waͤre, daß
man raͤth, Baͤume einer waͤrmeren Gegend nicht wieder
zu Baͤumen hinaufzuſchneiden, ſondern ſie in kaͤltern
Laͤndern ſtrauchartig zu cultiviren. Wozu ich noch
anempfehlen moͤchte, bei Acclimatiſationsverſuchen im⸗
mer die Kerne der erſten gereiften Fruͤchte zu ſammeln
und wieder auszuſaͤen, damit man ſo Pflanzen zu
gewinnen ſuche, die ſchon fuͤr eine kuͤrzere Vegetations⸗
periode ſich geneigt zeigen, und die, weil ſie die Blaͤtter
fruͤhzeitiger abwerfen werden, ein reiferes und dauer-
bafteres Holz befißen,
Profeſſor Lange: Wenn Kecklimatifntien möglich ift,
dann dürfte fie gewiß am eheften bei der Ausfaat
der geeigneten Saamen zu bewerffteligen fein, weil
jedesmal durd) Ausfaat neue Individuen erzeugt wers
den, die fich doch vieleicht irgendwie der Bodens und
Slimabefchaffenheit einer andern Gegend anbequemen
fönnten.
Kammerrath Wais: Wunderbar bleibt ed, zum
Wenigften, wie in England Manches ausdauert, ja
wie man dort felbft Erifen und Kaften im Freien
durchwintern will, .
Profeſſor Langes Dabei muß gewiß zunaͤchſt das
Inſelklima Englands und der Küften Norddeutfchlands
in Rechnung gebracht werden, da diefes Klima auf der _
aͤußerſten Südweftfpiße Englands im Winter nicht
einmal -andauernd den Schnee liegen bleiben laͤßt.
- mu.
Und glauben Sie nur: man hat auch neuerdings viele
mehr Vertrauen zu der Dauerhaftigfeit der Pflanzen
gewonnen, 7
Diefe Frage wurde, nun aufgegeben und zur Ber
fprechung der zweiten übergegangen, welche hieß:
„Welches find die wirffamften Mittel
zu fhneller Bertilgung der den Pflans
zen fhädliden Ohrwuͤrmer?“
Ihre Befprechung eröffnete:
Herr Regierungsratb Dr. Back: Bom Herrn
Hofgärtner Kunze hier werden gegen die Ohrwuͤrmer
Kuhklauen angewendet,
Bretſchneider J.: Died gefihieht auch bei mir mit
faft genügendem Erfolg.
Sanzleirath Behftein: Man fann auch Düten
brauchen, fowie alles, was diefe Inſekten gegen
Sonne, Wind und Wetter fchüst.
Kammergutspahter Löhners Nur werden die
Düten vom Wind leicht weggeführt und zerweichen
bei Regen.
Kaufmann Beffer: Mein Gärtner hat auf die
Dfähle der Georginen, denn diefen wird man wohl
hauptſaͤchlich Schus gewähren wollen, kleine ziemlich
anfchließende Blumenäfche hutartig aufgefest, und viele
Ohrwuͤrmer darin gefangen, Freilich aber fallen die
Thierchen aus den Aefchen etwas leichter herab und
entfommen.
Gymnafialdireftor Dr. Foß: Bei den Kuhflauen
babe ich noch die Erfahrung gemacht, daß die Ohr⸗
mwürmer fich viel lieber in die dunflen, wenig durch⸗
fiheinenden zurücziehen, fo daß oft in einer dunflen
Klaue 10 derfelben ſich vorfanden, während in einer
hellen und durchfiheinenden Feiner oder nur einzelne
gefangen wurden. |
Profeffor Lange: Kann etwa einer der Herren
über die Fortpflanzung der Ohrwuͤrmer nähere Aus⸗
funft geben, damit wir fie vielleicht in irgend einer
anderen Entwicelungsperivde erfolgreicher befämpfen
fönnten? Es ift recht Schade, daf und vorhin Herr
Profeffor Apes gleich wieder verlaffen hat, denn von
ihm hätten wir leicht und ſchnell alles Nöthige ers
fahren. Sie muͤſſen naͤmlich wiffen, daß ich mid,
obgleich ich Fein Georginenzüchter bin, dennoch eben»
falls unter die entfchiedenen Gegner der Ohrwuͤrmer
zähle, weil fie mir heuer viele Pfirſchen vom Stempel
herein benagt und zum Faulen gebracht haben, welche
an meinen aus Saamen erzeugten Pfirſchbaͤumen freus
dig prangten,
Sammergutspahter Löhner: Aud mir haben
die Obrwürmer gewiß 2 Deittheile meiner Pfirfchen
zum Abfallen gebracht.
„Rath Binfeifen: Haben Sie auch noch diefen Feind
‚über Ihren Pfirfchen gehabt? Ich dachte, die Blatts
läufe wären ſchon ſchlimm genug gewefen.
Drofeffor Lange: Die waren heuer allerdings
fhlimm auf Pflaumen und Steinobſt.
Kammergutöpadter Löhner: Bon jenen Blatts
läufen, Here Rath, erholten fi) meine Pfirfchen
glei) nad) dem erften warmen Regen; aber die vers
wünfchten Ohrwürmer griffen die Früchte beim Reif⸗
werden an, wobei ihnen Wespen und anderes Uns
geziefer treufich halfen.
Gutsbeſitzer Heinke aus Kaimnitz: Wenn es
auch nicht ganz hierher paſſen will, ſo glaube ich
doch mit Recht hier noch einen viel ſchlimmern Gartens
feind in's Gerede bringen zu muͤſſen. Das ift nämlich
der Sperling, der bei mir wohl 3 Biertheile der
Pflaumen anhackte und herabwarf, der außerdem die
Pflanzen, wenn fie mit den ihm wohlbehagenden
Saamenlappen aus der Erde herausfommen, ‚abbeißt,
Kirſchen, Beeren und allerlei Getraide und Gefäme
sehntet, und in großer Menge wegfrißt, kurz, mögen
R 6
= ww.
Sie's glauben, meine Herren, diefer ſchaͤndliche Vogel
uͤbermannt Faft die Dorffchaften, fo daß er z. 8,
meinem Nachbar, auf deffen kleinem Feldftüdfe ich
vielleicht, da man mir ausnahmsweife die Erfaubniß
zum Schießen gegeben hat, an 50 Stück erfihoffen
habe, gewiß an 6 Viertel Hafer gefreffen hat, was
die 50. Stuͤck Sperlinge, Pulver und Schrot nicht
gerechnef, ziemlich theuer bezahlen heißt.
Paſtor Krenfel: Und wie wenig Ungeziefer freffen
dieſe Gartens und Felddiche!
Heinfe aus Kaimnig: Das wollen nicht Alle,
zugeben , denn ‚hört man die Liebhaber der Sperlinge,
dann foll er unzählig viel Raupen freſſen. Ich hege
aber allerdings aud) meine befcheidenen Zweifel,
Warum aber, fragten Mehrere, warum darf denn
dieſer überaus ſchaͤdliche Vogel nicht von Jedermann
‚gefchoffen werden?
Gefelifhafsdireftor Waitz: Man fagt: es ift
bisweilen Unglüd entſtanden, wenn in Kirſchalleen
geſchoſſen wurde, und Leute in der Nähe vorbeifuhren ;
auch haben in jüngerer Zeit einige Ungluͤcksfaͤlle mit
Schießgewehren ftattgefunden, und man fieht alle
Zagdſtoͤrungen nicht gern.
Ueber die Triftigfeit diefer Gründe ſprach ſich Nies
mand.aus, » Wohl aber machte Herr HeinfeausKaims
miss wieder bemerklich, daß bei der Klugheit des Sperlings
wohl wenig. mit Schießen auszurichten ſei, daß man aber
Baumloͤcher und verlaſſene Schwalbennefter ‚zerftören und
verfchließen muͤßte, damit, fih die Sperlinge, da ‚fie bei
der; harten Bedachung unferes Landes nicht mehr ſoviel
Zufluchtsͤrter hätten, nicht no) mehr vermehren koͤnnten.
when Klein: Auch folte man die Sperlinge zum
Werſpeiſen nuͤtzen, wie fie dazu in ae ger
A und sörtigt‘ werden,
Mi —
Rath Zinfeifen: Ich möchte vorfchlagen, die Mefter
zu zerftören und die Eier wegzunehmen.
Herr Gutöbefiger Heinfe aus Kosma: Ers
folgreicher, meine ich, würden die Sperlinge befämpft,
wenn die beläftigten Ortfchaften angehalten würden,
im Winter, wo man der Sperlinge leicht in ziemlicher
‚Menge babhaft werden kann, eine gewiffe Anzahl
einzuliefern.
Kaufmann Beſſer: Aber was wollen Gie blos bei
den Sperlingen ftehen bleiben ? Thuen denn die Dohlen,
Elftern und felbft die Nußhacker nicht auch großen
Schaden in unferen Gärten? Und wozu nüsen diefe?
Und warum darf fich ein verftändiger Mann feines
Schießgewehres nicht gegen diefe bedienen ?
Nath Zinfeifen: Leider, leider brechen die Dohlen
Pfeopfreißer ab, baden Früchte an u. ſ. f., aber man
braucht fie nur auf den Kirhthärmen zu vertilgen,
dann hörte au dad Martern der jungen Dohlen
durch muthwillige Buben auf.
Sammerrath Wais; Wozu noch fommt, daß die
Dohlennefter für herabfahrende Blise durch das duͤrre
‚Genifte, aus dem fie beftehen, eine wahre Brandftelle
abgeben, und die Thlrme und mit ihnen alle ums»
liegenden Häufer bei Feueröbrünften viel mehr dem
Flugfeuer ausſetzen. Was Alles die Anfrage wohl
rechtfertiget, ob unfere Gefellfchaft etwa an geeigneter
‚Stelle eine Borftellung über Unſchaͤdlichmachung diefer
Feinde zu machen beabfichtige.
Allein che noch Stimmen hierüber laut wurden,
fand ſich's, daß die feſtgeſetzte Zeit lange verftrichen war.
Deßhalb wurde die dritte aufgeftellte Trage unerörtert ges
laflen. Alle aber vereinigten fich bald wieder bei einem
feöhlihen ‚Mittagsmahle im größeren Saale, bei welchem
auch die zum erften Male anwefenden Frauen das Ihrige
6*
— —
zur Erheiterung und Belebung beitrugen und bein dem
Herr Hofgärtner Kunze ein Körbchen recht ſchoͤn —
Stiefmuͤtterchen zur Anſicht herum geben lief,
Nachrichtlich niedergeſchrieben von
Nobert Lange,
derzeitigem Secretair der —— oenuiuet.
ERW
x.
Bemerfungen
über
die ornithologifche Sammlung der —
Geſellſchaft des Oſterlandes.
Mehrfach iſt der Wunſch geaͤußert worden, es moͤch⸗
ten zuweilen in dieſer Zeitſchrift Nachrichten über den
Beſtand der hiefigen naturwiffenfchaftlihen Sammlungen
mitgetheilt werden. Um diefem billigen Wunfche zu ent⸗
fprechen, geben wir in diefem Hefte der Mittheilungen einen
furzen Bericht über unfere ornithologifche Sammlung.
Die der Sammlung einverleibten Vögel find theils
in 7 großen Glasfchränfen, theils auf Regalen aufgeftelt.
Um Raum zu erfparen, haben die Vögel fehr zufammens
gedrängt werden müffen. Auch Fonnte aus demfelben Grunde
die ftreng wiffenfchaftlihe Anordnung nicht immer befolgt
werden, wodurd) allerdings die Ueberſicht nicht minder ers
ſchwert wird, als die Benugung zum Studium, Da wir-nicht
mehr ald fieben Schränfe aufftellen Fönnen, fo ftehen noch
immer eine ziemliche Anzahl Voͤgel frei. Diefe find freilich
= u zZ
‚den Angriffen der Raubinfeften und dem nie gan) abzus
‚wehrenden Staube mehr ausgeſetzt, ſo daß es bei der ſorg⸗
faͤltigſten Aufſicht doch nicht immer moͤglich iſt, fie vor
allem Schaden zu bewahren. Durch farbige Etiketten iſt
der Erdtheil, welchen die Gattung bewohnt, bemerklich ge⸗
macht und die Farbenvertheilung durch eine in den Zimmern
aufgehaͤngte Farbentafel angegeben.
Wenn der Vogel nicht immer feine natürliche Stel⸗
lung erhalten fonnte, fo liegt dies zum Theil daran, daß
und bie Foftfpieligen größern Bilderwerfe nicht zugängs
lic) find, auch in diefen gar oft auf die natürliche Stels
lung wenig NRüdfiht genommen iftz theils mußte eine
natürlihere Aufftelung den gebieterifchen Forderungen der
möglichften Raumerfparnig zum Opfer gebracht werden.
Im Allgemeinen aber find fie gut ausgeftopft, zumal die
neueſten Erwerbungen durch ‘den fleißigen und geſchickten
‚ehemaligen Ordonnanzbeiboten Döring,
Von den dad Ofterland bewohnenden Vögeln fehlen
uns wohl nur wenige Arten. . Manche find. überhaupt
felten; andere fommen zwar häufiger vor, aber fie find
oft ſchwer von den verwandten gemeinen Arten zu unters
ſcheiden und entgehen daher dem Auge des Unkundigen, oder
wer ſie entdeckt, iſt nicht berechtigt, ſie zu ſchießen.
Einzelne Gattungen, welche ſich auf ihren Wanderungen
zu uns verirren, werden erlegt, ohne daß ſie in unſern
Beſitz kommen. So ſoll Strix nyctea L., dee Schnees
Yauz,. ‚eine. der. fchönften Eulen, eine ne des hoͤch⸗
sten Nordens, einmal in unſerer Gegend erlegt worden,
aber in eine auswärtige Sammlung ‚gewandert fein, was
\ pie freilich fehr beflagen müffen.
| Doch verdanken wir auch den Freunden unferer Ges
| haha manchen ſehr ſchaͤtbbaren Beitrag diefer Art.
Saben wir gern und danfbarft in den Jahresberichten
dieſer freundlichen Gaben gedacht, fo koͤnnen wir «8 und
— 78 —
dennoch nicht verſagen, den gütigen Gebern insgeſammt Hier
noch einmal den aufrichtigften Dank zu fagen und ihnen
unfere Sammlungen zu fernerer Beräcfihtigung ans '
gelegentlichft zu empfehlen.
Die Geſammtzahl aller unſerer Voͤgel — die Doubletten
und ausrangirten Voͤgel nicht mit inbegriffen — beträgt:
Gattungen 240,
Arten 692,
Eremplare 1560.
Von europäifchen Vögeln beſitzen wir
Gattungen 138,
Arten, 200,
Eremplare 900,
Freilich fehlt no) von manchen Arten das Andere
Geſchlecht, oder dad Zunge, oder eine abweichende Färbung,
fo daß es hier noch viele Luͤcken auszufüllen giebt.
Unter den Gättungen befinden fi) 80 exotiſche, die
dutch keine Repraͤſentanten in Europa vertreten find,
Bon einzelnen bedeutenden Erwerbungen haben wir
vorzüglich 4 zu erwähnen, Zuerſt eine bedeutende Samms
Tung europäifiher Vögel, ein Geſchenk Sr. Hoheit des
Prinzen Georg, unfered erhabenen Proteftors, ‚Sodann
eine ſchoͤne Sendung oſtindiſcher Vögel, vom Mufeum zu
Leyden als Aequivalent für dahin abgegebene Naturalien,
durch freundſchaftliche Vermittlung unſers als Naturforſcher
berühmten Landsmannes, des Herrn Conſervator Dr. Herrs
mann Schlegel zu Leyden, erhalten.
Ferner eine reiche Sammlung einheimifcher, Raubvoͤgel
in vorzuͤglichen Eremplaren, ein Geſchenk des Herrn
von Poͤllnitz auf Oberloͤdla, eines Mannes, der in einer
fangen Reihe von Jahren als Mitglied des Direktoriums
fih große Verdienſte um unftte Geſellſchaft erworben hat.
PER
** erwähnen. wir noch eine ausgezeichnete Sens
dung aus. Suͤdauſtralien, beforgt durch den. ‚dort lebenden
evangelifihen Miſſionaͤr Te ich elm ann. Wie reiche Fruͤchte
die Actienunternehmung, welcher wir dieſe Schaͤtze verdan⸗
ken, getragen hat, iſt den geſchaͤtzten Mitgliedern aus den
Mittheilungen am vorjaͤhrigen Stiftungsfeſte hinreichend
bekannt. Nach Abzug der jur Befriedigung einiger Aetionäre
abgegebenen Vögel und einer Anzahl Doubletten befigen
wie nun an fübauftralifchen Vögeln:
Öattungen 88,
Arten 132,
Eremplare 230,
während wir vorher eine einzige Art befaßen, den Psittacus
scapulatus. Vaill. Bon Papageien zählt: unfere Samm⸗
lung gegenwärtig 32 Arten,
Wohl wenige Mufeen des Continentd duͤrften eine
aͤhnliche Sammlung neuholländifcher Vögel aufzumweifen
haben und mehr ald eine Art mag wohl nur noch in Eng»
land zu finden fein. Es würde zu weit führen, wenn
wir nur die ausgezeichnetften Arten, wie Cacatu Banksii,
Temmingkii, Psittacus selectus Lichtenst.. Psitt. seri-
ceus Lichtenst. Trichoglossus porphyrocephalus Gould.
Alcedo sacra. Ardea conspurcala. Lichtenst. Aegialites
pyrrhopleura Lichtenst. Porphyrio melanotus, Gallinula
‚leueosticta Lichtenst. Otis australis (dem Otis nigriceps
nahe) Chloeophaga semipalmata, Fulmarus ossifragus
Forster in litt., Falco advena, Circus neomorphus
Lichtenst., Pedionomus torquatus, Zosterops dorsalis,
ba Museicapa Lathami etc. etc. namentlich aufführen wollten,
Ueberdies waren wir durch diefe Sendung in den
Befis von Doubletten gekommen, die und in jlngfter
Zeit in den Stand feßten, unfere Sammlung mit vielen
ſchoͤnen afrikaniſchen Vögeln zu vermehren, Mir erhielten
fie gegen neuhollaͤndiſche Voͤgel und Amphibien von einem
= =
hochgeſtellten Naturforfcher, dem durch feine großen Reifen
in Afrifa und Amerifa, wir durch feine ausgebreiteten und
tiefen SKenntniffe in den Naturwiſſenſchaften gleich beruͤhm⸗
ten Prinzen Paul Wilhelm, Herzog zu Württemberg.
Diefe Vögel muͤſſen uns um fo fehäsbarer fein, da fie der
hohe Reifende auf feinen befchwerlichen und gefahrvollen
‚Wanderungen in Aegypten, Nubien, Sennaar und Kordofan
größtentheild felbft erlegt oder gefammelt hat.
Wer es weiß, daß fih die Wifjenfchaften nur im
Bufammenhange gründlich ftudiren laffen, wird unfere Bes
mühungen, unfere Sammlungen auch mit ausländifchen
Thieren immer reicher auszuftatten, nicht tadeln. Doc
ift unfer Streben ftetd und hauptſaͤchlich auf Vervollftäns
digung der vaterländifchen Sammlung gerichtet gewefen.
Wir bitten am Schluffe diefes Berichtes alle Gönner und
Freunde unferd naturwiflenfchaftlichen Vereins, uns in dies
fen Befteebungen aud) in Zufunft gütigft zu unterftügen.
XI.
Desideratenverzeichniss
europäischer Vögel.
Nilophron percnopterus. Temm. Aasgeier.
Aegypius cinereus. Bonap.
auricularis.
Gypaötus barbatus. Barigeier.
Falco candicans. Gm.
laniarius. Linn.
concolor. Temm.
vespertinus. Linn.
Arcadicus. Lindenmayer.
Eleonorae. Gene.
Nauclerus furcatus. L.
Circastos Be “ Gm. Schlangenadler.
ypoleucos. Pall.
Aquila ae Gm. Zwergadler.
usca. Brehm.
Bonelli. Temm.
imperialis. Bechst. Königsadler.
Haliaötos leucocephalus. Briss.
leucorypha. Pall.
Milvus regalis. Briss. Gabelweihe.
Circus pallidus. Sykes.
x
Ulula nebulosa. Forster.
barbata. Pall. Barteule.
Nyctale Tengmalmi. Gm.
Stryx nyctea. L. Schneeeule.
Bubo Ascalaphus. Savigny.
a
Cypselus Melba. L. Alpensegler.
Caprimulgus ruficollis.. Temm.
‚Goccystes glandarius. L. Heherkukuk.
Alcedo rudis. Hasselquist.
Merops Persica. Pall.
Alaemon desertorum. Stanley.
Phyleremos Kollyi. Temm.
Sibirica. Gm.
Melanocorypha tartarica. Pall. Mohrenlerche.
Calandrella leucoptera. Bonap.
Plectrophanes Lapponica. L. Spornammer.
Emberiza rustica. Pall.
fucata. Pall.
pithyornus. Pall.
pyrrhuloides. Pall.
—— eh r
chrysophrys. Pall.
Boat Barthel.
cinerea. Strickl.
striolata. Lichtenst.
Durazzi. Bonap.
Pyrrhula Sibirica. Pall.
Caucasica. Pall.
rosea. Pall.
erythrina. Pall.
eitrinella. Lichtenst.
Fringilla chloris. Vieill.
; incerta. Risso:
Crucirostra bifasciata. Brehm.
rubrifasciata. Brehm.
intercedens. Brehm.
Parus cyanus. Pall. Lasurmeise.
bicolor. L.
Sitta syriaca. Ehrenb.
Uralensis. Lichtenst.
Pica cyana. Pall. Si:
Corvus spermologus. Vieil.
Anthus obscurus. Permant.
cervinus. Pall.
— —
Anthus Richardi. Vieill.
Motacilla lugubris. Temm.
Yarrellii. Gould.
ceitrinella. Pall.
campestris. Pall.
Turdus atrigularis. Natterer. i. 1.
-auroreus. Pall.
allidus. Lath.
itei. Eyton.
Sibiricus. Pall.
dubius. Bechst.
Seyffertitzii. Brehm.
Accentor montanellus. Pall.
Salicaria fluviatilis. Meyer.
luscinioides. Savi.
lanceolata.. Temm. A
palustris. Bechst. Sumpfrokrsänyer.
nigrifons. Boie.
aquatica. Lath. Binsensänger.
Gariceti. Naum.
cisticla. Temm.
melampogon. Teinm.
sericea. Natterer.
Regulus proregulus. Pall.
modestus. Gould.
Ficedula sibilatrix. Bechst. Waldlaubvogel,
icterina. Vieill.
Bonellii. Vieill.
Sylvia subalpina. Bonelli,
rovincialis. Gm.
arda.. Marmora.
Orphea. Temm. "Orpheus.
Rüppelii. Temm.
Lusciniola caligata. Lichtenist.
Calliope. Pall.
aurorea. Pall.
Saxicola saltatrix. Menetrier.
leucomela. (?) Paill.
leucura. Gmel.
Lanius major. Pall.
er —
eldeggii. Brehm. Schwärzer Fliogenschnäpper,
albicolis. Temm. i
- a1 —
Lanius parva. Bechst.
Hirundo alpestris. Pall.
Boissoneauti. Temm.
Columba risoria. L. Lachtaube.
senegalensis. L.
Pterocles arenarius. Pall.
Lagopus scoticus. Briss.
albus. Gm. Moorschneehuhn.
brachydactylus.
Attagen Francolinus. L. Frankolin.
Ortygis Andalusica. Gm.
Gibraltarica. Gm.
Otis Tetrax. L. Zwergtruppe.
Houbara. Gm. Kragentrappe.
Porphyrio antiquorum. Bonaparte.
Grus leucogeranus. Pall.
virgo. L
Vanellus gregarius. Pall.
Eudromias morinellus. L. Mornellregenpfeifer.
asiaticus. Pall.
Aegialites curonicus. Besecke.
Totanus Glottis. L. Heller Wasserläufer.
stagnatilis. Bechst. Teichwasseerl.
semipalmatus. Lath.
Actitis Bartrami. Wils.
macularis. L. Wiesendrossel.
Phalaropus cinereus. Briss.
Limosa cinerea. Güldenst.
atrocephala. L. Pfuhlschnepfe.
rufa. Briss. Rothe Pfuhlschnepfe.
Macroramphus griseus. Gm. |
Tringa subarquata. Güldenst.
pectoralis. Bonap.
rufescens. Vieill.
Temminckii. Leisler.
minuta. Leisl.
pygmaea. Nilss.
Limicola pygmaea. Lath.
Ascalopax Sabini. Vigors.
major. Gm. Bruchwaldschnepfe.
Numenius phaeopus. L. Kleiner Braohvogel. mo ai)
tenuiröstris. "Vieilk ! um! ange‘)
Ardea orientalis.'.Gray. ... .ellanıny
lentiginosa. Montagm ı" 5 aunlenin
Fussata.\.Wagh 11a antndgssonsls
Herodias egrettoides. Temmit . u „oninwinsi
Ciconia americana. Briss. iinicl' ‚nal ©
Cygnus musicus. Bechst. 8
minor. Pall. il 1)
Anser Ganadensis. Briss. Aod urionfonedl
hyperboreus. Pall. Polargans. „| wi nu
leucopsis. Bechst. Weisswangige Gans.
ruficollis. Pall. Rothhalsige Gans. un
brevirostris. Heckel.
cineraceus. Brehm.
Bruchii. Brehm. 20 ae er
Vulpanser rutila. Pall. Höhlenente . *
Anas bimaculata. Pennant. Jill. ‚sierki
Somateria spectabilis. L. lid ine
Oidemia perspicillata. L.
fusca. L. Sammtente,
Undina mersa. Pall.
Glaucion islandicum. Gm.
Harelda histrionica. L. Kragenente.
Stelleri. Pall. J
Fuligula ruſina. Pall. Kolbente.
Sula Bassana. Briss. Tölpel.
Podiceps auritus., Briss.
cornutus. Lath.
arcticus. Boie.
Colymbus arcticus. L.
Alca arctica.
Uria Grylie. L.
Mandtii. Pall.
Arra. Pall.
Hringia. Brünn.
Thalassidroma Bulweri. Jard. et Selb.
Procellaria glacialis. L.
Nectris cinerea. Gm.
Puffinus. Brünn.
obscura. Gm.
| fuliginosa. Strickland.
| Lestris catarrhactes. L. Grosse Raubmöve.
a —
Lestris pomarina Temm. . Breitschwingige R. ya
ephus. Brünn. Leaigschwänzige R.
parasita. Brünn. Kurzschwänzige R.
Larus minutus. Pall. Zwergmöve,
melanocephalus. Natterer. Schwarzköpfige Möve. _
ichthyaötos. Pall. Fischer-M, anihr
gelastes. Lichtenst. _
eburneus. Gm. Der Ratlsherr.
- leucophthalmus.
leucopterus. Faber.
atricilla. i
Ardonini. Payrandean.
cachinnans. Pall.
fuscus. L. Heringsmöve. |
marinns. Mantelmöve. ;
Sterna plumiceps: Brehm.
velox. Rüppel.
Caspia. Pall
affınis. Rüppel.
“ paradisea. Brünn.
cantiaca.. Gm. Brund- Schwalbe.
angelica Montagu. Lach-S.
hybrida. Pall. Weissbärtige S.
leucoptera. Meissner u. Schinz. Weissflügelige 8
Megalopterus stolidus.
XII.
Briefliche Mittbeilungen”).
Ende Juli kam ich in Begleitung meiner Frau nach
Veſth, ſetzte mic auf das Dampfboot Samſon und glitt
während 3 Tagen an Belgrad, Semendria, Kolumbatſch,
und an den Trajanifchen Tafeln vorbei bis Orfova, wo
ich außftieg und zu Lande weiter in die Türfei fuhr, um
die gefährlichen Donaufataraften, das faͤlſchlich genannte
eiferne Thor zu fehen. Sie geben ſich durd) ihr Raufchen
von weitem fund und erregen dad Bedauern, daß diefe
für die Donauſchifffahrt fo aͤußerſt gefährliche Stelle noch
immer nicht fahrbar gemacht werden fann. Es find dies
aus der Donau hervorragende Felſenklippen, an denen ſich
ihre Wellen braufend brechen. Schon die Römer erfannten
diefen Uebelftand und zogen an der türfifchen Uferfeite einen
Kanal, der vernachläffigt, jegt wieder einer Aufmerffamfeit
gewürdigt worden ift. — Nachdem ich mid) von der türs
fifhen Indolenz und Unreinlichfeit überzeugt, eilte ich ‘gen
Mehadia und gefiel mir in den 'aufgefundenen Ueberreften
der einfimaligen roͤmiſchen Herfulesbäder. Won hieraus
ging es am Gpernafluffe durch das Almaſcher Thal nad
den banater Bergwerfen Szaßfa, Neu: Moldowa, Orawitza,
Dognatfhfa, Bogſcha, Nefhiga u. ſ. w. Sie alle nahe
men meine ganze Aufmerffamfeit in Anfprud. Wie hätte
ih Sie mir an meine Seite gewuͤnſcht, ald ich vor der
Einlagerung des Scyalfteines mit braunen und gelben
*) Diefen intereffanten Reifebericht unferes verehrten Mitgliedes
und Freundes, des Herrn Rath Dr. Zipfer in Neufohl, an den
F Rath Zinkeiſen hier durften wir den Leſern dieſer Zeit⸗
ſchrift nicht vorenthalten.
=
— —
Granaten nebſt himmelblauem Kalkſpath ſtand, und bei
400 Stuͤck geſchlagen habe, oder wenn Sie ſich an dem
XX. Arſenikkies im Kalkſpath geweidet haͤtten! Koloſſal
hat ſich die Natur hier ausgeſprochen und verſchwenderiſche
Schaͤtze niedergelegt, wovon ich nach Moͤglichkeit mitgenom⸗
men habe, um auch unſer Altenburg damit zu bedenken.
Nun ging es nad) Caranſebes in der wallachiſch- illyriſchen
Militärgrenze und über das eiferne Thor, einen Gebirgspaf,
nad, Siebenbürgen. Mit dem Betreten dieſes ‚herrlichen
Landes begrüßte ich die chemalige deutfche Provinz und in
Vaͤrhely (wallachiſch Gradifchta) die ehemalige Nefidenz des
dacifchen Königs Decebalus, Sarmazetegufa, fpäter. Ulpia
Trajana genannt, Wie flug mir das Herz, ald ich mich
in, „diefer Umgebung bewegte! Noch ſteht das ungeheure
Amphitheater mit 4 Eingängen, nod) ficht man die Folofjalen
Löwen, die jene zierten, die. halbrunden fteinernen Bänfe,
worauf das römifche Volk ſaß. Es gibt fein Haus in
diefem, jest zum Dorfe berabgefunfenen Orte, in dem man
nicht eine Votivtafel, einen Sarfophag oder eine Säule,
eine. Statue, meiftens ohne Kopf, faͤnde. Nach den bis
heute aufgedeckten Sundamenten der alten Römerftadt
batte fie einen Umfang von I4 Stunde. Mit Bedauern
und, Wehmuth war ic) Zeuge eines Vandalismus, der ſich
an diefen Ueberreſten gefällt. Eine Excellenzfrau v. Noptſcha
läßt aus den aufgefundenen Ueberreften Kalk brennen, an⸗
dere pfählen mit Votivtafeln ihre Gärten ein, oder brauchen
Sie zu Eeffteinen in der Einfahrt; zwei wunderfchöne Moſaik—
böden fand ich dem Wind und Wetter ausgefest zum gro⸗
fen Theil. aufgelöft;, was noch mehr, ich fand einige, gruns
zende, Alterthümler, d. h. Schweine, wie fie behaglid auf
dem Paris lagen, der der Venus den goldnen Apfel reicht,
Diefer Vandalismus bewog mich, in Klauſenburg einen
archaͤologiſchen Verein zu begründen, deſſen Rerpflihtung
vor der. Hand darin liegt, die aufgefundenen. Alterthümer
zu übernehmen : und wo möglich an fi) zu bringen, Ich
hoffe dadurch Manches zu retten, um fo mehr, ald ſich an
— —
die Spitze des Vereins der Landesgouverneur Graf Teleky
ſtellte. Mehr als 40 roͤmiſche Staͤdte und Kolonien habe
ich in dem bereiſten Theile Siebenbuͤrgens gefunden. Die
meiſten kennt man kaum dem Namen nach. Auraria
minor — heute Zalathna, Auraria major — heute Offens
bänya, Dacopolis, Salinae, Apulum,-Patruissa, Deisdara,
Tiriscum, Sarmitz, Diernum ,„' Sandura, Napoca,
Aquae, Parelissum, lauter Städte, die der Provinz Dacien
einftmald zum Schmude und Glanze gereichten. Daß diefe
Sachen meine Reifemappen reihlih fülten, koͤnnen Sie
mir glauben, und gerne werde ich Mittheilungen jenen
Vereinen unterbreiten, welche fic) dafür intereffiren.
Ueber Vajda⸗Hunyad, dem ehemaligen Reſidenz⸗
ſchloſſe des ungarifchen Gubernatord Johann Hunyadi, der
in SKarlsburg (Alba Julia der Römer, mit vielen merfs
würdigen Alterthümern) begraben liegt, und Dewa fam
ih nad Nagyag, dem öfterreichifchen Peru und Mexiko,
dem Fundorte des Nagyafer Erzes, oder blättrigen Tellurs.
Ich war Zeuge, wie 300 Arbeiter binnen 6 Stunden
Arbeit einen Metallwertb von 3000 Gulden. Conventiondz
münze aus der Grube brachten, —
Dabei litt ich gleichwohl Durft, fo nahe ich auch der
Quelle geftanden; denn es ift unter großer ‚Verantwortung
verboten, etwad an Jemand abzugeben. Vielleicht ift unfere
Gefeafhaft in Altenburg glüclicher und es würde mic)
wahrhaft freuen, deren Sammlung mit einigen ſchoͤnen
Telurftufen 'gefhmückt zu wiſſen. Vorbereitete, für das
faiferl, Wiener Kabinet beftimmte Eremplare im Werthe
von 800 Gulden Eonventionsmünze werden die Bewunde⸗
tung mancher Liebhaber wecken.
Auf der Ueberfahrt Über die Marofch blieb ich auf
einer Sandbanf ſtecken, denn ed war Naht, und hatte
Muͤhe, mich flott zu machen. Nun ging es über Szaßväros
a in die Bergmwerfe Zalathna, Abrudbänya,
BR 7
— —
Voͤröspatak, Oſtenbunya, wo ſich der Goldreichthum erſt
recht herausſtellt. Da iſt aber auch jeder Wallache Berg-
mann. Er fragt und fucht nad) Gold, wo es ihm frommt,
verpocht es in eigenem, freilich fchlecht Fonftruirtem Poch—
werf und läuft mit feinem Goldſchlich in die nächte Gold—
einlöfung, In Vöröspataf allein babe ich über 500 folche
Pochwerke gezählt. Das Gold kommt im reinften fryftals
lifirten Zuftande vorz ich babe einige Stufen lithographiren
laſſen und erfcheinen Fommendes Jahr in den Verbands
lungen der Slaufenburger Verſammlung. Ganze Dianens
baͤume bilden die fharf ausgebildeten Pyramiden und
Goldoftaeder. Stuͤcke im Goldwerthe von 20— 400 Duka⸗
ten find gar nichts Seltenes. Und was fol ich Ihnen
von der Tfhetate mare und Tſchetate mifa fagen?
) In diefen grandidfen Felfenparthien, die von Tag
aus Gold führen, arbeiteten fehon die Römer; man bewuns
dert ihre Kühnheit, während man in der Gegenwart die
Verwegenheit nicht begreift, mit welcher die Sucht nad)
Gold felbft das Leben aufs Spiel ſetzt. Mich ergriff ein
Schauder, ald ich in den offenen Schlund hinabſtieg; denn
ich) glaubte mit jedem Augenblicke von den gähnend übers
hängenden Felömaffen begraben zu werden; darum trug ich
Bedenfen, einige Stüde abzufihlagen, um nicht einen Sturz
zu veranlaffen. Die. Löcher, in welchen die Römer arbeis
teten, gleihen Schwalbenneftern, zu denen fie mittelft Stricken
oder Leitern gelangten. Man fann fich ihre fehwere Arbeit
beim völligen Mangel des Pulverd denfen. Als Nuffegger
diefe Gegend befuchte, fol er ſich geaußert Haben, man folle
die Berge alle, wie fie daftehen, abtragen, — fie alle
gaben Gold, und er hatte nicht Unrecht, Vielleicht kommt
nad) taufend Jahren die Zeit, wo man die Straßen zu
Gute bringen und Gold gewinnen wird,
Bon Börospataf ging es über Valle Abruzell Ta
Baje la Slocca nad) der Detunata goala und Detunata
floccosa. Died find Bafaltbildungen im Stile der Fins
= Mo
galshöhle, Ungeheutk Säulen reihen ſich bogenfoͤrmig an
einander und ragen zum Theil in einzelnen Spitzen hervor,
wie ungefähr das Blättchen zeigt. Erhalte id von Abruds
bänya ein Exemplar der lithographirten Anfiht, fo werde
id) damit dienen. Das Wort Detunata bedeutet foviel
als vom Blitz getroffen und goala kahl, fowie
Noceosa bewach ſene. In der neuften Zeit wollte man
den Bafalt bezweifeln, aber Olivin und Zeolith, der ihm
beigemengt ift, laſſen feinem Zweifel Raum.
Die hohen Berge, die ich paffirte, mußten alle auf
Saumpferden überftiegen werden. Sch faß mandyen Tag
auf 13 Stunden zu Pferde und hungerte zum Theil nad)
Herzensluſt. So fam ic) nad Offenbanya, von woaus
jedes weitere Fortfommen zu Wagen rein unmöglich ift.
Mein Weg führte mich über 4—5 Tauſend Fuß hohe Alpen
gen Szolcfova, wo fchöne Staurolithe mit Granaten vorfoms
“ men, bis Engad, und über Thorda nad) Klaufenburg, wo
ih die zur Verſammlung ungarifcher Naturforfcher eins
gefendeten Schaͤtze ordnete,
. Schon am 1, September waren 352 Mitglieder eins
gefchrieben — fie alle verfammelte der große Redoutens
faal am Tage Ihrer filbernen Hochzeit (mögen Sie aud) die
goldene erleben!), Direftor Kubiny, den Gie von 1843
fennen, hielt einen Vortrag Über den Zuftand der Zoologie
in Europa und in Ungarn inöbefondere, Peteny, unfer
Mitglied, theilte einen Auszug mit aus feiner gefrönten
Preisfchrift über die Ihierquälerei in Ungarn und die
Mittel, ihe abzuhelfen, und widmete die gewonnenen
24 Ducaten einer neuen naturwifjenfchaftlichen Preiöfrage,
Der erſte Präfes, Graf Joſeph Telefi, Landeögouvers
neur, hielt eine tüchtige Eröffnungsrede, der zweite Praͤſes,
Sranz-v. Kubiny, älterer Bruder des Obigen, ließ fi)
über die Nothwendigkeit zu errichtender Mufeen im Lande aus,
ich hielt einen Vortrag über die aufgefundene Meteoreifens
J 7*
4
= Mm
maffe von Szlanisza im Graner Komitate, machte eine
Motive in Bezug auf die Sandfteinfugeln, die fo häufig in der
Umgebung von Klaufenburg von der Größe einer Flintens
fugel bis zu jener von 30 — 50 Gentner vorkommen. Dies
veranlafte eine Kommiffion, welche die Urfachen der unter
unfern Augen ftattfindenden Bildungen naher erörtern und
das Nefultat der nächften Berfammlung in Fünffirhen
unterbreiten fol. Dr. Knöpfler gab eine geognoftifchs
ftatiftifche Ueberficht des Nagyager Grubenbaues.
Galler aus Schemnig machte und mit den geognos
ftifhen Verhältniffen Radobrys in Kroatien befannt; Graf
B a5 las über die Ebenen des Szefler-Landed; Dr. Baron
über die Slußfandgegenden feinee Umgebung; Direftor
Kubiny über den Papyrus antiquorum in botanifcher
und archäologifcher Beziehung; Negimentsarzt Dr. Joviſch
über die Anwendung des Jods in Siebenbürgen, wobei er die
falfhe Meinung, ald wäre diefer den Siebenbürger Aerzten
erſt fpat defannt worden, zu befämpfen fuchte. Dr. Erder
legte die Analyfe der berühmteften Mineralwafler vor.
Dr. Harfa fprach über die Salinenbäder in Thorda und
ihre Wirfungen. Dr. Groß aus Großmardein unterbreitete
einen Bericht über 6 Söhne eined Vaters, die alle blind
geboren, durch ihn fehend gemacht worden find, Ein
lithographirtes Blatt ftellte fie Ale dar und ed wurde vers
theilt. Sriedrih Wilhelm Steller aus Dewa theilte
Nachrichten über die Vögel Siebenbürgens mit und begleis
tete fie mit feinen Bemerfungen, Joſeph Koraes fandte
die Befchreibung der Marod-Uivarer Saljgruben ein.
Profeſſor Dr. Reifinger aus Pefth empfahl die Wein—⸗
rebenblüthen ald Surrogat des dhinefifhen Thees, da fie
nach) feinen Erfahrungen ganz die Eigenfchaften des dhinefis
ſchen Thees befisen. Er bat um die» Ernennung einer
Kommiffion, die mit ihm diefes Iheefurrogat näher unters
fuchen mödte. Graf Samuel Bas fprady über das fiebens
bürgifche Haideland, Mezösegröl genannt, in geologifcher
Beziehung, Dr. Groß über die medizinifche Nüglichfeit
|
|
- 9. —
der Heilquellen in ftaatööfonomifcher und medizinifcher
Hinfiht. Johann Zeif fandte eine Befchreibung ded Res
tezat, einer impofanten Bergfette, welche Siebenbürgen von
der Walachei fiheidet. Petény, Euftos=Adjunft beim
ungarifchen National» Mufeum in Pefth, lieft in Auftrag
des Profefjors Kanya uͤber die Vernachläffigung der Nature
wiffenfchaften in Ungarn. Erescy, Gerichtätafelbeifiger,
lad über die Flora des Thordaer Komitates und vertheilte
fie auch im Drucke. Joſeph Gäl aus Arad über den
Mangel botanifcher Gärten und die Art ihrer Einführung in
Ungarn und Siebenbürgen, Dr. Julius Kora&s aus Wien '
über eine neue Methode beim Trocknen der Pflanzen und
ihren Austaufh. Franzenau, Berg- und Nevierverwalter
zu Nagyag, fendet eine Sammlung feltener Schmetterlinge
aus der Nagyager Umgebung nebft ihrer Befhreibung. Pros
feffjor Dr. Reifinger aus Pefth fprach über die Hundes
wuth, welche er von dem Mifverhältniß zwifchen der Zahl
männlicher und weiblicher Hunde berleitete. Dr; Scyöes
aus Slaufenburg theilte feine Erfahrungen über die Bes
handlung der Trunfenbolde und den Säuferwahnfinn mit.
Dr. Julius Kora&s ſprach über die fiebenbürgifche Flora
im Allgemeinen und legte einen, Plan über eine in
Druck herauszugebende ungarifc) »fiebenbürgifche Flora vor.
Dr. Beltefy aus Maros » Väfärhely präfentirte vorwelts
liche Knochen feiner Umgebung, die er für Rhinocerosfnochen
anſah, die ſich aber als folche nicht bewährten. Dr. Patafi,
praftifcher Art in Klauſenburg, über die Luftfeuche und
ihre Heilung. Dody wer wollte diefe Vorträge alle ans
‚führen, Ich will nur bemerken, daß wir die vorgeworfene,
wahrſcheinlich von einem hungrigen Journaliften fommende
- Mahlzeit ehrlich verdient haben. Ob wir uns gleid)
mit dem Geleifteten auf feine Weiſe mit dem Auslande
meſſen fünnen, fo haben diefe ungarifchen Berfammlungen
bereitö viel Gutes geftiftet. ES ift der Sinn für Naturs
wiſſenſchaft geweckt und allgemeiner gemacht worden, und
808 will in einem Lande viel heißen, wo nur Jenes gen
ze
würdigt wird, was Brot gibt. Schon das ift ein gutes
Beichen für die Sache, daß die Zahl der Theilnehmer mit
jedem Jahre wähft. — An PVergnügungen hat es nicht
gefehlt, fo wie an Spireed und Bälen. Am 5, September
wurde die ganze Gefellfchaft von der Stadt eingeladen.
Weil wir bis 5 Uhr Abends Mahlzeit halten mußten, fo
fuhren wir kurz vor 6 Uhr nach den 6 Meilen entfernten
Salinaͤ der Römer in 80 Wagen ab. Bald brach die
Nacht ein und die 70 Fackeln wurden nun alle angezuͤndet,
um bei dem fihlechten Wege den Hald nicht zu brechen,
Vor der Stadt Ffamen und 6 Huffaren mit brennenden
Fackeln entgegen und führten den Zug nad) der- beleuchs
teten, diesmal fehe bewegten Stadt. Mufif, Jubel und
Böllergefrache überboten ſich wechfelfeitig — dod) von der
Neife müde legte fich bald Alles zur Nuhe, Den andern
Morgen zog die Geſellſchaft nad) den 3 Stunden entfernten
Saljgruben in Marodsllivar, Alles beeilte fich, die
unterirdifchen Wunder in Augenfchein zu nehmen, und mit
Recht; denn ald ich in den Hallen oder Kammern von _
33‘. Höhe und 10 — 15 Breite ftand, wußte ich nicht,
ob ich diefen oder den Wieliczkaer Gruben den Vorzug
einräumen fol; denn Hallein mit feinem Dürrenberg vers
ſchwindet gang bei diefer Grofartigfeit. Wir verweilten ,
4 Stunden in einer Teufe von 63° und Fehrten ziemlic)
fpät nad) Thorda zurück, wo wir die Salzbäder mehr bes
fihtigten und uns abermald (an dem Tage zum erften
Male) zur Mahlzeit festen. Diefe dauerte bis 11 Uhr
Nachts, und um fie zu verdienen, bielten wir: bis 1 Uhr
nach Mitternacht noch eine Sitzung (darüber mufte doc)
der Journalift eine wahre Freude haben) und reiften um
3 Uhr Morgens ab, um den Sitzungen des 7. Septembers
beizumohnen, welche von 7 Uhr früh bis 3 Uhr Nach—
mittagd dauerten. Auf dem glänzenden Valle, den ein
Graf Keminy und zu Ehren veranftaltete, wurden bie
fildernen Denfmünzen von der Größe eines neuen Zweis
thalerftückes an ſaͤmmtliche Mitglieder vertheilt, und jedes
ging, woher ed Fam, ich Uber Debrezin und Pefth, wo ic)
bei erfterer Stadt den Unfall hatte, umgemworfen und im
weichen Slußfande eine Strecke fortgefchleppt worden zu
fein. Doch geſchah — eine Fleine Kontufion an dem
Schlafe auögenommen — nicht viel.
XII.
Schreiben
des
Herrn Regierungspraͤſidenten v. Seckendorff an den
Landwirthſchaftlichen Verein zu Altenburg.
Gewiß erinnern Sie Sich, meine hochgeehrten Herren,
freundlich, welchen lebhaften Antheil ich an dem Vortrage
des Geheimen Regierungsraths Albrecht aus Wiesbaden
in der fünften allgemeinen Sitzung der ſiebenten Verſamm⸗
lung Deutſcher Land » und Forftwirthe über den v. Pfaffen⸗
tathfchen, den Unterricht in der Landwirthfchaft betreffenden
Antrag zu nehmen mich gedrungen fühlte, wie fehe mich
die deöfald von der dazu niedergefegten Kommiffion durch
ihren. vorgenannten Herrn Referenten gebildeten Vorſchlaͤge
anfpradyen, und wie ich mid) bereit erflärte, nad) Mögliche
feit dazu beizutragen, daß diefe Vorfchläge in meinem
ſpeziellen Vaterlande nicht unbenugt blieben. Der amts
liche Bericht Seite 171 ff. enthält das Nähere uͤber die—
fen Gegenftand, bezüglich defjen ich mic indeß leider auf
einem dem Kreife erfchöpfender Beurtheilung beimahe völlig
fremden Gebiete befinde; es eruͤbrigt mir daher etwas anderes
nicht, als, im Sinne der erwähnten Kommifjionsvorfehläge
(Seite 172 des amtlichen Berichts) die hochwichtige Ans
gelegenheit der Berathung des gechrten Altenburger Lands
wirthfchaftlihen Vereins, infonderheit zu Bildung geeigneter
Anträge bei der hohen Staatöregierung und zwar gerade
jeßt um deöwillen ganz befonderd zu empfehlen, weil viels
leicht in Folge foldyer Anträge die hohe Staatöregierung
fih) zur Vorbereitung weiterer Verhandlungen mit dem im
Laufe dieſes Winters zufammentretenden Landtage veranlaßt
fehen koͤnnte.
Infoweit hierbei von dem Unterriht im Scullehrers
feminar die Nede, dürfte fi) vor Stellung beftimmter Ans
träge an dad Gouvernement ein Einvernehmen mit_ dem
derzeitigen Direftor deffelben, Herrn Geheimen Konfiftorials
rath. Dr. Grofe, empfehlen, und würde es mir angenehm
fein, ein foldyes vermitteln, überhaupt aber an den des⸗
falfigen Berathungen des geehrten Landwirthfchaftlichen
Vereins Theil nehmen zu Fünnen.
Was insbefondere den dritten der eingangserwähnten
Vorſchlaͤge betrifft, fo dürfte vieleicht dur) Vermittelung
der verfchiedenen Landwirthfchaftlichen Vereine ded Landes —
eben jest bildet ſich wieder ein folder für den weftliden
Landestheil — und ihrer einzelnen Mitglieder unter Mitwirfung
waderer Geiftlihen und Schullehrer die Errichtung von Abends
oder Sonntagsfcdjulen auch auf dem platten Lande, als
paffendes und erſprießliches Surrrogat fuͤr die vom Geheimen
Finanzrath Pabſt in feinem umfaſſenden Vortrage (Seite 148
des amtlichen Berichts) erwähnten Ackerbauſchulen ſich uns
fhwer ermöglichen laffen, und wird nur. an irgend einem
Punfte ded Landes mit der Begründung ſolch' einer Uns
terweifungsanftalt der Anfang gemacht, dann zweifle ich aud)
nicht an der weitern Ausbreitung ſolch' heilfamer Fordes
rungsmittel rationellen Landwirthfihaftöbetriebs, zumal .bei
der vorherrfehenden Neigung unferer Grundeigenthümer auf
dem Lande zu fortfchreitender Ausbildung.
Auf eines noch erlaube ich mir fihlieglih die Auf⸗
merffamfeit zu Ienfen, nämlich auf die thunlichfte Förderung
—— pe
des Befuchs höherer Iandwirthfchaftliher Lehranftalten, ins
fonderheit zu Heranbildung inländifcher Lehrer der Lands
wirthfchaft, dur) welche dann am angemeffenften die lands
wirtbfchaftliche Unterweifung der Söhne unferer größeren und
Heineren Landwirthe in der fogenannten Sonntagss oder
Abendſchule gefördert werden koͤnnte; foldy’ eine Förderung
aber dürfte fih am leichteften und mit den mindeften
finanziellen Opfern durdy Begründung und Berleihung von
Stipendien für ſolche junge Landwirthe, welche derartige
Lehranftalten (zu Hohenheim, Eldena, Jena) befuchen wollen,
erreichen laſſen; am paffendften erfcheint in diefer Beziehung
eine bei hoher Staatsregierung zu beantragende und von
diefer im Einverftändniß mit getreuer Landſchaft zu bes
fließende Vermehrung des dem Finanzfollegium übers
wiefenen fogenannten Studien »Unterftügungs= Fonds, wels
her dermalen für junge Bauhandwerfer und Ard)iteften,
junge Medieiner, Chirurgen und Thierärzte und endlich für
junge SKünftler beftimmt ift, die Zumeifung einer neuen
Kategorie von zu unterftägenden Individuen aber feines
geringeren Umfangs halber nicht zuläßt. |
, Möchte ed Einem geehrten Landwirthfchaftlichen Verein
gefallen, diefe Jdeen feiner weitern Erwägung zu unterftellen,
* ihre Förderung ſich thunlich angelegen fein zu laffen,
Altenburg, den 5. April 1844,
A. Frhr. v. Seckendorff.
XV.
Ueber die Fortbildung unſerer heranwachſenden
andwirthe.
Aus den Protokollen des Landwirthſchaftlichen Perein⸗
zu Altenburg mitgetheilt
von
Eduard Lange
Durch vorftcehenden Brief veranlaßt, wurde bei der
legten Sommers und Herbftverfammlung des Altenburger
Landwirthfehaftlihen Vereins vorzüglich die geiftige, fittliche
und gewerbliche Bildung der heranwachfenden ländlichen
Bevölferung befprochen,
Die erfte der zu diefem Behufe aufgeftellten Fragen
lautete:
„Was koͤnnte und follte bei und für eine sellatmäße
Fortbildung der jungen Bauerburfchen gefchehen, und
würden namentlich die Landfihullehrer (vergl, Amtlichen
Bericht über die fiebente Berfammlung Deutfcher Lands
und Forftwirthe zu Altenburg S. 172) durd) eine grös
Gere Kenntniß der Naturmwiffenfchaften und der Haupts
regeln der Landwirthſchaft den Landbewohnern nod)
mehr nuͤtzen fünnen und zwar auf welche Aeife 2”
und die zweite Frage war:
„Liegen ſich vielleicht die in mehreren Städten beſtehen⸗
den Sonntags- und Abendſchulen fuͤr die erwachſene
maͤnnliche Jugend auf das platte Land mit wirklichem
Nutzen verpflanzen, und welches dürften die haupts
fächlichften Umänderungen fein, welche durch die eigens
thümlichen Verhältniffe der Landleute hierbei raͤthlich
gemacht würden ?
— vuu —
Es ſprach ſich nun zuerſt die dankbare Anerkennung
gegen den Herrn Regierungspraͤſidenten v. Seckendorff aus,
daß er uns durch das eben mitgetheilte Schreiben und die
darin enthaltenen Vorſchlaͤge Veranlaſſung und Haltpunkte
zur Verhandlung uͤber eine ſo wichtige Angelegenheit gegeben
babe, wie die Fortbildung der heranreifenden und der bes
reits thätigen landwirtbfchaftlichen Bevölferung fei. ALS
man jedoch zur nähern Beſprechung der in Vorſchlag gebrachs
ten Mittel, ald a) Stipendien für ſich heranbildende Lehrer
und andere Landwirthfchaftsfundige beim Beſuche höherer
landwirthfchaftlicher Lehranftalten, b) eine zweckmaͤßige Vor⸗
bildung’ der Fünftigen Volföfchullehrer auf dem Seminar und
ec) landwirthfchaftlihe Ortövereine zur gegenfeitigen Forts
bildung der praftifhen Landwirthe in den kleinern Bezirken
des Landes übergehen wollte, ftellte fi) heraus, daß unfer
gecehrted Mitglied, Here DOefonomicfommiffar Glaß aus
Borna, eine fchriftlihe Beantwortung der heutigen Fragen
ausgearbeitet und mitgebradyt hatte, weßhalb derfelbe um
deren fofortige Vorlefung gebeten wurde.
Sein Vorſchlag ging auf Eröffnung einer fürmlichen
Ackerbauſchuſe auf einem benadhbarten Kammergute und
fand unter den Berfammelten fo vielen Beifall, daß faft
nur der Koftenpunft dagegen geltend gemacht wurde,
Dagegen wurde erwidert, daß eine folche Anftalt bei
zahlreihem Befuhe, an dem hier nicht zu zweifeln fein
würde, ihre Koften im MWefentlichen felbft decken würde,
indem 30 Zöglinge bei 100 Thalern jährlihen Beitrags
3000 Thaler einbringen würden, Sollten aber fo viele
nicht im Inlande felbft fid) finden, fo genieße die Altens
burger Landwirthfchaft eines fo guten Nufes, daß ſich diefe
anderwaͤrts mit Leichtigkeit auffinden, und ſchwerlich der
Wunſch aller Kompetenten würde befriedigt werden fünnen,
Doch erhoben fi) noch immer von mehreren Seiten Zweis
fel, ob diefe Annahme der höchften Stelle begründet erfcheis
nen und die Koften der erften Einrichtung nicht noch al&
- 10 —
unbeſiegbares Hinderniß geltend gemacht werden würden,
Auch) glaubte man, daß eine derartige Anftalt, dem biss
herigen Bildungdgange unferer praftifchen Landwirthe gegens
tiber, eine zu durchgreifende Aenderung fein würde, um daß
erforderliche Zutrauen zu erwecken, und wünfchte daher ges
wiffermaßen ald Vorbereitungd » und Uebergangsanftalt zus
naͤchſt eine Winterfchule für junge Bauerburfchen errichtet
zu fehen, worin leßtere etwa von der Mitte November bis
zur Mitte ded März nicht allein in den Schulwiffenfchaften
weiter fortgebildet, fondern auch in diejenigen Zweige der
Naturs und Landwirthſchaftswiſſenſchaften eingeführt wers
den fünnten, die für einen verftändigen und umfichtigen
Betrieb der Landwirthfchaft vorzüglich heilfam find. So würs
den die Fünftigen Landwirthe der praftifdhen Thätigfeit nicht
entfremdet und doch zugleich vor dem Vergeſſen und Liegen⸗
laſſen des biöher in der Schule Erlernten geſichert und zum
MWeiterbauen auf-dem bisherigen Grunde in Theorie und
Prarid angeleitet werden. Dagegen machte man jedoch
von der andern Seite geltend, daß ein derartiges Surrogat
einer ordentlichen Ackerbauſchule der SKoften, die daffelbe
verurfachen werde, nicht werth und, in einer Stadt errichtet,
wegen der Gefährlidyfeit ded Stadtlebend für fünftige Landa
wirthe fogar bedenklich erfcheing, Man müfle, entgegnete
man hierauf, fid) nicht durch bloße Worte beftechen und bes
irren laffen und nicht vergeffen, daß die Sonntagsſchulen
der Handwerker, obgleich ebenfalls Surrogate genannt, doch
ſehr fegensreich für diejenigen fid) erwieſen hätten, die es
niemald würden möglich gemacht haben, eine höhere Ges
werböfchule oder eine polytechnifhe Anſtalt zu befuchen,
Auch werde der eifrige Beſuch einer foldyen Fortbildungss
anftalt den beften Beweis liefern, ob eine Aderbaufdyule
bei uns Zeitbeduͤrfniß fei oder nicht, und den beften Anhalt
für eine zweckmaͤßige Einrichtung einer foldyen gewähren,
Denn jest fei eine Adferbaufchule hier doch nur ein Ideal,
dad unferm Landmann erft mit der Zeit Vertrauen abs
gewinnen fönne, Sie fei ein Sprung in feinem Ents
— 101 —
wicfelungsgange, während die Winterfihule nur ein Forts
ſchritt oder eine Erweiterung des bisherigen Schulunterricht8
fein würde, —
Da eine völlige Vereinigung über die Zweckmaͤßigkeit
der beiden zunaͤchſt in's Auge gefaßten Bildungsanftalten
nicht herbeizuführen war, fo vereinigte man ſich endlich in
folgenden Beſchluͤſſen:
1) Es fol der hoͤchſten Stelle der Glaß'ſche Vortrag
nebft einer vom Herrn Glaß noch anzuflgenden Bes
rechnung über die wahrſcheinlichen Koften der Aus⸗
führung der darin enthaltenen Vorfchläge mit dem
Gefuh um Empfehlung diefer Angelegenheit bei dem
naͤchſten Landtage und um möglichft baldige Einrichs
tung einer derartigen Aderbaufchule vorgelegt werden.
Dafür war man ohne irgend eine Widerrede.
2) Sür den Fall, daß der fofortigen Einrichtung einer
derartigen Anftalt Hinderniffe entgegen ftehen follten,
fol um Errichtung einer oder einiger Winterfchulen
für junge Sandwirthe und zwar am beften auf dem
Lande, und nur dann, wenn fic) dafeldft hierzu feine
Süglichfeit ausmitteln laſſen follte, in einer oder
einigen Städten ded Herzogtums gebeten werden,
Der letztere Beſchluß Hatte jedoch nur 28 Stims
men für ſich, während 16 Stimmen dagegen waren, und
lediglich) nur die erfte Bitte audgefprochen fehen wollten.
Nachdem man nun über diefe zunächft an den Glaß'⸗
Then Vortrag gefnüpften Vorfchläge einig geworden war,
ging man zu den übrigen im v. Seckendorff'ſchen Schreis
ben enthaltenen und in einer darüber gepflogenen Vor⸗
berathung angenommen Anträgen über und war zunaͤchſt
allgemein damit einverftanden, der hoͤchſten Stelle das
Gefuh um Ausfegung einer Summe zu Stipendien für
ſolche junge Landwirthe vorzutragen, die ihre: bereitd mit
gutem Erfolge begonnene landwirthſchaftliche Bildung durch
— 102 —
den Befuch einer höheren Tandwirthfehaftlichen Lehranftalt
fortzuführen und zu vervollfommnen gedenfen. Doch wünfchte
man dabei nicht blos fFünftige Lehrer der Landwirthfchaft
und SKammeraliften, fondern überhaupt Areisifä Landwirthe
aller Art bedacht zu ſehen.
Nicht minder war man darüber einverftanden, daß
eine gründliche Vorbildung der fünftigen Schullehrer in den
Naturwiflenfchaften und den allgemeinen Grundlagen der
Landwirthfchaft dieſen nit allein in den Dorfichulen,
fondern auch in den Gemeinden eine fegensreichere Wirfs
famfeit fihern und eine achtungsvollere Stellung gewähren
werde, und befchloß defhalb, e dem umfichtigen Ermeffen der
höchften Stelle zur weitern Erwägung zu empfehlen, ob und
wie dem Stande der Landwirthe und der Schullehrer diefe
Bortheile zugewendet werden Fönnten, wobei man wieder
holt an die Einrichtungen des Schullchrerfeminars im Herz
zogthum Naſſau erinnerte,
Was endlich die Errichtung Fleiner Tandwirthfchafts
licher Ortövereine, deren ſchon einige beftehen, anlangt, fo
hielt man diefelbe für eine Angelegenheit des Eifers der
Bereinsglieder und anderer regfamer Landwirthe, ohne wels
hen aud) die wohlgemeinteften öffentlichen Maßregeln feinen
rechten Erfolg haben würden, und ſprach daher mehrfach)
die Hoffnung aus, mit der Zeit immer mehr folde Vereine
entftehen und gedeihen zu fehen.
‚Bei der dritten der aufgeftellten Fragen:
„Welche Sitten und Gewohnheiten gefährden vornehms
lich die Moralität und das Fortfchreiten unferer, Lands
leute, und wodurd) fünnte diefen Uebelftänden am ers
folgreichften entgegengewirft werden?“
wendete ſich die Aufmerkſamkeit der Anwefenden nicht fos
wohl auf dad, was: dem Stande der Gutsbeſitzer und ihren
Angehörigen mangelt, ald auf dad, was ihren ‚Dienfte
boten und Taglöhnern Unerfreuliches nachzufagen ift. Es
—
— 105 —
war daher wenig von den unbärtigen, kaum der Schuls
zucht entwachfenen Bauerburfhen und den zarten Bauers
töchtern die Rede, die cd alsbald auf den Tanzböden den
ältern Burfchen und Mädchen gleich zu thun fuchen und
über diefem Streben nad) Aufßerliher Geltung fo Mandyes
fortzuführen verfäumen, was ihrer Gittlichfeit und. ihrem
Fortſchreiten heilfamer fein würde, Auch wurde das häufige
und hohe Kartenfpielen der Bauern nur furg erwähnt, das
für ein geiftiges Fortfchreiten um fo fchädlicher ift, je mehr
es die Aufmerffamfeit fpannt, das Intereſſe des Augens
blicks befriedigt und von beiferer Ihätigfeit abzieht. Das
gegen fand das Lärmen der Dienftboten und der ländlichen
Sugend in den Abendftunden, befonders des Sonnabends,
aber auch an jedem andern Tage in den wärmeren Monaten
verdiente Mifbilligung, und die Gleichgiltigfeit der Gens⸗
d'armen dagegen mannichfachen Tadel, obgleih man diefe
zum Theile felbft der Abgeneigtheit derjenigen Beamten zu⸗
fhreiben wollte, denen die Beftrafung angezeigten Unfug
obliegen würde, die fich aber nicht gern mit dergleichen
Angelegenheiten behelligen lafjen möchten. Darum würden
auch die Häufer, deren Beſitzer Auflagen bei ſich duldeten,
welche doch vorzuͤglich in groͤßeren und volkreicheren Doͤr⸗
fern einen ſehr nachtheiligen Einfluß haͤtten, viel zu wenig
beaufſichtigt und gewoͤhnlich erſt dann ernſtlich in's Auge gefaßt,
wenn ihre Schaͤdlichkeit ſich bereits durch auffallende Schlechtig⸗
keiten bethaͤtigt habe. — Rechne man nun noch dazu, daß
die jetzige Jugend nicht mehr, wie ehedem, durch dad Spins
nen an praftifche Ihätigfeit und Arbeit gewöhnt werde,
indem es jest an einer nugenbringenden Beſchaͤftigung für
ſchwache Kräfte und für einige wenige Stunden des Tages
faft gänzlich fehle, daß ferner eine falfchverftandene Humas
hität dem Armen ftatt einer förperlichen Züchtigung lieber
eine Geldftrafe auferlege und ihn fo zur Bettelhaftigfeit
- und Dieberei felbft mit hindränge, fo fei es durchaus nicht
zu verwundern, wenn es trog dem beffern Schulunterricht
nicht beſſer * der aͤrmern Bevoͤlkerung ausſehe. Als
— 104 —
man nun aber nad) den etwaigen Heilmitteln fragte, wurde
1) eine nachhaltigere und verftändigere häusliche Zucht ges
wünfcht, namentlid daß die Eltern nicht mit. der Konfirmas
tion ihre Kinder. ald felbftändig betrachten und ſich felbft
überlaffen möchten, und daß die Herrfchaften ihre Dienfts
boten nicht nur ald nutzbare Arbeitsmafchinen anfehen und
fi) aller Sorge und Auffiht über deren Pebenswandel
überhoben glauben möchten, fo lange fie nur die pflichts
fhuldigen Arbeiten verrichteten. — Dann 2) wurde die Eins
führung einer gefchriebenen Gemeindeordnung und die lebens
dige Volziehung ihrer Beftimmungen durch den guten
Geift der felbftitändigen Gemeindeglieder und der durch)
diefen und die vorgefesten Behörden fraftig unterftüßten
Gemeindebeamten für fehr wünfdenswerth erachtet, und der
gute Erfolg einer ſolchen namentlid) in. der Gemeinde Bur—
ferödorf und Kaimnig wiederholt gerühmt, ferner 3. auch ein
firengeres Halten auf die Beftimmungen der Gefindeordnung
empfohlen, die in. vielen Faͤllen Mittel der Abhilfe böten,
wenn man fie nur mit Berftand und Umficht geltend
machen wolle,
Hiermit war auch fihon ein Theil der folgenden vier
ten Frage:
„Was koͤnnten und ſollten wir thun, um unſerm
Lande recht viel gute Dienftboten und gute und zus
friedene Tagelöhner zu erhalten und heran zu bilden 24
beantwortet. Denn auch bier fam man auf das gute
Beifpiel eines wohlgeordneten eignen Hausweſens, einer
verftändigen Erziehung und einer acht ländlichen Genügfams
feit ‚zurück, die mehr ald alle Befehle und Strafen, als
alle Zerftreuungen und Genüffe, Sittlidfeit und Zufriedens
heit erzeugt, Aber leider nehme die Genügfamfeit immer
mehr ab, und mit ihe ſchwinde auch die Zufriedens
heit. Vorzüglich würden aber die Dienftboten durd) hohen
Lohn und durch gute und reihlihe Nahrung nicht fels
ten. verwöhnt, fo daß ihnen das fpätere Leben als
Taglöhner, wenn fie einen eigenen Hausftand gegründet
a:
und. vielleicht‘ seine: ‚zahlreiche Familie zu ‚ernähren „hätten,
gar. traurig und. reich an ſchweren Entbehrungen vorkomme.
Auch ſcheine der Gefindelohn in der That höher zu ſtehen,
ald der. Tagelohn fuͤr verheiratete Arbeiter, und, die Be—
föftigung ‚der Erſtern dabei kaum gehörig. in, Anſchlag ge⸗
bracht zu ſein. Leider aber diene der habe Lohn dem
Gefinde auf dem Lande nur felten zur, Anſammlung eines
Nothpfennigs für fpätere, Tage, fondern werde meiſt nur zu
leihtfinnigen Vergnügungen verwandt, denen die fpätern
Entbehrungen alö finftere Nachtgeftalten gegenüber zu treten
pflegten. Als Hilfsmittel wurden hierbei außer den frühes
ten das Auögeben einfräglicher Accordarbeiten an die Tages
löhner, wobei in der Negel ſich beide Theile beffer zu ftehen
pflegten, und das lebereinfommen mit den neu zu miethens
den Dienftboten empfohlen, daß diefe ihren Lohn mit jedem
Vierteljahr fteigend ausgezahlt. befamen, daß z. B. ein
Knecht, der jährlich 36 Thaler erhalte, im erſten Vierteljahr
davon nur 4, im zweiten 8, und im dritten und vierten je
12 Thaler ausgezahlt befäme. Dadurch würden fie zugleich
u zur Ausdauer im Dienfte angehalten werdens
» Die fünfte Frage endlich
FAR die neue Gefindeordnung einen Einfluß auf die
landwirthfihaftlidhen "Dienftboten gehabt, ** zwar
welchen?“ |
J Mehrere Anweſende zu der —* rn dies
ſelbe den Trotz⸗ und die Halsſtarrigkeit ſtoͤrriſcher Dienſt⸗
‚boten gemaͤßigt und ſchon in ſofern wohlthaͤtig gewirkt Habe,
als fie das Verhaͤltniß zwiſchen Herrſchaften und‘ Dienſt—
boten feſtgeſtellt und aus dem Bereiche der bloßen Wiltkuͤr
und der Unbeftimmtheit "heraus auf einen’ fefteren‘ Boden
gerückt, babe. , Würden nur. die. Cittenzeugniffe, in ‚den Ge⸗
findebüchern gewiſſenhafter ertheilt und die fpäteren Artefte
nit „wie es ‚noch, oft geſchieht, aus. Mangel an Geſchick
in der Faſſung einer Niederſchrift, oft nur von dem vor⸗
8
= As =
bergehenden Zeugniffe abgefchrieben; würden ferner die etwa
fehlenden Seiten, welche fic) durch die Sprünge in den Seitens
zahlen leicht verrathen, als bedenfliche Zeichen nie unbeachtet
gelaffen, und überhaupt von Seiten der Betheiligten mehr
gethan, das auch zu ihrem Nutzen erlaffene Gefeg in allen
Beziehungen gewiffenhaft aufrecht zu erhalten und in Sitte
und Leben einzuführen, fo müßte fein wohlthätiger STE
noch) weit durchgreifender erfcheinen.
is —
XV.
Beantwortung J
der dem Landwirthſchaftlichen Vereine zu Altenburg in
der Verſammlung am 10. Juli 1844 —
Fragen.
Vom Oekonomie⸗Kommiſſaͤr Mich, Glaß in Borna.
Ad 1.
Je maͤchtiger in neuerer Zeit das allgemeine Streben
nach Fortbildung in allen Lebensverhaͤltniſſen und in allen
Sphaͤren der bürgerlichen Geſellſchaft ſichtbar wird, je mehr
namentlih auch das Tandwirthfchaftliche Gewerbe und. die
Landwirthſchaftswiſſenſchaft auf das Feld der materiellen
und geiftigen Speculation getrieben worden ift, deſto ges
bietender tritt das Bedürfniß hervor:
„durd eine tüchtige Vor⸗ und Nahbildung den
„Landwirth fähig zu machen, ſich und fein Gewerbe den
„Bedürfniffen und Anforderungen der Gegenwart an⸗
„upaſſen.“
! — —
Die Wichtigkeit dieſer Ausbildung iſt ſchon laͤngſt
anerkannt und: in verſchiedenen Ländern. der Verſuch zw
deren. Verwirklichung durch Litteratur, Unterrichtsanftalten
und Vereine) gemacht worden, allein- diefe drei Haupthebel
der landwirthfchaftlihen Induftrie haben demungeachtet nicht
die ganze Summe des Bedürfniſſes zu tilgen vermocht,
indem ſie mehr oder weniger der mangelnden Vorbildung
zu viel unbefannten Stoff zur Verarbeitung übergaben, oder
der vorhandenen Bildung zu wenig praftifches Clement beis .
gefelten, oder aud zu verfchisdenartige Subftanzen der
geiftigen und bürgerlihen Sphäre gleichzeitig an dem
Streben zum Ziele heil nehmen ließen.
Nicht weniger gefährlich ald der Mangel ift auch
dad Uebermaß, und defhald ift namentlich bei der Auss
und Fortbildung des ald die, fräftigfte Bafis des Staats⸗
wohles zu. befrachtenden landwirthfchaftlihen Mittelftandes
die „richtige Innehaltung der Grenze zwifchen dem Feh⸗
lenden und zu Erfegenden fowie dem Nöthigen
und Ueberflüffigen vorzugsweife ins Auge zu fallen,
und die Beobachtung des rechten Maßes Iediglid, auf die
MWirdigung der bäuerlichen Verhältniffe, Bedürfniffe, Sitten
und EN EAUEHDESIER zu ftügen, }
Die vorliegende Frage fest die Nothwendigfeit einer
Fortbildung der jungen Bauernburfchen voraus und vers
langt. nur zu wien:
was koͤnnte und follte für diefen Zweck und Ar
6 Weiſe geſchehen LEER
Der erfte Theil diefer Trage bezieht fich auf das
Material, der letzte auf die Verwendung, ‘und fragt dem⸗
nach jener nad) dem Zwecke und diefer mad) den Mitteln,
Obgleich es weder zweifelhaft ift, noch für eine übers
triebene Schmeichelei gehalten werden fannz daß der alten⸗
burgiſche Bauer unter allen feines Standes im: In = und -
6%
- 1 —
Auslande eine der erften Stellen einnimmt, fo iſt doc feine
Ausbildung in mannichfacher Beziehung eine einfeitige
geblieben und deshalb eine zeitgemäßere ein um fo
größeres Bedürfniß, je uͤberwiegender ihre Einfluß auf den
zu den rein Aderbau treibenden gehörigen Staat ift.
Die Schritte, welche. in diefer Beziehung gethan wers
den Fonnten, find auf einen doppelten Zweck zu richten,
von denen der eine die Unterlaffungsfünden der Vergangens
heit auszugleichen und der andere die Zufunft, vor gleichem
Mangel ſicher zu ftelen hat. Jener ift nichts Anderes ald
die Sorge für die Nahbildung des athmenden
und diefer nichtd Andered ald die Sorge für die Vore
bildung des fommenden Gefhlehtes, und für
beide fann und fol der Staat das Geinige thun.
Das befte Mittel, die mangelnde Vorbildung junger
Bauerburfchen durch eine tüchtige Nachbildung zu erfegen,
find die Aferbaufhulen, wie folhe in Hohenheim,
Schleißheim, Idſtein (Später in Wiesbaden), in Ellwangen
und Ochſenhauſen eingerichtet find,
Das Beduͤrfniß ded landwirthſchaftlichen Unterrichts
theilt die Lernenden in 3 Hauptflaffen und zwar:
- 4) in folhe, welche fih mit der Landwirthfchaft und
allen dazu gehörigen Wiffenfchaften fowohl praktiſch
ald theoretifch, vertraut machen wollen,
2) in folche, welche für die Ausübung des landwirths
ſchaftlichen Gewerbes ſich die erforderlichen Kenntniffe
verfchaffen wollen, ohne auf höhere wiffenfchaftliche
Bildung Anſpruch zu machen, und
3) in folche, welche fi) blos in der — des Ge⸗
werbes unterrichten wollen.
Die Erſteren gehoͤren hauptſaͤchlich den hoͤheren
Schichten der buͤrgerlichen Geſellſchaft, die Andern dem
Stande der Bauern und die Letztern der arbeitenden Klaſſe an,
— 400 —
Die vorliegende Frage beſchaͤftiget ſich lediglich mit
den Individuen der zweiten Klaſſe, und ſo heilſam auch
‚eine Vereinigung des Unterrichts, namentlich der beiden
letzteren gerade für dad Herzogthum Altenburg fein würde,
fo ift doc), namentlich um der vierten Frage nicht vorzus
greifen, deshalb nur auf diefe. Bezug zu nehmen.
| Unftreitig find die Alkerbauſchulen am geeignetſten,
den jungen Bauerſoͤhnen eine zeitgemaͤße Fortbildung zu
ertheilen, nur muß ſich der darin zu ertheilende Unterricht
ſtreng in den Grenzen des Berufs ihrer Zoͤglinge halten,
damit er weder eine mit der Einfachheit des Gewerbes
nicht im Verhaͤltniß ſtehende und das patriarchaliſche Leben
gefaͤhrdende Vielwiſſerei, noch blos eine rein praktiſche Aus⸗
bildung bewirke, fuͤr welche die Vaͤter ſelbſt in der ee
die beten Lehrer find.
Der Hauptzweck muß fi) darauf befchränfen:
3) mangelnde Schulfenntniffe zu erfeßen und vorhandene.
zu erweitern;
2) von der Praris auf die Theorie und dadurd) von dem
k Einzelnen aufs Ganze fihließen zu lernen;
3) neue Erfindungen, Verbefferungen und Verſuche ken⸗
nen zu lernen;
4) durd die Kenntniß dee Grundlehren der Theorie die
Praxis zu, unterftügen ;
5) dadurd) den Sandwirth zum felbftftändigen Denken und
Weiterbilden heran zu ziehen und
6) durch Wiffenfchaftlichfeit die fittlihe Würde des Mens
fen zu heben.
- Fragen wir, auf welche Weife diefer Zweck zu ers
teihen ift, fo kommen wir auf die Beantwortung dei
zweiten Theils der Frage, wobei ic) jedoch diejenige Nas
— 10 —
erdrterung mir vorbehalten muß, weldje in der Frage ald
‘aufgeworfenes Beiſpiel den Mittelfaß bildet‘, nach der von
mir gewählten Spaltung des Zweckes, mit der’ Vorbildung
work der Sotge für das zufünftige Geſchlecht zuſammenfällt.
Die. ‚Erreichung des obigen Zweckes feßt zwei Grund⸗
bedingungen voraus und zwar:
ER. daß die UntereichtSanftalt mit einem nicht: zu großen
und nicht zu Fleinen Gute verbunden und |
B. daß felbige, nicht in, aber in der Naͤhe einer
Stadt fei; { i ) Ind:
weil ur
ur Aa ad A.
Altes landwirthſchaftliche Wiffen ohne praftifche Eeatrfik
tion und ohne Verſuche nur Stücwerf bleiben wirde und
ad B.
c ‚Die Gelegenheit zur Zerftreuung und sum K Kennenlernen
ſtaͤdtiſcher Genüffe den längern Aufenthalt ‚in „der. Stadt
‚als unvortheilhaft, die Nähe derfelben aber, zu fihnells
möglichfter Beziehung aller Bedürfniffe als vortheilhaft era
feinen laßt.
Am geeignetften würde hierzu ein Staatögut fein,
theild um eine ftrengere und geregeltere Controle zu haben
und theils, um dadurd) eine vermittelnde Betheiligung des
Staates an dem Bildungögange des Volks zu bewerffteligen. |
Die Unterrichtögegenftände würden hauptlaͤchlich fol⸗
gende ſein: *
4) in Beziehung auf den Ackerbau;
a) Bodenfunde, |
) Düngungslehre,
4 ©) Pflanzenkunde und Oofsaumut, el
d) Landbau m u, I
— 44 —
2) in Beziehung auf die Viehzucht:
) Thier ⸗Naturgeſchichte,
) Vieharzneikunde;
9: in gewerblicher Beziehung:
Wa) techniſche Gewerböfunde,
rag b) Raturlehre, namentlich in Beziehung auf Mecha⸗
6 1 nik, und
em c) das Nöthigfte der Chemie.
"Bin allgemeiner Beziehung:
a) Arithmetif,
+2) Buchhaltung,
> 6) Münze, Maaß⸗ und Gewichtfunde,
d) Fertigung von einfachen Anfchlägen, Kontraften
und Berichten,
. e) Baufunft.
"Man wird entgegnen, daß zwar durch Einrichtung
‚einer derartigen Ackerbauſchule der beabfichtigte Zwe am
vollkommenſten erreicht werde, daß aber die Größe des Lans
des mit. den Opfern „welche diefelbe erheifht, nicht im
BR ſtehe.
Hiergegen iſt zu erwidern: daß die Staatswirthſchaft
jede halbe Maßregel moͤglichſt vermeiden und dann erſt zu
Surrogaten ſeine Zuflucht nehmen muß, wenn die Kraͤfte
des Staates dem Poſtulate nicht gewachſen find,
Allein wo wäre im ganzen deutſchen Lande noch ein
Staat zu finden, der wie das Herzogthum Altenburg eine
größere Garantie für das Gedeihen eines derartigen Ina
ſtitutes geben fünnten, da der Gros der Nation aus vors
zugsweiſe gebildeten ——— und der Hauptreichthum
des Landes lediglich in Grund und Boden beſteht, wo ſich
bei der hohen Wichtigkeit einer zeitgemäßen Fortbildung des
= —
Baucrnftanded die Hohe Landesregierung’ eben fo wenig
mit halben Mafregeln begnügen: wird, ald eine Xheils
nahmlofigfeit an der guten Sache von: Seiten des hg
habenden und ſtrebenden Bauernſtandes denlbar ft? ,
Doch felbft der klarſten und innigften ——
ſetzt die Ausfuͤhrung der Frage noch Zahlen entgegen, und
deshalb moͤge nur ein kurzer Hinblick auf die Mittel zu
einer Ackerbauſchule im Herzogthum Altenburg ‚geftattet fein.
Mit Ausnahme der früher beftandenen, ‚von. Fellenberg
in Hofwyl geſtifteten und der neuerdings. von Jorke und
Franz in Schöppenftädt und Hude in Urbig projeftirten
Ackerbauſchulen, find die Negierungen es gewefen, welde
die jest beftehenden Inſtitute diefer Art ins Leben riefen,
"und namentlich hat Württemberg, Naſſau und Baiern dafuͤr
das Meiſte gethan.
Schon daß Privaten im Stande find, eine ſolche
‚Schöpfung ind Leben zu rufen und lange Jahre mit Ers
'folg fortzufüheen, Tiefert den Beweis: daß fi) die dazu
‚gehörigen Mittel bejahlen und daß daher für die Negierung
feine Beranlaffung vorliegt: die Betheiligung an einer Sache
zurüd zu weifen, durd) welche, wenn fie unter ihren Aufpicien
ins Leben. tritt, gleichzeitig. verſchiedene an erledigt
‚werden koͤnnen.
Die verfte Frage, welche mit Bezugnahme auf das
— Altenburg unſerer Aufmerkſamkeit in Anſpruch
nimmt, iſt auf die Moͤglichkeit des Gedeihens gerichtet.
Bedenken wir, daß allein der im *
einen Reichthum von |
917 Anfpanngüteen und
1344 Handgütern
Orth Sttima! PONTE mA
EEE MEER
= =
befist, ſo kann man wohl annehmen und mit Gewißheit
vorausſetzen, daß diefe Sihe mindeſtens alljaͤhrlich
60 Söglinge
der Anſtalt juſenden. Dieſe wuͤrden ihren witeen bei
Yäprigem Eurfus à 120 hal ACER,
: 6000. Thaler "
Toften, wovon jedoch (da fie. felbige für. vleſes Jahr aus
der Koſt los werden, welche pro Kopf mit 70 Thaler ans
san if) * er
RR "3500 Doler
rt werden mögen, unbasıgubätden dr
e
" siernad), würde jeber Bögling, für, bie — einer
er Bildung nicht mehr als —6
* nm — 501 Thaler
aufguwenden. haben. —
Laͤßt ſich bei der Wohlhobenheit des Altenburgiſchen
Bauers und bei ſeiner Geneigtheit zur Erwerbung eines
hoͤheren Grades von Bildung erwarten: daß er nicht unter⸗
laſſen wird, dies geringe Kapital auf ſo hohe Zinſen bei
ſeinen Söhnen anzulegen, fo fnüpft ſich daran die zweite
Frage:
Ran mit ‚hiefen Softz und Unteres eine
Ackerbauſchule erhalten werden 2 3
Obwohl ſich mit Beſtimmtheit hoffen läßt: daß kin
ſolches Inſtitut auch Zöglinge der benachbarten Königlich
Saͤchfiſchen und Fuͤrſtlich Reußiſchen Landestheile herbei⸗
‚ziehen wuͤrde, da der Ruf der Altenburgiſchen Landwirth⸗
fi ſchaft im Auslande einen guten Klang hat, fo wollen wir
doch bei dem obigen le >
ſtehen bleiben, 0 0”
- Mi.=-
Die Verpflegung ..der 50,8 belinan wäre ‚höher
A ale im atelchen — il mit —*
3500 Thalern
anzuſchlagen „fein, ‚da, unbeſtritten der Aufwand, mit ‚ber
größern Zahl in ein progreſſiv Zunſtigeres Verhaͤltniß tritt,
Außerdem wuͤrden noͤthig ſein:
1000, ‚zlt, ‚für den, Direftor der Schule, „welcher gleich⸗
zeitig die Direftion des Gutes, die Oberaufficht
über die Zöglinge und den praktiſchen Untere
richt zu übernehmen hat.
NB. Vorjſugsweife die oben ad 1a, 1d,
4b und 4d gedachten Gegenftändez »
ar ⸗ fuͤr einen oder nach Befinden zwei Lehrer,
PN Bmuann) "welehe" den übrigen Unterricht ertheilen;
100 » für einen (nicht daſelbſt wohnenden) geſchickten
Thierarzt für, den Unterricht in der Thier⸗
heilkunde ; ——
100 ⸗ für einen Arzt in der benachbarten Stadt;
200 ⸗fuͤr die Verſuchswirthſchaft;
2
2
an TURdE
450 29 für Waͤſche, Unterhaltung der Geräthfehaften: ꝛc.;
“50 für Bücher und fonftige Untereichtögegenftände;
4100. 3 für (allgemeine ——
2500 Thlrin Summa.
Die Wirthſchaft, ſelbſt möge fie nun pachtweiſe über»
Hafen, oder für den Eigenthämer: verwaltet werden , erhält
ſich felbft, e8 würde demnadh, da Unterricht und Verpflegung
th, Die, Penfionsgelder gedeckt werden, der Negierung nur
Die Einrihtung anheimfallen.
Verbindet man, was bei der vierten‘ Stage Gertßrt
‚werden wird, mit einen folchen Aderbaufchule den Zweck
der abi auter Arbeiter mittelft einer — ſich felbft
erhaltenden — Armenſchule, und betrachtet man ein ſolches
Gut ald den geeignetften Ort, wo die aus den Straf und
Verſorgungsanſtalten Entlaſſenen Arbeit! findem und: vor dem
Ruͤckfalle «bewahrt: werden fonnen, fo duͤrfte — beſonders
wenn alle die außerdem oder bisher auf Surrogate vers
wendeten Koſten mit in An- und Abrehnungingebradht
werden — die Einrichtung einer Ackerbau⸗, Armen⸗und
Verſorgungs⸗Schule nicht nur al eine ‚der ſegensreichſten,
ſondern auch als eine der billigſten Staatsanftalten, zu bes
trachten fein.
Die weitere Ausfuͤhrung und Seganifakion, nee, der.
artigen Unterrichtsanſtalt gehört nicht hierher, und erlaube ich
mir deshalb nur noch mit wenig Worten, in Bezug auf
wie zukünftige — bisher offenbar vernachläfigte — —
bildung des Bauernſtandes zu ubemerfend U usw ©
daß die ‚gründliche Kenntniß NG und
der Grundlehren, der Landwirthſchaftswiſſenſchaft bei ‚den
Schullehrern foviel als möglic zur, Bedingung, ‚gemacht
a ‚and, deshalb, auf den Seminarien für, diefe wichtige Auf⸗
x, gabe, ‚ihrer, Wirkſamkeit die erforderliche, Boreus
3; En, nicht unterlaifen. werden. folte;
denn der erfte Unterricht bt auf den Menſchen die ‚größte
Wirfung und ift am geeignetften, ihm gleichzeitig mit dems
felben die Grundlehren des fünftigen Berufes faft fpielend
"einzuprägen, Vorurtheile auszurotten und die, Liebe für die
Pit, in dem Herzen des Jungen Weltbuͤrgers wachfen zu
laſſen zum eigenen Wohle wie zu dem des fd th
‚und Ihm Menfchheit.
Ad Frage %
Sonntags⸗ und Abendſchulen ſind als Hilfemittel
der mangelnden Volksbildung zu Betrachten und darauf bes
rechnet, die geiftige Nachhilfe ohne Einfhränfung der auf
die Arbeit zu verwendenden Zeit zu bewirfen,
Sie find vorzugsweiſe nur in- Städten antwendbar,
weil die: beſchraͤnkte Zeit nicht geſtattet, weit darnach zu
- A —
‚gehen, und ed würde deshalb, nach meinem Dafuͤrhalten,
eine Berpflanzung derfelben auf das platte Land seine fehr
unvolftändige Mafregel fein, weil bei der nothwendigen
Bufammenziehung einer Anzahl Dörfer, die oͤftere Unter
bredjung des Beſuchs De Stunden eine unauöbleiblide
Folge ſein wuͤrde.
Monte man aud) 20, Ortfchaften einem ſolchen Sonn⸗
tagsſchulenbezirke einverleiben, ſo wuͤrden allein im Kreis⸗
amtsbeuitke Altenburg
13 Schulen
pᷣthi⸗ ſein und auf jede derſelben im Durchſchnitt eine
Maſſe von 460 konfirmirten Mannsperſonen kommen.
Derartige Schulfurrogate find nur da nuͤtzlich, wo
fi) eine größere Menfchenmaffe auf einen Fleinen Raum
zufammengedrängt befindet, denn ihre Organifation beruhet
auf Benugung ber. freien Zeit zu Gunften der geiftigen
Ausbildung und kann daher weniger Segen bringen, wo
die Lernbegierde durdy die doppelte Erfhöpfung der Arbeit
und des Weges nad) der Schule beeintiachtiget wird.
Noch weniger aber würde ein perpetuirlicher Beſuch
der. Sonntagsfchulen in der Stadt dem Landvolfe erfprießs
lic, fein, ‚weil weder das längere Stadtleben feinem fünfs
‚tigen Berufe günftig, noch die angemeffene Ausfülung der
— Zwiſchenzeiten denkbar iſt.
Man uͤberlaſſe daher die Sonntagsſchulen den Städten,
wo fie. namentlich auf Lehrjungen und Gefelen den heils
famften Einfluß geäußert haben und nod) ferner bin
werden.
Ad Frage 4.
Die bei der Landwirthfchaft hauptluchlich in En.
fommenden Perfonen der ‚arbeitenden Klaſſe beſtehen:
u
— — —
— 17 —
"a) in Knechten und 'Mägden,
b) in’ Scjirrmeiftern und gefeiunn,
c) in Tageloͤhnern.
Der Mafftab für die Güte der Dienftboten liegt
in der ihnen inwohnenden Faͤhigkeit zu Verrichtung eines
Dienſtes und die Garantie ihres Betragens in der gegens
feitigen Stelung und Behandlung PARSE Hertſchaft
und Geſinde.
Es kommt daher bei ———— dieſer Frage
1) auf die Heranziehung guter Dienftboten und.
2) auf die Behandlung derfelben an. SE
Die gewöhnlihe Schule für Knechte 98 Migde il it
der Dienftz guter Wile und die erfte Herrfchaft find ihre
Rehrmeifter. Bei ihnen fommt daher auf gute Behands
lung Ale an,
Es liegt in der- gegenfeitigen Contractöverbindlichfeit,
daß der Herr von feinen Arbeitern treue Pflichterfüillung
nur erwarten fann, wenn er felbft feine Schuldigfeit gegen
diefelben erfüllt, Deshalb muß er ſich's angelegen fein
lafien, weder zu fireng noch zu nachſichtig gegen feine
Dienftboten zu verfahren, denn jenes erzeugt Unluft, dies
ſes Lauheit zum Arbeiten; ihnen nicht alle Genüffe zu
entziehen, aber aud) nicht zu viele zu geftatten, denn ers
ftered erzeugt Unzufriedenheit und diefes Liederlichfeitz mäßig
zu loben und milde zu tadeln und beides zu rechter Zeit,
denn zu viel Lob verführt zu dem Gefühle der Unentbehrs
fichfeit und zu viel Tadel bringt Ueberdruß zur Arbeit
hervor. Eine fernere Pflicht des Dienftherrn ift die pünfts
licye, weder fpätere noch frühere Bezahlung des Lohned,
denn jeder Arbeiter ift feines Lohnes gewärtig, aber vors
gegefienes Brod macht arm und mager. Uebrigens erfors
dert es die Vorfiht: auf fteigendes Lohn zu miethen und
nicht zu oft zu wechſeln.
— 18. —
Was dagegen Schirrmeiſter und Voigte anlangt, ſo
kann deren Heranziehung am Beſten auf den mit einer
Ackerbauſchule verbundenen Guͤtern erreicht werden, wo ſie
ihren Unterhalt ſelbſt verdienen, ſich die noͤthige Geſchick—
lichkeit in allen landwirthſchaftlichen Arbeiten verſchaffen und
dadurd gute brauchbare und zuverlaͤſſige Arbeiter und Tages
(öhner höheren Schlages werden Tonnen.
sc)
Hierbei fünnte vorzugsweife auf arme Kinder Nücficht
genommen „und dadurd) der doppelte Zweck einer Vers
forgungöanftalt für Arme und, einer Bildungsanftalt ‚für
- Arbeiter erreicht werden, ‚ohne dem, Staate dafür große
Ser anzufinnen,
J 2) 27 1
Inh J >
' XVI.
Reiſebemerkungen.
Vom Gutsbefitzer Hager in Saara. ou
Meine Herren !
Die auf meiner Reife durchs Königreich Baiern, Ende
September d. $., von Hof über Baireuth, Amberg, Regens⸗
burg, Landshut nach Muͤnchen und von da nach Tegernſee
und Kreuth, ſo wie auf der Ruͤckreiſe von Muͤnchen uͤber
Augsburg, Ruͤrnberg und Bamberg geſammelten Notizen
im Bereiche der Landwirthſchaft koͤnnen nur ſehr oberflaͤch⸗
lich ſein, da ich dieſe Reiſe mit der Eilpoſt und per Eiſen⸗
bahn gemacht Habe und mir deshalb wenig Zeit übrig dlich,
um mic auf den dortigen Landgütern umzufehen.
Nach dem Augenfchein zu urtheilen, ftehen die dortigen
Randwirthe in der Beftellung ihrer Felder gegen unfere Lands
wirthe nod) in mancher Beziehung zurück; mit feltener Aus⸗
nahme fand ich auf meiner ganzen Reife bei Kalfunterlage
(die faft in ganz Baiern vorherrfchend ift) und bei 4 bis 7
Zoll Ackerkrume nur 4 Fürchen haltende Beete, einen ſchwer⸗
- fäligen Stockpflug und Eggen mit eiſernen ruͤckſtehenden
Zinken. Zur Fuͤhrung hatten dieſe 2 mit Eiſen beſchlagene
Rüͤſtern, die zugleich die Stelle unſerer Eggeſchlitten vertreten,
Die Erntewagen um die Hälfte länger als die unfrigen,
mit niedrigen Rädern und ganz geraden Leiterbäumen, baren
gang ohne Kettenzeug, Das Befden der Felder beforgt
das weibliche Geflecht. ' Das MWintergetreide vwoirb faſt
durchgehendd mit der Blattfihel gefchnitten und fo hohe
Stoppeln gelaffen, daß ein nochmaliges Hauen, um Einftreu
zu erhalten, folgen muß. — Die Bauernhöfe beftehen, mit
Ausnahme der Gebirgägegenden, wo ein Gebäude den gans
zen Hof bildet, aus 3 bis 4 Gebäuden, wovon der größte
Theil mit Stroh) oder Schindeln gededt ift. _ Die Scheunen
mit hölzernen Tennen find, im Verhältniß der andern Ges
bäude, flein. Der Lärmen, den das Drefchen auf diefen
Tennen verurfacht, da in. der Negel 8 zufammen drefchen,
ift entfeglih. Männer und Frauen verrichten diefe Arbeit
und drefchen, wie ſie mir ſagten, täglich) nur 4 Schock.
Die Drefchflegel, den dritten Iheil fürzer ald die unfrigen,
find mit eifernen Kappen verfehen, Die dreisinfigen Streus
gabeln, beſtehen aus 3 Stuͤcken, naͤmlich aus dem Gabel⸗
fliel mit einer Zinke und aus den beiden aͤußern Zinken,
welche mit Schrauben an den Gabelſtiel befeſtigt find,
Die Spigen der, Zinfen ſind mit, Eifenbled) beſchlagen.
Sie ſi find‘ dauerhafter als unſere Streugabeln und zur Rach⸗
abmung zu empfehlen. Getreidereinigungsmafc)inen waren
aud) dort, wie hier, in den Höfen anzutreffen. .- Der, Mift
lag in vielen Höfen. zu einem. hohen Haufen aufgefchichtet
und zwar größtentheild da, wo Schwarzholznadeln zur Ein⸗
ſtreu verwendet worden. Zur Beſtellung der Felder haben
die Baiern einen leichten Schlag Pferde, hier und da auf)
Ochſen, ſelten Kuͤhe. Ein einzelner im Felde ſtehender
Bauernhof wird eine Einoͤde genannt. Ein Paar zuſammen⸗
legende Hoͤfe heißen ein Weiler. Erſt mehrere zuſammen
ſtehende Hoͤfe und Haͤuſer bilden ein Dorf, Von Rind⸗
viehracen ſah id) auf den. Ritterguͤtern den Egerlaͤnder
Schlag bei Hof, den Tiroler bei Tegernfee,, den Argauer,
Allgauer und Anſpacher Schlag bei Muͤnchen und. Augs⸗
burg. Die Bauern haben gemifchtes Vieh. Die Schafe,
die, ‚Ih fah, waren ſehr groß, mit rothen Mäulern vers
fehen und. mit langer grober Wolle bedeckt, ‚Die Schweine,
xoth und, weiß gezeichnet, find ein kurzer Schlag, werden
— DER —
aber wegen ihres fchmadhaften Fleiſches allen andern
Schweineracen dort vorgezogen.
Die Dreifelderwirthfehaft ift, wie in unferm Lande,
noch vorherrſchend. Ausnahmen davon machen die Gegenden
bei Nürnberg, Erlangen und Bamberg, wo der Gemüfebau
großartig betrieben wird, und. die. Gebirgswirthfchaften bei
Tegernfee, die eine ganz andere Tendenz ald das Dreifelders
foftem haben. Hier ift nicht der Getreidebau die Haupt
ſache, fondern die Viehzucht, welche den einzigen Erwerbs⸗
zweig der dortigen Bauern bildet. Nur ein Gebäude bildet
den Hof, In diefem wohnt an der einen Giebelfeite die
Familie, dann kommt der Kuhſtall, dann die Schweine
ftälle und dann der Pferdeftall. Ueber diefen Staͤllen eine
Treppe hoch am andern Giebel ift die Scheune, in weldyer
freilich ‚nur wenig Getre’de, defto mehr aber Hew und
Grummet aufbewahrt wird, Um in die Scheunen fahren zu
fönnen, ift an der Gibelfeite eine Auffahrt angebracht. Das
Gebäude ift ganz nach. Schweizer Art gebauet und mit
Ausnahme der mit Mauern umgebenen Stäle faft ganz
von Holz. Um das ganze Gebäude Kauft, ein Stockwerk
hoch, eine Gallerie, die durch dad Dach, welches 3 Ellen
Vorſprung bat, vor Regen geſchuͤtzt iſt. Das ganz flache
Schindeldach ift, um es vor den dort häufigen Stürmen
zu ſchuͤtzen, mit Bretern belegt, worauf eine Menge zentners
fhwere Steine. liegen. Die Grundftüde find alle einge
zäunt und liegen um den Hof herum, Sie bilden größten»
theild eine Wiefenflähe, da der dortige Landmann alle
Sabre nur foviel Wieſe aufreißt, ftarft düngt und mit
Sommerweizen beftellt, als er und feine Familie hiervon
zum Lebensbedarf braucht. Diefed Getreide wird hinter der
Sichel her gleich aufgebunden und auf eine Art Kleereuter
gelegt, damit es nicht auswächft und erft nach drei
Wochen eingefahren. Iſt es abgeerntet, fo bleibt das Feld
— zu Wieſe liegen und verraſet as weitere
— Mi —
Nachhilfe in einem Jahre, da die vielen feuchten Nebel
dort den Graswuchs außerordentlich beguͤnſtigen. Da außer
dem wenigen zu düngenden Felde - den übrigen Mift die
Wieſen erhalten, fo ftehen diefe deshalb in Hoher, Kultur,
Die Wiefen werden nur im Herbft nad) der Grummeternte
mit dem Rindvieh beweidet, welches den ganzen Sommer
über fein. Futter auf den dortigen Bergen (Almen) fuchen
muß und diefes auch reichlih findet. Hier ift für die
Ninder ein Sommerftall vorgerichtet und der Senner, der
dien Aufficht über diefelben, das Melfen, Butter» und
Käfebereiten (nad Schweizer Art) Hat, wohnt mit feinen
Gehilfen dicht daran in feiner Sennerhütte.
Erbauet auch Baiern in Verhältniß feines Flaͤchen⸗
gehaltes gegen unſer Herzogthum ſehr wenig Getreide,
und iſt es auch in der Feldbeſtellung noch zuruͤck, ſo iſt
ſeinen Bewohnern doch nicht abzuſtreiten, daß ſie in andern
Faͤchern uns voraus ſind. Dahin gehoͤrt die Kunſt der Bier⸗
Brauerei, in einigen Gegenden der Hopfen⸗ und Tabaksbau,
ſo wie der großartige Gemuͤſebau bei Bamberg und Nuͤrn⸗
berg. Der Spargel wird von da bis nad) Wien, der
Meerrettig bis Amerifa verſchickt und von Gemuͤſeſaͤmereien
beziehen wie ja ſelbſt viel aus jener Gegend,
Ueber die Verhandlungen der Landwirthe in München
wird Ihnen, meine Herren, ein anderer Berichterftatter
erzählen,
}
ZUR
XVI.
Diecker's Regeln der Obſtbaumzucht.
Zwar hat es ſich dieſe Zeitſchriſt nicht zur Aufgabe
geſtellt, Recenſionen über erſchienene Schriften abzugeben,
allein warum ſoll dies nichts deſto weniger geſchehen, wenn
zumal der Recenſent nicht ſowohl fuͤr einen oͤffentlichen An⸗
klaͤger, ſondern vielmehr fuͤr einen anerkennenden Beurtheiler
angeſehen ſein will? Dieſe Stellung nimmt gewiß jeder
billig Denkende gern ein; und dieſe Stellung wuͤrde Jeder
einnehmen, wenn er feine Anſichten von dem „Kommenzs
tar über die gewöhnlihen Regeln der Obfts
baumzudht von Herb, Rud. Diecker“ (bei Fried⸗
rich Ehrlich in Prag) abzugeben hätte. Das Buch, würde
er fagen, ift für den einfachen Mann „leicht faßlich“
gefchrieben, enthält viel „Gutes“ und „Erprobtes“,
iſt „kurz“ und „wohlfeil“ und wurde nicht, wie uns
zählige andere, als elftes aus zehn frühern zuſammen⸗
gefchrieben, fondern ift ganz eigentlih von der Erfahrung
dietiet worden. Freilich werden darin manche alte Regeln
ald unbegründet befeitigt, aber ift dies nicht eben ein fehr
ſchaͤtzenswerther Vorzug, der nur durch ruhige Beobachtung
und gründliche Forſchung zu erreichen war? Sollen denn
immerfort fchlecht bewurzelte Bäume aus dürftigem Boden
den Fräftigften - und wuchöhafteften aus gutem Lande, vors
gezogen werden, bloß weil eine alte Bauernregel fagt, die
— 420 —
anzupflanzenden Baͤume muͤßten auf geringem Untergrunde
erwachſen ſein? Sollen immer wieder die ſtarkmachenden
Nebenzweige von dem geradeauf gehenden Hauptſchoß
weggebrochen und mit ihren Blaͤttern dem Baume ſeine
Athmungswerkzeuge abgeriſſen werden, damit er ja als ein
kraͤnkelnder Schwaͤchling recht ſchlank in die Hoͤhe ſpindele?
Sollen immer noch beim Okuliren die Augen vom unters
liegenden Holz losgedruͤckt, dabei häufig im Innern verlegt
und damit die ganze Ofulation in ihrem Erfolg vereitelt
werden? Sollen noch ferner die ſchon veredelten Bäume,
wie died die auf Koften der baierfchen Regierung gedruckte
nzabelle der Obſtbaumzucht““ (München 1829) anempfichlt,
noch einmal in der Edelfchule fortgepflanzt und dadurch
die Arbeit vermehrt, dad Wachsthum gefchwächt und eine
Sortenverwechfelung leichter möglich gemacht werden ? "Alle
diefe Irrthuͤmer wird Jeder leicht umgehen, fobald er fi)
nur von Diecker's Kommentar rathen laffen will, der jene
Münchner Tabelle gleichſam ald Ueberfchrift vor den behan⸗
beiten Paragraphen abdrucft und da, wo fie Richtiges lehrt,
daſſelbe durch mehrfache Erfahrungen beftätigt und befräftigt,
da aber, wo jene irrt, mit einer auf Verſuche geftügten
gründlichen Zurechtweifung das Fehlerhafte befämpft. Doch
ed wuͤrde fehr viel. Raum fordern, follten alle von Dierfer
nachgewiefenen Fehler bei der Obftbaumzucht nur ganz kurz
aufgezählt, und all das von ihm anempfohlene Neue‘ nad)
feiner Zwecfmäßigfeit gerecht gewürdigt werden, Der Res
cenfent darf wenigftend verfichern, daß er dad Dieckerſche
Werkchen wiederholt und mit. wahrer Befriedigung geleſen
bat, weil es ihm Vieles Flar machte und beftätigte, "was
er felbft durch zwanzigjährige praftifche Baumzucht in Er⸗
fahrung gebracht Hatte, Nur nahm ed ihn Wunder, beim
Aufplatten (beim Kopuliren mit ungleihem Neiß nad)
Diecker) und beim Befeftigen der Schale als Dede über
dem Dfulirauge nirgends der mit Baumwachs beftrichenen
— 15 —
Papierftreifchen, durch welche alles Lockern der Verbände,
alles Stören und Beſchaͤdigen des Edelreißes oder Edel:
auges umgangen wird, gehörige Erwähnung getan zu
ſehen. Möge Here Diedfer noch viel Freude an feinen
Pfleglingen erleben, und möge er uns vielleicht bald Ges
legenheit geben, eine in gleicher Weiſe praftifhe Schrift
über die böhmifchen und öfterreichifchen Obſtſorten zu
beurtheifen !
Robert Lange,
aur Zeit Secretär der pomologifchen Gefellfchaft.
xVm.
Ueber den Abſatz
unferer
londwirtbfchaftlichen Erzeugniſſe.
Die Bewohner des Altenburger Kreiſes muͤſſen ſich
vorzuͤglich durch das, was ſie an landwirthſchaftlichen Ers
zeugniſſen uͤber ihren eigenen Geſammtbedarf gewinnen,
die Mittel verſchaffen um damit ihren Bedarf an Zucker
und Kaffee, ran Baumwolle und Seidenwaaren und übers
haupt an ausländifchen Erzeugnifien fortdauernd bes
zahlen zu koͤnnen. Denn die meiften Gewerbtreibenden
— 18 —
deſſelben arbeiten nicht für das entfernte Ausland, ſon⸗
dern für den innern ‚Bedarf Äbre Ortes und. (ap
Umgebung. N
Den größten Ueberſchuß gewährt das Getreide und '
namentlich) der Noggen. Denn der Weizenbau ift im Gans
zen nur unbedeutend, und von der Gerfte nehmen die zum
Theil jet fehr ſchwunghaft betriebenen Bierbrauereien der
Stadt Altenburg und ihrer Umgegend nicht wenig in Unfpruch,
obgleich) noch immer eine beträchtliche Quantität derfelben
nach Often, Stöoften und Süden bin ausgeführt werden
mag. Dahin geht auch Hafer, welcher bisweilen feldft
auch nach Norden hin Abfas findet. Der Roggenübers
ſchuß aber, fehiebt fich faft ohne Ausnahme nad) Süden
und Südoften hin vorwärts, fo daß der Altenburger Ges
treidemarft faft nur von den nahen und fernen Dorffchaften
in Weften, Nordweſten und Norden der Stadt bis jenfeit
der Landeögrenze her mit Roggen verfehen wird, während
. alle Südlich und öftlich davor liegende Ortfhäften ihr Korn
gleih daheim an Haͤndler zu verkaufen pflegen, die daſſelbe
nad) Zwickau, Glauchau, Waldenburg, Penig ꝛc. verführen,
Dahin wird auch nicht allein viel-in Altenburg felbft aufs
gefauftes Korn, fondern bisweilen: auch bereits gebadenes
Brot gefchafft, fowie auch vom Ronneburger Marfte nicht
wenig Getreide nach Crimmitfhau, Werdau und Zwidau
verführt wird. So fommt es, daß felbft Modern, Bur⸗
kersdorf, Kürbis, Cosma x. ihr Korn: gewöhnlich nicht
auf den Altenburger Marft bringen, fondern ſogleich das
heim an Händler verfaufen, welche daſſelbe nad) Süden
hin ausführen. !
Die Oelfruchte diehen ſich meiſt nach ben stöfern
Sefmißten ander Mulde und Elfter, ſo "weit fie nicht
von den kleinern Delmühlen des —* in —*
genommen werden. h
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Das Maftvich deckt im Wefentlichen ungefähr den
Fleifchbedarf des Kreifes felbft und geht ſelten in größere
Entfernungen. Daſſelbe gilt auch vom Zuchtvich, jedoch)
mit Ausnahme der jungen Schweine, von denen jährlich
eine ſehr große Anzahl nad dem Erzgebirge und Voigt—
lande und felöft nach dem mordöftlichen Baiern ausge—
führt werden, wozu noch fehr viel polnifche oder doch dem
nordöftfihen Deutfchland entftammende junge Schweine
fommen, welche diefelbe Richtung einfehlagen oder doch die
Lücken auszufüllen haben, welche durch die Ausfuhr dahin
entftanden find,
Eine ganz andere Richtung nimmt der Vertrieb von
Butter und Käfe, deren Ueberfchuß fi) weniger dem Süden
und ‚Südoften als dem Norden und Nordoften zuwen⸗
det, fo daß die Butter aus Knau, Treben, Serbitz
und Gerftenberg ſchon Häufig nach Leipzig hinabgefchafft
wird, deſſen Anziehungsfraft dafür felbft bis Pölzig
binaufreicht,
Der mit der Schaafzuht noch immer im Abnehmen
begriffene Wollertrag findet feinen hauptfählichften Abſatz⸗
marft in Leipzig, dem auch ein Theil des Bieres zus
geht, welches in Altenburg, Ehrenberg ꝛc. gebraut wird,
Doch geht Ehrenberger Bier auch nad) Glauchau und
Waldenburg. |
Obſt, befonderd Kirfchen und Birnen, und Gemüfe,
ald Salat, Gurfen, Zwiebeln und Sellerie haben ihren Zug
nah Süden und Südoften; Kalf dagegen mehr nad)
Norden. Bruchſteine und Braunfohle gehen von ihren
Fundorten nach allen Seiten bin, foweit die Transports
foften und die -Concurrenz ihre Ausfuhr geftatten. Das
gegen ift die Einfuhr von GSteinfohlen und, Kof von
Zwickau her noch immer im Zunehmen begriffen. Sollte
Jemand diefe flüchtigen, den Verhandlungen ded lands
— 1383 —
wiethfchaftlichen Vereins entnommenen Notizen zu be⸗
richtigen „oder zu. vervollftändigen geneigt fein, fo wuͤr⸗
den wie diefes mit um fo größerer Danfbarfeit aners
Fennen, ‚je mehr und daran liegt, die dermaligen Vers
Fehröverhältniffe feftzuftellen, um nad) Vollendung der
Sähfid) = Baierfchen Eifenbahn den Einfluß beurtheilen
zu koͤnnen, welchen diefe etwa auf deren Umänderung
ausüben dürfte,
Ed. Zange,
Secretär des Iandwirthfchaftlihen Vereins.
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Höchfter Barometerftand den 1. Mai = 27" 11,8% Mittler Barometerfiand — 27 6,9'*.
Tieffter Barometerftand den 25. Juni = 277 2,0%. MWärmfter Tag den 25. Juni = + 24,P.
» Erklärungen der Abkürzungen: tr, trübe, nik, wolkig, Reg. Negen, nebl, nebelig, Gew, dv, w. Gewitter von weiten, ©. * S. Eid, =. Welt, N Nord,
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Metenrologifche Tabelle auf die Monate: Juli, Anguſt, September, LSA, von W. Bechſtein.
Erklärungen der Abkürzungen:
te, trübe, wik. wolfig, Reg. Negen, Gew, Gewitter, G. v. w, Gewitter von Welten O. 5 S. Sid, W. Weſt, N, Nord,
[eo] ” * *
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14 |: 28 |, 105 Reg. ©. = 28 135 Reg. ®. 14 |- 42 120 hie ©. |= 35 15,5 wi. ©. "14 |- 96 95 tt ©. — — he
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19 |= 42 95 tr. M. = 40 13,0 |\wiE. ©. 19 |= 45 85 Ir. ®. |: 4 | 95 |Rg. SW. | 19 |- 65 | 10 u ®. = 62 13,0 |Reg. W
a |: 62 | 105 _wif ©. = 6,8 125 |wiE. ®. 20 = 48 85 It. ®. = 50 13,0 wit. @. 20 |= 60 10,25 |. N. ©. : 62 11,0 wit. ©
21 = 90 100 ir. W. = E05 12,5 |tr. ®. 21 |= 40 10,75 1.©% |- 40 | 125 Re. ©. 21|- 74 50 ir. N. D©. - 80 5 m
22 |- 92 85 N —I 135 \wif. W. 22 |= 48 | 100 mil. ©. - 50 14,0 |wiE. N. — —— 80 itr. N. ©. 2ER 37 100 |. N. 9
3|- 74 | 720 hen = 68 16,5 \wiE. N. 23,|= 55 11,25 \wif. ©. = 52 | 165 wi. ®. 23-54 | 70. MD. = 44 10,25 wie. N.D. ©.0.m
241 |= 66 | 12,0 mik W. = 61 | 170 ne.®. |2%4)- 5 | 140 beS.M. |- 40 | 205 heieS.n. |24|- 48 90 nik. ©. = 55 | 125 v9. D.
135 1|= 58 | 105 _|te ®. = 61 145 EN. 125|=- 57 12,9 \helle ©. = 60 140 |. ©. 35 |- 80 0 NW |=- 85 1025 It. ©. ©
136 = 65 | 130 bie. |=- 64 16,0 wii. © ©. | 26|- 67 100 vE©& |; 6 | 130 | ®. 26 |= 102 725 belle ©. ©. |- 102 | 10% weND
127 |= 65 | 120 |Rog.®. |- 70 | 150 ik ®. D7alE6r 7ER. |= 65 12,5 wit. ®. "27 |= 10,3 95 bieS. |=- 97 13,0 helle N.
25|- 81 | 10,75 wii. ®. - 81 135 wit. ®. 28127 77,0 EPIE = 70 15 weE®W. 138): 85 | 75 Ihele © :» 76 14,5 helle ©.
2 : 72 | 10 ©. ®. = 60 130 Reg. ®. 29 |» 78 90 tr. W. - 78 | 110 wii @. 291: 59 9,75 |helle © : 52 122,25 tr. ©. ®.
30 |= 50 | 100 wii. ®. = 46 110 tr. ©. ®. 30 |= 83 | 95 wiE W. = 5 | Böhm. |30|- 80 DD r®. |+ 92 Hm WB
BSnr23E EIER STB 135 wi. ®. 31 |= 100 90 we. [= 10,7 140 weN. 3
Höchfter Barometerftand den A. Septbr, = 27” 41,7, Mittler Barometerftand — 27 6,25.
Tiefſter Barometerftand den 15. Aug, = 97" 0,8% Waͤrmſter Tag den 8. u, 9. Sepibr. = * 214,0.
— 1 —
XIX.
Das. Stiftungsfeit des Kunft: und
Handwerfsvereins,
den 4 Februar 1845,
Zur Feier des 28. Stiftungstages unfered Kunft> und
Handwerfövereind verfammelten fi den 4. Februar 1845
Nachmittag gegen 2 Uhr ungefähre 50 Iheilnehmer im
Logenhaufe und betrachteten zunächft eine Fleine, hierzu vers
“anftaltete Ausftellung von Kunſt- und Induftries
gegenftänden. Wir nennen von diefen außer einigen
Gemälden des Furz darauf geftorbenen Blumenmalers Burk⸗
hardt und Anderer vorzüglich ein Sortiment Porzellanwaaren:
aus der neu errichteten Fabrik des ruͤhmlich thätigen Herrn
Eckart in Cahla und einen gut gearbeiteten Kleiderfchranf
des Tifchlermeifterd Hammer bier;
Die Hoffnung, daß unfer Durchlauchtigſter Protector
unferer Feftfigung die Ehre Seiner Anwefenheit gönnen
werde, wurde durch eine ploͤtzlich eingetretene Unpäßlichfeit
Sr, Hoheit vernichtet. Dagegen erfreute Se. Excellenz der
Here Geheime Rath und Minifter Edler v. Braun den
F Berein auch diefes Mal dur) feine ftets dankbar anerfannte
Theilnahme.
Die Feier ſelbſt war ganz wie in den letzten Jahren.
Der Herr Steuerrath Meißner eröffnete ald Director die,
Berfommlung um 2 Uhr mit einigen einleitenden
Worten, ‚Dann lad der Unterzeichnete ald Vereins»
Seeretaie den Bericht über das eben befhloffene
Bereinsjahr vor, Hierauf erftattete der Vicedirector
VII. 10
— 10 —
des Vereins, Herr Regierungss und Confiftorialrath Dr.
Back, ald Secretair des Directoriums der Kunft» und
Handwerföfhule über die verwandten inländis
fhen Gewerbfhulen und Gewerbvereine auß
den von diefen eingefandten ſchriftlichen oder "gedruckten
Mittheilungen in freiem Vortrage und mit Vorbehalt bes
fonderer fchriftlicher Bearbeitung Bericht, und endlid las
der Unterzeichnete noch feinen Bericht vor über, dad 20,
Jahr der hieſigen Kunfte und Handwerföfhule,
worauf dann der Herr. Director die Feftfisung mit einigen
Worten des Danfes an die Verfammelten fchloß.
Die Nachfeier auf dem Schügenhaufe begann nad)
4 Uhr mit einem einfachen Feftmahle und ſchloß mit
einem Balle, welcher gegen 8 Uhr feinen Anfang nahm,
Am Feftmahle, welches Se. Excellenz der Here Geheime
Rath v. Braun mit feiner Theilnahme beehrte, nahmen im
Ganzen ungefähre 200 Mitglieder und Angehörige derfelben
heil, Das, Lebehoch, welches der Vorfisende, Herr Res
gierungsrath Dr. Bad, unferem Durchlauchtigſten Protector
mit Hindeutung auf die vielen Wohlthaten, welche der
bürgerfreundliche Fürft im legten Jahre unferer Stadt ers
wiefen, darbrachte, fand eben fo wie die wohlwollenden
und ernften Worte, welche darauf Se. Excellenz Here Ges
heime Rath v. Braun den Berfammelten vornehmlich in
Bezug auf die neu errichtete Vorſchußkaſſe and Herz legte,
und wie die Aufforderung des Kaufmanns Beffer jun. zu
einer Geldfammlung für den nach Unabhängigfeit von der
römifchen Hierarchie ftrebenden Katholifen Ronge und für
die neu errichtete deutfch > Fatholifche Gemeinde zu Schneide—
mühl lauten Beifall, und ed kamen fofort mit Einfluß
einiger, noch diefen Abend nachträglich beigefügter Beiträge
20 Thlr. 26 Nor. für Johannes Nonge und 18 Thlr.
8 Nor. für die deutfchsFatholifche Gemeinde zu Schneider
mühl zufammen, fo wie auch bereits größtentheild bei der
Feftfigung felöft in einer Hierzu ausgeftellten Büchfe 12 Thlr.
für die Errichtung eined Vereinshaufes eingefommen waren,
- a —
Bei dem hierauf folgenden Feftballe freute man ſich,
den Saal dies Mal nicht überfüllt und faft ganz frei von
unbefugten Theilnehmern zu fehen, und erfannte darin theils
eine Folge der beftimmteren Grundfäge, welche der Verein
dies Mal über die Zuläffigfeit von Nichtmitgliedern aufs
geftellt hatte, theil® der zweckmaͤßigeren Anordnungen von
Seiten der für deren Aufrechterhaltung ernannten Fefts
commiffion,
Ed. Lange,
Seeretair des Kunft- und Handwerksvereins.
XX.
Bericht
uͤber
das 27. Jahr des Kunſt- und Handwerksvereins,
erſtattet
am Stiftungsfeſte deſſelben,
den 4. Februar 1845,
von
deſſen Secretair Eduard Lange.
Nicht blos den einzelnen Menſchen, ſondern auch
ihren Geſellſchaften und Vereinen iſt das Loos gefallen,
auch bei dem redlichſten Streben doch ſtets hinter dem
Biele der Vollkommenheit zurück zu bleiben. Gleich dem
Regenbogen ruͤckt das Ziel bei unferer Annäherung immer
weiter. — Dafuͤr liefert auch das heute fihließende 27, Jahr
unfered SKunft = und Handwerfsvereind manchen Beleg.
10*
- 112 -—
Troß dem freiwilligen Abgang zweier *) und troß dem
Rode von 5**) inländifchen Mitgliedern nahm die Zahl
derfelben doc) durch den Beitritt von 17° neuen Mits
gliedern ***) abermald um 10 zu; aber noch gibt es in
unferer Stadt und in unferem Lande gar viele wackere
Gewerbtreibende und Gefchäftsleute und ganz befonders viele
meift jüngere Staatödiener, welde ſich nicht entfchließen
mögen, demfelben ihre Iheilnahme und Unterftügung zuzus
wenden. Seine 12 Monatsverfammlungen wurden, mit
wenigen Ausnahmen, ziemlich zahlreich befucht; aber was
find durchfchnittlich 22 Anwefende bei einem Vereine, welcher
in der Stadt Altenburg allein 160 Mitglieder beſitzt!
Mancher achtbare Bürger fprach in den Verfammlungen
feine Anfichten und Erfahrungen frei und ohne Rückhalt
aus; aber wie viele Andere mochten damit zurückhalten, weil
fie in befcheidener Eitelfeit nur mit etwas ganz Abfonders
lihem hervortreten zu dürfen meinten! Mancher deutfche
Gewerbverein und namentlich auch der neu gegründete In⸗
duftries und Gewerbverein in Fürth und der Verein für
Handel und Gewerbe in Potödam trat mit und in Vers
bindung, während andere ihren biöherigen Verfehr mit und
fortfesten und und durch ihre gedruckten Verhandlungen
erfreuten, aber weit größer ift doc) die Zahl derjenigen,
welche nichts von uns wifjen, oder welche die Spärlichfeit -
unferer Mittheilungen lau und. gleichgiltig gemacht haben
*) 1) Apotheker Henny in Lucka und 2, Porzellanmaler Trü⸗
biger bier, .
**) 1) Oberfteuerbuchhalter Meier, 2) Eomptoirift Rohn, 3) Prise
vatlehrer Stahn und 4 Stadtridter Uhlig, hier, und 5) Raths⸗
maurermeifter Lux in Ronneburg, *
***) ]) Kaufmann Beſſer jun., 2) Zapezirer Blau, 3) Kaufmann
Dörftling,, 4) Tiſchlermſtr. Göge, 5) Drechslermſtr. Heinke, 6) Seifen
fiedermftr. Müller, 7) Sattler Müller, 8) Knabenfhullehrer Müller,
9) Leinwebermftr. Müller, 10) Gaftwirth Raufhenbah zum Grün=
thal, 11) Dekonom Rauſchenbach, 12) Buchbindermftr. Reuter jun.,
13) Klempnermftr, Schiffmann, 14) Kaufmann Karl Shlippe, 15)
Architekt Sprenger, 16) Architekt Wagenbreth, ſämmtlich in Alten-
burg, und 17) Holzſchneider Gleitsmann in Langenleuba-Niederhain,
— 15 —
dürfte. Eben fo loder ift auch dad Band, welches uns
fere auswärtigen Mitglieder an unfern Verein knuͤpft,
von denen und faft nur das jüngfte derfelben, Herr Pros
feffor Haindl in Münden, durdy ein Zeichen feiner Theil
nahme erfreut bat,
Das follen aber durchaus nur Thatfachen, nicht Vors
wuͤrfe fein, die ja überhaupt uns und unfre Thätigfeit
zuerft und am meiften treffen würden. Denn wie wir von
den Geiftlichen in die Kirchen gezogen, und von den Büchern,
in die wir unfere Blicke werfen, feftgehalten zu werden
wuͤnſchen, fo muͤſſen wir auch felbft durch die Wichtigfeit
unferer Verhandlungen anzuziehen und durd) ‚deren Gehalt
und Erfolg die Theilnahme feftzuhalten fuchen. Die Schuͤch⸗
ternen fol unfere wohlwollende Aufmerffamfeit ermuthigen
und die Gleichgiltigen fol unſer ungeheucheltes Intereffe mit
Ernft und Achtung gegen die Wichtigfeit ihres Berufes ers
füllen. Und wenn die Rocerheit und Zerfallenheit der Zeit
dad ehrenwerthe Bürgertfum angreift, wenn die Leichte
fertigfeit und Genußſucht unferer modernen Gefelligfeit feine
Grundpfeiler unterwühlt, wenn die unbeholfene Starrheit
an den lofen Trümmern der Vergangenheit thöricht fefthält
und in diefen einen fichern Hafen gegen die heranftürmens
den Wogen der Neuzeit zu befiken wähntz. wenn endlich
der veränderungsfüchtige Leichtfinn den feften Boden. des
beftehenden Rechts aufgeben und ſich forglo8 in den träumes
riſchen Wolfengebilden unverftandener Ideale wiegen will,
die der Hauch der Winde an einem Tage zufammenführt
und zerſtreut: dann follen fihlichter Gemeinfinn und ftiller
Gewerbfleiß, zeitgemaͤßes Fortfchreiten und vorfichtige Bes
bhutfamfeit ihren Kraft⸗, und Mittelpunkt vor Allem in einem
Vereine finden, der, allen diefen Zwecken zugleich gewidmet,
in. der Zahl und Verſchiedenartigkeit feiner Mitglieder für
fie allefammt Mittel und Kräfte befist. Vereinigen wir
nur wahrhaft unfere Kräfte, dann werden wir weder ſchwach,
noch arm fein, und das öffentliche Vertrauen. wird uns
ftügen und tragen, fobald wir und nur feldft zu vertrauen
— ie —
wagen. MWir dürfen und der fortdauernden Huld unferes
erhabenen Protectord und Seines ganzen Herzogl. Haufes
rühmenz und. fehlt nicht das ſchaͤtzbare Wohlwollen Seiner
Raͤthe und die ermunternde Unterftüßung der öffentlichen
Behörden, welche ſich aud in diefem Jahre nicht allein
durch die gewöhnlichen Beiträge zu unferer Kaffe, fondern
auch durch einige werthvolle Gaben für unfere Bibliothek *)
bethätigt haben. Eine bedeutende Anzahl junger Bürger
und Gefchäftdmänner hat fi) uns in den 3 legten Jahren
angefhloffen, und ed ift eine feltene Ausnahme, wenn eins
mal ein biöheriges Mitglied feine Theilnahme zuruͤcknimmt;
fo wie wir auch in diefem Jahre feldft die Freude hatten,
dem Gelbgießer und Stadtgerichtöaffeffor Schlegel die Ehrens
mitgliedfehaft zu ertheilen, als Zeichen der Anerfennung
2djähriger ununterbrochener Theilnahme und ald einen Bea
weis, wie ſehr dem Vereine daran gelegen fei, fi) neben
dem erfreulichen Zufluffe neuer jugendlicher Kräfte auch den
Rath und die Erfahrung des wohlbewährten Alters uns
vermindert zu erhalten.
Nur Eins haben wir mit den übrigen hiefigen gemeinz
nüßigen und woiffenfchaftlichen Wereinen dem Publifum
gegenüber zu beflagen, das ift die geringe Theilnahme und
Unterftüßung von Seiten unferer jüngeren Beamten, zumal
wenn wir dabei erwägen, wie rüftige Kräfte und von diefer
Seite zufließen würden. Was hat nicht, um nur ein bes
ftätigended Beifpiel zu erwähnen, unfer verdienter Kaffırer,
Herr Advocat und Gerichtödirector Hafe, im vorigen Yahre
für unfere Austellung bei Gelegenheit der 7. Verfammlung
‘ deutfcher Land» und Forftwirthe ald Leiter der Ausftelungss
commiffion, eben fo wie bei der Ausloofung Rußdorfer
Strumpfwaaren gethan, und wie thätig hat ſich derfelbe
nicht in diefem Jahre unferer Vereinsbibliothef angenommen,
*) Bon Herzoglicher Landesregierung erhielten wir 2 Exemplare
der ſchätzbaren „Nachrichten über den Bezirk des Kreisamtes Alten= _
burg” und von Herzogl, Kammer 1 Karte der Aemter Altenburg
und Ronneburg gefhenkt.
— 15 —
indem. er diefe nach dem Inhalte der Bücher ganz neu
geordnet und Fatalogifirt und zugleich zur Ausfülung der
auffallendften Lücken zweckmaͤßige und danfbar angenommene
Vorſchlaͤge gemacht hat!
Auch unfere Praftifer waren nicht unthätig, obgleich
von ihnen ſich gar Viele von dem Vordergrunde zurück
zogen, welche doch unferen gemeinfamen Zwecken die erfprießs
lichften Dienfte hätten leiften Fünnen, Vorzüglich hat uns
der Mechanifus Heyner zur Danfbarfeit verpflichtet, indem
ee und nicht nur das von ihm entworfene Modell eines
‚Apparat5 zur Rettung begrabener Scheintodter vorlegte,
worüber bereits unfere Mittheilungen aus dem Ofterlande
(Bd. VII. ©. 6 ff.) ausführlicher Bericht erftattet haben,
fondern und auch fpäter dad Model einer Getreidemäher
mafchine vorzeigte und erläuterte, uͤber deren Zweckmaͤßig⸗
feit und Brauchbarfeit wir gern das Gutachten fachfundiger
Landwirthe zu vernehmen, noch lieber aber praftifhe Vers
ſuche angeftelt zu fehen wünfchten.
Ferner erfreute uns Tifchlermeifter Beutler durch Uebers
fendung der Zeichnungen zu feinem Meiſterſtücke für unfere
Schule, welcher der Zifchlerobermeifter Pas auch in diefem
Jahre eine Ähnliche Schenfung zufommen lich,
Etwas fpäter Ienfte der Hofmechanifus Kalfoff bie‘
Aufmerffamfeit des Vereins auf Nepfolds neu erfundene
rotirende Waflerhebes und Wafferfprigmafchine, welche fich
durch ihre Einfachheit, ihren geringen Umfang und ihre
dadurdy bedingte große Transportabilität und Brauchbarkeit
‚nicht nur gegen die bisher befannten rotirenden, fondern
auch gegen die gemöhnlichen Pumpenfprigen vortheilhaft
außzeichnet. Einer meiner zuverläffigften Freunde, welcher
‚eine Feine, eben fertig gewordene derartige Maſchine in
Hamburg bei Nepfold ſah, ſchreibt mir daruͤber, daß dieſe,
von nur 2 BER in Bewegung gefest, einen Waſſer⸗
* von 4 (Hamburger) Zoll Durchmeſſer ungefähr
40 Zug hoch geworfen habe. Eine Vorrichtung fuͤr
— 16 —
4 Mann, die auf einem zweirddrigen Karren ftehe, und
von 2 Menfchen ſchnell fortgefchafft werden Fönne, erſetze
eine gewohnliche Sprige und Fofte 600 Marf Cour, Eine
der größten derartigen Mafchinen aber, die Nepfold biöher
gemacht habe, arbeite in Hamburg in der Anftalt, welche
die Stadt mit Elbwaſſer verforgt, entfpreche der Kraft von
8 Menfhen, hebe in jeder Minute 900 Quart Waffer
50 bis 55 Fuß hoch und habe mit einer englifchen Spriße,
die durch 40 Mann betrieben worden ſei, mit dem
glänzendften Erfolge concurrirt, Auch bat mein gefälliger
Berichterftatter nicht unterlaffen, bei den Arbeitern in dem
Mafchinenwerke, wo diefe große Vorrichtung arbeitet, fich
nad) der Abnugung und praftifhen Brauchbarkeit derfelben
zu erfundigen, und dabei erfahren, daß diefelbe bereits
ein Jahr bier arbeite, ohne daß eine neue Verlederung
nöthig geworden fei.
Schon früher war dem Vereine von Herzogl. Landes⸗
regierung die Zeichnung und Befchreibung eines zum Brots
baden eingerichteten Kochofens zur Prüfung und nad) Bes
finden auch öffentlihen Empfehlung übergeben worden,
welhe der Kaufmann Neuß zu Planig bei Meißen eins
gefendet hatte. Es wurde von uns eine befondere Koma
miffion zur Begutachtung ernannt, welche die Ausführbars
feit der Reuß'ſchen Idee zwar nicht bezweifelte, feine Vor—
fhläge aber gleichwohl wegen der Fleinen Quantitaͤten
Broted, die fo auf einmal gebacken werden fünnten, wegen
der damit verbundenen häufigen Wiederfehr der dazu erfors
derlichen Vorbereitungen, Arbeiten und Ausgaben, und
wegen der ungleichen Gährungszeit ded Teiges, falls etwa
3 Brote nad) einander gebaden werden follten, nur in
feltenen Fallen für praftifch empfehlenswerth erflärte z. B.
wenn der Ofen ohnehin um anderer Zwede willen, naments
lich zum Wärmen eines Zimmers geheist, oder wenn das
gewöhnliche Brotbaden in einer Fleinen ländlichen Haus⸗
haltung etwa um 1 oder 2 Tage verfchoben werden muß
und die Brotvorräthe gleichwohl erfchöpft find.
Aehnliche Verhandlungen rief auch der Röbling’fche
Sparfochheerd hervor, welchem die Betriebfamfeit feines uns
ermüdlichen Erfinder bereits eine große Anerfennung und
Verbreitung verfchafft hat. Unfere hierzu erwählte Pruͤfungs⸗
fommiffion geftand dem auf Herzogl. Nefidenzfchloffe hier
von Röbling: gefeßten erweiterten Sparfochheerde zwar gern
den Vorzug raffinierter Holzerfparung zu, glaubte aber diefem
einen Zwecke andere nicht minder, wichtige Ruͤckſichten ges
opfert zu fehen z. B. die Aufere Neinlichfeit der Kochges
ſchitre und die praftifche Bequemlichkeit, in demfelben Ofen
verfchiedene Gerichte zu gleicher Zeit kochen, braten oder
baden zu koͤnnen.
Dergleichen mehr oder weniger verneinende Nefultate
haben etwas Niederfchlagendes und tragen, vieleicht mehr
ald wir es denfen, dazu bei, daß uns fo felten etwas
Neues vorgezeigt und mitgetheilt wird. Denn hätte nicht
Siegelladfabrifant Barth aus den Hauptftädten Englands
und Frankreichs, die er im vorigen Sommer befucht hat,
und einige Münzen, Zeichnungen, Zeitungen und dergl,
vorgelegt, und unfer Kaflirer, Advofat und Gerichtödireftor
Hafe, eine Probe woaflerdichten Zeugs zur Anficht herums
gegeben, fo würden wir — die bereit angeführten Fälle
abgerechnet — diefer Belehrungen und Unterhaltungen in
anfern Sufammenfünften faft gänzlicy entbehrt haben, fo
viel Gelegenheit dazu auch der Verfehr und die Reifen uns
ſerer Mitglieder und Mitbürger darbieten dürften, Es
ſcheint uns aber noch immer der mannhafte Muth gar
haufig zu fehlen, welcher in öffentlichen und gemeinfamen
Angelegenheiten am beften über die Empfindlichfeit binwegs
hilft, die den befcheidenen Privatmann noch oft, felbft bei
einer harmlofen Frage oder bei einem nur weitere Beleh⸗
zung fuchenden Einwurfe in fein wohlumgränztes Schnedfen»
haus zuruͤckſcheucht, dadurd aber jedes tapfere und aufs
- richtige Zufammenleben und Zufammenwirfen im Keime erftickt.
Aber berücfichtigen wir diefe Empfindlichfeit nicht
allzu ängftlich, befonderd den Erfolgen gegenüber, welche
— 1598 —
das erwachende deutſche Nationalbewußtſein in dieſem Jahre
errungen hat! Wer haͤtte wohl eine deutſche Gewerbes
ausſtellung, wie wir dieſe in Berlin geſehen haben, ich
will nicht ſagen, bei der Zollconferenz 1841, als Baierns
Geſandter eine ſolche zuerſt in Anregung — * ſondern
ſelbſt noch wenig Monate vor deren wirklicher Eroͤffnung
erwartet! Gleichwohl iſt dieſer ſchwierige Verſuch in einer
Weiſe gelungen, welche alle Erwartungen uͤbertroffen hat
und uns nun ſchon wieder um die naͤchſte allgemeine Auss
ftellung beforgt macht, daß diefe vieleicht gegen ihre Vor—
gängerin zurück bleiben oder nicht genug neue Fortfchritte
bethätigen koͤnne.
Eine Vereinigung der Ynduftriellen Deutſchlands nach
Art der jaͤhrlichen Zuſammenkuͤnfte ſeiner Naturforſcher und
Aerzte, ſeiner Philologen und Schulmaͤnner, ſowie ſeiner
Land- und Forſtwirthe ſchien uns, fo oft fie auch der eins
flußlofe gute Wille Einzelner in Anregung brachte, nichts
mehr ald ein Tieblicher Traum zu fein, der vor der eigens
nüßigen Konfurrenz des materiellen Tagelebens zerfließt und
erft dann zurüchzufehren wagt, wenn neuer Schlummer die
ftarre Wirflichfeit unferen Augen verhült. Und doch find
die Induſtriellen Deutfchlands, felbft ohne dich gerade zu
beabfihtigen, in zahlreichen und ehrenwerthen Vertretern
ihren Erzeugniffen nad Berlin gefolgt und haben dort in
ihrer Vereinigung an Ehre und Anerfennung, an Einfluß
und Bedeutung mehr gewonnen, ald fie wohl felbft ers
warten mochten,
Zwar fiheint der Fleine vorzugsweife auf feine eigne
Handarbeit und Gefchiclichfeit angewiefene Gewerbömann
vor dem zahlreiche Hände in Thätigfeit feßenden Fabrifans
ten jeßt mehr und mehr in den Hintergrund zu treten; -
dennoch werden aber auch jenem die diefem zunächft zu
Gute fommenden Vortheile des Zollſchutzes und der dadurd)
erzielten größern Selbftftändigfeit des deutfchen Gewerbs⸗
wefens dem weit vorgefchrittenen England oder Franfreic)
gegenüber zu Gute kommen; und die Wünfche und Ber
— 159 —
ftirebungen "der Geſellſchaft zur Beförderung der Gewerbe in
MWürtemberg für ein größeres Zufammenwirfen der deutfchen
Gewerbevereine und für eine größere Berüdfichtigung des
deutfchen Gewerbfleißes bei Beftimmung der Eingangszölle
von ausländifchen Ynduftrieerzeugniffen, worüber id) noch
beim ' vorigen Jahrestage unferes Vereins zu berichten *)
batte, dürften durch die Ausftellung, durd) die Zufammenz
fünfte, Befprechungen und Aeußerungen der deutfchen Fabrifanz
ten zu Berlin eine eben fo unerwartete ald fräftige Unters
ftüßung gewonnen haben.
Möge nur auch der noch ing Entfichen begriffene Ver⸗
ein zur Unterftügung der arbeitenden Slaffen mit der Zus
nahme des Fabrifwefens gleihmäfig emporwachſen und im
Stande fein, die Wunden im deutfhen Volksleben zu
heilen, welche mit diefem unerläßlihen Schritte in der
Nationalentwicklung verbunden zu fein pflegen !
Auch wir Altenburger, obgleich einem zunaͤchſt auf
landwirthfchaftliche Betriebfamfeit hingewiefenen Gemeinz
wefen angehörend, find bei dem Gedeihen der deutfchen
Induſtrie nicht blos aus allgemein patriotifchen, fondern
auch aus befondern und materiellen Gründen betheiligt.
Dder würden etwa unfere landwirthſchaftlichen Erzeugniffe
noch denfelben Werth haben und diefelben Mittel des alle
Gewerbe in Nahrung fegenden Wohlftandes liefern, wenn
nicht die Imduftrie cine fo große Vermehrung der Bes
voͤlkerung im benachbarten fähfifhen Voigtlande und Erz
gebirge moͤglich gemacht und zu dem noch immer wachſen⸗
den Aufſchwunge des Handels und der Bevoͤlkerung Leip⸗
zigs ihr gutes Theil beigetragen haͤtte! Gewiß mancher
unſerer geſegneten Aecker würde noch brache liegen bleiben,
wenn das benachbarte Sachſen auf einer Quadratmeile
Landes durchſchnittlich ftatt 6300 etwa wie Hannover nur
2500 oder wie Mecklenburg nur 2200 Menfchen zu ers
naͤhren hätte. So wie aber unfere Landwirthe der dichten
en
Mittheil. aus dem Oſterl., Bd, VI. ©. 164,
— 10 —
induftriellen Bevölferung im benachbarten Sachſen nicht
wohl entbehren koͤnnen, eben ſo wenig und noch weniger
wuͤrden dieſelben den Ruͤckgang der Betriebſamkeit, des
Wohlſtandes und der Bildung unſerer ſtaͤdtiſchen Bevöls
ferung ohne die wefentlichften Nachtheile zu ertragen vers
mögen, Darum haben auch die Andeutungen und Winfe,
welche unfer verehrter Director an feine Mittheilungen über
die Berliner Auöftellung, vornehmlich in Bezug auf unfern
inländifchen und ftädtifchen Gewerbfleiß Fnüpfte, und deren
Beröffentlihung wie wohl in furzer Zeit entgegen fehen duͤr⸗
fen, für unfer ganzes Land MWichtigfeit und Bedeutung,
und die Frage, welche Induftriezweige bei und vorzugs⸗
weife eined weitern Fortfchrittes bedürfen und welche wohl
mit Erfolg neu hier begründet werden Fünnten, follten fi)
patriotifhe und umfichtige Männer immer wieder von
Neuem vorlegen und zu beantworten fuchen. Ganz vors
züglihen Beruf aber zu dergleichen Erörterungen bat ein
Verein wie. der unfere. Sie werden nicht ausbleiben, wenn ;
Sinn und Luft für dergleihen Verhandlungen nicht ers
fihlaffen und wenn namentlic) auch die Gewerbtreibenden
feloft ihre Anfichten und Erfahrungen immer undefangener
. auszufprechen wagen, Gelingt es auch nicht immer in der
zunächft ind Auge gefaßten Richtung zum Ziele zu kom⸗
men, fo öffnet fich den Vorwärtöftrebenden doch oft uners
wartet ein bereits gebahnter von einem andern Punfte
dahin führender Weg, welchen nur der eigenfinnige Troß
nicht mit Freuden entdedfen wird.
Es war bei uns gegen Ende des vorigen und 4J
Anfange dieſes Vereins-Jahres wiederholt von einer forta |
währenden Gewerbeauöftellung in Verbindung mit einem |
Verfaufsmagazine für hieſige Gewerbsproducte die Rede,
und man wünfchte dabei unter Anderm auch die Fügliche
feit berückfichtigt zu fehen, den jungen Meiftern, welche
tüchtige Arbeiten zur Ausftelung und zum Berfaufe, eins
liefern würden, einen heil des Werthes derfelben als
Vorſchuß auszahlen zu Fünnen, damit jene nicht durch den
- m —
Mangel verfügbarer Mittel an rüftiger Fortfeßung ihrer
Arbeiten verhindert werden möchten. So ftand die Sache
im vorigen Jahre. Jetzt aber ift eine Vorſchußkaſſe von
verwandter Beftimmung dur den thätigen Eifer unferes _
Herrn Oberbürgermeifterd ſchon begründet und hat bereits
von Sr. Hoheit, unferem erhabenen Proteftor, und von
. mehrern patriotifchen Männern wefentliche ——
erhalten.
Im vorigen Fruͤhjahre verhandelten wir die uns Alle
am Herzen liegende Frage: Welche Verbeſſerungen und
Verſchoͤnerungen ſind unſerer Stadt vorzuͤglich zu wuͤnſchen,
und wie ließen ſich dieſelben am leichteſten herſtellen? Hat
nun auch mancher damals laut gewordene Wunſch *)
noch feine Verwirflihung gefunden, fo freuen: wir uns
doh Alle nicht allein des feitdem neu erbauten foliden
Waſſerkunſtthurmes, fondern auch der freundlichen Erweiterung
des Joſephplatzes, der fihönen feitdem vollendeten Amalien⸗
ftraße und der Umgeftaltungen, welche diefe im den an⸗
ftoßenden Haufern und Gärten fhon in fo kurzer Zeit
hervorgerufen hat. Und warum follte diefer zweckmaͤßigen
Verbindung zweier wichtiger Theile der Vorftadt nicht auch
mit der Zeit noch eine fürzere Verbindung der freien Nas
tur mit einigen Iheilen der innern Stadt nachfolgen füne
nen, die davon mit ihren ganzen Umgebungen nur durd)
unbedeutende Gebäude und ſchmale Gartenftreifen weit abs
geſchloſſen werden? Beſteht doch ſchon feit mehren Jah—
ron eine hoͤhern Orts niedergeſetzte gemiſchte Kommiſſion
zur Entwerfung eines allgemeinen Bauplanes für die Res
fidenzftadt Altenburg, welche fi) nod) vor Kurzem mit uns
ferm Vereine in Verbindung gefest hat, um auch deſſen
Kräfte und Erfahrungen diefer fehwierigen öffentlichen Yale
gabe nugbar zu machen.
Auch) die Wanderpflicht der Handwerksburſchen wurde
von und auf Veranlaffung unferes Herrn BVicedirectord in
*) Mittheil, aus dem Ofterlande, Bd, VIIL ©, 52 ff.
“u wis |
einigen Verfammlungen erörtert und dabei in ihrer Zweck⸗
möäßigfeit allgemein ancrfannt, wie es das bereitö unter
der Preſſe befindliche 2, Heft des VII. Bandes unferer
Mittheilungen aus dem Ofterlande ausführlicher mittheilen
wird,
Werfen wir nun noch einen Blick vorwärts in das
heute beginnende BVereinsjahr, fo fehen wir in demfelben
mit Freuden der Eröffnung einer Anftalt entgegen, deren
Errichtung feit mehrern Yahren unter die frommen Wuͤn⸗
ſche unfered Vereins gehört, und die nun das Wohlwollen
unſeres gnädigen Landesvaterd für unfere Stadt ind Leben
gerufen hatz ich meine die Sürgerbibliothef, von deren
hoͤchſt erfreulicher Begründung wir wohl Ale fhon Einiges
vernommen haben.
Wird uns diefes Jahr — wir fünnen diefe Frage
zum Schluß nit unterdrücken — auch wieder eine Kunfts
und Gewerbeausftellung bringen, und wie wird diefe nach
unferer Testen ungewöhnlich reichen Austellung, zu welcher
die 7. Berfammlung deutfcher Land» und Forftwirthe die
Beranlaffung gab, nach der großen deutfchen Gewerbeaus⸗
ſtellung in Berlin und neben der bevorftehenden Sächfifchen
Induſtrieausſtellung zu Dresden ausfallen? Sollen wir
unter diefen Umftänden wieder eine Kunfts und Gewerbes
auöftellung wagen und zwar wagen an dem Geburtstage
unferes erhabenen Proteftord, von welchem unfere Stadt
in dieſem Jahre fo viele neue Beweife Tandesväterlicher
Huld und Gnade empfangen bat, oder follen wir im Ges
fühle der Unzulänglichfeit unferer Leiftungen, unfere Altens
burger Ausftelung wiederum durch die Verbindung mit den
übrigen hier beftehenden gemeinnüßgigen Vereinen wuͤrdiger
und befriedigender zu machen fuchen? — Das find Sorgen
und Fragen, deren Löfung kaum noch verfihoben werden
fann und deren rücfhaltlofen Ausdruf Sie darum hulds
reich * guͤtig entſchuldigen wollen!
XXI.
Neberfichtliche Daritellung
des Boftehens und Wirkens der Kunft- und Gewerb-
Vereine, der Kunft-, Gewerb⸗ und Sonntags-Schulen
und ahnlichen Anftalten
in den
Schwefterftädten des Landes
im Jahr 1844,
namentlich
J. In Ronneburg:
der it und Gewerbſchule; geftiftet am 12. Zuli 1828,
des Kunfts und Gewerbvereind ; = = 7. Juni 1834,
HE. In Eifenberg:
des Georgenftiftungvereind; . . geftiftet am 24. Zuni 1829,
der Sonntagäfhules; . . : EN 7 Febr. 1830,
III. Sn Kahla:
der Herzog⸗ Joſephs⸗Sonntagsſchule; geſt. am 30, Jan. 1831.
d. Strick⸗ u. Naͤhſchule (Amalienſtiftung) = » 30. Jan. 1840,
| Beſchaͤftigunganſtalt; » » = = 30. Jan. 184.
IV. In Luda:
ber Sonntagsfhulez; » +» geſtiftet am 8. Juni 1832,
V. In Roda:
* Sonntagsſchulez = = geftiftet am 26. April 1835,
vi. Sn Schmöllt:
v8 Kunft» und Gewerbvereind; geftiftet am 7. Dec. 1835,
En Kunſt⸗ und Gewerbfihule; 2 » 7,Dee, 1835,
VII. Sn Gößnitz:
Br Songäu od. Wagneröftiftung; geſt. am 5, März1837.
e
= Me
VIII. Sn Orlaminda:
der Strick⸗ und Naͤhſchulez . geftiftet am 12, Nov, 1838.
der Sonntag heie⸗ ar Be ⸗ ⸗2. Oct. 1842,
IX. In Meuſelwitz:
der — nebſt Strick⸗, Naͤh⸗
und Stickſchule, des Jugend⸗
u, Volksleſebereins daſelbſt und
des Sing- und Leſevereins in
Mumddorf; 2» 0... geftiftet am SL, Aug, 1840,
Mitgetheilt
am Stiftungfefte des Kunft: und Handwerkövereind
zu Altenburg, ”
den 4, Februar 1845,
durch den
2. Regier,= u. Konfift.»Rath Dr. Karl Bad,
als II. Dir. des Kunft= u. Handmwerfsvereins u. Sekr. der Kunftz ı.
Handwerksſchule daſ.
Das geſunde Saamenkorn, welches menſchenfreundliche
Mitbuͤrger unſrer geliebten Schweſterſtaͤdte vor Jahren in
den empfaͤnglichen Boden gelegt haben, wuchert, von ihnen
und ihren einſichtigen und wohlwollenden Nachfolgern treu
gepflegt, in erfreulicher Fruchtbarkeit und Kraft und bewaͤhrt
den Segen jeder guten That fort und fort. Nach wie
vor beſtehen und gedeihen die Kunſt- und Gewerbvereine,
die Kunſt-æ und Gewerb⸗, die Sonntags- und Ähnlichen
Schulen und verwandten, auf Hebung und Belebung der
Künfte und der Gewerbe, wie der gemeinnuͤtzlichen Thaͤtig⸗
keit gewidmeten Anſtalten in dieſen unſern Schweſterſtaͤdten.
Des ſind die berichtlichen Darſtellungen Zeugen, welche
mir von den betreffenden Vorſtaͤnden mit dankbar anzus
erfennender Sreundlichfeit übermittelt worden find und aus
—- 15 —
welchen ich nachftehende uͤberſichtliche as ges
ſchopft habe.
L.
Der Kunſt- und Gewerbverein zu Ronne⸗
Burg bat einen Bericht des Herrn Hofrath Klein über
fein Beſtehen und Wirken während des Jahres vom 12,
Septbr, 1843 bis dahin 1844 im Drucke erfcheinen laſſen;
die umfängliche diesfalfige Darftellung iſt, beſonders in
unferm Tieben Heimathlande, allenthalben hin verbreitet;
darum darf ich vorzugsweife darauf Bezug nehmen und
nur kuͤrzlich hier anführen, was im Zufammenhange der
vorliegenden überfichtlichen Darftellung des Beſtehens und
Wirkens aller gewerblichen. Vereine und Schulanftalten des
Landes außerhalb der Hauptftadt nicht fehlen darf, Ver—
einsbeamteten waren und find noch dermalen Herr Fabrifs
herr H. Sieber ald Direktor, Herr Hofrath Klein und
Herr Leinwebermftr. Kraufe als Borfteher, Here Amtskop.
Jahn als Sekretair und Here Kaufm. Ziegler als Biblio—
thekar. Ein Mitglied verſtarb, 6 andre ſchieden freiwillig
aus, 4 neue traten hinzu; am Jahresſchluſſe zählte der
Verein 48 Mitglieder (darunter Fein einziger Weber), von
welchen etwa 14, fpäter nur 9 auf oder ab an den 11
Monatöfisungen regelmaßig Theil nahmen. Herr Kaufm.
und Chemiker Richter unterhielt mehrfältig durch Vor⸗
lefungen und Erperimente.. Aehnlich der bei dem hieſigen
Bereine beftehenden Einrichtung wurden im Voraus Fragen
zur Durchfprechung in den folgenden Sitzungen aufgeworfen,
> B. über die Räthlichfeit mit den Gefelens und Meifters
prüfungen zu verbindender Prüfung der Gefellen und Gern
meifter in Beziehung auf ihre Fertigfeit im Lefen, Schreiben
- und in Auffägen und über dad Spruͤchwort: daß Probiren
über Studiren gehe, Die erftre Trage gedieh zu umfängs
licher Durchſprechung und hatte einen diesfallfigen Antrag
| an die wohllobl. Gewerbkommiſſi ion zur Folge, Manilla⸗
Hanf und aus demfelben in Dresden gefertigte Schnuren
11
— Aal:
und Flechten, zum heil ſchoͤn gefärbt, eine Sendung des
Heren Dr. Geinitz in Dresden, wurden vorgelegtz be—
fprohen und verhandelt ward über Noheifen, über den
Nothftand der Gewerbtreibenden, inäbefondre der Weber,
in Ronneburg, über einen allgemeinen Induftrieverein, über
atmofphärifche Eifenbahnen, über die Berliner, Kunft = und
Gewerbausftelung, über die Weberunruhen in ‚einigen
Schlefifhen Fabrifftädten, über die von dem Breslauer
Bürgers Nettungvereine gemachten Erfahrungen, über eine
neue Bauart von Barföfen, mit VBorlegung und Erprobung
eined in einem foldhen, in Dresden gebaueten Ofen ges
badenen und von Herrn Dr. Geiniß überfendeten Brodes,
über die Leipziger Verfammlung teutfiher Gewerbtreibender,
über das Flachömafchinengarn , gegenüber dem Hands
gefpinnfte. — Eine Berloofung von ausgeſtellten Kunfts
und Gemwerberzeugniffen fand aud) in diefem Jahre Statt,
Außerdem befchäftigte fich der Verein viel mit der beab⸗
fihtigten Einrichtung einer Sleinfinderbewahranftalt dort,
welche, aud höchften Orts wohlwollend unterftüst, wahre '
feheinlich im Laufe diefed Yahred zu Stande fommen wird, —
Die Bereinsrechnung weifet 81 Thlr. 7 Nor. 64 Pf. Eins
nahme, 45 Thle. 21 Ngr. 8 Pf. Ausgabe, 35 Thlr. 15 Nor,
84 Pf Ueberſchuß nad). —
Die Kunfts und Gewerbſchule ſieht ſich in ihren
SKaffenverhältniffen minder gefihert, als der Verein felbftz
denn: fie ſchloß bei 68 Ahle. 26 Ngr. 7 Pf. Einnahme
und 111 Thlr. 1 Ngr. 64 Pf. Ausgabe mit 42 Thle. + Ngr.
94, Pf. Sehlbetrag und Borfhuß des NRechnungsführers ab,
zwar deckt ihn ein Guthaben von 77 Thlr. 8 Ngr. 9 Pf.
beirder Sparkaſſe, da aber unter letztern 50 Thlr., Ge⸗
ſchenk St. ‚Hoheit. des regierenden Heren Herzogs, ſich be⸗
finden, welche man gern unangetaſtet und fuͤr ganz beſondre
Bedarffaͤlle aufbewahrt laſſen moͤgte, ſo findet man dringende
Veranlaſſung zu. Ermittelung anderer Einnahmequellen. —
Die Schule zählte am Jahresſchluß 80 Schüler (11 weni⸗
ger, als das Jahr vorher). Die) Lehrer find noch die
—
— BR
früheren, nur daß an die Stelle der Schullehrer- Seminars
afpiranten Junghans und Hofmann Friede, Ludw. Beyer
— fchon früher einmal Lehrer — und Prüfer, Beide Schuls
lehrer» Seminarafpiranten, getreten find,
Die Schule ſelbſt zerfält in eine J. und II. (oder
Elementars) Klaffe. Die letztre erheifcht viel nachhelfende
Mühe; die Lehrer fiheuen fie nicht und finden fid) bes
lohnt, wenn fie Erfolg wahrnehmen, In der erften Stlaffe
wird im Nechnen und Schreiben, in Gefhichte und Erd⸗
funde, im freien Hands und Linears Zeichnen unterwiefen,
Die ftattgefundene Prüfung befriedigte billige Erwartungen,
- Sieben Preiögaben wurden vertheilt an die Schüler Prager,
Beiftel, W. Becker, Zöllner, Göring, Brunner und Weſſer.
Herr Adjunft, jest Superintendent Wagner ſprach dabei
ergreifend und feffelnd und Schüler und Zuhörer mußten
es tief fühlen, wie der Weg zum Verftändniffe, zum Wiſſen
wie zum Können am ficherften vom Herzen ausgehe, wie
der Wille veredle, befiere und, Sitte und Sittlichfeit, Nache
denfen und Fleiß fürdernd, auf religiöfes Gefühl angebauet
werden folle und wie der materielle Vortheil allein ein
morfcher Pfeiler menfchliher Glücfeligfeit und alleiniger
Geldgewinn, im Voraus berechnet auf damit zu erfaufende
Genüffe, ein ſehr ungewiffer, oft trüglicher Preis, felbft
für Fleiß, Mühe und Anftrengung ſei —!
} Ir,
77 Der Georgenverein zur Belebung des Kunſt⸗
und Gemwerbfleißes und die damit verbundene Ges
werbſchule in Eifenberg ift au im Jahre 1844 in
erfreulicher Wirffamfeit geblieben. Der Verein, deffen Dis
rektor der Rath Klögner und Seftetair der Juſtizrath Meifs
ner ift, zählte 3O Mitglieder, welche zufammen 19 Thlr,
10 Nor. Jahresbeitrag leifteten, Die Zinfen von der bei
Herzogl. Landeöbanf eingelichenen Hauptfumme gewährten
81 Ahle, 11 Ngr.; davon beftritt man ein fleines Honorar
an die Lehrer der Gewerbfehule, während man die aus
11*
— 8 —
Landesmitteln verwilligten jährlichen 44 Thlr. HNgr, 4Pf.
der Sonntagsſchule zufließen ließ, Lehrmittel davon be—
ſchaffte oder im Stande erhielt und Praͤmien fuͤr fleißige
und geſittete Schuͤler ankaufte. Die Schule ſelbſt (Vor⸗
ſteher: Herr Rektor Schwepfinger, jetzt Archidiakonus in Ronne⸗
burg) zaͤhlte 42 Zoͤglinge, welche am treueſten bei dem
Schreibe- und Zeichnenunterrichte (Lehrer: Herr Kandidat
Back) ausdauerten, beim Unterrichte in der Arithmetik und
teutſchen Sprache (Lehrer: Herr Konrektor Ludewig) zum
Theil fehlten. Beſchlußgemaͤß werden nur. die in ‚allen
Unterrichtözweigen ausdauernden Schüler bei der Praͤmien⸗
vertheilung beruͤckſichtigt. — Die feither beabfichtigte Erz
meiterung der Lehranftalt hat unter den obwaltenden Um⸗
fanden zur Zeit noch nicht ausgeführt werden, fünnen. Aber
auch fo, wie es eben ift, wirft die Schule nicht ohne
Segen für ‚die gute: Sache: der Bolfsfortbildung. Und
immer wird die Hoffnung gehegt, daß fowohl in den; Zögs
lingen felbft, als in ihren Eltern oder den’ ‚Vertretern ein
immer lebhafterer Sinn dafuͤr erwachen werde, wozu denn
Vorſtand und Lehrer treueifrig mitwirfen werden,
Die Herzog Joſephs⸗Sonntagsſchule inKahla
zählte nad) dem Berichte ihres Stifters und Borftehers,
des Herrn Kaufmanns und Fabrifinhaberd Eckardt im Laufe
des Sommerd nur 20 bis 25, am Zahresſchluſſe fogar nur
15 Schüler, welche dur Herrn Neftor Gruber in Gram⸗
matif und ‚Geographie, durch Herrn Hoforganift Groffe im -
Scönfchreiben (nad) Heinrichs), durch Herrn: Schreiber
Kölner ‚und: Herrn Nathöfopift Doffe im Rechnen (nach
Bauriegel) und duch Heren Maurermeifter. Friedr. Jecke im
Zeichnen nach architektoniſchen Vorlegblaͤttern won Klenße,
ſyſtematiſchen Zeichnenſchulen von Knorre, Weiße, Warm⸗
holy, Romberg und nach Herrn Jecke's eigenen Zeichnungen
unterwieſen wurden. Die meiften ‚Schüler waren fleißig
und beſtanden gut bei der am Nov, durch Herrn Super⸗
WR =
intendent Findeifen "gehaltenen Prüfung, bei weldyer der
Handlunglehrling Wendler, der Buchdruckerlehrling Krebs,
der Maurerlchrling Jecke und der Schuhmacherlehrling Kaiſer
aus Kahla, der Schreiber Bockner aus Lindig und der
Landmann Hercher aus Loͤbſchuͤtz Preife erhielten, Ver⸗
gebens hat der Here Vorfteher und Here Superintendent
Bindeifen die der Bürgerfchule entlaffenen Yünglinge zum
Befuche der Sonntagsfchule aufgemuntert, das dargebotene,
mit einiger Anftrengung verbundene Gute wird mißachtet
und’ fcheint aufgendthigt werden zu müffen, daher der Herr
Borfteher höhere diedfallfige Mafregeln eintreten zu fehen
wünfcht, damit nicht zulegt die Herren Lehrer ihrer‘ wenig
erfolgreichen Mühen müde werden und ihre nur wenig ans
erfannten Beftrebungen aufgeben; denn Iediglih in zahle
reihen Befuche der Anftalt von fleifigen Schülern liegt
für fie befriedigender Lohn, da fie außerdem nur eine Fleine
Bergütung aus den für die Anftalt verwilligten Landess
mitteln erhalten. Das bei der dortigen Sparkaſſe angelegte
werbende Vermoͤgen der —*— beſteht in 209 — *
5 Ngr. 6 Pf,
"Die von Heren Erfardt. geleitete Berhäftigungs
anftalt befteht erfolgreich und beſchaͤftigte im vorigen
Sahre gegen 40 Perfonen mit Fertigung von Gewehrpfropfen,
Holzfidibus, Malen von ‚Schiefergriffeln u. dergl. Auf die
zum Betriebe der Anftalt aus Landesmitteln vorgeftreckten
2000 Thle, wurden in den legten 2 Jahren —* Thlr.
abgezahlt.
Die — —— — eine Strick⸗z und Rahlchule,
zaͤhlte 30 — 40 Schuͤlerinnen. Vorſteherin und Lehrerin iſt
die Gattin des Herrn Eckardt, Mitlehrerinnen find Frau
Rektor Gruber, Fräulein Aug. Fiſcher, Frau Gerichtsdirektor
Weiſſe und Fräulein Agnes und Sophie Eckardt. Da die
Anftalt fich ſelbſt erhält, fo ift ein Gefchenf Ihrer Hoheit
der regierenden Frau Herzogin bei der Sparkaſſe angelegt.
Diie Cckardtſche, im verwichenen Jahre errichtete Porz»
sellanfabrif beſchaͤftigt jest 34 Perfonen, jeder einen
— 148 —
Wochenlohn von —5 Thle, gewährend; ihren Betrieb ers
ſchweren die theuern Holzpreife und die Verfagung von
Klafterholz aus dem herrſchaftlichen Waldungen, Die dies⸗
falfigen Klagen Heren Eckardts mögen hier übergangen
werden, obſchon fie andern — Orts ſehr beruͤck⸗
ſichtlich ſein duͤrften.
Die Farbenfabrik iſt, IRRE vieler andrer
ähnlicher Anftalten, in gutem Gange, nur daß auch fie bei
dem vorherrſchenden Holzmangel leidet.
Die Bementfabrif findet Abfas, doch weniger im
Lande, ald in Leipzig, Magdeburg und Berlin, daher die
theure Landfracht den diesfallſigen Gewinn wefentlich ſchmaͤlert.
IV.
Die Sonntagsfhule in Luca beftcht noch in
der biöherigen bewährten Weife. Herr Reftor Bräutigam
unterweifet in teutfchen Stylübungen, Rechnunganfägen,
Koftenanfchlägen, Dingzetteln und Briefen, erflärt aud -
eigenthümliche Kunftausdrüce und Fremdwörter in öffent
lihen Blättern. Im Zeichnen unterwied Anfangs Here
Schullehrer Thurmann aus Prösdorf, allein oft durd) fein
Amt daran gehindert, gab er diefen Unterricht auf und
Here Kaufmann Diezmann hatte die Güte, ihn zu übers
nehmen, ja er unterwied die Schüler außerdem noch im
Holzfchneiden, Gypsgießen, Xhonformen und in den Anz
fangsgründen der Chemie, wobei die Schüler Burger, Saupe,
Nitſche, Mofer und Querner fich vorzugsweife auszeichneten.
Here Diafonus Mofer Ichrte Rechnen, inöbefondre ausgehend
von dem Begriffe „rechnen, Ziffer, Zahl,’ die Bedeutung
der verfchiedenen Nechnungarten veranfchaulihend. In Bez
binderungfällen vertrat ihn Herr Neftor Bräutigam, — Der
Schüler waren 20; ihre Betragen gut. Die Bücherfammlung .
der Schule vermehrte ſich durch die von dem Volksſchriften—
vereine in Zwidau herausgegebenen; denn auch in Lucka
ift ein Zweigverein davon durd) den Heren Diafonus Mofer
gebildet worden. Die Kaffeverhältniffe beftehen in alter
er a
Ordnung. ‚Der Vorftand wuͤnſcht angelegentlich, daß die
Handwerfömeifter dort, wenn nicht ihre Gefellen, die mehr
freien Willen haben, denn doch ihre Lehrlinge zum Befuche
der Sonntagsſchule anhalten möchten. — Die Leitung der
Anftalt hat nad) des hochwürdigen, am 9. Zuli vorigen
Jahres, gerade 1 Jahr nad feinem 5Ojährigen Dienfts
jubelfefte verftorbenen Geheimen Konfiftorialraths Dr. Böhme
erfolgtem Ableben Here Diafonus Mofer übernommen.
V.
Die Sonntagsſchule in Roda gedeihet nach wie
vor, Vorſteher und Lehrer find die früheren, Die Naturs
lehre wird befonderd mit dazu benutzt, die nöthigen Kennts
niffe von den Erfeheinungen und Wirfungen in der Natur
je mehr und mehr zu erhalten, ihren Einfluß auf das ge⸗
werbliche Leben zu veranfchaulichen und damit zugleich tech⸗
nifche Belehrung zu verbinden, dabei aber die fchaffende
und erhaltende Macht und Güte des Höchften den empfängs
lichen Gemüthern der Schüler einzuprägen. Die Gefhichte,
mit Geographie verbunden, befaßte vorzugsweife Teutſch⸗
- land; es wird dabei den Schülern befonder& deutlich ges
macht, wie in allmäliger Entwidelung, wenn aud oft
unter den größten Stürmen der Seit, faft in jedem Gebiete
und Zweige der Staatöverwaltung und Wölferregierung der
große Lebensbaum des menfchlichen Geſchlechts immer beffere
Srüchte trug und wie nothwendig ed ift, daß Jeder in
feinem Wirfungfreife diefes Baumes treulich pflegen müffe,
wenn unter Gotted Schuge und Segen je mehr und mehr
Wachsthum und Gedeihen des Guten zur heilfamen Frucht
fuͤr Herz und Leben, für Haus und Staat erwartet werden
fol, Die mathematifchen Uebungen zerfallen in 3 Abs
theilungen, Anwendung des Willens auf das gewerbliche
und bürgerliche Leben bezweckend: 1) Quadrat» und Kubifs
rechnung, jest mit angewandten Fällen der Elementars
geometrie, 2) Verbindung verfchiedener Rechnungarten, z. B.
Redufzions mit Prozentrechnung, im Kettenfage, 3) Erz
— 152 —
Fennung und Verbindung indirefter Verhältniffe. Die fiys
fiftifchen Uebungen befaffen Brieffchreiben, Rechnungs und
andre bürgerliche Auffäge. Die Schülerzahl war zwifchen
40 und 46. Die von den Schülern gern und fleißig bes
nutzte Bücherfammlung ift auf 67 Bändchen angeftiegen,
darunter eine Anzahl Schriften von dem Zwickauer Volks⸗
fhriftenvereine, weldye auch dort als fehr lehrreich anerfannt
werden, daher fernere Zufendung foldher, von bier aus,
angelegentlih gewünfcht wird. Die zumeift aus Landeds
mitteln ſich bildende Einnahme deckt die erforderlichen Auf⸗
wände, fo daß die letzte — mit 35 Thlr.
21 Nor, abſchließt.
VI.
Der Kunſt- und Gewerbverein zu Schmoͤlln
bat nun 9 Zahre lang in entfprechender Thätigfeit gewirkt,
Wollte währenddem ein Nebel über ihn ſich verbreiten, fo
‚ward er ihm zum befruchtenden Thaue. Wurzelnd in dem
Boden eines guten Sinnes für bürgerliche Wohlfahrt und
Fortbildung eines jüngern Geſchlechts, mußte der Verein
gedeihen und fröhlic) wachfen. Bon den Landes, von
den ftädtifchen Behörden anerfannt und gefördert, war fein
Beftehen allenthalben gefichert, Ein Geldbeitrag von 40
Thlr. aus Landes- und eine Holzverwilligung aus flädtis
fhen Mitteln, einfichtiger Mitglieder treues Zufammenhalten
gewährleifteten diefe Sicherung. Den allmonatlichen Ber:
fammlungen wohnten ſtets mindeftend 24 Mitglieder bei.
Das Stiftungfeft mit feiner Feftfisung und feinem fchlichten,
aber gemüthlichen Feftmahle trug wohl das Seine bei zur
gemeinfamen Mitwirfung. Bon 120 Mitgliedern waren 9
ausgetreten, eins, der thätige, ehrenwerthe Dr. Roth, ges
ftorben; durch 11 neueingetretene aber war die Mitglieders
zahl auf 121 geftiegen. Den Borftand bilden nebſt den
Lehrern und beiden Direftoren der Gewerbfehules Here Dofens
fabrifant Jacob ald Direftor, Here Archidiafonus Klößner
ald Sefretair, Herr Rathöbaumeifter Greller und Herr Loh⸗
- 15 —
gerbermeifter Backmann als Vorfteher, Here Armenpfleger
Schumann als Kaffirer, Herr Baͤckermeiſter Gerhard als
Bibliothefar, Here G. Roth, Here Leinwebermeifter Küchler -
und Herr Kaufmann Beyer ald Ausfchußmitglieder. Stehen
auch dem Vereine einer Fleinern Stadt nicht die Kräfte und
Mittel des Vereins einer größern zu Gebote, und iſt's
unmöglich, allemal Ale zufrieden zu ftellen, immer etwas
Neues, Hervortretendes zu bieten, fo genügte doc) in Schmölln _
jede -Vereinsverfammlung dem billigen. Anfpruche der Mits
glieder durch irgend Etwas, was unterhielt, belehrte, ans
regte, Zudem blieb dem Vereine immer feine Schule der
Hauptzweck: Fort» und Vorbildung für das Leben, Unter—⸗
baltunggegenftände bot bei den Berfammlungen befonderd
die Berliner Kunſt- und Gewerbausftelung, Meflen und
Märkte dar, von welchen dad Wohl und der gewerbliche
Auffhwung eines großen Theils der Bewohner von Schmölln
‚abhängt; Mafchinenbaufunft, Eifenbahnenverfehr, Waarenver:
trieb, Gewerbepolizei, Gewerbevereine und Anftalten, Schmad)
und Fluch des Hazardfpielwefens, Gefundheitpflege, Haus
mittel, Gewerbefreiheit und Zunftzwang, chemiſche Verfuche
unterhielten neben Anderm und belehrten und regten viel-
feitig an. Das Gewerbeblatt für Sachſen, der Allgemeine
Anzeiger der Teutfchen, Loͤbe's Landwirthfchaftliche Zeitung,
dad Pfennig- Magazin, der Menfchenfreund laufen bei. den
Mitgliedern um; fonft noch benugen diefelben die Vereins—
bibliothef, Den Wunſch der Sonntagsfhüler, in ein Sängers
chor zufammentreten zu fünnen, deſſen Zeitung Here Stadt
‚mufifus Voigt freundlich übernommen, hat der Verein gern
gefördert, eingedenf des guten Spruches:
Wo man fingt, da laß Dich ruhig nieder,
Böſe Menſchen haben keine Lieder!
Die Kaſſeverhaͤltniſſe ſind wohlgeordnet; —J——
186 Thlr. 12 Ngr. (41 Thlr. aus Landesmitteln, 64 Thlr.
Beſtand, 7 Thlr. Eintrittsgelder, 54 Thlr. —— der
Mitglieder, gegen 20 Thlr. insgemein); Ausgabe: 113 Thlr.
16 Nr. 7 Pf. (15 Thlr. für Druckſchriften, 31 Thlr. für
— 151 —
Bedienung, 50 Ahle, für die Beduͤrfniſſe der Sonntagsa
ſchule, gegen 17 Thlr. indgemein); Beftand; 72 Tplr,
25 Ngr. 3 Pf.
Die Kunfteund Handwerfös, beziehentli) Sonns
tagsſchule dort fteht nad wie vor unter der Leitung
des Herren Infpeftord und Oberpfarrerd Gruner und des
Heren Diafonus Heyner, Dem Berichte des Lestern ift
Folgendes entlehnt: Den Segen der Anftalt genoffen im
Jahresverlaufe 93 Schüler, die Einen mehr, die Andern
weniger; Keiner ging ganz leer aus. Iſt das Verhalten
des Menfchen ein Spiegel feines Innern, fo darf fich der
Verein der beffern Gefittung feiner Schliler freuen, denn
Alle haben fich gut betragen; darum Fonnten auch 9 ders
felben durch Preisgaben (Bücher) audgezeichnet werden. Lehrer
blieben die früheren: Herr Schreiblehrer Golle für Schöna
ſchreiben (felöft in gothifcher und aͤgyptiſcher Lapidarfchrift),
Here DOberlehrer Schumann für Kopf⸗ und Tafelrechnen
(einfchlieglih der Raum- und Flächenrechnung), Herr Maler
Lange für freies -Handzeichnen (wobei leider nur 12— 15
Schüler ſich betheiligten), Here Stadtmufifus Voigt für
Geſang (Anfangsgründe, dann Choräle, Motetten, gute
Lieder überhaupt; ſolche Uebungen verdrängen nothwendig
und dauernd, aud außerhalb der Kreife der Schüler, ges
meine und unfittliche Lieder; darum Danf dem Vereine und
dem Lehrer und den Schülern für diefen Fortfchritt zum
Beffern), Here Diafonus Heyner für teutfche Sprache und
Geographie, verbunden mit Weltgefhichte, Naturgefchichte
und Technologie (allgemeine Schreibregein, Nechtfchreibung,
Beifpiele aus dem Leben, Diftirübungen, Auffäge, Bes
ſchreibungen, Erzählungen; Erdfunde nad) ihren Unterabtheis
lungen und in der vorgedachten mehrfeitigen Richtung). Die
Herren Lehrer freuen fich ihrer Arbeit und erhoffen, unter
Gottes Beiftande, fegensreihen Erfolg von der Zukunft,
— 159 —
VII.
Die Sonntagsſchule oder Wagnersſtiftung in
Goͤßnitz hat zwar im abgewichenen Jahre einen hoͤheren
Aufſchwung nicht gewinnen koͤnnen, beſonders weil das,
mit Gottes Hilfe nun, fo hoffen wir, je mehr und mehr
fid) mindernde Augenübel ihres Vorſtehers, des Herrn Ad⸗
junft Bartholomäi, diefen an der regelmäßigen Beauffichtis
gung derfelben hinderte, indeß haben doch durchfchnittlich
10—15 Schüler an den allfonntäglichen 4 Unterrichtöftunden
für Zeichnen und Schönfchreiben, Geometrie und Geographie
Theil genommen und es hat Here Flaͤhmig dort, Schuls
rechnungführer, damit Uebungen im Fertigen nöthiger Auf⸗
füge für das bürgerliche Leben verbunden, während die
früheren Lehrer ihre Unterweifungen treulich fortgefegt haben.
Die in 7 Ahle. 7 Ngr. 6 Pf. beftehende Einnahme bes
greift 20 Thlr. 16 Nor, 6 Pf. Beitrag aus Landesmitteln
in fi, wahrend die in 15 Thlr. 7 Ngr. 2 Pf. beftehende
Audgabe nur 9 Thlr. Vergütung an- einige der Lehrer für
Aufwände zum Zwede der Anftalt befaßt; der Here Orgas
nift Pilling und der Herr Kantor Girbert haben abermals
die ihnen zugebilligten je 1 Ihlr. 15 Nor. zum Beften ihrer
Scullefebücherfammlung abgetreten; die Sonntagsſchule hat
fomit 15 Thlr. 7 Ngr. 2 Pf. Kaffebeftand behalten. Ges
legentlih werde hier zugleich bemerft: daß ein dort bes
ftehender Bürger’ Lefeverein je mehr und mehr Leben ges
winnt, bereitö 40 Mitglieder zählt, die ſich allwoͤchentlich
verfammeln, um fid) aus guten Büchern vorlefen zu laffen,
andre Schriften aber zum Behufe des Selbftunterrichtd unter
fi) umlaufen laffen und deshalb auch neuerdings dem
biefigen Zweigvereine ded Zwickauer Volfsfchriftenvereins beis
getreten find.
VIII.
| Die Sonntagöfhule und die Strid- umd
Nähfhule zu Orlamünda hat in erfreulicher Wirkfams
— U
feit fortbeftanden. Ferneres Gedeihen mit vermehrter Wirkſam⸗
feit fteht zuverſi ichtlich zu hoffen. Den Unterricht im Schöns
und Rechtſchreiben, Kopfes und Tafelrechnen, in fchriftlichen
Auffägen u. dergl. in der Sonntagsſchule beforgten forthin
der Stifter und Vorſteher derfelben, Herr Infpektor Becker⸗
Laurich, Here Diafonus Haberland und Herr Kirchner Müllerz
im Seichnen Herr Tiſchlermeiſter Schmeifer, Man beab⸗
fihtigt die Vermehrung der Unterrichtöftunden. Der Schule
befuh war gut. Die Schülerzahl minderte ſich von 30
auf 25, von welchen Einige den Dörfern Heilingen ‚ Freiens
orla und Eselbach angehören. Mehre erhielten nuͤtzliche
Schriften ald Preisgaben, Alle aber Schreibebücher. Wer
durch Leſen ſich fortbilden wollte, empfing geeignete Lefes
bücher. Die Sonntagsfchüler zeichnen ſich durch Kirchlichfeit
rühmlih aus. Die Kaffeverhältniffe jind günftig, Bei
20, Thlr. Beitrag aus Landesmitteln wurden die erforders
lichen Koften gedeckt und noch 17 Thlr. 20 Nor. 4 Pr
erübrigt.
Die Strick» und Naͤhſchule beſuchten im Winter⸗
halbjahre 50 Schuͤlerinnen, weniger in den Sommermonaten,
zur Erntezeit. Fraͤulein Schindler war nad) wie vor ihre
treueifrige Lehrerin; 18 Schülerinnen fonnten zu Weihnachten
wegen ihres Fleißes und Wohlverhaltens mit Fleinen Ges
ſchenken erfreuet werden. Die Mehrzahl der Kinder arbeitet
für Rechnung der Anftalt. Freilich fehlt e8 an Abfaß der
Waare. Dennoch ift der Fonds der Anftalt im Wachſen,
denn fihon find 69 Thlr. 8 Nor. 1 Pf, bei der Sparfaffe
in Kahla eingeliehen. Wer wünfchte nicht folchen ti
das fröhlichfte Gedeihen !
IX.
In Meufelwig hat die Sonntagsfhule ihren
guten Fortgang. Es unterweifen aber daſelbſt: Herr Or⸗
ganift Kirchhof im Schönfihreiben nad) Heinrih8, Herr Kantor
Mehr im Kopf» und Tafelrechnen, Herr Diafonus Kratzſch
im Zeichnen, Here Adjunft Weife in Geographie mit Ges
— 3 A
fehichte (Königreich Sachſen), in fihriftlihen Auffägen mit
Rechtſchreibung, Rehnungen, Quittungen, Zeugniffe, Schuld»
fcheine, Verträge, Erzählungen ‚Befchreibungen , Briefe u. ſ. w.
wählend, Der Schüler waren 125; doch nahmen nicht Alle
ununterbrochen und an allen Lehrzweigen Theil; am meiften
zeichnete. fi) der Seugmacher Herbſt aus. Der VBorftand
und Berichterftatter, Herr Adjunft Weiſe, wuͤnſcht, gefeslic)
ausgefprochen zu fehen, daß jeder Lehrling nur dann zum
Geſellen geſprochen werden fünne, wenn er die ihm darz
gebotene DOrtögelegenheit zum Befuche der Sonntagsſchule
fleißig benußt habe, was mehr ald Bitten, Ermahnungen,
Belehrungen und felbft Prämien wirken werde, Durd) die
aus Landeömitteln verwilligten 20 Thlr. jährlich werden
die nöthigen Ausgaben für kleine Honorare an einzelne
Lehrer, Gefchenfe an fleißige und gefittete Zöglinge, Licht
und Verheizung, Lehrmittel u, dergl. gedeckt, — Außerdem
befteht noch unter des Herrn Adjunft Weife Aufficht eine
Unterrichtöanftalt in weiblichen Arbeiten, deren Lehrerin Fraͤu⸗
lein Marie Weife ift. Die 31 Zöglinge derfelben betrugen
fi gut und zum Theil: Tobenswerth, mehre ausgezeichnet;
„die Fortfehritte befriedigen, — Der Gefangverein in Mums⸗
dorf für Jünglinge von dort und Meufelwis befteht ges
deihlih fort. — So auch die Jugend- und Bolfsbiblios
thef, — Sonſt noch wird in gewerblicher Beziehung bes
merkt, daß der Tiſchler Haufhild in Mumsdorf an feinem
‚Perpetuum mobile mit unermüdlihem Steige, aber in
großer Armuth und Entbehrung fortarbeitet und „daß der
Bauer Kluge in Meuſelwitz eine Dampfmafıhine von 6
Pferden Kraft zu Ausbeutung ‚der dortigen. unter —*
ſtehenden Braunkohlenlager erbauen laͤßt. 7
“Und fo hätte ich ‚denn überfichtlich sufammengeftet,
was in dem Leben unfrer ‚Schweftervereine ‚in den übrigen
Städten und Ortſchaften unſers lieben. Heimathlandes im
ee und weſtlichen Theile deſſelben ——
im Laufe des vorigen Jahres vorgekommen ift, Sind‘ auf)
nicht allenthalben wefentliche Vorſchritte wahrnehmbar ,. fo
— 1 —
begegnen wir doch auch keinem weſentlichen Ruͤckſchritte.
Einfichtövoller Behörden Schuß und Mitwirkung und wacke⸗
rer Lehrer und VBorftände treue Ausdauer werden mit Gottes
Beiftand die gute Sache der dem Bolfswohle gewidmeten
Vereine je mehr und mehr fördern und ihm eine fefte, auf
ſittlicher Volfsbildung beruhende Grundlage fihern.
Altenburg, am 4, Hornung 1845,
Dr. Bad,
xXI.
Bericht
uͤber das
20. Jahr der Kunſt- und Handwerksſchule zu Altenburg
2 2) erftättet —J
am Stiftungsfeſte des Kunſt- und Handwerksvereins
von |
Eduard Lange,
Das deutfche Gewerböwefen entwidelt ſich jest rafcher
ald je, "Der Zollverein hat die einzelnen, zum Theil Teicht
gerbrechlichen Stäbe deſſelben in ein ftarfes Bündel ver
einige, und dem erften Verſuche einer gemeinfamen deutfchen
Znduftrieausftellung des Gewerbvereins zu Mainz ift gar
bald, von ftärferen Kräften getragen, die ‚deutfche Gewerbes
auöftellung in Berlin gefolgt, Die deutfchen Eifenbahnen *)
—
*) Deutfchland hat im Jahre 1844 eine größere Strecke Eifen-
bahnen eröffnet, als irgend ein Land Curopa’s, und befigt jest be=
veits über 325 Meilen fertige und fahrbare Eifenbahnen. *
- 19 —
ſtrecken ihre Rieſenarme immer. weiter aus, rücken. entlegene
Städte und Landfchaften immer näher zufammen und. ftellen
die. Induftriellen des vereinigten. Vaterlandes immer mehr
zu edlem Wettftreite, einander gegenüber, Dazu, fenden die
neu errichteten gewerblichen Bildungsanftalten immer, mehr
und, beffer vorbereitete Zöglinge ind praftifche Leben, und
diefe gründen oder beauffichtigen immer mehr gewerbliche
Unternehmungen, fuͤr welche es nur noch vor wenigen
Jahren an den erforderlichen Technikern gefehlt haben würde,
Aber wir haben folche Fortfehritte jest auch dringend nöthig:
England hält. feinen Vorſprung mit allen ‚Mitteln. und
Kräften feſt, und Frankreich woetteifert mit ihm in uns
geſchwaͤchter Negfamfeit. Dazu nehmen die immer. lebhafter
werdenden religiöfen Bewegungen im deutfchen Vaterlande
die öffentliche Meinung und die aufftrebenden Nationalfräfte
immer mehr. in Anſpruch und ziehen fie von dem. uns Alle
fördernden friedlichen Wettfampfe gewerblicher. Betriebfams
keit auf das verhängnißvolle Gebiet religiöfer Entzweiung
hinüber, unter welcher wir Menfchen fo. Leicht. vergefien,
daß die wahre Religion die in ſich und mit Gott zerfallene
Welt verſoͤhnen, nicht aber in blutende Zwietracht aus
einander reißen ſoll.
Wir aber in unſerm kleinen friedlichen — —
koͤnnen und duͤrfen uns den Bewegungen des geſammten
Vaterlandes nicht entziehen, das von und, wenn auch nicht
in. vechtlih erzmwingbarer Form, fo doc) dem Geifte nad),
der. den Formen erſt Kraft und Leben einhaucht, nicht blos
ein Kontingent geübter Krieger, fondern auch gefinnungse
- voller Patrioten und tüchtiger, für den wichtigen Kampf der
gewerblichen Concurrenz „mit. dem fieggewohnten. Auslande
wohl gerüfteter Technifer in. Anſpruch nehmen kann. Und
wie? Iſt unfer gewerbliched Contingent volftändig in der
Zahl und zum Kampfe mit der Induftrie ded Auslandes,
gehörig vorbereitet und geruͤſtet? oder fichen wie etwa hierin
gegen die Leiftungen der- Übrigen deutſchen Brüderftaaten
zuruck? Haben unfere heimiſchen Schulen die Heranwachfende
— 160 —
Zugend auch in den Natur⸗ und mathematiſchen Wiſſen⸗
ſchaften ſo vorbereitet, haben unſere Werkſtaͤtten ihre Lehr⸗
linge und Geſellen fo aus⸗ und fortgebildet, daß dieſe den
Vergleich mit ihren Genoſſen in den uͤbrigen deutſchen
Bundesſtaaten eben ſo wenig zu ſcheuen brauchen, als unſere
Stadt die Concurrenz und die Vergleichung mit näheren
oder ferneren Schivefterftädten ?
Statt einer Antwort auf diefe wichtihen Fragen er⸗
lauben Sie mir, gleich dem geehrten Berichterſtatter vor
mir, nun auch von unſerer hieſigen Kunſt⸗ und Handwerks⸗
ſchule fur und einfach "zu erzählen, was fie in dem’ vers
floffenen Jahre geleiftet und erfahren hat! Unſere Kunſt⸗
und Handwerksſchule beſteht bereits ſeit 20 Jahren und
hat’ in dieſer Zeit nach Ausweis unſeres hier vorliegenden
Einſchreibe⸗ und Cenſurenbuches zuſammen 876 Schuͤler auf⸗
genommen‘, von denen derfelben gegenwärtig no) 93 ans
gehören. 3 ihrer dermaligen Schüler find aus der Stadt
Altenburg: gebürtig, 48 aus andern Ortfchaften unſeres
Herzogthums und 10 aus den — deutſchen Bun⸗
desſtaaten.
Sch fuͤrchte nicht, eingenommen oder verbfendet zu
fein, wenn ich für unfere Anftalt unter den vorhandenen
Sonntags » und Feierabendfhulen eine ehrenvolle Stellung
in Anfpruch zu nehmen mich erdreifte. Eine Real⸗ oder
Gewerbſchule aber, wie deren ſelbſt mehrere kleinere Staͤdte
FR befigen, oder je gar eine polytechnifche Anftalt iſt
fie! durchaus nicht, ſo volltönend auch ihr Name Flingen
mag. Das fann und foll fie aber auch nicht fein. Unſere
Schüler gehören vor Allem ihrem bereitö begonnenen prafs
tifchen Berufe an, dem fie ihre volle Arbeitszeit und ihre:
beften Kraͤfte zu widmen haben. Die Werkſtatt oder der
Arbeitsplatz umfaßt ihre erſte und Hauptfächlichfte Lebens⸗
aufgabe. Damit fie aber im gewerblichen Wirken und
Schaffen nicht geiftig zuruͤckſchreiten, damit’ das Capital
ihres Wiſſens und Könnend, weldes fie bisher in ihren
Schulen fammelten, * und zinſentragend erhalten
- #61 >
werde, bis es einft dem Fünftigen Meifter und Bürger mit
der größtentheild erft noch zu erwerbenden gewerblichen Ges
ſchicklichkeit zuſammen ald fichere Grundlage einer ehrens
haften Stellung im bürgerlichen Leben dient, — dazu haben
wir einige Nebenftunden unferer Schüler in Anſpruch ges
nommen, welche fie unferer Schule theild von ihrer fonns
täglichen Freizeit, theils, durch die Vergünftigung ihrer wohls
wollenden Meifter, von den Abendftunden der Werfeltage zu
widmen haben. Aber diefe wenigen Nebenftunden reichen
eben fo wenig hin, aus ihnen tüchtige und geſchickte Zeichner
oder Schreiber zu machen, ald fie in alle diejenigen Wiffens
fhaften eins und darin fortzuführen, welde von dem Bors
ſteher und Leiter irgend einer größern technifihen Unter—
nehmung gefordert werden muͤſſen. Es kommt nämlich auf
jeden Schüler unferer 3 verfihiedenen Claſſen im Durch—
ſchnitt wöchentlich nur 1 Stunde Unterriht im Freihand-
zeichnen, 1 Stunde Unterricht im Linearzeichnen und 1
Stunde Schoͤnſchreibeunterricht, ferner 1 Stunde Anleitung
und Uebung im Nechtfchreiben und in fihriftlihen Auffagen,
welche die Lehrer jedoch ftetö zu Haufe berichtigen und ver—
befiern, fodann noch 1 Stunde für das Nechnen, worin
jedody jede der 3 Claffen wiederum nad den Leiſtungen
ihrer Schüler in 2 Unterabtheilungen zerfält. Nehmen wir
hierzu noch wöchentlich 1 Stunde Geographie für die zweite
und wöchentlich 1 Stunde Geometrie und 1 Stunde Techno
logie für die erfte Claffe, endlich noch je 1 Stunde Unter:
richt in der franzöfifchen Sprache für 19 freiwillig daran
Theil nehmende Schuͤler, welche hierin ebenfalls nach ihren
Leiſtungen an pwei verfehiedenen Abenden unterrichtet werz
den, fo haben wir die ganze Ausdehnung unferes Unters
richts bezeichnet, von defien Erfolge gewiß jeder erfahrene
und billige Mann nur mäßige Erwartungen hegen kann.
| Auch wir Lchrer müffen uns zufrieden geben, wenn diefe
wenigen Tropfen des Wiſſens und Könnens in dem Fluſſe
meift ungewohnter und darum doppelt ermüdender Wochen:
arbeit nicht wirfungslos verfchwinden, und wenn wir dann
£ 22, x
Fe ar
nach Verlauf eines. Jahres bei der öffentlichen Prüfung zu
Oftern doch immer einige Erfolge aufweifen fünnen. Hierzu
gefeltt ſich noch die ftille Ueberzeugung, daß unfere Schüler
im Ganzen auch ein fittlicher Geift durchwehe, welcher fi
auch in ihrem fpätern Leben nicht unwirffam erweifen wird.
Darum dürfen wir unfere Anftalt wohl unbedenklich als
eine gemeinnuͤtzige und die Opfer, welche unfer erhabener
Protector und die Übrigen Glieder Seined Fürftenhaufes,
welche Staat und Stadt und treue, zum Theil ohne alle
Entfchädigung arbeitende Lehrer der Erhaltung derfelben forte
während bringen, als nuͤtzlich und fegensreich angewendet
betrachten und fühn hinzufügen, daß wenn Altenburg auch,
wie wir wohl wünfihten, andere noch weiter führende Bil-
dungsanftalten für den Fünftigen Gewerbftand erhalten folte,
dennoch eine derartige Nebenfchule Feineswegs überflüffig
werden, fondern immer noch heilfam und in ihrem Kreiſe
unerfesbar bleiben würde, Wäre dem nicht fo, dann würs
den gewiß nicht 29 junge Landwirthe und Handwerker zum
Theil mehr ald 2 (Einer fogar von Lohma bei Schmölln
mehr ald 3) Stunden weit aus verfchiedenen Dörfern des
Amtes Altenburg wöchentlid 2 Mal unferer Schule unvers
droffen zuwandern und das eine Mal erft Abends nach 8 Uhr
ihren Rückweg nach der entfernten Heimath antreten. Es
würden nicht einzelne eifrigere Schüler mehr als 3 und
4 Jahre die Fleinen Unbequemlichfeiten des Beſuchs unferer
Anftalt freiwillig uͤber ſich nehmen; es würden nicht eins
zelne, bereits felbftftändige Männer und mehrere völlig er⸗
wachfene Gefelen gern und friedlich unter den weit zahl:
reiheren, faum 15jaͤhrigen Lehrlingen Plas' nehmen und
es ſtill und ohne Bitterfeit ertragen, daß fie von diefen
Legtern nicht felten im Schulwiffen übertroffen werden.
Solche Ausgleihung und Erhebung kann nur ein
ernfter fittliher und religiöfer Sinn erzeugen, wenn ders
felbe auch nicht gerade mit Bewußtfein in den Vordergrund
tritt. Allerdings ftehen für die Nahrung und Kräftigung
diefed Geifted in unferm Unterrichtöplane Feine befondern
— 165 —
Lehrſtunden; und feheint ed aber auch zweckmaͤßiger, daß
dieſes nicht der Gegenftand einer einzelnen furgen Stunde,
fondern das höchfte Ziel unferer ganzen Unterweifung bilde,
Athmen wir doc) Ale die uns umfließende Lebensluft ein,
während doch nur Hypochonder Angftlid und gefliffentlich
auf ihr Aus⸗ und Einſtroͤmen achten und nur einzelne
wenige Naturforfcher Zeit und Beruf haben, diefe wichtige.
Lebensthätigfeit zum Gegenftande befonderer gefliffentlicher
Unterfuchung zu machen. — Die häufigfte Veranlaffung,
den höheren Sinn in den Schülern zu erwecken, zu läutern
und zu pflegen, bieten uns, ganz abgefehen von den Eins
wirfungen des kirchlichen Gottesdienftes, ihre, fchriftlichen
Auffäge dar, in denen Biele ihr Denfen und Treiben mit
der erfreulichften Offenheit und Unbefangenheit darzulegen
pflegen. Auch ift unfere Lefebibliothef, welche bereits auf
370 Bände angewachfen ift und ſehr fleißig benutzt wird,
gewiß nicht ohne wohlthätigen Einfluß.
Möge fie diefes eben fo, wie unfere ganze Schule,
auch in Zufunft bleiben! auch dann noch, wenn wir im
naͤchſten Frühjahr unfere jegigen Raͤume in der Töchterfihule
verlaffen müffen! Zwar ift dad Local, auf deſſen einfts
weilige Mitbenugung wir hoffen dürfen, weiter vom Mittels
punfte der Stadt entfernt und ziemlich abgelegen; wenn
aber die vom Lande Fommenden Schüler einen ftundens
weiten Weg nicht fiheuen, um fich fortzubilden, werden
dann die Schüler, welche innerhalb der Mauern diefer Stadt
wohnen, einen nur um Minuten größeren Weg nicht zu
überwinden vermögen? Oder follten ihnen ihre Meifter,
weldhe ihnen in den Wochentagen mehrere Stunden Zeit
zum Befuche der Schule gönnen, nun etwa die wenigen
Minuten verfagen wollen, um die fie Fünfug früher von
ihrer Arbeit werden aufbrechen müffen, wenn fie noch zeitig
genug in der etwas entlegenen Schule eintreffen wollen ?
Doch fol hiermit die Möglichfeit einzelner derartiger Vors
kommniſſe Feineswegs geradezu in Abrede geftellt werden,
12*
— 164 —
Freilih war es unfer angelegentlicher Wunſch, den
Umzug in das neue Local ſchon in der zuverfichtlichen Hoffe
nung machen zu fünnen, aus diefem nach wenigen Jahren
in ein eigned Gewerbehaus einzuziehen und darin mit dem
Gewerbvereine zugleih eine bleibende Stätte zu finden.
Diefe Hoffnung wird und nun nicht begleiten, fie ift viel
mehr in die ferne, unbeftimmte Zufunft binausgefchoben
worden, Laſſen wir und aber dadurch nicht niederfchlagen
und in der Treue unferes Eifers nicht wanfend machen!
Gibt es doch für die Uneigennügigfeit und das Vertrauen
feine befjere Probe, ald die Verſagung einer an fich loͤb⸗
lichen Bitte, die Nichtgewährung eines wohlgemeinten Wun⸗
ſches. Sie maht den Stolzen zornig, den Ehrgeizigen
trogig, den Eiteln mißmuthig und verdroffenz; aber die rechte
Hingebung treibt ihr ſtilles Werf mit gleicher Liebe fort.
Ohne diefe Hingebung aber gibt ed Feine wahre Pflicht-
treue, fondern nur mancherlei unzureichende Surrogate. Ohne
fie find auch die Lehrer ftatt guter Hirten nur mehr oder
weniger gewiffenhafte Miethlinge, Aber freiwillige Hins
gebung macht auch die Miethlinge frei. f
xx
Einige Bemerfungen
über die
Kugelform der Gefteine und fphäroidifche Granitblöde
insbefondere.
Vom
Herrn Stadefchreiber Fallou in Waldheim.
In einer Abhandlung über die Kugelform im Mineral
reihe von Dr. Noth *) heißt ed unter Anderm:
„Reine Kugelform. ift felten zu finden. Die hierzu
günftigen Gebirgsmaffen find dem Forſcher unzus
gänglih. Denn Kugeln koͤnnen ſich, unter fonft
günftigen Umftänden, nur im Innern de
Gebirgs bilden, fern von ihrer Ober>
fläche und den ftörenden Einwirfungen der Ad
bäfion, Auch ift Grobförnigfeit ein Hinderniß der
Kugelbildung, *
Sonach wäre die Eriftenz von Granit» und Porphyr⸗
fugeln von grobem Korne überhaupt nicht möglich, und
was: die Fuglige Abfonderung des Granits betrifft, fo ſcheint
auch v. Leonhard (Populäre Geologie, Bd. II. ©. 159) das
. *) Der Titel diefer Schrift ift folgender: Die Kugelform im
Mineralreihe und deren Einfluß auf die Abfonderungsgeftalten der
Gefteine. Ein Beitrag zur gengnoftifhen Formenlehre mit Rüdficht
auf Landfchaftsmalerei, von Dr. 3. Roth. Mit 8 Steindrudtafeln. _
Dresden und Leipzig, in der Arnoldifchen Buchhandlung, 1844. Gr. 4,,
— 166 —
Vorfommen ‚derfelben zu bezweifeln. Gleichwohl erwähnt
fhon Pufh in feiner Befchreibung des Weiffteingebirgs
eines Granitfelfen bei Mittweida, der faft ganz aus großen
Kugeln beſtehe. Wiewohl ih nun nicht fo glücklich ges
wefen, diefen Kugelfeld wiederzufinden, da fich die Geftalt
der Gegend neuerlih durch Straßenbau verändert hat, fo
find mir doc fphäroidifhe Granitblöcke im Gebiete der
Sranulitformation feine auffallende Erfcheinung.
Ih fand fie zuerft ald große Gefchiebe einiger Bäche
und im aufgeſchwemmten Lande in der Nähe von Wald»
beim und Burgftädt, Schon an diefen zeigte ſich eine
ſchaalige Umhüllung. Späterbin fand ich Bruchſtuͤcke mit
32 bis Aachen concentrifchen Schaalen. Einige der größten,
noch ganzen Blöce ließ ich fprengen, um mich von ihrer
inneren Befchaffenheit, namentlich in Bezug auf den Kern
und die Zahl und Stärfe der Schaalen zu überzeugen. Das
Refultat war folgendes,
Die Maffe der Blöde ift ein fefter Granit von mitts
lem SKorne, ihre äußere Form, gleich den Siefelgeröllen,
knollig, laͤnglichrund, bohnen- oder linfenförmig, meift
etwas plattgedrüct, ihre Größe in der Längenare 2— 6),
in. der Breite 11—4#', in der Höhe 1— 34, Die Aufens
feite ift abgefchliffen und man Fönnte fie bei’m erften Ans
blick für blofe Gefchiebe Halten; aber mit jeder der nachft-
folgenden Schaalen wird ihre Rundung und Ebenflächigfeit
volfommener. Diefe concentrifchen Schaalen, 1— 4 ftarf,
ſchließen zwar fcharf an einander, laſſen fich aber Teicht
ablöfen. Zu beiden Seiten des Querdurchſchnitts find fie
breit gedrückt, oder gequetfeht und um 1— 3 ftärfer, als
im Höhendurchfchnitt. Es fcheint, fie haben in ihrem noch
weichen: Zuftande einen Druck erlitten. Denn daß die
Schaalen auf der ſchwaͤcheren Seite nicht, wie Gerölle, ab»
gerieben wurden, ergiebt fi) aus der ganz ähnlichen ers
centeifchen Form der inneren parallelen Schaalen, an welchen
eine Abreibung nicht denkbar,
— 167 —
Der maffive Kern, von gleichem Beftande, wie die
Schaalen, beträgt nod) 4 oder 4 des Ganzen, Er rundet
fich zwar mehr zur Kugel und zeigt in feiner ganzen Peri⸗
pberie. eine durchaus ebene Fläche, hat aber immer noch
eine ei= oder linfenartige Geftalt, die ebenfalls auf einen
von 2 entgegengefesten Seiten erlittenen Druck deutet, Doch
fiheint er früher entftanden, oder erhärtet, als feine Schaalen,
Die reine Kugelform bat ſich allerdings bis jest nicht ges
funden,
Lange fuchte ich vergebens nad) folhen fphäroidifchen
Bloͤcken in feft anftehendem Gefteine. Bis dahin glaubte
ic) mie ihre Entftehung durch dad Streben der Materie
nad) Individualifirung erflären zu muͤſſen. Auch eine mecha⸗
nifche Bildung war mir nicht unwahrfcheinlich. Das Granulits
gebirg zwifchen Waldheim und Mittweida, Penig und Burg⸗
ftadt ift von Granitgängen ganz durchſchwaͤrmt. Ich glaubte
daher, es hätten fi bei Eruption ded Granitö einzelne
Brocken von der zaͤhen Maffe losgeriffen, in den engen
Gangfpalten rollend fortgewaͤlzt und fo zur Kugelform ges
bildet. Aber woher die Schaalen? — \
Endlich fand ich in den Steinbrüchen bei Mittweida
diefe Form in frifch gebrochenem Geftein (Granit) durd) ringe
förmige parallele Streifen angedeutet, Diefe Streifen, dur)
eine Jmprägnation von braunem Eifenocfer entftanden, waren
nicht blos Außerlich, fie zogen ſich ſphaͤriſch in's Geftein
hinein; nur die Ablöfung fehlte und die Kugel wäre vor-
handen gewefen. Eine aͤhnliche Färbung zeigt ſich aber
auch an den Ablöfungsflähen der fihaaligen Granitblöde
bei Waldheim,
Bald nachher führte mich der Zufall auf die. Halde
eines, wenige Jahre vorher noch gangbaren Steinbruchs,
Hier fah ich eine Menge Fragmente von Granitfchaalen und
mehre noch vollftändig im feſten Gefteine fisende Kugeln.
' Der Steinbruch war angelegt im Ausgehenden eines
den Granulit bedeckenden Granitlagerd, Es ergab ſich alfo,
daß fi die Kugeln zwar in der derben Granitmaffe felbft
gebildet haben mußten, doch, was bemerfenswerth, keines⸗
wegd im Innerſten des Gebirgs, oder in unzugänglichen
Tiefen. Sie finden ſich vielmehr, wie jene Andeutungen
bei Mittweida, faum 10° unter Tage, und zwar nicht am,
Gehänge, oder gar in der Sohle eines Thales, fo daß
man noch einwenden Fünnte, fie hätten urfprünglich viel
tiefer gelegen, fondern auf der Hochfläche und an der obers
ften Kante einer Thalwand. Zudem fieht man auch gleich-
fam PBerfuhe zur Kugelbildung an einer frummfchnabligen
Abfonderung der in der Nähe anftehenden Granitflippen.
Die Schaalen find Auferlich ebenfalls glatt, wie jene an
den völlig ausgebildeten, ifolirten fpharoidifchen Bloͤcken.
Der Granit fcheint, wie eine weiche Thonmaffe, in Scheiben
zerfchnitten.
Daß diefe Belege alle nur in oberen Teufen vors
fommen, nicht im unzugänglichen Innern der Gebirge, geht
fhon daraus hervor, daß hier der Granit nur eine: flache
- Auflagerung bildet, Auch im Porphyr ded Rochlitzer Wal
des fand ich fpater maffive Kugeln nur wenige Fuß tief
unter der Erdoberflähe, ohne Bindemittel mit dem Nebens
gefteine verwachfen, aber durch einen leichten Schlag ſich
davon abfondernd,
Diefer Umftand nun ift es hauptfächlih, der mich,
mit Nücfficht auf obige Behauptung Heren Dr. Roths, zu
diefee Mittheilung beroogen hat. Uebrigens fann man fich
zwar mit feiner Anſicht über die Kugelbildung gern eins
verftehen, daß aber auch die Platte auf demfelben Gefege
beruhe, wird demjenigen, welcher alle Gründe und Schlünde
des großen Erzgebirgiſchen Granulitftodd durchftöbert und
defien Flaßer- und Arabeöfenftructur in den bizarren Wins
dungen und Verflechtungen feines fteinernen Blätterwerfs
betrachtet Hat, ſchwerlich einleuchten,
— 19 —
XXIV.
Verhandlungen
| des |
landwirthſchaftlichen Vereins zu Altenburg
mitgetheilt
durch
deffen Secretaiv Eduard Lange.
Nachdem der Tandwirthfchaftlihe Verein durch Auf⸗
nahme von 5 neu angemeldeten Mitgliedern die Zahl ders
felben bis auf 105 vermehrt hatte, wurden demfelben
mehrere Eingänge vorgelegt und darüber das Nöthige bes
ſchloſſen. Der widhtigfte Eingang aber war jedenfalls ein
Erlaß Herzoglicher Landesregierung vom 9. Januar *
worin dem Verein angezeigt wird:
1) daß ihm auf die Finanzperiode 1845 bis 1848 re
Sabre die Summe von 200 Thlr, zum Anfaufe von
landwirthſchaftlichen Maſchinen, Modellen, Werk
zeugen, zur Herbeiziehung guter Viehracen, nutz⸗
barer Sämereien, Pflanzen und Edelreißer, und
weitere 200 Thlr. zur Ausfegung von Preifen für
verdienſtvolle Leiftungen Einzelner in der Lands
wirthſchaft aus der Oberfteuerfaffe gegen Quittung
ausgezahlt werden ſolle, und daß
Mder Studienunterſtuͤtzungsfonds um 100 Thlr. —*
lich dazu erhoͤhet ſei, um auf Empfehlung der
landwirthſchaftlichen Vereine jungen praktiſchen Land⸗
wirthen, insbeſondere Bauersſoͤhnen, den Beſuch
— 10 —
auswärtiger landwirthſchaftlicher Bildungsanftalten,
Mufters und Verſuchswirthſchaften zu erleichtern,
Da nun der Verein vor jeder Preisvertheilung Hers
zoglicher Landesregierung desfallſige Borfchläge vorzulegen
bat, und. der Vorfchlag etwa neu anzufchaffender Werk—
zeuge, Viehracen »c. am beſten von einer für beide Zwecke
befonders ernannten Commiſſion auögehen dürfte, fo er-
wählte man hierzu außer den bereit früher hierin - von
Landfchafts wegen thatig gewefenen Herren Rittmeifter von
Bärenftein, Heitfh und Kreſſe noch die Herren Löhner,
Thienemann, Heinfe aus Koßma, Hager I., Apel, Kröber
aus Pofa und den Unterzeichneten, und Here Hager I. [ud
diefelben auf Sonnabend den 1. März früh um 10 Uhr
in feine Wohnung ein, um fid) über die dem Vereine bei
der nächften Verfammlung zu machenden Vorſchlaͤge zu bes
tathen und zu vereinigen.
Dabei follen namentlich) auch die Vorfchläge zur Vers
anftaltung von Ausftelungen landwirthfchaftliher Erzeug—
niffe, verbunden mit einer Berloofung ausgeſtellt gewefener
Gegenftände unter die betheiligten Actieninhaber, weitere Ber
ruͤckſichtigung finden, welche Vorfchläge Herr Paftor Thiene⸗
mann fchon heute bei diefer Gelegenheit dem Vereine vorzus
tragen und zu weiterer Prüfung zu empfehlen die Güte hatte.
Im Betreff des zweiten Hauptpunfted in dem Erlaffe
Herzoglicher Landesregierung, wornach die landwirthſchaft⸗
lihen Vereine unfered Herzogthums das Vorfchlagsrecht für
diejenigen jungen Landwirthe erhalten, denen die jährlich
ausgefegten 100 Thlr. zur Unterftügung beim Beſuch aus⸗
wärtiger landwirthfchaftlicher Bildungsanftalten zuertheilt wers
den fünnten, war man im Allgemeinen der Anficht, daß
der Verein fünftig dur das Amts⸗ und Nachrichtsblatt
zur Anmeldung etwaiger Bewerber auffordern, nöthigen Falls
diefelben im Betreff ihrer geiftigen Vorbildung prüfen laflen
und dann die geeignet Gefundenen dem Herzoglichen Finanze
collegium zur Beruͤckſichtigung empfehlen möge. Tür das
Yaufende Jahr 1845 aber war man allgemein damit ein⸗
- m -
verftanden, den bereits in Hohenheim ftudirenden Gandis
daten der Landwirthfihaft H. Meyer aus Altenburg, weldyer
bereitö im vorigen Jahre hierzu eine außerordentliche Unters
ftüsung empfangen haben fol, und fi) allen zu unferer
Kenntniß gelangten Umftänden nach), einer ſolchen in jeder
Hinfiht würdig bewiefen hat, ald erften und einzigen
Gandidaten unferes Vereins in Vorſchlag zu bringen,
Nah diefen Befchlüffen war Herr Teihmann auf
Mucern fo gütig, uns über einige eiferne Bacföfen in und
bei München eine Furze Mittheilung zu machen und daran
die Bemerfung zu knuͤpfen, daß Herr Harfort in Leipzig.
fi) bereit erklärt habe, einen folchen eifernen Ofen auf das
Biligfte zu liefern, wenn ihm ein Model dazu gegeben
werde. Man befchloß nun, das darüber handelnde Heft
des Münchner polytechnifhen Journals (bei Fleiſcher) auf
Koften des Vereins kommen zu laffen, auch durch Herrn
Meyer in Hohenheim Erkundigungen daruͤber einzuziehen,
wie man im Wuͤrtembergiſchen mit den dort dem Ver—
nehmen nad) häufiger vorkommenden eiſernen Backoͤfen zus
feieden fei, und endlich durch den Unterzeichneten. den biefigen
Kunfts und Handwerfsverein auf die Sache aufmerffam
machen zu laflen, um vielleicht einen Baͤckermeiſter in demz
felben zu veranlaffen, mit einem Münchener Bäder in
weitere Verbindung zu treten, wenn diefe Defen in der
That brauchbar und den gewöhnlichen vorzuziehen find,
Nachdem nun noch Here Kreſſe dem Vereine Hoffnung
gemacht hatte, den Mittheilungen aus dem Ofterlande
fpäterhin die zu feiner jegt unter der Preſſe befindlichen
Geſchichte der Altenburger Landwirthſchaft gehörige Abbildung
und Befchreibung des Altenburger Pfluges für die Mitglieder
des landwirthſchaftlichen Bereind unter annehmlichen Bes
dingungen beigeben zu wollen, wendete man fi ich zur Bes
ſprechung der für heute aufgeftellten Fragen.
Die erſte lautete:
„Iſt es fuͤr die Landwirthſchaft beſſer, wenn der
Grundbeſitz jedes einzelnen Landwirths ſo viel als
= #72 —
möglih eine zufammenhängende Fläde
„bildet, oder wenn er, in mehrere Stüden
vertheilt, in der Flur zerftreut liegt, und warum 2
Zuerft Tafen nun die Herren Helbig aus Ponitz und
Heinfe aus Koßma ihre furzen ſchriftlichen Beantwortungen
vor, woran dann Here Ablöfungscommifjair Glaß, Herr
Kreſſe, Apel und Andere ihre Bemerfungen Entpften.
Ale waren über die Vorzüge gefchloffenen Grund:
beſitzes einverftanden, befonder8 auch für unfere Gegend,
in der die Güter nach Geſetz und Sitte geſchloſſen find.
Auch ſpreche die Erfahrung hierfür, indem arrondirte Güter
ftetö theurer bezahlt würden, als gleich große Gütercomplere
mit. vielfach zerftückeltem Grundbefis, und indem die Bettels
haftigfeit in der Regel da zu Haufe fei, wo die Zerftüces
lung grenzenlos herefhe, der Wohlftand aber da, wo ges
ſchloſſener Beſitz die Regel bilde,
Das geht auch aus der Natur der Sache feldft
hervor,
Je mehr einzelne Feldſtuͤcken ein Befiser zu bewirth—
fehaften Hat, defto mehr hat er auch Grenzen und Feld⸗
raine, defto mehr alfo auch MWendebeete, defto mehr Bers
anlafjung zu Reibungen und Störungen mit den Nachbarn,
defto mehr Ecken, welche fich nicht gut bepflügen und bes
arbeiten laffen, und in den Rainen defto mehr faum irgend
einen Ertrag gewährendes Land, daflır aber fihere Schlupfz
winfel für Mäufe und Schnedfen und Stand» und Saamen»
pläge für allerhand Unkraut, — Das Hins und Herziehen
der Arbeiter und Gefpanne von einem Feldſtuͤck auf das
andere ift, eine unnüge Zeit» und SKraftverfhwendung, die
Auffiht über die Arbeiter ift durch die Getrenntheit der Ars
beitöpläge erfehwert, die Möglichfeit beftohlen, oder durch)
dad Weidevieh des Nachbars, fowie durch Abadfern, durch
Herüberwerfen ‚des abfließenden Regen- und Thauwaffers
befchadigt zu werden, fowie der Bedarf an unproductiven
Deldwegen vermehrt, dagegen aber die Füglichfeit, zweck⸗
mäßige. Abzugsgräben für das Wafler, bequeme Schlamm⸗
7
— 175 —
fänge und vortheilhafte MWiefen» Bewäflerungen und Ent»
wäfferungen anzulegen, oder, feine Beſitzungen durch leicht
gu verpadhtende Baumpflanzungen werthvoller und anfprechens
der zu machen, faſt gänzlich vernichtet. Es gewährt ferner
nur dad Zufammenliegen größerer Befistheile wahre Freiheit
in der Bewirthſchaftung und Beweidung derſelben. Gegen
dieſe Vortheile koͤnnen aber die damit möglicher Weiſe in
Verbindung tretenden Nachtheile kaum in Betracht fommen,
Diefe find:
1)
2)
—
die leichtere Moͤglichkeit, daß ein Beſitzer ſeine ganze
Jahresernte durch Hagelſchlag, oder ſeine Heuernte
durch Ueberſchwemmung verlieren kann, wenn diefe
auf einem einzigen größeren Landftriche zuſammen⸗
ftehen, als wenn beide auf einzelnen, ziemlich ent⸗
legenen Flaͤchen vertheilt ſind.
die Moͤglichkeit, daß wenn ein Beſitzer vermoͤge der
Lage und Beſchaffenheit des Untergrundes ſeines
Bodens lauter mehr trockne und ein Anderer lauter
naſſe Laͤndereien hat, Beide in gewiſſen Jahren
die Ungunſt der Witterung doppelt heftig empfinden,
d —
un
die Erſchwerung namentlich fuͤr Landgeiſtliche, ihre
Feldſtuͤcken einzeln zu verpachten, und zwar um ſo
vortheilhafter, je mehr durch deren Auseinander⸗
liegen die Fuͤglichkeit, ſelbſt in den Nachbardoͤrfern
Mitbewerber fuͤr die Pachtung zu finden, gegeben
werde. ION
Die zweite Frage war:
„Welche Störungen find bei der Fünftlihen Zus
fammenlegung der Grundftücfe nicht leicht zu vers
meiden und welche Rückfichtnahmen dürften hierbei
in unfern Rerbältniffen vorzüglich zu wuͤnſchen
ſein?“
| Schon der Wechfel ded Beſitzthums an fi) hat na⸗
mentlich für das höhere Lebensalter etwas Störendes ‚, und
- 11 —
zwar um fo mehr, wenn die Veranlaffung dazu von außen
gegeben wurde, Dann fchlagen wir die wirklichen oder
vermeinten Vorzüge deſſen, was wir verloren haben, ſtets
viel zu Hoch an, und find gegen die Vorzüge deffen, was
wir dafür erhielten, oft gleichgiltig und faft blind, Kommen
nun dazu noch Verzögerungen im lange angefündigten und
vorhergefehenen Austaufchgefchäfte, ferner eine in den Wirth⸗
ſchaftsplan des Empfängers und feine augenblicflichen Bes
dürfniffe nicht paflende Fruchtfolge auf den neu erhaltenen
Grundftüden, ferner die von einem Grundſtuͤck auf ein
anderes zu übertragende Zehents oder Lehenspflicht, fo wächft
die ungünftige Stimmung immer mehr und macht den Ver:
ftand am Ende felbft gegen die bleibenden Vortheile blind,
welche mit der vorübergehenden Störung und Beunruhigung
erfauft werden.
Die hiergegen zu empfehlenden Rüdfihtnahmen find
die Abſteckung der neuen Pläne im Frühjahr und die gegens
feitige Abtretung nad) erfolgter Ernte, wobei es dem fünfs
tigen Befiser fhon im Fruͤhjahre frei fteht, das ihm im
Herbfte zufallende Gerftland, wenn er defjen bedarf, zur
Saatzeit mit Klee zu beftreuenz die Beachtung und Ents
fhadigung nicht blos der Güte des Bodens an fi), fondern
“auch feines Düngungszuftandes, z. B. ob derfelbe nur ein
oder zwei oder mehr Ernten feit der letzten Düngung ges
tragen bat, und welcher Art diefe nady der Verfchiedenheit
der bedüngten Früchte gewefen ift. Die Beruͤckſichtigung
nicht allein deö Untergrunded, fondern aud) der am Ende
der erften Frage in Anregung gebrachten Verhältniffe eins
zelner, hauptfächlih auf Verpachtung im Einzelnen anges
wieſener Befiger oder Nußniefer und die Beachtung der
überall aufgeftellten und befolgten Regel, fo weit als möglich
nur gleiche oder zunachft ftehende Bodenflaffen gegen einander
in Taufe) zu bringen, wobei die Taufchnachbarn felbft durch)
verftändige und friedliche Belprehung und Vorerwaͤgung
aller obwaltenden Verhältniffe das ganze Gefchäft außer:
ordentlich fördern und erleichtern, im entgegengefesten Falle
— HB —
auch uͤberaus erſchweren und ſich ſelbſt zum Schaden in
die Laͤnge ziehen koͤnnen.
Auch darf bei der kuͤnſtlichen Zuſammenlegung nie
vergeſſen werden, welche Vortheile ſie durch das Vermindern
der mittlen Entfernung nach dem zuſammengelegten Grund—
beſitz, durch das Wegfallen ſchwer zu bewirthſchaftender
Grundſtuͤcke, wie ſie oft bei Anlegung neuer Straßen und
Eiſenbahnen Liegen bleiben, durch die Abrundung der vers
fhiedenen Ortöfluren und durd) dad dadurd) möglich ges
machte Hereinziehen auswärtigen Beſitzes in die Slurmarfung
des Wohnorts des Beſitzers felbft vor dem bereits verjährten
und gewohnten Zufammenliegen des Grundbefißed zu bieten
im Stande ift, und ſchon oft geboten hat,
Die dritte Frage war:
„Welche Mittel würden von den Grundbefigern
ſelbſt anzuwenden fein, um die Sufammenlegung
der Grundſtuͤcke fo leicht und fo wenig foftfpielig
zu machen, ald moͤglich?“
Man antwortete: Gegenfeitiges Einverftändniß, williges
Entgegenfommen, felbftthätiges Auffaffen erleichternder Plane
und Entwürfe, Anhören des Nathes und der Anfichten bes
nachbarter unbetheiligter Grundbefiger und vor Allem dies
jenige Freiheit und Uneingenommenheit von Vorurtheilen und
vom Ueberfchägen deö Eignen, die mehr ald alles Andere die
Folge und der Segen wahrer Bildung ift,
Die vierte Frage war, eine Art Gewiffendfrage, Gie
lautete:
„Halten die Mitglieder des Tandwirthfchaftlichen
Vereins die Zufammenlegung der Grundftüce in
ihrer Heimath und Nachbarſchaft für wuͤnſchens⸗
werth oder nicht, und aus welchen Gründen ?”
Iſt auch die Zufammenlegung bei und nicht fo drins
gend nothwendig, wie anderwärts, wo mit der Zerfchlagung
der Güter auch die Ländereien auffallend zerftüdelt und
zerfplittert worden find, fo ift doch auch bei und der Nugen
der Zufammenlegung aller Wahrfcheinlichfeit nach bleibender
Euer, We;
und nachhaltiger, da die Gefchlofjenheit dee Güter das
Zufammenbleiben des örtlich Vereinigten verbürgt, Wenn
aber auch alle Stimmen, die fich hierüber laut außfpradhen,
ſich fr die Zufammenlegung erklärten, fo ſchienen doch noch
Manche mit ihrer Anficht zurüchuhalten und die Erfahrung
felbft abwarten zu wollen." Nur das wurde erwähnt, daf
hie und da die Handgutöbefiger dagegen geftimmt zu fein
fihienen, weil fie theild nicht fattfam für ihre kleinen und
guten Wecker entfchädiget zu werden, oder auch wohl mit
ihrem Fleinen Befis zu weit hinausgeruͤckt zu werden fuͤrch⸗
teten, Dagegen wurde bemerft, daß man den mit Fleinen
Kräften zu bewirthfihaftenden Befis in der Regel nahe an
die Ortfchaften zu legen ſuche, daß die Bonität des Bodens
ftetö beachtet werde, daß ed aber auch ein Bedürfniß aller
Nedlichgefinnten fei, daß die Gelegenheiten zu unrechtmaͤßiger
Bereicherung von dem Nachbarbefis fo fehr, als möglich,
vermindert würden,
Die fünfte Frage endlich:
„Was würde bei und für und was gegen die
Vereinoͤdung, d. i. die Errichtung neu aufzubauender
ländlicher Wohn⸗ und Wirthſchaftsgebaͤude nicht
innerhalb der gefchloffenen Dörfer, fondern gleich
auf dem zufammengelegten Grundbefiß des einzelnen
sy Gutöheren ſprechen?“
wurde Furz mit der Bemerfung befeitigt, daß bei unfern
feinen Fluren ein Bedürfniß folder Zerftreuung nicht vorliege,
Nachdem nun noch Herr Nittmeifter von Barenftein
die Berfammelten davon in Kenntniß geſetzt hatte, daß bei
ihm eine Häckfelmafchine vom Schmiedemeiſter Rudert aus
Weißlitz bei Plauen angefommen und zur Befichtigung von
Seiten derer, die fich dafür intereffirten, bereit ftehe, wurde
die Sitzung einftweilen aufgehoben, um das Mittagsmahl
einzunehmen. -
Der wurde die nächte Verfammlung auf den 4.
oder 41, Zuni feftgefest ; dann von Herrn Kreffe mit Ans
ſchluß an eine in der Deutfchen Allgemeinen, Zeitung vom
ee
31, October 1844 enthaltene Mittheilung, die hierbei vors
gelefen wurde, mancherlei über die 8. Verſammlung Deuts
fcher Land» und Forftwirthe in München erzählt und hierauf
von Heren. Teihmann einige gefchichtliche Notizen Über die
in mehreren europaifchen Staaten bereits zur Ausführung
gebrachte Zuſammenlegung der Grundftücfe mitgetheilt: und
zulegt mit einem Gedichte von Ruͤckert, „Guͤterzerſchlagung“
überfchrieben , geſchloſſen.
Die Rotizen des Heren Teihmann waren nad) feiner
Angabe meift entlehnt aus dem Archiv der politifhen Oeko—
nomie> und Polizeiwiffenfchaft, herausgegeben von Dr. Rau
und Dr. Hanfjen Heidelberg 1844.
Ihr mwefentlicher Inhalt war:
„Im Königreich Dänemark wurde ſchon 1758 die
Aufhebung der Feldgemeinfchaft (des Flurzwanges) nebft
Zufammenlegung der Ländereien Gegenftand der Geſetz⸗
gebung.
; In den Aemtgen Frederidöborg und Cronburg, auf
Seeland, nördlih von Kopenhagen, wurde 1784 eine
‚befondere Commiffion ernannt, und fchon 1789 waren
‚4413 Dorffchaften und 1790 beide Aemter, mit Ausnahme
eines einzigen Dorfes, wo Waffermangel und. Flugfand
hinderten, völlig zufammengelegt. Man hielt das Ziel,
jedem Baucr alles Land, wenn irgend möglich, auf einer
Stelle zu geben, ftreng im Auge, weßbalb 350 Bauerns
höfe und 300 Häuslerwohnungen in diefen Aemtern aus—⸗
gebauet wurden, Die aus den Dörfern Ziehenden wurden
durch Naturallieferungen und Leiftungen , durch Gelöhilfe
und Abgabenbefreiungen unterftügt, und die Bauern vers
loren bald die Schew vor dem Ausbauen, ald fie ein
ſahen, daß fie nun mit weniger Pferden ausreichen und
mehr Kühe halten Fonnten. Zum Ausbauen wurden,
wenn irgend thunlih, die Höfe mit den ſchlechteſten
VII. 13
⸗
=>
Baulichkeiten, aber den tüchtigften Bauern auserkoren.
Bis -1790 waren 85,000 Faden Steinzäune zu einer
Gefammtftredfe von 21 Meilen um die neu vertheilten
Felder geſetzt. Man zog die Steinumzäunung vor, weil
fie weniger Land wegnahm, ald die Erdummallung und
zugleich viel Felder von Steinen gereinigt wurden,
In Schleswig erfchien unterm 10, Februar 1766
ein nach dem Vorbilde der dänischen Verordnung (1758)
abgefaßtes Geſetz „zur Beförderung der Einfoppelung
und Aufhebung der Gemeinfchaft der Dorffelder.“
Eine Einfoppelungs - Verordnung ‚für den Föniglichen
Antheil von Holftein erfhien den 19, November 1771.
Im großfürftlihen Antheil von Holftein wurden 1768 die
Grumdfüge zur „Vertheilung und Setzung“ aufgeftellt,
Norwegen. In vielen, befonderd den Küften» und
Alpengegenden, hatten nicht nur mehrere DBefiger eines
Bauernhofes ihre Felder und Wieſen ftücfweife um eins
ander liegen, fondern oft hatte man auch), aus Angftlicher
Furcht, dur Vertheilung der Grundftücfe den Kuͤrzern
zu ziehen, den fhädlichen Gebrauch) eingeführt, die Aecker
jährlich oder nach einer Anzahl Yahren unter den Eigen:
thümern wechfeln zu Taffen, fo daß fie das eine Jahr
von diefem, das andere von jenem bebaut wurden. Um
diefem Uebel ein Ende zu machen, wurde durch ein Gefeß
vom 17, Auguft 1821 beftimmt, daß alles Randeigens
thum innerhalb 8 Jahren unter die Befiger getheilt fein,
widrigenfald die Grundfteuer doppelt bezahlt werden
ſollte. Dieſer Termin wurde jedoch durch ein Geſetz
vom Jahre 1833 verlängert,
Schweden. Hier war die Feldzerftäcfelung fo groß,
daß unter andern ein Fall vorfam, daß eine Hufe aus
300 ſchmalen Streifen beftand, und in Familien oft ein
Senior nöthig war, der es wiffe, wo alle zur Hufe
gehörigen Ackerſtriche laͤgen. 1802 wurde eine Separation
der Hufen veranftaltet, und jedes Sirchfpiel zuvörderft
vermeffen und darauf eine neue Cintheilung gegründet.
273}
bei den Behörden in Erörterung gekommen. Bon diefen
- 119 —
Diefe Sache war oft, ſehr ſchwierig⸗ auszuführen.
Unter ‚andern beftanden die Vermeffungsbücher in. einem
Kirchſpiele aus SL Nick Papier, die Seite Br ——
Seilen. ei
In Baden haben nur wenig — eine „neue
Seldeintheilung erhalten, In Naſſau dagegen, wo man
diefe Conſolidation nennt, erſtreckt fie fich bereite über
eine Fläche von mehr als 100,000 naffauifchen Morgen
in 80 Gemarfungen,
Preußen. Hier find viele Bufammenlegungen (Se⸗
parationen) zur Ausführung gebracht worden. Man hat
der preußifchen Agrars Gefesgebung zum Vorwurf gemacht,
daß fie die drei, wenn auch in der Ausführung eng
zufammenhängenden, aber. an ſich ſehr verfchiedenen Ges
ſchaͤfte der Gemeinheitötheilung, der Ablöfung von Servi-
tuten (infonderheit Aufhebung der Koppelhutungen) und
der Zufammenlegung von Grundftüden, nicht fcharf genug
ſondere. Ueber letztere ſind die ———— Beſtimmungen
in dem Edicte zur Beförderung der Landescultur vom
14. September 1811, der Declaration. vom 19, Mai
1816, der Gemeinheitötheilungsordnung vom 7, Juni 1821
und Rei Dienftablöfungsordnung von demfelben Tage,
enthalten, jedoch nur andeutungsweife und in einzelnen
Paragraphen fo daß die bei der „Separation“ befolgten
Grundfäge, vornehmlich durch die Präris ſich näher aus-
gebildet zu haben feinen.
Genauer ift das ſaͤchſiſche Geſetz Aber die Sufammens
legung der Grundftücke vom 14. Juni 1834 auögearbeitet,
aber in ängftlicher De für beftehende - Eigenthums—⸗
verhaͤltniſſe.
Bis Ende 1840 waren im Koͤnigreich Sachſen uͤber⸗
haupt nur 160 Anträge auf Grundftücszufammenlegungen
ir und fpätet geftelten Anträgen waren bis Ende 1842 nur
75 Fälle völlig, und 58 Fälle materiell, bis zum Receß⸗
Aabſchluſfe erledigt, zuſammen alſo 131 Fluren, oder nur
a 1
A
— —
einzelne Abtheilungen derſelben davon beruͤhrt worden.
Kr Das Koͤnigreich Sachſen zählt 3500 Feldmarken.“
Mach einer andern, ‚Heren Teichmann bekannt ges
4 ae. Angabe wurden im Königreich Sachſen Zuſammen⸗
—*—— beantragt: 1834 ... 17,
1838
18868 24
— D ———
je
je >)
[SP]
—
+
+
E72
—
>
-
1844 , „2.33,
280, *
Im Durchſchnitt 25 —26, —
Jetzt (Ende 1844) find erledigt 202, ale:
26 durch freie Vereinigung,
236 =. Specialcommiffionen.
262,
Bon den 280 Anmeldungen fommen :
170 auf den Leipziger Kreis,
6
I 2 2 Meißner Kreis,
ER Boigtländifchen Kreis,
— 3 Erdzgebirgiſchen Kreis,
36 = die Oberlaufiß.
280,
Ueber die bei der Zufammenlegung geltenden geſetz⸗
lichen Beftimmungen nur Fürzlicd) Folgendes :
Im Herzogthum Schleswig wird die Minorität durch
eine Majorität von %, nach dem Landbeſitze ‚berechnet,
gebunden. Erfennt die Localbehörde die. Zweckmaͤßigkeit
‚der Zufammenlegung an, fo kann aud) zur Ausführung
‚» gefchritten werden, wenn der ———— von einer geringern
Zahl als 3 auögeht.
— 181 —
MNMach der Einkoppelungs⸗Verordnung für den koͤnig⸗
lichen Antheil von Holſtein vom. 19, November 1771
‚Tann fogar der Wunſch der einen Hälfte der Feldbefiser
(nad) dem Steuercatafter der f. g. Pflugzahl) zu einer
‚generellen Auseinanderfegung führen.
In Naſſau liegt die Minoritaͤt einer Majorität
von unter, und ed. muß diefe Majorität wenigftens
die Hälfte der betheiligten Morgenzahl beſitzen.
Im Koͤnigreich Sachſen iſt die Stimmberechtigung
der Theilnehmenden an einer Zuſammenlegung nicht blos
mad) der Groͤße der in den Zuſammenlegungsplan ges
zogenen Parzellen, fondern auch mit Beruͤckſichtigung der
Sahl dieſer Parzellen zu berechnen. Die Mehrheit ift bei
‚einem Zufammenlegungsplane, in welchen nur folhe Grund»
ſtuͤcke gezogen werden follen, die bei einer in der Verhand⸗
lung begriffenen Aufhebung von. Dienftbarfeiten -oder Ge⸗
meinheitötheilung begriffen find, dann vorhanden, wenn
mehr ald die Hälfte der Stimmen fich für die beantragte
Zuſammenlegung erklaͤrt. In allen andern Fällen ift das
Einverſtaͤndniß von mindeftens zwei Dritttheilen erforderlich,
7
”
—
»
XXV.
Frühlings⸗-Feſtſitzunug
der
pomologiſchen Geſellſchaft zu Altenburg,
den 25. April 1845. R
In dem durch die Herren Kunze I. und II., Beffer,
Adam, Prefler, Bretfchneider und Dr. Bad
ausgefchmückten größeren Saale des Logenhauſes verfams
melten ſich bis nad 412 Uhr eine namhafte Anzahl von
F Mitgliedern der pomologiſchen Geſellſchaft. Sie betrachteten
mit erneuter Freude die mannichfaltigen Blumen, deren Farben⸗
ſchmuck ſich bei geſchickter Gruppirung noch mehr hervorhob.
— >
Krach der Zeit aber begannen die eigentlichen Feſt⸗
verha ndlungen im fleinen Saale und wurden von dem
vorfisenden Konfiftorials und Negierungsrath Dr. Bad,
nad) einer ‚entfpredhenden Begrüßung des Frühlings, etwa
dahin eingeleitet, daß derfelbe über die getroffenen Anords
nungen auf die vorliegende gedruckte Bekanntmachung Hinz
wies, von fihriftlichen Auffägen zu Gunften der freien
mündlichen Verhandlungen abfah, Mitteilungen über die
Zahl der Gefelfchaftömitglieder, über den günftigen Stand
der Vereinskaſſe (laut dem vorliegenden Rechnungsſchluß *)
und über den mehrfeitigen Verkehr der Geſellſchaft "mit
manchen verwandten Vereinen machte, und" quletzt noch
anzeigte, daß nach Tiſche eine BVerfteigerung von fernher
bezogenen Gartenerzeugniffen ftattfinden follte, "an welcher:
4) nur wirffiche Gefeufhaftömitglieder für ihre mn
Theil Haben fonnten, wenn fie
2) verfprächen, die in der Verfteigerung Aen
Pflanzen, ſobald dieſelben in Vermehrung gebracht
worden waͤren, zu nicht hoͤherem Preiſe an Geſell⸗
ſchaftsmitglieder abzulaſſen, als ſie dieſe ſelbſt
erſtanden haͤtten, und zwar erſt dann, nachdem
4 Exemplare an Geſellſchaftsmitglieder zum Kauf
angeboten worden wären, anderwaͤrtshin zu vers
faufen oder zu verwerthen,
Darauf legte derfelbe die erfte Frage:
Welche Erfahrungen über fhadlidhe
Nachwirkungen des jüngften Winters
find in gartenbaulicher Beziehung ges
maht worden?
den Mitgliedern vor und eröffnete die Beſprechung etwa ſo:
294 Thlr. 29 Ngr. 5 Pf. Einnahme (171 Thlr. Uebertrag.
113 Thlr. Jahresbeiträge der Mitglieder, 10 Thlr. Zinsnutzungen),
105 Thlr + Nor, 5 Pf. Ausgabe (70 Thlr. Bibliothek, 27 he,
10. Ngr. 1:9. Geſellſchaftsberſammlung, 7 Thlr. Insgemein),
189 Thlr. 15 Nr. Beftand, gewährt durch 145 Thlr, 15 Ngr. Kaifer
baarfchaft, 44 Thlr. Rückſtände und Vermögen: 300 ZThlr. bei
Herzogl. Landesbant, 82 Thlr. 16 Ngr. 9 Pf. bei der Sparkaffe,
N einſchließlich Kaſſebaarſchaft und NRüdftände: 572 Thlr.
aNgr. I Pf. überhaupt. Dr. 8.
— 185 —
Herr Regierungsrath Dr. Badz Was vom Schnee
bedeckt gewefen ift, hat hoben und guten Schuß ges
habt, allein, was fid) noch Höher emporgemacht hat,
iſt mancher Befchädigung ausgefegt gewefen,
‚Bere Geh. Kammerratb Wais: Ich babe über diefen
Winter, in aller Hinficht Klage, zu führen, denn. mir
find Froft und Waſſer gleih nachtheilig gewefen.
Namentlich haben meine Nofen fehr gelitten, fo daß
ich jest oft nicht genau weiß, wie weit hinab ich. fie
zuruͤckſchneiden fol, Welcher Nachtheil mich jedoch
auch belehrt hat, daß alle Spielarten der Centifolie
viel beſſer ausdauerten, als die von der Gallica oder
von ‚der Damascenerrofe berftammenden,
Here. Hofgärtner Kunze: Aud die verfchiedenen Ab⸗
arten der Iheerofen ertragen die Kälte beſſer, als die
immerblühenden. ö
Here Profeffor Lange I.: Mir war auffallend, daß
viel eingefchlagene Birnfämlinge, zumal wenn fie
nur ein wenig an der Wurzel verlegt waren, beim
Herausnchmen im Fruͤhjahre ſich in den Wurzeln
verdorben zeigten, während der Stamm, fo weit
über der Erde geftanden hatte, ganz frifch und uns
verdorben war,
Herr Geh. Kammerratd Waig: Ganz fo ift mir" vor
mehreren Jahren mit Nofen gegangen, die auch nicht
kamen, obgleich der Stamm friſch war, weil wohl
die Wurzel wegen der Störung in der Vegetation
erfroren feim mochte;
Here Profeffor Lange J.: Sole Wahrnehmungen
machen mich wenigſtens gegen die Herbſtpflanzung
einigermaßen bedenklich. |
Herr Hofgartner Kunze: Allerdings darf felbige nicht
euf feuchten Stellen vorgenommen werden,
Herr Hofgärtnet Doͤhl aus Eiſenberg: Aber in Ihrem
vr falten Altenburg‘ erfriert auch Manches, was bei uns
unverletzt geblieben iſt. Ich will nur pyrus. japo-
nica, ribes sanguineum etc, anführen, Naͤchſt
dem Fennt man aber auch die Ausdauer mancher
Pflanze noch nicht genug, fo ſteht z. B. die gute
Kaſtanie noch unbefchädigt. w
Herr Kammergutöpachter Löhner: Bei mir find die
Pflaumen völlig erfroren, noch mehr ald die Kirfchen.
Here Handelögärtner Bretſchneider: Gerade fo geht
mir's aud).
Here Profeffor Lange J.: Die Apfel haben am we—
nigften gelitten, die Birnen aber bedeutend mehr,
namentlid) an den Verbindungsſtellen fürs neue Holz.
Herr Geh. Kammerrath Waitz: Und ich moͤchte ſagen;
namentlich die auf Quitte veredelten.
Here Profeffor Langel.: Das find gewöhnlich diefeins
ften Sorten. Vorzuͤglich zärtlich ift die Quittens
unterlage, fo daß ihr immer einiger Schuß zu geben
fein dürfte.
Herr Kammergutspachter Loͤhner: Ich ſtelle gar keine
Franzbirnbaͤumchen mehr auf Quitte, weil mie einige
Sorten wie Bergamotte Crasanne , Beurr& gris,
felöft Beurre blanc riffig geworden find, wogegen
doch gewiß meine vorjährigen auf Birnenunterlage
gezogenen Sorten diefen Fehler nicht zeigten,
Herr Kollaborator Lange II.: Damit aber treten Sie
in Widerfpruch gegen faft alle namhaften Pomologen,
welche gerade die feinften Sorten, wie etwa die nors
männifche rothe Herbftbutterbiene und viele andere,
wenn fie pollfommen werden follen, nur auf Quittens
unterlage geſetzt wiſſen wollen, \
Herr Geh. Kammerratd Waitz: In Schöngleina habe
ih) manche vortreffliche Beurré blane, die auf Birn-
wildling erwachſen war, genoffen,
Herr Kollaborator Lange II.: Denken Sie aber au)
gefälligft an unfre theilweis ſteinige Hartmannsbirne
aus dem Graslande unferer Obftgärten, die befannts
lich nichts anderes ift, als Beurre blanc auf Birns
wildling,
- 15 —
Herr Profeſſor Lange J.r Im Ganzen Tape ſich wohl
diefe Verſchiedenheit der Loͤhner'ſchen Anſicht damit
aufhellen, daß Loͤhner auf! dem Stud‘, n/wor feine
feinen Birnen auf Wildling wachen, veinen tiefz
'aufgefchütteten, ſehr fetten Untergrund hat ‚während
anderwärts gewoͤhnlich die Quitten in H dem’) guten
Gaͤrtenland ihre ſich immer erneuernden Saugwurzeln
obenhin außtreiben und ſich damit: die beſten Stoffe
zuziehen. Beurr& Napoleon wenigſtens iſt bei mir
auf Hochſtamm und Quitte gleich gut ausgefallen.
Regierungsrath Dr. Back: Doch kommen wir
"wieder zu unſerer Frage und laſſen Sien mich zu
ihrer Erledigung Ihnen auf den Grund der von meis
nen Freunden dem Heren Poſtmeiſter Voigt in
Kahla, Herrn Dr. Richter in Roda und Herrn
‚Pfarrer Sörgel in Lipperödorf mir erſtatteten freund
fhaftlihen Berichte noch einige testimonia morum
aus dem KHolzlande über den Winter: geben, Wenn
man nun auch zum Gefchehenen das Beſte reden fol,
fo kann man doch auch dort nicht viel Ruͤhmens vom
Winter machen, es fei denn: etwa, daß man feine
Ausdauer und Beftändigfeit: anpreifen wollte,‘ durch
welche er vielleicht einiges Ungeziefer getödtet und den
Boden tief gelockert, dafür aber auch Salat, Peterfilie,
Pfirfchen, Aprifofen und Nofen vernichtet! und nächfte -
dem durch die von Hunger ſchrecklich geplagten Hafen
und Rebe großen Schaden herbeigeführt hat: Doch wir
gehen wohl nun zur zweiten Frage über, welche lautet;
Wie find Fleinere Privatgärten anjus
legen, wenn fiedurd ihre Einrichtungen
nicht nur dem Auge einen angenehmen
Genuß, ſondern auch den Eigenthümern
einen wirthſchaftlichen RNutzen gewaͤh—
ren follen?
En Hofgärtner Dolls Da wird man wohl von der
Schoͤnheitslinie abgehen und auf eine ſymmetriſche Form
Rücficht nehmen muͤſſen.
— 186 —
Herr Profeffor Lange I. | Ich denke auch,’ daß die
geraden Linien hier Necht behalten werden.
Herr Regierungsratd Dr. Back: Mein Freund, Dr. Rich—
ter. in Noda, deſſen Korrefpondenznachrichten ich fihon
vorhin berückfichtigte, » räth vorzüglich, aus. dem Bes
son fireben nach guter Weglegung, nicht allzu ‚viele Wege
m anzubtingen, und: ich) muß leider geftehen, daß mid)
Wwenigſtens meine‘ Kinder durch. felbft eingefihlagene
Wege manchmal beitimmt haben,’ wohl auch mehr
Wege in meinem Garten anzubringen, als raͤthlich ift.
—* Profeſſor Lange J.: Im Ganzen bleiben unſre
Stadtgaͤrten mehr ein zehrendes als ein werbendes
Kapital, und darum kommt auch eben nicht viel darauf
an, ob: ein Streifen zu einem wenig. Arbeit erfor⸗
‚dernden Wege oder zu. einer immer Nachbefjerung
oder anderweite Kultur nöthig machenden Partie vers
wendet) wird.
‚gm Kammergutspachter Löhner: Ich habe zu Bis
ſchofsheim a, d. Tauber einen nach englifchem Ges
fhmade hin angelegten Nutzen bringenden Garten felbft
mit: Gemüfe bepflanzt gefehen, der allgemein gefiel und
viele Befucher anzog.
m Darüber erhoben die anmefenden Gärtner mancherlei
Bedenken, bis
Herr Geh. Kammerrath Waittz aͤußerte: Ich bin gegen
die ganze Frage, weil ein kleiner Garten nicht Nutzen
bringen, ſondern durch Farben und Wohlgeruͤche Auge,
Geruch und Geſchmack angenehm beruͤhren ſoll.
Der Here Vorſitzende, Regierungsrath Dr. Back: Das
gegen muß ich fprechen, denn mein‘ fleiner Garten
befriedigt wohl auch diefe Sinne, wirft aber nebenbei
noch manchen Fleinen Wohlgeſchmack und Vortheil ab.
Herr Profeffor Lange J.: Würde deren aber weniger
gewähren, wenn er in englifchem Geſchmack gehalten wäre,
Here Hofgärtner Dölls Darum fage ich eben, man
wähle gerade Wege, pflanze auf die Rabatten Blu-
"men, Zwerg» und Beerobſt und: ftelle dahinter das
‘ - (U —
"+ Gemüfer auf‘ breitere "Beete,) mag auch ders Schön:
heitsfinn etwas weniger dabei gehegt werden «|
Here Negierungsrath Dr. Back: Auch hat es ſeine große
Annehmlichkeit, auf der Stelle ohne großen Zeitverluſt
friſches Gemuͤſe haben und vielleicht ſogar einer bes
freundeten Familie damit dienen zu koͤnnen.
Here Gutsbeſitzer Duaad: Auf dem Lande aber, meine
icch doch, daß wir mit, Recht das Gemuͤſeland von. dem
klleinen Putz⸗ und Blomengorichen trennen, wie wir's
ja Ale thun, damit ‚nicht: ein, Landſtuͤck durch’ö- andre
‚ benachtheiligt werde, PR
"Herr Hofgärtner Doll: Ja auf dem Lande gibt’ auch
ö Land genug, aber die landarmen Städter müffen Alles
in Kleinere Räume jufammenzudrängen fuhen.
Herr Profefjor ange I und Hofgärtner Doͤll: Außer
dem fann man ji auch von geraden, hubſch rein
gehaltenen Wegen, gut gehaltenen Seitenrabatten und
friſch grünendem Gemüfeboden recht angefprochen fühlen.
„Here Regierungsratö Dr. Bat: Das denke ich auch
| und glaube auch das noch üfügen za nidffen, daß
man ja eben nicht zu aͤngſtlich auf den abfallenden
Nuͤtzertrag Ruͤckſicht zu nehmen noͤthig Hat,
Her Geh. Kammerratd Waig: Dies iſt angefaͤhr auch
meine Anſicht, obſchon ich berſichern kann, daß in mei⸗
nem Garten fruͤher manches Gemuͤſe durch Ueberſtaͤndig⸗
kelt taͤſtig und weniger ſchmaͤckhaft geworden ift.
Sr Regierungsrath‘ Dr. Back? Recht, allein der Gar⸗
ten von Freund Maik iſt freilich auch“ Fein kleinerer
Pribvatgarten und kann darum wohl auch mehr Spargel,
— — Roplfeimihen und dergl. liefern, als ſich in einem
ſtaͤdtiſchen Haushalt ohne einige Beläfligung verbrau⸗
. ‚sei laſſen. Doch gehen wir zur dritten Frage:
Rn Wie kann in einer Gartenbawgefells
haft das Intereffe der Einzelnen
* insbeſondre der eigentlichen Gärtner
mnmm it dem — ————— —— oerein bart
"werden? J
— —
Sie hat deinige Schwierigkeit und darum duͤrfte viels
leicht Herr Hofgaͤrtner Kunze, von dem dieſelbe, wie
die vorhergehende und folgende messe * ſeine
Anſicht gefaͤlligſt ausſprechen. DREI
Here Hofgärtner Kun her Eben deswegen, Bi ic) Andrer
Anfichten gern hören wollte,’ 2 id) die Srage zum
Aufſtellen vorgeſchlagen.
Herr ‚Hofgättner DIL: Schon die Ausftellungen ſolcher
Geſellſchaften gewähren den Vortheil, daß gute Sachen
ſich dem Publicum ſelbſt anempfehlen.
Herr Regierungsrath Back: Und dieſer Vortheil laͤßt
ſich bei ergiebigen Mitteln noch, durch Remunerationen
fuͤr ‚tüchtige Leiftungen einigermaßen fteigern, während
auch ſchon durch Verlooſungen der ausgeſtellten Garten⸗
erjzeugniſſe ein Abfas gemacht wird.
Here Profeſſor Lange l.: Gegen die Berloofungen läßt
ſich aber gewiß mit Recht behaupten, daß oft dem
Gemuͤſezuͤchter Kamellien und. Erifen zufallen, die er
| nad) kurzer Zeit unters Brennholz werfen fann, und
daß alfo bei denfelben viele hübfche Pflanzen, in uns
rechte Hände fommen und „verfümmern und damit
5 vieleicht den Ausſtellern fogar üble Nachrede susiehen,
oder. ſelbſt ein Gegenftand des Wegweifend, Vers
ſchleuderns und Spottes werden.
Herr Regierungsrath Dr. Back: Das hat ſeine Richtig⸗
keit und deshalb wuͤnſche ich vor Allem, einen Haupt⸗
vortheil der Gartenvereine für die Gärtner darin erkannt
zu fehen, daß diefe Vereine, wie wir, ja diesmal, feldft
gethan haben, neue und theure Pflanzen auf ihre Kos
ften ‚beziehen und. dann unter ihren- Mitgliedern vers
fteigern, , So fommen gewiß fpecufative Gärtner wohls „|
feiler zu Gewinn -abwerfenden Pflanzen und Fünnen
fie bald ohne großes Riſiko vortheilhaft vermehren.
Hofgärtner Doͤll: Der dabei abfallende Gewinn
ift nicht fo beträchtlich, aldı er fcheinen dürfte, weil
die Gärtner meift viel Rabatt erhalten und geben...
*
— 19 — R
SHerr Louis Rannigers und weil fie durd) gegenfeitigen
Pflanzenaustauſch ohne große Geldkoſten —8 dieſen
Gewinn noch leichter verſchaffen.
Se Kollaborator Lange H.: Dennoch ſollte man mit
Recht auf einen nicht unbedeutenden Gewinn bei fehwer
zu eultivirenden Pflanzen rechnen koͤnnen.
Here Kammergutöpachter Löhners Bei diefen vielleicht,
aber in Beziehung auf die gewöhnlichen Feld» und Gartens
erzeugniſſe find wenigftens in den Auctionen des landwirth⸗
ſchaftlichen Vereins hier, die bezogenen Gewaͤchſe einmal
so nntheurer weggegangen, als fie dem Verein zu ftehen kamen.
Herr Kollaborator Lange II.: Dies ift einmal der Fall
geweſen, allein jede angeprieſene Waare verliert bei
eigner Zucht viel am Werthe und ein gebranntes Kind,
das vielleicht auch nicht gern and Verſchreiben fremder
Sachen gegangen waͤre, wird gar bald das Feuer
ſcheuen lernen. Denn wir Alle wiſſen, wie viel ſchlechte
Gewaͤchſe, ſoll ich ſagen Schund, in den betreffenden
— Saamenverzeichniſſen, ja ſelbſt in manchen aus andern
Blättern sufammengeftoppelten Beitfepeiften eſen
werden.
Here Hofgärtnee Kunze: Die meiſten und fchlechteften
“Pflanzen aber werden zuverläffig durdy die fogenanns
nun ten Würtemberger, d. h. durd) die haufirenden fremden
ESaamenhaͤndler, die uns durch Spottpreife einen
Io rechtlichen und ehrlichen Saamenhandel faft unmöglich
| machen, in's Land gebracht.
Mehkere zugleich Das ift außer Zweifel, wer betrogen
werden will, darf nur da Faufen,
er Here —— Dr. Back: Ich habe mich durch
ſie ein Mal anführen laſſen, gab nur das halbe Geld
„und folte erſt, wenn die Waare ſich gezeigt hätte,
Kim das andere Jahr die Hälfte des Geldes nachzahlen.
rn Aber alle Pflanzen zeigten fi) von ſehr ſchlechter
“Qualität; wer ſich jedoch nicht zeigte, war der bes
u tr hgerifche Wiürtemberger, der mich bei niederem hal⸗
ben Preife immer noch recht ordentlich geſchnellt hatte.
%
— mM —
Herr Höfgärtner Döllaı Ich will blos an die Bam»
berger und Koldiger Obfthändler erinnern.
Herr Hofgärtner Kumyes Und ich will nur aus eigner
“Erfahrung anführen, daß ich in bedeutenden Saamen⸗
züchtereien fehr fchlechte Exemplare zur Saamenzudt
mit verwendet fah, während man doch: — ſtets die
beſten Pflanzen waͤhlen muß.
Herr Kammergutspachter Loͤhner: Dennoch muß ich
wenigſtens einen Saamenhaͤndler aus der Gegend
von Bamberg hierbei als Ausnahme nennen, der eine |
ganz platte Runkelruͤbe mit faft dünnen zwiebelartigen
Wurzeln liefert, weldye bei: und auf dem Lande fo
‚gute Aufnahme findet, daß der Mann heuer 30 Dresd⸗
ner Scheffel Saamen im Altenburgifchen abgefest ha—
"ben will, weil alle Bauern: auf feine Anfunft warten.
Here Profeffor Lange J.: Keine Regel ohne Ausnahme,
Seftftehen aber muß doch, daß ein anfäffiger und bes
kannter Gärtner hundertmal zuverläffiger ift, als jene
herumtreibenden Saamenverfäufer,
Herr Regierungsratd Dr. Bad: die fogar gelegentlich
noch etwas in der Nähe Liegendes oder‘ Stehendes
allzulieb: gewinnen.
Here Geh. Kammerratd Waig: Allein wir fommen
damit faft vom Gegenftande ab, obſchon fi, wenn
auch gleich mehr negativer Weife, die Geſellſchaften
gegen derartige Betrügereien durch's Befanntwerden mit
tüchtigen Gärtnern ſchutzen. Sollte aber nicht noch
ein? großer Vortheil für die Gärtner und wohl für alle
Mitglieder auch damit erwachfen, daß ihnen die Gefell-
ſchaft fehr theure Werfe und Zeitfchriften bietet, durch
welche fie das Neuefte in ihrer Literatur erfahren, falfıhe, |
unächt überfommene Pflanzen fennen lernen, richtigere |
Kulturmethoden befihrieben finden, zuverläffige Quellen
für neue Bezuͤge in Erfahrung bringen und fich fogar |
‚neue Abfaß= und Taufchwege herauslefen und abſehen.
Here Regierungsrath Dr. Back: Das ift gewiß noch ein
Hauptgewinn,
*
— 19 —
1 |. Hofgärtner Kunze:! Ich will denfelßen nicht wege
laͤugnen. Würde es aberieben darum für vortheilhaft
anſehen, wenn von Seiten der Gefellfchaft das Preise
wiürdige öffentlich ald ſolches anempfohlen würde,
Herr Kollaborator Lange II.: Die Gefedfhaft fann als
ſolche nicht gern empfehlen wollen. "Mir wenigftens ift
das Urtheil einer mir als zuverläffig befannten Perfon
gewichtiger für einzelne Sachen, 'ald das Urtheil von vier
len Vereinten, von denen vielleicht nur wenige parteiloſe
Sachkenner und einige wohl gar Concurrenten find.
Here, Profeffor Lange T.; Und müßte nicht eine Ges
fenfchaft fih fhämen, wenn ihr Empfohlner durch die
Nachläffigfeit oder rachſuͤchtige Hinterlift eines bald
abziehenden Gartengehülfen getäufcht, als ein mit Uns
recht Empfohlner fid) auswiefe?
* Herr Regierungsratb Dr. Back: Der Schluf anf Vers
handlung dürfte wohl dadurch zu machen fein, daß
durch‘ gemeinfames Intereffe die Einzelnen zum Bereine
' geführt, durch die Vereinigung vieler Kräfte aber Tuͤch⸗
tiges geleiftet und felbft für Einzelne Erheblichss gewons
nen werden fünne. Doch eilen wir jur legten Frage:
Wie Laßt ſich eine erhoͤhete Theil>
nahme des Publifums an den Erzeug>
niffen der Runftgärtnerei weden?
Mein Freund, Dr. Richter ſchreibt, man muͤſſe vor—
zuͤglich die Empfänglichkeit fürs Schöne dur) Aus⸗
ftellungen zu fördern fuchen und freundliche Gartenbefiger
müßten dem theilnehmenden Publikum ihre "Gärten
nicht verfchließen.
Herr Profeffoe Lange J.: Gewiß fpricht und gewinnt
eine gut durchgeführte Gartenanlage am beiten und
eindeinglichften für fich,
"Herr Regierungsrat Dr. Bad: Auch follte man fi)
allfeitig bemühen, um recht billige Preife wahrhaft
"Schönes und Zierended abzulaffen, damit man fic)
unter den Foftlichen Scyägen der Natur recht heimiſch
fuͤhlen lernte.
»
m
J
— TUE —
Here Profefor Lange J.: Auch die Begeiftrung einiger.
Pflanzen» und Blumenzüchter, die ſich ganz ihren
Lieblingen hingeben, ftecft an und wirft fördernd.
Here Geh. Kammerrath Waitz: Worte belehren, Beis
fpiele ziehen nach ſich; darum laffen Sie uns Alle ein
recht gutes Beifpiel in der Pflanzenzucht geben, damit
der Sinn und dad Intereffe des Publifums in iminer
größeren Kreifen unferer Lieblingsbefchäftigäng gewons
nen werde,
Here, Regierungsratö Dr. Bad, der Directors Meine
Herren, die Seit ift ſchon wieder verronnen, laffen
Sie mich darum
1) Ihnen vieleicht zum Anfauf die Heberficht der Furs
ei befjifchen Flora von Caſſebeer und Pfeiffer empfeh⸗
len und 3
- 2) noch anfragen, ob wir nicht unfre gefälligen Berichte
A erftatter aus dem Meftfreifes Herrn Poftmeifter
02, Boigt aus Kahla, Herrn Dr. Richter aus Noda
und Heren Paftor Sörgel aus Lippersdorf zu korre⸗
fpondirenden Mitgliedern aufnehmen wollen,; (Alle
gaben durch, Afflamazion ihre Zuftimmung) und
3) unter "Empfehlung möglichfter Vorfihtsmaßregeln
Ahnen anheim geben, ob nicht vieleicht unfre Wein⸗
züchter fid) dereinft die durdy Heren Borger's nach
franzöfifchen Zeitfihriften empfohlene dreimal, fage
dreimal tragende MWeinforte aus Rumigny kom⸗
men laflen wollen,
Hierauf brach die auf etwa 80 Mitglieder angewachfene
- Gefellfchaft auf, um in Gemeinfchaft mit einigen freudig
willfommen geheißnen Frauen ein heitres Mittagsmahl einzua
nehmen, nach welchem noch fpäter die neubezogenen Pflanzen
unter die Gefellfchaftsmitglieder verfteigert wurden,
Im Auftrag nachriptlich niedergefchrieben durch den
Kollaborator
Nobert Lange.
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= nif. ©. - 72 | 925 wii. ©. ®. = 89 | 3,25 ji. ©, = 92 35 |. ©. 26 | = 10,5 8,0 helle ©.
B 65 ©. P 8,75 tr. N. 27 \= 10 | 40 RN. |: ILl 50 | W 27 \= 9 45 helle ©.
- 7,25 It. ©. = 80 wi. N. - 10,0 3,0 Inebl. D. Reg. | = 80 2,23 Reg. N. 23|- 96 Mm me
- 40 nel. ©.®. |- 50 in. 29|- 81 | 1,0 \wiE, ©. = 80 0,75 It. ©. _ 129 |= 96 = 0 helle ©.
4,25 |nebl. W. = 60 wie N. - 80 —- 10 wik. ©. : 83 10 we.90. | 30 |- 65 + 20 Ind. ©.
Ines, NE 40 RS 5 — 31 |=- 76 2,0 |Nbl. W.
— 3
Hoͤchſter Barometerſtand den 24. Dechr. = 28” 0,0%, Mittler Barometerſtand — 27 5,45
Tieffter Barometerſtand den 16. Detbr, = 26” 10,9. Kaͤlteſter Tag den 12. December — — 9, 5°.
Nbl. Nebel, Reg, Regen, Stm, Sturm, Schn. Schnee, 2. Oſt, S, Sid, W. Welt, N, Nord,
Erklärungen der Abkürzungen: tr, trübe, wik. wolkig, nebl. nebelig,
— 195 —
XXVI.
*
Vermögenszuſtand
des
Kunft- und Handwerkövereind und der Kunſt- und
Handwerksſchule.
A. Beim Kunſt- und Handwerksverein hat 1844 betragen:
1. Die Einnahme: .
175 Thlr. 28 Dar 9 Pf. Kaffenbeftand vom Jahre 1843,
1» — — 2 Aufnahmegelder neuer Mitglieder.
23 =» 7 = 5 = Beiträge der Mitglieder,
14 2 5 = — > gnädigft verwilligte Beiträge aus
u Staatskaſſen.
30. — 2 — 2» Binfen von auögeliehenen Activ⸗
fapitalien.
665 Ahle. 1 Ngr. 4 Pf. Silbercur. Summe der Einnahme.
2, Die Ausgabe:
4 la 23 Ngr. — Pf. Aufwand an das Inventarium.
— ⸗— nicht eingegangene Nefte von Bei⸗
tragsgeldern.
204 2 7 = 35 für Bücher, Journale und Zeiz
tungen. |
97 >» 10 >» 6> für Drudfoften, Copialien und
Buchbinderarbeit.
3 =» 27 >» 5 > Beitrag zur Herausgabe der Mits
theilungen aus dem Ofterlande,
344 Ahle, 18 Ngr. 4 Pf, Latus.
VI. 14
= —..N -
344 Thlr. 18 Ngr. 4 Pf. Transp.
7 =. 2 = 5 = für Erleuchtung, Heizung und Reis
nigung des Berfammlungslofals,
21
42 ⸗ z — » DBefoldungen und NRemunerationen,
5 = 14 s 9 = Poftporti und Botenlöhne,
150 2 — 2 — 2 ausgeliehenes Aetivcapital,
6 = 10 = 3 >= Snfertionögebühren.
37 2 4 = 5 = Insgemein.
594 Thlr. 1 Ngr. 6 Pf. Silbercur. Summe der Ausgabe.
Daraus ergibt ſich ein Kaffenbeftand von
70 Thlr. 29 Ngr. 8 Pf. welcher mit
1000 = — 2 — > ausgeliehenem Ac⸗
tivcapital
Ende 1844 einen
Bermögensbeftand
von
1070 Thlr. 29 Ngr. S Pf, begründet.
e
B. Bei der Kunft- und Handwerksfhule:
1. Die Einnahme: \
178 Thlr. 22 Ngr. 6 Pf. Kaflenbeftand vom Jahre 1843,
589 = 25 = 7 = öffentliche Beiträge für unfere und
die übrigen inlandifchen Sonn
tags⸗ und Gewerbfchulen, woruns
ter 102 Thlr. 23 Nor. 3 Pf. aus
biefiger Rathskaͤmmerei u. 5 Thlr.
4 Nor. 2 Pf. von der Freimaurers
loge zu Prämien unferer Schule
ausschließlich zufommen.
1022 2 7 = 5 = Binfen v. auögeliehenen Kapitalien,
68 = 21. = 1 > Eintrittögelder neuaufgenommener
Schüler.
939 Thlr. 16 Ngr, I Pf. Summe der Einnahme,
2. Die Ausgabe:
286 chlr. 19 Nor. 3 Pf. ausgezahlte Beiträge für die uͤbri⸗
gen Gewerb⸗ und Sonntagsfchulen
des Landes.
13 = 5 = — > Bücher zu Prämien und Vorlege⸗
blätter,
30 » 7 = 1 = Drucfoften und Buchbinderarbeit,
2 » 3 2 — ⸗ für Geräthfihaften und Inven⸗
tarienftücke,
— 2: 2 » 2.» Schreib- und Zeihenmaterial,
60 =» 7 2 8 > Beleuchtung, Heizung und Reis
nigung des Schullokals.
20 2 20 2 2 = Befoldungen und Remunerationen.
3 2 33 = 8 > Insgemeind
689 Thlr. 2 Nor. 4 Pf, Summe der Ausgabe,
Daraus ergibt ſich ein Kaffenbeftand von
K 250 Thle, 14 Ngr. 5 Pf. der mit
3150 = — =: — ⸗ Acctivcapital,
Ende 1844 einen
Bermögensbeftand
von
3400 Thlr. 14 Ngr. 5 Pf. begründet,
14 *
= Am
XXVII.
Der Herbfteonvent der pomologiſchen
Geſellſchaft.
Eine Mittheilung.
Vom
Profefjor Eduard Lange.
Die diesjährige Herbftverfammlung der pomo—
logiſchen Geſellſchaft zu Altenburg war hauptſaͤch⸗
ih um der Georginen willen, die fihon bier und da den‘
7. Sept. erfroren find, auf den 12, Sept. 1845, den Freitag
‚der Jahrmarftöwoche, beftimmt worden. Die Zahl der
Theilnehbmenden ftieg nur bis auf ungefähr 30, Dod)
war die im großen Saale des Logenhaufes veranftaltete Aus⸗
ftellung ziemlich beträchtlich. Namentlich war die Menge,
‚Mannigfaltigfeit und Schönheit der Georginen, trotz
der großen Trockenheit in den legten Wochen, fehr bedeu—
tend. Außer dem Herrn Pfarrer Blumtritt in Ober
lödla, der nur eine Fleine Anzahl ſchoͤner Blumen einges
reicht hatte, waren ganze Sammlungen und darunter aud) -
‚ mehrere ſchoͤne Sämlinge von den Herren: Cantor Reiz
Hard in Zwenfau, Gärtner Bretſchneider, Handſchuh—
fabrifant Ludw. Ranniger und Schuldirector Dr. Foß
zu Altenburg und Gärtner Sieckmann in Köftrig ein—
gefendet worden. Ein reiches Sortiment Fuchſien, ſchoͤn
blühender Ahimenes, Glorinien, Gesnerien, Za⸗
mien und einige Dracäen hatten wir dem Herrn Hof—
gärtner Kunze zu verdanfen, von welchem auch mehrere
große Melonen und Möhren herſtammten, unter denen
— 1 —
fid) vorzüglich die neue, weiße, größte englifche Moͤhre durd)
ihre Größe auszeichnete, obgleich die daneben liegenden rothen
Frübcarotten mit diefer an demfelben Tage und auf demfelben
Acker gefäet worden waren. Ein Sortiment abgefchnittener
Rofen von Heren Hofgärtnee Doͤhl in Eifenberg zog die
Kenner durch feine Mannigfaltigfeit ebenfo fehr, als dur)
den Umftand an, daf jede Blume mit einem genauen Namen
verfehen war *). Die reichfte Fruchtfammlung hatte Herr
Schullehrer Bögler aus Leeſen geliefert, nämlich 150
Aepfel- 66 Birnens 6 Pflaumen- und 6 Wein>
forten. Dann fam ein Sortiment Kernobft von
60 Sorten aus dem Garten des Herrn Kaufmanns Beffer
bier und noch etwas Fleinere Sammlungen vom Herrn
Regierungsratd Dr. Bad aus feinem Garten bier und in
Eifenberg, vom Heren Oekonom Pinckert in Esdorf
und von Herrn Nittergutspachter Loͤhner in Wilchwitz.
Endlich) hatte noch Herr Gärtner Pfau hier eine ziemliche
Menge diesjähriger Kartoffelfämlinge eingereicht, der
von Größe zeigte, daß er diefelben zu behandeln wiffe.
Nachdem fi) nun die Theilnehmer 1 Stunde im Aus⸗
ftellungslocal aufgehalten und über dad, was einen Jeden
vorzugsweife anſprach, unterhalten hatten, lud diefelben
der Here Borfigende, Megierungsratb Dr. Bad, in
dad Fleinere Verfammlungszimmer ein und erftattete nun
zunaͤchſt aus den Aften einen überfichtlichen Bericht über
die Vorkommniſſe und Eingänge bei der Geſellſchaft feit
*) 1) Rosa bourbon. a) Pierre de St. Cyr; b)Elvire; c) Rou- _
et de Flore; d) Proserpina; e) pourpre Fafait; f) Edouard Des-
osses; g) Amarontine; h) hybr. Gloire de Rosamene; h) hybr.
Parfait. 2) Rosa Noisett. a) Lafayette; b) Champagners; c) Char-
les X. 3) Rosa hybrida bifera (hybr. remont.) a) Auvernion; b)
Clementine Duval; c) Marguerite Bocella; d) Lane; e) Marechal
Soult; f) Prince Albert; g) Comte de Paris; h) Duchesse de Sou-
therland; i) James Watt. 4) Rosa-Thea. a) Merlet de La bon-
Jay; b) Safrane; Comte de Paris; d) D’Yebles; e) belle Gabriele;
f) Bougöre; g) odoratissima; h) lutescens. 5) Rosa semper flo-
rens. a) Deprez; b) Diane de Bottweiler; c) centifolia atropur-
purea. 6) Rosa bracteata Maria Leonida,
E
18 =
der legten Hauptverfammlung, indem er in Bezug auf
den Mitgliederbeftand erwähnte, daß feitdem Here Gelbs
gießer Br. Schlegel zum wirflihen und Here Pach—⸗
ter Doͤ litzſch in Haynfpig und Here Oekonom Pindert
zu Esdorf zu correfpondirenden Mitgliedern un
ferer Gefelfchaft ernannt worden feien.
Nach diefen Mittheilungen ging der Here Vorfigende
auf die Fragen über, welche für die heutige Berfamms
lung in Borfchlag gebracht und veröffentlicht worden find,
und bemerfte mit Freuden, daß die Mehrzahl derfelben nas
mentlic aus dem Weftkreife fchriftliche Beantwortungen hers
vorgerufen haͤtte. Solche hätten wie namentlih Herrn
Dr. Richter in Roda, Heren Poftmeifter Voigt in Kahla,
Heren Pfarrer Sörgel in Lippersdorf, Heren Pinckert
in Etzdorf, Heren Pachter Doͤlitz ſch in Haynfpig, Herrn
G. Geyer in Eifendberg, Herrn E. W. Reinholdt in
Roda, Herrn W. Heimbürge in Kahla und Heren Hofs
gärtner Kunze in Altenburg zu verdanfen.
Aus diefen fihriftlichen Beantwortungen und aus dem,
was die Anwefenden mündlih ausfprachen, ging ungefähr
Folgendes hervor. -
zu Trage 1)
„Was ift über die diesjährige Beerens
und Obfternte und über den Zuftand
unferer Obftpflanzungen zu bemerfen,
und weldes find die Urfahen diefer
Wahrnehmungen?”
Die wildwahfenden Beeren, befonderd die
Heidel⸗, Erds und Preißelbeeren find dies Jahr
im Allgemeinen ſehr reichlich gediehen. Deßgleichen waren
auch die Himbeeren fehr ergiebig, wo nicht etwa, wie
bei Haynſpitz die vorjährigen Sproſſen erfroren find,
Die Johannis» und Stakhelbeeren waren ziems
lich reichlich, reiften aber fpät und ungleich) und zeigten ſich
daher an mehreren Orten etwas herb, dicffchalig und wes
niger faftig, als in guten Jahren,
ih
Der Wein ift nicht befonders reichlich und wird bei
und fihwerlich gehörig reif werden, Die Kirfhen, na
mentlih die Sauerfirfhhen, waren bei uns nirgends
reichlich, indem ein großer Theil der Knospen ſchon im
Winter erfroren oder doch vom Frofte befchädigt worden
if, Die Pflaumen fiheinen davon ebenfalls viel gelitten
zu haben, indem fie überall mißrathen find, Haben fie
auch Hier und da noch ziemlich reichlich geblüht, fo find
doc) faft ale angefeste Früchte fehe bald zu Taſchen
geworden und abgefallen, woran hauptfächlih die naffalte
Witterung während der Blüthe und die daher ftammende
ungenügende Befruchtung Schuld fein mag. Auch die
Birnen find nirgends reichlic) gerathen, obwohl einzelne
Sorten, namentlih die Petersbirnen und die Rettig—
bienen fi) an manchen Orten in Güte und Ausdauer
recht gut bewährt und bei reichlichen Ernten und guten
Preifen recht Tohnend bewisfen haben. Nur bat man die
Peteröbirnen oft etwas wäflerig und darum minder
fhmachaft gefunden. In falten Ihälern z. B. im Pleis
Genthale bei Saara find aud) von diefen Sorten die
Knospen wahrend des anhaltenden und Falten Winters
großentheild erfroren. Den meiften Widerftand gegen diefe
zerftörenden Einflüffe haben noch die Aepfel geleiftet,
namentlich die fpatblühenden Sorten, wie der Pfingfts
apfel, deren Knospen während des Winters noch am
wenigften entwickelt und daher aud) am wenigften gefährdet
find, Doch ift auch ihr Ertrag im Allgemeinen nicht ein»
mal mittelmäßig und nur an einzelnen Stellen, wie z. B.
um Schöngleina oder in Frankenhauſen bei Crim—
mitfhau ziemlich reihlih. Es fehlte den. Blüthen der
froſtbeſchaͤdigten Baume größtentheild® an Kraft, um’ den
Einflüffen der naffalten Witterung und der feindlichen Ins
feften wahrend der Blüthezeit zu widerftehen. Letztere
feinen befonders um Wilhwis und in und um Thies
mendorf bei Eifenberg, wo befonders die Froftfpans
nerraupe arg haufte, verheerend aufgetreten zu fein.
— 1 —
Was den Zuftand der Obftpflanzungen anlangt, fo
ſcheinen die früheren Pflaumenpflanzungen im Weſt⸗
freife, deren Ertrag, namentlic) im Neinftädter Grunde,
fo bedeutend war, daß z. B. im Ruffifchen Zoltarif die
gebackenen Pflaumen ald „Reinſtaͤdter Pflaumen” aufge-
führt fein follen, fortwährend vermindert zu werden. Gie
erweifen ſich nicht mehr fo lohnend ald chedem, fei es
nun, daß der Boden für die neuerer Zeit nachgepflanzten
Bäume wegen Erfchöpfung der für fie gerade erforderlichen
Nahrungsftoffe durd) die früheren Anpflanzungen derfelben
Obftgattung nicht mehr fo geeignet, oder daß der Verlauf
der Witterung feit einer Reihe von Jahren ungünftiger
oder daß die Preife des Obftes, namentlic) der gebadfenen
Pflaumen, im Vergleich zu den gemachten Ernten minder
Iohnend find, al& ehedem. Die Thatſache felbft ift aber
wohl kaum in Zweifel zu ziehen. Auch in unferen
- Dbftgärten hat der legte Winter großen Schaden ange=
richtet. Namentlich find viel junge Bäume in Folge des
ungewöhnlich hohen Schnee bis in die Kronen hinauf
von den Hafen. gefihält und nicht wenig Pflaumenz,
Kirſch- und Birnenbaume durd den Froft vernichtet
oder befchädigt worden. Beſonders zeigen die älteren
Pflaumen: und Kirfhbäaume viel dürre Aefte und
einen fpärlichen, fFranfhaften Wuchs. Einzelne wollten
jedoch) auch den unerfreulichen Zuftand der Obftpflanzungen
der fihlechten Befchaffenheit der jungen Bäume zufchreiben,
die man dazu angefauft und verwendet habe,
*— zweite Frage lautete:
„Auf welcher Stufe ſteht bei uns ge:
genwärtig der Gartenbau, fowohl in
Bezug auf Gemüfe-, Obft- und Baum:
zucht, als auf dffentlihe Anlagen und
die verfhönernde Gartenfunft im All-
gemeinen? Was hat die Fortfähritte
in denlesten 30 Jahren gefördert oder
erfhwert, und was dürfte jest dafür
— —
von Seiten der oͤffentlichen Behoͤrden
und unſerer Geſellſchaft zu thun ſein?“
Daß man bei uns im Gartenbau im Fortſchreiten
begriffen ſei, wurde von keiner Seite bezweifelt. Man
freute ſich, in einem Laͤndchen zu wohnen, deſſen Doͤrfer,
von Obſtgaͤrten umringt, auch der Zierde der Blumen
nicht entbehren, der Blumen, deren Pflege für den Wohl
ftand und die gefunde Bildung eines Volkes, ein fchönes
und fichered Zeugniß, ablegt. Oder verrathen nicht die
fhönen Georginen, Nelfen, Rofen ꝛc., die wir jeßt in vier
len Bauerngärten antreffen, Sinn für das Schöne in der
Natur, auch wenn es Mühe und Koften macht und feinen
materiellen Gewinn abwirft? Auch der Gemüfebau hat
ſich ziemlich verbreitet, obgleich der Abſatz bisweilen gering
und wenig lohnend ift. Deßhalb finden wohl auch neuere
Gemüfe nur fehwer Eingang, Ziergarten gibt ed allers
dings noch immer ziemlich wenig, oder fie werden doch
den theilncehmenden Blicken der Vorübergehenden durch hohe
Mauern verdeckt; während im Weſtkreiſe die diefen, uns
durchdeinglichen -Tebendigen Hecken da und dort immer mehr
den Spalieren Pas machen, die auch den fremden Augen
einen Bli in die ftille, freundliche Blumenwelt des Be-
ſitzers vergönnen, Förderlich dürfte in diefer Beziehung
der zunehmende Sinn für den englifhen Gartengefchmadf
gewefen fein, hinderlich aber die Erfehwerniffe, welche ehe⸗
dem die Teiftrechte der Anlegung neuer Gärten entgegen-
ſtellten. Was die öffentlihen Anlagen um Alten»
burg und Eifenberg anlangt, fo laſſen diefe faum |
den früheren Zuftand, wie wir denfelben noch erlebt haben,
wiedererfennen und ehren alle Diejenigen ald ermunternde
Vorgänger in der Landeöverfchönerung, die hierin ihren
Sinn für Natur und Kunft ruhmvoll bethätigt haben.
Einige Stimmen von Landbewohnern lagen zwar über
Mangel an Gemeinfinn und über Falte Gleichgiltigfeit Eins
zelner, wenn es gilt, Obftpflanzungen anzulegen und das
durch die Gemeindepläge ſchoͤner und nusbarer zu machen;
— 208-—
allein fehon ihre Klagen zeigen den erwachten Sinn, wenn
auch noch im Kampfe mit dem alten Schlendrian, und
die Gemeindeordnung, die fie wünfchen, um dem beffern
Geifte feine guten Rechte auch geſetzlich zu fichern und die
Theilnahmlofigfeit Einzelmer nicht zum Hemmſchuh für Alle
werden zu laffen, wird nun wohl nicht lange mehr auf
fih warten laſſen. Die Obftbaumzucht fand man übrigens
noch immer nicht allgemein genug, wenn aud) bier und da
z. B. in Leefen, den älteren Baumfchulen, z. B. der viels
leicht fehon 150 Jahre beftehenden Baumfchule von
Goͤtze in Oberleupten fih aud im der neueften Zeit
jüngere Anlagen angefihloffen haben. Namentlich) bedauerte
man, daß die meiften Fleinen Baumfchulhalter, wie die
Mehrzahl der Bäume, womit diefe im Frühjahr feilhalten,
zeige, ihre Pfleglinge nicht naturgemäß erziehen, fondern
durch Abbrechen der Seitenzweige und dur) Anpfählen in
den Baumfihulen zu dünnen Ruthen emportreiben, die ſich
nicht felbft zu tragen vermögen, fondern, von den Pfählen
gelöft, mit ihren Kronen zur Erde fallen, und felbft, nach—
dem fie etwas mehr erftarft find, oben an der Krone
diefer find, als einen Fuß body über dem Erdboden. Die
Thatſache ift nicht abzuleugnen, und man fand e& daher
wuͤnſchenswerth, diefem fehlerhaften Verfahren durch eine
Furze Belehrung von Seiten der Gefellfchaft entgegenzutreten,
welche der Unterzeichnete zu entwerfen aufgefordert wurde,
Auch hielt man es für fehe wuͤnſchenswerth, wenn die
Schullehrer mehr, als es bisher der Fall ift, durch den
Befis binreichenden Areald in den Stand geſetzt würden,
durch den Betrieb ded Gartenbau’ und der Baumzucht
‚ ihrer Sugend ein ermunternded DBeifpiel zu-geben, und in
ihr den Sinn für Gartenbau und für Schonung öffentlicher
Anlagen noch mehr zu wecken und zu fördern. Dabei
wurde auch des landwirthſchaftlichen Vereins in fofern ge>
dacht, als derfelbe durch die ihm zufließenden öffentlichen
Unterftügungen mehr als unfere Gefelfchaft in den Stand
geſetzt fei, durch öffentliche Bramien hierzu aufzumuntern.
J
— mi —
Nun ging man zur dritten Frage über:
„Welhe fihere Mittel bat man, um
wenig tragbare Obſtbaͤume fruchtbar zu
mahen? Iſt es rathſam, Obftbäume zu
düngen? Welde Sorten? Zu welder
Zeit? Mit was für Dung?”
Man antwortete: Wenn die Unfruchtbarfeit an der
Sorte felbft liegt, wie ja gewiffe Obftforten anerkannter
Weiſe nur geringe Neigung zur Fruchtbildung haben, fo
ſchneide man die Aeſte ab und veredele fie mit einer er—
giebigen Sorte! Iſt aber eine Obftforte an ſich zwar trag-
bar, und ftehen nur die Bäume, die man befißt, noch in
zu üppigem Wachsthum, um reichliche Ernten zu gewähren,
fo Habe man nur Geduld! denn mit der ſpaͤter abnehmen-
den Vegetation wird der Fruchtanfag zunehmen, und die
indeffen groß und ftarf gewordenen Bäume werden die
ihnen früher gefchenfte Nachfiht nicht unvergolten lafjen.
Stehen endlih auch junge Bäume dürftig und elend da,
und ift Hauptfählic ihre Fümmerlicher Zuftand die Urfache
ihres geringen Ertrags, dann verfuche man, ihnen durch
Auflocern und Umarbeiten des Bodens, aber nit etwa
blos 1 Elle um den Stamm herum, fondern in weit grös
ßerem Umfange d. 5. foweit ald ihre feinften Wurzeln reis
hen, fo wie durch angemeffene Düngung ein freudigeres
Wachsthum zu geben. Solche Düngungsmittel find zum
Wafhen gebraudtes Seifenwaffer und flüf-
figer und fefter Stalldünger“ welden man am
beften im Spätherbft und Winter zur Anwendung bringt.
Auch ruͤhmt Herr Löhner die Düngung mit Horn⸗
fpänen, beſonders für Steinobft, auf welche Herr Pin⸗
dert ebenfalls hinweift, Mit der Jauhe muß man,
befonder& bei trocener Witterung, vorfihtig fein und nas
mentlich aud) vermeiden, fie an die Obftbaume felbft ans
zugießen. Denn fie erzeugt, wie überhaupt aller fiharfer
animalifchee Dünger bei gewiffen Obftz, namentlih Aepfel⸗
forten, leiht Krebs und Brand. Würde der Unrath
— 291 —
und die Abfaͤlle, welche in manchen Hoͤfen umherliegen
und beim Gaͤten aus manchen Gaͤrten auf die Straßen
geworfen werden, zu einem Haufen zuſammengeſchichtet,
umgeſchaufelt und dieſer Compoſt im folgenden Jahre unter
die Obſtbaͤume geſtreut, ſo wuͤrde man manchen Baum
nicht mehr kuͤmmern ſehen, der feinem Herrn nur wegen
vernachlaͤſſigter Pflege jest wenig einbringt. Rach oͤffentli—
hen Blättern hat man neuerdings auch den Guano zur
Düngung von Obftbäumen verfuht, allein die Wurzeln
der damit bedüngten Bäume wurden, mit alleiniger Aus:
nahme der Pflaumenbäume, mit einer Art Schimmel übers
zogen, die Blätter der Aepfel- und Pfirſchbaͤume rollten
franfhaft zufammen und wurden von einem Heer Blattläufe
befallen, und auf den Birnbaumblättern zeigten fich die
rothen Flecken von Aecidium cancellatum (dem ge>
gitterten Brandpilz), welder den Gegenftand uns
feree vierten Frage bildet,
„Durch welche Mittel ift das den Obſt—
baumen fo verderblide Aecidium can-
cellatum (Roestelia cancellata) zu
entfernen?”
Wir ſchicken der Beantwortung felbft folgende Furze
Bemerfungen voraus, Der Brandpilz, von dem hier die
Rede ift, zeigt ſich Hauptfächlich auf den Blättern der Birn⸗
baume gegen Johannis ald ein gelbrother Flecken, ſowohl
auf der obern als unteren Blattſeite. Bisweilen kommt
er auch auf jungen Zweigen, DBlattftielen und Früchten
des Birnbaums und auf den BPflaumenblättern vor.
Nach einigen Wochen fchwilt die Unterflaͤche des Blattes
zu gelben, bucfelfürmigen Erhöhungen an, die jedoch auf den
Pflaumenblättern nicht fo Hervortreten; aus diefen Erz
hoͤhungen fteigen im Anfange des September einzelne nod)
höhere ſchmutziggraue Spitzen empor, zwifchen deren lockeren
weißgrauen Baftfafern ein feiner, dunfelbrauner Staub hin-
durchdeingt, der dem Brand im Waizen ziemlich aͤhnlich iſt.
Wo das Uebel ftarf ift, wie in mehreren hiefigen Gärten,
bat ein einziges Birnblatt bisweilen 6 bis 8 rothgelbe
Stecken und jeder ſolche Flecken im Umfreife feiner budels
förmigen Emportreibungen wohl acht folche fpisige Erhöhuns
gen, aus denen ſich der Brandftaub entleert. Die befallenen
Bäume fränfeln auffallend, zumal da dad Uebel, wo es
einmal berrfcht, jedes Jahr wiederfehrt, wie der Berichte
erftatter 5 Jahre lang beobachtet hat.
Herr Köhner wollte dafjelbe beftimmten Luftftrichen
oder Strichregen zuſchreiben. Here Cantor Reihardt aus
Swenfau bemerfte, daß er ed in feinem Garten nur da in
ftörender Verbreitung bemerft habe, wo eine Ader rother,
orferhaltiger Sand hindurchgehe, weshalb er auch die hier
ftehenden Birnbaume wegzufchlagen gedenfe. Auch anders
wärtö, wo dad Uebel bedenklich ift, find die Gänge mit
rothem "Sande beftreut, von deſſen Vorhandenfein man
jedoch nicht überall, wo dieſer Birnenbrandpilz herrfcht,
Nachweiſe beizubringen vermochte, Der Berichterftatter hielt
noch immer an feiner Anficht feft, daß man es hierbei mit
einem Aftergewaͤchs zu thun habe, deſſen Keimförner eben
der dunfelbraune Staub bilde, der fih im Herbfte aus
den braunen Fugelfürmigen Erhöhungen auöftreue und von
dem Winde verbreitet werde, obgleich) das Ausftäuben diefer
Keimförner auf 2 Bäume feiner Baumfchule feine Franfen
Bläkter zur Folge gehabt babe, Daß aber dabei eifen»
baltiger Sand und vorzüglich aͤtzende animalifhe Düngung,
wie Abtrittödünger, Hühnermift und Guano die Birnbaume
zur Aufnahme und Entwidelung der Keimförner des gegite
terten Brandpilzes nur noch empfänglicher und geeigneter
machen fünne, war ihm ebenfall3 fehr wahrfcheinlich. Das
befte Mittel, was er noch dagegen gehört habe, feiz- im
Frühjahr tüchtiges Zurückfchneiden der Birnbaume bis auf
dad vorjährige Holz, damit die fehlummernden Knospen
früherer Jahre austreiben müßten, und dann im Auguft
Ausbrechen der fleckigen Blätter, um nicht neue Brandpilzs
fporen reif werden und ſich ausftreuen zu laffen. Vielleicht
Fönnte auch eine Abwafchung oder Benekung des Stammes
u.
und der Zweige mit Lauge von günftigem Einfluß fein,
doch habe er darüber Feine Erfahrung. Auch ließe ſich
diefes Mittel nur an Zwergftämmen anwenden.
Da Niemand ein anderes und befferes Mittel in
Vorſchlag zu bringen wußte, fo ging man zur folgenden
fünften Frage über: : „Wie legt man eine
Baumfhule am zweckmaͤßigſten an?" ꝛc. brachte
es aber, da die Zeit fihon ſehr weit vorgefchritten war,
bei deren Erörterung blos zu einer VBorfrage, ob das
Rigolen des Bodens hierzu zweckmäßig fei, und zwar in
welchen Fällen? die ebenfalld nicht genügend erfchöpft
wurde. Dagegen fihien ſich die Theilnahme ‚mehrerer An—
wefenden an weiteren Verhandlungen ziemlich erfchöpft zu
haben, und der Here, Vorfißgende bielt ed deshalb für
zweckmaͤßig, die Verhandlungen mit dem Wunfche zu
fehliegen, daß die geehrten Mitglieder ihre etwa noch ruͤck—
ftändigen Stimmzettel für die Wahl neuer Gefells
fhaftsbeamten abgeben möchten, damit das Ergebniß
derfelben zufammengeftellt und der Berfammlung mitgetheilt
werden fünne.
Es war dies: aber folgendes:
\ Zum VBorfißenden war Herr Geh. Kammerrath
Maik, zu deflen Stellvertreter Herr Regierungds
und Konfiftorials Rath Dr. Back mit entfchiedener Stim⸗
menmehrbeit erwählt, für dad Secretariat hatte der
Berichterftatter mit feinem Bruder, dem Herrn Candidat
Lange, gleichviel Stimmen, und der Lestere erbot fi,
dem Erfteren bei Führung des Secretariats demgemäß
behilflich zu fein. Sum Kaffirer war abermald Herr
Kammerratd Hafe und zum Bibliothefar Here Lehrer
Nogge ernannt worden, _
— 207 —
XXVIII.
Ueber Sortiments-Liſten für Obſtbaum—
ſchulen.
Der fir das praktiſche Leben fo wichtige Zweig der
Landwirthſchaft: die Obftbaumzuht, erfreut ſich in der
Neuzeit einer allgemeinen Theilnahme und fihreitet, von
ausgezeichneten Männern unterftügt, von Stufe zu Stufe
der Bollfommenheit zu.
Als mächtiger Hebel zur Emporbringung des Obfts
baues wirfen vorzugsweife firend ſyſtematiſch eingetheilte
und gut unterhaltene Mufterbaumfihulen, wenn deren Eins
fluß fich nicht allein auf Anpflanzung, Vermehrung und
Verbreitung der beffern Obftforten befchränft, fondern, wenn
fie zugleich und hauptſaͤchlich als Mittel und Anleitung
zum Studium des Obftbaues und der Obftfunde dienen,
— Um nun diefed Ziel erreichen zu Fonnen, und übers
haupt ein folches Ynftitut aufrecht und in ‘Ordnung zu
erhalten, ift es unerlaͤßlich nothwendig, zweckmaͤßig anges
fertigte Verzeichniſſe der verſchiedenen Obſtſorten zu beſitzen.
Zwar 'iſt die Art und Weiſe, wie dieſe Liſten unterhalten
werden, ſehr verſchieden, denn in jeder Obſtbaumſchule ſucht
man fie dem Beduͤrfniſſe des Eigenthuͤmers und den bes
ftehenden eigenthuͤmlichen Verhältniffen anzupaffen.
Aber ein ordnungsmäßiges, auf einer ſyſtematiſchen
Eintheilung berubendes und für die Folge nuͤtzliches Obſt⸗
fortenverzeihniß zum Gebrauche für Obſtbaumſchulen und .
zur Beförderung der Pomologie wird man wohl an wenigen
Orten antreffen.
Manche Obftzüchter rühmen die Einrichtung der Sor⸗
timentöliften mit fortlaufenden Nummern, ohne NRüdficht
auf das Gefchlecht des Obftes. Andere lieben die Reihen»
folge des Alphabets. Ein Dritter will fogar ale Nummern
aus. der Baumfchule und den Liften verbannt und alle
Bäume mit den Sortennamen bezeichnet wiffen.
Es laͤßt fi zwar Feine beftimmte Norm vorzeichnen;
doch möge hier eine kurze Anweifung, wie jeder Obftzüchter,
er mag feine Bäume felbft ziehen, oder im Befis fon .
erzogener fein, feine Sortenliften am zweckmaͤßigſten zur
Förderung der Wiffenfchaft einrichten fann, gegeben wers
den, um, bei vielen Vortheilen und Bequemlichkeiten, fi)
feiner Pflanzung ftetö zu freuen,
Es wird angenommen, daß iede Baumſchule auf
Mutterbäume oder fogenannte Standbäume bafirt ift, feien
es mehr oder weniger, beabfichtigt man nur fo viele, ders
felben anzupflanzen, ald man gerade zu vermehren gedenft,
oder die Sorten eines gewiffen Landftrihed zu fammeln,
um fie zu prüfen, und die beffern zu vermehren. — Der
Eigenthümer ſchon beftehender größerer Baumpflanzungen
ohne Baumſchule fann feine Bäume eben fo ald Mutter
ftämme betrachten,
Man macht fi in einem Fleinen Buche — Octav⸗
format — folgende Einrichtung:
I. SKernobft.
a) Aepfel. ö
b) Birnen.
e) QDuitten.
N. Steinobft.
d) Aprifofen.
e) Pfirſiche.
f) Kirſchen.
g) Pflaumen.
h) SKornelfirfchen.
IM. Halbfteinobft.
1) Mispeln.
k) Speierlinge.
1) Azarolen.
— 209 —
\ IV. Sapferlobft.
m) Mandeln.
n) Nüfle,
0) Haſelnuͤſſe.
p)* Saftanien.
r V. Beerenobſt.
q) Maulbeeren.
7) Berberisbeeren.
s) Stachelbeeren.
t). Johannisbeeren.
u) Himbeeren,
v). Feigen. -
w) Weintrauben,
Wenn man will, fo fann man 1 au hier die Erds
beeren und dergleichen Beerenobft beifesen. Man läßt für
jede diefer Abtheilungen fo viel Zeilen ‚refp. Raum, als
man gedenft Sorten zu erhalten. 3.8, für die Aepfel-
und Birnen 500 Seifen, für Quitten 4, für Kirſchen 100 ꝛc.
Alsdann ‚giebt man jeder Sorte eine Munmer; welche man
. von 1 an, in das Buch mit deren Namen einträgt. Hinter
diefem bfeibt ein Raum von 1 bis 2 Zoll breit für allen-
fallfige Bemerfungen. So oft man nun eine neue Sorte
erhäkt, "oder einen neuen Standbaum pflanzt, fo nimmt
‘ man zur Bezeichnung immer die fortlaufenden Nummern,
aber für jede diefer Abrheilungen von 1 an.
Dieſes Buch ift nun die Grundlage. Man benußt
ed in der Baumfihule zur Erfennung der Sorten, welche
dur) Sintblaͤttchen „ worauf die Nummern eingeſchlagen
und mit Bleidraht den Baͤumen angehaͤngt al be-
zeichnet fi find, . E
. Dann i zur leichteren ueberſicht ein zweites Buch
nothwendig, „welches aus Conceptpapier beſteht, und der
Laͤnge nach einmal zuſammengelegt wird. Hier werden alle
Sa Sorten in der Reihenfolge % Alphabets
I
— 210 —
geordnet und eingetragen. Nur die rechte Seite wird biezu
benugt, um die linfe für Nachträge zu gewinnen, Hinter
den Namen werden zwei Rubrifen gezogen, wovon die erfte ,
mit der Nummer, unter welcher die Sorte als Standbaum
und im Fleinen Buche fi) vorgemerft findet, und die zweite
mit dem Namen des Orts, oder der Baumfehule (nur der
erfte Buchftabe ald Abbreviatur) von welchem man dieſe
Sorte Be auögefüllt wird. 3. B.: —
Nr.Ort.
—
Nachträge:
St. Augustin . . | 308] Dresd. [Royale Ahyver 36 Metz.
Sageret . .. | 148 Berlin.
St. Germain . 31/Berlin.
St. Nicolas. . | * 40/Pfalz.
eic. -
Hieraus erſieht man augenblicklich, welche Sorten noch
fehlen, und kann auch die vorhandenen leichter in der
Baumſchule finden. Es gäbe Unordnung, wollte man
alphabetifch und dabei mit Nummern die Standbäume ord» .
nen, indem die Nachträge anzuführen Schwierigfeit haben
würde. Auf die oben angegebene Weiſe wird aber diefem
vorgebeugt.
Endlich ift dad Hauptburh, refp. Hauptverzeihniß in
ftarfem Volumen nach Geftalt der gewöhnlichen Geſchaͤfts⸗
bücher, nothwendig, worin diefelbe Eintheilung, wie in dem -
erften Fleinen Buche, befolgt wird. Bei jeder. Sorte muß
aber ein Raum von wenigftens 10 Zeilen frei, gelaſſen,
- und jede Seite rechts mit drei Nubrifen verfehen werden,
„worin in die erfte der Ort, von welchem man die Sorte
erhalten, und der Nang der Früchte, in die zweite die Zeit
‚ der Reife und in die dritte die Dauer der Früchte bemerkt
wird, Der übrige Raum wird mit Bemerfungen, Erfah-
rungen und Notizen, befonders aber mit den fpäter befannt
werdenden Provinzialiömen ausgefüllt, 3, B.:
”
= #1 >
95 Reinette de la Normandie, Nenette
aus der —— —
Colmar.
. II. K. |%. Oct. Ob.
I. K. Winter.
Gleicht einem Borsborfer, der
Baum wächft fehr fhön, hat 1843
viel getragen, 1844 wenige, kleine
Fruͤchte, welche ſich bis Januar
hielten.
Geruch des Apfels, wenig.
96 Pepin d’or, engliſcher Goldpepping
ꝛc. ꝛtc. ꝛtc.
Auf dieſe Weiſe wird der Raum verwendet, und da⸗
bei ſo viel als nur moͤglich die nothwendigen Bemerkungen
abgekuͤrzt.
Dieſes Hauptbuch ift aber durchaus nicht zum Ge⸗
brauche in der Baumſchule beſtimmt, denn nur zu Hauſe
werden die nöthigen . Bemerfungen ‚eingetragen. Dadurch
bildet ſich in einer Reihe von Jahren ein ſolcher Schatz
von Beobachtungen und Erfahrungen, daß ein ſolches
Hauptbuch bei Vergleichung mit andern auf dieſelbe Art
behandelten, als wirkliches pomologiſches Werk dienen kann,
ed waͤre nur alsdann zu ordnen, um ed dem Druck zu
übergeben, - Diefes einer geregelten Buchhaltung + vergleiche
bare Verfahren wird in der ziemlicd großen Baumfchule
am Gentrale der praftifchen Feld» und Gartenbaugefellfchaft
der bairifhen Pfalz, zu Neuftadt, eingehalten, indem Bier
hauptfächlich bei der Gründung des Vereins dahin gewirkt
wurde, dieſe Anftalt in allen ihren Einzelnheiten fo einzus
richten, daß fie als Mufterfchule auf die Förderung der
Pomologie thatfräftig wirfen und beim Unterricht der Züge
linge an der da beftehenden Gärtnerlehranftalt gut benutzt
werden fünne, Solches Verzeichniß ift fowohl bei jedem.
derartigen Inftitute, ald auch bei Gärtnern und Gutöbefigerr
15*
. _
— mE > £
welche Bäume ceultiviren, wenn auch mit einigen Modifi⸗
cationen, anwendbar, Pi
Mögen diefe gegebenen Winke von allen mit der
Cultur des Obftbaues ſich Befaffenden gehörig gewürdigt
und beachtet. werden! denn wie fehon dem, Studium der
Pomologie mittelft einer folchen geregelten Buchhaltung, in.
ſolcher vergleichbaren fyftematifchen Einteilung aller Vors
ſchub geleiftet werden Tann, wird gewiß aus diefer Skizze
Teicht erfichtlich fein. Nur auf diefe Weiſe kann die Obfts
fenntniß am einfachften gefördert, und alle Provinzialismen
aufgefunden werden. Wenn daher in einem Bezirfe von °
16 Quadrat-Meilen nur ein Individuum ſolche Einrichtung
treffen würde, oder nur eine Baumſchule mit folhem Bez
trieb beftände, fo wäre in Deutfchland bald, die babylonifche
. Namensverwirrung der Obftforten verfhwunden, eine neue
Epoche finge an, und eine neuer Sonne würde der Pomos
„ logie” leuchten.
Reuftadt a, 9, im Monat Zuli 1845,
58 Dochnabl,
Borftand der priv. Felds und Gartenbaus
Geſellſchaft der b. Pfalz.
(Korreſp. Mitglied der pomolog. Geſellſchaft
zu Altenburg.) °
Zuſatz
vom Profeſſor Eduard Lange.
Nummern und Zeichen fallen von den Baͤumen nicht
ſelten ab und koͤnnen ſogar von fremder Hand leicht an
eine andere Stelle gebracht werden. Dadurch entfteht aber,
felbft bei der ‚größten Gewiſſenhaftigkeit des Baumfchuls
beſitzers, Verwirrung und Unordnung. Deswegen ' haben
wie Gebrüder Lange in unferer Baumfchule zu Saara ſeit
vielen Jahren alle Nummern dadurch vermieden, daß- wir
die ganze Baumfchule in einzelne, durch größere und klei—
nere Gänge getrennte. Beete eingetheilt haben, an denen
vorn und hinten ein Theil der Standbäume fteht, und auf
denen in 3 Reihen neben einander je 20 junge Bäume,
auf jedem Beete alfo, außer den 2 Mutterftimmen, 60
junge Obftbäume Platz finden, Von jedem diefer Beete
ift in einem Foliobuche, das wir jedoch in 2 Exemplaren
befißen, ein Grundriß aufgenommen, auf welchem die drei
Laͤngsreihen mit’ den Buchftaben A B und C und die
20 Querreihen mit den Zahlen 1,2, 3 bis 20 bezeichnet
find. So wie wir nun einen Baum di tragen wir-
gleich neben, die Nummer im Grundrif, weldie ihn bezeich⸗
net, den’ Namen der Edelforte, und woher die Reißer ders
felden urfprünglich ftammen, ein, fo daß, eigne Verſehen
abgerechnet, niemals eine Verwechslung möglich ift, fobald
nicht der veredelte Stamm von feinem Standort an einen
andern verpflanzt wird, was Faum zu fürchten fein und
dann wenigftens nicht unbemerft bleiben würde. Der Grunds
riß eines Beetes geftaltet ſich alfo bei und ungefähr fo:
Beet LIV.
Standbaum:; Beurre d’Argenson a Quitte, Srantfurt,
A. 5 C.
1) Muscatreinette, 1) Muscatreinette, 1) Luykenapfel,
Hohenheim. Hohenheim, Hohenheim.
2) Muscatreinette, 2) Muscatreinette, 2) Luykenapfel,
Dresden, Dresden. Hohenheim.
3) Diels Neinette, 3) Ananasapfel, . 3) Unanasapfer;,
Suling. Coburg. Coburg.
— —
Zur Erleichterung des Abzaͤhlens der einzelnen Reihen
bepflangen wir neuerdings die Ste, 10te und. 15te Reihe
ftetö mit einer andern Obftgattung, als jedes Beet fonft "
„enthält, 3. B. auf einem, Apfelbaumbeet mit Pflaumen,
auf einem Kirſchbaumbeet mit Birnen. x.
Um nun aber audy) nachfommen zu fünnen, wie viel
Stämme von jeder Sorte wir befigen, und um. diefe jeder
Zeit fehnel in der Baumſchule auffinden zu koͤnnen, dazu
dient uns ein alphabetifches Verjeichniß ſämmtlicher von
uns cultivirten Obſtſerten, welches wir in einem langen
ſchmalen Octavbande zuſammengeſtellt haben, der ſich bequem
in die Taſche ſtecken laͤßt, und auf jeder Seite nur 8 Sor⸗
ten enthaͤlt, und zwar ſo, daß die Aepfel-, Birnen⸗, Pflau⸗
men⸗ ꝛc. Sorten jede eine Abtheilung fuͤr ſich einnehmen,
Hier folgt nach dem Namen jeder Obſtſorte abermals zus
naͤchſt die Quelle, aus der wir ſie erhalten haben, dann
die Angabe der Stelle, wo die davon veredelten Stand»
baͤume ftchen, und zulegt die Beete, mit Angabe der Laͤngs⸗
- und der Querreihen, auf welchen Wildlinge mit ihnen vers
edelt worden find. So würde, um bei der oben angeführs
ten Muscatreinette ftehen zu bleiben, bei diefer im alphas
betifchen Verzeichniſſe ſtehen:
Reinette Muscat⸗, Dresden. (Standbaum: Spalier
hinter Bet XXI.) — IV. A. 7. 8. 9.
2—
De 4
Dann nad) einem Swifchenraume für Bemerfungen
würde folgen:
Reinette Muscat⸗, Hohenheim. BR AXXVI.
oben.) — IV: Bi 7.8.9, LIVE
LXVM. B. 14, 15 C. 14, 15,
" Die Bemerkungen aber bezichen fih auf die Echtheit:
Einerleipeit oder Verfihiedenheit der unter einerlei Namen
und aus verfchiedenen. Quellen zugegangenen Sorten,
auf ihre Tragbarfeit, Vegetation, Empfindlichkeit ‚gegen
Froſt x.
Durch diefe beiden Bücher find wir in den Stand
geſetzt, jede von uns cultivirte Obftforte ſtets in allen vors
handenen Eremplaren aufzufinden und nachzuweiſen, und
bei jedem einzelnen Baume-ehne dad Zwifchenmittel von
Nummern blos nad) dem Grundriß fofort anzugeben, mit
weldyer Sorte er veredelt ift, und woher wir die erſten
Reißer derfelben- erhalten haben. - Zugleich Haben wir darin
einen Maßſtab für die Zuverläßlichfeit der Baumfchulen
und Baumzüchter, von denen wir Edelreißer bezogen haben.
Denn viele Sorten haben fi) uns ſchon als unaͤcht und
einige Baumſchulen als vorzüglich unzuverläffig ausgewie⸗
ſen, die gleichwohl eines ausgebreiteten Rufes genießen,
deren Inhaber aber ſich groͤßtentheils auf ihre Leute ver
laſſen müflen , die theils zu bequem und nadhläffig, theils
‘aber auch namentlih dann, wenn fie ihre Condition auf⸗
‚geben, fihlecht genug find, die Kataloge abfihtlih zu fäls
ſchen und zu verwirren. Bon fehr vielen Sorten aber
fehen wir auch noch immer den’ erften oder doch neuen
zahlreicheren Früchten entgegen, har wir- ber dieſelben zu
entſcheiden wagen.
— 266
Re
' NAGY A &
in topographifiher, bergmännifcher und natuchiftorifcher
* Beziehung.
— in der am 2. September 1844 zu Slaufenbung
gehaltenen 5. Berfammlung der ungarifchen. Aerzte und
Naturforſcher
von Wilhelm Knöpffler,
Doctor der Medicin und Chirurgie, Magifter der Deuliftif und Obſtetrik,
Mitglied der Königl. ungariichen naturwiſſenſchaftlichen Gejellichaft zu Pefih,
eorreipondirendem Mitglied der naturforjchenden Geſellſchaft des Dfterlandes zu
Altenburg, Werksarzt in ei
Der Vergort ——
Motto:
Gebt dem Volke eine beſſere Erzie —
beſſeren — gewöhnt es an Achtung
vor ſich ſelbſt; erhöher fein ſittliches
Bewußtfein ...... J
Boz. (Dickens).
Siebenbuͤrgen, unſer an Naturreichthuͤmern jeder Art
ſo uͤberaus geſegnetes Vaterland, iſt bis in der neuſten
Zeit trotz der unermuͤdeten ——— einiger gelehrter
und wiſſenſchaftlicher Maͤnner ſo ungekannt, daß es noch
den Namen einer terra incognita verdient, und daß nur
aus dem einfachen Grunde, weil Siebenbuͤrgen keine wiſſen⸗
ſchaftlichen Klubs und Zuſammenkuͤnfte hatte, in welchen
die durch einzelne Maͤnner muͤhſam geſammelten rohen
Stoffe verarbeitet, aus einander geſetzt und zur allgemeinen
Kenntniß gebracht werden fonnten, dadurch der Eifer zu
wiffenfchaftlichen Forſchungen auch in Andern erweckt, und
fonah Siebenbürgen erſt von fich felbft, dann vom Auss
lande wiſſenſchaftlich gekannt, und vollfommen gewürdigt
worden wäre, — Erft in neufter Zeit werden einige Theile
durch angeftrengte Forſchungen Einzelner aus dem Chaos
— 217 — *
der Dunkelheit herausgehoben und beleuchtet, und es iſt
zu hoffen, daß durch gegenwaͤrtige und aͤhnliche natur—
forfchlihe Zufammenfünfte* und Vereine die Fackel der
wiſſenſchaftlichen Erfenntniß über dad ganze Land entzlins
det werde,
Bon dem durd) gegenwartige Sisungen hervorge⸗
brachten allgemeinen Impulſe fortgeriſſen, wie auch von
dem Eifer beſeelt, dem Vaterlande, in welch' immer gerin⸗
ger Beziehung nüßlich zu fein, entfchloß ich mic) die
geehrte Berfammlung mit einem Punfte Siebenbürgens
befannt zu machen, der‘ wegen feiner Eigenthümlichkeit
und Nuͤtzlichkeit allgemein gekannt zu werden verdient; —
einem Punkte, der ſowohl in geognoftifcher, wie auch
mineralogifcher Beziehung von hohem. Intereſſe ift, deſſen
Bergbau‘ und Kluͤftenverhaͤltniſſe ſehr beachtet werden
muͤſſen, da ſie als verſchloſſener Typus der groͤßtentheils
ganz eigenthuͤmlich ſich verhaltenden ſiebenbuͤrgiſchen Kluͤfte
anerkannt ſind, der in bergmaͤnniſcher Hinſicht den erſten Platz
in Siebenbürgen einnimmt, und welcher ruͤckſichtlich feiner
clafiifchen ‚Einrichtung und Ordnung ald Mufter anerfannt
werden kann.
Es ift allgemein befannt, daß in "Siebenbürgen die
Gebirge des Unter Albenzer, Zarander und Hunyader
Komitats die ergiebigften Goldflüfte einfchließen, und zwar:
in letzteren am rechten Marosufer der. fogenannte Üsett-
-Tasser Gebirgssug, der in Süd von der Marosch, in
Nord vom Porkuraer Thalwaffer, in Nordoft und Oft
von dem mit, dem Porkuraer Waffer vereinigten Alma- .
scher Bah, in Weſt von dem Bache Kajan begranzt
wird; defien Fläche beiläufig 6 Quadratmeilen beträgt. —
Diefer Rieſenwall bildet bei Nagyag den fuddſilichen
Gebirgsknoten, und zieht von da, über Gsertest, Magura,
‚Füzes, Trestian nad) Boitza, in deffen Nähe fein zwei⸗
tee. oder nordöftlicher Knoten liegt, von welchem ein. andes
zer Zug über Zdrahelz, Ruda, bis Gsebe ſich erſtreckt.
Die hoͤchſten Kuppen diefes Mittelgebirges find die beiden
— —
Csetrasse bei Nagyag und Boitza, welche beilaͤufig
4092 Fuß über dem Meere und 3473 Fuß über dem
Maroschufer: erhaben find, — An dem weftlihen felfi igten
Abhange des füdöftlichen Endes dieſes Gebirgszuges in
einer von hohen -und fteilen Bergen eingefihloffenen tiefen
jah berabfallenden Gebirgsfchlucht, beilaufig 2245 Fuß über
dem Meere und 1626 Fuß über dem nahen Maroschuüfer
liegt Nagyäg, fomit ift e8 einer der höheren bewohnten
Orte Siebenbürgend, und feine romantifche Lage kann aus
dem größten des untern Maroſchthales geſehen
werden.
Die ſchroffen Srochitfegel, welche mit ihren fteilen -
Mänden, Abhängen und Geröllen drohend über die Schluch—
ten und Thäler aufgethürmt ftehen, bilden einen wahrs x
haft groteöfen Vordergrund zu den ſchoͤnen Fernfichten
über das ganze untere Marofchthal, in deffen Mitte durch
Wieſen, Felder und Auen die Marofch einem Silberbande
gleihend unzählige Windungen formend, und die Lenden
malerifch gelegener Städtchen und Dörfer befpülend dahin *
fließt. Das aus der Entfernung fo ſchoͤne Deva mit der
grauen ahnenlofen Schloßruine und das halb zu ahndende
Hunyad mit dem: pitoreöf renovirten Schloſſe gewaͤhren
anziehende Ruhepunkte fuͤr das Auge; die im Hintergrunde
liegenden dunfeln Banater Grenjgebirge, und ‚die fehnee-
bedeckten Gaseger Alpen, mit dem colofjalen Betyezät |
find die aͤußerſten Gränzen diefes herrlichen Panorama’s, —
Nicht minder Herrlich ift der Anblick, "wenn » dichte Nebels
maflen ſich in ale Thäler Tagern und blos die höheren
Gebirgsruͤcken Infeln gleich aus dem grauen Nebelmeere hers
vorragen ‚während Nagyäg den ftaunenden Beſchauer im
Sonnenglanze prangend anlächelt. — ‚Der Bergort felbft
bietet von unzähligen Standpunften immer verſchiedene
intereffante Anfichten. Die durchaus mit Schindeln gededs
ten, theils in den Schluchten, theild an den fteilen Berg⸗
„ehhängen in maleriſchen Gruppen, umzingelt von grünen
Gärten, zerſtreut liegenden reinlichen Wohnhaͤuſer; die
— 219 —
mächtigen ganze Schluchten ausfüllenden Halden mit ihren
verfchiedenen Färbungen, und die vielen Manipnlationds
"Gebäude mit dem emfigen Treiben der Tagearbeiter und
Förderer bilden ein impofantes Ganze, dad mit einem ans
genehm überrafchenden Eindruck auf‘ jeden Fremden wirft
und das Auge des Befchauerd ergoͤtzt. — Einen fehönen
Eontraft bietet der Ort bei abendliher Ruhe, „bei monde
oder fternhellee Nacht und feierliher Stile, wenn die
. unzähligen Lichter der an den Abhängen zerftreuten Häufer
fih mit den Fackeln des Firmaments mifchen. — me,
Die geognoftifchen Berhältniffe des in bergmännifcher .
Beziehung fo wichtigen Gsetrasser Gebirgäzuges fi nd viels
falig unterfuht, und folgende Feldarten find in diefem
Terrain aufgefhärft worden.
A. Geſchichtete Gebilde,
4) Thonſchiefer. Der füdlihe Abhang des Csetrasser
Gebirges gegen die Maroſch ift aus Tonfchiefer von fehr
dünnfchiefrigem Gefüge ynd fettigem Seidenglanz, grauer,
grünlichgrauer und fehwärzlicher Farbe, welcher von der
Hauptmaſſe des am linken Marofchufer liegenden Thon»
ſchiefer⸗Gebirges fich unter dem Marofchbette herüber vers
breitet gebildet. — Im Dorfe Warmaga trifft man in
ihm ſehr fparfam einen Granit in zoll⸗ und ſchuhmaͤchtigen
Lagern, dann 2Eager von Grauwacke ebenfalls von unbe⸗
deutender Maͤchtigkeit.
MKoͤrniger und dichter Kalkftein, Diefer erhebt fi
theils aus dem Thonfihiefer in einem von Harro an
Öftlich fi immer mehr erweiternden Ruͤckgebirge, theils
eonftruirt er entfernt vom Thonfchiefer* einen beträchtlichen
Gebirgszug von Mada bis Galbina, dann bei Boitza und
Kretsunesd; fommt aud) ald mehrere Klafter mächtiges
Lager bei Warmaga und’ endlic) abwechfelnd mit Porphyr in
dem Bajagacr'> Ihale bei Hondol vor — Er ift grau,
: dicht, feinkornig mit fplitteigem Bruche, durchzogen ‚von
einer mn Kalffpatäfänürlein. In der wahrhaft roman⸗
tifchen Felſenſchlucht Intre Pietri bei Boitza, dann im
Rapolter und Bojaer - Thale bildet ‚er viele mitunter bedeus
tende Höhlen, jene bei Boja nimmt den Bach auf und
leitet ihn eine ziemliche Strecke unterirdifchh fort. Die
ziemlich *befuchten Mineralheilquellen bei Gyogy und bie
Säuerlinge zu Harro Kemönd, Bänpatak quellen aus dies
ſem SKalfftein hervor,
3) Nother und weifer Sandftein und Thon. *Er
erſtreckt ſich von dem ſanften Huͤgelland bis faſt zu den *
böchften Punften der Revier, in felbem wechfeln Gonglo-
' merate, deren Gefchiebe von Hafelnuß> bis Fauft und
Kopfgröße anwachſen, mit Sandftein und Thonfchiefer, _
Die Gefchiebe der Conglomerate find Quarz , Sies
felfchiefer, Hornftein, felten En melde umhuͤllt find
bald von einer Maffe, die durch Flein geriebene heile
ihrer Geſchiebe sufammengefeßt ift, bald- von Thon mit
fehr feinem Quarz gemengt, , Die Farbe ift weiß, grau,
lichtgruͤn, hoch⸗, dunfel= uͤnd braunroth. An manchen
Orten nimmt der Thon auf Koſten der uͤbrigen Gemeng⸗
theile fo, zu, daß der Sandftein in Sandſteinthon und in
reinen Thon uͤbergeht, welch' letzterer ſich auch in einem
Theile des Franzens-Erbſtollens und Bernhardlaufes als
— findet. — Als untergeordnete Lager kommen
in Sandſtein unter der griechiſch unirten Kirche in Nagyag
bituminöser Kalkstein, Ihonmergel und Gyps vor. ,
4) Secundärer Kalt (Mufchelfalt). Diefer wird ges
funden füdlih von Warmaga bis an-den Abfall der Berge .
gegen\ die Marofihgbene; er enthält von verfteinerten Mus
fheln Cerethinien, Kardien, Venericardien, Modiolen und
Zurbiniten. ;
5) Gyps bei Warmaga auf Thonfchiefer aufliegend,
ift eine Ablagerung von J——— Gypsſpath, die groͤ⸗
ßere viele Zoll lange kryſtalliniſche Stuͤcke von ausgezeich—
netem Gypsſpath einſchließt. — Ein ausgezeichnetes Gypss
lager findet fi) bei Magura am Abhange gegen Bohold.
— 21 —
6) Kalktuff beſchraͤnkt fih faft nur auf die Ausdeh⸗
nung des Kalkfteins in den. Banpataker und Kemender
Thaͤlern.
7) Das Alluvium der <häler enthält nur die vers
fihiedenen Gefchiebe der Foffilien und Sandförner, die die
Bäche mehr oder weniger anſchwemmen.“ Es wird aus
denfelben auch Gold gewaſchen.
B. Maffige Gebilde,
1) Porphyr. Die Verbreitung dieſes die reichen
Goldflüfte in ſich ſchließenden Gebildes iſt ſehr bedeutend.
Er erſtreckt ſich von Nagyäg über Hondol, Magura, To-
plitza nach Füzes und Trestian, von da in die Boitzaer
. und Körösbanyaer Reviere.
Schwer ift es characteriftifc, genau — Porphyre zu
benennen, am paſſendſten iſt jedoch der gebraͤuchliche Name
Gruͤnſteinporphyr. Er beſteht aus «einer Feldſpath- und
Feldſteinmaſſe in einem innigen Gemenge mit faͤrbenden
Stoffen, welche Kryſtalle von Feldſpath, Hornblende und
Glimmer umſchließt. — Die Farbe iſt aſchgrau, grünlich-
grau, hell und dunkelgruͤn, dem Schwaͤrzlichen ⸗ſich nähernd.
Die letztern Varietäten find gewöhnlid) von milderer
‚Härte und Feftigfeitz überall wird die große Veränderung
und Zerfesung des Porphyrs in, der Nähe der vorhan⸗
denen Erzflüfte beftätigt gefunden. Außer den befonderen
harafterifirenden Beftandtheilen verdienen noch der Quarz,
Magneteifenftein und. der ftete Fohlenfaure SKalfgehalt zu
den vorzüglidhen Kriterien diefer Porphyrgattungen gerechnet
zu werden. Als zufällige Beimengung ift der Eifenfies,
den Maſſen in kleinern Theilchen Imprägnirt, zu betrachten.
N Die geognoftifhe Stellung diefer in Hinfiht der’
- Structur oder Feinheit des Korned, der Qualität der Bes
ſtandtheile, der Dichtheit und Seftigfeit der Maſſe, der
- Höhe: der Farbe einander fo verfchiedenen Porphyr⸗
- gattungen, trägt einen ſehr merfwürdigen von allen Zäns
dern unterfchiedenen Charakter. Die Schihtung oder Spals
—* —
4—
—
tung dieſes PorphyrsTerraind iſt ſehr unordentlich und
faſt fuͤr jeden Gebirgszug verſchieden. — Auch kommt der
Porphyr am Berge Hajto bei Nagyag in einer Art ku⸗
gelfürmiger Abfonderung vor; diefe Kugeln von fefterem
Porphyr liegen eingehült in einen milderen zerftreut in der
Mafje. Mit diefen Porphyren wechfeln häufig Lager’ von
Porphyrbreccien und Mergel,
2) Trachit. Eine dichte glafige oder erdige Feldftein=
maſſe, glafiger, zerfprungener Feldfpath, rauhes zerfreſſenes
Anfehen und nicht braufend mit Säuren, findet fi) in
jedem der Trachite des Nagyäger Zerraind, und felbft in
jedem Berge in einem andern Verhältniffe. Die Feldftein-
mafle ift roth, braun, greu, gruͤnlich oder ſchwarz gefaͤrbt,
dicht, ſplittrig oder koͤrnig mit vielen Zellen und kleinen
Hoͤhlungen, umſchließt auch Hornblende, Quarz⸗ und Glim⸗
merkryſtalle. Faſt uͤberaͤll in dieſem Terrain laͤßt ſich der
allmaͤhlige Uebergang der hochgelegenen Trachite in die tie—
fer gelegenen Porphyre nachweiſen, weswegen man fie früher
von’ den Porphyren gar nicht. getrennt hat. — Die Tra= }
chite find fehr verfchieden von einander auf den Gsepturär,
Lespedar, Gurgalyata, Gyalubuli, Ederreich, Sczarko,
* Geinossa etc. #Baft allen diefen Trachitfpecies ift Mag⸗
neteifenftein beigemengt, felbft in zerftoßenem Mehle mit
dem Magnete bemerfbarz aus diefer Urfache wirfen fie fo
gewaltfam auf die Magnetnadel, daß der Compaß auf eis
ner Tradhitfpige um” mehrere Stunden von feiner eigents
lichen Nordrihtung abweicht, jedoch auf jeder Kuppe vers
ſchieden.
Der Nagyéger Zrachit iſt theils in mehrern Rich—
tungen zerkluͤftet, wo er wie aus lauter kubiſchen Stuͤcken
zufammengefest erfcheint, wie am großen Galvarienberg, theild
ift er in, diinne Platten zerfpalten, wie am Gyalubuli und
Controtor,- theilö ift er von concentrifch fchaaligen, muſch—
ligen und Fugligen Abfonderungen, — Diefe Tradhitberge
find es, deren groteöfed Aeußere, deren nackte fteile oder
felfige und gerölige Kegel fid) vor allen andern befonders
——
auszeichnen, — In Gyalubuli in Nagyäg, wie aud) in
den Geinossa bei Hondol findet man bedeutende Höplungen
in dem Tradit.
3) Mandelſteine ſind ziemlich verbreitet und zwar
auf den beiden Hügeln des Csetrasser Gebirgszuges, von
Füzesd, Kretsunest, Boitza gegen den Gyalumare,
dann bei Voja bis in die Almaſcher Gebirge. — So wie
die Trachite ſtehen ſie mit dem Gruͤnſteinporphyr im engſten
Zuſammenhange. — In ihrer homogenen Maſſe ſtecken ges
woͤhnlich runde verfchiedne große Mandeln von Kalkfpath, Grüns
erde, Stilbit, auch oͤfters Hornblende. — Auf gangartigen
Räumen und auch auf Neftern ſchließen die Mandelſteine
eins Jaspis, Opaljaspis, Calcedon, Feuerſtein, Carniole,
ſehr ſchoͤne Achate beſonders bei Voja, Walemica und
Tekero. — Schichtung oder Spaltung —9* den Man⸗
delſteinen zu mangeln.
Der Metalls, vorzüglich aber der Goldreichthum des
Csetrasser Gebirgszuges hat feinen Sitz ſowohl in den
Grünfteinporphyren, ald auch in den Mandelfteinen und
Porphyrbrezzien, niemald aber in den Tradhiten. — Die
meiften blühenden Bergbaue diefed Gebirges befinden fich
an der Scheidung. des Porphyrs mit den gefchichteten
Gebilden. — Die Erze, die einer bergmaͤnniſchen Gewinnung
unterworfen werden, ſind: Gold, Tellur, Silber und
Bleierze, dann Schwefelkies, ihr — * iſt auf Kluͤf⸗
ten und Stoͤcken, die in einer großen Maſſe von Gruben
abgebaut werden. Aus der Analogie der Verhaͤltniſſe kann
man jedoch fihließgen, daß. im ÜCsetrasser Gebirgszug viele
"Berge nod) fein müffen, die den Sitz von reichen Gold⸗
lagerſtaͤtten in ſich verbergen. —
Die Felsarten, die die naͤchſte Umgebung —
bilden, find: Gruͤnſteinporphyr, rother Sandſtein und Tras
chit. — Die Behälter der hieſigen Tellurflüfte find: der Berg
der griechiſchen disunirten Kirche, — der jenfeits der Schlucht
angrenzende Fuß des Berges Sekeremb, und ein fleiner
Theil des Abhanges deö Fressinata- Berges, -
Der leichteren Ueberficht halber ift der ganze Bau
in 3 Felder eingetheilt: in cin oberes mit. dem Alt» und
Neu -Mariaftollen, ein mittlered mit dem Bernhärdftollen
und ein unteres mit dem Josephs - und Franzens- Erb»
ftollen. — Jedes Feld ift wieder in .mehrere Läufe abger
theilt, deren jedem ein Huttmann oder Steiger mit 2
Oberhäuern (Unterfteigern)” vorgefest iſt.
So bedeutend die Anzahl der Klüfte ift, fo findet .
man fie doc) alle zufammengedrängt in einem Naume von.
400 Klaftern. Lange von Weſten nad) Oſten und 360 Klftr.
Breite. — Sie koͤnnen M 4 Arten abgetheilt werden:
1) Hauptflüfte, 2) Nebenktäfte, 3) Schihtungsflüfte und
4) abgerifjerie Klüfte und Gefährten, (hangende und liegende
Trümmer). Die Hauptfluft ift die Magdalena mit dem
Streichen den Thal entlang von Oft nad Melt, die
meiften übrigen gehen ihr ind Kreuz Dieſe Magdalenas
kluft ift bereits über 00 Klftr. dem Streichen nad) befannt
und hat eine beinahe 200 Klftr. erfchleffene*Teufe. — Die
übrigen Klüfte liegen fo dicht neben einander, daß fie zu
einem Gewebe verworren erfcheinen; fie feharren ſich, durch⸗
ſchneiden, durchfreugen und durchfegen fi), verſchieben und
verwerfen ſich, ſchleppen fi zertruͤmmern und rammeln.
Die meiſten obern Kluͤfte verlieren ſich in der Teufe, wo
neue erſcheinen, die einzige Magdalenakluft hat eine Maͤch—
tigkeit von 2 — 3° Bid zu 1 — 20, die übrigen, find
felten Schuhe, größfentheild nur Sole und Linien maͤch—
tig. — Die vielen hangenden und liegenden Trümmer,
welche meiftens nur Schnürle bilden ,. find gewöhnlich, ob»
wohl oft mur eige Linie breit, von höherem Adel als
die -Hauptfluft, und bilden oft in ihrem ferneren Streichen
fehe reiche Pugen ‚von Tellur. Gewöhnlich veredeln ſich
felbft die Klüfte, wenn ein Schnuͤrl zufegtz diefe bilden '
oft in der Nähe oder zwifchen mehreren Klüften ein Netz
und Gewirre von Furz aber edel andauernden Erzlagers
ftätten,, das einem wahren Stocdwerfe am ähnlichften wird.
Die Gang: ausfüllenden Mineralien diefer Klüfte find;
Letten, rhomboed. Quarz, prismat. Gypshaloid oder
Selenit, makrotyper Kalfhaloid, oder Braunfpath, rhom-
boid. Kalkhaloid oder Kalkſpath, Agalmatolit oder Bilds
ftein, und thonige conglomeratartige Maſſen; dann. mafros
typer Parachros⸗Barit oder Manganfpath, hexaedris.
Manganblende oder Slanzblende, Grünmanganerz, hexaedris.
Eifenfied oder Schwefelfies, chomboedrifcher Arfenif oder
Schwarzer Kobalt, hemiprismatiſcher Schwefel, oder Arſenik—
fi wefel oder —* peritomer Antimonglanz oder Feder⸗
4, dodecaedris. Granatblende oder braune und. rothe
ie ende, tetraedris. Diftomglanz oder Fahler;, hexaedr.
Bleiglanz, hexaedr. Silbererz oder. Glaserz, pyramidaler
Fute englan; oder Blätter» Tellur, Weipflvaners, hexaedr.
oder gediegen Gold.
Der Gold⸗ und Silbergehalt, der ſich in Nagyäg vor⸗
findenden grauen, weißen und gelben Tellurerze iſt durch—
ſchnittlich 80 bis -120 Loth Goͤldiſchſilber in einem Centner.
Eine Mark Goͤldiſchſilber hat 100 bis 240 Denar
in Gold, in der neueſten Zeit iſt in einem Schurfe außer
der bis nun gekannten Grenze der Erzlager eine Kluft
eroͤffnet worden, deren Erze bis 1400 Loth Goͤldiſchſilber
halten. — Es iſt erwieſen, daß der Goldreichthum mehr
die oberen Horizonte und die ſuͤdliche Grenze einnimmt,
dagegen der Silbergehalt mehr ſich in der Teufe gegen
Nordweſt hinzieht. — Sind in den gewonnenen Erzen
die ſogenannten Nagyäger Reiche, wenn auch nur als
Spuͤrungen ſichtbar, ſo werden ſie in der Grube ſorgſam
ausgekuttet in Saͤckel zu 10 Pf. Schwere gegeben und
verſiegelt, nach der Schicht dann in die ſogenannte reiche
Kammer getragen, wo ſie nach ihrem hohen oder geringeren
Halt in 3 Klaſſen ſortirt, trocken gepocht und dann in
halbe Centner haltende Lederſaͤcke gefült zur Zalathnaer
Schmelzhütte transportirt werden,
Einen interefjanten Anblick gewahrt der Zug, wenn
die ganze Häuerfchaft Abends mit brennenden Gruben»
lichtern und den Erzfackeln auf den Schultern unter der
Auffiht der Huttleute und Oberhäuer von den einzelnen
VII. 16
= 26 —
Stollen in unendlich fcheinenden Zügen zur reichen Sammer
wandern. Oder wenn bei 100 Pferde mit den reichen
nach Zalathna zu fürdernden Geſchicken beladen von ebenfo
viel Fußgängern geleitet aufbrechen, in deren Reihen zer-
freut einzelne bewaffnete Männer zu Pferde den ganzen Zug
leiten und bewachen, der. eine große Gebirgscaravane bildet.
Die minder reichen Geſchicke werden entweder als
Scheiderze forgfältig gefihieden und zerffeint zur nahe‘ ge⸗
legenen Osertester Schmelzhuͤtte gefördert, oder die
ſchwaͤcheren den Pochwerken uͤberliefert, deren es 7
70 Schießern gibt, zu welchen 2 große Schlemmhaͤuſer ge⸗
hoͤren; alle dieſe werden durch die Tagwaſſer, die mittelſt
eines 2128 Klafter langen kuͤnſtlichen Waſſergrabens in
2 Zeichen aufgefangen werden, theils aber auch durch die
nicht unbedeutenden Grubenwafler in Betrieb gefest.
Im Jahre 1746 wurde dur) einen Schweinehirten,
der in den Buchenwaldungen, die diefed Terrain bedeckten,
fein Borftenvieh hütete, in dem von diefem aufgewühlten
Boden das Ausbeißen einer edlen Kluft zufällig entdeckt,
auf welcher in der Folge die Stuckhauptleute Born und
Plötzger (Wilburg) , die bereitö bei Hondol auf Silber:
flüfte bauten, den Zigainer Stollen von dem in einer .
Hütte ſich alda anfiedelnden Schmied fogenannt, anlegten;
— da die, obwohl unanfehnlihen Erze diefer LiegendFluft
fo reichhaltig fich zeigten, drang der Bau fehr fihnell vors
wärtd und es fehütteten die näachften Jahrzehnte durch die
Anfahrung neuer Klüfte, durch die leichte Bearbeitung des
milden Geſteins, und durch andere ſehr guͤnſtige Umſtaͤnde
beguͤnſtigt, eine ſegensreiche Ausbeute.
Da die Verhaͤltniſſe dieſer fo ganz eigenthuͤmlich ſich
verhaltenden Klüfte noch unbefannt‘ waren und Uebermaß
von Mitteln da war, fo wurde jede Kluft gleich verlaffen
oder verfeßt, wenn fie an Reichthum nachließ, oder ſich zer-
trümmerte, oder gar durch ihr unregelmaͤßiges Streichen ver-
loren fehien, ohne daß fie ausdauernd durchforfcht oder ihre
Truͤmmer beachtet worden wären,
——
Durch dieſes Abbauſyſtem zog ſich der Bau, ſtatt
ſich auszudehnen, immer mehr in die Teufe und es entftans
den in kurzer Frift eine Menge von Stollen, fo der Marias
ſtollen, Alterbftollen, Philipp, Bernhard, 4., 2; und 3. Zus
bauftollen, dann der 4. und 5. Zubaus und Nepomufftollen,
Geloct von dem reichen Anhalten der SKlüfte in der Teufe,
wurde ſchon im Jahre 1765 der Zofepherbftollen, 120 Slafs
ter unter dem urfprünglichen Stollen angelegt, welcher nad)
einem Jahrzehent auch fein Ziel erreichte, Diefes' Syſtem
forderte ungeheure Auslagen, welche nachdem die edelften
Klüfte verbaut waren, im Verein mit dem ungünftigen Ab⸗
bau, mit der Einführung der jedem Baue fo nachtheiligen
Halthäuer, mit der eingetretenen Hungerönoth und andern
mißlihen Umftänden, troß der ftetö bedeutenden Erzeugung,
dad ganze Werf nach und nach fo verfihuldeten, daß nur
die wohlthätig einwirfende Bermittelung des hohen Aerars
dafjelbe von dem drohenden Untergange rettete. Jedoch
ſelbſt diefe bedeutenden Opfer waren nicht hinlaͤnglich, das
Werk volftändig zu rangiren, und im Jahre 1821 fand
man nicht nur für nothwendig, fondern für das einzige
Rettungsmittel die Anlage eines neuen Exrbftollens, der auch
im Sabre 1835, 74 Slaftern unter dem Sofephöftollen,
alfo 194 Slaftern unter dem urfprünglichen Stollen fein
Biel erreichte und jest vom Stollenmundloch bis zum
Feldort der Magdalenafluft auf 1200 Klaftern weit vorges
derungen und mit einer Eifenbahn belegt if. Das in neu:
erer Zeit eingeführte Syſtem beweift jedoch, daß diefer
Sranzenserbftollen, welcher in der Sohle noch gang’ ungez
ritzt, mehr nur für die Zukunft vorbehalten iſt und
daß die oberen Baue wieder gehörig eröffnet, reiche. Aub⸗
beute geben müffen, darum werden neuefter Zeit. alle obern
verfegten, Klüfte, durch Querfchläge oder. durch: Gewältigun-
gen und YAusräumungen wieder zugänglich gemacht und
deren Trümmer und Gefährten genau durchforfcht, auf wel⸗
hen ein großer heil des jegigen Reichthums gewonnen
wird, Diefes Syſtem erhob das Werf zu ſolch seinem
16*
J
— 228 —
Glanz', den es in frühern Epochen nie erreichen konnte, und
wenn feldft ein Jahr glänzende Nefultate lieferte, fo war
es immer auf Koften der übrigen, folglich nicht dauernd.
Nun liefert es aber jährlich) von erzeugtem Metall
im. Werth von beiläufig 200,000 FI, CW. 30 — 50,000
5. CW. reine Ausbeute und ift für Jahrhunderte gefichert,
indem ed feine Grenzen raifonmäßig erweiternd fich immer
mehr und mehr außbreitet.
Die Ueberfiht des feit Entftehung des Werkes si
zum Schluß des 4. Quartales 1844 erzeugten Metalls,
‚ wie auch des Werthes — dann der Auslagen und
Ausbeute iſt folgendes .
Das erzeugte Göldifch- er
filber 110,308 Nut SLorh2 Denar
Hiervon 5 per Ctnr.
Feuerabgang 5498 = 7 =, 3Quin, 1 Denar
Reſt, wofür die Verguͤ⸗
tung geleiftet wurde 104,810 Marf— Loth 1Quin, 1Denar
Geldwerth vorftehender
Metalle . 17,957,201 $1. 4 &e. 1 Denar.
Davon die Schmelz»
foften ſammt Frohne 3,885,896 = 34 » 1 >
Anfchlagsmäßige freie
Vergütung 14,171,304 $1, 27 Xr. — Denar.
Bergfoften i 10,305,450 » :6 = 2 >»
Ueberſchuß 3,765,854 Fl. 20 Xr. 2 Denar.
“Die Gewerken des —— Bergbaues ſind: Die
Kaiſerliche Familie 16 Kuxen, das hohe Aerar 82, Gf.
Sardagna Jos. 16, Gf. Ferari Anton 16, Altern An-
ton 8, Gf. De la Motte Carl S, Baronefle Köhler An-
tonie geborne Born 34, Born Franz Erben S, Gräfin
Basegli Aloisia 6, B. Schmidtberg Joh. 4, Montag
Paul 2, Gf. Wratislaw 2, Pribilla Jos. 2, Beretzkoische
Erben 2, Gr. Favetti Cajetans Erben 1, Gail Johann
8 Kuren,
—- m —
Nagyäg beherbergt in beiläufig 700 Häufern über
3000 Einwohner, die alle rein vom Bergban leben, ausge⸗
I nommen die wenigen Handwerker, Die Beamtfchaft für
© Nagyäg beſteht aus der koͤniglichen Bergs und Revierver⸗
waltung ‚, Übrigens bat die k. Provinzialmarffcheiderei und
Schürfungscommiffion für Siebenbürgen aud) hier ihren Sik.
Magyäg beſitzt drei Kirchen: eine Fatholifche, eine
griechifch unirte und eine griechifc nicht unirte, dann zwei
Normalfhulen, eine Sonntagsſchule und eine Bergfchule,
welche zwei legteren ihre Organifirung, wie die meiften neus
eren wohlthätigen und fegensreichen Einrichtungen dem für Na-
gyags Wohl fo verdienten und albeliebten jegigen Berg = und
Nevierverwalter Herrn Joſeph Franzenau verdanfen,
Die Bevölkerung, welche zur Hälfte aus Deutfchen
und zur Hälfte aus Walachen beftcht, wird häufig aufges
feifht durch die bedeutenden Ein» und Auswanderungen
der Bergleute aller Länder und wegen des fortwährenden
Wechſels der Bergſchuͤler, die aus den entfernteften Gegens
den, nicht‘ blos Siebenbürgens, fondern von Banat, Una
gan, Steyermarf u. f. w. fommen,
Zede Wiſſenſchaft, jede Kunft, ja jedes Gewerbe Fann
nur dann empor gehoben werden und fich glänzend aufs
fhwingen, wenn es für dad Fach vollfommen eingenoms
mene begeifterte Individuen beſitzt. Diefer Grundfag leitete
die Einrihtung der Nagyager bergmännifchen Erziehungs»
anftalt und wurde troß der vielen Hinderniffe und Schwie-
rigkeiten mit feftem Willen und unermüdeter Ausdauer
durchgeführt, und zu dem jegigen glänzenden Stande auss
gebildet. Sobald der Knabe die Normalfchule verläßt,
wird er in die fogenannte Sonntagsſchule aufgenommen,
welche in 5 Stlaffen eingetheilt ift, deren Lehrer ausge—
zeichnet abfolvirte Bergfchüler find, ohne ale Remuneration.
In diefer Schule, in welcher neuerer Zeit aud) die
Erfernung der ungarifchen Sprache eingeführt ift, werden -
die Schüler bis zu ihrem 18. Jahre in allen für die Berg⸗
ſchule nöthigen Vorbereitungs-Wiſſenſchaften ausgebildet
*
J
1
= ——
und hauptfählich dafür geſorgt, daß ſie ein ſtreng mora⸗
liſches und rechtliches Benehmen ſich aneignen. Jene Knaben,
die dieſe Sonntagsſchule mit beſonderer Auszeichnung abe
folviren, werden dann in die eigentliche Bergſchule aufge
nommen, welche in 5 Kurfe eingetheilt ift, die 24 Jahre
einnehmen. Mathematif, Geometrie, Teigonometrie, Marf-
feheiderei, Mineralogie, Geognofie, Bergbaufunde, Zeichnen
und Probierfunde find die Wiffenfchaften, welche von einem
Theil der hiefigen Verwaltungsbeamten mit unermüdeter
Ausdauer den Schuͤlern nicht nur vorgetragen, fondern mit
‚ihnen einftudirt werden. »
Mit Anfang des Jahres 1845 wird noch ein Jahr—⸗
gang aus 2 Curfen beftehend zugegeben, in welchem Phys
fif, Chemie und Mechanik gelehrt werden follen. Das
Ausgezeichnete diefer wohlthätigen Anftalt ift, daß die Berg⸗
ſchuͤler als Häuer in der Grube arbeitend ſich felbft ihren
Unterhalt verfchaffen müffen, wodurd fie in allen berg:
männifchen Handgriffen praftifch eingeübt werden und über-
dieß auf eigne Kraft befchränft, durch das Gefühl der Uns
abhängigfeit und Selbftachtung ficherer in der Welt Aufzus
treten gewöhnt werden. — Durch den täglichen _ freien
Umgang mit dem das Wohl des Bergbaued am Herzen
tragenden Verwalter, wie auch mit der übrigen Beamt⸗
fchaft, durch) das gute Beifpiel. der Nagyager ausgejzeich—
neten Aufficht, durch das Anhören der wirklich gediegenen
wöchentlichen Bergeonfultationen, welche der. Verwalter mit
den Manipulationsbeamten und dem "ganzen Auffichtöpers
fonal zur geregelten Leitung des ganzen Werfed halt, in
welchen man . die eigentlichen Vorzüge der Huttleute und
Oberhäuer bewundern muß, und durch die unter fich eins
geleitete gegenfeitige Controfe, werden fie zu wifjenfchaft
lichen, moralifhen, humanen und cifrig practifchen Berge
männern gebildet, Die Folge diefer gediegenen Einrich⸗
tungen, wie auch die humane Behandlung der Bergfäüler,
ift, daß aus verfchiedenen Ländern junge Leute, dieſem
Stande fid) widmend, die Nagyager Bergfehule Frequenz
tiren, daß eine bergmannifche Aufzucht, deren Mangel fo
allgemein fühlbar war, berangebildet wird, die allen nur ers
denflichen Forderungen vollkommen entjprechend dem Berg⸗
bau gewiß einen andern Schwung geben muß. In Folge
defjen werden fehon von den meiften Oberämtern Nagyager
Bergfchüler für die verfchiedenen Bergwerfe als Aufſichts—
perfonal verlangt und fie werden auch fehr ſtark verfendet,
um fo mehr, da es befannt ift, daß fie nicht nur theores
tiſche Kenntniffe beſitzen, fondern daß fie als praftifhe
Bergmänner und gute Markſcheider auch einen moralifchen,
rechtfchaffenen und humanen Character befigen.
Schon das Beifpiel der gediegenen Auffiht der
Bergſchuͤler fließt mittelbar ruͤckwirkend auf die Häuerfchaft
und Bevölferung ein; überdieß wird aus allen Kräften aud)
an der Volkserziehung gearbeitet, denn die erhabene der,
welche eine allgemeine Anerfennung zu gewinnen anfängt
und gewinnen muß, it bier bereits realifirt und in. voll—
fommener Wirffamfeit, eine beffere Erziehung namlid für
dad Volk, befjeren Unterricht, Ausbildung der Achtung vor
ſich felbft, Erhöhung des fittlihen Bewußtſeyns, Heranbil⸗
dung zum Gefühle fittliher, menſchlicher, bürgerlicher Ehre,
Würde und Freiheitz denn die Anlage zur Geiftigfeit ift
jedem Menfchen gegeben, nur muß diefe gewedt und aus—
gebildet werden, wenn fie anders tüchtig fein fol mit Erz
folg gegen das andrängende Niedere und Sinnliche zu kaͤm⸗
pfen. — Nur durch die Erziehung konnte man eine innere
Zufriedenheit und ein allgemeines Wohlbehagen dem Volke
ſchenken, nur hierdurch Fonnte der in früheren Seiten fo
allgemeinen Prävarication gefteuert werden, ja nur hierdurch
konnte man zu dem practifch erwiefenen Ziele gelangen,
daß ohne ale Maͤßigkeits » und Enthaltfamfeitövereine
die Maäfigfeit und. Enthaltfamfeit von fpirituöfen Ges
tränfen in Nagyäag den Grad erreicht Hat, welden
nur je der’ irifche Pater Mathews erfehnen Fonnte, —
Denn felbft an den Tagen, an welchen die Monatlohnuns
gen gezahlt werden, die einen hohen Grad von Wohl⸗
- —
ſtand in der ganzen Umgebung verbreiten und an welchen
nicht unbedeutende Maͤrkte abgehalten werden, wo in fruͤ⸗
bern Zeiten die Polizei nicht Hände genug hatte, die
Streitigfeiten der Betrunfenen zu ſchlichten, herrſcht jest
vollfommene Ruhe und Ordnung.
Unter allen Wiffenfchaften ift die Naturgefchichte ges
wiß diejenige, welche die meiften und fchönften geiftigen
Genüffe ihren Juͤngern darbietet, denn fie ift es, die uns
in die Geheimniffe der Natur einweiht, und und deren
Gefege lehrt; fie läßt und Vergleiche anftellen und daraus
nüglihe Erfahrungen und Folgerungen ziehen; fie lehrt uns
den Werth aller Dinge gehörig ſchaͤtzen, fie durchforfcht,
befchreibt, claffificirt alles Erfchaffene, fie erhebt und veredelt
den Geift, ja die Naturgefchichte ift die Königin der Wifs
fenfchaften. Aus diefem Grunde wird fie ald großes Bes
hifel zur hiefigen Erziehung gebraucht. — Der Eifer für
Sammlung der Naturgegenftände wird auf alle mögliche
Art in den Knaben geweckt, theild um diefe in ihren freien
Stunden nüglic zu befchäftigen und von Müfiggang ab»
zubalten, theild um fie dadurch beftändig unter Aufficht
und Controle zu haben, theils auch, um fie mit der Mut:
ter Natur näher befannt zu machen, welcher fie felbft im
reiferen Alter viele glückliche Stunden, manched Vergnügen,
ja felbft manche Tröftungen verdanfen werden.
Zur Erweckung diefer Liebe für die Naturgefchichte
wie auch zur Verdeutlihung derfelben und zur leichtern
Erlernung eriftiren in Nagyag folgende Sammlungen:
Eine wohlgeordnete ziemlich reichhaltige Mineralienfammlung
in der dafigen Bergfchule zum Gebrauch \für die mineralos
giſchen Vorlefungen, welche nad) den neuften Syftemen von
Moos und Haidinger gehalten werden. Eine der
veihhaltigften Sammlungen europäifcher Schmetterlinge nad)
dem Spftem von Orenheimer und Treitfchfe willen»
fhaftlich) geordnet, im Beſitze ded dafigen Bergverwalters,
welche aus mehren Tauſend Specied beftehend ihres Glei—
hen in Siebenbürgen fucht, und die Bewunderung aller
235 —
Kenner errungen hat, — Außer diefer find noch 3 Fleinere
fepidopterologifche Sammlungen, die jedoch aud nicht
unbedeutend find, deren eine der controlirende Amtöfchreiber
Herr Johann Angyal befist, die zweite von einem
Nagyäger Bergſchuͤler und Oberhauer Michael Fuchs
mit vielem Eifer angelegt und woiflenfchaftlih geordnet
wird; er wurde auch neuerer Seit auf Vorſchlag eines wirk⸗
‚N lichen Mitglieds, deren in Nagyag- 2 find, zum Hilfsmit⸗
glied der Fönigl. ungarifchen natueröfffenfihaftlichen Geſell⸗
ft ernannt. Nicht nur die Raupenzucht wird zu Nagyag
im Großen betrieben, fondern Viele befchäftigen ſich init
dem Schmetterlingsfang, fo daß jährlich viele Taufende erbeus
tet werden, unter welchen mitunter fehr feltne erfcheinen;
- felbft eine ganz neue Specied aus dem Genus Agrotis
wurde bier erbeutet, welche in Freyers Beiträgen zur
Schmetterlingsfunde 75 unter dem Namen ——
erſcheint.
Coleoptern werden ebenfalls von einem Bergſchuͤler
Carl Bauholzer mit großem Fleiß und Paſſion geſam—
melt, und die ſchon aus einigen 100 Species beſtehende
Anzahl wiſſenſchaftlich nach Berge ſortirt. — Es beſteht
auch eine Sammlung ausgeſtopfter Voͤgel der Nagyager
Umgebung aus mehreren 100 Species, wie auch kleinere
Sammlungen von Conchylien und Münzen,
Selbſt in litterarifcher Hinſicht iſt Nagyag nicht zus
ruͤck, faft jeder Beamte befist eine Handbibliothef, deren
einige nicht unbedeutend find und die Producte der neuften
fowohl in= ald ausländifchen Litteratur aufiveifen fönnen.
Es ermangeln auch die Bergfehliler nicht in freien Stunden
u Mm ſich Kenntniffe daraus zu 2 |
—84 as
inf
XXX.
re
% über den
—â— — EX
Falco _ palumbar Linn. und die im mittleren
Deuſchland vorkommenden Raubvoͤgel.
4
Beim Stiftungsfeft der Naturforfchenden Geſellſchaft
gehalten |
am 9, Juli 1845,
Vom
Rath Zinkeiſen.
Hochgeehrteſte Herren!
Die Einſendung eines gepaarten Paares Hübner
babichte oder Stocfalfen, Falco palumbarius Linn,,
(Astur palumbarius) an unfer SKabinet dur Herrn
Förfter Adam in Ronneburg, Ende Juni d. J., veranlaft
mich, Ihnen über diefen ſchoͤnen Raubvogel einige Mits
theilungen zu machen, und gebe ich mir dabei die Ehre,
Ihnen die bei uns vorfommenden Raubvoͤgel überhaupt
vorzuzeigen, da vieleicht wenige von Ihnen diefe hoch über
und oͤfters ſchwebenden blutduͤrſtigen Raͤuber in der Naͤhe
betrachtet haben, dieſelben aber unter der Menge der aus—
geftopften übrigen Vögel unferer Sammlung verſchwinden.
Ich erlaube mir bei dieſer Gelegenheit über die Lebensweife
und den Charafter der einzelnen Gattungen fämmtlicher
europaifcher Naubvögel einige Furze Bemerkungen vorane
ſchicken zu dürfen.
Bei allen ceuropäifchen NRaubvögeln gilt die Regel,
daß das Weibchen ſtets ftärfer (größer) und mit fehönerem
Lebhafterem Gefieder geſchmuͤckt iſt, als das Männchen,
obgleich bei fümmtlichen übrigen Vögeln bekanntlich der
Br Fall ftattfindet,
\ 1) Vulturidae, Geier ’
Flug ift langſam, fie erheben fi) in Schnedenlinien
zu eine außerordentlichen Höhe, Augen (ſehen) ſcharf, wits
- tern (riechen) außerft fein, niften auf unzugänglichen Felfen,
nn Jungen die Nahrung im Kropfe zu, und fpeien
i ihnen aus. Ihr gefuͤllter Kropf haͤngt ſackaͤhnlich
am Vorderhalſe herab; ſie naͤhren ſich einzig von Aas,
ſind hoͤchſt gefraͤßig verſchlingen alles mit Haut und Haas
ven, Federn und Knochen, und Fröpfen fih fo voll, dafi
fie fi ich bei Gefahr durchaus nicht erheben koͤnnen. Sie
leben in Heerden beifammen auf den hohen Gebirgen Euro⸗
pa's und 9 .
J—— Catharte,
Mh gleichfalls von Aas, loͤſen das Fleiſch geſchickt aus
der Haut, und oerfehlingen es heißhungerig mit ziemlich
großen Knochen, nie aber einen Theil behaarten oder
befiederten Balges, werfen daher auch Fein Gewöle aus,
Sie halten fih in Geſellſchaft auf den Schweitzer und
Tyroler Alpen auf.
3) Gypaeti, Geieradler (Bartgeier),
nähren fi) einzig von lebenden Thieren, nie vom Fleiſche
— aus der hoͤchſten Hoͤhe ſtoßen ſie pfeilſchnell in
raͤger Richtung auf ihren Raub mit ungemeiner Sicher⸗
und Kraft, und ſollen Thiere, die ſchwerer als ſie ſelbſt
ſind, weit in der Luft mit fortnehmen. Sie Germanen. die
Alpen und leben einfam, nicht in Heerden.
4) Aquilae, Adler,
leben einfam, fliegen ſchneller wie die vorigen, fteigen eben
fo Hoc) in die Luft, und Augen fehr fcharf, fie fallen meiz
ſtens nur foldye Thiere an, die ihnen Widerftand leiſten
sa Außerft raubgierig, und tragen ihren Jun ngen
— 1256 —
bis fie flugbar find, den Raub mit den Fängen gepadtt,
ganz in's Neſt. Das Weibchen ift den dritten Theil größer
als dad Männchen, Hierher gehört: 4
1) Aquila imperialis, der Goldadler, un
2) Aquila regalis (A. fulva), Steinadler,
3) Aquila leucocephala, der weißtöpfige Ad
adler, %
4) Aquila ‚naevia, der Schreiadler,
5) Aquila brachydactila, der kurzzehige Adler
6) Aquila haliaetus, der Flußadler, Weißbauch,
wovon einige auf dem Zuge oder dur Sturmwinde vers
ſchlagen auch bei und, wiewohl felten, vorfommen, der
legte aber auf den größeren Zeichen öfterd angetroffen wird,
’ 5) Falcones, $alfen,
find meift Fleiner, als die Adler, fehlagen (packen) Eleinere
Vebendige Säugethiere und Voͤgel auf der Erde oder im
Fluge und find fehr fcheu, *
Nach der Aug Grunde gelegten Stlaffification rechnet
man hierzu:
9 Milvi, die Milanen,
ſie vurchſgwinn gleichſam die Luft mit ihren langen
ſaͤbelfoͤrmigen Fluͤgeln in ſanften ſchoͤnen Formen, ſind nicht
liſtig und behende, koͤnnen keinen fliegenden Vogel fangen,
ſondern ihrer nur, wenn ſie auf der Erde ſitzen, habhaft
werden. Die hierher gehoͤrigen Arten:
Falco milvus, der rothe Milan, Gabels oder en
benſchwanz, fommt bei uns zu Zeiten,
Falco fusco ater, der ſchwarze, aber felten vor.
*
b) Buteones, Buſſarde,
Flug träge, find nicht gewandt, vermögen nicht ſchnell lau—
fende Thiere und fliegende Vögel zu fihlagen, fisen Fauernd
auf den unteren Aeften der Bäume, auf Gränzfteinen und
Säulen ꝛc., ihre Beute: erlauernd, Beim VBerzehren ihres
Raubes rupfen fie forgfaltig die gefchlagenen Vögel, löfen
alles Behaarte forgfältig aus dem Balge und von den
= sz —
Knochen, und Fröpfen dann ohne Beißhunger, werfen daher
auch felten Gewölle aus,
Der Falco buteo, Mäufebuffard, Maufer, und
Falco lagopus, Rauchfuß-Buſſard,
nährt ſich größtentheils von Mäufen, Ratten, Maulwürfen,
Hamftern, Eidechfen, Ottern, Schnecken, Froͤſchen ı., raubt.
jedoch auch junge Hafen und Nebhühner, wiewohl feltener,
und ift faft zu den mehr nüglichen als ſchaͤdlichen Voͤgeln
zu rechnen. Der erſtere kommt ſehr haͤufig in unſerer Ges
gend vor, auch wird der letztere bei uns angetroffen.
Der Wespen⸗Buſſard, Falco apivorus, iſt dagegen
felten bei uns,
ec) Cireci, Weiden,
find gewandter, ſchneller und liftiger, als die Buffarde,
ſchlagen aber auch nur auf der Erde fißende oder laufende
Thiere, leben in Ebenen an Flüffen, Seen, Zeichen, und
niften gewöhnlich auf der Erde im Gefträuche, Rohre und
Getraide, Diefe fchönen ſchlanken Raub = Vögel, der
Falco aeruginosus, die Sumpf» und |
Falco cyaneus, die Kornweihe,
"= fommen zwar bei und, aber nicht Häufig vor. Junge
Hafen, Rebhühner, Enten, Wachteln, Lerchen find ihre liebſte
Nahrung, nehmen aber auch mit Minen, Hamftern und
Amphibien vorlieb, Fröpfen, auf der. Erd - fißend, alles mit
großer Gier, und werfen daher auch viel Ger woͤlle aus. Sie
ſind den mehr ſchaͤdlichen als nuͤhlichen Raubvögeln bei⸗
zuzaͤhlen.
d) Astures, Habichte,
ſind geſchickte, liſtige und beherzte Raͤuber, ſchlagen auch
ſehr ſchnell fliegende Vögel mit großer Behendigfeit, ftoßen
nie fenfrecht, felten wie andere in fehräger Nichtung, fons
dern meift horizontal dem fliehenden Vogel nacheilend. Sie
alle find je nad) ihrer Größe dem jungen und alten wils
den und zahmen Geflügel, ja fogar Hafen und allen fleinen
Bögeln fehr gefährlich, begnügen fi aber auch mit Mäus
fen und Maulwürfen. Sie halten fih am liebſten in
gemifchten Nadels und Laubhölzern, befonders in Vorhoͤl⸗
zern auf, und horften dafeldft auf hohen Bäumen, benußen
dazu theilweiſe nicht felten Krähen-Mefter, \
Beide hierzu gehörige Arten, der
Falco palumbarius, Hühnerhabiht, Stockfalfe, der
mie Veranlaſſung zu gegenwärtigem Vortrag gegeben,
auf den ich fpäter zuricffomme, und der
Falco nisus, Sperber, Tauben⸗, Lerchen-Stößer,
find bei und haufig, und wo nicht den Stand⸗ doc) den
Strichvoͤgeln zuzuzählen.
e) Falcones nobiles, eigentlihe Falfen,
leben von Iebendigem Raube, gehen nicht auf Aas, find
Fuge, gewandte, dreifte und Fraftvolle Räuber, Flug fehr
ſchnell, pfeilfehnell bei Verfolgung von vor ihnen fliehenden
Vögeln, ftoßen fenfrecht, fehräg oder auch in Horizontaler
Richtung ihrem Raube nacheilend,
Site ſteigen hoch in die Luft, befchreiben' dabei beſon⸗
ders in der Paarzeit ſchoͤne Kreife, horften auf Felfen oder
altem Gemäuer,
Als bei uns auf dem Zuge oder aud) als Stande 2
vögel größtentheils nicht felten vorfommend, find hier aufe
zuführen :
Falco peregrinus, der Wanderfalf,
Falco subbuteo, der Baumfalf oder Lerchenſtoͤßer,
Falco aesalon, der Swergfalf,
Falco tinnunculus, der Thurmfalf,
Falco rufipes, der Rothfußfalf,
6) Strigidae, Eulen,
find befanntlih Nachträuber, fliegen ihres feidenartigen,
weichen Gefieders wegen Außerft geräufchlos, jagen meiftens
beim Mondenfcheine oder in der Morgens und Abenddäms
merung, und freffen blos Fleiſch von lebendigen geraubten
Thieren, dad Gewölle werfen fie aus, bauen ihre Neft in
alte Thürme, Ruinen, Felörisen und hohle Bäume,
Außer der großen Obreule (Uhw) und dem Schnees
kauz, die an jungem Haar- oder Federwildpret einigen
— —
Schaden anrichten, find fämmtliche Eulenarten wegen Vers
tilgung ſchaͤdlicher Fleineree Thiere zu den nuͤtzlichen Thieren
im Naturhaushalte zu rechnen.
Bei und werden, mit Ausnahme der erften vier,
fämmtliche Ba Eulen ziemlich haufig angetroffen.
Sie find:
1) Skrix bubo, große Ohreule, uhu
2) Strix nyctea, Schneekauz, N
3) Strix macroura, große Habichtseule,
4) Strix nisoria, Sperbereule,
5) Strix otus, mittlere Obreule,
6) Strixbr achyotos, furzöhrige Ohr⸗, Sumpf-Mooreule,
erfcheint im Frühjahr und Herbft auf dem Zuge und
wird bei der Hühnerjagd im Kartoffelfraut ARırs
aufgejagt,
7) Steix aluco,' — a
8) Strix flammea, Schleierkauz, ’-
9) Strix passerina, Fleiner Kauz, Kaͤuzchen,
10) Strix dasypus, rauchfuͤßiger Kauz.
Zu den. fleineren Raubvögeln find ferner zu rechnen;
7) Lanius, der Würger,
fie ‚näßeen fih von kleinen Säugethieren, Maͤuſen, Maul⸗
wuͤrfen ꝛc., kleinen Voͤgeln, doch auch von Inſecten, ſind
muthige Raͤuber, bemaͤchtigen ſich ihrer Beute mit den Faͤn—
gen wie mit dem Schnabel, im Sitzen wippen ſie faſt
beſtaͤndig mit dem Schwanze, und halten ſich in Vorhoͤl—
zern, Hecken, auch groͤßeren Gaͤrten auf. Der we
8 excubitor, graue Wuͤrger, (Kriekelſter),
Lanius minor, ſchwarzſtirnige,
Lanius rufus, rothkoͤpfige, und
Lanius collurio, rothruͤckige Wuͤrger,
werden ſaͤmmtlich bei uns angetroffen.
M — 20 —
Nach dieſer kurzen Ueberſicht ſaͤmmtlicher europaͤiſcher
Raubvoͤgel, wovon der groͤßte Theil auch in unſerer Gegend
gefunden wird, komme ich auf den eigentlichen Zweck mei—⸗
ned gegenwärtigen Vortrags, die nähere Befhreibung des
Hühnerhabichtes zurück,
Der Hühnerhabicht, Falco palumbarius Linn.,
(Astor palumharius), auch gemeiner, großer Habicht,
Doppelfperber, Stodfalfe genannt, ift bei uns Standvogel,
macht fein Gehe am liebſten in bewohnten Waldgegenden,
und zieht dabei gebirgige den ebenen und Nadelholz
dem Laubholz vor, verläßt und im October, und kehrt im
März wieder zurüc, Er gehört der ganzen alten Welt an,
und ift bei uns gar nicht felten. Er hackt (fest fih) gern
an den Nändern der Gchaue und Wiefen feines Stande
orted auf, und durchftreiht von da aus die Felder und
Seldhölzer, wobei ihm auf diefen Streichzuͤgen als gefährs
lichem Räuber alles zahmen und wilden Gefluͤgels, das er
bezwingen kann, ſelten etwas entgeht, was er mit ſeinem
ſcharfen Auge einmal ausgekundſchaftet hat, ſeine verhaͤlt⸗
nißmaͤßig kurzen Fluͤgel gegen andere Raubvoͤgel geſtatten
ihm nicht, ſich zu hoch in die Luft zu erheben, doch iſt ſein
Flug ſehr ſchnell, er faͤngt alles im Fluge, und ſtoͤßt dabei
nie ſenkrecht, ſondern ſtets in ſchraͤger und horizontaler
Richtung auf feinen Raub. Seine gewöhnliche Nahrung
ſind Feldtauben, im Fruͤhjahre und Herbſt, wenn die Felder
kahl ſind, ſucht er feinere Koſt: Rebhuͤhner, junge Haſen
und Faſanen; ſo lange aber das Getraide groß iſt, kann
ee ihnen nichts anhaben. Zur Aushülfe verſchmaͤht er
auch Mäufe und Maulwürfe, Naben und Elftern, Nuß⸗
hacker ıc. nicht, . Wenn er unter einem Flug Tauben fehl
geftoßen bat, und diefelben find einmal über dem Raub⸗
vogel, fo kann er ihnen nichts mehr anhaben, und er fliegt
fodann trogig feines Weg's, um Andere Beute zu fuchen,
Als der Niederjagd ſehr fehädlich verdient er Feine Schonung.
Er aͤugt ſehr ſcharf, iſt ausgezeichnet ſcheu und ift daher
von dem Jäger ſchwer zu hinterſchleichen. Das Weibchen
-
R — m —
legt in einen auf einer Tanne oder Fichte ftehenden flachen
Horft 2 bis 3, oft 4, weiße röthlichgelb gegrundete ſchwaͤrzlich⸗
geflecfte und geftrichelte Eier, 4 Wochen, nachdem die Jun⸗
gen ausgebrütet, haben fie einen weißgrauen Pflaumen,
dann fängt der Oberförper erft an braun zu werden. Die
jungen Stodfalfen fann man von den jungen Bufjarden ,
(Falco buteo) faum unterfiheiden, fo auffallend auch,
bei alten auögewachfenen Vögeln, die Verfihiedenheit des
Gefisders beider ift. Die Eltern haben eine überaus große
Liebe zu ihrer Brut, und doch ift es dem Jäger dabei
fhwer, ihrer habhaft zu werden, Lift allein verhilft ihm zu
ihrem Beſitz, wie ich fpäter nachweifen werde,
Schon in den älteften Zeiten hat man namentlich
das weit fehnellere und verwegnere Männchen, feines fihars
fen Gefihtd und feiner Gewandtheit überhaupt wegen, zur
Beige abgetragen, in Schthien fol diefe Jagdart entftans
den und vorzüglich mit Hühnerhabichten betrieben worden
fein, die ſich dort vorzüglich aufhalten. In China fol der
Kaifer einzig die Habichte zur Falfenjagd gebraucht haben,
von dort aus fol fie nad) England gefommen und dafelbft.die .
Habichte deshalb fo in Schus genommen worden fein, daß
König Eduard III. Todeöftrafe auf ihre Entwendung feste,
ja unter Jacob des Erften Regierung fol man fogar einmal
1000 Pfund Sterling für*eine Brut davon bezahlt haben,
Das vor Ihnen ftehende Pärchen ift, und zwar das
fleinere ein einjähriges Männchen. zwifchen der erſten und
zweiten Maufer, leicht an feiner hellgelben oder gelblich»
grauen Wahshaut am Schnabel und fonftigem Gefieder
erfenntlih, und das größere ein drei⸗ bis vierjähriges Weib⸗
chen; der erwähnte Unterfchied der Größe zwifhen Mann
und Weib beirden Naubvögeln ift bei beiden augenfällig.
Die Art Und Weife, wie Here Förfter Adam in
Ronneburg diefes Paar und in der Regel ale Jahre auf
demſelben Orte in dem fogenannten Forft bei Ronneburg
nach der Neufter Windmühle zu ein dergleichen Paar gefan⸗
gen, m a :
VIH 17
— 242 —
Er laͤßt dieſe Raubvoͤgel, wenn er wie alle Jahre in
derſelben Gegend einen Horſt davon wahrnimmt, was in
der Paarzeit ſchon durch ihren heiſeren Laut: Grih, Grih,
Giaͤ, verrathen wird, ohne alle Störung bauen und, auds
‚brüten, fobald aber die Jungen fo groß find, daß fie ans
‚fangen auf dem Nande des Neftes zu fißen, den Baum
befteigen und die Zungen herunter nehmen. Nachdem diefes,
ohne den Horft zu verlegen, gefchehen, wird fofort auf der
Erde, in einer Fleinen Entfernäng ded Baumes worauf der
Horft fich befindet, eine kleine Verzaͤunung, von Fichten
oder Tannen-Reifig, etwas über 4 Elle hoch, 1 Elle lang und
4 Ele breit, fo angebracht, daß ſie nur von vorn zugänglich)
ift. Im Hintergründe derfelben wird nun ein junger Vogel
des Geheckes, oder zwei derfelben, an einen Faden feft ans
gepflöckt, im engen Eingange diefer Verzäunung aber vor dem
jungen Vogel ein Tellereifen mit ſchwachem Moos überall
leicht bedeckt gelegt, und der befagte Herr Förfter hat mir oft
verfichert, daß er eine Wette darauf eingehe, nicht allein gleich
den erften Morgen nad) dem Aufftellen diefes Eifend das
« Männchen oder Weibchen im Eifen zu finden, fondern aud)
ficher darauf rechnen koͤnne, den nächften Abend oder Morgen
darauf den zweiten alten Vogel ded Geheckes zu fangen, da
der junge Vogel natürlid) vom Hunger und dem ungewoͤhn⸗
lichen Aufenthaltsorte getrieben, lebhaft nach den Eltern ruft,
und diefe aus angebornem Trieb zu ihren Zungen diefem Ruf .
mit Hintanfegung aller ihnen fonft fo eigenen Vorfiht und
Scheu nicht widerftehen fünnen, und fo das Opfer der Liebe
zu ihree Brut werden. In der Regel fängt fi) aus diefer
Urfache das Weibchen zuerft,
Aeußerft merfwürdig ‚hierbei ıft es, daß Here Förfter
Adam, wie er mie mehrfach verfichert hat, 22 Jahre hinter»
einander, in 19 Jahren alle Jahre die Jungen auf die eben
befchriebene Weife hat ausnehmen laffen, und die beiden
Alten gefangen, doch das nächte Jahr jedesmal ein neues
Paar dergleihen Raubvögel fich dort wiederum angefiedelt,
daß während diefer 22 Ihre nur 3 Jahre audgefallen, wo er
— ww —
die Alten und Zungen diefer Vögel nicht erhalten hat, indem
die Brut durch) Marder ꝛc. zerftört worden, daß diefe Hühner:
babichte 10 bis 12 Jahre hintereinander in einem und demfel-
ben Horfte auf einer Tanne gebrütet, und überhaupt in diefen
22 Jahren nur 4 Horfte von ihnen gebaut worden find. Diefe
Thatfache giebt den Flarften Beweis ab, wie jene Vögel einen
beftimmten Ort vor den andern zu ihren Horften vorziehen,
wie ſehr fie gerade diefen im Nonneburger Forfte lieben
muͤſſen, und daß fie leider nicht felten in unferen Gegenden,
vorfommen.
Weber die Milhproduction Des ——
viehes.
Aus den Verhandlungen des Altenburger landwirthſchaft⸗
lichen Vereins
mitgetheilt
—
durch deſſen Secretair Ed. Lange.
Bei der am 3. Juni 1845 abgehaltenen Hauptver⸗
ſammlung des Altenburger Landwirthſchaftlichen Vereins
kam man nach Erledigung mehrerer anderer Vorlagen auch
noch zu den in den Haͤnden der Mitglieder befindlichen
gedruckten Fragen, unter denen folgende den Anfang machte:
„Welche eigene Erfahrungen ſind im hieſigen Kreiſe
„uͤber die durchſchnittlichen Milherträgniffe
„einer Kub oder eines NRindviehftammes gemacht
„worden? Welcher Race gehört der Viehſtamm an,
„und welche Fütterung fand dabei ftatt? |
Da nun blos Here Krefje diefe Fragen fehriftlich
beantwortet hatte, fo wurde diefer zunächft erfucht, feine
Mittheilungen vorzulefen, Ihr Hauptinhalt war:
17 *
v
— 244 —
Vom 1. Sept. 1841 bis 31. Auguſt 1842, in welchen
Zeitraum alfo ein Theil ded futterarmen Jahres 1842 fällt,
wurden bei dem Berichterftatter Kreſſe 18 Stuͤck Melkvieh
gehalten, worunter fih 5 Salben befanden, die zum erften
Male gefaldt hatten, und fammtlihe Milch derfelben tägs
lich fogleich nach) dem Melfen mit der Altenburger Kanne,
die mit dem Preußiſchen Quart faft gänzlich übereinftimmt,
indem ihr Verhältnig wie 63 zu 64 ift, gemeſſen. ‚Der
Gefammtertrag diefer Thiere war, 24,150 Kannen, alfo der
durchſchnittliche Jahresertrag einer Kuh 13412 Kannen.
Die Summe der wirflihen Melftage war 4408, und der
tägliche Durchfchnittsertrag einer Kuh 5,4753 Kannen. Laͤßt
man aber die 5 Salben und außerdem 2 Kühe, welche im
Laufe des Jahres verfauft wurden, hinweg, fo gaben die
übrigen 11 Kühe in 3,292 Melftagen durchſchnittlich jede
im Jahre 1647 Kannen, und täglich 54 Kannen Milch,
Die beſte Melffuh fonnte 344 Tage, d. h. bis zu dem
Tage unmittelbar vor dem Salben, und die fihlechtefte
Kuh nur 263 Tage gemolfen werden. Erftere gab alfo
1892 und letztere 1446 Kannen Milh,*) Der Viehſtamm
ift die hieſige Landrace, die ſeit, 25 Jahren in fich forte
gezüchtet worden ift. Die Farbe iſt ſchwarz, mit weißen
Striemen, oder auch gefleckt. Früher ſah man bei der Zucht
hauptfächlid darauf, im ganzen Stamme gleihe Farbe zu _
befommen, Da nun die Farbe jest conftant ift, fo wird feit
*
*) Nach den Beobachtungen des Herrn von Riedeſel erfordert
die vollftändige Sättigung von einem Stück Rindvieh täglich „; fei=
nes lebenden Gewichts an Heu oder Heuwerth, alfo jührlih 12 Mal
fo viel Heu oder Heuwerth, als feine Körperntaffe wiegt, Eine Kuh
von 6 Centner lebendem Gewicht würde alfo jährlih 72 Centner
Heuwerth verzehren; Davon betrachtet v. Riedefel die Hälfte als
Erhaltungs= und die andere Hälfte als Productionsfutter, d. h. er
nimmt an, daß durch diefe zweite Hälfte des Futters das Rind be=
fähigt werde, Milh zu geben, an Zleifch und Fett zuzunehmen,
oder, im trächtigen Zuftande, ein Kalb zur Entwidelung zu bringen.
Don diefem Productionsfutter aber foll ein Pfund Heumwerth durch—
Thnittlih ein Pfund Milk geben. Es würden alfo bei einer täg—
lihen Fütterung von 22 Pfund Heuwerth 11 Pfund Erhaltungs-
und 11 Pfund Produetionsfutter fein, und letztere 11 Pfund Pro-
— DB
etwa 10 Jahren auf Schönheit der Geftalt und vorzüglicd) auf
Milchergiebigkeit die Aufmerkfamfeit gewendet, Allein da die
Ihiere wenig zu Fleiſch- und Fettanfag geneigt find, dabei
einen hohen Rücken und ſchwachen Hals haben, fo bleibt: in
Bezug auf Schönheit nody viel zu wuͤnſchen übrig. Auch
die Milchergiebigfeit dürfte noch durch forgfältige Fortzuͤch—
tung der Steigerung fähig fein, obgleich das Erreichte ſchon
befriedigen fann, da das lebende Gewicht der Thiere nur
6 Gentner betragen dürfte.
Ihr Futter beftand im Herbfte 1841 noch in Grüns
Flee, dann in Rüben und SKrautblättern und in dem, was
die Herbftweide darbot. Im Winter befamen fie Bruͤh⸗
futter, als: gefchnittene Runkeln und Dürrffee, mit Siede
untermengt, und mit fiedend heißem Waſſer übergoffen,
"wozu noch der erzeugte Molfen kam. Bon dieſem Brübfutter
mochte auf eine Kuh in? Portionen täglich) zufammen etwa 50
bis 60 Kannen oder Quart fommen. Außerdem befamen die
Thiere in taͤglich 3 Portionen geſchnittene Krautftrünfe oder
Nunfeln mit Siede untermifcht, ferner Ueberkehr, Dürrffee,
ein wenig Heu oder Grummet und nicht geringe Portionen
Gerfts oder Haferſtroh. Das ganze Futter mochte etwa
täglich 22 Pfund Heuwerth betragen. Darauf- wurde im.
Frühjahr und Sommer 1842 blos Grünflee gereicht, etwa
100 Pfund auf das Stück, welche Quantität wegen des
teoefnen Jahres nad) und nach auf 60 Pfund herabfanf,
ductionsfutter, ganz auf Milherzeugung verwendet, täglich IE Pfund
oder etwa 43 Kannen Mil liefern. Ferner foll 1 Pfund Heumwerth
Productionsfutter bei trächtigen Kühen — Pfund an dem fi ent-
widelnden Kalbe produciren. Könnte nun alles Productionsfutter
fortwährend auf Milherzeugung verwendet werden, fo würde eine
Kuh dem Gewichte nah jährlih 6 Mal fo viel Milch geben, als.
fie felbft wiegt, alfo eine Kuh von 6 Eentnern 3960 Pfumd oder
1710 Kannen, Nun muß aber beim trächtigen Thiere ein . Theil
diefes Productionsfutters der Ausbildung des Kalbes zukommen,
Da nun das neugeborne Kalb etwa „; feiner Mutter wiegt, fo
erfordert feine Entwidelung bis zur Geburt, gerade fo viel Pros
ductionsfutter, als die Mutter wiegt. Demnach würde der jährliche.
Milchertrag nur das Öfache vom lebenden Gewichte der Kuh bleiben,
‚bei einer Kuh von 6 Eentnern alfo 3300 Pfund oder 1425 Kannen,
— 246 —
wozu dann noch einiges Sommerftcoh gethan wurde. Koͤr⸗
ner aber erhielten die Thiere das ganze Jahr nicht.
Bei Wiederholung. diefer Berfuhe vom 1. Jan. bis
10, Mai 1845 wurden in 1460 Melftagen 10,216 Kannen
Mich, folglih 7 Kannen Mil durchſchnittlich von einer
Kuh täglich gewonnen, d. i. 14 Kanne mehr, ald 1844,
obgleich die Kühe noch Fein Grünfutter erhielten, und ob»
gleih 5 Kühe darunter find, die erft 2, und eine, die erft
1 Mal gefalbt hat. Das Futter beftand vorherrfchend in
Wieſen⸗ und Kleeheu mit dem oben bezeichneten Brühs
. und Mengfutter, und in Sommerfruchtftrob. Doch dürfte
die tägliche Quantität auf 25 bis 26 Pfund Heumerth
anzunehmen fein.
Nach diefer Mittpeilung des Heren Kreſſe bemerfte
zuerſt Kammerherr von Helldorf, daß das Verhaͤltniß der
gewonnenen Mil zu dem verbrauchten Futter fuͤr den
rechnenden Landwirth immer die Hauptfrage feif und Here
Löhner gab an, daß er nach einem Durchfehnitt von 6
Jahren, wobei jedoch das Mangeljahe 1842 ausgefihloffen
fei, denn! in dieſem babe er von#der Kuh nur 780 Kannen
Milh erzielt, von jedem Stuͤck Melkvieh jährlic) 1544
Kannen Milch durchfchnittlich gewonnen habe, Seine Fuͤt⸗
terung fei im Wefentlichen diefelbe, wie bei Seren Kreſſe,
jedoch mit der Ausnahme, daß er im Winter felbfterhistes
Futter gebe, womit er fehr zufrieden fei, Bei Kohlrüben
fei der Milchertrag bei einer vierwöchentlichen Probe weit
beffer, als bei Runkeln gewefen, wozu Here Nittmeifter
von Bärenftein bemerft, daß er nad) Nunfeln zwar nicht
wenig, wohl aber dünnere Milch erhalten habe, und Herr
Kammerhere von Heldorf, daß die Nunfel auch der SKarz
toffel nachſtehe.
m. au von andern Viehracen etwas zu hören,
wurde nun - Here Apel aus Knau aufgefordert, über feine
Holländer etwas, ‚mitzutheilen. Er bemerfte, bei ibm fei
die Milch nicht gemeffen, fondern nur dann und wann eine
Woche lang von einzelnen Stüden allein, gethan und. zu
ne U
Butter verwendet worden, dabei hätten die Holländer
gewöhnlich die beften Erträge geliefert, dann die Allgauer,
die Egerländer und die Berner, Auch milhen die Hollän-
der gewöhnlich Tange, doch feien ihre Kälber felten ſchoͤn
und vollfommen.
Nachdem nun noch Hager I. und Kammerherr von
Helldorf erwähnt hatten, daß bei ihnen Voigtländer und
Egerländer Kühe wenig befriedigende‘ Nefultate geliefert
hätten, bemerfte noch Kammerherr von Beuft, daß außer
der Fütterung auch die Salzgaben nicht wenig auf Die
Milcherträgniffe einwirften, und Kreishauptmann Graf Beuft
empfahl die Fortfegund und Einrichtung forgfältiger Buch⸗
führung über diefen Gegenftand, um darüber nad) einem
oder einigen Jahren noch entfchiedener in’ Neine zu foms
men, und zwar nicht allein in Beziehung auf die Güte der
vorhandenen Viehftämme und einzelnen Thiere, fondern auch
in Anfehung der Güte des ihnen zu gebenden Futters.
Nun ging man zur zweiten Frage über:
„Hat man äußere Kennzeichen wahrgenommen,
° „welche auf die Milhergiebigfeit einer Kub und
vielleicht ſelbſt auf die Güte der Milch mit Sicher
„heit fchliegen laſſen, und welche find diefes 2
Kreſſe bemerfte, daß bei feinem Vieh die Beachtung
des Milchfpiegeld, welche Guenon empfohlen habe, nicht
zutreffe, und daß diefer bei jenem überhaupt wenig aus=
gebildet fei. Er babe aber immer gefunden, daß eine Kuh,
die ſchon bei mäßigem Futter viel Fleifh anfese, ftarfe
Knochen und ftarfe, Furze Hörner, ferner breiten Hald und
Kopf, eine ftarfe Haut und ein fleifgiges Euter habe, Furz
die im Aeußern einem Ochfen ähnele, in der Regel wenig
und Auch nicht immer gute Milch; gebe. Iſt aber eine
Kuh feinfnodhig, felbft bei gutem Zütter und voller Gefunds
beit nicht Leicht fleifchig oder fett, hat "fie einen ſchmalen
duͤrren Kopf, feine lange Hörner, ſchwachen Hald, feine
Haut, ein großes, nicht fleifchiged, fondern mehr lappiges,
wenn auch nicht herabhängended Euter, in welchem die
Milhadern tüchtig audgebildet find, fo daß man fie beim
Angreifen deſſelben ftarf fühlt, fo ift fie gewöhnlich mild»
ergiebig. Doch ift damit keineswegs auch zugleich für die
Güte der Milch ein Anhalt gewonnen, den es überhaupt
in diefee Hinficht wohl ſchwerlich giebt.
Hierzu bemerft Here Kammerherr von Beuft, wie ihm
außer der Stärfe der Milchadern ein anderer Anhalt, auf
den ihn ein Viehhaͤndler hingewiefen habe, nur felten getäufcht
habe, Wenn man nämlich die Milchader vom Euter der
Kuh hinweg am DBauche verfolge, ſo fuͤhle man deutlich
eine Vertiefung. Je groͤßer dieſe fü, defto größere Milch⸗
ergiebigkeit laſſe ſich annehmen. Doch ſei er nicht im
Stande, den Zuſammenhang anatomiſch —— oder
zu begruͤnden.
Uebrigens habe ſich auch ihm die Beachtung des
Milchſpiegels keineswegs bewaͤhrt. Als nun hierauf die
Frage aufgeworfen wurde, ob die bisher angegebenen Merk—
male wohl nur bei "den verfchiedenen Ihieren unferer oder
überhaupt derfelben Nace ‚unter einander verglichen, oder
auch beim Vergleich ganzer Nacen mit einander einen Halt
gewähren dürften, zweifelte Herr Kammerherr von Helldorf,
daß fie bei der Nigirace ohne - Mobificationen angewendet
werden dürften.
Bei der dritten Frage:
Wie lange ift die Melfzeit einer Kuh gewöhnlich
„anzunehmen, und wie lange fteht eine folche bei
„geſundem Zuftande bis zur nächften Kalbzeit in der
„Regel trocken 7%
antwortete Gutöbefißeg Kreſſe:
Bei feinen oben augegebenen Berfuchen hätten die '
Kühe, welche ſchon mehr als 2 Kälber getragen hätten,
-duchfchnittlih 2995 Tage Milch gegeben, und alfo mit
Einfhlug der Kaldzeit 65275 Tage trocken geftanden.
Beträgt nun die Saugjʒeit eines Kalbes, wie gewöhnlich),
21 Rage, fo fteht eine Kuh wirklich rk 7 Rage oder 6
— 4 —
Wochen troden. Auch ftimme die Annahme von 300
Melftagen mit Pabſt's Angabe überein. Die Holländer
fichen, nach Apel, wohl weniger, die Egerländer, nad)
Nitſche, wohl länger trocken; doch nimmt Here Paftor
Thienemann für die legten nur. etwa 8 Wochen, und
Dr. Jacobi überhaupt Feine längere Zeit des Trocken⸗
fiehens an,
Die Fortfeßung diefer — erfolgte den
30. Juli zunaͤchſt mit der den 3, Juni noch eingeſchalteten
Frage:
„Iſt es vortheilhafter, täglich zwei, oder drei
„Mal zu melken?“ —
Die Meinung war im Allgemeinen für das dreis
malige Melfen, obgleidy einige dies nur in den erſten 4
bis 6 Monaten nady dem Kalben für vortheilhafter erklaͤr⸗
ten, während nad) diefer Zeit die Milchquantitäten bei zwei⸗
und bei dreimaligem Melfen fich gleich blieben. Man glaubte
nämlich, daß durch Entfernung der angefammelten Milch—
vorräthe den Abfonderungsorganen ftetd ein neuer Neiz zu
neuer Milhabfcheidung gegeben werde, während bei blos
zweimaligem Melfen die Fülle der zuletzt kurz vor dem
Melfen im Euter vorhandenen Milch auf die weitere Aus⸗
ſcheidung derfelben felbft Hindernd einwirfen werde, fo wie
ja überhaupt in dem ganzen Organismus ein Streben nad)
Ausgleihung und Wiedererfag des Entzogenen unverkennbar
vorhanden fei, Auch beftätige dieſes das Verhalten unferer
Milchwirthſchafterinnen, die ihre friſchmilchenden Kuͤhe alle
taͤglich dreimal melfen -laſſen, und von dem dreimaligen
Melken nur bier und da im Winter oder bei den nur
nod) wenig Milch gebenden Kühen abgehen, obgleich die nur
‚penatiße Wiederholung diefer Arbeit bequemer fein würde,
Darauf ging man zur vierten gedruckten Frage über:
„Iſt es nothwendig für die Milchwirthſchaft, daß
eine Kuh trocken ftehe, und. welche „Nachtheile
entfpringen für die Kuh oder dad Kalb, wenn die
— u —
Kuh, fofern fie namlich fo lange Milch gibt, bis
zum Tage des Kalbens fortgemolfen wird 2
Kreſſe Hielt das Trockenſtehen nicht für nothwendig,
und ‚das Fortmelfen unter. den angegebenen Bedingungen .
nicht für fhädlich, indem bei ihm einzelne Kühe mehrmals
bis zum Tage des Kalbens fortgemolfen worden find, Doc)
wird die Milch oftmals 6 bis 8 Tage vor dem Kalben zaͤhe
und fchleimig, worauf dann beim nächften Melfen eine größere
Milchergiebigfeit eintritt, und die Mildy dünn wird. Treten
nun Diefe Merfmale ein, fo wird bei ihm die Kuh zwar bis
zum Kalben noch) fortgemolfen, die gewonnene Milch aber ihr
wieder zu faufen gegeben, oder wohl auch, wenn fie fehr faferig
ift, weggefchüttet. Bei Iebhafter Milcherzeugung kann das
gefliffentliche Trodenftehenlaffen für die Kuh feldft nachtheilig
werden. Das Euterfihwillt an und entzündet fich, welcher
krankhafte Zuftand nicht allein dem Kalbe fpäter fchadet, fon-
dern bisweilen auch dad Vertrocknen einer oder zweier Ziken
zur Folge bat, AS z. B. bei Heren Kreſſe eine Kuh, welche
täglih no 3 Kannen Milch gab, 14 Tage vor dem Kalben
trocken ftehen gelaffen wurde, erhielt diefes Thier nicht nur
ein Fränfliches Kalb, fondern vermochte diefed auch wegen
der Entzündung des Euterd nicht vollftändig zu nähren,
und gab. auch fpäter während der Melkzeit kaum die Halfte
der Mil, welhe man bei dem früheren und fpäteren
Salben von diefer Kuh zu erhalten pflegte, obgleich ihr zur
Wiederaufhilfe jest beſſeres und kraͤftigeres Futter gegeben
wurde, Auch blieb fie diesmal viel cher troden ftehen,
ald gewöhnlich. Bei andern Kühen dagegen, die bis zum
Kalben fortgemolfen wurden, haben ſich dergleichen Nach—
theile nicht eingeftellt. Die Kälber waren munter und, wurs
den oft eben fo fett wie die andern, Denn nur wenn
die Kühe 6 bis 9 Wochen trocken ftehen, pflegt ihr Kalb
merklich größer und Fräftiger zu fein, obgleich Diefer
geringe Sleifhgewinn am Kalbe gegen den in diefem Falle
audfallenden Milchgewinn faum in Betracht fommen fann,
da zumal die fpatere Milch fehr fett zu fein pflegt, wenn
=>
ihe Rahm aud), allein genommen, ſich nicht leicht zu Butter
ſchlagen laͤßt.
Nach dieſen Mittheilungen war man im Allgemeinen
darüber einverftanden, daß es nicht gut ſei, in dieſer Hins
fiht etwas erzwingen oder erfünfteln zu wollen, und daf
man den Kühen ale Mildy abzumelfen habe, die fie erzeu⸗
gen, und fo lange fie folche erzeugen,
Die fünfte gedruckte Frage war:
„Welche Auantität Milch), von der. Kub weg,
ift durchfihnittlich nöthig, um eine beftimmte Anzahl
Stuͤckchen Butter und Fleine Käfe daraus
zu bereiten, wie diefelben beide im biefigen Kreiſe
verfertigt werden 2"
Da den übrigen Mitgliedern genaue und längere Zeit
fortgefeste Verſuche und Mefjungen fehlten, fo hatten die
Kreſſe'ſchen Mittheilungen daruͤber um fo größeren Werth,
je weniger an der Zuverläffigfeit derfelben zu zweifeln war.
Gewiß trägt die Beſchaffenheit der Fütterung, die Indivi⸗
alität der einzelnen Milchkühe, die Zeit, welche feit ihrem
sten Salben verfloffen ift und die Berfchiedenheit der Racen
zur größern oder geringern Guͤte und Ergiebigkeit derfelben
Quantität Milch wefentlih bei. Allein. hier handelt es
fih um ZONE und folhe dürften die Kreſſe—
Shen Verfuche von 1844 allerdings gewähren, Nach diefen
brauchte derfelbe durdfehnittlich faft 7 SKannen (nämlich)
6,99 Kannen) Milh von der Kuh zu einem Stückchen Butter
und zu 7,35 kleinen Käfen, fo daß alfo 0,95 Kannen Mild)
einen Fleinen Safe gaben. . In dem laufenden Sahre 1845
dagegen lieferten fhon 6,28 Kannen gute Milch, alfo faft
3 Sannen (genauer 0,71 SKannen) weniger, ein Stüdchen
Butter, während eine Kanne Mil erforderlih war, um
einen kleinen Safe zu erhalten. Auch ftimmt erftere Erfah—
zung mit den Annahmen zuverläffiger Landwirthſchaftslehrer,
z. B. Papſt's, überein? Der höhere Butter⸗ und damit
zuſammenhaͤngende geringere Kaͤſegehalt der diesjaͤhrigen
Milch duͤrfte theils in dem beſſern Geſundheitszuſtande der
— 12 —
<hiere, theild in der größern Quantität des von denfelben
verzehrten befferen Futters feine Erflarung finden, Dazu
bemerfte Here Major von Bünau auf Heufendorf, daß er
nach feinen Erfahrungen einen noch etwas größeren Butters
gehalt anzunehmen geneigt gewefen fei, und Herr Hager I.,
daß man in den bairifhen Alpen 44 bairifche Maaß Milch
auf 4 Pfund Butter gerechnet habe, WM.
Alle aber waren -einverftanden, daß die deöfallfigen
Verfuche, namentlich auch mit andern, als der hiefigen Race,
forgfaltig und recht vielfeitig. fortzufegen feien, um zu zuver⸗
Yäffigen und erfprießlichen Refultaten, namentlich auch über
die Ergiebigfeit verfchiedener Racen und verfchiedener Futter
materialien zu gelangen.
Darauf ging man über zur fechöten gedruckten Frage:
„Zu welchem Geldpreife verwerthet ſich durch—
ſchnittlich die Milch, wenn dieſelbe zur Bereitung
von Butter und Kaͤſe verwendet wird?“
Kreſſe nahm den Durchſchnittspreis von 1 Stuͤckch Jen.
Butter zu 3 Ngr., vom Schock kleinen Kaͤſen zu 9 Nor,
von 1 Kanne Buttermilch zu 2 Pf. und den Werth von
1 Kanne Molfen zu 1Pf. an, und folgerte nun nad) den
oben angeführten Erfahrungen von 1844, da von 1 Schod
fleinen Käfen 31,26 Kannen Molfen, und von dem Rahm,
welcher zu einem Stückchen Butter nöthig ift, und der nad)
dem Gerinnen und Sauerwerden 3 Kannen beträgt, 4 Kanne
Buttermilch übrig bleibe, daß 7 Rannen gute Mil durch
fhnittlih einen Geldwerty von 4 Rgr. 6 Pf. befaßen.
Diefe geben namlich;
1 Stückchen Butter zu .„ . 3 Nor. — Pf.
Tran tleine 1⸗
0,5 Kannen Buttermilh — ⸗ 12
3,95 Kannen Molfen . x — ⸗ #8
Alfo 7 SKannen gute Mid . + Ngr. 6 Pf.
Es verwerthet fih demnach. 1 Kanne gute Mil)
durch Butter und Käfe zu 6,57 Pf. Die Kanne Rahm
— 238 —
aber würde 4 Nor. 1,3 Pf., die Kanne abgelaſſene Milch
aber 2,2 Pf. werth fein.
Da Niemand gegen diefe Berechnungen etwas zu
bemerfen hatte, ging man nach einigen Zwifchenfragen zur
fiebenten der gedruckten Fragen über:
„Welchen jahrlihen Nohertrag, in Geld ans
gecſchlagen, giebt. bei und eine Kuh durch ihre Milch
bei gewöhnlicher Fütterung und mitteln Marfts
preifen ?
Auch bier kann es fih nur um Durchſchnittszahlen
handeln. Wird nun der jährlihe Milchertrag einer Kuh
auf 1342 Kannen angenommen, fo bat derfelbe zu obigen
Preifen einen Geldwertb von 29 Thlen. 11 Ngr. 6 Pf.
Die Altern Kühe aber, welche durchfchnittlich jaͤhrlich 1647
Kannen Milch geben, würden darin für 36 Thlr. 2 Nor.
Milch liefern; die befte Kuh aber würde jährlich in den
auf fie gerechneten 1884 Kannen Mildy für 41 Thlr. 7 Nor.
5 Pf. Milch »produciren, Nach den diesjährigen Kreſſe—
fhen Verfuchen aber, bei denen fich wegen der größeren
Güte die Kanne Milch zu 6,99 Pf, verwerthet, würde der
jährliche Milcherkrag einer Kuh im Durchfihnitt SL Ahle.
9 Ngr. 4 Pf, der Älteren Kühe 38 Thlr. 12 Ngr. I PM.
und der beften Kuh 43 Thlr. 25 Ngr. 8 Pf. betragen.
Hierbei ift aber nur die Milchquantität von 1844 voraus⸗
gefest. Allein die Kühe lieferten in dem erften Theile des
laufenden Jahres nicht allein beffere, fondern auch mehr
Milch, und das diesjährige Quantum dürfte bei 300 Melk—
. tagen wohl bis auf 2100 SKannen anzunehmen fein, in
welchem Falle der Rohertrag an Milch fi) bis auf 49 Thlr.
erhöhen würde. Man Fann denfelben alfo wohl auf 35
bis 40 Thlr. jährlich rechnen,
Diefe Annahme wurde von mehreren Seiten für. zu
hoch erachtet, indem man nur für 18 oder 20 Thlr. Butter
und Kaͤſe auf 1 Kuh jährlich zum Verfaufe zu bringen
pflege, und die Confumtion in größeren Wirthfchaften doch)
ſchwerlich die Hälfte der ganzen Erzeugung hinwegnehme,
Da jedoch befiimmte Zahlenangaben fehlten, fo mußte man
fi) mit dem bloßen Ausfprechen diefes Sweifeld begnügen,
ohne eine andere Annahme dagegen feftftellen zu koͤnnen.
Die achte Trage lautete:
„Welche Belehrungen für die praftifde
Landwirthſchaft laffen ſich aus unfern bisherigen
Erfahrungen über den Milch-, Butter und Kaͤſe⸗
ertrag ded Nindviches abnehmen ?’ |
In Beantwortung derfelben nimmt Here SKreffe zus
nächft auf die Futterverwerthung Ruͤckſicht, indem er die
Frage in's Auge faßt, ob e8 für den Milchertrag vortheils
bafter erfcheine, diefelbe Futtermenge einer größeren Anzahl
nothdürftig, oder einer Eleineren Anzahl reichlich genährter
Milhyfühe zu reihen. Angenommen, daß eine Kuh auf je
100 Pfund lebend Gewicht täglih 3 Pfund Heuwerth
Sutter befommt, fo erhält eine Kuh von 6 Gentner Gewicht
jährlich 66 Eentner Heuwerth, oder den Eentner davon zu
4 :Hle. gerechnet, für 33 Thlr. Futter, Producirt nun
‚eine ſolche Kuh jährlih nur 1342 Kannen Mil, zu 6 Pf.
die Kanne, fo liefert fie jährlich für 27 Ihle, Milch, alfo
für 6 Thlr. weniger, ald der Werth des von ihr con»
fumirten Futters beträgt. Iſt es nun möglich, daß. dies
felbe Kuh von 6 Centner lebendem Gewicht durd) eine taͤg—
liche Futtergabe von 4 Pfund Heuwerth auf je 100 Pfund
jährlid) 1800 oder 2000 Kannen Milh erzeugt, und daß
diefe Milch fi) wegen ihrer größeren Güte die Kanne zu
7 Pf. verwerthen läßt, fo ergeben ſich 42 oder 463 Thlr.
Rohertrag für die Milch, während das Futter auf 44 Thlr.
zu ftehen kommt, mithin nicht mehr 6, fondern nur 2 Thlr.
der Nahrungskoſten auf andere Weife gedeckt werden müffen,
oder die Nahrungsfoften fogar noch bei der letzten Anz
nahme um 23 Ihle. überftiegen werden. Zugleich wird
aber der Mift Fräftigee und gewiß eben fo reichlich fein,
wenn man diefelbe Futtermenge auf je drei wohlgenaͤhrte,
als wenn man ſie auf je 4 ſpaͤrlich genaͤhrte Kuͤhe ver—
wendet. Ferner wird auch der Stallraum kleiner und die
u
Abwartung beffer fein, wenn man immer nur 3, als wenn
man 4 Kühe mit demfelben Futtter zu verforgen hat,
Man thut daher nicht (wohl, mit einer beftimmten
Quantität Futter eine größere Anzahl Kühe fpärlich zu
naͤhren, ftatt eine Fleinere Anzahl: damit-reichlich zu füttern.
Die zweite Belehrung, welche Herr Kreſſe an das Bis
herige anfnüpft, betrifft» die Verwerthung der Milch im
unmittelbaren Verkauf als Milch oder Rahm im Vergleich
mit der Verwerthung beim fpätern Verkauf ald Butter und
Käfe. In den Städten wird die Mil) von der Kuh weg
gern die Kanne mit 1 Ngr. bezahlt, was bei 1342 Kannen
Milchertrag, nad) Zurücrechnung von 3 Thlr. 5 Ngr. 8 Pf.
für Molfen, weldes nun der Wirthfchaft nicht mehr zu
Gute fommt, 40 Thlr. 16 Ngr. 2 Pf. und bei 000 Kannen
jährlihem Milchertrag, nad) Zuruͤckrechnung von + Thlr.
IL Ngr. 9 pf. für Molfen noch 61 Thlr. 27 Nor. 1 Pf. als
Gelderloͤs für die Milch einer Kuh ergibt, Denn die Unfoften
beim Berfauf der Milch dürften durch den Hinwegfall der-
Arbeiten bei der Butter» und Säfebereitung aufgewogen
und ausgeglichen werden, fobald nur der Productionsort nicht
allzumeit von der Stadt liegt.
Was endlich die Futtermittel anlangt, fo behauptet der
Klee unter dieſen entſchieden den Vorrang. Denn 1 Acker Run⸗
kelruͤben liefert, die Blattertraͤge eingeſchloſſen, durchſchnittlich
27,500 Centner Gruͤnfutter, d. i. mit 5 auf Heuwerth berech⸗
net, 55 Centner Heuwerth, ein Acker Kraut gibt fo 60 Centner
Heuwerth, und 1. Ader Kartoffeln 76 Centner Heuwerth. Es
reicht alfo bei diefen Zuttergewächfen ein Ader Land nicht
oder Faum zu, eine Kuh ein Jahr lang in guter Milchergiebige
feit zu erhalten, und dennoch muß zu diefen Feldfrüchten noch
‚ziemlich ftarf gedüngt werden. Dagegen ernährt ein gut bes
ftandener Kleeacker eine Kuh ein Jahr lang reichlich, indem er
80 Gentner Klecheu liefert, das, zu Geld veranfchlagt, wenig»
ſtens 40 Thlr. werth ift, und braucht noch dazu nicht frifch
gedüngt zu werden, obgleich der Klee den Boden im größten
Kraftzuſtand zuruͤcklaͤßt.
XXXI,
Erklärungen zum Mltenburger —
(Abgebildet auf Tafel III.)
Von
———— Kreſſe, Gutsbeſitzer in Dobraſchütz.
Fig. L.
Fig. 2.
e
8
-2 27 De nee
=
u
je
ID
Fig.
Fig. 13.
Fig. 14.
Fig. 15.
Fig. 16.
Fig. 17.
Fig. 18.
Fig. 19.
Seitenanfiht des Pflugs, mit Angabe des Punktes
unter Zeichen P auf der Nichtbanf, von wo aus die
Höhenlage des Grindeld zu bemeffen ift.
Anfiht des Pfluges von oben, mit Angabe der Haupt—
- linie auf der Nichtbanf, wonach der Pflug zufammen-
geftellt wird, fo wie mit Angabe der Abweichung des
Grindels und des Schaard bei Punkt + und mit An—
gabe der Abweichung des Streichbrets an feinem Ende,
ebenfalls von der Hauptlinie.
Anfiht des Pflugs von unten, gleichfalls mit Angabe
der Hauptlinie.
Hintere Anſicht des Pflugftöcchens mit feinem Eifen-
befchlage und der Grindelfette, *
Perſpectiviſche Vorderanſicht deſſelben mit feinem Eifen-
beſchlage und Stellmechanismus. >
Linkes oder Schaar-Rüfter (Handhabe). gi
Grindel mit feinen Einſchnitten auf der linken Seite.
Streichbret von der innern Seite, mit Angabe der Ab⸗
böfhung bei der Griesfäule.
Aeußere Seite des Streichbretes mit feinem Eifen-
befchlage.
Seitenanficht des Schaars mit feiner Stade. .
Klammer des Schaars, womit daffelbe an die Gries—
faule befeftigt wird,
Klammer der Stade, womit das Schaar an das linke
Küfter befeftigt wird, .
MWölbung des Schaars am Hintertheile feines Flügels.
Das Eleine Streich oder Moldbret. ’
Eifenbefchlag über der Stade, mit Angabe der Linie,
von welcher aus dieſer Beſchlag das kleine Streichbret
uͤberdeckt.
Griesſaͤule mit ihren Einſchnitten.
Sechkeil.
Sch (Plugmeffer).
‚Schaarhalter mit feinen Hafen, unten und oben mit
der Schraube,
Ein Piche Pflug koſtet 74 bis 5 Thaler. Das Stöckchen deögl.
Varel FE.
Altenburger Stalenpflng. | — 0—
= |
—
= = ae —— — u — | 2 — — - —
4
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Fig.1Q.
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— heile ST
= 3,2 ga — f
®S. |: 72 wi —
® = 40 I Ibeie —
IB, = 5,0 7 Reg. ©,
em. | 3 ZA N open. A
j 4 2,5,
Ra:
I —5_|helle ©, 3,
75 Er OR
—
Meteorologifche Zabelle anf die Monate: Januar, Februar, März, 1845, von W. Bechſtein.
nn nn nn ——
Se a len F Sehr Kerr: Sr la IB
sg ih Seid 8 Upr. Nachmittags 2 Uhr, Fruͤh S Uhr Nachmittags 2 Uhr.
Tr ———— —
— — = — — —ñ— — — —— —
meters. meters. Wetters. |meters.| meters. Wetters. s meters. |meters, | Metters. metere, ae rs = es ——— Desert he re —
—A 830 o | Ey 1950 " 1% —— Ne E - - - -
— 5 * 2 = % = nn — = : = u = Bm Au = = Eu AU 2 tr. N. 9. 1 127° 54" — 57208 [Schnee ©. 3.277 8371 20° tt: N.
3]- 75 = 0 now |= 73 |F 025 Ind, ©. =. | 3 |- 37 15 mim. | 22 10 J - = Fan 2 u Ba W
480nebl. N. — 1,0 |nebt. N. 4|- 5 | = 60 15 wen | #]= 15 | Beee, | 48 30 |wi..R.
5] 98 = 0 jadl.&, _|= 98° 30 7 1228| 10 711
26 = 92 + 10 |nebl. ©. = 97 30 It. ©. 6 126 10,2 | 05 Schnee ©. 26 117 = 0 Sönee M,, 6 |: 50 725 \wiE RW, er |: 82 35 A W.
7108 1,5 _|nebl. ©. - 110 35 wit, ©. 227 30 30 | N.%W. 197 35 |— 30 hellen. @. 7\= 953 | 70 bie ©. >92 375 wie, N. WB.
8|= 115 1,0 nebl. ©. = 10,8 30 MD | 8] = 5,0 60 ir ®. - 66 40 |StneR. | 8|= 94 115 bee © W. |= 98 30 helle —
—9 98 0,5 nebl. D. = 3» 2,25 |helle D. 9I|= 94 105 _|tr. © ©. - 98 75 helle W 9|= 90 |.115 |pelle ©. = 91 05 Ihelle ©.
10 |= 92 |— 1,5 |helle ©. = 95 2,0 helle ©. 10 |= 2 100 if. ©. = 7,6 8,25 Helen. ©. | 10 |- 66 | 85 Ihe. |: 50 | 15 Ike.
A| 2094 Denen 20 helle 11 |= 68 15,23 tv. ©. — 10,25 tr. ®. 1 = 24 30 ver ©&.®. |- 21 + 15 wii ®.
12 |= 88 25 helle ©. = 84 1,75 helle ©. 12 | - 92 120 It. ©. - 10,6 75 wie ©. 12 |= 38 35 Shne®.@|:- 45 |— 30 wii. N
13 |= 80 225 heile ©. |=- 77 2,0 helle ©. 13 | = 145 30 wie. W. Zu 60 In SW IB|- 57 MO nie R 33 6,5 helle N
14 6,6 25 heile © 64 | 05 helle D. 14 |= 60 9% m ©. - 44 30 it. ©. we: 35 95 MM. ES 50 wii ©. 9.
15 | = 53 35 nebl. © |= 46 0,75 helle ©. 15 |= 28 45 nebt. N. 2035 0,75 tr. ®. 25 |= 36.0190, |Scne 8. |= 58 50 Schnee D.
16 |- 70 2,0 helle ©. Zu a0 ee 16 |- 41 20 nie ©. = 50 | + 1,72 16 |= 60 | 80 ie 8. = 48 1,0 Helle ©.
17 = 96 25 N. ©. DO. |= 95 |— 15 Inebl. D: 17.)= 60 2,25 NL, N. 65 = 0 ei 17 |: 50 = Nor, S.®. |: 30 F 30 wit. W.
S 18.|= 85 35 Inebl. ©. - 80 1,0 helle N. 18 |= 55 20 Shine ®. |=- 57 —- 50 [Söhne N. D>.| 18 |- 34 | -230 iR. = 30 05 Ir. N. D
5 19 | = 6,2 2,75 \helle © = 55 + 15 helle ©. 19:|=7 75 99 Schnee N. W.| = 70 75 |tr. R. @. 19 |= 230 35 It. N. = 28 0,5 |tr. W.
#20 |=, 0,0 + 125 Iir.-©. = 05 20 |i..©. 2. 20 283 55 |. W. = 86 80 Helle W 20 |= 50 55 Ihe ©. = 60 = 0 helle W.
21 | = 45 |— 0,25 Mb. TIERE 60 |= 0 Schnee N — 21 | 260 120 wii. W. ST 5,0. helle W Ramle 83 30 Schnee ®. = 11,8. |— 30 Schnee N.
E22 |- 96 1,0 Inebl. ©. -10BR 07 — 22 |= 30 45 Ir. © - 13 1,0 It. ©. 22 23 2,3 40 helle W. 28° 22 |= 077 |pelleiS.
E23 = 96 2,0 [helle ©. = 90°+ 0,1 It. ©. 23 |=- 15 65 Ite. N. 2725 4,0 \wiE. N. 23 27 10,5 1,0 tt. ©. 27 10,0 |+ 1,25 wii. ©4
24 |= 55 | 525 Int. © ®. |- 49 |— 1,25 helle ©. 24 \= 15 +10 © - 32 7 30 Ihele ©. 24 = 65 |F 30 I © = 98 4,0 Reg. ©. W.
25 |= 65 1,0 helle © ZI EI 25 |- 75 1 55 Ihe S.W. |- 72 |— Lö Ihelle W — 20 = 9 50 wit W.
2 = 14 =0 m8. ZEN AS! 26 |= 6» 40 heS |: 20-0 m©. >|: 78 10 |helle 8. = 60 6,0 [helle ©.
127 |: 253 = 0 helle ©. =: 07 10 wii ©. W. |27|= 52 45 bie. |: 50 = 15 Ile ©. 27 |= 64 325 hle©. |=- 55 35 Reg. ©
— 25 26 85 |— 15 nik. ©. 26 55 | 1,25 helle ©. 23|- 57 60 Schne W. |=- 74 3,0 Schnee W. 23\- 49 40 | © W. = 30 45 Reg. W.
29 |- 96 30 wii. ©. - 15 | %» ©. 7 2 3 Be — 29 \= 31 40 he ©. ®. |- 35 50 wi
30 57 00 | 10 nt.&. 17 09 | 05 heile ©. ME Zi 7] 30 = 827] 1,25 [te 8. = 9 | 40 WEN
31 2 ve.©0. |= 07 ES —n = 31 |= 775 20 | ©. 2 265 5,0 Reg. ©. ©.
Höchfter Barometerftand den 22. März, = 38" 2,5% Mittler Barometerfiand — 27” 3,9%.
Tieffter VBarometerftand den 28. Januar = 26 3,5% Kältefter Tag den 14, Febr. — — 15,25,
Erklärungen der Abkürzungen: tt, trübe, wik. wolkig, mebl, nebelig, NHL, Nebel, Reg, Regen, Stim, Sturm, Schn. Schnee, O. Alt, ©, Sid, W. Welt, N, Nord,
-
8 ae u rn
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WE, } eo iS
Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Ur. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr, Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr,
Stand des Stand des Buftand En ale Zuftand * best Buname Stand bes/Srand bel? Sufland ” 1] Stand besiesmmnb beafanMaftenb Stand weel@ran nee] Zunan ”
Baro= |Thermo- des Baro- | Thermo- des & Baro=- Thermo— des Baro=- Thermo— des & Baro=- Thermo— des Baro- Thermo— des
meters.| meters, Wetters. |meters.| meters. Wetters. : meters. |metere. | Wetters. meters. | meters. Wetters, * meters.| meters. Wetters. | meters. | meters. Wetters.
— N. ©. 125” 0,2”) 5,0° Ihelle D. 1 127” 8,0“) 10,0° init. ©. 27" 75° + 123,5 |tr. I: 1 127” 9,44412,0° [helle N. W. 127% 9,0“ 15,0% ‚helle W.
2 |= 11,3 2,0 helle ©. 27 10, 85 |belle ©: 2|= 47 95 |Neg. W. = 60 10,25,Reg. ©.®. | 2|- S0 117 hie®S. |: W 170 helle D.
DB 92 | 325 bee S& = 80 | TOO Hele m. 3 |: 63 | 100 vi |- 63 |, 100 wit. @. 3|= 36 | 30 _|pie®. = 27 | 180 Isle®. - |i
55 | 50 hie ©.W, |: 62 9,0 helle N. 4|= 50 50 wie. ©. = 40 10,0 |wif. W. 4|- 25 | 170 Ihe ©. = 30 140 |1.0m..n.@.0
= 20 helle DO. - 80 20 helle N. 32 86 | 7,0 te. N. 23/2 95 |Neg. N. > |= 60 125 wi, @. = 64 | 150 wik. Ww.
= 2,0 helle D. ED 90 helle N. D. 6|= 28 65 tr. @. end 90 \wiE MW. Kerle 16,0 helle ©. |= 68 20,0 wi. ©.
2 45 bie ©. W. |- 45 5,75 |tr. N. 7|: 40 | 65 ke ©. = 32 | 1075 |wiE®D, 7 |= 75 | 1850 |hle®.®. |- 75 | 220 pleDd. 1
e 3,25 helle ©. = 33 10,0 hie ©. 2. | 8 |= 33 9,0 wif. © = 36 120 |tr. ®. Ss|- 70 | 175 hie &.®. |- 69 19,75 wit. Gew. N.®.
£ 70. ©. 26 102 | 13,0 wi. ©. ) la) 60 fm W- = 30 11,0 wit. W 9 229,87 | TIL OR 2710/27 0714,07 \nlfm. N
26 60. | © = 97| 70 Reg, N. 10 = 20 75_ wER.D. |= 1,6 10,0 |Reg. ©. 10 |= 114°) 13,75 wi. RD. |= 110 17,0 vlt. 8.
27 50 (helle ®. - 11,8 70 |Re. 9. 72 Jam 80 60 N. S.W. |= 46 7,0 Reg. N. ©. | II |= 10,3 | 15,75 |pelle D. - 10,0 19,0 hele D.
Er: 5,0 \wiE. W, DZ 10,0 |wiE. W. Tale 54 9,5 wiE. MW. = 48 11,0 wit. ©. 12 |= 96 | 170 het: ©. [= 9,6
B 40 |tr. ©. = 64 | 75 wi ©. HERE} 10,0 helle W. = 50 140 wit ®. 13 |= 98 | 17,75 |pleN.O. |-= 90 22,25 helle O
2 DIE ES En E25 7,75 \wlf, ©. - 14 |= 63 9,0 nik, N. = 70.) 11,5 if. N 14 |= 88 | 190 helle N. = 50 | 23,75 ik. D.
= 6,0 helle ©. : 42 10,0 wik. N. D. 1 |= 77 909 tr. WM. >) 7,9 Reg. W. ER 155 Reg. N.Gm.n.m.| = 6,0 20,25 wir. N. Gew. v.w.
= 68 55 ı. N. D. = 68 | 10,0 Iheie N. 2. | 16 = 80 70 NR. |= 80 11,5 if. N. 16 | = 66 | 160 wiE, R 6 eh —_
= 60 |. N. DO. — 5,0 Reg 1760 95 wi. W = 50 50 |Reg. ©. 17 |= 70 | 165 eleD. |» 70 | 190 |helle ©.
- 55 |. N. ©. = 67 85 [nik D. 18|= 43.| 750 |. Re _ |: 83) Be 11) 170 (Heller = 64 | 200 \pelie D.
= 5,0 It. M. = 6» 11,0 helle N. ©. 19 |= 24 60 wie. W. = 25 9,25 wit. W. 19 |= 5» 15,0 \helle N. D.| =.» 22,0 wien. en div.
B 7,75 helle N. - 80 | 35 WEN D. |20|= 25 6,0 tr. ©. : 230 60 SM | 20 = 70 | 125 ie Wi = 7 a0 Nm
= 75 \hle ©. "= 80 | 35 hellen, | 21]= 33 5,75 wiE, W. - 20 9,0 \wiE. W. 21 |: 55 | 110 RR, |- 92 | 15,25 (helle m
= 90 helle ©. = 68 145 helle D. 22 |- MW 6,0 Reg N. = 38.) Uno WED: 22 |= 60 | 1475 Ipele MD. |» 47 16,5 toi. N.
= 9,0 helle ©. = 55 150 he©. |23|-: 44 10,5 helle ©. = 48 13,0 \wiE. ®. 23 |= 60 | 120 wi, m | = 62 135 _|wlt. 8.
= 11,0 helle ©. 22450 17,0. helle N. 24 |= 62 80 Reg. ©. - 6,1 11,0 wik. 8. 24 | = 715 10,5 wolf, DW. = 74 13,5 mit, ——
13,0 helle ©. = 56 | 18,75 wiE N. Gew. | 25 |= 63 | 100 velle |- 63 | 140 helle ©. 3 |: 50 | 130 wie |: 41 | 139 seine. Gen...
= 11,0 helfe ©. = 53 | 16,0 WitS: 26 |= 44 | 123,0 Helle ©. = 40 | 155 bie N.Dd. |26)- 54 | 175 WESW. |- 50 | 125 ae — ®.
P EI RGN MW. |- 60 | 120 WEM. —— — 125 wi. 2.2. |= 50 13,0 |Reg. D. 27 |= 60.) 30 60 | _ 1575 wik, W.
10,5 helle ©. = 60 | 155 |hele ©. 2383|: 62 13,0 wii, N. 2. |= 60 13,0 |Rg.D. Gen.v.n.| 23 | = 40 | 16,5 helle ©. = 32 Ba ni SB
Em. base 2270 160 we.©. 1239|: 40 | 125 Reg. D. = 34 17,0 Reg. ®.Gew.v.n.| 29 | = 5,0 14,0 wel = 60 hd a GA
11,0 Reg. ®. - 79 | 115 Reg. ®. 30 26 11,3 12,0 |Reg. N. 126 118 10,5 Reg. N. 30 |= 80 | 1230 elle zu FE ET
Feen Te En 276 95 wif. W. 27 80 12,5 helle W
Höchfter Barometerftand den 2. April. = 27° 11,5 Mittler Barometerfiand — 27 4,15. R |
Tieffter Barometerftand den 10. April. = 26 910. Wärmfter Tag den 14. Juni, = + 23,75
Erklärungen der Abkürzungen: tr. trübe, wlk. wolkig, Reg, Regen, Gew, Gewitter, Gew, v. w. Gewitter von weitem, O. Oſt, S, Süd, W. Weft, N, Nord,
<
—
Mittheilungen
aus dem Oſterlande.
Gemeinſchaftlich herausgegeben
vom
Kunſt- und Handwerks + Vereine, von der
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Vereine zu Altenburg.
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Adter Band.
Erſtes Heft, ;
ausgegeben im Auguft 184%
Auf Koften der vier Gefellfchaften.
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Altenburg, 1844.
Gedruckt in der Hofbuch druckerei.
(Sn Commiſſion der Schnuphajeihen Buchhandlung.)
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Inhalt des erften Heftes:
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Fortgefetzte Verhandlungen des Kunſt-⸗ u.
Handwerkövereing über die Errichtung einer
Ausftellungs= u, Verkaufshalle ftadtifcher
Gewerbser eugniſſe. Mitgerheilt von deſſen
Seeretar Ed. Lange. 2 2 00.
. Zur Rettung begrabener Scheintodter, vom
Mechanilus Heyner 2... .
. Geologifche Probleme. Bom Stadtſchr.
Sr. Alb. Fallo u in Waldheim . + »
. Protocol vom Fruͤhjahrsconvent der po=
mologifchen Gefelfchaft, gefertigt durch
deren Secretaͤr Mobert angel. . »
. Ueber den Unbau der Gerfte Mitgetheilt
aus den Verhandlungen des landwirth—
ſchaftlichen Vereins zu Altenbarg durch
deſſen Seeretär Ed. Lange .» ...»
DVerbefferungen und Verfhönerungen Als
tenburgs, Bom Prof. Ed, Lange .
VI. Die Baumpfähle in den Baunfchulen .
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Eine meteorolog. Tabelle, vom erften Ian, bis legte
März 1844. Vom Kanzleiratd Bech ſtein.
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Kunſt⸗ und Handwerks-Vereine, von der
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— Vereine zu Altenburg.
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Zweites Heft,
ausgegeben im Februar 1845,
Auf Koften der vier Gefellfcheften.
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Altenburg, 1845.
Gedruckt in: der Hofbuchdruckerei.
(In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.)
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Inhalt des zweiten Heftes:
2 : Seite
VIH. Das Wandern der Handwerksgeſellen.
Aus den Protofollen des Kunſt- und
Handwerksvereins mitgerbeift durch
deſſen Secretair Ed..Sange ......87
IX. Der Herbftconvint der pomologifchen
Geſellſchaft. Eine protofollariiche Mit:
theifung' von Re Lange . u...
X. Bemerkungen über die ornühologiſche
Sammlung der naturforfchenden Gefell-
ſchaft des Oſterlande 6
XI. Deſideratenverzeichniß europaifcher Voͤgel 81
XU. Briefliche Mittheilungen von Dr. 3ipfer 87
XIII. Schreiben des Herrn Neyierungspräs
fidventen u. Sedendorff an den Land—
wirthfchafttichen Verein zu Altenburg 95
XIV. lteber. die Fortbildung unferer heran—
wachfenden Sandwirtbe. Aus den Pro:
tofolen des Landwirtdfchaftl. Vereins zu:
Altenburg mitgetheilt von Ed. Lange 98
XV. Beantwortung der dem Landwirthe
- fchafrlihen Vereine zu Altenburg in der
Verſammlung am 10. Juli 1844 vors
Wiegenden Fragen. Vom Defonomie:
Kommiffar Rich. Gkaß in Borna. :. 106
XVI. Reiſebemerkungen. Vom Gutsbefißer
Hager in .Onara 2. ER
XV, Dieder’s Regeln der Obſtbaumzucht 123
VII. Ueber. den Abſatz unſerer landwirth:
fchaftlichen Erieugniffee » +.» ..126
wei mieteorolog. Tabellen, vom erſten April bis letzten
eptember 1834, Vom Kanzleirath Bech jtein.
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Mittheilungen
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Achter Band
Drittes Heft,
ausgegeben im Mai 1845.
Auf Roften der vier Gefellfchaften.
Altenburg, 1845.
Gedruckt in der Hofbuhdruderei,
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Inhalt des dritten Heftes:
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Seite
XIX. Das Stiftungsfeft des Kunft= und
Handwerfövereins, den 4. Febr. 1845
. Bericht über das 27. Jahr des Kunft-
und Handwerksvereins, erftattet am
Stiftungsfefte defjelben, den 4. Febr.
1845, von deflen Secretair Eduard
VAandeın..
. Ueberfichtliche Darftellung des Beftehens
und Wirfens der Kunft=, Gewerb= und
Sonntags= Schulen und ähnlichen Anz
ftalten in den Schwefterftädten des
Landes im Jahr 1844 . -
. Bericht über das 20. Jahr der Kunſt⸗
und Handwerksſchule zu Altenburg er-
ftattet am Stiftungsfefte des Kunft-
und KHandmwerkövereins von Eduard
Langer. 3
5 Einige Bemerkungen über die Kugel:
form der Gefteine und fpbäroidifche
Granitblöde insbefondere. Bon Herrn
Stadtfchreiber Fallou in Waldheim
. Verhandlungen des Iandwirthfchaftli=
chen Vereins zu Altenburg mitgetheilt
durch deffen Secretair Ed. Lange -
Frühlings Feitfikung der pomologis
fhen Gefellfhaft zu Altenburg, den
2m. Februar 1845. 225% Ä
ine meteorolog. Tabelle, vom erften Hftober bis legten
December 1844, Vom Kanzleirath Bechitein,
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Mittheilungen |
aus dem Dfterlande. 68
Gemeinſchaftlich herausgegeben
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Kunft » und Handwerks = Vereine, von der
Naturforfchenden und der Pomologifche
Geſellſchaft und - vom Landwirthfchaftlichen
Bereine zu Altenburg.
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Achter Band.
Biertes Heft,
ausgegeben im November 1845,
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Auf Koften der vier Gefellfchaften.
Altenburg, 1845.
Gedruckt in der Hofbuhdruderei,
(Sn Commiſſion der „Schnuphafeichen Buchhandlung.)
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XXX.
Inhalt des vierten Heftes:
Seite
Vermoͤgenszuſtand des Kunſt- und
- Handwertsvereins und der Kunſt-⸗ und
Handmwerfefhule . » +
OXXVU. Der Herbftconvent der yomologifchen
Geſellfchafi. Vom Profeffor Eduard
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OXXVIM. Ueber Sortiments-Liſten für Obſt—
baumfculen . :
XXIX. Nagyäg in topograpbifcher, bergman⸗
niſcher und naturbiftorifcher Beziehung.
Vorgetragen in der am 2. September
1844 zu Claufenburg gehaltenen 5.
Verſammlung der ungarifhen Aerzte
und Naturforfcher, von Wilhelm
Rnöpfler, Doctor der Medicin und
Chirurgie, Magifter der Oculiſtik ac.
Vortrag über den Falco palumbarius
Linn. und die im mittleren Deutiche
land vorfommenden Raubvögel. Beim
Stiffungsfefte der Naturforfchenden
Gefeufchaft gehalten am 9ten Juli
1845 vom Rath Zinkeifen.. . -
XXXI. Ueber die Milchproduetion des Rind:
viehs. Aus den Verbandlungen des
Altenburger Landwirthſchaftlichen Ver⸗
eins mitgetheilt durch deſſen Secretair
Eduard Lange ae
. Erklärungen zum Altenburger Staden⸗
pflug. Abgebildet auf Tafel IH Von
Bacharias Kreffe, Gutsbeſitzer in
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Zwei miereorologifche Tabellen von 1. Januar,
bis legten Juni 1845.
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