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MITTHlti"''''^
DER KArS, KÖNJGIi.
GEOGRAPHISCHEN GESELLSCHAR
IN WIEN.
1889-
Herausgeß^eben vom Hedactions* und Vortrags-Comite.
Id Vertretung des beiirlaublen Hedacteurs Dp. ALFRKD RODLER
Redjgirt von Dr. Otto Stapf.
XXXIl. Band (der neuen Folge XXII).
WIEN.
Verlag von Eduard Hölzel-
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Von tielsteni Schmerze ergrifTen, gedenken wir an
dieser Stelle jenes tragischen Ereignisse, das dem aller-
höclisten Kai.^erhauöe und den Völkern Oesterreich- Ungarns
den allverehrlen Kronprinzen entrissen.
Die k. k. Oeü^aphische (lesellschatt in Wien hat
es ihres höchsten Prciteclors berauht, der stets ihr hehrer
Beschützer und Förderer gewesen.
Mit grossem Interesse und werkthätiger Theilnahnie
verfolgte Kronprinz Rudolf alle geographischen Expedi-
tionen und niemals versagte er seinen mächtigen Schutz,
wenn as galt, ein vaterländisches wnssenschattlichcs
Unternehmen zur Erforschung ferner (lebiete in s Leben
zu rufen.
Wie ernst der Kronprinz seine Aufgabe als Pro-
tector unserer Gesellschatt aiiflasstej das bezeugen jene
denkwürdigen Worte, welche er unserem hochverdienten
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verstorbenen Präsidenten Hofrath v. Hochstetter, seinem
Lehrer, auf dessen Begrüssungs-Ansprache erwiderte, als
er in der Sitzung vom 24. März 1874 das Protectorat
über unsere Gesellschaft übernahm:
-»Mit grosser Freude habe ich der Erlaubnis Sr. Ma-
jestät meines geliebten Vaters zufolge das Protectorat
der Geographischen Gesellschaft übernommen. Gerne
folge ich hierin dem schönen Beispiele weiland Sr. Ma-
jestät des Kaisers Max, meines lieben Onkels, der mit
so warmer Liebe und Begeisterung, Wissenschaft und
Kunst zu fördern bereit war.
»Auch für mich ist dieser Tag ein erfreulicher, da
ich zum erstenmale diese Räume betrete, in welchen so
viele Männer mit aufopfernder Liebe einen so bedeut-
samen Wissenszweig pflegen.
»Und ich spreche Ihnen meinen sehnlichen Wunsch
aus, dass dieser Verein blühe und gedeihe zum Wohle
unseres schönen Gesammt- Vaterlandes. Seien Sie ver-
sichert: ich meines Theiles werde nach Kräften dazu
beitragen«.
Jene schönen Worte sind verklungen und der sie
sprach, weilt nicht mehr unter uns, das Andenken aber
an diesen edlen jungen Fürsten, den Freund und Förderer
der Wissenschaft, wird in unseren dankbaren Herzen
fortleben' bis in die fernsten Zeiten. >
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Trauerkundgebungen der k. k. Geographischen
Gesellschaft.
Im Namen der k. k. Geographischen (Jesellschaft
legten am 8. Februar d. J. in Verhinderung ihres Präsi-
denten der erste Vicepräsident Excellenz Alexander
Freiherr von H eifert und Generalsecretär Dr. Franz
Ritter von LeMonnier einen grossen, aus Lorbeer und
Palmen gewundenen Kranz, dessen weisse Atlasschleifen
die Inschrift trugen:
»Die k. k. Geographische Gesellschaf t Ihrem höchsten
Protector< am Sarge des durchlauchtigsten Kronprinzen
Erzherzog Rudolf nieder.
Ferner veranstaltete die k. k. Geographische Ge-
sellschaft am 5. Februar 1889 eine ausschliesslich zur
Kundgebung ihrer Trauer einberufene ausserordentliche
Versammlung, über die wir Nachstehendes berichten:
Ausserordentliohe Versammlung der k. k. Qeogra-
phisohen Qesellsohaft am 5. Februar 1880.
Dieser ausserordentlichen Sitsmng wohnte fast der
gesammte Ausschuss so wie zahlreiche Mitglieder und
Gäste bei. Se. Excellenz der Vicepräsident Freiherr von
H eifert eröffnete als Vorsitzender die Sitzung mit fol-
gender Ansprache:
»Hochansehnliche Versammlung!
Ein jugendliches Menschenleben ist geknickt ! Un-
serem Kaiserpaare ist der Sohn, der einzige Sohn, den
zärtlich liebenden Schwestern der Rruder, der einzige
Bruder, einer liebenswürdigen Prinzessin der Gemahl
entrissen! Ein weites Reich hat den erhofften Erben
seines Thrones verloren!
So jung! So schön und lebensfroh! So voller
Ideen, voller Pläne und Entwürfe ! So leutselig, freundlich
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im Umgang und dabei so ernst und tüchtig im (leschäfte !
So geschaffen, um zu gewinnen, um gewinnend zu
beherrschen !
In dem Hause, das am höchsten steht, herrscht
tiefste Trauer. Durch die Prunksäle zieht der Schmerz,
unermessbares Leid. In den Räumen, wo noch vor wenig
Tagen Glück und Freude, goldene Hoffnungen und Aus-
sichten, hat der Tod seinen Einzug gehalten.
Und Trauer, Schmerz und Leid lagern über den
Völkern, beklemmen die Brust, umdüstem das Gemüth
der Millionen, die in der ritterlich-kräftigen Persönlich-
keit des Dahingegangenen die Bürgschaft dessen erschaut
hatten, was sie an ihrem glorreich regierenden Mon-
archen seit vierzig Jahren zu lieben, zu verehren ge-
wohnt waren.
Erzherzog Rudolf ist Allen verloren! Auf uns
lastet ausser dem allgemeinen noch ein besonderer
Kummer: diek.k. Geographische Gesellschaft ist verwaist!
Sie hat ihr Haupt, ihre i^Veude und ihren Stolz, ihren
erhabenen Protector verloren!
Es werden nicht Wenige in diesem Kreise sein,
denen jener feierliche Act in lebendiger Erinnerung
haftet, als am 22. December 1881 unsere Gesellschaft
im grossen Festsaale der kais. Akademie der Wissen-
schaften die Feier ihres fiinfundzwanzigjährigen Bestandes
und Wirkens beging. Der durchlauchtigste Kronprinz
präsidirte jener Versammlung in jugendlicher Frische und
sprach in Seiner Begrüssungsrede Worte, die bei Seinem
regen Sinne für die Natur, für die weite Ferne, für das
umfassende Gebiet menschlichen Wissens keine blosse
Phrase waren:
»»Jener Zweig des Wissens, den wir heute hier in
festlicher Versammlung ehren, ist es, der den Wander-
trieb zu vereinigen weiss mit wissenschaftlicher For-
schung, der die gefahrvollen Beobachtungen in den Eis-
meeren des hohen Nordens, in den Urwäldern der
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Tropen, in den glühenden Wüsten und endlosen Steppen
zu verwerthen versteht für die ernste Arbeit des Studir-
zimmers. Darum möge unsere geographische Gesellschaft
blühen und gedeihen, Schüler werben und entsenden
möge der Wissenschaft zum Nutzen dienen und den
Namen unseres Gesammtvaterlandes in ferne Lande
tragen.*«
Diese Worte, mit klarer, wohllautender Stimme
gesprochen, sie mögen unserer Gesellschaft für alle Zeiten
ihres Bestandes zu Mass und Richtschnur dienen: sie
mögen eingegraben sein gleich einer sinnvollen Inschrift
in der Erinnerung aller Jener, denen jetzt und in Zukunft
die Leitung unserer Gesellschaft anvertraut ist und
sein wird.
Die feierliche Sitzung am 22. December 1881 war
nicht das einzige Ereignis, wo Erzherzog RudoH mit
unserer (iesellschaft in unmittelbare Berührung getreten
ist. Seit dem 9. Februar 1874, wo der erlauchte Prinz
das Protectorat derselben übernommen hatte, waren es
wiederholte Sitzungen, denen höchstderselbe persönlich
anwohnte, zuletzt die Festsitzung am 19. April 1887
aus Anlass der Rückkehr der österreichischen Congo-
Ebcpedition.
Aber neben diesen Fällen, wo Er die Mitglieder
unserer Gesellschaft durch Seine persönliche Anwesenheit
ehrte, erfreute und beglückte, ist Er mit unserer Thätig-
keit, unseren Bestrebungen und Unternehmungen in un-
ausgesetzter Berührung geblieben, hat dieselben, wo es
die Gelegenheit bot, mit reichen Beiträgen gefördert, hat
mit aufmerksamem Blicke den Fortgang unserer Arbeit
begleitet, hat Sich auch bei besonderen Anlässen eigens
darüber informiren lassen, wie unser Generalsecretär
erst aus der allerletzten Zeit aus Anlass der Afrika-Reise
des Grafen Teleki, hievon Zeugnis abzulegen vermag.
Dass unser erlauchter Protector zugleich als thätiger
Mitarbeiter auf dem Gebiete der Geographie mit un-
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leugbarem Erfolge aufgetreten, ist bekannt. Ich erwähne
seine »Fünfzehn Tage auf der Donau«, seine »Orient-
reise« und vor Allem »Die österreichisch - ungarische
Monarchie in Wort und Bild«, ein Werk von grossartiger
Anlage, dessen Fortsetzung, wie uns amtliche Erklärungen
bedeuten, zum Andenken und dauernden Ruhme seines
höchsten Begründers in sichere Aussicht gestellt ist.
Nur Sein Auge, Seine Hand wird dabei fehlen.
Damit ist es für immer vorbei.
Hochgeehrte Anwesende ! Es sind kaum zwei Monate
her, da es mir vergönnt war, wie heute, eine feierliche
Ansprache an Sie zu halten. Damals war es ein freudiger,
ein glückverheissender Anlass, und als ich zum Schlüsse
einen Appell an Sie richtete, da hat der dreimalige
Zuruf, mit welchem Sie diese Aufforderung erwiderten,
den Beweis geliefert, dass meine Worte nichts als der
äussere Anklang waren, dasjenige in Ihnen wachzurufen,
was in Ihrer aller Innerem gleichstimmig nach einem
lebhaften Ausdrucke rang.
Heute erwarten Sie nicht, dass ich einen ähnlichen
Appell an Sie richte. Der grösste Schmerz ist stumm,
die tiefste Trauer ist Schweigen, jeder Laut wäre Ent-
weihung der unsagbar ernsten Stimmung, die uns drückt,
die uns niederbeugt, die uns überwältigt. Nur durch Er-
heben von unseren Sitzen wollen wir unseren Gefühlen
sichtlichen Ausdruck verleihen. (Die ganze Versammlung
erhebt sich.)
Doch lassen Sie uns von dem. was in Seinem
irdischen Dasein gewesen, einen Blick richten auf das.
was ist!
In unserer Kaiserburg weilt eine hohe Frau, eine
Mutter, die zusammenbricht vor Schmerz, wenn Sie Sich
selbst überlassen ist, Die aber die Kraft über Sich ge-
winnt, Sich aufrechtzuhalten, selbst gefasst zu scheinen,
wenn Sie Sich in der Nähe Desjenigen befindet, Der zu
tragen hat gleich Ihr, Der aber, aufopfernd und pflicht-
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getreu bis an die äussersten Greiixen. tiberdic^s tax tragen
hat die Bürde der Krone, jetzt für Ihn doppelt schwer
und drückend.
Denn Er ist die Stütze der hohen Frau. Er ist zti-
gleich die Stütze des Reiches. Darum ^^eht durch alle
Länder und Völker, durcli alle Cla^sen und Schichten
der Bevölkerung nur ein Wunsch, ein Gebet (die ganze
Versammkiug erhebt sich): (Jott erhalte unseren guten,
unseren armen Kaii?ep! Gott starke Ihn und halte Ihn
aufrecht in Seiner übergmssen Bedrängnis und B*^-
trübnis. (iott schenke uns Ihn noch lang, lang! Dentt
wir schauen auf UiRj wir hoHen und zählen auf Ihn.
wir bauen auf Ihn, jetzt mehr wie je.«
Nach diföer ergreifenden Trauerknndgebung, welche
die V^Ti'Hammlung mit tiefem Schmerze vernommen^ wurde
die Sitzung gescidossen.
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üeber Sehwerebestimmungen.
Ein Vortrag gehalten in der Monats -Versammlung der k. k. geographischen
Gesellschaft zu Wien, am 18. December 18Ö8, von Major R. ?. Sterneek, Leiter
der astronom. Abth. und Sternwarte des k. k. Milit.-geogr. Institutes.
Seit möhr als einem Viertel-Jahrhunderte sind alle Staaten
Europa's an einem grossen wissenschaftlichen Unternehmen, der
internationalen Erdmessung betheiliget, deren Ziele und Zwecke
hinlänglich gekannt sind und auch hier in dieser (Gesellschaft stets
ein grosses Interesse und Verständnis finden, da ja dieselben innig
mit dem Wesen der Geographie im Zusammenhange stehen.
Ein so grössartig angelegtes Unternehmen, das so grosse Ziele
verfolgt, an welchem so viele Elemente betheiliget sind, schreitet
naturgemäss nur langsam vorwärts, und den jetzigen Mitarbeitern
und Zeitgenossen wird es wohl kaum vergönnt sein, die Früchte
ihrer mühsamen Arbeit zu geniessen, die Ergebnisse kennen zu
lernen.
Einen grossen Nutzen haben wir jedoch jetzt schon von
diesem Unternehmen, nämlich den, dass viele Zweige des Wissens
namhafte Erweiterungen erfahren haben, zu welchen ohne der
Ciradmessung jetzt keine Veranlassung gewesen wäre, da bei der
grossen Vielseitigkeit und weiten Verzweigung der heutigen Wissen-
schaften kaum genügend viele Kräfte vorhanden sein dürften, um alle
Zweige der Forschung stets gleichmässig zu cultiviren; es bleiben
ganze Forschungsgebiete oft lange Zeit hindurch unbetreten.
So ist denn zunächst aus Anlass der Gradmessung eine
reiche Literatur auf dem (iebiete der Geodäsie, Astronomie, In-
strumentenkunde u. s. w. entstanden, es wurden neue Instrumente
construirt, verbesserte Methoden erdacht, und viele Zweige der
Wissenschaft in einer neuen Richtung eifrig gefördert
Ich will mir heute erlauben über einen derselben, nämlich die
Schwerebestimmungen einige Worte zu sprechen, welche durch die
Gradmessung zu neuem Leben erweckt wurden, besonders seitdem
die geometrische Anschauung über die wahre Gestalt der Erde
durch die- dynamische verdrängt wurde. Ich will Sie hiebei nicht
ermüden mit der Anführung und Ableitung der Gesetze der Schwere,
ihres Verhaltens u. s. w. Dieselben sind ja im Allgemeinen bekannt ;
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wir wollen heute nur die zu den Sehwerebestimmungen verwen-
deten Instrumente und Beobachtungsmethoden, und einige der er-
zielten Resultate hier zum Gegenstande unserer Besprechung wählen.
Bei den letzteren dürfen Sie nicht erwarten über grossartige, auJ-
lallende Ergebnisse der Forschung Nachricht zu erhalten; unscheinbar
und klein, wie die Aenderungen der Schwere auf unserer Erde
selbst, bei welchen das Millionstel ihres Werthes oder der
tausendste Theil des Millimeters schon eine bedeutende Rolle spielt,
so sind auch die meisten der bis jetzt mühsam erworbenen, theil-
weisen Erforschungen über das Wesen und Wirken der Schwere
unansehnlich, und harren unaufgeklärt noch meistens ihrer Er-
forschung.
Was die Schwere ist, woher sie kommt, das wissen wir.
Alle Körper ziehen einander gegenseitig an, daher ziehen auch alle
Theilchen, aus welchen die ganze Erde besteht, sämmtliche Körper
in, auf und über der Erde an, und diese anziehende Kraft heisst
die Schwere. Sie nimmt bekanntlich mit der Masse zu und mit
dem Quadrate der Entfernung ab. Wir wissen ferner, dass die
Schwere an verschiedenen Punkten der Erde verschieden gross ist,
weil diese Punkte einerseits ungleiche Entfernungen vom Mittel-
punkte der Erde haben, in welchem wir uns ihre ganze Masse
vereinigt denken können, und weil anderseits die durch die Erd-
rotation entstehende Fliehkraft, deren eine Componente der Schwere
entgegenwirkt, ungleich ist.
Da uns nun die Ursachen und Gesetze, warum die Schwere
an verschiedenen Orten verschieden gross ist, bekannt sind, so ist
es naheliegend, dass wir auch umgekehrt, aus der an zahlreichen
Orten ermittelten (Grösse der Schwere, die Ursache ihrer Ver-
schiedenheiten, nämlich die Form der Erde genau ermitteln können.
Dies ist zunächst die Veranlassung gewesen, dass schon seit sehr
langer Zeit mit so schönem Erfolge Schwerebestimmungen zur Er-
mittlung der Erdgestalt ausgeführt und auch jetzt in das Programm
der internationalen Erdmessung aufgenommen wurden.
Man verwendet zu diesen Bestunmungen seit jeher und auch
heute noch das Pendel; dieses besteht im Allgemeinen aus einem
Stabe, an dessen unterem Ende ein Gewicht befestigt ist und der
am oberen Ende mittelst keilförmigen Schneiden suspendirt ist.
Die Schwingungszeit eines Pendels ist im Allgemeinen abhängig
von der Grösse der Schwere, je grösser dieselbe ist, desto kürzer
ist die Schwingungszeit desselben Pendels oder desto grösser die
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Länge eines Pendels von bestimmter Sehwingungsdauer, z. B. eines
Secundenpendels.
Wenn auch die Wirkung der Schwereänderung auf eine
einzelne Pendelschwingung eine minimale ist, so summirt sich
dieselbe, wenn wir das Pendel längere Zeit hindurch schwingen
lassen, fortwährend, und wächst schliesslich zu einem so bedeutenden
Betrage an, dass wir ihn leicht wahrnehmen und messen können.
Das ist der wesentlichste Vortheil, den uns das Pendel gegenüber
allen Methoden die Schwere zu bestimmen, bietet.
Wir wollen nun zunächst die zu den Schwerebestimmungen
gegenwärtig verwendeten Apparate, deren Princip ja im Allgemeinen
w^ohl aus der Physik bekannt ist, kurz besprechen, und dann zu
einigen erzielten Resultaten, die vielleicht weniger bekannt sein
dürften, übergehen.
Die Schwerebestimmungen sind zweierlei Art: absolute und
relative. Wie bei allen absoluten Bestimmungen, stossen auch die
absoluten Schwerebestimmungen auf grössere Schwierigkeiten als
die relativen, da bei ersteren die constanten Fehlerquellen der
Apparate und Beobachtungsmethoden möglichst vermieden, oder in
genügender Annäherung ermittelt werden müssen, während bei
relativen Bestimmungen die constanten Fehlerquellen fast ohne
Nachtheil sind, und nur jene berücksichtiget zu werden brauchen,
welche die Unterschiede in den Resultaten desselben Apparates
bedingen.
Man könnte geneigt sein den absoluten Bestimmungen eine
grössere Wichtigkeit beizulegen, als den relativen; das verhält sich
jedoch in Wirklichkeit nicht so, denn da es bei der Lösung der
Probleme mittelst Pendelbeobachtungen, z. B. bei der Ermittlung
der Erdgestalt fast nur auf das Verhältniss der Schwere ankommt,
und dieses durch relative Bestimmungen wesentlich genauer und
leichter ermittelt werden kann, so verdienen letztere eine besondere
Beachtung, um so mehr, als es genügt, die Schwere auf nur wenigen
Punkten durch absolute Messungen zu bestimmen, von welchen
ausgehend, dieselbe auf beliebig vielen Punkte durch relative Messungen
ermittelt werden kann.
Bis zum heutigen Tage dient zu den absoluten Bestimmungen,
wie schon erwähnt, ausschliesslich das Pendel und es beruhen die-
selben auf der Verbindung zweier wesentlich verschiedenen Opera-
tionen: aus der Messung der Schwingungszeit und der Länge des
Pendels.
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II
Es würde uns eine eingehende diesbezügliche Besprechung zu
weit fuhren, wollten wir auf die näheren Details der Systeme und
Methoden, sowie deren Fehlerquellen bei den für absolute Schwere-
bestimmungen dienenden Pendelapparaten eingehen.
Wir wollen uns b^nügen, zu erwähnen, dass unstreitig das von
Bohnenbergerim Anfange dieses Jahrhunderts ersonnene und von
B es sei modificirte Reversions-Pendel vor allen anderen Apparaten
den Vorzug hat, nachdem, wie aus den eingehenden Untersuchungen
Oppolzer's hervorgeht, alle Fehler durch einen geeigneten Vorgang
sich theUs im Schlussresultate eliminiren, theils mit hinreichender
Genauigkeit bestimmen lassen; so dass bei absoluten Schwere-
bestimmungen sich mit diesem Instrumente gegenwärtig die Schwere
bis auf den hunderttausendsten Theil ihrer Grösse bestimmen
läset, was etwa Vioo Millim. der Secundenpendellänge gleichkommt.
Den grössten Vorzug, namentlich den Fadenpendeln gegenüber,
gewährt das Reversions-Pendel in der vollständigen Eliminirung des
Einflusses des Luftwiderstandes, einer Grösse, der man sonst bei
allem Aufwände von Scharfsinn mit Hilfe der Theorie nicht recht
beikommen kann.
Auf eine grosse Fehlerquelle machte jedoch vor einigen Jahren
Feier ce aufmerksam, die leider so manche Wiederholungen bereits
ausgeführter Bestimmungen zur Folge haben wird. Dieselbe besteht
in dem Mitschwingen der Stative, auf welchen die Pendel suspendirt
sind. Namentlich bei den von Repsold gebauten Apparaten haben
die Stative keine genügende Festigkeit, und es überträgt sich ein
Theil der durch die Pendelschwingung erzeugten Bewegung, wenn
auch in geringem Maasse auf das Stativ, wodurch die Schwingungs-
zeiten des Pendels alterirt werden. Man hat auf diesen Umstand
nicht gehörig geachtet und besitzen daher die Resultate mancher
Stationen nicht jenen Grad der Genauigkeit welchen zu erreichen
beabsichtigt war, und der für Gradmessungszwecke nothwendig ist
Nach dem sehr sinnreichen Vorschlage Gellerier's kann der
Einfluss dieses Mitschwingens des Statives hinlänglich genau ermittelt
werden, wenn man zwei Pendel von wesentlich verschiedenem Ge-
wichte, also ein schweres und ein leichtes, auf demselben Stative
schwingen lässt.
Capitän Deforges wendet bei seinen absoluten Schwere-
bestimmungen mittelst des Reversions-Pendels zu gleichem Zwecke
zwei schwere Pendel von ungleicher Länge an. Diese Anordnung
bietet sowohl vom theoretischen als praktischen Standpunkte
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wesentliche Vortheile, die sich darin zeigen, dass bei der früheren
Methode mit dem schweren und leichten Pendel die Länge des
Secundenpendels proportional dem Ausdrucke (2 Aj — - A5) ist, wo
A, und A3 die Schneidenentfernung beim leichten und schweren
Pendel bezeichnet, während bei der neuen Methode von Deforges
diese Proportionalität ausgedrückt ist durch 2 Ql^ — L) wo A| und
Aj die Schneidenentfernung beim langen und kurzen Pendel sind.
Aus der Differenz 2 (A, — K) verschwinden aber, wie leicht ersicht-
lich ist, gewisse constante Fehler der Längenmessung, die in
(2A, -— AJ nicht verschwinden. Auch ist zweifellos, dass die Be-
stimmung der Schwingungszeit eines kurzen schweren Pendels
sicherer bewirkt werden kann als jene eines langen Pendels vom
halben (Jewichte, weil letzteres viel rascher zur Ruhe gelangt. Es
ist demnach die von Capitän Deforges angewendete Modification
jedenfalls wieder als ein Fortschritt zu bezeichnen, und können
dermalen, wie schon erwähnt, die absoluten Schwerebestimmungen,
trotz der grossen Schwierigkeit des zu lösenden Problemes einen
jeder Anforderung genügenden (irad der (Genauigkeit erreichen.
Wir wollen der sinnreichen Vorschläge von (iovi, der an dem
Pendel vier verschiebbare Gewichte anbringt, und des Comutations-
Pendels von Finger, welche jedoch noch der Erprobung bedürfen,
hier nur erwähnen, und übergehen zu den relativen*Bestim-
mungen, denen die grössere Rolle bei den zu lösenden schwierigen
Problemen zufällt.
Auch bei diesen behauptet heutzutage das Pendel, u. zw. das
invariable Pendel den ersten Rang unter allen bisher vorgeschlagenen,
zum Theile auch schon erprobten Apparaten und Methoden, be-
sonders seit man sich von der wirklichen Invariabilität derselben
überzeugt hat.
Nachdem die Schwierigkeit der Längenmessung, die den ab-
soluten Bestimmungen anhaftet, bei den relativen Messungen entfallt,
so hat man es nur mit einem Messungsresultate, der Bestimmung
der Schwingungszeit, zu thun. Dieselbe ist jedoch nicht von der
Schwerkraft allein abhängig, sondern auch von anderen Einflüssen,
so z. B. der Temperatur, dem Widerstände der Luft u. s. w. Bei
dem Umstände, als es auf theoretischem Wege sehr schwer ist, diese
Einflüsse genügend verlässlich zu ermitteln, war man seit jeher be-
strebt, dieselben möglichst zu beseitigen und hat auch versucht,
Apparate zu construiren, die nicht auf dem Principe des Pendels
beruhen, und demnach von diesen Einflüssen befreit sind; doch
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sind alle diese Versuche bis jetzt so ziemlich ohne Erfolg geblieben,
indem die erzielte Genauigkeit weit hinter den geforderten Grenzen
zurück^steht, dit^ bisher nur einzig und allein mittelst des Pendels
m erreichen möglich ist.
Indem wir von den älteren Apparaten absehen, wollen wir
hier zunächst jenen erwähnen, den sich Hofrath Ritter von Oppolzer
für relative Bestimmungen hat bauen lassen. Besser als jeder andere
vertraut mit den theoretischen Schwierigkeiten, die einer vollkommen
correcten Reduction der Pendelbeobachtungen entgegenstehen, hat
er sich die Aufgabe gestellt, dieselben dadurch zu beseitigen, dass
l>ei seinem Apparate das ^Secunden schwingende Pendel im luft-
leeren Räume bei 0® Temperatur beobachtet werden sollte. Die
unvermeidlichen Fehler des Uhrganges und der Zeitbestimmung
wollte er dadurch auf ein Minimum bringen, dass die Beobachtungen
auf eine längere Zeit, etwa zwei bis drei Tage, ausgedehnt werden
sollten.
Nachdem jedoch das Pendel trotz des luftleeren Raumes wegen
der unvenneidlichen Reibung der Achatschneide auf der Unterlage
venuulhlich nicht so lange schwingt, so war eine Vorrichtung
angebracht, mittelst welcher im Vacuum durch einen Elektro-
Motor zeitweise dem Pendel ein neuer Impuls ertheilt werden
kann. Auf sehr sinnreiche Art wurde jene Zeit genau ermittelt,
welche diese Impuls-Ertheilung in Anspruch nahm, und welche daher
von der gesammten Schwingungsdauer in Abzug gebracht werden
muss.
Die grossen Dimensionen und das bedeutende Gewicht des
Apparates, er wiegt wohl 20 bis 30 Centner, haben Oppolzer ver-
anlas^i^L die Bestimmung des Apparates, der ursprünglich als Reise-
apparal hätte dienen sollen, umzuändern, und er wollte mit dem-
seihen nur auf den Schwerestationen I. Ordnung, etwa Paris, Wien,.
Berlin etc. Beobachtungen ausführen, um die von der Benützung
VRrschicdener Apparate allenfalls herrührenden Widersprüche zu
elimioiren.
Leider ist durch den Tod Oppolzers die Vollendung dieses
jrei^iss sehr vollkommenen Apparates unterblieben; nahezu voll-
endet befindet er sich im Besitze der Erben dieses grossen Mannes
und harrt dort seiner Verwendung für die Wissenschaft.
Bei dem neuen Pendelapparate des k. k. Militär- geographi-
schen Institutes wird der schädliche Einfluss der Unregelmässig-
keiten des Uhrganges dadurch eliminirt, dass zur Bestimmung des
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Schwereunterschiedes zweier Stationen, mit Hilfe elektrischer Ueber-
tragung dieselbe Uhr gleichzeitig an beiden Stationen, deren jede mit
Einern invariablen Pendel ausgestattet ist, verwendet wird. Hiedurch
kommen die Unregelmässigkeiten des Uhrganges auf beiden Stationen
gleich zur Geltung und eliminiren sich im Resultate. Durch Ver-
tauschung der Pendelapparate auf beiden Stationen und Wieder-
holung der Beobachtungen, wird das Resultat auch frei von constanten
Fehlern.
Es ist sehr nothwendig, auf die möglichste Eliminirung der
Ungleichheiten des Uhrganges bedacht zu sein, wenn man exacte
Beobachtungs-Resultate zur Lösung von Problemen benöthiget.
Selbst eine Gangänderung von 001 See. in einer Stunde, was
gewiss nicht viel ist, und bei den besten Uhren vorkommt, ist
schon geeignet, die Resultate so zu entstellen, dass sie unbrauchbar
werden, und gewiss sind schon oft ganze Versuchsreihen wegen
dieser Fehlerquelle misslungen.
Die Pendel dieses Apparates sind sehr kurz, sie schwingen
nur halbe Secunden. Der ganze Apparat ist sehr compendiös
und stabil gebaut, er kann überall hin leicht transportirt und
aufgestellt werden, zu welchem Zwecke ihm zwei zerlegbare Stein-
pfeiler beigegeben sind, die binnen kürzester Zeit aufgestellt werden
können und eine grosse Stabilität gewähren.
Die Bestimmung der Constanten des Apparates geschah em-
pirisch, gleichfalls auf dem Principe der Gleichzeitigkeit der Beob-
achtungen beruhend, indem abwechselnd die Pendel verschiedenen
Zuständen bezüglich der Temperatur und des Luftdruckes mittelst
hiezu geeigneter Apparate ausgesetzt wurden. Aus den sich er-
gebenden Unterschieden der Schwingungszeiten konnten die be-
treffenden Einflüsse sehr genau abgeleitet werden.
So ergab sich z. B. für den so gefürchteten Einfluss des
Luftwiderstandes, dem auf theoretischem Wege kaum beizukommen
ist, für kleine Amplituden mit schöner Uebereinstimmung aus
mehreren Versuchsreihen, ein sehr einfacher Ausdruck, proportional
der Dichte der Luft.
Mit diesem Apparate sind, obwohl er erst vor zwei Jahren
angefertigt wurde, schon eine grosse Anzahl Beobachtungen aus-
geführt worden, auf welche wir später zu sprechen kommen.
In Frankreich hat Capitän Deforges gleichfalls einen neuen
Apparat mit invariablem Pendel construirt, und demselben die Form
eines symmetrischen, stabförmigen Reversions-Pendels gegeben, so dass
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der störende Luftwiderstand auf die Resultate ohne Einfluss ist.
Behufs Eliminirung der Ungleichförmigkeiten des Uhrganges, wendet
er nach unserem Verfahren gleichfalls zwei Pendel in den zwei
Stationen, die telegraphisch verbunden sind, mit Benützung nur
einer Chr, an; doch benützt Herr Deforges den von der Uhr
kommenden elektrischen Strom nur dazu, um einem Hilfspendel
genau den gleichen Gang, wie der Uhr selbst, zu ertheilen, wobei
er sich des von Cornu angegebenen synchronistischen Verfahrens
bedient Mit diesem so regulirten Pendel werden die Schwingungen
des Reversions-Pendel nach der Comcidenz-Methode verglichen, nach
einem eigenen Verlahren, welches noch für Amplituden von 2 Minuten
geeignet sein soll. Der Apparat ist neu, und sind noch keine mit
demselben erzielten Resultate veröffentlicht.
Wir wollen nun noch mit einigen Worten jene sinnreichen
Apparate erwähnen, die nicht auf dem Principe des Pendels beruhend,
zu relativen Schwerebestimmungen dienen sollen, die jedoch, wie
schon früher erwähnt, dermalen auch nicht annähernd die Genauigkeit
der Bestimmungen mittelst des Pendels erreichen.
Zunächst erwähnen wir den Flügel-Regulator von Vilarceau,
beruhend auf dem Principe des F ouc au It'schen Regulators, dessen
Theorie lehrt, dass die Schwerkraft proportional sei dem Quadrate
der Rotationsgeschwindigkeit. Soviel mir aus einer Mittheilung des
Hofrathes Ritter von Oppolzer, der im Besitze eines derartigen
Instrumentes war, bekannt ist, dürfte die mit diesem Instrumente
erreichbare Genauigkeit keine sehr grosse sein, die Schwere dürfte
kaum bis auf^—^ ihres Betrages ermittelt werden können. Es
scheiterte bisher die tadellose Herstellung dieses Apparates, der
sonst sehr viele Vortheile bieten würde, an der Unmöglichkeit der
genügend exacten mechanischen Ausführung. Auch bei diesem
Apparate wäre eine genaue Ermittelung der Zeit unerlässlich.
Von diesem Uebelstande frei sind jene Apparate zu Schwere-
messungen, die auf der Elasticität der Gase beruhen, imd bei
welchen die Höhe der Quecksilbersäule gemessen wird, die von
einer constanten Gasmenge getragen wird. Die Schwierigkeit der
grauen Messung der Höhe dieser Quecksilbersäule, sowie die
ausserordentlich grosse Abhängigkeit der Spannkraft der Gase von
der Temperatur, machen die Anwendung derartiger Apparate sehr
fraglich; überdies sind die Versuche mit denselben noch nicht ab-
gföchlossen, und es ist immerhin ein günstiger Erfolg derselben
nicht unmöglich.
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Sehr beachtenswerth ist in dieser Hinsicht ein Vorschlag des
Herrn Inspectors Marek, statt der Gase die Spannkraft von Dämpfen
der flüssigen schwefeligen Säure zu verwenden.
Endlich sind noch Apparate construirt worden, die auf der
Elasticität der Metalle beruhen. Hieher gehört das Bathometer von
Siemens, bei welchem sich der federnde Boden eines Gefasses
durch den von der Grösse der Schwere abhängigen Druck des Queck-
silbers ausbaucht, und die hiedurch entstehende Volum- Veränderung
des Gefasses zur Messung der Schwere dient. Bei Legung des
Kabels über den atlantischen Ocean soll dieses Instrument gute
Dienste zur approximativen Bestimmung der Meerestiefen geleistet
haben, indem die Schwere desto grösser erscheint, je seichter das
Meer ist, da in diesem Falle die dichtere Erdmasse des Meeres-
grundes der Oberfläche näher ist, und daher die Schwere daselbst
durch ihre Attraction vergrössert. Seither ist über diesen Apparat
und seine Leistungsfähigkeit nichts Näheres bekannt geworden,
ebenso wenig über den Apparat von Allan Braun, bei welchem
zur Schwerebestimmung die Torsion eines Drahtes in Verbindung
mit der bifilaren Aufliängung eines Gewichtes verwendet wird.
Thomson will neuester Zeit zur Bestimmung der Schwere die
Biegung eines horizontal liegenden Metallstreifens verwenden, dessen
ein Ende fest geklemmt und das andere belastet ist und als Index
über einer Scala sich bewegt, so dass die durch die verschieden
grosse Schwere erzeugte Biegung des Metallstreifens gemessen
werden kann. Ob jedoch die Elasticität der Metalle so vollkommen
ist, und ob es gelingt den Einfluss der Temperatur zu beseitigen
ist noch fraglich, es müssen erst diesbezügliche Nachrichten ab-
gewartet werden.
Alle diese eben en^ähnten Apparate stehen jedoch bezüglich der
erreichbaren Genauigkeit weit hinter dem Pendel zurück, weshalb auch
bisher nur dieses zu den Schwerebestimmungen verwendet wurde.
Nachdem wir nun die uns dermalen zu Gebote stehenden
Hilfsmittel in allgemeinen Umrissen kennen gelernt haben, wollen wir
nun zu den Ergebnissen der Schwerebestimmungen selbst übergehen.
Zunächst ist es die allgemeine Form der Erde, welche wir
aus den ausgeführten, über die ganze Erde vertheilten Schwere-
bestimmungen nach dem Gl air aufsehen Theoreme zu bestimmen
im Stande sind. Thatsache ist es, dass die so gefundene Form
der Erde weit mehr Wahrscheinlichkeit für sich hat, als jene aus
den Gradmessungen hervorgegangene, indem sich die Resultate der
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letzteren, bei Hinzuziehung immer neuer Gradmessungen stets dem
aus den Schweremessungen allein abgeleiteten Wertlie nähern. Ja,
es wurde schon vielfach die Ansicht ausgesprochen, dass, soferne
es sich blos um die Form der Erde handelt, die Schwerebestim-
raungen allein massgebend sein sollten, und die Gradmessungen
nur zur Bestimmung der Grösse der Erde zu verwenden wären.
Es ist dieses Thema schon vielfach, auch hier in dieser hoch-
ansehnlichen Gesellschaft besprochen worden, so dass für heute
blos die gemachte kurze Andeutung genügen dürfte. —
Schon bei dieser Verwendung der Pendelbeobachtungen zeigte
sich die Nothwendigkeit des Studiums innig damit verknüpfter Fragen,
nämlich der Wirkung der Massenattraction auf die erhaltenen Re-
sultate. Denn um Schwerebestimmungen vergleichbar zu machen, ist
es noth wendig, die in ungleichen Höhen über dem Meere ausgeführten
Messungen auf ein Vergleichsniveau zu reduciren, und es zeigen
sich dabei auffallende Widersprüche zwischen Festland, Küsten
und Inselstationen, die ihre Erklärung in der Anziehung der con-
tinentalen Massen finden, w^elche eine Hebung der Meeresfläche an
den Küsten zur Folge hat.
Auch dieser Gegenstand wurde schon hier in einem hoch-
interessanten Vortrage behandelt, und ich will mich demnach heute
nicht mit der Betrachtung über diese, mit Hilfe der Potentialtheorie
so schön gelösten Probleme befassen, sondern ich will mir erlauben
einige andere Resultate, die vielleicht den geehrten Anwesenden
nicht so allgemein bekannt sein dürften, zu besprechen.
Bei dem Umstände, als bisher die Ziele und Zwecke der
Schwerebestimmungen fast ausschliesslich auf die Bestimmung
der Form der Erde concentrirt waren, ist zur Lösung anderer,
höchst interessanter Probleme bisher leider nur äusserst w^enig
geschehen, so dass das ganze Forschungsgebiet der Theorie
und Speculation überlassen blieb, während gerade auf diesem
äusserst schwierigen Gebiete die Theorie hätte stets Hand in Hand
mit den Beobachtungen gehen sollen. Dass die Theorie allein
da nicht ausreicht, zeigt sich in den herrschenden, manchmal
geradezu diametral entgegengesetzten Ansichten, Beweisführungen
und Lehren, denen oft die Thatsachen widersprechen. Ist es
doch zum Beispiel gar nicht lange her, dass wh* in Lehrbüchern
gelesen haben, die Schwere nehme unter der Erdoberfläche
ab — während später Versuche und auch die Theorie eine Zu-
nahme der Schwere ergeben haben. So manche Lücke besteht
Mitth. d. k. k. <ieogr. ües. 1889. 1. 2 , ^ T
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da noch in unserem Wissen, welche auszufüllen fast ausschliesslich
der Beobachtung überlassen bleibt
Verweilen wir zunächst, da wir schon das Verhalten der
Schwere beim Eindringen in die Erde, also die Schwere im Innern
der Erde erwähnt haben, bei diesem Thema. Betrachten wir die
in dieser Richtung bisher erzielten Resultate. Dieselben sind für
uns in mehr als einer Hinsicht interessant, ermöglichen sie ja doch
nach der Theorie von Airy, die mittlere Dichte, also auch die Masse
der ganzen Erde zu bestimmen. Es dürften dieselben uns, wenn
sie zahlreich genug sein werden, Aufschlüsse über das Erdinnere
geben, über welches wir dermalen sehr wenig Positives wissen.
Die betreffenden Beobachtungen bestehen in der Ermittlung
des Unterschiedes der Schwere auf der Erdoberfläche und in ver-
schiedenen Tiefen unter derselben. Sie müssen demnach in den
Schachten der Bergwerke ausgeführt werden und sind wegen der
sehr ungünstigen Umstände meist recht schwierig mit der nöthigen
Genauigkeit ausführbar.
Einschlägige Beobachtungen sind bisher nur sehr wenige, im
Ganzen nur an 8 Orten ausgeführt worden, nämlich : im Jahre 1854
in England in dem 383 Meter tiefen Schachte Harton des Kohlen-
revieres Durham, durch den (ireenwicher Astronomen Airy'), inn
Jahre 1 883 in Böhmen, in dem 1 000 Meter tiefen Adalbert-Schachte
des Silberbergwerkes zu Pfibram^) und endlich im Jahre 1885 in
Sachsen, in dem 534 Meter tiefen Abraham-Schachte des Silber-
bergwerkes Himmelfahrt-Fundgrube bei Freiberg.')
An allen 3 Orten ergaben die Beobachtungen die Schwere
unter der Erde grösser als an der Erdoberfläche. Wenn wir die
Zunahme der Schwere ausdrücken in Millionsteln ihrer Grösse auf
der Erdoberfläche, so ergeben die Beobachtungen folgende Resultate:
Harton
Pfibram
1!
Freiberg ]
Tiefe
m
Zmahme i Tem-
der pentir
Schwere 1 R».
Dichte
Tiefe
m
Znoabne
dt-r
Schwere
Tem-
peratur
Ro.
" li
Dichte Tiefe
il r»'
Zonahmel Tem- '
der 1 peratir Dichte
Schwere! R° 1
383
52 1 14
6.57
516
41
14-8 1 5-54
257 ' 32 1 13 8
666
748
65
16-7 5-71
414 ' 57 ! 15-4
715
973
88
19-9 1 5-80
531 79 190 ; 7-60
Mitteil
5-68 1
1
1 1
.
•) Phil. Trans. 1856.
») Mittheilungen des k. k. milit-geogr. Institutes Band III und IV.
■) Mittheilungen des k. k. milit-geogr. Institutes Band VI.
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J
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Wie wir sehen, ist die Zunahme der Schwere an diesen 3 Orten
eine sehr vert^cfiiedene ; in Harten nimmt dieselbe bei 383 Meter
Tiefe um eben so viel, nämlich 52 Millionstel zu, wie in Pfibram
bei 623 Meter, also nahezu der doppelt so grossen Tiefe, und
auf jene Schwerezunahme; die wir in P/ibram bei 748 Meter Tiefe
vorfinden, nämlich 65 Millionstel," stossen wir in Freiberg schon
bei 462 Meter, ajso nahezu um 300 Meter früher.
Wir sehen daraus, dass die Zunahme der Schwere unter der
Erde nicht an allen Orten gleich ist; woher dies kommt, ist dermalen
wohl ebenso unaufgeklärt, wie etwa die bekannte Thatsache, dass
die Warniezunahnie unter der Erde an verschiedenen Orten eine
unj^leiche ist, wie sich dies auch in diesen drei Schachten
deutlich zeigt.
Betrachten wir die in obiger Tabelle enthaltenen, in verschiedenen
Tiefen vorgefundenen Temperaturen, so sehen wir, dass auch die
Tempemturzunahme mit der Tiefe eine verschiedene ist, denn in
Freiberg finden wir z. B. bei 534 Meter Tiefe eine Temperatur von
19", also nahe^i ebensoviel wie in Pribram bei 900 Meter, und in
Harlon wo die Temperatur durch die Tagluft jedenfalls schon etwas
abgekühll war,' ) daher mindestens 15® betragen haben dürfte, finden
wir bei 383 Metet^ Tiefe die gleiche Temperatur wie in Pribram
bei 5B0 Meten
Auffallend ist hiebei, dass die Schwerezunahme mit der
Temperaturzunahme in einem gewissen Zusammenhange zu stehen
selieint^ denn w^ir finden, unabhängig von der Tiefe, an allen 3 Orten
bei gleicher Temperatur auch die gleiche Schwerezunahme; so
in Harten bei 15® die Schwerezunahme 52
> Pfibram > US« » > 41
> Freiberg » 15-4® » » 57
femer beispielsweise in Freiberg » 19" » > 79
> Pfibram > 19-9« » > 88
also, wenn man interpoliren würde, stets bei gleichen Temperaturen
auch die gleiche Schwerezunahme.
Ich bitte mich nicht misszuverstehen, wenn ich dieser Er-
scheinung hier Erwähnung thue. Ich kann diesen ZusammBuhang
*) Dass der Einlluss der Tagluft auf die Temperatur in diesem Schachte
bereits bemerkbar war. zeigt sich an der Abhängigkeit der zu verschiedenen
Zeiten heobachteteii Temperaturen im Schachte, von den Angaben des Thermo-
meters ober Tage,
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zwischen Temperatur und Schwerezunahme durchaus nicht be-
haupten, vielweniger noch erklären, ich kann nur hier anführen^
was diese Beobachtungen ergeben, denn bei einer so geringen
Anzahl von Resultaten dürfen wir keine weitgehenden Schlüsse
ziehen. Der Zufall, unvermeidliche Beobächtungsfehler, üngenauig-
keiten etc. können ja unter Umständen alles erklären.
Berechnen wir, nach dem von Airy gegebenen Verfahren')
aus den gefundenen Zunahmen der Schwere mit Berücksichtigung
der Tiefen und sorgfältig ermittelten Dichten der Gesteine an diesen
3r Oertlichkeiten, die mittlere Dichte der ganzen Erde, so erhalten
wir die in der obigen Tabelle als »Dichte« enthaltenen Werthe.
Bloss die Resultate der Pribramer Beobachtungen, welche im
Mittel eine Dichte von 5*68 ergeben, nähern sich der wirklichen
mittleren Dichte der Erde, die wir mit 5"6 annehmen können ;
sowohl die Hartoner als auch die Freiberger Beobachtungen ergeben
viel zu grosse Werthe, jene in Freiberg überdies noch mit der
Tiefe zunehmend.
Noch eine kleine Betrachtung wollen wir über die in Plibram
erhaltenen Resultate anstellen.
Ich habe versucht, aus der gefundenen Schwerezunalune und
mit Berücksichtigung des Umstandes. dass im Erd-Centrum die
Schwere gleich 0 sein muss, einen Ausdruck für die Grösse y der
Schwere im Innern der Erde abzuleiten und fand die Gleichung
;' = 2-5854 r— 1-5854 r^
wo r die Entfernung vom Erd-Centrum in Theilen des Radius aus-
gedrückt, bedeutet.
Aus dieser Gleichung erhielt ich für die Dichte ä, der aufeinander
folgenden Erdschichten den Ausdruck
d — 14-Ö (i— 0-8176 r)
eine Gleichung des ersten Grades, welche uns daher eine gleich-
massige Zunahme der Dichte von der Oberfläche bis zum Cen-
trum angibt.
Zu diesen zwei Gleichungen bin ich auf sehr einfachem Wege
ausschliesslich auf Grund der Beobachtungs-Resultate gelangt, ohne
eine Annahme über die Abplattung oder die Constitution der Erde
gemacht zu haben.
Vergleichen wir den Verlauf der Schwere längs eines Erd-
halbmessers, wie er sich aus dieser Gleichung ergibt, mit jenem
wie er aus theoretischen Untersuchungen folgt, so finden wir
^) Philosoph. Transac. 1856.
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beide in vollkommener Uebereinstimmung. Die Schwere nimmt mit
der Tiefe zu und erreicht bei r = 0'815 oder in etwa 1200 km
Tiefe ihren Maximal werth, nämlich 1'05 ihrer Grösse an der Erd-
oberfläche. Nach der Gleichung für die Dichte finden wir für diese
Tiefe die Dichte d=5*7 also etwa die mittlere Dichte der Erde.
Dann nimmt die Schwere ab, erreicht bei r = 0*631 oder in
etwa 2400 Ärw Tiefe wieder denselben Werth wie an der Erd-
oberfläche, wird dann immer kleiner, und endlich im Mittelpunkt = 0.
Was den Ausdruck für die Dichte d der aufeinander folgenden
Erdschichten anbelangt, so können wir uns hier nicht in eine nähere
Untersuchung desselben einlassen; wir wollen nur erwähnen, dass
wenn wir mit Professor Dr. Birkenmayer denselben in die von
Laplace aufgestellte Gleichung für das Argument der Präcession
oder des Verhältnisses der Hauptträgheitsmomente der Erde ein-
führen, wir für diese Grössen einen Werth erhalten, der vollkommen
übereinstimmt mit jenem, der sich aus den astronomischen Beob-
achtungen nach den sorgfältigen Untersuchungen von Leverrier und
Oppolzer ergibt.')
Dies gilt wesentlich von dem Factor 08176 von r, was nicht
ausschüesst, dass die Constante 14*8 oder die Dichte im Erd-
mittelpunkte etwas zu hoch gegriffen ist, da dieselbe nach den
theoretischen Untersuchungen von T. J. Stielties*) im Maximum
nur 12*2 betragen kann.
üebergehen wir nun zu einem zweiten, sehr wichtigen Pro-
bleme, das seiner Lösung grösstentheils durch die Beobachtungen
* ) Laplace gibt hiefQr (Mech. cel. T II pag. 252) den allgemeinen Ausdruck :
C 3 V 578; J' ,,-,.« rf,
wo C und A des Trägheitsmoment der Erde um ihre kleinste und grösste Axe,
«0 die Abplattung und ^j« die Hälfte des Verhältnisses der Fliehkraft zur
Schwere am Aequator bezeichnet.
Setzen wir in diese Gleichung für d den gefundenen Werth
d=a (l-/Jr) = 14-8 a--0'8176 r)
so erhalten wir nach ausgeführter Integration
wenn wir für ao = ,Jg und j5=0'8l76 setzen; und dieser Werth stimmt mit
dem blos aus astronomischen Beobachtungen abgeleiteten vollkommen überein.
< Siehe Helmert höhere Geodäsie 2. Theil pag. 437)
•) Arch. Nöerland. des sc. exactes et nat. XIX (1884) 435.
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harrt, nämlich zu dem Einflüsse der Bodenerhebungen auf die Grösse
der Schwere. Diese Frage ist schon darum von hoher Bedeutung^
da wir ja, wie schon erwähnt, genöthigt sind, die auf der physischen
Erdoberfläche ausgeführten Beobachtungen auf ein Vergleichsniveau
zu reduciren, um sie vergleichen und zur Ableitung der allgemeinen
Form der Erde benützen zu können.
Im Allgemeinen wird angenommen, dass die Masse einer Bo-
denerhebung, auf welcher wir die Schwere bestimmen, durch ihre
Attraction die Schwere vergrössert; reduciren wir demnach eine
Schwerebestimmung auf das Vergleichsniveau, z. B. auf die Meeres-
fläche, so müssen wir zweierlei Correctionen anbringen: erstens
jene wegen der Höhe der Station über den Meeresniveau, also eine
positive Correction, da die Schwere am Meeresspiegel grösser ist
als in einer Höhe über demselben; und zweitens eine negative
Correction, nämlich die Anziehung der zwischen der Station und
. der Meeresfläche gelegenen Erdmasse, also mehr oder weniger die
Attraction einer Platte von einer Dicke, welche der Seehöhe der
Station gleich ist.
Faye, in Paris, negirt den Einfluss dieser Platte und will
blos die Höhe der Station allein für die Reduction am Meeres-
horizont massgebend wissen, gerade so, wie ,wenn sich diese Station
in freier Luft, auf einer masselosen Säule, oder etwa einem
Thurme befinden würde. Er betrachtet die Masse der Bodenerhebungen
compensirt durch Dichtigkeitsdefecte, und denkt sich dieselben durch
die grössere Wärme unter den Continenten als unter dem Meere
bei gleicher Tiefe entstanden.
Bekanntlich besitzt das Meereswasser in den grössten Tiefen eine
Temperatur nahe dem Gefrierpunkte; es haben demnach die festen
Erdmassen unter dem Meere bis in sehr grosse Tiefen hinab eine
niedere Temperatur, während unter dem Festlande in solchen Tiefen
jedenfalls schon eine hohe Temperatur angetroffen würde. Nach
dieser Ansicht befindet sich unter einem Festlande, welches über
das Meer hervorragt, nicht eine grössere Masse, sondern sie erfährt
durch die Wärme blos eine Volum-Vergrösserung, und wir dürfen
daher nach Faye dieselbe bei der Reduction der Beobachtungen
nicht speciell in Rechnung nehmen, weshalb blos die Höhe der
Station über dem M^ere massgebend ist.
Und in der That trifft diese Voraussetzung nach den ein-
gehenden Untersuchungen des Professor Helmer t zu, es hat die
Methode von Faye viel mehr Wahrscheinlichkeit für sich als die
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23
übrigen Annahmen, indem die meisten der nach Faye's Methode
reducirten Pendelstationen sehr überemstimmende Resultate gaben,
was bei Berücksichtigung der unterhalb der Stationen gelegenen
Erdmasse nicht der Fall ist ')
Indes kommen jedoch auch Fälle vor, bei welchen durch alle
angewandten Reductionen keine Uebereinstimmung erzielt werden
kann ; denn es erscheint die Schwere an manchen Orten nicht un-
erheblich vergrössert oder verkleinert. Solche Störungen finden wir
z. B. m Duschet, im Kaukasus und in Baku am Kaspischen
Meere, wo die gefundene Schwere um mehr als den zehntausendsten
Theil ihrer Grösse von dem normalen Werthe abweicht.
Man ist geneigt unterirdischen Massenverdichtungen oder Hohl-
räumen, beziehungsweise grösseren Gebieten, die mit specifisch
schwereren oder leichteren Stoffen angefüllt sind, diese störenden
Wirkungen zuzuschreiben, eine Annahme, deren Richtigkeit
noch nicht als allgemein bewiesen zu betrachten ist. Denn
nicht immer trifft diese Erklärungsart zu, da auch manchmal gerade
in der Nähe von sichtbaren Massendefecten, z. B. am Rande aus-
gedehnter Plateaux, deren Fortsetzung wir uns durch Luft ersetzt
vorstellen können, wo wir uns also zweifellos in der Nähe eines
Massendefectes befinden, und daher eme kleinere Schwere antreffen
soUten, Widersprüche vorhanden sind.
So wurde z. B. in Ungarn auf dem isolirt stehenden Berge
Saghegy, der die Form eines abgestutzten Kegels hat und oben
ein kreisrundes Plateau bildet, die Schwere am Plateaurande
grösser gefunden als in der Mitte, obwohl sie doch am Rand hätte
kleiner sein sollen. Und die gefundene Schwerezunahme ist auch
bei weitem nicht durch die grössere Dichte der Trachytsäulen, welche
den Plateaurand bilden, zu erklären.^)
Man fühlt sich in solchen Fällen leicht geneigt anzunehmen
dass nicht die Dichte der Massen allein auf die Anziehung derselben
massgebend ist, sondern dass vielleicht einigen Körpern, sagen wir
z. B. den Eruptivgesteinen, in dieser Hinsicht ganz specielle Eigen-
schalten eigenthümlich sind, durch welche dieselben eine noch unge-
kannte Anziehung auf andere Körper ausüben.
Gerade auf dem Saghegy würde diese Annahme umsomelir
eine Bestätigung finden, da auch am Fusse des Berges, unter-
') Verhandlungen der permanenten Commission der internationalen Erd-
messung zu Nizza 1887. Annex N. II. a, pag. 5 u. f.
') MiUheilungen des milit.-geogr. Institutes Band V, XS^h.
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24
halb dieser Säulen die Schwere viel zu klem gefunden wurde,
welcher Umstand sich gleichfalls durch eine von den höher liegenden
Trachytfiäulen ausgeübte, nach aufwärts gerichtete Anziehung er-
klären Hesse.
Doch, wir können dermalen aus dem vorhandenen, so spärUchen
Beobachtungsmateriale keine verlässlichen Schlüsse ziehen. Wie
nothwendig erscheint auch in dieser Richtung eine Vervielfältigung
der einschlägigen Untersuchungen!
Wir wollen nun noch einer anderen Verwendung der Schwere-
bestimmungen hier Erwähnung thun, nämlich der Bestimmung des
Einflusses der Schwere auf die Ergebnisse des Nivellements. Auch
dieses ist in das Programm der Gradmessung aufgenommen worden ;
es ist bestimmt uns über verschiedene Erscheinungen bezüglich
der Form der Erde und ihrer physischen Oberfläche aufzuklären.
So soll es uns unter Anderem Aufschluss geben über die schon
oft besprochene Frage der Verschiedenheit der Höhen der Meeres-
spiegel, und zeitHche Aenderungen der Höhen auf dem Festlande, wie
solche durch Faltung oder Erdbeben etc. von den Geologen an-
genommen werden.
Erstere Frage will man dadurch lösen, dass die Pegel der
verschiedenen Meere durch sehr genaue Nivellements verbunden
werden, letztere durch zeitweise Wiederholung der Nivellements
und neuerliche Bestimmung der Höhen der sehr zahlreichen Fix-
punkte derselben.
Auch diese so einfach scheinende Operation des Nivellements
stösst auf mancherlei theoretische Bedenken, bei denen die Einflüsse
der Schwere vielfach eine Rolle spielen. Es erscheint auch in diesem
Falle nothwendig durch die Schwerebeobachtungen der Theorie zu
Hilfe zu kommen, damit die Grösse der betreffenden Einflüsse
beurtheilt werden könne.
Die bisher von den betheiligten Staaten sehr sorgfältig aus-
geführten und gut controlirten Nivellements ergeben an den An-
schlüssen verschiedene Höhen der Fixpunkte.*) So resultirt z. B.
die Höhe des Nivellementsfixpunktes Peter witz in Schlesien an
der preussischen Grenze nach dem Nivellement der preussischen
Landesaufnahme mit 350*73 m über der Nordsee; nach dem
österreichischen Niveflement, abgeleitet von Triest über Graz, Wien,
*) Mittheilungen des k. k. milit.-geograph. Institutes V. u VI. Band,
Seite 15 u. 16.
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25
Prerau. Oderberg mit 351 '02 tn über dem adriatischen Meere,
also um 29 cm höher.
Ein zweiler Kixpunkt, Sn hl an fit an der böhmisch-preiLs-sischen
Grenze, hat nach dem preiimselien Nivellement die Höhe 351 -93 m
über der Nordsee, während nach dem österreichii^chen Nivellement
dessen Höhe, abgeleitet von Trie?i über Wien, Pardnbitz mit 35*2*38«/,
demnach um 10 rm hoher re^siillirl.
EndUch ergibt das hayrisc^he Nivellement die Höhe de^
Ftxpünktes bei Lindau mit *^991^l Meter über der Nordsee und
das österreichi^^che Nivellement von Triest über Villach, Lienz, Bozen.
Naiiders und Bregenz 399^99 m über der Adria, also um tiS rm
höher.
Wie wir demnach J^ehen, ergeben die österreichischen Ni-
vellemeiits durchgehends die Höhen der An^chlusspimkle über der
Adria grösser, als die deutschen Nivellements über der Nordsee:
man könnte demnach den Schluss ziehen, dass der Spiegel der
Nordsee höher hege, als das adriatische Meer, u. zw. nach den
Angaben der einzelnen Nivellements
über Schlesien um 29 rm,
„ Böhmen „ 40 cm und endlich
Tirol ,. t)8 r-m.
Nachdem jedoch der unterschied der Höhe dieser beiden
Meere, wenn er überhaupt besteht, zweifellos nur einen bestimmten
Werth haben kann, so könnten die hier angeführten drei difterirenden
Angaben geeignet sein, Zweilei über die Verläi5sUchkeit und Exactheil
der Nivellements zu erwecken, und doch sind dici^elben so vielfach
controlirt, dass die Möglichkeit so grosser Fehler fast grtnzjich aus-
geschlossen ist.
Diese Dinerenzen werden sich wesentlich vermindern, w^enn
einmal an die Nivellement^ jene Correctionen angebracht sein
werden, die nothw endig sind, um ihre Ergebnisse vergleichbar zu
machen, oder um aus denselben die absoluten Höhen der Fixpunkte
ableiten zu können.
Zunächst muss da die sphäroidische Correction berücksichtigt
werden, welche daher rührt, dass die verschiedenen Nivellements
nicht durchgetiends in gleicher Höhe über dem Meere ausgeführt
werden können, sondern sich über Berg und Thal erstrecken müssen.
Ihre Theile liegen in verschiedenen Höhen über dem Meere, gehören
daher verschiedenen Sphjü-oidflächen an, die zu einander nicht parallel
sind, und doch bei der Ableitung der Ztelhöhen-Dinerenzen als
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26
parallel angenommen werden. Es erfordert daher ein jedes Ni-
vellement zmiächst eine von der Höhenlage seiner Theile über
dem Meere abhängige kleine Correction /\h^ welche die sphäroi-
disehe genannt wird. Im Allgemeinen ist dieselbe für eine Strecke
s dargestellt durch den Ausdruck:
^h = ^i I Sin. 2qn h ds
in welchem ^i eine Constante, qp und h die Breite und Seehöhe der
einzelnen Theile des Nivellements, und ds ihre meridionale Er-
streckung bedeutet, lauter Grössen, die sich theils durch das Ni-
vellement selbst ergeben, oder einer guten Karte mit hinlänglicher
Genauigkeit entnommen werden können.
Da nun die drei hier angeführten Nivellements-Anschlüsse auf
verschiedenen Linien erreicht wurden, welche grösstentheils in un-
gleichen Höhen über dem Meere verlaufen, so ist die sphäroidische
Correction für jede dieser drei Linien verschieden, und es werden
nach ihrer Anbringung die bezüglichen Diflerenzen wahrscheinlich
bedeutend herabgemindert erscheinen.
Allein auf die Ergebnisse des Nivellements wirken auch noch
andere Umstände ein, nämlich die Attraction der dem Nivellements-
zuge naheliegenden Bergmassen. Die horizontal wirkende Componente
dieser Anziehung beeinflusst selbstverständlich in hohem Grade die
Nivellements, da sie Lothablenkungen bewirkt, die unter Umständen
im vollen Betrage in das Resultat übergehen. Es dürfte jedoch kaunn
möglich sein, diesen Einflüssen wegen der manigfachen Verschieden-
heit der Bodengestaltung calculatorisch beizukommen. Wir können
nur annehmen, dass dieselben bald positiv, bald negativ einwii'keo,
sich daher im Grossen und Ganzen im Resultate gegenseitig auf-
heben, und daher die Nivellements nicht wesentlich beeinflussen.
Anders verhält es sich mit der Vertical-Componente dieser
Anziehung, welche der Schwere entgegen wirkt. Wenn dieselbe auch
meist nur klein ist, so wirkt sie doch stets im gleichen Sinne und
summirt sich ihre Wirkung längs einer Nivellementslinie fortwährend,
so dass sie schliesslich zu einem immerhin nennenswerthen Betrage
anwächst.
Denn, wenn die Schwere auf einem Orte aus was immer für
einem Grunde kleiner ist, als sie der Höhenlage desselben zukommt,
so ist es bezüglich des Nivellements gerade so, als wenn dasselbe
in einer Höhe ausgeführt worden wäre, welcher unter normalen
Verhältnissen diese Schwere entsprechen würde; und wir sehen
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dass wir in der obenstehenden Gleichung für die Höhe h einen an-
deren Werth einzusetzen haben, wenn die Schwere an einem Orte
gestört ist. als wenn 5ie normal wäre.
Hier sind wir auf dem Punkte angelangt, wo wieder nur die
Schwerebe^tiinmungen ün.s über die Grösse dieser Einflüsse Auf-
schluss zu geben vermögen. Denn es ist ungemein schwer, sich
ohne denselben, auch nur annähernd eine Vorstellung über die
Grösse dieser Vertical-Componente. beziehungsweise über den Ein-
fluas der höher liegenden tiebirgsmassen auf die Grösse der Schwere
zu machen.
Es ist daher nothwendig, dass einmal, wenigstens aui einigen
Nivellementslinien dieser Einlluss durch Messungen wirklich ermittelt
werde. Dies ist auch bei uns in Oe^terreich in jüngster Zeit geschehen.
Es unirde niimlicli zu diesem Zwecke im vei'gangenen Jahre auf der
Str^ke zwischen Bozen und Innsbruck auf 18 Stationen die Grösse
der Schwere mittelst des neuen Pendel-Apparates des Militär-geogra-
phischen Instituts ermittelt,*)
Die Resultate ergeljen die Schwere auf allen 18 Stationen
kleiner, al.s sie unter normalen Verhältnissen vorgefunden würde,
indem sich diese Linie auf der Sohle des Eisak- und Sill-Thales er-
streckt, und daher die liöher gelegenen, gewaltigen Gebirgsmassen
durch ihre nach aufwärts gerichlete Anziehung die Schwere ver-
kleinern.
Es zeigt sich, dans durch ein von Bozen ausgehendes, fehler-
freies Nivellement die Höhe von Innsbruck im Ganzen um 98 n.m
zu gross gefunden wird. Von diesem Betrage entfallen 74 ww auf
die früher besprochene sphi^nndisehe Correction, und 24 mm rühren
von den Unregelmässigkeiten der Schwere her.
Heuer wurde diese Arbeit von Innsbruck über Landek,
Mal^, Meran bis Bozen mit Einschluss des Stilfserjoches fort-
getietzt, und es wäre zu wünschen, dass dieselbe auch noch
auf die Strecken Ala-Bozen und Innsbruck-Kufstein ausgedehnt
würde. Es wäre dann der ganze durch die Alpen bewirkte störende
Einfluss auf die Ergebnisse des sie durchquerenden Nivellements
ermittelt. Derselbe dürfte immerhin 10 bis 15 cm betragen.
Wenn auch, niöglicher Weise, so Manchem diese gefundenen
Beträge nur sehr unbedeutend und nicht der aufgewendeten grossen
Mühe werth erscheinen mögen, so muss berücksichtigt werden, dass es
sich ja bei den Resultaten doch inuner nur um kleine Beträge von
') Mittlieilungeri des k. k. miUL-geograph. Instituts, Band VIII, 1888.
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28
30 — 40cm handelt, welche wir durch das Nivellement überhaupt
constatiren wollen, bei welchen also die eben besprochenen Werthe
einen namhaften Percentsatz ausmachen.
Es wird wohl auch kaum jemand erwarten, dass die geo-
logischen Vorgänge innerhalb einzelner Menschenalter so grosse
Höhen-Veränderungen auf der Erdoberfläche hervorbringen, dass
10 oder 20 cm hiebei zu vernachlässigende Grössen sind.
Es würde uns zu weit führen, wollten wir die eben be-
sprochene Wirkung der Schwerestörungen auch noch in anderer
Richtung, etwa auf die Nivellementspolygone, Schlussfehler derselben
etc. erörtern; wir begnügen uns für heute im Allgemeinen auch auf
diese Verwendungen der Schwerebestimmungen hingewiesen zuhaben.
Wir haben nun gesehen, welch' ein grosses Gebiet der Er-
kenntniss unserer Erdoberfläche und auch des Erdinnern uns
durch die Schwerebestimmungen erschlossen wird, wie nothwendig
daher ihre Ausführung ist. Anderseits haben wir aber auch ge-
sehen, wie erstaunlich wenig in dieser, noch immer so zu sagen
abseits vom gewöhnlichen Wege liegenden Forschungsrichtung ge-
schehen ist.
Der Grund dieser bedauerlichen Erscheinung liegt wohl einer-
seits in der grossen Schwierigkeit der Ausführung einschlägiger
Beobachtungen mit den complicirten Instrumenten und schwerfälligen
Beobachtungsmethoden, anderseits wohl hauptsächlich in der sehr
geringen Verbreitung der Kenntnis und des Interesses an den wenigen
mühsam errungenen Resultaten, die ein allgemeines Interesse zu
erregen wohl kaum im Stande sind.
Nun, die schwerfälligen Apparate sind, wie wir gesehen haben,
heute durch neue, compendiöse ersetzt ; die Methoden so vereinfacht,
dass die Beobachtungen auch auf schwer zugänglichen Orten leicht
und sicher ausgeführt werden können und was die geringe Ver-
breitung des Interesses betrifft, so bin ich mit grösstem Vergnügen
der mich so ehrenden Aufforderung nachgekommen, und habe mich
bemüht, so gut ich es konnte, die Aufmerksamkeit dieser hoch-
ansehnlichen Gesellschaft auf diesen, wenn auch im Allgemeinen
recht schwierigen Gegenstand zu lenken, indem ich glaube, hiedurch
zur Verbreitung des Interesses und zur Anregung zur Forschung
beigetragen zu haben, denn wo findet eine Anregung zur Forschung,
sei es in ungekannten Gegenden fremder Welttheile, sei es in wenig
gekannten Gebieten der einschlägigen Wissenschaften mehr Ver-
ständniss und Würdigung, als bei dem Geographen, dem ja die
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29
Pflege unseres Wissens über die Erde obliegt, und dem nach dem
Ausspruche gewiegter AiUoritülen das Erfürschen der Wechselwirkung
zwischeü Erdoberilrtche und Erdinncrn, mit einem Worte »das Studium
des Erdganzeri* zukommt.
Reise in Deutseh-Ostafrika.
Auszug aus dem Vortrage von 0r. Oiieftr Bah mann*
Die Heise nach Deutsch-Ostafrikaj speeiell nach Usambara,
von welcher nachfolgend die Rede sein wird, wurde auf Kosten
und im Auftrage des Herrn Dr. Hans Meyer in Leipzig unter-
nommen, der auch selbst an der Expedition theilnahm.
Wir kamen Ende Juii 188S nach Sansibar und rüsteten mit Hilfe
deä Indiers ^ewa Hadschi eine Karawane von 250 Maim aiH,
Am 23- August verliessen wir mit derselben Pangani und beiuhreii
den Panganifluss bis Pombue. Von dort zogen wir durch Campinen-
laad nacli der deutschen Pllanzung Lewa, wo wir emsige Thfitigkeit
und schönes (Gedeihen fanden. — Durch hügelige^s, theils offenes,
Iheiis l>ewaldetes Land, welches die Wabondei bewolmen, gelangten
wir nach der englischen Mission JVTagila. am Fuisse des Usamhara-
(;et)irgei5, — Durch eine j^chöne, fruchtbare, dem Gebiete der Sigi-
zullässe angehörige Mulde erreichten wir Mkalamu. das hoch am
ßer^ade auf einem steilen Felsen gelegen ist.
Dann hatten wir die mächtige Wald\vildntss des Koml^ola-
f)erges zu durchziehen ^ von dessen Höhe man einen priiefitigen
Blick auf das l^uengera-Thal geniesst, und stiegen steil nacfi Kisara
afx weiches bereits an einem Zuüusse des Umba gelegen ist. —
Von Kisara führte unser Weg nach Hundu. das ebenfalls auf einem
flohen, steilen Felsen liegt und einen weiten Ausblick auf die un-
geheuere Nyika-8teppe gestattet. Nach üebersteigung des Wald-
berges von Nielo. gelangt nmn in die Kumbamulde. wo Campinen-
land mit Baumeuphorbien und grossen Kakteen vorherrscht, welches
sich auch nordwestlich über die romantischen Gebirge von Gometii
und Jaschatu eri^treckt. Erst bei fMlalo, das in einem scfiönen
Bergkessel gelegen ist, in welchem der Umba entspringt, erreichten
wir wieder fruefitbares, von Bergwald und Hochweiden bedecktes
Land. Wie überall in Usambara, so fanden wir aucli in dem
groüsen Dorfe Mlalo freundliche Aufnahme. — Durch die ausge-
dehnten, unbewohnten Wildnisse des Uateue-Gebietes gelangten wir
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30
in 2 Tagen nach Mbaramu, welches auf einer gegen die Nyika
vorgeschobenen Steükuppe gelegen ist. Dort erreichte unsere Reise
in Usambara ihr Ende und wir stiegen aus den ktihlen Höhen in
die heisse, trostlose Steppe hinab, welche wir nach Gon(ya hin durch-
querten. In diesem Dorfe hofften wir jenen grösseren Theil unserer
Karawane zu finden, den wir zu Lewa auf der gewöhnlichen Route
geschickt hatten, um im Gebirge nicht durch zu viele Mannschalten
gehemmt zu sein. Leider fanden wir aber Niemand in Gondja,
sondern erfuhren, dass unsere Leute und Lasten in Masinde,
der Residenz des Häuptlings Sembodja zurückgehalten worden
seien. Wir waren also gezwungen sofort dahin aufzubrechen. —
Auf diesem Marsche liefen fast alle unsere Leute fort, und auch die
Träger der Hauptkarawane waren — wie wir später erfuhren, auf
Anstiften des Arabers Buschiri-bin-Salim — durch den verrätherischen
Häuptimg Sembodja zur Flucht bewogen worden. Trotzdem unter-
nahmen wir noch einen Ausflug ins Usambara-Gebirge, besuchten die
merkwürdige Hauptstadt Wuga, die alte Residenz des lichtfarbigen
Wakilindi-Geschlechtes, und den District Kwambugu, der von einem
merkwürdigen Hirtenstamme bewohnt wird, welcher besonders
schönes Rindvieh besitzt Dann mussten wir unsere sämmtlichen
Lasten in Masinde zurücklassen und mit dem Nöthigsten, sowie
Instrumenten und Sammlungen den Rückmarsch antreten. Auf
demselben wurden wir kurz vor Pangani aufs verrätherischeste
überfallen, gefesselt und nur gegen Lösegeld wieder losgelassen.
Zuletzt konnten wir, völlig ausgeraubt, unser nacktes Leben nach
Sansibar retten.
Nach Sansibar zurückgekehrt, fanden wir die Situation in
Ost-Afrika gänzlich verändert. Während seit Jahren vollständige
Ruhe geherrscht hatte und Europäer sich unbelästigt an allen
Küstenplätzen aufhielten, tobte jetzt überall der Aufruhr. Alle
Stationen der ostafrikanischen Gesellschaft hatten von den Be-
amten, meist mit Zurücklassung ihrer ganzen Habe, im Stiche ge-
lassen werden müssen, nur Bagamoyo und Dar-Es-Salaam wurden
mit Hilfe der Kriegsschiffe noch gehalten.
Ueber die Ursache dieser Erhebung, welche äusserst plan-
mässig und völlig überraschend ausbrach, herrschen verschiedene
Ansichten. Ich glaube, dass das Zusammenwirken mehrerer
Ursachen dieselbe veranlasste. Nicht zu unterschätzen ist die
Bedeutung des Regierungswechsels in Sansibar. Unter dem frü-
heren Sultan Said Bargasch, dessen persönliche Energie und
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'W^
mf*'
31
rücksichtslose Strenge bekannt waren, hätte wohl so leicht kein
Araber gewagt, einen Aufstand zu planen. Als aber die an Stumpf-
sinn grenzende Schwäche und Indolenz des neuen Sultans Said
Khalifah bekannt wurde, da konnten rebellische Elemente unter
den Arabern der Küste es wagen, wieder ihr Haupt zu erheben.
Gerade Buschiri-bin-Salim war stets dem Sultan feindlich gesinnt,
er hatte Sansibar seit mehr als 20 Jahren nicht betreten und
erklärte uns, dass Said Bargasch ihn dortselbst sofort hätte
köpfen lassen. Ausserdem gibt es in Sansibar wie an allen orien-
talischen Höfen eine dem Herrscher gegnerische Partei, und diese
war es wohl, welche im Geheimen von Sansibar aus den Aufstand
organisirte und die Insurgenten mit Waffen versorgte. Den Sultan
selbst der Anstiftung zu beschuldigen, wie vielfach geschieht, halte
ich für unrecht, da die Bewegung ebensowohl gegen ihn wie gegen
die Deutschen gerichtet ist. Natürlich musste es überall böses
Blut machen, dass der Sultan ohne seine Unterthanen auch nur zu
befragen, die ganze höchste Autorität im Küstenlande der deutschen
ostafrikanischen Gesellschaft, also Europäern, übertrug, da ja jeder
Fremde dem Araber missliebig ist. Als nun gar die Fremden voll-
ständig wehrlos und ohne irgend welche Bedeckung 'erschienen,
dennoch aber sofort alle vertragsmässigen Rechte, also Zoll, Gerichts-
barkeit etc. beanspruchten, da war die Veranlassung zu einem Auf-
stande leicht gegeben.
In neuerer Zeit gefällt man sich darin, die Beamten der
G^ellschaft, meist deutsche Officiere, als Sündenböcke hinzustellen.
Diese sollen durch übermässige Schneidigkeit den Aufstand allein
verbrochen haben. Jedoch konnte das Benehmen der verschie-
denen Herren während der paar Tage ihres Regiments auf das
Ausbrechen oder Nichtausbrechen dieses offenbar lange geplanten
Aufstandes keinen Einfluss haben, üeberdies kann man in dem
jetzt so strenge getadelten Vorgehen .der Beamten nichts Anderes
erkennen, als die stricte Befolgung der Befehle, die ihnen von Berlin
zu Theil wurden.
Doch mögen nun die Gründe für den Aufstand welche immer
sein: er ist da und hat schweren Schaden verursacht. Blühende
Plantagen, an deren Gedeihen zahlreiche Capitalisten Interesse
tragen, wurden zerstört, unserö Expedition ausgeraubt und ver-
nichtet und fast alle Deutschen geplündert und verjagt — doch
alles dies wär^n kleinere Verluste gegen die moralische Einbusse
welche das deutsche Ansehen in Ostafrika erhtten hat Im An-
L
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(^oogle
32
gesiebte und im Bereiche der Geschütze deutscher Kriegsschiffe
wurden Deutsche von Banden Arabern und Negern ihrer Habe
beraubt, gedemüthigt, ja selbst ermordet, fast ohne dass ein Schwert-
streich gefallen wäre. Unter diesen Umständen ist es begreiflich,
dass Buschiri uns gegenüber die Ansicht aussprach, die Deutschen
seien wohl nur „Wadogo-dogo", ganz klein, und hätten nicht die
Macht, ihm zu widerstehen. Dabei kennt er den Unterschied
zwischen „deutschem Reich" und ,,Ostafrikanischer (iesellschaft"
keineswegs, für ihn sind es eben einfach die Wadaitschi, die
Deutschen, die er aus dem Lande verjagt hat. Ein solcher Zustand,
ein solches Verkennen der Macht eines Grosstaates, wie Deutsch-
land, ist keine nationale Sache mehr, sondern wird zur Angelegenheit
ganz Europas. Denn unser ganzes Vorgehen in Central -Afrika ist
ja vorzugsweise auf die Achtung gegründet, welche die Person des
Weissen, die als unverletzlich und unbesiegbar gilt geniesst und die
im Westen noch vielfach als eine Art höheren Wesens dasteht.
Ist dieses Ansehen geschwunden, haben die Schwarzen einmal
gelernt, dass sie die Macht besitzen, dem Weissen entgegenzutreten,
dann ist überhaupt die ganze afrikanische Colonial-Folitik in Frage
gestellt.
Ich bin auch ganz überzeugt, dass, wenn heute Deutschland
erklären sollte, auf Ostafrika zu verzichten und eine Action nicht
vornehmen zu wollen, eine andere Colonialmacht, sei e^ nun
England oder Frankreich, den Aufstand niederwerfen und die Ein-
geborenen für ihre Frevelthaten an Leben und Eigenthum yon
Weissen züchtigen würde. Doch davon ist ja keine Rede. Schon
rüstet man in Deutschland, und die Besiegung der Insurgenten dürfte
jetzt noch keine besonderen Schwierigkeiten haben.
Die Araber selbst, welche in Ostafrika verhältnissmässig nicht
zahlreich sind, kommen als Anführer in Betracht : die Hauptkämpfer
sind jedoch ihre Sclaven, die es. wie ich besonders betone, nie mit
ihren angeblichen Befreiern, den Europäern, sondern mit ihren Herren,
den Arabern, halten, von welchen sie ernährt werden und für welche
sie bereit sind, in den Kampf zu gehen. Mit dieser halborganisirten
und gut bewaffneten Truppe muss vor Allem gerechnet werden.
Daneben sind die Massen der Eingeborenen, die zwar durch die
herumschwärmenden Banden selbst schwer leiden, doch bei der
Charakterlosigkeit der Neger stets den Stärkeren, also gegenwärtig
den Arabern, zuneigen. Hat doch schon Sembodja 800 Mann an
Buschiri als Hilfstruppen geschickt! Doch gerade diese Eingeborenen
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W^p«*"»«^^fff»n° •
33
dürften die Ersten sein, welche bei energischer Kraftentfaltung
Deutsehlands ihre arabischen Verbündeten im Stiche lassen. Schon
ein Bombardement sämmtlicher arabischen Städte an der Küste
würde, wie ich glaube, genügen, um sie schwankend zu machen.
Dock der Aufstand könnte dadurch allein nicht niedergeworfen werden.
Es müssen unbedingt Land-Expeditionen, wenn auch nur
von kurzer Ausdehnung, folgen. Darüber ist man sich wohl all-
gemein klar, nur herrscht noch Zweifel über die Art der Truppen,
die zu verwenden sind. Nach meiner Ueberzeugung sind Europäer
nur an der Küste und in Garnisonen daselbst bei vorzüglicher
Verpflegung verwendbar. Jedes Unternehmen, welches dahin abzielt,
unerfahrene Europäer, deren man ja besonders in den Grosstädten
stets genug findet, sei es nun als Arbeiter, Soldaten oder Colonisten,
ins Innere von Afrika zu locken, wäre nach meiner Ansicht, die
sieh an die sämmtlicher erfahrener Forscher anschliesst, nicht nur
aussichtslos, sondern gerade verbrecherisch. Es handelt sich also um
farbige Soldaten.
Die Suahili der Sansibar-Küste sind, so gut sie sich auch am
Congo bewähren, hier natürlich völlig unbrauchbar, da sie bei erster
Gelegenheit mit den Waffen zum Feinde, zu ihren Landsleuten de-
sertiren würden. — Was Ausser-Afrikaner, also Chinesen. Indier etc.
anbelangt, so kann ich betreffs dieser kein Urtheil abgeben: ich
weiss nur so viel dass ihre Ver\^'endung in Central-Afrika ein
Experiment wäre. Vielleicht bewähren sie sich sehr gut. vielleicht
auch gar nicht. — Die Somal die man in Aden und Berbera
allerdings für unerhört hohe Löhne anwerben kann, sind sicher
tapfere, zuverlässliche Leute, ertragen aber das Klima nicht und
leiden mehr am Fieber als Weisse. KafTern, die an der Delagoa-
Bai stets zu haben sind, zeigten sich am Congo so feige, dass man
sie kaum bewegen konnte, ein Gewehr anzufassen. Ob es noch
andere weniger feige Kaffern gibt, wie man annehmen sollte, und
ob diese als Soldtruppen zu haben sind, weiss ich nicht. Ganz
vortrefllich bewähren sich am Congo die Haussa, die an der ganzen
Guinea-Küste, von Accra bis Lagos, also auch im deutschen Togo-
Land meist zu haben sind. Sie stammen ofl tief aus dem Innern,
Viele unter ihnen haben in der englischen Armee gedient, und sie
lassen sich geradezu als Soldaten anwerben. Diese Leute sind von
wilder Tapferkeit und würden sich an der Ostküste ebenso gut
schlagen, wie sie sich am oberen Congo gegen die sansibarischen
Araber geschlagen haben. Dabei sind die Löhne der Haussas und
Mitth. d. k. k. Geogr. Qt». 1889. 1. 3
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34
anderer West-Afrikaner, wie der Wliy-Boys, meist sehr niedrig.
Mit solchen fremden Truppen wird, wie ich hoffe, der Friede in
Ost-Afrika bald wiederhergestellt sein. Dieses Aufstandes halber
gleich die Flinte ins Korn zu werfen und das ganze Colonial-Ünter-
nehmen für verfehlt zu erklären, wäre sicher unrecht; ähnliche
Krisen haben fast alle Colonien durchgemacht, die schliesslich doch
ihrem Mutterlande reiche Früchte brachten.
Was die Sciaverei anbelangt, so muss daran erinnert werden,
dass dieselbe keineswegs von Aussen eingeführt wurde, sondern
wohl schon seit immer bei fast allen Stämmen Central-Afrikas
bestand und noch besteht. Stets wurden Kriegsgefangene und deren
Nachkommen als Sclaven gehalten und auch verkauft. Doch stehen
diese nur in einem Dienstverhältnisse, das höchstens als milde
Leibeigenschaft bezeichnet werden kann, und unterscheiden sich
kaum von den Freien. Wohl keine Colonialmacht denkt ernstlich
daran, dieses tief eingewurzelte Verhältnis plötzlich zerstören zu
wollen und die Leibeigenen dem Elende preiszugeben. Höchstens
bestrebt man sich, grausame religiöse Sitten, wie solche noch
manchmal im Gebrauche sind, einzuschränken. Von den Arabern
habe ich vor Allem Tippo-Tip näher kennen gelernt Wie alle
Araber, so behandelt auch er seine Sclaven milde, hat jedoch den
Sclavenhandel fast aufgegeben und beschränkt sich auf Elfenbein-
gewinn. Es ist unleugbar, dass er in den von ihm eroberten Gebieten
Ordnung und eine gewisse Cultur verbreitet und seine eingeborenen
Soldaten scharf im Zaume hält Allerdings mag ja bei den Er-
oberungszügen Tippo-Tip's und den Sclaventransporten anderer
Araber viel Verwerfliches vorkommen, doch wäre ein angriftsweises
Vorgehen sicher höchst gefährlich. Tippo-Tip hat sich bisher den
Europäern stets sehr freundlich gezeigt und wäre durch Verhand-
lungen sicher zu manchem Zugeständnisse zu bewegen. Ein ofTen
feindliches Vorgehen könnte ihn jedoch in einen neuen Mahdi ver-
wandeln, dessen ungeheure Macht nicht nur Ost- Afrika, sondern
auch den jungen Congo-Staat schwer bedrohen würde.
Für die afrikanischen Sclaven ist Freiheit überhaupt nur
gleichbedeutend mit Elend oder Verbrechen, und nur durch die
Zwangsarbeit können die Neger aus ihrer Indolenz aufgerüttelt
werden. Diese würde aber nicht nur die Neger zu nützlichen Mit-
gliedern der menschlichen Gesellschaft machen, sondern auch den
Plantagenbau, in welchem die Zukunft Central-Afrikas zu suchen
ist, neuen erfolgreichen Bahnen zuführen.
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35
Statistisehes aus den italienisehen Colonien in
Rio Grande do Sul.*)
Von Paul Laaghans.
(Mit zwei Kartentafeln I und II.)
Das Überraschend schnelle Anwachsen der italienischen Ein-
wanderung in der südlichsten Provinz Brasiliens, Rio Grande do
Sul, hat bei den Freunden deutscher Ackerbau-Colonisation in
diesem Lande lebhafte Beunruhigung hervorgerufen. Die grossen
italienischen Colonie-Centren schieben sich, stets weiter um sich
greifend, zwischen die älteren deutschen Colonie-Complexe und
verhindern so die Verbindung derselben zu einem einheitlichen
<ianzen. Es sind dies nördlich vom Jacuhy an den Abhängen der
Serra Gerae die Colonien Conde d'Eu, Dona Isabel, Alfredo Chaves.
Caxias und weiter westlich Silveira Martins. Dieselbe sind :
Conde d'Eu . .
Dona Isabel .
Alfredo Chaves
Caxins . . .
Silveira Martins
Gegründet
187«
1876
1875
1877
Emancipirt
12. April 1884
12. April 1884
August 1882
Diese fünf Colonien sind fast ausschliesslich von Italienern (vor-
zugsweise von Lombarden und Welschtirolern) bewohnt; nur in
Conde d'Eu und Caxias bilden Deutsche einen geringen Theil der
Bevölkerung, üeber die Nationalität der Bewohner gibt folgende
Tabelle Aufschluss (31. December 1885).
1
Colonie
Italiener
1
1
Brasilier
Fran-
zosen
Portu-
giesen
121
a 1
. ^
SJ g
Conde d'Eu . . .
j 4330
404
1872
56
_
6783 ,
i Dona Isabel . .
, 9252 '
. ,
2656
—
—
—
11908
Alfredo Chaves
748
30
—
—
—
778
Caxias ....
10353
416 1
3032
—
—
17
13818
1 Silveira Martins .
! 4823 ;
33 .
460
—
2
—
5318 1
1 zusammen
! 29506 1
853 1
8050
56
2
138
38605
♦) Besonders auf Grundlage des Relatorio sobre o servi^o de immiv:ra(;äo
« colo.iisacäo na provincia do Rio Grande do Sul, Dem Ackerbau- und Handels -
Ministerium vorgelegt vom Ingenieur Manoel Maria do Carvalho Rio de
Janeiro 1886. (Nicht im Buchhandel.)
3*
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38
In der Rubrik »ßrasilier« sind auch die in Brasilien geborenen
Kinder der Einwanderer begriffen.
Das Verhältnis der Geschlechter zu einander gibt folgende
Tabelle an (gleichfalls auf den 31. December 1885 bezogen):
Colouie
Bevölkerung
Verhältniss der Geschlechter
imännl.l weibl. ^^^Z,^^ JJll^
I I I sammen i heirat.
ledig
ver-
wittw.
zu- j
sammen
= 1,
1 Conde d'Eu
I Dona Isabel
I Alfredo Chaves
Caxias
I Silveira Martins
i
3782'
65521
454;
7396
3179
3001 !
5356
324
6422 I
2193
6783 I 4219
11908 6593
778
13818
5318
2403
5015
463 292
8620; 4853
3108 I 2113
161
300
23
345
6783 j
11908 I
778 I
13818
97 5318
zusammen
Wie schnell
rabeUe:
21363 I 17242 38605 j 23003 ! 14676 | 926 ' 38605*)
diese Colonien angewachsen, zeigt folgende
Colonie
Bevölkerung
I
1878
1884
1885
Conde d'Eu . .
Ilona Isabel
Alfredo Chaves
r.axias .
Silveira Martins
2500
2431
3851
6306 ;
9604 I
10591 j
2710 (1882)'
6783
14300
13818
5318
I überwiegend
Italiener.
zusammen
29211
I
40219
I
Die geringe Zunahme der Bewohner von Conde d'Eu von
1884—85 erklärt sich durch den Umstand, dass keine disponiblen
Lündereien für neue Einwanderer mehr vorhanden waren ; letztere
vielmehr in Dona Isabel und der neugegründeten Colonie Alfredo
fihaves angesiedelt wurden, die in Folge dessen eine Zunahme von
kO Perc. aufweisen. Der Zuwachs im genannten Jahre besteht aus:
4109 Einwanderern und
1064 Ueberschuss der Geburten über die Sterbefalle
5173
Es wurden nämlich geboren:
es starben:
Conde d'Eu
378
66_
'312
D. Isabel
1032
280
752
1064
') Dazu kommen noch 1614 Einwanderer, welche am Schluss des Jahres
noch nicht angesiedelt waren und die Alfredo Chaves zugezählt werden müssea.
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8282
1878: 3322
1876
416
: 17
206
121
10.591
1878: 38ol
37
In Caxias bestand die Bevölkerung zur Zeit der Emandpa-
lion 1884 aus tolgenden Nationalitäten:
Italiener:
BrasÜier:
Deutsche :
Verschiedene :
1884:
1885 : 13.H18. Das PlmvonSlil Seelea
€Jit?tand ans: 2071 Einwanderern
und 1156 Vermehrung der eingesessenen Bevölkerung
3227"^
Es wurden geboren: 1884: 1885:
(vom April an]
382 858
es starben: 25 59
1160
Die Vermehrung der Bevölkerung von Silveira Martins
Ton der Emancipation 1882 bis zum 31. December 1885 betrug:
Einwanderer 205 S>
Production d. Col 553
2008
Nämlich es wurden geboren : 685
es starben: 132
Ueberschnss: 6öH
Die Civil Verhältnisse dex italienischen Colonien waren folgende :
Colonie ' ZeiLrauui GelauR Verheirät Gestorben
Conde dT.u . .
Doaa lsabel ,
. €aiias
' Silveira Martins
Apr. 1884 ^ Dez. ISaö
Aug. ] 883^ Dez, 1882
18a^ L
1885
;^78
49 1
m
10:^2
157 '
2m
1240
21:^
84
m ,
11
18
166 ,
2& 1
88
175
S9 1
Bd
284
41 ,
45
i
Zur Beförderung ihrer Erzeugnisse nach der Hauptstadt Porto
Aleg^re und an die Küste benutzen die Colonien Conde d'Eu und
Dona Isabel die Strasse Buarque de Macedo, welche von Säo »^oao
de Montenegro ausgehend, in 64 Kilometer Ausdehnung den Stadt-
platz von Conde d'Eu erreicht. Von dort geht sie nordwärts,
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38
berührt nach 14: km den Stadtplatz von Dona Isabel, den Rio
das Antas überseh reitend und durchschneidet alsdann weiter nördlich
die Colonie Alfredo Chaves. Die Entfernung vom Stadtplatz von
Dona Isabel bis zum Passo das Antas beträgt 20*114 km von
letzterem bis zum Stadtplatz von Alfredo Chaves 20*377 km
Der Weg überschreitet darauf die Serra Gerae und betritt die
Campos von Vaccaria. Die Beschaffenheit dieser sog. Estrada lässt
fast Alles zu wünschen, zuweilen ist sie streckenweise unpassirbar.
Die gegenseitige Entfernung der Stadtplätze von Caxias und Dona
Isabel beträgt rund 40 hn. Der Verkehr und Transport auf der
Estrade Buarque de Macedo wird durch Lastthiere und Carreter»
vermittelt; von S. Joao de Montenegro befördern kleine Dampfer
auf dem Cahy und Jacuhy abwärts die Waaren nach Porto Al^re,
von dort grössere nach den Nordhäfen Brasiliens.
Den Verkehr der Colonie Caxias mit ihrem Hafen Säo
Sebastiäo am Cahy vermittelt die Estrada de Visconde do Rio
Branco ; ihre Länge beträgt vom Stadtplatz aus gerechnet 66 km.
Von Säo Sebastiäo do Cahy bis S. Joa5 de Montenegro sind e»
89'6 km von letzterem Orte bis Porto Alegre 92*4 km.
Die Colonie Silveira Martins wird durch einen guten Fahrw^
mit der Stadt Santa Maria da Bocca do Monte verbunden; als
Station an der neuen Nordbahn dient ihr der Haltepunkt Colonia.
Die Waaren werden bis zur Endstation der Bahn am rechten
Taquary-Uter mit derselben befördert, von dort zu Wasser; die-
Entfernungen betragen 15, bezw. 247*72 und 90 ^•m.
Folgende Tabelle zeigt übersichtlich die Art des Waaren-
Transportes bis Porto Alegre:
Colonie
In Kilometern
Fahrweg | Eisenbahn 1 Fussweg 1 zusammen
Conde d'Eu 64 — | 924 j 156 4
Dona Isabel 78 — 92 4 ' 170 4
Alfredo Chaves 118491 — 924
Caxias . . 66 — 132
Silveira Martins 15 247*172 90
210-891
198
352172
Die langen Transportwege wirken natürlich erheblich auf die
Vertheuerung der Colonie-Producte ein, wie die nächste Tabelle
zeigt :
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39
8ldJdp(JV[V
' to lo lS^ ko lO lo I I I
i> »b ib cb «o (N
0091
t, ._
'« ;jod
X , !
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I 0091
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40
Am kostspieligsten ist also wie ersichtlich der Landstransport,
ausser der grösseren Billigkeit hat aber der Wassertransport noch
den Vorzug der Bequemlichkeit und Sicherheit *)
In gleichem Masse wie die Einwohnerzahl hat sich die Menge der
Colon ieei^zeu^nisse vermehrt. Die Gute des Bodens und der Fleiss
der Ansiedler hat bereits sehr bemerkenswerthe Erträgnisse gebracht
Von besonderer Bedeutung ist die Production von Weizen und
Wein, welche bisher in grosser Menge in die Provinz eingeführt
wurden. Die Producte sind in allen 5 Colonien ziemlich die gleichen,
auch was die Güte anbelangt. 1878 war die Production in Conde
d'Eii und Dona Isabel entsprechend der kleinen Einwohnerzahl
auch nur gering. 1883 und noch mehr 1885 war sie sehr ange-
wachi>en. wie die nachstehende Tabelle zeigt. In derselben ist
Aifredo Chaves nicht mitaufgeführt, da dieselbe bisher nur für den
Bedarl der Bewohner producirte, dagegen noch nichts ausführte.
^) öeber die BinnenschifffHhrt dieser Provinz s. ^Deutsche Rundschau
fär Geogiaphio und Statistik," VIII. Sept 1886 pp. 529-540.
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42
Die Production von Mais und Bohnen überwiegt also bei
weitem. Ausserdem wird noch in kleineren Mengen hervorgebracht:
Flachs, Haifa, Branntwein u. A. In geringen Quantitäten wird auch
in den ersten beiden Colonien Hafer und Tabak producirt.
In den ersten 5 Jahren betrug das Fruchtbarkeits-Ver-
hältniss:
>
j Colonie
d
1
Roggen
Mais
Bohnen
Reis
Hafer
1
1
1
! 1 : j Durchschnitt 1
j Conde d'Eu • 1 40 SO 80
1 Dona Isabel \ *" '^ ^^
Caxias .... 35 40 80
Silveira Martins i 35 - 30 100
1
70 ' 100
60
60 80
40
64
51 !
61 !
Durchschnitt
36-7
33-3 86-6
63 3 1 —
—
i
Auf Gaxias waren 1883 vorhanden : 4800 Mault hiere
5900 Pferde, 3500 Kühe, 8000 Schweine. 1500 Ziegen, 12000
Schweine, auf Dona Isabel 3700 Maulthiere (Mulas), 4000 Pferde,
3800 Kühe, 8000 Schweine.
Die Einwohnerzahl der Stadtplätze betrug:
Colonie
1882 1884 ' 1885
Dona Isabel
Conde d'Eu
Caxias (Dante)
Silveira Martins
635
292
814
343
1120
283
In den Stadtplätzen von Conde d'Eu und Dona Isabel und befinden
sich Kirchen; Alfredo Ghaves besass noch kein Gotteshaus. Die
Bevölkerung ist mit wenigen Ausnahmen katholischer Confession.
Die Kirche in Conde d'Eu ist aus Ziegeln erbaut, die von Dona
Isabel war aus Holz und vollständig zerstört. In den Hauptpicaden
liegen kleine Capellen, von Holz oder Stein erbaut. Die Hauptkirche
von Caxias ist Santa Theresa geweiht, in den Picaden gibt es
nicht weniger als 40 Capellen. Die Kirche auf dem Stadtplatz von
Silveira Martins war nur ein ziemlich zerfallenes Holzgebäude, das
früher als Aufnahmehaus für neue Einwanderer gedient hatte, eine
neue war im Bau. Die SchulverhäJtnisse liegen gleichfalls noch
ziemlich im Argen. Für mehrere ausgedehnte Picaden mit tausenden
von Kindern existirt häufig nur ein einziger Lehrer. Der eine oder
andere Colonist gibt wohl auch als Privatlehrer Unterricht im Lesen,
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43
Schreiben und Rechnen. Im Stadtplatz von Dona Isabel befindet
sich eine gemischte, von einem staatlich angestellten Lehrer geleitete
Schule. Inder Picade Leopoldiüaexistirt gleichfalls eine Schule für beide
Geschlechter ÄUijsei'dem wird auf dem Stadtplatz von einer italie-
nischen üeselLschaft {Mutuo Socorso) eine Privatschule iinterha!U^n
mit einem Lehrer, Die Mitglieder der (iesellschaft bezahlen 500 reis
Schulgeld per Monat, NichtmitgUeder 1000 reis. Die Schülerzalil und
der B^uch der beiden Stadtplatz-Schalen stellte sich folgender-
massen :
Dona Isabel
Staatsschiile ^
FnvatsclmLe ,
I SchQlerzahl
'männl.l weibl. I zus
I Täglicher Besuch
ImänDl I weibl. 1 zus
20 I 48 I
34 ; 13 '
68
47
16
26
28
9
44
Ah
a
Auf dem Stadtplatz von Conde d'Eu sind gleichfalls eine Slaats-
schule mit einer Lehrerin und eine Privatschule. Die Vf^hiillnisse
derselben lagen folgendermassen :
Coude d'Eu
Schülerzahl 1 Täglicher BesiN^h
'männl.l weibl ' zus männl.i weibl ' zus.
Staatsschule
Privatschtile
? I
37 !
16
50
53
I
20
10
30
ao
Die Colonie Alfredo Chaves besass überhaupt nocli keine
Schale. Gleich Jämmerlich ist es mit dem Schulwesen der anderen
Colonien bej^tellt. In Caxias unterhält die Provinz 2 Schulen, eine auf dem
Hauptstadtpiatz (Dante) mit einem Lehrer und einer Lehrerin und
die andere in der Picade 9. Legua mit einer Lehrerin. Der Bei^uch
derselben stellte öicli 1885 wie folgt:
I Schülerzahl 1 Täglicher Besuch
Caxias I 1— . _ —
männl. Iweibl. I zus. männl.l weiblJ zus.
Sladtplatz
fl* Legua
68
44
112 I 50
58 I —
I 40
90
48
In verschiedenen Gegenden der Colonie existirten ausserdem
üfxih 0 Privatschulen mit zusammen '^40 Schülern und Schülerinnen
In der Colonie Silveira Martins gibt es zwei Staatsschulen, eine auf
dem StadtplatZj die andere in der Coloniesection Veneto beide
von je einer Lehrerin geleitet, üeber die Schule von Veneto liegen
folgende Daten vor:
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44
^., . ,, .. Schülerzahl
Täglicher Besuch
1
!
1 männlJweibl zus
männl i weibl. ! zus
1 1
Veneto ... 29 l 19
1 1
48
23
15 38
AnsHardam
aina scliwaeli
besQchta
Abandschale.
Die Stadtplätze der Colonien haben sich mit dem Wachsthum
derselben immer mehr zum Mittelpunkt des Verkehres heraus-
gebildet. Die Häuserzahl der »sedes« von Gonde d'Eu, D. Isabel,
Caxias und S. Martins belief sich auf 163 bezw. 70, 402 und 186.
Alle Gewerke sind zahlreich vertreten, besonders Schmiede,
Zimmerleute, Schuster u. A. Der bedeutendste Stadtplatz ist ohne
Zweifel der von Caxias, wo sich Theater, Hotels, Caf^ etc.
finden.
Die italienischen Colonien im Süden der Provinz sind erst im
Entstehen begriffen. Die neu angelegten Maciel und Aßonso Penna
zählten 1886: 23 Italiener auf 5 Colonieplätzen ; 75 Lose waren
noch unbesetzt. Im Ganzen sind also überhaupt nur 80 Colonie-
plätze vorhanden,*) während Conde d'Eu 1135, Dona Isabel 1362,
und Caxias 3350 zählen.
Im Grossen und Ganzen lässt sich ein Fortschritt und Gedeihen
der itaUenischen Colonien, Dank des Fleisses, der Anspruchslosigkeit
und Nüchternheit ihrer Bewohner nicht leugnen, wenngleich das
hier Geleistete auch keinen Vergleich aushält mit den Früchten
deutscher Thatkraft und deutschen Fleisses, wie sie die hiesigen
deutschen Colonien zeigen.
Geographischer Monatsbericht.
Erstattet vom General-Secretär Dr. Franz Ritter v. Le Monnier.
Allgemeines«
Der Internationale Geograph ische Cougress in Paris 1889.
Die Geographische Gesellschaft in Paris hat an unsere Gesellschaft eine
Einladung zur Theilnahme an dem von ihr veranstalteten internationalen geo-
graphischen Congresse in Paris gerichtet und theilen wir in folgendem die
näheren Modalitäten unseren Mitgliedern mit.
Der Congress wird anlässlich der Weltausstellung in der Zeit vom 5. bis
11. August 1889 im Palais der Pariser geographischen Gesellschaft, Boulevard
Saint Germain Nr. 184, tagen. Eine einzige, feierliche Sitzung wird imTrocadero-
Saale, welcher von der Ausstellungsdirection zu diesem Zwecke den Pariser
*) Nach anderer zuverlässiger Angab a hatte Maciel 59, Affonso Penna
46 Lose, beide zusammen also 105.
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gelehrten Gesellschaften überlassen wurde, alle anderen Sitzungen in dem
genannten Hause der Gesellschaft stattfinden.
Es sind bereits Einleitungen getroffen worden, um bei den französischen
Eisenbahn-Gesellschaften Fahrpreis-Ermässigungen für die Congress-Mitglieder
zu erwirken.
Das Programm enthält 6 Gruppen u. zw.
1. Mathematische Geographie und Geodäsie, Hydrographie, Topographie,
Kartographie.
2. Physikalische Geographie, Meteorologie und Klimatologie. Geologie.
Pflanzen- und Thier-Geographie, Oceanographie. Ethnographie. Medicinische
Geographie.
3. Oekonomische Geographie: Handels-Geographie und Statistik.
4. Historische Geographie : Geschichte der Geographie und Kartographie^
his'.orische Geographie.
5. Schul-Geographie : Unterricht und Verbreitung der Geographie.
6. Reisen und Erforschungen.
Das Organisations-Comitö überlässt den Congress-Mitgliedern jede Initiative
zur Ueberreichung von Fragen oder Mittheilungen in den Sitzungen. Die auf*
gestellten Fragen müssen jedoch sobald als möglich an dieses Comite einge*
sandt werden, damit dieselben den betreffenden Comite's zur Feststellung der
Reihenfolge der Behandlung derselben übergeben werden können. Jedenfalls
behalten sich die Comitö's der Gruppen vor, ein Programm jener Fragen auf-
zustellen, welche zu berathen, ihnen nützlich erscheint und bei welchen hiereiuf
bezügliche Mittheilungen oder Berichte vorgebracht werden können.
Ausserdem besteht das Project, dass jede geographische Gesellschaft für
ihr Land einen summarischen Bericht über die Reisen und Publicationen,
welche am meisten zur Förderung der geographischen Wissenschaften im
19. Jahrhunderte beigetragen habe, einsende. Dieser Bericht soll in zwei Theile
zerfallen: 1. eine Aufzählung der Reisen von Forschern der bezüglichen
Nationalität mit kurzer Angabe der Daten und der erforschten Gebiete, sowie
des commerciellen Vortheiles dieser Reisen und 2. einen bibliographischen
Index der wichtigsten einheimischen geographischen Publicationen. Den Aus-
gangspunkt für diese Belichte kann dos Jahr löOO abgeben.
Diese Berichte sollen von einer Special-Commission gesammelt werden
und ein Denkmal der Geschichte der Geographie des 19. Jahrhunderts bilden ^
da sich das letzte Decennium später leicht ergänzen lässt.
Was den eben angeführten Plan anlangt, so fürchten wir. dass die 2eit
viel zu kurz ist, um ein so ausgedehntes und schwieriges Material in gründ»
lieber Weise bearbeiten zu können, da für diese historische Arbeit, noch mehr
aber für die verlangte Bibliographie eingehende Vorarbeiten fehlen und dieselben
viel mehr Zeit in Anspruch nehmen, als hier geboten wird. Eine solche Auf-
forderung hätte, wenn sie wirklich Werth volles zu Tage fördern soll, lange
vorher an die einzelnen geographischen Gesellschaften gerichtet werden müssea
Wir wollen nicht unterlassen zu bemerken, dass das Organ isations-
Comil^ besonders h:rvorhebt, dass iede politische Discussion mit besonderer
Sorgfalt vermieden werden wird, um dem Congresse den internationalen
Charakter zu wahren. Der Präsident Lesseps habe betont, dass die geographische
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Gesellschaft von Paris, die älteste von allen, stets das Beispiel der Brüderlichkeit
gegeben, welche die Gelehrten aller Völker ohne Ausnahme vereinigen solle;
sie habe daher auch das Recht daran zu erinnern, dass die Wissenschaft den
politischen Fragen fremd ist, welche die Völker ereifern und trennen.
Die k. k. geographische Gesellsc!)alt erklärt sich bereit, eventuelle An-
meldungen als Mitglieder des Congre.ses dem Organi:ations-Comit^ bekannt
zu geben.
Europa.
Die Binnenscliiffalirt in Frankreich.
Die BinnenscliifTahrts-Congresse, welche bei uns und in Deutschland
getagt und ein so reiches Material für die Regelung der Flüsse und die interne
Schiffahrt überhaupt erbracht haben, sowie die bedeutende Regsamkeit auf dem
Gebiete des Canalbaues in Deutschland, haben in dem classischen Lande der
Binnenschiffahrt, in Frankreich, besonderes Aufsehen hervorgerufen.
Zum Beweise hiefür wollen wir nur auf eine sehr gut geschriebene
interessante Studie des Ingenieurs L^ger hinweisen, welcher in einer Sitzung
vom 18. März 1888 in der geographischen Gesellschaft von Lyon (Bulletin,
1. Janv. 1889, tome Vll, 6 livr. p. 557) die Binnenschiffahrt Frankreichs mit
jener Deutschlands und Oesterreichs vergleicht und zu ungünstigen Ergebnissen
gelangt.
Nach ihm stellen sich die Frachtpreise der Seeschiffahrt von 0001 bis
0 002 Frank per Tonnenkilometer, jene der Canal- oder Flussschiffahrt auf 001
bis 002 Fr. oder 10 mal mehr, jene der Eisenbahnen auf 006 Fr. Es ist also
der grosse Vorzug der Schiffahrt für Massengüter, die eine langsame Beförderung
vertragen, ganz evident. Diesen Vortheil habe auch Amerika, das ungeheure,
tief in's Innere schiffbare Ströme besitze, vor Europa voraus.
Frankreich besass im Jahre 1884:
4286 Kilometer schiffbare Flüsse,
3539 „ canalisirte „
4713 „ Canäle,
12.538 ,, Wasserstrassen gegen
30.975 „ Eisenbahnen.
Die Wasserstrassen betragen somit */& und die Canäle insbesondere nur
Ve der Länge der Eisenbahnen.
Die Menge der transportirten Frachten betrug 1884
auf den Flüssen 1.126,475.000 Tonnen-Kilometer,
„ „ Canälen 1.825,018.000
Zusammen 2.452,093,000 „
während auf den Eisenbahnen
(ohne Localbahnen) 10.268,000.000 ,,
(und auf der See 16,030.000 Tonnen verschiedener Distanz) verfrachtet wurden
(also 4 mal so viel als auf den Wasserstrassen).
Der Vergleich des Transportes ruf Wasserstrassen und Eisenbahnen,
ergibt noch folgende interessante Daten:
Auf dem Canal du Midi wurden 75.000 Tonnen, auf der daneben führen-
den Bahnlinie von Cette nach Toulouse, wurden 1,377.000 Tonnen; auf der
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47
Rhone 200,000 Tonnen, auf den sie begleitenden beiden Uferbahnen 3/220.000
Tonnen verfrachteL
Hingegen trugen Frachten
der Scbelde-Canal nach üimbrai 2,319.000 Tonnen,
die Seine 2,263.000 „
die Oise 1,679 000 ,,
der Canal von Saint Quentin 2,172.000 „
der Rhein-M^rne-Canal 631.000 „
der Canal von Berry 606.000 „
fefenübcr den zunächst gelegenen Eisenbahnen
Nordt von Paris nach Ergnelines 2,163.000 Tonnen
V Arras 1,982.000 „
¥on Paris nach Lyon 1,746.000 .,
„ Rouen 1,557000
, Bordeaux 1,008.000
., ., ,, Nancy 1,011.000
Der Seine-Flufishftfim von Paris empfängt jährlich 5,334.on(j Tonnen
Güter, während Stnrseille nur 4,668.000, Havre 2,604.000 und Bordeaux
2MBXm Tonnen empfangen.
Es betragen Die Anlagekosten Der mittlere Anlagekosten f. d,
auf tien per Kilometer Transport transport. Tonne
schiffbaren Flüssen 61.500 Fr. 144.000 Tonnen 0*43 Fr.
Canälen 183.000 ., 2-1.000 ,, 0-65 „
Eisenbahnen 425.000 ., 364.000 „ 110 „
Leger vergieichi hierauf die hydrographischen Verhältnisse Frankreichs
mit jenen Deutschlands, welche viel gtinstiger seien, denn die Höhe von 10(^1 m
begegne man von der Adündung des bezüglichen Flusses:
auf der Rhone sc hon in 215 Kilom. auf der Weser in 399 Kilom,
„ „ Garonne „ 360 „ ,, „ Oder ,, 524 .-
5, „ Loire ,, 398 ,, ,, dem Rhein ., 621
^. ,. Seine „ 556 „ ,, der Elbe ., 662 „
,, ,, Donau ., 1725 ,,
In Folge ilires steilen Falles haben die französischen Flüsse schon nahe
der Mündung ein Gefälle von 0*25 bis 0*30 m auf den Kilometer, während in
Deutschland dies GeMlle sich erst im Oberlaufe der Flüsse einstellt In Folge
der Hochwasser ist es 9*:hwierig in den französischen Flüssen ein niitllerea
Falirwrasser von 1*/, bis 2»i zu erhalten, während die deutschen Flüsse auf
sehr grossen Strecken der Gesammtlänge von 7770 Kilometer Tiefen von 2, 3,
ja bm besitzen. Per Fraditentransport auf den deutschen Flüssen hebt sich in
rascher Weise. Während im Jahre 1835 auf dem Rheine nur 350.0« «) Tonnen*
1B65: 1.450.0CKJ; 1^75 noch 2,327.000 Tonnen transportirt wurden, stieg die
Frachten menge 1885 bereits auf 4,f»67.000 Tonnen (davon 2,773.0(K> abwärts,
1.T94.CI00 aufwärts) mit einer jähriichen Zunahme von 7%. Die Fracbtenmenge
auf der deutschen Elbe betrug 2,641.000 Tonnen mit einer Zunahme von 16%.
jene auf der Spree 4.071f)00 Tonnen.
Der Autor schlägt vor die Ausdehnung des jetzt im Bau begriffenen
Seiteß-Canais der beinahe unschifTbaren Loire von Roanne nach Chatillon von
Orlfen^ oder Oombleux bis Nantes, ferner die Vereinigung der Loire mit der
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48
Garonne durch einen Canal von Libourne über Ribörac, Ruffec, Poitiers,
Chätellerault bis zum Seiten -Canal der Loire zwischen Tours und Saumur mit
zwei Abzweigungen zur Charente und zur S6vre Niortaise. Endlich soll ein
Canal aus den Kohlenfeldern des Nord-Departement direct nach Paris führen.
Die Diehte 4er Eisenbalinen in Europa«
Unser so verdienstvolles AusschussmitgUed. Prof. Franz Ritter v. R z i h a,
eine auf dem Gebiete des Eisenbahnbaues wohl allgemein anerkannte Autorität,
hat jüngst in einem Essai die Dichte des österreichischen Eisenbahnnetzes
besprochen und an der allgemeinen Entwickelung des Eisenbahnnetzes gezeigt,
wie sehr Oesterreich-Ungarn anderen Culturländem gegenüber in dieser Be-
ziehung noch im Rückstande ist. Er erläutert dies durch folgende Zahlen:
Im Herbste 1825 wurde die erste prakticable Eisenbahn in England
errichtet, 1830 bestanden in verschiedenen Ländern erst 322 Kilometer öffent-
liche Bahnen, aber schon 1840 mass deren Länge bereits 8591 Kilometer;
dieselbe vergrösserte sich 1850 auf 38,022, 1860 auf 106,886, 1870 auf 221,980,
1880 auf 357,035 und 1886 bereits auf 512,505 Kilometer. Heute schätzen wir
die Gesammtlänge der Eisenbalinen der Erde auf 5^0,000 Kilometer, das
heisst den vierzehnfachen Umfang des Aequators, und das Anlage-CapitaL
welches die Menschen dieser technischen Institution gewidmet haben, auf
65,300 Millionen Gulden. Der alljährliche Zuwachs an Bahnlänge ist demnach
in stetiger Ansteigunjr begriffen und beträgt dieses Mass innerhalb unseres
Jahrzehents 25,900 Kilometer, also mehr als das gegenwärtig rund 25,000 Kilo-
meter messende Gesammtnetz von Oesterreich-Ungarn. Von diesem alljährlichen
Zuwachse in unserem Jahrzehnte entfallen auf Europa 5600, auf Amerika 17.000.
auf Asien 1600, auf Australien 1200 und auf Afrika 500 Kilometer. Wird aber
bedacht, dass die Vereinigten Staaten von Nordamerika allein 13,800 Kilometer,
also 80 Percent, und Britisch-Indien allein 50 Percent des Jahreszuwachses
von ganz Amerika, beziehentlich Asien aufweisen, so erhellt die merkwürdige
und vielfach übersehene Thatsache, dass es vorzugsweise die bereits mit
Eisenbahnen versehenen und wirthschafllich wie civilisatorisch entwickelten
Staaten sind, welche ihr Schienennetz am eifiigsten und in dem klaren
Bewusstsein verdichten, dass in unseren Tagen die Locomotive das bedeutendste
technische Rüstzeug ist im Kampfe der Völker um Vermehrung des Wohl-
standes, des politischen Ansehens, des Ausgleiches der menschlichen Meinungen
und der Ausbreitung der Bildung. Die folgenden Tabellen verzeichnen nun
nach den letzten statistischen Gesammtausweisen den Stand der Dichte des
Schienennetzes in verschiedenen Staaten.
Es besteht Bahnlänge in Kilometern:
per 100 Quadrat- per 10,000
Kilomater Landfl&che Eiawohner
1876 18^6 1878 180S
Sachsen 11-7 15-1 7-0 71
Elsass-Lothringen 5-9 94 5*6 87
Baden 73 89 79 8*4
Württemberg 61 81 67 79
Baiern 51 6*9 8*2 9-7
Preussen 45 65 66 80
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■ BUili!W|.,lJ -u > -
49
per 100 Qnadrut- per 10.000
Kilometer LaodflAcbe EiDwohner
18T6 18f6 1876 1>86
Ganz Deutschland . . . 51 71 67 81
Oeslerreich 30 4*4 r)i> &l
Ungarn 2-() 28 45 5-7
Ganz Oesterreich-Ungarn 2*7 36 4*7 58
England . 83 9'9 78 84
Frankreich 40 6*3 60 87
Belgien 11-7 15*4 67 7-7
Holland 53 80 4*8 6*3
Dänemark 3*2 51 6-7 91
Schweden 10 1-6 9-5 15-6
Norwegen 02 05 30 8*0
Schweiz 40 68 77 96
Italien ... «Jo 4*0 28 38
Spanien M 19 35 5-5
Portugal 10 17 2 2 33
Rumänien ... ... lO 1*5 27 3*6
Europäisches Russland . 04 0 5 3-5 31
Vereinigte Staaten von Nordamerika 1*5 2*4 30 1 3^»*0
Nach dem Vorgange von Dr. Eni:el lassen sich heide statistischen Werthe
durch die mathematische Bildung ihrer mittleren Proportionale (Quadratwup^eL
aus dom Producte) zu einem einheitlichen Massstahe gestalten. Hienach entsteht
für das Jahr 1886 die folgende Reihe der Staaten:
l8T(i
Eielgien 88
Sachsen 90
Vereinigte Staaten von Nord-
amerika 67
England S.O
Elsass-Lothringen 5 7
Baden 7*5
Baiern 65
Württemberg 64
Schweiz . . . .61
Ganz Deutschland ... 6*4
Preussen 5 4
Frankreich 49
Hieraus resultirt die Notl
österreichischen Eisen hahnnetzes.
Asien.
Der Handel Persirns.
Nach einem Berichte des englischen Consuls in Täbris betrug im Jahfü
1887,8 die Einfuhr in diese Provinz 910.108 Pf. Sterling gegen 795.31K) Pf. im
Vorjahre, während die Ausfuhr von 233.023 Pf. auf 575.03") Pf. gestiegen war. Dt^r
Gesammthandel nahm also um 13t).75t) Pf. oder 12''/o zu. Grossbritannien parLi-
Mitib. d. k. k. Geogr. Ges. 1889. 1. 4 i<^ j
Digitized by VjOOQIC
1886
187«
\fm
10-8 Niederlande . .
. . 50
70
10 3 DänemarK-
4-6
tV8
Oesterreich . .
. 4-0
bi
9*6 Schweden . .
30
5(1
9*1 Oesterreich-Ungarn
3 5
4-5
90 Ungarn
. . 30
■1*0
8 6 Italien ...
. . 1-9
38
81 Spanien
. . 19
32
80 Rumänien ....
1-7
2-6
7-9 Portugal ....
. . 1-5
0.4
7 6 Norwegen . .
. . 1-8
'l'O
7*4 Europäisches Russland .
. . 10
1'3
i 4
iwendigkeit der weiteren
Ausbreitung
des
50
cipirt mit 80% an der Einfuhr, hauptsächlich Wollen- und Baumwollwaaren. Russi-
scher Zucker (62.628 Pf. St.) hat den französischen (461 Pf. St.) ganz vom Markte
verdrängt. Der Hauptexportartikel sind getrocknete Früchte. Der Handel ist
fast ausschliesslich in den Händen der russischen Armenier, welche ihre Waaren
aus dem Inneren über Ardebil nach dem Ufer des Kaspi-Sees und per Schiff
nach Baku senden können, was viel billiger ist, als der Transport zum Schwarzen
Meere über Erzerum und Khoi. Baumwolle wird ziemlich viel exportirt; deren
Cultur wurde von Russland aus durch die unentgeltliche Vertheilung von
Baumwollsamen in dieser Provinz sehr gefördert. Russland ist der grösste
Abnehmer der Producte dieser Provinz und sucht durch Etablirung eines
Marktes in Baku den persischen Handel ganz an sich zu ziehen. Der zweit-
grösste Abnehmer ist England mit 127,, des Exports, dann folgen Frankreich,
Oesterreich-Ungarn und Deutschland. Das dringendste Bedürfnis dieser Provinz
wäre die Erbauung neuer Strassen.
Seitdem die Bahnlinie durch den Kaukasus für den fremden Handel
geschlossen ist, und da der Karawanenweg über Trapezunt und Erzerum nach
Nord-Persien zu kostspielig erscheint, ist das Bestreben Englands auf die Er-
öffnung eines neuen Handelsweges nach Süd-Persien gerichtet und ist es ihm
auch gelungen, die Freigebung der Schiffahrt auf dem Karunflusse zu erlangen.
Doch ist damit nur der Anfang einer praktikabeln Handelsstrasse gemacht, da
entweder von Schuster direct nach Isfahan durch das Gebiet der Bachtiaren
oder von Disful (N. W. von. Schuster) nach Burudschird durch das Gebirge
ein praktikabler Karawanenweg hergestellt und vor den Ueberßlllen der Gebirgs-
bewohner gesichert werden müsste. Auch ist zu erwägen, dass die Distanzen
von Enseli. dem Haupthafen Persiens am Caspi nach Teheran nur 322 km und
nach Isfahan 772 km betragen, während von Buschir nach Isfahan 836 km
und nach Teheran 1287 km sind.
Rassiscbe For8chaii§ren im Pamir.
Herr Weniukoff hat an die Londoner geograph. Gesellschaft folgendes
über die Expedition Grombtschewski's, welche letztes Frühjahr Turkestan
verliess, um das Pamir zu kreuzen und nach Dardistan und zum oberen Indus
zu gelangen, berichtet: die letzten bis 2. December 1888 reichenden Mit-
theilungen über diese Expedition stammen vom russischen Consul in Kaschgar,
welcher mehrere Briefe von diesem Reisenden erhielt Hienach hat die Ex-
pedition nach Verlassen des Kara-Kul-Sees das Hochland des Pamir vom N. aus
erreicht und folgte dem Laufe des Ak-su bis zu seinem Zusammenfluss mit dem
Istyk. Dort wurde sie von chinesischen Beamten, welche aus Taschkurgan kamen,
aufgehalten. Durch Geschenke erwarb sich Grombtschweski jedoch die Er-
laubnis seine Reise fortzusetzen und kreuzte die Wasserscheide zwischen dem
oberen Ak-su und dem Wakhan-daria. Hier traf ihn ein neues Hindernis. Als
er Baza-i-Gumbez erreichte, hörte er, dass die Afghanen Truppen ausgesendet
hätten, um ihn aufzuhalten und nach Sarad am Wakhan-daria zu bringen. Um
dies zu vermeiden, nahm er eine SO.-Richtung, stieg den Aksai, einen kleinen
Nebenfluss des buken Ufers des Wakhan-daria, hinauf und hi^lt Abends in
diesem Thale. Als die Nacht kam, sah man die Feuer im afghanischen Lager
und beschloss sie selbst anzugreifen. Es regnete stark und die Nacht war so
finster, dass die Kosaken die Afghanen überfallen und entwaffn« 1 in das
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russische Lager bringen konnten. Gromhlschewski erhielt von den Afghanen alle
wünschenswerthen Aufklärungen und nahm sie bei seinem Zuge über den Hindu-
Kusch mit; hier liess er sie sodann frei. Bei dem Abstiege auf dem Südabhange
des Hindu-Kusch verlor die Expedition fast die Hälfte ihrer Pferde. Man sandte
einen Boten zu dem Herrscher von Naga und Hunza um Hilfe, welche auch
bald kam. Träger brachten das Gepäck auf ihren Rücken herab nach Hunza.
Hier hielt sich die Expedition einige Zeit auf und kehrte sodann auf einem
anderen Wege wieder zurück. Sie überschritt den Mustagh und ging, nach
Zurücklassung eines Theiles des Gepäckes, bei den Quellen des Tunflusses,
eines Zuflusses des Yarkand. nack Pill, kehrte jedoch von hier wieder zurück
und verfolgte den Lauf des Tun bis zu seiner Einmündung in den Yarkand.
Grombtschewski nahm nun eine östliciiere Richtung; als neue Hindernisse
auftraten, ging er nach Bas-robat und kreuzte sodann die hohe Bergkette
welche das Pamir begrenzt Er erreichte einen Punkt 27 Meilen NO. vom
Tagarma-Berg (Mustagh-ala) um 47 Meilen WSW. von Yanghi-hissar. Von
hier aus sandte er eine Nachricht an den oben erwähnten Consul: „Keine
Vorräthe, keine Nahrung mehr; bin in der äussersten Gefahr, Hilfe dringend
nöthig.*' Nachdem die Expedition inzwischen russisches Gebiet erreicht hat,
so muss Hilfe rechtzeitig eingetroffen sein und werden die Resultate dieser
interessanten Expedition der Wissenschaft erhalten bleiben.
Slam.
Der König von Siam hat in einem Vertrage mit Frankreich den Franzosen
und Anamiten das Recht des Handels in dem siamesischen Gebiete der Laos und
den Provinzen am linken Ufer des Mekhong zugestanden. Ein französischer Consul
wird in Lao<Prabang residieren, dem Hauptmarkte dieser Gregend. Bis dorthin
wurde der Mekhong trotz der Stromschnellen von Fesigny und Reveill6re be-
fahren. Zugleich hat die Regierung von Siam den »Messageries Fluviales« von
Cochinchina, welche bereits in Battambang, auf siamesischem Gebiete, sich
etablirt haben, die Erlaubnis ertheilt, auf dem Mekhong bis Stung Treng und
darüber hinaus die SchifTahrt zu organisiren.
In Stung- Treng haben die Siamesen eine kleine Garnison.
Die RivaUtät zwischen England und Frankreich macht sich auch in
Siam geltend. Während ersteres eine Reihe grosser Eisenbahnlinien in Siam
projectiert und in Ausführung bringen will, sucht Frankreich, wie dies der obige
Vertrag beweist, Siam commerciell 2u exploitiren und politisch an Einfluss zu
gewinnen. Um das Land kennen zu lernen, waren im letzten Jahre vielfache
Reisen von Franzosen in Siam unternommen worden. Wir erwähnen hier unter
Anderem L. B. Rochedragon, welcher von Bangkok nach Saigon leiste,') ferner
Camille Gauthier, der den Mekhong von Bangkok bis Luang Prabang und sodann den
Mekhong bis Saigon befuhr, •) endlich Pavie, der von Luang Prabang, auf dem
srhwarzen Flusse, dessen Schiffbarkeit er constatirte, nach Hanoi, der Haupt-
stadt von Tonking vordrang. ')
') Bulletin de la Soci^t^ de geogr. de Marseille, t. XHI, I trim., p. 5-— 28.
*) Bulletin de la Society de g^gr. commerciale de Paris, tom. XI, Nr. 1,
p. 10—72 avec carte.
») Ebenda, p. 120—123.
4*
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^'
52
Afrika.
Die Con^o-Eisenbahu.
Die Tracirungsarbeiten der Congobahn sind nunmehr beendet Das
Unternehmen, welches anfangs Vielen unrealisirbar schien, zeigte sich bei dem
Fortschritte der Tracirungsarbeiten als eine Bahn ohne besondere technische
Schwierigkeiten, welche hinsichtlich der Kosten innerhalb gewöhnlicher Be-
träge bleiben wird. Das Mouvement geographique publicirt eine Karte der Bahn-
Trace von Matadi bis Ntempa.
Der schwierigste Theil der Trace ist nach dem Berichte des Directors
der Vermessungsarl)eiten, Cambier, der Ausgangspunkt der Bahn bei Matadi,
welches Vivi gegenüber, am unteren Congo lio:.t. Die Trace führt hier durch
eine felsige Gegend von 250 m Höhe, um sodann zum IVlpozoflusse herabzu-
steigen, welcher auf einer Entternung von 2 km einen Höhenunterschied -von
200 m verursacht, indem der Punkt, auf welchem der Mpozo überschritten
werden soll, nur 50 m höher liegt als der Congo bei Matadi. Ausser den
Terrainsehwierigkeiten mussten die Ingenieure auch noch die Hindernisse
überwinden, welche im Jahre 1887 die Regengüsse und Tornados verursachten.
Nicht häufig während des October, nahmen sie im November und December
an Zahl zu. Gleichzeitig erreichte die Temperatur, welche im August 30 Grad
Celsius nicht überschritt, im November 37 Grad Celsius. Die Vegetation ent-
wickelte sich rasch, besonders in den Thalsohlen und bildete bald ein ernstes
Hindernis für die Fortsetzung der Arbeiten. Der sehr starke Thau verschwand
nicht vor 10 bis 11 Uhr trotz der glühenden Sonnenstrahlen und die Luft war
so feucht, dass bei bedecktem Himmel und Regentagen das Planzeichnen
unmöghch war.
Von allen Zuflüssen dts linken Congo-Ufers, welche überschritten
werden müssen, sind nur drei von Bedeutung: Der Mpozo, Lukunga und Inkissi.
Die meisten Schwierigkeiten verursachte der Mpozo. Um ihn zu passiren,
wurden mehrere Ti'acen ausgearbeitet. Die beste davon geht vom Landungs-
platze bei Matadi am Congo aus, folgt dem linken Congo-Ufer eine kleine
Strecke nach W. bis zur Factorei Fuka-Fuka (siehe zur Orientirung die Tafeln
in und Vn unserer »Mittheilungen« Jahrgang 188li und Tafel VH 1887),
erhebt sich dann auf den Hügel, welcher diese Factorei von jener zu Kala-
Kala trennt, ersteigt dann die Kala-Kala-Schlucht zuerst am linken, dann am
rechten Ufer, um dann nach 2km südlich von Matadi wieder in das schuchtartige
Thal »Leopold« durch einen Gebirgspass von 155 m Höhe über dem Ausgangs-
punkt einzukehren. Die Trace steigt sodan i diese Schlucht an bis zur W^ser-
scheide zwischen diesem Thale und dem Mpozo in 270 m Hö ^e. Von hier
geht es, allen Falten des Terrains folgend, um eine entsprechende Entwicklung
zu erhalten, zum Mpozo herab, der in einer Höhe von 50m übersetzt wird.
Nächst dem Mpozo ist der Lukunga der bedeutendste Zufluss; das
Thal welches er bewässert, ist eines der fruchtbarsten und bestbevölkerten.
Seine Breite schwankt zwischen 8 bis 10km. Im 0. wird sein Lauf von dem
Felsen Massif von Bangu begrenzt, dessen steil abfallende Abhänge mehr als
250 m über der Ebene sich erheben Gttnstigerweise biegt das Thal beim Orte
Kimpesse unter 5* SIV 30" S. Br. nach 0 ab, und gleich darauf nach NO.,
um in dieser Richtung in einer Distanz von 50km Leopoldvil'e am Stanley
Pool zu erreichen.
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IWWP^—IP'I I "^
53
In dieser Gegend ist die Wasserscheide zwischen den Flüssen Lukunga
und Kuilu sehr niedrig. Von seiner Biegung nach NO an, verliert das Thal
sehr an Breite his zu 2 und 3 km ; die es im Westen begrenzenden Felsen
gehören der Kalkformation an.
An den Quellen des Lukunga wird das Terrain wieder schwieriger, doch
fehlen die früher angetroffenen steilen Hänge. Die Berge haben eine regel-
mässige Form und erlauben die erforderliche Trace-Entwicklunjj. Vom Thale
des Lukunga geht die Bahn in jenes des Ngongo, eines Nebenflusses des
Kuilu über, dann längs des Lunsadi, welcher vom fnkissi durch eine wenig
merkbare Wasserscheide ' getrennt ist Um zum Inkissi zu gelangen, musste
ein sehr hügeliges Land durchschnitten werden. Der Inkissi hat bei seiner
Ueberschreitung 100 m Breite und fhesst in einem engen Thale. Sein Bett
ist meistens wenig tief und hat viele felsige Inselchen, welche eine gute Grund-
lage für einen Brückenbau abgeben. Vom Inkissi an nimmt die Dichtigkeit der
Bevölkerung ab, die Plateaux werden niedriger, der Boden Thonsand, Wälder krönen
die Höhen und die FIussl>ette sind in lockerem Boden eingeschnilten. Der einzig
bedeutende rechte NebenOuss des Inkissi ist der Lukussu mit 40 m Breite und
065 m Tiefe.
In einer Entfernung von 2.'» km vom Inkissi bei Ntempa beflndet sich
die Wasserscheide dieses Flusses und der Zuflüsse des Stanley Poo' ; sie ist
nicht schwierig aber sehr bewaldet. Wenn man sich dem Stanley-Pool nähert,
slüsst man auf eine Hügelkette von 90 bis 100 km Erhebung über dem Congo.
Die Thäler sind, hier eng und tief eingeschnitten. Zwischen dieser Kette und
dem Stanley-Pool dehnt sich eine weite, mit grobem Sand bedeckte Ebene
aus. Das Congo-Thal wird in einer Entfernung von 3 bis 10 m von einer
Bergkette begleitet, welche ihre Zweige, 10 bis 12 km breite Bergplateaux
zum Congo entsenden. Diese Plateaux sind von tief eingeschnittenen Thälern
gelrennt, in welchen unbedeutende Bäche dem Congo zueilen.
Die Trace vei folgt von Ntempa aus den l/ucuya bis Kimuiza, wo man
sich auf der Wasserscheide, einem prächtigen Plateau, befand um von hier
aus die Ebene von Kinschassa zu erreichen. Die Tracirungsarbeiten sind im
November v. J. vollendet worden.
Die wlssensehaftlieheii Ergebnisse Ton Dr. W. Jnnker's Reisen in
Centralafrika.
In einem (dem 92.) Ergänzungshefle zu Petermann's Mittheilungen hat
der ausgezeichnete Afrik» forscher den ersten Tneil der wissenschaftlichen
Ergebnisse seiner Reisen in Centralafrika in den Jahren 1877/8 und 1880 bis
1885 niedergelegt. Es ist dies eine Publication von hohem wissenschaftlichen
Werth und grundlegendem Charakter für die Kenntnis des ganzen Gebietes
zwischen Congo und Nil. Der vorliegende Theil umfasst die Hydrographie,
Orographie und Bodengestaltung und Ethnographie des Uelle Makua-Gebietes
sowie die Höhenbestimmungen und meteorologischen Beobachtungen.
Dr. Junker begrenzt das Uelle Makua-Gebiet folgendermassen : im Osten
der obere Lauf des Nil, der Bahr el Gebel und das westliche Ufer des Albert
Nyanza-See*s, im Westen die unbekannten Länder zwischen dem 22 und 23°
ö.L v. Gr.; im Norden die Dinka-. Bongo-. Djur- und Kredj-Länder {S^ n. Br.),
im Süden der Nepokofluss (2" n. Br ) Somit erstreckt sich das Gebiet vom 23"
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bis 32" ö L. und von *J" bis 8** n. Br. über 9 Längen- und 6 Breitengrade auf
einen Flächenraum von über G50.(X)0 Quadratkilom., um 100.000 Quadratkilom.
mehr als Deutschland. Hievon entfallen Vs auf das Gebiet des Nil, */• auf
jenes des Congo. Die Hauptwassersoheide zwischen Congo und Nil hat nur
eine geringe Höhe (700— 800 m) nur auf der Strecke von Nando nach Toraajas
erhebt sie sich auf 1000 w, beziehungsweise bis zum Quellgebiet des Uelle in
Kallka auf lAOOm. Der Hauplfluss dieses Gebietes ist der »Uelle«, dessen
Identität mit dem als »Mobangi« bekannten Zuflüsse des Congo nunmehr
entschieden ist und den im Oberlaufe die A-Bangba »Kibali«, d. i. grossen
Fluss, die westlichen A-Sandeh »Makua« nennen. Sein Quellgebiet liegt zwischen
27g bis 3" nörd. Br. und 31" östl. lünge. Der Kibbi, der eigentliche Quellfluss
hat im Lande der Kalika bereits 10 m Breite und fliesst nach Westen, welche
Richtung er auch fortwährend behält bis zum 19'/,° östl. Länae. Auf der
ganzen 1300 Kilometer langen Strecke weicht der Uelle kaum 17«** nach Norden
ab. Erst an jenem fernen Punkte unter 19** östl. Länge wendet sich der Uelle
unter scharfem Winkel nach Süden zum Congo.
Hinsichtlich des Gefälles sind folgende Höhenbestimmungen von grossem
Interesse: Höhe Annähernde Gefälle
m . Stromlänge, km . m .
Quelle des Kibbi über 1300 ^ ^^
Zusammenfluss des Sir und Kibbi 1200
Einmündung des Dongu in den Kibali 710
,, der Gadda „ „ ,, 680
,, des Mbruole „ ,, 670
Jenseits des Uelle-Bogens bei Mambangä 650
Einmündung des Mbima 540
Bei Alikobba 440
Songo Stromschnellen des Mobangi 396
Mündung des Mobangi in den Congo 283
Auf der von Junker berührten Stromlänge von 1025 Kilometer bis Ali
Kobbo ist ein Gefälle von ca. 760 m, auf dem 470 Kilometer langen westlichen
Theile^des Uelle bis zur Mündung in den Congo nur 44 m Gefälle vorhanden.
Der^^ganze Uelle Mobangi hat sonach eine Länge von 2100 Kilometer und ein
Gefälle von 1000 m.
Die bedeutendsten Zuflüsse des Uelle sind im Norden : der Dongu, Düru,
Kdpili, Mbrüole, Gürba, Üerre-Oepi und Mbomü; im Süden der Jubba, Gadda.
Bomokandi und Mbelima.
Als Grenze dieses Gebietes dient im Süden der Lauf des Nepoko, dessen
Ursprung im Berglande östlich vom Albert Njansa liegt. Junker erreichte den
westlich fliessenden Strom unter 20 nördl. Br. und 28 <> östl. Länge, w^o tr
100m breit und mehrere Meter tief trotz niedrigem Wasserstande war und in
einem von 5—8 m hohen steilen Uferwänden und von herrlicher Waldvegetation
umrahmten Bette floss. Dort war der Nepoko dem Bomokandi genähert, später
trennen sich diese Flusse der eine gegen Süden, der andere nach Norden, der
Nepoko mündet etwas nördlich von P nördl. Br. als Aruwimi in den Congo.
In ähnlicher gründlicher Weise behandelt der gelehrte Reisende in den
folgenden Capiteln Urographie und Ethnographie, auf welche wir besonders
250
490
100
30
70
10
85
20
215
110
215
100
470
44
600
76
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verweisen. In trefflicher Weise wurden die Höhenmessungen von Dr. Adolf
Schmidt in Gotha berechnet.
Den grössten Werth für den Geographen erhält diese Publication durch
die von Dr. Bruno Hassenstein in vorzüglicher Weise bearbeiteten Karten.
Dieselben stellen das ganze oben begrenzte Gebiet in dem Maasstabe von
1 : 750.000 in 4 grossen Blättern dar, von welchen bisher das SO. und SW.
Blatt erschienen ist. Für diese Karten wurden die Tagebücher und Karten-
skizzen Dr. Junker's, sowie alle übrigen Reiserouten benützt und zu einer
ausserordentlich detaillirten Karte von Central- Afrika ausgearbeitet, welche vom
Albert Nyansa See bis zum Congostrome reicht. Die Colorirung erfolgte nach
Völkerstämmen.
HaopiiiiMiii von Fran^ois' Reise im Uinterlande des dentsclien Scliati-
gebietes Toi^o«
Hauptmann von Fran<;ois verliess. seinem Berichte in den »Mittheilungen
aus den deutschen Schutzgebieten« 4. Heft zufolge, am 4. Februar 1888 mit
einer Expedition von 31 Mann Bagida, um sich in das Hinterland von Togo
(Guinea an der SclavenkOste) zu begeben. Der Reisende theilt das bereiste
Gebiet ein in die ebene und hügelige Küstenlandschaft, das Randgebirge und
die Hochebene.
Unmittelbar an der Küste ist das Land flach, sandig und nur für die
Cocospalmen geeignet, deren Anbau neuestens sehr energisch betrieben wird.
Dann foleen die Lagunen und sumpfigen Niederungen in einer Breite von
von l — lOA-m. Die Küstenebene steigt sodann allmählich in langen flachen
Wellen, deren Richtung durch die von NW nach SO. fliessenden Küstenflüsse
Sio, Haho und Mono bedingt ist, zum Fuss des Gebirges an. Der Boden be-
steht aus einer 1 m starken Humusschicht, darunter rother Lehm und Con-
glomerat. Das Klima ist feuchtheiss. Frangois beobachtete als höchste Tempe-
ratur am 9. Februar 37*» C. als niedrigste 22° C. im Jänner, 20° im Juli und
August. Die Luft zeichnet sich durch besondere Feuchtigkeit aus, welche starke
Schweissbildung. Schlaffwerden des Leders, Rosten aller Eisentheile und Ver-
schimmeln von Holz und Früchten verursacht. Der tägliche Temperaturwechsel
steht wie in allen tropischen Küstenländern unter dem Einflüsse des Wechsels
von Land- (Nacht-) und See- (Tag-) Wind. Die Regenzeiten sind April bis
Mitte August und Ende September bis Ende November; sonst regnet es nur
ausnahmsweise. Der Regenzeit geht die 3 — 4 Wochen dauernde Tornadozeit
voraus, in welcher täghch Abends ein halbstündiger Orcan mit Regengüssen
auftritt. Da in der trockenen Zeit die Küstenflüsse versiegen sind die Trink-
wasserverhältnisse sehr ungünstig. Sonst ist aber das Klima in Folge der
starken Seebrise gesünder als im übrigen Guinea. Es wird sorgfaltig Ackerbau
getrieben und werden Mais, Maniok, Jams, Bananen, Oelpalmen gepflanzt. Als
Hausthieie werden Rindvieh, Schafe und S(^hweine, von Europäern auch Pferde
und Esel gehalten. Die Zahl der Bewohner der Küstenebene wird auf zwei
Millionen geschätzt oder 4^ auf den Quadratkilometer. Am dichtesten ist die
Bevölkerung unmittelbar an der Küste und am Gebirgsfusse. Die Hauptortc
sind: Klein Popo, Porto Seguro, B^, Edo u. s. w Die Bewohner sind meistens
Ewe; von der Küste aus gerechnet wohnen zuerst Ewe, dann Ze-Towe,
Möatsche-Ägotine, zuletzt Atakpame Agome.
liüir
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Das Raiidgebirge passirle der Reisende an zwei 8 — 15 Meilen aus-
einanderliegenden Stellen und hat so einen Ueberblick über das Gebirge er-
halten. Die Gebirgslandschaft erstreckt sich von SW-NO. auf 100^*l?^ von
SO-NW. auf 90-110 Ä:iw. Das Gebiige ist als ein Theil des erhöhten Süd-
Randes der Hochebene von W. Sudan zu betrachten, welches durch Thäler
in zahlreiche einzelne von NO— SW ziehende Ketten zerlegt ist. Der Gesammt-
name des Gebirges ist Obossum (Fetisch berge), die einzelnen Ketten heissen:
Agome, Agotime, Aposso, Kebu, Adeli, Dikloto, Gbele und Kunja. Die
höchsten Erhebungen liegen am S.-Rande des Gebirges. Der Stidrand des
Gebirges, eine zwischen Jo und Amera laufende Kette, fallt ca. 300— 500 m
schroff nach S. ab, während der Nordrand, eine Kette zwischen Kpandu und
Dedeassi, ihren Steil- Abfall 200— 400 w nach N. hat Dazwischen liegt eine
Hochebene, welche die Wasserscheide zwischen dem Wolta und den Küsten-
flüssen bildet. Das Gebirge besieht aus Gneis, Granit und Sandstein. Das Klima
ist günstig, nicht so warm und feucht als die Ebene und besitzt keine so aus-
gesprochene Trockenzeit, daher auch die Fruchtbarkeit grösser ist Ein Drittel ist
Wald, ein kleiner Theil cultivirt und der Rest Savanne. Ausser den in der
Ebene angebauten Culturpflanzen wird noch Indigo und Reis gebaut. Die Be-
völkerung, ca. 250,000 Menschen, leben nicht so dicht wie in der Ebene (ca. 25
auf den Quadratkilometer). Das Volk ist nicht so friedlich wie jenes der Ebene.
Der vom Reisenden beschriebene Theil der Hochebene von West-
Sudan liegt in der Mitte des grossen, nach S. offenen Nigerbogens gegenüber
Er charakterisirt sich als eine weile beckenartige Auswaschung, hinter dem
Randgebirge, welche ihren Abfluss durch das Letztere im Woltathale hat.
Der Wolta bildet sich aus dem weissen (Jode) und schwarzen Wolta (Ädere)
Der erstere entspringt unter 12® N.-Br,, und 0^0.4' W. Gr. fliesst nach S. W.
und S. und ist wegen der vielen Stromschnellen nicht schiffbar Nach Auf-
nahme des schwarzen Wolta fliesst der Strom bis Akroso nach S W. von da
bis Kpandu, wo der Durchbruch durch das Randgebirge erfolgt, nach SO.
Auf dieser Strecke ist er 250 m breit und 1 — '2 m tief. Sein Wasserstand ist
sehr wechselnd, trotzdem ist er für kleine Schiffe fahrbar.
Das Klima ist am gesundesten im Norden, Fieber kommt selten vor.
obwohl die Temperaturen höher sind, als an der Küste ; das Maximum betrug
37° C, Has Minimum 21**. Dagegen ist der relative Feuchtigkeitsgehalt gering.
Die Bevölkerung ist verbal tnismä««si 2 dicht, namentlich in Banjane, Dagomba,
Grussi und Muschi. Den Hauptreichthum der Bevölkerung des Woltagebietes
bildet die Viehzucht und der Ackerbau Neben Rindern werden viele Pferde,
Esel und Ziegen gehalten. Auch Hunde sind sehr häufig. Die Bevölkerung,
aufgehetzt durch die Mohamedaner, benahm sich dem Reisenden gegenüber
sehr feindselig. Die grösste Stadt im oberen Wolta gebiete ist Jendi, dann
Salaga, welches 10.000 Einwohner zählt und der Vereinigungspunkt von acht
Karawanenwegen aus dem weiten Nigei becken. der westsudanischen Hochebene
und von der Küste ist. Furchtbar ist der Schmutz in jener Stadt, weshalb der
Sultan von Salaga aus seiner Residenz entfloh und nach Pembi übersiedelte.
Trotzdem ist Salaga eine gesunde Stadt. Aeusserst interessant ist der rege
Handels- und Karawanenverkehr an diesem Orte.
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Die unterirdischen Flussläufe von Innerkrain. —
Das Flussgebiet der Laibaeh.
Forschungen zur Kenntnis der hydrographischen Verhältnisse des Karstes, im
Jahre 1886 Ober Auftrag Sr. Excellenz des Ackerbauministers Grafen Julius
Falkenhayn
vorgenommen vom k. k. Forstassistenten Wilhelm Polick»
III.
Wie schon aus den früheren Darstellungen der unterirdischen
Verhältnisse einzelner Höhlen deutlich hervorgeht, ist ein und der-
selbe Höhlengang nicht durchwegs von solchen Dimensionen, dass
die darinnen periodisch durch fliessenden Wässer frei und ungehindert
ihren verborgenen Thalweg finden würden.
Es sind vielmehr die Verbindungen von ganz enormen Höhlen-
räumen oftmals kaum auffindbare schmale und niedere Felsenspalten,
welche durch ihre geringe Ableitungs-Capacität den eindringenden
Hochfluthen des angrenzenden Thaies bisher unbekannte Wehren
gebildet haben.
Die nachtheiligsten dieser Abflusshindernisse sind wohl jene,
welche die Verbindungen aus dem jeweiligen Kesselthaie nach den
tief unter seinem Niveau gelegenen Höhlenkammern schutthalden-
ähnlich überlagern.
Wenn diese grossartigen natürlichen Filter, welche in aus-
gedehnten Flächen zu Tage hegen, auch nur die einzigen Hemmnisse
des Wasserabflusses aus den Kesselthälern vorstellen würden, so
hätte man entschieden lange schon durch gewisse örtliche Mass-
nahmen, die jedesmal nach grösseren Hoch wässern getroffen wurden,
neben einer vortheilhaften Wirkung dieser Arbeiten, gleichzeitig eine
zutreffende Erklärung der hiesigen Verhältnisse zu Stande gebracht.
Aber dieses hydrologische Räthsel liegt nicht offen am Thal-
rande des jeweiligen Kessels, sondern es ist tief im Inneren des
unterhöhlten Gebirges zu suchen und auch zumeist nur dort selbst
zu finden.
Die Schlundhöhlen der Kesselthäler des Karstes, durch welche,
die Wässer von einer höherliegenden Terrasse zur nächst niederen
abzufliessen genöthiget sind, bilden nach dem früher Angeführten
ein ganzes System von Hohlräumen, welches wohl zutreffend als
ein unterirdisches Reservoir-System bezeichnet und für die unschäd-
Milth d. ic k, Geogr. Gei. 1888, 2 a. 3. ^ r^ 1
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ÖS
n
liehe Ableitung der Hochwasser aus den Kesselthälern benutzt
werden kann.
Die Entstehungs-Ürsache dieses enormen natürlichen Reservoir-
Bvöifems ist vorwiegend nur auf die verborgenen Erosions- und
Cf>rtosions-Wirkungen der Meteorwässer zurückzuführen. Dieselben
liahi^n entschieden alle Höhlungen des Karstes zum Theile un-
mitleibar durch mechanische, als auch chemische Kräfte und
YAim Theile mittelbar durch Absitzung und Einstürze hervorgebracht.
Die im Niveau tiefstgelegenen, die nun eigentlichen Wasser-
liölilen darf man sich trotz alldem nicht derart vorstellen, als hätten
sir in ihrem ganzen Vorlaufe von einem Kesselthalo zum anderen
überall so geräumige Weitungen, wie man dieselben z. B. im
J4 rossen Dom der Adelsberger-(irotte, oder am Eingange der
Kleinhäusel-Höhle in Flanina^ sehr bequem in Augenschein nehmen
kann. Hierzu sei noch bemerkt, dass man an diesen beiden Punkten
im Herginneren, fast 7 Kilometer in der Luftlinie von einander
entfernt^ den äussersten Ober- und Unterlauf eines und desselben
unterirdischen Flusses, nämlich der l*oik. zu sehen in der liage ist.
Wtihl hat der erwähnte Höhlenfluss vor dem Ausbruche aus der
Kleinhäuselhöhle bei Planina bereits einen unterirdischen /ufluss vom
/jirkiiit;5er-See in sich aufgenommen. Daher sein Wasservermögen
hier ein grösseres ist, als in Adelsberg.
Verfolgt man diese, oder eine andere Wasserhöhle nur einige
Hundert Meter in ihrer weiteren Erstreckung, so gelangt man sehr
i)nld zu der Ueberzeugung, dass man es eigentlic^h mit einem durch
rnininigfache Hindernisse unterbrochenen System von Höhlenkammern
zu thun hat. Solche Unterbrechungen bestehen in festen und oftmals
sHir mächtigen Scheidewänden, welche je nach dem Wasserstande
mehr oder weniger unheimliche, niedere Passagen für die Kahnfahrt
ans einer Kammer in die andere gestatten. Nicht jedesmal findet
man aber die Durchbruchsstelle dieser Scheidewände, ähnlich einem
Kpbenthore oder einem freien Durchlasse gleich, über dem Wasser-
spiegel offenstehend, sondern man findet, was eben sehr häufig der
Fall ist, diese Communication vom Wasser hoch tiberstaut. wie ein
cnmmunicirendes Rohr, oder wie einen Saugheber wirkend, ohne
dass mit einfachen Mitteln an die Erweiterung dieser Verbindung
Sjeschritten werden könnte.
Hin und wieder lagern colossale Felsabstürze zu förmlichen
l'rüinmerbergen aufgerichtet, mitten in dem Höhlenbette des unter-
irdischen Wasserlaufes. Dieselben sind wohl nur entweder als Ein-
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m
stürze früher dort bestandener Scheidewände zu betrachten, welche
nach erfolgter Unterwaschung dem beständigen Anpralle und der
riesigen Gewalt der Fluthen nicht länger widerstehen konnten. Oder
sie sind von mächtigen Deckenabstürzen herrührend, wobei in
solchen Fällen die Wölbung eine bedeutende Höhe einnimmt.
Selbstredend bringen derartig fortgesetzte Revolutionen in dfr
Tiefe eine sich bis zur Oberfläche des betreffenden Gebietes hin
geltend machende Veränderung der Gesteinslagerung hervor, welche
sich wieder nach der jeweiligen Mächtigkeit und nach der inneren
Beschaffenheit '^der Deckschichte in den oberirdischen Erscheinungen
verschieden äussern muss.
Inferster Reihe entstehen hiedurch Absitzungsspalten, welche
im Laufe der Jahrhunderte durch die in denselben nach der Tiefe
abfliessenden Meteorwässer eine immer zunehmende Erweiterung
und Veränderung erfahren müssen, etwa ähnlich wie die Sohle der
Wildbäche anderer Gebirgsformationen.
Das prägnanteste Beispiel einer solchen Höhlenbildung ist am
dem in Fig. 11 dargestellten Querschnitte eines Abgrundes am
tirenz-Durchhau zwischen den aufgetheilten Servituts-Waldäqui-
valenten und den fürstlich Windischgrätz'schen Forsten am Lanskl
\Th, nördlich von Läse, zu ersehen. Aehnliche Abgründe, welche
im Volksmunde der dortigen Gegend als >Brezdno« d.h. »Ohne
Boden«, bezeichnet werden, findet man wohl viele und ebenso
zahlreich findet man die sogenannten Dolinen, welche gegenwärtig
entschieden nur als Einstürze solcher Abgründe zu betrachten sind.
Aber gerade so gefährlich hängend, wie es die naturgetreue Con-
figuration des in Rede stehenden Abgrundes zeigt, habe ich während
der ganzen Dauer der Untersuchungs- Arbeiten nur noch zwei andere
solcher Schachthöhlen vorgefunden.
Am oberen Rande dieses von Nachteulen bewohnten Abgrundes
gähnt ein düsterer Schlund von kaum drei Quadrat-Meter Fläche
entgegen, der sich nach der Tiefe tonnenähnlich erweitert. Das
Senkblei zeigt 38 Meter Tiefe und rollt noch ungefiihr zwei bis
drei Meter weiter hinab, ein Zeichen, dass die Sohle des Abgrundes
steU abfällt.
Die vorliegenden Verhältnisse gestatteten nur eine Anfahrt
in die bisher unerforschte Tiefe derart, dass Jedermann während
dieser Expedition am Seile fest gebunden und hinabgelassen werden
musste. Unter streng militärischer Ordnung schritten zu diesem
Behufe die Arbeiter an das vorbereitende Werk. Alsbald lag ei»
5*
■Mihi .
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60
Baumstamm quer über dem schachtförmigen Hohlraum. Nun ward
durch einen vollständig schwindelfreien Arbeiter, senkrecht über
dem Abgrunde, an dem Baumstamme eine eiserne Rolle befestigt
und das Zugseil eingespannt, während die übrigen Höhlenmänner
eine primitive Vorrichtung zum Abhaspeln herstellen mussten.
Fig. U.
Querschnitt durch die Schachthöhl^ am Grenz- Durchhau bei Läse.
Nachdem auf diese Weise alle nöthigen Vorbereitungen zur
Höhlenfahrt getrofTen waren, prüfte ich wie immer, so auch diesmal,
zur Sicherheit einer glücklichen Seilfahrt die Solidität aller nöthigen
Einrichtungen. Bald darauf verschwand ich zur Erhaltung des guten
Muthes, als der Erste stets vor meinen Arbeitern, langsam am
Seile baumelnd nach der Tiefe. Aber unvermeidlich schnell, je
weiter hinab, desto schneller rotirend, führte die Seilfahrt unter
diesen geheimnisvollen Boden. Nur der matte Schein meiner Gruben-
lampe beleuclitete die schaurige Wildnis der nächsten Umgebung
dieser bisher von Menschen unbetretenen Räume einer ganz eigen-
artigen Schachthöhle.
In kurzer Zeit trafen auch die beiden von mir früher bestimmten
Arbeiter mit dem erforderlichen Werkzeug in der Tiefe ein und
nun begann die Untersuchung der im Höhlenthau wunderbar schim-
mernden Räume, in welchen kaum jemals wieder die gnomenmässigen
Grubenlichter eines Besuchers ihren matten Schein \ erbreiten
werden.
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m
61
Eine ^leü aV>laUende Schutthalde überlagert Jiochmachtig den
zerklüfteten Boden. Die Seitenwioide zeigen, der Scliichtung des
tlesleini« entsprechend, oftniab weit klauende KUse und Spalten, die
mm mit grosster Vor^^ichl durcLsdiLiefen inu^p. um nach dcui sich
weiter anschHe?;senden Tropj^itein- und Kry^^lall-Kmnmeni zu ge-
langen. Am unteren P^nde der geräiunig ahfalleuden Höhle liegen
giganlii^che Trümmer von Felsabstür/en, ;?wisrhen deren geüihrlicher
Aufthürmung es mir noch möglich vv^urde, in eine tiefere Höhien-
Elage zu gelangen, wo die grossartigi^ten (Gebilde des ewigen Tropfens
in kaum yorstell barer Menge aufgestapelt sind. Die geisterhaOe
Ruhe wird nur von dem vereinzeilen Spiele des taktmru'ssig tropfen-
den Wassers imterbrochen. Das Tropfwasser sickert langsam und
rastlos hinat», um ein krystaÜreines Bassin, einen sogenannten Tropf-
hmunen, auf besläntUg gleichem Niveau zu erballen, da ein lleber-
luUen durch die leinrissigen Seitenwinde ausgeschlossen ist. Die
Linie der entschieden seit Jahrhunderten gleJeben Stauhöhe die^^es
Tropfwassers ist auch durch den Ansal^ der zartesten (^alcit-Kry stalle
deullicti mai*kirt. —
Ein weiteres Vordringen in die (leheimnisse des Höhlenbaues
konnte von diesem genihrltch xerklüfletf^n Abgrunde nirgends er-
reicht werden, obwohl die Unterr^ucluuigen daselbst, mit dem Auf-
wände der gross ten Aufmerksamkeit vorgenommen^ uns durch einige
Stunden das Tageslicht vorenthalten haben.
Einige der prächtigsten Troplsteingebilde wurden mühselig, vor
jeder Beschädigung ihrer Farbe und ihres tJlanzes l>ewahrt, als
Trophäen aus dieser wunderbaren Umwandlungs-Werkstittte der
Natur in dem Untergrunde des Karstkalkes hinauf zur Oberfläche
bei ordert. —
Mehrere 'läge später kam die Untersuchung und Aufnahme
von Dohnen, Abgründen und Schachl höhlen <les nönllichou Tbal-
raades von Planina gegenüber d^T ürlschaft Jakubovitz an die Bei he J)
Auch hier wurden bisher unliekannte Höblengänge angefahren.
Das Recht der Bezeichnung von neuentdeckten unterirdischen Räumen
konnte ich nun wieder zur Gellung bringen In der Situation >Skolji
^ Am Wege dahin, gleich unmiUelhar hei der Ortseliaft Läse wurde mir von
einem der Führer ein triditerffirmiger Kessel vorgewiesen und als das lio^iist-
gdegene Saugloch für die Ileber&rhwemmungswilsser l^e;^eii'hnet Derselhe fHhrL
den lokalen Namen »hedenj* d.h. BoUieh und kann nur t!urdi den Umstand
*JD g^rosseres Interesse erwecken, alij iiadi jeder grosseren Hoehlhith des Pia-
tiinaUiales zahlreiche Proleen an der schoUcngen Sohle zurück bleiben
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6i>
lom« wurde mir von einem Ortskundigen dieOeflhnungJeiner vollständig
mit Baumstämmen und Felsblöcken verrammelten Schachthöhle
vorgewiesen. Nach einer umständlichen Abräumung des Deckma-
teriales, welches zum Theile entfernt und zum Theile hinabgestürzt
werden musste, zeigte sich hier ein Naturschacht von 21 Meter
Tiefe. Die Strickleiter, welche mir zu solchen Höhlenfahrten bis
40 Meter Tiefe stets bei der Hand gewesen ist, wurde nun am
oberen Höhlenrande an einen nahen Eichenstamm befestigt, nach-
dem das erforderliche Längenstück derselben hinabgelassen wurde.
Mit zwei Mann meiner bewährten Höhlenfiguranten stieg ich darauf
zur Tiefe. Nach einer mehrstündigen Arbeit unter dem Gebirge
wurde hier eine höchst wichtige Räumlichkeit aufgedeckt, welche mit
ihrem südlichen Arme nahe unter das Thal führt. Dieser Höhlen-
gang liegt vortheilhafterweise in der Nähe unter einem Hochwasser-
arme des Unzflusses, welcher in dieser Situation sackähnlich endiget.
Eine künstliche Stollenverbindung aus dem Planinathale nach diesem
unterirdischen Räume wird bei Hochwässern des Unzflusses be-
deutende Wasserquantitäten in dieses Höhlen-Reservoir hinabführen
können. Zu Ehren des um die Darstellung und Aufklärung der
geologischen Verhältnisse von Grund und Boden höchst verdienten
Naturforschers Herrn Dr. Josef Ritter v. Lorenz-Liburnau, k. k.
Ministerialrath in Wien, bezeichnete ich diese bedeutsame Entdeckung
mit dem Namen »die Lorenz-Liburnau- Höhle« im Kessel-
thale von Planina.
Auf diese und ähnliche Weise suchte ich während der ganzen
Höhlencampagne nach unterirdischen Räumen, deren Sohle tiefer
liegt, als das näher oder weiter angrenzende Thal. Aber ganz eigen-
thümlicher Art war die Forschungsarbeit in der Situation »pod
stenami« im äussersten Norden der Thalmulde von Planina.
Dort wusste die Volkssage von einem verschütteten Eisengitter zu
erzählen. Dennoch konnten mir selbst die ältesten Gedenkmänner
der umliegenden Ortschaften als: von Jakobovitz, Läse, Garöerevc
und Plamina nicht einmal ungefähr angeben, wo das sagenhafte
Gitter mit der eingestürzten Höhle gelegen wäre. Kein oberirdisches
Anzeichen konnte trotz eifrigsten Nachforschens hier gefunden
werden. Das einzige Mittel, um zu einem Resultate zu gelangen,
war die gehörige Beobachtung der in einer bedeutenden Flächen-
ausdehnung durch eine Schutthalde nach der Tiefe versitzenden
Hoch-Wässer. Ohne Zweifel konnten dann nur jene Stellen dieses
mächtigen Steinfilters, wo die Hoch- Wässer am gierigsten hinab-
"\^
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m
gurgeln, zur Aufdeckung des mysteriösen Gitters führen, wenn über-
haupt hier ein solches bestanden haben sollte. Derartige Sagen hatt<*
ich im Laufe der localen Untersuchungen noch viele vernomnu-n,
und jene die Thalbewohner immer mehr und mehr interessirenOon
Forschungsarbeiten Hessen mich eben vielfach divergirenden Sage
von Höhleneinstürzen begegnen.
An drei Stellen, wo die Absorption am wirksamsten beobaclitel
wurde, Hess ich nun hier durch kleine Versuchsschachte nach der
Tiefe schürfen und an einem dieser Punkte wurde nach mehrtftgi^er
Arbeit thatsächlich die Ci rundschwelle eines total vermoderten
Schutzgitters last vier Meter unter dem Schotter aufgefunden. Das-
selbe musste da vor mehreren hundert Jahren errichtet wortien
sein und war aus massiven Eichenstämmen gebaut Seine Bestimmung
war augenscheinlich diejenige, das von den Hochwässern zuj?e-
schwemmte Holz-Materiale zurückzuhalten, damit die dahinter gele-
gene schmale Felskluft nicht im Laufe der Zeit vollständig ver-
barrikadirt werde. Ein Felsabsturz von den nahen Wänden halle
jedoch die Kluft sannut dem Schutzgitter mit einer mächtigen
Barrikade von Gesleinstrümmern vor Menschengedenken bis zur
totalen Unkenntlichkeit überlagert. Sowohl an dieser, als auch im
einer rechter Hand davon vorgenommenen Schürfung, unmittelliar
unter den anstehenden Felswänden in der Situation »pod stenami^
erzielten die Versuchsgrahungen überraschende Resultate. Nicht sn
günstig war der Erfolg im dritten Schachte, welcher von diesen
beiden einige Meter weiter gegen Nordwest gelegen ist. Dort geläutete
ich in der Tiefe wohl auf schmale Spalten, welche massig abfallei^l
unter da^ (lebirge streicIicMi. Dagegen wurden in den beiden zuerst
erwähnten Schachten breitere Klüfte angescliürft, durch die irli
hierauf nach zwei bedeutenden unterirdischen Räumen gelanKl«.
Auch bei diesen bisher unbekannten Höhlengängen machte ich mm
(iebmuch von dem Entdeckungsrechte und benannte dieselben als
»Baron Winklerhöhlen«, um für alle Zukunft den Nain<rj
des HeiTu Landespräsidenten von Krain mit dieser, die Landi's-
Cultur fördernden Arbeit zu verbinden.
Einer besonderen Erwähnung verdient das Niveau-Verhältnis
dieser beiden Höhlen. Dieselben liegen 18, beziehungsweise 20Metrr
unter der Thalsohle in der Situation >pod stenami«. Sie bedeuH^n
zwei jener zahlreichen Riesen-Capillaren, welche aus dem muldcii-
förmig geschlossenen Thale von Plaiiina in nördlicher Richtnii;^
gegen den Südrand des Laibacher-Morastes iühren. Oder mit änderten
L.
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64
Worten, diese beiden Höhlen bilden für die Hochwässer des Unz-
flusses eine unterirdische Reservoir- Verbindung zu den wasserreichen
Quellen der grossen und kleinen Laibach. Die ewig waltende Thätig-
keit des Wassers hat hier in der Tiefe unter dem sackförmigen
Ende des Flussbettes der ünz, vorwiegend durch die auflösende
Kraft des kohlensäurehältigen Wassers, aus den anfänglichen Spalten
der Gesteinsschichtung des kohlensaueren Kalkes geräumige Höhlen-
kammern erzeugt. Die chemische Corrosion fand zugleich in den
Weitungen dieser Räume durch die mechanische Erosion des ab-
stürzenden Wassers eine unverkennbare Unterstützung. Aber dennoch
existiren hier bis heute noch keine eigentlichen Katavotrons,
d. h. Wasserschachte, in welche sich der strömende Flusslauf unge-
hindert hinabstürzen könnte, wenn auch die unzähligen Spalten und
Klüfte des Gesteins, sowie die Fugen der ausgedehnten Schutthalde,
welche die hierortigen Höhlen überlagert, diese Erscheinungen wohl
nur im kleinen Massstabe vorstellen. ')
In der Nähe dieser wasserabsorbirenden Schutthalde gegen
Nord-West liegt am Fusse der prallen Felswände eine künstlich
erweiterte Höhle, welche jedoch kaum 20 Meter lang, 2 bis 3 Meter
breit und ebenso hoch ist, mit kaum 10 Grad einwärts fallend. Dieselbe
wurde im Jahre 1824 von dem Haasberg'schen Beamten Fortunat
gelegentlich der Reinigung der Saugtrichter des Unzflusses aufge-
funden und zum Thale hinaus durchgesprengt. Durch einen Höhlen-
kamin, links 4 Meter über dem jetzigen künstlich erschlossenen
Eingange, der zum Niveau des nahen Flussbettes hinabreicht, wurde
seiner Zeit dieser unterirdische Raum betreten, worauf die 3 Meter
starke Scheidewand durchbrochen worden ist. Zur Erinnerung an
die schon in jener Zeit versuchten Arbeiten zur Aufdeckung des
mysteriösen Laufes der Unz zur Laibach, wird diese unterirdische
Räumlichkeit »Fortunat-Höhle« genannt. Die späteren und
mehrmals wiederholten Sprengungen im Inneren der Höhle haben
keinen nennenswerthen Erfolg gehabt. Der Grund davon ist ein sehr
naheliegender und natürlicher. Unmittelbar hinter den steilen Fels-
wänden, welche von der Fortunat-Höhle unterfahren sind, befindet
sich im Walde eine tief eingestürzte Doline. deren Trümmer die weitere
Communication der Höhle verrammelt haben. Der Abdichtungs-
') Im letzten Sommer d. J. 1888 wurden, wie uns Herr Putick mitgeheilt
hat, im Auftrage des k. k. Ackerbau-Ministeriums zwei grössere Wasserschachte
(als Versuchs-Objecte für die bezüglichen Wirkungen) in dem Flussbette der
Unz zu den Baron Winklerhöhlen hergestellt. D R.
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m^^ß
m
process ist hier in Folge dessen schon so weit gediehen, dflss die
absorbirende Wirkung dieser Höhle auf ein Minimum zurückge-
gangen ist, während dieselbe vor ,tahrhunderLen, noch bevor der
erwalmte DoUnen-Einslurz erfolgt war, ohne Zweifel einen der
wichtigsten Absorptionsräume für die Hoi^hwässer des Unzflusses
reprasentirt haben dürlte. ( iegenw iirtig ist diese Höhle miL Astwerk
und anderen angeschwemnUen Hölzern^ welcfie j^rössieutheils ver-
modert sind, sowie mit Hchlamm bedeutend angefülil. Die Unter-
<uehung war daher nichl selir angenehm, da man hei jedem Schritte
bis ftber die Knik-hel tief einsank und die Möglichkeit nicfjt ans-
gesehloi^sen war, dass man am Ende in eine inü vermodertem
Holz werk verbarrikadirle Höhlung hinabstürzen könnte. Neben der
Fortunathöhle liegen auf beiden Seiten, der (JesLeinsschichtung ent-
sprechend, mehr oder minder ausgeweitete Spalten und Klüite,
welche sämmtlich unpassirhar einwärts fallen. Den Hochwässern
dienen sie aber zum gierigen Abflüsse, nur muss dasselbe bereits
lange dai> ganze Thal innndirt haben, l>evor das Wasser jene Slan-
höhe erreich tj um in diese verhältnismässig hochgelegenen Schläuche
hineinzugelangen.
Eben so ungünstig liegt die MundötTnimg einer nocli weiter
gegen Nordwest unter den Felswänden siluirten Höhle, Vom Volke
wird (Ueselhe »velika jama pod sitcnami* (d, li. die grosse
Höbie unter den Felswänden) genannt. Sie zeigt anfangs kaum
4 Meter Breite und etwas über 2 Meter Höhe mit einem an 20 Meter
Länge fast ebenen Bodtn, der im Niveau um tj Meter höber liegt
als da^ Flussbetl der Unz. welelie bier sackförmig endet. Weiler
nehmen diese Räume an Dimensionen zu, nachdem man in der
Zwischenstrecke eine Passage aut allen Vieren durtthmachen musste.'
Eine geritumige Höhleidtamnjer mit steil einwärts faiiendeni
Boden bildet das Knde dieses unterirdischen (ianges. Auch in dieser
Höhle hat damals Herr Fortunat mehrfach versucht, den Hoch wässern
dei! Planinathal^ einen rascheren Abfluss zu verschaffen. Wahrend
der mir aufgetragenen Forschungen habe ich noch deutliche Spuren
gefunden, wo die Sprengminen jener Versuchsar t»ci Leu angelegt
«wden. Am äussersten Ende der velika jama, ungeR^lhr 45 Meter
weit vom Eingange liess ich gleichfalls (irabungen im angeschwemmten
Holz und Schlamme vornehmen, ohne den Spuren der Felssprengung
KU folgen. Dabei wurden einige schmale Klütle blossgelegt^ doch ein
namhafteres Resultat auf der Suche nach dem nntenrdiscfien Laufe
der ÜnK hier nicht erzielt. Verlockend lauten wobt diesbezüghch
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nachfolgende Stellen aus dem Werke des Höhlenforschers Dr. Adolf
Schmidl, welcher auf pag. 156 über diese beiden zuletzt angeführten
Höhlen schreibt:
»Bei Ueberschwemmungen des Thaies stürzt sich das Wasser
mit Macht in diese beiden Höhlen, wie die hineingeschwemmten
Sägeklötze u. s. w. beweisen. Dann soll man oben im Walde weiter-
hin an mehreren Orten das unterirdisch strömende Wasser rauschen
hören«.
Dennoch konnte ich leider diese Nachrichten nicht voll-
inhaltlich bestätigt finden, obwohl ich mehrere Hochwässer gerade
hier am Ausgange des Thaies geflissentlich beobachtete. Derart
konnten sich aber die Verhältnisse seit Schmidl's Zeiten nicht ver-
schlimmert haben. Daher ist nur anzunehmen, Schmidl habe die
Angaben und Erzählungen von Leuten benützt, welche aber kaum
aus eigener Anschauung die absorbirende Wirkung dieser beiden
Höhlen geschildert haben. Von mehreren alten Leuten des Thaies
hörte ich dieselben Fabeln und Volkssagen wieder, welchen man
im Werke Schmidl's an einigen Stellen begegnet. Doch die Aufgabe
Schmidrs war eine von der meinigen sehr verschiedene, so dass
es ihm nicht möglich wurde, den hydrologischen Verhältnissen an
allen Orten auf die richtige Spur zu kommen. Wenn auch mitunter
die localen Erzählungen de^ Volkes über die eine oder andere
unbekannte Höhle dem Forscher wesentliche Anhaltspunkte zu
bieten geeignet sind, so führen ihn dagegen die ni(nsten Sagen auf
eine falsche Fährte.
Unter allen meinen Höhlenentdeckungen gelangte ich auf
(irund solcir mündlicher Ueberlieferungen nur selten zu einem ge-
suchten Resultat. Mein Bestreben war beständig solche Tiefen und
Höhlengänge aufzudecken, welche der unschädlichen Ableitung der
Hochwässer aus dem Kesselthale von Planina dienstbar gemacht
werden könnten. Nach der sorgfältigsten Untersuchung und Aufnahme»
des äussersten Nordendes der Thalinulde imd ihrer Randhöhlen
wurde zur Durchforschung der nächsten Umgebung dieser Localität
geschritten. Abgründe, Felsentrichter und Dohnen, diese typischen
Karsterscheinungen der Oberfläche charakterisiren von hier nördliclu
den noch gut bewaldeten Boden des Karstkalkes. Ueber ein Chaos
von Steintrümmern, mit tief klaffenden Spalten und Felsklülten in
der noch erkennbaren Gesteinsschichtung ruinenähnlich aufgethürmt,
muss man da häufig auf allen Vieren li in wegsetzen. Wenn Jemand
einen Zweifel hegen würde, ob die gegenwärtig kahlen Karstfläehen
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südwärts von Adelsberg jemals einer Waldvegetation zum Standorte
gedient haben konnten, der sollte nur herüberwandern, um zu sehen,
welche prächtigen Tannenbestände auf einem absolut gleichen Boden
hier gedeihen. Im Kronenschutze der mastenhohen Tannen gedeiht
hier lerner eine üppige Bodenvegetation von Sträuchern und (iräsern
und dennoch ist die locale Boden- beziehungsweise Gesteins-Be-
sehaffenheit nach jeder Richtung diaselbe, wie dort, wo seit Jahr-
hunderten nur mehr einzelne Dorn- und Wachholdersträucher das
traurige Landschaftsbild der meilenweiten Steinöden punktweise
beleben. Geradezu imwegsam liegt auch hier eine ausgedehnte
Terraindepression, nur hindert der schattige Tannenforst einen be-
quemen Ueberblick zu gewinnen. Mühsam erreicht man endlich
ungefähr in der Mitte dieser Depression den Rand eines kessei-
förmigen Einsturzes, dessen tiefen Boden man nur von einer Seite
betreten kann.
Anfangs entlang eines schmalen Weges, dann mit aller Vor-
sicht über Stock und Stein hinabkletternd, gewahrt man unter der
östlichen Wand des enormen Felseinsturzes einen niederen, aber
sehr breiten Eingang in die sich weiter anschliessende, sehr
geräumige Höhle. Dieselbe ist seit urdenklichen Zeiten wegen ihres
ebenen Bodens vom Volke als die *skednjena jama<^ d. h.
Dreschbodenhöhle bezeichnet. Dass aber dieselbe auch noch einen
zweiten Ausgang zur Erdoberflüche aufweiset, wurde erst im Jahre
1848 von dem damaligen Cooperator von l^lanina, Herrn Anton
Urbas, dem jetzigen Domherrn von Laibach, entdeckt. In seiner
Beschreibung der Höhlen-Untersuchungen bei Flanina erwähnt Pater
Urbas an jener Stelle, wo er die Kenntnis der unterirdischen Ab-
flussverhältnisse der Unz aus hydrotechnischen (iründen als äusserst
wichtig bezeichnet, Nachfolgendes: »Ich suchte zu dieser Kenntnis
zu gelangen, untersuchte einige in der Nähe befindliche Höhlungen,
die jedoch meinem Zwecke nicht entsprachen. Bei dieser Gelegenheit
fanden wir bei Jakobovitz einen Tunnel durch einen Berg. Die
Entdeckung dieses geräumigen Durcligange^ erfreute meinen Führer,
weil noch kein Jakobovitzer um dieses Geheimnis wusste*^.
Wie richtig Herr Urbas an die Lösung des hydrologischen
(iebeimnisses daselbst geschritten, beweiset die weitere Stelle aus
seiner -Darstellung der localen Verhältnisse: ^ Meine Hoffnung, unter
den Unzfluss zu kommen, ging verloren, bis mir ein Führer sagte :
--Hier nahe bei Jakobovitz. am Berge zwischen Felsen, ist auch
eine Vertiefung, aber man kann nicht hinein, es ist ein Abgrund <^«.
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»Ich ging hin und fand eine stark abhängige Grotte, die zu einem
Abgrunde führt, der zwar nicht besonders tief, aber zum Hinein-
fallen gerade recht gelegen ist. Jenseits des Abgrundes führt die
Grotte weiter in den Berg. An den Felsenritzen der Seitenwand
ward es mir möglich, in den Abgrund zu kommen und nach einer
kurzen Strecke sah ich vor mir eine breite, gegen drei Klafter tiefe,
weite Höhlung, aus welcher ein starker Luftzug strömte. Mit grossem
Bedauern, keine Strickleiter bei mir zu haben, schaute ich in diese
grabartige Vertiefung. Die starke Luftströmung hat es mir deutlich
gesagt, dass man da weit hinein und vielleicht auch unter den
naheliegenden Unzfluss gelangen kann. Diese Entdeckung machte
ich leider erst zwei Tage vor meiner Abreise von Planina, sonst
würde ich etwas Bestimmteres darüber in Erfahrung gebracht
haben«. — Auf Grund dieser und einer anderen Nachricht aus dem
Werke von Dr. Adolf Schmidl forschte ich nach der höchst inter-
essanten Entdeckung.
Merkwürdigerweise hatte der Markscheider Budoll aus Idria,
welcher dem berühmten Höhlenforscher Schmidl für die Vermessungs-
arbeiten zugetheill war, diese Entdeckung ganz unabhängig von
derjenigen des Pater Urbas wieder gemacht. Obwohl damals kaum
zwei Jahre vergangen waren, so gerieth dennoch die erste Entdeckung
in Vergessenheit. Kein Wunder, dass es mir bei der Suche nach
diesem Geheimnisse der Unterwelt geradeso ergehen musste, da ich
erst wieder nach einer 36jährigen Pause den beiden früheren Ent-
deckern nachfolgte. Niemand in der ganzen Gegend wusste mehr
nach diesem mysteriösen Höhlengange die erwünschte Führung zu
übernehmen.
Erst später kam ich auf Grund einer Jagderzählung auf die
richtige Fährte, wobei ich zu der Untersuchung der in Vergessenheit
gerathenen »Mrzla jama« — Frosthöhle — gelangt war, um nach-
träglich den Schleier dieses Höhlengeheimnisses zu lüften.
Jeder Führer erzählte mir nur von den majestätischen Räumen
der sogenannten »Vranja jama« d. i. Rabenhöhle. Thatsächlich
ist auch diese Höhle eine der grossartigsten am ganzen Karste.
Dieselbe liegt, ringsum von herrlichen Tannenbäumen beschattet,
nahe an dem Thalrande bei Jakobovitz. Dicht verwachsen führt
eine Trümmerhalde des einseitigen Felsensturzes im geschlossenen
Walde plötzlich hinab zu den imposanten Räumen der scenerievoUen
Vranja jama.
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Fig. 1«.
Der Eingang in die >Vranja j^ma<.
Wenn man den schmalen Plad zwischen den Trümmern der
Schutthalde hinabsteigend, aus dem Gestrüppe hinauskommt, findet
man noch einzelne Farrenkräuter und die Hirschzunge auf dem
steinigen Trümmer-Boden. Aber auch diese Gewächse verschwinden
weiter hinab, die niedere Temperatur der unterirdischen Räume
Iheilt sich hier fühlbar mit und nur noch ein üppiger Moosteppich
überzieht weiter das wild durcheinander geworfene Gestein. Ueber-
wältigend ist daselbst der Eindruck der pittoresken Scenerie der
steilen Felswände, welche sich circusartig zu schliessen scheinen.
Doch die Schuttbahn führt von hier sehr steil in eine düstere Tiefe
hinab. In Fig. 12 erscheint die Ansicht des Einganges in die Vranja
jama überhaupt zum erstenmale abgebildet. Durch ein enormes
Höhlenthor, unter einer mehr als 50 Meter hohen und fast senk-
rechten Wand, die bei dem einseitigen Höhleneinsturze stehen ge-
blieben ist, kann man zur Sohle dieses eisigkalten Abgrundes
hinuntersteigen. Fast halbkreisförmig erscheint die Wölbung dieses
Höhlenthores und zeigt einen Durchmasser von mehr als 60 Meter.
Imposanter als von der Höhe hinab, gestaltet sich in Fig. 13 der
Prospect des Höhlenthores der Vranja jama aus der Tiefe empor
zur Erdoberfläche, üeberwältigend wirken hier auf Jedermann die
enormen Dimensionen der kühnsten natürlichen Wölbungen.
Die Natur beobachtete hier schon lange Zeit vor aller mensch-
lichen Kun.st das Gleichgewicht des Bogendruckes und ist da, wie
überall, mit ihren Monumentalbauten dem lernbegierigen Menschen-
geschlechte als die beste Lehrmeisterin anzupreisen.
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^ri!^^^^^
Fiff. 18.
Das Höhlenthor der -Vranja jama« aus der Tiefe empor zur
Oberfläche.
Was die (irossarlif^keit der Scenorie und der pittoresken (le-
steins- und Höhlenfonnation anlx^langt, so findet man in der bereits
mehrfach erwähnten Vranja jania den lehrreichsten Typus für die
Erscheinungen an den einstnlig eingc^stürzten unterirdischen Räumen.
Stufig abgebrochen, schwebt thurmhoch che Höhlendecke über dem
lehmigen t^oden der riesigen Weitungen im Inneren des dortigen
Hügelzuges. Die zerklüfteten und vielfach zerborstenen Seitenwände
drohen unter der Last des massiven Riesengewölbes zusammenzu-
stürzen. Doch die felsenfesten Widerlager dieser Wölbungen erhalten
überall das (ileichgewicht. Selbst die überhängende .südliche Seiten-
wand ist dennoch festgehalten in ihrer anscheinend labilen Position,
w^elche bei aufmerksamer Betrachtung einen ganz unheimlichen Ein-
druck zu machen geeignet ist.
Wie schon früher erwähnt wurde, gewahrt man bei dem
Ausblicke aus der Tiefe einen regelrechten Halbkreis als Contour für
das stehengebliebene flöhlengewölbe. Durch dieses hat sich das
Trümmergestein des vor urdenklichen Zeiten erfolgten theilweisen
Einsturzes der Höhle hinabgeb(')scht. Eine mehr als 80 Meter hohe
Tiümmerhalde reicht von unten bis an den oberen Rand dieser
circusartigen Terraindepression. Felstrümmer bis zur Hausgrösse
liegen hier in romantischer Unordnung über- und aufeinander, welche
durch den Schimmer des hereinfallenden Tageslichtes ein Bild von
märchenhafter Höhlenwildnis darbieten.
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71
Andererseils führt ein lehmiger Gang, mit fast 15 Grad einwärts
fallend, hinab zu den Stauwässern des unterirdisch nahe vorbei-
strömenden Unzflusses. Ein tiefes Bassin bildet das Ende dieses
abschüssigen Höhlenganges, welches je nach dem Wasserstande des
angrenzenden Planina-Thales mit einem höheren, oder niederen
Wasser angefüllt ist. Ein untrügliches Zeichen, dass man es hier
mit einem Seitenarme des unterirdisch gegen Ober-Laibach strömen-
den ünzflusses zu thun habe, bildet auch ferner das häufige Vor-
kommen von Proteen, welche die Adelsberger und Planinaer unter-
irdischen Wasserläufe charakterisiren, während sie in den von
Zirknitz herabströmenden Höhlenflüssen bisher nicht beobachtet
\vTirden.
Noch bevor man den Abstieg zum Wasser in der Vranja jama
unternimmt, gewahrt man linker Hand, gegen Süden hinführend,
einen finsteren (irottenraum, welcher anfangs steil emporführt, dann
zwischen einem lockeren Blockmateriale von Deckenabstürzen
ziemlich rasch einwärts Pällt und mit einer kleinen Kammer endiget.
Die hier einstens vorhandenen Tropfsteinbildungen dürften, nach
einzelnen Resten an den Wänden und an der Decke zu schliessen.
von ausnehmend schöner Form und Farbe gewesen sein.
Zwischen diesen zwei auffallend geräumigen Höhlengängen
fuhrt ein dritter, äusserst niederer Felsen.spalt in der Mitte hindurch.
Anfangs muss man auf allen Vieren und weiter gänzlich ausge-
streckt unter der niederen Decke, welche durch eine solide Fels-
platte formirt wird, über einen weichen Lehmboden hinwegkriechen.
Nach dieser minder angenehmen Passage gelangt man in eine über
8 Meier hohe Höhlenkammer, die sich anscheinend ringsum schliesst.
Doch abwärts fuhrt der geneigte Lehmboden zum Stauwasser des
unterirdischen Flussbettes der Unz. Aufwärts aber in südlicher
Richtung, zwischen mächti^'on Felscoulissen emporführend, ist es
möglich, wenn aucli von unten nicht zu bemerken, fast 6 Meter
in der Höhe über dem lehmbedeckten Höhlenboden, ein fenster-
fömiiges Loch zu erreichen, durch welches man unmittelbar in die
bereits früher erwähnte Mrzla jama — Frosthöhle — gelangen
kann. Dieser letztere Gang ist es eben, welchen Pater ürbas seiner Zeit
zu allererst entdeckt hatte und ich benannte denselben, dem ersten
Entdecker zu Ehren, als >Urbasgang«.
Wohl eigenthümlich und überraschend war für mich der
Verlauf dieser zum drittenmale gemachten Entdeckung der ge-
nannten Höhlenconmiunication.
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72
Nicht so einfach wollte es mir aber glücken, aus den Räumen
der Vranja jama zum Thale einen Ausgang zu finden, trotzdem
nach Schmidl's Angaben ein solcher, wie früher erwähnt, schon
von ürbas und Rudolf gehinden war. Weder von dem einen noch
von dem anderen Entdecker wurde jedoch die Mrzla jama namhaft
gemacht und ebenso ist nirgends deutlich erwähnt, wo dieser myste-
riöse Höhlengang ausmündet Dies war die Schuld an der um-
ständlichen Arbeit, welche mich getroflen hatte, um hier zu einem
positiven Resultat zu gelangen. Beinahe wollte ich es schon auf-
geben, diesen Gang ausfindig zu machen, als mir ein Förster erzählte,
dass einmal bei hohem Wasser im Thale ein Fischotter zu der
Vranja jama hinein- und an der Mrzla jama herausgespürt wurde.
Bis zu jenem Tage aber wurde mir von Niemand die Mrzla jama
vorgewiesen. Als ich nun zu der darauffolgenden Untersuchung
dahingelcitet wurde, begann die Schwierigkeit des AuRindens von
Neuem. Nach einer zweitägigen Arbeit erreichte ich durch jene kaum
bemerkbare fensterförmige Oeffnung die Räume der Vranja jama
mit Hilfe einer 6 Meter hohen Leiter, welche gegenwärtig auch"
bereits schon vielen fremden Besuchern zum Abstiege an dieser
einzigen kritischen Stelle in der Frosthöhle gedient hatte. .
Kaum würde es jemals gelungen sein, diesen Durchgang direct
aus der Vraiya jama zu finden, weil von unten jene fensterförmige
und hochgelegene Oeffnung absolut nicht zu bemerken ist Dagegen
erreicht man gegenwärtig ohne besondere Schwierigkeit nach
langsamer Passage durch die frostigen Räume und durch einen
halbverschütteten Abgrund in der Mrzla jama einen Leiter-Abstieg,
und weiter den nunmehrigen Urbasgang, um nach den grossartigen
Weitungen der sogen. Rabenhöhle — Vranja jama — zu gelangen.
Neben dieser hydrologisch höchst wichtigen Communication
sind jedoch an der Mrzla jama auch andere Verhältnisse von einer
naturhistorischen Bedeutung.
Erstens ist daselbst in der Tiefe die äusserst frostige Tem-
peratur des mit Wasserdampf gesättigten Höhlenwindes von wissen-
schaftlich hohem Interesse und zweitens ist hier die eigenartige
Formation des mächtigen Trümmerbarrens, welcher den einstigen
Höhlenboden überlagert, ein prägnantes Object für die Senkungs-
und Einsturztheorie am Rarste.
Auch dürfte ferner meine Behauptung kaum bestritten und
widerlegt werden können, dass man es in den bis zur Unkennt-
lichkeit durch Felsstürze verbarrikadirten Räumen der Mrzla jama
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7J
mit dem einstigen Höhlenbette des ünzflusses zu thun habe. Die
Kennzeichen dieser Eigenthümlichkeit des einstigen Abflusses sind
nicht allein im Berginneren noch heute sehr deutlich zu finden,
Sündern auch noch vielmehr am Fusse der Trümmerhalde im Thale.
Dort bemerkt man bei einiger Aufmerksamkeit das verlassene Fluss-
bett der ünz, welche vor Urzeiten einen Hochwasserarm durch die
einstigen Wölbungen der Mrzla jama in die Räume der Vranja jama
hinabströmen liess. Gegenwärtig sind die klüftigen Felsgewölbe an
dem Ausgange zum Thale zusammengestürzt. Die Trümmer dieses
partiellen Höhleneinsturzes lagern dammähnlich über dem Boden
der einstens bestandenen Höhlenweitung. Mit einer Böschung gegen
das Thal hinausliegend, mit der zweiten in das Innere des noch
stabilen, und übriggebliebenen Höhlengewölbes hinabführend, ist
dieser Steindamm mit seiner Krone bis zur Höhlendecke wild aul-
gethürmt und hat eine Höhe von nahezu 20 Meter über dem an-
grenzenden Thalboden,
In welcher Weise die Nachbrüche und Felsstürze hier seit
Jahrliundertfti ertolgt sein mögen, habe ich auch sehr anschaulich
becibachlen können, al^^ in Folge eines Blitzschlages von dem an-
stehenden Gestein oberhalb des Hölüenthores zwei riesige Felsblöcke
abgesprengt und zum Abstürze gebracht worden sind.
Hei einem jetzigen Besuche der genannten unterirdischen
Räume bt man genöthiget, zuerst über die F'elstrümmer der Böschung
vom Thale aus uwhv als 20 Meter emporzusteigen, um den Eingang
in die Frosthöhlc zu prr'eichen. Derselbe wird von einem niederen
und kaum über 5 Meter breiten Höhlenthor gebildet, welches zu
einem steilen Abstiege über riesige Felstrümmer und Steinplatten
in das Innere de;^; Berges hinabführt. Nach einer kurzen Kletter-
parlie in die Tiefe, durch das magisch zerstreute Dämmerlicht des
hitiableuehtenden Tages der Oberwelt einigermassen unterstützt,
Mindet man sich btUd mehrere Meter unter dem Niveau des Thaies
und dann weiter uatl weiter in einer absoluten Nebelfinsternis einer
begeisternden Unterwi^lt.
Für den Höhlentouristen unpassirbar, ja selbst für den Höhlen-
torselier undurchdringlich ist aber der Weg, welchen das Hoch-
wasser aus dem übeischwTmmten Thale einschlägt, sobald die
Fluthf^n den ¥um der erwähnten Trümmerhalde bespülen. Zwischen
den FelsbJöcken dieses von Natur aus errichteten Steindammes,
durch Hunderte von Fugen und Felsspalten strömt nun hier das
Wasser bergelnwärts. Sehenswürdig ist speciell hier die zuletzt
HU^b. d. t k. Ueo^r Qfn^. 1888, 2 u. 3. 6
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74
genannte Erscheinung, welche sich wohl in den meisten Kesselthälern
des Karstes mehr oder minder deutlich wiederholt.
In den weiter unter dem Gebirge gelegenen Wasserhöhlen
kann man nur bei einer solchen Gelegenheit der Thalüberschwem-
mung die Stauwässer dieses eigenthümlichen Abflusses der Hoch-
fluthen beobachten. Doch die Expeditionen in diese ewig um-
nachteten Räume der Unterwelt des Karstes sind in den seltensten
Fällen leicht ausführbar. Zumeist sind vor Allem äusserst be-
schwerliche und nicht ungefährliche Einfahrten in die bezüglichen
Naturschachte vorzunehmen, bis man die Tiefe des wild rauschenden
Höhlenflusses erreicht. Oder man muss als Pionnier der Wissenschaft
gleich am Einstiege den schwankenden Kahn betreten, um auf
demselben den Höhlenfluss auf seinem geheimnisvollen unter-
irdischen Laufe soweit zu verfolgen, bis ein unüberwindliches
Hindernis dieser wissenschaftlichen Argonautenfahrt plötzlich ein
Ende setzt.
Die Kronprinz Rudolf-Grotte im Küstenlande.
Auch die tiefverborgene und geheimnisvolle Unterwelt des
Karstes im Süden unserer Monarchie hat Weiland Se. kaiserliche
Hoheit Kronprinz Rudolf auf seinen aus Liebe und Begeisterung zur
ewig schönen und göttlich erhabenen Natur unseres grossen Vater-
landes unternommenen Reisen betreten.
Der erlauchte Name unseres ehrerbietigst betrauerten Kaiser-
sohnes wird nicht allein im wildreichen Hochlande der öster-
reichischen Alpenwälder, nicht allein in den Urwäldern von Galizien,
Ungarn und Siebenbürgen in aller Zukunft der österr.-ungarischen
Monarchie mit unvergesslichen (iefühlen genannt; Derselbe bleibt
nicht nur unvergänglich in den schattigen Forsten von Böhmen,
Mähren und Schlesien, unvergänglich in den Ebenen der Elbe und
Moldau, verewigt in den rauschenden Donau-Auen und in der
erhebenden Walhalla von Buchenforsten des Wiener- Waldes, wo
einst Kronprinz Rudolf mit grosser Vorliebe Set. Huberte huldigte;
Sein erlauchter Name wird ebenso in den Karstwildnissen von
Krain, Istrien und dem Küstenlande, wie von Kroatien und Dalmatien,
sowie auf den meerumbrausten dalmatinischen und istrischen Inseln
unserer Adria mit allerhöchster Verehrung jetzt und immerdar ge-
nannt werden; ja überall in Oesterreich-Ungarns weitgedehnten
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75
Gauen und noch weit und breit über diese hinaus wird unser
allseitig betrauerter Kronprinz Rudolf als Naturfreund verewigt
bleiben.
Aber auch die wundervolle Unterwelt des Karstes birgt für
immer seine hoch fürstliche Gunst und bewahrt die kaiserliche Huld
seines mit der Leuchte der Wissenschaft ausgerüsteten Besuches in
diesen naturseltenen und ewig umnachteten unterirdischen Räumen.
Ihm verdankt die wLssenschaftliche Höhlenforschung unserer Zeit
die weitgehendste Förderung. Er lenkte durch den wiederholten
Abstieg in die Grotten und Wasserhöhlen des Karstes die Auhnerk-
samkeit der Naturforscher auf die überwältigenden Reize und Ge-
heimnisse der Unterwelt unserer Monarchie. Bald darauf überboten
sich einzelne Vereine und Gesellschaften von Gelehrten in den
schwierigsten und gefährlichsten Expeditionen zur Erforschung der
unterirdischen Wasserläufe und der tief verborgenen Höhlenflüsse
des Karstes.
Einerseits wurden hierbei neue, bisher noch unbekannte Grotten-
räume besser zugänglich gemacht und dadurch dem öffentlichen
Bruche erschlossen. Andererseits wurde dadurch an den unter-
irdischen Wasserläufen und Höhlenflüssen eine Specialforschung
inaugurirt, welche für die wirthschaftliche Zukunft am ganzen ^
Rarste eine höchst wichtige Rolle spielen wird. Die Tragweite dieser
ebenso eigenartigen, als seltenen culturtechnischen Vorarbeiten lässt
sich g^enwärtig — weil erst im Anfange einer gebrochenen Bahn
~ kaum hoch genug anschätzen. Thatsache ist jedoch, dass die
bisherigen Erfolge dieser culturtechnischen Erhebungen, welche in
erster Linie im Auftrage des k. k. Ackerbau-Ministeriums seit
längerer 2^it schon vorgenommen werden, als bedeutsam und sehr
günstig bezeichnet werden müssen.
Hätten diese Forschungen nicht auch die sicheren Vortheile
einer ökonomischen Bedeutung im Hintergrunde, so verdienten sie
schon vom Standpunkte der Geologie und Hydrographie die gleiche
Würdigung. Denn es handelt sich daselbst um die Constatirung des
hydrologischen Zusammenhanges der kurzlebigen Karstgewässer.
Doch in diesem Falle gehen auch vollkommen naturgemäss die
forschende Wissenschaft und die ökonomische Praxis mit einander
Hand in Hand. Und zwar sollen auf Grund der genannten For-
schungsarbeiten nicht nur zum Zwecke der Bereicherung unserer
Erfahrungswissenschaflen, die geheimnisvollen Verhältnisse der unter-
irdischen Hydrographie des Karstes klargelegt werden. Vielmehr soll
6*
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76
hiedurch zu gleicher Zeit auf der einen Seite den Nachtheilen der
oberirdischen Stauwässer durch deren unschädliche Ableitung in
die unterirdischen Räume der vorgefundenen Höhlen gesteuert und
auf der anderen Seite dagegen sollen die niemals versiegenden
Höhlenquellen des Untergrundes zur Karstoberfläche emporgehoben
werden.
Einen annähernden Begriff von dieser Thätigkeit in der Unter-
weit des Karstes kann sich nur derjenige machen, dem es bereits
vergönnt war, die pittoresken Formationen der weltberühmten Grotte
von Adelsberg zu sehen. Dort findet man in schaurig schöner
Scenerie den Poikfluss durch ein Reich der ewigen Höhlennacht
dahinrauschen. Weit und tief unter dem Gebirge wühlen sich seine
Fluthen in einem felsenfesten Bett hindurch, bis sie durch die
gigantischen Naturgewölbe der Kleinhäuselhöhle von Planina, mit
einem Höhlenarme der verborgenen Abflüsse vom Zirknitzer-See
vereint, wieder an den Tag hervortreten.
Jene höher gelegene Galerie von natürlichen Felsengewölben,
in welchen gegenwärtig die Besucher der Adelsberger-Grotte mitten
in den phantasiereichsten Sculpluren und bizarren Gebilden der Plastik
des rastlosen Troplenspieles der Meteorwässer lustwandeln können,
ist dennoch nichts anderes als das verlassene Felsenbett des Poikflusses.
Derselbe hatte sich schon seit Jahrhunderten nach den ewig walten-
den (xesetzen der Gravitation bereits einen lieferliegenden Höhlengang
durchbrochen. Nur eine kurze Wegstrecke im grossen Dome ge-
wahrt man noch von der Höhe der oberen (ialerie die eilenden Fluthen
in der Tiefe des unteren Höhlenganges dahinstürzen. Dort herrscht
ein unvergleichliches Brausen und wildes Rauschen der schäumenden
Wogen des unterirdischen Flusses, der sich im Oberlaufe durch
eine enge Höhlenklamm in die enormen Weitungen des grossen
Domes hereinzwängt und sich von da weiter durch ein geräumiges
Höhlenthor in die ungangbaren Hallen und Klüfte des sogenannten
Tartarus dröhnend hinabstürzt. Dagegen herrscht in den übrigen
Partien der Adelsberger-Grotte eine (eierliche Stille, die nur von
dem taktmässigen Spiele der Wassertropfen einzelner Stalaktiten
unterbrochen wird.
Und gerade dieses eigenartige weihevolle Verhältnis der be-
geisternden Ruhe charakterisirt auch die ma^jestätischen Dom-
wölbungen der Kronprinz Rudolf-Grotte im Küstenlande.
Dieselbe beherrscht, wie nun auf Grund \ on Vermessungen sicher-
gestellt wurde, in ihren gangbar gemachten Weitungen überall ein
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k ■•••»■ .1 ' ,
77
Niveau, welches wohl ziemlich hoch über dem vermuthüch in der Nähe
hindurchziehenden Rekafliisse von St. Canzian gelegen ist. Dennoch
gehört die Kronprinz Rudolf-Grotte mit allen ihren unter-
irdischen Räumen jenem mäandrisch in einander greifenden Höhlen-
system an, welches die Reka von St. Canzian und ihre verborgenen,
meist noch unbekannten Zuflüsse seit Jahrtausenden gebildet haben.
Dieses unbeschreibliche Labyrinth von Höhlengängen, Grotten und
Felsennischen ist in seiner Weise ein seltenes und sehenswürdiges
Seitenstück zu den weltberühmten Naturmerkwürdigkeiten der
Adelsberger-Grotte in Krain.
Bekanntlich hält man gegenwärtig wohl allgemein die Reka
von St Canzian am ktistenländischen Rarste für den Oberlauf des
von den alten Römern geheiligten Timavus bei Duino, welcher als
mächtiger Höhlenstrom aus dem Gebirge hervorbricht und sich
nach sehr kurzem Laufe in das adriatische Meer ergiesst. Derselbe
ist, wie ferner bekannt sein dürfte, wohl der einzige Strom der
Welt, welcher von seiner Mündung bis zu seinem Ursprung mit
grösseren MeeresschifTen befahren werden kann. Aber die Zahl der
wasserreichen, seinen gewaltigen Höhlenquellen tributpflichtigen
Zuflüsse aus der Unterwelt des Karstes ist gegenwärtig noch fast
unbekannt. Die begründete Vermuthung jedoch, dass die Höhlen-
gewässer aus dem Bereiche des wunderbaren, unterirdischen Gebietes
von St. Canzian und der Kronprinz Rudolf-( trotte hinüberströmen,
gewinnt durch die abenteuerlichen Arbeiten der Abtheilung für
Grottonforschung der Section * Küstenland« des Deutschen und
Oesterreiehischen Alpenvereins von .lahr zu Jalir mehr an Wahr-
scheinlichkeit.
Die sehenswerthe Kronprinz Rudolf-Grotte bei Divacca im
Küstenlande — fast in der unmittelbaren Nähe der bekannten
Eisenbahnstation Divacca*) — liegt von dort ungefähr 2 Kilometer
in südlicher Richtung an der Strasse gegen Corgnale, welche mit
der Staatsbahnlinie Divacca-Pola in dieser Strecke parallel läuft.
Auf der fast ebenen Strasse erreicht man nach 20 bis
25 Minuten Gehens den interessanten Eingang in diese Grotte.
Ein Felsentrichter, welcher bei der Entdeckung dieser seltsamen
unterirdischen Räume (am 11. Mai 1884) noch unwegsam gewesen
ist, führt gegenwärtig an den Wänden einen in Spiralform künstlich
♦) Am Bahnhofe in Divacca — sloven. Divat-a — erhält man genaue
Auskunft und Grottenführer.
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gebahnten Weg zu seinem Boden hinab. In der Tiefe, noch bevor
man das eigentliche Grottenthor erreicht, klafft in der versinterten
Wand des Trichters ein riesiges Höhlenfenster entgegen, durch
welches man den ersten Blick in die finsteren Gewölbe der Grotte
hinabwerfen kann. Ein kühler Luftstrom wälzt sich hier unablässig
hervor und kündiget die niedrige Temperatur an, in welcher die
Gebilde der Unterwelt seit urdenklichen Zeiten starren. Nach wenigen
Schritten weiter zur Tiefe öffnet sich das Portal zur unterirdischen
Wanderung.
üeber Felsenstufen und massig steile Wegrampen steigt man
langsam hinab in das im Zwielicht dämmernde Reich einer ewigen
Nacht. Ein Blick nach rückwärts, in der Richtung de^ Einganges
lässt nochmals durch jenes Höhlenfenster ein bescheidenes Stückchen
Firmament gewahren, welches seinen milden Schein über die
bizarren Formationen der Stalagmite des Höhlenbodens magisch
verbreitet. Der Weg führt weiter hinab und immer fort hinab ent-
lang eines prächtig gebahnten Steindammes, an dessen beiden
Seiten die undurchdringliche Finsternis der weiten Bäume das
lodernde Grubenlicht des Führers nur auf die nahe Umgebung des
feuchten Pfades zu concentriren scheint. Bald darauf führt der
massig breite Weg etwas hinan und wieder hinab zwischen einem
förmHchen Wald von Tropfsteinsäulen und man befindet sich da-
selbst bereits in der absolut finsteren Kunstwerkstätte der wunder-
baren Meisterin Natur. Ohne Lärm und doch ohne Rast und ohne
Ruhe arbeiten hier zahllose Wassertropfen unaufhörlich daran, die
düsteren Räume dieses märchenhaft drapirten Ateliers immer in
ihrer Sehenswürdigkeit zu erhalten.
Die Kronprinz Rudolf-Grotte verdient auch in dieser Beziehung,
was den Reichthum an grotesken Tropfsteingebilden betrifft, unter
die ersten Sehenswürdigkeiten des Karstes eingereiht zu werden.
Denn es sind hier unglaubliche Schätze der rastlosen Thätigkeit
der Sinterbildung und Krystallisation aufgestapelt. Ueberall, wohin
sich der weitere Weg in der Grotte auch wendet, gewahrt man
hier alle erdenklichen Erscheinungen des Jahrhunderte und abermals
Jahrhunderte alten Naturprocesses der Zerstörung und Reproduction
der Meteorwässer, welche in den gigantischen Zellen und Adern
unserer Erdrinde unaufhaltsam circuliren. Da gibt es eine Unzahl
wunderschöner Stalaktiten, denen am Boden ebensoviel interessante
Stalagmiten entsprechen. Auch sind einzelne dieser correspondirenden
Calcitgebilde bereits mit einander zu massiven Säulen von riesen-
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7B
halten Dimensionen ven\^achsen. Tausend andere zarte Fonnationen,
wie transparente Vorhänge, faltenreiche Tropfsb^n-Drapenen,
korallenartiges Geilste, funkelnde Krystalldrusen von reinem Calci t
und andere mehr fordern bei ihrer ernsten Natürlichkeit durch die
Anregung einer lebhaften Phantasie die grösste Bewunderung
eines jeden Besuchers heraus. Man könnte hier Stunden lanjj herum-
wandeln und würde immer Neues sehen. Die unzähligen Tn>i>r!^teLn-
gebilde zeichnen sich daselbst allgemein durch die Jun^frauüehkeil
ihrer farbenreichen Reize und insbesondere durch ihre Reinheit
und durch ihren herrlichen Krystallglanz aus.
Man wandelt mit Entzückung unter diesen feenhalt schim-
mernden Gebilden bei dem matten Scheine von einii^en Grul)eii-
lichlern umher, und nur an einzelnen Stellen dies(4' mehr wie
600 Meter langen Galerie, dort wo die Natur besondere Schätze
ihrer bildenden Kunst aufgestapelt hat, verleiht der zauherhalte
Lichteffect einer Magnesiumlampe im Vereine mit einigen Hengal-
feuern jedem Besucher die Visionen einer bezaubernden Märchenwelt
Bei allen hier geradezu verschwenderisch aufgehäuften Sehens-
würdigkeiten von Tropfsteingebilden, repräsentirt jedoch \m genügend
wirksamen BeleuchtungsefTecten die sogen. »Schatzkammer* die
»Piece de resistance* in der Kronprinz Rudolf-Grotte.
Die Gemeinde Divacca (Divaea) ist die Eigenthüinerin dieser
Grotte und dieselbe hat im Vereine mit dem österreichischen
Touristen-Club die grossartigen unterirdischen Räume zum grösseren
Besuche zugänglich gemacht. Dieses Unternehmen war vom hohen
Glück begünstigt, indem weiland Kronprinz Rudolf gelegentlich
seines ersten Besuches zu gestatten geruhte, dass die trotte unter
den Schutz seines erlauchten Namens gestellt werde. Seine kaiser-
liche Hoheit besuchte nämlich in Begleitung des Prinzen Philipp
von Coburg, unter der Führung des Präsidenten Herrn A. Sill^erhuber
des österr. Touristen-Club, am 81. Jänner 1887 als der Erste die
pittoresken Räume der nach ihm benannten Grott(!, w^elche seit
jener Zeit dem Besuche des grossen Publikums geöfTiiel ist.
Wilhelm Putkf^\
k. k. Forstinspi^ctioiiH-Adjunctp
IbüiSi^iM.
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80
Das Popovo polje in der Hereegovina.
Ein Beitrag zur Kenntniss des Karst-Terrains, von Max Groller v. Hildensee,
k. k. Major.
Seit einer Reihe von Jahren hat .sieh die allgemeine Aufmerk-
samkeit in erhöhtem (irade jener eigen thümlichen Terrainformation
zugewendet, welche einen grossen Theil des Areals unserer südlichen
Pr(jvinzen bildet, vereinzelt aber auch in den übrigen anzutreffen
ist: nämlich dem Karstterrain. Nicht allein die geographische
Wi.^senschaft hat die gründliche Erforschung jener Bodenformation
in ihr Programm aufgenommen, auch die Staatsverwaltung ist durch
ihre Versuche, jenem passiven Boden wieder einige Ertragsfähigkeit
zu verleihen und zugleich dem Weitergreifen der Verkarstung Ein-
halt zu thun, dem Karstboden näher getreten und hat durch diese
Vorsuche auch privaten Kreisen in jenen Ländern die Anregimg
zur Nachahmung ertheilt. Endhch hat sich auch das in steter Aus-
breitung begriflfene Touristenwesen, angeregt durch die zunehmende
Kenntnis jener interessanten Gebiete und unterstützt durch das
Er^scheinen der neuen Specialkarte, die Karstländer zum Ziele
lohnender AusflCige erkoren.
Wenn es nun einerseits für Denjenigen, der das Karstland
mit vorurtheils freiem Blicke zu betrachten und kennen zu lernen in
der Lage war, zweifellos feststeht, dass sich daselbst auf den ver-
schiedensten (iebieten der Forschung reiche Fundstätten darbieten,
so tTgibt es sich andererseits aus der relativen Neuheit der eingangs
erwähnten Antheilnahme von selbst, dass die Kenntnis des Karst-
terrains noch beiweitem nicht jene Allgemeinheit und Gründlichkeit
erlangt hat. mit der die übrigen Hauptterraintypen dem allgemeinen
Verständnis erschlossen worden sind und dass über jene Boden-
^aitimgen irrige Ansichten noch ziemlich gang und gäbe sind.
Unter diesen Verhältnissen dürfte es vielleicht willkommen
geheissen werden, wenn ich, gestützt auf die Erfahrungen, die ich
WHhrend eines achtjährigen Aufenthaltes in den Karstländern der
Monarchie und des Occupationsgebietes gesammelt, dem Leserkreise
di«^.^er Blätter die eingehende Schilderung einer der interessanteren
Karstpartien, nämlich jene des Unterlaufes der Trebinjeica in der
Hercegovina vorlege.
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81
Indem zur näheren Erläuterung des Folgenden auf die Spe-
cial-Karte verwiesen wird, soll noch vorausgeschickt werden,
dass für die Zahlenangaben der durch den Fluss bewirkten Erd-
bewegung kein hoher Grad von (lenauigkeit in Anspruch genommen
werden kann, weil zu ihrer Erhebung an Ort und Stelle nur primi-
tive Mittel zur Verfügung gestanden haben. Uebrigens bleibt das,
was wir da in Scene gehen sehen, auch dann noch grossartig
genug, wenn die angeführten Zahlen etwas zu hoch gegriffen sein
sollten.
Bis Trebinje fliesst die Trebinjcica (Trebisnica) in einem
ziemlich engen Thale, von Trebinje an gewinnt letzteres immer mehr
Sohle und ist an der Strasse nach Ragusa, nachdem diese auf das
linke Flussufer übersetzte, schon eine Stunde breit. Diese Thalebene
begleitet nun den Fluss, bald einer-, bald beiderseits, nur in wech-
selnder Breite bis zu seinem Schlünde und setzt sich noch etwas
darüber hinaus fort Abgeschlossen wird die Thalebene durch einen
20 bis 25 m hohen Querwall ; jenseits desselben liegt, nur um einige
Meter tiefer, das Hutovo polje, dessen Begleithänge die Fortsetzung
jener des TrebinjiMcathales bilden. Wenn man die 17 Gehstunden
lange und ^ 4—** 4 Stunden breite Thalebene in der Richtung des
Flusslaufes durchwandert, so zeigt sie anfangs ein nur massig ver-
karstetes Ansehen; der Feldbau ist noch ziemlich ausgebreitet,
zwischen den Ackerparcellen wächst hohes Buschwerk. Weiterhin
tritt der Karstcharakter immer mehr in den Vordergrund: von
Djediei an wird er vorherrschend, um alsbald jeden anderen völlig
zu verdrängen, bis er wieder bei Paljice plötzlich und völlig
verschwindet. Das eben begrenzte Stück der Thalsohle trägt eine
höchst eigenthümliche und charakteristische Physiognomie: es ist
durchwegs mit mächtigen losen Felsplatten bedeckt, welche ganz
analog gelagert sind, wie die Steinschichten, deren bei der Be-
schreibung der Thalhänge Erwähnung gethan werden wird. Die
Zwischenräume jener Felsplatten sind mit Schutt und Trümmern
ausgefüllt, zwischen welchen noch ein spärlicher Rest von Erde
vorhanden ist, der ein armseliges Busch- und Strauchwerk kümmer-
lich ernährt. In der (iegend von Poljice taucht nun dieses Felsen-
meer mit einem Sprunge unter eine ziemlich mächtige Humusschichte
unter und der ganze übrige Theil der Thalebene — das Popovo
polje (> Pfaffenfeld«) — ist stein- und buschfreies Ackerland.
Die Trebinjoica durchläuft die Thalsohle in einem nur wenige-
male in Arme getheilten, son.st geschlossenen, tief eingeschnittenen
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II ipvijpi
82
Bdle^r das am Fusse des Berges Kiek in einem mächtigen, nicht
besonders benannten Schlünde endet.
Aus der Thalsohle erheben sich zu beiden Seiten steil geneigte
HOO— 700 Meter hohe gänzlich verkarstete nackte Felsenhänge^
welche in höchst auffallender und markirter Weise die Lamellen-
structur aufweisen. Streichen und Fallen dieser Platten ist durchaus
gleichförmig und mag ersteres im Allgemeinen mit dem mittleren
Flus^laufo parallel Südost— Nordwest gehen, während das Fallen
nach einer beiläufigen Schätzung 50® Nordost beträgt. Dadurch
erhalten jene Hänge, deren Streichungslinie mit der Streichungslinie
der Sleint^chichten parallel läuft das Aussehen einer mächtigen,
stei! ansteigenden Treppe, deren Stufen jedoch geneigt liegen. Jede
solche Stufe ist von der nächsten durch eine Trennungskluft ge-
sondert, welche kleines Geröll und feineren Detritus enthält. Diese
Klüfte bilden den einzigen Abzugsweg für das Niederschlagswasser,
welc-lies ilurch die höher liegenden Kanten der Stufe verhindert
wird, über den allgemeinen Hang abzufliessen und offenbar musste
aul dt^in selben Wege auch die Erdschichte, welche einst diese Hänge,
bedeckt liat, hinweggeschwemmt worden sein.
Die Obertheile der Bergrücken bilden ein Chaos von Wällen,
Kesseln, Furchen und Kuppen, stellen jedoch, im Ganzen angesehen,
wenit; o*1er gar nicht geneigte Flateaux vor, weshalb die Klüfte und
Spalten viel weiter von einander entfernt sind, als an den Hängen
M'oraus isich naturgemäss ergibt, dass die Verschleppung des Erd-
reiclies noch nicht so w^eit vorgeschritten ist, als auf den Hängen,
also nocli immer aus dem Boden einiger Nutzen gezogen werden kann.
(legenüber dem trostlosen Bilde, welches diese Flateaux und
noch UK'hr die Hänge darbieten, ist der Anblick des Popovo polje
in den Sommermonaten ein überraschender und herzerfreuender
da die ganze Ebene mit prächtig gedeihendem Maisanbau, mehreren
üppigen Wiesen und am Rande mit einzelnen Weingärten bedeckt
ist. ÄlU^in dieser Zustand dauert nur 4 Monate an.
Mit dem Eintritte der Regenperiode — normal in der ersten
Hallte des Monates September schwillt die Trebinjoica so stark an
dass ihr Schlund den Zufluss an Wasser nicht mehr genug rasch
abzulühren vermag; der Fluss tritt aus seinen Ufern und die Ueber-
schwemmung nimmt bis Ende October zu und bedeckt dann mit
äusserst geringen Jahresunterschieden die ganze Thalebene bis gegen
Poljice, also bis an den Rand der früher geschilderten Felsenab-
lagenmg. Dieser Stand dauert mit geringen Schwankungen bis Ende
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8^
April Um diese Zeit beginni der Rückzug der ÜebersehwemTnung^
welche in 7 bi:^ 8 Wochen zur Trockenlegung des Fopo%'o polje
führt. Jn einzelnen Senkungen bleiben Lachen sdurück, welche die
Gegend im Hochsommer verpesten. Die Thalebene trocknet ratsch
ab und be^ginnt dann der (Sommer-) Anbau.
Den Abtluss des Wassers vermitteln im Popovo polje zwei
Partien von Sauglftohern; die er^^te liej^t in der Nähe der Ortschaft
Ravno, nahe an der linken Tiialbegleitung, die zweite ist der
Hauptschhmd am Fiisse des Berges Kiek nebst einigen in dessen
unmittelbarer Nähe liegenden Sparen.
Erstere Partie kommt für die Wasserabhihr wenig in Betracht,
da sie ziemlich nahe an der oberen Inundationsgrenze und etwas
ober der Thalsohle liegt, also l>ald nach Beginn dps Zuriicktretens
der Ueberschwemmung ausser Thätigkeit gelangt, so dass die weit-
aus überwiegende Menge der Stauwässer vom Hauptschlunde bewjil-
tiget werden mnss. Nriehst dieses hat sicli das Flusshptt, welches
bisher iiöclistens 10 Meter Tiefe besa-ss, bis zu 30 Meter eingegraben;
es endet im Kalkfelsen, in welchem der eigentliche Trichter tiegL
Dieser bildet eine anfangs weite Höhle mit abiallender Sohle, in
deren nördlicher Ecke der Ahflusscanal beginnt Seine Dimensionen
betragen anfangs Tow m der Höhe und lV2m in der Breite und
sein weiterer Verlauf wendet sich sofort in ziemlich söhliger Lage
gegen West. Bis auf circa 120 Meter kann man den Canal zuerst
in gehockter Stellung, dann kriechend und endlieh »schliefend* ver*
tolgen; weiterhin wird er sehr breit, aber so niedrig» dass ein
weiteres Vordringen die Vornahme von Sprengungen erfordern
würde. Nach vorwärts geschleuderte Steine lassen noch auf eine
gewisse Sti^cke hin ebenen Verlauf erkemien.
lieber den Ort, an welchem die Gewässer der Trebinjnea zu
Tage treten, sind zwei Meinungen im Schwünge: die Anwohner
hallen das Gabela polje Un Metkovit- für diesen Ort während man
in Daimalien häufig hört, dass das Süsswasser der Omhla jenes der
Trehinjeica sei. Erstere Meinung hat die weit höhere Wahrschein-
Uchkpit tür sich.
Für diese Wa^irsclieinlicbkeit spricht vor allem das Vorhanden-
sein des Lago de Kuti, eines permanenten See'Sj welcher keinen
sichtbaren Zufluss hat, dagegen einen bedeutenden Bach entsendet,
weiters der ausserordentliche Beichtlmm au Quellen, welcher am
Rande des Gabela polje am Fuss der Berge zu Tage tritt Denkt
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64
man sich die Kalksteinschichten der Höhenzüge, welche die untere
Trebinjoica begleiten in analoger Lagerung fortgesetzt, bis sie die
Höhenlage der Narentaebene erreichen, so drängt sich von selbst
<iie Ueherzeugung auf, dass sowohl der Lago de Kuti, als auch die
erwähnten Quellen das Wasser der Trebinjfica ableiten. Der Voll-
ständigkeit halber soll hier erwähnt werden, dass von den Bewohnern
des Popovo polje behauptet wird, ein Bauer von Turkovic sei vor
einigen Jahren in den Schlund der Trebinjßica eingedrungen, nach
Uingerer Wanderung zu einem unterirdischen jezero gelangt und
nach niobreren Stunden im Gabela polje an die Oberfläche gelangt:
€ine Er/jihlung die jedoch sehr wenig Glauben verdient.
Gegen den Abfluss der Trebinjcica in die Ombla spricht die
erwähnte Lagerung der Kalksteinschichten, deren Fallen durchwegs
landeinwärts gerichtet ist, sowie der Umstand, dass die Omblaquelle
nur sehr geringen Schwankungen unterworfen ist, während diese
doch anfallend gross sein müssen, sobald der Fluss des Popovo
polje versiegt ist, beziehungsweise seinen grössten Wasserreichthum
erlangt hat. —
Wie es fast selbstverständlich ist, fehlen den Gebirgen, welche
das Popnvo polje einfassen, die Karsthöhlen nicht. Von den zahl-
reichen kleineren Höhlen soll nur die Nema Krst jama bei Rovno
erwähnt werden, in welcher während des ganzen Jahres Eis zu
fmden ist.
Eine sehr ausgedehnte und wegen ihrer eigenthümlichen Tropf-
stein- und Sinterbildungen sehr interessante Höhle ist die Vjetmica
ziinsichst des uralten Klosters Zavala, sie verdankt ihren Namen
dem heftigen Luftstrom, welcher zu gewissen Tageszeiten aus dem
Mundloche hervorstürzt. Der Prior des Kloster gab die Längen-
ausilf^hnung der Höhle, welche sich zu beiden Seiten d(*s Mundloches
hinstreckt, mit 7 Stunden an; ich habe dieselbe circa 3 Stunden
woit nach der linken Seite zu verfolgt, ohne einen voraussichtlich
nahen Abschluss annehmen zu können.
Bedeutende Verzweigungen wurden nicht bemerkt, sondern
seheint die Vjetrnica einen einzigen Hauptgang zu bilden, den man
durchgehends aufrecht begehen kann und dessen Breite und Höhe
zwischen 3 bis 50 Metern schwankt.
Äunallende Stalaktitengebilde kommen nicht vor, dagegen lässt
sich der Bildungsgang der normalen Zapfen sehr schön verfolgen.
Die meisten tragen an ihrem untersten — jüngsten — Theile ein
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SrV
mehrere Millimeter lange? papierdünnes Röhrchen von der Durch-
sichtigkeit reinen Glasers, wslhrend die älteren Theile weiss mit
einem Anfluge von rosaroth nind. Nebst zahlreichen grauen und
braunen pisolithähnlichen Sinterkrusten, welche in ihrer äusserem
Erscheinung hie und da an Felagosit erinnern, sind es aber iji^-
Eond^rs zwei Formen von Tropfsleinen, welche .dieser Höhle ganz
eigenthümlich sind und besondere Aufmerksamkeit verdienen.
Eine derselben b^teht ans zahlreichen Scheidewänden, welche
eine ausgedehnte Lache kryslallklaren Wassers in eine grosse Zalit
unter sich abgeschlossener Bas^^ins theilt. Diese Scheidewände
stellen 15 — 20 crn hohe und etwas weniger dicke Wülste vor
welclie nach einer Seite convex luid glatt, nach der anderen concav
und mit einem ausi^erordonthch zierlichen Netze vielfach gekrümm tor
und sich kreuzender Rippen — ithnlich der Oberfläche mancher
Melonengattungen bedeckt sind Ihre Farbe ist gelblichweiss.
Die andere Form bildet zierliche, längliche, zackige Kalk-
slückchen. welche in grosser Anzalil in den kleinen Trichtern liegen,
die durch Deckentropfen in den lehmigen Boden gehöhlt wurden.
Durch dm gegenseitige Abreib(^n, welches eine Folge der fort-
währenden leichten Wai^^^erbewegung ist, sind diese Spielformen
glatt und glänzend blank.
Ein Besuch der Vjelrnicahöhle, welcher durchaus mühelos und
S4*hr lohnend ist, soll an dieser Stelle jedermann, der jene Gegenden
betritt, wärmstens empfohlen werden.
In petrographischer Beziehung ist zu erwähnen, dass das
feinkörnige, hellgraue Kalkgeslein dieser Gebirge zahlreiche weisse
AdtTn krystallinischen Kalkspathes, sowie vereinzelte Knollen gelblicii-
grauen Feuersteins einschliesst. Sowohl im derben Kalk, wie im
Feuerstein kommen ziemlich hilufig Nummuliten verschiedent^r
Species vor, deren Bestimmung jtxloch meistens schwer fällt, da die
ein;!elnen Individuen schlecht erhalten sind. Immerhin gestatti^n
einzelne besser conservirte Stücke den Schluss auf einen innigi'u
Zusammenhang der hcrzegoviner Nummulitenzone mit der südalpinen
und istrisch-daimatischen Zona An vielen Stelleu ist endlich der
Kalkfeb ol^erttachlich mit kryslallinischem Kalksinter überzogc^n,
welcher durch beigem ischle terra rossa mehr oder weniger rost-
braun gefärbt ist. —
Es soll nun noch ein Blick auf jene mechanische Thätigkeit
geworfen werden, welche das Stauwasser der Trebinjcica in dorn
Stadium seincii Ablaul'enj^ nach dem Berginneren ausübt, und woraus
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r»?fr-
sicU die ausserordentliche Devastation erkennen lässt, die alljährlich
diesas eine Gewässer an den noch übrigen spärlichen Resten er-
tragstiihigen Bodens herbeiführt.
Eine mit thunlichster Genauigkeit angestellte Berechnung hat
•ergeben, dass die grösste, im Jahre 1883 auf dem Popovo polje
aiifeestaute Wassermenge 356,445.950 Raummeter betragen habe,
welche Zahl immerhin mit rund 350 Millionen in Rechnung gestellt
wird, um dem .(nicht beobachteten) Momente der Verdunstung die
ihm zukommende Beachtung zu wahren.
Diese gesammte Wassermasse wurde binnen 55 Tagen abge-
führt, woraus sich als Abflussmengen durchschnittlich ergeben:
in 55 Tagen rund 350,000.000 m»
in einem Tage » 6,360.000 »
in einer Stunde > 260.000 »
in einer Minute > 4.300 >
in einer Secunde » 72 »
Da dor Schlund an seinem Beginne eine Querschnittsfläche
Yuu A-X }n^ besitzt, so betrug die Geschwindigkeit des ihn durch-
strömenden Wassers im Durchschnitte 15 Meter per Secunde,
was für den Kilometer 1 Minute und 7 Secunden gibt, also bei-
läufig die grösste (Jesch windigkeit, mit welcher Eisenbahnzüge zu
verkeil ren' pflegen.
Obwohl nun über den Weg, den diese Fluten einschlagen, so
gut wie nichts bekannt ist, man also nicht weiss, wie sich der
Ablauf im Rerginneren bezüghch der Dimensionen, Theilungen,
iiefälle und der wahrscheinlich vorhandenen Gegenfälle (Bergauf-
flie^ssen des Wassers) des Rohres gestaltet, so kann doch kein
Zweiiel beistehen, dass hier eine sehr bedeutende mechanische Arbeil
geleistet wird, welche sich in der stetigen Zerstörung der Rohr-
wände und in der stetigen Annäherung der Rohraxe an die Linie
des Durch^schnittsgefälles äussert. Beide Umstände wirken nun ver-
eint dahin, dass sowohl der Abfluss des A\/assers als auch das
Wegführen fester Bestandtheile fortgesetzt erleichtert wird; das
belsst : die alljährlichen üeberschwemmungen des Popovo polje sind
sowohl nach der räumlichen Ausdehnung als auch nach ihrer Dauer
im AbnehTnen begriffen, aber in gleichem Masse wächst das Ge-
Mle der Trebinjcica, soweit sie bei Tage fliesst, daher wird auch
die Zerstörung ihrer Ufer, das ist: der Verlust an fruchtbarem
Boden immer grösser.
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Wfpwpv^^^r-
87
Die Natur führt also hier in ihrer blinden, ziellosen Thätigkeit
eine erwünschte Folge nebst einer nicht erwünschten herbei,
nämlich das Schwinden der üeberschwemmung und das Zunehmen
des Verlustes an Erdkrume.
Ein Massstab zur Beurtheilung der Menge von festen Bestand-
theilen, welche die Trebinjcica alljährlich in das Erdinnere tort-
sehleppt, wurde mittels nachstehender Beobachtung gewonnen, für
welchen Massstab ich allerdings wegen des höchst primitiven
Apparates, der mir zur Verfügung stand, wegen der geringen Aus-
dehnung des Versuches, endlich weil eine öftere Wiederholung
desselben an verschiedenen Stellen und zu verschiedenen Zeiten
nicht möglich war, nur die Bedeutung eines beiläufigen Näherungs-
werthes in Anspruch nehmen kann.
Am 17. Mai 1883 wurde in der (legend zwischen Ravno und
Dvrstnica ein leeres Fässchen, welches auf 20'5 Liter geaicht war,
in die halbe Tiefe des Wassers, d. i. auf 5 Meter hinabgelassen,
deselbst der Verschluss geöffnet, und das Fässchen, nachdem das
Autsteigen der Luftblasen aufgehört hatte, aulgeholt und wieder
verschlossen. Da ein Abdamptapparat nicht zu haben war, wurde
das Wasser aus dem Fässchen in einem grossen flachen Blechge-
fesse der Verdunstung ausgesetzt und der trocken gewordene Rück-
stand sorgfältig gesammelt und abgewogen; er betrug 27 gr, also
0*132 gr auf den Liter Wasser. Das specifische Gewicht des Rück-
stande^s wurde mit 2*5 bestimmt. Zu diesen Gewichtsbestimmungen
wurde eine gewöhnliche Apotheker-(schalen-)wage benützt.
Soferne es zulässig ist, das Ergebnis dieses rohen und nicht
controlirten Versuches als Durchschnittswerth für die gesammte
Wassermasse der Inundation gelten zu lassen, so waren in derselben
an gelösten und suspendirten festen Bestandtheilen 46.200.000 Kilo-
gramm enthalten, welche mit Rücksicht auf das ermittelte specifische
Gewicht 18.480 m^ repräsentiren, eine Masse, welche sich in eine
Humuöschichte ausbreiten Hesse, die bei einer Mächtigkeit von
einem Meter ein Quadrat von 135 Meter Seitenlänge, d. i. 1*85 Hektar
bedecken würde.
Es ist ein wahrhaft trauriges Prognostikon, welches sich aus
solchen Beobachtungen für die Zukunft ähnlicher Landstriche ab-
leiten lässt. Nicht die Venezianer, nicht die Türken, nicht einzelne
Walddevastatoren und auch nicht die weidenden Ziegen — nein,
die Schlimdflüsse im Grossen und die zahllosen sonstigen Wasser-
abzüge sind die argen Verbrecher im Karstlande, sie rauben
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was noch spärliche Nahrung zu erzeugen vermag, und in dieser
Erkenntnis sollte der Fingerzeug gefunden werden, welche Mittel
in Anwendung kommen müssten, um diese armen Länder vor der
früher oder später unerbittlich eintretenden gänzlichen und bleiben-
den Verödung zu behüten.
Die Nikobareninsel und ihre Bewohner.
Im Auszuge vorgetragen am 26. Februar 1889 in der k. k. geogr. Geselbchafl.
Von Dr. Svoboda, k. k. Fregattenarzt.
(Mit 4 Tafeln).
Aus dem Chaos von Ländern und Inseln, welches zu jener Zeit
bevor noch der Seeweg um das Cap der guten Hoffnung bekannt war,
über den indischen Ocean sich ausbreitete, tauchten von Zeit zu Zeit,
in Berichten von Reisenden erwähnt, erst unbestimmte nebelhafte,
später greifbarere, wenn auch noch sagenhaft ausgeschmückte Con-
touren solcher fremder Gestade auf, deren Identität sich zu vergewissern,
der forschenden Wissenschaft wol nur in wenigen Fällen gelang.
"Wenn sich die Berichte mehrten, krystallisirte aus einem solchen
Nebelgebilde mitunter schon in früher Zeit eine Insel oder Inselgruppe
heraus. So ungefähr war es mit den Nikobareninseln der Fall, deren
Besprechung ich zum Inhalte meines heutigen Vortrages gewählt habe.
Nach diesem Archipel führte der Zufall schon mehrere Seefahrer, bevor
noch der erwähnte Seeweg nach Ostindien bekannt war und man darf
nicht übergehen, dass die Araber, welche schon vor dem 9. Jahr-
hunderte unserer Zeitrechnung bis nach Canton in China gelangt
waren, daselbst eine Moschee und später auch die sogenannte glatte
Pagode erbauten, im genannten Jahrhunderte zweimal diese Inseln
besuchten.
Marco Polo, der vielgereiste Venetianer, berichtet umfassender
über dieselben und insbesondere wertvoll erscheint seine Angabe über
die Insel Nokueran, dass sie ungefähr 150 Meilen von Lambri (auf
Sumatra) entfernt liege.
Die Geschichte der Entdeckungen und Seereisen nennt uns viele
Namen der Reisenden, welche die Eilande besuchten und mit mehr
minder glaubwürdigen Berichten die Kenntnisse darüber vermehrten.
Verhältnismässig bald wurde ihre richtige nördliche Breite fest-
gestellt, denn sie liegen im directen Ourse zwischen Vorder- und
Hinterindien.
Jene Berichte erzählen jedoch in ziemlich widersprechender Weise
fiber die Eingeborenen der Nikobareninseln.
Unter Andern sind drei Fälle von Cannibalismus bekannt, welche
in dafä 17. Jahrhundert fallen. Wenn ein Irrthura ausgeschlossen ist
und nicht vielleicht die Nikobaresen falschlich für die Andamanesen,
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welche als Menschenfresser verrufen waren, beschuldigt worden sind,
dann stimmt solcher Umstand nicht ganz mit dem günstigen Urtheile
überein, welches der erfahrenste unter unsern Berichterstattern Dampier,
der im selben Jahrhunderte die Inseln besucht hatte, über die Ein-
geborenen aussprach.
Er fand sie nämlich harrolos, gutmüthig und sittenrein, welches
Zeugnis ihnen auch später von einem englischen Capitain Green in
80 beredter lobender Weise ausgestellt wurde, dass es ihnen zu einer
Art Popularität verhalf.
Ich will sofort angeben, wie so ich mir diese Ansicht bilden
konnte. Im Vorjahre besuchte ich einen Philanthropen, welcher als
Sammler und Besitzer einer grossen Bibliothek einer ungewöhnlichen
Belesenheit sich rühmen darf. Als unsere Unterredung bei Besprechung
der Reise mit S. M. Corvette »Aurora« auch die Nikobaren berührte,
brachte jener ein Vormerkbuch und anstatt einer statistisch geogra-
phischen Notiz, welche ich zu hören erwartete, las er mir jene be-
geisterte Lobhymne vor, welche seinerzeit der poetisch angehauchte
Capitain dt»n Nikobaresen gewidmet hatte und die einst die Runde'
durch Zeitungen und Bficher machte. —
Obwol es noch nicht festgestellt ist, woher die heutigen Be^
wohner der Inseln gekommen sind, spricht doch Viel^ ida{ur, '>d«48
sie vom Festlande stammen und ypr, fiiinli)iß9(;in^|nbar l^^ngeiij^i-i Besitz
von den Eilanden ergriffen haben. Auch unter ihnen hat sich die
Tradition von der Sintflut .erhalten, indem . sie eine Sage besitzen,
der zufolge naqh «einer, grossen Flut nur ein Mann mit einer Hündin
am Leben geyiejben wären, von welcher die heutige Bevölkerung ab-
stammeri ,aoll.
. Noch heute werden durch Oststürme Canoes fremdartiger Con-
struction. ja mitunter auch Leute von der siamesisch -birmesischen
Küst^ nach den Nikobaren verschlagen und so können vor Zeiten
auch die Gestade allmählich bevölkert worden sein.
Nach Dr. Rink. welcher zuerst die geologischen Verhältnisse der
Inselgruppe studirte, besteht der Grundstock derselben zumeist aus
plutonischem Gesteine, auf welchem sich nlteres Meeresalluvium
angesetzt hatte. So weit waren sie nicht bewohnbar und erst der
unermüdlich fortschreitenden und schaffenden Thätigkeit der Korallen-
thierchen verdanken sie einen Sandgürtel, welcher mit dem Kalke der
abgestorbenen Korallen untermengt, befähigt war, den Samen der
Coco'spalme, welchen die Strömung herübergebracht und die Flut an
das Gestade geworfen hatte, aufzunehmen und keimen zu lassen.
Dieses Moment entschied über das Schicksal der Inseln. Der ver-
schlagene Schiffbrüchige fand erst jetzt Nahrung, Getränk; wurde
heimisch und lernte die Producte des Urwaldes kennen, um sie für
seine Zwecke als Wohnung, Kleidung und Hausgeräthe u. dgl. aus-
zunützen ; indem er allraählig seine Kenntnisse der Thier- und Pflanzen-
welt erweiterte, verbesserte er seine Existenz.
Solch ein Dasein könnte man ein sorgloses ruhiges, ja glückliches
nennen, denn an diesen Gestaden blieben die Menschen dem Kriegs-
Mitth. d. k. k. Geogr. ües. 1889. 2 u. 8. 7
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m
handwvrke fremd, Leidenschaften und Verbrechen waren so gut wie
unbekannt.
Hier schien auch einer der glückliclisti^n Punkte der Erde zu
Hein; fürwahr die ewig grünen, ausserordentlich fruchtbaren Inseln
waren im Stande, Colonisten anzulocken, da Alles gepflanzte hier
Imiulert fältig gedeiht; die Natur liefert die Cocosnösse zu Millionen,
hkTHiches Bauholz und vielerlei Produkte, welche verschifft werden
küiinen ; Tabak und die theueren Gewürze, welche mit Gold aufge-
wogen 30 lange ein Monopol der Moluccen- oder Gewürzinseln ge-
wesen waren, dürften kaum einen geeigneteren Boden finden als die
Nikobareninseln.
Wie kam es also, dass ein jeler Versuch Colonien hier zu
gründen, so bald abgebrochen wurde, dass so praktische Colonisten,
wie die Engländer jetzt nach 20jährigem Bestände die Strafcolosde
auf Kaiüorta, einer der Ir.seln verlassen haben, allerdings mit der
Angabe, dass die ehemals häufigen Seeräubereien, welche eine Colonie
ala nothwendig erscheinen Hessen, nun für immer abgestellt seien;
wie erklären wir das F'actum, dass auf den Eingeborenen ein Alp
lastet, ein Fluch ruht und diese Naturkinder, welche sorglos lieiter,
ohne um die Zukunft besorg! zu .'■ein leben könnten — im Gegen-
t heile TTjisstrauisch, apathisch und hinterlistig geworden sind, sich
vom (bedanken an die nflchste Zukunft so ausserordentlich beunruhigen,
ja entmuthigen lassen ?
hie Antwort auf diese Frage ist schnell gegeben: Es ist die
Mdlaäia, das sogenannte Junglefieber in seiner bösesten Form, welche
t^Jdteii oder langwieriges Siechthum mit Erschöpfung der Körper-
ader Geisteskräfte zu Folge haben kann; jenes Gespenst der Coloni-
iiatioiL welches überall da wo jungfräulicher Urwald gelichtet werden
f^oll <eiue Opfer in grösserer oder geringerer Zalil abverlangt.
Als Oapitain Light vor Pulo Penang seine Schiffsgeschütze mit
Silbers! ücken laden und solche in den Urwald hinausfeuern Hess,
i^gie er ein Capital zu vielen hundert Percent an. denn die hab-
j^ieiipen Malayen räumten ihm den mit Fieberdünsten verpesteten
Urwald weg, welchen er nur mit grossen Menschenopfern zu lichten
vermoi lite. Heute ist Pulo Penang das G'egentheil von dem ehemals
tie bei haften, nach einem Säculum ein klimatischer Ourort geworden
5!ufolge seiner günstigen geographischen Lage und orographischen
Beschaffenheit.
Wenn sich heute Jemand auch fände, dieses ladicale Mittel auf
ilen Nikobarenjnseln in Anwendung zu biingen, würde er sich ver-
muthlit'h täuschen, auch wenn er die gfmstigste Localität dafür wüsste.
Ich glaube, diese Eingeborenen im Allj^emeinen fürchten mehr das
Fieber und schätzen die Gesundheit höher, als einen derart erwor-
beneu Reichthum; sie scheuen in ihrem erschlaffenden Klima jede
übermässige Anstrengung und Capitain Light's Methode würde sie
auch nicht mehr antreiben. Die bisher gemachten Versuche mit
<Jhinesen, welche schon an verschiedenen Orten Land urbar gemacht
läaben z. B. auf der Insel Singapore, wurden freilich in ungenügender
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Weise unternommen, weil sich die bezopften Söhne dt*s Königreichs
der Mitte nicht gerne zu unsicherer gefährlicher Arbeit hergeben,
und lieber sich zu einer geregelten Beschäftigung verstehen wie bei-
spielsweise in den Tabakplantagen in Deli auf Sumatra.
Diese Malaiia ist vor Allem die Consequenz grosser Feuchtigkeit
und Fäulnis vegetabilischer sowie animalischer Stoffe, durch das
oceanische Klima und zwar namentlich durch die excessiven Nieder-
schläge und die constante Trribhaustemperatur hervorgerufen.
So lange es regnet und der Boden selbst mit Wasser bedeckt
ist, sind die Ausdünstungen bei weitem nicht so gefährlich : ist aber
die Regenzeit um und die Zeit des Nor.lostmonbun«», des Sommers
far jene tropischen Gegenden gekommen, dann trocknen diese Pfützen
allmählich in der Brütehitze ein und wenn der Wind darüber streicht,
bebt er die Fieberkeime, welche in der Nähe intensiver einwirken
und erst auf weitere Entfernungen ihre Kraft verlieren. So ist der
neue Hafen von Batavia. Tandjon^ Priok. mit unermesslichen Kosten
aufgeführt, ein drastisches Beispiel dafür, wie Malarialuft durch Land-
brisen zugeführt werden könne.
Der ganze Boden ist mit dergleichen Zt^rsetzungsproducten er-
fttllt. recht sehr modrig^), zumal wenn er aufgegraben wird, wobei
solche Ausdünstung dem Erdarbeiter gefährlich werden kann. Dieser
Humus aber ist die Quelle eines neuen hundertfaltigen Lebens in der
tropischen Natur, wenn verglichen mit dem ausgesogenen Boden unseres
alten Welttheiles.
Eine andere Gefahr droht von der See, nicht von dem bran-
denden und tosendem Elemente, auch nicht von der stetig verjüngenden
befruchtenden Kraft desselben, sondern sie ist da, wo es brach gelegt
und iu seinen Bewegungen träge geworden ist.
Ich meine das Manjfrowe oder den Rhizoforengürtel, welcher wie
ein schön grünendes Erlengebüsch auch einen Theil der Nikobarischen
Küsten umsäumt. Durch die kleinen Bäumchen, die Stämme, die viel-
verzweigten nackten Wurzeln desselben wird die Bewegung des Meeres
gelähmt, allerdings wird dadurch auch seine zerstörende Kraft abge-
schwächt und die Küste intact erhalten, doch im Innern wo die Wässer
stocken, fault alles abgestorbene. Thier wie Pflanze im sumpfigen
Boden und ein übelriechender Pesthauch sammelt sich bei mangelndem
Luftanstausche an, um durch heftige Windstösse vertragen zu werden
und als Krankheitsuiheber zu wirken
Auch wird in der Neuzeit auf die absterbende Meeresfauna als
Ursache von Malaria, Cholera, vielleicht auch Dysenterie hingewiesen,
namentlich wenn jene bei Ebbe der tropischen Sonnenglut ausgesetzt
bleibt Was die Nikobareninseln anbelangt, will man auch in den
absterbenden Korallen eine weitere Veranlassung von Malaria- Er-
krankungen, speciell in der Kolonie C aniahe*) auf Kamorta j^efiinden
*) Solcher Hoden himiiite zumeist die Schritte der Gelehrten, welche
das Innere der Inseln « rfor.-chen wollten.
*) Mr. Marc nennt in seinem Nikobarese Vocabulary Part. I. 1888 die-
selbe Kin-lä ha.
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haben, nachdem die Umgebung auf einen grössern Umkreis so ziemlich
sanirt war. —
Indem die Malaria also auf jeder Seite der Geschichte dieser
Inseln vielfach genannt wurde, und immer die erbittertste Feindin aller
Colonisationsbestrebungen war, schliesslich doch die Beherrscherin
daselbst verblieben ist, unter deren Drucke die Eingeborenen ohnmächtig
sich winden und wogegen sie sich mit einem sehr schwerfälligen
Apparate von abergläubischen Mitteln zu erwehren trachten — musste
ihrer Besprechung etwas mehr Raum gewidmet werden.
Früher war die Rede davon, dass das scheinbar so ruhige Leben
der Nikobaresen durch den Gedanken an die nächste Zukunft bedeu-
tend getrübt sei. Sie furchten nicht das Fieber oder die Krankheiten
als solche, sondern schreiben deren Ursprung den bösen Geistern zu.
Schon in älteren Beschreibungen — beispielsweise bei J. G. Haensel,
dem mährischen Bruder, dessen Letters on the Nicobar islands 18 12
in London erschienen — ist von dieser Geistesfurcht die Rede.
Ueberhaupt dürften sich die Eingeborenen, so weit sie nicht von
Fremden, namentlich Europäern beeinflusst wurden, seit sehr langer
Zeit in ihren Sitten und Gebräuchen gleich geblieben sein und das
Einzige, was sich erwiesenermassen bei ihnen beständig ändert, ist
die Sprache, welche Worte eliminirt und dafür neue aufnimmt.
Unter den Seefahrern, welche bald auf den Inseln erschienen
und deren Einfluss wir heute nach mehreren Jahriunderten hier deut-
lich noch bemerken können, stehen oben an die Portugiesen, welche
den Archipel häufig besuchten ; ob dies immer Schiffe dieser Nation
oder nicht auch portugiesisch sprechende Seeleute waren, lässt sich
nicht mehr entscheiden.
Aulfällig sind erstens die verhältnismässig zahlreichen portu-
giesischen Worte, welche sich bis auf den heutigen Tag in den Niko-
barischen Dialecten erhalten haben, z. B. schapata der Schuh, schal
das Salz, karäta der Wagen, ingldsi die Engländer, prata das Zinn;
ferner die geographischen Bezeichnungen, welche diesen Seefahrern
ihren Ursprung verdanken, z. B. die Insel Cabra (die Ziege), die
Insel Sombrero ') (der Hut), dann die beiden Orte Malacca, einer auf
Kar Nikobar, der andere auf Nangeauri, welche nach der ehemals
portugiesischen Colonie dieses Namens benannt sind.
Indem diese kühnen Reisenden fast überall, selbst im fernen
Osten zuerst erschienen waren und Posten fassten, so liegt die Ver-
muthung ganz nahe, dass sie auf ihren Fahrten zwischen Vorder- und
Hinterindien insbesondere häufig die nördlichste Insel Kar Nikobar
berührten, um Wasser, Früchte einzunehmen. In der Folge sprach
man im Anfange dieses Jahrhunderts, wie Hamilton berichtet, noch
etwas portugiesisch auf dieser Insel.
Solchen besuchen, als zu nebensächlich in jener Zeit der grossen
Entdeckungen und Eroberungen, wurde keinerlei Wichtigkeit beigelegt,
denn vor Allem hätte man den Heiden Missionäre geschickt, welche
') Sembrero hiess früher die Insel Bompoka.
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im 16. Jahrhunderte schon iin fernsten Osten, in Japan erschienen
und wäre sonst Etwas darüber in die Oefifentlichkeit gelangt.
Ein anderes Volk, welches man nothwendiger Weise mit den
Nikobaresen in Zusammenhang bringen muss, sind die Malayen. Von
den besten Kennern der Nikobaresen wird die Möglichkeit zugegeben,
dass sie von den Malayen abstammen könnten. Ich glaube, dass solche
Ansicht heute niclit von allen Anthropologen getheilt wird, denn wer
einmal Nikobaresen aufmerksam betrachtete, wird nicht so leicht zu-
stimmen; darum geben jene Autoren auch gerne zu, dass birmesisch-
siamesisches Blut beigemischt sei, indem Elemente vom Festlande
Yon Pegu seit jeher auf den Inseln zu finden waren. At^ltere Angaben
lauten, dass die Sprache der Nikobaresen der von Pegu Ahnlich sein
solle, auch hat Virchow Analogien in anthropologischer Hinsicht
zwischen den Eingeborenen und gewissen Hiigelstämmen am Festlande
angegeben.
In der Nikobarensprache finden sich nicht viel Anklänge an das
Malayische, ich versuchte bei sehr bescheidenen Kenntnissen in dieser
Sprache solche herauszufinden ; es ergab sich, dass man das Auge
die Lampe, die Arecapalme die Gurke, den Melonenbaum (carica papaya)
vielleicht auch den Fisch und andere mehr in beiden Sprachen mit
ähnlichen Namen bezeichnet; da ich nur den Dialect der Centralgruppe
auf Hauptwörter stiidirte, könnten allerdings auch noch in den anderen
Dialecten, namentlich in dem von Kar Nikobar, welcher von dem
früher erwähnten ganz verschieden ist, einige malayische Worte mehr
gefunden werden. Uebrigens sollen viele Nikobaresen malayisch ver-
stehen, da dies die lingua franca ist, deren Herrschaft im benachbarten
Atschin beginnt.
Malayen besuchen seit urdenklichen Zeiten die Inseln und
siedelten sich fleissig an, weil man daselbst gerne Fremde unter sich
aufnahm und noch in der letzten Zeit wurden ansässige Malayen hier
gesehen; gar nicht zu sprechen von den Fischern, welche die Zeit
des Nordostmonsuns über beschäftigt sind, die Seegurken oder Holo-
thurien hier zu fangen und die Ausbeute, Trepang genannt für den
Transport am Lande herzurichten. Dieselben sind als temporäre An-
siedler zu betrachten, welche vielleicht alljflhrlich wiederkommen. Sie
benützen den Nordostmonsun, um von Osten zu kommen und kehren
mit dem Südwestmonsun wie^der heim. Dieses regelmässige Kommen
und Gehen mit den herrschenden Hauptluftströmungen macht den
ganzen Verkehr mit Segelschiffen im indischen Meere, im malayischen
Archipel und in der Chinasee aus; so werden wir beispielsweise in
Singapore einen grossen Theil des Hafens zur Zeit des Sfidwest-
monsuns leer finden, wogegen er in der spätem Zeit des Nordost-
monsuns mit Junken und Frauen ziemlich überfüllt ist.
Nicht ganz ohne Einfluss auf die Bewohner des Nikobaren-
archipels sind die Besuche der Stamm j?äste, welche einzelne Punkte
alljährlich regelmässig anlaufen, um Cocosnüsse zu holen. Sowohl
Nangeauri als Kar Nikobar haben seit längerer Zeit ihre Besucher
aus Ceylon, Indien. Birma, wobei zu erwähnen ist, dass durch Jahre
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lang keinerlei Zu- oder Abgang l»ei den Schiffen stattfindet, also
selten ein neuer Name auftaucht.
Die Eingeborenen, welche zu Zeiten Fontana's (1778) und noch
im Anfange dieses Jahrhunderts sich noch mit Bast, geklopfter Baura-
i-inde, Gocosblättern und Cocosfasern bekleideten, keine Baumwoll-
stoffe, kaum das Eisen kannten, erhielten durch die fremden Schilfe
für die Cocosnüsse, welclie sie in grossen Mengen hergaben, Stoffe,
Waffen, Werkzeuge, alte Kleider, Medicamente. Ihre Sucht, solche
bisher unbekannte und neue Gegenstände zu besitzen, fiel allen
europäischen Reisenden dieses Jahrhundertes auf; ich glaube, sie
führte in vielen constatirten und andern nicht bekannt gewordenen
Fällen zum Seeraube, zu hinterlistigen üebei fallen fremder Schiffe.
Hier schreitet auch die Habsucht der Civilisation voraus und nachdem
grosse Mengen Baumwollstoffe für Kleidung und andere Zwecke, Eisen
für Werkzeuge, Waffen und eine Anzahl anderer Gegenstände fast
über den ganzen Archipel verbreitet sind, beruhigten sich die Ge-
müfher: allerdings hat die Gründung der indischen Strafcolonie mit
einem Schlage den Seeraub aufhören gemacht. Dies war nuch ihr
Zweck und Mr. Man hat mir brieflich miigetheilt, dass die Auflassung
der Colonie nun erfolgte, nachdem man sicher sein kann, dass die
Piraterie ffir immer behoben ist.
Die Nikobaresen. welche der dänische Admiral Steen Bille und
unser Ethnograph Carl v. Scherzer beschrieben, waren theilweise schon
andere Leute, als die Eingeborenen zu Zeiten Fontana's und Hamilton's.
In jetziger Zeit besitzt die Mehrzahl von ihnen europäische Kleider,
allerdings nicht um sie immer, während der Arbeit zu tragen und
Cravatten nebst Dreispilzen kann man noch immer bei ihnen erblicken.
Sie sind kein edles Volk, welches einer höheren Bildung zuge-
führt werden könnte ; die Ansicht über ihre Bildungsfahigkeit ist
besser geworden, man hat Sprachtalente bei ihnen entdeckt; auch
lernte im Beginn der 80 er Jahre .die Nikobarische Jugend in der
Colonie Oanlähe bei Madame de Roepstorff erträglich zu singen.
Die Nähe dieser Colonie hatte einen veredelnden Einfluss auf
alle Nikobaresen und gebührt solches Verdienst dem frühern Chef
derselben Heim v. Roepstorff, namentlich aber dem langjährigen Vor-
stande Mr. Edwaid Horace Man, dessen Bekanntschaft wir 1886 im
Nangcaurihafen machten. Da dieser nach 6".^ jährigem Aufenthalte
sämmtliche Dialecte des Archipels beherrscht, ein ausgezeichneter
Kenner der Eingeborenen ist, gelang es ihm dnrch seine Autorität,
alle Eingeborenen gefällig und zuvorkommend zu machen, was ihm
bei seinen Forschungen auf Gross-Nikobar, bei den Studien in ethno-
graphischer, sowie sprachlicher Hinsicht ansserordentlich zn Statten
kam. Die Vermessungscoinmission *) der indischen Regierung, welche
in den Jahren 1886 und 1887 die Inseln vermass und in der Karte
die Inselcontonren berichtigte, verdankt seinen Eigenschaften -und
Kenntnissen einen grossen Theil ihres Gelingens. Auch ich bin ihm
') Survey of India. great trigonometrical branch.
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95
vielfach zu Danke verpflichtet, denn er unterstützt meine Studien durch
mir gesendete Aufklärungen und ich erlaubte mir hier einige seiner
Photographien in grossem Formate copü*t zu deiuonstriren.
Uevor ich zur Geographie der Inseln schreite, wäre anzuführen,
dass bisher deren geographische Länge nicht richtig gestellt war, die-
selbe erst durch einige sich gegenseitig ergänzende Methoden während
der Arbeiten der Survey of India bestimmt wurde. Auch hatten sich
nach der Reise der »Galatiiea« falsche Contouren einzelner Inseln in
der Karte eingebürgert; dies gilt namentlich von den Inseln Katchdll
und Gross-Nikobar, deren ümri>se richtig gezeichnet, ich hier auf der
vorliegenden Karte zu demonstriren, die Ehre habe. Die Arbeiten der
>Xovara« haben sich, soweit sie Originalität beanspruchen, als correct
herausorestellt ; die Contouren der Insil Tillangchong stammen aus
jener Zeit, ebenso die Karte der Insel Condiil. der Sanibucht auf
Kar Nikobar; ihre Lothungen hat die Survey of India durchwegs
anerkannt und in ihrer Karte, welche im November 1887 erschien,
mit Angabe der Quelle eingetragen.
Geographischer Theil.
Nachdem ich im Allgemeinen von den Inseln und ihren Be-
wohnern gesprochen habe, soll im Folgenden den ersteren ein genaueres
Augenmerk zugewendet werden.
Es hiess, dass durch die aufbauende Thätigkeit der Korallen-
thierchen das jüngste Alluvium, ein Sandgürtel an den Peripherien
der Inseln geschaffen ist, welcher als Cocosland par excellence die
erste unerlfissliche Bedingung zu Niederlassungen geworden ist, nach-
dem die Inseln früher unbewohnbar waren.
Dieser bewohi.bare Theil, welcher stetig sich ausbreitet, soll
ungefähr 5*^ „ von der Gesammtarea der Eilande betragen; er steht
im Gegensatze zur übrigen Bodengestaltung derselben und sind daher
zwei Richtungen der wirkenden Naturkräfte anzunehmen, welche sich
gegenüber stehen. Um nicht durch eine lange theoretische Auseinander-
setzung zu ermüden, will ich sofort die beiden Hauptrepräsentanten
der verschiedenartig schaffenden Naturthätigkeit anführen.
Die nördlichste Insel des Archipels Kar Nikobar und die süd-
lichste Gross-Nikobar bieten solche Gegensätze dar, welche darin be-
stehen, dass bei der ersten jener bewohnbare Kii.-tenstreifen, das
erträgliche Cocosland die ganze Insel breit umsäumt und die grösste
Ausdehnung erreicht hat, wogegen im Innern die Natur in stiefmütter-
licher Weise hügeliges Haideland und modrig sumpfigen Jungle erschuf,
welche zur Ansiedlung ungeeignet sind.
Die zweite hingegen. Gross-Nikobar besitzt an ihrer Peripherie
nur an wenigen Stellen spärliches Cocosland und somit wenige ganz
schmale bewohnbere Knstenstreifen; das Gebirge im Innern ist braun-
kohlenführender Sandstein und Thonschi<'fer, welches auch Höhen von
über 2000 engl. Fuss erreicht — so der Mount Thuillier 2105 Fuss -
es wird bewohnt, denn an seinen Abhängen wohnt jener Volksstamm,
L
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m
über den seit Pastor Rosen die merkwürdigsten, fabelhaftesten Berichte
bekannt wurden und welcher zur Zeit der Novara-Expedition nocb voll-
kommen unbekannt war. Dieser soll im spätt'rn Verlaufe meiner Vor-
Jesang: eingehender besprochen werden. Wir werden nicht fehlen, die
Inseln derart zu classificiren. dass wir in geoj^raphischer Hinsicht
die flachen nördlichen analog Kar Nikobar entstanden denken, die
gi.'birgigen südlichen ihrem Repräsentanten Gross-Nikobar folgen lassen;
allerdings muss man kleine Ausnahmen, sowie üebergänge zugestehen.
Kar Nicobar ist stets die besuchteste Insel gewesen, obwohl sie
keinen Hafen, sondern nur zwei offene Rheden, die Sauibucht im
Norden und die von Kemios im Süden besitzt, in welchen beiden die
fNovara« geankert hatte. Die hier vorkommende starke Brandung
gestattet nur zu gewissen Zeiten des Jahres gefahrlos zu landen,
welcher Umstand dem auch heute blühenden Handel mit Cocosnüssen
sie herlich nachtheilig ist.
Ihre Bewohner sind die fortp;eschrittendsten des Archipels, fertige
urnl verlässliche Handelsleute, welche geraume Zeit lang das Hinde-
glird zwischen den übrigen Inseln und der Welt herstellten, indem
europäische Waare liier eingetauscht wurde. Die Insel ist sehr stark
bevölkert, die neupsten Quellen nennen uns 35C0 Bewohner, was mehr
als die Hä'fte der Gesiammtbevölkerung auf den Nikobaren beträgt.
Diese Eingeborenen sollen seltener erkranken, mehr lebendige Kinder
üufzi«hen als andere Nikobaresen ; das Fieber ist hier nicht so ge-
fürchtet wie auf den centralen Inseln und wurde daher Kar Nikobar
ein^t als die einzige Insel betrachtet, wo eine Colonie Aussichten auf
Bestand und Gedeihen erhoffen Hesse. Man kennt hier keinerlei
Industrie und ist deshalb auf eine der südlicher gelegenen Inseln
angewiesen, welche den Bedarf deckt. Die Kar Nikobaresen sind reich,
besits'.en viele Hausthiere; ihre Insel kann als die reichste, glücklichste
bezeichnet werden.
Als die industriellste Insel des Archipels führe ich nun Chowra
an, welche nur an 2 Quadratmeilen Fläche und 700 Bewohner zählt;
die Letzteren können vom Erträgnisse des Hodens allein nicht ihren
Lebensunterhalt finden und sind gezwungen, denselben durch Er-
2eu^üng verschiedener Artikel zu verdienen. Sie sind Schmiede,
Töpfer, Holzschnitzer, Korbflechter, Hootsraacher und an ihren Arbeiten
nehmen die Weiber regen Antheil. Es heisst in filteren Quellen, dass
die Kar Nikobaresen einst die Bewohner von Chowra zu ihren aus-
schlLfsslichen Unterhändlern bestellt hätten, indem durch die Hände
der TiCtzteren alle die Gegenstände gingen, welche für die südlichen
Inseln bestimmt waren und zwar erhielten die Kar Nikobaresen Boote,
eiserne Gegenstände, Kochtöpfe u. dgl.; die von Chowra nahmen Baum-
wolbtoffe, Zinnlöffel, Schweine, Hühner, Cocosnüsse ; behielten die zum
Leben nöthigen Artikel und gaben den Ueberschu^s an fremdländischer
Waare weiter, wofür sie ebenfalls Lebensmittel eintauschten.
üeber die auf Chowra erzeugten unglasirten Thontöpfe, welche
in 6 Grössen hergestellt, für alle Nikobaresen ein Lebensbedürfnis ge-
worden sind und daher recht theuer bezahlt werden, ist es nicht
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^fm^mmr^'W'-^^
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uninteressant za erwähnen, dass man sie auch auf anderen, ich glaube
vielleicht centralen Inseln, wo das Meeresalluvium dasMaterial dazu bietet,
fabriciren wollte. Um nicht ihre Hausindustrie zu verlieren, sprengten
die Leute von Chowra aus, dass solch ein Beginnen dem Unternehmer
8ehr gefährlich wäre, auch das Leben kosten könnte und von solcher
abergläubischer Furcht bewogen, Hess man richtig den Töpfern von
Chowra ihr Monopol, so dass man heute über den ganzen Archipel
nur Chowratöpfe ändet. sogar die so abgeschlossene Inlandbevölkerung
von Gross-Nikobar, hatte, sobald sit^ solche kennen gelernt, Gelüste
darnach geäussert, indem sie die ganze Schwerfälligkeit ihrer eigenen
hölzernen Kochapparate eingesehen hat — Roepstorff gab an, dass die
Bewohner von Chowra diesen eben genannten Inlandbewohnern gleichen
sollen und zählte beide zu der mongolischen Rasse. Mr. Man jedoch
bestreitet diese Aehtilichkeit.
Die an Chowra zunächst gelegene Insel ist Teressa. Es liegt
die Deutung nahe, dass ihr Name nach der Reise der österreichischen
Fregatte > Josef und Theresia* entstanden sei, wogegen ihr nikoba-
rischer Name Tehelong ist. Nach anderer Angabe Taih-löng. Es ist
dies eine reiche, fruchtbare und hübsche Insel, welche sehr stark
bevölkert sein soll, aber ausserordentlich fieberhaft ist. Ihre Bewohner
sind als wohlhabend bekannt. Ich kann nicht näher darüber berichten,
in wiefern sich die Angabe Steen Bille's bestätigt, dass die Leute
widerwärtige Physiognomien und heimtückische Augen besitzen sollen.
Bei dem einen Teressamanne, welchen ich im Nangcaurihafen zu sehen
bekam, waren diese charakteristischen Merkmale allerdings so deutlich
ausgesprochen, dass er mir in einer grössern Volksmenge darob auffiel.
Gegenüber Teressa liegt Bompoka, früher Sombrero genannt
und zwar wegen ihrer Hutform. Sie ist landschaftlich die schönste
Insel des Archipels, sehr fieberhaft, spärlich bewohnt. Wir verdanken
dem Geologen Dr. Rink eine sehr uette Skizze derselben.
Südöstlich davon ist Katehäll gelegen einst von der Fregatte
>Josef und Theresia« für Oesterreich auch in Besitz genommen. Ihre
jetzige Contur zeigt uns nun vier Buchten, den vier Weltgegenden
zugekehrt, wogegen man sonst nur eine Ost- und eine Westbucht
kannte. Die Gestalt der Insel ist gedrungener geworden, in dem die
Buchten nicht so tief einschneiden, wie früher angegeben war. Sie
bildet den üebergang zu den südlichen Inseln durch ihre Berge,
deren Hauptstock nun als im Südosten liegend eingezeichnet ist,
ferner auch in geologischer Beziehung und selbst aus der Ferne ge-
sehen, ähnelt sie dieser wegen der bewaldeten Höhen.
Im Centrum des Archipels gelegen, ist Nangcauri, von den
Eingeborenen Lavi genannt, wogegen sie das gegenüberliegende
Kamorta mit Nankauri (früher Nankaveri) benennen — darum wichtig,
dass hier vor hundert Jahren die mährischen Brüder unter den
grössten Drangsalen dem Missionsberufe oblagen. Sie ist im Norden,
da wo reiche Cocoswaldungen und bedeutende Wälder stehen, sehr
gut bewohnt; wir zählen da sieben Dörfer, wovon drei innerhalb,
vier ausserhalb des Nangcaurihafens liegen.
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Die andere Seite des Hafens begrenzt Kamorta. Wenn man
einen Vergleich der jetzigen Contouren mit den auf altern Karten
eingezeichneten Linien dieser Insel zieht, findet man, dass ihr unterer
Theil zwischen dem Nangcaurihafen und der Ulalabucht (jetzt expe-
dition harbour genannt) in Folge früherer genauerer Vermessungen
so ziemlich richtig gezeichnet war. dagepen ihr oberer Theil nun in
die Länge gezogen, schmäler erscheint. Dieser war in alten Karten
zu ausgebreitet, zu viel nach Ost und West reichend gezeichnet.
Karaorta ist das Centrum des Archipels, da hier fast alle Ansiedlungen
erfolgten, und seit 1861) bis 188S die indische Strafcolonie bestand.
Die Insel selbst ist grösstentheils unfruchtbar, ihre Ost- und Nord-
küste sind theilweise kahl und öde, einen grossen Theil der Fläche
nehmen Grashügel ein. Doch vertheilen sich etwa 20 Dörfer entlang
ihrer Peripherie, davon nur ein einziges im Nangcaurihafen gelegen.
Durch den schmalen Beresford-Canal ist Komarta von Trinkat
getrennt. Letzteres ist eine kleine flache Insel mit spärlicher Be-
völkerung. Die Bewoliner von Kamorta und Nangcauri besitzen hier
Cocospflanzungen und pflegen namentlich vor Festen, wo ein grösserer
Consum stattfindet, um die Nüsse zu kommen.
Die gesammte Bevölkerung von Nangcauri, Kamorta und Trinkat
soll nicht viel über 80<) Köpfe betragen.
Nordöstlich von Kamorta liegt die hohe Felseninsel Tillangchong,
ganz unbewohnt und ohne- Cocospalmen. Bis zur Novarareise kannte
man selbst ihre Abgrenzung nicht, damals wurde sie aufgenommen
und die Karte davon entworfen. Aus dem Urwalde erheben sich die
kahlen Felsen, wo die Salangane nistet : ihre Nester werden von den
Eingeborenen der benachbarten Inseln gesammelt.
Der Sombrero-Canal trennt die bereits erwähnten Inseln von
der Sambelonggruppe oder den südlichen Inseln.
Im Süden von Nangcauri liegen Miroe, Trak und Treis. Davon
ist erstere flach und bewohnt.
Es folgt:
Klein Nikobar mit hohen Bergen, seine Peripherie spärlich be-
wohnt. Montchall ist bewohnt, dagegen Cabra steil waldig unbewohnt.
Kondul : Hier fanden die Reisenden der Novara drei Dörfer. Die
grösste und südlichste Insel des Archipels Gross - Nikobar, auch
Sambelonir genannt (vielleicht aus dem malayischen sambilan = neun
entstanden. Loang ist der nikobarische Name der Insel, des Fest-
landes der Nikobar esen), wird auf H60 engl. Quadratmeilen Fläche
geschätzt.
Die Küstenbevölkerung ist spfirlich und steht im Vergleiche zu
den Hewohnern der nördlichen Inseln auf sehr niedriger Stufe. Es
sind arme Fischer; weder die an Cocospalmen arme Küste, noch das
steil aufsteigende Hochwaldgebirge bieten ihnen den genügenden
Lebensunterhalt. Sie erbeuten Schildkröten , Holothurien, sammeln
Ambra und verhandeln den Erlös an die Händler, welche hieher zu
kommen pflegen. Auch übernehmen sie Bambus und Rotang von der
Inlandbevölkerung. Der Tauschhandel scheint für die Kaufleute nicht
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unergiebig zu sein, denn diese hüten sich Berichte darüber in die
Oefifentlichkeit ^lelangen zu lassen.
Unser ganz besonderes Interesse beanspracht die Inlandbe-
völkerung. welche von den Küstenleuten Shom-pen, d. i. Pen-Volk
genannt Wird. Admiral Steen Bille war der Erste, welcher 1H4G bei
einer Expedition den Galatheaflu^s aufwärts, eine ihrer Niederlas-
sungen betreten hatti*. An dieser S>M\e fand man Hütten, Koch-
apparate/) Nahrungsmittel, Holzlanzen/) Körbchen, woraus sich
schliessen Hess, dass diese Leuto ein menschenwürdiges Dasein führen,
sich nicht etwa von Schlangen nähren müssen und auch nicht auf
Bäumen wohnen Den ersten Mann dieses Stammes bekam im Jahre 187G
Herr von Roepstorff zu Ge.ncht; nach seiner Ansicht gehörte solcher
zur mongolischer Race, welche Errungenschaft er bei seinen spätem
Forschungen 1*^80 und 1^*81 nach den verschiedenen Shobäng- (so
nannte er sie) Sitzen im Norden der Insel er vollkommen zu bestätigen
im Stande war. Von diesem Momente an sind die Negritos, welche
unbegreiflicher Weise noch immer in ethnographischen Werken und
auf Tafeln die Nikobaren bewohnen «-ollen, vom Schauplatze ver-
schwunden. Dafür ist aber eine Frage aufgetaucht: Wie kommen
die Mongolen in das Innere von Gross-Nikobar, wenn die Küstenbe-
völkerung dieser, wie aller andern Inseln einer andern Race ange-
hören soll? Daran schliesst sich eine zweite Frage: Warum sind die
Shom-pen in Gebräuchen und Sprache von der Küstenbovölkerung so
verschieden ?
Bevor wir an die Beantwortung solcher und vieler anderer sich
ergebenden Fragen gehen, ma^^ der Standpunkt festgestellt werden,
welchen die Wissenschaft in Bezug auf die zwei nebeneinander
lebenden Völker oder Racen einnahm. Dem zufolge wären die Mon-
golen unabhängig von der Küstenbevölkeruug. selbstverständlich früher
eingewandert, letztere nacligefolgt. Eine solche Zweitheilung und
doppelte Völkerwanderung scheint mir in Anbetracht der geringen
Flächenausdehnung der Inseln unwahrscheinlich.
Die Antwort auf obige und andere Fragen wäre zusammenge-
fasst etwa folgende: Zu derselben Zeit, wo die Völker Asiens ge-
zwungen waren, sich auszubreiten, eines auf das andere drückte,
machte sich solcher Druck auch im heutigen Birma fühlbar, das ist
die Völkerschaften zogen südwärts gegen die Küste zu, Auswanderer
dürften vom Festlande herüber fjekommen sein und breiteten sich
über die Inseln aus, insofern sie hier die Gestade gastlich fanden.
Zu jener Zeit mag Gross-Nikobar noch keinen Cocostragenden
Küstensaura besessen haben und die Leute, welche vom Zufalle hieher
verschlagen wurden, drangen vermuthlich entlang der Flüsse in das
Innere der Insel ein, wo sie ihren Lebensunterhalt fanden und durch
Jahrhunderte abgeschlossen blieben.
Erst nachdem die Küste von der vvohlthätigen Natur mit Cocos-
palmen bedacht W(<rden war, erfolgten daselbst Niederlassungen von
') Beiderlei im vorjährigen Julihefte der Mittheilungen abgebildet.
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anikm Inseln aus, deren Bewohner früher mit der Inlandbevölkerung
ideiitis^ch, nun schon durch Kreuzungen mit Malayen, Indern, Negern
unäbnlich geworden waren.
In seiner Sonderstellung blieb der Shom pen reiner als Mongole
bewahrt, wogegen die Küstenbevölkerung jetziger Zeit eine* undefinir-
bare räthselhaft^ Race repräsentirt. Wir sahen bei jungen Leuten auf
Nangcauri, deren Gebiss noch nicht durch den Betel gelitten hatte,
recht hübsche mongolische Physiognomien, andere erinnerten mich
beim ersten flüchtigen Ansehen an Kalmücken
Mr. Man erklärt sich mit der Verwandtschaft zwischen Chowra-
be wohnern (Shom tatat) und den Shompen nicht einverstanden; dies
ändert nichts an meiner Ansicht, alle Nikobaresen für Mongolen zu
halten, deren Vorfahren vielleicht den Irawadi herab zur Küste ge-
langt*»n und später auch den Weg nach den Inseln einschlugen.
Die Anzahl der Shompen-Ansiedlungen, welche bis zum April
18K7 bekannt geworden sind, erreicht nun schon ein Dutzend. Es
sollen im Folgenden mit Uebergehung der Forsehungsberichte und
dpif^ti Details nur einzelne merkwürdige Thatsachen angeführt werden,
welche ich sowohl den Publicationen Mr. Man's, als auch den Admini-
fltrations-Rapporten der Andamanen- und Nikobnreninseln an die
indische Regierung vom 1. April 1885 bis 81. März 1887 entnehme.
Die Küstenbevölkerung hasst und verabscheut die Shompen,
welche sie von Zeit zu Zeit in räuberischer Absicht überfielen, ihnen
Schweine raubten und es sollen in solchen Fällen auch Menschenleben
zum Opfer gefallen sein. Namentlich berüchtigt und gefürchtet ist der
Volk&stamm im Süden am Galatheaflusse, dessen Wohnsitz Steen Bille
im Jahre 184H entdeckte. Dieselben Leute befanden sich im Jahre 1885
an iler Ostseite der Galatheabay, beraubten und verbrannten eine
*iini-:aine Hütte an der Küste und sollen sich nach 18S6 nach Norden
an die Quelle genannten Flusses gezogen haben.
An anderen Stellen ist der Einfluss der Küstenbevölkerung auf
die culturelle Entwicklung der Shompen unverkennbar. Dies ist auf
der Westseite der Insel der Fall ; am Däkanaing oder Alexandraflusse
be.=^teht seit längerer Zeit ein reger Tausch verkehr zwischen den
beiden Nachbarn. Die Shompen bringen Honig. Bambus, Rotang herab,
bauen selbst Roote für die Küstenbevölkerung, dagegen erhalten sie
Messer, Aexte, Baumwollstoffe u. a. m. Ihre Hütten sind vortheilhafter
gebsuit, als bei den andern Shompen-Stämmen.
Zuletzt — im Beginne 1887 — entdeckte man drei Gemeinden
in der Mitte der Ostküste. Diese Leute, weil sie keine Gelegenheit
haben, an der so spärlich bewohnten Küste mit höher civilisirten
Nachbarn zu verkehren, stehen auf der tiefsten Stufe und bieten einen
l*»bhitften Gegensatz zu den früher erwähnten Shompen am Däkanaing-
Fluj^se. Ueb;u' die Lebensweise der Inlandbevölkerung ist Folgendes
bftkütint : Sie legen an den Abhängen Lichtungen an, vorzugsweise
in der Nahe der Flüsse und bebauen den so frei gelegten Grund mit
AruTi], Yams, Pandang und Brotfrucht. Die Niederungen und Thäler
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lül
selbst sind bei den unermesslichen Regengössen, die hier herrschen,
ungemein sampfig, ungesand und werden von ihnen vermieden.
Der sonst so fruchtbare Humus der Lichtungen trägt nicht lange
Früchte, wenn er der Sonnengluth ausgesetzt vollends ausgetrocknet
wird. Der Shompen ist daher gezwungen, weiter zu ziehen, um neue»
Terrain anzubauen und er kehrt nur zu den alten Pflanzungen zurück,
um die reifen Baumfrüchte zu holen. Er besitzt keine Cocospalmen;
nur wo er unweit der Knste lebt, um temporär auch an derselben
zu verweilen, hat er spärliche Palmen, welche er sehr hoch schätzt.
So ist es im üangeshafen an der Nordküste der Fall, woselbst die
Cocospalmen mit Dornen umgeben werden, um sie gegen Beraubung
durch Menschen und Thiere zu schützen.
Die Shompen sind kleinerer Natur als die Küstenleute, welche
man im Allgemeinen für gross bezeichnen kann, kräftiger Muskulatur
und von derben Knochen Ihre Hautfarbe lichter als die der Andern,
dürfte ein helles Gelbbraun ausmachen.
Beide Geschlechter tragen ihr langes dichtes und schwarzes
Haar, wie es gewachsen, herab wallend und ungekämmt.
Ihre Ohren sind wie bei den Küsten-Nikobaresen durchbohrt und
mit durchgesteckten Bambusröllchen verziert, doch sind mitunter die
Ohrläppchen lang gezogen, wenn auch nicht in dem Masse, wie bei
den Dayaks auf Boineo.
Die Augen sind schief gestellt, die Nase ist sehr platt und breit ;
doch ist die Physiognomie der Shompen angenehmer, weil bei ihnen
nicht die widerwärtigen Deformationen des Gebisses vorkommen, wie
bei den Küstenleuten, obschon sie auch breite wulstige Lippen und
einen grossen Mund besitzen.
üeber ihre Sitten und Gebräuche ist noch nicht viel bekannt;
der Gebrauch, den neugeborenen Kindern allmählich das Hinterhaupt
mit manuellem Drucke abzuflachen, wie er bei den Küstenleuten ver-
breitet ist, kommt bei ihnen nicht vor. Ob sie wie diese in so hohem
Grade dem Geisterglauben ergeben sind, ist noch nicht sichergestellt;
sie haben ihre Beschwörer und eigen thümlichen Gebräuche mit den
Todten. Dieselben werden nämlich in sitzender Stellung mit zusammen-
gebundenen Gliedern begraben : dann verlässt man die Hütte und
Gegend, wohin man nur zurückkehrt, um die Früchte zu sammeln.
Dies mag nach ihrem Glauben den Todten oder dessen Geist ver-
hindern, dass er das Grab verlasse und ihnen folge.
Ein bemerkenswerther Zug bei den Shompen * ist die grosse
Anhänglichkeit an den heimischen Boden. Mr. Man war es gelungen,
zwei Shompenjünglinge aus dem Norden Gross -Nikobars zu bewegen,
ihn auf der Rückfahrt nach der Colonie auf Kamorta zu begleiten
und zwar wollte er auf solche Weise ihren Stamm gewinnen, ver-
trauensvoller machen, dabei seine begonnenen Studien des Shompen -
dialectes erfolgreich fortsetzen.
In kürzester Zeit sollten die jungen Leute reich beschenkt,
wieder von ihm selbst nach ihrer Heimat zurückgebracht werden.
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Doch waren sie noch gar nicht lange in der Colonie Canlähe,
als sie verschwanden ; den Weg welchen sie in den Jungle genommen,
liatten sie auf schlaue Weise unkenntlich .gemacht. Das Heimweh
trieb sie, ein Canoe zu besteigen, mit dem sie, obzwar des Weges
und der Schiffahrt unkundig, sich hinauswagten und verunglückten;
denn Mr. Man suchte vergeblich mit dem Stationsdampfer nach ihnen.
Auch die Shompen der Westküste waren nicht zu bewegen, ihn
Dach der Colonie zu begleiten.
Im vorjährigen Julihefte der Mittheilungen wurde bereits über
Kleidung, Geräthe und Waffen der Shompen gesprochen, weshalb ich
darauf zu verweisen glaube.
Ethnographischer Theil.
Um den geehrten Lesern die Vorstellung von den seilsamen
ftebräuchen und Anschauungen der Nikobaresen zu erleichtern, wählte
ich zwei der interessantesten Capitel aus der Ethnographie dieses
Volkes, welche uns Manches erklären werden, was in dem früher
üesagten nur angedeutet worden war. Da sie aber auch die umfas-
sendsten sind, muss ich mich darauf beschränken, nur kurzgedrängte
skizzenhafte Bilder zu entwerfen.
Der Geister- und .Aberglauben der Nikobaresen.
Es war schon früher erwähnt worden, dass sich diese Einge-
borenen gegen die bösen Geister oder das Fieber als von ihnen her-
führend, durch einen sehr schwerfälligen, schwer verständlichen
Apparat von abergläubischen Vorkehrungen zu schützen trachten.
Diese Geisterfurcht wurzelt tief in ihnen, beeinflusst ihr ganzes Leben,
l:Lhmt ihre Lebenslust und beraubt sie jeglichen Selbstvertrauens. Die
bösen Geister, Iwi genannt, sind die Seelen der Verstorbenen, welche
herumirrend sich darnach sehnen, wieder ein Heim zu besitzen und
einen Körper zu bewohnen. Wenn Jemand gestorben ist, bleibt sein
Seelengeist, bis dahin Iwi hoihe benannt, ohne Heimat. Eigenthum
und Freuden. Aus Sehnsucht darnach, strebt er sich vom Leichnam
hiszumachen und um die Freuden dieser Erde zu gemessen, in
Jemanden einzukehren. Auf diese Weise erklärt sich der Gebrauch
iler Eingeborenen Alles, was der Verstorbene besass, ihm mit zum
Grabe zu geben, um den Iwi dort zu erhalten. Doch sie wissen wohl,
dass dies ein vergebliches Bemühen ist und wenn sie auch freiwillig
auf Genüsse und Vergnügungen für Jahre lang Verzicht leisten, um
den Iwi zu versöhnen, kennen sie dabei das Nutzlose ihrer Enthalt-
samkeit. Die Geister lauern im Jungle, unter grünem Laube versteckt,
auf Vorübergehende, gelangen in die Hütten und so glaubt sich der
Nikobarese überall von den Geistern verfolgt. Sein ganzes Denken
und Trachten geht also dahin, dem Iwi mächtige Zauber entgegen-
^iastelleu, ihn durch Votivgaben zu fesseln und zu besänftigen, denn
iWe Iwi's veranlassen alle Krankheiten, alles Unglück und Missgeschick,
üben überall ihren unheilvollen Einfluss aus. Unter den vielen Gegen-
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ständen, welche mit dem Geisterglauben in unmittelbaren Zusammen-
hange stehen, interessiren uns insbesondere die Kareau-Holzfiguren,
welche die Geister schrecken sollen und die hant4 köi, Votivgaben,
wodurch beabsichtigt wird, die Aufmerksamkeit derselben zu erwecken.
Was die Kar6au anbelangt, verweise ich auf die Abbildung des
Iwi-Scheuchers im vorjährigen Julihefte der Mittheilungen.
Es sind das Schnitzwerke, welche zumeist menschliche, seltener
thierische Gestalt haben, in drohender Haltung ausgeführt, bewehrt
mit Waffen (im ersten Falle) oder auch mit Schweinshauern Wenn
ihnen das Drohende abgeht, mag in ihrem stieren grellen Blicke die
wirksame Kraft liegen, die dem Iwi imponiren soll. Sie werden in den
verschiedensten Grössen mannigfaltig ausgeführt und mit vielfachem
Schmucke versehen. Ein jeder Erwachsene hat einen solchen Schutz-
patron, der ihn gegen das Fieber beschützen soll, und welcher nach
dem Tode des Besitzers überflüssig geworden, zerbrochen und weg-
geworfen wird.
Die Votivgaben, deren Sinn zu ergründen, erst der Neuzeit
gelungen ist, von denen es oine unübersehbare Reihe gibt, fesseln
desto mehr unsere Aufmerksamkeit,
Es sind das Darsstellungen von Menschen, Thieren. Gegenständen
der ganzen sichtbaren, den Nikobaresen bekannten Welt, einzeln oder
auch in bunter Folge verschieden gruppirt. Bilder oder Figuren auf
Grund eines Gelübdes verfertigt, die bestimmt sind den Blitk des
bösen Geistes auf sich zu lenken.
Früchte, hlumenbüschel, Speisen, hergerichtete Betelbissen können
ihm ebenfalls votirt werden, um ihn zu besänftigen.
Wenn ein Nikobarese erkrankt, gelobt er. um den Iwi günstig
zu stimmen, ein hanta köi, eine Votivgabe, welciie unter gewissen
Ceremonien in der Hütte angebracht wird; dies könnte beispielsweise
sein: das geschnitzte Bild eines Thieres, als Adlers, Fisches oder
Schildkröte; ferner eine bemalte Scheibe (eine solche ist abgebildet
im genannten Hefte der Mittheilungen), ein Schnitzwerk, auch mehrere
bemalte Tafeln zu einem zusammenhängenden Bilde vereinigt. Solche
bildhche Darstellungen, Votivbilder oder -tafeln genannt, von denen
erst nach dem Jahre 1882 einige Exemplare nach Europa gekommen
sind, erregten bei ihrem Bekanntwerden das höchste Interesse der
Ethnographen, weshalb ich mich länger mit ihnen zu beschäftigen
glaube.
Ich will Ihnen die Copie der als schönsten bekannten Votivtafel
aus dem königl Museum filr Völkerkunde in Berlin demonstriren,
indem ich dafür halte, dass hiemit die Erklärung der Bedeutung eines
solchen Gegenstandes am schnellsten gegeben ist.
Sie wurde von Herrn v. RoepstorflP im Jahre 1882 an die
anthropologische Gesellschaft in Berlin gesendet und stammt auch die
Erklärung der darauf dargestellten Gegenstände von ihm.
Als solche Producte nikobarischer Kunstfertigkeit in der gelehrten
Welt bekannt vmrden, sprach man die Ansicht aus, es wären Ideo-
graphen oder Bilderschrift.
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Dagegen wurde von sehr competenter Seite erklärt: »Erst wenn
es sich herausstellen sollte, dass auch die einzelnen Theile des Bildes,
jedes für sich einen bestimmten Sinn haben, welcher für den Einge-
weihten lesbar ist, wird der Name einer Schrift berechtigt.«
Wohl haben die Nikobaresen nicht das Bedürfnis, sich durch
Schriftzeichen auszudrucken, noch Begebenheiten durch bildliche Dar-
stellungen, durch Hieroglyphen niederzuschreiben, um der Nachwelt
etwa eine Erinnerung daran zu hinterlassen. Doch haben sie das
Bestreben, die Aufmerksamkeit der bösen Geister von sich abzulenken.
Dies wollen sie durch eine stereotype Wiedergabe von Bildern der
ihnen geläufigen sichtbaren Welt in gefälliger Form erreichen.
Genanntes Votivbild (seine Abbildung findet sich in der Berliner
Zeitschrift für Ethnologie Jahrgang 1882) ist ausserordentlich lehr-
reich, weil es uns einige Abschnitte aus dem Thun und Treiben der
Eingeborenen vorführt und sich durch reichhaltigen Inhalt auszeichnet,
üeber zwei senkrechte Längsleisten liegen fünf Tafeln quer befestigt
und zwar die oberste dachgiebelartig mit zwei seitlichen schnörkel-
artigen Verzierungen versehen, wogegen die andern vier rechteckig
sind. Am höchsten Punkte ist ein scheibenförmiges Bild der Sonne
angebracht, wie es in grösserer Ausführung auch für sich allein als
Votivplatte vorkömmt.
Auf dem Giebelfelde befinden sich folgende Figuren von links
nach rechts : eine rothe Figur, ein schwarzer Arm, ein Krokodil, ein
Hahn, zwei Personen, zwei Leitern, Cocosschalen, eine Armbrust,
GefÄsse, der gute Geist im Monde, eine Schlafmatte, ein Ceremonien-
speer, eine Speerspitze, eine Säbelklinge, endlich eine Axt.
Auf dem zweiten Felde sind dargestellt ; Cocospalmen, Cycas-
Sagopalme, unten Sumpfvögel, oben ein Eisvogel : Männer mit Flaggen,
Hütten, ein schwarzer Eulabes, ein Papagei, Palmen, ein Pandang-
baum mit Früchten, ein Grossfusshuhn.
Auf dem dritten Felde sind zu oberst zwei Personen inmitten
der Hausthiere als Schweine, Hunde und Hühner.
Darunter ist ein Tanz dargestellt, wobei links die W^eiber mit
blauen Lendentüchern , rechts die Männer mit den Lendenbinden
gruppirt sind. Die seltsame schlafmützenartige Kopfbedeckung, Kerer
busse geheissen, dürfte einmal ein speculativer Kopf importirt halben,
sie steht schon nicht mehr im Gebrauche. .,
Die vierte Platte zeigt links ein Schiff aus Madras, in der Mitte
ein Canoe mit zwei Segeln, Flaggen und Bugornament, , rechts eine
Praue aus Pegu. Darüber fliegen drei Adler. ,
Die unterste Platte soll den Reigen der Seethiere vorstellen.
Darunter sind nennenswerth. von links an gezählt:
1. eine Riesenmuschel, 2. ein Rochen, 3. ein Hai, 4. — 6. ver-
schiedene andere Fische, 7. eine Garnele, 8. ein Krokodil, 10. ein
Pottwal, U. ein Polyp, 12. ein Meermann, halb Fisch halb Mensch,
eine mythische Person. Soweit bis auf einige Zusätze die Erklärung
Roepstoi-ffs. Ich versuchte es den Sinn der Tafel zu deuten und
glaube mich darüber in folgender Weise auszusprechen.
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Dem Iwi, dem herum irrenden Seelengeiste vermuthlich eines wohl-
habenden Mannes soll eine Erinnerung an sein Erdendasein geboten
werden und sind darum nicht Gegenstände oder Thiere überhaupt
dargestellt, sondern specielle Gegenstände. Thiere» Begriffe aus dem
Leben, aus der Vergangenheit des Verstorbenen.
Am Giebelfelde : die rothe Figur stellt das Feuer, den Blitz vor,
der schwarze Arm ist der Wind, welcher Wolken und Regen bringt
QQd das Krokodil ist der Donner, welcher entsteht, wenn es über
die See läuft. Daneben sind zwei Mäner. welche wie der Hahn
den Anschein bieten, über das Wütlien der Elemente entsetzt davon-
zulaufen.
Die Mitte der Tafel nimmt derdewsche oal Kahä, der gute Geist
im Monde, eine Personification dieses Gestirnes, welches Einfluss auf
Flut und Ebbe hat, daher auf das Gewerbe der Fischer bezogen, ein
beschützendes Princip darstellt. Hier kann er allegorisch den Wechsel
der Mondphasen, der Monate bedeuten.
Sein Röckchen, willkürlich gewählt, i^t die früher auf den nörd-
lichen Inseln gebräuchliche Tracht aus Cocosblatt erzeugt. Um ihn
herum sehen wir das Eigenthum eines reichen Nikobaresen. Die
Deutung des Giebelfeldes wäre ungekünstelt folgendermassen :
Die grossen Himmelskörper, die Naturerscheinungen bedeuten
den Wechsel der Monsune, welcher von den Nikobaresen festlich
begangen wird, erinnern an gute und schlechte Tage, welche Letzteie
der Verstorbene in der Hütte verbringen musste, deren Schmuck die
zahlreichen Geräthe waren, welche hier dargestellt sind.
Es könnte auch sein, dass durch die Votivplatte ein besonderes
Fest dargestellt werden soll, vielleicht das Fest beim eintretenden
Nordost monsun.
Auf der zweiten Platte ist das Leben im Freien, in der üppigen
tropi.-chen Natur vorgeführt; bunte Vögel beleben die Umgebung
des Ortes, dessen Bewohner eben im Hegriffe sind, dasselbe festlich
zn schmücken: auf dieser wie auf der folgenden Platte werden die
Feste in der Familie veranschaulicht, ebenso die Genüsse, welche von
der Natur selbst zur Tafel beigestellt werden. Hier erblickt der Iwi
seine eigenen Hausthiere, welche seinen Stolz ausmachten, namentlich
die Schweine, welche er so gross und fett gemästet hatte, um sie
zu den Festen zu schlachten.
Die vierte Tafel zeichnet sich durch eine gelungene Ausführung
ans und beweist, welch* gutes Auge die Eingebornen für Schiffs-
formen und Takelung besitzen. Hier werden die fremden Fahrzeuge
dargestellt, welche Reichthumer als Eisen, Baumwollstoffe, dann Tabak
und andere geschätzte Artikel bringen, dafür Cocosnüsse laden. In
der Mitte gewahren wir das festlich gesclimückte Boot, die Freude
des Besitzers, welches mit seinem Schmucke alle anderen Boote über-
traf und viele Boots wetten gewonnen hatte. Die Seelandschaft ist
repräsentirt durch die fliegenden Seeadler und durch den Geisterbaum,
welche hinter dem Canoe stehend gedacht werden muss und eine Art
Landmarke der nikobari sehen Küste darstellt.
Uittb. d k. k. Geogr. Ges. 1889. 2. n. 8. B
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106
Auf der untersten Tafel ist ein Tanz der Seethiere gezeichnet,
so erklärt es Roepstorff, und diese Idee mag dem Iwi gar nicht so
schlecht gefallen. Doch liegt sie etwas ferne und fibereinstimmend
mit dem Inhalte der andern Platten, welche mir das Kommen des
Sommers darzustellen scheinen, könnte ihr Sinn ein anderer sein.
Den Nikobaresen als Fischervolke wird sicherlich die Zeit bekannt
sein, wenn bei heiterem Wetter die Meeresbewohner näher der Ober-
fläche kommen, so dass der Fischfang erträglicher wird. Dem Seelen-
geiste mag hier eine Andeutung an seine Thätigkeit als Fischer
gemacht werden und an die reiche Beute welche er mit Hefriedigung
nach Hause brachte.
Wenn der Sinn der Tafel kurz zusammengefasst wird, finden
wir dass der Wechsel der Zeiten, das Kommen der Feste mit den
damit verbundenen Genüssen und Vergnügungen, der Besitz, die Be-
schäftigung, der Verkehr auf der See, das Thier- und Pflanzenreich
vertreten sind.
Aus eben Gesagtem möge hervorgehen, dass den Votivbildern
ein gewisser Sinn zu Grunde liege, doch lassen diese Naturkinder ihre
Phantasie nur in engen, ihnen bekannten Grenzen schweifen.
Wenn wir solche Votivbilder untereinander vergleichen, ergibt
sich, dass der Besitz, die festlichen Vergnügungen, das häusliche
Leben, die Natur mit ihren Erscheinungen und Himmelskörpern, das
Thier- und Pflanzenreich mit mehr weniger stereotypen Figuren dar-
gestellt sind. Die Personen, welche als Specialkünstler mit der Ver-
fertigung der V^otivbilder vertraut werden, ahmen die vorhandenen
Muster nach, verändern höchstens die Farben ; es liegt also im Ganzen
nicht viel Abwechslung in dieser Bilderschrift eiufachster Art.
Nach der Ansicht der Nikobaresen ist es eine Sprache, welche
dem bösen Geiste gefallen soll. Er wird durch die geweckten Erinne-
rungen für sein freudlosc'S heimatloses Dasein entschädigt und be-
sänftigt, damit er den Lebenden nicht zu schaden trachte.
Ganz innig zusammenhängend mit dem Geisterglauben ist die
Verwendung der Beschwörer oder Zauberer — manlo ene oder man-
liiena — bei den Nikobaresen. Sie dürften auf allen Inseln ihr Unwesen
treiben. Es sind das Personen, welche nicht allein den Beruf als
Aerzte erfüllen, sondern auch einen gewissen leitenden Einfluss bei
den Festlichkeiten Todteni^ebräuchen ausüben, so dass man sie auch
als Ceremonienmeister— Beschwörer — bezeichnen muss. Es ist das ein
Privilegium gewisser Familien Manluenas zu liefern und wählen auch
Weiber solchen Beruf. Als Aerzte sind sie Masseure, Bauchredner,
Escanioteure; einen El)erzahn oder Topfscherben aus einem Krauken
hi'rauszuzaubern, ist ein gewöhnliches Ereignis ; im Allgemeinen sollen
sie bei Krankheiten durch Zauberei den bösen Geist als Krankheits-
ursache austreiben.
Wenn eine Hütte neu errichtet ist, ein Boot fertig gestellt ist,
ein Votivbild angebracht wird, muss Manluena auch erscheinen. Er
kömmt dann mit roth angestrichenem Gesichte, mit wallendem Haare
oft mit einem Speere, um dv-n Iwi zu durchbohren.
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^isiwp^pr"
10 r
Sonst ist er im privaten Leben der Eingeborenen ohne Einfluss.
Um des Zauberers hervorragende Rolle zu kennzeichen, soll im nächst-
folgenden des Iwifestes Erwähnung geschehen.
Sobald die bösen Geister in die Hütte gelangen, sucht man sich
ihrer durch verschiedene schon näher bezeichnete Vorkehrungen zu
erwehren. Kommen aber sehr viele Krankheiten vor. oder wenn der
Fischfang unergiebig ist, auch in anderen speciellen Fällen wird das
Iwifest gefeiert, wobei man sich seiner radical entledigt
Man macht dazu die Vorbereitungen wie zu anderen Festlich-
keiten, ladet die Freunde ein. Wnhrend gegessen, getrunken und
geraucht wird, stimmen die Weiber ein Klagegeheul an und grrathen
ausser sich, denn sie opfern ihre Gefässe» Lebensmittel, indem sie
Alles zerstören und vor die Hütte in das Flutbereich werfen. All-
mälich geraten auch die Manluenas durch den reichlich genossenen
Palm wein in Aufregung und rüsten sich zur Beschwörung.
Ihr Gesicht ist mit Schweineblut angestrichen und ihr Körper
mit Oel eingerieben. Mit tiefer Stimme heben sie ein Klagelied an,
rennen wild hin und her, denn sie wollen den Iwi fangen, um ihn
fortzuschaffen. Erst schmeicheln sie ihm. und wollen ihn erbitten,
dann aber schelten und beschimpfen sie ihn und während die Weiber
immer stärker heulen, entwickelt sich ein fingirter Kampf Sie ringen
mit ihm, bis sie ihn erwischt, gebändigt und gebunden haben.
Nur die Manluenas im Zustande des Rausches können die Iwi
sehen und sind geisterfest.
Wenn sie ihn haben, bringen sie ihn in einen Korb und diesen
dann auf das G»»ister9chiff. Einige junge Leute bemannen ein Canoe
nehmen das Geisterschiff in Schlepp und rudern weit hinaus im
Triumphe ; wenn sie anzunehmen glauben, dass Wind und Strömung es
nicht mehr zuräckbrin>?en können, überlassen sie es seinem Schick-
sale, auf dass der Iwi baldigst umkomme.
Es gibt verschiedene Arten von Geisterschiffen. Das in der
Neuzeit gebräuchliche, welches Roepstorff beschreibt, stellt ein etwa
36 Fuss langes FIoss dar, worauf ein fast mannshohes Gerüste er-
richtet ist. Cocosblattwedel stellen den Mast in der Mitte und ein
Bugspriet vor. In mehreren Körbchen wird dem Iwi Nahrung mit-
gegeben, welche für drei Tage ausreichen soll, später muss er um-
kommen.
Auf Kar Nikobar, Nangcauri und Pulo Milu kommen die soge-
nannten Händsclmop vor, das sind lange Bambuse, welche scheinbar
die seichten Stellen des Gestades markiren sollen. Es ist die P'rage,
ob man solche mit dem Iwiglauben in Zusammenhano: bringen soll.
Allerdings sind sie auf weite Distanzen sichtbar und können Land-
marken vorstellen, um den landenden Booten den Curs anzugeben.
Im Journale eines Novarareisenden lese ich darüber, dass Letztere
mitunter auch daran gebunden werden.
Es ist möglich, dass man sich die seichten Stellen für böse
(ieister zugänglicher denkt, welche von der See aus, von anderen
Orten auf diesem Wege in die Ortschaft gelangen könnten und so
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L
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mag sich allmählich der Gedanke an die bösen Geister hiemit ver-
bunden haben, so dass ans den Landmarken Geisterbäame entstanden
BJod, Nachdem sie häufig mit bunten Lappen verziert sind, welche in
dt m Aberglauben der Eingeborenen eine so grosse Rolle spielen, indem
ihnen Zauberkraft beigelegt wird, kann die geisterscheucliende Be-
sümmung der händschnop in den meisten FAllen anuenommen werden.
Die Tod t e nfestli chkeit en der Nikobaresen.
In der Beschreibung der eigenthöm liehen Gebräuche folge ich
im Allgemeinen einer sehr genauen Bearbeitung dieses StofTe? durch
Herrn v. Roepstoi*fP.
Nichts kann uns einen solchen Einblick in das innere Leben der
Eingeborenen in die Denkweise derselben gewähren, als die Schilderung
dieser Feste, wobei wir ihre Hütten betreten, vielfach durch die Ort-
gchaften geführt werden.
Wo Todtenfeste gefeiert werden, treten alle andern Festlichkeiten
in den Hintergrund; denn jene mit einem grossen Aufwände und zur
Schautragung allen Besitzes zu begehen, ist der Stolz der reichen
Leute und führwahr es wird da nicht gespart, nur um das Ansehen
der Familie zu erhöhen, um lange von sich reden zu machen. Sie
werden nicht aus Pietät für den Todten, sondern nur um seinen
Iwi zu besänftigen, gefeiert.
Wenn ein Nikobarese gestorben ist. darf sein Name nicht mehr
genannt werden, als ob er nie bestanden hätte. Man bringt alles
Eigenthum des Verstorbenen in Eile zusammen als: Körbe, Ruder,
Cocoswassei schalen, Büchsen. Tröge, Feclitstecken, Fechtmützen, Cere-
monif'nspeere, Jagdspeere . Harpunen, Thontöpfe, Lunten . Gefässe,
Kessel, Rindenschachteln, Feuerhölzer, Fackeln, Säbelklingen, Heile,
Messer, Brennholzbündel. Bootsornamente, Kisten, Tuch u. a. m.
Alles das wird beim Grabe angehäuft, vernichtet, zerstört, zerschlagen,
zerrissen, verbogen; denn nichts, was ihm gehörte, darf hier bleiben,
jedwede Erinnerung an ihn jede Verbindung hat mit dem Tode auf-
gehört
Da, wo tue Verwandten begraben liegen, wird ein Grab gemacht
und ein langer Pfahl eingeschlagen, um die Kopfseite desselben anzu-
s£eig<Mi. In der Hütte ertönt lautes Klagen; man wäscht den Leichnam
iünfmal, legt ihn auf die Leichenplanke, umwickelt ihn mit einem
Stucke der holzigen Blütenscheide der wilden Arecapalme, darüber
kommen dann verschiedene Tücher mit Rotangstricken festgebunden.
Die äussere Hülle bilden dann eigene, kunstfertig zusammengenähte
Kleider, Gaben der Freunde, welche schliesslich mit langen Lenden-
binden umwickelt werden. Auf diese Art ist der Leichnam mumien-
artig hergerichtet.
Seinen werthvolleren Besitz als Schmuck. Silbergeld, Löffel legte
lunn der Leiche auf die Brust : denn was der Verstorbene insbesondere
liebte, folgt ihm ins Grab, um den Seelengeist bevor er noch Iwi
geworden, daran zu fesseln. Die Habsucht muss vor der Gespenster-
furcht zurücktreten. In der Hütte wird das letzte Mal für den Todten
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'.^^r*p^
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bereitet, bevor er seine Behausung verlässt. Es werden aufgetragen:
Reis mit dem Zubehör als Fische, Cocoskern, Pandangmus. Ananas,
Bananen, Hühnerfleisch, dann Getränke als Palm wein und Rum.
Dem Todten wird ein Betelbi»sen angetragen und sogar die brennende
Cigarette in den Mund gesteckt.
Die Angehörigen sitzen wehklagend um die Leiche und lehnen
zum Z*^ichen der Trauer mit ihren Ellbogen darauf, welchen Gebrauch
schon unser Fontana erwähnt. In seinem Artikel ..On the Nicobars
and the fruit of th« Melori- in den Asiatic Researches vol. III. 17>52.
Nun wird die . Leiche beei digt ; man steckt kurze Stöcke kreuzweise
über dieselbe im Boden fest, damit sie den Lebenden nicht mehr
erscheine und dieselben nicht über ihren Anblick krank werden.
Sodann wird mit kurz abgeschnittenen Rudern das Grab zn-
geschaufelt. Heimgekehrt, trauert die Verwandtschaft, und röhrt durch
24 Stunden weder Speise noch Trank an Die Trauerperiode beginnt
indem ein grosses Mahl bereitet und auf dem frischen Grabe verzehrt
wird. In diesem Momente tritt ein Jeder der Anwesenden, je nach
dem Grade der Verwandtschaft mit dem Verstorbenen, je nach der
Betrübnis zum Grabe und thnt das Gelöbnis, dass er sich in Folge
von gewissen Speisen enthalten werde. Dieses freiwillige Verbot er-
streckt sich aber auch auf Getränke, Tabak, Betel, alle Vergnügungen
als Tanzen, Singen, auf Schmuck und Schminken. Man nnterscheidet
zweierlei Grade der Trauer und zwar:
X. Das leichtere Trauern bindet alle Verwandte und Freunde
durch drei Monate bis zum sogenannten Fackelfeste. Dabei enthält
man sich vom Gesänge, Spiel und Tanze, vom Schmuck und issl im
Trauerhause gewisse Speisen nicht.
2. Das tiefere Trauern der nächsten Verwandten betrifft und ent-
zieht alle jetzt genannten Genüsse, gewisse Speisen, das Rauchen und
Iktelkauen durch lange Zeif und wird immer von den verwittweten
Gatten befolgt; es endet erst mit dem grossen Todtenfeste.
Die nächsten Tage vergehen, indem der Grundbesitz des Ver-
storbenen, sofern ein solcher vorhanden ist, begangen und festgestellt
wird. Man opfert am Grabe ein Huhn und eine Menge Speisen, welche
darauf geworfen, sodann von den Hunden und Schweinen gefressen
werden.
üeber den Friedhof wäre zu sagen, dass dazu ein ebenes Stück
Land ganz nahe an den Hütten, am Rande des Jungle gewählt wird.
Stangen und Pfähle bezeichnen die Kopfseiten der Graber. Ich sah auf
Nangcauri eine Grabstätte, wo drei Bambusstangen furca- oder galgeii-
artig vereint, mit allerhand farbigen Lappen verziert, mit Cocosnnssen
behangen waren. Ein anderes Grabmonument war durch eine lange
Stange dargestellt, von der eine Menge rothnr Cottonstreifen herunter-
bingen.
Das Fackel fest.
Drei Monate nach dem Begräbnisse feiert man das Fackelfest,
so genannt, weil es angeblich früher bei Fackellicht abgehalten wurde.
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Es Wfrden Schweineställe aus Bambus gemacht, dann streicht man
die Schweine mit rothen und weissen Streichen lustig an, steckt in
Ihre durchbohrten Ohren Gabel und Löffel als Amuletts gegen den
bösen Geist zu schützen ') und bringt sie in die Ställe. Im Inneren
der Hütte wird reichlich grünes Laub als Zauberblätter befestigt und
die TniiierJeute versammeln sich zu einem Festmale. Die Wehklage
beginnt von Neuem und der g(Mios>eiie Palmwein scheint sie noch
mehr anzuregen. Es verlohnt der Mühe, die folgende Scene eingehender
äu at'hildern. Um Mitternacht hat die leichtere Trauer ein Ende ge-
funden und die des Gelftbdes entbundenen Verwandten glauben sich
durch Zügellosigkeit für die drei verflossenen Monate schadlos halten
zu können. Während dem Palmweine heftig zugesprochen wird, rennen
die Munlnena's dureh die Weingeistdämpfe wild geworden, wie toll
in der Hütte auf und ab. um die bösen Geister zu haschen und in
die Zauberblätter zu jagen, Sie heulen einen wilden Chorus, das W^eh-
klagen der Weibor scheint auch auf die Männer ansteckend zu wirken
und hiild hört man nichts als das hysterisch schluchzende Weinen
und <ia3 unmelodische Singen, welches sich zu einem seltj^amen be-
fremdenden, aber nicht ganz uninteiessanten Gesammtbilde vereinigt.
EijcUicli müssen aber doch die Kräfte erlahmen und gegen Morgen
kplu't endlich Ruhe in diese so abj^espannte und vielfach ermüdete
Gesellschaft, welche sich auch den ganzen andern Tag der Erholung
hingibt.
Nachdem man das Grab besucht und das Monument mit frischen
Bändern geschmückt hat, erfolgt ein neues Bacchanale.
Fünf Tage später wird das Haus zum Schutze gegen böse
Geister mit Hlut bestrichen und das Fest hat ein Ende. Nur noch
die allernächsten Verwandten des Verstorbenen sind der tiefen Trauer
unterworfen, diejenigen Freunde aber die am Begiäbnisse nicht theil-
nihun'ji konnten, dürfen die drei Monate hindurch nicht in der
Hütte t^rscheinen und werden für unrein gehalt<n. Heim Fackelfeste
jedoch können sie wieder kommen und kaufen sich durch verschiedene
Gaben los.
Auf einigen Inseln werden bei diesem Feste die Leichen, welche
man vor drei Monaten in zugeschnittenen Booten begraben ^atte, schon
ausgegraben und mit diesen zwischen Bäumen aufgehängt, wo sie
bis mm grossen Todtenfeste verbleiben. Sodann werden sie in die
See geworfen.
Das grosse Todtenfest.
Die Nikobaresen zählen die Zeit nach Monsunen, Epochen von
Pechs Monaten. Drei oder vier Epochen nach dem Fackelfeste, zur
Zeit tles Nordostmonsuns rüstet man sich zum grossen Feste.
Es werden Flaggen genäht, kunstreiche Lendenbinden für Männer,
Lenden tücher fflr Frauen. Den Eingeladenen wird eine Rotangschnur
zugeschickt, worin 15 Knoten gemacht sind, damit sie täglich einen
^} Auch Schweine und Hunde erkr^ken an Malaria; die Amuletten
floHen dies verhüten.
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solchen eröffnen und am 15. Tage, wenn der letzte gelöst ist. beim
Feste erscheinen. Dasselbe beginnt mit einem Gastmahle.
Taps darauf wird nach alter üeberlieferung ein seltsamer Ruf
ausgestossen, nämlich die Leute rufen in den Wind, gegen die See
zu, einijie seltsame Worte, das ist des Fremden Ruf, als ob sie die
fremde Welt von ihrem Feste benachrichtigen wollten. Des Fremden
Ruf, dessen Sinn jetzt unverständlich geworden ist. wiederholt sich
einigemah' während des Festes.
Die Hütte wird mit Flaggen und Tüchern geschmückt, es wird
dabei grosser Aufwand entwickelt, denn durch dieses Fest gewinnt
die Familie an Ansehen
Es ertönen die Gongs und die Theilnehmer versammeln sich
zum Feste; die Geister fürchten den Gong, die Flaggen und das
Wehklagen. Heim Feste geht es so zu, wie beim Fackelfeste be-
schrieben: diesmal wird ein feierlicher Gesang vorgetragen und der
sogenannte Tabakhut. aus Cigaretten gemacht, dabei aufgesetzt. Es
geht immer toller und lärmender zu, schliesslich erreicht die Erregung
einen derartigen Grad, dass die Wüthenden, Gläser, Teller, Wasser-
schalen zerschlagen, die Gigarrettenhüte, Betelrinde und Tabak ver-
nichten. Hernach folgt Abspannung und Ruhe.
Am nächsten Tage ist ein Gastmahl und darauf wird der soge-
nannte Tanz der Alten getanzt. Dafür werden die Tänzer mit Stücken
Tuch beschenkt, der Vortänzer erh.'^lt eine Lendenbinde, die Vortänzerin
ein Lendentucli überdies.
Auch am nächstfolgenden Tage wird wieder getanzt; diesmal
ist der Tanz etwas heiterer und wird nicht gezahlt. Er heisst der
neue Tanz oder T.mz der Jungen.
Der Tanz ist der Nikobaresen höchste Lust, sehr feierlich, ernst
langsam und darin gipfelt ein jedes Fest. Etwas ganz Anderes, als
was wir unter Tanz verstehen.
Man macht dazu in der Mitte der Hütte Platz. Der Vortänzer
tritt vor und alsbald bildet sich ein grosser Kreis, indem ein Jeder
seine Hände auf des Nachbarn gleichnamige Schulter legt. Der Chef
hebt den Gesang an, macht bald einen Schritt nach Links, bald nach
Rechts, indem er das bewegte Bein schwingt, was Alle nachahmen,
da sie ihn genau im Auge behalten. Zeitweise sinken sie in die
Knie, hocken auf den Fersen, es folgt ein grotesker Sprung; auch
treten sie einen Sehritt nach vorwärts oder rückwärts. So wiederholt
sich dasselbe ohne Anmuth, steif, mechanisch, ohne Begeisterungt.
beständig von ihrem näselnden Gesänge begleitet, dauert es bis spät
in die Nacht hinein. Ein neuer Abschnitt des Festes beginnt mit dem
ersten Viertel des nächsten Mondes. Es werden Cocosnüsse gesammelt
und viele grosse Canoes gehen selbe von den cocosreichen Küsten
abzuholen : so fahren beispielsweise die Leute von Nangcauri nach
Trinkat oder die Westküsten von Kamorta und Nangcauri. Diese
Fahrt dient zur Erholung nach vielen durchschwärmten Nächten und
bietet den Eingeborenen grosses Vergnügen.
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Auch <lie folgenden Tage vergehen bei Gastmälern, Orgien, wie
sie kurz bevor beschrieben wurden, auch darf der Tanz nicht fehlen.
An einem Morgen findet ein Wettfahren der Canoes statt, wobei es
viel Kurzweil gibt. Selbe sind reic'i geschmückt mit Bugornamenten,
Phantasiemasten und Flaggen. Zur Erfrischung der jungen Leute,
welche rudern, werden junge Cocosnüse mitgenommen.
Der dritte und wichtigste Abschnitt des grossen Todtenfestes
beginnt mit dem nächsten Vollmonde. Viele Freunde werden erwartet
und die Hütte wird zum Feste vorbereitet, man decorirt sie mit Pisang-
blättern und den grossen Blättern des Calladium nymphaefolium (einer
Arumart) mit Zuckerrohr und Arecapalmwedeln.
Der Todte soll wiederum für kurze Zeit in die Hütte einzielien
und ihres Glückes Zeuge sein, nach langer Trauer und Enthaltsamkeit.
In der Hütte werden an zwei Stellen Plattformen errichtet, darauf
kommen l'uch, Lendenbinden, Uum, Palmwein, dann die Todtenhftte
für Frau und Manu, denn daselbst werden die Schädel Platz nehmen.
Es entwickelt sich ein ungewöhnliches Treiben. Von allen Seiten
kommen die Verwandten und Freunde mit ihren Canoes herangefahren.
Die Angehörigen baden und schmücken si«'h. rasireu sich das Haar
ab und reiben sich mit Curcuma ein Zum Grabe welches eröffnet
werden soll, wird eine Votivplatte getragen; es pflegen gewöhnlich
mehrere Gräber einer Familie eröffnet und die Schädel gleichzeitig
herausgenommen zu worden.
Es erfolgt der feierliche Zug zum Grabe. Heulend lassen sich
die Weiber an den Grabpfosten nieder. Später folgen die Milnner,
voran der nächste männliche Verwandte des Verstorbenen als Haupt-
Leidtragender. Dieser sammelt vorerst den Rest jener Gegenstände,
welche als Eigenthum des Verstorbenen hier niedergelegt worden
waren. Davon werden die Eisentheile später mit dem Schädel ins
Grab zurückgelegt. Der Genannte beginnt die Erde beim Denkmale
zu entfernen, mit einem Stücke Holz, dann mit einer Cocos-schale,
«chliesslich mit der Hand. Je näher er dem Schädel kommt, desto
vorsichtiger geht or vor. Heim Anblicke desselben erhebt die ganze
Verwandtschaft ein lautes Klagegeschrei. Er aber hebt ihn zärtlich
heraus, reinigt ihn von der Erde und übergibt ihn der nächsten
weiblichen Vt rwandten. Hernach sucht er alle Werthsachen zusammen,
welche mit dem Leichnam in der Erde gelegen waren.
Zwei junge Leute, angethan mit Fechtmützen, beginnen zu
fechten. Der Nikobaresen .\rt zu fechten, ist sehr einfach. Sie be-
dienen sich dazu langer dünner Stecken von der garcinia speciosa
oder wilden Mangostane, womit si«^ sich über Kopf, Schultern und
Hände zu schlagen trachten. Das in beiden Händen gehaltene untere
Ende des Stefk» ns ist mit einem Stück Cotton umwunden. woc:egen
das dünne obere Ende früher in Schweineblut getaucht, d.inn in Sand
oder für den Ernstfall auch in Glassplittern gerollt wird.
Hier beim geöffneten Grabe bedeutet der Zweikampf, dass die
Angehörigen keinen Schmerz scheuen, um den Seelengeist des Ver-
storbenen zu versöhnen. Während das Volk dem Kampfe zusieht
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wird der SchAdel mit dem Wasser einer sehr unreifen Cocosnuss
gereinigt, sodann mit Carcuma bestrieben. Dann errichtet man das
Kopfimonument wieder, und decorirt es mit neuen Tucbstreifen. Ein
Stück Tucb wird zwischen Scbädel und Unterkiefer gelegt, das Ganze
mit einem rotben Tuche umwunden, ferner mehrere Tücher abwechselnd
weiss und roth darüber gewickelt.
Währeod jetzt die Procession mit dem Schädel sich der Hütte
nähert, kommen diejenigen Angehörigen, welche seit dem Begräbnisse
in Acht erklärt waren, weil sie weder damals noch beim Fackelfeste
erscheinen konnten.
Sie kaufen sich von der Trauer und der freiwilligen Entsagung
8« vieler Genüsse mit vielen Geschenken los, denn sie bringen Cocos-
nüsse, Schweine, Zuckerrohr, Yamswurzel, Arum, Tuch, eine Vötivplatte.
Flaggen. Cigaretten und sehlagen einen Gong. Nachdem man in der
Hatte angekommen ist, werden fünf bis sechs Lampen angezündet.
Die Schädel werden auf die Plattformen gelegt und ihnen die Todten-
hüte aufgesetzt Man trägt für sie ein Festmal, ßetel als auch Tabak
auf. Die Anwesenden liebkosen die Schädel. In dieser Nacht hat
die lange Ti-auer und die Abstinenz ein Ende, Leute welche bis '2 Jahre
nicht Betel gekant, nicht geraucht hatten, thun es jetzt mit be-
greiflichem Vergnügen. Angesichts des Todten übergeht also Entsagung
in den höchsten Genuss
Am nächsten Morgen tragen die Weiber den Sciiädel wieder zum
Grabe, während die Männer am Wege fechten. Nachdem das Grab
wieder zugeworfen ist, werden darauf Gartenfruchte geopfert.
.Man kehrt heim und schlachtet alle Schweine, welche seit Monaten
för das Fest dick semästet wurden. Dieselben sind die Lieblinge der
Weiber, welche nun um die armen Opfer viele Thränen vergiessen.
Ungeheuere Mengen Schweinefleisch werden zum Kochen hingestellt,
grosse Chowratöpfe stehen in langer Reihe über kleinen Feuern, denn
es soll von Sonnenuntergang bis zum nächsten Mittag kochen.
Die Rückentheile sind für die Geister bestimmt und werden
niclit gekocht. In jedes bekannte Haus wird gekochtes Fleisch geschickt
und jedes Canoe das abgeht, bekömmt Fleisch mit.
Das Feuerfest, der Abschluss der Todtenfeste.
Die trockenen Blätter von der Decoration der Hütte, welche einen
Monat verblieben waren, werden nun herabgenommen und ein langer
Haufen, etwa 40 Fuss lang und 4 breit, wird daraus gemacht ; dann
schneidet man die Stengeln junger (^cosnüsse ab und bildet einen
zweiten kleinern Haufen. Sodann nimmt man Matten aus alten und
frisch^^n Cooosblattern und von Arecablatt, bindet sie um einen dicken
Pfosten zusammen, gibt eine Lunte und zwei Cocosnüsse dazu.
Die bösen Geister, weiche aus der Hütte getrieben werden sollen,
müssen sich auf die Matten setzen. Mit Feuerhölzern wird Feuer
gemacht, eine Fackel in Brand gesetzt. Es formirt sich folgender Zug :
Voian schreitet ein Manu mit der brennenden Fackel, mit welcher
er an den Hauspfosten auf und ab ßlhrt; dann ein Mann, welcher
Hfej^ju.^.
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m
den Gong sdilitgt; ein Mann welcher mit zwei Stöcken an die Haas-
pfostoi schlingt. Dies soll bezwecken, die bösen Geister zu erschrecken
und Kiim ViTtasgen des Hausos zu zwingen. Nun kommen zwei Mann,
welclie (las Müttenbündel schleppen; zuletzt aber kömmt Manluena,
tlpr Zauberei ganz seltsam anzusehen. Der Herr Doctor hat einen
ruasigi'ji To|if am Kopfe, zerrt einen Trog; hinU-r sich und ohne das
Gesicht '£VL vetxiihen ruft er beständig Katschok-tschok-tschok. Er
IfK'kl die Seelf ngeister der beim Feste geschlachteten Schweine, damit
&i<' nifbt als Iwts den noch lebenden Schweinen nachstellen.
Ureimril ^eht die Procession um die Hütte, auch darunter weg
und y^langt schliesslich an den Strand, wo das Mattenbündel mit
den glücklich eingefangenen Iwi's in den Bereich der Flut niederge-
legt wird Die Fackel geht einmal um das Bündel herum und die
(icitti^v dürff^n nunmehr dasselbe nicht verlassen.
Jetzt gehen alle männliche Verwandte und Zuschauer zum
üffeneii Platze, wo die trockenen Blätter liegen Mit der Fackel wird
der Blf^Ui^rhatife.n zuerst entzündet, so dass ein gr)sses Feuer ent-
steht. Die Mäiirier rennen nun kühn durch die ganze Länge desselben.
Wir kftniien uns das Uild etwas ausmalen. Unterdessen war es dunkel
geworden und rla« hell lodernde Feuer beleuchtet die wilden, schwarzen
Gestalten w<filehe tollkühn in den Brand eindringen, ihn mit grossen
Sprüngen du ir heilen und höchstens mit versengten Haaren heraus-
kommen Eh inuöis dies in Berücksichtigung der seltsamen Umjrebung
auf feinen frennleu Beobachter einen eigenthümlichen Eindruck machen.
Nun wird auch der kleine Haufen angezündet und es wieder-
liolt sich dieselbe Scene. Die Leute glauben damit, das in ihnen
befindliche kalte Fieber zu heilen.
Ein Festmal mit Tanz beschliessl die ganze lange Reihe der
Todrenfestlichkeiten, welche sich lange Zeit in der Erinnerung der
Urtssbewulmur erhalten werden. Zum bleibenden Angedenken jedoch
wird eiü Votivbild gemalt und in der Hütte angebracht. Der Todte
ist nun ganz viTgessen, man glaubt auch seines Seelengeistes glücklich
los gt? wohin n /u sein und es beginnt ein neuer Zeitabschnitt für die
Fnnrjlie, deren Umgebung und für die ganze Ortschaft.
Zwei Höhensehiehtenkarten von Frankreich.
\i»Ti Anion Steinhäuser, k. k. Regierungsrath.
Fr^fikn^rli ist im Ganzen ein ziemlich flaches Land, denn
ülmr die Ihdtte seiner Oberfläche liej/t tiefer als 380 Meter. Eine
Hcliicldfuikaiie dieses Staates hat daher die Aufgabe zu lösen, vor-
sju^sweise die Stufen des Tieflandes und Hügellandes ersichtlich zu
machon. luni damit diese deutlich und in genügender Weise zum.
Voi'richoino klimmen, je nach dem Massstal)e der Zeichnung die
Hühf der SUilni zu bestimmen. Selbstverständlich gibt es eine (irenze
dier^or Scalü . ^Vw dort liegt, wo die Niveaulinien durch zu grosse
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«t:
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Menge das Abzählen erschweren oder gar unmöglich machen. Es
empfiehlt sich demnach, bei einem Lande wie Frankreich keine gleich-
förmige Scala zu Grunde zu legen, sondern das Flachland mit
niedrigen das Hochland mit hohen Schichten auszuführen, vielleicht
noch eine dritte Scala einzuschieben, die dem Mittelgebirge ent-
spricht Um eine Schichtenkarte gewiss(*nhaft auszuführen, ist ein
möglichst reichhaltiges hy{)sometrischos Materiale erforderlich, vor-
zugsweise topographische Karten, die eine gute Terrainzeichnung
haben und möglichst zahlreiche Goten enthalten, und zwar, wenn
man die Forderungen höher stellt, Goten, die (wie es bei den Höhen-
zahlen der öst(*rreichisch -ungarischen Gradkarte d(*r Fall ist) durch
die Signatur erkennen lassen, ob sie mit einem hohen Grade der
Genauigkeit gemessene Triangulirungspunkte erster und zweiter Ord-
nung oder weniger verlässlich bestinmite Punkte dritter Ordnung
sind. Besonders wichtig sind Thalpunkte für das Einzeichnen der
Endpunkte der Schichten, weil diese selbst aus der besten Schraffirung
nur unsicher abgeschätzt werden können, Frankreich hat in karto-
graphischen Erzeugnissen von jeher eine Hauptrolle gespielt; jeder-
zeit sehen wir es voran in allen Theilen der V(Tmessung und
Kartographie. Auch die erste Idee der Schichtenkarten entstand auf
seinem Boden, schon in der Hälfte des vorigen Jahrhunderts
(Buache. 1752 — 1770) und auf Landkarten am Schlüsse desselben
(du Gaara und Dupain-Triel, 1791 — 1802), zu einer Zeit, wo noch
die Höhenmessungen selten waren (Montblanc, Ganigou, M. Dore).
Napoleon's 1. Kriege verhinderten das im Jahre 1802 geplante Nivelle-
ment von Frankreich, und die Furcht vor der zu langen Verzögerung
der 1816 von La IMace vorgeschlagenen, 1818 begonnenen Special-
karte von Frankreich verursachte, dass Schichtenlinien von 10 Metern
Abstand auf die Aufnahmsmappen beschränkt blieben, nur auf den
vier zuerst erschienenen Blättern eingestochen, auf den restlichen
260 Blättern aber nur die Goten beif)ehalten wurden. Und so ist
es gekommen, dass während dem Fortschreiten der grossen topo-
graphischen Karte Frankreich von anderen Staaten, selbst von der
kleinen Schweiz^ überflügelt wurde und in hypsometrischen Detail-
karten nicht mehr den obersten Rang einnimmt. Auch olficielle
Höhen Verzeichnisse mangeln, durch die man unterrichtet w^rd,
welcher Grad von Genauigkeit den Goten zukömmt, ob die ge-
messenen Höhen (z. B. Thurmkreuze) auf dem Boden der Signale
reducirt wurden etc. Auch fiUlt bei genauer Durchsicht der Blätter
auf. dass in den grossen Wäldern selten Goten erscheinen, obgleich
man bei bewaldeten Kuppen grössere Höhen voraussetzen kann,
aLs im umgebenden Gulturlande. Aus dem Gesagten geht hervor,
dass .eine entsprechend verlässliche hypsometrische
Karte von Frankreich ohne Einsicht und Benützung der Auf-
nahmsmappen nicht wohl möglich ist, und dass auch eine Ueber-
sichtskarte stellenweise Schwierigkeiten bietet, die ohne das Zurück-
gehen auf die Originalquellen kaum beglichen werden können. Es
bestehen zwei grössere hypsometrische Karten von Frankreich,
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beide in demselben Massstabe 1 zu 800.000 der Natur, aber gänz-
lich verschieden in der Anlage und Ausführung, die im Folgenden
einer eingehenden Besprechung unterzogen werden sollen.
I. Carte du nivellement g^neral de Ja France. Figur^
par des courbes d'altitude ä Pöchelle de 1 ä 800.000. 6 Blätter
Gross-Folio.
Diese Karte, offenbar officiellen Ursprungs, weil sie sich als Reduction
des Nivellements der grossen topographischen Aufnahme ankündigt, dürfte um
das Jahr 187-2 entstanden sein , denn sie erschien 1873 in der Wiener Welt-
ausstellung. Sie besteht blos aus dem blau gedruckten Flussnetze, den
Nivoaucurven und ziemlich vielen Höhenzahlen in Schwarz; kein Gradnetz,
k«in Ort; kurz, ausser den Krümmungen der Flüsse nicht der geringste Behelf
zur Orientirung. Eine »Legende« unter dem Titel gibt Nachiicht von der Licenz
bei Ziehung der Curven in Gegenden, wo die volle Ausführung nur Verwirrung
veranlasst haben würde. Die Stufen haben 100 Meter Höhe; jede vierte Stufe
hebt ein dicker Strich hervor. Wo die Schichten zu enge werden, sind nicht
alle vier Zwischenstufen ausgeführt. Weil die Schichten nicht nach einer Scala
von Farben nuancen abgetönt erscheinen, erhalten sie eine deutliche Uebersicht
erst durch nachträgliche Colorirung. Weil in Frankreich, wie schon früher
bemerkt wurde, das niedere Land vorherrscht, so zeigen sich die unteren vier
Schichten im West und Nord als weit ausgedehnte Räume, so dass man
wünschen möchte, die Undulation des Bodens durch Einschiebung von Zwischen-
schichten verfolgen zu können. Wenn man jedoch einen Blick auf die Provence
wirft, wo die Vorberge der See-Alpen schnell zu bedeutender Höhe aufstreben,
so begreift man, dass eine gleichmässige Einführung von Zwischen-
schichten in dieser Region eine stellenweise Ueberladung mit Curven nach
sich ziehen würde, abgesehen davon, dass die Anwendung einer harmonisch ab-
getönten Scala bei der Häufung von Schichten zunehmend schwieriger wird.
Die Generalisirung der Höhenzüge durch Zusammenfassen einer Reihe von
Gipfeln ist von geringer Hedeutung, wenn die Höhen so nahe einander folgen,
wie die Perlen eines Rosenkranzes, und wenn die dazwischen fallenden Senken
in die nächst untere Schichte wenig eintauchen; sie erhält aber Gewicht,
wenn man die Curvenzeichnung zur Construction von Profilen verwenden
will. Dann macht sich der Wegfall von Mittelschichten und die Generalisirung
d» r Kämme und Massen empfindlich und dadurch erhält die Ansicht Begrün-
dung, eine Schichtenkarte mit einer, wenn auch nicht in voller Schärfe und
Kraft ausgeführten Terrainzeichnung zu verbinden, um auf diese Weise
die volle Bewegung der Oberfläche zum Ausdrucke zu bringen, die absolute
und relative Höhe durch die Curven, und die Unebenheiten zwischen den
Schichten durch die Schraffen. Insbesondere ist die Mithilfe der Terrain-
zeichnung dann angezeigt, wenn die Anzahl der Schichten geringer und ihr
Abstand höher ist. Diesen Grundsatz sehen wir mit Vortheil angewendet in
dem Cyclus von Wandkarlen der europäischen Staaten von Richard Kiepert,
und er eignet sich für alle Karten, die ein deutliches, übersichtliches und
dem Massstabe entsprechendes Bild eines Landes geben sollen. Kömmt die
Terrainzeichnung aus irgend einem Grunde zur Ergänzung des Terrainbildes
niclit in Anwendung, so sjltte doch die Anzahl der Goten desto reichlicher
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sein, je grösser die Flächenräume der Schichten sich ergehen. In dieser Be-
ziehung ist die obige Schichtenkarte mit verständiger Auswahl ziemlich reich
dotirt; auch in den Thälern p^ewahrt man Höhencoten Man sieht klar, wie
in einem breiten Rücken die Gipfel bald wenig über die untere Schichte sich
erheben, bald sich der oberen Schichtengrenze nähern, bald in der Mitte, bald
auf einer Seitenwiderlage aufragen u. s. f. Das ersetzt einigermassen den
Mangel der Terrainzeichnung, die in diesem Massstabe ebenfalls der Generali-
sirung unterliegen müsste. Man braucht sich nur vorzustellen, wie viel bei
einer zwanzigfachen Verjüngung am Detail verloren gehen muss, und
wird sich gerne zufriedenstellen mit dem, was geboten wird, wenn man sich
die Ueberzeugung verschaffen kann, dass die Generalisirung nicht bis zum
Extrem getrieben wurde.
2. Carte hypsometrique de la France ä Tabelle de
1 ä 800.000 par H. Pigeonneau et F. Drivet. (Profondeurs des mers
dapres M. Delesse.) Libraire classique d'Eug^ne Bei in. 9 Blätter
in Farbendruck. ( 18 . . ?)
Die Autoren geben im Titel die Quellen an. aus denen sie geschöpft
haben, vor allen die topographischen Karten des französischen Generalstabes^
dann Tür die angrenzenden Länder die Arbeiten von Papen. Ziegler. Stieler etc.
In Bezug auf die Schichtenzeichnung haben sie die Classen l'»<», 20(). *^(X),
m 601). 800—1200. IKOO u. s. f. um 400 Meter waclisend bis 4800 Meter
aufgestellt und eine Farbenscala angenommen, die zwischen 240i) und 280;)
ihren dunkelsten Ton hat, und von da nach oben und unten abnimmt. Die
obersten vier Schichten bleiben weiss. Die Höhenstufe von 8fM»— 1200 macht
sich durch Hellgelb auffälliger als die übrigen. Im Gesammtbilde treten durch
die Anordnung der Farben wohl die Hochgebirge und das Hochland, auch
das Tiefland durch seine grosse Ausdehnung klar hervor, aber das niedere
Bergland (zwischen 400 und 8 K) Metern) trennt sich fast gar nicht in seine
Abstufungen, weil die ihm zugewiesenen verwandten Farbentöne so zart und
dünn gehalten sind, dass sie selbst in der Nähe mit Mühe unterschieden
werden und daher im Gesammtbilde in eine Masse zusammenschmelzen, die,
zwischen den lichten Tönen eingelagert, eher den Eindruck tiefeier Erdstellen
macht. Die Niveaulinien sind gleichfalls die feinsten Linien und treten gegen
die Signatur der Strassen weit zurück. Wo die überkräftige Signatur der grossen
Waldcomplexe erscheint, verschwinden die Curven sowie die Farbentöne voll-
ständig, und jede Höheninsel an solchen Stellen (wenn sie dort überhaupt
vorkommen?) würde unsichtbar bleiben.
V^ergleicht man diese Karte mit der früher erwähnten in Beziehung auf
die Contouren der Schichten, so zeigen sich stellenweise Abweichungen, die
vielleicht daher rühren, dass die Autoren von der Generalisirung einen weniger
ausgedehnten Gebrauch gemacht haben. Die Vernachlässigung mancher Höhen-
insel, die auf der anderen Karte zu sehen ist, dürfte vielleicht in dem Um-
stände zu suchen sein, dass bei der principiellen Nichtaufnahme von Höhen-
zahlen solche isolirte Erhebungen leicht übersehen werden konnten. Das Grad-
netz der Karte ist nach Centigraden ausgezogen, was auch auf der grossen
topographischen Karte der Fall ist. Um auch der Nonage^imaltheilung zu
genügen, ist die Karte von einem zweiten Gradrande umgeben Wenn man die
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Karte nach ihrem ausgesprochenen Hauptzwecke betrachtet, so drängt sicli der
<5edanke auf, dass das hypsometrische Element weniger begünstigt wurde,
als man zu erwarten hoflfte. und dass diese Karte mit der vorerwähnten einen
•diametralen Gegensatz bildet. Was diese durch den strengen Ausschluss fast
aller übrigen Elemente an Brauchbarkeit einbüsst, das büsst auch diese in
anderer Weise ein durch die nicht genügend ausgebildete Behandlung des
vorzugsweise zu cultivirenden Inhalts. Sie ist zweifellos eine durch
<lie sonstige Ausführung schöne und lobenswerthe Karte , aber als
hypsometrische Karte lässt sie sowie ihre Rivalin gar Manches zu
Avünschen übrig und füllt für Frankreich das Repertoire dieser Gattung nicht
in dem Masse aus, dass sie als Schlussstein betrachtet werden kann.
Es fehlt in Frankreich nicht an vortrefflichen hysometrischen Karten
grossen Massstabes, die aber nur einzelne Theile betreffen, z. B die Alpen,
die Umgegend von Paris und andere, auch nicht an Beliefs, die als aus
hypsometrischem Materiale entstandene Verkörperungen der Höhe den hypso-
metrischen Flachkarten nahe verwandt sind.
Es ist zu hoffen, dass die grosse topographische Karte von Frankreich,
die dem unabwendbaren Veralten, wie alle Detailkarten, nicht entgehen
wird mit der Zeit einer neuen weichen wird, bei der die Aufnahme der so
wichtigen Niveaucurven , nicht, wie es im Jahre 1834 geschah, eingestellt,
sondern als unentbehrliches Erfordernis angesehen werden wird. So grossartig
ein solches Unternehmen ist, so ist durch die Fortschritte der Technik Arbeit
und Zeit gespart, und eine Reihe friedlicher Jahre genügt zur Ausführung.
Was Oesterreich - Ungarn in 14 Jahren zu vollenden vermochte — die aus
749 Sectionen bestehende Gradkarte, das wird wohl Frankreich, dem die
brauchbarsten und geschicktesten Kräfte in Fülle zu Gebote stehen, in gleicher
Weise zu leisten möglich sein.
Geographische Literatur.
Europa.
Generalkarte von Mittel-Europa im Masse von 1:200.000.
Herausgegeben vom k. k. Militär-Geographischen Institute in Wien.
260 Blätter ä 60 kr. (auf Leinen gespannt 1 fl.) Wien, R. Lechner,
General Depot des Militär-Cieographischen Institutes.
In ausserordentlich thätiger Weise sorgt das berühmte k. k. Militär-
Geographische Institut in Wien, dessen Leistungen auf dem Gebiete der Karto-
graphie sich mit Recht eines Weltrufes erfreuen, für die Herausgabe von topo-
graphischen Karten in den verschiedensten Massstäben. Dabei ist besonders
anerkennenswert!!, dass sich das Institut hiebei nicht auf Oesterreich-üngarn
beschränkt, sondern in ziemlich weit ausgreifenden Rahmen ganz Central-
Europa stets in Betracht zieht. So erstreckt sich auch die vorliegende Karte
von Odessa und dem Dnjeper bis nach Nizza und an den Rhein in 0. W.
Richtung und von Stettin bis Rom und Konstantinopel in N. S. Richtung.
Nachdem bereits früher das Militär-Geographische Institut eine General-Karte
von Central-Europa in 1 : 300.000 sowie eine Uebersiciitskarte von Central-
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Europa in 1 : 75O.000 herausgegeben hat. stellte sich die Nothwendigkeit einer
noch detailirteren Generalkarte von Central-Europa heraus, welche die Mitte
zwischen der Specialkarte in 1 : 7;».000 und der Generalkarte von Central-
Europa in 1 : 300.0U0 halten sollte. Es wurde hiefür der für Generalkarten
häufig adoptirte Massstah von l : 200.0()0, welchen auch die ehemals Rey-
mann'sche Karte von Central-Europa besitzt, gewählt.
Bei der Herausgabe dieser Karte war das Institut von folgenden Gesichts-
punkten geleitet!
Die Karte von Mitteleuropa soll in der beiläufigen Ausdehnung der bis-
herigen Generalkarte und /war als Farbenkarte im Masse 1:200.(X)0 der
somit 1 cm der Karte gleich 2 km erscheinen. Sie reicht von 58° 30' bis 4()°
SCK nördlicher Breite und vom 24° 30' bis 48" 30' östlicher Länge. Die. Längen-
grade sind analog wie in der Special- und in der Ueliersichtskarte von Ferro
gerechnet. Im ganzen besteht die Karte aus 260 Blättern, ihrer Protection nach
Gradkarten, von 1 Grad Höhe und Breite, mit den ganzen Graden in der Mitte
des Blattes. Jedes Blatt wird nach seinem mittleren Längen- und Breitenmeridian,
unter Beifügung des wichtigsten Ortsnamens benannt; z. B.: 34°. 4b°. Wien.
Je acht Blätter der Specialkarte im Masse 1 :75.<MiO umfassen denselben
Raum wie ein Blatt der Generalkarte 1:200.000, was sowohl bei der Herstel-
lung der neuen Karte als auch bei der graphischen Darstellung vieler tech-
nischer Entwürfe und Projecte. die in beiden Massstäben ausgeführt werden
müssen, von besonderem Vortheile ist. Die durchschnittliche Breite eines
Blattes in der Zone des 48 Breitegrades ist 37-31 cm bei einer Höhe von
5559 cw» und bringt eine Fläche von 8 2 956 z**^ der Natur zur Darstellung.
Die schmale Seite des Blattes entspricht einer Luftlinie von 74-5 A*»i
Bei den Eisenbahnen wird bezeichnet ob normal und ein- oder mehr-
geleisig. ob schmalspurig; die für den gros-^en Verkehr minder wichtigen
Tramways, Zahnrad-, Drahtseil-, die elektrischen und Industriebahnen werden
mit einem eigenen summarischen Zeichen markirt; ebenso wird die Lage der
Amtsgfhäude, ob rechts oder links vom Geleise angebracht. Von den Weg-
communicationen werden alle Strassengatttungen. die besseren Verhaltenen) Fahr-
wege, sowie die in den Aufnahms-Sectionen schon markirten Verbindungswege
der Ortschaften, endlich die wichtigsten Jochübergänge unbedingt, die seitlich,
oder auf Umwegen führenden, oder minder practiciiblen Wege nach Zulässig-
keit möglichst vollständig aufgenommen, um den Inhalt der Karte sowohl für
Militär als auch Civil so erschöpfend als thunlich zu gestalten. Das Strassen-
netz ist in Chausseen und Landstrassen geschieden; die übrigen Weggattungen
entsprechen in Bedeutung und Signatur der Specialkarten. Die Brücken unter-
scheiden sich nach ihrem Materiale in hölzerne und steinerne.
Die Zeichnuni: der 0 Ischaft ist, soweit es der Masstab der Karle erlaubt,
die planmässige, und werden nur jene geschlossenen Orte, welche zu unbe-
deutende räumliche Ausdehnung haben, mit dem Ortsringel gegeben. Von den
Wohnungen werden alle Städte. Märkte und Dörfer, sofern sie Gemeindeortc
sind, unbedingt. We ler, Gehöfte und markirte Objecte. z. B. Wirthshäuser, Fa-
briken nach Zulässigkeit^des Raumes möglichst vollständig aufgenommen. Kleine
Weiler, Gehöfte, einzelne Häuser werden besonders längs der Communicationen,
abseits derselben d e wichtigeren oder der Orientierung dienlichen Objecte wie :
Schlösser, Klöster, Kirchen. Ruinen und grosse Gehöfte markirt.
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120
Analog der Generalislrung des topographischen Details ist jene des
Terrains, und gilt dabei als allgemeine Regel, das jedes Objcct richtig situ rt
sei und durch eine en'sprechende Vertheilung der Goten auf Kuppen, Ein-
sattlungen, Gebirgsübergänge und wichtige Thalpunkte die Ueberhöhungen
markirt werden.
Für die Beschreibung in der Karte sind die Scbriftgattungen, der so
nothwendigen Einheitlichkeit wegen- analog mit der Special- und der Ueber-
sichtskarte gehalten, so z. B. die römische Rotidschrift für Städte und Märkte,
Batardschrift für Terraintheile, Blockschrift für Gebiete und Culturen. endlich
Cursiv für Gewässer, Dörfer und alle übrigen Objecte. Uebereinstimmend ferner
sind die Abkürzungen und die national-sprachlich richtige Schreibart der No-
menclatur; letztere im Fnlande nach der Specialkarte, im Auslande nach den
verwertheten officiellen Kartenwerken.
Bei der Ausführung dieses Werkes wurden die neuesten officiellen
Kartenwerke berücksichtigt, und bezügl ch des Erscheinens der Blätter auf die
officielle Kartographie angrenzender Staaten, welche theilwese in vollständiger
Umarbeitung, the Iweise erst im Entstehen begr ffen ist, Rücksicht genommen.
Die uns vor.iegende erste Lieferung dieses Werkes umfasst folgende
Blätter: 44^ 50*» Ostrog. 43° 49^ Kolema, 4i<' -IQ^' Stanislau, 40° 49" Ungvär
38^ 49° Leutschau, 37° 49° Neusolil. 36° 48'"' Komorn, 35^ 48^ Pressburg, d.e
Zeichenerklärung und Skelett. Es ist somit e n grosser The 1 von (Ost) Galizien
und von Nord-Ungarn publiciert und der Rest soll bald nachfolgen.
Was die Ausführung der Karten anbelangt, so müssen sie als mustergiltig
betrachtet werden. Insbesondere zeigt sich die hohe technische Vollendung des
Farbendrucks im Institute, indem die verschiedenen Töne, blau: Gewässer,
braun : Terrain in Schraflfen und grün Wald, schwarz : Situation auf das
genaueste passen. Die Karte ist nicht überladen, die Schrift ist gross und
leserlich. Störend wirkt etwas, das ungewohnte Format der Gradkartenblätter,
indem die Höhe nahezu die '/«fache Breite des Blattes beträgt. Auch können wir
hier den Wunsch nicht unterdrücken, dass die wissenschaftliche Verwerthung
der Karte durch die Einführung der Isohypsen, soweit dies thunl.ch gewesen
wäre, sehr gewonnen hätte.
Die Karte, deren Terrainzeichnung äusserst plastisch und gelungen ist,
und die auf dem neuesten Stande auch hinsichtlich der Communicationen ge-
halten wird, sollte in Jedermanns Hand gelangen der sich für die Topographie
seiner Heimat und deren kartographische Darstellung interessirt. Sie wird dem
Militär-geographischen Institut neue Ehre heimbringen, davon hat uns schon
die erste Lieferung überzeugt, und werden wir das Fortschreiten dieses gross-
angelegten Werkes mit besonderem Interesse verfolgen. Le Monnicr
Gimino. Lettere Istriane. L'Istria. Parenzo Jahrg. VIII.
Nr. 371. 3, 5.
Der Verfasser gibt eine Beschreibung des Ortes Gimino in Istrien, wobei
wir erfahren, dass G. einst befestigt war und das einzelne Befestigungs werke
u. zw. speciell drei Thürme des Umfassungsgürtel noch erhalten sind. Gimino
bildet eine der Gemeinden Istriens, wo sich die Slaven in grosser Majorität
befinden und geniesst einen gewissen Ruf durch seine fünf Jahrmärkte, bei
welchen der Ethnograph reichliche Gelegenheit findet, die verschiedenen, Istrien
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121
bewohnenden Stämme, versammelt zu sehen. Diese Märkte sind in der Provinz
deshalb sehr bekannt, weil drei davon eigentliche Thiermärkte sind und weil
bei denselben die Bauern der Umgebungen ihre Feldgeräthe ankaufen. Man
kann sich somit während eines solchen Marktes einen guten Begriff von der
diesbezügUchen gewerblichen Thätigkeit der Einwohner machen.
Bei dieser Gelegenheit sind wir in der angenehmen Lage mittheilen zu
können, dass Herr Tamaro. der Verfasser der »Lettere Istriane« die Absicht
hat. nachdem er die Beschreibung von ganz Istrien in dieser brieflichen Form
vollendet haben wird, diese ganze interessante Sammlung gesammelt und mit
Plänen und Zeichnungen vei*sehen in einem eigenen Bande herauszugeben.
E. G.
»Bosnien und die Herzegovina,« Reisebilder und Studien
von Johann v. Asböth (Sect.-R. a. D. im Ministerium des Aeussern*
Mitglied des ungarischen Reichstages). Mit 87 ganzseitigen und
175 Text-Illustrationen nach Aufnahmen des k. k. Oberlieutenants
C. Mienzil Originalphotographien der Kunsthandlung Königsberger
in Sarajevo u. A., sowie 1 hislor. und 3 statistischen Karten
und Tabellen. Wien 1888 bei Alfr. Holder.
Dieses Werk, das Bedeutendste, welches bisher über das Occupations-
Gebiet geschrieben wurde, ist zuerst, u. zw. im Jahre 1887. in ungarischer,
und gegen Ende 1888 auch in deutscher Sprache erschienen. Gegenwärtig wird
es in's Englische übersetzt. Die deutsche Ausgabe vereinigt die 2 Bände der
ungarischen Ausgabe in einem starken Bande (Quartformat) von 480 Seiten.
Der Verfasser hat in den Jahren 1882 bis 1886 Bosnien und die Herze-
govina fünfmal besucht, und indem er den Reichs-Finanz-Minister B. von
Källay auf seinen Reisen in diesen Ländern begleitete, hatte er Grelegenheit*
dieselben nach allen Richtungen kennen zu lernen und auch aus allen der
Regierung zu Grebote stehenden Quellen zu schöpfen. Job. v. Asböth bietet
uns nun auf Grund seiner Wahrnehmungen und Studien in der Form einer
Sammlung von Fragmenten das Interessanteste, was sich über dieses so viel-
fach merkwürdige Ländergebiet sagen lässt, und gibt uns eine vielseitig p
Schildprung von wissenschaftlicher Gründlichkeit, während er zugleich durch
die lebendige Darstellung unser Interesse fesselt.
Der Inhalt des Buches ist nicht eigentlich systematisch geordnet, sondern
halt, wie es scheint, dieselbe Reihenfolge ein, in welcher der Verfasser seine
Studien und Beobachtungen gemacht hat. Der Umstand, dass die von ihm altj
miterlebt geschilderten Ereignisse sich theilweise auf frühere Jahre beziehen,
darf nicht übersehen werden, denn es haben sich auch schon in den letzten
3. 4 Jahren wieder viele Dinare in Bosnien geändert und weiter gebessert.
Das Werk beginnt mit der Reise aus Ungarn nach Serajevo. An die
kurze Beschreibung dieser Hauptstadt schliesst sich ein Capitel über römische
Alterthümer, dann unter der bescheidenen Aufschrift »die Bopumilenc eine
ganz ausführliche Geschichte Bosniens und der Herzegovina während des Mittel-
alters und eine Beschreibung der merkwürdigen Bogumilen- Gräber, hierauf
unter dem Titel »Denkmäler der Türkenzeit« ein Abriss der Geschichte dieser
Länder unter der Türkenherrschaft Die zwei nächsten Abschnitte behandeln
Hitth. d. k. k. Ueogr. Ges. 188». 2 u. 3. 9
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Cnltus und Unterricht sowie die eigenthümlichen Besitzverhältnisse und ökono-
mi^cliea Zustände; dann folgt eine ausführlichere Schilderung des Lebens und
Treibf^tis in Serajevo und eine Reihe von Reisebildern, welche in 19 Abschnitten
fast die Hälfte des Buches einnehmen; endlich ein Abschnitt über die bosnische
Wapprufrage und zum Schluss eine Besprechung über die bosnische Literatur,
insbesoudere auch über die Volkspoesie. von welcher übrigens auch in den
andern Abschnitten viele anziehende Proben enthalten sind. Die Tabellen 13
an dor Zahl, enthalten theils die Haupt- Ergebnisse der Volkszählung vom
Jahre ISS") und der Evidenzhaltung der Geburts- und Sterbefälle während der
ila rauf folgenden l4Monate, tlieils eine übersichtliche Darstellung der Leistungen
auf dem Gebiete des Volksschulwesens und des Bauwesens und endlich eine
ljehf*rsi«ht der meteorologischen Stationen und Pegel beobachtungen. Von den
Kfirteri ist die erste eine historische, die zweite stellt die Bevölkerungsdichte,
the ilnUe die Vertheilung der Confessionen. die vierte die Freibauern und
(iruiui holden (richtiger Colonen-Kmeten) dar. Die drei letzteren Kärtchen sind
ih\i \m[ der bosnischen Ortschafts- und Bevölkerungs-Statistik vom Jahre 1885
syrnMVvdlichten Karten nachgebildet. Die im Buche enthaltenen zahlreiclien
Alibi 1(1 inigen sind als sehr gelungen zu bezeichnen. Es ist nur Schade, dass
jiuf ilom Bilde von Serajevo die neuen monumentalen Bauten. — wie die
katholische Kathedrale, die mohamedanische Scheriatrichterschule u. s. w. noch
Tiicht zu sehen sind.
I las ganze Werk zeugt von ernsten Studien und genauen Beobachtungen.
J)it Landesgeschichte ist nach den neuesten Quellen kritisch bearbeitet und
zeigt uns in klarer Beleuchtung die mannigfachen, mit der abendländischen
(Jesi^hirhte und Politik enge verwobenen tragischen Schicksale des bosnischen
Volkes. Sehr eingehend sind auch die auf mohamedanischer Rechts-Basis
beruhenden Besitzverhältnisse dargestellt. Es ist nur zu bedauern, dass die
onen laiischen Namen und Worte oft sehr verstümmelt wiedergegeben sind,
was Wohl auf Druckfehler zurückzuführen ist. die meistens gleichgiltig sind.
jniUK'bioal aber störend werden. Dies ist z. B. der Fall, wenn wiederholt von
fler srhifütischen Grundlage des türkischen Lehen wesens gesprochen wird,
denn wir kennen kein schifiitisches, wol aber ein schafiitisches und ein von
dif^em sehr verschiedenes schiitisches Recht, und das eine wie das andere
konnli* hier gemeint sein, aber als Grundlage des türkischen Lehensrechtes
t^estritr«■n werden Ferner ist auch das türkische Bodengesetz nicht vom
Mivv 17.18, sondern vom J. 1858. Auch ist Dobor. die historische Ruine,
nii'bt mit der Burg Doboj zu ve. wechseln. Dagegen können wir die Schreibart
Sera^ievij — statt Sarajewo, wie es im Kroatischen und jetzt auch officiell ge-
JAi:briebf*n wird —vom linguistischen Standpunkte als die r chtigere begrüssen.
IJas Ptincip, welches Asboth bei der Schreibweise der slavischen Namen
auweJnk*U ist ein sehr wohlthuendes. Er behält nämlich die beim Gebrauche
der t?ilc>ijiischen Schrift im Bosnischen übliche, selir eigenthümliche kroatische
Onboj^raphie insoferne bei. als dieselbe besonders unterschiedene Lautzeichen
bat i/„ H. c, z). hält sich aber im Uebrigen an die deutsche Rechtsehreibung
und schreibt daher z. B. nicht, wie sonst übÜch, »Fojnica«, was in einem
di^^ulfcscb geschriebenen Werke (ebenso wie in romanischen Sprachen) unwill-
kührbrb »Fojnika« gelesen würde, sondern »Fojnitza«, wie wir es auszu-
äfsrcehen haben.
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■ I i^mpiiBi. I "'^
12r?
Die Reisebilder umfassen fast das ganze Land; die in denselben enl-
haltenen Schilderungen sind meisterhaft und zeigen uns die geschilderten
Gegenden und Städte vom landschaftlichen, vom historischen, vom culturellen
und ethnographischen Standpunkte, kurz nach jeder Richtung, welche den
Leser interessiren kann.
Für Geschiclits forscher sehr interessant ist das Capitel über die bosnisch©
Wappenfrage, wenn auch f'as Resultat, zu welchem der Verfasser darin ge-
langte, keine Aussicht hat, durchzudringen. Endli«h bietet der Abschnitt
^Literarische Bewegungen und Volksdichtung« eine sorgfältig durchgearbeitete
Darstellui>g der charakteristischen Leistungen auf diesem Gebiete.
Pas besprochene Buch wird also dem Gelehrten ebenso nützen wie dem
ReiseQ len und wie Jedem, der sich über dieses uns früher so fremdartig
gegenüber gestandene, jetzt aber mit uns in so nahe Beziehung getretene und
dabei noch immer so eiaenthümliche Land, welches seit den Ltzten Jahren
ni't sicherer Hand und dabei in so schonender Weise rasch in der Cultur
Torwarts geführt wird, in anregender Weise näher unterrichten möchte; und
es wird nicht minder auch Denjenigen befriedigen, der Bosnien selbst kennen
gelernt hat und das Gesehene in seiner Erinnerung angenehm wieder geniessen
und die »gewonnenen Eindrücke Idären und ergänzen will. — x.
Die Länder Oesterreich-Ungarns in Wort und Bild,
Herausgegeben von Prof. Dr. Friedr. Umlauft. 15. Band: Bosnien
und die Herzegovina. Dargestellt von Dr. Moritz Ho ern es.
In dem oben benannten Werke hat hiemit auch unser Occupations-
Gebiet Aufnahme gefunden. Der Herausgeber hat für die Bearbeitung dieses
Thema's jedenfalls einen competenten Verfasser gewonnen. Dr. Moritz Hoerneg,
dessen >dinarische Wanderungen« — richtiger bosnisch-hei zegovinische Wan-
derungen — im vorigen Jahre in den Mittheilungen der k. k. geographischen
Gesellschaft (XXX L Band, 9. Heft) besprochen wurden, gibt hier in dem be-
schränkten Räume von 120 Seiten eine durch zahlreiche Abbildungen illustrirte,
.sehr interessante wenn auch dieses Thema nicht ganz erschöpfende Schilderung
Bosniens und der Herzegovina.
Der Inhalt dieses Bändchens umfasst: 1. einen »Ueberblick d^r Landes-
geschichte«. 2. eine statistisch-ökonomische Skizze der Gegenwart«, 3. »Land-
schafls- und Städtebilder«, 4. eine Abhandlung »Volktypen und Volkscharakter« .
Die Landesgeschichte ist nach den neueren Quellen bearbeitet und bietet
besonders in dem Theile, welcher die ältere, die vortürkische Periode enthält,
eine präcise Darstellung der historischen Ereignisse. Etwas ungleichmässiger
ist die neuere Geschichte behandelt; denn die für die innere Entwicklunt^
mehrfach wichtige Zeit von 1850 bis zu den Siebziger Jahren ist mit vier
Zeilen abgethan, welche die irrige Angabe enthalten, dass der berühmte Omer
Pascha (welcher nach Niederwerfung der bosnischen Insurrection im J. 1851
kaum zwei Jahre als allmächtii-er militärischer Machthaber in Bosnien waltete)
bis 1868 als Gouverneur im Lande geblieben sei, und die diplomatischen
Verhandlungen, w«^lche zwischen den europäischen Mächten speciell über
Bfjsnien und die Herzegovina in den Jahren 1875 und ld76 stattfanden, siml
gar nicht erwähnt.
9*
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ls?4
Die statistische Skizze stützt sich hauptsächlich auf die Ergebnisse der
j)f>sn. herz. Ortschafts- und Bevölkerungs-Statistik v(im J. 1885 und auf die
offizielle Publication »das Bauwesen Bosniens und der Herzegovina vom Beginn
der Ocf'upation bis J887«, wobei jedoch — offenbar in Folge eines Additions-
fehlers — die LÄnge der von der Landesregierung erbauten Hauptstrassen von
Ho*;rnes um 100 Kilometer zu gering angegeben ist.
Die »Landschafts- und Städtebilder« sitid eigentlich ein Auszug aus des
Verfassers Dinarischen Wanderungen. Bei der anziehenden Art und Weise,
in welcher Hoernes zu schildern versteht, ist es doppelt zu bedauern, dass er
fiier seine Schilderung auf so wenige Orte beschränkt, und selbst Jaice, diese
Perle Bosniens, nur in der Geschichte erwähnt und in einer Abbildung vor-
führt, aber in den Landschafts- und Städte-Schilderungen ganz mit Still-
schweigen übergeht, obwohl er in jenem andern Werke über diese und manche
andere hier nicht erwähnte Localität so viel Interessantes zu erzählen wusste.
Dajjpegen erstrecken sich die »Städtebilder« auch über Plevlje, das zwar auch
zu unserm Occupatio ns-Gebiete im weitern Sinne gehört, aber nicht unter
öslerreirh-ungarischer Verwaltung steht Die Abbildungen, — so das Titelbild
^-Sarajevo« — sind leider zum Theil etwas veraltet.
In dem Abschnitte > Volkstypen und Volkscharakter« entwirft uns der
V'erf isser in kurzen Zügen ein treffendes Bild der interessanten Landesbewohner.
Jedem der sich üb»»r Bosnien und die Herzegovina eine allgemeine
Vorstellung verschaffen und auch das Wichtigste, — aber eben nur das
Wii^hliüste daraus — näher kennen lernen will, wird das besprochene Bändehen
seur willkommen sein. — x.
Asien.
Bornfso. Entdeckung.sreisen und Untersuchungen,
tlo^^enwärtiger Stand der geologischen Kenntnisse,
Verbreitung der nutzbaren Mineralien. Von Dr-
Tht^i^dor Posewitz Mit 4 Karten und 29 Profilen und Ab-
[kI Illingen im Text. Berlin, R. Friedländer und Sohn, 1881^).
Das vorliesende Buch stellt in dem vom Verfasser sich gesteckten Rahmen
eine trf miche Monographie der grössten Insel der Erde dar. Der Autor, welcher
sjfh duTvh einige Zeit in Borneo und zwar in Bandjermassin, Barabei, Teweh
und iVnijaron, also im Süd-Theil aufgehalten hat, setzt, gestützt auf eine sehr
reirhhaltige Literatur, die Geschichte der Erforschung der einzelnen Gebiete,
deren C)ro- und Hydrographie, ihren geologisclien Bau und die mineralischen
Vorkonunen auseinander. Der Verfasser beherrscht die Literatur über diese
]n^e\. irrsbesondere auch die in holländischer Sprache geschriebene, vollständig
und hal durch die Verarbeitung dieser zumeist schwer zugänglichen Werke
XU eini?r Gesammt-Uebersicht des Baues und der physischen Beschaffenheit
Borneo'a der Erdkunde einen wichtigen Dienst geleistet. Insbesondere behandelt
der Autor^ welcher selbst Geologe und Montanist von Fach ist, den geologischen
Theil am ausführlichsten Sehr werthvoll sind die Angaben über das Vor-
kornmeit und die Gewinnung von Gold. Kohle i, Diamanten, Platin, Quecksilber,
EfWen, Kupfer, Blei, Salz und Petroleum. Borneo stand von jeher in dem Rufe
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m
des Reichlhums an Gold und besitzt man genauere Berichte über die Gold
gewinnung durch die Eingeborenen schon seit dem Jahre 977 n. Chr.. in
welchem Jahre der Herrscher jenes Theiles von W-Borneo zwischen den
Flüssen Sambas und I^andak, welcher jetzt die »chinesische Districte 'beisst^
eine Gesandtschaft an den Kaiser von China mit Geschenken an Gold satidte.
Seither war die Goldt:ewinnung durch die Chinesen stets eine re^e un(i be-
fanden sich um 18'0 in dieser Gegend an 30.000 Chinesen, während im
ganzen westlichen Theile der Insel ca. 50.0(X) wohnen sollten. Die langwierigen
Kriege, welche die Holländer zur Unterwerfung der eigene Republiken bildenden
chinesischen Mmenarbeiter in den 50er Jahren führte, verursachte den Verfall
des früher lebhaft betriebenen Goldbergbaues, von dem dieser sich auch jetzt nur
zum Theil erholt hat. Europäer haben sich erst seit 1880 dem Goldhergbau
zugewendet; es besteht eine Gesellschaft in Stid-Bomeo. sowie eine Borueo
Montangesellschaft, welche das Recht erhielt nach Gold, Diamanten, Pblin
und Kohlen zu schürfen.
Das Gold kommt als Waschgold fast in den meisten Flüssen Horneoa,
namentlich in ihrem Oberlaufe, dann in diluvialen Lagerstätten als Goldseifen
nnd auf ursprünglicher Lagerstätte, im Muttergestein vor. Die beiden ersten
Arten des Vorkommens sind in Borneo ziemlich allgemein verbreitet, die letztere
ist bisher am besten in W.-Bomeo bekannt, kommt aber auch in Süd-Borneo
(Tanah-Laut) und in Sarawak vor.
Dem schön ausgestatteten Werke sind 4 Karten von Borneo (in 1 :3,<HX>.0(>0)
heigegeben, nämlich eine Karte der Entdeckungsreisen, eine Uebersichis karte
der geographisch-geologischen Untersuchungen sowie der politische Eintheilung,
eine geologische Karten-Skizze, endlich einer Karte der nutzbaren Mineralien
in Borneo. Le Monnier.
Afrika.
Capitaine Thys, Au Congo et au Kassai, avec trois
carles, Bruxelles 1888. 60 pp.
Der Verfasser bereiste im Auftrage der Compagnie du Congo pour le
commerce et Tindustrie den Congo bis Bangala und den Kassai und Lulua bis
Luäbo und theilt in der vorliegenden Schrift seine Erfahrungen mit. Er weiss
jedoch nichts zu berichten, was nicht durch andere Publicationen schon längst
bekannt wäre. Eigenthümlich berührt seine Behauptung auf p. 13, dass man
>allgemein glaube, die Ebene des oberen Congo beginne schon am Stanley-
Pool«, während doch Jedermann weiss, dass das Schiefergebirge erst oberhalb
Tschumbiri endet. — Die natürlichen Vortheile des Congo, derenVorhaiulensein
Schreiber dieser Zeilen sicher nicht bestreitet, werden in einem übertrifshen
rosigen Lichte darg^-stellt; so spricht Verfasser von ganzen Wäldern, die nur
aus Nutzhölzern bestehen, führt sogar den Cannibalismus als Beweis gegnn die
Bedürfnislosigkeit der Neger an, u. s. w. — Auffallend wenig ist in dem Hüehlein
von dem holländischen Handelshause die Rede, obwohl dasselbe immer nach
die erste Rolle am Congo spielt und alle belgischen Unternehmungen weit
hinter sich lässt. - F. 54 ist von den Arbeiten der brigade topographique die
Rede. Von diesem bereits halb mythischen Institute wird schon seit Jahren
behauptet, dass es eine vorzügliche Karte des Mündungsgebietes des Congo
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1^
aufgenommen habe. Das endliche Erscheinen derselben würde immer nodi
eine empfindliche Lücke ausfüllen. Von den drei beigegebenen Karten ist die
eine ein Ausschnitt der Aufnahme für die Congo-Eisenbahn, leider ohne Zeichen-
erklärung und daher fast unverständlich. Die Zweite ist eine recht interes-
sante Kurie des Congo zwischen Boma und Matadi mit Tiefenzahlen in Faden,
nach welchen allerdings mit guten Lootsen die Strecke bis gegenüber Fuka
Fuka auch von grösseren Dampfern befahren werden könnte. Leider fehlen
dieser Karte der Masstab, das Gradnetz, das Terrain und der Name des Autors,
als welt^hen man aus dem Texte Cpt. Boyö vermuthen kann. Die dritte Karte
ist ein Lebersichtsblatt des Congo mit Routen des Cpt. Thys. Die Proben-
karteii p Matadi et ses environs« und »De Matadi k Leopoldville« sind bis auf
die Druckfehler genaue Reductionen der Karten der österreichischen Congo-
Expedition, natürlich ohne Angabe der Quelle. l)r. Oscar Bauniunn.
Lfe Kassai et la Louloua, par le Cpt. Thys, Bruxelles 1888,
Karte in 1:200.000.
Diese Karte ist die erste in grösserem Massstabe, die vom Congostaate
in üfficieller Weise aufgenommen und veröffentlicht wurde. Als Grundlage der
Constnjrlion diente die Aufnahme des schwedischen Capitains des »le Stanley«
J^fhageström. welche durch Cpt. Thys erweitert und ergänzt wurde. Wieweit
am b die sorgfältigen Aufnahmen des llptm. von Fran^ois (in 400.000) Be-
arhluni!: landen, ist in den Begleitworten nicht angegeben. Die Karte, die beim
*lnstjhit National de Geographie« erschienen, zeichnet sich von sonstigen
VeröITeatlichungen dieser Anstalt durch klare und gefällige Ausführung ver-
bunden mit handlicher Form aus. Bedauerlich ist, dass das Terrain keine
BprQcksiclttigung fand. Auch fehlt ein Gradnetz. Die Positionen sind die von
Fran^^ois bestimmten, die noch nicht ergänzt sind. Ueberhaupt ist mit dieser
Karte, vvean sie auch einen bedeutenden Fortschritt, bezeichnet die Aufnahme
des Kasssai noch lange nicht abgeschlossen. Meist konnte nie ein Ufer aufge-
nommen werden, auch fühlt die Nomenclatur der Dörfer und die Verzeichnung
der für die Schiffahrt so wichtigen Landmarken fast vollständig. Eine genaue
Aufnrvhmo des schiffbaren Congo und seiner Nebenflüsse, die bei der Ent-
wicklung des Dampferverkehrs immer mehr zur dringenden Nothwendigkeit
wird* wäre überhaupt nur im Boote oder Ganoe durch einen Fachtopographen
ausführbar. Dr. Oscar Bauwann.
Australien.
Samoaf ahrten von Dr. 0. F i n s c h. Ethnologischer
Atlas. Typen aus der Steinzeit Neu-Guinea's. hi
154 Abbildungen auf 24 lithogr. Tafeln, nach Originalen gezeichnet
von 0, und E. Fi n seh. Mit erklärendem Text Leipzig, Hirt und
Sohn. 1888. 4.
Dieser Atlas, dessen Text in 3 Sprachen (deutsch, englisch und fran-
zösisch) li erausgegeben wurde, bildet die illustrative Ergänzung zu dem oben
besprochenen Reisewerke. Er führt uns auf 24 Tafeln, in 154 Figuren, die
wicJiligslea Stein-eräthe vor; insbesondere Aexte, dann Hausgeräthe (^kunstvoll
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127
aus Holz geschnitzte Kopfstütze, Schüssel und Haken), Töpfe, Canoes, Fis< lierei-
geräthe, Strickereien. Waffen, Musikinstrumente, Masken, Tabu, Bekleidung,
Schmuck und Grundrisse der Häuser. Die Abbildungen sind vortrenii<'h ge-
zeichnet und geben ein vollständiges Bild der Cultur eines noch in der Steinzeit
lebenden Volkes.
Allgemeines.
Die Reise S. M. Schiffes »Frundsberg« imRothen Meer
und an den Küsten von Vorderindien und Ceylon
in den Jahren 1H85 — 1886. Auf Befehl des k. k. Reichi^kriegs-
ministeriums, Marine-Section unter Zugrundelegung der Berichte
des k. k. SchilTs-Commandos verfasst von Jerolim Freihprrn V-
Benko, k. k. Corvetten-Capitän. Mit 1 Karte und 9 Planskizzen
Pola, 1888.
Reise S. M. Schiff es »Albatros» nach Süd- Amerika, dem
dem Caplande und West-Af ricii 1885—1886. Auf firund
der Berichte des SchifTs-Commandos verfasst von Jerolim Frei-
herrn V. Benko. Mit einer Reise-Skizze. Pola 1^89.
Es muss als eine trefTliche Anordnung der Marine-Section des Reichs-
kriegs-Minist^riums bezeichnet werden, dass sie die Reiseberichte der östc*r-
reichischen Kriegsschiffe, welche die Handelshtäfen fremder Erdtheile bfrühren,
zu einem grösseren zusammenhängenden Berichte ausarbeiten lässt. l'nseve
ruhmvolle Kriegsmarine, welche auf ihrem eigentlichen Gebifete die Anerkennung
aller seefahrenden Nationen sich zu erwerben wusste, erfüllt damit aü(h eine
wichtige handelspolitische Mission, indem sie die Absatz Verhältnisse der be-
suchten Länder studirt und die Anknüpfung neuer commercieller Beziehungen
unserem Handel und Industrie ermöglicht.
Diese Reisel)erichte sind von einem ebenso begabten als fleissigen See-
ofTicier, dem Corvetten-Capitän Jerolim Freiherrn v Benko bearbeitel. Der
Verfasser begnügt sich nicht die Reiseberichte zu reproduciren, sondern ist
bemüht durch die sorgfaltigste und eingehendste Benützung der Literatur, ein
vollständiges Bild der besuchten Häfen und. ihrer commerciellen Bedeutung äu
geben. Diese Berichte werden daher nicht blos dem Kaufmanne und Expiirt-
Industriellen, sondern auch dem Geographen von besonderem Nutzen sein und
freut es uns constatiren zu können, dass dieselben bereits die Beachtung des
Auslandes gefunden haben.
Die in den Jahren 188') — 1886 ausgeführte Reise der Corvette >Frunda-
berg« berührte folgende Häfen, deren ausführliche Beschreibung das Buch
enthält: Port Said, Suez (nebst der Durchfahrt durch den Suez-Canal), Massauah,
Aden, Calcutta, Madras, Pondichcry, Ceylon, Bombay, Assab, Suakin, Djeddüh.
Die Reise des Kanonenbotes Albatros ging über Gravosa und Malta nach
Tanger und Mogador in Marokko, berührte sodann Sta. Cruz de Teneritfa und
Madeira, ferner Pernambuco, Bahia, Rio de Janeiro, Paranagua und Antonina^
sowie Desterro auf Sta Catarina in Brasilien, Montevideo und Buenos Ayres,
von hier wurde die Ueberfahrt nach Afrika u, zw, zunächst nach dem Cip-
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128
lande bewerkstelligt und sodann Angola, Benguela, Banana und Porto de Leuha
iJHi Congo, Siera Leone und Dakkar besucht und die Heimreise über Funchal,
Tanger, Gibraltar und Palermo nach Pola angetreten. Zahlreiche, bis in die
neueste Zeit reichende statistische Daten erhöhen die Brauchbarkeit dieser
trefflich zusammengestellten Reiseberichte. Le Monnier.
Monats- Versammlung dor k. k. Geographischen Gesellschaft
am 29. Jänner 1889.
Vorsitzender: Vicepräsident Excellenz Alexander Fieiherr v. Helfert.
Der General-Secretar Dr. v. Le Monnier gibt die Einladung der
Geographischen Gesellschaft in Paris zur Theilnahme an dem internationalen
Geographischen Conj^resse in Paris am 5. bis 11. August d. J. bekannt.
Hieraufhält Dr. Rodler einen mit lebhaftem Beifall aufgenommenen
Vortragüber seine Reise in Luristan und durch das Gebiet der Baktiaren.
Als neue ordentliche Mitglieder sind im Jänner 1889 eingetreten:
Herr Karl Göttmann, Scriptor der k. k. Hofbibliothek in Wien.
Löbl. Direction der Landes-Oberrealschule in Tele.
Monats- Versammlung am 26. Februar 1889.
Vorsitzender: Vicepräsident Ministerialrath Dr. J. Lorenz, Ritter von
Liburnau.
Nach Eröffnung der Versammlung verliest das Mitglied Oberlieutenant
im militär-geographischen Institute, Otto Ki^ifka seinen Antrag auf Ab-
schaffung der Zahlung von Honoraren für Aufsätze in den »Mittheilungen« der
Gesellschaft. Nachdem dieser Autrag genügend unterstützt wurde, wird er auf
Grund der Geschäftsordnung der Berathung des Ausschusses zugeführt.
Hierauf begrüsst der Vorsitzende den Vortragenden Fregattenarzt Dr.
Swoboda, welcher speciell für diesen Vortrag aus Pola hieherkam, als Ver-
treter unserer ruhmvollen Marine. Der Vortrag der »Nicobaren-Archipel
und seine Bewohner«, welcher durch Ausstellung zahlreicher Photographien,
Karten und ethnographischer Objecte sehr interessant illustrirt war, erregte
den lebhaftesten Beifall der zahlreichen Versammlung, in welcher sich viele
Officiere unserer Marine, an ihrer Spitze der Marine-Commandant Admiral Frei-
herr V. Sterneck und dessen Vertreter Viceadmiral Freiherr v. E heran
befanden.
1
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VERZEICHNIS
der
lit^eder der l. k. Geographischen Gesellschaft in Wien,
Nach dem Stande vom 15. März 1889.
Leitung:
Präsident:
Haas Graf W i J c z e k, k. k. wirklicher Geheimralh, Kämmerer, Herreu-
baitimitgUed.
Vice-Präsidenten :
Dr, Jos. Alexander Freiherr von H eifert, k. k. wirklicher Geheim-
müi, Herrenhausmitglied und Präsident der k. k. Central-Commission für Kiinsl-
und historische Denkmale.
Dr. Jos. Romsn Lorenz Ritter von Liburnau, k. k. Ministerialralli.
Dr Franz Ritler von Hauer, k. k. Hofrath und Indendant des k. k.
Naturhistorischen Hofmuseums.
Generalsecretär :
Dr. Franz Ritter von Le Monnier, Secretär der k. k. Ccntral-
Diredion der Schul buch erverläge.
Allsschussmitglieder :
Ärthaber, Rudolf Edler v,. kais. Rath u. Kaufmann (Cassier),
Busrhmann, Ferdinand Freiherr von, Doctor der gesammten Heilkunde*
Cicalek* Dr. Theodor. Professor a. d. Handelsakademie.
Daublehsky Kdler von Sterneck, k. k. Major im militär-geographischen Institute
(Rechnungsfahrer),
Httradauer Eiller von Heldendauer Carl k. k. Oberstlieutenant und Vor*
stand der Karten- Ahtheilung des k. k. Kriegsarchives (Bibliothekar),
Hctger Franz. Gustos am k. k. Naturhistorischen Hofmuseum,
Jettel. Dr, EmiJ. k. und k. Spctionsrath im Ministerium des Aeussern,
Kalmar. Alexander Ritter von, k. k. Linienschiffs-Capitän u. Triangulirungs-
Director des k k. militär-geographischen Institutes,
Ranitz F.,
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Le Monnier, Dr. Franz Ritter von, Secretär der k. k. Centraldirection der
Schulbücherverläge (General-Secretär),
Paulitschke, Dr. Philipp, k. k. Gymnasial-Professor und Universitäts-Docent,
Rziha, Franz Ritter von, Professor a. d. k. k. technischen Hochschule,
Seh weg el, Josef Freiherr von, k. k. wirkl. Geheimrath und k. u. k. Sections-
chef a. D.
JSimony, Dr. Friedrich, k. k. Hofrath u. emerit. k. k. Universitäts-Professor,
Tietze, Dr. Emil, k. k. Chef-Geologe der geologischen Reichsanstalt,
Umlauft, Dr. Friedrich, Gymnasialprofessor,
Zehden, Dr. Carl, Professor a. d. Handelsakademie.
(Vier Stellen unbesetzt )
Ersatzmänner für den Ausschuss:
Hartl Heinrich, k. k. Major im militär-geographischen Institute,
Jüttner, Dr. Josef, Gymnasialprofessor,
Koch, Dr. Gustav Adolf, k. k. Gymnasialprofessor und Docent a. d. k. k.
Hochschule für Bodencultur.
Redactions- uod Vortrags-Comit^:
Lorenz Ritter von Liburnau, Dr. Josef R., Obmann,
Haradauer Edler von Heldendauer, Carl,
Le Monnier, Dr. Franz Ritter von,
Tietze, Dr. Emil,
Re visions-Comit^ :
Jettel. Dr. Emil, Obmann.
Haradauer Edler von Heldendauer, Carl.
Kalmar, Alexander Ritter von.
Bisherige Präsidenten:
Jahr der Wahl
1857 Haidinger Wilhelm. Phil. Dr., k. k. Hofrath, Gründer der Gesellschaft.
1858 Salm-Reifferscheid-Krautheim Hugo Carl, Fürst und Altgraf zu,
k. k. wirkl. geheimer Rath und Kämmerer.
1859 Czörnig, Dr. Carl Freiherr von, k. k. wirkl. geheimer Rath.
1860 Hietzinger, Carl Freiherr von, k. k. wirkl. geheimer Rath.
1861 Thun-Hohenstein, Leo Graf von, k. k. wirkl. geheimer Rath und
Kämmerer.
1862 Wüllerstorf-Urbair, Bernhard Freiherr von, k. k. wirkl. geheimer
Rath und Contre-Admiral.
1863 Pech mann Eduard, k. k. Oberst.
1864 Kotschy, Dr. Theodor, Custos am k. k. botanischen Hof-Cabinete.
IR65 Hauslab, Franz Ritter von, k. k. wirkl. geheimer Rath und Feldzeug-
meister.
L866 Steinhauser Anton, kais. Rath.
1867 Ilochstetter, Dr. Ferdinand von, k. k. Professor,
»
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i:il
##) Ehrenmitglieder:
Jahr der Wahl
1858 Seine k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Carl Ludwig:.
1858 Seine k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Albrecbt.
1858 Seine k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Jo8ef.
1860 Seine k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Wilbeliii.
1860 Seine k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Rainer.
1869 Seine k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Leopold.
1870 Seine k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Ludwig SnlTator.
1883 Seine k. u k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Johann.
1858 Seine Majestät der Kaiser von Brasilien Dom Pedro 11.
1876 Seine Majestät der König der Belgier Leopold II.
1885 Seine Durchlaucht der souv. Fürst und Hegierer des Hauses von und zu
Liechtenstein, Johann 11.
1858 Seine kais. Hoheit der Grossfürst Constantin von Russland.
1876 Alcoek, Sir Rutberford, K. C. B.. in London.
1882 Artaria August, kais. Rath und Kunsthändler in Wien.
1878 Bastian, Dr. Adolf, Professor und Director der technologischen Abtheilung
des k. Museums in Berlin.
1878 Bom Retlro, Visconde de, Präsident des Histor.-Geogr. Institutes von
Brasilien in Rio de Janeiro.
1875 Boutbilller de Beauniont, Henri, Präsident der Geograph. Gesellschaft
in Genf
1876 Burton Richard, königl. grossbrit. Consul in Triest.
1881 Cambior Charles, k. Lieutenant in Brüssel.
1876 Camerou Verney Lovett, Commander of Royal Navy in London.
1881 Coello. Don Francisco, Excellenz königl. spanischer Oberst und Ehren-
präsident der Geographischen Gesellschaft in Madrid.
1876 Correnti Cesare, Commendatore in Rom.
1881 Czdmlgf Dr. Carl Freiherr von, k. k. wirkl. Geheimrath in Görz.
1881 D'Albertis Maria, Mitglied der italienischen geographischen Gesellschaft
in Rom.
1883 Daublebskj Ton Sterneck u. Ehrenstein, Maximilian Freiherr, k. k.
Vice-Admiral und Marine-Commandant in Wien.
1857 De Candolle Alfons in Genf.
1857 Daubr^e Gabriel August, Mitglied des Instituts von Frankreich, Directeur
d'6cole des mines in Paris.
1857 Bannias Melchior. General-Lieutenant in Bordeaux.
1857 Bupln Carl, Baron v., Mitglied d. Instituts von Frankreich in Paris.
1881 DuTeyrier Henri in Paris.
1880 Forrest Alexander in Melbourne.
1877 Forrest John in Perth ( Western- Australia).
1876 Fr^re, Sir H. Bartle, K. C, B. in London.
1877 Glles Ernest in Melbourne.
1858 €Jrey, Sir George in Kawau (Neu-Seeland).
1876 Haydeu J. V-, Director des U.-St. Geological Survey of the Territories
in Washington.
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J&lir der Wahl
1874 He^eiiiann P. F. A., Capitän in Varel.
1857 Hermann, Dr. Fried. Bened. Wilhelm v., in München.
1S7y Holnb, Dr. Emil, in Prag.
1881 Hooker, Sir Josef, Director of the Royal Gardens Kew, in London.
1885 Hniiiier, Alexander Freih. v., k. k. wirkl Geheimrath, k. u. k. Botschafter
a. D., Mitglied des Herrenhauses des österr. Reichsrathes. in Wien
1887 Jntiker, Dr. Wilhelm, Afrikareisender, d. z. in Wien.
1882 Kaulbars, Baron Alex., kais. russ. Generalmajor in St. Petersburg
1881 Kftnlbars. Baron Nicolai, kais. russ. Oberst und Mihtar- Bevollmächtigter
in Wien
1857 K..y^^>'ling Alex, Andreowitsch, Graf von, in Reval.
18H1 Kif'pert, Dr. Heinrich, Professor in Berlin.
1S74 KitMewey Carl, Capitän in Hamburg
1887 Kreitner, Gustav Ritter von, k. u. k. österr .-ungar. Cx)nsul in Yokohama.
136t* Kulm, Franz Freih v., k. k. wirkl. geh. Rath u. Comrnandirender in Graz.
1H76 Lanibermont, Auguste Baron, bevollmächtigter Minister, Generalspcretar
im Ministerium des Aeussern in Brüssel.
1887 Liiuekoronski-BrKezIe, Carl Graf, k. k. Kämm«^rer, .Mitglied des Herren-
hauses des österr. Reichsrathes etc. in Wien.
1886 Lan^re, Dr. Henry, in Berhn.
1881 Lenz, Dr. Oscar, Adjunkt der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien
1B57 Left^eps Ferdinand von, in Paris.
1H57 Liic-a, Cardinal-Erzbischof von Tarsus, in Rom.
1881 Maiitegazza Paolo, Professor in Florenz.
1881 Meyer, Dr. A. B., Hofrath und Director des zoologischen u. ethnographi-
schen Museums in Dresden.
1857 Mlildendorf, Ad. Theod. von, in Dorpat
1881 Mttlin Heinrich, Professor, Director des meteorologischen Institutes in
Christiania.
1857 Moreau de Jonnt'S Alex, in Paris.
t87ß Kares G. S., königl grossbrit. Schiffs-Capitän und Comraandant der briti-
schen Nordpol-Expedition 1875/76, in London.
1880 >'eumayor, Dr. Georg, Admiralitätsrath u. Direktor der deutschen Ser warte
m Hamburg.
1880 Xordenskiöld, Adolf E. Freiherr von, Professor in Stockholm
1874 Payor, Julius Ritter von, in München.
18^2 Polak, Med. und Chir. Dr. J. E , in Wien.
]88tJ Pouell J. W., Directoi der geolog. Aufnahmen in Washington.
1857 Knwlinson, Sir Henry, in London.
1881 lEetlus Elis^e in Genf.
1875 R**ille, Baron de, in Paris.
1873 Hii^hthofcn. Dr. Ferdinand Freih. von, Univers iläts-Professor in Leipzig
1881 Riuk, Dr. Heinrich, königl. Justizrath in Kopenhagen.
1868 Rohlfe, Dr. Gerhard, Hofrath in Weimar.
18rj7 Hftppi'll, Dr. Eduard, in Frankfurt a. M.
1876 ^vlilelnitz, A. Freiherr v., Capitän zur See und Vorstand des hydro-
graphischen Amtes der kais. deutschen Marine in Berlin.
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. m
167:^ Si'hWäirz Seubani, Wilhelm Freiherr von. k. L wirkl, geheimer Ralh in
W 1 e II.
1874 hi'bwef üfurth, Dr Georg, in Cairo
1875 Seme II ow P. de. Vicepräsident der kais. rüsaischeti geographischen Ge-
sells^ehafl in St, Petersburg.
I8S1 f^erpft Pinto, königl. portugiesischer Major in Lissabon.
1881 Sewertzoff Nicolaus. Mitghed der bais. geographi sehen Gesellschaft in
St. Pelersh u rg.
1S74 Sldoroff Mi:h,. Kaufherr in St. Petersburg,
ISfÖ ^i in Hilf, Dr. Friedrich, k, L T/niversität3-Prof«^sor in Wien,
1S76 Stanley. Henry M., m New-Vo T k,
J8BB SteEuhaoser Anton, k. k. Regierungsrath in Wie n.
1876 Stpiiheniioiii k, grosbrit. SnliifTsrapitiln und Commandant der * Discovery»
bei der brit. Nordpol-Expedition 187;V76* in London,
!381 Stader, Dr. Bernhard, Profefssor in Bern.
3881 iijzeehtitiyl Graf Bela, iii Zinkendorf.
18Sl Teaiio, Fürst, Präsident der italienischen geographischen Gesellschaft m
Rom,
It^l TliDHiBOii, Sir Wvwdle T. K. C, M, G. in London.
1881 Ton H Otlo, Director der geologischen Aufnahmen in Schweden, zu
Stockholm.
18;"j7 TehLhHtcker^ Peter von, in Florenz
I87*j Ujfalr)- von Mez^-KÜTeBd} Carl Emil Professor in Paris.
1881 YÄDiher^^- Hermann. Professor in Budapest,
1881 Velh P- J.. Professor in Leyden.
1875 Wftleh^r von Moltliehii, Leopold, k. k. Ministerialralh u. Commerzkanzlei-
Director bei der k. und k östcrr-ungan Bolschafl in Paris.
1880 Watanati^ Hiromoto. Vice-F*räsident der geo;iiraphischen Gesellschaft in
Tokio.
1837 Wheeler G. M,. Capitäa Chef der topographischen Aufnahmen der
Territorien, in W a s h i u g t o n.
1S72 WLlüzek, Hans Graf von, k. k. wirkL Geheim rath in Wien.
1883 \\ otiUeiiiutb, Emil von k. k. LiniensthifTslieutenant in Wien.
iHHl Yole^ Sir Henry, Colonel, C. B. in London.
iS^7 Z&rro de VaHe y Huet in Madrid.
ißj Correspondireiide Mitglieder.
1870 Adler Nathaniel in P o r t E 1 i s a h e t h.
1871 Ag-aard Andreas, k. k. österr.-ungar. Conaul in Tromsoe.
1^58 Aiidenou Gh. J. in Stockholm.
I87a Aiidree^ Dr. Richard, in L e i p z i g,
1857 Angelroth E. J., k. und k, österr-ungar, Vioe-Consul in St Loui»
(Missouris
\B8d Arthaber, Rudolf Edler von, in Wien.
18^7 d Ärezac M. in Paris.
1881 Barozzi Nicolo, Director des Museo civico in Venedig.
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134 .
Jubr der Wahl
]Hb3 Basso Richard, k. k. Linienschiffslieutenant in Wien.
1859 Bastian, Dr Adolf, Professor in Berlin (zugleich Ehrenmitiilied).
1887 Bauniann, Dr. Oskar, k k. Lieutenant i. d. Reserve in Wien.
1Ö74 BaTier Ernst von, Kaufmann in Yokohama.
ItSBl Berchety Commendatore in Venediif.
1885 Bergliaus, Dr. Hermann, Karthograph a. d. geographischen Anstalt J. Perthes
in Gotha.
ia58 Biekerstitb Dr., in Capstadt.
18:13 Bobrik von Boldya Adolf, k. k. Linienschiffslieutenant in Wien.
1878 Boguslawski, Dr. v., Sections- Vorstand im hydrographischen Bureau der
k. Admiralität in Berlin.
I87B Botbby Josiah, Under-Secretary and Governm. Statist, in Adelaide
(Süd-Australien).
J871 Bretlscbneider Med. Dr. Emil, in Pecking
18^)7 Carrasco, Don Eduardo, in Lima.
IÖ73 Cartwrigbt William, Commissioner of Customs in Takau (Formosa).
11^81 Cattaiiel, Baron in Venedig.
lHb.J ChaTanne, Dr. Josef, in Wien.
IS73 Correnti Cesare in Rom (zugleich Ehrenmitglied).
18S1 Dalla Yedora in Rom.
1857 Dana Dr. James, in New-Haven (Connecticut).
1877 De Sainte Marie E. französischer Vice-Consul in Gravosa.
187:t Detring Gustav, kaiserl. chinesischer Zoll-Commisär In Canton (China).
lH(j'> Deviiie Thomas in Qu ehe c.
18^3!) DragTAnchich Stanislaus, Edler von Drachen f eis, k. k. Oberst-Lieutenant
in Gr oss-Becskerek.
j873 Drew Edw. B., Commissioner of Customs in Kin-Kiang.
1B77 Du Fief J., Professor am königl. Athenäum und General-Secretär der
Belgischen geographischen Gesellschaft in Brüssel.
Ib7l) EdiIii Bey, Dr., Mudir der egyptischen Aequatorial-Länder.
IbM Eniory W. E., in Washington.
1857 Ewald Ludwig in Darmstadt.
1858 Ferreira Lagos, Dr. Manoclo in Rio de Janeiro.
1877 Fischer, Med. Dr. Carl, in Sydney.
1883 Fischer, Dr. Ferdinand, k. k. Corvettenarzt in Wien.
1859 Flilgrel, Dr. Felix Philipp, in Leipzig.
1874 Freedeii, W. von, in Hamburg.
1874 Fried er icbseii Ludwig, Secretär der Geographischen Gesellschaft in
Hamburg,
1857 Galtoii Francis in London.
1858 Gibbon, N. Mac Juppes, in Capstadt.
1874 bloodenongh W^illiam, grossbritannischer Oberst in Dover.
Iw83 Gratzl August, k. k. Linienschiffsfähnrich in Wien.
1876 (üreifratb Henry in Jena.
ISbl ttrigoriew, Alexander von, Professor und Mitglied der kais. geographi-
schen Gesellschaft in St. Petersburg,
18U8 Guarmanl Carl in Jerusalem.
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135
J»lir tjpr Wühl
1857 Hainpe Emst in Blankfinburg.
1873 Uaatten Charles, Cgminias ioner of Cusloms^ in Tienlsin.
1878 Maradftuer Edler von HeliteiidAuer, Carl, k. k. Major und Vorstand des
Krie^skarten-Archives in Wien.
1878 Hartmanih Dr. Hobertn Professor an der Cniversiläl in Berlin.
1885 Hasse II st« in Bruno, Karthograph a, d. geographischen Anstalt J. Perthes
in G o t h a.
187li ll€etor M. D, James, ^>ire^'tQr des Geological Survey von Neu-Seeland,
in Wellington.
1857 Herr, Dr OswLild. Professor in Zürich.
1871 Heller v. HeHwald. Friedrich, in Stuttgart.
1857 UeliiierMen, Gregor von. Mitglied der kais. Akademie der Wissenschaften
in St. P eters bürg.
1876 Hess*s-Wart«g-iEr, Erntit von, in BrilsseL
1858 Hai ding, Dr. J. C. in Capstadt.
1857 Hoober Josef, Director d. kon. Garten in Kew, London {zugl. Ehrenmitgl.)
1869 Jakächit^ch Wladimir in Belgrad.
18*j8 Juxu-Iloiiibkhi Julius in Liwno.
1885 KaDim«], Edler von Harde?^«r. Dr. Dominik, Gutsbesitzer in Gruss-
baf^b.
18Ö7 KarjttetiT J)r. Hermann, in Berlin.
1857 Kiepen, Dr. Heinrich, Professor in Berlin (zugleich Ehrenmitglied).
1877 Kirclit&er William, Corisul in Wiesbaden.
1874 KnUht Bobert in Calcutta.
ISött Kotbitijir, Dr. J. in Gnaden thal (Capland).
187** Kaneis Professor Dr, Wilhelm, kön. Bibliotbekftr in Berlin.
1873 Kopseh Henry, Coin missioner of Cusloms in Kin-Kiang.
1858 K reiner, Alfred Freiberr von, k. L Minister a. D. in Döbling.
1857 KDtelnsr, Dr. Traugotl Friedrich, in N'ordhausen.
1858 Laehlfiir, Mr. Mac, zu Btellenboosch im C.apland,
1858 Latiif, Dr. T., in Caps ta dl.
I8ö8 Laiiinnskj, Eugen von. in St Petersburg.
18*i-2 Lansre, Dr. Henry, in Berlin (zugleich Ehrenmitglied)
1874 Latkiae Nikolaus in St. Petersburg,
1858 Lajorü M. L. in Caps ladt.
1657 Leifojft Augns^t in Paris.
1877 l>i&gre J. Generalmajor, C^mmandant der Militär-Schule, beständiger
Secretär der königlichen Akademie in Brüssel.
1887 Lux Anton, k. k. Arlillerie-Hauptmann u. Uhrer a. d. Militär-Realschule
in Eisens tadl.
imj Mac' MlHaii J., m Melbourne.
1859 Malte Bniii V. A in Paris.
J872 Markbam Clements R. in London,
187B Martha. Dr F, Lehrer an der k. Kriegs- Akademie in Berlin.
1871 Mauiiolr C, üeneral-Secrelür der Geographischen Gesellschaft in Paris.
1858 jHanrx Alfred in Paris.
1887 Mujer, Dr. Hanns, in Leipzig.
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Ibti
Julir der Wahl
187f> Mealemaiis Auguste, Genera 1-Consul von Nicaragua, in Brüssel.
ISG*2 U Aller, Dr. Ferdinand Freiher von. in Melbourne.
1857 Mtlller, Dr. Carl, in Halle.
1859 Muiilch J. in B ata via.
1Ö6H Ä>grri Cristoforo, k. ital. bevollmächtigter Minister in Turin.
185^1 Netscher M. E. in B ata via.
187ü N'eumajer, Dr. Georg, Admiralitätsrath und Director der deutschen See-
warte in Hamburg (zugleich Ehrenmitglied).
1H7J Oüsterreicher, Tobias Freiherr von, k. k. Contre-Admiral in Tri est.
1869 Ojiichlkus Nicolaus in Bröka, Bosnien.
1858 Flippe, Dr. L, in Capstadt.
1869 Pascoli Antonio iö Veracruz.
1885 Faulitschke, Dr. Philipp, k. k. Gymnasialprofessor und Docent an der
Wiener Universität, in Hern als.
J869 Pi-rogHo Celestino in Turin.
1875 Feters, Dr. Wilhelm, in Berlin.
1H71 Petersen Peter, k. und k österr.-ungar. Consul in Christiania.
1873 Kttdde, Dr. Gustav, Director des kaukasischen Museums in Tiflis.
1858 Kftwsoii J. in Capstadt.
1874 Ueiiihold Henry in Calcutta.
1878 Beiss, Dr., in Berlin.
1B70 Reuardy A. von, in Moskau.
1874 RlTet-Carnac Harry in Calcutta.
1858 Hoser, Dr. E.. in Gnadenthal (Capland).
lÖÖit Rosklewlcz Jos., k. k. Generalmajor in Wien.
1Ö7B Euthiier, Dr. Anton Edler von, k. k. Notar in Salzburg.
1878 ?^ackeii. Adolf Freiherr von, k. k. Generalmajor und Director des k. k.
Kriegsarchives in Wien.
1869 Sax Carl, k. k. Sectionsrath in Wien.
I87ii Schoinburgk, Dr. R.. Director des botanischen Gartens in Adelaide
(Süd-Australien).
1858 Seliilch de Capaiieuia, Dr. Wilhelm, in Rio de Janeiro.
IHIO Schalz, Adolf Ritter von, k. und k. österr.-ungar. Consul in Widdin-
187Ü Sohwejfel, Josef Freiherr v., k. k. wirklicher Geheimrath und k. und k.
Sectionschef in Wien.
1877 Scott A. W., Trustee des Sydney-Museums in Sydney.
iHlH Selwyii Alfred C, Director des Greological Survey von Canada, in
Montreal.
1857 Sbaw, D. Norton, in St. Cr o ix. (West-Indien?.
1883 Sebieczkj Adolf, k. k. LinienschifTsföhnrich in Wien.
1876 Spitzer Friedrich, Privatier in Paris.
ISTw ^pi^niiiier^ Carl von, in München.
1S86 S^toiie, General, Chef de TEtat Majeur General, Ministere de la Guerre, in
Cairo.
1S5'2 ^trazuicky Eduard in New-York.
1B72 Stttbendorir, Otto von, kais. russischer Generalmajor und Chef der karto-
graphischen Abtheilung des Generalstabes in St. Petersburg.
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Mr ü^t Wahl
]8:>i StDbel Älfons in Dresden.
1874 Tilntor E. C. in Shanghai.
mi TbÖrner. Dr. Theodor, in St. Petersburg.
\m Vilentö, Dr. F.. in Belgrad.
\m Terstee^ VV. F., in Amsterdam.
1883 Vlneeill Frank in New-York.
1869 TlTleii de St Mnrtln in Paris.
Iöh5 Vo^el Carl Karlügraph a. d. geographischen Anstalt J. Perthes in Gotha.
1873 Wagener Dr G.. Professor in Tokio (Japan).
187? Wßtauatie Hiromoto in Tokio [Japan], (zugl. Ehrenmitglied).
1357 WNdel, Hugo A.. in Paris.
186^« Weitzel, A W P., iu Batavia.
1 %lh W** nti5 p 1 Em i l f n ge lüeur und Parlamentsmitglied in Süd-Australien,
1877 Wiener Ca-tl französischer Consul in Guayaquil.
1HT3 Wiaoer t, Morfen§terii Franz, Oberst in Assuncion (Paraguay).
1S6S Wylpy, Mr. G, in Capstadt.
1886 Wyuiiialeii. Dr. Theodoor Charles Lion, Bibliothekar a. d. kön. Bibliothek
und Sekretär der k. ethnographischen Anstalt f. Indien in S' G raven-
h a ge.
1^76 Yoniiir Allen. Capitän der k. grossbrit. Marine in London.
v} Lebenslängliche imd gründende Mitglieder.
186Ö Anter^hof«^». TJieaphil Freiherr von, in Klagen fürt.
iSB5 Barbofeii von Etlit Adolf, Brauereibesitzer in Nussdorf bei Wien.
ISSaCofaH Sab, Banquier in Wien (I., Schottenring 32).
1S79 De^en^r Emanuel in San Francisco.
Iö56 Uufg- V. (lUg^entbal, Victor, k. k. Oberstlieutenant i. P., Schloss Ponigl.
lS7:i (-jmnasiiiiii, k. k. Franz Josefs-, in Wien (I., Fichtegasse).
I8ö(* Iterr Louise in London.
188:i Paliiia Johann, Adjimct an der k. k. Sternwarte in Wä bring.
18*il SehaunibuTg- Lippe. Prinz von. in Ratibofitz bei Nachod.
188.1 Stur Dionys, Dtreclor der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien
(ItL, Rasumofskygasse 25).
rf> Ausserordentliche Mitglieder.
f^ilrt rillt- Jiihr
1080 indei Johann. Droguist in Prag, 226/1 fl. lO —
lÖ5fi Artart A August, kfiis Rath und Kunsthändler in Wien, L, Kohl-
m^rkt M (zugleicli Ehrenmitglied) »15-—
1^1 Arthab^r Rudolf Edler v., kais. Rath u. Kaufmann in Wien
(L, Kohlmarkt 16) > 20 —
Vm Anersperg-Kiiisky^ Wilhelmine Fürstin, in Wien (VIII., Auers-
pergslrasse 1^ » lO* —
1857 Bach, Dr. Alexander Freiherr von, k. k. wirkl. geheimer Rath,
in Unter- Walte rsdorf (Nied.-Oesterr.) » 10* —
UiUK d, k, k. GrogT. G«« 1889. 3. n. S. lO
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KintrittsJiihr
1883 Cumberland, Ernst August, Herzog von, kgl. Hoheit, k. k. Oberst,
in Penzing (Hanptstrasse 9) ... . fl. 26*—
1856 Czörnig, Dr. Carl Freih. v., k. k. wirkl. geheimer Rath in Görz
(zugleich Ehrenmitglied) » 1050
1874 Doblhoif, Josef Freiherr von, in Salzburg > 10 —
1870 Drasehe, Dr. Richard, Freiherr von Wartimberg, Grossgrund- u.
Bergbau-Besitzer in Wien (I., Künstlergasse 4) . . » 25 —
1880 FIcdor Gustav, Grosshändler in Wien (U., Kaiser Josef-Strasse 38) » 10.-
1886 Fischer, Edler v. Zickwolff, A., in Mercedes (Südamerika) (seit
1886 a. o. Mitglied) » 10. -
1873 Fleischiiiaiiu, geb. Meurs von Pruissenaar, Alide, Med. Doctors-
witwe in Wien (I., Bauernmarkt 13) . . . . > 55 —
1886 Fritsche Julius, Director des Assecuranzvereines von Zucker-
fabrikanten in der österr.-ung. Monarchie, in Prag (Herren-
gasse 10 neu) > 10 —
1886 Haane Alois in Traut enau ... » 10*—
1884 Haiidelsakadeniie inWien. ... ..> 25 —
1886 Handels- uud €iewerbekamuier inBozen .... > 10 —
1886 Handels- und Oewerbekamnier in Eger . » 10 —
1886 Handels- and (jlewerbekanimer in Laibach > 10 —
1886 Handels- und Gtwerbekaninier in Tri est > 10 —
1885 Hansel Stefan, Fabrikant in Bärn (Mähren) (seit 1887 a. o. Mit-
glied) ...» 10 —
1886 Hielle Eduard in Schönlinde a. d. böhm. N.-B > 10 —
1886 Hielle-Dlttrich Elisabeth in Schönlinde a. d. böhm. N.-B > 10 —
1885 Hohenlohe-SchiilingsrUrst. Constantin Prinz zu, k. k. wirkl.
Geheimrath, Kämmerer, Erster Obersthofmeister Sr. Majestät
d. Kaisers etc. in Wien (U., Augartenstrasse, k k. Augarten) > 10* —
1885 Kalmacki, Michael Ritter von,k. k Rittmeister i. R. u Stations-
vorstand der k. k. priv. Lemberg-Czernowitz Jassy Eisen-
bahn in Suczawa-Itzkani (seit 1888 ausserordentl. Mitghed) » 10* —
1886 Kornfeld Sigmund, Director der Ungar. AUgem. Creditbank in
Budapest » 10- —
1886 Lanibl, Dr. J. B , k. k. Professor in Prag (1/374) » 10- -
1886 liauna, Adalbertvon, in Prag > 50-—
1886 Leykam-Josefsthal, Actiengesellschaft f. Papier- und Druck-In-
dustrie, in Wien (f., Maximilianstrasse 12) »10* —
1883 LVweutbal, Johann Freiherr von. k. k. Feldmarschall-Lieutenant
in Wien (F., Weihhurggasse 16) » 10 —
1883 MoutennoYO, Alfred Fürst von, in Wien (I., Löweistrasse 6) > 50 —
1886 Mfiller Karl Victor, Fabriks- und Realitätenbesitzer in Prag
(Carolinenthal) .... » 10* —
1883 NfcoHcs de Rndna, Michael Freilierr von, Gutsbesitzer in Wien
(I., Wallfischgasse 11) . . . . > 10'—
1885 Nopsea von Felsö-Szilyas, Franz Freiherr, k k wirkl. Geheim-
rath, Kämmerer, Obersthofmeister I. M. der Kaiserin etc.,
in Wien (I, Hofburg 1) » 10.—
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1885 Oe»t«iTeichiscli«rToiiristen'Ctiiban Wien ([., Herrengasse 23) fl. lO*--
1676 Perulra, Adolf Freiherr von, k, u, k. österr -ungar. Honorar-
Vice-Constil in Älexandri.en »20 —
1883 Sacbsen-Cobur^'-ilttthA, Prinz Philipp von, Herzog zu Sachsen.
k k. Fei dmarw^halU Lieutenant, in Wien (L, Seilerstätte 3) »20 —
1886 !)ebo1ilo€h A., Cbef der Firma Joh. David Starek, Schloss
Tschemin (Böhmen) ... > 10* —
1886 Scb<iblöeb Dr philos. A-. in Unterreichenau (Böhmen) . . »10 —
1888 i^fbrol], Josef Edler von, in Brau na u (Böhmen) »10 —
1885 ScbwarifMibvri-. Adolf Josef, FQrat zu, geforsteter Landgraf zu
Rluggau. Graf zu Sulz, Herzag zu Krumau, k. k. wir kl.
Geheimrath, Major a. P in Wien (!.. Neuer Markt 8) » 15- —
1880 Strem^jr, Dr. Carl von. k= k, wirkl. geheimer Rath und zweiter
Präsident des k. k. ül>ersten Gerichts- und Cassationshofes
in Wien . . , » 10 —
mn Vmrath Karl in Buhna bei Prag » 10 —
1886 WedHch Heinrich in Böhm.-Leipa »10-
1857 WUczek. Hans Graf, k. k. wirkl geheimer Rath und Kämmerer
zugleich Ehrenmitglied) in Wien (I., Herrengasse 5) . . . »50:—
]86(J Wflrtlenkberg, Wilhelm Herzog von, k. k. Feldzeugmeister und
commandif ender General in Lemherg » 20 —
1885 Zelenf Johann Max., StaÜons-Chef der Südbahn, in Wien (Hl,
Uugargaase 27) . » 10*-
f\f Ordentliche Mitglieder.
Einljitt« Julir
1Ö85 Abaflf Sandor, in Mokrägy ^Ungarn).
1885 AbenflperiT'Trauii, Hugo Graf von, k. k. wirkl. Geheimrath, Kämmerer,
Oheriiljägermeister Sr. MajesUlt des Kaisers etc. in Wien (L, Wall-
üsohgasse 9 a>.
1885 Admm, Dr, Josef, in Wien (IX., Liechtensteinstrasse 56).
1886 AdAOir Arnold, in Wien (VIL, Lindengasse 9).
1879 Ad da. Thedor von. k. k. Oberst lieutenant und Commandant des 23. Feld-
jitger-BalaiUons in Maros-Vasarhely.
1885 Adrowt^tt Heinrich, k. k. Generalmajor und Commandant der 47. Inf.-
Brigade m Przemysl.
1876 Albacfa. Juliuis Ritter von, k. k- Oberstlieutenant und Genie-Director in
Olmütz.
1885 Aleileh Karl k. k Hauptmann des Armee-Standes in Wien ( Kriegs-
archiv j
1885 Alpine UesellHCh&rt ,1» Alten ber^rer" in Wien.
1858 Alidrlan«^^<frhi]rg, Ferdinand Freiherr v., k. k. Ministerialrath in Wien
(VI,, HreihufeisengasKe H).
188S An^er Adalberi. k und k. österr -ungar. Ck)nsul und Justiz Director in
Sarajewo,
1B85 Angerer. Dr. F^uard. k, k. wirkl. Geheimrath, Weihbischof und General-
vicar m Wien (1, Stefan^platz 5).
10*
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Bintritts-Jftbr
1885 Aiigrerer Victor, Photograph in Wien (IV., Theresianumgasse 4).
1885 Angerer €. & Gösclil, k. k. Hof-Photographen in Ottakring (Haupt-
strasse 33).
1885 Anthoiiie. Carl Edl. v.. k. k. General-Major in Wien 'JH.. Ohere Weiss-
gärberstrasse 14).
1885 Appel Josef, k. k. Oberstlieutenant i. P., in Wien (VfH., Josefstädter-
strasse 89).
1883 Arclileb Josef, in Dobruschka.
1856 AieDstein. Dr. Josef. Gutsbesitzer in Stuppach.
1885 Arnethy Dr. Alfred Ritter von, k k. wirkl. Geheimrath, k. k Hof- und
Ministerialrath, Präsident der kaiserl, Akademie der Wissenschaften,
Director des k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchives in Wien (I., Hof-
burg 1).
1885 Arneth, Med. Dr. Franz Hector Ritter v., in Wien (1.. Kolowratring 14).
1863 Amsbiirg Louis Friedrich, k. k. Hof-Schauspieler in Wien (I., Wipp-
lingerstrasse 2).
1874 Artarin Carl August, Kunsthändler in Wien (L, Giselastrasse 9).
1883 Artaria Dominik, Kunsthändler in Wien <!., Kohlmarkt 9).
1869 Aseher Adolf Ritter von, k. k. Hofrath in Wien ([., Michaelerplatz 6).
1885 Aue Josef, Forstingenieur in Bis tri tz (Siebenbürgen).
1885 Augmann Wenzel, k. k. Hofsecretär a. D , in Wien (HL, Reisner-
strasse 14).
1885 Allgastill Carl. k. k. Hofsecretär in Sr. Majestät Cabinetskanzlei in Wien
(L, Hofburg 1).
1881 Augastin, Dr. Franz, Privatdocent a. d k, k. böhm. Universität und
Gymn;isial-Professor in Prag (I., Kettengasse 5).
1888 Anrbacb, Adolf Ritter von, k. k. Aich-Oberinspector in Prag.
1881 Austin Charles Perry in New- York.
1885 ,,AuBtrla", Section, des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereines
in Wien.
1885 ßacli von Klarenbacli Georg, k. k. Oberst i. P. in Klosterne üb irg.
1885 Bader, Gebrüder, Seidenwaaren-Fabrikanten in Wien (VIl., Westbahn-
strasse 32).
1873 Bader Moriz, Ingenieur in Wien (11 , Herminengasse 12).
1878 Bficher Wilhelm, Fabrikant und Gemeinderath in Wien (IV., Gusshaus-
gasse 8).
1887 Balko, Dr Ladislaus, Advocat in Lemberg.
1885 Balthazar, Hugo de, k. k. Generalstabs-Hauptmann bei der 24. Infant
Truppen- Division in Przemysl.
1885 Bamberger Anton in Prag.
1885 llamiwarth Theodor, Besitzer einer lithographisch-artistischen Anstalt in
Wien (VIL, Schotten feldgasse 78).
1880 Baranowsk! Boleslaus, Seminar- Professor u. k. k. Bezirks-Schul-Inspector
in Lemberg.
1885 Bartl Johann, k. k. Postrath in Gross-UUersdorf (Mähren).
1880 Basso von G5del-Laiiiioy, Richard Freiherr, k. k. Linienschiflfslieutenant
in Wien IX., Währingerstrasse 6 u. 8).
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BiatritU-Jahr
1856 Baner, Dr. Alexander, k. k. Regierungsrath und Professor an der k. k.
technischen Hochschule in Wien.
885 Bauer Rudolf, Beamter der I. österr. Sparcasse in Wien(I„ Qraben 29).
S Baadlseb, Dr. Adolf, Landesadvocat in Trautenau.
881 Baniuaiiii, Dr. Oscar, in Wien (f., Elisabeihstrasse 9), (zugleich corre-
spondirendes Mitglied).
) Baumaim Heinrich, Controlor der ö.-u. Banka D., in Wien (I.. £lisabeth-
strasse 9).
885 Baanifeld, Dr. Isidor, in Wien (1., Nibelungen^asse 1).
l BauBgarten, Max von, k. k. Feldmarschall - Lieutenant in Wien (IV.,
Waaggasse 5).
5 Bayer, Dr. Carl, Privat-Docent für Chirurgie des k. k allgem. Kranken-
hauses in Prag.
.886 Beektolsheim, Anton Freiherr von, k. k. Feldmarschall-Lieutenant und
Ck>mmandant der 5. Infanterie-Truppen- Division in Ol mutz.
885 Beck Julius, k. k. Linienschilfe-Lieutenant auf S. M. Schiff »Nautilus«
in Triest.
867 Becker. Ak)is Ritter von, k. k. Fregatten-Capitan in Pola.
877 Beker-Benkenberr, Carl von, k. und k Hof- und Ministerialrath in
Mauer.
.885 Beekier Casimir, Droguist und Apotheker in Baku.
856 Beer, Dr. Adolf, k. k. Ministerialrath und Professor an der k. k techn.
Hochschule in Wien (lU., Lagergasse 1).
1885 Bellegarde, Marquis de, Schloss Klingenstein bei Graz.
888 Beneseh Anna, General directors- Witwe in Wien (I., W ipplingerstrasse 7).
885 Benkiser, Heinrich Ritter von, k. k. Oberst und Commandant des
56. Inf.-Reg. in Kr a kau. .
884 Benko von Boiuik, Jarolim Freiherr, k. k. Corvetten-Capitän in Pola.
877 Benonl, Dr. Carl, k. k. Oberrealschul-Professor in Lemberg.
876 Benzion Eugen, Journalist in Wien (I., Bäckerstrasse 18).
885 Berger Franz, Stadtbaudirector in Wien (Rathhaus).
885 Berkefeld Hermann in Wien (IV., Goldegggasse 32).
877 Berlepseh, Heinrich Freiherr von, in Mratin (Böhmen).
» Berliner Max in Odessa
867 Beyer, F. Ritter v., k. k. Major- Auditor in Wien (VII., Kircheng. 38).
887 Beaeeu;^, Dr. Anton, k. k. Regierungsrath und General - Secretar der
Nordbahn in Wien (I., Schell ing;ia88e 7).
885 Biaiichi, Duca di Casalanza, Leonbard Baron, in Rubbia bei Görz.
885 Bieder maun Emil, Hof- Juwelier in Wien (I.. Graben 13).
885 Biedermantt Josef, Eisenbahn-Oberingenieur i. P. in Graz{
885 Blelka, Dr. August Ritter von, k k. Leibarzt in Wien (f., Reitschul-
gasse 2).
885 Bikkessy^ jun.. Guido von, in Ung. -Altenburg.
885 Binder Andreas, Bau - Inspector der Kaiser Ferdinands - Nordbahn in
Wien (lll , Marokkaner irasse 1).
1885 Blazineie Josef, k k. Commercialrath u. Hof-Posamentirwaaren- Fabrikant
in Wien (ML, Stiftgasse 31).
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EiairitU-Jahr
1878 Blnnaner Edler von MontenaYe, Alois, k. k. Oberstlieutenant i. P. in
"Wien (VII., Bnrggasse 22).
1885 Blamentrilt, Dr. Ferdinand, Professor an der Gommnnal-Oberrealschnle
in Leitmeritz.
1885 Böhm Anton, Magistratsrath i. P in Wien (VII., Neubaogasse 54)
1885 Böbiu, Dr. August, Docent an der k. k. teciin. Hochschule in Wien
(iX., Aiserstrasse 4).
1887 Böhm Julias, commercieller Beamter des k. k. österreichischen Handels-
moseums in Wien (II., Aloisgasse 5).
1885 Böhmerle Carl, Ingenieur und Adjunct der k. k. forstL Versuchsleitung
in MariabrunD.
1885 BoUartb Franz, Kaufmann und k. k. Hoflieferant in \\ ien (I , Graben 29).
1885 Boltek Josef, k. k. Artillerie- Hauptmann in Wien (Kriegsarchiv).
1885 Bombelies, Carl, A. Graf, k. k. wirkl. Geheimrath, k. k. Vice-Admiral i. P.
in Wien
1871 Bracbelli, Dr Hugo Franz Ritter y, k k. Hofrath u Professor in W i e n
(IV.. Wohllebengasse 14).
1887 Braune Albin, Buchhändler In Ol mutz.
1881 Hreitenlohner, Dr. Jacob, Professor an der k. k. Hochschule für Boden -
Cultur in Wien (VIII., Reiterpisse 17).
1885 Breltenstelii, Dr. H., k. holländ Regimentsarzt in Wien (IX , Porzellan-
gasse 16).
1885 Brecker Carlos in Mexiko.
1884 Brenner Ton Felsaeh, Joachim Mar. H* inrich Freiherr yon , Herr auf
Grossau und Merkenstein, k. k. Lieutenant i. d. Res. in Gainfahrn.
1889 Brestowski A., Magister der Pharmacie,Mit-Redacteurder »Ph.-irmacerit.
Post« in Wien (1., Kolowratrin^ 9).
1883 Broob liforiz in Soerabaya (Java), derzet in Wien (III., linke Bahn-
gasse 3).
1885 Brücke. Med. Dr. Ernst Ritter v.. k k Hofrath u. Universitäts-Professor
in Wien (IX. Währingerstrasse 11).
1885 BrIIll Richard. Inspector der Lemberg-Czernowitz-Jassy-Eisenbahn in
Czernowitz (Bukowina).
1885 Brflnner Alexander in Wien (VI., Magdalenenstrasse 10).
1858 Bmnner von Watlenwyl Carl, k. k. Ministerialrath in Wien (VUI., Traut-
sohngasse 6).
1870 Brasikaj Anton, k. k. Bezirksrichter in Waidhofen a. d. Thaya.
1885 Bryner Alfred, Goldarbeiter in Wien (VI, Comehusgasse .3).
1886 Bnorad, Dr. Wilhelm, Advocat in Budweis.
1863 Bnbles Sigmund, Bischof, in K aschau.
1885 Back Albert, Gold-, Silber- und Tula - Bijouteriewaaren - Fabrikant in
Wien (VI., Hofmühlgasse 7).
1874 Blldinger Dr. Max, k. k. Universit&ts-Professor in Wien.
1884 BObler, Dr. Georg, k. k. Hofrath und Üniversitäts-Professor in WÄhring
(Cottage 13).
1885 Bnrgess Carl, k. k. Regierungfirath in \Vien (I, Bräunerstrasse 5).
1874 Bngehmann. Med. Dr. Ferd. Freih. v., in Wien ('., Bauernmarkt 13).
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BiDtriUn-Jxhr
1885 Buttler, Otto Graf, in Graz.
1876 Call von HoKenbnrg:, Guido Freiherr, k. und k. österr.-ungar. Vice-
Consnl in Constantinopel. "^
1873 Caliee, Heinrich Freiherr von, k. k wirkl. geheimer Bath und k. und k.
österr.-ungar. Bot-ichafter in Constantinopel.
1886 Carusso Constantin in Tri est.
1885 Cassinn, M. Ritter von, Generaldirector der Ersten k. k. priv. Donau-
Dampfschifi^ahrts-Gesellschafr in Wien.
1^6 Castle de Molineax I^eo in Libschitz a. d. Moldau
1879 Chavanne, Johann von, k. k Hauptmann des 68. Inf -Reg. inTuzla.
1875 Chavanne, Dr. Josef (zugl. correspondirendes Mitglied).
1887 Cliazel Casimir, Privatbeamter in Neu 1er chenfeld (Hauptstr. 12).
1885 Cborinsky, Ignaz Graf, Guts- und Dampfzioge' ei -Besitzer in Skaliczka
(Mähren).
1884 Chwalla Fritz, Seidenwaaren-Appreteur in Wien (VII.. Apollogasse 4).
1874 Ciealek, Dr. Theodor, Professor an der Handelsakademie, in Wien.
188^ Cieszkowski August Graf, Doctor der Philosophie und Ehren-Doctor der
Rechte etc. in Wierzenica bei Posen.
1885 Cihlarz, Franz Ritter v., k. k. Hofrath a D., in Baden (N.-Oe«^t.).
1882 ColditJ, Carl Ritter von, Generaldirector der Versicherungs- Gesellschaft
„Donau" in Wien (I., Schottenring 13).
1867 ColloredoBfannsfeld, Josef Fürst von, k. k. wirkb'cher geheimer Rath
in Wien (I.. Parkring 6).
18^ Conrad von Ejbesfeld, Dr. Sigmund Freiherr, k. k. wirkl. geheimer
Rath, k. k. Minister a. D. u. Hei renhau ''-Mitglied, in Lebring
(Steiermark).
1885 Coalon Ludwig in Wien (I., Seilerstatte 11)
1885 Cramer, Dr. Leopold Ritter v., General - Procurator des k. k. Obersten
Gerichtshofes in Wien (I., Lichtenfelsgasse 1).
1888 Curti, Dr Alex. A., Industrieller in Ober-Piesting (N -Oest).
1870 Czeleehowsky Rudolf, k. k. Major des 21. Inf -Reg. in Öaslau.
1874 Czerny, Dr. Franz von. k. k. Üniversitats-Professor in Krakau.
1885 Czerny, Franz Hitter von, k. k. Oberstlieutenant des Genera Istabs-Corps
in Wien (III., Hauptstrasse, „Hotel zum rothen Hahn").
1888 Cziharz Edler von Lauerer, Alois, k. k Feldmaischall - Lieutenant in
Kaschau.
1876 Czdrnig, Carl Freih v., k. k. Hofrath u Finanzdiiectorin Klagen fürt.
1886 Dadok N., prakt. Arzt in Napagedl (A'ähren).
1885 Damian. Dr. Josef, k k. Notar in Fünf haus (Schönbrunnerstrasse 42;
1885 Dankl Simon, Professor an der Handels-Akademie in Fiume.
1884 Danblebsky v. Sterneck zu Ehrengtein, Maximilian Freiherr, k k.
wirkl. Geheimrath, k. k. Admiral und M.irine-Commandant in Wien
(IX., Währingerstrasse 6,) (zugl. Ehrenmitglied).
1872 Danblebsky Edler von Sterneck Robert, k. k. Major im k. k. militär-
geographischen Institute in Wien.
1887 D^dlc Johann, evang. Pfarrer und Consen or in Ol mutz.
1885 Dehne Richard, Kaufmann in Wien J.. Schwarzenbcrggasse 3)
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Eiptritia-Jahr
1885 Deiner J. L. in Wien (II., Untere Donaustrasse 17).
1885 Dt*ltl Gerhard Hans, k. k. Polizei Commissär in Wien (IX, Lichten-
thalergasse 6).
1877 Dembintiki Stefan, Gymnasiallehrer in Jaslo.
1883 Beointh Theodor, Buchhändler in Wien U , Stephansplatz 8).
1870 Descoyich, Dr, Josef, prakt. Arzt in Wien (VI.. Mariahilferstiasse 19).
1977 DeTid6 Thad., Privat in Wien (I., Schottenring 4^.
1883 Dewidels Simon in Prag.
1883 Diener, Dr. Carl, in Wien (III., Marxergasse 24).
1872 Dinstl Wilhelm, Kaufmann in Wien (I.; Johannesgasse 27).
1861 Ditmar Rudolf, Fabriksbesitzer in Wien ( II f .Erdberiier Strasse 23 u. 25).
1886 Dittely Med. Dr. Leopold Ritter v., k. k. üniversitäts Professor in Wien
(IX., Aiserstrasse 4).
1885 Dittricli Josef, k. k. Generalmajor und Vorstand der 10. Abtheilung im
Reichs-Kriegsministerium in Wien.
1885 Dobriloyiö Augustin, k. k. Gymnasial-Director in Cattaro.
1864 Doli Eduard, Realschul-Director in Wien (I., Ballgasse 6).
1875 Dohiiel Franz, k. k. Oberrech nungs-ath in Döbling (Hauptstrasse 5).
1887 DOlezel Carl, k. k. Major im Ühlanen-Reg. Nr. 2 in Wien (III., Barich-
gasse 6).
1886 Dostal, Dr. Heinrich, prakt. Arzt in Wien (I., Wollzeile 7).
1876 Dräsche^ Dr. Anton, k. k. üniversitäts - Professor und k. k. Priu.ararzt
in Wien (I., Wollzeile 4).
1888 DuDsrel Adalbert, Abt des Stiftes Göttweig.
1886 Darst D , General-Secretar der Wiener Versicherungs-itesellschaft, in
Prag (Hibemergasse 7).
1883 Datschka Vincenz v., in Wien (I., Mölkerbastei 5).
1872 DzledDSZjeki, Graf Wladimir, in Lemberg.
1880 Dziedzieki Ludwig, Director der k. k. Lehrerinnen-Bildungsanstalt in
Lemberg.
1886 £bernianu, Med. & Chir. Dr. Franz, prakt Zaharzt iu Praj:.
1886 Eckhardt^ Gustav v., k. k, Oberst i. P., in Prag (477/111).
1870 Eekhoff Christian, k. k. Lieutenant a. D , in Wien (IX, Uuiversitäts-
strasse 8).
1877 Ediinger, Josef Fr., Eisenbahn-Buchhalter in Hacking
1885 Effenberger Eduard, k. k. Postrath in Wien (Vll., Bandgasse 18).
1871 Egger Alois, Ritter v. Möllwald, k. k. Hegierungsrah und Director
des k. k. Theresianischen Gymnasiums in Wien (IV, Favoriten-
strasse lij).
1885 Ehlers, Dr. Anton, k. k. Notar in Wien dl., Obere Donaustrasse 6).
1885 Ehnhardt Carl, Beamter der Creditanstalt in Wien (VI., Gumpendorfer-
strasse 14).
1886 Eichmaiin & Comp., k. k priv. Maschinen -Papier- Fabrikanten in Arn au
1883 Eissler Josias & Söhne in Wien (I., Elisabeihstrass 22).
1885 Engel, Dr. J., Professor in Währing (Krankgasse 7i.
1887 Engel Rudolf, k. k. Reserve- Lieutenant und Beamter der ünionbank in
Wien (I., Renngasse \).
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Eintritts Ji hr
1863 Engels Franz, Privat in Wien (IV., Heugasße 8).
1885 Engerth Karl, Freiherr v , Oberinspector der k k. priv. österr -ungar^,
Staats-Eüsenbahn^Gesellschaft in Wien (T , Rathhansstrasse 13).
1885 Entlkher Rudolf, Gymnasial -Professor in Prag
1885 d'Entremoiit Angnst, Buchhalter und Correspondent der Firma Mathiaa^
Zucker & Comp., in Strakonitz.
1888 Eschmanii Carl, Betriebsleiter-Stellvertreter und Verkehrs-Chef der rumä-
nischen Linien der k. k. priv. Lemberg-Czernowitz-Jassy Eisenbahn
in Jassy Gara.
1^64 Faber Carl Maria, Med. & Phil. Doctor, in Wien (1., Bauernmarkt 3).
1887 Faber Theodor, k. k. Oberlieutenant a. D. in Meran.
1885 Faerber Louis« Kaufmann u Handelsagent in Wien (I., Fichtegasse 2),
1885 Faltis Carl in Trautenau.
1886 Falxari Felix, k. k. Linienschiüsfahnrich in Pola.
1876 Febringer Michael, k. k. Hofrath i. R, in Hallein.
1869 Feifalik. Hugo Ritter v., k. k. Regierungsrath in Wien (I. Hobfburg 1)
1872 Fekete, P. Fidelisv., Kapuziner-Ordens-Priester in Wien (I., Tegetthoff-
Strasse 2).
1885 FelbingiT Ubald M. R, Chorherr in Klosterneuburg.
Ib56 Felder, Dr. Cajetan Freiherr v, k. k. wirkl. Geheimrath, Mitglied den
Herrenhauses des österreichischen Reiehsrathes in Wien (I. Schotten-
gasse 1).
1885 Felsenstein Wilhelm, Ober-Inspector der Nordwestbahn in W i en(IIf., Hetz-
gasse 20).
1885 Fenz, Dr. Rudolf, Hof- und Gerichts- Advocat in Wien (IV.. Plössel-
gasse 10).
1885 Fetter Geza, Bureauchef der ersten ung-gal. Eisenbahn in Przemysl
1885 Fiedler Johann, k. k. Telegraphen-Assistent in Wien (f , Börsenplatz
Centrale).
1885 Figdor Ferdinand in Wien (I., Löweistrasse 8).
1885 Finger, Dr. Josef, o. ö. Professor an der k. k. technischen Hochschule
in Wien (IV., Alleegasse 35).
1887 Finsterbeck Hermann, k. k. Postamts- Praktikant in Sechs haus (Mülil-
bachgasse 5).
1885 Fiscber Friedrich in Prag.
1885 Fiseher Ötefan, Ingenieur der ^.Azienda Gallare** in Ostellato (Italien)
1886 Fiseher. Rilter v. Ankern, Anton, Realitätenbesitzer in W ien (I., Elisabeth
Strasse 12).
1871 Fischer von Tiefeiisee C. k k Hauptmann des 74. Infanterie-Regiments,
Lehrer an der Cadetenschule in Lobzow bei lirakau.
1883 Fiandorfer Ignaz, in 0 e d e n bu r g.
1885 Flata Rudolf Egon, Ingenieur und k. k. Lieutenant i. d. Reserve des
8. Dragoner-Reg., in Ijüttich (Belgien)
1885 Fieseh Hermann in Wien (I., Schwarzenbergstras.-e .S).
1874 Fleseh-Fes tau, Dr. Ludwig Riiter von, in Wien (l„ Schwarzen borg*
platz 6).
1868 Floch-Beyhersbergr, Dr. J. H. Ritter von, k. Finanzrath in Budapest.
BkMiä^-
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tintiitis-Jabr
1874 Förster, Hugo Edler von, k. k Oberst des 2. Dragoner- Regiments ic
Wiener-Neustadt.
1885 Fohleatuer Josef, Unionbank-Beamter in Wien (I., RenngasFe 1).
1880 FolUot de CremieTille, Heinrich Graf, k. k. Linienschiffslieutenant ia
Triest.
1889 Porster, Adolf E., in Wien (IX, Wasagasse 25).
1886 Foallon->iorbeeck, Karl Reichsfreiherr ven, k. k. Rittmeister in Wien
(III., Neues Postgebfiude).
1886 Franok Carl in Linz.
1885 Frank C. M., k. k. Hofscbneider und Currentwaarenhändler in Wien
(I., Graben 12).
1885 Frasch, Dr. Friedrich, in Wien (IX, Aiserstrasse 36).
1886 Freund Ludwig, Inspector der österr. Local- Eisenbahn-Gesellschaft in
Olmütz.
1888 Frey, C. August von, Generaldirector der österr. Alpin-Montangesell-
Schaft in Wien (I., Kärtnerstrasse 55).
1878 Freytag Gustav, Kartograph in Wien (VII., Schottenfeldgasse 64).
1885 Friedländer PSdagogriseher Verein in F r i e d I a n d
1885 Fries, Dr. Emil, Director der Heilanstalt in In/^er^dorf am Wienerberg),
1856 Friesach, Dr. Carl, Professor in Graz.
1883 Friese Otto, Buchhändler in Wien (I., HauernmarKt 3).
1885 Frimuiel Kranz, k. k. Landesgi'richtsrath und Be/irksrichter in Neun-
kirchen (N-Oe.).
1857 Fritsch Josef in Teplitz.
1885 Froebe Robert, Stud. philos. in Wien (I., Nihelungengasse 11).
1885 Frydrich Franz Josef in Eger.
1874 Fuchs, Dr. Adalbert von, k. und k. Seciionsrath in Wien (Ministerium
des Aussem).
1873 Fachs Rudolf, k. k. Rittmeister und k. u. k. Honorar - Con^ul in
Zanzibar.
1886 Fttlek von Szatmärvär, Heinrich, kön. ungar. HonvedOberst a D., in
Wien (Hauptstrasse 83).
1886 Fdrstenberg, Emil Piiuz, in Wien (llf., Jacquingasse 17).
1885 üabely, Dr. Emerich, Professor am k. k. Schottengymnasium in Wien
(I., Freiung 6).
1885 Gabriel Carl, k. k. Oberrech nungsrath in Wien (VIII , Skodaga«se 9).
1880 Gallina, J.ü. Dr. Ernst, Secretär und Abtheilu-.gs- Vorstand Sr. Majestät
Privat- und Familienfonds- Güter- Direction in Wien (I, Fleisch-
markt 3).
1885 Ganahi, Adolf Ritter von, Beamter der k. k. Eisenbahnbetriebs-Direciion
in Hischofshufen.
1880 tiarger, Eduard von, k. k. Major im 88. Infanterie-Pegimente in Fi ag
1885 Oasselsf^der Ferdinand, Fabrik-Director in Wien (I.. Reichsrathsstrasse 7)
1885 Gassenhelmer Carl, Associ^ der Firma Julius Juhcs x- (Domp. in Wien
(I., Wollzeile 40).
1885 Gattinger Fi an/, Vorstand des Telegraphenwesens der österr. Staats-
bahnen, in Fünfhaus (Stadiongasso 1)
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EintritU-Jahr
1887 GayiUEzi Arthur Franovi6, Lehrer a. d. Oborrealschule in Agram.
1885 Gebhart Johann, Professor in Wien (IX., Porzellanifasse 43).
1888 GeJ^Dien Vincenz in Prag-Bnbna.
1885 Gedllezk« WenzelJobann. Fabiik- u. Hausbesitzer in Penzing (Haupt-
stiasse 17}.
1886 Geissei J. F., Inspector i. P. der I. k. k priv. Donau- Dampfschifffahr: s-
Gesellschaft, in Unter- St. Veit.
1875 Generalstab des k. lussischen Kriegs Ministeriums in St. Petersb^r^^
1875 Grnotte, Wilhelm Freiherr von, k. und k Legationsrath in Wien
(f.. Kiugerstrasse 10).
1887 Geographinohe Snmmlniig der k. )<. Universität Graz.
1885 GeorgieTics Johann, Kaufmann in Neusiitz.
188Ö Gerber Sigmund, Assecuninz-Director in Wien (I, Kathhaussirasse 4).
1883 Gerhardns Hermann in Wien (IL, Stephaniesirasse 9)
1863 Geringer, Carl Freiherr von, k. k. wiikl. Geheimer Rath in Wien
(I., Börsegasse 12).
1887 Gerold Friedrich, Verlagsbuchhändler u Buchdruckereibesitzer in W ien
(I., Postgasse 6).
1888 Gerstbaner Carl, in Wien (I, Goldschmitdgasse 2).
1874 Gerstel, Med. Dr. Adolf, in Wien (I, Judenplatz 2).
1888 Gessele Franz, Falrikbesitzer in Salzburg.
1885 Geyi»r Gustav A., Eis- nbahnbanleiter in Lemberg.
1888 GeyniOller, Jacob Rudolf Freih. v., Gutsbesitzer in Wien (1., Wallnerstr. 8).
1869 Gintl, Dr. Heinrich, k. k, Regieriingsratii und Eisenbalmdirector a. D.
in Wien (I., Ebendorferstrasse 4).
1888 Glantschnigg, Dr. Eduard. Advocat in Cilli.
1885 Glanz, Dr. Anton Ritter von, Advokat in Linz.
1875 Glanz- Aieha, Hugo Freiherr von, k. und k. Hof- und Ministerialrath im
Ministerium des Aeussern in Wien (1.. Lothringerstrasse 5).
1885 Glasser Franz. k. k. Professor in Wien (L, Saivatorgasse 10).
1877 Glossner Gustav, Studirender in Wien dlL. Custozzagasse 12).
1856 Gmelin, Dr. Otto, in Budapest.
i883 Göpfert Eduard in Wien (IX., Liechtensteinstrasse 22).
1885 Gdpfert Johann, Glasfabrik-Director in Jaronowitz (Mähren).
i889 Gdttmaun Karl, Scriptor der k. k. Hofbibliothek in Wien (IV , Favoriten-
strasse 25).
1885 Goldschmidt Anita in Wien (I., Rathhausstra<'se 13).
1887 Goldsehniidt, Hermann Ritter von, in Wien (I., Schellinggassel'i).
1883 Goldsebmidt, Theodor Ritter von. Baurath, autor. Civil- Ingenieur und
Qemeinrderath der Stadt Wien (1., > ibelungengasse 7).
1888 GouipiTZ, Julius Ritter von in Wien (I., Maximiliansti-asse 3).
1886 Gomperz, Mox Ritter von, in Wien (I., Maximilianstrasse 3).
1886 Gomperz, Dr. Philipp Ritter von, in Wien (I., Maximilianstrasse 3).
1880 Gomperz, Dr. Theodor, k. k. Uni^ ersiiätsprofessor in U ien (Ilf, Reisner-
strasse 9A).
1871 Goodenongh William, k. grossbrit. Major-General C. B. Blomfield-House
Shooters Hille, in Kent (zugleich correspondirendes Mitglied).
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Cintrittii-Jahr
1872 Öop(^evi6 Spiridion in Wien (IX., Spittelauerlände 3A).
Ib88 OradTohl,. Julias Freiherr von, k. k. Feldmarschall-Lieutenant in Fünf-
kirchen.
1883 Graeser (arl, Verlagsbuchhändler in Wien (1., Akademiestrasse 2).
1885 Omf Theodor in Wien (l, Spiegel gasse 3).
1885 Grassaaer, Dr. Ferdinand, Vorstand der k. k. Uni versitats- Bibliothek in
Wien (I., Neues üniversitätsgebäude).
1880 (üratza, Dr. Anton, in Wien (III , Hörnesgasse 2).
1885 Graye Heinrich, k. k. autor. CiTÜ-Ingenieur und Architekt in Fünf haus
(Kirchenplatz 7).
1885 Gregor Franz, k. k. Regierungsrath in Wien (I., Annagasse 5)
1885 Grieiiiii^er Heinrich, Privatier in Wien (I., Hothenthurmstrasse 14).
1868 Griesbach Carl Ludolf, Assistent-Geologe der Geological Survey in
Calcutta.
1885 Grimm, Dr. AI. in Marienbad.
188:> GrimaSy Ritter von Grimmbiirg, Karl, Privatier in St. Polten.
1889 Grissingery Drnd. phil. Karl, in Wien (VIII, Josefstädterstrasse 13).
1885 Gröger Theodor, Buchdruckereibesitzer in W i e n (VI., Magdalenenstr. 26).
1860 Grohmaun Paul in Wien (IlL, Obere Weisggärberstrasse 15).
1873 Gross, Dr. Otto, in Klagenfurt.
1885 Grosser, Leopold Ritter von, k. k. Ministerialrath in Wien (1 , Schelling-
gasse 6).
1883 Gross-Zinkendorfer Zackerfabriks- Actieiigesellschaft inOedenburg.
1874 Grttn, Dr. Dionys Ritter von, k. k. Regierungsrath u. einer, üniversitäts-
Professor in Prag.
1885 Grttnebaum Franz, k. k. Hauptmann in Wien (f., Schottenring 4).
1885 Grttnebaum, Gustav Ritter von, k. k. Regierungsrath in Wien (IX.
Peregringasse 2).
1888 Grttnne, Philipp, Graf, k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Commandant
des 9. Corps, in Josefs tadt.
1885 Gniiidmann Heinrich in Herzogenburg. (N.-Oe.).
1885 Gslettner Laurenz, General -Director der Actiengellschafl der k. k. priv.
Teppich- u. Möbelstoff-Fabriken von Philipp Haas & Söhne in Wien
(I., Stock im Eisen 6).
1885 GngST, Franz Ritter von, k. k. Generalmajor i. P., in Ober-Döbling
(Hauptstrasse 8).
1878 Gustawlcz Bronislaus, k. k. Professor a. d. Staatsgewerbeschule in
Krakau.
1866 Gntmauu, David Ritter von, Grosshändler in Wien (I, Kantgasse 6).
1878 Gntmauu, Wilhelm Ritter von, Grosshändler in Wien(l., Kantgasse 6).
1856 Gutmauusthal, Ludwig Ritter von, in Wien (I., Wollzeile 13).
1869 Gymnasiuiu k. k., in Bochnia.
1885 Gymnasium k. k. (Direction des), in Brixen.
1869 Gymnasium k. k. deutsches, in ß r ü n n.
1885 Gymnasium Communal-Ober-, in Brüx.
1877 Gymnasium k. k. deutsches Staats-, in Budweis.
1869 Gymnasium k. k. in Gilli.
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k
149
Eintritt«- J ab r
877 GyniiiasiuDi k. k. in Czernowitz.
869 Gymnasium k. k., in Drohobycz.
868 Gymiiasinm k. k. in Görz
869 Gymnasium k. k. in Graz.
885 Gymna<inm k. k. Staats- (Direction des) in Hern als.
869 Gymnasium k. k. in Innsbruck.
885 Gymnasium k. k. Staats-Ober-, in Jungbunzlau.
869 Gymnasium k. k., in Klagen fürt
869 Gymna<iiuni k. k., in Klattau.
869 Gymnasium k. k., in Königgrätz.
869 Gymnasium k. k., in Krems
885 Gymnasium k. k. I.öhmisches, in Kremsier.
869 Gymnasium in Kremsm ünster.
873 Gymnasium k. k. in Lands krön.
885 Gymnasium k. k. Staats-, in Leitmeritz.
869 Gymnasium k. k. Ober-, in Böhmisch-Leipa.
) Gymnasium k. k. akademisches, in Lern b erg.
869 Gymnasium k. k. Franz Josefs-, in Lemberg.
869 Gymnasium k. k., in Marburg.
885 Gymnasium k. k. (Direction des), in Melk.
886 Gymnasium k. k. in Neuhaus (Böhmen).
869 Gymnasium k. k. slavisches, in Ol mutz.
869 Gymnasium k. k. in Pisek.
869 Gymnasium k. k., auf der Kleinseite in Prag.
885 Gymnasium k. k., in Rudolfs wert.
885 Gymnasium k. k. Staats-, in Saaz.
869 Gymnasium k. k. in Salzburg.
885 Gymnasium f. e. Privat-, im Collegium Borromäum (Direction des), in
Salzburg.
885 Gymnasium k. k. in Sanok.
869 Gymnasium in Seitenstetten.
869 Gymnasium k. k. vereinigtes Staats-, in Teschen.
885 Gymnasium k. k. Staats-Ober- (Direction des), in Trient.
885 Gymnasium Communal-Ober-, in Triest.
885 Gymnasium öffentliches Communal-, in Unter-Meidling
869 Gymnasium k. k. Staats-, in Vi 11 ach.
888 Gymnasium (k. k. Ober-) in Wadowice.
885 Gymnasium k. k. (Bilbiothek des), in Wallachisch-Meseritsch.
885 Gymnasium k. k. Staats-Ober-, in Weidenau.
885 Gymnasium k. k. Staats-, im III. Bezirke (Direction des), in Wien.
869 Gymnasium k. k. in der Josefstadt, in Wien.
869 Gymnasium zu den Schotten in Wien.
869 Gymnasium k. k. theresianisches, in Wien.
878 Haan. Carl Freiherr von. k. k. Rittmeister, in Wörasöd (N. Oe.)
860 Haan Friedrich, k. k. Ministerialrath i. P., in Wien (L, Freiung 6).
885 Haan, Friedrich Freiherr von, k. k. Hofrath i. P., in Wien (l., Blumen-
stockgasse 5).
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L.
150
EintrittR'Jahr
1876 Haan, Wilhelm Freiherr von. k. k. Ministerial-Secretär in Wien (I.
Rothenthurmstrasse 14).
1877 Haardt von Hartenthiirii Vincenz, Leiter des geographischen Institutes
an der Ed. Hölzel'schen Kunstanstalt, in Wien (IV, Luisengasse 5).
1885 Haider Josef, Kaufmann in Wen I., Bauernmarkt 7).
1883 Htiiiiiseli M. in Wien (I.. Bauernmarkt 7).
1885 flallensteiii Conrad, k. k. Hofschauspieler, in Wien (VIIL Landes-
gerichtsstrasse 18).
1885 Halmschlilgri'r Franz in Wien (IL, Castellezgas se 17).
1885 Hamoier Anton, Expeditor der Anton Dreher'schen Brauerei in Klein-
Schwechat.
1885 Hammerschlafir Adolf, Inspector der österr. Nordwestbahn in Wien
(Bahnhof:.
1885 Hammersehiuidt, Med. Dr. Anton, in Wien (1., Babenbergerstrasse 9).
1885 Handel, Friedrich Freiherr von, k. k. Oberst und Commandant des 70.
Inf.-Rgts. in Peterwardein.
1885 Handelsakademie, öffentliche, in Linz
1885 Handels- und nantisoho Akademie in Triest
1886 Hanlscli Ernest, Herrschafts- Inspector in Trebitsch
1871 Hann, Dr. Julius, k k. Hofrath, Universitäts-Professor und Director der
k. k. Central-Anstalt für Meteorolog e und Erdmagnetismus Hohe
Warte bei Döbling.
1885 Hansnl, P. Martin, Pfarrer in Leesdorf (N. Oe.)
1885 Hansel Emil. Comptoirist in Wien (I., Lothringerstrasse 15).
1885 Hantken, Eugen von, k. k. Hofrath u. Kanzlei-Director des k. k. Oberst-
Kämmereramtes in Wien (I., Hofburg 1).
1878 Uaradaner Edler v Holdendauer Carl, k. k. OberstlieutHnant u. Vorstand
des Karten- Archives im k. und k. Reichs-Kriegs-Ministerium in Wien
(zughich correspondirendes MitgHed).
1874 Hardty Dr. Emil, k. k. Sectionsrath im Handels-Ministerium In Wien.
1887 Harlacher A. R., k. k. o. ö. Professor in Prag (Palackygasse 5)-
1872 Hartl Heinrich, k. k. Major in Wien (Neubaugürtel 641).
1885 Härtungen, Med. Dr. Christoph von, in Riva.
1883 HasenöbrI, Dr. Richard, k. k. Ministerial-Secretär in Wien (I, Post-
gasse 8).
1885 Hassfurtlier Martin, Metallwaaren-Fabrikant in Wien (VIII, Piaristen-
gasse 15 )
1856 Haner, Dr. Franz Ritter v , k. k. Hofrath u Intendant des Naturhistorischen
Hofmuseums in Wien.
1856 Hauer, Julius Ritter von, k. k. Ober-Bergrath und Professor inLeoben.
1886 Hanscliild, Dr. Carl, Landes-Advokat in Prag
1885 Hanser Alois, k. k. Haurath u. Professor in Wien (I , Teifaltstrasse 5).
1876 Hausner Josef, k. k. Oberstlieutenant und Commandant des Monttir-
Depot Nr. 1 in Brunn.
1885 Hauswirth, Dr. Ernest, Abt des Stiftes Schotten in Wien.
1879 de HaviUandy Robert Langstaff, in Wien.
1884 Hawerland Josef Franz. Kaufmann in Wien (IV., Schleifmühlgasse 20).
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161
KiatritU Jahr
1886 Haydnk Johann, k. k. Gymnasial-Professor a. D., in Prag 111/328).
1882 Bebra, Med. A Chir. Dr. Hans Ritter von, Privat-Docent an der k. k.
Universität in Wien (IX., Mariannengasse 10)
1878 Heger Franz, Gustos am k. k. naturhistorischen Hofmuseum in Wien
(HI , Rasumofskygasse 1).
1885 Heiek Heinrich, Buchhändler in Wien (1 , Kolowratring 4)
1889 Heiderieh Franz, cand. philos. in Wien (IV., Lambrechtsgasse 8).
1874 Hein. Eduard von, Realitätenbesitzer in Wien (L, Lothringerstrasse 5).
1885 Heissig Ferdinand Alexander, k. k. Professor a. D. in Wien (III , Renn-
weg 18),
1888 Hele^ Dr. Ferdinand, Advokat in Ried (Oberösterreich).
1857 Belfert, Dr. Josef Alexander Freiherr von, k. k. wirkl. geh. Bath, Mitglied
des Herrenhauses des österr. Reichsrathes und Präsident der(2entral-
Commision für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen
Denkmale in Wien (III., Rennweg 3).
1885 Heller Karl, technischer Assistent am herzogl zoologischen Museum in
Braunschweig
1867 Heller von Hellwald Friedrich in Tölz, Bayern, (zugleich correspon-
direndes Mitglied )
1886 Hellleh V., Betriebsverwalter der ehem. Fabriken der Montan- u Industrial-
werke in Kasnau.
1881 Beim, Franz Ritt, v , k. k. Hauptmann dis 1. Feld-Jägerbataillons, in
Kaaden.
1883 Berbert Franz Paul in Klagenfurt.
1887 Bertan Richard in Brunn.
1883 Berte Otto in Wien (I., lichtenfelsgasse 5).
1885 Ben Julius, technischer Beirath der österr. Creditanstalt für Handel und
Gewerbe in Wien (1., Stadiongasse 4).
1885 Bessl Adolf, Fabrikbeamter in Rohrbach (Mähren).
1885 BeMsettstamiu, Theodor Graf von, in Wien (lU-, Salesianergasse B3)
1885 Bille Johann k. k. Bezirks-Schulinspector in Luditz (Böhmen).
1885 Biliettbrand, Alexander von, k. k. Regierungsrath und Greffier des Ordens
der eisemeo Krone, in Wien (I, Schillerplatz 4 )
1887 Biller, Dr. Albrecht, Hof- und Gerichtsadvokat in W ien (I , Herrengasse 14.
1883 BiiHmel Heinrich, k k. Major des 6. Inf-Regts in Budapest.
1885 BlwE Georg, gräfl. Franz von Thun-scher Secretär in Prag
1886 Birseli Sigmund, Kaufmann in Wien (I., Schottenbastei 1).
1888 Birsehfeld A. in Tri est
1885 Birsebfeld, Ludwig Ritter v., k. k. Regierungsrath in Wien (I., Börse-
platz 1).
1885 Bladigch Clemens J., Baumeister und Bauwerkstätten-Besitzer in Mäh r-
Ostraa
1886 Ulavaiek Anton, akademischer Landschaftsmaler in Wien (VI , Eszter-
hazygasse 27).
1884 BoehBtetter, Georgiana von, k. k. Hofraths-Witwe in Döbling (Haupt-
strasse 60).
1886 B5fken, Rudolf Ritter von, in Währing (C:arl Ludwigstrasse 39.
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L^
1Ö2
Eintrittf-Jahr
1886 Höhnely Ludwig Rittter von, k. k. LinienschifTslieutenant
1881 Holder, Alfred Ritter v, k. k. Hof- und Universitätsbuchhändler in Wien
(1 , Rothenthurmstrasse 15).
1878 Holze] Hugo, Buchhändler, Inhaber eines geographischen Instituts in
Wien (IV., Luisengasse 5).
1886 H9]zl Josef, k k Steuereinnehmer in Ge witsch (Mähren)
1885 Uönigr Rudolf, k. k. Regierungsrath in Wien (IV., Hechtengasse 5).
1886 Hofbaner Adolf, Stadtbaumeister in Wien (I, Lichtenfelsgasse 5).
1856. Hofer Josef, Beamter der Donau - Dampfschifffahrts-Gesellschafl in
Hietzing (Neugasse 23).
1873 Hoffer Max, Ritter von Hoffenfels. a. o. Gesandter und bevollmächtigter
Minister in Wien (1., Hiemerstrasse 16).
1885 Hoffinger, Rudolf Ritter von, k. k Feldmarschall-Lieutenant in Wien
(I , Nibelungengasse 4.)
1885 Hoffmann Jgnaz in Tiflis.
1885 Hoftnanu Edmund in Wien (I , Kohhnarkt 11).
1885 Hofmaun Ferdinand, Privatier in Wien (I., Petersplatz)
1885 Hofmann, Georg Ritter von, k. k. Berghauptmann in Wien (HJ., Marok-
kanergassj 9).
1873 Hofmann Raphael, Bergwerk s-Director in Wien (VII., Kirchengasse 26)
1887 HofstStter Ludwig, k. k. Lieutenant a. D, in Wien (1 Wolhseile 9).
1885 Hold Alexander in Puntigam bei Graz.
1885 Holdorff Anna in Wien (I., Johannesgasse 12)
1885 Hoor, Dr. Wenzel, k. k. Generalstabsarzt. Chef des k. k. Militär-Aerztlichen
Officiercorps, in Wien (IX, Josephinum).
1885 Hopfen, Franz Freiherr von, in Wien (I, Teinfaltstrasse 6).
1886 Horä6ek. Dr. Franz, Advokat in Nechanic.
1885 Hornbostl, Dr. Erich von, Hof- und Gerichts- Advokat in Wien (I.,
Nibelungengasse 1).
1888 Horoszkiew icz Carl, Vorstand der Commerciellen Abtheilung der rumän.
Linien der Lemberg-Czernowitz Jassy-Eisenbahn in Jassy-GSrgt.
1873 Hori»t. Julius Freiherr von, k. k. wirkl. Geheimrath, Generalmajor und
Minister a. D, in Graz.
1885 Hostinek. Paul Ritter von, k. k. Generalmajor in Graz
1873 Ho JOS. Ludwig Graf, k. k. Rittmeister.
1885 Hoyos-SprinzAnstein jun., Ernst Graf, k. k. wirkl. Kämmerer in Wien
(l.. Kärntnerring 5).
1885 Hoyos Georg Graf, Freiherr zu Stflclisenstefn, k. k. Linienschiffs-Lieu-
tenant a. D., in Fiume.
1888 Hnbatsehek Johann, Architekt u. Stadtbaumeister inWi en (I., Nil)elungen-
gasse 15).
1885 Haber Otto, k. Rath, fürstl. Montenuovo'scher Secretär und Mitglied des
Staats-Eisenbahnrathes in Wien (I., Löweistrasse 6).
1885 Hneber, Dr. Richard, Hof- u. Gerichts- Advokat in W i e n (I . Sc h ottengasse 12)
1888 lllmer Charles, Publicist.
1879 Inkey und Pallin, Ferdinand Freiherr von, k. k. wirkl. Geheimrath u.
Kämmerer, Ritter des k. ungar. St. Stefansordens, in Rasina
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Eintritts Jxhr
1885 Isbarj Rudolf senior in Wien (VI., Liniengasse II).
1886 Jaekl Johann, f. e. Ober-Forstmeister in Kremsie r.
1875 Jaeger Heinrich, Privatier in Wien (1 , Schottenring 19).
1885 Jaiiatka Ludwig, k. k. Major i. P., in Pettau.
1885 Janick Ludwig, Kaufmann in Wien (l , Spiegelgasse 3).
1885 JanovskI Heinrich, k. k. Major des 35. Inf-Regts. in Pilsen.
1877 Jarz, Dr. Conrad, k. k. Gymnasial-Dirertor in Znaim.
1885 Jelinek Josef G in ßrünn.
1880 Jenik Victor, Ritter von, k. k. Linienschiffs-Lieutenant in Pola.
«885 Jenny Carl, o. ö. Professor an der k k. techn. Hochschule in Wien
187'*» Jettel, Dr. Emil, k. u. k. Sectionsrath im Ministerium des Aeussern in
Wien (I , Tauchlauben 6).
1888 Jireoek Constantin, Professor der Geschichte a. d. k. k. böhm. Univer-
sität in Prag.
I^ Jirsik Hans, Braumeister in Eggenberg bei Lambach (O.-Oest.).
1>85 Joelson, Moriz Kitter von, k. k. Oberst in Wien (l.. Grillparzerstr. 14).
1877 Jon^he d'Ardoye, Graf Louis von, Gr.-Officier des heg, Leopold-Ordens,
a. o. Gesandter und bevollmächtigter Minister für Belgien, in Wien
(I., Himmelpfortgasse 13).
1885 Joscht Carl, Kaufmann und k k. Rese.ve-Lieutenant inJoslowitz
( Mähren V
1885 Jfligr Bernhard, k. k. Seeofficier in Pola 'Sr Maj SchitT »Novara*).
1879 Jttttner. Dr. Josef. Gymnasial-Professor in Wien (VIL, Stiftgasse 5)
1886 Jaiig: Josef jun. in Hochwald (Mähren).
1885 Joritsch, Dr. phil. Georg, k.k Gymnasial-Professor in Wien (IV., Schaum-
burgergasse 6).
1887 Kaan, Dr. Norbert von, in Graz.
1888 Kafka A., Weingutspächter und Hausbesitzer in Prag.
1887 Kaiser Ludwig jun., in Wien (HL, untere Weiss 2är her Strasse 22).
1885 Kalehber^. Adolf Freiherr von, k. k. Landwehr-Rittmeister in Penzing
(Bahngasse 55).
1887 Kailab Anton, in Brunn.
lB8<j Kallab Emil, in Gross-M<'seritsch.
1881 Kalmar, Alexander Ritter von, k. k. Linienschiffs-Capitän u. Triangulirungs-
Director dt»s k. k. militär. -geographischen Institutes, in Hietzing
(Lainzerstrasse 68).
I8>5 Kälnuky, de Köröspatak Hugo Gr;*f. k k. Oberstlieutenant im II. Uhlanen-
Reg., in Krakau.
1^5 Kauibersky Otto, Supplent am Francisco-Josephinum in Mödling.
1884 Kaiuiuel Edler v. Hardeirjror, Dr. Dominik, Gutsbesitzer in Grussbach
(zugl. correspondirendes Mitglied).
1886 Kandier. Dr. Carl, Notariats- Candidat in Wien (HI., Sechskrügelgasse 10).
1868 Kanitz F. in Wien d., Eschen bachgasse 9).
1885 Kaposi, Med. Dr. Moriz, k. k. Universitäts-Professor in Wien (IX. Alstr-
strasse 28).
•878 Karabaczek Gustav, Ingenieur der Südbahn in Wien.
1875 Karrer Fehx, Geologe in Ober-Döbling (Hauptstrasse 80).
Uitth. d k k. Geogr. Q^«. 1889. 8 u. 8. 11
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Kiiitritto-Jahr
1885 Kaalbars, Baron Nicolai, kais. russ. General in Petersburg (zugleich
Ehrenmitglied).
1S85 Kell Victor, k. k. Lieutenant im Drag.-Reg. Kaiser Franz Josef Nr. l, in
Theresienstadt
1858 K^ler, Sigmund von, k. k. Feldmarschall-Lieutenant i. P. in Graz.
1856 Kerner, Dr. Anton, Ritt, von Marilanii, k. k. Hofrath, Universitäts-
Professor und Director des botanischen Gartens in Wien (III , Renn-
weg 14).
1888 Kielhaaser H., Parfümerie-Waaren-FabriKant in Graz
1885 Kieuer M. in Wien (IL, Obere Donaustrasse 29).
1885 Kieslicli Julius, k. k. Oberlieutenant a. D., in WegstädtL
1887 Kiiiskj, Graf Christian, k. k. wirkl. Geheimrath und Landmarschall von
Nieder-Oesterreich in Wien (VIII , Lenaugasse 10).
l'S85 Kirclileebiier Rudolf, Communal- Verwalter in Schwaz (Tirol),
1<S5 Klangt Dr. James, Director der »Azienda«, Österr.-französ. Lebens- und
Rentenversicherungs-Gesellschaft in Wien (I., Wipplingerstrasse 43).
1888 Klnr Maximilian, Ober-Realschulprofessor in Sternberg.
1883 Klaubert J. C. & Söhne in Wien (I., Gonzagagasse 22).
1886 Klein Johann, in Öhlhütten.
18S5 Klein Friedrich, Freiherr von Wisenbergr, in Wien (IL, Praterstrasse 42).
1885 Klein Wilhelm, Freiherr von Wlsenberg, in Wien (IL, Praterstrasse 42).
1885 Klein rath Carl, k. k. Ministerialrath im Finanz-Mininisterium in Wien
(1., Grünangergasse 10).
1885 Klenipa, Dr. Stefan, prakt. Arzt in Budapest.
1883 Klinger Heinrich in Wien (L, Rudolfsplatz 13).
1885 Klobus, Adolf von, k. k. Major i. P.. in Wien (IV, Margarethen-
strasse 25).
1885 Klodic Ritter von Sabladoski, Anton, k. k. Landes-Schulinspector in
Triest.
1881 Knapp Josef Armin, emer. Assistent der Klausenburger Universität und
Demonstrator am botan. Museum der k. k. Univt»rsität, in Wien
(IX, Säulengasse 11).
1885 Knaar Carl. Lehrer in Schwaz (Böhmen).
1885 Kneif^l Josef, commerc. Fabrik-Director und k. k. Reserve-Lieutenant in
Innsbruck.
1883 Kuoll S., Kaufmann in Wien (I., Wipplingerstrasse 30).
18S8 Kob Georg, Kaufmann in Prag.
1877 Kobek) Dr. Friedrich, Landes- und Gerichts-Advocat in Graz.
1886 Kober Rudolf, Volksschullehrer in Freudenthal.
1886 Koch, Prof. Dr. Gustav, Docent a. d. Hochschule für Bodencultur in
Wien (I., Johannesgasse 18).
1883 Kodolitscb, Alphons von, k. k. Generalmajor in Wien (IlLi Salesianer-
gasse 10).
1886 Köhler Oswald, Fabrik-Director in Wiesenberg (Mähren).
1885 KOnig Wenzel, Apotheker in Marburg (Steiermark).
1885 Koliu Josef M. in Wien (L, Babenbergerstrasse 1).
1886 Koliout Anton, k. k. Staatsanwalts-Substitut in Prag (11/667).
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BiBtriitMjfthr
1885 Kohiit Josef, Ingenieur in Teschen.
1885 Koller, Albert von, k. k. Oberstlieutenant des Generalstabs-Corps, in der
Militär-Kanzlei Sr. Maj. des Kaisers, in Wien (1, Hofburg 1).
|i^85 Kommeiida, P. Ignaz, Pfarrer in Kirchbüchl- Rottengrub (Nied.-
Oesterr.).
1885 Kopetiky von Reehtberg Emanuel, k. k. Hauptmann i. F. in W i e n
(IV., Maierhofgasse 5)
1885 Kerab von Jf lllilström, Dr. Camillo Ritter, Hof- und Gerichts- Advocat in
Wien (I., Schottenring 32).
I8J7 Koristka, Dr Carl Ritter v., k. k. Hofrath u Professor an der königl.
technischen Hochschule in Prag.
1857 Kernhnber, Dr. Andreas, Professor an der k. k. technischen Hochschule
in Wien (V, Kettenbrückensasse 3).
1S85 Kortz Paul, Ingenieur in Wien (II , Fruchtgasse 3)
1885 Kosak Josef, Beamter der k k. pr. ö. Creditanstalt in Wien (I., Am Hof 6).
1885 Ko8eh6al Emil, Procurist der Firma Fr.inz Jaburek in Wien (VI,
Gumpendorferstrasse 41).
1883 Kosmack Emil, Verlagsbuchhändler in Wien (IV., Luisengasse 5).
J8S5 Kostersitz Ubald, Propst des Chorherrenstiftes Klosterneuburg
1885 Kotniek, Dr. jur. lg, in Laib ach.
1874 KoTatschoff N. S., Kaufmann aus Sistov, in Wien (I., Laurenziberg 3).
1885 KowalsKi, Stanislaus Ritter von, k. k Oberst im «. Uhlanen- Regiment
und Präses der Remonten-Assentcommission Nr. 3 in Lemberg.
1885 Krahmer, Dr. phil. Carl, in München
1885 KrAlj Ottokar, Ingenieur in A g r a m.
188» Kramerlns Jaroslav, k. k. Professor a. d. Staats-Gewerbeschule in Czer-
nowitz.
1885 Krasmeki Nikolaus, Gutsbesitzer und Gemeinderath in Lemberg.
1875 Kraus Franz, Privatier in Wien (IX., Kolingasse 5).
1885 Kr6ma Franz F. k. k. Postmeister in Grussbach (Mähren).
1885 Kreipner Friedrich, k. k Hauptmann des 19. Inf.-Reg. in Komorn.
1885 Kreisel Franz, Ruchdruckerei- Besitzer in Wien (VI., Magdalenen-
fttrasse 26).
1876 Kreitner, Gustav Ritter v., k. u k. österr.-ungar Consul in Yokohama.
1874 Kremer, Alfred Freih. von, k. k. Minister a. D,in Döbling (Hirschen-
gasse 41) [zugleich correspondirendes Mitglied].
1885 Krenn, Dr. Roderich, Institutsarzt der k. k. Sicherheitswache in Währ in g
(Schulgasse 2).
1885 Kretsehmeyer, Dr. Franz J., k k. Schulrath und Landesschulinspector,
in Linz.
1885 Kretzselimar P. in Wien (VI, Mariahilferstrasse Ib).
1886 Kfifka Otto, k. k. Oberheutenant im militär-geograph. Institute m Wien.
1885 Krisch Andreas, k. k. Hauptmann i. P., in Neu haus (Böhmen). •
1886 Krixa Akos, k. u. Finanzwach- Commissär in Promontor. .
1885 Kronegger Max, Privatbeamter in Wien (IL, Vereinsgasse r5)
1885 Kronenfels. Arthur Ritter v., k. k. Ministerial-Concipist im Handels-
ministerium in W i e n
11*
L
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Kintriits-Juhr
l>^i>6 Kropp, Wilhelm Ritter von. k. k Fregatten-Capitän in Graz.
1HH7 Krunimhaar Josef. Ritter von. k. k. Ministerialrath in Wien (IX,
Hörigasse 3).
IR-^ö Krsyzanowski. Dr. Stanislaus, in Lemberg.
IBttT Kn6iiii£ Franz. Vertreter der »Franco-Hongroise« in Fiume
1874 KObeck, Max Freiherr von. k. k Legationsrath in Wien (IV., Wien-
strasse 27).
1887 Kuller Josef, Ingenieur-Adjunct der k. k priv Kaiser-Ferdinands- Nord-
bahn in Rohrbach (Mähren ).
1H85 KukalJ, Ritter von Limobran, Peter, k. k. Feidma rschallLieuternnt in
Lemberg.
1857 Knne§. Dr Adalbert Ritter von, Prorector i P. der k k. Marine-Akademie
in T r i e s t.
1885 Kurctschka Friedrich, k. k. Hauptmann des 88. Inf.-Eleg. in Castel-
nouvo.
1?H89 Knrowski Ludwig in Wien (1., Wipplint^erstrasse 26).
1H85 Kary, Dr. Julins. k. k. Hegimentsarzt in Wien (IL. Praterstiasse 22).
1883 Katschera Hugo. Fieihert* von. k und k. Honoi-ar Legationsrath and
Administraiiv-Director in 8 a r aj e w o
1880 Katscfhera Max. k. k. Linienschiffs-Lieutenant i. d. R « Scbiffahrts-
Director für Bosnien und die .Herzegowina, in Wien (L, Seiler-
siätte 21).
1885 Laclinianii Friedrich in Bukarest.
1888 Liigo Eduard, Baron von. k. k. Kämmerer und Ministerresident a. D.
in Wien (I., Mölkerbastei 8).
1885 Lambl Adolt'. Faluik- Kassier in Chropin.
]S8o Laoipel Leopold. Professor am k k. akadem. Gymnasium in Wien.
1^^ Landwirtschaftlich«^ Landein 'ehraiistalt, höhere. TetschenLiebwerd in
Liebwerd.
H86 Landwirthschaftliche Lnndejt-Mittelschule in Neutitschein.
1^85 Lang Eduard in Sechs haus (Hauptstrasse 21).
]HH5 Lnii(^er. Dr. Peter, in Wien (III., Beatrixga'^se 11).
3H85 Lauher Carl, k. k. Feldmarschall Lieutenant in Szered a. d Waag.
1M85 Lanciizky Franz Wilhelm in Theusing (Böhmen).
tsH5 Laurin Ph'Iipp in Klosterncuburg.
1«85 Lnzzer Carl, k. k. Polizeirath i. P., in Wien (IIL, Beatrixgasse 20).
1885 Lebzelter Ferdinand, k. k. Polizei -Commissär in Wien (IIL, üngar-
gasse l(i).
1860 Lederer. Carl Freiherr von, k. und k. öster.-ung. Gesandter a. D., in Wien
(l., Habsburgergasse 9).
1885 Lehfeld Adalbert, Direct«»r iler n.-ö. Landes-Taubstummenschule in Ober-
Döbling (Herrengasse 17;.
1885 Lehniaiiii Franz, k. k. Oberst und Commaiidant des 65. Inf.-Reg. in Wien.
1885 Lehiierl, Josef Ritter von, k. k. Fregatten-Cai itän in Wien (III, Ungar-
gasse 26).
1871 Lehrl Franz. k. k. Hauptmann im 85. Inf -Reg. in Pilsen.
1885 Lehrner Alfred, Kaufmann in Wien (IV.. Margarethenstrasse 43).
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wgtmm^mim
157
Eiatriils Jahr
885 Leianer Georg in Wien (III. Wassergasse 23).
876 LelBChingr E, Kaufmann in Wien (I., Dominikanerplatz 3).
870 Le Monnier, Dr. Franz Ritter von, Secretär der k. k. Centraldirection
der Schulbücherverläge in Wien (I, Tachlaaben 24).
884 Lenesowski Anton.
872 Len«, Dr. Oscar, k. k. o. ö. Üniversitäts-Professor in Prag (zugleich
Ehrenmitglied).
881 Letosehek Emil, k. k. Artillerie-Hauptmann und Lehrer an der Artillerie-
Cadetenschnle in Wien (X., Arsenal)
888 Lefitter von Thannenbergr, Ludwig, in Wien (VIL. Kirchenga?8e 10).
886 Leuthner, Dr. Kranz in Pankow (bei Berlin).
l Leyrer, Dr. K , Hof- und Gerichts-Advocat in NVien (I., Bäckerstrasse 6).
870 Lieben, Leopold von, Grosshändler in Wien (I, Oppolzergas^-e 4).
8fö Liebenberg: de Zsitin, Emil Ritter, k. k Major a D , in Wien (I., Singer-
strasse 2j.
875 Liebieh Kmil, Ingenieur in Wien (IIL, Traungasse 4).
885 Liebieg Otto, Baron, in Wien (I., VVipplingerstrasse 2).
S Libowitsky Franz, Ingenieur in Ol mutz.
885 Lipp Franz W.. Ober-Inspector und Abiheilungs- Vorstand der österr* i-
chischen Linien der Lemberg-Czemowitz-Jassy-Eisenbahn inLemberg.
887 Lippmann, Dr. Eduard, k. k. Üniversitäts-Professor in Wien (IV., Karls-
gasse 9).
885 List Carl & Sohn in Wien (IL, Taborstrasse 17).
885 Lit^nski Johann, k k HoArath i. P., in Lemberg
885 Loeffelholz, Carl Freiherr von, k. k. Hauptmann i. P . in München.
885 Loehr, Adolf Ritter von, k. k. Sectionschef in Wien (L. Schottengasse 3)^
885 L5w, Dr. Josef, k. k. Notar in Wien (I„ Seilergasse 15).
880 L9wl, Dr. Ferdinand, k. k. Tlniversitäts-Professor in Czernowitz
888 Loidl Otto, Buchhalter und Cassier in Ebensee.
858 Lorenz, Dr. Josef Roman, Ritter von Libnrnan, k. k. Ministerialrath in
Wien (HL, Beatrixgasse 25).
885 Loretto Carl, k. k Oberstlieutenant des 22. Tnf.-l^eg. und Commandant
der Inf.-Cadetenschule in Prag.
885 Lozinsky Wilhelm, k. k. Landwehr-Riitmester in Pin kafeld (Ungarn).
885 Laber Carl jun., in Fünfhaus (ßeingasse lB-20).
885 Litzow, Professor Dr. Carl von, in W ien (IV., Theresianumgasse 25).
' Llltxow, Franz Graf. k. k. wirklicher Geheimrat h u. Kämmerer, in Wien
(VI., Dreihufeisengasse 1).
882 Lnkseh Josef, k. k. Marine- Akademie-Professor in Fiume.
885 Lntteri Josef in Wien (VL. Windmühlg.isse 24).
88^1 Lnt« Ignaz in Wien (L, Rothenthurmstrasse 29).
873 Lax Anton, k k. Artillerie Hauptm mn und Lehrer an der k. k. Militär-
Kealschule in Eisenstadt (zugleich correspondirendes Mitglied).
885 Haass Otto, Editor of the illnstrated German Journal „Amerika', in Wien
(I., WallÜBchgasse 10).
885 Hader Adolf, k. k Regierungsrath und Director des Haupt- Punzirungs-
amtes, in Wien (VI., Gumpendorfer Strasse 77).
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158
ELbtritts-Jalir
1874 Malcher Franz, Archivar unri Bibliothekar Sr. k uud k. Hoheit Erzh.
Albrecht, in Wien (I., Erzherzog Albrecht- Palais).
1885 Mallmaniit Ernst von, k. k. Lieutenant im Drag -Heg. Kaiser Franz Josef
Nr. 1, in Wien (L, Wipplingerstrasse 2).
1574 M&lnay, Julius von, Cnpitän, Inspect'-r und Central Inspectorats-Adjunct
der k. k. priv. Donau- Dampfschiftfalirts Gesellschaft in Wien (III,
Rasumofßskygasse 4).
ISSo Mälzer Gustav, k. k. Oberlieutenanl des 27. Inf.- Reg. und Lehrer an der
k. k. Cadet^nscbule in Prag.
1885 Mandl. Dr Karl, in Wien (L. Herrengasse 5).
3H8^ MTandL Dr. Lr.dwis:. Secundararzt im k. k. allgemeinen Kratikenhause in
Wi »n MX.. AlserstrassA 4).
IHR'S >ratm Dr C^nphas, in Tries +
l8Ji^ JHaiig Ktirmann in Wi An «i . Prediijergasse 2)
IrtHH Marniis^ Max. T^rbniker in ^/emn Ostrow (Ru.ssliindL
1874 Marno Otto, Comptorist in Wien (1,, Wipplingerstrasse 31).
1888 Miiroi6i6, Dr. Ambros Freiherr von. k. k ßezirkshauptmann in Cattaro.
188S Martinek Carl jun., in Bär n (Mähren).
1885 Marx Anton, Sodawasser- und Essig-Fabrikant in Simmering
1878 Marx Eugen, öffentl. Gesellschafter der Buchhandlungsfirma A. Hartleben
in Wien (I., Maximilianstrasse 8).
1875 MaMchek Rudolf, Abtheilungsvorstand im militär-geograph. Institute in
Wien
1857 Matzeiianer Josef, Piaristen-Ordenspriester in Wien (VIIL, Piaristen-
gasse 43).
1885 Matzhiger Theodor, Doctor der gesammten Heilkunde, in Aschach
(Ober-Oesterreich).
1886 Manbacb Otto, Forstdirector in Döbling (Hirschengasse 30).
1885 Mautuer Adalbert in Wien (VL, Mariahilferstrasse 111).
1885 Mautner Jacob in Wien (II Nordbahnstrasse 26).
1873 Mautner von Markhof, Ignaz, Fabriksbesitzer in W ien (I, Franziskaner-
platz 1).
1885 Mautner von Markhor, Dr. Ludwig, in Wien (l., Fichtegasse 2).
1885 May Baron L., in Tarvis.
1575 Mayer Arthur, Banquier in Wien (L, Gauermanngasse 4).
1885 Majer, Gebrüder, in Wien (I.. Maximilianstrasse 13).
1885 Mayer Josef, k. k. Hof- u. Kammer-Juwelier in Wie n (I., Stock im Eisen 7).
1874 Mayer, Dr Josef jun., Advocat in Wien (VIIL, Wickenburggasse 4).
188y Mayer Karl, Fabrikant in Guntramsdorf 'Nied.-Oesterr.)
1883 May^r Ludwig, Buchhändler in Wien (I.. Singerstrasse 7).
Ifi85 Mayer, Dr. Richard, Professor an der Handels-Akademie in Wien (V.,
Hundsthurmerstrasse 4).
1885 Mayer Theodor in Ramplach (Nieder-Oesterreich.
1885 Mayerhofcr Hanns, k. k. Beamter in Wien (IX., Waisenhausgasse 20 a).
1876 Mayr Dr. Gustav, Professor in Wien ( II 1, Hauptstrasse 75).
1877 Mayr-Melnhof, Franz Freiherr v., Mitglied des Herrenhauses des österr.
Reichsrathes, Bergwerksbesitzer, in Wien (I, Operngasse 4.)
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P«7Hi
159
CiBtriiis-Jahr
1883 Medin^er J & Söhne in Wien dV., Gusshausgasse i.
1886 Mediej, August von, Ingenieur in Wien (IV., Ziegelofengasse 6).
1872 Meinl Anton, Käufmann in Wien (L, Johannesgasse 27).
1885 Meinl Carl, Associe der Firma A. Meines Erben in Wien (I., Rudolfs-
platz 8).
1885 Meinl, J. Wilhelm, in Wien (L, Franzensring 18.)
1885 Meixner Franz, Oberrealschul-Director in Wien (VIII., Buchfeldgasse 4)
1886 Mensel K. C, Papier- und Dachpappen-Fabrikant in Weisswasser
(Böhmen).
1885 Herkl, Rudolf Ritter von, k. k. Feldmarschall-Lieutenannt und Sections-
chef im k. k. Reichskriegs-Ministerium in Wien (T.. Nibelungen -
gasse 3).
1878 Messej de Bielle, Graf Carl, k. k. Ministerial-Vice-Secretär im Ministerium
für Landesvertheidigung in Wien.
1885 MehSej de Bielle, Graf F. k. k. LinienschifTs-Lieutenant in Pola.
1887 Metzl Adolf, Comptoirist in Wien (VII., Neubaugasse 14).
1887 Meyer Hermann, kath. Pfarrer in Gosau (Ober-Oesterreich).
1885 Miehel Emanuel, k. k. Bezirksrichter in Laun.
1885 Michel- Wcstland, Vincenz Alfred Ritter v., k. k. Regierungsrath in Wien
(YIL, Mariahilferstrasse 18).
1886 MIchl Josef, Waldbereiter in Ko jetein (Mähren).
1883 MIetlike ü 0.. Verlags-Kunsthändler in Wien fl., Neuer Markt 13).
1885 Mckl Alex. Wilhelm, in Wien (T., Wipplingerstrasse 6).
1885 Mil^essieb, Gustav Edler von, k. k. Oberst i. P. in Wien (l, Schul-
hof 2).
1885 Mlllanlehy Dr. Alois, Hof- und Gerichts-Advocat in Wien (I., Schuler-
strasse 17)
1856 Miller August, von und zu Aichholf, Grosshändler in Wien (HI, Heu-
markt 11).
1888 Miller Heinrich, Rentier in Wien (VIII. • Schlöselgasse 3).
1857 Miller Vincenz, von und zu Aiehhols, Grosshändler in Wien (III., Heu-
markt 11).
1874 Millesies, Georg Freiherr von, k. k. Vice-Admiral in Wien (VII., Breite-
gasse 4).
1885 Minister Josef, k. k. Ingenieur und Inspector des Reichsrathsgebäudes, in
Wien (I., Franzensring 1).
18fö Mittler Leopold in Wien (I., Bäckerstrasse 6).
1887 Moezydlowsl^i, Anton Ritter von, Stationschef der Carl-Ludwig-Bahn in
Barszczowice.
1883 Mörk von Mdrkeiistein Wenzel, k. k. Hauptmann in Krems.
1870 MoJsIsotIcs Edler von .noJsYfir, Edmund, Dr. der Rechte, k. k. Ober-
bei^rath und Chef-Geologe der k. k. geologischen Reichsanstalt m
Wien (IIL, Reisnerstrasse 51).
1886 Monaseh Max, Silberwaarenfabrikant in Wien(lV., Favoritenstrasse 2ü).
1885 Montaudin Chenet de, in Wien (VI., Dreihufeisengasse
1885 Montenaeh, Johann von, k. k. Major in Gm un den.
1885 Meati, Dr. Alois, k k. Universitäts-Professor in Wien (I., Rosengasse 8).
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160
E' (itritts-.Tahr
1683 Morisou, Dr. Robert B., in Baltimore.
IR75 Morpargo, Carlo Marco, Ritter von Nilnin, in Tri est
]H85 Mraöek, Dr Franz, k. k. Primararzt und Universitäts-Docent in Wien
(I., Freiung 7).
m^b Mucha Adolf, k. Ic. Oberamts-Official in Triest
1KH5 Mttller, Dr. Adolf, Zahnarzt in Wien (I, Neuer Markt 1).
)^H^ Mttllor Robert, Director des k. k. hydrographischen Amtes in Pola,
1885 Mnnor Vincenz, k. k. Feldmarschall-Lieutenant i. P, in Wien (VlII.,
Schmiedgasse 2).
1887 Möller Wilhelm, k. k. Hofbuchhändler in Wien (I.. Graben 31)
1H76 Mttnch-Beiliugrhanseii. Felix Freiherr von, k. k. Statthalterei-Rath a D.,
in Wien (I., Graben 29).
1H79 Maronitzoff Peter, Petroleumgruben-Besitzer in Ba'vu (Russland).
1883 Mnrray, Dr. Francis W., in New- York
1H86 Nadheriiy, Julius Freiherr v., k. k. Hof- und Ministerialrath a. D. in
Wien (L, Freiung 6\
1886 Nagy Franz, Zuckerfabriksbuchhalter in Drahanowitz (Mähren),
1885 Najmäjer, Marie von, in Wien (III., Ungargasse 3).
1885 Nantiselie Schule, k k., in Lussin.
1886 Nejedly, Dr. Julius, Advokat in Prag (Poric, 38 neu).
1887 Neviuiiy, Dr. Josef, in Wien {I , Rathhausstrasse 11).
IHSo Nenmann Leopoldine, Private in Wien (VI!.. Mariahilferstrasse 34).
1886 Nenuianii. Dr Wilhelm, k. k. Universitätsprofessor f e. geistl. Rath etc.
in Wien (IX., Garnisonsgasse 4).
1875 Nenniayer, Dr. Melchior, k. k. Universitäts-Professor in Wie n.
1883 Nicolics de Riidna. Feodor Freiherr von, k. k. wirkl. Geheimrath in
Budapest
1883 Nicolics de Rndna, Feodor Freiherr von, jun., in Budapest.
1885 Niggl Heinrich, Photograph in Görz
1885 l^irensteio, Dr. Jakob, Hof- u. Gerichts Advokat in Wien (I., Börse-
gasse 1 a).
1886 Noeth Rudolf, k. k. Major im 93. Infanterie-Regiment in Mährisch-
Schönberg
1885 NoTak, Dr. Hugo, k. k. Notar in Hern als.
1886 Novotny J , F. E. Forstbeamter in Mürau (Mähren).
1885 ObdrSalek Isidor in Wien (IX., Liechtensteinstrasse 74)
1885 Oberst« hier, Med. Dr. Heinrich, sen., in Wien (I., Hohenstaufengasse 9).
1885 Obersteiner, Dr. Heinrich, k. k. Universitäts-Professor in Döbling
(Hirschengasse 71).
1885 Odelga J., Fabrikant in Wien (Vf., Schmalzhofgasse 18).
1885 Oeppeu Wilh., Realita tenbesitzer in Wien (VII., Mariahilferstrasse 28).
1882 Oertel H., Director der Versicherungs-Gesellschaft »Donau« in Wien
(I., Schottenring 13).
1886 Oesterreicher Carl. Central- inspector und Betriebsleiter der k. k. priv.
Lemberg - Czernowitz - Jassy - Eisenbahn - Gesellschaft in L e m b e r g-
1886 Oesterreiehisch-an^arisclies Casiiio in Bukarest.
1885 Ofenheim Wilh., Ritt. v. Pontenxiu, in Wien (I., Schwarzenbergplatz 4).
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161
Eintritts- Jah-
1886 Opitz, Dr. med. Eduard, prakt. Arzt in Marienbad.
1872 Orel Moriz, Commercial-Director der österr. Alpinen-Montan-GeselSschaft
in Wä bring (Cottagegasse 28).
1872 Orttner Friedrieb, Procurist in Wien (f., Parkring 4).
1885 Osnaglii Ferdinand, Professor. Director der k k. Handels- u. nauÜschen
Akademie in Tri est
1885 Ostbeiiu, Dr. Albert Ritter von, k. k. Regierungsrath u Administralioris-
Director der galiz. Carl Ludwig-Bahn in Wien (I , (iaüermann-
gasse 4).
1868 Oyerbeck, Gustav Freiberr von, k. u. k. österr.-ungar. General-Consu) in
Hongkong.
1857 Oze^OTiö, Ludwig, Freiberr von Barlab ascYec, k. k. Kammerer in
Guficerovec
1885 Palacky, Dr. Johann, in Prag.
1879 Papi-Balogb, Peter von, Postbeamter in Haraszti (Ungarn).
1876 Panlitsebke, Dr. Philipp, k. k. Gymnasial Professor und Docenl an der
Wiener Universität, in Hern als. (Zugleich correspond, Mitglied)
1869 Payer, Julius Ritter von, in München.
1874 Pazem Jobann, Spediteur in Wien (I., Postgasse 6)
1881 Peitzker Otto, k k. Hauptmann des 74. Inf.-Regts. und Lehrer an der
Cadetenschule in P r a g.
1869 PeJaeseTicb, Graf Nicolaus, k. k. General der Cavallerie und Commari-
dant des 4. Corps in Budapest.
1883 Pelz Anton, Ingenieur in Wien (III , Löwengasse 25).
1K86 P*-lz Eduard, k. k. Oberlieutenant im 93 luf-Reg. in Olnniu.
1886 Pelzer, Dr. Josef. Advocat in Hohenelbe.
1885 Pencky Dr. Albrecht, k. k. Universitäts-Professor in Wien (\U . Haupi-
strasse 84).
1885 Perl von Hildriehsbiirg, Ferdinand Ritter, k. k. Hofrath- und General-
Inspector der k. k. General-Inspection der österr. Eisenbahnen, in Wien
(L, Operngasse 6).
1883 Perlmooser Actiengesellscbaft der k. k. pr. hydr. Kalk- u. E'oHland-
Cement-Fabrik, Direction der, in Wien (IV., Wienstrasse 3).
1882 Peroz Etienne, Capitän der Marine-Infanterie in Paiis.
1886 Petermano, Hugo E., in Wien, H., Jägerstrasse 23.
1885 Pfair Carl in Brunn.
1870 Pfeiffer Rudolf, k. k Bergrath in Brunn.
1886 Pflaam Moriz, Associe der Firma Dutschka & Comp. \n Wien (IX,,
Maximihanplatz 16).
1885 Pfongen. Otto Freiherr von, in Wien (I., Grünangergasse 'J)
1876 PIcba Gottlieb, k. k. Major des 37. Inf.-Regts. in Graz.
1880 Piefrnski, Miecislaus Ritter von, k. k. Linienschiffs Lieutenant in Gaste 1-
nuovo.
1885 PJetgebiiiaiiii Anton, Kaufmann in Wien (I, Kohlmarkt 2Ü).
1886 Pinkas Julius, Ingenieurin Sucre (Bolivia)
1856 Pfno, Felix Freiherr von Friedeiitbal, k. k. wirklicher Geheimralh und
k. k. Landes-Präsident in Czernowitz.
l
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162
1963 Plentzner, Franz Ritter von Scliarnek, k. k. Hauptman * des 1\ Fe'd-
jäger-Bataillons, in Wien.
1887 FIlHchke, Dr Karl, in Wien (VIII. Langegasse 32).
1885 PlÖch Hannibal, Mechaniker in Fiume.
1878 Ploliu, Dr. S., in Wien (IX., Maximilianplatz 4).
1865 P Jutzar, Dr. Ernst, Hof- und Gerichtsadvocat in Wien (I., Habsburger-
gasse 9).
]8<51 Poi.he, A. Freiherr von, k. k. wirkl. geheimer Rath in Wien (IIL,
Oelzeltgasse 3;.
1Ö64 Poche, Eugen Freiherr von, in Wien (L, Bäckerstrasse 1).
1385 Poche, Richard Freiherr von, in Wien (I., Führichgasse 4).
1885 Padrazkjy Prof., Med. Dr. Josef, k. k. Oberstabsarzt in Wien (Reichs-
Kriegs- Ministerium).
1883 Pöhljg Hermann, k. k. Haiptmann des 50. Inf.-R^gts. in Wien.
1870 Po^atsehnigg Hugo, k. k. Linienschiff -Lieutenant in Triest.
1856 PoM, Dr. Josef, Professor an der k. k. technischen Hochschule in Wien
flV., Hauptstrasse 42).
1885 PehJ. Otto Ritter von, k. k. Generalmajor und Commandant der k. k,
t>. Inf.-Brigade in Salzburg.
1B61 Poliik, Dr. J. E., in Wien (L, Adlergasse 14) [zugleich Ehrenmitglied].
IBbö Polak Ph., in Tiflis.
1872 Pülek, Dr. Johann, Gustos an der k. k. Universitäts-Bibliothek in Czer-
nowitz.
1885 Pollak Alois, Fabrikbesilzer in Wien (VII., Myrthengasse 13).
1885 Folluk D. H. General-Consul der Vereinigten Staaten von Columbien ir.
Wien (I., Nibelungengasse 13).
1885 Pelz«r Carl, Gassen-Fabrikant in Wien (V, Luflgasse 3).
1885 de Pout-Wallyaiiioz, Alfons Freiherr, k. k. wirkl. geheimer Rath in
Ober-Döbling.
1885 Po|ip, Leonidas Freiherr von, k. k. wirkl. Geheimrath, k. k. Feldmarschall-
Lieutenant und General- Adjutant Sr. Majestät des Kaisers, in Wien
1676 Foruba Hans, Bürgerschul lehrer in Wien (l., Zedlitzgasse 9).
1876 Poäepny F., k. k. Bergrath und Professor in Währinj: (Parkstrasse 23).
1887 Prausek Vincenz, k. k. Landesschulinspector in Wien (IX., Währinger-
Strasse 74).
1876 Prairdik Franz, k. k. Major in Wien (VII., Lerchenfelderstrasse 29).
1881 Pra^ak, Dr. Alois Freiherr von, k. k. wirkl Geheimrath und k. k.
Minister in Wien (III., Beatrixgasse 25).
1874 4e Pretls-Cagnodo Antonio, k. k. Hofrath in Wien (VIII., Lenaug. 7).
1873 dfl Pretis-Cagiiodo Sisinio, Freiherr, k. k. wirkl. geheimer Rath u.
k. k. Statthalter in Triest.
1871 Preu, Dr. Josef von, prakt. Arzt in Eppan bei Bozen.
1885 Pi'ibyl, Dr. Victor, k. k. Bezirk s-Commissär in Krems
188Ö Proakowelz-Marstorff. Max Ritter von, k. k. Trucl.seps, Doktor der
Rechte, in Kwassitz (Mähren).
1885 Ptiehberger Gustav, Ober-Ingenieur der priv. östung. Staats-Eisenbahn-
Gresellschaft, in Wien (II L, Beatrixgasse 4a).
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163
1885 FuBtocbArt Ed, George, cand. jur. in Ober-Döbling (Hauptslrasse 8).
1874 B aalte Bruno^ Kaufmaiin in Wien (I., Bäckerstrasse 1).
1885 Kaoiaehab Ludwig. Kedactenr nnd Heransgeber der ^Oest. Zeitschrift
für HyppoSo^ie und Pferdezncht", in Wien (T., Kärntnerring '2).
1876 Randliart[iig:er Rudolf, k. k. Hauptmann im k. k. militar-geographischen
Institute in Wi«n.
1873 Raiigoitiiet«yM1^E, Tari Freiherr von, k. k. wirklicher Geheimer Rath in
Wien (L, Keuer Bdarkt 9).
1873 EanRonnet-TIllei, Engen Freiherr von. k. und k. Legations-Secrelär in
Wien iUL, üji^argasse 12).
1885 Ratli AugQstj kars. Rath, Generalruth der österr.-ungar. Bank, in Wien
(J.^ Wallfischgasse 14).
1869 Realfjiunasiuiii i Staats-) in Chrudim.
1885 Keal- und OUer^yMinasiam (k. k.) böhm , in Kolin.
1BS9 Real- niid Obergyinnasiam (k. k.,) in Kolomea.
1875 Real- und Ober^jimiasinm (k. k. ) in Ober- Ho Ilabrunn.
1869 Keal^yiimat^lDiii (laLTides-), in Stockerau.
18<i9 Reali^yniimslnm (Laodes-), in Waidhofen a. d. Thaya.
1868 Realfyiiinas^inni (Communal-), in der Lepoldstadt in Wien.
18BH Heal^fknle (griechisch-orientalische), in Czernowitz.
1869 RealüEehnlB (Landes ], in Graz.
1861» Realseh nie (Mäh-, t.andes-), in Iglau.
' 1885 Realschule (k k. Über-), in Innsbruck.
1885 Realschule (k. k. Ober-), Direction der, in Klagen fürt
1B88 RealscIiQle (k. k. Ober-), in Kraka.u.
1869 ReaUchule (LaniFes). in Krems.
1885 Realgrhale fLandes-Ober-), in Kremsier.
1869 RealschQl6F (k. k. Ober-), in Kuttenberg.
1869 RealKchule ik. k. Ober-), in Laibach.
1869 Keali^chule (Communal-), in Böhmisch-Leipa.
1869 RcaUehnle (k. k.), in Linz.
1869 ReaUehule (k k), in Ol mutz.
1869 Heali^ohule (k. k, böhmische), in Prag.
1869 Realschule (k. k erste deutsche), in Prag.
1869 Realschule (k k Elisabeth), in Roveredo
1869 Realjtehule (k. k.) in Salzburg.
1«69 ReilitbQl« (k. k) in Steyr.
1889 Realsehule, (Landps-Ober-), Direction der, in Telö.
1885 Realftchule (k. k. Staats-), in Te sehen.
1885 Realicbule (k. k. deutsche Staats Ober-), in Triest.
1869 Real^cbnlf^ (k. k.), in Troppau.
1885 RealMehnl« (CommuDa'-Ober-), im I. Bezirke in Wien (1 , Schottenbastei-
gaste 7),
L1869 Realsclitile (rommunal-), auf der Wieden in Wien.
1885 Real »*cb Die (k. k. J^tats-Ober-), im HL Bezirke in Wien (111., Radetzky-
strasse 2).
1876 Rdalsf^hale {k. k. Staats-Unter)-, im V. Bezirke in Wien.
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Bin tri tfes- Jahr
1869 R^alschale (Landes-), in Wiener-Neustadt.
1866 Rechberg', Graf von, k. k. wirkl. geheimer Hatli in Ketten hof.
1885 Reder, Edler von Reden an, Wilhelm, k. k.Sectionsratli in Wien (VELI.,
Tulpengasse 2).
1887 Re^enliart von Zaporj, Franz Ritter, Fabrikbesitzer in Wien (IX,
Maximilianplatz 12).
ISBry Regeiisdorff F. in Triest.
1871 Rehm Edgar, k. k. Hauptman.i i d. Armeestande, in Wien(k. k. militär-
geographisches Institut).
188'i Rehuiann, Dr Anton, k. k. üniversitäts- Professor in Lomberg
iaB3 Reich S & Comp, in Wien (11., Ozerningasse 3, 5 u. 7).
1869 Reicher Josef, k. k. Feldmarschall -Lieutenant und CJommandant der
?3. Inf. -Truppen Division in Komorn.
1BÖ5 Reif, Dr. E, Hof- und Gerichts- Advocat in Wien (f.. Börsegasse 6).
186^J Reiiiisch, Dr. Leo, k. k. Professor, in Reinischhof (Steiermark).
1885 Reisch, Dr. Theodor, Advocat in Ober Döbling
IHl^ Reislin, Freiherr von Sonthausen, Carl, k k wirklicher Geheimrath und
Sectionschef i. P., in Wien (III., Salesianergasse 12)
1885 Reissberger Ferd., Kaufmann und Hausbesitzer in Wien (III, üngar-
gasse 50).
!^8i> Relssert C, Privatbeamter in Wien (I., Wollzeile 29).
1887 Reitlinger Albert, Rentier in Wien (I, Rndolfspiatz 11).
1875 Reitziier Victor von, k. k. Hauptmann und Lehrer an der Cadetenschule
in Wien (VL, Windmühlgasse 38).
1878 Renas, Prinz Heinrich VII., kaiserl. deutscher Botschafter am k und k.
österr.-ungar. Hofe, in Wien (HI., Metternichgasse 3).
1889 Reyer, Dr. Eduard, k. k. üniversitätsprofessor in Wien, (VIII. Josef-
städterstrasse 44).
1888 Reyes y Florentino, Don Isabelo de los, in Manila.
1885 Ricci Michael, Baron, k. k. Mariue-Comissariats-Adjunct i. P., in Fiume.
1885 Richter Ludwig, k. k. Baurath in Wien (IX, Mariannengasse 18).
1885 Rieger Gustav in Wien (I., Maria Theresien Strasse 22).
1885 Rilke Ritter von Rttliken, Dr. Joroslav, Advocat in Prag
ISm Rittershofer Anna in Durlach (GH. Baden).
I88fi Rittmeier Kduard, k. k. Oberlieutenant d. R. und Beamter der I. österr.
Sparcasse in Wien (L, Graben 21).
1885 RitzofTy Coloman, königl. Ingenieur in Ruiiia.
18711 Robert Fritz, Südbahn-Beamter in Wien (IV, Alleegasse 43).
1*^7^ Rodler. Dr. Alfred, üniversitäs- Assistent, in Wien.
i^^m Roder Elissen & Comp), in Wien (F., Schillerplatz).
1 R^fi Roedl Josef, Verwalter d. Mattonischen Etablissements in Franzensbad.
1K**ri Böpfl .lulius Mngazins Vorstand der öslerr. Nordwestbahn in Wien
T87?v Reese ^Vilhelm Professor in Rerlin.
IFR.-^ Roesgen ^'arl von. k k Feldmnrschall Li'^urenant i P. in Gmunden.
1885 Roesler, Professor Dr. Leonhard, Vorstand der k. k- Versuchsstation in
Klosterneuburg.
1885 Rohrmaan Moriz in Blndowitz (Schlesien)
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Einiritto-Jahr
1885 UonianskI, Heinrich Ritter von, in Lemberg.
1885 Koinaiiski, Kasimir Ritter von, in Zloczow.
1874 Rolhaug: J. G. Bürgerschullehrer in Wien (VI., A'ollardgasse 11),
1885 Rothsehild, Nathaniel Freiherr v., in Wien (IV., Theresianumgaase 14).
1886 Rotter Jos. Em., in Hohenelbe.
1876 ROeker Anton, Central-Director des Kohlen-Industrie- Vereines in Wien
(VI., Dreihufeisengasse 3).
1888 Rakawina Rudolf, k. k Hauptmann im Geniestabe, in Währing (^Gürtel-
Strasse 33).
1883 Rasso Alfred in Wien (I., Rudolfsplatz 2),
1885 Rntar Simon, k. k. Ober-Realschul-Professor in Laibach.
1887 Rnrarae Vasa, Stud. philos. in Wien (IX., Schlagergasse 6)
1^ R*tzi£i6 Nicolaus von, k. k. Generalmajor und Commandant der 6. Ge-
. irgsbrigarde in Bilek.
1874 Rj^iha, Fr. Ritter von, Professor an der k. k. technischen Hochsehule, in
Währing (Carl Ludwigsgasse 45).
1885 Sacher Eduard, Hotelier in Wien (1 , Aujiustinerstrasse)
1886 Sachsen- (ob nrgr-Gotha. Prinz Ferdinand von, in W ien (f., Seilersiiitle 3).
1^3 Sachsen- Weimar, Gustav Prinz zu, königl. Hoheit, k. k. Generalm ajor
in Wien (L, Doblhoffgasse 5).
1879 Sacken, Adolf Freiherr von. k k. Feldmarschall-Lieutenant, in W i en,
(1., Krugerstrass f 15). (zugl. correspondirendes Mitglied).
1858 Saffran, Emanuel Freiherr v , k. k Generalmajor in Wien (IX., Kinder*
spitalgasse 5).
1881 Salxmann Franz. k. k. Postbeamter in Döbliag (Hirschengasse 18).
1885 Samesch. Dr. Anton, k. k. Stabsarzt und Sanitätschef in Czernnwilz.
1883 Samson. Dr. James Camille, k u. k. Hof- und Ministerial-Concipist in
Wien (l.. Ballplatz 2).
1885 Saracini, Graf Valerian, k. k. wirkl. Geheimrath in Prag.
1879 Sargteiner Hans, Hotelier in Ischl.
1877 Satz^er Christian. Privatier in Wien (II., Praterstrasse 14).
1162 SauerlSnder Johann Jakob, in Wien (L. Kärnthnerring 13 1.
1885 Sawczynski, Dr. Jakob, Director der Rustikal-Pfandleihanstalt in [^em-
berg.
1868 Sax, Carl Ritter von, k. k. General- Consul und Professor an' der k. k.
Orient. Akademie in Wien (1., Johannesgasse 5).
1885 Sihanrek Franz. k k. Notar in Hernais.
1885 Schauta Carl. Pfarrer in Payerbach (N.-Oest.).
1877 Scheid Georg Adam, Fabrikant in Wien (VI., Gumpendorferstrasse Kä),
1883 Schellbach Julius. Buchhändler in Wien ((., Kärnthner Strasse 30;,
1885 Scheuiber Carl A., Maschinen- und Brückenwaagen-Fabrikant in Wien
(III., Untere Weissgärberstrasse 8 und 10).
1885 Scherber Jakob, k. k Regierungsrath in Wien (VI., Kaserngasse 20).
1884 Scherer Rudolf, Kaufmann in Wien (III, Thongasse b)
1881 Srherzer Johann. Ingenieur in Wien (II f., Heumarkt 23).
1883 Schiff Paul. Realitätenbesitzer in Wien (IV., Favoritenstrasse 2J
1885 Schild David in Wien (IX., Hörigasse 10).
L..
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166
Einiriits-Jahr ]
16B5 Schilhauimer Ferdinand, Magistratsbeamter in Dornbach (Heuberg- j
Strasse 54). j
1887 Sehiller von Schilden feld Hironymus, k. k. Oherlieutenant im 10 Inf.- |
Reg und Lehrer an der Infanterie-Cadetenschule in Wien.
1865 Schindler Carl, k. k. Landesgerichtsrath in Brunn. j
1886 Schindler, Dr. Josef, k. k. Regierungsraih u. o. Ö. Professor a, d. theol. |
Facultät der k. k. Universität in Prag. i
1^S5 Sehitteiihelm Josef, k k. Hof-Taschner in Wien (I., Kärnthnerstrasse 28).
1875 Schlacher Josef, k. k. Oberstlieutenant im 32. Inf.-Reg. in Budapest
1883 Schl5gl von Elirenkreni Josef, k. k. Major des 3. Dragoner-Regiments
in Wels.
1885 Schlnderer £dler von Trannbrnk, Conrad, k. k. General-Major i. P.
in Wien (HI., Hauptstrasse 21). |
1S8<^ Schmarda. Carl Johann Ritter von, k. k. Feldmarschall-Lieutenant in \
Wien (I., Elisabethstrasse 12). !
1885 Schmelxcrn von Wildmaiinseirg, Chris'ian, Freiherr, k. k. Major i. P. in
Wien (IX., Schlagergasse 7).
1862 Schmerling, Dr. Anton Ritter von, k. k. wirkl geh. Rath und Präsident
des Obersten Gerichtshofes in Wien (I, Freiung 6).
1883 Sehmidbiir^, Josef Freiherr von, k. k. Hauptmann des 19. Feldjäger-
Bataillons und Lehrer an der Infanterie-Cadetenschule in Triest \
1874 Schmidbiirg, Rudolf Freiherr von, k. k. General- Major in Graz.
1S75 Schmidel Edmund, k- k. Landesgerichtsrath in Wien (VIII, Laudon-
gasse 16).
1885 Schmidhamiiier Josef, k. k. Oberbergrath a D. und Werk-Director der
Ost. alp. Montan-Gesellschaft in Neuberg (Steiermark'.
1885 Schmidt, Dr. Ed., k. k. Commercialrath in Wien (IV. .Wiedner Haupt- '
Strasse 59).
1885 Schmidt, Ignaz von, k. k. Oberlieutenant des 10. Feldjäger-Bataillons, zu-
getheilt dem Generalstabe, in Zar a.
188') Schmidt, Dr. Josef, Central-Secretär i. P.. in Znaim
1885 Schmidt Moritz, Bäckermeister in Wien (VII.. Stuckgasse 6)
1S75 Schmidt, Dr. Wilhelm, k. k. Gymnasial-Protessr in Wien (IV. Klag-
baumgasse 9).
1888 Schmitt F. in Wien (L, Rudolisplatz 14).
löSo Schmoll V. Eisenwerth, Adolf, Ingenieur und Bonnrt'^rnehoier in
St. -Wendel (Rheinpreussen).
IKS» Scbiiabl, Dr. Carl, k k Hofkaplan in Wim (\ Hofhur.» r.
1664 Schöffel Josef, Realitätenbesitzer und n. ö. Landesausschuss, in Mödlin ,.
1885 Schoeller Philipp, Grosshändler in Wien (1., Bauernmarkt 13).
188.5 Schönborn-Buchh^im, Erwin Graf, k k. wir.d. Geheimrath, Schloss
Schönborn (Nied -Oesterr. ).
1887 Sclioller Carl, Buchhalter der Firma C. Wolfrum in Wien (l., Gonzaga-
gassse 11).
1885 Schollmayer E. Heinrich, fürstl. Schönburg- Waldenburg'scher Oberförster
in Masun (Krain).
1858 Scholz, Dr. Anton, Professor an der Handels- Akademie in Prag.
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I'u7
Eiatritto-Jahr
1885 Schols Rudolf, Gutspächter in Kamionka woloska (Galiziem.
1884 8ehram, Dr. Robert, Universitäts-Docent u. prov Leiter des k. k. österr.
Gradmessungsbureaus in Währing (Johannesgasse 1).
1885 8ehnbert Anton, Hof-Zahlmeister Sr. k. und k. Hoheit des Herrn FM.
Erzherzog Albrecht in Wien (I., Hofgartenstrasse 3).
1856 Sehaberth W., k. k. Schuhrath und Gyranasial-Director in Bielitz.
1886 Sehllller, Dr. Job. Nep., Hof- und Gericlitsadvocat in Wien (IL, Prater-
strasse 17).
1885 Selmrich Victor, Verlagsbuchhändler in Wien (L, Kumpfgasse 7).
1885 Sclmster Job. Friedrich in Prag
1885 Sehnster Julius, Betriebs-Director der Lemberger Tramway, inLemberg.
1885 Schwab Josef, k. k. Artillerie-Oberst i. P., in Wien, (IX., Hörlga«se 4).
1866 Sehwu-ts Gustav, Edl. v. Mohrenstern, in Wien (IL, Praterstrasse 23).
1885 Sehwarz Albert, k. k. Oberst a. D., rn Wien (IV., Klagbaumgasse 17).
1858 Schwan Carl, kais. Rath und Ober-Inspector der. Kaiser Ferdinands-
Nordbahn in Wien (IL, Nordbahnhof).
1886 Schwan, Carl Freiherr von, k. k. Baurath in Wien (IV., Plössl-
gasse 5).
1874 Schwegel, Josef Freiherr von, k. k. wirkl. Geheimrath, k. u. k. Sections-
Chef in Wien (IX., Thurngasse 3) [zugleich correspondirendes
Mitglied].
1885 Schwelflrbofer Julius, k. k. Finanzrath in Wien (l, Universitätsplatz 2).
1885 Schwelg] Eugen, Architekt in Wien (Vll., Mariahilferstrasse 22 und 24).
1885 Schwelg! Odilo, Inspector und Bureau- Vorstand der Lemberg-Czemowitz-
Jassy-Eisenbahn in Lern her g.
1885 Schwickert Auguste, k. k. Post-Officialswitwe in Marienbad.
1880 Scadier, Anton Freih. von, k. k. wirkl. Geheimrath und Feldzeugmeister
in Wien (l., Friedrichsstrasse 2).
1866 Sedlacek Ernst, k. k. Oberst in Wien (V.U., Buchfeldgasse 2).
1887 Secbehdrde, königl -ungar., in Fiume.
1857 SeMcl L. W., k. k. Hof-Buchhändler in Wien (Vlll., Landesgerichtestrasse 9).
1885 Sciti G. in Czerniwitz (Bukowina).
1883 Se«ttcr, Carl von, in Wien (1., Domgasse 4).
1888 Sieger, Dr. Robert, in Wien (111., Marxergasse 19).
1888 SiegTDiandy Franz Edler von, in Rei eben her g.
1885 Silas Ferdinand in Wien (VI., Dreihufeisengasse 1).
1856 Simeny, Dr. Friedrich, k. k. Hofrath und Uni versitats- Professor a. D . in
Wien (111.. Salesianergasse 13) [zugl. Ehrenmitglied].
1885 SiUler Oscar, Kanzlei-Chef der L k. k. priv. Donau-Dampfscljilllahrls-
Gesellschaft in Wien.
1861 Skeae Alfred jun., in Prerau.
1885 Shop Carl, k. k. Staatsanwalts-Substitut in Budweis.
1878 SlaÜB Bey, R. C. in C bar tum.
1885 Saielana Johann, Fürst Windischgrätz'scher Wirthschaftsrath und k. k.
Commercialrath in Wien (III., Strohgasse 11).
1885 8ochor, Freiherr von Friedrichsthal, Dr. E., Hofrath, General-Director der
galiz. Carl Ludwig- 1 ahn, in Wien.
L
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168
EiatTittM'ltAiT
1878 öolla, Dr. Rüdiger Felix, Professor am R. Istituto forestale k Vallom-
brosa in Ponte a Steve (Toscana).
1886 BoIUk Hans, k. k. Hauptmann im 58. Infanterie-Regte. in Czernowitz.
1864 HomEiianiga, Dr. Guido Freiherr von. in Wien (III.. Heumarkt 11).
1856 8oiiüerleittner Georg, k. k. Ministerialrath in Wien (I, Ballgasse 6).
1885 SonkUr von Innstädteu Victor, k. k. Hauptmann des Tiroler Kaiser-
j%er-Regiments in Wien (VIII.. Langegasse 64).
1886 Sonueiisuteiii, Julius Ritter von, k. k Oberstlieutenant a. D, in Prag.
1875 ^oniilellhner, Hippolyt Freilierr von. in Wien (1.. Stadiongasse 6 -8i
1885 t^iilohuHiiii, Dr. Emanuel, gräfl. Ser(§nyi'soher Brunnen-Arzt in Luhat-
scliowitz, in Wien (II, Negerlegasse 1).
1883 Spitzer Josef in Wien (IX., Maria Theresienstrasse 5).
1885 S^piü^k von Elbstetten, Adolf Ritter, k. k. Statthalterei-Rath in Saaz.
1885 ^taats^ewerbescliale, k. k., in Wien.
1885 Sim-Ii, Friedrich Ritter v., k. k. Baurathin Wien (I , Reichsrathsstr. 19 .
1858 Btache, Dr. Guido, k. k. Ober-Bergrath und Vice-Director der k. k. geo-
logischen Reichs-Anstalt in Wien (III. Rasumofskygasse 25).
1880 Stniuiiifest, Dr. W., Hof- u. Gerichts-Advocat in Wien (I,. Kohlmarkt 11).
1885 Stnrhoniberg, Camillo Fürst von, k. k. Kämmerer, erbl. Reichsrath. in
H 5 h a t e n d o r f (Nied.-Oesterr.).
1874 8t«faiioil6 Ritter von Vllovo, Johann, k. k. Major in Wien (111., Hintere
Zollamtsstrasse 3).
1885 Sieger L, k. k. Major i. P., in Hernais (Ottakringerstrasse 27).
1885 Steiger, Dr. Victorin, Hof- u. Gerichts-Advocat in Wien il., Kärntner-
ring 10).
1885 Stein Ifrnaz J., Fabrikant in Strakonitz.
1887 Sleliiböt.'^k Johann, Hausbesitzer in Währing (Feld^asse 42).
1875 Stf^ludai-hner, Dr. Franz, Mitglied der kaiserl Akademie der Wissen-
schaften, k. k. Regierun gsrath und Director des k. k. zoologischen
Hof-Cabinets in Wien (Naturhistorisches Hofmuseum).
ISM Sti" lull unser Anton, k. k. Regier ungsrath in Wien (I. Am Gestade 4).
lS8ö ^Stella MatntiiiA^, Privat Lehr- und Erziehungs- Anstalt (Direction der),
in Feldkirch.
1885 Stelzer Franz, Kaufmann in Pilsen.
IS86 8tepi<kl Friedrich, Ritter von, in Heinrichsthal (Mähren).
188^ Kteni 1. in Wien (I., Sonnenfelsga?se 1).
t^8ü Ött^ni Wilhelm, k. k.'Hauptmann und Director des St^n 'graphen-Bureans
beider Häuser des Reichsrath es, in Kloster neuburg.
IS79 Btenieek, Dr. Richard Freiherr von, in Wien (IV, Wienstrasse 21).
186Ö Stettiiier Julius, Capitän, Schiflfswerfte- Verwalter D. D. S. G. i. P , in
Wien (V., Margarethenhof 2).
Ib85 fe^tJAssnj' Wilhelm, Architekt und k. k. Baurath in Wien (I., Rathhaas-
strasüe 13).
1885 Stieber, Dr. A., Apotheker in Wien (IL, Kaiser Josefstrasse 37).
1887 Stiller Anton, fürsterzblsch. Wii-thsehafts - Adjnnct in Hochwald
(Mähren).
18SB HMl, Professor Dr. Rudolf, in Kl ost er neu bürg.
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369
1S61 Sto^'kert« FranE Ritter von, k. k. Regierun^srath und Central -Inspector
der Kaiser Ferdinands Nordbahn in Wien (IV., Hengasse 18).
tmi Stockert Cat!, in Graz.
1S85 StrjinBk\- EmauneU k. k. Seetionsrath in der Militär-Kanzlei Sr. Majestät
des Kaisera, in Wien (L, Hofburg 1).
1885 StrAiigkjr Phil. Dr. Heinhold, Gymnasial-Director in Öaslau.
1883 8tro1iikiajer, Dr, Angnsi M., in Stuttgart.
1Ö60 8tndDii}ka, Dr. Fthuz, Professor an der k. k. Universität in Prag.
1886 SDdfeld H. in Wi^in (IV., Lambrechtsgasse 16).
1657 Sness Eduard, Phil. Dr., k. k. Universitäts- Professor in Wien (H.
NoTaragafise 49).
1889 Swaroi|-»k}' Anton, Sind juc. in Wien (IX. Wasagasse 19).
1885 Swohoda Adalbert Constantin, Architekt in Wien (V., Hundsthurmer-
fitrasae 83).
IBdT Sxilnoeha^ Dt. Ladislaus von, Professor an der k. k. Universität in
K T a k a u.
1885 8xftrTasy Friedrich, Privatior in Wien (I., Canovagasse 7).
ISS& ^zftTitfl. Georg von, Sections -Ingenieur der köoigl. ung. Staatsbahnen in
Zab ok (Kroatien).
1878 SjBeiit-Ujorgj de Nag^r-Kipolt Julius, Sections-Chef im k. u. k. gemein-
eameii Reübnangshofe in Wien (I., Herrengasse 14).
1885 ^zuiubatbj Joeef, AssisLeiit am k. k. naturhistor. Hof-Museum in Wien,
1887 TaUora, J, U. Dr. Alois Ritter von, in Gzernowitz.
1888 Tarbaner, Dr. Joßef, in CiHi.
1885 Tansaig^ Theodor, Ritter von, Director der österr. Boden -Credit- Anstalt
IQ Wien {L, Tetnfalts^rasse 6).
1885 Töffer Hugo Jotef, Architekt in Wien (III., Hainburgerstrasse 30).
iS88 Te|)B«r, Dr, Adolf Edler von, Rathssecretär beim k. k. Landesgerichte
in \V ien (VlI)., Li*ngegasse 42).
1885 Tenfl Josef, k. k. Li niensehiffs -Lieutenant in Wien (IX., Währinger-
straüse 6. — Marine-Section).
1885 Thehz Hans, ord. Professor a. d. städt. Ober-Realschule in Pressburg.
1885 Thiele Friedrich, k. k. Major in Wien (IV„ Heugasse 74).
1386 Thlfiidel Fran^, GMördirector in Holleschau (Mähren).
1^6 Thomas Franz in Stetteldorf am Wagram (N.-Oe.).
188ti fJeftrnnk, J. l.Dr. Franz. Advocat in Melnik.
1ST3 TLetie, Dr. Emil, Chef^Geologe an der k. k. geologischen Reichsanstalt
in Wien.
1^ Tliefaler Moriz, Inspector der Gen.-Direction der österr. Staatsbahnen,
in Taus,
lfl85 Todeseo, Sophie Freiin von, in Wien (I., Oppolzergasse 4).
läB& Töehtersclmle, städtische höhere (Mestska vy§§i divci Skola) in Prag.
1685 Toldt. Dr, Carl, k, k. Universitäts-Professor in Wien (IX., Petrarcagasse 6).
1819 Tomafeliek, Dr. Wühelm, k. k. Universitäts-Professor in Wien (IX.,
NuKsdorf er Strasse 18).
18TÜ Toola^ Dr. Franz. Professor a. d. k. k. technischen Hochschule in Wien
(Vn., Kirc hengasse \\)}.
mnik. 4. k. k. a#i»ar. a«fl, i«»9. t a. 5. 12
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170
Eintritts- Jahr
1885 Traiiger Alois, k. uftd k. Sectionsrath in Wien (IV., Thei^esianum-
gasse 13).
1885 Traab Aladär in Wien (I., Nibelungengasse 5).
1886 Trlca Georg, k. k. Hauptmann i. l\, in Wien, (Vin., k. k. militär.
geographisches Institut).
Trappenkörper, k. k.:
1883 K. k. 4. Corps-Comraando in Budapest.
1883 K. k. 6. Corps-Commando in K aschau.
1883 K. k. 12. Corps-Commando in Hermanstadt.
1883 K. k. 15. Corps-Commando in Sarajevo.
1884 K. k. General stabs-Corps in Wien.
1883 Genei-alstabs- Abtheilung des k. k. 2. Corps-Commando in Wien.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 1 in Troppau.
1883 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 2 in Kronstadt.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 3 in Klosterbruck.
1883 Officierscorps des Int.-Reg. Nr. 4 in Wien.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 6 in Budapest.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 7 in Klagenfurt.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 8 in Brunn.
1885 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 0 in Lemberg.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 10 in Przemysl.
1H83 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 11 in Prag.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 12 in Komorn.
1883 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 14 in Linz.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 18 in Königgrätz.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 19 in Komorn.
1S69 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 22 in Cattaro.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 24 in Tu 1 In.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 26 in Gran.
1883 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 28 in Prag.
JS83 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 30 in Plevjle (Limgebiet).
^883 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 31 in Hermannstadt.
1869 Officierscorps des Inf. -Reg. Nr. 32 in Budapest.
1883 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 33. ungarisch- Weisskircli en.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 36 in Jungbunzlau.
1883 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 38 in Budapest.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 40 in Jaroslau.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 51 in Klausen bürg.
1 883 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 52 in F ü n f k i r c h e n.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 54 in Ol mutz.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg Nr. 55 in Brzezan.
1883 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 56 in Krakau.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 57 in Krakau.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 58 in Kolomea.
1869 Officier8coi»ps des Inf.-Reg. Nr. 63 in Bistritz.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 67 in Eperies.
1869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 74 in Königgrätz.
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171
EiatritU-Jthr
) Officierscorps des Inf.-Reg Nr. 75 in N e u h a u !?.
869 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 78 in Esseg..
883 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 81 in Ig lau,
883 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 86 in Budapest.
I Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 89 in Jaroslau.
885 Officiers-Bibliolhek des Inf.-Reg. Nr. 94 in Josefstadt,
883 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 95 in Lemberg.
886 Officierscorps des Inf.-Reg. Nr. 99 in Mostar.
883 Officierscorps des 10. Feldjäger-Bataillons in Hainljürg.
885 K. k. IIL Batai Ion des Tiroler Jäger-Regime nU Kaiser Frani Jüsel in
Brixen
Officierscorps des Corps-Artillerie-Reg. Nr- 10 in Ülmülz-
Officierscorps des Corps- Artillierie-Reg. Nr. 5 in Koraorn,
Officierscorps des Corps-Artillerie-Reg. Nr. 9 ia .Tosefstadi
883 Officierscorps des Corps-Artillerie-Reg. Nr. 4 in BudupesL
Officierscorps des Corps-Artillerie-Reg. Nr. 1 in Ki iikau.
883 Officierscorps des Corps-Artillerie-Reg. Nr. 12 jn Hermanns tadt.
Officierscorps des Corps-Artillerie-Reg. Nr. 11 \u Lern he rg.
Officierscorps des Corps-Artillerie-Reg. Nr. 2 in Wjcmi,
872 Officierscorps des Corps-Artillerie-Reg. Nr. 7 in 1> i» u » v a r.
869 Officierscorps des Fest.-Artillerie-Bat. Nr. 9 in Irionl
8ti9 Officierscorps des Genie-Reg. Nr. 1 in Olmulz
883 Officierscorps des Genie-Reg. Nr. 2 in Krems,
869 Officierscorps des Drag.-Reg. Nr. 7 in Wien.
883 Officierscorps des Hussaren-Reg. Nr. 3 in Hernutnn *ita«i L
883 Officierscorps des Hussaren-Reg. Nr. 8 in Rumii.
869 Officiers-Biblioth.-Voi-waltung des Pionnier - Reg, i 1 1 K l u s, I i.t rn t* ti I mi r j.'.
885 Gfficiers-Bibliothek des Uhlanen-Reg. Nr. 4 in Hr/MV.an
883 Genie-Direction in Wien.
883 Lehrkörper der Militär -Akademie in Wiener-N<'UijiJul L
883 Lehrkörper der k. k. technischen Militär-Akad<^init^ in Wiß«. '
883 Artillerie-Cadetenschule in Wien (X., Arsenali.
Pionier-Cadeten-Schule in Hainburg a. d. Dutmu
883 Infanterie-Cadeten-Schule in Budapest.
Infanterie-Cadeten-Schule (Commando der), in H er jiuMnisladl*
881 Infanterie-Cadeten-Schule in Karlstadt.
883 Infanterie-Cadeten-Schule in Temesvar.
883 Infanterie-Cadetenschule in Innsbruck.
883 Infanterie-Cadeten-Schule in Lobzow.
Cavallerie-Cadeten-Schule in Mähr.-WeisskiiM'liftU,
883 Militär-Unterrealschule in St. Polten.
883 Militär- Waisenhaus in Fi seh au.
878 Militärwissenschaftlicher Verein in Agrain.
879 Militärwissenschaftlicher Verein in Budapest*
^5 Militarwissenschaftlicher Verein in Esseg.
879 Militärwissenschaftlicher Verein in Komorn.
883 Militarwissenschaftlicher Verein in Laib ach.
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1'"
172
Eintritts- Jahr
1876 Militärwissenschafllicher Verein in Lemberg.
1883 Militärwissenschafllicher Verein in Pilsen.
1878 Militärwissenschafllicher Verein in Prag.
1880 Militärwissenschaftlicher Verein in Pressburg.
1869 Militärwissenschaftlicherund Casinoverein in Temesvar.
1875 Militärwissenschaftlicher und Casinoverein in Wien (Strauchgasse 4).
1887 Militärwissenschaftlicher und Casinoverein in Zara.
1885 Kriegsarchiv k. k. in Wien.
1888 Technisch-administratives Militär-Gomit^ in Wien.
1884 Troxa, Dr. Hanns Maria, Secretär der Jf. k. priv. Ferdinands-Nordbahn in
Wien (IL, Waschbausgasse la).
1885 Tschochuer Josef, k. k. Hauptmann des 88. Inf.-Reg. in Beraun
(Böhmen.)
1885 Tfirckheim, Rudolf Baron, k. k. General-Major in Wien (V., Hunds-
thurmerstrasse 22.)
1883 Tornoi/rgky X&Comp. in Wien (I., Marc Aureistrasse 10 und 12;.
18^1 VmlaDfl, Dr. Friedrich, Professor am Comunal-Real- u. Obergymnasium
im VI. Bezirke in Wien (Hietzing, Lainzerstrasse 61.)
1885 Enger Antonia, Unter- Vorsteherin im k. k. Ofticierstöchter-Erziehungs
Institute in Hernais.
1885 Unger, Med. Dr. Ludwig, in Wien. (I. Renngasse 4). . *
1877 rniTersItäts-BibHothek, k. k., in Innsbruck.
1877 Unlrersitäts- (kaiserl.) und Landes Bibliothek in Strassburg.
1856^rrlinger Paul, Propst von Zwettl, bischöfl. Contistorialrath, Dechant und
Pfarrer in Scheibbs.
1885 IJznai^ski, Adam Ritter von, Gutsbesitzer und k. k. Oberlieulenant i. P
in Poronin (Galizien).
1883 Yalduga Gement, Procurist der Firma F. Schmitt in Wien (I., Gronzaga-
gasse 11).
1879 Yahlkampf, Bernhard v., k. k. Oberst des 11. ühl.Reg. in Villa eh.
1885 Valmor, Vicomte de, königl. portug Gesandter in Wien (1., Hotel Erz
herzog Carl).
1885 de Vaux, Carl Baron, k. k. Oberst im Genie-Stabe in W i e n (III., Lagergasse 6).
1874 Yesqne-Pnttllngen, Carl Freiherr von, Gutsinspector i. R., in Hetzen-
dorf bei Wien.
1877.Volkmer Ottomar, k. k. Regierungsrath und Vice-Director der k. k. Bef-
und Staatsdruckerei in Wien.
1885 Yoltelini, Dr. Lorenz von, k. k. Hofrath des Obersten Gerichtshofes in
Wien (IX., Maximilianplatz 14).
1883^Yonwiller Heinrich in Wien (I., Zedlitzgasse 11).
1871 Yräuyczäny-DobrinoTie, Anton von, k. u. k. Hof- und Ministerialrath
a. D., in Meran.
1885 Yrlnts bu Falkenstein, Max Graf, k. k. wirkl. Geheimrath, Kämmerer
etc., in Wien (L, Wollzeile 9).
1878 Waagen, Dr. Wilhelm, Professor am deutschen Polytechnikum in Prag-
1875 Walelier von Moltheini, Leopold, k. k. Ministerialrath i P., in Wien
(l, Bankgasse 9) [zugl Ehrenmitglied].
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Eifttritts-Jahr
1885 Waldheim, R. von, Verlagsbuchhändler und Besitzer einer artist. Anstatt
und Buchdruckerei, in Wien (IL, Taborstrasse 52).
1886 WaldstAtten, Georg Freiherr von, k. k. wirkl. Geheimrath, k. k. Feld-
marschall-Lieutenant und Commandant des 7. Corps in Temesva^,
1885 Wallner Edmund, Cbef der Central* Buchhaltung der Wr. Versicherunga-
Gesellschaft in Wien (L, Hinunelpfortgasse 6).
1885 Walter Alois, Beamter in Wien (1., Singerstrasse 16).
1885 Wanetiek Franz, Studierender in Wien (X., Eugengasse 19)
1885 Wannieck Friedrich, Maschinenfabrikant in BrUnn.
1880 Wanka, Freiherr von Lemeiilieini, Josef, k. k. Feldmarschall-LieuieMant
und Director des k. k. milit-geogr. Institutes in Wien.
1885 Wasserbnrger Paul, k k. Baurath in Wien (IV.. Schwindgasse 8).
1879 Wassitsch Conrad, k. k. Ministerialrath und k. u. k. öst.-ung. General-
Consul i. P., in Lahnhof bei CiUi.
1885 Welgel, Med. Dr. Michael, in Hern als (Kirchengasse 27).
1887 Welgl Augustin, Fabrik-Director in Stein a. D.
1870 Weikard Franz, k. k. Feldmarschall-Lieutenant in Prag.
1885 Weilen, Josef Ritter von, k. k. Hofrath in Wien (Vll., Burggasse 22),
1884 Weimar Franz X., k. k. Professor in Wien (111., Untere Weissgärber-
Strasse 6).
1886 Weinar Carl, f. e. Forstmeister in Ostrawitz.
1878 Welnberir^r Isidor, Central-Director der böhm. Montan-Gesellschaft in
Wien MV. Schwindgasse 9).
1874 Welnesierl, Dr. J. von, Hof- und Gerichtsadvocat in Wien (I. Woll-
zeile 23).
1885 Wrinek, Dr. Ladislaus, o. ö. Universitätsprofessor, Director der Stern-
warte in Prag.
1868 Weiser, Dr. Moriz E., städtischer Bezirksarzt in Wien (lll, Haupl-
strasse 59)
1856 Weiss, Dr. Adolf, k. k. Universiläts-Professor in Prag.
1862 Weiss, Dr. Edmund, Professor u. Director der k. k. Sternwarte in W ä h-
ring (Türkenschanze).
1885 Weisseuberg Heinrich in Czernowitz (Bukowina).
1885 Weissensteiii Emanuel in Wien (1., Maria Thercsienstrasse 221
1885 Weitoiann Vincenz E., in Baden (Schloss Gutenbrunn).
1885 Weiler Johann, k. k. Regierungsrath in der Militär-Kanzlei Sr. Maj. des
Kaisers in Wien (1., Hofburg 1).
1885 WertheimsteiD, Joseline von, in Ober-Döbling (Hauptstrass« 9H).
1885 Weilaeh A., Repräsentant der Firma Clayton & Shuttleworth, in Lem-
berg.
1885 Whiteheade, John von, Besitzer der Torpedofabrik, Consul der Argent,
Republik, in Fiume.
1885 Wiekede Julius, Fabriksbesitzer in Wien (IL, Asperngasse 3).
1885 Wien Heinrich, k. k. Regierungsrath in Wien (1., Stadiongasse 4i.
1885 Wiener VolksbibliothekSTereiu, in Wien (Vll., Neubaugasse 25J.
1876 Wieukowski, Georg von, k. k. Hauptmann des 77, Infanterie-Rtgimeriijjj
in Lemberg (piaskowa 12 »Kaiserwald«)
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174
1875 Wiener . Dr. Fr. R. v., Professor ander k. k. Universität in Innsbruck.
1885 Wieser, Dr. Friedrich von, k. k. Universitäts-Professorin Prag-Bubna357.
1685 Wlllielm Eduard, Kaufmann in Wien (1., Dorotheergasse 10).
188:^ Wniielm Franz. Präsident des Export- Vereines, in Wien (1., Dorotheer-
l^asse 10).
1887 Wilhelm Franz jun. in Wien (IV., Margarethenstrasse 30).
1885 Wllbelm Franz, Apotheker in Neunkirchen (N.-Oe.)
1867 WiUielm. Dr. Julius, in Wien (1., Dorotheergasse 10).
1858 Wilhens F. C, Privat in Graz.
1889 WUUn^er Carl, Privatbeamter in Wien (11, Pillersdorfgasse 8).
1885 Wlndlsch-GrfttSy Ludwig, Prinz von, k. k. wirklicher Geheimrath, k. k
Geneial der Cavallerie und Commandirender des I. Corps in
K rakau.
1885 Winkelraann Rudolf, Volksschullehrer in Wagstadt.
1885 Wiuki^r Gottlieb in Salzburg.
1885 Winter Emil, Vorstand der commerciellen Abtheilung der rumänischen
Linien der k. k. priv. Lemberg Czemowitz-Jassy-Eisenbahn in Jassj.
188i^ Winter^ Johann Edler von, k. k. Oberstlieutenant i. P. in Wien (IX,
Wälu-ingerstrasse 57).
1885 Wlnteriiltz Max in Bak>.
1885 Wisehnowiti Josef, Beamter der Lemberg- Cz^ernowitz-Jassy-Eisenbahn
in Lemberg.
1885 Wlaer Friedrich, Ritter von, k. k. Generalmajor in Wien (1., Hegel-
gas sse 8).
1885 Wlttek Gustav, Musiklehrer in Penzing (Poststiasse 28).
1W>6 Wö|r«rrer H., k. k. Hofrath in Wien (1., Wollzeile 32).
1884 WalU^emnthy Emil von, k. k. Fregatten-Capitän in Wien (zugl. Ehren-
mitglied).
1882 Walf Juliue» Manne- Akademie- Professor in Fiume.
18H5 Wolf-E|>p!iiger, Dr. Sigismund, Hof- und Gerichts-Advocat in Wien
(I . Wipplingerstrasse 12).
1882 WKii^eh Josef, Professor an der böhmischen Staatsgewerbeschule in
PiUen.
1887 WOil^cllv Josef. Censor der österr.-ung.-Bank und Director der I. österr.
Spaj'casse. in Wien (I., Neuthorgasse 9).
1881 Woits .lulius, Beamter der k. k. Central- Anstalt für Meteorologie und
Erdmagnetismus in Wien (I., üniversitäts platz 2).
1870 Wuintbrnodt, Graf Gundacker, k. k. wirkl. Geheimrath und Lande.s-
hauptmann von Steiermark, in Graz.
1887 Wurst Ferdinand, Fabrikant in Freudenthal.
1879 7iBU&y nlkoYlc Alexander, Ritter von, k. k. Oberlieutenant des 12. ühlanen-
Regimenta in Klagen fürt.
1885 SCd^kuuer, Carl Ritter von, in Prag.
]^H() Zd^kauer, Conrad Ritter von, k. u. k. Hof- und Ministerial-Concipi^t im
Minifiterium des Aeussem, in Wien (L, Herrengasse 7).
18Hi Zdenf-k Jaroslav, Professor an der k. k. böhmischen Tjchrerbildungsan stall
in Prag.
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ITß
EiBiritts-Jahr
1885 Zechany, Simon Ritter Yon, in Hietzing (Glorietiegasse IT».
1874 Zehden, Dr. Carl, Professor a. d. Handelsakademie in W i e n (IL. Prsiter-
Strasse 14).
1886 Zenger Carl Wenzel, Professor der Physik am k. k. böhm. Polyt^chnicum
in Prag (Hradsehin, Lorettogasse 177).
1857 ZezsehwitZy Friedrich Oscar Freiherr von, k. k. Generalmajor i. [\. in
Wien (IX., Alserbachstrasse 8).
1856 Zhishmami, Dr. Josef Ritter von, k. k. Hofrath und emerit. UniTersitäta-
Professor, Director der k. k. Familieu-Fideicommissbibliothek in Wien
(IV., Hechtengasse 11).
1877 Ziehy, Graf Anton, in Budapest.
1874 Ziehy von Vasonykeö, Edmund Graf, k. k. wirkl. geheimer Kath und
Kämmerer in Wien (I., Weihburggasse 32).
1888 Zollschan Heinrich, in Fün|fhaus (Blüthengasse IB).
1867 Zsehokke, Dr. Hermann, k. k. Hofrath und Universitats-Professot in
Wien (I., Plankengasse 6).
1885 Zucker Josef in Strakonitz.
1885 Zacker Mathias & Comp, in Wieu (iL, Grosse Schiffgasse 4k
1885 Zurna, Carl Edler von, k. k. Oberst-Lieutenant und Commcindant dea
11. Feidjägerbataillons, in Raab.
1875 Zwiedinek von 8fidenhor.st, Julius Freiherr, k. u. k. a. o. Gesandter u.
bevollm. Minister in Constantinopel
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An die Mitglieder der k. k. geographischen
Gesellschaft.*)
Bei der letzten Versammlung der k. k. geographischen Gesell-
schaft galt es, die statutenmässige Neuwahl des Präsidiums und des
Ausschusses der k. k. geographischen Gesellschaft vorzunehmen.
Infolge der grossen Zahl der abgegebenen Stimmen nahm das
Scrutinium eine längere Zeit in Anspruch, und so ist die Leitung
der Gesellschaft erst heute in der Lage, Ihnen das Ergebnis der
Wahl, von welchem übrigens jene Mitglieder, die an der General-
versammlung theilgenommen hatten, s. z. mittelst Circulare benach-
richtigt wurden, von diesem Platze aus mitzutheilen.
Es wurden nachbenannte Herren mit absoluter Stimmen-
mehrheit auf die statutenmässige Functionsdauer von drei Jahren
gewählt und zwar:
Als Präsident: Dr. Eduard Suess, k. k. Universitüts-
Professor, mit 179 von 185 Stimmen.
Als erster Vice-Präsident: Dr. Franz Ritter von
Hauer, k. k. Hofrath und Intendant des naturhistorischen Hof-
museums, mit 181 von 184 Stimmen.
Als zweiter Vice-Präsident: Dr. Josef Roman
Lorenz, Ritter von Liburnau, k. k. Ministerialrath, mit 180
von 184 Stimmen.
Als dritter Vice-Präsident: Joset Freiherr von
Schwegel, k. k. wirkl. Geheimrath und k. u. k. Sectionschef a. D.,
mit 97 von 184 Stimmen.
Femer als Mitglieder des Ausschusses:
Alexander Ritter von Kalmar, k. k. LinienschifTs-Capitän
und Triangulirungs-Director des milit.-geograph. Institutes, mit 17H;
*) Ansprache des Vice- Präsidenten Hofrath Ritler von Hauer an die
Yer:-ammluiig in der Monatssitzung vom 23. Ai ril 1889.
Mitth. d. k k. Geogr Gei. 1889, 4. 13
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CarlHaradauer Edler von Heldendauer, k.k. Oberst-
Lieutenant und Vorstand der Karten -Abtheilung des k. k. Kriegs-
Archives, mit 176;
Robert Daublebsky Edler von Sterneck, k. k. Major
im nüUtllr-geographischen Institute, mit 176;
F. Kanitz, mit 174;
Dr. Karl Zehden, Professor an der Handels - Akademie,
mit 174;
Dr Friedrich Umlauft, Gymnasial-Professor, mit 172;
Dr. Emil Jettel, k. u. k. Sectionsrath im Ministerium des
Aeupsern, mit 170;
Dr. Ferdinand Freiherr von Buschmann, mit 166;
Dr Emil Tietze, k. k. Oberbergrath und Chefgeologe an
der geologischen Reichs-Anstalt, mit 111;
Dr. Friedrich Simony, k. k. Hofrath und emer. k. k. Uni-
versiläts-Professor, mit 106;
Emil von Wolilgemuth, k. k. Fregatten-Capitän, mit 102;
Josef Freiherr Wanka von Lenzenheim, k. k. Feld-
marschall - Lieutenant und Director des militär - geographischen
histitutes, mit 101;
Dr. Gustav Adolf Koch, kais. Rath, k. k. Gymnasial-Pro-
feösor und Docent an der Hochschule für Bodencultur, mit 97;
Franz Heger, Gustos am naturhistor. Hofmuseum, mit 96;
Carl August Artaria, Kunsthändler, mit 95;
Di\ jur. Ernst Gallina, Secretär und Abtheilungs- Vorstand
Sr. Majrstät Privat- und Familienfonds-Güter-Direction, mit 95:
Rudolf Edler von Arthaber, kais. Rath und Kaufmann,
mit 94;
Franz Ritter von R^iha, Professor an der k. k. technischen
Hochschule, mit 94;
Dr. Philipp Paulitschke, k. k. Gymnasial-Professor und
Üniversttäls- Docent der Geographie, mit 93 und
Dr. Alb recht Penck, k. k. üniversitäts- Professor der Geo-
gi^aphie, mit 92 von 181 Stimmen.
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:~-V'^?^"»:; .
17v)
Endlich als Ersatzmänner für den Ausschuss:
Dr. Jos ei Jüttner, Gymnasial-Professor, mit 177;
Otto Kfifka. k. k. Oberlieutenant im militär-geographischen
Institute, mit 174;
Dr. K a r 1 D i e n e r, Universitäts-Docent der Geographie, mit 172 ;
Dr. Johann Palisa, Adjunct an der k. k. Sternwarte,
mit 105 ;
Friedrich Ritter von Wiser, k. k. Generalmajor i. R.,
mit 100;
Josef Ritter von Lehnert, k. k. Fregatten - Capitän.
mit 100 und
Dr. Alfred Rodler mit 100 von 179 Stimmen.
Ein Mandat für den Ausschuss ist also noch zu besetzen, da
keiner der anderen Candidaten mehr die absolute Majorität der
Stimmen erhielt
Sowohl der gewählte Präsident, als die drei Vice -Präsidenten
und 19 Ausschussmitglieder nahmen die auf sie gefallene Wahl
an, dagegen lehnte E^of. Simony dieselbe aus Gesundheitsrück-
sichten ab.
Der neugewählte Ausschuss versammelte sich am 16. d. Mts.
last vollzählig zu seiner ersten Sitzung.
Der Präsident Professor Suess, welcher den Vorsitz führte,
•eröffnete dieselbe mit einer kurzen Ansprache. Er drückte zunächst
seinen Dank für die auf ihn gefallene Wahl aus und hob dann,
auf die Ziele übergehend, welche sich die Gesellschaft betreffs ihrer
wdteren Wirksamkeit vor Augen zu halten hätte, hervor, dass
seiner Ansicht nach, neben der kosmopolitischen Richtung, ein be-
sonderes Augenmerk auf den Orient zu richten wäre.
Zu einer hingebenden und einheitlichen Behandlung der Ge-
schäfte in diesem Sinne sei es aber unerlässlich, dass dieselben in
<ier Hand einer einzigen, den wissenschaftlichen Kreisen angehörigen
Krafl vereinigt werden, welche sich gegen eine angemessene Ent-
lohnung denselben ausschliesslich zu widmen hätte, und ausser der
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Redaction der Zeitschrilt auch die administrativen Agenden be-
sorgen würde.
Sobald eine solche Persönlichkeit gefunden sei, werde es an der
Zeit sein, sich mit der Wahl eines, dem Ausschusse angehörigen
und zunächst eine überwachende Thätigkeit ausübenden General-
secretärs zu beschäftigen. Vorläufig möge man aber, so schloss der
Priiäident, aus mancherlei Gründen, über welche er sich nicht näher
aussprach, von dieser Wahl absehen.
Die Anregung des Präsidenten wegen Bestellung eines be-
soldeten Redacteurs und Secretärs begegnete im Allgemeinen eine
zustimmenden Aufnahme; es wurde nur geltend gemacht, dass die
angestrebte Neuorganisation zunächst den Gegenstand emgehender
Erwägungen bilden müsse und dass es nothwendig sei, bis dieser
Gedanke zur Ausführung gelangt, durch die Wahl der in den
Statuten vorgesehenen Functionäre des Ausschusses für den r^el-
mässigen Fortgang der Geschäfte auf Grundlage der bisherigen
Organisation Sorge zu tragen. Von dieser Erwägung geleitet, be-
scl^loss die überwiegende Mehrheit des Ausschusses (14 Stimmen
gegen 4), sofort zur Wahl eines Generalsecretärs zu schreiten.
Ungeachtet hiemit der Beschlussfassung über den Antrag des
Präsidenten auf Gewinnung einer besoldeten Kraft für die Redaclions-
und Administrationsgeschäfte in keiner Weise präjudicirt war, fand
sich Professor Suess infolge dieses Ergebnisses der Abstimmung
dennoch veranlasst, am Schlüsse der Sitzung seine Stelle als Präsi-
dent niederzulegen.
Der Ausschuss, welcher bei seinem Beschlüsse lediglich das
iinal)weisbare praktische Bedürfnis des ungestörten Fortganges der
Geschäfte, die Vorschriften der behördlich genehmigten Statuten
und die seit dem Bestände der Gesellschaft stets eingehaltene
Übung vor Augen hatte, und welchem es selbstverständlich ferne
lag, durch sein Votum irgend einen Mangel an Entgegenkommen
an den Tag zu legen, kann diesen Entschluss nur aufrichtig be-
dauern, sowohl wegen des grossen Verlustes, welchen der Rücktritt
einer Persönlichkeit von so hervorragendem wissenschaftlichem
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181
'm$^
Range für die Gesellschaft bedeutet, als wegen der Nothwendigkeit,
an eine Neuwahl schreiten zu müssen, wodurch die Consolidirung
der Gesellschaft leider verzögert wird.
Der Ausschuss wird sich übrigens angelegen sein lassen, den
Anregungen des geschiedenen Präsidenten, insoweit sie darauf ge-
richtet waren, der Erforschung des Orientes ein grösseres Augenmerk
zuzuwenden und die Besorgung der Geschäfte, insbesondere die
Redaction der Zeitschrift, in die Hände eines besoldeten Functionärs
zu legen, nach Kräften Rechnung zu tragen, u. z. umsomehr als
dieselben ja nur mit seinen eigenen Wünschen und der früheren
Übung im Einklänge stehen.
Die Neuwahl des Präsidenten, sowie die Nachwahl eines Aus-
schussmitgliedes wird in einer zu diesem Zwecke einzuberufenden
ausserordentlichen Generalversammlung vorgenommen werden.
Bis dahin werden die Geschäfte von den in der letzten
Generalversammlung gewählten drei Vice - Präsidenten, welche ihre
Mandate beibehalten haben, statutenmässig weitergeführt werden.
An Stelle des Herrn Hofrathes Simony, sowie der Herren
Penck und Artaria, welche ihre Mandate in der Ausschusssitzung
vom 16. April niederlegten, wurden vom Ausschusse die in der
Generalversammlung mit den meisten Stimmen gewählten Ersatz-
männer Professor Dr. Jüttner, Oberlieutenant KHfka und
Dr. Diener einberufen.
Ich habe Ihnen schliesslich davon Mittheilung zu machen, dass
im Sinne des früher erwähnten Ausschussbeschlusses in der Sitzung
vom 1 6. April sofort an die Wahl eines Generalsecretärs geschritten
wurde, und dass hiebei von 19 abgegebenen Stimmen 15 auf Herrn
Dr. Ferdinand Freiherrn von Buschmann entfielen, welcher somit
gewählt erscheint.
Baron Buschmann hat die auf ihn gefallene Wahl an-
genommen; da er jedoch aus Familienrücksichten in den nächsten
Monaten verhindert ist, die Geschäfte zu führen, wird während
dieser Zeit über Ersuchen des Ausschusses Sectionsrath Dr. Jettel
provisorisch als Generalsecretär fungiren.
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188
Zum Bibliothekar wurde Oberstlieutenant von Haradauery
zum Cassier von Arthaber und zum Rechnungsführer C. A. Ar-
laria einstimmig gewählt.
Nachdem der Letztere inzwischen sein Ausschussmandat zu-
rückgelegt hat, wurde an seiner Stelle Hof secretär Dr. jur. G all in a
zum Rechnungsführer gewählt.
Der ^nsschnss der k. k. geographischen Gesellschaft
Ueter die Entwieklung und Topographie der Nil-
Mündung von Rosette.
Von Joliaiin Jaukö jun.
(Mit 1 Karte, Tafel VII*)
Die Literatur über der Mündung von Rosette weist von den
ältesten Zeiten an meist nur kurze Aufzeichnungen auf. Nach Herodot
wurde das Nilbett von Rosette durch Menschenhand gegraben und
wir inüssten daher — insofern wir des Forschers Worten Glauben
beimessen dürfen — in demselben einen Canal erblicken. Die lange
Reilifi von Jahrhunderten, die seither verstrichen, hat aber dies Werk
menschlicher Hände ganz umgestaltet und die Spuren menschlichen
Sfhaffens entweder ganz verwischt oder begraben und den Canal
in einen Fluss umgewandelt, der heute die Hauptmasse der Wasser-
menge des Nil dem Meere zuführt. Der labile Schlamm der Wogen
sinkt zu Boden, gewinnt unter dem Zusammenwirken der Meeres-
i5trömungen, der Windeinwirkungen und der Kraft des Flusses Formen
und baut Sandbänke, die später in Gestalt von Inseln zu Tage treten
und zur Entwicklung des Ufers mit beitragen. Die bisher erschie-
nenen Karten stellen zum Theil diese Umwälzungen dar.
Die älteste dieser Karten ist die von Razaud aus dem Jahre
16>^7 ; wir finden auf derselben nur eine Insel von dreieckiger Form^
glf^ieher Länge und Breite, die durch einen breiten Canal vom
Feölland getrennt ist. Späteren Ursprungs ist die Karte von Savary
(17V>8), die übrigens in den Hauptzügen und ihrer ursprünglichen
Oberflächlichkeit mit der ersteren übereinstimmt und allem Anscheine
nacli nur eine Gopie derselben ist. In den Aufnahmen der franzö-
sischen Expedition v. .). 1800 finden wir die Razaud- und Savary'sche
♦) Die Karle wird im nächsten Hefte ausgegeben werden. Die Red.
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183
Insel gleichfalls vor, doch hat sie dort eine grössere Länge und
ist vom Festlande durch einen viel schmäleren Canal getrennt;
die Darstellung des rechten Ufers ist genauer, allein die Ober-
flächlichkeit der Aufnahmen ist nicht zu verkennen.
Viel präciser und detailirter sind die Aufnahmen aus dem
laufenden Jahrhundert. Aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts
stammt die Aufnahme Linant de Bellefond's, welche eine ganze
Menge von Inseln und Canälen darstellt und die, welche auch ich
für die früheren Verhältnisse als Grundlage benützte. Larousse's Karte
von 1860 weist deren weniger auf, stimmt in Manchem mit ßelle-
fond's Karte überein, weicht aber in vieler Hinsicht von ihr ab;
es felilen darin Inseln und Canäle, an deren Stelle einige Buchten
getreten sind — nicht das Resultat unrichtiger Aufnahmen, sondern
der Umgestaltungen im Deltabereich. Noch vorgeschrittener stellt
diese Umgestaltungen Ravenstein's Karte aus dem Jahre 1885 dar,
auf der wur an Stelle der Inseln ein zusammenliängendes Festland-
stück finden, auf dem nur 2 — 3 kleine, halbtrockene Seen sich finden
und das als Halbinsel in's Meer hinausragt. Da aber der Maasstab
der Karte ein verhältnismässig kleiner ist, können wir die Dar-
stellung der Karte nur als schematisch, skizzenmässig betrachten.
Wollen wir diese Karten als Vergegenwärtigung je einer Phase
der Entwicklung des Nildeltas betrachten (was wir ohne Berück-
sichtigung einzelner Details gewiss thun dürfen), so finden wir eine
ungeheure Umgestaltung derselben dargestellt, und doch haben wir
es hier nicht einmal mit dem Werk eines ganzen Jahrhunderts zu
thun. Wer die Nilmündung heute betrachtet, kann die Spuren der
Veränderungen, ihre Richtungen noch beobachten, aber schon in
1—2 Jahrzehnten wird die Natur die Ufer so sehr ausgebaut haben,
die Sonnenglut die Seen des Ufers so sehr austrocknen oder der
Sand der Wüste sie in solchem Grade bedecken, dass die Beob-
achtung dieser Umwälzungen nicht mehr zu machen sein wird.
Eines wird uns aber aus dem Studium der angeführten Karten
sogleich klar. Die Entwicklung der Rosette-Mündung wird Alluvial-
ablagerungen zugeschrieben. Larousse glaubt deren jährliche Zu-
nahme mit 40 w bestimmen zu können. In dieser Angabe ist nicht
die 2^hl unrichtig, denn diese kann nur approximativ und durch-
schnittlich sein, sondern die Annahme, dass die Entwicklung der
Mündung durch solche alluviale Ausläufer geschehe, denn es bilden
sich hier ursprünglich Sandbänke, die sich später* als Inseln über
den Wasserspiegel erheben, durch neuere Sandbänke miteinander
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1S4
zusammenwachsen und, indem der Nilschlamm die Zwischenräume
verstopft, sich dem Ufer anschliessen und auf diese Weise den Con-
linent vergrössern.
Selbstverständlich finden wir sowohl bei der Bildung von
Inseln, wie beim Entstehen von Sandbänken und Halbinseln der
Ct^^ntinente alluviale Ablagerung, das charakteristische Merkmal der
Entwicklung der Rosette - Mündung liegt jedoch nicht in diesen,
sondern in der Entstehung von Inseln und deren Anschluss an den
Continent.
Als ich im Mai und Juni des Jahres 1888 Gelegenheit hatte,
die Nilmündungen zu besuchen und deren Entwicklung zu studiren,
benützte ich als Grundlage meiner Studien die hydrographische
Karte des Niiarmes von Rosette der englischen Admiralitäts- Auf-
nahmen. Diese Karte leistete mir beim Studium der Entwicklung
der Sandbänke gute Dienste, allein für die topographischen Details
des Festlandes war sie unzureichend. Ich bereiste die Gegend bei
dem geringsten Wasserstand, als eben grosse Flächen über Wasser
waren ; da ich aber wissen wollte, welche Flächen bei hohem Wasser
zti Sümpfen werden, nahm ich einen alten arabischen Fischer aus
Roii(Hte mit mir, der diese Gegend genau kannte und mir gegen-
über oft betonte, dass in früheren Zeiten die Sümpfe eine viel
grö:^sere Ausdehnung besassen, die Buchten tiefer in's Ufer ein-
drangen, dass viele Sandbänke, Inseln und Landzungen, so weit er
selbst sich hieran erinnere, entstanden. Er klagte oft, dass der
t^L lilamm des Nil die Annäherung an Rosette von der Seeseite sehr
ersteh were, dass der Weg der Sandbänke, der früher gegen Osten
aus der Mündung hinausführte, jetzt wegen seiner geringen Tiefe
von 1^2 — ^^ unbenutzbar sei und man im westlichen Ausgang
nicht nur gegen die Macht des Windes, sondern auch gegen die
von Westen kommende Meeresströmung zu kämpfen habe. Das
Fi^^cliervolk, dessen Existenz von diesen Erscheinungen abhängt
verlolgt diese Veränderungen mit steter Aufmerksamkeit.
Die Nilmündung \on Rosette beginnt eigentlich schon bei
Büsette; von hier ist der Nil weder Fluss, noch Meer oder beides;
sein Wasser ist wohl T\och süss, doch macht sich schon die Nähe
des Meeres sehr bemerkbar und wenn die Winde von Norden
helliger wehen, wird das Wasser salzig und die Bevölkerung von
Rosette bezieht das Trinkwasser entweder aiis Cisternen oder aus
den nur wenige Kilometer entfernten geheiligten Brunnen von Abu
Mandur.
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185
Noch sind es nicht tausend Jahre, dass die Stadt Rosette am
Meeresufer stand; heute liegt sie 12— 13A:m davon entfernt am
linken Ufer des Nilarmes. Heute geleiten den Nil auf diesem 12 km
langen Wege die dem Flusse zugewandten inneren Ränder zweier
in NW-Richtung bis zum Meere reichender Halbinseln. Diese Halb-
inseln sind vollständig als Schlammablagerungen des Nil zu betrachten ;
die Basis der östlichen Insel beträgt zwischen Rosette und dem
Meere 6 An», welche Breite auf der Strecke von 12 km bis auf Shn
herabsinkt; die Halbinsel hat die Form eines langgestreckten Vier-
ecks. Die westliche Halbinsel hat die Form eines Dreieckes von be-
deutender Höhe, ist zwischen Rosette und dem Meer gleichfalls
^km breit, verengt sich aber bis l — V^Arm an ihren Nordtheilen,
wodurch ihr Flächeninhalt ein bedeutend geringerer ist als jener der
östlichen Halbinsel.
Um diesen Unterschied zu begreifen, müssen wir jene Kräfte
kennen, welche bei dem Aufbau dieser Halbinseln eine Rolle spielten.
Es sind deren drei: der Nil, die Meeresströmung und die Macht
der Winde. Die Gesammtwirkung dieser Factoren baut die Inseln
und bestimmt die Richtung ihrer Entwicklung.
Wo der NU sich in's Meer ergiesst, theilt sich seine
ganze Wassermasse in drei grosse Strömungen, in eine mittlere,
und zwei Seitenströmungen. Die mittlere dringt vom tiefsten Theil
des Strombettes in das Meer und bildet die Hauptströmung, die
aber von seitwärts, d. i. von W. durch die Meeresströmung gegen
0. gedrängt wird, so dass diese vereinigte Strömung eine Zeitlang
nach NO fliesst. In dieser Richtung finden wir auch die Inseln
von Rosette, welche natürUch auch aus dem Schlamm des Nil auf-
gebaut sind.
Die Geschwindigkeit der vereinten Strömungen ist an dieser
Stelle geringer als die der einzelnen Strömungen vor ihrer Ver-
einigung es war, denn die Macht des Windes drängt beide in
entgegengesetzter Richtung zurück; der Abfluss des Wassers ist
daher hier ein äusserst langsamer und war dort, wo die kleinen
Insebi von Rosette entstanden, jedenfalls der langsamste. Als nun
das Fundament dieser Inseln, wenngleich auch nur in einer Scholle
des Meeresgrundes vorhanden war, lagerte sich darauf sofort
Schlamm und es wurde aus der Scholle eine Sandbank, aus der
Sandbank eine Insel. Die Insel steht aber gerade der vereinigten
Meeres- und Flussströmung im Wege und deshalb theilte sie sich
wieder in zwei Theile, in einen östlichen und in einen westlichen
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L
186
Zweig. Die gegen Westen gehende Strömung ist sehr schwach,
da sie (ihres grösseren specifischen Gewichtes wegen) unter der von
Westen kommenden Meeresströmung hinweggleitet und ihre Mächtigkeit
zumeist dem Umstände zu verdanken hat, dass die nordwestliche
Richtung des Stromes von der Insel an stärker wird, als die öst-
liche Richtung der Meeresströmung, die sich fast senkrecht an den
Ufern der Insel bricht. Diese Strömung baute jene Reihe von
Sandbänken auf, welche sich westlich von der Rosette-Insel in
einer Länge von nahezu 2 km hinziehen und über welcher die Tiefe
des Wassers nicht mehr als 0*2— 0*8 m beträgt. Der östliche Arm
der vereinigten Meeres- und Flussströmung baut zuerst die sich an
die Inseln von Rosette anschliessende Reihe von Sandbänken auf,
über welcher das Wasser nicht höher als 0*5 m steht, während
später, wenn die Strömung die Richtung des Nil verlässt und
namentlich die östliche Richtung der Meeresströmung zur Geltung
kommt, die ganze Strömung durch die Nord- Winde nach Süden
zurückgedrängt wird und dort zum Aufbau des 2km langen Nord-
ufers der östlichen Insel dient, wo das Wasser selbst in einer Ent-
fernung von einem Kilometer vom Lande kaum 0*4 m Tiefe
überschreitet. Wo aber dies Ufer an der östlichen Seite endigt,
dort ändert sich auch die bisherige, zur Uferlinie parallele Richtung
der Strömung, der Einfluss der Nordwinde kommt in vollem Masse
zur Geltung, die Strömung nimmt dem Ufer folgend eine südöstliche
Richtung an und das Wasser lagert seinen Schlamm auch in dieser
Richtung am ersten, vom Ufer vorragenden Vorgebirg ab. Dem
entsprechend finden wir am östlichen Ufer der östlichen Halbinsel
jene zwei Landzungen, welche heute die inneren Flächen der Halb-
insel gegen das Meer schützen. Ris aber die Strömung hieher ge-
langt, hat sie ihren Schlamm schon zum guten Theil abgelagert,
theils an den Inseln von Rosette, theils an deren Sandbänken und
an den nördlichen Ufern der östlichen Halbinsel, weshalb die Tiefe
des Wassers nur bis zu einer Entfernung von einigen hundert
Metern vom Lande unter 07m bleibt und dann plötzlich grosse
Tiefe annimmt, während an den nördlichen Ufern das Meer mehrere
Kilometer weit eine ganz geringe Tiefe behält.
Die zweite Strömung, auf welche sich das ganze Wasser bei
der Mündung vertheilt, ist die rechtseitige Meeresströmung. Diese
wird theils durch die von West kommende Meeresströmung zurück-
gedrängt und da ihr Lauf ein sehr langsamer ist, baut sie längs
des ganzen rechten Ufers von Rary mezareh an, d. h. in einer
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187
Länge von circa 6 km eine Sandbank auf, über welcher das Wasser
kaum ^/affi tief ist und deren innere Grenze äusserst scharf durch
eine Sandbank getrennt ist, von welcher rechts das Wasser
0-3— 07 m, links 3 — 8iw Tiefe erreicht. Diese 6 km lange Sandbank
zeigt am besten den grossen Einfluss der Winde und Meeres-
strömungen auf die Entwicklung dieser Mündungen. Welch grosse
Rolle namentlich der westlichen Strömung zugefallen ist, ist am
besten an der linksseitigen Strömung des Flusses ersichtlich, auf
welche direct nur der Nordwind einwirkt, da sie gegen den directen
Einfluss der westlichen Strömung durch die westliche Halbinsel selbst
geschätzt wird; auch diese zurückgedrängte Strömung hat am
linken Ufer eine Sandbank gebaut, über der die Tiefe des Wassers
0'6m nicht übersteigt, die jedoch im Flusse kaum bis zum neuen Fort,
also nur2— 8Ä:w aufwärts reicht. Ein Theil der linksseitigen Strömung
ist aber dennoch fähig über die Nordspitze der westlichen Halbinsel,
vorzudringen. Sowie er aber diese erreicht, wird er durch den
Wind zurückgedrängt, nicht in das Bett des Flusses, sondern
auf die westlichen Ufer der westlichen Halbinsel, welche er unter
dem Einflüsse der Meeresströmung weiter aufbaut. Der Schlamm der
Strömung ist jedoch sehr gering, und dies ist die Ursache, dass die
Sandbank des westlichen Ufers der westlichen Halbinsel so wenig
entwickelt ist, dass 1 — TöA-w davon entfernt schon die Grenze des
Wassers von 5 m Tiefe zu erreichen ist.
Soviel über jene Luft- und Meeresströmungen, welche die Ent-
wicklung der Mündung reguliren. Wenn wir die Verhältnisse der
den Strom begrenzenden zwei Halbinseln näher untersuchen und
die Veränderungen der einstigen Inseln in die heutigen, schon ziem-
lich einheitlichen Halbinseln studiren, überzeugen wir uns noch mehr
von der Rolle dieser Strömungen. Zu diesem Zwecke kann die
Mündung von Rosette in drei Theile getheilt werden, in die Inseln
von Rosette und das rechte und linke Ufer des Nil.
Die Inseln von Rosette liegen knapp vor der Mündung des
Stromes, etwa l km davon entfernt ; ihre Fläche bildet ein Dreieck,
welches seine Spitze der Mündung zukehrt. Dieses besteht aus drei
taseln, einer südlichen und zwei nördlichen.
Die Ausdehnung der südlichen dreieckigen Insel beträgt von
Osten nach Westen 700 w, von Norden nach Süden 500 w, sie hat
ein nördliches, ein westliches und ein südöstliches Ufer; letzteres
hat eine Länge von einem Kilometer. Am nördlichen Ufer der Insel
befindet sich eine kleine Bucht, die mit dem Meere durch einen
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"ffW
188
<». 100 m breiten Canal in Verbindung steht, in diesem Canal Ist aber
nur in den Wintermonaten Wasser, und auch da nur in geringer Tiefe,
im Sommer trocknet er gänzlich aus, so dass das nördliche Ufer
keinerlei Unterbrechung erleidet und nur ein kleiner Teich von der
Existenz der Bucht zeugt, der circa 350 — 300 m lang und 100 —
200 m breit ist, stark vertrocknet und nach Angabe meines Führers
im Sommer zu einem unbedeutenden Sumpf zusammenschmilzt Ein
seichter Canal von nur 0*3 — 0*5' Tiefe trennt diese südliche Insel von
den zwei nördlichen, die sich in einer Linie von West nach Ost
an einander reihen. Zwischen beiden Inseln bleibt nur ein seichter
Canal von 50— 80 m Breite, der zur Trockenzeit gänzlich versiegt,
wodurch die zwei Inseln einen Complex bilden. Die östliche Insel
ist sehr klein, ihre Länge beträgt 150, die Breite 40 — 50 m; die
v^estliche ist bedeutend länger und wendet sich gegen Süden, ist
insgesammt 1 km lang und 1 — 300 m breit. Ihr südwärts gewendeter
Theil endet in ein kleines Kap, an dem die von Süden kommende
Nilströmung den Schlamm ablagert und hiedurch das Kap gegen
Süden immer weiter ausbaut Dies ist auch daraus ersichtlich, dass
dies Kap bei trockenem Wetter länger ist als zur Regenzeit. Diesem
Kap gegenüber befindet sich die westlichste Spitze der grossen Süd-
insel und die Breite beträgt hier kaum 50 m, die Tiefe des Wassers
nur einen Fuss. Es ist wahrscheinlich, dass der Nil auch diesen
kleinen Canal verschlämmt und die drei Inseln zu einer vereinigt,
deren Mitte (an Stelle des Meeres theilsvon heute) ein kleiner See
einnehmen wird. Die Tiefe des Meeres in der Nähe der Inseln ist nicht
gleich, im Westen ist sie geringer als im Osten; die Entwicklung
der Sandbänke gravitirt daher gegen Westen, wo die Tiefe des
Wassers in einem Umkreis von Ikm 0*3 m beträgt während wir
in den östlichen Theilen schon in einer Entfernung von \^^km
ltn—4in Tiefe finden.
(Schluss folgt.)
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18»
Berieht über die Graf Samuel Teleki'sohe Expedition
nach Central-Afrika.*)
(Mit 1 Karte, Tafel VIU).
Aden, am 19. Jänner 1889.
Nachdem das (lir die Reise nothwendige Materiale in Oester-
reich sowie in England angeschafft worden war, langten die beiden
Theilnehmer an der Expedition Ende October respective Ende
November 1886 in Zanzibar an.
Dem Linien-Schiffslieutenant Höhnel war von der Direction
des österreichischen Lloyd in munificenter Weise die freie lieber-
fahrt sammt den 5 Tonnen schweren Reisegütem bis Aden bewilligt
worden. Die weiteren Vorbereitungen in Zanzibar nahmen die Zeit
bis Ende Jänner 1887 in Anspruch und ging unter der A^yde de»
Oberbefehlshaber der regulären Truppen S. H. des Sultans von
Zanzibar, General Matthews, der in seltener Aufopferungs-
(ähi^eit sich der Sache annahm, vor sich. Contreadmiral Knorr
der kais. deutschen Escadre, that andererseits nicht nur alles Mög-
liche um den Expeditionsmitgliedem den Aufenthalt in Zanzibar so
angenehm als möglich zu gestalten, sondern stellte auch etwa nöthiges
Materiale der ihm unterstehenden Schiffie, sowie deren Werkleute
zu vielen sonst an diesem Orte unmöglich auszuführenden Arbeiten
in liebenswürdigster Weise ziu* Verfügung.
So konnte sich die Expedition Ende Jänner 1887 als reiseklar
betrachten und Zanzibar mit dem von S. H. dem Sultan Said
Bargasch zur Verfügung gestellten Dampfer »Star« verlassen, und
Pj^ani, den Ausgangspunkt der Reise, erreichen. Nach verschiedenen
die Reise verzögernden, hauptsächlich grösseren Desertionen der
Mannschaften entspringenden unangenehmen Erfahrungen traf die
Expedition schliesslich am 30. März am Fusse des Kilimandjaro in
Taveta ein. Von hier aus waren in Patigani zurückgebliebene, sowie
nach Mombas gesandte Waaren abholen zu lassen, viele zeitraubende^
hauptsächlich im Aufreihen colossaler Mengen von Perlen bestehende
*) Dieser Bericht wurde von dem k. k. Fregatten-Capitän Emil von
Wohlgemut h, Commandanten S. M. Schiff »Fasana« dem k. u. k. Reichs-^
kriegs-Ministerium (Marine-Section) erstattet und von der genannten kohen
Behörde der k. k. geographischen Gesellschaft zur Verfügung gestellt. Ein aus-
führlicher Bericht über den letzten Theil der Graf Teleki'schen Forschungsreise
(VgL Mittheilungen 1888 Nr. 7 — 9) ist von dem Leitern derselben der k. k.
geographischen Gesellschaft in Aussicht gestellt worden. Die Redaclion.
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Arbeilen vorzunehmen, daher ein längerer Aufenthalt voraus-
t^iehtlich. Dieser wurde zuerst zu einer einen Monat in An-
spruch nehmenden Tour zu dem circa 15.000' hohen westlich vom
K il i uiancijapo gelegenenMerü berge, der inzwischen trotz der eingetretenen
21 Tage dauernden Regenzeit unternommen wurde, sowie zu dem
Veraidie den circa 18.500' hohen Kilimandjaro-Krater zu besteigen,
ausgebetilct. In letzterem Vorhaben war die Expedition jedoch
wenig erfolgreich; es gelang derselben nur die ungefähre Höhe von
10 4(Hr 2u erreichen. Die Luftdünne, andererseits die Folge des
bestellenden Winters, der die Expedition beim üebernachten auf dem
l:i.ont*' liolien Sattel einer Minimaltemperatur von — 11" C. aussetzte,
warten wohl die Ursachen hiervon. Erst am 15. Juni 1887 konnte die
FiXpedition Taveta verlassen; sie bestand damals aus ca. 260 wohlbe-
wairnfton Mann. Es ging um den Ostfuss des Kilimandjaro herum
nach Ntjrden durch's Masailand nach dem an der Südgrenze des
Kiknjulandes liegenden Mgongo Bagäss. Das nächste Ziel, der Kenia,
solllt^ nicht auf dem sonst üblichen Umwege, sondern in gerader
Nordrieh lung durch das im übelsten Rufe stehende Kikuju-Land er-
retclil werden. Diese Absicht durchzuführen gelang wohl nur vermöge
(orlwlUirender Tag und Nacht aufrechterhaltener Gefechtsbereit-
8chafK iinil war die Expedition während dieser vom 7. September
bis II r^ctober währenden Zeit daher wenig beneidenswerth, doch
kam m nur bei drei (ielegenheiten zu Actionen, da vom dritten Cie-
fechtf [iü bis zum Erreichen der Grenze jeder sich zeigende Kikuju
ah Feitid betrachtet und auch als solcher behandelt wurde. Die am
FusHC des Kenia liegende Landschaft Ndoro, von wo aus der Aufstieg
aut diesen Berg projectirt ward, wurde am 8. October erreicht und
nnlernalim Graf Teleki den Aufstieg allein, da LienienschifTslieutenant
Höhfiel, der schon seit einem Monate leidend, zu herabgekominen
war. um daran theilnehmen zu können. Dem Graten Teleki gelang es
bis zu ungerähr 16.000' aufzusteigen; die 2000—2500' höhere
Spitze i-st wohl schwer, wenn nicht unersteigbar. Am 1. November
wurde Ndoro verlassen und nach dem gegen Nord-Nordwest gelegenen
Lore In! Morijo marschirt; der Plan, den unbekannten Lauf des
Gua^i^su Njiro-Flusses eine Strecke weit zu verfolgen, der nun in
Frage kam, konnte der Knappheit der Lebensmittelvorräthe wegen
nur mit mner kleinen Karavane ausgeführt werden, das Gros
der Karrivane musste möglichst rasch Njemss am Baringo-See zu er-
roidien I rächten. Graf Teleki traf am 19. November und Linienschiffs-
lieuLcnanl Höhnet am 6. December bei der Karavane wieder ein.
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191
Anstatt erwarteten Lebensmittel-Üeberflusses traf die Expedi-
'tion Hungersnoth allüberall im Umkreise von 12 Tagen. Ueber
3 Wochen gingen mit nutzlosem Suchen nach Korn verloren und
musste schliesslich eine grössere Karavane nach Mgongo Bagass
zurückgesandt werden, um die grossen Vorräthe, die für die
Reise nach den unbekannten und fast unbewohnten Regionen im
Norden des Baringo-Sees nothwendig waren, zu beschaffen. Die lücken-
haften und unverlässlichen, von den Eingebomen erhaltenen Aus-
künfte sprachen von zwei nördlich gelegenen Seen, einem sehr
grossen, dem Basso narök (schwarzer See) und einem kleineren
dem Basso naebor (weisser See). Von deren Grösse, Richtung, den
umwohnenden Völkern konnten jedoch nur sehr unklare Vorstel-
lungen gewonnen werden.
Beiliegende Skizze (siehe Tafel VIll) veranschaulicht diese bis-
her unbekannten Gegenden, welche zu durchziehen 5*^. Monate Zeit
in Anspruch nahmen. Erst am 24. Jänner 1888 waren die erwar-
teten Vorräthe eingetroffen und war die Expedition bis dahin ganz
auf das angewiesen, was die Jagd lieferte. Doch gab es glücklicher-
weise Wild jeder Art in nie geträumter Menge. So konnte die Ex-
pedition, jetzt nur mehr 210 Mann stark, am 10. Februar wieder die
Wanderung, diesmal mit jedem Schritte die Wissenschaft mit der
Kunde von neuen Bergen und neuen Ländern bereichernd, antreten.
Nach vielen, hauptsächlich durch Wassernoth verursachten
Beschwerden und Sorgen, sah die Expedition sich am 5. März
durch den Anblick der blauen Wässer des Basso narök beglückt,
zu dessen Ufern am folgenden Tage hinabgestiegen wurde. Graf
Teleki gab demselben den Namen »Rudolf-See«. Dem Entzücken,
das der erste Anblick hervorgerufen, machten die wüste Umgebung,
die gras-, bäum- und schattenlosen Ufer, der starke und unausstehlich
heisse. sanderfüllte, vom Lande zum See wehende Wind, der die
Zelte umblies, gar bald ein Ende und so war der Marsch ein durch
den Gedanken- an das nicht in allzuferner Aussicht stehende Ausgehen
der Nahrungsmittelvorräthe ein sehr trauriger, den die Expedition
längs des Seeufers nach Norden unternahm. Hier gab es weder
Menschen noch Wild.
Immer kleiner wurden die Rationen, die der Mannschaft aus-
getheilt wurden, bis der 19. März, als Elefanten erlegt und die
Aussicht auf deren grössere Zahl vorhanden war, wieder mehr
Zuversicht eintreten liess. 54 Tage waren verstrichen, wo die Ex-
pedition auf eigenen Füssen gestanden, bis sie endlich das bewohnte
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192
Nordufer des ungefähr 160 A:m langen Sees erreichte und damit zu
einem Orte gekommen war, der Durrha (wenn auch nichts anderes)
in reicher Menge bot.
Das Volk daselbst nennt sich Reschiat imd gehört dem Galla-
stamme an. Noch nie waren von irgend einer Seite Händler in diese
Gegend gekommen und die Einwohner daher mit den Segnungen
und air den schönen Dingen der Civilisation gänzlich unbekannt. Es
hatte die Jungfräulichkeit dieses Volkes für die Expedition jedoch die
unangenehme Seite, dass der grösste Theil der mitgebrachten Tausch-
Güter werthlos war.
Von hier aus wurde der zweite See, der bedeutend kleiner
ist, stark bittersalziges Wasser hält, besucht. Er erhielt den Namen
»Stefanie-See«.
An der besuchten Seite war er vollständig unbewohnt,
andererseits konnte er nicht umkreist werden, da unter den an
seinem Nordufer wohnenden Marle's die Blattern grassirten. So
waren 3 Wochen vergangen, ohne dass man irgend einen Eingeborenen
sah. Den Rückweg von den Reschiat war die Expedition gezwungen
auf derselben Route zu nehmen, weil die Regenzeit indessen ein-
getreten war, der See ausgetreten war und die Niederung im Nor-
den desselben wenigstens theilweise unter Wasser stand.
Ausserdem waren die grossen zwei Zuflüsse zum See für die
Expedition, deren Berthonboot der Wuth eines Elefanten zum Opfer
gefallen war, unübersetzbar. In Doppelmärschen wurden daher die
trostlosen Seeufer zum zweiten Male abgelaufen, scharf um dessen
Südrand nach Westen gebogen und in das Land der Turkana
(oder Elgume) eingefallen, innerhalb deren Grenzen sich die Ex-
pedition am 3. Juni befand, zum grossen Entsetzen der überraschten
Bevölkerung.
Die Eingeborenen fanden sich gar bald in die Situation. Leider
konnte sich die Expedition auch hier keiner Abnatoie der mitge-
brachten Waaren erfreuen, denn Tabak und immer wieder Tabak
war's, für den sich die Eingeborenen jeglichen Besitzes entäussert
hatten. So befand sich die Expedition am 20. Juni an der West-
grenze dieses Landes, neuerdings in unbewohnter Wildnis, ohne
j^liche Lebensmittelvorräthe. Wild gab es keines und es wairen
daher Kräuter und Beeren, mit denen sich die Karavane nothdürftig
am Leben erhielt; die Hoffnung auf kommende bewohnte, weiter
im Süden gelegene Gegenden erhielt sie jedoch aufrecht und guter
Dinge. Als die Expedition im Süden jedoch auch nichts wie Hungers-
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wf^'^m^^mm
noth. grüne und unreife Durrhafelder vorfand, wurde die Sache
ernster.
Einen vollen Monat wehrte sich die Expedition gegen den
(iedanken, sich mit Gewalt in den Besitz einer Viehherde (die
wohl vorhanden, aber unverkäuflich war) zu setzen, bis die Kara-
vane schliesslich derart entkräftet und herabgekommen war, dass
es dennoch dazukommen musste. Dann waren auch die Sorgen -m
Ende. Njemss am Baringo-See wurde am 29. Juli wieder erreiclit
und der Heimweg über den Naiwascha-See, Ukambani und Taveta
angetreten.
Am 25. October 1888 wurde die Küste bei Mombas errcncht
und damit hatte die Expedition ein glückliches Ende geluruleri.
Verschiedene Umsti'mde erforderten in Zanzibar einen zweimonat-
lichen Aufenthalt, der den beiden Expeditionsmitgliedern, flie in
vollster Gesundheit dahin gekommen waren, in Folge wiederholter
Fieber, recht nachtheilig ward. Seit 8. Jänner 1889 befanden sich
dieselben in Aden, mit den Vorbereitungen zu einer einen Mtmat
in Anspruch nehmenden Reise nach Harar beschäftigt.
Bemerkungen sur Karte, Tafel VIII.
Die dem Berichte Capitän v. Wohlgemuth's beigegebene KartenakiE^e
ist von Lieutenant v. Höhners Hand gezeichnet und weicht in einigen. tiau[it*
sachlich das Terrain und die Nomenclatur betreffenden Punkten von den
Kartenbildem ab, welche über die Teleki'schen und Höhnerschen Entdeckungen
bereits publicirt worden sind. Es ist dies vor Allem die Karte, welche anicr
dem Titel: «Schizzo del lago Rodolfo o Narok esplorato dal Conte Teleki
secondo i rilievi del Sign, di Höhnel» Bolletino della Societä geografica Itaiiana,
1889. Febbrajo. veröffentlicht worden ist. und welche nach einem ManujstTipieH
das Lieutenant v. Höhnel dem italienischen Consul von Aden Capit. Atilonio
CeCchi während oder nach einer Fahrt von Zanzibar nach Aden einpehfindi::!
hat. hergestellt worden ist. Sie enthält eine reichere Nomenclatur, die Zeiuhnung
zweier Ströme, welche an dem Südwest -Ufer des Rudolf -See's münden und
auch eine od.-r die andere Note über die Anwohner der neuentdeck ten Seen,
es fehlt ihr dagegen das Terrain am West-Ufer des Basso Narok, W(*k:hes die
vorliegende Kartenskizze von Höhnel's Hand sorgfältig eingezeichnet enthält.
Die Discrepanzen sind nach meiner Meinung darauf zurückzuführen, dasa
Capit. Cecchi wahrscheinlich aus Erläuterungen oder im Zwiegespräche mit
v. Höhnel erhaltene Daten auf die Karte gesetzt hat. obgleich hiervon in di'm
Begleiteworte Cecchi's zu der Kartenskizze, die dieser an Prof. Dalla VediJ^^a in
Rom jieschickt hat. keine Erwähnung geschieht.
Dass Ritter v. Höhnel aul seiner hier zur Publication gebrach len Karte
mit Namenangaben sparsam umgeht, rechtfertigt die Aeusserung des Gmfün
Teleki in seinem Briefe an die Londoner Times (20 December 1S^S^. wt*lch*i
Mittb. d. k. k. Gtog.. Ues. 1889. 4. )4
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in's Scolish Geographica! Magazin (Nro. 2 ex 1889) und in das Mouve-
ment geographique (24. Jänner 1889) übergegangen ist und wo von einer
unvollkommenen Aufnahme des Rudolf-Sees die Rede ist. Gleichwohl erhält
Hie im Bolletino della Societä geografia Italiana publicirte Karte ebenfalls die
zsvei Flüsse an dem Südwest-Ufer des Sees, die hier im Originale fehlen. Die
übrigen PifTerenzen zwischen den Angaben in dem Briefe des Grafen Teleki
an die Times und jenen in dem Briefe Capit. Cecchi's an den Generalsecretär
der italien. geograph Gesellschaft Prof. Della Vedova (de dato Aden 30. Januar
lft89) belrelTen nur untergeordnete Details.
Die in den Földrajzi Közlemenyek der ungarischen geographischen
Gesellsciiaft (XVII., 4) herausgegebene Karte der Entdeckungen der Teleki-
Höhnersfhen Expedition ist ledigHch eine Reduction der im Bolletino della
Rocietfi geografica Italiana herausgegebenen Karte der Expeditions-Touren.
Lüngenangaben fehlen auf v. Höhners hier publicierter Kartenskizze
wohl ans dem Grunde, weil die betreffenden Beobachtungen noch nicht berechnet
werden konnten. Es ist mir nicht bekannt geworden, ob die voa Höhnel an
C-ipitän t'ecchi abgegebene Skizze Längenangaben enthielt. Das Elaborat im
* Bolletino della SocietA geografica Italiana« enthält solche.
Ph. PauliUchle.
Die klimatisehen Verhältnisse des Herzogthums
Schlesien,
Ton Karl Kolbenheyer, Professor am k. k. Staatsgymnasium in Bielitz,
Besitzer des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone.
Zweiter Tiieil.
Der Luftdruck.*)
Luftdruckbeobachtungen lieferten in dem von mir in Betracht
gezogenen Zeitraum die Stationen zweiter Ordnung: Bielitz, Saybusch,
Teschen, Kotzobendz, Mähr. Ostrau, Poln. Ostrau,Ostrawitz, Neutitschein,
Troppau I., Jägerndorf, Olbersdorf, Reschen, Mähr. Schönberg, Barz-
dorf. grosser Schneeberg, Ebersdorf, ferner Beuthen, Ratibor, Oppeln
lind Breslau. Bei der Bearbeitung dieses Materiales stellte sich aber
die Noth wendigkeit heraus, die Grenzen im Süden noch etwas weiter
ausKudehnen, und wurden daher noch die Stationen Prerau, Kloster
Hradisch, Mähr. Weisskirchen und Mähr. Neustadt einbezogen.
Zunächst lasse ich über die genannten Stationen einige Be-
Tnerkun|TBn folgen.
Beelitz. Die Beobachtungen wurden anfangs mit einem
Tonnelotschen Barometer Fortinscher Einrichtung gemacht (Nr. 826),
an desütm Stelle am 16. Februar 1876 ein Kappellersches Stations-
baronieter Nr. 1301 trat, das noch heute in Verwendung ist. Die
♦j Die zugehörigen Isobaren^Karten folgen im nächsten Hefte nach.
Die Redaction.
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Correction desselben auf das Normalbarometer der k. k. meffiOf«
Centralanstalt in Wien ist — 0* 1 mm, das Verhältnis der beiden
Barometer unter einander aber war Kapp. 1301 — Tonn. 826 =^ 0'4 tufti.
Die Seeliöhe des Barometers ist durch ein Nivellement im Anschlüsse
an das Präcisionsnivellement zu 343'5m bestimmt worden.
S ay b u s c h. Die Beobachtungen sind den Sprawozda, datii^ komlsyi
fizyjograficznej akademyi umiejt^tnosci in Krnkau entnommen: ^ie sind
aber sehr lückenhaft, theilweise ganz unbrauchbar. Die Barometer-
Correction fand ich durch Vergleichung mit dem Bielitzer Barometer
zu — 0*23 wm. Das Jahresmittel wurde au» den drei sirharsten
Jahrgängen 1877. 1878 uud 1886, die Monatsmittel aber aus allen
jenen brauchbaren Monaten berechnet, welche keine grössere Lüfken
als solche von vier Tagen aufweisen. Seehöhe barometrisch dtnvh
Bielitz zu 346*9»» berechnet. (346 Wz/).
Teschen. Die Beobachtungen beginnen erst mit 1886. Die
Barometer-Correc.tion war (in Wien) + 0'33 mm, Seehöhe durch
Bielitz barometrisch zu 303*7 m berechnet. Reducirt durcli Bielitz-
Kotzobendz. Die Barometer-Correction betrug -|- 022 mw/.
Jahresmittel nach den drei Jahren 1880—1882 berechnet. Rt^duciert
durch Bielitz, durch welches auch die Seehöhe barometrisch zu dbö'^m
berechnet worden ist.
M. Ostrau. Die Beobachtungen umfassen die Jahre 18^2, 1H8B
und 1885, weisen aber in den Sommermonaten mehrere Lücken auf,
80 dass das Jahresnnittel nur aus dem einen Jahre 1882 ge^^n (iielitz
bestimmt werden konnte. Barometer-Correction — 0'08 mm, Seeiiöhe
barometrisch durch Bielitz zu 221'3w berechnet. Reducirt durch
Bielitz.
P. Ostrau. Die Beobachtungen umfassen nur die Zeit vom Mai
1881 bis Ende December 1882. Die Barometer-Correction ist unbe-
kannt, die Seehöhe zu 277 nt angegeben. Reducirt durch Bielitz.
Ostrawitz. Barometer-Correction unbekannt, scheint aber
gleich Null zu sein. Seehöhe seit 1876 zu 429 tit angegeinm, wa^
mit der barometrisch durch Bielitz berechneten vollkommen überein-
stimmt.
Neutitschein. Die mit Januar 1877 beginnenden Beübach-
tungen wurden durch Bielitz reducirt, Barometer-Correction — U 2Uwm.
Seehöhe im Mittel durch Prerau und Bielitz barometrisch zti 292'Dm
berechnet.
Troppau I. Die Seehöhe der Höhenmarke am k. k. rrU[ipGn-
spital beträgt 265*65 w, und befindet sich der Nullpunkt <]t*!^ ßai'f*-
meters 0'S2m unter derselben, hat also eine Seehöhe von 'J{^b:^tfi,
Die Barometer-Correction beträgt — O'IO mm. Die mit Januar IK7fi
beginnende Beobachtungsreihe ist jedoch nicht homogen, wie nach-
stehende Differenzen der Jahresmittel gegen Bielilz zeigen :
1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1>*83 1884 is^.^
5b3, 5-45, 5-75, .6-61, 6*74, 680, 6*69, 6'62, 5 58, fr-UI /i/m,
Die Berechnung des Jahresmittels wurde daher nur ani' Am
fünf Jahre 1879 — 1883 gegründet, die Monatsmittel aber wurileri
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I
196
aus allen Jahren (mit den erforderlichen Correctionen) berechnet.
Reducirt durch Bielitz.
Jägerndorf. Barometer-Correction + O'll mm Seehölie zu
'630 m angegeben, was mit der durch Bielitz barometrisch berechneten
stimmt. Das Jahresmittel nach den zwei Jahren 1878 und 1885 be-
rechnet. Reducirt durch Bielitz.
Olbersdorf. Die Beobachtungen beginnen mit dem 1. Februar
1881, die Karometer- Correction beträgt — O'llwm. Die Seehöhe im
Mittel durch Prerau und Bielitz barometrisch zu 640*7 m berechnet.
Das Jahresmittel wurde nach den vier vollständigen Jahrgängen be-
rechnet. Reducirt durch Bielitz.
Besehen. Die Beobachtungen umfassen die Zeit vom Juli 1881
bis Ende 1884 Barometer-Correction + 0*51 mw. Seehöhe barometrisch
durch Prerau zu 554 w berechnet. Jahresmittel aus den zwei voll-
ständigen Jahrgängen bestimmt. Reduciert durch Prerau
M. Schönberg. Barometer-Correction -{- 0*41 mm Die Seehöhe
barometrisch durch Prerau zu 334 6 m berechnet, was sicherer als
die Berechnung durch Josefstadt erscheint; weil die Specialkarte des
k. k. militär.-geogr. Institutes in Wien die Seehöhe von M. Schönberg
zu 331m angibt.
Gr. Schneeberg. Barometer-Correction unbekannt. Seehöhe
zu 1215m angegeben was zu wenig erscheint, die barometrische
Rechnung durch Barzdorf gibt 1218 5 m, (bei der Schneekoppe gibt
die österr. Messung um 4'3m mehr als die preussische.) Reducirt
durch M. Schönberg.
Harzdorf. Barometer-Correction -(- 0*27 mm. Seeliöhe baro-
metrisch durch Josefstadt und Bielitz übereinstimmend zu 252'c^ m
berechnet.
Ebersdorf. Barometer - Correction unbekannt. Seehöhe zu
424 m angegeben. Die Beobachtungen umfassen die Zeit vom April
18b 1 bis December 1884. Reducirt durch Barzdorf.
B e u t h e n. Barometer-Correction — 04 mm ; Seehöhe zu 290 m
angegeben. Reducirt nach den fünf Jahren 1881 — 1885 durch Bielitz.
Ratibor. Barometer-Correction unbekannt. Nur die vier Jahre
1882 — 1885 konnten benutzt werden, welche auf die für die 2^it
vom l. October 1883 bis 1. Februar 1885 angegebene iSeehöhe von
1 96 8 m reducirt worden sind. Reducirt durch Bielitz.
Oppeln Seehöhe zu 175*1 m angegeben. Barometer-Correction
unbekannt, scheint aber gleich Null zu sein. Reducirt nach den
fünf Jahren 1881—1885 durch Breslau.
Breslau. Barometer-Correction nach Hann mit — 0*51 mm
angenommen Seehöhe zu 147*4m angegeben.
Prerau. Barometer-Correction — 0*13 mm. Seehöhe im An-
schlüsse an das Präcisionsnivellement zu 2 14*9 m bestimmt.
M. Wei.«skirchen. Barometer-Correction -|- 008mw. Die
Beobachtungen beginnen mit Mai 1881, doch sind sie nur bis Ende
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197
1884 brauclbar, von Januar 1885 an scheint Luft im Barometer zo
sein. Das Jahresmittel zeigt gegen Prerau folgende Differenzen :
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4-4 4-4 8-6 9 0 mm.
Die Berechnung desselben wurde daher nur auf die beiden ersten
Jahre gegründet. Reducirt durch Prerau. Die Seehöhe durch Prerau
barometiisch zu 257*4 m berechnet. (Die Specialkarte gibt für die
k. k. Militar-Oberrealschule 255 m an.)
Kloster Hradisch (bei Olmütz). Die Beobachtungen um-
fassen die Jahre l878 — 1885 mit einer Lücke von einem Monate.
Jahresmittel auf die Mittel der Jahre 1878, 1880, 1881 und 1883
gegründet. Reducirt durch Bielitz. Seehöbe barometrisch durch Prerau
zu 2l8'5m berechnet.
M. Neustadt. 9Y2 J^^re (von 1880 fehlen die Monate Juni
bis November). Barometer- Correction — 008 ww. Seehöhe zn 'J40'2m
angegeben. Reduciert durch M. Schönberg.
In den Berichten der meteor. Commission des naturforschenden
Vereines in Brunn sind zwar auch die Luftdruck- Beobachtungen von
Eulenberg angegeben, die die Zeit vom Juli 1881 bis Ende 1885
umfassen und in unser Gebiet fallen. Da jedoch weder die Seehöhe
genau ermittelt, noch die Harometer-Correction bekannt ist, so habe
ich dieselben unberücksichtigt gelassen.
In den nachfolgenden Tabellen gebe ich die Monats- und Jahres-
mittel nach den einzelnen Jahrgängen für jene Stationen, welche ich
als Normalstationen benutzte, sowie für einige andere, welche zur Be-
rechnung der mittleren Veränderlichkeit der Differenzen und ihres
wahrscheinlichen Fehlers verwendet wurden. Bei diesen Mitteln sind
jedoch keinerlei Correctionen angebracht, sondern sind dieselben so
miigetheilt, wie sie den Quellen entnommen sind. Nur bei Breslau
wurden die Mittel der drei Jahre 1876 — 1879. wf*lche in der Preuss.
Statistik noch in Par. Linien angegeben sind, in Millimeter ver-
wandelt. Behufs Benützungen all* dieser Mittel muss daher überall
die vorhin angegebene Barometer- Correction, sowie die später (bei
den 10jährigen Mitteln) anzugebende Schwere- Correction angebracht
werden.
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205
Zehnjährige Laftdruckmittel.
Schon in den Vorbemerkungen ist gesagt worden, durch welche
Normalstation die Reduction der Beobachtungen jener Stationen, welche
nicht den ganzen Zeitraum ausfällen, erfolgt ist. Die nachfolgenden
zehnjährigen Mittel für die Periode 1876 — 85 geben den wahren
Luftdruck an. d. h. es ist nicht nur überall die Barometer-Correction,
sondern auch die Schwere- Correction angebracht worden, letztere nach
den beiden Tabellen, die Hann in «Jelinek's Anleitung zur Aus-
führung meteorologischer Beobachtungen», Wien 1884. pag. 120, mit-
theilt. Letztere Ck)rrection ist im Kopfe jeder Station angegeben.
Ausgeführt worden ist die Reduction der Luftdruckbeobachtungei»
auf dieselbe Weise wie bei der Temperatur, nämlich durch Difirerenzes.
Zu bemerken ist nur. dass das Jahresmittel immer nur aus den
sichersten Jahrgängen berechnet wurde, während für die Monatmittel
alle mir zu Gebote stehenden Jahrgänge, natürlich mit den erforder-
lichen Correctionen benützt worden sind.
Zehnjährige Luftdruckmittel für die Periode 1876— 8ä-
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Juli . .
August
September
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November
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Mai . . .
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Jahr
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1603
42-69 38-71
42-44
40-54
Mittlere Abweichungen oder Veränderlichkeit.
Was von der mittleren Abweichung oder Veränderlichkeit im
ftligf^meiueTi bei den Temperaturverhältnissen gesagt worden ist, gilt
auch für den Luftdruck.
Für fünf, die ganze Periode erfüllende Stationen stelle ich die
mittlere Abweichung für die einzelnen Monate und das Jabr za-
eammeii in ufich stehen der
Tabelle über die mittlere Abweichung.
Bielitz . .
Oatrawitz ,
Mähr. Schönberg 29
Barzdorf
ßieslaii .
Jänner
Februar
März
April
Mai
Juni
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1-825
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1-27
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1-07
3-03
3-97
3-05
1-86
1-55
1-01
315
3.88
2-73
1-89
1-57
108
') 490 28' nf^rdl. Breite, 35o 7' östl. Länge von Ferro.
>; 49** an' nördK Rreite, 35« 25' östl. Länge von Ferro.
*) 4£F 36' nördL Breite, 34« 565' östl. Länge von Ferro.
*) 49^ 4ti' nönäl. Breite, 34« 37-5' östl. Länge von Ferro.
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298
Juli August Sept. Octob. Nov. Decemb. Jahr
ßielita - . 1-268 1-178 1-370 1.582 2*270 3-399 0-643
Ostrawitz . • • 1-45 I'IS 1-43 1*74 2-10 3-37 0-650
Mähr.-Schönberg 1-35 1*19 117 1-65 214 3*44 072
ßarzderf . . 1 51 M9 1-48 1-65 2 20 3-62 0 66
Bmlau . . . 1-30 1*30 1-50 1-85 2*40 3*48 0*55
Die mittlere Abweichung zeigt in ihrem Gange auch beimLaft-
dmck eine jährliche Periode mit zwei Maximis, im Februar und im
December, von denen das erstere das bedeutendere ist, und zwei
Minimis, im Juni und August. Nur in M. Schönberg umfasst das
zweite Minimum auch noch den September, in Breslau aber entföllt
es gUnzlich.
Aus der mittleren Abweichung lässt sich nun einerseits der
wahrscheinliche Fehler des 10 jährigen Mittels berechnen, anderseits
die Zahl der Jahre, welche nöthig sind, um denselben auf ±_ 0*1 mm
herabzumindern. Den wahrscheinlichen Fehler der Monats- und Jahrtjs-
mittel für obige fünf Stationen enthält folgende
Tabell«
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Jänner
Februar
März
April
Mai
Juni
Bielitz . . .
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1-018
0-798
0-403
0-390
0-321
Ostrawitz . . .
0-789
1-022
0-803
0-489
0-348
0-H04
Mit hr.- Schönberg
0-814
1-060
0-800
0'469
0'389
0-293
Barzdorf
0-830
1-088
0-836
0-509
0-426
0-277
Rrealau
0-873
1-063
0-658
0-517
0-4o0
0-296
Juli August Sept.
Octob.
Nov.
Decemb.
Jahr
Bielitz . . .
0-347 0-322 0375
. 0-433
0-622
0930
0176
Ostrawitz . .
0-398 0-309 0-392
• 0-477
0-575
0-923
0 178
Mahr.-Schönberg 0'370 0 325 0320
0-452
0-586
0-943
0-197
Barzdorf . .
0-414 0-325 0-406
0-452
0-603
0-991
0-180
Breslau . .
0-356 0-356 0411
0-507
0-658
0-954
0-151
Der wahrscheinliche Fehler des lOjAhrigen Mittels ist also im
Februar am grössten, wo er einen 1 mm überschreitet, am kleinsten
im Juni, wo er nicht ganz Vg mm beträgt. Wollte man ihn auf ± 0*1 wm
herabmindern, so wären nach dem Durchschnitte der mittleren Ab
weichung obiger Stationen für den Februar 1057, für den Juni 85
Jahre erforderlich ; um das Jahresmittel mit derselben Genauigkeit zu
finden, reichen 29 — 30 Jahre hin.
Im Anschlüsse an die mittlere Abweichung der Mittel wollen
wir gleich auch die mittlere Abweichung der Differenzen der Stationen
mit kurzen ßeobachtungsreiben gegen die Normalstationen betrachten
und den Grad der durch dieselben erreichten Genauigkeit unter-
suchen. Zu diesem Zwecke stelle ich die Differenzen von acht Stations-
paareji in nachfolgender Tabelle zusammen, in welcher dieselben naeli
der Entfernung geordnet sind.
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209
Tabelle über die mittlere Abweichung derDifferenzen.'
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Entfernung
in km
29
34
50
51
78
82
83
124
Jahr . . ,
0-53
024
0 20
026
0-28
018"
0-24
o;{4
Jänner
0-67
014
0;}7
0 20
0-34
040
0-20
0-22
Februar
0-33
0-24
017
0-18
Ü3ß
o-6i
0-40
016
März
0-47
013
017
0-20
022
o:50
0 30
0-24
April . .
0-58
0'07'<
oor
0-32
016
0-24
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0-20
Mai . .
020
0-31
0-23
022
OW
0-30
010"
010
Juni .
029
011
0-33
020
018
020
014
0-30
Juli
013
009
0-13
018
017
0 16"
014
010
August .
0-47
042
017
0-20
0-29
022
020
008"
September
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0-20
0 17
012"
018
0-24
0-20
016
October
0-40
012
020
0 24
017
022
0-20
010
November
0-57
0-18
013
0-32
032
0-28
0-32
0 34
Winter .
0-51
0-21
0-25
0-21
0-33
0-29
0-28
0-24
Frühling
0-42
017
016
0-25
0-17
028
0-17
018
Sommer
0-30
0-21
0 21
019
0 21
019
016
0-16
Herbst .
.0-36
017
017
023
0-22
0 25
0-24
0-20
Mittel .
.0-40
019
020
0-22
0-23
0 25
0-21
0-20
Jahr . .
013
0-07
013
014
013
016
0-08
013
Vergleichen wir die mittlere Abweichung der Differenzen mit
derjenigen der Mittel selbst, so zeigt sich uns sofort, dass erstere be-
deutend kleiner ist, für die Monate 10 — 14 mal, für das Jahr 5 bis
6 mal, so dass also für die ersteren eine 100 — 190mal, für das letztere
eine 25 — 36 mal kürzere Zeit hinreicht, um sie auf denselben Grad
der Genauigkeit zu bringen, den 10 jährige Mittel besitzen.
Bei dieser Vergleichung sehen wir auch, dass die horizontale
Entfernung — wenigstens so weit sie in unserem Gebiete in Betracht
kommt, — auf die Grösse der mittleren Abweichung der Differenzen
w€Jiiger Einflusa ausübt, als der Höhenunterschied. Dies zeigt sich
bei den Stations paaren M. Schönberg — Gr. Schneeberg und Prerau —
Olbersdorf (verglichen mit Bielitz— Olbersdorfj sehr deutlich.
Bezeichnen wir die mittlere Abweichung der Differenzen mit F,
90 finden wir nach der Fechnerschen Formel aus 71*5 F- die Zahl
der Jahre, die erforderlich sind, um den wahrscheinlichen Fehler der
ttiUk. il- k. k (ir-P^r. ÜM, 1889. 4. 15
Digitized by
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■na
Differenzen auf + Ol mm herabzumindern, und zwar ergibt sich
folgendes Resultat:
Winter Sommer Mittel Jahr
7 3 4 1 Jahre.
Für das Jalir^mittel genügt also ein einziges Jahr, um die rela-
tive Genauigkeit desselben von +.01 mm zu erreichen und selbst
fiir den Winter reicht dazu die kleine Zahl von sieben Jahren voll-
kommen hin.
Abaointe Yerßnderlichkeit der Monats- und Jahres-
Mittel dea Luftdruckes in der Periode 1876 — 85.
Bielitz
Ostrawitz
Troppau
Schönberg
Barzdoi
Jänner . .
Februar. .
März . .
12-3
15-5
11-8
12-3
15-3
9-1
21-1
16-3
11-8
12-5
15-4
12-3
122
15-4
130
April ...
Mai ...
Jnni ....
7-5
4-7
5-8
70
4-0
5-7
7-6
4-6
5-1
8-2
51
5-0
8-2
4-8
5-3
Juli . .
August , .
September . .
3-8
3-4
6-3
3-8
3-4
6-3
4-4
4-3
6-0
4-8
4-7
5-8
4-6
4-2
6-5
October .
November
December .
4'8
10-0
12-8
5-9
9-0
13-1
6-9
10-5
13-7
6-2
10-2
13-5
6-5
9-6
14-1
Jahr ....
21
20
21
2-3
2-3
Monats-Maxim.
7-6
7-4
7-3
7-5
7-2
l, 1882 I, 1882 I., 1882 I., 1882 I., 1882
Minima ... - 9-6 —9-4 -9-5 —8-9 -9*6
IL. 1879 II., 1879 IL, 1879 IL, 1879 IL, 1879
Jahrea^Maxima
09
1884
10
1884
0-6
1884
11 10
1884 1884
Minima . .
-1-2
1878
-1-0
1878
— 1-5
1878
—1-2 —1-2
1878 1878
DigitizedbyGoOQle
21t
Absolute Extreme in der Periode li<16 — 85.
a) Maxima.
Ostrawitz Troppau Schönberg Barzdorr
45-5.82,16 62-2,82.16 54-0,82,15 62-9,82,15
43-9,82,1 59-7,82,1 52-3,82,1 61-2,82,1
41-2,80,9 57-2,80,9 49-7,80,13 59-1,80,13
32-8,76,5 48-2,76,5 41-2,83,7 501,76,5
35-4,81,6 50-4,81,7 438,84,23 51-7,84,22
31-8,77,30 45 9,82,3 89-7,77,30 47-2,82,3
32-4.81,29 47-0,81,29 404,81,29 47-8,81.29
31-5,77,25 46-0,81,4 399,81,4 46-8,81,3
35-6,84,12 49-7,79,2 428,79,2 51-1,84,12
38-2,84,31 52-1,77,6 45-0,47,6 54-7,77,6
38-0,84,1 53-5,79,9 464,80,28 54-4.80,28
42-5.79,23 580,79,23 501,79,23 582,79,23
45-5 62-2 54-0 62-9 .
Bielitz
Jänner . .
754-6,82,15
Februar
52-4,82,1
März. .
50-2,80,9
April . .
40-8,82,6
Mai . .
44-1,81,6
Jnni . . .
41-4,85,31
Jnli , . .
40-4,81,29
August .
39-8,81,4
September .
42-9,79.2
October .
45-8,84,31
November .
46-2,80,28
December
50-5,79,23
Jahr . .
54-6
Jänner . .
712 0,8120
Februar
09-1,79,18
März. .
09-2,78,8
April . .
13-5.78.1
Mai . . .
13-3,85.15
Juni
15-5,81.8
Juli .
20-0,82,9
Aagust . .
19-1,81.17
September,
10-7,84,5
October
1.3-5,85,11
November ,
13-9,80,18
December .
06-4.83.5
Jahr . .
06-4
b) Minima.
04-6,81,20 18-9,81,20 13-6,81,20 18-8,81,20
01-0,79,17 14-8,79,18 08-8,79,18 149,79,18
03-2,76,9 14-8,78,8 101.83,12 15-1,76.12
05-4,79,17 20-3,79,17 137,79.17 20-7.78,1
09-6,85,15 19-1,85,15 160,85,15 25-2,85,15
08-8.81,8 21-8.84,4 16-4,81,8 24-5,81.8
12-7,82.9 25-7,78,3 22-5.81,26 24-5,81,9
12-5,80,4 23-8,76,31 19-6,81,17 26-2,81,17
10-6,82,21 20-9,84.5 16-3,84.5 233,84,5
05-8,85,11 18-0,85,11 127,85,11 19-8,85,11
04-1,77,25 16-9,77,25 11-9,77,25 19-8,77,25
000,83,4 12-7,83,4 067,83,4 13-2,83,4
00-0 12-7 06-7 13-2
48-2
Momentane Differenz.
45-5 49-5 47-3
49-7
15*
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M$
Absolute Veränderlichkeit.
Um di«i absolute Veränderlichkeit, d. i. den Spielraum, inner-
lialb dessen aich die Mittel in der Periode 1876 — 1885 bewegten,
zur Anscbauung zu bringen, stelle ich in der nächsten Tabelle die
Differenzen der höchsten und tiefsten Mittel für die Monate und das
Jabr von fÜDf Stationen zusammen, und gebe auch noch die extremsten
Abweichungen nach beiden Richtungen hin an.
Rednction des Luftdrucks auf ein gemeinsames Niveau.
Uro die von den verschiedenen Stationen gelieferten Luftdruck-
beobiichtungen mit ein ander vergleichbar zu machen, müssen dieselben
auf ein gemeinsames Niveau reduciert werden. Als solches pflegt man
das Meeresniveau anzunehmen, in neuester Zeit aber reducirt man
den Luftdruck häufig auf das Niveau von 300 oder 500 w. jo nach
dem das eine oder das andere dem Durchschnittsniveau das zu be-
handelnden Gebietes besser entspricht. Ich habe um in den nach
folgendf'n Tabelle q die Luftdruokmittel sowohl auf das Meeresniveau,
als auch auf das Niveau von 500 ^n reduciert.
[n Bezug auf die Reduction auf das Meeresniveau sei Folgendes
bemerkt. Das Jahresmittel reducierte ich nach der von Hann in
^Jftlinek's Anleitung zur Ausführung meteorologischer Beobachtunjren'*
(Neue Auflage, Wien, \HH4) p. 144 und 145 gegebenen Tafel, da
die nac^h derselben berechneten Resultate sehr gut mit denen stimmten,
die ich bei der Re(:hnung mit Hilfe einer hypsometrischen Tafel und
mit Hilfe einer Ijogaritbmentafel erhalten hatte. Die Monatsmittel aber
redufirte ich nach der von Hann in seinem Buche .Die Vertheiluni;
des Luftdruckes über Mittel- und Süd-Europa" (Wien, E Hölzel,
18k7) pag. KX) gegebenen kleinen Tafel, weil zahlreiche Proben zeigten,
daes die mit Hilfe dieser Tafel erhaltenen Werte hinlänglich mit den
direct berechneten stimmten (meist zeigte sich erst in der zweiten Decimale
eine Differenz}. In Betreif des Grades der durch diese Art der Re-
duction erhielten Genningkeit genügt es, auf das erwähnte Buch von
Hann zu verweisen.
Die Reduktion auf das Niveau von 500 w erfolgte nach der
Formel
, , 1 D 500 — h
log b ^= log B — —
Cons taute etc.
wo B der Karometerstand in der Höhe h ist. Bei der Reduction be-
diente ich mich der Gaussischen Tafel (Jelinek's Anleitung, pag. 137
und \dH). nur habe ich zu dem Tafel-Argument A die Constante
0 00112 addirt um die 1 Luftfeuchtigkeit mit zu berücksichtigen.
Der Reductiou sowohl auf das Meeresniveau, als auch auf das
Niveau von ;"MiOw^ sind libersill die für die Schwerabnahme mit der
Höhe corrigirten Barometerstände, also der wahre Luftdruck zu Grunde
iielegt.
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V13
Währer Lizftdrack im
$ Jäniier ,
Februar
März
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766^ft 137^0
Mefir^eniveau für die l*eriode
1876-85.
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Jair . . B2 12 (il-69 61-97 62-16 62*16 62*23 62-34
Wahre Lnftd rti ek-Mittel im Niveau von 500m für die
Periode 1876—85.
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16-7
August . .
17-3
18-1
17-3
17-3
17-4
17-6
17-1
17-1
September
181
18-6
18-3
17-8
17-9
18-2
17-9
17-7
October
18-3
17-8
17-8
17-5
17-6
17-7
17-5
ir-4
November
17-7
18-1
17-8
17-5
17-4
17-5
17-5
17S
December .
16-7
16-9
17-2
17-0
16-7
16-9
17-6
16-8
Jahr . . 17-33 Hol 17-41 17-26 1721 17-36 1715 1705
1
a
1
S
Ol
Mähr.
Weiss-
kirchen
11
Jänner . .
Februar .
H&rz
7200
167
14-9
203
174
16-1
20-7
180
15-4
206
)8-0
16-8
20-7
17-9
153
20-8
lB-1
15-5
April
Mai . .
Juui .
14-6
16-6
16-6
14-4
16-6
16-7
14-1
16-4
16-7
14-5
171
172
14-0
16-4
16-6
14-3
lti-7
16-9
Juli . . .
August . .
September
16-6
16-5
17-3
16-8
16-9
17-5
17-1
16-9
17-7
17-4
17-4
18-1
17-1
16-9
17-7
17-3
17 1
17-8
October
November
December
lÜ-7
16-5
16-7
171
170
16-2
17 6
17-H
17-3
17-7
17-9
172
17-3
18-0
17 4
17-ri
n-8
17-3
Jahr . 1659 1685 17-13 1716 17-18 17-2Ü
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2115
Bemerkungen zu den Isobarenkarten.
Für die graphische Darstellung der oben aufgeführten wahren
Luftdruck Mittel sowohl im Meeresniveau als auch im Niveau von
500 w in der Form von Isobaren wähle ich das Jahresmittel, dann
die Monate Januar und Juli aus.
Das Jahresmittel zeigt in der Reduction auf das Meeresniveau
seinen tiefsten Stand im Oderthale und nimmt gegen Osten und
Westen hin etwas zu. Das ganze Gebiet fallt zwischen die Isobaren
762*0 und 762*5 mm, weshalb ich das Intervall von 0*2 mm für die
Darstellung gewählt habe. Die Isobare 762*2 mm nun zieht sich als
vielfach gewundene Linie vom äussersten Nordwesten unseres Gebietes
über den Ramsauer Sattel, an den Südabhängen des Altvaters, des
Gesenkes und Oder-Gebirges bis zu dem tiefsten Punkte der grossen
Wasserscheide zwischen der Donau und Oder hin, wo sie sich dann
gegen NE wendet. Bei Troppau ist eine Theildepression sichtbar,
an deren Existenz nicht zu zweifeln ist, weil die Seehöhe dieser
Station durch das Präcisionsnivellement festgestellt und die Haro-
meter-Correction bekannt ist. Im Niveau von 500 m föllt die Isolare
7170mm nur theilweise in unser Gebiet; die von 717*2 mm durch-
zieht dasselbe in ähnlicher Weise wie die von 762*2 mm im Meeres-
niveau, nur hält sie sich nördlich von den Sudeten und wendet sich
erst bei Jägerndorf gegen das Gesenke zu. Die Theildepression bei
Troppau tritt auch hier hervor, westlich von der Isobare 717*2 mm
aber zeigt sich ein secundäres Maximum.
Während das Jahresmittel der 10jährigen Periode 1876 — 1885
von dem der 30jährigen (1851 — 1880) nur wenig abweicht, ist das
Januar-Mittel der ersteren infolge des hohen Luftdruckes dieses
Monates in den Jahren 1876 und 1881 bedeutend höher als das der
letzteren, so dass in unser Gebiet die Isobaren von 7670 respective
7205 mm (oder bei Anwendung des Intervalles von 0*2 mm die von
120' 4 mm) fällt. Beide gingen auf den Karten fast denselben Gang.
Bemerkenswerth ist die am Nordfusse der ßeskiden liegende Theil-
depression, welche, im Niveau von 500 m etwas weiter nach Osten
geschoben erscheint als im Meeresniveau.
Nicht so einfach wie die früheren Isobarenkarten gestaltet sich
die für den Juli, namentlich im Niveau von oCOm. Das Oderthal
zeigt eine ziemlich ausgedehnte Theildepression, welche südlich von
M. Ostrau beginnt und nördlich bis über Ratibor hinausreicht. Die
Isobare 760*8 mm umfasst das Vorland der Westbeskiden, ferner das
ganze Gesenke, jenes Gebiet, in welchem wir bei den Temperatur-
verhältnissen die hoben Juli - Temperaturen kennen gelernt haben,
welche also dem relativ niedrigen Luftdruck corre&pondiren, oder
richtiger gesagt denselben erklären. Zu beiden Seiten der Isobare
760*8 mm steigt der Luftdruck, und zwar viel bedeutender im Westen,
wo sich um den Gr. Schneeberg und Ebersdorf ein Maximum bildet.
Im Niveau von 500 m dagegen reicht die Isobare 7l7'Omw ziemlich
weit in unser Gebiet hinein und umsrhliesst die Theildepression im
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'^^^^VK^^W ■
217
Oderthale, die hier aber räumlich beschränkter erscheint. Gegen Süd-
osten, namentlich aber gegen Nordwesten steigt der Luftdruck rasch
an, and zieht sich zwischen den beiden Maximalgebieten, von denen
das westliche das bedeutendere und ausgedehntere ist, eine Zone
niedrigen Luftdruckes hin, da erst bei Brönn die Isobare 717'2 mm
erreicht wird.
(Schluss folgt)
Jahres-Berieht
des Präsidenten der k. k. Geographischen Gesellschaft für das Jahr 1888.
Erstattet vom Vice-Präsidenten Excellenz Dr. Alexander Freiherrn v. Helfert
in der Jahres- Versammlung vom 26. März 1889.
Hochgeehrte Versammlung!
Die k. k. geographische Gesellschaft, welche noch unter dem
liefen Eindrucke des schweren Verlustes steht, den sie durch den
Tod ihres höchsten Protectors Kronprinz Erzherzog Rudolf erlitten,
hat in dem Jahre 1888 ihre financiellen Mittel, welche durch die
bedeutende Beisteuer zur österreichischen Congo-Expedition im Vor-
jahre in Anspruch genommen worden sind, durch ein Jahr nor-
maler Thätigkeit aufs Neue gekräftigt, so dass die Leitung der Ge-
sellschaft, am Abschluss ihrer 8jährigen Functionsperiode mit voller
Befriedigung auf den dermaligen günstigen Stand unserer CJesellschaft,
welche sich im In- und Auslande gleichen Ansehens erfreut,
bKeken darf.
Einer alten Gepflogenheit folgend, sei es mir gestattet, auf die
wichtigsten Ergebnisse österreichischer Forschungen im Vorjahre hin-
zuweisen. Den bedeutendsten Erfolg erzielte die Expedition des
Grafen Teleki und LinienschifTslieutenant von Höhnel in Ost-
africa, welchen es gelang die beiden Bergriesen Kilimandscharo und
Kenia zu besuchen, das feindliche Kikujuland auf einer ganz neuen
Route zu durchziehen, die Ufer des wenig bekannten Baringosees
betreten und endlich in gänzlich unerforschtem Gebiete zwei grosse
Seen zu entdecken. Wir dürfen wohl hoffen die beiden erfolg-
gekrönten Forscher noch in diesem Jahre in Wien begrüssen zu
können.
Dr. Oscar Baum an n, unser muthiger junger Forscher, hatte
sich an der von Dr. Hans Meyer veranstalteten Expedition zur
Besteigung des Kilimandscharo betheiligt. Leider wurde diese Expe-
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218
dilion durch den inzwischen ausgebrochenen Aufstand vereitelt.
Ueber den Verlauf dieser Unternehmung hat uns der Reisende zu
Anfang des Jahres selbst berichtet. Wir können hiebe! die Be-
fürchtung nicht unterdrücken, dass durch die ungünstige Entwick-
lung der politischen Verhältnisse in Ostafrica Forschungsreisen in
diesem Gebiete für längere Zeit unmöglich oder doch erschwert
sein werden.
Kin anderes ebenso verdienstvolles Mitglied der Gesellschaft,
Dr. Rodler, welcher auf Kosten unseres opferwilligen Ehrenmit-
gliedes Dr. Polak, eine Forschungstour in Persien unternahm, ist,
wie Ihnen aus seinem in unserer Gesellschaft kürzlich gehaltenen
Vortrage bekannt sein wird, mit bedeutenden wissenschaftlichen
Ergebnissen zurückgekehrt.
Auch unsere ruhmvolle Marine, welche die Einrichtung getroflTen
hat, dasB allj^ihrlich ein oder mehrere Kriegsschiffe grosse interocea-
niftche Reisen unternehmen, hat uns durch Vermittlung des Fre-
gattenarztes Dr. Svoboda, welcher in lichtvoller Weise die Niko-
bareninseln schilderte, einen werthvollen wissenschaftlichen Beitrag
geleistet.
In Südamerika ist unser Landsmann Carl Payer, welcher
im Sommer vorigen Jahres nach seinem ursprünglichen Forschungs-
gebiete, dem Oberlauf des Orinocco zurückgekehrt ist, thätig.
Ueber den Fortschritt der geographischen Forschung haben Sie
unsere * Mitheilungen > im Laufenden erhalten und erlaube ich mir
hinsichtlich der Leistungen unserer einheimischen wissenschaftlichen
Institute und Vereine auf dem Gebiete der Erdkunde und der ihr
verwandten Wissenschaften auf den bezüglichen Bericht, welcher
weiter unten folgt, hinzuweisen.
Berieht über die inneren Angelegenheiten der
k, k, Geograph. Gesellschaft im Jahre 1888.
Erstattet vom General-Secretär der k. k. Geographischen Gesellschaft Dr. Franz
Ritter von Le Monnier.
Am Si^lilusse des Gesellschaftsjahres betrug die Zahl der ordentlichen
Mitglieder I30+>. die der ausserordentlichen 46, die der lebenslängUchen und
gründenden 12. die der Ehrenmitglieder 102, und die der correspondirenden
Mitglieder I4n
Im Laufe dps Jahres 1888 traten der Gesellschaft zwei ausserordentliche
und 47 ordenUictie Mitglieder bei.
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219
Hingegen hat die Gesellschaft im Laufe des Jahres 1888 die Ehren-
mitglieder Nicolaus M. V. Przewalski, kais. russ. General und Ehrenmitglied
der kais. geograph. Gesellschaft in St. Petersburg und Dr. G. Hunfalvy,
Präsident der ungarisch, geograph. Gesellschaft in Budapest und die lebens-
länglichen Mitglieder Hugo Fürst und Altgraf Salm-Reif ferscheid-Kraut-
heim in Wien und den ehemaligen Gesellschafts-Präsidenten Leo Grafen
Tbun-Hohenstein, k. k. wirkl. Geheimrath und Minister a. D. in Wien,
femer das ausserordentliche Mitglied Fürst Johann Adolf zu Schwarze n-
berg, Herzog zu Krumau in Wien, endlich sechzehn ordentliche Mitglieder
durch den Tod verloren, deren Namen ich nach der chronologischen Folge
ihres Dahinscheidens Ihnen ins Gedächtniss rufe, u. zw. die Herren:
Johann Gigl, Südbahn-Inspector i. P. in Wien, Greorg Pavellich, k. k.
FeWroarschall-Lieutenant i. P. in Wien, Ed. Neumann, Secretär in Wien,
Adolf Ritter von Wolffersdorff, k. k. Oberst i. P. in Fünfhaus, August
Koch me ister, k. k. Feldmarschall-Lieutenant i. P. in Wien, Johann Ha-
rassin, k. k. Generahnajor i. P. in Prag, Julius Ritter v. Gold Schmidt
in Wien, Dr. Franz Josef Pisko. k. k. Regierungsrath in Wien, Josef Herr-
mann, Beamter in Wien, Friedrich Kleisser, k. k. Major in Kronstadt,
Moriz Ritter v. Goldschmidt in Wien, Med.-Dr. Heinrich v. Bamberger,
Hofrath und Üniversitäts-Professor in Wien, Matthäus E. Fertig, Stadt- und
Herrschafls-Arzt in Jamnitz, Josef Gebier in Wien, Dr. Leopold Freih. v.
Neu mann. k. k. Hofrath und Üniversitäts-Professor i. P. in Wien und Franz
Leschtina, k. k. Katastral-Director i. P. in Cilli.
Ich fordere Sie auf, das Andenken unserer dahingeschiedenen Freunde
durch Erheben von den Sitzen zu ehren. Ausserdem haben ein ausserordent-
liches Mitglied und 74 ordentliche Mitglieder ihren Austritt aus der Gesellschaft
angemeldet und sind ein ausserordentliches und acht ordentliche Mitglieder
u. zw. das ausserordentliche Mitglied George Guillaume Kiendorff (unbe-
kannten Aufenthaltes), und die ordentlichen Mitglieder: Carl Büchelen, In-
genieur (unbekannten Aufenthaltes), Carl Graf Chotek, k. k. Botschafts-
Attach^ in Rom, S. Czeikel, Ingenieur in Czernowitz, Dr. Eduard Mab 1er,
Mathematiker in Wien, Samuel Piniles. Kaufmann in Galatz, Leopold P raus
in Bukarest, Job. Pilarz, Lehrer in Hotzenplotz, und Stoyan Prantschoff
(unbekannten Aufenthaltes) wegen Nichtzahlung des Jahresbeitrages seit mehr
als drei Jahren, im Sinne des §. 10 der Gesellschafts-Statuten aus der Liste
der Mitglieder gestrichen worden.
Wenn nun der Verlust an Mitgliedern während des abgelaufenen Jahres
von deren Gesammtsumme in Abzug gebracht wird, so ergibt sich der Stand
der Mitglieder mit Schluss des Gesellschafts-Jahres 1888, wie folgt:
Ehrenmitglieder 100
Correspondirende Mitglieder 145
Lebenslängliche und gründende Mitglieder 10
Ausserordentliche Mitglieder 45
Ordentliche Mitglieder . 1255 1310
Es hat sich daher im abgelaufenen Jahre die Zahl der lebenslänglichen
und gründenden Mitglieder um zwei, die der ausserordentlichen Mitglieder um
eines und die der ordentlichen .Mitglieder um 51 vermindert.
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f
220
In der Ijeitunf der Gesellschaft haben sich dadurch Vecänfieruiigeii
ergeben, dass die Herren Carl A. Artaria und H\i*io llölzel. dann die llefPen
Professoren Jakob Breitenlohner, Hofrath Dr. Julius Mann. Dr A. Penck.
Dr. W. Tomascbek und Dr. Fr. Toula aus dem Aussclnisse ausgeschieden,
dagegen die Herren Ferdin. Freih. v. Buschmann, Major Robert Dauhlebsky
V. Sternet^k und Custos Franz Heger, als von der Jahres- Versammlung am
2'6. März 188(> gewfiblte Ersatzmänner, in den Auschuss einberufen worden sind.
Die k. k* Geographische Gesellschaft hat auch im vf^rllossenen Jahre die
besten Bezieh uni^en zu den gelehrten Schwester-Anstalten des In- und Aus-
landes gepflej^ und erweitert, indem sie mit zehn neuen InstituLcn in SdiriflcEi-
austausph trat.
Diese sind:
MecbitaristeivCongregation in Wien;
Geograpbiscbes Institut der k. k. Universität in Wien-
• Museum in Tromsoe;
llni^arisfber Karp:ithen- Verein in Leutschau;
Redadion des internationalen Archives für Ethnographie in Leiden;
Redaction der „Geographischen Nachrichten" in Basel
Atiademy of Natural Sciences in Philadelphia;
InsÜLul melerolo^icul Romaniu in Bukarest ;
Redaktion der ,. Revue de Geographie" in Paris;
Geological and Natural History Survey in Ottawa;
Die Gesellseliafl unterhält den Schriftenaustausch nach dem Stande vom
3L December \mS:
Im Inlande mit Ö3
tt Auslände mit . . • 302
somit im Ganzen mit 355 wissenschaft-
lichen VereiDen und Instituten.
Berieht über den Stand der Bibliothek im Jahre 1888.
erstattet vom Bibliothekar Oberstlieutenant tou Uaradaner,
In der Bibhothek der k. k. geographischen Gesellschaft sind im Jahre 1886
zugewachsen :
An Büchern 113 Werke mit 123 Bänden, wovon die periodisch er-
scheinenden Schriften nicht in Rechnung gezogen wurden.
An Karten :!*7 Werke mit 286 Blättern.
Vorwiegend sind es Recensions - Exemplare, die der Gesellsdiaft gratis
zukamen.
Die hervor ragend sten der erworbenen Werke waren bereits bei den
Gesammt- Versammlungen ausgestellt.
Ein nach Autoren alphabetisch geordnetes Verzeichnis des Zuwachses
an Büehern erscheint im nächsten Hefte der »Mittheilungen«.
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i
mv*
221
Reohnnngs- A bsohluss
der k. k. Geographisohen aesellsohaft in Wien pro 1888.
Rubrik
I A
B
' C
I D
F
I.
II.
I IIL
, IV.
' V.
I VI.
'VII.
VIII.
Iix.
X.
' XL
Einnahmen.
Subvention
Ausserordentliche Beiträge
Beiträge ausserordentlicher Mitglieder
Beiträge ordentlicher Mitglieder
Erlös aus dem Vertriebe der »Mittheilungen« . .
Zinsen der Baarbeträge __
Summa
Ausgaben.
Druck der »Mittheilungen«
Kartenbeilagen . .
Honorare für Aufsätze und Vorträge . .
Ankauf von Büchern und Karten für die Bibliothek
Besoldungen . . . ...
Kanzleipauschale (incl. Kosten für erneute Agitation)
Beheizung
Beleuchtung^ Wasserbezug, Reinigung und Instand-
haltung der Lokalien
Einbinden der Bibliotheksbücher
Remuneration und Neujahrsgelder . .
Steuern, Versicherung und unvorhergesehene Auslagen
(incl. 450 fl. Zahlung an den Congo-Fond)
Cassa-Rest, dem Reservefonde zugeschlagen .
Summa
Wien, den 26. März 1889.
800
655
671
6143
427
102
)15
1120
951
113
153
v(»8
524
878
368
8799
kr.
»79» 50
2241 Ol
835
1290 I 30
25
82
43
76
12
05
58
50
34
84
50
Sterneck m. p.
d. Z. Rechnungsführer.
Dieser Rechnungs-Abschluss wurde von den Censoren, Herren k. k.
Militär- Ober -Rechnungsrath Franz Dotinel und k k. Finanzrath Julius
Schwaighof er, geprüft und richtig befunden und von der Jahresversammlung
am 26. März d. J. genehmigt.
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222
Bericht des Cassiers pro 1888.
Ä. Beservefond pro 1888.
Laut Ausweis betrug der Cassa-Saldo am 31. December 1887 . . fl. 543.38
ferner an Effei'Len vorhanden il ISfK) — 1860er Lose.
Hie2u kommen ;
Zahlung von der k. k. Geograph. Gesellschafts-Cassa laut Auftrag
vom 17. Januar ISHH ... . . . fl. 450.—
Incasso der Zinsen von Werthpapieren und Einlagen bei der Neuen
Wiener Sparcasse . . .... fl. 68.18
Uebertrag des CassA-Saldo vom 31 December 1 S88 der Gesellschafls-
Cassa , fl. 368.84
fl. 1430.40
Ab Ausgaben:
Zahlung an den Congo-Fond laut Anweisung vom 17. Januar 1888
fl. 501.70
Zahlung fdt das Cassa-Bücliel der Neuen Wiener
Sparcasse ... ... . . . fl — .10
Zahlung hei Ankauf von fl. üOO— Österreich. -ungar.
Papierrente incl Zinsen fl. 476.85 fl. 978.65
Bleiben als Saldo baar fl 451.75
Das Vermögen stellt sich am SL December 1888 demnach auf:
11. 451.75 baar.
Ah 1300. — ISÖOer Lose, Mai- und November-Coupons,
fl. 600.— östern-ungar Papierrente, Mai- und November-Coupons.
B, BCajor Iiamquet-Stiftung pro 1888.
Das Vermögen betrug laut Ausweis bis 24. März 1888 baar . . fl. 37.57
An EtTeeten:
11. 250(1,— 1800er Lose,
iL 2800 " österr.-ungar. Papierrente, Mai- und November-
Zinsen,
(L. 2U00,— österr- Ungar. Papierrente, Februar- und August-
Zinsen.
Hiezu kommen:
Incasso fälliger Zinsen fl. 1122.70
fl. 1160.27
Ab A usgaben;
Ankauf von (1. 13Ü<X— osterr.- ungar. Papierrente,
Februar- und August-Zinsen iuel Zinsen . . fl. 1074.82
Gebühren an das Central-Taxamt . . fl. 27.95 fl. 1102.77
Bleiben als Saldo baar fl. 57.50
Das Vermögen beträgt also am '21. März 1889:
11 57. 5U baar,
tl. LiölXJ. - IBüOer Lose, Mai- und No /ember-Zinsen,
fl. 2800.^ ÖS terr -Ungar. Papii?rrente, Mai- und November-Zinsen,
fl. 22400. - öaterr -ungar Papierrente. Februar- und August-Zinsen.
Rudolf T. Arthaber,
d. Z. Cassier.
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223
Bericht
über die
leistaogen der österreichischen Staats-Institote uDd Vereine anf dem Gebiete
der geographischen und verwandten Wissenschaften (fir das Jahr 1888.
I. K. k. militftr-geographisohes Institut.
Dem im December 18d8 erschienenen VIII. Bande der „Miltheilungen
des k. k. milität-geograi^hischen Institutes" entnehmen wir die nachstehenden
^^ Daten über die I^eistungen der eben genannten Heeresanstalt in der Zeit vom
1. Mai 1887 bis Ende April 1888.
Astronomische Beobachtungen und Schwere-Bestim-
) mungen.
a) Bestimmung des Längenunterschiedes Ragusa— Sarajevo mittelst des
elektrischen Telegraphen nach der Signalmethode.
b) Bestimmung von Polhöhe und Azimuth auf den Stationen Lienz und
Siegmundskron in Tirol.
c) Untersuchungen über die Ablenkung der Lothlinie in der Umgebung
von Lienz.
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden von Major v. Sterneck in
einem besonderen Aufsatze (S. 67—68) initgetheilt, unter dem Titel: ,, Bestim-
mung des Einflusses localer Massenattractionen auf die Resultate astronomischer
i Ortsbestimmungen''.
d) Schwerebestimmungen auf den astronomischen Stationen Ragusa.
Sarajevo, Lienz und Siegmundskron, dann längs der Nivellementslinie Bozen -
Innsbruck. Ueber die letztere Arbeit findet man einen ausführlichen Bericht
(S. 69—143) unter dem Titel : „Untersuchungen über den Einfluss der Schwere-
stöningen auf die Ergebnisse des Nivellements** von Major R. v. Sterneck*'.
Die Triangulirungs-Arbeiten wurden im ehemaligen Grossfürsten-
thume Siebenbürgen durch drei Abtheilungen fortgesetzt und daselbst auf
160 Stationen 1., 2. und 3. Ordnung beobachtet, wodurch im Ganzen 426 Punkte
neu bestimmt sind.
Im Monate Juli 1887 wurde eine vierte Triangulirungs- Abtheilung auf-
gestellt, welche die Aufgabe hatte, das bereits bestehende Dreiecksnetz in der
Umgebung von Pola zu ergänzen.
Im Occupationsgebiete wurde durch zwei Officiere die Stabilisirung der
doitigen Triangulirungspunkte fortgesetzt und im Ganzen 481 Punkte dauernd
markiil Das Präcisions -Nivellement, dessen (theils doppelt, theils ein-
fach nivellirte) Linien mit Ende 1887 eine Länge von 16.030 Kilom. erreicht
hatten, wurde fortgesetzt doppelt auf den Linien: Jakobe ni—Chmeli, Kolomea—
Lemberg, Czemowitz— Nowosielica, als zweite Messung auf den Linien : Gyorok —
Afad. Alvince— Piski. Värbely— Karansebes, Czemowitz— Jakobeni, Mikuliczyn—
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224
Von diesen Urmarken, welche grundsätzlich in Urgestein gesetzt werden,
befindet sich die eine bei Märmaros-Sziget, die andere südlich von Hermann-
stadt im Rothenthurmpasse.
Die Militär-Mappirung wurde durch eine Abtheilung im Occupations-
gebiete beendet und durch vier Abtheilungen die Reambulirung in Tirol und
Vorarlberg fortgesetzt. Ueberdies war eine Üebungs-Abtheilung, bestehend aus den
6 Officieren der „Vorbereitungsschule für Mappeure'* durch 3 Monate aufgestellt.
Es wurden ferner vier Blätter des neuen officiellen Zeichenschlüssels
angefertigt, dann der 3. Theil der „Instruction für die militärische Landesauf-
nahme*', sowie die „Vorschrift über die in den Kartenwerken des militär-
geographischen Institutes anzuwendenden Abkürzungen" endgiltig redigirt.
Von den Topographischen Arbeiten sind hervorzuheben:
a) die Specialkarte der österr.-ung. Monarchie und des Occupatio us-
Gebietes im Masse 1 : 75.000. Der Stand der Arbeiten an diesen 752 Blätter
umfassenden Kartenwerke wird in einem Uebersichtsblatte graphisch ersichtlich
gemacht. In dem Berichtjahre wurde die Reinzeichnung von 20 Blättern voll-
endet, in 16 Blättern wurde die Terrainzeichnung, in vier Blättern Schrift und
Gerippzeichnung begonnen. Zur gänzlichen Vollendung dieses grossen Karten-
werkes (welche im Laufe des Jahres 1889 erfolgen wird) fehlten am Schlüsse
des Berichtjahres (April 1888) nur noch 28 Blätter.
b).Von der Generalkarte von Mittel-Europa (260 Blätter im Masse
1 : 200.000) sind das Uebersichtsblatt, die Zeichenerklärung und 8 Blätter in
der Zeichnung vollendet, während sich andere 13 Blätter in den verschiedenen
Stadien der Bearbeitung befinden (lieber die Art der Ausführung dieser Karte
vergl. den vorjährigen Bericht: „Mittheilungen der k. k. geogr. Gesellschaft.
Band XXXI, S. 302.)
Die Karten-Evidenthaltungs-Abtheilung hat zahlreiche Berichtigungen und
Nachträge zur Durchführung in den verschiedenen Kartenwerken vorgeschrieben^
darunter 2536 Kilom. neugebaute Eisenbahnen und 1764 Kilom. Strassen.
Die Lithographie- und die Kupferstich-Abtheilung, sowie die Abth ::ilungen
der Technischen Gruppe besorgten nebst zahlreichen anderweitigen Arbeiten die
Ausfertigung und den Druck der in der Topographie- Abtheilung entworfenen
und anderer Kartenwerke.
Besonders bemerkenswert sind die Schulkarten, welche der k. k. Landes-
Schulinspector Dr. Schober bearbeitet hat und die vom k. k. Ministerium für
Cultus und Unterricht für den Gebrauch an den österreichischen Lehranstalten
approbirt wurden.
Bis jetzt sind vollendet eine Wandkarte von Niederösterreich (1 : 150.000)^
eine Wandkarte von Böhmen (1 : 200.000), ferner Handkarten und zwar von
Niederösterreich (1 : 750.000) und Böhmen (1 : 1,000.000). Der billige Preis dieser
Handkarten (10 kr. per Blatt) macht dieselben auch minder bemittelten Schülern
zugänglich.
Wand- und Handkarlen von Mähren und Schlesien, dann von Ober-
österreich und Salzburg sind in der Ausführung begriffen.
Ueberdies wurden zwei Nivellement-Hauptfixpunkte (Urmarken) errichtet
und deren Höhe durch doppelt ausgeführte Anschlüsse an die nächsten Höhen-
marken ermittelt.
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r
HW
225
Auf den Pressen des Institutes wurden angefertigt:
105.505 Abdrücke auf den Kupferpressen,
56.410 „ „ „ lithograph. Handpressen,
1,977.993 , Schnellpressen,
50.221 „ ., der Paragonpresse.
im Ganzen 2J90.129 Abdrücke.
Der Verwaitungs-Commission waren an Dotation pro 1887 zu-
[ gewiesen 471.285 fl. und zur Durchführung der Stabilisirungs-Arbeiten im
{ Occupationsgebiete aus den Einnahmen dieser Länder 8467 fl.; die Cassa-
gebahrung umfasste eine Geldbewegung von 1,985.218 fl. 38 kr.
Von den grösseren Kartenwerken an Mititär -Behörden. Truppen etc., an
; die Buchhandlung Lechner in Wien, dann als Dienst-. Pflicht- und Freiexemplare
abgegeben :
] Blätter
{ Von der Specialkarle der österr.-ung. Monarchie 1 : 75.000 141.419
; Generalkarte von Central Europa 1 : 300.000 16.01h
l Umgebungskarten 18.282
Ilm Archive wurde die Katalogisirung der Karten und Bücher fortgesetzt.
Der ..Nichtofficielle Theil" des VIII. Bandes der „Mittheilungen des k. k.
militär-geographischen Institutes'' enthält ausser den bereits citirten zwei Auf-
f Sätzen des Herrn Majors v. Stemeck noch die Fortsetzung einer im VIl. Bande
^ begonnenen geodätisch-historischen Arbeit von Herrn Major Hartl. unter dem
Titel: ..Materiali«*n 2ur Geschichte der astronom.-trigonom. Vermessung der
Öäterr.- ung. Mona rc 1 lie ■ ■ .
II. E, k. Central- Anstalt fttr Meteorologie und ErdmagnetiBmus.
Der zu Ende des Jahres 1888 zur Ausgabe gelangte XXIV. Band (Jahr-
gang 1887) der Jahrlfiioher der k. k. Central -Anstalt für Meteorologie und
Erdma§fnetismus eiiihatt die Beobachtungsresultate von 39-5 Stationen Davon
enlfüllen auf die emzeliien Kronländer: Böhmen 47. Mähien und Schlesien 55,
GalJxien und Bukowiim 60, Niederösterreich 52, Oberösterreich mit Salzburg 34,
Tirol und Vorarlberg üS. Steiermark 25, Kärnten 36, Krain, Küstenland, Dal-
malien 26, Uccupationsgebiet 15, Orient 10. In Schlesien, Vorarlberg und
läniton kornmeo rund auf je 5 geograph. Quadratmeilen eine met. Station,
in der Bukowina abffV *^rst auf je 38 Quadratmeilen.
Uer JnJirgan^ l^^^T der Jahrbücher enthält überdies die Resultate der Regen-
mes4*utjn;en an r>St tiorii'n längs der Istrianer Staatsbahn in den Jahren 1874 -77,
dann die Resultate der meteorol Beobachtungen an (3 Stationen auf Cypern
tt'ähr^nd der Jahre 1883-86 (Famagusta. Kyrenäa, Larnara, Limasol. Nicosia
umi Paphoi
Mit Beginn des Jahres 1888 hat die k. k. Meteorol. Central- Anstalt eine
Station n. Ordnung in Scutari errichtet und zu Ende dieses Jahres auch in
Celiinje. Ausserdem übt-rsendote Hr. P. J. Scherer zu Port au Prince auf Haiti
regelmässig ^eine nach dtjn Instructionen der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie
- angesletlt^n yorgfäUigeti meteorol. Aufzei<;hnungen, welche in dem Jahrbuche
I prt) 1888 iu exteniäo Kum Abdrucke gelangen werden.
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Die Beobaclitungen an der höchsten meteorologischen Station in Europa,
auf dem hohen Sonnblick in den Tauern (3095 Met), sind während des ab-
gelaufenen Jahres ununterbrochen fortgesetzt worden. Die Resultate des ersten
Jafirgan^es dieser Beobachtungen finden sich in den Sitzungsberichten der
kaiserl. Akademie (Januarheft 1888, Math. - naturw. Classe) zusammengestellt
und diseutirt.
Im Mai und im August 1888 wurde eine Reihe von Stationen in Kärnten
und Osl-Tirol. dann in Oberösterreich, Steiermiirk und Nord-Tirol einer Inspection
unterzogen.
Der telegraphische Witterungsdienst und die Ausgabe von Wetterprognosen
für Zwecke der Landwirthschaft wurde wie in den früheren Jahren besorgt.
Von den Resultaten der Reductionen der photographischen Aufzeichnungen
der Magnetographen am meteorologischen Institute auf der hohen Warte bei
Wien mögen folgende Jahresmittel pro 1888 hier Platz finden. (Sie entsprechen
der Mute des Jahres 1888.)
Declination . . .0» 15'2' West
Inclination 63" 18-7' Nord
Horizontale Omp. . 0-2061 cm. gr. sec
Verticale ., 04099
Totalkraft „ 0-4588
Die Declination hat seit dem Vorjahre um 5-.3'. die Inclination um 24'
ahgenommen.
Das Jahres-Mittel der Temperatur zu Wien blieb mit 8 4® Geis, um 0*H®
untpr lEem Normale, die Regeiisumme des Jahres, 73 Cent., überstieg den
normalen Betrag um 12 Cent., die Dauer des Sonnenscheins im ganzen Jahre
war ITilB Stunden, d. i. nur 37 Proc. der möglichen Dauer. Das Jahr 1888 war
derarl kalt, nass und trüb.
m. K. k. geologische Reichs-Anstalt.
Üpm in den Verhandlungen der k. k. geolog. Reichs -Anstalt (Nr. 1 ex
1IHB9) enthaltenen Jahresberichte pro 1898 des Direclors der Anstalt. Hofrathes
Dionys Stur, ist zu entnehmen, dass der von Seite der Direction eingereichte
Plan für die geologischen Aufnahmen im Sommer 1888 (Zahl 192 vom '29. März)
im hohen Erlasse des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht vom 9. Mai
1888, Z. »>781, die hohe Genehmigung fand. Diesem Plane zufolge waren die
Detailauf nahmen in Steiermark und Mähren in gewohnter Weise fortzufuhren.
hie Aufnahmen in Steiermark und in den angrenzenden Gegenden
Niederösterreichs in der Section I hatten die Herren : Chefgeologe Oberbergrath
Dr. E. V. Mojsisovics und die Section sgeologen M. Vacek, Dr. Alex. Bittner,
Friedr, Teller und Georg Geyer zu besorgen.
Die Durchführung der Aufnahme in Mähren wurde der Section II an-
vertraut und hatten unter der Leitung des Chefgeologen Herrn Bergrath
C. M. Paul die Herren Seclionsgeologen Dr. V. ühlig, Dr. L. v. Tausch
und Carl Bar. v. Camerlander die angestrebten Arbeiten durchzuführen.
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Herr Chefgeologe k. k. Ober-Bergrath Dr. E. Tietze hatte die im Inter-
esse der Zusammeustellung der Obersichtskarte von Galizien noch nöthigen
Revisionsarbeiten im Felde zu unternehmen.
Die wichtigsten Resultate, die bei diesen Aufnahmsarbeiten des
Sommers 1H88 erzielt wurden, enthält nach eigener Mittheilnng der betreffenden
Herren Geologen der folgende Bericht
Der Chefgeologe der I. Section. Herr k. k. Oberbergrath Dr. Edm. von
Mojsisovics unternahm zunächst einige Excursionen im Gebiete des Sem-
mering, wobei das Studium der daselbst auftretenden Triasbildungen in erster
Lioie stand.
Hierauf begab sich derselbe in das auf den Blättern der Specialkarte,
Zone 15, Col. XHI, Zone 15, Col. XIV, Zone 14, Col. Xlll, dargestellte Gebiet
der Raxalpe, Schneealpe und des Schneeberg, in welchen er theils die Begleitung
des Herrn G e y er, theils allein die wichtigsten Aufschlüsse untersuchte, während
die detailirte Kartirung dieser Gegend Herrn Geyer, welcher sich während der
beiden letzten Jahre die ausreichendste Kenntnis und Erfahrung angeeignet
hatte, anvertraut werden konnte.
Die I iebei erzielten theoretischen Resultate stehen im vollsten Einklänge
mit den in den Mürz» haier Alpen gewonnenen Ergebnissen und liefern neue
umfassende Beweise für die Richtigkeit derselben.
So konnte neuerdings der allmälige regionale Überjrang des Cephalopoden
und Monotis führenden Hallstätter Kalkes in den Diploporen oder Wetterstein-
kalk nachgewiesen werden. Aus letzterem und nicht, wie früher angenommen
worden war, aus dem soger-annten Hochgebirgskalk (o<ler Korallenriffkalk»
bauen sich die Plateaumassen der Raxalpe und des Schneeberges auf. Der vom
Weitersteinkalke leicht zu unterscheidende Korallenriffkalk kommt in den im
Vorjahre und heuer unlersucliten Gebieten blos an einer Stelle und zwar im
Oebirgsstocke der Tonion vor, wo die Korallenrifffacies bereits im Niveau der
unteren Hallstätter Kalke zu beginnen und bis zur rhätischen Stufe empor-
zureichen scheint.
Die bereits aus der Mürzschlucht nächst Frein bekannten schwarzen
oberen Hallstätter Kalke in Reiflinger Facies wurden auch weiter östlich bis
über die niederösterreichische Grenze mehrfach nachgewiesen. Die in diesen
Kalken entdeckten C^phMopoden sprechen für karnisches Alter, und zwar
speciell für die Gleichstellung mit den karnischen Hallstätter Kalken der Aonoides-
Zone. Die mehrfach beobachtete Wechsellagerung der schwarzen Kalkbänke mit
Reingrabener Schiefern steht mit dieser paläontologischen Parallelisirung im
besten Einklänge.
Ein ganz besonderes Interesse knüpft sich an einen kleinen Denudations-
rest von Hauptdolomit, welcher in der Gegend von Neuberg bei fast söhliger
Lagerung als Kappe eines aus Hallstätter Kalken bestehenden Hügels gefunden
wurde. Die den Hauptdolomit unmittelbar unterlagernden Schichten bestehen
aus schwarzen Kalken und Reingrabener Schiefern, während tiefer norische
Hallstätter Kalke mit Cephalopoden und Monotis folgen. Es beweist diese kleine,
mitten in die Region der Hallstätter Kalke eingesenkte Scholle, dass sich einst
«ifie continuirliche Decke von Hauptdolomit über dieses Gebiet ausdehnte,
welche gegenwärtig bis auf jenen kleinen Rest bei Neuberg denudirt ist.
10*
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Geologe M. Vacek verwendete die erste Hälfte des Aufnahmssommers
zu einer Revision der wichtigeren Eisensteinbezirke der Nordsteiermark, ins-
besondere jenes von Eisenerz. Neu aufgenommen wurde von demselben, im
Anschlüsse an das im Vorjahre kartirte Semmeringgebiet, der grössere
sQdöstliche Theil des Blattes Neunkirche n-Aspang (Zone 15, Col XtV)^
umfassend die Wechselgruppe mit ihren Vorlagen in Nord und Ost oder
der sogenannten Bucklichten Welt bis an die Ebene des Steinfeldes
und die Wasserscheide des Rosalien gebirges, sowie die Umgebung von
Aspang. Auf diese Art wurde auf niederösterreichischem Gebiete der natür-
liche Abschluss fQr die Studien in der Grauwackenzone Nordsteiermarks
erlangt.
Dr. A. Bittner setzte die Aufnahme auf dem Blatte, Zone 15, Col. XII
(Eisenerz-Wildalpen— Hochschwabgebiet) fort Es wurde vor Allem die Gegend .
von Aflenz, welche durch eine ganz eigenthümliciie Entwicklung und Gliederung
der Triasbildungen ausgezeichnet ist, eingehender studirt, um die bei der ersten
Begehung derselben noch irebliebenen Zweifel (vergl. Verhandl. 1887, pag. 92) zu
lösen. Ein vorläufiger Bericht über diese Untersuchung ist in den Verhandl.
1888, pag. '24^, zum Abdrucke gelangt.
Die weitere Fortsetzung der Aufnahmsarbeiten wurde durch eine schwere
Erkrankung des Aufnahmsgeologen, welche Mitte August eintrat, verhindert
Die demselben gestellte Aufgabe — Fertigstellung des Blattes, Zone 15, Coli. XIl.
und Ausdehnung der Untersuchungen auf das nördliche angrenzende Blatl
behufs Richtigstellung des Anschlusses an den Grenzen beider Blätter — konnte-
somit in diesem Jahre nicht mehr durchgeführt werden.
Sectionsgeöloge F. Teller hat seine vorjährigen Aufnahmen in den
östlichen Ausläufern der Karawanken von Schwarzenbach und Miess in Kärnten
nach Ost bis in die Senkung von Windischgratz in Südsteiermark fortgesetzt.
Die Arbeiten, an welchen zeitweilig a's Volontäre die Herren E. Jüssen und
A. Ruvarac theilgenommen haben, bewegten sich auf den Blättern Unter-
burg (Zone 19, Col. XII) und Prassberg (Zone 20, Col. XII).
Von dem erstgenannten Blatte sollte dem diesjährigen Aufnahmsplane-
zufolge nur der südlich von der Linie Bleiburg- Prä vali-Guttenstein-Unterdrau-
bürg liegende Terrainabschnitt zur Untersuchung gelangen, und es konnte der-
selbe auch thatsächlich zum Abschlüsse gebracht werden. Von dem gleichzeitige
*n Angriff gt^nommenen Blatte Prassberg wurde die nordwestliche Section
untersucht und bis an die Wasserscheide zwischen Miess und Sann vollendet.
Die Haupterhebung dieses Gebietes — das im Ursula berge culmi-
nirende Kalkgebirge — bildet, wie in orographischer so auch in geologischer
Beziehung die unmittelbare Fortsetzung der Petzen. Wie dort liegen auch hier
die ältesten Glieder der mesozoischen Schichtenreihe, welche diesen ostwestlich
streichenden Gebirgsstreifen zusammensetzen : Werfener Schichten und Muschel-
kalk, im Süden, die jüngsten: Kössener Schichten, Lias und Jura, im Norden
Doch sind die Lagerungsverhältnisse gerade im Bereiche des Ursulaberges ganz^
andere, als man nach dieser allgemeinen Anordnung des Schichtenmateriales
und nach den übereinstimmenden Darstellungen Lipoides und Rolle's erwarten
sollte. Für ihre richtige Deutung boten erst die in grosser Ausdehnung un*d
mehrfacher Wiederholung auftretenden Züge von Carditaschichten, welche i»
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Verlaufe dieser neuen Begehungen im Gebiete des Ursulaberges constatirt
werden konnten, eine sichere Handhabe. Das Alter der Gipfelkalke des ürsula-
berges, in welchen schon Lipoid kleine Megalodonten auffand, erscheint nun
durch den Nachweis der fossilreichen dunklen Kalksteine der Kössener Schichten
an der Nordseite dieses Gebirgsstockes völlig sicher gestellt. Die ehedem als
Klauskalk zusammengefassten Juragebilde in der nördlichen Umrandung dieses
Oebirgsabschnittes bilden keine zusammenhängende Gesteinszone, sondern er-
wiesen sich als isolirte Schollen von sehr verschiedenem stratigraphischen
Werthe; räumlich die grösste Bedeutung besitzen hier unzweifelhaft die ober-
jurassischen Aptychensthichten.
Im Norden und Süden treten unter diesen mesozoischen Gebilden in
breiten Zonen altkrystallinische Schicht- und Massensesteine zu Tage. In der
südlichen Zone finden wir die granitisch -dioritischen Massengesteine und die
bankförmig gegliederten Tonalit-Gneisse von Eisenkappel wieder; beide setzen
über die Landesgrenze nach Södsteiermark fort. Die nördliche Randzone, ein
westlicher Ausläufer der alten Schieferumrandung des Bacher, besteht aus einem
einförmigen Complex von Phylliten und PhylUtgneissen mit Lagern von Pegmatit
und Bänderkalken, der an zahlreichen Stellen von jüngeren, bis in die Gesteine
der mittleren Trias — den sogenannten erzführenden Kalk — hinaufreichenden
Intrusionen jenes Eruptivgesteines durchbrochen wird, welches v. Rosthorn
als «grauen Porphyr» in die Literatur eingeführt hat. Dasselbe bildet geologisch
wie petrographisch ein genaues Analogon zu den vor Kurzem aus Tirol be-
schriebenen porphyritischen Eruptivgebilden, speciell zu den durch ihre reiche
accessorische Granatenführung auffallenden Quarzglimmerporphyriten des Isel-
thales und benachbarter Gebiete.
Sectionsgeologe Georg Geyer setzte nach Beendigung einiger Revisions-
touren in der Gegend von Gusswerk die im Vorjahre bis an den Meridian von
Neuberg gediehenen Aufnahmsarbeiten unter I^itung des Herrn Oberbergrathes
V. Mojsisovics Ober die steirische Landesgrenze und die grossen Kalkmassen
der Schneealpe, Rax und des Schneelierges östlich fort, bis zum Durchbruch
der Sieming bei Sieding. War auch in diesem Jahre die Grenze der Werfener
Schiefer gegen das Paläozoische als südliche Aufnahmsgrenze gegeben, so
musslen die Arbeiten, um einen natürlichen Abschluss zu gewinnen, nach
Norden bis zu jener longitudinalen Depression ausgedehnt werden, welche im
Hallthale, am Lahnsattel, am Gscheidl, im Preinthale und im Voisthale mit
der Linie Mariazell- Buchberg zusammenfälU, Sowohl in stratigraphischer als
auch in tektonischer Hinsicht erwies sich das so umgrenzte Terrain als un-
mittelbare Fortsetzung des Gebietes von Mürzsteg, indem ni(dit nur dieselbe
Anzahl und Aufeinanderfolge von Schichtgliedern, sowie auch dieselbe regionale
Anordnung gewisser Facies beobachtet, sondern auch nachgewiesen werden
konnte, dass alle Hauptstörungslinien aus der Gegend von Dobrein. Frein und
HaUlhal in das östliche Gebiet hinüberreichen.
Nachdem der Genannte einen detaiUirten Bericht über seine zweijährigen
Aufnahmen in der nordöstlichen Steiermark vorbereitet, mög» hier nur darauf
hingewiesen werden, dass auch die Untersuchungen des verflossenen Sommers
vielfach Gelegenheit gaben, sich mit den interessanten, auf die Stellung der
grossen südlichen Kalkmassen dieses Gebietes und auf das Verhältiiis der Hall-
stätter Kalke zu den Raibler Schichten bezüglichen Fragen zu beschäftigen.
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Der Chefgeologe, Bergrath C. Paul, hat im letztvergangenen Sommer
die nördlichen Hälften der Specialkarten hlätter, Zone 9, Col. XVII und Zone 9,
f'ol. XVIII aufgenqmmen.
Dieses Terrain umfasste das nordöstliche Ende des Marsgebirges, das
Marchlhal zwischen L'ng. - Hradisch und Tlumalschau, die Umgebungen von
Napajedl. Zlin, Wisowitz. Klobouk und die nördliche Umgebung des Curortes
Luhalschowitz. Pas Terrain schliesst gegen Nordost an das im vorigen Sommer
aufgenommene Karlenblatt der Gegend von Wallachisch - Meseritsch^ Roinau
und Wsetin, gegen Nordwest an das in diesem J[ihre von Dr. Uhlig cartirle
Blatt der Umgebungen von Kremsier und Prerau an. Südwärts erreicht es nicht
die ungarische Grenze und stellt somit noch kein geologisch und topographisch
abgeschlossenes Ganzes dar, daher auch nähere Mittheilungen über die geolo-
gischen Verhältnisse desselben vorläufig besser aufgeschoben werden.
Nur soviel kann heute schon mit Sicherheit c^onstatirt werden, dass mit
Ausnahme des bei Wisowitz sein westHches Ende erreichenden Höhenzuges des
Javornikgebirges. dessen Sandsteinmassen anticlinales Fallen zeigen, und daher
wohl einem älteren Niveau angehören, alle übrigen Karpathensandsteine des
Terrains sicher alttertiären Alters sind, und dass innerhalb dieser Gruppe die
Sandsteine den schieferigen Bildungen gegenüber nicht em bestimmtes Niveau
bezeichnen, sondern als heteropische Einschaltungen erscheinen. Dies wurde
namentlich auch mit Bezug auf den, für die dortigen Quellen Verhältnisse
wichtigen Sandstein von Luhalschowitz constatirt.
Herr Dr. Victor Uhlig hatte die Aufnahme in der Umgebung von
Teschen abzuschliessen und das Blatt Kremsier-Prerau (Zone 8, Col. XVII) zu
kartiren. Das letztere Blatt gehört in seinem mittleren, östlichen und südlichen
Theile der Karpathensandsleinzone an und ist grösstenlheils aus Altlerliär-
bildungen zusammengesetzt. Diese letzteren bestehen hier aus grauen Schiefern.
Sauden und plaltigen Sandsteinen, Menilitschiefern, bunten Schiefern, massig-
mürben Sandsleinen und Schiefern, welche die massigen Sandsteine begleiten.
An mehreren Punkten wurden in diesen Schichten Nummuliten aufgefunden
and besondere Aufmerksamkeit wurde den Conglomeraten zugewendet, die an
vielen Stellen, namentlich im massigen Sandstein eingeschaltet sind. Unter den
Bestandtheilen der Conglomerate seien als besonders auffallend ein weisser
Kalk mit zahllosen grossen Nummuliten und Alveolinen und ein rother Granit
hervorgehoben, welcher mächtige Lagen in kleineren und grösseren Blöcken
^elbstständig zusammensetzen kann. Die bekannte Kalkinsel von Kurowitz,
welche längere Zeit als neocom angesehen wurde, muss nach ihrer Fossil-
führung zum oberen Jura gestellt werden Eine zweite kleinere Klippe \'om
oberen Jura wurde bei Freistadtl eingezeichnet.
Der nördliche Theil des Blattes fällt der karpathisch - sudelLschen Grenz-
region zu. Der sudetische Randstreifen besteht hier aus Devonkalk und Culm-
öchichten, deren Lagerung hochgradige Störungen aufweist. Trotz im Allgemeinen
mangelhafter Aufschlüsse konnten doch manche Beobachtungen angestellt
werden, welche für das Verhältnis der Karpathen zu den Sudeten von Be-
deutung sind.
Die Aliocänablagerungen bestehen aus versteinerungsarmen Thonen.
Sauden und verschiedenartigen Conglomeraten. Sie bedecken in weiter Aus-
dehnung und flacher Lagerung sowohl sudetische, wie karpathische Schiebten.
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Da, wo sie auf dem Devonkalk aufliegen, füllen sie auch die Höhlungen,
Taschen und Trichter desselben aus. Von grosser Wichtigkeit sind namentlich
jene durch eine individuenreiche Pectenfauna ausgezeichneten Miocänsande,
welche in unmittelbarer Nähe der gefalteten OligocÄnbildungen horizontal auf
Cuhnschichten aufruhen.
Im Bereiche des Diluviums wurden Schotter, Löss und Lehm und Kalk-
tuflf unterschieden. KalktufT wurde an fünf Punkten nachgewiesen, welche un-
geföhr in der Richtung von WNW. nach OSO. aufeinanderfolgen. In der Loca-
lität Tutschin enthält dieser KalktufT eine ziemlich reiche Conchylienfauna.
Dr. V. Uhlig unternahm ferner einige Revisionstouren in die pennini-
sche Klippenzone und besichtigte einige wichtige Localitäten im Waagthale.
Sectionsgeologe Dr. L. v. Tausch cartirte den ihm zugefallenen Theil
des Blattes Mährisch-Weisskirchen. Abgesehen von den älteren Bildungen, wie
Devon, Culm und Alttertiär, boten die jüngeren Ablagerungen des Miocans,
insbesondere die Strandbildungen an der Devonkalkklippe von Czernotin manch'
ßeachtenswerthes.
Ferner wurde die geologische Aufnahme des Blattes Neutitschein voll-
endet Speciell die Umgebung der Stadt Neu titschein, die durch überraschende
Wechsel der Facies auf räumlich sehr beschränkten Gebieten ausgezeichnet ist,
wurde einer genauen Untersuchung unterzogen.
Nicht minder interessant sind die zahlreichen Vorkommnisse der makro-
skopisch ofl so verschiedenen Eruptivgesteine Eine besondere Aufmerksamk«it
erfordert die Untersuchung der Kalkconglomerate (die einzelnen Blöcke be-
stehen fast ausschliesslich aus Stramberger Kalk), aus welchen fast alle-
höheren Berge und Kuppen in der Umgebung von Neutitschein zusammen-
gesetzt sind.
Grösstentheils dürften diese Conglomerate dem Alter nach gleich sein
jenen, welche bei Chlebowitz, Richaltitz etc. an der Basis der typischen Godula-
sandsteine liegen.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass auch auf die Kohlenvorkommnisse
in den jüngeren Formationen ein besonderes Augenmerk gelenkt wurde.
Baron v. Camerlander hatte den Haupttheil des Blattes Z. 7, C. XVJI
(M.-Weisskirchen), d. i. den nördlich der Betschwa gelegenen sudetischen An-
theil zu kartiren. In einem Reiseberichte hat derselbe über einen Theil seiner
Arbeitsergebnisse bereits berichtet und hat überdies in einer der letzten Sitzun-
gen das fertig gestellte Kartenblatt vorgelegt und erläutert. Indem diese Karten-
erläuterung in Form eines längeren Jahrbuchaufsatzes bereits druckreif vorliegt
darf im Allgemeinen auf diesen verwiesen werden und ist hier nur zu bemerken,
dass das Gebiet, welches zum grössten Theile der Culmformation zufällt, doch
eine Reihe von nicht uninteressanten Beobachtungen anstellen Hess. Auch
dieses sonst so eintönige Culmgebiet selbst berühren dieselben, besonders die
Beobachtungen, die sich auf die Tektonik, zumal anf die besonders gestörten
Lagerungsverhältnisse im äussersten Süden der Sudetenausläufer, in der Rich-
tung gegen Prerau, beziehen, auf die bisher so gut wie unbekannte Erzführung
des Culm, die in früheren Zeiten jedenfalls an einer ganzen Reihe von Punk-
ten Gegenstand bergbaulicher Arbeit war, und die jetzt auch an ein paar
Punkten wieder neu erschlossen wird, die Conglomeratführung des Culm und
die stratigraphische Stellung dieser Schichten, die so eigenthümliche Anwesen-
L.
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heil kindskopfgrosser Geschiebe von krystallinischen Gresteinen in der Gang-
ausfüllung eines der neu in Angriff genommenen Bleiglanzbaue mitten im
Culmgebiete u. s. f. Auch für die lange bekannten, aber bisher niemals ein-
gehender studirten Kalkinseln in der March- und Betschwatiefenlinie, jene von
Grügau-Krtschmann, Sobischek und Radwanitz konnte durch den Nachweis
der Quarzitft, wie sie das Unterdevon bei Brunn bezeichnen, im Liegenden der
Kalke von Grügau, deren Alter bestimmter gedeutet werden, indem sie selbst
sich so gut wie fossilleer erwiesen. Ebenso wurde durch den Nachweis mürber
grauer Schiefer wahrscheinlich im Hangenden der Mitteldevonkalke ein n€uer
Beitrag zur Kenntnis dieser Inseln geliefert, gleichwie durch das Studium der
Granite und Glimmerschiefer der Insel Krtschmann deren eigenthümliche Bil-
dungen näher beleuchtet werden konnten. Es sind pegmatilische Bildungen,
schöne Schriftgranite, wie sie in dieser Form dem krystallinischen Gebiete der
mnhrisch-schlesischen Sudeten fremd sind. Neu war ferner der Nachweis von
Miocänbildungen, und zwar zu Sand verfallender Conalomei-atsch lebten, die in
horizontalen Bänken in Thaleinschnitten des Culms hier ebenso lagern wie im
nordwestlichen Tbeile des Blattes Neutitschein, in dem Camerlander neuer-
liche Begehungen unternahm. In diesem Oebietstheile zumal spielt das Mioean
eine bisher unbekannt gewesene Rolle, Tegel mit einer ziemlich reichen Fauna
begleiten den LAuf der Oder im Kuhländchen und erscheinen auch sogar in
Gebirgsthälern bei Fulnek und Wolfsdorf, und eine Reihe verschiedenartiger,
zum T heile fester Sandsteine und Mergel (mit Amphistegina Haueri etc.) ver-
tritt da< Miocän auf der Höhe und der Ostflanke der europäischen Wasser-
scheide von Bölten-Weisskirchen-Deutsch-Jassnik, wo der niedrigste Sattelpunkl
dieser Wasserscheide die in einer Streichrichtung gelegenen Thäler der Betschwa,
in der Richtung Weisskirchen-Prerau, und der Oder, in der Richtung Manken-
dorf -Oderberg, heute von einander trennt. Der Nachweis einer langen Reihe \
typischer Lössvorkommen in der Gegend südöstlich von Olmütz. bei Trschitz, j
Kokor etc., zum Theil mit Knochenfunden und stets mit Lössschnecken, ge- j
staltete auch im Diluvium die Kartirung etwas abwechselnder, welche sonst, (
z. B. in dem breiten, nicht lössartigen Lehm der Betschwatiefenhnie so un-
dankbar war. !
Der Chefgeologe k k. Ober-Bergrath Dr. E. Tietze setzte die von ihm j
im vorigen Jahre unternommene Revision der galizischen Aufnahmsl»lätter \
fort. Er besichtigte bei dieser Gelegenheit das Tatragebirge und einige Theile {
des karpathischen Hauptkhppenzuges, insbesondere am Dunajec, um für den \
geplanten Bericht zu einer ganz Gahzien zusammenfassenden Uebersichtskarte »
zu einer selbständigeren Auffassung der betreffenden wichtigen Gebiete zu ge
langen. Ausserdem unternahm er Excursionen in den Umgebungen von San-
dec, Gryböw, Gorlice, Jaslo, Krosno, Zmigröd, Dukla, Iwonicz, Frysztak, Brzö- \
zöw, Rymanöw und Sanok. Es wurden dabei Beobachtungen gemacht, welche |
es gestatten werden, stellenweise nicht unwesentliche Veränderungen der Karte ;
vorzunehmen. Insbesondere ist es die Stellung gewisser^ bisher den oberen |
Hieroglyphen schichten irrthUmlich mit zugerechneter Sandsteine, welche anders ■'
präcisirt werden muss, als bisher geschehen war. In dieser Hinsicht werden "
die Aenderungen der Karte sich nicht blos auf einzelne Rectificationen der .
Grenzen beschränken, sondern sie werden auch principieller Natur sein. Be- ;
züglich der nicht principiellen, sondern nur gleichsam additionellen Karten- \
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correcturen, welche vorgenommen werden müssen, ist in erster Linie die Auf-
findung eines bisher nicht verzeichneten Menihtschieferzuges südlich von Iwo-
nicz zu erwähnen.
Gelegen thch seines Aufenthaltes in jener Gegend wurde übrigens Dr. E.
Tielze, wie noch gesast werden kann, im Vereine mit Professor v. D u n i-
k 0 w s k i aus Lemberg auch einer amtlichen Commission beigezogen, welche
sich mit dem Schutzrayon der Heilquellen von Iwonicz zu beschäftigen hatte,
worüber der Erstgenannte in einer unserer letzten Sitzungen bereits einen \or-
lauügen Bericht erstattet hat.
Während der Zeit vom 20. Juli bis zum 4. September setzte Herr Vice-
director k. k. Oberbergrath Stäche seine Studien in den paläozoischen Schichten
Kärntens im Gebiete des Gailthales und Canalthales fort. Dabei gelang es dem-
selben wiederum einige neue und wichtige Resultate zu erzielen. Unter diesen
ist die Entdeckung des südtiiolischen, oberpermischen Bellerophonkalkhorizon-
tes auf der Südseite des Canalthales und die Auffindung eines neuen ober-
carbonischen Bellerophonhorizontes in Sandstein unter dem Fusulinenkalk des
Carbongebietes der Krön- und Zirkelalpe im Gebirge der Nordseite dieses Thaies
hervorzuheben.
Die scharfe Grenze, welche hier der schwarze Beilerophonkalk (im
Schwefelgraben bei Lusnitz ausgezeichnet durch das Auftreten der charakteristi-
schen Spiriferiden- Fauna mit Spirif. vultur und megalotis St. und Spirigera
Jankeps St.) gegen eine sehr mächtige Schiclitenmasse von Buntsandstein
(sammt Roth) — gelbe Mergel- und Kalkschiefer mit Monotis {Posodonomya)
aurüa Hau., Avicula striata Haner etc.. gefolgt von zum Theil sehr dick-
bankigen rothen, grünlichen und grauen Sandstein- und Schiefervarietäten —
macht und die engere Verbindung, in welchem derselbe mit seiner aus Rauch-
wacken, Mergeln, Asche, Gyps und Dolomit (mit Natica äff. minima Brown.)
bestehenden Unterlage besteht, setzt die Vertretung des Oberperm in einer
Zechstein facies verbunden mit jener specifisch alpinen Regional fauna, welche
Er. Stäche bereits fiir Südtirol nachwies, noch mehr ausser Zweifel.
Die weiteren Folgerungen, die sich bei diesen Untersuchungen bezüglich
der Position der im Canalthal fehlenden GrÖdener Sandstein-Facies und der
Gliederung der alpinen Perm-Entwicklungen überhaupt ergeben, sind natürlich
ausführlichen Miitheilungen vorbehalten. Ebenso kann die Erörterung der
specielleren Bedeutung des erwähnten Fundes im Obercarbon sowie der weile
ren Aufsammlungen im Unter- und Obersilur (D. und E). sowie im devoni-
schen Korallenkalk des Osternig Gebietes an dieser Stelle nicht Platz finden.
Es mag nur bemerkt werden, dass das für eine Publication über die Local-
(aunen des alpinen typischen Unter- und Obersilur iD. und E.) bereits vor-
bereitete Material etwa IG Tafeln Grossquart Formates in Anspruch nehmen
dürfte, von welchen bereits 4 in Lithographie vorliegen.
Im Spätherbst endlich unternahm Herr Oberbergrath Stäche noch eine
dreiwöchentliche Reisetour nach Triest und Istrien. Während derselben wurden
einige Punkte in der Nähe von Triest behufs Eintragung in die geologische
Karte des Stadtgebietes besucht.
Schliesslich nahm derselbe, da er des Eintrittes zu ungünstiger VVitte-
rungsverhältnisse wegen die beabsichtii-te Fortsetzung seiner Reise bis nach
Lesina (Dalmatien) aufzugeben vorzog, die Gelegenheit wahr, die Sammlung
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334
des Herrn Dr. Antonio Scampicliio in Albona, sowie diejenige des Stadt-
in useums von Triest mit Rücksicht auf seine Arbeiten über das Küstenland
Daher zu durchmustern.
Der ungünstige Verlauf der Witterung des Jahres 1888 hess es nicht zu,
dass llofrath Stur ausser einer Reihe von Excursionen, so nach Böhmen und
^tpiemmrk, im Laufe des Sommers mehr unternehmen konnte, als an dem
int<*rnrLlionalen Geologen-Congresse in London theilzunehmen, dessen Verlauf
Uiid Kr^ebnisse er in dem angezogenen Jahresberichte schildert.
IV. K. k. statistische Central-Commission.
Das Bestreben der k. k. statistischen Central-Commission war auch in
dem verflossenem Jahre darauf gerichtet, das Gebiet ihrer Thätigkeit neben
der Forlführung von früher in's Leben gerufenen Arbeiten zu erweitern und
immer neue Erscheinungen des staatlichen und gesellschaftlichen Lebens in
die slaLlstische Darstellung ei nzu beziehen.
Auf dem Gebiete der Bevölkerungs-Statistik wurde die Be-
wegung der Bevölkerung im Jahre 1886 im L Hefte des XVIIL Bandes der
tOeüttr reich ischen Statistik« in ausführlicher Weise, dann eine Besprechung
der wesentlichsten Ergebnisse der Bevölkerungs-Bewegung im Jahre 1887 im
JuliheRo der statistischen Monatschrift publicirt.
Die leider noch sehr unvollkommenen Daten über die überseeische Aus-
wanderung aus Oesterreich im Jahre 1886 wurden durch eine Mittheilung im
Jftnnerhefte der statistischen Monatschrift verwerthet.
Die Arbeilen zum Zwecke der Inventarisirung und Specificirung der vor-
h:indejjen Matrikenbücher wurden fortnesetzl und gestatten die Aussicht auf
eine wesentliche Förderung der Bevölkerungsstatistik, wenn einmal die
Schwierigkeiten, die sich einer raschen Benützung entgegenstellen, überwunden
sem wf^rden.
Die Sanitäts-Statistik wurde sowohl durch die Veröffentlichung
der L^anitäls-Wochenberichte der grösseren Orte Oesterreichs, als durch Heraus-
gabe der Sanitäts-Statistik des Jahres 1885 im 4. Hefte des XVII I. Bandes der
>Of*sterreichischen Statistik« allgemein nulzbar gemacht.
Die so überaus wichtige Frage der Verbreitung des Branntwein- j
genusses wurde durch eine Ausführung über die Zahl und Verbreilung j
der Dranntweinschänken in Oesterreich (im Februarhefte der Monatschrift) i
nöhor beleuchtet. ]
Das Unterrichtswesen im Schuljahre 1885 - 8*i wurde in der ]
Statistik der Unterrichtsanstalten, und ihre Ergebnisse im 2. Hefte des XVIH. ]
Bandes der »Oesterreichischen Stastitik« einer eingehend<'n Bearbeitung unter- j
Züge Rh j
Auf dem Gebiete der Finanz-Statistik wurde der österreichische
Btaats haushält in den Jahren l>*^^3 und 1884 im 3. Hefte des XVI Bandes der
*Oeslerreichischen Statistik« ausführlich dargestellt, und der Haushall der Be-
stirke und der Landgemeinden in Oesterreich im FebruarheflSi beziehungsweise
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^mtfßFmm
235
im August-, September- und Octoberhefte der statistischen Monatscbrift zum
erstenmale bearbeitet.
Die Darstellung der Ergebnisse des auswärtigen Handels im Jahre
1886 wurde im 1. Hefte des XVII. Bandes der »Oesterreichischen Statistik«
vollendet und im 3. Hefte des XX. Bandes die Ausfuhr im Jahre 1887 ver-
öffentlicht.
Die Hauptergebnisse des österreichisch-ungarischen Aussenhandels im
Jahre 1887 wurden im Vergleiche mit jenen in den Jahren 1?^86 und 1877 im
Aprilhefte der statistischen Monatschrift besprochen. — Ein Versuch, die Ur-
sprungs- und Bestimmungsländer des österreichisch ungariscben Handels auf
Grund der auswärtigen statistischen Publicationen feslzuslellen, findet sich im
August— Septemberhefte der Monatschrift.
Die Verhältnisse der Flussschiffahrt in den Jahren 1883 bis 1887 waren
Gegenstand einer Abhandlung im Julihefte der Monatschrift, welche auch
dem 3. internationalen SchilTahrlscongresse in Frankfurt am Main vorgelegt
wurde.
Im Bereiche der Statistik des Geld- und Creditwesens wurde die
Statistik der Sparcassen in den Jahren 1885 und 1886 im 4. Hefte des XVI.
Bandes, beziehungsweise im 3 Hefte des XVIII. Bandes der »Oesterreichischen
Statistik« mit wesentlicher Bereicherung des Inhaltes veröffentlicht.
Die Statistik der Erwerbs- und Wirthschafts-Genossenschaflen mehrerer
Länder wurde für das letzte Decennium in den beztiglichen Landesblättein, die
der Versicher ungs- Gesellschaften in der statistischen Monatschrift mitgelheilt.
Die Preis-Statistik fand durch Vergleich ung der Reahtätenwerthe in
Oesterreich für die Jahre 1866 und 1886 eine wesentliche Förderung in einer
der wichtigsten Beziehungen. (Juniheft der Monatschrift.)
Auf dem Gebiete der Justiz-Statistik w^urden die Ergebnisse des
(loncursverfahrens in den Jahren 1884 und 1885 (im 2 Hefte des XV., bezie-
hungsweise des XIX. Bandes der »Oesterreichischen Statistik«), sowie jene der
Strafrechtspflege und die Verhältnisse der Strafanstalten und der Gefangen-
häuser im Jahre 18S4 (im 3. und 4. Hefte des XV. Bandes der »Oesterrei-
chischen Statistik«) veröffentlicht. Ausserdem wurden die Ergebnisse des
Concursverfahrens der Jahre 1876 bis 188»3 im Junihefte der statistischen
Monatschrift vergleichend dargestellt. Eigens eingeleitete statistische Studien
über die Entwicklung der österreichischen Gew^erbegerichte wurden im
Maihefte der Monatschrift verwerthet.
Einen Rückblick auf die gesammte Wirksamkeit der slatstischen Central-
Commission in den ersten 1^5 Jahren ihres Bestandes (seit 1^63) enthält das
Februarheft der statistischen Monatsschrift.
Die hauptsächlichsten Ergebnisse auf allen Gebieten der österreichischen
Statistik wurden nach dem neuesten Stande im VI. Jahrgange des statistischen
Handbuches veröffentlicht.
Die Herausgabe des gemeinsamen österreichisch-ungarischen statistischtn
Handbuches ist nach unvorhergesehenen Verzögerungen nunmehr in nahe Aus-
sicht gestellt.
Die Bibliothek der statistischen Centra 1-Commission hat
durch den Zuwachs von zahlreichen \Aerken aus dem Gebiete der Statistik
und andeien Wissenszweigen, insbesondere aber durch die Uebernahme der
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236
gesammten officiellen Publicationen der Regierung der Vereinigten Staaten von
Nordamerika seit 1868, wieder eine bedeutende Bereicherung erfahren, und
durch Creirung eines Bibliothekarpostens für fachmännische Leitung und er-
leirliterte Benützbarkeit viel gewonnen. Andererseits ist der Bibliothek durch
die Uebernahme der Vermittlung der sämmllichen officiellen Publicationen der
k. k. und k. u. k. obersten Centralstellen an die Congress-Bibliothek der Ver-
einigten Staaten von Nordamerika eine grosse Aufgabe zugewachsen.
Die nunmehr gänzlich von der statistischen Central-Commission über-
ffiommene Pubücation des »Oesterrei einsehen Städtebuchest erhielt durch die
Ausgabe des 2. Bandes ihre erste Fori Setzung.
An der vom niederösterreichischen Gewerbevereine veranstalteten gross-
arligen Jubiläums-Ausstellung betheiligte sich die statistische Central-Commis-
sion mit einer stattlichen Reihe von Kartogrammen und Diagrammen zur Be-
völkerungs-, Social- und Sanitäts -Statistik. Insbesondere sind die zu dem
bezeichneten Zwecke eigens gearbeiteten Kartogramme über die Berufs Verhält-
nisse der Bevölkerung hervorzuheben.
Die Vorbereitungen für die nächste Volkszählung (1890) haben die
stfi Listische Central-Commission schon stark in Anspruch genommen Es ist
jtu nächst ein vorläufiges Programm hiefür ausgearbeitet und dem k. k. Mini-
fttc^rium des Innern vorgelegt w »rden, in welchem besonders die Nothwendig-
keit einer weiteren Ausbildung der Berufsstatistik betont, die genauere Er-
hebung der Wohn- und der rechtlichen Bevölkerung, die Conslatirung der
Haushaltungen und Familien sowie die Aufarbeitung des Zählungsmaterials
iiaih dem System der Zählkarten und eine Reihe von Vorbereitungsarbeiten
iüi die Zählung empfohlen worden.
V. Verein ftlr Landeskunde von Niederösterreich.
Die voi diesem Vereine herausgegebenen „Blätter für Landeskunde von
Niederösterreich'' haben im Jahre 1888 den XXII. Jahrgang der neuen Folge
crn^icht. Von den in dieser Pubücation entlialtenen Aufsätzen und Ab-
hjindlungen sind besonders hervorzuheben:
„Vorarbeiten zur aUösterreicbischen Ortsnamen \unde'' von Dr. Richard
Müller; ..Niederösterreich zur Zeit des dreissigjährigcn Krieges" von Dr. Carl
llnselbach; ..Zur Geschichte von Ilainbrrg und Rottenstein** III.; „lieber die
M;*rk Putten" von Dr. Josef Lampel; „Schicksale und Zukunft der Vegetation
Niederösterreichs'- von Dr. Günther R. v. Beck; „Neuere Forschungsergebnisse
mr Baugeschichte von Wr Neustadt'* von Custos Wendelin Boeheim; ..Die
wfclitigsten Beziehungen zwischen dem österreichischen und dem czechischen
Dialect" von Dr Willibald Nagl und „Bibliogiaphie zur Landeskunde von
NiPilerösterreich im Jahre 18S8" von Dr. Wilhelm Haas.
Von dem, vom Vereine für Landeskunde von Niederöslerreich heraus-
gegebenen Urkundenbuche des Chorherrnstifte-« St. Polten, sind Bogen 18—30
firs« hienen. Die von diesem Vereine gleichfalls herausgegebene grosse Admini-
utrativkarte von Niederösterreich in 111 Sectionen ist nach dem neuesten
SUinde der Aufnahmen rectificirt worden und sind von derselben im Jahre
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v&r^^ '
237
1887 bereits 66 Sect onen und im Jahre ISS-i die übrigen 45 Sectionen neu
gedruckt worden. Zugleich wurde im Laufe des Jahres 1888 eine neue Zeichnung
Fowie der Stich der Section Wien der Administrativkarte in Angriff genommen
und dürften Stich und Neu-Druck dieser Karten-Section im Mai oder Juni 188^
vollendet sein.
Was endlich die vom Vereine für Landeskunde von Niederösterreich
herausgegebene Topographie dieses Kronlandes anbelangt, so ist in Folge der
durch das Ableben des Hofrathes v. Becker eingetretenen Veränderung in der
Redaclion dieses Werkes und da das vorhandene Materiale für die Fortsetzung
desselben vorerst gesichtet und grösstentheils ergänzt werden musste, allerdings
eine wesentliche Verzögerung in dem Erscheinen der Fortsetzungshefte zu ver-
zeichnen; allein die Vorarbeiten für das nächste (4.) Heft des lll Bandes,
enthaltend die Fortsetzung und den Schluss des Buchstaben T der Schilderungen
der Ortschaften in alphabetischer Reihenfolge sind bereits so weit gediehen, dass
auf das Erscheinen dieses Heftes bis Anfangs Mai 1889 bestimmt gerechnet
werden kann.
VI. K. k. ÖBterreiohisches Handels- Museum.
Der im Frühling des abgelaufenen Jahres erfolgte Ausbau der Orient-
bahnanschlOsse hat es dem Curatorium des Museums wünschenswerth erschei-
nen lassen, dass ein Functionär des Institutes an den wichtigsten der von
diesen Bahnverbindungen tangirten Handelsplätze der Balkanländer Studien
über die durch die Eröffnung dieser Verkehrsadern inaugurirte Neugestaltung
des Aussenhandels dieser Gebiete anstelle.
üeber Auftrag des Curatoriums besuchte sonach im Frühjahre 1888 der
Director des Museums in Begleitung eines mit den orientalischen Handelsver-
haltnissen völlig vertrauten Kaufmannes der Reihe nach Belgrad, Salon ich»
üesküb, Nisch, Sofia, Adrianopel und Constantinopel.
Die Wahrnehmungen, welche die Abgesandten des Museums an den ge-
nannten Plätzen machten, standen mit der damals in österreichischen Geschäfts-
kreisen zu Tage tretenden optimistischen Auffassung über die aus dem Bahn-
ausbau für den austro-orientalischen Handel sofort zu gewärtigen dea Vortheile
in grellem Widerspruche. Der Director brachte seine Anschauung über den
wahrscheinlichen Einfluss der neuen Schienenslrasse auf den österr.-ungar,
Mandel in einem den obgenannten Corpora tionen zur Verfügung gestellten und
theilweise im Organe des Museums veröffentlichten Memoriale zum Ausdruck.
Nach demselben wären rapid eintretende bedeutende Veränderungen im
Handel der Balkanländer für die allernächste Zeit nicht zu gewärtigen, da die
Productions- und Aufnahmsfahigkeit der von den Bahnen durchquerten Ge-
biete, etwa einen Theil Bulgariens ausgenommen, wahrscheinlich nur eine sehr
langsam vorschreitende Steigerung erfahren werde, andererseits aber eine Ab-
lenkung des Seeverkehrs der asiatischen .Mittelmeerhäfen auf die neuen Bahn-
strecken in Folge der ungünstigen Frachtdifferenzen und mangelhafter Einrich-
tung des Hafens von Salonich vorderhand nicht zu erwarten sei. Dem öster-
reichischen Handel werde namentlich in Südserbien und Makedonien in Hin-
kunft eine schärfere Concurrenz durch den erleichterten Zutritt der Erzeugnisse
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238
4^r übrigen europäischen Industriestaaten erwaclisen, wie denn auch eine Aen-
tterung in der Richtung des Kxporthandels dieser Gebiete nicht ausgeschlossen
sei. Der österreichische Handelsstand liabe sonach immerhin alle Ursache,
<len Ralkanländern doppelte Aufmerksamkeit zuzuwenden, um seine bisher
innegehabte Position festzuhalten.
Ausser dem bezeichneten Berichte wurde aus Anlass dieser Reise eine
Anzahl von Specialberichten über einzelne Handelsgebiete und Verkehrszweige
tljeils von dem kaufmännischen Begleiter des Directors, theils von anderen
für das Museum gewonnenen Persönlichkeiten verfasst und einige derselben
im »Handels-Museum« publicirt.
Die Delegirten des Museums benützten die Gelegenheit des Besuches der
früher benannten Plätze zur Anknüpfung und Erneuerung von Verbindungen
iDit dortigen Geschäftshäusern und wurde eine grössere Anzahl von hiesigen
E Importfirmen, die sich nach Heimkehr des Directors an das Institut wandten,
mit solchen Häusern in Beziehungen gebracht während dem Informations-
hureau der Anstalt ein reiches Material an Daten über die Art und Ausdeh-
nung des Geschäftes einzelner Firmen der besuchten Handelsstädte, über ihre
Correspondenten, ihre Bonitiit etc. zufloss.
Als ein ferneres Ergebnis dieser Reise mag endlich die ansehnliche Be-
Teicherung bezeichnet werden, welche die Sammlungen der Anstalt aus diesem
Anlasse erfahren haben.
Die commerciellen Sammlungen des Museums wurden durch nach-
stehende Erwerbungen erweitert:
1. Eine Collection der wichtigsten Importartikel von Melbourne (ver-
mittelt durch das k. und k. Consulat daselbst).
2. Eine Collection der wichtigsten Importartikel von Adelaide (vermittelt
durch das k. und k. Consulat daselbst).
3. Eine Collection von Importartikeln für Bangkok.
4. Eine Collection von Importartikeln für Manila.
5 Eine Collection von Importartikeln für Batavia
6. Eine Collection von Importartikeln für Saigon.
7. Diverse Muster von Waaren aus dem Handelsverkehre des Persischen
Golfes.
Die Reise des Directors nach den Balkangebieten und Constantinopel
hat den Anlass zu einer sehr erwünschten Vermehrung der kunstgewerblichen
Sammlungen des Institutes gegeben und waren es insbesondere Objecte der
Textilindustrie, Keramik und Metallindustrie, welche bei dieser Gelegenheit er-
Wi)rben wurden.
Ausserdem wurden theils in Hamburg und Berlin, theils auch in Wien
eine Reihe von Objecten der japanischen Kleinkunst, sowie japanische Korb-
flechtereien, endlich, durch die gütige Vermittlung der indischen Regierung,
€liie Anzahl indischer Metallarbeiten acquirirt.
Auch im abgelaufenen Jahre war das Museum bemüht, durch die Ver-
anstaltung von Special-Ausstellungen auch das Publicum und die Fachkreise
dl r Provinz mit den in seinen Sammlungen vorhandenen Vorbildern des orien-
talischen Kunstgewerbes vertraut zu machen. Ausserdem wurden einzelne neu
eingelangte commercielle Mustercollectionen in Provinzialstädten ausgestellt
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239
Erstgenannte Expositionen fanden in Troppau, Pilsen und Linz, letztere in
Steyr, Prag, Budweis, Sobieslau, Neuhaus und Oberplan statt
Mit Befriedigung darf verzeichnet werden, dass auch den obbezeichneten
Ausstellungen ein voller Erfolg nicht gefehlt hat
Das Informalions- und Zoll-Informations-Bureau hat im abgelaufenen
Jahre eine rührige Thätigkeit entfaltet Das Correspondentennetz des Museums
hat sich gleichfalls wesentlich vervollständigt und war dasselbe stets in der
angenehmen Lage, sich desselben mit Erfolg zu bedienen. Die Natur der er-
theillen Informationen ist eine derartige, dass eine Controle des materiellen
Resultates nicht möglich ist, doch ist dem Museum mehrfach mitgetheilt wor-
den, dass dessen Auskünfte, Nachweisungen und Anregungen wiederholt greif-
bare Resultate für die betreffenden Anfragenden zur Folge hatten.
Die vom Museum veröffentlichte volkswirthschaftliche Wochenschrift:
»Das Handels-Museum«, hat auch im abgelaufenen Jahre den Kreis ihrer Leser
und Mitarbeiter erweitert und war die Anstalt in Folge dessen in der Lage,
dem genannten Blatte einen grösseren Umfang und reicheren Inhalt zu sichern.
Auch hier sei mit Befriedigung der Thätigkeit unserer Consulate ge-
dacht die in ihrer überwiegenden Majorität, durch ihre rasche und sachgemässe
Berichterstattung dem Handel und der Industrie wesentliche Dienste leisteten.
Es liegt gewiss eine Anerkennung des Werthes dieser im »Handels-Museum«
regelmässig veröffentlichten Consularberichte in der Thatsache, dass dieselben
nicht nur in der heimischen, sondern auch in der auswärtigen u. zw. nament-
lich in der deutschen und englischen Fachpresse in sehr ausgedehntem Masse
reproducirt wurden. Eine Reihe von für unseren Handels stand interessanten
Berichten dankt auch heuer unser Blatt den Commandanten Seiner Majestät
Kriegsschiffe.
Der Charakter, welcher auch dieses Jahr den im Museum abgehaltenen
comraerciellen Cursen gewahrt blieb, erhellt aus dem nachstehenden Programme
dieser Curse:
»lieber das Verschiffungsgeschäfl«, von Herrn Julius Böhm (vormals am
Persischen Golf etablirt), »über Handels- und Productionsverhältnisse in den
Vereinigten Staaten« von Prof. Zehden, »über den Handel in Britisch-Indien«
von Herrn Ch. Kögler (vormals in Calcutta etablirt), »über Handels- und Zoll-
vertrage« von Dr. M. Roessler.
Die einzelnen Curse umfassten zwischen fünf und zwölf Vorlesungen
und wurden unentgeltlich gegeben.
Die Frequenz dieser Curse war gegenüber dem Vorjalire eine wesentlich
gesteigerte und erreichten die Einschreibungen für einzelne Vortrags-Cyklen die
Ziffer 230. Die Mehrzahl der Hörer gehörte dem bereits in der Praxis wirken-
den Kaufmannsstande an.
Von einer Erweiterung des Proarammes musste bisher aus finanziellen
Rücksichten abgesehen werden.
Das Programm der im Museum abgehaltenen Vorlesungen war folgendes :
F. V. Hellwald: Werden und Vergehen des Buddhismus.
F. r. Hellwald: Russland in Mittelasien.
Juhus Böhm: Moderne Pilgerfahrten nach Mekka.
Dr I, Singer: Orient und Occident auf dem Arbeitsmarkle.
Alfred v. Lindheim: Spanien und seine erste Weltaus>tellung.
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JHrector C. Sitte: Die Ornamentik der Orientalen.
I)r K. V. Stein: Das Heim des Japaners.
J'i-of. Dr. Ph. Paulitschke: Zur Bekämpfung des Sclavenhandels im äquato-
rialen Afrika.
Dr. M. Haberlandt. Ueber orientalische Dichtung.
r r. Vincenti: Die Sonnentempelstädte Syriens.
Die Einstellung eines höheren Betrages für Anschaffungen unter diesem
Titel liat die Leitung der Anstalt in die Lage gesetzt, eine grössere Zahl von
Volks wirthschafllichen Publicationen und solchen über das orientalische Kunst-
gewerbe der Bibliothek zuzuführen. Allerdings war auch in der abgelaufenen
Periode die Benützung der Bibliothek, für die es der Anstalt an einem
passenden Räume mangelt, sowie jene des Lesezimmers, in welchem 193 Fach-
st :itschriften darunter 89 deutsche, 57 englische. 30 französische, 7 hollän-
disrhe, 6 italienische, 2 ungarische, l russische, l spanische) aufliegen, eine
ziemlich beschränk t'-\
Vorzeichuis
der vom statistischen Departement im k. k. Handels-Ministerium im
Laufe des Jahres 1888 fertiggestellten Publicationen.
I. Ja bresber ichte der k. u. k. österr.-ungar. Consulats-Behörden
Kj. Jahrgang. (XXXVI. Band der »Nachrichten über Industrie, Handel und
Verkehr«.)
II. Nachrichten über Industrie, Handel und Verkehr. XXXIII. Bd.
1 Heft: »Werthe für die iMengeneinheiten der im Jahre 1887 im österr-
ungar. Zollgebiete ein- und ausgeführten Waaren<. H. und HI. Heft:
> Statistik des österreichischen Telegrafenwesens im Jahre 1887«. IV. Heft»
»Hauptergebnisse der österreichischen Eisenbahn-Statistik im Jahre 1887«.
III Statistische Nachrichten über die Eisenbahnen der öster-
rfüchisch-ungarischen .Monarchie für das Betriebsjahr 1886.
((Gemeinsam mit dem königlich ungarischen statistischen Landesbureau
iii Budapest bearbeitet und herausgegeben)
IV Monat Schrift »Austria«. Archiv für Gesetzgebung und Statistik auf
den Gebieten der Gewerbe, des Handels und der Schifffahrt. 40. Jahrgang.
TU Comite für die naturwisaenschaftliche Landesdurch-
forschung von Böhmen.
Das Comite für die naturwissenschaftliche Durchforschung von Böhmen
hat seine Arbeiten auch im Jahre lh88 fortgesetzt. In topographischer
Beiiirliung wurde von Professor Dr, K. Koiistka das Terrain westlich von
PilsoiK welches sich auf beiden Seit'irn des MiesHusses ausbreitet, bearbeitet
Das hiebei gesammelte Material soll als Grundlage der Terrainbeschreibung
und der Schichtenkarte der IV. Seclion der Karte von Böhmen dienen. In
geologisch-poläontologischer Beziehung untersuchte Prof. Dr. Fric,
behufs specieller Studien, einige Punkte der permischen und der Kreidefor-
malion, nahm zur Sicherstellung der Lagerungsverhältnisse der fischfuhrenden
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uaJl^9\
241
Brandschiefer von KoStialov genaue Profile auf^ acquirirte ein ganzes Exemplar
des Lurchiisches Ctenodus und veröffentlichte das 7. Heft von dem Werke
Fauna der Gasikohle. Auf den Excursionen wurde ein Vorkommen von Söss-
wasserkalk hoch oben am Erzgebirge bei StolzenhaB nachgewiesen, in Tfemosna
bei Pilsen wurde ein kostbares Material von Haifischen der Permformation
gesammelt. Dr. J. Velenuvsky arbeitete an den Pflanzen der Kreideformation.
Prof. Dr. Laube hat das Rehhorngebirge zwischen Schatzlar und Freiheit be-
gansen, sowie einige zoologische Untersuchungen sibirischen der Elbe und Aupa
gemacht. Botanische Untersuchungen mac!:ten mit Unterstützung der Landes-
durchforschung die Herren Prof. Dr. Hansgirg, der sich mit algologischen
Studien befasste und Lad. Celakovsky Sohn, welcher melirere Gegenden des
westlichen und südwestlichen Böhmen auf Phanerogamen untersuchte. Ausser-
dem wurden von vielen Mitarbeitern aus den verschiedensten Iheilen Böhmens
neue Beiträge in Pflanzen und schriftlichen Mittheilungen geliefert. Als Resultate
der botanischen Durchforschung sind mehrere interessante Funde für Böhmen
neuer Arten, Rassen und Bastarde zu bezeichnen. Die zoologische Abtheilung
befasste sich mit dem Studium der Thierwelt der Teiche Böhmens. Prof. Fric
und Assistent Vävra machten in der am Teiche bei Poi'ernic installirlen trans-
portablen zoologischen Station mehrere Untersuchungen, ebenso Assistent Kafka
auf einigen Teichen bei Frauenberg. Die Beobachtungen an den zahlreichen
ombrometrischen Stationen von Böhmen wurden, sowie in den früheren Jahren
von Prof. Dr. Studniöka gesammelt, zusammengestellt und publicirt. Im Archiv
für die Landesdurchforschung erschien eine Reihe grösserer Publicationen über
einige der vorgenannten Arbeiten.
Notizen.
H. Stanley's Zug vom Congo zum Albert Njansa.
(Mit 1 Kartenskizze Tafel IX. j
Durch die Tagespresse ist die gebildete Welt rasch über die Einzeluheiten
und Episoden des phänomenalen Zuges Henry Stanley's vom Congo zum Mwulan
unterrichtet worden. Allgemein bewundert man aufs Neue die erprobte Ge-
schicklichkeit und Ausdauer des kühnen Reisenden in der Bewältigung schein-
bar unüberwindlicher Hindernisse, die Natur und Menschheit dem Fionnier auf
afrikanischem Boden entgegenstellen. Es verlohnt aber auch die Mrihe, auf die
geographischen Ergebnisse der grossartigen Tour einen Blick zu werfen. Stanley
selbst hat in den Briefen die wichtigsten geographischen Resultate seiner Reise
berührt, so dass es nicht schwer wird, rasch ein Gesammtbild derselben zu
entwerfen.
Der Forscher hatte im Ganzen auf den Märschen von Jambuja zum
Albert Njansa, vom See nach Ibuiri und auf der Rückkehr bis nach Bonalia.
3iX)0Arw, auf unerforschtem Gebiete zurückgelegt. Die Entfernung von Jambuja
bis zum Albert-See beträgt 1031 /rm. Stanley legte täglich nicht mehr als 8 bis
9 im auf dem Hinmarsche zurück und der Weg durch den Urwald dauerte 16<)
Tage. Die Reiseroute läuft abwechselnd an den beiden Ufern dos an Strom-
schnellen überaus reichen Aruwhimiflusses. dessen Lauf und verschiedene Bo-
Milth. d. k. k. Üeogr. üe*. 1889. 4. ]7
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242
nennungen Stanley feststellen beziehungsweise ermitteln konnte. Auch die Zu-
flüsse des bedeutenden Gewässers konnten in ihren Hauptrichtungen fixirt
werden. Besonders interessant ist hiebei der Umstand, dass Stanley's Angaben
über den Lauf und die Mündung des Nepoko, bis auf eine verschwindend
kleine Differenz, mit den Angaben Dr. Junker's, die dieser ausgezeichnete For-
scher von seinem südlichsten Punkte im Jahre 1882 über den Stromlauf ge-
macht hat, übereinstimmen. (Vgl. auch Junkers Nawa mit Stanley's Nevoa.)
Die Quelle des Aruwhimi verlegt Stanley an den Nordwestrand, des Albert-
Njansa, nach den »Blauen Bergen«, deren höchste die Namen Schweinfurth's,
Junker's und Speke's (richtiger ChippendalFs) erhalten haben und an deren
Nordwestabhang der Kibbi (Oberlauf des Kibali und damit des Welle Makua)
entspringt — einer Landschaft, die an ihrer nördlichen Peripherie 1878 von
Dr. Junker, und wahrscheinlich auch von Casati, erforscht worden ist.
Bei vordringendem Marsche durch dichten Urwald, den das Sonnenhcht
nicht zu durchdringen vermochte, konnte naturgemäss eine genaue Sichtung
des Terrains zu beiden Seiten des Aruwhimi nicht geschehen. Stanley sagt
nur, dasfs das Flussthal des Aruwhimi inmitten einer von Hügeln im N undS.
eingefassten Landschaft sich breite. Erst als die Expedition das Waldesdickichi
verliess und das Gebiet des Häuptlings Mozambui betrat, konnte die Ausdeh-
nung des circa 1584 w über dem Meere gelegenen Plateaus im Westen des
Mwufan und dessen Uebergang in ausgebreitete Hochebenen im Süden constatirt
werden. Dass der Mwutan mit dem von Stanley 1876 entdeckten Gewässer,
dessen Contouren der Forscher auf seinen Karten verschieden beschreibt (Vgl.
die Karte in dem Werke »Trough the dark continent« und die »Map of the
Congo basin«) nicht communiciren, konnte Stanley gleichfalls bestätigen, ja er
hat den Rückgang der Wasserfläche des Mwutan im Süden durch Autopsie
und das Zeugnis der Uferbewphner neuerdings bestätigen können.
Dem neu entdeckten Riesenberge Ruvenzori im Süden des Albert- Njansa
nach der Beschreibung Stanley's einen ganz bestimmten Platz anzuweisen, wird
dem Kartographen vorderhand darum schwer, weil der Entdecker selbst nur in
groben Umrissen dessen Lage beschreibt. Vergegenwärtigt man sich dazu, was
Stanley im ersten Bande seines Werkes »Durch den dunklen Welttheil« sagt
(pag. 469 f.), nämlich, dass er den seinerzeit auf die Karte gesetzten »grossen
Berg« (Gordon-Bennett) nur in »weiter nebliger Ferne gesehen«, ferner (p, 471 f.)
dass er auf dem Zuge durch das Land Nzimba (Häuptling Ruigi) Bergspitzen,
Bergkegel und Berghöcker, sowie kuppelähnliche Hügel nach allen Riciitungen
hin habe emporsteigen sehen, so wird es doppelt schwer, den Berg zu locali-
siren und man wird vorläufig den Trost hinnehmen müssen, den Stanley selbst
auf die alleroriginellste Art bietet, indem er sagt, es sei Raum genug für den
Ruvenzori sowohl als für den Gordon-Bcnnett in dem breiten Landestriche,
der sich zwischen dem Bearix-Golf und dem Albert-Njansa hinziehe.
Unser volles Interesse nehmen Stanley's Angaben über das ungeheuere
Waldgebiet in Anspruch, dass der Reisende mit seiner wackeren Schaar unter
namenlosen Schwierigkeiten durchmessen hat. Der Forscher selbst berichtet,
im N. u. S. erstrecke sich das Waldland von Njangwe bis zur Südgrenze des
Monbuttulandes. im 0. und W. umfasse es die ganze Gegend vom Congo \m
der Mündung des Aruwhimi bis ungefähr zum 40" östl Länge v. Greenw. Wie
weit sich der Wald im W. des Congo erstreckt, weiss man nicht. Die Grösse
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•J43
der Waldfläche schätzt Stanley auf 246.<'00 Quadratmeilen. Im Norden des
Congo zwischen Upoto und dem Aruwhimi erstreckt sich der Wald noch über
20.000 Quadratmeilen, Offenbar ist dies, wie schon von anderer Seite gc-muth-
masst wurde, dasselbe Waldgebiet, das David Livingstone in den ersten Tagen
des November 18*^9 im Manjuema-Lande zwischen 4^ und 5" südlicher Breite
durchzog und von dessen Schönheit er entzückt ist. Nach seiner Schilderung
scheinen darin die Dörfer der Eingeborenen in den Schatten des Waldes ge-
bettet zu sein, der von unbeschreiblicher Schönheit sein soll. »Zwischen den
gigantischen Bäument. bemerkt Livingstone. »ranken sich Schlinggewächse von
Kabelstärke; wilde Früchte sind im Ueberflusse vorhanden, manche von der
Grösse eines Kinderkopfes; wohin das Auge blickt, erscheinen fremde Vögel,
fremde Affen. Der Boden (Lehmboden) ist unermesslich reich und wird von
den Bewohnern gut angebaut, trotzdem sie durch alte Fehden, die nie zum
Aüstrag gelangen, isolirt sind. Vorzüglich bauen sie eine Maisart. welche ihre
Fruchtstiele hakenförmig krümmt. Durch das Einschlagen von Pfählen bilden
sie Hecken, die eine Höhe von etwa 18' erreichen, gleich Robinson's Hecke
erspriessen und nie verwelken, in denen die Leute Reihen von Schlingpflanzen
dergestalt anpflanzen, dass sich diese von Pfahl zu Pfahl ranken. Darin werden
die Maiskolben an ihre eigenen gebogenen Fruchtstempel gestützt. Durch das
Bilden des Kornkolbens wird der Haken umgebogen, so dass die Fruchtblätter
herunterhängen und so ein Dach für das Korn darunter bilden. Dieses natür^
liehe Kornmagazin bildet eine recht solid aussehende Mauer um das ganze
Dorf.« Die beschriebenen Urwälder gehören zu dem mächtigen Pflanzengürtel,
den in der Aequator- Hegion der reiche Regenfall im Vereine mit der kräftigsten
Insolation hervorbringen.
Wenn Stanley berichtet, dass zwischen Jambuja und dem Njansa die
Eingeborenen fünf von einander verschiedene Sprachen sprechen, so darf uns
dies nicht Wunder nehmen, denn die Expedition bewegte sich in jenem Theile
Central-Afrikas, wo gerade das Sprachgebiet der Bantu mit dem der eigent-
lichen Neger und der Afrikaner , die zur Nuba-Fulla-Gruppe gehörige Sprachen
sprechen, eventueller Idiome der pygmäenhaften Wambuti gar nicht zu ge-
denken. Die Constatirung des Umstandes, dass auf der 1041 km betragenden
Strasse von Jambuja nach Kavalli so viele von einander isolirte Idiome ge-
sprochen werden, möchte ich als ein sehr wichtiges geographisches und ethno-
logisches Ergebnis von Stanley's Zuge hinstellen. Merkwürdig ist, dass damit
E. G. Ravenstein^s Annahme über die Aasdehnung der vorbezeichneten Sprach-
gebiete vollkommen bestätigt wird (Vgl. Ravenstein's »Laiiguage map of Africa«
in Gust's bekanntem Werke).
Die Wambuti-Zwerge, die Stinley's Leuten so viel Bitternis erzeugten,
sind, wie schon bei der Expedition selbst erkannt worden war, den Akkä oder
Tikki-Tikki Central-Afrikas beizuzählen. Dr. Junker berichtet, diese pygmäen-
haften Nomaden würden hei den Mabode »W^ötschua* genannt, während sie
selbst Junker gegenüber ihren Namen wie »Atschüa* aussprachen. Die Wötschua
Junkefs sindofifenbar Dr. Wolfs »Batua«. Das Volk wird TschnaoderTua heissen ;
die Silbe ba oder wo ist nur das Plural-Präfix der Bantu-Sprachen. Dr. Junker
berichtet von dem »Zwerg«-Volke in vollkommener Uebereinstimmung mit
St^ley, dass dessen Angehörige vorzügli -he Bogenschützen, gewandte und
listige Krieger seien.
17*
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244
Bei Stanley lernen wir ferner in Ugarua's Station ein wichtiges Glied der
Kette arabischer Niederlassungen kennen, welche sich von den Aequatorial-
Seen nach dem Congo erstreckt, und zum Unterschiede von der vom Tanga-
njika gegen Niangwe gerichteten Reihe von Niederlassungen die nördliche
Kette genannt zu werden verdiente. Die südlichste Station arabischer Händler
aus Uniamwesi dürfte nach Arnot unter den Garenganze in Katanga (Reich
AU Msidi's) zu suchen sein.
Zum Schlüsse möge bemerkt werden, dass Stanley von dem Negervolke
der Maböde Junker's, welche die Flussufer des Nepoko und das Land südlich
von diesem Strome bewohnen sollen und von denen Junker vermuthet dass
sie hier in Kleinstaaterei zerfallen seien und in Fehde und Krieg mit einander
lit'gen, nur nebenbei nennt, ferner, dass sich der von Stanley am l.December
ISÖT erblickte Gebirgszug, den er Pisgah benannte, und ebenso das Inselchen
Bungangeta im Aruwhimi, von wo aus er den Brief vom 28. August 1888 nach
Europa schrieb, nach den vorhandenen Angaben schwerlich localisiren lassen.
rHj der Muta Nzige dem Congo-Systeme angehöre oder ein isolirtes Wasserbecken
bilde — mit dem Wassernetz des Nil hängt er scheinbar nicht zusammen —
bleibt gleichfalls noch eine offene Frage. Der unermüdliche Stanley hat sich der
Erforschung des letzgenannten Sees, den er 1876 entdeckte, zugewendet. Möge
er das vorgesteckte Ziel erreichen und wohlbehalten nach der Heimat zurück-
kehren! Ph. Paulüschke
Internationaler geographischer Congress zu Paris.
Zu Präsidenten der 7 Gruppen dieses Congresses sind folgende Persön-
lichkeiten ernannt, resp. gewählt worden:
1. Mathemat. Geographie: Bouquet de la Grye, Mitghed des Institutes
von Frankreich.
2. Physische Geographie : D a u b r e e , Mitglied des Institutes von
Frankreich.
3. Handels-Geographie und Statistik: Levasseur, Mitglied des Institutes
Von Frankreich.
4. Historische Geographie und Geschichte der Geographie : Ehrenpräsident:
Vivien de St. Martin, Mitglied des Institutes von Frankreich; Präsident:
Hai'bie du Bocage.
5. Schulgeographie und Verbreitung der Geographie: Vi dal de la
n lache, Unterdirector der Ecole normale sup^rieure.
6 Reisen und geograph. Forschungen: Antoine d'Abbadie, Mitglied
des Institutes von Frankreich.
7. Anthropologie. Ethnographie und Linguistik: Marquis deNadaillac.
Im Ganzen werden dem Congresse in 6 Sectionen 92 wissenschaftliche
Fragen aus allen Gebieten des geographischen Wissens zur Erörterung, Discussion
und zu eventueller Beschlussfassung vorgelegt werden. Die Section : „Reisen und
ecographische Forschungen" hat keine speciellen Fragen formulirt. Es soll
nämlich der freien Initiative der Mitglieder dieser Section überlassen bleiben,
dem Congresse Fragen vorzulegen und dieselben in den Versammlungen zu
vpntiliren.
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245
Geographische Literatur.
Europa.
Chronik der Stadt Stuttgart Sechshundert Jahre nach der
ersten denkwürdigen Nennung der Stadt (1286), zusammen-
gestellt von Dr. Julius Hartmann, Professor am königlichen
\ statistischen Landesamt in Stuttgart. Mit zahlreichen Abbil-
dungen. Stuttgart. Druck und Verlag von Greiner & Pfeiffer.
i 1886. 1. Band. 8. IV und 332 Seiten. Preis brosch. M. 3.50.
I El^ant gebunden M. 5»
\ Wie alle Chroniken, so bietet auch diese ein vielseitiges Interesse.
{ Die fQr den Zeitraum 1229 bis 1886 in knapper Form gebrachten Daten
! bilden in ihrer Aneinanderreihung ein treues Spiegelbild aller Vorkommnisse
I und Wandlungen, welche die Stadt betroffen.
Sie sind nicht nur für die allgemeine Geschichte, sondern auch für die
der einzelnen Wissenszweige von hohem Werthe.
Ein reiches Quellenverzeichnis beweist dass der Autor gewissenhaft alle
vorhandenen einschlägigen Werke und archivalischen Handschriften benützte.
Zahlreiche Illustrationen und ein alphabetisches Sachregister erhöhen
noch den Werth dieser verdienstvollen Arbeit C. v. H.
Las Baleares. Obra escrita y publicada en alemän con el titulo
de: »Die Balearen in Wort und Bild geschildert.« Version
Castellana de D. Santiago Palacio, corregida y considera-
blemente aumentada con anuencia y conforme ä las indicacio-
nes del autor, par D. Francisco Manuel de los Herreros y
Schwager. Toms I. Las antiquas Pityusas. Palma de
Mallorca, 1886. Imprenta de la biblioteca populär. 4^. pag. 478.
Diese spanische Uebersetzuni? des längst als Standardwerk über die
Balearen geltenden Werkes Sr. k. u. k. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn
Erzherzogs Ludwig Salvator von Oesterreich, das im Jahre 1868 erschien,
ist keine Traduction im gewöhnUchen Sinne, wie schon der Titel sagt, son-
dern eine nach Angaben des erlauchten Autors vermehrte Ausgabe des
deutschen Werkes in spanischer Sprache. Autoptische Studien, die der Erzher-
zog durch 22 Jahre gemacht hat, um sein Werk zu einem gründlichen zu ge-
stalten, und die Mithilfe des Directors des Instituto Balear de los Herreros
machen das Werk zu einer Publication, wie sie an Vielseitigkeit des Gebotenen,
an Schärfe der Beobachtung des Materials, an gereiftem Urtheile über die Natur-
verhaltnisse und das Volksthum der Inseln kaum übertroffen werden dürfte. Blättert
man in dem herrlichen Bande, so wird dem Kenner bald klar, dass er es hier mit
einer Arbeit zu thun habe, die ganz im Sinne der von Alfred Kirchhoff aufgestell"
ten Principien für Publicationen auf dem Gebiete der Heimatskunde verfasBt
worden ist Gelehrte Vorarbeiten wurden gewissenhaft benützt und werden häufig
herangezogen. In physikalischer Beziehung gibt ein Capitel: Naturaleza y for-
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tm
nmciiVn grolögica del terreno mit einer von den Berg-Injrenieuren Vidal und
Molina entworfenen geologischen Karte von Ibiza und Formentera genügenden
Aufai4iluss Meeres- und Landfauna sind gleichfalls berücksichligt. Geradezu
eratauülult und erdrückend ist das reichhaltige und sorgfältig geordnete stati-
aliache Material, wo solches aufzuwenden die Natur oder Oekonomie des Wer-
lies verlan^^le. Von der künstlerischen Ausstattung des Werkes mit Illustratio-
nen mit'h I landzeichnungen Seiner kais. Hoheit braucht hier gar nicht gespro-
chen zu worden ; Jedermann weiss, wie meisterhaft der Erzherzog den Griffel
ftlhrt, Es erübrigt zum Schlüsse zu betonen, dass mit dieser spanischen Aus-
gabe dt*** tf rossen Werkes der erlauchte Verfasser ein ebenso wahres Volksbuch
ab ein gelehrtes Compendium für seine neuen Landsleute auf den Balearen,
wie für liie Jünger der Wissenschaft geschaffen hat, dessen alle Seiten warme
LielK> für die prachtvollen Eilande und deren Bewohner, aber auch für die
Wissonsrhaft von der Erde athmen, und das ohne Zweifel den hohen Verfasser
den insulunern, wie diese und deren schöne Heimat ihm näher bringen und
iht'urer machen wird. Ph, Paulitschke.
AsieD.
K(M.^e[i in Lykien und Karien. Ausgeführt im Auftrage des
k. k, Ministeriums für Cultus und Unterricht. Unter dienstli-
L'hev Förderung durch Sr. Maj. Raddampfer »Taurus«, Comraan-
«JaiU Fürst Wrede. Beschrieben von Otto Benndorf und
Ueorge Niemann. Mit einer Karte von Heinrich Kiepert^
V.\ Tafehi und zahlreichen Illustrationen im Text. Wien. Druck
u. Verlag von Carl Gerold's Sohn, 18«4. Gr. Folio, pag. löi.
RtMt^pri in Lykien, Milyas und Kibyratis. Ausgeführt auf
Veranlassung der österreichischen Gesellschaft für archäologi-
sche Erforschung Kleinasiens. Unter dienstlicher Förderung
Sr Majestät Raddampfer »Taurus«, Commandant Baritz v.
I kal^alva. Beschrieben und im Auftrage des k. k. Ministeriums
für Cultus und Unterricht herausgegeben von Eugen Peter-
^rn und FeHx v. Luschan. Mit 40 Tafeln und zahlreichen
llUistrati'jnen im Text. Wien, Druck und Verlag von Carl
G*-r-)hrs Sohn, 1889. Gr. Folio, pag. 248.
Mit dem Erscheinen des II. Bandes dieses grossartig angelegten Werkes,
tlriti «^iijJirt- besondere Puhlicationen vorausgingen, lassen sich nunmehr die
archüüinffiscjien. ethnographischen und geographischen Ergehnisse vollständiger
überseht*! I welche die vom k. k. Ilnterrichts-Ministerium und süäter von der
im ritel genannten Gesellschaft in den Jahren 1881 und 1882 nach Kleinasien
eiiliti*niit(.' ßjcpedition — seit Jahren wohl die umfassendste österreichische zu
si>ldn'ii( /wecke — für die Wissenschaft errang. Das Terrain, auf dem sich
die in Aussieht genommene Forschung bewegte, erstreckte sich vom 25®bis30',
45' i\ T. V, Gr. Es umfasste die nach den Golfen von Kos und Adalia abfial-
kndf'n, im Kartal-dagh f2600w0. Ak-dagh (SOlUw) und Tachtali-dagh (241-0 m)
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247
culmlnirenden Ausläufer des Taurus-Gebirges, in dessen Hochthälern zuerst
Fellows vor einem halben Jahrhundert jene merkwürdigen tempelartigen Fels-
gräber, Sculpturen und Ueberreste griechischer Colonien signalisirt hatte, welche
den Kunstgeschichtsforschern den klärenden Schlüssel für die Entwicklung der
architektonischen Musterschöpfungen in Hellas und für dessen unerreichte
Sculpturwerke lieferten.
Entsprechend dem Hauptzwecke der Expedition steht in erster Linie
unter ihren erreichten Resultaten die gewonnene, geradezu epochale archäolo-
gisch-epigraphische Ausbeute. Es kann nicht Aufgabe an dieser Stelle sein, sie
hier auch nur annäherungsweise im Detail zu würdigen. Wir wollen hier aus
dem erzielten Gewinne auf diesem Gebiete nur gedenken, der von den Herren
Benndorf und Niemann glücklich für das k. k Hofmuseum errungenen Sculptu-
ren aus dem Heroon von Gjölbaschi, der von ihnen selbst und ihrem ausge-
zeichneten wissenschaftlichen Stabe gefertigten Copien und Papierabdrücke
zahlloser werth voller Inschriften, darunter die durch höchst instructive Illustra-
tionen erläuterte, neue grosse Inschrift vom Opromaosbau zu Schecliköi, süd-
lich von dem durch den Engländer Spratt und seinen Genossen wieder ent-
deckten Rhodiapolis; femer der interessanten Namenslisten von Sedyma. An
diese Denkmäler reihen sich die malerischen und constructiven Darstellungen
der diesem Theile Kleinasiens eigenthümlichen B'els-Nekropolen. aus welchen
wir den durch seine Embleme fesselnden Sarkophag und das figuralische Relief
von Trysa, die lehrreichen Ansichten befestigter Städte auf Tafeln in der Vor-
halle des Hauptgrabes von Pinara (I, 54). dann das für die asiatischen Ele-
mente im griechischen Ornamente ungemein charakteristische Motiv von einer
Todtenbank zu Myra hervorheben.
Hand in Hand mit der archäologischen Durchforschung Lykiens sollte
die Lösung der Frage nach der Angehörigkeit seiner ältesten Bewohner ver-
sucht werden. Zu diesem Zwecke sammelte Dr. Luschan ein reiches Material
zweckdienlicher photographischer Aufnahmen und Messungen der heutigen Be-
wohner, femer 177 Schädel aus alten und neuen Gräbern. Nach den gewonne-
nen Erfahrungen erklärt Herr L. jedoch, dass die Lösung dieser schwierigen
Aufgabe der durch anthropologische Forschungsergebnisse unterstützten Philo-
logie zufalle. Er beschränkte Mch im XIH. Cap. des II. Bandes auf^^inige Studien
über die nomadisirenden Tachtadschy und andere Ueberreste der älteren Be-
völkerung. Namentlich finden die »Jürüken«. ein Hirtenvolk, dessen Stammes-
brüder Referent auf dem Balkan begegnete, gleich den lykischen Zigeunern,
aosfuhrlichere Würdigung. Der Text wird durch sehr instructive Illustrationen,
femer durch Tabellen vorgenommener Personen- und Schädelmessungen l>e-
gleitet.
Auch das durch diese vaterländische Expedition für die bessere geogra-
phische Kenntnis Lykiens Geleistete darf als werthvoll bezeichnet werden. Das
seit Schönbom unberührt gebliebene Karten wurde von den Herren Benndorf
und Niemann durchquert. Die bezügliche ungemein plastische Schilderung,
unterstützt durch treflfliche Vegetationsbilder von Niemann's Me sterstift, be-
ruht auf einem Routier. das am Oberlaufe des Dalman Tschai über den 1360 m
hohen Eskere-Boghaz in das Quellgebiet des Akh- und Möndene Tschai, weiter
über das 1870 von Kiepert berührte Mughla bis Eski Hissar (Stratonikeia) und
zum- griechischen Lagina ging, dessen Hekathetempel eine reiche epigraphische
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248
Ausbeute gewährte. Selbst auf dem mehr gekannten, streng lykischen Gebiete
hat die Kartographie mannigfache Bereicherung erfahren. Seit Ludwig Ross*
aus dem J. 1844 stammenden anschaulichen Reiseberichten, welchen Tschiha-
tschefTs in »Petermann's Mittheilungen« ■ erschienene Reisen von 1847— 63^
dann die grundlegende Karte von Spratt, die Heiträge von Falkener, Heinrich
Barth u. a. folgten, war seit Kiepert (1870) nur wenig Originales für Lykiens
Topographie geleistet worden. Die auf der Karte in Schichtenlinien mit
Schummerung ausgeführten Territorien basiren im inneren Hochlande auf von
dem Expeditionsmitgliede Petersen, in den Ufergebieten aber meist auf von
Kiemann und den anderen Theilnehmern {gemachten genauen Routenauf-
nahmen. Ausserdem enthält das Werk zahlreiche Detailpläne von antiken
Niederlassungen, den Plan der Jalihai, des Hafens von Loryma, Trysa, die
Profilzeichnung des Dembre-Plateau u. s. w. Einen interessanten physikalisch-
geographischen Beitrag bildet die eingehende Schilderung des heftigen Erd-
bebens vom H. April 1881 auf der Insel Scio.
Für den Entwurf der dem I. Bande beigegebenen Karte (l : 300.000)
konnte nicht leicht ein zuverlässigerer Bearbeiter als der Herausgeber der
Tschihatscheffschen Studien in Lykien und Armenien gewonnen werden, als
der treffliche Kiepert, der mit der jjenauesten Kenntnis des einschlägigen
Quellmaterials die eigene Anschauung des Terrains verbindet.
Gleiches Lob verdienen die beigefügten Tafeln. Seit der Colnaghi be-
gleitende Maler Albert Berg 1854 die ersten photographischen Aufnahmen in
der Chimaera gemacht, ist die Technik auf diesem reproducirenden Gebiete
sehr fortgeschritten. Zeugnis hiefür geben die prachtvollen Heliogravüren, welche
das Werk zieren. Der illustrative Theil im Texte rührt grossentheils von Herrn
George Niemann her und dies sagt Alles. Als Landschaft wie als Kadirung
gleich vorzüglich gelungen ist beispielsweise die Ansicht von Makri. Als Holz-
schnitte sind die Ansicht und das Amphitheater von Pinara, ebenso sorgil,ltig
ausgeführt, wie das Schema der Holzbai ken-Construction im l. Bande (S. 97)
lehrreich ist.
Zum Schlüsse darf auch die äusserst schwierige Durchführung des
typographischen Inschriftensatzes, gleich der gesammten technischen Herstellung
dieses mustergiltigen Prachtwerkes als eine der österreichischen Kunst zu hoher
Ehre gereichende bezeichnet werden. F. Kanitz.
Afrika.
Von der Capstadt in das Land der Maschukulumbe.
Reisen im südlichen Afrika in den Jahren 1883 — 1887. Von
Dr. Emil Holub. Lieferungswerk (30. — 35. Lieferungen) mit
circa 180 Original-Holzschnitten und 2 Karten. Wien, 1889,
Alfred Holder. 8".
Unter dem angeführten Schlagworte verarbeitet Dr. Holub die Resultate
seiner letzten südafrikanischen Reise. Allgemein ist bekannt, dass das von der-
selben heimgebrachte exact-wissenschaftliche Materiale ein sehr bedeutendes
ist, wenngleich Ergebnisse an strahlenden geographischen Entdeckungen nicht
zu verzeichnen waren. Holub ist ein fesselnder Erzähler, dem bei aller Feuer-
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f=t\^.^
249
gluth der Phantasie die Wahrhaftigkeit als ethische und wissenschaftliche
Tugend aber Alles gilt. So auch in diesem Werke. In wissenschaftUcher Dar-
stellung hat er gelernt, was Jedermann zu seinem Eigen macht, dem es ge-
gönnt ist, die einmal schon bereiste Gegend mit tieferem, geschulterem Blicke
zu besehen. In Hingabe für die Sache und Liebe für die grossartige Natur, die
er durchwandert, ist der bescheidene Mann ein Muster, das werden ihm hoffent-
lich auch seine Feinde zugestehen. Uns freut es besonders, dass ihm und
seiner wissenschaftlichen Arbeit, z. B. den astronomischen Bestimmungen im
Zambesi-Thal. deren Resultate, wie wir vernehmen, die Landkarte beträcht-
lich verändern werden, selbst strenge und anspruchsvolle Fachmänner warmes
l Lob ertheilen. Dies möge ihn und seine wackere Lebensgefährtin vollauf ent-
' schädigen für' all die Mühsal und den Schweiss, die sie auf afrikanischem
l Boden aufgewendet haben.
i Wir hoffen, auf das Werk nach dessen Vollendung nochmals zurückzu-
kommen. P.
Amerika.
I Discovery of America by Northmen. Address at the un-
1 veiling of the statue of Leif Eriksen, deliverd in Faneuil Hall
? Oct 29, 1887. By Eben Norton Horsford. Boston and
ji New-York 1888. Haughton, Mifflin and C^ Gr. 8^ pag. 113.
f Eine prachtvoll illustrirte. mit Copien von Karten des Stephamus (1570),
! Ruysch (1507), Girol. Verrazano (1529), Lok (1582), Behaimb (14iJ2), Montanus
f (1671), Nolin, Leuthner, Hendersson und Anderer gezierte Gelegenheitsschrift,
? welche gelegenthch der Enthüllung des Leif Eriksen-Denkmals in Boston erschien.
I Der Verfasser gibt auch die Runen- und Steininschriften von der Insel Kingiktorsoak
I und die Ruinenbilder der Kirchen von Gardar wieder, ferner die Bilder auf
I dem Dighton- und iMillsboro- Inseln u. s. w. Interessant ist die Beleuchtung der
verschiedenen Sagas über Leif und die Untersuchung über die Breite von
Weinland. Der Verfasser führt sie, wie nicht anders zu erwarten, an der Hand
der Sagen und alten Karten mit Gewissenhaftigkeit und Umsicht. »Vinland is
preserved in the two designations of >Vineyard Sound« and »Marthas Vineyard«
(p. 54). Ein Appendix mit Textbelegen und ein Facsimile einer Copie der Sage
von Erich dem Rothen beschliessen das splendid ausgestattete Werk. R
Allgemeines.
Materialien zur Geschichte der astronomisch-trigo-
nometrischen Vermessung der österreichisch-
ungarischen Monarchie, gesammelt und bearbeitet von
Heinrich Hartl, k. k. Major im militär -geographischen Insti-
tute. 1. u. 2. Heft. (Separat- Abdrücke aus den »Mittheilungen
des k. k. milit.-geogr. Instituts«, VII. u. VIII. Band.) Wien, 1887
u. 1888. pag. 280.
L
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f
250
Eine Geschichte des ausgezeichneten heimatlichen Instituts kommt allen
Patrioten und Interessenten an der topographischen Aufnahme des Vaterlandes
zu einer Zeit eben recht, wo eine grossartige topographische Arbeit in dem-
selben vollendet worden ist und eine zweite nicht minder bedeutende in Angriff
} genommen ward. Jedes Erzeugnis dieses Institutes wird uns doppelt werth,
wenn wir erfahren, welche Mühe es gekostet hat, die Anstalt dahin zu brin-
p gen, die Welt mit demselben zu erfreuen.
f Hartl hat als Historiograph seine Arbeit sehr ernst gefasst. Er verlegt
? mit richtigem Griffe dep Schwerpunkt in die Beschreibungen der Entwicklung
1" der wissenschaftlichen und praktischen Methoden, die im Institute von seinem
:v Anbeginne gehandhabt wurden. Auf diese Art erhalten wir nicht einseitigen
^ Aufschluss über chronologische AeusserHchkeiten, Befehle und Ordonnanzen,
I sondern über eine reiche Fülle rüstigen Treibens und Thuns, aber auch müh-
samer und erfolgreicher Arh>eit. So wird die Geschichte und Kritik aller ßasis-
messungen entwickelt, die Methoden und der Vorgang, wie auch die Instru-
mente zur Messung und deren Verbesserungen kritisch dargestellt und auf diese Weise
gleichsam die Bausteine der schönen kartographischen Blätter der Monarchie
behauen, zusammengefügt und aufgeschlichtet Alle zugänglichen Quellen,
namentlich die vielen Triangulirungs-Protokolle sind bei der Arbnit verwerthet
worden, die, einmal vollendet (der Verfasser ist eben bei der Beschreibung der
Basismessungen der 60er Jahre angelangt), ein schönes und wichtiges Denkmal
einer der wichtigsten und mühevollsten wissenschaftlich-geographischen Arbei-
ten in unserem Vaterlande bleiben wird.
Wir glauben zu dem Ausspruche bei*echtigt zu sein, dass gewissenhafte,
kritisch beleuchtete Landesaufnahme unsere Wehrkraft stärkt und verbessert.
In diesem Sinne begrüssen wir Hartl's historische Arbeit auf das Sympathi-r
scheste und wünschen derselben alle Würdigung und Anerkennung.
A. E. I. 0. U. Die Bedeutung dieser Zeichen wird wahr, wofern mit
gleichem Eifer und Verständnis an der mühevollen Arbeit der Landesaufnahme
aber auch mit derselben Kritik, wie sie Hartl entwickelt, an der Geschicht-
schreibung derselben in Zukunft gearbeitet werden wird.
Fh. Paulitschke.
Kleine Handausgabe von HölzeTs Geographischen
Charakterbildern. HO chromolithographische Tafeln mit
beschreibendem Texte von Prot. Dr. Umlauft und Vincenz
V. Haar dt. Quer-Gr. H« (19 cm hoch, 28^^^ cm breit). Preis
in elegantem Leinwandband fl. ö.50 = M. 9, elegant carton.
(1. 4.50 = M. 7.50. (Die Bilder sind auch einzeln zum Preise
von 15 kr. = 25 Pfg. käuflich.) Wien. Eduard Hölzel. 1888.
Bei dem Umstände, als die Wandausgabe der Hölzerschen geographi-
schen Charakterbilder, welche von der gesammten Fachpresse als in ihrer Art
einzig dastehend, von ähnlichen Publicationen unerreicht, besprochen worden
ist, heute an fast sämmtlichen höheren Lehranstalten Deutschlands und Oester-
reichs, an vielen Mittelschulen Frankreichs. Englands, Russlands, Schwedens,
der Niederlande, Belgiens und der Schweiz, ja selbst Amerikas und AustraUens,
beim Unterrichte mit vielem Erfolge verwendet wird, ist nicht daran zu zwei-
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251
feto, dass die sludirende Jugend kleine Reproductionen der Bilder freudigst be-
grOssen wird und dies umsomehr, als die kleine Ausgabe sehr billig abgegeben
wird und es selbst dem unbemittelten Schüler möglich ist, durch Ankauf der
einzelnen Bilder mit Text nach und nach die ganze Collection zu erwerben.
Ein wesentlicher Vorzug des Werkes besteht darin, dass es der Jugend eine
Reihe von naturwahren Bildern in gefälliger färbiger Ausführung und nicht,
wie dies gewöhnlich der Fall zu sein pflegt, in eintönigen Holzschnitten
vorführt.
Mit Recht können alle Fachmänner auf dieses eminente Lehrmittel auf-
merksam gemacht werden. Die Meinungen darüber, ob es pädagogisch richtig
sei, wenn die Schüler während der Demonstrationen an den grossen Wand-
bildern in der Schule, die verkleinerten Bilder vor sich liegen haben, mögen
g^theilt sein. Doch gibt es gewiss Fachmänner, welche dies befürworten. Nie-
mand wird sich aber der Einsicht verschliessen, dass ein Hinweis des Lehrers ■
auf die Existenz dieser Bilder und auf das Wünschenswerthe der Anschaffung
derselben durch die Schüler bei dem häuslichen Studium eine Erhöhung der
Lernfreudigkeit und eine Vertiefung des Wissens herbeizuführen vermag. In
diesem Sinne seien also die Tafeln Lehrern und Schülern angelegentlichst em-
pfohlen, rh. PaulitHchke.
Acten zu Columbus Geschichte von 147:5 bis 1492. Eine
kritische Studie von Max Büdinger. (Separatabzug aus dem
CXH. Bande der Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der
Wissenschatten in Wien. Jahrgang I88n.) Octav. 54 Seiten
Wenn wir die Besprechung dieser für die Geschichte der Geographie
äusserst wichtigen Druckschrift mit Verspätung bringen, so liegt die Ursache
) davon theils in dem Umstände, dass wir selbst mit derselben erst vor Kurzem
bekannt wurden, theils aber auch daran, dass nicht jedem Menschenkinde
. beschieden ist, von den Veröffentlichungen der Akademie rasche Kunde zu
i erhalten.
I Wer sich einigermasseu für die specielle Entdeckungsgeschichte des
neuen Continentes interessirt, der wird von der heftigen Polemik Kenntnis
f genommen haben, die in den letzten fünfzehn Jahren, um die Authenticität der
f »Historie« geführt wurde. Auf den nun, dem die heissen Kämpfe von Perajalto,
j Harrisse und D'Avezac noch im Gedächtnis sind, wirkt die gegenwärtige
i Druckschrift des ausgezeichneten Wiener Gelehrten wie ein angenehmes auf-
; frischendes Bad nach überstandener südlicher Gluth. Der Fachhistoriker hat
\ es unternommen, glücklich zwischen den Streitenden, theils mit neuem Materiale
hervorzutreten, theils eine Ausgleichung der vorhandenen divergirenden Auf-
fassungen auf Grund neuer Gesichtspunkte zu bewerkstelligen und das Resultat
davon war ein kurzes aber inhaltsschweres Werk, welches der Geschichte der
Geographie ungemeinen Nutzen bringt.
I Im ersten Theile seiner Abhandlung beschäftigt sich der geehrte Verfasser
mit der viel angefochtenen Historie, über deren Entstehung er uns manche
werthvolle Aufklärung gibt. Es sind zunächst zwei Punkte, die unser Interesse
fesseln, nämlich die noch nicht gestellt gewesene Frage, warum das Manuscript,
da es zuerst in Genua war nicht auch daselbst gedruckt wurde und wie Las
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252
ä
^ Casas die Historie benutzen konnte; letzteres Argument ist zwar schon ver-
schiedentlich berührt, aber noch nicht überzeugend beantwortet worden. In
ersterer Angelegenheit zeigt uns nun Büdinger wie die politische Abhängigkeit
Oenua's von dem spanisch-habsburgischen Interesse die Drucklegung eines der
spanischen Regierung unangenehmen Buches in genannter Stadt unmöglich
machte, in letzterer erinnert er daran, dass während Las Casas in Valladolid
an seiner »Geschichte« arbeitete, Don Luis Colon sich als Gefangener in
; Simancas aufhielt. Der Enkel war also während dieser Zeit gerade an der
Stätte des Staatsarchivs, wohin Las Casas wahrscheinlich oft wandern musste.
»Wie hätte der greise, allgemein verehrte Dominikaner und der . . . Enkel des
von ihm persönlich gekannten und so hoch gewürdigten Entdeckers einander
nicht in Simancas sehen und von Columbus sprechen sollen!« Ob er dem Erben
C; Don Femando's, dessen Geschichtsbuch benätzen zu können, verdankte, oder
umgekehrt dem D. Luis erst Kenntnis von demselben gab. lässt auch Büdinger
? unentschieden.
2 Bemerkenswerth sind die Ausführungen des Verfassers über die durch
i: Harrisse bemängelten Stellen der Historie, welche sich auf die Herkunft des
^ Entdeckers beziehen, deshalb sehr bemerkenswerth, weil es interessant ist, die
{ Ansichten eines Gelehrten von dem Schlage Büdingers über eine sehr modern
;, gewordene Frage, über den Charakter des Columbus zu hören. Liest man nun
' die bezügüchen Urtheile Büdinger's so muss man sich wohl eingestehen, dass
Columbus bisweilen jierne übertrieben hat.
Wir kommen zum zweiten Theil der Abhandlung, »Dienst beim König
Ren^.« Darüber hat Harrisse ungeheuer viel geschrieben, sein ganzes Grebäude
aber auf veraltetes Material gestützt und es ist ein wesentliches Verdienst der
hier besprochenen Druckschrift, dass die Frage, ob Ren^ in der fraglichen
Zeit Krieg führte odör nicht, doch endgiltig entschieden wird. Es wird nicht
nur festgestellt, dass Rene sich mit verschiedenen Könieren in Kriegszustand
befand, aber der Verfasser gibt uns auch ganz bestimm' an, mit welchen
Königen und in welcher Zeit er Krieg führte. Dass sich bei dieser Untersuchung
herausstellt, Columbus habe dem König Renö als Kaper uedient, dies zu
hören, erwarteten unsere Leser wahrscheinlich kaum. Diesen Eindruck bekommt
Büdinger aus der Schilderung der Unternehmung gegen die FerJinandina, Von
seinen damaligen Genossen spricht nämlich der Entdecker als von Leuten, die
seinem Befehle untergeben, aber doch in der Lage waren, einen Beschluss zu
fassen. Es lässt sich daraus schliessen, dass es sich mehr um die Vereinigung
mehrerer Personen handelte, die zu dem Zwecke vereinigt waren, um ganz
Gateazze Ferdinandina zu nehmen, um ein Kaperschiff also, das Columbus
momentan commandirte. Verschiedene Züge aus dem späteren Leben des Ent-
deckers scheinen dem Verfasser in dieser Annahme zu bestärken.
Für die Biographie des Columbus und speciell für die Bestimmung der
Zeit seiner Ankunft in Portugal, wäre die Jahreszahl des zuletzt angeführten
Unternehmens wichtig zu wissen. Nun erläutert Büdinger. dass dieselbe nicht
wohl vor den 7. August 1473 gesetzt werden kann, an welchem Tage Columbus
noch als Zeuge in Savona erscheint, aber auch nicht viel später als gegen Ende
desselben Jahres.
Endlich untersucht Büdinger die Art und Weise, sowie die 2^it der
Ankunft Columbus' in Portugal. Was nun die abenteuerliche, darauf bezügliche
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üffWP!"
253
Geschichte der Historie anbelangt, so ist der Verfasser geneigt, ihr eine wahre
Begebenheit zu Grunde zu legen mit der Variante, dass es sich wahrscheinlich
um einen Piratenzug handelte; die Zeit dieses Ereignisses bleibt aber noch
immer in Dunkel gehüllt üeber die üebersiedlung des Columbus aus Portugal
nach Spanien macht der geehrte Verfasser darauf aufuierksam, dass auch der
Seeweg in Erwägung zu ziehen wäre.
Wir haben hier nur einige Punkte dieser interessanten Druckschrift an-
gezogen, der Leser wird aber noch manches Wissenswerthe finden. Büdinger
schliesst seine Abhandlung mit folgenden Worten :
»Sein Leben (des Columbus) auf portuviesischem wie auf spanischem
Boden bis zu dem entscheidenden Vertrage mit der spanischen Krone vom
17. April 1492, bietet auch sonst noch manche Schwierigkeiten, welche bei
weiterem Eindringen in das erhaltene Material sich doch als lösbar erweisen
dürfte « Man kann nur wärmstens wünschen, dass diese Ansicht des Verfassers
bald in Erfüllung gehe. Thatsächlich haben uns nebst Harrisse auch spanische
Autoren (Duro. Ximenez de la Espada, Fabi^ u. s. w.) gezeigt, dass aus der
Entdeckungsperiode noch massenhaftes, unbenutztes und ungesichtetes Material
vorliegt. Früher oder später könnten vielleicht noch wichtige Acten zum Vor-
schein kommen.
Indem wir unsere Besprechung schliessen, sprechen wir die Hoffnung
aus, dass Büdinger dieser Partie aus der Geschichte der Geographie noch
weiters seine Aufmerksamkeit schenken wird. Seine gegenwärtige Publication
setzt uns in die Lage, schwebende Kragen nunmehr von einem anderen ganz
neuen Gesichtspunkte aufzufassen und eröffnet über die Person des Columbus
neue Horizonte. — Büdinger könnte wahrscheinlich noch manchen Punkt
aufklären.
JS. Gelcich.
Vermisdhte Schriften des k. k. Vice-Admirals Bern-
hard Freiherr V. WüUerstorf-tlrbair. Herausgegeben
von seiner Witwe. Graz 1889.
Der Pietät der Witwe dieses grossen Staatsmannes und Admirals, welchem
als Commandant der Novara-Expedition stets ein ruhmvolles Andenken in den
Annalen der Geographie gesichert sein wird, verdanken wir dieses Buch, das
im Selbstverlage der Herausgeberin erschienen, und einigen mit dem Ver-
storbenen in Berührung gestandenen Corporationen und Freunden zugekom men
ist. Es enthält eine Reihe theils uogedruckter. theils in Zeitschriften zerstreu-
ter Abhandlungen Wüllerstorfs, welche zumeist die Handelspolitik, die Aus-
breitung des österreichischen Handels in fernen Gebieten, sowie die Entwick-
lung des österrexhischen Verkehrs (insbesondere Eisenbahnnetzes) zum Gegen-
stande haben. In diesen Aufsätzen zeigt sich der weite, weltumfassende Blick
dieses grossen Staatsmannes, dessen Einfluss auf die Ausbildung unseres heu-
tigen Verkehrs noch zu wenig gewürdigt ist. Es folgen sodann allgemeine und
beschreibende Aufsätze, Anekdoten von der Novara- Keise, eine Charakteristik
TegetthoflPs, endlich der Briefwechsel Wüllerstorfs. Voraus geht eine von Hof-
rath Scherzer, dem langjährigen Freunde des Admiral«, trefflich geschriebene
Biographie Wüllerstorfs. Le Monnier.
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254
Jahres-VersammluDg der k. k. geographisoben Gesellschaft
am 26. M&rz 1889.
Vorsitzender: Se. Excellenz Dr. Josef Alexander Freiherr v. Helfert,
erster Vice-Präsident der Gesellschaft.
Zahl der anwesenden stimmberechtigten Gesellschafls-Mitglieder : 194.
Der Vorsitzende begrüsst die Anwesenden, eröffnet die 33. Jahresversamm-
lung und constatirt die Beschlussfähigkeit der Versammlung.
Bevor zur Tagesordnung geschritten wird, macht der Vorsitzende die
Anwesenden darauf aufmerksam, dass fQr die anberaumten staluten-
mässigen Wahlen des Präsidenten, der drei Vice-Präsidenten, der '21 Ausschuss-
Mitglieder und 7 Ersatzmänner für den Ausschuss die vom Ausschusse der
Gesellschaft bestimmten, resp. ausgegebenen Wahlzettel einzig und allein be-
nützt werden können.
Professor Toula spricht gegen diese Bestimmung und betont, dass es
jedem Mitgliede selbstverständlich freistehe, die Namen der Candidaten auf einen
ihm beliebigen Zettel zu schreiben und stellt einen diesbezüglichen Antrag.
Da bei der hierauf erfolgten kurzen Discussion der Antrag Prof. Toula's
nicht genügend unterstützt wurde, wird beschlossen, dass es bei den vom
Ausschusse ausgegebenen Stimmzetteln zu verbleiben habe, welche allein als
für die Wahlen gültig zu betrachten sind.
Der Vorsitzende schreitet hierauf zur Tagesordnung:
Die vom Ausschusse als neue ordentliche Mitglieder vorgeschlagenen
Herren Constantin Freiherr v. Popp und Max Kraemer, k. k. Lieutenant
i. d. Reserve des Dragoner-Regiments Nr. 8 in Wien, werden aufgenommen.
Der Antrag des k. k. Oberlieutenants Otto Kfifka wegen Auflassung der
Autoren-Honorare für Beiträge in den ..Mittheilungen** kommt nicht zur Ver-
lesung, indem beschlossen wird, dass derselbe in einer künftigen Versammlung
der Gesellschaft zur Berathung kommen solle.
Sr. kais. und königl. Hoheit Herrn Erzherzog Ludwig Sal-
vator wird für das der Gesellschaft zum Geschenk gemachte Werk: ,.Die
Balearen" (spanische Öebersetzung des Original- Werkes) der Dank ausgesprochen.
Der Vorsitzende erstattet den wissenschaftlichen Jahresbericht des
Präsidenten.
Der Generalsecretär Dr. R. v. Le Monnier berichtet über die inneren
Angelegenheiten der geographischen Gesellschaft im Jahre 1888
Der Bibliothekar von Haradauer berichtet ül^er den Stand der Gesellschafls-
Bibliothek resp. über den Zuwachs für dieselbe im Jahre 1888.
Rechnungsführer Robert Daublebsky v. Sterneck referirt über die
finanzielle Gebahrung der geographischen Gesellschaft im Jahre 1888.
Rechnungs-Censor. k. k. Oberrechnungsrath Franz Dohnel, erstattet
Bericht über die am 21. März 1889 vorgenommenen Revision der Cassa und
Rechnungen der geographischen Gesellschaft, wonach Cassa und Rechnungen
in vollkommener Ordnung befunden worden sind.
Cassier v. Arthaber berichtet über den Stand des Reservefondes der
Gesellschaft im Jahre 1888 und über den Vermögens-Stand der Major Heinrich
Lamquet'schen Stiftung.
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255
Hierauf werden als Rerhnungs-Censoren für das Jahr 1889 vorgeschlagen
und wieder gewählt die Herren: Oberrechnungsrath Franz Dohnel und Julius
Schwaighofer, k. k. Finanzrath. Als Ersatzmann für dieselben wird Herr Carl
Schwarz, kais. Rath und Ober-Inspector der Nordbahn neu gewählt.
Der Vorschlag des Ausschusses: Se. Excellenz Herrn Grafen Hans
Wilczek in Würdigung der grossen Verdienste, die sich derselbe um die För-
derung der geographischen Wissenschaft erworben hat, zum Ehrenpräsidenten
der k. k. geographischen Gesellschaft zu ernennen, wird mit Stimmen-Eiii^
belligkeit zum Beschlüsse erhoben.
Als Wahl-Scrutatoren für die anberaumten Wahlen werden die Herren
Hofrath Brunner v. Wattenwyl, Prof. Dr. Neumayer und Baron Eugen Poche
nominirt und gewählt.
Hierauf (8 Uhr) wird die Sitzung behufs Abgabe der Stimmzettel auf
20 Minuten unterbrochen und sodann das Ergebnis des Scrutiniums abgewartet
Nachdem um 10 Uhr abends das Scrutinium über die Wahlen noch nitbt
beendet war. wurde vom Vorsitzenden die Versammlung mit dem Bemerken
geschlossen, dass die Theilnehmer an der Versammlung von dem Resultate
der Wahlen brieflich werden verständigt werden.
Monats- Versammlung der k. k. geographischen Gesellschaft am
23. April 1889.
Vorsitzender: Vice-Präsident Hofrath Dr. Franz Ritter v. Hauer.
Der Vorsitzende begrüsst die Versammlung und hält an dieselbe die iui
der Spitze der vorliegenden Nr. 4 der ., Mittheilungen*' abgedruckte Ansprachr«.
Prof. Dr. Melchior Neumayer ergriff hierauf im Namen des von Wien
abwesenden Herrn Prof. Dr. E. Suess das Wort und wies darauf hin. dass das
wesentliche Motiv, welches Prof. Suess zum Rücktritte bewogen habe, in der
üeberzeugung wurzelte, dass er in systematischer Opposition zu einem Theile
des Ausschusses stehe und demgemäss ein erspriessliches Zusammenwirken
nicht leicht möglich sei. Prof. Suess habe deshalb schon vor der Generalver-
sammlung erklärt, er könne, weil er derartige Schwierigkeiten vorhersehe, eine
Wahl auf Grund der von dem Ausschusse ausgegebenen WahUiste nicht an-
nehmen. Der Redner theilte schliesslich mit, dass eine Anzahl von Mitgliedern
beabsichtige bei Vornahme der Neuwahl des Präsidenten abermals für Prnf^
Suess zu stimmen. Diese Erklärungen wurden von der Versammlung zur Kennt-
nis genonunen.
Hierauf wird Dr. Franz Ritter von Le Monnier mit Rücksicht auf
seine mehrjährige verdienstvolle Thätigkeit als General-Secretär der Gesellschitfl
zum correspondirenden Mitgliede ernannt.
Der Vorsitzende theilt sodann mit. dass der Ausschuss zur Aufnahin**
als ordentliche Mitgheder der Gesellschaft nachfolgende Herren vorschlage:
1. Herrn Robert Lerco, Privatier aus Gressoney, derzeit zu W^ien;
2. Herrn Carl Kand elsdorfer. k. k. Hauptmann, zugetheilt dem k k,
Generalstabe in Wien;
3. Herrn Dr. Vatroslav Jagic. k. k. Hofrath und Univ.-Prof. in Wien.
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256
Die Veraainrnlung alimmt einhellig der Aufnahme der vorgenannten
Herren als Mitglieder der k. k. geographischen Greselischaft zu.
Hierauf hält Herr Hauptmann C. Kandelsdorfer den angekündigten
Vortrag über Montenegro und unterstützt seine mit Beifall aufgenommenen
Ausführungen durch ein sehr reichhaltiges im Saale exponirtes Kartenmater iale.
Dem interessanten Vortrage wohnte eine sehr zahlreiche Zuhörerschaft
bei, darunter der Chef des Generalstabes, Excellenz FZM. Freiherr v. Beck,
der Director des k. k militär-geographischen Instituts FML. Freiherr Wanka
von Lenzenheim und viele höhere Officiere.
Druckfehler im letzten Heft.
Seite 126, Zeile lÜ und 11 von oben: statt >Probenkarten< lies »Nebenkarten«
1'26, ,, 28 Ton oben: statt »nie« lies »nur«.
„ 126, „ 29 „ ., statt »fühlt« lies »fehlt«.
]>r«c]t von Kreisel u. GrÖger, Wien.
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257
Die Gebirgs-Systeme der Balkan-Halbinsel.
(Hiezu Tafel X.)
Von €liri»tiaii Ritter Ton Steeb, k. k. Oberst des Generalstahscorps.
Für die orographische Eintheilung der Balkan-Halb-
insel sind unsere Kenntnisse von derselben noch recht lückenhaft
und enthält auch die Literatur nur sehr spärliche Andeutungen
darüber. Immerhin ist es aber bereits jetzt möglich, wenn man vom
südlichsten Theile der Halbinsel, dem Königreiche (Griechenland,
absieht, folgende vier Abschnitte zu unterscheiden: das illyrische
! (lebirgsland, das Gebirgs- System des Balkan, die macedonischen
(lebirge mit dem albanesischen Küstengebirge, endlich das Gebirgs-
System der Rhodope.
1. Das illyrische Gebirgsland steht zwischen Fiume
und der oberen Kulpa mit den Alpen in Verbindung und breitet
sich von der Nordgrenze der Balkan-Halbinsel •) gegen Süden bis
zu einer Linie aus, welche am adriatischen Meere mit dem ver-
einigten und Beli Drim beginnt, nördlich des Sar und Karadag
zieht und ihre Fortsetzung in der südlichen (bulgarischen) Morava
findet. Im Westen ans adriatische Meer reichend, dehnt sich das
illyrische Gebirgsland im Osten bis zur Furche aus. welche bei
Pirot (an der Ni^ava) anfängt und sich längs des Timok bis zur
Donau fortsetzt. Die Nisava, von Pirot bis zur Mündung in die südliche
Morava, vollendet den Abschluss des illyrischen (iebirgslandes.
Dieses grosse Gebiet wird von der Tiefenlinie Bojana, Scutari-
8ee. Moraea, Cjevna, Predelec-Sattel, Um, Drina in einen »west-
lichen«^ und einen »östlichen« Theil zerlegt. Im ersteren Theile
herrscht die Streichrichtung von Nordwest nach Südost vor, die
Erhebungen sind sehr bedeutend, die Thäler meist eng. Im östlichen
Theile des illyrischen Gebirglandes kommen die verschiedensten
Streichrichtungen vor. die Gebirge ragen durchschnittlich nicht
sehr hoch hinauf, die Thäler sind häufig breit und flach.
2. Das Gebirgs-Sy stem des Balkan erstreckt sich von
der Donau bis zur durchlaufenden Tiefenlinie Nisava (.lezevica,
*) Die Nordgrenze der Balkan-Halbinsel durchzieht von Fiume his Brod,
an der Vereinigung der Kulpica und Kulpa, jene IüAtw breite Depression,
welche die Louisenstraße benützt. Von der Kulpica-Mündung gegen Osten
bildet die Kulpa, dann die Save und endlich die Donau die Scheidung.
Mitth. d k k. Geogr. Ges. 1889. 5. ^^
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m^T- vaf?|f<^'TT-5^
258
Dragoman-Pass, Becken von Sofia, Isker (stromauf von Sofia bis
Samokov), Uebergang von Sipoean nach Dolnja Banja, Marica. Es
beginnt im Westen an der Timok-Furche und endet im Osten am
I; schwarzen Meere. Der Balkan enthält hauptsächlich Kettengebirge
f, ' mit der Streichrichtung West-Ost.
Der Hauptzug beginnt mit dem isolirten Gipfel Vrska Cuka.
|L Er zieht von da bis zum Berge Demirkapu ') als schmaler, meist
I wenig gegliederter Mittelgebirgs-Rücken. Theile desselben ragen in
f^; die Hochgebirgsregion.
I Der Isker durchbricht diesen Gebirgswall. Der Theil westlich
I des Durchbruches heißt >West-Balkan*, jener östlich desselben
I bis zum Demirkapu »Central- oder Großer - Balkan<.
I Letzterer erreicht eine mittlere Höhe von 2000 m und enthält die
^ höchsten Spitzen des Balkan. Der Rest des Balkan-Hauptzuges —
|; östlich des Demirkapu bis zum schwarzen Meere — heisst Ost-
■p oder Kleiner-Balkan. Derselbe sinkt größtentheils unter 1000 w.
Er spaltet sich in drei Zweige, welche abermals in einzelne Theile
^ zerfallen und am schwarzen Meere oder in dessen Nähe enden. Den
^ Hauptzug des Balkan begleiten, durch eine Reihe von Senkungen
getrennt, beiderseits Vorlagen.
Die nördlichen Vorlagen bestehen aus einzelnen, ganz
isolirten, scharf geformten Berglands-Gruppen, mit absoluten Höhen
V bis 1000 w. Die Tiefenlinie, welche den Balkan-Hauptzug von diesen
Vorlagen scheidet, hat eine absolute Höhe von 400— 500 m und wird
beiläufig durch die Orte : Salas, Berkovica, Vraca, Orhanje, Gabrova,
Osmanbazar und Sumla markirt. Die Zone der nördlichen Vorlagen
hat durchschnittlich eine Breite von 15 Am. An einzelnen Stellen —
wie östlich des Ogost und westlich des schwarzen Meeres — fehlt
sie ganz.
Die südlichen Vorlagen sind vom Hauptzuge des Balkan
getrennt durch das Thal des' Iskrec, die Becken von Sofia und Zlatica,
ferner durch den Oberlaut der Striema und Tundza, endlich durch
den Azmak und Aitos dere. Diese Tiefenlinie hat 400 — 700 m absolute
Höhe. Westlich des Isker bestehen diese Vorlagen aus der Gulema
gora und deren Ausläufern; jene östlich des Isker nennt man das
Rumelische-Mittelgebirge. Letzteres wird von der Topoljnica, Striema
und Tund2a durchbrochen und zerfällt dadurch in das Ichtimaner-
') Demirkapu heisst »eisernes Thorc ; im vorliegenden Falle scheint
jedoch der Berg so benannt zu sein.
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259
Mittelgebirge, die Srednja gora '), den Karadza- und den Strandfa-
dag. Südlich des Ergene breitet sich endlich das Bergland des
Tekfur dag aus.
Von den nördlichen Vorlagen, beziehungsweise wo diese fehlen,
vom Balkan-Hauptzuge bis zmc Donau, breitet sich das nord-
bulgarische Flachland aus. Dasselbeträgt größtentheils Hoch-
lands-Charakter. An der Donau und am Unterlaufe ihrer Neben-
flüsse finden sich stellenweise nasse Niederungen. Der nordöst-
lichste Theil des nordbulgarischen Flachlandes — die Dobrudia —
ist durch eine breite Depression abgetrennt. Die Südgrenze des
nordbulgarischen Flachlandes markiren beiläufig die Punkte: VrSka
Cuka, Vraca, LovSa, Sumla, Mündung des Büjük Kamcik.
In der Reihenfolge von Nord nach Süd ergeben sich im
Gebirgs-System des Balkans daher folgende Hauptabschnitte:
1. Das nordbulgarische Flachland;
2. die nördlichen Balkan-Vorlagen;
3. der Balkan-Hauptzug und
4. die südlichen Balkan- Vorlagen.
3. Die macedonischen Gebirge und das albane-
sische Küstengebirge breiten sich südlich des illyrischen Ge-
birgslandes bis zum ägäischen Meere, beziehungsweise bis zur
Salamvria und Arta (Mecovon-Bach) aus. Im Westen werden sie
vom adriatischen, respective jonischen Meere, im Osten von einer
Tiefenlinie begrenzt, welche vom Becken von Sofia den Isker und
dann die Polagaria aufwärts bis zum Klisura-Pass zieht, hierauf
längs des Diermen die Struma erreicht und diesem Flusse bis zur
Mündung folgt. Die durchlaufende Senke: Thal des. Crni Drim.
Ohrida-See, Becken von Korica, Arta sondert das albanesische
vom macedonischen Gebirge.
In den macedonischen Gebirgen herrscht westlich des
Vardar die Streichrichtung Nord-Süd vor, während östlich dieses
Flusses die Höhen häufig von West gegen Ost ziehen.
Im ersteren Räume erhebt sich längs des Crni Drim ein
gewaltiger Rücken, welcher beinahe fortwährend Alpengebirgshöhe
erreicht Er beginnt in der Sar planina und gabelt nördlich vom
Presba-See. Der westliche Ast endet am Devol ; der östliche enthält
') Wörtlich das »miUlere Gebirge<. Srednja gora wird manchmal auch
das gesammte Rumelische Mittelgebirge genannt — weil es in der Mitte zwi-
schen Balkan und Rhodope liegt.
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!
260
den Viöi vrh und reicht bis zur VLstrica. Man kann diesen ganzen
Gebirgszug das System des Skardus nennen.
Die zwei'Aeste des Skardus finden beiderseits des Devol-
Oberlaufes eine Fortsetzung. Diese Höhenzüge sind aber niedriger.
Sie vereinigen sieh am Berge Grammos. Von hier gegen Süd steigt
der Rücken bis über 2500 m und endet an den Quellen der Salam-
vria im Zygos-Gebirge (1433 m). Diese Erhebungen südlich des
Presba-See und westlich der Vistrica bezeichnet man gewöhnlich
als das System des Pindos oder auch des Grammos.
Oestlich und parallel zu den Erhebungen des Skardus und
Pindos streicht rechts des Vardar ein Höhenzug, wacher östlich
Kalkandele beginnt und mit dem Olympos am ägäischen Meere
endet* Er wird von der Crna, sowie von der Vistrica durchbrochen
und durch diese Flüsse, dann durch den tiefen Sattel von Pletvar
in die Systeme derBabuna. Selca, Nidie und des Olympos
getheilt.
Diese beiden parallelen, meridional streichenden Höhenzüge
westlich des Vardar stehen an mehreren Stellen in Verbindung,
wodurch 3, beziehungsweise 4 große Becken entstehen, und zwar
das Becken von Kalkandele oder das Tetovo. jenes von Monastir
oder die Pelagonia, und endlich das südlichste, welches durch
das Snicnik-Gebirge in die Becken von Kastoria und Kailar ge-
trennt ist.
Oestlich des Vardar, beziehungsweise Lepenac bis zur
Struma und Konjska, u. zw. nördlich der Pcinja und des Egrisu
(Kriva r.), erhebt sich westlich der tiefen Einsattlung von Kuraanova
derKaradag, während östlich davon, längs der bulgarischen
Morava bis zur NiSava das serbisch-macedonisch-bul-
garische Grenzgebirge streicht.
Südlich der Pcinja und des Egrisu bis zur Bregalnica und
Suna erhebt sich die Osigova plan in a bis über 2300 ;w. Gegen
West liegt ihr eine weite Hochlandsfläche — das Ovce polje
— vor.
Zwischen der Bregalnica und Suna einestheils und der tiefen
Senke von Dojran andern theils, breitet sich die Pla§kavica und
BeleS planina aus. Dieselben tragen Mittelgebirgs-, in den Aus-
läufern auch nur Berglands-Charakter.
Südlich der Senke von Dojran bis zu jener des Langaza und
Hesik göl findet sich derKursa Balkan undBesik dag, welche
größtentheils nur Berg- und Hügellands-Charakter zeigen.
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I 261
' Die chalkidische Halbinsel ist in ihrem Haupttheile vom
niederen Mittelgebirge des Kortaö und seiner südöstlichen Fort-
i Setzung bedeckt. Gegen Süd schliesst Berg- und Hügelland an. Nur
[ in der östlichsten der drei großen Landzungen reicht der Berg
: Athos wieder bis in die Mittelgebirgsregion.
Oestlich der Struma, Konjska, Jablonica, Sukovska
erhebt sich endlich der gewaltige Gebirgsstock der Vitos planina
(22911»).
Das albanesische Küstengebirge wird durch den
Devol in zwei Abschnitte zerlegt, von denen der nördliche das
»Ghegen-«, der südliche das »Tosken-Gebirge« genannt werden kann.
Das Ghegen-Gebirge, obzwar von dem Fandi vogelj und
dem Skumbi durchbrochen und somit in 3 Abschnitte gegliedert,
stellt sich doch als eine zusammenhängende Erhebung dar. Gegen
k West liegt dem mittleren Abschnitte eine niedere Vorlage, allen
I Theilen aber die große albanesische Küstenebene vor.
'•: Das Tosken- Gebirge ist durch mehrere tiefe, miteinander
i beinahe in Verbindung tretende Flussthäler in 4 Gebirgs-Systeme
zerlegt, welche im allgemeinen die Streichrichtung Südost — Nord-
west zeigen:
a) zwischen Devol und Ljumi Beratit die Gruppe des Tomor;
: b) zwischen Ljumi Beratit und Vojuca das Malakastra-
Gebirge :
c) westlich der Flüsse Vojuca, Drynos und Kalamas das
acroceraunische System, und endlich
d) zwischen den Flüssen Drynos und Kalamas einerseits
Voidomatis und Arta anderseits das System des Micikeli.
4. Das Gebirgs- System der Rhodope dehnt sich
südlich vom Balkan und östlich vom macedonischen Gebirge bis
zum ägäischen Meere aus. Es liegt also im allgemeinen zwischen
der Struma und der Marica. Dieses (iebirgs-Dreieck weist in der
nordwestlichen Ecke die bedeutendsten Erhebungen (bis 3000 m)
mit vollem Hochgebirgs-Charakter auf. Es wird hier durch den Rilo-
Bach und den Ljub-lsker getheilt.
Nordwestlich dieser Linie liegt die compacte Hochgebirgs-
masse des Rilo dag.
Südost] ich dieser Flüsse und nördlich der Bistrica (linker
Nfbenflu:>s der Struma), streicht von der Struma bis zu den Quellen
der Marica ein milchüger, weit über 2000 w ragender Hochgebirgs-
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262
zug, welchen man als die »Central - Rhodope« bezeichnen
kann. Sie enthält die bedeutendsten Erhebungen des vorliegenden
Raumes (Muss Alla 2917 m').
Gegen Nord entsendet die Central- Rhodope, zwischen Bieli
Isker und Marica, ein rasch flacher werdendes Mittelgebirge, welches
mit dem Ichtimaner Mittelgebirge am Sattel von Sipo^an in Verbindung
tritt und dadurch die Brücke zwischen dem Gebirgs-Systeme der
Rhodope und jenem des Balkan herstellt.
Gegen Süd zweigt von der Central-Rhodope — westlich der
Mesta — der Hochgebirgszug des Per im dag ab. Seine südliche
Fortsetzung bildet einestheils der Bunar dag an der Struma-
Mündung und anderntheils der Boz dag am Unterlaufe der Mesta.
Oestlich der Mesta, beziehungsweise der Marica-Quellen, setzt
sich die Central-Rhodope als Rhodope planina oder Dospat-
(Despoto-) dag fort Es ist dies ein allmählich niederer werden-
des, breites Mittelgebirge, dessen Hauptrücken den Kaincal-Berg
enthält. Von diesem gegen Nordost, bis zum Kokez tepe, zieht das
Mittelgebirge Kara Balkan.
Dasselbe setzt sich gegen Ost als ein Berg- und Flachland
lort, welches den Raum zwischen der Marica und Arda erfüllt.
Uebep die Entwicklung und Topographie der Nil-
Mündung von Rosette.
Von Johann Jaiikö jun.
Hiezu Tafel VII.
(Fortsetzung und Schluss.)
Welcher der von Linant de Bellefond dargestellten Inseln diese
Inselgruppe eigentlich entspricht, müssen wir einstweilen unent-
schieden lassen. Wir finden auf seiner Karte an diesem Ort eine
Insel eingezeichnet, die jedoch viel grösser als unsere Inselgruppe
und mit folgender Note versehen ist: tlc formie depuis 1841]
mit einer anderen Insel können wir unsere Gruppe nicht identifi-
ciren, und wenn es auch auffallend ist, dass wir an Stelle der
heutigen drei Inseln dort nur eine finden, kann dieser Unterschied
nicht recht in Betracht kommen, denn wir finden in der genannten
Karte mehrere ähnliche Fehler, welche auch in den späteren Aus-
») Der Ljubotrnim Sar ist zwar nach der General-Karte 1 : 300.000 3050«
hoch, neuere Messungen ergaben aber nur eine absolute Höhe von 2500»».
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gaben vorhanden sind, da diese Inseln nur skizzirt sind. Auf
Larousse's Karte finden wir an Stelle dieser Inseln eine Sandbank von
3 bis Wn Länge, welche bei Ebbe über Wasser tritt und gleich-
falls nur nach flüchtiger Aufnahme dargestellt sein kann.
Die westliche Halbinsel beginnt gegenüber Borg merazeh und
ist mehr als 7 km lang ; von Rosette kommend, erreichen wir das
Ende ihres ersten Theiles bei der Quarantaine, dieser ist 8 km lang,
gegenüber Borg merazeh 1* g, bei der Quarantaine ^\km breit und
bildet eine einheitliche Fläche, die heute vor Ueberschwemmungen
gänzlich geschützt ist und vor deren westlichem Ufer vier lange
schmale Inselchen vorgelagert sind, das Wasser ist 0*3— 2 m tief.
Diese Fläche bildete früher eine 'Insel und ist mit jener Insel
identisch, die Razaud 1687. die französische Expedition 1800 auf-
genommen hat: im Süden trennte sie vom Continent ein Kanal,
der seit Razaud immer enger wurde. Dieser Kanal ist auch auf
Bellefond's Karte vorhanden und seine Spur finden wir noch in
Form eines Bächleins und eines kleinen Binnensees asch bei La-
rousse, heute ist die Entwicklung bereits vollendet und die frühere
Insel ganz dem Continent einverleibt Linant's Insel weicht in ihrer
Lage wieder von den übrigen Karten ab, ja er verlegt sogar das
Fort auf diese Insel.
Der zweite Theil der westlichen Halbinsel erstreckt sich von
der Quarantaine bis zur Mündung und ist 4 Am lang. Er besteht
aus 2 Theilen: aus einer Halbinsel, welche mit ihrem westlichen
Rand das Ufer des Flusses bildet und aus einer, die Halbinsel in
ihrer ganzen Länge gegen Westen schützenden Landzunge. Die
Halbinsel, auf der auch das Fort steht, ist nur 'S km lang und
endigt in einer durchschnittlich Ikm breiten, scharfen Spitze; sie
hat ein westliches und ein östliches Ufer; am Ostrande ist in
einer Entfernung von * ', km von der Quarantaine das linksseitige
Fort, hievon Vf2^^ ^^'^ die eine, 2km weit die zweite Bucht,
welche in die Halbinsel eindringen und vorher auch das Innere
der Halbinsel einnahmen, heute aber ist jene Fläche ausgetrocknet
und wird nur bei Ueberschwemmungen sumpfig. Die Landzunge ist
ikm lang, aber kaum über \^^km breit. Zwischen der Landzunge
und der Halbinsel erstreckt sich eine tiefe Bucht, doch auch diese
ist nicht über \\km breit und nur 0'8— l-3w tief
Die ersten Spuren dieser linksseitigen Halbinsel finden
wir auf Linant's Karte; wir finden dort eine nach Lage, (iestalt
und Grösse mit der Halbinsel übereinstimmende Insel, freilich mit
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weniger genauen Conturen; diese wird von der südlichen Insel
des linken Ufers, auf welche Linant auch das B'ort verlegt, durch
einen Canal getrennt, dessen Spuren zwischen der Quarantaine,
dem linkseitigen Fort und dem Ausgangspunkt der langen Erd-
zunge, wo zugleich die ganze linke Halbinsel am schwächsten
ist, noch heute aufzufinden sind. Weder bei Linant, noch bei La-
rousse finden wir Spuren der Landzunge, diese wurde entweder von
ihnen nicht gesehen oder entstand erst später. Larousse zeichnet
die durch die Landzunge begrenzte Halbinsel ganz genau ein und
der Vergleich lehrt uns, dass die Umwandlung sich hauptsächUch
auf das Innere der Halbinsel erstreckte, dessen ehemalige Bucht
nun wasserlos ist. --
Die linke Halbinsel enstand daher ursprünglich aus zwei Inseln,
der Gang der Entwicklung ist sehr einfach: die beiden Inseln bildeten
sich aus einem gewissen Kern und das Wasser häufte auf denselben
seinen Schlamm, im südlichen Canal führte das von den Strömungen
zurückgedrängte Wasser seinen Schlamm hinüber und lagerte ihn
an der westlichen Spitze des Festlandes ab, hiemit den Grund zur
Landzunge legend. Sowie aber das Wasser des Nil in's Meer
geräth, neigt sich eine Strömung nach rückwärts, welche das Ufer
der früheren Inseln bespülte und seinen Schlamm an der oben
genannten Ecke des Festlandes ablagerte, hiedurch entstand die
westliche Landzunge. Der Aufbau derselben vermittelte in grossem
Masse das Zustandekommen der Inseln, denn nun waren diese den
westlichen Meeresströmungen nicht mehr ausgesetzt, die Canäle der
beiden Inseln wurden durch den Schlamm der in ihrem Wege
gehemmten Strömungen zugestopft und auf diese Art verschmolzen
die beiden Inseln mit dem Festlande. Das Werk der Entwicklung
schritt dann in zwei Richtungen vorwärts, einerseits diente der
Schlamm zur ferneren Verstopfung der Canäle, anderntheils min-
derte er die Tiefe der langen schmalen Bucht zwischen den Inseln
und der Landzunge so sehr, dass darin das Wasser heutzutage
schon kaum mehr als O'S—lSm Tiefe besitzt. Der weitere Verlauf
der Entwicklung ist vorauszusehen, die Oeflnung dieses langen Meer-
busens ist heute 0dm tief, im Innern l"3m; infolge der ferneren
Verschlammung der Oeffnung werden über kurz oder lang Flächen
entstehen, welche nur zur Zeit der Ueberschwemmung unter Wasser
kommen, schUesst sich später die Oeffnung ganz, so wird der Busen
zum Binnensee, der von keiner Seite Nahrung bekommend, gar
bald trocken liegen wird, wodurch der Continent, die zwei früheren
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Inseln und die sie westlich begleitende Landzunge zu einer
zusammenhängenden, einheitliehen Landmasse vereinigt sein werden.
Die rechte Halbinsel ist von Borg-merazeh ausgehend 7 km
lang, durchschnittlich 3Ä;m breit und hat drei Küsten, eine west-
liche Fluss und eine nördliche und östliche aul der See. Die west-
liche Küste hat drei l>emerkenswerthe Punkte, der erste ist 1 hn
nördlich von Borg, eine ausgetrocknete Mündung, welche zur Zeit
der Fluth zum Canal wird und den Fluss mit dem in Innern der
Halbinsel befindlichen, von Osten nach Westen ziehenden Merazeh-
Canal verbindet. 2'/, Arm hievon nördlich bildet das Ufer einen
kleinen Busen und hier ist der Continent zwischen dem im Innern
der Halbinsel liegenden Mudawer See und dem Nil kaum 500 m
breit und wird bei Hochwasser zum grossen Theil überfluthet.
l\km von hier liegt an einer kleinen Bucht das rechtsseitige
Fort: in die Buch! ergiesst sich der seichte üruk. der aus dem
Innern der Halbinsel von Nordost kommend, aus einem nördlichen
und südlichen Arm besteht, allein den grössten Theil des Jahres
ausgetrocknet ist. Das nördliche Ufer ist 2 '/g km lang und einfach.
Dem ganzen östlichen Ufer ist ein Molo vorgelagert, der aus einer
3*m langen, kaum lOOwi breiten Landzunge und einer Insel von
^ 2 km Länge besteht, welche als Fortsetzung der Landzunge zu
betrachten ist. Innerhalb dieser Landzunge erstrecken sich von
Norden sowohl als von Süden je eine grössere Halbinsel gegen
einander, so dass dazwischen nur eine V20m breite Durchfahrt er-
übrigt. Innerhalb dieser Halbinseln dehnt sich von Nordwest gegen
Sudost die Tabil-Bai aus, die im Norden in zwei kleineren Buch-
ten endigt, in ihrer Südspitze aber den nach Osten mündenden
Merazeh-Canal in sich aufnimmt, der sich wieder nach Westen
fast bis zum Merazeh-Busen erstreckt. Der Merazeh-Canal nimmt
von Norden zwei Canäle in sich auf, den rechten und linken Ann
des Bustan, welche die Gewässer des im Innern der westlichen
Halbinsel befindlichen Mudawer-Sees abführen und somit eigentlich
eine Insel (Ad au) bilden. Der Tabil-Busen ist 4\'.2^'^ lang und
durchschnittlich \Ukm breit; der Merazeh-Canal ist 2ktn lang und
von sehr wechselnder Breite, die Bustan-Canäle sind V^ m breit,
das Binnengewässer des Mudawer 600 m lang und 400 m breit. —
An Stelle der jelzt beschriebenen Fläche der rechten Halb-
insel finden wir bei Linant sieben Inseln und eine ^osse Halbinsel,
mein Führer wusste noch die Namen dieser Inseln, denn diese
werden auf einzelne Theile des heutigen Festlandes übertragen. Die
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Halbinsel ist im Osten und heisst Tabelisan, westlieh davon ist die
Kebir-Insel, nordwestlich davon Etnen, südwestlich Adau, von beiden
westlich die Fort-Insel, ganz in Norden die Rakik-Insel. Vom hydro-
graphischen Standpunkt betrachtet waren alle Inseln vom Continent
durch den Merazeh-Canal getrennt, der gegen Südosten einen
grossen Busen bildete, welcher nur durch den Tabelisan vom Meer
getrennt war. Heute existirt keine dieser sieben Inseln, doch ist es
ausser Zweifel, dass diese Inseln existirten, ihre Lage kann heute
noch nachgewiesen werden und die Feststellung derselben ist umso
wichtiger, als die Umwälzungen in diesem (lebiet sich innerhalb
eines Menschenalters vollzogen, die sieben Inseln schon heute einen
zusammenhängenden Complex bilden und ihre ehemalige La^e nur
bei genauer Kenntnis der topographischen Verhältnisse, wenngleich
nicht mit genügender Genauigkeit, bestimmt werden kann.
Ich nahm zum Ausgangspunkt das Fort am rechten Ufer;
nach Linant's Karte liegt dies Fort auf einer Insel, welche im Norden,
Osten und Süden durch Canäle von den übrigen Inseln getrennt
ist und deren Westküste dem Fluss zugekehrt ist. Ich suchte zuerst
die nördliche und südliche Canalöffnung zu bestimmen. Bei der
südlichen Mündung ergiesst sich — nach Linant's Karte — das
Wasser aus dem Fluss in zwei Canäle, deren einer auch die Insel
. umfliesst, der andere gegen Osten fliesst und den südlichen Theil
der Veränderungen durchfliessend dem Meer zueilt. — Heute finden
wir 1 km nördlich von Burg Meghesil eine kleine Bucht, kaum
2— 300 m östlich hievon beginnt auf der rechten Halbinsel der
Merazeh-Canal, gegen Osten; zwischen dem Beginn des Canals und
d^r erv\ ahnten kleinen Bucht ist eine Wasserscheide kaum zu
finden, und dieser Flächenraum geräth bei Ueberschwemmungen
unter Wasser, so dass aus der Bucht das Wasser in den Canal
fliesst. E^ steht daher ausser Zweifel, dass der Ausgangspunkt des
Linant'schen Canals, d. i. der Südpunkt der Fortinsel beim
Meghesil-Busen ist. — Die nördliche Mündung des Canals oder
die Nordspitze der Insel ist aul Linant's Karte nördlich vom Fort;
auch hier vereinigen sich zwei Canäle, einer umfasst die Insel, der
andere zieht gegen Nordost zwischen zwei Inseln. Heute ist nörd-
lich vom Fort eine kleine Bucht, in die sich der Uruk ergiesst, der
von Nordost kommend, die Stelle des früher erwähnten nordöst-
lichen Canals einnimmt, dieser nimmt von Süden einen kleinen
Bach auf, der eine südliche Krümmung macht ; die Fläche zwischen
dieser Krümmung und dem nördlichsten Punkt des heutigen west-
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liehen Armes des Canals ist zur Zeit des Hochwassers überfluthet
und kann sonait die nördlich vom heutigen Fort liegende Üruk-Bucht
als Nordpunkt der Insel betrachtet werden.
Auf Linant's Karte ist die Fort-Insel nicht so lange als
unter heutigen Verhältnissen ; dies beruht seinerseits auf einem ein-
fachen Irrthum, oder vielmehr auf flüchtiger Aufnahme. Die ehe-
malige Fortinsel bestand aus zwei Theilen und mein alter Fischer
kannte noch die Kleine und Grosse Fortinsel. Die zwei Inseln
trennte einst wahrscheinlich ein Canal, dessen Spuren noch heute
1^ südlich vom Fort zu sehen sind, wo das von Inundationen
verschonte Gebiet zwischen dem Flusse und dem westlichen Canal-
arme kaum 100 m beträgt
Nördlich von der Fort-Insel lag nach Linant's Karte die
Rakik-lnsel, wie sie mein Fischer nannte. Diese bestand aus zwei
Theilen, aus einem westlichen umfangreicheren Theil und einer gegen
Südost ziehenden Landzunge. Sie war im Westen vom Flusse, im
Osten und Norden vom Meer, im Süden von einem Canal begrenzt
Heute ist mit Ausnahme der südlichen Grenze Alles geblieben, der
südliche Canal verschlämmte sich jedoch an seinem nördlichen Punkte»
wo das Wasser seine Richtung änderte, und die hier entstandene
Sandbank theilte die Bai in einen östlichen und westlichen ITheit
Der westliche Theil ist stark ausgetrocknet, besitzt nur am Grunde
seichtes Wasser und fliesst in Gestalt eines Baches nach Südwesten;
der östliche Theil ist geblieben und erstreckt sich als Bucht zwischen
dem Continent und der Landzunge. Die Landzunge hat heute noch
jene charakteristische Form, die schon Linant dargestellt hat. An
der Nordostspitze der Rakik-Insel ragt heute eine kleine Halbinsel
in's Meer, diese ist auf Linant's Karte noch als Insel dargestellt
und führt nach Angabe meines Fischers kurzweg den Namen
Ras (Kap).
Zwischen dem östlichen Ufer der Fort-Insel und der Land-
zunge Rakik-Insel erstreckt sich die Insel Etnen, welche aus zwei
durch eine Landzunge verbundenen Theilen, einer östlichen und
einer westlichen Halbinsel besteht, deren Länge Pj ^w beträgt.
Zwischen beiden Theilen ist eine Bucht. Dieser Bucht entspricht der
südliche Nebenarm des heutigen Uruk, die westliche Halbinsel
ü^t daher zwischen den zwei Wasseradern. Schwerer ist es, die
Grenzen der östlichen Halbinsel festzustellen; im Süden erstreckt
sie sich bis zOm Mudawer, von dessen rechtem Ufer gegen Norden
in einer Ausdehnung von einem Kilometer ein den Inundationen
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ausgesetztes Terrain ist; eine ähnliche Fläche finden wir 200w von
der Nordspitze des ersteren, am linken Ufer des Tabil-Busens,
beide vereint geben die östlichen Uferlinien der Insel Etnen.
Südlich von Etnen liegt die Insel Kebir, nach Ausdehnung
und Einheitlichkeit die grösste aller Inseln. Ihre Lage ist heute sehr
leicht zu bestimmen, nach Linant's Karte lag sie zwischen dem
Mudawer- und Tabil-Canal und diese Lage hat die entsprechende
Fläche noch heute, die nördliche Grenze (die sie von Etnen trennt),
wurde bereits oben beschrieben.
Zwischen der Fort-, Etnen- und Kebir-Insel liegt nach Linant's
Karte die Adau-Insel. Ihre heutige Lage zu bestimmen ist sehr
schwer und wir müssen, wollen wir nur einige Andeutungen
gewinnen, annehmen, dass die Insel ursprünglich aus mehreren
Theilen bestand, wie dies auch Linant behauptete, und dass diese
Theile durch Canäle, die bei Ebbe vielleicht ganz austrockneten, von
einander getrennt waren. Linant hat diese aber nicht beobachtet,
denn es ist nicht wahrscheinlich, dass die Insel in unseren Zeiten
durch heftige Strömungen in Stücke zerrissen worden wäre, weil
gerade hier die Strömungen, deren Macht weder das Meer, noch
andere Factoren — ihrer geschützten Lage zufolge — steigern können,
am ruhigsten sind. Auch die südlichen Grenzen der Insel lassen
sich nur approximativ bestimmen, denn ein grosser Theil des Mera-
zeh-Canals liegt trocken und nur zwei kleine den Inundationen ausge-
setzte Plätze lassen uns ihren ehemaligen Zusammenhang ahnen;
hier ist das Studium schon zu spät, denn in der Umgebung des
Merazeh-Kanals und seiner Bucht sind die Umwälzungen bereits
in's letzte Stadium getreten, nachdem hier kein ständiges Wasser
mehr ist und somit keine Anhaltspunkte zu finden sind.
Die Halbinsel Tabelisan existirt auch heute, ist aber bedeutend
kürzer, nachdem ihr südlicher Theil schon mit dem Continent ver-
schmolzen ist, ihre Länge betrug zu Linant's Zeiten 4A;m, ist aber
heute nicht mehr als zwei. Die Halbinsel Tabelisan und die Land-
zunge der Insel Rakik sind heute einander sehr nahe und der da-
zwischen liegende Canal ist kaum 60 m breit und 1 m tief. Schliesst
sich dieser Canal, was in kurzer Zeit geschehen wird, dann wird
aus dem Canalsystem der Halbinsel ein Teichsystem, das in Kürze
ganz austrocknen und die Kennzeichen der früheren Inseln ganz
verlöschen wird.
Jene lange Landzunge endlich, die diesen Flächenraum im
Osten begrenzt, ist ganz neuer Provenienz und selbst auf Linant's
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Karte nicht angegeben, diese rechtfertigt ganz die Annahme, dass
die Winde die Strömung des Flusses, welche die westliche Meeres-
strömung gegen Osten wendet, nach Südosten treiben, denn die Land-
zunge bezeichnet genau die Richtung des Resultates der Kräfte.
Die Karte von Larousse stellt ein mehr vorgeschrittenes
Stadium der Entwicklung dar, obwohl in den Details nicht mil df^r
genügenden Genauigkeit. Die Insel Rakik ist vorhanden, aber im
Südwesten schon mit der Fort-Insel, und diese mit dem Contitif^nl
verschmolzen, an Stelle des Uruk aber ist noch Wasser. Das (iros^
der Rakik und ihre Halbinsel sind durch einen kleinen See gesell ie-
den und es scheint, dass die Insel ehedem aus zwei Theilen be-
standen. Der Ausgang des Tabil-Busens ist noch viel breiter, im
Südosten hat er noch seine Bucht, die von Tabelisan beschützt
wird, ja dieser steht noch mit einem bedeutend grösseren See in
Verbindung, der heute den Namen Sümpfe von Kudreh führt. Auch |
die Spuren des Merazeh-Canals sind vorhanden, doch bietet fia^ \
Innere der Halbinsel keinerlei Aufschluss betreffs der damaligen i
Verhältnisse.
Die ersten Veränderungen im Laufe der Entwicklung geschahen
im Merazeh- und Üruk-Busen, das Wasser des Nil strömte in
diesen zwischen die Insel und häufte, bei langsamem Laufe, den
Sehlamm in die OefFnungen derselben und verstopfte dieselben der-
art. Auf diese Weise wurden aus den Canälen Meerbusen, die nur
von der Seeseite Wasser und schlammigen Meersand erhielten; das
Eindringen des Schlammes hob den Boden der Busen und nach-
dem der üebergang zwischen Tabelisan und Rakik eng und seicht
ist, speist durchschnittlich nur wenig Wasser die Canäle, weiiii^^er
als zum Ersatz der Verdunstungsmenge nöthig wäre. Dies erklürt
das Abnehmen der Tiefe in den Wässern der Canäle und die Ent-
stehung solcher Flächen, die nur bei hohem Wasserstand über-
schwemmt werden können, und demzufolge die Verkettung der
Inseln, ihre Vereinigung in eine Masse.
Aus solchen Elementen, unter derartigem Zusammenwirken
der Kräfte entwickelte sich und entwickelt sich noch heute die
Mündung des Nil von Rosette.
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270
Die klimatisohen Verhältnisse des Herzogthums
Schlesien,
Von Kur] Koihaiiheyery Professor am k. k. Staatsgymnasium in Bielitz.
Öesilzer des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone.
(Schluss.)
(Hiezu Tafel XI— XIX.)
Dritter Theil.
Niederschlagsverh<nisse.
Bei der Untersuchung der Niederschlagsverhältnisse wurden im
mllgeraeineii dieselben Stationen berücksichtigt, wie bei den Tempe-
ratur verhältnistsen, nur entfielen die preussischen mit Ausnahme von
R atibor Landet-k und Ebersdorf. Ich führe daher, trotz der so ent-
standenen Lücken behufs leichterer Auffindung der einzelnen Stationen
diis bt^rücksiclitifFten in derselben Reihenfolge und unter denselben
Nummern auf, wie im ersten Theile. Einige Stationen, von denen nur
^In- bis zweijährige oder allzulückenhafte Beobachtungen vorliegen,
ward^u durch Klammern kenntlich gemacht.
Zunäcbst lasse ich die Monats- und Jahressummen der einzelnen
Jahrgänge für jene Stationen folgen, welche bei der Reduction der
übrigen, tlie nur kürzere Reihen aufweisen, als Normalstationen ge-
dient haben, ferner für einige andere Stationen, welche zur Berechnung
der mittleren Abweichung und des wahrscheinlichen Fehlers benützt
wurden. Bei allen diesen Stationen sind, so weit es möglich war,
Äueh Lustrenmittt^l angegeben.
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Von den übrigen Stationen lasse ich nun die rohen Monatü^-
and Jahressummen des Niederschlages folgen, mit Angabe der Jahr-
gänge, auf welchen sie beruhen. In zahlreichen F&llen ist auch das
Jahr 1886 berücksichtigt worden.
I. Rohe Monats-
L
und Jahressummen
in Millimetern.
4 5
des Niederschlages
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1
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Jahrgänge :
1884 -fe6
1877-83,85
1877—85
1883,85 U.86
1883-i5«
December .
48
33
29
41
86
Jänner
48
30
22
30
63
Februar
19
35
22
22
33
Mfirz . .
40
41
37
34
56
April
34
30
33
19
41
Mai . .
63
86
80
93
125
Juni .
114
95
94
112
223
Juli .
157
118
89
139
207
August . .
63
123
98
106
113
September
46
66
63
73
111
October
72
42
50
66
119
November
52
47
36
53
74
Jahr. . .
761
747
654
787
1251
10
12
13
14
15
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1
Jahrgange:
1881-85
1878-83
1879—82
1885-87
1878, 81-a
December .
25
64
30
49
46
Jänner . .
15
38
32
35
38
Februar .
14
34
31
31
26
März .
36
45
45
47
59
April
28
46
58
40
26
Mai . .
54
84
120
117
64
Juni .
91
107
135
79
94
Juli . . .
104
113
106
123
120
August . .
77
129
200
113
75
September
68
87
74
80
73
October
40
56
62
75
57
November
48
57
55
42
53
Jahr . .
599
861
948
831
731
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282
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Jahrgange :
1881-86
1882,84-86
1882-86
1880-82
1876 Mai -
Aug. 878
December
Jänner
Februar .
59
36
33
38
27
14
32
28
17
23
23
23
49
27
55
März . .
April . .
Mai . , .
70
25
102
40
30
73
40
28
68
31
45
101
74
44
79
Juni .
Juli . . .
August . .
157
136
130
103
97
106
131
132
102
105
97
177
83
141
135
September
October
November
96
66
86
50
69
40
64
68
50
76
48
37
60
15
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Jahrgänge:
1884-86
18:7-85
1883-86
1881-86
1881-
Derember .
56
32
83
73
69
Jänner
43
26
67
52
49
Februar
22
34
34
37
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63
44
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66
63
April .
44
56
43
40
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Mai
135
117
153
99
91
Juni .
168
149
201
162
157
Juli
194
164
205
140
156
August . .
55
147
105
HO
117
September
63
104
106
98
96
October .
105
64
103
80
93
November
65
64
75
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70
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33
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Jahrgänge :
1881 - 85
1882-86
1874-77
18fc'4-86
1877-8
December .
63
100
62
47
41
Jänner . .
32
56
17
42
22
Februar .
38
40
46
17
H
März . .
63
68
65
52
38
April
58
47
59
34
39
Mai
143
134
114
97
88
Jani . . .
193
212
99
130
121
Juli . . .
218
192
104
119
99
August .
120
142
105
55
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Se])tember
126
94
66
59
62
October .
94
96
35
72
54
November
81
92
41
35
48
739
(32)
34
(35)
(36)
37
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Herms-
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Jahrgänge:
1876,81-85
1881-85
1881 März -
1884 Juli
1881 März —
1884 Juli
1877-8S
December .
29
28
48
49
31
Jänner .
14
10
16
20
17
Februar .
22
17
15
18
21
März
36
33
35
36
39
April . .
28
21
29
35
40
Mai . .
75
73
64
64
88
Jnni . .
71
93
103
97
84
Juli . .
86
98
114
119
96
August . .
72
61
92
98
70
September
64
77
91
86
58
October
54
59
58
61
46
November
37
41
53
50
43
Jahr . .
(588)*)
610
(718)
(733)
632
♦) Sehr lückenhaft; von 6 Jahren sind nur 53 Monate vorhanden.
Mittlere Monatssumroen aus den einzelnen Monatssummen gebildet, und aus
diesen dann die Jahressummen berechnet. Ebenso bei Nr. (20», (c5) und (36).
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38
39
40
41
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Jahrgänge:
1881-85
1882-86
1876 -SS*)
1881-85
1878,79,84,85
December ,
114
98
40
27
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53
55
21
14
20
Februar
34
22
29
13
15
M&ra, .
74
49
40
38
38
April .
54
42
46
36
41
Mai . ,
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77
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81
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September
113
125
71
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45
57
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November
113
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Jahr . .
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991
717
681
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46
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Jahrjfänge:
1881-82
1882-86
1883-85
1884-85
1878,85-86
December
9
111
99
61
32
Jänner .
13
83
52
50
28
Februar
27
42
25
25
9
März, ,
37
94
39
54
34
April
20
46
38
40
32
Mai
68
81
86
81
52
Juni .
65
124
74
89
81
Juli
101
113
93
106
56
August,
67
75
46
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43
September
66
67
72
43
47
October .
52
92
124
91
53
November .
42
110
86
67
20
Jahr . .
(467)
1039
835
(736)**)
486
+) Vi(
ir Monate durch Troppau I
interpolirt.
*) Monatssummen und Jahressumme bei Nr. (48) wie bei Nr. 32 gebildet.
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Jahrgänge:
1877-83
1884-85
1883 -8G
1877-83
1884-86
December .
18
26
82
37
108
Jänner .
19
36
49
34
77
Februar
17
14
26
37
23
März . .
27
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70
47
76
April
38
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60
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108
93
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August . .
84
49
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117
58
September
56
64
74
71
94
October
36
57
70
56
121
November ,
27
36
49
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Mai . .
Juni
Juli .
August .
September
October
November
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21 138
54 49
110
133
113
104
75
79
103
42
81
113
85
82
37
41
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109
111
89
64
73
77
82
47
126
147
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116
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Aprill881— Juli 1884 — 1882 Juni— ,aQ-, oq «r laai ne
Juni 1884 Decbr. 1885 Decbr 83,1885 ^'^'*-'*^''*^ 1881-8t>
88 85 53 112 66
50 29 29 76 4»
29 76 16 57 33
57
46
82
147
131
102
80
87
76
(897) (900) (782) (1424)**) 947
*) Nur auf 2 Jahren beruhend.
•*) Bei Nr. {äö)— (59) Monatssummen und Jahressumme wie bei Nr (32)
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67
69
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53
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47
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November .
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1884 85 1881—84 1881 -85
1883-85
December .
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Jänner . .
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42
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Februar .
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24
32
März . .
19
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April
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Mai .
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(527)**)
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*) Sehr lückenhaft, von 5 Jahren sind nur 38 Monate vorhanden.
Monatssummen und Jahressumme wie bei Nr. (32) gebildet. Ebenso bei Nr. (69).
***j Nur auf 2 Jahren beruhend.
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287
II Zehnjährige Monats- und Jahressammen des Nieder-
schlages für die Periode 1876—85.
In die nachfolgende Zusammenstellung der zehnjährigen Monats-
und Jahressummen des Niederschlages sind nur solche Stationen
aufgenommen worden, von welchen wenigstens drei vollständige Jahr-
gänge vorlagen. Die Reduction jener Stationen, welche nicht die
ganze Periode ausfüllen, erfolgte nach der weiter unten zu besprechenden
Methode, wo gleichzeitig auch der durch dieselbe erreichte Grad der
Genauigkeit untersucht werden wird. Ein Anhang enthält dann noch
die Stationen mit weniger als 3 vollständigen Jahrgängen.
Zehnjährige Monats- und Jahressummen des Nieder-
schlages in Millimetern für die Periode 1876 — 85.
3.
December
Jänner
Febraar.
März
April .
Mai
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Juli . .
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133
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117
115
112
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162
177
164
156
162
154
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72
45
48
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März . .
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Juni .
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September
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Aümerkungen.
2. Milöwka. Reducirt durch Saybusch.
4. Riegersdorf, 6. Chiby, 8. Weichsel-Czoray, 12. Freistadt. 13. Kolzo-
bendz. 14. Teschen, 15. Jablunkau, 16. Istebna 19. Leskowetz, 2i. Ober-
Morawka reducirt durch Bielitz.
10. Ratibor, 11. Oderberg, 17. Mähr. - Ostrau, 18. Poln.-Ostrau. il.
Koziczek, 41. Troppau II, 49. Jägerndorf, 50. Nied.-Hiliersdorf, 53. Warhenthal
reducirt durch Troppau I.
21. Friedland, 25. Barani, 2H. Salajka, 27. Czeladna, 28. Podolatiky
reducirt durch Ostrawitz.
29. Hochwald, 30. Freiberg, 31. Neutitschein, 34. Odrau, 37, Wi*;-
«tadtl, 38. Drömsdorf, 39. Grünes Kreuz. 46. Olbersdorf reducirt durch
Zauchtl.
47. Römerstadt, 52. Breitenau, 54 Gabel reducirt durch Raase.
GO. Goldenstein, 77. Gr. - Schneeberg reducirt durch Mähr.-Sdiönherff.
65. Freiwaldau. 66. Blauer Stollen, 67. Ramsau, Cß. Rothwasser, 72.
Krebsgrund, 75. Bad Landeck, 76. Ebersdorf reducirt durch Barzdorf,
Anhang.
Zehnjährige Monats- und Jahresaummen des NieUei-
schlages in Millimetern bezogen auf die Periode 187fi -Hü,
fdr jene Stationen, von welchen weniger als drei oder nur uü vollstän-
dige Jahrgänge vorliegen.
Von den nachfolgenden Stationen ist Dobrau durch Ostrawitz,
Wagstadt, Gr. -Hermsdorf und Czerwenka durch Zauchtel, Buchhntte
^urch Raase, Kleppel, Gr.-Üllersdorf und Annaber« durch M. -Schönberg,
Weidenau, Ob.- Hermsdorf und Waldeok durch Barzdorf redueirt.
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20 32 35 36 44 48 51
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Jänner 20 27 24 30 31 41 42
Februar 42 40 31 37 38 57 26
Marx 53 42 49 51 34 87 17
April 36 25 40 48 41 43 33
Mai 97 81 107 107 ÜT 114 *U
Juni 116 83 108 102 79
Juli 144 87 125 131 m
August 150 74 85 90 50
September 63 50 59 56 54 76 56
October . 36 36 63 66 43 Vi 67
November 35 43 57 54 37 59 30
Jahr . 826 621 799 819 5ö^ 938 664
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in. Mittlere Abweichungen der monatlichen Nieder-
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16-8
22-5
12-9
91
14-5
März ....
April
Mai
150
16-8
28-6
9-4
21-3
35-8
11-8
12-7
34-9
260
27-4
27-5
10-6
23-3
31-5
Juni ....
Juli . .
August
22-2
18-2
31-1
43-7
35-5
32-8
27-2
20-2
22-9
30-7
36-1
33-5
34-8
330
27-8
September . .
October .
November .
231
190
14-2
400
16-7
13-7
19-5
19-2
16-2
16-2
176
18-8
230
20-3
10-4
Mittel .
18-9
23-5
18-1
24-6
20-9
L
Digitized by
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294
Vorstehende Tabelle zeigt, dass die mittlere Abweichung der
monatlichen Niederschlagssummen an und für sich sehr bedeutend
ist; sie schwankt an den verschiedenen Stationen zwischen 6 — 89 wm
in den einzelnen Monaten und zwischen 18 —41 mm im Mittel aller
Monate.
Ferner zeigt obige Tabelle, dass die mittlere Abweichung der
Monatssummen des Niederschlages mit zunehmender Grösse dieser
letzteren selbst wächst, und zwar nicht blos an den einzelnen Stationen
in den verschiedenen Monaten, sondern auch bei niederschlags reicheren
Stationen in den gleichen Monaten. So beträgt sie für den December
in Bielitz irSww, für den August dagegen bl mm, während sie in
Ostrawitz für den ersteren Monat 20*4 mw, für den letzteren 82'9wwt
beträgt.
Sucht man das Mittel der Veränderlichkeit fnr den Sommer, so
erhält man 4'{'4 mm, was nach der Fechnerschen Formel einen wahr-
scheinlichen Fehler von ±^ WS mm für das zehnjährige Mittel ergibt,
woraus für ein hundertjähriges Mittel noch immer ein wahrscheinlicher
Fehler von etwa ±_'6'4:mm folgt. Wollte man den wahrscheinlichen
Fehler des Sommers auf ±^ 1 ntm herabmindern, so wären hierzu
995 Jahre erforderlich. Aus diesen Zahlen ersieht man deutlich, dass
ep vollkommen hinreicht, die Monatssummen des Niederschlages in
ganzen Millimetern anzugeben.
Dividirt man nun die in mm ausgedrückten mittleren Ab-
weichungen durch das dazu gehörige Mittel, so erhält man Zahlen,
welche die relative Grösse der Schwankungen angeben. Aus diesen
lassen sich die wahrscheinlichen Fehler besser berechnen, als aus den
mittleren Abweicimngen selbst. Diese Werthe nun. sowie die sich
daraus ergebenden wahrscheinlichen Fehler sind in den nachfolgenden
Tabellen zusammengestellt.
Mittlere AbweichungendermonatlichenNiederschlags-
summen vom Gesammtmittel.
i)
in Procenten.
'S
a
1
ff
s
1
1
1
Eh
December
35
34
34
82
30
33
38
Jänner
51
65
66
67
64
47
45
Februar
64
51
52
58
39
63
70
März
42
46
44
46
32
37
29
April
52
42
44
51
46
48
48
Mai . .
40
38
30
34
36
44
45
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es
CO
30 38 42
33 45 40
67 47 58
29 44 25
36 67 44
47 38 35
Google
295
^ ^ S pS -S S P S '. b'
»c/2^oonhäSoq
Juni .43 40 45 29 40 30 47 32 37 39
Jali . . 42 35 31 51 27 24 33 22 41 50
August . . 50 42 45 62 50 44 42 35 40 37
September 55 48 42 68 45 46 64 30 28 37
October . 38 31 40 36 32 49 45 43 31 47
November . 22 15 22 48 24 33 44 36 37 31
Winter . 50 50 51 69 44 48 51 43 43 47
Frühling . 45 42 39 44^ 38 43 41^ 37 50 35 >^
Sommer . 48 39 40 47 39 36^ 4r 30^ 39 42
Herbst . . 38^ 31^ ' 35^ 47 34^ 43 51 36 32" 38
Mittel .. 45 40 41 52 39 42 46 36 41 40
Während die mittleren Abweichungen bei der Temperatur und
beim Luftdrucke einen entschiedenen jährlichen Gang zeigten, ist dies
bei den Niederschlagssummen nicht der Fall. Nur wenn man die
Monate zu Jahreszeiten zusammenfasst, sieht man, dass die mittlere
Abweichung überall (mit alleiniger Ausnalime von M.-Schönberg) im
Wintier am grössten ist (Troppau I zeigt ein ganz gleiches zweites
Maximum im Herbste), das Minimum aber zu gleichen Theilen auf
den Herbst einer-, den Frühling und Sommer andrerseits fallt.
Berechnen wir nun aus der Fechnerschen Formel den wahr-
scheinlichen Fehler, wobei wir uns auf die veränderlichste, die am
wenigsten veränderliche Jahreszeit und das Mittel beschränken, so
ergibt sich uns folgendes Resultat.
Wahrscheinliche Fehler
a) in der veränderlichsten, b) in der am wenigsten veränderlichen
Jahreszeit, c) durchschnittlich im Mittel der 12 Monate in ^i q.
o
2
tß
iS
,
Ui
OP
^
'%
i
2
tu
o
-o
"w
cä
u
o
O
NI
tH
»2^ w i« CO fc- «.w
? O O N H D5
a) 13-7 13-7 140 18-9 121 13-2 140 118 13 7 12-9
b 10-4 8-5 9 6 12-1 9-3 9-9 11-2 88 88 96
c) 12-3 110 11-2 14-2 10-7 ll'ö 126 99 112 11 '0
^•- * - '
Digitized by
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296
Jahre, die erforderlich sind, am den wahrscheinliche
Fehler auf ±.5% herabzumindern, für
a) 76
b) 43
v) 61
75
30
48
78
37
51
143
58
81
58
34
46
69
49
53
78
51
G4
56
27
49
75
31
51
66
37
48
Der wahrscheinliche Fehler des zehnjährigen Mittels der Nietlec-
schlngsanmmen beträgt also durchschnittlich im
Winter Sommer Mittel
13-6 111 11«%
Nur Oderberg weicht namentlich im Winter davon ab, was wohl
in <Irr geringen Menge von Niederschlägen, dip dort fällt, seinen
Grund hat. Bcgi.figt man sich mit einem wahrscheiiiliclien Fehler von
5* „. so sind zu dessen Erreichung im Durchschnitte für den Winter
50. für den Sommer 40, für das Mittel 42 Jahre erforderlich.
Schliesslich wenden wir uns noch zur Betrachtung der Ver-
Sndeilichkeit und des wahrscheinlichen Fehlers der Jahressummen des
Niederschlages selbst. Zu diesem Zwecke dient die folgende Tabelle,
in wehrhe auch die Extreme der Jahressummen in " „ ausgedrückt
aufgenommen sind, um den Spielraum, zwischen denen sie »ich be-
wegen, zu zeigen.
Veränderlichkeit und wahrscheinliche Fehler der
Jahressummen des Niederschlages in ''fg.
Extreme in
7o
te
1- ^
-SP .e
E
3
g
'S
B
s
B
'S
Q
Mittlere
Abweichui
in V»
WS».
E^lt
fiielitz
123
78
45
13-9
3-9
5-8
Ostrawitz .
. 113
81
82
90
2-5
2-4
Zauclitel
. 133
71
62
13-8
3-7
5-7
Troppaa I .
164
73
91
15-7
4-3
7-4
Raase . .
126
80
46
12-7
3-5
4-9
Kiowitz
135
84
51
10-7
a'9
3-5
M.-Schönberg
. 155
70
85
161
4-4
7-8
Barzdorf
122
87
45
9-7
2-7
2-8
Die mittlere Abweichung der Jahressummen des Niederschlages
beträgt im Durchschnitt dieser 8 Stationen für das zehnjährige Mittel
12'7",,j; um den wahrscheinlichen Fehler auf ±5% herabzumiiidem
sind durchschnittlich 5 Jahre erforderlich.
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297
IV. Reduction der N iederschlagesummen einer Station
mit kürzerer Be obachtu n jrsreihe auf die Normal-
periode.
Da nicht alle Stationen die ganze Periode ausfüllen, so müssen
die ans kürzeren Beobachtungsreihen stammenden Monats- and Jahres-
summen des Niederschlages auf die Normalperiode reducirt werden.
Betrachten wir zunächst die Jahressummen des Niederschlages
zweier nahe oder ähnlich gelegenen Stationen, so finden wir, dass
dieselben in einem gewissen Verhältnisse zu einander stehen, das sich
selbst im Laufe mehrerer Jahre nur wenig ändert. Um dies deutlich
zu. zeigen, enthält die nächste Tabelle das
Verhältnis der correspondir enden jährlichen Nieder-
schlagsmengen benachbarter Stationen.
c
^js lis gl- il 's| li. It äM ^1 5l
^X ^03 OJ^OQ UdH OQC O^ ^H S5 N c?0 ^N
_^ernung ^^ ^^ ^^ ^^ ^^ ^^ ^^^^ ^ ^^ ^^
1877 — - 0-81 —_ — - — — 1-Oa
1878 1-48 — 0-79 _ — _ — — — 1-02
1879 1-57 -,____-_- 1-20
1880 1-66 — — — — 0-93 094 1-58 — l'lö
1881 1-63 0-75 0-80 1*26 087 0-75 — l'öO 0*86 —
1882 1-61 0-72 0-64 11 1 087 079 0*97 1*48 0-88 1'08
1883 1-45 0-64 079 1*27 0*93 — 0-98 l'öl 0*88 —
1884 1-62 0-81 0*69 l'lö 0-84 0-55 0*96 1*51 0-88 1-18
1885 — 0-96 0-60 109 075 0'68 0*99 1-43 080 M5
Mittel . 1-57 0-78 0-78 M8 0*85 074 0*96 1*49 084 M2
Mittlere Ab-
weichungVo t>-4 8*8 87 7*2 4-6 9*6 16 27 2*4 6-8
Die mittlere Abweichung dieser Verhältniszahlen beträgt im
Durchschnitte blos 5*8*^/o, während die der Jahressummen selbst
zwischen 9— 16, im Mittel 117% betrug, also 2—3 (im Mittel 2 Vg)
mal so gross ist. Der wahrscheinliche Fehler der Mittel der Ver-
haltniszahlen der Niederschlagssummen zweier Stationen, ist daher
auch zwei- bis dreimal kleiner und sind daher 4 — 9 mal weniger
Jahre erforderlich, um den wahrscheinlichen Fehler bis auf eine
bestimmte Grenze herabzumindern.
Was für die Jahressummen des Niederschlages an zwei be-
nachbarten Stationen gilt, gilt im allgemeinen auch für die einzelnen
Monate. Ich will dies nur an einigen beliebig herausgegriffenen Bei-
spielen zeigen. Wir suchen das Verhältnis der Niederschlagsmengen im
L
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m
Januar Juli
T3 O
J4
ec CO
11
^t5
■II
2w
gl
2^
0-94
—
—
0-95
—
—
1-27
—
—
1-42
—
—
1-41
0-89
092
2-18
0-81
0-61
1-15
0-98
0-63
1-42
102
056
105
0-94
0-67
1-31
0-92
0-68
260,,
^ /o
10»,
1-42 -~ —
0-76 — —
0-98 — —
0-2() — —
0-75 0-60 0-60
1-29 0-90 0-26
0-94 100 108
0-55 0-89 0-79
118 100 0-91
Mittel . . 0-90 0-85 078
Mittlere Ab-
weichung 28« 0 137o 247„
Die Verhältniszahlen für diese 3 Stationspaare zeigen im Durch-
si^lmitt eine mittlere Abweichung von 22^/o im Jänner und von 14%
im Juli, während dieselbe für die zehnjährigen Monatssummen 54 resp.
:^6^ ^y beträgt, ^s sind also auch die nach dieser Reductionsmethode
gefundenen Monatssummen durcbsclinittlich 2/2 mal sicherer als die
direct berechneten.
Am Sclilusse dieses Abschnittes lasse ich zur vollständigen
Dar^^telluDg des Reductionsverfahrens der Niederschlagsmengen einer
St4ation mit kurzer ßeobachtungsreihe auf die Normalperiode nach-
stehendes Beispiel folgen Es sollen die Niederschlagsmengen der
Station Ramsau, welche nur drei Jahrgänge (1884 — Bö) hat, durch
Barzdorf auf die zehnjährige Periode 1876 — 85 reducirt werden. Wir
nehmen zunächst die gleichen Jahrgänge von Burzdorf und t^iicheD
die (Quotienten Ramsau: Barzdorf für die einzelnen Munate und mnlti-
pliciren sie sodann mit den zehnjährigen Werthen für Barzdorf Loga-
rithnnisch durchgeführt gestaltet sich die Rechnung foigenderma&sen:
Ix,
1
1
<
Ramsau 8 Jahre a)
33
15
26
37
Bariidorfdslb. 8 Jahre 6)
36
10
47
41
Barzdorf zehnjährig c)
23
26
4H
5S
log a)
1M85
1-1761
1-4 150
1-5682
log b)
1-5563
i-oooo
1-6721
1-612Ö
1 ^
log ^
9622
1761
7429
9554
log c]
1-3617
1-4150
1-6335
1-7243
log (-; ..)
13239
1-5911
1-3764
l-(i7u7
Ramsau zehnjährig
21
39
23
46
Digitized byCaOOQlC
299
«)
c)
log a)
log b)
log y
log c)
log (|.c)
Ramsaa zehnjähr.
CS
79
66
91
1-8976
1-8195
0781
1-9590
20371
109
•a
169
111
94
2-2279
20453
1826
2-9731
2-1557
143
0
111
1C2
lOü
2-0453
2-0086
0367
2-0253
2-0620
115
0
48
46
77
1-6812
1-6628
0184
1-8865
1-9049
80
a)
6)
c)
log a)
log b)
a
log-^
log c]
log(;.c)
Ramsau zehnjähr.
0)
«3
87
60
62
19395
1-7782
1613
1-7924
1-9537
90
o
■**
u
O
63
41
43
1-7993
1-6128
1865
1-6335
1-8200
66
B
o
62
37
33
1-7924
1-5682
2242
1-5185
1-7427
55
a
43
49
31
r63;35
1-6902
9433
1-4914
1-4347
27
od
►-5
773 mm
646 mt»
682 wm
2-8882
2-8102
0780
28338
2-9118
816wm.
V. Jährliche Periode des Niederschlages dargestellt
durch Procente der Jahressumme.
Die grosse Verschiedenheit der jährlichen Niederschlagsmengen
an den verschiedenen Stationen erschwert die Vergleichung derselben
mit einander. Um nun ein leichter zu erfassendes Bild von der Ver-
theilung der Niederschläge zu erhalten, stellt man die Monatssummen
durch Procente der Jahressummen dar, wobei es nach dem in dem
Torigen Abschnitte Gesagten hinreicht, diese Procente in ganzen Zahlen
zu geben.
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300
Jährliche Periode des Niederschlages. — Monats-
aomnien dargestellt durch Pro cente der Jahressummen.
1
2
3
4
6
6
7
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1
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Ö
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Seehöhe in m
347
446
343
338
259
■262
433
December .
4
4
4
4
5
3
5
Jänner
3
4
3
4
3
4
4
Februar .
3
4
8
5
4
4
4
März . .
7
7
6
6
6
5
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April . .
6
6
5
5
5
5
4
Mfti .
12
11
13
10
12
11
11
Juni . . .
15
10
14
15
14
14
12
Juli . .
16
15
16
15
13
12
14
Attgust . .
13
13
14
15
15
16
13
September
10
11
10
9
11
10
10
October .
6
6
6
6
7
7 •
7
November
5
9
6
6
5
9
8
Jahr. . . 886 811 850 765 666 738 1239
8 10 11 12 13 14 15
II
1
1
1
o
1
iSJ
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Seehöhe in m
510
196
205
238
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üecember .
5
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Jännf^r . .
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4
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Februar .
5
6
4
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März . .
5
6
6
5
6
7
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April . .
5
6
5
6
6
7
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Mai
11
9
10
10
11
12
9
Juni . .
13
16
15
14
17
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Juli
14
14
13
15
14
12
14
August
13
15
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12
16
16
11
September
11
8
11
10
9
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11
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7
5
6
6
6
5
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November
7
7
5
6
5
8
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Jahr , . 1183 645 520 935 1066 824 721
Digitized byCaOOQlC
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1
16
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4
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November
8
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Jahr .
946 709 806 872 1084 1285 1020
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686
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14
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12
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15
11
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September
11
10
10
10
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11
11
Oetober .
6
6
7
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737
682
863
785
649
1244
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304
Wenn wir zunächst die absoluten Jahressummen betrachten, so
ist im allgemeinen eine Zunahme derselben mit der Seehöhe nicht
zu verkennen.
Wie weit aber dieselbe reicht, lässt sich fiir unser Gebiet nicht
entscheiden, weil einerseits die absolute Höhe der Gebirge nicht
bedeutend genug ist, andererseits aber auf den höchsten Punkten
keine Beobachtungsstationen vorhanden sind. Doch finden sich die
grössten Jahressummen keineswegs bei den am höchsten gelegenen
Stationen, sondern vorwiegend in den oberen Theilen der Thäler.
z. B. in Weichsel, Ostrawitz, Ober-Morawka, Podolanky. Gabel und
im Oder-Gebirge. Stationen^ welche dem Kamme des Gebirges näher
liegen, haben eine kleinere Jahressumme des Niederschlages als tiefer
gelegene ; Beispiele dafür sind Barani und Salajka im Vergleiche mit
Ostrawitz und Podolanky, Ramsau im Vergleiche mit Blauer Stollen.
Einen unverkennbaren Einiluss auf die Grösse der Jahressumme
übt ferner die Streichungsrichtung des Gebirges aus; Goldenstein,
an der Luvseite gelegen, hat 1053, Ramsau hingegen, das an der
Leeseite liegt, blos 816 ww* jährlichen Niederschlag. Auffallend ist die
grosse Differenz zwischen den Nachbarstat ionen Ostrawitz-Czeladna
einer-, Althammer andererseits, welche trotz der geringen Entfernung
(2 km) 200 mm überschreitet.
Die regenärmsten Gegenden unseres Gebietes sind bei Oderberg,
zwischen Jägerndorf und Hillersdorf, endlich nordöstlich von Zauchtel
zu finden. In diesen drei kleinen Inseln sinkt die Jahressumme des
Niederschlages unter ^00 nun.
Wenden wir uns nun zur Betrachtung der percentischen Ver-
theilung der Niederschläge auf die Monate, so finden wir, dass das
Minimum überall auf den Winter, und zwar am häufigsten auf den
Jänner, seltener auf den Februar und nur vereinzelt auf den December,
das Maximum hingegen auf einen der Sommermonate fällt. Während
aber das Maximum im ganzen Gebiete sich auf derselben Höhe hält
(durchschnittlich 14*2 '^/q), zeigt das Minimum eine kleine Ver-
schiedenheit, indem es im Mittel der westlich von der Oder gelegenen
Stationen (ausschliesslich Ratibor, welches trolz seiner Lage am
linken Ufer des Flusses zur andern Gruppe gehört) 3"6%, im Mittel
der östlich gelegenen aber nur 3*4"/ ^ beträgt. Nachstehende kleine
Tabelle zeigt die durchschnittliche percentische Vertheilung der
Niederschläge auf die Monate in beiden Gruppen:
Dec. Jänn. Feb. März April Mai
Ostschlesien 4-5 3-4 4-3 Gl bb 109%
Westschlesien 6 0 3-() 47 &2 63 122%
Juni
Juli
Aug.
Sept.
Octob.
Nov.
Ostschleaien 140
141
14-2
101
40
öS»,
Westschlesien 14' l
14-2
11-8
8-8
6-9
6-5 */„
In Ostschlesien sehen wir im April und October secundäre
Minima, die in Westschlesien, wo die Ab- und Zunahme der Nieder-
schläge ganz regelmässig erfolgt, fehlen.
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305
Director Hann stellt in seinen »Untersuchungen über die
Begenverhältnisse von Oesterreich-Üngarn« (Sitzungsberichte der kais.
Akademie der Wissenschaften, Mathem. -naturwissenschaftliche Classe,
LXXX. Band. III. Heft, 1«79, October pag., 605 die Behauptung auf,
dass im nordöstlichen Böhmen, in Mähren und Oesterreich. Schlesien
zwei Maxima der Sommerregen im Juni und August auftreten,
während im Juli eine merkliche Abnahme der Niederschläge statt-
findet. Dass diese Behauptung so allgemein ausgesprochen far unser
Gebiet nicht zutrifft, zeigt obige kleine Tabelle. Sie gründet sich
nämlich auf die Niederschlagsmessungen von nur 6 Stationen (von
denen übrigens eine zu Galizien gehört) mit dem Gesammtgewicht 9,
die ausschliesslich der Ebene oder dem Hügellande angehören, da zur
Zeit, als Director Hann seine Untersuchungen anstellte, von höher
gelegenen Stationen so gut wie keine Beobachtungen vorlagen. Bei
dem gegenwärtig zur Verfügung stehenden Materiale erfordert sie
aber eine gewisse Beschränkung.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Tabelle Ober die jähr-
liche Periode des Niederschlages in unserem Gebiete, so finden wir,
dass von den dort aufgenommenen 57 Stationen (von Römerstadt,
das eine ganz unregelmfissige Vertheilung zeigt, abgesehen), nur bei
15 eine Theilung des Sommer- Maximums sichtbar ist. Diese 15 Stationen
zerfallen in 2 Gruppen, 10 Stationen gehören Ostschlesien, 5 West-
schlosien an.
Bei den ostschlesischen (Schwarzwasser, Chiby, Ratibor, Oder-
berg, Kotzobendz, Istebna, M.-Ostrau, P.-Ostrau, Barani, Podolanky)
zeigt sich die Spaltung des Sommermaximums deutlich, w^nn auch
der unterschied oft nur 1 % beträgt, um welches die Niederschlags-
menge des August grösser ist als die des Juli. Anders verhält es sich
bei den westschlesischen Stationen (Jägerndorf, Gabel, Rothwasser,
Bamsau und Gr.-Schneeberg); bei den vier ersten fällt zwar das erste
Maximum auf den Juni, das zweite aber nicht auf den August,
sondern erst auf den September, auf dem Schneeberg ist das Juli-
Maximum nur unbedeutend und fällt das Hauptmaximum auf den
August. Hingegen zeigt sich bei mehreren westschlesischen Stationen
ein Maximum bereits im Mai, z. B. Wigstadtl, Nied.-Hillersdorf,
Würbenthai, Freiwaldau, Blauer Stollen, und ist die Niederschlags-
menge des Juni um 2--3"o kleiner als die des Mai.
um ein richtiges Bild von der Vertheilung der monatlichen
Niederschlüge zu erhalten, theilen wir jede Gruppe nach der St^ehöhe
in ünterabtheilungen, wobei den einzelnen Stationen nach der Länge
ihrer Beobachtungsperiode oder ihrer Bedeutung verschiedenes Ge-
wicht gegeben ist. Diese ünterabtheilungen sind folgende :
Ostschlesien: 1) Schwarzwasser (2),') Chiby, Ratibor,
Oderberg (2), Freistadt (2), M.-Ostrau; mittlere Seehöhe 230 m.
') Die in Klammern gesetzten Zahlen bezeichnen das Gewicht, mit dem
die Station in die Grupp# tritt. Stationen, denen nichts beigesetzt ist, haben
das Gewicht 1.
UiUb. d. k. k. Oeogr. Om. lofS. 5 21
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306
2. Saybusch (2),'MUöwka, Bielitz (3). Riegersdorf ( 2), Kotzobendz,
Teschen, Jablunkau (2), P.-Ostrau, Leskowetz, Friedland, Hochwald,
Freiberg, Neutitschein (2); mittlere Seehöhe 336 w.
3. Weichsel (2), Weichsel-Czorny, Istebna, Ostrawitz (2), Alt-
hammer (2), Ober-Morawka, Barani, Salajka, Czeladna, Podolanky:
mittlere Seehöhe 544 w.
Westschlesien: 1. Zauchtel (2), Odrau, Troppau I. (2),
Troppau IL, Jägerndorf, M.-Schönberg (2), Rothwasser, Barzdorf (2),
Krebsgrund; mittlere Seehöhe 307 w.
2. Wigstadtl (IV.,), Kiowitz (2), Koziczek, Hillersdorf (IV,),
Rreitenau, Würbenthai (IVj), Freiwaldau, Blauer Stollen, Landeck,
Ebersdorf; mittlere Seehöhe 471m.
3. Drömsdorf, Grünes Kreuz, Raase (2), Olbersdorf, Römerstadt,
Goldenstein; mittlere Seehöhe 907 w.
üebersicht über die Niederschlagsvertheilun g.
Oestliche Gruppe
Westliche Gruppe
1
2
3
1
2
3
4
Mittlere
Seehöhe
230w
336 ni
544 m
307 m
471m
611m
907 m
December
Jänner .
Februar
4-6
4-8
4-2
3-3"
4-1
51
3-5''
4-4
5-5
3-3''
4-5
5-3
3-6''
4-3
7-9
4-3''
5-7
6-7
3-3^
5-3
März .
April
Mai . .
5-6
53''
10-6
6-2
5-6"
11-5
6-5
5-4'^
10-5
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6-5
11-4
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6-6
13-2
70
6-0'<
10-7
5-3
60
11-0
Juni .
Juli
August . .
143
131
161
14-4
146
14-1
13-3
140
13-2
14-2
145
11-6
136
144
12-5
116
11-7
10-7
147
10-7
12-3
September
October
November
10-3
6-2
6-0
100
6-2
101
6-2>'
7-5
9-6
70
5-8
8-4
6-4
5-8
8-6
7.7X
8-3
100
70"
7*7
Winter . .
Sommer
12-5
43-5
11-6
43 1
130
40-5
13-3
40-3
13-2
40-5
17-9
340
15-3
37-7
Oct.-März .
April-Sept.
30-3
69-7
29-8
70-2
33-2
66-5
322
67-8
31-3
68-7
40-9
59-3
35-3
64-7
Max -Min.
130
11-3
10'5
11-2
10-7
7-4
11-4
Das Haupt- Minimum fällt überall in den Jänner; Ostschlesien
zeigt ferner in allen Unterabtheilungen ein secundäres Minimum im
April, endlich in der zweiten und dritten ein solches im October; in
Westschlesien hingegen tritt das April-Minimum nur in der dritten,
das October-Minimum in der dritten und vierten Unterabtheilung
hervor. Das Maximum vertheilt sich nur in der ersten Unterabtheilung
Ostschlesiens und der vierten Westschlesiens auf den Juni und
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307
Aagast; in letzterer ist das des Jani, in ersterer hiagegen das des
August das Haupt-Maximum, das durch seine Grösse besonders her-
vortritt, ein Umstand, der die so häufigen August-Ueberschwemmungen
in der Weichsel- und Oder- Niederung erklärt.
Die Zunahme der Winterniederschläge mit der Seehöhe ist zwar
nicht zu verkennen, aber besonders in Ostschlesien nur unbedeutend;
im Hügeilande tritt sogar eine Abnahme gegen die unterste Stufe
ein, ebenso, wenn auch nur in sehr geringem Masse, in Westschlesien,
hier auch, und zwar in viel höherem (jrade. in der vierten im Ver-
gleiche mit der dritten. Dagegen fällt sehr deutlich die Abnahme der
Win temieder schlage nach Osten in die Augen, sowie umgekehrt die Zu-
nahme der SommerniederschUge.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass die Amplitude im Osten
grösser ist, als im Westen, da sie für den ersterea im Durchschnitt
11*6, für den letzteren hingegen nur 10-2 "/^ betrögt.
I
f VI. Nieder schlagsvertheilung in Sclilesien in den ein-
zelnen Jahren der Periode 1876 — 85.
"3 I N li "03 £?
(K 03 PS M "^ SS O
1876 107 116 — — — —
1877 104 106 120 111 79 122
1878 103 84 113 87 87 —
1879 100 86 136 119 94 —
1880 75 83 101 107 97 127
1881 — 78 77 82 89 80
1882 100 109 73 91 122 101
1883 104 113 106 116 114 120
1884 112 103 — 94 117 60
1885 94 123 74 98 100 90
Mittel . 896 850 747 653 1217 498
^ % ä ^ -
1 - 2 ■§•§ I I
B _C •<-• - C/J -^ O
£ *? O Z N3 ti-
1876 - _- 95 — 126 102
1877 — - 89 S4 109 102
1878 63 108 91 98 100 98
1879 105 - 109 UH 138 185
1880 100 — 118 118 94 108
1881 84 68 81 85 71 84
1S82 92 98 106 115 99 98
1883 156 85 105 111 95 97
1884 — 11 1 89 90 75 88
1885 — 187 109 109 97 97
5Gtte1 . 861 731 1285 787 579 717
l
21*
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308
i
cc
Cd
1
1
i
1
1876
94
121
—
—
105
99
1877
96
103
102
91
106
155
. 88
1878
73
88
94
89
111
87
90
1879
164
126
141
107
HO
116
111
1880
108
113
100
133
81
100
122
1881
83
95
95
86
93
70
98
1882
101
95
98
105
100
105
108
1883
90
94
82
88
97
96
106
1884
85
85
81
—
89
90
1885
105
80
103
—
77
87
Mittel . 626 638 632 781 583 738 682
Vorstehende Tabelle ist bestimmt, eine üebersicht über die
relative gleichzeitige Niederschlagsvertheilung ia unserem Grebiete za
geben. Sie enthält daher für 19 ziemlich gleichmässig vertheilte
Stationen, welche die ganze Periode oder doch wenigstens den grössten
Theil derselben ausfüllen, die Niederschlagssummen der einzelnen
Jahre in Procenten des in der letzten Reihe stehenden Mittels. Da-
durch ist es ermöglicht, zu sehen, welche Jahre trocken, welche nass
waren, und wie dieses Verhältnis sich für die einzelnen Theile unseres
Gebietes gestaltet. Denn schon beim ersten Blicke zeigt es sich, dass
die Niederschlagsvertheilung in dea einzelnen Jahren in den ver-
schiedenen Theilen Schlesiens keineswegs eine gleichmässige ist.
Selbst ziemlich nahe beieinander gelegene Stationen, wie z. B. Bielita
und Riegersdorf zeigen sehr bedeutende Verschiedenheiten des relativen
Niederschlages.
Das Jahr 1879 war fast in dem ganzen Gebiete ein nasses,
da nur zwei Stationen im östlichen Theile weniger als 100**/,, auf-
weisen; die Niederschlagsmenge nimmt nach Westen hin zu, erreicht
in Troppau ihr Maximum, um dann weiterhin wieder abzunehmen.
Andrerseits war das Jahr 1881 im ganzen Gebiete ein trockenes
und zwar im Osten im höhern Grade als im Westen, denn hier
beträgt die durchschnittliche Niederschlagssumme 86*1 *Vo» dort aber
nur 80-4Vo.
VII. Zahl der Tage mit Niederschlag.
In den nachfolgenden Tabellen gebe ich für jene Stationen,
welche entweder die ganze Periode oder doch den grössten Theil der-
selben ^) ausfüllen, die Anzahl der Tage mit Niederschlagen über-
haupt, dann mit Schnee speciell.
>) Es fehlen oft nur wenige Monate; nur Freistadt, Würbenthai und
Hillersdorf beruhen hlos auf 8 -9 Jahren.
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30it
1
a) Zahl der Tage mit Niederschlag für die Periode 1871^—85.
Jänner Februar M&rz April
Mai
Juni JuU
Bielitz . .
8-7
8-5
11-5
9-8
13' .J
14-1
12-4
Riegersdorf
7-9
5-7
8-7
6-9
9-7
11-2
10-4
Schwarzwasser
8-2
8-3
11-9
9-4
13-3
12-4
12-2
Weichsel . . .
12-6
12-6
15-6
12-8
17-4
l.r6
17-9
Oderberg . .
2-7
3-7
6-2
9-7
13'1>
l:!-()
13'1
Freistadt . .
10-9
11-3
12-3
130
141
13-0
13-4
Kotzobendz
110
109
11-5
HO
14J
13-5
14-.-)
Jablankau . . .
7-7
64
12-4
9-4
14K
U'O
13-7
0?trawitÄ .
13-4
14-2
18-3
13-9
16_'
irv2
17-9
Althammer . .
8-8
8-7
12-6
10-8
13->
13-6
14-5
Neutitschein
9-9
9-4
12-9
12-3
15 s
i;-;'8
13 9
Zaachtel
12-2
11-5
150
120
14r,
12' 7
U'4
Wigstadtl . .
10-2
101
13-7
12-7
147
13'9
I4'ii
Kiowita
9-9
10-3
13-6
11-8
14-8
11 ■It
13-0
. Troppaa I . .
9-6
9-7
12-9
12-0
140
13'0
13'6
Raase . . . .
8-7
90
14-0
12-8
15-5
141
15-2
N. Hillersdorf .
91
7-5
10-7
11-4
13-7
12-3
12-1t
Würbenthal
123
HO
140
14-6
1611
140
15-(l
Mähr. Scliönberg
10-6
121
130
9-5
13ii
13-3
15-Sl
Barzdorf . .
. 13 0
13-4
17-2
15-6
18-.-^
I4'S
17-1)
s
1
August Sept.
Octob.
Nov. Decemb.
Jahr
Bielitz . .
11-8
10-7
10-8
11-6
lOM)
131-3
Riegersdorf . .
111
9-3
7-4
8-4
?-!)
105-6
Schwarzwasser .
12 3
10-6
10-9
9-9
lO'H
130' 3
Weichsel . . .
16-4
14-7
151
131
15 3
17!)-1
Oderberg
125
120
10-5
6-4
3-6
107' 3
Freistadt .
120
11-9
9-4
120
11-7
14Ö-0
Kotzobendz . .
140
101
14-6
12 1
1(11
145-8
Jablankau
11-3
10-5
10-6
9-2
10-U
l;!0-0
Ostrawitz
150
13-8
13-3
150
15 2
181-4
AlthammiT . .
12t;
10-6
10-4
9-0
8-4
131-Ö
NeatitsrheiD .
J27
11-3
14-2
12-9
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i:)l-7
ZaQcht(>l . .
12)
107
11-4
13-3
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155 '7
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12-4
10-6
12-7
12-9
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Kiüwitz
U-ö
11-3
12-9
11-3
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145 2
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10- 1
110
9-9
HO
11-5
138-3
Baase
13-7
12-7
13-4
12-5
14-H
157-2
N. Hillersdorf .
111
100
101
8-9
91*
127-6
Würbenthal
13-9
12-6
106
12-4
12-7
16(1-0
H&hr. Scböoberg
125
11-4
11.1
131
143
15(1-5
Baredorf . .
161
15-6
13-8
13-8
Ki'O
185-4
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$x&
Ji) Zahl der Tage mit Schnee (Periode lS7(i— 85).
Jänner
Februar
März
April
Müi Juni
M
Bielitz . .
. 6-8
5-4
7 3
2-8
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—
Eiegersdorf
. 6-6
4-4
5-4
1-6
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—
Schwarzwasser . 6*9
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1-6
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—
Weichsel . .
10-4
8-1
10-4
4-6
12 Ol
—
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11
1-5
2-7
1-4
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—
Frei Stadt
. 7-3
6-7
66
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0-9 -
—
KotzobendK .
8-3
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70
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[■6 -
—
JaUankau
5-9
3-7
8-5
2-8
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—
Oatrawitz
. 10 5
110
9-4
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1-4 —
—
Altliammer
59
61
7-1
31
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O'l
Neutitachinn .
. 76
5-4
7-3
20
0-6 —
—
Zauchtel < .
. 10-8
8-4
9-3
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—
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. 90
7-7
10-4
3-9
I'U -
—
Kiowitz . . .
. 6-9
5-8
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—
Troppau I .
. 6-9
5 9
7-4
17
0-4 —
—
Raase
. 7-9
7-2
10-2
3-8
M —
—
N. Hilleradorf
. 60
4-4
«•4
2-9
0-3 —
—
Wiirhenthat
. 107
9-9
lü-7
57
2-0 —
—
Mähr. Schünbc
rg 9-3
9 1
8-2
23
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—
Barzdorf
. 10-2
8-8
10-2
40
13 -
■^■^ 1
■'
August
Sept.
Octob.
Nov.
Decemb.
Jahr
ßifilitz
1-3
5-4
6-t»
36-7
Riege radorf
—
—
1 1
5-2
4-9
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Schwarzwas^e]
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—
10
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7-1
29-9
Weichsel
—
0-2
3-2
7-4
11-3
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Oderberg
—
—
0-7
30
1-9
12-e
Frpistadt
—
—
1-7
4-2
50
35-3 i
Kötzobendz
—
—
1-8
51
8-1
4M '■
Jablankaa
. . —
—
13
4-4
76
35 2
üst.rawitz
—
0-3
2-5
90
10 -0
&!J4
Älthammer
—
0-1
1-4
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3ti-2
Neutitschein
—
—
1-3
5-0
K-4
37f)
Zauchtel
—
—
10
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11-4
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Wigstadtl
—
—
1-4
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501
Kiowitz
—
—
10
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Troppau I .
. —
—
10
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Raase
—
Ol
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10-8
48-9
N, Hilbrsdorf
—
—
1-2
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321
Würbenthal
. —
—
3-4
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8-6
584
Mähr- Schön b
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—
1-4
6-7
HO
48-8
Barzdorf
—
—
1-9
6-6
11-4
54-4
Digitized byCaOOQlC
A
3ii
Dividirt man die mittlere Anzahl der Tage mit Niederschlaj?
durch die Anzahl der Monatstage, so erhält man die Niedersclilags-
wahrscheinlichkeit für die einzelnen Monate.
Zum Schlüsse gebe ich noch für 2 Stationen mit zehnjähriger
Reihe die Daten für den ersten und letzten Schneefall und für den
ersten und letzten Frost.
Bielitz.
Letzter
Erster
Letzter
Erster
Schneefall
Frost
1876
19.
Mai.
31.
October.
21.
Mai.
23.
October,
1877
4.
Mai.
23.
October.
7.
Mai.
27.
October.
1878
8.
April.
1.
Novemb.
10.
Mai.
1.
Novemb.
1879
13.
Mai.
15.
October.
11.
Mai.
10.
Nov*mb,
1880
20.
Mai.
22.
October.
14.
März.
24.
October.
1881
10.
Mai.
4.
October.
11.
April.
25.
Septemb.
1882
14.
Mai.
10.
Novemb.
10.
April.
11.
Novemb,
1883
22.
April.
7.
October.
23.
April.
8.
October.
1884
21.
April.
12.
Novemb.
27.
Mai.
12.
October.
1885
15.
Mai.
16.
Novemb.
4.
April.
3.
October.
Mittel
. 6.
Mai.
28.
October
Barzdorf.
26.
April.
18.
October.
LeUler
Erster
Letzter
Erste»
Schneefall
Frost
187()
19.
Mai.
1.
Novemb.
20.
Mai.
3.
October.
1877
20.
Mai
18.
October.
26.
Mai.
10.
Septeinb.
1878
JJ8.
März.
4.
Novemb.
13.
Mai.
5.
October.
1879
10.
Mai.
14.
October.
11.
Mai.
15.
Octcilter.
1880
19.
Hai
21.
October.
21.
Mai.
25.
Novemb.
1881
10.
Mai.
4.
October.
30.
April.
24.
Septttmb.
1882
15.
Mai.
16.
October.
13.
April.
6.
October,
1883
21.
April.
22.
October.
28.
April.
25.
Septemb
1884
23.
April.
13.
Novemb.
27.
April.
1.
Novemb.
1885
16.
Mai.
15.
Novemb.
13.
Mai.
21.
October,
Mittel
. 6.
Mai.
25.
October.
8.
Mai.
11.
October.
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312
Geographische Literatur.
Europa.
FriedrichSimony: Das Dachsteingebiet. Ein geographisches
Charaktert^ild aus den österreichischen Nordalpen. 1. Lieferung,
Wien und Olmütz, Hölzel, 1889.
Mit dem im Erscheinen hegrififenen Werke, dessen erste Lieferung nun-
mehr vorliegt, bringt der hochverdiente Nestor der Geographen einen lang-
gehegten Lieblingsplan zur Ausführung. Wiederholt hat der Autor in Wort und
Scljrift die wissenschaftliche Bedeutung des Landschaftsbildes als Veranschau-
lich ungsmittel hervorgehoben und auf die Lückenhaftigkeit und Mangelhaftig-
keit lies bisher in dieser Hinsicht vorliegenden Materiales verwiesen. Die Land-
schafisbilder und Zeichnungen auch unserer hervorragendsten Künstler sind
vom künstlerischen Standpunkte aus idealisirt und schematisirt und können in
den meisten Fällen eine naturwissenschaftliche Kritik nicht vertragen. Es ist
dem Künstler in der Hegel nicht um ein setreues Abbild der Natur zu tliun,
sondern die letztere ist ihm Mittel zu dem Zweck, unter Anlehnung an ein
hpslimmtes Motiv ein möglichst effectvolles Gemälde zu schaffen. Deshalb geht er
auch xumeist nicht mit jener Liebe auf die Wiedergabe des oft so äusserst
cljanikteristischen, dem Laien aber unverständlichen Details ein, wie der Mann
der WissenFchafl, der seine nebenbei erworbene Kunstfertigkeit in allem und
jedem der Natur dienstbar macht und auf diese Weise Darstellungen ent-
wirft, welche einen höheren Werth als den der Erregung momentanen Gefallens
und der Bekundung einer hervorragenden Künstlerschaft des betreffenden
Zeichners oder Malers besitzen.
Der Gegensatz, um dessen Betonung e.^ sich hier handelt, tritt in khirer
unzweideutiger W^eise zu Tage, wenn man Skizzen F. S imony's, etwa die der
vorliegenden Lieferung beigegebenen Ansichten des Dachsteingebirges von Nord
und Sfid, mit Reproduetionen von Zeichnungen angesehener Künstlerin einigen
Tieu*=^reri Illusirationswerken vergleicht. Es maü den ersteren ja vielleicht ein
gewisser auf äusserlichen Effect abzielender Schwung abgesprochen werden,
aber das lässt sich nicht in Abrede stellen, dass diesselben einen weit höheren
Grad natürlicher Anschaulichkeit besitzen, als jene künstlerisch-genial ange-
hnuchlün Bilder, welche mit wenigen Strichen über das wichtigste Detail hin-
weghuischen und die Ausmalung desselben ganz und gar der subjecliven Auf-
fassung des Beschauers überlassen. Solche Bilder, welche zu ihrer Ergänzung
unsere Phantasie lebhaft in Anspruch nehmen, erwecken ..Stimmung" und er-
Kieleti einen gesteigerten Effect, wie es denn überhaupt bei jeglicher Darstellung
eine Jtlihewährle Regel ist, dass das nur Angedeutete und mehr oder weniger
Verhüllle das unmittelbar Gebotene und vor Augen Geführte an Wirkung stets
weit hinter sich lässt. Der Wissenscliaft aber handelt es sich um eine reelle
DarsleUung der Natur und nicht um die Composition landschaftlicher Bilder-
rathsel welche mitunter ganz unauflösbar sind, wie z. B. dort, wo Schiefer-
berge in den Formen des Kalkgebirges präsentirt werden u. dgl.
Männer wie Simon y, deren Zeichenstift von einer wissenschaftlich
geläuterten Auffassung beherrscht wird, sind aber selten. Mit grosser Freude
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3ia
müssen daher die neueren Fortschritte der Photographie und der photogra-
phischen Reproductions-Methoden begrftsst werden, welche es ermöglichen,
vollkommen naturgetreue Bilder in «grosser Anzahl und mit verhältnismässig
geringen Kosten zu erzeugen. Aber unbeschadet ihrer Naturtreue können doch
die von Berufs-Photographen aufgenommenen Bilder nicht immer wissenschaft-
lichen Zwecken entsprechen, da bei der Wahl ihres Aufnahmsortes ledifjUeh
künstlerische Motive den Ausschlag geben. Nicht nur um Naturtreue hanlell
es sich, sondern auch darum, dass die richtigen Objecte und zwar vom nr li-
tigen Orte aus gesehen zur Darstellung gebracht werden. Auch in dieser Uiü-
sieht brach Hofrath Simony Bahn. Seit vielen Jahren bereist er das Darh-
steingebiet in Begleitung des photographischen Apparates und hat eine grosjje
Anzahl vortrefflicher Photogramme geschaffen, welche bisher leider nur in
wenigen Exemplaren verbreitet waren. Sie bilden den Grundstock des wt-
liegenden Werkes.
Wort und Bild verei:iigen sich hier in harmonischer Weise zu eiii^r
landschaftlichen Charakterisirung des Dachsteingebietes, wie sie in ähnlicht^r
Vollendung bisher noch von keinem Theile der Erde geboten wurde. Zum
ersten Male wird aus einem enger abgegrenzten orographisch individualisirlen
Gebh-gstheile durch eine entsprechende Anzahl photoffraphische und Frei-
handaufnahmen ein übersichthches Gesammtbild aller jener Landschaflsirr-
scheinunj en hergestellt, welche in naturwissenschafthcher Hinsicht das Interes^i^f
des Fachmannes anzuregen und ihm Material, sei es zu eigenen Studien, sei t^
zur Verwendung als Lehrstoff, darzubieten geeignet sind. Die Wahl des Dach-
steingebietes zu diesem Zwecke ist eine besonders glückliche deshalb, wlü
dasselbe in seinen orograph'schen, geologischen und Vegetationsverhältnissm
wie auch in seinen Gletschererscheinungen einen derartigen Reichthum jnter*
essanter und lehrreicher Momente umfasst, wie kaum ein zweites Gebirge von
gleicher räumlicher Ausdehnung.
Die gegenwärtige Lieferung behandelt im Text die allgemeinen Verfmll*
nisse des Gebietes, seine Umgrenzung, Gliederung und Hypsometrie. Der Aüiis
enthält die bereits erwähnten Gesammtansichten des Gebietes von Nord iiml
Süd nach Zeichnungen des Verfassers, ferner 6 Lichtdrucke und 12 Photu-
typien nach Photogrammen des Autors; 12 kleinere Photolypien finden ^trh
im Text Die Lichtdrucke sind sämmtlich ausgezeichnet; auch von den Phpio-
t\'pien entsprechen die meisten allen Anforderungen, welche an diese Rej^i'*!*
ductionsart zu stellen sind, insbesondere müssen die Bilder: „Rundhöcker urti
Eingange der Wiesalpe*. ..Karrenfelder nächst der Ochsen wieshöhe" und
Partie im Wildkar'- als höchst gelungen bezeichnet werden ; dagegen ai htl
andere, und zwar hauptsächlich Thalansichten mit weicheren Formen, Wit.-MH
Waldpartien u. dgl. wie die Ansichten von Schladming, Radstadt, Eben ijiol
St. Martin minder gut gerathen. Es darf hiebei jedoch nicht übersehen werdrn
dass die Phototypien, wenn sie einerseits zwar bei weitem hinter den Lii hi-
drucken zurückstehen, dafür andererseits wieder bedeutend billiger hergeatr-lH
werden können, welcher Ums^tand es allein ermöglicht, das Werk bei einr^ni
in Anbetracht des Gebotenen ziemlich niedrigen Preise (20 fl für vier Litff-
ningen) so reich zu illustriren.
Wenn nun auch, wie natürlich, eine vollständige Würdigung des IJntor-
nehmeLs erst nach Abschluss desselben wird platzgreifen können, so lässt sjrh
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314
doch heute schon die Erkenntnis gewinnen, dass hier auf dem Gebiete der
wissenschaftlichen Landschaftkunde ein monumentales Werk ersteht, welches
von Liebe und Begeisterung für die Natur durchglüht und von feinem Ver-
ständnis ihres Wirkens und Schaffens getragen, für alle Zeiten eine Fundstätte
reicher Belehrung und mannigfacher Anregung sein wird. Möchte der Wunsch
des Verfassers in Erfüllung gehen, dass sein Beispiel haldige Nachahmung
linde, und dass durch das Zusammenwirken berufener Kräfte ein physikalisch-
geographisches und topographisches Sammelwerk grösseren Stiles entstehe,
welches ein ausgedehntes Gebiet unserer an Naturschönheiten so reichen
Alpenwelt umfasst! August Böhm.
A. Geikie, The History of volcanic Action during the Tertiary Period
in the Britisch Isles. (Transactions of the Royal Society of Edin-
burgh, vol 35, part 2, p. 21—184.)
Viele Jahrzehnte hindurch hat die „Hochlandcontroverse" die englischen
Geologen in zwei Lager getheilt. Heute ist dieselbe entschieden, der siluriscbe
Gneiss ist gefallen und die Gegend der Hochseen des schottischen Nordwestens
hat sich als der Sockel eines niedergehobelten vordevonischen Faltengebirges
erwiesen. Die vorliegende Abhandlung des Generaldirectors der geologischen
Aufnahme des vereinigten Königreiches bezeichnet den Beginn einer neuen
Hochlandcontroverse, welche sich diesmal an die tertiären Eruptivgebilde der
britischen Inseln, insbesondere an die inneren Hebriden knüpft.
Im Jahre 1874 veröffentlichte Prof. Judd einen glänzenden Aufsalz über
die alten Vulkane der Hebriden und es wnr ein Bild von bestechender Einfach-
heit und Grösse, das er von den vulkanischen Ereignissen der Tertiärzeit in
diesem Gebiete entrollte. Judd glaubte in den Granitstöcken von Mull. Ardna-
murchan, Rum und Skye, die Ausbruchstellen der Plateau basalte gefunden zu
haben. Wir hätten hier Ruinen, Kerne von Vulkanen vom Typus des Aetna
oder Vesuv vor uns, der Aschenkegel und die Gänge seien zerstört, aber die
Verbindung des blossgelegten Schlotes mit den Lavaströmen sei noch kenntlich.
Auf eine Epoche der Förderung von sauren Laven folgte eine Zeit der
Abtragung und des Nachlassens der vulkanischen Thäligkeit. Das Wieder-
aufleben derselben ist durch die ungeheuren über einander aufgebauten Basalt-
ströme und Decken der Hochlande gekennzeichnet. Darauf folgte abermals eine
Zeit grösserer Ruhe, innerhalb welcher nur vereinzelte Kegel vom Charakter
der Puy's der Auvergne zustande kamen. In demseli)en Verhältnis wie die
granitischen Intrusivmassen zu den sauren Laven der ersten Periode, stünden
die Gabbro's zu den basischen Laven der zweiten.
Geikie's Darstellung steht in schroffem Gegensatze zu diesen Ansichten.
Nicht Vulkane von der Art des Aetna oder Vesuv haben die Laven ausgeworfen.
Nirgends nehmen die Laven oder die spärlich vertretenen Tuffe und Basalt-
breccien an Dicke gegen ein Centrum zu, das die Stelle eines Vulcans be-
zeichnen könnte. Durch unmittelbares Aufsteigen auf einem Systeme annähernd
paralleler NW. gerichteter Spalten, auf zahlreiche Schloten geringeren Umfanges
haben sich die Plateaubasalte gebildt-t. Sie sind die ältesten tertiären Erupliv-
pesteine des Landes und ihre Mächtigkeit erreicht stellenweise 3000 Fuss. Ihnen
folgten Gabbro's, Dolerite u. a. grobkrystallinische basische Gesteine, welche
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315
namentlich als Intnisivmassen eine bedeutende Rolle spielen. Wahrscheinlich
geraume Zeit nach der Gabbroperiode lebte die vulkanische Thätigkeit neuerdings
auf. Diesmal förderte dieselbe aber eine Reihe saurer Gesteine, welche von Felsiten
durch Porphyre und Granophyre zu echten Graniten leitet. Diese Gesteine bilden
mächtige, kegelförmige Hügel, welche an die Puy's der Auvergne erinnern; sie
durchbrechen die Plateaubasalte und die Gabbrostöcke und entsenden ein reich
verzweigtes Netzwerk von Gänsen und Adern in dieselben. Noch einmal wurde
basaltisches Material aus der Tiefe gebracht, allerdings, wie es scheint, ohne
oberflächliche LÄvaergÜsse. Der Schluss der so wechselvollen Geschichte des
Vulkanismus in diesen Gegenden wird durch Pechsteine bezeichnet, die sich
von Antrim bis zu den inneren Hebriden an vielen Stellen finden. An einem
Orte, dem Scuir von Eigg ergoss sich ein Strom Pechsteinlava oberflächlich
über das Basaltplateau.
Dass alle die besprochenen Gesteine tertiären Alters sind und dass
ihre petrographische Beschaffenheit in weit höherem Masse von den Er-
starrungsverhältnissen als vom Alter abhängt, darüber befinden sich Judd
und Geikie in erfreulicher Uebereinstirr mung. Hinsichtlich einiger anderer
Punkte hat Green den Versuch gemacht, zwischen den widerstreitenden An-
schauungen zu vermitteln. Judd hat diesen Versuch accepiirt. Green denkt
Dicht an Spalteneruptionen, sondern an Vulkane von dem Charakter des
Mauna Loa und Kilauea. auch weist er — übrigens thut dies schon Geikie
selbst — darauf hin. dass ja sehr wahrscheinlicher Weise von den späteren
Eruptionen doch wieder mit Vorliebe die alten Schlote benützt worden. Un-
überbrückbar bleibt freilich die Kluft zwischen Geikie's und Judd's Auffassung
der Altersfolge der Eruptivgesteine. Nach Geikie's, durch meisterhafte Skizzen
veranschaulichten Ausführungen, lässt sich an dem iüngeren Alter der Granite
nicht mehr gut zweifeln.
Geikie's Monographie ist ein Muster einer geologisschen Abhandlung.
Man kennt den formvollendeten, klaren Stil des Autors; nirgends ermüdet er
durch zusammenhangloses unwesentliches Detail und nirgends spricht er
allgemeine Sätze aus, ohne dem Leser zu zeigen, wie er zu denselben
gekommen. Eine erhöhte Bedeutung gewinnt Geikie's Buch durch die neuen
Arbeiten Thoroddsen's auf Island. Auch hier zeigt sich ein inniger Zusammen-
hang zwischen den Eruptivgebilden und einem System von Dislocationen, auch
hier tritt die Wichtigkeit scharf hervor, welche tertiäre und posttertiäre Brüche
für den Bau des europäischen Nordens besitzen. A. Rodler.
Afrika.
Jcseph Thomson, Travels in the Atlas and Southern Maroeco. A
narrative of Exploration. London, George Philip u. Son, 1889. Ji
Nachdem wir erst vor kurzer Zeit in Quedenfeldt's vorzüglicher ethno- -"^^
graphischer Darstellung Marokko's und in Foucauld's sorgfältigem Reisewerk .;
zwei Hauptquellen für die Kenntnis dieses Landes erhalten — wird nunmehr
durch das vorliegende Werk überraschend schnell nach der Bückkehr des
Reisenden die Literatur über Marokko, die alte Veste des Islam in Nordafrika,
abermals bereichert. Ein Buch, auf dessen Titelblatt der Name Joseph Thomson
steht, ist der Aufmerksamkeit aller geographischen Kreise jederzeit sicher, auch
r^l
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316
wenn es sich wie das vorliegende als einfache Erzählung der persönlichen
Erlebnisse des Reisenden einführt, der erst später eine einheitliche Darstellung
der wissenschaftlichen Ergehnisse in Fach -Zeitschriften folgen soll.
Etwas von der Energie, welche der kühne Schotte bewies, als er als
zwanzigjähriger Jüngling, nach dem Tode Johnsions dessen Karawane selbst-
ständig nach den centralafrikanischen Seen führte, liegt auch in Thomson's
, Stil. Kurze Sätze, rein sachliche Darstellung fern von aller Ueberschwänglichkeit,
I common sense im besten Sinne und zu alledem ein köstlicher Humor machen
i Thomson's Reisewerke zu einer angenehmen Leetüre. Das vorliegende Buch
bietet noch einen besonderen Reiz. Thomson hat sich in den Negerländem,
Ost- und Westafrika's, unter Schwierigkeiten ungewöhnlicher Art als Meister
in der Technik des Reisens erprobt.
Ganz anderer Art sind die Hindernisse, welche Mch dem Reisenden in
den alten Culturländern des Islam entgegenstellen und es ist nun von hohem
Interesse zu selien, wie Thomson's Vergleich ausfällt. „Never in all my ex-
perience of travel had I been subjected to so many petty worries, so many
irritating and maddening annoyances*' ruft er an einer Stelle aus und jeder
der in entlegeneren Theilen des Orients abseits von Karawanenwegen ge-
wandert ist, wird in Thomson's diesbezüglichen Erlebnissen ein Stück eigener
Reiseerinnerung wiederfinden. Nicht die Momente der Gefahr, nicht die phy-
sischen Anstrengungen stellen hier die grössten Anforderungen an die Energie
und Ausdauer des Reisenden, sondern der Tag für Tag neuaufzunehmende
Kampf gegen die Feigheit und Faulheit der einheimischen Begleiter und gegen
das Uebelwollen und die Verlogenheit der Behörden. Marocco scheint übrigens
in dieser Hinsicht unter allen Ländern des islamitischen Culturkreises das
ärgste zu sein. Thomson ist ein aufrichtiger Schätzer der Culturmiss'on des
Islam unter den Negern Innerafrika's — aber er stellt in aller Schärfe den
Satz auf, wo die Lehre des Propheten verknöchert ist, dort birgt sich unter
der Hülle des Glaubens und der anscheinend strengsten Beobachtung seiner
Satzungen die ärgste Sittenlosigkeit und Verworfenheit, pag. 435, Aeusserst
düster ist auch Thomson's Schilderung von der Misswirthschaft der Regierung
in Marocco, die ein gut Theil zu den heute im Lande herrschenden traurigen
Zuständen beigetragen 1 at. (pag. 4*J6.)
ti Ein eigenthümliches Element in der Bevölkerung des Landes sind die
) Juden. Durch jahrhundertelangen Druck sind sie in moralischen und physischen
Schmutz versunken, financiell sind sie aber trotz ihrer niedrigen gesellschaft-
lichen Stellung die Herren des Landes und sie erfreuen sich eines ausgiebigeren
Rechtsschutzes als die Moslim (p. 414) Thomson erwähnt, dass ihm die
ausserordentliche Verbreitung von Augenkrankheiten unter den Juden, die eng
zusammengedr.ingt in ihren Ghetto's — Mellah's genannt — leben, aufgefallen
sei. Damit bestätigt er eine auch anderwärts gemachte Erfahrung. Nicht durch
die grellen Lichter der Steppe und kahler Gebirge werden die meisten Ophthalmien
des Orients bedingt, sondern durch häuslichen Schmutz. Thomson ist auch
im Rechte, wenn er den Fliegen als Infectionsträgern eine bedeutende Rolle
zuschreibt. Der Raum gestattet nicht auf weitere ethnographisch interessante
Capitel näher einzuge!:en, es sei nur verwiesen auf das Fest des Sidi Hamadscha
in .Mogador. p. 72, auf das feudale Schloss zu Teluet, p 223, auf den Schlaogen-
zauberer im Wadi Amsmiz, p. 295.
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!J
317
Thomson's geologische Karte und die in dankenswerther Fülle in den
Text eingestreuten geologischen Notizen, zeigen nicht unwesentliche Ab-
weichungen von den Vorgängern, die der Reisende hatte. Hooker und Ball,
Maw, Fritsch und Lenz. Zur vollen Klärung mtlssen wir freilich die in Aus-
sicht gestellte geologische Abhandlung abwarten. Thomson bestätigt, dass der
hohe Atlas aus viel älteren Gesteinen besteht, als der grosse Atlas Algeriens
aber er bezeichnet seine metamorphic series, Thonschiefer, Quarzite und krystall.
Kalk, nirjsends direct als paläozoisch und er scheint geneigt, jene rothen
Sandsteine mit Kalk und Thonzwischenlagen, die Fritsch als p»»rmotriassisch
betrachtet, durchwegs der Kreide zuzurechnen. Die Kreide nimmt überhaupt
bei Thomson ein noch grösseres Verbreitungsgebiet ein, als bei den früheren
Autoren. Auffällig ist der Umstand, dass Thomson fossilführende Kreideablage-
rungen nicht erwähnt und über das Tertiär so flüchtig hinweggleitet. Das
häufige Vorkommen älterer basischer Eruptivgesteine bestätigt Thomson; neu
ist die Feststellung ausgedehnter basaltischer Züge, am Nordrande des Gebirges
bei Amsmiz, Tezert und Demnat; im Süden bei Teluet.
Thomson führt vielfach aus dem hohen Atlas Glacialspuren an, Moränen
und echte gekritzte Geschiebe; aber er theilt Fritsch's Skepsis gegen die von
Maw als glacial angesehenen mächtigen Blocklagen am Nordrande des Kamm-
gebirges Die nicht sehr umfangreichen Glacialspuren im Herzen des Gebirges
scheinen ihm in einem all zu argen Missverhältnis zu diesen ungeheuren
Ablagerungen zu stehen.
Die tektonischen Angaben sind spärhch. Es möge noch auf die Schilderung
der alten Eisengruben, pag. 90 und auf die merkwürdige natüi liehe Brücke
von Demnat, p. 1G8, verwiesen werden
Wenn auch das, was Thomson zur Erweiterung unserer topographischen
Kenntnisse beigetragen hat, räumhch nicht sehr ausgedehnt ist — so ist es
doch bei den ungeheuren Schwierigkeiten, unter denen sich der Reisende jeden
Schritt vorwärts erst erkämpfen musste, als ein grosser Erfolg zu bezeichnen,
dass er vier mal die Kammhöhe des Atlas erreicht hat. Bei einem Uebergange,
jenem von Teluet. folgte er den Spuren Foucaulds. lieber die Höhenverhältnisse
des Gebirges erhalten wir mancherlei neue Aufklärung. Die bedeutendsten
Erhebungen befinden sich im Herzen des Gebirges im Bereiche der metamor-
phischen Gesteine. Die Höhe des von Thomson bestiegenen Djebel Ogdimt
wurde zu IJ 7B4' bestimmt, als höchsten Berg des hohen Atlas betrachtet der
Reisende den Tamjurl, den er auf U.bW schätzt. Der Tizi Linkumpit 13.150'
war im September noch schneebedeckt. Der landschaftliche Eindruck des
Gebirges scheint kein sehr bedeutender zu sein, er ist am wildesten im Gebiete
der älteren Gesteine und wird nach West und Ost, wo die Kreideformation
herrscht, sanfter. Uel)erall zeigt die Vegetation eine trostlose Armuth. ein paar
Walnussbäume. ein Olivenhain werden von dem Reisenden stets mit Be-
geisterung begrüsst. Als der Reisende das Wadi Sus erreichte, war d.s Land
hier in vollem Aufruhr, in Eilmärschen zog er die Küste entlang nacli Norden.
In Casablanca erhielt er das bekannte Abberufungstelegramm vuin Emin-Comite.
Das Buch ist dem Rufe des Verlegers entsprechend ausgestattet.
A. Rödler.
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318
Allgemeines.
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W. Tomaschek, Kritik der ältesten Nachrichten über den
skythischen Norden. li. Die Nachrichten Herodots über den skythi-
schen Karawanenweg nach Innerasien. (Sitz. Ber. d. kais.
Acad. d. Wiss. in Wien. Phil. bist. Kl. 117 Bd. S. A, p. 1-70.)
I So viel auch bis zum heutigen Tage über Herodot's Länder- u. Völkerkunde
geschrieben worden ist, in einem Punkte herrschen unter den Erklärern noch
weitgehende Differenzen, bezüglich der Deutung jener Nachrichten, welche
(Herodot um 450 in Olbia über den skythischen Norden einzog. Nunmehr hat
W. Tomaschek mit seiner reichen Sprachenkenntnis und seiner umfassenden
Belesenheit in der alten und neuen Literatur der historischen Völkerkunde den
Gegenstand wieder aufgenommen und, wie zu erwarten, fällt neues und über-
raschendes Licht auf Völker und Länder jener dunklen Vorzeit.
Das Westvolk der Neuren hält Tomaschek mit Schafarik für identisch
mit den späteren Slovenen, die Neuris, das Land von dem öden Sumpfgebiet
des Prjpjat bis westwärts über den Weichsel-Bog hinaus, habe sich
mit dem ältesten historischen Verbreitungsgebiet der Slaven gedeckt. Das
neurische Rind des Aristoteles sei der Wisent und die Sage vom Werwolf,
die Herodot bei den Neuren erwähnt, ist Gemeingut aller slavischen Stämme
und zumal im panzen weiten Russland noch heute allgemein verbreitet.
Den Reigen der finnischen Völker eröffnen Herodot's Androphagen.
Ptolemaeus Amadoken, die „Rohfleischfresser*^ deren Sitze nordwärts von der
Stugna und der Sula verlegt werden. Aus dem Namen, aus einer eingehenden
sprachlichen Analyse und aus einer Kritik der aus späteren Zeiten vorliegen-
den Nachrichten, macht es Tomaschek in hohem Grade wahrscheinlich, dass
wir in Herodot's Androphagen das Stammvolk der heutigen Mordwa zu sehen
haben. Einen stark mit türkischen Elementen versetzten finnischen Stamm reprä-
I sentiren Herodot's Melanchlänen, die Schwarzmäntel, deren Ursitze in Sud-
russland ja noch heute reich sind an hartwolligen Schafen. Unter dem Namen
Budinen erscheinen bei Herodot die Permjaken, von den finnischen Stämmen
derjenige, welcher in Sprache und Physis am meisten arische Anklänge zeigt. \
Sie hausten in den Wäldern an der Wolga, etwa von Saratow an bis zur 3
unteren Kama und Bjelaja und zum südlichen Ural. Später wanderten sie j
Wjatka- und Kama- aufwärts, dann zur Wytschegda und Petschora. Mancherlei ;
charakteristische Züge werden von ihnen erzählt; sie sind rüstige Holz- \
Schläger und Jäger, sie treiben Handel mit allerlei Pelzwerk und sie fressen j
mit besonderer Vorliebe Läuse, ein unter sibirischen Völkern weitverbreiteter ]
Brauch. Mitten im Lande der Budinen bestand eine von Gütern und Feldern j
umgebene jonische Factorei. die hölzerne Stadt Gelonos, die den Tauschverkehr ^
mit den Pelzjägern vermittelte. Griechische, ku fische, arabische und indische ^
Funde auf permischem Boden zeigen wie vielerlei Culturströmungen sich hier 1
im nordischen Waldland, an der uralischen Handelsstrasse berührten. Nachbarn |
<ler Budinen waren die Thyssageten, die heutigen Wogulen, ein Jägervolk *
ugrischen Stammes, dessen Name wohl mit dem Flusse Tschussowa zusammen-
hängt. Die Steppenlandschaften nördlich vom Kaspi waren wohl im Jahrtausend
der arischen Wandeiungen stets im Besitze iranischer Nomaden geblieben, vor
319
allem der echt iranischen Alanen, später drängten die Hunnen nach. Interessant
ist ein Excurs über die Metalle des Ural, den Tomaschek hier anknüpft. Ira-
nische Einflüsse machen sich in den permischen und ugrischen Metallnamen
gellend. Vor allem die Bezeichnung für Gold spricht für die unmittelbare
Nachbarschaft iranischer und permisch-ugrischer Stämme in vortürkischer
Zeit. Aus dem Norden scheint das Edelmetall im Trümmerfelde von Hamadan
zu stammen.
Zwischen Tobol und Ob und in der Baraba wohnten die ugrischen
Jyrken Herodots, deren Namen der Verfasser als Jygrai, Jugra, deutet und in
denen er das Stammvolk der Magyaren erblickt. Die Jagdweise der Jyrken,
die Herodot beschreibt, ist ganz jeue der Ungarn, Ross, Hund und Bogen sind
die Gefährten des Jägers.
Gehen wir weiter nach Osten an die Westgehänge des Altai, so trefTen
wir auf iranische Colonen, skolotische Auswanderer aus den pontischen Steppen.
Auch den weiter südwärts über den Jaxartes hinaus hausenden Massageten
ist der Verfasser geneigt iranischen Ursprung zuzuschreiben, freilich mit grosser
f Reserve.
Eine Reihe indogermanischer Sitten, viele skythische Züge in ihrer
Lebensweise, endlich Art und Umfang ihrer Metallkenntnis werden zum Be-
weise herangezogen. Mancherlei urgeschichtliche Funde im Irlysch und Altai-
gebiet scheinen übrigens auch für diese [.Landstriche vortürkische iranische
Einflüsse wahrscheinlich zu machen.
Aus dem inhaltreichen Capitel über die theils iranischen, theils tür-
kischen Jaxartesvölker heben wir besonders den Excurs über Nisä hervor,
welcher geeignet ist. dip landläufigen Irrtliümer und Verwechslungen bezüghch
der rossenährenden nisäischen Felder endgiltig zu beseitigen. Hinter den Skythen
des Ostens wohnen nach Herodot am Fusse hoher Gebirge die kahlköpfigen
Argippäer, was von diesen gegen Norden liegt, das wiss3 Niemand. Die Argip-
päer, deren Wohnsitze wir am Südfuss des Altai zu suchen halben, sind ent-
schiedene Türken, wir haben ihnen eine gewisse primitive Cultur und wohl-
j geordnete sociale Zustände zuzuschreiben. Vielleicht sind sie die Vorfahren der
' L'iguren. Hier schliesst der Verfasser interessante Bemerkungen über Verbrei-
tung der Türken zur arischen Zeit und über ihre älteste Geschichte an. Ueber
die Völker im Norden von den Argippäern berichtet Herodot in jener eigen-
artigen reizvollen Weise, welche einen thatsächlichen Hintergrund mit sell-
^ Samen, naiv kindlichen Märchengebilden umrankt. Aber auch hier weiss unser
j kundiger Führer einzelne Streiflichter in das Dunkel zu werfen. Die ziegen-
j fussigen Menschen sind die fels«iewandlen Bewohner der Hochgebirge. Abori-
I giner verschiedenen Stammes.
I Spärlich f Hessen die Quellen für die Vorzeit des Nordens. Hier ein
i Xame, abgeschliffen und verstümmelt im Laufe der Jahrhunderte, dort der
t Bericht eines Reisenden getrübt von Wunderglauben und Vorurtheil, dort end-
lich der Fund einer Armspange oder einer Münze im Boden. Aber ebenso
■■ gross wie die Schwierigkeit aus solchen vereinzelten Bausteinen den Grund-
riss des Gebäudes zu erkennen, ist auch der Reiz eines derartigen Versuches.
Tomas<:hek's ergebnisreiche Abhandlung ist ein sprechender Beweis hiefür.
^ A. Rodler.
■
L
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820
Kleinere Mittheilungen und Monatsberioht.
Europa.
Au!4 London. Die königliche geographische Gesellschaft hielt unlängst
ihre Jahresversammlung. Die Ansprache des abtretenden Präsidenten. General
Richard Strachey, welche besonders der Erschliessung Afrikas galt, war von
ungewöhnlichem Interesse. Die Medaillen und Preise der Gesellschaft erhielten
A. D. Carey vom India Civil Service. Dr. G. Radde. Direclor des kaukasischen
Museums in Tiflis, die beiden südafrikanischen Forscher F. S. Arnot und
F. C. Selous, endlich M. J. Ogle vom India Survey Department. Zum Präsidenten
wurde Sir Montstuart Grant Duff gewählt. Sir F. Goldsmid und General
R. Strachey werden ihm als neue Vicepräsidenten zur Seite stehen.
Die durch den Rücktritt Dr. Guillemard's erledigte Lehrkanzel für Geo-
graphie an der Universität Cambridge wurde durch das aus Mitgliedern des
Universitätssenates und der R. Geogr. Society zusammengesetzte Wahlcomit^
J. Y. Buchanan, dem bekannten Chemiker des Challenger, verliehen. Buchanan's
Arbeiten haben die Oceanographie nach allen Richtungen gefördert, ausserdem
verfügt er über eine reiche Reiseerfahrung und über eine eingehende Kenntnis
auch der praktischen Seiten des Seewesens.
Ans Petersburg. Das eben erschienene 4 Heft des 18b8er Bandes der
Iswestija der kaiserlich russischen geographischen Gesellschaft ist nahezu
ausschliesslich dem Andenken Prschewalski's gewidmet. Ein Bild des grossen
Reisenden schmückt das Heft. Die bei der Gedächtnisfeier der Gesellschaft ge-
haltenen Reden Semenow's, des Zoologen Strauch, des Botanikers Maximowitsch
und des Meteorologen Woeikof schildern die vielseitigen wissenschaftlichen
Erfolge des Gefeierten.
Die kaiserliche Regierung und die geographische Gesellschaft setzen auch
in diesem Jahre eine ganze Reihe wissenschaftlicher Reiseunternehmungen in's
Werk. Die Prschewalski'sche Expedition ist von Prschewalsk, dem zu Ehren
des Reisenden umgetauften Karakol am Issyk Kul, nach Kasehgar aufgebrochen.
Ihr Führer ist Pjewzow, der langjährige Genosse Prschewalki's. seine Begleiter
sind die Officiere Roborowsky und Kozlow und der Geologe Bogdanowitsch.
Die Brüder Grum-Grschimailo wollen über den Thian Schan und Turfan zum
Lob Nor und Altyn Tag gehen. Istomin macht ethnographische Studien an
der Petschora, Kolanow in der nordwestlichen Mongolei, Romanow und Dobro-
wolsky unter den Weissrussen. Am weissen Meere verfolgt Fau^risek zoologisch
Zwecke und sammelt zugleich Daten über die Veränderung+^u d*^r Strandljme.
Kusnetzow's Reise «ilt der Pflanzengeographie des Kniikasiis, Amouow»
A. P. Semenow und Jaschenko untersuchen die biologischen Verhältnisse des
transkaspischen Wüstengebietes. Wilkitzki setzt seine Pendelljeobachtungeu in
Ost- und Mittelrussland fort. Tschernyschew macht geologische Aufnahmen im
Timangebiete, Andrussow im Daghestan.
Während die Durchstechung des Isthmus von Korinth durch linanzielle
Schwierigkeiten ins Stocken zu kommen scheint, wird auf russischem Boden
ein ähnliches Unternehmen in Angriff genommen. Die Durchsiech uug der Lind-
enge von Perekop ist begonnen worden; zwei Brücken werden den CanaJ
übersetzen. — Sehr lebhaft beschäftigt man sich in leitendeti Kreisen mit der
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321
Ergänzung der transkaspischen Militärbahn durch eine sibirische PaciGcbahn.
Freilich fehlen noch authentische Nachrichten darüber, ob die nördliche Route
von Tobolsk aus gewählt wird, oder die südliche von Samarkand Über Semi-
palatinsk nach Kuldscha.
ABien.
Ueber das Fehlen deg gemeinen ElehliGrnrhens lui Kankasns. Be-
kanntlich hat K. E. V. Baer das Fehlen des Eichhörnchens (Sciurus vulgaris Lin.)
in den Wäldern der Krim als ein schwerwiegendes Argument für die uralte Wald-
losigkeit der südrussischen Steppen angeführt. Koeppen hat den Gegenstand im
Hinblick auf die Waldsäugethiere der Krim — auf Edelhirsch und Reh —
neuerdings abermals discutirt und kam zu dem Resultate, dass die Krim ihre
sämmtlichen Waldsäugethiere aus dem Kaukasus erhalten habe und zwar
seien dieselben über die gefrorene Meerenge von Kertsch eingewandert. Daraus
erkläre sich auch die Thatsache, dass jene Thiere der kaukasischen Wald-
fauna, welche in Winterschlaf verfallen oder wenigstens im Winter nicht
wandern, in der Krim fehlen, so unser gemeines Eichhörnchen.
Nunmehr hat Eng. Büchner die vorHegenden Angaben über das Vor-
kommen des gemeinen Eichhörchens im Kaukasus kritisch gesichtet und dabei
gefunden, dass alle diese Angaben eines thatsächlichen Hintergrundes entbehren.
Damit ist das Fehlen des Eichhörnchens in der Krim auf die denkbar einfachste
Weise erklärt und gleichzeitig jenen weittragenden geologischen Folgerungen,
welche eine uralte Scheidung zwischen Krim und Kaukasus voraussetzten, die
Spitze abgebrochen.
(Bulletin de l'Acadömie imperiale des Sciences k St. Pölersbourg, nouvelle
s^rie I. 33.)
Keaes aus Perslen Der berühmte englische Romancier Rider Haggard
wird dem Athenäum zufolge demnächst Hamadan, Schiras und Baghdad be-
suchen, um für ein Werk, dessen Mittelpunkt die Königin Esther sein soll, den
richtigen Localton zu finden. Ein Roman ist bis heute die beste ethnographische
Schilderung jPersiens, vielleicht ist auch Rider Haggard's Reise in dieser
Richtung fruchtbar.
Die Pariser geographische Gesellschaft hat ein Reisewerk des Schah
von Persien erhalten, welches den letzten Aufenthalt des Herrschers in der
Provinz Khorassan schildert. — Ueber einen Gegenstand, welcher bis heute in
dem socialen Leben Persiens eine grössere Rolle spielt, als man vielfach in
Teheran glaubt, über die Secte der Babi's, hielt Mr. E. G. Browne am
15. April 1889 vor der Londoner Asiatic Society einen auf eingehende For-
schungen im Lande begründeten Vortrag. — Standard, Journal des Debats,
Revue franoaise u. a. bringen mehr oder minder ausführlich die Concession
der persischen Regierung an Baron Reuter, welcher zufolge dem letzteren die
Ausbeutung aller Mineralschätze Persiens — von den Edelmetallen abgesehen
- zusteht. Voraussichtlich bezeichnet diese Concession eine wichtige Etappe in
der Erschliessung des Landes.
Geschichte der Eisenbahnen in China. Im Maihefte der Contemporary
Review veröffentlicht Charles S. Addis einen Artikel über diesen Gegenstand.
I>ie tragikomische Geschichte der 13 miles langen Shanghai-Wusung-Bahn
Vitth. d k. k. Geogr. GM. 1889. 5. 22
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322
schien vor kaum mehr als einem Jahrzehnt die Aussiebten auf dem Bau von
Eisenbahnen in China in unabsehbare Feme zu rücken. Zehn Monate lang hatte
die Bahn prosperirt, sie wurde viel benützt und lieferte guten Ertrag — im
October 1877 kaufte sie die Regierung — und zerstörte sie.
Der Fanatismus, welcher in den Bahnen eine Schändung der Friedhöfe
erblickte, und die Eifersucht der Träger und Bootsleute hatten gesiegt. — Erst
um die Mitte der achtziger Jahre tauchte die Eisenbahnf^age wieder auf. Der
alte Feldherr und Patriot Tso-Tsung-fang richtete von seinem Sterbebette in
Fu-tscheu eine Denkschrift an den Thron, worin er Eisenbahnverbindungen als
eine unumgängliche Nothwendigkeit bezeichnete, wenn das himmlische Reich
einmal mit Aussicht auf Erfolg in den Kampf gegen die Gefahren eintreten
wolle, die es von allen Seiten umgeben.
Die Reformpartei machte die strategischen Gründe des sterbenden
Patrioten zu den ihrigen. Aufgeklärte Leute, voran Tseng, förderten die Sache mit
allem Eifer. Eine kleine Localbahn in Tientsin, eine weitere in Formosa bildeten
den Anfang — der erste bedeutende Erfolg war aber die Tongschan-Bahn in
der Provinz Tschili. Ursprünglich bestimmt die Kohlengruben von Tongschan
mit der Küste zu verbinden, ist diese Bahn nunmehr auf 81 miles Länge bis
Tientsin ausgebaut. Der VicekÖnig Li-hung-chang hat sie bereits im Verlaufe
des verflossenen October befahren. Gerade für China ist die Bedeutung der
Eisenbahnen kaum zu überschätzen ; möge^das Land ein zweites organisatorisches
Talent von dem Schlage eines Sir Robert Hart finden!
Afrika.
Marokko« Trotzdem die letzten Reiseberichte aus Marokko keineswegs
erbaulich klingen, ist man allerwärts eifrig darüber aus, die Erschliessung des
Landes anzubahnen. Spanien und Frankreich interessiren sich lebhaft für das-
selbe und in Deutschland hat sich ein aus hervorragenden Männern der Wissen-
schaft und des Handels zusammengesetztes Comit4 zum wirthschafllichen
Studium Marokkos gebildet. — Als Curiosum sei erwähnt, dass es auch schon
einen Guide du voyageur et du touriste au Mwoc gibt, verfasst von M. de
Kerdec Cheny, Redacteur des R^veil de Maroc.
Ostafrlka. Habesch, Suaheliküste und Nyassaland stehen gegenwärtig
so sehr im Vordergrunde politischen Interesses , dass ein geographischer
Monatsbericht eigentlich blos auf die grösseren Tagesblätter zu verweisen
braucht. Traversi's und Nerazzini's Berichte sind jedenfalls nicht ohne Ein-
fluss auf die letzten italienischen Unternehmungen in Abessynien gewesen.
Fast alle Kenner des Landes, auch Gerhard Rohlfs, halten Menelik von Schoa
für den prädestinirten Erben des Negus Johannes.
Die bedeutenden Erfolge Wissmann's an der Suaheliküste sind bekannt;
über den Aussichten und Absichten der Expedition Peters schwebt das alte
Dunkel.
Die Häupter der englischen ostafrikanischen Gesellschaft weilen gegen-
wärtig in England, insbesondere George Mackenzie ist der Gegenstand wohl-
verdienter Ovationen. Die beiden Karawanen, die die Gesellschaft ausgesandt
hatten befriedigende Erfolge und nach den Berichten Mackinnon's und Macken-
zie's scheinen die Dinge in Britisch- Ostafrika einen ruhigen und vielver-
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mn
sprechenden Verlauf zu nehmen. Der Engländer Stiikes ist ungefährdet auf
dem W^e nach der Küste in Ugogo angekommen.
Gegenwärtig ist es in erster Linie Kyassabnd, das dw GemUther in
England beschäftigt. Portugal hat vom Zamhezi eine ganze Reihe von Expe-
ditionen in das Innere entsendet: Cordon, Card 07.0, Oiraldo n a.. ohne Zweifel
von dem stolzen Bestreben beseelt, Portugiesisrli^Westafrikfi mil T\jrlugiewisth-
Ostafrika zu verbinden. Die englische Station Karonga am Nyattsa l>t>hftuplete
sich unter ihrem Leiter Captain Lugard mit iiolie geg^n di<^ Attaken der
Araber. Stimmen wurden laut, welche eine Entsatzexpedition vf^rlnngten,
Cameron sollte an die Spitze derselben gestdU wi^rden. limviarhen ist ab*»r
Lagard in Zanzibar eingetroffen und viel weitreicheDdere IMäne traUm an die
Stelle der alten.
Aus der Vereinigung der bis jetzt am Nyassa thiitigen etiglißt-hen Gt*
Seilschaften soll eine mit königlicher Charier versehr^ne Compagnie tier vor-
gehen, welche folgendes ungeheure Gebiet zu erai^hfiessen hätte : vom Sndende
des Tanganyika und dem Westufer des Nyasüii. Howie von fl(*r Südgroiizc de-s
Congostaates zwischen den Besitzungen der PrirlugiesM!« itn ^V>»ti*n ntid iro
Osten bis zu den Grenzen des BetschuanaliUnl l'ffdedi>ratf^s hu SUdmi. Das
mittlere Zambezi-Gebiet soll durch Verkehrs wr^i^' mojs^hchsl an da!< (lapland
angeschlossen werden. Dieses Project, welches jeden fallK an flföwwt' nahezu an
die ostindische Compagnie heranreicht und ilix^ Boyal Ni^it OitnpaEiy weil
übertrifft, findet gewichtige Förderung. Dass (^ sehr ernnl zu nehmen ii*t,
beweist schon die Aufregung die sich der Portn^ric^en bern,^*'hltgi hat.
Der neue Handelsweg in das ZambezigH>i(*t. den Runkm in dt^r Ts< hmd(?i-
raündung entdeckt zu haben glaubte, hat »ivU als eitie T/iuschung erwiesen
und die geplante Verlegung des Gouvernements von Quiüjnane aij den Tst-hiridA
unterbleibt. Der Tschind^ ist die alte Inhaotnbenjtindung und bietet ki^jneflei
Vortheile.
Aas Westafrlka. Von bedeutenden Reison ist nur Crampeb vorläufiger
Bericht über seine Erforschung des Hinterlandf^s des (lahun W\h isur Grensse
der deutschen Interessensphäre von Kamerun r.u erwüluien. Die nti Abenleuern
reiche Reise dauerte dreiviertelJahre ; im UiU/. dieses Ja hreit erreichte Cramj^el
ernstlich verwundet bei Bata die Küste, nachtit^m er dpn Ivindo un^J ilen von
ihm entdeckten vermuthlichen Oberlauf des CampOp den M'h'ai erfurs<'ht.
(Compt. rend. Soc. de g^gr., 1889, 8, 9.)
Im Congostaat ist gegenwärtig die Congobalm fast aussdilifgislieher
Gegenstand des Interesses. Die Finanzirung des rnternehmens, weleheiä etwa
25 Millionen Francs erfordern dürfte, soll ^pi^ithei-t sein. Nach Ca]>itaiu
Cambier soll die Bahn in 5 Sectionen zu je etwa ^[ikm ^('hml vvenien. Die
Fahrt von Matadi bis Stanley Pool soll zwei Tajie in Ansprtj*'lj nehn^ea. Difl
Beamten des Congostaates Ledeganck und Lieutenant Liebre(J>lis sind vin kurzem
nach Belgien heimgekehrt und schildern die Zmiiiuä^ Jini" den Stnrinfjen in
geradezu rosigen Farben. — Eine Bahn in bet^iJääidtafrfm Mussslnh wird auf
portugiesischem Gebiete, zwischen Benguela uad Gantumbella. er^tf^fifn. wii^
das Maiheft des Esploratore commerciale meldeL Die porlu{!ieHi.si"lie Regiernni?
hat den Bau der 2bkm langen Strecke bewilhgt. — Vait Urd^nng di>r' \rr-
hällnisse in Deutsch-Südwestafrika ist aus ni^utsohUiml uniei [.ieuleaanl
Fran9ois eine kleine Colonialtruppe abgegang<.'n^ dertfri Kulnurj^' in d\t- hh-
2gf
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324
währten Hände von Haupln^ann Fran<;ois gelegt ist, welcher sich unterwegs
— von Togoland kommend — derselben angeschlossen hat.
Amerika.
Wein- und Obstbau auf den ebemaligen Ooldseifen Californiens.
Als in Californien das deep placer mining, die hydraulische Ausbeutung
der goldreichen alten Schotter des Sacramento und San Joaquin in seiuer
Blüthe stand, da wandten sich die californischen Landwirthe mehr als einmal
an die Legislative, um Schutz gegen die mooi' anistischen Proceduren, welche
ungeheure Detritusmassen in die fruchtbaren Thalgrilnde hinabschwemmten
Heute sind die deep leads erschöpft und es ist nun von grossem Interesse
dass neuerdings Garden and Forest meldet, dass gerade an den Stellen des
ehemaligen deep placer mining die reichsten Obst- und Weingärten Californiens
erblüht sind. So ist das einst so goldberühmte Tuolumne heute durch seine
reichen Obsternten ausgezeichnet. Im Thale des San Joaquin hat sich eine
grosse Zalil von Ackerbaucolonisten niedergelassen, in San Diego County hat
sich das dem Landbau gewidmete Areal binnen einem Jahre um das fünffache,
in Los Angeles um das dreifache vermehrt. So wird allgemach aus dem Gold-
and ein Agriculturland.
Allgemeines.
Die Lnftfeuchtigkeil als kliniatischrr Factor. Die Khmatolherapie
steht heute hinsichtlich ihrer physikalischen Begründung noch auf recht
schwachen Füssen — Klimatologie und Klimatotherapie gehen allzusehr ge-
schiedene Wege »Auf dem schmalen Grenzgebiete zwischen beiden eine Ver-
ständigung anzubahnen« ist eine ebenso schwierige als praktisch wichtige
Auf gäbe, und es ist daher mit Freuden zu begrüssen, dass kein geringerer als
Julius Hann in einem Aufsatz ȟber die Luftfeuchtigkeit als klimatischer Factorc
(Wiener klinische Wochenschrift 1889, N. 18 und 19), dieses Gebiet, das er
schon durch seine classischen Arbeiten über das Höhenküma mächtig gefördert,
Vat, neuerdings betritt. Die Arbeit ist hauptsächlich eine Discussion der Form
in der die Beobachtungen über Luftfeuchtigkeit mitzutheilen sind, um auf die
sicherste Weise eine Beurtheilung dieses klimatischen Factors zu ermöglichen
dessen Wichtigkeit für den Therapeuten ja eine ganz hervorragende ist Man
hat in der letzten Zeit vielfach die »relative Feuchtigkeit« durch das »Sättigungs-
deficit« ersetzt. Für gewisse hygienische Zwecke, z. B. für Fragen des Grund-
wasserstandes, erschien das Sättigungsdeficit als ein handlicherer Ausdruck
Man zog es vor, die Differenz zwischen dem beobachteten Dampfdruck und
dem maximalen Dampfdruck bei der herrschenden Temperatur (Sättigungsdeficit)
anzugeben, statt des Verhältnisses des beobachteten Dampfdruckes zu dem
Dampfdruck der Sättigun]§( bei der herrschenden Temperatur (relative Feuch-
tigkeit). Hann zeigt nun an "Schlagenden theils heimischen Beobachtungen, tbeils
Angaben von Reisenden en^ommenen Beispielen, dass das Sättigungsdeficit
• als alleiniger Ausdruck der Luftfeuchtigkeit ohne gleichzeitige Berücksichtigung
der Temperatur minder brauchbar ist als die relative Feuchtigkeit, dass es daher
unstatthaft ist, es kurzweg an die Stelle der letzteren zu setzen.
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325
Eil VoAell dor WeeresstrSmaii^eii. An dem Festabend der Royal
Society am 8. Mai stellte Mr. A. W. Qayden ein sinnreiches Modell der
Meeresströmungen des atlantischen Oceans aus, das eine sehr sclk)ne Illu-
stration zu dem Satze lieferte, dass für die Meeresströmungen das Regime
der Winde und der Verlauf der Küsten die massgebend sten Factoren sind.
Claydens Modell gibt Differenzen der Temperatur und der Rotationsgeschwindig-
keit nicht wieder, trotzdem konnte an demselben durch Nachahmung der über
dem Atlantic herrschenden Winde ein ziemlich getreues Abbild der bestehenden
Stromungsverhältnisse geliefert werden. Interessant war ein Experiment be-
züglich der Panamaenge. Wurde hier eine schmale Oeffnung gemacht, so blieb
der Stand der Dinge im nordatlantischen Oc^an nahezu unverändert; wurde
aber Gentralamerika breit durchbrochen, so nahm fast alles tropische Wasser
seinen Weg durch die Oeffnung und die Strömungen aus der BafTmsbay und
dem nördlichen Eismeer herrschten bis zu den Azoren und den Canaren.
Das Seifen der Geyser. Auf Island ist es eine alte Erfahrung, dass
dnrch das Einwerfen von Steinen, Rasenstücken u. dgl. die Geyser zur Thätig-
keit angeregt werden. Neuerdings hat man nun im Yellowsfonegebiet durch
einen Zufall die Entdeckung gemacht, dass in dieser Richtung Seife ganz beson-
ders wirksam ist. Einem Chinesen fiel 1885 im Yellows»onepark ein grosses Stück
Seife in die Quelle, von der er seinen Wasserbedarf zu holen pflegte und deren
Geysernatur bis dahin unbekannt war. Eine heftige Eruption folgte und seither
haben die Aufsichtsorgane im Geysergebiet eine ständige Plage mit den
Touristen, die auf ähnliche Weise die Widerspenstigkeit der Springquellen zu
bekämpfen bestrebt sind. Arnold Hague hat den Gegenstand genauer unter-
sucht und jüngst vor dem American Institute of Mining Engineers darüber be-
richtet (Scienee, 328.) Er findet, dass, Seife und Alkalien unter zwei Bedingungen
wirksam werden, erstens darf das ()berflächenreser\'oir nur eine beschränkte
Wassennenge enthalten und der Atmosphäre nur eine geringe Wasserfläche
darbieten, zweitens muss die Wassersäule im Quellschacht auf geraume Höhe
mindestens die Temperatur des Siedepunktes besitzen, was ja leicht begreiflich
ist. Hague betrachtet das Phänomen als ein durchaus physikalisches und nicht
als ein chemisches, - es ist im wesentlichen bedingt durch die Aenderungen
in der Oberflächenspannung und durch die Bildung einer zähen Ober-
flächenschicht, welche den Dampf zurückhält, bis eine explosive Entlastung
erfolgt
Hordeiiskiöld's neuestes Werk. Nordenskiöld hat der schwedischen
Akademie der Wissenschaften die ersten Exemplare seines mit englischem und
schwedischem Texl versehenen Facsimile-Atlas alter Karlendrucke, besonders
von Ausgaben des Ptolemaeus, vorgelegt. Diese Drucke reichen bis zur Zeit
des Erscheinens von Ortelius' Theatrum mundi und sollen sehr viel bisher
Unbekanntes bringen
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J
ä26
Verzeiehniss
der 1888 in der Bibliothek der k. k. Geographischen Gesellschaft
zugewachsenen Einzeln werke.
Anton Ferd., Dr. Astronomisch - nautische Ephemeriden für das Jahr 1888—
1889. Triest 1886 und 1887.
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in Prag. Prag 1888.
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Baumann Oskar, Dr., Eine afrikanische Tropeninsel. Fernando Po und di^
Bube. Wien und 01m ütz 1888.
Baunigartner Heinr., Dr. Prof.. Tausend Höhen-Angaben. Graz 1888.
Benko Jarolim Freili. y.. Reise Sr. Majestät Schiffes »Zrinyi« über Malta.
Tanger und Teneriffa nach West-Indien in den Jahren 1885 und 1886
Pola 1887.
Bethlen Edni. Graf, Eine Reise nach Rangoon. Triest 1874. Dupl.
BIderinann U. I. Dr., Neuere slavische Siedelungen auf süddeutschem
Boden. Stuttgart 1888.
BOlim Julias, Bassorah, Eine Culturskizze aus Mesopotamien, Wien, 1888.
Bo8Si B. La causa principale dei terremoti e di altre perturbazioni della
natura. Porto Maurizio 1887.
Cliayauiie Josef, Dr., Reisen und Forschungen im alten und neuen Congo-
Staate in den Jahren 1884 und 1885. Jena 1887.
Dechj Horlz von, Photographische Ansichten aus dem kaukasischen Hoch-
gebirge, aufgenommen während der Expedition in den' Jahren 1884-1887.
50 Blätter und erklärende Hefte. Budapest.
Dernscliwam Hanns, Orientalische Reise 1553—1555. Aus den Handschriften
im Auszuge milgetheilt von H. Kiepert. Braunschweig 1887. S. A.
Doering Oskar, Dr., La variabilidad interdiurna de la temperatura en algunos
puntos de la republica ^rgentina et de America del sur en General.
Buenos Aires 1887.
Felstmantel Ottokar, Dr., Die Theecultur in Britisch-Ost-lndien im 50. Jahre
ihres Bestandes, historisch, natur- wissenschaftlich und statistisch. Prag
1888.
Felbinger übald M. R., Die Lomnitzer-Spitze. fglo 1888. S. A.
Florini M., Le projezioni quantitative et equivalenti della cartografia. Roma
1887.
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und Königssee. (Städtebilder Nr. 30—32). Zürich 1888.
Fttssli und Comp. Europäische Wanderbilder. Nr. 87 und 88; 130 bis 133
136 bis 140; 141 und 142. Zürich
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Band II, Heft 2. Wien 1887.
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Lussinpiccolo. Wien 1888.
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Gopeeyie Spiridlon, Serbien und die Serben. 1. Bd. Das Land. Leipzig 1888
Qflntlier Siegrmand, Dr« Johannes Keppler und der tellurisch-kosmische
Magnetismus Geogr. Abhandlungen. Band III. Band Heft 2. Wien 1888.
GIssfeldt Pnul, Reise in den Andes von Chile und Argentinien. Berlin 1888.
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Kronstadt 1884.
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Variationen auf Bergipfeln. Wien, 1887. S. A.
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Geogr. Abhandlungen. Bd. II HfL 1. Wien 1887.
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HaiiM J. Dr., Der tägliche und jährliche Gang der Windgeschwindigkeit und
der Windrichtung auf der Insel Lesina. S. A. Berlin.
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Uthographirte Tafeln mit beschreibendem Text von Dr. Umlauft u. V. v,
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(Exposition universelle.)
Vorgänge in der Gesellschaft.
Durch die in der Monatsversammlung der Gesellschaft am 23. April
ftbt'e^ebene Erklärung des Herrn Prof. Neumayr (Mittheilungen, 1889, p. 256)
sah sich der Ausschuss der Gesellschaft veranlasst, folgende Zuschrift an den
zurikkgetretenen Präsidenten, Herrn Professor Eduard Suess zu richten:
Hochverehrter Herr Professor!
Professor Neumayr hat in der Monatsversammlung vom 23. April
davon Mittb eilung gemacht, dass eine grosse Anzahl von Mitgliedern die
Absicht habe, bei Vornahme der Neuwahl des Präsidenten abermals für
EuiT Hochwohlgeboren zu stimmen. Angesichts dieser Erklärung glaubt der
Ausschuss der k. k. geographischen Gesellschaft annehmen zu dürfen, dass
EutT Hochwohlgeboren geneigt wären, eine Wiederwahl anzunehmen.
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J
'-^^'WV"^
331
Der Ausseht! 3S hat deshalb in seiner darauf folgenden Sitzung be-
schlossen, an Euer Hochwohlgeboren mit der Anfrage heranzutreten, ob und
unter welchen Bedingungen Sie damit einverstanden wären, dass der Aus-
scbuss Euer Hocli wohlgeboren neuerdings für die Wahl zum Präsidenten
YorÄc!ilage.
indetn sich der Ausschuss hierüber eine geneigte schriftliche Mit-
thellung erbittet, benützt er zugleich diesen Anlass zu dem Ausdrucke seiner
vorzüglichsten Hochachtung.
Wien, am 4. Mai 1889.
Hauer m. p,, 1. Vicc-Präsident Jettel m. p., d. z. Generalsecretär.
Alä Antwort hierauf lief an den ersten Vicepräsidenten Herrn Hofrath
von Hauer folgendes Schreiben ein:
Wien, 17. Mai 1889.
Hochgeehrter Herr Vicepräsident!
In Erwiderung Ihres geehrten Schreibens vom 4. d. M., welches erst
gestern in meine Hände gelangt ist, habe ich die Ehre zu bemerken, dass
ich der von Prof. Neumayr in der Sitzung vom 24. April gemachten Mit-
theilung, dass eine grosse Anzahl von Mitgliedern die Absicht habe, bei
Vornahme der Neuwahl des Präsidenten abermals für mich zu stimmen,
ai^olut fern stehe. Ich habe diese Nachricht erst aus einem Journale in
Meran erfaliren.
Die k. k. ger^graphische Gesellschaft nimmt einen so hervorragenden
Platz unter unseren gelehrten Gesellschaften ein, dass jeder gute Oesterreicher
ihr von ganzem Herzen Glück und Gedeihen wünschen muss, welches auch
seine abweichenden Meinungen über diese oder jene Frage sein mögen. —
Ich bitte, hochgeehrter Herr Vicepräsident, auch von mir den Ausdruck dieses
aufrichtigen Wunsches entgegenzunehmen und verbleibe Ihr in alter Ver-
ehrung ergehener j. g^^^^
Der Ausschuss hat in seiner Sitzung vom 23. Mai Herrn Dr. Alfred
Rodler Assistenten nn der geologischen Lelirkanzel der Wiener Universität,
zum ßedacteur der Mittheilungen bestellt.
Ueber Einkdutij^ der Gesellschaft hat der in der Osterwoche zu Berlin
versammelte deutsrhi^ Geographentag beschlossen, seine nächste Tagung im
Jahre J89t in Wien abzuhalten.
Berichtigung zu Heft 4:
Seite 242, Zeile 14 von oben lies „vorwiegendem" statt „vor-
dringendem*'.
f. *i43, „ ^ ,, unten schalte nach ,. gedenken" ein: „zu-
sammenstösst.*'
», 2^j „ 13 „ oben schalte nach ,. sondern'' ein: „Bericht".
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r
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383
Zur Hydrographie des Samburu-Seen-Gebietes. ')
Von L. Ritter y. Höhnel^ k. k. LinienschifTs-Lieutencant.
Im Bulletin de la soci6t6 kh^diviale de geographie au Caire finden
wir eine interessante Schilderung des unternehmenden Franzosen
J. Borelli seiner eben mit Erfolg zurückgelegten Reise.
Er war durch Schoa über Djimma und Limu zum Didessa-
Flusse gelangt, sah bei seinen Kreuz- und Querzügen die Quelle
des Omo, versuchte einen kühnen Zug zu den Zindschero's, der
jedoch misslang und den er beinahe mit seinem Leben bezahlte,
verfolgte durch Kullo ziehend den Lauf des Omo und war in dieser
Beziehung auch glücklicher wie alle seine Vorgänger. Ihm war
ebenso wie letzteren die Lösung der Frage, wohin der Omo-Jibiö
seinen weiteren Lauf richte, anempfohlen und am Herzen gelegen.
Trotzdem er denselben bis ungefähr 6" 20' N. verfolgte, konnte er
den weiteren Lauf nicht constatiren, eine Bergkette lag vor, hinter
welcher der Fluss verschwand, und eine weitere Uebersicht fehlte.
Von diesem Punkte an, war er daher auf das angewiesen, was
Eingeborne ihm erzählten. Wenn man die diesbezüglichen von
Leon d'Avanchers, Cecchi und Borelli heimgebrachten Erkundigungen
mit einander vergleicht, muss man zugeben, dass dieselben sehr
übereinstimmen; ja mehr, dass sie richtig sind; nur fanden sie
verschiedene Auslegung.
Nach Cecchi umströmt der Omo die östlichen (irenzen des
Königreiches Kullo, richtet sich nach SW., empfängt reiche Zuflüsse
von Kafa, wendet sich im grossen Bogen nach SO., um sich in
den Inda Ogedatscho. als solchen sahen seine (iewährsmänner wohl
den Rudolf-See an, zu ergiessen. (ienau dieselben Erkundigungen
über den Lauf brachte Borelli heim, nur hiess es am Ende nicht
»Indischer (Avuii sondern »See« u. zw. Schambara-See. Sehr in
die Details voti Erkundigungen einzugehen, halte ich nicht für zweck-
rniL^^i^. nocli weniger Vertrauen verdienen die Richtungs- Angaben
der Eingebe nien, spectell wenn sesshafte Völker, die nicht wie Nomaden
') Wir sind in der angenehmen Lage hiemit von competenteslor Seite eine
Beleuchtiir*g des gegenwärtig so viel discutirten Froblemes zu liefern. Die He-
daftion erlaubt sich dem Herrn Verfasser für die freundliclie Erfüllung ihrer
diesi*ezßglifhen Bitte l>estens zu danken. (Note der Redaclion.)
liiib. d. k k, GKögr tifü. 1889. 6. u. 7. 23
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334
grosse Wanderungen machen, sie geben. Cecchi glaubte im Otim
den Oberlauf des Djubb sehen zu müssen, während Borelli den-
selben in einen kleinen Schamburu oder Schambara genannten Sne
unter 2® N. B. fliessen lässt, dessen weiterer Ausfluss sich in den
Victoria Njanza ergiesst, kurz der Omo sei ein Quell Ihi:^.^ ile^ Nirt^.
Borelli ist sehr bald auf das Irrige dieser Aiisiolit gekommen,
wie er denn auch noch im Anhange derselben Brochure, die See-
höhe bei der Vereinigungsstelle des Omo mit dem Godjeb mW
1 100 m angibt und auf die Unmöglichkeit seiner Folgerung hinweist.
Beinahe gleichzeitig war die Expedition Teloki-Höhnel in diese
Gegenden gekommen, längs eines grossen See's nach Norden
wandernd. Zwei grosse Flüsse mündeten am Nordende in denselben.
Als die Theilnehmer an dieser Reise sich im Herbitte 188t> dazu
rüsteten, hatten sie ganz andere Gegenden als Foi^schuiigsgebiet ins
Auge gefasst gehabt, als jene, die schliesslich das Ziel bildeten;
Umstände die hier näher zu erörtern überflüssig ist, machten die
Route statt nach Westen nach Norden gehend. Ich thue dieses Um-
standes hier nur Erwähnung, um darzuthun, da^^s diese voTn ur-
sprünglich geplanten Reisegebiete so abgelegene liegend auch nicht
einem eingehenden vorbereitenden Studium unterzogen worden
war. Sämmtlicher Karten und Bücher waren wir gleich Anfangs
verlustig geworden; an Ort und Stelle konnten wir selbst nicht
einmal Vermuthungen über die Herkunft der beiden Flüsse
anstellen, und wurde unser lebhaftes Interesse dalür erst nach der
Rückkehr zur Küste befriedigt denn alle Auskünfte, die wir
an Ort und Stelle erhielten, reichten über einen Uniki-eis von 4Q^>l
nicht hinaus. Doch war es dann sofort klar, dass der Omo mit
dem östlicheren der beiden in den See sich ergiei^seaden Ströme dem
Nidnamm identisch sei, und so in die Augen springend. da.^s Capiliin
A. Cecchi, den wir bald darauf kennen zu lernen die Ehre hatten,
seine Omo-Djuba-Hypothese sofort fallen Hess und sicti der Wirk-
lichkeit anschloss. Ganz zweifellos wurde da,-^ P^actum durch
eine im Verein mit J. Borelli construirte Kartenskizze dargeüiari, in
welcher für seinen Theil in Ermanglung bereits von ihm berechneter
astronom. Positionen, die von d'Abbadie für Bonga und Saka an-
gegebenen eingetragen wurden. Die von diesen beiden Expeditionen
bestimmten äussersten Punkte stehen von einander in der Breite
mir um 50, in der Länge um 180 Seemeilen nb.
Nach allem dem ist der I^auf des Omo l>i-s auf eine kurze
Strecke bekannt, die Richtung dieser ist jedoch durch üherein-
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335
stimmende von beiden Reisen gebrachte Erkundigungen sichergestellt.
Der Omo entspringt in Limu Ennarea, in ungerähr 7^ 38' Nordbr.
und 37® 30' Ostlänge von Greenw., fliesst eine Strecke hindurch
nordwärts, dann über Ost nach Süden, welche Richtung er bis
zum 6^^ Nordbr. beibehält. In dieser Breite läuft er zwei Breiten-
^ade weit nach Westen, worauf er wieder südUch fliesst, um in
•den See in ungefähr 4® 50' N. und 35" 30' 0. zu münden.
Für seinen ungefähr 800 6^m langen Lauf verfügt er über ein
bedeutendes Gefälle von ca. 900 m, doch braucht er es zur grössern
Hälfte im Oberlaute auf und ergiesst seine dunkelbraunen Wässer
schliesslich mit einer Strömung von nur 1 Sm pro Stunde in
den See. Es ist meiner Meinung wahrscheinUch, dass er im noch
ungesehenen Theile seines Laufes einen kleinen See oder dgl. bilde.
Borelli erwähnt, dass der Schambara ein kleiner seichter über-
sehbarer See sein solle, mit einem Ausflusse an der Südwestseite.
Die Auskünfte, welche w'u* erhielten, waren in dieser Beziehung
unklar, ausserdem widerwillig gegeben ; der Basso hätte da, wo wir
waren, wohl ein Ende, und er hat auch dort sein Ende, docli wäre
noch weiter im Norden auch noch der See, also wohl ein See im
Zusammenhange mit dem Rudolf-See.
Uns machte übrigens die niedrige wohl von einzelnen ge-
birgigen Erhebungen unterbrochene Landschaft im Norden den
Eindruck, dass dergleichen dort gut möglich sei.
Dann schliesse ich aber, dass Schambara oder Schamburu ein
kleiner, dem Omo seine Existenz verdankender See sei, der fabel-
hafte Saraburu; unser Rudolf- See, der Bass der an seinem Nord-
Ende wohnenden Völker, der Basso narok der südlicher und östlich
nomadisirenden Burkenedjis jener auf älteren Karten figurirende
Boo- oder Bau-See sein müsse.
Basso, Bass will grosses Wasser, See bedeuten, dasselbe sagt
nach Cecchi Baro, Boo, Bau in der Sidama-Sprache.
Die Erkundigungen, die wir bereits seit 30 Jahren über diese
Gegenden besitzen und hauptsächlich im Norden derselben von
d'Abbadie, Leon d'Avanchers u. A. heimgebracht worden sind,
erwähnen sowohl von einem Samburu wie Bau- oder Boo-See.
Nach dem oben sowie eben (lesagten ist es ganz im Einklänge
damit, wenn wir vom Süden kommend, von einem Basso oder
Bass genannten See Nachricht bringen, jedoch nichts von einem
Samburu-See wissen. Die durch Wakefield aus dem Süden nach
Europa gelangten Nachrichten von einem Samburu-Seo brauchen
23*
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336
dabei nicht irre zu führen, da sie, obwohl die ihm von seinen de-
währsmännern mitgetheilte Route dahin eine Reihe von oft sogar
scherzhaften Lügen ist, auf unbewusster Mystification beruhen.
Die Burkenedjis nennen nämlich die von ihnen bewohnte
Gegend Samburu, ohne jedoch darunter einen See zu verstehen.
Den reizendsten Ort dieser Landschaft, die im allgemeinen wüste und
wasserarm ist, nennen sie Marsabit; es ist ein niedriges Bergland,
ungefähr 40 Sfn östlich des Njiroberges, Wasser kommt dort während
des ganzen Jahres vor, ebenso ein kleiner Sumpf oder See, der
Tummelplatz zahlreicher Flusspferde, der Vereinigungsort ebenso-
vieler Elephanten. Eine einzige Caravane ist bisher überhaupt in
diese Gegend gerathen Schon Dr. Fischer erwähnt ihrer. Es war
dies eine mehr denn 1000 Köpfe zählende Mombas-Caravane, die
im Sterbejahre des Zanzibar-Sultans Said Maijid 1869 -70, un-
gefähr zwei Tagereisen südlich von Marsabit lagerte und mit den
Eingeborenen im Verkehr stand. Dorthin selbst waren sie jedoch
nicht gegangen, sondern zogen zum Südfusse des Njiroberges, um
von hier südwärts heimzueilen. Damit ist erklärt, wieso Wakefield
zu Nachrichten von einem Samburu-See gelangte.
Ich wäre geneigt diese soeben entwickelte Ansicht, die also
die Existenz sowohl eines Schamburu, wie eines Boo- Bau- oder
Bass-Sees zur Folge hätte, als der Wirklichkeit entsprechend an-
zusehen. Zweifellos hat meines Dafürhaltens der neue Stefanie-
See mit diesen beiden nichts gemein.
Von den vielen Völkerstämmen, die Borelli als weiter im
Süden wohnend erkundet hat, finden wir drer, welche de facto
mit dem von uns Gesehenen oder Gehörten übereinstimmen. Es sind
dies die D(mjiros, die am Nord-Ufer des Stefanie-Sees wohnenden
Marle's sowie die ungefähr 50 Sm nordöstlich von diesen auf einem
hohen Berglande ansässigen Aro's.
Wenn die eine Frage nach dem Wohin eines Flusslaufes in
mehr wie plausibler Weise somit gelöst wäre, so müssen wir be-
züglich des Woher des zweiten, nahe westlich des Niänanim sich
ebenfalls in den See ergiessenden Stromes uns vorderhand noch
mit blossen Vermuthungen begnügen. Die Eingeborenen nennen ihn
Bass. Kein Mann unserer Caravane hat ihn gesehen, ebenso wenig
war Borelli in der Lage gewesen, auch nur von ihm zu hören. Im
Unterlaufe soll er ungeheuer breit, doch seicht und eine Strömung
kaum zu bemerken sein. Das dürfte jedoch nur von seinem
Mündungsgebiete, speciell während der Regenzeit, wenn durch das
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887
Steigen des Seeniveaus seine Wüsser zurüekgestaul werden, richtig
sein. Ein solches eventuelles Inundationsgebiet muss bei dem Aut-
bau jener (regend eine lange, schmale, meridional ' gerichtete Form
annehmen. Er tritt zwischen zwei Bergketten, die ungefähr 40^^*
nordwestlich vom Nord-See-Ende liegen, in die von uns überblickte
Gegend; auf unsere Frage, von woher er käme, erhielten wir stets
nur >faq< (weit) zur Antwort.
Betrachtungen über die relativen Soehöhen des Rudolts-See\s
und des NiFs, soweit dieser wenigstens in Betracht kommen kann,
die ich anstellte, um die Unmöglichkeit einer Verbindung zwischen
beiden nachzuweisen, brachten mich bezüglich des Bass-Flusses zu
einer Ansicht, die ich mir erlaube im Nachstehenden zu entwickeln.
Wir finden auf den Landkarten in der ungefähren Länge von
34 ' Ost Gr. und der Breite von 8" 20' N. ein von Schuver erkun-
detes und von ihm Haarlemer-See genanntes Becken : dasselbe soll
von einem Baro genannten Flusse gespeist werden, der im West-
hange des abyssinischen Hochlandes entspringt. Dar nach Westen
gerichtete Ausfluss des Sees soll dem Sobat und damit dem Nil
zufliessen. Nach Cecchi soll ein ebenso genaimter Fluss, dessen Ur-
sprung genau in das Nordende des Sees fiillt. dem abyssinischen Hoch-
lande entlang nach Norden und schliesslich in den Haarlemer See
fliessen. Meines Erachtens flacht jener Theil des Landes, welcher den
linken Nebenfluss des Sobat, den Djibbe aufnimmt, langsam von
Süden nach Norden zu ab, muss aber von der Gegend, in welcher er
den Sobat erreicht, nach Nord und Ost dem abyssinischen Hochlande
zu wieder ansteigen, da der Sobat aus jener Richtung, d. i. aus Nord
und Ost weitere Zuflüsse erhält. Nach ungefährer Rechnung ist
bereits die Mündungsstelle Djibbe-Sobal höher wie der Rudolfs-See
(472 w) gelegen, der sich östlicher befindende Haarlemer-See, im
wieder ansteigenden Lande gelegen, muss daher eine noch grössere
Meereshöhe haben. Ein aus dem absolut niedrigsten Theile dieser
Gegend kommender Baro kann daher wohl vom Haarlemer-See
südw^ärts fliessen, doch nicht umgekehrt, und vermuthe ich in
dem Baro Schuvers, dem weiteren nach Süden gerichteten Ausfluss
aus dem Haarlemer-See, dem Baro C^ecchi's, den Mittel- und Ober-
lauf des Bass-Flusses; ich weise ausserdem auf die gleiche Be-
deutung der verschiedenen Namen hin.
Zwischen dem Djibbe und diesem Baro mag eine flache
meridionale Wefle, die ebenfalls nach Norden zu abdacht und vom
Turkana- Berglande ausgeht, die Scheide bilden.
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a38
Wenn wir zum Schlüsse das geograpliisclie Uet^ammtre-^ullat
der beiden besprochenen Reisen überblicken, so inuss zugestanden
werden, dass bedeutende, bisher unbekannte (lobinlp der Wissen-
schaft durch dieselben zugeführt wurden. Die Vm-bindung zwischen
dem abyssinischen Hochlande und dem Süden ist beinahe liert^e-
slellt. Das topographische Kartenbild zeigt, wie sich die HöheazüjjR
wie ein Band, von der hervorragendsten Erhebung dieses Krdlheils
dem Kilimandjaro. nach Norden hin ziehen, eine colossale ErdklalUuig
umrahmend, in der wir eine lange Seenkette finden. Ks Ist dies ku-
gloich die Region der jüngsten vulkanischen Th;Uigkeit in Afrika.
Westlich und östlich von diesen Erhebungen, die sich wie eine
Schranke zwischen den Nil und den Ocean legeiL dacht das [.and ab.
Ein später auf Basis weiterer Reisen aus^oführles Kartenbild
wird diesen Gesammt-Eindruck wenig beeinfUissen. denn eine
ziemlich gleichförmige, verhältnismässig wasserarme l^egion ohne
bedeutend hervorragende Bodenerhebungen scheint sieh nach Osten
zu bis zum Meere bin aaszudehnen.
Zur Hypsometrie des südtirolisehen Hoehlandes
und der Venetianer-Alpen
von Dr. Carl Diener.
Durch das liebenswürdige Entgegenkommen der Direction des
k. k. Militär-Geographischen Institutes in Wien sind bereits eine
Reihe von alpinen Zeitschriften in den Stand gesetzt worden, ihren
Lesern über einige Ergebnisse der vor zwei Jahren begonnenen
Reambulirung von Tirol Mittheilung zu machen.') Durch die freund-
liehe Vermittlung des Schriftleiters der Publicrttionen des Ckib
Alpino Itahano in Turin, Herrn Dr. Scipione Cainer. bin ich ferner
zur Kenntnis einer Liste von Höhencöten gelangrl, die bei den letzt-
jährigen Aufnahmen des königl. militär-geographiscfien Institute.^
ermittelt wurden und auf den noch unpublicirten Blättern ti. 7. 18,
H3, 11, 12. 13, 22 und 2^ der .,Tavolette" der Carla d'Jtalia ent-
halten sind. *^) Unter den jener Neuaufnahme unterzogeüen Gebieten
') Oesterreichische Alpen-Zeitung 1888, p. 161. (^cslerr. Tounslen-Zeiiuni^
1889, p. 67 und 127. Mittheil. d. Deutschen und Gestern Alpen-Vereins IS^,
p* 157. Alpine Journal 1889, p. 252 u. 327.
2) Seither veröffenUicht in der Oesterr. Alpen-Zeitung I88i^ p. VA3 und
Rivista mensile del Cluh Alpino Itahano 1889, Nr. 5, p, 135.
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3118
i^it ^ insbesondere das sfldtirolische Hochland mit den
anschliesisenden Venelianer Alpen, in welchen die bisherigt*n
Anschauungen über die Höhetiverhältnisse einzelner Gipfel und
sf^lbst ganzer Gebirgsgruppen einschneidende Aenderungen erfahren
hal>en.
Da einerseits einft kritische Würdigung der neu ermittelti^n
Höhsncoten im ZiisamnionliaDSiP mit den älteren, vielfach lückeii*
halten und sciiwankenden Angaben bisher unterblieb, der Gegen-
stand andererseits jedoch als ein solcher eminent landeskundlicher
Art vor das Fortim feiner österreichischen geographischen Gesell-
sthalt mit Recht zu gp'hßren sctieint, dürfüe es sich wohl verlohnen,
die durch die VerofTentlicliimg jener Ergebnisse bewirkten Ver-
ändeningeu in unseren Vorsl (Ölungen über die Hypsometrie dos
f^üdtirülischen Hochlandes einer kurzen Betrachtung zu unterziehen.
kh ein weiteres Argument für die Rechtfertigung der Publication
i]H nachfolgenden Miltheilunjzen an dieser Stelle mag noch dor
Timtand angeführt werden, dass weder die Herausgabe dtsr
r^ambulirten BUUler der österreichischen Special-Karte von Tir ^
noch Jene der den venetiani:^x'hen Antheil des Grenzgebietes um-
lassenden ./favolette^' der C^irta d' Italia in nächster Zeit bevorsteht
ßezügheh der (iruppirung der Unterabtheilungen des süd-
Lirolisrhen Hochlandes folge icli irn grossen Ganzen der von A. Böhm ^)
Yorge.^ch!agenen Eintheitung und trenne nur zur Erleichterung der
Orientining von den Ampezzaner Alpen (im Sinne dieses Autorsj
noch die Sextener Dolomiten durch die Tiefenfurche Rienz--
Mesurina-See — Änzifi-Thah und von dem Badioten-Hochlande die
Ag 0 r d i ü i s c h e n Alpen, durch die Furche Pettorina — Pescul —
Sap Vito als selbststündige Untergruppen ab.
I, Südtirolisohes Hochland.
a) Cirna d" Asta-Gruppe.
Oesterr. Aufnahme*
Cima d' Asta , . , 2848w
Kreuzspitze . . . , . , 2491
6) Fassaner Dolomiten.
J. Lfttemar- Gruppe.
Uleaiar , . . . . 2846 w
IWta della Valsorda (Reiterjoch) 2754
*) ..EintheiluJig der OsUlpen. ■ Geogr Abhandlungen von Prof. A. Penck*
l Band, :i mt, p, 451 ff.
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ato
2 Marmoloda ■ Grupp f
Mannolada di Penia
Pizzo Sfirauta .
Piinta di Valfredda
Reraula Ostspitze .
Mittelspitze
Piinla dell' üomo
M. Aloch (Paule)
Coi Mar^herita . .
M. Ailo
Pala- Gruppe.
Cima di Vezzana .
<:imon df?]la Pala .
Cima di Fiocobon
Pala di San Martino
Cima di Fradusta .
M. Mulaz . . .
Cima di Pradidali
M. A^n^r . . .
Cima di Canali
flroda tirande . .
8asE? Maar
Fizzo di Miel (Punta d' Angoraz)
Roaella . . ...
Cima di Ball ...
Coston di Miel (Cima Gesurette)
Cima di Pape
,. ^, Cimerlo
Fiol della Rosetta ...
Pa^so dellu Val di Roda . .
,. di Ball
lUil. Oeslerr.
AulViahme,
3344 3345
. 3037 ~
. 3ÜÜ0 "
, 2963
2943 -
. - 2^01
2694 ^
2559 —
. 2545 —
ILal, Opsterr.
Aufnahme.
3194 3lül
. — 3186
, 3056 —
, — 2996
. 2941 2930
, 2906 -
. — 2888
2874
. 2846 —
. 2839 —
. ^ 2816
2776
2744 2740
2693
. 2618 -
2594 —
, — 2499
— 2469
. — 2568
, — 2450
c) Badiotisches Hochland.
Kesselkogel (Rosengarlen-Gnippe)
Dirupi di Larsec
Langkofel . .
Süd^pitze des Langkofel . . .
Langkofeljoch
llal. Oesterr,
Aufnahme,
3002
~ 2766
— 317Ö
— 308^
— 26ö3
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841
Fünffingerspitz *)....
Grohmannspitze ^
Punta di Plan de Sass ')
Plattkofel - ....
Puflatsch
Sas Rigais
Furchetta | (««i^^lerspitzen)»)
Champanil de Ferm^a . . .
Thorkofel (Sas de la Porta) . .
Wasserkofel (Sas da PEga)
Kanzeln (Höchste Spitze)
Tschirspitzen . .
Puezspitze
Monte Boe (Sella-Stock) . . . .
Mesules
Sellaspilze .
Peitlerkofel
Co! di Lana .
Monte Padon
d) Agordinische Alpen.
—
2JJ97
—
:k)10
-^
2995
—
2970
—
1>176
—
3027
—
3()i7
' —
2H67
—
2£J7Ü
—
2940
—
2805
—
2bm
—
2673
—
3152
—
2976
—
2814
--
2^127
2464
2511
—
Itai Oesterr
Aufnahme,
3169
^^
Monte Pelmo
.. Penna 2196 —
., Rite 1978
„ Punta 1952 —
,, Civetta 3220
., Moiazza 2866 —
., Moiazzetta 2728 —
,, Framont . 22iU —
Pizzo Zeel 2037 —
Crep de Dont 1641 —
e) Ampezzaner Dolomiten. ItaL Oesterr.
Äurnahrijc.
Seeköfel - 2810
Conturines^piLze ... . — 3064
Heiligenkreuzkolel — 2911
') MitlheiU d. Deutschen und Oesterr.-Alpen- Vereins, 1888. p. 20:1
») Zeitsdlr. d. ,, „ „ „ „ 1888, p. 377. iT
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342
Ilal. Oesterr.
Aufnahme
Gr. Lagazuoi-Spitze . — 2779
Tofana di Mezzo - 3241
Croda tu Forniin 2716 —
Monte Carnera 2G59 —
.. Niivolau 2648 —
,, VmselsL 2594 —
Pizjto del Corvo 2384 —
Monte KoanL (Col Poima) 2255 —
Punta di Sorapis.s 3206 3202
Croda Malcora 3155 —
di Banco 2151 —
Anlelao 3263 -
Monte Ctriardorona 2588 —
Crt^da di San Pietro . . . 2260 —
Punta dl Froppa (Marmarole) 2933 —
Zweite SplUe der Marmarole 2841 —
Croda Alta (di Somprade) 2646 —
Corno del Doge . 2615 —
Crodc di Ciastelins 2603 u. 2503 —
Monte Medncce ... 2404 —
^ „ Uten 2244 -
„ Cmtallo^ 3153 3199
Piz Pupena — H143
f) Sextener Dolomiten. ital. Oesterr.
Aufnahme.
Grosse Zinne 3000 3003
Monte Carnpedelle . . , . 2346 —
,, Piano 2325 2313
■^ Carnpoduro 2245 —
Fllfcrkofel — 3115
Zwiillerkolel 3095 3092
Oberljadiern?^pitze — 2675 |
Hodibrunnei-sehneide . 3093 — f
Col dei Bagni . 2984 —
Monte Cengia 2560 —
„ Najarnola . - ► 2457 —
') Moglicherw^eise bezieht sich die Cöte 3153 der itaheni scheu Auf-
iiahrriff auf dfin Piz Ptipena und nicht auf den Monte CristaUo
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M
■-mfjs^
343
Die durchgreifendste Aenderung erfahren unsere bisherigen
Vorstellungen über die hypsometrischen Verhältnisse des süd-
tirolisehen Hochlandes durch die mitgetheilten Ergebnisse der Neu-
aufnahme in Bezug auf die l*ala-Gru ppe. Durch die älteren
Aufnahmen für die österreichische Special-Karte waren nur die
Höhen für die Cima di Fradusta zu 2927 m und die Rosetta zu
2738 m aul trigonometrischem Wege ermittelt worden und durften
somit gerechtfertigten Anspruch auf Vertrauenswürdigkeit erheben.
Allein selbst in Bezug auf diese beiden Punkte erhoben sich später,
Zweifel, ob die bezeichneten Cöten auch in der That den genannten
Spitzen oder aber nur untergeordneten Erhebungen entsprechen
So glaubte Euringor'j die Cöte 27o8m aul den durch die Neu-
aufnahme zu 2469m bestimmten Fiol(Figlio) della Rosetta beziehen
zu sollen und gab ferner der Meinung Ausdruck, dass in der österr.
Special-Karte zwischen Fradusta und Cima di Canali eine Ver-
wechslung unterlaufen sei und dass die Cöte 2i)70 sich auf den
ersteren Gipfel beziehe. Ueber die wahre Position der Cima di
Canali sind seither durch B r e n t a r i und M a r i n e 1 1 i '^ Autklärungen
gegeben worden und erscheinen die Angaben der alten Special-
Karte mit 2927 m für die Fradusta und 2738 m für die Rosetta den
obigen Zweifeln gegenüber nunmehr gerech (fertigt.
Viel grösser noch war die Verwirrung, die in Bezug auf die
Höhenverhältnisse der eigentlichen Culminationspunkte der (iruppe
herrschte. Im Jahre 1864 veröffentlichte zuerst Pechmann^) eine
Sammlung von Höhencöten derselben, die fast ausnahmslos von den
Katastralvermessungen in Tirol herrührten. In dieser Liste figurirten
die Pala di San Martino mit 3343 w, der Cimon della Pala mit
3243 m, der Pian di Campido mit 3172w und die Cima di Vezzana
mit 3131m. Diese Angaben wurden von Trinker*) wiederholt und
später in Folge der Intervention des bekannten engUschen Alpen-
forschers Tücke tt''*) nur insofeme berichtigt, als eine Verwechslung
') G. Euringer: „Die Pala-Gruppe", Zeitschr. d. Deutsch, u. Oesterr.-
Alpen-Vereins. 1884, p. 312.
«) Boll. del Club Alpino Italiano, 1886, XX, p. 157, 159 u. 165.
') Pechmann: „Notizen zur Höhen- und Profilkarle, nebst dem Ver-
zeichnisse der trigonometrisch bestimmten Cöten von Tirol u. Vorarlberg".
Mittheil. k. k. Geogr. Gesellsch. 1864, p 228.
*) Trinker: „Misurazioni delle alte^ze nella provincia di Belluno e
nella regione confinante". Torino, Cassone 1868 und Jahrb. d. Oesterr. Alien-
Vereins. 1S65 (l). p. 162 u 171.
^) Hochalpenstudien, Leipzig, 1874. 11, p. 143.
L
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344
der Güten für Cimon della Pala und Pala di San Martino angenommen
wurde, da an der Superiorität des ersteren Berges für Kenner der
Gruppe kein Zweifel obwalten konnte. ^) Wohl brachte das bald
darauf zur. Ausgabe gelangte Blatt der Special-Kartt die Cöte :522u
für den Cimon della Pala, doch stiess diese Angabe allenthalben
auf Widerspruch. Nach Merz ba eher*) ist dieselbe ,,ein Irrthum.
welcher davon herrührt, dass die gemessene und eingezeichnete
Höhe sich nur auf den vorderen, von Rolle aus sichtbaren (liplel
bezieht, welchen vermuthlich die Vermessungsingenieure für den
höchsten hielten, während der hintere, mehr als 1 00 m höhere, eigent-
lich eCiipfel als gar nicht gemessen erscheint." Desgleichen behauptet
Meurer, ') dass die Cöte 3220 sich nicht auf die höchste Spitze
beziehen könne und vielmehr das Ergebnis der Katastralvermessung
zu 3343 wi der Wahrheit näher zu kommen scheine. Auch Eu ring er
(1. c. p. 307) theilt diese Ansicht und noch im Jahre 1886 hält
Professor G. Marinelli'*) die bei Gelegenheit der Katastralver-
messung ermittelte Cöte 33\3m für die am meisten vertrauenswerthe.
Während somit der Cimon della Pala bisher den Rang des zweit-
höchsten Gipfels der gesammten Südalpen behauptete, reducirt das
Ergebnis der Neuaufnahme (3l8Gw) die Höhe desselben um mehr
als loOw, derart, dass er von nun ab unter den Culminations-
punkten des südtirolischen Hochlandes erst an neunter Stelle
rangirt.
Sogar innerhalb der Pala-Gruppe selbst muss der Cimon
della Pala den Rang des culminirenden Gipfels nunmehr an die
Cima di Vezzana abtreten. Die alte Special-Karle halte für diese
gewaltige Felsspitze die Höhencöte 306 Iw, eine Angabe, die von
vorneherein den Stempel der Unrichtigkeit an yich Irug, da ao!
dem gleichen Blatte die Einsattlung des Passo di Travignolo (zwischen
Cimon und Vezzana) mit 3129m cötirt war. \n V^chmann's
Liste (1. c. p. 316) erscheint der Berg mit 3131 w verzeichnet
Eine ältere Katastermessung ergab 3317m, womit eine Aneroid-
messung von Professor Frischauf zu 3293/« nahezu überein-
stimmte. Englische Alpinisten, wie Tucker'') und Coolidge*)
') Trinker, Jahrb Oesterr. Alpen-Ver. 1806 (\\.\, p. 29S.
*) Zeitschr. d. Deutsch, u. Oesterr Alpen-Vereins 1878, p. 52,
») Meurer, Oesterr. Alpen-Zeitung, I, 1879, p Ihß
*) Marinelli e Brentari: „Pale di San Martine»*' BoUetlmo del
Club Alpino Italiano 1886, p. 163—173.
^) Alpine Journal VII, p. 63.
«) iVlpine Journal VI 11, p. 115.
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1345
welche die Pala-(iruppe um die Mitte des vorigen Deeenniums
besuchten, wiesen zuerst auf die bedeutende relative Höhe der
Vezzana hin. Auch Euringer hält die Vezzana und den Gimon
für nahezu ebenbürtig, während Merzbacher einen Höhenunter-
schied vom 50 wi, M eurer gar eine solchen von mindestens 100 w
zu (iunsten des Cimon vermuthete. Für Kenner der Pala-Gruppe
konnte das Ergebniss der Neuaufnahme, durch welches die Mit-
theilungen der englischen Reisenden bestätigt wurden, kaum eine
besondere Ueberraschung bieten und mit Recht durfte Coolidge')
im Hinblick auf dasselbe aussprechen, dass »gute Augen am richtigen
Orte sich in diesem Falle als vertrauenswerther erwiesen hätten^
als die mangelhaft durchgeführten Aufnahmen der alten Landes-
vermessung. <
Eine sehr bedeutende, jedoch gleichfalls nicht unerwartete
Erniedrigung erfahrt auch die Pala di San Martino durch dief
Neuaufnahme der österr. Special-Karte von Tirol. Auf älteren Aus-
gaben der betreffenden Blätter der Sp.-K. (Zone 20, Col. V. und VI.)
findet sich der Name dieses charakteristischen, in der alpinen
Literatur seither zu einer gewissen Berühmtheit gelangten Berges
an falscher Stelle eingezeichnet. In Wahrheit bezieht sich nämlich
die Cöte 3054 auf die Pala di San Martino, obwohl der mit dieser
Cöte bezeichnete Punkt, den Meurer (I. c. p. 186) mit der Cima
di Ball identificirt, keineswegs genau an der richtigen Stelle ein-
getragen ist. Nachdem man für den Cimon die bei der Katastral-
vermesssung ermittelte Höhe von 3343 t» als zuverlässig angenommen^
griff man nun auch für die Pala auf die ältere Cöte 3244 m zurück^
obwohl die üblen Erfahrungen allein schon, die man in anderen Theilen
der Südalpen mit den Katastermessungen in Bezug auf Gipfelpunkte
gemacht hatte, zur Vorsicht hätten mahnen sollen.^) Statt von den
auf trigonometrischem Wege mit Sicherheit ermittelten Cöten für
Rosetta und Fradusta auszugehen, nahm Meurer, auf dessen Auto-
rität hin die Cöte 3244 m für die Pala in die alpine Literatur Ein-
gang fand, die Cöte 3054 m, die er der (damals überhaupt nicht ge-
messenen) Cima di Ball zuschrieb, zur Grundlage und konnte somit
aus der beiläufig 250 m betragenden üeberhöhung der letzteren durch
die Pala di San Martino, für diese selbst die Zuverlässigkeit von
Trinker's Angabe folgern. Die auffallende DifTerenz zwischeif der
angeblichen Höhe der Pala von 3244 m und jener der Rosetta
V) Alpine Journal XIII, 18^8, p. 61.
*) Vergl. Grohmann, Zeitschr. d. Deutsch. Alpen-Verein 1870. p. ')(..
L.
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346
(-^738w), die . dem Augenschein durchaus widersprach, war bei
Kennern der Gebirgsgruppe stets der Gegenstand des Zweifels, wenn
gleich demselben in der Literatur von keiner Seite entschieden
Ausdruck gegeben wurde').
So sind Cimon della Pala und Pala di San Martino durch
die Neuaufnahme um 180 w, beziehungsweise 250 w niedriger er-
wiesen worden, als es den bisherigen Anschauungen entsprach;
ja die letztere Spitze * ist sogar ihres Ranges als dritthöchste Er-
hebung der Pala-Gruppe entkleidet worden und an ihre Stelle die
(rüher fast unbeachtet gebliebene Cima di Fiocobon (3056 m) ge-
treten. Von den Hochgipfeln des Hauptzuges der Gruppe bleibt
nunmehr nur noch der Pian di Campido ungemessen. Pechmanns
Liste gibt für diesen Berg 3172 m, was jedenfalls viel zu hoch ge-
griffen ist, da nach Merzbache r's ürtheil die Cima di Fiocobon
denselben überragt. Merzbacher hält den letzteren für 350 m niedriger
als die Vezzana, was einer Höhe von 2850 m entsprechen würde.
Keinesfalls nimmt der Pian di Campido, wie in Pechmann's Ver-
zeichniss, den dritten, beziehungsweise vierten Rang unter den Er-
hebungen der Gruppe ein.
Auch für den Sass Maor, die zierlichste und kühnste Gestalt
unter den Gipfeln der Pala-Gruppe hat die Neuaufnahme die Zu-
verlässigkeit des Ergebnisses der Militär - Mappirung zu 2812m
gegenüber der älteren Katastermessung zu 2536 m ergeben. Die
letztere Cöte, die von M eurer (l. c. p. 183) acceptirt wurde, be-
zeichnete schon 0. Zsigmondy als irrig, indem er die Höhen-
differenz zwischen dem Sass Maor und der Pala di San Martino
auf höchstens 200 m veranschlagen zu dürfen glaubte *).
Die Ehre des Culminationspunktes in dem östlichen Zuge
der Pala-Gruppe fällt nunmehr dem Monte Agn^r zu. Die Superio-
rität dieses Gipfels gegenüber der Croda Grande hat schon Euringer
betont. Das Ergebniss der italienischen Mappirung, 2874 m, stimmt
sehr gut mit der alten trigonometrischen Aufnahme von Fuchs')
zu 2878m imd einer Aneroidmessung von C. Tom 6*) zu 2885m.
^) Dass die Cote 3054 wi nicht der Cima di Ball entsprechen könne-
hat übrigens schon Euringer (1. c. p. 317) betont. Seine Aneroidmessung
'^) Oesterr. Alpen-Zeitung 1883. p 269.
•') W. Fuchs: »Die Venetianer Alpen« Wien Rohrmann 1871. cit. n.
Marinelli (1. c).
*) Marinelli 1. c. p. 178.
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347
Die zweithöchste Erhebung des Ostzuges bleibt die Croda Grande,
2839 m. Sie ist keineswegs identisch mit dem Sasso di Camp,
2872 w. der österr. Special-Karte, überragt vielmehr nach E u r i n g e r's
Angabe (1. c. p. 331) den letzteren beträchtlich an Höhe.
Auch die mittlere Höhe des merkwürdigen Hochplateaus der
Pala-Gnippe stellt sich nach den Ergebnissen der Neuaufnahme den bis-
herigen Anschauungen entgegen, als erheblich niedriger heraus. Der
Passo della Val di Roda (Passo di Pradidali) z. B., den E uri nger zu
2700 m bestimmte, erfährt durch die Rearabulirung eine Reduction
um 130 m. Dass im Zusammenhange damit die von Euringer
(1. c. p. 281) ermittelten orometrischen Werthe der Gruppe
gleichfalls einschneidende Aenderungen erleiden müssen, braucht wohl
nicht weiter ausgeführt zu werden.
Nächst den Gipfeln der Pala-Gruppe erfährt der Culminations-
punkt des südtirolischen Hochlandes, die Marmolada, die be-
deutendste Erniedrigung, ohne gleichwohl dadurch ihres Ranges
verlustig zu gehen. Die österr. Sp.-K. enthält für die Marmolada
die Cöte 3494 m, die jedoch nicht von der Militär-Mappirung,
sondern von der Katastralvermessung herrührt. Schon Trinker
gab daher der trigonometrischen Bestimmung von Fuchs zu 3324m
und der barometrischen Messung von P. G rohmann') zu 336üm
den Vorzug und entspricht das Resultat der Neuaufnahme aus dem
Jahre 1883 fast genau dem Mittel aus den beiden angeführten Bestim-
mungen. Allerdings ist, wie Bo e h m ^) mittheilt, zu bemerken, dass die
neue Messung sich nicht auf den höchsten (Schnee-) Gipfel, sondern
auf die benachbarte Felsspitze bezieht. Im Jahre 1883 war der Schnee-
gipfel, dessen Höhe variirt, um 14 m höher, als der trigonometrisch be-
stimmte Punkt, kam also mit 3359m der Messung Grohmann's
nahezu gleich.
Für die zweithöchste Erhebung der Marmolada-Gruppe, den
Vemel (3197 m)^) ist eine neue Messung bisher nicht verlautbart
worden, doch dürfte, dem Augenscheine nach zu urtheilen, diesem
(lipfel sein bisheriger Rang schwerlich bestritten werden. Desgleichen
dürfte auch dem Sasso di Vernale die auf der Sp.-K. vindicirte
')Grohmann: »Wanderungen in den Dolomiten« Wien, C.Gerold
1877. p. 323.
^} »Eintheilun^ der Ostalpen« p. 461.
') Die zweite Sjütze der Marmolada (Marmolada di Ro(ca)(:]2J()W? Groh-
oianö,i und eine dritte Spitze derselben (3il2»i) nicht als selbstständige Gipfel
h-trachtet.
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»48
Köhe vnii 3142 w erhalten bleiben. Der Pizzo di Serauta'), durch
die italienische Neuaufnahme zu 3037 w bestimmt, ist vom Kaiaster
TAX 3n:i3 ^fi gemessen worden, doch findet sich auf den älteren Blättern
der OüBLerr. Special-Karte nicht einmal der Name desselben.
Der Sa^rfo di Valtredda erfährt eine kleine Erhöhung (von 298(3 m
au( :i(K*Om), die Punta dell' Uomo eine Erniedrigung von 2832m
aal 280 Lw. Es steht dieses Ergebniss im vollen Widerspruch mit
M f^ r / b a c h e r's ^) Angaben, der die Punte delf Uomo mittelst
einer A neroidmessung zu 3060 m bestimmte und ihre Bedeutung
alB ('.üliiiinationspunkt des gegen das Pellegiino-Thal vorspringenden
AsteH ( Fuchiada-Zug bei E. v. Mojsisovics ^) mit den Worten
cliaraktorisirt: »Es ist dies der vierthöchste Gipfel des ganzen
<}ebirges und auf weit und breit hat er überhaupt keinen Neben-
buhler an Höhe, so dass er die ganze südliche Gnbirgswelt voll-
kuitinnHi beherrscht.«
Von den übrigen Kalkstöcken der Fassaner Alpen erfährt noch
dt^r L u l ft m a r eine nicht unbedeutende Erhöhung seines culminiren-
ihm (iifHels (von 2792 auf 2846 m).
in der Rosengarten-Gruppe ist durch die neue Messung
d^p Dirnpi di Larsec zu 2766 m die räthselhafte Cöte 3172m auf
d*^r Special-Karte endgiltig beseitigt worden. Dagegen ist die Frage,
ob (ItMu Kesselkogel oder der Rosengartenspitze die Ehre der höchsten
Krhüfjun^ in der genannten Gruppe zukomme, noch immer unent-
öcliie<ien, da zwar für den ersteren eine neue Massung (3002«
Megen 2W2m der älteren Aufnahme) vorliegt, für die Rosengarten-
t^jjilxo Zugegen eine solche bisher nicht bekannt gegeben wurda
Die Schätzung von Tucker*), der eine üeberhöhung des Kessel-
kogeb ilurch die Rosengartenspitze um 50 bis .60 m annahm, ist
seither als irrig erwiesen worden. Minnigerode •'^) hielt auf Grund
einer lail dem Nivellirrohr vorgenommenen Beobachtung den Kessel-
kugel für den höheren Gipfel, während Merzbac her'') zu einenfi
' ) Dies ist G r o h m a n n's und M e r z b a c h e r^s Schreibweise. Dr. S.
CuMiür (Jagegen schreibt Seranta (l. c. p. 138).
^i ü. Merzbacher, Zeitsc.hr. d. Deutsch, u. Oesterr. Alpen- Vereins.
18811, |j. :iix*,
'j E. V. Mojsisovics: »Die Dolomit-RifTe von Südtirol und Venetien«.
WifiL A Holder lbT9, p. 368.
') Alpine Journal III. p. 301.
'*} M innige rode. Zeitsch. d. Deut-sch. u. Oest. Alpen- Vereins 1882. p. 136.
"j (L Merzbacher: »Zur Topographie der Rosengarten-Gruppe« ibii \
1^84 p, :i70.
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349
entgegengesetzten Ergebnisse gelangte. Die Original-Aufnahme der
Sp.-K. hat iür die Rosengartenspitze (unter der Bezeichnung Monte
Alto di Cantenazzi) die Cöte 2977 w. Jedenfalls ist der Höhenunter-
schied zwischen den beiden Gipfeln nur ein geringer.
In der Langkofel- Gruppe sind die Cöten für den Lang-r
kolel (3178 w gegen :>179wi) und Plattkofel (2970 ;w gegen 2956 w)
fast unverändert geblieben. ') Sehr bedeutend erniedrigt erscheint
dagegen die Grohmannspitze, die bisher auf der Sp,-K. mit 8i74m
figurirte. Nach dem ürtheile genauer Kenner der Langkofel-Gruppe
kommt diese Angabe, derzufolge die Grohmannspitze dem Lang-
kofel um 168 w (gegen 5w der alten Aufnahme) nachstehen und
den Plattkofel nur um 40 w überhöhen würde, der Wahrheit ohne
Zweifel bedeutend näher, doch scheint die Erniedrigung der Groh-
mannspitze auf 3010 m einigermaassen übertrieben und die letztere
vielmehr zwischen Langkofel und Plattkofel beiläufig die Mitte zu
halten.^)
Eine ähnliche Erniedrigung wie die (irohmannspitze erfahren
auch die im Norden des Groedener Thaies aufragenden Geissl er-
spitzen. Die Special-Karte hatte für den Sas Rigais, die westliche
Geisslerspitze, die Cote 3182 m ; die nese Messung hat für denselben
die gleiche Höhe wie für seinen östlichen Rivalen, die Furchetla,
nämlich 3027 w, ergeben. Eine eingehende Discussion der übrigen
zahlreichen Höhencöten aus den Groedener Dolomiten findet man in der
vortrefflichen Monographie der Groedener Dolomitgebirge von Prof.
Dr. K. Schulz,*) auf welche, um die dort in einer allgemein leicht
zugänglichen Publication mitgetheilten Ausführungen nicht wieder-
holen zu müssen, diesbezüglich verwiesen werden mag.
Die Höhe des Culminationspunktes der Sella- Gruppe, des
Monte Boe (3151 m Sp.-K.) hat durch die Neuaufnahme keine Ver-
änderung erfahren. Der Peitlerkofel ist durch die Reambulirung
von 2874/« auf 2827 m erniedrigt worden.
In den Agordinischen Alpen erregt vor Allem das Er-
gebniss der Neuaufnahme für die Civetta das Interesse. Für diesen
Berg galten bisher die trigonometrische Messung von Fuchs zu
*) Für den Langkofel kommt die barometrische Messung von Grob mann
mit 3195 m (Zeitsch. d. Deutsch. Alpen-Yer. I. Hft. 3, p. 408.) diesem Resultat
sehr nahe.
2) Oesterr. Alpen-Zeitung 1888. p. 195.
') K. Schulz: »Die Groedener Dolomitgebirge«, Zeitschr. d. Deutsch, u.
f)esterr. Alpen-Vereins 1888. p. 377 ff.
Milth. 4. k. k. Geoffr. (Jes. Ift89 li n. T. 24
L
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850
3188 /w und die barometrische Bestimmung von G rohmann zu
3176 iu als die verlässlichsten. Durch die italienische Neuaufnahme
wird nunmehr die Civetta mit '6220 m zu dem Range der viert-
höchsten Spitze des südtirolischen Hochlandes erhoben. Dagegen
ist die gleichfalls von Fuchs herrührende Cöte 3162m für den
Monte Pelmo fast unverändert geblieben. Alle übrigen Messungen
in den Agordinischen Alpen beziehen sich auf Punkte, für die solche
bisher überhaupt nicht vorlagen.
In den Ampezzaner Dolomiten erfahren die Höhencöten
der gegen das Emneberger-Thal vorgeschobenen Randgipfel des
Fannes-Plateaus, Heiligenkreuzkofel (29 1 1 m gegen 2905 m) und Con
turines-Spitze (3064 w gegen 3073 m), desgleichen Gr. Lagazuoi-
Spitze (2779 m gegen 2764 m) Pragser Seekofel (2810m gegen 2808 m)
Nuvolau (2648 m gegen 2649»/) und Gusela (2594 m gegen 2593 m)
keine nennenswerthen Veränderungen. Für die Hochgipfel des Thal-
beckens von Cortina d'Ampezzo erweisen sich Grohmann's baro-
metrische Bestimmungen, die bisher als die am meisten vertrauens-
würdigen mit Recht angesehen wurden, als im allgemeinen etwas
zu hoch gegriffen. Den ersten Rang unter den Hochzinnen des Boite-
thales behauptet, wie bereits Groh mann im Widerspruch mit
den Angaben der Sp.-K. betonte, nunmehr der Anteiao. Gegen-
über der älteren Aufnahme zu 3253m und der Messung von (iroh-
mann zu 3320 m hat die neue italienische Aufnahme die Höhe von
3263 m für denselben ergeben. Den zweiten Rang erhält nunmehr
die Tolana di Mezzo mit 3241m, die mittlere und höchste Spitze
der dreigipfeligen Tofana, der die Original-Aufnahme der österr.
Sp.-K. die Cote 3237 zugetheilt hatte, während Grohmann dieselbe
zu 320y m mass. Für die beiden anderen Tofanaspitzen liegen neuere
Messungen nicht vor. Die nördliche, Tofana di Fuori, erreicht
nach der Katastralvermessung 32r)3m, nach (Trohmann 32ö3m.
Man wird sie im Vergleiche mit Tofana di Mezzo auf 3235 m ver-
anschlagen dürfen. Eine ähnliche Höhe weist vermuthlich auch die
südliche Spitze, Tofana di Razes, auf, deren Höhe die Sp.-K. mit
3215 m verzeichnet, Grohmann hingegen zu 3267m bestimmte.
Erst der dritte Rang fällt der Sorapiss mit 3206 m, beziehungsweise
3:?02m zu. Die ausgezeichnete Uebereinstimmung der österreichischen
und italienischen Messung lässt keinen Zweifel an der Richtigkeit
der ZifTer zu. In Frage kann allerdings kommen, ob wirklich
der höchste Gipfel dieses gewaltigen Berges gemessen wurde, der
dem Augenscheine nach sich dem Anteiao beinahe ebenbürtig
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351
zeigt und insbesondere den Monte Cristallo um mehr als blos
3 bis Im zu überragen seheint, wie dies nach den Resultaten
der Neuaufnahme der Fall sein müsste. Die alte Katastralvermes-
sung hatte für diePunta diSorapiss dieCote 8291 w. G rohmann
ermittelte auf Grund einer sehr sorgfältigen barometrischen Messung
die Höhe derselben zu 8310 m'). Wenn man die Verlässlichkeit der
übrigen Angaben Grohmanns in Erwägung zieht und in .Anschlag
bringt, dass keine seiner sonstigen barometrischen Messungen sich
um mehr als 50 m von den Ergebnissen der neuen Mappirung ent-
fernt, weitaus die meisten aber auf zehn bis zwanzig Meter sich
den letzteren nähern, so muss die angedeutete DifTerenz von über
100 w umso mehr befremden und möchte man beinahe versucht
sein, die obige Frage eher in verneinendem Sinne zu beantworten.
Es folgt sodann an vierter Stelle der Monte Cristallo. Auf der
Original-Aufnahme der österr. Special-Karte sind, wie (i r o h m a n n
(1. c.p. 20(3) gezeigt hat, die Höhencoten für den Monte Cristallo und
Piz Popena verwechselt worden und kiime dem ersteren sonacli
die Höhe von 3260 w, dem letzteren jene von 8231 /w zu. Die Neu-
aufnahme erniedrigt nunmehr den Cristallo um 61m, den Piz
Popena um88»w. Auf den letzteren und nicht auf den Monte Cristallo
dürfte sich höchst wahrscheinlich auch die durch die italienische
Neuaufnahme ermittelte Cöte 815;") m beziehen.
Für die Croda rossa — :^>148w nach der Original- Aufnahme
der Sp.-K. — liegt *^ine neue Messung nicht vor.
Von besonderem Interesse, weil vollständig neu, sind die von
der italienischen Mappirung für den wenig bekannten Gebirgsstock
derMarmarole ermittelten Höhencoten. Für die höchste Erhebung
derselben, Punta di Froppa, lag bisher nur eine halbtrigonometrische
Messung von G roh mann zu 8129 w vor, die Grohmann selbst
(1. c- p. 20,>) als keineswegs auf (ienauigkeit Anspruch erhebend
bezeichnet. Die Neuaufnahme zeigt, dass die Schätzungen der Höhen
jener Gruppe zumeist sehr übertrieben ausgefallen sind. Bezüglich
des in dem Verzeichnisse angeführten Cornö del Doge (26lüw)
mag, da dies als wenig bekannt vorausgesetzt werden darf, bemerkt
sein, dass dieser Gipfel nicht mit dem von Grohmann und
M i n n ig e r o d e^) als Corno del Doge bezeichneten Felsthurm identisch
ist, dessen Höhe Paoletti zu 2550 m bestimmte und der nach
*) >Wanderungen in den Dolomiten < p. \i^)2.
^) Zeitschr.fl des Deutsch, und Oesterr. Alpen-Vereins 188i. p. 243.
24*
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852
einer Mittheilung von Brentari den Namen >Torre dei Sabhioni'
trägt. ')
In den Sexten er Dolomiten verbleibt der Dreischusterspitze
(81(30 /w Sp -K., 8190 w Grohmann), obwohl für dieselbe noch keine
neue Messung vorliegt, ohne Zweifel die Stellung als Culminations-
punkt dieser Gebirgsgruppe. Ihr zunächst an Höhe kommt nunmehr
der Elferkotel (31 15 w gegen 3075 w)*'')^ sodann der Zvvöüerkofel
(8095 w gegen 3085w). die Hochbrunnerschneide (8093 m.
gegen 8088 n»^). Die in der alpinen Literatur controverse Frage, ob
dem Elferkofel oder der Hochbrunnerschneide die Superiorität zu-
komme, erscheint damit zu Gunsten des Elferkofels entschieden*)
Die neue Messung des Col dei Bagni zu 2984 m kommt der
barometrischen Bestimmung von Holz mann zu 2971 w sehr nahe.
Die Messungeil für die grosse Zinne, die durch ihre vorzügliche,
Uebereinstimmung eine(iewähr für ihre volle Verlä^slichkeit bieten,
lassen die barometrische Bestimmung vonGrohmann zu 801;'» w
gegenüber der Angabe der Original-Aufnahme zu 2968 m im günstig-
sten Lichte ersctieinen. Oberbachernspitze und Monte Xajarnola
haben ihre alten Coten fast ohne Veränderung beibelialten. Für die
(lipfel des Kammes zwischen dem Höhlenstein- und Innerfeldthale.
wie Haunold (2940 w). Birkenkofel (2905 m) und Hochebenkofel
2901 m-') sind neuere Messungen noch niciit zur Pnbiii^iition gelangt,
Verhältnismässig reichlicher noch als für das südtiruli^he
Hochland ist das durch die neuen italienischen Aufnahmen ermit-
telte hypsometrische Material für die Venetianer Alpen. In
der nachfolgenden Liste erscheint dasselbe nach den eiusieinen
Untergruppen der lot;5teren zusammengestellt.
II. Venetianer Alpen.
a)Belluneser Hochalpen.
Monte Alto 207 Iw
» Pizzocco ... 2186
') Gestern. Alpen Zeitung 188li p. 75.
*) Dass die Namen Elferkofel und Rothwand auf dfir oslerr Sp.-K.
vorwochselt sind, hat schon G roh mann (1. c. p. 21 und Ui ^onstatirt,
») Diese Ziffer ist der Original- Aufnahme der Sp.-K. entnommen.
*) versl. Moizmann (Alpine Journal Vif. p. 26 ff.). Kuringer i Zeit-
schrift des Deutsch, und Oesterr. Alpen-Vereins 1882. p. 2S7J. Fi k eis |MÜ-
theilungen des Deutsch und Oesterr. Alpen-Vereins. 1ST9. p. 178 )
^) Der Hirkenkofel der Sp.-K. entspricht, wie Grohmann ^l c. p. tiS*
gezeigt hat. in Wirklichkeit dem Hochebenkofel.
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PPWÜPI
85H
MoQte Dubieia
Campello
Schiara
Cima di Bacchet . .
Monte Pelf . . ■ . . . .
Moschesin (Moscosin)
^ Cielo ...
Cornovalle
Col Peloso (Colmarsango ) .
Col Bajon (dei Bagioni)
b) Belluneser Voralpen.
C)l Santin (Visentin^
(•) Friulaner Alp en.
Monte Duranno . .
Terza (irande . .
Cridola . .
Cima di Laste . .
Monte Pramaggiore .
> Bivera . .
Clapsavon .
Col Nudo .
Monte Montanello
Teverone
Terza pieeola . . .
Monte Mieron
> Col
Col Gentile . . .
Monte Curie
Velta nera (Kraut hühel
Monte Orvenis . .
Fizzo del Mezzodi
Monte Verzegnis
Lovinzola .
Sesilis . .
Cornetto . .
> Talm . .
^ Dolba . .
. 2202 m
. 2019
. 2bm
2542
. 2502
. 2500
. 2085
. 2078
. 1900
1360
1766/M
2668 m
2586
2581
2537
2479
2474
. 2463
. 2442
. 2441
2347
2334
2158
. 2079
2077
2035
. 1974
. 1969
1924
1915
1868
. 1813
. 1793
. 1730
. 1658
M Dies, nicht das unverständliche Kraut Pill der Sp.-K. ist der deutsche
Name jenes Berges.
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t
854
Gol del Moi . ... ISöhiw
» Brondolo 1348
Monte Pul 1236
* Cretis 1041
> Rudiello . . 791
» Corona . . 743
Unter den in dem obigen V'erzeicliniss angeführten Gipfeln
sind nur die nachfolgenden durch die ältere Müitär-Mappiruni^
trigonometrisch geine.^sen worden: Monte Pizzocco (2187 w), Qap-
savon (2-161 w), Cridola (2583 m), Terza (brande (2583 w), Monte
Curie (2035 tiO, Monte Orveni.s {h)&2 ml Monte Cretis (1041m).
Col Visentin (1764m), Col del Moi 1 1361 w), Monte Pramaggiore(. '477m)
und Monte Verzegnis (1914 m). Die durch die österreichische Map-
pirung ermittelten Cöten sind auch aus der Neuaufnahme fast ohne
Veränderung hervorgegangen. Ausserdem liegen filtere trigonometrische
Messungen seitens der österreichischen Mappirung noch für folgende
Gipfel der Venetianer Alpen vor: Monte Cavallo (2248m), Monte
Croslis (2250 m), Monte Baut (2024 m), Sfornioi (240t» m), Monte
Tudajo (2492 m), Tinizza (2076 m) und Tajet (13)öf»).
Von grossem Interesse sind namentlich die Höhencöten aos
den Bellunesischen Hochalpen. Die Frage nach demCulminationspunkte
der letzteren bleibt allerdings unentschieden, da von den eigentlichen
Hochspitzen nur Monte Schiara (2066 m) und Cima di Bacdiet
(2.)42m) gemessen wurden. Den Monte Schiara hat Merzbacher')
mittelst Aneroid zu 2560 m gemes.sen. ein Resultat, da^ mit dem
Ergebniss der italienischen Neuaufnahme vorzüglich übereinstimmt.
Die Ehre des höchsten Gipfels der Gruppe dürfte wahr-
scheinlich dem Sasso di Mur zufallen. Merzbacher be-
stimmte die Höhe des niedrigeren Westgipfels zu 2588 m (gegen
2554 //■ der Katastralvermessung) und schätzt den Ostgipfel auf 20
bis 30 m höher, so dass man denselben immerhin aut 2600 m ver-
anschlagen mag. Den genannten Gipfeln zunächst dürften sodann
Torre di San Sebastiano (ca. 2520 m ^) und Sasso di Bosco Nero
(2501)m Merzbacher), eventuell der noch unerstiegene Monte Vescova
im Pramper-Gebirge kommen.
In der Sappada-Gruppe, wie Böhm den nördlichen Al>-
schnitt der Friulaner Alpen bis zum Passo di Mauria und dem
') Zeitschrift des Deutsch, und Oesterr Alpen-Vereins 1379, p. 301 ff.
•^ Rivista mensile del Club Alpino Italiano 1888. p. 321.
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355
Oberlauf des Tagliamento bezeichnet. Oberragt die Terza Grande
alle anderen Gipfelpunkte bei weitem. Da sieh die Cöte 2580 m
auf die SW.-Spitze bezieht, die von der gegen Sappada vorge-
schobenen NO.-Spitze um einige Meter überragt wird, so kann die
Höhe der letzteren mit rund 2600m angenommen werden.^) In der
südlichen HäKte der Friulaner Alpen, die Böhm mit dem Namen
..Premaggiore-Gruppe" belegt, ist durch die Neuaufnahme eine so be-
deutende üeberhöhung des Monte Pramaggiore durch andere
(npfel wie Duranno, Cima di Lares, Cridola und Cima di
Laste erwiesen worden, dass der von Böhm vorgeschlagene
Name wohl passender durch einen anderen zu ersetzen wäre.
Unter den durch die Neuaufnahme ermittelten Goten ist wohl
jene für den Monte Duranno (2668 w) die interessanteste.
Für diesen höchsten Gipfel der Friulaner Alpen lagen bisher nur
ganz vage Schätzungen vor und sehwankten dieselben innerhalb
der weiten Grenzen von 2740 w (Utterson Kelso) und 2226m
(Taramelli) ^) Als Rivale des Monte Duranno dürfte höchstens
die Cima di Lares in Betracht kommen, deren Höhe Tara-
melli zu 2677 m angibt, ohne dass die Art, wie dieselbe ermittelt
wurde, bekannt geworden wäre. Die Messung ist jedenfalls eine
sehr unsichere und dem Augenscheine nach die Superiorität des
Duranno mit Bestimmtheit anzunehmen.
Es ist nur ein gerechtfertigter Wunsch, dass durch die Fort-
setzung der italienischenAufnahmen dem fühlbaren Mangel an vor-
lässlichen Höhenmessungen in diesem Tboile der Alpen möglichst
bald gründliche Abhilfe gebracht werde.
Werfen wir zum Schlüsse nochmals einen Blick auf die Ver-
änderungen, welche durch die Neuaufnahmen in der Rangordnung
der Culminationspunkte der einzelnen Abschnitte des südtirolischen
Hochlandes und der Venetianer Alpen eingetreten sind, so erhalten
wir folgende Gruppirung: Cima d'Asta- Gruppe, Culm. Cima
d'Asta (284Sm, früher 2844m); La temar- Gruppe, Culm.
Latemar (2846fw, früher 2792wi); Marmolada -Gruppe, Culm.
Marmolada di Penia (3359w, früher 3494w); P ala-Gruppe,
Culm. Cima di Vezzana (3194 w gegen 3517»»). früher Cimon
della Pala (3186 w, gegen 3343w): Radiotisches Hochland,
Culm. Langkofel (3178 w), früher Geis.slerspitze (3027t» gegen
») Oesterr. Alpen-Zeitung 1889. p 1.^)6.
^) G. Marin eil i: »Saggio di allimetria deUa regio tie Veneto-Orienta'e
etc.t Cosmos del Prof. G. Cora. I, Supplemente 1SH4. p. -II.
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356
3182m); Agord inis che Alpen, Culm. Civetta (8220m,
früher 3188w): Ampezzaner Dolomiten, Culm. Anteiao
(3263 gegen 3253 w), früher Sorapiss (3206 (?) gegen 3291 w); Sex-
tener Dolomiten, Culm. Dreischusterspi tze (3160///, keine
neue Messung); Belluneser Hochalpen. Culm. Sasso di
Mur (2600//'?);Belluneser Voralpen, Culm. Col Visentin
(1766ni, früher 1764;/?); Friulaner Alpen, Culm. Monte
Dur anno (2668 m).
Nach ihrer Höhe geordnet erscheinen die zehn höchsten
Gipfel der südlichen Kalkalpen den neuen Messungen zufolge nun-
mehr in der nachstehenden Rangordnung: Marmolada (3359//«),
Autelao (3263/>/), Tofana (3241 //i), Civetta (3220 w). Sorapiss
(3206 /w?), Monte Cristallo (3199 ///), Vernel (3197 m\ Cima di Vezzana
(3194 m\ Cimon della Pala (3186 w), Langkofel (3 1 7s m). Die Zahl der
die Höhe von 3150 w überragenden Gipfel der Südalpen beziffert
sich nach dem gegenwärtigen Stande der Aufnahmen zu 15 O? indem
zu den obengenannten noch Cima Tosa (3176 w). Pelmo (3169«/)
Dreischusterspitze (.>160m), Cima di Brenta (3155 w) und Monte
Boe (31ö2w) hinzutreten.
Brieeius.
Eine historische Freske aus den Gold-Tauern.
Von Dr. Fritz Pirhlcr in Graz.
Die modernen Uebergangsucher, Joch- Erklimmer und Gletscher-
steiger haben ein Vorbild im Himmel und die von Jahr zu Jahr
sich mehrenden Unglücksrälle in den Alpen lassen wahrhaftig die
Frage aufkommen, welches Sagenwesen wohl für die Bürger der
nächsten tausend Jahre sich verständnishalber bilden werde um
die Personen der in so grossartiger Natursceoerie Verunglückten?
Wenn die Arche Noahs auf dem Ararat ansteht, wenn Hannibal
und Napoleon die Alpen überschreiten, so springt Zweck und
Mission zweifellos in die Augen;, in hundert anderen Fällen aber
ist das treibende Motiv erst aufzufinden und dieses kann schliess-
lich nicht weggeleugnet werden, wenn es blos auf die individuellste
Lust zurückgeführt werden muss.
') Die beiden secundären Gipfel der Marmolada, die Tofana di Fuori
und T. di Razes. sowie die Croda Malcorä nicht als selbständige Erhebungen
gerechnet.
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857
Ob der dem Eiszeitalter nähere Mensch mit den (ietahren
der Gletscher und Hochkahre leichter sich abgefunden habe, ist
nicht einmal im vorhinein abzulehnen ; der Nutzen der Bronze und
des Eisens aber dürfte mehr in den begleitenden Zeitfröchten liegen,
weiche die erste und die fortschreitende Metallgewinnung überhaupt
ausschmücken. So gewiss dem Urmenschen waldlose Höhen und
vereiste Kuppen in gewissen Zeiten nichts w^aren als h'istige Hinder-
nisse der Verbindung und unwillkommene Marksteine der eigenen
haus- und stammwirlhschaftlichen Thätigkeit, so sicher wurden auch
solche in den Bereich der Kenntnis gezogen, sobald üebergänge
gewonnen und etwa verborgene Schätze des (lesteines herschaut,
getrennt, ausgenützt und verhandelt worden waren. Jedoch, wie im
luftleeren Räume die verschiedenst dichten Körper gleich rasch
lallen, so konnte ganz gut das, was wir heute edles Metall nennen,
völlig gleichwerthig erachtet werden im Localgewinne, so lange die
belebende und unterscheidende Seele, der Handel, fehlte. Doch wozu
derlei Urwelt - Fhilosopheme? Weil denn doch für die deutschen
(iletscherkulmen die Handels- und Wandelslinie ein hauptsächlich
entscheidendes Moment ist neben dem örtlichen Schatze in Wald
und (iestein. Wald und (lestein gehören freilich bei der Idee der
Ausnutzung so eng zusammen, dass erst eine ganz neue Welt das
Problem der Gestems-Ausnützung ohne Wald wird lösen müssen. In
directem Gegensatze zur höchsten (lesteins- Aufhäufung steht insgemein
die Völkerstrasse der grossen Ströme und nicht aller (ieschichtsgang
Ist nur in der Richtung der letzteren zu erklären. So mag es denn
bezweifelt werden, dass uns z. B. die Werthschätzung des Goldes
(die ausgemacht orientalisch ist und uneuropäisch) auf dem Wege der
Donau vermittelt worden sei. Gewiss als sehr anziehend muss auch
der Umstand gelten, dass zunächst einer der höchsten antikbekannten
Erderhebungen auch die ältesten continentalon Gold - Nachrichten
fliessen, wie denn auch, dass die höchste Menschenwohnung in
Europa (Goldzeche) ebendahin verlegt wird. ')
Wohl würde es eine Ueberschätzung und Ueberausbeutung der
Sage der im Titel genannten Persönlichkeit sein, wollte man darin
erkennen die Verbindung von Süd und Nord, von Orient und
Oceident, von Griechen und Germanen auf italischem Wege und
wie die Sache etwa sonst noch klüglich ausgedeutet werden könnte.
Was aber, wie sich zeigen möchte, denn doch hinter ihr stecken
könnte, das wäre eine uralte, eine etruskerzeitliche Bergwerks-
«) Sonklar, Hohentauern 1866. cap 21, MöUthal §. 201.
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358
Thätigkeit im Gebiete der höchsten Tauernpunkte, angenommen
unerloschen noch so viele Jahrhunderte nach Christus, als der
Betrieb eröffnet zu denken sei vor Christus, dazu ein Jochübergang
von vormals weitaus lebhaftererer Benutzung.
Unser Höhengänger Briccius führt sich als der älteste Tauern-
Tourist ein, auch ist er (den gelehrten Text, wie den volksthüra-
lichen genau genommen) Besteiger ohne Führer, er ist verunglückt,
fern von der Heimat hat er sein Grab gefunden. Insoweit erweist er
sich als modern genug. Aber das Heidnische, Antike, Frühchristliche
rückt gleich hinzu. Von den Griechen und Römern kommt er, ein
Nordländer, kirchliche Zwecke verfolgend, nicht geographische oder
metallurgische. Lassen wir aber lieber die Sage selber sprechen,
allerdings zunächst in ihrer weitläufigsten Ausspinnung und, zeitlich
gemessen, in ihrer jüngsten vollen Ausformung. Erst nach Abhörung
der älteren und neueren Tradition freilich würde es dem Historiker
zu fragen erlaubt sein, was er sich als Kern aus der Legende
herausnehmen könne.
Brikzius *) war in Dänemark geboren und nach Griechenland
gewandert. Hier hatte er sich unter dem Kaiser Leo nicht minder
durch militärische Grossthaten, als am Hofe desselben durch auf-
fallende Talente und einen ungemein frommen Wandel ausgezeichnet.
Er war Feldherr geworden und des Kaisers Liebling. Allein die
stille Sehnsucht nach seiner Heimat wuchs allmälig zum unüber-
windlichen Vorhaben, aus Constantinopel dahin zurückzukehren.
Er entdeckte dem Kaiser sein Vorhaben und bat in der Absicht,
nach Dänemark zu ziehen und dort an der Errichtung des Kreuzes
Christi unter den Heiden mitzuwirken um seine Entlassung. Dieser,
obwohl schmerzlich fühlend den Verlust des Edelsten seiner Um-
gebung, ertheilte ihm doch die Zusicherung seiner Entlassung und
bot dem treuen Feldherrn eine Gunstbezeugung an. Da bat er den
Kaiser um ein kleines Fläschchen mit einigen Tropfen Blutes, das
aus einer Hostie, durchstochen von Judenhand, einst geflossen sei.
und in der Sophienkirche zu Constantinopel verehrt wurde. Mit
Mühe nur hatte er solches erhalten und im Besitze dieses Heilig-
thumes. gehüllt in Pilgerkleider, den weiten Weg nach seiner Heimal
angetreten. In Italien gelandet, über die julischen Alpen her zog er
jenen des heutigen Salzburg zu und wird in der Nähe von Heiligen-
') Nach H. Hermann. Text zu Wagnei's Ansichten aus Kärnten 1844,
S. 221). Vgl. Carinthia 1828, Nr. 30. Millh d. w. autii. Ges. 1886.71. Rappold,
Sagen aus Kärnten. Klagenfurt 1887 S. 22U. Nr. 118, Jahr 714.
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blut') bei der jetzigen Brikzius - Kapelle nach einer stürmischen
Schneenacht todt unter dem Schnee (einer Lawine) liegend, aus
welchen sich drei Weizenähren erhoben, von Bergknappen (Bauern
aus einer Ortschaft des oberen MöUthales auf dem Heumahd-Weg)
entdeckt. Eine Schrift, an seiner Brust bewahrt, gab Kunde, wer
er sei. Der Leichnam sollte (zu Schlitten) von zwei herbeigeholten
(ungelernten) Ochsen zum Leichenacker gezogen werden ; allein
plötzlich standen sie still und weigerten sich, diese Stelle zu ver-
lassen (den Hügel der nachmaligen Pfarrkirche).
Die Leiche wurde abgenommen und allda beerdigt, Einen Ring
und das Pergament nahmen die Bergleute zu sich (fehlt\ Aber
nach wenigen Tagen gewahrte man (dieselben Bauern), dass ein
Fuss des Todten aus dem Grabeshügel hervorrage. (Wiederholte
Einscharrung.) Dieser Fuss halte einen Verband und unter demselben
eine tiefe Fleischwunde, in diesem aber ein kleines grünliches Hals-
fläschchen mit einigen Tropfen dunkler Flüssigkeit (eingenäht). Das
Fläschchen ward herausgenommen (auch der Zettel mit der Hostien-
Geschichte), der Leichnam neuerdings begraben (Sage schliesst). Der
j^eheimnisvoUe Gegenstand wurde dem Erzbischofe von Salzburg
berichtet. Dieser wendete sich an den Patriarchen von Constantin-
opel und erhielt den ersehnten Aufschluss. (Zum Andenken wurde
alsbald an der Stelle die Kirche gebaut und das Fläschchen mit
dem heiligen Blute als Reliquie aufbewahrt.)
Diese Legende berichtet schon 1675 der Sanct Pauler Bene-
diktiner Albert Reichart*) ohne eine Quelle zu nennen, als im
Allgemeinen Megiseri vasto comprehensam volumine aliorum(|ue
auctorum Carinthiae historiam. Er stellt die Sage zum Jahre 914,
nicht etwa druckfehlerhaft, sondern genau nach 913, vor 917. Er
lässt ausdrücklich S. Brictius oder S. Briccius aus Thracien herauf-
ziehen; ein Jude hat in einer Constantinopeler Kirche ein Bild des
leidenden Christus mit dem Messer gestochen, der bekehrte Kaiser
das ausfliessende Blut in ein Fläschchen sammeln lassen (und bei
sieh bewahrt), Hofleute stellen den Abreisenden nach (und erreichen
ihn fruchtlos), daher Fusseinschnitt und Binde; folgt die Wan-
derung an die Grenzen Oberkürntens nach dem Thale von
Gross -Kirchaim (erfriert im Eise des Pasterzen -Gletschers); Berg-
*) Hier beginnt die Volkssage, die ich (in Klammern) nach Dr. Valentin
Pogatschnigg's hs. Aufzeichnungen mit vielen Lite'-atur-Daten benütze
*) Breviarium historiae carinthiacae Clgfrli. S. 92— 9 . Oestr. Kational-
Encykl. 1837, Bd. 6. S. 477.
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arbeiter, das Sommerheu um Weihnacht abziehend, drei Aehren aus
dem Herzen (drei Roggenkörner in der Hand), das Gefährt jenseits
des Mühlbaches am Hügelhang, der Fuss nach ausgenommenem
Fläschchen von selbst in's Grab kehrend (Bestattung in Zlap), Auf-
richtung der Kirche der Märtyrer S. Vincentius und Anastasius.
(Die Briccius - Capelle , gebaut auf dem Pasterzen - Gletscher, die
Kirche im Thale. Die beigefundenen Schriften griechisch.)^)
Die im Pfarr-Archive zu Heiligenblut aufbewahrte Handschrift,
welche in 12 Capiteln besteht, behandelt Leben und Thaten von
St. Brictius, ' ist bis auf das Jahr 1729 fortgeführt worden, durch
Georg Andreas Aicher von Aichenegg als Pfarrer von Heiligenblut
zu Sagritz. Diese, dem Prinzen Eugen von Savoyen als des Pfarrei^
Jugend-Bekanntem (um 1690?, nicht vor 1683) gewidmete Schrift
dürfte sich an die Aufschreibungen von 1675 anschliessen.
Fragen wir: Warum gerade hierher wandert der aus Con-
slantinopel Kommende ? Der nächste Weg aus Byzanz wäre ja doch
wohl gewesen: über den Hämus (Balkan), über den Ister, östlich
von Viminacium gegen Sarmizegethusa, westlich von den Karpathen,
östlich von Carnuntum gegen Eburodunum zu den Marcomanen,
Hermunduren, nach dem Albis fort zu den Sueven, Angeln, Teu-
tonen u. s. w. oder was man, zu unbestimmter Zeit, an Stelle der
Genannten setzen will. Nun. Kriegszustände haben diese VV^ege ver-
legt oder theils vereinsamt; hauptsächlich aber nach Italien (viel-
leicht nach Rom oder Aquileja) hat Briccius, wie es scheint, pro-
grammmässig reisen müssen und von da ab erübriget nichts als
der Weg über die Tauern. Auch existirte auf jener östlicheren
Bahn kein christliches Emporium, irgendwie dem Sitze in Salzburg
zu vergleichen. Was Wunder, dass der Pilger den Ufern der Salza
zustrebte auf den allernächsten Linien? Setzen wir hinzu, um sich
dem Erzbischofe Udelbert, 918-— 985, dem Nachfolger des jüngst-
verstorbenen Pilgrim, 897—913, vorzustellen. Jedoch, ungeachtet
wir die Daten nach Hohenauer's Kirchengeschichte (S. 37) ansetzen,
müssen wir zugleich die andere Version der Sage respectiren,
welche den Reisenden persönlich dem Heiligen Rupertus zugehen
lässt. Dieser starb nach Hohenauer 623 (27. März). Da regierte
kein Leo in Byzanz, sondern Heraclius mit Constantin. Es • starb
aber nach neueren Forschungen-) St. Rupert 717 (27. März),
*) Das Eingeklammerte nach der Erzählung in MiUheilungen d. Central-
Commiss. f. Kunst- u. h. Denkmäler. VI neu F. S. CXX.WII.
^) Krones Oe. G. I, 260.
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Salzburg und Baiem hatte er vor 7 Iß verlassen; da regierte aller-
dings ein Leo 111., aber der Bilderstreit begann erst 7215.
Hat nun Briccius eine ähnliche Tour gemacht, wie um da&
.fahr 5i)5 der venetische Priester und Dichter Venantius Fortunatus,
welcher aus Ravenna durch die Niederungen des Tagliamenlo den
julischen Alpen zustrebte, so mochte er, wenn nicht über Pontebba,
so über den Plöcken-Pass oder den Prediel gekommen sein in das
Draugebiet von Teurnia. Diese Stadt galt als norische Metropole-
seit 450, war Bischofssitz, während des Gotenkrieges unter Dagobert
um 550 mit fränkischen Priestern bedacht und ihre Kirchenwaltung
ausbreitend seit dem (5. Jahrhunderte nach Pusamitz, Obervellach,
Sagritz bis an die Tauernwände. trotz genügsamer unchristlicher^
kriegerischer Verschiebungen. Noch nach des Venantius' Reise —
welche sich schliesslich weiter westwärts gehalten hatte, gegen den
Inn, zu den Breonen. gegen Lech und Donau — hatte in Teurnia
ein Bischof residirt, Leonianus (Jahr 579) und lang nach dem
Slaven - Andränge war noch Ort und Gebiet von Tyburnia im
Andenken der Menschen verschrieben (816).
Sowie Briccius aus Italien einmal die obere Drau erreicht hatte,
gab es freilich in Bezug auf alterhaltene, vormals mit Meilensteinen
bestellte staatliche Wege nur die Wahl zwischen jenem westlichen
über den Brenner oder dem östlichen über den Radstätter Tauern.
Wer auch, die Drau aufwärts, bei Aguontum in die Nordthäler
vore[edrungen wäre, was Venantius nicht versucht zu haben scheint,
der hätte keine Jochstrassen in der Richtuug auf Velben oder
Hasenbach hinaus gefunden. Angenommen nun. es hätte Briccius
gewisse Gründe gehabt, den (seit alten Zeiten wohlgebahnten und
vielleicht noch immer genug breiten, wenngleich wenig geebneten
oder öfter durchrissenen) radstätter Weg — von Teurnia nach' dem
Lieserthal aufwärts — zu vermeiden, so hätte er gewiss gehen
sollen: bei der Moll -Mündung aufwärts nach Obervellach, nach
Malnitz, über den Korntauren nach Gastein (9 Stunden Tauernweg),
wo er auch nach Sicherheit zwei Uebergänge gehabt hatte,' weiterhin
nach Lend, die Salzach entlang, gegen St. Johann, Bischofshofen,
Werfen, (ioUing. Hallein, Salzburg. So aber scheint er beabsichtiget
zu haben — ob er nun directe von Teurnia heraufkam über Ober-
vellach nach Winklern, oder ob er von Aguontum her etwa den
Iselsberg überschritt und die Quellen der MöU gewann^) — von
^) Von Lienz über Isesber^, Heiligenblut nach Gastein l'> Stunden ^
laut Staffier II, S. 465. Tirol und Vorarlberg, 1844.
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DöUach und Heiligenblut weg die Linie einzuhalten: rechtes Möll-
Ufer, linkes, alsdann Winkel, Gutbach - Brückl, Niederer Sattel,
Sennhütten, dann zwischen Wasserradkopf und Bretewilnden gegen
die B'uscherkar - Scharte, Fuscherthörl und -Ache, in die Fusch
(12 Stunden von Dorf zu Dorf), Brück, St. Georgen. Taxenbach u. s. w.,
wo nicht gar gleich zu Anlang in's Kaprunerthal bis Kaprun (auch
li' Stunden) u. s. w. oder über die Pfandlscharte nach Ferleiten,
der neuzeitig meistbenützte Uebergang im Glockner - Gebiete
(8 Stunden).
Dieser romantische Erdenwinkel muss eben einmal ' in Vor-
zeiten viel bekannter gewesen sein, als er's nachmals im Mittel-
alter geworden ist. Schauen wir in Mommsen's Inschriftenwerke
(Band Jll, 2) die Karte von Bätien. Noricum u. s. w. an, so fallen
uns oberhalb Döllach die Aurifodinae romanae auf, an den süd-
seitigen Kulmen der Tauerncomplexe angedeutet; auf eine Strasse
über den Iselsberg und überhaupt längs der Moll (wenn auch keine
staatliche) ist zu schliessen, thatsächliche Antikenfundorte sind
Döllach , Winklern , Iselsberg , Fragant , Semslach , Obervellach,
Danielsberg; auf tirolischer Seite Lienz und Ober-Lienz, Nussdort,
Dölsach, Debant, Windischmatrei, Kais, Leisach, Mortbühel, Raben-
stein; oben im Salzburgischen doch erst Brück im Finzgau, Hasen-
bach bei Taxenbach, Goldeck. ')
Es sind da uralte Bronze- und Kupfergeräthegefunden, Stein-
geräthe, Grabschriften, Weihschriften, Münzen (consulare, Augustus bis
Arcadius und Honorius ziemlich zusammenhängend, also bis' gegen
428 n. Gh.), da und dort Baureste, Strassenpflaster, Schmelzöfen,
Steinbrüche. Es sind da mannigfache Bergwerke, aber insbesondere
hier die Hauptquellen für das Gold der Taurisker, über welches die
berühmten oft ausgelegten Stellen des Athenäus, Diodorus Siculus,
Polybius und Strabon ^) lauten. Die eigentliche Goldberg - Gruppe
reicht vom Hohenaar bis zum Ebeneck beim Ankogel aber alle
Vorlage nördlich und südlich (unter Stellkopf) ist nicht aus-
zuschliessen ; in dieser Hochwelt sind Heiligenblut und Döllach recht
eigentliche Grossorte, neben Winklern, Mitten , Sagritz, Apriach,
Mörtschach, je weiter zurück, desto mehr können sie's gewesen sein.
Versuchen wir dem Vorleben des Briccius in Griechenland
nachzugehen, so weist uns die ausgebildete Sage zunächst auf die
») Kunst-Topographie f. Kärnten, S. 238, 134, 142. Richter in Salzburger
Mittheilungen, 1881, Bd. 21. Ferdinandeum-Zeitschrift, 1878, JS. 57, Karte.
-•) Muchar, G. v. Stmk. 1., 116.
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Zeit eines Kaisers Leo im Allgemeinen. Wir stünden da in der
Periode des ersten Leo 459 bis 474, als hierzulande Teurnia noch
die Metropole vor Noricum war. Wir suchen den Mann unter
Leo II. 474, Leo 111. Isaurus 717 bis 741, Leo IV. Chazarus
775 bis 780, unter dem V. Armeniacus 818 bis 820, vergebens. •)
Nun nennt, wie es scheint, die älteste Druckquelle ausdrücklich
Leo VI.; das ist der Weise, der letzte der Leone, 870 bis 911.
Wir erinnerten uns schon, dass unter dem dritten Leo der
Bilderstreit angehoben, 726: dieser Kaiser hat die Bildwerke zunächst
verboten und alsdann gewaltsam entfernt, 780. Es wird erzählt, ein
bronzenes Crucifix, aus den Tagen eines Kaisers Constantin stammend,
ober dem Palastthore von Chalce angebracht, sei abgenommen, der
den Christus herabreissende Mann durch das Volk ermordet
worden. Aehnliches mag ja unter Armeniacus, dem Bilderfeinde, sich
wiederholt haben. Bekanntlich erscheint auch auf den Münzen die
Madonna^ zuerst in Form der Betenden, seit Leo VI., St. (ieorg
seit Alexius 1 , lang zuvor allerdings das Kreuz, aber ohne den
Gekreuzigten.
Verunehrungen solcher bildlicher Zeichen mögen bei gewissen
Parteiungen gewiss vorgekommen sein: aber von einer Verletzung
durch Judenhand, obendrein in einer hauptstädtischen Kirche,
erinnere ich mich nicht jemals in einem zeitgenössischen Schrift-
steller gelesen zu haben. Die Phiole der Sophienkirche musste
daher wohl auf eine andere Veranlassung zurückgehen und es lässt
sich denken, dass sie nur dem Verdienstvollsten aller Ausländer
dahin gegeben werden konnte. Nun ist es gerade von Leo VI,
bekannt, dass ihm kriegerische Talente mangelten, wiewohl er
selber über Taktik schrieb, auch dass seine Waffen höchstens in
Italien etwas wirksam waren (Benevent, Venedig), sonst aber meist
unglücklich zu Wasser und zu Land, (legen die Bulgaren und gegen
die Russen ward er in Athem gehalten und es stimmt zur Stellung
der ersteren als der Inhaber des Handels gegen Nord, dass ein
reisender Byzantiner derzeit nicht gut durch ihr Land ging. Kriegs-
fuhrer hatte Leo also allerwege von nöthen : aber sie leisteten nichts
Besonderes und erkauften sich (sagte man) die Erfolge meist durch
schnödes (leid. Seine Generale kennen wir ja, es waren der
Constantin Dukas, der Romanus Lebapenus. Phocas (Andronicus),
Eusthatius, Argyrus, Himerius, Gregoras Iberigus.
' > Vgl. Schlosser W, G., Kriegk, Bd. VI , 95 ff.
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Sollte unter diesen, mit einem fremden Namen begabt, der
dänische Briecius stecken? Das wäre eine gewaltsame Annahme:
überdies kennen wir von den meisten ihr Lebensende ganz anders.
Dass einem vom Hofe Flüchtigen, der mitgenommenen Schätze
halber, nachgesetzt wuMe, geschah allerdings im Jahre 904 ; aber das
galt dem Hohntriguanten Samonas. Patriarchen in Constantinopelsiud
dazumal gewesen Photius, Antonius Cauleas, Nicolaus Myslicus,
Euthymius; von keinem ist jedoch irgendwo erwähnt, dass er mit
einem salzburger Erzbischofe correspondirt habe. Mit dem römischen
Papste hatten allerdings damals gleichzeitig drei Patriarchen des
Orientes Contact. Aber mit dem Papste hatte hinwieder Briecius
nichts zu schaffen, keine Legende weiss davon etwas. Nun kann
immerhin in Büchern, in Acten jener Zeit Manches verechrieben
gewesen sein, das z. B. im grossen Brande der griechischen Kirche
von 910, noch bei Leo's Lebzeiten, zu Grunde gegangen ist. Ja in
Leo's Memoiren selber könnte sich eine Andeutung finden, und es
wäre zu untersuchen, was etwa die mehreren Werke des Kaisers
in dem Vaticane enthalten.')
Endlich ist aber Leo VI. im Jahre 912 gestorben und die
Jahrbücher setzen (ür 911 — 912 als Regenten schon Alexander
mit Constantin X. Porphyrogenitus an, für 912 Constantin X. mit
Zoe Carbonopsina. alsdann eine gewisse Lücke bis 919. Somit fiele
das Jahr der Briccius-Reise, 914, schon überhaupt über alle Leone
hinaus. Es ist nicht Rath zu schaffen, w^enn man aufzeigt, dass es
byzantinische Einflüsse in den Alpenländern wohl insbesondere um
520—568 gegeben habe: ganz vereinzelte byzantinische Münzen
aus Funden haben wir hier von Marcianus 450, Justinius 527
Zeno 474, Anastasius 491, Justinianus 527 — 565 bis Tirol hinem,
der Mitteldonau näher Arcadius bis Michael IX. 394 bis 1820,
darunter allerdings Leo I. III, IV, VI. ^j
Vielleicht könnte es aber frommen, in der dänischen Ge-
schichte die genauen Nachweise für unseren Mann zu finden. ^)
Für die Aufrichtung des Kreuzes Christi war im Nordlande bis
nach der Zeit der Leone noch genug zu thun gewesen. Gewöhn-
licher Weise ist ja mit dorm dem Alten, dem Reichsstifter, der Ab-
*) Darüber Fabricius Bibl. gr. Hb. V. c 5, vol. 6. S.367. Guthrie ä Gray.
Ausgabe Ritter 178G Bd. U. S. ! 10 Note 1.
-) Repert. steierm. Münzkde. Tf. '227—233.
•'') D. C. Dahlmann. Gescb. v. Dänemark, Hamburg 1840, Bd. 1. Annal.
Einhardibei Dahlmann 11 28 Note 1.
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3(55
schluss der Vorgeschichte gegeben. Bis zu seinem Tode tKW ist
das Christenthum noch mehrfach zurückgedrängt: erst ein Menschen-
alter nach König Ottos Dänenzuge, nach des Prinzen Svein
Taufung 965, mag das Christenthum als sieghaft und bleibend
eingesetzt erachtet werden jenseit des ersten Jahrtausends, etwa
nach 1014.
Die Anfange der kirchUehen Arbeiten können aber einiger-
massen ausgiebig vor Karls des (irossen Tod nicht zurückverlegt
werden : damit soll gesagt sein, dass die Jahre der vier ersten Leone
oben gar nicht in Betracht kommen. Soviel wir aber die Bemühungen
des Kaisers Ludwig des Frommen durch Erzbischof Ebo bei Papst
Paschal um die Bekehrung der Dänen in Untersuchung ziehen, die zahl-
reichen Taufungen des Sommers 823, den Uebertritt Harald's zu Mainz
in St. Alban. die grosse Mission Anskars nach F^bo's Hinscheiden
und überhaupt die ganze nachmalige Einflussnahme. so springen
zwei Sachen in die Augen, erstens : dass von Byzanz gar nichts daliin-
auf ausgeht, sondern alles nur vom fränkischen Hofe (wie war'
das auch, entsprechend beiden Kaiserthümenh anders zu erwarten?);
dann zweitens, dass von einem Briccius, der etwa als Heimkehrender
mit Wichtigkeit erwartet worden sei, durch einen Kaiser allenfalls
empfohlen dem anderen, in gar keiner Uoberlieferung die Rede ist.
Das Letztere übrigens musste den Mann nicht sofort unhistorisch
machen: deim Einhard. der Annalist, den Niemand für diese Zeiten
anders als eine wahrste Hauptquelle schätzen wird, wie behandelt
er den Anskar? Er kennt ihn gar nicht. Nur der zweite Erzbischof
von Hamburg. Kimbert, führt den Anskar ein. Er glänzt als Erz-
bischot 884. Ist etwa Briecius zu diesem in Beziehungen getreten
und hätten ihn dessen Erfolge gelockt. Byzanz zu verlassen, wo
von einem » bekehrten < Kaiser (nach einer eigenthümlichen Version
der Sage) ohnehin nicht die Rede sein kann. Erwähnt den Briecius
(fragen wir weiter) vielleicht irgend eine Briefschaft des (leistlichen
Ermold Nig(»l: ireilich wenn solches auch in der corveyer Chronik
der Fall wäre, so entfiele dessen Werth, weil ja diese Stiftschronik
als purer Betrug nachgewiesen worden ist. Uebrigens gibt auch die
?anze Einleitung der ersten Christen-Tau fungen in Dänemark durch
den englischen BLschof Willibrord (schon G99, Königsohn Sebaldus)
den massgebenden Einflüssen noch eine andere Richtung. Auf diesem
fJebiete erwächst also auch kein Rath.
Was nun der dänischen, wie der byzantinischen (ieschieht-
schreibung fremd L^t. wird in den Sammelwerken der christlichtn
Milth. d. k. k. Geogr. Ges. n»9. C u. 7. 25
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3t)6
Logenden seine entsprechende Fassung um so sicherer getiinden
haben, schUessen wir. Ob die Acten über Briccius' Leben und
Streben, wie zunäclist zu erwarten lateinisch und griechisch, ob sie
etwa auch syrisch, arabisch, dänisch abgefasst seien, wo aufbe-
wahrt, in welcher päpstlichen Kanzlei legalisirt, wann Briccius
ehrw^ürdig, selig, heilig gesprochen sei, würde aus dem grossen
Hauptwerke Acta sanctorum der Bollandisten, begonnen 1643,
mit genügender Autorität hervorgehen, wenn, der Gedenktag: mit
dem 13. November angenommen, die bedeutsame Unternehmung
bis dahin geführt worden wäre. So aber sind die Nachfolger jener
ersten Sammler, welche die zumeist unter Diocletian vernichteten
acta martyrum zusammentnigen, der späteren Monologisten wie
Beda, Bhabanus Maurus, insbesondere des ersten willkommenen
scharfeji Kritikers Buinart. beim 53. Bande 1794 stecken blieben,
trotz der riesenhaften Arl)eiten eines Boswey, Bolland, Henschen,
Papebroche, lanning, Bosch, Suyskens, Hubens, Berthold und
Ghesquiere. Die neue Gesellsclialt von 1837 hat den 56. Band
185H ausgegeben, den GO. (Schluss 29. Octobor) bis 18S2.
Ohne Zweifel sind über den Namen Briccius genügsame
Studien in den Jesuiten-Handschriften zusammengetragen worden.
Jedoch, man kann schon aus einer Hauptfundgrube derselben,
nämlich Jacobi a Voragine Legenda aurea, vulgo historia lombardica
dicta, welche allein seit dem lö. ,lhdte. mehr als 72 Ausgaben er-
fahren hat, einen Wahrscheinlichkeits-Schluss machen. In dieser
»goldenen Legende <, zuletzt durch Dr. Tb. Graesse (Leipzig 1850 1
aufgefrischt und in sehr netter Ausstattung herausgegeben, handelt
das cap, 167, S. 751 de sancto Briccio von einem Bischöfe zu
Tours dieses Namens, Nachfolger St. Martins, stirbt im Jahre 444,
Gedenktag 13. November. Zu diesem Bischöfe auch unseren Briccius
in Beziehung zu l)ringen, hätte Anlockung, wril der Martinus au-
Sabaria stammte, zu den Ungern, wie das lautoL religbnshalber
reiste, demnach von den Oslalpen zu sagen gewamst hat, weil seine
Legende die Erzählung von dem Mantel gegen Winterfrost von
dem Ergrünen der beschneiten Orte bei Durchführung der Bischots-
leiche enthält. Aber es geht nicht an, ohne Weiteres Leute vwi
fast 500 Jahren Abstand zusammenzubringen. Ks nui5i= nur ooeh
zur Häufung aller der Schwierigkeiten bemerkt werden, dass andere
den (ledenktag eben dieses Briccius von Tours imi den 7. April
ansetzen (warum?) und dass sein Name auch Brictius. Bit^cüus
lautet, im martyrologium romanum auch Britius. Im uralten aut^.^ bürget
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Brevier vor 1570 ist S. Britius mit drei Lectionen und einer
Oration bedacht. Aehnlich genannte Britius, Brichius, Briocus er-
scheinen im »Ausführlichen Heiligen-Lexicon von Colin und Frank-
furt« 1719, S. 298: in Stadler und Heim's »Heiligen-Lexicon«,
Augsburg 1858, Bd. 1, S. 512 — 515, worin insbesondere S. Briclius,
Bischof von Martula in Umbrien unter Constantin, (ledenktag
9. Juli, dann S. Brictius, das Kind, Martyr zu Esch bei Ninove in
Flandern Gedenktag 12. November und eine Menge der Wurzel
Brig; in Ludwig Donin's *Leben und Thaten der Heiligen^ ((iraz
1880, Bd. 6, S. 132, Brictius von Tours). Endlich in Alban Stolz
'Legenden oder Christlicher Sternhimmel* (Freiburg 18()5) fehlt
unser Rriccius wie in allen vorerwähnten Werken Am Ende könnte
man vermuthen, dass nur an dem Namen eine gewisse Irrung hafte.
Sollte irgend etwas daran erinnern an das thrakische Volk der
Bryges, weil ja der Wanderer dorther gekommen, an ein Nord-
landisches (Brigitta ist Schwedin) oder ist ein allernächstes Heimisches
hergenommen, von Brixen, etwa von Brixlthal bei Hopfgarten,
Brigantium, Artobriga, Brigianes (nach Lazius bei Mogiser ein alt-
Mmtischer Volksstamm \ wie denn die reine Bauernsage blos auf
einen Mann aus dem Volke im Allgemeinen, ohne Namen, sich einlässt.
Wir. sind fast so weit gekommen, dass Thaten und Name
sich vor den Augen verflüchtigen, wenngleich wir es nicht für
angezeigt finden, die thatsächlich seit mefnvren Jahrhunderten im
Volksmunde lebende Erzählung so gar und ganz ohne Untersuchung
abzuthiin, wie Schultes in seinem mit Begeisterung und Kenntnis-
fülle geschriebenen Reisebuche (1(S04. Bd. 2. 10): ^Der heil. Briccius
kam, ich wei.ss nicht wie, mit seinem Blute hierher . Ohne Noth
i^t aus Schaubach (Deutsche Alpen, 1887, Bd. 5, 96) der Name
Briccinus in MenzePs Symbolik gekommen (IS54, Bd. l, S. 145).
Man mag in diesem mit poetischen und kunsthistorischen Stellen
reich ausgestatteten Buche nachlesen, die anderen Heiligenblut-
Bewahrorte wie WilUsau, Waldthürn, Weingarten am Bodensee,
Mantua. Wilsneck, Rupella, wobei nicht die Sophienkirche mitspielt,
>ondem gelegentlich Longinus der Kreuzwächter; man mag be-
trachten die sinnbildliche Deutung von Aehren (als Leib). Traube
^als Blut), Schnee (als reine Empfjingni.sj, von iMaria als der Rose
ira Schnee, endlich das (Jrab des S. Servatius, das nie der Schnee
bedeckt, das auch der Winter grünend trifft \) Indem wir hierbei
-) Menzel 2. 339. 1. 41«. 419. Vgl. aiu-li das Heilijronblut im Viorlel
ob. (L Mannhartsberg N.-Oest., Mitth. d. C.-C, I 12. um 14S0
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noch auf die Hostien- und Judenwunder hinweisen, drängt es uns
nur, mancher Maler halben, festzusetzen, dass die kleine Scheihchen-
form der Hostien hinter die Jahre um llöO zurück nicht anzu-
wenden erlaubt ist ; das volle rundliche Brod (aus reinem Weizenmehl)
gilt aber vom 4. Jahrhunderte herauf bis in's 12. last ausnahmslos.
Eine Darstellung der scheibenförmigen Hostie, durchstochen von
Judenhand mit den üblichen Folgen, wäre demnach für die Briccius-
Zeit ein Anachronismus, ein noch stärkerer für die frühere. Der
feindliche Anklang gegen die Juden in der Localsage ist theilweise
aus derselben Quelle zu erklären, welche in Oestreich z. B, die
Nachbar-Nationen gegen einanderstellt, so dass hüben und drüben
bald der Slave, bald der Magyare, bald der Wälsche, bald der
Deutsche entweder zum dummen Teufel oder zum Bösewicht ge-
macht wird.
Theilweise ist aber wirklich kirchlicher (Jlaube mitthätig und
dann wird's um so schlimmer, je mehr Gewalt der Beschränktheit
und Blödheit gegeben ist. Kirchhcherseits aber waren die Juden,
zahlreich angesiedelt in den Alpenländern, die einzigen Gegner bis
in die Protestanten- und Katholikenzeit; 30 bis 40 Jahre seit der
unbesonnenen Austreibung hatte as ein gewisses Interregnum ge-
geben, dann hatten die christlichen Kanzelredner mehr unter sich
und gegeneinander zu eifern, man brauchte nicht mehr die Orientalen
Schreckgestalten, höchstens noch immer ihr Geld. Daher denn die
meisten der den Juden aufgehalsten IJebelthaten, Brunnen -Ver-
giftimg, Pest- Verbreitung, Kindermord etc., in den Jahrhunderten der
abendländischen Kirchen-Einheit liegen. Gewiss war, was man die
grosse Pest nannte. 11()8 und öfter später noch, in Kärnten den
Juden zugeschrieben, damit in Verbindung die Hostien -Geschichte
von Wolfsberg 1338 mit Heiligenblut-Capelle und -Spital, *) ähn-
licho.s in Ossiach am See: die Hauptstadt-Pfarrkirche in Graz heisst
ebenfalls zum heiligen Blut und sie steht an Stelle einer Heiligen-
blut-Capelle nächst dem Judenwege dicht am Juden- Viertel. Wie
sollte die Judenschaft die im kärntischen Oberlande ihr Gemein-
wesen zu Villach hatte. Synagoge, Friedhof dazu (seit 10. Jhdt.
nachweislich), nicht fern dem Bleiberge auch noch die Thäler
der Gold-Tauern in Betracht gezogen haben? Nicht als Arbeiter in
Schacht und Hütte natürlich, sondern als Geld- und WechselmacliL
Man nuiss nicht an die Judenpalte an der Moll denken und nicht an
die Judenbrücke bei Apriach, die Judenalm jenseit des Glockners, beim
') Hohenauer. Kämt. Kircheiigeschichte S. 149.
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Bäi*enkopf und ähnliches, wahrscheinlich lauter spätere Bezeichnungen,
wolil aber an mancherlei Grubenpächler und (leldbeschaffer, welche,
zeitgleich wie Jud Abraham zu Velach (i:U)2) während der Pachtung
von Frohn und Wechsel in Rauris. zu Malentein, bei Sachsenburg
durch Martin Aufnar. Bürger zu Salzburg (um 1300 fl. auf 2 Jahre,
1359) ') im Moll- und Drauthale viele Racen-l Genossen im Klein-
Erwerbe beschäftigten.
Wenn man die Stufen rückwürtsschreitet : um IHOO l)ergvverkliche
Verödung der Thäler, vor 1500 Austreibung der Juden, je weiter
zurück, desto mehr slavisches Bevölkerungswesen, ') so bietet
auch das Bild vom Jahre öOO bis 600 und zurück mit seinen
Bajuvaren, Franken, Romanen, endlich mit seinen äussersten
keltischen Tauriskern die lebhafteste Bejahung für das Vermulhen,
es sei einmal die (iegend um das höchste Alpen- Plarrdorf viel
mehr bewohnt, besucht und bezollt gewesen, denn gegenwärtig oder
wenigstens bis vor 9 Jahrzehnten, als der Ruf der Xatursehönheiten
dieses Hochthal gewissermassen ganz neu erschlossen hat. Zu
Valvasors und Megisers Zeit flOSS— 12) wusste man die Moll ent-
springend am »Rauriser Taur in der Pasterzn hinder den h. Pluet
ober Dolachs ausgestattet mit 14 Nebenbächen. Schon dazumal
scheint alles bergwerkliche Hütten- und Amtsleben sich last aus-
schliesslich im unteren Möllthale, zu Obervellach, vereiniget zu
haben: hier war das Bergmeisteramt für Kärnten, Krain, Steiermark,
Oheröster reich, Tirol, hiersassen die Oberbergrichler, hier errichteten
die M'^tallherren die grosse gotische Kirche seit dem 14. Jhdte.
(Ostensorium) und schmückten sie noch reichlich im li). aus
(1515, 1520j, hier verfrachtete man das Kupfer und (iold der
nächsten und ferneren Umgebung.^)
Aber ehedem hatte man sich näher und dichter an den Möll-
Quellen (Molnaj angesetzt, wo Freising Häu^^er, Aecker, Wiesen
an den Tauern um 862 besass. älteres Anwesen an der (irenze
vonTyburnia bei Innichen schon um SU. Mehreres bei Wert 18i)l.
Stall c. 101 '), Malentein, Rangersdorf, wo aucli die Herrschalt der
görz-tiroler Grafen als Erblolger der Lurner an jene des salzburger
Stuhles stiess,
M Archiv für Kcärnten. IX. :W.
^) r)<)llach als Thalort oder Arheitdorf. Sagorilz auf der Höhe, Zlap
der Wasserfall schlechthin, Zlatar aber der Goldarheiter. Fleuss von Krgiessen.
Mukernitz die Blökalm, Zirknitz von Kirche u. dgl.
^) Nach Hacquet, mineral-hotan. Lustreise. Wien 1784, Schultes Reise
I 312, II. 17. gl. Valvasor S. 240.
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:i70
An der Mollen zu Kirchheim, Reinthai, Winklern (Winchi-
larun vor lOüO) hatte das Erzbisthuni (tüter von den vorgenannten
Nachbarn übernommen') und am meisten seheint die Umgebung
von Döllach und Sagritz mit Wichtigkeit hervorzutreten, ersteres
von weltlicher Seite, leli^teres von kirchlicher. Jenes, nur eine Ex-
positur von Sagritz, scheint kaum viel vor 1809, 1390 genannt
(Dölach, Tölach): daraus hatte Wendlein König, die Tochter der
Veronica, den görzer Lehensmann Hans Hinterpüger zu Ober-Drau-
burg geheiratet (1305). Aber in seiner Zusammenfassung mit (iross-
Kirchheim eröffnet es sofort eine weiteste Hintersicht, welche vom
Jahre c. llöO ausgeht.-) Das zählt wohl zu den ältesten Nach-
richten, welche von der Glocknernähe im Möllthale sprechen Doch,
dass wir nicht vergessen, die Kleinigkeit von 1000 Jahren zuvor
ist hier Nonia^) begraben worden, des Enobuc Eheweib, auch
dazu Enobux. Gnavo und Adnamius, lauter Kelten. Und auch
das St. Martin apud Veluz, freisingisöh 1062, scheint uns
vielmehr das bei der Fleuss gelegene St. Martin am Pockhorn zu
sein, als die Martinskirche zu Obcrvellach. ^)
Nun ist es das Benedictinerstift Admont, welches hier mit üütern
reichlich beschenkt erscheint, die bisher, also vor etwa 1150, gehört
haben zu den Besitzungen eines edlen (leschlechtes de Tovernichund
Wistriz. Beginher von Tovernich hatte nämlich vor 114:> .meinen
Ansitz zwischen Sagritz und Heiligenblut zu Dobernik, er war auch
begütert bei Friesach, bei (Tlödnitz, beim /iamelsberg, bei Stadt
St. Veit, er hatte mit Kaiser Friedrich den Zug in's heilige Land
mitgemacht 1147, als Minist erial der Markgrafen von Steyr; sein
Bruder war üebhard Swiker von Holen burch, seine Frau Petrissa
von Feistritz (Vustriz, l)ei Paternion nicht w^ol bei (irades), deren Mutter
Jutia oder Judith, deren andere Töchter sind Wentilburg und
Chunigunt. Alle diese sind reich ansässig in und um Kirchheim,
wahrscheinlich auch der verwandte Edle Bainerus und es scheint
ein ausgiebiges Anwesen an den Sohn Liutold zu Admont
übergegangen zu sein. Die Feistritzer aber, deren erster Ortwin
») 1250—58 Kleimayr Juv. S. 300: S. 252. Nr. 22. Czörnig. Görz S. 613
(>28, 032 u. s w.
-} Zaim, St Urkundb I Index 787. Wichner. Admont 1 84, «5. 120. 104,
100. 177, 179. 192 II Index 87, III r.59, IV 456, 465, 460, 511, 550: V 30,
35, 165, 128, 144, 257, 313. 332; Vll 386, VIll 21, 537.
=*) Momrosen, c. i. l. III 47 JS.
') Arch. f. K. I 79. VII 84. Holienauer Kg. S. 355 apud (nicht in) Veluz.
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:^7i
1141 zu sein scheint, wurden nachmals ortenburgische Lehensleute
und kommen noch 1401 vor.') Das Chyrchaim, Churlheim, Chircheim,
Chirchhaim, später Kirchaim. im Mölsthale, der Jahre 1147—87, hatte
eine gewaltige Entwickelung gemacht bis in die Epoche Megisers, da das
j Amt gl. Namens umfasste Falkenstein. Propstei Sagritz, in Kirch-
I haim. den Thurm Winklar in Kirchhaim und Dorf Kirchaim ^) Valvasor,
Wühl Meellhal Mel, Meel kennend, von den höchsten etwa 06 Bergen
beiläufig die Thaurn. als Chor-, Rauriser-, Casteiner, als dann den
I^slsperg und noch das nächste Traathal bis in das Lurnfeld, darauf
(iross-Kirchhaim, er gibt auf seinem fünften Bilde zu S. 75, etwa
40 Jahre, nachdem Merian auf der Holzwurm'schen Karte auch
das Gebiet des Grossglockners verzeichnet hatte. (iross-Kircheim
mit der Ansicht von Sägeriz, Döllach, dahinter die Schlo.ssruine
auf hohem Fels, die Kirche auf dem Hügel. Der (Jraben von Vellach
hinein 2 Meilen Wegs heisst Grosskircheim, allda hat es an
I mehreren Orten Gold- und Silber-Bergwerke, noch heutig('ntags be-
• stritten; es sind auch unterschiedliche Herrenhöfe allda, als gleich bei
der Pfarre Sagoritz ein Schlösslein Propsthof, gehört dem Himmeli)erger ;
Markt Wünklern, auch Döllach oder Markt TöUach, landesfürsllich ;
und die Putzischen Häuser, welche jet;zt Herrn Fromüller zustehen.
Allda seien auch etliche öde (lebäu zu sehen; absonderlich gibts
allhier viel einschichtige Kirchen als die F^lutkir(*hen. Bartholomeen,
^Ünser lieben Frauen Kirche«. Soweit Valvasor. Döllach oder Gross-
Kircheim hatte noch 1760 eine Stiftung für f) Nähen- und Sticken-
Lehrerinnen, nach 1804 eine auf cSO Arbeiter berechnete Zinkfabrik,
i aus bleiberger Galmei arbeitend; aber Schuttes beklagte >die
wahrhaft goldenen Zeiten, die es einst hatte, als hier die (lold-
L bergwerke noch blühten, die traurigen Beste seiner Mauern und hier
und da ein halbverfallenes Haus, das noch in seinen Buinen den Wohl-
stand seines Erbauers verkündet.^) Von den fast 90 Häusern, noch
mit Jahrhunderts Anfang, ist es jetzt auf 80 gekommen; dennoch
ist es unter den grossen Orten des Ober-MöUthales der erste. Es
folgt Winklern mit fast der Hälfte 42 Häusern, sodann Mitten 36,
Sagritz 35. Apriach 32. Heiligenblut 32, ebenso Winkel dabei, Zlap
und Hol Wörtschach 27, Battenbach, Slranach, Untertauern, Pock-
: hom u. s. w. So dominirt der weltliche, der Bergmannsort.
') Weiss K. Adel S. 55, 5S. Mucliar Gesch. v. Stmk. IV 465. Index
Band 9. S. 90; admonter Saalbuch IIl 29.
-) Megiser 1612, die von K. S 1735 Valvasor S. 41-43 u. 75. S. 4.
^) Reise I 336.
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372
Das Dorf Sagerize, r^egeriz bei Cliyrchaim. ist nun in äussersler
Zeit ein Hauptbesitz, welcher um das Jahr 1155 der görzer Graf
Engelbert an Stitt Adniont überlassen hat, nach dem Tode des
Ministerialen Yrnfrid. Ueber 370 Jahre haben es die Admonter
inne gehabt, so dass ein eigener geistlicher Verwalter als Propst
dort sass '), ohne Capitel. oder dass sie Verwalter und Pächter hin-
stellten, indess die Voglei von der Herrschaft -) Grosskirchheim ver-
sehen wurde. Diese Vogtei, im Jahre 1250 durch (iraf Meinhard von
Görz an Salzburg verpfändet um 200 Mark Silber, ging auch über
Heiligenblut hinaus, welches ohnehin seit seinem Aul kommen nur
ein Vicariat von Sagritz war bis zum Jahre 1787. Die grössere
neue Kirche zu Sagritz ist erst 14 Jahre nach dem Abzüge der
Admonter entstanden und was bis in's Jahr 1543, da man die
neue Kirche erhob, als Antoni-Capelle zu finden gewesen, soll der
älteste bis auf die liburner Bisthumszeilen zurückgehende Bau ge-
heissen haben.*) Der jetzige Kirchbau ist gar nur an die hundert
Jahre alt. Nun scheint das ganze Anwesen daselbst auch in Rück-
sicht auf die Filialkirchen St. Andrea zu DöUach, M. Hilf zu PuLschal.
M. Dornach zu Mitteldorf, ein so einträgliches gewesen zu sein,
dass lange Zeiten hindurch ein, vielleicht gar nicht beständig an-
wesender, Propst die Haupteinkünite bezog und ein Pfarrer oder
Vicar die beständigen Hauptarbeiten in der Seelsorge leistete. Dass
die Einkünfte vom Anfange her sehr beachtenswerthe, aber nicht
wohl vertheilte waren, beweist der Streit, welchen der Pfarrer
Friedrich (wohl ein Nachfolger des im October 1271 amtierenden
Rudolph Ludwig 1232) gegen den Propst Otto hat erheben müssen
und welcher im Jahre 1301 (2. Juli zu Sagrilz selbst)^) dahin
geschlichtet worden ist, dass die Gaben der Opfernden dem Pfarrer
gehören, dass die Capelle in ihrem Neubau (Betraum und Altar)
1) Etwa c l\oO Liulold, lloH Gozwin c 1165 Albert. 1191-1201 Pillun?.
1223— l-i32 Eberhard Lewe. 123Ü Heinrich (ermordet), 1254—56 Ulricli, 1266
Hartmann, 1279-71 Berthold.
'^) Zahn, Urkundenhuc'h, I. 595. 614. 662; 11, 400. Wichner. Admonl I.
177, 178; n. Index 509. lll. Index 579 IV. Index 693. Muchar. Gesch. Stmk. V.
207, 332, ol2 u. q. 846.
3) Koch-Sternfeld I, 1S20. V.)2. Kämt. Zeitschrift 8. 153. Kunst-Topogr. 801-
Hohenauer K. G.. S. 354. Aus dem jetzigen Baubestande der Antoni-Capelle
nicht zu erschliessen.
M Wichner, A lll. 11 und S. 217, Nr. 35t>; 111. S. 392, Nr. 50K.
Much. VI, 139, V. 346.
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878
zu besorgen sei nicht durch den Pfarrer allein, sondern durch diesen
in Gemeinsamkeit mit Propst und Ortsgemeinde.
Die Pröpste werden zu allen Zeiten hier starke Anforderungen
gemacht haben, wie es dem Rufe der (iegend, den Einkünften der
Lehen träger ^) und etwa auch dem Wohllehen der Werksherren
zu entsprechen schien. Aber der niedere Seelsorger hatte zu allen
Zeiten sein ziemlich schweres Brod, entsprechend dem wenig milden
Klima und der weiten Zerstreuung der Bauern und Knappen in
vielen Seitenthälern und (iraben. Wir kennen als solche Pröpste,
lerner den Otto 1801, p:berhard (?) 1828 Wolfgang vor 1892 oder
1896, Friedrich Kkker 13f)l— 71, Hans den Muleich, zuvor Vicar
hierselbst, zugleich Amtsinhaber 1896 (es war Landrichter zu Kirch-
heim im Jahre 1371 Dietrich von Sagritz), dann Berthold Fluder-
meister 1411, Peter Türheimer f 142ü, Friedrich von Polan bis 1480,
Leonhard (Kästner?) 1451, (ieorg Weger (von 1480: 1451) und
Christoph von Grafendorf bei Lienz 1480 und 1452. Andreas Mtihl-
hofer um 1466— 67, 1478, Dietrich Chatzel 1475, Deodat Feistritzer
1493—97, Stefan Badl, Pächter 1476,-) Christan Pandorfer 1499
(Bestandinhaber), endlich Jörg Malenteiner 1508 und Leonhard
Katlishofer (Bestandinhaber 1519). Die Pachtsumme betrug (1452)
in ungarischen Dukaten 150 Gulden. (1411) 160.(1-176) 116 Pfund,
(1503) 124 Gulden rheinisch. 3)
Wir dürften nicht Unrecht haben, auf einen Titular-Bischof
besonderes Augenmerk zu werfen, Franz, Bischof von (Jallipolis,
wdcher zu Admont die Propslei Kirchhein auf drei Jahre in Bestand
erhalten hatte (1414), vor Ablauf derselben eine Pachtverlängerung
aul neuerdings vier Jahre erzielte (1417) und die guto Pacht noch
toctgeführt zu haben scheint, nachdem die salzburger Behörde 1419
ilne Bedenken gegen die Verwaltung weltlicher (iüter durch den
Clerus ausgesprochen hatte. M Der Bischof hat aul den Bau von
iStuben und Keller im Propsteihofe Nennenswerthes verwendet. Ob
h Zu Kirchheim und ReUenhach hatten im Jahre 1309 görztiroler
Leliengiiter die Pregler zu Lienz, dann Freydank von Brauneck 1325, zu
HottenJ>ach die Falkensteiner (im kirchhaimer Thal\ Murgot 1329, zu Kirchheim
Chol von Flaschberg Heinz von Lavant 13 13, in der Zirknitz zu Kirchheim
dif' Rossschapl Eidam 1339 Heinz Griesser zu Döllach, 1310. Af K. IX, S.97,
W) f. Muchar VI, 188.
') Muchar. Index 609, S. 90, 370. Wichner. IV. Index 693.
3) Radis Vicare sind Andren Lcnjrwalder 14SH -28, Hs. Gürtler 1488—90.
\ Wichner, 1414, 10. April. III. 133; S. 138, 142, 422, Index .059. IV,
14, 49, 56. 75, Index 693.
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374
Solches auch dem zu Winters- und Sommerszeit hier arbeitenden
Piarrer oder Vicare zu Gute gekommen, wissen wir nicht ausdrücklich
zu berichten. Wohl hat auch noch Stephan Radi um 1476-78 eine
neuen Stock mit 2 Gaden sammt Stall und Stadel nach dem Planen des
Stidbaumeisters ausführen müssen. Es konnte aber gewiss dem
Pfarrer freistehen, dafern er zu wenig Einkünfte hatte, entweder
gleich seinem Vorgänger vor beiläufig 120 Jahren Streit zu erheben,
oder aber einer alten Ortssage von einem verunglückten guten
Menschen zum Frommen der Kirche aufzuhelfen. Dass die Gaben
der Opfernden dem Ortspfarrer gehörten, war durch das alte Document,
wit' wir gesehen haben, sichergestellt. Wir vermögen keine Namen
zu nennen; soviel wir aber bislang aus Urkunden wissen, war es
im Jahre 1430, 3. April, als der Gonventbruder von Sanct Peter zu
Nfunichmünster. Friedrich von Polan (bei Schloss Katsch?) unter
Mit Andreas von Admont die V^erwaltung der Propstei zu Sagritz
lieiinsagte, dass zum ersten Male »der Ort Ze dem heiligen pluet«
genannt wird, 'j
Stiltadmontischo Unterthanen zum heiligen Blut im kirchheimer
trerichte und solche auf dem Propsteihofe zu Sagritz waren es auch,
um welcher willen Ikschwerde gegen die Vogteitührung der
Fla<chberger Ritter angemeldet worden und eine Tagsatzung ge-
iiulten zu Sachsenburg (145-.\ I.Jänner). Die alten Flahsperg halten
Bchon vor 220 Jahren in der Gegend Besitz; zu Sagritz aber war
der Streit geschlichtet worden zwischen dem Admonter Abte Con-
rar] und den Görzer Ministerialen Gholo und Volkner über die
Mukerniz-Wiese an den Alpen der Wenigen-Flize. -) Den Thurm
zu VVinklern hatte 1457 inne Peter Turkens, darnach Wilhelm Graf
Scher nberg, Pfleger zu Rastatt, Simon Khrel oder Kröll, Pfleger zu
KuLenstein von Drauburg 14(S7, als dann Hans Daniel 1501.
Zu Kirchheim und Sagritz war auch Leonhard Fresacher um
Niil besitzend^), in der oberen Fresach und zu Döllach.
Das Amt „Kirchaim zum heiligen Blut" hatte bis ins Jahr
1474 Jacob von Ernau innegehabt, der Vicedom von Kärnten; nach
diesem übernahm es bestandweise Lienhart Saldorffer von Kaiser
Friedrich um 180 Pfund Pfennige jährlich**).
1) Muchar G, d. Stink. VII, 213, Note 3. Urkunde CCC, 25, 2t); vergl,
Vil. 38K. Urkunde M. 12. Wichner III, 187, Note 3.
'') Meiller Salzb. Regest. 1-232, S. 254, Nr. 383, Segar. VI!l.
h Muchar G. Stmk. VIIl. 21, A. f. K. VII. 108.
*) Arch. f. K 120. Nr. 473, am 12. December.
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.ksML
37{>
Die alte Ansiedelung an den hintersten Ber;4höhen der Moll
recht eigentlich im Winkel, welche später ihren Kern in dem ganz
kirchlich benamsten Heiligenblut erhalten hat, wird als ihr Orts-
heil igthum in allerersten Zeiten die Briccius-Capelle besessen haben,
sagen wir etw^a vor 1480 zurück, als auf tirolischer Seite schon
standen die Kirchen St. Hupertus zu Kais, zu W. Matrei vor rJ76,
Virgan um 1110. Diese Briccius-Capelle haben wir jetzt nur in der
Neuherstellung vor uns am linken MöU-Ufer. etwa 1"., Stunden von
Heiligenblut aufwärts, oberhalb der Häuser von Winkel, gegenüber
liem Leiterbach-Falle, hoch gelegen Hy\2m, an einer Stelle, ehvor
sich noch der Ausblick aufthut nach dem Glockner und weiterhin
vor der Franz Josephs-Höhe. ') Hier ist der Schauplatz der den
Pilger Briccius lödtenden Schneelawine, oder aus der Eis^^chlucht der
Pasterze ist der Leichnam zuerst hieher gebracht worden? Man
liest beides. „Die ursprüngliche Kirclve in Hl.-Blut soll die Briccius-
Capelle gewesen und schon im Jahre 914 erbaut worden sein.*^
(Hohenauer S. 355). , Die Kirche in Hl. -Blut ist an Stelle der aUen
Briccius-Capelle vor 914 gebaut worden'* (Oestr. Nat. - Encykl.)
Sonach hätten wir eigentlich zwei alte Briccius-Capellen und sie
wären gebaut unter dem salzburger Kirchenfürsten üdelbert,
mindestens 29 1 Jahre später, als Sanct Hupertus aufgesucht worden
sein soll. Das ist alles aus Bauresten und Urkunden nicht bewiesen.
Indem wir auch die übrigen drei, jetzt zu Heiligenblut gehörenden
Heilthümer (St. Martin in Pokhorn. St. Anton am Tabor zu
Schachnern, Mariahill am (Jipper) nicht in Betracht zu ziehen
haben, können wir von der heiligenbluter Kirche wohl mit ziemlicher
Bestimmtheit sagen, dass sie als solche vor U25 nicht aufgebaut
war, in dem Jahre als das Holzbild zu Rangersdorf gemalt ward,
auch die gros.se Glocke (angeblich vor 1422) möchte aus einer
alteren Kirche hergenommen sein.
Nun m.'ig au( dem freivorstehenden Hügel — tief unter der
Briccius-CapePe. wie ja die Urkirchen häufig höher versetzt werden —
zwischen wenigen Häusern und Hütten allerdings im Jahre 1430
schon ein Halbrundbau ohne Langhaus bestanden haben (etwa
ähnlich jenem schon IVJQ errichteten zu Malentein. gotificiert 1482)
und auch der Gruftbau darunter mit kürzerem Zugange. Alles das
nicht etwa erst seit 50 Jahren, sondern ungefähr als Nachfolge
eines unsicheren Holzbaues seit den Jahren 1380, nach dem Propst
') Rabl Illustr. Führer durch Kärnten, Wien, 1884, S. 273; lllustr.
Glocknerführer Wien. Amthor-Jahornegg.
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376
Lewe und vielleicht unter dem Vicar Hans Muhnt^j. AI [es nodi
hübsch klein und sparsam. Aber der Bischof von (iallipoliif Fran-
oiscus macht den Eindruck eines unternehmenden Herrn und vH-
leicht hat er die richtigen Anregungen gegeben, ^owio er dm
Propsteihof bis in den Keller erweiterte, dass Andrf* an dip heiligen-
bluter Capelle schritten. Und nun heisst es ja, wie in dem elftehalb
Stunden abgelegenen erzreichen Kais, Knappen hätten dir* prüdilige
Kirche gebaut: also die Gemeinschaft der Berghorrert. der Betv-
arbeiter, der Bergbauern.
Noch fehlen darüber die Einzelbeweise. Aber uhne die An-
regung einer Wallfahrerschaft ') ist eine BeischafTunjr von {ieldmilleln
für die Dauer eines möglicherweise -1 0jährigen Bruph xur (Genüge
nicht wohl zu denken. So wird denn in den Zwanzi^er-Jaliren des
15. Jahrhunderts die einfache Volkssage vom verun^lüokit'ii irnnimen
Manne der Bergknappen ihre historische F^inkleidun;^ erfahren ha\mi
durch einen etwas weltkundigen, belesenen, dabei inleressierteri
Kirchenmann, welchem die Wallfahrts-Ergebnisse von Maria-Zeil
seit 1157, Gurk und Stein. M.-Saal. M.-Elend. Luschari etc\ bekannt
waren, R]s erfolgten weitere Zuweisungen einflussreicht-r Leute, Spenden
von Werksherren und Werksbeamten aus Salzburg, Tirol, Kürnlen,
sammt den Pfennigen der Arbeiter, bis dass etwa um die Vierziger-
Jahre der Grossbau für Schiff und Thurm in Jener Weise l>egoniieri
werden konnte, wie er durch den Baumeister Hans Gueber von
Sigmundskron bei Botzen seinen Abschluss golunden hat \m
Jahre 1483 (nicht 1443). Man vergesse nicht: in diet^e ZeitUlultf
fallt der Sturz Constantinopels 14Ö3, die Sophienkirebe wird Moschee.
Es ist nun eigenthümlich, dass die Einweihung dieses Kunsttempeb
im Goldberg-Thale durchgeführt worden ist gerade ein .lalir vor
der Rlntdeckung Amerikas, welche gewöhnlich als Miliir:?iache der
Herabdrückung europäischer Goldpreise angegeben wird. Im Jahre 1401
consecrirte auf Anordnung des salzburger Erzbischofes Friedrich
Grafen von Schaumburg der SufTragan von Brixen, Blsdiol Conrad
von Belluno, das architektonische Kleinod des Möllthales und empfahl
die Kirche St. Vincenz zum heiligen Blute fernerhin der obfirbiiiJichen
Leitung von Sagritz. Es scheint nun 1496 zunächst nachgefolgt zu
sein die grosse gotische Säule mit pyramidenförmiger Krönunji.
richtig gesagt, das Sacrament-Häuschen links vom Hochaltar im
dritten Chorjoche, marmorartiger Kalkstein, oben dunkler TufT, ein
») Hohenauer K. G., S. Briccius, S. 240.
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(eines zierreiches Werk üppiger Gotik mit weitläufiger Kleinarbeit.
Die.<es enthält nun einerseits die Phiole mit dem heiligen Blute (unsere.'^
Wissens das (ilas in Bezug auf alte Erzeugung.sart, entsprechende
Form, des V. bis IX. Jahrhunderts, Serum- und Cruor-Inhalt nidil
untersucht), andererseits die erste bekannte, bildliche Darstellunu^
von S. Briccius mit dem wunden Fusse, oben in sinnvoller Paralli^li
der sich verblutende Pelikan, nebst einem Engel. Nun folgt (U-i-
grosse Schnitzaltar, auf der Rückseite architektonisch bemalt, in den
Mittelfeldern neben de.i grossen Gestalten von S. Petrus, Vincentius
auch S. Briccius zeigend, eine Gesellenarbeit unter Wolf gang Hai kr
(wohl aus Brixen) im Jahre 15-0. Der kleinere, spätere Schnilz-
altar weist im Mittelfelde links S. Briccius in der Tracht dci^
XVI. Jahrhunderts, mit den drei Aehren und dem l^osenkranze neben i
Daniel mit dem Löwen. Die schönen Eisenarbeiten mit dem östreichor
I Balken-schild. dem Lilien-Ornament gehen vor 1430 nicht zurück )
I Ueher den Inhalt der Gruft ist uns von anthropologischer Seite gar
* nichts bekannt.
Ohne die weitere bauliche Entwickelung der heiligenbluler
Kirche zu verfolgen, streifen wir hier nur die Frage, dass Sand
Vincentius als Kirchenpatron wohl früher gewählt worden seia.
als Briccius mit einem Theile der Kirche geehrt worden ist. Soviel
l>ekannt, wird ein approbirter Gedenktag für Briccius nicht ge
gefeiert,") wohl aber für V^incentius, w-elches Namens seit dfir
Zeiten um 302 bis 1419 und 15(35 in der Heiligenliste 24 stehen,
der 22. Jänner. Nirgend ist sonst in den Alpenländern eine Briccius-
\ Kirche oder -Capelle bekannt oder eine bildliche Wiedergabe der
Legende nachgewiesen, dahingegen, wenn etwa ein Römerstein oder
eine Besitz-Urkunde Veranlassung gegeben haben sollte zur Hc^j--
Stellung des Namens, die Bezeichnungen Briccon bei Greifenbuifj,
i Hriccio bei Preims, Brigius, Brigia, Bricosis. Bricanius. Brigantinius,
Atbricantia .sonst wo in Norico - Pannonien bekannt sind, so giif
wie der Döllacher Adnamius, endlich auch Pricco ein Salzburgs
Ministerial um 1125, Bricco cognomine Wecil ein Zeuge zu Friesatti
> MiUh. d. CG. Bd. IKi, 1, 1-20. u. f. S. CXXXV.II; Bd. 9 u. f. S. XLIHl
^ Bd. n. S. Kun-t-Topogr. v. K. I. S. 103-1()().
\ -} Urkundlich steht der 13. Novemher fest als unheweuliclier Heiligent-ii^
f für Brircus. Briccentag. Bricentag. Brigenestag. Brizzentag. laut Haltaus. Wri-
\ denbach. Grotefend: Leist 214. Die hisher bekannte älteste Vornamen-Anweii-
, düng findet sich auf einem Friesacher Grabsteine \42J. Bricc.us Pawnigartingrr
(Milth C. C 1881. S J>8j.
I
L
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1
\\:\\) lieisst. ') Alle:? dessen oder soweit man davon Kenntnis
Iui1.h\ wird man sich knapp vor 1430 erinnert haben.
Die Früchte solcher Bestrebungen reiften noch mehr in den
Zrili^M, als das Amt Kirchheim versetzt war an Julian Graf
Liulron (IÖ04. 1, Mai) als das geistliche Fropsteigut von Sagritz
\V( 11 i;ir Tutens theilweise an das Millstätter-Stilt überging (vor
ihIci- nach 1524), und endlich kautweisö um 2640 fl. rheinisch, vom
Lirn-k-^Iürsten als Türkensteuer eingezogen, übergeben ward an
Sü^unuind von Dietrichstein, Landeshauptmann in Steiermark,*) als
all hl f.ehenschafl gedieh, nach Franz von Lueg, an Oswald von
llnlintburg^) (1539), endlich zumeist als Christoph Weitmoser zu
Wirikt'L Bergherr in Gastein und Rauris, königlicher Rath, die Herr-
^(*iiu!1(m Kirchheim und Falkenstein kaufte um 2000fl. (Jahr löoo^).
Sebastian von Leomüllern, zuvor bamberger Amtmann in
Villris fk sass als Amt- und Landrichter zu Grosskirchheim (bis 1629),
vt'rntijililich nach dem Amimanne Georg Stainer, dem Sohne des
filror 1566 hinaus lebenden kaiserlichen Quartiermeisters Joseph
SlaitM'i'. In den Berg- und Schmelzwerken zu Grosskirchheim aber
wiilMHra als Besitzer Hans Mathias von Steinberg au( Kolmiz, dann Karl
vtm IViembach, x^braham Katzbeck, ob in Compagnie oder als Ab-
Umr liimmelbergischer Antheile 1499, etwa auch Putzischer, in welcher
ZuHnh^e nacheinander, bleibt erst zu erweisen. Des Steinbei^g
TiH lilrr Barbara hatte von ihres Vaters Werksrenten in Tirol und
Kririil* u w^ohl ihrem Manne Veit Fächer Namhaftes zugebracht
inn! TT half zunächst als Bergwerks- und Schmelzmeister zu Gross-
ki »vh Im -im den Obengenannten verdienen, bearbeitete aber nach
Anllii-sung der Grossarbeit selber das Gold- und Silberwerk an der
Gnlcl/;('die um 1600 — 1642. »Von 1642 bis 1076 betrieben seine
Wilvvi' und beiden Söhne (Mathias, Christoph) den Bau, doch setzten
<[i' i\ii^ Ihrige bei der Jännerischen Gewerkschaft erfolglos zu.**')
Dts ) laller Satzschreibers Aicher Söhne als kaiserliche Mauthein-
iichiiMT walteten Hans zu DöUach, Georg Christoph zu Winklern
') Keltische in Af. K. Xll. Sep.-Abdr. S. Zahn Urkdh. I. 59 Note 22..
llltli. is^j.
j 1529 4. December Wichner 52ö,79. Oswald v Hohenburg, Pächter bis
iJ \firil 1524, Christoph Freiberger Afterpächter 1525 mit 79 Sptbr. von Pächter
hirhh h3tein. 132 Pfd. jährlich.
J A. f. K. II. 44.
U Muchar GSt. VIII. 53(j.
') Hildebrandt. Der Kärntner Adel. 1879 S. 186.
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i
879
(geadelt 1677 ^'\ Als Nachfolger der Pulz traten die FromüUer ein
etwa um 1676, und ist Joseph Benedikt ob seiner Verdienste in
oeconomicis als edler Herr zu Weidenburg und in (Trosskirchheim
gefreit worden (1705). DieGangl in ihren Werkshäusern und Höfen ge-
hörten wohl zur Familie jener (längl von Ehrenwert, welche tapfere
Kämpler gegen die Türken stellte und mit Rudolph (1700 1. Ober-
gegenschreiben der Mauth zu Pontafel) gerittert ist 170J. Von den
k. k. Bergrichtern und Waldmeistern für Oberkärnten wie Wol-
tereher bis 1650. Hans Mathias Pacher bis 1(582, Georg Friedrich
Fächer 1^82—1718. (ieorg Joseph 173S. ist der eine oder andere
der Ciegend wichtig geworden, .so zuletzt Joseph von Pacher, Kameral-
Muuthner und Steuereinnehmer in (irosskirchheim (bis 1757).
Endlich hatten auch die Litzelhofer hier ihren Ansitz: orten-
burger Adelsleute, vermuthlich die nächsten Angehörigen des Wil-
helm Litzelhofer, salzburger Vasallen um 16:];'). Den Propsthof oder
Litzelhof zu Sagritz halte 1620 Märt Slrasser von den verarmten
Putz gekauft, mit d(T St rasser-Tochter erbte dieselben sodann
Bernhard der Himmelberger.
Zu alle den Wohnbauten mit den Wappenzeichen und Werks-
häusern fehlt in diesem Erdenwinkel auch endlich nicht das Bitter-
schloss. Kirchheimeck heist es gegenwärtig, als Buine einer Berg-
warte und derart war sie schon vor 200 Jahren zu sehen in
Valvasors Bilde. Um 158:^ bis 1605 scheint diese Veste noch
bewohnt gewesen zu sein, durch die Familie Putz; die hierorts
arbeitenden Putz besassen auch Bleiwerks-Antheile in den villaclier
Bergen und schenkten dieselben ihren Brüdern, Schlossherren zu
Pitzelstätten und Münzmeistern zu Stadt St. Veit (1605 -). Weiter-
zurück hatte sie wohl der jeweilige Gerichtsbesitzer zu eigen,
jedoch gewiss geht die Baute über das 11. Jahrhundert zurück.
Wie als Bethaus der Evangelischen verwendet um 1540 (als die Brüder
Kirchberg den Freischurf an 141 Gruben einleiteten) l)is 1600, so
wird sie in arbeitsameren und lohnenderen Zeiten das Heim eines
nicht bis in die Brieladels - Epoche fortgesetzten Geschlechtes vor-
gestellt haben, wohl auch die Schutzwehr für die einst bedeut-
!?amere Strasse nach dem und aus dem Kirchheimerthale, darin
') Hildebrandt S. 133. Ein Putzenhof auch bei Strassbiirg, einer bei
firafenstein (Riedenegg).
') Nach Hohenwarths und Ployers Fragmenten S. 48 Schultes Reise 2,
19. Melchior Putz 1607, Klagenfurt und Laibacli :7lS3, Münzmeister zu Klagen-
furt. iCar. 1883. Nr. 12).
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:i80
A
die Hezeichnungen eines »grossen« Kirchheim, wie ZirkniU^, GNickner
u. dgl. an irgend etwas Altheiliges gemahnen. Wie immer es um
ein Castell hier oder beim Taber in der Fleuss. um eine uralte
Beisetz-Stätte bei den aperen Abhängen von Pasterzen herab
bestellt gewesen sein mag, jedenfalls war hier vtjn den j;Uiriich aus
Kärnten gewonnenen 14.000 Mark (Joldes (sc^vjel noch im l:"* .
1 6..lahrhunderte) der allermeiste Theil zu schützen. Denn hier gowann
man dies verlockende Metall, im Untermöllthale und niinhst diesem
im Drauthale in folgenden Orten: ') Um Grosskirttlilieim schon 144G:
Am Kloben, in (luetthal, Ochslingerzech. (lOldzech, HiHtenhis. PilaUis-
see, Modereck, ({ross- und Mittelleiten:
An der Pasterze, im Chloritschiefer, des allenil testen Tierg*
baue^ Reste liegen wahi*scheinlich unter dem Kec*H ;
In der (lössnitz bei Whikel:
Auf den Trögern:
In der Fleuss, der grossen, der kleinen (Flize, Fleize
Veluz): des Baches (loldsand rührt aus der (;oldzec:he. deren
tinibenhaus 2740 m über dem Meere steht, die Steile anEceblich
sciion römerzeitlich ausgenützt :
Im Zirknitzthal. dem grossen, dem kleinen, aueli Silber-
gewinn;
In der Seeleiten,
Am Waschgang oberlialb Döllach. aut der Alpe dicht untPr
der Schneegrenze: daher zu Wien eine (loldstufe, die 94 Duealen
aufwiegt.
Auf der Geisbachalm, noch 1784 arbeiteten da 40 Knappen.
Oslenthal-Zirknitzthal. unter dem Uebergange. beim Stellkopl,
(ioldberg oder Fraganten tauern : ferner zu
Ot)ervellach, Umgebung :
In dem Siflitz, Drauthal;
Steinfeld bei Sachsenburg, zwischen da und Ling l>ei
Lengholz.
Im Feistritzthale des Malta-Gebietes bei (imünd und im
Hadlgraben, endlich
nächst Tragin bei Patern ion.
') nrunlechner. Minerale Kärnlhens 1884. S. 45. 130; Hacquet S. 52: S^ihültea
\\\K 40, 47— .')(). :')(). III. \\S\ Friedrich Constanlin Fhr. v. Beusl in Oeslerr.
Zlijrl^rft. f. Berg- und Hüttw. 1.S88. Nov. Seeland und Kaiiier Vortrage am
Wiener Bergmannstage 1888. Hering zu Freiburg in Zeitsd;rft. f, Krystallü|rrp
Uipzig ISS . Nr. 17. lüiittel Cullurbilder 1889 S. 120.
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3BI
Böderzeche bei Kirchbach,
Walzentratten bei St. Lorenzen im Gitschthale.
Steinbüchl bei Stadt Sanct Veit (Bergknappenkirche Sanel
Niklas) wie zu Rheinthal, schliesslich im
Kliening-Graben bei St. Leonhard im Lavantthale.
Sowohl die erstgenannten Stellen als die ganze Ratiris,
nächst dem Badhausberg, an der Schlapper-Ebene*) sind betnifTeu.
wenn von der Wiederaufnahme des Goldbergbaues in den Tai k in
mächtige Rede geht in Buch werken und in öffentlichen Versammlung^' n.
Neuestens hat der genaue Kenner seines Heimatlandes, Prof. Sl^ni-
wender, im österreichischen Parlamente die Idealisten der Spar-
samkeit, soiveit diese Tugend für West-Oesterreich geübt wird, iort-
gerissen zur Begeisterung für den Märchenschatz der alten H^^^ch-
weft und auch ausserhalb Oesterreichs wird der wohlbegründetmi
Meinung Ausdruck gegeben, da der Staat durch seine gewalL^amt*
kirchliche Gegenreformation mit weltlichen Mitteln den grÜM-tt^n
Theil der bergwerklichen und hausindustriellen Verödung des oi*pr-
kämtischen Goldgebietes verschuldet habe, sei er auch zu aüt^-
meist verpflichtet, mit den technischen Kraftmitteln der Neiizf^iL
das ererbte Uebel auszutilgen. Dass die Welt keineswegs hier mit
Brettern verschls^en sei. wo allerdings der Weltdraht in eine Sack-
gasse zu verlaufen scheint, beweisen die noch vor 80 Jahren ;iul
j^össeren Strecken ersichtlichen Slrassenreste nach dem Leilor-
bache: die Ruinen eines besseren Weges, als der jetzigeist, macUh'ji
das für Schultes-) deutlich und ein noch weit schönerer AVt"/,
der dort, wo man jetzt auf den Glockner steigt, mit vieler Mülir
in die Felsen gehauen ist, scheint wahrscheinlich zu einem analen!
Zwecke bestimmt gewesen zu sein, als um Kühe auf die AIjjcii
zu treiben. Wie immer auch die Verbindung zum Kaiser Thale Iut-
gestellt war, es gibt wahrhaftig fast nach allen Seiten Durchbniclu
um nach Norden zu gelangen, so dass der Satz aufgestellt wert^oti
konnte (Adresse Staatsbahn, Südbahn): Der nächste Weg vnn
Deutschland nach Italien geht über den Heiligenbluter -Tauern 'J.
Uad noch früher hat Baron Dedovich oberhalb Heiligenbhit^i diu
Spuren eines Römerweges aufgefunden, als er von Staatswegen auf-
zusuchen hatte — den nächsten Verbindungsweg zwischen Italien himJ
^) Aehnlich benannt der Möllfall Zlap, Stadt Zlap in Krain ISOj. Vi»i-
thaler. Reisen, Salzburg 1799 T. 303. .307,
«) Reise II. 17 -19. 214.
*) Schuhes Reise 11. 17, Note c Schiuss 18.
Mitth. d. k. k. Geogr. (Je». 1889. 6 u 7. 26
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882
Deutschland. Und noch früher hat Homann auf seiner Nürnberger
Karte von Kärnten (1747) die deutliche Strasse, wie von Ober-
vellach und Winklern herauf (ohne Rücksicht auf den Iselsberg),
auch noch nordöstlich von »Zum Heil. Bluet« forlauten lassen
»zwischen dem Kloben und hohen Ohren in die Rauris*. Und je
lebensvoller der Einblick von Jahrhundert zu Jahrhundert sich ge-
staltet, wo jetzt Armuth und Beschränkung herrscht, blanke Felsöden
und Wasserrunsen vorrücken in das nur sommerzeitlich etwas rege
Thal desto verständlicher wird unserer Phantasie der stille Wanderer
aus Byzanz, der den nächsten Weg aus Italien nach Deutschland
geht. Er hat nichts mit dem Golde zu schaffen, das unter seinen
Sohlen aufblüht in reichlichen verdeckten, verlockenden Adern,
nicht ein Stäubchen davon hat ihm die Sage angeweht. Er wandert
nur einer christlichen Idee nach. Darum ist er auch zu Grunde
gegangen. Wir aber, freie Söhne der Neuzeit, wir wollen leben,
dazu genügen nicht drei hagere Aehren, aus der Hand aufsprossend,
dazu taugt nur Gold und aber rothes Gold.
Die Trias der Sehulkarten von Niederösterreieh.
(Handharte in 1 : 750000, Wandkarte und Reliefkarte in 1 : 150.000 der Natur
Von Anton Steinhäuser.
Die Handkarte und Wandkarte sind Erzeugnisse des k. k. mil.-
geogr. Instituts, mit Einflussnahme des k. k. Landesschul-Inspectors
Dr. C. Schober, die Reliefkarte ist eine Arbeit des k. k. Ober-
I.ieutenant G. Guttenbrunner. Alle stehen in einiger Verbindung, ins-
besondere verhält sich die erste zur zweiten wie ein Original zu
einer fünfmal grösseren Copie.
Die Hand karte, ein Biatt in klein Folio, ist in ihrer
Grundlage (Flussgerippe und Terrain) der älteren Karte von Mittel-
Europa (des k. k. mil.-geogr. Inst.) entnommen; hinzugetreten sind
Eisenbahnen (Zinnober), Chausseen in feinen Linien, eine massige Zahl
wichtigerer Orte in guter Auswahl (Anfangsbuchstaben gross, das
übrige klein in Haarschrift), und zur Unterstützung der Veran-
schaulichung der Höhenlage eine Anzahl von Farbentönen für sieben
Erhebungsstufen, die aufRillig Tiefland, Stufenland, Hochland, anderer-
seits Hügelland, ßergiand und Alpenregion auf den ersten Blick unter-
scheiden lassen.
Die Karte bietet demnach eine allgemeine Uebersicht der
physischen Landesbeschaffenheit, gut geeignet richtige Vorstellungen
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r
383
bei dem Beschauer zu erzeugen, und auf diese Art den Unterricht
bestens zu unterstützen. Doch dürften die Meinungen getheilt sein,
wenn die Frage gestellt wird, ob es gut war die Schichtenfärbung
nur innerhalb der Landesgrenze durchzuführen, und in den an-
stossenden Gegenden mit den Höhenzahlen der Hauptgipfel sich zu
begnügen. Fast überrascht es, den Meridian von Greenwich auf
einer österreichisch-ungarischen Schulkarte anzutreffen. Vielleicht
kömmt mit den Jahren auch eine Bezifferung nach (ireenwicher Zeit
dazu, wenn die geplante Weltzeit einst praktischen Boden finden wird.
In der unteren Ecke rechts bringt eine Nebenkarte in fünffacher
Vergrösserung des Massstabs (in '/,5ooo») die Umgebung von Wien im
Farbendrucke zur Anschauung und gibt dem Anfanger Gelegenheit
die Signaturen topographischer Karten kennen zu lernen. Der geringe
Preis (10 kr.) ermöglicht auch dem Unbemittelten die Anschaffung.
Die Wandkarte gewährt auf ihrer gewaltigen Fläche von
1*4 Quadratmeter dasselbe Bild im (Crossen, das die Handkarle im
kleinen bietet. Diese Harmonie ist gewiss vortheilhaft für Lehrer
und Schüler; sie beruht auf den Fortschritten der neueren Technik
auf photographischem Wege ein gegebenes Original beliebig zu ver-
kleinern oder (wie hier geschehen i zu vergrössern. Nur die Umgebung
von Wien ist keine Vergrösserung der Handkarte, sondern die
Reproduction eines anderen Originals, reducirt auf den Massstab
von Vst^ono d^^ Natur. Für die Bedürfnisse der Schulen in Bezug
auf die Haupttypen der Bodenerhebung und ihre locale Vertheilung
wäre. mit diesen zwei Karten gesorgt, wo einfache Mittel mit einer
leicht verständlichen Darstellungsweise sich verbinden und bei der
Kleijiheit des Landes häufig durch Naturanschauung nachgeholfen
werden kann. Für die specielle Heimatkunde sorgen in mehreren
Landestheilen Schulbezirskarten grossen Massstabs.
Die Reliefkarte von G. Guttenbrunner hat gleichen Mass-
stab mit der Wandkarte, und kömmt ihr durch Schrift und das Terrain-
delail so nahe, dass sie sich weniger in der Hauptsache, als in
Nebendingen von ihr unterscheidet, z. B. durch einen etwas enger
gezogenen Rahmen, durch das W(^gblei})en der Umgebungskarte, der
ErklärufiL.<'n, aber auch der Schichtenfärbung. Die Stelle der Terrain-
zeichnung nimmt die plastische Ausführung ein, die, weil ohne
üeberhöhung ausgeführt, in dieser Verkleinerung und bei den
verhältnissmässig nicht bedeutenden Höhen einen imposanten
Eindruck zu machen nicht vermag. Das Relief überrascht mehr
durch die Nichterfüllung höher gespannter Erwartungen, als durch
' 26*
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das der Natur näher stehende Bild, das an vielen Stellen trostlos
monoton erscheint, weil die ündulation um + 1 Millimeter sich
nicht hinlänglich merkbar macht. Soll aber, um einen grösseren
Effect zu erzielen, die Höhe verdoppelt, vervierfacht, verfünffacht
werden? Mit nichten.
Man bedenke nur die Folgen der Ueberhöhung in einzebien
Fällen, z. B. man hat. um das Hochland von Obermanhartsberg
recht deutlich vortreten zu machen, fünfmalige Erhöhung eingeführt.
Natürlich müssen die Alpen ebenfalls fünfmal höher gemacht werden,
der Schneeberg, die Rax z. B. um 1500 Meter noch höher als der
höchste Gipfel des Himalaia, der Gaurisankar! Und wie steht es
mit den Böschungswinkeln? Wie mit dem Pressen so steiler Wände
wie sie nothwendig entstehen müssten?
Was bei Profilen angeht, die zu technischen Zwecken dienen,
oder zum Vergleiche von Höhen unter sich, das kann nicht auf
Länderreliefs übertragen werden, und dann schon gar nicht, wenn
man die Erhebungen in dem Verhältnisse betrachtet, das sie zur
Erdkrümmung haben. Bei Niederösterreich ist das letztere Verhältniss
zu unbedeutend, um in Betrachtung zu kommen. Die Reliefkarte
würde in der Mitte um ca. 3 Millimeter gehoben werden, während
ihre vier Ecken den Untersatz tangiren. Geht die Forderung der
Naturannäherung bis zur Aehnlichkeit individueller Berggesfalten,
was bei grossem Massstabe kein übertriebenes Verlangen ist, dann
wäre jede Ueberhöhung ein arger Fehler und das Naturbild
würde zur Carricatur.
Eine andere Ansicht hätte mehr Berechtigung beachtet zu
werden, nämlich ob es nicht dem Reliefe zum Vortheile gereicht
hätte, von der Wandkarte auch die Farbenschichten herüber zu
nehmen, um durch die grellere Sonderung von Höhe und Tiefe
die plastische Wirkung zu verstärken. Freilich würde die Colorirung
eines^ jeden einzelnen Exemplares die Kosten namhaft erhöht haben,
(iuttenbrunner's Erfindung. Karten auf dünne Kautschukblätter zu
drucken und dann in Reliefs zu verwandeln, konnte bei diesen
Dimensionen nicht zur Anwendung kommen.
Es gibt noch viele Personen, die von den Wirkungen der
Kartenreduction noch keine klare Vorstellung haben, eben so wenig
von den Schwierigkeiten der Darstellung von Erhebungen, die von der
Natur stellenweise in grosser Ausdehnung angehäuft sind, und deren
Wiedergabe bald nach Quantität, bald nach Qualität, bald nach
beiden unter gegebenen Massstäben eine Unmöglichkeit ist Daher
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r
:^85
so häufig schiefe ürtheile über Zeiclinung oder Plastik, wenn sie
der vorgefassten Meinung nicht entsprechen. Nicht selten wird auf
die relative Höhe ganz vergessen, und dieselbe nicht abgezogen,
wenn ein Berg zu niedrig scheint, und doch in richtiger Höhe
aufgetragen ist.
Nehmen wir z. B. den Leopoldsberg bei Wien, Höhe 428 Meter
Basis Donau am Fusse 165 Meter. Im Massstabe von * ,50^00 der
Natur sind 150 Meter = 1 Millimeter. Also Leopoldsberg hoch
2-9 Millimeter, relative Höhe (2-9 - 11) 18 MilUmeter! Wie un-
bedeutend und" niedrig muss er dem Auji^o erscheinen, das ihn
obendrein hoch von oben betrachtet und nicht in horizontaler
Richtung!
Diese winzigen Dimensionen sind es, die den Eindruck der
Verflachung erzeugen, obgleich dieser Eindruck, vielleicht noch viel
stärker, sich orgeben würde, wenn man sich über die Erde so hoch
erheben könnte, dass der Ueberblick ganz Niederösterreich umfasst.
Der Massstab von '/,r.,ooü ^^^ Natur ist noch gross genug,
um charakteristische Hauptzüge der Bodengestalt. Platten, Kahr'e,
Schneiden, Flachrücken, Delileen, erkennbar auszudrücken : erst
wenn es in die millionenmalige Verkleinerung geht, wird die Plastik
nur ein allgemeines Zeichen und steht hinter jeder angemessenen
Schraffirung zurück. Das Relief von Niederösterreich liegt noch weit
innerhalb dieser Grenze.
Die Vorwürfe, die man gegen dasselbe von diesem Standpunkte
erhebpn mag, wären ungerecht; man kann eher sagen, das Relief
habe das Verdienst falsche Vorstellungen zu corrigiren, und schon
in dieser Bf'zif^iuni-', wenn es keine anderen gebe, würde es einen
Platz in der Schule verdienen, vorausgesetzt, dass ein Lehrer vor-
handen ist. der eit zur richtigen Zeit und auf richtige Weise zu
verwenden versteht
Karte des miltleren Congo.
Von Paul L II II sr li a II 8.
(Hieizu Tafel XX).
Die vor! ie^endti Karte bildet das zweite Blatt der Baumann'schen
Aialnahme des mittleren Congo (Blatt I. s. Mittheilungen der k. k.
Geographischen Gesellschaft, Wien 188S, Tafel VlIIj. Das zweite
Blatt enthält den Congolauf von Bunga bis Losengo in zwei Ab-
^hnitten. Bis zur Äequatorstation diente die Rouvi^rsche Aufnahme
L
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als? (inindlage, für das Bangala-(Liboko-) Land die Karte Coquilhals^)
Es ist einleuchtend, dass dieser erste Versuch, den gewaltigen Mittel-
laul ties Congo in grossem Maasstabe darzustellen, nur die Grund-
lage lür zahlreiche Ergänzungen und Berichtigungen bieten kann.
Weiss doch der Reisende häufig selbst nicht, ob das Ufer, längs
dessen er hinfährt, dem Festlande angehört oder den unzähligen
Inseln, Mit Recht sagt de Brazza in einem Briefe aus Madiville
vom 24. Mai 1885: ^^Le Congo est un vrai labyrinthe sans fin
la carte dötaill^e n'en sera pas faite avant un demi-siecle.« Aber
ein Anfang ist doch wenigstens gemacht.
Die in den Rahmen des Blattes fallenden astronomisch be-
stiininlen Punkte finden sich auf der Karte verzeichnet: lur die
Bangala-Station wurde die Position Coquilhats angenommen. Auch
für dies zweite Blatt wurden die Aufnahmen früherer und späterer
Reisen zu Rate gezogen und benützt.
Für den ersten Abschnitt (Bunga-Bungata) lagen 15 Blätter
Baumanfi'scher Handzeichnungen vor. für den zweiten (Lulanga-
Lot^aigo) 12.
Die zu vorliegendem Blatte gehörigen Höhenzahlen sind folgende:
Lukolela 830 m
Ngombe 295 >
Aequator . . 307 »
Uranga .... . 287 »
Bangala-Station ... 826 »
Kleinere Mittheilungen und Monatsbericht.
Europa.
Das Petrolcuiiivorkoiiniieii am Tegreriisee. Die Petroleumquelle am
Wesliifer des Tegernsee's wird schon im Jahre 1450 urkundlich erwähnt
Mochte die ursprüngliche Menge der Jahreslieferung etwa 400 Liter betragen
haben, so hob sich dieselbe im Jahre 1883 als eine Anzahl von leider nicht
besonders tiefen Bohrlöchern niedergestossen worden war, auf 1::00 Gtr.. um
jetforli schon im Jahre 1880 wieder auf 475 Gtr. zu sinken. Trotz des hohen
tpclinisohen Werlhes des Tegernseeer Oels, welches in seiner Qualität dem
ptninsy Ivanischen nahe steht, liess sich daher keine grössere industrielle Unter-
nehmung darauf gründen. Bemerkenswerth ist es. dass auch im Tegernsee
»elhsl — u. zw. hauptsächlich in einer der Längenei Streckung des Sees ent-
') Camille Coquilhat, Sur le Haut-Congo, Paris 1888; auch Mouvemenl
Geographique 1885, p. 91.
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,jAä-
S87
sprechenden Richtung — Erdöl aufsteigt. An solchen Stellen stoigen Gashlaseu
auf und auf der Oberfläche des Wassers breitet sich ein dtinness in irisirenden
Farben spielendes Häutchen aus. Zu einer prachtvollen Erschpinunr j^esLaltet
sich dieses Hervorquellen von Oel und Gas. sobald der See sich mit einer
Eisrinde bedeckt. Auf einem Zuge von mehr als 1000 wi Länge ist das Eis voll
von Gasblasen, die wie IJlirgläser in einander geschachtelt sind. Die Blasen
sind mit Kohlenwasserstoff gerdllt und die Wände mit ert^tarrtem fioli>f*n
Petroleum bedeckt An einzelnen Stellen finden sich offen«' Irii'h^rrürnüge
Ijöcher im Eise. Das erstarrte Oel, das die Wände dieser Trichter aiiükleidel,
liefert den Umwohnern ihren Bedarf an Wagenschmiere
Zweifellos entstammt auch das Tegernseeer Oel dorn Hutizonfc der
bituminösen Schiefer, die im Hauptdolomit und im Dachsleinkalk an so vi^^len
Orten des bayrischen und nordtirolischen Alpengebiets auftrcien. Es ist ja
bekannt, zu welch' hoher industrieller Wichtigkeit neuerdings der Asphalt schiefer
von Seefeld durch die Jchthyolerzeugung gelangt ist. (v. GündH, Nantiträir«
zur geognostischen Beschreibung des bayerischen Alpengebirges ü(K:igiios tische
Jahreshefte, l. 1883)
I>i« Ablacreroiitieii am Boden <ler tiefsteu Stelle <lcs KI>ii)|i!4Hei'a,
Im Winter 187172 wurden aus 1^8 »i Tiefe am sogenannten MitUihiig Urulfn-
proben genommen, die Gümbel untersuchte und nun in den oben rTWäliutiin
..Nachträgen" beschreibt. In dem Schlamme wiegen selbstverslaJidlich Hrurli-
stücke von den sedimentären Gesteinen der Umgebung des S^rs weitaus vur.
Daneben finden sich aber auch Quarzkörner, Thonflocken, GUmiuerplMtlchcn.
Magneteisen, Zirkon, Turmalin etc.. die auf Herkunft aus dt^in iTjtfi^hirge
deuten. Gümljel lässt es dahin gestellt, ob diese BestandUieile ana diMii
erratischen Schutt eingeschwemmt, oder aus dem auf den Hötieri de^ Kalk-
gebirges in reichlicher Menge abgesetzten Urgebirgsstaub in Hi-n Soe gewollt
worden sind. Unter den im Tiefenschlamm sehr spärlich verlretein^n organinchen
Resten übenÄ'iegen Holzstücke. Asttheile und Nadeln von (^onilcren, Verpinxclt
finden sich Käferflügel un.l Knochensplitter.
Erdbeben Im Voirtlanil. Das Vogtland wurde am 26. DecemLer ls>J8
von einer ziemhch heftigen Erderschütterung betroffen Die rilngsaxe il<!fi
Erschutterungsareals lag in ostnordöstlicher, also in erzgebirgi sicher Rictilung,
somit in der Richtung der auch im Vogtlande vorherrschenden Satlelun^eii
und Yerwe.'fungen. Ein besonderes Interesse bot dieses ErdbL^ieii dan-h den
Umstand, dass die Eidbewegung die im vogtländisch-erzgebirgisrhen Schirhfrn-
gebiet gelegenen Granitmassivs entweder ganz verschont oder docli nur nf'ht
schwach betroffen hat, während die benachbarten Schiefergehieto heftig er-
schüttertwurden. Offenbar haben sich die im Schiefer erzeugten Erdhr^bpn wellen
an den Granitmassivs gebrochen (H Credner, Sitz.-Ber. der k. sächa Gps-
d. Wiss., Math.-phys. Gl. Sitzung vom 11. Februar 1889.)
Gewicht und Werlli ilen Londoner Kauelies. Proft'ssor rimndler
Roberts schätzt das Gewicht der Rauchwolke, welche Tag für Tnj: über l^ondon
hängt, auf etwa 300 Tonnen. Der directe Werth der Kohle, wclrhe auf diese
Weise verlorengeht, lässt sich auf 2' '^ Millionen Pfund schätzen. Hie^u komnn-n
mehr als 300. (XX) Pfund indirecten Verlustes an Transport-. lieuii^ungökurileri
L
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^HH
utiii dergleichen, endlich '2 Millionen Pfund als jährlicher Betrag des Schadens.
ü^n die raucherfSllte Atmosphäre anrichtet. Alles zusammengenommen bedeutet
also der Londoner Rauch einen ökonomischen Verlust von etwa V/^ Millionen
Tfund. iSciehce Ar. 331 mich den Engineering Times).
Nene Lehrkanzel für Geographie in Unsrarn. Der Professor der
Geologie an dem Budapester Polytechnikum Dr. L. v. Loczy, der bekannte
Reisebegleiter des Grafen Szechenyi, ist zum Professor der vergleichenden
Erdkunde an der Budapester Universität ernannt worden.
I.
AsieD.
Ein«* «if^enthnmllch«) KrdercichlllteriMig: in Tokio. Nature (Nr. 1024)
herUihtet nacli der Japan Weekly Mail ober ein Erdbeben ungewöhnlicher Art,
welches am 18. April auf dem Erdbebenobservatorium zu Tokio beobachtet
wurde. Die E'gentliümlichkeit desselben bestand in einer bisher noch nicht
beobachteten, ausserordentlichen Langsamkeit der Oscillationen. Die Dauer einer
eiji^ielnen Schwingung betrug von 4 bis zu 7 Secunden und die ganze Erscheinung
trüg somit den ausgesprochenen Charakter einer sogenannten Erdpulsation an
(ni:h. Da solche zumeist dann beobachtet zu werden pflegen, wenn gleichzeitig
irj grosser Entfernung ein heftiges Erd- oder Seebeben stattfindet, so wandten
ölch die Gelehrten des Science College zu Tokio an das hydrographische Amt
UT1I Au.skunft. Es stellte sich in derThat heraus, dass zur Zeit der beschriebenen
Erdersi-hütteiung. die ausserhalb der Bay von Yokohama gelegene vulkanische
Insel Vries Island in Eruption befindlich war.
Die Bore des T8ien-tan«:-kian|^« Die englische Admiralität veröffentlicht
einen Bericht des Capt. \V. M. Moore von H. M. S. Rambler über die Gezeiten-
J»eobachtungen dieses Schiffes in den chinesischen Gewässern. Die Bore des
Tsten-tang-kiang (etwa 70 englische Meilen von Schanghai) beginnt 12 — 15 miles
BUi^serhalb der Flussmündung, hat nicht den ausgesprochenen Cliarakter einer
Flutwelle, steigt zu H—ll engl Fuss und hat eine Geschwindigkeit von 12—13
Knoten die Stunde. (Xature 1024.)
ErSffiiun;^ des Yaii);-t8e-kiang für die eii|;liseho Schlffrahrt. Nach
Jangwierigen Verhandlungen hat die chinesische Regierung Herrn Archibald
LiUle endlich gestattet, den Yang-tse-kiang mit seinem Dampfer von Jchang
bis Chungking zu befahren. (Times 13. und 14. Juni.)
Die Edelsteiu^ewlniiuiür auf Ceylon. Die »Times« bringen nach dem
*(>ylon Observer« einen Bericht über den gegenwärtigen Stand der Edelstein-
gewi sinung in Ceylon. Der Haupfort des etwa 2O — 30 Qradratmile> einnehmenden
Kdclsteindistrictes ist Ratnapura. Die Eingebornen arbeiten auf kleinen Losen
in ziemlich oberflächlicher Weise und begnügen sich mit einer zumeist schon
in geringer Tiefe erreichten Ausbeute von minderwerthigen Edelsteinen Aus
abergläubischen Gründen wird ein eigenthümlicher Vorgang eingehalten, wenn
nsjsnalimsweise einmal ein reicher Fund geglückt ist. In aller Stille wird dann
ein Händler in Colombo verständigt. Dieser gewährt Vorschüsse bis zur Hälfte
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'■JfJV'l
389
des Werthes der Edelsteine. Ist dieser Betrag verspielt und vertrunken, dann
werden erst die Steine ausgefolgt und der Handel abgeschlossen. Meist sind
derartige reiche Funde schon bei den Edelsteinhändlern in Bond Street, wenn
sich die Kunde davon auf den Edelsteinfeldern selbst verbreitet.
Afrika.
Das SehlnsAhert «ler Mlttheilnngen der deutgch-afrikanlsclien
Gesellsehaft« Mit dem Ende Mai ausgegebenen 3. Hefte des 5. Bandes finden
die Mittheilungen der afrikanischen Gesellschaft in Deutschland ihren Abschluss.
Man wird sich bei dieser Gelegenheit dankbar erinnern, wie viele wertvolle
Beiträge zur Kenntnis von Afrika diese Zeitschrift gebracht. Strenge und sach-
liche Kritik und musterhaft redigirte Karten zeichneten sie in hohem Grade
aus. Das letzte Heft beschliesst die Reihe in würdiger Weise. Es bringt die
lange erwartete Stecker'sche Karle des Südostabhanges des abessinischen Hoch-
plateaus, drei Routenkarten Flegels und zwei Karten zu Büttner^s Reisen in
Westafrika 1884—86, einen ausführlichen Reisebericht von Büttner und eine
dankenswerte bibhographischo Uebersicht der in den Jahren 188<)— 1889 ver-
öffentlichten, auf die Expeditionen der deutschen :«frikanischen Gesellschaften
bezüglichen Originalaufsätze, lieber Bültner's Reisebericht schreibt uns Herr
Dr. 0 ßaumann:
Die Abhandlung von Dr. Richard Büttner über einige Ergebnisse seiner
Reise in Westafrika 1884—86 gewährt besonders in naturwissenschaftlicher
Hinsicht hohes Interesse. Anfangs gibt Dr. Büttner eine übersichthche Darstellung
seiner Reise von San Salvador zum Kwango und auf völlig neuer Route zum
Stanley-Pool, dann folgen einige Abschnitte über Ethnographie, über das Land
und seine Produkte, sowie über Fhora und Fauna des bereisten Gebietes. Besonders
ausführlich werden die Hauslhiere der Eingeborenen und die verschiedenen Nähr-
pflanzen und deren Zubereitung besprochen. Auch die verschiedenen Florengebiete
des Regenwaldes. Campinenlandes u. s. w. finden hier für das Congogebiet zum
ersten Male eine eingehende Darstellung durch einen Fachmann, welche auch für
den Geographen von Wichtigkeit ist. Dr. Büttner befürwortet warm die Anlage von
Gartenculturen bei den Stationen, da durch diese allein die ungesunde und kost-
spielige Conservennahrung verdrängt werden kann. Für die fernere botanische Er-
forschung Centralafrikas meint der Verfasser mit Recht, dasses nicht vortheilhaft sei,
Botaniker als Leiter oder Mitglieder grösserer Inlandexpeditionen zu beschäftigen,
sondern, dass eine Station irung derselben unerlässlich sei, wodurch natürhch
eine zeitweilige Ortsveränderung nicht ausgeschlossen ist. Eine Kartenskizze
der Reise, vor Allem aber lange Verzeichnisse gesammelter Pflanzen und
Thiere. unter welchen sich zahlreiche neue Arten befinden, legen Zeugnis von
der unermüdlichen Thätigkeit ab. welche Dr. Büttner auf seiner Forschungs-
reise entwickelt, und welche um so höhere Anerkennung verdient, als von dem
anderen Zweige der deutschen Congo-Expedition, unter Lieutenant Kund und
Tappenbeck, bisher noch keine wissenschaftlichen Ergebnisse erschienen sind.
HoffentHch wird die deutsche Regierung Herrn Dr. Büttner bald wieder die
Möglichkeit bieten, seine reiche Erfahrung der weiteren Erforschung west-
afrikanischer Flora zu widmen.
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390
n
Das nfrikiinisclio Elfenbein. Paul Reichard veröffentlicht einen Aufsatz
über „das afrikanische Elfenbein und seinen Handel'* (Deutsche geogr. Blätter
Xfl. 2), welcher die Mittheilungen Westendarps in willkommener Weise ergänzt.
Der europäische Händler unterscheidet drei Sorten von Elfenbein, das harte,
das halbharte und das weiche. Die Verbreitungsgebiete dieser drei Sorten
decken sich ziemlich genau mit der Verbreitung gewisser Vegetationsformen.
Das weiche, milchweisse Elfenbein entstammt dem lockeren Buschwald und
der Savanne mit niedrigem Graswuchs, das harte, schwach durchscheinende
iät das Elfenbein des geschlossenen Urwaldes und der hochgrasigen Savanne
Das halbharte Elfenbein soll von Elephanten gehefert werden, welche Gebiete
durchziehen, die beiderlei Vegetationsformen aufweisen. Es ist somit Ostafrika
vorwiegend Productionsstätte des weichen Elfenbeins. Um den Mwutan.
Ukerewe ist der Elephantenreichthum am grössten. ein zweites weniger um-
fangreiches Häufigkeitsmaximum des Elephanten befindet sich am Bangweolo-
See und' am Westufer des Nyassa. Weitaus das meiste Elfenbein, doppelt so
viel, als die ganze Westküste Afrikas liefert, gelangt an der Suaheliküste und
in Zanzibar zum Export. Früher brachten die Schwarzen das Elfenbein bis an
die Küstenplätze, seit aber der Elephant immer mehr landeinwärts gedrängt
worden ist, pflegen die indischen Händler das Elfenbein weiter im Innern auf-
zukaufen, zumal Unjanjembe ist für den Elfenbeinhandel ein wichtiger Platz.
Westafrika exportiert hauptsächlich das harte Elfenbein der Urwälder
des Congobeckens - erst in neuerer Zeit ist die Congomündung selbst ein
bedeutender Elfenbeinplatz geworden, der vielleicht in Kurzem den portugiesischen
Plätzen den Rang ablaufen wird. Das halbharte Bein des Tsadseel>eckens
gelangt theils an die Guineaküste, theils durch die Wüste nach Norden,
besonders nach Mogador und Tripolis. Alexandria bezieht sein Elfenbein —
fast ausschliesslich weiches — aus dem Nihjuellengebiet. Bemerkenswert ist es.
dass das Bein durch den Wüstentransport sehr leidet. Es wird in Folge der
grossen Temperaturgegensätze, denen es ausgesetzt wird, rissig. — Reichard's
anschauliche Schilderung der Elephantenjagd, der Aufbewahrung und des Trans-
portes der Waare, sowie endlich der Handelsproceduren verdienen im Original
nachgelesen zu werden. Wie alle Kenner des Sudan, ist auch Reichard der
Ansicht, dass der Wert des auf den Markt gebrachten Elfenbeins in eiüenn
schreienden Missverhältnis steht zu dem unendlichen Aufwand an Arbeit umi
Mühe der damit verknüpft ist.
Von der Snalic^liknste. Dr. Hans Meyer hat sich mit unserem Laods-
manne. dem ausgezeichneten Alpinisten Herrn Ludwig Purlscheller ans Salzburg
am 8. Juli in Genua eingeschifft, um eine neue Reise nach dem Kilimandjaro
zu unternehmen. Diese Expedition wird womöglich auch die Erforschung der
dem Kilimandjaro benachbarten Hochgipfel in ihr FVogramm etnbeziehea.
Auch Otto Ehlers kehrt mit den Mandarakriegern nach (Jstafrika zurück. PäuJ
Reichard spricht sich in der D. Colonialzeitung mit grosser Schärfe gegen das
Mitnehmen von Schwarzen nach Europa aus. Auch die Mandarakute seien
schon unverschämt geworden. Es muss in der That nur Verwirrung in den
Negerköpfen hervorrufen, wenn Leute, die daheim die iiocialc Rolle von Dienst*
boten eines Dorfschulzen spielen, sich plötzlich m Europa vom sn<s.=^iL
Publikum als Gesandte eines Königs gefeiert sehen. — General Matthews der
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p Mjfl-iau
391
langjährige Befehlshaber der Truppen des Sultans von Zanzibar ist in die
Dienste der englischen ostafrikanischen Gesellschaft getreten.
Die im Juni in Zanzibar eingelangten Nachrichten, dass sich Stanley im
März auf dem Marsche nach der OstKüste am sadöstlichen Ende des Victoria-
Nyanza befunden habe, lauteten recht unklar. Die Kritik, die Sir Francis
de Winton daran geknüpft hat, ist aus der Tagespresse kekannt. Neuere Nach-
richten sind seither nicht eingelaufen und auch ein Sohn Tippo-Tips, der unlängst
aus dem Innern mit Elfenbein nach der Küste kam, wussle von Stanley nichts —
Peters ist landeinwärts aufgebrochen. Pigott, der Leiter der dritten von der
englischen ostafrikanischen Gesellschaft zur Gründung von Stationen und zur
Abschliessung von Verträgen entsandten Karawane, ist nach erfolgreicher
Durchfuhrung seiner Aufgabe nach Mombas zurückgekehrt Am nördlichen Ufer
des Tana hat er eine Station gegründet. — In Europa ist der jüngst angefachte
Enthusiasmus in der Sclavereifrage bei den meisten Leuten von recht wenig
Kritik und recht wenig Kenntnis der Sachlage begleitet In dieser Hinsicht
kommen ein paar Briefe George Mackenzie's an englische Blätter sehr zur
guten Stunde.
Ann Kamerun und Togo« Hauptmann v. Fran^ois berichtet über seine
zweite Reise nach Salaga. Kratji ist ein bedeutender Handelsort von etwa
COOO Einwohnern in fruchtbarer Umgebung In sechs Marschtagen ging der
Reisende von Kratji nach Salaga. Schmaler Galeriewald begleitet hier den
schleichenden von Schlamm- und Sandbänken durchsetzten Woltafluss F^ine
Karte des Gebietes von der Küste bis Salaga wird in Aussicht gestellt —
Dr. Wolf schildert das Kebu -Gebiet in Togo als ein anmuthiges Gebirgsland^
gut bewässert, reich an Oelpalmen, an Weideland und Wild. Die Kebu sind
durch Wolfs Umsicht nunmehr ganz unter deutschem Einfluss.
Aus Kamerun liegt ein Bericht sammt Karte von Hauptmann Zeuner
über seinen Marsch nach Bioko vor. Dr. Preuss gibt Notizen über Flora und
Insektenfauna der Umgebung der Barombi-Station. Für Lepidopteren-Sammler
sind die Mittheilung»'n über Fang und Köderung der Schmetterlinge des Urwalds
von Interesse. Kund und Tappenbeck haben im Februar dieses Jahres eine
Station zwischen dem oberen Sannaga und Njong gegründet. Seither musste
Kund krankheitshalber nach Europa zurückkehren.
{Mittheilungen au» den deutschen Schutzgebieten. IL Bd., 2. lieft.)
Vom Coiigo. Der ausführliche Bericht der mit den Vorarbeiten zum Bau
der Congobahn beauftragten Ingenieure ist erschienen. Die belgische Kammer
tritt unter günstigen Auspirien in die Berathung der Congobahn - Vorlage ein,
da nunmehr durch die Fahrt des Dampfers Lualaba der Beweis erbracht ist,
dass der Congo bis Matadi auch von tiefgehenden Schiffen befahren werden
kann. »Matadi-port <<e mer« ist jetzt die Losung in Brüssel. — Nach langer
Zeit ist auch wieder ein Buch über den Congo erschienen. Der Verfasser des-
selben ist der englische Mechaniker J. R. Werner und es betitelt sich ein wenig
reclamehaft: A visit to Stanley's Rear Guatd. (Edinburgh -London 1889) Der
Werth des Buches liegt nicht nach der geographischen Seite, sondern beruht
in der Schilderung des Lebens und Treibens auf den Stationen und in der
Charakteristik jener Ptrsönlichkeiten, die in den letzten Jahren in der Ver-
waltung und Erforschung des Con-ostaates eine Rolle spielten.
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392
Amerika.
Lieutenant Sclnvntka's Entdeekiingr von H^lileiibewolinern in Mi*xiko.
Der in Chicago erscheinende »Daily Interocean« bringt in seiner Nummer vom
7. Juni ein Telegramm aus Deming N. M. mit merkwürdigen Angaben über
die Auffindung von Troglodyten im südwestlichen Chihuahua durch die Expe-
dition des Lieutenants Schwatka. Wir geben hier die Depesche auszugsweise
wieder, müssen aber die Verantwortung dafür vollständig unserer Quelle
überlassen. Die Expedition war über alles Erwarten erfolgreich. Besonders im
südwestlichen Chihuahua, wo dieselbe Felsen- und Höhlenbewohner antraf, so
wild als nur irgend ein Stamm zu Gortez' Zeit. Die Behausungen derselben
gleichen ganz genau den so viel besprochenen alten Felsen- und Höhlen-
wohnungen in Neu-Mexiko und Arizona. Es war schwer, sich diesen Leuten zu
nähern, da sie sich ausserordentlich furchtsam und über die bewaffneten
weissen Männer erschreckt zeigten. Wurden sie überrascht, so entflohen sie in
grosser Eile vermittelst ihrer eigenthümhchen Leitern in die Felsen. Vielleicht
geben diese Leitern den Schlüssel zur Erklärung der anscheinend vollkommenen
Unzugänglich keit gewisser Felsenwohnungen in Neu-Mexiko und Arizona.
Schwatka schildert die Leute als wohlgebaut und von einer sehr dunklen,
rölh liehen Hautfarbe, welche dem Colorit des Negers näher steht als jenem
des kupferfarbigen Indianers der Vereinigten Staaten. Ihre Zahl beläuft sich
jedenfalls auf mehrere Tausend. Sie gehen ganz nackt und sind nur mit Pfeil
und Bogen, sowie mit Steinäxten bewaffnet Die Scenerie der mittleren Sierra
Madres beschreibt Schwatka als grossartig. Er erklärt Landschaften gesehen zu
haben, welche dem Canongebiete von Colorado nicht nachstehen. Gross sei der
Reichthum an Mineralschätzen.
Polarregionen.
Fritlijof Nansen. Geografisk Tidskrift X. Bd., Heft 3 und 4, bringt
einen ausführlichen Bericht Nansen's. Am 24. Juni sprach der ruhmgekrönle
Reisende vor der Londoner geographischen Gesellschaft und wir entnehmen
englischen Blättern (Times, 26. Juni, Nature 1026) folgende Einzelheiten über
den Vortrag. Das Inlandeis bildet eine schildförmige Masse, die mindestens
10.000 englische Fuss Höhe erreicht. Die Mächtigkeit d«*s Eises muss stellen-
weise GOOO Fuss betragen. Der Wind ist der Hauptfactor bei der Erhaltung der
Oberfläche des Eises. Der hohe Druck der mächtigen Eismasse erzeugt auch im
Winter fliessende Ströme von Schmelzwasser in der Tiefe. Ein genaues Studium
des grönländischen ßinneneises wird uns den Schlüssel zum Verständnis der
Glacia!zeit bringen. Sehr auffallend waren die tiefen Temperaturen, die Nansen
im Innern antraf. Die Winde wehten radial aus dem kalten Innern nach den
wärmeren Küsten. Mit Nansen's Reise ist auch das idyllische Gemälde von
grünem Weideland zwischen Wällen von Eis im Herzen Grönlands für immer
gefallen
Expedition KUkeiitlial - Walter. Von dieser, zoologischen Zwecken
gewidmeten Forschungsreise sind vom 29. Mai datirte Nachrichten aus Spitz-
bergen in Bremen eigelangt. Die beiden Gelehrten kreuzten an der Westküste
Spitzbergens und liatten viel unter stürmischem Wetter zu leiden. Sie trafen
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:^93
mit einem englischen Jäger und Sportsmann zusammen, welcher auf Spitzhergen
überwintert hatte. Nach den Schilderungen desselben war der verflossene Winter
sehr mild aber der Jagd wenig günstisr.
Allgemeines.
Neues über Eis und Schnee. Dr. Assmann berichtete vor der Berliner
physikalischen Gesellschaft Ober eine Reihe mikroskopischer Untersuchungen
von Reif, Haarfrost und Schnee. Er fand, dass amorphe Gebilde weit häufiger
sind, als man bisher annahm Der Haarfrost besteht zumeist aus reihenweise
angeordneten amorphen Eistropfen, eine ähnliche Struclur zeigte oft der
Reif, während er in anderen Fällen aus sechsseitigen Tafeln oder Prismen be-
stand. Auch an Schneeguirlanden konnte Assmann eine Zusammensetzung aus
amorphen Körnern nachweisen, wie man sie an der Oberfläche der Gletscher
findet. Assmann glaubt, dass Reif und Haarfrost aus überkälteten Wasser-
tropfen entstehen, welche plötzlich gefrieren, wenn sie der Wind gegen feste
Körper treibt. Solides durchscheinendes Eis entsteht wenn Wasser von oder
etwas Qber 0 Grad mit festen Körpern von niedriger Temperatur in Berührung
kommt.
Auch für den Geographen interessant ist eine Reihe von Heobachtungen
Qber den Bacteriengehalt des Schnees, über welche British Medical Journal
berichtet. Pohl hatte schon vor längerer Zeit den Nachweis geliefert, dass der
Schnee stets Gelatine verflüssigende Mikroben enthalte. Am reichsten an solchen
waren imnner die ersten Partien eines Schneefalles, die späteren zeigten zu-
weilen kaum mehr die Hälfte. Wenn der Schnee auf dem Hoden liegt, so findet
eine allmälige Anreicherung der oberflächlichen Lagen desselben an Bacterien
statt. Janowsky in Kiew bestätigt und ergänzt neuerdings diese Sätze. Er findet
im Kubikcentimeter Schnee 34— 3H4 Bacterien. Niedere Temperaturen selbst bis
zu 16" C. verringern diese Zahlen nicht. r>er Ursprung der Bacterien ist zum
Theile im Wasserdampf, hauptsächlich aber in der Luft zu suchen, aus der die
Schneeflocken die Mikroben im Fallen mitnehmen.
Uelier Frostdrift. Ken* hat unter diesem Namen die Erscheinung be-
schrieben, «lass durch wiederholtes Gefrieren und Wiederaufthauen der ober-
flächliche lockere Erdboden auf geneigten Flächen in's Gleiten kommen kann.
(Am. Journ. of Science, May 1881). Neuerdings hat nun ein Mathematiker
Mr. « h. Davison diesen Vorgang genauer erörtert. iGeological Magazine, June
188J)). Er findet, dass der hetrag der Gleitung unter sonst gleichen Umständen
nach dem Quadrate der Tiefe, bis zu der der Frost eindringt, zunimmt. In
arktischen Gegenden wo der Boden in einer gewissen Tiefe ständig gefroren ist,
wird der Betrag der Gleitung natürlich von der Tiefe abhängen, bis zu der im
Sommer ein Auflhauen erfolgt Im Allgemeinen wird die Bewegung solcher
»Erdglelscherc dort am grössten sein, wo sowohl das winterliche Eindringen
des Frostes als auch das sommerliche Auflhauen ihrjn Maximalbetrag er-
reichen.
Versncbe zur Erniittlnng de;« Verhaltens von Murine* Chrononieierii
auf bewegter übterlag«*. Eine Anzahl von Chronometern, welche sämmtlich
bei der Concurrenz das Prädicat »ausgezeichnet« erhalten hatten, wurde im
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:i94
n
Lichthofe der deutschen Seewarte vermittelst des Combe'schen Chronometer-
schaukelapparates einer eingehenden Untersuchung in Bezug auf ihr Verhalten
Äuf bewegter Unterlage unterzog»^n Der Apparat gestattet folgende Bewegungs-
arten: Rotiren. Rotiren und Rollen, Rotiren und Stampfen ; Rotiren, Rollen und
Stampfen und ist ausserdem mit einer V'orrichtung versehen worden, welche
■die Einwirkung senkrechter Stösse erzeugt. Die mittleren Gangänderungen
erwiesen sich hei den verschiedenen Bewegungsarten verschieden gross von
— 0,13 s beim einfachen Rotiren bis zu — 1,5*2 s beim Rollen und Stampfen
mit Stössen. Alle Bewegungsarten des Apparates erzeugten aber eine gleich-
sinnige Gangänderung, Acceleration. Dieses Resultat steht in vollem Wider-
spruche mit den Beobachtungen an Bord, welche in der überwiegenden Mehr-
zahl der Fälle eine Gangänderung im Sinne der Retardation ergeben hatten.
Die Divergenz zwischen den betreffenden Gangänderungen an Bord und an
Land wird durch das tlherwiegen des im entgegengesetzten Sinne wirksamen
Einflusses der Luftfeuchtigkeit erklärt. Bei grossen Differenzen der relativen
Luftfeuchtigkeit an Bord gegenüber jener an Land (z B. 40—50 Percent) wird daher
nicht allein der avancirende Einfluss der Schiffsbewegung compensirt, sondern
weit übertroffen durch die stark retardirende Wirkung der vermehrten Luft-
feuchtigkeit. Es lässt sich sogar vermuthen, dass die Summe beider Einflüsse
nur dann das negative Vorzeichen annimmt, wenn infolge der Mangelhaftigkeit
der Cardanischen Aufhängung die Schiffsbewegung den Gang der Instrumente
sehr bedeutend beeinflusst. (Annalen der Hydrographie, 18bO. lieft t!.}
Der neue Band des jureogrrApliischen Jnhrbnclies. Der diesjährige
Band des geographischen Jahrbuches — in der Reihe der XIII. — ist den
geographischen Einzel Wissenschaften gewidmet. Er enthält einen einzigen
neuen Bericht, jenen von K. Schering über den Erdmagnetismus. Ausserdem
erscheint der seit dem Tode Oppolzer's ausgefallene Bericht über die Fort-
schritte der europäischen Gradmessung wieder eingeführt und als besonderer
Abschnitt in das geophysikalische Referat aufgenommen. Auch in diesem Bande
tritt das unermüdliche Bestreben des Herausgebers hervor, das Jalirbuch so
übersichtlich zu gestalten als nur möglich. Noch vollkommener als bislier ist
diesmal innerhalb der einzelnen Berichte die geographische Anordnung ein-
gehalten worden. Bei den Strömungen und Neigungen, die gegenwärtig unter
<len Geographen, besonders den akademischen, herrschen, wird vielleicht der
geophysikalische Bericht von Hergesell und Rudolph das Interesse in
erster Linie auf sich ziehen. Material haben gerade die letzten zwei Jahre in
Fülle geliefert, darunter solches von massgebender Wichtigkeit. Helmert's
grosse Arbeit über Lotabweichungen steht im geodätischen, der zweite Band
von Suess' Antlitz der Erde, im geologischen Tlieile des Berichtes in erster
Reihe. In die beiden Berichtsjahre fiel die Discussion Faye-Lapparent, die
Arheitea über die Attractionswirkung d luvialer Eismassen, Davison's grosse
Untersuchung über die Erdkruste u. s. w.
Oesterreich ist unter den Mitarbeitern des vorliegenden Handes durch
Hann, Toula und Schmarda vertreten. Hann's Bericht — eine der ältesten
Zierden des Jahrbuches — ist wie seit jeher durch überaus klare Darstellung
ausgezeichnet. Toula hat es vortrefflich verstanden, der für den geologischen
Bericht besonders schwierigen Aufgabe gerecht zu werden. Vollständigkeit zu
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erreicheri, ohne auf Lesbarkeit zu verzichten. Aus Schmarda's Berit;] il ist
das diesmal ?anz besonders umfangreiche Capitel Meeresfauna hervorzuheben ;
eine ungewöhnhch grosse Zahl von Arbeilen bezieht sich auch auf die pela-
gische Fauna der Binnenseen.
Einem neuen Bande des Geographischen Jahrbuches gegenüber befindet
sich jeder Geograph, sei er auch noch so vielseitig, in der Rollfrt des Em-
pfangenden. Anzeigen und Besprechungen können nur dazu dienen, dit^se BqIIg
als die eines dankbaren Empfängers näher zu bezeichnen.
Nekrolog.
ilexaiider von Warsbirgr. Der jüngst verstorbene österr.-ungar. General-
consui in Venedig, Alexander von Warsberg, stand niemals in BeziehTinßen zu
unserer Gesellschaft und konnte auch auf den Namen eines schalmässigen
Geographen keinerlei Anspruch erheben. Dessenungeachtet muss eine mier-
reichisrhe geographische Zeitschrift seines Heimganges gedenken. Künstler mit
Zeichenstift und Feder, war der Verstorbene in dem ganzen weiten Br^reiche
des östHchen Mittelmeerbeckens heimisch wie wenige andere. Bald ist os das
Eiland der Phäaken, bald der aufragende Fels von Ithaka, bald die sonnigo
ägäisch^* Inselflur oder ein Stück kiemasiatischen Festlandes, das üt una in
stimmungsvoller Weise schildert, stets den Spuren seines geliebten Homer
folgend. Ein Abglanz der klaren Schönheit der griechischen Landschaft ruht
auch auf Warsberg's Schriften, deren bedeutendste, mit Recht denselben Namen
führt, wie das hervorragendste Werk der bildenden Kunst, das an Homer an-
knüpft: Odysseische Landschaften
Vorgänge in der Gesellsohaft.
Der in der constituirenden Ausschuss- Sitzung vom 16. April gewiihlte
Generalsecretär der Gesellschaft, Herr Dr. Ferdinand Baron Bus3hman, hat am
1. Juli die Leitung der Agenden der k. k. geographischen Gesellschaft Hber-
nommen.
\ Die deutsche und die Wiener anthropologische Gesellschaft halten vom
i '). bis 10. August eine gemeinsame Versammlung in Wien ab, auf welcher der
l General-Secretär, Dr. Baron Buschman, die geographische Gesellscliaft officiell
(vertreten wird. Von Seite der Congressleitung ergeht an unsere Mirtrlififer dw
Einladung zu zahlreicher Betheiligung an der Versammlung. Au&frihrliche
Programme sind zu erhalten in unserer Kanzlei zu den Amtsstunden und bei
f dem Secretär der anthropologischen Gesellschaft Herrn k. k. Custos F. Heger.
; 1. Burgring 7.
l Die Herren Geheim rath Hardeck (Karlsruhe und Professor Neu mann
I (Freiburg) laden als Einführende der Section für Geographie zur Theihiahnn^
ander vom 17. bis 22. September in Heidelberg tagenden Versammlung deulscher
Naturforscher und Aerzte. Geographische Vorträge und Demonsstralionen
wollen bei den genannten Herren thunlichst bald angemeldet werden.
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39;
Zur Columbus-Literatup
von Max BQdinger.
Prospero Peragallo, Cristoforo Colombo e la sua Famiglia, rivista generale degli
errori del Sig E. Harrisse, studi storico-ci itici. Lisboa, typografia Portuense 18SH.
336 Seiten. 8.
Die Entdeckungen erheblicher Actenstücke zu Columbus*
Geschichte folgen sich so rasch, dass Jeder, dem ein Antheil au
diesem Studiengebiete zugefallen ist, bedacht sein muss, sich nicht
mit etwas Veraltetem zu belassen, wenn ihm eine bisher noch un-
beachtete Schrift über den Gegenstand zu Gesichte kommt. Nur
Vorsichtshalber trägt das vorliegende Buch die Jahreszahl 1888
auf dem Titelblatte; die Rückseite desselben bezeichnet den l. De-
cember als Tag des begonnenen, das letzte Blatt den 8. Mai 188SJ
als Tag des beendeten Druckes. Vom 24. Mai d. J. datirt dift
Widmung des Exemplares aus Lissabon an unsere geographische
Gesellschaft. Neu genug wäre sonach das Buch.
Noch eine andere, für die heutige Columbusliteratur charakte-
ristische Notiz bringt das Titelblatt: »Von diesem Werke sind nur
200 Exemplare gedruckt worden, Nummer 1 bis 100 kommen
nicht in den Buchhandel.« Aehnliche den Leserhaufen nicht allzu
höflich abwehrende Vermerke haben nun auch mehrere für dieses
Forschungsgebiet überaus wichtige Schriften gere^de des Herrn
Harrisse, wie: »LesColomb de France et ditalie Paris 1874« und
die, welche des Herrn Verfassers besondern Unwillen erregt hat:
>Christophe Colomb et Savone. Verzellino et ses memorie. Genes
1887«. Bei der leidenschaftlichen Jagd, welche dermalen von Bücher-
sammlern, namentlich amerikanischen, nach irgend welchen er-
heblichen Schriften über Columbus angestellt wird, ist es wahr-
scheinlich nur sehr wenigen europäischen Bibliotheken ermöglich i,
eine vollständige Sammlung derselben zu besitzen. Wie vieles daher
auch einem aufmerksamen Forscher auf diesem Gebiete entgehen
kann, leuchtet ein, und wird eben jetzt vermuthlich Herr Harrissc
empfinden, wenn er die urkundlichen Ausführungen unseres Herrn
Verfassers aus portugiesischen und italienischen Zeitungen und
Sammelwerken liest. Herr Peragallo hat eben als Pfarrer d^^r
italienischen Kirche von Loreto in Lissabon, auch nach den Mit-
Üieilungen der vorliegenden Schrift (S. 318 flg.) durch persönliche
Unth. d. k. k. «eogr. «es. 1889. 8 u 9. 27
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►
:;98
Beziehungen zu portugiesischen Archivleitern erwünschte Gelegen-
heit, den literarischen Erscheinungen beider Nationalitäten au( diesem
beschränkten Forschungsgebiete zu folgen.
Ein grosses Verdienst hat er sich schon vor fünf Jahren mit
einer in Genua erschienenen, umfassenden Untersuciumg erworben :
»Die Echtheit der Historie Fernando Colombo's und die Kritiken des
Herrn Heinrich Harrisse mit ausführlichen Fragmenten des spanischen
Textes Don Fernando's«. Namentlich finden sich hier im Anhange die,
von dem gleichzeitigen Geschichtsschreiber Las Casas als solche be-
zeichneten Theile des verlorenen Original werkes, welche die 1571
in Venedig erschienene Uebersetzung desselben, die »Historie«, cor-
rigiren, aber im Wesentlichen durch üebereinstimmung auch recht-
fertigen. Im übrigen mangelt dem damaligen Buche des Herrn Pera-
gallo mit ganz .zureichender Kunde der politischen Verhältnisse
Italiens speciell Genua's und Venedigs in jenem Jahre (1571) Kenntnis
der, für nautische Fragen das fünfzehnten Jahrhunderts unentbehr-
lichen, Untersuchungen Arthur Breusing's, wie der für die damaligen
p^ Machtverhältnisse im Mittelmeere so aufschlussreichen Urkunden-
t Sammlung Mas-Latrie's. Aber immer wird die kühne Wahrheits-
liebe des Verfassers gebilligt werden, welcher mit seiner Schrift der
im Jahre 1884 fast allgemein geltenden Ansicht von der Unecht-
heit dieser Lebensbeschreibung entgegentrat. In einer »Neube-
stätigung« (riconferma) genannten, nicht in den Buchhandel gelangten
Brochure vom Juni 1<S85 — einer Art erweiterten Separatabzuges
I': aus einer (ienueser Zeitschrift — hat unser Herr Verfasser (S. 25) er-
I klärt, erst vor zwei Monaten eine über den Gegenstand vor der
^;- seinigen erschienene Arbeit kennen gelernt zu haben. Es ist das
K' Werk des spanischen Historikers Antonio Fabiö über Las Casas
c' aus dem Jahre 1879; aber die wenigen, von diesen gegebenen Tejd-
proben waren in der Tliat nicht geeignet, die für das Verständnis von
k Columbus' Leben so überaus wichtige Frage in's Klare zu setzen.
Man würde auch die uns im vorliegenden Buche des Herrn Peragallo
(S. 4'3 flgde.) noch einmal exemplificirten Irrungen der ameri-
kanischen Gelehrten über Las Casas mit Heiterkeit lesen, wenn sie
nicht inmitten so vieler leidenschaftlicher und zum Theile unbilliger
Ausfälle erschienen.
Immerhin weist derselbe jetzt mit berechtigtem Selbstgefühle
auf jene frühere Schrift zurück. In der erwähnten »Neubestätigung«
halte er für die Echtheit der Biographie gegen einen gelehrten
Landsmann schon einmal gekämpft, und gern folgt man hier der
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I
3SH)
lebhaften, gelegentlich mit Kraftworten ungewöhnlicher Art gemischten,
und doch so artigen als erfolgreichen Polemik. Aber wenige Monal*^
nach der »Neubestätigung« erschien im November 1885 in der
französischen historischen Revue (XXIX 816—340) ein veherrunit^^p
Angriff gegen Peragallo's Buch von 1884 in bewundernder Vcrihoi-
digun^der Leistungen des Herrn Harrisse und besonders seines zwc^r-
bändigen Werkes über Columbus' Leben (>Colomb< 1884 und I.s85u
Ohne viele Schonung erwiderte der Angegriffene (Lissabon 1^8. il
in einer starken Brochüre unter dem Namen »Celsus«. Er wühlte
diesen Namen vermuthlich in Erinnerung an den Titel »walires
Wort«, welchen der betreffende Zeitgenosse Marc AureFs seinem
bekannten Buche gegeben hatte; aber schwerlich hatte der nenft
Celsus der Thatsache gedacht, dass das »wahre Wort« ziiilcnoh
, »gegen die Christen« hiess, und gegen sie während der vieliiicht
I'' blutigsten aller Christen Verfolgungen gerichtet ward.
Bei einem frühern Anlasse habe ich die Pseudonymitut des
' Pfarrers von Loreto wahren zu müssen geglaubt; nun aber hektmnt
er sich in seinem vorliegenden Buche auf dem Vorstehblatte nrnl
sonst oft genug als Verfasser.
Zu der Celsus-Pseudonymität ist er aber auch durcti einf!
. andere Voraussetzung gelangt. Sein Angreifer nannte sich Si^jn^,
>nach einem gewissen Gebrauche« meint Celsus (S. V.) Er vennntiiel
wohl mit Recht, S^jus sei durch eine von ihm (S. 320) citirti*. ttir
Columbusgeschicht^n wichtige Urkundensammlung, in weicht m' der
Name vorkommt, zur Annahme desselben bewogen worden. K^ sind
mit dem 19. August 1474 beginnende Urkunden von Savona, welcfie
man im Jahre lH8o ausserhalb Savona's nur aus einem Abdruckt^ in
. des Savoneser Juristen Salinerio Tacitusausgabe aus dem Jahre \W2
: kannte. Da wird der Verkäufer eines Grundstückes Sejus gen;innl,
dessen Sohn Titius. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts hatte
al>er schon ein Savoneser Gelehrter nach Einsicht der Originale in
steinern von Harrisse benutzten Exemplare jenes Abdruckes Fot^^endes
[ kmerkt. Mit jenen Namen seien zwei Angehörige der angesehenen,
erst 1742 ausgestorbenen Familie der Edlen von Cuneo gemeint:
: Konrad und Sebastian. Dieser Notiz fügte er — nach der eiirllioh
von Harrisse, Savone 69 und 80 gebrachten richtigen Lesung —
hinzu: *Es sind nicht die wahren Namen aus ehrenwerthen GriUiden»
(dignis de causis non vera nomina). Auch 18^5 dürfte dies MÜ^irii^
de causis« in Paris als eine ehrbare Entschuldigung bei AnnaljnK^
fines der beiden Namen gegolten haben. Befremdend bleibt tlulu'i,
27*
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;
400
dass ein seines Advocatenberufes so gern gedenkender Gelehrter wie
Herr Harrisse die Namen Sejus und Titius (Colomb II 4:^8) für
> Pseudonyme« erklären konnte. Sollte er sich ihres stehenden Ge-
brauches in den Formeln des römischen Civilrechtes nicht erinnert
haben? Noch schwerer ist es, denselben Irrthum bei dem Sejus
von 1885 anzunehmen.
Dieser hat den Namen eben nur als bequemes Visir für seinen
Jahrhunderle alten Streithelm angesehen, wird es mir aber hoflentlich
nicht verübeln, wenn ich das Visir lüfte. Ist es doch für alle
Kundigen ein offenes Geheimnis, dass das römische Wort diesmal
durch Wandlungen von g und r in j und s aus einem berühmten
Namen altfranzösischen Hof- und Kriegsadels gebildet ist Und der.
historischer Forschung zugewendete Sprosse des gefeierten Hauses
hat, von Bewunderung ergriffen für die rastlosen und zu so vielen
glücklichen Ergebnissen geführten Forschungen des Herrn Harrisse
demselben seinen Schild auch in der verlorenen Sache der ünechl-
heit von Columbus' Biographie geliehen. Er hat hiebei Herrn Fera-
gallo in dem Tone behandelt, wie etwa einer seiner fröhlichen Ahnei
einen überlauten Landpfarrer im Schlosse von Versailles.
S6jus' Visir hätte auch ferner geschlossen bleiben können,
wenn der Getroffene nicht schon als Celsus und vollends in der
neuesten Schrift (S. 19, 20, 88 fgde., 2zö, 311) hinter dem römischen
Namen Herrn Harrisse selbst vermuthet hätte. Er bekämpft ihn,
wie man bei solchem Irrthume erwarten muss, mit tiefster Indigna-
tion, die dem ganzen Werke des sonst so heitern und menschen-
freundlichen Autors oft genug einen Zug der Verbitterung aufge-i
drückt hat. Es schien mir doch billig, dass Herr Harrisse von seinem
zweiten Gesichte befreit und nach Gaius' Lehre in den Institutionen
(II 179), verfahren werde: wenn Titius ausser Frage kommt, soll
Sejus erben (Sejus haeres esto).
Denn geschont wird Herr Harrisse wahrlich ohnehin nicht
Man höre nur folgenden Absatz aus dem Schlussworte (S. 321):
»Entweder täusche ich mich unendlich, oder kein Schriftsteller hat
jemals so wie unser Kritiker über Columbus offenbare Irrthümer
aufgehäuft, so zahlreiche falsche Urtheile ausgesprochen, so viele
willkürliche und historischer Forschung widersprechende Schlüsse
gezogen, sich in so viele handgreifliche Ungenauigkeiten verstrickt
so Ott die Thatsachen und die Zeugen missverstanden und sich in
so starke und offenbare Widersprüche verwickelt.« Meinei'seits kann
ich dem hier Angeführten nur die Worte beifügen, welche Herr
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. n»m^\
401
Peragallo selbst in Bezug auf einen für die Enldeckungsgeschichten
Amerikas für alle Zeilen so bedeutenden Forscher wie Herrn
Harrisse anführt (S. 22). Die Worte kommen von dem für Columbina
so ungemein verdienten Herrn Marchese Slaglieno in Genua und
mögen für alle Harrisse sehen Irrungen gelten : ».Harrisse verfiel hier
in eines jener Versehen, welche sich nicht erklären lassen und doch
den Schriftstellern passiren«. Ich will hinzufügen: kein Forscher ist
frei von ihnen. Im üebrigen kann Niemand bescheidener, ja resig-
nirter über sich urtheilen, als Herr I^eragallo selbst (S. 10 Anm.)
Von der persönlichen Polemik im vorliegenden Buche können wir
nunmehr um so leichter absehen, als ihr durch das Wegfallen des
Irrthumes einer Identität von Harrisse und S^jus der Stachel ge-
nommen ist. der um so verletzender erscheinen musste, als sich
der amerikanische Gelehrte, in seinem Buche über Columbus in
Savona, auf jenen Kämpen mehrmals berief und — ich füge es
mit Bedauern hinzu — auch in den wegwerfenden Ton desselben
gegen Herrn Peragallo einstimmte.
Erfreulicherweise sind aber die sachlichen Ergebnisse der
Peragallo'schen Schrift reichlich und zum Theile unerwarteter Art.
Ueber die schon früher erwähnte ungewöhnliche Form, welche der
Herr Verfasser seinem Ideengange und Vortrage gibt, darf man
nicht mit ihm rechten. Er spricht sich darüber (S. 12) ganz unbe-
fangen in der Einleitung folgendermassen aus.
>Gut, mittelmässig oder noch weniger, wie eben meine Arbeit
sein mag — Niemand auf der Welt hat die geringste Einwirkung
auf sie geübt; Niemand hat mir auch nur die kleinste Aufklärung
.5{egeben; mit Niemand habe ich über meine Absicht verhandelt:
keine lebende Seele ist daher an meinen Karren gebunden, un-
mittelbar oder mittelbar ititeressirt, wo ich Recht haben möge ; um
so weniger hat das statt, als ich nie einer (lesellschaft gegen-
seitiger Lobpreisung oder einer Genossenschaft gegenseitiger Be-
wunderung angehört habe. Ich diente und diene schlechterdings nur
der Richtung auf das, was mir Wahrheit scheint, und ich diene
ihr ohne irgend einen Vortheil sogar gegen meine Interessen und
bar aller und jeder ehrgeizigen Absicht.«
Wer die Schriften des Herrn Verfassers kennt, oder wer auch
nur die vorliegende liest, wird an der Genauigkeit dieser Bekennt-
nisse nicht zweifeln. Es wird aber auch jeder seiner Leser über-
zeugt sein, dass ein so redlicher Gelehrter seine Ansichten über
eine historische Frage ändern wird, wenn neuentdeckte Urkunden
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402
ihre ünhaltbarkeit erweisen. Weit entfernt also, ihm beizustimmen,
wenn er Herrn Harrisse Meinungsänderungen aus solchem Anlasse
zum Vorwurfe macht, wird man dies nur ganz natürlich und selbst-
verständlich finden.
Eine andere Sache ist, dass Herr Harrisse nicht ganz selten
Meinungen mit eingehenden Deductionen abgibt, ohne die ihm vor-
liegenden Acten gänzlich und mit hinlänglicher Sorgfalt geprüft zu
haben.
Im Gegensatze zu ihm sind uns z. B. von dem Herrn Ver-
fasser in einem solchen Falle die so überaus wichtigen Familien-
verhältnisse der Gemahlin des Entdeckers mit voller Klarheit dar-
gelegt worden. Es scheint mir angemessen, die positiven Ergebnisse
des neuen Buches hiemit zu eröffnen.
An sich w^ar es schon sehr erwünscht, ein Lissaboner Stift
^der Heiligen« — wenn auch nicht »Allerheiligen« nach der Bio-
graphie — nachgewiesen zu sehen (S. 109), in w^elchem Edel-
fräulein in Klostertracht lebten, doch mit stetem Rechte des Aus-
trittes, wörtlich: »mit der Freiheit, einen Stand zu wählen«. Nun
hat man keinen Grund mehr zu bezweifeln, dass Columbus bei dem
(lottesdienste in diesem Stifte die Liebe eines solchen Fräuleins
gewann — vollends nachdem er neuerlich von dem brennenden
Corsarenschif!^, w^ahrscheinlich seines Vetters Vincenz Colombo,
schwimmend auf portugiesische Erde gelangt war.
Das Fräulein war aber wirklich die Tochter des ersten Lehn-
besitzers und erblichen Hauptmannes der zur Madeiragruppe gehörigen
hisel Porto Santo, des aus Piacenza eingew^anderten Edelmannes
Bartholomäus L Perestrello. Die betreffenden Urkunden, mindestens
soweit sie 1880 im zweiten Bande des Archivo dos ÄQores ge-
druckt waren, hatte auch Herr Harrisse (Colomb L 277 flgde.) ein-
gesehen, aber in der Hauptsache nicht erkannt. Jetzt erfahren wir
(S. 114 — 121) folgende Thatsachen. Bartholomäus!. Perestrello war
in zweiter Ehe mit Isabella Moniz vern)ählt und aus dieser Ehe
entsprang Philippa, Columbus' Gemalin. Nach Bartholomäus L Tode
um Neujahr 1458 führte die Witw^e Isabella mit ihrem Bruder
Diego Gil Moniz die Vormundschaft für den Erben der Herrschaft,
ihren kaum achtjährigen Sohn, also Columbus' Schwager Bartho-
lomäus II. Perestrello. Diese beiden Vormünder aber übertrugen
mit Genehmigung der portugiesischen Regierung dem auf der Azoren-
Insel Graziosa wohnenden Schwiegersohne Bartholomäus' 1. aii^
dessen erster Ehe, w^elcher Pedro Correa da Cunha hiess, die R(^
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403
gierung von Porto Santo während der Mindeijälirigkeit Bartho-
lomäus* IL Peter Correa aber überliess dafür seine bisher vom Hofe
bezogene Besoldung dem jungen Bartholomäus li., bis dieser im
Jahre 1473 die Regierung von Porto Santo als volljährig antrat.
Nun erklärt sich als einfach genug, was der Vicekönig von
Westindien Don Diego Colon, Columbus' und Philippa's Sohn, im
Jahre 1519 dem edlen Dominikaner Las Casas, unserm Bericht-
erstatter erzählt hat : dass seine Eltern vor seiner Geburt auf Porto
Santo wohnten. Erklärlich wird ferner die Angabe in der Biographie,
Columbus habe nach seiner Vermählung bei der Schwiegermutter
gewohnt und den nautischen Nachlass seines Schwiegervaters Pere-
strello kennen gelernt, wie denn nun auch die Bezeichnung Correa's
als Schwager ganz berechtigt erscheint. Des Letztern gedachte
Columbus später vor den Söhnen vennuthlich nicht ungern, nach-
dem er im Jahre 1485 mit dem Erbcapitanate von Graciosa ausge-
stattet war.
Auch darin wird man Herrn Peragallo (S. 136) beistimmen
müssen, dass Columbus' Hochzeit wahrscheinlich auf dem benach-
barten Madeira gefeiert wurde, wo seit etwa 1430 eine Pfarrkirche
bestand, während eine solche auf Porto Santo erst 1529 errichtet
wurde (S. 134). Jetzt gewinnt die bei Fructuoso, dem Geschicht-
schreiber Madeira's am Ende des sechzehnten Jahrhunderts, er-
haltene, nur bedingt gegebene Nachricht von dieser Vermählung auf
der Hauptinsel mehr Bedeutung. Aber mehr Werth hat nun auch
die Localtradition von seinem, mindestens 1870 noch erhalten ge-
wesenen steinernen Wohnhause in Funchal, auf die ich neben
Fructuoso im Anzeiger der kaiserlichen Akademie vom 7. September
1H,^7 aufmerksam gemacht habe.
Erwägt man die Fülle von Nachrichten und Erfahnmgen,
welche Columbus auf diese Weise von den Gebietern auf den neuer-
lich besiedelten Azoren und auf der Madeiragruppe in seinen
Geist aufnehmen konnte, so wird man den neuen Nachrichten,
welche auf seine früheren Fahrten Licht werfen, mit um so grös-
serer Aufmerksamkeit folgen. Doch glaube ich, ehe ich auf dieselben
eingehe, im Interesse des Lesers zu handeln, wenn ich erst die mir
jetzt zulässig scheinende Lösung der widersprechenden Nachrichten
über Zeit und Ort von Columbus' (leburt vortrage, wie das die
Forschung der letzten vier Jahre ermöglicht.
In dem zweiten am 15. September 1885 zu Ende gedruckten
Bande seines >Colomb« hat Herr Harrisse (S. 401 — 403j eine ihm
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404
^vor drri Tagen« von dem Marchese Staglieno gesendete, eben ent-
dc^eklo invtftpielle Aufnahme eines Dienstvertrages vom 1. April 1439
ahi^ptlniclct, aus welcher hervorgeht, dass Columbus' Vater Domenico
bei Li'lizt iton seines eigenen Vaters Johannes de Columbo schon
nls -solb-^lii lidiger Weher in Genua einen Lehrling annahm. Der
I^pIjrUuK soll ungestraft, wenn während seiner Dienstzeit >die Pest
in iipmui herrschen sollte*^. so lange dieselbe dauere »seinen Meister
verlir.sr^i'n und flüchten können, wohin er wolle«. Dass der Meister
alior [rtU/.(lem, wie so viele andere Weber in einem Dorfe der üm-
ff*\&;fiul seinen Wohnsitz haben, und dass der Lehrling auch von dort
vtir i\vv Test flüchten könne, bleibt eine, so viel ich sehe, notariell
t;h*ii::hLjilliL^p Frage.
Ht'rr Harrisse freilich meinte (Colomb. II., 408), wie geblendet
von ih^ui Actenstücke: Columbus' vielbesprochene Erklänmg bei
der Mujnralsstiftung vom Februar 1498 (NavarreteH, 221): >vonder
Htattl ilvmiB. ging ich aus, und in ihr ward ich geboren«, werde
hiiMiiK h für wahr zu halten sein. Ich habe das io den Unter-
öUt*liuiii,W! über die Columbusacten nicht erwähnt und nicht gelten
ItLs-^tiu vielmehr die Angabe des Entdeckers für eine absichtlich
unriuhli^fo rTklärt. Freilich sprechen auch die beiden gleichzeitigen
tjeiitusischen Gcschichtschreiber Gallo und diesen abschreibend
St nni'^'L^u von einer Geburt in der Stadt Genua, ohne sich mit der
füi' 131 IS v^ic^htig gewordenen Frage der Geburt in der nahen Land-
^('\yM\ /u befassen; sie betonen wesentlich, wie mich dünkt, die
uhnrhin unzweifelhafte Zugehörigkeit des castilischen Admirals und
Vicekrmis?^ zur genuesischen Stadtbürgerschaft von seines Lebens
Ho'iinn^' au. Von den sonst Genua als Geburtsort nennenden
Jihi^r^nii Autoren, welche Herr Peragallo S. 73 — 77 aufzählt, kann
tnau iLii^lir'li absehen.
Columbus wollte eben in jenem feierlichen Schriftstücke, das
in ('irr^^lll Exemplare auch in Genua deponirt ward, die Annahme
mwv t^hidtadeligen Abkunft mit den angeführten Worten stützen.
Dir-'ss^ Abkunft hatte er selbst am spanischen Hofe mindestens ver-
mullifTi la:=^sen; sein schreibfertiger natürlicher Sohn hat sie mit
leidcu^rlKili lieber Empfindlichkeit behauptet. Die genuesische Nobilitäl
aber hat sich die erfundene Standesgenossenschaft durch das
jf'dnzv HnrliKehnte Jahrhundert nicht nur ohne Widerspruch gefallen
lasH n. stmdern Schriften angebUch verboten, welche das Gegentheil
sfit[len. Mit der gefahrUchen Publication der die spanische Krone
u{'hi|M'nnii[iirenden Biographie im Jahre 1571 wurde der Anspruch
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4Ü5
sogar von genuesischen Nobili wie lautere Wahrheit wissentlidi
verbreitet.
Gerade Herr Harrisse aber hatte im ersten Bande seines
grossen Werkes in musterhafter Folgerichtigkeit Columbus' Geburt
auf dem Lande in dem schon damals von guten Strassen reichhch
durchzogenen östlichen (lebiete der Republik nachgewiesen, dazu
den längern Wohnsitz des Vaters in Quinto, etwa sieben Kilometer
vom alten Mauerringe Genua's. So heisst dieser in Savona, obwohl
genuesischer Bürger, im Jahre 1474 de Quinto Janue (Harris.se,
Savone 1475); so wird er nach des Grossvaters Johannes Tode
(Colomb. J., 186 flgde.) im April 1448 ausdrücklich als Bewohner
(habitator ville) von Quinto bezeichnet. Schon im December 14^5
heisst er aber ebenfalls »Bewohner von Quinto < ; denn Herr Harrissc
hat so einfach als scharfsinnig die Worte des, mit zahlreichen
Kürzungen der Sätze und Satzglieder zu schreiben gewohnten und
in der vorliegenden Urkunde hierin besonders excellirenden, Notans
\ zu deuten gewusst. Diesmal bezeichnete der Notar Columbus' Vater
als Domenico von Terrarossa (lateinisch : Terrarubea), von welcher
Localität noch zu sprechen sein wird, wie er die andere Haupt-
person ebenfalls ohne Familiennamen aufführt. Mit vollem Namen
erscheint Domenico dann im März 1451 (Colomb. I. li)l, II. 40(j}
in Begleitung auch eines Zeugen aus Quinto in einer Barbierstube,
um den Kauf eines Grundstückes mit reichlichem Baumbestande
in dem drei Kilometer näher an der Stadt gelegenen Quarto nota-
riell beglaubigen zu lassen; er heisst zwar hier »Wolltuchweber
in Genua« (textor pannorum lane in Janua); aber ich möchte
daraus mit Herrn Harrisse keineswegs einen Domicilbeweis für
Genua folgern, da die Worte ebenso gut nur die Zugehörigkeil
zur dortigen Weberzunft bezeichnen können. Die Urkunde ist aber
ein erhebliches Glied in der langen Beihe derjenigen, welche den
bis 1494 nachw^eislichen Vater des Entdeckers mit Nebenbeschäf-
tigungen — Käsehandel, Schankgewerbe, besonders aber Güterkaul
und -verkauf — stets mehr als mit seinem Tuchweberberuf be-
schäftigt zeigen.
Für den Wohnsitz in Genua mangeln zwar die entscheidenden
Register von 1447—1457. Erst von dem letztern Jahre an bezaljll
unser Domenico Colombo nachweislich Hauspacht an eine städtischt*
Abtei (Harrisse I., 192 flgde.) und dann lässt er sich als in (ienua
domicilirend bis in den November 1470 nachweisen. Trotz jener
beiden Notariatsacte von 1439 und 1451 sind wir also nicht bt-
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406
rechtigt, Columbüs' Vater Domenico vor 1457 als andauernd in
Ueniia niedergelassen zu betrachten.
Columbus' (jleburt kann nach Herrn Harrisse's Beweisführung
(Colomb 1., 224 — 240) nicht vor den 25. Mai — März ist ein,
»Colomb« I. 240 zuerst auftretendes und dann den amerikanischen
r<vrscher, noch »Savone« S. 48, verfolgendes Versehen — 1446 gesetzt
^^LTden, wie die hier zu erwägenden genuesischen Rechtsordnun^^en
angesichts der auf Columbus Jugend bezüglichen Notariatsurkunden
t^rweisen; anderseits ist aus denselben Gründen an dem 20. März
1 147 als spätestem Termine seiner Geburt festzuhalten.
Der früheste Termin vom 25. Mai 1446 ergibt sich — trotz
Herrn Harrisse's Colomb 1. 240 Warnungswort: > nicht absolut
sicher* — aus einem Savoneser Acte vom 7. August 1473. Hier
(Colomb II. 416) erscheinen Christoph und sein nächstjüngerer
Bnader Johann Peregrin als nächste Agnaten, um der Genehmigung
ihrer Mutter als Hypothekbesitzerin zu einem von dem Vater be-
al>sichtigten Hausverkaufe zuzustimmen : praesentes et audientes ac
intelligentes et sentientes praemissa omnia . . . annuerunt.
Nach genuesischem Rechte jener Zeit (Colomb 1. 236) niussten
7M solcher Zustimmung beide Söhne volljährig sein, also auch Johann
PtTegrin das 25. I.ebensjahr vollendet haben, d. h. vor dem
T. August 1448 und daher sein älterer Bruder spätestens im Jahre
vorher geboren sein. Bei einem andern Genehmigungsacte ihrer
Mutter, ebenfalls als Hypothekbesitzerin, zu einem am 24. September
1470 geschehenen Verkauf eines Grundstückes durch den Vater,
wurden aber auf den hiodurch so wichtig werdenden 25. Mai 1471
K.^olomb 11. 416) auf den Wunsch — ad instanciam — beider
ICltern von den berechtigten Agnaten, die angeblich besser und
naher situirten (ex melioribus et proximioribus, ut asseritur) zur
legalen Zustimmung geladen. Bei der Tagfahrt erschienen doch nur
Urei von zwölf Genannten; doch genügte ihre Anwesenheit, Unter
den neun nicht Erschienenen hätten die majorennen Söhne, oder
iinch nur der älteste Sohn Christoph, w^enn er volljährig, d. h. vor
liem 25. Mai 1446 geboren war, nicht fehlen dürfen. Das hat Herr
llarrisse mit Recht (Colomb J., 240) bemerkt, sich aber zuvor (I. 236)
die Schwierigkeit bereitet, dass Columbus vielleicht abwesend, z. B.
in Savona zurückgelassen war, da docli nach genuesischem Rechte
nur die nicht mehr als zwölf genuesische Meilen, etwa achtzehn
Kilometer, Entfernten zu laden waren. Auf den Wunsch der Eltern
waren jedoch die Agnaten geladen, und es hätte die Abwesenheit des
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407
ersten Agnaten, eines volljährigen Sohnes, wie mich dünkt, un-
mögl'ch verschwiegen werden können.
Wie den 25. Mai 1446 als frühesten, so hat Herr Harrisse,
um auf das zweite Datum zu kommen, den 20. März 1447 als
spätesten Termin von Columbus' (Geburt festgestellt. Er selbst fasst
das in der jüngsten Schrift (»Savone« 48) freilich, ganz bedenklich
geworden, dahin, er habe diese Meinung auszusprechen sich für
befugt gehalten. Da er aber auch für dieses zweite Datum eine un-
anfechtbare Urkunde jColomb. II. 410) vom 20. März 1472 geltend
machen konnte, so geht die Bescheidenheit doch etwas zu weit.
Diese Urkunde zeigt Columbus als Zeugen bei einer Testaments-
errichtung, eine zweite vom 20. August 1472 (Colomb. IJ., 420)
als (leranten bei einer Schuldverschreibung seines Vaters. Herrn
Harrisse kann man eben nur seine eigenen treffenden Worte (1. 240)
entgegenhalten: diese Actenstücke. >a lortiori« das letztere, be-
reclitigen zu der Annahme, dass er im Frühling dieses Jahres das
Alter der Volljährigkeit erreicht hatte.
An seiner eigenen zwingenden Beweisführung ist aber Herr
Harrisse wiederum durch das Auttauchen einer neuen Urkunde
irre geworden. Den Wortlaut des Actes, der im (nornale Ligustrco
von 1887 S. 251 nach Herrn Peragallo (S 97) gedruckt ist, habe
ich zu meinem Bedauern nicht einsehen können. Es ist wiederum
das Verdienst des Herrn Marchese Staglieno ihn gefunden zu
haben. Herrn Harrisse gab der genannte genuesische Edelmann
von dem Funde sofort Nachricht und dieser in der Schrift über
Savona S. 48 dem Publicum die erste Kunde. Es ist ein Notariats-
act, nach Harrisse vom HO., nach Feragallo vom 81. Oetober 1470.
Der lanerius — nach Marchese Staglieno's Meinung vielleicht nicht
blos als Weber, sondern auch als Wollhändler zu verstehen — der
lanerius Christoph Columbus tritt hier als Speculant für Wein-Export
auf einem SchifTe auf, mit welchem er, wiederum nach Marchese
Staglieno's Vernmthung, selbst segelte. Er stellt einen notariell ge-
sicherten Schuldschein für die betreffende entliehene Summe aus.
Diese Urkunde hat nun auf Herrn Harrisse bei der ersten
Kunde den Zauber geübt, den er selbst in der Savonaschrift S. 59
so unbefangen schildert. F> sei, sagt er, »ein Schrittsteller der keiner
Streitsache zur Dienstbarkeit verpflichtet ist, keine These unterstützt,
sich um alle Folgen (seiner Meinungsäusserungen) gar nicht
kümmert Die Urkunde ist sein einziger Führer«. Die vom Oetober
1470 hat ihm den Dienst eines bösen Geistes gethan.
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40S
Das ist durch die in dieser Urkunde sich findenden Worte
geschehen, welche den Entdecker Amerika's als zur Zeit der
notariellen Aufzeichnung als über neunzehn Jahre alt bezeichne» :
ChristofForus de Columbo filius Dominici maior annis decem-novem.
Hier ist zunächst zu erinnern, dass gerade Herr Harrisse in
einem ganz analogen Falle die entscheidende Lösung gefunden
hat. Des Entdeckers jüngster Bruder Jacob oder, wie er seit seiner
Berufung nach Spanien (1493) umgenannt ward: Diego, schloss am
17. Sf^ptember 1484 einen Vertrag, durch welchen er sich auf
1^2 Monate in die Lehre bei einem Weber gab (Columb II. 437).
Herr Harrisse irrte zunächst, wenn er meinte (1 1'83) es sei unbe-
greiflich, dass der legal erforderlichen Genehmigung des Vaters
nicht gedacht werde. Er hat übersehen, dass in der notariellen,
schon im Jahre 1602 gedruckten Abschrift die Einleitungsworte
nach dem Namen lauten: »Bürger von Genua, freiwillig (sponte)
etc. gab und vermiethete sich« ; das etc. ersetzt aber eben die Worte
:>unter Beistimmung des Vaters und Gewährung von dessen Autorität*
(patre consentiente et auctoritatem praestante,) wie man durch Ver-
gleichung der analogen Familienurkunden erkennt. (Colomb II. 420
patre consentiente etc. erläutert durch II. 424: parentum consen-
tientium et auctoritatem eorum praestantium). Aber mit Recht hat
später Herr Harriss e (II. 214 ftg. 216) darauf aufmerksam gemacht,
dass die Schlussworte »genannter Jacob über sechzehn Jahre alt
(major annis sexdecim) schwur« keineswegs auf ein Alter von
sechzehn Jahren gedeutet werden dürfen; denn die 22 Monate hier
bedungener Lehrlingschaft können nur als der Schluss der gesetz-
lichen sechsjährigen Lehrlingszeit angesehen werden, deren Anfang
unter die Meisterschaft des eigenen Vaters fallen werde; man habe
für Columbus' jüngsten Bruder also zur Zeit dieser Vertragsab-
sclüiesung, mit Rücksicht auf den in Genua in der Regel üblichen
Beginn der Lehre mit vierzehn ein Alter von achtzehn Jahren an-
zunehmen, wie denn Jacob-Diego schon im August 1487 als
selbständiger Tuchweber erscheint. Die in dem Lehrlings vertrage
genannten sechzehn Jahre sind aber auf andere Weise zu erklären.
Nach Ansicht der genuesischen Juristen hat die bis zum Ende
der Republik in Uebung gewesene römisch-statutarische Vorschrift
schon in Columbus' Jugendzeit bestanden, dass alle mannbaren Ange-
hörigen der Bürgerschaft, Knaben mit dem zurückgelegten vierzehnten,
Mädchen mit dem zwölften Jahre als Zeugen bei Notariatsacten
dienen konnten (II. 226). Für andere Rechtshandlungen haben aber
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keineswegs im genuesischen Staate Rechtsgrundsätze gegolten, welche
sich durch vierthalb Jahrhunderte unverändert gehalten hätten. In tleni
unsere Kreise zunächst berührenden Jahre 1458 wurden Recijtsvdr-
schrilten für Savona von der Regierung in (lenua erlassen und lUlG
noch vermehrt (Colomb I. 225), nach welchen (I. 228) der rniiid^^r-
jährige Savoneser Bürger oder Umwohner (districtualis) jedegt^schäfl-
liehe Verpflichtung und namentlich eine solche für den Sef^tiandol^
eingehen kann, wenn er das achtzehnte Lehensjahr zurück^*-legl
hat. Seit der Niederlassung seines Vaters in Savona hattp (li(Rse
Bestimmung auch für Columbus ihre Giltigkeit (I. 229) — dli bei
einem Rechtsgeschäft, welches er, der Genueser Bürger, in (lenuti
selbst abschloss, ist mir freilich fraglich.
Anderseits bestimmt das Genueser Statut von 1589 (Colinnb
I. 231), dass der Minderjährige, wenn über sechzehn Jahre alt,
unter blossem Vorwissen des Vaters rechtsgiltige Geldgeschäfte voll-
ziehen kann.
Wieder eine andere Altersgrenze schreibt aber gerade die
Gesetzgebung vor, an welche wir uns für den Lehrlingsvertrag
Jacob's von 1484 und für die Weinschuld des Entdeckers von 147ü
zunächst zu halten haben. Es ist eine aus dem Jahre 1414 datirende
Gesetzgebung, welche, wie es scheint, aus einem im Jahre 1498 in
Bologna erschienenen Drucke allein zugänglich ist Hier nun wird
bestimmt (Colomb I. 232), dass jeder Jüngling der das siebzehn le
Jahr vollendet hat (compleverit annos decem septem) mit viwei
eidleistenden Verwandten jede bürgerliche Vertragsverpflichtüiij^ zu
übernehmen berechtigt ist, ohne später die vom römischen RechlL»
gewährte Möglichkeit, durch restitutio in integrum solche Verlrilge
Minderjähriger zu annulliren. beanspruchen zu dürfen.
Erwägt man nun aber, dass in dem Lehrlingsvertrage Ja<::ub"s
sechzehn, in Columbus' eigenem Kaufvertrage neunzehn Jahre ohne?
die Möglichkeit genannt sind, dass hiemit das wirkliche Aller be-
zeichnet werden solle, so wird doch der Wortlaut gesetzlicher V^nr-
schriften mit Fug als Anlass zu bezeichnen sein. Es muss ein n in
den Jahren 148:^ und 1470 in (Tcnua Specialgesetze gegeben }i;il>rn.
welche für den Lehrling, vielleicht nur der Weberzunft, recht-^jiilliiji ti
Gewerbevertrag mit vollendetem sechzehnten, anderseits für ilcn
Seefahrer — vielleicht nur für Weinexport und vielleicht uuv ln'i
persönlicher Seefahrt und endlich vielleicht nur eines zur Wehci/uiiM
Gehörigen — rechtsgiltigen Schuldvertrag mit vollendetem ruiiii-
zehnten Jahre gestatteten.
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410
Nun bleibt noch eine letzte für Alter und Geburtsort gleich
orlieljliche Schwierigkeit zu erörtern, ohne mit Peragallo (80) die
Sacbe als unlösbar oder gleichgiltig gegenüber den Zeugnissen für die
biirjiierliche Geburt in Genua darzustellen. Es ist die Benennung
Villi Terrarossa, welche Columbus und sein zweitjüngerer Bruder
Bartholomäus führen.
Ich gehe hiebei von der schon einmal (S. 405) erwähnten Ur-
kunde (Colomb IL 403) vom 15. December 1445 aus, welche Herr
Hanisse mit Recht (1. 187) für Columbus' Vater in Anspruch genommen
hat. obwohl selbst der Grossvater Johannes in dem Acte nicht er-
wähnt wird. Harrisse erkannte eben Columbus' Vater in dem hier
nur Dominicus de Terra rubea habitator ville Quinte genannten Ver-
küukr mit einer, auch bei dem Käufer von Moconesi, demNachbar-
dorfe de Terrarossa's (Benedicto de Moconexi, habitatori ville Quarti)
wif'dt^rkehrenden notariellen Auslassung des Familiennamens.
Die Urkunde vom 1. April 1439, mit welcher er »in platea«
vor dem Thore des herzoglichen Palastes als. Wollenweber einen
Lehrling aufnimmt (Colomb IL 401), bezeichnet ihn als Dominicus
de Cülumbo filius Johannis. Als eigentlicher Wohnsitz des jungen
Webermeisters konnte dabei sehr gut fortwährend das etwa zwanzig
Kilometer Luftentfernung ostnordostwärts von den Mauern Genua's
an einem Zuflüsse des Lavagna gelegenen Dörfchen Terrarossa an-
gesehen werden, das jetzt in eine obere und untere Ansiedelung
des Namens geschieden wird. Der verstorbene Vater des jungen
Moisters wird ausdrücklich 1462 und 1466 als in Moconesi, dann
)47(J als in Quinto heimisch bezeichnet. (Colomb L 171 IL 413), Des
Vaters, also Columbus' Grossvaters Tod wird erst erwähnt, da Domenico
mit srnnem Bruder in Quinto am 20. April 1448 angesessen erscheint:
lll. 4^4) Antonius et Domenighinus fratres de Colombo quondam
Johannis habitatores ville Quinti. Auch der Umstand soll schiesslich
nwh erwähnt werden, dass, wie es scheint, (Colomb 1. 191) Columbus'
MuttiT Susanna Fontanarossa, w^ahrscheinlich ebenfalls eine Webers-
tocliter, in Quezzi zwischen Terrarossa und Genua wenige Kilometer
von der Stadt zu Hause war.
Es ist (f. 188) nach Don Fernandos Lebensbeschreibung —
süwnhl bei Las Casas als in der Historie — vollkommen feststehend,
das?^ Columbus sich nach Terrarossa genannt hat. Der Beisatz
klin^l nach einem Adelsprädicate : de Terrarubra oder de Terrarubeia,
bezeichnet aber in genuesischen Urkunden regelmässig auch bei
Büt^gern die Ursprungsgemeinde, wie denn allem Anscheine nach
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411
auch Domenico aus diesem, dem Heimatsorte des Vaters, juitni
Moconesi so nahen, Terrarossa gebürtig war. Wenn nun. IruU
Domenico's vermuthHchem Wohnsitze in Quinto schon im Dec(Miih*:T
1445, für Columbus' Geburt in Terrarossa keine Schwuerigki li vor-
liegt, da sie in das Jahr 1446 oder Anfang 1447 gehört, der Hros^-
\ater aber erst im April 1448 als gestorben und der Vatr>r mit
seinem Bruder erst damals als in Quinto wohnend bezeichntl vvinl,
so steht es doch anders mit demselben Heisatze von Terrurussa
bei Columbus' Bruder Bartholomäus, der sich (Colomb. II. 1H5) des-
selben auf der dem Könige Heinrich VII. von England im Jaiire
1488 überreichten Weltkarte bedient. Aber dieser ist (11 tH3)
zwischen August 1448 und Juni 1455 geboren; nicht unmöglich
bleibt ja (II. 187), dass auch Bartholomäus, trotz des damals ntich-
weislichen ständigen anderen Wohnsitzes des Vaters, zuerst in Qdinto,
dann in Genua selbst, in Terrarossa geboren wurde, ich meine z, II
etwa dem Aufenthalte der Mutter, wenn sie ihrer Niedorkuaft
entgegensah. Diese selbst führt, wie ihr in Quezzi ansässiger Valer
Jacob der Webermeister, den Beinamen von Fontanarossa, Di(^ses
Dorf liegt am Fusse der ligurischen Apenninen in dem heutigen
Bezirke von Chiavari (I. 213) am Nordende desselben, sdmn im
fünfzehnten Jahrhundert durchaus mit guten Strassen durchzogt iien
Thaies und genuesischen Amtes (1. 183 und 21H) Fontanalamna,
in welchem sich auch Terrarossa und jenes aus den Colunjbus-
urkunden von uns mehrfach genannte Moconesi findet, zu d£\^sen
Gemeindeverbande (I. 186) auch die Bewohner von Terrarossa j( t/i
gehören. Man gewinnt aus diesen urkundlichen Betrachtunfri^ii tk\tA\
eine ganz erwünschte Vorstellung von der Leichtigkeit des Verkc^hrt^s
und der rasch wechselnden Niederlassung gerade der zur W^bcr-
zunft Gehörigen in den beiden nächsten Aemtern östlich von Genua,
welche damals nach Bisagno und Fontanabuona genannt wimliii.
Wir kehren nunmehr zu den neuen, in dem PeragalluVi ln.^ii
Buche für die Fahrten gefundenen Ergebnissen zurück, w-elrln^ die
Zeit nach der Weinexpedition vom October 1470 des, wir wir
nun sagen dürfen, drei- oder vierundzwanzig Jahre alten Coliiinbus
betreffen.
Hier wäre zunächst der neuerlich so viel — auch von mir —
besprochenen Zeugnisse vom 20. März und 26. August 147L' und
vom 7. August 1473, zu gedenken, welche Columbus als Wf^ln r in
Savona anwesend zeigen. Dann folgt das Commando seiner Ge-
nossen auf dem CorsarenschifTe im Dienste des Königs Rene.^, unhr-
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412
scheinlich noch in demsdben Jahre 1473, auf alle Fälle vor dem
1. Jänner 1476, wie ich unter Zustimmung der Sachkenner in den
Columbusacten dargethan haben dürfte. Für die erstere Zahl kommt
nun die nächste, von Herrn Peragallo (S. 92) hervorgehobene That-
sache recht erwünscht. Nach einer in Giornale Ligustico 1882, S.
117 erschienenen Aufzeichnung hat Angelo Banca im Jahre U74
Columbus auf der damals genuesischen Insel Chios beherbergt. Man
versteht nun erst recht die Erinnerung des Admirals im Reise-
berichte voll 1493 (Colomb 1. 432 und 439), wenn er bei einer in
Westindien gefundenen Mastixart gleich zum Vortheile der spanischen
Krone an das genuesische einträgliche Staatsmonopol dachte, zu
welchem der Saft der Pistacia Lentiscus von Chios, für Magen-
reizung und Mundreinigung damals sehr gesucht, erklärt worden war.
Wichtiger könnte eine nächste Zeitangabe sein. Wiederum aus
dem Giornale Ligustico, diesmal von 1875, S. 171 führt Herr Pera-
gallo (S. 143) einen Brief Gregor's Lomellino von 1477 an, nach
welchem damals rm Hafen von Lissabon ein Colombo mit seinen
Schiffen war, »von dem übereinstimmend gesagt wird, dass er aus
Savona (Saonese) sei*. Herr Desimoni, wie unser geistlicher Autor
beziehen das auf den Entdecker; aber wann hätte dieser nach seiner
eigenen, keineswegs anspruchslosen Erzählung behauptet, dass er
vor seinem spanischen Dienste Schiffe in einer Mehrzahl besessen
habe! Wohl aber berühmt sein Sohn in der Biographie (Las
Casas LXII, 51), dass Columbus unter Columbo dem Jüngeren,
seinem Verwandten, dem grössten der damaligen Corsaren, der mit
grosser Waffenmacht kämpfte, gedient habe, von dessen brennen-
dem Schin*e er an die portugiesische Küste schwamm. Ich glaube
im akademischen Anzeiger vom 5. Jänner 1887 nachgewiesen zu
haben, dass dieser grösste der damaligen Corsaren, der im De-
cember 1492 als Pirat gehenkte Vincenz Colombo war, als dessen
Heimat bald Oneglia, bald San Remo genannt wird.
Im Jahre 1477 wird er aus irgend welchem Corsarengrunde
sich als Saonese bezeichnet haben, vielleicht mit Vorwissen des
unter ihm dienenden Columbus, der ja wirklich von 1470 bis
1473 in Savona nachweislich ist.
In eben diesem Jahre 1477, also etwa dreissigjährig, ist aber
Columbus nach Bristol und von dort aus im Februar an die Süd-
küste der Insel Tile und hundert Meilen über Tue in dem hienach
eisfreien Meere, hinausgekommen. Die Nachricht ist in des Sohnes
Lebensbeschreibung aus einer, nicht auf uns gekommenen Schrift
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^wwyr-
413
des grossen Entdeckers »über die Bewohnbarkeit der fünf 2k)nen«
aufgenommen, neuerlich aber auch von Herrn Harrisse sehr unter-
schätzt worden.
Zuerst Humboldt, eingehender Peschel (Zeitalter der Ent-
deckungen 101) hat auf eine Urkunde aufmerksam gemacht, nach
welcher das (bewohnbare) Land von Island — dessen Identität mit
Tue, trotz einer irrigen Ziffer in der Messung des Breitengrades,
nicht bezweifelt wird - schon Anfang März 1477 eisfrei war. Wie
seltsam, dass man sich, leider auch der verewigte Peschel, der
Täuschung hingeben konnte, dass eine Nachricht über die Fahrten
der Isländer und Grönländer, deren letzte von 1347 bezeugt ist,
nach dem amerikanischen Steinland (Helluland), "^aldland (Mark-
land) und Weinland (Wineland) für Columbus' grosse Entwürfe eher
abgeschreckt als ermuthigt haben würde! Wenn er davon erfuhr, so
musste er doch zunächst annehmen — falls er, wie nach der Datirung
des gleich zu besprechenden Toscanellibriefes höchst wahrscheinlich,
seinen grossen Plan schon verfolgte — dass diese normannischen See-
fahrer in Landschaften nördlich von Marco Polo's Katay gewesen
seien. Columbus konnte die schönste Bestätigung für die Möglich-
keit der Westfahrt in dieser Thatsache finden.
Vollends aber in Bristol, wo der Verkehr mit Island nie unter-
brochen war, hat man Columbus von diesen nordischen Entdeckungs-
fahrten ohnehin leicht genug unterhalten können.
Noch im Juli 1480 fuhr von Bristol aus — wie Herr Harrisse
in seiner Geschichte Johann's und SebEistian's Cabot (1882, S. 44)
aus einer Cambridger Handschrift nachgewiesen hat — der gelehrte
Seemann Thomas Lloyd aus, um nach der im Westen Hiberniens
gelegenen Insel Brasylle zu gelangen. Diese nach einer Baumart
bezeichnete Insel darf man als mit dem normannischen Waldland
identisch gedacht voraussetzen ; Stürme halber kehrte die Expedition
freilich nach neun oder wohl richtiger drei Monaten zurück.
Gerade die Nachrieht von den gelungenen Normannenfahrten
nach Westen konnte in Columbus' Seele die Kette der Schlussfol-
gerungen schliessen.
Und dies führt nun unmittelbar auf die entscheidende Bichtung,
welche Columbus durch die Abschrift des Briefes vom 25. Juni 1474
empfing, den Paul Toscanelli an den portugiesischen Domherrn Fernam
Martins gerichtet hatte. Eigenhändig sendete er die Abschrift mit
jener bis zum Missbrauche viel genannten Copie seiner Weltkarte
an Columbus, der den Geber vornehmlich als Arzt (phyxicus) be-
Miiib. d. k. k. Geogr. Ges 1889. 8 u. i) 28
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414
zeichnet. In der That ist Toscanelli Naturforscher in umfassendem
Sinne gewesen. Er scheint, wie nun auch Herr Peragallo (S. lOö)
annimmt, keineswegs 1482 gestorben zu sein, sondern die grosse
That der Entdeckung von 1492 noch erfahren zu haben.
Toscanelli s persönliche Beziehungen zu Columbus sind im
Uebrigen gering gewesen; möglich und nach zarter Empfindung
begreiflich, dass es ihn verstimmte, als er der Thatsache inne ward,
in Columbus keineswegs, wie man nach dem lateinischen Epilog
Toscanelli's erwartet, einen Portugiesen zu belehren. Denn von dessen
oder von seines Bruders Bartholomäus, oder gar von seines jungen
Sohnes Ferdinand Hand ist das entscheidende Actenstück dieses
Briefes allein erhalten ; die Sache wird jedem mit Schreiberart des
ausgehenden fünfzehnten Jahrhunderts Vertrauten unentscheidbar
erscheinen, obwohl sich Herr Harrisse nachträglich (Colomb 11, 190)
noch in einer unter den von Herrn Peragallo mit Vergnügen auf-
gezählten Selbstcorrecturen eher für Bartholomäus erklärt hat, weil
dieser nach Las Casas' Versicherung ein besserer Kalligraph war.
Der Brief in den Historie, den seltsamerweise Herr Peragallo S. 104
noch citirt, — wie er auch (S. 68) die unmögliche Solinusübersetzung
von 1559 statt der Mommsen'schen Edition gebraucht — ist ohne
alle Gewähr. Sammt den Schlussfolgerungen, die man für die Ab-
fassungszeit nach dem wegen Isabella's gewaltsamer Erbfolge ent-
standenen spanisch-portugiesischen Kriege aus ihm gezogen hat, ist
dieses bedenkliche Schreiben gleichgiltig gegenüber den lateinischen
Zeilen, die Herr Harrisse in den «Additions» seiner »ältesten ameri-
kanischen Bibliothek« (S. 15 bis 18) publicirt hat. Harrisse hat sich
freilich einen grösseren Entdeckerantheil für diesen Brief zugeschrie-
ben, als billig war ; aber deshalb kann man doch unmöglich mit Herrn
Peragallo diesen einzigen, bis jetzt vorliegenden authentischen Abdruck
ignoriren wollen. Nicht als 6b ich den Abdruck für ganz richtig hielte,
trotz der Versicherung, dass Alles »verbatim et literatim« wieder-
gegeben sei; denn einzelne Lesungen des Textes sind schwer
denkbar. Dieses mit dem Ausgangspunkte Lissabon beginnende
und, in der Form einer lehrhaften Erklänmg der Karte, zur West-
fahrt drängende, mit »vale dilectissime« endende Schreiben ist nach
unserer dermaligen Kenntnis als in Columbus' Besitze zu denken,
noch ehe er seine Islandfahrt antrat.
Von den übrigen in dem vorliegenden Buche vorkommenden
Verbesserungen älterer Ansichten werden etwa noch die folgenden
zu erwähnen sein. Es geht wohl nicht an, die authentische Zeugen-
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415
aussage von 1513 über Columbus Absicht bezweifeln zu wollen. <lfis?t
er, erschöpft an der Klosterpforte vor Palos erschienen, zu seinem
Schwager Muliar in der benachbarten Seestadt Huelva habe ^("hvn
wollen ; aber die andere Alternative, welche unser Autor aect^iitirt^
(S. 188) hat doch in der That etwas Ansprechendes: Muliar soi .sein
Schwager nur in dem Sinne gewesen, dass er mit einer Schwester
jenes Fräuleins Beatrix Enriquez vermählt war, die ihm seinen
künftigen Biographen geboren hatte. Immerhin ist dabei seltsmn,
dass er diesem Halbschwager seinen echten Sohn habe zuführen
wollen, ehe er Spanien in Verzweiflung verliess.
Vollkommen begründet sind auch (S. 178-181), im (iCMHi-
satze zu Herrn Harrisse 's sehr starken Fehlschlüssen über die Miiuz-
werthe, die Reduciiiingen des Maravedi und (ioldcastellan, welrhiT
von den Italienern mit deren Scudo gleichgesetzt wird aut
heutigen (ieldwerth. Herr Harrisse hat sich eben die ernstliche Kiö-
sichtnahme der in ihrer Art musterhaften Arbeit des MailHfier
Akademikers Clemencin von 1820 entgehen lassen, der unter df^m
Titel einer panegyrischen Darstellung (elogio) der Königin Isabpllu
der Katholischen mit bestem Erfolge den Freisverhältnissen nnti^r
ihrer Regierung nachgegangen ist. Auf ihn gestützt bestimm! IUht
Peragallo den Maravedi — etwas zu hoch — auf rund 1^ '., Cenlinu^ii,
die königlichen Kosten der ersten Expedition von 1,140.000 Maravedi
also nicht nach Herrn Harrisse auf 836.500, sondern nur iiuf
etwa 17.100 Franken. Diese Summe stimmt denn auch un-^fffiln-
mit der von Columbus' Förderer, dem Bischöfe und Prinzessiniini-
lehrer Geraldini aus Florenz genaimten von i^OOO Castellanort, da
diese Goldmünzen um 1492 zwischen 48:') und 490 Maravedi imcli
Clemencin s Berechnung variirten. Immerhin bleibt auch die An-
gabe der Biographie möglich, dass, da Columbus ein Achtel A*t
Kosten beitrug, die Krone nur 2500 Castellanos zu gewähren \\iiiW
— Summen, bei denen im Verhältniss zu unseren heutigen Priii-en
zu erwägen bleibt, dass Diäten von 12 Maravedi für niedere He,'iinlt^
ganz genügend waren und ein halber Hektoliter Korn 40 Marnviuli
kostete.
Zur Geschichte der von der Biographie, wue von Peter Muri yr
und Oviedo bezeugten Meuterei bei der ersten Expedition iniithl
Herr Peragallo (210 — 2K-^), neben der gewöhnlich citirten mildennirti
und beschönigenden Tagebuchnotiz vom 10. October 1492. aul «lir
ganz, ausdrückliche Nennung derselben in demselben Tagebuchs imi
14. Februar 1493 von Neuem und mit Recht aulmerksam. KwlA
28*
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n
416
minder bringt er (206) zwingende Beweise für das Entsetzen, mit
welchem die den Schiffen jener Zeit schwer zu durchbrechenden
Fucusbänke nicht blos die Bemannung erfüllten, sondern Columbus
selbst, nach der Relation von seiner dritten Reise im Jahre 1498,
und Sodeute mit so viel besseren Fahrzeugen sogar noch im
Jahre 1589.
Noch sei scliliesslich zweier richtig hervorgehobener Einzeln-
lieiteii (224 und 22li) gedacht. Es ist reines Missverständnis, wenn
Herr Harrisse gemeint hat, Columbus behaupte, auf seiner dritten
Reise südlicher als 5® NR. gekommen zu sein. Auch spricht die
Biographie nur von Columbus' Wunsch oder Weisung (mandö). dass
die Ketten, die er getragen, ihm in den Sarg gelegt werden sollten ;
aber nirgends wird gesagt, dass es wirklich geschehen sei.
Alles in Allem dürfte der Leser mit den vorstehenden Aus-
(ühningen sich über den momentanen Stand der Columbusforschung
leidlich orientirt finden, Herrn Peragallo aber für seine erfolgreiche
Anstrengung Dank wissen.
Der westliche Theil dos iUyrisehen Gebirgslandes. ')
Von L. B. B,
I. Orographische Eintheilung.
Hiezu Tafel Nr. XXL
Benennungen, welche in dieser Tafel nicht vorkommen, sind im Texte niit ♦
bezeichnet.
Eine systematische Eintheilung der Bodenplastik des west-
lichen Theiles des illyrischen Gebirgslandes bestand bisher nicht.
Die Mappirung des Occupalionsgebietes lieferte erst jetzt die Basis
da(ür. Auf Grund derselben wird im Nachfolgenden die Lösung die-
ser AufKabe versucht. Es werden dabei für größere Abschnitte die
unbedingt erforderlichen Benennungen neu geschaffen.
Kine Reihe von Senkungen: anfangs das üna- und Unac-
Thal, dann die Becken von Glamoö und Kupre§, ferner die Rama
und von deren Mündung an der Narenta-Oberlaufj weiters das
Becken von Gacko mit seiner südöstlichen Fortsetzung — der Duga-
Furche — schließlich das Becken von Niksiö, die Zeta, Moraca
und der Scutari-See theilen den ganzen Raum.
') Dieser Aufsatz steht im Zusammenhange mit jenem >Die Gebirgs-
BysLeme der BalkanhalbinseU (Heft Nr. 4 dieses Jahrganges).
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417
Südwestlich dieser Tiefenlinie, beziehungsweise links der üna,
breitet sich das illyrische Küstengebiet* aus, während nordöstlich
davon das bosnisch-montenegrinische Binnengebiet* liegt.
1. Das illyrische Küstengebiet* wird durch die
Zrmanja, Buti^nica und Narenta (abwärts der Rama-Mündung) in
drei große Abschnitte zerlegt. Als eigener Abschnitt können end- ./["^
lieh die vorgelagerten Inseln gelten.
Im Abschnitte nördlich der Zrmanja-Buti^nica-Üna erhebt sich
unmittelbar an der Küste ein mächtiges Plateau. Es reicht von der
Kulpa bis zur Zrmanja ; landeinwärts endet es im Südosten an der
Butisnica und Una, im Nordosten an einer Linie, welche von Biha6
gegen Nordwest bis zur Kulpa läuft. Dieses Plateau sei Hoch-
croatien genannt.
Gegen Ost, zwischen Kulpa und Una, lagert dem Plateau von
Hochcroatien das Hochland an der Korana vor.
An der Linie Möttling-Krupa geht dasselbe in das Berg-
land an der Glina über. Letzteres verzweigt sich in dem Win-
kel zwischen Save und Una.
Im Abschnitte zwischen Zrmanja, Butisnica und Narenta schei-
det die Tiefenlinie von Knin-Clissa den östlichen höheren Theil,
das Gebiet der dinarischen Alpen, vom westlichen tiefem,
dem norddalmatinischen Flachlande.
Den Abschnitt südöstlich der Narenta erfüllt bis .zur De-
pressionslinie Gacko-Bilek-Grab-Sutorina* das südhercegovini-
sche Terrassenland, welches im Nordosten Hoch- und Alpen-
gebirge enthält und gegen Südwest, zur Küste, in Stufen absetzt.
Zwischen der Depressionslinie Gacko-Sutorina und dem Sutor-
raan-Passe breitet sich das Karsthochland der Crnagora') aus.
Der Obertheil desselben besitzt vorwiegend den Charakter des
Karstberglandes.
Die Crnagora wird durch die zwei Linien Risano — Dragalj—
Grabe vo—Omuti(- — Nikäii-, dann Cattaro— Njegu§ — Cetinje — Rijeka
in einen nordwestlichen, mittleren und südöstlichen Abschnitt zerlegt.
Den nordwestlichen Abschnitt theilt das Schluchtthal der Suäica und
das Becken von Grahovo abermals. Im Norden breitet sich das
') Die orographische Benennung >Crnagora« ist nach dem gleichnamij^en
Gebiete Alt-Montenegro's gewählt, umfasst jedoch, ausser diesem, noch die an-
schließenden, damit in engem orographischen Zusammenhange stehenden
Grenzzonen.
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J"!^
418
Hochland Banjani-Rudine aus, während im Süden der
mächtige Hochgebirgsstock des 0 r j e n sich erhebt.
Südöstlich vom Sutorman-Passe, bis zur Bojana breitet sich,
zwischen der Küste und dem Scutari-See, ein Mittelgebirge aus,
welches nach seiner höchsten Erhebung Rumia genannt wird.
Darf illyrische Küstengebiet zerfällt somit in folgende oro-
graphische Abschnitte:
A. Zwischen Kulpa und Zrmanj a-Butisnica-Una:
fi) das Plateau von Hochcroatien ;
b} das Hochland an der Korana;
c) das Bergland an der Glina.
B, Zwischen /.rmanja-Butiänica und Narenta:
a) das Gebiet der dinarischen Alpen ;
h] das norddalmatinische Flachland.
C^ Südöstlich der Narenta:
r/) das südhercegovinische Terrassenland;
h) die Crnagora:
a) der nordwestliche Abschnitt;
ß) der mittlere Abschnitt;
r) der südöstliche Abschnitt;
c) das Gebiet der Rumia.
D. Die Inseln.
2. Das bosnisch-montenegrinische Binnengebiet*
enthiilt am Südwestrande eine fast zusammenhängende Reihe von
Erhebungen, welche bei Bihac, an der Una, beginnt und ifi süd-
östlieläor Richtung, zwischen dem Oberlaufe des Vrbas und der
Rama. dann entlang der oberen Narenta, bis zu den Quellen des
l*im streicht.
Der Abschnitt von Biha6 bis zur Sutjeska (Zufluss der Drina)
und Ins zum Sattel von Cemerno wird der »bosnische centrale
Höhen?jitg*< genannt während das Stück von der Sutjeska bis zu
den Quellen des Lim und bis zur Cjevna »Brda»') heisst.
Der bosnische centrale Höhenzug* stellt einen Gebirgs-
wall dar. dessen Breite stellenweise bis über 4:0km beträgt. Im
') Die orographische Benennung >Brda» ist nach dem gleichnamigen
Gebiete AU-Montenegro's gewählt, umfasst jedoch ausser diesem noch die an-
BchlieÖenden, damit im engen orographischen Zusammenhange stehenden
GrenzzQneu.
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41 IJ
allgemeinen nimmt er von Nordwest gegen Südost an Höhe zu.
Seiner BesehafTenheit nach zerfällt er in drei Theile.
Im Nordwesten, von der üna bis zum Janj* (Nebenflasü der
Pliva), liegt das bis 1200w ansteigende Plateau von Pretorac*
Im mittleren Theile, vom Janj bis zum Ivan-Sattel delmt sieh
das Prozorer Mittelgebirge aus.
Hieran schließt im Südosten, bis zum Sattel von (iGinernö
das Trnovaner Karst-Alpengebirge.
Die Brda zeigen beiderseits der Linie Nefertara, NikJiL' dm*n
verschiedenen Charakter.
Im nordwestlichen Abschnitte erheben sich die zwei
mächtigen, wenig verzweigten Hochgebirgszüge V o 1 u j a k un d
Durmitor. Sie sind durch das tiefe Schluchtthal der Piva von
einander getrennt. Breite Terrassen lagern ihnen vor. Die Streich-
richtung der Hauptäste und wichtigsten Ausläufer geht gegen Sädtj-^t.
Im Abschnitte südöstlich der Linie Nefertara-Niksi<5
sind die Erhebungen, welche größtentheils Hochgebirgscharakter
tragen, stärker verästet. An Stelle der großen Terrassen trt'len
bedeutende Rücken, die, vielfach getheilt, an den Tiefenlinien nidtni.
Die Streichrichtung ist nicht mehr ausgesprochen gegen Südost. Diester
ganze südöstliche Abschnitt wird einestheils durch dieMoraca, atnU?rn-
theils durch die Mala rijeka und Tara (Oberlauf) in das (ifliiiH der
Siljevica, desMorackogradiSte und des KuekiKom zerlegt.
Im Räume nordöstlich des bosnischen centralen Höheriztiges,
herrscht im allgemeinen bis zur Linie Banjaluka— Zvornik MiUf^!-
gebirgs-Charakter ; am mittleren Vrbas, dann nordöstlich von Sarajctvo
gegen 'die Drina zu, finden sich aber auch ausgedehnte PlaLt*aii-
bildungen. Nördlich der Linie Banjaluka— Zvornik breitet sich vor-
wiegend Berg- und Hügelland aus.
Die Thalturchen des Vrbas und der Bosna theilen das bosnische
Binnengebiet nordöstlich des bosnischen centralen Höhenzu^t^t's in
drei Abschnitte.
Zwischen Sana, üna und Vrbas liegt südlich drr (Jom-
jenica das ausgedehnte Plateau von Sitnica, welches hi\^c n 1 1 U^Vi^
gegen West und Ost sehr steil endet, während es gegen Nnnl in
Bergland übergeht .
Nördlich der Gomjenica breitet sich die Koz ar a pla n ni a aus.
ZwischenVrbasund B os na erhebt sich südlich di^r La^va
das Mittelgebirge der § t i t p 1 a n i n a. Nördlich davon lagert lanl Ji\var
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\ >9}^^
^
420
im Westen eine Plateaulandschaft, am ügar, während im
Osten ein hohes Mittelgebirge an der üsora sich ausbreitet
Den nördlichsten Theil erfüllt das Bergland an der ükrina.
Zwischen Bosna und Drina findet sich in der Südost-
ecke wieder eine Plateaubildung, das Gebiet der Romanja.
Gegen West schließt daran das vielfach verästeteVareser-
Mittelgebirge. Nordöstlich der Krivaja liegt die Srebrna
gora (Kladanj-Srebrenicaer Mittelgebirge) und nördlich der Spreea
dehnt sich die Majevica planina aus.
Zwischen Tara und Lim, nordöstlich der Brda, wird der
Raum von hohem Mittelgebirge erfüllt. Dasselbe ist vielfach von
steilen Schluchten und gewundenen Thälern zerrissen. Das stark
eingeschnittene Uehotina-Thal scheidet dieses Gebirge in zwei parallele
Rücken, von denen der südliche der höhere ist (bis 2239 w).
Dieser letztere Gebirgstheil — zwischen Tara und Öehotina —
Avird nach seiner bedeutendsten Erhebung das »System der
Ljubiöna« und analog der nördliche Theil — zwischen Cehotina
und Lim — das >System der Gradina« genannt.
Das bosnisch-montenegrinische Binnengebiet zerfallt somit in
fr^lgende orographische Abschnitte:
A. Der bosnische centrale Höhenzug.
a) Das Plateau von Petrovac
b) Das Prozorer Mittelgebirge.
c) Das Trnovaner Karst-Alpengebirge.
B. Die Brda.
a) Die Volujak-Gruppe.
b) Das Gebiet des Durmitor.
c) Das Gebiet des Moracko gradiste.
d) Das Gebiet der Siljevica.
e) Das Gebiet des Kucki Kom.
C. Zwischen Sana, Una und Vrbas.
a) Das Plateau von Sitnica.
b) Das Gebiet der Kozara planina.
D. Zwischen Vrbas und Bosna.
o) Das Gebiet der Stit planina.
b) Die Plateaulandschaft am Ugar.
c) Das Mittelgebirge an der üsora.
d) Das Bergland an der Ukrina.
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I
421
E. Zwischen Bosna und Drina
a) Das (lebiet der Romanja. (Ramanija*).
b) Das VareSer Miltelgebirge.
c) Die Srebrna jitora (Kladanj-Srebrenicaer Mittelgebirge*.)
d) Das Gebiet der Majevica planina.
F. Zwischen Tara und Lim
a) Das System der Ljiibicna.
b) Das System der Gradina.
n. Xarstcharakter.
Das ganze illyriKche Küstengebiet und Theile des bosnisch-
montenegrinischen BinneriT^ebietes zeigen den Karstcharakter.') Der-
selbe kann sowohl in der Formation des Gebirges, als auch in der
Bföchaftenheit der Bodenkriiste zum Ausdruck gelangen.
Die K a rs t f 0 r m a t i 0 n charakterisirt sich hauptsächhch durch
die unvoUkonimene Entwicklung der Tiefenlinien. Anstatt normaler
Tliäler findet man nur ringsum abgeschlossene Becken ohne ober-
irdischen Abflüss. Diese Karstbecken von den Slaven »po\je« (Feld,
iiebiet)-) genannt ^ haben gewöhnlich eine längliche Form und
einen Flächeninhalt von vielen Quadratkilometern. Die Länge der-
selben errddit selbst lOOkm. die Breite \0 km. Oft sind sie in der
Längenrichtung aneinandergereiht und deuten hiedurch eine Art
Thalhildung an. Die den Lilngenachsen parallel laufenden Ein-
schließungshöhen sind dann bedeutender als die Scheiderücken
Hwisehen den Becken,
Die SohU-n nebeneinander liegender Becken zeigen nicht selten
durch stetige Abnahnu' der absoluten Höhe, den hydrographischen
Zusammenhang an. Die Gewflsser des oberen Polje verschwinden
sodann in einem Schlünde und erscheinen, nach einem unter-
irdischen Laute, im tiefer liegenden Becken.
Da bei starkem Regen die Schlünde für den Abfluss der Ge-
wässer meist unzureichend werden, so tritt auf den Beckensohlen
häufig eine Inundation oder Versumpfung ein..
^ Die Bezeichnung »Karst* (slav. >Krs«) ist zum Eigennamen der Er-
bebtingen am Nordende der istrisohen Halbinsel geworden. Im übertragenen
Sinne wird aber untpr »Karst* jede Bodengestaltung verstanden, welche die-
Belben EireDthümlichkciten 7.e'\gi. wie jene Gebirge.
*; Die Benennung *pglje* wird häufig auch für größere Tiefebenen
gtbrauchl.
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422
Neben den eben besprochenen großen Karst-Becken, kommen
noch kleinere Einsenkungen vor. Man findet dieselben überall: auf
den Gebirgsobertheilen, auf den Hängen, in den Thal- und in den
Beckensohlen.
Die größeren derselben, welche ein oder mehrere Hektare
umfassen, nennt man Dolinen*). Sie sollen zumeist durch Ein-
stürzen von Hohlräumen entstanden sein.
Ihre Gestalt ist
unregelmäßig. Am häu-
figsten findet man runde
bis kreisrunde Formen.
Die Ränder fallen meist
schroff ab.
Auch die Doli-
nen deuten manch-
mal durch ihr Auf-
einanderfolgen eine
Art Tiefenlinie an.
Die kleinste Gattung der Einsenkungen, welche weniger als
ein Hektar und oft nur einige Quadratmeter einnehmen, nennt man
Karsttrichter oder Karstloch (Foiba, Jama, Ponikva).
Ihre Bildung beruht darauf, dass das Karstgestein (kohlen-
saurer Kalk) in kohlensäurehaltigem Wasser löslich ist. Nachdem
nun die Niederschläge bereits aus der Atmosphäre, dann im er-
^) Serbo-croatiscb „do", .dol% verkleinert ^dolac\
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423
höhten Maße aus dem Humus Kohlensäure aufnehmen, so sind sie
geeignet, beim Sickern durch
die vielen Spalten des Kalk-
gesteins dasselbe zu lösen.
Besonders ist dies dort der
Fall, wo sich zwei Spalten
kreuzen und tief bis in unter-
irdische Höhlungen reichen.
Es entsteht an solchen
Stellen zuerst ein kleines
Loch. Das Niederschlags-
wasser fließt durch dasselbe
ab, erweitert es dabei durch
Lösen und Abschwemmen,
bis endlich ein Trichter
entsteht. An der Sohle des
letzteren sammeln sich,
wenn das Abflussloch verstopft, die weiteren Abschwemmungs-
producte.
I Je nach dem Stadium der Entstehung zeigt der Karsttrichter
von der steil geböschten, ausgesprochenen Kegelform bis zur ganz
flachen, kugelsegmentartigen Vertiefung alle Zwischenstufen.
I
! Aus der Krbljina.
Die Karsttrichter kommen gewöhnlich in Gruppen vor.
Oft bedecken sie große Flächen so dicht, dass nur ganz
schmale Grate zwischen den Löchern stehen bleiben.
L
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424
Die Erhebungen sind bei der Karstformation nicht deut-
lich gegliedert, da die zusammenhängenden Tiefenlinien meist fehlen
und größere oder kleinere, kesselartige Vertiefungen häufig auf-
treten. Die Erhebungen stellen sich daher gewöhnlich als ein Gewirr
von Plateaux, isolirten Spitzen und Felsriffen dar. Die Hänge fallen
steil oder treppenartig ab, die relativen Höhenunterschiede sind be-
deutend, die wenigen durchlaufenden Thäler meist schluchtartig.
' — ^^^i.'^^i
Die Eigenthümlichkeiten der Karstformation finden sich bei
allen Bodenerhebungen vom Hochgebirge bis zum Flachlande. Man
spricht demnach von Karst-Hochgebirge, Karst-Mittelgebirge etc.
Die Bodenkruste des Karstes charakterisirt sich zumeist
durch das Heraustreten des scharfkantigen, vielfach zerklüfteten,
oder auch lose herumliegenden Gesteines. Diese Eigenthümlichkeit
des Bodens bezeichnet man durch den Ausdruck »Karstboden*
oder »verkarsteter Boden«.
Die Entstehung des Karstbodens ist durch die — bereits
erwähnte — Eigenschaft des Kalkgesteins, sich in kohlensäure-
haltigem Wasser zu lösen, bedingt. Da der Regentropfen beim Auf-
fallen am meisten Kohlensäure enthält, oben daher mehr Kalk löst
als in den unteren Partien, so entstehen spitzige zahnartige Klippen.
Nachdem aber das Karstgestein sonst nicht wesentlich verwittert,
sondern höchstens in groben Schutt zerfällt, so fehlt im großen
das feinere Material, welches jene klippige Fläche wieder nivelliren
k önnte.
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425
Die im kohlensäurehaltigen Wasser nicht löslichen Bestand-
theile des (iesteins hilden eine Art rothbraune Thonerde, Terra
rossa.') Dieselbe bleibt entweder in den Fugen liegen, oder wird
weiter nach abwärts geschwemmt
Durch die Rücklässe einer Vegetation, welche von der Flechte
bis zur Holzpflanze aufgestiegen, hat sich im Laufe der Zeiten, mit
Beihilfe dieser Terra rossa, eine Humusschwarte gebildet, welche
theilweise die Unebenheiten des Karstgesteins ausgleicht.
Das Pflanzenkleid erzeugt aber nicht allein die Humusdecke,
sondern es bleibt auch für die Erhaltung derselben unumgänglich
iiöthij^. Wird der Wald durch schonungsloses Aushauen, Ausgraben
der Wurzelstöcke und beständiges Abweiden vernichtet; ja, wird
sogar die zusammenhängende Grasnarbe durch den Viehtritt oder
andere Einflüsse zerstört: so schwindet unter den Wirkungen der
Niederschläge und Winde die Humusschwarte, die erwähnte rothe
Tiionerde und selbst das GeröUe, so dass endlich das ganz nackte
Gestein zutagetritt.
Dieser Process entwickelt sich am schnellsten an Stellen, die
den Stürmen besonders ausgesetzt sind, und an steil geböschten
Hängen.
Am schlimmsten wird das Endresultat beim Kreidekalk, der
fast gar nicht zerbröckelt. Die anderen Kalke zerfallen weit mehr
in Trümmer und Schutt.
Die Lagerung des Gesteins nimmt auch auf die mehr
oder weniger intensive Verkarstung des Bodens Einfluss. Fällt die
Neigung der Gebirgsschichten mit jener des Hanges nahe überein,
so zeigt das Gehänge Stufen und größere Platten.
') In der Hercegovina „Cervena zemlja'*, oder kurzweg .Crvenica''
genannt.
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4se
1
Bei clickhanki^^t'n (le^trtnslagen entstehen Felsrideaux, s. g.
Kariststulnri. welehr u\\ weit lunzieheu und nur an wenigen Stellen
nlu^r^sülirdtbar sind.
Aii^ d er Morinje.
Fallt*n dit' Scliiclili'n in den Berg, so ist der vorbesehriebene
I-Öj^niitr^vor^ant? l)!'.H(uitlnv h(^i/ünsligt. Die angefressenen Schieb ten-
könli^ hMvii in (üosmii Fallr konische oder zahnartige Klippen,
woU^br* t\m <lrtii lIiLijj^ lit-raysragen.
r^-
Die Intt'n^iliil (]('!■ \'erkarslung kanb, je nach den Ver-
JuillMlHsi-n. in (Irn vrrsL'hiodcn-'ten Ähstutnngen auftreten. Man findet
nif'lit tivWcii «'iij^' alNiilhiillH'n last zusammenhängende Humusschiebte
mAi\n\ mm kuUU'Ui. ;^oikfii)h ten Geslein.
Hon (iTrifl (\\'V \rrk;M'stung pflegt man im HinbUcke auf die
{iiUiul*arkc'il in InlgfiiElrn Alistuf'ungen anzugeben:
1, * \Vii n i L' V oika i ,^tet«;
_^^^Sf^.^ J^^s Gestein tritt nur liie
^'"*^ ^ ^^^v^ "^''^ ^^ zutage. DerFussgeher,
'*"' -r:H.-.=-^^^»-^ ju selbst das Pferd, können
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427
den einzelnen Steinen noch ausweichen, die Gangbarkeit ist daher
nicht wesentUch verringert.
2. »Mäßig verkarstet«:
Das zutage tretende Gestein nimmt beinahe die Hälfte der
Fläche ein. Der übrige Theil der Oberfläche ist mit Erde bedeck l,
aus welcher einzelne faustgroße Steine hervorragen.
Manchmal findet sich, statt dieser mit Stein gemengten Erilo^
der »flache Karstschutt«. Es sind dies verschieden große, dünne
Stein täfeichen.
Die Bewegung der Fußgeher wird durch den mäßig ver-
karsteten Boden nicht bedeutend verzögert; Pferde kommen ahiT
nur mehr langsam fort.
3. »Stark verkarstet«:
Die erdigen Partien sind kaum nennens-
wert; der Mensch kann jedoch noch fort-
kommen, ohne die Hände zu gebrauchen.
Pferde sind nicht mehr zu verwenden.
4. >Sehr stark verkarstet:«
/>x ^^i i^ ^^^ ganze Fläche wird von wild
"'^^^^^^C^\l^ zerrissenen Felsblöcken bedeckt, so dus^H
/y< / ^AfhiM.T^ MJß%, auch Fußgeher nur äußerst schwer,
vielfach bloss mit Beihilfe der Hände sich bewegen können. Dic!
spitzigen Steinblöcke bieten fast keinen Raum für den Fuß.
In Dalmatien sind nur ca. 10 Procent, in Croatien (soweit es
zum Karstgebiete gehört) beinahe '2b Procent der Flüche Schwemm-
land (Thal- und Beckensohlen), welches der Verkarstung nicti!
unterliegt. Der am leichtesten und stärksten verkarstende Kreidr-
kalk nimmt in Dalmatien über 40 Procent, in Croatien (soweit vs
hieher gehört) kaum 25 Procent der Fläche ein.
Vom ganzen Karstgebiete dürfte durchschnittlich die HälKe
der Bodenkruste mehr oder weniger verkarstet sein. In Dalmatii^ii
sind 67 Procent der ßodenfläche verkarstet.
Seit einiger Zeit wird der WiederaufTorstung des Karstbodens
große Aufmerksamkeit geschenkt, besonders in Croatien, wo eiü
Theil der Einkünfte der (irenz-Staatsforste für diese Zwecke vrt-
wendet wird, dann auch im Occu[)ationsgebiete.
Trotzdem dürfte die Verkarstung des Bodens noch im Zu-
nehmen begriffen sein. Vor einigeln Jahren nahm man an, dass tu
N
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)
4
/
}
428
Dalmatien ca. 1 Procent der Waldfläche jährlich der Verkarstung
anheimfalle.*
Sehr intensiv tritt der Karst am Abfalle auf, welcher von
Fiume gegen Südost die croatische Küste begleitet. Nicht allein die
steile Böschung, sondern auch die hier besonders heftige Wirkung
der Stürme sind die Ursache, dass dieser Hang zu mehr als Vio
und größtentheils in der höchsten Intensität verkarstet ist.
Man pflegt dieses Gebiet den »See-Karst« zu nennen.
Sehr stark verkarstet ist endlich noch das ganze Gebiet an
der Bocche di Cattaro, dann der Raum südlich vom Niksiöko polje
und an der Nordwestgrenze Montenegros.
III. Bodenbedeokung.
Die Mannigfaltigkeit der Bodenverhältnisse und die Ver-
schiedenheit des Klima, haben im vorliegenden Räume große
Gegensätze in der Vegetation und Bodencultur geschaffen. Es sind
in dieser Beziehung folgende drei Gebiete zu unterscheiden:
1. dass Binnenland.
2. das Karstgebiet und
3. der Küstensaum mit den vorliegenden Inseln.
Das Binnenland hat im allgemeinen mitteleuropäische
Vegetation.
In Bosnien finden sich größere Feldcomplexe seltener.
Wenn sie aber — wie in den Ebenen — vorkommen, sind sie in
der Regel von unzähligen Dornhecken, Spaltholz- oder Flechtwerk-
zäunen durchschnitten. Grössere Obstgärten (Zwetschken) sind,
besonders im nördlichen Bosnien, nicht selten. Hutweiden, niederes
Gebüsch und Niederwald trifft man sehr häufig. Die Hutweiden
sind manchmal mit bis Im hohem Farrenkraut bewachsen, oder
durch dorniges Gebüsch unterbrochen.
Wälder bedecken die weniger zugänglichen Partien. Der
Bestand ist meist ungepflegt, verhältnismässig häufig zeigt er Urwald-
Charakter. Die Baumgrenze liegt etwa 1900 m hoch. Es kommt
grösstentheils Laub-, seltener Nadelholz vor.
Das Karstgebiet zeigt in der Bodenbedeckung, entsprechend
der Bodenkruste, welche vom fruchtbaren Schwemmboden bis zum
nackten Felsen wechselt, eine grosse Mannigfaltigkeit.
Die Feldcultur ist größtentheils auf die Sohlen der Becken,
Dohnen und Karstlöcher beschränkt. Die Steine werden in den
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42Ü
Feldern gesammelt und am Umfange derselben in Steinhaufen oder
trockene Mauern geschlichtet. Diese Einfassungen dienen auch zum
Schutze gegen die heftigen Stürme. Sie fehlen nur in den großen
Beckensohlen. Die kleinen Feldparcellen in den Dohnen und Trichterti
werden nicht geackert, sondern nur mit der Haue bearbeitet. Wiesen
kommen nur auf den Becken- und breiteren Thalsohlen in größert»r
Ausdehnung vor, sind aber beim Mangel aller Meliorationen eher
als fettere (oft etwas versumpfte) Hutweiden zu betrachten.
Ein großer Theil des Karstgebietes ist ganz nackt, oder nur
mit magerer Hutweide bedeckt. So sind im See-Karste 45 Proccmt
der gesammten Fläche Weiden. Die Karstweide hat keine dichlr^
zusammenhängende Grasnarbe. Sie besteht aus langen Grasbüscheln
welche zwischen den Steinblöcken hervorschießen. Dazwischen
wächst auch niederes Gesträuch. Die Karstweide übergeht meist in
schütteres Gebüsch.
Dieses und Niederwald sind im ganzen Räume sehr oft zu
finden.
Hochwald kommt nur in den weniger zugänglichen Gegenden
und dann mei.st am niederschlagsreicheren Nordhange in ausge-
dehnten Flächen vor. Kleine Waldparcellen finden sich überall
besonders in Lagen, welche gegen die Nordoststürme geschützt siml
In Hochcroatien befinden sich die meisten Wälder in einem
Niveau von 650— 1600 w. lieber 1600 w gedeiht nur mehr Krumm*
holz. Im Gebiete der dinarischen Alpen reichen die Wälder bi^
1700m, im südhercegovinischen Terrassenlande bis 1500 w. Iifi
letzleren Räume sind Hochwälder aber überhaupt selten. Doch ent-
wickelt sich die Waldcultur in ungeahnt günstiger Weise. Der Deva-
stirung der Wälder wird erst in neuerer Zeit entgegengetreten.
Der Weinbau kommt im binnenländischen Karstgebiete seltener
vor. In der Hercegovina hat derselbe in den letzten Jahren h^^-
deutend zugenommen.
Der Küstensaum und die Inseln haben unter dem Ein-
flüsse des Meeres und der von den Gebirgen rückstrahlenden Sonnen-
warme ein so warmes Klima, dass dort die Mittelmeerflora (immer-
grüne Region) gedeiht.
Auf den Inseln Veglia. Cherso, endlich in einzelnen Partien
der eroatischen und dalmatinischen Küste kommt die sogenannte
italienische Cultur vor. Bei derselben wird die Feld-, Baum- unil
Weincultur vereint betrieben. Im Acker stehen, gewöhnlich nach
Miith. d. k. 1c. Oeogr. Ges. 18S9. 8 u. 9. 29
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430
der Meridianrichtung, Obstbaumreihen, deren Bäume durch guirlanden-
artig gezogene Weinreoen verbunden sind.
Der beschränkte Raum zwingt häufig zu Terrassen-Anlagen.
Die Felder sind gewöhnlich durch trockene Mauern in viele kleine
Parcellen zerlegt. Wenn auch nicht die italienische Cultur zur An-
wendung gelangt, so stehen doch immer einzelne Obstbäume in
den Feldern.
Ausgedehnte Olivenpflanzungen, welche den Charakter von
Wiiltlchen tragen, finden sich oft.
Wälder kommen nur ganz ausnahmsweise in der Küstenregion
vor. Häufiger sind Niederwald, Gebüsch und Karstweide.
Kahle Stellen finden sich auf den Küstenstrichen, welche den
[leftigen Nordost-Stürmen ausgesetzt sind, insbesonders auf den
Inseln Arbe und Pago. Die Stürme tragen nämlich die Meerwasser-
th eilchen weit auf das Land und das Salz derselben überkrustet
nrul unterdrückt jede Vegetation.
Zur historisehen Geographie des Sehwarzen Meeres.
Von Eugen Gelcich.
I.
(lelegentlich der Durchsicht von Schmeller's Abhandlung
*tlel>er einige ältere handschriftliche Seekarten aus der Münchener
Hüfbibliothek« *) fand ich die Frage gestellt: >Wann ist das Schwarze
Meer so benannt worden?« Anlass zu derselben fand Söhmeller bei
der Herichreibung einer Karte, welche Europa und Theile von Asien
dar.sli41l und aus 1450 bis 1492 zu stammen scheint. ^) In der-
ÄeWmi heisst das Schwarze Meer = Mare Majus. Denselben
Namen führt es in einem Atlas von L^26 bis 1533,*) dann im
Büriclite des Haithonus und bei Ramusio (Mar Maggiore). Diese
Daten gibt Schmeller an und nun stellt er die oben angeführte
Fruj^e. Bevor ich mich an die nähere Beantwortung derselben wagte.
schUij^f ich in Ermangelung anderer Quellen die neueste Auflage von
Brockhaus Conversations-Lexicon auf und fand folgende Angaben:
> ... zu den Stürmen gesellen sich namentlich im Winter ge-
fährliche Nebel, die den Horizont bei Tage in Dunkel hüllen und
*) Separat-Abzug aus den Abhandl. der I. Classe der königl bayer.
Akademie der Wissenschaften. Bd. IV., Ablh. I., 1843. •
*) Cod. iconogr. 131.
^) Schmeller a. a. 0. Nr. 5.
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4;u
dem Meere die Bezeichnung des > schwarzen« verschafft haben
welche schon 1225 bei den Mongolen und Tartaren, seit dem,
XIII. Jahrhundert bei den Venetianern und Genuesen vorkomml,*
Eine Autorität, worauf dieser geschichtliche Wink gestützt wäiiv
fand ich nicht angegeben. Fournier') schreibt über denselben
Gegenstand folgendes: Die Türken nahmen von den Griechen die
Sitte an, alles grausame und unheimliche »schwarz« zu nennen.
Nun ist das »schwarze Meer« von Piraten überfüllt und ausserdem
im Winter gefährlich, daher die Benennung Pontus Euxinus=^
grausames und schwarzes Meer von iv ^eivog oder «^«•'04;=un-
wirthlich, ungastlich (farouche). Die Türken nannten ihn Mauro
thalas sa, sonst heisst er auch Mer more oder Mer naigre
und noire. — Fournier hat wohl die griechische Benennung miss-
verstanden, die wir in Lübkers Reallexicon des classischen Alter-
thums genauer gedeutet finden ; es heisst daselbst, dass das schwarze
Meer »anfangs von räuberischen, feindlichen Völkern umwohnt war,
daher von den Griechen ä-^sivng genannt wurde (=unwirthlioh)»
bis seit 660 zahlreiche, besonders milesische Colonien es zum
»gastlichen« tv-^fivog oder tv-^tvog (gut bv gegen Fremde Sft-o^)
machten«. Nach Bruzen la Martiniere*) rührt der Name »schwarzes
Meer« von den Stürmen her, die daselbst hausen und von dein
Mangel guter Häfen.') Nach Riccioli sind die Nebel die Ursache
der Benennung.^) Führen wir endlich noch die Benennungen in
andern Sprachen an, die wir in Werken aus dem XVfl. Jahr-
hundert fanden,*) so haben wir alle jene geschichtlichen Notizen
wiedergegeben, die uns im ersten Augenblicke zur Verfügung stand^ui.
Nach Riccioli und Philippus Ferrarius Ale-xandrinus hiess die^Cii
Meer : Pontus Euxinus (altgr.) ; Mer noire oder mer maieur, franzö-
*) Hydrographie, Paris 1G43. S. 794.
*) Le grand dictionnaire geographique et critique. Bd. VII., A Venice,
J. B. Pasquali 1737, S. 268.
*) Le nom de Pont Euxin est celui sous lequel eile a ete connue den
Anciens. Son nome moderne de la Mer Noire est pris des Turcs, qui rappelleiit.
aussi parce qu'elle est tr^s orageuse et manque de Ports qui aient un bon al>ri,
*) Geogr. et hydrogr. reformatae 1672. Maris nigri seu Euxini. quod n.
Bosphoro Thracio, vulgo Canal del mar Negro incipit nigricare ob nebulas,
id Circo inqua Brietius, et pauci quidam Aegeum. seu Archipelagus promouent
usq; ad Costantinopolim, sed cotra veterum placida. Porro Euxinus Pontus,
alias Axenus id est Inhospitalis, nuc mare negro vel mar maggiore iiUer
Bosph. Thracium etc.
^) Geogr. Philippus Ferrarius Alexandanus. Patavii 1696. Bd. f., S. 254.
B<1. IL, S. 69 und Riccioli a. a. 0.
29*
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432
sisch; mare maggiore, italienisch: schwartz Z6e/) deutsch; mauro
Thalassa, griechisch ; Caradenisi oder Caradeniz, türkisch und Zomo
more, russisch.
Derlei karge Angaben befriedigen den Forscher offenbar nicht,
siö lassen auch die eigentliche Frage Schmellers über das Wann?
und das Wie? unbeantwortet, und wir nahmen uns daher vor, in
den älteren Karten- und Reisebeschreibungen nachzusehen, wie
sich die Umwandlung in der Bezeichnung eigentlich vollzog. Da
uns nun ein zahlreiches Material vorliegt, so wollen wir versuchen,
dasselbe zu unserem Zwecke zu sichten und zu ordnen. *) Vorerst
wird es aber nützen einige allgemeine Winke über die historische
(ieographie desselben zu geben.
Die Sage des Argönautenzuges ist das älteste historische
Monument, welches wir über die Navigation des schwarzen Meeres
besitzen. Damals galt eben der Name Po n tos Axenos, die
geographischen Nachrichten, die wir aus jenen fabelhaften Zeiten
haben, sind einer besonderen Erwähnung nicht werth. Die Gründung
griechischer Colonnien am Anfange des VII. Jahrhunderts v. Chr.
und der entstandene lebhafte Verkehr mit dem Mutterlande, hatte
natürlich auch bessere geographische Kenntnisse zur Folge und so
dürfen wir uns nicht wundern, wenn Herodotus in seinen Angaben
schon ziemlich genau ist. Auf Herodotus folgten Aristoteles, Polybius,
Diodorus von Sicilien, Eratosthcnes, Hipparch und Strabo, die uns
M Phihp Ferr. Alexandrinus a. a. 0. Bd. IT., S. 69. Jedenfalls ist hier
das holländische angegeben und als deutsch gemeint.
*) Bei der Sammlung des Materials waren uns verschiedene Factoren
ungemein behilflich, die wir nicht ungenannt lassen dürfen und denen wir
hiermit unseren besten Dank aussprechen. Zunächst hat Herr Capitän Schuck
aus Hamburg in den reichen Bibliotheken der deutschen Seemetropole viele
nützliche Notizen für uns gesammelt. Dann waren auch die Herren Vorstände
der Marine-Bibliothek in Pola, des Staatsarchives in Florenz und der Propaganda
in Rom so gütig in einigen von mir angegebenen älteren Karten und Werken
nachzuschlagen. Das übrige Quellenmaterial bezog ich aus den Wiener
Bibliotheken, aus der Münchener Hofbibliothek, aus der königl. Bibliothek in
Berlin und aus der Commerzbibliothek in Hamburg. Ich kann diese Gelegenheit
nicht vorübergehen lassen, ohne wiederholt zu betonen, dass es mich höchst
wundert zu bemerken, wie die Bibliotheken in Münchep, Berlin und Hamburg
tnit grösster Liberalität ihre Schätze und sehr alte und werthvolle Werke zur
Vwfügung stellen, während wir in unserem Vaterlande meines Wissens zwei
Bibliotheken haben, aus welchen selbst bei Erlegung einer Caution keine
Bücher entlehnt werden dürfen, während es bei einer dritten für die Entlehnung
seltenerer Werke eines grossen Ceremoniells bedarf. Es wäre wohl an der
Zeit, die Statuten der bezüghchen Institute zu reformiren.
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r
43a
Beschreibungen des schwarzen Meeres und der umgrenzenden Länder
lieferten. Zur Zeit derBlüthe des römischen Reiches verfielen die (Kolo-
nien am Pontus und erst mit der Gründung des oströmischen Rei<-he*s
kam die Navigation daselbst zu neuem Aufschwung (3. Jahrh. n, Clir,).
Dessenungeachtet gewann die Wissenschaft daran wenig, im Gei^en-
Iheil man kann behaupten, dass die Ktnnlnis über die Geogniphie
des Pontus Rückschritte machte. Vergleicht man in der That die
Karte, welche Robert Müller auf (irund der Angaben Herodofs zu
zeichnen versuchte') mit der Mappamundi aus dem XIII. Jafnh.,
welche im Museum zu Hereford aulbewahrt wird,*) so gewinnt
man die Ueberzeugung, dass Hficdct den Geographen des XIII
Jahrhunderts weit voraus war.
Im Jahre 1280 erfolgte die. Gründung der genuesischen Golotiie
>Cafla«, kurz darauf siedelten sich Italiener in der ganzen Krim^
am Bosporus, an den Mündungen des Don und des Dniestr,
endlich in Trapezunt an; die schlauen genuesischen KauNeute
werden zwar ihre Seekarten und Segelanweisungen vervollständigt
und verbessert haben, sie ahmten aber ansonsten die Phönicier
nach und hielten ihre Erfahrungen so geheim als möglich, damit
ihnen andere ja nicht den reichen Handel abjagen. 1453 sperrten
die Türken die Durchfahrt durch den Bosporus den Christen ab
und abermals erfolgte ein Stillstand in dem Verkehre mit den dnitij^en
Gegenden, bis es endlich der Kaiserin Katharina II. durch den Verlrag
von Koutchouk-Kainardji gelang, das Interdict 1774 aufzuheben.
II.
Die älteste Benennung des schwarzen Meeres war wie gesa^'t:
Axenos, später wurde diese in Euxinus umgewandelt- Bei
Herodotus und Orosius findet man die Bezeichnung: Mare Cim-
merium, bei Strabo und Apollonius: Mare Colchicum und
Caucaseum, bei Claudian: Amazonius Pontus, bei Tadtus
und Plutarch: MarePonticum. Die Benennungen Colchicum und
Caucaseum erklären sich von selbst. Das Mare Cimmerium ist eiriG
Reminiscenz der Argonautensage, in welcher das Land der Gini-
merier vor der Thüre der Hölle steht. Tacitus und Plutarch sa^en
durch ihre Benennung, dass sie in den Gegenden des Pontus die
Annazonen wohnhaft glaubten, welche Homer nach Kleinasien und
Aeschylus jenseits des Kaukasus versetzte.
') Neunter Jahresbericht des k k. Ober-Gymnasiums in Reichenberg IH'^l.
Die geographische Tafel nach den Angaben Herodot's von Robert Mülleir-
*) Jomard. Les monuments de la geographie. Planche 1—12.
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4*l.?|
Diese Benennungen wiederholten sich in den kartographischen
Werken aller folgenden Jahrhunderte, besonders zähe erhielt sich
diejenige des Po ntus Euxinus, die in verschiedenen Abkürzungen
und Verstümmelungen/) selbst bis zum XIX. Jahrhundert in An-
wendung blieb. ^) Die übrigen Namen sind seltener; so findet man
jenen: Marc Cimraericum nur auf der Mappamundi des Henry
de Mayence aus dem XII. Jahrh.^) und auf der berühmten Welt-
karte der Kathedrale zu Hereford in England von Richard de
Haldingham.*) Ein einzigesmal fanden wir Marc Colcium'^)
gesclirieben und einmal Mare caucaseum. ^)
Auf den arabischen Karten aus dem Xf. bis zum XIII. Jahr-
hundert die Lelewel in seiner Geographie du moyen äge veröffent-
lichte, heisst das schwarze Meer: Mare Nitasch;^) einmal:
Nitasch mare vel Krim;'') das Asow'sche Meer ist auf zwei
Blättern mit Mare Manitasch benannt.^)
') Mare Ponticum. Mare Eusinum und Euxinum. Euxin oder Eusin
PoDtus. Manchmal auch kurz Pontus oder Ponthus.
*) Von den neuesten Karten, die sich noch dieser Benennung bedienen
und die uns unterkamen sei der Atlas von H. Perkin (Atlas de l'Europe)
Hnixelles 1833, Etablissement göograph. genannt, wo das schwarze Meer »Mer
nciire on Pont Euxin« benannt ist.
') In der Bibl. Corpus Christi College in Cambridge. Das schwarze mit
dem Asow'schen Meer bilden zusammen nur ein Meer mit der Benennung:
Mare Ponticum; ganz im Osten liest man Mare Cimericum. (San-
ta rem. Essai sur l'histoire de la Cosmographie. Band III., S. 495, 47ii).
*) Das schwarze Meer bildet einen langen schm.ilen Canal. Bei der
Einfahrt gegenüber dem Möotis liest man: Propontidis Mare; mehr gegen
Osten: Cimerium Mare und gegenüber dem Flusse Halys: Euxinum
Mare (Jomard. Les monuments de la geographie Planche 1 — 12).
*) Manuscript: »Polychronicon« des Ranulphus Hydgen aus der Mitte
des XV. Jahrh. aufbewahrt im British Museum zu London. (Santarem a. a. 0.
L HS ff. III. 49).
*) Peregrinationis divi Pauli. Typus Corographicus in Abraham
OrLelius Orbis Terrarum, Antwerpen 1579. Das Schwarze Meer ist Pontus
Eüxinus benannt, in der (>f. Ecke liest man Mare Caucaseum
') Die Karten sind von folgenden Autoren: Abulhassan Ali Ihn lunis
Aegyptius 1008, — Abu Riban Birunensis 1030, — Abu Ishak Ibrahim ihn
Alzarkala Pictor 1075, — Tabula Edrisiana Codic Parisino Asseliniano (Jahr ?)
- Kümania, Getulia, Slavonia, Dalmatia 1154, e descriptione Edrisiana eruditae,
— Tabula geogr. 1261, Nasir Eidini Tusii denominata Ilkhama ab Ulug, 1437
rt^voluta. — Tabula geogr Seculi 13. Anonymae Persae.
*) Ismaelis Abulfedae Tabula geogr. contexta prout ipse ideam suam
enucleavit 1331.
») Auf das vorangeführte Blatt und: Polska i jel Sasiedztus. Explanatio
de&criptionis Edrisianae 115ü.
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435
Ueber diese Bezeichnungen war Herr Dr. Wahrmund, Pro-
fessor der arabischen Sprache an der k. u. k. orientalischen
Akademie in Wien, so freundlich uns folgende Erklärungen zu-
kommen zu lassen.
Die Namen Mare Nitas (Nitasch) und Manilas (Manilaseh)
sind durch falsche Lesung der unpunklirlen arabischen Um-
schreibung des griechischen IJovrog (respeclive fiaKong) enlslanden.
Das unpunklirle ^ U . (ndyrog) kann zwar ^ W^ bonlos gelesen
werden, aber auch, wie wirklich geschehen isl, ^^\^j nilas und
JixJ nitasch. luynboll *) nimmt an, dass für das Asow'sche Meer
die Silbe ma für griechisch /<a« in fiaiofn^ eingesetzt wurde, wodurch
die Formen ^^JaJU manitas, .t\^.f K manitasch enlslanden seien.
Die Vertrautheit mit den Namen Gog und Mägog (arabisch Jag'ug'
und Mäg'üg') könnte diesem Vorgange zu Statten gekommen ^ein.
Anderseils isl aber auch eine zufällige Gleichheil der drei (bf^zw.
vier) lelzlen Consonanlen in den unpunklirlen arabischen Vin-
schreibungen ^-Jaj {TJovrihi) und Ja^U resp. Ja^U {fiair*lTt^)
vorhanden. Die unpunklirle Form ^^^Ja* U welche ^^^JaJ U mä niti?5
gelesen würde, kann auch ^^^Ja. U mäzilis gelesen werden, wie denn
die Form ^^^iLi U mäzilisch auch wirklich vorkommt Es liegt aber
nach der arabischen Orthographie sehr nahe, das unpunktirte
,^^-JajU als ^^^Ja>U mazilis zu lesen, womit das griechische ^amru^
nahezu erreicht isl. Diese rein zufällige Gleichheil der unpunklii'ten
Consonanlenzeichen mag denn, nachdem die Formennitas, ntUisch
bereits geläufig waren, der Bildung der Formen mänilas, manitasch
förderlich gewesen sein.
Aus dieser sehr ausführlichen interessanten Erörterung, ^eht
als uns näher Berührendes hervor, dass der arabische Name nitasch,
keine neue charakteristische Bezeichnung für das schwarze Meer
bildete, sondern nur durch falsche Lesung des arabisch um-
schriebenen Tlovtog entstand.
*) Lexicon gecgraphicum Maräsid-el-ittilä. Lugduni Bat. 1849, Bd [V..
Anm. S. 194 und 268.
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436
Wir kommen nun auf die italienische Benennung mare
maggiore oder auf die lateinische mare majoris zu sprechen,
die wir auf folgenden Blättern und in den nachstehenden Abände-
rungen constatirten.
Seekarte aus der Marcus-Bibliothek in Venedig/) XIII. Jahrh.
Mar Major.
Karte aus Imago mundi seculi 12—13. Godice parisino. Das
Schwarze Meer hat eine eigenthümliche Form nach beiliegender
Skizze und begreift in sich das ägäische Meer, die Syrten und
das Asowsche Meer unter der Benennung Mare Mar.
"QQ"
Mappamundi von La Salle aus dem Anfang des XV. Jahrh.
Mar Major. '*)
1447. Planisfero terrestre di forma eUttica di anonimo. Mare
Ma[nus] (maur? maor?); das eingeklammerte [ ] ist schlecht
leserlich. ^)
1448. Mappamundi des Giovanni Leardo in der Trento-
Bibliothek in Vicenza Mare Mioro (Mare Majore).
1436. L'Atlante di Andrea Bianco *) questo ^ mar maor,
für das Asow'sche Meer: questo 6 mar delle Zabache.
') Hommaire de Hell 1. c. Atlas.
«) Santarem, III. 453.
•) Bibl. Ambrosiana Mailand. (Sect. Palat. Nr. 1). Fischer Dr. Theobald,
Sammlung mittelalterlicher Welt- und Seekarten. Venedig 1886.
*) Fischer 1. c.
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437
1457. Planiglob von Fra Mauro: ») (Mar Mauro), PONT VS.
EVSI NVS.
1476. Karte des Andreas Benineasa filius gratiosi Anconitanus :
Mare Maggiore.^)
1497. Karte, betitelt: Mar Maggiore fragmentum Tabulae Maris
Mediterranei Hottomani, Fredutü Anconitani.^)
1497. Seekarte »Jehn Dabenzara a fata la presente carta
in Alexandria«: Ponthus sive Mare Magior.*)
1501 — 1504. Charta Marina Portugalensium.*'*) M. Major.
1503. Strassburger-Edition des Ptolemäus. Mare Major.
1513. Cosmographorum medii aevi Tabula continentalis sive
topographiae Regionum e supplemento geogr. Ptolemaei ab Ubelino
et Esslero 1513. Argentinae vulgato. Mare Mai sive Pontus.**)
1547 — 1559. Mappamundi gezeichnet für Heinrich II. König
von Frankreich. Mer Major.')
1554. Carte nautiche di Battista agnese. Auf zwei Blättern isl
die ältere Benennung Mare Ponticus, Pontus Euxinus beibehalten.
Auf einem Blatte liest man: Mare ponticus nunc mare
majus.^)
1565. Georgio Sideridito QJLJPoBd cretensio me fecit anno
Domini 1565. Mare Majus.^)
1569. Mappamundi von Gerhard Mercator, Duisburg. Pontus
Euxinus. Italis Mare Major.*")
1579. In Abraham orteliusTheatrum Orbis Terrarum Antwerpen
bald Pontus Euxinus und bald Mar Maggiore.
1614. Sebastian Münster, Cosmographia. Mare Magiore
und Pontus Euxinus.
1619. In Jodocus Hondius Ausgaben von Mercators Karten
nebst Pontus Euxinus auch Mare Major, Mare Majus.
1631. Appendix Theatri A. Ortelii et Atlantis G. Mercatoris,
GuDjelmus Blaemd. Amsterdam. Pontus Euxinus und Mare Magiore
*) Choix des Documents g^ographiques. Paris 1883.
*) Lelewel 1. c.
•) Lelewel 1. c.
••) In der Bibliothek der Propaganda in Rom.
*) Lelewel l. c.
•) Lelewel 1. c.
') Jomard 1. c.
•) In der Markus-Bibliothek in Venedig. Fischer 1. c.
*) Propaganda in Rom.
*^) Jomard L c.
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438
1041. Neu- Aullage von Jod. Hondius, nebst andern Be-
zeidinurigen auch Mare Maggiore.
It346. G. Blaeux. Paris. Europe Maritime. M. Major. *)
104S. Double carte de Perse par G. Delisle, Nie. Sanson.
Mer noire majeure.*)
1695, Matthaei Merian's sei. Erben. Vermehrte Archontologia
CosiTiiea, Frankhirt a. M. Enthält lauter holländische, beziehungsweise
Merf^atorlsche Karten mit den Namen wie sie früher unter Mercator
angegeben wurden.
Von 1696 an finden wir ähnliche Namen auf den Karten
nicht mehr. Nun mögen wenige Daten aus sonstigen geographischen
Werkpn folgen. In dem Milione di Marco-Polo ist das
Sehwarze Meer mit Mar Maggiore benannt.')
]n dem »Libro di Benedetto Bordone, nel quäle si ragiona
de tutk* risole del Mondo con li lor nomi antichi et moderni 1528«
liest man in Lib. IL, S. LXIV >nel ponto euxino ouer mar mag-
giore (a t^pi nostri cosi detto). Pantero Pantera nennt das
Seh wurzle Meer in seiner »Armata Nadale«*) auch nur mar mag-
giore. In Ramusio findet man, wie früher erwähnt, immer mar
mag^iora In der Reisebeschreibung des Wilhelm v. Rubruquis
wird merkwürdiger Weise gesagt, dass die Bulgaren diejenigen sind,
die sich das Namens Mare Majus bedienen.'^)
Betrachten wir zunächst die Jahreszahlen und den ürsprungs-
i>rt der angeführten geographischen Monumente, so finden wir, dass
die BexeicbTmngen mare maggiore und andere damit ähnliche
sich vom XUI. bis zum Ende des XVII. Jahrhundertes erhielten
und dass ferner die meisten Karten entweder italienfschen Ur-
spnin^t*s t^ind, oder doch von Nationen herrühren, welche dem
Seehandel gewidmet waren. Die Entstehung dieses Namens fällt
liomit unzweifelhaft in die Zeit, da die Genuesen ihre Fühlhörner
*J Lelewel 1. c.
*) Ausgabe von Baldelli-Boni.
•j Cap, 181. D'una gran battaglia.
*l Ktuna. Egidio Spada 1614.
^i Nach Purchas bis Pilgrimes. The third Part. London 1625. Chap 1.
Th*? Joiinmls of Frier William de Rubruquis a french-man of the order of the
MinoriU- Friers etc. Anno Domini 12)3 »in the yeare of our Lord 1253« . . .
vre entred into the Sea of Pontus which the Bulgarians call the great Sea.
Nach Tjcrr© Bergeron's Sammlung (Voyages faits principalment en Asie.
La Haye lltiö): ötant parti de Constantinople le 7 de May de Tan 1253 nous
entnimr-s eu \h mer du Pont, quel le Bulgares apellent la grand mer.
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439
nach dem äussersten, damals zugänglichen bekannten Osten aus-
streckten und werden sie wahrscheinlich auch diejenigen sein, die
den Namen zuerst einführten. Es fragt sich nun, wie diese Be-
nennung entstanden sein kann.
Die Hypothesen, die sich uns nach dieser Richtung präsentiren,
sind verschiedene. Zunächst wissen wir aus der Geschichte der
Kartographie, dass trotz der besseren Beschreibungen, die aus
älteren Zeiten über das Schwarze Meer vorlagen, die Kartographen
des XIII. Jahrhundertes äusserst mangelhafte Kenntnisse über jene
Gegenden an den Tag legten, wovon wir uns einen Begriff aus
der früher angeführten Skizze aus der Imago mundi mach<^ii
können. Wie auf der Mappamundi der Kathedrale zu Hereford, so
ist noch später das Schwarze mit dem Asow'schen Meer als ein
ganzer und einziger Complex gezeichnet worden, eine Thatsache,
die wohl zu merken ist Bei der Betrachtung einer solchen Karte
kann man nicht anders denken, als dass diejenigen, die aus der-
selben Belehrung holten, die Palus maeotis als einen Theil des
Schwarzen Meeres ansahen, beziehungsweise, das? in ihnen die
Ueberzeugung reifte, der nordöstliche Theil des Schwarzen Meerfs
(wo ein grosser Fluss, der Don mündet, von dem sie noch erfuhren,
dass er einen Liman, ein Watten-Delta bildet) den Namen der Palns
Meotidas führe.
Welcher Quellen bedienten sich nun die mittelalterlichen Geo-
graphen? Bei einer allgemeinen Beurtheilung ihrer Leistungen schrei) it
Santarem folgendes:') »In den 59 Mappamundi und Planisphären,
die wir in unserem Atlas veröffentlicht haben . . bemerkt man
die Theorien von Homer und Hecataeus, Herodotus, Eratosthenesj
Strabon, Pomponius Mela, Macrobius und von anderen Geographen
angewendet . . . « Wie fleissig damals Herodotus gelesen wurde,
davon haben wir zahlreiche Beweise. Noch auf den Karten des
XrV. Jahrhundertes finden wir z. B. die Massageten -) dieses
Autors verzeichnet. Die Verwechslung von Indien mit Aethiopien
rührt nach Letronne') nur von der Eintheilung Herodotus' in Ost-
und Westäthiopien her und von demselben Verfasser stammt auch
die Versetzung der Amazonen in die Gegend der Skythen.**) Auf
') Essai sur Thistoire de la Cosmographie, Bd. I. S. 207.
*) Diese Benennung (Massagetos) in der Mappamundi des Polychronippn
von Ranulphus Hydgen. Pariser Bibl. (Santarem I. 82 fT).
') Journal des Savants 1825. S. 222.
*) Herod. IV. 10.
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dei' Mappamundi des Museums Borgia sind gar drei Amazonen
nach Herodotus gezeichnet, wovon die eine mit Bogen und Pfeil,
die andere mit einer Lanze bewaffnet sind, während die dritte zu
Pferd dargestellt erscheint.')
Nun nennt Herodotus das Asowsche Meer, das er nebstbei
die Mutter desPontus^) nennt, durchaus Majotis. {Mcawng h'fivrj),
auch übersetzen gewiegte Philologen wie Sehen kl Mnicoug 'kiuvrj
mit mäotische See, allein dies rührt offenbar von dem Umstände
lier, dass man bei der Uebersetzung die richtigen geographischen
Namen, wie sie üblicher waren, behalten will. Lübker dagegen
InlU sich in seinem Lexicon streng an die griechische Leseweise
und sagt ad vocem >Tanais« : »er nahm den Hyrgis oder Syrgis
auf und ergoss sich dann an der Spitze der Maiotis in mehrere
Mündungen.* in einer Abhandlung über die geographische Tafel
des Herodot von Rob. Müller sehen wir auch immer majotis
gesehrieben. ')
Wie leicht kann da die Lesung Herodotos und der Anblick
einer jener Karten, worauf das Schwarze und das Asow'sche Meer
mir einen einzigen Complex bilden, zu der Bezeichnung des Mare
Majotis oder Mare Majus geführt haben, wie sie factisch auf
deJi Blättern des Battista Agnese, des Georgio Siderito und des
Jodociis Hondius vorkommen. Insoferne es sich nämlich um vor-
liegendes Kartenmaterial handelt, kann eine Priorität für major oder
iimggiore nicht bestimmt nachgewiesen werden. Wohl steht auf der
Karte der Marciana aus dem Xlll. Jahrhunderte, der ältesten, welche
diesen Namen trägt, deutlich mar major, allein auf dem Bilde
der hnago mundi, das möglicherweise noch älter sein könnte liest
man schon Mare mar, während mit mare maius, wie sonst
noch im Alterthum, das Mittelländische Meer bezeichnet wird.**)
») A. a. 0. IV. 104.
2) A. a. 0. IV. 86.
') Neunter Jahresbericht des k. k. Oberreal-Gymnasiums zu Reichenberg
]Hb\. S. 15. Das Land der königlichen Skythen begrenzt im Norden gegen die
Sarmaten der Tanais, im Süden reicht es bis Taurien, im Osten bis an den
Graben der Blinden bei Kremnoi und die Maiotis (IV. 3. '20) »Die Mutter des
Pontus« (IV. 86) . . In den Winkel der Maiotis (IV. 21. 116) mündet der . . .
Tanais . Die die Kimmerier verfolgenden Skythen haben einen Weg von
30 Tagen von der Maiotis bis zum Phasis zurückzulegen (I. 104) . . .
*) So bei Hekatäus und noch auf dem Mappamundi von Asoph aus dem
Xf Jahrhunderte (Santarem I. 101).
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Obwohl nach dem XIII. Jahrhunderte die Benennung Majii:?
für das Mittelländische Meer nicht vorkommt, so ist schwer voraiKs-
zusetzen, dass ein für ein bestimmtes Meer noch frisch in Er-
innerung gewesener Name, einem anderen Meere zugeschoben wurdo,
insoferne mimlich als man majus aus gross und nicht aus
mäjotis ableiten wollte. — Gerade aber das fast gleichzeititro
Aufhören der Benennung majus für das Mittelländische und dd^
Entstehen eines gleichen, wenn auch aus anderer Wurzel abge-
leiteten Namens für das Schwarze Meer, kann leicht Anlass zu
verschiedenen Aenderungen gegeben haben. Den Kartographen, dem
die weitverbreitete Imago Mundi oder die Karte von Asoph vorla*^
und der das Schwarze Meer unter dem bewussten Namen kanntf.
musste doch die Besorgnis einer Verwechslung beunruhigen und
daraus konnte sehr leicht major aus majus entstanden sein.
Zu einer zweiten Hypothese führt uns die Lösung Mare
maur auf der Karte von 1447, die Benennung mare mar in
Imago mundi, mare mioro auf der Mappamundi der Trentn-
Bibliothek in Vicenza, mar mauro auf dem Planiglob des Fni
Mauro, die alle aus mare moro (Schwarzes Meer) stammen können.
Hier sind wieder zwei Annahmen gestattet. Entweder ist die Kr-
nennung schwarzes Meer älter als mar major, dann wäre
das mare moro eine einfache Uebersetzung von schwarze?^
Meer, oder aber hat die Bekanntschaft der Genuesen mit dein
Liman des Don zu diesem Namen geführt.
Endlich könnte noch eine dritte, weniger zu begründenrle
Version aufgestellt werden. Der Handel der Genuesen im Schwarzen
Meere war bekanntlich ein sehr bedeutender, indem an den Ufern
desselben nicht nur die unmittelbaren Froducte der angrenzende mi
Küstenländer, .sondern auch die Schätze des entfernteren Orients
zum Austausch gelangten. Theils dieser Umstand, oder deutUclior
gesagt, die guten einträglichen Geschäfte, die daselbst den speculM-
tiven Genuesen erwuchsen, theils der Eindruck, den ihnen die vieli/n
und grossen Flüsse, die in demselben münden, bereiteten, m;is'
vielleicht nicht die letzte Ursache gewesen sein, dass dieses Meer da.i
grosse genannt wurde.
Erwähnenswerth ist jedoch, dass der Name mar major um!
ähnliche, obwohl sie durch fünf Jahrhunderte bestanden, selbst in
Italien nicht zum ausschliesslichen Gebrauch gelangten und die
ältere Bezeichnung des Pontus Euxinus durchaus nicht zu vor-
drängen vermochten. So schreibt z. B. der Italiener Vesconte auf
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dem Atlas der Hofbibliothek in Wien vom Jahre 1318: Pontus
Euxinus. der Venetianer Marino Sanuto 1320 ebenso,') Francesco
Berlinfdupri 1481 Marc Euxinus,-) Andreas Benincasa der zwar
auch mar maggiore anwendet, gibt auf der Karte von 1508
den Namon Ponthus an.'j Die italienische Auflage der »Cosmo-
grafia Univi^rsale« von Sebastian Münster (1575) schreibt Pontus
Euxinus, die Carta Marina des Jean Martin aus Messina (1586)
I^onUiu? tmd ebenso der Portulan des Giovanni Oliva di Messina
von lüJ^U, Auch dsis Isolarium des Benedetto Bordone führt als
Hmiptname »ponto euxino« an und nur nebenbei ist bemerkt: »zu
uns£>ron Zeiten mar maggiore genannt« (ouer mar maggiore a
tOpi Hfislri cosi detto).
Zur heute üblichen Benennung übergehend, gibt Lelewel in
seinem \\>rke ein Blatt aus dem Jahre 1144 an, betitelt: »Situs
et liniites i'egnorum civitatumque in Europa, worauf M. c z o r n e
gelesen wird- An den Ufern des Schwarzen Meeres waren nun
i^lavisciie Slamme seit dem fünften Jahrhundert ansässig, die nie
mehr von jener Stelle verdrängt wurden und das älteste Blatt,
worauf der nicht zu verkennende Name des Schwarzen Meeres
^ele^eri wii^d, gibt denselben slavisch an. Soweit unsere Nach-
lorschun^iien reichen, finden wir diesen Namen auf geographischen
KaHrm rrst 1614 wiederholt^) und zwar abermals als Zorno
rnore, ilae^ dritte Mal 1644 ebenso.'') Dies würde jedenfalls darauf
hindeuten, dass eine solche Benennung von den die westlichen und
nördlichen Ufer bewohnenden Slaven herrührte, dass sie somit
gewi^sermasi^en so recht die einheimische Benennung war. Dass
sich die anderen Namen als mare majus oder mar major
sclinrller verl)reiteten, liegt wohl in dem grösseren Culturgrade
jener Nation, welche dieselben erdachte und durch Segelkarten und
SegoUiiuvei sangen unter den anderen europäischen Völkern bekannt
machtf, da wir aber soeben sahen, dass der Name M. Czorne
iillfM' nh ih^v andere Mar major ist, so gewinnt jene von uns auf-
gL^Kt eilte Hypothese sehr an Wahrscheinlichkeit, laut welcher Major
^) Letfwel a. a. 0.
') Hiimmaire de Hell a. a. 0. — Atlas.
'J Bililiolbek der Propoganda in Rom.
*) In Heinr. Hondius' Sammlung von 1662. Hessel Gerard 1614
Tabula Busstae: Pontus Euxinus qua Zorno more Rhuteni Vocant.
>;i Nüvissjma Russiae Tabula, Authore Isaac Mossa.
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r
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aus mauro und raoro abzuleiten ist, und es wäre dann nioro
oder mauro eine einfache üebersetzung von schwarz.
Nach dem Jahre 1614 wird die Benennung schwarzes
Meer immer häufiger. Die Jesuiten Fournier und Ricci oli fauchen
schon die Ursache derselben zu erklären, in Purchas Reisosamm-
hingen (1625) ist der Name sehr oft zu lesen, dagegen in Rarntisio's
dritter Auflage') nur ein einziges Mal mit der Bemerkung: »li lurchi lo
chiamano mar maggiore & il biäco Tarcipelago.« Erst im XVill. Jahr-
hundert fangt diese Bezeichnung allgemeiner zu werden an und er-
langt den endlichen Sieg über den im XVII. und XVIII. Jahrhundert
wieder häufig gewordenen »Pontus Euxinus« vor nur wenigen
Decennien. *)
Wir sind am Schlüsse unserer Untersuchung, möchten jedoch,
bevor wir uns von dieser Frage trennen, auf eine damit fUmliche
hinweisen, die wir zwar nicht näher geprüft haben, weil sie uns
später, als wir das meiste Quellenmaterial wieder rückgestelü hatten
aulTiel, die uns aber ebenso interessant, auf alle Fälle aber f^chw ierif^^er
zu lösen scheint. — Es handelt sich um das Asow\sche Meer, welches
ausser dem älteren Namen der Palus maeotis auf Karlen und
in Reisebeschreibungen noch anders genannt wird. Zur Erk^iclitoruntc
allfälliger darauf bezüglicher Forschungen, mögen folgende Daten
dienen.
Auf dem Atlas des Andrea Bianco von 1436 steht beim
Asow'schen Meer: >questo e mar delle Zabache« und auf dem
Planiglob des Fra Mauro von 1457 : MCABACH. Diese oder üfinliche
Namen finden wir dann auf Karten der späteren Jahrliunderle
oftmals wiederholt und zwar sowohl auf italienischen als auch auf
andern Karten. In Abraham Ortelius, Theatrum orbis Terramni, Ant-
werpen 1579, trägt z. B. das Blatt »Europa«, den Namen: Mare
») Venetia 1653. S. 388.
*) Auf den meisten Blättern von Heinr. Hondius' — Pontus Euxinus.
Auf den Zee-Atlas of Water Waerelt vertoonende alle de Zee-Kusten van liet
bekende des Aerd-Bodems etc. vom J. Iö67. = Pontus Euxinus — lfi71
L'Europe Paris M. Bercy = Le Pont Euxin. — Im Neptun francaiso, Auflage
1694 (sehr verbreitet) = Mer Noire vis Pont-Euxin. — In Mattliiiei Merians
sei. Erben Archontologia Cosmica 1695 kommen alle Benennung^Q vor. Im
Zee-Atlas von Gerard van Keulen 1707 =- Z warte Zee. - De V Isle S(:h reibt
auf allen seinen Karten Mer noire. — Atlas historique von Honore Ik Ctiätdain
Amsterdam 1714: Ps. Euxinus hodie mare nigrum. Alias de la navigalion et
des Commerces. Amsterd. 1716. Mare Nigrum-Z warte Zee. — Von hier ab fast
ausschliesshch : Schwarzes Meer. —
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delle Zabache. Dieselbe Bezeichnung findet man bei Sebastian
Münster (Cosmogr. 1614) und im »Atlas Nouveau« von Nicolaus
Ranson (Amsterdam, Jean Covens und Corneille Mortier). Selbst
Karten aus unserem Jahrhunderte, so Perkin's Atlas de FEurope
(Etablissement geograph. Bruxelles 1833) führen diesen Namen
noch an.
In Purchas Reisebeschreibungen (1625) lesen wir >the
Disabachi Sea«, in Ramusio, mare delle Zabache und ebenso
in mehrem andern italienischen Reisewerken.
Der Ursprung oder die Etymologie dieser Benennung ist uns
absolut unklar geblieben. Soll vielleicht Zabache eine Corruption
des italienischen >Zacche«, das sind Schlammflecke, sein und von
dem Liman des Don herrühren? Wir sahen früher, dass sich die
Genuesen auch an der Mündung dieses Flusses niedergelassen
liatten und das Watten-Delta kann leicht zu mar delle Zacche
oder delle Zabacche geführt haben. Weitere Untersuchungen haben
wir wie gesagt . nicht mehr anstellen können, fanden aber zu
unserem Erstaunen in Santarem z. B. diesen Namen ebensowenig
ak den andern Mare manitasch angeführt.
Hongkong, Canton und Maeao.
Von der Reise S. M. Corvette »Aurora« nach Ost-Asien.
Geschildert von Dr. Sroboda.
Von Hue kommend, ging die »Aurora« bei frischem Winde
am 21. April 1887 Mittags bei Macao vor Anker und zwar in einer
Entfernung von etwa 5 Seemeilen. Es blies und regnete ganz ab-
scheulich, die Contouren der gebirgigen Küste konnte man bei dem
trüben Wetter nicht ausnehmen und war an einen Verkehr mit
dem Lande bei so stürmisch bewegter See nicht zu denken. Daher
M^urde Nachmittags wieder Anker gelichtet, die Fahrt bis zu den
Soeo-Inseln fortgesetzt und unter Achan nachts über geankert.
Tags darauf früli legten wir den Rest des Weges von etwa
20 Meilen bis Hongkong zurück und befanden uns kurz vor Mittag
vor dieser schönen grossen Stadt, deren erster Anblick jeden
Reisenden entzücken muss, insbesonders aber einen Seefahrer,
welcher gewöhnlich nach längerer Reise und den vielen damit ver-
biuidenen Entbehrungen zu mehrtägigem ruhigen Aufenthalte im
Haten anlangt.
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Auch uns war eine längere Unterbrechung in unserer Reise
beschieden, nachdem wir seit dem 29. März von Manila abgereist,
an 845 Seemeilen bei zumeist stürmischem Wetter zurückgelegt
und 20 Tage in See zugebracht hatten. Es war uns diese Pause
umsomehr angenehm, als das gesellige Hongkong Zerstreuungen jeder
Art zu bieten im Stande ist
Wohl herrschte hier kaltes und feuchtes Wetter vor, so dass
wir nach längerem Tropenaufenthalte, seit 10 Monaten ziemlich
verwöhnt, rasch unsere Leinenkleider bei einer Temperatur von
16° Celsius mit Tuchmonturen vertauschten. Dieses kühlere Wrtler
aber schlug Allen vortrefflich an und die regelmässigen Kör[»er-
wägungen beim Stabe zeigten diesmal eine baldige Zunahme, w(^lche
allerdings auf die bessere Kost und ausgiebige Bewegung im Haien
mit zurückzuführen war.
Wie alle Schifle, die hier einlaufen, wurde auch die »Aurora«,
kaum angelangt, von einer Flut der unterschiedlichsten Leute über-
fallen. Die Invasion bestand zumeist aus den kleinen hiissliclien
Cantoner Chinesinnen, welche ihre Dienste als Wäscherinnen an-
tragen, dann aus bezopften Schneidern, Schustern, den AgeJilen
der hier bestehenden chinesischen Geschäftshäuser, welche Leute alle
gleiclizeitig in einem schrecklichen, uns kaum verständlichen Pidgen-
engliscb ihre Dienste anboten und wenn man endlich die Flucht
ergriffen hatte, behielt man ein Dutzend chinesisch bedruckter
Karten in der Hand, mit denen man nichts anzufangen wusste*
Dieser Sturm legte sich, die Chinesen hatten uns verlassen
und der gewöhnliche Dienst im Hafen trat in seine Rechte. Nun
fand man auch Zeit, von der Plattform der Achterhütte die Stadl.
und das lebhafte Treiben im Hafen zu beobachten.
Die Stadt Victoria auf der Nordseite der Insel Hongkong
(=>guter Hafen«) wird äJmlich wie Singapore in vielen Reisewerken
so gründlich beschrieben, dass es mich Ueberwindung kostet,
denjenigen Lesern, welche meinen bisherigen Schilderungen von der
Reise S. M. Corvette »Aurora« vielleicht doch einige neue oder
anziehende Seiten abgewannen, ein so bekanntes Thema wieder
aufzutischen. Aus diesem Grunde vermeide ich es in Einzelnheiten
einzugehen, und ein allgemeines Bild in gedrängten Zügen, nur
ausgeschmückt mit einigen lebhafter empfundenen Eindrücken mag
die Vorstellung von dieser durchaus modernen Stadt erleichiern,
wohl der herrlichsten angenehmsten Ansicdlung im fernen O^ten
welche mit Japan's reizenden Gestaden erfolgreich rivalisiren kann'
muh. d. k. k. Geogr. Ges. 1889. 8 u. 9. 3Q
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und die stets eine der schönsten Erinnerungen von unserer langen
Reise bleiben wird.
Aber nicht nur die Schönheiten der Natur machen Victoria
berühmt, auch der flotte Geschäftsgeist, die Arbeitsamkeit der Be-
wohner, der herrliche Markt, welcher uns mit allen den reizenden
Erzeugnissen Ostasiens versieht, die Gastfreundschaft der Residenten
sind Vorzüge, welche dem Reisenden alsbald auffallen müssen.
Es gibt hier wenige Faulenzer; wer leben will muss arbeiten, und
wer viel arbeitet, kann eines reichlichen Gewinnes sicher sein.
Leider dürfte die Stadt in vielen Beziehungen Nachtheil er-
leiden, wenn sie, wie kaum vorauszusetzen, nicht rechtzeitig ihrem
Krebschaden Einhalt thut; ich meine mit der Zunahme der
chinesischen Bevölkerung ist vor Allem der Ruin des blühenden
Geschäftes zu befürchten; die gedrängten Quartiere dieser Leute
gefährden den nunmehr als vorzüglich anerkannten Gesundheits-
zustand der Stadt, die Chinesen verbauen eine Menge schöner Plätze
und benehmen Luft wie Aussicht.
Und so dürfte durch die allzugrosse Liberalität der englischen
Gesetze den Asiaten gegenüber, in nicht zu langer Zeit Hongkong
wieder chinesisch werden, wie es einst gewesen.
Schon drängen sich wie in Manila in die Escolta, auch hier
die Geschäfte der Chinesen in das Centrum der Stadt, in den
schönsten Theil der Queen's road und Niemand kann mit diesen
schlauen Kaufleuten concurriren.
Sie bekommen mit der Zeit auch die grossen Unternehmungen
in ihre Hände und nicht umsonst gibt es in Manila ein Sprichwort,
welches besagt: »Eine Sache, worauf der Chinese seine Hand gelegt
hat, kannst Du ruhig gehen lassen, denn Deine Mühe ist umsonst«
Hongkong ist als Krongut seit dem Jahre 1841 in englischem
Besitze, direct der Colonialregierung in London untergeordnet ; dem
Gouverneur (1881 ein Vice-Admiral) steht ein Executive- und ein
Legislative-Comitee zur Seite.
Seit dem Jahre 1861 wurde für die Colonie auch Kowloon
mit 4 Quadratmeilen Landes auf dem gegenüberliegenden chinesi-
schen Festlande gewonnen.
Die Insel Hongkong selbst ist 11 Meilen lang, etwa 2*5 breit
und hat 27 Meilen Umfang. Die Stadt Victoria nimmt ihre Nord-
seite fast ganz ein ; zwischen ihr und dem Festlande erstreckt sich
der Victoriahafen, an 6 Meilen lang und 2 bis 4 Meilen breit. Die
Küste der Insel ist namentlich an der Südseite sehr zerrissen und
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bildet drei Buchten, welche für Schiffe von nicht zu grossem Tief-
gange sichere Ankerplätze abgeben.
Eine Strasse führt ringsum und soll eine Rundfahrt recht
lohnend sich gestalten. Vom Hafen aus, der an 10 Quadratmeilen
Fläche besitzen mag, geniesst man ein herrliches Panorama der
Stadt und der angrenzenden Höhen, welche vor vier Decennien
ebenso kahl waren, wie das gegenüberliegende Festland. Menschen-
kraft, unermüdliches Schaffen und reiche Mittel machten aus diesem
Theile der Insel ein Paradies. Die eleganten Bungalows und Häuser
der Stadt krönen die immergrünen Hügel, in amphiteatralischer
Anordnung steht Palais über Palais. Immer höher hinauf ziehen
sich die Behausungen und man sieht an den steilen Abhängen des
Victoria Peak solche wie die Schwalbennester angebaut, um den
glücklichen und wenn wir wollen etwas excentrischen Besitzern
den Irischen Windhauch unverfälscht zuzuführen, wenn sie der
Hitze der Stadt und den Geschäften entflohen, von ihren chinesischen
Sedan-chair-trägern sich hierauf befördern Hessen. Diese luftigen
Höhen könnte man die Alpen von Victoria nennen.
Die Strassen der Stadt, breit, tadellos gehalten, sind meist von
grossen Bäumen umsäumt, deren lange knorrige Wurzeln dem ab-
schüssigen Boden Festigkeit verleihen und ihn vor dem Abschwemmen
bewahren. Die schönste Lage dürfte das Haus des Gouverneurs
einnehmen und dann die unfertige, verlassene katholische Kirche,
welche sich wie eine künstliche Buine aus dem sie umgebenden
Parke hoch erhebt.
Dieser Punkt ist einer der höchsten, aber anziehendsten von
Hongkong und wenn man den steilen schattigen Fussweg, welcher
eher an ein Palmenhaus erinnert, heraufgekommen ist, imponirt
uns die gegenüberliegende hohe grüne Wand und zu ihrer Bechten
die Kirche mit ihrer immergrünen Staffage; namentlich bei Mond-
licht liegt ein zauberhafter Beiz über dieser durch Natur und Kunst
so glücklich geschaffenen Scenerie, welche ihres Gleichen, was
Grossartigkeit anbelangt, unter den Tropen kaum wiederfindet.
Die Beschreibung der schönen Gebäude, als Kirchen, Anstalten
u. s. w. deren es Legion gibt, will ich unterlassen, doch eines
Hauses mag Erwähnung geschehen, ich meine das elegante Gebäude
des »Club Germania«, wo deutsche Gastfreundschaft uns herzlich
willkommen hiess.
Hongkong besitzt ausserordentlich anziehende Spaziergänge,
wo uns theils die üppig gedeihende Vegetation, theils die reizende
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Aur^sicht immer wieder erfreut. So ist die Kennedy road, auf be-
traclil lieber Höhe gelegen, gegen Abend ein beliebtes Rendezvous
der l.alt und Bewegung liebenden Gesellschaft, welche nicht zum
Lawn-tennis-Spiele geht. Vor Sonnenuntergang belebt sich dieser
^^chüiK« Weg, der über der St. John\s Kathedrale bei der Station
ihn- Drahtseilbahn beginnend, beinahe zwei Meilen lang, sich endlich
henOj stankt und in der Nähe der happy valley mit dem Ursprung
dt-u* I laaptstrasse Hongkongs, der Queens road, verbindet. Noch ein
gutes Stück höher liegt die Wasserleitung, ein Aquäduct, welcher
in hallen kühnen Bogen über die tiefen zerklüfteten Schluchten des
kahlf'H Gebirges dahinführt, die bowen road.
Hier ist die Vegetation erst im Erstehen begriffen, dafür bietet
sich MUS ein unvergleichlich schönes Panorama über Stadt und
Hafei], welches uns die Mühe des Heraufsteigens vergessen macht,
ein so seltenes Bild, dass ein ähnliches schwer gefunden werden
ina^. Unter uns die schwindelnde Tiefe der Klüfte, die Wildnis um
uns, unweit jedoch die elegante Stadt mit ihren modernen
i IM pn^ hinten Bauten, der luxuriösen Vegetation.
riüdann übersehen wir den ausgebreiteten Hafen mit den
KriegH;Hchifren vieler Nationen, zahlreichen Dampfern und Segel-
f^cliifTt*n aller Flaggen; dazwischen tummeln sich die Dampfbarken
und bewegen sich die zahllosen Sampans mit ihren Bambusdächern.
Die Szenerie ist gegen Norden durch Kowloon und die kahlen hohen
Gebirge des chinesischen Festlandes abgeschlossen.
Hin anderer lohnender Ausflug möge uns nach happy valley
— drm glücklichen Thale — bringen. Etwa IV, Meilen gegen Ost
vurn Wahrzeichen der Stadt, dem clock tower im Centmm der-
fr^flhtHi. entfernt ist ein schönes friedliches Thal mit den Friedhöfen
(if^r verschiedenen Confessionen. Ein Jeder, der Hongkong besucht,
sollte dieser Gegend ein Stündlein weihen, denn ein solcher
Abstecher gehört mit zu den schönsten P>innerungen von Hongkong.
Um den Weg schnell zurückzulegen, stehen uns drei Arten
Vehikel zu Gebote, der Mannkraftwagen jin-rik-sha (in Japan er-
fiHKlen und Kuruma genannt), dann der Sedan-chair, ein Tragstuhl auf
7Mq\ langen Bambusen angebracht, endlich ein leidlich guter Wagen.
Wir verfolgen die Queen's road ihrer Länge nach bis zum
End<\ wo das freundliche Marinehospital liegt. Nun führt uns der
Wejj( lieim Morrisonhill vorbei und biegt südlich in happy valley
ein- Gleich im Beginne zur Rechten ist der mohamedanische Fried-
hiil. Als zweiter folgt der katholische, dessen Mauer geschmacklos
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440
blau angestrichen ist, sein unschönes Portale trägt die schadenfi^ilie
Inschrift: Hodie mihi, cras tibi. Wenn mich etwas in Hongkong
verstimmte, war es diese blaue Kirchhofsmauer und die freundlieh
einladende Aufschrift des Einganges, welche ich mir bei einem
Trappistenfriedhofe nicht schöner denken kann.
Eher einem grossartigen botanischen (iarten zu vergleicli^ii,
dient der protestantische Gottesacker der Stadt Hongkong zur Zierde
und hohen Ehre. In allen seinen Theilen tritt uns ein Garten nM
schönen Anlagen, breiten Wegen entgegen und im Umhergehoii
suchten wir eine lange Zeit nach den (iräbern. Es gibt hier eine An-
zahl prächtiger und imposanter Monumente, Kenotaphien, welche
die verschiedenen Officiere und Truppenkörper ihren in China^
Indien, Bonieo, und dgl. gefallenen und verstorbenen Kameraden
zum bleibenden pietätvollen Angedenken setzten. Der Friedhof
selbst bedeckt eine grosse Area und noch immer wird neuer Grund
dazu gewonnen, indem am Rergesabhange Felsen abgesprengt
werden. Er grenzt mit einer Seite an den katholischen, mit d( i-
anderen an den Parsenfriedhof. Diese vornehmsten und intelligentesten
aller Asiaten, welche in Aden und Bombay die theuren Verblichenen
den Raubvögeln zum Frasse hinwerfen, beerdigen sie hier aus
sanitären Gründen in schönen Reihen unter gleichmässigen Sarkn-
phageji. Der Zutritt zu diesem, wie dem nächstfolgenden, dorn
Hindufriedhofe, ist ohne besondere Erlaubniss nicht gestattet. Tieft^r
im Thale als letzterer liegt der .Judenfriedhof. — Ein anderer Aus-
flug führt uns auf den Victoriapeak. Um diesen Gipfel, wie die an
seinem Abhänge liegenden C(Htages uud Bungalows schnell und
becfuem zu erreichen, baute man die sogenannte Peak tramway^
eine Drahtseilbahn, welche im Mai des Jahres 1888 vollendet, im
December desselben Jahres noch nicht functioniren wollte. Das
Unternehmen ist kühn, scheint aber halsbrecherisch, ausserdt^m
mit irgend einem technischen Versehen ausgeführt worden zu sein,
so dass Niemand die Verantwortung tragen wollte. Zur Zeit unseres
letzten Aufenthaltes berichtete man, dass das Drahtseil an einer
Stelle sich allzusehr vom Boden erhebe und die Wagen Gefahr
laufen von den Schienen gerissen zu werden. Seither ist mfihr
als ein Jahr vergangen, und ich glaube gelesen zu haben, dass
das Unternehmen eröffnet sei.
Der Aufstieg zum Peak ist schön gleichmässig, doch nahmen
wir nach Landessitte ein Jeder vier Kuli's mit dem Sedan chair,
um bequem hinauf zu kommen. Auf solche Art erstiegen wir
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450
rasch ein kleines Plateau am Fusse des eigentlichen Peak's. Hier hat
man die Fläche^ wie die Abhänge ausserordentlich ausgenützt und es
finden sich in bedeutender Höhe eine Kirche, ein Militärsanatorium,
eine Menge Bungalows nebst einem Hotel. Der weitere Weg ist nicht
beschwerlich und zu Fuss unternommen recht genussreich.
Der Peak, etwa 1800 Fuss hoch, gewährt eine herrliche Rund-
Bicht von seinem höchsten Punkte. Man übersieht nebst Stadt und
Hafen auch einen Theil der Insel. Indem gegen Osten und Westen
hohe vorliegende Kuppen die Aussicht versperren, eröffnet sich
gegen Süden ein nicht uninteressanter Blick über die Insel; genau
vor uns liegt ein enges Thal, welches zu den Wasserwerken von
PokfoUum abfällt. Die Abhänge und Kuppen des Peak sind mitunter
auf originelle seltsame Weise mit Bungalow's besetzt, da wo sieh
ein Raubschloss oder eine Ruine auf dem kahlen Felsen vielmehr
recht pittoresk ausnehmen würde. Gerade hier oben macht sich
der excentrische Geschmack der Engländer vielfach geltend. —
Den Horizont begrenzen höhere Spitzen, so dass wir von der Süd-
küste der Insel, wo Aberdeen, 4 Meilen von Victoriahafen entfernt,
mit zwei grossen Docks, wegen seiner vielen Fischer nennenswert
ist» nichts erblicken können.
Allenthalben von den Abhängen rieseln Bächlein herab und
das Wasser sammelt sich in dem grossen Reservoir bei Pokfollum,
von wo es nach der Stadt geleitet wird. Die grosse, schöne Wasser-
leitung im Osten der Stadt, von welcher früher gesprochen wTirde,
ist ein Kind der neuesten Zeit; sie bringt das Wasser von Tytam
(Taitam) einem Orte in der gleichnamigen Bucht im Südosten der
In^el, nach den Albany tank's, welche hoch über den public garden's
liegen und wurde 1882 errichtet, als Pokfollum für die beständig
anwachsende Colonie nicht mehr genügend Wasser liefern konnte.
Letzteres ist ein kleiner Ort mit einer Anzahl vUlenartiger
(Tcbäude und einem stylvollen monumentalen Bau, dem Sanatorium
der französisch-katholischen Mission. Die Pokfollum road, eine breite
schöne Strasse, führt entlang des Gestades zur Stadt und beträgt
die Distanz bis zum clock tower gut 4 Meilen. Am westlichsten
Vorsprunge der Insel liegt der Mount Davis, über und über mit
chinesischen Gräbern besäet. Genannte Strasse weicht ihm aus
und rechts in die Stadt einbiegend, erreicht sie die Höhe über dem
Westend von Victoria, wo wir von einem basteiartigen Vorsprunge
einen Blick auf den geschäftigsten Theil der Stadt zu unseren
Füssen werfen können.
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45 L
Nachdem wir der Umgebung Victoria's wenigstens eine flüchtige
Aufmersamkeit zugewendet, verlohnt es, nach den public garden's
oder besser gesagt nach dem botanischen Garten zu gehen, welcher
sich im Centrum der Stadt ausbreitet und eine ansehtiUehc Höhe
erreicht. Der Liebhaber der Natur, zumal der tropischen Pflanzen-
welt, findet hier für Stunden angenehme und anr^ende Be-
schäftigung.
In allen Richtungen ansteigend und sich senkend lauten die
hübschen Wege, immer wieder fesselt uns ein unbekannter Strauch
oder Baum. So ist die australische Flora hier vertreten mit Farren-
bäumen und Casuarinen, der ganze Tropengürtel mit seinen zahl-
reichen Palmen, mehr als vierzig Arten des nützlielien Bambus
hunderte von Spielarten das buntblättrigen Croton, zahlreiche Kuss-
hölzer, es findet sich ein Orchideenhaus u. s. w. ; kurz es ist uns viel-
fach Gelegenheit geboten, unsere in den Tropen gesamniclten Kennt-
nisse aufzufrischen und Neues zu lernen.
An der untern Promenade des Gartens steht seit Juni 1887
dem 50jährigen Regierungs-Jubiläum der Königin Victoria, eine
Statue derselben. Hier pflegt sich an den Sonntagen, wenn die Both-
Jacken musiciren, ein zahlreiches interessantes Publikum einzi]finden
wo der Anthropologe reichlich Gelegenheit findet, die Verkonmieü-
heit der Mischracen zu studiren. Die chinesisch-europäisciieu Misch-
linge weiblichen Geschlechtes sollen mit der Moral auf dem Kriegs-
fusse leben und die portugiesischen Halfcast's sind auf der Stufenleilerj
welche die verschiedenen Entwicklungsstadien der Menschenracen
darstellen könnte, unbedingt wieder herabgestiegen.
Die Musik selbst klang uns fremdartig, für unsere Obren seM-
sam harmonisirt und so verstimmte uns der Strausssche Walzer
geradezu; wir dachten wehmüthig zurück an die Klänge der öster-
reichischen Militärmusik.
Von den höher gelegenen Stadttheilen und Verkclirs.strassen
führen viele breite Wege in häufigen Serpentinen zur Oueens road
herab, aber mitunter auch steil abfallend und mit ganz niedrigen
Stufen versehen, dass man das Gehen darauf erst erlernen muss.
Schon bei Tage ist das abgezirkelte Herabsteigen sehr imangenehm
und im Finstem verliert der Ungewohnte leicht den Scliriü.
Nachdem die ganze europäische Gesellschaft in den hohem
Regionen des Centrums und Westtheiles wohnt, ist man täglich
gezwungen, die Berge auf- und abzusteigen, ausser man zieht es
vor, sich immer im chair tragen zu lassen.
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452
Melirfach schon geschah der Queens road Erwähnung.
Wälirend die entlang des Strandes laufende Strasse Praya
genannt wu*d (so wie in Macao), versteht man unter Queens road
di(^ nficliste fast . durchwegs parallel gehende Strasse, welche im
Osten beim Morrisonhill beginnt, sich bis in die westlichen Quartiere
erstreckt und bei Pokfollum road endet.
An ihrem östlichen Theile sind die Kasernen gelegen, im
Centn im der Stadt vereinigt sie alle öffentlichen Gebäude, Clubs,
Banken, ßiireaux, die eleganten Geschäfte, im Westen hingegen führt
sie durch die chinesischen Quartiere, wo es zu unserer Zeit fast
tägllcii eine Feuersbrunst gab, so dass zahlreiche ausgebreitete
Brandstätten zu beiden Seiten der road lagen.
Da finden sich Kaufläden, Trödlerbuden, Handwerker, Volks-
küchen, Kneipen und viel schmieriges, zerlumptes Volk drängt sich
in den Laubengängen, welche die Strasse begrenzen. Kurzum ein
Stück China von seiner unangenehmen Seite eröffnet sich hier
unserem Blicke, so dass wir kein Verlangen darnach tragen, in die
benachbarten Gassen und Gässchen zu gehen, wo es sehr lebhaft
zugeht und fast zu jeder Tageszeit klirrende oder dumpfe Gong-
schlät^^e eine Festlichkeit anmelden.
Hongkong ist eine sehr gewerbsfleissige und geschäftige Fabriks-
stadt; die Manufactur gewinnt täglich an Wichtigkeit und es wird
wenige Artikel geben, welche hier nicht erzeugt werden ; unter den
Erzeugnissen wären die wichtigsten Zucker, Taue, Ziegel Glas,
Seide, Ci;:?;trren, Eis, Eisenwaren, Papier, Spiritus. Einzig und viel-
leicht unerreichbar steht der Handel Hongkongs da, denn der jähr-
liche Umsatz wird auf 40 Millionen Pfund Sterling angesetzt.
Tm Handel circuliren zumeist folgende Artikel : Opium, Baumwolle,
Zucker, Snlz, Oele, Woll- und Baum woU waren, Metalle, Thongefasse,
Elfenbein, Bernstein, Sandelholz, Betel, Vegetabilien und Granitstein.
Hongkong ist die Centralstation des gesammten Verkehrs
zAvischi*n Europa einerseits, China und Japan andrerseits, die Dampfer
sämmtliclicr grossen Linien legen hier an.
Unter 27.974 Schiften, welche im Jahre 1885 Hongkong an-
liefen,*) waren nur 12 (Lloyddampfer) der österreichischen Handels-
marioe angehörig und ihre Fracht betrug 23.764 Tonnen.
*) IHHl liefen nach dem englischen B'auhiiclie für die Colonie Hongkong
27,599 ScljiJTe mit 6,401.837 Tonnen in Hongkong ein. Davon waren 23.521
ÜBchunken mit zusammen 1.793 923 Tonnen. (Red.)
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b
m
Hongkong steht in der besten postalischen Verbindung mit den
wichtigsten Plätzen der ganzen Welt und Briefe, in Wien aufgegeben,
erreichen via Brindisi, Suez, Aden, Singapore in 32 — 34 Tagen die
Bestimmung Hongkong.
Die Population dieser Stadt beträgt an 170.000 Seelen, mit
eingerechnet das Militär, die temporär sich aufhaltenden Fremden,
die auf den Booten wohnende Bevölkerung und die auf den ver-
ankerten Schiffen vorhandene Bemannung, wogegen die ganze Insel
und die Colonie Kowloon zusammen an 190.000') haben dürfte, wo-
bei sich auf fünf Jahre eine Zunahme von etwa 20.000 Personen
herausgestellt hat.
Die Anzahl der Europäer soll nicht 4000 überschreiten, wobei
3000 dem Militär, der Marine angehören und auch die zeitweilig
Anwesenden mitgerechnet sind.
Wie in Singapore überwiegt auch hier die chinesische B<*-
völkerung. Alle Handwerker, Köche, Diener, Wtlscher, Kuli sind
Chinesen und w^enn diese Alle eines schönen Tages striken wollten,
geriethe Hongkong in die fürchterlichste Verlegenheit, Niemand be*
käme etwas zu essen, ein jeder müsste zu Fuss den Berg besteigen,
kein Schiff könnte Ladungen löschen oder Kohlen bekommen, kein
Boot w^ürde sich im Hafen rühren, in allen Häusern würde die
grösste Verwirrung herrschen. Man würde dann erst recht die viel-
seitige Verwendbarkeit und Nothwendigkeit der Chinesen würdigen
und schätzen lernen.
(ilücklicherwTise kann es nicht dazu kommen, denn diG
chinesische Bevölkerung lebt zumeist von ihrer Hände Arbeit und
ist auf die Brodherren angewiesen.
Aber wenn in China eine Bewegung gegen die Europäer ein-
treten sollte, kann man sich auch in Hongkong auf eine theilwei:^e
Auswanderung oder wenigstens auf geheime Verbindungen der
unbemittelten und dienenden Classe der Chinesen gefasst machen.
An dieser Stelle muss ich eines eigenthümlichen Gebrauches
erwähnen, welcher in Hongkong, durchgreifender aber in Shanghai,
eingeführt ist und darin besteht, dass sich europäische Firmen,
Consulate und angesehene Persönlichkeiten einen chinesischen
Namen beilegen, um auch von dem grössten Theile der Be-
völkerung gekannt zu werden. Bekanntlich kann der Chinese B»
») Nach dem Report on the IMue Book for 1887 hatte die Colonie \^^1
'212.951 Bewohner. Charakteristisch ist es, dass davon nur 60 524 dem weihlichen
Geschlechte angehörten. 1882 liatte die Colonie 160.433 Einwohner gezählt. (Red.)
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1
R, sowie andere Consonanten in Verbindung nicht aussprechen, in
seinem Pidgen (entstanden aus business Geschäft) englisch — Küchen-
englisch — verdirbt er alle fremden Namen und hängt fast an jedes
Wort ein J, was sich mitunter sehr komisch anhört Auch für diese
verderbte Sprache gibt es chinesische Professoren, welche den
neu zugereisten Chinesen Unterricht darin ertheilen. Das Pidgen-
englisch soll die einzige Sprache sein, in der sich etwa ein Cantonese
mit einem Nordchinesen verständigen kann, falls sie nicht das
sogenante Mandarinchinesisch sprechen. Der Mandarindialect wird im
Norden, Westen und im mittleren China gesprochen, ist im süd-
lichen Theile aber nur den Gebildeten bekannt.
Das Pidgenenglisch nun gilt bei den Chinesen als eine Sprache
der Bildung und auch wir müssen sie verstehen und sprechen
lernen, wenn wir uns in den chinesischen Hafenstädten selbstständig
bewegen wollen.
Worin der praktische Nutzen der chinesischen Namen li^
möge uns ein Beispiel erklären. Für Jemanden, z. B. Mr. Falconer
erliegt ein Brief auf der Post.
Der Briefträger, ein Chinese, kann nur chinesisch lesen, des-
halb muss auf der Post ein englisch lesender Chinese, als Clerk an-
gestellt die ganze Adresse in's Chinesische übertragen und kurz
und bündig aufschreiben: >Mr Falconer — Queen's road-central«
wird demnach heissen: >Fok-kun-na Wong-hau Tai Tö« was der
Briefträger alsbald versteht und besorgen kann.
Den Leser dürften einige wenige üebersetzungen deutscher und
englischer Namen in's Chinesische interessiren ; solche üebersetzungen
sind amtlich protokoUirt und dürfen nicht geändert werden.
Allerdings sind an verschiedenen Orten verschiedenfache üeber-
setzungen gebräuchlich, so heisst beispielsweise Oesterreich : Ta-ao-
ling, Ta-aosz-ma, Ta-au-ssi oder Ta-ao-kwok und der Curiosität halber
mögen nur drei Bezeichnungen für das k. und k. österr.-ungar.
Consulat angeführt werden: Ta-ao-ling shih kwan, Ta-aosz-ma ka
kwoh ling si Yamen, Tai-ao-kwok hng sz kun shü.
Kruse heisst : Ko-lo-sa ; Meyer : Me-ya ; Med. Dr. Gerlach = Ka-
laek Esang; Blackhead: Pek-lik-het
Eine solche üebertragung in das Chinesische geschieht auch,
indem wirklich bestehende chinesische Silben, die eine Bedeutung
haben, unseren Namen zusammenstellen helfen ; so wurde z. B.
mein Namen in Shuai-po-ta übersetzt, wobei die aufeinanderfolgen-
den Silben die Bedeutung haben: Feldherr, Welle, durchdringend,
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mit welcher kühnen Uebersetzung ich ein Recht besässe zufrieden
zu sein, wenn ich ein Seeoflicier wäi'e.
Unser 14tägiger Aufenthalt in Hongkong hatte sich recht
genussreich gestaltet, herrliches Wetter stellte sich schHesshch ein
und animirte zu fleissigen Spaziergängen.
Am 7. Mai 1887 dampfte die „Aurora" von hier gegen Nord-
osten ab. Im Laufe dieses Jahres wurden die meisten Vertragshäfen
von Japan und China besucht; auf der Heimreise begriffen, gelangten
wir von Futschau kommend, am 30. November 1887 ein zweites
Mal zu längerem Aufenthalte nach Hongkong.
Am 21. December 1887 früh um 9 Uhr verliessen wir end-
giltig den uns so lieb gewordenen Hafen von Hongkong, nachdem
wir schweren Abschied von der schönen Stadt, von den vielen
Bekannten am Lande und den fremden SchifTsstäben genommen
hatten, um nach Whampoa im Cantonflusse (Chukiang oder Pearl-
river) zu gehen.
Kaum setzte sich das Schiff in Bewegung, als uns eine
sonderbar rührende und lärmende Ovation zu Theil wurde. Wie
wir in der Reisebeschreibung der Fregatte „Novara" lesen, wurde
letzterer im Jahre 1858 beim Abgange von Hongkong eine ähnliche
üeberraschung bereitet.
Die Mannschaften der vor Anker liegenden Schiffe besorgen
den Einkauf von Früchten, Seife, Eiern, Zwirn, Brod u. s. w. auf
den Booten, welche in den grösseren Häfen unter Bord kommen
und Erlaubniss erhalten, den Leuten solche Artikel zu verkaufen.
Man nennt diese Boote Bumboote und unser chinesischer Bum-
bootsmann hatte schon im Jahre 1872 unsere Corvette „Fasana"
und seither alle österreichischen Schiffe bedient, weshalb er eine
roth-weiss-rothe Flagge mit der Aufschrift „Fasana" führte.
Dieser erkenntliche Chinese, welcher vermuthlich gute Geschäfte
gemacht hatte, begleitete uns eine halbe Meile weit, indem er unter
Segel und Rudern uns zur Seite blieb, dabei bearbeitete ein halb
Dutzend Leute Trommeln und Metallgongs, unzählige Kanonenschläge
und Frösche krachten und knatterten im lebhaften Peloton durch-
einander.
Um 2 Uhr Nachmittags passirten wir die stark befestigte
Mündung des Chukiang — bocca tigris — und ankerten nach
4 Uhr unterhalb Whampoa nächst Bamboo town.
Der Fluss ist nämlich nur für kleinere Schiffe fahrbar gemacht,
indem sein tieferer Arm an der Westseite der Whampoainsel
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durch eine lange Brücke abgesperrt ist. In dem östlichen Anne
sind hingegen an zwei Stellen Barrieren mit Ketten angebracht,
jedoch sind die Oeffhungen darin breit genug, um Schiffe durch-
zulassen. Fahrzeuge mit mehr als 10 Fuss Tiefgang können nur
bis Whampoa durch die erste Barriere gelangen, minder tauchende
jedoch vermögen Canton zu erreichen. Alles lässt hier die Nähe
der grossen belebten Stadt erkennen, in dem ähnlich wie im Min-
flusse unter Fu tschau fu unzählbare Junken den Strom auf- und
abfahren; zahlreiche Dampfer kommen doch nur bis Whampoa
und dies mag eine nicht unbedeutende Störung im Handel bedeuten,
weshalb ich annehmen zu sollen glaube, dass die aus Canton
exportirten Artikel zumeist in Hongkong auf die grossen Dampfer
umgeladen werden. Die seichtgehenden breiten Passagierdampfer von
Hongkong gehen bis Canton und legen dort sogar am Lande an. Die
Gegend um Whampoa ist hübsch bewachsen und hüglig. Hier sahen
wir zum ersten Male den Baum, dessen getrockneter pflaumenartiger
Frucht wir unsern Beifall nicht versagen konnten, Nephelium Litchi
(sp. laitschi), welcher hier sehr zahlreich vorkömmt. Mehrere Ort-
schalten mit Tempeln und Mandarinhäusern, vielfachen Befestigungen
zeigten einen beträchtlichen ({rad von Verfall und Verkommenheit
In Whampoa, das ebenfalls ganz zurückgegangen ist, stehen
einige hübsche Landhäuser, wovon wir ein einem Parsi gehöriges
besichtigten; seit einiger Zeit ist hier auch eine Regierungstorpedo-
schule errichtet und sahen wir in einem grossen Dock (ehemals
der Hongkong-Whampoa Dockcompagnie gehörig) 11 neue, sauber
und schön gehaltene Torpedoboote liegen, welche sämmtlich in
Deutschland angekauft worden waren.
Einer unserer Spaziergänge führte uns über die Whampoa-
insel zum andern Arme des Flusses, wo ihn die etwa 1000 Schritt
lange Brücke übersetzt; es ist dies eine einfache hölzerne Pfahl-
brücke, stark verfault, welche an beiden Ufern auf benachbarten
Hügeln Brückenköpfe hat, die nunmehr auch mit modernen Ge-
schützen armirt w^irden. Die hier stehenden Truppen des Vicekönigs
von Canton sahen nichts weniger als militärisch aus, doch waren
sie schon mit Percussionsgewehren bewaffnet.
Um Whampoa sehen wir eine Anzahl Pagoden, unter denen
die sogenannte Whampoapagode neunstöckig, um das Jahr 1600
gebaut, einen Baum auf ihrer Spitze trägt, die geneigte — inclined
Pagoda — näher an Canton gelegen ist. Hie und da fällt uns ein
Wachthurm auf, ebenso die Versatzhäuser, von denen fast in jedem
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Orte sich eines vorfindet. Es sind das eigens zu solchem Zwecke
erbaute steinerne Häuser, thurmartig, mit kleinen vergitterten Fenstern.
Darin versetzen die Leute fast air ihr Hab' und Gut, Pretiosen,
selbst die Ernte, um es vor Dieben und Feuersgefahr sicher auf-
bewahrt zu wissen. Das Institut der Pfandhäuser ist in ganz China
sehr beliebt, jedoch nirgends so wie in Canton und Umgebung.
Davon soll es hier Hunderte geben und selbst mitten in Canton
fallen uns diese merkwürdigen zwingburgartigen Gebäude vielfach auf.
Die Entfernung zwischen Whampoa und Canton beträgt an
15 Meilen. Es besteht hier starker Personenverkehr, sehr grosse
Passagierjunken segeln oder fahren mit der jew^eiUgen Strömung
auf und ab. Einzelne davon werden durch Schaufelräder getrieben,
welche unter dem Achterdecke befindlich von Menschenliand
gedreht werden. Dieses stark überhängende Achterdeck ist eine
charakteristische Eigenschaft der Cantonjunken und so hat jedes
Küstengebiet eine besondere eigenthümliche Bauart seiner Junken.
Als ich diese Passagier-Radjunken gewahrte, fiel mir die Geschichte
von jenem Handwerksburschen am Rhein ein, welcher um schnell
und billig zu reisen, sein Ränzel ins Schiff legen und dieses mit
stromauf schleppen durfte, ebenso mögen hier die zumeist armen
Passagiere Hand anlegen müssen, um ihr Forlkommen zu besorgen.
Die Flussufer zeigen die fleissige Menschenhand, denn fast alles
Terrain ist mit Pisang (Bananen) bepflanzt.
Die Fahrt nach Canton entlang der monotonen Flussufer, wobei
zuweilen eine Pagode am Horizont auftauclit, gewinnt nur durch den
lebhaften Verkehr an Abwechslung. Wir gingen eines Morgons mit der
Flut flussaufwärts, um das Labyrinth, genannt Canton, zu besichtigen.
Canton, entstanden aus Kwang-tung, oft auch Sang ching
„provisorische Hauptstadt", auch Kwang-chau-fu ..geräumige Stadt"
benannt, liegt an einem Delta, welches von drei Flüssen gebildet
wird und ist die Hauptstadt der Provinz Kwang-tung, Sitz des
Gouverneurs, welcher die Würde eines Tatarengenerals bekleidet.
In Canton residirt aber auch der Vicekönig der beiden Kwang,
nämlich der beiden Provinzen Kwang tung und Kwang si, als Chef
der Provinzialregierung, selbstsländiger Kriegsherr und Herr über
Leben und Tod.
Im Folgenden soll der Geschichte Cantons nur flüchtig
Erwähnung geschehen. Nachdem seit vielen Jahrhunderten schon
arabische Schiffer regelmässig bis daher gelangt waren, erschienen
im Beginne des 16. Jahrhundertes die Portugiesen. Diese verdarben
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sich wie an anderen Orten auch hier bald ihr Dasein durch
Grausamkeiten. Etwa hundert Jahre später kamen die Holländer
und erst am Schlüsse des 17. Jahrhunderts erschienen die Eng-
länder, indem im Jahre 1684 eine Factorei der ostindischen
Compagnie gegründet wurde, welche bis 1834 das Handelsmonopol
bewahrte. Es macht auf den unbefangenen Menschen den Eindruck,
als ob alle geschichtlichen Ereignisse der übrigen Welt den Verkehr
und Handel Cantons mit dem Abendlande nicht beeinflusst hätten;
erst in der letzten Zeit dürfte sich der Widerwille gegen die
fremden Teufel — fan kwei, Bezeichnung der Europäer — gebildet
haben und es kam wiederholt zu Kämpfen. Im Jahre 1839 drohte
England mit Krieg und Besetzung, welche Gefahr durch ein Straf-
geld im Betrage von 6 Millionen Dollars von Seite China's abge-
wendet wurde. Durch den Vertrag vom 29. August 1842 zu
Nangking wurde die Stadt mit andern chinesischen Häfen dem
Verkehre frei gegeben. Trotzdem griff der Pöbel von Canton wieder-
holt die alte europäische Niederlassung Shih-san-hang an und
plünderte sie, so dass sie schliesslich aufgegeben werden musste.
Im Opiumkriege kam es zum Bombardement und zur Einnahme
der Stadt (29. December 1857) durch die Engländer, welchen sich
die Franzosen anschlössen, und so blieb Canton his 1861 durch
die Alliirten besetzt.
Seit 1859 besteht eine neue Ansiedlung Shameen (Shamien)
eine künstliche Insel, 2850 Fuss lang und 950 breit (3 : 1), welche
entstand, indem Granitblöcke in eine Schlammbank des Flusses
eingelassen wurden, worauf man das jetzige Niveau durch An-
schüttung mit Erde erzielte. Darauf stehen nun die hübschen leicht
zu vertheidigenden Häuser. Ein 100 Fuss breiter Canal trennt die
Insel von der Stadt und wird die Ansiedlung durch einen Militär-
posten bewacht, welcher bei einem immer geschlossenen Gitterthore
an der Brücke aufgestellt ist. Im Flusse an der Südseite der Insel
liegt stets ein Kanonenboot einer europäischen Macht zum Schutze
der Ansiedlung verankert. Es kann sich nur um Excesse des Pöbels
handeln, wobei deis Kanonenboot als Refugium für die bedrohten
Fremden dient. Solche Aufstände sind täglich möglich, noch deuten
Trümmerhaufen in Shameen auf einen Angriff der Cantonesen im
Jahre 1883 und im Mai 1887, eben als wir in Hongkong weilten,
gährte es wiederum in Canton.
Canton soll die belebteste Stadt China's sein, denn man
spricht von 1,600.000 bis 2,000.000 Einwohnern, welche in der
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„Stadt der Genien und Widder*' zusammengedrängt leben sollen*
Dieselbe erstreckt sieh etwa 4 engl. Meilen entlang des NoFdufers
des Perlflusses und ist hier 2 Meilen breit. Am gegenüberliegenden
Ufer liegt die grosse Vorstadt Honam.
Die innere Stadt zerfällt in zwei Theile: die Altstadt nördlich
gelegen, im 1 1. Jahrhundert schon von einer Mauer umgeben, welche
im 14. Jahrhunderte vollendet wurde. Die Neustadt, der südliche
kleinere Theil wurde in der Mitte des 16. Jahrhunderts ummauert.
Die doppelten Stadtmauern sind 25—40 Fuss hoch und 15—25
breit, aus Ziegeln erbaut und innen mit Erde ausgefüllt. Man zäfilt
18 Stadtthore, wovon 16 am Lande die Mauern durchbrechen, 2
Wasserthore sind.
Die Stadt (siehe den Plan) wird somit eingelheilt in die Alt-
stadt, Neustadt, die westliche, südliche und östliche Vorstadt und
Honam am rechten Flussufer. Sie hat nach amtlichen Berichten
einen jährlichen Umsatz von 28.804,000 TaeFs*) (ä 3 fl. ö. W.
ungefähr) und einen ganz aussergewöhnlichen Export, worunter tlf*p
Thee (im Jahre 1885 an 17.5 Millionen Pfund) und Seide (11.300
Pikul ä 61 Kilogramm) die Hauptartikel sind. Der Import ist vit?l
geringer, davon dürfte Opium im Gewichte von 2761 Pikul der
Hauptfactor sein.
Unermessliche Schätze von Waren und Erzeugnissen lie^^en
hier aufgehäuft und die riesige Production übersteigt unsere Begrifl'fl.
Jedes Gewerbe und jeder wichtigere Artikel hat seine Gassen oder
Bezirke und es mag ein interessantes Studium bilden, eine sysle-
matische Beschreibung der Gewerbe in solchem Sinne vorzunehmen.
Allerdings hat nicht jeder Tourist lange Gelegenheit in Canton 2u
verweilen; wer nicht durch Empfehlung in Shameen Gastfreund-
schaft findet oder wie wir, die Empfehlungsbriefe ruhig in der
Tasche liegen lassen kann, dem sind solche Studien unmöglich.
Auch geht Niemand allzugern ein zweitesmal durch die Strassen
Cantons, der schon einmal daselbst insultirt oder verhöhnt worden
ist Man pflegt aus solchen CJründen in ein oder zwei Ts^en
flüchtig die vorhandenen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen; für
uns war Canton die letzte Station im himmlischen Kaiser-
thume und durfte des Neuen nicht mehr viel bieten. Und doch ist
*) Tael ist eine Gewichtsmünze, der Werth eines Stückes Silber von
bestimmtem Gewichte, differirt an verschiedenen Orten, es gibt z. B. Haikwan-
Tael oder Canton T., Shanghai T. etc.
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es nicht so leicht, den Eindruck, welchen Canton auf uns machte
in Worten wiederzugeben : In keiner abendländischen Stadt, ja auch
nicht in den Ghetto's derselben, mögen wir ein derartiges Labyrinth
von Gassen und Gässchen wiederfinden. So enge, schmutzige (iassen ,
vielfach sich kreuzend und windend; tagsüber von einer hastig
rennenden Volksmenge belebt, welche den Sesselträgern, den Wasser-
trägern ungern a\isweicht, höchstens ehrerbietig Platz macht, wenn
dumpfe rasselnde Gongschläge das Herar^nahen eines Würdenträgers
(das Wort Mandarin kam durch die Portugiesen auf) ankündigen.
In den besseren, reicheren Quartieren haben die Strassen einen
eigenen Reiz, die vielen larbigen, auch goldenen Aushängschilder,
die reichen Portale der hohen Gewölbe, das üeberwiegen der grellen,
namentlich rothen Farbe, machen sie derart pittoresk, dass wir die
sehr interessanten japanesischen Strassen daneben als ärmlich
bezeichnen können. Ich möchte sagen, das bunte, durch seine Farben
lebendige Bild einer Strasse Cantons mag für den nach grellen
Effecten haschenden Reisenden einen überaus bestechenden An-
blick abgeben.
Seltsam sind auch die Feuerthürme oder besser gesagt die
Wachthütten der Feuerwächter auf hohen Kambüsen in schw^in-
delnder Höhe über den Dächern errichtet.
Die Stadt von einem hohen Punkte aus gesehen, erscheint
unübersehbar und der graue Ton der Dächer verblasst am Horizonte
zu einem nebelhaften Bilde.
Und doch hat sie nicht Raum genug für die grosse Population,
von der ein grosser Theil am Wasser geboren wii^d und auch stirbt,
in einer schwimmenden Stadt lebt, welche wohl keine Strassen
besitzt, sonst aber alles bietet, was eines Chinesen Herz wünschen
mag. Das Gewirre der Strassen ist stellenweise durch freie Plätze
unterbrochen, wie wir sie vor den vielen Tempeln (etwa 125), vor
den öffentlichen Gebäuden oder Yamun's der ofliciellen Persönlichkeiten
finden. Solche Plätze überraschen uns bisweilen durch ihre Oede,
die herrschende Stille; kein (berausch dringt an unser Ohr; obwohl
mitten in der volkreichen Stadt, glauben wir in eine Einöde
gerathen zu sein, der überall zu Tage tretende Verfall, das Ruinen-
hafte erhöhen in uns das Gefühl des Verlassenseins, welches uns
namentlich in den grossen Gärten befiel.
Nachdem in flüchtiger Art ein Bild der grossen Stadt gegeben
wurde, sollen in Folgendem die Einzelnheiten derselben, soweit wir
sie kennen lernten, besprochen werden.
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4tU
Zur Orientirung und als Führer leistete uns gute Dienste ein
Büchlein »The Canton guide by Dr. Kerr«. Mit dem Plane in der
Hand durchflogen wir die Stadt mehrfach in verschiedenen Ricli-
tungen, denn Canton und seine Bevölkerung studirt man in den
Strassen, den Werkstätten, den Geschäftshäusern viel besser, als
in seinen Tempeln und sehenswürdigen Orten.
Wir kamen des Morgens den Fluss herauf und erreichten mit
der Dampfbarcasse um 8 Uhr Canton. Schon bevor man vor Shamecii
landet, fällt uns der imposante, hohe katholische Dom mit zwei
Thürmen, im gothischen Style erbaut, auf, welcher in der Neustadt
mitten unter den Chinesen gelegen, diesen ein Dorn im Auge sein
mag. Sein Inneres soll überreich an den kunstvollsten Schnitzereien
sein, damals war er noch nicht vollendet und wir besuchten Um
deshalb nicht. Der Prachtbau des katholischen Domes, die Zierde
der chinesischen Stadt, mag auch den Neid der nichtkatholischen
Missionäre hervorrufen.
Vor Shameen, dieser lieblichen immergrünen Insel lag das
deutsche Kanonenboot > litis« verankert. Die liebenswürdigen
Kameraden von diesem Schiffe hatten uns Führer und Tragsessel
bestellt, so dass wir nach kurzer Begrüssung sofort an unser mühe-
volles Tagewerk schritten. Der Chair wird von vier sfarken Kulia
getragen, welche stramm marschiren, stark und elastisch auftreten,
sich fast immer im Geschwindmarsch durch das engste Gedränge
durchwinden.
Unser Führer Ah Sing, ein freundlicher lebhafter Bursche, der
jedem Besucher Cantons auf's Beste anempfohlen werden kann,
hatte einen geschlossenen, dicht verhängten Tragstuhl genommen,
um Insulten seiner Landsleute, weil er die bestgehassten Fremden
in der Stadt herumführe, zu entgehen.
Auf solche Art und Weise legt man sehr viel Weg zurü(.*k,
umsomehr, als manches Häuserviereck umgangen werden muss, die
Stadtthore nicht immer im geraden Wege liegen. Obwohl wir unser
Programm schon festgesetzt hatten, überliessen wir es schliesj^lich
Ah Sing die Route zu wählen. Ein Nebenzweck unserer Tour war
auch recht viele Shop's zu besuchen. Unsere ursprüngliche Gesells(:liait
hatte sich in drei Gruppen getheilt, welche jede separat operirle,
was ich insoferne für praktisch erachte, weil man in kleiner Anzahl
nicht so sehr die Passage stört und deshalb weniger Aufmerksamkeit
auf sich lenkt.
Mitth. d. k. k. Geogr Ges. 1889, 8. u. 9. ^^
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j. p' » w'mv
4t>2
Nactidem wir Shameen überschritten, öffnete uns ein Posten
auf dfr Brücke das Gitterthor und wir befanden uns plötzlich im
ehinej^ischen Babel, abgeschnitten von der übrigen Welt. Das leichte
Unbehagen macht jedoch bald einer gewissen Sicherheit Platz, die
Erfahrung der langen Reise macht sich geltend. Die westliche Vor-
stadt, die wir hier betraten, ist der Sitz der Manufactur, eine
grossen Theiles des Gewerbes, des Reichthums und sie besitzt
einigf? schöne Strassen, verschiedene Tempel und hübsche Wo Im
gebäude.
Wenn ich es unternehme, Canton in seinen Sehenswürdigkeiten
zu ba^chreiben. bitt-e ich den lieben Leser um Entschuldigung, wenn
ich ihn vielleicht genau so durch die Stadt lotse, wie es in den vielen
Reisebeschreibungen geschieht. Diese Reihenfolge der besuchten
Punkte muss im Allgemeinen so befolgt werden und bürgerte sich
ein^ weil man Zeit gewinnen und nicht Weg verlieren will. Beginnen
wir dRshalb mit der obligaten Mühle, wo zahlreiche Ochsen dazu
verwendet werden, die Mühlsteine zu drehen. In einem niederen
dunklen Lacale laufen die Thiere mit verbundenen Augen ziemlich
rasch in einem Kreise von etwa 10 Metern Umfang. Das Gesamrat-
bild der beharrlichen Drehbewegungen erinnerte mich, der Leser
verzeihe mir den kühnen Vergleich, an die drehenden Derwische
auf dor Höhe von Pera an des Bosporus Gestaden ; viele Reisende
beurLheilen die sanfte Exstase der Mewlewi hart und wollen ihre
Leiätunj? mit der der mühlendrehenden Ochsen etwa gleichstellens
Unser nächster Besuch, galt einem Shop, wo wir die höchst
intere^isante Arbeit der Erzeugung von Schmuck aus den Federn
des Fli^vogels beobachten konnten. Dieses Gewerbe wird auch in
Futscliau-fu am Min (siehe die vorjährigen Mittheilungen) betrieben,
in Canton dürfte lebhaftere Nachfrage nach echtem Schmucke sein.
Diese Arbeit erfordert viel Geschick, Vorsicht, Geduld und Schutz
gegen Zugluft, damit nicht die Federpartikelchen fortgetragen werden.
Nachdom wir noch einige (^ewölbc besichtigt hatten, hielten
unsere Träger vor dem »Kloster im blumenreichen Walde« oder
dem Tempel der 500 Genien. Es ist dies eine der grösstcn Tempel-
anlagen Cantons, etwa im Jahre 500 n. Gh. gegründet und neu
erbaut 1855. Hier erlebten wir eine kleine Enttäuschung, weil wir
unn ?M viel vorgestellt hatten, denn eben noch selienswerth ist die
Halle mit den 500 Schülern Buddha\s.
Der schmucklose Raum hat Kreuzosform, in dessen Peripherie
eine Reihe Figuren aufgestellt ist, während eine zweite Reihe dazu
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46:i
parallel postirt, ein zweites kleineres und eingeschlossenes Kreux
bildet. Zwischen beiden Reihen kann man pasäiren und die reich
vergoldeten Figuren bewundern. Diese sind in Lf^bensgpö^se ; in
Stellungen, Gesichtsausdruck, Halttirig der Hiinde itusserL mannig-
faltig, so dass kaum zwei einander gleichen; sie sitzen in erhöhten
Stellungen entlang der kahlen Wündr. Es wurdf^ uns ein (Jen ins
gezeigt, welcher der Gott der Portugiesen sein soll, ebenso gibt es
Götter der Engländer, der Franzosen, Deutschen u, s. w. Im Centnim
des Saales erhebt sich eine Bronzepai^mle (Da^'oba), welche Reli-
quien des tugendhaften Kaisers Kien lang enthält. Derselbe regierte
vom Jahre 1736 bis 1796 und es befindet :5ich unter den 500 Genien
auch seine Statue.
Reiche Leute, welche ein gutes Werk verrichten wollen, be^
stellen Mch bei den Mönchen diesp?i Klosters eiue Andacht, welche
auch bis 48 Stunden dauern kann. Bei unserer Anwesenlieit waren
eben sechs Mönche in emsiger Bescliülli^ung, sich dem Fo (Huddha)
durch Gesang und die leertönende Holztroramel (nukoo) recht ge-
fällig zu erweisen.
Von hier zogen wir weiter, um Stickereigeschäfle zu be-
sichtigen und hatten Gelegenheit in einer Strasse mehrere »second
band embroidery shop's« zu betreten, wo man seltene kosthai^e
Stickereien, Gewänder von Mandarinen und Schauspielern um einen
relativ guten Preis aus zweiter Hand erhalten kann. Sie sind oft
sehr verlegen und unsauber geworden, docli bei einiger Auswahl
fanden sich auch gut erhaltene werlhvolle Stucke.
Nahe an der westlichen Mauer der Altstadt befinden sich die
Seidenwebereien, wo Crep (de chine), Brocat, Damast, Foulard,
Atlas u. s. w. gewoben werden, welches Gewerbe einen grossen
Theil der Bevölkerung beschäfligt. Wir traten in ein solchem
Etablissement, wo eben zwei interessante Muster gewoben wurden
und zwar auf der einen Seite ein schwerer scharlachrother Damast,
auf der andern ein echt chinesisches Dessin, indem auf lila Grund-
stoff blaue, grüne und gelbe Blümchen eingearbeitet wurden. Die
einlache Construction des Websttihles erfonltTte in diesem FaUe,
dass ein zweiter obenstehender Mann je nach Bedürlnis die ander.^
färbigen Fäden in den Mechanismus einsi-hallete.
Indem wir unsern Weg fortsetzten, kamen wir durch das
nordwestliche Thor in die Altstadt. Hier hat Canlon ein aul*
fallend verändertes Aussehen, durch wof^^s ebenerdige Slcinhriuser,
keine Verkaufsläden, keine wogende Mi^nge, man sieht nur wenige
31*
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404
freute vor den Thüren und die Strassen sind verhältnissmässig breit
II ml licht. Es ist das Quartier der regulären Soldaten, der Manchu-
garnison und auch die Wohnungen — Yamun — der hohen Oflfi-
ciere befinden sich daselbst.
Bald erblickten wir die sogenannte glatte Pagode, so bezeichnet,
wpil sie ohne vorspringende Stockwerke ist; sie hat die Gestalt
eines abgestutzten Kegels, auf dem ein Minaret steht Von den
Arabern erbaut, 160 Fuss hoch, soll sie seit dem 15. Jahrhunderte
(Viv gegenwärtige Form besitzen, doch ist sie nicht mehr zugänglich.
Nt^hen ihr befindet sich eine uralte Moschee, ebenfalls von diesen
Sec^fahrem errichtet; hier wird noch Unterricht im Koranlesen
ertheilt.
Nun verlassen wir die Tragstühle, denn wir sind vor dem
l>f'rühmten Tempel der 5 Genien, dem Wahrzeichen der Stadt Canton,
anKelangt.
Man tritt durch einen niedrigen viereckigen Thorthurm ein,
dessen Decke durch das Dach gebildet wird. Hier hängt eine grosse
Glocke, angeblich 10.000 Pfund schwer, deren Klang, so oft er
erlont, der Stadt Canton Unheil verkündet. Das letzte Mal tönte sie
im Jahre 1859, als während des Bombardements ein Geschoss sie
traf und ein Stück ausbrach. Bald darauf gab es ein Massacre in
Avn Strassen, wobei viele hundert Personen, namentlich Weiber und
Kinder umkamen.
Der Haupttempel selbst ist ein unscheinbares einstöckiges
(lebäude. Im Parterre desselben gewahren wir die sehr grell bemalten
Genien oder Schutzgölter der Stadt, welche die »fünf Elemente« :
Feuer, Holz, Wasser, Luft und Metall bedeuten. Vor jedem liegt ein
l^rosser Stein, anscheinend Kalk, gewiss kein Meteoreisenstein. Doch
geht die Sage, die fünf (Tcnien wären vom Himmel auf Widdern
zur Erde geritten und als sie in Canton anlangten, verwandelten
sich die Thiere in Stein. Seither heisst Canton auch die Stadt der
Genien und Widder.
Im oberen Stocke steht eine Statue des Kaisers Yuk Wong:
voB hier haben wir eine recht gute Uebersicht auf die Tataren-
<B*il welche mehr an die ärmlichen nördlichen Städte erinnert,
lü einem seitlichen Hofe des Tempels zeigte man uns eine 5 Fuss
lange und IVa breite Grube im felsigen Grunde, nach ihrer Gestalt
Buddha's Fussspur (Analogie zum sri pada auf Ceylon) genannt
In nördlicher Richtung w^eitergehend, sehen wir uns vor einem
der grössten Gärten Canlons. Der ofücielle Titel der grossärtigen An-
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läge ist Yamun'des Tatarengenerals, welcher die h5chstF> niilitiirische
Würde hier bekleidet. Wir betraten von der Nordseite her einen
Hof, wo ausgebreitete Ruinen die Stätte eiiie.^ ehemaligen prächtigen
Palastes anzeigen.
In dem grossen von mächtigen BanyanbäumeTi bei?chatteten
Garten fühlen wir uns ganz der geräuschvollen Stadt entrückt und
empfinden vielmehr eine Art Wehmuth angesichts der verfallenen
Pracht an dieser friedlichen, zur Beschaulichkeit einladenden Slätle.
Man öffnet uns ein Thor und wir stehen vor der niedlichen (Jnippe
einiger Hirsche, welche uns neugierig anlugen, als oh 5ie Futter
von uns verlangen würden.
Die eigentliche Residenz des Generals befindet sich an der
westlichen Seite des Gartens; hier aber r&^idirte zur Zeit der
Occupation der Stadt durch die Alliirten ricp britische Consiil.
Unweit des genannten Gartens steht die berühmte neunstöckige
Blumenpagode, achteckig 170 Fuss hoch, welche angel>lich im
Jahre 700 n. Chr. erbaut, vor kurzer Zeit mit dem Aufwände von
10.000 Pfund St. renovirt wurde. Ihren Namen dürfte nie von den
reichlichen bunten Blumenornamenten hah^^n, welche an den vor-
springenden Dächern von Kante zu Kanto lauten.
Es heisst, dass nur der Kaiser allein den Zutritt zu dieser
Pagode habe; falls dies auch nicht richtiü^ ist, verbindet sich doch
ein gewisser Glaube damit und kein Fremder kann sich rühmen,
sie bestiegen zu haben.
Durch die Strasse der vier Ehrenbögen (Sz-pailan), welche
von der Neustadt durch das Tugend thor in die AlLsladt und durch
deren ganze Breite bis zum nördlichen Thore führt, setzen wir den
Weg fort und verlassen die Stadt durch letztgenanntes Thor. Unweit
davon liegt eine Todtenstadt, und zwar oine kleinere, indem die
meistbesuchte grössere in der östlichen Vorstadt etwa 2 Meilen
vom Ostthore entfernt ist.
Zu beiden Seiten eines langen gedeckten Ganj^es befinden sich
kleine Capellen, welche als Aufbewahningsort und provisoriiäche
Bestattung für Verstorbene dienen.
Es sind das zumeist hier gestorbene Fremde, deren Angeliörige
erst nach längerer Zeit vom Todesfalle benachrichtigt werden und
den Leichnam abholen können.
Bekanntlich sparen die Chinesen kein Geld, wenn es sich
darum handelt, den Verstorbenen in heimiscfier Erde zu bei^tatlen
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466
und werden selbst die Kosten nicht gescheut, Leichname über den
stillen Ocean von Amerika nach China zu transportiren.
In jeder Capelle ist ein Altar, wo Opfer dargebracht werden
und dahinter ruhen auf je zwei Steinsockeln ein oder zwei Särge.
Letztere sind aus so starkem, gutem Holze verfertigt und derart
hermetisch verschlossen, dass von einem Verwesungsgerüche nichts
zu bemerken ist.
Uebrigens kommen derartige provisorische Beisetzungen in
China auch bei andern Gelegenheiten vor, als in dem Falle, dass
des Sohnes Leichnam erst dann bestattet wird, wenn auch der
Vater gestorben und seine Beerdigung erfolgt ist; dass Sarg und
Inhalt von den Gläubigen nicht zur Bestattung zugelassen werden,
dass endlich erst ein prachtvolles Grabmal vollendet werden soll
u. dgl.
Für eine solche Aufbewahrung wird eine monatliche Miethe
von 2 — 10 Dollars entrichtet, auch finden hier regelmässige Todten-
festlichkeiten zu gewissen Zeiten statt.
Durch dasselbe Thor kehren wir wieder in die Stadt zurück
und verlassen diesmal die Tragstühle für längere Zeit. Nun besteigen
wir die Stadtmauern, welche hier eine ganz beträchtliche Höhe
erreichen. Auf ihnen läuft entlang der äussern Brustwehr ein
erhöhter breiter gepflasterter Gang, wenn wir denselben verfolgen
findet sich von Zeit zu Zeit ein uraltes verrostetes Geschütz unter
einer Hütte. Hier führt uns der Weg zum nördlichen Punkte der
Stadt, zur sogenannten fünfstöckigen Pagode, welche die höchste Stelle
der Stadtmauer krönt Es ist dies vielmehr ein fünfstöckiger Wach-
thurm,*) roth angestrichen, welcher von drei Seiten von sehr dicken
Mauern gebildet wird, gegen die Süd- oder Stadtseite offen bleibt;
dicke Säulen tragen die so entstandenen Balkone und vorspringen-
den Dächer. Er stammt aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Das oberste Stockwerk, der höchste Punkt Cantons, lässt uns ein
grosses Stück Landes übersehen. Auf diese Aussicht hatte ich mich
lange gefreut und meine Phantasie hatte mir vorgespiegelt, dass ich
jenseits der Stadtmauern ein Stück neuer Welt erblicken sollte.
Ich muss gleich im vorhinein gestehen, dass zu den vielen
Enttäuschungen, welche wir der Lecture der Reisebeschreibungen
verdanken diesmal eine neue hinzukam.
*) Ursprünglich errichtet, um die bösen Geister von den angrenzenden
Stadttheilen fernzuhalten.
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4R7
Gegen Süden verdeckt der nüchterne Kun-Yamhügel mit
einigen Befestigungen, Tempeln, Klöstern und spärlichen Bäumen
einen grossen Theil der Stadt. Darüber in der Ferne liegt der
Chukiang und erblickt man die beiden hohen Pagoden in der Gegend
von Whampoa. Niedere Hügel begrenzen in grauer Ferne den west-
lichen Horizont.
Im Norden eine weite Fläche mit einigen Ortschaften. Am
seltsamsten ist noch der Ausblick gegen Osten. Zu unseren Füssen
ein trauriges steiniges Thal, dem jede Spur von Leben abgehl.
Jenseits ein grosser Hügel mit zahlreichen Gräbern bedeckt. Darüber
hinaus liegt die Kette der »Berge der weissen Wolken«. Auch sie
sind an ihrem Fusse und bis zu einer gewissen Höhe mit unzähligen
Gräbern bedeckt. Ein Ausflug zu diesen Hügeln (1)90 Fuss hoch)
ist eine bequeme Tagespartie und wird von der Cantoneser Gesell-
schaft als Ficknicktour häufig unternommen. Am Abhänge befinden
sich auch zwei Klöster, welche mit besucht werden können.
Auf der Pagode selbst fand sich ein Fremdenbuch vor, worin
ganze Seiten deutsch beschrieben waren.
Zur Zeit der Occupation Cantons durch die AUiirten befand
sich auf der Pagode das Hauptquartier und die Truppen lagerten
am Kun-Yamhügel.
Auf einer langen Treppe steigen wir den genannten Hügel
stadlwärts herab und finden an dessen Fusse unsere Träger harrend.
Hier sind wir in dem elegantesten Quartiere von Canton. Zur
Linken bleibt uns das Yamun des Vicekönigs und beim Yamun d&s
Gouverneurs gelangen wir in die Strasse >des Wohlwollens und der
Liebe«, welche die vorerwähnte Strasse »der vier Ehrenbögen«
kreuzt und die Altstadt der ganzen Länge nach vom West- zum
Ostthore durchläuft. Unweit residirt auch der Präfect des Kwong-
chau-Departements (kwong-chau-tu), welcher die Gerichtsbarkeit
über 14 Bezirke ausübt.
Unsere Chairs halten abermals und wir steigen beim »Tempel
der Schrecken« ab. Hier ist der Schutzgott der Stadt, zu dem viele
Andächtige kommen, ausserdem beleben diesen Ort viele Verkäufer mit
ihren Ständen ; Wahrsager, Märchenerzähler halten die Neugierigen in
Schaaren fest, so dass wir zu einem Jahrmarkte zw kommen glauben.
Wenn man irgendwo insultirt werden könnte, v\ä'^ dies hier am
leichtesten möglich.
Als wir eintraten, sammelte sich wirklich eine grössere Menge
um uns an, welche uns nur neugierig betrachtete, sich sonst aber
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ralm verhielt. Zwei seitliche Tempel sehr alt und vernachlässigt,
sehen aus wie schmutzige Kaufgewölbe, ja nicht wie Gotteshäuser.
Man besucht sie wegen der hier in Schnitzwerk ausgeführten zehn
Soenfui aus der buddhistischen Hölle. Die armen Seelen werden
abgeurlheilt, in Oel gesotten, unter eine glühende Glocke gesetzt,
enthauptet, gepeitscht, zwischen Brettern zersägt u. s. w. Die Aus-
fuhrung i.^t roh, plump, aber alt und sehr merkwürdig.
Von liier kamen wir zum Gefängnisse. Eigentlich ist das der
Yamun des Richters (Fun yü Magistrat) wo die Delinquenten ein-
gebracht, vor den Richter geführt, abgeurtheilt und eingekerkert
wer«len. Man passirt einen Thorweg und betritt dann einen centralen
Hof, weither zu der Gerichtshalle, den Wartezimmern und den
Gefängnissen führt.
So weit ich urtheilen darf, fand ich letztere überall gleich elend.
Kehren wir nochmals zum Hauptthore zurück. Diesem gegen-
über auf einer grossen Wand der Strasse sahen wir oft ein
grinnnijjps Haubthier aufgemalt, dessen Leib anstatt mit Flecken
u. dgl. mit schönen regelmässigen blauen Ringen besetzt war. Den
Haupt einsang zieren zwei überlebensgrosse gemalte, sehr -schreckliche
Tliorwäcliter, welchen man ein »Lasciate ogni speranza. voi
ch' pntraie* an den Augen ablesen kann. Der centrale Hof zeigt ge-
wöhnheb ein sehr reges Leben, denn es kommen zahlreiche Besuche
zu dem HiiMlingen; andere warten aus Neugierde, um einer Gerichts-
verhandlung beizuwohnen; hier begegnet man auch Verbrechern
gerin^{^rri Grades, welche mit dem Holzkragen (Cangue) versehen,
w<ii'ii> Ko\)i und Hände stecken, frei ausgehen' können, um sich
durrli Üetteln ihren Lebensunterhalt zu erwerben, ihre Unterkunft
i^l iirivveii des Thores. Kleine Wartezimmer sind zu beiden Seiten
des Hofes angebaut. Sodann gelangt man in den Raum, wo der
Obergerichtsschreiber in alle zu erledigenden Fälle Einsicht nimmt ;
anstOÄsend sind verschiedene Gerichtsstuben, um gleichzeitig mehrere
Verhand hingen absolviren zu können. Sogar ein Reismagazin findet
sich im Mause. Den übrigen Raum des Gebäudes nehmen die
Zellen der Häftlinge ein, welche letztere nach dem Geschlechte ge-
trennt sind, auch gibt es Räume für Untersuchungshaft, Gefangnisse
für StriUlinge leichter und schwerer Art. Die Zellen sind sehr
niedrig!, nach aussen mit einem Latten verschlage von dem um-
gehenden Gange getrennt, so dass man zu jedem Sträflinge
f?elan^en und ihn besuchen kann. Dies Gefängnis ähnelt einem
Zwinger für wilde Thiere, bietet eine menschenunwürdige Unter-
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kunft ; die Sträflinge aber gleichen wandelnden Leichnamen, sehen
elend, verkommen aus und tragen zumeist schon den Keim des
Todes in sich.
Unweit vom Pun yü Magistrate knapp an der östlichen Stadt-
mauer, in der Nähe des Ostthores ist die Prüfungshalle (Examination
hall), wo zu gewissen Zeiten die Candidaten für den zweiten Grad
der Mandarinsprüfung examinirt werden. Der erste Grad heisst
Siu-tsai und werden die Prüfungen, um solchen zu erlangen, im
Hok-toi, dem Yamun des literarischen Kanzlers im Centrum der
Stadt abgehalten.
Diejenigen Candidaten aus der Provinz Kwong-chau, welche
den Siu-tsai erreicht haben, stellen sich in der Prüfungshalle beim
Ostthore ein, um den zweiten literarischen (Jrad — den Küyan —
zu erlangen. Man gelangt zu diesem Orte über einen grossen öden
Platz, welchem der Stempel traurigster Einsamkeit aufgeprägt ist.
Ein halbverfaultes Thor wird uns eröffnet und wir stehen innerhalb
eines ruinenartigen Gemäuers, wo noch zwei andere Thore. eines
»der Unparteilichkeit«, das andere »des Drachens« Einlass zu einer
grossen Strasse bieten.
Zu beiden Seiten dieser Strasse liegen die ofYenen Zellen —
Mauerwerk — für die Prüfungscandidaten, angeblich 11.616 an der
Zahl, eine jede öV'g Fuss hoch, 3% Fuss breit; eine untere Furche
in der Mauer lässt zu, ein Sitzbrett einzuschieben, eine obere ein
Tischbrett — dies das Inventar der Zelle. Die Clausurprüfungen
werden alle 3 Jahre abgehalten, beginnen den achten Tag des.
achten Monats und dauern in drei Serien je drei Tage. Diejenigen,
welche die gegebenen Fragen schriftlich gut beantworten, werden
in den Civilstaatsdienst aufgenommen oder können auch nach
Peking gehen, um den dritten Grad zu erreichen, worauf sie auf
die höchsten Stellen Anspruch erlangen.
Die Prüfung leitet der Gouverneur, Präfect und ausserdem ist
eine Anzahl kaiserlicher Prüfungscommissäre anwesend. Für dieselben,
die prüfenden Personen, die Schreiber, die Diener u. s. w. gibt es
jenseits der Zellenstrasse eine Menge Räumlichkeiten, Säle und es
soll Raum für 3000 Personen vorhanden sein, welche während der
Prüfungen anwesend sind.
Die öffentlichen Prüfungen kamen zur Zeit der Tang Dynastie
au*", welche im siebenten Jahrhunderte nach Ch, auf den Thron
gelangte. Junge Leute von unbescholtenen Eltern können nach
mehreren kleinen vorhergehenden Prüfungen den Siu-tsai (blühendes
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Talent) vor dem Mandarin jeder Unterpräfectur und dem hok-toi
(literarischer Beamter) ablegen. Die Prüfung dauert mehrere Tage
und setzt gründliche Kenntnisse voraus, da der Candidat ohne
jedes Hilfsmittel das Wissen aus sich selbst schöpfen muss. Sieben
Aufsätze und sieben Gedichte schön und correct im literarischen
Style geschrieben, befähigen den Candidaten später zur zweiten
Prüfung erscheinen zu dürfen. Sehr viele fallen durch und müssen
sich zu Hause mit kleinen Anstellungen begnügen, namentlich mit
Schulmeisterstellen, welches Gewerbe in China frei und ohne Be-
fähigungsnachweis gewählt werden kann.
Die zweite Prüfung wird in der Präfecturstadt abgehalten
und ist viel strenger; es sollen aber doch \iel Bestechungen, Unter-
schleife, als Hereinschmuggehi von Hilfsbüchem vorkommen, ob-
wohl schuldtragende Beamte sehr schwer, mitunter selbst mit dem
Tode gestraft wurden.
Sie behandelt die classischen Bücher aller Zeiten, das Verse-
machen, die Geschichte, kritische Artikel, die Einrichtung des Staates,
seine Wasserläufe.
Die dritte Prüfung, um den Grad eines Tsiu szu oder Doctors
zu erreichen, wird alle drei Jahre in Peking abgehalten, behandelt
fast dasselbe Thema wie die frühem, jedoch sind höhere Examina-
toren angestellt. Die Würdigsten werden dem Kaiser vorgestellt und
bei den nächsten Erledigungen in den Ministerien berücksichtigt.
Die Prüfung zum vierten Grade Hanlin wird auch alle drei
Jahre im Kaiserpalast zu Peking abgehalten, befähigt sofort zum
Eintritte in die kaiserliche Akademie, zu einem Gehalte und An-
stellung.
Die armen Candidaten in China müssen eine lange Bei he von
Jahren studiren, die Bücher und die darin enthaltenen Wissen-
schaften auswendig lernen; einerlei Prüfung befähigt zu den ver-
schiedensten Beamtenstellen, welche man nicht erlangen kann, ohne
ein Gelehrter zu sein. Nach unseren Anschauungen ist eine solche
Bildung allzu theoretisch und kann unmöglich allen den praktischen
Anforderungen entsprechen, welche an den Staatsbeamten von ver-
schiedenen Seiten gestellt werden. Immerhin müssen wir aner-
kennen, dass China seit Alters her eine hohe Stufe unter den
Culturländern einnahm, indem es von seinen Beamten eine so
beispiellos gediegene Kenntniss der gesammten Literatur verlangte.
Von der Prüfungshalle wieder nach Westen gehend, brachte
man uns zur Clepsydra, der merkwürdigen Wasseruhr, welche
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wiv>:^
471
seit dem Jahre 1324 bestehen soll. Vier Kupfcrkessel sind derart
übereinander angebracht, dass das Wasser von einem in dem
andern tropft. Im untersten befindet sich dann ein Schwimmer mit
vertikal angebrachter Scala, welche über einei* Oeffnung erscheint
und correct die Zeit anzeigt.
Hier schliessen wir die Besichtigung der Sehenswürdit^keiten
in der Altstadt Unser Weg führt uns nun auf den HinrichLimgs-
platz in der Ostseite der südlichen Vorstadt unweit des Perlflusses,
Dabei legen wir eine beträchtliche Distanz zurück und durchkreuzen
die Neustadt in ihrem schmälsten Theile.
Obwohl bisher ein jeder Besucher des Richtplatten sich die
grösste Mühe genommen hatte, etwas aufzufinden, was die schauer-
liche Bestimmung dieses Ortes verrathen könnte, lässt sich doch
wieder jeder Touri.^ geduldig dahin führen, um ^enau so enllauscht
wieder abzuziehen. Dies schliesst nicht aus, dass zuweilen Hcnsende
mehr von Zufall begünstigt waren und mehr dainiber bericlUen
können, wie hier Ströme Blutes vergossen und die gransamsfen
Strafen an den Verbrechern vollzogen wurden Der Platz etwa
25 Meter lang, war ganz mit ungebrannter l'honwaare belegt,
welche an der Sonne trocknete. An seiner Peripherie fiel uns ein
grosser Versatzthurm auf. Man zeigte uns einf^n Schädel der nun
schon ein Jahr, also nur länger als die Töpfe, an der Luft trocknete.
Der Scharfrichter, ein recht freundlicher Herr, der sicli in gar nichts
von seinen Landsleuten unterschied, kam auch uns zu be^-üssen.
Die Hinrichtungen finden zu einer bestimmten Zeit im Jahre
statt und zwar zehn und noch mehr gleichzeilif?. durchweh riiU lieh
sollen 300 im Jahre vorkommen. Die meisten Verbrecher werden
enthauptet, Weiber erwürgt man und die ärgern VerSrrecher werden
auf einem Kreuze in Stücke gehauen.
Ziemlich ermüdet von dem Gesehenen und Gehörten, li essen
wir in der Besichtigung eine Pause eintreten, indem wir iTi den
Hauptstrassen der Neustadt einige Einkäufe besorgen wollten. Die
grossen Bazare des Orients werden ob der Fülle des angeiuiuften
Reichthums, der Mannigfaltigkeit der Waren, in den lebhaftesten
Farben geschildert und ich kenne es aus ErfaUrunj^, wie Avenig
man hier der Verlockung widerstehen kann und im Handumdrehen
seine Barschaft auszugeben im Stande ist. In Canton ist jeder
Stadttheil, fast jede Gasse ein Bazar und der erpichteste tieizhals
wird vom Kaufteufel so unterjocht, dass die besten VorsfUze zu
Schanden werden. Was nützt es, sein (leld nicht raitzunelimen,
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472
der Kaufmann erfährt durch den Führer, wer die Fremden sind;
er creditirt uns und kömmt nach Whampoa, um sich das Geld zu
holen; man eifert sich gegenseitig zu Einkäufen an, borgt sich das
Geld, denn man kömmt niemals wieder nach Canton und muss die
Gelegenheit ausnützen.
Schliesslich hat man anstatt der präliminirten Dollars ebenso
viel Pfunde ausgegeben und der Tragstuhl ist mit kleinen und
grossen Packeten überfüllt.
Vor Allem interessiren uns die Gewölbe, wo der von den
Chinesen so sehr geschätzte „yü" Nephrit (jade-stone) feilgeboten
wird. Wir fragten nach den Preisen nur aus Neugierde und fanden
selbe unverschämt Namentlich Stücke, welche für Schmuckgegen-
stände ausersehen sind, besassen einen für uns unverständlichen
Werth. Es ist begreiflich, dass die speculativen Chinesen je nach
der Nachfrage diesen werthvoUen Stein gleich einem Werthpapiere
in Umlaut bringen, eine Jadebörse abhalten, wo fabelhaft theuere
Stücke lancirt werden.
Wir hatten unsere Einkäufe besorgt, das heisst den letzten
Dollar ausgegeben und unser Programm neigte seinem Ende zu;
um dessen letzte Nummer zu absolviren, durchflogen wir die Neu-
stadt, die südliche Vorstadt und standen bald am Ufer des Flusses,
welchen wir mit dem schwankenden Sampan übersetzten.
Vielfach geschildert erfreut sich das Leben und Treiben am
Chukiang einer gewissen Berühmtheit; viele Tausende Boote sind
in steter Bewegung begriffen, andere Tausende liegen unweit des
Ufers verankert ; die bedeutende Strömung im Flusse erschwert den
Verkehr, die Bootsführer sind sorglos und achten der Carambolagen
nicht sonderlich. Näher dem Honamufer, wohin unser Curs gerichtet
war, lagen mehrere haushohe grosse Boote verankert, dieselben
waren reich verziert, recht nett vom Aussehen. Wir hatten nicht
Gelegenheil die Einrichtung der so übertrieben geschilderten Blumen-
boote mit eigenen Augen zu sehen, es wurde uns nur gesagt, dass
dies die Stätten sind, wo der lebenslustige Chinese gerne seine
Abende zubringt. Auf solchen schwankenden Brettern spielt sich
das Leben in allen seinen Abschnitten ab. Die schwimmende Stadt
hat ihre Behörden und Gesetze, so mancher ihrer Bewohner ver-
lässt erst nach dem Tode die lang gewohnten engen Räume seines
Sampans.
Am rechten Flussufer angekommen, legten wir den Weg zum
nahen Honamtempel zu Fuss zurück. Hier befindet sich das grösste
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473
Buddhakloster Canton's, eine neuere Schöpfung, noch nicht ganz
300 Jahre alt. Eine grosse gepflasterte Strasse geleitet uns zum
Thorbogen, wo die vorgeschriebenen vier Thorwächter uns in
beispielloser Hässlichkeit anstarren. Ein Märchenerzähler liest
einem zahlreich versammelten Publikum eine sehr spannende
Geschichte vor.
Im Haupttempel befinden sich die drei Buddhabilder, 30 Fuss
hoch, genau so wie wir sie an einer andern Stelle schon beschrieben
haben (siehe vorjähr. Mittheilungen „Futschau-fu"). Zu ihren beiden
Seiten sind 18 Schüler Buddha s, ebenso reich vergoldet, aufgestellt.
Sodann besichtigten wir die Klosterräume, welche ich bei
weitem nicht so reinlich und ausgebreitet fand, wie die des Kushan-
klosters bei Futschau, auf dessen Beschreibung ich hier verweise.
Auch der anstossende Klostergarten wird von den Touristen
besucht. Hier zeigte man uns eine Anzahl künstlich zugeschnittener
und verbildeter Bäumchen, welche die Gestalt von Pagoden, reis-
senden Thieren, Menschen haben. Um die Täuschung recht gross
zu machen, sind auch Augen eingesetzt, Köpfe, Hände, Füsse,
Fenster angebracht. Im Uebrigen fanden wir den grossen Garten
sehr vernachlässigt, ja in einzelnen Theilen ganz verödet.
Diese Buddhamönche werden nach ihrem Tode verbrannt und
ist zu diesem Zwecke im Garten ein Crematorium errichtet, wo
diese Verbrennung eine recht umständliche und langwierige sein
muss, denn die Capelle fasst nur einen kleinen Scheiterhaufen.
Die Asche der Todten wird sodann pietätvoll in einem Mausoleum
beigesetzt, welches wenige Schritte vom Ofen entfernt liegt.
So schloss unser Besuch von Canton. Unser Bundgang hatte
nur 8 Stunden in Anspruch genommen, doch hatten wir auf Grund
des Planes eine genügende Uebersicht gewonnen. Die Kaufwuth
allein hätte uns zurückhalten können, ansonsten aber waren wir
der chinesischen Städte mit dem überaus lärmenden Treiben sehr
müde; dazu trägt die Gleichartigkeit der Strassen, der besuchten
Tempel sehr viel bei, gar nicht zu sprechen von der ekelhaften
Beschaffenheit so vieler enger Gassen, wo die schlüpfrig schmierigen
Steine unsere Schritte lähmen und die Ausdünstung verfaulender
Lebensmittel uns zu ersticken droht. Wer das Capitel Pfui zu
studiren im Stande ist, besuche nur chinesische Städte, z. B. Amoy.
Nachdem wir Abschied von Shameen, den gastfreundlichen
Herrn vom Kanonenboot ..Iltis" genommen haben, legten wir mit
der Dampfbarkasse im Strome rasch den Weg abwärts nach
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474
Whampoa zurück. Ueber letztern Ort wäre noch nachzutragen,
dass uns hier die grosse Anzahl von Leprakranken auffiel, welche
täglich in eigenen Booten unter Bord kamen, um unser Mitleid zu
erregen. Unter diesen Unglücklichen gab es solche, deren Extremitäten
bis auf Stummel der schrecklichen Krankheit zum Opfer gefallen
waren. Kein Mittel vermochte es bisher derselben Einhalt zu thun.
doch sollen vermögende Leute durch Uebersiedlung in andere
Gegenden einen Stillstand des Processes erzielt haben. Ansonsten
sind die Leprosen wie anderwärts von dem übrigen Volke gemieden
und führen ein verachtetes elendes Dasein. In der östlichen Vor-
stadt von Canton besteht ein geräumiges Asyl für solche Kranke.
Am 27. December 1887 früh verliess die „Aurora^' ihren
Ankerplatz vor Bamboo town, steuerte flussabwärts durch die
bocca tigris und nahm sodann Curs auf Macao.
Schon Nachmittags um 5 Uhr ankerten wir nördlich dieser
Stadt in der bedeutenden Entfernung von 8 Seemeilen, in der Tiefe
von 6 Faden. Von da steigt der Meeresboden sehr allmählich an;
um ganz Macao auf einen grossen Umkreis ist eine Sandbank vor-
handen, welche nunmehr nur seicht gehenden Schiffen den Zugang
gestattet. Noch vor 100 Jahren soll genügend Wasser gewesen sein
und Macao verdankt dieser ungünstigen Wendung seinen stetig
fortschreitenden unaufhaltsamen Verfall.
So lang das Innere China's den Fremden ganz vei*schlossen
war, kamen Seide, Thee und andere geschätzte Exportartikel (bei-
spielsweise Moschus, welcher kostbare Stoff heute über Shanghai
exportirt w4rd) auf dem Landwege aus den Centren des Reiches
auf den Flüssen und Canälen über Canton nach Macao.
Auch zwei andere Factoren beschleunigten den Ruin Macao s.
Seitdem der .,Sohn des Oceans*" Yangtse-kiang bis Hankau frei-
gegeben ist, die vielen Dampfer direct den Thee daselbst holen.
Shanghai unweit dessen Mündung mächtig und gross erstanden ist,
anderseits aber Hongkong die Zwischenstation und Vermittlerin
China's mit dem Welthandel geworden ist, geht Canton. was den
directen Export betrifft, bedeutend zurück, verkehrt nur noch
mit Hongkong direct und Macao ist fast ausgefallen als Bindeglied
genannter Kette.
Als guter Hafen war Macao seit alten Zeiten bekannt und
die Portugiesen, welche schon früher verschiedene Häfen China's
(z. B. Amoy, Ningpo u. a.) besucht hatten, etablirten sich hier im
Jahre L557. Seither blühte der Handel mit China, insbesondere
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475
im 17. Jahrhunderte war er sehr rege, nachdem die kühnen Por-
tugiesen das von Piraten bloekirte Canton entsetzt hatten. Aber
auch andere Compagnien, als : die ostindisch-englische und die ost-
indisch-hoUändische, gründeten hier Faktoreien.
Die Chinesen hielten hier ein Zollhaus, behoben jährlich eine
Abgabe von 500 Taels und bewachten Macao sehr vorsichtig, damit
es ja nicht die natürliche Grenze überschreite. Zu solchem Zwecke
errichteten sie auf ihrer Seite einige Forts, wogegen sich die Stadt
durch eine Mauer gegen die EinfiUle der Chinesen schützte.
Im Jahre 1848 weigerte sich der Gouverneur Ferreira do
Amaral diese Abgabe zu entrichten und vertrieb die chinesischen
Zollwächter. Diese Entschlossenheit büsste er mit seinem Leben,
denn er wurde 1849 bei dem Thore Porta do Cerco an der Grenze
ermordet und sein Kopf nach Canton gebracht.
Macao wi^re in flüchtigen Zügen in folgender Weise beschrieben :
Es ist eine felsige, rechtwinklig gebogene Landzunge, welche
vermittelst eines sandigen Isthmus mit der Insel Heang-shan zu-
sammenhängt Dieser Gestaltung entsprechen auch zwei Hügelketten,
eine von Nord nach Süd, die andere von Ost nach West laufend,
welche zusammenstossend genannten Winkel mit bilden und die
Erstreckung der Stadt andeuten. Mehrere Forts krönen die äussersten
Ausläufer dieser Hügelreihen. Im Westen Nillan mit der Hermitage
der Nra Sra do Penha, im Osten Charil mit der Hermitage Nra
Sra do Guia, in deren Nähe seit 1873 das geschmackvoll gebaute
Militärspital auf einem Vorsprunge gelegen, ein bemerkenswerthes
Object darstellt. Im Westen der Stadt ist der eigentliche Haien für
kleine Kriegsschiffe, die regelmässigen Dampfer und die Junken.
Am südlichen Ufer erstreckt sich die schöne Praya mit freundlichen
grossen Häusern und Palästen. Der südliche Hafen, nur für Boote
zu erreichen, wird von zwei seitlichen Forts vertheidigt, links
Nra Sra do Bomparto, rechts S. Franzisco. Die Stadt nimmt die
Abhänge und die Höhen der Hügel ein, auch erstreckt sie sich
hinüber auf das sandige Terrain, den strittigen Isthmus und zwar
stehen hier neue Gebäude und industrielle Unternehmungen. Eine
gemischte Commission, hiess es zur Zeit unserer Anwesenheit soll
entscheiden, wie weit die Portugiesen Herren auch dieses Ter-
rains seien.
Auf den unbefangenen Besucher Macao's macht es soforl den
Eindruck, dass die Ebene erst später, in der Entwicklung der Colonie
mit zur Stadt bezogen wurde. Versuche der Chinesen, die Ansiedler
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47 ß
hinter ihre Mauern zu treiben, waren tapfer abgewiesen worden
und so behaupten die Portugiesen noch heute den annectirten
Theil der sandigen Landenge. Vom früher so glänzenden Handel
Macao's besteht ein mittelmässiger Export von Thee und ätherischen
Gelen, das Opiumgeschäft soll gar nicht der Rede werth sein; dagegen
arlxiiLen einige Seidenspinnereien. Der ehemalige schimpfliche Sclaven-
handel. die Verschiffung von Kuli's nach Amerika, hat aufgehört
und damit eine der Goldgruben für Macao. Die Population beträgt
an 70.000 Köpfe, worunter die Portugiesen und ihre Mischlinge etwa
niMJO ausmachen, die fremden Residenten scheinen nicht einmal
die Anzahl von 100 zu erreichen und der Rest sind Chinesen.
Macao macht nicht den Eindruck einer sehr belebten geschäf-
tigen Stadt; es bestehen regelmässige Dampferverbindungen mit
Hongkong (Distanz 40.5 Seemeilen) und mit Canton (80 Meilen).
In landschaftlicher Beziehung kann man die Lage der Stadt als
anzieliend bezeichnen. Auch sein Klima, die frischere Luft lockt
von Hongkong zahlreiche Personen hieher, welche der Erholung
bedürfen. Die zumeist alten Häuser mit ihrer seltsamen Bauart
und ihren Jalousien dünken uns so fremdartig, zumal wir von
Hongkong kommen, wo der tropischen Sonne Rechnung getragen
wird, die Häuser in allen Stockwerken von breiten und schattigen
Oinigen umgeben sind, die mit weiten Rundbögen nach Aussen münden
Die engen oft steilen Gassen Macao's lassen uns vielmehr an
eine südeuropäische Hafenstadt denken und die Phantasie versetzt
uns nach Spanien, wenn wir der Frauen gewahr werden, die in
schwarze Schleier gehüllt fast nur auf die Gasse kommen, um in
(M^ Kirche zu gehen. Die Portugiesen von Macao sind längst keine
Europäer mehr, ihre Väter waren durch die Tropensonne schwarz
gebrannt, und durch zahlreiche" Vermischungen entstanden dann so
vit'Hltche Schattirungen, dass wir Noth haben, die Lusitanier von
rf'inem Blute zu entdecken. Bemerkenswert ist es, dass die Spanier,
iihvr noch mehr die Portugiesen, die Fähigkeit haben, sich rasch
in Iropischea Ländern zu acclimatisiren; ihre Nachkommen assimi-
lireti sich und verschmelzen daher sehr leicht mit den eingeborenen
VTilkerschaften. Die christlichen Nachkommen der einstigen Por-
tu^iet^en auf den Molucceninseln, orang sirani, dürften von diesen
iln-en Vorfahren nur den Glauben und einige wenige verderbte
piirtugiesische Worte geerbt haben.
Wir kamen eines Morgens mit der Dampfbarkasse nach Macao
und legten im westlichen Hafen an. Alte Chinesenhäuser, verfallene
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Gebäude und Mauern bilden die Front gegen die See. Hier, in der
Nähe des Anlegeplatzes der Dampfer, liegt auch der alte Makok-
tempel, eigentlich ein Conglomerat von mehreren unanselmlichen
Tempelchen, welche auf Terrassen «über einander gelegen, mit Treppen
verbunden sind. Hohe Felswände mit riesengrossen chinesischen
Charakteren bemalt, überragen den Tempelhain und verieÜM^n der
Stätte, wo der Schutzgeist der Stadt verehrt wird, etwas TheatT';iÜKt!h-
Phantastisches.
Unweit davon geleitet eine gute breite Strasse bergauf znr
eigentlichen Portugiesenstadt Eine Kaserne, später eine Anzahl
Kirchen- und Klostergebäude liegen auf dieser Stadtseite^ Oben
angelangt, bewundern wir die imposante Fapade der im Jahre 1 835
abgebrannten Jesuitenkirche, welche den Gipfel einnimmt. Als Zf iigen
des Verfalles ringsum vielerlei Ruinen und Schutt
Am meisten trieb es uns den sogenannten CamoeBf^arten
mit dem Denkmale des Dichters zu besuchen. Luiz de Camot^ns,
auch Camoes, dichtete hier in der Verbannung sein grosse:^ Epos
>0s Lusiados«. Der Garten liegt auf einer vorspringenden Ita^irion
und bietet schöne Blicke nach Nord und Ost. In einer natüi liehen
Nische zwischen zwei Felsen — darum früher auch die CauiHön^-
grotte genannt — steht auf einem Steinsockel die broncene Huste
des grossen, so unglücklichen Dichters Lusitaniens. In früherer
Zeit hatte man eine Art Capelle darüber errichtet und find« i lich
solche in den Reisewerken der 60er Jahre noch abgebildet. Diese
unschöne Beigabe wurde später entfernt Nun stehen neben dem
Denkmale, dessen Sockel Citate aus dem genannten Nation ah'poi^
trägt, mehrere Marmorplatten, worauf Theile der Lusiade in [Mtei-
nischer, italienischer, spanischer, französischer und englischer l *"l>er-
setzung wiedergegeben sind. Rührend ist die Sorgfalt, mit wrlelier
die ganze Anlage- gepflegt und gehalten wird, auch befind 1+4 rtich
stets ein Posten in der Nähe, um die geschmacklosen und ülier-
flüssigen Verunzierungen von Seilen der Touristen energisch zu
verhindern.
Macao und der Begrifl Spielbank sind mit einander so verknüplt
dass man sich das Erstere ohne die Letztere gar nicht voi-liik'n
kann. Die Stadt war stets wegen der vielen Spielbanken berÜLJili^i.
Auch jetzt bestehen solche Fantan genannt, von der Regien mj^ j^e-
stattet, welche hohe Steuern daraus zieht Mit solchen, hei.-st us,
werden nun die Kosten der Colonie bestritten. Wer jedoch SipIpI-
höUen wie in Monte Carlo u. dgl. hier zu finden glaubt, wii d si<".li
Mitth. d. k. k. Geogi. Ges 1889. 8 u. ]» 32
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478
bedeutend täuschen, denn wie die zu Macao üblichen Lasterhöhlen
berühmt werden konnten, ist heute nicht mehr gut zu erklären.
Wir widmeten dem Besuche eines Fantan ein halbes Stündchen.
Es ist das eine dunkle Spelunke, welche ein wenig Licht von oben her
erhält. Im ersten Stocke befindet sich genau über dem Spieltische
eine Gallerie, welche niedrig ringsum läuft, so dass man die Vogel-
perspective der Spielhölle inne hat. Wir placirten uns oben und
verfolgten das Spiel einige Zeit. Es waren nur Chinesen, die hier
spielten und zwar wird von Morgens bis Abends gespielt. Zwei
Mann sind unmittelbar beim Spiele beschäftigt, einer als Cassier,
der andere als Croupier, Das Spiel ging folgender Weise vor sich:
Der Croupier ijimmt eine Handvoll blanker Cash (chinesifiche
Scheidemünze) aus einer Menge heraus, legt sie vor sich hin auf
den Tisch und deckt sie mit einer Schale zu. Damit ist eine Zahl
geworfen, ähnlich wie beim Roulette oder anderen Spielen.
Nun setzen die Spieler ihre Einsätze auf die vier eventuellen
Fälle, auf die Zahlen 0, 1, 2 und 3, welche durch die vier Seiten
einer quadratischen Platte dargestellt sind. Der Cassier markirt daran
die verschiedenen Spieler; ausserdem liegt vor ihm eine Anzahl
numerirter Plättchen, je eines für jeden Spieler, worauf die Ein-
sät::e geleo:t werden.
Gewöhnlich spielt man eine Serie durch und um bei kleinen
Einsätzen das lästige Ein- und Auszahlen zu vermeiden, wird auf
jedem Plättchen der Gewinn oder Verlust markirt.
Wenn also gesetzt ist (le jeu fait) nimmt der Croupier die
bedeckende Schale von dem Münzenhaufen weg und beginnt letzteren
abzuzählen.
Er zählt vorsichtig 4 zu 4 Stück, indem er mit einem Stäbchen
jede Münze (sie sind durchlocht und leicht zu fassen) langsam weg-
schiebt. War die ursprüngliche Anzahl durch 4 theilbar, bleibt kein
Rest übrig. Dies ist die erste Möglichkeit. Wenn untheilbar durch 4
können als Rest verbleiben: 1, 2 oder 3, das sind die andern
Möglichkeiten; z. B. er hatte öO Cash genommen, dann restirt 2;
diejenigen Spieler, welche auf 2 gesetzt haben, gewinnen den Ein-
satz und den dreifachen Betrag desselben. Dagegen verlieren, die
auf 0, 1 oder 3 setzten.
Verschämte Spieler sitzen auf der Gallerie und lassen ihre
Einsätze dem Cassier in kleinen Körbchen in die Hand gleiten.
Der Chinese ist ein fertiger Spieler, er gewinnt oder verliert
ruhig, ohne ein Wort eu sprechen. Das Spiel geht lautlos mechanisch
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47fJ
vor sich, ich sah nur eine geringe Regung, wenn der Ca*isier etwas
mehr Gewinnste auszuzahlen hatte und dieselben den (fewinnt^nden
barsch .hinwarf. Als Einsätze gelten ausser Geld noch Uli reu,
Pretiosen, welche ein Schatzmeister in einer dunklen Ecke pilieitfe
abwog und taxirte. Ausgezahlt wurde auch in Päckchen gehackten
Silbers, das als Scheidemünze gilt.
Um eine Uebersicht von Macao zu gewinnen, bestiegen wir
ein verlassenes Fort in der Nähe des erwähnten Militärspitules im
Osten der Stadt
Der westliche Hafen bleibt gedeckt durch die parallel lautende
Hügelkette. Vor uns erstreckt sich die lange schöne Prayu. Inmitten
schöner Gärten steigt die Stadt gegen die Anhöhen hinan, deren
einzelne Kuppen mit Forts besetzt, uns flüchtig unser liebliches
Salzburg in Erinnerung rufen. Gegen Norden und Osten brandet
das Meer an den schroff abfallenden Felswänden, kahle felsige Ei-
lande und die unwirthliche chinesische Küste begrenzen d^Ti Hori-
zont. Der höchste Punkt der Landzunge ist das schon er will inte
östliche Fort Guia, wo sich auch der Leuchtthurm befindet.
Müde vom Umhergehen, fielen wir auf der Praya in Hinket^s
Hotel ein und wurden durch ein vorzügliches Frühstück, wie seilen sa
gut in Ostasien, angenehm überrascht. Dies setzte dem j^ehmgeuen
Ausfluge nach Macao die Krone auf.
Die Rückfahrt von Macao vollzog sich bei stark bewegter See
und gebadet langten wir an, recht froh die Planken der »Anrnra^
welche für uns Alles, unser Heim bedeutete, wieder unter rlen
Füssen zu haben.
Vor Macao schlössen wir das Jahr 1887. Wenn uir uns
dasselbe in Erinnerung zurüclcrufen, gewahren wir ein buntem
wechselvolles Bild mit viel Gesehenem und Erlebtem. Nur cini^^e
wenige traurige Tage, dafür recht viele heitere setzten eine ?^olche
Spanne Zeit im menschlichen Leben zusammen und doeh hallen
wir »in derselben so viel .erlebt und gesehen, dass ein Menschen-
leben langsam davon zu zehren vermag. Vieles nur fluch ti;^ erlassi,
in unserer Erinnerung etwas verschwommen erscheinend, wird \^on
den farbenprächtigeren Bildern in den Hintergrund gedrrui.^^t Der
Mensch ist im Allgemeinen unersättlich; doch Alles kann er nicht
sehen und so trösteten auch wir uns mit dem Geditnkoii, des
Herrlichen so viel gesehen zu haben, wie es den meisten Sterblichen
nicht gegönnt ist und mit reichlichen Erfahrungen aui^geslallet,
wieder heim zu kehren.
32*
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ISO
Dies war auch ungefähr der Inhalt der Ansprache, welche
(lec Schiffscommandant am Sylvesterahende an uns richtete. Alle
im heitern Kreise versammelt, gedachten des vergangenen Jahres,
aber umsomehr der theuern Angehörigen, von denen wir nun
schon 17 lange Monate getrennt waren.
Heiter war auch unsere Mannschaft. Eine Deputation von
T -nterofficieren recht launig maskirt, präsent irte sich um Mitternacht.
Da;5 scheidende Jahr 1887 w^ar dargestellt durch einen, sehr ver-
ktmimenen Schnapsbruder, w^elcher soeben als unterstandslos ein-
gfüzügen, festgesetzt worden war.
Da gab es einen feschen Infanterie- Corporal mit seiner Ge-
liebten, einer drallen ungarischen Dirne, welche unerschrocken sechs
(ilas Champagner in ihren zarten Rachen goss.
Zum Ueberfluss wollte ein struppiger Kapuziner eine Straf-
predigt halten, welchem Unheil dadurch vorgebeugt w^urde, dass der
Redselige einen wahren Ocean von Champagner schlucken nfusste.
schliesslich gerührt und kampfunfähig den Platz verhess.
Als wir schlafen gingen, war für den Westen, für unsere
Lieben daheim auch schon der Sylvesterabend angebrochen.
Am 2. Jännet 1888 verliessen wir Macao mit dem Curse nach
Süden.
Geographische Literatur.
Europa.
Carlo Dr. Marchesetti, Ricerche preistoriche nelle caverne di S.
Canziano presso Trieste. (Separatabzug aus Bol. della Societa
Adriatica di Science naturali in Trieste Vol. XI. 1889.)
Enthält eine streng wissenschaftliche Schilderung der in den letzten
Jahren durch verschiedene Forscher berühmt gewordenen Grotten von S. Canzian
insbesondere aber der Grotte von Tominz, der grössten unter denselben, welche
dem Verfasser reiches Material zu seinen Untersuchungen lieferte. Die Vor-
hii^lortschen Funde in derselben waren ganz bedeutend und durch ihreMannig-
faltiifkeit sehr interessant. Zwei lithographirte Tafeln dienen 'dem Leser als
Beheil beim Studium der kleinen werth vollen Druckschrift.
Geleich.
Prof. G. Gelcich, Storia documentata della marinerezza bocchese.
Ragusa 1889.
Die Marinerezza Bocchese ist heutzutage als Körperschaft nur mehr
<;ine Art Schützencorps oder eine Art Nationalgarde, die während emer Woche
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^ii^
4SI
im Jahre zur Verherrlichung eines Volksheftes in Cattaro zusammentritt unt]
durch ihre bunte malerische Kleidung und durch WafTenluxus, dann durch den
eigenthümlichen Triphontanz den sie aufführt, jedem Fremden, der dem Feste
(27. Jänner, 2. und 3. Februar, dann am ersten Sonntage nach dem 3. Februar)
einmal zugesehen hat, gewiss ewig in Erinnerunjr bleibt.
Aber es war nicht immer so In früheren Jahrhunderten war die
Marinerezza eine angesehene Innung von Seeleuten, welche auf die wirth-
schaftliche Entwicklung des Landes, auf den Schiffbau, auf das Seewesen
der Bocche und sogar auf die Vertheidigungsfähigkeit sehr bedeutenden Einllass
ausübte.
In Anbetracht ihres gemeinnützigen Wirkens genoss sie auch viele
Privilegien u. a. auch dasjenige, in der Zeit vom 27. Jänner bis 5. Februar
die Stadtschlüssel und die Stadtfahne in Verwahrung zu nehmen, Gefangene
zu befreien u. s w. Auith gegenwärtig, wo sie. wie gesagt, nur mehr eme
historische Reminiscenz bildet, geniesst die Marinerezza Boc»*hese den aller-
höchsten Schutz unsereb gnädigen Monarchen, welcher derselben ni( ht nur
pecuniäre Unterstützungen zustellt, sondern auch die Genehmigung ertheilte,
die kaiserliche Flagge führen zu dürfen.
In der oben angezeigten Druckschrift werden nun die verschiedenen
Phasen der Marinerezza von ihrem Entstehen bis zum heutigen Tage und ihre
ehemalige volkswirthschafthehe Bedeutung beleuchtet. Der Drucks hrift mmi
die alten Statuten der Marinerezza und andere Documente beigegeben.
Gtlcich.
Dr. F. Tomasin, Die Volks.stämme im Gebiete von Triest uml in
Istrien. (XIX. Jahresbericht über die deutsche Staats-Oberrral-
schule in Triest). Triest 1889.
Eine gedrängte Schrift in welcher uns der Verfasser bündige Nachrichten
über die Ureinwohner Tstriens, über die ersten Colonisten und über die Ein-
wanderungen im Mittelalter und Neuzeit gibt. Ueber jeden der jetzt in Istrien
und Triest wohnenden Stämme finden wir knappe Daten über Culturzu stand
und Lebensweise, über geographische Verbreitung und auch über Kleidung»
Aussprache, Dialecte u. s. w. Den Schluss bildet eine übersichtliche Darstellung
der ethnographischen Verhältnisse von Triest im Verlauf der successiveii Ge-
staltung dieser Stadt zum Seehandelsemporium der Monarchie.
In der jetzigen Zeit, wo von Nationalität und Muttersprache so viel-
fa.-h die Rede ist. dürfte die Drucksclirift des Herrn Tomasin ein willkommener
Orientirungsbebelf für alle diejenigen bilden, die sich um die einschlägigen
Verhältnisse Istriens interessiren. Die Kürze, mit welcher der Stoff behandelt
wurde, muss in diesem Falle als ein Vorzug der Brochure bezeichnet w( rden.
umsomehr als es der Verfasser verstanden hat. alles wichtige aufzunehmen
und alles überflüssige sorgsam fernzuhalten. Dadurch ist eben die I ruck-
schrilt jedem Gebildeten, auch jenen, die sonst an ethnographischen Frjigen
kein Vergnügen finden, zugänglirh gemacht. Eine genügende Verbreitung der-
selben dürfte viele Irrthümer, die in den heutigen bewegten Zeiten die Ueber*
band zu gewinnen scheinen, beseitigen.
Gelacht
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482
Asien.
Charles Marvin. The Region of the Eternal Fire. Populär Edition.
London, Allen 1888.
Nicht mit Unrecht führt Marvin's Beschreibung der kaspisehen Pctroletim-
region einen romantischen Titel, denn voll Romantik ist die Gesdiichte Haku^s
von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart Mit dem hellen Schein der ewigen
Feuer von Apscheron, der schon vor Jahrtausenden die Aufmerksamkeit der
Schiffer auf dem Kaspi und der zu Lande vorüberziehenden Karawanen errege,
beginnt sie, mit einem Stück modernster Romantik, der Gesebkhte iles
..Petroleumkönigs' Ludwig Nobel endet sie. Noch vor anderthalb Jnhr?.ehnlpn
war Baku eine schläfrige halbpersische Stadt, heute ist es die ra&eh auf-
blühende Capitale des kaspisehen Beckens : der Glanz historischer Erinnerunj^en
tritt zurück gegenüber den Hoffnungen auf die Zukunft. Marvin'3 Schilderung
der ^Region des ewigen Feuers" ist ein lehrreiches Capitel Cullurgeographie
in anziehendster Form.
Die Landschaft um Baku bezeichnet das reichste VorkoiriTiien iimerhalh
jener grossen südrussischen Petroleumzone, welche von der Halbinsel Tanian
am Azow'schen Meere bis in die transkaspischen Steppen hineinreicläl. Man
könnte sie als jungtertiäres Petroleumgebiet der paläozoischen Erdalregion an
der Wolga und den meist cretacisch-alt tertiären Vorkommen Galiziena ge^n-
überstellen Weniger klar sind die Altersverhältnisse der erdölführ^^nden Scliichlen
der Zagrosketten des westlichen Persien, die wohl auch zum L^rössten Theile
dem Miocän zufallen, zum Theile aber dem* Eocän angehören dOrfteii. Ist
unser Wissen in Bezug auf die Stratigraphie des kaspisehen Petioleunigebietejs
schon recht mangelhaft, so gilt dies noch viel mehr von den tektonischeu
Verhältnissen. Sjögren hat für die transkaspischen Naphthaorte XeRaiiaja-Gora
und Buja-Dagh die Lage auf antiklinalen Wölbungen sicher narh gewiesen, für
den District von Baku ist dieses Verhalten nur wahrscheinlich Bisher haben
die Erfahrungen im Oelgebiete von Apscheron den Geologen g^uAU so viele
Ueberraschungen bereitet, wie den Laien. Abicli hatte vorausgesagt, dass man
unter 60 — 70 Fuss auf kein Petroleum mehr stossen würde. Trautschold halte
diese Grenze um etwa hundert Fuss tiefer gerückt. Man bohrte IroLzdem weiter
und man fand gerade in grossen Tiefen Gel in vorzüghchcr Güte und in
staunenerregender Menge. Auch MendelejefTs Besuch in Bakn blieb ohne
praktische Folgen. Wir verdanken ihm eine geistvolle Theorie über den I5rsprung
des Petroleums, aber keinen Fortschritt im Verständnis der Baku'er Üelregion
Kein Wunder, dass man in Baku gegen die Geologie ein wenig: miöstrauisch
geworden ist, nur die Brüder Nobel führen ein genaues geologisches Befuiid-
protocoU. im Üebrigen haben sich die Praktiker die Sache nach ihrer Art
zurechtgelegt — veranlasst in erster Linie durch die weitgehenden Abweichungen
von den amerikanischen Verhältnissen. Bis 1887 hatte in Baku noch keine
Bohrung 1000 englische Fuss erreicht. In Baku hofft man auf Gel, sobald man
H)0 Fuss niedergestossen hat — in Amerika gibt man die Hoffnung nodi nidit
auf, wenn eine Bohrung von 10(H) Fuss erfolglos war. Sehr sonderbar ist in
Baku die anscheinend vollständige gegenseitige UnabhäDgigkeit benachbarter
Bohrlöcher. So gaben zu Strichow vier Brunnen von den Tiefen 2b\K ^jGO, *J80
und 350 Fuss Gel, trotzdem sie nur wenige Ellen von einander entfernt waren.
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Mirsoeff stiess zu Surachani einen Bohrschacht nieder, der <^rsl in 700 Fusa
Oel lieferte, knapp nebenan war eine Gruppe von BrunEion ia I')0 Fuss
produrtiv.
Die grosse Druschba-Fontäne , ein wahrer Oelvulcan. förderle durch
mehrere Tage mehr Oel als alle 25000 Brunnen Nord-AmtTika's xusamwien,
die übrigen Brunnen in Balachani blieben unbeeinflusst. Am f». OcLober IBiW
begann bei einer Bohrtiefe von 714 Fuss ein Brunnen auf dem sürllich von
Baku gelegenen Schurfgebiet Tagieff's zu spielen. Die Oelfontänr* stieg 224 Fuss
hoch in die Luft und die Strassen und Bauten der fünf Werst cntfcriit*iTi Stadt
wurden mit Oel und Sand Oberschüttet. Das sttindlich ausgeworfen* Quantum
betrug anfänglich 5(X) Tonnen, die Tagesförderung an den ersten *lrei TagMi
wurde auf je öOOO— 6000 Tonnen geschätzt, am 8. Tage lieferte der Spring-
quell gar li.OOO Tonnen. Das ganze Gebiet der TagiefTschen Werke w:ir mit
Petroleum bedeckt. Es bildete sich ein See, der am fünften Tage in dAtJ Meer
abzufliessen begann. Im Jahre 1887 wurden zwei neue Errlölsprin^brunn^n
erbohrt, einer unweit von dem TagiefTschen, ein zweiter in Balachanit der
anfangs 7—8000 Tonnen tätlich lieferte Damit waren die StiniTneu zuni
Schweigen gebracht, die schon nach der Entstehung der Dnjsthba-FoJilätje der
Herrlichkeit von Baku ein rasches Ende prophezeit hatten, tni Ganzen und
Grossen kann man die in Baku heute gangbare Ansicht ülmr die Natur der
ölführenden Ablagerungen billigen. Der ölführende Horizont hatie einen i-ellu*
lären Chai akter, die Trennung der einzelnen Räume sei durch Dislocatiorien
bedingt. Freilich wird man sich unter den Oelräumen nicht unterirdjsrhi* Seen
vorzustellen haben und ebensowenig wird man die Dislocatirinen mit vul-
canischen Ereignissen zusammenbringen. Hjalmar Sjögren wird uns über diese
Verhältnisse auf Grund der Noberschen Erfahrungen in hofTenllieh iiieht zu
femer Zeit Aufschlüsse geben.
Das Oel von Baku ist übrigens auch in qualitativer Hinsicht von dem
amerikanischen verschieden, es repräsentirt dem letzteren, genen^llen Typus
gegenüber einen Ausnahmsfall. Aus der folgenden Engler. heziehungsweise
Höfer entlehnten Tabelle gehen die wesentlichsten Unterschiet«' hervitr,
Pennsylvanien Baku
Procente von
leichtflüchtigen Oelen 10-2'> 5-10,(1
Leuchtöl 60-75 32-53,5
Rückständen 5—10 36— «0
Die Naphthafelder Baku's sind seit mehr als zwei JahrtjiuHMnrlen bekannt,
seit den Zeiten Massudi's und Marco Pol o's werden sie ausgebiuUL Wie k<>mrnt
es nun, dass trotz der Beichthümer von Apscheron das amfnkanischr Erdöl
rasch nach seiner Entdeckung die Welt erobern konnte, uüd dass die Er-
schliessung Baku's für den Weltmarkt kaum ein Dutzend Jnhre alt istV Die
Lösung des Räthsels ist ebenso einfach als instructiv. In Baku slautlen dm
Transportmittel stets in einem grellen Missverhältnis zur Prodii^amtL Dass das
auch heute bis zu einem gewissen Grade noch der Fall ist^ j:^el]t auj? einem
Vergleiche zwischen den Zahlen hervor, die den AntheÜ l^aku's an der
Petroleumproduction der ganzen Erde, einerseits der Menge, ünderersrits tknn
Werthe nach angeben. Wir entnehmen dieselben dem ausge?.eichtieteii liurhe
Hans Höfer's (das Erdöl u s. Verwandten. Braunschweig 18SKi.
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4
484
1878 1885
Rohölproduction der ganzen Erde in Millionen Barrel
(1 Barrel = 42 Gallonen = 159 Liter). 18V, 36Va
Rohölproduction in den vereinigten Staaten 15'4 21 '8
„ „ Apscheron 2*4 13
Binnen sieben Jahren hat sich also die Rohölproduction der Erde
naltexu verdoppelt, hiezu trug besonders der Aufschwung Baku's bei. Trotz
der geringeren Ergiebigkeit des kaspischen Oels an Leuchtöl bleibt das Ver-
hältnis zwischen Amerika und Apscheron auch für die Leuchtölerzeugung ein
ähnliches:
1878 1885
Leuchtölproduct, der ganzen Erde in Mill. Barrel. 12,8 21,3
„ „ Vereinigten Staaten 11,5 16,4
„ „ Apscheron 0,7 3,9
Ein ganz anderes Bild erhalten wir, wenn wir die Petroleumproduction
Nordamerika's und Russlands nach ihrem finanziellen Werthe vergleichen.
Gesammtwerth der Rohölproduction d. Erde 1885 in
MiUion Reichsmark 102,3
Nordamerika 81,0
Russland 9,0
Unter diesem Gesichtspunkte werden uns manche wirthschaftliche
Eigenthiimlichkeiten der Petroleumindustrie Baku's verständlich. Der erste
Springquell im JuU 1873 bewirkte einen Preissturz von 45 auf 5 Kopeken für
das Pud Rohöl. Seither hat sich dieser Preis nie mehr über zehn Kopeken
erhöhen, und zu Zeiten war das Rohöl thatsächlich werthlos. So konnte es
ges^'hehen, dass die Druschba-Fontäne den finanziellen Ruin ihres Besitzers
bewirkte. Ein amerikanischer Ingenieur sagte Marvin an der Druschbaquelle:
„In Pennsylvanien würde diese Quelle die im Tage mehr liefert, als alle
Brunnen Amerika's zusammen, den Besitzer zum reichen Manne gemacht
haben. Hier fliesst täglich Oel im Werth von 5000 Pfund Sterling aus der
Fontäne und das hat den Eigenthümer bankerott gemacht." Es fehlte an
Behältern, um das Oel aufzubewahren und so verlief sich der grösste Theil
desselben ungenützt. Die Ersatzkosten für den an dem umliegenden fremden
Grund angerichteten Schaden überstiegen die finanziellen Kräfte des Besitzers.
Bis 1872 war die Gewinnung des Erdöls in Baku Monopol. 1872 wurde
dieselbe frei erklärt, aber Landpacht und Fabrikationsaccise eingehoben. Seit
187 7 ist auch diese Beschränkung hinweggefallen und seither datirt der
gewaltige Aufschwung Baku's. Die Russen lassen mit 1877 die NobeFsche
Periode der Geschichte Baku's beginnen. Robert und Ludwig Nobel, Leute vom
Sch];ige der Stephenson, haben Baku zu dem gemacht, was es heute bedeutet.
Sie haben damit begonnen, das Oel durch Röhrenleitungen von den Quellen
za Balachani hinab zu den Raffinerien und zum Petroleumhafen in der
soh^viirzen Stadt zu bringen, sie haben die Bohrtechnik in Baku auf die Höhe
der nmerikanischen gehoben. Die Firma verfügt auf dem Kaspi über eine
Flotte von Cisternenschiffen und tausende von Cisternen wagen der Brüder
Nobel rollen zwischen Baku und Batum und auf allen Bahnen des russischen
Reiches. Vor der Eröffnung der transkaukasischen Eisenbahn war Baku vom
Well verkehr abgeschlossen, sobald die Wolga zufror — die lirüder Nobel schüfen
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^W""^^
485
deshalb ihre Petroleum depots über ganz Russland. Heute sind Libau und
Batum Petroleumausfuhrhäfen ersten Ranges und mit dem nächsten Frühjahre
soll eine neue Schranke fallen. Bisher hatte der Surampass der Leistungs-
fähigkeit der transkaukasischen Eisenbahn für den Oeltransport eine bestimmle
Grenxe gesetzt, im nächsten Mai soll der Suramtunnel dem Verkehr übergebt; ti
werden. Marvin's durch Inhalt und Form gleich ausgezeichnetes Buch widmet
Ausblicken in die Zukunft einen beträchtlichen Raum.
Wir können dem Verfasser auf das Gebiet politischer Betrachtungen
nicht folgen, es sei aber als einer der sympathischsten Züge des Werkes
hervorgehoben, dass den Verfasser sein glühender englischer Patriotismus nicht
hindert, fremde Grösse voll und ganz anzuerkennen. A. Bodler.
Allgemeines.
Ferdinand Hirt's geographische Bildertafeln. Eine Er-
gänzung zu den Lehrbüchern der Geographie u. s. w. Heraus-
gegeben von Alwin Oppel (Bremen) und Afnold Ludwig in Leipzig.
Ferdinand Hirt's königL Universitäts- und Verlagsbuchhandlung,
Breslau.
Auf dem diesjährigen deutschen Geographen tage zu Berlin wurde neuer-
lich der dringende Wunsch von autoritativer Seite ausgesprochen: nach
thunlichster Ausbreitung des Anschauungs-Unterrichtes zum Zwecke der Ver-
tiefung des geographischen Unterrichtes in den Volks- und höheren Le^hr-
anstalten. Die von einzelnen tüchtigen Verlegern bisher herausgegebenen
Wandtafeln umfassen grösstentheils nur einzelne Landschaften und Racentypen ;
der angewendete kostspielige Farbendruck und durch diesen begründete hoho
Preis machte sie überdies nur reicher dotirten Schulen zugänglich. Für ilie
Lehrer an Volksschulen und in Familien, welche das Bedürfnis empfinden,
ihre Vorträge durch landschaftliche und ethnographische Illustrationen zn
unterstützen, fehlte es bisher an guten und zugleich billigen derartigen
Werken.
Diese Erfahrung mochte den feinfühligen Herausgeber der populär j^e-
wordenen trefflichen Seidlitz'schen Geographie bewogen haben, die beruh i'le
empfindliche Lücke in den Lehrmitteln für Geographie und Völkerkunde dxirrh
seine > Geographischen Bildertafeln« auszufüllen.
Zur Ausführung des umfassenden, sorgfältig erwogenen Planes versUind
es der Verleger ausser den beiden, im Titel genannten tüchtigen Heraus^ebej-n
eine Reihe hervorragender Fachmänner, wie Schlagin tweit, Akademiker Radi off,
Prof, Sachau, Dr. Kan (Antwerpen) u. A. zu gewinnen, wodurch den einzelni^n
Abtheilungen des mit grossen Geldopfern unternommenen Werkes eine reii'he
Fülle von bisher nie veröffentlichten Originalbildern und textlichen Mittheilunfren
zugeführt wurde. Neben solchen erscheinen aber auch die neuesten, selbst auf
gut ausgestatteten Schulbibliotheken selten zu treffenden Werke der geographi-
schen Weltliteratur benützt.
Alles in Allem bringen die gesammten drei Einzelbände auf 142 Taff^lu
die grosse Zahl von über 1400 Illustrationen, von welchen auf Band 1. »Allge-
meine Erdkunde« 319, Band II. »Typische Landschaften« 178, Band Hl.
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m^-'rW^^^^^'
486
»Völkerkunde« in den drei Abtheilungen : Europa 3(X», Asien und Australien 300,
Afrika und Amerika 311 Bilder, in genügend grossem Massstabe, entfallen
Ausser den allgemein gehaltenen Schilderungen, statistischen Nachweisen
u s. w. über die einzelnen Länder und Völker wird jedes einzelne Bild durch
einen sachgemässen, das Charakteristische scharf hervorhebenden Text erläutert,
was vereint mit dem sorgsam gearbeiteten Sachregister diese »geographischen
Bildertafeln« zu einem trefflich orientirenden Nachschlagbuche für Lehrer und
Haus gestaltet
Bei dem überreichen Inhalte des Werkes, insbesondere des III. Bandes,
der uns mit dem Culturleben aller Völker des Erdballs durch Veranschaulicbung
ihrer Wohnungen, Tempel, Erwerbsarten, Feste, Trachten, ISitten und Gebräuehe
bekannt macht, müssen wir darauf verzichten, hier einzelne besonders ge-
lungene Partien hervorzuheben und ebenso den Ersatz mancher weniger gut ge-
wählter Bilder durch charakteristischere bei den voraussichtlichen neuen Auflagen
zu empfehlen. In diesen wird gewiss auch das manchmal sich fühlbar machende
zu wenig oder zu viel bei einzelnen Begleittexten, auch ohne besonderen
Hinweis, von den tüchtigen Herausgebern beseitigt worden, welche, gleich dem
opferfreudigen Verleger, mit berechtigter Genugthuung auf diese glänzende
Leistung vieljährigen Bemühens und deutscher Thatkraft blicken dürfen.
Noch eines soll hier ganz besonders hervorgehoben werden, die
praktisclie Einrichtung, dass jeder einzelne der auffallend billigen, nur fünf
bis sieben Mark kostenden Bande, einzeln gekauft und verwendet werden kann.
Dies wird die Anschaffung des Gesammtwerkes und das Eindringen des geo-
graphischen Anschauungs-Unterrichtes selbst in die bescheidenste Dorfschtile
erleichfern. Somit seien »Hirfs Geographische Bildertafeln« allen Lehrern zur
Vervollständigung ihrer erdgeschichtlichen und ethnographischen Vorträge,
dann allen Jenen wärmstens empfohlen, welche für kaum nennenswerthe
Kosten ihre Hausbibliothek mit einem werthvollen Unterrichtsmittel für
Geographie und Völkerkunde bereichern wollen. F. KaniU.
L. Lewin, über Areca Catechu, Chavica Belle und das Betelkauen.
Stuttgart, Enke 1889.
Marco Polo erzählt gelegentlich der Beschreibung der einst hochbe-
. rühmten indischen Hafenstadt Kail: »Alles Volk in dieser Stadt, wie auch in
dem ganzen übrigen Indien hat die Gewohnheit, stets ein gewisses Blatt, ge-
nannt Tambul, im Munde zu führen, und es einem gewissen Brauch und
Verlangen zu genügen, ununterbrochen zu kauen und den Speichel auszuspucken,
den es erzeugt. Die Grossen, die Edelleute und der König lassen sich das
Blatt mit Kampher und anderen Wohlgerüchen zubereiten und mischen es
auch mit gebranntem Kalk. Und es hiess, dass dieser Brauch der Gesundheit
sehr zuträglich sei.« Als Vasco da Gama mit seinen Begleitern zur Audienz am
Hofe des Camorin erschien, da sahen sie einen Mann beim Throne stehen,
der eine goldene Schale mit Blättern eines »Betel genannten Baumes« in der Hand
hielt und von diesen Blättern herumreichte. Man erzählte ihnen, dass die Inder
diese Blätter kauten, um den Magen zu stärken.
Erst durch die Indienfahrten wurde im Abendlande die Sitte des Betel-
kauens weiter bekannt. Die Geschichte desselben reicht aber weit über Marco
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487
Polo und die arabischen Reisenden des Mittelalters, ja über deuBegint) unserer
Zeitrechnung zurück in die indische Vorzeit.
Das Verbreitungsgebiet des Betelkauens erstreckt sich nach Le\viti'i> Zu-
sammenstellungen auf etwa hundert Längengrade (68°— 169® ö. Gr ) uihI reicht
von 30° n. Br. bis 12* s. Br., vom Indus bis zum Yang-tse-kiang, Itis /Jir
Harafura-See und zur Torresstrasse.
Nur wenige von den kosmopolitischen Genussmitteln vermöpfen sich in
dieser Hinsicht mit dem Betel zu messen, vielleicht das Opium piif seinen
Präparaten, aber auch dies'^s steht bezüglich der Intensität seiner VerbreUung
weit hinter dem Betel zurück Die Zahl der Menschen die dem Betel f^e nasse
ergeben sind, ist mit 200 Millionen eher zu niedrig als zu hoch bessifTi^rL
Eine in das Volksleben des Orients so tief eingreifende Sitte war dalier
gewiss eingehenden Studiums würdig und es ist mit Freuden zu ln^j^rüssen,
dass Lewin seiner umsichtigen Untersuchung über Kawa nunmehr eine Mono-
graphie Ober Betel folgen lässt. In erster Linie pharmakologischen Zwecken
gewidmet, berücksichtigt dieselbe auch die sociale und die ethnographisniie
Seite des Gegenstandes in umfassender Weise, so dass das Buch auch für den
Geographen von hohem Interesse ist. Arecanuss und Betelblatt spielen iiri Volks-
leben des Ostens eine gewaltige Rolle, bei grossen Ereignissen, wie Krif^gser-
klärung und Friedensschluss, bis hinunter zu den unscheinbarsten Vorkomm-
nissen des täglichen Lebens. Zum Willkommen, wie zum Abschied wird Betel
gereicht; die Uebersendung eines Betelbissens dient dem Weibe als Liebes-
botschaft an den Geliebten, Betel opfert man den Göttern und Betel gihl man
dem Todten auf seinen Weg in's Jenseits mit. Wie man in Peru nach Cocaüa's
die Entfernungen berechnet, so dient in den Khasiehügeln die Zahl der ^^f^kautpii
Betelbissen als Wegmass.
Die Art der Zubereitung weisst mancherlei Verschiedenheiten aul. .steis
aber sind die Nuss der Arecapalme, das Blatt des Betelpfeflfers und gelftschl&r,
nicht selten aus Muscheln zubereiteter Kolk die wesentlichen BestatnUht+ile,
denen zuweilen zur Erhöhung des Genusses noch Tabak oder Catechu Jsugcsot^L
wird, seltener andre StofTe.
Lewin's auf Grund umfassender Literaturkenntnis zusammen jjeste Ute
Angaben über die verschiedenen als Catechu gangbaren Präparate, über die
Botanik und die geographische Verbreitung von Areca und Chavica etilüiehcn
sich einer auszugsweisen Wiedergabe. Die Beschreibung der Ger^ithivc haften
für das Betelkauen, vor Allem Zerkleinerungsinstrumente und Aufbewnlinini^S'
behältnisse — wird den Verwaltern ethnographischer Sammlungen will-
kommen sein.
Der wichtigste Theil der Untersuchung sind ohne Zweifel die chcnuscberi
und physiologischen Capitel, wenn dieselben auch begreiflicher Weiso zn
keinem ganz abschliessenden Resultate gelangen Der des Betelgenusiiios Un-
gewohnte verspürt zuerst eine gewürzhaft brennende Schärfe im Muudo und
ein Gefühl des Zusammengezogenseins im Rachen. Bei wiederholtem tn luis^i^
verschwindet diese Wirkung und sie wandelt sich räch dem Zeugnis nur-h
von Europäern in eine angenehme um.
Sehr charakteristisch ist der das Betelkauen begleitende Speiclipllluäs.
umsomehr als der Speichel je nach der Menge des dem Bissen hinzu^efüf^tPM
Kalkes eine gelbbraune bis blutrothe Farbe annimmt. Die vom Ausspeic^n her-
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rQliretulen Flecken trifft man in Indien auf Schritt und Tritt, auf den Strassen
Bombay 's so gut wie in den Regierungsgebäuden und Gotteshäusern Bangkoks.
Ein alter holländischer Bericht erzählt, die chinesische Provinz Quantung
zeichne sich durch drei Dinge aus : De hemel zonde sneu\r\', de boomen
allijt i^roen en d'invvonders altijt bloet spuvoend, schneelosen Himmel, immer-
grüne Bäume und blutspeiende Menschen.
Das Zahnfleisch färbt sich bei Betelkauem dunkelroth, "die Zähne werden
rotlibmiiti bis schwarz, ja jetfärbig. Letzteres gilt übrigens in Indien als ein
Reiz, weisse Zähne seien eine menschenunwürdige Aehnlichkeit mit Affen und
Hunden, Der Speichelfluss ist offenbar au^ eine Reizwirkung der Areca zurück-
zuführen, und auch die rothe Farbe des Speichels ist ausschhesshch der Areca
Zuzuschreiben, weniger klar ist die Ursache der Zahnverfärbung. Das Gebiss
selbst leidet durch langdauerndes Betelkauen in seinem Bestände, auch gesunde,
nicht ciiriöse Zähne werden locker und fallen noch vor dem mittleren Alter
aus der Alveole. Die Lippen werden verfärbt und vergrössern sich, und es ist
von äsi hetischem Interesse, wie sehr der betelkauende Mund das feine Mienen-
spiel uin die Mundwinkel einbüsst.
Ziemlich allgemein wird dem Betelgenusse die Erzeugung eines an-
gcnehinen Geschmacks und Geruchs im Munde zugeschrieben, gleichfalls eine
Wirkunpj der Arecanuss und nicht des Betelblattes.
\ Veitverbreiteter Volksglaube ist es. dass der Magen gestärkt werde,
jedenf-tils wird seine Function nicht ungünstig beeinflusst. Der Einfluss auf
das (.Zentralnervensystem unterliegt bedeutenden Verschiedenheiten, im allge-
meinen mag der Betelbissen diesbezüglich als ein sehr mildes narkotisches
Stimulans gelten — als ein sehr mildes, denn langdauernder Betelgeauss scheint
nicht wie die meisten anderen narkotischen Genussmittel nachtheilige Folgen
für ckn Körper nach zu sich ziehen. Die psychischen Folgen der Angewöhnung an
Betel j^ind freilich dieselben wie bei anderen Narkoticis. stetes Verlangen nach
dem üenusse, Schwierigkeit und ungünstiger Einfluss der Abstinenz.
.Srlion seit langer Zeit hat man nach einem physiologischen Grunde
dafür gesucht, dass ein unerklärlicher Instinct einen so grossen Theil der
Völker <les Ostens dem Betelgenuss zuführte.
Bei allen diesen Völkern spielen nicht stickstoffhaltige Nahrungsmittel
dm llauptToUe und es mag der alkalische Betelsaft als Tonicum und Adstringens
emt^m Uebermass saurer Zersetzungsproducte im Magen entgegenwirken. Lewin
schhessL sich dem Ausspruche Emerson Tennent's an, dass kaum ein auf
diesen Effect abzielendes Recept das Gewünschte besser erreichen würde, als
der Hcl^ibissen. Das Betelkauen wäre somit eine Art instioctiver Prophylaxe,
ein TTiä^^htiges Schutz- und Festigungsmittel gegen klimatische Einflüsse.
IJfir Raum gestattet es uns nicht. Lewin bei seinem Versuche die Wirkung
firr einzelnen Bestand! heile des Belelbissens zu analysiren, zu folgen. Auch
dm St hhisscapitel des Buches, die Rolle des Betels im Welthandel, ist von
j;*o graphischer Wichtigkeit. Einheimische Fürsten, und auch die holländische
ItHiulelJscompagnie auf Ceylon wussten aus Zöllen auf Arecanuss und Betel-
hlatl hi.^deutende Einkünfte zu ziehen. Lewin's Buch sei allen, die sich für
tien Gc?genstand interessiren, wärmstens empfohlen. A. Rodler.
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Kleinere Mittheilungen und Monatsbericht.
Asien.
Nene Reise» in Asien. lieber die russischen Reise-Unternehmungen
des Jahres 1888, insbesondere über die grosse Reise Grombtschewsky's und
über die Grum-Grschimailo'schen Untersuchungen im Ural bringt der Jahres-
bericht der kaiserlich russischen geographischen Gesellschaft für 1888 nitbpre
Angaben. ~ Die ehemals Prschewalski'sche Expedition unter Pjewzow ntmmL
einen glücklichen Fortgang, trotzdem die chinesischen Behörden Schwit^ri^-
keiten machten, weil die Papiere der Expedition noch auf den Naniort
Prsuhewalski's lauteten. Anfangs October sind aus Taschkehd neueidiu;^^
günstige Nachrichten über den Stand der Expedition eingelaufen. - Der Stafjs-
capitän Grombtschewsky hat Mitte Juli Margilan erreicht und war im Be;3:rijre^
sich von den Afghanen freien Durchzug durch Kafiristan zu erbitten. — Ihis^er
Landsmann Dr. Josef Troll ist nach glücklicher Beendigung seiner zweiten
grossen asiatischen Reise im Begriffe heimzukehren. Es ist ihm gelun|!*^n,
durch Russisch-Turkestan über Chinesisch-Turkestan nach Kaschmir zu gelauircn
— Der englische Lieutenant Younghusband hat zu Anfang August Leh v'^r-
lassen, um die Pässe zwischen CJiinesisch-Turkestan und Kaschmir zu erforscäieii.
— Ein vorzeitiges Ende nahm der Versuch des Amerikaners RockhilL von
China aus Lhassa zu erreichen. Er wurde in seiner tibetanischen VerkleitluD^
erkannt und gewaltsam nach China zurückgebracht. — Nach russischen BliÜlein
wird Dr. Grinewezky mehrere Jahre unter den Tschuktschen zubringen, um
dieses interessante Volk zu studiren. Die Expedition wurde von denri russis^-lien
Statthalter in Wladiwostok entsendet. — Sehr zur guten Stunde kommt der Berit ht.
welchen Colonel Mark Bell vor der geogra phischen Section der britischen Naltir-
torscher- Versammlung zu Newcastle über die Handelswege Inner- Asiens erstaltet
hat Derselbe ist das Ergebnis mühevoller, langjähriger Reisen und es wäre
selir zu wünschen, dass dieser Bericht mit den entsprechenden Kartenbellagpu
bald voUinhahlich veröffentUcht werde
Der SHrnm-Tiiiinel Nach ru^^sischen officiellen Nachrichten geht dp.r
Suram-Tunnel rasch seiner Vollendung entgegen. Dieses grossartige Werk, dessen
Ausführung in den Händen einer Hamburger Firma liegt, wird die LeislKn Un-
fähigkeit der transkaukasischen Eisenbahn bedeutend erhöben. Bisher zog iiiii-
selben die Ueber schreitung des Suram-Passes ziemHch enge Grenzen. Der
Quellenreichthum des Gebirges erscliwert das Arbeiten in hohem Masse, nii^ht
weniger als 860.000 russische Eimer soll die an einem Tage geförderte Wa^Sser-
menge betragen. Im April oder Mai des nächsten Jahres wird der Tunnet d^in
.Verkehre übergeben werden. {Times, 12. August i
Zustände auf Cyp«rn. Die reichen historischen Erinnerungen, welche
sich an die Insel der Aphrodite knüpfen, drängen wolil bei Vielen die Tlmt-
Sache in den Hintergrund, dass Cypern unter den englischen Colonien eine ikir
ärmsten ist. Der alte Bergsegen ist versiegt und der Ackerbau * leidet unJ.er der
Heuschreckenplage, zu deren Bekämpfung schon grosse Summen erfol^lus
verausgabt wurden. Der officielle Colonialbericht über 18S7 und 1888 gibt denn
auch kein erfreuliches Bild von dem Zustande der Bevölkerung. Wohl gub es
in den genannten Jahren weniger Heuschrecken^ als sonst, dafür aber auch ome
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• j ■ 1^ n^
490
t
Missernte. Der Bericht constatirt die Zunahme der Verbrechen und klagt über
die schlechte Beschaffenheit der Schulen. Als der einzige Lichtpunkt erscheint
die Verbesserung der sanitären Verhältnisse.
Neuer Handelsweg in Toukhi. Die Eröffnung des Rothen Flusses von
Tonkin, des Songkoi, von der seit langer Zeit in französischen Blättern die
Rede war, ist nunmehr erfolgt. Der Dampfer Laokai hat am 21. Juli die Stadt
Laokai an der Grenze von Yünnan erreicht. Es ist ein eigens für diesen Zweck
gebauter Raddampfer von geringem Tiefgang. Die Errichtung eines regel-
mässiiren Verkehres zwischen der See und der Grenze von Yünnan soll un-
mittelbar bevorstehen
Die Oelfolder von Birmn. Die Petroleum-Ablagerungen in Hirma.
welche durch den angeblichen Niedergang der Ergiebigkeit von Baku ein be-
sonders actuelles Interesse erhalten, wurden von Dr. Noetling im Auftrage der
Geological Survey of India eingehend untersucht Auch in Birma, beziehungs-
weise auf den Oelfeldern von Twingung un^ Beme, ist das Petroleum an
jungtertiäre, vermuthlich miocäne Schichten gebunden. Der Petroleumdistrict
nimmt den Scheitel einer aulgebrochenen Antiklinale ein und zeigt auf der
Karte die Gestalt eines Rechteckes mit zwei sehr langen und zwei sehr kurzen
Seiten. Dies erklärt sich daraus, dass die Eingebornen bis jetzt mit ihren
Bohrungen nicht tiefer als 310 englische Fuss gegangen sind. Sie können sich
also von der Achse der Antiklinale nur soweit entfernen, als Bohrschächte von
dieser geringen Tiefe noch die ölführende Schicht erreichen. Das Oelfeld von
Twingung enthält .375 Brunnen, von denen 166 ganz unproductiv sind, von den»
übrigen sind ViO immer, 89 nur zeitweise im Betriebe. Trotzdem die Brunnen
ohne Schwierigkeit einen Ertrag von 22 Percent geben, nipimt die Ausbeutung
der Oelfelder keinen Aufschwung. Aus Noetling's Bericht geht hervor, dass ein
vollkommen unsystematischer regelloser Raubbau betrieben wird. Das Erträgnis
könnte zum mindesten auf das Dreifache gesteigert werden und das Petroleum
aus Birma könnte wenigstens aus Indien die russische Naphtha verdrängen.
Bei dieser Gelegenheit sei auch erwähnt, dass gegenwärtig Oldham von der
Geological Survey of India Belutschistan bezüglich seiner angeblichen Petroleum-
reichthümer untersucht. {Records Geological Survey of India 1889, pt, IL)
ttetrto^hM5li©8^ von de« Sunda-Inneln. Eine Fülle wichtiger Aufschlüsse
dürfen wir von den Berichten Prof. Wichmann's erwarten, der im Juni d J
von einer mehrmonatlichen Reise nach dem indischen Archipel, insbesondere
nach den kleinen Sunda-Inseln, heimgekehrt ist Als besonders wichtig erscheint die
Auffindung mariner Jura Ablagerungen auf der Insel Rotti, sowie der Nach-
weis archäischen Grundgebirges auf Celebes. Damit ist die geologische Homo-
logie zwischen Bomeo, Celebes und Halmahera tiefer begründet
{Peterm, Mitth. 1889, 7.)
K. Martin beschreibt die Kreide-Ablagerungen von Martapoera im süd-
östlichen Bomeo. Er stellt dieselben in das Niveau der Arrialoor-Etage der
vörderin^dischen Xreide, somit in das Senon. Die Seichtwasserbildungen der
Kreide von Martapoera. welche in den Arrialoor- Schichten kein Aequivalent
haben, erinnern durch Fauna und petrographischen Charakter lebhaft an unsere
Gosau- Schichten.
{Samml. d. geolog. R.-Mnseums in Leiden, Ser, /, Bd. IV.)
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Afrika.
Afrikaiii8c1ie Nekrolonrie. Durch den am 31. Juli in Kamerun erfolgten
Tod von Lieutenant Tappenbeck hat die deutsche Afrikaforschung einen
schweren Verlust erlitten. Anfangs Juli hatte Tappenbeck's langjähriger Reise-
gefährte Hauptmann Kund in Berlin über die letzten gemeinsamen Reisen Im
Hinterlande von Kamerun berichtet und dabei vielfach der glänzenden Bigi?n*
Schäften Tappenbeck's gedacht. Ausdauer, seltene Geschicklichkeit im Verkehre
mit den Eingebornen und die Bescheidenheit des echten Forschungsreisenden
zeichneten Tappenbeck in hohem Masse aus. Der Heimgegangene stand ersst im
'J8. Lebensjahre. — Leider unterliegt es kaum mehr einem Zweifel, da&s
Caraille Douls auf dem Wege von Tafilet nach Timbuktu von seinen FfUirefn
ermordet wurde. Douls' erste grosse Reise in der westlichen Sahara gflirirlt?
zu den grössten Heldenthaten der Afrikaforschung — als Mohamedaner ver-
kleidet hatte er monatelang mit einem Nomadenstamme die westliche »Siiliara
durchstreift, bis es ihm gelang, durch Marokko zu entkommen. Heimgt'Äelirtf
hatte er einige Mühe, die massgebenden Kreise von der Wahrhaftigkeit s+:>iner
Berichte zu überzeugen, was ihm aber schliesslich vollkommen gehiui;. In
diesem Jahre erfüllte sich sein heisser Wunsch, neuerdings nach NonLilrika
aufbrechen zu können, indem ihm das französische Unterrichtsministeriu/u die
Mittel zu einer neuen Reise gewährte. Dem tapferen jungen Forscher h\eihl ein
ehrenvolles Andenken gesichert.
Tappenbeck und Douls waren junge Männer, die der Tod mitU-n nus
ihrer Thätigkeit heralisriss. Der dritte Todesfall, über den wir zu beiif^hton
haben. betrÜTt einen Veteranen der Afrikaforschung, dessen Name der f^eprj-
wärtigen Generation kaum mehr geläufig war. Cardinal Guglielmo Mass;ijji hl
am 6. August zu Neapel, 8( »jährig, verschieden. Sein Name ist unaunlosch-
lieh mit der Erschliessung der Gallaländer verknüpft.
Neae8 «ms Afrika. Die Forscherthätigkeit als Selbstzweck tritt lieiilo in
Afrika dpn praktischen Interessen gegenüber weit in den Hintergrund, deiJ^^c (tun-
geachtet geht die Geographie bei den zahlreichen Reisen, die heute allenlliallife^ii
in Afrika unternommen werden, nicht leer aus. In den französischen SrfiulÄ-
gebieten Westafrika's haben die deutschen Erfolge im Hinterlande von Kairunuii
und ^ie Realisirung des Congobahnprojectes einen neuen Impuls gegeben An
den Congo ist die erste Ingenieurbrigade abgegangen, zugleich liegt eine Aunabl
von Berichten über Flussfahrten auf den Tributären des grossen Stromes iiud
über die Zustände am oberen Congo vor. Dupont hat ein zusammenfassi^ndes
Werk über den Congo angekündigt. Wir dürfen von demselben Aufschlüs&i' in
naturhistorischer Hinsicht erwarten, die gerade für den so viel befall rs^iif^ri
Congo in höchstem Grade wünschenswerth sind.
Von Stanley weiss nur ein kleiuer Kreis von Eingeweihten GeiiMueres
und dieser Kreis ertheilt der OelTenthehkeit nur sehr mystische Auskürifle,
Dessenungeachtet sprechen mancherlei Vorgänge in Ostafrika dafür, duns in
der That Stanley im November in Mombas erwartet wird. Die Expedition l^^ters
hat geographisch^ Ergebnisse, bis jetzt nicht geliefert, die Berichte des FfUtrtniä
derselben sind endlose Variationen über das alte Lied von den bösen EnghtuLli^rn.
— In Südafrika bereiten sich grosse Dinge vor. Noch im Laufe des 0'"ifH(L»r
soU die Charterverleihung an die Imperial South African Company erfuii;en,
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i- BFmmjwBfT^m^ß^
492
Sir Francis de Winlon ist als königlicher Commissär nach Swaziland abge-
reist. Der bekannte Jäger Selous, einer der besten Kenner Südafrika's ist
reichlich ausgerüstet als Pioiinier nach den Gregenden westlich vom Nyassa
aufgebrochen. Nicht unwichtig ist endlich die Nachricht, dass die Capcolonie
eine geologische Aufnahme unter Professor Seeley neu organisirt, welche ohne
Zweifel in erster Linie praktischen Zwecken nachgehen wird.
Bei der regen Thätigkeit, welche heute auf afrikanischem Boden herrscht,
sind zusammenfassende Darstellungen in Form von Karten und Büchern mehr
als je zur Nothwendigkeit geworden. Für zwei Gebiete Afrika's haben die
letzten Monate derartige kartographiscke Darstellungen gebracht, welche beide
alles vorhandene veröffentlichte Material kritisch verwerthen und dasselbe durch
eigene Zuthaten vielfach ergänzen. Wir meinen die neue Ravenstein'sche
Karte eines Theiles von Ostafrika und Jeppe's Karte von Transvaal und Um-
gebung.
Eine Karte von Ravenstein bedarf keiner besonderen Empfehlung. Sie
ist im Auftrage der britisch-ostafrikanischen Gesellschaft bearbeitet und widmet
von ihren neun Blättern acht der Darstellung der englischen Interessensphäre
in 1 : 500.000. Ausserdem ist eine Uebersicht des Gebietes nördlich vom
Victoria in 1: 1,500.000 gegeben. Zwei Carlons bringen eine Skizze des Kilima
Ndscharo beziehungsweise einen Hafenplan von Mombas in 1 : 250.000 Raven-
stein's Work wird im Felde, in der Studirstube und auf dem Contor des an
Ostafrika interessirten Kaufmannes gleich willkommen sein.
Die topographische Darsttllung darf als dem gegenwärtigen Stande unseres
Wnssens genau entsprechend bezeichnet werden. Für gewisse bedeutendere
Neuerungen, wie z. B. für die Verschiebung des Kilima Ndscharo, wird wohl
noch eine eingehendere Motivirung gegeben werden. Auch alles das, was für
den Reisenden und den Colonialpolitiker von praktischer Wichtigkeit ist, wird
vollkommen berücksichtigt. Die Wohnplätze der einzelnen Stämme, Wasser-
und Weideplätze sind sorgfältig angegeben.
Jeppe hat sein altes Arbeitsgebiet das Transvaal auf einer vierblättrigen
Karte in 1:1,000 00!) dargestellt. Die Karte zieht jedoch auch die Umgebung
von Transvaal im weitesten Sinne in ihren Rahmen. Sie weicht von den bis-
herigen Kartenbildern in hohem Grade ab, zum grossen Theile auf Grund
bisher nicht veröffentlichter Origin9,lmittheilungen. Die neuen Abgrenzungen
und die neuen Eintheilungen dieses so mannigfach umstrittenen Theiles* von
Südafrika sind gerade heute von eminenter politischer Wichtigkeit.
In dieser Hinsicht hat die Karte denn auch schon das Missfallen der
portujjiesischen geographischen Gesellschaft erregt, welche eine gegen Jeppe's
Grenzlinien gerichtete Erklärung versendet. Die ausführliche Berücksichtigung
der Golddistricte, denen auch Nebenkarten gewidmet sind, verleiht der Karte
auch geologischen Werth. Sehr genau sind alle für den Verkehr wichtigen
Daten verzeichnet.
Ravenstein's und Jeppe's Karten sind auch äusserlich sehr gut aus-
gestattet, die Ravetostein'sche zeichnet sich ausserdem noch durch einen über-
raschend billigen Preis aus. «
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4^8
Montenegro.*)
Vortrag von Hauptmann Karl Kaiidelsdorfer, commandirt tieim Ic. k.
Generalstabe.
(Hiezu Tafel Nr. XXII.)
1. Grundlagen der Beschreibung. — Alt-Motitenegrü
wurde in den Siebziger -Jahren von dem russischen Topographen
Bykow, Neu -Montenegro in den Jahren 1879—81 von russischen
Officieren mappirt und gleichzeitig die Bykow'sche Karte ivainlnilirt.
EndUch wurde über die Grenzzone von Mojkovac bis zutn Scuttiri-
See, anlässig der in jüngster Zeit zum Abschlüsse gelangten tiirkii^cli-
montenegrinischen Grenzverhandlungen, von türkischen < )liicieren
eine Karte im Verhältnis 1 : 50.000 hergestellt. Alle di*!5t! karto-
graphischen Arbeiten werden geheimgehalten.
Die erste vollständigere und halbwegs verlässliche dfir ver-
öffentlichten Karten über Montenegro bildete sich aus einigen niüttern
der österreichischen Generalkarte 1:300.000, in denen sowohl die
Bykow'sche Karte, als auch sehr verlässliche Skizzen einiger Routen
Verwerthung fanden.
Dann erschien die in Russland erzeugte Karta crnagorske
knjazevine, 4 Blatt, 1:168.000. Soweit es bisher möglicli war.
den Inhalt dieser Karte zu controliren, erwies sie sich als nicht
durchaus verlässlich. Das Communicationsnetz ist onts<!lii(jdon
lückenhaft und oft ganz willkürlich geführt; es fehlen aiioli viHp
Details, welche der Maßstab noch ganz gut getragen hätte: dif durch
Schummerung gegebene Terrain-Darstellung ist äußerst versohwoiutnmi
und nicht präcise. Schätzenswerth ist die richtige Sehr* iluiriL: dtir
geographischen Benennungen, neu einige Höhencoten.
In der Folge erfuhr die österreichische Genera IJairle iAn^t
wesentliche Verbesserung und Bereicherung an Detail nml InkUH
heute von den veröffentlichten Kartenwerken jedenfallit iii>< ll^^sit^,
, '; Die folgenden Ausführungen des Herrn Verfassers liegen tuuom Vor-
trage zu Grunde, welchen derselbe am 30. April d. J. in der Monalsvrtsumuiluuy
der k. k. geographischen Gesellschaft hielt. Gleichzeitig sei auf den ZusiurJUM nliang
mit den in Heft 5 und 8 und 9 gebrachten Aufsätzen über die Orogiiiphio dt^p
Balkaninsel hingewiesen. Rcü.
Miith. d. k k. Oeogr. Ges. 1889, 10. :i;f
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494 •
derui es erscheinen darin sowohl dieJKarte der türkischen Officiere.
als auch anderes sehr schätzenswerthes Materiale vollauf ausgenützt.
Dieses Material fand auch Verwerthung in den Grenzblättern
der Specialkarte 1 : 75.000. Wälu^end sonst der in Specialkarten-
Blätter fallende fremdländische Theil unberücksichtigt blieb, wurde
hier das montenegrinische Gebiet in Skizzenmanier ausgezeichnet
So wesentKch auch die Fortschritte sind, welche die
iCartographie über Montenegro in den letzten Jahren
machte, so kann das,vorhan(ißne, Jedermann zugängliche Materiale
doch noch lange nicht als vollkommen verlässlich bezeichnet werden,
namentlich deshalb nicht, weil ein wesentlicher Factor der Karto-
graphie, d. i. ein dichteres Netz astronomisch oder trigonometrisch
festgelegter Punkte mangelt
Bezüglich der Beschreibungen des Landes muss in erster Linie
constatirt werden, dass es nur sehr wenige wissenschaftlich gehaltene
Abhandlungen über einzelne' Theile des Landes gibt — Er-
schöpfende Beschreibungen des Landes gibt es nicht Der Versuch
des Herrn Schwarz brachte nach einigen Richtungen Neues.
Montenegro muss zu den wissenschaftlich noch lange nicht
erforschten Ländern gezählt werden.
2. Der in der deutschen Literatur eingebürgerte Name des
Landes „Crnagora** ist dessen üebersetzung in's Italienische:
Montenegro (Schwarzenberg).
3. Die Grenzen des Landes wurden durch den Berliner
Vertrag und durch die Botschafter - Conferenzen zu Constantinopel
(1880) bestimmt.
4. Der Flächeninhalt Montenegros, bisher nur durch Plani-
metrirung aus Karten beiläufig ermittelt, wird mit 9400— 9900 Arm*
angegeben.
5. Bodengestaltung. Die Bodenerhebungen Montenegros
bilden einen Theil des „Illyrischen Gebirgslandes". ^) Die Tiefenlinie :
Drina, Lim, Predelec- Sattel, Cjevna, Moraea, Scutari-See, Bojana
trennt das Gebirge.
Der westliche Theil des illyrischen Gebirgslandes
wird, soweit er hieher gehört, durch die Depression Gacko polje,
Duga, Zeta in zwei Abschnitte zerlegt.
>} Siehe die Aufsätze: »Die Gebirgs-Systeme der Balkan -Halbinsel« im
5. Heft und »Westlicher Theil des illyrischen Gebirgslandes« im 8. und 9. Hefl
der Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft (1889).
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495
Def südwestliche Abschnitt gehört zum jUyrischen
Küstengebiete". Seine Nordwestgrenze bildet die Beckenreihe: (.lacko.
Korito, Bilek, Grab, Sutorina. Von da bis zum Sutorniaii- Passe
breitet sich ein Plateau, die „Crna gora* aus, dessen Obortlieil vor-
wiegend Karstberglands-Charakter trägt.
Vom Sutorman- Passe gegen Südost bis zur Bojana, erhebt
sich zwischen der Küste und dem Scutari-See ein Mittelgebirge.
welches nach seiner höchsten Erhebung Rumia genannt wird.
Der zweiteAbschnitt des westlichen Theiles des ill ^Tischen
Gebirgslandes, welcher nordöstlich der Depression Gacl^o polje, Duga,
Zeta liegt, von der Sutjeska und dem Sattel von Cemerno bis zu
den Quellen des Lim und bis* zur Cjevna reicht, wird „Brda^ ge-
nannt. Er ist von Hoch-, Alpen- und Mittelgebirge erfüllt und kann
als Fortsetzung des „bosnischen centralen Höhenzuges" Keltern
Der östliche Theil des illyrischen Gebirgslandes,
soweit er hier in Betracht kommt, enthält das „nordalbanesische
Alpengebirge".
Der ganze zu beschreibende Raum zerfallt also in folgende
vier orographische Abschnitte : Crna gora, Rumia, Hrda. nord-
albanesisches Alpengebirge.
Die Crna gora wird durch die zwei Linien : Risano. Dragalj,
-'(irahovo, Omutie, Nik>;ic und Cattaro, Njegus, Cetinje, Bijeka in
einen nordwestlichen, mittleren und südöstlichen Abschnitt zerletrt.
Den nordwestlichen Abschnitt theilt das Schluchtthal der Suäica
und das Becken von Grahovo abermals. Im Norden breitet :^ich das
Gebiet „Banjani-Rudine** aus, während im Süden der luuchtige
Alpenstock des .,Orjen" sich erhebt.
Die Brda zeigen beiderseits der Linie Nefertara-Nikii^"* einen
verschiedenen Charakter.
Im nordwestlichen Abschnitte erheben sictj die zwei
mächtigen, wenig verzweigten Hochgebirgszüge des Votuiak und de^^
Durmitor. Sie sind durch das tiefe Schluchtthal der Piva vnn ein-
ander getrennt. Breite Terrassen lagern ihnen vor. Die Sti-eiciiriohlting
der Hauptäste und wichtigsten Ausläufer geht gegen Siiiii>st,
Im Abschnitte südöstlich der Linie Nefertui'u - NikSif
«ind die Erhebungen, welche größtentheils Hochgebirge -(llKnukler
tragen, stärker verästet. An Stelle der großen Terrassen ti'olerL be-
deutende Rücken, die, vielfach getheilt, an den Tiefenl!rii<-n pruleri.
Die Streichrichtung ist nicht mehr ausgesprochen gcg/m Siidi^t^l.
Dieser ganze südöstliche Abschnitt wird einei^.theils itureh djt'
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496
MoraÖa, anderntheils durch die Mala rijeka und Tara (Oberlauf)
in das Gebiet der Siljevica, der Moraöka gradiSte und des Korn
zerlegt
Dem Vorstehenden entsprechend, ergibt sieh nachstehende
Eintheilung für die Bodenerhebung Montenegros.
lllyrisolies (üebirgrsland
Östlicher Theil
Westlicher Theil
Illyrisches Küstengebiet
Fortsetzung des bosnischen
centralen Höhenzuges
s
V
nordwestliclier , ^
Volujak-Gruppe
Durmitor
« 1 - ^
'S JMoraCka gradiSte' %
» - - - , 'Z
Siljevica ' O
Ku^ki-Kom
1
1
Norda^banesisches
Alpeiigebir^
mittlerer i o
südöstlicher i
Rmnia
Den Karst-Charakter trägt beinahe das ganze (Tcbiet. in den
Brda herrscht der ausgesprochene Hochgebirgs - Charakter vor und
finden sich Verkarstungen zumeist nur in den auf die Hochplateaux
aufgesetzten Felskegeln.
Banjani-Rudine: Der Obertheil dieses Hochlandes hat
seine bedeutendste Höhe von 1300 w am Nordende, von da senkt
er sich gegen Südost bis auf 750 wj. Diesem Gebiete sind, nament-
lich an den Rändern, Höhenzüge aufgesetzt. Am Nordostrande zieht
vom Troglav (1415 m) gegen Südost ein rel. 300 w hoher Rücken,
welcher im felsigen NjeguS 1698w a. H. erreicht. — Am West-
rande culminirt der demselben parallele Höhenzug im BratagoS mit
ca. 1300 m. — Am Südwestrande ziehen, parallel zu einander der Tisac
und die Straziste. — Am Südostrande erhebt sich die Kita planina. —
Das Innere des Gebietes Banjani-Rudine enthält westlich der Linie
Duboki do, Tupanj meist gegen Süd streichende, flache, mäßig ver-
karstete Hügelzüge. Baumwuchs mangelt; östlich der genannten
Linie werden die relativen Erhebungen bedeutender, so dass g^en
die Kita hin der Charakter hohen Berglandes vorherrscht. Der
Boden ist stark verkarstet und mit Wald bedeckt.
Orjen-ifTuppe: Die Basis ist ein gegen Südost geneigtes
Plateau (700— 500//>), welchem die Orjen- Gruppe aufgesetzt ist.
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4<1T
Letztere besteht aus sehmalen, felsigen bis 1800 m hohen üebirgsröekeo,
an deren Vereinigungspunkte der Orjen sich zu 1895 m erhebt. Die
Verkarstung tritt in starkem und sehr starkem Grade au[. Die Boden*
bedeckung besteht auf den hohem Theilen des Plateau aus Hoch-
wald, die niederen Partien tragen Hutweiden und Gebüsch, Der
Abfall gegen die Küste, sowie die Kämme und Gipfel sind größten-
theils kahl. In den Dolinen finden sich spärliche Culturen.
Die mittlere Crna gora ist ein Hochland, das sich gegen
Südosten imd Südwesten senkt (900 — 700m) und dann mehr oder
minder schroff endet. Der Boden ist größtentheils sehr stark ver-
karstet und mit Gestrüpp bedeckt. Die Ränder dieses Hochlandes
werden von Rücken gekrönt: im Norden der Pusti Lisac {1448m), im
Nordosten der BudoS (1196ni), im Südwesten die Bukovica planina.
Die südöstliche Crna gora: Dieses Hochland dacht
ebenfalls in südöstlicher Richtung ab (1000— 700 w). Die Verkarstung
des Bodens ist stark bis sehr stark, im südlichen Theile mäßiger.
Die Bedeckung bilden Hutweide und Gestrüpp, auf den Beeken-
sohlen Felder, an der Crmni6ka Terrassencultur. Allf* steileren
Partien, besonders die nach Süd gekehrten, sind katil. Der Abfall
des Hochlandes ist gegen die Küste schroff und felsig, ^e^en Nord
kurz und steil, zum Scutari-See und zur untern Crmiii(;ka steil, ge-
gliedert, zur oberen wandartig. Die Erhebungen, welche dem
Hochlande aufgesetzt sind, erreichen bedeutende Hölien (Lovten
1759 m).
Rumia: Der Hauptrücken dieses verkarsteten Mittelgebirges
hat anfänglich eine durchschnittliche Höhe von 1100 «j, nimmt aber
von Ostro§ an, an Höhe rasch ab. Der höchste Punkt, die Fels-
spitze Rumia hat 1593 m. DerObertheit besteht aus feinem schmalen
Felskamm, der nur von wenigen Scharten durchbri»chen ist. Die
Bedeckung besteht größtentheils aus Hutweide unil (Jpstrüpp, Die
nördliche Abdachung (Krajna) ist namentlich im jjordwestliclien
Theile stark zerklüftet und endet am Scutari-See schrotTj fßlsig
und kahl. Auf der Südseite des Hauptrückens zweigen mt^ltrere
Nebenrücken ab.
Die Volujak-Gruppe: Der Abschnitt nördlich df^r Vrbnica
ist ein mächtiger Hochgebirgsstock, welcher im Mn^lio [2:^88 m)
culminirt. (Vlasulja 2339 w, LebrSnik 1859 w). Die Obertlieile lie-
stehen aus riesigen Felskämmen, die auf Alpenplahaux (ITOOm)
aufgesetzt sind. Die Abfälle sind gegen die Sutjeska sliirk fzügliederl ;
gegen die Piva und Vrbnica enden sie mit einem schrolfen Almturzr,
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I iii.)«iw
498
Der Abschnitt südlich der Vrbnica bildet ein stark gewelltes
Plateau, welches im Südwesten zu den 1600— 1900 m hohen nord-
östlichen Einfassüngshöhen der Duga-Furche ansteigt. Die Höhen
nehmen gegen Südost zu und scheinen im Vojnik (1968 m) zu
culminiren. — Die Abßüle sind zur Duga-Furche stark gegliedert.
Mehrere Ausläufer (Krstac, 1100 m) durchqueren die Duga-Furche.
Gegen Nordost bilden unebene Terrassen den üebergang zum
Plateau, welches gegen die Piva schrofi abstürzt.
Der Boden ist größtentheils verkarstet. Die^Bedeckung besteht
zumeist aus Hutweide mit Gestrüpp; Wald kommt ebenfalls vor.
Durmitor-Gruppe: Der Durmitor ist ein schroff gebauter,
stark zerklüfteter, durchschnittlich 2000 m hoher Hochgebirgsrücken
welcher mit 2528 m culminirt. (1886 aus dem Limgebiete bestimmt)
Gegen Südost entsendet er ein circa 1600 m hohes Mittelgebirge.
Die Vorlagerungen gegen die Piva und Tara sind relativ nieder imd
stark gewellt. Sie gehen in breite, 1(XK) — 1400 m hohe, plateau-
artige Stufen über, welche mit 300 — 700 m hohen Felswänden zu
den genannten Flüssen abstürzen.
Die Verkarstung des Bodens ist meist stark, die Bedeckung
besteht aus Wald und Hutweide.
Moraßko gradiSte: Wenig erforscht, dürfle den Charakter
des Karst-Hochgebu^es tragen. Jablanov vrh 2168 m, Sinjavina
planina 1866 m.
Siljevica: Diese Planina trägt Hochgebirgscharakter und
dürfte im Bmjik, 2091m, culminiren. Ihre Abfälle sind sehr steil.
Vom Westende zweigt ein 1500— 2000 m hoher Rücken ab
(Maganik 2108 m, dessen Vorlagen nördlich der Gracanica breite
Stufen bilden. Südlich der Graöanica erheben sich mächtige Rücken,
welche in der Prekornica velika 1893 m culminiren. Der Ostrog
erreicht circa 1100 m; gegen West fällt er schroff und felsig ab.
Gegen das Zeta-Thal tritt Stufenbildung auf. — Die Verkarstung
scheint nur südlich der Mrtvica und Gracanica bedeutender zu
sein. Die Bedeckung besteht auf den Hängen zumeist aus Wald.
Kucki-Kom- Gebiet. Der Kucki-Kom ist ein Hochgebirgs-
stock, dessen größte Erhebung (2448 m) die Alpenregion schroff
übersteigt. Von diesem Knoten streichen Gebirgszüge in verschiedenen
Richtungen ab. (Bijelaänica 2084, Visitor 2174, Ilina 2140.)
Nordalbanesisches Alpengebirge: Der Hauptrücken
ist ein scheinbar unwegsamer Hochgebirgskamm mit vielen nadel-
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499
fönnigen Spitaen (Skülsen 2296 m, Koprivnik 2l66w). Montenegi*a
enthält nur Ausläufer dieses Gebirges.
Die Beschreibung der Thäler, Becken und Ebenen würde den
Rahmen dieses Aufsatzes zu sehr erweitem.
G. Gewässer. Die große Depression, welche vom Gacko
^otje bis zum Scutari-See das ganze Gtebiet durchzieht, stellt auch
in hydrographischer Beziehung eine Scheidelinie dar, indem sie den
wasserarmen Südwesten vom reicher bewässerten Nordosten trtinnL
Jn ersterem Theile finden* sich, mit wenigen Ausnahmen, nur
kleine, unbedeutende Flussläufe, während in letzterem Abschnitte
ein reich entwickeltes Flussnetz liegt. Dasselbe entsendet tseine
Gewässer so>yohl zum schwarzen Meere, als auch in die Adria.
Die dem ersteren Meere zufließenden Gew^ser münden alle
in die Drina, beziehungsweise in ihre Quellflüsse Tara und Fiva.
Die der Adria angehörenden Flüsse münden größtentheils in
den Scutari-See, nur wenige unbedeutende Küstenflüsse direcl in
das adriaüsche Meer. Einige Schlundflüsse des Südwestens ver-
schwinden im Karstboden. Schließlich kommen kleine Binnense**n
vor, welche zwar Zuflüsse, aber keinen sichtbaren Abfluss haben.
Die Tara hat steile, felsige üfer; abwärts Mojkovac tnlkn
dieselben oft mit den 300— 700 m hohen Felswänden der TliaUnv
gleitung zusammen. Die Breite beträgt circa 30 m, die Tiefe
'0'8 - 1 w, die Geschwindigkeit ist reissend. Brücken westlich Kola^in
und bei Mojkovac; Fähren bei Prencanje, Nefertara und Tept'r-
Die Piva*) ist weniger erforscht. Brücken bei Sirovac und
Savniki.
Die Rijeka hat im Oberlauf steinige, abwärts des Ortf^s
Rijeka versumpfte üfer, ist zwjschen diesem Orte und Gra<liiiii
circa 45m, weiter abwärts 70— 140m breit, 1— 4m tief; die Ge-
schwindigkeit ist bis Rijeka beträchtlich, dann kaum merkbar. Hei
Niederwasser oberhalb Rijeka unbedeutend, bei Hochwasser ukh\
passirbar; abwärts Rijeka schifTbar.
Die Moraca hat hohe felsige oder steinige üfer, welche sieh
erst unterhalb der Cjevna-Mündung verflachen und versumpfen. Ün:
Breite ist unterhalb Podgorica 60 w, abwärts der Cjevna-Mündung jßiic
des Bettes 600 — 800 Schritte. Die Tiefe schwankt zwischen 1— :5^^**
Bei andauernder Trockenheit versickert das Wasser zum größten
*) Nach den neuesten Daten entspringt die Piva beim Klostor Piva und
nimmt nach kurzem Laufe die Komarnica auf. Dementsprechend wäre ^\i<^
Beilage zu berichtigen. (November 1889).
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500
n
Theile. Die Geschwindigkeit ist im Oberlaufe reissend, in der Zeta-
Ebene stark, dann gering. Hochwasser führen oberhalb der Mündung
bedeutende Ueberschwemmungen herbei. -— Brücken beim Kloster
Mora6a unterhalb der Mala rijeka-Mündung, und bei Podgoriea.
üeberfuhr im Mündungsgebiet (Bijdopolje).
Die Zet*a verschwindet in den Ponori bei SUvlje und tritt nach
einem unterirdischen Lauf von ca. 3 ä:w in zwei Armen zutage, die sich
alsbald vereinigen. Die Ufer sind bei Nikäic ca. 2 w hoch, abwärts
Povia hoch und brüchig, von Danilovgrad an 10— 20 m. Die Breite
beträgt bei Nik§i6 ca. 15 m, abwärts Povia 25—30 m. Die Tiefe ist
sehr verschieden, bei Danilovgrad, ca. 1 m ; mehrere Stromschnellen.
^ Brücken bei NikSic, Danilovgrad, Spuz. üeberfuhr. bei Orjaloka
Die Cjevna hat abwärts Dinoäi ein circa 120 Schritt
breites Inundationsgebiet, in dessen Mitte das Flussbett 8 — 10 m
tief eingerissen ist ; weiter abwärts Verflachung.
Der Scutari-See hat im Süden meist schroffe, im Norden
flache, versumpfte Ufer; 31 Inseln; Tiefe 11— Im; wicd beschiflft
(Londra's und kleinen Dampfern). Landungspunkte : Scutari, Plavnica,
Vir und Ryeka.
Die Bojana hat erdige, 2 — 3m hohe Ufer und ist 175— 700m
breit, 1 — 2 m tief, von Oboti abwärts 5 m, an der MündMUg wieder
seichter (Barre). Brücke bei Scutari. Ueberfuhren bei Scutari, Belen^
und S. Nicolo. Die Schiflbarkeit wird durch die bedeutenden Sand-
und Geröllmengen, welche die Zuflüsse Kiri Drinassa zuführen, immer
mehr eingeschränkt.
7. Klima. Für die Beurtheilung des Klimas fehlen regel-
mäßige Beobachtungen der Temperaturs- und Niederschlags- Ver-
hältnisse, sowie der Bewölkung und Winde. Im allgemeinen kann
man drei Klima -Provinzen unterscheiden:
Die Cmagora hat ein excessiv continentales Klima, bedingt
durch die große absolute Höhenlage, 'durch Kahlheit, und schroffen
Abschluss gegen das Meer.
In den Brda schafft die regelmäßige Thalbildung geschützte
Lagen. Die ausgedehnten Waldungen rufen eine gleichmäßigere
Vertheilung der Niederschläge hervor. Frühjahr und Herbst sind
deutlich ausgesprochen, Whiter und Sommer ändern ihren Charakter
je nach der Höhenlage, in denen sie herrschen.
So haben die Thäler der mittleren Zeta und Mora^, milde
Winter und heisse Sommer, das Gebiet der oberen Moraßa, des
Lim, der Tara und Piva dagegen rauhe Winter und kühle Sommer.
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501
Der Küstensaum, wozu noch die Bojana-Ebene, das Bet^ktsu
des Scutari-Sees und das Zeta-Thal abwärts Spuz gehören, hat das
heisse Klima des Mittelmeerbeckens. In dieser Region kommen
während des größten Theiles des Jahres nur Sommertemperaluren
vor; der Winter markirt sich durch eine Regenperiode. •
Bezüglich der Winde wäre zu erwähnen, dass im Winter
Bora und Scirocco, im Sommer Maestral vorherrscht.
Die Bora ist ein trockener, kalter, in kurzen, sehr heftijjt ii
Stößen wehender Wind aus den nordöstlichen Richtungen. Niclii
so furchtbar wie im Quarnero, setz4 er die Temperatur um 3 — 10^^ C.
herab, dauert aber gewöhnlich nur wenige Tage. Die Bora entsl^lil
dadurch, dass der im Winter sich einstellende Temperatur-Gegensatz
zwischen dem warmen Mittelmeer-Becken und den kalten, schne*^-
bedeckten nördlichen Hinterländern, alle aus den nördlichen Richtungen
kommenden Winde sehr verstärkt. Wenn im Südosten der Adria
ein Luftdruck-Minimum eintritt, oder in Mittel-Europa das Baromel<^r
rasch steigt, so hat die adriatische Ostküste stets Bora.
Der Scirocco ist ein warmer, feuchter, schwüler, wolknii-
führender und regenbringender Südostwind. Er herrscht im Tieflandt;
während ^er Regenperiode.
Der Maestral kommt aus Nordwest, bringt stets schont^.«
Wetter, und weht als herrschender Sommerwind mit passatarligor
Beständigkeit.
8. Die Bevölkerung. Die Zahl der Einwohner, durch keine
amtliche Zählung ermittelt, wird von 130.000—245.000 geschattet.
Eine flüchtige Zählung fand zur Zeit der Hungersnoth im Jahre 1871*
statt, um das von Russland beizustellende Cerealienquantum l>o-
rechnen zu können. Thatsache ist, days dasselbe damals füi'
150.000 Menschen angesprochen wurde.
Die Dichte der Bevölkerung dürfte somit ca. 15 Einwohnei*
per Quadratkilometer betragen. Dies entspricht der Dichte der Be-
völkerung in Russland (16).
Der Nationalität nach besteht die Bevölkerung vorwiegend mi^
Serben, dann aus Albanesen und Osmanen.
Die Serben (Cmagorcen) sind meist von großer, schöner Cte-
stalt, kräftig, ausdauernd, abgehärtet, intelligent und muthig; ait-
Vereinigen somit eine Fülle von Mannes- und Kriegertugenden. Dh'
Cmagorce betrachtet auch als vornehmste Aufjgabe des Mannen den
Waffendienst, doch sind in neuerer Zeit auch die Beamtensteil t^n
gesucht. Allenthalben betreiben die Crnagorcen Ackerbau oder Vieh-
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zacht; Handwerk ist des Mannes unwürdig. Das Weib rauss alle
häuslichen Verrichtungen besorgen, dient ^uch als eine Art Lastthier
und repräsentirt im Kriege den Train, welcher die Zufuhr der Lebens-
mittel und der Munition besorgt. — Unter den Crnagorcen herrscht
große Ehrlichkeit; dem Eigenthume der fremden Grenzbewohner
gegenüber — mögen sie Stammesbrüder sein oder nicht — sind
die Crnagorcen jedoch weniger gewissenhaft. Die Blutrache, w^dche
früher so viele Opfer hinschlachtete, wird immer seltener geübt.
Die Serben bekennen sich fast ausschließlich zur griechisch-
orientalischen Kirche, nur ca. 1500 von ihnen sind Katholiken.
Die Albanesen (Ökipetaren, Arbanasi, Amanten) gehören zu
dem Hauptstamme der Gegen. In der physischen Erscheinung gleichen
sie den Crnagorcen. Der Albanese ist intelligent, aber unwissend
und abergläubisch. Das Bedürfnis nach schrankenloser Freiheit und
das Zusammenhalten der einzelnen Stämme ist stark entwickelt.
Die moralischen Eigenschaften der Albanesen sind ein Gemisch der
besten und schlechtesten Charakterzüge. Männlicher Stolz, peinliche
Auffassung von Mannesehre — natürlich nach ihren Begriffen —
Treue gegenüber dem feierlich gegebenen Mannesworte (Bessa).
Muth, Nüchternheit und Gastfreundschaft neben Unversöbnlichk^it
Grausamkeit, Hinterlist, Misstrauen und Käuflichkeit Man rühmt
ihre Wildheit im regellosen Kampfe und ihren raschen Entschluss
und auch Gehorsam, so lange er den eigenen Interessen dient.
Die Albanesen bewohnen die Ostgrenze und kommen auch
bei Antivari und Dulcigno vor, 4000 von ihnen sind Katholiken,
der geringe Rest Mohamedaner.
Wenige (^manen kommen in Podgorica, Antivari und Dulcigno
vor. Ihre Zahl vermindert sich von Jahr zu Jahr durch Emigration.
Bezüglich (ier Sprachen ist zu erwähnen :
Serbisch ist die Landessprache ; die Sprache der Crnagorcen
gleicht im allgemeinen der serbo - croatischen. An der östlichen
Grenze wird mehr albanesich gesprochen. Die mit der dalmatinischen
Küste im Handelsverkehr stehende Bevölkerung spricht theilweise
auch italienisch. Einige im Auslande gebildete Montenegriner sprechen
französisch.
9. Geschichte, politische Organisation und Ver-
waltung. Nach dem durch das Vordringen der Türken begonnenen
Verfalle des großserbischen Reiches fristete die „Zeta" noch einige
Zeit hindurch ein zweifelhaftes politisches Dasein unter der Herr-
schaft der Familien Bal§a, später Crnojeviil Unter Georg, dem
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.^^'p^
503
letzten Fürsten, waren die Grenzen der Zeta durch die Türken und
Venetianer stark zusammengedrängt. In dieser Zeit (Ende des
15. Jahrh.) tritt der Name »Cma gora-* als Bezeichnung eines
politischen Gebietes zuerst auf. Georg, unfähig dem steten Vor-
dringen der Türken und der Anarchie zu steuern, verließ das Land
und übertrug die Verwaltung seiner unbeweglichen Güter dem
Bischof (Vladika) von Vranjina, welcher nun seinen Sitz nach
Cetinje verlegte. Die Türken erweiterten und befestigten ihre Herr-
schaft über das Land immer mehr. Letzteres regierten sie von
Scutari aus, dessen Paschas (Sandzak Begs) lange Zeit hindurch
einem zum Islam übergetretenen Zweige der Familie Crnojevie ent-
nommen wurden.
Im Jahre 1697 wurde mit Danilo Öep6ev Herakovic Njegus
zum erstenmale ein Mitglied der gegenwärtig das Land beherrschenden.
Familie zum Vladika gewählt, welche Würde dann bis zu der im
Jahre 1851 erfolgten Einführung der weltlichen Herrschaft, stets in
dieser Familie verblieb. Mit dem Vladika Danilo (1097— 1735) be-
ginnt eine ruhmreiche Epoche für Montenegro. Dieser Bischof wurde
von den Türken, da sie ihn als den Urheber der Auflehnungen
g^en die Einführung von Abgaben betrachteten, verrätherisch ge-
fangen und zum Tode des Pfählens verurtheilt. Von diesem schimpf-
lichen Tode wurde er im letzten Augenblicke, schon den Pfahl am
Rücken, zur Richtstätte l)eim Dorfe Srpska in der Zeta geschleppt,
von seinen Landsleuten durch Abgabe eines hohen Lösegeldes befreit.
Diese Unbill reizte Danilo zur Rache : er bewog die meisten Häupt-
linge seiner treuen Anhänger zu dem Entschlüsse, alle Mohamedaner
im Lande auszurotten. Am Weihnachtsabende 1707 wurden die
Türken überfallen und alles was nicht entfliehen konnte oder den
christlichen Glauben nicht annehmen wollte, niedergemacht. Hiemit
begannen jene blutigen Fehden, welche zwischen den Türken und
Cmagorcen bis in die jüngste Zeit fast ununterbrochen gewüthet
haben. Vladika Danilo trat mit Kaiser Peter von Russland in Ver-
bindung und hat seit jener Zeit die Familie Petrovic Njegu§ diese
Beziehungen stets eifrig gepflegt und in ihnen eine mächtige Stütze
g^en Außen sowohl, als auch gegen die oppositionellen Parteien im
Lande gefunden, insbesondere gegen die rivalisirende Familie Radonic,
welche neben den Bischöfen eine Art weltlichen Regiments führte.
Unter dem Vladika Peter I., welcher das Land von 1782—1830
mit sicherer und fester Hand leitete, begann Montenegro sogar sicli
auszudehnen.
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504
Vladika Peter IL (1830 — 1851) war ein besserer Dichter als
Herrscher und führte unglückliche Kriege mit den Türken. Peter IL
bestimmte seinen Neffen Danilo zum Nachfolger als Vladika. Dieser
ließ sich jedoch nicht zum Bischof weihen, sondern zum Fürsten
ausrufen. Die zu diesem Zwecke einberufene Volksversammlung vom
21. März 1852 bestimmte, Montenegro sei fortan ein weltlicher
Staat unter der erblichen Regierung eines Fürsten aus dem Hause
Petroviö NjeguS, die Gesetze und Gewohnheiten, welche bisher als
Regel für die Regierung des Landes gedient haben, bleiben in
Kraft, den Erzbischof oder Bischof wählt die Regierung.
Diese Beschlüsse können als das Staatsgrundgesetz
Montenegros betrachtet werden. Die in denselben ausgesprochene
Unabhängigkeit des Landes wurde aber erst im Berliner Vertrag
vom 13. Juli 1878 allgemein anerkannt.
Die Staatsform ist die absolute Monarchie. Der Wille des
Fürsten wird jedoch durch alte Gebräuche des Volkes gewisser-
maßen eingeschränkt.
Der Reglern ngs- Apparat besteht aus dem Staatsrath
und fünf Ministerien.
' Montenegro wird in 10 Nahien eingetheilt, welche zusammen
aus 74 Kapetanien bestehen. Letztere werden in Sela (Obßine)
untertheilt. Diese seit jeher übliche Eintheilung folgt der Zusammen-
setzung des Landes nach Stämmen (Plemena) und Familien oder
Sippen (Brastvo). Die Eintheilung in Nahien ist dermalen im all-
gemeinen von keiner praktischen Bedeutung, sondern mehr eine
historisch-theoretische, da die Kapetanien — mit Ausnahme von
zwei Nahien, denen Vojvoden vorstehen — der Central - Regierung
unmittelbar unterstehen. — An der Spitze jeder Kapetania steht
der Kapetan (Hauptmann), den der Fürst ernennt. Ihm obliegt die
militärische, politische, judicielle, finanzielle, sanitäre und polizeiliche
Leitung des Bezirkes.
Das Gerichtswesen hat sich trotz der Processsucht des
Volkes wenig entwickelt.
Montenegro besitzt seit 1888 ein Criminalgesetzbuch und einen
Civilcodex. Fremde dürfen in Montenegro kein Grundeigenthum
erwerben, es sei denn, dass der Fürst es ihnen schenkt. Jeder
Eigenthümer muss sein Grundstück selbst bewirthschaften; Ver-
pachtung ist ausgeschlossen. Festgehalten ist die Einheit und Güter-
gemeinschaft der Familie; doch hat dieselbe nicht einzustehen für
ausgewanderte und dann verarmte Mitglieder. Bei Einführung dieses
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505
Gesetzbuches hielt der Fürst eine Rede, in welcher die bezeichnende
Stelle vorkam:
„Lange Zeit hindurch, durch nahezu fünf Jahrhunderte, konnte
man mit Recht sagen, dass diese uns theuren Berge keine Gesetze
brauchen. Für jeden Montenegriner gab es nur ein heiliges Gesetz :
Mit den Waffen in der Hand seine Freiheit, seine Unabhängigkeit
und sein Vaterland zu vertheidigen. Nun aber hat eine neue Periode
unseres nationalen und poütischen Lebens begonnen. Montenegro ist
nicht mehr ein Kriegslager, sondern ein europäischer Staat, der
Montenegriner ist nicht mehr bloß Soldat, sondern auch Bürger.
Wir haben bis jetzt auch eine Rechtsprechung gehabt, aber dies
war eine Rechtsprechung für den auf sich selbst zurückgezogenen,
mit den Waffen in der Hand lebenden, in seine Felsen ein-
geschlossenen Montenegriner. Fortan aber brauchen wir eine Justiz
für den Bürger, für den Handelsmann, für die mannigfachen commer-
ciellen Beziehungen mit dem Auslande. Wir müssen beweisen, dass
wir geeignet sind, mitzuwirken an den friedlichen Aufgaben der
Menschheit, und dass wir würdig sind, eine Gemeinschaft zu bilden
mit den anderen civilisirten Staaten und Völkern."
In jeder Ortsgemeinde besteht ein Gemeindegericht, dessen
Mitglieder von der Gemeinde gewählt und von der Regierung be-
stätigt werden. Jede Kapetanie hat ein Kapetansgericht ; Vorsitzender
ist -der Kapetan. Dann folgen an vier Orten Obergerichte und der
Oberste Gerichtshof (Veliki sud) in Cetinje, dessen Mitglieder vom
Fürsten ernannt wferden. Die letzte richterliche Instanz bildet der Fürst.
Staats-Religion ist die griechisch-orientalische, welcher der
Fürst angehören muss. An der Spitze des Kirchenregiments steht
der Metropolit von Cetinje, welcher in Glaubens -Angelegenheiten von
der hl Synode in St. Petersburg, welche ihm auch die Consecration
ertheilt, abhängig ist. Der Clerus besteht aus Weltgeistlichen (Popen)
und Mönchen (Kaludjeri). Die Kirchensprache ist die altslavische .
Nach einem 1886 mit dem Papste abgeschlossenen Vertrage
wird die römisch-katholische Religion in Montenegro frei ausgeübt ;
der Erzbischof von Antivari ist das geistliche Oberhaupt der
Katholiken, deren nationale Lithurgie ebenfalls mit altslavischer
Sprache und Schrift ausgeübt wird.
Bezüglich des Unterrichts wesens lässt sieh nur weniges
sagen: Dorfschulen bestehen fast in allen Capetanien. In Cetinje
ein Gymnasium, eine Knaben- und eine Mädchen- Volksschule, dann
auf Kosten der russischen Regierung: ein griechisch-orientalisches
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506
Priester-Seminar und ein Mädchen-Pensionat. Der Bildungsgrad des
Volkes ist ein geringer.
üeber die Finanzgebarung des Landes liegen gar keine
olficiellen oder verlässliehen Daten vor. Die Einhebung der Steuern
erfolgt durch die Capetani. Jeder Montenegriner ist verpflichtet, die
der Besteuerung unterworfenen Objecte genau anzugeben. Verheim-
lichte Steuerobjecte verfallen der Confiscation. Dieser, von der Be-
völkerung selbst überwachte Apparat functionirt wesentlich einfacher,
verlässlicher und billiger als anderswo, Staatsmonopol ist der Ver-
kauf von Salz, " Waffen, Munition, Spiritus und Sumach. Die (Je-
sammt-Einnahmen betragen circa 600.000 fl. jährlich; die Staats-
schuld 6—800.000 fl.; die Civilliste des Fürsten 100.000 fl!
10. Die Communicationen sind meist Saumwege, denn
Fuhrwerk ist selten. In der Zeta und im Nik§i<^ko polje finden sich
einige Fahrwege. Künstlich angelegte Straßenlinien sind: Cattaro-
Cetinje-Rijeka; Vir-Antivari-Pristan und Plavnica-Podgorica-Danilov-
grad-Oijaluka und von hier bis Niksic im Bau.
Postverbindungen sind zwischen Cattaro und Cetinje^
regelmässig, sonst nach Bedarf.
Das Telegraphennetz ist verhältnismäßig gut entwickelt.
11. Das Wohnhaus des Montenegriners ist- meist aus
Bruchsteinen erbaut und mit Stroh, Ziegeln oder Schindeln gedeckt.
Die gewöhnlichen Wohngebäude sind klein, ebenerdig oder
einstöckig; in letzterem Falle wird das Erdgeschoss meist als StaU
benützt; in das obere Stockwerk führt nicht selten nur eine Leiter.
Die ebenerdigen Häuser umfassen in der Regel nur einen
Wohnraum, in welchem häufig auch das Vieh untergebracht wird.
Die Fenster sind kleine mit Holzläden verschliessbare Lucken.
Der Fußboden des oberen Stockwerkes ist roh gedielt, im
Parterre nicht selten die nackte Erde.
Die Einrichtung der Häuser ist höchst primitiv. Immer findet
man eine offene Feuerstelle am Fußboden, über welcher an langer
Kette ein Kessel hängt. Ein roh gezimmerter Tisch, ausgehöhlte
Holzklötze, ausnahmsweise Stühle als Sitzplätze. Betten sieht man
selten. In den größeren Orten findet man natürlich auch besser
gebaute und eingerichtete Häuser.
Geschlossene Orte gibt es nur wenige. Gewöhnlich
stehen die Wohnhäuser einzeln oder in kleinen Gruppen vereint.
Die Ansiedelungen suchen windgeschützte Stellen, ergiebige Trink-
wasserquellen und culturfähigen Boden.
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507
Ueber 1000 Einwohner haben in Montenegro folgende Orte:
Podgorica 5000, Antivari 3500, Dulcigno 3000, Danilovgrad 2500,
Nik§i6 2000, KolaSin, Spui, Rijeka 1000.
Cetinje, die Hauptstadt des Landes, hat nur circa 700 Ein-
wohner, ist Sitz der Regierungs-Behörden, eines Capetans und der
diplomatischen Vertreter Oesterreich-Üngarns, Russlands, Englands
und der Türkei. Die Vertreter Italiens und Frankreichs residiren
gewöhnlich in Ragusa.
Cetinje hat an größeren Gebäuden: das Schloss des Fürsten,
1 Kloster, 1 Regierungsgebäude, 2 Schulen, 2 Gasthäuser, 1 Theater,
1 Spital, 1 Munitions-Fabrik und 1 D6pöt.
12. üeber die Ressourcen des Landes lässt sich nur
allgemeines sagen, da officielle Detaildaten fehlen.
Von Feldfrüchten werden alle Gattungen, vorwiegend aber
Mais und Kartoffel, angebaut. Die Production genügt im Durch-
schnitte kaum für den Bedarf, nur im Zeta-Thale (besonders bei
Nikäic) und in der Crranitka (südwestlich Virpazar) besteht eine
geringe üeberproduction. Ziffermässige Angaben über die Productions-
mengen fehlen.
Schlachtvieh, besonders Schafe und Ziegen, findet sich
verhältnismäßig viel vor. Die Qualität ist aber eine sehr schlechte.
Im Sommer vereint man das Vieh an den einzelnen ergiebigen
Wasserstellen in größeren Mengen.
Fische bilden am Scutari-See ein Hauptnahrungsmittel. In
der Rijeka und im nordwestlichen Theile des Scutari-See's fängt man
besonders den Scoranz.
Salz wird eingeführt.
Trinkwasser ist im allgemeinen nicht in genügender Menge
vorhanden. Speciell im Südwesten sind nur wenige Punkte reich an
Wasser. Die größte Wasserarmuth herrscht im nördlichen Theile
des Gebietes Banjani und auf den Karstplateaux zwischen Moraßa
und Cjevna. Im Nordosten ist es in dieser Beziehung besser. Be-
sonders der Streif von Niksic gegen Ost bis an den Lim repräsentirt
das wasserreichste Gebiet.
Wein wird am linken Zeta-Ufer dann bei Podgorica, Antivari
und in der Crmnica gebaut. Er ist meist von rother Farbe; die
beste Sorte gedeiht in der Crmnica, von wo auch geringe Quanti-
täten ausgeführt werden.
Tabak wird fast überall gebaut. Das beste Blatt wächst bei
Rijeka.
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508
An Brennholz herrscht im Südwesten allenthalben Mangel,
Steinkohle wird nirgends gewonnen.
Bauholz fände sieh in den Brda, doch ist der Transport
desselben wegen den schlechten Communicätionen schwierig.
13. Geld. Montenegro besitzt kein eigenes Münzsystem. Es
cursirt zumeist österreichisch-ungarisches Geld. Die Einheit bildet
der Talir (Thaler); er wird mit zwei Silbergulden berechnet Gold-
münzen haben den Curs der Wiener Börse.
Es ist zu wünschen, dass die vorliegenden Daten über
Montenegro bald Ergänzung und Vervollständigung fänden.
Die Bergstämme der Insel Negros (Philippinen).
Von Prof. Ferd. Blnmeii tritt
Die ^Oceania Espanola^ vom 9. August 1889 druckt folgenden
im Porvenir de Visayas unter dem Titel *Los monteses de la isla de
Negros < erschienenen Artikel ab:
»Zwei vollständig von einander verschiedene Racen bewohnen
die Central-Gebirgskette, welche diese Insel theilt, es sind dies die
Aetas oder Negritos und die Bukitnon^) oder Monteses (Bergbe-
wohner). Beschäftigen wir uns zunächst mit den ersteren. Am
vernunftgemässesten scheint es uns anzunehmen, dass die schwarze
Race die ursprüngliche Bevölkerung nicht nur dieser Insel, sondern
auch des ganzen Archipels bildete, welche anfangs auch die Küsten-
striche bewohnte, bis sie von da in das Binnenland du^ch die
gelbe Race vertrieben wurde, welche von Asien hergekommen sein
dürfte, und ihrerseits zum grösseren Theile von uns (den Spaniern)
unterworfen ward, während diejenigen, welche sich uns nicht gut-
willig unterwerfen wollten und sich weigerten spanische ünterthanen
zu werden, in den Bergen sich festsetzten, und deshalb den Namen
Monteses (Bergbewohner) schlechtweg empfingen.
Die Negritos scheinen die elendesten Vertreter des mensch-
lichen (Geschlechtes zu sein, ihr Verstand ist sehr beschränkt und
wenn sie die edle Gabe der Sprache nicht besässen, würde man
Anstand nehmen, sie unter die Menschen einzureihen. Wir wollen
nun ihre Lebensweise kurz andeuten.
*) Im Originale: Buquitnon, ich ziehe die obige Schreibweise vor, da
sie sich immer mehr verallgemeinert.
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509
Die Negritos sind Nomaden, d. h. sie bewohnen eine Oertlich-
keit nie länger als eine Woche hindurch; von einer Baukunst ist
natürlich keine Rede. Sie gehen vollständig nackt einher, sie roden
nicht den Wald, noch säen sie etwas, sie leben eben nur von dem,
was ihnen der Wald von selbst gewährt : von bitteren, ja giftigen
Fruchten, von Wurzeln und Knollen, welche mit dem Erträgnisse
der Jagd und des Fischfanges ihre einzige Nahrung bilden. Sie
treiben sowohl mit den Bukitnon als mit den Christen*) Handel,
indem sie diesen spanisches Rohr, Wachs und Honig bringen, wo-
für sie Webstoffe für ihre Bajaques,-) d. h. Schambinden, erhalten.
Ihre Waffen bestehen aus Pfeil und Bogen, in deren Handhabung
sie unübertrefflich sind.
Wir haben erwähnt, dass sie die Baukunst nicht kennen und
in der That: wenn die Nacht sie wo immer überrascht, begnügen
sie sich einige Pflöcke zwei bis drei Fuss über der Erde zu be-
festigen und darüber Laubwerk zu häufen, während darunter ein
Feuer angezündet wird, das die ganze Nacht anhält, das ersetzt
ihnen Schlafmatten, Polster und Decken und auch das Moskitonetz,
zu welchem Behufe eben jenes Feuer unterhalten wird, denn im
Buschdickichte gibt es sehr viele und sehr kleine Moskitos, welche
Fagnog genannt werden.
Sie kennen keine Religion, sie glauben blos, dass in den
Wäldern und insbesondere im Innern gewisser Bäume Geister
hausen, welche ihnen Schaden zufügen, ja sie tödten könnten. Da
sie keine Hütten bauen, so bilden sie keine Dörfer oder sonstige
Niederlassungen, man merkt kaum, wo sie herumstreifen. Sie leben
in Familien von 20 — 30 Individuen, die sich untereinander ver-
heiraten oder besser gesagt: paaren, um ihre Art fortzupflanzen.
Sie sind schwächlich und kränklich, man sieht, dass diese Race
ihrem Untergange entgegengeht und an Zahl abnimmt. Sie ver-
mengen sich nie mit den Bukitnon, da sie von diesen sehr ver-
achtet werden und selbst sehr feige sind.
Dies ist die Beschreibung des Negritos oder Aetas, wir woUen
nun zu jener der Bukitnon oder Montescs übergehen.
Diese unterscheiden sicli in gar nichts von den Indiern*)
welche wir kennen und jeden Tag sehen, in physischer Beziehung;
*) Darunter sind vorzugsweise die Visayus oder Bisnyas zu verstehen.
*) Sprich: Bakakes.
*) Dio Spanier verstehen unter imlios gewöhnlich den christlichen, civili-
sirten Malayen de.n Archipels.
MiltU. d. k. k Geogr. Uta l-8.i. 10. 34
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510
wir können daher annehmen, däss sie von derselben Elace sind,
wenn sie auch etwas kräftiger geformt erscheinen, weil das Leben
im Busche die Race rein erhalten und sie von der Mischung mit
chinesischem Blute geschützt hat, das zwar die Hautfarbe bei manchen
Völkern heller nuancirt, dafür aber die Gesichtszüge, speciell die Augen
»verschandelt« . oder verunziert. Der Bukitnon ist tapfer, ja wild,
leider aber wird seine Tapferkeit durch eine andere Charakter-
eigenschaft sehr entwerthet: der Bukitnon ist sehr verrätherisch.
Die Bukitnon sind sesshafte Leute und selbst wenn sie auch jedes
Jahr den Standort ihrer Hätten wechseln, so geschieht dies nur
auf nahe Distanzen. Ihr alljährlich wiederkehrendes Geschäft ist
die Waldverwüstung; sie machen alljährlich ihr caingin^ d.h. sie
brennen ein Stück Urwald nieder, um auf dem Neuland dann Reis,
Mais, Camote') u. a. m. zu säen. Sie besitzen Häuser, welche mit-
unter gross, sauber und fest sind. Der Bukitnon trägt ein Hemd
und um den Kopf ein Tuch. Als Hauptbestandtheil ihrer Tracht ist
eine Binde anzusehen, welche nur dann in ihren Augen werthvoll
erscheint, wenn sie aussergewöhnlich lang ist. Hinter diesen Gürtel
steckt der Bukitnon seinen Talihon^^) der mit der Lanze seine
Waffen ausmacht.
Der Bukitnon ist verschlagen, man kann ihn nicht so leicht
betrügen und wehe dem Unglücklichen, der dies gethan, und wieder
ihre Berge besucht Mit höchst vereinzelten Ausnahmen lassen sie
sich weder durch Güte und Ueberredung unterwerfen, noch werden sie
dies jemals thun ; sie spotten über alles, wenn sie auch anscheinend
uns respectiren. Wir sind der Meinung, dass die einzigen Ueber-
redungsgründe für sie nur in den Spitzen der Bajonnette und
einigen Eisenpillen des Doctor Remington bestehen. Was ihre
Religion anbelangt, so stehen sie da nicht höher, als die Negritos,
ihre Nachbarn, wenn gleich sie durch den lebhafteren Verkehr
mit den Christen wenigstens das Wort Bios kennen.
Wenn ein Kind zur Welt gekommen ist, so strömt die Ver-
wandtschaft und Freundschafl zusammen und ein Fest beginnt.
Man schlachtet ein Schwein, singt, tanzt und trinkt sogar pangasi^
es ist dies ein Trank, der aus gegohrenem Reis hergestellt
wird und sehr stark berauscht. Dem Kinde gibt man einen beliebigen
Namen, den man einem Baume, einer Oertlichkeit u. s. w. entlehnt
M Camote: Convolvulus batatas, Bl.
*) Waldmesser, Faschinmesser.
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511
Das ist alles. Die Eheschliessungen werden sehr frühzeitig verabredet,
denn die Eltern bestimmen hierüber schon, wenn die Brautleute
noch Kinder sind, ja mitunter schon, wenn das Kind noch im
Mutterleibe steckt. Die Hochzeitsbräuche unterscheiden sich in
gar nichts von jenen der übrigen Eingebornen. Es findet ein Fest
mit einem Pangasi-Gelage statt und wenn der Bugay, d. h. die
Summe, tür welche das Mädchen gekauft wird und die so um
25 Pesos*) herum schwankt, angenommen erscheint, so ist die Ehe
auch giltig. Wenn auch das Gesetz über Ehescheidungen noch nicht
bis in diese Wälder gedrungen ist, so kömmt doch ähnliches, aber
nur selten, vor. Wenn der Gatte energisch ist, so tödtet er einfach
die Ehebrecherin, ist er aber ein Philosoph, so schickt er seine
Frau den Eltern zurück, welche ihrerseits dem Gatten die für die
Braut erlegte Kaufsumme wieder erstatten müssen, während die
Geschiedene jederzeit eine neue Ehe eingehen kann, selbst mit dem
Buhlen, der aber dann einen doppelt hohen Bugay zu zahlen hat
Wir sagen aber noch einmal, dass solche Vorfälle die Ausnahme
bilden, im allgemeinen wird bei ihnen die eheliche Treue bewahrt.
Wenn jemand stirbt, so wiederholen sich die (oben erwähnten)
Gelage. Man begräbt den Todten an einem Orte, welchen wir zwar
nicht einen Friedhof nennen können, wohl aber eine natürliche
Necropolis, in der alle übrigen bestattet werden. Hiernach erst
kommt das schlimmste; nach der Beerdigung ziehen die Verwandten
mit bereiter WafTe aus, um einen »Begleiter für den Verstorbenen«
zu suchen. Sie tödten den ersten besten, der ihnen in den Weg
läuft, womit sie befriedigt und gerächt sich glauben. Die nächste
Folge aber ist, dass die Familie des Ermordeten ihrerseits die
Vendetta ergreift, daher die Bluttehden, welche sie decimiren. Die
Blutrache kann durch eine Geldsumme oder einen anderen Werth-
gegenstand vermieden werden. Eine derartige Vereinbarung wird
vor den Greisen abgeschlossen, welchen sie einige Autoritäl zu-
erk^inen.
Wir sagten einige Autorität, weil es keine absolute gibt.
Nichts ist auch sonderbarer als die Art und Weise, wie ihre
Streitigkeiten geschlichtet werden. Es kommen da die Kläger und
Angeklagten an einem vorher bestimmten Orte zusammen, gewöhnlich
vor der Wohnstätte des Greises oder der Greisen, welche als
Richter zu fungiren haben. Alle, alle schreien gleichzeitig durch-
>) 1 Peso = 2 österr. Gulden in Gold.
34*
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einander und niemand versteht den andern. Wenn endlich alle
Gründe und Gegenstände genügend erörtert sind, so fallen die
Richter ihr Urtheil zu Gunsten der einen Partei, die andere stellt
sich nicht zufrieden. Man appellirt nun, wie unsere Ahnen im
Mittelalter, an ein Gottesgericht, nur mit dem Unterschiede, dass
hier nicht zu den Waffen gegriffen wird. Zum Beispiel: Zwei Ge-
fässe mit Wasser werden über Feuer gestellt und wenn das Wasser
2u kochen beginnt, wird in jedes Gefäss ein Ei geworfen. Hierauf
treten die Vertreter der strittigen Parteien vor und jeder hat das
Ei aus dem vor ihm stehenden Gefässe herauszufischen. Wer sich
hiebei weniger verbrüht, hat gewonnen. Ein andermal wird zu
kaltem Wasser gegriffen, wer länger unter dem Spiegel aushält,
geht als Sieger hervor. Das merkwürdigste ist, dass die besiegte
Partei sich ohne Murren fügt und keinen weiteren Versuch, das
Urtheil zu stürzen, unternimmt.
Der Bukitnon ist dem Spiele und dem Genüsse alkohohscher
Getränke sehr ergeben, an den Markttagen (solche gibt es bei ihnen)
halten sie auch Hahnenkämpfe ab. Sie nennen die Oertlichkeit, wo
diese stattfinden, Fagbo^ d. h. Ort des Zusammentreffens, nur gibt es
hier keine Pächter.*)
Im ganzen genommen ist der Bukitnon ein Eingeborner, wie
diejenigen, die wir täglich sehen,^) mit dem einzigen Unterschiede,
dass letztere Christen und spanische Unterthanen, während die
andern keines von beiden sind. Man schätzt ihre (lesammtzahl auf
der Insel auf 40.000 Seelen, sie wohnen aber sehr verstreut; sie
bilden ein kleines Volk, das innerhalb einer grösseren Nation wohnt,
ohnfi die Hoheit derselben irgendwie anzuerkennen, wenn auch die
Nüchstanwohnendeo sich den Anschein geben, die Behörden zu
respectiren.«
So weit der anonyme Autor, er bringt zwar noch einige
Zeilen, aber diese gehen lediglich auf den edlen Vorschlag aus,
diese armen Teufel von Bukitnon durch Verbrennen ihrer Hütten,
Verwüstung ihrer Saaten und vollständige Handelsspt^rre zur baldigen
Unterwerfung zu bringen. Ein Vorschlag den jeder warmfühlende
Men.^ch. aber auch jeder kaltüberlegende Politiker mit Entrüstung
zurückweisen wird.
') Auf den Philippinen bilden die Hahnenkämpfe ein Slaatsmonopol, die
Arenen werden verpachtet.
*) D. h. die Visayas (Bisayas).
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513
Der von mir hier übersetzte Artikel ist für die Kenner und
Freunde der philippinischen Völkerkunde von einem ungeheuren
Interesse, denn er bringt etwas, was bisher ganz unbekannt war.
Ich meine nicht die Nachrichten über die Negritos, denn über diese
danken wir bereits dem Dr. A. B. Meyer verlässlichere Nachrichten.
Es ist dies vielmehr die Nachricht über die Bukitnon,
Dass es im Innern der Insel Negros (welche an Grösse dem
Grossherzogthum Mecklenburg-Schwerin oder dem Erzherzogthum
Oberösterreich gleichkommt) ausser den Negritos. noch andere wilde
Stämme und zwar malayischer Abkunft gibt, ist längst bekannt.
Schon Gremelli Carreri erwähnt ihrer, ohne ihnen einen Namen zu
geben.
Neuerdings berichtet von ihnen der Engländer Plant in seinen
Notes on the PhiUppines (Journ. Manchester Geogr. Society 1886,
Bd. n.). Ihm haben wir es zu danken, dass die bisherige Annahme,
die im Innern der Insel wohnenden »Wilden« malayischer Abkunft
wären heidnische Visayas, ziemlich hinfäUig geworden ist. Er er-
zählt von ihren Blutfehden beiläufig dasselbe, was wir im vor-
liegenden Artikel kennen gelernt haben.
Er folgt der spanisch-philippinischen Unart, den Namen der
auf Luzön sesshaften Igorroten auch auf diese stammverschiedenen
»Wilden« auszudehnen. Von dem anonymen Autor des Forvenir de
Visayas erfahren wir erst den eigentlichen Namen dieses Volkes:
Bukitnon^ ein Name der auffälligerweise mit jenem eines Volks-
stammes der Insel Mindanao, den Bukidnon (Buquidnones) gleich-
lautet. Gleichwohl ist, soweit nach den dürftigen Nachrichten über die
Bukitnon von Negros zu schliessen, vorläufig eine Identität beider
Volksstämme nicht anzunehmen. Der Name Bukitnon oder Bukidnon^)
ist eben der Lebensweise beider Volksstämme entnommen und es
ist fraghch, ob sie selbst oder andere sich, bezw. ihnen, diesen
Namen ertheilt haben. Schon die Nachrichten über die Religion
der mindanesischen Bukidnon bestätigen, dass man nach dem
') Der gelehrte philippinische Linguist, Dr. T. H. Pardo de Tavera
schreibt mir: >Bukit bedeutet in den philippinischen Dialecten im allgemeinen
Gebirge j Berggipfel, ausnahmsweise im Tagalischen Saatfeld (sementera). Im
Bisaya ist bukit=BeTg, im Bikol und Ibanag: hukid- G\pfe\, Berg; im Ma-
layischen: 5MA;i*=Berggipfel, Gebirge. Der Name Buqudnon ist olTeilbar von
bukit und der Anhängsilbe non abzuleiten, welche dieselbe Bedeutung hat.
wie die tagalische Partikel taga (d. h. von . , . . her, z. B. taga-ilog =i vom
Wasser her). Man trifft dies in der Bikolsprache an. Die Uebersetzung von
bukidnon lautet daher: vom Berge hei, Bergbewohner.
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■».^.riRTi
514
gegenwärtigen Stande unserer Kenntnis nicht an eine Identität
beider Stämme oder Verzweigungen der malayischen Raee so ohne
weiters denken kann.
Auch ist noch ein weiterer Umstand in Erwägung zu ziehen.
Gerade bei den Bisayas oder Visayas treffen wir häufig rtmontados,
d.h. Leute, welche aus verschiedenen Gründen (um den Steuerdruck,
der drohenden Verhaftung, der Assentirung u. s. w. sich zu entziehen)
in die Walddickichte sich flüchten, dort die Lebensweise der Wilden
annehmen und in ihren späteren Generationen gänzlich verwildem.
Solange wir also nichts genaueres als wie heute über die malayi-
schen Bergvölker der Insel Negros wissen, ist wenigstens die Ver-
muthung nicht von der Hand zu weisen, dass die Bukitnon stark
mit Visayablut gemengt sind. Mehrfach erwähnt ja der anonyme
Schreiber, dass die Bukitnon sich äusserlich wenig oder gar nicht von
den Visayas unterscheiden. Ueber ihre Sprache wird nichts mitge-
theilt, der Verfasser scheint anzunehmen, dass die Bukitnon und
Visayas sich leicht miteinander verständigen können, ja man köimte
leicht zwischen den Zeilen lesen, dass beide dieselbe Sprache sprechen.
Gleichwohl geben die Worte Fa^ho=Hahn€nkampf statte und Fagnog=
Moskito viel zu bedenken. Sind sie richtig wiedergegeben, so zeigt
das F an, dass die Bukitnon einer anderen Sprachgruppe ange-
hören, als die Visayas, welche diesen Laut nicht besitzen, sondern
gleich den anderen civüisu'ten Stämmen der Philippinen (mit Aus-
nahme der Ibanags oder Cagayanes) ihn durch P ersetzen. Sie
werden damit in eine sprachliche Verwandtschaft mit jenen Berg-
stämmen treten, welche auf der Insel Luzön durch die Ifugaos und
auf der Insel Mindanao durch die Tirurayes vorzüglich vertreten
sind. Doch auch hier möchte ich vor voreiligen Schlüssen warnen,
denn möglicherweise sind jene Worte nicht richtig wiedergegeben
.und auf ein, zwei Worte hin darf man nicht kühne Hypothesen
bauen.
Es dar^ nicht unberührt bleiben, dass man noch einen zweiten
Namen heidnischer Malayen der Insel Negros kennt Diaz Arenas
führt für das Jahr 1848 an. dass ein Volksstamm namens Carolanos
in jenem Gebirgszuge wohne, welcher von der Hauptstadt der
Insel Negros bis Canayan sich hinzieht. Man schätzte damals
diesen Stamm auf 2322 Seelen. Ob diese Carolanos nun einen selbst-
ständigen Stamm bilden oder zu den förmlich neu entdeckten
Bukitnon gehören, lässt von der Studierstube aus sich urasoweniger
entscheiden, als uns kein weiterer auf Autopsie beruhender Bericht
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515
über jene Carolanos vorliegt und Diaz Arenas selbst seine Nach-
richten hierüber aus zweiter Hand geschöpft hat.
Es wäre daher eine interessante Aufgabe für einen wissen-
schaftlich gebildeten Reisenden, sein Augenmerk auf diese grosse,
trotzdem aber wenig bekannte Insel zu werfen. Die Philippinen
sind das Land ethnographischer Ueberraschungen, man denke nur
daran, was in der allerneuesten Zeit die Jesuiten in Mindanao
und Marche auf Palawan und den Calamianen entdeckt haben.
Auch auf Negros, Cebü, Panay und Mindoro sind noch reiche un-
erschlossene Fundgruben von den Ethnographen und Anthropologen
zu erschliessen.
Firn- und Gletseherbildungen in den Sextener
Dolomiten.
Von Dr. Carl Diener.
In der Literatur wird wiederholt der Existenz kleiner Firn^
und Eisansammlungen in den Sextener Dolomiten Erwähnung ge-
than. So erwähnt Holzmann*) eines Gletschers an der Ostseite
des Elferkofel, gedenken Grohmann^) und Richter*) des
Gipfelfirns auf der Hochbrunnerschneide, während die Special-Karte
derartige Eisbildungen nicht verzeichnet. Im Laufe der beiden letzten
Sommer habe ich Gelegenheit gehabt, das in Rede stehende Gebiet
wiederholt zu besuchen und erlaube mir, auf Grund eigener
Beobachtung die etwas aphoristischen Mittheilungen der oben ge-
nannten Autoren zu ergänzen.
Die Gebirgs-Gruppe der Sextener Dolomiten besitzt drei echte
Gletscher, von denen zwei der östlichen Abdachung des die Tiefen-
hirche Fischeleinthal-Val Giralba von jener des Kreuzberg-Passes
trennenden Kammes angehören. Diese beiden Gletscher liegen an
der Ostseite des Elferkofel und treten in der Ansicht der Kette von
der Kreuzbergstrasse oberhalb Dossoledo deutlich hervor. Der
grössere von beiden zieht mit ziemlich sanfter Neigung von der
Scharte zwischen Rothwand und Elferkofel (3115 w) — Elferkofeljoch
(2712 w Holz mann) — in das Arzalpenkar (das Quellgebiet des
Risenabaches). Nur die Zunge weist stärkere Zerklüftung auf. Die
') Alpine Journal VII. p 24 ff.
*) Wanderungen in 'den Dolomiten.
') Die Gletscher der Ostalpen p. 27.3 (Verbesserungen)
Digitized by VjOOQIC
4 I
51Ö
Seilenmoränen, sowie die Stirnmoräne sind gut ausgebildet Die
letztere, von ausgeprägt wallartiger Form, umzieht den ganzen
AbscliwuDg des Zungenendes und zeigt in Anbetracht der Kleinheit
des Gletschers bedeutende Dimensionen. Der zweite Gletscher ist
ein sclinialer Schluchtgletscher, der von der Depression zwischen
ElJerkofel und Hochbrunnerschneide (3093 w) ungemein steil und
zerrissen gegen Nordost herabzieht und über einer beiläufig 150 w
hoben Wandslule in wilden Seracs abbricht. An dem Fusse jener
Wand FRgenerirt sich der Gletscher aus den abgebrochenen
Trümmern von neuem und bildet weiterhin ein steil nach dem
Ai-zalpenkar sich absenkendes Eisfeld, das zum grossen TheUe mit
Schult bedeckt ist und nur durch einen von dem nördlichen Vor-
gipfel des Elfei'kofel ostwärts streichenden Felssporn von dem erst-
genarmten (ibLscher geschieden wird. Dieses Eisfeld ist es, auf das
jenes allen Hesleigern des Elferkofel wohlbekannte Schneecouloir
ausmündet, über dessen zumeist von einer grossen Schneewächte
vi^rbarricadirte Spitze man den Gipfelgrat des Berges gewinnt
Hm\^ (iliHscher kommen einander mit ihren Zuugenenden
/Jemiich i)ahc\ ohne sich jedoch zu berühren.
Da ?ie n-heblich tiefer als der Gipfeides Neunerköfele (2574w)
htTaljreichen, so kann die Höhe ihres Zungenendes wohl auf
1^500 m veranschlagt werden. Was an diesen beiden Gletschern be-
sonderes lutei-esse hervorruft, ist der Umstand, dass bei denselben
die oro^apbi^che Begünstigung durch Beschattung vollständig iehlt.
In^^besonflere gilt dies für den von der Elferkofelscharte herab-
zielicnden GletBcher, der in einer verhältnismässig breiten und
flachen Depression eingebettet, eine südöstliche Exposition besitzt,
iJemrt, dasss er den grössten Theil des Tages hindurch den Wirkungen
der Ini^olalifui ausgesetzt erscheint. Bemerkens werth ist femer die
Thatsnclie, tlti^s auf der westlichen Abdachung der Elferkofelscharte
eine fUiolicbe Eisansammlung fehlt. Die Scharte bricht nämlich auf
der Westsrite zunächst mit einer gegen 100 m hohen ziemlich
steilen Warirl auf die Sohle des Kars zwischen Elfer und Rothwand
ab, so daas eist in einer Höhe von 2600 w? günstige orographische
Bodingirt^t^ni zur Ansammlung von Firnmassen gegeben sind. Die
grössere klimatische Begünstigung (nordwestliche Exposition, stärkere
Beschattung) vermag den dadurch entstehenden Nachtheil nicht auf-
zuwiegen.
Dai^ Areal des »Elferschartengletschers« dürfte gegen 20 Ät
beiragen.
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517
Einen dritten echten Gletscher birgt das »Innere Loch«. Es
ist dies jenes typische Hochkar, das von der Hochbrunnersclmeide
(3098m) gegen das Giralbajoch (2496 w, Grohmann) sich ablieft. Die
Hochbrunnerschneide selbst cuhninirt, in einem eigenthümlichen Gegen-
sätze zu den schroff gezackten Gratbildungen ihrer ümgel»ung, in
einem zumeist von steilen Wänden begrenzten Plateau, da^ oineu
ziemlich ausgedehnten Gipfelfirn trägt. Die gleiche Plateaubildung
«?
"•M iV4W \^
zeigt auch der Monte Giralba (circa 2850 m), dessen Kanmi ila;^
Innere Loch auf der Südost -Seite begrenzt. Die nordvvfstliche
Umrandung des Inneren Loches wird durch einen Felssporn lier-
gestellt, der von einer secundären Erhebung zwischen Elli^rkufrl
und Hochbrunnerschneide nach Westen herabzieht und al^ di'sseti
letzten Ausläufer man den Hochleist (2403 w) betrachten kiinn. Du
das Innere Loch auf solche Weise nach drei Seiten hin von rt4aliv
hohen Kämmen eingeschlossen ist und überdies einer ausge-
sprochenen orographischen Begünstigung durch Beschattiuij^ tlioil-
haftig wird, gelangt in demselben ein ganz hübsch ausgobildeter
Gletscher zm* Entwicklung, der an Ausdehnung dem Elferscliarten-
gletscher kaum nachstehen dürfte Auch der >Hoehl>rnniier"
gletscher« besitzt eine gut entwickelte Eiszunge mit sehr ni^gei*
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518
massig verlaufenden Randspalten, Stirn- und Seitenmoränen. Sein
Ende dürfte nicht über 2600 w liegen. Eine tiefe Scharte führt von
dem Fimfeld zwischen den Westwänden der Hochbrunnerschneide
und dem Monte üiralba hindurch in das oberste Hochkar der Val
Giralba alta, die jedoch von keinem Eisstrome erfüllt ist.
Kleine Firnansammlungen weisen noch auf: das Aeussere Loch
an der südwestlichen Abdachung des Elferkofel, die oberste Val
Giralba bassa oberhalb der »Schwarzen Lacke«, am Fusse der
Oslabstürze des Zwölferkofel, endlich die >Keesklamm« an der
OBtseite des Col dei Bagni (2984 w), deren schon Fikeis') er-
wähnt und die man vielleicht nicht mit Unrecht bereits als rudimen-
täre Gletscherbildung ansehen könnte.
Hauptregeln für die Form der Veröffentlichung der
Resultate meteorologisoher Beobachtungen.*)
]M der letzten Versammlung des von dem internationalen
Meteorülogen-Congresse in Rom (April 1879) eingesetzten perma-
nenten Comit^s in Zürich (September 1888) hat das Mitglied
J. Haiin die Meinung ausgesprochen, dass es bei der jetzt erheb-
lichen Zahl von meteorologischen und klimatologischen Mittheilungen
von Seite der Reisenden und Geographen sich empfehlen dürfte,
einige kurzgefasste feste Regeln aufzustellen, die bei der Publication
dieser Mittheilungen beachtet werden müssen, wenn dieselben für
die Wissenschaft von Nutzen sein sollen.
Diese Hauptregeln wären kurzgefasst folgende:
1, Es ist anzugeben, welche Art von Instrumenten zu den
Beobachtungen benützt werden und ausserdem deren Correctionen,
wenn diese bekannt sind, wie auch Einzelnheiten über deren Auf-
stellungsart. Die Höhe des Barometers ül)er dem Meeresniveau ist
so genau, wie irgendwie möglich, mitzutheilen.
2. Nie darf unterlassen werden, genaue Angaben über das
bei der Berechnung der Mittel angewendete Rechnungs verfahren zu
machen, d. i. aus welchen Beobachtungsterminen und wie die Mittel
«j Mittheilungen D. Oe A. V. 1879. p. 178.
S) Die mit der k. k. geographischen Gesellschaft in Schriftentausch ste-
henden Zeitschriften werden um freundlichste Weiterverbreitung dieser Regeln
gebeten. Red.
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"?7^v^
519
berechnet worden sind. Ferner ist es wünschenswerth, die einzelnen
Monat-Mittel für die Beobachtungsstunden selbst zu ^iAam, und
zwar für Temperatur, Feuchtigkeit und Luftdruck, um dii* Reduction
auf wahre Mittel, die später vorgenommen werden kariii. zu er-
leichtem.
3. Bei der VeröfTentlichung von Mitteln für mehrere Jahre
ist es sehr wünschenswerth die Mittel gesondert für Zeitah^^chnitte
von 5 Jahren (Lustren) in üebereinstimmung mit dem Beschlüsse
des Wiener Congresses (indem mit dem ersten Jahre einei* jeden
Pentade begonnen wird 1881—1885, J 886— 1890 u. s. wA m geben.
In dieser Weise würde es möglich sein, mit der grössten Leichtig-
keit simultane und correspondirende Mittelwerthe zu erlangen, wie
sie für eingehende Forschungen über die Vertheilung der meteoro-
logischen Elemente, besonders der Temperatur, des Luftdi uckei5 und
der Niederschläge unentbehrlich sind.
Das Bureau des Comit^s wird dringend ersucht, diese Regeln
so bald wie möglich in meteorologischen und geographisclien Jour-
nalen und in verschiedenen Sprachen zu veröffentlichen.
Das Comitö schliesst sich den Ausführungen des Hierin Hanti
an und erhebt seine Vorschläge zum Beschlüsse.
Geographische Literatur.
Europa.
Dr. Eduard Richter. Die Gletscher der Ostalp*'ij, Mit
sieben Karten, zwei Ansichten und vierundzvvanzi]^
Profilen im Text. — Handbücher zur dful^clieii
Landes- und Volkskunde, herausgegeben von der
Central-Commissioo für wissenschaftliclu' Lamles-
kunde von Deutschland. 111. Band, Stuttj^art 188N.
Verlag von J. Engelhorn.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich das Studium dos Glacial-
Phänomenszu einer wichtigen Disciplin der modernen, physikalischen Oeograpliie
entwickelt, welche über die älteren, hauptsächhch auf physikalischer Grundlage
beruhenden Arbeiten weit hinausgreift und sich mit Vorliebe der rnkMiiudiung
älterer Vereisungen zuwendet.
Aus diesem Grunde schon muss das Erscheinen eines Werkr^i^i dankbar
begrüsst werden, das von rein geographischen Standpunkten aus und u^ tm-
sammenfassender Weise die recente Vergletscherung eines grössereii Uebiotes
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520
behandelt. Kann es doch nicht geleugnet werden, dass die Kenntniss der Ver-
hältnisse, unter denen das Glacial-Phänomen unserer Tage auftritt, geeignet
ist, die Studien über dessen einstige Verbreitung wesentlich zu unterstützen,
indem die jetzt geltenden Gesetze über den Einfluss der absoluten Höhe, der
Massenerhebung und der Terrainformen sicher auch früher bestanden haben
müssen.
Man wird ein derartiges Werk mit umso grösserem Vertrauen entgegen-
nehmen, je mehr dessen Autor in der Lage ist, sich auf den wichtigsten
Factor bei naturwissenschaftlichen Untersuchungen, auf die persönliche An-
schauung zu stützen. Mit Rücksicht auf diesen Punkt nun dürften wenige
Forscher mehr Anspruch auf unser Vertrauen besitzen, als der Verfasser der
»Gletscher der Ostalpen«, da seinem theoretischen Wissen eine umfassende
Kenntniss des untersuchten Gebietes zur Seite stand.
Abgesehen von rein physikalischen Arbeiten über das innere Wesen der
Gletscher waren es bislang hauptsächlich die Werke von Sonklar, Schlagint-
weit und Simony, aus denen wir Nachrichten über die geographische Ver-
breitung der Gletscher der Ostalpen schöpfen konnten. Diese Werke beziehen
sich aber nur auf einzelne, beschränkte Gebiete, stammen aus sehr verschiedenen
Epochen und tragen, was ihre Benützbarkeit für zusammenfassende Studien
allgemeiner Art betrifft, naturgemäss den Fehler an sich, dass ihnen ebenso-
viele Anschauungen zu Grunde liegen. Noch wichtiger, als die eben berührten
Punkte jedoch, erscheint ein weiterer Umstand, auf den sich eigentlich jede
derartige Untersuchung aufbaut. Wir meinen, damit die kartographische Grund-
lage, deren Daten schliesslich für alle hier ausschlaggebenden Maasse die Basis
abgeben müssen. Diesbezüglich stand den genannten älteren Autoren nur ein
vergleichsweise höchst lückenhaftes Material zur Verfügung, welches von den
heutigen Kartenwerken derart übertroffen wird, dass dadurch allein der Werth
der Arbeit charakterisirt erscheint. Wir haben somit eine Studie vor uns,
welche auf dem besten Materiale fundirt, mit voller Ausnützung aller Resultate
durchgeführt wurde, zu denen die Forschungen der letzten Jahrzehnte geführt
haben. Dass diese Arbeit sichthch durchdrungen ist von Begeisterung für die
Sache, dass den wissenschaftlichen Beobachtungen überall ein grosser Hinter-
grund, die Anknüpfung an die Welt des Hochgebirges, Farbe und Leben ver-
leiht, kann derselben nur zum Nutzen gereichen und wird für dessen Verbreitung
gewiss mit beitragen
Es braucht wohl kaum hervorgehoben zu werden, dass der Autor nicht
darauf verzichtet hat, aus seinen mühevollen, nicht weniger als 1012 Ostalpen-
Gletscher umfassenden Zusammenstellungen allgemein giltige Gesetze zu ab-
strahiren und an jene Beziehungen anzuknüpfen, welche die Natur seines
Gegenstandes darboten. Da ist es in erster Linie die vielumstrittene Frage der
Schneegrenze, zu deren Lösung Richter's »Gletscher der Ostalpen« wichtige
Beiträge liefert. Als Schneegrenze wird hier eine Höhenlinie im Gebirge be-
zeichnet, oberhalb welclier die sommerhche Wärme nicht mehr ausreicht, den
im Verlaufe eines Jahres fallenden Schnee wegzuschmelzen. Schon im all-
gemeinen Theile seines Werkes widmet der Autor diesem Gegenstande ein
längeres Capitel. Im beschreibenden Theile kommt er immer wieder auf diese
Frage zurück und auch die wichtigsten Schlussfolgerungen betreffen die Lage der
Schneegrenze in verschiedenen Theilen der Ostalpen. Dass in die Ostalpen das
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52 L
Massiv der Bernina-Gruppe nicht mehr eingerechnet wurde, motivirt der Ver-
fasser durch praktische Gründe, denen zuliebe er mit Recht den Umfang seiner
Arbeit nicht über das Gebiet seiner persönUchen Anschauung ausdehnen wollte.
Die Einleitung befasst sich zunächst mit den Grundlagen und Zielen
der Arbeit, wobei das Maass der auf Grund der Original-Aufnahmen des
k. und k. militär-geographischen Institutes, der neuen, italienischen Tavolette
und einiger vom deutschen und österreichischen Alpenvereine herausgegebener
Karten zu erzielenden Genauigkeit festgestellt wird. Wenn auch neuere
Vermessungen, wie die in den Oetzthaler Alpen und in der Ortlergruppe von
Dr. Finsterwalder durchgeführten, gewisse Ungenauigkeiteii der Original-
Aufnahmssectionen an der Grenze von Firn oder Eis- und Felsterrain nach-
gewiesen haben, so ist doch nicht zu vergessen, dass diese Fehlerquellen auf
das Gesammtbild kaum störend wirken, da sie sich zum Theile gegenseitig
aufheben, zum Theile aber so verschwindend sind, dass von einer Modificirung
der Resultate nicht die Rede sein kann.
Was nun die allgemeinen Bemerkungen über die Schneegrenze und die
verschiedenen älteren und neueren Methoden betrifft, nach denen selbe be-
stimmt werden kann, tritt die reiche persönliche Erfahrung des Autors stark
in den Vordergrund.
Wer je die Vorstellung jenes Begriffes als Fixum und klar ersichtliche
Grösse aus der Schule in die Hochalpen mitgenommen hat, wurde sicher ent-
täuscht dadurch, dass ihm statt dessen eine complicirte Erscheinung
entgegentrat, deren Deutung ihm ohne Rücksichtnahme auf die Bodenformen
auf den ersten Blick unmöglich erschien Statt einer mehr oder weniger scharf
al)schneidenden Grenze, als welche die Grenze des »ewigen« Schnees auftreten
müsste, wenn sie nur von der absoluten Höhe und einigen meteorologischen
Einflüssen abhängig wäre, sieht man an den Abhängen des Gebirges in ver-
hältnissmässig tiefer Lage einzelne oder zusammenhängende, perennirende
Schneeflecken, während hoch oben, weit oberhalb jener »Schneegrenze« ausge-
dehnte, schneefreie (apere) Flächen den blinkenden Fimmantel unterbrechen.
Prof. Richter wendet daher den »orographischen Begünstigungen«
RatzeFs seine besondere Aufmerksamkeit zu. Diese durch die Bodenformen
bedingten Einflüsse modificiren nicht etwa blos innerhalb enger Grenzen die
streng genommen rein theoretische, klimatische Schneegrenze, drücken dieselbe
in engen, nordsertigen und daher schattigen Schluchten durch die Zufuhr an
Lawinenschnee weit hinab, während eben dieselbe theoretische Linie an an-
deren Orten thatsächUeh hoch emporgehoben erscheint, wenn steile Böschungen
die Ansammlung von Firn nicht gestatten oder wenn eben in Folge der Boden-
plaslik die meteorologischen Einflüsse local starken^Veränderungen unterliegen.
Der Beziehungen sind es so viele, welche die Möglichkeit einer dauernden
Ansiedlung von Firnbetten mit den Formen des Terrains verknüpfen, dass
selbe liier nicht wiedergegeben werden könnten, weil sie ein Spiegelbild sind
der unendhchen Variationen, in denen jene Formen auftreten können. An die
hauptsächlichsten Typen jener Formen aber schliessen sich die vcu Richter
unterschiedenen Hauptkategorien unter den Eisgebilden an. Er unterscheidet
Thalgletscher, Kargletscher, Gehängegletscher, Plateaugletscher und Gipfelfirn,
endlich Schluchtgletscher, wobei die verwendeten Namen an sich schon eine
deutliche Erklärung des mit ihnen verbundenen Begriffes darbieten
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522
In ausführlicher Weise werden die verschiedenen Methoden besprochen,
nach denen bisher die Schneegrenze bestimmt wurde, wobei der Autor fort-
während Gelegenheit findet, an der jeweils möglichen Fehlergrösse Kritik zu
üben und seine eigenen Erfahrungen im Terrain fremden theoretischen An-
schauungen entgegenzustellen. Auf Grund der Berechnung aus den meteorolo-
gischen Verhältnissen, durch directe Messung oder Schätzung, mit Hufe von
Grenzwerthen, durch den Vergleich der vergletscherten Räume mit den Flächen -
räumen, welche von gewissen Niveaulinien umschlossen werden, endlich mit
Berücksichtigung des Verhältnisses zwischen Sanmiel- und Schmelzgebiet kann
die Lage der Schneegrenze ermittelt werden; allein die gewonnenen Resultate
sind durchaus nicht gleich werthig, indem locale Verhältnisse die Fehlergrösse
dieser oder jener Methode in günstigem oder ungünstigem Sinne beeinflussen
müssen.
Am klarsten liegen die Verhältnisse dort, wo sich der Gletscher auf
einer relativ ebenen Unterlage, also auf einem Plateau ausbreitet und wo zugleich
die : randliche Ueberhöhung durch felsige Berggipfel, von denen Lawinenschnee
auf den Firn herabgeschüttet werden könnte, möglichst unbedeutend ist. Ein
deragrtiges Verhältniss bietet zum Beispiel der Ewige Schnee oder die üeber-
gossene Alpe bei Bischofshofen annähernd dar. Hier müssen orographische
und 'klimatische Schneegrenze fast zusammenfallen, so dass bei der richtigen
Auswahl ähnlicher Verhältnisse und mit Rücksicht auf solche Höhenlagen, die
eben nicht mehr vergletschert sind, ziemlich genaue Ergebnisse erzielt werden
können.
Immerhin restirt noch eine gewisse Unsicherheit der gegebenen Maasse»
weil der subjectiven Abschätzung ein Spielraum bleibt; es verschwinden aber
die damit zusammenhängenden Fehler in ihrer Bedeutung für das Gesammt-
resultat insoferne wieder, als der Autor in der Lage ist, überall dieselbe
Schätzung vorzunehmen.
Der besondere Theil desr Werkes, welcher in zehn Capiteln (Nördliche
Kalkalpen, Silvretta-Alpen, Ortlergruppe, Adamello-Presanellagruppe, Oetzthaler
Alpen (Ventergruppe nach A. Böhm), Stubaier Gruppe, Zillerthaler Alpen, West-
liche Tauern. Oestliche Tauern, Südliche Kalkalpen) sänmitliche Gletscher der
Ostalpen im Hinblicke auf die angedeuteten Fragen bespricht, zeugt auf jeder
Seite von den reichen, persönlichen Erfahrungen des Autors, welche es allein
ermöglichten, immer wieder an den realen Hintergrund anknüpfen zu können.
Dieser Abschnitt bringt vor Allem die Messungen der räumlichen Aus-
dehnung aller Gletscher der Ostalpen, deren Gesammtfläche mit 146J Km*
berechnet wird und widmet auch den topographischen Details ihrer Umgebung^
soweit selbe auf die Fimgrenze von Einfluss sein können, eingehende Erörte-
rung. Ausserdem werden überall auch die vorliegenden, geschichtlichen Daten
über Vorstoss oder Rückgang der Gletscher berührt.
Jedem Leser, dem jene Gebiete bekannt sind, muss es angenelmi be-
rühren, dass alle auftauchenden Fragen an der Hand wohlbekannter Beispiele
gelöst werden, so dass der einförmig scheinende Stoff durchwegs Leben ge-
winnt.
Richter wendet sich gegen die von einigen älteren Autoren vertretene
Ansicht, dass die Eiskörper der Kalkalpen vermöge ihrer Unterlage im Wesen
von den Centralalpen- Gletschern verschieden seien und hebt hervor, dass in
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^^^^
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den Kalkalpen vermöge der grosseren Häufigkeit steiler Formen die Schlucht-
gletscher verhältnissraässig reich vertreten sind. In diese Kategorie dürfte nach
Ansicht des Referenten auch der perennirende Firn auf der Südahdachung des
Grossen Priel (2514 m) gehören, dessen oberer Saum (circa 24C0 iw) wohl
unter der klimatischen Schneegrenze liegen muss. Auf der Specialkarie ist
dieses Gebilde viel zu klein eingezeichnet, doch kann Qber dessen Natur kein
Zweifel obwalten.
Anders verhält es sich mit einem zweiten, beiläufig in demselben Me-
ridian, also weit nach Osten vorgeschobenen Fimfeld. Dasselbe befindet sich
in den Centralalpen, und zwar in den Sölker Alp?n und liegt auf der Nordab-
dachung des Waldhomspitz (2700 m) südlich von Schladming. Dieses Gebilde
reicht bis (2650 m), also wahrscheinlich über die Schneegrenze empor und
zeigt eine deutUche^ Stirnmoräne. Es wäre jedenfalls interessant, den genannten
Firn näher zu untersuchen, derselbe würde dem östhchsten Gletscher der Cen-
tralalpen angehören.
Um auf das Detail des beschreibenden Theiles einzugehen, fehlt hier der
Raum, wir wenden uns sonach dem Schlusstheile des Werkes zu, der in zu-
sammenfassender Weise die Ergebnisse der Untersuchungen zum Aösdruck
bringt. Da finden wir zunächst eine Zusammenstellung dessen, was maA gegen-
wärtig als »Schneegrenze« bezeichnet, und zwar folgende vier Anwendungen
jenes Ausdruckes:
1. Die orographische Fimgrenze RatzeVs, das ist die untere Grenze der
Firn flecken reg ion.
2. Die wirkliche Schneegrenze Richter's, das ist die untere Grenze der
zusammenhängenden, dauernden Schnee- und Eismassen.
3. Die klimatische Schneegrenze RatzePs, das ist der theoretische Be-
griff einer nur von klimatischen Verhältnissen abhängigen Schneelinie.
4. Die normale Schneedecke Kerner^s, jene Linie bis zu der auf Hängen
und Gipfeln der Schnee überhaupt zurückweicht.
Was nun die Höhe der klimatischen Schneegrenze anbelangt, geht aus
den Untersuchungen von Richter hervor, dass selbe von der Massenerhebung
der Alpen abhängig ist, so dass die Centren jener Erhebungen zugleich Centren
eines hohen Schneegrenzstandes sind. Auf einer Uebersichtskarte wurden diese
Verhältnisse schematisch dargestellt. Wir ersehen daraus, dass das Gebiet
grosster Massenerhebung in den Ostalpen, die Bernina- und Ortlergruppe sammt
den Oetzthaler Alpen, durch eine Höhe der Schneegrenze von 2900 Metern und
darüber ausgezeichnet ist, dass sich die Gebiete mit einer Schneegrenzhöhe
von 2800 m. 2700 »i. und 2600 m. nach Osten hin (rasch verschmälern und
zungenförmig vorgreifen und dass die Schneegrenze in den Nordkalkalpen bis
zu 2500 91. herabsinkt
Ueberall zeigen die Aussenränder eine tiefer gelegene Schneegrenze, als
die centrale Kette mit ihrer grösseren Massenentfaltung, innerhalb deren jene
Linie umso tiefer sinkt, je schmäler das in die Hochregion aufragende Gebiet
nach Osten hin wird. Die Zunahme der Schneegrenzhöhe gegen Süden vermag
das eben angedeutete Verhältniss nicht zu alteriren, so dass jene Höhe in den
SOdkalkalpen immer noch geringer ist, als in den Centralalpen, obschon sie
jene der Nordalpen übertrifft.
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524
An einer Zusammenstellung von auffallenderen Belegen für die Diffe-
renzen in den Schneegrenzhöben verschiedener Gruppen und auf den Nord-
und Südseiten, schliessen sich Bemerkungen über die Einwirkung von meteo-
rologischen Verhältnissen auf die erwähnten Gesetze an, wobei der früher viel-
fach verkannte, aber dennoch ausschlaggebende Einfluss der Niederschlagsmengen
auf das Glacial-Phänomen nach Gebühr gewürdigt wird.
Das Schlusscapitel bespricht in Kürze die Geschichte der Gletscherschwan-
kungeu innerhalb der Ostalpen. Richter unterscheidet dabei im Laufe unseres
Jahrhunderts zwei Vorstossperioden, wovon die letzte bekanntlich ungefähr mit
der Mitte der FOnfzigeijahre. zusammenfällt Der seitdem zu beobachtende
Rückschritt ist heute schon weit bedeutender, als jener zwischen den zwei
Vorstossperioden. Sichere Anzeichen für eine neue Epoche des Vordringens
fehlen bisher aus dem Gebiete der Ostalpen, doch liegen vereinzelte Beobach-
tungen vor, wonach mindestens in den obersten Kegionen grössere Firnhöhea
gemeldet werden.
Eine Tabelle zur Orientirung über das Gletscherareal der einzelnen
Gruppen und ein Index über alle beschriebenen Gletscher schliessen den Band
ab, dessen Inhalt in hohem Grade geeignet erscheint, weiteren Forschungen
zur Grundlage zu dienen. Es wird fortan für den Glacialisten ein unentbehr-
liches Nachschlagebuch sein, zugleich aber jedem Freunde der Alpen eine
anregende, viele Erinnerungen wachrufende Lecture. Georg Geyer.
Neue Schriften Ober das KOstenland und Dalmatien.
Luigi Morteani. Isola ed i suoi Statuti. Parenzo Coana 1889.
8. 244S. (Aus: Atti e Memorie dellaSocietä istriana d'archeologia
e storia patria Bd. 111.)
Obwohl das Werk fast ausschliesslich die Geschichte von Isola
behandelt, so finden wir in demselben auch Manches, den Geographen
Interessirendes.
Schon im ersten Abschnitt bemerken wir allgemeine geogiaphische Daten
über dieses istrianer Städtchen und über den Ursprung des eigenthümlichen
Namens, der sich dadurch erklärt, dass Isola einmal wirklich eine mit dem
Festlande durch eine Brücke verbundene Insel war. Ausführlichere Angaben
über das einstige und das jetzige Aussehen der Stadt, über die nächsten Um-
gebungen derselben, dann ziemlich eingehende statistische Notizen enthält der
XVIII. Abschnitt. Ansonsten entwickelt der Verfasser die Geschichte des
Städtchens und es folgen dann die Statuten und ergänzenden Erlässe, welche
über die Hälfte des Werkes ausmachen. Auffallend ist es, dass die
neueste Geschichte ganz unberücksichtigt blieb, wenn man
von einigen Jahreszahlen absieht, die gelegentlich der Besprechung
der Schulen und einiger Bauten oder Industrie-Anstalten zur Fixirung ihrer
Gründungsepoche angefülirt sind. E. Gelcich.
Stefano Petris. Lo statu to deir Isola di Cherso ed Ossero. Parte 1.
Programm des k. k. Obergymnasiums in Capo d'Jstria 1888/89.
Verfasser bezeichnet mit diesem Namen seinen Aufsatz, weil die Insel
Lussin bis in die neuere Zeit Ossero genannt wurde, was aus den Documenten
zur Genüge hervorgeht. — In diesem soeben erschienenen ersten Theile wird
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FT^ DLIHI 1
[
525
die Geschichte von Ossero bis zum Anfang des XIV. Jahrhundertes behandelt,
bis zu jenem Zeiträume nämlich, in welchem die Statuten von Cherso und
Ossero verfasst wurden. Erst der zweite Theil wird sich demnach mit der
Analyse der eigentlichen Statuten zu beschäftigen haben, und, wie der Verfasser
in Aussicht stellt, mit den Beziehungen zwischen Cherso und Ossero. Schade
nur, dass so wichtige Arbeiten, welche viel Licht über die wirthschaftliche
und politische Geschichte Istriens und üalmatiens bringen, in Schulprogrammen
erscheinen, die eine ziemlich beschränkte Verbreitung erhalten. E. Gelcich.
Di un codice inedilo su Trau. (Scintille. Zara. Bd. III. vom
2. November.)
Eine kurze Beschreibung eines unedirten Manuscriptes aus dem
XVIir. Jahrhundert mit geographischen und historischen Daten über Dalmatien
und speciell über Trau und Bua. Das Original des Manuscriptes befindet sich
im Privatbesitz, eine Copie davon bei einem Edelmann in Trau. — Wünschens-
werth wäre es, dass solche wichtige Documente in öffentlichen Bibliotheken
niedergelegt würden, wo sie einestheils zugänglicher werden und andererseits
nicht leicht verloren gehen. J&'. Gelcich.
Asien.
Neue Schriften Ober Ceiebes und die Philippinen.
Dr. A. B. Meyer. Album von Ceiebes -Typen. Dresden, Stengel &
Markert, 1889. kl. Folio, 16 S. Text, 37 Lichtdrucklafeln mit circa
250 Abbildungen.
Hofrath A. B. Meyer, dem unermüdlichen Erforscher der Philippinen,
von Ceiebes und Neu-Guinea, danken wir ein neues Prachtwerk, ähnhch seinem
Typen- Album der Philippinen. Wie dieses enthält die vorliegende Pubhcation
eine Sammlung von Volkstypen, reproducirt durch das Lichtdruckverfahren
nach authentischen Photographien. Die reiche Literatur über Ceiebes hat nichts
Aehnliches aufzuweisen, ein glänzendes Zeugniss von dem Forschereifer und
der Sammelbegabung der deutschen Gelehrten und Reisenden. Dr. A. B. Meyer
erläutert die Bilder nicht allein aus dem reichen Schatze seiner eigenen, auf
Selbstanschauung beruhenden Erfahrung, sondern zieht auch den Rath anderer
Fachgenossen in Betracht. Die wissenschaftliche Welt dankt dem berühmten
Gelehrten für diese neue Gabe und erwartet von ihm eine Fortsetzung dieses
Typenalbums für die Molukken und Neu-Guinea. — Gleichzeitig erschien von
demselben Verfasser: Lung-Ch'üan-Yao oder altes Seladon-
porcellan nebst einem Anhange über damit in Verbindung
stehende Fragen (Berlin, R. Friedländer & Sohn, 1889, Fol. S. 41,
3 colorirte Lichtdrucktafeln und 32 Holzschnitte). Ich erwähne diese Abhand-
lung, welche in den Kreisen der Keramiker und Kunsthistoriker Aufsehen
erregen wird, deshalb in dieser geographischen Zeitschrift, weil durch Jagor's
Reisen in den Philippinen die Funde alter Porcellangefässe mit ethno-
graphisch-historischen Fragen des Archipels in eine gewisse berechtigte Be-
ziehung gebracht wurden, welchen Fragen Dr. A. B. Meyer auch seine ge-
bührende Aufmerksamkeit widmet. — Die Ausstattung beider genannten Werke
macht den Verlagsbuchhandlungen alle Ehre.
Uitih. d. k. k. Geogr. des. 1989. 10. 35
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'J^flf 1
526
Donlsabelo de los Rey es y Florentino. El Folk-lore filipino.
Manila 1889, Imprenta de Santa Cruz. kl. 8<*. S. 352.
Das Manuscript des vorliegenden Buches hat auf der philippinischen
Ausstellung von Madrid (1887) die silberne Medaille erhalten. Es ist an und
für sich eine vorzügliche Arbeit, deren Werth aber dadurch wesentlich erhöht
erscheint, dass ein Malaie (Herr De los Reyes ist ein Ilokane) die Sitten,
Bräuche und den Aberglauben seiner Landsleute bespricht. Europäern gelingt
es selten, das Vertrauen der niedrigen Classe der Eingeborenen soweit sich zu
erwerben, dass sie über deren Sinnen und Trachten sich orientiren könnten.
Um so höher ist es anzuschlagen, wenn Herr I. de los Reyes uns so ein-
gehend mit dem Geistesleben der ungebildeten Stände der christlichen Ein-
gebornen unterrichtet.
Don WenceslaoE. Retana (DesenQanos). El indio Batangueno.
E studio etnogräfico. 3a. Ediciön, corregida. Manila, Tipo-Litografia
de Chofre y Ca. 1888. 16' S. 109.
Diese Schrift erschien zuerst als Feuilleton in einem Tagblatte Manilas,
hierauf in der Revue La Espana Oriental, zuletzt in vorliegender Buch-
form. Sie enthält eine Beschreibung des gesammten Lebens und Treibens der
Tagalen der Provinz Batangas.
Don Pablo Feced Quioquiap. Filipinas. Esbozos y pinceladas.
Manila, Establecimiento tipogräfico. 1888. 8' S. 361.
VorUegendes Buch umfasst eine Reihe von lose zusammenhängenden
Artikeln, welche sich mit dem Leben der europäischen und eingebornen Kreise,
sowie mit politischen und volkswirthschaftlichen Fragen des Archipels be-
schäftigen. Der deutsche Forscher findet darin nichts neues. Der Verfasser ist
den Eingebornen abgeneigt und gibt dieser Abneigung wiederholt Ausdruck-
Da ich mit dem Verfasser auf gespanntem Fusse stehe, so kann ich auf eine
weitere Kritik nicht gut eingehen, erwähnt sei nur, dass die Sprache und
Fb raseologie des Buches in spanischen Kreisen sehr gelobt wird. Wir Deutsche
pflegen freiUch nur bei Poeten uud Romanschriftstellern die Form über den
Inhalt zu stellen. F. Blumentritt,
Allgemeines.
Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen. Heraus-
gegeben von Dr. G. Neumayer. Zweite völlig umgearbeitete und
vermehrte Auflage. Berlin. Oppenheim 1888. 2 Bde. 8®.
Vor vierzehn Jahren gab das Erstehen einer deutschen Kriegsmacht zur
See den unmittelbaren Anstoss zur Herausgabe der > Anleitung«. Der gegen-
wärtig vorliegenden zweiten Ausgabe des rasch zu wohlverdienter Berühmtheit
gelangten Buches gibt die deutsche Colonialbewegung die Signatur. Der glänzende
Stab von Mitarbeitern, den Neumayer um sich zu vereinigen wusste, ist nahezu
derselbe gebHeben, soweit nicht der Tod in denselben Lücken riss. Koner's
Aufsatz über die Grundbegriffe der physischen Erdkunde ist mit Recht nicht
ersetzt worden ; so trefflich er auch geschrieben war, wendete er sich doch an
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eine ganz andere Kategorie von Benutzern des Buches als die Gesammtheit
der übrigen Aitikel.
Für Grisebach ist wie in so vielen anderen Fällen sein Erba in der
Führung deutscher pflanzengeographischer Forschung, Drude, eingetreten. Den
Abschnitt Heilkunde hat an Stelle des verstorbenen Ober-Stabsarztes Friedel
Professor Gärtner in Jena übernommen und es ist nicht zu leugnen, dass der-
selbe in seiner gegenwärtigen Fassung besser in den Rahmen des Werkes
passt, als die Darstellung der ersten Ausgabe. FriedeFs gedankenreicher Aufsatz,
der in mehr als einem Punkte durch die Forschungen des letzten Jahrzehntes
eine glänzende Bestätigung erfahren, berücksichtigte vielleicht allzusehr die
Bedürfnisse eines Schiffsarztes, der in der Lage ist, langwierige physiologische
und pathologische Beobachtungsreihen durchzuführen. Gärtner wird dem Land-
reisenden mehr gerecht, der umfangreichere technische oder literarische Hilfs-
mittel mitzuführen nicht im Stande ist. Gärtner's Darstellung der bakteriolo-
gischen Untersuchungsmethoden, seine Aufzählung der bei den exotischen In-
fectionskrankheiten zu lösenden Probleme sind Muster von Präcision.
Eine äusserst willkommene Vervollständigung des Werkes bildet Jordan's
meisterhaftes Capitel »Topographische und geographische Aufnahmen«. Den
Mangel einer dem Nichtgeodäten bequem zugänglichen Anleitung zur Itinerar-
aufnahme hat bislang vielen Reisenden Jordans topographischer Bericht über
die Rohlfs'sche Expedition in die libysche Wüste ersetzen müssen. Aus einer
Umarbeitung und Erweiterung der allgemeinen Abschnitte dieses Berichtes ist
Jordan's vorliegender Aufsatz hervorgegangen. Wesentliche Ergänzungen hat
der hydrographische Theil des Werkes erfahren. Krümmel der als Bearbeiter
des Handbuches der Oceanographie in der Ratzel'schen Sammlung die gesammte
oceanographische Literatur durchzugehen genöthigt war, macht auf eine Reihe
von Lücken in unserer Kenntnis aufmerksam. — Hoffmann und Borgen er-
weitern in eigenen Aufsätzen Theile des Capitels von Neumayer. Von eminenter
praktischer Wichtigkeit ist Lorenz-Liburnau's Anleitung zur Beurtheilung des
Fahrwassers in ungeregelten Flüssen. Dem vortrefflichen Schilderer der Karst-
flüsse und eingehenden Kenner unserer Alpengewässer stand, wie wenigen
Anderen, reiche praktische Erfahrung zu Gebote.
Lindeman hat mit grosser Sorgfalt verkehrsgeographische Daten zu-
sammengestellt. Wittmack liefert einen Beitrag über landwirthschaftliche Cultur-
pflanzen und Bolau widmet den Walen ein eigenes Capitel. Schubert spricht
Ober das Zählen bei den Naturvölkern.
Möge das grosse Werk in seiner neuen Gestalt neue Freunde gewinnen
und neuen Nutzen bringen, soweit die deutsche Zunge klingt! A^ Rodler,
G. Neumayer, lieber das gegenwärtig vorliegende Material für die
Brd- und Weltmagnetische Forschung. Vortrag, gehalten auf dem
VIII. Deutschen Geographentage zu Berlin. Berlin 1889.
Man musö sich gestehen, dass die deutsche Seewarte in Hamburg keine
Gelegenheit vorübergehen lässt, um erfreuliche Zeichen ihrer Thätigkeit zu
geben. Unter der bewährten Leitung ihres Vorstandes, verstehen es die Beamten
der Seewarte, sich nicht nur in Angelegenheiten des Seewesens, sondern auch
in allgemeinen geographischen Fragen nützlich zu erweisen, wovon die
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häufigen Publicationen des Institutes den besten Beweis liefern. In der vor-
liegenden Abhandlung unterzieht nun Dr. Neuraayer das gegenwärtig vorräthige
Material über Erdmagnetismus einer kritischen Revision; dabei bemerken wir,
dass in den letzten Jahren nach dieser Richtung Manches geschah, dass aber
noch viel zu leisten erübrigt. So ist z. B Deutschland im Rückstand und in
Oesterreich hat man erst in diesem Jahre einen Aufschwung zum Besseren zu
bemerken. Dr. Neumayer hat es verstanden, in seinem Vortrage sowohl jene
Fragen, welche mehr die Geographie angehen, als auch das einschlägige
geodynamische Material gleich anziehend zu behandeln. Zum Schlüsse spricht
der Verfasser die Hoffnung aus, dass man künftighin jene Gebiete mehr in's
Auge fassen wird, die bisher spärlich mit Untersuchungen bedacht wurden. -
Was die Betheiligung Oesterreichs an derlei Aufnahmen anbelangt, so wäre es
wünschenswerth, dass zugleich mit der im Zuge befindhchen Arbeit Liznar's
(Cisleithanien) und Laschobers (adriatische Küste) die uns nahe gelegenen
Balkanländer in den Thätigkeitsrayon unserer Gelehrten einbezogen werden.
Denn die Balkanstaaten haben wohl an andere Sachen zu denken und sie er-
wärmen sich für wissenschaftliche Fragen nicht besonders. E. Qelcich.
Kleinere Mittheilungen.
Afrika.
Oeogrrnpliisclic Resultate von U. Stiinloy's Expedition. Die >Times«
vom 26. November veröffentlichen einen Brief Henry Stanley's an W. Mackinnon,
den Präsidenten des Emin-Comit^'s in London, datirt von Üzinja, 17, August d. J.,
und einen kurzen Bericht über die wesentlichsten geographischen Resultate,
die die Stanley'sche Expedition seit dem Verlassen der Station Kavallis am
Albert-Nyanza bis zu ihrem Eintreffen im Gebiete von üzinja erzielt hat. Dieser
Bericht stützt sich auf Briefe Stanley 's an die geographische Gesellschaft in
London und auf einen Brief von Lieutenant Stairs.
Bereits am 1. April d. J. waren in England Briefe von Henry Stanley
eingetroff'en, welche einen Hericht über seinen Zug nach dem Albert-Nyanza
und seinen Rückmarsch nach Bunalya am unteren Aruwimini enthielten und
eine Reihe sehr werthvoller Details über den westlich vom Albert-Nyanza
gelegenen, bis dahin unbekannten Theil des äquatorialen Afrika brachten. Mit
Rücksicht darauf, dass die wichtigsten darin enthaltenen, neuen geographischen
Resultate seither allgemein bekannt gevyorden sind, heben wir davon nur das-
jenige heraus, woran sich die neuesten Nachrichten zunächst anschliessen.
Stanley war im December 1887 über ein von Westen her allmälig
ansteigendes, im Osten aber plötzlich abbrechendes Hochplateau an das süd-
westliche Ende des Albert-Nyanza gekommen. Nachdem er nach Ibwirri zurück-
gekehrt war, um hier ein befestigtes Lager zu errichten, fand er sich am
22. April 1888 das zweite Mal am Albert-See ein. und traf hier wenige Tage
später mit Emin Pascha in Kavallis (P 22' N. B., 3(.° 30' 0. Gr.) zusammen.
Am 25. Mai kehrte Stanley abermals nach dem Westen zurück und erreichte
am 17. August Bunalya. Schon bei diesem seinem Rückmarsch hatte Stanley,
nachdem er si^h nur wenige Meilen von dem Albeit-Nyaiiza entfernt hatte, in
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OSO. die gewaltigen Massen eines Gebirges gesehen, dessen Gipfel auf 300 m
herab beschneit waren. Es war der Ruwenzori. Er schätzte damals seine
Höhe auf 5200— r>500 w , seine Entfernung vom Albert-Nyanza auf 80 km. Auch
eines Flusses, den dieser See vom Süden her aufnimmt und den schon Col.
Mason 1877 gesehen hatte, des Semliki, wird Erwähnung gethan. Derselbe,
schrieb damals Stanley, durchfliesse vor seiner Mündung eine grosse Strecke
vollständig ebenen Landes, welches in Ost und West von den Steilrändern
mächtiger Plateaux begleitet werde. Es sei aber nicht anzunehmen, dass er
von dem von ihm 1876 entdeckten Muta-Nzige-See komme; er entspringe viel-
mehr wahrscheinlich am Ruwenzori. Die Existenz jenes Sees wurde ihm
übrigens auch von den Eingebomen am Albert-Nyanza bestätigt; doch hielt
er dafür, dass er eher zum Gebiete des Congo als des Nil gehöre. Die Lösung
dieser Frage, wie diejenige vieler anderer, hat nun Stanley 's Zug von Kavallis
an den Muta-Nzige oder Albert-Edward-Nyanza, wie er den See benannt hat,
und von hier an den Victoria- Nyanza gebracht.
Wir entnehmen jenen Mittheilungen der »Times« zunächst die folgenden
Details über den von der Expedition auf dieser Strecke eingehaltenen Weg. Die
Expedition verliess am 10. April Kavallis. Schon am 12. wurde sie durch eine
schwere Erkrankung Stanley's in Mazamboni gezwungen, Halt zu machen und
bis zum 8» Mai aufgehalten. An diesem Tage wurde der Marsch fortgesetzt.
Er führte den Balegga-Bergen entlang bis etwa 64 1cm vom Albert-Nyanza-See.
Hier kam man an die Grenze des von den Warasura — so heissen hier all-
gemein die Leute von Wanyoro — erst kürzlich annectirten Landes. Zugleich
traten die Schneeberge des Ruwenzori nunmehr schärfer hervor. Bei Buhobo
wurde der Kamm der hügeligen Höhen, die den Semliki im Nordwesten und
Südwesten begleiten, tiberschritten. Man hatte vor sich das weite Thal des
genannten Flusses, und darüber im Süden und Südwesten den mächtigen
Höhenzug des Ruwenzori, dessen gewaltige östliche Flanke sich allmälig zum
Plateau von Wanyoro herabsenkte, während die westliche Hälfte rasch in noch
unbekanntes Land abfiel. Zwischen dem Riesenwall des Ruwenzori und dem
Höhenzuge, auf welchen man eben stand, dehnte sich in unabsehbare Fernen
das 16—20 km breite Thal des Semliki aus. Es ist hier eine flache Grasebene,
die eben jetzt, wo das Gras reif und gebleicht war, wie ein hellschimmernder
Wasserspiegel dalag und von den Egyptern auch aus der Ferne für einen
Theil des Albert-Nyanza angesehen wurde. Weiter im Südwesten tritt jedoch
Buschwerk von immer zunehmender Dichtigkeit auf, es erscheinen Akacien-
wälder, endlich bedeckt dunkler, undurchdringlicher Tropenwald den Boden.
Mitten durch fliesst, bald nach SO., bald nach NW. ausbiegend, der Semliki.
In zwei Märschen war von Buhobo aus dessen Ufer erreicht. Der Fluss ist
70—90 m breit, im Mittel 2*7 m tief und besitzt eine Geschwindigkeit von
3V2 bis 4 Knoten. Den Semliki überschreitend betrat man die Landschaft
Awamba. Der Marsch ging nun weiter durch Culturen, die in Lichtungen des
Tropenwaldes angelegt waren, bis man nach mehreren Tagen unmittelbar am
Fusse des Ruwenzori wieder auf offenes Land stiess. So nahe man nun
auch durch mehr als zwei Wochen dem Gehirge bUeb, so war doch nur selten
etwas von seinen Gipfeln zu sehen, da die höheren Theile fast beständig in
Nebel gehüllt blieben. Lieutenant Stairs machte nun — es war mittlerweile Juni
geworden — den Versuch, den höchsten Gipfel des Gebirges zu besteigen, er-
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* ■ a^" ; , m
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reiehte aber nur etwa 3500 iw, da ihn mit dichtem Walde bedeckte, tief ein-
geschnittene Thäler am weiteren Vordringen hinderten. Das Gebirge ist bis zu
ir800m bewohnt. Diebe Region lieisst Ukonju, die Bewohner selbst nennen
sidi Bakonju. Sie betreiben in ausgedehnter Weise Landbau. Von den Wasuru
tcäufig bedrängt, flüchten sie oft in die höheren Lagen des Gebirges bis an die
Schneegrenze. Der Expedition gegenüber verhielten sie sich freundlich. Der
Huwenzori ist über dem Culturland der Bakonju, wenn anders wir den Auszug
aus Stair's Angaben richtig verstehen, zunächst mit einem Gürtel von Bambus*
wald umgeben ; dann folgt eine Region mit zerstreutem Buschwerk, in dem die
Bambusen nur noch in verkümmerten Individuen auftreten, mit Haidesträuchern
(Ericaceen) bis zu Hörn Höhe, mit Brombeerhecken, Veilchen und mit einer
reichen Moos- und Flechten Vegetation. Die höchsten Erhebungen scheinen des
Pllanzenwuchses ganz zu entbehren. Von grösseren Thieren waren nur die
Spuren zu sehen. Reicher war die kleine Thierwelt vertreten. Die Nacht
war in der Höhe empfindlich kalt. Die Gipfel sind unregelmässige, zackige,
schroffe Felsen von kraterartiger Form. Nach Sfairs' Meinung ist der Ruwenzori
ein erloschener Vulkan mit einer Anzahl von Nebenkratern, die entstanden,
nls der Hauptkrater sich geschlossen hatte, und nun als vorspringende Klippen
ütjer dem höckerförmigen Centralstock emporragen. Von diesem gehen nach
allen Seiten Aeste ab, zwischen denen Thäler tief einschneiden, durch welche
Wildbäche nach dem Semliki und dem Albert-Edward-Nyanza-See hinauseilen.
Der Semliki selbst nimmt massenhaften Detritus vom Ruwenzori auf und füHt
nafli Stanley damit in rapid fortschreitender Weise das SOdende des Albert-
Nyanza aus. Der tiefste beobachtete Schnee liegt etwa 400 m unterhalb des
Gipfels. Es sind nur zerstreute Schneeflecken, welche in dieser Höhe sich in
StMuchten erhalten. Auf dem Gipfel selbst bestehen jedoch ausgedehnte zu-
sammenhängende Schneefelder bis zu 100—200 m Breite. Nur die steilsten
Theile des Gehänges sind auch hier schneefrei. Die Hauptmasse des Schnees
Üpgt auf der Westseite.
Neunzehn Tage marschirte die Expedition dem Ruwenzori entlang nach
Südwest, den Semliki immer zur Rechten. Am Ende des Gebirges angekommen,
trat man in offenes Grasland hinaus, hinter dem in der Tiefe eine flache,
weite, grasbedeckte Ebene erschien.
Stairs wurde nach dem Semliki hinabgesendet, von dem er schon am
zweiten Tage zurückkehrte. Er fand ihn nur 38 m breit, aber bei 37* m tief.
Der Bootsmann am Flusse erklärte ihm, dass dieser nach dem Nyanza von
Wanyoro, d. i. dem Albert-Nyanza, hinabströme.
So reich das wohlbewässerte Ukonju gewesen war, so dürr und arm
eii^ies sich das Land, das man nun betrat. Es war das Plateau von Wasongora,
das den Albert-Edward-Nyanza im Norden und Nordwesten begrenzt. Die Be-
\'ölkerung dieses Landes wird von Stanley wegen ihrer Schönheit besonders
gerühmt. Er hält sie für einen äthiopischen Typus.
Nach drei Tagen erreichte man an einem kleinen Salzsee vorbei den
Hauptort des Landes, Kative. So kle«n der See ist, so werthvoll wird er durch
seinen unerschöpflichen Reichthum an Salz. Die Expedition fand ihn, wie das
ganze Land, in den Händen der räuberischen Warasura. Unweit und zwar
ostlich von Kative sendet der Albert Edward Nyanza einen Arm, die Beatrice-
Biii, nach Norden. Dieser wurde bei Uhaiyana im südlichen Toro umgangen
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worauf man sich nach Süden nach Unyampaka wendete und sich so
lange an der Küste hielt, bis sich diese entschieden nach Südwesten wendete.
Nun stieg Stanley mit seinen Leuten nach dem Hochlande von Aukori hinan,
durch welches die Expedition in gerader Linie südostwärls nach Karagwe
und Uzinja zog. Aukori ist ein durchschnittlich 1625 Meter hohes Plateau mit
einzelnen Berggipfeln bis zu 2000 Meter. Es ist dicht bevölkert. Hier sind die
Wahuma mit ihren schönen, regelmässigen Gesichtszügen, die so sehr an den
Menschenschlag des abessynischen Hochlandes erinnern, zahlreicher als irgend-
wo vertreten.
Der tektonische Charakter dieses Theiles des äquatorialen Afrika wird
in Stanley's Bericht in der Weise dargestellt, dass von der Mündung des
Victoria Nil in den Albert Nyansa ein zwischen 32 und 80 Kilometer breites
und 400 Kilometer langes Senkungsfeld in südwesthclier Richtung bis zum
1*^ S. B. verläuft. In der nördlichen Hälfte ist es zu beiden Seiten von grossen
Plateaux begleitet, die sich bis zu 325-1000 Meter über dasselbe erheben. Das
westliche bricht am Ostrande steil, fast lothrecht ab, im Westen sinkt es
allmälig zum Ituri- und Lowa-Becken hin ab; das Östliche geht allmähg
in das Hochland der Wanyoro über. In diesem nördlichen Abschnitt liegt im
Senkungsfeld der Albert Nyanza. Den nördlichen Plateaux entsprechen im
Süden diejenigen von Wasangora, Unyampaka und Aukori, nur liegen sie noch
höher über dem Senkungsfelde (650- 1430 Meter), und ebenso entspricht dem
Albert Nyanza hier der Albert Edward Nyanza, der übrigens bedeutend kleiner,
als jener ist. Zwischen diesen beiden Abschnitten liegt im Centrum des Senkungs-
feldes in einer Längenausdehnung von nahezu 150 Kilometer der Ruwenzori,
dessen Gipfel sich 1300—4875 Meter über den Semliki erheben.
In Bezug auf den Semliki hebt Stanley's Bericht das ausserordentlich
geringe Gefälle vor seiner Mündung in den Albert-Nyanza hervor, das auf
48 Kilometer nicht mehr als etwas über 16 Meter ausmache; von da aufwärts
bis zu jenem Punkte, wo die Waldregion plötzlich endet (d. i. 120 Kilometer),
betrage es dagegen fast 300 Meter.
So spielt, wie der Victoria-See die Gewässer des östlichen Nilbeckens
aufsammelt und in einem Strom, dem Victoria-Nil, dem Albert Nyanza zuführt,
der Albert Edward Nyanza im Westen dieselbe Rolle bezüglich des westlichen
Nilbeckens, dessen Wässer er im Semliki-Fluss in den Albert Nyanza zuleitet.
In diesem vereinigen sich die beiden grossen Quellströme, um als weisser Nil,
nordwärts zu eilen.
Südlich und südwestlich vom Albert Edward-See bleiben noch immer
weite Gebiete in Dunkel gehüllt, und die seinerzeit von Stanley in seine Karte
eingezeichneten hypothetischen Uferlinien und Gebiete (Mkinyaga-See, Mkinyaga,
RuaQda, Butwa u. s. w.) werden nach seinem eigenen Geständnisse durch-
greifende Correcturen erfahren müssen. Aber sei dem wie immer, sein Zug vom
Aruwimini nach dem Albert Nyanza und von Kavallis an die Stidufer des Victoria-
Sees ist eine That, die sich, wie an Kühnheit und Schwierigkeit des Unter-
nehmens, so auch an wissenschaftlicher Bedeutung würdig an seinen grossen,
für alle Zeiten denkwürdigen Zug quer durch den schwarzen Welttheil an-
schliesst, ganz abgesehen von der Wirkung, die sie durch das Gehngen der
Befreiung Emin Pascha's auf die Gemüther ausübt. Während wir diese Zeilen
schreiben, ist der Mann, der, in wunderbarer Art gegen alle Schrecken jenes
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*'m,mv
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Continentes gefeit, in gleiclier Weise mit grösster Schärfe des Verstandes, wie
mil nie zaudernder Entschlossenheit und zähester Ausdauer begabt, bis heute
slpf^ an sein gewolltes Ziel gekommen ist, wahrscheinlich bereits in Bagamoyo
odfT Zanzibar eingetroffen.
Sein schon früh gebleichtes Haar ist nun völlig weiss geworden, aber
sei IV Kraft scheint ungebrochen. Schon wird er als der zukünftige Gouverneur
und Organisator von Britisch-Ost-Afrika bezeichnet Wir aber erwarten von
ilirrj* dem lebendig, scharf und klar zeichnenden Schilderer, in naher Zeit in
lireiterer Ausführung zu hören, was in seinen Briefen bisher nur angedeutet ist
0. Stapf.
Honatsversammlung der k. k. geographischen Gesellsohaft
am 29. October 1889.
Vorsitzender: Der zweite Vicepräsident Hofrath J. R. von Lorenz-
Lihurnau.
Der Vorsitzende begrüsst die Versammlung, als die erste nacli den
Soiiimerferien.
Als neue ordentliche Mitglieder werden aufgenommen:
Herr Carl Peez, k. u. k. Consular- Eleve in Wien;
Johannes Cviji(i, stud. philos. in Wien;
., Carl Ritter von Blumencron, k. u. k. Oberlieutenant in Wien;
,, Richard Do ebner, Attache k la suite de la Sociöt^ AUemande de
lAliique Orientale in Dresden.
Der Vorsitzende theilt mit, dass der Ausschuss beantrage, die Herren
Grafen Samuel Teleki und Linienschiffslieutenant Ritter von Höhnel zu
Ehrenmitgliedern der Gesellschaft zu ernennen. Er weist auf die grossen Ergeb-
nl^^v der von den Genannten durchgeführten ostafrikanischen Forschungsreise
hirt. welche uns ein weites Gebiet erschlossen hat, über das bisher nur ganz
II n/1 i reichende, aus Erkundigungen geschöpfte Daten vorlagen.
Ferner wird die Wahl des britischen Generalconsuls in Sansibar, Colonel
Eiuui Smith zum correspondirenden Mitghede der Gesellschaft vorgeschlagen.
Dfii Jiufopfernden, ausschliesslich im Interesse der Wissenschaft unternommenen
Rerntthungen dieses Herrn verdsmkt die Expedition Hans Meyer-Baumann
tlie Kückerlangung ihres gesammten Beobachtungsmaterials.
Diese Vorschläge werden einstimmig ohne Debatte angenommen.
Hierauf hält Herr Dr. Oscar B a u m a n n, beifällig begrüsst, einen Vortrag
r»her seine diesjährigen Touren in Montenegro, die er zur Ausführung gewisser
Lückßn in unserer topographischen Kenntnis des Landes unternommen hatte.
Wt \' ortragende begann seine Ausführungen mit einer Charakteristik des gegen-
wj'lrhg über Montenegro vorliegenden kartographischen Materiak. An einzelnen
diJtüiischen Beispielen so dem kapetanovo jezero zeigte er, wie selbst über
U'trfifige Züge des Reliefs heute noch eine hochgradige Unsicherheit herrschst.
Hierauf folgte in kräftii:en Strichen eine Schilderung von Land und
Lf'ultin in den durchwanderten Gegenden. Ausführhcher wurde des Zetathales,
üf*r oberen Piva und des Durmitorstockes gedacht und den Schluss bildeten
Hi'niirkungen über das Reisen auf der Balkanhalbinsel im Allgemeinen.
Die Versammlung spendete dem Redner reichlichen Beifall.
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Die Afrika -Reise des Grafen Samuel Teleki.
Von seinem Begleiter L. Kitter vom Hölinel, k. k. Linienschiffs- Lieutenant
Als (iraf Samuel Teleki sich im Frühjahre 188G dazu ent-
schlossen hatte, mit meiner Begleitung eine grössere Reise in Afrika
zu unternehmen, machten wir uns bald darauf an die Vorbereitungen
zu derselben. Diese waren um so umfassenderer Natur, als Gral
Teleki dem Bestreben weiland Sr. kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen
Rudolf, diese Reise der Wissenschaft in möglichst weitem Umfange
dienstbar zu machen, in opferwilligster Weise entgegenkam, iinif
Teleki leitete den hauptsächlich in England zu beschaffenden Theil
der Ausrüstung, bei welcher (ielegenheit ihm Sir Richard Burtun
mit seiner reichen Erfahrung zur Seite stand; ich widmete mich
derselben Aufgabe in Oesterreich.
Ende October 1886 traf ich in Zanzibar ein; einen Monitf
später Graf Teleki. Die Colonialwogen hatten damals an der Ost-
küste bereits ihre grösste Höhe erreicht; eine an überraschenden
Flaggen hissungen reiche Zeit war eben vorausgegangen, es ist daher
nicht Wunder zu nehmen, wenn auch wir anfänglich als in diesem
Sinne verdächtig, mit misstrauischen Augen betrachtet wurden.
Doch brauchte es nur wenige Versicherungen von unserer Seite,
um diese Zweifel zu beheben, und es erfuhren alle unsere Unter-
nehmungen in der Folge eine umso zuvorkommendere Unterstützung.
Erst in Zanzibar entstand der Plan zu jener Reise, welchen wir
im Laute der folgenden zwei Jahre auch so glücklich waren, Schritt
für Schritt auszuführen. Noch vor unserem Abgange nach dem
Inneren Hessen wir darüber folgende Nachricht nach der Heimat
gelangen: „Unsere Reise soll vom Küstenorte Pangani aus über
Taveta und das Masailand zur Kikuyugrenze gehen. Durch dies<s
bisher gemiedene und gefürchtete Land hindurch soll der Kenia
erreicht werden." Die Aufschliessung eines von feindlicher Be-
völkerung erfüllten Landes schien uns so recht die Aufgabe für eine
Expedition wie die unsere zu sein, denn noch nie war vordem
eine derart bis an die Zähne bewafTnete Karawane in das Innent
eingedrungen. Von dort sollte es zum Baringo-See gehen. Nach Er-
zählungen von -Karawanenführern schrieben wir ferner, dass es
Hiith. d. k. k. Ueogr. Ues. 1889. 11 u. 12. 3(3
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nördlich von diesem Punkte zwei weitere Seen geben sollte, und
dass die Erforschung dieser unser Endziel bilden würde.
Keine von irgend welchem Küstenpunkte ausgegangene Händler-
Karawane hatte je diese Seen gesehen, sie hatten nur den
Namen des einen, nämlich „Basso", gehört. Am Baringo angelangt
wollten dieselben Karawanenleute nur mehr von einem See wissen.
Doch löste sich die Frage ganz einfach. Wir waren in denselben
Irrthum verfallen, wie Wakefield : Wir hatten „Basso" für den einen
See, .,Samburu" für den zweiten gehalten. Unter letzterem Namen
hatten unsere Gewährsmänner jedoch nur eine Landschaft ver-
standen.
Die Anschaffung und Auswahl der richtigen Menge und
Gattung von Tauschwaaren ist selbst in Zanzibar eine schwierigere
Sache, als man gemeiniglich denken mag. Die Auskünfte, die man
in dieser Beziehung von den dort ansässigen Europäern oder Indiern
erhält, sind geradezu werthlos. Dieselben haben vom Innern
Afrikas und von den dort gangbaren Waaren keine Ahnung. Die
wirklichen reisenden Händler hin wider befinden sich immer ihren
(iläubigern gegenüber in einer Zwangslage, und müssen sich mit den
Waaren begnügen, die sie überhaupt zu erlangen im Stande sind.
Sie bringen diese mit viel Ueberredungskunst doch an, wenn auch
zum halben Preise. Der Reisende jedoch, der - keine Kosten spart,
und mit den besten und begehrtesten Artikeln versehen sein will,
findet es schwer, sich darin zu Orientiren, noch weniger vermag
er .sich eine richtige Vorstellung von der nöthigen Menge zu machen,
da seine Gewährsmänner überhaupt nicht zu rechnen verstehen.
„Zeig' mir, was das für einen Haufen ausmacht" war die ständige Ant-
wort bei der Feststellung der Menge. Schliesslich kommt die Anzahl
Träger in Betracht, und man accomodirt sich dieser in der Be-
rechnung der Verhältnisse, in welchen Perlen, Stoffe und Metalle
zu einander zu sein haben.
Dem Luxus und der Vollständigkeit in der Ausrüstung entsprach
die Zusammensetzung unserer Karawane in würdiger Weise. Als
Karawanenchef war Jumbe Kimemeta, von J. Thomson's Masai-
Reise her bekannt, für 2000 Dollars gewonnen, während der Somali
Dualla Idris, als „Stanley's truest and most fidele" im Congostaate
bekannt, und der Führer der Brüder James während deren Somali-
reise, dem inneren Karawanendienste in idealer Weise vorstand.
Sieben andere junge Somalibursche hatte Graf Teleki ausserdem von
Aden als Garde mitgebracht. Auch diese leisteten unbezahlbare Dienste
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hauptsächlich dadurch, dass sie halfen, eine eiserne Disciplin zu
erzwingen und zu erhalten. Der Manwa Sera Speke's, der erste
Headman Stanley's während dessen beiden denkwürdigen Reisen,
machte mit uns seine letzte Wanderung.
Die solcher Art in bedächtigster Weise betriebenen Vor-
bereitungen wurden im Laufe des Jänner 1887 beendet; am 20. d. M.
sandten wir den grössten Theil der Ladungen mit den 200 auf der
Insel geworbenen Zanzibariten mittelst einer Dhow nach Pangani,
während wir selbst Zanzibar und unsern dort gewonnenen Freunden
erst am 23. Jänner Lebewohl sagten. Unsere Ausrüstungs-Gegen-
stände, Instrumente und Tauschartikel machten über 500 Trag-
lasten aus. Doch sollte die Expedition aus höchstens 800 Köpfen
bestehen. Wir sandten daher einen Theil der Güter nach Mombas,
einen andern beabsichtigten wir in Pangani zurückzulassen, um
denselben später während unseres längeren in Taveta geplanten
Aufenthaltes von unsern eigenen Leuten abholen zu lassen. Zu
Keisen durch das Masailand ist ein Stock von sogenannten Mrimaleuten
unbedingt nöthig. Es sind darunter die Eingebornen des Küsten-
strichs zwischen Saadani und Wanga, sowie deren Sclaven ver-
standen. Diese haben seit jeher den Elfenbeinhandel in diesem
Theile Ostafrikas in den Händen, sind mit Land und Leuten voll-
kommen vertraut, und infolge ihrer Sprachenkenntnisse und Er-
fahrungen fast unentbehrlich. Die Anwerbung von 100 solchen
Leuten hielt uns daher noch bis zum 4. Februar an der Küste fest.
Mit Mauia, einem kleinen, sechs Stunden von Pangani iluss-
aufwärts gelegenen Dorfe (das seinen Namen von den zahlreichen
Zuckerrohrpflanzungen in dessen Nähe hat), verlässt man diesen
Fluss. Der noch ungeübten Mannschaft wegen geht es in kleinen
Märschen weiter nach Kitifu, und Kwa Mbaruk ; ein Bienenschwarm,
der unsere Karawane überfiel und in grösste Unordnung brachte,
zwang uns am dritten Tage schon nach einer Stunde in Lewa zu halten.
An diesen, durch spätere von der deutschen Plantagen-Gesellschaft
ausgeführte grossartige Anbauversuche bekannt gewordenen Ort
erinnern uns meuterische Vorgänge in unserer Karawane, die mit der
Desertion von 50 unserer Leute auf einmal endigten. Ich konnte erst
in Kwa Fungo, dem nächsten Lagerplatze, dem Grafen Teleki davon
Mittheilung machen. Wir fürchteten weitere Massendesertionen, wenn
wir der ersten unthätig zusehen würden; ich begab mich daher
zurück zur Küste und nach Zanzibar, um deren möglichst Viele
wieder einzufangen. Graf Teleki wollte indessen langsam weiter
3G*
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nadi Kurogwe, einer damaligen Station der Deutsch-ostafrikanisehen
(ia^rllst'haft marschiren. Am 27. Februar traf ich mit einer Anzahl
von Uelangenen sowie mit neugeworbener Mannschaft in Korogw^e ein.
AndiTt^ Leute waren indessen desertirt. ein Mann unter Mitnahme
t'inpr Kiste, die unser sämmtliches Kartenmateriale . alle wissen-
R-hiillüiHien Bücher, Ephemeriden etc. und unglücklicherweise ge-
radem am Tage des Diebstahls auch das Chronometer-Journal enthielt.
Wir trösteten uns im Anfange damit, dass wir uns sofort nach
Zanzilmi" um möglichsten Ersatz wendeten, den man nach Taveta
na(:li?irnden sollte. Wir erhielten dort 100 und mehr Ladungen von
hegefiPtmi und nicht begehrten Artikeln, doch keinen Ersatz, weder
RTi Kiirlrnj noch an Büchern, und unsere Thätigkeit w^ar dadurch in
der Fulge in mancher Beziehung lahmgelegt. Wir hatten nicht
einmal ein handgrosses Kärtchen von Afrika und waren in
iiiisenm Plänen auf jene ungefähren Eindrücke angewiesen, die
un^^'n^u] (iedächtnisse eingeprägt geblieben waren.
Arn 1. März verliess Graf Teleki die gastfreundliche Station
Korn^'we, um seinen Weg über Masinde zu nehmen, während ich
am [i)l;jf'nden Tage mit den Tragthieren den FIuss w^eiter verfolgte.
In Mikrftscheni trafen wir am 12. März wieder zusammen, um uns
jfdücti neuerdings zu trennen, da sicli (iraf Teleki für die ungefiihr
70 ktft lange unbekannte Strecke des Panganiflusslaufes bis Upuni
intore^e>irte. Da dieser Weg für Tragthiere schlecht gangbar ist,
uahm ich die Route längs des Paregebirges. Am 24. März ver-
**inij£ten wir uns in Pare Same wieder, um zusammen weiter nach
'lavi^lü zu marschiren, wo wir am 30. März eintrafen. Nachdem
lüor (li(* nothwendigen Lagereinrichtungen fertig gestellt w^aren,
wiinIcMt zwei Karawanen nach Mombas, respective Pangani abge-
hört i^l* um unsere dort gebliebenen Lasten abzuholen. Wir selbst
hradien am 12. April auf, statteten zuerst dem Sultan Miriali des
Kilimiindscharo-Staates Maranu einen Besuch ab, um hierauf längs
di^s HfTgfusses nach Westen, dem 15.000 Fuss hohen Meruberge
ÄijzujtJiirschiren. Indessen war die Regenzeit eingetreten, und es gaben
un^ dir vielen reissenden Bäche, die wir zu überschreiten hatten, der
dielik*. vom Regen triefende Wald und die versumpften Wiesen um-
^onieln- zu schaffen, als wir führerlos dahinirrten. Am 24. stiessen wir
aul (lit ^Masais von Sigirari, und am 27. machten unsere Leute die
^^mi' Ht kanntschaft der Wamerus. Am Meruberge scheint wie araKili-
mandt^charo ebenfalls nur der Südhang bewohnt zu sein. Die Ein-
^Obonn^n, ein tapferes Bergvolk, sind Wadjaggas; sie stehen stark
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537
unter dem Einflüsse der ganz am Bergtusse gelegenen Wakuafi-
Colonie .,Aruscha a dju" (Ober-Aruscha). Man findet unter den
Wamerus häufig Masaisprechende, ebenso ahmen sie deren Tracht
und Benehmen nach. Ihr Sultan Matunda vermag nur wenig
Einfluss auf seine Krieger auszuüben. Die sonstigen Verhält-
nisse erinnern übrigens in jeder Beziehung sehr an den Kili-
mandscharo, doch scheint der Vulcan älter und die Fruchtbarkeit
eine noch grössere zu sein. Am Südfusse entdeckten wir den
kleinen reizenden Kratersee „Balbal*', ein Seitenstück zum Tschala-
see des Kilimandscharo. Die täglichen Regen hinderten uns, Ausflüge
zu machen, die grosse Unsicherheit, in welcher wir eine volle
Woche bei diesem Volke weilten, erlaubte uns nicht, an die
gewiss sehr leicht von Westen her auszuführende Besteigung der
höchsten Spitze zu denken. Am 6. Mai verliessen wir den Meruberg,
dem wasserreichen Magsurubache nach Süden folgend. Nahe dessen
Mündung in den Darjama-Fluss (späterem Ronga) setzten wir auf
dessen rechtes Ufer über, um längs der niedrigen Tschatschame-
(Sogonoj-)Berge weiter nach Aruscha tschini (Ünter-Aruscha), Kahe
und Taveta zu gelangen, wo wir am 17. Mai eintrafen Es gelang
mir während dieser Tour die hydrographischen Verhältnisse des
südlich der beiden Vulcane gelegenen wasserreichen und schonen
Gebietes, in einer ziemlich detaillirten Karte zum Ausdrucke zu
bringen.
Am 9. Juni machten wir uns zu dem Versuche, den Kibo zu
besteigen, wieder auf. Bei unserem Freunde Miriali trafen wir hiezu
unsere näheren Veranstaltungen, die länger dauerten als uns lieb
war, da grossartige Festkriegsspiele, die dieser Fürst uns vorzu-
führen sich nicht nehmen Hess, den ganzen kleinen Staat für
mehrere Tage in festlicher Aufregung erhielten. SchUessUch konnten
wir aufbrechen, geführt von denselben vier Eingebornen, die seinerzeit
dem Engländer H. FI. Johnston verholfen hatten, zum ewigen Schnee
des Kibo zu gelangen. Bezeichnend für den Charakter der Wadjaggas
dürfte unser Erlebnis an der oberen Landesgrenze sein, wo man
unseren Leuten Gewehre stahl, obwohl uns der Landesfürst in noch
nie dagewesener Weise gefeiert und uns sogar fast bis dahin selbst
das Geleite gegeben hatte. In der Höhe von ungefähr 6000 Fuss
(1900 m) trifft man die letzte Bananenpflanzung an. Vielfache, haupt-
sächlich in gemauerten Einfriedungen bestehende Anzeichen einer
ehemals zahlreicheren Bevölkerung und intensiveren Cultur, finden
sich in den oberen Theilen des bewohnten Geländes. Daran schliesst
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WW^ÄPÜPIP
538
sich ein schmaler Streifen Buschlandes, dessen Flora uns vielfach
an unsere europäische Heimat erinnerte, dann steht man unmittelbar
vor der Urwaldregion, die bis zur Höhe von? 9000 Fuss (2850 m) den
Kilimandscharo auf allen Seiten umgürtet. Altehrwürdige, gedrungene
Bäume, deren knorrige Aeste sich unter der Last der Moose,
die hier zu herrschen scheinen, senken, tausendfältig verschlungene
Lianen, überall wuchernde Schmarotzerpflanzen und Farnkräuter
würden ihn für uns undurchdringbar gemacht haben, wenn nicht
Elephanten, die besten Wegmacher in Afrika, lichte Pfade durch
denselben gebrochen und getreten hätten. In 9000 — 10.000 Fuss
(28.')0--3160/n) Höhe findet sich Baumvegetation nur mehr stellen-
weise, hauptsächlich in den Thalrissen, und bildet hier keine
zusammenhängenden Bestände. Sie besteht fast ausschliesslich aus
Baum-Ericaceen, deren Dunkelgrün lebhaft von den dazwischen
liegenden Bergwiesen absticht. Die Nebel wallen da auf und nieder,
zeitweise phantastische Bergscenerien enthüllend. An derselben Stelle,
an welcher H. H. Johnston im Jahre 1885 während mehrerer Wochen
weilte, lagerten auch wir ; der Platz unter riesigen Ericas an einem
Bache, 9070 Fuss (8816 m) hoch gelegen, war windgeschützt und
fanden wir die alten Hütten noch ziemlich unversehrt vor. Am 16.
17. und 18. Juni hielt uns dichter Nebel im Lager fest. Erst
am 19. früh konnten wir uns wieder aufmachen. Der Weg führte
auf dem Lagerrücken in massiger Steigung bergan, in gerader Rich-
tung auf den Sattel führend. Um 2 Uhr Nachmittags waren wir oben
auf dem breiten Sattelrücken zwischen Kibo und Kimawensi ange-
langt und lagerten. Vegetation ist da nur mehr sehr spärlich vor-
handen, ebenso wie Thierleben. Doch finden sich massenhafte Thier-
spuren auf sandigen Stellen, welche alle quer über den Sattel führen.
In dieser Höhe von 13.340 Fuss (4220 w) herrschte bei Tag eine
ganz erträgliche Temperatur, doch fiel das Thermometer bei Sonnen-
untergang rasch unter Null. So hatte die Luft um 4 Uhr Nach-
mittags + 3-0° C, um 6 Uhr — 0-5 *' C, um 8 Uhr jedoch
bereits — 7^ C. und lasen wir des Morgens als Minimum — 11 " C.
ab. Es war eine vollkommen klare, stille, sternhelle Nacht gewesen.
Am folgenden Morgen brachen wir um 6 Uhr Früh froststeif auf
und es ging nur ganz allmälig ansteigend dem Kibo zu bis 10 Uhr
35 Min. Vormittags. Wir waren da in einer Höhe von 15.680 Fuss
(4962 m) angelangt. Mich überfiel Mattigkeit, Schlafsucht, Gleich-
giltigkeit bei brennendem Durstgefühl und ich erklärte, nicht mehr
weiter gehen zu wollen. Die zusammenhängenden Eis- und Schnee-
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539
massen lagen noch weit ab, Schnee kam nur in einzelnen kleinen
isolirten Flecken vor.
Hier hatte ich noch Gelegenheit, eine kleine gelbblühende, der
Tussilago Farfara auffallend ähnliche Composite, sowie eine kleine
schwarze Spinne, die in der vulcanischen Asche ihrer Nahrung
nachging, als vereinzelte Repräsentanten der Lebewelt zu sammeln,
wälirend Graf Teleki seinen Weg allein fortsetzte. Die Eiskrone,
mit welcher das Haupt des Kibo geschmückt ist, funkelte und
glitzerte in der Vormittagssonne, so dass die Augen schmerzten.
Weithin konnte man von dem hohen Standpunkte aus die um-
gebende Landschaft nach Süden und Norden hin übersehen, ohne
jedoch brauchbare Details erfassen zu können. Um 12'/2 Uhr kam
Graf Teleki zurück. Er war bis zum zusammenhängenden Schnee
in eine Höhe von 16.780 Fuss (562'3 m) gelangt, hatte sich jedoch
dort auch durch den Einfluss grosser Luftdünne zur Umkehr ge-
zwungen gesehen. Wir kehrten noch am selben Tage in unser
Hauptlager zurück, um daraufhin wieder nach Taveta zu eilen, wo
wir am 27. Juni eintrafen.
Bei der Verarbeitung meines mit möglichster Sorgfalt und (Genauig-
keit aufgenommenen Kartenmaterials war ich gezwungen, einige Ele-
mente den Dr. 0. Kersten'schen Arbeiten in dieser (legend zu entlehnen.
Ein Vergleich meiner Aufnahmen mit dessen Karte, erfüllte
mich geradezu mit Bewunderung für die Exactität dieser anerkannt
gediegenen, in Bezug auf Afrika einzig dastehenden kartographischen
Leistung. Bei der Construction entnahm ich derselben für Taveta
die Länge, benützte jedoch die eigene um 0" 0' 50" dem Aequator
näher liegende Breite; ich nahm ferner für Unter-Aruscha sowohl X
wie (f von Kersten. Unsere Routen, die uns fast um den ganzen
Kilimandscharo herumführten, ermöglichten uns jedoch eine weitaus
häufigere Positionsbestimmung der beiden Spitzen, in Bezug auf
welche sich eine bedeutende Abweichung ergibt. Wenn Kersten
für den Kibo ein y = 3^ 6' 5 erhält, so ergab meine Construction
mit für mich unumstösslicher Sicherheit das ^ = 3® 272' ^ bei
gleicher Länge. Ebenso steht für den Kimawensi dem (f Kerstens
von i^l' S meine Breite von 3" 3V4' ^ entgegen. Die beiden Spitzen
stehen demnach also weiter von den Punkten, von welchen aus
Kersten seine trigonometrischen Höhenmessungs-Beobachtungen
machte, ab und es ergeben sich für die beiden Kilimandscharo-
spitzen bei Verwendung von Kersten's Höhenwinkeln bedeutend
grössere Höhenwerthe.
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540
Am 15. Juli waren unsere Vorbereitungen für die Weiterreise
zu Ende. Neu gerüstet überladen mit Waaren, zogen wir 250
Mann stark weiter, beim Tschala-See vorbei nach Rombo, Useri
und Kimangelia, um den Ostfuss des Kilimandscharo herum. Untej
diesen Namen sind nur die in der Nähe der gleichnamigen Djag^a-
staaten gelegenen Lagerplätze und nicht die Staaten selbst zu ver-
stehen. Mit Kimangelia überschreitet man die Masaigrenze und ge-
langt man zuerst in den Grenzbezirk Leitokitök ; für die fernere Reise
bis Ngongo Bagäss an der Kikuyugrenze hat man sich während des
Zuges um den Osten des Kilimandscharo mit dem nöthigen Proviant
zu versehen, da man sich in dieser Richtung heutigen Tages nicht
mehr auf die Masais mit ihren durch bereits langandauernde
Viehseuchen decimirten Heerden verlassen kann.
Bis Turuka ging es dieselbe Route, die seinerzeit J. Thomson
verfolgte, bei dem Njiri-See vorbei über die wüste Salzebene zum
schroffen Doenje Erok la Matumbato, über die wasserlose Bartimaro-
und Seki-Landschaft weiter nach Besil und Turuka. Während Thomson's
Route das Plateau des Doenje Erok la Kapotei und den Doenje
Lamujo im Westen umgeht, führte unser Weg östlich herum. Wir
passirten dabei mehrere von diesem Berge herabkommeude Quell-
bäche, die Moriobäche, sogenannt von den da fast ausschliesslich
vorkommenden Morio(Gift)bäumen. Die Moriobäche bilden die
Quellen des Kaja, im späteren Laufe durch Ukambani Azi genann-
ten Flusses. Ueppige Wälder, saftige Weidegründe bedecken den
reich bewässerten Boden und die Landschaft contrastirt lebhaft von
der eben durchzogenen. Es führt diese angedeutete Route nahe der
Ostgrenze des Masailandes hin, jenseits welcher sich ein Streifen
wasserlosen und unbewohnten Steppenlandes als neutraler Grund
zwischen dem Masailande und Ukambani erstreckt.
Mit Ngongo Bagass (Ngongo=Quelle Mas.) stehen wir am
äusseren Rande des Grenz waldes, der das Kikuyuland von allen
Seiten umgibt.
Dieses Land ist 4000—7000 Fuss (1260— 2200 m) hoch gele-
gen, und flacht von Nordwest nach Südost ab ; es zieht sich wie
ein Band in einer Durchschnittsbreite von 15 Seemeilen zum Kenia
und längs des Ostens desselben bis nahe zum Aequator hin. Pa-
rallele Nordwest— Südost gerichtete Rücken von einer relativen Hölie
von 400 bis 600 Fuss (125 — 190 m) durchfurchen den südlich des
Kenia liegenden Theil, und hatten wir über 60 Bäche zu passiren.
Die Bäche des südlichen Theiles sind wenig bedeutend und
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ip.-c*
541
fliessen in den Kaja, respective Azi, während ein in 0^ 45' S be-
findlicher Rücken, der das Hochland von Leikipia mit den Bergen
von Kitui (Ukambani) verbindet, das nördliche Drittel dem Tana
zudrängt. Diese Bäche sind durchwegs sehr wasserreich und reissend.
Im Süden und Osten des Kenia soll sich eine dem von
uns durchzogenen Kikuyuberglande ähnliche Landschaft ausbreiten,
ein niedriges, stark coupirtes und wasserreiches Bergland. Der als
„Msarara* auf den Karten angeführte Schneeberg soll nur eine
etwas bedeutendere Erhebung in demselben und weit davon
entfernt sein, bis in die ewige Schneeregion zu reichen. Ebenso-
wenig gelang es uns, den „Taka Abayila-See" zu erkunden, und
dürfte derselbe mit dem noch immer mythischen See oder Sumpf
„Lorian** identisch sein. Letzterer soll eine wenig umfangreiche,
seichte, seenartige Erweiterung im (luasso Nyiro-Laufe sein.
Diese ganze Landschaft ist von dem Bantustamme der Kikuyus
bewohnt. Dieser Name findet nur im weiteren Sinne Anwendung
auf das ganze Volk. Im engeren Sinne zerfallen sie in Kikuyu,
Muimbu, Embu, Kitu, Dianja, Daitscho und Meru.
Das Kiku)Tiland ist das weitaus fruchtbarste und reichste, das
wir in Ostafrika gesellen. Die sehr zahlreiche Bevölkerung bebaut
dasselbe in musterhafter Weise und es gedeihen Zuckerrohr, Bananen,
Negerkorn, Hirse, Eleusine, Bataten, Bohnen, Yams, Tabak etc. ganz
wunderbar. Da es gesund und hochgelegen ist, wäre es das einzige
Land, das wir gesehen haben, bei welchem an eine Bewirthschaltung
von Seiten der Europäer gedacht werden könnte.
Das Kikuyuland ist die Kornkammer für die Elfenbeinkara-
wanen, die sich in Ngongo Bagass oder Miansini für ihre weitern
zwei oder drei Reisemonate mit Proviant versehen, und es wäre
ohne letzteren kaum möglich weiter nach Norden vorzudringen.
Trotzdem in Folge davon die Küstenkarawanen bereits seit fünfzig
Jahren mit diesem Volke in Berührung stehen, war das Innere
des Landes vollkommen unbekannt geblieben, da man in dasselbe
der feindlich gesinnten Bevölkerung wegen nicht einzudringen ge-
wagt hatte. Ein Versuch, den eine Mombaskarawane vor Jahren
unternommen hatte, endigte mit deren Vernichtung. Doch scheint
eine Karawane späterhin durch Daitscho durchgedrungen zu sein.
Nach vielfachen vorausgegangenen Friedens- Unterhandlungen
und Freundschaftsbündnissen, brachen wir am 7. September auf
und passirten den dichten Grenz wald.
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542
Der Marsch ging bis zum 8. October durch den südlichen
Theil des Kikuyulandes, inmitten einer fast stets feindlich gesinnten
zahlreichen Bevölkerung, die uns zu den grössten Anstrengungen,
zu fortwährender Wachsamkeit und Gefechtsbereitschaft zwang. Der
äusserst beschwerliche Marsch führte direct über alle Rücken und
Bäche, fast fortwährend durch ganz prächtig bestellte, vollkommen
abgeholzte Gegenden, so dass wir das Brennholz, sowie das zur
Herstellung einer Lagerhecke nothwendige Buschwerk stets zu kaufen
gezwungen w^aren.
Trotz oft täglich mehrmaliger Bedrohungen kam es nur drei-
mal zu blutigen Zusammenstössen, bei welchen wir immer dank
unserer grossen Zahl von Gewehren siegreich waren. Ganz in Ruhe
Hess man uns jedoch erst als wir in ländlich-sittlicher Weise unser
feindliches Vorgehen auch auf deren Dörfer und ihren sonstigen
Besitz ausdehnten.
Am 5. October überschritten wir deren nördliche Grenze und
langten am 8. in der Landschaft Ndoro am Fusse des Kenia an.
Des fast stets bewölkten Himmels wegen, hatten wir auf dem
Wege dahin nur selten Gelegenheit gehabt, diesen Berg zu sehen.
Im Allgemeinen steigen seine Hänge viel allmählicher an, wie jene
des Kilimandscharo; noch schwächer ist dessen Abfall nach Osten.
Auf der breiten flachen Kuppe, die vollkommen schneebedeckt ist,
erhebt sich am westlichen Rande eine schroffe, steile Spitze, weiter
östlich eine wohl deutlich sichtbare, doch stumpfe, schneeige, viel
niedrigere Kuppe. Von Erhebungen, die man irgendwie mit zwei
Hörnern vergleichen könnte, sahen wir hingegen nichts.
Nachdem wir uns in Ndoro wieder mit den Kikuyus wegen
regelmässiger Zufuhr von Lebensmitteln in Verbindung gesetzt hatten,
machte sich Graf Teleki allein zur Bergbesteigung auf, denn ich litt
schon seit längerer Zeit an chronischer Dysenterie und war bett-
lägerig. Bald nach seinem Abgang traten tägliche, heftige und lang-
dauernde Regengüsse ein, die unser Lager überschw^emmten und den
Aufstieg für Teleki ausserordentlich erschwerten.
Um den Fuss des Kenia zieht sich ein schmaler Urwaldgürtel,
der in den Bachmulden weiterhin in die Ebene strahlenförmig aus-
läuft. Den Hauptbestandtheil dieses schönen, offenen Waldes, der
häufig von Lichtungen unterbrochen ist, bilden Coniferen, speciell
Cupressineen. In ungefähr 7000 Fuss (2200 m) Höhe schliesst sieh
ein kaum durchdringbares Bambusdickicht daran. Die untere Region
dieser Zone ist aus schwachen, doch ungeheuer dicht stehenden
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543
Bambusrohren zusamaiengesetzt, je höher man gelangt, um m»
stärker werden die Stämme, doch auch umso lichter das Dickicht
bis es in ungefähr 9000 Fuss (2850 m) Höhe nur mehr aus vei--
einzelten Gruppen besteht. Ein schöner oHenerWald, aus mächti^t^n
Bäumen zusammengesetzt, reiht sich daran, der in ungefähr lO.iHHt
Fuss (3160 m) Höhe in lichten Busch wald übergeht.
In ungefähr 11.000 Fuss (3500 w) Höhe beginnt eine Regiuru
in der vorherrschend Moose, die da in fussdicker Schicht dif*
Hänge bedecken, vorkommen. Zahlreiche Wasseradern rieseln unlcr
dieser Moosdecke bergab. Verschiedene sonderbar geformte Seneci<j*
Arten beginnen aufzutreten und die Vegetation erstirbt erst un-
tnittelbar an der Grenze des ewigen Schnees. In 13.000 Vus.^
(4100 »i) Höhe traf Graf Teleki noch eine Nektarinia-Art, eint*ti
drosselartigen Vogel und ein braunes Murmelthier. Frischer Schliffs
der im Schmelzen begriffen war, bedeckte die Hänge und er-
schwerte den ziemlich steilen Aufstieg. Teleki nahm seinen W*^i,^
längs des linken Ufers eines Baches, der in ganz bedeutender
Grösse am Fusse der schroffen Spitze aus dem Ki*ater kommi.
Ueber sumpfige Hänge, zahlreiche kleine Wasserrinnen girs^'
Teleki bis zum höchsten, in ungefähr 15.500 Fuss (4900^^0
Höhe gelegenen Punkt des Anstieg-Rückens. Von da war Teleki im
Stande, den schneegefüllten Krater fast ganz zu überblicken, imr
eine steile Wand trennte ihn davon. Der Kraterboden, der einen
Durchmesser von 4 — 5000 w hat, lag ungefähr 1000 Fuss (315 m;
tiefer, als der Standort war. Zur Linken erhob sich die schroffe Spitzr,
die durch eine tiefe durchgehende Kluft entzweigespalten ist. Graf
Teleki hält es für möglich, dass Krapf, im Südosten des Ken in
stehend, diese Doppelspitze gesehen hatte, und daher von den zwin
Hörnern des Kenia erzählen konnte.
Die Keniaspitze erhob sich nach Graf Teleki's Schätzung not-ii
um weitere 2 — 3000 Fuss (700--900 m) über seinen Standort, wiis
für die ganze jetzige Höhe des Vulcans 18.000 Fuss (5700 m) ergebe n
würde. Nahe dem Krater fand Teleki zwei kleine Hochseen, von
welchen einer einen Abfluss nach Süden hatte.
Bevor wir Ndoro verliessen, machte ich mich, obwohl noch sr^ljE^
schwach, auf, um wenigstens bis in die Bambus-Region einzudringen; zu
mehr war ich aber auch bei aller Begeisterung damals noch nicht fähi.L'.
Am 1. November verliessen wir den Kenia, längs des Fusso>
der Aberdarekette hinziehend. Das vom Kenia, der Aberdareketlr.
im Norden von der Loroghikette begrenzte Plateau, Leikipia genannt.
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644
war einst der Hauptsitz der Wakuafis,*) eines den Masais ausser-
ordentlich nahestehenden Stammes. Vor ungefähr 50 Jahren wurden
die erstem in jahrelangen Kriegen von den Masais fast völlig ver-
nichtet oder in alle Windrichtungen vertrieben. Leikipia ist seitdem
während einer gewissen Anzahl von Monaten von den Masais be-
zogen. Es war eben die Zeit des Weidewechsels, als wir dieses
Hochland durchzogen, und wir sahen daher täglich grosse Herden
Vieh's sich über das Land wie bunte, scheckige und muhende
Ströme ergiessen.
In Lare lol Morio trennte sich die Expedition in drei Theile.
Graf Teleki begab sich am 14. November mit dem grössten Theil
der Leute nach Njemss, ein Theil blieb zurück, zum Schutze unseres
Karawanenchefs Jumbe Kimemeta, der sich ausgebeten hatte, hier
behufs Elfenbeinkaufs kurze Zeit bleiben zu dürfen, während ich mich
mit 30 Leuten am 15. November zur Erforschung des Guasso Njiro-
Fluss-Laufes aufmachte. Ich hatte dabei speciell die Lösung des
Loriansee - Räthsels im Auge, doch gelang es mir führerlos durch
eine unbekannte, unbewohnte und schauderhaft schwierige Wildnis
dahinirrend, nicht, denselben zu erreichen, da mich das Ausgehen
der Lebensmittel früher zur Umkehr zwang.
Der Guasso Njiro fliesst am Ostrande des durch vulkanische
Ueberschüttung der metamorphischen Unterlage entstandenen Lei-
kipiaplateaus als reissender, stellenweise tobender Fluss in felsigem
Gneisbette bis 0 " 42 ' N. nördlich, biegt dort scharf nach Osten und
später Südosten um.
In diesem späteren Laufe bildet er einen kleinen, durch-
watbaren See, Lorian genannt. Der Ausfluss aus diesem verbindet
sich mit dem bedeutenden, vom Kenia kommenden Guasso Nagüt.
Vereinigt bilden sie als Kilaluma die Hauptquelle des Tana.
Nach 17tägiger Abwesenheit traf ich wieder in Lare lol Morio
ein, um sofort weiter über den steilen Abfall des Leikipiaplateaus
nach dem Baringo-See zu eilen.
*) Den Namen Mkuafi (Plur. Wakuafi) haben diese nur bei den Karawanen-
leuten. Die Masais nennen sie „Barawuyu"; sie selbst hören den Namen
Mkuafi nur ungerne, nennen sich je nach der Localität, z. B. M'Aruscha,
M'Njemss. In Leikipia, wo sie nicht Ackerbau treiben, sondern in dienender
Stellung bei den Masais leben, heissen sie „Leuköp". Letzterer Name wird im
nördlichen Theile des Masailandes speciell allgemeiner für die Bezeichnung
der Wakuafis gebraucht. Die Erklärung, Bedeutung oder Herkunft des Wortes
„Mkuafi" war uns unmöglich, festzustellen.
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545
Graf Teleki war am 22. November in Ndjemss mdogo (Klein
N.) eingetroffen, und vorausgeeilt, um die nöthigen Veran-
staltungen für unsere Weiterreise nach Norden zu treffen, um
unsern Aufenthalt am Baringo zu einem möglichst kurzen zu ge-
stalten. Die Ernährungsverhältnisse, welche wir da vorfanden, waren
jedoch die denkbar widrigsten, denn ernste Hungersnoth herrschte
im Umkreise von zwölf Tagereisen. Graf Teleki sandte sofort eine
Karawane aus, um Kamassia und Elgejo, westlich und nordwestlich
gelegene Berglandschaften, abzusuchen, und ging selbst auf die
Suche nach einem Jagdgebiete, die es ermöglichte, die Karawane
mit Wild zu ernähren. Solche missliche Verhältnisse traf ich an,
als ich am 7. Dezember in Njemss, das wir nach den Erzählungen
unserer Führer für ein zweites Taveta hielten, anlangte.
Die Bevölkerung von Gross- und Klein-Njemss besteht aus
Wakuafis. Gross-Njemss ist die grössere Colonie, die sich am
Guasso Tigeritsch, der von Kamassia kommt und in den Fiaringo-
See mündet, niedergelassen hat; Klein-Njemss, das zweite Dorf am
Guasso Njuki ist ungefähr eine Stunde davon entfernt. Wir schlugen
unser Lager in der unmittelbaren Nähe des letzteren Dorfes auf.
Die Bewohner von Njemss leben hauptsächlich vom Anbau von
Negerkorn; der lehmige Boden, der bei einiger Dürre sofort zu
Staub zerfällt, eignet sich schlecht dazu, und verlangt harte Arbeit.
Das ganz ebene, graslose Terrain wird in zehn Quadratmeter grosse
Beete getheilt, die durch Aufdämmen des Baches überflutet werden.
Fast alljährlich wird der zum Anbau verwendete Boden gewechselt.
Das ihnen gehörige Vieh wagen sie der Masais und der nördlichen
Suk's wegen nicht bei ihren Dörfern zu halten, sondern treiben es
in die Vorberge von Kamassia. Trotz der augenscheinlichen Ar-
muth sind die Lebensmittelpreise in Njemss unerschwinglich hohe,
und pflegen Karawanen nur hier zu lagern, die Vorräthe jedoch
von Kamassia zu holen.
Einst bestanden hier sieben grosse Dörfer. Die fortwährenden
Einfiille der Masais und Suk's Hessen jedoch den grösseren Theil
der Eingebornen auswandern. Die Einwohner zweier Dörfer besie-
delten die grosse im Baringo-See liegende Insel und leben nun
dort hauptsächlich vom Fischfange, der Rest verlor sich nach dem
Njiroberge, und zu den verwandten Burkenedjis.
Nach 22tägiger Abwesenheit kamen unsere nach Lebensmittel
ausgeschickten Leute mit fast leeren Händen zurück; sie hatten in
Eilmärschen die Kamassia- und Elgejo-Landschaften im weitesten
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Umfange abgesucht, jedoch überall nur grosse Hungersnoth ange-
troffen.
Wir sandten daher sofort eine andere Karawane unter dem
Befehle Dualis zurück, nach Ngongo Bagäss, da wir, wenn wir auch
im Stande waren, uns durch die Jagd vollkommen zu erhalten,
für die Weiterreise nach Norden, grosse Proviantmengen nölhig
hatten.
Mit dem Reste unserer Leute durchstreiften wir selbst die
südlich von Njemss liegenden Gegenden, besuchten einen lauwarmen,
am Fusse des Leikipia-Abfalles liegenden grösseren See, zu dem
uns Leute, die seinerzeit mit Bischof Hannington gereist waren,
fahrten, und Hessen uns schliesslich im Mittellaufe des Guasso
Njuki für sechs Wochen in einer Gegend, in welcher sich Wild
jeder Art zu tausenden herumtrieb nieder, um uns vollkommen
unserem Geschäfte, Vorräthe von getrocknetem Fleisch aufzustappeln,
hingeben zu können. Mir war es jedoch nur kurze Zeit gegönnt, bei
dieser hier eben so ergiebigen, wie aufregenden und gefahrlichen
Thätigkeit mitzuwirken, da mich eine Rückkehr der kaum über-
wundenen Dysenterie während mehrerer Wochen in einen Zustand
versetzte, der Gedanken an ein Aufkommen beinahe ausschloss.
Indessen war es Duali gelungen, unter den schwierigsten Ver-
hältnissen, trotz allgemein herrschender Noth, die genügende Menge
von Korn und Mehl zu kaufen, und er langte am 22. Jänner 1888
damit in unserem Jagdlager ein. Er war zuerst im eiligsten Marsche
nach Miansini, einer Wandorobbo-Ansiedelung an der Westgrenze von
Kikuyu gelangt. Dort traf er eine halbverhungerte Händlerkarawane,
die bereits verzweifelnd berieth, was sie thun sollte. Fünf Tage
blieb er dort und konnte seine Mannschaft, die bei der grossen
Höhe, in welcher Miansini gelegen ist, furchtbar vor Kälte litt,
kaum nothdürftig ernähren. Dann brach er aber unbekümmert um
die Warnungen der Händler, in das Kikuyuland ein und durch-
stöberte dasselbe von Ngongo Bagass an bis zu unserem ehemaligen
siebenten Lager nach Lebensmitteln. Nur so gelang es ihm
128 Ladungen Getreide aufzuspeichern, während er gleichzeitig seine
Leute auf halbe Ration setzte. Die Kikuyus benahmen sich höchst
friedlich und verkauften freiwillig, was sie nur abzutreten im Stande
waren, denn sie litten selbst Mangel. Da war von keinem Tribute,
von keinen Feindseligkeiten mehr die Rede, unser Durchzug hatte
daher die besten Folgen gehabt. Das reichste Land, das einzige in
Ostafrika, das in jeder Beziehung für die Besiedlung mit Europäern
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547
vollkommen geeignet wäre, war damit eröffnet und einem gesicherten
Verkehre zugänglich gemacht.
Schon fünf Monate nach unserem Durchzuge wagte es eine
Mombas-Karawane unseren Spuren durch Kikuyu zu folgen; auch
diese fand die Eingebornen gezähmt, friedfertig und entgegenkommend.
Duali war in Eilmärschen zurückgekehrt und daher sah seine
Karawane so elend, abgetrieben und herabgekommen aus, wie nie
zuvor. Die meisten . waren nackt, da sie wegen der unzulänglich
bewilligten Ration ihre Kleider verkauft hatten. Wir konnten gar
nicht daran denken, mit solchen Leuten sofort aufzubrechen, ohne
sie früher bei tüchtiger Fleischnahrung wieder zu Kräften kommen
zu lassen. Am 5. Februar kehrten wir nach Njemess mdogo zurück
und betrieben eifrigst die Weiterreise. Unsere Karawane zählte nur
mehr 197 Träger; die Hälfte davon hatte Lebensmitteln zu tragen,
wir mussten daher die Hälfte unserer Ladungen unter Aufsicht von
zwölf Kranken im Dorfe zurücklassen.
Aus den vielen, widersprechenden Angaben der Einge-
bornen über die von uns ins Auge gefasste, nördlich des Baringo
gelegene See-Region, konnten wir nur noch so viel entnehmen,
dass wir mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen haben würden.
Von den beiden directen Wegen dahin war keiner, Wassermangels
halber, gangbar. Wir mussten zu allererst einen nordöstlich ge-
legenen Njiroberg zu erreichen suchen, da nur bis dahin Führer
aufzutreiben waren.
Am 10. Februar 1888 brachen wir auf. Unser Lebensmittel-
vorrath reichte bei entsprechender Sparsamkeit für 35 Tage
aus; damit konnten wir weit gelangen, besonders wenn uns
unser bisheriges Jagdglück nicht im Stiche Hess. Doch darf man
mit let^^terem bei Entdeckungsreisen nicht rechnen. Unser Weg
führte hart am SO-Rande des Baringo-Sees vorbei, dann über die
nördlichen Ausläufer des Leikipiaplateaus weiter, in nordöstlicher Rich-
tung. Der Pfad führte über grobes, vulcanisches Gerolle und war
äusserst beschwerlich. Frische, östliche Winde, die uns in Staubwolken
hüllten und uns Nachts in unseren Zelten beinahe ersticken Hessen,
bereiteten uns eine peinliche Existenz. In der Nacht vom 12. bis
J 3. Februar blies der Wind mit orkanartiger Heftigkeit und begrub
uns unter unseren Zelten. Durch enge, gewundene Thäler, pfadlose
Schluchten ging es weiter auf das Leikipiaplateau hinauf, dem
Nordwest-Ende der 9000' (2850 m) hohen Loroghikette zu. Wir
überschritten diese schöne Kette mit ihren dunklen Wäldern, die
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548
hauptsächlich aus Cupressineen bestehen, in einer Höhe von 8000*
(2580 m); da gab es kalte Nächte. Trotzdem wir keine Einge-
bornen antrafen, sahen wir deren verheerende Thätigkeit; allent-
halben glimmten und glosten in Brand gesteckte Waldpartien,
und der Pfad führte häufig über noch warme Asche und umge-
stürzte, halbverkohlte Stämme. Es lebt eine nur kleine Zahl von
Wandorobbos versteckt in den Wäldern.
Die Wandorobbos (Einz. Ndorobbo) sind ein äusserst scheuer
Volksstamm. In ihrem Aeussern kann man sie oft schwer, ja oft
gar nicht von den Masais unterscheiden. Sie treiben weder Acker-
bau noch Viehzucht und leben ausschliesslich von der Jagd und
Bienenzucht. Ngai (Gott) hat vor Jahren zwei Menschen ge-
schaffen, dem einen gab er Vieh, dem andern keines. Aus dem
einen wurden die Masais, aus dem andern die Wandorobbos; so
erzählen einfach die Masais. Die Jagd allein w^ürde jedoch nicht
zu derem Unterhalte genügen. Sie müssen sich wUhrend schlechter
Zeiten daher an das Vieh der Masais halten und werden so
diesen verschuldet. Die Elfenbeinverkäufer im Inneren sind die
Wandorobbos und nicht die Masais. Von letzteren sind sie verachtet
und gedrückt. Ein Wandorobbo darf es z. B. nicht wagen einen
Perlenstrang als (ieschenk anzunehmen, er würde ihm sofort von
den Masais entrissen werden. Es ist ein scheues Volk, das in
kleinen, sehr versteckten Dörfern lebt. Es ist beinahe unmöglich
Wandorobbos aufzufinden, wenn nicht Masais, die als (iläubiger
immer deren* Aufenthalt kennen, den Führer machen. Sie sind
schlechte Jäger und die Jagd, zu welcher sie auch Hunde benutzen,
besteht bei grösseren Thieren stets in Parforce.
Alle Wandorobbos sprechen vollkommen die Masaisprache,
kennen daneben jedoch noch ihre eigene; dieselbe ist so nahe mit der
Sprache der Wakamassia verwandt, dass die beiden Stämme
sich verständigen können. Vor längerer Zeit scheint arge, langan-
dauernde Hungersnoth in Kamassia einen Theil der dortigen Ein-
geborenen zur Auswanderung gezwungen zu haben, und diese sind
die heutigen Wandorobbos. Eine Vermischung dieser mit den
Masais findet nicht statt. Ihre kleinen Dörfer sind stets im dichten
Walde versteckt, die Hütten in Form und Grösse jenen der Masais
gleich, jedoch mit Reisigmatten ungleich schöner und besser gedeckt
Am 22. Februar stiegen wir über den nördlichsten Hang der
Loroghikette, einem trockenen Flussbette folgend, in eine thalartige
Erweiterung hinab. Die Loroghikette schliesst sie im Süden ab,
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549
eine lange ebenso hohe parallele Bergkette, für welche die Einge-
bornen die vier Theilnamen Saddim, Doto, Murkeb^n und Lengiju
haben, im Norden. Wir (assten dieselben zusammen, und gaben
der schönen Bergkette, die sich in ununterbrochenem Zuge vom Njiro-
berge nach SSO. in einer Länge von über 60 Sm hinzieht, auf
unserer Karte den Namen »General Matthews Kette« zu Ehren
des Commandirenden der Sultanstruppen in Zanzibar, in dankbarer
Erinnerung an dessen aufopferungsvolle Unterstützung unserer Ex-
pedition. Der Charakter der Landschaft hat sich hier in vieler Be-
ziehung verändert. Wir stehen nach längerer Wanderung über
Laven, vulcanischen Schutt und Gerolle wieder auf metamorphischem
Boden ; doch bleibt sie gleich unbewohnt und wüste. Arge Wasser-
noth hielt uns hier bis zum 26. Februar fest; die nächste Wasser-
station, der Njiroberg, erhob sich als blauviolette Wolke in 40 Sm.
Entfernung, und schien zu weit, um von einer schwerbeladenen
Karawane erreicht werden zu können. Es gelang uns schliesslich
jedoch die Wüste zu passiren, und wir können auf diese Marsch-
leistung unserer Karawane daher mit Genugthuung zurückblicken.
Jedermann war sich dessen bewusst, was ihm bevorstand, wenn er
zurückbliebe; engangeschlossen und im Eilschritte ging es am ersten
Tage 13 Stunden lang vorwärts. Hier mussten wir ohne Wasser
schlafen, und erreichten solches erst am tolgenden Tage nach wei-
terem siebenstündigen Marsch. Zwei unserer Leute erlagen während
desselben, zwei starben am nächsten Tage, nachdem sie das Ziel
erreicht, an den Folgen zu grosser Entbehrung.
Der Berg ist in seinen höheren Theilen von einer Colonie von
Burkenedjis bewohnt. Nach Aussehen und Sprache sind diese mit
den Wakuafis, respective Masais enge verwandt. Sie betreiben nur
Viehzucht, sind sehr arm und leben in kümmerlichster Weise. Das
hauptsächlich von den Burkenedjis bezogene Gebiet ist die Sam-
burulandschaft, die östlich vom Rudolfsee gelegen ist.
Unsere bereits bedenklich geschwundenen Vorräthe waren
wir hier wohl nicht im Stande zu vergrössern, doch fand sich ein
junger Mann dazu bereit, uns zum Basso narok als Führer zu die-
nen. Derselbe entwickelte eine seltene Landeskenntnis und be-
gleitete uns später noch weiter auf unseren Zügen zum Stefanie-
see, und zu den Turkanas.
Nach der geringen Zahl von Eingebornen, die uns im Lager
besuchten zu urtheilen, kann diese Burkenedji-Ansiedlung aus höchstens
200 Köpfen bestehen. Während die Männer sich mit einem Stück
Hitth. d. k. k. Geogr. Ges. 1889. 11 m. 18. 37
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550
dicken Scliafvvollzeui^s, das sie von den Rändiles für Elfenbein ein-
tauschen, bedecken, tragen die Weiber gleich den Masais Fell-
kleidüng. Die Verfertiger obigen Stoffes sind die Barawa-Somalis
und bilden die Rändiles nur die Zwischenhändler. Die Wanyiros
essen kein Elephantenfleisch und betreiben ebensowenig die Jagd aut
milderes Wild; Vegetabilien verschafien sie sich nur selten, und
zwar von den Elgumes (Turkanas). Da sie bisher nur zweimal
Karawanen zu sehen bekommen hatten, waren sie in Bezug auf
Tauschwaaren wenig wählerisch, nahmen alles gerne, doch scliien
Messingdraht den beliebtesten Artikel auszumachen.
Am 2. März verliessen wir diese freundlichen Leute, um-
gingen die schroffen Südhänge, um längs der Westseite des lang-
gestreckten Berges nordwärts zu marschiren. Auf dieser Seite des
metamorph ischen Njirobergfusses stösst hart daran vulcanisches Ge-
stein, das von Westen her aufgeschüttet erscheint. Es waren
schwierige Pfade, doch ging es im angenehmen Bewusstsein, dass
der grosse See, unser ersehntes Ziel, nur mehr wenige Tagreisen
entfernt war, rasch weiter. Die ergiebige Elephantenjagd, an der
e-s hier nie mangeln soll, erfüllte uns dabei mit der Beruhigung,
dass wenigstens ein 1'heil unserer Karawane, denn nicht alle Zanzi-
liariten essen das Fleisch solcher Thiere, ausreichende Nahrung
hiitte und wieder zu Kraft gelangte. Nach Westen zu sah man das
Land rasch abfallen, wohl um 2000 Fuss (700 m) ; eine Salzsteppe,
Siikuta genannt, jedenfalls ein ehemaliger nun vertrockneter See,
lueitet sich da aus, bis w^eiter hin sich wieder niedrigere Bergketten
erheben und schliesslich die hohen, Elgejo-, Suk- und Karamoyö-Berge
(Ion Horizont wie ein blauer duftiger Wall abschliessen.
Am 5. März, als wir eben das Nordende des Njiroberges
passirten, und die vulcanischen Plateaus und Bergköpfe uns
nicht mehr die Fernsicht nach Norden zu verechlossen, da bot sich
ganz plötzlich unseren Augen ein Anblick, wie er schöner und über-
raschender nicht leicht geträumt zu werden vermag. Tief zu unsem
Füssen, von felsigen Ufern umschlossen, lag ein dunkler, blauer See,
dessen Oberfläche vom herrschenden Südostwinde leicht gekräuselt
in der Nachmittagssonne in allen Farben glitzerte. Unser Auge
:ächw^eifte gierig und flüchtig zugleich über die nächsten Details hin-
weg, dem Ufer entlang, bis dieses in unabsehbarer Ferne im Norden
entschwand.
Lange und schweigend blieben wir in den grossartigen Anblick
vertieft, gab es ja doch für uns da eine ganz neue Welt zu ent-
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.^
551
zifiern. Besonders war uns gleich anfangs ein breiter, ganz langsam
ansteigender Vulcan aufgefallen, der sieh am Ostufer des Sees
erhob. Sein breiter Krater war zerspalten und zerfallen und davon
nur mehr ein Trümmer-Chaos vorhanden. Seine Hänge flachten
nach Osten zu allmälig ab und gingen in eine ganz ebene, schein-
bar wüste Landschaft über, die wir weithin überblicken konnten,
ohne irgendwelche Erhebungen entdecken zu können, die der Ein-
förmigkeit Abwechslung verliehen hätten. Der Vulcan heisst Kulall
und ist wie der Njiroberg von einer kleinen Zahl von Burkenedjis
bewohnt
Die flache Landschaft wird von den Eingebornen „Samburu"
genannt; sie reicht weit nach Norden hin und ist von Burkenec^jis
und Rändiles gemeinschaftlich bezogen. Wenn wir unseren Blick
noch weiter südostwärts wenden, so entdecken wir einen niedrigen
flachen Berg; es ist Marsabit, der Hauptsitz der Burkenedjis, der
einzige Ort im grossen wüsten und wasserarmen Samburulande, wo
immerwährend Wasser vorhanden ist. Ich will da vorausgreifen
und erwähnen, dass wir den Namen „Samburu" nie und nirgends
in Afrika auf einen See anwenden gehört haben. Einen ganz andern
Charakter hatte das Bild, das sich zu unserer Linken im Süden
des Sees aufthat. Da gab es eine Anzahl von ringförmigen Hügeln,
die unverkennbar den feurigen Ursprung verriethen. Um alle Zweifel
zu beseitigen, dass wir in ein eminent vulkanisches (iebiet gerathen
waren, dampfte einer derselben mächtige bläulichgelbe Rauchwolken
aus. Schwarze Lavaströme gaben der Scenerie ein düsteres Aussehen.
Ebensolchen Ursprunges ist eine grosse Insel im See, auf
welcher wir 16 Krater zählen konnten, von welchen im Augen-
blicke jedoch keiner thätig war. Ebenso starr und kahl und grau
nahm sich die Bergkette aus, welche den See im Westen umrahmte
und uns eine weitere Fernsicht nach dieser Richtung hin benahm.
Der grossartige Anblick des in düsteren Farben gemalten Bildes,
das sich uns so plötzlich gezeigt hatte, machte uns trunken vor
Freude, die jedoch rasch auf dem weiteren Marsche zum Strande
verschwand.
Wir erreichten denselben, durch gähnende Schluchten, in welchen
die senkrecht über uns stehende Sonne eine entsetzliche Hitze erzeugte;
durch sanderfüllte Thäler, die uns bei jedem Schritte tief einsinken
Hessen, über scharfes vulcanisches Gerolle oder solchen Schutt, erst am
folgenden Nachmittage, trotzdem er ganz nahe geschienen hatte.
Erschöpft vom Marsche eilte Alles zum Strande, um enttäuscht uns
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bald darauf die Nachricht zu bringen, dass die klare, schöne, so
verlockend aussehende Fluth salzig schmecke. Doch war nur an-
ftinglich der Eindruck ein so niederschlagender, wir waren trotz
des Salzgehaltes im Stande, wochenlang von derselben zu leben,
wenn man auch, abgesehen von anderen üblen Folgen, fast stets
vom Durste geplagt blieb. Ein glühender Wind, in der Stärke von
4—8, der sofort die Zelte umblies, peitschte uns den Sand ins
Gesicht und brachte nur heisse Luft und keine Kühlung. Nur knapp
am Strande gab es streckenweise einen ganz schmalen Streifen
bedeckt mit einer spitzblättrigen Grasart ; das war das einzige Grün.
In dieser Wüste gab es keine Menschen, noch überhaupt grössere
Lebewesen. Wir klammerten uns daher an den See, um wenigstens
nicht an Wassermangel zu leiden zu haben und marschirten längs des
Ostufers weiter. Die Verhältnisse blieben sich anfangs gleich und
wurden nur ganz allmälig besser. Der heisse Wind blies oft in fast
orcanartiger Stärke, so dass unsere Träger sich nur mit Mühe
mit den Lasten erhalten konnten; von einem Aufstellen der Zelte
war lange Zeit keine Rede.
Während des Marsches längs des geröU- und schuttübersäeten
Strandes, peinigte unsere Freute ewiger Durst, und jeden AugenbUck
eilte Alles zum See, dessen Wasser ihn nur für kurze Zeit löschte*
Am 9. entfernten wir uns vom Strande, da wir dem Kulallberge
zustrebten in der Hoffnung, von den dort ansässigen Eingebornen
Vieh zu bekommen. Unsere Vorräthe waren bereits entsetzlich
geschwunden, trotzdem wir unseren Leuten eine ganz ungenügende
Ration vormassen, und ein Entrinnen aus der Wüste schien uns
aussichtslos. Von Eingebornen sahen wir nichts, doch trafen
wir eine Süsswasserquelle am Fusse des Berges, und eine Zebra-
heerde, aus welcher es Teieki gelang, vier Stück zu erlegen. Das
liess unsere Lebensgeister wieder aufflackern, und wir zogen in der
Hoffnung, dass sich von nun an derartige Glücksfälle mehren würden^
wieder dem Strande zu und längs desselben w^eiter. Wir stiessen
auf eine Ansiedlung von Eingebornen, die auf kleinen, dem Ufer
nahen Inseln vom Fischlange leben; sie waren zu scheu, um mit
uns in Verkehr zu treten. Die Landschaft blieb gleich trostlos,
Gras fehlte fast ganz und mussten wir eines Tages unser gesammtes
Vieh, das beinahe unsern letzten Vorrath ausmachte, schlachten.
Die Glücksfälle Hessen auch auf sich warten, und der Tag, an welchem
wir die letzte Ration austheilen würden, war schon in nächster
Nähe, als sich die Sachlage mit einem Male änderte.
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Nun stiessen wir häufig auf Rhynozerosse, während Elephanten-
heerden von der Mitte des Sees an täglich den Strand geradezu
bevölkerten; unsere Noth und Sorge hatten damit ein Ende. In
einer Bucht, Alia genannt, ungefähr in der Längsmitte des Sees,
trafen wir eine zweite Ansiedlung von Fischern, die auf einer nur
ein paar Zolle über das Seeniveau emporragenden Sandbank lebte.
Diese beiden Ansiedlungen, die sich weit entfernt von andern
Volkstämmen befinden, werden »Elmolos« genannt; soviel wir ent-
nehmen konnten, will dieser Name jedoch nur so viel wie »arme
Teufel« > Ausgestossene, jeder Habe Baare« bezeichnen. Die südlichere
Colonie rekrutirt sich aus drei verschiedenen Stämmen, und zwar
aus Burkenedjis, Rändiles und Reschiäts. Letzterer ist ein hamitischer
am Nordende des Sees wohnender Stamm. E^s wird diese derart
aus durch Raubzüge Verarmten und Vertriebenen bestehende
Colonie einfach »Elmolos« geheissen, während die Bewohner der
Sandbank von Alia als die »Ehnolos von Reschiät« bezeichnet
werden, weil diese nur aus Leuten obigen Stammes besteht.
Diese Elmolos leben haupsächlich von Fischen, die sie sehr geschickt
im seichten Uferwasser aufzuspiessen verstehen.
Am 2. April lagerten wir nur mehr einen Marsch vom Nord-
ende des Sees und von den dort wohnenden Stämmen entfernt.
Die Annäherung an einen Volkstamm, der noch nie mit
Karawanen in Berührung gekommen ist, von welchem man weder
die Zahl der Bewohner noch deren Charakter kennt, überhaupt in
jeder Beziehung im Unklaren ist, ist ein ebenso spannendes, wie
vorsichtig anzufassendes Unterjiehmen. Ein zu plötzliches Erscheinen
der grossen Karawane kann zu Bestürzung, zu Flucht, bei der Un-
kenntnis von Sitten und Sprache zu Krieg führen. Wir waren da
zu Volkstämmen gelangt, welche Küstenkarawanen, sei es von wo
immer, auch nur vom Hörensagen her, nicht kannten. Da mit der
Annäherung an die bewohnte Gegend das Wild mangelte, waren
wir ausserdem in so dürftiger Lage, dass wir um jeden Preis auf
das Zustandekommen eines friedlichen Austausches bedacht sein
mus^ten. Unser in den verschiedensten afrikanischen Lagen ganz
unvergleichlicher Dualla brach zu diesem Behufe noch am selben
Tage mit 40 Leuten auf. Nach langer Wanderung, während welcher
sie weder Menschen noch Anlagen sahen, bemerkten sie in der
Feme aufsteigenden Rauch, dem sie sich näherten. Es war ein
Dorf auf einem ganz flachen, weisssandigen Rücken, dem sie zu-
schritten, bis sie deutlich die Eingebornen wahrnehmen konnten;
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dann hockten sie sich nieder, um der nun kommenden Dinge zu
warten. Lange sassen sie da und konnten sehen, dass sie bemerkt
waren ; doch kümmerte man sich lange nicht um sie, ja das Vieh wei-
dete sorglos unweit herum. Nach einer vollen Stunde kam schliess-
lich ein einzelner Eingeborner ganz furchtlos heran. Man kannte
jedoch dessen Sprache nicht und eine Verständigung war unmög-
lich; ebenso wenig mit zwei später hinzutretenden Männern.
Schliesslich brachte man einen Rändile, der einige Masaiworle ver-
stand, die Somalisprache bot auch einige zur Verständigung dien-
liche Anhaltspunkte und ein nothdürttiger Meinungsaustausch konnte
stattfinden. Die Eingebornen waren vollkommen furchtlos und ver-
weigerten die Annahme jeglichen Geschenks. Zwei unserer Leute
sollten dort bleiben, den Rest hiessen sie abziehen, um die Kara-
wane nachzubringen, da sie mit uns in Verkehr treten wollten.
Ersteres schlug Duali ab und kehrte heim, um uns, die wir
seiner späten Rückkehr wegen, bereits besorgt waren, den über-
raschenden Bericht zu erstatten.
Indessen hatte die Regenzeit mit schweren Güssen begonnen.
Nach einer durchregneten Nacht brachen wir am folgenden Morgen
auf. Der schwere RegenfaU, der nicht enden wollte, Hess uns jedoch
nicht weit gelangen. Nichts ist im Stande Neger so vollkommen
ausser Fassung zu bringen, wie nasse Kälte und es verdient das
Jammerbild, das unsere Karawane schon nach kurzem Marsche
bot, eine Beschreibung. Die Leute begannen zu zittern, zu w^anken
und fast die Hälfte weinte, so dass die Thränen in hellen Strömen
über deren nun aschgrau gefärbte Backen herabliefen. Wie
mechanisch und halb gelähmt, wie Kinder jammernd wanderten
die Leute den Pfad entlang; zwei derselben kamen von Sinnen,
warfen ihre Last ab und rannten wilden Thieren gleich davon
in die Wildnis. Einen gelang es einzuholen, das Skelet des zweiten
fanden wu» zwei Monate später. Der Durchgang durch ein wild-
rauschendes Flussbett, gab der Karawane den Rest. Das Wasser
war reissend, doch seicht. Mechanisch und schon fast besinnungslos
versuchten die Leute es zu durchwaten, doch schwammen sofort
unsere Lasten davon und verschwanden in der braunen Fluth.
Ohne Widerstand zu leisten, Hessen sie sich von der Fluth
erfassen und wir hätten Dutzende von den Leuten zu beklagen
gehabt, wenn wir und unsere Somalis, die allein leistungsfähig ge-
blieben waren, nicht überall beigesprungen wären. Damit hatte der
Marsch ein Ende. Fünf Stunden später hatten sich die Leute er-
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w^^w^
555
wärmt, das mit lobender Fluth erfüllt gewesene Flussbolt war
trocken gelaufen, und wir konnten nach unsern Lasten suchen, die
weitab getragen waren. Vieles war verdorben, doch nichts verloren.
Am 4. April 1888 sollten wir endlich wieder zu Menschen
gelangen. Wir hatten noch einen schönen Akazienwald zu passiren,
eine Strecke, die uns durch die Menge der Menschenschädel und
Knochen, die den Boden besäeten, unangenehm berührte und zur
Vorsicht mahnte, und gelangten darauf wieder an den Seestrand,
der hier schilfbewachsen ist, und längs welchem sich ein ganz
niedriger, kahler, in der Sonne blendender Rücken hinzieht. Am
nördlichen Ende desselben, in ungefähr 1000 w* Distanz, sah man
ein Dorf, das sich ebenso wie die dunklen Bewohner, grell vom
weissem Sande abhob. Eine grössere Anzahl Eingeborner umgab es :
viele Krieger, doch auch Weiber darunter mit Körben auf den
Köpfen, welcher Anblick unsere Karawane vor Freude strahlen
machte. Langsam, mehrmals haltend, zogen sie uns entgegen, als
wir gelagert hatten. Ein Schauri begann: Wir wollen Freunde
bleiben, und ein Kampf soll sich zwischen euren schönen Sachen und
unseren Producten entspinnen; und ihr werdet den Kürzeren darin
ziehen, denn unsere Lebensmittel werden kein Ende nehmen, so
sagten sie. Als wir unsere Ballen jedoch öffneten, da zeigte es sich,
dass deren Inhalt sie wenig befriedigte. Nur eine (Jattung blauer
Perlen gefiel, doch durften wir damit gar nicht herausrücken, so
klein war der Vorrath; an eine andere gewöhnten sie sich mit
der Zeit, sie kam in Mode. Nach Stoffen war kein Begehr, Eisen
war werthlos, wir daher bei all unserm Reichthum an (iütern bei
diesem jungfräulichen Volke arme Schlucker. Es gelang uns nur
Durrha zu kaufen, Vieh, das sie in grosser Menge besassen, war
für uns ganz unerreichbar. So blieb es vom Anfang an bis zum
Ende unseres langen Aufenthaltes.
Der Volksstamm, mit welchem wir derart in Verkehr getreten
waren, nannte sich Reschiäts: er gehört dem hamitischen Sprach-
stamme an. In unmittelbarer Umgebung desselben wohnen jedoch
noch eine ganze Reihe von Stämmen, w^elche theils dem nilotischen,
theils dem hamitischen Sprachst amme angehören. In diesem Theile
Atrika's grenzen daher diese beiden Sprachstämme aneinander.
Westlich der Reschiäts, die das Nord-Ufer des Sees bewohnen, be-
finden sich die Elgumes oder auch Turkanas genannt, nördlich
von diesen die Dönyiros : ostwärts der Reschiäts die Amärr, nörd-
lich dieser die Batschada.
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^.JMIfll. ViM,
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Am Nordende des Sees münden zwei grosse Flüsse ein. Der
östlichere Niänamm genannt, ist der Unterlauf des Omo-Gibie; der
bedeutendere zweite >Bass«, den wir selbst nicht gesehen haben, ist
hingegen unbekannter Herkunft. Am Unterlaufe des Niänammflusses
wohnen die Buma, die Murle, Kerre und Murdhus. Wir haben nur die
beiden ersteren Stämme kennen gelernt Das Nord- Ufer des Sees ist
vollkommen flach, und infolge des grossen Wasserreichthums mit
üppiger Waldvegetation bedeckt Während der Regenzeit steigt das
Niveau des abflusslosen Sees, staut die Fluthen der beiden Ströme
zurück, und wird derart das ganze Flachland nördlich des Sees über-
schwemmt Die Eingebornen müssen dann dieses Gebiet verlassen und
beziehen die höheren Lehnen, andere sollen ihre Hütten auf Stützen
erheben oder nur die oberen Räume derselben bewohnen. Es war
dies gerade zur Zeit unserer Anwesenheit der Fall, und es konnte
daher damals diese Gegend nicht ohne Boot bereist werden. Da unser
Leinwandboot eine Woche vorher von einem Elefanten unbrauchbar
gemacht worden war, waren wir verhindert, uns in dieser Wald-
und Wasserwildnis zu orientiren. Von Canoes der Eingebornen
sahen wir nur wenige, ganz miserable Exemplare, ausserdem ver-
weigerte man es uns bei aller Freundschaft, unsern Weg um das
Nprdende des Sees herum zu nehmen, so wie es unsere Absicht
war. Eine Folge unseres Drängens in der Beziehung war schliesslich
die, dass man uns auf unsere Fragen nach der Natur der weiteren
Umgebung, der Zahl und Art der Völker etc. keine Auskunft gab.
Die Reschiäts sind ein wohlgebildeter, sehr dunkelhäutiger
Volksstamm. Sie treiben Ackerbau, und zwar pflanzen sie haupt-
sächlich Durrha, die prächtig gedeiht, weniger Bohnen, da letztere
nur die Nahrung junger Männer, der Krieger, ausmachen.
Ausserdem besitzen sie viel Rindvieh, sowie Schafe und Esel,
welch' letztere auch gegessen werden. Fische werden wohl gefangen,
doch bilden sie nur die Nahrung ganz armer Leute.
Ihre Hütten, die in kleinerer und grösserer Zahl beisammen-
stehen, haben mehr Aehnlichkeit mit denen der Masais, wie mit den
sonst in Afrika üblichen; sie sind unförmlich, halbkugelförmig,
und bestehen aus einem Holzgerippe, das mit rauchgegerbten Rinds-
häuten bedeckt ist. Diese Dörfer sind äusserst schmutzig, da
sich das Vieh inmitten derselben herumtreibt An der Spitze der
Reschiäts stand ein Stammesältester, der äusserst angesehen war,
trotzdem er sich in seinem Aeussern durch gar nichts von den
Qebrigen unterscliied; neben demselben haben sie einen Leibön.
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Ueber die Einwohnerzahl konnten wir uns keine richtigen Vor-
stellungen machen, da der Verkehr mit den an der westliehen L^hne
sesshaften Resehiäts durch die Terrain-Ueberschwemnmng anfangi*
erschwert, dann ganz unterbrochen war.
Auf jener Seite sollen sich ausserdem einige Burkenedji- undUSan-
dile-Dörfer befinden, die sich vor ungefähr zwei bis drei Jjeconnien
bei den Resehiäts angesiedelt haben. An Waffen haben dime einen
schlechten Speer, Pfeil und Bogen, Holzkeulen und sclunale lange
aus Holzstaben geflochtene Schilder. Man findet bei dou Rasehiäl^
häufig Burkenedjifrauen, die sehr geschätzt zu sein scheinon; doren
Kinder kennen dann mehr oder weniger die Masaispraelie, so dass
unser Verkehr dadurch sehr erleichtert wurde.
Die Metallarbeiten erhalten die Resehiäts von tUm Amän\
und scheint speciell Eisen dort sehr häufig zu sein, da man unseren
Eisendraht vollkommen verschmähte. Wir sahen die Aniarr, die
mächtiger sein sollen, häufig.
Es herrschte bei diesen eben Hungersnoth, und es waren (ast stets
Karawanen derselben bei den Resehiäts, um Vieh gegen DiutIui zn
vertauschen. Ihre Sprache ist von der Reschiätsprache vriL-chicdön,
doch derselben ähnlich. Der (iruss aller dieser Völker, inchisive
der Turkana's, besteht in einem zw^ei bis dreimal wiederholien uia-,
auf welches der Gegrüsste jedesmal mit >fäya« antwortet. Die
Resehiäts glauben vor zwei bis drei Generationen aua dem Süden
hieher vertrieben worden zu sein, und frugen uns oft, ob wii- Slainmeij-
verwandte nicht irgendwo getrofien hätten, da nicht Alle zusMfnrnen
im Stande gewesen waren, sich an das Nord-Sce-Ende zu llticliteii.
Wir waren bereits zehn Tage bei den ReschiätH gtOfmert, die
Freundschaft war von beiden Seiten auf das redlichste siuiroeld er-
halten worden, doch konnten w^ir sie in keiner Weise niu^timmen,
Sie wollten uns weder Vieh verkaufen, noch den Weg nm den See
frei geben, noch überhaupt Fährerdienste leisten. Wie sefir wir
uns dabei gegenseitig vertrauten, mag man aus dem Urnsinnde ent-
nehmen, dass wir vor unserem Aufbruche nach dem 7-weihMi ö^l-
lich gelegenen See, sowohl elf Kranke wie eine grössere Zahl üf^er-
flüssiger Ladungen im nahen Dorfe zurückliessen.
Der Weg dahin nahm sieben Tage in Anspruch iiiHi InlirlL-
durch eine wasserlose, niedrige Berglandschaft. Wir Irnh'ii nur
zweimal ständiges Wasser, weshalb der Marsch dahin zu rinn- nndeni
Zeit als während der Regenperiode schwierig ist. iJn* Üui-kene-
djis nennen diesen See Ba.sso ebör, d. i. weisser See.
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5b8
Im Westen umrahmen ihn die Amärrberge, im Osten die steile
Trr-Kette. Sein Südufer ist flach, der Strand auf mehrere hundert
Meter vom Wasser vollkommen vegetationslos.
Der Boden südlich vom See ist überhaupt ein alter Seeboden
und finden sich mannigfache Beweise für eine rasche Niveau-Ab-
nahme des Sees. Das Wasser ist untrinkbar salzig und noch auf
grosse Entfernung vom Ufer nur wenige Zolle tief. In diesem seichten
üferwasser fanden wir viele Tausende von Fischen in allen Stadien
der Verendung und Verwesung, an denen es sich ebenso zahlreiche
Marabu-Störche und andere Aasvögel gütlich thaten. Wir fanden
die ganze südliche Umgebung des Sees unbewohnt, obwohl man
uns versichert hatte, dass Burkenedjis da wären.
Der Osten des See's ist gewöhnlich von den Boranas, einem
mächtigen Gallastamme bewohnt, dessen Reich sich bis weithin nach
Nordosten und Osten erstrecken soll. Wir selbst trafen jedoch keine
Eingebornen an. Am Nord-Ende des langgestreckten See's, an der Mün-
dung eines von Norden kommenden unbedeutenden Flusses, sollen
die zwei Dörfer des Mariestammes sich befinden. Es scheint dies
nach allem was wir hörten, ein sehr freundliches, fleissig Ackerbau
und Viehzucht treibendes, zugleich äusserst handelstüchtiges Volk
zu sein. Sie kaufen Elfenbein von den Reschiäts, um es weiter im
Osten wieder zu verkaufen. Da bei den Marie s die Pocken im hohen
Grade herrschten, durften wir nicht daran denken, sie zu besuchen
und kehrten am 26. April, ohne auch nur eine der umwohnenden
Völkerschaften kennen gelernt zu haben, also ziemlich unver-
richteter Dinge wieder nach Reschiät zurück.
Die Verhältnisse hier waren dieselben geblieben. Man ver-
weigerte uns den Weg nach Westen um den See herum, brachte
andererseits ungenügende Lebensmittelmengen. Daraufhin kund-
schafteten wir unter verschiedenen Vorwänden das vor uns liegende
Terrain aus. Wir gelangten dabei jedoch nur bis zum Niänamm-
Flusse, den wir nicht zu überschreiten vermochten. Der Weg
allein bis dahin, war ein so wenig gangbarer gewesen, dass ihn
freie unbelastete Leute eben noch zurücklegen konnten. Für eine
schwerbeladene Karawane mit Tragthieren war er einfach ungang-
bar, da das Wasser, abgesehen von den beiden Flüssen, häufig bis
an den Hals reichte. Wir befanden uns daraufhin in grösster Ver-
legenheit, da wir absolut nicht wussten, wohin wir unsere Schritte zu
lenken hätten. Welter nach Norden glaubten wir nicht vordrin-
gen zu dürfen, da wir nicht in Erfahrung bringen konnten, welche
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559
Völkerschaften dort wohnten, wir jedoch erwarten konnten, zw
Stämmen zu stossen, bei welchen wir mit unseren Glasperlen und
dem sonstigen Küstentand, nicht im Stande sein würden, unsei-e
Karawane zu ernähren.
Nach Osten zu lagen nach allem, was wir hörten, zu wü^sie
Gegenden, um nach jener Seite hin entkommen zu wollen, während
eine Rückkehr längs des See's uns bei unserer verminderten Manit-
schalt unmöglich schien, der Gedanke daran uns allen überhau] 4
zu widerwärtig war.
Schliesslich blieb uns dennoch nichts anderes übrig; von ilrri
Bumas und Murles verschafften wir uns die nöthigen Korrtmeniren
und so brachen wir denn am 10. Mai auf, in Doppelmärscheii
dem See-Ufer entlang nach Süden eilend. Wohin wir uns jede ich
überhaupt zu wenden haben würden, wenn der Proviant, den wir
mit hatten, zu Neige ging, war uns vorderhand noch ein Räthst^I,
dessen Lösung wir der Zeit oder glücklichen Zufällen anheimstellten^
So ging es daher, einem wenig sicheren Schicksale entgegen,
bis zu unserem ersten, am Südende 'des Sees gelegenen Lager 5cu-
rück. Hier hatten wir die Wahl, unsere Rettung entweder bei cien
Burkenedjis von Marsabit oder westwärts bei den Turkanas zu suchen.
Einzelne Individuen dieses grossen Volksstammes waren uns
bereits bei den Reschiäts zu (iesichte gekommen und uns dun!»
ihre sonderbare Haartracht, die in grossen, bis zum Gesäss beruh-
reichenden Haarbeuteln besteht, aufgefallen. Wir entschlossen uu^
also, das Südende des Sees im knappen Bogen zu umgehen, um
derart auf dem kürzesten Wege nach Turkana zu gelangen. In
zwei Tagen standen wir am Fusse einer steil zum See abfallenden
kahlen Bergkette, der Grenze des Landes. Der Weg dahin führte
uns durch jene neu vulkanische Gegend, welche uns bereits boiin
ersten Sichten dieser Landschaft gefesselt hatte, hart am Randf*
eines schwarzen Lavastromes, der in einer 10 m dicken Schicht jv
die nächste Umgebung des Sees bedeckte, knapp an einem ca. 7W
(220 7n) hohen dampfenden Vulcankegel vorbei. Die Decke d^%
Lavastromes war mehrfach eingebrochen, und wurden dadurch
grosse Blasenräume aufgedeckt. Eine Akazie, die knapp am Rand<>
der Lava gestanden hatte, war in der Höhe von ungefähr 2fti
abgebrannt, und lag die umgestürzte Baumkrone daneben, nocli
mit allen den feinsten Aestchen und Dornen daran.
Eben so wie der Krater des Vulcans, war der Erdboden
allenthalben in meridionaler Richtung gespalten- Der Boden, ja selb.^t
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560
die steilen Blätter einiger vereinzelt vegetirender knorriger Bäumchen
waren mit feiner leichter Asche bedeckt, ein Beweis für die fort-
gesetzte Thätigkeit des Vulcans. Nach allen vorhandenen Anzeichen
sowie den erhaltenen Auskünften hat der letzte grössere Ausbruch
vor 15 — 20 Jahren stattgefunden. Wir konnten jedoch jemals weder
ein aus dem Krater kommendes Getöse oder Geräusch vernehmen,
noch sahen wir Auswürfe oder ein Leuchten der Dämpfe des Nachts.
In der ganzen Umgebung war die Compassnadel derart be-
einflusst, dass die damit gemachten Aufnahmen unbrauchbar waren.
Unsere dürftige Lage gestattete keinen längeren Aufenthalt
zur nähern Untersuchung dieser äusserst interessanten Stätte; wir
mussten vorwärts. Da wir jedoch ziemlich nahe beim Vulcan passirten,
so unternahm ich während des Marsches den Versuch zum Krater
zu gelangen. Ich war gezwungen dies allein zu thun, da ich bei
den glasharten, scharfen Schlacken, keinen meiner barfüssigen Be-
gleiter mitnehmen konnte. Je mehr ich mich dem eigentlichen
Feuerherde näherte, um so unsicherer würde das Terrain, denn um
so häuüger waren die Erdspaltungen, die oft mit feiner Asche ver-
deckt waren, so dass ich mehrere Male in einer solchen halb versank.
Schliesslich machte ein breiter tiefer Spalt, den ich weder zu über-
springen vermochte, noch ohne grossen Zeitverlust hätte' umgehen
können, meinem weiteren Vordringen ein Ende. Ich war ungefähr
300m vom Krater entfernt; derselbe war meridional gespalten und
hatte der letzte Lavastrom seinen Ausfluss nach Norden und Süden
hin durch diese Spalten gefunden. Die Bänder waren mit lebhaft
Orangeroth gefärbten Effloreszenzen bedeckt und die Bauchsäulen
nahmen von vielen an den Innenwänden zerstreuten Stellen ihren
Ausgang. Die Dämpfe hatten ein stechenden Geruch.
Dieser merkwürdige Vulcan, von welchem es kaum einem
Zweifel unterliegt, dass er den jüngsten Feuerherd auf dem Boden
des dunklen Continents darstellt, ist auffallenderweise bei den Ein-
gebornen namenlos geblieben. Vielleicht war es eine heilige Scheu,
die sie furchtsam ferne hält und so die Benennung durch dieselben
hinderte ; in dankbarer W erth- und Hochschätzung des Chefs dieser
Expedition habe ich diesen Vulcan »GrafTelekiVulkan« benannt.
Bevor wir das Seengebiet verlassen, möchte ich roch Einiges
darüber bemerken.
Der grosse See wird von den Burkenedjis, die zeitweise an
seinen Ufern nomadisiren Basso narök, d. i. dunkler oder schwarzer
See genannt. Die Be^chiät's nennen ihn »Bass«, was einfach
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561
»grosses Wasser« bedeutet; ebenso die Turkana. Er ist langgestreckt,
schmal und fast meridional gerichtet, liegt 1500 Fuss (472 m) über dem
Meeresniveau und ist weitaus die am tiefsten gelegene, von uns im
Innern angetroffene Gegend. Sein Südende liegt in 2° 16' Nord das
Nordende in 4^ 48' Nordbreite, seine Nord-Südlänge ist daher
lb2 Sm; seine Breite variirt zwischen 15 und80*Sw. Mit Ausnahme
weniger Punkte kann man fast stets das gegenüberliegende Ufer
ausnehmen. Der Hauptsache nach liegt dieses langgestreckte See-
becken in 36^ Ostlänge von Greenwich. Das Wasser ist schwach-
salzig und enthält insbesonders kohlensaure Salze autgelöst. Wie
schon diesem Umstände zu entnehmen, ist der See abflusslos; es
münden zwei ^osse stets wasserführende Flüsse im Norden ein,
alle sonstigen Flussbetten sind während der meisten Monate des
Jahres trocken. Die Umgebung des Sees, mit Ausnahme d*^r Nord-
seite, ist Wüste.
Ausser den bereits erwähnten kleinen südlichen Elmolo-lnseln,
befinden sich im See noch drei grössere, kahle, steile, unbewohnte
Inseln ; in jedem Dritttheile eine. Der See ist fischreich^ und haben
wir zehn verschiedene Fischarten kennen gelernt ; er beherbergt
ebenso noch Flusspferde und Krokodile. Mit Ausnahme einiger kleiner,
den tlmolos gehöriger Canoes, gibt es keine Fahrzeuge auf dem-
selben. Heftige heisse Winde peitschen die südliche Hälfte der
Seefläche fast unausgesetzt.
Diese unerwartet grosse Seefläche, es ist die fünftgrösste Afrikas,
sie hat 9000 D km Flächeninhalt, was ungef. dem Areale des Herzog-
thums Salzburg entspricht, wurde von uns in tiefgefühlter Dankbarkeit
für das hohe Interesse, welches weil. S.k. Hoheit Erzherzog Kronprinz
Rudolf unserer Forschungsreise entgegenbrachte, »Rudolf-See«
getauft.
Der Rasso ebör, d. i. »weisser See», den wir in 36° 50' Ost-
länge von Greenwich, im Nord-Osten des Rudolf-Sees am
20. April 1888 entdeckten, wurde von uns zu Ehren I. k. Hoheit
der Frau Kronprinzessin-Witwe »Stefanie -See« genannt.
Diese beiden Namen sind von der geographischen Wissen-
schaft bereits angenommen, wie aus den neuesten Kartenwerken
(Stieler, Ravenstein) von Afrika zu ersehen ist.
Es erfüllt uns mit stolzer Freude, dass es uns gegönnt war,
unsere Errungenschaften im glühenden Süden, ebenso durch Ver-
knüpfung mit erlauchten Namen Oesterreichs zu verewigen, wie es
unsere Nordpolexpedition seinerzeit im eisigen Norden gethan.
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r-:^^^^*?^*^*
562
Der Stefanie -See ist ebenfalls langgestreckt und meri-
dional gerichtet. Die beiden Enden liegen in 4" 25' resp. 5" Nord-
breite. Die durchschnittliche Breite des Sees ist 11 Sm, das Areale
ungefähr GSOQKiloni., die Seehöhe 1840' (582 m). Der einzige Ein-
fluss soll im Norden münden, eine Verbindung mit dem nahen
Rudolf-See oder ein Ausfluss überhaupt exisiiren nicht. Das Wasser
ist stark salzhaltig, die Tiefe anscheinend nur gering und mehr-
fache Anzeichen sprechen für ein rasches Austrocknen des Sees.
Wir beobachteten zahlreiche Krokodile, jedoch nur ganz vereinzelte
Flusspferdspuren. Fische werden nicht gelängen und schien uns
der See von solchen übervölkert Obwohl der Salzgehalt des See-
wassers ein ungleich grösserer, wie der des Rudolf-See's ist,
kamen gleiche Fischarten vor.
Und nun wollen wir unseren Marsch fortsetzen. Für uns gab
es diesmal keine üeberlegung, keine Bedenken. Auf ungeheuer
steilem felsigen Pfade überkletterten wir den Hang, und gelangten
auf eine Art Plateau, das wir in nordwestlicher Richtung über-
schritten.
Als ersten Beweis, dass wir wieder in bewohnter Gegend
weilten, diente uns eine lange Kameelreihe, die scheinbar aufsichts-
los graste, da wir noch lange unbehelligt weiter wanderten. Wir
wollten eben einen niedrigen Rücken übersteigen, als die Eingebomen
unser Erscheinen gewahrten. Deren Aufregung und Entsetzen waren
gross. Wir hielten, um ihnen Zeit zu lassen sich zu beruhigen,
um eine Verständigung anbahnen zu können. Wahrscheinlich
um ebenfalls Zeit zu gewinnen und die Viehheerden in Sicherheit
zu bringen, sprengten uns drei Krieger entgegen und vollführten
auf 50 Schritte Entfernung unter teuflischem Geschrei eine Anzahl
von kriegerischen und drohenden Bewegungen, die uns wohl impo-
niren sollten. Wir hatten jedoch nur schallendes Gelächter für deren
mit wirklich affenartiger Behendigkeit aufgeführte Sprünge, durch
die sie unsere ganze Sympathie gewannen, da sie damit auch den
Beweis eines ganz hervorragenden Muthes geliefert hatten.
Nicht im Stande, irgend welchen Eindruck auf uns hervor-
zubringen, wir sahen ihnen in grösster Heiterkeit zu, wussten
sie nicht, was zu machen und kamen schliesslich auf unser Zurufen
heran. Wir erklärten ihnen so gut es ging, woher wir kamen und
was wir wollten, und sandten sie zur Verbreitung der Kunde fort
Noch am selben Abende lagerten wir bei einem Dorfe im Turkana-
Grenzdistricte Katiamän. Das Vieh war wohl weggetrieben worden,
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563
doch schien man uris bald zu vertrauen und sich mit dem Ge-
danken, nie gesehene Leute im Lande zu haben, befreundet zu
haben. Dieser District ist die reine Steinwüste. Gras gab es ent-
schieden keines, und faules Wasser ganz ekelhafter Natur nur an
einer Stelle in ganz geringer Menge. Das Vieh war derart fleischlos,
dass wir in der Erwartung, später bessere Thiere zu finden, es gar
nicht kauften. Den nächsen Tag blieben wir trotz der elenden Ver-
hältnisse da, um dem Widerrufe der zu erst im Lande ausgesprengten
Nachricht von einem feindlichen Einfalle, Zeit zur Verbreitung zu
geben. Wir stiegen hierauf in das Kerioflussthal hinab, das sich mit
den anschliessenden Akazien- Waldungen vom Plateau reizend aus-
genommen hatte, und lagerten am breiten, doch trockenen, sandigen
Flussbette. Das ganze Land der Turkana, so weit wir es wenig-
stens kennen gelernt haben, ist die reinste Sandwüste, wenn auch
der gute Akazienbestand es von der Ferne als schönes, fruchtbares
Land erscheinen lässt. Es verfügt über keine einzige Quelle, und
ist Gras nur äusserst spärlich vorhanden. Die Flussbetten sind
alle trocken, doch geben die meisten durch Graben von 2 Fuss
tiefen Löchern schon Wasser.
Das Vieh, das entsetzlich mager ist, scheint an derlei Ver-
hältnisse bereits gewöhnt zu sein, und beginnt sofort selbst mit
den Hufen im Flusssande zu scharren, wenn es zur „Tränke" ge-
trieben wird.
In einigen Theilen des Landes bilden Fächerpalmen
(Hyphaene thebaica) die einzige Baumvegetation und manche Flüsse
sind nur von Dickichten solcher umrahmt. Diese bilden für die
Eingebornen, die aus der viel Gerbstoff hältigen Fruchtschale Mehl
bereiten, ein wichtiges Nahrungsmittel. Die Turkana oder Elgume
hatten vor noch wenigen Decennien ihre Wohnplätze weiter west-
lich, in den heutigen Tags von den Karamoyo's bezogenen Ge-
bieten. Das Land der Turkana war damals im Besitze der Bur-
kenedjis. Die Karamoyö's, ein Schwesterstamm der Turkana, der
dieselbe Sprache spricht, vertrieb letztere nach ihrem heutigen
Wohnsitze, wodurch die unterliegenden Burkenedjis gezwungen
waren, sich weiter östlich im Samburulande eine neue Heimat zu
gründen. Die Turkana bewohnen an der ganzen Westseite des
Rudolfsees einen ungefähr 15 Sm breiten Landstrich. An diesen
schliesst sich im Norden das Land der Donyiros, mit welchen sie,
obwohl sehr nahe verwandt, in Feindschaft leben. Sie sind Vieh-
züchter und halten Rindvieh, Schafe, Ziegen, kleine graue Esel
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564
und Kameele. Letztere besitzen sie seit höchstens 40 Jahren und sie
verstehen sie noch nicht zu hehandeln oder zu gebrauchen. Die Zahl
derselben dürfte 1000—2000 betragen, und stammt der grössteTheil
von Raubzügen her, die sie speciell bei den Rändiles unternehmen.
An zwei Orten, die beide „Laremött" heissen, nämHch an der
Mündung des Kerio und des Trrgu^ll bauen sie in günstigen Jahren
Durrha. Zur Zeit unserer Anwesenheit war jedoch kein Korn davon
zu haben. Die Turkana sind ein ausserordentlich kräftig, ja beinahe
herkulisch gebauter Stamm. Ihre Waffen bestehen in einem schlechten
Speer und einem Schilde, der meistens aus Flusspferdhaut verfertigt
ist. Ihre Wohnstätten sind äusserst primitiv, und bestehen nur aus
einer Anzahl einfach in den Boden gesteckter Zweige. Auffallend
ist deren Haartracht, die in einem breiten und langen Haarbeutel
besteht, der durch Ausreissen und Verfilzen der eigenen Haare ver-
fertigt wird. Es vergehen mehrere Jahre bis zur Vollendung einer
solchen Haartracht, da der Beutel nur aus den eigenen Haaren be-
steht und kein getrennt davon erzeugtes Stück ist. Es ist ein unge-
heuer lebhaftes, lärmendes und gewiss auch tapferes Volk.
Dem Genüsse von Kautabak geben sie sich mit der grössten
Leidenschaftlichkeit hin, und dieser wäre das einzige Tauschmittel
gewesen, mit welchem wir jede beliebige Menge von Vieh hätten
kaufen können.
Tabak hatten wir nicht und mit unsern Tauschwaren ge-
lang es uns nur eine eben für unseren Unterhalt genügende Menge
von Schafen sowie Eseln zu erstehen, ohne Vorräthe für die Zu-
kunft aufstappeln zu können. Wir weilten drei Wochen in deren
Lande und erreichten am 2 1 . Juni das trockene Flussbett des Trrgu^
in 3° Nordbreite; wir waren damit wieder in unbewohnter Wildnis,
diesmal mit leeren Händen, und daher zum ersten Male in der
peinlichen Lage, unseren Leuten keine Ration austheilen zu können.
Unser Jagdglück Hess uns im Stiche, wir kamen immer beutelos
heim. Zu unserem Glücke gab es da jedoch häufig Maulbeer-
feigenbäume (ficus platyphylla ?), alle reich mit Früchten behangen,
von welchen man wohl ganz gut eine Zeit lang leben kann, wenn
man bei solcher Kost auch von Kräften kommt. Dem Trrguöll-
Flussbette, das ein breiter undurchdringlich dichter Urwald-
streifen einsäumt, entlang irrten wir südwärts, der ganz iso-
lirten ackerbautreibenden Turkana-Colonie >Ngaboto« zu. Sieben
Tage ging es dahin, Tag für Tag von Feigenbaum zu Feigenbaum.
Wir erreichten Ngaboto, eine kleine, wenig zahlreiche Colonie, die
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565^
uns nur sehr wenig abtreten konnte, doch behalfen wir uns mit
einem zufälligen Zuschuss von Tausenden von Webervogelnest-
hockern. Man vertröstete uns auf die weiter südlich ansässigen Suk's.
Wir zogen zu diesen, kamen aber damit in bewohnte Gegenden,
wo Hunger das Feldgeschrei war. Die Felder waren wohl bebaut,
doch stand die Durrha noch grün und unreif. Es waren dies die
Gegenden, die wir sechs Monate früher vergebens nach Lebens-
mitteln abgesucht hatten. Die Maulbeerfeigenbäume waren da frucht-
leer, »Maboga,« ein essbares wildwachsendes Kraut, längst gepflückt;
unsere Situation wurde immer ernster. Da schien Rettung zu winken.
Eine Abtheilung von nomadisirenden Suk's. die am Kerio-Flusse
leben, kam. Sie wollten uns Vieh verkaufen und uns sogar führen
Unsere Leute waren indess bereits fürchterlich herabgekommen,
und vegetirten nur mehr von kärglichen Mengen ganz unreifer
Durrha, die sie sich in dunkler Nacht von den Feldern holten. Die
Suk's führten uns zum Kerio, Hessen uns denselben überschreiten
und an dessem jenseitigen Ufer lagern. Bald darauf traten schwere
Regengüsse ein, der Kerio wurde zum tiefen reissenden unpassir-
baren Fluss. Die Suk's hatten indessen näheren Einblick in unsere
verzweifelten Verhältnisse gewonnen, waren augenscheinlich froh
von uns derart getrennt zu sein, und Hessen sich nicht mehr
bHcken. Unser Elend wuchs aufs Aeusserste und erforderte eine
Aenderung, sollte die Expedition nicht scheitern. Die Hungerperiode
hatte bereits über einen Monat gedauert. Konnte etwas gethan
werden, so war der letzte Moment dazu gekommen. Ein Suk-Kral,
•den wir noch auszukundschaften im Stande waren, bot uns die
(lelegenheit dazu, und wir gaben dem Zwange der Umstände Folge,
Um das Unglück für unsere Opfer möglichst milde zu gestalten,
wurde denn der Raub einer genügend grossen Viehherde in
bestimmt geplanter Weise ausgeführt. Die Noth hatte damit ein
Ende, wir erreichten unangefochten den Baringo-See und bezogen
am 30. Juli 1888 wieder unser Lager bei Njemss mdogo.
Unser Zug zum Seengebiet hatte 166 Tage gedauert, eine lange
^eit, da wir sie unter den denkbar schwierigsten Verhältnissen
verlebt hatten, in immerwährender Sorge um das tägliche Brot.
Wir hatten unserer Karawane bei der kärglichsten Verpflegung
•enorme Leistungen zugemuthet, ohne je auch nur die geringste Un-
zufriedenheit zu bemerken. Mit ihrer Hilfe war es uns gelun-
gen, einen grossen, wüsten Landstrich zu erforschen, der der
Schwierigkeit ihn zu bereisen wegen so lange unbekannt geblieben
MiUh. d. k k. Geogr Qes. 1889, U u. 12.
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'^■"i^
war. Mitgefühl für unsere brave Schaar brachte uns derselben näher
und Hess uns in der Folge darauf bedacht sein, die Heimreise
möglichst leicht und angenehm zu gestalten.
Unter der Herrschaft dieser Gefühle entstand der Plan, längs
des Naiwascha-Sees, über Kikuyu und ükambani Taveta zu er-
reichen
Am 9. August verliessen wir Njemss, lagerten am 25. am
Naiwaschastrande, passirten den südlichsten KikuvTitheil, und er-
reichten am 7. September die ersten Ansiedlungen der Wakamba.
Die weitere Route führte durch die Districkte ülu, Iweti, Kilungo,
Zaowi, nach Kikumbuliu, und schliesslich hart am Südende der
jungvulcanischen Djulukette vorbei nach Taveta. In der herzlichsten
Weise von den gutmütigen Eingebornen begrüsst, zogen wir am 29.
September durch den schattigen Wald auf unseren alten nun über-
wucherten Lagerplatz.
Die überraschenden Nachrichten von den an der Küste aus-
gebrochenen Unruhen, die wir da erhielten, machten unsere ferneren
Pläne zu nichte und mussten wir trachten, die Küste bei Mombas
zu erreichen, so lange dieses Gebiet noch ruhig war, da ja die Mög-
lichkeit vorlag, dass sich der Aufstand auch dahin ausbreiten konnte.
Am 13. Oktober verliessen wir zum letzten Male Taveta und
gelangten am 25. Oktober 1888 bei Mombas nach 22monatlicher
Wanderung an die Küste.
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s
Der internationale Congress tür geographische
Wissenschaften zu Paris (August 1889).
Von Prof. l>r. Pbilipp Paalitsehke.
In der Zeit vom 5. bis 11. August 1889 wurde za Paris der
IV. internationale Congress für geographische Wissenseh atLen ab-
gehalten.
Die Mitglieder der k. k. geographischen Gesellschaft sind bereits
durch einzelne Notizen über die präparativen Arbeiten zu diesem tion-
gresse unterrichtet worden (siehe pp. 44 flf., 244 dieses Jaiirgatig^
der Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschalt).
Nahezu 600 Geographen aus aller Herren Ländern mit Aus-
nahme des deutschen Reiches*) waren zusammengekommen und
ein glänzender Kreis fürstlicher Persönlichkeiten, worunfi^r ^. .1 M.
M. der Kaiser von Brasilien Dom Petro II., König Leop<^ld 11, von
Belgien, König Dom Luiz II. von Portugal, König Karl I. von Ru-
mänien, der König von Kambodscha, Seine kaiserl. und königl. Ilolieit
Erzherzog Ludwig Salvator von Oesterreich, Seine Hohf^it dtir Jetzt
regierende Fürst von Monaco, Seine Hoheit Prinz Hermaiui von
Sachsen-Weimar-Eisenach, Erbprinz Abbas Pascha von Egypten
und Andere mehr, hatte in der Eigenschaft von l^rt3sidents
dlionneur dem Feste der Wissenscliaft einen besonderen liltmz ver-
liehen. Französischer Sitte gemäss war auch ein Comit6 de iiaLronage,
bestehend aus allen Correspondenten der Pariser geoffrapliischen
Gesellschaft und aus den Präsidenten sämmtlicher geogriiphisclien
Vereine der Welt gebildet worden, während ein specieller Ueneral-
Commissär mit einem Adjuncten (Graf H. de Bizemont und Prof'
Gh. Gauthiot) und ein Stab eifriger und rühriger Se<:'reUire und
Gommissäre (E. Cravoisier. Baron Hulot, deMargerie) dei^ wichtigen
Amtes der inneren Organisation des Congresses walteten.
*; Dieses hatte keine officiellen Vertreter entsendet und nut dpv wüdtem-
bergsche Verein für Handelsgeographie hatte einen Delegirten in ^'rpff^ssor
Hermann Wagner aus GöUingen auf die officielle Liste si^iKen lassen,
während sonst nur vereinzelte Geographen aus dem Deutschen Rddm dem
Congresse beiwohnten.
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T)i.8
Den Besuchern aus Oesterreich-Ungarn, dessen beide geo-
graphischen Gesellschaften ofliciell vertreten waren, gereichte es zu
besonderer Beh-iedigung und Freude, dass der erlauchte Geograph
aus der kaiserlichen Familie, Seine kaiserliche Hoheit
Herr Erzherzog Ludwig Salvator, an dem Ehrenpräsidium
des Congresses theilnahm und sein Interesse für die Arbeiten
desselben durch üebersendung seines neuesten ausgezeichneten
Werkes an die Pariser geographische Gesellschaft und an deren
Präsidenten documentirte wie nicht minder, dass man allseitig
dieses Wohlwollen mit dem Ausdrucke aufrichtigen und ehrfurchts-
vollen Dankes entgegennahm.
104 ofTicielle Delegirte von Regierungen, Akademien der Wissen-
schaften, grossen Lehranstalten, erdkundlichen Vereinen votirten bei
einzelnen Gelegenheiten und das wissenschaftliche Treiben verdient
ein äussersi reges und anregendes, wie fruchtbares genannt zu
werden. Schon der Einblick in die Organisation des Congresses
erlaubte den Schluss, dass der Pariser Congress ein echter Congress
der Arbeit und kein Congress des Vergnügens oder der Unterhaltung,
wie man wegen der Weltausstellung besorgen zu sollen glaubte,
sein werde. In der That trat eine Reihe, wenngleich glänzender
Feierlichkeiten und Empfänge gegenüber der ernsten Arbeit in den
Hintergrund. Dem Congresse lag eine colossale Masse wohl-
formulirter Fragen und discutirbar gemachten Stoffes vor, und
ausserdem wurde noch eine grosse Menge verschiedener geogra-
phischer Gegenstände zur Auswahl, Behandlung und Beschlussfassung
hors d'ordre bereitgehalten. Auch das Versprechen, politische Fragen
völlig zu meiden, haben die Franzosen, wie die Fremden redlich
und brav eingehalten.
Als besondere Anregung war noch vor Beginn des Congresses
empfohlen worden, eine jede geographische Gesellschalt möge die
im Laufe dieses Säculums in ihrem Lande vollbrachten geographisch-
wissenschaftlichen Reisen und wichtige Publicationen, woferne die
letzteren der exacten wissenschaftlichen Erforschung der Erde Vor-
schub geleistet hatten, in einem Specialberieht beschreiben lassen, ein
Begehren, dem vielseitig entsprochen worden ist, so dass äusserst werth-
volle Veröffentlichungen über diesen Gegenstand bevorstehen. Natur-
gemäss konnte in der verhältnismässig kurzen Zeit die grosse FüOe
geographischer Autgaben, die dem Congresse vorlagen, nicht absolvirt
werden, und so entschloss man sich, Berichte und Vota in Form
von Eingaben an den Congress entgegenzunehmen, um sie später
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569
in den Congressacten zu veröflentlichen. Ganz besonders fiel die
grosse Masse von praktisch-geographischen Dingen auf, welche die
Franzosen unter die Rubrik der Geographie ^conomique (3. Gruppe)
aufgenommen wissen wollten, auf, ein Zeichen, dass man in Frank-
reich schon lange und lebhaft auf Popularisirung der Erdkunde, die
daselbst bekanntlich als so nothwendig und selbst für bessere
Schichten der Bevölkerung erwünscht erkannt wurde, Werth legt
und die geographische Erziehung der Massen auf allen Ecken und
Enden in Angriff genommen hat — ein Bestreben, welches bei der
Vielgereistheit und dem in Folge dessen gewöhnlich grösseren geo-
graphischen Horizont der Franzosen Früchte tragen mag.
Von einer geographischen Specialausstellung wurde mit Rück-
sicht auf die allgemeine Weltausstellung, wo neues geographisches
Materiale in Hülle und Fülle zu sehen war, wohl mit Recht abge-
sehen. Die Commissäre des Congresses gaben sich Mühe, namentlich
die ethnologisch und topographisch interessanten Partien der Welt-
ausstellung zu betonen und womöglich persönlich zu erläutern. Sehr
zustatten kam hierbei auch der Umstand, dass kurz vorher zu
Paris ein mit reichem Demonstrationsmateriale versehener colonialer
Congress abgehalten worden war und die Objecte noch bereit lagen.
In das Präsidium der 7 Gruppen theilten sich in überwiegen-
der Zahl die Mitglieder des Institutes von Frankreich, von welchen
12 activ an den Verhandlungen sich betheiligten. Man hatte die
Einrichtung getroffen, in den Vormittagsstunden die s^ances des
groupes, Nachmittags oder Abends Vorträge vor der Vollversamm-
lung unter Illustration derselben durch Bilder mittels elektrischen
Lichtes zu veranstalten, ein Verfahren, das einzig möglich war, sollte
der Congress keine allzu lange Zeitdauer beanspruchen, das aber den
Nachtheil hatte, dass man täglich nur den Sitzungen einer oder
höchstens zweier Gruppen beiwohnen konnte. Der Austausch der
Meinungen war ein ungezwungener, die Theilnahme an den Debatten
eine sehr lebhafte. Einzelne Beschlüsse über besonders praktische
oder interessante Dinge gaben die Gruppen an; in Vollversamm-
lungen wurde nicht votirt.
Der Referent muss natürlich darauf verzichten, hier einen
erschöpfenden Bericht über die Arbeiten des Congresses zu geben
Heute liesse sich nicht einmal ein vollkommenes Bild derselben
entwerfen. Diese Aufgabe muss viehuehr auf den Zeitpunkt aufge-
spart werden, wo die Publicationen des Congresses im Druck vor-
liegen werden, so dass auch die sogenannten Nachzügler werden
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570
berücksichtigt werden können. Da von Seite der Commissäre un-
gesäumt an die Drucklegung des wissenschaftlichen Materials ge-
schritten wurde, ist der Zeitpunkt wohl nicht ferne, an dem man die
Arlieiten und die Bedeutung des Congresses im Detail zu überblicken
im Stande sein wird. Vorderhand möge nur das Gröbste hervor-
ßphoben werden und erwähnt sein, dass bei Fragen verwandten
lolialts die Sectionen combinirt wurden und vereint Sitzungen
abliielten.
Derersten(mathematischenGruppe), welche dieGeodäsie,
Topographie, Hydrographie und Kartographie umfasste und welcher
das Mitglied des Instituts Bouquet de la Grye abwechselnd mit dem
jetzt regierenden Fürsten Albert von Monaco präsidirte, lagen
14 ^vohlformirte Fragen zur Berathung vor. Dieselben waren von
Lieutenant-Colonel Bassot, dem Chef der geodätischen Section des
Kriegsministeriums, den Ingenieuren Caspari, Cheysson, Huber,
(iermain, Oberst Derr^agaix, Lallemand, dem Ünter-Du'ector des
Pai'i^ier Observatoriums Loevy, Marx, Schlumberger und Schrader
formulirt. Dieselben bezogen sich auf die Anlage neuer Sternatlanten,
die Messung eines Meridian- und Parallel-Grades auf der südlichen
Halbkugel, die Art und Weise schärferer Bestimmung der Erdgestalt,
i\\e Kritik der Methoden des Schweremessungs-Verfahrens, Nivelle-
ments, den Nutzen eines »zero unique pour les nivellements de
liaiile pröcision», den Fortschritt der Herstellung von Karten von
Europa in grossen Massstäben, die topographischen Aufnahmen mit
Hilfe der Photographie, die Bestimmung der Temperatur und des Salz-
^ehultes des Meeres in verschiedenen Tiefen, auf Studien über
Meeresströmungen, die Wahl eines neuen Nullmeridians, die Welt-
zeit u. A. m.
Besonderes Interesse boten bei der Discussion des Stoffes die
Ausführungen Oberst Derrfecagaix über die Verwendung der Photo-
^i^aphie zu topographischen Aufnahmen, Lallemand's über Nivelle-
nierits in gebirgigen Gegenden und an den Küsten, Bouquet de la
Grye's über die Bestimmung des Mittelwertes für das Meeres-
niveau; ferner Desflorges' kritische Bemerkungen über die .seit
100 Jahren bei Messung der Schwere verwendeten Methoden und
Instrumente. Die Section sprach den Wunsch aus, man möge nach
dem Muster der Publication des Hydrographical oftice der Ver-
einigten Staaten von Amerika wenigstens alle drei Monate streng
auf dem Laufenden gehaltene Karten von Meeresströmungen, an
den den einzelnen Staaten zugehörigen Küsten veröffentlichen. Die
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571
Discussion knüpfte hierbei vielfach an die Beobachtungen an, welche
Fürst Albert v. Monaco auf der »HirondeUe« gemacht hatte.
Der Delegirte der Akademie der Wissenschaften von Bologna,
Cesare Tondini de Quarenghi brachte seinen Antrag auf Wahl des Meri-
dians von Jerusalem zum gemeinsamen NuUmeridian und die Ein-
führung der Weltzeit em und legte ein bezügliches, sorgfältig aasge-
arbeitetes Memoire vor. Der Congress schloss sich nach Discussion
dieser Frage keiner der speciell vorgebrachten Meinungen an und
erachtete weiter ganz besonders >que Tunification de Pbeure et
des longitudes n'est pas necessaire.« Die Annahme der Weltzeit in
der Telegraphie erachtete er für eine »question d'ordre commercial.«
Der zweiten (physikalischen) Section, die allgemeine Geo-
logie, die Thier- und Pflanzengeographie, Meteorologie, Klimatologie
und die Geographie m^cale umfassend, präsidirte A. Daubr6e vom
Institut. Sie hatte die Vorbereitung von 31 Fragen — also eines
erdrückenden Materials — einer Commission überlassen, welcher
E. Cosson, Janssen und Milne- Edwards vom Institut, De
Lapparent, William Martin, Teisserenc de Bort, Nicolas, der Pro-
fessor der physikalischen Geographie an der Sorbonne V6lain und
Contre-Admiral Vignes angehörten. Wie zu befürchten stand, konnte
das ungeheure Feld nur höchst aphoristisch behandelt werden,
und es hätte sich empfohlen, den einzelnen grossen Wissensge-
bieten je einen Tag zur Abhandlung der allerwichtigsten Fragen
zuzuweisen. Das ist nun nicht geschehen und so war denn nur
wenig von all' dem schönen Stoffe von der Discussion berührt
worden, ja es trat offen die Tendenz zu Tage, Manches, was in
in dem Programm gar nicht vorgesehen war, mit zu verhandehi:
es fehlte also selbst das allerbescheidenste, aber bei derlei Discus-
sionen durchaus nothwendige Mass akademischen Tactes und die
Redner besprachen mit Vorliebe bloss eigene, oft höchst subjectiv
klingende Erfahrungen, so z. B. Dr. Bleicher aus Nancy seine Theorie
über die (Geologie der Vogesen, der rührige Oberst Blanchot seine Theo-
rie über die Bildung der Continente, Baron v. Schwerin seine Ansichten
über die Austrocknung des Congo-Hinterlandes. Der Vertreter
Japans, Wada, verbreitetete sich über den wohlorganisirten seismo-
logischen Beobachtungsmechanismus in seiner Heimat, üeber das
Auftreten der Pestepidemien in der Zeit von 1840 — 1889 wurde
allzulange gesprochen. Selbstverständlich blieb auch das behebtfe
und moderne Thema der Erosion und Denudation, bei welchem die
Subjectivität ungeheueren Spielraum hat, nicht unberührt. Das jedoch
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572
muss zugestanden werden, dass z. B. bei dem Thema der Klimatologie
höchst praktische und allgemein interessante Fragen an der Tages-
ordnung waren. Viele derselben verdienten bei einem nächsten Con-
gresse nochmals in Angriff genommen zu werden.
Bei der drittenGruppe (ökonomischeGeographie und
Statistik) — sie vereinigte die meisten Interessenten und hatte neben
zehn officiellen die meisten Fragen hors d'ordre — zeigte sich
deutlich, dass die Versammlung in der Regel bei den Verhand-
lungen noch von dem Geiste des in der Vorwoche (30. Juli, 5.
August) abgehaltenen internationalen Colonial-Congresses ange-
haucht und durchweht war. Emile Levasseur leitete mit Daubree
"und einer Eeihe hervorragender Praktiker die Verhandlungen, welche
im grossen Sitzungssaale der geographischen Gesellschaft ihren
Verlauf nahmen.
MitgUeder der vielverzweigten Societe de g^graphie com-
merciale standen in erster Reihe unter den Sprechern; Deputirte,
Kaufleute, Aerzte, Consuln, Staatsräthe, Journalisten und Statistiker
gesellten sich zu diesen. Man muss gestehen, dass gerade das Ge-
biet der wirthschaftlichen Geographie in Frankreich die meisten
Gultivatoren hat und naturgemäss im Vordergrunde steht in einem
Lande mit so reichen, aber im Hinblicke auf die ausgebreiteten
Golonien noch so vielfach mangelhaft behobenen materiellen Hilfs-
mitteln. Eine Unzahl von wirthschaftlich-geographischen Elaboraten
konnte bei dem Andränge und dem Sprecheifer der Redner nur
behufs späterer Publication auf den Präsidententisch niedergelegt
werden. Der Speculation waren Thür und Thor geöffnet und es
war interessant, wie die Franzosen, die, wie bekannt, nicht zu den
besten Colonisatoren gehören, einander in der Entwickelung und
Darlegung von Colonisations- und anderen Problemen überboten.
Drei Gegenstände waren es vornehmlich, zu welchen gespro-
chen wurde : die Auswanderung, das moderne Colonisations-Verfahren
und die Expansion der Communicationswege. Als das Dorado der
Emigranten stellten die Südamerikaner noch imnier ihre Heimat
hin und trachteten ihre Behauptungen an der Hand von statistisch
gewürzten Flug- und Gelegenheitsschriften zu erweisen. Turquan,
Chef des statistischen Bureaus des französ. Handelsministeriums,
lobte die Migrationsfähigkeit der Franzosen über den Erdball und
Gauthiot besprach die französische Einwanderung nach Ganada,
die 1888 immer noch 1000 Individuen betragen hatte. Das Co-
lonisationswesen der Gegenwart anlangend äusserte man sich bei
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^^dyiifll^H
o75
der Beantwortung der interessanten Frage: Quel est le meilleur
Systeme de colonisalion? wie es hiess, für das > principe de la li-
bert6* und betonte, dass man zu dieser Schlussfassung gelangte:
»sans entrer dans Texamen des conditions politiques qui imposent
aux divers Etats des proc^ös difT(6rents de colonisation.« Nur
dem bevorzugten Holzraubbau in den Colonien glaubte der Con-
gress auf Vorschlag des Colonels Blanchot in einem Specialvotum
entgegentreten zu sollen. Bei Besprechung der Themen aus der
Verkehrsgeographie stand das alte Problem der Sahara-Bahn, aber
durchaus nicht in dem Lichte eines Phantoms, im Vordergrund.
Von praktischen Erwägungen in Bezug auf den endlichen Bau der
Sahara-Bahn können sich einmal die Franzosen nicht trennen.
Der Vollendung der Pacific-Bahn von Buenos- Ayres nach Valparaiso
glaubt man auf Grund von Referaten, die in Paris erstattet wurden,
circa in vier Jahren mit Sicherheit entgegen sehen zu dürfen. Die
Portugiesischen Delegirten wiesen auf die noch unbehobenen Natur-
schätze des portugiesischen West- und Südost-Afrika hin, besonders
auf den Kohlenreichthum am Zambesi ; portugiesische Dampfer ver-
wenden die Zambesi-Kohle angeblich schon seit Jahren. Ausge-
arbeitete Pläne für den Bahnbau in den Zambesi-Ländern wurden
von diesen Herren gezeigt, die Bewunderung erregten. Es hat den
Anschein, als würde das Zambesi-Thal mit dem Congo-Ländern mit
der Zeit in wirthschafllichen Concurrenz-Kampf gerathen. Auf dem
Pariser Congress wurde dessen Bedeutung nachhaltig dargethan. Ein
heilsames Votum für die Revision des veralteten internationalen
Seefahrer-Reglements bemHhte sich der Congress gleichfalls zu bringen.
Ehrenpräsident der vierten Section (historische Geo gra-
phie und Geschichte der Geographie) war der verdienstvolle
Vivien de Saint Martin, auch Ehrenpräsident der Pariser geograph. Ge-
sellschaft. Ihm secundirte in der Abwickelung der (ieschäf le dieser Gruppe
Barbiö du Bocage und als Berather fungirten u. A. der Graf Charencey,
Himly vom Institut, Marcel von der Bibliotheque Nationale. Jackson,
Graf Marsy, Guillaume Rey und Castonnet de Fosses. Man hatte pro-
miscue 16 Fragen der Lösung vorbehalten, doch waren die Themen
lediglich Propositionen für Vorträge über einzelne Partien der Ge-
schichte der Erdkunde. Hievon interessirte uns Oesterreicher eine
historische Darstellung der venezianischen Besitzungen in Dalmatien
vom Abb6 Pisani. Vom allgemeinem Interesse waren GafTareFs
Mittheilungen über einen neu aufgefundenen anonymen Porlulan
aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. P. Brucker's, des gelehr-
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574
ten Jesuiten von Lyon, neue Daten über geographische Aufnahmen,
welche seine Ordensbrüder vor Alters in China gemacht hg,tten,
Castonnet de Fosses' Vortrag über die alten Handelsbeziehungen von
Nantes mit Spanien, Flandern und Bremen, worauf sich Bemerkungen
über die Entvölkerung von Flandern, schlössen. Barbiö du Bocage
behauptete, dass die Kuschiten Aboriginer von Babylonien seien, Ab-
bate Pascha prüfte die Kunde von dem Verkehr der alten Ägypter
mit den Negern am oberen Nil, Drapeyron besprach den ersten
»Atlas national de la France*, den ein Patriot unter Heinrich IV.
im Jahre 1592 angefertigt hatte und der jüngst aufgefunden worden
war, u. V. A. m. Eine Reihe angekündigter ausserordentlicher Vor-
träge harrte vergeblich der Absolvirung, so neue Mittheilungen P.
Brucker's über alte, von Jesuiten-Missionären ausgeführte Karten
von China und Turkestan, einen neu aufgefundenen Globus aus
Schöneres Schule, Nordenskiölds Angaben über alte vor 1600 n. Ch.
erschienenen Karten u. A. m. Man verweilte mit Vorliebe bei den
historischen Daten, welche das alte Nord-Afrika betreffen, wo eben
heute noch französischer Besitz sich findet und französischer Ein-
fluss herrscht.
Besondere Beachtung verdient eine Behauptung des schwe-
dischen Gelehrten Dalgren (vorgetragen von Baron Schwerin), wo-
nach der Bericht über die Reise der Zeni nichts anderes sei,
als eine Compilation von Kartenmateriale verschiedener Vorgänger.
Gaflfarel kritisirte scharf die Grundsätze der Eintheilung Frank-
reichs in Departements und schlug einzelne wünschenswerthe Modi-
ficationen darin vor. Zum Schlüsse, nachdem noch Historisches
über den französischen Geographen d'Anville, römische Strassen in
Spanien, Spuren alten Weinbaues in Egypten und römische Berg-
werke in Tunesien besprochen worden waren, schlug der Bibliothekar
der Pariser geographischen Gesellschaft Jamas Jackson vor, der
Congress möge veranlassen, dass nach Staaten geordnet, biographische
Werke von Forschungsreisenden mit bibliographischen Angaben
angelegt würden. Der Congress acceptirte diesen Vorschlag.
In der fünften (pädagogischen) Section hatten sich alle
hervorragenden Geographielehrer Frankreichs männlichen und weib-
lichen Geschlechtes den Berathungen von nur sechs aufgestellten
Fragen mit allem Eifer hingegeben und dieselben wurden daher, je
eine an jedem Vormittag mit ziemlicher Gründlichkeit durchberathen.
Aus der Pariser geographischen Lehrerschaft hatten sich unter dem
Vorantritte Vidale de la Blache's, des ünterdirectors der öcole normale
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superieure zur Frageformulirung Drapeyron, Dubois, Dunan, Dupiüs,
der Inspector Fancin, Guillot, Lanier, Marbeau, Niox, Frl. Kleinhaiis
und Paquier "zusammengethan. Die verschiedenen Materien der
Schulgeographie, die Heimatskunde, das Kartenzeichnen, physikalir^che
Geographie, Länderkunde auf den einzelnen Stufen des niederen
und höheren Unterrichts wurden in einer an die deutschen Desi-
deratpunkte des geographischen Unterrichts anschliessenden und
diese vielfach adoptirenden Weise durchgegangen. „Vernunft fängt
wieder an zu sprechen" mochte man mit Goethe rufen, wenn man
vernahm, wie von Trennung der Geographie von Geschichte im
Unterricht, Beschränkung sinnlosen Auswendiglernens von Zahlen und
Namen, Erweckung lebensvoller Landschaftsbilder in der Vorstellung
des Schülers, der Stellung besonnener Anforderung bei geographisclien
Prüfungen, Creirung eigener geographischer Lehrstühle und der^l
gesprochen wurde.
Die sechste Gruppe (Reisen und geographis ch e Eri l-
deckungen) hatte sich der Aufstellung von Fragen für die Behandhmif^
auf dem Congresse enthalten und kein Programm veröffentlicht. Der
Doyen der Afrika-Forschung, der ausgezeichnete Antoine d'Abbadier
vom Institut, hatte daher nicht geringe Mühe, den Karren im Geleise zu
erhalten und einmal wollte ihn schier schon der Unmuth erfassen
bei der Einsicht, dass die Verhandlungen in dieser geographischen
Section eben dem 2:lichen, was man auf gut deutsch ein „Bummeln*'
nennt. Nichtsdestoweniger hat aber auch diese Abtheilung eine
Fülle des Anregenden und Belehrenden geboten, wobei auch l>e-
rücksichtigt werden muss, dass sie Vorträge für die Vollversammlungen
liefern musste. ßonvalot, Capus, Duveyrier, Grandidier, Brazza.
Marche, Rabot, Revoil, Charney, Caron, Mizon, Pavie, Borelli, Gram-
pel und Andere neuere und jüngere Forscher hatten sich im Allge-
meinen über ein kleines Programm geeinigt, w^elches zur Durch-
führung gelangen sollte. Gleich am ersten Verhandlungstage entbrannte
der Streit in Bezug auf das Recht der geographischen Namengehiing
von Seiten von Forschungsreisenden. Henri Duveyrier schoss den
Vogel ab mit seinem Votum: „Le droit de Texplorateur ne com-
raence qu'au cas, oü, dans les contröes explor^es, il ne se tronvp
pas d'indigenes'', denn schon war die alberne Frage aufgewoi fi^ii
worden: Was dann, wenn sich die Eingebornen einen ihnen seÜLsl
nicht convenirenden Namen nicht gefallen lassen wollen? Xm
Bedeutung waren in dieser Section die Vorträge Masqueray's üi»er
die Tuareg, des Marquis Cavalcanti (Repräsentanten des Kaispr^
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576
von Brasilien) über die Eingeborenen Brasiliens, namentlich die
Xingu und die Paramanema-Völker, dann Leclercq's über die Ruinen
von Samarkand, Professor Kan's und Timmermann's über die
Molukken und Sunda-Inseln, Angelo de Sarre a Prado's über die
Communicationsmiltel im portugiesischen Afrika, D'Abbadie's über
Sammlung von Kartenmateriale aus dem Munde von Eingeborenen
und Anderes mehr.
Die Anthropologie, Ethnographie und Linguistik
figurirtein der Reihe derSectionen als die siebente und letzte mit
einem Programm von 12 Fragen, die unter der Leitung de Quatre-
fages' und des Marquis de Nadailac aufgestellt und discutirt wurden.
Bertrand vom Institut, Prinz Roland Bonaparte, Dr. Hamy, Graf
Meyners d'Estray de Frames, Rabot und H. Cordiez bildeten das Comit^
für die Durchberathung ,der Materie. Dr. Riedel referirte über die
Einwohner der Insel Rota, Dr. Hamy über die anthropologischen
Wahrnehmungen, welche er auf einer mit de la Croix im Süden von
Tunis unternommenen Forschungsreise gemacht hatte. Charles Rabot
über die Lappen, Venjukow über (irodekow's Werk über die Kirgisen,
Dr. Maurel über den Ursprung der Bewohner von Kambodscha, Capus
über die Kafir des Hindu-Kusch und Waldemar Schmidt über die
dänische ethnologische Abtheilung in der Weltausstellung. Bemerkt
mag werden, dass Dr. Hamy die Sammlungen des Trocadero, ins-
besondere die eigens aufgestellte Abtheilung der Repräsentanten der
französischen Landbevölkerung in lebensgrossen Figuren mit allem
Eifer und vollendeter Sachkenntnis erläuterte.
Was die nachmittägigen Vollversammlungen anbelangt, so
wurden während derselben vor einem grossen Auditorium acht Vor-
träge zum Theile illustrirt durch elektrisch reproducirte Bilder, ohne
welche in England oder Frankreich kein reputabler Vortrag mehr
stattfindet, abgehalten. Lessar las über das alte Bett des Amu Darja,
Advocat Martel legte die Ergebnisse der französischen Höhlenforschung
vor, Lumholz las über die Eingeborenen Nord-Australiens, W.
Schmidt über Nansen's Durchquerung Grönlands, Borelli sprach
über seine Reise in die südlichen Galla-Länder und hatte eine
herrliche ethnographische Collection exponirt, v. D^hy über den
centralen Kaukasus, v. Höhnel über die Entdeckung des RudoK-
und Stefanie-Sees, Crampel über seine neue Reise in der France
äquatoriale.
Am letzten Sitzungstag resumirte Graf Bizemont zu eigener
und der Theilnehmer lebhafter Befriedigung die zahlreichen Arbeiten
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577
des Congresses und ein glänzendes Bankett, bei welchem auch
speciell ein Toast auf Sr, kaiserl. Hoheit den Herrn Erzherzog
Ludwig Salvator und die österreichischen Geographen ausgebracht
wurde, schloss die denkwürdige Tagung ab, die von der französischen
Regierung mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgt worden war.
Auch eine Denkmünze wurde zur Erinnerung an den Congress, der
an Universalität der behandelten geographischen Materien, durch
die chevalereske Gewährung von Redefreiheit, den grossen Reich-
thum von Anregungen und den Eifer und Ernst, mit welchem
gearbeitet wurde, seine Vorgänger wohl übertroffen haben wird,
geprägt und unter die Mitglieder desselben vertheilt Der Vertreter
der k, k. geographischen (Jesellschaft fand auf dem Congresse
allseitig freundliches Entgegenkommen und durch seine wiederholte
Berufung zur Leitung der Sections- und Vollversammlungen ward
die Wiener geographische (lesellschaft ausnehmend und sympathisch
geehrt.
Der nächste internationale geographische Congress soll nach
drei Jahren entweder in der Schweiz (Bern) abgehalten werden
oder gelegentlich der Säcularfeier der Entdeckung Amerikas oder
des Seeweges nach Ost-Indien zu Madrid oder Lissabon stattfinden.
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Der Riesenglobüs auf dem Marsfelde.
Von !• Steinhäuser, k. u. k. Regierungsrath.
Globen von gewaltiger Grösse waren in älterer Zeit in der
Regel nur Luxusgegenstände für grosse Herren, Schaustücke, die nie
zu praktischen Zwecken verwendet wurden. Nur einer hatte eine
wissenschaftliche Bestimmung; es war der von Tycho de Brahe
für seine Sternwarte gebaute Himmelsglobus von 6 Fuss Durch-
messer, der bei dem Brande der Sternwarte in Kopenhagen im
Jahre 1728 zu (Gründe ging. Einen Himmelsglobus von 11 Fuss
Durchmesser liess der Herzog von Gottorp-Holstein im
Jahre 1656 bis 1664 von Busch aus Lüneburg aus Kupfer ver-
fertigen und machte ihn dem Czar Peter I. zum Geschenke. Er
konnte auseinander genommen werden und beherbergte im Innern
ein Planetarium ; nun verwahrt ihn die Akademie der Wissen-
schaften in St. Petersburg. Noch grösser ist der Erdglobus, den der
berühmte venezianische Chorograph Coro n eil i (f 1718), in Ver-
bindung mit dem französischen Gelehrten Mol inet im Jahre 1683
für den König Ludwig XIV. bearbeitete, und der 13 Fuss (nach
andern Angaben 5 Meter) im Durchmesser hat. Er stand zuerst in
einem, durch zwei Stockwerke reichenden Saale im Schlosse Marly
bei Versailles, wurde dann in die königliche Bibliothek abgegeben,
wo der Plafond eines Saales durchgebrochen werden musste, und
zuletzt auf die Sternwarte übertragen, als die königliche Bibliothek
als Nationalbibliothek eine neue Organisation erhielt. Mit Montirung
und Fus.sgestell ist er 7 Meter hoch; sechs Säulchen von mehr als
3 Meter Höhe tragen den Horizont. Trotz seines grossen Gewichtes
ist der Druck eines Fingers hinreichend ihn in Bewegung zu setzen
und beziehen sich darauf die Verse : >lncluta Gallorum proh! quanta
potentia regis, En digito coelis volvit et orbis opus « — Seit dieser
Zeit bis in die Gegenwart ist kein Versuch der Construction eines
so grossen Globus gemacht worden,*) nur der Plan zu einem solchen
*) Das im Jahre 1851 in London (Haymarket; gezeigte Globus-Panorama,
eine abenteuerliche Idee einer Erddarstellung auf durchsiclitiger Leinwand als
{unvollständige) Hohlkugel, kann nicht zu den Globen gerechnet werden.
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5T9
tauchte zuerst im Jahre 1884 auf. In diesem Jahre erschien in Tunn
ein Heft: »Notizie sopra una carta d'Italia in rilievo a superüci^
curva nella scala di 1 : 1,000.000 tanto per le altezze coitje
per le distanze, ideata e costrutta da Cesare Pomba,« als Er-
läuterung seiner in der Weltausstellung in Turin das Interesse der
Geographen erregenden Reliefkarte*) von Italien. Sie stellt ein am
dem Erdsphäroid herausgeschnittenes Trapez vor und hat den Autor
zu einem Plane angeregt, den er im § 8 ausführlicher bespricht, wie
man aus 216 solchen Trapezen von 15 Nonagesimalgraden Höhe
und je 15, 20, 30 und 60 Parallelgraden Breite, aut 1 2 Zonen ver-
theilt, einen Globus zusammensetzen könnte. Er schliesst jedoch
diesen Absatz mit den Worten: »Ma da questo cosi vasto e quasi
fantastico progetto 6 meglio ritomare ad alcunche positivo
practicabile e per di piu appuntp gia eseguitto,« nämlich zur
Reliefkarte von Italien.
Was Cavaliere Pomba als phantastisches und unpraktisches
Project benannte, das hat nun Realität erlangt, denn als in Parii*
die Weltausstellung geplant wurde, da zündete die Idee Pomha's
eines Riesenglobus im Massstabe von 1 zu 1 Mill. und fast iu
Jahresfrist entstand dieser Gigant unter den Globen, der alle Rivalen
weit hinter sich lässt. Im Jahre 1888 erschien zu Paris ein Avaii t-
Projet von dem Director der Municipal-Schule Lavoisier, Frarn.uis
Filon und dem Ingenieur und Professor an derselben Schutt*.
Alexandre Cordeau mit Grundriss, Aufriss und Durchschnitt und
dem vollständigem Plane der Consiruction, der aber der wirklichen
Ausführung nicht entspricht. Das Innere sollte einen Sitzungsi^ual
erhalten mit 300 amphitheatralisch sich erhebenden Plätzen, zugaug-
lich durch eine Treppe am Südpol, nebst einem reservirten Rauui
für Elektromotoren zur Erzeugung der Rotation. Der umgebende
Pavillon sollte, in 5 Meter Entfernung vom Globus, zwei Galerien
von 9 und 18 Meter Höhe bekommen, mit daran hinlaufender
Ekliptik, bestimmt zu wechselnder Beleuchtung je nach der Jahreszeil*
auf der Nachtseite sollten Städte und Leuchtthürme weisses Lk hl
ausstrahlen u. s. w. Der objective Inhalt sollte die physischeiu
politischen und commerciellen Interessen befriedigen, sogar den
historischen Rechnung tragen durch Aufnahme der Entdeckuri'^^-
reisen. Ein Capital von ^/^ Million Francs sollte die Geldmittel zur
♦) Diese Reliefkarte ist seither von dem Director des kartographischen
Institutes in Rom G. E. Fritzsche neu bearbeitet worden und nun in da^
Eigenthum der Firma Paravia in Turin übergegangen.
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&80
Ausführung liefern und bei genügender Frequenz bei einem Eintritts-
gelde von V2 Frank noch reichliche Zinsen abwerfen. Der Haupt-
zweck der Unternehmung erhellt aus den Worten: »L'exposition
universelle de 1889 nous a paru offrir une occasion exceptionelle
pour que la France y fasse figurer un appareil g^ographique, tel
qu'on n'en a jamais construit et qui offre un egal int^röt ä
loutes les nation civilisöes.
An die Spitze des Unternehmens traten die Herren Th. Villard
und Ch. Cotard; es wurden zwei Comit^'s ernannt, ein Co mit 6
de patronage, bestehend aus zwei Ehrenpräsidenten : dem Kaiser
Ton Brasilien und dem Grafen von Flandern und sechs Ehren-
mitgliedern ((ieneral AnnenkofT, Canovas de Castillo, Herzog von
Sermoneta, General Tchong-ki-Tong, G. Govi und U. Geiser) und
€in wissenschaftliches Comitö aus dem Präsidenten Lesseps
und den Mitgliedern: d'Abbadie, Bouquet de la Grye, Cheysson,
Oberst Derrecagaix, Faye, A. Grandidier, Janssen, de Lapparent,
Oberst Laussedat, E. Levasseur, Loewy, E. Mascart, Ch. Maunoir,
A. Milne Edwards, Admiral Paris, de Quaterfage und Gaston Tissandier.
Die Ausführung des Globus besorgten der Ingenieur M. Seyrig,
der Architekt Albert Tissandier, dann als Mitarbeiter die Herren:
Jung, Köchlin, Tachard und Zuber. Bau und Metallgerippe war den
Herren Pillet und Schmid anvertraut. Ueber die Art der Construction
und das Detail der Ausführung enthalten die Publication der beiden
Unternehmer, ein Aufsatz von dem Chefredacteur Gaston Tissandier
im Journal »La Nature« (Nr. 837, S. 39 — 42), dem auch zwei
Abbildungen*) beigegeben waren, und besondere Ankündigungen,
lerner ein Bericht des in Paris als Delegirter der k. u. k. geographischen
Gesellschaft bei dem internationalen geographischen Congresse ver-
weilenden Herrn Professors Dr. Ph. Paulitschke, so viele
Schilderungen, dass man auch ohne Autopsie ein im Ganzen ge-
nügendes Bild von dem Aeusseren und Inneren des Globus und
<les ihn einschliessenden Pavillons sich bilden kann. Der Schreiber
♦) Die erste zeigt den Globus, im Pavillon aufgestellt, in dem noch
unfertigen Zustande am 1. Juni 1889, die Meridianrippen mit ihrem radienartig
zusammenlaufenden Gestänge, bis zur nördlichen Breite von 20 (Centesimal-)
Graden belegt mit den Quadratmeter grossen, gesteiften und bemalten Trapez-
Cartons. Die zweite ist ein perspectivischer Durchschnitt des Pavillons und der
Spiralrampe, mit der Brücke über den Nordpol, und eine Ansicht des Globus
mit seinem FundamentalcyUnder (ohne Thürchen) in der Grube, an dem ein
Mann mittelst einer Kurbel ein Räderwerk in Bewegung setzt und so die lang-
same Rotation (0.47 mm in 1 Zeitsecunde) hervorbringt.
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Ö81
dieser Zeilen war so glücklich. werthvoUe ergänzende mündlicliLt
Mittheilungen von Herrn Dr. Paulitschke zu erhalten und halle
derselbe Herr überdies die Güte, diese Anzeige vor dem Drucke
durchzusehen, um etwaige Irrthümer zu berichtigen.
Der Globus erscheint als eine reine Kugel*) mit einem Umfange
von 40 Meter, einem Durchmesser von 12*73 Meter und einer
Oberfläche von 510 Quadratmeter. Er besteht -im Innern aus einoin
Gerippe eiserner mit Holz bekleideter, radienartig verbundener'
Meridiane und Parallelkreise, die ein Gewicht von 10 Tonnen habfii.
Senie äussere Hülle ist zusammengesetzt aus 586 sphärisch acco-
raodirten und mit einer Paste versteiften Cartontrapezen, die init
grundirter Leinwand überzogen sind, und 10 Centesimalgrade
(= 9 Nonagesimalgraden) in der Höhe (im Massstabe 1 : 1 Mill.
= 1 Meter) und eben so viel (bei der Annäherung zu den Polen
auch mehr) Parallelgrade in der Breite haben. Sie sind so befeslicru
dass sie abgenommen und wieder zusammengefügt werden können.
wenn der Globus transportirt werden sollte. Sie haben ein GesammU
gewicht von 8 Tonnen. Es musste alle Kunst der Mechanik ant-
geboten werden, um bei dieser Masse von IH Tonnen eine Drehuni^
um die Achse zu ermöglichen.
Ueber diesen Monumentalglobus wölbte sich ein runder Paviilun
von circa 21 Meter Durchmesser und 20 Meter Höhe mit Kuppel
(ilasbedachung und Laterne, genügend von oben und durch (jUis-
wände von der Seite erleuchtet, gebildet aus brückenbogenähnliclien
Pfeilern, an die eine in drei Spiralwindungen sanft aufsteigende
Rampe mit Geländer befestigt war, die oben mit einer Brücke ulmi-
dem Nordpol schloss. Sie vermittelt den Anblick des Globus von
allen Seiten (mit Ausnahme des Südpols) aus einer Entfernung, die
am Aequator etwa V/2 Meter betrug. Dem Vernehmen nach snH
die Absicht bestehen, die kostspielige Rampe durch einen einfacheren
Apparat zu ersetzen, ähnlich jenem, den man bei Riesenrefracton^ii
eingeführt hat, um den Beobachter in jede gewünschte Lage 7Mm
Ocular zu bringen. Und nun wollen wir uns zum Inhalte des Globus
wenden.
♦) Dem Sphilroid angepasst häUe er eine Abplattung von circa 4Bfttm
erhalten müssen, um welchen Betrag die Polarachse kleiner geworden wfire
als die Aequatorialachse. Der Halbmesser von 6.3(562 m entspricht genau einer
Kugel von 40 m Umfang. Der Halbmesser des sphäroidischen Aecfuators wOnio
6,3774, der Polarhalbmesser i),35t)lm erhalten haben.
Uitih. d. k. k. Qeogr. G^s, i^9. 11 u. U. 39
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582
Die Zeichnung (mit dem Pinsel) ist in dem Massstabe von
1 : 1 Mill. ausgeführt, was den Vortheil gewährt, dass jede Entfernung
mit einem in Millimeter getheilten Messbande ohne Umrechnung
erhalten wird, da 1 mm = 1 km ist. Das Land hat lichtbraunen
Ton, keine farbigen Höhenschichten; die Gewässer sind blau, das
Meer in steigend tieferen Tönen bei jeder Zunahme der Tiefe um
2000 Meter, so dass bei 8000 Meter ein gesättigtes Indigoblau
schliesst. Die Eisenbahnen erscheinen als rothe Linien. Canäle als
weisse Linien, ebenso sind durch weisse Punkte die Eisfelder im Polar-
kreise bezeichnet. Telegraphenlinien sind in Goldfarbe, Vulcane durch
rothe Punkte bezeichnet Die Grenzen sind durch schwarze Kreuzchen
gegeben und aus der Ferne am schwierigsten wahrzunehmen. Die
überwiegende Masse der Oceane (374 Quadratmeter oder 73 Vs^«)
und die dunkle Färbung auf weiten Räumen lässt das Land viel
angenehmer in s Auge fallen, zumal die Gebirge in meist^hafter
.schiefer Beleuchtung (Lichteinfall von Ost) gemalt erscheinen, die
einen grösseren Effect macht, als SchrafTen oder Schichten oder
die Plastik selbst, wenn die Natur durch Ueberhöhung nicht carrikirt
wird, hervorzubringen vermöchten. Ländernamen wurden nicht
eingeschrieben; man hielt sie durch die Namen der vorzüglichsten
Städte hinreichend angedeutet und daher für entbehrlich. Grosse
Städte nehmen in diesem Massstabe fast einen Quadratcentimeter
ein. Ferner findet man die Routen der reisenden Forscher ein-
gezeichnet und mit Pfeilen die Reiserichtung angedeutet; auch wurden
die Seeplätze der verschiedenen Nationen durch Farbenstriche unter-
schieden. Aus air diesen Anlührungen ergibt sich der natürliche
Schluss, dass die Ausführung der Malerei und die Menge der auf-
genommenen topographischen Objecte weder so reichlich noch so
fein sein kann, als man von Karten desselben Massstabs zu erwarten
berechtigt ist ; dass schon aus Rücksicht auf die Beschauer aus der
Ferne, und die zu einer vollständigen Bearbeitung nicht vorhandene
Zeit einerseits eine kräftigere Ausdrucksweise,*) andererseits eine
Beschränkung der Details die nothwendige Folge sein musste. Da
Paris ein Ort ist wo die besten Materialien vorhanden sind, so
kann man in Beziehung auf Richtigkeit voraussetzen, dass dieselben
♦) Diese kräftigere Ausdrucksweise hat bestimmte Grenzen, die ohne
Nachtheil nicht überschritten werden können. Verstärkt maa die Ströme, so
vergesse man nicht, dass die Seen sich nicht ebenso vergrössern lassen, dass
man also über einen verhältnissmässigen Grad nicht hinausgehen darf,
um das gegenseitige Verhältniss nicht völlig zu verwischen.
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583
auch benützt wurden. Dass mit gewissenhafter Umsicht gearbeitet
wurde, scheint aus der eingestandenen wiederholten Auswechslung
von Trapezen hervorzugehen, die Gegenden von Afrika, Süd-Amerika,
Inner- Asien etc. betrafen.
Es wurde Sorge getragen, dass alle auf dem Globus nicht ge-
nügend oder gar nicht vertretenen physikalischen, statistischen und
anderen Zusammenstellungen nebenbei ausgestellt waren; und zwar
die geologischen Durchschnitte, die Höhe der Gebirge, die Tiefe der
Oceane, die Schichten der Atmosphäre (im Sinne von Ling's Profil)
im gleichen Massstabe mit dem Globus. In Livret-Chaix' Guide
du visiteur ä TExposition universelle de 1889 ist p. 39 in der
Anzeige des »monumentalen Erdglobus« am Schlüsse einer Reihe
von geographischen und astronomischen Conferenzen an be-
stimmten Tagen Erwähnung gethan, zuletzt des Eintrittspreises von
einem Frank.
Wird der Globus von Seite der Wirkung betrachtet, die er
auf den Beschauer ausübt, so ist kein Zweifel, dass er schon als
Coloss imponirt, dass aber dieser Eindruck noch verstärkt wird,
wenn man Vergleiche anstellt zwischen Ländern, die wir gewohnt
sind, in Massstäben dargestellt zu sehen, die dem des Globus
(1:1 Mill.) nahe kommen und Ländern anderer Erdtheile, die in
unseren Atlanten gewöhnlich in weit kleineren Massstäben gezeichnet
sind. Als im Jahre 1844 der von der (Gesellschaft zur Verbreitung
nützlicher Kenntnisse herausgegebene Atlas von Walker vollendet
wurde, in dem Ost-Indien, Australien, Nord- Amerika westlich vom
Mississippi, die Nordwestküste von Afrika in gleichem Massstabe
gezeichnet waren, überraschte es nicht den Laien allein, bei dem
Nebeneinanderlegen der Karten und den Vergleichen (z. B. der
canadisehen Seen oder der Insel Ceylon) mit der Fläche, die
europäische Länder einnehmen, seine Vorstellungen so weit über-
boten zu sehen. Mag man sich noch so lebhaft eine 10- bis lOOmalige
Vergrösserung eines Objectes vorstellen, das Bild der Phantasie wird
die Wirklichkeit nie erreichen. Die Absicht der Unternehmer, durch
die Grösse aller Verhältnisse einen erhebenden Eindruck hervor-
zubringen, ist in hohem Masse erreicht worden. Herr Tissandier
benützt den Globus auch zu Vergleichen mit Himmelskörpern. So
würde z. B. die Mondkugel, in demselben Massstabe ausgeführt,
37^ Meter Durchmesser erhalten, die Sonne einen Durchmesser von
1'4 Kilometer, eine Länge, wie vom Schwarzenbergplatze bis zur
Aspernbrücke ! Der einzige Nachtheil der dem Globus in dieser
39*
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584
Hinsicht anklebt, ist, dass man, eben wegen seiner Grösse, die zu
vergleichenden Objecte häufig nicht nebeneinander betrachten kann.
Man hätte zu dem Ende die Blätter des R. Kiepert'schen Wandatlas
(1 : l Mill.) der europäischen Staaten vortheilhaft verwenden können.
Man wird es den Unternehmern nicht als schwere Sünde anrechnen,
wenn sie die Abplattung vernachlässigt haben; alle Mühe der
präeisesten Ausführung würde kein sichtbares Resultat ergeben
haben; sie sind jedoch weniger im Rechte, wenn sie blos w^en
Mangel an ostentativer Wirkung das nichtüberhöhte Relief
verwarfen, da gerade dieses den aufialligsten Beweis ergeben hätte,
dass auch die höchsten Gtebirge die Rundung des Elrdkörpers fast
gar nicht beeinträchtigen. Dass die im Comitö aufgeworfene Frage,
ob man die schiefe Stellung der Erdachse anstreben solle, negativ
entschieden wurde, bedarf bei den Schwierigkeiten, die zu überwinden
gewesen wären, keiner Entschuldigung. Und so manches Andere
wird durch die Eile entschuldigt werden können, die unerlässlich
war, um die Vollendung des Riesenwerkes nicht zu sehr zu ver-
späten.
Ein grosser Vorzug, den dieser Gigant unter den Globen vor
seinen Vorgängern voraus hat, besteht in der Möglichkeit, vermöge
seiner Zusammensetzung aus leicht trennbaren Ti*apezen, stets in
Evidenz gehalten zu werden und ein dauerndes, nie veraltendes
Bild des fortwährenden Fortschrittes unseres Wissens von der Erde
zu gewähren. Ohne diese Nachhilfe würde er nach Jahrzehnten im
günstigen Falle das Schicksal seiner Vorgänger theilen, irgendwo
halbvergessen als eine Reliquie der alten Zeit einen Gnadenplatz
einzunehmen; stets erneuert kann er die Zierde eines geo-
graphischen Museums werden und den Mittelsaal desselben in Ehren
einnehmen. Die Errichtung eines solchen Museums, das alle andern
des Continents in jeder Hinsicht übertrifft, wäre eine würdige Auf-
gabe für das reiche Frankreich.
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Kleinere Mittheilungen und Monatsbericht.
Europa.
Die Yolkszählmi^ In Griechenland vom Mai 1889 hat nach den vor-
läufigen Resultaten eine Bevölkerung von 2,187.208 Seelen ergeben. Es ent-
spricht dies bei einem Gebiete von 64.689 Arm" einer Dichtigkeit von 34, d. i.
um 4 mehr als im Jahre 1879, beziehungsweise 1881 (für die neuerworbenen
öebietstheile). Die grösste Dichtigkeit zeigen Korfu (lOft), Zante (101), Kepha-
Ipnia (98), Messenien (55), die Kykladen und Arkadien (je 49), Attika udJ
Böotien (41). Am dünnsten bevölkert erscheinen Akarnänien und Aetolien (19).
Den bedeutendsten Zuwachs erfuhren die Bevölkerungen von Attika und
Böotien (-f- 12), von Euböa und Korfu (je + 10) und jene von Phtiotis und
Phokis (+ 6) und von Arkadien (ebenfalls -f- 6). Zurückgegangen sind die
Bevölkerungen von Achaja und Elis (— 7), von Argolis undKorinth( — 6) und
von Kephalonia und Zante (je — 1).
{Petermann'8 Mittheilungen, 35, B. XIL 291.)
Alte tiletsclierspuren im Centralapennin. Prof. Dr. Parts ch hielt
am 12. October 1889 in der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin einen Vortrag
über .,Die Hauptkette des Central-Apennins". Von besonderem Interesse ist
darin die Mittheilung, dass Professor Partsch an mehreren Punkten des cen-
tralen Apennin die unverkennbaren Spuren alter Gletscherbildungen auffand.
So im Thale des Aso, dessen oberster Theil den Monte Vettore in zwei
nahezu gleich hohe Gipfel zerschneidet. Schon die 2400 m hohe Einfassung des
nur nach Norden geöffneten, den Thalabschluss bildenden Kessels lässt hier
am ehesten die Vorbedingungen für eine Gletscherentwicklung gegeben erscheinen.
Steigt man von der Cima di Petrarca in das Hochthal nieder, so treten siu
Oberst Kare, die noch heute beständige Schneefelder bergen, dann zwei kleine
in 2004 m Seehöhe gelegene Teiche, die Reste eines grösseren, von einer Erdmoräne
gestauten Sees (Lago di Pilato) auf. Von hier abwärts bis zu 1820 wj folgt
eine kleine Moränen-Landschaft mit einer Reihe von Schuttwällen, die sich am
Rande einer Eiszunge gebildet haben mussten. Weiter hinab fehlt jede Spiii
glacialer Wirkungen. Bedeutender aber als hier am Monte Vettore sind die
Spuren alter Gletscher im Thale des Rio Arno und namentlich seines west-
lichen Nachbars des Venaquaro am Monte Corvo. Hier liegt über der
Buchengrenze oberhalb der Arno-Quelle die Moräne eines Gletschers, der aus
dem Campo Pericoli nur wenig hervorgetreten zu sein scheint. Die Gletscher-
spuren reichen hier nur bis 1650 m herab. Der oberste Circus des Venaquaro-
Thaies, an dessen Rande auch der Gipfel des Monte Corvo (2626 w) stellt
enthält zahlreiche, den Sommer überdauernde Schneefelder, die schrittweise
zurückweichend eine merkwürdige, durch von Steinwällen umrahmte und
stufenförmig abgesetzte Beckenbildungen charakterisirte Bodenform erzeugt hatten.
Unterhalb derselben begleiten jedoch bis 20 m hohe Seitenmoränen das Thal
zu beiden Seiten und bilden endlich nach vorn convergirend eine Front-
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586
moräne. Von hier (2030 w) reicht ein kleines Moränenterrain noch bis 1950 in
herab. Aber selbst noch viel tiefer glaubte Partsch in den 10- 15 m hohen
Wällen, welche den flachen von einer Lichtung im Buchenwalde eingenommenen
Thalboden in einer Seehöhe von 1190 m umfassen und fast ganz aus ge-
waltigen Blöcken von dem Kalkstein des Thalhintergrundes bestehen, die 130 m
lange Stirnmoräne und die rechte Seitenmoräne eines alten Gletschers zu
erkennen, der allerdings nur in den Bereich einer wesentlich ausgedehnteren
Vergletscherung gehören könnte, als jene war, welcher die Glacialablagerungen
des Rio Arno, des Venaquaro und auch des Aso angehören.
Asien.
Cypern. Am 11. November d. J. las General-Lieutenant Sir Robert
Biddulph, seinerzeit High-Commissioner von Cypern, vor der Royal Geogra-
phical Society in London einen Vortrag über die Insel, welchem wir einige auf
den gegenwärtigen Zustand derselben bezügliche Angal>en entnehmen. Die
Waldungen Cyperns, die nach geschichtlichen Zeugnissen einst den Reichthum
und Ruhm der Insel ausmachten, nehmen heute einen Flächenraum von 400 Squares
fcirca 1035 Arm*) ein. Die grössten zusammenhängenden Waldcomplexe von
einer Ausdehnung von mehr als 500 km* finden sich zwischen dem Kloster
von Kikko und der West- und Südwestküste der Insel. Sie verdanken ihre
Erhaltung der verhältnismässigen Unzugänglichkeit dieses Theiles. Ostwärts
reichen sie noch, aber durch rücksichtsloses Fällen sehr entwerthet, bis zum
Troodos. Der Wald wird bis zu 90 Percent aus der Aleppo-Kiefer (Pinus
halepensis) gebildet, die hier eine ungemein üppige Entwicklung erreicht. Am
Troodos finden sich noch einige prächtige Stänmie der Schwarzföhre (Pinus
Laricio) und westlich von Kikko die letzten Reste eines Cedern-Bestandes von
18— 20 Ä;m* in einer durchschnittlichen Höhe von 1370 m. Ein schmaler
Waldgürtel befindet sich ferner auf dem Kamm der Kyreniakette. Alles übrige
Gehölz ist Buschwald mit vereinzelten, wenigen Bäumen. Eine der Haupt-
schwierigkeiten, welche einer Wiederbewaldung entgegenstehen, ist der ausser-
ordentlich grosse Reichthum der Insel an Ziegen. Während in Italien 14, in
Sardinien 25. in Portugal 27 Ziegen auf die englische Quadratmeile kommen,
entfallen auf Cypern deren 64 auf dieselbe Fläche oder 1430 auf je lOOO Ein-
wohner, so dass die Insel als das ziegenreichste Land der Erde betrachtet
werden kann. Eine andere Frage von tiefgreifender Bedeutung für die ökono-
mische Hebung der fast nur von einer Landbau treibenden Bevölkerung
bewohnten Insel ist die Heuschreckenplage. Bekanntlich leidet Cypern sehr
unter derselben. Es ist jedoch nicht die grosse Wanderheuschrecke (Acridium
migratorium), welche mitunter auch in Europa erscheint, sondern eine kleine,
rein mediterrane Art"). Den entsetzlichen Verwüstungen, die dieses Insect
namentlich während der ersten sechs Wochen seines Erscheinens — es tritt
anfangs März auf — anrichtet, hat die englische Verwaltung in sehr nach-
drücklicher Weise Einhalt gethan, indem sie einen regelrechten Vernichtungs-
krieg unter der Leitung des Regierungs- Ingenieurs einleitete. Die Heuschrecken-
Oampagne dauerte von 1879—1885. Solange sie nicht vollständig centralisirt
>) Siehe darüber das interessante Capitel über »Die Heuschreckenver-
wüstungen auf Cypern« in »Unger undKotschy, Die Insel Cypern«. S, 4 62— 473.
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587
war (bis 1881 inclusive), war das Uebel noch stets im Wachsen, 18S2 zeigte
Sich zuerst ein Stillstand, 1884 war bereits eine bedeutende Verminderung zu
constatiren, 1885 konnte der Feldzug gegen die cyprische Heuschrecke als
abgeschlossen betrachtet werden. Die Kosten desselben betrugen für die ganze
Zeit 66.000 Pfd. St. Wenn man aber bedenkt, dass der jährliche Verlust,
den die LAndplage* verursachte, 80.000 Pfd. St. betrug, so muss man wohl
sagen, dass sich selten eine grosse Auslage in so kurzer Zeit rentirt ge-
macht hat
Der Grundbesitz ist in einer ganz ausserordentlichen Weise zersplittert,
so dass nicht weniger als 600.000 registrirte, freie Eesitzstücke gezählt werden,
das ist, da die Bevölkerung der ganzen Insel 1881 rund 186.000 Seelen zählte,
mehr als drei auf den Kopf. Die weder durch Gesetz, noch durch Sitte ein-
geschränkte Erbtheilung geht so weit, dass man nicht selten hört, dieser oder
jener besitze ein Sechszehntel eines Schoppens, der nicht mehr als einige
Schillinge werth ist. Die Grundsteuer beträgt 0-4 Percent des registrirte n
Werthes. Dazu kommt noch der Zehent von dem jeweiligen Ertrag. Bei einer
soweit ^getriebenen Gjundvertheilung gibt es natürlich überhaupt keinen Gross-
grundbesilz und keine Reichen, aber allerdings auch keine Bettler.
Der Ausfuhrhandel vertheilt sich gegenwärtig fast zu gleichen Theilen
auf Larnaka (7000 Einwohner; und auf Limassol (6000 Einwohner). Am
Import' participirt das erstere mit fast drei Viertel, das letztere mit einem Viertel.
Dazu kommt noch ein geringer Export aus den Häfen von Famagusta, Papho.
Lefka und Kyrenia. Die Haupterzeugnisse des Bodens sind Weizen, Gerste,
Baumwolle, Caroben, Oliven und Trauben. Die letzteren liefern jährlich etwa
72.600 Hectohter Wein, wovon etwa vier fünftel nach Frankreich, Egyplen
und der Türkei ausgeführt werden.
{Proc, Geogr. Soc. Dec, 18h», p. 705—719.)
Die rnssisclie Expedition naeli Tibot. (Vgl. H. 5. d. Mitth., S. 320
und H. 8 u. 1), S. 489.) Von dem Geologen dieser Expedition. Bogdanowitsch.
sind durch Professor S. Nikitin Nachrichten an die Redaction von „Petermann's
Mittheilungen'* gelangt. Wir entnehmen dem Decemberheft derselben die
folgenden Einzelheiten : Bogdano witsch hatte sich in Przewalskij (dem
ehemaligen Karakt)l) von Oberst Pjewczow, dem Leiter der Expedition,
getrennt, um über den Tschatyr-kul und Kaschgar nach Jarkand zu gehen.
und hier wieder mit dem Gros der Expe^iition zusammenzutrelTen, das den
Weg über Aksu und tJtsch-Turfan einschlug. Schon am' 13. Mai wurde der
Tschatyr-kul erreicht, von dem aus Bogdanowitsch die Akssai-Quellen he-
besuchte, um sich dann über den Turugurt-Pass nach Kaschgar zu wenden,
eine Route, die seinerzeit bereits Stolitzka gemacht hatte. Von Kaschgar wollte
Bogdanowitsch direct durch das Thal des Goes nach dem Musdag-ate-
Gebirge gehen, wurde jedoch durch Hochwasser gezwungen, seinen Weg über
Jangi-Hissar nach dem Kara-tasch-Passe zu nehmen, von wo, er endlich das
bis 8000 m ansteigende Musdag-ata-Gebirge erreichte, dessen grössten Gletscher
er nach Przewalski benannte. Vom Musdag-ata stieg Bogdanowitsch zum kleinen
Kara-kul-See herab und kam über den Ulug-rabat-Pass in das Tagarma-
Thal, von wo er, neuerdings durch Hochwässer zu Umwe«zen gezwungen, über
den Kysyg-davan-Pass und die Wüstensteppe des Arpalyk-ssu am 19. Juni
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58g
ftiM:h Jarkaud gelangle. Nachdem Oberst Pjtwczow mit der Hauptexpedition
ebenfall» fiier eingetroffen war. brach man am 19. Ji/li in das noch uner-
forsrhte Gebirge im Südwest von Jarkand auf, von wo die Expedition erst
s^mt im Herbste weiter nach Osten vorzudringen beabsichtigte. Die wichtigsten
Kesultalt? von Bogdanowitsch's Ausflug sind: 1. Der Nachweis einer weiten
Enli^it kluag der oberdevonischen Kalke in den Ketten des Karateke und Koktau
*St'jlilKkn hatte sie für triassisch gehalten) und tertiärer (?), von Dolerit-
Rrgttsisetj durchdrungener Sandsteine zwischen jenen beiden Ketten. Die Sand-
skniie stiwohl, wie die älteren Gesteine erscheinen dislocirt und stufenweise
eii!por(»elioben. 2. Die geognostische Bestimmung des mächtigen Massives des
Mtisla^-Ala. Dasselbe besteht wie seine Vorgebirge aus Gneiss. Granit kommt
nur als Geschiebe vor. Als Streichungsrichtung wurde hier nur Nordwest —
^(liiosl angedeutet. Zwischen Jangi-Hissar und King-kul und Ridescht sieht
im\u dagegen auch Nordost — Südwest- und selbst Ost — West-Streichung der
Becundarkelten. Zwischen dem Tagarma-Thal und Kysyg-da van wurden Granite.
Quarscile und Thonschiefer. dann Kohlenschiefer mit Kohlenflötzen von meso-
zoischem (jurassischem?) Alter, und noch weiter östüch endlich dieselben
devüDischen Kalke, wie im Gebiete des Tschatyr-kul gefunden. Die niedrigsten
Ge})irge her Jarkand bestehen aus tertiären (?) gips- und salzhaltigen Sand-
steiueij. Auch hier herrscht überall die Nordwest— Südost-Streichung der
Gebirge vor Bogdanowitsch kam zur Ueberzeugung, dass das ganze gneissige
Miisd^^g-ata - Massiv mit seiner Nordwest — Sudost-Streichung älter als alle
PflinirkPlten mit Ost -West- und Nordost— Südwest-Streicliung sei, und dass diese
Iptztero Hebung nur einen secundären Einfluss auf das Musdag-ata-Gebirge
ausgeübt habe, indem sie einige Verschiebungen in seinem Aufbau veranlasste.
4. Ob Fejitstellung der Schneelinie auf den Nordost-Abhängen des Musdag-ata
in 4'.HI0— 4')*X)m. auf den Südwest-Abhängen in 5250—5400»/? Höhe. Gletscher
ßibt ^5 nur auf der Südwest-Soile, wo sie bis zu 3900— 4200 1« herabsteigen.
Dör b lasserj alle Moränen auch auf der Nordost-Seite auf eine ehemalige Ver-
glelaeht'vung (bis zu 3iK)0)//) schliessen.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass Bogdanowitsch g'aubt, die Ent-
f^tehmiL^ (ier mächtigen auf 70 — lOOÄrm nach allen Seiten rings um Jarkand
hrruni ausgedehnten Löss- Ablagerungen nur auf Grund der ^Richthofen'schen
Thüorif^ i-rklären zu können.
FiUhistorlseliO Funde in der BTaudscIiurei. Nach einem Berichte
VenukiAvs vor der Pariser geographischen Gesellschaft -hat Dr. Elisejew m
Jcr Maiulst'hurei Hölilen voll Knochen des prähistorischen Menschen gefunden.
(Cowpt. rcuil, d. l. 6'oc. d. Geogr. ä Paris, Nr. 14, 350.)
DniiYergiie's Reise. Nach den „Times of India** hat Dauvergne eine
alu-'ütt^ui'nxnche Reise durch den Karakorum, das Pamirland und Dardistan
Ausgeführt, Nacli dem offenbar lückenhaften, in der ..Nature" vom 10.. Dec..
5, in:^ rt-produck-ten Bericht der ..T. o. J.*' war Dauvergne von Leb über den
KarakuTuni nach dem Kilian-Passe gegangen. (Unter dem 18. August 1389 hatte
fr aits SHjachidullah südlich von letzterem geschrieben. (Vgl. Rev. d. Geogr.
XVI hvt p. 472.) Von hier erreichte er über das Pamir-Plateau glücklich
ili'fi lyhi^rvn Oxus, überstieg den Hindu kusch im Baroghil-Pass und wendete
sirii «Utju üst- und später südwärts über den Ishkanian-Pass und das Karambar-
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589
Thal nach Gilgit. Von Interesse ist Dauvergne*s Mittheilung, dass Capt
Gröntbtschewsky (siehe H. 8 u. 9, S. 489) von den afghanischen Behörden
in Kila Panjah (soll wohl heissen Kala P^ndsch, Anm. d. Red ) am obersten
Oxus aufgehalten wurde, und also sein Ziel, Kaßristan, nicht erreicht haben dürfte.
FornioS';!. In der Sitzung der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin vom
1?. Oclober 18S9 liielt Dr. War bürg einen sehr bemerkenswerthen Vortrag.
Dr. War bürg hatte beinahe vier Jahre lang die peripherischen Gebiete Ost- und
. Südost-Asiens, und zwar zu vorwiegend botanischen Zwecken bereist. Nichts-
destoweniger hat er aber aucli, wie sein Vortrag beweist, seine Aufmerksam keil
in hohem Grade den allgemeinen cuiturellen und den ethnographischen Ver-
hältnissen zugewendet. Warburg erreichte Formosa von Amoy her in Tamsui
(richtiger Höbe), dem Hafen von Taipefu, der gegenwärtigen Hauptstadt der Insel.
Ausser mit Tamsui ist Amoy noch mit Amping, dem Hafen der ehemaligen süd-
lichen Hauptstadt durch eine Dampferlinie verbunden. Ausser diesen beiden Häfen
bestehen noch die Vertragshäfen Takau im Süden und Kelung, aus dem letzten
französisch -chinesisclien Krieg her bekannt, im Norden. Keiner der vier Häfen
kann als gut bezeiclmet werden. Tamsui ist nur die Mündung eines grösseren,
durch eine Barre für tiefgehende Schiffe verschlossenen Flusses. Hier befinden
sich ausser dem englischen Consul, dem europäischen Zollpersonale und dem
Haupte der canadischen, presbyterianischen Mission, Dr. Mackay, nur wenige
Europäer. Von Tamsui ging Warburg nach Taipefu und von liier nach Kelung.
Taipefu ist eine ganz neue Schöpfung des aus dem Franzosen kriege (lb84) her
bekannten, gegenwärtigen Gouverneurs der Insel, Liu Ming Chuang. Sie war
ober seinen Befehl vor wenigen Jahren zwischen der etwa 40.000 chinesische Ein-
wohner zählenden Stadt Banka und dem Fischerdorfe Swatutia auf Reisboden
gegründet worden und in ungemein kurzer Zeit zu einer ansehnlichen Stadt mit
breiten Strassen, Ziegelbauten und Laubengängen herangewachsen. Eine 45 1»
hohe und 3 m dicke Mauer umgibt die Stadt. Im Yamen, dem Hause des Gouver-
neurs, leuchtet heute elektrisches Licht; der Telegraph verbindet die Stadt mit
Tamsui. Kelung und Taiwanfu, und durch ein Kabel (zwischen Tamsui und
Futschau) mit dem oliinesischen Festlande, sowie durch ein zweites (von
Taiwanfu aus) mit den Pescadores; eine Eisenbahn nach Kelung mit drei
eisernen Brücken und einem grösseren Tunnel ist im Bau oder walirscheinlich
gegenwärtig schon vollendet, eine andere von ungleich grösserer Ausdehnung,
nämlicH von Taipefu nach Taiwanfu, war in Angriff genommen, ein grosses
Arsenal mit Patronen- und Kugelfahrik in der Stadt in Entstehung begriffen,
grosse steinerne Quais am Tamsuiflusse standen im Bau; mit einem Worte
überall regte sich ein Geist thatkräftiger Reformbestrebungen, gleichsam als
wollte China an diesem abgelegenen Aussenposten die Möglichkeit derartiger
culturelltr Umwälzungen erprohen. Allerdings hatten diese Reformen auch
ihre fatale Kehrseite. Es wurde eine Grundsteuer eingeführt, die namentlich
im Süden den heftigsten Widerstand fand, der Kampher wurde monopolisirt
und selbst von einem Holzmonopol war die Rede. Die berüchtigte Corruption
chinesischer Beamten zu brechen, ist freilich dem Gouverneur trotz der besten
Absichten nicht gelungen.
Von Kelung aus. wo der Reisende mit Dr. Mackay zusammentraf, machte
er in dessen Hegleitung einen Ausflug durch die Capsulan-F.bene und deren
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ka.i.viq.
590
Hintertliäler bis über die Sao-Bai hinaus. Die etwa 6000 Pepohwans — so
heissen überhaupt die sinisirten Ureinwohner der Insel, .welche diese Ebene
und theilweise die auf §ie hinausraündenden Thäler bewohnen, sind meist
Christen, die in steter Kriegsbereitschaft gegen die wilden Bergstämme ihre
gut bewässerten, überaus fruchtbaren Aecker bestellen. Die Haupterzeugnisse
ihres Bodens sind Zucker, Reis, Indigo, Nesselfasern, Bohnen, "Erdnüsse und
Bataten.
In Kelung selbst besuchte Warburg' die Kohlenminen, deren Ertrag sich
im Jahre 1888 auf 40,000 Tonnen belief. Die Qualität der Kohlen ist eine niittel-
mässige, der Preis dafür aber 6in geringer. In den der Regierung gehörigen
Gruben arbeiten europäische Maschinen unter der Leitung eines englischen
Ingenieurs, im Obrigen ist der Abbau noch ausserordentlich primitiv. Der
ungeheure Kohlen vorrath von 130.000 Tonnen, den die Chinesen 1.S84 aus
Furcht, er könnte den Franzosen in die Hände fallen, mit 500 Kisten Petroleum
anzündeten, ist seit Kurzem ausgebrannt Das Feuer hatte an ihm drei Jahre
lang gezehrt.
Nachdem der Reisende nach Amoy zurückgekehrt war, ging er ein zweites
Mal nach der Insel, diesmal aber nach dem Süden, nach Taiwanfu, von wo
er sich an das Südcap begab, wo seit der Errichtung (1883) des 23 m hohen,
von einer kleinen Mannschaft mit 2 Achtzehnpfünder.i, 2 Gatling-Maschinen-
kanonen und einem özölligen Mörser vertheidigten Leuchtthurmes sich ganz
vorzügliche Beziehungen zu den wilden Stämmen der Paiwahns. Amias und
Koluts herausgebildet haben. Ein zweiter Ausflug brachte ihn von Taiwanfu
nach dem Tangtieu-Pass (1250 m.) in Mittelformosa. in ein Bergland voll der
herrlichsten Scenerien, reich an prachtvollen Longanhainen, Bambus Wäldern,
Gurcuma- und Ingwerpflanzungen.
Auffallend war dem Reisenden der Unterschied zwischen der Vegetation
im Norden und jener im Süden. Dort Weiden. Erlen, Eichen. Kiefern, Pfirsiche,
Maulbeerbäume, Kamplier, Thee, die Nesselfaser und der merkwürdige Reis-
papierbaum (Aialia papyrifera). eine Pflanzenwelt also, die nach Mittelchina
und Südjapan hinüberweist, hier im Süden Papayas. Betelpfeffer. Riesenbambus.
Longan, Ingwer, Gurcuma, durchaus tropische und südchinesische. Elemente.
Sehr auffallend ist das Auftreten einer Akozie mit ungefiederten Blättern, dehen
Verwandle zumeist Australien und den Südseeinseln eigen sind.
Was die Bevölkerung betrifft, so deuten zahlreiche Umstände auf mala yisch-
polynesischen Ursprung. Dagegen dürften Negrito- oder papuaartige Stämme
entschieden nicht an der Zusammensetzung der jetzigen Stämme betheiligt
sein. Doch scheinen gewisse auffällige Typen mit hohem Nasenrücken, ener-
gischen Gesichtszügen, auf scharfer Firste stehenden Augenbrauen und schlankem,
hohem Wüchse auf die Existenz einer Urbevölkerung zu deuten, die schon vor
der malayischen Emwanderung da war. Zwischen Formosa und den Riukiu-
Inseln besteht kein directer ethnographischer Zusammenhang, wie man wohl
meinen möchte; die Riukiu- Insulaner stehen vielmehr den Japanern ebenso
nahe, wie der Grosstheil der formosanischen Urbevölkerung der malayisch-
polynesischen Völkerfamilie.
(Verhandl. d. Oesellsch. f. Erdk. z. Berlin. B. X VI,, Kr. 8., S, 374 ff,)
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Afrika.
Kanonenboote Tor Timimkta. Vor Kurzem sind nun schon das zweite
Mal zwei französische Kanonenboote vorTimbuktu oder besser dessen Hafen
Kabara erschienen. Dieselben waren unter dem Commando des Schiffslieutenants
Jiiime am 16. Sept. d. Jahres von Polikoro am oberen Niger den Fluss
hinabgefahren. Die Reise dauerte hin und zurück einschliesslich des Aufenthaltes-
in Timbuktu fast sechs Wochen. Das Verhalten der Bevölkerung war überall
ein durchaus friedliches.
{Compt. rend. d, l. Soc, Geogr. Faiis Nr. 14, p. 3TS.)
Reise im Hlnterlande von Kamerun. Dr. Zintgraff. welcher Ende
1888 von. Kamerun aufgebrochen war und im Mai 1889 Ibi am unteren Benue
erreicht hatte, reiste von dort über Bakundi und Gaschka nach Jola am oberen
Benue. Gegenwärtig befindet er sich auf dem Rückwege über Gasclika,
Aschaku und Oach nach der von ihm begründeten Station Bali. Sein letztes
Schreiben datirt von Gaschka, li. Aug. 1889.
(Leipziger IIL Zeit., Kr. 2426,)
Capitfin TrlTier; Von Capt. Tri vier ist aus Mocambique ein Tele-
gramm an die »Gironde« eingetroffen, demzufolge er dort eingelangt ist. Derselbe
hat den afrikanischen Continent von der »France äquatoriale« her durchquert.
Er hatte am 6. Nov. 1888 Cap Lopez verlassen und war am G. Jänner 1889 in
Brazzaville angekommen, dann den Congo hinauf nach Stanley-Falls gegangen,
von wo ihn Tippo Tib nach Sansibar führen sollte. Sein letzter Brief vom
r^. April d. J. stammte aus Kassongo, das er am 14. d. M. verlassen wollte.
Offenbar haben ihn unüberwindliche Hindemisse gezwungen, seinen Weg viel
weiter im SO. zu nehmen, als ursprünglich in seinem Plane lag
>Vitn-Ocbiot. Laut amtlicher Kundmachung vom 22. October 18S8 ist
die Küste zwischen Wituland im Süden und Kismaju im Norden mit dem
Deutschen ostafrikanischen Schutzgebiet vereinigt worden.
Dr. Haus Mejer's Kiliuinndseliaro-Expeditiou. Durch die Tages-
blätter ist bereits seit längerer Zeit das Gelingen der genannten Expedition
bekannt. Nun sind durch „Daily News", „Nature% „Leipziger III. Ztg.* u. s. w.
Einzelheiten darüber bekannt geworden. Meyer's dieshezüü lieber Brief datirt
von „Marangu Jagga, 9. October.** Dieses Dorf hatte Meyer mit seinem Begleiter
Purtschelleram25. September 1889 erreicht. Am 2. October lagerten die Reisenden
auf dem Kibo-Plateau in einer Höhe 4'j70w*. Um 2 Uhr 3.) Min. Nachts brachen ■
sie nach den Lavarücken auf, die etwa 88J/w höher das Gletscherthal im
Süden umranden. Um 7 Uhr Früh traf man im Schutze der Felsen auf den
ersten Schnee bei 5600w Um 1 Uhr 45 Min. Nachmittags erreichte mm nach
grossen • Anstrengungen die Schneelinie. Es zeigte sich aber nun. dass der
Gipfel IVs Stunden weiter lipks lag. Man rastete P g Tage, stieg am 5 October
]>is auf 480JW herab und wiederholte am 6. October den Anstieg. Diesmal
wurde der Gipfel ohne besondere Schwierigkeit erreicht. Die höchste Spitze
wurde zu 6225m bestimmt und „Kaiser Wilhelm-Spitze" benannt. Die Aussicht,
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592
namentlich aber der Blick über den mächtigen Kibo-Krater, der 1200 m breit
und 190»w tief ist und aus dessen Mitte sich ein etwa 160 m hoher vulkanischer
Kegel erhebt, ist grossartig. Für den 1«), Oetober war die Besteignng des zweiten
Kilimandscharo-Gipfels, des Kimawensi, in Aussicht genommen.
Dr. Pejera. Seit den ersten Nachrichten über die angebliche Nieder-
metzelung der Expedition Dr. Peters' (Reut. Tel. a. Sansibar, 5. November)
sind mehrmals widersprechende Nachrichten darüber nach Europa gelangt, von
denen keine als vollständig authentisch bezeichnet werden kann. Peters' letzte
nach Europa gelangte Nachricht ist ein Brief tun seinen Bruder, den der „Nürn-
berger General- Anzeiger" vom "28. December in seinem Wortlaut mittheilt Der
Brief ist von „Odo Bova Ruda, 8. Oetober 1869" datirt. Peters befand sich
demselben zufolge damals auf der von ihm eben begründeten Station „Von
der Heydt-Haus** etwa 50 km 0. vom Kenia am oberen Tana. Er war,
nachdem er einen Freundschaftsvertrag mit einem der Galla-Sultane abge-
schlössen hatte, in einen Kampf mit ihm verwickelt worden, in dem der Sultan
födtlich verwundet wurde, worauf sich Peters in den Besitz seines Landes
setzte. Sein nächstes Ziel war der Kenia, wo er seine Expedition für das
„Herz von Mittelafrika" organisiren wollte, doch war er bereits durch die
Nachricht von dem Heranruckeh von Somali- Schaaren beunruhigt. Thatsächhch
versetzen die ersten Nachrichten über das Massacre den Schauplatz desselben
an den oberen Tana in das von Peters eroberte Sultanat (das ehemalige Korkord).
BritUh-SoutliAfrica Company. Die Britische Ostafrikanische Ge-
sellschaft hat unter dem 29. Oct. einen königlichen Charter bekqmmen. Dem-
selben zufolge erstreckt sich ihr Gebiet über das Land »Lying immediately to
the north of British Bechuanaland, and to the north and west of the South
African Republic. and to the west of the Portuguese Dominions«. Die Grenzen
sind demnach nach Nord und Ost und West in hohem Grade unbestimmt,
umsomehr als die Ausdehnung der portugiesischen Besitzungen von Osten,
wie von Westen her keineswegs annähernd feststeht. Im Süden bleibt nur
das kleine Gebiet von Tati, ein Gold-District zwischen Britisch-Betschuana und
Matabeles Land, ausgeschlossen. Zunächst handelt es sich wohl um Matabele's
Land, aber es ist kaum zweifelhaft, dass die Gesellschaft schon jetzt auch
das Land N. vom Zambesi bis zum Nyassa und Tangai^jika und das Marutse-
Mabunda-Reich in's Auge gefasst hat. Bezüglich eines Theiles dieses nördlich
vom Zambesi gelegenen Gebietes hat nach den Verhandl. d. Gesellsch. f. Erd-
kunde. B. XVI.. Nr. 0, 477, erst kürzhch Capt. Lugard von der British Asso-
ciation in Newcastle auf den Reichthum von Katanga (in Garanganja) an Erzen,
die geglückten Culturversuche mit Kaffee und den Reichthum an thierischen
und pflanzlichen Producten hingewiesen. Dazu kommt das kühle Bergklima
des Schire-Hcchlandes, das selbst europäischen Frauen den dauernden Auf-
enthalt gestatten soll. England ist hier schon seit Jahren thätig gewesen und
seine zahlreichen Missionsstationen am Nyassa, die ihr Wirken bereits" bis an
den oberen Luapula bis nach Garangaja ausgedehnt haben, haben den Boden
für die Britische südafrikanische Gesellschaft wohl vorbereitet.
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:iJ
593
Amerika.
Finnen in Minnesota. Aus einem Berichte von E. V. Smalley ini Journale
»The Northwest« . das in St. Paul und Minneapolis erscheint, ist zu entnehmen,
dass im Staate M i nn e so ta die Familien aus dem scandinavisclien Norden näc-list
den Amerikanern das grösste Procent der eingewanderten Bevölkerung bilden.
Sie vertheilen sich auf die Counties Ottor-Tail, Becker und Wadena. so dass sie
in einigen derselben sogar die Mehrheit unsmachen. Am zahlreichsten bewohnen
sie die Umgegend der Station New- York -Mills der nördlichen Pacific-Bahn. ')
Dieser Name schreibt sich von der Land- und Bauholz-Compagnie her, die sich
1870 in New -York bildete und zur Arbeit in den Wäldern und Sägemühlen
Finnen anwarb, unter denen einige begabte Persönlichkeiten waren, die durch
briefliche Mittheilungen über die vortheilhaften Arbeitsverhältnisse und mit Untei -
Stützung der Compagnie den Zuzug vieler LÄndsleute bewirkten. Im Jahre 1884
entstand die erste Zeitung in finnischer Sprache (Unsi-Kotimaa — Neue Heimat),
die auch in Finnland Verbreitung fand und die Zahl der Einwanderer so ver-
mehrte, dass in und um New-York-Mills nun über 4000 Finnen angesiedelt sind.
Als der Herausgeber (Aug. Nilund) sammt seinem Blatte nach Astoria in Oregon
übersiedelte, fand sich in dem lutherischen Prediger J. W. Lahde ein zweiter
Unternehmer, der sein Journal »Amerikan Suometar« (der finnische Amerikaner)
betitelte und in sechsspaltigem Folio erscheinen liess. Zum Verständnis des
Finnischen sind Kenntnisse der romanischen und teutonischen Sprachen nicht
ausreichend, da die Finnen zur turanischen Völkergruppe gehören und ihre
agglutinirende Sprache von allen andern sich unterscheidet, keinen Artikel und
kein Geschlecht kennt. Der Satz zeigt deutsche Lettern. Eine eingesehene Abon-
nentenliste ergab folgende Auswahl von Personen-Namen: Mukkata, Mursu,.
Ojala, Fiskahi, Toomela, Zaiti, Koski, Rinipita, Wenata, Kosekula, llaarla,
Pagari, Pikarainen etc. Ein finnischer Kalender enthält ausser den biblischen
Taufnamen noch die Taufnamen für Knaben: Sipi, Kauno, Ilman, Mats. Ouni,
Kattasun etc, für Mädchen: Sirja, Tyrjne, llma, Hilia, Erika etc. Die vielen,
dünn bewaldeten Flächen bieten den Ansiedlern hinreichende Gelegenheit, auf
den ausgerodeten Räumen Weizen- und Kartoffelfelder anzulegen, deren Erlrag
trotz der strengen Winter, ein so lohnender ist, dass der Eigenthümer der
Gründe zufrieden gestellt wird. Auch die Waldarbeit, das Fällen der ßäume,
die Behauung zu Eisenbahnschwellen, Blockhausbauten u. s. w., wird so gut
bezahlt, dass ein Arbeiter 1 Dollar verdient, wo er in Schweden 1 Marc
bekäme. Die Männer können fast alle lesen und schreiben, und man /mdet in
den Häusern ausser der Bibel noch manches andere Buch. z. B. das epische
Heldengedicht >Kalovata«, das durch englische und deutsche Uebersetzungen
in vielen Kreisen bekannt geworden ist, und aus dem Lougfellow zu seiner
»Hiawatha« die metrische Form entlehnt hat. Unter den eingewanderten Finnen
befindet sich sehr selten ein verkommenes - Individuum, das der Gemeinde
') New -York -Mills (N. Y. Mühlen) liegt zwischen den Knotenpunkten
Brainerd und Glyndon der nördlichen Pacific-Bahn der Union, beiläufig unter
46® 36' Breite und 95° westl. von Greenwich; 312 Kilom. nordw. von St. Paul.
Die mittlere Jahrestemperatur ist wenig über 5° C, also höher als in Abo
im südlichen Finnland. Der Ort zählte im Jahre 1883 bereits 500 Einwohner,
vergrössert sich aber sehr schnell. Drei grosse Sägemühlen können täglich
3'VOOO Meter Bauholz liefern.
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keine Ehre macht. Die hügelige Undulation des Bodens mit seinen vielen Wäl-
<lern uiid Seen heimelt den Finnländer so an, dass er nur in der dünngesäeteu
Bevölkerung und dem höheren Arbeitslohne einen Unterschied mit seiner Heimat
bemerkt. Es sind die Finnen im Ganzen sparsame Leute, die deshalb leichter
wohlhabend werden, auch bald amerikanische Sitten annehmen und gute Staats-
bürger werden. Das grössere Mass von Autonomie, das Finnland vor andern
russischen Provinzen voraus hat, ist eine gute Vorbereitung für die amerika-
nische Freiheit der soc-ialen Bewegung. — Die Häuser der Landbewohner sind
ziemlich gleichförmig gebaute Blockhäuser von zwei Fenstern Fronte, mit zwei
Wohnräumen unten und zwei oben, die durch einen Ofen aus Backsteinen
geheizt werden, wie es in ihrem Vaterlande üblich ist. Auf dieses Stück wird
^m meisten verwendet, und die Kosten lohnen sich reichlich durch Ersparung
an Brennmateriale. da eine einmalige Beheizung im Tage hinreicht, um eine
angenehm warme, und nie Übermässig heisse Temperatur zu erhalten. Im
Meublenient herrscht kein Luxus, Kästen sind selten und werden durch Truhen
ersetzt; aber Geranien und andere Blumen stehen auf den Fenstern, die durch
Muslinvorhänge und roth oder grün bemalte Läden geschützt sind. Vogelbrul-
häuschen auf langen Stangen sind häufig zu sehen. Warmbäder sind Bedürfnis
für die Finnen, man stellt sie auf die primitivste Art her, indem man Steine
im Ofen bis zur Gluthhitze bringt und sie dann mit Wasser übergiesst Es wird
zwar Flachs in den Häusern gesponnen und gewoben, aber nur zur Erneuerung
der Leibwäsche. Die Kleider, die aus der Heimat stammen, werden nach dem
Verbrauche durch fertige, nach amerikanischer Art ersetzt, die in den Läden
der Kaufleute zu haben sind. Zäher ist das weibliche Geschlecht im Aufgeben
des Costumes; es beanügt sich mit einem tüchtigen Wollrock im Winter, mit
einem Calicokleide im Sommer, mit einer detto kurzen Jacke, einem einfachen
Kopfluche, im Winter von Wolle, im Sommer von Seide, einem Umhängtuche
für die Ausgänge und dicken Schuhen. Der gewöhnliche Typus der Finnen
besteht in einem breiten Antlitz mit stark ausgeprägten Backenknochen. Die
Haare sind meistens flachsblond oder hchtbraun, selten dunkel; in letzterem
Falle ist der ursprüngliche Tatarentypus schärfer ausgeprägt. Herr Willi Horton
der Zeichner für das Monthly Magazin, hat von seiner Reise zu der Schweden-
Colonie viele Zeichnungen mitgebracht, Ansichten von Häusern von aussen
und innen, Volkslypen verschiedenen Charakters, Gerälhschaften etc. Ein dar-
nach gefertigter Holzschnitt zeigt ein Blockhaus, einstöckig, am Saume eines
\\äldchens, hinten ein See, zur Seite Heuschober; im Vordergrunde ein Weib
das mit einem Doppelgespann von Pferden den Pflug lenkt. Ein anderer Holz-
schnitt führt eine Kammer vor Augen, mit einem Gange in halber Höhe, dessen
Geländer zum Wäschetrocknen dient; rechts der ansehnliche Ofenbau, auf dessen
Platte eine Schüssel voll grosser Steine steht, offenbar zugleich Küche, Bad-
/stube und Trockenkammer! Eine dritte Skizze zeigt uns finnische Weiber und
Kinder in der Kirche, besser Beistube, mit den landesüblichen Kopftüchern und
dem slavischen Gesichtstypus; eine vierte Skizze eine Sammlung charakteristi-
scher Köpfe von Männern, Weibern und Kindern verschiedenen Alters, die aber
insgesammt in Beziehung auf körperliche Schönheit nach unseren Begriffm
keinen Anspruch erheben dürfen.
Aus Schriften und Bildern kann man sich von Land und Leuten ziem-
lich richtige Vorstellungen machen. Man darf erwarten, dass die finnischen
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Einwohner, die eine im Ganzen genügende Schulbildung von Haus aus mit-
bringen und eine nicht weniger gute religiöse Erziehung, ihren germanischen
Grundchara^ter mit Zähigkeit festhalten dürften und nicht so schnell, wie
manche anderen Nationen Angehörige der potenzirten Sucht verfallen werden
dien raschesten und reichlichsten Erwerb ohne Wahl der Mittel, als Lebensziel
zu betrachten. Stcinkauser.
Taconm, ein werdendes Hatidels-Emporittui der iiordaiiierikaiiisehen
riiioii. Dieselbe Nummer des »North- West«, dem die vorhergehende Notiz
entnommen ist, enthält auch eine von demselben Smalley herrührende, sehr
ausführliche Schilderung des jetzigen Zustandes der aufblühenden Hafenstadt
Tacoma, begleitet von 48 grossen und kleinen Illustrationen, über Stadt und
Umgebung, Strassenansichten, Öffentliche und Privatbauten. Eine Zusammen-
fassung des Hauptinhalts dürfte einig?s Interesse erregen, wenn auch die Hoff-
nungen, die Smalley für die Zukunft hegt, sich etwas weniger erfüllen sollten.
Fast am Ende des Puget Sound. 370 km entfernt von der Juan de Fuca-Strasse
nächst der Vancouver- Insel, an einem Punkte, wohin noch die Fluth des grossen
Oceans wirksam ist, liegt der Endpunkt der nördlichen Pacificbahn, Tacoma,
vor ein paar Jahrzehnten noch ein Ort mit Gassen, in denen noch verbrannte
Strünke des ausgerodeten Waldes standen, mit wenigen Hundert Einwohnern,
von denen viele wieder weggezogen wären, wenn sie es gekonnt hätten ; heute
eine aufblühende Stadt, der Schlusspunkt einer Conti nen talbahn. Durch Eisen-
bahnen verbunden mit Portland am Columbia, mit Seattle und anderen Industrie-
orten, in der Nähe von ergiebigen Bergwerken und Kohlengruben, in der Mitte
fruchtbaren Weizenbodens, üppigen Hopfen baues. ein für Flotten hinreichender
liefer Seehafen, mit einer jähriich nach Tausenden wachsenden Bevölkerung,
die bald 20.000 (?) Köpfe erreichen wird, kurz ein Ort, der dem Ingenieur wie
dem Architekten, dem Schiffsbauer wie dem Kaufmann, dem Landwirth wie
dem Bergmann, lohnende Beschäfigung in Aussicht stellt, das ist das Tacoma
von heute. Dazu kommt noch die Begünstigung durch ein gemässigtes, der
Gesundheit zuträgliches Klima, so dass die Erwartung nicht unberechtigt ist.
Tacoma werde eine Rivalin von St. Francisco werden
Tacoma steht in inniger Verbindung mit dem 1880 als Staat erklärten
Washington; sein Handel besteht in der Hauptsache aus dem Vertrieb der
Erzeugnisse des Landes, daher die grosse Menge von Säge- und Mahlmühlen;
denn die Wälder reichen noch bis zur Meeresküste herab und weite fruchtbare
Thäler breiten sich zwischen den hohen Ketten des Küstengebirges im West
und des noch höheren Cascadengebirges im Ost aus, die noch reiche Ausbeute
den Zuzüglern versprechen. Im Cascadengebirge ist es der schneebedeckte von
Gletschern umgebene Mount Tacoma (3700 m), der überall sichtbar ist und
immer einen majestätischen Eindruck macht, sei er von der Abendsonne rosa-
roth verklärt oder vom Vollmonde geisterhaft bleich erleuchtet.
Seattle, nördlich von Tacoma, dem Ocean um 61 km näher, mit Tacoma
seit 1883 durch eine Zweigbahn verbunden, war Tacoma vor Vollendung der
n. Pacificbahn voraus, es zählte im Jahre 1882 schon 7000 Einwohner, als
Tacoma noch 3500 Einwohner hatte; nach der Eröffnung derselben wurde es
von Tacoma überflügelt und dürfte nun die Rolle spielen, die New -Jersey zu
New-York vertritt. Eine Seitenbahn führt von Tacoma zu den Kohlengruben
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; t; i" ■.'^
096
von Carbonada und ist bestimmt, weiter in den Osten von Washington ein-
zudringen. Diese Bahn durchschneidet die einträghchsten Hopfengärten des
Thaies Pyallup und führt an den Fuss des Mount Tacoma, dessen Canons und
Gletscher am besten von Wilkinson ai^s erreicht werdeji.
Die mittlere Temperatur beträgt HP C, des July 177 C des Jänner
38^ C. Die höchste Temperatur innerhall) 10 Jahren war 34*4*^ C. die niedrigste
—1610 Q^ also beträgt die Amplitude der Extreme bOö^ C ! Die mittlere
Regenmenge, nach den Beobachtungen von M. Hotkinson. stieg auf 114*3 cm.
ohne Hinzurechnung des (geschmolzenen) Schnees von 508 cm. Nichts ist
variabler in dieser Region als die Regenmenge, die von - den Winden abhängt
und von dem SXreichen der Gebirgszüge. Je weiter vom Ocean, desto mehr
nimmt der Schnee zu und der Re^^en ab. Die beobachteten Regen- und Schnee-
mengen wechseln je nach Lage und Jahreszeit zwischen 40 und 200 cm und
geben dem Meteorologen schwer lösbare Räthsel auf. Die Erklärung Hotkinson^s
lautet: Es gibt zwei oceanische Hauptwinde. Der Nordwest ist trocken, bläst
im Sommer und erzeugt Kühle. Der Süd oder Südwest ist warm und feucht; er
dringt durch die Niederungen der Gebirge ein, treibt die Sturm wölken des
Oceans her, die sich in Regen auflösen, wenn sie im Anprall gegen die hohen
Berge sich verdichten. Eine Reise von zwei Tagen genügt, um aus den üppig
4;rünenden Thälern in die Schneeregion der Gebirge aufsteigend, alle Klimata
in verticaler Richtung zu durchwandern.
Die Hauptindustrie Tacomsis ist Holzverarbeitung, die älteste Quelle der
Bodenausbeutung, die einen von Zimmerleuten und Sägern bewohnten Weiler
schuf. Nun bestehen sechs grosse Mühlen, die im Jahre 1888 Bauholz, laden,
Pfosten etc. im Werthe von 874.000 Dollar Waare erzeugten, um 110.00'J Dollar
mehr als im Jahre 1887. Die Hauplabsatzge biete waren Südamerika, Australien
und die chinesischen Häfen. Föhrenholz ist als Bauholz begehrter als Fichten-
holz, weil es härter und dauerhafter ist. Zunächst der Holzindustrie kommt
die Verarbeitung der Erze aus den Bergwerken, dann die Bearbeitung der
Producte des Ackerbaues. Früher musste alles nach Portland in Oregon ge-
schafft werden, das den Export auf dem Columbia an den Ocean be.sorgte.
Der Export an Kohle hatte im Jahre 1888 den Werth von fast l'/t Mill.
Dollars, um 40 Perc. grösser als im vorhergehenden Jahre;,. Ursache davon
war die von der Eisenbahn bewirkte Verbesserung der Fördermaschinen zur
Ladung der Schiffe, die grossentheils ihren Cours nach St. Francisco nehmen.
Zweigeisenbahnen führen zu den Kohlenbergwerken, unter denen die Gruben
von Carbon Hill allein 219.000 Tonnen lieferten.
Im Jahre 1888 wurden in Tacoma 1014 Häuser gebaut um den Preis
von 2- 15 Mill. Dollars, wobei in diesem Klima der Winter die Bauthätigkeit
einstellt. Die Nord-Pacilicbahn hat im Jahre 1889 eine Million votirt* für
Magazine, Werkstätten etc. Auch hat sie mit der Union-Pacificbahn einen
Vergleich gesctjlossen,- wornach letztere die Bahn von Portland nach Tacoma,
die Eigenthum der eisteren ist, mit ihren Locomotiven befahren kann. Es ver-
steht sich fast von selbst, dass in den Waarenschuppen und beim Bau der
Handelsschiffe die neuesten Erfindungen zur Erleichterung und Sicherheit beim
Ein- und Ausladen der Waaren in Anwendung sind.
Nur die Schulen halten nicht gleichen Schritt mit den grossartigen
sonstigen Erweiterungen, und die ihnen gewidmeten Gebäude zeichnen sich
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nicht durch hesondere Grossartigkeit aus und stehen den Gebäuden der
industriellen Unternehmungen weit nach an Grösse und im Baustyl. Democh
gibt es bereits eine (sogenannte) Universität (der Methodisten), ein Washington-
College, ein weibliches Seminar und eine Centralschule, die kleinen Privat-
schulen ungerechnet.
Auch die Kirchen sind keine Denkmale klassischer Baukunst, mehr Bet-
häuser einfachsten Styls. Am wenigsten aber entspricht das Aeussere des Opern-
hauses seinem Innern. Ein altes Rathhaus würde ein Deutscher hinter dieser
Front eher vermuthen, jedenfalls ist nur das Innere eines alten Hauses zu
diesem Zwecke adaptirt worden.
Bereits zählt Tacoma 9\/^km Stadtbahnen und ebensoviele sind im Bau
begriffen. Die Gemeinde ist so glücklich, erst 11. OK) Dollar Schulden zu haben,
da sehr viele der öffentlichen officiösen Gebäude durch Beiträge der Bürger
entstanden sind. Sehr gutes Trinkwasser liefert ein benachbarter, von Quellen
gespeister Teich. In diesem Jahre wurde mit der Strassenpflasterung begonnen,
zum Glücke ist der Boden so hart, dass viele Strassen dieser Verbesserung
enthehren können. Das Hotel »The Tacoma«, das grösste und beste der Stadt,
liegt auf einem Hügel mit der Aussicht über die Bai und das Flachland bis zu
dem Hochgebirge, dessen Glanzpunkt der Mount Tacoma ist.
Tacoma hat vier Nationalbanken und ebensoviele Privatbanken, selbst-
verständlich fehlt auch nicht eine Zahl von Tagesblättern, da doch viel kleinere
Orte in der Union ihre Local-Newspapers haben. Bereits denken die Honoratioren
von Tacoma an Sommerresidenzen an zwei hübsch gelegenen kleinen Seen,
die 12"/4A:m weit abliegen und durch Quellen aus dem Gebiete des Mount
Tacoma gespeist werden. Schon hat sich eiligst eine Landcompagnie gebildet,
um mit den Losen ein Geschäft zu machen und den grösseren (Amerika-lake)
See mit einer Reihe von Villen zu umgeben, die mit der Zeit zu einem
Boulevard der Lake-City zusammenwachsen sollen. Die vielen Holzschnitte
geben ein deutliches Bild von der Stadt im ganzen und einzelnen. Man findet
Ansichten der breiten Pacific-Avenue mit ihren eleganten Kaufläden^ ihren
breiten, gepflasterten Trottoirs, und den Tramwaygeleisen, eine Ansicht jenes
Theiles der Stadt, der mit den zerstreuten kleinen und isolirten Wohnhäusern
das Ausseheii von Arbeiterkolonien hat. Die öffentlichen Gebäude zeigen alle
Gattungen von Styl und Geschmack. Einen mehr grossstädtischen Eindruck
macht das Geschäftsviertel ( Business-Centre). Die Privatgebäude ähneln in der
Mehrzahl unseren Villen, von Gärtchen umgeben. Es fehlt noeh gar viel bis
zum Broadway von New- York, aber die Lage ist unbestritten eine höchst gün-
stige und o«; ist zu erwarten, dass der Aufschwung von Taopma noch lange
nicht sein Ende erreichen wird, dass seine Umgebung noch vielen Tausenden
Platz zum Unterkommen und zur Entwicklung reger Thätigkoit geben wird
und alle Verhältnisse günstig zusammen wirken, um es einst zu einer Weltstadt,
zu einem Emporium des Grossliandels zu machen. St.
MiUh. d. k k. Geojjr Ges L-^S:). 11 u. 12. 40
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Geographische Literatur.
Europa.
AperQu des travaux g^ographiques en Russie. Par le
baron Nicolas Kaulbars. St. P^tersbourg, 1889. Imprimerie
Trenkö et Fusnot. 8*^ pp. 292.
Das Ehrenmitglied der k. k geographischen Gesellschaft Baron Nicolaus
Kaulbars hat der Aufforderung des Pariser Congresses für geographische Wissen-
schaften (August 1889), jeder geographische Verein möge die seit hundert
Jahren von seinen Mitgliedern oder von den LÄndesk indem durchgeführten
erdkundhchen Forschungen in einem Abriss darstellen lassen, für seine Heimat
in schneller, reichlicher und gediegener Weise entsprochen und seinen Bericht
bereits gedruckt auf den Tisch des Congresses gelegt. Er theilt sein Buch in
4 Partien, welche die Anführung der geographischen Arbeiten des Kriegs-
ministeriums, der Marine, der kaiserlichen geographischen Gesellschaft, sowie
privater Vereine und Personen, ferner der Kartenwerke aller Corporationen
enthält. Angefügt sind eine Note über Vergleichung der in dem Werke ange-
führten Masse, ein Verzeichnis der benützten 40 vorwiegend bibliographischen
Quellenschriften und ein alphabetisches Autoren-Register. Wenn auch der
Verfasser selbst sein Buch ein unvollkommenes nennt, weil er die Erforschung
der Flüsse, die Geologie des russischen Reiches und die Kataster- Arbeiten u. A. m.
nicht berücksichtigt habe, so muss doch anerkannt werden, dass das Aper<?u
eine sehr brauchbare, im Hinblicke auf das Verzeichnis der Karten und die
Angabe der Kartenmassstäbe in einem Reiche, das 22,434.392 Quadratkilometer
Fläche umfasst, geradezu grundlegende Arbeit ist, welche das geographisch-histo-
rische, wie das bibliographische Moment glücklich in sich vereinigt. Offenbar
hat aber Baron Kaulbars mit einer so umfangreichen Darstellung russischer geo-
graphischer Arbeiten, wie er sie bief et, den von dem Pariser Congresse entwor-
fenen Rahmen der Einzelndarstellungen überschritten, freilich eher zum Nutzen
als zum Nachtheile der Sache. Ph. Paulitschke.
Asien. .
W. F. Ainsworth, The River Karun, an opening to British
Commerce. London, Allen 1890
In den letsrten Jahren sind auffallender Weise rasch nacheinander mehrere
Keisewerke über Persien erschienen, die sich sämmtlich auf Erfahrungen be-
ziehen, die vor vielen Jahrzehnten gesammelt wurden. Hieher gehören vor
Allem Sir Henry Layards »Early Adventures in Persia« und Ainsworth's
»Personal Narrative of the Euphrates Expedition«, beides Namen, die in der
Erforschungsgeschichte Persiens einen guten Klang haben. Layard bietet als
Ersatz für geographische Neuigkeiten die Erzählung hochromantischer Erlebnisse
in fesselnder Form; das Gegentheil muss leider von Ainsworth gesagt werden,
dessen zweibändiges Werk altbekannte oder interesselose Dinge in weitschweifiger
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ermüdender Tagebuchform erzählt, unteimischt mit nicht immer ganz kritischen' '
historischen Excursen. Ainsworth hat nun seinem grösseren Werke ein hand-
sames kleines Büchlein folgen lassen, welches durch seinen Titel, durch die
Vorrede und durch die Widmung an Lord Salisbury deutlich seinen Zweck zu
erkennen gibt, das englische Publicum thunlicbst genau über den Karun und
seine Bedeutung zu unterrichten.
Das Buch zerßillt in drei Theile. Der erste schildert sehr ausführlich
den Unterlauf des Karun und seine Umgebung; nur wenige Seiten sind dem
Oberlaufe des Flusses gewidmet. Diese Partie deckt sich So ziemlich mit den
betreffenden Capiteln in dem grösseren Werke und enthält fast lauter Dinge,
die mit der commerciellen und technischen Seite der Karunfrage absolut nichts
zu thun haben. Die wichtigen neueren Beschreibungen von Muhamra, die wir
nautischen und Consulats-Berichten verdanken, sind dem Verfasser unbekannt
geblieben.
Der zweite Hauptabschnitt des Werkchens schildert die Bergpässe von
Luristan. Hier ist der Verfasser ganz auf -die Literatur angewiesen, die er
aber leider recht wenig kennt. So sind ihm Houtum-Schindler's grundlegende
Arbeiten, soweit sie in deutscher Sprache geschrieben sind, unbekannt geblieben,
desgleichen die Haussknechrsche Karte, von älteren Arbeiten zu geschweigen.
Aber selbst auf Grund des unvollständigen Materials, das Ainsworth vorlag,
hätte denn doch eine ganz andere Karte zu Stande kommen müssen, als das
Monstrum, welches dem Buche beigegeben ist und das selbst gegenüber
Layardi erster Kartenskizze von Chusistan einen Rückschritt bedeutet. Die
Terraindarstellung ist wohl ganz dem Belieben des Zeichners anheimgestellt
geblieben. Nur ein paar drastische Beispiele seien angeführt. Der Elwend
Hegt viele Meilen westlich von Hamadan. und knapp im Westen von Ispahan
erhebt sich ein mächtiger Gebirgsstock, der »Kuh-i Zarre or Zagros«. Vor
dieser Karte sei jeder Leser des Buches ausdrücklich gewarnt. Im Texte hält
sich der Verfasser enge an seine jeweilige Quelle, von Wells übernimmt er
.getreulich alle Irrthümer und die schauderhafte Orthographie — z. B. Goopysseh
für Gäw-i-ptssa. Findet er einen Führer, der klare Darstellung mit richtiger
Beurtheilung persischer Verhältnisse verbindet, wie Colonel Mark Bell, dann '
ist auch Ainsworth lesbar.
Der dritte Abschnitt des Buches handelt über die »commercial prospects«^
<les Karunweges. Die Aufzählung der Landesproducte wäre wohl ganz anders
ausgefallen, wenn der Verfasser Stolze's und Andreas' Schrift, oder selbst nur
-das ein Vierteljahrhundert alte Buch von Polak gekannt hätte. Auch sonder-
bare geologische Dinge bekommen wir zu hören. »Es ist nicht wahrscheinlich,
4ass man ausser Ligniten etwas von Kohle finden wird« und in einer Fussnote
heisst es »Granit und metamorphische Gesteine kommen angeblich im Zagros
vor«, als hätte Loftus nie seinen classischen Aufsatz über die Geologie der
türkisch-persischen Grenzgebiete geschrieben.
Es ist nicht jedermanns Sache, sich aus alten und neuen Zeitschriften
und Büchern die zersphtterte Literatur über den Karun zusammenzusuchen,
deshalb käme gerade jetzt eine sorgfaltige zusammenfassende Schrift über die
Karunfrage zur guten Stunde. Leider erfüllt Ainsworth nicht, was er verspricht
— sein Buch sei aber immerhin als das einzige über den Gegenstand empfohlen.
A, Bodle \
40*
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600
G. Curzon, Russia in Central-Asia in 1^8Ü and the Anglo-
Russian Question. London, Longmans 1869.
Dem Buche von Curzon gegenüber befindet sich der Referent einer
geographischen Zeitschrift in einer gewissen Verlegenheit. Es ist das Werk
eines Politikers, der sich wie Dilke, Froude und Bryce über schwebende poli-
tische Fragen unterrichten will und weite Reisen zu diesem Zwecke nicht scheut.
Der Verfasser erklärt denn auch in der Vorrede ausdrücküch. dass ihm eigene
Anschauung der Zustände in Russisch-Transkaspien Hauptzweck war, im
Uebrigen schildere er das^ was ihn gerade interessirte, ohne irgend einen.
Gegenstand in den Vordergrund zu stellen. Der geographische Inhalt des Buches
geht kaum über den Vortrag hinaus, den Curzon im letzten Winter vor der
Londoner geographischen Gesellschaft hielt.
Und doch wird auch der Geograph sirengster akademischer Observanz
aus Curzon's vorzüglich geschriebenem Werke mancherlei lernen können.
Die Landschaftsschilderungen sind eben so getreu, als anziehend. Ein eigenes
Capitel ist der Entstehungsgeschichte und der Schilderung des Betriebes der
transkaspischen Bahn gewidmet. Merw, Bochara, Samarkand und Taschkend
werden itiit wohltliuender sachlicher Kürze geschildert, ohne dass das subjective
Moment der Reiseerlebnisse aufdringlich in den Vordergrund träte - was bei
der Beschreibung einer Eisenbahnfahrt entschieden ein Zeichen von gutem
Geschmack isr.
Dankenswerth sind die Appendices, die chronologische Uebersicht aller
« wichtigeren Ereignisse in Centraiasien, die auch Afghanistan und Persien mit
einschliesst. Dieselbe beschränkt sich zwar auf Einzel werke, ist aber deshalb
nicht minder willkommen. Gerade selbstständige englische Reisewerke entgehen
uns auf dem Continente leichter, als Aufsätze in Zeitschriften. Von der Haupt-
zierde des Buches haben wir bisher noch nicht gesprochen, von seinem Bilder-
schmuck In dieser Hinsicht kann sich keines von den gegenwärtig vorliegenden
Werken über Russich-Centralasien mit Curzon messen. Die Illustrationen sind
vortrefflich ausgewählt, durchwegs naturgetreu und tadellos ausgeführt.
Den landwirthschafllichen und commerciellen Verhältnissen widmet Curzon
nicht jene Aufmerksamkeit, wie Proskowetz in seinem zu gleicher Zeit er-
schienenen an Details viel reicheren Buche, aber dieselben sind doch in ihren
Grundzügen richtig dargestellt. Auch die Streiflichter auf die Männer, welche
Russisch- Centraiasien begründet haben, sind von Interesse. Skobelew's, Alichanow's
und Komarow's Namen gehören der Geschichte an, wie jene der Conquistadoren
und Annenkow ist einer der grossen Verringerer der Entfernungen auf dem
Erdball, wie Lesseps.
Die rein politischen Schlusscapitel des Buches übergelien wir. sie sind
ziemlich objectiv gehalten, wenn auch ab und zu ein schiefes Urtheil mit unter-
läuft, so besonders bei den Vergleichen mit Indien.
Curzon's Werk verdient als eine ebenso anregende, als angenehme Leetüre
allen jenen empfohlen zu werden, welche sich für die weiten Landstriche im
Osten vom Kaspi interessiren. Auch aus dem vorliegenden Buche geht deutlich
hervor, welch' grossartige Civilisationsarbeit Russland in diesen LandstricliPo
geleistet hat.
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601
Afrika.
Deutsch-Ostafrika. Geographie und Geschichte der Colonie.
Von Brix- Förster, 8", 204 p. Mit einer Karte von Deutsch-
Ostafirüa, Leipzig 1890.
So viel sich auch vom Standpunkte des Reisenden gegen jene Autoren
einwenden lässt, die von der bequemen Studierstube aus überseeische Länder
beschreiben, die sie nie gesehen haben, so ist doch andererseits die Berechtigung
und der praktische Werth kritischer Compilationen nicht abzuleugnen. Durch
solche werden die zerstreuten und oft fragmentarischen Berichte der Reisenden
zu einem Ganzen vereinigt, welches dem Leser ein Bild des Standes unserer
Kenntnis des betreffenden Landes geben kann. Zu diesen Compilationen im
guten Sinne gehört das vorliegende Buch, in welchem Deutsch-Ostafrika, die
Colonie, welche gegenwärtig so grosse Aufmerksamkeit auf sich lenkt, beschrieben
wird. Der Verfasser beginnt mit einer geschichtlichen Einleitung und stellt darin
in lobenswerth objectiver Weise die Entstehung der deutschen Colonie und ihre
Fortentwicklung bis auf das Eingreifen des Hauptmann Wissmann dar. Hier-
auf werden die Greographie, das Klima, die Natur und Bevölkerung der grossen
Colonie im Allgemeinen, sowie der einzelnen Landschaften zwischen Umba und
Rovuma in klarer, sachlicher und sehr übersichtlicher Weise beschrieben.
Allerdings ist das daraus entstehende Bild ungemein lückenhaft, doch erwächst
daraus dem Autor kein Vorwurf, ist doch unser Wissen von Deutsch-Ostafrika
noch sehr beschränkt und fast nur auf die Karawanenstrasse angewiesen
während die für coloniale Zwecke besonders wichtigen Gebirge meist noch
unerforscht sind. Der Verfasser war ofifenbar bestrebt, aus den verschiedenen,
oft unklaren und nicht übereinstimmenden Reiseberichten die Wahrheit heraus-
zufinden, er ist kein grundsätzlicher Schwarzseher, noch weniger aber einer
jener fanatischen Colonialschwärmer, die in ihrer wilden Begeisterung eher
schaden als nützen. Dass er bei seinem vollkommenen Mangel an eigener
Erfahrung in manchen nebensächlichen Gegenständen zeitweise fehlschiesst,
thut dem Werth der Arbeit keinen Eintrag. So behauptet Verfasser (p. 8S)
die arabische Niederlassung Bueni liege »oben«, während sie in Wirklichkeit
am Flusse, also entschieden »unten« gelegen ist. Wie kommt Verfasser (p. 85)
zur Höhenzahl 4^8 m für Mbaramu? Meine Höhenzahl für dieses Dorf lautet
1330 >w, während von der Deckens Lager nicht im Dorfe, sondern am Fusse
des Berges gelegen war. Auf p. 89 wird Magila unrichtig als Herrschersitz
Kibanga's bezeichnet, während derselbe in Handel residirt. Der Vollständig-
keit wegen hätte vielleicht auch ein Abriss der Erforschungsgeschichte Deutscli-
Ostafrika's mit in dem Buche Aufnahme finden können. Einigen Ersatz dafür
gewährt ein Liters tur-VerzeichniSy in welchem alle wichtigeren Publicationen
über das beschriebene Gebiet angeführt sind. —
Eine werthvoUe Beigabe ist die Karte in 1 : 1,000.000, welche übersicht-
Hch und mit weiser Beschränkung der Ortsnamen gehalten ist und recht deutlich
zeigt, wie ungeheuer viel in geographischer Hinsicht hier noch zu thun bleibt.
Im Allgemeinen kann das Buch zur Orientirung über das grosse deutsche
Schutzgebiet, sowie als Nachschlagebuch nur empfohlen werden —
Dr. Oscar Baumann.
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Monatsyersammlung der k. k. geographischen Gesellschaft
am 26. November 1889.
Vorsitzender: Der zweite Vicrepräsident Hofrath 3. R. Ritter Lorenz
vonLiburnau.
Als ordentliche Mitglieder werden aufgenommen*:
Herr Emil Ritter von Arbter, k. u k. General-Major und Director des
k. u. k. militär-geogrnphischen Institutes in Wien.
Herr Dr. Angelo C avazzani, Advokat in Triest.
Herr Dr. Oscar Bau mann hält einen Vortrag, der ein zusammenfassendes
Resume über Dr. Hans Meyer's Expeditionen in Ostafrika bis zu den letzten
eingelangten Nachrichten bringt.
Hierauf berichtet Herr Professor Dr. Paulitschke über den Verlauf des
. Pariser geographischen Congresses. Wir verweisen diesbezüglich auf die Aus-
führungen des Vortragenden auf S. 567 ff. des vorliegenden Doppelheftes .
Ausserordentliche Versammlung der k. k. geographischen
GeseUschaft am 27. November 1889,
abgehallen im Saale des Militär-wissenschaftlichen und Casino- Vereines.
Vorsitzender: Der erste Vicepräsident Hofrath Fr. v. Hauer.
Der Vorsitzende l>egrüsst die zahlreiche Versammlung und spricht dem
Präsidium des MiUtär-wissenschaftlichen und Casino-Vereines den Dank der
Gesellschaft für die Überlassung des Saales aus. Hierauf beglückwünscht er
die kühnen Reisenden Graf Samuel Teleki und Linienschiffsütutenant L. Ritter
von Höhnel zu der erfolgreichen Durchführung ihres grossen Unternehmens,
und theilt mit, dass die k. k. geographische Gesellschaft beide Herren, deren
Namen sich nun in der rühmlichsten Weise denjenigen der verdienstvollsten
Afrikafoi-scher anreihen, zu ihren Ehrenmitgliedern ernannt habe. Er ladet
dann Herrn von Höhnel ein, den von ihm freundlichst zugesagten Vortrag
über seine Reise zu halten.
Herr v, Höhnel hält nun, mit lebhaftem Beifall empfangen, den Vortrag
welchen das vorliegende Heft in erweiterter Form an erster Stelle bringt und
knüpft daran die Demonstration einer grossen Anzahl von ihm selbst aufge-
nommener, mittelst eines von der Firma Wagner, vormals Plössl beigestellten
Sciopticons') auf eine weisse Tafel projicirter, photographischer Bilder, die durch
ihre gelungene Ausführung und glückliche Auswahl in hohem Grade geeignet
waren, die im Vortrage gegebenen Schilderungen zu unterstützen und erst recht
anschaulich zu machen. Grosser Beifall der Versammlung dankte dem Redner
für seinen Vortrag und seine instructiven Demonstrationen.
M Dns elektrische Licht dazu war vermittelst Accumulatoren von der
Firma Siemens & Halske in zuvorkommendster Weise zur V^erfügung gestellt
worden.
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603
Ausserordentliohe und Monats- Versammlung vom 17. De-
oember 1889*).
Vorsitzender: Der zweite Vice-Präsident Hofrath J. R. Ritter Lorenz
von Liburnau.
Der Vorsitzende eröffnet die Versammlung, welche im Sinne der vor
14 Tagen veröffentlichten Ausschreibung eine ausserordentliche Versammlung
mit den Rechten einer Jahresversammlung ist und fQr den Tag einer MoheiIs-
versammlung (nach §.16 der Statuten und §. 45 der Geschäftsordnung) an-
beraumt wurde, und theilt mit, dass der Ausschuss mit Rücksicht auf die vor-
zunehmenden Wahlen beschlossen habe, von einem Vortrage für diefcii^ml
abzusehen.
Als neue ordentliche Mitglieder werden aufgenommen :
1 . Herr Dr. Alexander Bittner, Geolog der k. k. geologischen Reichs-
anstalt in Wien;
2. Herr Michael Vacek, Geolog der k. k. geologischen Reichsanstalt
in Wien;
3. Herr Carl Freiherr von Camerlander, Sectionsgeolog der k. k.
geologischen Reichsanstalt in Wien;
4. Herr Franz Berlyak, Kaufmann und Realitätenbesitzer in Wien;
ö. Herr Marquis Josö de la Gandarä in Wien.
Es wird sodann zu dem einzigen Gegenstande der ausserordentlichen
Versammlung, nämlich den ausgeschriebenen Wahlen tibergegangen. Der Vor-
sitzende constatirt die Beschlussfähigkeit der Versammlung (Zahl der An-
wesenden in diesem Augenblicke 122) und gibt hierauf den von dem Aus-
schüsse beschlossenen Walilvorgang bekannt. Darnach erhält jedes der Wil-
glieder beim Eintritte drei abgestempelte Wahlzettel ohne votge-
druckte oder vorgeschriebene Namen, u. z.
a) einen gelben für die Wahl des Präsidenten.
b) einen rothen für die Wahl eines Vicepräsidenten, wenn eine solche
nothwendig wird,
c; einen blauen für die Wahl eines Ausschussmitgliedes, und ausserdem
einen gedruckten Wahlvorschlag mit den Namen der vom Ausschusse zur Wahl
empfohlenen Herren: Hofrath von Hauer für die Stelle des Präsidenten, Ge-
neral von Arbter für jene eines Vice- Präsidenten und Linienschiffs-CapiMn
von Lehnert als Ausschussmitglied.
In Bezug auf den ursprünglich zur Wahl in den Ausschuss vorgeschla-
genen Herrn Dr.Oskar Baumann theilt der Vorsitzende mit, dass derselbe in
Folge seiner im letzten Augenblick erfolgten Berufung nach Deutsch-Ost- Afrika
gebeten habe, von seiner Persönlichkeit abzusehen, und dass der Aussei luss
an seiner statt Herrn Linienschiffs-Capitän Josef von Lehnert empfehle.
Was den von anderer Seite vertheilten Wahlvorschlag betrifft, so sei mn.
an den Vorsitzenden gerichtetes Sclireiben von Herrn Professor S u e s s eingelangt
Der Ausschuss habe es nämlich für passend und seiner Werthschätzunp für
Herrn Professor Suess entsprechend gefunden, ihm seinen Wahlvorschlag mit
♦) Die Berichte über die Reden stammen durchaus von
den Rednern selbst. (Anm. d. ReU.j
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604
einem speciellen Schreiben zu übersenden, worin die Hoffnung ausgesprochen
wird, dass er, nachdem es dem Ausschusse nicht gelungen ist, mit ihm zu
einer Verständigung tiber eine eventuelle Wiederwahl zu kommen, wenigstens
den nun gemachten Vorschlag billigen möge.
Der General-Secretär verliest sodann die erwähnte, Sonntag den 15.
d. M., eingelaufene Zuschrift des Herrn Professor Suess. Der Brief lautet:
.Wien, 14. December 1889.
Hochgeehrter Herr Hofrath!
Aus den Zeitungen und aus einem mir heute zugekommenen Circulare
ersehe ich, dass eine Anzahl hochachtbarer Mitglieder der k. k. geographi-
schen Gesellschaft beabsichtigt, mich neuerdings zum Präsidenten dieser ge-
ehrten Gesellschaft zu erwählen. Sie kennen, Herr Hofrath, die Umstände,
welche mich veranlasst haben, nach meiner ersten Wahl schon in der ersten
Ausschusssitzung diese Ehrenstelle niederzulegen. Die Zusammensetzung
des Ausschusses ist aber heute dieselbe und icli müsste im Fa'le meiner
Wiederwahl befürchten, bei der ersten neuerlichen Berathung des Ausschusses
sofort wieder jenen selben Schwierigkeiten zu begegnen, welche nach meiner
Ansicht einer schwunghaften und nach grossen Zielen strebenden Thätigkeit
der k. k. geographischen Gesellschaft entgegenstehen. Die Voraussetzung einer
solchen Thätigkeit ist, dass ein offenes von gegenseitigem Vertrauen be-
herrschtes, harmonisches Verhältniss zwischen dem Präsidenten und der
Majorität des Ausschusses bestehe. Ohne ein solches ist jede Initiative ge-
lähmt. Da ich mit Bedauern erfahren habe, dass ich bei der dermaligen
Majorität des Ausschusses auf ein solches harmonisches Zusammenwirken
nicht rechnen darf, bin ich auch unter den heutigen Verhältnissen nicht in
der I^ge, eine etwaige abermalige Wahl zum Präsidenten anzunehmen.
Ich bitte, diese Zeilen gütigst zur Kenntniss der geehrten k. k. geographi-
schen Gesellschaft zu bringen und ich übersende unter Einem eine Abschrift
derselben Herrn C. A. Artaria, als den ersten Unterzeichner des heute er-
haltenen Circulares.
Genehmigen Sie, Herr Hofrath, die Ausdrücke der vollsten Hochachtung
Ihr ganz ergebener
E. Suess m. p.
Herrn Herrn J. R. Lorenz, k. k Hofrath, Vice-Präsident der k. k. geo-
graphischen Gesellschaft etc. etc
Wien.«
Es wird hierauf im Sinne des §. 46 der Geschäftsordnung von der Ver-
sammlung die Wahl der Scrutatoren vorgenommen. Es erscheinen durch Accla-
mation gewählt die Herren:
Eugen Freiherr von Poche,
Dr. August Böhm, und
Dr. Oskar Baumann.
Was den Wahlact selbst betrifft, so - fährt der Vorsitzende fort — sei
zunächst der Präsident zu wählen. Darauf werde die Versammlung für die
Dauer des Scrutiniums unterbrochen und nach diesem sofort das Resultat der
Wahl bekanntgegeben werden. Falls diese auf den vom Ausschusse empfohlenen
bisherigen Vice-Präsidenten Hofrath von Hauer entfalle, so dass dadurch die
Stelle eines Vice-Präsidenten erledigt würde, so solle nach Wiederaufnahme der
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605
Sitzung die Wahl eines Vice-Präsidenten und eines Ausschussmitgliedes vor-
genommen werden, darauf abermals das Scrutinium und nach Beendigung des-
selben die Bekanntgabe des Resultates erfolgen.
Es melden sich hierauf aus der Versammlung zum Worte die Herren
C. A. A r t a r i a und Sectionsrath J e 1 1 e 1.
C. Aug. Artaria knüpft an die Verlesung der von Prof. Suess einge-
langten Zuschrift mit der Bemerkung an, dass an ihn als ersten Unterzeichner
eines diesbezüglichen Circulares in Folge des alphabetischen Vorrechtes mit
der Abschrift oberwähnten Schreibens ein kurzer Begleitbrief von Prof. Suess
gelangt sei, welcher über die Nichtannahme der Präsidentenwürde sich darin
nicht speciell ausspreche. — Aus der vom Herrn Vorsitzenden verlesenen Be-
merkung des genannten Gelehrten, dass derselbe »unter den heutigen
Verhältnissen« nicht in der Lage sei, eine auf ihn fallende Wahl anzunehmen,
gehe keineswegs hervor, dass er überhaupt abgeneigt sei, seine Dienste der
Gesellschaft zu widmen.
Der Redner bittet die Versammlung zu beachten, dass die Wahl von
Prof. Suess am 20. März fast einstimmig erfolgt sei, und dass derselbe seine
Würde in Folge von Differenzen mit einem Ausschusse niederlegte, welcher
nur zum kleineren Theile aus einstimmig gewählten Mitgliedern und der Mehr-
zahl nach aus Herren bestanden habe, welche erst nach lebhaftem Wahlkampfe
mit nur wenigen Stimmen Majorität gewählt worden seien, für welche Be-
hauptung der Redner den ziffermässigen Beleg beibringt. Unter solchen
Verhältnissen habe sich die damalige Ausschussmajorität eigentlich mit der in
der Wahl von Prof. Suess manifestirten Willensmeinung der General-Versammlung
vom 26. März in Widerspruch gesetzt und es dürfte unter den heutigen Ver-
hältnissen die Wiederwahl desselben die Richtung bezeichnen, in welcher sich
die Lösung der aufgetauchten Schwierigkeiten zu bewegen hätte.
Wohl im Namen aller anwesenden Gesinnungsgenossen und in speciellem
Auftrage seiner engeren Freunde gibt der Redner die ausdrückliche Erklärung
ab, dass es niemandem einfalle, gegen die allseits auch wegen ihrer hervor-
ragenden wissenschaftlichen Bedeutung hochverehrte Person des vom Ausschusse
vorgeschlagenen Candidaten, Hofrath von Hauer, irgendwie Einsprache zu er-
heben und dass bei der Nothwendigkeit einer Neuwahl demselben wohl alle
Mitglieder ihre Stimmen geben würden.
Es handle sich aber im vorliegenden Falle nicht um eine Neuwahl;
der im Frühjahre fast einstimmig gewählte Präsident möge von der heutigen
Versammlung einfach wieder berufen und in der Präsidenten würde gleichsam
bestätigt werden.
Der Bedner empfiehlt daher die Wiederwahl von Prof. Suess und
theilt nur kurz mit. dass seinen Gesinnungsgenossen eine grosse Anzahl von
Zustimmungserklärungen (über 90 und nur 4 gegnerische Aeusserungen) von
hochachtbaren auswärtigen Mitgliedern mit der gleichen Forderung zugekommen
seien. Einem eventuellen Votum der Versammlung und den verhältnismässig sehr
zahlreichen Erklärungen auswärtiger Mitglieder werde der Ausschuss dann
wohl Rechnung tragen und durch seinen Rücktritt die Bildung eines neuen
Ausschusses ermöglichen (mehrfacher lebhafter Widerspruch), in welchem alle
zur Mitwirkung berufenen Factoren vertreten sein sollen — Der Redner bittet
an der Wiederwahl von Prof. Suess festzuhalten.
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()06
Sectionsrath Jottel ergreift das Wert und bemerkt, dass der Aus-
schuss bisher nicht die üeberzeugung gewonnen habe, er besitze nicht mehr
das Vertrauen der Mehrheit der Mitglieder, und dass sich derselbe daher auch nicht
für berechtigt halte, die ihm in der letzten Jahresversammlung übertragenen
Mandate zurückzulegen. Redner stehe den Bestrebungen nach einer regeren
Thätigkeit in der Gesellschaft sympathisch gegenüber, er vermöge aber die Mittel,
welche von den Gegnern des Ausschusses angewendet wurden, nicht zu billigen.
Die Anschuldigungen, welche Ijezüglich des Wahlvorganges bei der letzten
Jahresversammlung erhoben wurden, seien unbegründet ; thatsächlich seien zwei
der Unterzeichner des gegnerischen Wahlaufrufes auf Ginind dieses von ihnen
bekämpften Wahlactes in den Ausschuss eingetreten und aus demselben erst
nach der Resignation des Präsidenten ausgeschieden. Ebenso sei es nicht richtig,
wenn behauptet wird, dass vielmehr der gegenwärtig fungierende Ausschuss
grösstentheils nur mit geringer Majorität aus den Wahlen hervorgegangen sei ;
es verdiene bemerkt zu werden, dass gerade zwei auf dem gegnerischen Wahl-
aufrufe unterzeichnete Herren nur eine, beziehungsweise vier Stimmen über
die absolute Stimmenmehrheit erhielten.
Was die s. Z. in den > Mittheilungen« veröffentlichte Darstellung der
Vorgänge in der Ausschusssitzung vom 16. April anbelangt, welche als nicht
in allen Punkten richtig bezeichnet wird, so beruhe dieselbe auf stenographischen
Aufzeichnungen, welche Redner während der Sitzung gemacht habe. Die
Differenzen, welche sich in jener Sitzung zwischen dem Präsidenten und der
Mehrheit des Ausschusses ergaben, seien nach der Ansicht des Hedners auf
ein gegenseitiges Misstrauen zurücltzuführen. Der Ausschuss sei von der Meinung
ausgegangen, dass der Präsident nur deshalb gewünscht habe, die Stelle eines
Generalsecretärs für einige Zeit unbesetzt zu lassen, um dieselbe einer Person -
liclikeit zu reserviren, welche der Ausschuss nicht acceptiren könne.
Redner bedauert lebhaft die Erörterung der inneren Angelegenheiten der
Gesellschaft in den Tagesblättern. Die Gegner des Ausschusses hätten damit der
Gesellschaft mehr Schaden zugefügt, als sie wieder gut machen können. Redner
fordert dieselben auf, die leidigen Personen fragen aus dem Spiele zu lassen und
dem Ausschusse zu einträchtiger, fruchtbringender Arbeit die Hand zu reichen.
Herr Professor Doli bittet, gleich zur Wahl zu schreiten.
Es sind noch Herr Professor Penck und Herr Oberbergrath Tietze
zum Worte gemeldet.
Es wird Schluss der Debatte beantragt und mit grosser Majorität an-
genommen.
Prof. Penck stimmt den Darlegungen von Herrn Dr. Jettel insofeme bei,
als auch er wünscht, dass sich alle die Kreise zusammenschliessen möchten,
welche die geographische Gesellscliaft fördern wollen, vermag aber dem
sonstigen Inhalte jener Auseinandersetzungen nicht beizupflichten. Er will die
Anwesenden nicht mit der Erörterung persönlicher Angelegenheiten be-
helligen, sondern lediglich auf einige von Herrn Jettel berührte Punkte hin-
sichtlich der Thätigkeit von Prof. Suess zurückkcmmen. Er tritt zunächst der
Behauptung entgegen, dass geleg.entlich der Wahlen im März es der Ausschuss
gewesen sei. welcher zuerst die Candidatur von Prof. Suess aufgestellt habe,
indem er auf einen Brief von Prof Suess an den damaligen 1. Vicepräsidenten
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GOT
der Gesellschaft hinweist, in welchem Prof. Suess erklärt, erst durch die ge-
druckten Wahlvorschläge des Ausschusses von seiner Can'didatur seitens des
Ausschusses Kenntnis erhalten zn haben, und eine auf Grund der Ausschuss-
liste, welche * einen so bedeutenden Gelehrten von europäischem Rufe, wie
Hann bei Seite setze, vollzogene Wahl dankend ablehnen müsse.
Von diesem vor der Jahresversammlung eingelangten Schreiben hat der
Ausschuss der Gesellschaft nicht Kenntnis gegeben, und auch nicht die Can-
didatur von Prof. Suess zurückgezogen, so dass Prof. Suess von allen Den-
jenigen, welche der Ausschussliste zustimmten, wider seinen Willen gewählt
wurde. Diese Ausschussliste ist aber in der Wahl vom 26 März nicht durch-
gegangen, und Prof. Suess liess sich bewegen, nachdem ihm seitens des Herrn
Vi<:epräsidenten volle Unterstützung zugesagt worden war, das Präsidium zu
übernehmen.
Es sei nunTsu erwarten gewesen, dass auch die Majorität des Ausschusses
Prof. Suess unterstützen werde. Aber das Gegentheil ist geschehen, wie der
Verlauf der Ausschusssitzung vom 16. April lehre. Herr Dr. Jettel habe die
verschiedenen Darstellungen über die Vorgänge in jener Sitzung durch die
Annahme zu erklären gesucht, dass die eine nicht vom Ausschusse herrührende
V2 Jahr nach der Sitzung verfasst sei. Prof. Penck erklärt, in jener Sitzung
offidell mit der Protokollführung betraut gewesen zu sein und dass sein Pro-
tokollln den Händen der Gesellschaft sich befinde, und dass er unmittelbar
nach der Sitzung sich den Verlauf derselben conform jenem Protokolle wie i er
zu Papier gebracht habe. Wie wenig zuverlässhch die Darstellung des Aus-
schusses über jene Sitzung sei, erhelle daraus, dass dieselbe die Angelegenheit
der Einberufung eines Ersatzmannes verschwiegen habe. Letztere sei nöthig ge-
worden,* weil der Ausschuss in die von ihm aufgestellte Liste eine hochangesehene
Persönlichkeit gegen deren ausdHlck liehen Wunsch aufgenommen habe. Prof.
Suess habe zu Protokoll gegeben, dass die Einberufung in der Weise,
wie sie erfolgte gegen die Geschäftsordnung sei. Weiter gibt Prof. Penck
seiner Verwunderung über die eigenthünriiche Stilisierung eines vom Aus-
schusse verschickten Circulares Ausdruck, in welchem der Ausschuss sich
rühme, Dr. Rodler zu geringeren Bezügen angestellt zu haben, als dies von
Prof. Suess vorgeschlagen gewesen sei. Es hätte da doch zugleich hervorge-
hoben wenden müssen, dass der Ausschuss auch weniger von Dr. Rodler
verlangt habe; es scheine der Ausschuss ganz* zu vergessen, dass er nur
durch ein besonderes Entgegenkommen von Prof. Suess in die Lage versetzt
worden sei, Dr. Rodler zu gewinnen, nachdem Prof. Suess diesem seinem
Assistenten gestattet habe, eine sehr zeitraubende Nebenarbeit zu übernehmen.
Herr Dr. Jeitel, schliesst Prof. Penck, habe das Verhalten des Ausschusses
gegenüber Prof. Suess damit motiviert, dass man sich gefürchtet habe, es sei
Prof., Suess nur der Vorhang, hinter welchem sich eine bestimmte Per-
sönlichkeit verstecke. Mit dieser Persönlichkeit könne nur er, der Redner ge-
meint sein, er erklärt mit Nachdruck, für seine Bestrebungen keinen Vorhang
zu brauchen.
Oberbergrath Tietze hat noch das Wort Er erwidert auf einige der
von Prof. Penck angebrachten Bemerkungen und ei wähnt, dass von Seiten
des Herrn Prof. Hajin ein Schreiben vorliege, aus welchem hervorgeht, dass
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die zu grosse Entfernung der (auf der hohen Warte gelegenen) Wohnung des
letzteren von dem Locale der Gesellschaft Herrn Hann bestimmte, auf seinen
Platz im Ausschusse zu verzichten. Der Ausschuss habe einfach dieser Erklärung
Rechnung getragen, als er im März dieses Jahres Herrn Hofrath' Hann nicht
mehr zur Wiederwahl candidirte. Auf eine Animosität gegen den erwähnten
hochberühmten Gelehrten könne man daraus doch nicht schliessen.
Was ferner den Vorwurf anlange, man habe in der Sitzung, welcher
Herr Prof. Suess präsidirte, dem Präsidenten durch geschäftsordnungswidriges
Vorgehen Opposition gemacht, so erinnert Dr. Tietze daran, dass vor Allem
von anderer Seite dem Ausschusse eine Ausserachtlassung -nicht allein der
Geschäftsordnung des Ausschusses, sondern sogar der Statuten der Ges<illschaft
zugemuthet worden sei, und zwar gerade in der Frage, die den Hauptdifferenzpunkt
zwischen Prof. Suess und dem Ausschusse bildete. Viele Stellen der Geschäfts-
ordnung, insbesondere'der §. 25, sodann aber auch §. 20 der Statuten setzen die
Existenz und somit die Wahl eines Generalsecretärs seitens des Ausschusses voraus.
Wenn der Ausschuss auch allenfalls das Recht habe seine eigene Geschäftsordnung
nach Belieben zu interpretiren, so sei dies nicht der Fall bei den Statuten.' Wenn
man also dem Vorschlage des Herrn Prof. Suess »für etliche Zeit keinen General-
secretär zu wählen« nicht zugestimmt habe, so habe der Ausschuss glauben
dürfen, sein Vorgehen werde nicht übelgenommen werden. Auch sei aus-
drücklich betont worden, dass 'die Wahl öines Generalsecretärs zunächst nur
provisorisch erfolge und dass damit einer späteren eventuellen Aenderung unserer
Organisation keineswegs vorgegriffen werden solle. Man habe aber unmöglich
die einmal bestehende Organisation der Gesellschaft aufgeben können, ehe für
jene Aenderungen, welche Prof. Suess wünschte, die Möglichkeit des Vollzugs
geschaffen gewesen wäre.
Der Vorsitzende ergreift zum Schlüsse noch das Wort, damit nichts von
alledem, was dem Ausschusse vorgeworfen werde, unaufgeklärt bleibe. Es sei
wiederholt behauptet worden, Herr Prof. Sues^s sei bei allen seinen Vor-
schlägen einer geschlossenen Opposition begegnet. Worin diese Opposition be-
stand, haben Herr Dr. Jettel und Herr Oberbergrath Tietze bezüglich der
meisten Punkte schon dargelegt. Es bleibe aber noch ein Punkt zu beiMJhren.
Dem Herrn Prof. Suess sei u. zw. in der Hauptsache gewiss mft Recht, besonders
daran gelegen gewesen, dass die geographische Gesellschaft nebst der Ehren-
stelle eines Generalsecretärs auch eine bezahlte und daher streng zu ver-
pflichtende tüchtige Arbeitskraft haben müsse, welcher vor allem die Redaction
der Mittheilungen und überhaupt jede eigentliche fachliche Arbeit obliege. Die
betreffende Persönlirhkeit müsste daher jedenfalls Fachmann sein und würde
durch ihre Leistungen Gelegenheit haben, sich auszuzeichnen und eventuell
für ihre weitere äussere Stellung Nutzen zu ziehen. Dagegen habe sich nichts
einwenden lassen und der Ausschuss sei im vorhinein entschlossen gewesen,
einen derartigen Redacteur zu bestellen. Dagegen also habe es keine Opposition
gegeben. Herr Prof. Suess sei jedoch auch der Ansicht gewesen, demselben
Fachmanne die sämmtliclien administrativen Geschäfte, welche bisher von
anderen bezahlten Persönliclikeiten besorgt wurden, zu über:ragen, so dass
die bisher zur Entlohnung der ebengenannten Hilfskräfte verwendeten Beträge
zur Erhöhung des Gehaltes für den Fachmann hätten •verwendet werden
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609
können. Der Letztere sollte daher nebst der Redacüon auch insbesondere
folgende Geschäfte übernehmen : Die Bibliotheksangelegenheiten, also die An-
schafTung, den Tausch, die Eintragung und Katalogisirung, das Ausleihen der
Bücher u. s. w , ferner die Aufnahme von Mitgliedern, die Einnahme und Ver-
rechnung der Mitglieder-Beiträge, die ^Manipulation mit der Handkasse, dann
die laufende Correspondepz, die Einladungen, Antworten auf Anfragen u. s. w.
Im Ausschusse sei man nun der Meinung gewesen, dass die Cumulierung all
dieser -Geschäfte auf einen jüngeren Fachmann, der für seine Zukunft zu
arbeiten hätte, sich nidit empfehlen würde, indem derselbe zu sehr von seiner
wissenschaftlichen Thätigkeit abgezogen und binnen kurzem von den admini-
strativen Details erstickt werden würde, ohne dass die Sache dabei gewinnen
könnte. Man habe also die mit diesen Geschäften bereits lange vertrauten
Hilfskräfte nicht entfernen wollen und geglaubt sich darauf beschränken zu
sollen, einen wissenschaftlichen Redacteur zu bestellen, zwar mit etwas
geringeren Bezügen , als Prof. Suess in wohlmeinender Absicht vorgeschlagen
hatte, aber doch auch ohne jene Cumulierung, welche dem Ausschusse be-
denklich erschien. Der Ausschuss habe also ohneweiters aus dem Vorschlage
des Herrn Prof. Suess dasjenige herausgenommen, was ihm als gut erschien,
er habe aber jene ModaUtäten ablehenen zu sollen geglaubt, welche er nicht
für nützlich erkennen konnte. So also habe die Opposition in diesem sehr
wesentlichen Punkte ausgesehen.
Redner erwähnt weiter noch den Vorwurf, dass der Ausschuss in der
ersten, unter dem Vorsitze des Herrn Professor Suess abgehaltenen Sitzung
sieh nicht an sein Statut gehalten" habe. Dieser Vorwurf wäre ganz besonders
bedenklich, wenn er nicht aufgeklärt würde. Es habe sich um die Einbe-
rufung eines Ersatzmannes in don Ausschuss gehandelt. Da nun einer der
ausgezeichnetsten Schüler des Herrn Professor Suess, Herr Dr. Diener, bereits
in der Reihe der gewählten Ersatzmänner gestanden habe, habe man geglaubt.
Herrn Professor Suess ein Entgegenkommen dadurch zu zeigen, dass man
gerade Herrn Dr Diener mit Uebergehung einiger Vordermänner zur Einbe-
rufung in den Ausschuss nominirte. Hiebei sei allerdings übersehen worden,
dass nach §. 15 der Geschäftsordnung, nicht der Statuten, die Ersatzmänner
nicht nach dem Belieben des Ausschusses, sondern nach der Reihenfolge der
auf sie gefallenen Stimraenanzahl einberufen werden sollen. Man sei also
allerdings daran gewesen — in bester Absicht — eine Uncorrectheit zu be-
gehen;'es sei diese jedoch gar nicht zur Realisirung gekommen; denn sobald
der Ausscliuss auf diesen Punkt aufmerksam gemacht war, sei das Versehen
ohne weiters sanirt und zunächst jener Ersatzmann einberufen worden, w--lcher
nach den Satzungen an der Reihe war. Jedenfalls habe aber hierin nicht ein
Z^fichen einer Opposition gegen Herrn Professor Suess gelegen sein können.
Der Vorsitzende glaube daher, dass nach allem, was heute hier über den Vor-
wurf einer geschlossenen Opposition aufklärendes gesagt und nachgewiesen
wurde, der .Ausschuss auch in den Augen derjenigen, welche bisher nicht
näher über die Vorgänge informirt waren, gerechtfertigt erscheinen dürfte.
Es wird hierauf zur Abgabe der Stimmzettel für die Wahl des Präsi-
denten geschritten und nach Beendigung derselben die Versammlung für die
Dauer des ßcrutiniums unterbrochen.
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«10
Dieses ergab 134 giltigfe Stimmzettel Tzwölf Mitglieder waren nach der
Constatirung der BeschlussfShigkeit hinzugekommen), davon entfielen 89 auf
Horrath von Hauer, 4> auf Professor Eduard Su es s. Es erscheint somit Herr
Hufrath von Hauer zum Präsidenten der k. k. geographischeh Gesellschaft
gewählt. - *
Der V o r s i t z e n d e bringt darauf das folgende Scjireiben des Hofrathes von
Hauer zur Verlesung:
„Wien. 16. Dec. 1889.
Hochgeehrter Freund!
In Erwiderung Ihrer Anfrage, erkläre ich mich bereit, die Wahl zum
Präsidenten der k. k. geographischen Gesellschaft, wenn dieselbe auf mich
fallen sollte, anzunehmen.
Hochachtungsvoll
Hauer m. p.*
Nachdem somit durch die Wahl des bisherigen VicerPräsidenten Hofrath
voH Hauer und dessen Erklärung, die Wahl anzunehmen, die Stelle eines
Vice-Präsidenten thatsächlich erledigt erscheint, wird sofort in die Wahl eines
neuen Vice-Präsidenten und eines Ausschussmitgliedes eingegangen.
Während der Abgabe der Stimmzetteln beantragt Herr Professor Pen ck.
die Wahl des Vicepräsidenten und Ausschussmitgliedes durch Acclamation vorzu-
nelimen. denn nachdem die Jahresversammlung Hofrath Ritter von Hauer an
die Spitze der Geseilschaft gestellt habe, dürften wohl auch die meisten ^n-
wosenden Mitglieder in der Wahl von General v. Arbter und Linienschififs-C:\jpi-
liin Lehnert übereiiistimmen. Der Antrag wir'd abgelehnt.
Die Sitzung wird hierauf für die Dauer des Scrutiniums abermals unter-
iirochen und nach beendetem Scrutiniüm neuerdings aufgenommen. Dasselbe
ergab 03 giltige rothe Stimmzettel (für den Vice-Präsidenten) wovon 92 auf
GpTieral von Arbter lauteten, eine auf Oberstlieutenant von Ha radauer.
UTkd 93 giltige blaue Sthnmzettei (für ein Ausschussmandat), wovon 90 auf
LihienschifFs-Capitän von Lehnert, zwei auf Professor Penck, eine auf
A rtaria entfielen.
Nach Bekanntgabe des Wahlresultates und nachdecn beide Herrn erklärt
hatten, die Wahl anzunehmen, schliesst der Vorsitzende die Versammlung.
Vorläufige Anzeige.
Karte der unabhängigen Battak-Lande, auf (irundlage der holländisch-
indischen Karte nach Skizzen und Peilungen der Herren Meissner,
van Mechel und Freiherr von Brenner.
I. 1881 H. Meissner,
II. 1883 H. Meissner und van Mechel,
ni. 1884 H. Meissner,
IV. 1887 Freiherr von Brenner und H. van Mechel,
gearbeitet von Herrn A. van Karaison Landmesser in Deli S.
Herausgegeben von Freiherrn von Brenner. 1: 100.000.
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Die vorstehende Karte wurde der k. k. geographischen Gesellschaft aiu
16. December 1889 als druckreifes Manuscript zur Reproduction übergeben und
wird in einem der nächsten Hefte unserer Mittheilungen erscheinen.
Dieselbe wird nicht verfehlen, ein lebhaftes Interesse zu erwecken, da in
ihr die Resultate der ersten Durchquerung dieser bisher so wenig gekannten
Gebiete zum Ausdrucke gelangen.
Einer uns gütigst von Herrn Baron Brenner zur Verfügung gestellte»
Reise-Skizze entnehmen wir Nachstehendes:
»Die Reise durch die Battak-Lande ging von Sumatra's OstkOste nach
der Westküste der Insel. Sie begann in Deli und endete in Siboga.
Es war die erste Durchquerung der unabhängigen Battakdistricte und di**
erste Kreuzung des Toba-Sees.
Das Battakland bildet ein grosses Hochplateau und ist der Aufstieg m
demselben von Deli ein ziemlich schwieriger.
Der Weg. den ich, begleitet von Herrn van Mechel, nahm, war in grosspn
Zügen folgender:
Der Ausgangspunkt war in Deli-Becaia, von hier ging es am Fussfi
des noch thätigen Vulcanes Si Baijak vorüber, nach dem bereits auf der Hoch-
ebene gelegenen ßerastagi und Kaban Djahe. Nach längerem Aufenthalte da-
selbst kamen wir über Buluch Duri am Fusse des Vulcanes Si Nabun nm h
Kota Buluh, in dessen Nähe sich Goldfelder befinden, welche wir besucliU^n,
Nach Kaban Djahe zurückgekehrt, untersuchten wir das Terrain hts
Pengambatan am bee auf zwei Wegen, besuchten Si Braija und passirten d*'U
Hundsfluss (Lau Bijang). Von Pengambatan aus bestiegen wir den TalK^^k
Benua, von welchem wir einen herrlichen Blick auf den Toba-See hatten ubiI
daher in der Lage waren, eine Reihe günstiger Peilungen vorzunehmen.
In Negori sollten wir unsere Reise über den See antreten.
Auf dem Wege dahin kamen wir an den Quellen des Hundsflusses vor-
über. In einem Baumstammboote ruderten wir nach der grossen Toba-luse],
an deren nördlicher Spitze wir zwei kleine Inseln vorgelegt fanden, weif ho
einem späteren Reisenden als gute Peilungspunkte dienen könnten. Wir konnli Ji
des schlechten Wetters wegen nicht anlegen. Ich nannte die Inseln nachträglich
meiner Frau zu Ehren Maja-Inseln. In Ambarita landeten wir zuerst auf rlrr
Insel und besuchten dann nach einigem Verweilen das ausgedehnte, mächtige
und feindselige Lotong, wo wir gefangen genommen wurden.
Wieder frei, verschlug uns ein Wetter an die Küste des Rajalandes na- Ji
Gop Gopang und Djongi ni Hutta. Hierauf landeten wir noch einmal in Sa-
mosir auf der Insel und betraten schliesslich, nachdem wir noch das westliche
Seebecken durchkreuzt, in Baiige, von wo der Weg nach Siboga führt,
holländisches Gebiet.«
Bis zum nördlichen Ufer des Toba-Sees ist das den hier angegebenen
Routen zunächst liegende, theilweise auch ein sich darüber hinaus ausdehuendeü
Gebiet, nicht nur was Flussnetz, Communicationen und bewohnte Orte, sowie
Grenzen betrifft, genau ausgeführt, sondern es ist auch das Terrain dur( h
Formschichten in sehr anschaulicher Weise wiedergegeben. Von hier ab, wu
nur mehr einzelne Peilungen vorgenommen werden konnten, sind nur mehr dia
Ufer- und Insel-Contouren, dann die Lage der zunächst befindlichen Orte ohntf
Terrain bestimmt.
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612
Ausser den Skizzen und Peilungen, die Freiherr von Brenner und H.
vati Meuhel 1S87 ausführten, wurden auch jene von Meissner und Mechel (1881,
l^B'd und 1884), dann die holländisch- indische Karte benützt, wie dies 'schon
der Titel besagt. Die Karte ist mit sehr grossem Fleisse ausgeführt und ge-
stattet ihre klare, kräftige und dabei doch sehr scharfe Zeichnung, jene direcie
Verkleinerung, welche nothwendig erscheint, um sie dem Formate unserer Mit-
theilungen einzufügen.
Jedenfalls bringt sie, besonders was die Terrainconfiguration der noch
30 wenig gekannten Battak-Lande, dann die Uferlinien des Toba-Sees und seiner
Inseln, sammt den anliegenden Orten betrifft, neue, sehr erwünschte Aufschlüsse.
Wir können es daher nur mit aufrichtiger Freude besrrüssen, dass Herr
BaroD Brenner so freundlich war, auf eine diesfällig gestellte Bitte uns gütigst
feinen Vortrag über diese interessante iieise in baldige Aussicht zu stellen.
Ob^mtlieutenant von Huradauer.
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Inhalts- Verzeichnis des XXX II. Bandes (Jahrgang 1889).
GesellschaftB- Angelegenheiten.
-Seita
Trauerkund^bungen der k. k. geographischen Gesellschaft 3
Ausserordentliche Versammlung der k. k. geographischen (jesellschaft 3
Monatsversamnilung der k. k. geographischen Gresellschaft am 29. Jänner 128
Monatsversammlung der k. k. geographischen Gesellschaft am 26. Februar 128
Verzeichnis der Mi^lieder der k. k. geograpTiischen Gesellschaft in Wien.
nach dem Stande vom 15. März 1889 128
An die Mitglieder der k. k. geographischen Gresellschaft 177
Jahresbericht des Präsidenten der k. k. geographischen Gesellschaft fllr
das Jahr 1888 217
Bericht über die mneren Angelegenheiten der k. k. geographischen Gesell-
schaft im Jahre 1888, erstattet vom General- Secretär Dr. Franz R.
V. Lemonnier 218
Bericht über den Stlmd der Bibliothek im Jahre 1888, erstattet vom
Bibliothekar Oberstlieutenant v. Haradauer L^20
Rechnungsabschloss für das Jahr 1888 2ä\
Bericht des Cassiers pro 18Ö8 22il
Jahresversammlung der k. k, geographischen Gesellschaft am 20. März
1889 '. . Sf54
Monatsversammlung der k. k. geographischen Gesellschaft am 26. April
1889 . . " 255
Verzeichnis der im Jahre 188S in der Bibliothek der Gesellschaft zuge-
wachsenen Einzelwerke . . . * " ^liti
Vorgänge in der Gesellschaft 330
Vorgänge in der Gesellschaft - • 395
Monats Versammlung der k. k. geographischen Gesellschaft am 29. October dH2
Monatsversammlung der k. Jt. geographischen Gesellschaft am 26. No-
vember . * . . . . Gk^J
Ausserordentliche Versammlung der k. k. geographischen Gesellschaft
am 27. November 002
Ausserordenthche und Monatsversammlung der k. k. geographischen Ge-
sellschaft am 17. December ^>ä
Europa.
Abhandlungen.
Die unterirdischen Flussläufe von Innerkrain. — Das Flussgebiet der
Laibach. Von Wilhelm Pjitick - 57
Die Kronprinz Rudolf-Grotte im Küstenlande. Von Wilhelm Putick . 74
Das Popovo polje in dßr Hercegovina. Von Max Groller v. Mildensee tiO
Hitth. d. k. k. Geogr. Ges. 1B89 11 u. 18. 41
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Seite
2wei Höhenschichtenkarten von Frankreich. Von Anton S t ein-
hau ser . ." . . . . . . 114
Die kliniatischen Verhältnisse des Herzogthums Schlesien. (Zweiter Theil.)
^'on Carl Kolben h eye r . , • • • . • • l^
Die CTebirgssysteme der Balkan-Halbinsel. Von Ch. Rilter v. Steele. Mit
Tafel X * ... . . . 257
Die klimatischen Verhältnisse des Herzogthums Schlesien. (Schluss ) Von
Carl Kolbenheyer. Mit Tafeln XI— XIX 270
Zur Hvl^sometrie des südtirolischen Hochlandes und der. Venetianer-
Alpen. Von Dr. Carl Diener ... . " 338
Brii^cius- Eine historische Freske aus den Goldtauern. Von Dr. Fritz
Pit:hler • •• 356
Die Trias der Schulkarten von Nied^rösterreich. Von Anton Stein-
hauser .... 382
Der westliche Theil des illyrischen Gebirgslandes. Von L. B. B . . 416
Zur historischen Geographie des Scliwarzen Meeres Von Eugen Gel eich 430
Montenegro. Von Carl Kandelsdorfer. Mit Tafel XXII . 493
Firn- und Gletscherbildungen in den Sextener Dolomiten. Vo»Dr. Carl
Diener. Mit einer zinkographirten Skizze . 515
Geographischer Monatsbericht.
Die Bifinens^hiffahrt in Frankreich 4(5
Die Dif'hte der Eisenbahnen in Europa . . . .... 48
Aaa Ixjndon ... 320
,Aus Pelprsburg 320
Das Petroleumvorkommen am Tegernsee 386
Die Ablagerungen am Boden der tiefsten Stelle des Königsees . . . 387
Erdbeben im \ogtland .*...... 387
Gewidjt und Werth des Londoner Rauches . . 387
Neue Lehrkanzel für Geographie in Ungarn' 388
I»ie Volkszählung in Griechenland . . 584
Alte Gletscherspuren im Central-Apennin 584
Geographische Literatur.
Generalkarte von Mittel-Europa im Masse von 1 : 200.000. Hera'lisgegeben
vom k. k. militär-geographischen Institute in Wien. 260 Blätter
ä *y) kr. (auf Ltcinen gespannt 1 fl.). Wien, R. Lechner General-
Depot des militär-geographischen Institutes Bespr. von LeMonnier 118
Gimino- Lettere Istriane. L'Istria. Parenzo, Jahrg. VIII. Nr 371. 3, 5.
Bespr. von E. G. . . ...... 120
Bosnit'n und die Herzegowina. Reisebilder und Studien von Johann
V Asboth (Sections-Rath a. D. im Ministerium des Aeussera, Mit-
glied des ungarischen Reichstages). Mit 37 ganzseitigen und 175
Texi-IUustrationen nach Aufnahmen des k. k. Oberlieutenants C. Mien-
zM„ Original -Photographien der Kunsthandlung Königsberger in
J^ernjewo u. A., sowie 1 historischen und 3 statistischen Karten und
Taltellen Wien 1888 bei Alfred Holder '. 121
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m
Seit»
Die Länder Oestefreich-Ungarns in Wort und Bild. Herausgegeben von
Prof. Dr. Frie'drich Umlauft. 15. Band: Bosnien und die Herze-
gowina. Dargestellt von Dr. Moriz Hoernes 123
Chronik der Stadt Stuttgart. Von Dr. Julius Hartmann. Bespr. von
C. V. H S45
Las Baleares. (Die Balearen in Wort und Bild geschildert) Version Ca-
stellana de D. Santiago PalacicC Bespr. von Ph. Paulitschke 245
Simony F.. Das Dachsteingebiet I. Bespr. von AugustBöhm . . 1}VA
Geikie A., The History of Volcanic Action during the Tertiary Pemd
in the Britisch Isles. Bespr. von A. Rodler . .• . . . . 311
Marchesetti Carlo, Ricerch preistoriche nelle paverne di S. Canziano.
Bespr. von E, Gel eich . . ... 480
Gel eich G.. Storia documentata della marinerezza bocchese. Bespr. von
E. Gelcich ... 480
Tomasin P., Die Volksstämnie im Gebiete von Triest und in Istrien.
Bespr. von E. Gelcich • . . . . 481
Dr. Eduard Richter, Die Gletscher der Ostalpen. Bespr. von Georg
Geyer . ". . . . 'ilSi
Neue Schriften über das Küstenland und Dalmatien. Bespr. von E.
GelcicTi * -524
Asien.
Abhandlungen.
Die Nikobareninsel und ihre Bewohner. Von Dr. S. Svoboda . . . ÖS
.Hongkong, Canton- und Macao. Von Dr. S. Svoboda 444
Die Bergstämme der Insel Negros (Philippinen). Von Ferdinand
Blumentritt 508
Geographischer Monatsbericht.
Der Handel Persiens 49
Russische Forschungen im Pamir 50
Siam .' .... 51
Das Fehlen des gemeinen Eichhörnchens im Kaukasus 321
Neues aus Persien ... . 3:^1
Geschichte der Eisenbahnen in China . 3äl
Eine eigenthümliche Erderschütterung in Tokio .... >88
Die Bore des Tsien-tang-kiaiig 3S8
Eröffnung des Jang-tse-kiäng für die englische Schiffahrt . . . ^<$
Die Edelsteingewinnung auf Ceylon .... 3SS
Neue Reisen in Asien 489
Der Suramtunnel * 481^
Zustände auf Cypern • 489
Neuer Handelsweg in Tonkin 490
Die Oelfelder von Birma 490
Geologisches von den Sundainsein 490
Cypern .^ • . . . 58ü
41*
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Seite
Die russische Expedition nach Tibet . '. * 587
Prähistorische Funde in der Mandschurei T .... 588
Daiuvergne's Reise • 588
Formoaa . . * .589
Geographische Literatur.
Bornea, Entdeckungsreisen und Untewuchungen. Gegenwärtiger Stand
der geologischen Kenntnisse. Verbreitung^der nützbaren Mineralien.
Von^Dr. Theodor Posewitz. Mit 4 Karten und 29 Profilen und .
Abbildungen im Text Berhn, R. Friedländer und Sohn. 1889.*ßespr.
von LeMonnier .. ... . 124
Reisen in Lykien und Karien. Beschrieben von Otto Benndorf und
George Niemann. — Reisen in Lykien, Milyas und Kibyratis.
Beschrieben von Eugen Petersen und Felix v. Luschan. Bespr.
von F. Kanitz J46
Marvin Gh., The Region of the Etemal Fire. Bespr. von A. Rodler . 48?
Neue Schriften über Gelebes und die Philippinen. Bespr. von Ferd.
Blumentritt ." . . . 525
W, F Ainsworth, The River Karun, an opening to British Commerce
Jjondon, Allen 1890 Bespr. von A. Rodler . * ...- . 598
G. Curzon, Russia in Central- Asia in 1889 and the Anglo-Russian
Questioa. London, Longmans 1889. Bespr. von A. Rodler , . . 000
Afrika.
Abhandlungen.
Reise in Deutsch-Ostafrika. Von Dr. Oscar Baumann *29
Ueber die Entwicklung und Topographie der Nilmündungen von Rosette
(I. Theil). Von Johann Jan kö jun ... 182
Bericlit tiber die Samuel Teleki'sche Expedition nach Central- Afrika mit
1 Karte, Tafel VIII ' 189
üeber die Entwickelung und Topographie^ der Nilmündung von Rosette
(Schluss). Von J. Jankö jun. Mit Tafel VII .... '262
Zur Hydrographie des Samburu-Seen Gebietes. Von L. Ritter v. Höhnel 333
Karte des mittleren Congo. Von Paul Langhans. Mit Tafel XX . . 385
Die AIVika-Reise des Grafen Samuel Teleki. Von seinem Begleiter L. Ritter
von Höhnel, k. u. k. Linienschiffs- Lieutenant •. 533
Geographischer Monatsbericht.
Die Congo -Eisenbahn . . .... 52
Die wissenschaftlichen Ergebnisse von Dr. W. Junker's Reisen in Central-
afrika • 53
Hatiptmann von Fran<?ois' Reise im Hinteriande des deutschen Schutz--
gobietes Togo 55
Marokko • . 3iß
Aus üstafrika 322
Aus Westafrika 323
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Seite
Das Scblussheft der MittheiluDgen der deutschen afrikanischea Gesell*
Schaft 389
Das afrikanische Elfenbein 390
Von der Suaheliküste . . 391
Aus Kamerun und Togo 39!
Vom Congo 3Ü1
Afrikanische Nekrologie * * ■ 't^l
Neues aus Afrika 491
Geographische Resultate von H. Stanley's Expedition 5^
Kanonenboote vor Timbuktu i , , 591
Reise im Hinterlande von Kamerun 591
Capitän Triviei^ . SOI
Witu-Gebiet . . * 591
Dr. Hans Meier's Kihmandscharo- Expedition 591
Dr. Peters , 592
British South Afrika Company 592
Notizen.
H. Stanley's Zug vom Congo zum Albert Njansa. (Mit 1 Kartenskizze Tafel IX) li41
Geogrsphisohe Literatur.
Capitaine Thys, Au Congo et au Kassai, avectrois cartes. Bruxelles
1888. 60 p. Bespr. von Dr. Oskar Baumann 1:^5
Le Rassai et la Louloua, par le Cpt. Thys. Bruxelles 1888, Karte in
1:200.000. Bespr. von Dr. Oskar Baumann ]'J6
Von der Capstadt in das ÜÄud der Maschukulumbe. Von Dr. Em il
Holub. Bespr. von P. . . , . 248
Thomson J., Travels in the Atlas and Southern Marocco. Bespr. von
A. Rodler. . 315
Amerika.
Abhandlungen.
Statistisches aus den italienischen Colonien in Rio Grande do Sul. Von
Paul Langhans. Mit zwei Kartentafeln I und II . 35
Geographischer Monatsbericht.
Wein- und Obstbau auf den ehemahgen Goldseifen Californiens • , BH
Lieutenant Schwatka's Entdeckung von Höhlenbewohnern in Mexiko . . 3^*2
Finnen in Minnesota .-..,. ö9H
Tacoma, ein werdendes Handels-Emporium der nordamerikanischen Union 596
Geographische Literatur.
Discovery of America by Northmen. By Eben Norton Horsford Besp.
von P, 249
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018
Seit«
Aaätrftlien.
Geographisohe Literatur.
Samoafalirten von Dr. 0. Pin seh. Ethnologischer Atlas. Typen aus der
Steinzeit Neu-Guinea's. In 154 Abbildungen auf 24 lithographischen
Tafeln, nach Originalen gezeichnet von 0. und F. Finsch. Mit er-
. klärendem Text. Leipzig. Hirt und Sohn. 18^4. 4. . . . .. 126
Polarregionen.
Geographisoher Monatsbericht.
Frithjof Nansen 3Ö2
Expedition Kükenthal-Walter 399
Allgemeines.
Abhandlungen .
Ueber Schwerebestimmungen. Von Major R. v. Stern eck 8
Bericht tiber die Leistungen der österreichischen Staats Institute und
Vereine etc. . 223
Zur Columbusliteratur. Von Max Büdinger 397
Hauptregeln für die Form der Veröffentlichung der Resultate meteoro-
logischer Beobachtungen 518
Der internationale Congress für geographische Wissenschaften zu Paris
(August 1889^ Von Prof. Dr. Philipp Paulitschke 567
Der Riesenglobus auf dem Marsfelde. Von A. Steinhauser, k. und k.
Regierungsrath 578
Geographisoher Monatsbericht.
Der Internationale Geographische Congress in Paris 1889 44
Die Reise S. M. Schiffes »Frundsberg« im Rothen Meer und an den
Küsten von Vorderindien und Ceylon in den Jahren 1868—1886 . . 127
Reise S. M. Schiffes »Albatros« nach Süd-Amerika, dem Caplande und
West-Afrika 1885-1886 127
Die Luftfeuchtigkeit als klimatischer Factor 324
Ein Modell der Meeresströmungen 326
Das Seifen der Geyser ... . 325
Nordenskiölds neuestes Werk ... 325
Neues über Eis und Schnee 393
Ueber Frostdrift 393
Versuche zur Ermittlung des Verhaltens von Marinechronometern auf
bewegter Unterlage 393
Der neue Band des geographischen Jahrbuches 394
Notizen.
Internationaler geographischer Congress zu Paris . . . . ; 244
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619
Seile
Geographische Literatur.
Materialien zur Geschichte der astronomisch-trigonometrischen Vermessung
der österreichisch-ungariscJien Monarchie. Gesammelt und bearbeitet
von Heinrich Hartl. Bespr. von Ph. Paulitschke 249
Kleine Handausgabe von Hölzel's Geographischen Charakterbildern. Von
Prof. Dr. Umlauft und Vinrenz v. Haardt. Bespr. von Ph. Pau-
litschke 250
Acten zu Columbus' Geschichte von 1473 bis 1492. Von Max Büdinger.
Bespr. von E. Gelcich... 251
Tomaschek W. Kritik der ältesten Nachricliten öder den skythischen
Norden. l\. Bespr. von A. Rodler . 318
Ferdinand Hirt's geographische Bildertafein. Bespr. von F. Kanitz . . 485
Lewin L., Ueber Areca Catechu. Chavica Betle und das Betelkauen.
Bespr. von A. Rodler .. 486
Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen. Heraus-
gegeben von Dr. G. Neumayer. 2 Aufl. Biespr. von A. Rodler . . 526
Dr. G. N e u m a y e r, Ueber das gegenwärtige vorliegende Material für die
. Erd- und Weltmagnetische Forschung. Bespr. von A. Rodler . , 527
Apergu des geographiques en Russie. Par le baron Nicolas Kaulbars 508
Nekrologe.
Prolector Kronprinz Erzherzog Rudolf . . .
Alexander von Warsberg
1
305
IV.
V.
Karten.
I, n. Die italienischen Colonien in Rio Grande do Sul. Von Paul Langhans.
III. Die Centralgruppe des Nicobaren-Archipels.
Karte von Gross-Nicobar.
Hütten in Malacca auf Nankauri.
Das Votivbild im königl. Museum für Völkerkunde in Berlin.
Die Nilmündung von Roseite.
VIII. Karte zu dem Bericht über die Graf Samuel Teleki'sche Expedition
nach Gentral-Afrika.
Tafel IX. Kartenskizze zu H. Stanley*» Zug vom Congo zum Albert Njansa.
Tafel X. Die Gebirgssysteme der Balkan-Halbinsel.
Tafel XI - XIX. Isobaren- und Isohyefenkarten von Schlesien
Tafel XX. Karte des mittleren Congo.
Tafel XXI. Der westliche Theil des illyrischen Gebirgslandes.
Tafel XXn. Montenegro.
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Tafel
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Tafel
Tafel VI.
Tafel VII
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iDi^iSLdR'lLlLfeo^.Geselkidiaftmlfiml^'*-
Taf-Vr.
im kön.Nluseum Für Völktrkunde
in Berlin.
Copiftnachder^Ztinclirift- für Ertinolo3ie'' 1882. von DrSvoboda.
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Taf. XXI.
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PRESERVATION DECfSFON
SEE VERSO o- TiTi.E PAGf
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