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Full text of "Mitteilungen der Kaiserlich-Königlichen Geographischen Gesellschaft"

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DER  KArS,  KÖNJGIi. 


GEOGRAPHISCHEN  GESELLSCHAR 

IN  WIEN. 

1889- 

Herausgeß^eben  vom  Hedactions*  und  Vortrags-Comite. 
Id   Vertretung    des  beiirlaublen   Hedacteurs   Dp.  ALFRKD  RODLER 
Redjgirt  von  Dr.  Otto  Stapf. 


XXXIl.  Band  (der  neuen  Folge  XXII). 


WIEN. 

Verlag    von    Eduard    Hölzel- 


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Von  tielsteni  Schmerze  ergrifTen,  gedenken  wir  an 
dieser  Stelle  jenes  tragischen  Ereignisse,  das  dem  aller- 
höclisten  Kai.^erhauöe  und  den  Völkern  Oesterreich- Ungarns 
den  allverehrlen  Kronprinzen  entrissen. 

Die  k.  k.  Oeü^aphische  (lesellschatt  in  Wien  hat 
es  ihres  höchsten  Prciteclors  berauht,  der  stets  ihr  hehrer 
Beschützer  und  Förderer  gewesen. 

Mit  grossem  Interesse  und  werkthätiger  Theilnahnie 
verfolgte  Kronprinz  Rudolf  alle  geographischen  Expedi- 
tionen  und  niemals  versagte  er  seinen  mächtigen  Schutz, 
wenn  as  galt,  ein  vaterländisches  wnssenschattlichcs 
Unternehmen  zur  Erforschung  ferner  (lebiete  in  s  Leben 
zu  rufen. 

Wie  ernst  der  Kronprinz  seine  Aufgabe  als  Pro- 
tector  unserer  Gesellschatt  aiiflasstej  das  bezeugen  jene 
denkwürdigen  Worte,  welche  er  unserem  hochverdienten 


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verstorbenen  Präsidenten  Hofrath  v.  Hochstetter,  seinem 
Lehrer,  auf  dessen  Begrüssungs-Ansprache  erwiderte,  als 
er  in  der  Sitzung  vom  24.  März  1874  das  Protectorat 
über  unsere  Gesellschaft  übernahm: 

-»Mit  grosser  Freude  habe  ich  der  Erlaubnis  Sr.  Ma- 
jestät meines  geliebten  Vaters  zufolge  das  Protectorat 
der  Geographischen  Gesellschaft  übernommen.  Gerne 
folge  ich  hierin  dem  schönen  Beispiele  weiland  Sr.  Ma- 
jestät des  Kaisers  Max,  meines  lieben  Onkels,  der  mit 
so  warmer  Liebe  und  Begeisterung,  Wissenschaft  und 
Kunst  zu  fördern  bereit  war. 

»Auch  für  mich  ist  dieser  Tag  ein  erfreulicher,  da 
ich  zum  erstenmale  diese  Räume  betrete,  in  welchen  so 
viele  Männer  mit  aufopfernder  Liebe  einen  so  bedeut- 
samen Wissenszweig  pflegen. 

»Und  ich  spreche  Ihnen  meinen  sehnlichen  Wunsch 
aus,  dass  dieser  Verein  blühe  und  gedeihe  zum  Wohle 
unseres  schönen  Gesammt- Vaterlandes.  Seien  Sie  ver- 
sichert: ich  meines  Theiles  werde  nach  Kräften  dazu 
beitragen«. 

Jene  schönen  Worte  sind  verklungen  und  der  sie 
sprach,  weilt  nicht  mehr  unter  uns,  das  Andenken  aber 
an  diesen  edlen  jungen  Fürsten,  den  Freund  und  Förderer 
der  Wissenschaft,  wird  in  unseren  dankbaren  Herzen 
fortleben'  bis  in  die  fernsten  Zeiten.  > 


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Trauerkundgebungen  der  k.  k.  Geographischen 
Gesellschaft. 

Im  Namen  der  k.  k.  Geographischen  (Jesellschaft 
legten  am  8.  Februar  d.  J.  in  Verhinderung  ihres  Präsi- 
denten der  erste  Vicepräsident  Excellenz  Alexander 
Freiherr  von  H eifert  und  Generalsecretär  Dr.  Franz 
Ritter  von  LeMonnier  einen  grossen,  aus  Lorbeer  und 
Palmen  gewundenen  Kranz,  dessen  weisse  Atlasschleifen 
die  Inschrift  trugen: 

»Die  k.  k.  Geographische  Gesellschaf t  Ihrem  höchsten 
Protector<  am  Sarge  des  durchlauchtigsten  Kronprinzen 
Erzherzog  Rudolf  nieder. 

Ferner  veranstaltete  die  k.  k.  Geographische  Ge- 
sellschaft am  5.  Februar  1889  eine  ausschliesslich  zur 
Kundgebung  ihrer  Trauer  einberufene  ausserordentliche 
Versammlung,  über  die  wir  Nachstehendes  berichten: 

Ausserordentliohe  Versammlung   der  k.  k.  Qeogra- 
phisohen  Qesellsohaft  am  5.  Februar  1880. 

Dieser  ausserordentlichen  Sitsmng  wohnte  fast  der 
gesammte  Ausschuss  so  wie  zahlreiche  Mitglieder  und 
Gäste  bei.  Se.  Excellenz  der  Vicepräsident  Freiherr  von 
H eifert  eröffnete  als  Vorsitzender  die  Sitzung  mit  fol- 
gender Ansprache: 

»Hochansehnliche  Versammlung! 

Ein  jugendliches  Menschenleben  ist  geknickt !  Un- 
serem Kaiserpaare  ist  der  Sohn,  der  einzige  Sohn,  den 
zärtlich  liebenden  Schwestern  der  Rruder,  der  einzige 
Bruder,  einer  liebenswürdigen  Prinzessin  der  Gemahl 
entrissen!  Ein  weites  Reich  hat  den  erhofften  Erben 
seines  Thrones  verloren! 

So  jung!  So  schön  und  lebensfroh!  So  voller 
Ideen,  voller  Pläne  und  Entwürfe !  So  leutselig,  freundlich 


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im  Umgang  und  dabei  so  ernst  und  tüchtig  im  (leschäfte ! 
So  geschaffen,  um  zu  gewinnen,  um  gewinnend  zu 
beherrschen ! 

In  dem  Hause,  das  am  höchsten  steht,  herrscht 
tiefste  Trauer.  Durch  die  Prunksäle  zieht  der  Schmerz, 
unermessbares  Leid.  In  den  Räumen,  wo  noch  vor  wenig 
Tagen  Glück  und  Freude,  goldene  Hoffnungen  und  Aus- 
sichten, hat  der  Tod  seinen  Einzug  gehalten. 

Und  Trauer,  Schmerz  und  Leid  lagern  über  den 
Völkern,  beklemmen  die  Brust,  umdüstem  das  Gemüth 
der  Millionen,  die  in  der  ritterlich-kräftigen  Persönlich- 
keit des  Dahingegangenen  die  Bürgschaft  dessen  erschaut 
hatten,  was  sie  an  ihrem  glorreich  regierenden  Mon- 
archen seit  vierzig  Jahren  zu  lieben,  zu  verehren  ge- 
wohnt waren. 

Erzherzog  Rudolf  ist  Allen  verloren!  Auf  uns 
lastet  ausser  dem  allgemeinen  noch  ein  besonderer 
Kummer:  diek.k.  Geographische  Gesellschaft  ist  verwaist! 
Sie  hat  ihr  Haupt,  ihre  i^Veude  und  ihren  Stolz,  ihren 
erhabenen  Protector  verloren! 

Es  werden  nicht  Wenige  in  diesem  Kreise  sein, 
denen  jener  feierliche  Act  in  lebendiger  Erinnerung 
haftet,  als  am  22.  December  1881  unsere  Gesellschaft 
im  grossen  Festsaale  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften die  Feier  ihres  fiinfundzwanzigjährigen  Bestandes 
und  Wirkens  beging.  Der  durchlauchtigste  Kronprinz 
präsidirte  jener  Versammlung  in  jugendlicher  Frische  und 
sprach  in  Seiner  Begrüssungsrede  Worte,  die  bei  Seinem 
regen  Sinne  für  die  Natur,  für  die  weite  Ferne,  für  das 
umfassende  Gebiet  menschlichen  Wissens  keine  blosse 
Phrase  waren: 

»»Jener  Zweig  des  Wissens,  den  wir  heute  hier  in 
festlicher  Versammlung  ehren,  ist  es,  der  den  Wander- 
trieb zu  vereinigen  weiss  mit  wissenschaftlicher  For- 
schung, der  die  gefahrvollen  Beobachtungen  in  den  Eis- 
meeren   des    hohen  Nordens,     in    den    Urwäldern    der 


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Tropen,  in  den  glühenden  Wüsten  und  endlosen  Steppen 
zu  verwerthen  versteht  für  die  ernste  Arbeit  des  Studir- 
zimmers.  Darum  möge  unsere  geographische  Gesellschaft 
blühen  und  gedeihen,  Schüler  werben  und  entsenden 
möge  der  Wissenschaft  zum  Nutzen  dienen  und  den 
Namen  unseres  Gesammtvaterlandes  in  ferne  Lande 
tragen.*« 

Diese  Worte,  mit  klarer,  wohllautender  Stimme 
gesprochen,  sie  mögen  unserer  Gesellschaft  für  alle  Zeiten 
ihres  Bestandes  zu  Mass  und  Richtschnur  dienen:  sie 
mögen  eingegraben  sein  gleich  einer  sinnvollen  Inschrift 
in  der  Erinnerung  aller  Jener,  denen  jetzt  und  in  Zukunft 
die  Leitung  unserer  Gesellschaft  anvertraut  ist  und 
sein  wird. 

Die  feierliche  Sitzung  am  22.  December  1881  war 
nicht  das  einzige  Ereignis,  wo  Erzherzog  RudoH  mit 
unserer  (iesellschaft  in  unmittelbare  Berührung  getreten 
ist.  Seit  dem  9.  Februar  1874,  wo  der  erlauchte  Prinz 
das  Protectorat  derselben  übernommen  hatte,  waren  es 
wiederholte  Sitzungen,  denen  höchstderselbe  persönlich 
anwohnte,  zuletzt  die  Festsitzung  am  19.  April  1887 
aus  Anlass  der  Rückkehr  der  österreichischen  Congo- 
Ebcpedition. 

Aber  neben  diesen  Fällen,  wo  Er  die  Mitglieder 
unserer  Gesellschaft  durch  Seine  persönliche  Anwesenheit 
ehrte,  erfreute  und  beglückte,  ist  Er  mit  unserer  Thätig- 
keit,  unseren  Bestrebungen  und  Unternehmungen  in  un- 
ausgesetzter Berührung  geblieben,  hat  dieselben,  wo  es 
die  Gelegenheit  bot,  mit  reichen  Beiträgen  gefördert,  hat 
mit  aufmerksamem  Blicke  den  Fortgang  unserer  Arbeit 
begleitet,  hat  Sich  auch  bei  besonderen  Anlässen  eigens 
darüber  informiren  lassen,  wie  unser  Generalsecretär 
erst  aus  der  allerletzten  Zeit  aus  Anlass  der  Afrika-Reise 
des  Grafen  Teleki,  hievon  Zeugnis  abzulegen    vermag. 

Dass  unser  erlauchter  Protector  zugleich  als  thätiger 
Mitarbeiter   auf    dem  Gebiete   der  Geographie    mit   un- 


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leugbarem  Erfolge  aufgetreten,  ist  bekannt.  Ich  erwähne 
seine  »Fünfzehn  Tage  auf  der  Donau«,  seine  »Orient- 
reise« und  vor  Allem  »Die  österreichisch  -  ungarische 
Monarchie  in  Wort  und  Bild«,  ein  Werk  von  grossartiger 
Anlage,  dessen  Fortsetzung,  wie  uns  amtliche  Erklärungen 
bedeuten,  zum  Andenken  und  dauernden  Ruhme  seines 
höchsten  Begründers  in  sichere  Aussicht  gestellt  ist. 

Nur  Sein  Auge,  Seine  Hand  wird  dabei  fehlen. 

Damit  ist  es  für  immer  vorbei. 

Hochgeehrte  Anwesende !  Es  sind  kaum  zwei  Monate 
her,  da  es  mir  vergönnt  war,  wie  heute,  eine  feierliche 
Ansprache  an  Sie  zu  halten.  Damals  war  es  ein  freudiger, 
ein  glückverheissender  Anlass,  und  als  ich  zum  Schlüsse 
einen  Appell  an  Sie  richtete,  da  hat  der  dreimalige 
Zuruf,  mit  welchem  Sie  diese  Aufforderung  erwiderten, 
den  Beweis  geliefert,  dass  meine  Worte  nichts  als  der 
äussere  Anklang  waren,  dasjenige  in  Ihnen  wachzurufen, 
was  in  Ihrer  aller  Innerem  gleichstimmig  nach  einem 
lebhaften  Ausdrucke  rang. 

Heute  erwarten  Sie  nicht,  dass  ich  einen  ähnlichen 
Appell  an  Sie  richte.  Der  grösste  Schmerz  ist  stumm, 
die  tiefste  Trauer  ist  Schweigen,  jeder  Laut  wäre  Ent- 
weihung der  unsagbar  ernsten  Stimmung,  die  uns  drückt, 
die  uns  niederbeugt,  die  uns  überwältigt.  Nur  durch  Er- 
heben von  unseren  Sitzen  wollen  wir  unseren  Gefühlen 
sichtlichen  Ausdruck  verleihen.  (Die  ganze  Versammlung 
erhebt  sich.) 

Doch  lassen  Sie  uns  von  dem.  was  in  Seinem 
irdischen  Dasein  gewesen,  einen  Blick  richten  auf  das. 
was  ist! 

In  unserer  Kaiserburg  weilt  eine  hohe  Frau,  eine 
Mutter,  die  zusammenbricht  vor  Schmerz,  wenn  Sie  Sich 
selbst  überlassen  ist,  Die  aber  die  Kraft  über  Sich  ge- 
winnt, Sich  aufrechtzuhalten,  selbst  gefasst  zu  scheinen, 
wenn  Sie  Sich  in  der  Nähe  Desjenigen  befindet,  Der  zu 
tragen  hat  gleich  Ihr,  Der  aber,  aufopfernd  und  pflicht- 


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getreu  bis  an  die  äussersten  Greiixen.  tiberdic^s  tax  tragen 
hat  die  Bürde  der  Krone,  jetzt  für  Ihn  doppelt  schwer 
und  drückend. 

Denn  Er  ist  die  Stütze  der  hohen  Frau.  Er  ist  zti- 
gleich  die  Stütze  des  Reiches.  Darum  ^^eht  durch  alle 
Länder  und  Völker,  durcli  alle  Cla^sen  und  Schichten 
der  Bevölkerung  nur  ein  Wunsch,  ein  Gebet  (die  ganze 
Versammkiug  erhebt  sich):  (Jott  erhalte  unseren  guten, 
unseren  armen  Kaii?ep!  Gott  starke  Ihn  und  halte  Ihn 
aufrecht  in  Seiner  übergmssen  Bedrängnis  und  B*^- 
trübnis.  (iott  schenke  uns  Ihn  noch  lang,  lang!  Dentt 
wir  schauen  auf  UiRj  wir  hoHen  und  zählen  auf  Ihn. 
wir  bauen  auf  Ihn,  jetzt  mehr  wie  je.« 

Nach  diföer  ergreifenden  Trauerknndgebung,  welche 
die  V^Ti'Hammlung  mit  tiefem  Schmerze  vernommen^  wurde 
die  Sitzung  gescidossen. 


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üeber  Sehwerebestimmungen. 

Ein  Vortrag  gehalten   in  der   Monats -Versammlung  der  k.  k.  geographischen 

Gesellschaft  zu  Wien,  am  18.  December  18Ö8,  von  Major  R.  ?.  Sterneek,  Leiter 

der  astronom.  Abth.  und  Sternwarte  des  k.  k.  Milit.-geogr.  Institutes. 

Seit  möhr  als  einem  Viertel-Jahrhunderte  sind  alle  Staaten 
Europa's  an  einem  grossen  wissenschaftlichen  Unternehmen,  der 
internationalen  Erdmessung  betheiliget,  deren  Ziele  und  Zwecke 
hinlänglich  gekannt  sind  und  auch  hier  in  dieser  (Gesellschaft  stets 
ein  grosses  Interesse  und  Verständnis  finden,  da  ja  dieselben  innig 
mit  dem  Wesen  der  Geographie  im  Zusammenhange  stehen. 

Ein  so  grössartig  angelegtes  Unternehmen,  das  so  grosse  Ziele 
verfolgt,  an  welchem  so  viele  Elemente  betheiliget  sind,  schreitet 
naturgemäss  nur  langsam  vorwärts,  und  den  jetzigen  Mitarbeitern 
und  Zeitgenossen  wird  es  wohl  kaum  vergönnt  sein,  die  Früchte 
ihrer  mühsamen  Arbeit  zu  geniessen,  die  Ergebnisse  kennen  zu 
lernen. 

Einen  grossen  Nutzen  haben  wir  jedoch  jetzt  schon  von 
diesem  Unternehmen,  nämlich  den,  dass  viele  Zweige  des  Wissens 
namhafte  Erweiterungen  erfahren  haben,  zu  welchen  ohne  der 
Ciradmessung  jetzt  keine  Veranlassung  gewesen  wäre,  da  bei  der 
grossen  Vielseitigkeit  und  weiten  Verzweigung  der  heutigen  Wissen- 
schaften kaum  genügend  viele  Kräfte  vorhanden  sein  dürften,  um  alle 
Zweige  der  Forschung  stets  gleichmässig  zu  cultiviren;  es  bleiben 
ganze  Forschungsgebiete  oft  lange  Zeit  hindurch  unbetreten. 

So  ist  denn  zunächst  aus  Anlass  der  Gradmessung  eine 
reiche  Literatur  auf  dem  (iebiete  der  Geodäsie,  Astronomie,  In- 
strumentenkunde u.  s.  w.  entstanden,  es  wurden  neue  Instrumente 
construirt,  verbesserte  Methoden  erdacht,  und  viele  Zweige  der 
Wissenschaft  in  einer  neuen  Richtung  eifrig  gefördert 

Ich  will  mir  heute  erlauben  über  einen  derselben,  nämlich  die 
Schwerebestimmungen  einige  Worte  zu  sprechen,  welche  durch  die 
Gradmessung  zu  neuem  Leben  erweckt  wurden,  besonders  seitdem 
die  geometrische  Anschauung  über  die  wahre  Gestalt  der  Erde 
durch  die-  dynamische  verdrängt  wurde.  Ich  will  Sie  hiebei  nicht 
ermüden  mit  der  Anführung  und  Ableitung  der  Gesetze  der  Schwere, 
ihres  Verhaltens  u.  s.  w.   Dieselben  sind  ja  im  Allgemeinen  bekannt ; 


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wir  wollen  heute  nur  die  zu  den  Sehwerebestimmungen  verwen- 
deten Instrumente  und  Beobachtungsmethoden,  und  einige  der  er- 
zielten Resultate  hier  zum  Gegenstande  unserer  Besprechung  wählen. 
Bei  den  letzteren  dürfen  Sie  nicht  erwarten  über  grossartige,  auJ- 
lallende  Ergebnisse  der  Forschung  Nachricht  zu  erhalten;  unscheinbar 
und  klein,  wie  die  Aenderungen  der  Schwere  auf  unserer  Erde 
selbst,  bei  welchen  das  Millionstel  ihres  Werthes  oder  der 
tausendste  Theil  des  Millimeters  schon  eine  bedeutende  Rolle  spielt, 
so  sind  auch  die  meisten  der  bis  jetzt  mühsam  erworbenen,  theil- 
weisen  Erforschungen  über  das  Wesen  und  Wirken  der  Schwere 
unansehnlich,  und  harren  unaufgeklärt  noch  meistens  ihrer  Er- 
forschung. 

Was  die  Schwere  ist,  woher  sie  kommt,  das  wissen  wir. 
Alle  Körper  ziehen  einander  gegenseitig  an,  daher  ziehen  auch  alle 
Theilchen,  aus  welchen  die  ganze  Erde  besteht,  sämmtliche  Körper 
in,  auf  und  über  der  Erde  an,  und  diese  anziehende  Kraft  heisst 
die  Schwere.  Sie  nimmt  bekanntlich  mit  der  Masse  zu  und  mit 
dem  Quadrate  der  Entfernung  ab.  Wir  wissen  ferner,  dass  die 
Schwere  an  verschiedenen  Punkten  der  Erde  verschieden  gross  ist, 
weil  diese  Punkte  einerseits  ungleiche  Entfernungen  vom  Mittel- 
punkte der  Erde  haben,  in  welchem  wir  uns  ihre  ganze  Masse 
vereinigt  denken  können,  und  weil  anderseits  die  durch  die  Erd- 
rotation entstehende  Fliehkraft,  deren  eine  Componente  der  Schwere 
entgegenwirkt,  ungleich  ist. 

Da  uns  nun  die  Ursachen  und  Gesetze,  warum  die  Schwere 
an  verschiedenen  Orten  verschieden  gross  ist,  bekannt  sind,  so  ist 
es  naheliegend,  dass  wir  auch  umgekehrt,  aus  der  an  zahlreichen 
Orten  ermittelten  (Grösse  der  Schwere,  die  Ursache  ihrer  Ver- 
schiedenheiten, nämlich  die  Form  der  Erde  genau  ermitteln  können. 
Dies  ist  zunächst  die  Veranlassung  gewesen,  dass  schon  seit  sehr 
langer  Zeit  mit  so  schönem  Erfolge  Schwerebestimmungen  zur  Er- 
mittlung der  Erdgestalt  ausgeführt  und  auch  jetzt  in  das  Programm 
der  internationalen  Erdmessung  aufgenommen  wurden. 

Man  verwendet  zu  diesen  Bestunmungen  seit  jeher  und  auch 
heute  noch  das  Pendel;  dieses  besteht  im  Allgemeinen  aus  einem 
Stabe,  an  dessen  unterem  Ende  ein  Gewicht  befestigt  ist  und  der 
am  oberen  Ende  mittelst  keilförmigen  Schneiden  suspendirt  ist. 
Die  Schwingungszeit  eines  Pendels  ist  im  Allgemeinen  abhängig 
von  der  Grösse  der  Schwere,  je  grösser  dieselbe  ist,  desto  kürzer 
ist  die  Schwingungszeit  desselben  Pendels  oder  desto  grösser  die 


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Länge  eines  Pendels  von  bestimmter  Sehwingungsdauer,  z.  B.  eines 
Secundenpendels. 

Wenn  auch  die  Wirkung  der  Schwereänderung  auf  eine 
einzelne  Pendelschwingung  eine  minimale  ist,  so  summirt  sich 
dieselbe,  wenn  wir  das  Pendel  längere  Zeit  hindurch  schwingen 
lassen,  fortwährend,  und  wächst  schliesslich  zu  einem  so  bedeutenden 
Betrage  an,  dass  wir  ihn  leicht  wahrnehmen  und  messen  können. 
Das  ist  der  wesentlichste  Vortheil,  den  uns  das  Pendel  gegenüber 
allen  Methoden  die  Schwere  zu  bestimmen,  bietet. 

Wir  wollen  nun  zunächst  die  zu  den  Schwerebestimmungen 
gegenwärtig  verwendeten  Apparate,  deren  Princip  ja  im  Allgemeinen 
w^ohl  aus  der  Physik  bekannt  ist,  kurz  besprechen,  und  dann  zu 
einigen  erzielten  Resultaten,  die  vielleicht  weniger  bekannt  sein 
dürften,  übergehen. 

Die  Schwerebestimmungen  sind  zweierlei  Art:  absolute  und 
relative.  Wie  bei  allen  absoluten  Bestimmungen,  stossen  auch  die 
absoluten  Schwerebestimmungen  auf  grössere  Schwierigkeiten  als 
die  relativen,  da  bei  ersteren  die  constanten  Fehlerquellen  der 
Apparate  und  Beobachtungsmethoden  möglichst  vermieden,  oder  in 
genügender  Annäherung  ermittelt  werden  müssen,  während  bei 
relativen  Bestimmungen  die  constanten  Fehlerquellen  fast  ohne 
Nachtheil  sind,  und  nur  jene  berücksichtiget  zu  werden  brauchen, 
welche  die  Unterschiede  in  den  Resultaten  desselben  Apparates 
bedingen. 

Man  könnte  geneigt  sein  den  absoluten  Bestimmungen  eine 
grössere  Wichtigkeit  beizulegen,  als  den  relativen;  das  verhält  sich 
jedoch  in  Wirklichkeit  nicht  so,  denn  da  es  bei  der  Lösung  der 
Probleme  mittelst  Pendelbeobachtungen,  z.  B.  bei  der  Ermittlung 
der  Erdgestalt  fast  nur  auf  das  Verhältniss  der  Schwere  ankommt, 
und  dieses  durch  relative  Bestimmungen  wesentlich  genauer  und 
leichter  ermittelt  werden  kann,  so  verdienen  letztere  eine  besondere 
Beachtung,  um  so  mehr,  als  es  genügt,  die  Schwere  auf  nur  wenigen 
Punkten  durch  absolute  Messungen  zu  bestimmen,  von  welchen 
ausgehend,  dieselbe  auf  beliebig  vielen  Punkte  durch  relative  Messungen 
ermittelt  werden  kann. 

Bis  zum  heutigen  Tage  dient  zu  den  absoluten  Bestimmungen, 
wie  schon  erwähnt,  ausschliesslich  das  Pendel  und  es  beruhen  die- 
selben auf  der  Verbindung  zweier  wesentlich  verschiedenen  Opera- 
tionen: aus  der  Messung  der  Schwingungszeit  und  der  Länge  des 
Pendels. 


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II 

Es  würde  uns  eine  eingehende  diesbezügliche  Besprechung  zu 
weit  fuhren,  wollten  wir  auf  die  näheren  Details  der  Systeme  und 
Methoden,  sowie  deren  Fehlerquellen  bei  den  für  absolute  Schwere- 
bestimmungen  dienenden  Pendelapparaten  eingehen. 

Wir  wollen  uns  b^nügen,  zu  erwähnen,  dass  unstreitig  das  von 
Bohnenbergerim  Anfange  dieses  Jahrhunderts  ersonnene  und  von 
B  es  sei  modificirte  Reversions-Pendel  vor  allen  anderen  Apparaten 
den  Vorzug  hat,  nachdem,  wie  aus  den  eingehenden  Untersuchungen 
Oppolzer's  hervorgeht,  alle  Fehler  durch  einen  geeigneten  Vorgang 
sich  theUs  im  Schlussresultate  eliminiren,  theils  mit  hinreichender 
Genauigkeit  bestimmen  lassen;  so  dass  bei  absoluten  Schwere- 
bestimmungen sich  mit  diesem  Instrumente  gegenwärtig  die  Schwere 
bis  auf  den  hunderttausendsten  Theil  ihrer  Grösse  bestimmen 
läset,  was  etwa  Vioo  Millim.  der  Secundenpendellänge  gleichkommt. 

Den  grössten  Vorzug,  namentlich  den  Fadenpendeln  gegenüber, 
gewährt  das  Reversions-Pendel  in  der  vollständigen  Eliminirung  des 
Einflusses  des  Luftwiderstandes,  einer  Grösse,  der  man  sonst  bei 
allem  Aufwände  von  Scharfsinn  mit  Hilfe  der  Theorie  nicht  recht 
beikommen  kann. 

Auf  eine  grosse  Fehlerquelle  machte  jedoch  vor  einigen  Jahren 
Feier ce  aufmerksam,  die  leider  so  manche  Wiederholungen  bereits 
ausgeführter  Bestimmungen  zur  Folge  haben  wird.  Dieselbe  besteht 
in  dem  Mitschwingen  der  Stative,  auf  welchen  die  Pendel  suspendirt 
sind.  Namentlich  bei  den  von  Repsold  gebauten  Apparaten  haben 
die  Stative  keine  genügende  Festigkeit,  und  es  überträgt  sich  ein 
Theil  der  durch  die  Pendelschwingung  erzeugten  Bewegung,  wenn 
auch  in  geringem  Maasse  auf  das  Stativ,  wodurch  die  Schwingungs- 
zeiten des  Pendels  alterirt  werden.  Man  hat  auf  diesen  Umstand 
nicht  gehörig  geachtet  und  besitzen  daher  die  Resultate  mancher 
Stationen  nicht  jenen  Grad  der  Genauigkeit  welchen  zu  erreichen 
beabsichtigt  war,  und  der  für  Gradmessungszwecke  nothwendig   ist 

Nach  dem  sehr  sinnreichen  Vorschlage  Gellerier's  kann  der 
Einfluss  dieses  Mitschwingens  des  Statives  hinlänglich  genau  ermittelt 
werden,  wenn  man  zwei  Pendel  von  wesentlich  verschiedenem  Ge- 
wichte, also  ein  schweres  und  ein  leichtes,  auf  demselben  Stative 
schwingen  lässt. 

Capitän  Deforges  wendet  bei  seinen  absoluten  Schwere- 
bestimmungen mittelst  des  Reversions-Pendels  zu  gleichem  Zwecke 
zwei  schwere  Pendel  von  ungleicher  Länge  an.  Diese  Anordnung 
bietet    sowohl    vom    theoretischen    als    praktischen    Standpunkte 


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12 

wesentliche  Vortheile,  die  sich  darin  zeigen,  dass  bei  der  früheren 
Methode  mit  dem  schweren  und  leichten  Pendel  die  Länge  des 
Secundenpendels  proportional  dem  Ausdrucke  (2  Aj  — -  A5)  ist,  wo 
A,  und  A3  die  Schneidenentfernung  beim  leichten  und  schweren 
Pendel  bezeichnet,  während  bei  der  neuen  Methode  von  Deforges 
diese  Proportionalität  ausgedrückt  ist  durch  2  Ql^  —  L)  wo  A|  und 
Aj  die  Schneidenentfernung  beim  langen  und  kurzen  Pendel  sind. 
Aus  der  Differenz  2  (A, — K)  verschwinden  aber,  wie  leicht  ersicht- 
lich ist,  gewisse  constante  Fehler  der  Längenmessung,  die  in 
(2A, -— AJ  nicht  verschwinden.  Auch  ist  zweifellos,  dass  die  Be- 
stimmung der  Schwingungszeit  eines  kurzen  schweren  Pendels 
sicherer  bewirkt  werden  kann  als  jene  eines  langen  Pendels  vom 
halben  (Jewichte,  weil  letzteres  viel  rascher  zur  Ruhe  gelangt.  Es 
ist  demnach  die  von  Capitän  Deforges  angewendete  Modification 
jedenfalls  wieder  als  ein  Fortschritt  zu  bezeichnen,  und  können 
dermalen,  wie  schon  erwähnt,  die  absoluten  Schwerebestimmungen, 
trotz  der  grossen  Schwierigkeit  des  zu  lösenden  Problemes  einen 
jeder  Anforderung  genügenden  (irad  der  (Genauigkeit  erreichen. 

Wir  wollen  der  sinnreichen  Vorschläge  von  (iovi,  der  an  dem 
Pendel  vier  verschiebbare  Gewichte  anbringt,  und  des  Comutations- 
Pendels  von  Finger,  welche  jedoch  noch  der  Erprobung  bedürfen, 
hier  nur  erwähnen,  und  übergehen  zu  den  relativen*Bestim- 
mungen,  denen  die  grössere  Rolle  bei  den  zu  lösenden  schwierigen 
Problemen  zufällt. 

Auch  bei  diesen  behauptet  heutzutage  das  Pendel,  u.  zw.  das 
invariable  Pendel  den  ersten  Rang  unter  allen  bisher  vorgeschlagenen, 
zum  Theile  auch  schon  erprobten  Apparaten  und  Methoden,  be- 
sonders seit  man  sich  von  der  wirklichen  Invariabilität  derselben 
überzeugt  hat. 

Nachdem  die  Schwierigkeit  der  Längenmessung,  die  den  ab- 
soluten Bestimmungen  anhaftet,  bei  den  relativen  Messungen  entfallt, 
so  hat  man  es  nur  mit  einem  Messungsresultate,  der  Bestimmung 
der  Schwingungszeit,  zu  thun.  Dieselbe  ist  jedoch  nicht  von  der 
Schwerkraft  allein  abhängig,  sondern  auch  von  anderen  Einflüssen, 
so  z.  B.  der  Temperatur,  dem  Widerstände  der  Luft  u.  s.  w.  Bei 
dem  Umstände,  als  es  auf  theoretischem  Wege  sehr  schwer  ist,  diese 
Einflüsse  genügend  verlässlich  zu  ermitteln,  war  man  seit  jeher  be- 
strebt, dieselben  möglichst  zu  beseitigen  und  hat  auch  versucht, 
Apparate  zu  construiren,  die  nicht  auf  dem  Principe  des  Pendels 
beruhen,  und  demnach   von  diesen  Einflüssen   befreit  sind;   doch 


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sind  alle  diese  Versuche  bis  jetzt  so  ziemlich  ohne  Erfolg  geblieben, 
indem  die  erzielte  Genauigkeit  weit  hinter  den  geforderten  Grenzen 
zurück^steht,  dit^  bisher  nur  einzig  und  allein  mittelst  des  Pendels 
m  erreichen  möglich  ist. 

Indem  wir  von  den  älteren  Apparaten  absehen,  wollen  wir 
hier  zunächst  jenen  erwähnen,  den  sich  Hofrath  Ritter  von  Oppolzer 
für  relative  Bestimmungen  hat  bauen  lassen.  Besser  als  jeder  andere 
vertraut  mit  den  theoretischen  Schwierigkeiten,  die  einer  vollkommen 
correcten  Reduction  der  Pendelbeobachtungen  entgegenstehen,  hat 
er  sich  die  Aufgabe  gestellt,  dieselben  dadurch  zu  beseitigen,  dass 
l>ei  seinem  Apparate  das  ^Secunden  schwingende  Pendel  im  luft- 
leeren Räume  bei  0®  Temperatur  beobachtet  werden  sollte.  Die 
unvermeidlichen  Fehler  des  Uhrganges  und  der  Zeitbestimmung 
wollte  er  dadurch  auf  ein  Minimum  bringen,  dass  die  Beobachtungen 
auf  eine  längere  Zeit,  etwa  zwei  bis  drei  Tage,  ausgedehnt  werden 
sollten. 

Nachdem  jedoch  das  Pendel  trotz  des  luftleeren  Raumes  wegen 
der  unvenneidlichen  Reibung  der  Achatschneide  auf  der  Unterlage 
venuulhlich  nicht  so  lange  schwingt,  so  war  eine  Vorrichtung 
angebracht,  mittelst  welcher  im  Vacuum  durch  einen  Elektro- 
Motor  zeitweise  dem  Pendel  ein  neuer  Impuls  ertheilt  werden 
kann.  Auf  sehr  sinnreiche  Art  wurde  jene  Zeit  genau  ermittelt, 
welche  diese  Impuls-Ertheilung  in  Anspruch  nahm,  und  welche  daher 
von  der  gesammten  Schwingungsdauer  in  Abzug  gebracht  werden 
muss. 

Die  grossen  Dimensionen  und  das  bedeutende  Gewicht  des 
Apparates,  er  wiegt  wohl  20  bis  30  Centner,  haben  Oppolzer  ver- 
anlas^i^L  die  Bestimmung  des  Apparates,  der  ursprünglich  als  Reise- 
apparal  hätte  dienen  sollen,  umzuändern,  und  er  wollte  mit  dem- 
seihen  nur  auf  den  Schwerestationen  I.  Ordnung,  etwa  Paris,  Wien,. 
Berlin  etc.  Beobachtungen  ausführen,  um  die  von  der  Benützung 
VRrschicdener  Apparate  allenfalls  herrührenden  Widersprüche  zu 
elimioiren. 

Leider  ist  durch  den  Tod  Oppolzers  die  Vollendung  dieses 
jrei^iss  sehr  vollkommenen  Apparates  unterblieben;  nahezu  voll- 
endet befindet  er  sich  im  Besitze  der  Erben  dieses  grossen  Mannes 
und  harrt  dort  seiner  Verwendung  für  die  Wissenschaft. 

Bei  dem  neuen  Pendelapparate  des  k.  k.  Militär- geographi- 
schen Institutes  wird  der  schädliche  Einfluss  der  Unregelmässig- 
keiten des  Uhrganges  dadurch  eliminirt,   dass  zur  Bestimmung   des 


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Schwereunterschiedes  zweier  Stationen,  mit  Hilfe  elektrischer  Ueber- 
tragung  dieselbe  Uhr  gleichzeitig  an  beiden  Stationen,  deren  jede  mit 
Einern  invariablen  Pendel  ausgestattet  ist,  verwendet  wird.  Hiedurch 
kommen  die  Unregelmässigkeiten  des  Uhrganges  auf  beiden  Stationen 
gleich  zur  Geltung  und  eliminiren  sich  im  Resultate.  Durch  Ver- 
tauschung der  Pendelapparate  auf  beiden  Stationen  und  Wieder- 
holung der  Beobachtungen,  wird  das  Resultat  auch  frei  von  constanten 
Fehlern. 

Es  ist  sehr  nothwendig,  auf  die  möglichste  Eliminirung  der 
Ungleichheiten  des  Uhrganges  bedacht  zu  sein,  wenn  man  exacte 
Beobachtungs-Resultate  zur  Lösung  von  Problemen  benöthiget. 
Selbst  eine  Gangänderung  von  001  See.  in  einer  Stunde,  was 
gewiss  nicht  viel  ist,  und  bei  den  besten  Uhren  vorkommt,  ist 
schon  geeignet,  die  Resultate  so  zu  entstellen,  dass  sie  unbrauchbar 
werden,  und  gewiss  sind  schon  oft  ganze  Versuchsreihen  wegen 
dieser  Fehlerquelle  misslungen. 

Die  Pendel  dieses  Apparates  sind  sehr  kurz,  sie  schwingen 
nur  halbe  Secunden.  Der  ganze  Apparat  ist  sehr  compendiös 
und  stabil  gebaut,  er  kann  überall  hin  leicht  transportirt  und 
aufgestellt  werden,  zu  welchem  Zwecke  ihm  zwei  zerlegbare  Stein- 
pfeiler beigegeben  sind,  die  binnen  kürzester  Zeit  aufgestellt  werden 
können  und  eine  grosse  Stabilität  gewähren. 

Die  Bestimmung  der  Constanten  des  Apparates  geschah  em- 
pirisch, gleichfalls  auf  dem  Principe  der  Gleichzeitigkeit  der  Beob- 
achtungen beruhend,  indem  abwechselnd  die  Pendel  verschiedenen 
Zuständen  bezüglich  der  Temperatur  und  des  Luftdruckes  mittelst 
hiezu  geeigneter  Apparate  ausgesetzt  wurden.  Aus  den  sich  er- 
gebenden Unterschieden  der  Schwingungszeiten  konnten  die  be- 
treffenden Einflüsse  sehr  genau  abgeleitet  werden. 

So  ergab  sich  z.  B.  für  den  so  gefürchteten  Einfluss  des 
Luftwiderstandes,  dem  auf  theoretischem  Wege  kaum  beizukommen 
ist,  für  kleine  Amplituden  mit  schöner  Uebereinstimmung  aus 
mehreren  Versuchsreihen,  ein  sehr  einfacher  Ausdruck,  proportional 
der  Dichte  der  Luft. 

Mit  diesem  Apparate  sind,  obwohl  er  erst  vor  zwei  Jahren 
angefertigt  wurde,  schon  eine  grosse  Anzahl  Beobachtungen  aus- 
geführt worden,  auf  welche  wir  später  zu  sprechen  kommen. 

In  Frankreich  hat  Capitän  Deforges  gleichfalls  einen  neuen 
Apparat  mit  invariablem  Pendel  construirt,  und  demselben  die  Form 
eines  symmetrischen,  stabförmigen  Reversions-Pendels  gegeben,  so  dass 


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der  störende  Luftwiderstand  auf  die  Resultate  ohne  Einfluss  ist. 
Behufs  Eliminirung  der  Ungleichförmigkeiten  des  Uhrganges,  wendet 
er  nach  unserem  Verfahren  gleichfalls  zwei  Pendel  in  den  zwei 
Stationen,  die  telegraphisch  verbunden  sind,  mit  Benützung  nur 
einer  Chr,  an;  doch  benützt  Herr  Deforges  den  von  der  Uhr 
kommenden  elektrischen  Strom  nur  dazu,  um  einem  Hilfspendel 
genau  den  gleichen  Gang,  wie  der  Uhr  selbst,  zu  ertheilen,  wobei 
er  sich  des  von  Cornu  angegebenen  synchronistischen  Verfahrens 
bedient  Mit  diesem  so  regulirten  Pendel  werden  die  Schwingungen 
des  Reversions-Pendel  nach  der  Comcidenz-Methode  verglichen,  nach 
einem  eigenen  Verlahren,  welches  noch  für  Amplituden  von  2  Minuten 
geeignet  sein  soll.  Der  Apparat  ist  neu,  und  sind  noch  keine  mit 
demselben  erzielten  Resultate  veröffentlicht. 

Wir  wollen  nun  noch  mit  einigen  Worten  jene  sinnreichen 
Apparate  erwähnen,  die  nicht  auf  dem  Principe  des  Pendels  beruhend, 
zu  relativen  Schwerebestimmungen  dienen  sollen,  die  jedoch,  wie 
schon  früher  erwähnt,  dermalen  auch  nicht  annähernd  die  Genauigkeit 
der  Bestimmungen  mittelst  des  Pendels  erreichen. 

Zunächst  erwähnen  wir  den  Flügel-Regulator  von  Vilarceau, 
beruhend  auf  dem  Principe  des  F ouc au It'schen  Regulators,  dessen 
Theorie  lehrt,  dass  die  Schwerkraft  proportional  sei  dem  Quadrate 
der  Rotationsgeschwindigkeit.  Soviel  mir  aus  einer  Mittheilung  des 
Hofrathes  Ritter  von  Oppolzer,  der  im  Besitze  eines  derartigen 
Instrumentes  war,  bekannt  ist,  dürfte  die  mit  diesem  Instrumente 
erreichbare  Genauigkeit  keine  sehr  grosse  sein,  die  Schwere  dürfte 
kaum  bis  auf^—^  ihres  Betrages  ermittelt  werden  können.  Es 
scheiterte  bisher  die  tadellose  Herstellung  dieses  Apparates,  der 
sonst  sehr  viele  Vortheile  bieten  würde,  an  der  Unmöglichkeit  der 
genügend  exacten  mechanischen  Ausführung.  Auch  bei  diesem 
Apparate  wäre  eine  genaue  Ermittelung  der  Zeit  unerlässlich. 

Von  diesem  Uebelstande  frei  sind  jene  Apparate  zu  Schwere- 
messungen, die  auf  der  Elasticität  der  Gase  beruhen,  imd  bei 
welchen  die  Höhe  der  Quecksilbersäule  gemessen  wird,  die  von 
einer  constanten  Gasmenge  getragen  wird.  Die  Schwierigkeit  der 
grauen  Messung  der  Höhe  dieser  Quecksilbersäule,  sowie  die 
ausserordentlich  grosse  Abhängigkeit  der  Spannkraft  der  Gase  von 
der  Temperatur,  machen  die  Anwendung  derartiger  Apparate  sehr 
fraglich;  überdies  sind  die  Versuche  mit  denselben  noch  nicht  ab- 
gföchlossen,  und  es  ist  immerhin  ein  günstiger  Erfolg  derselben 
nicht  unmöglich. 


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Sehr  beachtenswerth  ist  in  dieser  Hinsicht  ein  Vorschlag  des 
Herrn  Inspectors  Marek,  statt  der  Gase  die  Spannkraft  von  Dämpfen 
der  flüssigen  schwefeligen  Säure  zu  verwenden. 

Endlich  sind  noch  Apparate  construirt  worden,  die  auf  der 
Elasticität  der  Metalle  beruhen.  Hieher  gehört  das  Bathometer  von 
Siemens,  bei  welchem  sich  der  federnde  Boden  eines  Gefasses 
durch  den  von  der  Grösse  der  Schwere  abhängigen  Druck  des  Queck- 
silbers ausbaucht,  und  die  hiedurch  entstehende  Volum- Veränderung 
des  Gefasses  zur  Messung  der  Schwere  dient.  Bei  Legung  des 
Kabels  über  den  atlantischen  Ocean  soll  dieses  Instrument  gute 
Dienste  zur  approximativen  Bestimmung  der  Meerestiefen  geleistet 
haben,  indem  die  Schwere  desto  grösser  erscheint,  je  seichter  das 
Meer  ist,  da  in  diesem  Falle  die  dichtere  Erdmasse  des  Meeres- 
grundes der  Oberfläche  näher  ist,  und  daher  die  Schwere  daselbst 
durch  ihre  Attraction  vergrössert.  Seither  ist  über  diesen  Apparat 
und  seine  Leistungsfähigkeit  nichts  Näheres  bekannt  geworden, 
ebenso  wenig  über  den  Apparat  von  Allan  Braun,  bei  welchem 
zur  Schwerebestimmung  die  Torsion  eines  Drahtes  in  Verbindung 
mit  der  bifilaren  Aufliängung  eines  Gewichtes  verwendet  wird. 

Thomson  will  neuester  Zeit  zur  Bestimmung  der  Schwere  die 
Biegung  eines  horizontal  liegenden  Metallstreifens  verwenden,  dessen 
ein  Ende  fest  geklemmt  und  das  andere  belastet  ist  und  als  Index 
über  einer  Scala  sich  bewegt,  so  dass  die  durch  die  verschieden 
grosse  Schwere  erzeugte  Biegung  des  Metallstreifens  gemessen 
werden  kann.  Ob  jedoch  die  Elasticität  der  Metalle  so  vollkommen 
ist,  und  ob  es  gelingt  den  Einfluss  der  Temperatur  zu  beseitigen 
ist  noch  fraglich,  es  müssen  erst  diesbezügliche  Nachrichten  ab- 
gewartet werden. 

Alle  diese  eben  en^ähnten  Apparate  stehen  jedoch  bezüglich  der 
erreichbaren  Genauigkeit  weit  hinter  dem  Pendel  zurück,  weshalb  auch 
bisher  nur  dieses  zu  den  Schwerebestimmungen  verwendet  wurde. 

Nachdem  wir  nun  die  uns  dermalen  zu  Gebote  stehenden 
Hilfsmittel  in  allgemeinen  Umrissen  kennen  gelernt  haben,  wollen  wir 
nun  zu  den  Ergebnissen  der  Schwerebestimmungen  selbst  übergehen. 

Zunächst  ist  es  die  allgemeine  Form  der  Erde,  welche  wir 
aus  den  ausgeführten,  über  die  ganze  Erde  vertheilten  Schwere- 
bestimmungen nach  dem  Gl air aufsehen  Theoreme  zu  bestimmen 
im  Stande  sind.  Thatsache  ist  es,  dass  die  so  gefundene  Form 
der  Erde  weit  mehr  Wahrscheinlichkeit  für  sich  hat,  als  jene  aus 
den  Gradmessungen  hervorgegangene,  indem  sich  die  Resultate  der 


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letzteren,  bei  Hinzuziehung  immer  neuer  Gradmessungen  stets  dem 
aus  den  Schweremessungen  allein  abgeleiteten  Wertlie  nähern.  Ja, 
es  wurde  schon  vielfach  die  Ansicht  ausgesprochen,  dass,  soferne 
es  sich  blos  um  die  Form  der  Erde  handelt,  die  Schwerebestim- 
raungen  allein  massgebend  sein  sollten,  und  die  Gradmessungen 
nur   zur  Bestimmung    der  Grösse   der  Erde  zu  verwenden  wären. 

Es  ist  dieses  Thema  schon  vielfach,  auch  hier  in  dieser  hoch- 
ansehnlichen Gesellschaft  besprochen  worden,  so  dass  für  heute 
blos  die  gemachte  kurze  Andeutung  genügen  dürfte.  — 

Schon  bei  dieser  Verwendung  der  Pendelbeobachtungen  zeigte 
sich  die  Nothwendigkeit  des  Studiums  innig  damit  verknüpfter  Fragen, 
nämlich  der  Wirkung  der  Massenattraction  auf  die  erhaltenen  Re- 
sultate. Denn  um  Schwerebestimmungen  vergleichbar  zu  machen,  ist 
es  noth wendig,  die  in  ungleichen  Höhen  über  dem  Meere  ausgeführten 
Messungen  auf  ein  Vergleichsniveau  zu  reduciren,  und  es  zeigen 
sich  dabei  auffallende  Widersprüche  zwischen  Festland,  Küsten 
und  Inselstationen,  die  ihre  Erklärung  in  der  Anziehung  der  con- 
tinentalen  Massen  finden,  w^elche  eine  Hebung  der  Meeresfläche  an 
den  Küsten  zur  Folge  hat. 

Auch  dieser  Gegenstand  wurde  schon  hier  in  einem  hoch- 
interessanten Vortrage  behandelt,  und  ich  will  mich  demnach  heute 
nicht  mit  der  Betrachtung  über  diese,  mit  Hilfe  der  Potentialtheorie 
so  schön  gelösten  Probleme  befassen,  sondern  ich  will  mir  erlauben 
einige  andere  Resultate,  die  vielleicht  den  geehrten  Anwesenden 
nicht  so  allgemein  bekannt  sein  dürften,  zu  besprechen. 

Bei  dem  Umstände,  als  bisher  die  Ziele  und  Zwecke  der 
Schwerebestimmungen  fast  ausschliesslich  auf  die  Bestimmung 
der  Form  der  Erde  concentrirt  waren,  ist  zur  Lösung  anderer, 
höchst  interessanter  Probleme  bisher  leider  nur  äusserst  w^enig 
geschehen,  so  dass  das  ganze  Forschungsgebiet  der  Theorie 
und  Speculation  überlassen  blieb,  während  gerade  auf  diesem 
äusserst  schwierigen  Gebiete  die  Theorie  hätte  stets  Hand  in  Hand 
mit  den  Beobachtungen  gehen  sollen.  Dass  die  Theorie  allein 
da  nicht  ausreicht,  zeigt  sich  in  den  herrschenden,  manchmal 
geradezu  diametral  entgegengesetzten  Ansichten,  Beweisführungen 
und  Lehren,  denen  oft  die  Thatsachen  widersprechen.  Ist  es 
doch  zum  Beispiel  gar  nicht  lange  her,  dass  wh*  in  Lehrbüchern 
gelesen  haben,  die  Schwere  nehme  unter  der  Erdoberfläche 
ab  —  während  später  Versuche  und  auch  die  Theorie  eine  Zu- 
nahme   der   Schwere   ergeben   haben.    So  manche  Lücke  besteht 

Mitth.  d.  k.  k.  <ieogr.  ües.  1889.  1.  2  ,    ^  T 

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da  noch  in  unserem  Wissen,  welche  auszufüllen  fast  ausschliesslich 
der  Beobachtung  überlassen  bleibt 

Verweilen  wir  zunächst,  da  wir  schon  das  Verhalten  der 
Schwere  beim  Eindringen  in  die  Erde,  also  die  Schwere  im  Innern 
der  Erde  erwähnt  haben,  bei  diesem  Thema.  Betrachten  wir  die 
in  dieser  Richtung  bisher  erzielten  Resultate.  Dieselben  sind  für 
uns  in  mehr  als  einer  Hinsicht  interessant,  ermöglichen  sie  ja  doch 
nach  der  Theorie  von  Airy,  die  mittlere  Dichte,  also  auch  die  Masse 
der  ganzen  Erde  zu  bestimmen.  Es  dürften  dieselben  uns,  wenn 
sie  zahlreich  genug  sein  werden,  Aufschlüsse  über  das  Erdinnere 
geben,  über  welches  wir  dermalen  sehr  wenig  Positives  wissen. 

Die  betreffenden  Beobachtungen  bestehen  in  der  Ermittlung 
des  Unterschiedes  der  Schwere  auf  der  Erdoberfläche  und  in  ver- 
schiedenen Tiefen  unter  derselben.  Sie  müssen  demnach  in  den 
Schachten  der  Bergwerke  ausgeführt  werden  und  sind  wegen  der 
sehr  ungünstigen  Umstände  meist  recht  schwierig  mit  der  nöthigen 
Genauigkeit  ausführbar. 

Einschlägige  Beobachtungen  sind  bisher  nur  sehr  wenige,  im 
Ganzen  nur  an  8  Orten  ausgeführt  worden,  nämlich :  im  Jahre  1854 
in  England  in  dem  383  Meter  tiefen  Schachte  Harton  des  Kohlen- 
revieres  Durham,  durch  den  (ireenwicher  Astronomen  Airy'),  inn 
Jahre  1 883  in  Böhmen,  in  dem  1 000  Meter  tiefen  Adalbert-Schachte 
des  Silberbergwerkes  zu  Pfibram^)  und  endlich  im  Jahre  1885  in 
Sachsen,  in  dem  534  Meter  tiefen  Abraham-Schachte  des  Silber- 
bergwerkes Himmelfahrt-Fundgrube  bei  Freiberg.') 

An  allen  3  Orten  ergaben  die  Beobachtungen  die  Schwere 
unter  der  Erde  grösser  als  an  der  Erdoberfläche.  Wenn  wir  die 
Zunahme  der  Schwere  ausdrücken  in  Millionsteln  ihrer  Grösse  auf 
der  Erdoberfläche,  so  ergeben  die  Beobachtungen  folgende  Resultate: 


Harton 

Pfibram 

1! 

Freiberg             ] 

Tiefe 
m 

Zmahme  i   Tem- 
der      pentir 
Schwere  1     R». 

Dichte 

Tiefe 
m 

Znoabne 

dt-r 
Schwere 

Tem- 
peratur 
Ro. 

"  li 
Dichte  Tiefe 
il     r»' 

Zonahmel   Tem-    ' 
der    1  peratir  Dichte 

Schwere!     R°     1 

383 

52  1      14 

6.57 

516 

41 

14-8  1  5-54 

257  '      32  1  13  8 

666 

748 

65 

16-7      5-71 

414  '      57  !  15-4 

715 

973 

88 

19-9  1  5-80 

531        79    190  ;  7-60 

Mitteil 
5-68  1 

1 

1           1 

. 

•)  Phil.  Trans.  1856. 

»)  Mittheilungen  des  k.  k.  milit-geogr.   Institutes  Band  III  und  IV. 

■)  Mittheilungen  des  k.  k.  milit-geogr.  Institutes  Band  VI. 


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J 


19 

Wie  wir  sehen,  ist  die  Zunahme  der  Schwere  an  diesen  3  Orten 
eine  sehr  vert^cfiiedene ;  in  Harten  nimmt  dieselbe  bei  383  Meter 
Tiefe  um  eben  so  viel,  nämlich  52  Millionstel  zu,  wie  in  Pfibram 
bei  623  Meter,  also  nahezu  der  doppelt  so  grossen  Tiefe,  und 
auf  jene  Schwerezunahme;  die  wir  in  P/ibram  bei  748  Meter  Tiefe 
vorfinden,  nämlich  65  Millionstel,"  stossen  wir  in  Freiberg  schon 
bei  462  Meter,  ajso  nahezu  um  300  Meter  früher. 

Wir  sehen  daraus,  dass  die  Zunahme  der  Schwere  unter  der 
Erde  nicht  an  allen  Orten  gleich  ist;  woher  dies  kommt,  ist  dermalen 
wohl  ebenso  unaufgeklärt,  wie  etwa  die  bekannte  Thatsache,  dass 
die  Warniezunahnie  unter  der  Erde  an  verschiedenen  Orten  eine 
unj^leiche  ist,  wie  sich  dies  auch  in  diesen  drei  Schachten 
deutlich  zeigt. 

Betrachten  wir  die  in  obiger  Tabelle  enthaltenen,  in  verschiedenen 
Tiefen  vorgefundenen  Temperaturen,  so  sehen  wir,  dass  auch  die 
Tempemturzunahme  mit  der  Tiefe  eine  verschiedene  ist,  denn  in 
Freiberg  finden  wir  z.  B.  bei  534  Meter  Tiefe  eine  Temperatur  von 
19",  also  nahe^i  ebensoviel  wie  in  Pribram  bei  900  Meter,  und  in 
Harlon  wo  die  Temperatur  durch  die  Tagluft  jedenfalls  schon  etwas 
abgekühll  war,' )  daher  mindestens  15®  betragen  haben  dürfte,  finden 
wir  bei  383  Metet^  Tiefe  die  gleiche  Temperatur  wie  in  Pribram 
bei  5B0  Meten 

Auffallend  ist  hiebei,  dass  die  Schwerezunahme  mit  der 
Temperaturzunahme  in  einem  gewissen  Zusammenhange  zu  stehen 
selieint^  denn  w^ir  finden,  unabhängig  von  der  Tiefe,  an  allen  3  Orten 
bei  gleicher  Temperatur  auch  die  gleiche  Schwerezunahme;  so 

in  Harten      bei  15®     die  Schwerezunahme  52 

>  Pfibram      >  US«      »  >  41 

>  Freiberg  »  15-4®  »  »  57 
femer  beispielsweise  in  Freiberg      »   19"        »               >  79 

>  Pfibram  >  19-9«  »  >  88 
also,  wenn  man  interpoliren  würde,  stets  bei  gleichen  Temperaturen 
auch  die  gleiche  Schwerezunahme. 

Ich  bitte  mich  nicht  misszuverstehen,  wenn  ich  dieser  Er- 
scheinung hier  Erwähnung  thue.   Ich   kann  diesen  ZusammBuhang 


*)  Dass  der  Einlluss  der  Tagluft  auf  die  Temperatur  in  diesem  Schachte 
bereits  bemerkbar  war.  zeigt  sich  an  der  Abhängigkeit  der  zu  verschiedenen 
Zeiten  heobachteteii  Temperaturen  im  Schachte,  von  den  Angaben  des  Thermo- 
meters ober  Tage, 

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zwischen  Temperatur  und  Schwerezunahme  durchaus  nicht  be- 
haupten, vielweniger  noch  erklären,  ich  kann  nur  hier  anführen^ 
was  diese  Beobachtungen  ergeben,  denn  bei  einer  so  geringen 
Anzahl  von  Resultaten  dürfen  wir  keine  weitgehenden  Schlüsse 
ziehen.  Der  Zufall,  unvermeidliche  Beobächtungsfehler,  üngenauig- 
keiten  etc.  können  ja  unter  Umständen  alles  erklären. 

Berechnen  wir,  nach  dem  von  Airy  gegebenen  Verfahren') 
aus  den  gefundenen  Zunahmen  der  Schwere  mit  Berücksichtigung 
der  Tiefen  und  sorgfältig  ermittelten  Dichten  der  Gesteine  an  diesen 
3r  Oertlichkeiten,  die  mittlere  Dichte  der  ganzen  Erde,  so  erhalten 
wir  die  in  der  obigen  Tabelle  als  »Dichte«  enthaltenen  Werthe. 

Bloss  die  Resultate  der  Pribramer  Beobachtungen,  welche  im 
Mittel  eine  Dichte  von  5*68  ergeben,  nähern  sich  der  wirklichen 
mittleren  Dichte  der  Erde,  die  wir  mit  5"6  annehmen  können ; 
sowohl  die  Hartoner  als  auch  die  Freiberger  Beobachtungen  ergeben 
viel  zu  grosse  Werthe,  jene  in  Freiberg  überdies  noch  mit  der 
Tiefe  zunehmend. 

Noch  eine  kleine  Betrachtung  wollen  wir  über  die  in  Plibram 
erhaltenen  Resultate  anstellen. 

Ich  habe  versucht,  aus  der  gefundenen  Schwerezunalune  und 
mit  Berücksichtigung  des  Umstandes.  dass  im  Erd-Centrum  die 
Schwere  gleich  0  sein  muss,  einen  Ausdruck  für  die  Grösse  y  der 
Schwere  im  Innern  der  Erde  abzuleiten  und  fand  die  Gleichung 

;'  =  2-5854  r— 1-5854  r^ 
wo  r  die  Entfernung  vom  Erd-Centrum  in  Theilen  des  Radius  aus- 
gedrückt, bedeutet. 

Aus  dieser  Gleichung  erhielt  ich  für  die  Dichte  ä,  der  aufeinander 
folgenden  Erdschichten  den  Ausdruck 

d  —  14-Ö  (i— 0-8176  r) 
eine  Gleichung  des  ersten  Grades,  welche  uns  daher  eine  gleich- 
massige   Zunahme  der  Dichte    von   der  Oberfläche   bis   zum  Cen- 
trum angibt. 

Zu  diesen  zwei  Gleichungen  bin  ich  auf  sehr  einfachem  Wege 
ausschliesslich  auf  Grund  der  Beobachtungs-Resultate  gelangt,  ohne 
eine  Annahme  über  die  Abplattung  oder  die  Constitution  der  Erde 
gemacht  zu  haben. 

Vergleichen  wir  den  Verlauf  der  Schwere  längs  eines  Erd- 
halbmessers, wie  er  sich  aus  dieser  Gleichung  ergibt,  mit  jenem 
wie    er    aus   theoretischen   Untersuchungen    folgt,    so    finden    wir 

^)  Philosoph.  Transac.  1856. 

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21 

beide  in  vollkommener  Uebereinstimmung.  Die  Schwere  nimmt  mit 
der  Tiefe  zu  und  erreicht  bei  r  =  0'815  oder  in  etwa  1200  km 
Tiefe  ihren  Maximal werth,  nämlich  1'05  ihrer  Grösse  an  der  Erd- 
oberfläche. Nach  der  Gleichung  für  die  Dichte  finden  wir  für  diese 
Tiefe  die  Dichte  d=5*7  also  etwa  die  mittlere  Dichte  der  Erde. 

Dann  nimmt  die  Schwere  ab,  erreicht  bei  r  =  0*631  oder  in 
etwa  2400  Ärw  Tiefe  wieder  denselben  Werth  wie  an  der  Erd- 
oberfläche, wird  dann  immer  kleiner,  und  endlich  im  Mittelpunkt  =  0. 

Was  den  Ausdruck  für  die  Dichte  d  der  aufeinander  folgenden 
Erdschichten  anbelangt,  so  können  wir  uns  hier  nicht  in  eine  nähere 
Untersuchung  desselben  einlassen;  wir  wollen  nur  erwähnen,  dass 
wenn  wir  mit  Professor  Dr.  Birkenmayer  denselben  in  die  von 
Laplace  aufgestellte  Gleichung  für  das  Argument  der  Präcession 
oder  des  Verhältnisses  der  Hauptträgheitsmomente  der  Erde  ein- 
führen, wir  für  diese  Grössen  einen  Werth  erhalten,  der  vollkommen 
übereinstimmt  mit  jenem,  der  sich  aus  den  astronomischen  Beob- 
achtungen nach  den  sorgfältigen  Untersuchungen  von  Leverrier  und 
Oppolzer  ergibt.') 

Dies  gilt  wesentlich  von  dem  Factor  08176  von  r,  was  nicht 
ausschüesst,  dass  die  Constante  14*8  oder  die  Dichte  im  Erd- 
mittelpunkte etwas  zu  hoch  gegriffen  ist,  da  dieselbe  nach  den 
theoretischen  Untersuchungen  von  T.  J.  Stielties*)  im  Maximum 
nur  12*2  betragen  kann. 

üebergehen  wir  nun  zu  einem  zweiten,  sehr  wichtigen  Pro- 
bleme, das  seiner  Lösung   grösstentheils  durch    die  Beobachtungen 

* )  Laplace  gibt  hiefQr  (Mech.  cel.  T II  pag.  252)  den  allgemeinen  Ausdruck  : 

C  3    V         578;  J'  ,,-,.«  rf, 

wo  C  und  A  des  Trägheitsmoment  der  Erde  um  ihre  kleinste  und  grösste  Axe, 
«0  die  Abplattung  und  ^j«  die  Hälfte  des  Verhältnisses  der  Fliehkraft  zur 
Schwere  am  Aequator  bezeichnet. 

Setzen  wir  in  diese  Gleichung  für  d  den  gefundenen  Werth 
d=a  (l-/Jr)  =  14-8  a--0'8176  r) 
so  erhalten  wir  nach  ausgeführter  Integration 

wenn  wir  für  ao  =  ,Jg  und  j5=0'8l76  setzen;  und  dieser  Werth  stimmt  mit 
dem  blos  aus  astronomischen  Beobachtungen  abgeleiteten  vollkommen  überein. 
< Siehe  Helmert  höhere  Geodäsie  2.  Theil  pag.  437) 

•)  Arch.  Nöerland.  des  sc.  exactes  et  nat.  XIX  (1884)  435. 


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22 


harrt,  nämlich  zu  dem  Einflüsse  der  Bodenerhebungen  auf  die  Grösse 
der  Schwere.  Diese  Frage  ist  schon  darum  von  hoher  Bedeutung^ 
da  wir  ja,  wie  schon  erwähnt,  genöthigt  sind,  die  auf  der  physischen 
Erdoberfläche  ausgeführten  Beobachtungen  auf  ein  Vergleichsniveau 

zu  reduciren,  um  sie  vergleichen  und  zur  Ableitung  der  allgemeinen 
Form  der  Erde  benützen  zu  können. 

Im  Allgemeinen  wird  angenommen,  dass  die  Masse  einer  Bo- 
denerhebung, auf  welcher  wir  die  Schwere  bestimmen,  durch  ihre 
Attraction  die  Schwere  vergrössert;  reduciren  wir  demnach  eine 
Schwerebestimmung  auf  das  Vergleichsniveau,  z.  B.  auf  die  Meeres- 
fläche, so  müssen  wir  zweierlei  Correctionen  anbringen:  erstens 
jene  wegen  der  Höhe  der  Station  über  den  Meeresniveau,  also  eine 
positive  Correction,  da  die  Schwere  am  Meeresspiegel  grösser  ist 
als  in  einer  Höhe  über  demselben;  und  zweitens  eine  negative 
Correction,    nämlich   die  Anziehung  der  zwischen    der  Station  und 

.  der  Meeresfläche  gelegenen  Erdmasse,  also  mehr  oder  weniger  die 
Attraction  einer  Platte  von  einer  Dicke,  welche  der  Seehöhe  der 
Station  gleich  ist. 

Faye,  in  Paris,  negirt  den  Einfluss  dieser  Platte  und  will 
blos  die  Höhe  der  Station  allein  für  die  Reduction  am  Meeres- 
horizont massgebend  wissen,  gerade  so,  wie  ,wenn  sich  diese  Station 
in  freier  Luft,  auf  einer  masselosen  Säule,  oder  etwa  einem 
Thurme  befinden  würde.  Er  betrachtet  die  Masse  der  Bodenerhebungen 
compensirt  durch  Dichtigkeitsdefecte,  und  denkt  sich  dieselben  durch 
die  grössere  Wärme  unter  den  Continenten  als  unter  dem  Meere 
bei  gleicher  Tiefe  entstanden. 

Bekanntlich  besitzt  das  Meereswasser  in  den  grössten  Tiefen  eine 
Temperatur  nahe  dem  Gefrierpunkte;  es  haben  demnach  die  festen 
Erdmassen  unter  dem  Meere  bis  in  sehr  grosse  Tiefen  hinab  eine 
niedere  Temperatur,  während  unter  dem  Festlande  in  solchen  Tiefen 
jedenfalls  schon  eine  hohe  Temperatur  angetroffen  würde.  Nach 
dieser  Ansicht  befindet  sich  unter  einem  Festlande,  welches  über 
das  Meer  hervorragt,  nicht  eine  grössere  Masse,  sondern  sie  erfährt 
durch  die  Wärme  blos  eine  Volum-Vergrösserung,  und  wir  dürfen 
daher  nach  Faye  dieselbe  bei  der  Reduction  der  Beobachtungen 
nicht  speciell  in  Rechnung  nehmen,  weshalb  blos  die  Höhe  der 
Station  über  dem  M^ere  massgebend  ist. 

Und  in  der  That  trifft  diese  Voraussetzung  nach  den  ein- 
gehenden Untersuchungen  des  Professor  Helmer t  zu,  es  hat  die 
Methode  von  Faye  viel  mehr  Wahrscheinlichkeit   für  sich  als  die 

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23 

übrigen  Annahmen,  indem  die  meisten  der  nach  Faye's  Methode 
reducirten  Pendelstationen  sehr  überemstimmende  Resultate  gaben, 
was  bei  Berücksichtigung  der  unterhalb  der  Stationen  gelegenen 
Erdmasse  nicht  der  Fall  ist ') 

Indes  kommen  jedoch  auch  Fälle  vor,  bei  welchen  durch  alle 
angewandten  Reductionen  keine  Uebereinstimmung  erzielt  werden 
kann ;  denn  es  erscheint  die  Schwere  an  manchen  Orten  nicht  un- 
erheblich vergrössert  oder  verkleinert.  Solche  Störungen  finden  wir 
z.  B.  m  Duschet,  im  Kaukasus  und  in  Baku  am  Kaspischen 
Meere,  wo  die  gefundene  Schwere  um  mehr  als  den  zehntausendsten 
Theil  ihrer  Grösse  von  dem  normalen  Werthe  abweicht. 

Man  ist  geneigt  unterirdischen  Massenverdichtungen  oder  Hohl- 
räumen, beziehungsweise  grösseren  Gebieten,  die  mit  specifisch 
schwereren  oder  leichteren  Stoffen  angefüllt  sind,  diese  störenden 
Wirkungen  zuzuschreiben,  eine  Annahme,  deren  Richtigkeit 
noch  nicht  als  allgemein  bewiesen  zu  betrachten  ist.  Denn 
nicht  immer  trifft  diese  Erklärungsart  zu,  da  auch  manchmal  gerade 
in  der  Nähe  von  sichtbaren  Massendefecten,  z.  B.  am  Rande  aus- 
gedehnter Plateaux,  deren  Fortsetzung  wir  uns  durch  Luft  ersetzt 
vorstellen  können,  wo  wir  uns  also  zweifellos  in  der  Nähe  eines 
Massendefectes  befinden,  und  daher  eme  kleinere  Schwere  antreffen 
soUten,  Widersprüche  vorhanden  sind. 

So  wurde  z.  B.  in  Ungarn  auf  dem  isolirt  stehenden  Berge 
Saghegy,  der  die  Form  eines  abgestutzten  Kegels  hat  und  oben 
ein  kreisrundes  Plateau  bildet,  die  Schwere  am  Plateaurande 
grösser  gefunden  als  in  der  Mitte,  obwohl  sie  doch  am  Rand  hätte 
kleiner  sein  sollen.  Und  die  gefundene  Schwerezunahme  ist  auch 
bei  weitem  nicht  durch  die  grössere  Dichte  der  Trachytsäulen,  welche 
den  Plateaurand  bilden,  zu  erklären.^) 

Man  fühlt  sich  in  solchen  Fällen  leicht  geneigt  anzunehmen 
dass  nicht  die  Dichte  der  Massen  allein  auf  die  Anziehung  derselben 
massgebend  ist,  sondern  dass  vielleicht  einigen  Körpern,  sagen  wir 
z.  B.  den  Eruptivgesteinen,  in  dieser  Hinsicht  ganz  specielle  Eigen- 
schalten eigenthümlich  sind,  durch  welche  dieselben  eine  noch  unge- 
kannte  Anziehung  auf  andere  Körper  ausüben. 

Gerade  auf  dem  Saghegy  würde  diese  Annahme  umsomelir 
eine    Bestätigung    finden,    da   auch    am  Fusse   des    Berges,   unter- 


')  Verhandlungen  der  permanenten  Commission  der  internationalen  Erd- 
messung zu  Nizza  1887.  Annex  N.  II.  a,  pag.  5  u.  f. 

')  MiUheilungen  des  milit.-geogr.  Institutes  Band  V,  XS^h. 


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halb  dieser  Säulen  die  Schwere  viel  zu  klem  gefunden  wurde, 
welcher  Umstand  sich  gleichfalls  durch  eine  von  den  höher  liegenden 
Trachytfiäulen  ausgeübte,  nach  aufwärts  gerichtete  Anziehung  er- 
klären Hesse. 

Doch,  wir  können  dermalen  aus  dem  vorhandenen,  so  spärUchen 
Beobachtungsmateriale  keine  verlässlichen  Schlüsse  ziehen.  Wie 
nothwendig  erscheint  auch  in  dieser  Richtung  eine  Vervielfältigung 
der  einschlägigen  Untersuchungen! 

Wir  wollen  nun  noch  einer  anderen  Verwendung  der  Schwere- 
bestimmungen hier  Erwähnung  thun,  nämlich  der  Bestimmung  des 
Einflusses  der  Schwere  auf  die  Ergebnisse  des  Nivellements.  Auch 
dieses  ist  in  das  Programm  der  Gradmessung  aufgenommen  worden ; 
es  ist  bestimmt  uns  über  verschiedene  Erscheinungen  bezüglich 
der  Form  der  Erde  und  ihrer  physischen  Oberfläche  aufzuklären. 
So  soll  es  uns  unter  Anderem  Aufschluss  geben  über  die  schon 
oft  besprochene  Frage  der  Verschiedenheit  der  Höhen  der  Meeres- 
spiegel, und  zeitHche  Aenderungen  der  Höhen  auf  dem  Festlande,  wie 
solche  durch  Faltung  oder  Erdbeben  etc.  von  den  Geologen  an- 
genommen werden. 

Erstere  Frage  will  man  dadurch  lösen,  dass  die  Pegel  der 
verschiedenen  Meere  durch  sehr  genaue  Nivellements  verbunden 
werden,  letztere  durch  zeitweise  Wiederholung  der  Nivellements 
und  neuerliche  Bestimmung  der  Höhen  der  sehr  zahlreichen  Fix- 
punkte derselben. 

Auch  diese  so  einfach  scheinende  Operation  des  Nivellements 
stösst  auf  mancherlei  theoretische  Bedenken,  bei  denen  die  Einflüsse 
der  Schwere  vielfach  eine  Rolle  spielen.  Es  erscheint  auch  in  diesem 
Falle  nothwendig  durch  die  Schwerebeobachtungen  der  Theorie  zu 
Hilfe  zu  kommen,  damit  die  Grösse  der  betreffenden  Einflüsse 
beurtheilt  werden  könne. 

Die  bisher  von  den  betheiligten  Staaten  sehr  sorgfältig  aus- 
geführten und  gut  controlirten  Nivellements  ergeben  an  den  An- 
schlüssen verschiedene  Höhen  der  Fixpunkte.*)  So  resultirt  z.  B. 
die  Höhe  des  Nivellementsfixpunktes  Peter witz  in  Schlesien  an 
der  preussischen  Grenze  nach  dem  Nivellement  der  preussischen 
Landesaufnahme  mit  350*73  m  über  der  Nordsee;  nach  dem 
österreichischen  Niveflement,  abgeleitet  von  Triest  über  Graz,  Wien, 


*)  Mittheilungen  des    k.  k.   milit.-geograph.   Institutes   V.    u   VI.   Band, 
Seite  15  u.  16. 


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Prerau.    Oderberg    mit    351 '02   tn  über  dem    adriatischen    Meere, 
also  um  29  cm  höher. 

Ein  zweiler  Kixpunkt,  Sn  hl  an  fit  an  der  böhmisch-preiLs-sischen 
Grenze,  hat  nach  dem  preiimselien  Nivellement  die  Höhe  351 -93  m 
über  der  Nordsee,  während  nach  dem  österreichii^chen  Nivellement 
dessen  Höhe,  abgeleitet  von  Trie?i  über  Wien,  Pardnbitz  mit  35*2*38«/, 
demnach  um  10  rm  hoher  re^siillirl. 

EndUch  ergibt  das  hayrisc^he  Nivellement  die  Höhe  de^ 
Ftxpünktes  bei  Lindau  mit  *^991^l  Meter  über  der  Nordsee  und 
das  österreichi^^che  Nivellement  von  Triest  über  Villach,  Lienz,  Bozen. 
Naiiders  und  Bregenz  399^99  m  über  der  Adria,  also  um  tiS  rm 
höher. 

Wie  wir  demnach  J^ehen,  ergeben  die  österreichischen  Ni- 
vellemeiits  durchgehends  die  Höhen  der  An^chlusspimkle  über  der 
Adria  grösser,  als  die  deutschen  Nivellements  über  der  Nordsee: 
man  könnte  demnach  den  Schluss  ziehen,  dass  der  Spiegel  der 
Nordsee  höher  hege,  als  das  adriatische  Meer,  u.  zw.  nach  den 
Angaben  der  einzelnen  Nivellements 

über  Schlesien  um  29  rm, 
„     Böhmen      „     40  cm  und  endlich 
Tirol  ,.    t)8  r-m. 

Nachdem  jedoch  der  unterschied  der  Höhe  dieser  beiden 
Meere,  wenn  er  überhaupt  besteht,  zweifellos  nur  einen  bestimmten 
Werth  haben  kann,  so  könnten  die  hier  angeführten  drei  difterirenden 
Angaben  geeignet  sein,  Zweilei  über  die  Verläi5sUchkeit  und  Exactheil 
der  Nivellements  zu  erwecken,  und  doch  sind  dici^elben  so  vielfach 
controlirt,  dass  die  Möglichkeit  so  grosser  Fehler  fast  grtnzjich  aus- 
geschlossen ist. 

Diese  Dinerenzen  werden  sich  wesentlich  vermindern,  w^enn 
einmal  an  die  Nivellement^  jene  Correctionen  angebracht  sein 
werden,  die  nothw endig  sind,  um  ihre  Ergebnisse  vergleichbar  zu 
machen,  oder  um  aus  denselben  die  absoluten  Höhen  der  Fixpunkte 
ableiten  zu  können. 

Zunächst  muss  da  die  sphäroidische  Correction  berücksichtigt 
werden,  welche  daher  rührt,  dass  die  verschiedenen  Nivellements 
nicht  durchgetiends  in  gleicher  Höhe  über  dem  Meere  ausgeführt 
werden  können,  sondern  sich  über  Berg  und  Thal  erstrecken  müssen. 
Ihre  Theile  liegen  in  verschiedenen  Höhen  über  dem  Meere,  gehören 
daher  verschiedenen  Sphjü-oidflächen  an,  die  zu  einander  nicht  parallel 
sind,   und   doch   bei   der   Ableitung   der  Ztelhöhen-Dinerenzen   als 


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parallel  angenommen  werden.  Es  erfordert  daher  ein  jedes  Ni- 
vellement zmiächst  eine  von  der  Höhenlage  seiner  Theile  über 
dem  Meere  abhängige  kleine  Correction  /\h^  welche  die  sphäroi- 
disehe  genannt  wird.  Im  Allgemeinen  ist  dieselbe  für  eine  Strecke 
s  dargestellt  durch  den  Ausdruck: 

^h  =  ^i    I  Sin. 2qn  h  ds 

in  welchem  ^i  eine  Constante,  qp  und  h  die  Breite  und  Seehöhe  der 
einzelnen  Theile  des  Nivellements,  und  ds  ihre  meridionale  Er- 
streckung bedeutet,  lauter  Grössen,  die  sich  theils  durch  das  Ni- 
vellement selbst  ergeben,  oder  einer  guten  Karte  mit  hinlänglicher 
Genauigkeit  entnommen  werden  können. 

Da  nun  die  drei  hier  angeführten  Nivellements-Anschlüsse  auf 
verschiedenen  Linien  erreicht  wurden,  welche  grösstentheils  in  un- 
gleichen Höhen  über  dem  Meere  verlaufen,  so  ist  die  sphäroidische 
Correction  für  jede  dieser  drei  Linien  verschieden,  und  es  werden 
nach  ihrer  Anbringung  die  bezüglichen  Diflerenzen  wahrscheinlich 
bedeutend  herabgemindert  erscheinen. 

Allein  auf  die  Ergebnisse  des  Nivellements  wirken  auch  noch 
andere  Umstände  ein,  nämlich  die  Attraction  der  dem  Nivellements- 
zuge naheliegenden  Bergmassen.  Die  horizontal  wirkende  Componente 
dieser  Anziehung  beeinflusst  selbstverständlich  in  hohem  Grade  die 
Nivellements,  da  sie  Lothablenkungen  bewirkt,  die  unter  Umständen 
im  vollen  Betrage  in  das  Resultat  übergehen.  Es  dürfte  jedoch  kaunn 
möglich  sein,  diesen  Einflüssen  wegen  der  manigfachen  Verschieden- 
heit der  Bodengestaltung  calculatorisch  beizukommen.  Wir  können 
nur  annehmen,  dass  dieselben  bald  positiv,  bald  negativ  einwii'keo, 
sich  daher  im  Grossen  und  Ganzen  im  Resultate  gegenseitig  auf- 
heben, und  daher  die  Nivellements  nicht  wesentlich  beeinflussen. 

Anders  verhält  es  sich  mit  der  Vertical-Componente  dieser 
Anziehung,  welche  der  Schwere  entgegen  wirkt.  Wenn  dieselbe  auch 
meist  nur  klein  ist,  so  wirkt  sie  doch  stets  im  gleichen  Sinne  und 
summirt  sich  ihre  Wirkung  längs  einer  Nivellementslinie  fortwährend, 
so  dass  sie  schliesslich  zu  einem  immerhin  nennenswerthen  Betrage 
anwächst. 

Denn,  wenn  die  Schwere  auf  einem  Orte  aus  was  immer  für 
einem  Grunde  kleiner  ist,  als  sie  der  Höhenlage  desselben  zukommt, 
so  ist  es  bezüglich  des  Nivellements  gerade  so,  als  wenn  dasselbe 
in  einer  Höhe  ausgeführt  worden  wäre,  welcher  unter  normalen 
Verhältnissen  diese  Schwere  entsprechen   würde;    und  wir  sehen 

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dass  wir  in  der  obenstehenden  Gleichung  für  die  Höhe  h  einen  an- 
deren Werth  einzusetzen  haben,  wenn  die  Schwere  an  einem  Orte 
gestört  ist.  als  wenn  5ie  normal  wäre. 

Hier  sind  wir  auf  dem  Punkte  angelangt,  wo  wieder  nur  die 
Schwerebe^tiinmungen  ün.s  über  die  Grösse  dieser  Einflüsse  Auf- 
schluss  zu  geben  vermögen.  Denn  es  ist  ungemein  schwer,  sich 
ohne  denselben,  auch  nur  annähernd  eine  Vorstellung  über  die 
Grösse  dieser  Vertical-Componente.  beziehungsweise  über  den  Ein- 
fluas  der  höher  liegenden  tiebirgsmassen  auf  die  Grösse  der  Schwere 
zu  machen. 

Es  ist  daher  nothwendig,  dass  einmal,  wenigstens  aui  einigen 
Nivellementslinien  dieser  Einlluss  durch  Messungen  wirklich  ermittelt 
werde.  Dies  ist  auch  bei  uns  in  Oe^terreich  in  jüngster  Zeit  geschehen. 
Es  unirde  niimlicli  zu  diesem  Zwecke  im  vei'gangenen  Jahre  auf  der 
Str^ke  zwischen  Bozen  und  Innsbruck  auf  18  Stationen  die  Grösse 
der  Schwere  mittelst  des  neuen  Pendel-Apparates  des  Militär-geogra- 
phischen Instituts  ermittelt,*) 

Die  Resultate  ergeljen  die  Schwere  auf  allen  18  Stationen 
kleiner,  al.s  sie  unter  normalen  Verhältnissen  vorgefunden  würde, 
indem  sich  diese  Linie  auf  der  Sohle  des  Eisak-  und  Sill-Thales  er- 
streckt, und  daher  die  liöher  gelegenen,  gewaltigen  Gebirgsmassen 
durch  ihre  nach  aufwärts  gerichlete  Anziehung  die  Schwere  ver- 
kleinern. 

Es  zeigt  sich,  dans  durch  ein  von  Bozen  ausgehendes,  fehler- 
freies Nivellement  die  Höhe  von  Innsbruck  im  Ganzen  um  98  n.m 
zu  gross  gefunden  wird.  Von  diesem  Betrage  entfallen  74  ww  auf 
die  früher  besprochene  sphi^nndisehe  Correction,  und  24  mm  rühren 
von  den  Unregelmässigkeiten  der  Schwere  her. 

Heuer  wurde  diese  Arbeit  von  Innsbruck  über  Landek, 
Mal^,  Meran  bis  Bozen  mit  Einschluss  des  Stilfserjoches  fort- 
getietzt,  und  es  wäre  zu  wünschen,  dass  dieselbe  auch  noch 
auf  die  Strecken  Ala-Bozen  und  Innsbruck-Kufstein  ausgedehnt 
würde.  Es  wäre  dann  der  ganze  durch  die  Alpen  bewirkte  störende 
Einfluss  auf  die  Ergebnisse  des  sie  durchquerenden  Nivellements 
ermittelt.  Derselbe  dürfte  immerhin  10  bis  15  cm  betragen. 

Wenn  auch,  niöglicher  Weise,  so  Manchem  diese  gefundenen 
Beträge  nur  sehr  unbedeutend  und  nicht  der  aufgewendeten  grossen 
Mühe  werth  erscheinen  mögen,  so  muss  berücksichtigt  werden,  dass  es 
sich  ja  bei  den  Resultaten  doch  inuner  nur  um  kleine  Beträge  von 

')  Mittlieilungeri  des  k.  k.  miUL-geograph.  Instituts,  Band  VIII,  1888. 

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30 — 40cm  handelt,  welche  wir  durch  das  Nivellement  überhaupt 
constatiren  wollen,  bei  welchen  also  die  eben  besprochenen  Werthe 
einen  namhaften  Percentsatz  ausmachen. 

Es  wird  wohl  auch  kaum  jemand  erwarten,  dass  die  geo- 
logischen Vorgänge  innerhalb  einzelner  Menschenalter  so  grosse 
Höhen-Veränderungen  auf  der  Erdoberfläche  hervorbringen,  dass 
10  oder  20  cm  hiebei  zu  vernachlässigende  Grössen  sind. 

Es  würde  uns  zu  weit  führen,  wollten  wir  die  eben  be- 
sprochene Wirkung  der  Schwerestörungen  auch  noch  in  anderer 
Richtung,  etwa  auf  die  Nivellementspolygone,  Schlussfehler  derselben 
etc.  erörtern;  wir  begnügen  uns  für  heute  im  Allgemeinen  auch  auf 
diese  Verwendungen  der  Schwerebestimmungen  hingewiesen  zuhaben. 

Wir  haben  nun  gesehen,  welch'  ein  grosses  Gebiet  der  Er- 
kenntniss  unserer  Erdoberfläche  und  auch  des  Erdinnern  uns 
durch  die  Schwerebestimmungen  erschlossen  wird,  wie  nothwendig 
daher  ihre  Ausführung  ist.  Anderseits  haben  wir  aber  auch  ge- 
sehen, wie  erstaunlich  wenig  in  dieser,  noch  immer  so  zu  sagen 
abseits  vom  gewöhnlichen  Wege  liegenden  Forschungsrichtung  ge- 
schehen ist. 

Der  Grund  dieser  bedauerlichen  Erscheinung  liegt  wohl  einer- 
seits in  der  grossen  Schwierigkeit  der  Ausführung  einschlägiger 
Beobachtungen  mit  den  complicirten  Instrumenten  und  schwerfälligen 
Beobachtungsmethoden,  anderseits  wohl  hauptsächlich  in  der  sehr 
geringen  Verbreitung  der  Kenntnis  und  des  Interesses  an  den  wenigen 
mühsam  errungenen  Resultaten,  die  ein  allgemeines  Interesse  zu 
erregen  wohl  kaum  im  Stande  sind. 

Nun,  die  schwerfälligen  Apparate  sind,  wie  wir  gesehen  haben, 
heute  durch  neue,  compendiöse  ersetzt ;  die  Methoden  so  vereinfacht, 
dass  die  Beobachtungen  auch  auf  schwer  zugänglichen  Orten  leicht 
und  sicher  ausgeführt  werden  können  und  was  die  geringe  Ver- 
breitung des  Interesses  betrifft,  so  bin  ich  mit  grösstem  Vergnügen 
der  mich  so  ehrenden  Aufforderung  nachgekommen,  und  habe  mich 
bemüht,  so  gut  ich  es  konnte,  die  Aufmerksamkeit  dieser  hoch- 
ansehnlichen Gesellschaft  auf  diesen,  wenn  auch  im  Allgemeinen 
recht  schwierigen  Gegenstand  zu  lenken,  indem  ich  glaube,  hiedurch 
zur  Verbreitung  des  Interesses  und  zur  Anregung  zur  Forschung 
beigetragen  zu  haben,  denn  wo  findet  eine  Anregung  zur  Forschung, 
sei  es  in  ungekannten  Gegenden  fremder  Welttheile,  sei  es  in  wenig 
gekannten  Gebieten  der  einschlägigen  Wissenschaften  mehr  Ver- 
ständniss   und  Würdigung,   als  bei   dem  Geographen,   dem  ja  die 

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Pflege  unseres  Wissens  über  die  Erde  obliegt,  und  dem  nach  dem 
Ausspruche  gewiegter  AiUoritülen  das  Erfürschen  der  Wechselwirkung 
zwischeü  Erdoberilrtche  und  Erdinncrn,  mit  einem  Worte  »das  Studium 
des  Erdganzeri*  zukommt. 


Reise  in  Deutseh-Ostafrika. 

Auszug  aus  dem  Vortrage  von  0r.  Oiieftr  Bah  mann* 

Die  Heise  nach  Deutsch-Ostafrikaj  speeiell  nach  Usambara, 
von  welcher  nachfolgend  die  Rede  sein  wird,  wurde  auf  Kosten 
und  im  Auftrage  des  Herrn  Dr.  Hans  Meyer  in  Leipzig  unter- 
nommen, der  auch  selbst  an  der  Expedition  theilnahm. 

Wir  kamen  Ende  Juii  188S  nach  Sansibar  und  rüsteten  mit  Hilfe 
deä  Indiers  ^ewa  Hadschi  eine  Karawane  von  250  Maim  aiH, 
Am  23-  August  verliessen  wir  mit  derselben  Pangani  und  beiuhreii 
den  Panganifluss  bis  Pombue.  Von  dort  zogen  wir  durch  Campinen- 
laad  nacli  der  deutschen  Pllanzung  Lewa,  wo  wir  emsige  Thfitigkeit 
und  schönes  (Gedeihen  fanden.  —  Durch  hügelige^s,  theils  offenes, 
Iheiis  l>ewaldetes  Land,  welches  die  Wabondei  bewolmen,  gelangten 
wir  nach  der  englischen  Mission  JVTagila.  am  Fuisse  des  Usamhara- 
(;et)irgei5,  —  Durch  eine  j^chöne,  fruchtbare,  dem  Gebiete  der  Sigi- 
zullässe  angehörige  Mulde  erreichten  wir  Mkalamu.  das  hoch  am 
ßer^ade  auf  einem  steilen  Felsen  gelegen  ist. 

Dann  hatten  wir  die  mächtige  Wald\vildntss  des  Koml^ola- 
f)erges  zu  durchziehen ^  von  dessen  Höhe  man  einen  priiefitigen 
Blick  auf  das  l^uengera-Thal  geniesst,  und  stiegen  steil  nacfi  Kisara 
afx  weiches  bereits  an  einem  Zuüusse  des  Umba  gelegen  ist.  — 
Von  Kisara  führte  unser  Weg  nach  Hundu.  das  ebenfalls  auf  einem 
flohen,  steilen  Felsen  liegt  und  einen  weiten  Ausblick  auf  die  un- 
geheuere Nyika-8teppe  gestattet.  Nach  üebersteigung  des  Wald- 
berges von  Nielo.  gelangt  nmn  in  die  Kumbamulde.  wo  Campinen- 
land  mit  Baumeuphorbien  und  grossen  Kakteen  vorherrscht,  welches 
sich  auch  nordwestlich  über  die  romantischen  Gebirge  von  Gometii 
und  Jaschatu  eri^treckt.  Erst  bei  fMlalo,  das  in  einem  scfiönen 
Bergkessel  gelegen  ist,  in  welchem  der  Umba  entspringt,  erreichten 
wir  wieder  fruefitbares,  von  Bergwald  und  Hochweiden  bedecktes 
Land.  Wie  überall  in  Usambara,  so  fanden  wir  aucli  in  dem 
groüsen  Dorfe  Mlalo  freundliche  Aufnahme.  —  Durch  die  ausge- 
dehnten, unbewohnten  Wildnisse  des  Uateue-Gebietes  gelangten  wir 

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in  2  Tagen  nach  Mbaramu,  welches  auf  einer  gegen  die  Nyika 
vorgeschobenen  Steükuppe  gelegen  ist.  Dort  erreichte  unsere  Reise 
in  Usambara  ihr  Ende  und  wir  stiegen  aus  den  ktihlen  Höhen  in 
die  heisse,  trostlose  Steppe  hinab,  welche  wir  nach  Gon(ya  hin  durch- 
querten. In  diesem  Dorfe  hofften  wir  jenen  grösseren  Theil  unserer 
Karawane  zu  finden,  den  wir  zu  Lewa  auf  der  gewöhnlichen  Route 
geschickt  hatten,  um  im  Gebirge  nicht  durch  zu  viele  Mannschalten 
gehemmt  zu  sein.  Leider  fanden  wir  aber  Niemand  in  Gondja, 
sondern  erfuhren,  dass  unsere  Leute  und  Lasten  in  Masinde, 
der  Residenz  des  Häuptlings  Sembodja  zurückgehalten  worden 
seien.  Wir  waren  also  gezwungen  sofort  dahin  aufzubrechen.  — 
Auf  diesem  Marsche  liefen  fast  alle  unsere  Leute  fort,  und  auch  die 
Träger  der  Hauptkarawane  waren  —  wie  wir  später  erfuhren,  auf 
Anstiften  des  Arabers  Buschiri-bin-Salim  —  durch  den  verrätherischen 
Häuptimg  Sembodja  zur  Flucht  bewogen  worden.  Trotzdem  unter- 
nahmen wir  noch  einen  Ausflug  ins  Usambara-Gebirge,  besuchten  die 
merkwürdige  Hauptstadt  Wuga,  die  alte  Residenz  des  lichtfarbigen 
Wakilindi-Geschlechtes,  und  den  District  Kwambugu,  der  von  einem 
merkwürdigen  Hirtenstamme  bewohnt  wird,  welcher  besonders 
schönes  Rindvieh  besitzt  Dann  mussten  wir  unsere  sämmtlichen 
Lasten  in  Masinde  zurücklassen  und  mit  dem  Nöthigsten,  sowie 
Instrumenten  und  Sammlungen  den  Rückmarsch  antreten.  Auf 
demselben  wurden  wir  kurz  vor  Pangani  aufs  verrätherischeste 
überfallen,  gefesselt  und  nur  gegen  Lösegeld  wieder  losgelassen. 
Zuletzt  konnten  wir,  völlig  ausgeraubt,  unser  nacktes  Leben  nach 
Sansibar  retten. 

Nach  Sansibar  zurückgekehrt,  fanden  wir  die  Situation  in 
Ost-Afrika  gänzlich  verändert.  Während  seit  Jahren  vollständige 
Ruhe  geherrscht  hatte  und  Europäer  sich  unbelästigt  an  allen 
Küstenplätzen  aufhielten,  tobte  jetzt  überall  der  Aufruhr.  Alle 
Stationen  der  ostafrikanischen  Gesellschaft  hatten  von  den  Be- 
amten, meist  mit  Zurücklassung  ihrer  ganzen  Habe,  im  Stiche  ge- 
lassen werden  müssen,  nur  Bagamoyo  und  Dar-Es-Salaam  wurden 
mit  Hilfe  der  Kriegsschiffe  noch  gehalten. 

Ueber  die  Ursache  dieser  Erhebung,  welche  äusserst  plan- 
mässig  und  völlig  überraschend  ausbrach,  herrschen  verschiedene 
Ansichten.  Ich  glaube,  dass  das  Zusammenwirken  mehrerer 
Ursachen  dieselbe  veranlasste.  Nicht  zu  unterschätzen  ist  die 
Bedeutung  des  Regierungswechsels  in  Sansibar.  Unter  dem  frü- 
heren  Sultan     Said    Bargasch,    dessen    persönliche    Energie    und 


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rücksichtslose  Strenge  bekannt  waren,  hätte  wohl  so  leicht  kein 
Araber  gewagt,  einen  Aufstand  zu  planen.  Als  aber  die  an  Stumpf- 
sinn grenzende  Schwäche  und  Indolenz  des  neuen  Sultans  Said 
Khalifah  bekannt  wurde,  da  konnten  rebellische  Elemente  unter 
den  Arabern  der  Küste  es  wagen,  wieder  ihr  Haupt  zu  erheben. 
Gerade  Buschiri-bin-Salim  war  stets  dem  Sultan  feindlich  gesinnt, 
er  hatte  Sansibar  seit  mehr  als  20  Jahren  nicht  betreten  und 
erklärte  uns,  dass  Said  Bargasch  ihn  dortselbst  sofort  hätte 
köpfen  lassen.  Ausserdem  gibt  es  in  Sansibar  wie  an  allen  orien- 
talischen Höfen  eine  dem  Herrscher  gegnerische  Partei,  und  diese 
war  es  wohl,  welche  im  Geheimen  von  Sansibar  aus  den  Aufstand 
organisirte  und  die  Insurgenten  mit  Waffen  versorgte.  Den  Sultan 
selbst  der  Anstiftung  zu  beschuldigen,  wie  vielfach  geschieht,  halte 
ich  für  unrecht,  da  die  Bewegung  ebensowohl  gegen  ihn  wie  gegen 
die  Deutschen  gerichtet  ist.  Natürlich  musste  es  überall  böses 
Blut  machen,  dass  der  Sultan  ohne  seine  Unterthanen  auch  nur  zu 
befragen,  die  ganze  höchste  Autorität  im  Küstenlande  der  deutschen 
ostafrikanischen  Gesellschaft,  also  Europäern,  übertrug,  da  ja  jeder 
Fremde  dem  Araber  missliebig  ist.  Als  nun  gar  die  Fremden  voll- 
ständig wehrlos  und  ohne  irgend  welche  Bedeckung  'erschienen, 
dennoch  aber  sofort  alle  vertragsmässigen  Rechte,  also  Zoll,  Gerichts- 
barkeit etc.  beanspruchten,  da  war  die  Veranlassung  zu  einem  Auf- 
stande leicht  gegeben. 

In  neuerer  Zeit  gefällt  man  sich  darin,  die  Beamten  der 
G^ellschaft,  meist  deutsche  Officiere,  als  Sündenböcke  hinzustellen. 
Diese  sollen  durch  übermässige  Schneidigkeit  den  Aufstand  allein 
verbrochen  haben.  Jedoch  konnte  das  Benehmen  der  verschie- 
denen Herren  während  der  paar  Tage  ihres  Regiments  auf  das 
Ausbrechen  oder  Nichtausbrechen  dieses  offenbar  lange  geplanten 
Aufstandes  keinen  Einfluss  haben,  üeberdies  kann  man  in  dem 
jetzt  so  strenge  getadelten  Vorgehen  .der  Beamten  nichts  Anderes 
erkennen,  als  die  stricte  Befolgung  der  Befehle,  die  ihnen  von  Berlin 
zu  Theil  wurden. 

Doch  mögen  nun  die  Gründe  für  den  Aufstand  welche  immer 
sein:  er  ist  da  und  hat  schweren  Schaden  verursacht.  Blühende 
Plantagen,  an  deren  Gedeihen  zahlreiche  Capitalisten  Interesse 
tragen,  wurden  zerstört,  unserö  Expedition  ausgeraubt  und  ver- 
nichtet und  fast  alle  Deutschen  geplündert  und  verjagt  —  doch 
alles  dies  wär^n  kleinere  Verluste  gegen  die  moralische  Einbusse 
welche  das   deutsche  Ansehen  in  Ostafrika  erhtten  hat    Im  An- 


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gesiebte  und  im  Bereiche  der  Geschütze  deutscher  Kriegsschiffe 
wurden  Deutsche  von  Banden  Arabern  und  Negern  ihrer  Habe 
beraubt,  gedemüthigt,  ja  selbst  ermordet,  fast  ohne  dass  ein  Schwert- 
streich gefallen  wäre.  Unter  diesen  Umständen  ist  es  begreiflich, 
dass  Buschiri  uns  gegenüber  die  Ansicht  aussprach,  die  Deutschen 
seien  wohl  nur  „Wadogo-dogo",  ganz  klein,  und  hätten  nicht  die 
Macht,  ihm  zu  widerstehen.  Dabei  kennt  er  den  Unterschied 
zwischen  „deutschem  Reich"  und  ,,Ostafrikanischer  (iesellschaft" 
keineswegs,  für  ihn  sind  es  eben  einfach  die  Wadaitschi,  die 
Deutschen,  die  er  aus  dem  Lande  verjagt  hat.  Ein  solcher  Zustand, 
ein  solches  Verkennen  der  Macht  eines  Grosstaates,  wie  Deutsch- 
land, ist  keine  nationale  Sache  mehr,  sondern  wird  zur  Angelegenheit 
ganz  Europas.  Denn  unser  ganzes  Vorgehen  in  Central -Afrika  ist 
ja  vorzugsweise  auf  die  Achtung  gegründet,  welche  die  Person  des 
Weissen,  die  als  unverletzlich  und  unbesiegbar  gilt  geniesst  und  die 
im  Westen  noch  vielfach  als  eine  Art  höheren  Wesens  dasteht. 
Ist  dieses  Ansehen  geschwunden,  haben  die  Schwarzen  einmal 
gelernt,  dass  sie  die  Macht  besitzen,  dem  Weissen  entgegenzutreten, 
dann  ist  überhaupt  die  ganze  afrikanische  Colonial-Folitik  in  Frage 
gestellt. 

Ich  bin  auch  ganz  überzeugt,  dass,  wenn  heute  Deutschland 
erklären  sollte,  auf  Ostafrika  zu  verzichten  und  eine  Action  nicht 
vornehmen  zu  wollen,  eine  andere  Colonialmacht,  sei  e^  nun 
England  oder  Frankreich,  den  Aufstand  niederwerfen  und  die  Ein- 
geborenen für  ihre  Frevelthaten  an  Leben  und  Eigenthum  yon 
Weissen  züchtigen  würde.  Doch  davon  ist  ja  keine  Rede.  Schon 
rüstet  man  in  Deutschland,  und  die  Besiegung  der  Insurgenten  dürfte 
jetzt   noch    keine  besonderen  Schwierigkeiten    haben. 

Die  Araber  selbst,  welche  in  Ostafrika  verhältnissmässig  nicht 
zahlreich  sind,  kommen  als  Anführer  in  Betracht :  die  Hauptkämpfer 
sind  jedoch  ihre  Sclaven,  die  es.  wie  ich  besonders  betone,  nie  mit 
ihren  angeblichen  Befreiern,  den  Europäern,  sondern  mit  ihren  Herren, 
den  Arabern,  halten,  von  welchen  sie  ernährt  werden  und  für  welche 
sie  bereit  sind,  in  den  Kampf  zu  gehen.  Mit  dieser  halborganisirten 
und  gut  bewaffneten  Truppe  muss  vor  Allem  gerechnet  werden. 
Daneben  sind  die  Massen  der  Eingeborenen,  die  zwar  durch  die 
herumschwärmenden  Banden  selbst  schwer  leiden,  doch  bei  der 
Charakterlosigkeit  der  Neger  stets  den  Stärkeren,  also  gegenwärtig 
den  Arabern,  zuneigen.  Hat  doch  schon  Sembodja  800  Mann  an 
Buschiri  als  Hilfstruppen  geschickt!  Doch  gerade  diese  Eingeborenen 

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33 

dürften  die  Ersten  sein,  welche  bei  energischer  Kraftentfaltung 
Deutsehlands  ihre  arabischen  Verbündeten  im  Stiche  lassen.  Schon 
ein  Bombardement  sämmtlicher  arabischen  Städte  an  der  Küste 
würde,  wie  ich  glaube,  genügen,  um  sie  schwankend  zu  machen. 
Dock  der  Aufstand  könnte  dadurch  allein  nicht  niedergeworfen  werden. 

Es  müssen  unbedingt  Land-Expeditionen,  wenn  auch  nur 
von  kurzer  Ausdehnung,  folgen.  Darüber  ist  man  sich  wohl  all- 
gemein klar,  nur  herrscht  noch  Zweifel  über  die  Art  der  Truppen, 
die  zu  verwenden  sind.  Nach  meiner  Ueberzeugung  sind  Europäer 
nur  an  der  Küste  und  in  Garnisonen  daselbst  bei  vorzüglicher 
Verpflegung  verwendbar.  Jedes  Unternehmen,  welches  dahin  abzielt, 
unerfahrene  Europäer,  deren  man  ja  besonders  in  den  Grosstädten 
stets  genug  findet,  sei  es  nun  als  Arbeiter,  Soldaten  oder  Colonisten, 
ins  Innere  von  Afrika  zu  locken,  wäre  nach  meiner  Ansicht,  die 
sieh  an  die  sämmtlicher  erfahrener  Forscher  anschliesst,  nicht  nur 
aussichtslos,  sondern  gerade  verbrecherisch.  Es  handelt  sich  also  um 
farbige  Soldaten. 

Die  Suahili  der  Sansibar-Küste  sind,  so  gut  sie  sich  auch  am 
Congo  bewähren,  hier  natürlich  völlig  unbrauchbar,  da  sie  bei  erster 
Gelegenheit  mit  den  Waffen  zum  Feinde,  zu  ihren  Landsleuten  de- 
sertiren  würden.  —  Was  Ausser-Afrikaner,  also  Chinesen.  Indier  etc. 
anbelangt,  so  kann  ich  betreffs  dieser  kein  Urtheil  abgeben:  ich 
weiss  nur  so  viel  dass  ihre  Ver\^'endung  in  Central-Afrika  ein 
Experiment  wäre.  Vielleicht  bewähren  sie  sich  sehr  gut.  vielleicht 
auch  gar  nicht.  —  Die  Somal  die  man  in  Aden  und  Berbera 
allerdings  für  unerhört  hohe  Löhne  anwerben  kann,  sind  sicher 
tapfere,  zuverlässliche  Leute,  ertragen  aber  das  Klima  nicht  und 
leiden  mehr  am  Fieber  als  Weisse.  KafTern,  die  an  der  Delagoa- 
Bai  stets  zu  haben  sind,  zeigten  sich  am  Congo  so  feige,  dass  man 
sie  kaum  bewegen  konnte,  ein  Gewehr  anzufassen.  Ob  es  noch 
andere  weniger  feige  Kaffern  gibt,  wie  man  annehmen  sollte,  und 
ob  diese  als  Soldtruppen  zu  haben  sind,  weiss  ich  nicht.  Ganz 
vortrefllich  bewähren  sich  am  Congo  die  Haussa,  die  an  der  ganzen 
Guinea-Küste,  von  Accra  bis  Lagos,  also  auch  im  deutschen  Togo- 
Land  meist  zu  haben  sind.  Sie  stammen  ofl  tief  aus  dem  Innern, 
Viele  unter  ihnen  haben  in  der  englischen  Armee  gedient,  und  sie 
lassen  sich  geradezu  als  Soldaten  anwerben.  Diese  Leute  sind  von 
wilder  Tapferkeit  und  würden  sich  an  der  Ostküste  ebenso  gut 
schlagen,  wie  sie  sich  am  oberen  Congo  gegen  die  sansibarischen 
Araber  geschlagen  haben.  Dabei  sind  die  Löhne  der  Haussas  und 

Mitth.  d.  k.  k.  Geogr.  Qt».  1889.  1.  3 

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anderer  West-Afrikaner,  wie  der  Wliy-Boys,  meist  sehr  niedrig. 
Mit  solchen  fremden  Truppen  wird,  wie  ich  hoffe,  der  Friede  in 
Ost-Afrika  bald  wiederhergestellt  sein.  Dieses  Aufstandes  halber 
gleich  die  Flinte  ins  Korn  zu  werfen  und  das  ganze  Colonial-Ünter- 
nehmen  für  verfehlt  zu  erklären,  wäre  sicher  unrecht;  ähnliche 
Krisen  haben  fast  alle  Colonien  durchgemacht,  die  schliesslich  doch 
ihrem  Mutterlande  reiche  Früchte  brachten. 

Was  die  Sciaverei  anbelangt,  so  muss  daran  erinnert  werden, 
dass  dieselbe  keineswegs  von  Aussen  eingeführt  wurde,  sondern 
wohl  schon  seit  immer  bei  fast  allen  Stämmen  Central-Afrikas 
bestand  und  noch  besteht.  Stets  wurden  Kriegsgefangene  und  deren 
Nachkommen  als  Sclaven  gehalten  und  auch  verkauft.  Doch  stehen 
diese  nur  in  einem  Dienstverhältnisse,  das  höchstens  als  milde 
Leibeigenschaft  bezeichnet  werden  kann,  und  unterscheiden  sich 
kaum  von  den  Freien.  Wohl  keine  Colonialmacht  denkt  ernstlich 
daran,  dieses  tief  eingewurzelte  Verhältnis  plötzlich  zerstören  zu 
wollen  und  die  Leibeigenen  dem  Elende  preiszugeben.  Höchstens 
bestrebt  man  sich,  grausame  religiöse  Sitten,  wie  solche  noch 
manchmal  im  Gebrauche  sind,  einzuschränken.  Von  den  Arabern 
habe  ich  vor  Allem  Tippo-Tip  näher  kennen  gelernt  Wie  alle 
Araber,  so  behandelt  auch  er  seine  Sclaven  milde,  hat  jedoch  den 
Sclavenhandel  fast  aufgegeben  und  beschränkt  sich  auf  Elfenbein- 
gewinn. Es  ist  unleugbar,  dass  er  in  den  von  ihm  eroberten  Gebieten 
Ordnung  und  eine  gewisse  Cultur  verbreitet  und  seine  eingeborenen 
Soldaten  scharf  im  Zaume  hält  Allerdings  mag  ja  bei  den  Er- 
oberungszügen Tippo-Tip's  und  den  Sclaventransporten  anderer 
Araber  viel  Verwerfliches  vorkommen,  doch  wäre  ein  angriftsweises 
Vorgehen  sicher  höchst  gefährlich.  Tippo-Tip  hat  sich  bisher  den 
Europäern  stets  sehr  freundlich  gezeigt  und  wäre  durch  Verhand- 
lungen sicher  zu  manchem  Zugeständnisse  zu  bewegen.  Ein  ofTen 
feindliches  Vorgehen  könnte  ihn  jedoch  in  einen  neuen  Mahdi  ver- 
wandeln, dessen  ungeheure  Macht  nicht  nur  Ost- Afrika,  sondern 
auch  den  jungen  Congo-Staat  schwer  bedrohen  würde. 

Für  die  afrikanischen  Sclaven  ist  Freiheit  überhaupt  nur 
gleichbedeutend  mit  Elend  oder  Verbrechen,  und  nur  durch  die 
Zwangsarbeit  können  die  Neger  aus  ihrer  Indolenz  aufgerüttelt 
werden.  Diese  würde  aber  nicht  nur  die  Neger  zu  nützlichen  Mit- 
gliedern der  menschlichen  Gesellschaft  machen,  sondern  auch  den 
Plantagenbau,  in  welchem  die  Zukunft  Central-Afrikas  zu  suchen 
ist,  neuen  erfolgreichen  Bahnen  zuführen. 


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35 


Statistisehes  aus  den  italienisehen  Colonien  in 
Rio  Grande  do  Sul.*) 

Von  Paul  Laaghans. 

(Mit  zwei  Kartentafeln  I  und  II.) 

Das  Überraschend  schnelle  Anwachsen  der  italienischen  Ein- 
wanderung in  der  südlichsten  Provinz  Brasiliens,  Rio  Grande  do 
Sul,  hat  bei  den  Freunden  deutscher  Ackerbau-Colonisation  in 
diesem  Lande  lebhafte  Beunruhigung  hervorgerufen.  Die  grossen 
italienischen  Colonie-Centren  schieben  sich,  stets  weiter  um  sich 
greifend,  zwischen  die  älteren  deutschen  Colonie-Complexe  und 
verhindern  so  die  Verbindung  derselben  zu  einem  einheitlichen 
<ianzen.  Es  sind  dies  nördlich  vom  Jacuhy  an  den  Abhängen  der 
Serra  Gerae  die  Colonien  Conde  d'Eu,  Dona  Isabel,  Alfredo  Chaves. 
Caxias  und  weiter  westlich  Silveira  Martins.  Dieselbe  sind : 


Conde  d'Eu     .   . 
Dona  Isabel    . 
Alfredo  Chaves 
Caxins  .  .    . 

Silveira  Martins 


Gegründet 

187« 
1876 

1875 
1877 


Emancipirt 


12.  April  1884 


12.  April  1884 
August  1882 


Diese  fünf  Colonien  sind  fast  ausschliesslich  von  Italienern  (vor- 
zugsweise von  Lombarden  und  Welschtirolern)  bewohnt;  nur  in 
Conde  d'Eu  und  Caxias  bilden  Deutsche  einen  geringen  Theil  der 
Bevölkerung,  üeber  die  Nationalität  der  Bewohner  gibt  folgende 
Tabelle  Aufschluss  (31.  December  1885). 


1 

Colonie 

Italiener 

1 

1 
Brasilier 

Fran- 
zosen 

Portu- 
giesen 

121 

a     1 
.  ^ 

SJ  g 

Conde  d'Eu   .    .    . 

j    4330 

404 

1872 

56 

_ 

6783  , 

i  Dona  Isabel  .   . 

,     9252  ' 

.     , 

2656 

— 

— 

— 

11908 

Alfredo  Chaves 

748 



30 

— 

— 

— 

778 

Caxias        .... 

10353 

416  1 

3032 

— 

— 

17 

13818 

1  Silveira  Martins  . 

!     4823  ; 

33  . 

460 

— 

2 

— 

5318  1 

1            zusammen 

!  29506  1 

853  1 

8050 

56 

2 

138 

38605 

♦)  Besonders  auf  Grundlage  des  Relatorio  sobre  o  servi^o  de  immiv:ra(;äo 
«  colo.iisacäo  na  provincia  do  Rio  Grande  do  Sul,  Dem  Ackerbau-  und  Handels - 
Ministerium  vorgelegt  vom  Ingenieur  Manoel  Maria  do  Carvalho  Rio  de 
Janeiro  1886.  (Nicht  im  Buchhandel.) 

3* 
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38 


In  der  Rubrik  »ßrasilier«  sind  auch  die  in  Brasilien  geborenen 
Kinder  der  Einwanderer  begriffen. 

Das  Verhältnis  der  Geschlechter  zu  einander  gibt  folgende 
Tabelle  an  (gleichfalls  auf  den  31.  December  1885  bezogen): 


Colouie 


Bevölkerung 


Verhältniss  der  Geschlechter 


imännl.l  weibl.    ^^^Z,^^    JJll^ 
I  I  I  sammen  i  heirat. 


ledig 


ver- 
wittw. 


zu-      j 
sammen 


=  1, 


1  Conde  d'Eu 
I  Dona  Isabel 
I  Alfredo  Chaves 

Caxias 
I  Silveira  Martins 

i 


3782' 
65521 

454; 
7396 
3179 


3001  ! 
5356 
324 
6422  I 
2193 


6783  I    4219 
11908      6593 

778 
13818 

5318 


2403 

5015 

463       292 

8620;    4853 

3108  I    2113 


161 

300 

23 

345 


6783  j 

11908  I 

778  I 

13818 


97         5318 


zusammen 
Wie    schnell 

rabeUe: 


21363  I  17242    38605  j  23003  !  14676  |   926  '  38605*) 

diese    Colonien    angewachsen,   zeigt    folgende 


Colonie 


Bevölkerung 


I 


1878 


1884 


1885 


Conde  d'Eu  .    . 
Ilona  Isabel 
Alfredo  Chaves 
r.axias    . 
Silveira  Martins 


2500 
2431 

3851 


6306  ; 

9604  I 

10591  j 

2710  (1882)' 


6783 
14300 

13818 
5318 


I  überwiegend 
Italiener. 


zusammen 


29211 


I 


40219 


I 


Die  geringe  Zunahme  der  Bewohner  von  Conde  d'Eu  von 
1884—85  erklärt  sich  durch  den  Umstand,  dass  keine  disponiblen 
Lündereien  für  neue  Einwanderer  mehr  vorhanden  waren ;  letztere 
vielmehr  in  Dona  Isabel  und  der  neugegründeten  Colonie  Alfredo 
fihaves  angesiedelt  wurden,  die  in  Folge  dessen  eine  Zunahme  von 
kO  Perc.  aufweisen.  Der  Zuwachs  im  genannten  Jahre  besteht  aus: 
4109  Einwanderern  und 
1064  Ueberschuss  der  Geburten  über  die  Sterbefalle 


5173 

Es  wurden  nämlich  geboren: 
es  starben: 


Conde  d'Eu 
378 
66_ 
'312 


D.  Isabel 

1032 

280 

752 


1064 


')  Dazu  kommen  noch  1614  Einwanderer,  welche  am  Schluss  des  Jahres 
noch  nicht  angesiedelt  waren  und  die  Alfredo  Chaves  zugezählt  werden  müssea. 


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8282 

1878:  3322 

1876 

416 

:         17 

206 
121 

10.591 

1878:  38ol 

37 

In  Caxias  bestand  die  Bevölkerung  zur  Zeit  der  Emandpa- 
lion  1884  aus  tolgenden  Nationalitäten: 
Italiener: 
BrasÜier: 
Deutsche : 
Verschiedene : 
1884: 

1885 :  13.H18.  Das  PlmvonSlil  Seelea 

€Jit?tand  ans:     2071  Einwanderern 

und  1156  Vermehrung  der  eingesessenen  Bevölkerung 
3227"^ 
Es  wurden  geboren:  1884:  1885: 

(vom  April  an] 
382  858 

es  starben:  25  59 

1160 

Die  Vermehrung  der  Bevölkerung  von  Silveira  Martins 
Ton  der  Emancipation  1882  bis  zum  31.  December  1885  betrug: 
Einwanderer         205  S> 
Production  d.  Col  553 
2008 
Nämlich  es  wurden  geboren :      685 
es  starben:      132 
Ueberschnss:      6öH 

Die  Civil  Verhältnisse  dex  italienischen  Colonien  waren  folgende  : 
Colonie         '  ZeiLrauui  GelauR    Verheirät  Gestorben 


Conde  dT.u   .    . 

Doaa  lsabel  , 
.  €aiias 
'  Silveira  Martins 


Apr.  1884  ^  Dez.  ISaö 


Aug.  ]  883^  Dez,  1882 
18a^  L 

1885 


;^78 

49     1 

m 

10:^2 

157     ' 

2m 

1240 

21:^ 

84 

m   , 

11 

18 

166     , 

2&    1 

88 

175 

S9     1 

Bd 

284 

41     , 

45 

i 


Zur  Beförderung  ihrer  Erzeugnisse  nach  der  Hauptstadt  Porto 
Aleg^re  und  an  die  Küste  benutzen  die  Colonien  Conde  d'Eu  und 
Dona  Isabel  die  Strasse  Buarque  de  Macedo,  welche  von  Säo  »^oao 
de  Montenegro  ausgehend,  in  64  Kilometer  Ausdehnung  den  Stadt- 
platz   von    Conde    d'Eu    erreicht.    Von  dort    geht  sie  nordwärts, 


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38 

berührt  nach  14:  km  den  Stadtplatz  von  Dona  Isabel,  den  Rio 
das  Antas  überseh  reitend  und  durchschneidet  alsdann  weiter  nördlich 
die  Colonie  Alfredo  Chaves.  Die  Entfernung  vom  Stadtplatz  von 
Dona  Isabel  bis  zum  Passo  das  Antas  beträgt  20*114  km  von 
letzterem  bis  zum  Stadtplatz  von  Alfredo  Chaves  20*377  km 
Der  Weg  überschreitet  darauf  die  Serra  Gerae  und  betritt  die 
Campos  von  Vaccaria.  Die  Beschaffenheit  dieser  sog.  Estrada  lässt 
fast  Alles  zu  wünschen,  zuweilen  ist  sie  streckenweise  unpassirbar. 
Die  gegenseitige  Entfernung  der  Stadtplätze  von  Caxias  und  Dona 
Isabel  beträgt  rund  40  hn.  Der  Verkehr  und  Transport  auf  der 
Estrade  Buarque  de  Macedo  wird  durch  Lastthiere  und  Carreter» 
vermittelt;  von  S.  Joao  de  Montenegro  befördern  kleine  Dampfer 
auf  dem  Cahy  und  Jacuhy  abwärts  die  Waaren  nach  Porto  Al^re, 
von  dort  grössere  nach  den  Nordhäfen  Brasiliens. 

Den  Verkehr  der  Colonie  Caxias  mit  ihrem  Hafen  Säo 
Sebastiäo  am  Cahy  vermittelt  die  Estrada  de  Visconde  do  Rio 
Branco ;  ihre  Länge  beträgt  vom  Stadtplatz  aus  gerechnet  66  km. 
Von  Säo  Sebastiäo  do  Cahy  bis  S.  Joa5  de  Montenegro  sind  e» 
89'6  km  von  letzterem  Orte  bis  Porto  Alegre  92*4  km. 

Die  Colonie  Silveira  Martins  wird  durch  einen  guten  Fahrw^ 
mit  der  Stadt  Santa  Maria  da  Bocca  do  Monte  verbunden;  als 
Station  an  der  neuen  Nordbahn  dient  ihr  der  Haltepunkt  Colonia. 
Die  Waaren  werden  bis  zur  Endstation  der  Bahn  am  rechten 
Taquary-Uter  mit  derselben  befördert,  von  dort  zu  Wasser;  die- 
Entfernungen  betragen  15,  bezw.  247*72  und  90  ^•m. 

Folgende  Tabelle  zeigt  übersichtlich  die  Art  des  Waaren- 
Transportes  bis  Porto  Alegre: 


Colonie 


In    Kilometern 
Fahrweg     |   Eisenbahn    1     Fussweg     1   zusammen 


Conde  d'Eu  64  —        |  924       j       156  4 

Dona  Isabel  78  —  92  4       '       170  4 


Alfredo  Chaves  118491  —  924 

Caxias    .    .  66  —  132 

Silveira  Martins  15  247*172  90 


210-891 

198 

352172 


Die  langen  Transportwege  wirken  natürlich  erheblich  auf  die 
Vertheuerung  der  Colonie-Producte  ein,  wie  die  nächste  Tabelle 
zeigt : 


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39 


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40 

Am  kostspieligsten  ist  also  wie  ersichtlich  der  Landstransport, 
ausser  der  grösseren  Billigkeit  hat  aber  der  Wassertransport  noch 
den  Vorzug  der  Bequemlichkeit  und  Sicherheit  *) 

In  gleichem  Masse  wie  die  Einwohnerzahl  hat  sich  die  Menge  der 
Colon  ieei^zeu^nisse  vermehrt.  Die  Gute  des  Bodens  und  der  Fleiss 
der  Ansiedler  hat  bereits  sehr  bemerkenswerthe  Erträgnisse  gebracht 
Von  besonderer  Bedeutung  ist  die  Production  von  Weizen  und 
Wein,  welche  bisher  in  grosser  Menge  in  die  Provinz  eingeführt 
wurden.  Die  Producte  sind  in  allen  5  Colonien  ziemlich  die  gleichen, 
auch  was  die  Güte  anbelangt.  1878  war  die  Production  in  Conde 
d'Eii  und  Dona  Isabel  entsprechend  der  kleinen  Einwohnerzahl 
auch  nur  gering.  1883  und  noch  mehr  1885  war  sie  sehr  ange- 
wachi>en.  wie  die  nachstehende  Tabelle  zeigt.  In  derselben  ist 
Aifredo  Chaves  nicht  mitaufgeführt,  da  dieselbe  bisher  nur  für  den 
Bedarl   der   Bewohner  producirte,  dagegen  noch   nichts   ausführte. 

^)  öeber  die  BinnenschifffHhrt  dieser  Provinz  s.  ^Deutsche  Rundschau 
fär  Geogiaphio  und  Statistik,"  VIII.  Sept    1886  pp.  529-540. 


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42 


Die  Production  von  Mais  und  Bohnen  überwiegt  also  bei 
weitem.  Ausserdem  wird  noch  in  kleineren  Mengen  hervorgebracht: 
Flachs,  Haifa,  Branntwein  u.  A.  In  geringen  Quantitäten  wird  auch 
in  den  ersten  beiden  Colonien  Hafer  und  Tabak  producirt. 

In  den  ersten  5  Jahren  betrug  das  Fruchtbarkeits-Ver- 
hältniss: 


> 

j          Colonie 

d 

1 

Roggen 
Mais 

Bohnen 
Reis 

Hafer 

1 
1 

1 

!                                   1  :                                  j  Durchschnitt  1 

j  Conde  d'Eu          •    1  40         SO         80 

1  Dona  Isabel             \  *"        '^        ^^ 

Caxias       ....       35         40         80 

Silveira  Martins      i     35    -     30       100 

1 
70     '  100 

60 

60         80 

40 

64 

51            ! 
61          ! 

Durchschnitt 

36-7 

33-3      86-6 

63  3  1     — 

— 

i 

Auf  Gaxias  waren  1883  vorhanden :  4800  Mault hiere 
5900  Pferde,  3500  Kühe,  8000  Schweine.  1500  Ziegen,  12000 
Schweine,  auf  Dona  Isabel  3700  Maulthiere  (Mulas),  4000  Pferde, 
3800  Kühe,  8000  Schweine. 

Die  Einwohnerzahl  der  Stadtplätze  betrug: 


Colonie 


1882      1884  '  1885 


Dona  Isabel 
Conde  d'Eu 
Caxias  (Dante) 
Silveira  Martins 


635 
292 


814 

343 

1120 

283 


In  den  Stadtplätzen  von  Conde  d'Eu  und  Dona  Isabel  und  befinden 
sich  Kirchen;  Alfredo  Ghaves  besass  noch  kein  Gotteshaus.  Die 
Bevölkerung  ist  mit  wenigen  Ausnahmen  katholischer  Confession. 
Die  Kirche  in  Conde  d'Eu  ist  aus  Ziegeln  erbaut,  die  von  Dona 
Isabel  war  aus  Holz  und  vollständig  zerstört.  In  den  Hauptpicaden 
liegen  kleine  Capellen,  von  Holz  oder  Stein  erbaut.  Die  Hauptkirche 
von  Caxias  ist  Santa  Theresa  geweiht,  in  den  Picaden  gibt  es 
nicht  weniger  als  40  Capellen.  Die  Kirche  auf  dem  Stadtplatz  von 
Silveira  Martins  war  nur  ein  ziemlich  zerfallenes  Holzgebäude,  das 
früher  als  Aufnahmehaus  für  neue  Einwanderer  gedient  hatte,  eine 
neue  war  im  Bau.  Die  SchulverhäJtnisse  liegen  gleichfalls  noch 
ziemlich  im  Argen.  Für  mehrere  ausgedehnte  Picaden  mit  tausenden 
von  Kindern  existirt  häufig  nur  ein  einziger  Lehrer.  Der  eine  oder 
andere  Colonist  gibt  wohl  auch  als  Privatlehrer  Unterricht  im  Lesen, 


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43 


Schreiben  und  Rechnen.  Im  Stadtplatz  von  Dona  Isabel  befindet 
sich  eine  gemischte,  von  einem  staatlich  angestellten  Lehrer  geleitete 
Schule.  Inder  Picade  Leopoldiüaexistirt  gleichfalls  eine  Schule  für  beide 
Geschlechter  ÄUijsei'dem  wird  auf  dem  Stadtplatz  von  einer  italie- 
nischen üeselLschaft  {Mutuo  Socorso)  eine  Privatschule  iinterha!U^n 
mit  einem  Lehrer,  Die  Mitglieder  der  (iesellschaft  bezahlen  500  reis 
Schulgeld  per  Monat,  NichtmitgUeder  1000  reis.  Die  Schülerzalil  und 
der  B^uch  der  beiden  Stadtplatz-Schalen  stellte  sich  folgender- 
massen : 


Dona  Isabel 


Staatsschiile  ^ 
FnvatsclmLe  , 


I         SchQlerzahl 
'männl.l  weibl.  I   zus 


I    Täglicher   Besuch 
ImänDl  I  weibl.  1   zus 


20     I     48     I 
34    ;     13     ' 


68 
47 


16 
26 


28 
9 


44 
Ah 


a 


Auf  dem  Stadtplatz  von  Conde  d'Eu  sind  gleichfalls  eine  Slaats- 
schule  mit  einer  Lehrerin  und  eine  Privatschule.  Die  Vf^hiillnisse 
derselben  lagen  folgendermassen : 


Coude  d'Eu 


Schülerzahl         1    Täglicher   BesiN^h 
'männl.l  weibl  '   zus     männl.i  weibl  '    zus. 


Staatsschule 
Privatschtile 


?     I 
37     ! 


16 


50 
53 


I 


20 


10 


30 

ao 


Die  Colonie  Alfredo  Chaves  besass  überhaupt  nocli  keine 
Schale.  Gleich  Jämmerlich  ist  es  mit  dem  Schulwesen  der  anderen 
Colonien  bej^tellt.  In  Caxias unterhält  die  Provinz  2  Schulen,  eine  auf  dem 
Hauptstadtpiatz  (Dante)  mit  einem  Lehrer  und  einer  Lehrerin  und 
die  andere  in  der  Picade  9.  Legua  mit  einer  Lehrerin.  Der  Bei^uch 
derselben  stellte  öicli  1885  wie  folgt: 


I         Schülerzahl         1    Täglicher    Besuch 

Caxias  I 1— . _     — 

männl.  Iweibl.  I   zus.    männl.l  weiblJ   zus. 


Sladtplatz 
fl*  Legua 


68 


44 


112  I     50 

58  I     — 


I     40 


90 
48 


In  verschiedenen  Gegenden  der  Colonie  existirten  ausserdem 
üfxih  0  Privatschulen  mit  zusammen  '^40  Schülern  und  Schülerinnen 
In  der  Colonie  Silveira  Martins  gibt  es  zwei  Staatsschulen,  eine  auf 
dem  StadtplatZj  die  andere  in  der  Coloniesection  Veneto  beide 
von  je  einer  Lehrerin  geleitet,  üeber  die  Schule  von  Veneto  liegen 
folgende  Daten  vor: 


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44 


^.,    .      ,,    ..               Schülerzahl 

Täglicher   Besuch 

1 
! 

1                                  männlJweibl     zus 

männl  i  weibl. !  zus 

1                                            1 
Veneto    ...             29    l    19 

1                                           1 

48 

23 

15         38 

AnsHardam 
aina    scliwaeli 

besQchta 
Abandschale. 

Die  Stadtplätze  der  Colonien  haben  sich  mit  dem  Wachsthum 
derselben  immer  mehr  zum  Mittelpunkt  des  Verkehres  heraus- 
gebildet. Die  Häuserzahl  der  »sedes«  von  Gonde  d'Eu,  D.  Isabel, 
Caxias  und  S.  Martins  belief  sich  auf  163  bezw.  70,  402  und  186. 
Alle  Gewerke  sind  zahlreich  vertreten,  besonders  Schmiede, 
Zimmerleute,  Schuster  u.  A.  Der  bedeutendste  Stadtplatz  ist  ohne 
Zweifel  der  von  Caxias,  wo  sich  Theater,  Hotels,  Caf^  etc. 
finden. 

Die  italienischen  Colonien  im  Süden  der  Provinz  sind  erst  im 
Entstehen  begriffen.  Die  neu  angelegten  Maciel  und  Aßonso  Penna 
zählten  1886:  23  Italiener  auf  5  Colonieplätzen ;  75  Lose  waren 
noch  unbesetzt.  Im  Ganzen  sind  also  überhaupt  nur  80  Colonie- 
plätze  vorhanden,*)  während  Conde  d'Eu  1135,  Dona  Isabel  1362, 
und  Caxias  3350  zählen. 

Im  Grossen  und  Ganzen  lässt  sich  ein  Fortschritt  und  Gedeihen 
der  itaUenischen  Colonien,  Dank  des  Fleisses,  der  Anspruchslosigkeit 
und  Nüchternheit  ihrer  Bewohner  nicht  leugnen,  wenngleich  das 
hier  Geleistete  auch  keinen  Vergleich  aushält  mit  den  Früchten 
deutscher  Thatkraft  und  deutschen  Fleisses,  wie  sie  die  hiesigen 
deutschen  Colonien  zeigen. 


Geographischer  Monatsbericht. 

Erstattet  vom  General-Secretär  Dr.  Franz  Ritter  v.  Le  Monnier. 
Allgemeines« 

Der  Internationale  Geograph ische  Cougress  in  Paris  1889. 

Die  Geographische  Gesellschaft  in  Paris  hat  an  unsere  Gesellschaft  eine 
Einladung  zur  Theilnahme  an  dem  von  ihr  veranstalteten  internationalen  geo- 
graphischen Congresse  in  Paris  gerichtet  und  theilen  wir  in  folgendem  die 
näheren  Modalitäten  unseren  Mitgliedern  mit. 

Der  Congress  wird  anlässlich  der  Weltausstellung  in  der  Zeit  vom  5.  bis 
11.  August  1889  im  Palais  der  Pariser  geographischen  Gesellschaft,  Boulevard 
Saint  Germain  Nr.  184,  tagen.  Eine  einzige,  feierliche  Sitzung  wird  imTrocadero- 
Saale,    welcher  von   der  Ausstellungsdirection  zu  diesem  Zwecke  den  Pariser 


*)  Nach  anderer  zuverlässiger  Angab a  hatte  Maciel  59,   Affonso   Penna 
46  Lose,  beide  zusammen  also  105. 


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45 

gelehrten  Gesellschaften  überlassen  wurde,  alle  anderen  Sitzungen  in  dem 
genannten  Hause  der  Gesellschaft  stattfinden. 

Es  sind  bereits  Einleitungen  getroffen  worden,  um  bei  den  französischen 
Eisenbahn-Gesellschaften  Fahrpreis-Ermässigungen  für  die  Congress-Mitglieder 
zu  erwirken. 

Das  Programm  enthält  6  Gruppen  u.  zw. 

1.  Mathematische  Geographie  und  Geodäsie,  Hydrographie,  Topographie, 
Kartographie. 

2.  Physikalische  Geographie,  Meteorologie  und  Klimatologie.  Geologie. 
Pflanzen-  und  Thier-Geographie,  Oceanographie.  Ethnographie.  Medicinische 
Geographie. 

3.  Oekonomische  Geographie:  Handels-Geographie  und  Statistik. 

4.  Historische  Geographie :  Geschichte  der  Geographie  und  Kartographie^ 
his'.orische  Geographie. 

5.  Schul-Geographie :  Unterricht  und  Verbreitung  der  Geographie. 

6.  Reisen  und  Erforschungen. 

Das  Organisations-Comitö  überlässt  den  Congress-Mitgliedern  jede  Initiative 
zur  Ueberreichung  von  Fragen  oder  Mittheilungen  in  den  Sitzungen.  Die  auf* 
gestellten  Fragen  müssen  jedoch  sobald  als  möglich  an  dieses  Comite  einge* 
sandt  werden,  damit  dieselben  den  betreffenden  Comite's  zur  Feststellung  der 
Reihenfolge  der  Behandlung  derselben  übergeben  werden  können.  Jedenfalls 
behalten  sich  die  Comitö's  der  Gruppen  vor,  ein  Programm  jener  Fragen  auf- 
zustellen, welche  zu  berathen,  ihnen  nützlich  erscheint  und  bei  welchen  hiereiuf 
bezügliche  Mittheilungen  oder  Berichte  vorgebracht  werden  können. 

Ausserdem  besteht  das  Project,  dass  jede  geographische  Gesellschaft  für 
ihr  Land  einen  summarischen  Bericht  über  die  Reisen  und  Publicationen, 
welche  am  meisten  zur  Förderung  der  geographischen  Wissenschaften  im 
19.  Jahrhunderte  beigetragen  habe,  einsende.  Dieser  Bericht  soll  in  zwei  Theile 
zerfallen:  1.  eine  Aufzählung  der  Reisen  von  Forschern  der  bezüglichen 
Nationalität  mit  kurzer  Angabe  der  Daten  und  der  erforschten  Gebiete,  sowie 
des  commerciellen  Vortheiles  dieser  Reisen  und  2.  einen  bibliographischen 
Index  der  wichtigsten  einheimischen  geographischen  Publicationen.  Den  Aus- 
gangspunkt für  diese  Belichte  kann  dos  Jahr  löOO  abgeben. 

Diese  Berichte  sollen  von  einer  Special-Commission  gesammelt  werden 
und  ein  Denkmal  der  Geschichte  der  Geographie  des  19.  Jahrhunderts  bilden ^ 
da  sich  das  letzte  Decennium  später  leicht  ergänzen  lässt. 

Was  den  eben  angeführten  Plan  anlangt,  so  fürchten  wir.  dass  die  2eit 
viel  zu  kurz  ist,  um  ein  so  ausgedehntes  und  schwieriges  Material  in  gründ» 
lieber  Weise  bearbeiten  zu  können,  da  für  diese  historische  Arbeit,  noch  mehr 
aber  für  die  verlangte  Bibliographie  eingehende  Vorarbeiten  fehlen  und  dieselben 
viel  mehr  Zeit  in  Anspruch  nehmen,  als  hier  geboten  wird.  Eine  solche  Auf- 
forderung hätte,  wenn  sie  wirklich  Werth volles  zu  Tage  fördern  soll,  lange 
vorher  an  die  einzelnen  geographischen  Gesellschaften  gerichtet  werden  müssea 

Wir  wollen  nicht  unterlassen  zu  bemerken,  dass  das  Organ isations- 
Comil^  besonders  h:rvorhebt,  dass  iede  politische  Discussion  mit  besonderer 
Sorgfalt  vermieden  werden  wird,  um  dem  Congresse  den  internationalen 
Charakter  zu  wahren.  Der  Präsident  Lesseps  habe  betont,  dass  die  geographische 


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46 

Gesellschaft  von  Paris,  die  älteste  von  allen,  stets  das  Beispiel  der  Brüderlichkeit 
gegeben,  welche  die  Gelehrten  aller  Völker  ohne  Ausnahme  vereinigen  solle; 
sie  habe  daher  auch  das  Recht  daran  zu  erinnern,  dass  die  Wissenschaft  den 
politischen  Fragen  fremd  ist,  welche  die  Völker  ereifern  und  trennen. 

Die  k.  k.  geographische  Gesellsc!)alt  erklärt  sich  bereit,  eventuelle  An- 
meldungen als  Mitglieder  des  Congre.ses  dem  Organi:ations-Comit^  bekannt 
zu  geben. 

Europa. 

Die  Binnenscliiffalirt  in  Frankreich. 

Die  BinnenscliifTahrts-Congresse,  welche  bei  uns  und  in  Deutschland 
getagt  und  ein  so  reiches  Material  für  die  Regelung  der  Flüsse  und  die  interne 
Schiffahrt  überhaupt  erbracht  haben,  sowie  die  bedeutende  Regsamkeit  auf  dem 
Gebiete  des  Canalbaues  in  Deutschland,  haben  in  dem  classischen  Lande  der 
Binnenschiffahrt,  in  Frankreich,  besonderes  Aufsehen  hervorgerufen. 

Zum  Beweise  hiefür  wollen  wir  nur  auf  eine  sehr  gut  geschriebene 
interessante  Studie  des  Ingenieurs  L^ger  hinweisen,  welcher  in  einer  Sitzung 
vom  18.  März  1888  in  der  geographischen  Gesellschaft  von  Lyon  (Bulletin, 
1.  Janv.  1889,  tome  Vll,  6  livr.  p.  557)  die  Binnenschiffahrt  Frankreichs  mit 
jener  Deutschlands  und  Oesterreichs  vergleicht  und  zu  ungünstigen  Ergebnissen 
gelangt. 

Nach  ihm  stellen  sich  die  Frachtpreise  der  Seeschiffahrt  von  0001  bis 
0 002  Frank  per  Tonnenkilometer,  jene  der  Canal-  oder  Flussschiffahrt  auf  001 
bis  002  Fr.  oder  10 mal  mehr,  jene  der  Eisenbahnen  auf  006  Fr.  Es  ist  also 
der  grosse  Vorzug  der  Schiffahrt  für  Massengüter,  die  eine  langsame  Beförderung 
vertragen,  ganz  evident.  Diesen  Vortheil  habe  auch  Amerika,  das  ungeheure, 
tief  in's  Innere  schiffbare  Ströme  besitze,  vor  Europa  voraus. 
Frankreich  besass  im  Jahre  1884: 

4286  Kilometer  schiffbare  Flüsse, 
3539  „         canalisirte      „ 

4713  „         Canäle, 

12.538  ,,         Wasserstrassen  gegen 

30.975  „         Eisenbahnen. 

Die  Wasserstrassen  betragen  somit  */&  und  die  Canäle  insbesondere  nur 
Ve  der  Länge  der  Eisenbahnen. 

Die  Menge  der  transportirten  Frachten  betrug  1884 

auf  den  Flüssen      1.126,475.000  Tonnen-Kilometer, 
„      „    Canälen      1.825,018.000 

Zusammen      2.452,093,000  „ 

während  auf  den  Eisenbahnen 

(ohne  Localbahnen)  10.268,000.000  ,, 

(und  auf  der  See  16,030.000  Tonnen  verschiedener  Distanz)  verfrachtet  wurden 
(also  4  mal  so  viel  als  auf  den  Wasserstrassen). 

Der  Vergleich  des  Transportes  ruf  Wasserstrassen  und  Eisenbahnen, 
ergibt  noch  folgende  interessante  Daten: 

Auf  dem  Canal  du  Midi  wurden  75.000  Tonnen,  auf  der  daneben  führen- 
den Bahnlinie  von  Cette  nach  Toulouse,  wurden  1,377.000  Tonnen;    auf  der 


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i 


47 

Rhone  200,000  Tonnen,   auf  den  sie  begleitenden  beiden  Uferbahnen  3/220.000 
Tonnen  verfrachteL 

Hingegen  trugen  Frachten 

der  Scbelde-Canal  nach  üimbrai    2,319.000  Tonnen, 
die  Seine  2,263.000      „ 

die  Oise  1,679  000      ,, 

der  Canal  von  Saint  Quentin  2,172.000      „ 

der  Rhein-M^rne-Canal  631.000      „ 

der  Canal  von  Berry  606.000      „ 

fefenübcr  den  zunächst  gelegenen  Eisenbahnen 

Nordt  von  Paris  nach  Ergnelines  2,163.000  Tonnen 

V      Arras  1,982.000        „ 

¥on  Paris  nach  Lyon  1,746.000        ., 

„    Rouen  1,557000 

,    Bordeaux  1,008.000 

.,      .,  ,,    Nancy  1,011.000 

Der  Seine-Flufishftfim  von  Paris  empfängt  jährlich  5,334.on(j  Tonnen 
Güter,  während  Stnrseille  nur  4,668.000,  Havre  2,604.000  und  Bordeaux 
2MBXm  Tonnen  empfangen. 

Es  betragen  Die  Anlagekosten  Der  mittlere         Anlagekosten  f.  d, 

auf  tien  per  Kilometer  Transport  transport.  Tonne 

schiffbaren  Flüssen  61.500  Fr.  144.000  Tonnen  0*43  Fr. 

Canälen  183.000  .,  2-1.000      ,,  0-65  „ 

Eisenbahnen  425.000  .,  364.000      „  110  „ 

Leger  vergieichi  hierauf  die  hydrographischen  Verhältnisse  Frankreichs 
mit  jenen  Deutschlands,  welche  viel  gtinstiger  seien,  denn  die  Höhe  von  10(^1  m 
begegne  man  von  der  Adündung  des  bezüglichen  Flusses: 

auf  der  Rhone  sc  hon  in  215  Kilom.      auf  der  Weser  in    399  Kilom, 
„     „    Garonne  „  360      „  ,,      „    Oder      ,,     524      .- 

5,     „    Loire  ,,  398      ,,  ,,    dem  Rhein  .,     621 

^.     ,.    Seine  „  556      „  ,,    der  Elbe      .,     662       „ 

,,  ,,  Donau  .,  1725  ,, 
In  Folge  ilires  steilen  Falles  haben  die  französischen  Flüsse  schon  nahe 
der  Mündung  ein  Gefälle  von  0*25  bis  0*30  m  auf  den  Kilometer,  während  in 
Deutschland  dies  GeMlle  sich  erst  im  Oberlaufe  der  Flüsse  einstellt  In  Folge 
der  Hochwasser  ist  es  9*:hwierig  in  den  französischen  Flüssen  ein  niitllerea 
Falirwrasser  von  1*/,  bis  2»i  zu  erhalten,  während  die  deutschen  Flüsse  auf 
sehr  grossen  Strecken  der  Gesammtlänge  von  7770  Kilometer  Tiefen  von  2,  3, 
ja  bm  besitzen.  Per  Fraditentransport  auf  den  deutschen  Flüssen  hebt  sich  in 
rascher  Weise.  Während  im  Jahre  1835  auf  dem  Rheine  nur  350.0« «)  Tonnen* 
1B65:  1.450.0CKJ;  1^75  noch  2,327.000  Tonnen  transportirt  wurden,  stieg  die 
Frachten  menge  1885  bereits  auf  4,f»67.000  Tonnen  (davon  2,773.0(K>  abwärts, 
1.T94.CI00  aufwärts)  mit  einer  jähriichen  Zunahme  von  7%.  Die  Fracbtenmenge 
auf  der  deutschen  Elbe  betrug  2,641.000  Tonnen  mit  einer  Zunahme  von  16%. 
jene  auf  der  Spree  4.071f)00  Tonnen. 

Der  Autor  schlägt  vor  die  Ausdehnung  des  jetzt  im  Bau  begriffenen 
Seiteß-Canais  der  beinahe  unschifTbaren  Loire  von  Roanne  nach  Chatillon  von 
Orlfen^   oder  Oombleux  bis  Nantes,    ferner  die  Vereinigung  der  Loire  mit  der 


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48 


Garonne  durch  einen  Canal  von  Libourne  über  Ribörac,  Ruffec,  Poitiers, 
Chätellerault  bis  zum  Seiten -Canal  der  Loire  zwischen  Tours  und  Saumur  mit 
zwei  Abzweigungen  zur  Charente  und  zur  S6vre  Niortaise.  Endlich  soll  ein 
Canal  aus  den  Kohlenfeldern  des  Nord-Departement  direct  nach  Paris  führen. 

Die  Diehte  4er  Eisenbalinen  in  Europa« 

Unser  so  verdienstvolles  AusschussmitgUed.  Prof.  Franz  Ritter  v.  R  z  i  h  a, 
eine  auf  dem  Gebiete  des  Eisenbahnbaues  wohl  allgemein  anerkannte  Autorität, 
hat  jüngst  in  einem  Essai  die  Dichte  des  österreichischen  Eisenbahnnetzes 
besprochen  und  an  der  allgemeinen  Entwickelung  des  Eisenbahnnetzes  gezeigt, 
wie  sehr  Oesterreich-Ungarn  anderen  Culturländem  gegenüber  in  dieser  Be- 
ziehung noch  im  Rückstande  ist.    Er  erläutert  dies  durch  folgende  Zahlen: 

Im  Herbste  1825  wurde  die  erste  prakticable  Eisenbahn  in  England 
errichtet,  1830  bestanden  in  verschiedenen  Ländern  erst  322  Kilometer  öffent- 
liche Bahnen,  aber  schon  1840  mass  deren  Länge  bereits  8591  Kilometer; 
dieselbe  vergrösserte  sich  1850  auf  38,022,  1860  auf  106,886,  1870  auf  221,980, 
1880  auf  357,035  und  1886  bereits  auf  512,505  Kilometer.  Heute  schätzen  wir 
die  Gesammtlänge  der  Eisenbalinen  der  Erde  auf  5^0,000  Kilometer,  das 
heisst  den  vierzehnfachen  Umfang  des  Aequators,  und  das  Anlage-CapitaL 
welches  die  Menschen  dieser  technischen  Institution  gewidmet  haben,  auf 
65,300  Millionen  Gulden.  Der  alljährliche  Zuwachs  an  Bahnlänge  ist  demnach 
in  stetiger  Ansteigunjr  begriffen  und  beträgt  dieses  Mass  innerhalb  unseres 
Jahrzehents  25,900  Kilometer,  also  mehr  als  das  gegenwärtig  rund  25,000  Kilo- 
meter messende  Gesammtnetz  von  Oesterreich-Ungarn.  Von  diesem  alljährlichen 
Zuwachse  in  unserem  Jahrzehnte  entfallen  auf  Europa  5600,  auf  Amerika  17.000. 
auf  Asien  1600,  auf  Australien  1200  und  auf  Afrika  500  Kilometer.  Wird  aber 
bedacht,  dass  die  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika  allein  13,800  Kilometer, 
also  80  Percent,  und  Britisch-Indien  allein  50  Percent  des  Jahreszuwachses 
von  ganz  Amerika,  beziehentlich  Asien  aufweisen,  so  erhellt  die  merkwürdige 
und  vielfach  übersehene  Thatsache,  dass  es  vorzugsweise  die  bereits  mit 
Eisenbahnen  versehenen  und  wirthschafllich  wie  civilisatorisch  entwickelten 
Staaten  sind,  welche  ihr  Schienennetz  am  eifiigsten  und  in  dem  klaren 
Bewusstsein  verdichten,  dass  in  unseren  Tagen  die  Locomotive  das  bedeutendste 
technische  Rüstzeug  ist  im  Kampfe  der  Völker  um  Vermehrung  des  Wohl- 
standes, des  politischen  Ansehens,  des  Ausgleiches  der  menschlichen  Meinungen 
und  der  Ausbreitung  der  Bildung.  Die  folgenden  Tabellen  verzeichnen  nun 
nach  den  letzten  statistischen  Gesammtausweisen  den  Stand  der  Dichte  des 
Schienennetzes  in  verschiedenen  Staaten. 

Es  besteht  Bahnlänge  in  Kilometern: 

per  100  Quadrat-  per  10,000 

Kilomater  Landfl&che         Eiawohner 

1876  18^6  1878       180S 

Sachsen      11-7  15-1  7-0  71 

Elsass-Lothringen 5-9  94  5*6  87 

Baden 73  89  79  8*4 

Württemberg 61  81  67  79 

Baiern 51  6*9  8*2  9-7 

Preussen 45  65  66  80 


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■     BUili!W|.,lJ -u  >  - 


49 

per  100  Qnadrut-  per  10.000 

Kilometer  LaodflAcbe         EiDwohner 
18T6  18f6  1876        1>86 

Ganz  Deutschland           .                  .       .         51  71  67  81 

Oeslerreich           30  4*4  r)i>  &l 

Ungarn 2-()  28  45  5-7 

Ganz  Oesterreich-Ungarn 2*7  36  4*7  58 

England .     83  9'9  78  84 

Frankreich 40  6*3  60  87 

Belgien       11-7  15*4  67  7-7 

Holland 53  80  4*8  6*3 

Dänemark 3*2  51  6-7  91 

Schweden 10  1-6  9-5  15-6 

Norwegen 02  05  30  8*0 

Schweiz 40  68  77  96 

Italien        ...                   «Jo  4*0  28  38 

Spanien M  19  35  5-5 

Portugal 10  17  2  2  33 

Rumänien  ...               ...                    lO  1*5  27  3*6 

Europäisches  Russland  .                                   04  0  5  3-5  31 

Vereinigte  Staaten  von  Nordamerika               1*5  2*4  30  1  3^»*0 

Nach  dem  Vorgange  von  Dr.  Eni:el  lassen  sich  heide  statistischen  Werthe 

durch  die  mathematische  Bildung  ihrer  mittleren  Proportionale  (Quadratwup^eL 

aus  dom  Producte)  zu  einem  einheitlichen  Massstahe  gestalten.    Hienach  entsteht 

für  das  Jahr  1886  die  folgende  Reihe  der  Staaten: 

l8T(i 

Eielgien       88 

Sachsen 90 

Vereinigte  Staaten  von  Nord- 
amerika      67 

England S.O 

Elsass-Lothringen 5  7 

Baden 7*5 

Baiern 65 

Württemberg 64 

Schweiz     .       .    .  .61 

Ganz  Deutschland  ...  6*4 

Preussen 5  4 

Frankreich 49 

Hieraus    resultirt   die    Notl 
österreichischen  Eisen hahnnetzes. 

Asien. 

Der  Handel  Persirns. 

Nach  einem  Berichte  des  englischen  Consuls  in  Täbris  betrug  im  Jahfü 
1887,8  die  Einfuhr  in  diese  Provinz  910.108  Pf.  Sterling  gegen  795.31K)  Pf.  im 
Vorjahre,  während  die  Ausfuhr  von  233.023  Pf.  auf  575.03")  Pf.  gestiegen  war.  Dt^r 
Gesammthandel  nahm  also  um  13t).75t)  Pf.  oder  12''/o  zu.  Grossbritannien  parLi- 

Mitib.  d.  k.  k.  Geogr.  Ges.  1889.  1.  4  i<^  j 

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1886 

187« 

\fm 

10-8    Niederlande  .    . 

.    .  50 

70 

10  3     DänemarK- 

4-6 

tV8 

Oesterreich    .    . 

.      4-0 

bi 

9*6    Schweden  .    . 

30 

5(1 

9*1     Oesterreich-Ungarn 

3  5 

4-5 

90    Ungarn 

.   .  30 

■1*0 

8  6    Italien        ... 

.    .  1-9 

38 

81     Spanien 

.    .  19 

32 

80    Rumänien  .... 

1-7 

2-6 

7-9    Portugal     .... 

.    .  1-5 

0.4 

7  6    Norwegen  .    . 

.    .  1-8 

'l'O 

7*4     Europäisches  Russland  . 

.    .  10 

1'3 

i  4 

iwendigkeit    der    weiteren 

Ausbreitung 

des 

50 

cipirt  mit  80%  an  der  Einfuhr,  hauptsächlich  Wollen-  und  Baumwollwaaren.  Russi- 
scher Zucker  (62.628  Pf.  St.)  hat  den  französischen  (461  Pf.  St.)  ganz  vom  Markte 
verdrängt.  Der  Hauptexportartikel  sind  getrocknete  Früchte.  Der  Handel  ist 
fast  ausschliesslich  in  den  Händen  der  russischen  Armenier,  welche  ihre  Waaren 
aus  dem  Inneren  über  Ardebil  nach  dem  Ufer  des  Kaspi-Sees  und  per  Schiff 
nach  Baku  senden  können,  was  viel  billiger  ist,  als  der  Transport  zum  Schwarzen 
Meere  über  Erzerum  und  Khoi.  Baumwolle  wird  ziemlich  viel  exportirt;  deren 
Cultur  wurde  von  Russland  aus  durch  die  unentgeltliche  Vertheilung  von 
Baumwollsamen  in  dieser  Provinz  sehr  gefördert.  Russland  ist  der  grösste 
Abnehmer  der  Producte  dieser  Provinz  und  sucht  durch  Etablirung  eines 
Marktes  in  Baku  den  persischen  Handel  ganz  an  sich  zu  ziehen.  Der  zweit- 
grösste  Abnehmer  ist  England  mit  127,,  des  Exports,  dann  folgen  Frankreich, 
Oesterreich-Ungarn  und  Deutschland.  Das  dringendste  Bedürfnis  dieser  Provinz 
wäre  die  Erbauung  neuer  Strassen. 

Seitdem  die  Bahnlinie  durch  den  Kaukasus  für  den  fremden  Handel 
geschlossen  ist,  und  da  der  Karawanenweg  über  Trapezunt  und  Erzerum  nach 
Nord-Persien  zu  kostspielig  erscheint,  ist  das  Bestreben  Englands  auf  die  Er- 
öffnung eines  neuen  Handelsweges  nach  Süd-Persien  gerichtet  und  ist  es  ihm 
auch  gelungen,  die  Freigebung  der  Schiffahrt  auf  dem  Karunflusse  zu  erlangen. 
Doch  ist  damit  nur  der  Anfang  einer  praktikabeln  Handelsstrasse  gemacht,  da 
entweder  von  Schuster  direct  nach  Isfahan  durch  das  Gebiet  der  Bachtiaren 
oder  von  Disful  (N.  W.  von.  Schuster)  nach  Burudschird  durch  das  Gebirge 
ein  praktikabler  Karawanenweg  hergestellt  und  vor  den  Ueberßlllen  der  Gebirgs- 
bewohner gesichert  werden  müsste.  Auch  ist  zu  erwägen,  dass  die  Distanzen 
von  Enseli.  dem  Haupthafen  Persiens  am  Caspi  nach  Teheran  nur  322  km  und 
nach  Isfahan  772  km  betragen,  während  von  Buschir  nach  Isfahan  836  km 
und  nach  Teheran  1287  km  sind. 

Rassiscbe  For8chaii§ren  im  Pamir. 

Herr  Weniukoff  hat  an  die  Londoner  geograph.  Gesellschaft  folgendes 
über  die  Expedition  Grombtschewski's,  welche  letztes  Frühjahr  Turkestan 
verliess,  um  das  Pamir  zu  kreuzen  und  nach  Dardistan  und  zum  oberen  Indus 
zu  gelangen,  berichtet:  die  letzten  bis  2.  December  1888  reichenden  Mit- 
theilungen über  diese  Expedition  stammen  vom  russischen  Consul  in  Kaschgar, 
welcher  mehrere  Briefe  von  diesem  Reisenden  erhielt  Hienach  hat  die  Ex- 
pedition nach  Verlassen  des  Kara-Kul-Sees  das  Hochland  des  Pamir  vom  N.  aus 
erreicht  und  folgte  dem  Laufe  des  Ak-su  bis  zu  seinem  Zusammenfluss  mit  dem 
Istyk.  Dort  wurde  sie  von  chinesischen  Beamten,  welche  aus  Taschkurgan  kamen, 
aufgehalten.  Durch  Geschenke  erwarb  sich  Grombtschweski  jedoch  die  Er- 
laubnis seine  Reise  fortzusetzen  und  kreuzte  die  Wasserscheide  zwischen  dem 
oberen  Ak-su  und  dem  Wakhan-daria.  Hier  traf  ihn  ein  neues  Hindernis.  Als 
er  Baza-i-Gumbez  erreichte,  hörte  er,  dass  die  Afghanen  Truppen  ausgesendet 
hätten,  um  ihn  aufzuhalten  und  nach  Sarad  am  Wakhan-daria  zu  bringen.  Um 
dies  zu  vermeiden,  nahm  er  eine  SO.-Richtung,  stieg  den  Aksai,  einen  kleinen 
Nebenfluss  des  buken  Ufers  des  Wakhan-daria,  hinauf  und  hi^lt  Abends  in 
diesem  Thale.  Als  die  Nacht  kam,  sah  man  die  Feuer  im  afghanischen  Lager 
und  beschloss  sie  selbst  anzugreifen.  Es  regnete  stark  und  die  Nacht  war  so 
finster,    dass    die    Kosaken   die   Afghanen   überfallen    und  entwaffn«  1   in  das 


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51 

russische  Lager  bringen  konnten.  Gromhlschewski  erhielt  von  den  Afghanen  alle 
wünschenswerthen  Aufklärungen  und  nahm  sie  bei  seinem  Zuge  über  den  Hindu- 
Kusch  mit;  hier  liess  er  sie  sodann  frei.  Bei  dem  Abstiege  auf  dem  Südabhange 
des  Hindu-Kusch  verlor  die  Expedition  fast  die  Hälfte  ihrer  Pferde.  Man  sandte 
einen  Boten  zu  dem  Herrscher  von  Naga  und  Hunza  um  Hilfe,  welche  auch 
bald  kam.  Träger  brachten  das  Gepäck  auf  ihren  Rücken  herab  nach  Hunza. 
Hier  hielt  sich  die  Expedition  einige  Zeit  auf  und  kehrte  sodann  auf  einem 
anderen  Wege  wieder  zurück.  Sie  überschritt  den  Mustagh  und  ging,  nach 
Zurücklassung  eines  Theiles  des  Gepäckes,  bei  den  Quellen  des  Tunflusses, 
eines  Zuflusses  des  Yarkand.  nack  Pill,  kehrte  jedoch  von  hier  wieder  zurück 
und  verfolgte  den  Lauf  des  Tun  bis  zu  seiner  Einmündung  in  den  Yarkand. 
Grombtschewski  nahm  nun  eine  östliciiere  Richtung;  als  neue  Hindernisse 
auftraten,  ging  er  nach  Bas-robat  und  kreuzte  sodann  die  hohe  Bergkette 
welche  das  Pamir  begrenzt  Er  erreichte  einen  Punkt  27  Meilen  NO.  vom 
Tagarma-Berg  (Mustagh-ala)  um  47  Meilen  WSW.  von  Yanghi-hissar.  Von 
hier  aus  sandte  er  eine  Nachricht  an  den  oben  erwähnten  Consul:  „Keine 
Vorräthe,  keine  Nahrung  mehr;  bin  in  der  äussersten  Gefahr,  Hilfe  dringend 
nöthig.*'  Nachdem  die  Expedition  inzwischen  russisches  Gebiet  erreicht  hat, 
so  muss  Hilfe  rechtzeitig  eingetroffen  sein  und  werden  die  Resultate  dieser 
interessanten  Expedition  der  Wissenschaft  erhalten  bleiben. 

Slam. 

Der  König  von  Siam  hat  in  einem  Vertrage  mit  Frankreich  den  Franzosen 
und  Anamiten  das  Recht  des  Handels  in  dem  siamesischen  Gebiete  der  Laos  und 
den  Provinzen  am  linken  Ufer  des  Mekhong  zugestanden.  Ein  französischer  Consul 
wird  in  Lao<Prabang  residieren,  dem  Hauptmarkte  dieser  Gregend.  Bis  dorthin 
wurde  der  Mekhong  trotz  der  Stromschnellen  von  Fesigny  und  Reveill6re  be- 
fahren. Zugleich  hat  die  Regierung  von  Siam  den  »Messageries  Fluviales«  von 
Cochinchina,  welche  bereits  in  Battambang,  auf  siamesischem  Gebiete,  sich 
etablirt  haben,  die  Erlaubnis  ertheilt,  auf  dem  Mekhong  bis  Stung  Treng  und 
darüber  hinaus  die  SchifTahrt  zu  organisiren. 

In  Stung- Treng  haben  die  Siamesen  eine  kleine  Garnison. 

Die  RivaUtät  zwischen  England  und  Frankreich  macht  sich  auch  in 
Siam  geltend.  Während  ersteres  eine  Reihe  grosser  Eisenbahnlinien  in  Siam 
projectiert  und  in  Ausführung  bringen  will,  sucht  Frankreich,  wie  dies  der  obige 
Vertrag  beweist,  Siam  commerciell  2u  exploitiren  und  politisch  an  Einfluss  zu 
gewinnen.  Um  das  Land  kennen  zu  lernen,  waren  im  letzten  Jahre  vielfache 
Reisen  von  Franzosen  in  Siam  unternommen  worden.  Wir  erwähnen  hier  unter 
Anderem  L.  B.  Rochedragon,  welcher  von  Bangkok  nach  Saigon  leiste,')  ferner 
Camille  Gauthier,  der  den  Mekhong  von  Bangkok  bis  Luang  Prabang  und  sodann  den 
Mekhong  bis  Saigon  befuhr,  •)  endlich  Pavie,  der  von  Luang  Prabang,  auf  dem 
srhwarzen  Flusse,  dessen  Schiffbarkeit  er  constatirte,  nach  Hanoi,  der  Haupt- 
stadt von  Tonking  vordrang. ') 

')  Bulletin  de  la  Soci^t^  de  geogr.  de  Marseille,  t.  XHI,  I  trim.,  p.  5-— 28. 
*)  Bulletin  de  la  Society  de  g^gr.  commerciale  de  Paris,  tom.  XI,  Nr.  1, 
p.  10—72  avec  carte. 

»)  Ebenda,  p.  120—123. 

4* 


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^' 


52 


Afrika. 
Die  Con^o-Eisenbahu. 

Die  Tracirungsarbeiten  der  Congobahn  sind  nunmehr  beendet  Das 
Unternehmen,  welches  anfangs  Vielen  unrealisirbar  schien,  zeigte  sich  bei  dem 
Fortschritte  der  Tracirungsarbeiten  als  eine  Bahn  ohne  besondere  technische 
Schwierigkeiten,  welche  hinsichtlich  der  Kosten  innerhalb  gewöhnlicher  Be- 
träge bleiben  wird.  Das  Mouvement  geographique  publicirt  eine  Karte  der  Bahn- 
Trace  von  Matadi  bis  Ntempa. 

Der  schwierigste  Theil  der  Trace  ist  nach  dem  Berichte  des  Directors 
der  Vermessungsarl)eiten,  Cambier,  der  Ausgangspunkt  der  Bahn  bei  Matadi, 
welches  Vivi  gegenüber,  am  unteren  Congo  lio:.t.  Die  Trace  führt  hier  durch 
eine  felsige  Gegend  von  250  m  Höhe,  um  sodann  zum  IVlpozoflusse  herabzu- 
steigen, welcher  auf  einer  Entternung  von  2  km  einen  Höhenunterschied -von 
200  m  verursacht,  indem  der  Punkt,  auf  welchem  der  Mpozo  überschritten 
werden  soll,  nur  50  m  höher  liegt  als  der  Congo  bei  Matadi.  Ausser  den 
Terrainsehwierigkeiten  mussten  die  Ingenieure  auch  noch  die  Hindernisse 
überwinden,  welche  im  Jahre  1887  die  Regengüsse  und  Tornados  verursachten. 
Nicht  häufig  während  des  October,  nahmen  sie  im  November  und  December 
an  Zahl  zu.  Gleichzeitig  erreichte  die  Temperatur,  welche  im  August  30  Grad 
Celsius  nicht  überschritt,  im  November  37  Grad  Celsius.  Die  Vegetation  ent- 
wickelte sich  rasch,  besonders  in  den  Thalsohlen  und  bildete  bald  ein  ernstes 
Hindernis  für  die  Fortsetzung  der  Arbeiten.  Der  sehr  starke  Thau  verschwand 
nicht  vor  10  bis  11  Uhr  trotz  der  glühenden  Sonnenstrahlen  und  die  Luft  war 
so  feucht,  dass  bei  bedecktem  Himmel  und  Regentagen  das  Planzeichnen 
unmöghch  war. 

Von  allen  Zuflüssen  dts  linken  Congo-Ufers,  welche  überschritten 
werden  müssen,  sind  nur  drei  von  Bedeutung:  Der  Mpozo,  Lukunga  und  Inkissi. 
Die  meisten  Schwierigkeiten  verursachte  der  Mpozo.  Um  ihn  zu  passiren, 
wurden  mehrere  Ti'acen  ausgearbeitet.  Die  beste  davon  geht  vom  Landungs- 
platze bei  Matadi  am  Congo  aus,  folgt  dem  linken  Congo-Ufer  eine  kleine 
Strecke  nach  W.  bis  zur  Factorei  Fuka-Fuka  (siehe  zur  Orientirung  die  Tafeln 
in  und  Vn  unserer  »Mittheilungen«  Jahrgang  188li  und  Tafel  VH  1887), 
erhebt  sich  dann  auf  den  Hügel,  welcher  diese  Factorei  von  jener  zu  Kala- 
Kala  trennt,  ersteigt  dann  die  Kala-Kala-Schlucht  zuerst  am  linken,  dann  am 
rechten  Ufer,  um  dann  nach  2km  südlich  von  Matadi  wieder  in  das  schuchtartige 
Thal  »Leopold«  durch  einen  Gebirgspass  von  155  m  Höhe  über  dem  Ausgangs- 
punkt einzukehren.  Die  Trace  steigt  sodan  i  diese  Schlucht  an  bis  zur  W^ser- 
scheide  zwischen  diesem  Thale  und  dem  Mpozo  in  270  m  Hö  ^e.  Von  hier 
geht  es,  allen  Falten  des  Terrains  folgend,  um  eine  entsprechende  Entwicklung 
zu  erhalten,  zum  Mpozo  herab,  der  in  einer  Höhe  von  50m  übersetzt  wird. 

Nächst  dem  Mpozo  ist  der  Lukunga  der  bedeutendste  Zufluss;  das 
Thal  welches  er  bewässert,  ist  eines  der  fruchtbarsten  und  bestbevölkerten. 
Seine  Breite  schwankt  zwischen  8  bis  10km.  Im  0.  wird  sein  Lauf  von  dem 
Felsen  Massif  von  Bangu  begrenzt,  dessen  steil  abfallende  Abhänge  mehr  als 
250  m  über  der  Ebene  sich  erheben  Gttnstigerweise  biegt  das  Thal  beim  Orte 
Kimpesse  unter  5*  SIV  30"  S.  Br.  nach  0  ab,  und  gleich  darauf  nach  NO., 
um  in  dieser  Richtung  in  einer  Distanz  von  50km  Leopoldvil'e  am  Stanley 
Pool  zu  erreichen. 


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IWWP^—IP'I   I  "^ 


53 

In  dieser  Gegend  ist  die  Wasserscheide  zwischen  den  Flüssen  Lukunga 
und  Kuilu  sehr  niedrig.  Von  seiner  Biegung  nach  NO  an,  verliert  das  Thal 
sehr  an  Breite  his  zu  2  und  3  km ;  die  es  im  Westen  begrenzenden  Felsen 
gehören  der  Kalkformation  an. 

An  den  Quellen  des  Lukunga  wird  das  Terrain  wieder  schwieriger,  doch 
fehlen  die  früher  angetroffenen  steilen  Hänge.  Die  Berge  haben  eine  regel- 
mässige Form  und  erlauben  die  erforderliche  Trace-Entwicklunjj.  Vom  Thale 
des  Lukunga  geht  die  Bahn  in  jenes  des  Ngongo,  eines  Nebenflusses  des 
Kuilu  über,  dann  längs  des  Lunsadi,  welcher  vom  fnkissi  durch  eine  wenig 
merkbare  Wasserscheide  '  getrennt  ist  Um  zum  Inkissi  zu  gelangen,  musste 
ein  sehr  hügeliges  Land  durchschnitten  werden.  Der  Inkissi  hat  bei  seiner 
Ueberschreitung  100  m  Breite  und  fhesst  in  einem  engen  Thale.  Sein  Bett 
ist  meistens  wenig  tief  und  hat  viele  felsige  Inselchen,  welche  eine  gute  Grund- 
lage für  einen  Brückenbau  abgeben.  Vom  Inkissi  an  nimmt  die  Dichtigkeit  der 
Bevölkerung  ab,  die  Plateaux  werden  niedriger,  der  Boden  Thonsand,  Wälder  krönen 
die  Höhen  und  die  FIussl>ette  sind  in  lockerem  Boden  eingeschnilten.  Der  einzig 
bedeutende  rechte  NebenOuss  des  Inkissi  ist  der  Lukussu  mit  40  m  Breite  und 
065  m  Tiefe. 

In  einer  Entfernung  von  2.'»  km  vom  Inkissi  bei  Ntempa  beflndet  sich 
die  Wasserscheide  dieses  Flusses  und  der  Zuflüsse  des  Stanley  Poo' ;  sie  ist 
nicht  schwierig  aber  sehr  bewaldet.  Wenn  man  sich  dem  Stanley-Pool  nähert, 
slüsst  man  auf  eine  Hügelkette  von  90  bis  100  km  Erhebung  über  dem  Congo. 
Die  Thäler  sind,  hier  eng  und  tief  eingeschnitten.  Zwischen  dieser  Kette  und 
dem  Stanley-Pool  dehnt  sich  eine  weite,  mit  grobem  Sand  bedeckte  Ebene 
aus.  Das  Congo-Thal  wird  in  einer  Entfernung  von  3  bis  10  m  von  einer 
Bergkette  begleitet,  welche  ihre  Zweige,  10  bis  12  km  breite  Bergplateaux 
zum  Congo  entsenden.  Diese  Plateaux  sind  von  tief  eingeschnittenen  Thälern 
gelrennt,  in  welchen  unbedeutende  Bäche  dem  Congo  zueilen. 

Die  Trace  vei folgt  von  Ntempa  aus  den  l/ucuya  bis  Kimuiza,  wo  man 
sich  auf  der  Wasserscheide,  einem  prächtigen  Plateau,  befand  um  von  hier 
aus  die  Ebene  von  Kinschassa  zu  erreichen.  Die  Tracirungsarbeiten  sind  im 
November  v.  J.  vollendet  worden. 

Die  wlssensehaftlieheii    Ergebnisse    Ton    Dr.   W.  Jnnker's  Reisen    in 

Centralafrika. 

In  einem  (dem  92.)  Ergänzungshefle  zu  Petermann's  Mittheilungen  hat 
der  ausgezeichnete  Afrik» forscher  den  ersten  Tneil  der  wissenschaftlichen 
Ergebnisse  seiner  Reisen  in  Centralafrika  in  den  Jahren  1877/8  und  1880  bis 
1885  niedergelegt.  Es  ist  dies  eine  Publication  von  hohem  wissenschaftlichen 
Werth  und  grundlegendem  Charakter  für  die  Kenntnis  des  ganzen  Gebietes 
zwischen  Congo  und  Nil.  Der  vorliegende  Theil  umfasst  die  Hydrographie, 
Orographie  und  Bodengestaltung  und  Ethnographie  des  Uelle  Makua-Gebietes 
sowie  die  Höhenbestimmungen  und  meteorologischen  Beobachtungen. 

Dr.  Junker  begrenzt  das  Uelle  Makua-Gebiet  folgendermassen :  im  Osten 
der  obere  Lauf  des  Nil,  der  Bahr  el  Gebel  und  das  westliche  Ufer  des  Albert 
Nyanza-See*s,  im  Westen  die  unbekannten  Länder  zwischen  dem  22  und  23° 
ö.L  v.  Gr.;  im  Norden  die  Dinka-.  Bongo-.  Djur-  und  Kredj-Länder  {S^  n.  Br.), 
im  Süden  der  Nepokofluss  (2"  n.  Br )  Somit  erstreckt  sich  das  Gebiet  vom  23" 


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54 

bis  32"  ö  L.  und  von  *J"  bis  8**  n.  Br.  über  9  Längen-  und  6  Breitengrade  auf 
einen  Flächenraum  von  über  G50.(X)0  Quadratkilom.,  um  100.000  Quadratkilom. 
mehr  als  Deutschland.  Hievon  entfallen  Vs  auf  das  Gebiet  des  Nil,  */•  auf 
jenes  des  Congo.  Die  Hauptwassersoheide  zwischen  Congo  und  Nil  hat  nur 
eine  geringe  Höhe  (700— 800  m)  nur  auf  der  Strecke  von  Nando  nach  Toraajas 
erhebt  sie  sich  auf  1000  w,  beziehungsweise  bis  zum  Quellgebiet  des  Uelle  in 
Kallka  auf  lAOOm.  Der  Hauplfluss  dieses  Gebietes  ist  der  »Uelle«,  dessen 
Identität  mit  dem  als  »Mobangi«  bekannten  Zuflüsse  des  Congo  nunmehr 
entschieden  ist  und  den  im  Oberlaufe  die  A-Bangba  »Kibali«,  d.  i.  grossen 
Fluss,  die  westlichen  A-Sandeh  »Makua«  nennen.  Sein  Quellgebiet  liegt  zwischen 
27g  bis  3"  nörd.  Br.  und  31"  östl.  lünge.  Der  Kibbi,  der  eigentliche  Quellfluss 
hat  im  Lande  der  Kalika  bereits  10  m  Breite  und  fliesst  nach  Westen,  welche 
Richtung  er  auch  fortwährend  behält  bis  zum  19'/,°  östl.  Länae.  Auf  der 
ganzen  1300  Kilometer  langen  Strecke  weicht  der  Uelle  kaum  17«**  nach  Norden 
ab.  Erst  an  jenem  fernen  Punkte  unter  19**  östl.  Länge  wendet  sich  der  Uelle 
unter  scharfem  Winkel  nach  Süden  zum  Congo. 

Hinsichtlich  des  Gefälles  sind  folgende  Höhenbestimmungen  von  grossem 
Interesse:  Höhe     Annähernde     Gefälle 

m .    Stromlänge,  km .      m . 

Quelle  des  Kibbi  über  1300  ^  ^^ 

Zusammenfluss  des  Sir  und  Kibbi  1200 

Einmündung  des  Dongu  in  den  Kibali      710 
,,  der  Gadda   „     „       ,,  680 

,,  des  Mbruole       „        ,,  670 

Jenseits  des  Uelle-Bogens  bei  Mambangä  650 

Einmündung  des  Mbima  540 

Bei  Alikobba  440 

Songo  Stromschnellen  des  Mobangi  396 

Mündung  des  Mobangi  in  den  Congo        283 

Auf  der  von  Junker  berührten  Stromlänge  von  1025  Kilometer  bis  Ali 
Kobbo  ist  ein  Gefälle  von  ca.  760  m,  auf  dem  470  Kilometer  langen  westlichen 
Theile^des  Uelle  bis  zur  Mündung  in  den  Congo  nur  44  m  Gefälle  vorhanden. 
Der^^ganze  Uelle  Mobangi  hat  sonach  eine  Länge  von  2100  Kilometer  und  ein 
Gefälle  von  1000  m. 

Die  bedeutendsten  Zuflüsse  des  Uelle  sind  im  Norden :  der  Dongu,  Düru, 
Kdpili,  Mbrüole,  Gürba,  Üerre-Oepi  und  Mbomü;  im  Süden  der  Jubba,  Gadda. 
Bomokandi  und  Mbelima. 

Als  Grenze  dieses  Gebietes  dient  im  Süden  der  Lauf  des  Nepoko,  dessen 
Ursprung  im  Berglande  östlich  vom  Albert  Njansa  liegt.  Junker  erreichte  den 
westlich  fliessenden  Strom  unter  20  nördl.  Br.  und  28 <>  östl.  Länge,  w^o  tr 
100m  breit  und  mehrere  Meter  tief  trotz  niedrigem  Wasserstande  war  und  in 
einem  von  5—8  m  hohen  steilen  Uferwänden  und  von  herrlicher  Waldvegetation 
umrahmten  Bette  floss.  Dort  war  der  Nepoko  dem  Bomokandi  genähert,  später 
trennen  sich  diese  Flusse  der  eine  gegen  Süden,  der  andere  nach  Norden,  der 
Nepoko  mündet   etwas  nördlich  von  P  nördl.  Br.  als  Aruwimi  in  den  Congo. 

In  ähnlicher  gründlicher  Weise  behandelt  der  gelehrte  Reisende  in  den 
folgenden  Capiteln  Urographie   und  Ethnographie,    auf  welche   wir  besonders 


250 

490 

100 

30 

70 

10 

85 

20 

215 

110 

215 

100 

470 

44 

600 

76 

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55 

verweisen.    In  trefflicher    Weise  wurden   die   Höhenmessungen  von   Dr.  Adolf 
Schmidt  in  Gotha  berechnet. 

Den  grössten  Werth  für  den  Geographen  erhält  diese  Publication  durch 
die  von  Dr.  Bruno  Hassenstein  in  vorzüglicher  Weise  bearbeiteten  Karten. 
Dieselben  stellen  das  ganze  oben  begrenzte  Gebiet  in  dem  Maasstabe  von 
1 :  750.000  in  4  grossen  Blättern  dar,  von  welchen  bisher  das  SO.  und  SW. 
Blatt  erschienen  ist.  Für  diese  Karten  wurden  die  Tagebücher  und  Karten- 
skizzen Dr.  Junker's,  sowie  alle  übrigen  Reiserouten  benützt  und  zu  einer 
ausserordentlich  detaillirten  Karte  von  Central- Afrika  ausgearbeitet,  welche  vom 
Albert  Nyansa  See  bis  zum  Congostrome  reicht.  Die  Colorirung  erfolgte  nach 
Völkerstämmen. 

HaopiiiiMiii  von  Fran^ois'  Reise  im  Uinterlande   des  dentsclien  Scliati- 

gebietes  Toi^o« 

Hauptmann  von  Fran<;ois  verliess.  seinem  Berichte  in  den  »Mittheilungen 
aus  den  deutschen  Schutzgebieten«  4.  Heft  zufolge,  am  4.  Februar  1888  mit 
einer  Expedition  von  31  Mann  Bagida,  um  sich  in  das  Hinterland  von  Togo 
(Guinea  an  der  SclavenkOste)  zu  begeben.  Der  Reisende  theilt  das  bereiste 
Gebiet  ein  in  die  ebene  und  hügelige  Küstenlandschaft,  das  Randgebirge  und 
die  Hochebene. 

Unmittelbar  an  der  Küste  ist  das  Land  flach,  sandig  und  nur  für  die 
Cocospalmen  geeignet,  deren  Anbau  neuestens  sehr  energisch  betrieben  wird. 
Dann  foleen  die  Lagunen  und  sumpfigen  Niederungen  in  einer  Breite  von 
von  l  —  lOA-m.  Die  Küstenebene  steigt  sodann  allmählich  in  langen  flachen 
Wellen,  deren  Richtung  durch  die  von  NW  nach  SO.  fliessenden  Küstenflüsse 
Sio,  Haho  und  Mono  bedingt  ist,  zum  Fuss  des  Gebirges  an.  Der  Boden  be- 
steht aus  einer  1  m  starken  Humusschicht,  darunter  rother  Lehm  und  Con- 
glomerat.  Das  Klima  ist  feuchtheiss.  Frangois  beobachtete  als  höchste  Tempe- 
ratur am  9.  Februar  37*»  C.  als  niedrigste  22°  C.  im  Jänner,  20°  im  Juli  und 
August.  Die  Luft  zeichnet  sich  durch  besondere  Feuchtigkeit  aus,  welche  starke 
Schweissbildung.  Schlaffwerden  des  Leders,  Rosten  aller  Eisentheile  und  Ver- 
schimmeln von  Holz  und  Früchten  verursacht.  Der  tägliche  Temperaturwechsel 
steht  wie  in  allen  tropischen  Küstenländern  unter  dem  Einflüsse  des  Wechsels 
von  Land-  (Nacht-)  und  See-  (Tag-)  Wind.  Die  Regenzeiten  sind  April  bis 
Mitte  August  und  Ende  September  bis  Ende  November;  sonst  regnet  es  nur 
ausnahmsweise.  Der  Regenzeit  geht  die  3 — 4  Wochen  dauernde  Tornadozeit 
voraus,  in  welcher  täghch  Abends  ein  halbstündiger  Orcan  mit  Regengüssen 
auftritt.  Da  in  der  trockenen  Zeit  die  Küstenflüsse  versiegen  sind  die  Trink- 
wasserverhältnisse sehr  ungünstig.  Sonst  ist  aber  das  Klima  in  Folge  der 
starken  Seebrise  gesünder  als  im  übrigen  Guinea.  Es  wird  sorgfaltig  Ackerbau 
getrieben  und  werden  Mais,  Maniok,  Jams,  Bananen,  Oelpalmen  gepflanzt.  Als 
Hausthieie  werden  Rindvieh,  Schafe  und  S(^hweine,  von  Europäern  auch  Pferde 
und  Esel  gehalten.  Die  Zahl  der  Bewohner  der  Küstenebene  wird  auf  zwei 
Millionen  geschätzt  oder  4^  auf  den  Quadratkilometer.  Am  dichtesten  ist  die 
Bevölkerung  unmittelbar  an  der  Küste  und  am  Gebirgsfusse.  Die  Hauptortc 
sind:  Klein  Popo,  Porto  Seguro,  B^,  Edo  u.  s.  w  Die  Bewohner  sind  meistens 
Ewe;  von  der  Küste  aus  gerechnet  wohnen  zuerst  Ewe,  dann  Ze-Towe, 
Möatsche-Ägotine,  zuletzt  Atakpame  Agome. 


liüir 


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56 

Das  Raiidgebirge  passirle  der  Reisende  an  zwei  8 — 15  Meilen  aus- 
einanderliegenden Stellen  und  hat  so  einen  Ueberblick  über  das  Gebirge  er- 
halten. Die  Gebirgslandschaft  erstreckt  sich  von  SW-NO.  auf  100^*l?^  von 
SO-NW.  auf  90-110 Ä:iw.  Das  Gebiige  ist  als  ein  Theil  des  erhöhten  Süd- 
Randes  der  Hochebene  von  W.  Sudan  zu  betrachten,  welches  durch  Thäler 
in  zahlreiche  einzelne  von  NO— SW  ziehende  Ketten  zerlegt  ist.  Der  Gesammt- 
name  des  Gebirges  ist  Obossum  (Fetisch berge),  die  einzelnen  Ketten  heissen: 
Agome,  Agotime,  Aposso,  Kebu,  Adeli,  Dikloto,  Gbele  und  Kunja.  Die 
höchsten  Erhebungen  liegen  am  S.-Rande  des  Gebirges.  Der  Stidrand  des 
Gebirges,  eine  zwischen  Jo  und  Amera  laufende  Kette,  fallt  ca.  300— 500  m 
schroff  nach  S.  ab,  während  der  Nordrand,  eine  Kette  zwischen  Kpandu  und 
Dedeassi,  ihren  Steil- Abfall  200— 400  w  nach  N.  hat  Dazwischen  liegt  eine 
Hochebene,  welche  die  Wasserscheide  zwischen  dem  Wolta  und  den  Küsten- 
flüssen bildet.  Das  Gebirge  besieht  aus  Gneis,  Granit  und  Sandstein.  Das  Klima 
ist  günstig,  nicht  so  warm  und  feucht  als  die  Ebene  und  besitzt  keine  so  aus- 
gesprochene Trockenzeit,  daher  auch  die  Fruchtbarkeit  grösser  ist  Ein  Drittel  ist 
Wald,  ein  kleiner  Theil  cultivirt  und  der  Rest  Savanne.  Ausser  den  in  der 
Ebene  angebauten  Culturpflanzen  wird  noch  Indigo  und  Reis  gebaut.  Die  Be- 
völkerung, ca.  250,000  Menschen,  leben  nicht  so  dicht  wie  in  der  Ebene  (ca.  25 
auf  den  Quadratkilometer).  Das  Volk  ist  nicht  so  friedlich  wie  jenes  der  Ebene. 

Der  vom  Reisenden  beschriebene  Theil  der  Hochebene  von  West- 
Sudan  liegt  in  der  Mitte  des  grossen,  nach  S.  offenen  Nigerbogens  gegenüber 
Er  charakterisirt  sich  als  eine  weile  beckenartige  Auswaschung,  hinter  dem 
Randgebirge,  welche  ihren  Abfluss  durch  das  Letztere  im  Woltathale  hat. 
Der  Wolta  bildet  sich  aus  dem  weissen  (Jode)  und  schwarzen  Wolta  (Ädere) 
Der  erstere  entspringt  unter  12®  N.-Br,,  und  0^0.4'  W.  Gr.  fliesst  nach  S.  W. 
und  S.  und  ist  wegen  der  vielen  Stromschnellen  nicht  schiffbar  Nach  Auf- 
nahme des  schwarzen  Wolta  fliesst  der  Strom  bis  Akroso  nach  S  W.  von  da 
bis  Kpandu,  wo  der  Durchbruch  durch  das  Randgebirge  erfolgt,  nach  SO. 
Auf  dieser  Strecke  ist  er  250  m  breit  und  1 — '2  m  tief.  Sein  Wasserstand  ist 
sehr  wechselnd,  trotzdem  ist  er  für  kleine  Schiffe  fahrbar. 

Das  Klima  ist  am  gesundesten  im  Norden,  Fieber  kommt  selten  vor. 
obwohl  die  Temperaturen  höher  sind,  als  an  der  Küste ;  das  Maximum  betrug 
37°  C,  Has  Minimum  21**.  Dagegen  ist  der  relative  Feuchtigkeitsgehalt  gering. 
Die  Bevölkerung  ist  verbal tnismä««si 2  dicht,  namentlich  in  Banjane,  Dagomba, 
Grussi  und  Muschi.  Den  Hauptreichthum  der  Bevölkerung  des  Woltagebietes 
bildet  die  Viehzucht  und  der  Ackerbau  Neben  Rindern  werden  viele  Pferde, 
Esel  und  Ziegen  gehalten.  Auch  Hunde  sind  sehr  häufig.  Die  Bevölkerung, 
aufgehetzt  durch  die  Mohamedaner,  benahm  sich  dem  Reisenden  gegenüber 
sehr  feindselig.  Die  grösste  Stadt  im  oberen  Wolta  gebiete  ist  Jendi,  dann 
Salaga,  welches  10.000  Einwohner  zählt  und  der  Vereinigungspunkt  von  acht 
Karawanenwegen  aus  dem  weiten  Nigei  becken.  der  westsudanischen  Hochebene 
und  von  der  Küste  ist.  Furchtbar  ist  der  Schmutz  in  jener  Stadt,  weshalb  der 
Sultan  von  Salaga  aus  seiner  Residenz  entfloh  und  nach  Pembi  übersiedelte. 
Trotzdem  ist  Salaga  eine  gesunde  Stadt.  Aeusserst  interessant  ist  der  rege 
Handels-  und  Karawanenverkehr  an  diesem  Orte. 


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57 


Die   unterirdischen  Flussläufe  von  Innerkrain.  — 
Das  Flussgebiet  der  Laibaeh. 

Forschungen    zur  Kenntnis  der  hydrographischen  Verhältnisse  des  Karstes,  im 
Jahre  1886   Ober  Auftrag  Sr.  Excellenz  des  Ackerbauministers  Grafen  Julius 

Falkenhayn 
vorgenommen  vom  k.  k.  Forstassistenten  Wilhelm  Polick» 

III. 

Wie  schon  aus  den  früheren  Darstellungen  der  unterirdischen 
Verhältnisse  einzelner  Höhlen  deutlich  hervorgeht,  ist  ein  und  der- 
selbe Höhlengang  nicht  durchwegs  von  solchen  Dimensionen,  dass 
die  darinnen  periodisch  durch  fliessenden  Wässer  frei  und  ungehindert 
ihren  verborgenen  Thalweg  finden  würden. 

Es  sind  vielmehr  die  Verbindungen  von  ganz  enormen  Höhlen- 
räumen oftmals  kaum  auffindbare  schmale  und  niedere  Felsenspalten, 
welche  durch  ihre  geringe  Ableitungs-Capacität  den  eindringenden 
Hochfluthen  des  angrenzenden  Thaies  bisher  unbekannte  Wehren 
gebildet  haben. 

Die  nachtheiligsten  dieser  Abflusshindernisse  sind  wohl  jene, 
welche  die  Verbindungen  aus  dem  jeweiligen  Kesselthaie  nach  den 
tief  unter  seinem  Niveau  gelegenen  Höhlenkammern  schutthalden- 
ähnlich überlagern. 

Wenn  diese  grossartigen  natürlichen  Filter,  welche  in  aus- 
gedehnten Flächen  zu  Tage  hegen,  auch  nur  die  einzigen  Hemmnisse 
des  Wasserabflusses  aus  den  Kesselthälern  vorstellen  würden,  so 
hätte  man  entschieden  lange  schon  durch  gewisse  örtliche  Mass- 
nahmen, die  jedesmal  nach  grösseren  Hoch  wässern  getroffen  wurden, 
neben  einer  vortheilhaften  Wirkung  dieser  Arbeiten,  gleichzeitig  eine 
zutreffende  Erklärung  der  hiesigen  Verhältnisse  zu  Stande  gebracht. 

Aber  dieses  hydrologische  Räthsel  liegt  nicht  offen  am  Thal- 
rande des  jeweiligen  Kessels,  sondern  es  ist  tief  im  Inneren  des 
unterhöhlten  Gebirges  zu  suchen  und  auch  zumeist  nur  dort  selbst 
zu  finden. 

Die  Schlundhöhlen  der  Kesselthäler  des  Karstes,  durch  welche, 
die  Wässer  von  einer  höherliegenden  Terrasse  zur  nächst  niederen 
abzufliessen  genöthiget  sind,  bilden  nach  dem  früher  Angeführten 
ein  ganzes  System  von  Hohlräumen,  welches  wohl  zutreffend  als 
ein  unterirdisches  Reservoir-System  bezeichnet  und  für  die  unschäd- 

Milth    d.  ic   k,  Geogr.  Gei.  1888,  2  a.  3.  ^  r^  1 

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ÖS 


n 


liehe  Ableitung    der    Hochwasser    aus    den    Kesselthälern    benutzt 
werden  kann. 

Die  Entstehungs-Ürsache  dieses  enormen  natürlichen  Reservoir- 
Bvöifems  ist  vorwiegend  nur  auf  die  verborgenen  Erosions-  und 
Cf>rtosions-Wirkungen  der  Meteorwässer  zurückzuführen.  Dieselben 
liahi^n  entschieden  alle  Höhlungen  des  Karstes  zum  Theile  un- 
mitleibar  durch  mechanische,  als  auch  chemische  Kräfte  und 
YAim  Theile  mittelbar  durch  Absitzung  und  Einstürze  hervorgebracht. 

Die  im  Niveau  tiefstgelegenen,  die  nun  eigentlichen  Wasser- 
liölilen  darf  man  sich  trotz  alldem  nicht  derart  vorstellen,  als  hätten 
sir  in  ihrem  ganzen  Vorlaufe  von  einem  Kesselthalo  zum  anderen 
überall  so  geräumige  Weitungen,  wie  man  dieselben  z.  B.  im 
J4 rossen  Dom  der  Adelsberger-(irotte,  oder  am  Eingange  der 
Kleinhäusel-Höhle  in  Flanina^  sehr  bequem  in  Augenschein  nehmen 
kann.  Hierzu  sei  noch  bemerkt,  dass  man  an  diesen  beiden  Punkten 
im  Herginneren,  fast  7  Kilometer  in  der  Luftlinie  von  einander 
entfernt^  den  äussersten  Ober-  und  Unterlauf  eines  und  desselben 
unterirdischen  Flusses,  nämlich  der  l*oik.  zu  sehen  in  der  liage  ist. 
Wtihl  hat  der  erwähnte  Höhlenfluss  vor  dem  Ausbruche  aus  der 
Kleinhäuselhöhle  bei  Planina  bereits  einen  unterirdischen  /ufluss  vom 
/jirkiiit;5er-See  in  sich  aufgenommen.  Daher  sein  Wasservermögen 
hier  ein  grösseres  ist,  als  in  Adelsberg. 

Verfolgt  man  diese,  oder  eine  andere  Wasserhöhle  nur  einige 
Hundert  Meter  in  ihrer  weiteren  Erstreckung,  so  gelangt  man  sehr 
i)nld  zu  der  Ueberzeugung,  dass  man  es  eigentlic^h  mit  einem  durch 
rnininigfache  Hindernisse  unterbrochenen  System  von  Höhlenkammern 
zu  thun  hat.  Solche  Unterbrechungen  bestehen  in  festen  und  oftmals 
sHir  mächtigen  Scheidewänden,  welche  je  nach  dem  Wasserstande 
mehr  oder  weniger  unheimliche,  niedere  Passagen  für  die  Kahnfahrt 
ans  einer  Kammer  in  die  andere  gestatten.  Nicht  jedesmal  findet 
man  aber  die  Durchbruchsstelle  dieser  Scheidewände,  ähnlich  einem 
Kpbenthore  oder  einem  freien  Durchlasse  gleich,  über  dem  Wasser- 
spiegel offenstehend,  sondern  man  findet,  was  eben  sehr  häufig  der 
Fall  ist,  diese  Communication  vom  Wasser  hoch  tiberstaut.  wie  ein 
cnmmunicirendes  Rohr,  oder  wie  einen  Saugheber  wirkend,  ohne 
dass  mit  einfachen  Mitteln  an  die  Erweiterung  dieser  Verbindung 
Sjeschritten  werden  könnte. 

Hin  und  wieder  lagern  colossale  Felsabstürze  zu  förmlichen 
l'rüinmerbergen  aufgerichtet,  mitten  in  dem  Höhlenbette  des  unter- 
irdischen Wasserlaufes.  Dieselben  sind  wohl  nur  entweder  als  Ein- 


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stürze  früher  dort  bestandener  Scheidewände  zu  betrachten,  welche 
nach  erfolgter  Unterwaschung  dem  beständigen  Anpralle  und  der 
riesigen  Gewalt  der  Fluthen  nicht  länger  widerstehen  konnten.  Oder 
sie  sind  von  mächtigen  Deckenabstürzen  herrührend,  wobei  in 
solchen  Fällen  die  Wölbung  eine  bedeutende  Höhe  einnimmt. 

Selbstredend  bringen  derartig  fortgesetzte  Revolutionen  in  dfr 
Tiefe  eine  sich  bis  zur  Oberfläche  des  betreffenden  Gebietes  hin 
geltend  machende  Veränderung  der  Gesteinslagerung  hervor,  welche 
sich  wieder  nach  der  jeweiligen  Mächtigkeit  und  nach  der  inneren 
Beschaffenheit '^der  Deckschichte  in  den  oberirdischen  Erscheinungen 
verschieden  äussern  muss. 

Inferster  Reihe  entstehen  hiedurch  Absitzungsspalten,  welche 
im  Laufe  der  Jahrhunderte  durch  die  in  denselben  nach  der  Tiefe 
abfliessenden  Meteorwässer  eine  immer  zunehmende  Erweiterung 
und  Veränderung  erfahren  müssen,  etwa  ähnlich  wie  die  Sohle  der 
Wildbäche  anderer  Gebirgsformationen. 

Das  prägnanteste  Beispiel  einer  solchen  Höhlenbildung  ist  am 
dem  in  Fig.  11  dargestellten  Querschnitte  eines  Abgrundes  am 
tirenz-Durchhau  zwischen  den  aufgetheilten  Servituts-Waldäqui- 
valenten  und  den  fürstlich  Windischgrätz'schen  Forsten  am  Lanskl 
\Th,  nördlich  von  Läse,  zu  ersehen.  Aehnliche  Abgründe,  welche 
im  Volksmunde  der  dortigen  Gegend  als  >Brezdno«  d.h.  »Ohne 
Boden«,  bezeichnet  werden,  findet  man  wohl  viele  und  ebenso 
zahlreich  findet  man  die  sogenannten  Dolinen,  welche  gegenwärtig 
entschieden  nur  als  Einstürze  solcher  Abgründe  zu  betrachten  sind. 
Aber  gerade  so  gefährlich  hängend,  wie  es  die  naturgetreue  Con- 
figuration  des  in  Rede  stehenden  Abgrundes  zeigt,  habe  ich  während 
der  ganzen  Dauer  der  Untersuchungs- Arbeiten  nur  noch  zwei  andere 
solcher  Schachthöhlen  vorgefunden. 

Am  oberen  Rande  dieses  von  Nachteulen  bewohnten  Abgrundes 
gähnt  ein  düsterer  Schlund  von  kaum  drei  Quadrat-Meter  Fläche 
entgegen,  der  sich  nach  der  Tiefe  tonnenähnlich  erweitert.  Das 
Senkblei  zeigt  38  Meter  Tiefe  und  rollt  noch  ungefiihr  zwei  bis 
drei  Meter  weiter  hinab,  ein  Zeichen,  dass  die  Sohle  des  Abgrundes 
steU  abfällt. 

Die  vorliegenden  Verhältnisse  gestatteten  nur  eine  Anfahrt 
in  die  bisher  unerforschte  Tiefe  derart,  dass  Jedermann  während 
dieser  Expedition  am  Seile  fest  gebunden  und  hinabgelassen  werden 
musste.  Unter  streng  militärischer  Ordnung  schritten  zu  diesem 
Behufe  die  Arbeiter  an   das  vorbereitende  Werk.    Alsbald  lag   ei» 

5* 


■Mihi  . 


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60 


Baumstamm  quer  über  dem  schachtförmigen  Hohlraum.  Nun  ward 
durch  einen  vollständig  schwindelfreien  Arbeiter,  senkrecht  über 
dem  Abgrunde,  an  dem  Baumstamme  eine  eiserne  Rolle  befestigt 
und  das  Zugseil  eingespannt,  während  die  übrigen  Höhlenmänner 
eine  primitive  Vorrichtung  zum  Abhaspeln  herstellen  mussten. 


Fig.    U. 

Querschnitt  durch  die  Schachthöhl^  am  Grenz- Durchhau  bei  Läse. 

Nachdem  auf  diese  Weise  alle  nöthigen  Vorbereitungen  zur 
Höhlenfahrt  getrofTen  waren,  prüfte  ich  wie  immer,  so  auch  diesmal, 
zur  Sicherheit  einer  glücklichen  Seilfahrt  die  Solidität  aller  nöthigen 
Einrichtungen.  Bald  darauf  verschwand  ich  zur  Erhaltung  des  guten 
Muthes,  als  der  Erste  stets  vor  meinen  Arbeitern,  langsam  am 
Seile  baumelnd  nach  der  Tiefe.  Aber  unvermeidlich  schnell,  je 
weiter  hinab,  desto  schneller  rotirend,  führte  die  Seilfahrt  unter 
diesen  geheimnisvollen  Boden.  Nur  der  matte  Schein  meiner  Gruben- 
lampe beleuclitete  die  schaurige  Wildnis  der  nächsten  Umgebung 
dieser  bisher  von  Menschen  unbetretenen  Räume  einer  ganz  eigen- 
artigen Schachthöhle. 

In  kurzer  Zeit  trafen  auch  die  beiden  von  mir  früher  bestimmten 
Arbeiter  mit  dem  erforderlichen  Werkzeug  in  der  Tiefe  ein  und 
nun  begann  die  Untersuchung  der  im  Höhlenthau  wunderbar  schim- 
mernden Räume,  in  welchen  kaum  jemals  wieder  die  gnomenmässigen 
Grubenlichter  eines  Besuchers  ihren  matten  Schein  \  erbreiten 
werden. 


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61 

Eine  ^leü  aV>laUende  Schutthalde  überlagert  Jiochmachtig  den 
zerklüfteten  Boden.  Die  Seitenwioide  zeigen,  der  Scliichtung  des 
tlesleini«  entsprechend,  oftniab  weit  klauende  KUse  und  Spalten,  die 
mm  mit  grosster  Vor^^ichl  durcLsdiLiefen  inu^p.  um  nach  dcui  sich 
weiter  anschHe?;senden  Tropj^itein-  und  Kry^^lall-Kmnmeni  zu  ge- 
langen. Am  unteren  P^nde  der  geräiunig  ahfalleuden  Höhle  liegen 
giganlii^che  Trümmer  von  Felsabstür/en,  ;?wisrhen  deren  geüihrlicher 
Aufthürmung  es  mir  noch  möglich  vv^urde,  in  eine  tiefere  Höhien- 
Elage  zu  gelangen,  wo  die  grossartigi^ten  (Gebilde  des  ewigen  Tropfens 
in  kaum  yorstell barer  Menge  aufgestapelt  sind.  Die  geisterhaOe 
Ruhe  wird  nur  von  dem  vereinzeilen  Spiele  des  taktmru'ssig  tropfen- 
den Wassers  imterbrochen.  Das  Tropfwasser  sickert  langsam  und 
rastlos  hinat»,  um  ein  krystaÜreines  Bassin,  einen  sogenannten  Tropf- 
hmunen,  auf  besläntUg  gleichem  Niveau  zu  erballen,  da  ein  lleber- 
luUen  durch  die  leinrissigen  Seitenwinde  ausgeschlossen  ist.  Die 
Linie  der  entschieden  seit  Jahrhunderten  gleJeben  Stauhöhe  die^^es 
Tropfwassers  ist  auch  durch  den  Ansal^  der  zartesten  (^alcit-Kry stalle 
deullicti  mai*kirt.   — 

Ein  weiteres  Vordringen  in  die  (leheimnisse  des  Höhlenbaues 
konnte  von  diesem  genihrltch  xerklüfletf^n  Abgrunde  nirgends  er- 
reicht werden,  obwohl  die  Unterr^ucluuigen  daselbst,  mit  dem  Auf- 
wände der  gross ten  Aufmerksamkeit  vorgenommen^  uns  durch  einige 
Stunden  das  Tageslicht  vorenthalten  haben. 

Einige  der  prächtigsten  Troplsteingebilde  wurden  mühselig,  vor 
jeder  Beschädigung  ihrer  Farbe  und  ihres  tJlanzes  l>ewahrt,  als 
Trophäen  aus  dieser  wunderbaren  Umwandlungs-Werkstittte  der 
Natur  in  dem  Untergrunde  des  Karstkalkes  hinauf  zur  Oberfläche 
bei  ordert.  — 

Mehrere  'läge  später  kam  die  Untersuchung  und  Aufnahme 
von  Dohnen,  Abgründen  und  Schachl  höhlen  <les  nönllichou  Tbal- 
raades  von  Planina  gegenüber  d^T  ürlschaft  Jakubovitz  an  die  Bei  he  J) 

Auch  hier  wurden  bisher  unliekannte  Höblengänge  angefahren. 
Das  Recht  der  Bezeichnung  von  neuentdeckten  unterirdischen  Räumen 
konnte  ich  nun  wieder  zur  Gellung  bringen   In  der  Situation  >Skolji 

^  Am  Wege  dahin,  gleich  unmiUelhar  hei  der  Ortseliaft  Läse  wurde  mir  von 
einem  der  Führer  ein  triditerffirmiger  Kessel  vorgewiesen  und  als  das  lio^iist- 
gdegene  Saugloch  für  die  Ileber&rhwemmungswilsser  l^e;^eii'hnet  Derselhe  fHhrL 
den  lokalen  Namen  »hedenj*  d.h.  BoUieh  und  kann  nur  t!urdi  den  Umstand 
*JD  g^rosseres  Interesse  erwecken,  alij  iiadi  jeder  grosseren  Hoehlhith  des  Pia- 
tiinaUiales  zahlreiche  Proleen  an  der  schoUcngen  Sohle  zurück  bleiben 


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6i> 


lom«  wurde  mir  von  einem  Ortskundigen  dieOeflhnungJeiner  vollständig 
mit  Baumstämmen  und  Felsblöcken  verrammelten  Schachthöhle 
vorgewiesen.  Nach  einer  umständlichen  Abräumung  des  Deckma- 
teriales,  welches  zum  Theile  entfernt  und  zum  Theile  hinabgestürzt 
werden  musste,  zeigte  sich  hier  ein  Naturschacht  von  21  Meter 
Tiefe.  Die  Strickleiter,  welche  mir  zu  solchen  Höhlenfahrten  bis 
40  Meter  Tiefe  stets  bei  der  Hand  gewesen  ist,  wurde  nun  am 
oberen  Höhlenrande  an  einen  nahen  Eichenstamm  befestigt,  nach- 
dem das  erforderliche  Längenstück  derselben  hinabgelassen  wurde. 
Mit  zwei  Mann  meiner  bewährten  Höhlenfiguranten  stieg  ich  darauf 
zur  Tiefe.  Nach  einer  mehrstündigen  Arbeit  unter  dem  Gebirge 
wurde  hier  eine  höchst  wichtige  Räumlichkeit  aufgedeckt,  welche  mit 
ihrem  südlichen  Arme  nahe  unter  das  Thal  führt.  Dieser  Höhlen- 
gang liegt  vortheilhafterweise  in  der  Nähe  unter  einem  Hochwasser- 
arme des  Unzflusses,  welcher  in  dieser  Situation  sackähnlich  endiget. 
Eine  künstliche  Stollenverbindung  aus  dem  Planinathale  nach  diesem 
unterirdischen  Räume  wird  bei  Hochwässern  des  Unzflusses  be- 
deutende Wasserquantitäten  in  dieses  Höhlen-Reservoir  hinabführen 
können.  Zu  Ehren  des  um  die  Darstellung  und  Aufklärung  der 
geologischen  Verhältnisse  von  Grund  und  Boden  höchst  verdienten 
Naturforschers  Herrn  Dr.  Josef  Ritter  v.  Lorenz-Liburnau,  k.  k. 
Ministerialrath  in  Wien,  bezeichnete  ich  diese  bedeutsame  Entdeckung 
mit  dem  Namen  »die  Lorenz-Liburnau- Höhle«  im  Kessel- 
thale  von  Planina. 

Auf  diese  und  ähnliche  Weise  suchte  ich  während  der  ganzen 
Höhlencampagne  nach  unterirdischen  Räumen,  deren  Sohle  tiefer 
liegt,  als  das  näher  oder  weiter  angrenzende  Thal.  Aber  ganz  eigen- 
thümlicher  Art  war  die  Forschungsarbeit  in  der  Situation  »pod 
stenami«  im  äussersten  Norden  der  Thalmulde  von  Planina. 
Dort  wusste  die  Volkssage  von  einem  verschütteten  Eisengitter  zu 
erzählen.  Dennoch  konnten  mir  selbst  die  ältesten  Gedenkmänner 
der  umliegenden  Ortschaften  als:  von  Jakobovitz,  Läse,  Garöerevc 
und  Plamina  nicht  einmal  ungefähr  angeben,  wo  das  sagenhafte 
Gitter  mit  der  eingestürzten  Höhle  gelegen  wäre.  Kein  oberirdisches 
Anzeichen  konnte  trotz  eifrigsten  Nachforschens  hier  gefunden 
werden.  Das  einzige  Mittel,  um  zu  einem  Resultate  zu  gelangen, 
war  die  gehörige  Beobachtung  der  in  einer  bedeutenden  Flächen- 
ausdehnung durch  eine  Schutthalde  nach  der  Tiefe  versitzenden 
Hoch-Wässer.  Ohne  Zweifel  konnten  dann  nur  jene  Stellen  dieses 
mächtigen  Steinfilters,    wo  die  Hoch- Wässer   am   gierigsten  hinab- 


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gurgeln,  zur  Aufdeckung  des  mysteriösen  Gitters  führen,  wenn  über- 
haupt hier  ein  solches  bestanden  haben  sollte.  Derartige  Sagen  hatt<* 
ich  im  Laufe  der  localen  Untersuchungen  noch  viele  vernomnu-n, 
und  jene  die  Thalbewohner  immer  mehr  und  mehr  interessirenOon 
Forschungsarbeiten  Hessen  mich  eben  vielfach  divergirenden  Sage 
von  Höhleneinstürzen  begegnen. 

An  drei  Stellen,  wo  die  Absorption  am  wirksamsten  beobaclitel 
wurde,  Hess  ich  nun  hier  durch  kleine  Versuchsschachte  nach  der 
Tiefe  schürfen  und  an  einem  dieser  Punkte  wurde  nach  mehrtftgi^er 
Arbeit  thatsächlich  die  Ci rundschwelle  eines  total  vermoderten 
Schutzgitters  last  vier  Meter  unter  dem  Schotter  aufgefunden.  Das- 
selbe musste  da  vor  mehreren  hundert  Jahren  errichtet  wortien 
sein  und  war  aus  massiven  Eichenstämmen  gebaut  Seine  Bestimmung 
war  augenscheinlich  diejenige,  das  von  den  Hochwässern  zuj?e- 
schwemmte  Holz-Materiale  zurückzuhalten,  damit  die  dahinter  gele- 
gene schmale  Felskluft  nicht  im  Laufe  der  Zeit  vollständig  ver- 
barrikadirt  werde.  Ein  Felsabsturz  von  den  nahen  Wänden  halle 
jedoch  die  Kluft  sannut  dem  Schutzgitter  mit  einer  mächtigen 
Barrikade  von  Gesleinstrümmern  vor  Menschengedenken  bis  zur 
totalen  Unkenntlichkeit  überlagert.  Sowohl  an  dieser,  als  auch  im 
einer  rechter  Hand  davon  vorgenommenen  Schürfung,  unmittelliar 
unter  den  anstehenden  Felswänden  in  der  Situation  »pod  stenami^ 
erzielten  die  Versuchsgrahungen  überraschende  Resultate.  Nicht  sn 
günstig  war  der  Erfolg  im  dritten  Schachte,  welcher  von  diesen 
beiden  einige  Meter  weiter  gegen  Nordwest  gelegen  ist.  Dort  geläutete 
ich  in  der  Tiefe  wohl  auf  schmale  Spalten,  welche  massig  abfallei^l 
unter  da^  (lebirge  streicIicMi.  Dagegen  wurden  in  den  beiden  zuerst 
erwähnten  Schachten  breitere  Klüfte  angescliürft,  durch  die  irli 
hierauf  nach  zwei  bedeutenden  unterirdischen  Räumen  gelanKl«. 
Auch  bei  diesen  bisher  unbekannten  Höhlengängen  machte  ich  mm 
(iebmuch  von  dem  Entdeckungsrechte  und  benannte  dieselben  als 
»Baron  Winklerhöhlen«,  um  für  alle  Zukunft  den  Nain<rj 
des  HeiTu  Landespräsidenten  von  Krain  mit  dieser,  die  Landi's- 
Cultur  fördernden  Arbeit  zu  verbinden. 

Einer  besonderen  Erwähnung  verdient  das  Niveau-Verhältnis 
dieser  beiden  Höhlen.  Dieselben  liegen  18,  beziehungsweise  20Metrr 
unter  der  Thalsohle  in  der  Situation  >pod  stenami«.  Sie  bedeuH^n 
zwei  jener  zahlreichen  Riesen-Capillaren,  welche  aus  dem  muldcii- 
förmig  geschlossenen  Thale  von  Plaiiina  in  nördlicher  Richtnii;^ 
gegen  den  Südrand  des  Laibacher-Morastes  iühren.  Oder  mit  änderten 


L. 


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64 


Worten,  diese  beiden  Höhlen  bilden  für  die  Hochwässer  des  Unz- 
flusses eine  unterirdische  Reservoir- Verbindung  zu  den  wasserreichen 
Quellen  der  grossen  und  kleinen  Laibach.  Die  ewig  waltende  Thätig- 
keit  des  Wassers  hat  hier  in  der  Tiefe  unter  dem  sackförmigen 
Ende  des  Flussbettes  der  ünz,  vorwiegend  durch  die  auflösende 
Kraft  des  kohlensäurehältigen  Wassers,  aus  den  anfänglichen  Spalten 
der  Gesteinsschichtung  des  kohlensaueren  Kalkes  geräumige  Höhlen- 
kammern erzeugt.  Die  chemische  Corrosion  fand  zugleich  in  den 
Weitungen  dieser  Räume  durch  die  mechanische  Erosion  des  ab- 
stürzenden Wassers  eine  unverkennbare  Unterstützung.  Aber  dennoch 
existiren  hier  bis  heute  noch  keine  eigentlichen  Katavotrons, 
d.  h.  Wasserschachte,  in  welche  sich  der  strömende  Flusslauf  unge- 
hindert hinabstürzen  könnte,  wenn  auch  die  unzähligen  Spalten  und 
Klüfte  des  Gesteins,  sowie  die  Fugen  der  ausgedehnten  Schutthalde, 
welche  die  hierortigen  Höhlen  überlagert,  diese  Erscheinungen  wohl 
nur  im  kleinen  Massstabe  vorstellen. ') 

In  der  Nähe  dieser  wasserabsorbirenden  Schutthalde  gegen 
Nord-West  liegt  am  Fusse  der  prallen  Felswände  eine  künstlich 
erweiterte  Höhle,  welche  jedoch  kaum  20  Meter  lang,  2  bis  3  Meter 
breit  und  ebenso  hoch  ist,  mit  kaum  10  Grad  einwärts  fallend.  Dieselbe 
wurde  im  Jahre  1824  von  dem  Haasberg'schen  Beamten  Fortunat 
gelegentlich  der  Reinigung  der  Saugtrichter  des  Unzflusses  aufge- 
funden und  zum  Thale  hinaus  durchgesprengt.  Durch  einen  Höhlen- 
kamin, links  4  Meter  über  dem  jetzigen  künstlich  erschlossenen 
Eingange,  der  zum  Niveau  des  nahen  Flussbettes  hinabreicht,  wurde 
seiner  Zeit  dieser  unterirdische  Raum  betreten,  worauf  die  3  Meter 
starke  Scheidewand  durchbrochen  worden  ist.  Zur  Erinnerung  an 
die  schon  in  jener  Zeit  versuchten  Arbeiten  zur  Aufdeckung  des 
mysteriösen  Laufes  der  Unz  zur  Laibach,  wird  diese  unterirdische 
Räumlichkeit  »Fortunat-Höhle«  genannt.  Die  späteren  und 
mehrmals  wiederholten  Sprengungen  im  Inneren  der  Höhle  haben 
keinen  nennenswerthen  Erfolg  gehabt.  Der  Grund  davon  ist  ein  sehr 
naheliegender  und  natürlicher.  Unmittelbar  hinter  den  steilen  Fels- 
wänden, welche  von  der  Fortunat-Höhle  unterfahren  sind,  befindet 
sich  im  Walde  eine  tief  eingestürzte  Doline.  deren  Trümmer  die  weitere 
Communication    der  Höhle    verrammelt    haben.    Der  Abdichtungs- 


')  Im  letzten  Sommer  d.  J.  1888  wurden,  wie  uns  Herr  Putick  mitgeheilt 
hat,  im  Auftrage  des  k.  k.  Ackerbau-Ministeriums  zwei  grössere  Wasserschachte 
(als  Versuchs-Objecte  für  die  bezüglichen  Wirkungen)  in  dem  Flussbette  der 
Unz  zu  den  Baron  Winklerhöhlen  hergestellt.  D    R. 


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process  ist  hier  in  Folge  dessen  schon  so  weit  gediehen,  dflss  die 
absorbirende  Wirkung  dieser  Höhle  auf  ein  Minimum  zurückge- 
gangen ist,  während  dieselbe  vor  ,tahrhunderLen,  noch  bevor  der 
erwalmte  DoUnen-Einslurz  erfolgt  war,  ohne  Zweifel  einen  der 
wichtigsten  Absorptionsräume  für  die  Hoi^hwässer  des  Unzflusses 
reprasentirt  haben  dürlte.  ( iegenw iirtig  ist  diese  Höhle  miL  Astwerk 
und  anderen  angeschwemnUen  Hölzern^  welcfie  j^rössieutheils  ver- 
modert sind,  sowie  mit  Hchlamm  bedeutend  angefülil.  Die  Unter- 
<uehung  war  daher  nichl  selir  angenehm,  da  man  hei  jedem  Schritte 
bis  ftber  die  Knik-hel  tief  einsank  und  die  Möglichkeit  nicfjt  ans- 
gesehloi^sen  war,  dass  man  am  Ende  in  eine  inü  vermodertem 
Holz  werk  verbarrikadirle  Höhlung  hinabstürzen  könnte.  Neben  der 
Fortunathöhle  liegen  auf  beiden  Seiten,  der  (JesLeinsschichtung  ent- 
sprechend, mehr  oder  minder  ausgeweitete  Spalten  und  Klüite, 
welche  sämmtlich  unpassirhar  einwärts  fallen.  Den  Hochwässern 
dienen  sie  aber  zum  gierigen  Abflüsse,  nur  muss  dasselbe  bereits 
lange  dai>  ganze  Thal  innndirt  haben,  l>evor  das  Wasser  jene  Slan- 
höhe  erreich tj  um  in  diese  verhältnismässig  hochgelegenen  Schläuche 
hineinzugelangen. 

Eben  so  ungünstig  liegt  die  MundötTnimg  einer  nocli  weiter 
gegen  Nordwest  unter  den  Felswänden  siluirten  Höhle,  Vom  Volke 
wird  (Ueselhe  »velika  jama  pod  sitcnami*  (d,  li.  die  grosse 
Höbie  unter  den  Felswänden)  genannt.  Sie  zeigt  anfangs  kaum 
4  Meter  Breite  und  etwas  über  2  Meter  Höhe  mit  einem  an  20  Meter 
Länge  fast  ebenen  Bodtn,  der  im  Niveau  um  tj  Meter  höber  liegt 
als  da^  Flussbetl  der  Unz.  welelie  bier  sackförmig  endet.  Weiler 
nehmen  diese  Räume  an  Dimensionen  zu,  nachdem  man  in  der 
Zwischenstrecke  eine  Passage  aut  allen  Vieren  durtthmachen  musste.' 
Eine  geritumige  Höhleidtamnjer  mit  steil  einwärts  faiiendeni 
Boden  bildet  das  Knde  dieses  unterirdischen  (ianges.  Auch  in  dieser 
Höhle  hat  damals  Herr  Fortunat  mehrfach  versucht,  den  Hoch  wässern 
dei!  Planinathal^  einen  rascheren  Abfluss  zu  verschaffen.  Wahrend 
der  mir  aufgetragenen  Forschungen  habe  ich  noch  deutliche  Spuren 
gefunden,  wo  die  Sprengminen  jener  Versuchsar t»ci Leu  angelegt 
«wden.  Am  äussersten  Ende  der  velika  jama,  ungeR^lhr  45  Meter 
weit  vom  Eingange  liess  ich  gleichfalls  (irabungen  im  angeschwemmten 
Holz  und  Schlamme  vornehmen,  ohne  den  Spuren  der  Felssprengung 
KU  folgen.  Dabei  wurden  einige  schmale  Klütle  blossgelegt^  doch  ein 
namhafteres  Resultat  auf  der  Suche  nach  dem  nntenrdiscfien  Laufe 
der  ÜnK  hier  nicht  erzielt.    Verlockend    lauten    wobt   diesbezüghch 


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nachfolgende  Stellen  aus  dem  Werke  des  Höhlenforschers  Dr.  Adolf 
Schmidl,  welcher  auf  pag.  156  über  diese  beiden  zuletzt  angeführten 
Höhlen  schreibt: 

»Bei  Ueberschwemmungen  des  Thaies  stürzt  sich  das  Wasser 
mit  Macht  in  diese  beiden  Höhlen,  wie  die  hineingeschwemmten 
Sägeklötze  u.  s.  w.  beweisen.  Dann  soll  man  oben  im  Walde  weiter- 
hin an  mehreren  Orten  das  unterirdisch  strömende  Wasser  rauschen 
hören«. 

Dennoch  konnte  ich  leider  diese  Nachrichten  nicht  voll- 
inhaltlich bestätigt  finden,  obwohl  ich  mehrere  Hochwässer  gerade 
hier  am  Ausgange  des  Thaies  geflissentlich  beobachtete.  Derart 
konnten  sich  aber  die  Verhältnisse  seit  Schmidl's  Zeiten  nicht  ver- 
schlimmert haben.  Daher  ist  nur  anzunehmen,  Schmidl  habe  die 
Angaben  und  Erzählungen  von  Leuten  benützt,  welche  aber  kaum 
aus  eigener  Anschauung  die  absorbirende  Wirkung  dieser  beiden 
Höhlen  geschildert  haben.  Von  mehreren  alten  Leuten  des  Thaies 
hörte  ich  dieselben  Fabeln  und  Volkssagen  wieder,  welchen  man 
im  Werke  Schmidl's  an  einigen  Stellen  begegnet.  Doch  die  Aufgabe 
Schmidrs  war  eine  von  der  meinigen  sehr  verschiedene,  so  dass 
es  ihm  nicht  möglich  wurde,  den  hydrologischen  Verhältnissen  an 
allen  Orten  auf  die  richtige  Spur  zu  kommen.  Wenn  auch  mitunter 
die  localen  Erzählungen  de^  Volkes  über  die  eine  oder  andere 
unbekannte  Höhle  dem  Forscher  wesentliche  Anhaltspunkte  zu 
bieten  geeignet  sind,  so  führen  ihn  dagegen  die  ni(nsten  Sagen  auf 
eine  falsche  Fährte. 

Unter  allen  meinen  Höhlenentdeckungen  gelangte  ich  auf 
(irund  solcir  mündlicher  Ueberlieferungen  nur  selten  zu  einem  ge- 
suchten Resultat.  Mein  Bestreben  war  beständig  solche  Tiefen  und 
Höhlengänge  aufzudecken,  welche  der  unschädlichen  Ableitung  der 
Hochwässer  aus  dem  Kesselthale  von  Planina  dienstbar  gemacht 
werden  könnten.  Nach  der  sorgfältigsten  Untersuchung  und  Aufnahme» 
des  äussersten  Nordendes  der  Thalinulde  imd  ihrer  Randhöhlen 
wurde  zur  Durchforschung  der  nächsten  Umgebung  dieser  Localität 
geschritten.  Abgründe,  Felsentrichter  und  Dohnen,  diese  typischen 
Karsterscheinungen  der  Oberfläche  charakterisiren  von  hier  nördliclu 
den  noch  gut  bewaldeten  Boden  des  Karstkalkes.  Ueber  ein  Chaos 
von  Steintrümmern,  mit  tief  klaffenden  Spalten  und  Felsklülten  in 
der  noch  erkennbaren  Gesteinsschichtung  ruinenähnlich  aufgethürmt, 
muss  man  da  häufig  auf  allen  Vieren  li  in  wegsetzen.  Wenn  Jemand 
einen  Zweifel  hegen  würde,  ob  die  gegenwärtig  kahlen  Karstfläehen 


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südwärts  von  Adelsberg  jemals  einer  Waldvegetation  zum  Standorte 
gedient  haben  konnten,  der  sollte  nur  herüberwandern,  um  zu  sehen, 
welche  prächtigen  Tannenbestände  auf  einem  absolut  gleichen  Boden 
hier  gedeihen.  Im  Kronenschutze  der  mastenhohen  Tannen  gedeiht 
hier  lerner  eine  üppige  Bodenvegetation  von  Sträuchern  und  (iräsern 
und  dennoch  ist  die  locale  Boden-  beziehungsweise  Gesteins-Be- 
sehaffenheit  nach  jeder  Richtung  diaselbe,  wie  dort,  wo  seit  Jahr- 
hunderten nur  mehr  einzelne  Dorn-  und  Wachholdersträucher  das 
traurige  Landschaftsbild  der  meilenweiten  Steinöden  punktweise 
beleben.  Geradezu  imwegsam  liegt  auch  hier  eine  ausgedehnte 
Terraindepression,  nur  hindert  der  schattige  Tannenforst  einen  be- 
quemen Ueberblick  zu  gewinnen.  Mühsam  erreicht  man  endlich 
ungefähr  in  der  Mitte  dieser  Depression  den  Rand  eines  kessei- 
förmigen Einsturzes,  dessen  tiefen  Boden  man  nur  von  einer  Seite 
betreten  kann. 

Anfangs  entlang  eines  schmalen  Weges,  dann  mit  aller  Vor- 
sicht über  Stock  und  Stein  hinabkletternd,  gewahrt  man  unter  der 
östlichen  Wand  des  enormen  Felseinsturzes  einen  niederen,  aber 
sehr  breiten  Eingang  in  die  sich  weiter  anschliessende,  sehr 
geräumige  Höhle.  Dieselbe  ist  seit  urdenklichen  Zeiten  wegen  ihres 
ebenen  Bodens  vom  Volke  als  die  *skednjena  jama<^  d.  h. 
Dreschbodenhöhle  bezeichnet.  Dass  aber  dieselbe  auch  noch  einen 
zweiten  Ausgang  zur  Erdoberflüche  aufweiset,  wurde  erst  im  Jahre 
1848  von  dem  damaligen  Cooperator  von  l^lanina,  Herrn  Anton 
Urbas,  dem  jetzigen  Domherrn  von  Laibach,  entdeckt.  In  seiner 
Beschreibung  der  Höhlen-Untersuchungen  bei  Flanina  erwähnt  Pater 
Urbas  an  jener  Stelle,  wo  er  die  Kenntnis  der  unterirdischen  Ab- 
flussverhältnisse der  Unz  aus  hydrotechnischen  (iründen  als  äusserst 
wichtig  bezeichnet,  Nachfolgendes:  »Ich  suchte  zu  dieser  Kenntnis 
zu  gelangen,  untersuchte  einige  in  der  Nähe  befindliche  Höhlungen, 
die  jedoch  meinem  Zwecke  nicht  entsprachen.  Bei  dieser  Gelegenheit 
fanden  wir  bei  Jakobovitz  einen  Tunnel  durch  einen  Berg.  Die 
Entdeckung  dieses  geräumigen  Durcligange^  erfreute  meinen  Führer, 
weil  noch  kein  Jakobovitzer  um  dieses  Geheimnis  wusste*^. 

Wie  richtig  Herr  Urbas  an  die  Lösung  des  hydrologischen 
(iebeimnisses  daselbst  geschritten,  beweiset  die  weitere  Stelle  aus 
seiner -Darstellung  der  localen  Verhältnisse:  ^  Meine  Hoffnung,  unter 
den  Unzfluss  zu  kommen,  ging  verloren,  bis  mir  ein  Führer  sagte : 
--Hier  nahe  bei  Jakobovitz.  am  Berge  zwischen  Felsen,  ist  auch 
eine  Vertiefung,  aber  man  kann  nicht  hinein,  es  ist  ein  Abgrund <^«. 


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»Ich  ging  hin  und  fand  eine  stark  abhängige  Grotte,  die  zu  einem 
Abgrunde  führt,  der  zwar  nicht  besonders  tief,  aber  zum  Hinein- 
fallen gerade  recht  gelegen  ist.  Jenseits  des  Abgrundes  führt  die 
Grotte  weiter  in  den  Berg.  An  den  Felsenritzen  der  Seitenwand 
ward  es  mir  möglich,  in  den  Abgrund  zu  kommen  und  nach  einer 
kurzen  Strecke  sah  ich  vor  mir  eine  breite,  gegen  drei  Klafter  tiefe, 
weite  Höhlung,  aus  welcher  ein  starker  Luftzug  strömte.  Mit  grossem 
Bedauern,  keine  Strickleiter  bei  mir  zu  haben,  schaute  ich  in  diese 
grabartige  Vertiefung.  Die  starke  Luftströmung  hat  es  mir  deutlich 
gesagt,  dass  man  da  weit  hinein  und  vielleicht  auch  unter  den 
naheliegenden  Unzfluss  gelangen  kann.  Diese  Entdeckung  machte 
ich  leider  erst  zwei  Tage  vor  meiner  Abreise  von  Planina,  sonst 
würde  ich  etwas  Bestimmteres  darüber  in  Erfahrung  gebracht 
haben«.  —  Auf  Grund  dieser  und  einer  anderen  Nachricht  aus  dem 
Werke  von  Dr.  Adolf  Schmidl  forschte  ich  nach  der  höchst  inter- 
essanten Entdeckung. 

Merkwürdigerweise  hatte  der  Markscheider  Budoll  aus  Idria, 
welcher  dem  berühmten  Höhlenforscher  Schmidl  für  die  Vermessungs- 
arbeiten zugetheill  war,  diese  Entdeckung  ganz  unabhängig  von 
derjenigen  des  Pater  Urbas  wieder  gemacht.  Obwohl  damals  kaum 
zwei  Jahre  vergangen  waren,  so  gerieth  dennoch  die  erste  Entdeckung 
in  Vergessenheit.  Kein  Wunder,  dass  es  mir  bei  der  Suche  nach 
diesem  Geheimnisse  der  Unterwelt  geradeso  ergehen  musste,  da  ich 
erst  wieder  nach  einer  36jährigen  Pause  den  beiden  früheren  Ent- 
deckern nachfolgte.  Niemand  in  der  ganzen  Gegend  wusste  mehr 
nach  diesem  mysteriösen  Höhlengange  die  erwünschte  Führung  zu 
übernehmen. 

Erst  später  kam  ich  auf  Grund  einer  Jagderzählung  auf  die 
richtige  Fährte,  wobei  ich  zu  der  Untersuchung  der  in  Vergessenheit 
gerathenen  »Mrzla  jama«  — Frosthöhle  —  gelangt  war,  um  nach- 
träglich den  Schleier  dieses  Höhlengeheimnisses  zu  lüften. 

Jeder  Führer  erzählte  mir  nur  von  den  majestätischen  Räumen 
der  sogenannten  »Vranja  jama«  d.  i.  Rabenhöhle.  Thatsächlich 
ist  auch  diese  Höhle  eine  der  grossartigsten  am  ganzen  Karste. 
Dieselbe  liegt,  ringsum  von  herrlichen  Tannenbäumen  beschattet, 
nahe  an  dem  Thalrande  bei  Jakobovitz.  Dicht  verwachsen  führt 
eine  Trümmerhalde  des  einseitigen  Felsensturzes  im  geschlossenen 
Walde  plötzlich  hinab  zu  den  imposanten  Räumen  der  scenerievoUen 
Vranja  jama. 


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69 


Fig.   1«. 
Der  Eingang  in  die  >Vranja  j^ma<. 

Wenn  man  den  schmalen  Plad  zwischen  den  Trümmern  der 
Schutthalde  hinabsteigend,  aus  dem  Gestrüppe  hinauskommt,  findet 
man  noch  einzelne  Farrenkräuter  und  die  Hirschzunge  auf  dem 
steinigen  Trümmer-Boden.  Aber  auch  diese  Gewächse  verschwinden 
weiter  hinab,  die  niedere  Temperatur  der  unterirdischen  Räume 
Iheilt  sich  hier  fühlbar  mit  und  nur  noch  ein  üppiger  Moosteppich 
überzieht  weiter  das  wild  durcheinander  geworfene  Gestein.  Ueber- 
wältigend  ist  daselbst  der  Eindruck  der  pittoresken  Scenerie  der 
steilen  Felswände,  welche  sich  circusartig  zu  schliessen  scheinen. 
Doch  die  Schuttbahn  führt  von  hier  sehr  steil  in  eine  düstere  Tiefe 
hinab.  In  Fig.  12  erscheint  die  Ansicht  des  Einganges  in  die  Vranja 
jama  überhaupt  zum  erstenmale  abgebildet.  Durch  ein  enormes 
Höhlenthor,  unter  einer  mehr  als  50  Meter  hohen  und  fast  senk- 
rechten Wand,  die  bei  dem  einseitigen  Höhleneinsturze  stehen  ge- 
blieben ist,  kann  man  zur  Sohle  dieses  eisigkalten  Abgrundes 
hinuntersteigen.  Fast  halbkreisförmig  erscheint  die  Wölbung  dieses 
Höhlenthores  und  zeigt  einen  Durchmasser  von  mehr  als  60  Meter. 
Imposanter  als  von  der  Höhe  hinab,  gestaltet  sich  in  Fig.  13  der 
Prospect  des  Höhlenthores  der  Vranja  jama  aus  der  Tiefe  empor 
zur  Erdoberfläche,  üeberwältigend  wirken  hier  auf  Jedermann  die 
enormen  Dimensionen  der  kühnsten  natürlichen  Wölbungen. 

Die  Natur  beobachtete  hier  schon  lange  Zeit  vor  aller  mensch- 
lichen Kun.st  das  Gleichgewicht  des  Bogendruckes  und  ist  da,  wie 
überall,  mit  ihren  Monumentalbauten  dem  lernbegierigen  Menschen- 
geschlechte  als  die  beste  Lehrmeisterin  anzupreisen. 

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Fiff.    18. 

Das  Höhlenthor  der  -Vranja  jama«  aus  der  Tiefe  empor  zur 

Oberfläche. 

Was  die  (irossarlif^keit  der  Scenorie  und  der  pittoresken  (le- 
steins-  und  Höhlenfonnation  anlx^langt,  so  findet  man  in  der  bereits 
mehrfach  erwähnten  Vranja  jania  den  lehrreichsten  Typus  für  die 
Erscheinungen  an  den  einstnlig  eingc^stürzten  unterirdischen  Räumen. 
Stufig  abgebrochen,  schwebt  thurmhoch  che  Höhlendecke  über  dem 
lehmigen  t^oden  der  riesigen  Weitungen  im  Inneren  des  dortigen 
Hügelzuges.  Die  zerklüfteten  und  vielfach  zerborstenen  Seitenwände 
drohen  unter  der  Last  des  massiven  Riesengewölbes  zusammenzu- 
stürzen. Doch  die  felsenfesten  Widerlager  dieser  Wölbungen  erhalten 
überall  das  (ileichgewicht.  Selbst  die  überhängende  .südliche  Seiten- 
wand ist  dennoch  festgehalten  in  ihrer  anscheinend  labilen  Position, 
w^elche  bei  aufmerksamer  Betrachtung  einen  ganz  unheimlichen  Ein- 
druck zu  machen  geeignet  ist. 

Wie  schon  früher  erwähnt  wurde,  gewahrt  man  bei  dem 
Ausblicke  aus  der  Tiefe  einen  regelrechten  Halbkreis  als  Contour  für 
das  stehengebliebene  flöhlengewölbe.  Durch  dieses  hat  sich  das 
Trümmergestein  des  vor  urdenklichen  Zeiten  erfolgten  theilweisen 
Einsturzes  der  Höhle  hinabgeb(')scht.  Eine  mehr  als  80  Meter  hohe 
Tiümmerhalde  reicht  von  unten  bis  an  den  oberen  Rand  dieser 
circusartigen  Terraindepression.  Felstrümmer  bis  zur  Hausgrösse 
liegen  hier  in  romantischer  Unordnung  über-  und  aufeinander,  welche 
durch  den  Schimmer  des  hereinfallenden  Tageslichtes  ein  Bild  von 
märchenhafter  Höhlenwildnis  darbieten. 


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71 

Andererseils  führt  ein  lehmiger  Gang,  mit  fast  15  Grad  einwärts 
fallend,  hinab  zu  den  Stauwässern  des  unterirdisch  nahe  vorbei- 
strömenden Unzflusses.  Ein  tiefes  Bassin  bildet  das  Ende  dieses 
abschüssigen  Höhlenganges,  welches  je  nach  dem  Wasserstande  des 
angrenzenden  Planina-Thales  mit  einem  höheren,  oder  niederen 
Wasser  angefüllt  ist.  Ein  untrügliches  Zeichen,  dass  man  es  hier 
mit  einem  Seitenarme  des  unterirdisch  gegen  Ober-Laibach  strömen- 
den ünzflusses  zu  thun  habe,  bildet  auch  ferner  das  häufige  Vor- 
kommen von  Proteen,  welche  die  Adelsberger  und  Planinaer  unter- 
irdischen Wasserläufe  charakterisiren,  während  sie  in  den  von 
Zirknitz  herabströmenden  Höhlenflüssen  bisher  nicht  beobachtet 
\vTirden. 

Noch  bevor  man  den  Abstieg  zum  Wasser  in  der  Vranja  jama 
unternimmt,  gewahrt  man  linker  Hand,  gegen  Süden  hinführend, 
einen  finsteren  (irottenraum,  welcher  anfangs  steil  emporführt,  dann 
zwischen  einem  lockeren  Blockmateriale  von  Deckenabstürzen 
ziemlich  rasch  einwärts  Pällt  und  mit  einer  kleinen  Kammer  endiget. 
Die  hier  einstens  vorhandenen  Tropfsteinbildungen  dürften,  nach 
einzelnen  Resten  an  den  Wänden  und  an  der  Decke  zu  schliessen. 
von  ausnehmend  schöner  Form  und  Farbe  gewesen  sein. 

Zwischen  diesen  zwei  auffallend  geräumigen  Höhlengängen 
fuhrt  ein  dritter,  äusserst  niederer  Felsen.spalt  in  der  Mitte  hindurch. 
Anfangs  muss  man  auf  allen  Vieren  und  weiter  gänzlich  ausge- 
streckt unter  der  niederen  Decke,  welche  durch  eine  solide  Fels- 
platte formirt  wird,  über  einen  weichen  Lehmboden  hinwegkriechen. 
Nach  dieser  minder  angenehmen  Passage  gelangt  man  in  eine  über 
8  Meier  hohe  Höhlenkammer,  die  sich  anscheinend  ringsum  schliesst. 
Doch  abwärts  fuhrt  der  geneigte  Lehmboden  zum  Stauwasser  des 
unterirdischen  Flussbettes  der  Unz.  Aufwärts  aber  in  südlicher 
Richtung,  zwischen  mächti^'on  Felscoulissen  emporführend,  ist  es 
möglich,  wenn  aucli  von  unten  nicht  zu  bemerken,  fast  6  Meter 
in  der  Höhe  über  dem  lehmbedeckten  Höhlenboden,  ein  fenster- 
fömiiges  Loch  zu  erreichen,  durch  welches  man  unmittelbar  in  die 
bereits  früher  erwähnte  Mrzla  jama  —  Frosthöhle  —  gelangen 
kann.  Dieser  letztere  Gang  ist  es  eben,  welchen  Pater  ürbas  seiner  Zeit 
zu  allererst  entdeckt  hatte  und  ich  benannte  denselben,  dem  ersten 
Entdecker  zu  Ehren,  als  >Urbasgang«. 

Wohl  eigenthümlich  und  überraschend  war  für  mich  der 
Verlauf  dieser  zum  drittenmale  gemachten  Entdeckung  der  ge- 
nannten Höhlenconmiunication. 


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72 

Nicht  so  einfach  wollte  es  mir  aber  glücken,  aus  den  Räumen 
der  Vranja  jama  zum  Thale  einen  Ausgang  zu  finden,  trotzdem 
nach  Schmidl's  Angaben  ein  solcher,  wie  früher  erwähnt,  schon 
von  ürbas  und  Rudolf  gehinden  war.  Weder  von  dem  einen  noch 
von  dem  anderen  Entdecker  wurde  jedoch  die  Mrzla  jama  namhaft 
gemacht  und  ebenso  ist  nirgends  deutlich  erwähnt,  wo  dieser  myste- 
riöse Höhlengang  ausmündet  Dies  war  die  Schuld  an  der  um- 
ständlichen Arbeit,  welche  mich  getroflen  hatte,  um  hier  zu  einem 
positiven  Resultat  zu  gelangen.  Beinahe  wollte  ich  es  schon  auf- 
geben, diesen  Gang  ausfindig  zu  machen,  als  mir  ein  Förster  erzählte, 
dass  einmal  bei  hohem  Wasser  im  Thale  ein  Fischotter  zu  der 
Vranja  jama  hinein-  und  an  der  Mrzla  jama  herausgespürt  wurde. 
Bis  zu  jenem  Tage  aber  wurde  mir  von  Niemand  die  Mrzla  jama 
vorgewiesen.  Als  ich  nun  zu  der  darauffolgenden  Untersuchung 
dahingelcitet  wurde,  begann  die  Schwierigkeit  des  AuRindens  von 
Neuem.  Nach  einer  zweitägigen  Arbeit  erreichte  ich  durch  jene  kaum 
bemerkbare  fensterförmige  Oeffnung  die  Räume  der  Vranja  jama 
mit  Hilfe  einer  6  Meter  hohen  Leiter,  welche  gegenwärtig  auch" 
bereits  schon  vielen  fremden  Besuchern  zum  Abstiege  an  dieser 
einzigen  kritischen  Stelle  in  der  Frosthöhle  gedient  hatte.  . 

Kaum  würde  es  jemals  gelungen  sein,  diesen  Durchgang  direct 
aus  der  Vraiya  jama  zu  finden,  weil  von  unten  jene  fensterförmige 
und  hochgelegene  Oeffnung  absolut  nicht  zu  bemerken  ist  Dagegen 
erreicht  man  gegenwärtig  ohne  besondere  Schwierigkeit  nach 
langsamer  Passage  durch  die  frostigen  Räume  und  durch  einen 
halbverschütteten  Abgrund  in  der  Mrzla  jama  einen  Leiter-Abstieg, 
und  weiter  den  nunmehrigen  Urbasgang,  um  nach  den  grossartigen 
Weitungen  der  sogen.  Rabenhöhle  —  Vranja  jama  —  zu  gelangen. 

Neben  dieser  hydrologisch  höchst  wichtigen  Communication 
sind  jedoch  an  der  Mrzla  jama  auch  andere  Verhältnisse  von  einer 
naturhistorischen  Bedeutung. 

Erstens  ist  daselbst  in  der  Tiefe  die  äusserst  frostige  Tem- 
peratur des  mit  Wasserdampf  gesättigten  Höhlenwindes  von  wissen- 
schaftlich hohem  Interesse  und  zweitens  ist  hier  die  eigenartige 
Formation  des  mächtigen  Trümmerbarrens,  welcher  den  einstigen 
Höhlenboden  überlagert,  ein  prägnantes  Object  für  die  Senkungs- 
und Einsturztheorie  am  Rarste. 

Auch  dürfte  ferner  meine  Behauptung  kaum  bestritten  und 
widerlegt  werden  können,  dass  man  es  in  den  bis  zur  Unkennt- 
lichkeit durch  Felsstürze  verbarrikadirten  Räumen    der  Mrzla  jama 


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7J 

mit  dem  einstigen  Höhlenbette  des  ünzflusses  zu  thun  habe.  Die 
Kennzeichen  dieser  Eigenthümlichkeit  des  einstigen  Abflusses  sind 
nicht  allein  im  Berginneren  noch  heute  sehr  deutlich  zu  finden, 
Sündern  auch  noch  vielmehr  am  Fusse  der  Trümmerhalde  im  Thale. 
Dort  bemerkt  man  bei  einiger  Aufmerksamkeit  das  verlassene  Fluss- 
bett der  ünz,  welche  vor  Urzeiten  einen  Hochwasserarm  durch  die 
einstigen  Wölbungen  der  Mrzla  jama  in  die  Räume  der  Vranja  jama 
hinabströmen  liess.  Gegenwärtig  sind  die  klüftigen  Felsgewölbe  an 
dem  Ausgange  zum  Thale  zusammengestürzt.  Die  Trümmer  dieses 
partiellen  Höhleneinsturzes  lagern  dammähnlich  über  dem  Boden 
der  einstens  bestandenen  Höhlenweitung.  Mit  einer  Böschung  gegen 
das  Thal  hinausliegend,  mit  der  zweiten  in  das  Innere  des  noch 
stabilen,  und  übriggebliebenen  Höhlengewölbes  hinabführend,  ist 
dieser  Steindamm  mit  seiner  Krone  bis  zur  Höhlendecke  wild  aul- 
gethürmt  und  hat  eine  Höhe  von  nahezu  20  Meter  über  dem  an- 
grenzenden Thalboden, 

In  welcher  Weise  die  Nachbrüche  und  Felsstürze  hier  seit 
Jahrliundertfti  ertolgt  sein  mögen,  habe  ich  auch  sehr  anschaulich 
becibachlen  können,  al^^  in  Folge  eines  Blitzschlages  von  dem  an- 
stehenden Gestein  oberhalb  des  Hölüenthores  zwei  riesige  Felsblöcke 
abgesprengt  und  zum  Abstürze  gebracht  worden  sind. 

Hei  einem  jetzigen  Besuche  der  genannten  unterirdischen 
Räume  bt  man  genöthiget,  zuerst  über  die  F'elstrümmer  der  Böschung 
vom  Thale  aus  uwhv  als  20  Meter  emporzusteigen,  um  den  Eingang 
in  die  Frosthöhlc  zu  prr'eichen.  Derselbe  wird  von  einem  niederen 
und  kaum  über  5  Meter  breiten  Höhlenthor  gebildet,  welches  zu 
einem  steilen  Abstiege  über  riesige  Felstrümmer  und  Steinplatten 
in  das  Innere  de;^;  Berges  hinabführt.  Nach  einer  kurzen  Kletter- 
parlie  in  die  Tiefe,  durch  das  magisch  zerstreute  Dämmerlicht  des 
hitiableuehtenden  Tages  der  Oberwelt  einigermassen  unterstützt, 
Mindet  man  sich  btUd  mehrere  Meter  unter  dem  Niveau  des  Thaies 
und  dann  weiter  uatl  weiter  in  einer  absoluten  Nebelfinsternis  einer 
begeisternden  Unterwi^lt. 

Für  den  Höhlentouristen  unpassirbar,  ja  selbst  für  den  Höhlen- 
torselier  undurchdringlich  ist  aber  der  Weg,  welchen  das  Hoch- 
wasser aus  dem  übeischwTmmten  Thale  einschlägt,  sobald  die 
Fluthf^n  den  ¥um  der  erwähnten  Trümmerhalde  bespülen.  Zwischen 
den  FelsbJöcken  dieses  von  Natur  aus  errichteten  Steindammes, 
durch  Hunderte  von  Fugen  und  Felsspalten  strömt  nun  hier  das 
Wasser  bergelnwärts.     Sehenswürdig    ist   speciell    hier   die    zuletzt 

HU^b.  d.  t    k.  Ueo^r    Qfn^.  1888,  2  u.  3.  6 

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74 

genannte  Erscheinung,  welche  sich  wohl  in  den  meisten  Kesselthälern 
des  Karstes  mehr  oder  minder  deutlich  wiederholt. 

In  den  weiter  unter  dem  Gebirge  gelegenen  Wasserhöhlen 
kann  man  nur  bei  einer  solchen  Gelegenheit  der  Thalüberschwem- 
mung die  Stauwässer  dieses  eigenthümlichen  Abflusses  der  Hoch- 
fluthen  beobachten.  Doch  die  Expeditionen  in  diese  ewig  um- 
nachteten  Räume  der  Unterwelt  des  Karstes  sind  in  den  seltensten 
Fällen  leicht  ausführbar.  Zumeist  sind  vor  Allem  äusserst  be- 
schwerliche und  nicht  ungefährliche  Einfahrten  in  die  bezüglichen 
Naturschachte  vorzunehmen,  bis  man  die  Tiefe  des  wild  rauschenden 
Höhlenflusses  erreicht.  Oder  man  muss  als  Pionnier  der  Wissenschaft 
gleich  am  Einstiege  den  schwankenden  Kahn  betreten,  um  auf 
demselben  den  Höhlenfluss  auf  seinem  geheimnisvollen  unter- 
irdischen Laufe  soweit  zu  verfolgen,  bis  ein  unüberwindliches 
Hindernis  dieser  wissenschaftlichen  Argonautenfahrt  plötzlich  ein 
Ende  setzt. 


Die   Kronprinz  Rudolf-Grotte  im  Küstenlande. 

Auch  die  tiefverborgene  und  geheimnisvolle  Unterwelt  des 
Karstes  im  Süden  unserer  Monarchie  hat  Weiland  Se.  kaiserliche 
Hoheit  Kronprinz  Rudolf  auf  seinen  aus  Liebe  und  Begeisterung  zur 
ewig  schönen  und  göttlich  erhabenen  Natur  unseres  grossen  Vater- 
landes unternommenen  Reisen  betreten. 

Der  erlauchte  Name  unseres  ehrerbietigst  betrauerten  Kaiser- 
sohnes  wird  nicht  allein  im  wildreichen  Hochlande  der  öster- 
reichischen Alpenwälder,  nicht  allein  in  den  Urwäldern  von  Galizien, 
Ungarn  und  Siebenbürgen  in  aller  Zukunft  der  österr.-ungarischen 
Monarchie  mit  unvergesslichen  (iefühlen  genannt;  Derselbe  bleibt 
nicht  nur  unvergänglich  in  den  schattigen  Forsten  von  Böhmen, 
Mähren  und  Schlesien,  unvergänglich  in  den  Ebenen  der  Elbe  und 
Moldau,  verewigt  in  den  rauschenden  Donau-Auen  und  in  der 
erhebenden  Walhalla  von  Buchenforsten  des  Wiener- Waldes,  wo 
einst  Kronprinz  Rudolf  mit  grosser  Vorliebe  Set.  Huberte  huldigte; 
Sein  erlauchter  Name  wird  ebenso  in  den  Karstwildnissen  von 
Krain,  Istrien  und  dem  Küstenlande,  wie  von  Kroatien  und  Dalmatien, 
sowie  auf  den  meerumbrausten  dalmatinischen  und  istrischen  Inseln 
unserer  Adria  mit  allerhöchster  Verehrung  jetzt  und  immerdar  ge- 
nannt werden;   ja    überall    in    Oesterreich-Ungarns   weitgedehnten 


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75 

Gauen  und  noch  weit  und  breit  über  diese  hinaus  wird  unser 
allseitig  betrauerter  Kronprinz  Rudolf  als  Naturfreund  verewigt 
bleiben. 

Aber  auch  die  wundervolle  Unterwelt  des  Karstes  birgt  für 
immer  seine  hoch  fürstliche  Gunst  und  bewahrt  die  kaiserliche  Huld 
seines  mit  der  Leuchte  der  Wissenschaft  ausgerüsteten  Besuches  in 
diesen  naturseltenen  und  ewig  umnachteten  unterirdischen  Räumen. 
Ihm  verdankt  die  wLssenschaftliche  Höhlenforschung  unserer  Zeit 
die  weitgehendste  Förderung.  Er  lenkte  durch  den  wiederholten 
Abstieg  in  die  Grotten  und  Wasserhöhlen  des  Karstes  die  Auhnerk- 
samkeit  der  Naturforscher  auf  die  überwältigenden  Reize  und  Ge- 
heimnisse der  Unterwelt  unserer  Monarchie.  Bald  darauf  überboten 
sich  einzelne  Vereine  und  Gesellschaften  von  Gelehrten  in  den 
schwierigsten  und  gefährlichsten  Expeditionen  zur  Erforschung  der 
unterirdischen  Wasserläufe  und  der  tief  verborgenen  Höhlenflüsse 
des  Karstes. 

Einerseits  wurden  hierbei  neue,  bisher  noch  unbekannte  Grotten- 
räume  besser  zugänglich  gemacht  und  dadurch  dem  öffentlichen 
Bruche  erschlossen.  Andererseits  wurde  dadurch  an  den  unter- 
irdischen Wasserläufen  und  Höhlenflüssen  eine  Specialforschung 
inaugurirt,  welche  für  die  wirthschaftliche  Zukunft  am  ganzen  ^ 
Rarste  eine  höchst  wichtige  Rolle  spielen  wird.  Die  Tragweite  dieser 
ebenso  eigenartigen,  als  seltenen  culturtechnischen  Vorarbeiten  lässt 
sich  g^enwärtig  —  weil  erst  im  Anfange  einer  gebrochenen  Bahn 
~  kaum  hoch  genug  anschätzen.  Thatsache  ist  jedoch,  dass  die 
bisherigen  Erfolge  dieser  culturtechnischen  Erhebungen,  welche  in 
erster  Linie  im  Auftrage  des  k.  k.  Ackerbau-Ministeriums  seit 
längerer  2^it  schon  vorgenommen  werden,  als  bedeutsam  und  sehr 
günstig  bezeichnet  werden  müssen. 

Hätten  diese  Forschungen  nicht  auch  die  sicheren  Vortheile 
einer  ökonomischen  Bedeutung  im  Hintergrunde,  so  verdienten  sie 
schon  vom  Standpunkte  der  Geologie  und  Hydrographie  die  gleiche 
Würdigung.  Denn  es  handelt  sich  daselbst  um  die  Constatirung  des 
hydrologischen  Zusammenhanges  der  kurzlebigen  Karstgewässer. 
Doch  in  diesem  Falle  gehen  auch  vollkommen  naturgemäss  die 
forschende  Wissenschaft  und  die  ökonomische  Praxis  mit  einander 
Hand  in  Hand.  Und  zwar  sollen  auf  Grund  der  genannten  For- 
schungsarbeiten nicht  nur  zum  Zwecke  der  Bereicherung  unserer 
Erfahrungswissenschaflen,  die  geheimnisvollen  Verhältnisse  der  unter- 
irdischen Hydrographie  des  Karstes  klargelegt  werden.  Vielmehr  soll 

6* 

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76 

hiedurch  zu  gleicher  Zeit  auf  der  einen  Seite  den  Nachtheilen  der 
oberirdischen  Stauwässer  durch  deren  unschädliche  Ableitung  in 
die  unterirdischen  Räume  der  vorgefundenen  Höhlen  gesteuert  und 
auf  der  anderen  Seite  dagegen  sollen  die  niemals  versiegenden 
Höhlenquellen  des  Untergrundes  zur  Karstoberfläche  emporgehoben 
werden. 

Einen  annähernden  Begriff  von  dieser  Thätigkeit  in  der  Unter- 
weit  des  Karstes  kann  sich  nur  derjenige  machen,  dem  es  bereits 
vergönnt  war,  die  pittoresken  Formationen  der  weltberühmten  Grotte 
von  Adelsberg  zu  sehen.  Dort  findet  man  in  schaurig  schöner 
Scenerie  den  Poikfluss  durch  ein  Reich  der  ewigen  Höhlennacht 
dahinrauschen.  Weit  und  tief  unter  dem  Gebirge  wühlen  sich  seine 
Fluthen  in  einem  felsenfesten  Bett  hindurch,  bis  sie  durch  die 
gigantischen  Naturgewölbe  der  Kleinhäuselhöhle  von  Planina,  mit 
einem  Höhlenarme  der  verborgenen  Abflüsse  vom  Zirknitzer-See 
vereint,  wieder  an  den  Tag  hervortreten. 

Jene  höher  gelegene  Galerie  von  natürlichen  Felsengewölben, 
in  welchen  gegenwärtig  die  Besucher  der  Adelsberger-Grotte  mitten 
in  den  phantasiereichsten  Sculpluren  und  bizarren  Gebilden  der  Plastik 
des  rastlosen  Troplenspieles  der  Meteorwässer  lustwandeln  können, 
ist  dennoch  nichts  anderes  als  das  verlassene  Felsenbett  des  Poikflusses. 
Derselbe  hatte  sich  schon  seit  Jahrhunderten  nach  den  ewig  walten- 
den (xesetzen  der  Gravitation  bereits  einen  lieferliegenden  Höhlengang 
durchbrochen.  Nur  eine  kurze  Wegstrecke  im  grossen  Dome  ge- 
wahrt man  noch  von  der  Höhe  der  oberen  (ialerie  die  eilenden  Fluthen 
in  der  Tiefe  des  unteren  Höhlenganges  dahinstürzen.  Dort  herrscht 
ein  unvergleichliches  Brausen  und  wildes  Rauschen  der  schäumenden 
Wogen  des  unterirdischen  Flusses,  der  sich  im  Oberlaufe  durch 
eine  enge  Höhlenklamm  in  die  enormen  Weitungen  des  grossen 
Domes  hereinzwängt  und  sich  von  da  weiter  durch  ein  geräumiges 
Höhlenthor  in  die  ungangbaren  Hallen  und  Klüfte  des  sogenannten 
Tartarus  dröhnend  hinabstürzt.  Dagegen  herrscht  in  den  übrigen 
Partien  der  Adelsberger-Grotte  eine  (eierliche  Stille,  die  nur  von 
dem  taktmässigen  Spiele  der  Wassertropfen  einzelner  Stalaktiten 
unterbrochen  wird. 

Und  gerade  dieses  eigenartige  weihevolle  Verhältnis  der  be- 
geisternden Ruhe  charakterisirt  auch  die  ma^jestätischen  Dom- 
wölbungen der  Kronprinz  Rudolf-Grotte  im  Küstenlande. 
Dieselbe  beherrscht,  wie  nun  auf  Grund  \  on  Vermessungen  sicher- 
gestellt wurde,  in  ihren  gangbar  gemachten  Weitungen  überall  ein 


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77 

Niveau,  welches  wohl  ziemlich  hoch  über  dem  vermuthüch  in  der  Nähe 
hindurchziehenden  Rekafliisse  von  St.  Canzian  gelegen  ist.  Dennoch 
gehört  die  Kronprinz  Rudolf-Grotte  mit  allen  ihren  unter- 
irdischen Räumen  jenem  mäandrisch  in  einander  greifenden  Höhlen- 
system an,  welches  die  Reka  von  St.  Canzian  und  ihre  verborgenen, 
meist  noch  unbekannten  Zuflüsse  seit  Jahrtausenden  gebildet  haben. 
Dieses  unbeschreibliche  Labyrinth  von  Höhlengängen,  Grotten  und 
Felsennischen  ist  in  seiner  Weise  ein  seltenes  und  sehenswürdiges 
Seitenstück  zu  den  weltberühmten  Naturmerkwürdigkeiten  der 
Adelsberger-Grotte  in  Krain. 

Bekanntlich  hält  man  gegenwärtig  wohl  allgemein  die  Reka 
von  St  Canzian  am  ktistenländischen  Rarste  für  den  Oberlauf  des 
von  den  alten  Römern  geheiligten  Timavus  bei  Duino,  welcher  als 
mächtiger  Höhlenstrom  aus  dem  Gebirge  hervorbricht  und  sich 
nach  sehr  kurzem  Laufe  in  das  adriatische  Meer  ergiesst.  Derselbe 
ist,  wie  ferner  bekannt  sein  dürfte,  wohl  der  einzige  Strom  der 
Welt,  welcher  von  seiner  Mündung  bis  zu  seinem  Ursprung  mit 
grösseren  MeeresschifTen  befahren  werden  kann.  Aber  die  Zahl  der 
wasserreichen,  seinen  gewaltigen  Höhlenquellen  tributpflichtigen 
Zuflüsse  aus  der  Unterwelt  des  Karstes  ist  gegenwärtig  noch  fast 
unbekannt.  Die  begründete  Vermuthung  jedoch,  dass  die  Höhlen- 
gewässer aus  dem  Bereiche  des  wunderbaren,  unterirdischen  Gebietes 
von  St.  Canzian  und  der  Kronprinz  Rudolf-(  trotte  hinüberströmen, 
gewinnt  durch  die  abenteuerlichen  Arbeiten  der  Abtheilung  für 
Grottonforschung  der  Section  *  Küstenland«  des  Deutschen  und 
Oesterreiehischen  Alpenvereins  von  .lahr  zu  Jalir  mehr  an  Wahr- 
scheinlichkeit. 

Die  sehenswerthe  Kronprinz  Rudolf-Grotte  bei  Divacca  im 
Küstenlande  —  fast  in  der  unmittelbaren  Nähe  der  bekannten 
Eisenbahnstation  Divacca*)  —  liegt  von  dort  ungefähr  2  Kilometer 
in  südlicher  Richtung  an  der  Strasse  gegen  Corgnale,  welche  mit 
der  Staatsbahnlinie  Divacca-Pola  in  dieser  Strecke  parallel  läuft. 

Auf  der  fast  ebenen  Strasse  erreicht  man  nach  20  bis 
25  Minuten  Gehens  den  interessanten  Eingang  in  diese  Grotte. 

Ein  Felsentrichter,  welcher  bei  der  Entdeckung  dieser  seltsamen 
unterirdischen  Räume  (am  11.  Mai  1884)  noch  unwegsam  gewesen 
ist,  führt  gegenwärtig  an  den  Wänden  einen  in  Spiralform  künstlich 

♦)  Am  Bahnhofe  in  Divacca  —  sloven.  Divat-a  —  erhält  man  genaue 
Auskunft  und  Grottenführer. 


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78 


gebahnten  Weg  zu  seinem  Boden  hinab.  In  der  Tiefe,  noch  bevor 
man  das  eigentliche  Grottenthor  erreicht,  klafft  in  der  versinterten 
Wand  des  Trichters  ein  riesiges  Höhlenfenster  entgegen,  durch 
welches  man  den  ersten  Blick  in  die  finsteren  Gewölbe  der  Grotte 
hinabwerfen  kann.  Ein  kühler  Luftstrom  wälzt  sich  hier  unablässig 
hervor  und  kündiget  die  niedrige  Temperatur  an,  in  welcher  die 
Gebilde  der  Unterwelt  seit  urdenklichen  Zeiten  starren.  Nach  wenigen 
Schritten  weiter  zur  Tiefe  öffnet  sich  das  Portal  zur  unterirdischen 
Wanderung. 

üeber  Felsenstufen  und  massig  steile  Wegrampen  steigt  man 
langsam  hinab  in  das  im  Zwielicht  dämmernde  Reich  einer  ewigen 
Nacht.  Ein  Blick  nach  rückwärts,  in  der  Richtung  de^  Einganges 
lässt  nochmals  durch  jenes  Höhlenfenster  ein  bescheidenes  Stückchen 
Firmament  gewahren,  welches  seinen  milden  Schein  über  die 
bizarren  Formationen  der  Stalagmite  des  Höhlenbodens  magisch 
verbreitet.  Der  Weg  führt  weiter  hinab  und  immer  fort  hinab  ent- 
lang eines  prächtig  gebahnten  Steindammes,  an  dessen  beiden 
Seiten  die  undurchdringliche  Finsternis  der  weiten  Bäume  das 
lodernde  Grubenlicht  des  Führers  nur  auf  die  nahe  Umgebung  des 
feuchten  Pfades  zu  concentriren  scheint.  Bald  darauf  führt  der 
massig  breite  Weg  etwas  hinan  und  wieder  hinab  zwischen  einem 
förmHchen  Wald  von  Tropfsteinsäulen  und  man  befindet  sich  da- 
selbst bereits  in  der  absolut  finsteren  Kunstwerkstätte  der  wunder- 
baren Meisterin  Natur.  Ohne  Lärm  und  doch  ohne  Rast  und  ohne 
Ruhe  arbeiten  hier  zahllose  Wassertropfen  unaufhörlich  daran,  die 
düsteren  Räume  dieses  märchenhaft  drapirten  Ateliers  immer  in 
ihrer  Sehenswürdigkeit  zu  erhalten. 

Die  Kronprinz  Rudolf-Grotte  verdient  auch  in  dieser  Beziehung, 
was  den  Reichthum  an  grotesken  Tropfsteingebilden  betrifft,  unter 
die  ersten  Sehenswürdigkeiten  des  Karstes  eingereiht  zu  werden. 
Denn  es  sind  hier  unglaubliche  Schätze  der  rastlosen  Thätigkeit 
der  Sinterbildung  und  Krystallisation  aufgestapelt.  Ueberall,  wohin 
sich  der  weitere  Weg  in  der  Grotte  auch  wendet,  gewahrt  man 
hier  alle  erdenklichen  Erscheinungen  des  Jahrhunderte  und  abermals 
Jahrhunderte  alten  Naturprocesses  der  Zerstörung  und  Reproduction 
der  Meteorwässer,  welche  in  den  gigantischen  Zellen  und  Adern 
unserer  Erdrinde  unaufhaltsam  circuliren.  Da  gibt  es  eine  Unzahl 
wunderschöner  Stalaktiten,  denen  am  Boden  ebensoviel  interessante 
Stalagmiten  entsprechen.  Auch  sind  einzelne  dieser  correspondirenden 
Calcitgebilde  bereits  mit  einander  zu  massiven  Säulen  von  riesen- 


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7B 

halten  Dimensionen  ven\^achsen.  Tausend  andere  zarte  Fonnationen, 
wie  transparente  Vorhänge,  faltenreiche  Tropfsb^n-Drapenen, 
korallenartiges  Geilste,  funkelnde  Krystalldrusen  von  reinem  Calci t 
und  andere  mehr  fordern  bei  ihrer  ernsten  Natürlichkeit  durch  die 
Anregung  einer  lebhaften  Phantasie  die  grösste  Bewunderung 
eines  jeden  Besuchers  heraus.  Man  könnte  hier  Stunden  lanjj  herum- 
wandeln  und  würde  immer  Neues  sehen.  Die  unzähligen  Tn>i>r!^teLn- 
gebilde  zeichnen  sich  daselbst  allgemein  durch  die  Jun^frauüehkeil 
ihrer  farbenreichen  Reize  und  insbesondere  durch  ihre  Reinheit 
und  durch  ihren  herrlichen  Krystallglanz  aus. 

Man  wandelt  mit  Entzückung  unter  diesen  feenhalt  schim- 
mernden Gebilden  bei  dem  matten  Scheine  von  einii^en  Grul)eii- 
lichlern  umher,  und  nur  an  einzelnen  Stellen  dies(4'  mehr  wie 
600  Meter  langen  Galerie,  dort  wo  die  Natur  besondere  Schätze 
ihrer  bildenden  Kunst  aufgestapelt  hat,  verleiht  der  zauherhalte 
Lichteffect  einer  Magnesiumlampe  im  Vereine  mit  einigen  Hengal- 
feuern  jedem  Besucher  die  Visionen  einer  bezaubernden  Märchenwelt 

Bei  allen  hier  geradezu  verschwenderisch  aufgehäuften  Sehens- 
würdigkeiten von  Tropfsteingebilden,  repräsentirt  jedoch  \m  genügend 
wirksamen  BeleuchtungsefTecten  die  sogen.  »Schatzkammer*  die 
»Piece  de  resistance*  in  der  Kronprinz  Rudolf-Grotte. 

Die  Gemeinde  Divacca  (Divaea)  ist  die  Eigenthüinerin  dieser 
Grotte  und  dieselbe  hat  im  Vereine  mit  dem  österreichischen 
Touristen-Club  die  grossartigen  unterirdischen  Räume  zum  grösseren 
Besuche  zugänglich  gemacht.  Dieses  Unternehmen  war  vom  hohen 
Glück  begünstigt,  indem  weiland  Kronprinz  Rudolf  gelegentlich 
seines  ersten  Besuches  zu  gestatten  geruhte,  dass  die  trotte  unter 
den  Schutz  seines  erlauchten  Namens  gestellt  werde.  Seine  kaiser- 
liche Hoheit  besuchte  nämlich  in  Begleitung  des  Prinzen  Philipp 
von  Coburg,  unter  der  Führung  des  Präsidenten  Herrn  A.  Sill^erhuber 
des  österr.  Touristen-Club,  am  81.  Jänner  1887  als  der  Erste  die 
pittoresken  Räume  der  nach  ihm  benannten  Grott(!,  w^elche  seit 
jener  Zeit  dem  Besuche  des  grossen  Publikums  geöfTiiel  ist. 

Wilhelm  Putkf^\ 
k.  k.  Forstinspi^ctioiiH-Adjunctp 


IbüiSi^iM. 


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80 


Das  Popovo  polje  in  der  Hereegovina. 

Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  des  Karst-Terrains,  von  Max  Groller  v.  Hildensee, 

k.  k.  Major. 

Seit  einer  Reihe  von  Jahren  hat  .sieh  die  allgemeine  Aufmerk- 
samkeit in  erhöhtem  (irade  jener  eigen thümlichen  Terrainformation 
zugewendet,  welche  einen  grossen  Theil  des  Areals  unserer  südlichen 
Pr(jvinzen  bildet,  vereinzelt  aber  auch  in  den  übrigen  anzutreffen 
ist:  nämlich  dem  Karstterrain.  Nicht  allein  die  geographische 
Wi.^senschaft  hat  die  gründliche  Erforschung  jener  Bodenformation 
in  ihr  Programm  aufgenommen,  auch  die  Staatsverwaltung  ist  durch 
ihre  Versuche,  jenem  passiven  Boden  wieder  einige  Ertragsfähigkeit 
zu  verleihen  und  zugleich  dem  Weitergreifen  der  Verkarstung  Ein- 
halt zu  thun,  dem  Karstboden  näher  getreten  und  hat  durch  diese 
Vorsuche  auch  privaten  Kreisen  in  jenen  Ländern  die  Anregimg 
zur  Nachahmung  ertheilt.  Endhch  hat  sich  auch  das  in  steter  Aus- 
breitung begriflfene  Touristenwesen,  angeregt  durch  die  zunehmende 
Kenntnis  jener  interessanten  Gebiete  und  unterstützt  durch  das 
Er^scheinen  der  neuen  Specialkarte,  die  Karstländer  zum  Ziele 
lohnender  AusflCige  erkoren. 

Wenn  es  nun  einerseits  für  Denjenigen,  der  das  Karstland 
mit  vorurtheils freiem  Blicke  zu  betrachten  und  kennen  zu  lernen  in 
der  Lage  war,  zweifellos  feststeht,  dass  sich  daselbst  auf  den  ver- 
schiedensten (iebieten  der  Forschung  reiche  Fundstätten  darbieten, 
so  tTgibt  es  sich  andererseits  aus  der  relativen  Neuheit  der  eingangs 
erwähnten  Antheilnahme  von  selbst,  dass  die  Kenntnis  des  Karst- 
terrains noch  beiweitem  nicht  jene  Allgemeinheit  und  Gründlichkeit 
erlangt  hat.  mit  der  die  übrigen  Hauptterraintypen  dem  allgemeinen 
Verständnis  erschlossen  worden  sind  und  dass  über  jene  Boden- 
^aitimgen  irrige  Ansichten  noch  ziemlich  gang  und  gäbe  sind. 

Unter  diesen  Verhältnissen  dürfte  es  vielleicht  willkommen 
geheissen  werden,  wenn  ich,  gestützt  auf  die  Erfahrungen,  die  ich 
WHhrend  eines  achtjährigen  Aufenthaltes  in  den  Karstländern  der 
Monarchie  und  des  Occupationsgebietes  gesammelt,  dem  Leserkreise 
di«^.^er  Blätter  die  eingehende  Schilderung  einer  der  interessanteren 
Karstpartien,  nämlich  jene  des  Unterlaufes  der  Trebinjeica  in  der 
Hercegovina  vorlege. 


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81 

Indem  zur  näheren  Erläuterung  des  Folgenden  auf  die  Spe- 
cial-Karte verwiesen  wird,  soll  noch  vorausgeschickt  werden, 
dass  für  die  Zahlenangaben  der  durch  den  Fluss  bewirkten  Erd- 
bewegung kein  hoher  Grad  von  (lenauigkeit  in  Anspruch  genommen 
werden  kann,  weil  zu  ihrer  Erhebung  an  Ort  und  Stelle  nur  primi- 
tive Mittel  zur  Verfügung  gestanden  haben.  Uebrigens  bleibt  das, 
was  wir  da  in  Scene  gehen  sehen,  auch  dann  noch  grossartig 
genug,  wenn  die  angeführten  Zahlen  etwas  zu  hoch  gegriffen  sein 
sollten. 

Bis    Trebinje    fliesst   die    Trebinjcica  (Trebisnica)    in    einem 
ziemlich  engen  Thale,  von  Trebinje  an  gewinnt  letzteres  immer  mehr 
Sohle  und  ist  an  der  Strasse  nach  Ragusa,  nachdem  diese  auf  das 
linke  Flussufer  übersetzte,  schon  eine  Stunde  breit.  Diese  Thalebene 
begleitet  nun  den  Fluss,  bald  einer-,  bald  beiderseits,  nur  in  wech- 
selnder Breite  bis  zu  seinem  Schlünde    und   setzt  sich  noch  etwas 
darüber  hinaus  fort  Abgeschlossen  wird  die  Thalebene  durch  einen 
20  bis  25  m  hohen  Querwall ;  jenseits  desselben  liegt,  nur  um  einige 
Meter  tiefer,  das  Hutovo  polje,  dessen  Begleithänge  die  Fortsetzung 
jener  des  TrebinjiMcathales  bilden.    Wenn  man  die  17  Gehstunden 
lange  und  ^  4—**  4  Stunden    breite  Thalebene    in  der  Richtung  des 
Flusslaufes  durchwandert,  so  zeigt  sie  anfangs  ein  nur  massig  ver- 
karstetes Ansehen;    der   Feldbau    ist    noch    ziemlich    ausgebreitet, 
zwischen  den  Ackerparcellen  wächst  hohes  Buschwerk.    Weiterhin 
tritt   der  Karstcharakter   immer   mehr    in    den  Vordergrund:    von 
Djediei  an  wird  er  vorherrschend,  um  alsbald  jeden  anderen  völlig 
zu    verdrängen,    bis   er    wieder   bei    Paljice   plötzlich    und    völlig 
verschwindet.     Das  eben  begrenzte  Stück  der  Thalsohle  trägt  eine 
höchst  eigenthümliche    und  charakteristische  Physiognomie:    es   ist 
durchwegs    mit    mächtigen   losen  Felsplatten  bedeckt,    welche  ganz 
analog  gelagert   sind,    wie   die  Steinschichten,    deren   bei   der  Be- 
schreibung   der  Thalhänge  Erwähnung   gethan   werden    wird.     Die 
Zwischenräume  jener  Felsplatten    sind   mit  Schutt    und  Trümmern 
ausgefüllt,    zwischen  welchen    noch    ein    spärlicher  Rest   von  Erde 
vorhanden  ist,  der  ein  armseliges  Busch-  und  Strauchwerk  kümmer- 
lich ernährt.    In  der  (iegend  von  Poljice  taucht  nun  dieses  Felsen- 
meer  mit  einem  Sprunge  unter  eine  ziemlich  mächtige  Humusschichte 
unter   und   der  ganze  übrige  Theil  der  Thalebene  —  das  Popovo 
polje  (> Pfaffenfeld«)  —  ist  stein-  und  buschfreies  Ackerland. 

Die  Trebinjoica  durchläuft  die  Thalsohle  in  einem  nur  wenige- 
male  in  Arme  getheilten,   son.st  geschlossenen,  tief  eingeschnittenen 


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II  ipvijpi 


82 

Bdle^r    das  am  Fusse  des  Berges  Kiek   in  einem  mächtigen,    nicht 
besonders  benannten  Schlünde  endet. 

Aus  der  Thalsohle  erheben  sich  zu  beiden  Seiten  steil  geneigte 
HOO— 700  Meter  hohe  gänzlich  verkarstete  nackte  Felsenhänge^ 
welche  in  höchst  auffallender  und  markirter  Weise  die  Lamellen- 
structur  aufweisen.  Streichen  und  Fallen  dieser  Platten  ist  durchaus 
gleichförmig  und  mag  ersteres  im  Allgemeinen  mit  dem  mittleren 
Flus^laufo  parallel  Südost— Nordwest  gehen,  während  das  Fallen 
nach  einer  beiläufigen  Schätzung  50®  Nordost  beträgt.  Dadurch 
erhalten  jene  Hänge,  deren  Streichungslinie  mit  der  Streichungslinie 
der  Sleint^chichten  parallel  läuft  das  Aussehen  einer  mächtigen, 
stei!  ansteigenden  Treppe,  deren  Stufen  jedoch  geneigt  liegen.  Jede 
solche  Stufe  ist  von  der  nächsten  durch  eine  Trennungskluft  ge- 
sondert, welche  kleines  Geröll  und  feineren  Detritus  enthält.  Diese 
Klüfte  bilden  den  einzigen  Abzugsweg  für  das  Niederschlagswasser, 
welc-lies  ilurch  die  höher  liegenden  Kanten  der  Stufe  verhindert 
wird,  über  den  allgemeinen  Hang  abzufliessen  und  offenbar  musste 
aul  dt^in  selben  Wege  auch  die  Erdschichte,  welche  einst  diese  Hänge, 
bedeckt  liat,  hinweggeschwemmt  worden  sein. 

Die  Obertheile  der  Bergrücken  bilden  ein  Chaos  von  Wällen, 
Kesseln,  Furchen  und  Kuppen,  stellen  jedoch,  im  Ganzen  angesehen, 
wenit;  o*1er  gar  nicht  geneigte  Flateaux  vor,  weshalb  die  Klüfte  und 
Spalten  viel  weiter  von  einander  entfernt  sind,  als  an  den  Hängen 
M'oraus  isich  naturgemäss  ergibt,  dass  die  Verschleppung  des  Erd- 
reiclies  noch  nicht  so  w^eit  vorgeschritten  ist,  als  auf  den  Hängen, 
also  nocli  immer  aus  dem  Boden  einiger  Nutzen  gezogen  werden  kann. 

(legenüber  dem  trostlosen  Bilde,  welches  diese  Flateaux  und 
noch  UK'hr  die  Hänge  darbieten,  ist  der  Anblick  des  Popovo  polje 
in  den  Sommermonaten  ein  überraschender  und  herzerfreuender 
da  die  ganze  Ebene  mit  prächtig  gedeihendem  Maisanbau,  mehreren 
üppigen  Wiesen  und  am  Rande  mit  einzelnen  Weingärten  bedeckt 
ist.  ÄlU^in  dieser  Zustand  dauert  nur  4  Monate  an. 

Mit  dem  Eintritte  der  Regenperiode  —  normal  in  der  ersten 
Hallte  des  Monates  September  schwillt  die  Trebinjoica  so  stark  an 
dass  ihr  Schlund  den  Zufluss  an  Wasser  nicht  mehr  genug  rasch 
abzulühren  vermag;  der  Fluss  tritt  aus  seinen  Ufern  und  die  Ueber- 
schwemmung  nimmt  bis  Ende  October  zu  und  bedeckt  dann  mit 
äusserst  geringen  Jahresunterschieden  die  ganze  Thalebene  bis  gegen 
Poljice,  also  bis  an  den  Rand  der  früher  geschilderten  Felsenab- 
lagenmg.  Dieser  Stand  dauert  mit  geringen  Schwankungen  bis  Ende 


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8^ 

April  Um  diese  Zeit  beginni  der  Rückzug  der  ÜebersehwemTnung^ 
welche  in  7  bi:^  8  Wochen  zur  Trockenlegung  des  Fopo%'o  polje 
führt.  Jn  einzelnen  Senkungen  bleiben  Lachen  sdurück,  welche  die 
Gegend  im  Hochsommer  verpesten.  Die  Thalebene  trocknet  ratsch 
ab  und  be^ginnt  dann  der  (Sommer-)  Anbau. 

Den  Abtluss  des  Wassers  vermitteln  im  Popovo  polje  zwei 
Partien  von  Sauglftohern;  die  er^^te  liej^t  in  der  Nähe  der  Ortschaft 
Ravno,  nahe  an  der  linken  Tiialbegleitung,  die  zweite  ist  der 
Hauptschhmd  am  Fiisse  des  Berges  Kiek  nebst  einigen  in  dessen 
unmittelbarer  Nähe  liegenden  Sparen. 

Erstere  Partie  kommt  für  die  Wasserabhihr  wenig  in  Betracht, 
da  sie  ziemlich  nahe  an  der  oberen  Inundationsgrenze  und  etwas 
ober  der  Thalsohle  liegt,  also  l>ald  nach  Beginn  dps  Zuriicktretens 
der  Ueberschwemmung  ausser  Thätigkeit  gelangt,  so  dass  die  weit- 
aus überwiegende  Menge  der  Stauwässer  vom  Hauptschlunde  bewjil- 
tiget  werden  mnss.  Nriehst  dieses  hat  sicli  das  Flusshptt,  welches 
bisher  iiöclistens  10  Meter  Tiefe  besa-ss,  bis  zu  30  Meter  eingegraben; 
es  endet  im  Kalkfelsen,  in  welchem  der  eigentliche  Trichter  tiegL 
Dieser  bildet  eine  anfangs  weite  Höhle  mit  abiallender  Sohle,  in 
deren  nördlicher  Ecke  der  Ahflusscanal  beginnt  Seine  Dimensionen 
betragen  anfangs  Tow  m  der  Höhe  und  lV2m  in  der  Breite  und 
sein  weiterer  Verlauf  wendet  sich  sofort  in  ziemlich  söhliger  Lage 
gegen  West.  Bis  auf  circa  120  Meter  kann  man  den  Canal  zuerst 
in  gehockter  Stellung,  dann  kriechend  und  endlieh  »schliefend*  ver* 
tolgen;  weiterhin  wird  er  sehr  breit,  aber  so  niedrig»  dass  ein 
weiteres  Vordringen  die  Vornahme  von  Sprengungen  erfordern 
würde.  Nach  vorwärts  geschleuderte  Steine  lassen  noch  auf  eine 
gewisse  Sti^cke  hin  ebenen  Verlauf  erkemien. 

lieber  den  Ort,  an  welchem  die  Gewässer  der  Trebinjnea  zu 
Tage  treten,  sind  zwei  Meinungen  im  Schwünge:  die  Anwohner 
hallen  das  Gabela  polje  Un  Metkovit-  für  diesen  Ort  während  man 
in  Daimalien  häufig  hört,  dass  das  Süsswasser  der  Omhla  jenes  der 
Trehinjeica  sei.  Erstere  Meinung  hat  die  weit  höhere  Wahrschein- 
Uchkpit  tür  sich. 

Für  diese  Wa^irsclieinlicbkeit  spricht  vor  allem  das  Vorhanden- 
sein des  Lago  de  Kuti,  eines  permanenten  See'Sj  welcher  keinen 
sichtbaren  Zufluss  hat,  dagegen  einen  bedeutenden  Bach  entsendet, 
weiters  der  ausserordentliche  Beichtlmm  au  Quellen,  welcher  am 
Rande  des  Gabela  polje   am  Fuss   der  Berge  zu  Tage  tritt     Denkt 


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1 1 


64 

man  sich  die  Kalksteinschichten  der  Höhenzüge,  welche  die  untere 
Trebinjoica  begleiten  in  analoger  Lagerung  fortgesetzt,  bis  sie  die 
Höhenlage  der  Narentaebene  erreichen,  so  drängt  sich  von  selbst 
<iie  Ueherzeugung  auf,  dass  sowohl  der  Lago  de  Kuti,  als  auch  die 
erwähnten  Quellen  das  Wasser  der  Trebinjfica  ableiten.  Der  Voll- 
ständigkeit halber  soll  hier  erwähnt  werden,  dass  von  den  Bewohnern 
des  Popovo  polje  behauptet  wird,  ein  Bauer  von  Turkovic  sei  vor 
einigen  Jahren  in  den  Schlund  der  Trebinjßica  eingedrungen,  nach 
Uingerer  Wanderung  zu  einem  unterirdischen  jezero  gelangt  und 
nach  niobreren  Stunden  im  Gabela  polje  an  die  Oberfläche  gelangt: 
€ine  Er/jihlung  die  jedoch  sehr  wenig  Glauben  verdient. 

Gegen  den  Abfluss  der  Trebinjcica  in  die  Ombla  spricht  die 
erwähnte  Lagerung  der  Kalksteinschichten,  deren  Fallen  durchwegs 
landeinwärts  gerichtet  ist,  sowie  der  Umstand,  dass  die  Omblaquelle 
nur  sehr  geringen  Schwankungen  unterworfen  ist,  während  diese 
doch  anfallend  gross  sein  müssen,  sobald  der  Fluss  des  Popovo 
polje  versiegt  ist,  beziehungsweise  seinen  grössten  Wasserreichthum 
erlangt  hat.  — 

Wie  es  fast  selbstverständlich  ist,  fehlen  den  Gebirgen,  welche 
das  Popnvo  polje  einfassen,  die  Karsthöhlen  nicht.  Von  den  zahl- 
reichen kleineren  Höhlen  soll  nur  die  Nema  Krst  jama  bei  Rovno 
erwähnt  werden,  in  welcher  während  des  ganzen  Jahres  Eis  zu 
fmden  ist. 

Eine  sehr  ausgedehnte  und  wegen  ihrer  eigenthümlichen  Tropf- 
stein- und  Sinterbildungen  sehr  interessante  Höhle  ist  die  Vjetmica 
ziinsichst  des  uralten  Klosters  Zavala,  sie  verdankt  ihren  Namen 
dem  heftigen  Luftstrom,  welcher  zu  gewissen  Tageszeiten  aus  dem 
Mundloche  hervorstürzt.  Der  Prior  des  Kloster  gab  die  Längen- 
ausilf^hnung  der  Höhle,  welche  sich  zu  beiden  Seiten  d(*s  Mundloches 
hinstreckt,  mit  7  Stunden  an;  ich  habe  dieselbe  circa  3  Stunden 
woit  nach  der  linken  Seite  zu  verfolgt,  ohne  einen  voraussichtlich 
nahen  Abschluss  annehmen  zu  können. 

Bedeutende  Verzweigungen  wurden  nicht  bemerkt,  sondern 
seheint  die  Vjetrnica  einen  einzigen  Hauptgang  zu  bilden,  den  man 
durchgehends  aufrecht  begehen  kann  und  dessen  Breite  und  Höhe 
zwischen  3  bis  50  Metern  schwankt. 

Äunallende  Stalaktitengebilde  kommen  nicht  vor,  dagegen  lässt 
sich  der  Bildungsgang  der  normalen  Zapfen  sehr  schön  verfolgen. 
Die  meisten  tragen  an  ihrem  untersten    —  jüngsten  —  Theile  ein 


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SrV 

mehrere  Millimeter  lange?  papierdünnes  Röhrchen  von  der  Durch- 
sichtigkeit reinen  Glasers,  wslhrend  die  älteren  Theile  weiss  mit 
einem  Anfluge  von  rosaroth  nind.  Nebst  zahlreichen  grauen  und 
braunen  pisolithähnlichen  Sinterkrusten,  welche  in  ihrer  äusserem 
Erscheinung  hie  und  da  an  Felagosit  erinnern,  sind  es  aber  iji^- 
Eond^rs  zwei  Formen  von  Tropfsleinen,  welche  .dieser  Höhle  ganz 
eigenthümlich  sind  und  besondere  Aufmerksamkeit  verdienen. 

Eine  derselben  b^teht  ans  zahlreichen  Scheidewänden,  welche 
eine  ausgedehnte  Lache  kryslallklaren  Wassers  in  eine  grosse  Zalit 
unter  sich  abgeschlossener  Bas^^ins  theilt.  Diese  Scheidewände 
stellen  15 — 20  crn  hohe  und  etwas  weniger  dicke  Wülste  vor 
welclie  nach  einer  Seite  convex  luid  glatt,  nach  der  anderen  concav 
und  mit  einem  ausi^erordonthch  zierlichen  Netze  vielfach  gekrümm  tor 
und  sich  kreuzender  Rippen  —  ithnlich  der  Oberfläche  mancher 
Melonengattungen  bedeckt  sind   Ihre  Farbe  ist  gelblichweiss. 

Die  andere  Form  bildet  zierliche,  längliche,  zackige  Kalk- 
slückchen.  welche  in  grosser  Anzalil  in  den  kleinen  Trichtern  liegen, 
die  durch  Deckentropfen  in  den  lehmigen  Boden  gehöhlt  wurden. 
Durch  dm  gegenseitige  Abreib(^n,  welches  eine  Folge  der  fort- 
währenden leichten  Wai^^^erbewegung  ist,  sind  diese  Spielformen 
glatt  und  glänzend  blank. 

Ein  Besuch  der  Vjelrnicahöhle,  welcher  durchaus  mühelos  und 
S4*hr  lohnend  ist,  soll  an  dieser  Stelle  jedermann,  der  jene  Gegenden 
betritt,  wärmstens  empfohlen  werden. 

In  petrographischer  Beziehung  ist  zu  erwähnen,  dass  das 
feinkörnige,  hellgraue  Kalkgeslein  dieser  Gebirge  zahlreiche  weisse 
AdtTn  krystallinischen  Kalkspathes,  sowie  vereinzelte  Knollen  gelblicii- 
grauen  Feuersteins  einschliesst.  Sowohl  im  derben  Kalk,  wie  im 
Feuerstein  kommen  ziemlich  hilufig  Nummuliten  verschiedent^r 
Species  vor,  deren  Bestimmung  jtxloch  meistens  schwer  fällt,  da  die 
ein;!elnen  Individuen  schlecht  erhalten  sind.  Immerhin  gestatti^n 
einzelne  besser  conservirte  Stücke  den  Schluss  auf  einen  innigi'u 
Zusammenhang  der  hcrzegoviner  Nummulitenzone  mit  der  südalpinen 
und  istrisch-daimatischen  Zona  An  vielen  Stelleu  ist  endlich  der 
Kalkfeb  ol^erttachlich  mit  kryslallinischem  Kalksinter  überzogc^n, 
welcher  durch  beigem ischle  terra  rossa  mehr  oder  weniger  rost- 
braun gefärbt  ist.  — 

Es  soll  nun  noch  ein  Blick  auf  jene  mechanische  Thätigkeit 
geworfen  werden,  welche  das  Stauwasser  der  Trebinjcica  in  dorn 
Stadium  seincii  Ablaul'enj^  nach  dem  Berginneren  ausübt,  und  woraus 


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r»?fr- 


sicU  die  ausserordentliche  Devastation  erkennen  lässt,  die  alljährlich 
diesas  eine  Gewässer  an  den  noch  übrigen  spärlichen  Resten  er- 
tragstiihigen  Bodens  herbeiführt. 

Eine  mit  thunlichster  Genauigkeit  angestellte  Berechnung  hat 
•ergeben,  dass  die  grösste,  im  Jahre  1883  auf  dem  Popovo  polje 
aiifeestaute  Wassermenge  356,445.950  Raummeter  betragen  habe, 
welche  Zahl  immerhin  mit  rund  350  Millionen  in  Rechnung  gestellt 
wird,  um  dem  .(nicht  beobachteten)  Momente  der  Verdunstung  die 
ihm  zukommende  Beachtung  zu  wahren. 

Diese  gesammte  Wassermasse  wurde  binnen  55  Tagen  abge- 
führt, woraus  sich  als  Abflussmengen  durchschnittlich  ergeben: 
in  55  Tagen  rund    350,000.000  m» 

in  einem  Tage  »  6,360.000  » 

in  einer  Stunde        >  260.000  » 

in  einer  Minute        >  4.300  > 

in  einer  Secunde      »  72  » 

Da  dor  Schlund  an  seinem  Beginne  eine  Querschnittsfläche 
Yuu  A-X  }n^  besitzt,  so  betrug  die  Geschwindigkeit  des  ihn  durch- 
strömenden Wassers  im  Durchschnitte  15  Meter  per  Secunde, 
was  für  den  Kilometer  1  Minute  und  7  Secunden  gibt,  also  bei- 
läufig die  grösste  (Jesch windigkeit,  mit  welcher  Eisenbahnzüge  zu 
verkeil ren'  pflegen. 

Obwohl  nun  über  den  Weg,  den  diese  Fluten  einschlagen,  so 
gut  wie  nichts  bekannt  ist,  man  also  nicht  weiss,  wie  sich  der 
Ablauf  im  Rerginneren  bezüghch  der  Dimensionen,  Theilungen, 
iiefälle  und  der  wahrscheinlich  vorhandenen  Gegenfälle  (Bergauf- 
flie^ssen  des  Wassers)  des  Rohres  gestaltet,  so  kann  doch  kein 
Zweiiel  beistehen,  dass  hier  eine  sehr  bedeutende  mechanische  Arbeil 
geleistet  wird,  welche  sich  in  der  stetigen  Zerstörung  der  Rohr- 
wände und  in  der  stetigen  Annäherung  der  Rohraxe  an  die  Linie 
des  Durch^schnittsgefälles  äussert.  Beide  Umstände  wirken  nun  ver- 
eint dahin,  dass  sowohl  der  Abfluss  des  A\/assers  als  auch  das 
Wegführen  fester  Bestandtheile  fortgesetzt  erleichtert  wird;  das 
belsst :  die  alljährlichen  üeberschwemmungen  des  Popovo  polje  sind 
sowohl  nach  der  räumlichen  Ausdehnung  als  auch  nach  ihrer  Dauer 
im  AbnehTnen  begriffen,  aber  in  gleichem  Masse  wächst  das  Ge- 
Mle  der  Trebinjcica,  soweit  sie  bei  Tage  fliesst,  daher  wird  auch 
die  Zerstörung  ihrer  Ufer,  das  ist:  der  Verlust  an  fruchtbarem 
Boden  immer  grösser. 


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87 

Die  Natur  führt  also  hier  in  ihrer  blinden,  ziellosen  Thätigkeit 
eine  erwünschte  Folge  nebst  einer  nicht  erwünschten  herbei, 
nämlich  das  Schwinden  der  üeberschwemmung  und  das  Zunehmen 
des  Verlustes  an  Erdkrume. 

Ein  Massstab  zur  Beurtheilung  der  Menge  von  festen  Bestand- 
theilen,  welche  die  Trebinjcica  alljährlich  in  das  Erdinnere  tort- 
sehleppt,  wurde  mittels  nachstehender  Beobachtung  gewonnen,  für 
welchen  Massstab  ich  allerdings  wegen  des  höchst  primitiven 
Apparates,  der  mir  zur  Verfügung  stand,  wegen  der  geringen  Aus- 
dehnung des  Versuches,  endlich  weil  eine  öftere  Wiederholung 
desselben  an  verschiedenen  Stellen  und  zu  verschiedenen  Zeiten 
nicht  möglich  war,  nur  die  Bedeutung  eines  beiläufigen  Näherungs- 
werthes  in  Anspruch  nehmen  kann. 

Am  17.  Mai  1883  wurde  in  der  (legend  zwischen  Ravno  und 
Dvrstnica  ein  leeres  Fässchen,  welches  auf  20'5  Liter  geaicht  war, 
in  die  halbe  Tiefe  des  Wassers,  d.  i.  auf  5  Meter  hinabgelassen, 
deselbst  der  Verschluss  geöffnet,  und  das  Fässchen,  nachdem  das 
Autsteigen  der  Luftblasen  aufgehört  hatte,  aulgeholt  und  wieder 
verschlossen.  Da  ein  Abdamptapparat  nicht  zu  haben  war,  wurde 
das  Wasser  aus  dem  Fässchen  in  einem  grossen  flachen  Blechge- 
fesse  der  Verdunstung  ausgesetzt  und  der  trocken  gewordene  Rück- 
stand sorgfältig  gesammelt  und  abgewogen;  er  betrug  27  gr,  also 
0*132  gr  auf  den  Liter  Wasser.  Das  specifische  Gewicht  des  Rück- 
stande^s  wurde  mit  2*5  bestimmt.  Zu  diesen  Gewichtsbestimmungen 
wurde  eine  gewöhnliche  Apotheker-(schalen-)wage  benützt. 

Soferne  es  zulässig  ist,  das  Ergebnis  dieses  rohen  und  nicht 
controlirten  Versuches  als  Durchschnittswerth  für  die  gesammte 
Wassermasse  der  Inundation  gelten  zu  lassen,  so  waren  in  derselben 
an  gelösten  und  suspendirten  festen  Bestandtheilen  46.200.000  Kilo- 
gramm enthalten,  welche  mit  Rücksicht  auf  das  ermittelte  specifische 
Gewicht  18.480  m^  repräsentiren,  eine  Masse,  welche  sich  in  eine 
Humuöschichte  ausbreiten  Hesse,  die  bei  einer  Mächtigkeit  von 
einem  Meter  ein  Quadrat  von  135  Meter  Seitenlänge,  d.  i.  1*85  Hektar 
bedecken  würde. 

Es  ist  ein  wahrhaft  trauriges  Prognostikon,  welches  sich  aus 
solchen  Beobachtungen  für  die  Zukunft  ähnlicher  Landstriche  ab- 
leiten lässt.  Nicht  die  Venezianer,  nicht  die  Türken,  nicht  einzelne 
Walddevastatoren  und  auch  nicht  die  weidenden  Ziegen  —  nein, 
die  Schlimdflüsse  im  Grossen  und  die  zahllosen  sonstigen  Wasser- 
abzüge   sind    die    argen    Verbrecher    im    Karstlande,    sie    rauben 


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88 

was  noch  spärliche  Nahrung  zu  erzeugen  vermag,  und  in  dieser 
Erkenntnis  sollte  der  Fingerzeug  gefunden  werden,  welche  Mittel 
in  Anwendung  kommen  müssten,  um  diese  armen  Länder  vor  der 
früher  oder  später  unerbittlich  eintretenden  gänzlichen  und  bleiben- 
den Verödung  zu  behüten. 


Die  Nikobareninsel  und  ihre  Bewohner. 

Im  Auszuge  vorgetragen  am  26.  Februar  1889  in  der  k.  k.  geogr.  Geselbchafl. 
Von  Dr.  Svoboda,  k.  k.  Fregattenarzt. 

(Mit  4  Tafeln). 

Aus  dem  Chaos  von  Ländern  und  Inseln,  welches  zu  jener  Zeit 
bevor  noch  der  Seeweg  um  das  Cap  der  guten  Hoffnung  bekannt  war, 
über  den  indischen  Ocean  sich  ausbreitete,  tauchten  von  Zeit  zu  Zeit, 
in  Berichten  von  Reisenden  erwähnt,  erst  unbestimmte  nebelhafte, 
später  greifbarere,  wenn  auch  noch  sagenhaft  ausgeschmückte  Con- 
touren  solcher  fremder  Gestade  auf,  deren  Identität  sich  zu  vergewissern, 
der  forschenden  Wissenschaft  wol  nur  in  wenigen  Fällen  gelang. 
"Wenn  sich  die  Berichte  mehrten,  krystallisirte  aus  einem  solchen 
Nebelgebilde  mitunter  schon  in  früher  Zeit  eine  Insel  oder  Inselgruppe 
heraus.  So  ungefähr  war  es  mit  den  Nikobareninseln  der  Fall,  deren 
Besprechung  ich  zum  Inhalte  meines  heutigen  Vortrages  gewählt  habe. 
Nach  diesem  Archipel  führte  der  Zufall  schon  mehrere  Seefahrer,  bevor 
noch  der  erwähnte  Seeweg  nach  Ostindien  bekannt  war  und  man  darf 
nicht  übergehen,  dass  die  Araber,  welche  schon  vor  dem  9.  Jahr- 
hunderte unserer  Zeitrechnung  bis  nach  Canton  in  China  gelangt 
waren,  daselbst  eine  Moschee  und  später  auch  die  sogenannte  glatte 
Pagode  erbauten,  im  genannten  Jahrhunderte  zweimal  diese  Inseln 
besuchten. 

Marco  Polo,  der  vielgereiste  Venetianer,  berichtet  umfassender 
über  dieselben  und  insbesondere  wertvoll  erscheint  seine  Angabe  über 
die  Insel  Nokueran,  dass  sie  ungefähr  150  Meilen  von  Lambri  (auf 
Sumatra)  entfernt  liege. 

Die  Geschichte  der  Entdeckungen  und  Seereisen  nennt  uns  viele 
Namen  der  Reisenden,  welche  die  Eilande  besuchten  und  mit  mehr 
minder  glaubwürdigen  Berichten  die  Kenntnisse  darüber  vermehrten. 
Verhältnismässig  bald  wurde  ihre  richtige  nördliche  Breite  fest- 
gestellt, denn  sie  liegen  im  directen  Ourse  zwischen  Vorder-  und 
Hinterindien. 

Jene  Berichte  erzählen  jedoch  in  ziemlich  widersprechender  Weise 
fiber  die  Eingeborenen  der  Nikobareninseln. 

Unter  Andern  sind  drei  Fälle  von  Cannibalismus  bekannt,  welche 
in  dafä  17.  Jahrhundert  fallen.  Wenn  ein  Irrthura  ausgeschlossen  ist 
und  nicht  vielleicht  die  Nikobaresen  falschlich   für  die  Andamanesen, 


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89 

welche  als  Menschenfresser  verrufen  waren,  beschuldigt  worden  sind, 
dann  stimmt  solcher  Umstand  nicht  ganz  mit  dem  günstigen  Urtheile 
überein,  welches  der  erfahrenste  unter  unsern  Berichterstattern  Dampier, 
der  im  selben  Jahrhunderte  die  Inseln  besucht  hatte,  über  die  Ein- 
geborenen aussprach. 

Er  fand  sie  nämlich  harrolos,  gutmüthig  und  sittenrein,  welches 
Zeugnis  ihnen  auch  später  von  einem  englischen  Capitain  Green  in 
80  beredter  lobender  Weise  ausgestellt  wurde,  dass  es  ihnen  zu  einer 
Art  Popularität  verhalf. 

Ich  will  sofort  angeben,  wie  so  ich  mir  diese  Ansicht  bilden 
konnte.  Im  Vorjahre  besuchte  ich  einen  Philanthropen,  welcher  als 
Sammler  und  Besitzer  einer  grossen  Bibliothek  einer  ungewöhnlichen 
Belesenheit  sich  rühmen  darf.  Als  unsere  Unterredung  bei  Besprechung 
der  Reise  mit  S.  M.  Corvette  »Aurora«  auch  die  Nikobaren  berührte, 
brachte  jener  ein  Vormerkbuch  und  anstatt  einer  statistisch  geogra- 
phischen Notiz,  welche  ich  zu  hören  erwartete,  las  er  mir  jene  be- 
geisterte Lobhymne  vor,  welche  seinerzeit  der  poetisch  angehauchte 
Capitain  dt»n  Nikobaresen  gewidmet  hatte  und  die  einst  die  Runde' 
durch  Zeitungen  und  Bficher  machte.  — 

Obwol  es  noch  nicht  festgestellt  ist,  woher  die  heutigen  Be^ 
wohner  der  Inseln  gekommen  sind,  spricht  doch  Viel^  ida{ur, '>d«48 
sie  vom  Festlande  stammen  und  ypr,  fiiinli)iß9(;in^|nbar  l^^ngeiij^i-i  Besitz 
von  den  Eilanden  ergriffen  haben.  Auch  unter  ihnen  hat  sich  die 
Tradition  von  der  Sintflut  .erhalten,  indem  .  sie  eine  Sage  besitzen, 
der  zufolge  naqh  «einer,  grossen  Flut  nur  ein  Mann  mit  einer  Hündin 
am  Leben  geyiejben  wären,  von  welcher  die  heutige  Bevölkerung  ab- 
stammeri  ,aoll. 

.  Noch  heute  werden  durch  Oststürme  Canoes  fremdartiger  Con- 
struction.  ja  mitunter  auch  Leute  von  der  siamesisch -birmesischen 
Küst^  nach  den  Nikobaren  verschlagen  und  so  können  vor  Zeiten 
auch  die  Gestade  allmählich  bevölkert  worden  sein. 

Nach  Dr.  Rink.  welcher  zuerst  die  geologischen  Verhältnisse  der 
Inselgruppe  studirte,  besteht  der  Grundstock  derselben  zumeist  aus 
plutonischem  Gesteine,  auf  welchem  sich  nlteres  Meeresalluvium 
angesetzt  hatte.  So  weit  waren  sie  nicht  bewohnbar  und  erst  der 
unermüdlich  fortschreitenden  und  schaffenden  Thätigkeit  der  Korallen- 
thierchen  verdanken  sie  einen  Sandgürtel,  welcher  mit  dem  Kalke  der 
abgestorbenen  Korallen  untermengt,  befähigt  war,  den  Samen  der 
Coco'spalme,  welchen  die  Strömung  herübergebracht  und  die  Flut  an 
das  Gestade  geworfen  hatte,  aufzunehmen  und  keimen  zu  lassen. 
Dieses  Moment  entschied  über  das  Schicksal  der  Inseln.  Der  ver- 
schlagene Schiffbrüchige  fand  erst  jetzt  Nahrung,  Getränk;  wurde 
heimisch  und  lernte  die  Producte  des  Urwaldes  kennen,  um  sie  für 
seine  Zwecke  als  Wohnung,  Kleidung  und  Hausgeräthe  u.  dgl.  aus- 
zunützen ;  indem  er  allraählig  seine  Kenntnisse  der  Thier-  und  Pflanzen- 
welt erweiterte,  verbesserte  er  seine  Existenz. 

Solch  ein  Dasein  könnte  man  ein  sorgloses  ruhiges,  ja  glückliches 
nennen,   denn  an  diesen  Gestaden  blieben  die  Menschen    dem  Kriegs- 

Mitth.  d.  k.  k.  Geogr.  ües.  1889.  2  u.  8.  7 


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handwvrke  fremd,  Leidenschaften  und  Verbrechen  waren  so  gut  wie 
unbekannt. 

Hier  schien  auch  einer  der  glückliclisti^n  Punkte  der  Erde  zu 
Hein;  fürwahr  die  ewig  grünen,  ausserordentlich  fruchtbaren  Inseln 
waren  im  Stande,  Colonisten  anzulocken,  da  Alles  gepflanzte  hier 
Imiulert fältig  gedeiht;  die  Natur  liefert  die  Cocosnösse  zu  Millionen, 
hkTHiches  Bauholz  und  vielerlei  Produkte,  welche  verschifft  werden 
küiinen ;  Tabak  und  die  theueren  Gewürze,  welche  mit  Gold  aufge- 
wogen 30  lange  ein  Monopol  der  Moluccen-  oder  Gewürzinseln  ge- 
wesen waren,  dürften  kaum  einen  geeigneteren  Boden  finden  als  die 
Nikobareninseln. 

Wie  kam  es  also,  dass  ein  jeler  Versuch  Colonien  hier  zu 
gründen,  so  bald  abgebrochen  wurde,  dass  so  praktische  Colonisten, 
wie  die  Engländer  jetzt  nach  20jährigem  Bestände  die  Strafcolosde 
auf  Kaiüorta,  einer  der  Ir.seln  verlassen  haben,  allerdings  mit  der 
Angabe,  dass  die  ehemals  häufigen  Seeräubereien,  welche  eine  Colonie 
ala  nothwendig  erscheinen  Hessen,  nun  für  immer  abgestellt  seien; 
wie  erklären  wir  das  F'actum,  dass  auf  den  Eingeborenen  ein  Alp 
lastet,  ein  Fluch  ruht  und  diese  Naturkinder,  welche  sorglos  lieiter, 
ohne  um  die  Zukunft  besorg!  zu  .'■ein  leben  könnten  —  im  Gegen- 
t heile  TTjisstrauisch,  apathisch  und  hinterlistig  geworden  sind,  sich 
vom  (bedanken  an  die  nflchste  Zukunft  so  ausserordentlich  beunruhigen, 
ja  entmuthigen  lassen  ? 

hie  Antwort  auf  diese  Frage  ist  schnell  gegeben:  Es  ist  die 
Mdlaäia,  das  sogenannte  Junglefieber  in  seiner  bösesten  Form,  welche 
t^Jdteii  oder  langwieriges  Siechthum  mit  Erschöpfung  der  Körper- 
ader Geisteskräfte  zu  Folge  haben  kann;  jenes  Gespenst  der  Coloni- 
iiatioiL  welches  überall  da  wo  jungfräulicher  Urwald  gelichtet  werden 
f^oll  <eiue  Opfer  in  grösserer  oder  geringerer  Zalil  abverlangt. 

Als  Oapitain  Light  vor  Pulo  Penang  seine  Schiffsgeschütze  mit 
Silbers!  ücken  laden  und  solche  in  den  Urwald  hinausfeuern  Hess, 
i^gie  er  ein  Capital  zu  vielen  hundert  Percent  an.  denn  die  hab- 
j^ieiipen  Malayen  räumten  ihm  den  mit  Fieberdünsten  verpesteten 
Urwald  weg,  welchen  er  nur  mit  grossen  Menschenopfern  zu  lichten 
vermoi  lite.  Heute  ist  Pulo  Penang  das  G'egentheil  von  dem  ehemals 
tie bei  haften,  nach  einem  Säculum  ein  klimatischer  Ourort  geworden 
5!ufolge  seiner  günstigen  geographischen  Lage  und  orographischen 
Beschaffenheit. 

Wenn  sich  heute  Jemand  auch  fände,  dieses  ladicale  Mittel  auf 
ilen  Nikobarenjnseln  in  Anwendung  zu  biingen,  würde  er  sich  ver- 
muthlit'h  täuschen,  auch  wenn  er  die  gfmstigste  Localität  dafür  wüsste. 
Ich  glaube,  diese  Eingeborenen  im  Allj^emeinen  fürchten  mehr  das 
Fieber  und  schätzen  die  Gesundheit  höher,  als  einen  derart  erwor- 
beneu Reichthum;  sie  scheuen  in  ihrem  erschlaffenden  Klima  jede 
übermässige  Anstrengung  und  Capitain  Light's  Methode  würde  sie 
auch  nicht  mehr  antreiben.  Die  bisher  gemachten  Versuche  mit 
<Jhinesen,  welche  schon  an  verschiedenen  Orten  Land  urbar  gemacht 
läaben  z.  B.   auf  der  Insel  Singapore,  wurden  freilich  in  ungenügender 


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Weise  unternommen,  weil  sich  die  bezopften  Söhne  dt*s  Königreichs 
der  Mitte  nicht  gerne  zu  unsicherer  gefährlicher  Arbeit  hergeben, 
und  lieber  sich  zu  einer  geregelten  Beschäftigung  verstehen  wie  bei- 
spielsweise in  den  Tabakplantagen  in  Deli  auf  Sumatra. 

Diese  Malaiia  ist  vor  Allem  die  Consequenz  grosser  Feuchtigkeit 
und  Fäulnis  vegetabilischer  sowie  animalischer  Stoffe,  durch  das 
oceanische  Klima  und  zwar  namentlich  durch  die  excessiven  Nieder- 
schläge und  die  constante  Trribhaustemperatur  hervorgerufen. 

So  lange  es  regnet  und  der  Boden  selbst  mit  Wasser  bedeckt 
ist,  sind  die  Ausdünstungen  bei  weitem  nicht  so  gefährlich  :  ist  aber 
die  Regenzeit  um  und  die  Zeit  des  Nor.lostmonbun«»,  des  Sommers 
far  jene  tropischen  Gegenden  gekommen,  dann  trocknen  diese  Pfützen 
allmählich  in  der  Brütehitze  ein  und  wenn  der  Wind  darüber  streicht, 
bebt  er  die  Fieberkeime,  welche  in  der  Nähe  intensiver  einwirken 
und  erst  auf  weitere  Entfernungen  ihre  Kraft  verlieren.  So  ist  der 
neue  Hafen  von  Batavia.  Tandjon^  Priok.  mit  unermesslichen  Kosten 
aufgeführt,  ein  drastisches  Beispiel  dafür,  wie  Malarialuft  durch  Land- 
brisen zugeführt  werden  könne. 

Der  ganze  Boden  ist  mit  dergleichen  Zt^rsetzungsproducten  er- 
fttllt.  recht  sehr  modrig^),  zumal  wenn  er  aufgegraben  wird,  wobei 
solche  Ausdünstung  dem  Erdarbeiter  gefährlich  werden  kann.  Dieser 
Humus  aber  ist  die  Quelle  eines  neuen  hundertfaltigen  Lebens  in  der 
tropischen  Natur,  wenn  verglichen  mit  dem  ausgesogenen  Boden  unseres 
alten  Welttheiles. 

Eine  andere  Gefahr  droht  von  der  See,  nicht  von  dem  bran- 
denden und  tosendem  Elemente,  auch  nicht  von  der  stetig  verjüngenden 
befruchtenden  Kraft  desselben,  sondern  sie  ist  da,  wo  es  brach  gelegt 
und  iu  seinen  Bewegungen  träge  geworden  ist. 

Ich  meine  das  Manjfrowe  oder  den  Rhizoforengürtel,  welcher  wie 
ein  schön  grünendes  Erlengebüsch  auch  einen  Theil  der  Nikobarischen 
Küsten  umsäumt.  Durch  die  kleinen  Bäumchen,  die  Stämme,  die  viel- 
verzweigten nackten  Wurzeln  desselben  wird  die  Bewegung  des  Meeres 
gelähmt,  allerdings  wird  dadurch  auch  seine  zerstörende  Kraft  abge- 
schwächt und  die  Küste  intact  erhalten,  doch  im  Innern  wo  die  Wässer 
stocken,  fault  alles  abgestorbene.  Thier  wie  Pflanze  im  sumpfigen 
Boden  und  ein  übelriechender  Pesthauch  sammelt  sich  bei  mangelndem 
Luftanstausche  an,  um  durch  heftige  Windstösse  vertragen  zu  werden 
und  als  Krankheitsuiheber  zu  wirken 

Auch  wird  in  der  Neuzeit  auf  die  absterbende  Meeresfauna  als 
Ursache  von  Malaria,  Cholera,  vielleicht  auch  Dysenterie  hingewiesen, 
namentlich  wenn  jene  bei  Ebbe  der  tropischen  Sonnenglut  ausgesetzt 
bleibt  Was  die  Nikobareninseln  anbelangt,  will  man  auch  in  den 
absterbenden  Korallen  eine  weitere  Veranlassung  von  Malaria- Er- 
krankungen, speciell  in  der  Kolonie  C  aniahe*)  auf  Kamorta    j^efiinden 

*)  Solcher  Hoden  himiiite  zumeist  die  Schritte  der  Gelehrten,  welche 
das  Innere  der  Inseln  «  rfor.-chen  wollten. 

*)  Mr.  Marc  nennt  in  seinem  Nikobarese  Vocabulary  Part.  I.  1888  die- 
selbe Kin-lä  ha. 


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haben,  nachdem  die  Umgebung  auf  einen  grössern  Umkreis  so  ziemlich 
sanirt  war.  — 

Indem  die  Malaria  also  auf  jeder  Seite  der  Geschichte  dieser 
Inseln  vielfach  genannt  wurde,  und  immer  die  erbittertste  Feindin  aller 
Colonisationsbestrebungen  war,  schliesslich  doch  die  Beherrscherin 
daselbst  verblieben  ist,  unter  deren  Drucke  die  Eingeborenen  ohnmächtig 
sich  winden  und  wogegen  sie  sich  mit  einem  sehr  schwerfälligen 
Apparate  von  abergläubischen  Mitteln  zu  erwehren  trachten  —  musste 
ihrer  Besprechung  etwas  mehr  Raum  gewidmet  werden. 

Früher  war  die  Rede  davon,  dass  das  scheinbar  so  ruhige  Leben 
der  Nikobaresen  durch  den  Gedanken  an  die  nächste  Zukunft  bedeu- 
tend getrübt  sei.  Sie  furchten  nicht  das  Fieber  oder  die  Krankheiten 
als  solche,  sondern  schreiben  deren  Ursprung  den  bösen  Geistern  zu. 
Schon  in  älteren  Beschreibungen  —  beispielsweise  bei  J.  G.  Haensel, 
dem  mährischen  Bruder,  dessen  Letters  on  the  Nicobar  islands  18 12 
in  London  erschienen  —  ist  von  dieser  Geistesfurcht  die  Rede. 

Ueberhaupt  dürften  sich  die  Eingeborenen,  so  weit  sie  nicht  von 
Fremden,  namentlich  Europäern  beeinflusst  wurden,  seit  sehr  langer 
Zeit  in  ihren  Sitten  und  Gebräuchen  gleich  geblieben  sein  und  das 
Einzige,  was  sich  erwiesenermassen  bei  ihnen  beständig  ändert,  ist 
die  Sprache,  welche  Worte  eliminirt  und  dafür  neue  aufnimmt. 

Unter  den  Seefahrern,  welche  bald  auf  den  Inseln  erschienen 
und  deren  Einfluss  wir  heute  nach  mehreren  Jahriunderten  hier  deut- 
lich noch  bemerken  können,  stehen  oben  an  die  Portugiesen,  welche 
den  Archipel  häufig  besuchten ;  ob  dies  immer  Schiffe  dieser  Nation 
oder  nicht  auch  portugiesisch  sprechende  Seeleute  waren,  lässt  sich 
nicht  mehr  entscheiden. 

Aulfällig  sind  erstens  die  verhältnismässig  zahlreichen  portu- 
giesischen Worte,  welche  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  in  den  Niko- 
barischen  Dialecten  erhalten  haben,  z.  B.  schapata  der  Schuh,  schal 
das  Salz,  karäta  der  Wagen,  ingldsi  die  Engländer,  prata  das  Zinn; 
ferner  die  geographischen  Bezeichnungen,  welche  diesen  Seefahrern 
ihren  Ursprung  verdanken,  z.  B.  die  Insel  Cabra  (die  Ziege),  die 
Insel  Sombrero  ')  (der  Hut),  dann  die  beiden  Orte  Malacca,  einer  auf 
Kar  Nikobar,  der  andere  auf  Nangeauri,  welche  nach  der  ehemals 
portugiesischen  Colonie  dieses  Namens  benannt  sind. 

Indem  diese  kühnen  Reisenden  fast  überall,  selbst  im  fernen 
Osten  zuerst  erschienen  waren  und  Posten  fassten,  so  liegt  die  Ver- 
muthung  ganz  nahe,  dass  sie  auf  ihren  Fahrten  zwischen  Vorder-  und 
Hinterindien  insbesondere  häufig  die  nördlichste  Insel  Kar  Nikobar 
berührten,  um  Wasser,  Früchte  einzunehmen.  In  der  Folge  sprach 
man  im  Anfange  dieses  Jahrhunderts,  wie  Hamilton  berichtet,  noch 
etwas  portugiesisch  auf  dieser  Insel. 

Solchen  besuchen,  als  zu  nebensächlich  in  jener  Zeit  der  grossen 
Entdeckungen  und  Eroberungen,  wurde  keinerlei  Wichtigkeit  beigelegt, 
denn  vor  Allem  hätte    man   den  Heiden  Missionäre  geschickt,     welche 


')  Sembrero  hiess  früher  die  Insel  Bompoka. 

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93 

im  16.  Jahrhunderte  schon  iin  fernsten  Osten,  in  Japan  erschienen 
und  wäre  sonst  Etwas  darüber  in  die  Oefifentlichkeit  gelangt. 

Ein  anderes  Volk,  welches  man  nothwendiger  Weise  mit  den 
Nikobaresen  in  Zusammenhang  bringen  muss,  sind  die  Malayen.  Von 
den  besten  Kennern  der  Nikobaresen  wird  die  Möglichkeit  zugegeben, 
dass  sie  von  den  Malayen  abstammen  könnten.  Ich  glaube,  dass  solche 
Ansicht  heute  niclit  von  allen  Anthropologen  getheilt  wird,  denn  wer 
einmal  Nikobaresen  aufmerksam  betrachtete,  wird  nicht  so  leicht  zu- 
stimmen; darum  geben  jene  Autoren  auch  gerne  zu,  dass  birmesisch- 
siamesisches  Blut  beigemischt  sei,  indem  Elemente  vom  Festlande 
Yon  Pegu  seit  jeher  auf  den  Inseln  zu  finden  waren.  At^ltere  Angaben 
lauten,  dass  die  Sprache  der  Nikobaresen  der  von  Pegu  Ahnlich  sein 
solle,  auch  hat  Virchow  Analogien  in  anthropologischer  Hinsicht 
zwischen  den  Eingeborenen  und  gewissen  Hiigelstämmen  am  Festlande 
angegeben. 

In  der  Nikobarensprache  finden  sich  nicht  viel  Anklänge  an  das 
Malayische,  ich  versuchte  bei  sehr  bescheidenen  Kenntnissen  in  dieser 
Sprache  solche  herauszufinden ;  es  ergab  sich,  dass  man  das  Auge 
die  Lampe,  die  Arecapalme  die  Gurke,  den  Melonenbaum  (carica  papaya) 
vielleicht  auch  den  Fisch  und  andere  mehr  in  beiden  Sprachen  mit 
ähnlichen  Namen  bezeichnet;  da  ich  nur  den  Dialect  der  Centralgruppe 
auf  Hauptwörter  stiidirte,  könnten  allerdings  auch  noch  in  den  anderen 
Dialecten,  namentlich  in  dem  von  Kar  Nikobar,  welcher  von  dem 
früher  erwähnten  ganz  verschieden  ist,  einige  malayische  Worte  mehr 
gefunden  werden.  Uebrigens  sollen  viele  Nikobaresen  malayisch  ver- 
stehen, da  dies  die  lingua  franca  ist,  deren  Herrschaft  im  benachbarten 
Atschin  beginnt. 

Malayen  besuchen  seit  urdenklichen  Zeiten  die  Inseln  und 
siedelten  sich  fleissig  an,  weil  man  daselbst  gerne  Fremde  unter  sich 
aufnahm  und  noch  in  der  letzten  Zeit  wurden  ansässige  Malayen  hier 
gesehen;  gar  nicht  zu  sprechen  von  den  Fischern,  welche  die  Zeit 
des  Nordostmonsuns  über  beschäftigt  sind,  die  Seegurken  oder  Holo- 
thurien  hier  zu  fangen  und  die  Ausbeute,  Trepang  genannt  für  den 
Transport  am  Lande  herzurichten.  Dieselben  sind  als  temporäre  An- 
siedler zu  betrachten,  welche  vielleicht  alljflhrlich  wiederkommen.  Sie 
benützen  den  Nordostmonsun,  um  von  Osten  zu  kommen  und  kehren 
mit  dem  Südwestmonsun  wie^der  heim.  Dieses  regelmässige  Kommen 
und  Gehen  mit  den  herrschenden  Hauptluftströmungen  macht  den 
ganzen  Verkehr  mit  Segelschiffen  im  indischen  Meere,  im  malayischen 
Archipel  und  in  der  Chinasee  aus;  so  werden  wir  beispielsweise  in 
Singapore  einen  grossen  Theil  des  Hafens  zur  Zeit  des  Sfidwest- 
monsuns  leer  finden,  wogegen  er  in  der  spätem  Zeit  des  Nordost- 
monsuns  mit  Junken  und  Frauen  ziemlich  überfüllt  ist. 

Nicht  ganz  ohne  Einfluss  auf  die  Bewohner  des  Nikobaren- 
archipels  sind  die  Besuche  der  Stamm j?äste,  welche  einzelne  Punkte 
alljährlich  regelmässig  anlaufen,  um  Cocosnüsse  zu  holen.  Sowohl 
Nangeauri  als  Kar  Nikobar  haben  seit  längerer  Zeit  ihre  Besucher 
aus  Ceylon,  Indien.    Birma,  wobei  zu  erwähnen  ist,  dass  durch  Jahre 


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lang  keinerlei  Zu-  oder  Abgang  l»ei  den  Schiffen  stattfindet,  also 
selten  ein  neuer  Name  auftaucht. 

Die  Eingeborenen,  welche  zu  Zeiten  Fontana's  (1778)  und  noch 
im  Anfange  dieses  Jahrhunderts  sich  noch  mit  Bast,  geklopfter  Baura- 
i-inde,  Gocosblättern  und  Cocosfasern  bekleideten,  keine  Baumwoll- 
stoffe, kaum  das  Eisen  kannten,  erhielten  durch  die  fremden  Schilfe 
für  die  Cocosnüsse,  welclie  sie  in  grossen  Mengen  hergaben,  Stoffe, 
Waffen,  Werkzeuge,  alte  Kleider,  Medicamente.  Ihre  Sucht,  solche 
bisher  unbekannte  und  neue  Gegenstände  zu  besitzen,  fiel  allen 
europäischen  Reisenden  dieses  Jahrhundertes  auf;  ich  glaube,  sie 
führte  in  vielen  constatirten  und  andern  nicht  bekannt  gewordenen 
Fällen  zum  Seeraube,  zu  hinterlistigen  üebei fallen  fremder  Schiffe. 
Hier  schreitet  auch  die  Habsucht  der  Civilisation  voraus  und  nachdem 
grosse  Mengen  Baumwollstoffe  für  Kleidung  und  andere  Zwecke,  Eisen 
für  Werkzeuge,  Waffen  und  eine  Anzahl  anderer  Gegenstände  fast 
über  den  ganzen  Archipel  verbreitet  sind,  beruhigten  sich  die  Ge- 
müfher:  allerdings  hat  die  Gründung  der  indischen  Strafcolonie  mit 
einem  Schlage  den  Seeraub  aufhören  gemacht.  Dies  war  nuch  ihr 
Zweck  und  Mr.  Man  hat  mir  brieflich  miigetheilt,  dass  die  Auflassung 
der  Colonie  nun  erfolgte,  nachdem  man  sicher  sein  kann,  dass  die 
Piraterie  ffir  immer  behoben  ist. 

Die  Nikobaresen.  welche  der  dänische  Admiral  Steen  Bille  und 
unser  Ethnograph  Carl  v.  Scherzer  beschrieben,  waren  theilweise  schon 
andere  Leute,  als  die  Eingeborenen  zu  Zeiten  Fontana's  und  Hamilton's. 
In  jetziger  Zeit  besitzt  die  Mehrzahl  von  ihnen  europäische  Kleider, 
allerdings  nicht  um  sie  immer,  während  der  Arbeit  zu  tragen  und 
Cravatten  nebst  Dreispilzen  kann  man  noch  immer  bei  ihnen  erblicken. 

Sie  sind  kein  edles  Volk,  welches  einer  höheren  Bildung  zuge- 
führt werden  könnte ;  die  Ansicht  über  ihre  Bildungsfahigkeit  ist 
besser  geworden,  man  hat  Sprachtalente  bei  ihnen  entdeckt;  auch 
lernte  im  Beginn  der  80  er  Jahre  .die  Nikobarische  Jugend  in  der 
Colonie  Oanlähe  bei  Madame  de  Roepstorff  erträglich  zu  singen. 

Die  Nähe  dieser  Colonie  hatte  einen  veredelnden  Einfluss  auf 
alle  Nikobaresen  und  gebührt  solches  Verdienst  dem  frühern  Chef 
derselben  Heim  v.  Roepstorff,  namentlich  aber  dem  langjährigen  Vor- 
stande Mr.  Edwaid  Horace  Man,  dessen  Bekanntschaft  wir  1886  im 
Nangcaurihafen  machten.  Da  dieser  nach  6".^  jährigem  Aufenthalte 
sämmtliche  Dialecte  des  Archipels  beherrscht,  ein  ausgezeichneter 
Kenner  der  Eingeborenen  ist,  gelang  es  ihm  dnrch  seine  Autorität, 
alle  Eingeborenen  gefällig  und  zuvorkommend  zu  machen,  was  ihm 
bei  seinen  Forschungen  auf  Gross-Nikobar,  bei  den  Studien  in  ethno- 
graphischer, sowie  sprachlicher  Hinsicht  ansserordentlich  zn  Statten 
kam.  Die  Vermessungscoinmission  *)  der  indischen  Regierung,  welche 
in  den  Jahren  1886  und  1887  die  Inseln  vermass  und  in  der  Karte 
die  Inselcontonren  berichtigte,  verdankt  seinen  Eigenschaften  -und 
Kenntnissen  einen  grossen  Theil    ihres  Gelingens.     Auch  ich  bin  ihm 


')  Survey  of  India.  great  trigonometrical  branch. 

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vielfach  zu  Danke  verpflichtet,  denn  er  unterstützt  meine  Studien  durch 
mir  gesendete  Aufklärungen  und  ich  erlaubte  mir  hier  einige  seiner 
Photographien  in  grossem  Formate  copü*t  zu  deiuonstriren. 

Uevor  ich  zur  Geographie  der  Inseln  schreite,  wäre  anzuführen, 
dass  bisher  deren  geographische  Länge  nicht  richtig  gestellt  war,  die- 
selbe erst  durch  einige  sich  gegenseitig  ergänzende  Methoden  während 
der  Arbeiten  der  Survey  of  India  bestimmt  wurde.  Auch  hatten  sich 
nach  der  Reise  der  »Galatiiea«  falsche  Contouren  einzelner  Inseln  in 
der  Karte  eingebürgert;  dies  gilt  namentlich  von  den  Inseln  Katchdll 
und  Gross-Nikobar,  deren  ümri>se  richtig  gezeichnet,  ich  hier  auf  der 
vorliegenden  Karte  zu  demonstriren,  die  Ehre  habe.  Die  Arbeiten  der 
>Xovara«  haben  sich,  soweit  sie  Originalität  beanspruchen,  als  correct 
herausorestellt ;  die  Contouren  der  Insil  Tillangchong  stammen  aus 
jener  Zeit,  ebenso  die  Karte  der  Insel  Condiil.  der  Sanibucht  auf 
Kar  Nikobar;  ihre  Lothungen  hat  die  Survey  of  India  durchwegs 
anerkannt  und  in  ihrer  Karte,  welche  im  November  1887  erschien, 
mit  Angabe  der  Quelle  eingetragen. 

Geographischer  Theil. 

Nachdem  ich  im  Allgemeinen  von  den  Inseln  und  ihren  Be- 
wohnern gesprochen  habe,  soll  im  Folgenden  den  ersteren  ein  genaueres 
Augenmerk  zugewendet  werden. 

Es  hiess,  dass  durch  die  aufbauende  Thätigkeit  der  Korallen- 
thierchen  das  jüngste  Alluvium,  ein  Sandgürtel  an  den  Peripherien 
der  Inseln  geschaffen  ist,  welcher  als  Cocosland  par  excellence  die 
erste  unerlfissliche  Bedingung  zu  Niederlassungen  geworden  ist,  nach- 
dem die  Inseln  früher  unbewohnbar  waren. 

Dieser  bewohi.bare  Theil,  welcher  stetig  sich  ausbreitet,  soll 
ungefähr  5*^  „  von  der  Gesammtarea  der  Eilande  betragen;  er  steht 
im  Gegensatze  zur  übrigen  Bodengestaltung  derselben  und  sind  daher 
zwei  Richtungen  der  wirkenden  Naturkräfte  anzunehmen,  welche  sich 
gegenüber  stehen.  Um  nicht  durch  eine  lange  theoretische  Auseinander- 
setzung zu  ermüden,  will  ich  sofort  die  beiden  Hauptrepräsentanten 
der  verschiedenartig  schaffenden  Naturthätigkeit  anführen. 

Die  nördlichste  Insel  des  Archipels  Kar  Nikobar  und  die  süd- 
lichste Gross-Nikobar  bieten  solche  Gegensätze  dar,  welche  darin  be- 
stehen, dass  bei  der  ersten  jener  bewohnbare  Kii.-tenstreifen,  das 
erträgliche  Cocosland  die  ganze  Insel  breit  umsäumt  und  die  grösste 
Ausdehnung  erreicht  hat,  wogegen  im  Innern  die  Natur  in  stiefmütter- 
licher Weise  hügeliges  Haideland  und  modrig  sumpfigen  Jungle  erschuf, 
welche  zur  Ansiedlung  ungeeignet  sind. 

Die  zweite  hingegen.  Gross-Nikobar  besitzt  an  ihrer  Peripherie 
nur  an  wenigen  Stellen  spärliches  Cocosland  und  somit  wenige  ganz 
schmale  bewohnbere  Knstenstreifen;  das  Gebirge  im  Innern  ist  braun- 
kohlenführender Sandstein  und  Thonschi<'fer,  welches  auch  Höhen  von 
über  2000  engl.  Fuss  erreicht  —  so  der  Mount  Thuillier  2105  Fuss  - 
es  wird  bewohnt,  denn  an  seinen   Abhängen  wohnt  jener  Volksstamm, 


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über  den  seit  Pastor  Rosen  die  merkwürdigsten,  fabelhaftesten  Berichte 
bekannt  wurden  und  welcher  zur  Zeit  der  Novara-Expedition  nocb  voll- 
kommen unbekannt  war.  Dieser  soll  im  spätt'rn  Verlaufe  meiner  Vor- 
Jesang:  eingehender  besprochen  werden.  Wir  werden  nicht  fehlen,  die 
Inseln  derart  zu  classificiren.  dass  wir  in  geoj^raphischer  Hinsicht 
die  flachen  nördlichen  analog  Kar  Nikobar  entstanden  denken,  die 
gi.'birgigen  südlichen  ihrem  Repräsentanten  Gross-Nikobar  folgen  lassen; 
allerdings  muss  man  kleine  Ausnahmen,  sowie  üebergänge  zugestehen. 

Kar  Nicobar  ist  stets  die  besuchteste  Insel  gewesen,  obwohl  sie 
keinen  Hafen,  sondern  nur  zwei  offene  Rheden,  die  Sauibucht  im 
Norden  und  die  von  Kemios  im  Süden  besitzt,  in  welchen  beiden  die 
fNovara«  geankert  hatte.  Die  hier  vorkommende  starke  Brandung 
gestattet  nur  zu  gewissen  Zeiten  des  Jahres  gefahrlos  zu  landen, 
welcher  Umstand  dem  auch  heute  blühenden  Handel  mit  Cocosnüssen 
sie  herlich  nachtheilig  ist. 

Ihre  Bewohner  sind  die  fortp;eschrittendsten  des  Archipels,  fertige 
urnl  verlässliche  Handelsleute,  welche  geraume  Zeit  lang  das  Hinde- 
glird  zwischen  den  übrigen  Inseln  und  der  Welt  herstellten,  indem 
europäische  Waare  liier  eingetauscht  wurde.  Die  Insel  ist  sehr  stark 
bevölkert,  die  neupsten  Quellen  nennen  uns  35C0  Bewohner,  was  mehr 
als  die  Hä'fte  der  Gesiammtbevölkerung  auf  den  Nikobaren  beträgt. 
Diese  Eingeborenen  sollen  seltener  erkranken,  mehr  lebendige  Kinder 
üufzi«hen  als  andere  Nikobaresen ;  das  Fieber  ist  hier  nicht  so  ge- 
fürchtet wie  auf  den  centralen  Inseln  und  wurde  daher  Kar  Nikobar 
ein^t  als  die  einzige  Insel  betrachtet,  wo  eine  Colonie  Aussichten  auf 
Bestand  und  Gedeihen  erhoffen  Hesse.  Man  kennt  hier  keinerlei 
Industrie  und  ist  deshalb  auf  eine  der  südlicher  gelegenen  Inseln 
angewiesen,  welche  den  Bedarf  deckt.  Die  Kar  Nikobaresen  sind  reich, 
besits'.en  viele  Hausthiere;  ihre  Insel  kann  als  die  reichste,  glücklichste 
bezeichnet  werden. 

Als  die  industriellste  Insel  des  Archipels  führe  ich  nun  Chowra 
an,  welche  nur  an  2  Quadratmeilen  Fläche  und  700  Bewohner  zählt; 
die  Letzteren  können  vom  Erträgnisse  des  Hodens  allein  nicht  ihren 
Lebensunterhalt  finden  und  sind  gezwungen,  denselben  durch  Er- 
2eu^üng  verschiedener  Artikel  zu  verdienen.  Sie  sind  Schmiede, 
Töpfer,  Holzschnitzer,  Korbflechter,  Hootsraacher  und  an  ihren  Arbeiten 
nehmen  die  Weiber  regen  Antheil.  Es  heisst  in  filteren  Quellen,  dass 
die  Kar  Nikobaresen  einst  die  Bewohner  von  Chowra  zu  ihren  aus- 
schlLfsslichen  Unterhändlern  bestellt  hätten,  indem  durch  die  Hände 
der  TiCtzteren  alle  die  Gegenstände  gingen,  welche  für  die  südlichen 
Inseln  bestimmt  waren  und  zwar  erhielten  die  Kar  Nikobaresen  Boote, 
eiserne  Gegenstände,  Kochtöpfe  u.  dgl.;  die  von  Chowra  nahmen  Baum- 
wolbtoffe,  Zinnlöffel,  Schweine,  Hühner,  Cocosnüsse ;  behielten  die  zum 
Leben  nöthigen  Artikel  und  gaben  den  Ueberschu^s  an  fremdländischer 
Waare  weiter,  wofür  sie  ebenfalls  Lebensmittel  eintauschten. 

üeber  die  auf  Chowra  erzeugten  unglasirten  Thontöpfe,  welche 
in  6  Grössen  hergestellt,  für  alle  Nikobaresen  ein  Lebensbedürfnis  ge- 
worden   sind    und  daher    recht    theuer    bezahlt   werden,    ist  es  nicht 


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uninteressant  za  erwähnen,  dass  man  sie  auch  auf  anderen,  ich  glaube 
vielleicht  centralen  Inseln,  wo  das  Meeresalluvium  dasMaterial  dazu  bietet, 
fabriciren  wollte.  Um  nicht  ihre  Hausindustrie  zu  verlieren,  sprengten 
die  Leute  von  Chowra  aus,  dass  solch  ein  Beginnen  dem  Unternehmer 
8ehr  gefährlich  wäre,  auch  das  Leben  kosten  könnte  und  von  solcher 
abergläubischer  Furcht  bewogen,  Hess  man  richtig  den  Töpfern  von 
Chowra  ihr  Monopol,  so  dass  man  heute  über  den  ganzen  Archipel 
nur  Chowratöpfe  ändet.  sogar  die  so  abgeschlossene  Inlandbevölkerung 
von  Gross-Nikobar,  hatte,  sobald  sit^  solche  kennen  gelernt,  Gelüste 
darnach  geäussert,  indem  sie  die  ganze  Schwerfälligkeit  ihrer  eigenen 
hölzernen  Kochapparate  eingesehen  hat  —  Roepstorff  gab  an,  dass  die 
Bewohner  von  Chowra  diesen  eben  genannten  Inlandbewohnern  gleichen 
sollen  und  zählte  beide  zu  der  mongolischen  Rasse.  Mr.  Man  jedoch 
bestreitet  diese  Aehtilichkeit. 

Die  an  Chowra  zunächst  gelegene  Insel  ist  Teressa.  Es  liegt 
die  Deutung  nahe,  dass  ihr  Name  nach  der  Reise  der  österreichischen 
Fregatte  > Josef  und  Theresia*  entstanden  sei,  wogegen  ihr  nikoba- 
rischer  Name  Tehelong  ist.  Nach  anderer  Angabe  Taih-löng.  Es  ist 
dies  eine  reiche,  fruchtbare  und  hübsche  Insel,  welche  sehr  stark 
bevölkert  sein  soll,  aber  ausserordentlich  fieberhaft  ist.  Ihre  Bewohner 
sind  als  wohlhabend  bekannt.  Ich  kann  nicht  näher  darüber  berichten, 
in  wiefern  sich  die  Angabe  Steen  Bille's  bestätigt,  dass  die  Leute 
widerwärtige  Physiognomien  und  heimtückische  Augen  besitzen  sollen. 
Bei  dem  einen  Teressamanne,  welchen  ich  im  Nangcaurihafen  zu  sehen 
bekam,  waren  diese  charakteristischen  Merkmale  allerdings  so  deutlich 
ausgesprochen,  dass  er  mir  in  einer  grössern  Volksmenge  darob  auffiel. 

Gegenüber  Teressa  liegt  Bompoka,  früher  Sombrero  genannt 
und  zwar  wegen  ihrer  Hutform.  Sie  ist  landschaftlich  die  schönste 
Insel  des  Archipels,  sehr  fieberhaft,  spärlich  bewohnt.  Wir  verdanken 
dem  Geologen  Dr.  Rink  eine  sehr  uette  Skizze  derselben. 

Südöstlich  davon  ist  Katehäll  gelegen  einst  von  der  Fregatte 
>Josef  und  Theresia«  für  Oesterreich  auch  in  Besitz  genommen.  Ihre 
jetzige  Contur  zeigt  uns  nun  vier  Buchten,  den  vier  Weltgegenden 
zugekehrt,  wogegen  man  sonst  nur  eine  Ost-  und  eine  Westbucht 
kannte.  Die  Gestalt  der  Insel  ist  gedrungener  geworden,  in  dem  die 
Buchten  nicht  so  tief  einschneiden,  wie  früher  angegeben  war.  Sie 
bildet  den  üebergang  zu  den  südlichen  Inseln  durch  ihre  Berge, 
deren  Hauptstock  nun  als  im  Südosten  liegend  eingezeichnet  ist, 
ferner  auch  in  geologischer  Beziehung  und  selbst  aus  der  Ferne  ge- 
sehen, ähnelt  sie  dieser  wegen  der  bewaldeten  Höhen. 

Im  Centrum  des  Archipels  gelegen,  ist  Nangcauri,  von  den 
Eingeborenen  Lavi  genannt,  wogegen  sie  das  gegenüberliegende 
Kamorta  mit  Nankauri  (früher  Nankaveri)  benennen  —  darum  wichtig, 
dass  hier  vor  hundert  Jahren  die  mährischen  Brüder  unter  den 
grössten  Drangsalen  dem  Missionsberufe  oblagen.  Sie  ist  im  Norden, 
da  wo  reiche  Cocoswaldungen  und  bedeutende  Wälder  stehen,  sehr 
gut  bewohnt;  wir  zählen  da  sieben  Dörfer,  wovon  drei  innerhalb, 
vier  ausserhalb  des  Nangcaurihafens  liegen. 


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Die  andere  Seite  des  Hafens  begrenzt  Kamorta.  Wenn  man 
einen  Vergleich  der  jetzigen  Contouren  mit  den  auf  altern  Karten 
eingezeichneten  Linien  dieser  Insel  zieht,  findet  man,  dass  ihr  unterer 
Theil  zwischen  dem  Nangcaurihafen  und  der  Ulalabucht  (jetzt  expe- 
dition  harbour  genannt)  in  Folge  früherer  genauerer  Vermessungen 
so  ziemlich  richtig  gezeichnet  war.  dagepen  ihr  oberer  Theil  nun  in 
die  Länge  gezogen,  schmäler  erscheint.  Dieser  war  in  alten  Karten 
zu  ausgebreitet,  zu  viel  nach  Ost  und  West  reichend  gezeichnet. 
Karaorta  ist  das  Centrum  des  Archipels,  da  hier  fast  alle  Ansiedlungen 
erfolgten,  und  seit  1861)  bis  188S  die  indische  Strafcolonie  bestand. 
Die  Insel  selbst  ist  grösstentheils  unfruchtbar,  ihre  Ost-  und  Nord- 
küste sind  theilweise  kahl  und  öde,  einen  grossen  Theil  der  Fläche 
nehmen  Grashügel  ein.  Doch  vertheilen  sich  etwa  20  Dörfer  entlang 
ihrer  Peripherie,    davon  nur  ein  einziges  im  Nangcaurihafen  gelegen. 

Durch  den  schmalen  Beresford-Canal  ist  Komarta  von  Trinkat 
getrennt.  Letzteres  ist  eine  kleine  flache  Insel  mit  spärlicher  Be- 
völkerung. Die  Bewoliner  von  Kamorta  und  Nangcauri  besitzen  hier 
Cocospflanzungen  und  pflegen  namentlich  vor  Festen,  wo  ein  grösserer 
Consum  stattfindet,  um  die  Nüsse  zu  kommen. 

Die  gesammte  Bevölkerung  von  Nangcauri,  Kamorta  und  Trinkat 
soll  nicht  viel  über  80<)  Köpfe  betragen. 

Nordöstlich  von  Kamorta  liegt  die  hohe  Felseninsel Tillangchong, 
ganz  unbewohnt  und  ohne- Cocospalmen.  Bis  zur  Novarareise  kannte 
man  selbst  ihre  Abgrenzung  nicht,  damals  wurde  sie  aufgenommen 
und  die  Karte  davon  entworfen.  Aus  dem  Urwalde  erheben  sich  die 
kahlen  Felsen,  wo  die  Salangane  nistet :  ihre  Nester  werden  von  den 
Eingeborenen  der  benachbarten  Inseln  gesammelt. 

Der  Sombrero-Canal  trennt  die  bereits  erwähnten  Inseln  von 
der  Sambelonggruppe  oder  den  südlichen  Inseln. 

Im  Süden  von  Nangcauri  liegen  Miroe,  Trak  und  Treis.   Davon 
ist  erstere  flach  und  bewohnt. 
Es  folgt: 

Klein  Nikobar  mit  hohen  Bergen,  seine  Peripherie  spärlich  be- 
wohnt. Montchall  ist  bewohnt,  dagegen  Cabra  steil  waldig  unbewohnt. 
Kondul :  Hier  fanden  die  Reisenden  der  Novara  drei  Dörfer.  Die 
grösste  und  südlichste  Insel  des  Archipels  Gross  -  Nikobar,  auch 
Sambelonir  genannt  (vielleicht  aus  dem  malayischen  sambilan  =  neun 
entstanden.  Loang  ist  der  nikobarische  Name  der  Insel,  des  Fest- 
landes der  Nikobar esen),  wird  auf  H60  engl.  Quadratmeilen  Fläche 
geschätzt. 

Die  Küstenbevölkerung  ist  spfirlich  und  steht  im  Vergleiche  zu 
den  Hewohnern  der  nördlichen  Inseln  auf  sehr  niedriger  Stufe.  Es 
sind  arme  Fischer;  weder  die  an  Cocospalmen  arme  Küste,  noch  das 
steil  aufsteigende  Hochwaldgebirge  bieten  ihnen  den  genügenden 
Lebensunterhalt.  Sie  erbeuten  Schildkröten ,  Holothurien,  sammeln 
Ambra  und  verhandeln  den  Erlös  an  die  Händler,  welche  hieher  zu 
kommen  pflegen.  Auch  übernehmen  sie  Bambus  und  Rotang  von  der 
Inlandbevölkerung.    Der  Tauschhandel  scheint  für  die  Kaufleute  nicht 


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unergiebig  zu  sein,  denn  diese  hüten  sich  Berichte  darüber  in  die 
Oefifentlichkeit  ^lelangen  zu  lassen. 

Unser  ganz  besonderes  Interesse  beanspracht  die  Inlandbe- 
völkerung.  welche  von  den  Küstenleuten  Shom-pen,  d.  i.  Pen-Volk 
genannt  Wird.  Admiral  Steen  Bille  war  der  Erste,  welcher  1H4G  bei 
einer  Expedition  den  Galatheaflu^s  aufwärts,  eine  ihrer  Niederlas- 
sungen betreten  hatti*.  An  dieser  S>M\e  fand  man  Hütten,  Koch- 
apparate/) Nahrungsmittel,  Holzlanzen/)  Körbchen,  woraus  sich 
schliessen  Hess,  dass  diese  Leuto  ein  menschenwürdiges  Dasein  führen, 
sich  nicht  etwa  von  Schlangen  nähren  müssen  und  auch  nicht  auf 
Bäumen  wohnen  Den  ersten  Mann  dieses  Stammes  bekam  im  Jahre  187G 
Herr  von  Roepstorff  zu  Ge.ncht;  nach  seiner  Ansicht  gehörte  solcher 
zur  mongolischer  Race,  welche  Errungenschaft  er  bei  seinen  spätem 
Forschungen  1*^80  und  1^*81  nach  den  verschiedenen  Shobäng-  (so 
nannte  er  sie)  Sitzen  im  Norden  der  Insel  er  vollkommen  zu  bestätigen 
im  Stande  war.  Von  diesem  Momente  an  sind  die  Negritos,  welche 
unbegreiflicher  Weise  noch  immer  in  ethnographischen  Werken  und 
auf  Tafeln  die  Nikobaren  bewohnen  «-ollen,  vom  Schauplatze  ver- 
schwunden. Dafür  ist  aber  eine  Frage  aufgetaucht:  Wie  kommen 
die  Mongolen  in  das  Innere  von  Gross-Nikobar,  wenn  die  Küstenbe- 
völkerung dieser,  wie  aller  andern  Inseln  einer  andern  Race  ange- 
hören soll?  Daran  schliesst  sich  eine  zweite  Frage:  Warum  sind  die 
Shom-pen  in  Gebräuchen  und  Sprache  von  der  Küstenbovölkerung  so 
verschieden  ? 

Bevor  wir  an  die  Beantwortung  solcher  und  vieler  anderer  sich 
ergebenden  Fragen  gehen,  ma^^  der  Standpunkt  festgestellt  werden, 
welchen  die  Wissenschaft  in  Bezug  auf  die  zwei  nebeneinander 
lebenden  Völker  oder  Racen  einnahm.  Dem  zufolge  wären  die  Mon- 
golen unabhängig  von  der  Küstenbevölkeruug.  selbstverständlich  früher 
eingewandert,  letztere  nacligefolgt.  Eine  solche  Zweitheilung  und 
doppelte  Völkerwanderung  scheint  mir  in  Anbetracht  der  geringen 
Flächenausdehnung  der  Inseln  unwahrscheinlich. 

Die  Antwort  auf  obige  und  andere  Fragen  wäre  zusammenge- 
fasst  etwa  folgende:  Zu  derselben  Zeit,  wo  die  Völker  Asiens  ge- 
zwungen waren,  sich  auszubreiten,  eines  auf  das  andere  drückte, 
machte  sich  solcher  Druck  auch  im  heutigen  Birma  fühlbar,  das  ist 
die  Völkerschaften  zogen  südwärts  gegen  die  Küste  zu,  Auswanderer 
dürften  vom  Festlande  herüber  fjekommen  sein  und  breiteten  sich 
über  die  Inseln  aus,    insofern  sie  hier  die  Gestade  gastlich  fanden. 

Zu  jener  Zeit  mag  Gross-Nikobar  noch  keinen  Cocostragenden 
Küstensaura  besessen  haben  und  die  Leute,  welche  vom  Zufalle  hieher 
verschlagen  wurden,  drangen  vermuthlich  entlang  der  Flüsse  in  das 
Innere  der  Insel  ein,  wo  sie  ihren  Lebensunterhalt  fanden  und  durch 
Jahrhunderte  abgeschlossen  blieben. 

Erst  nachdem  die  Küste  von  der  vvohlthätigen  Natur  mit  Cocos- 
palmen  bedacht  W(<rden  war,     erfolgten    daselbst  Niederlassungen  von 

')  Beiderlei  im  vorjährigen  Julihefte  der  Mittheilungen  abgebildet. 

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anikm  Inseln  aus,  deren  Bewohner  früher  mit  der  Inlandbevölkerung 
ideiitis^ch,  nun  schon  durch  Kreuzungen  mit  Malayen,  Indern,  Negern 
unäbnlich  geworden  waren. 

In  seiner  Sonderstellung  blieb  der  Shom  pen  reiner  als  Mongole 
bewahrt,  wogegen  die  Küstenbevölkerung  jetziger  Zeit  eine*  undefinir- 
bare  räthselhaft^  Race  repräsentirt.  Wir  sahen  bei  jungen  Leuten  auf 
Nangcauri,  deren  Gebiss  noch  nicht  durch  den  Betel  gelitten  hatte, 
recht  hübsche  mongolische  Physiognomien,  andere  erinnerten  mich 
beim  ersten  flüchtigen  Ansehen  an  Kalmücken 

Mr.  Man  erklärt  sich  mit  der  Verwandtschaft  zwischen  Chowra- 
be wohnern  (Shom  tatat)  und  den  Shompen  nicht  einverstanden;  dies 
ändert  nichts  an  meiner  Ansicht,  alle  Nikobaresen  für  Mongolen  zu 
halten,  deren  Vorfahren  vielleicht  den  Irawadi  herab  zur  Küste  ge- 
langt*»n  und  später  auch  den  Weg  nach  den  Inseln  einschlugen. 

Die  Anzahl  der  Shompen-Ansiedlungen,  welche  bis  zum  April 
18K7  bekannt  geworden  sind,  erreicht  nun  schon  ein  Dutzend.  Es 
sollen  im  Folgenden  mit  Uebergehung  der  Forsehungsberichte  und 
dpif^ti  Details  nur  einzelne  merkwürdige  Thatsachen  angeführt  werden, 
welche  ich  sowohl  den  Publicationen  Mr.  Man's,  als  auch  den  Admini- 
fltrations-Rapporten  der  Andamanen-  und  Nikobnreninseln  an  die 
indische  Regierung  vom  1.  April   1885  bis  81.  März   1887  entnehme. 

Die  Küstenbevölkerung  hasst  und  verabscheut  die  Shompen, 
welche  sie  von  Zeit  zu  Zeit  in  räuberischer  Absicht  überfielen,  ihnen 
Schweine  raubten  und  es  sollen  in  solchen  Fällen  auch  Menschenleben 
zum  Opfer  gefallen  sein.  Namentlich  berüchtigt  und  gefürchtet  ist  der 
Volk&stamm  im  Süden  am  Galatheaflusse,  dessen  Wohnsitz  Steen  Bille 
im  Jahre  184H  entdeckte.  Dieselben  Leute  befanden  sich  im  Jahre  1885 
an  iler  Ostseite  der  Galatheabay,  beraubten  und  verbrannten  eine 
*iini-:aine  Hütte  an  der  Küste  und  sollen  sich  nach  18S6  nach  Norden 
an   die  Quelle  genannten  Flusses  gezogen  haben. 

An  anderen  Stellen  ist  der  Einfluss  der  Küstenbevölkerung  auf 
die  culturelle  Entwicklung  der  Shompen  unverkennbar.  Dies  ist  auf 
der  Westseite  der  Insel  der  Fall ;  am  Däkanaing  oder  Alexandraflusse 
be.=^teht  seit  längerer  Zeit  ein  reger  Tausch  verkehr  zwischen  den 
beiden  Nachbarn.  Die  Shompen  bringen  Honig.  Bambus,  Rotang  herab, 
bauen  selbst  Roote  für  die  Küstenbevölkerung,  dagegen  erhalten  sie 
Messer,  Aexte,  Baumwollstoffe  u.  a.  m.  Ihre  Hütten  sind  vortheilhafter 
gebsuit,  als  bei  den  andern  Shompen-Stämmen. 

Zuletzt  —  im  Beginne  1887  —  entdeckte  man  drei  Gemeinden 
in  der  Mitte  der  Ostküste.  Diese  Leute,  weil  sie  keine  Gelegenheit 
haben,  an  der  so  spärlich  bewohnten  Küste  mit  höher  civilisirten 
Nachbarn  zu  verkehren,  stehen  auf  der  tiefsten  Stufe  und  bieten  einen 
l*»bhitften  Gegensatz  zu  den  früher  erwähnten  Shompen  am  Däkanaing- 
Fluj^se.  Ueb;u'  die  Lebensweise  der  Inlandbevölkerung  ist  Folgendes 
bftkütint :  Sie  legen  an  den  Abhängen  Lichtungen  an,  vorzugsweise 
in  der  Nahe  der  Flüsse  und  bebauen  den  so  frei  gelegten  Grund  mit 
AruTi],   Yams,  Pandang  und   Brotfrucht.     Die  Niederungen  und  Thäler 


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selbst  sind  bei  den  unermesslichen  Regengössen,  die  hier  herrschen, 
ungemein  sampfig,  ungesand  und  werden  von  ihnen  vermieden. 

Der  sonst  so  fruchtbare  Humus  der  Lichtungen  trägt  nicht  lange 
Früchte,  wenn  er  der  Sonnengluth  ausgesetzt  vollends  ausgetrocknet 
wird.  Der  Shompen  ist  daher  gezwungen,  weiter  zu  ziehen,  um  neue» 
Terrain  anzubauen  und  er  kehrt  nur  zu  den  alten  Pflanzungen  zurück, 
um  die  reifen  Baumfrüchte  zu  holen.  Er  besitzt  keine  Cocospalmen; 
nur  wo  er  unweit  der  Knste  lebt,  um  temporär  auch  an  derselben 
zu  verweilen,  hat  er  spärliche  Palmen,  welche  er  sehr  hoch  schätzt. 
So  ist  es  im  üangeshafen  an  der  Nordküste  der  Fall,  woselbst  die 
Cocospalmen  mit  Dornen  umgeben  werden,  um  sie  gegen  Beraubung 
durch  Menschen  und  Thiere  zu  schützen. 

Die  Shompen  sind  kleinerer  Natur  als  die  Küstenleute,  welche 
man  im  Allgemeinen  für  gross  bezeichnen  kann,  kräftiger  Muskulatur 
und  von  derben  Knochen  Ihre  Hautfarbe  lichter  als  die  der  Andern, 
dürfte  ein  helles  Gelbbraun  ausmachen. 

Beide  Geschlechter  tragen  ihr  langes  dichtes  und  schwarzes 
Haar,  wie  es  gewachsen,  herab  wallend  und  ungekämmt. 

Ihre  Ohren  sind  wie  bei  den  Küsten-Nikobaresen  durchbohrt  und 
mit  durchgesteckten  Bambusröllchen  verziert,  doch  sind  mitunter  die 
Ohrläppchen  lang  gezogen,  wenn  auch  nicht  in  dem  Masse,  wie  bei 
den  Dayaks  auf  Boineo. 

Die  Augen  sind  schief  gestellt,  die  Nase  ist  sehr  platt  und  breit ; 
doch  ist  die  Physiognomie  der  Shompen  angenehmer,  weil  bei  ihnen 
nicht  die  widerwärtigen  Deformationen  des  Gebisses  vorkommen,  wie 
bei  den  Küstenleuten,  obschon  sie  auch  breite  wulstige  Lippen  und 
einen  grossen  Mund  besitzen. 

üeber  ihre  Sitten  und  Gebräuche  ist  noch  nicht  viel  bekannt; 
der  Gebrauch,  den  neugeborenen  Kindern  allmählich  das  Hinterhaupt 
mit  manuellem  Drucke  abzuflachen,  wie  er  bei  den  Küstenleuten  ver- 
breitet ist,  kommt  bei  ihnen  nicht  vor.  Ob  sie  wie  diese  in  so  hohem 
Grade  dem  Geisterglauben  ergeben  sind,  ist  noch  nicht  sichergestellt; 
sie  haben  ihre  Beschwörer  und  eigen thümlichen  Gebräuche  mit  den 
Todten.  Dieselben  werden  nämlich  in  sitzender  Stellung  mit  zusammen- 
gebundenen Gliedern  begraben :  dann  verlässt  man  die  Hütte  und 
Gegend,  wohin  man  nur  zurückkehrt,  um  die  Früchte  zu  sammeln. 
Dies  mag  nach  ihrem  Glauben  den  Todten  oder  dessen  Geist  ver- 
hindern, dass  er  das  Grab  verlasse  und  ihnen  folge. 

Ein  bemerkenswerther  Zug  bei  den  Shompen  *  ist  die  grosse 
Anhänglichkeit  an  den  heimischen  Boden.  Mr.  Man  war  es  gelungen, 
zwei  Shompenjünglinge  aus  dem  Norden  Gross -Nikobars  zu  bewegen, 
ihn  auf  der  Rückfahrt  nach  der  Colonie  auf  Kamorta  zu  begleiten 
und  zwar  wollte  er  auf  solche  Weise  ihren  Stamm  gewinnen,  ver- 
trauensvoller machen,  dabei  seine  begonnenen  Studien  des  Shompen - 
dialectes  erfolgreich  fortsetzen. 

In  kürzester  Zeit  sollten  die  jungen  Leute  reich  beschenkt, 
wieder  von  ihm  selbst  nach  ihrer  Heimat  zurückgebracht  werden. 


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Doch  waren  sie  noch  gar  nicht  lange  in  der  Colonie  Canlähe, 
als  sie  verschwanden ;  den  Weg  welchen  sie  in  den  Jungle  genommen, 
liatten  sie  auf  schlaue  Weise  unkenntlich  .gemacht.  Das  Heimweh 
trieb  sie,  ein  Canoe  zu  besteigen,  mit  dem  sie,  obzwar  des  Weges 
und  der  Schiffahrt  unkundig,  sich  hinauswagten  und  verunglückten; 
denn  Mr.  Man  suchte  vergeblich  mit  dem  Stationsdampfer  nach  ihnen. 

Auch  die  Shompen  der  Westküste  waren  nicht  zu  bewegen,  ihn 
Dach  der  Colonie  zu  begleiten. 

Im  vorjährigen  Julihefte  der  Mittheilungen  wurde  bereits  über 
Kleidung,  Geräthe  und  Waffen  der  Shompen  gesprochen,  weshalb  ich 
darauf  zu  verweisen  glaube. 

Ethnographischer  Theil. 

Um  den  geehrten  Lesern  die  Vorstellung  von  den  seilsamen 
ftebräuchen  und  Anschauungen  der  Nikobaresen  zu  erleichtern,  wählte 
ich  zwei  der  interessantesten  Capitel  aus  der  Ethnographie  dieses 
Volkes,  welche  uns  Manches  erklären  werden,  was  in  dem  früher 
üesagten  nur  angedeutet  worden  war.  Da  sie  aber  auch  die  umfas- 
sendsten sind,  muss  ich  mich  darauf  beschränken,  nur  kurzgedrängte 
skizzenhafte  Bilder  zu  entwerfen. 

Der  Geister-  und   .Aberglauben  der  Nikobaresen. 

Es  war  schon  früher  erwähnt  worden,  dass  sich  diese  Einge- 
borenen gegen  die  bösen  Geister  oder  das  Fieber  als  von  ihnen  her- 
führend, durch  einen  sehr  schwerfälligen,  schwer  verständlichen 
Apparat  von  abergläubischen  Vorkehrungen  zu  schützen  trachten. 
Diese  Geisterfurcht  wurzelt  tief  in  ihnen,  beeinflusst  ihr  ganzes  Leben, 
l:Lhmt  ihre  Lebenslust  und  beraubt  sie  jeglichen  Selbstvertrauens.  Die 
bösen  Geister,  Iwi  genannt,  sind  die  Seelen  der  Verstorbenen,  welche 
herumirrend  sich  darnach  sehnen,  wieder  ein  Heim  zu  besitzen  und 
einen  Körper  zu  bewohnen.  Wenn  Jemand  gestorben  ist,  bleibt  sein 
Seelengeist,  bis  dahin  Iwi  hoihe  benannt,  ohne  Heimat.  Eigenthum 
und  Freuden.  Aus  Sehnsucht  darnach,  strebt  er  sich  vom  Leichnam 
hiszumachen  und  um  die  Freuden  dieser  Erde  zu  gemessen,  in 
Jemanden  einzukehren.  Auf  diese  Weise  erklärt  sich  der  Gebrauch 
iler  Eingeborenen  Alles,  was  der  Verstorbene  besass,  ihm  mit  zum 
Grabe  zu  geben,  um  den  Iwi  dort  zu  erhalten.  Doch  sie  wissen  wohl, 
dass  dies  ein  vergebliches  Bemühen  ist  und  wenn  sie  auch  freiwillig 
auf  Genüsse  und  Vergnügungen  für  Jahre  lang  Verzicht  leisten,  um 
den  Iwi  zu  versöhnen,  kennen  sie  dabei  das  Nutzlose  ihrer  Enthalt- 
samkeit. Die  Geister  lauern  im  Jungle,  unter  grünem  Laube  versteckt, 
auf  Vorübergehende,  gelangen  in  die  Hütten  und  so  glaubt  sich  der 
Nikobarese  überall  von  den  Geistern  verfolgt.  Sein  ganzes  Denken 
und  Trachten  geht  also  dahin,  dem  Iwi  mächtige  Zauber  entgegen- 
^iastelleu,  ihn  durch  Votivgaben  zu  fesseln  und  zu  besänftigen,  denn 
iWe  Iwi's  veranlassen  alle  Krankheiten,  alles  Unglück  und  Missgeschick, 
üben  überall  ihren  unheilvollen  Einfluss  aus.  Unter  den  vielen  Gegen- 


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ständen,  welche  mit  dem  Geisterglauben  in  unmittelbaren  Zusammen- 
hange stehen,  interessiren  uns  insbesondere  die  Kareau-Holzfiguren, 
welche  die  Geister  schrecken  sollen  und  die  hant4  köi,  Votivgaben, 
wodurch  beabsichtigt  wird,  die  Aufmerksamkeit  derselben  zu  erwecken. 

Was  die  Kar6au  anbelangt,  verweise  ich  auf  die  Abbildung  des 
Iwi-Scheuchers  im  vorjährigen  Julihefte  der  Mittheilungen. 

Es  sind  das  Schnitzwerke,  welche  zumeist  menschliche,  seltener 
thierische  Gestalt  haben,  in  drohender  Haltung  ausgeführt,  bewehrt 
mit  Waffen  (im  ersten  Falle)  oder  auch  mit  Schweinshauern  Wenn 
ihnen  das  Drohende  abgeht,  mag  in  ihrem  stieren  grellen  Blicke  die 
wirksame  Kraft  liegen,  die  dem  Iwi  imponiren  soll.  Sie  werden  in  den 
verschiedensten  Grössen  mannigfaltig  ausgeführt  und  mit  vielfachem 
Schmucke  versehen.  Ein  jeder  Erwachsene  hat  einen  solchen  Schutz- 
patron, der  ihn  gegen  das  Fieber  beschützen  soll,  und  welcher  nach 
dem  Tode  des  Besitzers  überflüssig  geworden,  zerbrochen  und  weg- 
geworfen wird. 

Die  Votivgaben,  deren  Sinn  zu  ergründen,  erst  der  Neuzeit 
gelungen  ist,  von  denen  es  oine  unübersehbare  Reihe  gibt,  fesseln 
desto  mehr  unsere  Aufmerksamkeit, 

Es  sind  das  Darsstellungen  von  Menschen,  Thieren.  Gegenständen 
der  ganzen  sichtbaren,  den  Nikobaresen  bekannten  Welt,  einzeln  oder 
auch  in  bunter  Folge  verschieden  gruppirt.  Bilder  oder  Figuren  auf 
Grund  eines  Gelübdes  verfertigt,  die  bestimmt  sind  den  Blitk  des 
bösen  Geistes  auf  sich  zu  lenken. 

Früchte,  hlumenbüschel,  Speisen,  hergerichtete  Betelbissen  können 
ihm  ebenfalls  votirt  werden,  um  ihn  zu  besänftigen. 

Wenn  ein  Nikobarese  erkrankt,  gelobt  er.  um  den  Iwi  günstig 
zu  stimmen,  ein  hanta  köi,  eine  Votivgabe,  welciie  unter  gewissen 
Ceremonien  in  der  Hütte  angebracht  wird;  dies  könnte  beispielsweise 
sein:  das  geschnitzte  Bild  eines  Thieres,  als  Adlers,  Fisches  oder 
Schildkröte;  ferner  eine  bemalte  Scheibe  (eine  solche  ist  abgebildet 
im  genannten  Hefte  der  Mittheilungen),  ein  Schnitzwerk,  auch  mehrere 
bemalte  Tafeln  zu  einem  zusammenhängenden  Bilde  vereinigt.  Solche 
bildhche  Darstellungen,  Votivbilder  oder  -tafeln  genannt,  von  denen 
erst  nach  dem  Jahre  1882  einige  Exemplare  nach  Europa  gekommen 
sind,  erregten  bei  ihrem  Bekanntwerden  das  höchste  Interesse  der 
Ethnographen,  weshalb  ich  mich  länger  mit  ihnen  zu  beschäftigen 
glaube. 

Ich  will  Ihnen  die  Copie  der  als  schönsten  bekannten  Votivtafel 
aus  dem  königl  Museum  filr  Völkerkunde  in  Berlin  demonstriren, 
indem  ich  dafür  halte,  dass  hiemit  die  Erklärung  der  Bedeutung  eines 
solchen  Gegenstandes  am  schnellsten  gegeben  ist. 

Sie  wurde  von  Herrn  v.  RoepstorflP  im  Jahre  1882  an  die 
anthropologische  Gesellschaft  in  Berlin  gesendet  und  stammt  auch  die 
Erklärung  der  darauf  dargestellten  Gegenstände  von  ihm. 

Als  solche  Producte  nikobarischer  Kunstfertigkeit  in  der  gelehrten 
Welt  bekannt  vmrden,  sprach  man  die  Ansicht  aus,  es  wären  Ideo- 
graphen  oder  Bilderschrift. 


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Dagegen  wurde  von  sehr  competenter  Seite  erklärt:  »Erst  wenn 
es  sich  herausstellen  sollte,  dass  auch  die  einzelnen  Theile  des  Bildes, 
jedes  für  sich  einen  bestimmten  Sinn  haben,  welcher  für  den  Einge- 
weihten lesbar  ist,  wird  der  Name  einer  Schrift  berechtigt.« 

Wohl  haben  die  Nikobaresen  nicht  das  Bedürfnis,  sich  durch 
Schriftzeichen  auszudrucken,  noch  Begebenheiten  durch  bildliche  Dar- 
stellungen, durch  Hieroglyphen  niederzuschreiben,  um  der  Nachwelt 
etwa  eine  Erinnerung  daran  zu  hinterlassen.  Doch  haben  sie  das 
Bestreben,  die  Aufmerksamkeit  der  bösen  Geister  von  sich  abzulenken. 
Dies  wollen  sie  durch  eine  stereotype  Wiedergabe  von  Bildern  der 
ihnen  geläufigen  sichtbaren  Welt  in  gefälliger  Form  erreichen. 

Genanntes  Votivbild  (seine  Abbildung  findet  sich  in  der  Berliner 
Zeitschrift  für  Ethnologie  Jahrgang  1882)  ist  ausserordentlich  lehr- 
reich, weil  es  uns  einige  Abschnitte  aus  dem  Thun  und  Treiben  der 
Eingeborenen  vorführt  und  sich  durch  reichhaltigen  Inhalt  auszeichnet, 
üeber  zwei  senkrechte  Längsleisten  liegen  fünf  Tafeln  quer  befestigt 
und  zwar  die  oberste  dachgiebelartig  mit  zwei  seitlichen  schnörkel- 
artigen Verzierungen  versehen,  wogegen  die  andern  vier  rechteckig 
sind.  Am  höchsten  Punkte  ist  ein  scheibenförmiges  Bild  der  Sonne 
angebracht,  wie  es  in  grösserer  Ausführung  auch  für  sich  allein  als 
Votivplatte  vorkömmt. 

Auf  dem  Giebelfelde  befinden  sich  folgende  Figuren  von  links 
nach  rechts :  eine  rothe  Figur,  ein  schwarzer  Arm,  ein  Krokodil,  ein 
Hahn,  zwei  Personen,  zwei  Leitern,  Cocosschalen,  eine  Armbrust, 
GefÄsse,  der  gute  Geist  im  Monde,  eine  Schlafmatte,  ein  Ceremonien- 
speer,  eine  Speerspitze,  eine  Säbelklinge,  endlich  eine  Axt. 

Auf  dem  zweiten  Felde  sind  dargestellt ;  Cocospalmen,  Cycas- 
Sagopalme,  unten  Sumpfvögel,  oben  ein  Eisvogel :  Männer  mit  Flaggen, 
Hütten,  ein  schwarzer  Eulabes,  ein  Papagei,  Palmen,  ein  Pandang- 
baum  mit  Früchten,  ein  Grossfusshuhn. 

Auf  dem  dritten  Felde  sind  zu  oberst  zwei  Personen  inmitten 
der  Hausthiere  als  Schweine,  Hunde  und  Hühner. 

Darunter  ist  ein  Tanz  dargestellt,  wobei  links  die  W^eiber  mit 
blauen  Lendentüchern ,  rechts  die  Männer  mit  den  Lendenbinden 
gruppirt  sind.  Die  seltsame  schlafmützenartige  Kopfbedeckung,  Kerer 
busse  geheissen,  dürfte  einmal  ein  speculativer  Kopf  importirt  halben, 
sie  steht  schon  nicht  mehr  im  Gebrauche.  ., 

Die  vierte  Platte  zeigt  links  ein  Schiff  aus  Madras,  in  der  Mitte 
ein  Canoe  mit  zwei  Segeln,  Flaggen  und  Bugornament, ,  rechts  eine 
Praue  aus  Pegu.     Darüber  fliegen  drei  Adler.  , 

Die  unterste  Platte  soll  den  Reigen  der  Seethiere  vorstellen. 
Darunter  sind  nennenswerth.  von  links  an  gezählt: 

1.  eine  Riesenmuschel,  2.  ein  Rochen,  3.  ein  Hai,  4. — 6.  ver- 
schiedene andere  Fische,  7.  eine  Garnele,  8.  ein  Krokodil,  10.  ein 
Pottwal,  U.  ein  Polyp,  12.  ein  Meermann,  halb  Fisch  halb  Mensch, 
eine  mythische  Person.  Soweit  bis  auf  einige  Zusätze  die  Erklärung 
Roepstoi-ffs.  Ich  versuchte  es  den  Sinn  der  Tafel  zu  deuten  und 
glaube  mich  darüber  in  folgender  Weise  auszusprechen. 


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Dem  Iwi,  dem  herum  irrenden  Seelengeiste  vermuthlich  eines  wohl- 
habenden Mannes  soll  eine  Erinnerung  an  sein  Erdendasein  geboten 
werden  und  sind  darum  nicht  Gegenstände  oder  Thiere  überhaupt 
dargestellt,  sondern  specielle  Gegenstände.  Thiere»  Begriffe  aus  dem 
Leben,  aus  der  Vergangenheit  des  Verstorbenen. 

Am  Giebelfelde :  die  rothe  Figur  stellt  das  Feuer,  den  Blitz  vor, 
der  schwarze  Arm  ist  der  Wind,  welcher  Wolken  und  Regen  bringt 
QQd  das  Krokodil  ist  der  Donner,  welcher  entsteht,  wenn  es  über 
die  See  läuft.  Daneben  sind  zwei  Mäner.  welche  wie  der  Hahn 
den  Anschein  bieten,  über  das  Wütlien  der  Elemente  entsetzt  davon- 
zulaufen. 

Die  Mitte  der  Tafel  nimmt  derdewsche  oal  Kahä,  der  gute  Geist 
im  Monde,  eine  Personification  dieses  Gestirnes,  welches  Einfluss  auf 
Flut  und  Ebbe  hat,  daher  auf  das  Gewerbe  der  Fischer  bezogen,  ein 
beschützendes  Princip  darstellt.  Hier  kann  er  allegorisch  den  Wechsel 
der  Mondphasen,  der  Monate  bedeuten. 

Sein  Röckchen,  willkürlich  gewählt,  i^t  die  früher  auf  den  nörd- 
lichen Inseln  gebräuchliche  Tracht  aus  Cocosblatt  erzeugt.  Um  ihn 
herum  sehen  wir  das  Eigenthum  eines  reichen  Nikobaresen.  Die 
Deutung  des  Giebelfeldes  wäre  ungekünstelt  folgendermassen : 

Die  grossen  Himmelskörper,  die  Naturerscheinungen  bedeuten 
den  Wechsel  der  Monsune,  welcher  von  den  Nikobaresen  festlich 
begangen  wird,  erinnern  an  gute  und  schlechte  Tage,  welche  Letzteie 
der  Verstorbene  in  der  Hütte  verbringen  musste,  deren  Schmuck  die 
zahlreichen  Geräthe  waren,  welche  hier  dargestellt  sind. 

Es  könnte  auch  sein,  dass  durch  die  Votivplatte  ein  besonderes 
Fest  dargestellt  werden  soll,  vielleicht  das  Fest  beim  eintretenden 
Nordost  monsun. 

Auf  der  zweiten  Platte  ist  das  Leben  im  Freien,  in  der  üppigen 
tropi.-chen  Natur  vorgeführt;  bunte  Vögel  beleben  die  Umgebung 
des  Ortes,  dessen  Bewohner  eben  im  Hegriffe  sind,  dasselbe  festlich 
zn  schmücken:  auf  dieser  wie  auf  der  folgenden  Platte  werden  die 
Feste  in  der  Familie  veranschaulicht,  ebenso  die  Genüsse,  welche  von 
der  Natur  selbst  zur  Tafel  beigestellt  werden.  Hier  erblickt  der  Iwi 
seine  eigenen  Hausthiere,  welche  seinen  Stolz  ausmachten,  namentlich 
die  Schweine,  welche  er  so  gross  und  fett  gemästet  hatte,  um  sie 
zu  den  Festen  zu  schlachten. 

Die  vierte  Tafel  zeichnet  sich  durch  eine  gelungene  Ausführung 
ans  und  beweist,  welch*  gutes  Auge  die  Eingebornen  für  Schiffs- 
formen  und  Takelung  besitzen.  Hier  werden  die  fremden  Fahrzeuge 
dargestellt,  welche  Reichthumer  als  Eisen,  Baumwollstoffe,  dann  Tabak 
und  andere  geschätzte  Artikel  bringen,  dafür  Cocosnüsse  laden.  In 
der  Mitte  gewahren  wir  das  festlich  gesclimückte  Boot,  die  Freude 
des  Besitzers,  welches  mit  seinem  Schmucke  alle  anderen  Boote  über- 
traf und  viele  Boots  wetten  gewonnen  hatte.  Die  Seelandschaft  ist 
repräsentirt  durch  die  fliegenden  Seeadler  und  durch  den  Geisterbaum, 
welche  hinter  dem  Canoe  stehend  gedacht  werden  muss  und  eine  Art 
Landmarke  der  nikobari sehen  Küste  darstellt. 

Uittb.  d    k.  k.  Geogr.  Ges.  1889.  2.  n.  8.  B 

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Auf  der  untersten  Tafel  ist  ein  Tanz  der  Seethiere  gezeichnet, 
so  erklärt  es  Roepstorff,  und  diese  Idee  mag  dem  Iwi  gar  nicht  so 
schlecht  gefallen.  Doch  liegt  sie  etwas  ferne  und  fibereinstimmend 
mit  dem  Inhalte  der  andern  Platten,  welche  mir  das  Kommen  des 
Sommers  darzustellen  scheinen,  könnte  ihr  Sinn  ein  anderer  sein. 
Den  Nikobaresen  als  Fischervolke  wird  sicherlich  die  Zeit  bekannt 
sein,  wenn  bei  heiterem  Wetter  die  Meeresbewohner  näher  der  Ober- 
fläche kommen,  so  dass  der  Fischfang  erträglicher  wird.  Dem  Seelen- 
geiste mag  hier  eine  Andeutung  an  seine  Thätigkeit  als  Fischer 
gemacht  werden  und  an  die  reiche  Beute  welche  er  mit  Hefriedigung 
nach  Hause  brachte. 

Wenn  der  Sinn  der  Tafel  kurz  zusammengefasst  wird,  finden 
wir  dass  der  Wechsel  der  Zeiten,  das  Kommen  der  Feste  mit  den 
damit  verbundenen  Genüssen  und  Vergnügungen,  der  Besitz,  die  Be- 
schäftigung, der  Verkehr  auf  der  See,  das  Thier-  und  Pflanzenreich 
vertreten  sind. 

Aus  eben  Gesagtem  möge  hervorgehen,  dass  den  Votivbildern 
ein  gewisser  Sinn  zu  Grunde  liege,  doch  lassen  diese  Naturkinder  ihre 
Phantasie  nur  in  engen,  ihnen  bekannten  Grenzen  schweifen. 

Wenn  wir  solche  Votivbilder  untereinander  vergleichen,  ergibt 
sich,  dass  der  Besitz,  die  festlichen  Vergnügungen,  das  häusliche 
Leben,  die  Natur  mit  ihren  Erscheinungen  und  Himmelskörpern,  das 
Thier-  und  Pflanzenreich  mit  mehr  weniger  stereotypen  Figuren  dar- 
gestellt sind.  Die  Personen,  welche  als  Specialkünstler  mit  der  Ver- 
fertigung der  V^otivbilder  vertraut  werden,  ahmen  die  vorhandenen 
Muster  nach,  verändern  höchstens  die  Farben ;  es  liegt  also  im  Ganzen 
nicht  viel   Abwechslung  in  dieser  Bilderschrift  eiufachster  Art. 

Nach  der  Ansicht  der  Nikobaresen  ist  es  eine  Sprache,  welche 
dem  bösen  Geiste  gefallen  soll.  Er  wird  durch  die  geweckten  Erinne- 
rungen für  sein  freudlosc'S  heimatloses  Dasein  entschädigt  und  be- 
sänftigt, damit  er  den  Lebenden  nicht  zu  schaden  trachte. 

Ganz  innig  zusammenhängend  mit  dem  Geisterglauben  ist  die 
Verwendung  der  Beschwörer  oder  Zauberer  —  manlo  ene  oder  man- 
liiena  —  bei  den  Nikobaresen.  Sie  dürften  auf  allen  Inseln  ihr  Unwesen 
treiben.  Es  sind  das  Personen,  welche  nicht  allein  den  Beruf  als 
Aerzte  erfüllen,  sondern  auch  einen  gewissen  leitenden  Einfluss  bei 
den  Festlichkeiten  Todteni^ebräuchen  ausüben,  so  dass  man  sie  auch 
als  Ceremonienmeister— Beschwörer  —  bezeichnen  muss.  Es  ist  das  ein 
Privilegium  gewisser  Familien  Manluenas  zu  liefern  und  wählen  auch 
Weiber  solchen  Beruf.  Als  Aerzte  sind  sie  Masseure,  Bauchredner, 
Escanioteure;  einen  El)erzahn  oder  Topfscherben  aus  einem  Krauken 
hi'rauszuzaubern,  ist  ein  gewöhnliches  Ereignis ;  im  Allgemeinen  sollen 
sie  bei  Krankheiten  durch  Zauberei  den  bösen  Geist  als  Krankheits- 
ursache austreiben. 

Wenn  eine  Hütte  neu  errichtet  ist,  ein  Boot  fertig  gestellt  ist, 
ein  Votivbild  angebracht  wird,  muss  Manluena  auch  erscheinen.  Er 
kömmt  dann  mit  roth  angestrichenem  Gesichte,  mit  wallendem  Haare 
oft  mit  einem  Speere,  um  dv-n  Iwi  zu  durchbohren. 


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10  r 

Sonst  ist  er  im  privaten  Leben  der  Eingeborenen  ohne  Einfluss. 
Um  des  Zauberers  hervorragende  Rolle  zu  kennzeichen,  soll  im  nächst- 
folgenden des  Iwifestes  Erwähnung  geschehen. 

Sobald  die  bösen  Geister  in  die  Hütte  gelangen,  sucht  man  sich 
ihrer  durch  verschiedene  schon  näher  bezeichnete  Vorkehrungen  zu 
erwehren.  Kommen  aber  sehr  viele  Krankheiten  vor.  oder  wenn  der 
Fischfang  unergiebig  ist,  auch  in  anderen  speciellen  Fällen  wird  das 
Iwifest  gefeiert,  wobei  man  sich  seiner  radical  entledigt 

Man  macht  dazu  die  Vorbereitungen  wie  zu  anderen  Festlich- 
keiten, ladet  die  Freunde  ein.  Wnhrend  gegessen,  getrunken  und 
geraucht  wird,  stimmen  die  Weiber  ein  Klagegeheul  an  und  grrathen 
ausser  sich,  denn  sie  opfern  ihre  Gefässe»  Lebensmittel,  indem  sie 
Alles  zerstören  und  vor  die  Hütte  in  das  Flutbereich  werfen.  All- 
mälich  geraten  auch  die  Manluenas  durch  den  reichlich  genossenen 
Palm  wein  in  Aufregung  und  rüsten  sich  zur  Beschwörung. 

Ihr  Gesicht  ist  mit  Schweineblut  angestrichen  und  ihr  Körper 
mit  Oel  eingerieben.  Mit  tiefer  Stimme  heben  sie  ein  Klagelied  an, 
rennen  wild  hin  und  her,  denn  sie  wollen  den  Iwi  fangen,  um  ihn 
fortzuschaffen.  Erst  schmeicheln  sie  ihm.  und  wollen  ihn  erbitten, 
dann  aber  schelten  und  beschimpfen  sie  ihn  und  während  die  Weiber 
immer  stärker  heulen,  entwickelt  sich  ein  fingirter  Kampf  Sie  ringen 
mit  ihm,  bis  sie  ihn  erwischt,  gebändigt  und  gebunden  haben. 

Nur  die  Manluenas  im  Zustande  des  Rausches  können  die  Iwi 
sehen  und  sind  geisterfest. 

Wenn  sie  ihn  haben,  bringen  sie  ihn  in  einen  Korb  und  diesen 
dann  auf  das  G»»ister9chiff.  Einige  junge  Leute  bemannen  ein  Canoe 
nehmen  das  Geisterschiff  in  Schlepp  und  rudern  weit  hinaus  im 
Triumphe ;  wenn  sie  anzunehmen  glauben,  dass  Wind  und  Strömung  es 
nicht  mehr  zuräckbrin>?en  können,  überlassen  sie  es  seinem  Schick- 
sale, auf  dass  der  Iwi  baldigst  umkomme. 

Es  gibt  verschiedene  Arten  von  Geisterschiffen.  Das  in  der 
Neuzeit  gebräuchliche,  welches  Roepstorff  beschreibt,  stellt  ein  etwa 
36  Fuss  langes  FIoss  dar,  worauf  ein  fast  mannshohes  Gerüste  er- 
richtet ist.  Cocosblattwedel  stellen  den  Mast  in  der  Mitte  und  ein 
Bugspriet  vor.  In  mehreren  Körbchen  wird  dem  Iwi  Nahrung  mit- 
gegeben, welche  für  drei  Tage  ausreichen  soll,  später  muss  er  um- 
kommen. 

Auf  Kar  Nikobar,  Nangcauri  und  Pulo  Milu  kommen  die  soge- 
nannten Händsclmop  vor,  das  sind  lange  Bambuse,  welche  scheinbar 
die  seichten  Stellen  des  Gestades  markiren  sollen.  Es  ist  die  P'rage, 
ob  man  solche  mit  dem  Iwiglauben  in  Zusammenhano:  bringen  soll. 
Allerdings  sind  sie  auf  weite  Distanzen  sichtbar  und  können  Land- 
marken vorstellen,  um  den  landenden  Booten  den  Curs  anzugeben. 
Im  Journale  eines  Novarareisenden  lese  ich  darüber,  dass  Letztere 
mitunter  auch  daran  gebunden  werden. 

Es  ist  möglich,  dass  man  sich  die  seichten  Stellen  für  böse 
(ieister  zugänglicher  denkt,  welche  von  der  See  aus,  von  anderen 
Orten  auf  diesem  Wege    in    die  Ortschaft  gelangen  könnten     und    so 

8* 


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mag  sich  allmählich  der  Gedanke  an  die  bösen  Geister  hiemit  ver- 
bunden haben,  so  dass  ans  den  Landmarken  Geisterbäame  entstanden 
BJod,  Nachdem  sie  häufig  mit  bunten  Lappen  verziert  sind,  welche  in 
dt  m  Aberglauben  der  Eingeborenen  eine  so  grosse  Rolle  spielen,  indem 
ihnen  Zauberkraft  beigelegt  wird,  kann  die  geisterscheucliende  Be- 
sümmung  der  händschnop  in  den  meisten  FAllen  anuenommen  werden. 

Die  Tod  t  e  nfestli  chkeit  en    der  Nikobaresen. 

In  der  Beschreibung  der  eigenthöm liehen  Gebräuche  folge  ich 
im  Allgemeinen  einer  sehr  genauen  Bearbeitung  dieses  StofTe?  durch 
Herrn  v.  Roepstoi*fP. 

Nichts  kann  uns  einen  solchen  Einblick  in  das  innere  Leben  der 
Eingeborenen  in  die  Denkweise  derselben  gewähren,  als  die  Schilderung 
dieser  Feste,  wobei  wir  ihre  Hütten  betreten,  vielfach  durch  die  Ort- 
gchaften  geführt  werden. 

Wo  Todtenfeste  gefeiert  werden,  treten  alle  andern  Festlichkeiten 
in  den  Hintergrund;  denn  jene  mit  einem  grossen  Aufwände  und  zur 
Schautragung  allen  Besitzes  zu  begehen,  ist  der  Stolz  der  reichen 
Leute  und  führwahr  es  wird  da  nicht  gespart,  nur  um  das  Ansehen 
der  Familie  zu  erhöhen,  um  lange  von  sich  reden  zu  machen.  Sie 
werden  nicht  aus  Pietät  für  den  Todten,  sondern  nur  um  seinen 
Iwi  zu  besänftigen,  gefeiert. 

Wenn  ein  Nikobarese  gestorben  ist.  darf  sein  Name  nicht  mehr 
genannt  werden,  als  ob  er  nie  bestanden  hätte.  Man  bringt  alles 
Eigenthum  des  Verstorbenen  in  Eile  zusammen  als:  Körbe,  Ruder, 
Cocoswassei  schalen,  Büchsen.  Tröge,  Feclitstecken,  Fechtmützen,  Cere- 
monif'nspeere,  Jagdspeere .  Harpunen,  Thontöpfe,  Lunten .  Gefässe, 
Kessel,  Rindenschachteln,  Feuerhölzer,  Fackeln,  Säbelklingen,  Heile, 
Messer,  Brennholzbündel.  Bootsornamente,  Kisten,  Tuch  u.  a.  m. 
Alles  das  wird  beim  Grabe  angehäuft,  vernichtet,  zerstört,  zerschlagen, 
zerrissen,  verbogen;  denn  nichts,  was  ihm  gehörte,  darf  hier  bleiben, 
jedwede  Erinnerung  an  ihn  jede  Verbindung  hat  mit  dem  Tode  auf- 
gehört 

Da,  wo  tue  Verwandten  begraben  liegen,  wird  ein  Grab  gemacht 
und  ein  langer  Pfahl  eingeschlagen,  um  die  Kopfseite  desselben  anzu- 
s£eig<Mi.  In  der  Hütte  ertönt  lautes  Klagen;  man  wäscht  den  Leichnam 
iünfmal,  legt  ihn  auf  die  Leichenplanke,  umwickelt  ihn  mit  einem 
Stucke  der  holzigen  Blütenscheide  der  wilden  Arecapalme,  darüber 
kommen  dann  verschiedene  Tücher  mit  Rotangstricken  festgebunden. 
Die  äussere  Hülle  bilden  dann  eigene,  kunstfertig  zusammengenähte 
Kleider,  Gaben  der  Freunde,  welche  schliesslich  mit  langen  Lenden- 
binden umwickelt  werden.  Auf  diese  Art  ist  der  Leichnam  mumien- 
artig hergerichtet. 

Seinen  werthvolleren  Besitz  als  Schmuck.  Silbergeld,  Löffel  legte 
lunn  der  Leiche  auf  die  Brust :  denn  was  der  Verstorbene  insbesondere 
liebte,  folgt  ihm  ins  Grab,  um  den  Seelengeist  bevor  er  noch  Iwi 
geworden,  daran  zu  fesseln.  Die  Habsucht  muss  vor  der  Gespenster- 
furcht  zurücktreten.  In  der  Hütte  wird  das  letzte  Mal  für  den  Todten 


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109 

bereitet,  bevor  er  seine  Behausung  verlässt.  Es  werden  aufgetragen: 
Reis  mit  dem  Zubehör  als  Fische,  Cocoskern,  Pandangmus.  Ananas, 
Bananen,  Hühnerfleisch,  dann  Getränke  als  Palm  wein  und  Rum. 
Dem  Todten  wird  ein  Betelbi»sen  angetragen  und  sogar  die  brennende 
Cigarette  in  den  Mund  gesteckt. 

Die  Angehörigen  sitzen  wehklagend  um  die  Leiche  und  lehnen 
zum  Z*^ichen  der  Trauer  mit  ihren  Ellbogen  darauf,  welchen  Gebrauch 
schon  unser  Fontana  erwähnt.  In  seinem  Artikel  ..On  the  Nicobars 
and  the  fruit  of  th«  Melori-  in  den  Asiatic  Researches  vol.  III.  17>52. 
Nun  wird  die .  Leiche  beei  digt ;  man  steckt  kurze  Stöcke  kreuzweise 
über  dieselbe  im  Boden  fest,  damit  sie  den  Lebenden  nicht  mehr 
erscheine  und  dieselben  nicht  über  ihren  Anblick  krank  werden. 

Sodann  wird  mit  kurz  abgeschnittenen  Rudern  das  Grab  zn- 
geschaufelt.  Heimgekehrt,  trauert  die  Verwandtschaft,  und  röhrt  durch 
24  Stunden  weder  Speise  noch  Trank  an  Die  Trauerperiode  beginnt 
indem  ein  grosses  Mahl  bereitet  und  auf  dem  frischen  Grabe  verzehrt 
wird.  In  diesem  Momente  tritt  ein  Jeder  der  Anwesenden,  je  nach 
dem  Grade  der  Verwandtschaft  mit  dem  Verstorbenen,  je  nach  der 
Betrübnis  zum  Grabe  und  thnt  das  Gelöbnis,  dass  er  sich  in  Folge 
von  gewissen  Speisen  enthalten  werde.  Dieses  freiwillige  Verbot  er- 
streckt sich  aber  auch  auf  Getränke,  Tabak,  Betel,  alle  Vergnügungen 
als  Tanzen,  Singen,  auf  Schmuck  und  Schminken.  Man  nnterscheidet 
zweierlei  Grade  der  Trauer  und  zwar: 

X.  Das  leichtere  Trauern  bindet  alle  Verwandte  und  Freunde 
durch  drei  Monate  bis  zum  sogenannten  Fackelfeste.  Dabei  enthält 
man  sich  vom  Gesänge,  Spiel  und  Tanze,  vom  Schmuck  und  issl  im 
Trauerhause  gewisse  Speisen  nicht. 

2.  Das  tiefere  Trauern  der  nächsten  Verwandten  betrifft  und  ent- 
zieht alle  jetzt  genannten  Genüsse,  gewisse  Speisen,  das  Rauchen  und 
Iktelkauen  durch  lange  Zeif  und  wird  immer  von  den  verwittweten 
Gatten  befolgt;  es  endet  erst  mit  dem  grossen  Todtenfeste. 

Die  nächsten  Tage  vergehen,  indem  der  Grundbesitz  des  Ver- 
storbenen, sofern  ein  solcher  vorhanden  ist,  begangen  und  festgestellt 
wird.  Man  opfert  am  Grabe  ein  Huhn  und  eine  Menge  Speisen,  welche 
darauf  geworfen,  sodann  von  den  Hunden  und  Schweinen  gefressen 
werden. 

üeber  den  Friedhof  wäre  zu  sagen,  dass  dazu  ein  ebenes  Stück 
Land  ganz  nahe  an  den  Hütten,  am  Rande  des  Jungle  gewählt  wird. 
Stangen  und  Pfähle  bezeichnen  die  Kopfseiten  der  Graber.  Ich  sah  auf 
Nangcauri  eine  Grabstätte,  wo  drei  Bambusstangen  furca-  oder  galgeii- 
artig  vereint,  mit  allerhand  farbigen  Lappen  verziert,  mit  Cocosnnssen 
behangen  waren.  Ein  anderes  Grabmonument  war  durch  eine  lange 
Stange  dargestellt,  von  der  eine  Menge  rothnr  Cottonstreifen  herunter- 
bingen. 

Das  Fackel  fest. 

Drei  Monate  nach  dem  Begräbnisse  feiert  man  das  Fackelfest, 
so  genannt,  weil  es  angeblich  früher  bei  Fackellicht  abgehalten  wurde. 


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Es  Wfrden  Schweineställe  aus  Bambus  gemacht,  dann  streicht  man 
die  Schweine  mit  rothen  und  weissen  Streichen  lustig  an,  steckt  in 
Ihre  durchbohrten  Ohren  Gabel  und  Löffel  als  Amuletts  gegen  den 
bösen  Geist  zu  schützen  ')  und  bringt  sie  in  die  Ställe.  Im  Inneren 
der  Hütte  wird  reichlich  grünes  Laub  als  Zauberblätter  befestigt  und 
die  TniiierJeute  versammeln  sich  zu  einem  Festmale.  Die  Wehklage 
beginnt  von  Neuem  und  der  g(Mios>eiie  Palmwein  scheint  sie  noch 
mehr  anzuregen.  Es  verlohnt  der  Mühe,  die  folgende  Scene  eingehender 
äu  at'hildern.  Um  Mitternacht  hat  die  leichtere  Trauer  ein  Ende  ge- 
funden und  die  des  Gelftbdes  entbundenen  Verwandten  glauben  sich 
durch  Zügellosigkeit  für  die  drei  verflossenen  Monate  schadlos  halten 
zu  können.  Während  dem  Palmweine  heftig  zugesprochen  wird,  rennen 
die  Munlnena's  dureh  die  Weingeistdämpfe  wild  geworden,  wie  toll 
in  der  Hütte  auf  und  ab.  um  die  bösen  Geister  zu  haschen  und  in 
die  Zauberblätter  zu  jagen,  Sie  heulen  einen  wilden  Chorus,  das  W^eh- 
klagen  der  Weibor  scheint  auch  auf  die  Männer  ansteckend  zu  wirken 
und  hiild  hört  man  nichts  als  das  hysterisch  schluchzende  Weinen 
und  <ia3  unmelodische  Singen,  welches  sich  zu  einem  seltj^amen  be- 
fremdenden, aber  nicht  ganz  uninteiessanten  Gesammtbilde  vereinigt. 
EijcUicli  müssen  aber  doch  die  Kräfte  erlahmen  und  gegen  Morgen 
kplu't  endlich  Ruhe  in  diese  so  abj^espannte  und  vielfach  ermüdete 
Gesellschaft,  welche  sich  auch  den  ganzen  andern  Tag  der  Erholung 
hingibt. 

Nachdem  man  das  Grab  besucht  und  das  Monument  mit  frischen 
Bändern  geschmückt  hat,  erfolgt  ein  neues  Bacchanale. 

Fünf  Tage  später  wird  das  Haus  zum  Schutze  gegen  böse 
Geister  mit  Hlut  bestrichen  und  das  Fest  hat  ein  Ende.  Nur  noch 
die  allernächsten  Verwandten  des  Verstorbenen  sind  der  tiefen  Trauer 
unterworfen,  diejenigen  Freunde  aber  die  am  Begiäbnisse  nicht  theil- 
nihun'ji  konnten,  dürfen  die  drei  Monate  hindurch  nicht  in  der 
Hütte  t^rscheinen  und  werden  für  unrein  gehalt<n.  Heim  Fackelfeste 
jedoch  können  sie  wieder  kommen  und  kaufen  sich  durch  verschiedene 
Gaben   los. 

Auf  einigen  Inseln  werden  bei  diesem  Feste  die  Leichen,  welche 
man  vor  drei  Monaten  in  zugeschnittenen  Booten  begraben  ^atte,  schon 
ausgegraben  und  mit  diesen  zwischen  Bäumen  aufgehängt,  wo  sie 
bis  mm  grossen  Todtenfeste  verbleiben.  Sodann  werden  sie  in  die 
See  geworfen. 

Das  grosse  Todtenfest. 

Die  Nikobaresen  zählen  die  Zeit  nach  Monsunen,  Epochen  von 
Pechs  Monaten.  Drei  oder  vier  Epochen  nach  dem  Fackelfeste,  zur 
Zeit  tles  Nordostmonsuns  rüstet  man  sich  zum  grossen  Feste. 

Es  werden  Flaggen  genäht,  kunstreiche  Lendenbinden  für  Männer, 
Lenden tücher  fflr  Frauen.  Den  Eingeladenen  wird  eine  Rotangschnur 
zugeschickt,   worin   15  Knoten  gemacht  sind,    damit  sie  täglich  einen 

^}  Auch  Schweine  und  Hunde  erkr^ken  an  Malaria;  die  Amuletten 
floHen  dies  verhüten. 


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solchen  eröffnen  und  am  15.  Tage,  wenn  der  letzte  gelöst  ist.  beim 
Feste  erscheinen.  Dasselbe  beginnt  mit  einem  Gastmahle. 

Taps  darauf  wird  nach  alter  üeberlieferung  ein  seltsamer  Ruf 
ausgestossen,  nämlich  die  Leute  rufen  in  den  Wind,  gegen  die  See 
zu,  einijie  seltsame  Worte,  das  ist  des  Fremden  Ruf,  als  ob  sie  die 
fremde  Welt  von  ihrem  Feste  benachrichtigen  wollten.  Des  Fremden 
Ruf,  dessen  Sinn  jetzt  unverständlich  geworden  ist.  wiederholt  sich 
einigemah'  während  des  Festes. 

Die  Hütte  wird  mit  Flaggen  und  Tüchern  geschmückt,  es  wird 
dabei  grosser  Aufwand  entwickelt,  denn  durch  dieses  Fest  gewinnt 
die  Familie  an  Ansehen 

Es  ertönen  die  Gongs  und  die  Theilnehmer  versammeln  sich 
zum  Feste;  die  Geister  fürchten  den  Gong,  die  Flaggen  und  das 
Wehklagen.  Heim  Feste  geht  es  so  zu,  wie  beim  Fackelfeste  be- 
schrieben: diesmal  wird  ein  feierlicher  Gesang  vorgetragen  und  der 
sogenannte  Tabakhut.  aus  Cigaretten  gemacht,  dabei  aufgesetzt.  Es 
geht  immer  toller  und  lärmender  zu,  schliesslich  erreicht  die  Erregung 
einen  derartigen  Grad,  dass  die  Wüthenden,  Gläser,  Teller,  Wasser- 
schalen zerschlagen,  die  Gigarrettenhüte,  Betelrinde  und  Tabak  ver- 
nichten. Hernach  folgt  Abspannung  und  Ruhe. 

Am  nächsten  Tage  ist  ein  Gastmahl  und  darauf  wird  der  soge- 
nannte Tanz  der  Alten  getanzt.  Dafür  werden  die  Tänzer  mit  Stücken 
Tuch  beschenkt,  der  Vortänzer  erh.'^lt  eine  Lendenbinde,  die  Vortänzerin 
ein  Lendentucli  überdies. 

Auch  am  nächstfolgenden  Tage  wird  wieder  getanzt;  diesmal 
ist  der  Tanz  etwas  heiterer  und  wird  nicht  gezahlt.  Er  heisst  der 
neue  Tanz  oder  T.mz  der  Jungen. 

Der  Tanz  ist  der  Nikobaresen  höchste  Lust,  sehr  feierlich,  ernst 
langsam  und  darin  gipfelt  ein  jedes  Fest.  Etwas  ganz  Anderes,  als 
was  wir  unter  Tanz  verstehen. 

Man  macht  dazu  in  der  Mitte  der  Hütte  Platz.  Der  Vortänzer 
tritt  vor  und  alsbald  bildet  sich  ein  grosser  Kreis,  indem  ein  Jeder 
seine  Hände  auf  des  Nachbarn  gleichnamige  Schulter  legt.  Der  Chef 
hebt  den  Gesang  an,  macht  bald  einen  Schritt  nach  Links,  bald  nach 
Rechts,  indem  er  das  bewegte  Bein  schwingt,  was  Alle  nachahmen, 
da  sie  ihn  genau  im  Auge  behalten.  Zeitweise  sinken  sie  in  die 
Knie,  hocken  auf  den  Fersen,  es  folgt  ein  grotesker  Sprung;  auch 
treten  sie  einen  Sehritt  nach  vorwärts  oder  rückwärts.  So  wiederholt 
sich  dasselbe  ohne  Anmuth,  steif,  mechanisch,  ohne  Begeisterungt. 
beständig  von  ihrem  näselnden  Gesänge  begleitet,  dauert  es  bis  spät 
in  die  Nacht  hinein.  Ein  neuer  Abschnitt  des  Festes  beginnt  mit  dem 
ersten  Viertel  des  nächsten  Mondes.  Es  werden  Cocosnüsse  gesammelt 
und  viele  grosse  Canoes  gehen  selbe  von  den  cocosreichen  Küsten 
abzuholen :  so  fahren  beispielsweise  die  Leute  von  Nangcauri  nach 
Trinkat  oder  die  Westküsten  von  Kamorta  und  Nangcauri.  Diese 
Fahrt  dient  zur  Erholung  nach  vielen  durchschwärmten  Nächten  und 
bietet  den  Eingeborenen  grosses  Vergnügen. 


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Auch  <lie  folgenden  Tage  vergehen  bei  Gastmälern,  Orgien,  wie 
sie  kurz  bevor  beschrieben  wurden,  auch  darf  der  Tanz  nicht  fehlen. 
An  einem  Morgen  findet  ein  Wettfahren  der  Canoes  statt,  wobei  es 
viel  Kurzweil  gibt.  Selbe  sind  reic'i  geschmückt  mit  Bugornamenten, 
Phantasiemasten  und  Flaggen.  Zur  Erfrischung  der  jungen  Leute, 
welche  rudern,  werden  junge  Cocosnüse  mitgenommen. 

Der  dritte  und  wichtigste  Abschnitt  des  grossen  Todtenfestes 
beginnt  mit  dem  nächsten  Vollmonde.  Viele  Freunde  werden  erwartet 
und  die  Hütte  wird  zum  Feste  vorbereitet,  man  decorirt  sie  mit  Pisang- 
blättern  und  den  grossen  Blättern  des  Calladium  nymphaefolium  (einer 
Arumart)  mit  Zuckerrohr  und  Arecapalmwedeln. 

Der  Todte  soll  wiederum  für  kurze  Zeit  in  die  Hütte  einzielien 
und  ihres  Glückes  Zeuge  sein,  nach  langer  Trauer  und  Enthaltsamkeit. 
In  der  Hütte  werden  an  zwei  Stellen  Plattformen  errichtet,  darauf 
kommen  l'uch,  Lendenbinden,  Uum,  Palmwein,  dann  die  Todtenhftte 
für  Frau  und  Manu,  denn  daselbst  werden  die  Schädel  Platz  nehmen. 
Es  entwickelt  sich  ein  ungewöhnliches  Treiben.  Von  allen  Seiten 
kommen  die  Verwandten  und  Freunde  mit  ihren  Canoes  herangefahren. 
Die  Angehörigen  baden  und  schmücken  si«'h.  rasireu  sich  das  Haar 
ab  und  reiben  sich  mit  Curcuma  ein  Zum  Grabe  welches  eröffnet 
werden  soll,  wird  eine  Votivplatte  getragen;  es  pflegen  gewöhnlich 
mehrere  Gräber  einer  Familie  eröffnet  und  die  Schädel  gleichzeitig 
herausgenommen  zu  worden. 

Es  erfolgt  der  feierliche  Zug  zum  Grabe.  Heulend  lassen  sich 
die  Weiber  an  den  Grabpfosten  nieder.  Später  folgen  die  Milnner, 
voran  der  nächste  männliche  Verwandte  des  Verstorbenen  als  Haupt- 
Leidtragender.  Dieser  sammelt  vorerst  den  Rest  jener  Gegenstände, 
welche  als  Eigenthum  des  Verstorbenen  hier  niedergelegt  worden 
waren.  Davon  werden  die  Eisentheile  später  mit  dem  Schädel  ins 
Grab  zurückgelegt.  Der  Genannte  beginnt  die  Erde  beim  Denkmale 
zu  entfernen,  mit  einem  Stücke  Holz,  dann  mit  einer  Cocos-schale, 
«chliesslich  mit  der  Hand.  Je  näher  er  dem  Schädel  kommt,  desto 
vorsichtiger  geht  or  vor.  Heim  Anblicke  desselben  erhebt  die  ganze 
Verwandtschaft  ein  lautes  Klagegeschrei.  Er  aber  hebt  ihn  zärtlich 
heraus,  reinigt  ihn  von  der  Erde  und  übergibt  ihn  der  nächsten 
weiblichen  Vt  rwandten.  Hernach  sucht  er  alle  Werthsachen  zusammen, 
welche  mit  dem  Leichnam  in  der  Erde  gelegen  waren. 

Zwei  junge  Leute,  angethan  mit  Fechtmützen,  beginnen  zu 
fechten.  Der  Nikobaresen  .\rt  zu  fechten,  ist  sehr  einfach.  Sie  be- 
dienen sich  dazu  langer  dünner  Stecken  von  der  garcinia  speciosa 
oder  wilden  Mangostane,  womit  si«^  sich  über  Kopf,  Schultern  und 
Hände  zu  schlagen  trachten.  Das  in  beiden  Händen  gehaltene  untere 
Ende  des  Stefk»  ns  ist  mit  einem  Stück  Cotton  umwunden.  woc:egen 
das  dünne  obere  Ende  früher  in  Schweineblut  getaucht,  d.inn  in  Sand 
oder  für  den  Ernstfall  auch  in  Glassplittern  gerollt  wird. 

Hier  beim  geöffneten  Grabe  bedeutet  der  Zweikampf,  dass  die 
Angehörigen  keinen  Schmerz  scheuen,  um  den  Seelengeist  des  Ver- 
storbenen zu    versöhnen.       Während    das    Volk    dem  Kampfe  zusieht 


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wird  der  SchAdel  mit  dem  Wasser  einer  sehr  unreifen  Cocosnuss 
gereinigt,  sodann  mit  Carcuma  bestrieben.  Dann  errichtet  man  das 
Kopfimonument  wieder,  und  decorirt  es  mit  neuen  Tucbstreifen.  Ein 
Stück  Tucb  wird  zwischen  Scbädel  und  Unterkiefer  gelegt,  das  Ganze 
mit  einem  rotben  Tuche  umwunden,  ferner  mehrere  Tücher  abwechselnd 
weiss  und  roth  darüber  gewickelt. 

Währeod  jetzt  die  Procession  mit  dem  Schädel  sich  der  Hütte 
nähert,  kommen  diejenigen  Angehörigen,  welche  seit  dem  Begräbnisse 
in  Acht  erklärt  waren,  weil  sie  weder  damals  noch  beim  Fackelfeste 
erscheinen  konnten. 

Sie  kaufen  sich  von  der  Trauer  und  der  freiwilligen  Entsagung 
8«  vieler  Genüsse  mit  vielen  Geschenken  los,  denn  sie  bringen  Cocos- 
nüsse,  Schweine,  Zuckerrohr,  Yamswurzel,  Arum,  Tuch,  eine  Vötivplatte. 
Flaggen.  Cigaretten  und  sehlagen  einen  Gong.  Nachdem  man  in  der 
Hatte  angekommen  ist,  werden  fünf  bis  sechs  Lampen  angezündet. 
Die  Schädel  werden  auf  die  Plattformen  gelegt  und  ihnen  die  Todten- 
hüte  aufgesetzt  Man  trägt  für  sie  ein  Festmal,  ßetel  als  auch  Tabak 
auf.  Die  Anwesenden  liebkosen  die  Schädel.  In  dieser  Nacht  hat 
die  lange  Ti-auer  und  die  Abstinenz  ein  Ende,  Leute  welche  bis  '2  Jahre 
nicht  Betel  gekant,  nicht  geraucht  hatten,  thun  es  jetzt  mit  be- 
greiflichem Vergnügen.  Angesichts  des  Todten  übergeht  also  Entsagung 
in  den  höchsten  Genuss 

Am  nächsten  Morgen  tragen  die  Weiber  den  Sciiädel  wieder  zum 
Grabe,  während  die  Männer  am  Wege  fechten.  Nachdem  das  Grab 
wieder  zugeworfen  ist,  werden  darauf  Gartenfruchte  geopfert. 

.Man  kehrt  heim  und  schlachtet  alle  Schweine,  welche  seit  Monaten 
för  das  Fest  dick  semästet  wurden.  Dieselben  sind  die  Lieblinge  der 
Weiber,  welche  nun  um  die  armen  Opfer  viele  Thränen  vergiessen. 
Ungeheuere  Mengen  Schweinefleisch  werden  zum  Kochen  hingestellt, 
grosse  Chowratöpfe  stehen  in  langer  Reihe  über  kleinen  Feuern,  denn 
es  soll  von  Sonnenuntergang  bis  zum  nächsten  Mittag  kochen. 

Die  Rückentheile  sind  für  die  Geister  bestimmt  und  werden 
niclit  gekocht.  In  jedes  bekannte  Haus  wird  gekochtes  Fleisch  geschickt 
und  jedes  Canoe  das  abgeht,  bekömmt  Fleisch  mit. 

Das   Feuerfest,  der  Abschluss  der  Todtenfeste. 

Die  trockenen  Blätter  von  der  Decoration  der  Hütte,  welche  einen 
Monat  verblieben  waren,  werden  nun  herabgenommen  und  ein  langer 
Haufen,  etwa  40  Fuss  lang  und  4  breit,  wird  daraus  gemacht ;  dann 
schneidet  man  die  Stengeln  junger  (^cosnüsse  ab  und  bildet  einen 
zweiten  kleinern  Haufen.  Sodann  nimmt  man  Matten  aus  alten  und 
frisch^^n  Cooosblattern  und  von  Arecablatt,  bindet  sie  um  einen  dicken 
Pfosten  zusammen,  gibt  eine  Lunte  und  zwei  Cocosnüsse  dazu. 

Die  bösen  Geister,  weiche  aus  der  Hütte  getrieben  werden  sollen, 
müssen  sich  auf  die  Matten  setzen.  Mit  Feuerhölzern  wird  Feuer 
gemacht,  eine  Fackel  in  Brand  gesetzt.    Es  formirt  sich   folgender  Zug : 

Voian  schreitet  ein  Manu  mit  der  brennenden  Fackel,  mit  welcher 
er  an  den  Hauspfosten    auf    und  ab  ßlhrt;    dann  ein  Mann,    welcher 


Hfej^ju.^. 


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1 


m 

den  Gong  sdilitgt;  ein  Mann  welcher  mit  zwei  Stöcken  an  die  Haas- 
pfostoi  schlingt.  Dies  soll  bezwecken,  die  bösen  Geister  zu  erschrecken 
und  Kiim  ViTtasgen  des  Hausos  zu  zwingen.  Nun  kommen  zwei  Mann, 
welclie  (las  Müttenbündel  schleppen;  zuletzt  aber  kömmt  Manluena, 
tlpr  Zauberei  ganz  seltsam  anzusehen.  Der  Herr  Doctor  hat  einen 
ruasigi'ji  To|if  am  Kopfe,  zerrt  einen  Trog;  hinU-r  sich  und  ohne  das 
Gesicht  '£VL  vetxiihen  ruft  er  beständig  Katschok-tschok-tschok.  Er 
IfK'kl  die  Seelf  ngeister  der  beim  Feste  geschlachteten  Schweine,  damit 
&i<'   nifbt  als  Iwts  den  noch  lebenden  Schweinen  nachstellen. 

Ureimril  ^eht  die  Procession  um  die  Hütte,  auch  darunter  weg 
und  y^langt  schliesslich  an  den  Strand,  wo  das  Mattenbündel  mit 
den  glücklich  eingefangenen  Iwi's  in  den  Bereich  der  Flut  niederge- 
legt wird  Die  Fackel  geht  einmal  um  das  Bündel  herum  und  die 
(icitti^v  dürff^n   nunmehr  dasselbe  nicht  verlassen. 

Jetzt  gehen  alle  männliche  Verwandte  und  Zuschauer  zum 
üffeneii  Platze,  wo  die  trockenen  Blätter  liegen  Mit  der  Fackel  wird 
der  Blf^Ui^rhatife.n  zuerst  entzündet,  so  dass  ein  gr)sses  Feuer  ent- 
steht. Die  Mäiirier  rennen  nun  kühn  durch  die  ganze  Länge  desselben. 
Wir  kftniien  uns  das  Uild  etwas  ausmalen.  Unterdessen  war  es  dunkel 
geworden  und  rla«  hell  lodernde  Feuer  beleuchtet  die  wilden,  schwarzen 
Gestalten  w<filehe  tollkühn  in  den  Brand  eindringen,  ihn  mit  grossen 
Sprüngen  du ir heilen  und  höchstens  mit  versengten  Haaren  heraus- 
kommen Eh  inuöis  dies  in  Berücksichtigung  der  seltsamen  Umjrebung 
auf  feinen  frennleu  Beobachter  einen  eigenthümlichen  Eindruck  machen. 

Nun  wird  auch  der  kleine  Haufen  angezündet  und  es  wieder- 
liolt  sich  dieselbe  Scene.  Die  Leute  glauben  damit,  das  in  ihnen 
befindliche   kalte   Fieber  zu  heilen. 

Ein  Festmal  mit  Tanz  beschliessl  die  ganze  lange  Reihe  der 
Todrenfestlichkeiten,  welche  sich  lange  Zeit  in  der  Erinnerung  der 
Urtssbewulmur  erhalten  werden.  Zum  bleibenden  Angedenken  jedoch 
wird  eiü  Votivbild  gemalt  und  in  der  Hütte  angebracht.  Der  Todte 
ist  nun  ganz  viTgessen,  man  glaubt  auch  seines  Seelengeistes  glücklich 
los  gt? wohin n  /u  sein  und  es  beginnt  ein  neuer  Zeitabschnitt  für  die 
Fnnrjlie,  deren  Umgebung  und  für  die  ganze  Ortschaft. 


Zwei  Höhensehiehtenkarten  von  Frankreich. 

\i»Ti  Anion  Steinhäuser,  k.  k.  Regierungsrath. 

Fr^fikn^rli  ist  im  Ganzen  ein  ziemlich  flaches  Land,  denn 
ülmr  die  Ihdtte  seiner  Oberfläche  liej/t  tiefer  als  380  Meter.  Eine 
Hcliicldfuikaiie  dieses  Staates  hat  daher  die  Aufgabe  zu  lösen,  vor- 
sju^sweise  die  Stufen  des  Tieflandes  und  Hügellandes  ersichtlich  zu 
machon.  luni  damit  diese  deutlich  und  in  genügender  Weise  zum. 
Voi'richoino  klimmen,  je  nach  dem  Massstal)e  der  Zeichnung  die 
Hühf  der  SUilni  zu  bestimmen.  Selbstverständlich  gibt  es  eine  (irenze 
dier^or  Scalü .   ^Vw  dort  liegt,  wo  die  Niveaulinien   durch   zu  grosse 


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«t: 


115 

Menge  das  Abzählen  erschweren  oder  gar  unmöglich  machen.  Es 
empfiehlt  sich  demnach,  bei  einem  Lande  wie  Frankreich  keine  gleich- 
förmige Scala  zu  Grunde  zu  legen,  sondern  das  Flachland  mit 
niedrigen  das  Hochland  mit  hohen  Schichten  auszuführen,  vielleicht 
noch  eine  dritte  Scala  einzuschieben,  die  dem  Mittelgebirge  ent- 
spricht Um  eine  Schichtenkarte  gewiss(*nhaft  auszuführen,  ist  ein 
möglichst  reichhaltiges  hy{)sometrischos  Materiale  erforderlich,  vor- 
zugsweise topographische  Karten,  die  eine  gute  Terrainzeichnung 
haben  und  möglichst  zahlreiche  Goten  enthalten,  und  zwar,  wenn 
man  die  Forderungen  höher  stellt,  Goten,  die  (wie  es  bei  den  Höhen- 
zahlen der  öst(*rreichisch -ungarischen  Gradkarte  d(*r  Fall  ist)  durch 
die  Signatur  erkennen  lassen,  ob  sie  mit  einem  hohen  Grade  der 
Genauigkeit  gemessene  Triangulirungspunkte  erster  und  zweiter  Ord- 
nung oder  weniger  verlässlich  bestinmite  Punkte  dritter  Ordnung 
sind.  Besonders  wichtig  sind  Thalpunkte  für  das  Einzeichnen  der 
Endpunkte  der  Schichten,  weil  diese  selbst  aus  der  besten  Schraffirung 
nur  unsicher  abgeschätzt  werden  können,  Frankreich  hat  in  karto- 
graphischen Erzeugnissen  von  jeher  eine  Hauptrolle  gespielt;  jeder- 
zeit sehen  wir  es  voran  in  allen  Theilen  der  V(Tmessung  und 
Kartographie.  Auch  die  erste  Idee  der  Schichtenkarten  entstand  auf 
seinem  Boden,  schon  in  der  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts 
(Buache.  1752 — 1770)  und  auf  Landkarten  am  Schlüsse  desselben 
(du  Gaara  und  Dupain-Triel,  1791 — 1802),  zu  einer  Zeit,  wo  noch 
die  Höhenmessungen  selten  waren  (Montblanc,  Ganigou,  M.  Dore). 
Napoleon's  1.  Kriege  verhinderten  das  im  Jahre  1802  geplante  Nivelle- 
ment von  Frankreich,  und  die  Furcht  vor  der  zu  langen  Verzögerung 
der  1816  von  La  IMace  vorgeschlagenen,  1818  begonnenen  Special- 
karte von  Frankreich  verursachte,  dass  Schichtenlinien  von  10  Metern 
Abstand  auf  die  Aufnahmsmappen  beschränkt  blieben,  nur  auf  den 
vier  zuerst  erschienenen  Blättern  eingestochen,  auf  den  restlichen 
260  Blättern  aber  nur  die  Goten  beif)ehalten  wurden.  Und  so  ist 
es  gekommen,  dass  während  dem  Fortschreiten  der  grossen  topo- 
graphischen Karte  Frankreich  von  anderen  Staaten,  selbst  von  der 
kleinen  Schweiz^  überflügelt  wurde  und  in  hypsometrischen  Detail- 
karten nicht  mehr  den  obersten  Rang  einnimmt.  Auch  olficielle 
Höhen  Verzeichnisse  mangeln,  durch  die  man  unterrichtet  w^rd, 
welcher  Grad  von  Genauigkeit  den  Goten  zukömmt,  ob  die  ge- 
messenen Höhen  (z.  B.  Thurmkreuze)  auf  dem  Boden  der  Signale 
reducirt  wurden  etc.  Auch  fiUlt  bei  genauer  Durchsicht  der  Blätter 
auf.  dass  in  den  grossen  Wäldern  selten  Goten  erscheinen,  obgleich 
man  bei  bewaldeten  Kuppen  grössere  Höhen  voraussetzen  kann, 
aLs  im  umgebenden  Gulturlande.  Aus  dem  Gesagten  geht  hervor, 
dass  .eine  entsprechend  verlässliche  hypsometrische 
Karte  von  Frankreich  ohne  Einsicht  und  Benützung  der  Auf- 
nahmsmappen nicht  wohl  möglich  ist,  und  dass  auch  eine  Ueber- 
sichtskarte  stellenweise  Schwierigkeiten  bietet,  die  ohne  das  Zurück- 
gehen auf  die  Originalquellen  kaum  beglichen  werden  können.  Es 
bestehen   zwei    grössere    hypsometrische    Karten    von    Frankreich, 


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beide  in  demselben  Massstabe  1  zu  800.000  der  Natur,  aber  gänz- 
lich verschieden  in  der  Anlage  und  Ausführung,  die  im  Folgenden 
einer  eingehenden  Besprechung  unterzogen  werden  sollen. 

I.  Carte  du  nivellement  g^neral  de  Ja  France.  Figur^ 
par  des  courbes  d'altitude  ä  Pöchelle  de  1  ä  800.000.  6  Blätter 
Gross-Folio. 

Diese  Karte,  offenbar  officiellen  Ursprungs,  weil  sie  sich  als  Reduction 
des  Nivellements  der  grossen  topographischen  Aufnahme  ankündigt,  dürfte  um 
das  Jahr  187-2  entstanden  sein ,  denn  sie  erschien  1873  in  der  Wiener  Welt- 
ausstellung. Sie  besteht  blos  aus  dem  blau  gedruckten  Flussnetze,  den 
Nivoaucurven  und  ziemlich  vielen  Höhenzahlen  in  Schwarz;  kein  Gradnetz, 
k«in  Ort;  kurz,  ausser  den  Krümmungen  der  Flüsse  nicht  der  geringste  Behelf 
zur  Orientirung.  Eine  »Legende«  unter  dem  Titel  gibt  Nachiicht  von  der  Licenz 
bei  Ziehung  der  Curven  in  Gegenden,  wo  die  volle  Ausführung  nur  Verwirrung 
veranlasst  haben  würde.  Die  Stufen  haben  100  Meter  Höhe;  jede  vierte  Stufe 
hebt  ein  dicker  Strich  hervor.  Wo  die  Schichten  zu  enge  werden,  sind  nicht 
alle  vier  Zwischenstufen  ausgeführt.  Weil  die  Schichten  nicht  nach  einer  Scala 
von  Farben  nuancen  abgetönt  erscheinen,  erhalten  sie  eine  deutliche  Uebersicht 
erst  durch  nachträgliche  Colorirung.  Weil  in  Frankreich,  wie  schon  früher 
bemerkt  wurde,  das  niedere  Land  vorherrscht,  so  zeigen  sich  die  unteren  vier 
Schichten  im  West  und  Nord  als  weit  ausgedehnte  Räume,  so  dass  man 
wünschen  möchte,  die  Undulation  des  Bodens  durch  Einschiebung  von  Zwischen- 
schichten verfolgen  zu  können.  Wenn  man  jedoch  einen  Blick  auf  die  Provence 
wirft,  wo  die  Vorberge  der  See-Alpen  schnell  zu  bedeutender  Höhe  aufstreben, 
so  begreift  man,  dass  eine  gleichmässige  Einführung  von  Zwischen- 
schichten in  dieser  Region  eine  stellenweise  Ueberladung  mit  Curven  nach 
sich  ziehen  würde,  abgesehen  davon,  dass  die  Anwendung  einer  harmonisch  ab- 
getönten Scala  bei  der  Häufung  von  Schichten  zunehmend  schwieriger  wird. 
Die  Generalisirung  der  Höhenzüge  durch  Zusammenfassen  einer  Reihe  von 
Gipfeln  ist  von  geringer  Hedeutung,  wenn  die  Höhen  so  nahe  einander  folgen, 
wie  die  Perlen  eines  Rosenkranzes,  und  wenn  die  dazwischen  fallenden  Senken 
in  die  nächst  untere  Schichte  wenig  eintauchen;  sie  erhält  aber  Gewicht, 
wenn  man  die  Curvenzeichnung  zur  Construction  von  Profilen  verwenden 
will.  Dann  macht  sich  der  Wegfall  von  Mittelschichten  und  die  Generalisirung 
d»  r  Kämme  und  Massen  empfindlich  und  dadurch  erhält  die  Ansicht  Begrün- 
dung, eine  Schichtenkarte  mit  einer,  wenn  auch  nicht  in  voller  Schärfe  und 
Kraft  ausgeführten  Terrainzeichnung  zu  verbinden,  um  auf  diese  Weise 
die  volle  Bewegung  der  Oberfläche  zum  Ausdrucke  zu  bringen,  die  absolute 
und  relative  Höhe  durch  die  Curven,  und  die  Unebenheiten  zwischen  den 
Schichten  durch  die  Schraffen.  Insbesondere  ist  die  Mithilfe  der  Terrain- 
zeichnung dann  angezeigt,  wenn  die  Anzahl  der  Schichten  geringer  und  ihr 
Abstand  höher  ist.  Diesen  Grundsatz  sehen  wir  mit  Vortheil  angewendet  in 
dem  Cyclus  von  Wandkarlen  der  europäischen  Staaten  von  Richard  Kiepert, 
und  er  eignet  sich  für  alle  Karten,  die  ein  deutliches,  übersichtliches  und 
dem  Massstabe  entsprechendes  Bild  eines  Landes  geben  sollen.  Kömmt  die 
Terrainzeichnung  aus  irgend  einem  Grunde  zur  Ergänzung  des  Terrainbildes 
niclit   in  Anwendung,    so    sjltte   doch   die  Anzahl  der  Goten  desto  reichlicher 


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sein,  je  grösser  die  Flächenräume  der  Schichten  sich  ergehen.  In  dieser  Be- 
ziehung ist  die  obige  Schichtenkarte  mit  verständiger  Auswahl  ziemlich  reich 
dotirt;  auch  in  den  Thälern  p^ewahrt  man  Höhencoten  Man  sieht  klar,  wie 
in  einem  breiten  Rücken  die  Gipfel  bald  wenig  über  die  untere  Schichte  sich 
erheben,  bald  sich  der  oberen  Schichtengrenze  nähern,  bald  in  der  Mitte,  bald 
auf  einer  Seitenwiderlage  aufragen  u.  s.  f.  Das  ersetzt  einigermassen  den 
Mangel  der  Terrainzeichnung,  die  in  diesem  Massstabe  ebenfalls  der  Generali- 
sirung  unterliegen  müsste.  Man  braucht  sich  nur  vorzustellen,  wie  viel  bei 
einer  zwanzigfachen  Verjüngung  am  Detail  verloren  gehen  muss,  und 
wird  sich  gerne  zufriedenstellen  mit  dem,  was  geboten  wird,  wenn  man  sich 
die  Ueberzeugung  verschaffen  kann,  dass  die  Generalisirung  nicht  bis  zum 
Extrem  getrieben  wurde. 

2.  Carte  hypsometrique  de  la  France  ä  Tabelle  de 
1  ä  800.000  par  H.  Pigeonneau  et  F.  Drivet.  (Profondeurs  des  mers 
dapres  M.  Delesse.)  Libraire  classique  d'Eug^ne  Bei  in.  9  Blätter 
in  Farbendruck.  ( 18  . .  ?) 

Die  Autoren  geben  im  Titel  die  Quellen  an.  aus  denen  sie  geschöpft 
haben,  vor  allen  die  topographischen  Karten  des  französischen  Generalstabes^ 
dann  Tür  die  angrenzenden  Länder  die  Arbeiten  von  Papen.  Ziegler.  Stieler  etc. 
In  Bezug  auf  die  Schichtenzeichnung  haben  sie  die  Classen  l'»<»,  20().  *^(X), 
m  601).  800—1200.  IKOO  u.  s.  f.  um  400  Meter  waclisend  bis  4800  Meter 
aufgestellt  und  eine  Farbenscala  angenommen,  die  zwischen  240i)  und  280;) 
ihren  dunkelsten  Ton  hat,  und  von  da  nach  oben  und  unten  abnimmt.  Die 
obersten  vier  Schichten  bleiben  weiss.  Die  Höhenstufe  von  8fM»— 1200  macht 
sich  durch  Hellgelb  auffälliger  als  die  übrigen.  Im  Gesammtbilde  treten  durch 
die  Anordnung  der  Farben  wohl  die  Hochgebirge  und  das  Hochland,  auch 
das  Tiefland  durch  seine  grosse  Ausdehnung  klar  hervor,  aber  das  niedere 
Bergland  (zwischen  400  und  8  K)  Metern)  trennt  sich  fast  gar  nicht  in  seine 
Abstufungen,  weil  die  ihm  zugewiesenen  verwandten  Farbentöne  so  zart  und 
dünn  gehalten  sind,  dass  sie  selbst  in  der  Nähe  mit  Mühe  unterschieden 
werden  und  daher  im  Gesammtbilde  in  eine  Masse  zusammenschmelzen,  die, 
zwischen  den  lichten  Tönen  eingelagert,  eher  den  Eindruck  tiefeier  Erdstellen 
macht.  Die  Niveaulinien  sind  gleichfalls  die  feinsten  Linien  und  treten  gegen 
die  Signatur  der  Strassen  weit  zurück.  Wo  die  überkräftige  Signatur  der  grossen 
Waldcomplexe  erscheint,  verschwinden  die  Curven  sowie  die  Farbentöne  voll- 
ständig, und  jede  Höheninsel  an  solchen  Stellen  (wenn  sie  dort  überhaupt 
vorkommen?)  würde  unsichtbar  bleiben. 

V^ergleicht  man  diese  Karte  mit  der  früher  erwähnten  in  Beziehung  auf 
die  Contouren  der  Schichten,  so  zeigen  sich  stellenweise  Abweichungen,  die 
vielleicht  daher  rühren,  dass  die  Autoren  von  der  Generalisirung  einen  weniger 
ausgedehnten  Gebrauch  gemacht  haben.  Die  Vernachlässigung  mancher  Höhen- 
insel, die  auf  der  anderen  Karte  zu  sehen  ist,  dürfte  vielleicht  in  dem  Um- 
stände zu  suchen  sein,  dass  bei  der  principiellen  Nichtaufnahme  von  Höhen- 
zahlen solche  isolirte  Erhebungen  leicht  übersehen  werden  konnten.  Das  Grad- 
netz der  Karte  ist  nach  Centigraden  ausgezogen,  was  auch  auf  der  grossen 
topographischen  Karte  der  Fall  ist.  Um  auch  der  Nonage^imaltheilung  zu 
genügen,  ist  die  Karte  von  einem  zweiten  Gradrande  umgeben   Wenn  man  die 


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Karte  nach  ihrem  ausgesprochenen  Hauptzwecke  betrachtet,  so  drängt  sicli  der 
<5edanke  auf,  dass  das  hypsometrische  Element  weniger  begünstigt  wurde, 
als  man  zu  erwarten  hoflfte.  und  dass  diese  Karte  mit  der  vorerwähnten  einen 
•diametralen  Gegensatz  bildet.  Was  diese  durch  den  strengen  Ausschluss  fast 
aller  übrigen  Elemente  an  Brauchbarkeit  einbüsst,  das  büsst  auch  diese  in 
anderer  Weise  ein  durch  die  nicht  genügend  ausgebildete  Behandlung  des 
vorzugsweise  zu  cultivirenden  Inhalts.  Sie  ist  zweifellos  eine  durch 
<lie  sonstige  Ausführung  schöne  und  lobenswerthe  Karte ,  aber  als 
hypsometrische  Karte  lässt  sie  sowie  ihre  Rivalin  gar  Manches  zu 
Avünschen  übrig  und  füllt  für  Frankreich  das  Repertoire  dieser  Gattung  nicht 
in  dem  Masse  aus,  dass  sie  als  Schlussstein  betrachtet  werden  kann. 

Es  fehlt  in  Frankreich  nicht  an  vortrefflichen  hysometrischen  Karten 
grossen  Massstabes,  die  aber  nur  einzelne  Theile  betreffen,  z.  B  die  Alpen, 
die  Umgegend  von  Paris  und  andere,  auch  nicht  an  Beliefs,  die  als  aus 
hypsometrischem  Materiale  entstandene  Verkörperungen  der  Höhe  den  hypso- 
metrischen Flachkarten  nahe  verwandt  sind. 

Es  ist  zu  hoffen,  dass  die  grosse  topographische  Karte  von  Frankreich, 
die  dem  unabwendbaren  Veralten,  wie  alle  Detailkarten,  nicht  entgehen 
wird  mit  der  Zeit  einer  neuen  weichen  wird,  bei  der  die  Aufnahme  der  so 
wichtigen  Niveaucurven ,  nicht,  wie  es  im  Jahre  1834  geschah,  eingestellt, 
sondern  als  unentbehrliches  Erfordernis  angesehen  werden  wird.  So  grossartig 
ein  solches  Unternehmen  ist,  so  ist  durch  die  Fortschritte  der  Technik  Arbeit 
und  Zeit  gespart,  und  eine  Reihe  friedlicher  Jahre  genügt  zur  Ausführung. 
Was  Oesterreich  -  Ungarn  in  14  Jahren  zu  vollenden  vermochte  —  die  aus 
749  Sectionen  bestehende  Gradkarte,  das  wird  wohl  Frankreich,  dem  die 
brauchbarsten  und  geschicktesten  Kräfte  in  Fülle  zu  Gebote  stehen,  in  gleicher 
Weise  zu  leisten  möglich  sein. 


Geographische  Literatur. 

Europa. 

Generalkarte  von  Mittel-Europa  im  Masse  von  1:200.000. 
Herausgegeben  vom  k.  k.  Militär-Geographischen  Institute  in  Wien. 
260  Blätter  ä  60  kr.  (auf  Leinen  gespannt  1  fl.)  Wien,  R.  Lechner, 
General    Depot  des  Militär-Cieographischen  Institutes. 

In  ausserordentlich  thätiger  Weise  sorgt  das  berühmte  k.  k.  Militär- 
Geographische  Institut  in  Wien,  dessen  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Karto- 
graphie sich  mit  Recht  eines  Weltrufes  erfreuen,  für  die  Herausgabe  von  topo- 
graphischen Karten  in  den  verschiedensten  Massstäben.  Dabei  ist  besonders 
anerkennenswert!!,  dass  sich  das  Institut  hiebei  nicht  auf  Oesterreich-üngarn 
beschränkt,  sondern  in  ziemlich  weit  ausgreifenden  Rahmen  ganz  Central- 
Europa  stets  in  Betracht  zieht.  So  erstreckt  sich  auch  die  vorliegende  Karte 
von  Odessa  und  dem  Dnjeper  bis  nach  Nizza  und  an  den  Rhein  in  0.  W. 
Richtung  und  von  Stettin  bis  Rom  und  Konstantinopel  in  N.  S.  Richtung. 
Nachdem  bereits  früher  das  Militär-Geographische  Institut  eine  General-Karte 
von  Central-Europa    in  1 :  300.000    sowie    eine   Uebersiciitskarte    von  Central- 


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Europa  in  1  :  75O.000  herausgegeben  hat.  stellte  sich  die  Nothwendigkeit  einer 
noch  detailirteren  Generalkarte  von  Central-Europa  heraus,  welche  die  Mitte 
zwischen  der  Specialkarte  in  1  : 7;».000  und  der  Generalkarte  von  Central- 
Europa  in  1 :  300.0U0  halten  sollte.  Es  wurde  hiefür  der  für  Generalkarten 
häufig  adoptirte  Massstah  von  l  :  200.0()0,  welchen  auch  die  ehemals  Rey- 
mann'sche  Karte  von  Central-Europa  besitzt,  gewählt. 

Bei  der  Herausgabe  dieser  Karte  war  das  Institut  von  folgenden  Gesichts- 
punkten geleitet! 

Die  Karte  von  Mitteleuropa  soll  in  der  beiläufigen  Ausdehnung  der  bis- 
herigen Generalkarte  und  /war  als  Farbenkarte  im  Masse  1:200.(X)0  der 
somit  1  cm  der  Karte  gleich  2  km  erscheinen.  Sie  reicht  von  58°  30'  bis  4()° 
SCK  nördlicher  Breite  und  vom  24°  30'  bis  48"  30'  östlicher  Länge.  Die.  Längen- 
grade sind  analog  wie  in  der  Special-  und  in  der  Ueliersichtskarte  von  Ferro 
gerechnet.  Im  ganzen  besteht  die  Karte  aus  260  Blättern,  ihrer  Protection  nach 
Gradkarten,  von  1  Grad  Höhe  und  Breite,  mit  den  ganzen  Graden  in  der  Mitte 
des  Blattes.  Jedes  Blatt  wird  nach  seinem  mittleren  Längen-  und  Breitenmeridian, 
unter  Beifügung  des  wichtigsten  Ortsnamens   benannt;    z.  B.:    34°.  4b°.   Wien. 

Je  acht  Blätter  der  Specialkarte  im  Masse  1 :75.<MiO  umfassen  denselben 
Raum  wie  ein  Blatt  der  Generalkarte  1:200.000,  was  sowohl  bei  der  Herstel- 
lung der  neuen  Karte  als  auch  bei  der  graphischen  Darstellung  vieler  tech- 
nischer Entwürfe  und  Projecte.  die  in  beiden  Massstäben  ausgeführt  werden 
müssen,  von  besonderem  Vortheile  ist.  Die  durchschnittliche  Breite  eines 
Blattes  in  der  Zone  des  48  Breitegrades  ist  37-31  cm  bei  einer  Höhe  von 
5559 cw»  und  bringt  eine  Fläche  von  8 2  956  z**^  der  Natur  zur  Darstellung. 
Die  schmale  Seite  des  Blattes  entspricht  einer  Luftlinie  von  74-5  A*»i 

Bei  den  Eisenbahnen  wird  bezeichnet  ob  normal  und  ein-  oder  mehr- 
geleisig.  ob  schmalspurig;  die  für  den  gros-^en  Verkehr  minder  wichtigen 
Tramways,  Zahnrad-,  Drahtseil-,  die  elektrischen  und  Industriebahnen  werden 
mit  einem  eigenen  summarischen  Zeichen  markirt;  ebenso  wird  die  Lage  der 
Amtsgfhäude,  ob  rechts  oder  links  vom  Geleise  angebracht.  Von  den  Weg- 
communicationen  werden  alle  Strassengatttungen.  die  besseren  Verhaltenen)  Fahr- 
wege, sowie  die  in  den  Aufnahms-Sectionen  schon  markirten  Verbindungswege 
der  Ortschaften,  endlich  die  wichtigsten  Jochübergänge  unbedingt,  die  seitlich, 
oder  auf  Umwegen  führenden,  oder  minder  practiciiblen  Wege  nach  Zulässig- 
keit  möglichst  vollständig  aufgenommen,  um  den  Inhalt  der  Karte  sowohl  für 
Militär  als  auch  Civil  so  erschöpfend  als  thunlich  zu  gestalten.  Das  Strassen- 
netz  ist  in  Chausseen  und  Landstrassen  geschieden;  die  übrigen  Weggattungen 
entsprechen  in  Bedeutung  und  Signatur  der  Specialkarten.  Die  Brücken  unter- 
scheiden sich  nach  ihrem  Materiale  in  hölzerne  und  steinerne. 

Die  Zeichnuni:  der  0  Ischaft  ist,  soweit  es  der  Masstab  der  Karle  erlaubt, 
die  planmässige,  und  werden  nur  jene  geschlossenen  Orte,  welche  zu  unbe- 
deutende räumliche  Ausdehnung  haben,  mit  dem  Ortsringel  gegeben.  Von  den 
Wohnungen  werden  alle  Städte.  Märkte  und  Dörfer,  sofern  sie  Gemeindeortc 
sind,  unbedingt.  We  ler,  Gehöfte  und  markirte  Objecte.  z.  B.  Wirthshäuser,  Fa- 
briken nach  Zulässigkeit^des  Raumes  möglichst  vollständig  aufgenommen.  Kleine 
Weiler,  Gehöfte,  einzelne  Häuser  werden  besonders  längs  der  Communicationen, 
abseits  derselben  d  e  wichtigeren  oder  der  Orientierung  dienlichen  Objecte  wie : 
Schlösser,  Klöster,  Kirchen.  Ruinen  und  grosse  Gehöfte  markirt. 


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120 

Analog  der  Generalislrung  des  topographischen  Details  ist  jene  des 
Terrains,  und  gilt  dabei  als  allgemeine  Regel,  das  jedes  Objcct  richtig  situ  rt 
sei  und  durch  eine  en'sprechende  Vertheilung  der  Goten  auf  Kuppen,  Ein- 
sattlungen, Gebirgsübergänge  und  wichtige  Thalpunkte  die  Ueberhöhungen 
markirt  werden. 

Für  die  Beschreibung  in  der  Karte  sind  die  Scbriftgattungen,  der  so 
nothwendigen  Einheitlichkeit  wegen-  analog  mit  der  Special-  und  der  Ueber- 
sichtskarte  gehalten,  so  z.  B.  die  römische  Rotidschrift  für  Städte  und  Märkte, 
Batardschrift  für  Terraintheile,  Blockschrift  für  Gebiete  und  Culturen.  endlich 
Cursiv  für  Gewässer,  Dörfer  und  alle  übrigen  Objecte.  Uebereinstimmend  ferner 
sind  die  Abkürzungen  und  die  national-sprachlich  richtige  Schreibart  der  No- 
menclatur;  letztere  im  Fnlande  nach  der  Specialkarte,  im  Auslande  nach  den 
verwertheten  officiellen  Kartenwerken. 

Bei  der  Ausführung  dieses  Werkes  wurden  die  neuesten  officiellen 
Kartenwerke  berücksichtigt,  und  bezügl  ch  des  Erscheinens  der  Blätter  auf  die 
officielle  Kartographie  angrenzender  Staaten,  welche  theilwese  in  vollständiger 
Umarbeitung,  the  Iweise  erst  im  Entstehen  begr  ffen   ist,  Rücksicht  genommen. 

Die  uns  vor.iegende  erste  Lieferung  dieses  Werkes  umfasst  folgende 
Blätter:  44^  50*»  Ostrog.  43°  49^  Kolema,  4i<'  -IQ^'  Stanislau,  40°  49"  Ungvär 
38^  49°  Leutschau,  37°  49°  Neusolil.  36°  48'"'  Komorn,  35^  48^  Pressburg,  d.e 
Zeichenerklärung  und  Skelett.  Es  ist  somit  e  n  grosser  The  1  von  (Ost)  Galizien 
und  von  Nord-Ungarn  publiciert  und  der  Rest  soll  bald  nachfolgen. 

Was  die  Ausführung  der  Karten  anbelangt,  so  müssen  sie  als  mustergiltig 
betrachtet  werden.  Insbesondere  zeigt  sich  die  hohe  technische  Vollendung  des 
Farbendrucks  im  Institute,  indem  die  verschiedenen  Töne,  blau:  Gewässer, 
braun :  Terrain  in  Schraflfen  und  grün  Wald,  schwarz :  Situation  auf  das 
genaueste  passen.  Die  Karte  ist  nicht  überladen,  die  Schrift  ist  gross  und 
leserlich.  Störend  wirkt  etwas,  das  ungewohnte  Format  der  Gradkartenblätter, 
indem  die  Höhe  nahezu  die  '/«fache  Breite  des  Blattes  beträgt.  Auch  können  wir 
hier  den  Wunsch  nicht  unterdrücken,  dass  die  wissenschaftliche  Verwerthung 
der  Karte  durch  die  Einführung  der  Isohypsen,  soweit  dies  thunl.ch  gewesen 
wäre,  sehr  gewonnen  hätte. 

Die  Karte,  deren  Terrainzeichnung  äusserst  plastisch  und  gelungen  ist, 
und  die  auf  dem  neuesten  Stande  auch  hinsichtlich  der  Communicationen  ge- 
halten wird,  sollte  in  Jedermanns  Hand  gelangen  der  sich  für  die  Topographie 
seiner  Heimat  und  deren  kartographische  Darstellung  interessirt.  Sie  wird  dem 
Militär-geographischen  Institut  neue  Ehre  heimbringen,  davon  hat  uns  schon 
die  erste  Lieferung  überzeugt,  und  werden  wir  das  Fortschreiten  dieses  gross- 
angelegten Werkes  mit  besonderem  Interesse  verfolgen.  Le  Monnicr 

Gimino.    Lettere    Istriane.    L'Istria.    Parenzo    Jahrg.   VIII. 
Nr.  371.  3,  5. 

Der  Verfasser  gibt  eine  Beschreibung  des  Ortes  Gimino  in  Istrien,  wobei 
wir  erfahren,  dass  G.  einst  befestigt  war  und  das  einzelne  Befestigungs werke 
u.  zw.  speciell  drei  Thürme  des  Umfassungsgürtel  noch  erhalten  sind.  Gimino 
bildet  eine  der  Gemeinden  Istriens,  wo  sich  die  Slaven  in  grosser  Majorität 
befinden  und  geniesst  einen  gewissen  Ruf  durch  seine  fünf  Jahrmärkte,  bei 
welchen  der  Ethnograph  reichliche  Gelegenheit  findet,  die  verschiedenen,  Istrien 


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121 

bewohnenden  Stämme,  versammelt  zu  sehen.  Diese  Märkte  sind  in  der  Provinz 
deshalb  sehr  bekannt,  weil  drei  davon  eigentliche  Thiermärkte  sind  und  weil 
bei  denselben  die  Bauern  der  Umgebungen  ihre  Feldgeräthe  ankaufen.  Man 
kann  sich  somit  während  eines  solchen  Marktes  einen  guten  Begriff  von  der 
diesbezügUchen  gewerblichen  Thätigkeit  der  Einwohner  machen. 

Bei  dieser  Gelegenheit  sind  wir  in  der  angenehmen  Lage  mittheilen  zu 
können,  dass  Herr  Tamaro.  der  Verfasser  der  »Lettere  Istriane«  die  Absicht 
hat.  nachdem  er  die  Beschreibung  von  ganz  Istrien  in  dieser  brieflichen  Form 
vollendet  haben  wird,  diese  ganze  interessante  Sammlung  gesammelt  und  mit 
Plänen  und  Zeichnungen  vei*sehen  in  einem   eigenen  Bande  herauszugeben. 

E.  G. 

»Bosnien  und  die  Herzegovina,«  Reisebilder  und  Studien 
von  Johann  v.  Asböth  (Sect.-R.  a.  D.  im  Ministerium  des  Aeussern* 
Mitglied  des  ungarischen  Reichstages).  Mit  87  ganzseitigen  und 
175  Text-Illustrationen  nach  Aufnahmen  des  k.  k.  Oberlieutenants 
C.  Mienzil  Originalphotographien  der  Kunsthandlung  Königsberger 
in  Sarajevo  u.  A.,  sowie  1  hislor.  und  3  statistischen  Karten 
und  Tabellen.    Wien  1888  bei  Alfr.  Holder. 

Dieses  Werk,  das  Bedeutendste,  welches  bisher  über  das  Occupations- 
Gebiet  geschrieben  wurde,  ist  zuerst,  u.  zw.  im  Jahre  1887.  in  ungarischer, 
und  gegen  Ende  1888  auch  in  deutscher  Sprache  erschienen.  Gegenwärtig  wird 
es  in's  Englische  übersetzt.  Die  deutsche  Ausgabe  vereinigt  die  2  Bände  der 
ungarischen  Ausgabe  in  einem  starken  Bande   (Quartformat)    von  480  Seiten. 

Der  Verfasser  hat  in  den  Jahren  1882  bis  1886  Bosnien  und  die  Herze- 
govina  fünfmal  besucht,  und  indem  er  den  Reichs-Finanz-Minister  B.  von 
Källay  auf  seinen  Reisen  in  diesen  Ländern  begleitete,  hatte  er  Grelegenheit* 
dieselben  nach  allen  Richtungen  kennen  zu  lernen  und  auch  aus  allen  der 
Regierung  zu  Grebote  stehenden  Quellen  zu  schöpfen.  Job.  v.  Asböth  bietet 
uns  nun  auf  Grund  seiner  Wahrnehmungen  und  Studien  in  der  Form  einer 
Sammlung  von  Fragmenten  das  Interessanteste,  was  sich  über  dieses  so  viel- 
fach merkwürdige  Ländergebiet  sagen  lässt,  und  gibt  uns  eine  vielseitig p 
Schildprung  von  wissenschaftlicher  Gründlichkeit,  während  er  zugleich  durch 
die  lebendige  Darstellung  unser  Interesse  fesselt. 

Der  Inhalt  des  Buches  ist  nicht  eigentlich  systematisch  geordnet,  sondern 
halt,  wie  es  scheint,  dieselbe  Reihenfolge  ein,  in  welcher  der  Verfasser  seine 
Studien  und  Beobachtungen  gemacht  hat.  Der  Umstand,  dass  die  von  ihm  altj 
miterlebt  geschilderten  Ereignisse  sich  theilweise  auf  frühere  Jahre  beziehen, 
darf  nicht  übersehen  werden,  denn  es  haben  sich  auch  schon  in  den  letzten 
3.  4  Jahren  wieder  viele  Dinare  in  Bosnien  geändert  und  weiter  gebessert. 

Das  Werk  beginnt  mit  der  Reise  aus  Ungarn  nach  Serajevo.  An  die 
kurze  Beschreibung  dieser  Hauptstadt  schliesst  sich  ein  Capitel  über  römische 
Alterthümer,  dann  unter  der  bescheidenen  Aufschrift  »die  Bopumilenc  eine 
ganz  ausführliche  Geschichte  Bosniens  und  der  Herzegovina  während  des  Mittel- 
alters und  eine  Beschreibung  der  merkwürdigen  Bogumilen- Gräber,  hierauf 
unter  dem  Titel  »Denkmäler  der  Türkenzeit«  ein  Abriss  der  Geschichte  dieser 
Länder  unter  der  Türkenherrschaft     Die  zwei  nächsten  Abschnitte    behandeln 

Hitth.  d.  k.  k.  Ueogr.  Ges.  188».  2  u.  3.  9 


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122 

Cnltus  und  Unterricht  sowie  die  eigenthümlichen  Besitzverhältnisse  und  ökono- 
mi^cliea  Zustände;  dann  folgt  eine  ausführlichere  Schilderung  des  Lebens  und 
Treibf^tis  in  Serajevo  und  eine  Reihe  von  Reisebildern,  welche  in  19  Abschnitten 
fast  die  Hälfte  des  Buches  einnehmen;  endlich  ein  Abschnitt  über  die  bosnische 
Wapprufrage  und  zum  Schluss  eine  Besprechung  über  die  bosnische  Literatur, 
insbesoudere  auch  über  die  Volkspoesie.  von  welcher  übrigens  auch  in  den 
andern  Abschnitten  viele  anziehende  Proben  enthalten  sind.  Die  Tabellen  13 
an  dor  Zahl,  enthalten  theils  die  Haupt- Ergebnisse  der  Volkszählung  vom 
Jahre  ISS")  und  der  Evidenzhaltung  der  Geburts-  und  Sterbefälle  während  der 
ila  rauf  folgenden  l4Monate,  tlieils  eine  übersichtliche  Darstellung  der  Leistungen 
auf  dem  Gebiete  des  Volksschulwesens  und  des  Bauwesens  und  endlich  eine 
ljehf*rsi«ht  der  meteorologischen  Stationen  und  Pegel beobachtungen.  Von  den 
Kfirteri  ist  die  erste  eine  historische,  die  zweite  stellt  die  Bevölkerungsdichte, 
the  ilnUe  die  Vertheilung  der  Confessionen.  die  vierte  die  Freibauern  und 
(iruiui  holden  (richtiger  Colonen-Kmeten)  dar.  Die  drei  letzteren  Kärtchen  sind 
ih\i  \m[  der  bosnischen  Ortschafts-  und  Bevölkerungs-Statistik  vom  Jahre  1885 
syrnMVvdlichten  Karten  nachgebildet.  Die  im  Buche  enthaltenen  zahlreiclien 
Alibi  1(1  inigen  sind  als  sehr  gelungen  zu  bezeichnen.  Es  ist  nur  Schade,  dass 
jiuf  ilom  Bilde  von  Serajevo  die  neuen  monumentalen  Bauten.  —  wie  die 
katholische  Kathedrale,  die  mohamedanische  Scheriatrichterschule  u.  s.  w.  noch 
Tiicht  zu  sehen  sind. 

I  las  ganze  Werk  zeugt  von  ernsten  Studien  und  genauen  Beobachtungen. 
J)it  Landesgeschichte  ist  nach  den  neuesten  Quellen  kritisch  bearbeitet  und 
zeigt  uns  in  klarer  Beleuchtung  die  mannigfachen,  mit  der  abendländischen 
(Jesi^hirhte  und  Politik  enge  verwobenen  tragischen  Schicksale  des  bosnischen 
Volkes.  Sehr  eingehend  sind  auch  die  auf  mohamedanischer  Rechts-Basis 
beruhenden  Besitzverhältnisse  dargestellt.  Es  ist  nur  zu  bedauern,  dass  die 
onen laiischen  Namen  und  Worte  oft  sehr  verstümmelt  wiedergegeben  sind, 
was  Wohl  auf  Druckfehler  zurückzuführen  ist.  die  meistens  gleichgiltig  sind. 
jniUK'bioal  aber  störend  werden.  Dies  ist  z.  B.  der  Fall,  wenn  wiederholt  von 
fler  srhifütischen  Grundlage  des  türkischen  Lehen wesens  gesprochen  wird, 
denn  wir  kennen  kein  schifiitisches,  wol  aber  ein  schafiitisches  und  ein  von 
dif^em  sehr  verschiedenes  schiitisches  Recht,  und  das  eine  wie  das  andere 
konnli*  hier  gemeint  sein,  aber  als  Grundlage  des  türkischen  Lehensrechtes 
t^estritr«■n  werden  Ferner  ist  auch  das  türkische  Bodengesetz  nicht  vom 
Mivv  17.18,  sondern  vom  J.  1858.  Auch  ist  Dobor.  die  historische  Ruine, 
nii'bt  mit  der  Burg  Doboj  zu  ve.  wechseln.  Dagegen  können  wir  die  Schreibart 
Sera^ievij  —  statt  Sarajewo,  wie  es  im  Kroatischen  und  jetzt  auch  officiell  ge- 
JAi:briebf*n  wird  —vom  linguistischen  Standpunkte  als  die  r  chtigere  begrüssen. 
IJas  Ptincip,  welches  Asboth  bei  der  Schreibweise  der  slavischen  Namen 
auweJnk*U  ist  ein  sehr  wohlthuendes.  Er  behält  nämlich  die  beim  Gebrauche 
der  t?ilc>ijiischen  Schrift  im  Bosnischen  übliche,  selir  eigenthümliche  kroatische 
Onboj^raphie  insoferne  bei.  als  dieselbe  besonders  unterschiedene  Lautzeichen 
bat  i/„  H.  c,  z).  hält  sich  aber  im  Uebrigen  an  die  deutsche  Rechtsehreibung 
und  schreibt  daher  z.  B.  nicht,  wie  sonst  übÜch,  »Fojnica«,  was  in  einem 
di^^ulfcscb  geschriebenen  Werke  (ebenso  wie  in  romanischen  Sprachen)  unwill- 
kührbrb  »Fojnika«  gelesen  würde,  sondern  »Fojnitza«,  wie  wir  es  auszu- 
äfsrcehen  haben. 


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■  I  i^mpiiBi.  I     "'^ 


12r? 

Die  Reisebilder  umfassen  fast  das  ganze  Land;  die  in  denselben  enl- 
haltenen  Schilderungen  sind  meisterhaft  und  zeigen  uns  die  geschilderten 
Gegenden  und  Städte  vom  landschaftlichen,  vom  historischen,  vom  culturellen 
und  ethnographischen  Standpunkte,  kurz  nach  jeder  Richtung,  welche  den 
Leser  interessiren  kann. 

Für  Geschiclits forscher  sehr  interessant  ist  das  Capitel  über  die  bosnisch© 
Wappenfrage,  wenn  auch  f'as  Resultat,  zu  welchem  der  Verfasser  darin  ge- 
langte, keine  Aussicht  hat,  durchzudringen.  Endli«h  bietet  der  Abschnitt 
^Literarische  Bewegungen  und  Volksdichtung«  eine  sorgfältig  durchgearbeitete 
Darstellui>g  der  charakteristischen  Leistungen  auf  diesem  Gebiete. 

Pas  besprochene  Buch  wird  also  dem  Gelehrten  ebenso  nützen  wie  dem 
ReiseQ  len  und  wie  Jedem,  der  sich  über  dieses  uns  früher  so  fremdartig 
gegenüber  gestandene,  jetzt  aber  mit  uns  in  so  nahe  Beziehung  getretene  und 
dabei  noch  immer  so  eiaenthümliche  Land,  welches  seit  den  Ltzten  Jahren 
ni't  sicherer  Hand  und  dabei  in  so  schonender  Weise  rasch  in  der  Cultur 
Torwarts  geführt  wird,  in  anregender  Weise  näher  unterrichten  möchte;  und 
es  wird  nicht  minder  auch  Denjenigen  befriedigen,  der  Bosnien  selbst  kennen 
gelernt  hat  und  das  Gesehene  in  seiner  Erinnerung  angenehm  wieder  geniessen 
und  die  »gewonnenen  Eindrücke  Idären  und  ergänzen  will.  — x. 

Die  Länder  Oesterreich-Ungarns  in  Wort  und  Bild, 
Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  Friedr.  Umlauft.  15.  Band:  Bosnien 
und  die  Herzegovina.  Dargestellt  von  Dr.  Moritz  Ho ern es. 

In  dem  oben  benannten  Werke  hat  hiemit  auch  unser  Occupations- 
Gebiet  Aufnahme  gefunden.  Der  Herausgeber  hat  für  die  Bearbeitung  dieses 
Thema's  jedenfalls  einen  competenten  Verfasser  gewonnen.  Dr.  Moritz  Hoerneg, 
dessen  >dinarische  Wanderungen«  —  richtiger  bosnisch-hei  zegovinische  Wan- 
derungen —  im  vorigen  Jahre  in  den  Mittheilungen  der  k.  k.  geographischen 
Gesellschaft  (XXX L  Band,  9.  Heft)  besprochen  wurden,  gibt  hier  in  dem  be- 
schränkten Räume  von  120  Seiten  eine  durch  zahlreiche  Abbildungen  illustrirte, 
.sehr  interessante  wenn  auch  dieses  Thema  nicht  ganz  erschöpfende  Schilderung 
Bosniens  und  der  Herzegovina. 

Der  Inhalt  dieses  Bändchens  umfasst:  1.  einen  »Ueberblick  d^r  Landes- 
geschichte«. 2.  eine  statistisch-ökonomische  Skizze  der  Gegenwart«,  3.  »Land- 
schafls-  und  Städtebilder«,  4.  eine  Abhandlung  »Volktypen  und  Volkscharakter« . 

Die  Landesgeschichte  ist  nach  den  neueren  Quellen  bearbeitet  und  bietet 
besonders  in  dem  Theile,  welcher  die  ältere,  die  vortürkische  Periode  enthält, 
eine  präcise  Darstellung  der  historischen  Ereignisse.  Etwas  ungleichmässiger 
ist  die  neuere  Geschichte  behandelt;  denn  die  für  die  innere  Entwicklunt^ 
mehrfach  wichtige  Zeit  von  1850  bis  zu  den  Siebziger  Jahren  ist  mit  vier 
Zeilen  abgethan,  welche  die  irrige  Angabe  enthalten,  dass  der  berühmte  Omer 
Pascha  (welcher  nach  Niederwerfung  der  bosnischen  Insurrection  im  J.  1851 
kaum  zwei  Jahre  als  allmächtii-er  militärischer  Machthaber  in  Bosnien  waltete) 
bis  1868  als  Gouverneur  im  Lande  geblieben  sei,  und  die  diplomatischen 
Verhandlungen,  w«^lche  zwischen  den  europäischen  Mächten  speciell  über 
Bfjsnien  und  die  Herzegovina  in  den  Jahren  1875  und  ld76  stattfanden,  siml 
gar  nicht  erwähnt. 

9* 


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ls?4 

Die  statistische  Skizze  stützt  sich  hauptsächlich  auf  die  Ergebnisse  der 
j)f>sn.  herz.  Ortschafts-  und  Bevölkerungs-Statistik  v(im  J.  1885  und  auf  die 
offizielle  Publication  »das  Bauwesen  Bosniens  und  der  Herzegovina  vom  Beginn 
der  Ocf'upation  bis  J887«,  wobei  jedoch  —  offenbar  in  Folge  eines  Additions- 
fehlers —  die  LÄnge  der  von  der  Landesregierung  erbauten  Hauptstrassen  von 
Ho*;rnes  um  100  Kilometer  zu  gering  angegeben  ist. 

Die  »Landschafts-  und  Städtebilder«  sitid  eigentlich  ein  Auszug  aus  des 
Verfassers  Dinarischen  Wanderungen.  Bei  der  anziehenden  Art  und  Weise, 
in  welcher  Hoernes  zu  schildern  versteht,  ist  es  doppelt  zu  bedauern,  dass  er 
fiier  seine  Schilderung  auf  so  wenige  Orte  beschränkt,  und  selbst  Jaice,  diese 
Perle  Bosniens,  nur  in  der  Geschichte  erwähnt  und  in  einer  Abbildung  vor- 
führt, aber  in  den  Landschafts-  und  Städte-Schilderungen  ganz  mit  Still- 
schweigen übergeht,  obwohl  er  in  jenem  andern  Werke  über  diese  und  manche 
andere  hier  nicht  erwähnte  Localität  so  viel  Interessantes  zu  erzählen  wusste. 
Dajjpegen  erstrecken  sich  die  »Städtebilder«  auch  über  Plevlje,  das  zwar  auch 
zu  unserm  Occupatio ns-Gebiete  im  weitern  Sinne  gehört,  aber  nicht  unter 
öslerreirh-ungarischer  Verwaltung  steht  Die  Abbildungen,  —  so  das  Titelbild 
^-Sarajevo«  —  sind  leider  zum  Theil  etwas  veraltet. 

In  dem  Abschnitte  > Volkstypen  und  Volkscharakter«  entwirft  uns  der 
V'erf  isser  in  kurzen  Zügen  ein  treffendes  Bild  der  interessanten  Landesbewohner. 

Jedem  der  sich  üb»»r  Bosnien  und  die  Herzegovina  eine  allgemeine 
Vorstellung  verschaffen  und  auch  das  Wichtigste,  —  aber  eben  nur  das 
Wii^hliüste  daraus  —  näher  kennen  lernen  will,  wird  das  besprochene  Bändehen 
seur  willkommen  sein.  — x. 

Asien. 

Bornfso.  Entdeckung.sreisen  und  Untersuchungen, 
tlo^^enwärtiger  Stand  der  geologischen  Kenntnisse, 
Verbreitung  der  nutzbaren  Mineralien.  Von  Dr- 
Tht^i^dor  Posewitz  Mit  4  Karten  und  29  Profilen  und  Ab- 
[kI Illingen  im  Text.  Berlin,  R.  Friedländer  und  Sohn,  1881^). 

Das  vorliesende  Buch  stellt  in  dem  vom  Verfasser  sich  gesteckten  Rahmen 
eine  trf  miche  Monographie  der  grössten  Insel  der  Erde  dar.  Der  Autor,  welcher 
sjfh  duTvh  einige  Zeit  in  Borneo  und  zwar  in  Bandjermassin,  Barabei,  Teweh 
und  iVnijaron,  also  im  Süd-Theil  aufgehalten  hat,  setzt,  gestützt  auf  eine  sehr 
reirhhaltige  Literatur,  die  Geschichte  der  Erforschung  der  einzelnen  Gebiete, 
deren  C)ro-  und  Hydrographie,  ihren  geologisclien  Bau  und  die  mineralischen 
Vorkonunen  auseinander.  Der  Verfasser  beherrscht  die  Literatur  über  diese 
]n^e\.  irrsbesondere  auch  die  in  holländischer  Sprache  geschriebene,  vollständig 
und  hal  durch  die  Verarbeitung  dieser  zumeist  schwer  zugänglichen  Werke 
XU  eini?r  Gesammt-Uebersicht  des  Baues  und  der  physischen  Beschaffenheit 
Borneo'a  der  Erdkunde  einen  wichtigen  Dienst  geleistet.  Insbesondere  behandelt 
der  Autor^  welcher  selbst  Geologe  und  Montanist  von  Fach  ist,  den  geologischen 
Theil  am  ausführlichsten  Sehr  werthvoll  sind  die  Angaben  über  das  Vor- 
kornmeit  und  die  Gewinnung  von  Gold.  Kohle i,  Diamanten,  Platin,  Quecksilber, 
EfWen,  Kupfer,  Blei,  Salz  und  Petroleum.  Borneo  stand  von  jeher  in  dem  Rufe 


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des  Reichlhums  an  Gold  und  besitzt  man  genauere  Berichte  über  die  Gold 
gewinnung  durch  die  Eingeborenen  schon  seit  dem  Jahre  977  n.  Chr..  in 
welchem  Jahre  der  Herrscher  jenes  Theiles  von  W-Borneo  zwischen  den 
Flüssen  Sambas  und  I^andak,  welcher  jetzt  die  »chinesische  Districte  'beisst^ 
eine  Gesandtschaft  an  den  Kaiser  von  China  mit  Geschenken  an  Gold  satidte. 
Seither  war  die  Goldt:ewinnung  durch  die  Chinesen  stets  eine  re^e  un(i  be- 
fanden sich  um  18'0  in  dieser  Gegend  an  30.000  Chinesen,  während  im 
ganzen  westlichen  Theile  der  Insel  ca.  50.0(X)  wohnen  sollten.  Die  langwierigen 
Kriege,  welche  die  Holländer  zur  Unterwerfung  der  eigene  Republiken  bildenden 
chinesischen  Mmenarbeiter  in  den  50er  Jahren  führte,  verursachte  den  Verfall 
des  früher  lebhaft  betriebenen  Goldbergbaues,  von  dem  dieser  sich  auch  jetzt  nur 
zum  Theil  erholt  hat.  Europäer  haben  sich  erst  seit  1880  dem  Goldhergbau 
zugewendet;  es  besteht  eine  Gesellschaft  in  Stid-Bomeo.  sowie  eine  Borueo 
Montangesellschaft,  welche  das  Recht  erhielt  nach  Gold,  Diamanten,  Pblin 
und  Kohlen  zu  schürfen. 

Das  Gold  kommt  als  Waschgold  fast  in  den  meisten  Flüssen  Horneoa, 
namentlich  in  ihrem  Oberlaufe,  dann  in  diluvialen  Lagerstätten  als  Goldseifen 
nnd  auf  ursprünglicher  Lagerstätte,  im  Muttergestein  vor.  Die  beiden  ersten 
Arten  des  Vorkommens  sind  in  Borneo  ziemlich  allgemein  verbreitet,  die  letztere 
ist  bisher  am  besten  in  W.-Bomeo  bekannt,  kommt  aber  auch  in  Süd-Borneo 
(Tanah-Laut)  und  in  Sarawak  vor. 

Dem  schön  ausgestatteten  Werke  sind  4  Karten  von  Borneo  (in  1 :3,<HX>.0(>0) 
heigegeben,  nämlich  eine  Karte  der  Entdeckungsreisen,  eine  Uebersichis karte 
der  geographisch-geologischen  Untersuchungen  sowie  der  politische  Eintheilung, 
eine  geologische  Karten-Skizze,  endlich  einer  Karte  der  nutzbaren  Mineralien 
in  Borneo.  Le  Monnier. 

Afrika. 

Capitaine   Thys,    Au  Congo  et  au   Kassai,  avec   trois 
carles,  Bruxelles  1888.  60  pp. 

Der  Verfasser  bereiste  im  Auftrage  der  Compagnie  du  Congo  pour  le 
commerce  et  Tindustrie  den  Congo  bis  Bangala  und  den  Kassai  und  Lulua  bis 
Luäbo  und  theilt  in  der  vorliegenden  Schrift  seine  Erfahrungen  mit.  Er  weiss 
jedoch  nichts  zu  berichten,  was  nicht  durch  andere  Publicationen  schon  längst 
bekannt  wäre.  Eigenthümlich  berührt  seine  Behauptung  auf  p.  13,  dass  man 
>allgemein  glaube,  die  Ebene  des  oberen  Congo  beginne  schon  am  Stanley- 
Pool«,  während  doch  Jedermann  weiss,  dass  das  Schiefergebirge  erst  oberhalb 
Tschumbiri  endet.  —  Die  natürlichen  Vortheile  des  Congo,  derenVorhaiulensein 
Schreiber  dieser  Zeilen  sicher  nicht  bestreitet,  werden  in  einem  übertrifshen 
rosigen  Lichte  darg^-stellt;  so  spricht  Verfasser  von  ganzen  Wäldern,  die  nur 
aus  Nutzhölzern  bestehen,  führt  sogar  den  Cannibalismus  als  Beweis  gegnn  die 
Bedürfnislosigkeit  der  Neger  an,  u.  s.  w.  —  Auffallend  wenig  ist  in  dem  Hüehlein 
von  dem  holländischen  Handelshause  die  Rede,  obwohl  dasselbe  immer  nach 
die  erste  Rolle  am  Congo  spielt  und  alle  belgischen  Unternehmungen  weit 
hinter  sich  lässt.  -  F.  54  ist  von  den  Arbeiten  der  brigade  topographique  die 
Rede.  Von  diesem  bereits  halb  mythischen  Institute  wird  schon  seit  Jahren 
behauptet,   dass  es   eine   vorzügliche  Karte   des  Mündungsgebietes   des  Congo 


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aufgenommen  habe.  Das  endliche  Erscheinen  derselben  würde  immer  nodi 
eine  empfindliche  Lücke  ausfüllen.  Von  den  drei  beigegebenen  Karten  ist  die 
eine  ein  Ausschnitt  der  Aufnahme  für  die  Congo-Eisenbahn,  leider  ohne  Zeichen- 
erklärung und  daher  fast  unverständlich.  Die  Zweite  ist  eine  recht  interes- 
sante Kurie  des  Congo  zwischen  Boma  und  Matadi  mit  Tiefenzahlen  in  Faden, 
nach  welchen  allerdings  mit  guten  Lootsen  die  Strecke  bis  gegenüber  Fuka 
Fuka  auch  von  grösseren  Dampfern  befahren  werden  könnte.  Leider  fehlen 
dieser  Karte  der  Masstab,  das  Gradnetz,  das  Terrain  und  der  Name  des  Autors, 
als  welt^hen  man  aus  dem  Texte  Cpt.  Boyö  vermuthen  kann.  Die  dritte  Karte 
ist  ein  Lebersichtsblatt  des  Congo  mit  Routen  des  Cpt.  Thys.  Die  Proben- 
karteii  p Matadi  et  ses  environs«  und  »De  Matadi  k  Leopoldville«  sind  bis  auf 
die  Druckfehler  genaue  Reductionen  der  Karten  der  österreichischen  Congo- 
Expedition,  natürlich  ohne  Angabe  der  Quelle.  l)r.  Oscar  Bauniunn. 

Lfe  Kassai  et  la  Louloua,  par  le  Cpt.  Thys,  Bruxelles  1888, 
Karte  in  1:200.000. 

Diese  Karte  ist  die  erste  in  grösserem  Massstabe,  die  vom  Congostaate 
in  üfficieller  Weise  aufgenommen  und  veröffentlicht  wurde.  Als  Grundlage  der 
Constnjrlion  diente  die  Aufnahme  des  schwedischen  Capitains  des  »le  Stanley« 
J^fhageström.  welche  durch  Cpt.  Thys  erweitert  und  ergänzt  wurde.  Wieweit 
am  b  die  sorgfältigen  Aufnahmen  des  llptm.  von  Fran^ois  (in  400.000)  Be- 
arhluni!:  landen,  ist  in  den  Begleitworten  nicht  angegeben.  Die  Karte,  die  beim 
*lnstjhit  National  de  Geographie«  erschienen,  zeichnet  sich  von  sonstigen 
VeröITeatlichungen  dieser  Anstalt  durch  klare  und  gefällige  Ausführung  ver- 
bunden mit  handlicher  Form  aus.  Bedauerlich  ist,  dass  das  Terrain  keine 
BprQcksiclttigung  fand.  Auch  fehlt  ein  Gradnetz.  Die  Positionen  sind  die  von 
Fran^^ois  bestimmten,  die  noch  nicht  ergänzt  sind.  Ueberhaupt  ist  mit  dieser 
Karte,  vvean  sie  auch  einen  bedeutenden  Fortschritt,  bezeichnet  die  Aufnahme 
des  Kasssai  noch  lange  nicht  abgeschlossen.  Meist  konnte  nie  ein  Ufer  aufge- 
nommen werden,  auch  fühlt  die  Nomenclatur  der  Dörfer  und  die  Verzeichnung 
der  für  die  Schiffahrt  so  wichtigen  Landmarken  fast  vollständig.  Eine  genaue 
Aufnrvhmo  des  schiffbaren  Congo  und  seiner  Nebenflüsse,  die  bei  der  Ent- 
wicklung des  Dampferverkehrs  immer  mehr  zur  dringenden  Nothwendigkeit 
wird*  wäre  überhaupt  nur  im  Boote  oder  Ganoe  durch  einen  Fachtopographen 
ausführbar.  Dr.  Oscar  Bauwann. 

Australien. 

Samoaf  ahrten  von  Dr.  0.  F  i  n  s  c  h.  Ethnologischer 
Atlas.  Typen  aus  der  Steinzeit  Neu-Guinea's.  hi 
154  Abbildungen  auf  24  lithogr.  Tafeln,  nach  Originalen  gezeichnet 
von  0,  und  E.  Fi n  seh.  Mit  erklärendem  Text  Leipzig,  Hirt  und 
Sohn.  1888.  4. 

Dieser  Atlas,  dessen  Text  in  3  Sprachen  (deutsch,  englisch  und  fran- 
zösisch) li erausgegeben  wurde,  bildet  die  illustrative  Ergänzung  zu  dem  oben 
besprochenen  Reisewerke.  Er  führt  uns  auf  24  Tafeln,  in  154  Figuren,  die 
wicJiligslea  Stein-eräthe  vor;  insbesondere  Aexte,  dann  Hausgeräthe  (^kunstvoll 


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aus  Holz  geschnitzte  Kopfstütze,  Schüssel  und  Haken),  Töpfe,  Canoes,  Fis<  lierei- 
geräthe,  Strickereien.  Waffen,  Musikinstrumente,  Masken,  Tabu,  Bekleidung, 
Schmuck  und  Grundrisse  der  Häuser.  Die  Abbildungen  sind  vortrenii<'h  ge- 
zeichnet und  geben  ein  vollständiges  Bild  der  Cultur  eines  noch  in  der  Steinzeit 
lebenden  Volkes. 

Allgemeines. 

Die  Reise  S.  M.  Schiffes  »Frundsberg«  imRothen  Meer 
und  an  den  Küsten  von  Vorderindien  und  Ceylon 
in  den  Jahren  1H85 — 1886.  Auf  Befehl  des  k.  k.  Reichi^kriegs- 
ministeriums,  Marine-Section  unter  Zugrundelegung  der  Berichte 
des  k.  k.  SchilTs-Commandos  verfasst  von  Jerolim  Freihprrn  V- 
Benko,  k.  k.  Corvetten-Capitän.  Mit  1  Karte  und  9  Planskizzen 
Pola,  1888. 
Reise  S.  M.  Schiff  es  »Albatros»  nach  Süd- Amerika,  dem 
dem  Caplande  und  West-Af ricii  1885—1886.  Auf  firund 
der  Berichte  des  SchifTs-Commandos  verfasst  von  Jerolim  Frei- 
herrn V.  Benko.  Mit  einer  Reise-Skizze.  Pola  1^89. 

Es  muss  als  eine  trefTliche  Anordnung  der  Marine-Section  des  Reichs- 
kriegs-Minist^riums  bezeichnet  werden,  dass  sie  die  Reiseberichte  der  östc*r- 
reichischen  Kriegsschiffe,  welche  die  Handelshtäfen  fremder  Erdtheile  bfrühren, 
zu  einem  grösseren  zusammenhängenden  Berichte  ausarbeiten  lässt.  l'nseve 
ruhmvolle  Kriegsmarine,  welche  auf  ihrem  eigentlichen  Gebifete  die  Anerkennung 
aller  seefahrenden  Nationen  sich  zu  erwerben  wusste,  erfüllt  damit  aü(h  eine 
wichtige  handelspolitische  Mission,  indem  sie  die  Absatz  Verhältnisse  der  be- 
suchten Länder  studirt  und  die  Anknüpfung  neuer  commercieller  Beziehungen 
unserem  Handel  und  Industrie  ermöglicht. 

Diese  Reisel)erichte  sind  von  einem  ebenso  begabten  als  fleissigen  See- 
ofTicier,  dem  Corvetten-Capitän  Jerolim  Freiherrn  v  Benko  bearbeitel.  Der 
Verfasser  begnügt  sich  nicht  die  Reiseberichte  zu  reproduciren,  sondern  ist 
bemüht  durch  die  sorgfaltigste  und  eingehendste  Benützung  der  Literatur,  ein 
vollständiges  Bild  der  besuchten  Häfen  und.  ihrer  commerciellen  Bedeutung  äu 
geben.  Diese  Berichte  werden  daher  nicht  blos  dem  Kaufmanne  und  Expiirt- 
Industriellen,  sondern  auch  dem  Geographen  von  besonderem  Nutzen  sein  und 
freut  es  uns  constatiren  zu  können,  dass  dieselben  bereits  die  Beachtung  des 
Auslandes  gefunden  haben. 

Die  in  den  Jahren  188')  — 1886  ausgeführte  Reise  der  Corvette  >Frunda- 
berg«  berührte  folgende  Häfen,  deren  ausführliche  Beschreibung  das  Buch 
enthält:  Port  Said,  Suez  (nebst  der  Durchfahrt  durch  den  Suez-Canal),  Massauah, 
Aden,  Calcutta,  Madras,  Pondichcry,  Ceylon,  Bombay,  Assab,  Suakin,  Djeddüh. 
Die  Reise  des  Kanonenbotes  Albatros  ging  über  Gravosa  und  Malta  nach 
Tanger  und  Mogador  in  Marokko,  berührte  sodann  Sta.  Cruz  de  Teneritfa  und 
Madeira,  ferner  Pernambuco,  Bahia,  Rio  de  Janeiro,  Paranagua  und  Antonina^ 
sowie  Desterro  auf  Sta  Catarina  in  Brasilien,  Montevideo  und  Buenos  Ayres, 
von  hier  wurde   die  Ueberfahrt   nach  Afrika  u,  zw,  zunächst  nach  dem  Cip- 


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lande  bewerkstelligt  und  sodann  Angola,  Benguela,  Banana  und  Porto  de  Leuha 
iJHi  Congo,  Siera  Leone  und  Dakkar  besucht  und  die  Heimreise  über  Funchal, 
Tanger,  Gibraltar  und  Palermo  nach  Pola  angetreten.  Zahlreiche,  bis  in  die 
neueste  Zeit  reichende  statistische  Daten  erhöhen  die  Brauchbarkeit  dieser 
trefflich  zusammengestellten  Reiseberichte.  Le  Monnier. 


Monats- Versammlung  dor    k.   k.    Geographischen   Gesellschaft 
am  29.  Jänner  1889. 

Vorsitzender:  Vicepräsident  Excellenz  Alexander  Fieiherr  v.  Helfert. 
Der   General-Secretar    Dr.    v.    Le    Monnier    gibt    die   Einladung   der 
Geographischen  Gesellschaft  in  Paris  zur  Theilnahme  an   dem  internationalen 
Geographischen  Conj^resse  in  Paris  am  5.  bis  11.  August  d.  J.  bekannt. 

Hieraufhält  Dr.  Rodler  einen  mit  lebhaftem   Beifall  aufgenommenen 
Vortragüber  seine  Reise  in  Luristan  und  durch  das  Gebiet  der  Baktiaren. 
Als  neue  ordentliche  Mitglieder  sind  im  Jänner  1889  eingetreten: 
Herr  Karl  Göttmann,  Scriptor  der  k.  k.  Hofbibliothek  in  Wien. 
Löbl.  Direction  der  Landes-Oberrealschule  in  Tele. 


Monats- Versammlung  am  26.  Februar  1889. 

Vorsitzender:  Vicepräsident  Ministerialrath  Dr.  J.  Lorenz,  Ritter  von 
Liburnau. 

Nach  Eröffnung  der  Versammlung  verliest  das  Mitglied  Oberlieutenant 
im  militär-geographischen  Institute,  Otto  Ki^ifka  seinen  Antrag  auf  Ab- 
schaffung der  Zahlung  von  Honoraren  für  Aufsätze  in  den  »Mittheilungen«  der 
Gesellschaft.  Nachdem  dieser  Autrag  genügend  unterstützt  wurde,  wird  er  auf 
Grund  der  Geschäftsordnung  der  Berathung  des  Ausschusses  zugeführt. 

Hierauf  begrüsst  der  Vorsitzende  den  Vortragenden  Fregattenarzt  Dr. 
Swoboda,  welcher  speciell  für  diesen  Vortrag  aus  Pola  hieherkam,  als  Ver- 
treter unserer  ruhmvollen  Marine.  Der  Vortrag  der  »Nicobaren-Archipel 
und  seine  Bewohner«,  welcher  durch  Ausstellung  zahlreicher  Photographien, 
Karten  und  ethnographischer  Objecte  sehr  interessant  illustrirt  war,  erregte 
den  lebhaftesten  Beifall  der  zahlreichen  Versammlung,  in  welcher  sich  viele 
Officiere  unserer  Marine,  an  ihrer  Spitze  der  Marine-Commandant  Admiral  Frei- 
herr V.  Sterneck  und  dessen  Vertreter  Viceadmiral  Freiherr  v.  E heran 
befanden. 


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VERZEICHNIS 


der 


lit^eder  der  l.  k.  Geographischen  Gesellschaft  in  Wien, 

Nach  dem  Stande  vom    15.  März  1889. 


Leitung: 

Präsident: 

Haas  Graf  W  i  J  c  z  e  k,  k.  k.  wirklicher  Geheimralh,  Kämmerer,  Herreu- 
baitimitgUed. 

Vice-Präsidenten : 

Dr,  Jos.  Alexander  Freiherr  von  H eifert,  k.  k.  wirklicher  Geheim- 
müi,  Herrenhausmitglied  und  Präsident  der  k.  k.  Central-Commission  für  Kiinsl- 
und  historische  Denkmale. 

Dr.  Jos.  Romsn  Lorenz  Ritter  von  Liburnau,  k.  k.  Ministerialralli. 

Dr  Franz  Ritler  von  Hauer,  k.  k.  Hofrath  und  Indendant  des  k.  k. 
Naturhistorischen  Hofmuseums. 

Generalsecretär : 

Dr.  Franz  Ritter  von  Le  Monnier,  Secretär  der  k.  k.  Ccntral- 
Diredion  der  Schul  buch erverläge. 

Allsschussmitglieder : 

Ärthaber,  Rudolf  Edler  v,.  kais.  Rath  u.  Kaufmann  (Cassier), 
Busrhmann,  Ferdinand  Freiherr  von,  Doctor  der  gesammten  Heilkunde* 
Cicalek*  Dr.  Theodor.  Professor  a.  d.  Handelsakademie. 
Daublehsky  Kdler  von  Sterneck,  k.  k.  Major  im  militär-geographischen  Institute 

(Rechnungsfahrer), 
Httradauer  Eiller  von  Heldendauer  Carl  k.  k.  Oberstlieutenant   und  Vor* 

stand  der  Karten- Ahtheilung  des  k.  k.  Kriegsarchives  (Bibliothekar), 
Hctger  Franz.  Gustos  am  k.  k.  Naturhistorischen  Hofmuseum, 
Jettel.  Dr,  EmiJ.  k.  und  k.  Spctionsrath  im  Ministerium  des  Aeussern, 
Kalmar.  Alexander  Ritter  von,   k.  k.  Linienschiffs-Capitän   u.  Triangulirungs- 

Director  des  k    k.  militär-geographischen  Institutes, 
Ranitz  F., 


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Le  Monnier,  Dr.  Franz  Ritter  von,   Secretär   der  k.  k.  Centraldirection   der 

Schulbücherverläge  (General-Secretär), 
Paulitschke,  Dr.  Philipp,  k.  k.  Gymnasial-Professor  und  Universitäts-Docent, 
Rziha,  Franz  Ritter  von,   Professor  a.  d.  k.  k.  technischen  Hochschule, 
Seh  weg  el,  Josef  Freiherr  von,  k.  k.  wirkl.  Geheimrath  und  k.  u.  k.  Sections- 

chef  a.  D. 
JSimony,  Dr.  Friedrich,  k.  k.  Hofrath  u.  emerit.  k.  k.  Universitäts-Professor, 
Tietze,  Dr.  Emil,  k.  k.  Chef-Geologe  der  geologischen  Reichsanstalt, 
Umlauft,  Dr.  Friedrich,  Gymnasialprofessor, 
Zehden,  Dr.  Carl,  Professor  a.  d.  Handelsakademie. 
(Vier  Stellen  unbesetzt ) 

Ersatzmänner  für  den  Ausschuss: 
Hartl  Heinrich,  k.  k.  Major  im  militär-geographischen  Institute, 
Jüttner,  Dr.  Josef,  Gymnasialprofessor, 

Koch,   Dr.  Gustav  Adolf,    k.    k.  Gymnasialprofessor   und  Docent   a.   d.   k.  k. 
Hochschule  für  Bodencultur. 

Redactions-  uod  Vortrags-Comit^: 
Lorenz  Ritter  von  Liburnau,  Dr.  Josef  R.,  Obmann, 
Haradauer  Edler  von  Heldendauer,  Carl, 
Le  Monnier,  Dr.  Franz  Ritter  von, 
Tietze,  Dr.  Emil, 

Re  visions-Comit^ : 
Jettel.  Dr.  Emil,  Obmann. 
Haradauer  Edler  von  Heldendauer,  Carl. 
Kalmar,  Alexander  Ritter  von. 


Bisherige  Präsidenten: 

Jahr  der  Wahl 

1857  Haidinger  Wilhelm.  Phil.  Dr.,  k.  k.  Hofrath,  Gründer  der  Gesellschaft. 

1858  Salm-Reifferscheid-Krautheim  Hugo  Carl,   Fürst  und  Altgraf  zu, 

k.  k.  wirkl.  geheimer  Rath  und  Kämmerer. 

1859  Czörnig,  Dr.  Carl  Freiherr  von,  k.  k.  wirkl.  geheimer  Rath. 

1860  Hietzinger,  Carl  Freiherr  von,  k.  k.  wirkl.  geheimer  Rath. 

1861  Thun-Hohenstein,  Leo   Graf  von,    k.    k.  wirkl.    geheimer  Rath    und 

Kämmerer. 

1862  Wüllerstorf-Urbair,    Bernhard  Freiherr  von,   k.  k.  wirkl.  geheimer 

Rath  und  Contre-Admiral. 

1863  Pech  mann  Eduard,  k.  k.  Oberst. 

1864  Kotschy,  Dr.  Theodor,  Custos  am  k.  k.  botanischen  Hof-Cabinete. 
IR65  Hauslab,  Franz  Ritter  von,  k.  k.    wirkl.  geheimer  Rath  und  Feldzeug- 
meister. 

L866  Steinhauser  Anton,  kais.  Rath. 

1867  Ilochstetter,  Dr.  Ferdinand  von,  k.  k.  Professor, 

» 


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i:il 


##)  Ehrenmitglieder: 

Jahr  der  Wahl 

1858  Seine  k.  u.  k.  Hoheit  der  durchlauchtigste  Herr  Erzherzog  Carl  Ludwig:. 
1858  Seine  k.  u.  k.  Hoheit  der  durchlauchtigste  Herr  Erzherzog  Albrecbt. 
1858  Seine  k.  u.  k.  Hoheit  der  durchlauchtigste  Herr  Erzherzog  Jo8ef. 
1860  Seine  k.  u.  k.  Hoheit  der  durchlauchtigste  Herr  Erzherzog  Wilbeliii. 
1860  Seine  k.  u.  k.  Hoheit  der  durchlauchtigste  Herr  Erzherzog  Rainer. 

1869  Seine  k.  u.  k.  Hoheit  der  durchlauchtigste  Herr  Erzherzog  Leopold. 

1870  Seine  k.  u.  k.  Hoheit  der  durchlauchtigste  Herr  Erzherzog  Ludwig  SnlTator. 
1883  Seine  k.  u   k.  Hoheit  der  durchlauchtigste  Herr  Erzherzog  Johann. 
1858  Seine  Majestät  der  Kaiser  von  Brasilien  Dom  Pedro  11. 

1876  Seine  Majestät  der  König  der  Belgier  Leopold  II. 

1885  Seine  Durchlaucht  der  souv.  Fürst  und  Hegierer  des  Hauses  von  und  zu 

Liechtenstein,  Johann  11. 
1858  Seine  kais.  Hoheit  der  Grossfürst  Constantin  von  Russland. 
1876  Alcoek,  Sir  Rutberford,  K.  C.  B..  in  London. 

1882  Artaria  August,  kais.  Rath  und  Kunsthändler  in  Wien. 

1878  Bastian,  Dr.  Adolf,  Professor  und  Director  der  technologischen  Abtheilung 

des  k.  Museums  in  Berlin. 
1878  Bom  Retlro,   Visconde  de,   Präsident   des  Histor.-Geogr.    Institutes    von 

Brasilien  in  Rio  de  Janeiro. 

1875  Boutbilller  de  Beauniont,  Henri,  Präsident  der  Geograph.   Gesellschaft 

in  Genf 

1876  Burton  Richard,  königl.  grossbrit.  Consul  in  Triest. 
1881  Cambior  Charles,  k.  Lieutenant  in  Brüssel. 

1876  Camerou  Verney  Lovett,  Commander  of  Royal  Navy  in  London. 
1881   Coello.  Don  Francisco,   Excellenz    königl.  spanischer  Oberst  und  Ehren- 
präsident der  Geographischen  Gesellschaft  in  Madrid. 

1876  Correnti  Cesare,  Commendatore  in  Rom. 

1881  Czdmlgf  Dr.  Carl  Freiherr  von,  k.  k.  wirkl.  Geheimrath  in  Görz. 
1881  D'Albertis  Maria,  Mitglied  der  italienischen  geographischen  Gesellschaft 
in  Rom. 

1883  Daublebskj  Ton  Sterneck   u.  Ehrenstein,   Maximilian  Freiherr,    k.  k. 

Vice-Admiral  und  Marine-Commandant  in  Wien. 
1857  De  Candolle  Alfons  in  Genf. 
1857  Daubr^e  Gabriel  August,  Mitglied  des  Instituts  von  Frankreich,  Directeur 

d'6cole  des  mines  in  Paris. 
1857  Bannias  Melchior.  General-Lieutenant  in  Bordeaux. 

1857  Bupln  Carl,  Baron  v.,  Mitglied  d.  Instituts  von  Frankreich  in  Paris. 
1881  DuTeyrier  Henri  in  Paris. 

1880  Forrest  Alexander  in  Melbourne. 

1877  Forrest  John  in  Perth  ( Western- Australia). 

1876  Fr^re,  Sir  H.  Bartle,  K.  C,  B.  in  London. 

1877  Glles  Ernest  in  Melbourne. 

1858  €Jrey,  Sir  George  in  Kawau  (Neu-Seeland). 

1876  Haydeu   J.  V-,  Director   des  U.-St.  Geological   Survey   of  the  Territories 
in  Washington. 


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J&lir  der  Wahl 

1874  He^eiiiann  P.  F.  A.,  Capitän  in  Varel. 

1857  Hermann,  Dr.  Fried.  Bened.  Wilhelm  v.,  in  München. 

1S7y  Holnb,  Dr.  Emil,  in  Prag. 

1881  Hooker,  Sir  Josef,  Director  of  the  Royal  Gardens  Kew,  in  London. 

1885  Hniiiier,  Alexander  Freih.  v.,  k.  k.  wirkl  Geheimrath,  k.  u.  k.  Botschafter 

a.  D.,  Mitglied  des  Herrenhauses  des  österr.  Reichsrathes.  in  Wien 
1887  Jntiker,  Dr.  Wilhelm,  Afrikareisender,  d.  z.  in  Wien. 

1882  Kaulbars,  Baron  Alex.,  kais.  russ.  Generalmajor  in  St.  Petersburg 
1881  Kftnlbars.  Baron  Nicolai,  kais.  russ.  Oberst  und  Mihtar- Bevollmächtigter 

in  Wien 

1857  K..y^^>'ling  Alex,  Andreowitsch,  Graf  von,  in  Reval. 

18H1  Kif'pert,  Dr.  Heinrich,  Professor  in  Berlin. 

1S74  KitMewey  Carl,  Capitän  in  Hamburg 

1887  Kreitner,  Gustav  Ritter  von,  k.  u.  k.  österr .-ungar.  Cx)nsul  in  Yokohama. 

136t*  Kulm,  Franz  Freih  v.,  k.  k.  wirkl.  geh.  Rath  u.  Comrnandirender  in  Graz. 

1H76  Lanibermont,  Auguste  Baron,  bevollmächtigter  Minister,  Generalspcretar 
im  Ministerium  des  Aeussern  in  Brüssel. 

1887  Liiuekoronski-BrKezIe,  Carl  Graf,  k.  k.  Kämm«^rer,  .Mitglied  des  Herren- 
hauses des  österr.  Reichsrathes  etc.  in  Wien. 

1886  Lan^re,  Dr.  Henry,  in  Berhn. 

1881  Lenz,  Dr.  Oscar,  Adjunkt  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt  in  Wien 

1B57  Left^eps  Ferdinand  von,  in  Paris. 

1H57  Liic-a,  Cardinal-Erzbischof  von  Tarsus,  in  Rom. 

1881  Maiitegazza  Paolo,  Professor  in  Florenz. 

1881  Meyer,  Dr.  A.  B.,  Hofrath  und  Director  des  zoologischen  u.  ethnographi- 
schen Museums  in  Dresden. 

1857  Mlildendorf,  Ad.  Theod.  von,  in  Dorpat 

1881  Mttlin  Heinrich,  Professor,  Director  des  meteorologischen  Institutes  in 
Christiania. 

1857  Moreau  de  Jonnt'S  Alex,  in  Paris. 

t87ß  Kares  G.  S.,  königl  grossbrit.  Schiffs-Capitän  und  Comraandant  der  briti- 
schen Nordpol-Expedition  1875/76,  in  London. 

1880  >'eumayor,  Dr.  Georg,  Admiralitätsrath  u.  Direktor  der  deutschen  Ser warte 
m  Hamburg. 

1880  Xordenskiöld,  Adolf  E.  Freiherr  von,  Professor  in  Stockholm 

1874  Payor,  Julius  Ritter  von,  in  München. 
18^2  Polak,  Med.  und  Chir.  Dr.  J.  E ,  in  Wien. 

]88tJ  Pouell  J.  W.,  Directoi  der  geolog.  Aufnahmen  in  Washington. 
1857  Knwlinson,  Sir  Henry,  in  London. 

1881  lEetlus  Elis^e  in  Genf. 

1875  R**ille,  Baron  de,  in  Paris. 

1873  Hii^hthofcn.  Dr.  Ferdinand  Freih.  von,  Univers iläts-Professor  in  Leipzig 
1881   Riuk,  Dr.  Heinrich,  königl.  Justizrath  in  Kopenhagen. 
1868  Rohlfe,  Dr.  Gerhard,  Hofrath  in  Weimar. 
18rj7  Hftppi'll,  Dr.  Eduard,  in  Frankfurt  a.  M. 

1876  ^vlilelnitz,  A.  Freiherr   v.,  Capitän    zur  See    und  Vorstand    des  hydro- 

graphischen Amtes  der  kais.  deutschen  Marine  in  Berlin. 


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.  m 

167:^  Si'hWäirz  Seubani,  Wilhelm  Freiherr  von.  k.  L  wirkl,  geheimer  Ralh  in 
W  1  e  II. 

1874  hi'bwef üfurth,  Dr   Georg,  in  Cairo 

1875  Seme  II ow  P.  de.  Vicepräsident  der  kais.  rüsaischeti  geographischen  Ge- 

sells^ehafl  in  St,  Petersburg. 
I8S1  f^erpft  Pinto,  königl.  portugiesischer  Major  in  Lissabon. 
1881  Sewertzoff  Nicolaus.    Mitghed    der  bais.    geographi sehen  Gesellschaft  in 

St.  Pelersh  u  rg. 
1S74  Sldoroff  Mi:h,.  Kaufherr  in  St.  Petersburg, 
ISfÖ  ^i  in  Hilf,  Dr.  Friedrich,  k,  L  T/niversität3-Prof«^sor  in  Wien, 
1S76  Stanley.  Henry  M.,  m   New-Vo  T  k, 
J8BB  SteEuhaoser  Anton,  k.  k.  Regierungsrath  in  Wie  n. 

1876  Stpiiheniioiii  k,  grosbrit.  SnliifTsrapitiln  und  Commandant  der  *  Discovery» 

bei  der  brit.  Nordpol-Expedition  187;V76*  in  London, 
!381  Stader,  Dr.   Bernhard,  Profefssor  in  Bern. 
3881  iijzeehtitiyl  Graf  Bela,  iii  Zinkendorf. 
18Sl  Teaiio,    Fürst,  Präsident  der  italienischen  geographischen  Gesellschaft  m 

Rom, 
It^l  TliDHiBOii,  Sir  Wvwdle  T.  K.  C,  M,  G.  in  London. 
1881  Ton  H    Otlo,    Director    der    geologischen  Aufnahmen    in  Schweden,     zu 

Stockholm. 
18;"j7  TehLhHtcker^  Peter  von,  in  Florenz 
I87*j  Ujfalr)-  von  Mez^-KÜTeBd}  Carl  Emil  Professor  in  Paris. 
1881  YÄDiher^^-  Hermann.  Professor  in  Budapest, 
1881  Velh  P-  J..  Professor  in  Leyden. 
1875  Wftleh^r  von  Moltliehii,  Leopold,  k.  k.  Ministerialralh  u.  Commerzkanzlei- 

Director  bei  der  k.  und  k    östcrr-ungan  Bolschafl  in  Paris. 

1880  Watanati^  Hiromoto.    Vice-F*räsident    der  geo;iiraphischen  Gesellschaft  in 

Tokio. 
1837  Wheeler    G.    M,.   Capitäa    Chef   der   topographischen   Aufnahmen   der 

Territorien,  in  W  a  s  h  i  u  g  t  o  n. 
1S72  WLlüzek,  Hans  Graf  von,  k.  k.  wirkL  Geheim rath  in  Wien. 
1883  \\  otiUeiiiutb,  Emil  von    k.  k.  LiniensthifTslieutenant  in  Wien. 
iHHl  Yole^  Sir  Henry,  Colonel,  C.  B.  in  London. 
iS^7  Z&rro  de  VaHe  y  Huet  in  Madrid. 

ißj  Correspondireiide  Mitglieder. 

1870  Adler  Nathaniel  in  P o  r  t  E 1  i  s a  h  e  t  h. 

1871  Ag-aard  Andreas,  k.  k.  österr.-ungar.  Conaul  in  Tromsoe. 
1^58  Aiidenou  Gh.  J.  in  Stockholm. 

I87a  Aiidree^  Dr.  Richard,  in  L  e  i  p  z  i  g, 

1857  Angelroth    E.    J.,    k.    und  k,  österr-ungar,  Vioe-Consul    in    St     Loui» 

(Missouris 
\B8d  Arthaber,  Rudolf  Edler  von,  in  Wien. 
18^7  d  Ärezac  M.  in  Paris. 

1881  Barozzi  Nicolo,  Director  des  Museo  civico  in  Venedig. 


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134     . 

Jubr  der  Wahl 

]Hb3  Basso  Richard,  k.  k.  Linienschiffslieutenant  in  Wien. 

1859  Bastian,  Dr   Adolf,  Professor  in  Berlin  (zugleich  Ehrenmitiilied). 

1887  Bauniann,  Dr.  Oskar,  k   k.  Lieutenant  i.  d.  Reserve  in  Wien. 

1Ö74  BaTier  Ernst  von,  Kaufmann  in  Yokohama. 

ItSBl  Berchety  Commendatore  in  Venediif. 

1885  Bergliaus,  Dr.  Hermann,  Karthograph  a.  d.  geographischen  Anstalt  J.  Perthes 

in  Gotha. 
ia58  Biekerstitb  Dr.,  in  Capstadt. 

18:13  Bobrik  von  Boldya  Adolf,  k.  k.  Linienschiffslieutenant  in  Wien. 
1878  Boguslawski,  Dr.  v.,  Sections- Vorstand  im  hydrographischen  Bureau  der 

k.  Admiralität  in  Berlin. 
I87B  Botbby  Josiah,    Under-Secretary   and  Governm.    Statist,    in    Adelaide 

(Süd-Australien). 
J871  Bretlscbneider   Med.  Dr.  Emil,  in  Pecking 
18^)7  Carrasco,  Don  Eduardo,  in  Lima. 

IÖ73  Cartwrigbt  William,  Commissioner  of  Customs  in  Takau  (Formosa). 
11^81  Cattaiiel,  Baron  in  Venedig. 
lHb.J  ChaTanne,  Dr.  Josef,  in  Wien. 
IS73  Correnti  Cesare  in  Rom  (zugleich  Ehrenmitglied). 
18S1  Dalla  Yedora  in  Rom. 

1857  Dana  Dr.  James,  in  New-Haven  (Connecticut). 
1877  De  Sainte  Marie  E.  französischer  Vice-Consul  in  Gravosa. 
187:t  Detring  Gustav,  kaiserl.  chinesischer  Zoll-Commisär  In  Canton  (China). 
lH(j'>  Deviiie  Thomas  in  Qu  ehe  c. 
18^3!)  DragTAnchich  Stanislaus,  Edler  von  Drachen f eis,  k.  k.  Oberst-Lieutenant 

in  Gr oss-Becskerek. 
j873  Drew  Edw.  B.,  Commissioner  of  Customs  in  Kin-Kiang. 
1B77  Du  Fief  J.,  Professor   am    königl.  Athenäum    und  General-Secretär   der 

Belgischen  geographischen  Gesellschaft  in  Brüssel. 
Ib7l)  EdiIii  Bey,  Dr.,  Mudir  der  egyptischen  Aequatorial-Länder. 
IbM  Eniory  W.  E.,  in  Washington. 

1857  Ewald  Ludwig  in  Darmstadt. 

1858  Ferreira  Lagos,  Dr.  Manoclo  in  Rio  de  Janeiro. 
1877  Fischer,  Med.  Dr.  Carl,  in  Sydney. 

1883  Fischer,  Dr.  Ferdinand,  k.  k.  Corvettenarzt  in  Wien. 

1859  Flilgrel,  Dr.  Felix  Philipp,  in  Leipzig. 
1874  Freedeii,  W.  von,  in  Hamburg. 

1874  Fried  er icbseii    Ludwig,   Secretär    der   Geographischen    Gesellschaft    in 
Hamburg, 

1857  Galtoii  Francis  in  London. 

1858  Gibbon,  N.  Mac  Juppes,  in  Capstadt. 

1874  bloodenongh  W^illiam,  grossbritannischer  Oberst  in  Dover. 
Iw83  Gratzl  August,  k.  k.  Linienschiffsfähnrich  in  Wien. 
1876  (üreifratb  Henry  in  Jena. 

ISbl  ttrigoriew,  Alexander  von,   Professor  und  Mitglied  der  kais.  geographi- 
schen Gesellschaft  in  St.  Petersburg, 
18U8  Guarmanl  Carl  in  Jerusalem. 


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135 

J»lir  tjpr  Wühl 

1857  Hainpe  Emst  in  Blankfinburg. 

1873  Uaatten  Charles,  Cgminias ioner  of  Cusloms^  in  Tienlsin. 

1878  Maradftuer  Edler  von  HeliteiidAuer,  Carl,  k.  k.   Major  und  Vorstand  des 

Krie^skarten-Archives  in  Wien. 
1878  Hartmanih  Dr.  Hobertn  Professor  an  der  Cniversiläl  in  Berlin. 
1885  Hasse II st« in  Bruno,  Karthograph  a,  d.  geographischen  Anstalt  J.  Perthes 

in  G  o  t  h  a. 
187li  ll€etor  M.  D,  James,   ^>ire^'tQr  des   Geological    Survey    von  Neu-Seeland, 

in  Wellington. 
1857  Herr,  Dr    OswLild.  Professor  in  Zürich. 
1871   Heller  v.  HeHwald.  Friedrich,  in  Stuttgart. 

1857  UeliiierMen,  Gregor  von.  Mitglied  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften 

in  St.  P  eters  bürg. 

1876  Hess*s-Wart«g-iEr,  Erntit  von,  in  BrilsseL 

1858  Hai  ding,  Dr.  J.  C.  in  Capstadt. 

1857  Hoober  Josef,  Director  d.  kon.  Garten  in  Kew,  London  {zugl.  Ehrenmitgl.) 

1869  Jakächit^ch  Wladimir  in  Belgrad. 

18*j8  Juxu-Iloiiibkhi  Julius  in  Liwno. 

1885  KaDim«],    Edler  von  Harde?^«r.  Dr.    Dominik,  Gutsbesitzer  in   Gruss- 

baf^b. 
18Ö7  KarjttetiT  J)r.  Hermann,  in  Berlin. 

1857  Kiepen,  Dr.  Heinrich,  Professor  in  Berlin  (zugleich  Ehrenmitglied). 

1877  Kirclit&er  William,  Corisul  in  Wiesbaden. 

1874  KnUht  Bobert  in  Calcutta. 

ISött  Kotbitijir,  Dr.  J.  in  Gnaden thal  (Capland). 

187**  Kaneis  Professor  Dr,  Wilhelm,  kön.  Bibliotbekftr  in  Berlin. 

1873  Kopseh  Henry,  Coin missioner  of  Cusloms  in  Kin-Kiang. 

1858  K reiner,  Alfred  Freiberr  von,  k.  L  Minister  a.  D.  in  Döbling. 

1857  KDtelnsr,  Dr.  Traugotl  Friedrich,  in  N'ordhausen. 

1858  Laehlfiir,  Mr.  Mac,  zu  Btellenboosch  im  C.apland, 
1858  Latiif,  Dr.  T.,  in  Caps ta dl. 

I8ö8  Laiiinnskj,  Eugen  von.  in  St    Petersburg. 

18*i-2  Lansre,  Dr.  Henry,  in  Berlin  (zugleich  Ehrenmitglied) 

1874  Latkiae  Nikolaus  in  St.  Petersburg, 

1858  Lajorü  M.  L.  in  Caps  ladt. 
1657  Leifojft  Augns^t  in  Paris. 

1877  l>i&gre    J.    Generalmajor,   C^mmandant  der   Militär-Schule,    beständiger 

Secretär  der  königlichen  Akademie  in  Brüssel. 
1887  Lux  Anton,  k.  k.  Arlillerie-Hauptmann  u.  Uhrer  a.  d.  Militär-Realschule 

in  Eisens tadl. 
imj  Mac'  MlHaii  J.,  m  Melbourne. 

1859  Malte  Bniii  V.  A    in  Paris. 

J872  Markbam  Clements  R.  in  London, 

187B  Martha.  Dr   F,  Lehrer  an  der  k.  Kriegs- Akademie  in  Berlin. 

1871   Mauiiolr  C,  üeneral-Secrelür  der    Geographischen  Gesellschaft  in  Paris. 

1858  jHanrx  Alfred  in  Paris. 

1887   Mujer,  Dr.  Hanns,  in  Leipzig. 


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Ibti 

Julir  der  Wahl 

187f>  Mealemaiis  Auguste,  Genera  1-Consul  von  Nicaragua,  in  Brüssel. 
ISG*2  U Aller,  Dr.  Ferdinand  Freiher  von.  in  Melbourne. 

1857  Mtlller,  Dr.  Carl,  in  Halle. 
1859  Muiilch  J.  in  B  ata  via. 

1Ö6H  Ä>grri  Cristoforo,  k.  ital.  bevollmächtigter  Minister  in  Turin. 
185^1  Netscher  M.  E.  in  B  ata  via. 

187ü  N'eumajer,  Dr.  Georg,  Admiralitätsrath  und  Director  der  deutschen  See- 
warte in  Hamburg  (zugleich  Ehrenmitglied). 
1H7J  Oüsterreicher,  Tobias  Freiherr  von,  k.  k.  Contre-Admiral  in  Tri  est. 
1869  Ojiichlkus  Nicolaus  in  Bröka,  Bosnien. 

1858  Flippe,  Dr.  L,  in  Capstadt. 
1869  Pascoli  Antonio  iö  Veracruz. 

1885  Faulitschke,  Dr.  Philipp,  k.  k.  Gymnasialprofessor   und  Docent  an  der 

Wiener  Universität,  in  Hern  als. 
J869  Pi-rogHo  Celestino  in  Turin. 

1875  Feters,  Dr.  Wilhelm,  in  Berlin. 

1H71  Petersen  Peter,  k.  und  k   österr.-ungar.  Consul  in  Christiania. 

1873  Kttdde,  Dr.  Gustav,  Director  des  kaukasischen  Museums  in  Tiflis. 
1858  Kftwsoii  J.  in  Capstadt. 

1874  Ueiiihold  Henry  in  Calcutta. 
1878  Beiss,  Dr.,  in  Berlin. 

1B70  Reuardy  A.  von,  in  Moskau. 

1874  RlTet-Carnac  Harry  in  Calcutta. 

1858  Hoser,  Dr.  E..  in  Gnadenthal  (Capland). 

lÖÖit  Rosklewlcz  Jos.,  k.  k.  Generalmajor  in  Wien. 

1Ö7B  Euthiier,  Dr.  Anton  Edler  von,  k.  k.  Notar  in  Salzburg. 

1878  ?^ackeii.  Adolf  Freiherr  von,  k.  k.  Generalmajor  und  Director  des  k.  k. 

Kriegsarchives  in  Wien. 
1869  Sax  Carl,  k.  k.  Sectionsrath  in  Wien. 
I87ii  Schoinburgk,  Dr.    R..  Director    des  botanischen   Gartens  in  Adelaide 

(Süd-Australien). 
1858  Seliilch  de  Capaiieuia,  Dr.  Wilhelm,  in  Rio  de  Janeiro. 
IHIO  Schalz,  Adolf  Ritter  von,  k.  und  k.  österr.-ungar.  Consul  in  Widdin- 
187Ü  Sohwejfel,  Josef  Freiherr  v.,  k.  k.  wirklicher  Geheimrath  und  k.  und  k. 

Sectionschef  in  Wien. 
1877  Scott  A.  W.,  Trustee  des  Sydney-Museums  in  Sydney. 
iHlH  Selwyii    Alfred    C,    Director    des    Greological    Survey    von   Canada,    in 

Montreal. 
1857  Sbaw,  D.  Norton,  in  St.  Cr o ix.  (West-Indien?. 
1883  Sebieczkj  Adolf,  k.  k.  LinienschifTsföhnrich  in  Wien. 

1876  Spitzer  Friedrich,  Privatier  in  Paris. 
ISTw    ^pi^niiiier^  Carl  von,  in  München. 

1S86  S^toiie,  General,  Chef  de  TEtat  Majeur  General,  Ministere  de  la  Guerre,  in 
Cairo. 

1S5'2  ^trazuicky  Eduard  in  New-York. 

1B72  Stttbendorir,  Otto  von,  kais.  russischer  Generalmajor  und  Chef  der  karto- 
graphischen Abtheilung  des  Generalstabes  in  St.  Petersburg. 


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137 

Mr  ü^t  Wahl 

]8:>i  StDbel  Älfons  in  Dresden. 

1874  Tilntor  E.  C.  in  Shanghai. 

mi  TbÖrner.  Dr.  Theodor,  in  St.  Petersburg. 

\m  Vilentö,  Dr.  F..  in  Belgrad. 

\m  Terstee^  VV.  F.,  in  Amsterdam. 

1883  Vlneeill  Frank  in  New-York. 

1869  TlTleii  de  St  Mnrtln  in  Paris. 

Iöh5  Vo^el  Carl  Karlügraph  a.  d.  geographischen  Anstalt  J.  Perthes  in  Gotha. 

1873  Wagener  Dr  G..  Professor  in  Tokio  (Japan). 

187?  Wßtauatie  Hiromoto  in  Tokio  [Japan],  (zugl.  Ehrenmitglied). 

1357  WNdel,  Hugo  A..  in  Paris. 

186^«  Weitzel,  A    W    P.,  iu  Batavia. 

1  %lh  W** nti5 p  1   Em i l  f n ge lüeur  und  Parlamentsmitglied  in  Süd-Australien, 

1877  Wiener  Ca-tl  französischer  Consul  in  Guayaquil. 

1HT3  Wiaoer  t,  Morfen§terii  Franz,  Oberst  in  Assuncion  (Paraguay). 

1S6S  Wylpy,  Mr.  G,  in  Capstadt. 

1886  Wyuiiialeii.  Dr.  Theodoor  Charles  Lion,  Bibliothekar  a.  d.  kön.  Bibliothek 

und  Sekretär  der  k.  ethnographischen  Anstalt  f.  Indien  in  S'  G  raven- 

h  a  ge. 
1^76  Yoniiir  Allen.  Capitän  der  k.  grossbrit.  Marine  in  London. 

v}  Lebenslängliche  imd  gründende  Mitglieder. 

186Ö  Anter^hof«^».  TJieaphil  Freiherr  von,  in  Klagen  fürt. 
iSB5  Barbofeii  von  Etlit  Adolf,  Brauereibesitzer  in  Nussdorf  bei  Wien. 
ISSaCofaH  Sab,  Banquier  in  Wien  (I.,  Schottenring  32). 
1S79  De^en^r  Emanuel  in  San  Francisco. 

Iö56  Uufg-  V.  (lUg^entbal,  Victor,  k.  k.  Oberstlieutenant  i.  P.,  Schloss  Ponigl. 
lS7:i  (-jmnasiiiiii,  k.  k.  Franz  Josefs-,  in  Wien  (I.,  Fichtegasse). 
I8ö(*  Iterr  Louise  in  London. 

188:i  Paliiia  Johann,  Adjimct  an  der  k.  k.  Sternwarte  in  Wä bring. 
18*il  SehaunibuTg- Lippe.  Prinz  von.  in  Ratibofitz  bei  Nachod. 
188.1  Stur   Dionys,   Dtreclor  der    k.   k.    geologischen   Reichsanstalt  in   Wien 
(ItL,  Rasumofskygasse  25). 

rf>  Ausserordentliche  Mitglieder. 

f^ilrt  rillt- Jiihr 

1080  indei  Johann.  Droguist  in  Prag,  226/1 fl.  lO  — 

lÖ5fi  Artart A  August,  kfiis  Rath  und  Kunsthändler  in  Wien,  L,  Kohl- 

m^rkt  M  (zugleicli  Ehrenmitglied) »15-— 

1^1  Arthab^r  Rudolf  Edler  v.,    kais.  Rath  u.  Kaufmann    in   Wien 

(L,  Kohlmarkt  16)       >   20  — 

Vm  Anersperg-Kiiisky^  Wilhelmine  Fürstin,  in  Wien  (VIII.,  Auers- 

pergslrasse  1^      »   lO* — 

1857  Bach,  Dr.  Alexander  Freiherr  von,  k.  k.  wirkl.  geheimer  Rath, 

in  Unter- Walte rsdorf  (Nied.-Oesterr.) »   10*  — 

UiUK  d,  k,  k.  GrogT.  G««    1889.  3.  n.  S.  lO 


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138 

KintrittsJiihr 

1883  Cumberland,  Ernst  August,  Herzog  von,  kgl.  Hoheit,  k.  k.  Oberst, 

in  Penzing  (Hanptstrasse  9)  ...  .  fl.  26*— 

1856  Czörnig,  Dr.  Carl  Freih.  v.,  k.  k.  wirkl.  geheimer  Rath  in  Görz 

(zugleich  Ehrenmitglied)       »  1050 

1874  Doblhoif,  Josef  Freiherr  von,  in  Salzburg >  10  — 

1870  Drasehe,  Dr.  Richard,  Freiherr  von  Wartimberg,  Grossgrund-  u. 

Bergbau-Besitzer  in  Wien  (I.,  Künstlergasse  4)     .    .  »  25  — 

1880  FIcdor  Gustav,  Grosshändler  in  Wien (U.,  Kaiser  Josef-Strasse  38)  »  10.- 
1886  Fischer,  Edler  v.  Zickwolff,  A.,  in  Mercedes  (Südamerika)  (seit 

1886  a.  o.  Mitglied) »  10.  - 

1873  Fleischiiiaiiu,  geb.  Meurs  von  Pruissenaar,  Alide,  Med.  Doctors- 

witwe  in  Wien  (I.,  Bauernmarkt  13)      .    .       .                  .  >  55  — 
1886  Fritsche  Julius,  Director  des  Assecuranzvereines  von   Zucker- 
fabrikanten in  der  österr.-ung.  Monarchie,  in  Prag  (Herren- 
gasse 10  neu) >  10 — 

1886  Haane  Alois  in  Traut enau      ...  »  10*— 

1884  Haiidelsakadeniie  inWien.  ...  ..>  25  — 

1886  Handels-  uud  €iewerbekamuier  inBozen     ....  >  10  — 

1886  Handels-  und  Oewerbekamnier  in  Eger    .  »  10  — 

1886  Handels-  and  (jlewerbekanimer  in  Laibach >  10  — 

1886  Handels-  und  Gtwerbekaninier  in  Tri  est >  10  — 

1885  Hansel  Stefan,  Fabrikant  in  Bärn  (Mähren)  (seit  1887  a.  o.  Mit- 

glied)       ...»  10  — 

1886  Hielle  Eduard  in  Schönlinde  a.  d.  böhm.  N.-B >  10  — 

1886  Hielle-Dlttrich  Elisabeth    in  Schönlinde    a.  d.  böhm.  N.-B    >  10  — 
1885  Hohenlohe-SchiilingsrUrst.  Constantin   Prinz  zu,   k.    k.  wirkl. 

Geheimrath,  Kämmerer,  Erster  Obersthofmeister  Sr.  Majestät 

d.  Kaisers  etc.  in  Wien  (U.,  Augartenstrasse,  k  k.  Augarten)   >  10* — 

1885  Kalmacki,  Michael  Ritter  von,k.  k  Rittmeister  i.  R.  u  Stations- 

vorstand   der  k.  k.  priv.    Lemberg-Czernowitz  Jassy  Eisen- 
bahn in  Suczawa-Itzkani    (seit  1888  ausserordentl.  Mitghed)   »   10*  — 

1886  Kornfeld  Sigmund,  Director  der  Ungar.  AUgem.  Creditbank  in 

Budapest »   10-  — 

1886  Lanibl,  Dr.  J.  B ,  k.  k.  Professor  in  Prag  (1/374) »    10-  - 

1886  liauna,  Adalbertvon,  in  Prag >   50-— 

1886  Leykam-Josefsthal,  Actiengesellschaft  f.  Papier-  und  Druck-In- 
dustrie, in  Wien  (f.,  Maximilianstrasse  12) »10* — 

1883  LVweutbal,  Johann  Freiherr  von.  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant 

in  Wien  (F.,  Weihhurggasse  16) »   10  — 

1883  MoutennoYO,    Alfred  Fürst  von,   in  Wien  (I.,  Löweistrasse    6)  >   50 — 
1886  Mfiller  Karl  Victor,    Fabriks-    und  Realitätenbesitzer    in   Prag 

(Carolinenthal) ....  »    10*  — 

1883  NfcoHcs  de  Rndna,  Michael  Freilierr  von,  Gutsbesitzer  in  Wien 

(I.,  Wallfischgasse  11) .      .  .     .  >    10'— 

1885  Nopsea  von  Felsö-Szilyas,  Franz  Freiherr,  k   k  wirkl.  Geheim- 
rath,   Kämmerer,    Obersthofmeister  I.  M.  der  Kaiserin  etc., 

in  Wien  (I,  Hofburg  1) »   10.— 


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l 


139 

1885  Oe»t«iTeichiscli«rToiiristen'Ctiiban  Wien  ([.,  Herrengasse  23)  fl.  lO*-- 
1676  Perulra,    Adolf  Freiherr  von,    k,  u,  k.  österr -ungar.    Honorar- 

Vice-Constil  in  Älexandri.en »20  — 

1883  Sacbsen-Cobur^'-ilttthA,  Prinz  Philipp  von,  Herzog  zu  Sachsen. 

k    k.  Fei dmarw^halU Lieutenant,  in  Wien  (L,  Seilerstätte  3)    »20  — 

1886  !)ebo1ilo€h  A.,    Cbef   der    Firma    Joh.   David    Starek,    Schloss 

Tschemin  (Böhmen) ...  >   10* — 

1886  Scb<iblöeb  Dr   philos.  A-.  in  Unterreichenau  (Böhmen)  .    .  »10  — 

1888  i^fbrol],  Josef  Edler  von,  in  Brau  na u  (Böhmen) »10  — 

1885  ScbwarifMibvri-.  Adolf  Josef,  FQrat  zu,  geforsteter  Landgraf  zu 

Rluggau.  Graf  zu    Sulz,  Herzag  zu    Krumau,  k.    k.  wir  kl. 

Geheimrath,  Major  a.  P    in  Wien  (!..  Neuer  Markt  8)  »    15- — 

1880  Strem^jr,  Dr.  Carl  von.  k=  k,  wirkl.  geheimer  Rath  und  zweiter 

Präsident  des  k.  k.  ül>ersten  Gerichts-   und  Cassationshofes 

in  Wien    .     .      , »    10  — 

mn  Vmrath  Karl  in  Buhna  bei  Prag »    10  — 

1886  WedHch  Heinrich  in   Böhm.-Leipa »10- 

1857  WUczek.  Hans  Graf,  k.  k.  wirkl  geheimer  Rath  und  Kämmerer 

zugleich  Ehrenmitglied)  in  Wien  (I.,  Herrengasse  5)  .  .  .  »50:— 
]86(J  Wflrtlenkberg,  Wilhelm  Herzog  von,  k.  k.  Feldzeugmeister  und 

commandif ender  General  in  Lemherg »  20  — 

1885  Zelenf  Johann  Max.,  StaÜons-Chef  der  Südbahn,  in  Wien  (Hl, 

Uugargaase  27) .       »    10*- 

f\f  Ordentliche  Mitglieder. 

Einljitt«  Julir 

1Ö85  Abaflf  Sandor,  in  Mokrägy  ^Ungarn). 

1885  AbenflperiT'Trauii,  Hugo  Graf  von,  k.  k.  wirkl.   Geheimrath,  Kämmerer, 

Oheriiljägermeister  Sr.  MajesUlt  des  Kaisers  etc.   in  Wien    (L,  Wall- 

üsohgasse  9  a>. 

1885  Admm,  Dr,  Josef,  in  Wien  (IX.,  Liechtensteinstrasse  56). 

1886  AdAOir  Arnold,  in  Wien  (VIL,  Lindengasse 9). 

1879  Ad  da.  Thedor  von.  k.  k.  Oberst  lieutenant  und  Commandant  des  23.  Feld- 
jitger-BalaiUons  in  Maros-Vasarhely. 

1885  Adrowt^tt  Heinrich,  k.  k.  Generalmajor  und  Commandant  der  47.  Inf.- 
Brigade  m  Przemysl. 

1876  Albacfa.  Juliuis  Ritter  von,  k.  k-  Oberstlieutenant  und  Genie-Director  in 
Olmütz. 

1885  Aleileh  Karl  k.  k  Hauptmann  des  Armee-Standes  in  Wien  ( Kriegs- 
archiv j 

1885  Alpine  UesellHCh&rt    ,1» Alten ber^rer"  in  Wien. 

1858  Alidrlan«^^<frhi]rg,  Ferdinand  Freiherr  v.,  k.  k.  Ministerialrath  in  Wien 

(VI,,  HreihufeisengasKe  H). 
188S  An^er  Adalberi.   k   und  k.  österr  -ungar.  Ck)nsul   und  Justiz  Director   in 

Sarajewo, 
1B85  Angerer.  Dr.  F^uard.  k,  k.  wirkl.  Geheimrath,  Weihbischof  und  General- 

vicar  m  Wien  (1,  Stefan^platz  5). 

10* 


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140 

Bintritts-Jftbr 

1885  Aiigrerer  Victor,   Photograph  in  Wien  (IV.,  Theresianumgasse  4). 

1885  Angerer  €.  &  Gösclil,  k.  k.  Hof-Photographen  in  Ottakring  (Haupt- 
strasse 33). 

1885  Anthoiiie.  Carl  Edl.  v..  k.  k.  General-Major  in  Wien  'JH..  Ohere  Weiss- 
gärberstrasse  14). 

1885  Appel  Josef,  k.  k.  Oberstlieutenant  i.  P.,  in  Wien  (VfH.,  Josefstädter- 
strasse 89). 

1883  Arclileb  Josef,  in  Dobruschka. 

1856  AieDstein.   Dr.  Josef.  Gutsbesitzer  in  Stuppach. 

1885  Arnethy  Dr.  Alfred  Ritter  von,  k  k.  wirkl.  Geheimrath,  k.  k  Hof-  und 
Ministerialrath,  Präsident  der  kaiserl,  Akademie  der  Wissenschaften, 
Director  des  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchives  in  Wien  (I.,  Hof- 
burg 1). 

1885  Arneth,  Med.  Dr.  Franz  Hector  Ritter  v.,  in  Wien  (1..  Kolowratring  14). 

1863  Amsbiirg  Louis  Friedrich,  k.  k.  Hof-Schauspieler  in  Wien  (I.,  Wipp- 
lingerstrasse  2). 

1874  Artarin   Carl  August,  Kunsthändler  in  Wien  (L,  Giselastrasse  9). 

1883  Artaria  Dominik,  Kunsthändler  in  Wien  <!.,  Kohlmarkt  9). 

1869  Aseher   Adolf  Ritter  von,  k.  k.  Hofrath  in  Wien  ([.,  Michaelerplatz  6). 

1885  Aue  Josef,  Forstingenieur  in  Bis  tri  tz  (Siebenbürgen). 

1885  Augmann  Wenzel,  k.  k.  Hofsecretär  a.  D ,  in  Wien  (HL,  Reisner- 
strasse 14). 

1885  Allgastill  Carl.  k.  k.  Hofsecretär  in  Sr.  Majestät Cabinetskanzlei  in  Wien 
(L,  Hofburg  1). 

1881  Augastin,  Dr.  Franz,  Privatdocent  a.  d  k,  k.  böhm.  Universität  und 
Gymn;isial-Professor  in  Prag  (I.,  Kettengasse  5). 

1888  Anrbacb,  Adolf  Ritter  von,  k.  k.  Aich-Oberinspector  in  Prag. 

1881  Austin  Charles  Perry  in  New- York. 

1885  ,,AuBtrla",  Section,  des  Deutschen  und  Oesterreichischen  Alpenvereines 
in  Wien. 

1885  ßacli  von  Klarenbacli  Georg,  k.  k.  Oberst  i.  P.  in  Klosterne  üb  irg. 

1885  Bader,  Gebrüder,  Seidenwaaren-Fabrikanten  in  Wien  (VIl.,  Westbahn- 
strasse 32). 

1873  Bader  Moriz,  Ingenieur  in  Wien  (11  ,  Herminengasse  12). 

1878  Bficher  Wilhelm,  Fabrikant  und  Gemeinderath  in  Wien  (IV.,  Gusshaus- 
gasse 8). 

1887  Balko,  Dr   Ladislaus,  Advocat  in  Lemberg. 

1885  Balthazar,  Hugo  de,  k.  k.  Generalstabs-Hauptmann  bei  der  24.  Infant 
Truppen- Division  in  Przemysl. 

1885  Bamberger  Anton  in  Prag. 

1885  llamiwarth  Theodor,  Besitzer  einer  lithographisch-artistischen  Anstalt  in 
Wien  (VIL,  Schotten feldgasse  78). 

1880  Baranowsk!  Boleslaus,  Seminar- Professor  u.  k.  k.  Bezirks-Schul-Inspector 
in  Lemberg. 

1885  Bartl  Johann,  k.  k.  Postrath  in  Gross-UUersdorf  (Mähren). 

1880  Basso  von  G5del-Laiiiioy,  Richard  Freiherr,  k.  k.  Linienschiflfslieutenant 
in  Wien  IX.,  Währingerstrasse  6  u.  8). 


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141 


BiatritU-Jahr 

1856  Baner,  Dr.  Alexander,  k.  k.  Regierungsrath  und  Professor  an  der  k.  k. 

technischen  Hochschule  in  Wien. 
885  Bauer  Rudolf,  Beamter  der  I.  österr.  Sparcasse  in  Wien(I„  Qraben  29). 

S  Baadlseb,  Dr.  Adolf,  Landesadvocat  in  Trautenau. 
881  Baniuaiiii,  Dr.  Oscar,  in  Wien  (f.,  Elisabeihstrasse  9),    (zugleich  corre- 
spondirendes  Mitglied). 
)  Baumaim  Heinrich,  Controlor  der  ö.-u.  Banka  D.,  in  Wien  (I..  £lisabeth- 
strasse  9). 

885  Baanifeld,  Dr.  Isidor,  in  Wien  (1.,  Nibelungen^asse  1). 
l  BauBgarten,  Max  von,  k.  k.  Feldmarschall  -  Lieutenant  in  Wien  (IV., 

Waaggasse  5). 
5  Bayer,  Dr.  Carl,  Privat-Docent  für  Chirurgie  des  k.  k  allgem.  Kranken- 
hauses in  Prag. 
.886  Beektolsheim,  Anton   Freiherr  von,  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant  und 

Ck>mmandant  der  5.  Infanterie-Truppen- Division  in  Ol  mutz. 
885  Beck  Julius,    k.  k.  Linienschilfe-Lieutenant   auf  S.  M.  Schiff  »Nautilus« 

in  Triest. 

867  Becker.  Ak)is  Ritter  von,  k.  k.  Fregatten-Capitan  in  Pola. 
877  Beker-Benkenberr,  Carl  von,   k.  und  k    Hof-  und  Ministerialrath   in 

Mauer. 

.885  Beekier  Casimir,  Droguist  und  Apotheker  in  Baku. 
856  Beer,  Dr.  Adolf,  k.  k.  Ministerialrath  und  Professor  an  der  k.  k  techn. 

Hochschule  in  Wien  (lU.,  Lagergasse  1). 
1885  Bellegarde,  Marquis  de,  Schloss  Klingenstein  bei  Graz. 
888  Beneseh  Anna,  General directors- Witwe  in  Wien  (I.,  W ipplingerstrasse  7). 
885  Benkiser,   Heinrich    Ritter   von,   k.   k.   Oberst    und    Commandant   des 
56.  Inf.-Reg.  in  Kr a kau.  . 

884  Benko  von  Boiuik,  Jarolim  Freiherr,  k.  k.  Corvetten-Capitän   in  Pola. 
877  Benonl,  Dr.  Carl,  k.  k.  Oberrealschul-Professor  in  Lemberg. 

876  Benzion  Eugen,  Journalist  in  Wien  (I.,  Bäckerstrasse  18). 

885  Berger  Franz,  Stadtbaudirector  in  Wien  (Rathhaus). 
885  Berkefeld  Hermann  in  Wien  (IV.,  Goldegggasse  32). 

877  Berlepseh,  Heinrich  Freiherr  von,  in  Mratin  (Böhmen). 
»  Berliner  Max  in  Odessa 

867  Beyer,  F.  Ritter  v.,  k.  k.  Major- Auditor   in  Wien   (VII.,  Kircheng.  38). 

887  Beaeeu;^,  Dr.  Anton,   k.  k.   Regierungsrath    und   General  -  Secretar   der 
Nordbahn  in  Wien  (I.,  Schell ing;ia88e  7). 

885  Biaiichi,  Duca  di  Casalanza,  Leonbard  Baron,  in  Rubbia  bei  Görz. 

885  Bieder maun  Emil,  Hof- Juwelier  in  Wien  (I..  Graben  13). 

885  Biedermantt  Josef,  Eisenbahn-Oberingenieur  i.  P.  in  Graz{ 

885  Blelka,  Dr.  August  Ritter  von,  k   k.   Leibarzt  in  Wien  (f.,  Reitschul- 
gasse 2). 

885  Bikkessy^  jun..  Guido  von,  in  Ung. -Altenburg. 

885  Binder  Andreas,   Bau  -  Inspector    der   Kaiser  Ferdinands  -  Nordbahn  in 

Wien  (lll ,  Marokkaner irasse  1). 
1885  Blazineie  Josef,  k  k.  Commercialrath  u.  Hof-Posamentirwaaren- Fabrikant 
in  Wien  (ML,  Stiftgasse  31). 


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142 

EiairitU-Jahr 

1878  Blnnaner  Edler  von  MontenaYe,  Alois,   k.  k.  Oberstlieutenant  i.  P.  in 

"Wien  (VII.,  Bnrggasse  22). 
1885  Blamentrilt,  Dr.  Ferdinand,  Professor  an  der  Gommnnal-Oberrealschnle 

in  Leitmeritz. 
1885  Böhm  Anton,  Magistratsrath  i.  P   in  Wien  (VII.,  Neubaogasse  54) 
1885  Böbiu,  Dr.  August,  Docent   an   der   k.  k.   teciin.    Hochschule   in  Wien 

(iX.,  Aiserstrasse  4). 
1887  Böhm  Julias,  commercieller  Beamter  des  k.  k.  österreichischen  Handels- 

moseums   in  Wien  (II.,  Aloisgasse  5). 
1885  Böhmerle  Carl,  Ingenieur  und  Adjunct  der  k.  k.  forstL  Versuchsleitung 

in  MariabrunD. 
1885  BoUartb  Franz,  Kaufmann  und  k.  k.  Hoflieferant  in  \\  ien  (I ,  Graben  29). 
1885  Boltek  Josef,  k.  k.  Artillerie- Hauptmann  in  Wien  (Kriegsarchiv). 
1885  Bombelies,  Carl,  A.  Graf,  k.  k.  wirkl.  Geheimrath,  k.  k.  Vice-Admiral  i.  P. 

in  Wien 
1871  Bracbelli,  Dr   Hugo  Franz  Ritter  y,  k  k.  Hofrath  u  Professor  in  W i e  n 

(IV..  Wohllebengasse  14). 
1887  Braune  Albin,  Buchhändler  In  Ol  mutz. 
1881  Hreitenlohner,  Dr.  Jacob,  Professor  an  der  k.  k.  Hochschule  für  Boden - 

Cultur  in  Wien  (VIII.,  Reiterpisse  17). 
1885  Breltenstelii,  Dr.  H.,  k.  holländ  Regimentsarzt  in  Wien  (IX ,  Porzellan- 

gasse  16). 
1885  Brecker  Carlos  in  Mexiko. 

1884  Brenner  Ton  Felsaeh,  Joachim  Mar.  H*  inrich   Freiherr  yon ,  Herr  auf 

Grossau  und  Merkenstein,  k.  k.  Lieutenant  i.  d.  Res.  in  Gainfahrn. 
1889  Brestowski  A.,  Magister  der  Pharmacie,Mit-Redacteurder  »Ph.-irmacerit. 
Post«  in  Wien  (1.,  Kolowratrin^  9). 

1883  Broob  liforiz  in  Soerabaya  (Java),  derzet  in  Wien  (III.,  linke  Bahn- 

gasse 3). 

1885  Brücke.  Med.  Dr.  Ernst  Ritter  v..  k    k  Hofrath  u.  Universitäts-Professor 

in  Wien  (IX.  Währingerstrasse  11). 

1885  BrIIll  Richard.  Inspector  der  Lemberg-Czernowitz-Jassy-Eisenbahn  in 
Czernowitz  (Bukowina). 

1885  Brflnner  Alexander  in  Wien  (VI.,  Magdalenenstrasse  10). 

1858  Bmnner  von  Watlenwyl  Carl,  k.  k. Ministerialrath  in  Wien  (VUI.,  Traut- 
sohngasse 6). 

1870  Brasikaj  Anton,  k.  k.  Bezirksrichter  in  Waidhofen  a.  d.  Thaya. 

1885  Bryner  Alfred,  Goldarbeiter  in  Wien  (VI,  Comehusgasse .3). 

1886  Bnorad,  Dr.  Wilhelm,  Advocat  in  Budweis. 
1863  Bnbles  Sigmund,  Bischof,  in  K aschau. 

1885  Back  Albert,  Gold-,  Silber-   und  Tula  -  Bijouteriewaaren  -  Fabrikant   in 

Wien  (VI.,  Hofmühlgasse  7). 
1874  Blldinger   Dr.  Max,  k.  k.  Universit&ts-Professor  in  Wien. 

1884  BObler,  Dr.  Georg,  k.  k.  Hofrath  und  Üniversitäts-Professor  in  WÄhring 

(Cottage  13). 

1885  Bnrgess  Carl,  k.  k.  Regierungfirath  in  \Vien  (I,  Bräunerstrasse  5). 
1874  Bngehmann.  Med.  Dr.  Ferd.  Freih.  v.,  in  Wien  ('.,  Bauernmarkt  13). 


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143 

BiDtriUn-Jxhr 

1885  Buttler,  Otto  Graf,  in  Graz. 

1876  Call  von    HoKenbnrg:,    Guido    Freiherr,  k.  und   k.    österr.-ungar.  Vice- 
Consnl  in  Constantinopel.  "^ 

1873  Caliee,  Heinrich  Freiherr  von,  k.  k   wirkl.  geheimer  Bath  und  k.  und  k. 

österr.-ungar.  Bot-ichafter  in  Constantinopel. 

1886  Carusso  Constantin  in  Tri  est. 

1885  Cassinn,  M.  Ritter  von,   Generaldirector  der  Ersten  k.  k.  priv.  Donau- 

Dampfschifi^ahrts-Gesellschafr  in  Wien. 
1^6  Castle  de  Molineax  I^eo  in  Libschitz  a.  d.  Moldau 
1879  Chavanne,  Johann  von,  k.  k   Hauptmann  des  68.  Inf -Reg.  inTuzla. 

1875  Chavanne,  Dr.  Josef  (zugl.  correspondirendes  Mitglied). 

1887  Cliazel  Casimir,   Privatbeamter   in   Neu  1er chenfeld    (Hauptstr.  12). 
1885  Cborinsky,  Ignaz  Graf,  Guts- und  Dampfzioge' ei -Besitzer  in  Skaliczka 

(Mähren). 

1884  Chwalla  Fritz,  Seidenwaaren-Appreteur  in   Wien  (VII..  Apollogasse  4). 

1874  Ciealek,  Dr.  Theodor,  Professor  an  der  Handelsakademie,  in  Wien. 
188^  Cieszkowski  August  Graf,  Doctor  der  Philosophie  und  Ehren-Doctor  der 

Rechte  etc.  in  Wierzenica  bei  Posen. 

1885  Cihlarz,  Franz  Ritter  v.,  k.  k.  Hofrath  a   D.,  in  Baden  (N.-Oe«^t.). 
1882  ColditJ,  Carl  Ritter  von,  Generaldirector  der  Versicherungs- Gesellschaft 

„Donau"  in  Wien  (I.,  Schottenring  13). 
1867  ColloredoBfannsfeld,  Josef  Fürst  von,  k.  k.  wirkb'cher  geheimer  Rath 

in  Wien  (I..  Parkring  6). 
18^  Conrad    von    Ejbesfeld,    Dr.    Sigmund    Freiherr,    k.  k.  wirkl.  geheimer 

Rath,    k.    k.   Minister   a.   D.   u.   Hei  renhau ''-Mitglied,    in    Lebring 

(Steiermark). 
1885  Coalon  Ludwig  in  Wien  (I.,  Seilerstatte  11) 
1885  Cramer,  Dr.  Leopold  Ritter  v.,  General  -  Procurator  des  k.  k.  Obersten 

Gerichtshofes  in  Wien  (I.,  Lichtenfelsgasse  1). 

1888  Curti,  Dr  Alex.  A.,  Industrieller  in  Ober-Piesting  (N -Oest). 
1870  Czeleehowsky  Rudolf,  k.  k.  Major  des  21.  Inf -Reg.  in  Öaslau. 
1874  Czerny,  Dr.  Franz  von.  k.  k.  Üniversitats-Professor  in  Krakau. 

1885  Czerny,  Franz  Hitter  von,  k.  k.  Oberstlieutenant  des  Genera  Istabs-Corps 

in  Wien  (III.,  Hauptstrasse,  „Hotel  zum  rothen  Hahn"). 
1888  Cziharz  Edler  von  Lauerer,   Alois,  k.  k   Feldmaischall  -  Lieutenant  in 
Kaschau. 

1876  Czdrnig,  Carl  Freih   v.,  k.  k.  Hofrath  u  Finanzdiiectorin  Klagen  fürt. 

1886  Dadok  N.,  prakt.  Arzt  in  Napagedl  (A'ähren). 

1885  Damian.  Dr.  Josef,  k   k.  Notar  in  Fünf  haus  (Schönbrunnerstrasse  42; 
1885  Dankl  Simon,  Professor  an  der  Handels-Akademie  in  Fiume. 

1884  Danblebsky   v.   Sterneck   zu   Ehrengtein,   Maximilian   Freiherr,  k  k. 

wirkl.  Geheimrath,  k.  k.  Admiral  und  M.irine-Commandant  in  Wien 
(IX.,  Währingerstrasse  6,)  (zugl.  Ehrenmitglied). 
1872  Danblebsky  Edler  von  Sterneck  Robert,  k.  k.  Major  im  k.  k.  militär- 
geographischen Institute  in  Wien. 

1887  D^dlc  Johann,  evang.  Pfarrer  und  Consen  or  in  Ol  mutz. 

1885  Dehne  Richard,  Kaufmann  in  Wien  J..  Schwarzenbcrggasse  3) 


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144 

Eiptritia-Jahr 

1885  Deiner  J.  L.  in  Wien  (II.,  Untere  Donaustrasse  17). 

1885  Dt*ltl  Gerhard  Hans,  k.  k.   Polizei  Commissär  in    Wien    (IX,  Lichten- 

thalergasse 6). 
1877  Dembintiki  Stefan,  Gymnasiallehrer  in  Jaslo. 
1883  Beointh  Theodor,  Buchhändler  in  Wien  U  ,  Stephansplatz  8). 
1870  Descoyich,  Dr,  Josef,  prakt.  Arzt  in  Wien  (VI..  Mariahilferstiasse  19). 
1977  DeTid6  Thad.,  Privat  in  Wien  (I.,  Schottenring  4^. 
1883  Dewidels  Simon  in  Prag. 

1883  Diener,  Dr. Carl,  in  Wien  (III.,  Marxergasse  24). 
1872  Dinstl  Wilhelm,  Kaufmann  in  Wien  (I.;  Johannesgasse  27). 
1861  Ditmar  Rudolf,  Fabriksbesitzer  in  Wien  ( II f  .Erdberiier Strasse  23  u.  25). 

1886  Dittely  Med.  Dr.  Leopold  Ritter  v.,  k.  k.  üniversitäts  Professor  in  Wien 

(IX.,  Aiserstrasse  4). 
1885  Dittricli  Josef,  k.  k.  Generalmajor  und  Vorstand  der  10.  Abtheilung  im 
Reichs-Kriegsministerium  in  Wien. 

1885  Dobriloyiö  Augustin,  k.  k.  Gymnasial-Director  in  Cattaro. 
1864  Doli  Eduard,  Realschul-Director  in  Wien  (I.,  Ballgasse  6). 

1875  Dohiiel  Franz,  k.  k.  Oberrech nungs-ath  in  Döbling   (Hauptstrasse  5). 

1887  DOlezel  Carl,  k.  k.  Major  im  Ühlanen-Reg.  Nr.  2  in  Wien  (III.,  Barich- 

gasse 6). 

1886  Dostal,  Dr.  Heinrich,  prakt.  Arzt  in  Wien  (I.,  Wollzeile  7). 

1876  Dräsche^  Dr.  Anton,  k.  k.  üniversitäts  -  Professor  und  k.  k.  Priu.ararzt 

in  Wien  (I.,  Wollzeile  4). 

1888  DuDsrel  Adalbert,  Abt  des  Stiftes  Göttweig. 

1886  Darst  D ,    General-Secretar    der  Wiener    Versicherungs-itesellschaft,    in 

Prag  (Hibemergasse  7). 
1883  Datschka  Vincenz  v.,  in  Wien  (I.,  Mölkerbastei  5). 
1872  DzledDSZjeki,  Graf  Wladimir,  in  Lemberg. 
1880  Dziedzieki   Ludwig,    Director    der  k.  k.    Lehrerinnen-Bildungsanstalt  in 

Lemberg. 
1886  £bernianu,  Med.  &  Chir.  Dr.  Franz,  prakt  Zaharzt  iu  Praj:. 
1886  Eckhardt^  Gustav  v.,  k.  k,  Oberst  i.  P.,  in  Prag  (477/111). 

1870  Eekhoff  Christian,    k.  k.  Lieutenant  a.  D  ,    in  Wien  (IX,    Uuiversitäts- 

strasse  8). 

1877  Ediinger,  Josef  Fr.,  Eisenbahn-Buchhalter  in  Hacking 

1885  Effenberger  Eduard,  k.  k.  Postrath  in  Wien  (Vll.,  Bandgasse  18). 

1871  Egger    Alois,    Ritter   v.  Möllwald,   k.  k.    Hegierungsrah  und  Director 

des   k.  k.  Theresianischen  Gymnasiums   in    Wien    (IV,    Favoriten- 
strasse  lij). 
1885  Ehlers,  Dr.  Anton,  k.  k.  Notar  in  Wien  dl.,  Obere  Donaustrasse  6). 

1885  Ehnhardt  Carl,  Beamter  der  Creditanstalt  in  Wien  (VI.,  Gumpendorfer- 

strasse  14). 

1886  Eichmaiin  &  Comp.,  k.  k  priv.  Maschinen -Papier- Fabrikanten  in  Arn  au 
1883  Eissler  Josias  &  Söhne  in  Wien  (I.,  Elisabeihstrass  22). 

1885  Engel,  Dr.  J.,  Professor  in  Währing  (Krankgasse  7i. 

1887  Engel  Rudolf,  k.  k.  Reserve- Lieutenant  und  Beamter  der  ünionbank  in 

Wien  (I.,  Renngasse  \). 


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145 

Eintritts  Ji  hr 

1863  Engels  Franz,  Privat  in  Wien  (IV.,  Heugasße  8). 

1885  Engerth  Karl,  Freiherr  v ,  Oberinspector  der  k  k.  priv.  österr  -ungar^, 
Staats-Eüsenbahn^Gesellschaft  in  Wien  (T ,  Rathhansstrasse  13). 

1885  Entlkher  Rudolf,  Gymnasial -Professor  in  Prag 

1885  d'Entremoiit  Angnst,  Buchhalter  und  Correspondent  der  Firma  Mathiaa^ 
Zucker  &  Comp.,  in  Strakonitz. 

1888  Eschmanii  Carl,  Betriebsleiter-Stellvertreter  und  Verkehrs-Chef  der  rumä- 
nischen Linien  der  k.  k.  priv.  Lemberg-Czernowitz-Jassy  Eisenbahn 
in  Jassy  Gara. 

1^64  Faber  Carl  Maria,    Med.  &  Phil.    Doctor,  in  Wien  (1.,  Bauernmarkt  3). 

1887  Faber  Theodor,  k.  k.  Oberlieutenant  a.  D.  in  Meran. 

1885  Faerber  Louis«  Kaufmann  u    Handelsagent  in  Wien  (I.,  Fichtegasse  2), 

1885  Faltis  Carl  in  Trautenau. 

1886  Falxari  Felix,  k.  k.  Linienschiüsfahnrich  in  Pola. 
1876  Febringer  Michael,  k.  k.  Hofrath  i.  R,  in  Hallein. 

1869  Feifalik.  Hugo  Ritter  v.,  k.  k.  Regierungsrath  in  Wien  (I.  Hobfburg  1) 
1872  Fekete,  P.  Fidelisv.,  Kapuziner-Ordens-Priester  in  Wien  (I.,  Tegetthoff- 

Strasse  2). 
1885  FelbingiT  Ubald  M.  R,  Chorherr  in  Klosterneuburg. 
Ib56  Felder,    Dr.  Cajetan    Freiherr  v,    k.  k.   wirkl.  Geheimrath,    Mitglied  den 

Herrenhauses  des  österreichischen  Reiehsrathes  in  Wien  (I.  Schotten- 

gasse  1). 
1885  Felsenstein  Wilhelm,  Ober-Inspector  der  Nordwestbahn  in  W  i  en(IIf.,  Hetz- 

gasse  20). 
1885  Fenz,    Dr.  Rudolf,    Hof- und    Gerichts- Advocat   in  Wien    (IV..    Plössel- 

gasse  10). 
1885  Fetter  Geza,  Bureauchef  der  ersten  ung-gal.  Eisenbahn  in  Przemysl 
1885  Fiedler  Johann,  k.  k.  Telegraphen-Assistent  in   Wien  (f ,  Börsenplatz 

Centrale). 
1885  Figdor  Ferdinand  in  Wien  (I.,  Löweistrasse  8). 
1885  Finger,  Dr.  Josef,    o.  ö.  Professor  an  der  k.  k.  technischen    Hochschule 

in  Wien  (IV.,  Alleegasse  35). 

1887  Finsterbeck  Hermann,  k.  k.  Postamts- Praktikant  in  Sechs  haus  (Mülil- 

bachgasse  5). 
1885  Fiscber  Friedrich  in  Prag. 

1885  Fiseher  Ötefan,  Ingenieur  der  ^.Azienda  Gallare**  in  Ostellato  (Italien) 

1886  Fiseher.  Rilter  v.  Ankern,  Anton,  Realitätenbesitzer  in  W  ien  (I.,  Elisabeth 

Strasse  12). 
1871  Fischer  von  Tiefeiisee  C.  k  k  Hauptmann  des  74.  Infanterie-Regiments, 

Lehrer  an  der  Cadetenschule  in  Lobzow  bei  lirakau. 
1883  Fiandorfer  Ignaz,  in  0  e  d  e  n  bu  r  g. 
1885  Flata  Rudolf  Egon,    Ingenieur  und   k.  k.  Lieutenant  i.    d.  Reserve    des 

8.  Dragoner-Reg.,  in  Ijüttich  (Belgien) 
1885  Fieseh  Hermann  in  Wien  (I.,  Schwarzenbergstras.-e  .S). 
1874  Fleseh-Fes  tau,   Dr.  Ludwig   Riiter    von,   in    Wien   (l„    Schwarzen  borg* 

platz  6). 
1868  Floch-Beyhersbergr,  Dr.  J.  H.  Ritter  von,  k.  Finanzrath  in  Budapest. 


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146 

tintiitis-Jabr 

1874  Förster,    Hugo    Edler  von,   k.  k    Oberst  des  2.   Dragoner- Regiments  ic 
Wiener-Neustadt. 

1885  Fohleatuer  Josef,  Unionbank-Beamter  in  Wien  (I.,  RenngasFe  1). 
1880  FolUot  de  CremieTille,    Heinrich  Graf,  k.  k.  Linienschiffslieutenant  ia 

Triest. 
1889  Porster,  Adolf  E.,  in  Wien  (IX,  Wasagasse  25). 

1886  Foallon->iorbeeck,  Karl  Reichsfreiherr  ven,  k.  k.  Rittmeister  in  Wien 

(III.,  Neues  Postgebfiude). 
1886  Franok  Carl  in  Linz. 
1885  Frank  C.  M.,    k.  k.  Hofscbneider   und   Currentwaarenhändler   in  Wien 

(I.,  Graben  12). 

1885  Frasch,  Dr.  Friedrich,  in  Wien  (IX,  Aiserstrasse  36). 

1886  Freund  Ludwig,    Inspector    der    österr.    Local- Eisenbahn-Gesellschaft  in 

Olmütz. 
1888  Frey,  C.  August   von,    Generaldirector    der    österr.   Alpin-Montangesell- 

Schaft  in  Wien  (I.,  Kärtnerstrasse  55). 
1878  Freytag  Gustav,  Kartograph  in  Wien  (VII.,  Schottenfeldgasse  64). 
1885  Friedländer  PSdagogriseher  Verein  in  F  r  i  e  d  I  a  n  d 
1885  Fries,  Dr.  Emil,  Director  der  Heilanstalt  in  In/^er^dorf  am  Wienerberg), 

1856  Friesach,  Dr.  Carl,  Professor  in  Graz. 

1883  Friese  Otto,  Buchhändler  in  Wien  (I.,  HauernmarKt  3). 
1885  Frimuiel  Kranz,    k.  k.  Landesgi'richtsrath    und  Be/irksrichter  in  Neun- 
kirchen (N-Oe.). 

1857  Fritsch  Josef  in  Teplitz. 

1885  Froebe  Robert,  Stud.  philos.  in  Wien  (I.,  Nihelungengasse  11). 

1885  Frydrich  Franz  Josef  in  Eger. 

1874  Fuchs,  Dr.  Adalbert  von,  k.  und  k.  Seciionsrath  in  Wien  (Ministerium 

des  Aussem). 
1873  Fachs    Rudolf,    k.    k.  Rittmeister    und    k.  u.  k.    Honorar  -  Con^ul     in 

Zanzibar. 

1886  Fttlek  von  Szatmärvär,  Heinrich,  kön.  ungar.   HonvedOberst   a    D.,  in 

Wien  (Hauptstrasse  83). 

1886  Fdrstenberg,  Emil  Piiuz,  in  Wien  (llf.,  Jacquingasse  17). 

1885  üabely,  Dr.  Emerich,  Professor  am  k.  k.  Schottengymnasium  in  Wien 
(I.,  Freiung  6). 

1885  Gabriel  Carl,    k.  k.  Oberrech nungsrath   in  Wien  (VIII ,  Skodaga«se  9). 

1880  Gallina,  J.ü.  Dr.  Ernst,  Secretär  und  Abtheilu-.gs- Vorstand  Sr.  Majestät 
Privat-  und  Familienfonds- Güter- Direction  in  Wien  (I,  Fleisch- 
markt 3). 

1885  Ganahi,  Adolf  Ritter  von,  Beamter  der  k.  k.  Eisenbahnbetriebs-Direciion 
in  Hischofshufen. 

1880  tiarger,  Eduard  von,  k.  k.  Major  im  88.  Infanterie-Pegimente  in  Fi  ag 

1885  Oasselsf^der  Ferdinand,  Fabrik-Director  in  Wien  (I..  Reichsrathsstrasse  7) 

1885  Gassenhelmer  Carl,  Associ^  der  Firma  Julius  Juhcs  x-  (Domp.  in  Wien 
(I.,  Wollzeile  40). 

1885  Gattinger  Fi  an/,  Vorstand  des  Telegraphenwesens  der  österr.  Staats- 
bahnen, in  Fünfhaus  (Stadiongasso  1) 


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147 

EintritU-Jahr 

1887  GayiUEzi  Arthur  Franovi6,  Lehrer  a.  d.  Oborrealschule  in  Agram. 
1885  Gebhart  Johann,  Professor  in  Wien  (IX.,  Porzellanifasse  43). 

1888  GeJ^Dien  Vincenz  in  Prag-Bnbna. 

1885  Gedllezk«  WenzelJobann.  Fabiik-  u.  Hausbesitzer  in  Penzing  (Haupt- 

stiasse  17}. 

1886  Geissei  J.  F.,  Inspector  i.  P.  der  I.  k.  k   priv.  Donau- Dampfschifffahr: s- 

Gesellschaft,  in  Unter- St.  Veit. 
1875  Generalstab  des  k.  lussischen  Kriegs  Ministeriums  in  St.  Petersb^r^^ 
1875  Grnotte,    Wilhelm  Freiherr    von,   k.    und   k    Legationsrath    in    Wien 

(f..  Kiugerstrasse  10). 

1887  Geographinohe  Snmmlniig  der  k.  )<.  Universität  Graz. 
1885  GeorgieTics  Johann,  Kaufmann  in  Neusiitz. 

188Ö  Gerber  Sigmund,  Assecuninz-Director  in  Wien  (I,  Kathhaussirasse  4). 
1883  Gerhardns  Hermann  in  Wien  (IL,  Stephaniesirasse  9) 
1863  Geringer,  Carl    Freiherr    von,    k.    k.   wiikl.  Geheimer   Rath    in    Wien 
(I.,  Börsegasse  12). 

1887  Gerold  Friedrich,  Verlagsbuchhändler  u  Buchdruckereibesitzer  in  W  ien 

(I.,  Postgasse  6). 

1888  Gerstbaner  Carl,  in  Wien  (I,  Goldschmitdgasse  2). 

1874  Gerstel,  Med.  Dr.  Adolf,  in  Wien  (I,  Judenplatz  2). 
1888  Gessele  Franz,  Falrikbesitzer  in  Salzburg. 

1885  Geyi»r  Gustav  A.,  Eis- nbahnbanleiter  in  Lemberg. 

1888  GeyniOller,  Jacob  Rudolf  Freih.  v.,  Gutsbesitzer  in  Wien  (1.,  Wallnerstr.  8). 

1869  Gintl,  Dr.  Heinrich,    k.  k,  Regieriingsratii    und    Eisenbalmdirector  a.   D. 

in  Wien  (I.,  Ebendorferstrasse  4). 
1888  Glantschnigg,  Dr.  Eduard.  Advocat  in  Cilli. 
1885  Glanz,  Dr.  Anton  Ritter  von,  Advokat  in  Linz. 

1875  Glanz- Aieha,  Hugo  Freiherr  von,  k.  und  k.  Hof-  und  Ministerialrath  im 

Ministerium  des  Aeussern  in  Wien  (1..  Lothringerstrasse  5). 
1885  Glasser  Franz.  k.  k.  Professor  in  Wien  (L,  Saivatorgasse  10). 
1877  Glossner  Gustav,  Studirender  in  Wien  dlL.  Custozzagasse  12). 
1856  Gmelin,  Dr.  Otto,  in  Budapest. 

i883  Göpfert  Eduard  in  Wien  (IX.,  Liechtensteinstrasse  22). 
1885  Gdpfert  Johann,  Glasfabrik-Director  in  Jaronowitz  (Mähren). 
i889  Gdttmaun  Karl,  Scriptor  der  k.  k.  Hofbibliothek  in  Wien  (IV  ,  Favoriten- 

strasse  25). 

1885  Goldschmidt  Anita  in  Wien  (I.,  Rathhausstra<'se  13). 

1887  Goldsehniidt,  Hermann  Ritter  von,  in  Wien  (I.,  Schellinggassel'i). 
1883  Goldsebmidt,  Theodor  Ritter  von.    Baurath,   autor.  Civil- Ingenieur   und 

Qemeinrderath  der  Stadt  Wien  (1.,  >  ibelungengasse  7). 

1888  GouipiTZ,  Julius  Ritter  von   in  Wien  (I.,  Maximiliansti-asse  3). 

1886  Gomperz,  Mox  Ritter  von,  in  Wien  (I.,  Maximilianstrasse  3). 

1886  Gomperz,  Dr.  Philipp  Ritter  von,  in  Wien  (I.,  Maximilianstrasse  3). 

1880  Gomperz,  Dr.  Theodor,  k.  k.  Uni^ ersiiätsprofessor  in  U  ien  (Ilf,  Reisner- 
strasse 9A). 

1871  Goodenongh  William,  k.  grossbrit.  Major-General  C.  B.  Blomfield-House 
Shooters  Hille,  in  Kent  (zugleich  correspondirendes  Mitglied). 


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148 

Cintrittii-Jahr 

1872  Öop(^evi6  Spiridion  in  Wien  (IX.,  Spittelauerlände  3A). 

Ib88  OradTohl,.  Julias  Freiherr  von,  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant  in  Fünf- 
kirchen. 

1883  Graeser  (arl,  Verlagsbuchhändler  in  Wien  (1.,  Akademiestrasse  2). 

1885  Omf  Theodor  in  Wien  (l,  Spiegel gasse  3). 

1885  Grassaaer,  Dr.  Ferdinand,  Vorstand  der  k.  k.  Uni versitats- Bibliothek  in 
Wien  (I.,  Neues  üniversitätsgebäude). 

1880  (üratza,  Dr.  Anton,  in  Wien  (III ,  Hörnesgasse  2). 

1885  Graye  Heinrich,  k.  k.  autor.  CiTÜ-Ingenieur  und  Architekt  in  Fünf  haus 
(Kirchenplatz  7). 

1885  Gregor  Franz,  k.  k.  Regierungsrath  in  Wien  (I.,  Annagasse  5) 

1885  Grieiiiii^er  Heinrich,  Privatier  in  Wien  (I.,   Hothenthurmstrasse  14). 

1868  Griesbach  Carl  Ludolf,  Assistent-Geologe  der  Geological  Survey  in 
Calcutta. 

1885  Grimm,  Dr.  AI.  in  Marienbad. 

188:>  GrimaSy  Ritter  von  Grimmbiirg,  Karl,  Privatier  in  St.  Polten. 

1889  Grissingery  Drnd.  phil.  Karl,  in  Wien  (VIII,  Josefstädterstrasse  13). 

1885  Gröger  Theodor,  Buchdruckereibesitzer  in  W  i  e  n  (VI.,  Magdalenenstr.  26). 

1860  Grohmaun  Paul  in  Wien  (IlL,  Obere  Weisggärberstrasse  15). 

1873  Gross,  Dr.  Otto,  in  Klagenfurt. 

1885  Grosser,  Leopold  Ritter  von,  k.  k.  Ministerialrath  in  Wien  (1 ,  Schelling- 

gasse  6). 
1883  Gross-Zinkendorfer Zackerfabriks- Actieiigesellschaft inOedenburg. 

1874  Grttn,  Dr.  Dionys  Ritter  von,    k.  k.  Regierungsrath  u.  einer,  üniversitäts- 

Professor  in  Prag. 
1885  Grttnebaum  Franz,  k.  k.  Hauptmann  in  Wien  (f.,  Schottenring  4). 
1885  Grttnebaum,  Gustav    Ritter  von,   k.    k.    Regierungsrath   in    Wien   (IX. 

Peregringasse  2). 
1888  Grttnne,  Philipp,  Graf,  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant  und  Commandant 

des  9.  Corps,  in  Josefs tadt. 
1885  Gniiidmann  Heinrich  in  Herzogenburg.  (N.-Oe.). 
1885  Gslettner  Laurenz,  General -Director  der  Actiengellschafl  der  k.  k.  priv. 

Teppich-  u.  Möbelstoff-Fabriken  von  Philipp  Haas  &  Söhne  in  Wien 

(I.,  Stock  im  Eisen  6). 
1885  GngST,  Franz  Ritter  von,  k.  k.  Generalmajor  i.    P.,  in   Ober-Döbling 

(Hauptstrasse  8). 
1878  Gustawlcz    Bronislaus,    k.    k.  Professor   a.    d.    Staatsgewerbeschule    in 

Krakau. 
1866  Gntmauu,  David  Ritter  von,  Grosshändler  in  Wien  (I,  Kantgasse  6). 
1878  Gntmauu,  Wilhelm  Ritter  von,  Grosshändler  in  Wien(l.,  Kantgasse  6). 
1856  Gutmauusthal,  Ludwig  Ritter  von,  in  Wien  (I.,  Wollzeile  13). 
1869  Gymnasiuiu  k.  k.,  in  Bochnia. 
1885  Gymnasium  k.  k.  (Direction  des),  in  Brixen. 
1869  Gymnasium  k.  k.  deutsches,  in  ß  r  ü  n  n. 
1885  Gymnasium  Communal-Ober-,  in  Brüx. 
1877  Gymnasium  k.  k.  deutsches  Staats-,  in  Budweis. 
1869  Gymnasium  k.  k.  in  Gilli. 


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k 


149 

Eintritt«- J  ab  r 

877  GyniiiasiuDi  k.  k.  in  Czernowitz. 
869  Gymnasium  k.  k.,  in  Drohobycz. 

868  Gymiiasinm  k.  k.  in  Görz 

869  Gymnasium  k.  k.  in  Graz. 

885  Gymna<inm  k.  k.  Staats-  (Direction  des)  in  Hern  als. 
869  Gymnasium  k.  k.  in  Innsbruck. 
885  Gymnasium  k.  k.  Staats-Ober-,  in  Jungbunzlau. 
869  Gymnasium  k.  k.,  in  Klagen  fürt 
869  Gymna<iiuni  k.  k.,  in  Klattau. 
869  Gymnasium  k.  k.,  in  Königgrätz. 
869  Gymnasium  k.  k.,  in  Krems 
885  Gymnasium  k.  k.  I.öhmisches,  in  Kremsier. 
869  Gymnasium  in  Kremsm  ünster. 
873  Gymnasium  k.  k.  in  Lands  krön. 
885  Gymnasium  k.  k.  Staats-,  in  Leitmeritz. 
869  Gymnasium  k.  k.  Ober-,  in  Böhmisch-Leipa. 
)  Gymnasium  k.  k.  akademisches,  in  Lern b erg. 
869  Gymnasium  k.  k.  Franz  Josefs-,  in  Lemberg. 
869  Gymnasium  k.  k.,  in  Marburg. 

885  Gymnasium  k.  k.  (Direction  des),  in  Melk. 

886  Gymnasium  k.  k.  in  Neuhaus  (Böhmen). 
869  Gymnasium  k.  k.  slavisches,  in  Ol  mutz. 
869  Gymnasium  k.  k.  in  Pisek. 

869  Gymnasium  k.  k.,  auf  der  Kleinseite  in  Prag. 

885  Gymnasium  k.  k.,  in  Rudolfs  wert. 

885  Gymnasium  k.  k.  Staats-,  in  Saaz. 

869  Gymnasium  k.  k.  in  Salzburg. 

885  Gymnasium  f.  e.  Privat-,  im  Collegium  Borromäum  (Direction  des),  in 
Salzburg. 

885  Gymnasium  k.  k.  in  Sanok. 

869  Gymnasium  in  Seitenstetten. 

869  Gymnasium  k.  k.  vereinigtes  Staats-,  in  Teschen. 

885  Gymnasium  k.  k.  Staats-Ober-  (Direction  des),  in  Trient. 

885  Gymnasium  Communal-Ober-,  in  Triest. 

885  Gymnasium  öffentliches  Communal-,  in  Unter-Meidling 

869  Gymnasium  k.  k.  Staats-,  in  Vi  11  ach. 

888  Gymnasium  (k.  k.  Ober-)  in  Wadowice. 

885  Gymnasium  k.  k.    (Bilbiothek    des),    in    Wallachisch-Meseritsch. 

885  Gymnasium  k.  k.  Staats-Ober-,  in  Weidenau. 

885  Gymnasium  k.  k.  Staats-,  im  III.  Bezirke  (Direction  des),  in  Wien. 

869  Gymnasium  k.  k.  in  der  Josefstadt,  in  Wien. 

869  Gymnasium  zu  den  Schotten  in  Wien. 

869  Gymnasium  k.  k.  theresianisches,  in  Wien. 

878  Haan.  Carl  Freiherr  von.  k.  k.  Rittmeister,  in  Wörasöd  (N.  Oe.) 

860  Haan  Friedrich,  k.  k.  Ministerialrath  i.  P.,  in  Wien  (L,  Freiung  6). 

885  Haan,  Friedrich  Freiherr  von,  k.  k.  Hofrath  i.  P.,  in  Wien  (l.,  Blumen- 
stockgasse 5). 


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L. 


150 

EintrittR'Jahr 

1876  Haan,   Wilhelm    Freiherr  von.    k.  k.    Ministerial-Secretär   in  Wien    (I. 

Rothenthurmstrasse  14). 

1877  Haardt  von  Hartenthiirii  Vincenz,  Leiter  des  geographischen  Institutes 

an  der  Ed.  Hölzel'schen  Kunstanstalt,  in  Wien  (IV,  Luisengasse  5). 
1885  Haider  Josef,  Kaufmann  in  Wen    I.,  Bauernmarkt  7). 
1883  Htiiiiiseli  M.  in  Wien  (I..  Bauernmarkt  7). 
1885  flallensteiii  Conrad,  k.  k.    Hofschauspieler,    in    Wien    (VIIL    Landes- 

gerichtsstrasse  18). 
1885  Halmschlilgri'r  Franz  in  Wien  (IL,  Castellezgas se  17). 
1885  Hamoier  Anton,  Expeditor   der  Anton    Dreher'schen  Brauerei  in  Klein- 

Schwechat. 
1885  Hammerschlafir  Adolf,    Inspector   der   österr.    Nordwestbahn   in   Wien 

(Bahnhof:. 
1885  Hammersehiuidt,  Med.  Dr.  Anton,  in  Wien   (1.,  Babenbergerstrasse  9). 
1885  Handel,  Friedrich  Freiherr  von,  k.  k.  Oberst  und  Commandant  des   70. 

Inf.-Rgts.  in  Peterwardein. 
1885  Handelsakademie,  öffentliche,  in  Linz 

1885  Handels-  und  nantisoho  Akademie  in  Triest 

1886  Hanlscli  Ernest,  Herrschafts- Inspector  in  Trebitsch 

1871  Hann,  Dr.  Julius,  k    k.  Hofrath,  Universitäts-Professor  und  Director   der 

k.  k.  Central-Anstalt    für  Meteorolog  e    und  Erdmagnetismus     Hohe 
Warte  bei  Döbling. 
1885  Hansnl,  P.  Martin,  Pfarrer  in  Leesdorf  (N.  Oe.) 
1885  Hansel  Emil.  Comptoirist  in  Wien  (I.,  Lothringerstrasse  15). 
1885  Hantken,  Eugen  von,  k.  k.  Hofrath  u.  Kanzlei-Director  des  k.  k.  Oberst- 
Kämmereramtes  in  Wien  (I.,  Hofburg  1). 

1878  Uaradaner  Edler  v  Holdendauer  Carl,  k.  k.  OberstlieutHnant  u.  Vorstand 

des  Karten- Archives  im  k.  und  k.  Reichs-Kriegs-Ministerium  in  Wien 
(zughich  correspondirendes  MitgHed). 
1874  Hardty  Dr.    Emil,  k.    k.  Sectionsrath  im  Handels-Ministerium    In  Wien. 

1887  Harlacher  A.  R.,  k.  k.  o.  ö.  Professor  in  Prag  (Palackygasse  5)- 

1872  Hartl  Heinrich,  k.  k.  Major  in  Wien  (Neubaugürtel  641). 
1885  Härtungen,  Med.  Dr.  Christoph  von,  in  Riva. 

1883  HasenöbrI,    Dr.  Richard,   k.    k.  Ministerial-Secretär    in  Wien   (I,  Post- 

gasse 8). 

1885  Hassfurtlier  Martin,  Metallwaaren-Fabrikant  in  Wien   (VIII,    Piaristen- 

gasse  15 ) 
1856  Haner,  Dr.  Franz  Ritter  v  ,  k.  k.  Hofrath  u  Intendant  des  Naturhistorischen 

Hofmuseums  in  Wien. 
1856  Hauer,  Julius  Ritter  von,  k.  k.  Ober-Bergrath  und  Professor  inLeoben. 

1886  Hanscliild,  Dr.  Carl,  Landes-Advokat  in  Prag 

1885  Hanser  Alois,  k.  k.  Haurath  u.  Professor  in  Wien  (I ,  Teifaltstrasse  5). 
1876  Hausner  Josef,    k.  k.  Oberstlieutenant    und    Commandant   des  Monttir- 

Depot  Nr.  1  in  Brunn. 
1885  Hauswirth,  Dr.  Ernest,  Abt  des  Stiftes  Schotten  in  Wien. 

1879  de  HaviUandy  Robert  Langstaff,  in  Wien. 

1884  Hawerland  Josef  Franz.  Kaufmann  in  Wien  (IV.,  Schleifmühlgasse  20). 


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161 

KiatritU  Jahr 

1886  Haydnk  Johann,  k.  k.  Gymnasial-Professor  a.  D.,  in  Prag  111/328). 

1882  Bebra,  Med.  A  Chir.  Dr.  Hans  Ritter   von,  Privat-Docent   an    der    k.  k. 

Universität  in  Wien  (IX.,  Mariannengasse  10) 

1878  Heger  Franz,  Gustos  am  k.  k.  naturhistorischen  Hofmuseum  in  Wien 
(HI ,  Rasumofskygasse  1). 

1885  Heiek  Heinrich,  Buchhändler  in  Wien  (1  ,  Kolowratring  4) 

1889  Heiderieh  Franz,  cand.  philos.  in  Wien  (IV.,  Lambrechtsgasse  8). 

1874  Hein.  Eduard  von,  Realitätenbesitzer  in  Wien  (L,  Lothringerstrasse  5). 

1885  Heissig  Ferdinand  Alexander,  k.  k.  Professor  a.  D.  in  Wien  (III ,  Renn- 
weg 18), 

1888  Hele^  Dr.  Ferdinand,  Advokat  in  Ried  (Oberösterreich). 

1857  Belfert,  Dr.  Josef  Alexander  Freiherr  von,  k.  k.  wirkl.  geh.  Bath,  Mitglied 
des  Herrenhauses  des  österr.  Reichsrathes  und  Präsident  der(2entral- 
Commision  für  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst-  und  historischen 
Denkmale  in  Wien  (III.,  Rennweg  3). 

1885  Heller  Karl,   technischer  Assistent  am  herzogl   zoologischen  Museum  in 

Braunschweig 
1867    Heller  von  Hellwald  Friedrich  in  Tölz,  Bayern,    (zugleich  correspon- 
direndes  Mitglied ) 

1886  Hellleh  V.,  Betriebsverwalter  der  ehem.  Fabriken  der  Montan-  u  Industrial- 

werke  in  Kasnau. 
1881  Beim,  Franz  Ritt,  v ,  k.  k.   Hauptmann  dis    1.  Feld-Jägerbataillons,   in 
Kaaden. 

1883  Berbert  Franz  Paul  in  Klagenfurt. 

1887  Bertan  Richard  in  Brunn. 

1883  Berte  Otto  in  Wien  (I.,  lichtenfelsgasse  5). 

1885  Ben  Julius,  technischer  Beirath  der  österr.  Creditanstalt  für  Handel  und 

Gewerbe  in  Wien  (1.,  Stadiongasse  4). 
1885  Bessl  Adolf,  Fabrikbeamter  in  Rohrbach  (Mähren). 
1885  BeMsettstamiu,   Theodor  Graf  von,    in  Wien  (lU-,  Salesianergasse  B3) 
1885  Bille  Johann  k.  k.  Bezirks-Schulinspector  in  Luditz  (Böhmen). 
1885  Biliettbrand,  Alexander  von,  k.  k.  Regierungsrath  und  Greffier  des  Ordens 

der  eisemeo  Krone,  in  Wien  (I,  Schillerplatz 4 ) 

1887  Biller, Dr.  Albrecht,  Hof-  und  Gerichtsadvokat  in  W  ien  (I ,  Herrengasse  14. 

1883  BiiHmel  Heinrich,  k   k.  Major  des  6.  Inf-Regts  in  Budapest. 

1885  BlwE  Georg,  gräfl.  Franz  von  Thun-scher  Secretär  in  Prag 

1886  Birseli  Sigmund,  Kaufmann  in  Wien  (I.,  Schottenbastei  1). 

1888  Birsehfeld  A.  in  Tri  est 

1885  Birsebfeld,  Ludwig  Ritter  v.,  k.  k.  Regierungsrath  in  Wien  (I.,  Börse- 
platz 1). 

1885  Bladigch  Clemens  J.,  Baumeister  und  Bauwerkstätten-Besitzer  in  Mäh r- 

Ostraa 

1886  Ulavaiek    Anton,  akademischer  Landschaftsmaler  in  Wien  (VI ,  Eszter- 

hazygasse  27). 

1884  BoehBtetter,  Georgiana  von,  k.  k.  Hofraths-Witwe  in  Döbling  (Haupt- 

strasse 60). 
1886  B5fken,  Rudolf  Ritter  von,  in  Währing  (C:arl  Ludwigstrasse  39. 


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L^ 


1Ö2 

Eintrittf-Jahr 

1886  Höhnely  Ludwig  Rittter  von,  k.  k.  LinienschifTslieutenant 
1881  Holder,  Alfred  Ritter  v,  k.  k.  Hof- und  Universitätsbuchhändler  in  Wien 
(1 ,  Rothenthurmstrasse  15). 

1878  Holze]    Hugo,    Buchhändler,  Inhaber   eines    geographischen  Instituts   in 

Wien  (IV.,  Luisengasse  5). 
1886  H9]zl  Josef,  k  k   Steuereinnehmer  in  Ge  witsch  (Mähren) 

1885  Uönigr    Rudolf,  k.  k.   Regierungsrath    in  Wien    (IV.,    Hechtengasse  5). 

1886  Hofbaner    Adolf,   Stadtbaumeister    in    Wien    (I,    Lichtenfelsgasse    5). 
1856.  Hofer     Josef,     Beamter    der    Donau  -  Dampfschifffahrts-Gesellschafl    in 

Hietzing  (Neugasse  23). 
1873  Hoffer  Max,  Ritter  von  Hoffenfels.  a.  o.  Gesandter  und  bevollmächtigter 

Minister  in  Wien  (1.,  Hiemerstrasse  16). 
1885  Hoffinger,    Rudolf  Ritter  von,    k.  k   Feldmarschall-Lieutenant  in  Wien 

(I ,  Nibelungengasse  4.) 
1885  Hoffmann  Jgnaz  in  Tiflis. 
1885  Hoftnanu  Edmund  in  Wien  (I ,  Kohhnarkt  11). 
1885  Hofmaun  Ferdinand,  Privatier  in  Wien  (I.,  Petersplatz) 
1885  Hofmann,  Georg   Ritter  von,  k.  k.  Berghauptmann  in  Wien  (HJ.,  Marok- 

kanergassj  9). 
1873  Hofmann  Raphael,  Bergwerk s-Director  in  Wien   (VII.,  Kirchengasse  26) 

1887  HofstStter  Ludwig,  k.  k.  Lieutenant  a.  D,  in  Wien  (1   Wolhseile  9). 
1885  Hold  Alexander  in  Puntigam  bei  Graz. 

1885  Holdorff  Anna  in  Wien  (I.,  Johannesgasse  12) 

1885  Hoor,  Dr.  Wenzel,  k.  k.  Generalstabsarzt.  Chef  des  k.  k.  Militär-Aerztlichen 
Officiercorps,  in  Wien  (IX,  Josephinum). 

1885  Hopfen,  Franz  Freiherr  von,  in  Wien  (I,  Teinfaltstrasse   6). 

1886  Horä6ek.  Dr.  Franz,  Advokat  in  Nechanic. 

1885  Hornbostl,  Dr.  Erich  von,  Hof-  und  Gerichts- Advokat  in  Wien  (I., 
Nibelungengasse  1). 

1888  Horoszkiew icz  Carl,  Vorstand  der  Commerciellen  Abtheilung  der  rumän. 

Linien  der  Lemberg-Czernowitz  Jassy-Eisenbahn  in  Jassy-GSrgt. 

1873  Hori»t.  Julius  Freiherr  von,  k.  k.  wirkl.  Geheimrath,  Generalmajor  und 
Minister  a.  D,  in  Graz. 

1885  Hostinek.  Paul  Ritter  von,  k.  k.  Generalmajor  in  Graz 

1873  Ho  JOS.  Ludwig  Graf,  k.  k.  Rittmeister. 

1885  Hoyos-SprinzAnstein  jun.,  Ernst  Graf,  k.  k.  wirkl.  Kämmerer  in  Wien 
(l..  Kärntnerring  5). 

1885  Hoyos  Georg  Graf,  Freiherr  zu  Stflclisenstefn,  k.  k.  Linienschiffs-Lieu- 
tenant a.  D.,  in  Fiume. 

1888  Hnbatsehek  Johann,  Architekt  u.  Stadtbaumeister  inWi  en  (I.,  Nil)elungen- 
gasse  15). 

1885  Haber  Otto,  k.  Rath,  fürstl.  Montenuovo'scher  Secretär  und  Mitglied  des 
Staats-Eisenbahnrathes  in  Wien  (I.,  Löweistrasse  6). 

1885  Hneber,  Dr.  Richard,  Hof-  u.  Gerichts- Advokat  in  W  i  e  n  (I .  Sc  h  ottengasse  12) 

1888  lllmer  Charles,  Publicist. 

1879  Inkey  und  Pallin,  Ferdinand  Freiherr  von,   k.  k.  wirkl.  Geheimrath  u. 

Kämmerer,  Ritter  des  k.  ungar.  St.  Stefansordens,  in  Rasina 


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153 

Eintritts  Jxhr 

1885  Isbarj  Rudolf  senior  in  Wien  (VI.,  Liniengasse  II). 

1886  Jaekl  Johann,  f.  e.  Ober-Forstmeister  in  Kremsie r. 
1875  Jaeger  Heinrich,  Privatier  in  Wien  (1 ,  Schottenring  19). 
1885  Jaiiatka  Ludwig,  k.  k.  Major  i.  P.,  in  Pettau. 

1885  Janick  Ludwig,  Kaufmann  in  Wien  (l ,  Spiegelgasse  3). 
1885  JanovskI  Heinrich,  k.  k.  Major  des  35.  Inf-Regts.  in  Pilsen. 
1877  Jarz,  Dr.  Conrad,  k.  k.  Gymnasial-Dirertor  in  Znaim. 
1885  Jelinek  Josef  G   in  ßrünn. 

1880  Jenik  Victor,  Ritter  von,  k.  k.  Linienschiffs-Lieutenant  in  Pola. 

«885  Jenny  Carl,  o.  ö.  Professor  an  der  k    k.  techn.  Hochschule  in  Wien 

187'*»  Jettel,  Dr.  Emil,  k.  u.  k.  Sectionsrath  im  Ministerium  des  Aeussern  in 
Wien  (I ,  Tauchlauben  6). 

1888  Jireoek  Constantin,  Professor  der  Geschichte  a.  d.  k.  k.  böhm.  Univer- 
sität in  Prag. 

I^  Jirsik  Hans,  Braumeister  in  Eggenberg  bei  Lambach  (O.-Oest.). 

1>85  Joelson,  Moriz  Kitter  von,  k.  k.  Oberst  in  Wien  (l..  Grillparzerstr.  14). 

1877  Jon^he  d'Ardoye,  Graf  Louis  von,  Gr.-Officier  des  heg,  Leopold-Ordens, 
a.  o.  Gesandter  und  bevollmächtigter  Minister  für  Belgien,  in  Wien 
(I.,  Himmelpfortgasse  13). 

1885  Joscht  Carl,  Kaufmann  und  k  k.  Rese.ve-Lieutenant  inJoslowitz 
( Mähren  V 

1885  Jfligr  Bernhard,  k.  k.  Seeofficier  in  Pola  'Sr   Maj    SchitT  »Novara*). 
1879  Jttttner.  Dr.  Josef.  Gymnasial-Professor  in  Wien  (VIL,  Stiftgasse  5) 

1886  Jaiig:  Josef  jun.  in  Hochwald  (Mähren). 

1885  Joritsch,  Dr.  phil.  Georg,  k.k  Gymnasial-Professor  in  Wien  (IV., Schaum- 
burgergasse 6). 

1887  Kaan,  Dr.  Norbert  von,  in  Graz. 

1888  Kafka  A.,  Weingutspächter  und  Hausbesitzer  in  Prag. 

1887  Kaiser  Ludwig  jun.,  in  Wien  (HL,  untere  Weiss  2är  her  Strasse  22). 

1885  Kalehber^.  Adolf  Freiherr  von,  k.  k.  Landwehr-Rittmeister  in  Penzing 

(Bahngasse  55). 
1887  Kailab  Anton,  in  Brunn. 
lB8<j  Kallab  Emil,  in  Gross-M<'seritsch. 

1881  Kalmar,  Alexander  Ritter  von,  k.  k.  Linienschiffs-Capitän  u.  Triangulirungs- 

Director  dt»s    k.  k.  militär. -geographischen  Institutes,    in  Hietzing 

(Lainzerstrasse  68). 
I8>5  Kälnuky,  de  Köröspatak  Hugo  Gr;*f.  k  k.  Oberstlieutenant  im  II.  Uhlanen- 

Reg.,  in  Krakau. 
1^5  Kauibersky  Otto,  Supplent  am  Francisco-Josephinum  in  Mödling. 

1884  Kaiuiuel  Edler  v.  Hardeirjror,  Dr.  Dominik,  Gutsbesitzer  in  Grussbach 

(zugl.  correspondirendes  Mitglied). 

1886  Kandier.  Dr.  Carl,  Notariats- Candidat  in  Wien  (HI.,  Sechskrügelgasse  10). 
1868  Kanitz  F.  in  Wien  d.,  Eschen bachgasse  9). 

1885  Kaposi,  Med.  Dr.  Moriz,  k.  k.  Universitäts-Professor  in  Wien  (IX.  Alstr- 

strasse  28). 
•878  Karabaczek  Gustav,  Ingenieur  der  Südbahn  in  Wien. 
1875  Karrer  Fehx,  Geologe  in  Ober-Döbling  (Hauptstrasse  80). 

Uitth.  d    k    k.  Geogr.  Q^«.  1889.  8  u.  8.  11 


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154 

Kiiitritto-Jahr 

1885  Kaalbars,  Baron  Nicolai,  kais.  russ.  General  in  Petersburg  (zugleich 
Ehrenmitglied). 

1S85  Kell  Victor,  k.  k.  Lieutenant  im  Drag.-Reg.  Kaiser  Franz  Josef  Nr.  l,  in 
Theresienstadt 

1858  K^ler,  Sigmund  von,  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant  i.  P.  in  Graz. 

1856  Kerner,  Dr.  Anton,  Ritt,  von  Marilanii,  k.  k.  Hofrath,  Universitäts- 
Professor  und  Director  des  botanischen  Gartens  in  Wien  (III ,  Renn- 
weg 14). 

1888  Kielhaaser  H.,  Parfümerie-Waaren-FabriKant  in  Graz 

1885  Kieuer  M.  in  Wien  (IL,  Obere  Donaustrasse  29). 

1885  Kieslicli  Julius,  k.  k.  Oberlieutenant  a.  D.,  in  WegstädtL 

1887  Kiiiskj,  Graf  Christian,  k.  k.  wirkl.  Geheimrath  und  Landmarschall  von 

Nieder-Oesterreich  in  Wien  (VIII ,  Lenaugasse  10). 
l'S85  Kirclileebiier  Rudolf,  Communal- Verwalter  in  Schwaz  (Tirol), 
1<S5  Klangt  Dr.  James,   Director  der  »Azienda«,  Österr.-französ.   Lebens-  und 

Rentenversicherungs-Gesellschaft  in  Wien  (I.,  Wipplingerstrasse  43). 

1888  Klnr  Maximilian,  Ober-Realschulprofessor  in  Sternberg. 
1883  Klaubert  J.  C.  &  Söhne  in  Wien  (I.,  Gonzagagasse  22). 

1886  Klein  Johann,  in  Öhlhütten. 

18S5  Klein  Friedrich,  Freiherr  von  Wisenbergr,  in  Wien  (IL,  Praterstrasse  42). 
1885  Klein  Wilhelm,  Freiherr  von  Wlsenberg,  in  Wien  (IL,  Praterstrasse  42). 
1885  Klein rath  Carl,  k.  k.  Ministerialrath  im  Finanz-Mininisterium  in  Wien 

(1.,  Grünangergasse  10). 
1885  Klenipa,  Dr.  Stefan,  prakt.  Arzt  in  Budapest. 
1883  Klinger  Heinrich  in  Wien  (L,  Rudolfsplatz  13). 
1885  Klobus,   Adolf   von,    k.  k.  Major   i.  P..    in   Wien    (IV,  Margarethen- 

strasse  25). 
1885  Klodic  Ritter  von  Sabladoski,    Anton,   k.  k.  Landes-Schulinspector  in 

Triest. 
1881  Knapp  Josef  Armin,   emer.  Assistent  der  Klausenburger  Universität  und 

Demonstrator   am  botan.  Museum    der   k.  k.  Univt»rsität,    in  Wien 

(IX,  Säulengasse  11). 
1885  Knaar  Carl.  Lehrer  in  Schwaz  (Böhmen). 

1885  Kneif^l  Josef,  commerc.  Fabrik-Director  und  k.  k.  Reserve-Lieutenant  in 

Innsbruck. 
1883  Kuoll  S.,  Kaufmann  in  Wien  (I.,  Wipplingerstrasse  30). 
18S8  Kob  Georg,  Kaufmann  in  Prag. 
1877  Kobek)  Dr.  Friedrich,  Landes-  und  Gerichts-Advocat  in  Graz. 

1886  Kober  Rudolf,  Volksschullehrer  in  Freudenthal. 

1886  Koch,   Prof.    Dr.  Gustav,    Docent   a.   d.  Hochschule   für  Bodencultur   in 

Wien  (I.,  Johannesgasse  18). 
1883  Kodolitscb,  Alphons  von,  k.  k.  Generalmajor  in  Wien  (IlLi  Salesianer- 

gasse  10). 
1886  Köhler  Oswald,  Fabrik-Director  in  Wiesenberg  (Mähren). 
1885  KOnig  Wenzel,  Apotheker  in  Marburg  (Steiermark). 

1885  Koliu  Josef  M.  in  Wien  (L,  Babenbergerstrasse  1). 

1886  Koliout  Anton,  k.  k.  Staatsanwalts-Substitut  in  Prag  (11/667). 


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155 

BiBtriitMjfthr 

1885  Kohiit  Josef,  Ingenieur  in  Teschen. 

1885  Koller,  Albert  von,  k.  k.  Oberstlieutenant  des  Generalstabs-Corps,  in  der 

Militär-Kanzlei  Sr.  Maj.  des  Kaisers,  in  Wien  (1,  Hofburg  1). 
|i^85  Kommeiida,  P.  Ignaz,   Pfarrer  in  Kirchbüchl- Rottengrub   (Nied.- 

Oesterr.). 
1885  Kopetiky  von  Reehtberg  Emanuel,   k.  k.  Hauptmann   i.  F.   in  W  i  e  n 

(IV.,  Maierhofgasse  5) 
1885  Kerab  von  Jf  lllilström,  Dr.  Camillo  Ritter,  Hof-  und  Gerichts- Advocat  in 

Wien  (I.,  Schottenring  32). 
I8J7  Koristka,   Dr   Carl  Ritter  v.,    k.  k.  Hofrath  u   Professor   an  der  königl. 

technischen  Hochschule  in  Prag. 
1857  Kernhnber,  Dr.  Andreas,  Professor  an  der  k.  k. technischen  Hochschule 

in  Wien  (V,  Kettenbrückensasse  3). 
1S85  Kortz  Paul,  Ingenieur  in  Wien  (II ,  Fruchtgasse  3) 
1885  Kosak  Josef,  Beamter  der  k  k.  pr.  ö.  Creditanstalt  in  Wien  (I.,  Am  Hof  6). 
1885  Ko8eh6al   Emil,   Procurist   der  Firma   Fr.inz   Jaburek    in   Wien   (VI, 

Gumpendorferstrasse  41). 
1883  Kosmack  Emil,  Verlagsbuchhändler  in  Wien  (IV.,  Luisengasse  5). 
J8S5  Kostersitz  Ubald,  Propst  des  Chorherrenstiftes  Klosterneuburg 
1885  Kotniek,  Dr.  jur.  lg,  in  Laib  ach. 

1874  KoTatschoff  N.  S.,  Kaufmann  aus  Sistov,  in  Wien  (I.,  Laurenziberg  3). 
1885  KowalsKi,  Stanislaus  Ritter  von,   k.  k   Oberst  im   «.  Uhlanen- Regiment 

und  Präses  der  Remonten-Assentcommission  Nr.  3  in  Lemberg. 
1885  Krahmer,  Dr.  phil.  Carl,  in  München 
1885  KrAlj  Ottokar,  Ingenieur  in  A  g  r  a  m. 
188»  Kramerlns  Jaroslav,  k.  k.  Professor  a.  d.  Staats-Gewerbeschule  in  Czer- 

nowitz. 
1885  Krasmeki  Nikolaus,  Gutsbesitzer  und  Gemeinderath  in  Lemberg. 

1875  Kraus  Franz,  Privatier  in  Wien  (IX.,  Kolingasse  5). 

1885  Kr6ma  Franz  F.  k.  k.  Postmeister  in  Grussbach  (Mähren). 
1885  Kreipner  Friedrich,  k.  k  Hauptmann  des  19.  Inf.-Reg.  in  Komorn. 
1885  Kreisel    Franz,    Ruchdruckerei- Besitzer     in    Wien    (VI.,    Magdalenen- 
fttrasse  26). 

1876  Kreitner,  Gustav  Ritter  v.,  k.  u  k.  österr.-ungar  Consul  in  Yokohama. 
1874  Kremer,  Alfred  Freih.  von,  k.  k.  Minister  a.  D,in  Döbling  (Hirschen- 
gasse 41)  [zugleich  correspondirendes  Mitglied]. 

1885  Krenn,  Dr.  Roderich,  Institutsarzt  der  k.  k.  Sicherheitswache  in  Währ  in  g 

(Schulgasse  2). 
1885  Kretsehmeyer,   Dr.  Franz  J.,  k    k.  Schulrath  und  Landesschulinspector, 

in  Linz. 

1885  Kretzselimar  P.  in  Wien  (VI,  Mariahilferstrasse  Ib). 

1886  Kfifka  Otto,  k.  k.  Oberheutenant  im  militär-geograph.  Institute  m  Wien. 

1885  Krisch  Andreas,  k.  k.  Hauptmann  i.  P.,  in  Neu  haus  (Böhmen).  • 

1886  Krixa  Akos,  k.  u.  Finanzwach- Commissär  in  Promontor.  . 
1885  Kronegger  Max,  Privatbeamter  in  Wien  (IL,  Vereinsgasse  r5) 

1885  Kronenfels.    Arthur   Ritter   v.,    k.  k.  Ministerial-Concipist  im   Handels- 
ministerium in  W  i  e  n 

11* 


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Kintriits-Juhr 

l>^i>6  Kropp,  Wilhelm  Ritter  von.  k.  k   Fregatten-Capitän  in  Graz. 

1HH7  Krunimhaar   Josef.   Ritter   von.    k.    k.   Ministerialrath    in  Wien  (IX, 

Hörigasse  3). 
IR-^ö  Krsyzanowski.  Dr.  Stanislaus,  in  Lemberg. 
IBttT  Kn6iiii£  Franz.  Vertreter  der  »Franco-Hongroise«  in  Fiume 
1874  KObeck,   Max  Freiherr  von.    k.  k   Legationsrath    in  Wien    (IV.,  Wien- 
strasse 27). 

1887  Kuller  Josef,  Ingenieur-Adjunct  der  k.  k    priv   Kaiser-Ferdinands- Nord- 

bahn in  Rohrbach  (Mähren ). 
1H85  KukalJ,   Ritter  von  Limobran,  Peter,    k.  k.   Feidma rschallLieuternnt  in 

Lemberg. 
1857  Knne§.  Dr   Adalbert  Ritter  von,  Prorector  i  P.  der  k  k.  Marine-Akademie 

in  T  r  i  e  s  t. 
1885  Kurctschka  Friedrich,    k.  k.  Hauptmann   des   88.  Inf.-Eleg.  in  Castel- 

nouvo. 
1?H89  Knrowski  Ludwig  in  Wien  (1.,  Wipplint^erstrasse  26). 
1H85  Kary,    Dr.  Julins.    k.  k.  Hegimentsarzt    in  Wien  (IL.  Praterstiasse  22). 
1883  Katschera   Hugo.    Fieihert*  von.    k    und   k.   Honoi-ar  Legationsrath  and 

Administraiiv-Director  in  8  a  r  aj  e  w  o 
1880  Katscfhera    Max.    k.   k.    Linienschiffs-Lieutenant    i.    d.    R «   Scbiffahrts- 

Director    für  Bosnien    und    die    .Herzegowina,    in  Wien    (L,    Seiler- 

siätte  21). 
1885  Laclinianii  Friedrich  in  Bukarest. 

1888  Liigo  Eduard,  Baron  von.    k.  k.  Kämmerer   und  Ministerresident  a.  D. 

in  Wien  (I.,  Mölkerbastei  8). 

1885  Lambl  Adolt'.  Faluik- Kassier  in  Chropin. 

]S8o  Laoipel  Leopold.  Professor  am  k    k.  akadem.  Gymnasium  in  Wien. 

1^^  Landwirtschaftlich«^  Landein 'ehraiistalt,  höhere.  TetschenLiebwerd  in 
Liebwerd. 

H86  Landwirthschaftliche  Lnndejt-Mittelschule  in  Neutitschein. 

1^85  Lang  Eduard  in  Sechs  haus  (Hauptstrasse  21). 

]HH5  Lnii(^er.  Dr.  Peter,  in  Wien  (III.,  Beatrixga'^se  11). 

3H85  Lauher  Carl,  k.  k.  Feldmarschall  Lieutenant  in  Szered  a.  d    Waag. 

1M85  Lanciizky  Franz  Wilhelm  in  Theusing  (Böhmen). 

tsH5  Laurin  Ph'Iipp  in  Klosterncuburg. 

1«85  Lnzzer  Carl,  k.  k.  Polizeirath  i.  P.,  in  Wien  (IIL,  Beatrixgasse  20). 

1885  Lebzelter  Ferdinand,  k.  k.  Polizei -Commissär  in  Wien  (IIL,  üngar- 
gasse  l(i). 

1860  Lederer.  Carl  Freiherr  von,  k.  und  k.  öster.-ung.  Gesandter  a.  D.,  in  Wien 
(l.,  Habsburgergasse  9). 

1885  Lehfeld  Adalbert,  Direct«»r  iler  n.-ö.  Landes-Taubstummenschule  in  Ober- 
Döbling  (Herrengasse  17;. 

1885  Lehniaiiii  Franz,  k.  k.  Oberst  und  Commaiidant  des  65.  Inf.-Reg.  in  Wien. 

1885  Lehiierl,  Josef  Ritter  von,  k.  k.  Fregatten-Cai  itän  in  Wien  (III,  Ungar- 
gasse 26). 

1871  Lehrl  Franz.  k.  k.  Hauptmann  im  85.  Inf -Reg.  in  Pilsen. 

1885  Lehrner  Alfred,  Kaufmann  in  Wien  (IV..  Margarethenstrasse  43). 


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157 

Eiatriils  Jahr 

885  Leianer  Georg  in  Wien  (III.  Wassergasse  23). 

876  LelBChingr  E,  Kaufmann  in  Wien  (I.,  Dominikanerplatz  3). 
870  Le  Monnier,   Dr.  Franz  Ritter  von,   Secretär   der  k.  k.  Centraldirection 
der  Schulbücherverläge  in  Wien  (I,  Tachlaaben  24). 

884  Lenesowski  Anton. 

872  Len«,   Dr.  Oscar,   k.  k.  o.  ö.  Üniversitäts-Professor   in   Prag   (zugleich 
Ehrenmitglied). 

881  Letosehek  Emil,  k.  k.  Artillerie-Hauptmann  und  Lehrer  an  der  Artillerie- 
Cadetenschnle  in  Wien  (X.,  Arsenal) 

888  Lefitter  von  Thannenbergr,  Ludwig,  in  Wien  (VIL.  Kirchenga?8e  10). 

886  Leuthner,  Dr.  Kranz  in  Pankow  (bei  Berlin). 
l  Leyrer,  Dr.  K  ,  Hof-  und  Gerichts-Advocat  in  NVien  (I.,  Bäckerstrasse  6). 

870  Lieben,  Leopold  von,  Grosshändler  in  Wien  (I,  Oppolzergas^-e  4). 
8fö  Liebenberg:  de  Zsitin,  Emil  Ritter,  k.  k  Major a  D  ,  in  Wien  (I.,  Singer- 
strasse 2j. 
875  Liebieh  Kmil,  Ingenieur  in  Wien  (IIL,  Traungasse  4). 

885  Liebieg  Otto,  Baron,  in  Wien  (I.,  VVipplingerstrasse  2). 
S  Libowitsky  Franz,  Ingenieur  in  Ol  mutz. 

885  Lipp  Franz  W..  Ober-Inspector  und  Abiheilungs- Vorstand  der  österr*  i- 
chischen  Linien  der  Lemberg-Czemowitz-Jassy-Eisenbahn  inLemberg. 

887  Lippmann,  Dr.  Eduard,  k.  k.  Üniversitäts-Professor  in  Wien  (IV.,  Karls- 

gasse 9). 
885  List  Carl  &  Sohn  in  Wien  (IL,  Taborstrasse  17). 
885  Lit^nski  Johann,  k   k   HoArath  i.  P.,  in  Lemberg 

885  Loeffelholz,  Carl   Freiherr  von,   k.  k.  Hauptmann  i.  P .    in  München. 
885  Loehr,  Adolf  Ritter  von,  k.  k.  Sectionschef  in  Wien  (L.  Schottengasse  3)^ 
885  L5w,  Dr.  Josef,  k.  k.  Notar  in  Wien  (I„  Seilergasse  15). 
880  L9wl,    Dr.  Ferdinand,   k.  k.  Tlniversitäts-Professor   in  Czernowitz 

888  Loidl  Otto,  Buchhalter  und  Cassier  in  Ebensee. 

858  Lorenz,  Dr.  Josef  Roman,  Ritter  von  Libnrnan,  k.  k.  Ministerialrath  in 

Wien  (HL,  Beatrixgasse  25). 
885  Loretto  Carl,  k.  k   Oberstlieutenant  des  22.  Tnf.-l^eg.  und  Commandant 

der  Inf.-Cadetenschule  in  Prag. 
885  Lozinsky  Wilhelm,  k.  k.  Landwehr-Riitmester  in  Pin kafeld  (Ungarn). 
885  Laber  Carl  jun.,  in  Fünfhaus  (ßeingasse  lB-20). 
885  Litzow,    Professor   Dr.  Carl  von,   in  W  ien  (IV.,  Theresianumgasse  25). 
'  Llltxow,  Franz  Graf.  k.  k.  wirklicher  Geheimrat h  u.  Kämmerer,  in  Wien 

(VI.,  Dreihufeisengasse  1). 

882  Lnkseh  Josef,  k.  k.  Marine- Akademie-Professor  in  Fiume. 
885  Lntteri  Josef  in  Wien  (VL.  Windmühlg.isse  24). 

88^1  Lnt«  Ignaz  in  Wien  (L,  Rothenthurmstrasse  29). 

873  Lax  Anton,  k  k.  Artillerie  Hauptm  mn  und  Lehrer  an  der  k.  k.  Militär- 
Kealschule   in  Eisenstadt   (zugleich   correspondirendes  Mitglied). 

885  Haass  Otto,  Editor  of  the  illnstrated  German  Journal  „Amerika',  in  Wien 

(I.,  WallÜBchgasse  10). 
885  Hader  Adolf,   k.  k   Regierungsrath  und  Director  des  Haupt- Punzirungs- 

amtes,  in  Wien  (VI.,  Gumpendorfer Strasse  77). 


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158 

ELbtritts-Jalir 

1874  Malcher  Franz,   Archivar  unri  Bibliothekar  Sr.  k   uud  k.  Hoheit  Erzh. 

Albrecht,  in  Wien  (I.,  Erzherzog  Albrecht- Palais). 
1885  Mallmaniit  Ernst  von,  k.  k.  Lieutenant  im  Drag -Heg.  Kaiser  Franz  Josef 

Nr.  1,  in  Wien  (L,  Wipplingerstrasse  2). 

1574  M&lnay,  Julius  von,  Cnpitän,  Inspect'-r  und  Central  Inspectorats-Adjunct 

der   k.   k.  priv.  Donau- Dampfschiftfalirts  Gesellschaft  in  Wien  (III, 

Rasumofßskygasse  4). 
ISSo  Mälzer  Gustav,  k.  k.  Oberlieutenanl  des  27.  Inf.- Reg.  und  Lehrer  an  der 

k.  k.  Cadet^nscbule  in  Prag. 
1885  Mandl.  Dr  Karl,  in  Wien  (L.  Herrengasse  5). 
3H8^  MTandL  Dr.  Lr.dwis:.  Secundararzt  im  k.  k.  allgemeinen  Kratikenhause  in 

Wi  »n  MX..  AlserstrassA  4). 
IHR'S  >ratm   Dr   C^nphas,  in  Tries  + 
l8Ji^  JHaiig  Ktirmann  in  Wi  An  «i  .  Prediijergasse  2) 
IrtHH  Marniis^  Max.  T^rbniker  in  ^/emn  Ostrow  (Ru.ssliindL 

1874  Marno  Otto,  Comptorist  in  Wien  (1,,  Wipplingerstrasse  31). 

1888  Miiroi6i6,  Dr.  Ambros  Freiherr  von.  k.  k  ßezirkshauptmann  in  Cattaro. 
188S  Martinek  Carl  jun.,  in  Bär n  (Mähren). 

1885  Marx  Anton,  Sodawasser-  und  Essig-Fabrikant  in  Simmering 
1878  Marx  Eugen,  öffentl.  Gesellschafter  der  Buchhandlungsfirma  A.  Hartleben 
in  Wien  (I.,  Maximilianstrasse  8). 

1875  MaMchek  Rudolf,    Abtheilungsvorstand    im   militär-geograph.  Institute  in 

Wien 
1857  Matzeiianer   Josef,    Piaristen-Ordenspriester   in  Wien   (VIIL,  Piaristen- 
gasse  43). 

1885  Matzhiger   Theodor,  Doctor    der    gesammten    Heilkunde,    in    Aschach 

(Ober-Oesterreich). 

1886  Manbacb  Otto,  Forstdirector  in  Döbling  (Hirschengasse  30). 
1885  Mautuer  Adalbert  in  Wien  (VL,  Mariahilferstrasse  111). 
1885  Mautner  Jacob  in  Wien  (II  Nordbahnstrasse  26). 

1873  Mautner  von  Markhof,  Ignaz,  Fabriksbesitzer  in  W  ien  (I,  Franziskaner- 

platz  1). 
1885  Mautner  von  Markhor,  Dr.  Ludwig,  in  Wien  (l.,  Fichtegasse  2). 
1885  May  Baron  L.,  in  Tarvis. 

1575  Mayer  Arthur,  Banquier  in  Wien  (L,  Gauermanngasse  4). 
1885  Majer,  Gebrüder,  in  Wien  (I..  Maximilianstrasse  13). 

1885  Mayer  Josef,  k.  k.  Hof-  u.  Kammer-Juwelier  in  Wie  n  (I.,  Stock  im  Eisen  7). 

1874  Mayer,  Dr  Josef  jun.,  Advocat  in  Wien  (VIIL,  Wickenburggasse  4). 
188y  Mayer  Karl,  Fabrikant  in  Guntramsdorf  'Nied.-Oesterr.) 

1883  May^r  Ludwig,  Buchhändler  in  Wien  (I..  Singerstrasse  7). 

Ifi85  Mayer,  Dr.  Richard,  Professor  an  der  Handels-Akademie    in  Wien    (V., 

Hundsthurmerstrasse  4). 
1885  Mayer  Theodor  in  Ramplach  (Nieder-Oesterreich. 
1885  Mayerhofcr  Hanns,  k.  k.  Beamter  in  Wien  (IX.,  Waisenhausgasse  20 a). 

1876  Mayr  Dr.  Gustav,  Professor  in  Wien  ( II 1,  Hauptstrasse  75). 

1877  Mayr-Melnhof,  Franz  Freiherr  v.,  Mitglied  des  Herrenhauses  des  österr. 

Reichsrathes,  Bergwerksbesitzer,  in  Wien  (I,  Operngasse  4.) 


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159 

CiBtriiis-Jahr 

1883  Medin^er  J  &  Söhne  in  Wien  dV.,  Gusshausgasse i. 
1886  Mediej,  August  von,  Ingenieur  in  Wien  (IV.,  Ziegelofengasse  6). 
1872  Meinl  Anton,  Käufmann  in  Wien  (L,  Johannesgasse  27). 
1885  Meinl  Carl,  Associe  der  Firma  A.  Meines  Erben  in  Wien  (I.,  Rudolfs- 
platz 8). 
1885  Meinl,  J.  Wilhelm,  in  Wien  (L,  Franzensring  18.) 

1885  Meixner  Franz,  Oberrealschul-Director  in  Wien   (VIII.,  Buchfeldgasse  4) 

1886  Mensel    K.    C,  Papier-    und    Dachpappen-Fabrikant    in  Weisswasser 

(Böhmen). 
1885  Herkl,  Rudolf  Ritter  von,  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenannt  und  Sections- 

chef   im    k.  k.  Reichskriegs-Ministerium    in  Wien   (T..    Nibelungen - 

gasse  3). 
1878  Messej  de  Bielle,  Graf  Carl,  k.  k.  Ministerial-Vice-Secretär  im  Ministerium 

für  Landesvertheidigung  in  Wien. 
1885  MehSej  de  Bielle,  Graf  F.  k.  k.  LinienschifTs-Lieutenant  in  Pola. 

1887  Metzl  Adolf,  Comptoirist  in  Wien  (VII.,  Neubaugasse  14). 

1887  Meyer  Hermann,  kath.  Pfarrer  in  Gosau  (Ober-Oesterreich). 
1885  Miehel  Emanuel,  k.  k.  Bezirksrichter  in  Laun. 

1885  Michel- Wcstland,  Vincenz  Alfred  Ritter  v.,  k.  k.  Regierungsrath  in  Wien 

(YIL,  Mariahilferstrasse  18). 

1886  MIchl  Josef,  Waldbereiter  in  Ko jetein  (Mähren). 

1883  MIetlike   ü    0..  Verlags-Kunsthändler    in  Wien  fl.,    Neuer  Markt  13). 

1885  Mckl  Alex.  Wilhelm,  in  Wien  (T.,  Wipplingerstrasse  6). 

1885  Mil^essieb,  Gustav  Edler  von,  k.  k.  Oberst  i.  P.  in  Wien  (l,  Schul- 
hof 2). 

1885  Mlllanlehy  Dr.  Alois,  Hof-  und  Gerichts-Advocat  in  Wien  (I.,  Schuler- 
strasse 17) 

1856  Miller  August,  von  und  zu  Aichholf,  Grosshändler  in  Wien  (HI,  Heu- 

markt 11). 

1888  Miller  Heinrich,  Rentier  in  Wien  (VIII.  •  Schlöselgasse  3). 

1857  Miller  Vincenz,  von  und  zu  Aiehhols,  Grosshändler  in  Wien  (III.,  Heu- 

markt 11). 
1874  Millesies,  Georg  Freiherr  von,  k.  k.  Vice-Admiral  in  Wien  (VII.,  Breite- 
gasse 4). 

1885  Minister  Josef,  k.  k.  Ingenieur  und  Inspector  des  Reichsrathsgebäudes,  in 

Wien  (I.,  Franzensring  1). 
18fö  Mittler  Leopold  in  Wien  (I.,  Bäckerstrasse  6). 

1887  Moezydlowsl^i,  Anton  Ritter  von,  Stationschef  der  Carl-Ludwig-Bahn  in 

Barszczowice. 
1883  Mörk  von  Mdrkeiistein Wenzel,  k.  k.  Hauptmann  in  Krems. 
1870  MoJsIsotIcs  Edler  von  .noJsYfir,    Edmund,  Dr.  der  Rechte,   k.  k.  Ober- 

bei^rath   und  Chef-Geologe   der   k.  k.    geologischen  Reichsanstalt  m 

Wien  (IIL,  Reisnerstrasse  51). 

1886  Monaseh  Max,  Silberwaarenfabrikant  in  Wien(lV.,  Favoritenstrasse  2ü). 
1885  Montaudin  Chenet  de,  in  Wien  (VI.,  Dreihufeisengasse 

1885  Montenaeh,  Johann  von,  k.  k.  Major  in  Gm  un  den. 

1885  Meati,  Dr.  Alois,  k  k.  Universitäts-Professor  in  Wien  (I.,  Rosengasse  8). 


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160 

E'  (itritts-.Tahr 

1683  Morisou,  Dr.  Robert  B.,  in  Baltimore. 

IR75  Morpargo,  Carlo  Marco,  Ritter  von  Nilnin,  in  Tri  est 

]H85  Mraöek,  Dr   Franz,   k.  k.  Primararzt   und  Universitäts-Docent   in  Wien 

(I.,  Freiung  7). 
m^b  Mucha  Adolf,  k.  Ic.  Oberamts-Official  in  Triest 
1KH5  Mttller,  Dr.  Adolf,  Zahnarzt  in  Wien  (I,  Neuer  Markt  1). 
)^H^  Mttllor    Robert,    Director    des    k.  k.    hydrographischen  Amtes    in  Pola, 

1885  Mnnor  Vincenz,  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant    i.    P,    in  Wien    (VlII., 

Schmiedgasse  2). 
1887  Möller  Wilhelm,  k.  k.  Hofbuchhändler  in  Wien  (I..  Graben  31) 
1H76  Mttnch-Beiliugrhanseii.  Felix   Freiherr  von,  k.  k.  Statthalterei-Rath  a  D., 

in  Wien  (I.,  Graben  29). 
1H79  Maronitzoff  Peter,  Petroleumgruben-Besitzer  in  Ba'vu  (Russland). 
1883  Mnrray,  Dr.  Francis  W.,  in  New- York 
1H86  Nadheriiy,  Julius  Freiherr  v.,    k.  k.  Hof-    und   Ministerialrath    a.    D.    in 

Wien  (L,  Freiung  6\ 

1886  Nagy  Franz,  Zuckerfabriksbuchhalter  in  Drahanowitz  (Mähren), 
1885  Najmäjer,  Marie  von,  in  Wien  (III.,  Ungargasse  3). 

1885  Nantiselie  Schule,  k    k.,  in  Lussin. 

1886  Nejedly,  Dr.  Julius,  Advokat  in  Prag  (Poric,  38  neu). 

1887  Neviuiiy,  Dr.  Josef,  in  Wien  {I ,  Rathhausstrasse  11). 

IHSo  Nenmann  Leopoldine,  Private  in  Wien  (VI!..  Mariahilferstrasse  34). 
1886  Nenuianii.  Dr   Wilhelm,  k.  k.  Universitätsprofessor  f  e.  geistl.  Rath  etc. 

in  Wien  (IX.,  Garnisonsgasse  4). 
1875  Nenniayer,  Dr.  Melchior,  k.  k.  Universitäts-Professor  in  Wie  n. 
1883  Nicolics  de  Riidna.    Feodor  Freiherr   von,    k.    k.  wirkl.  Geheimrath    in 

Budapest 
1883  Nicolics  de  Rndna,  Feodor  Freiherr  von,  jun.,  in  Budapest. 
1885  Niggl  Heinrich,  Photograph  in  Görz 

1885  l^irensteio,   Dr.   Jakob,  Hof-  u.  Gerichts  Advokat  in  Wien  (I.,   Börse- 

gasse 1  a). 

1886  Noeth  Rudolf,  k.    k.  Major    im  93.  Infanterie-Regiment   in    Mährisch- 

Schönberg 

1885  NoTak,  Dr.  Hugo,  k.  k.  Notar  in  Hern  als. 

1886  Novotny  J ,  F.  E.  Forstbeamter  in  Mürau  (Mähren). 
1885  ObdrSalek  Isidor  in  Wien  (IX.,  Liechtensteinstrasse  74) 

1885  Oberst«  hier,  Med.  Dr.  Heinrich,  sen.,  in  Wien  (I.,  Hohenstaufengasse  9). 
1885  Obersteiner,    Dr.    Heinrich,  k.    k.     Universitäts-Professor    in    Döbling 

(Hirschengasse  71). 
1885  Odelga  J.,  Fabrikant  in  Wien  (Vf.,  Schmalzhofgasse  18). 

1885  Oeppeu  Wilh.,  Realita tenbesitzer   in   Wien  (VII.,   Mariahilferstrasse  28). 
1882  Oertel  H.,  Director    der    Versicherungs-Gesellschaft    »Donau«    in   Wien 

(I.,  Schottenring  13). 

1886  Oesterreicher  Carl.  Central- inspector  und  Betriebsleiter  der   k.  k.  priv. 

Lemberg  -  Czernowitz  -  Jassy  -  Eisenbahn  -  Gesellschaft   in   L  e  m  b  e  r  g- 
1886  Oesterreiehisch-an^arisclies  Casiiio  in  Bukarest. 
1885  Ofenheim  Wilh.,  Ritt.  v.  Pontenxiu,  in  Wien  (I.,  Schwarzenbergplatz  4). 


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161 

Eintritts- Jah- 

1886  Opitz,  Dr.  med.  Eduard,  prakt.  Arzt  in  Marienbad. 

1872  Orel  Moriz,  Commercial-Director   der  österr.  Alpinen-Montan-GeselSschaft 

in  Wä bring  (Cottagegasse  28). 
1872  Orttner  Friedrieb,  Procurist  in  Wien  (f.,  Parkring  4). 
1885  Osnaglii  Ferdinand,  Professor.  Director  der  k    k.  Handels-  u.  nauÜschen 

Akademie  in  Tri  est 
1885  Ostbeiiu,  Dr.  Albert  Ritter  von,  k.  k.  Regierungsrath  u  Administralioris- 

Director    der   galiz.    Carl    Ludwig-Bahn   in    Wien    (I  ,    (iaüermann- 

gasse  4). 

1868  Oyerbeck,  Gustav  Freiberr  von,  k.  u.  k.  österr.-ungar.  General-Consu)  in 

Hongkong. 
1857  Oze^OTiö,    Ludwig,   Freiberr   von    Barlab ascYec,   k.    k.   Kammerer    in 
Guficerovec 

1885  Palacky,  Dr.  Johann,  in  Prag. 

1879  Papi-Balogb,  Peter  von,  Postbeamter  in  Haraszti  (Ungarn). 

1876  Panlitsebke,  Dr.  Philipp,  k.  k.  Gymnasial  Professor  und  Docenl   an  der 
Wiener  Universität,  in  Hern  als. (Zugleich  correspond,  Mitglied) 

1869  Payer,  Julius  Ritter  von,  in  München. 

1874  Pazem  Jobann,  Spediteur  in  Wien  (I.,  Postgasse  6) 

1881  Peitzker  Otto,  k    k.  Hauptmann  des  74.  Inf.-Regts.    und  Lehrer    an   der 

Cadetenschule  in  P  r  a  g. 

1869  PeJaeseTicb,  Graf  Nicolaus,  k.  k.  General  der  Cavallerie    und  Commari- 

dant  des  4.  Corps  in  Budapest. 
1883  Pelz  Anton,  Ingenieur  in  Wien  (III ,  Löwengasse  25). 
1K86  P*-lz  Eduard,  k.  k.  Oberlieutenant  im  93   luf-Reg.  in  Olnniu. 

1886  Pelzer,  Dr.  Josef.  Advocat  in  Hohenelbe. 

1885  Pencky  Dr.  Albrecht,  k.  k.  Universitäts-Professor  in  Wien   (\U  .  Haupi- 
strasse  84). 

1885  Perl  von  Hildriehsbiirg,  Ferdinand  Ritter,  k.  k.  Hofrath-  und  General- 

Inspector  der  k.  k.  General-Inspection  der  österr.  Eisenbahnen,  in  Wien 
(L,  Operngasse  6). 
1883  Perlmooser  Actiengesellscbaft  der  k.  k.  pr.  hydr.  Kalk-  u.  E'oHland- 
Cement-Fabrik,  Direction  der,  in  Wien  (IV.,  Wienstrasse  3). 

1882  Peroz  Etienne,  Capitän  der  Marine-Infanterie  in  Paiis. 

1886  Petermano,  Hugo  E.,  in  Wien,  H.,  Jägerstrasse  23. 

1885  Pfair  Carl  in  Brunn. 

1870  Pfeiffer  Rudolf,  k.  k   Bergrath  in  Brunn. 

1886  Pflaam  Moriz,  Associe   der  Firma   Dutschka    &    Comp.    \n    Wien   (IX,, 

Maximihanplatz  16). 
1885  Pfongen.  Otto  Freiherr  von,  in  Wien  (I.,  Grünangergasse  'J) 
1876  PIcba  Gottlieb,  k.  k.  Major  des  37.  Inf.-Regts.  in  Graz. 

1880  Piefrnski,  Miecislaus  Ritter  von,  k.  k.  Linienschiffs  Lieutenant  in  Gaste  1- 

nuovo. 

1885  PJetgebiiiaiiii  Anton,  Kaufmann  in  Wien  (I,  Kohlmarkt  2Ü). 

1886  Pinkas  Julius,  Ingenieurin  Sucre  (Bolivia) 

1856  Pfno,  Felix  Freiherr  von  Friedeiitbal,  k.  k.  wirklicher  Geheimralh  und 
k.  k.  Landes-Präsident  in  Czernowitz. 


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162 

1963  Plentzner,  Franz  Ritter  von  Scliarnek,  k.  k.  Hauptman  *  des  1\  Fe'd- 
jäger-Bataillons,  in  Wien. 

1887  FIlHchke,  Dr   Karl,  in  Wien  (VIII.  Langegasse  32). 

1885  PlÖch  Hannibal,  Mechaniker  in  Fiume. 

1878  Ploliu,  Dr.  S.,  in  Wien  (IX.,  Maximilianplatz  4). 

1865  P Jutzar,  Dr.  Ernst,  Hof-  und  Gerichtsadvocat  in  Wien  (I.,  Habsburger- 
gasse 9). 

]8<51  Poi.he,  A.  Freiherr  von,  k.  k.  wirkl.  geheimer  Rath  in  Wien  (IIL, 
Oelzeltgasse  3;. 

1Ö64  Poche,  Eugen  Freiherr  von,  in  Wien  (L,  Bäckerstrasse  1). 

1385  Poche,  Richard  Freiherr  von,  in  Wien  (I.,  Führichgasse  4). 

1885  Padrazkjy  Prof.,  Med.  Dr.  Josef,  k.  k.  Oberstabsarzt  in  Wien  (Reichs- 
Kriegs-  Ministerium). 

1883  Pöhljg  Hermann,  k.  k.  Haiptmann  des  50.  Inf.-R^gts.  in  Wien. 

1870  Po^atsehnigg  Hugo,  k.  k.  Linienschiff -Lieutenant  in  Triest. 

1856  PoM,  Dr.  Josef,  Professor  an  der  k.  k.  technischen  Hochschule  in  Wien 

flV.,  Hauptstrasse  42). 
1885  PehJ.  Otto  Ritter  von,    k.   k.  Generalmajor  und  Commandant    der  k.  k, 

t>.  Inf.-Brigade  in  Salzburg. 
1B61  Poliik,  Dr.  J.  E.,  in  Wien  (L,  Adlergasse  14)    [zugleich   Ehrenmitglied]. 
IBbö  Polak  Ph.,  in  Tiflis. 

1872  Pülek,  Dr.  Johann,  Gustos  an  der  k.  k.  Universitäts-Bibliothek  in  Czer- 

nowitz. 

1885  Pollak  Alois,  Fabrikbesilzer  in  Wien  (VII.,  Myrthengasse  13). 

1885  Folluk  D.  H.  General-Consul  der  Vereinigten  Staaten  von  Columbien  ir. 
Wien  (I.,  Nibelungengasse  13). 

1885  Pelz«r  Carl,  Gassen-Fabrikant  in  Wien  (V,  Luflgasse  3). 

1885  de  Pout-Wallyaiiioz,  Alfons  Freiherr,  k.  k.  wirkl.  geheimer  Rath  in 
Ober-Döbling. 

1885  Po|ip,  Leonidas  Freiherr  von,  k.  k.  wirkl.  Geheimrath,  k.  k.  Feldmarschall- 
Lieutenant  und  General- Adjutant  Sr.  Majestät  des  Kaisers,  in  Wien 

1676  Foruba  Hans,  Bürgerschul lehrer  in  Wien  (l.,  Zedlitzgasse  9). 

1876  Poäepny  F.,  k.  k.  Bergrath  und  Professor  in  Währinj:  (Parkstrasse  23). 

1887  Prausek  Vincenz,  k.  k.  Landesschulinspector  in  Wien  (IX.,  Währinger- 
Strasse  74). 

1876  Prairdik  Franz,  k.  k.  Major  in  Wien  (VII.,  Lerchenfelderstrasse  29). 

1881  Pra^ak,  Dr.  Alois  Freiherr  von,  k.  k.  wirkl  Geheimrath  und  k.  k. 
Minister  in  Wien  (III.,  Beatrixgasse  25). 

1874  4e  Pretls-Cagnodo  Antonio,  k.  k.  Hofrath  in  Wien  (VIII.,  Lenaug.  7). 

1873  dfl  Pretis-Cagiiodo    Sisinio,    Freiherr,    k.  k.   wirkl.    geheimer    Rath    u. 

k.  k.  Statthalter  in  Triest. 

1871  Preu,  Dr.  Josef  von,  prakt.  Arzt  in  Eppan  bei  Bozen. 
1885  Pi'ibyl,    Dr.   Victor,  k.  k.  Bezirk s-Commissär  in  Krems 

188Ö  Proakowelz-Marstorff.  Max  Ritter   von,   k.  k.   Trucl.seps,   Doktor   der 

Rechte,  in  Kwassitz  (Mähren). 
1885  Ptiehberger  Gustav,  Ober-Ingenieur  der  priv.  östung.  Staats-Eisenbahn- 

Gresellschaft,  in  Wien  (II L,  Beatrixgasse  4a). 


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163 

1885  FuBtocbArt  Ed,  George,  cand.  jur.  in  Ober-Döbling  (Hauptslrasse  8). 

1874  B aalte  Bruno^  Kaufmaiin  in  Wien  (I.,  Bäckerstrasse  1). 
1885  Kaoiaehab  Ludwig.    Kedactenr   nnd   Heransgeber   der  ^Oest.  Zeitschrift 

für  HyppoSo^ie  und  Pferdezncht",  in  Wien  (T.,  Kärntnerring  '2). 
1876  Randliart[iig:er  Rudolf,  k.  k.  Hauptmann  im  k.  k.  militar-geographischen 

Institute  in  Wi«n. 
1873  Raiigoitiiet«yM1^E,  Tari  Freiherr  von,  k.  k.  wirklicher  Geheimer  Rath  in 

Wien  (L,  Keuer  Bdarkt  9). 
1873  EanRonnet-TIllei,  Engen  Freiherr  von.  k.  und  k.  Legations-Secrelär  in 

Wien  iUL,  üji^argasse  12). 
1885  Ratli  AugQstj  kars.  Rath,  Generalruth  der  österr.-ungar.  Bank,  in  Wien 

(J.^  Wallfischgasse  14). 
1869  Realfjiunasiuiii  i Staats-)  in  Chrudim. 
1885  Keal-  und  OUer^yMinasiam  (k.  k.)  böhm ,  in  Kolin. 
1BS9  Real-  niid  Obergyinnasiam  (k.  k.,)  in  Kolomea. 

1875  Real-  und  Ober^jimiasinm  (k.  k. )  in  Ober- Ho  Ilabrunn. 
1869  Keal^yiimat^lDiii  (laLTides-),  in  Stockerau. 
18<i9  Reali^yniimslnm  (Laodes-),  in  Waidhofen  a.  d.  Thaya. 

1868  Realfyiiinas^inni  (Communal-),  in  der  Lepoldstadt  in  Wien. 
18BH  Heal^fknle  (griechisch-orientalische),  in  Czernowitz. 

1869  RealüEehnlB  (Landes  ],  in  Graz. 
1861»  Realseh  nie  (Mäh-,  t.andes-),  in  Iglau. 

'   1885  Realschule  (k    k.  Über-),  in  Innsbruck. 
1885  Realschule  (k.  k.  Ober-),  Direction  der,  in  Klagen  fürt 
1B88  RealscIiQle  (k.  k.  Ober-),  in  Kraka.u. 
1869  ReaUchule  (LaniFes).  in  Krems. 
1885  Realgrhale  fLandes-Ober-),  in  Kremsier. 
1869  RealschQl6F  (k.  k.  Ober-),  in  Kuttenberg. 
1869  RealKchule  ik.  k.  Ober-),  in  Laibach. 
1869  Keali^chule  (Communal-),  in  Böhmisch-Leipa. 
1869  RcaUehnle  (k.  k.),  in  Linz. 
1869  ReaUehule  (k   k),  in  Ol  mutz. 
1869  Heali^ohule  (k.  k,  böhmische),  in  Prag. 
1869  Realschule  (k.  k    erste  deutsche),  in  Prag. 
1869  Realschule  (k    k    Elisabeth),  in  Roveredo 
1869  Realjtehule  (k.  k.)  in  Salzburg. 
1«69  ReilitbQl«  (k.  k)  in  Steyr. 

1889  Realsehule,  (Landps-Ober-),  Direction  der,  in  Telö. 
1885  Realftchule  (k.  k.  Staats-),  in  Te sehen. 
1885  Realicbule  (k.  k.  deutsche  Staats  Ober-),  in  Triest. 
1869  Real^cbnlf^  (k.  k.),  in  Troppau. 

1885  RealMehnl«  (CommuDa'-Ober-),  im  I.  Bezirke  in  Wien  (1 ,  Schottenbastei- 
gaste 7), 
L1869  Realsclitile  (rommunal-),  auf  der  Wieden  in  Wien. 
1885  Real »*cb Die  (k.  k.  J^tats-Ober-),  im  HL  Bezirke  in  Wien  (111.,  Radetzky- 
strasse  2). 
1876  Rdalsf^hale  {k.  k.  Staats-Unter)-,  im  V.  Bezirke  in  Wien. 


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164 

Bin  tri  tfes- Jahr 

1869  R^alschale  (Landes-),  in  Wiener-Neustadt. 

1866  Rechberg',  Graf  von,  k.  k.  wirkl.  geheimer  Hatli  in  Ketten hof. 

1885  Reder,  Edler  von  Reden  an,  Wilhelm,  k.  k.Sectionsratli  in  Wien  (VELI., 
Tulpengasse  2). 

1887  Re^enliart  von  Zaporj,  Franz  Ritter,  Fabrikbesitzer  in  Wien  (IX, 
Maximilianplatz  12). 

ISBry  Regeiisdorff  F.  in  Triest. 

1871  Rehm  Edgar,  k.  k.  Hauptman.i  i  d.  Armeestande,  in  Wien(k.  k.  militär- 
geographisches Institut). 

188'i  Rehuiann,  Dr    Anton,  k.  k.  üniversitäts- Professor  in  Lomberg 

iaB3  Reich  S    &  Comp,  in  Wien  (11.,  Ozerningasse  3,  5  u.  7). 

1869  Reicher  Josef,  k.  k.  Feldmarschall -Lieutenant  und  CJommandant  der 
?3.  Inf. -Truppen  Division  in  Komorn. 

1BÖ5  Reif,  Dr.  E,  Hof-  und  Gerichts- Advocat  in  Wien  (f..  Börsegasse  6). 

186^J  Reiiiisch,  Dr.  Leo,  k.  k.  Professor,  in  Reinischhof  (Steiermark). 

1885  Reisch,  Dr.  Theodor,  Advocat  in  Ober    Döbling 

IHl^  Reislin,  Freiherr  von  Sonthausen,  Carl,  k  k  wirklicher  Geheimrath  und 
Sectionschef  i.  P.,  in  Wien  (III.,  Salesianergasse  12) 

1885  Reissberger  Ferd.,  Kaufmann  und  Hausbesitzer  in  Wien  (III,  üngar- 
gasse  50). 

!^8i>  Relssert  C,  Privatbeamter  in  Wien  (I.,  Wollzeile  29). 

1887  Reitlinger  Albert,  Rentier  in  Wien  (I,  Rndolfspiatz  11). 

1875  Reitziier  Victor  von,  k.  k.  Hauptmann  und  Lehrer  an  der  Cadetenschule 
in  Wien  (VL,  Windmühlgasse  38). 

1878  Renas,  Prinz  Heinrich  VII.,  kaiserl.  deutscher  Botschafter  am  k  und  k. 
österr.-ungar.  Hofe,  in  Wien  (HI.,  Metternichgasse  3). 

1889  Reyer,  Dr.  Eduard,  k.  k.  üniversitätsprofessor  in  Wien,  (VIII.  Josef- 
städterstrasse 44). 

1888  Reyes  y  Florentino,   Don  Isabelo  de  los,  in  Manila. 

1885  Ricci  Michael,  Baron,  k.  k.  Mariue-Comissariats-Adjunct  i.  P.,  in  Fiume. 

1885  Richter  Ludwig,  k.  k.  Baurath  in  Wien  (IX,  Mariannengasse  18). 

1885  Rieger  Gustav  in  Wien  (I.,  Maria  Theresien Strasse  22). 

1885  Rilke  Ritter  von  Rttliken,  Dr.  Joroslav,  Advocat  in  Prag 

ISm  Rittershofer  Anna  in  Durlach  (GH.  Baden). 

I88fi  Rittmeier  Kduard,  k.  k.  Oberlieutenant  d.  R.  und  Beamter  der  I.  österr. 

Sparcasse  in  Wien  (L,  Graben  21). 
1885  RitzofTy  Coloman,  königl.  Ingenieur  in  Ruiiia. 
18711  Robert  Fritz,  Südbahn-Beamter  in  Wien  (IV,  Alleegasse  43). 
1*^7^  Rodler.  Dr.  Alfred,  üniversitäs- Assistent,  in  Wien. 
i^^m  Roder  Elissen  &  Comp),  in  Wien  (F.,  Schillerplatz). 
1  R^fi  Roedl  Josef,  Verwalter  d.  Mattonischen  Etablissements  in  Franzensbad. 
1K**ri  Böpfl  .lulius   Mngazins  Vorstand  der  öslerr.  Nordwestbahn  in  Wien 
T87?v  Reese  ^Vilhelm    Professor  in  Rerlin. 

IFR.-^  Roesgen  ^'arl  von.  k    k    Feldmnrschall  Li'^urenant  i    P.     in  Gmunden. 
1885  Roesler,    Professor  Dr.  Leonhard,  Vorstand  der  k.  k-  Versuchsstation  in 

Klosterneuburg. 
1885  Rohrmaan  Moriz  in  Blndowitz  (Schlesien) 


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Ui5 

Einiritto-Jahr 

1885  UonianskI,  Heinrich  Ritter  von,  in  Lemberg. 

1885  Koinaiiski,  Kasimir  Ritter  von,  in  Zloczow. 

1874  Rolhaug:  J.  G.  Bürgerschullehrer  in  Wien  (VI.,  A'ollardgasse  11), 

1885  Rothsehild,  Nathaniel  Freiherr  v.,  in  Wien  (IV.,  Theresianumgaase  14). 

1886  Rotter  Jos.  Em.,  in  Hohenelbe. 

1876  ROeker  Anton,  Central-Director  des  Kohlen-Industrie- Vereines    in  Wien 

(VI.,  Dreihufeisengasse  3). 
1888  Rakawina  Rudolf,  k.  k   Hauptmann  im  Geniestabe,  in  Währing  (^Gürtel- 

Strasse  33). 
1883  Rasso  Alfred  in  Wien  (I.,   Rudolfsplatz  2), 
1885  Rntar  Simon,  k.  k.  Ober-Realschul-Professor  in  Laibach. 

1887  Rnrarae  Vasa,  Stud.  philos.  in  Wien  (IX.,  Schlagergasse  6) 

1^  R*tzi£i6  Nicolaus  von,  k.  k.  Generalmajor  und  Commandant    der  6.  Ge- 

.  irgsbrigarde  in  Bilek. 
1874  Rj^iha,  Fr.  Ritter  von,  Professor  an  der  k.  k.  technischen  Hochsehule,  in 

Währing  (Carl  Ludwigsgasse  45). 

1885  Sacher  Eduard,  Hotelier  in  Wien  (1 ,  Aujiustinerstrasse) 

1886  Sachsen- (ob  nrgr-Gotha.  Prinz  Ferdinand  von,  in  W  ien  (f.,  Seilersiiitle  3). 
1^3  Sachsen- Weimar,  Gustav  Prinz  zu,    königl.    Hoheit,  k.  k.  Generalm  ajor 

in  Wien  (L,  Doblhoffgasse  5). 
1879  Sacken,  Adolf  Freiherr  von.    k   k.    Feldmarschall-Lieutenant,   in  W  i  en, 

(1.,  Krugerstrass  f  15).  (zugl.  correspondirendes  Mitglied). 
1858  Saffran,  Emanuel  Freiherr  v ,  k.  k  Generalmajor  in  Wien  (IX.,  Kinder* 

spitalgasse  5). 
1881  Salxmann  Franz.  k.  k.  Postbeamter  in  Döbliag  (Hirschengasse  18). 
1885  Samesch.  Dr.  Anton,    k.  k.  Stabsarzt  und  Sanitätschef  in  Czernnwilz. 
1883  Samson.  Dr.  James  Camille,  k    u.  k.  Hof-    und  Ministerial-Concipist    in 

Wien  (l..  Ballplatz  2). 
1885  Saracini,  Graf  Valerian,  k.  k.  wirkl.  Geheimrath  in  Prag. 
1879  Sargteiner  Hans,  Hotelier  in  Ischl. 

1877  Satz^er  Christian.  Privatier  in  Wien  (II.,  Praterstrasse  14). 
1162  SauerlSnder  Johann  Jakob,  in  Wien  (L.  Kärnthnerring  13 1. 

1885  Sawczynski,  Dr.  Jakob,  Director  der  Rustikal-Pfandleihanstalt  in  [^em- 

berg. 
1868  Sax,  Carl  Ritter  von,  k.  k.  General- Consul  und  Professor  an'   der    k.  k. 

Orient.  Akademie  in  Wien  (1.,  Johannesgasse  5). 
1885  Sihanrek  Franz.  k    k.  Notar  in  Hernais. 
1885  Schauta  Carl.  Pfarrer  in  Payerbach  (N.-Oest.). 
1877  Scheid  Georg  Adam,   Fabrikant  in  Wien  (VI.,  Gumpendorferstrasse  Kä), 

1883  Schellbach  Julius.  Buchhändler  in  Wien  ((.,  Kärnthner Strasse  30;, 
1885  Scheuiber  Carl  A.,  Maschinen- und  Brückenwaagen-Fabrikant    in  Wien 

(III.,  Untere  Weissgärberstrasse  8  und  10). 
1885  Scherber  Jakob,  k.  k   Regierungsrath  in  Wien  (VI.,  Kaserngasse  20). 

1884  Scherer  Rudolf,  Kaufmann  in  Wien  (III,  Thongasse  b) 
1881  Srherzer  Johann.  Ingenieur  in  Wien  (II f.,  Heumarkt  23). 

1883  Schiff  Paul.  Realitätenbesitzer  in  Wien  (IV.,  Favoritenstrasse  2J 

1885  Schild  David  in  Wien  (IX.,  Hörigasse  10). 


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166 

Einiriits-Jahr  ] 

16B5  Schilhauimer  Ferdinand,   Magistratsbeamter    in   Dornbach    (Heuberg-  j 

Strasse  54).  j 

1887  Sehiller  von  Schilden feld  Hironymus,  k.  k.  Oherlieutenant  im  10  Inf.-  | 

Reg   und  Lehrer  an  der  Infanterie-Cadetenschule  in  Wien. 
1865  Schindler  Carl,  k.  k.  Landesgerichtsrath  in  Brunn.  j 

1886  Schindler,  Dr.  Josef,  k.  k.  Regierungsraih  u.  o.  Ö.  Professor  a,  d.  theol.  | 

Facultät  der  k.  k.  Universität  in  Prag.  i 

1^S5  Sehitteiihelm  Josef,  k  k.  Hof-Taschner  in  Wien  (I.,  Kärnthnerstrasse  28). 

1875  Schlacher  Josef,  k.  k.  Oberstlieutenant  im  32.  Inf.-Reg.  in  Budapest 

1883  Schl5gl  von  Elirenkreni  Josef,  k.  k.  Major  des  3.  Dragoner-Regiments 
in  Wels. 

1885  Schlnderer  £dler    von  Trannbrnk,  Conrad,    k.  k.    General-Major   i.  P. 

in  Wien  (HI.,  Hauptstrasse  21).  | 

1S8<^  Schmarda.  Carl  Johann    Ritter   von,  k.  k.    Feldmarschall-Lieutenant   in  \ 

Wien  (I.,  Elisabethstrasse  12).  ! 

1885  Schmelxcrn  von  Wildmaiinseirg,  Chris'ian,  Freiherr,  k.  k.  Major  i.  P.  in 
Wien  (IX.,  Schlagergasse  7). 

1862  Schmerling,  Dr.  Anton  Ritter  von,  k.  k.  wirkl  geh.  Rath  und  Präsident 
des  Obersten  Gerichtshofes  in  Wien  (I,  Freiung  6). 

1883  Sehmidbiir^,  Josef  Freiherr    von,  k.  k.    Hauptmann  des    19.  Feldjäger- 
Bataillons  und  Lehrer   an   der  Infanterie-Cadetenschule  in   Triest  \ 

1874  Schmidbiirg,  Rudolf  Freiherr  von,  k.  k.  General- Major  in  Graz. 

1S75  Schmidel  Edmund,    k-    k.  Landesgerichtsrath   in  Wien  (VIII,  Laudon- 
gasse 16). 

1885  Schmidhamiiier  Josef,    k.  k.  Oberbergrath  a   D.  und  Werk-Director  der 
Ost.  alp.  Montan-Gesellschaft  in  Neuberg  (Steiermark'. 

1885  Schmidt,   Dr.  Ed.,  k.  k.  Commercialrath  in  Wien    (IV.  .Wiedner  Haupt-  ' 

Strasse  59). 

1885  Schmidt,  Ignaz  von,  k.  k.  Oberlieutenant  des  10.  Feldjäger-Bataillons,  zu- 
getheilt  dem  Generalstabe,  in  Zar a. 

188')  Schmidt,  Dr.  Josef,  Central-Secretär  i.  P..  in  Znaim 

1885  Schmidt  Moritz,  Bäckermeister  in  Wien  (VII..  Stuckgasse  6) 

1S75  Schmidt,  Dr.    Wilhelm,  k.  k.   Gymnasial-Protessr    in    Wien  (IV.    Klag- 
baumgasse 9). 

1888  Schmitt  F.  in  Wien  (L,  Rudolisplatz  14). 

löSo  Schmoll     V.    Eisenwerth,    Adolf,    Ingenieur    und    Bonnrt'^rnehoier     in 

St. -Wendel  (Rheinpreussen). 
IKS»  Scbiiabl,  Dr.  Carl,  k  k  Hofkaplan  in  Wim  (\    Hofhur.»  r. 
1664  Schöffel  Josef,  Realitätenbesitzer  und  n.  ö.  Landesausschuss,  in  Mödlin  ,. 
1885  Schoeller  Philipp,  Grosshändler  in  Wien  (1.,  Bauernmarkt  13). 
188.5  Schönborn-Buchh^im,  Erwin  Graf,    k   k.   wir.d.   Geheimrath,    Schloss 

Schönborn  (Nied -Oesterr. ). 

1887  Sclioller  Carl,  Buchhalter  der  Firma  C.  Wolfrum  in  Wien  (l.,  Gonzaga- 

gassse  11). 
1885  Schollmayer  E.  Heinrich,  fürstl.  Schönburg- Waldenburg'scher  Oberförster 

in  Masun  (Krain). 
1858  Scholz,  Dr.  Anton,  Professor  an  der  Handels- Akademie  in  Prag. 


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I'u7 

Eiatritto-Jahr 

1885  Schols  Rudolf,  Gutspächter  in  Kamionka  woloska  (Galiziem. 

1884  8ehram,  Dr.  Robert,  Universitäts-Docent  u.  prov  Leiter  des  k.  k.  österr. 

Gradmessungsbureaus  in  Währing  (Johannesgasse  1). 

1885  8ehnbert  Anton,  Hof-Zahlmeister    Sr.  k.  und    k.  Hoheit  des  Herrn    FM. 

Erzherzog  Albrecht  in  Wien  (I.,  Hofgartenstrasse  3). 

1856  Sehaberth  W.,  k.  k.  Schuhrath  und  Gyranasial-Director  in  Bielitz. 

1886  Sehllller,  Dr.  Job.  Nep.,  Hof-  und  Gericlitsadvocat  in  Wien  (IL,  Prater- 

strasse  17). 
1885  Selmrich  Victor,  Verlagsbuchhändler  in  Wien  (L,  Kumpfgasse  7). 
1885  Sclmster  Job.  Friedrich  in  Prag 

1885  Sehnster  Julius,  Betriebs-Director der  Lemberger Tramway,  inLemberg. 
1885  Schwab  Josef,  k.  k.  Artillerie-Oberst  i.  P.,  in  Wien,  (IX.,  Hörlga«se  4). 
1866  Sehwu-ts  Gustav,  Edl.  v.  Mohrenstern,  in  Wien  (IL,  Praterstrasse  23). 

1885  Sehwarz  Albert,  k.  k.  Oberst  a.  D.,  rn  Wien  (IV.,  Klagbaumgasse  17). 
1858  Schwan  Carl,  kais.  Rath   und  Ober-Inspector    der.  Kaiser  Ferdinands- 

Nordbahn  in  Wien  (IL,  Nordbahnhof). 

1886  Schwan,   Carl   Freiherr   von,    k.    k.    Baurath    in    Wien  (IV.,    Plössl- 

gasse  5). 
1874  Schwegel,  Josef  Freiherr  von,  k.  k.  wirkl.  Geheimrath,  k.  u.  k.  Sections- 

Chef    in    Wien    (IX.,    Thurngasse    3)    [zugleich    correspondirendes 

Mitglied]. 
1885  Schwelflrbofer  Julius,  k.  k.  Finanzrath  in  Wien  (l,  Universitätsplatz  2). 
1885  Schwelg]  Eugen,  Architekt  in  Wien  (Vll.,  Mariahilferstrasse  22  und  24). 
1885  Schwelg!  Odilo,  Inspector  und  Bureau- Vorstand  der  Lemberg-Czemowitz- 

Jassy-Eisenbahn  in  Lern  her  g. 
1885  Schwickert  Auguste,  k.  k.  Post-Officialswitwe  in  Marienbad. 
1880  Scadier,  Anton  Freih.  von,  k.  k.  wirkl.  Geheimrath  und  Feldzeugmeister 

in  Wien  (l.,  Friedrichsstrasse  2). 
1866  Sedlacek  Ernst,  k.  k.  Oberst  in  Wien  (V.U.,  Buchfeldgasse  2). 

1887  Secbehdrde,  königl -ungar.,  in  Fiume. 

1857  SeMcl  L.  W.,  k.  k.  Hof-Buchhändler  in  Wien  (Vlll.,  Landesgerichtestrasse  9). 
1885  Sciti  G.  in  Czerniwitz  (Bukowina). 

1883  Se«ttcr,  Carl  von,  in  Wien  (1.,  Domgasse  4). 

1888  Sieger,  Dr.  Robert,  in  Wien  (111.,  Marxergasse  19). 
1888  SiegTDiandy  Franz  Edler  von,  in  Rei  eben  her  g. 
1885  Silas  Ferdinand  in  Wien  (VI.,  Dreihufeisengasse  1). 

1856  Simeny,  Dr.  Friedrich,  k.  k.  Hofrath  und  Uni versitats- Professor  a.  D  .  in 

Wien  (111..  Salesianergasse  13)  [zugl.  Ehrenmitglied]. 
1885  SiUler  Oscar,  Kanzlei-Chef  der  L   k.  k.  priv.    Donau-Dampfscljilllahrls- 

Gesellschaft  in  Wien. 
1861  Skeae  Alfred  jun.,  in  Prerau. 

1885  Shop  Carl,  k.  k.  Staatsanwalts-Substitut  in  Budweis. 
1878  SlaÜB  Bey,  R.  C.  in  C  bar  tum. 
1885  Saielana  Johann,  Fürst  Windischgrätz'scher  Wirthschaftsrath  und    k.  k. 

Commercialrath  in  Wien  (III.,  Strohgasse  11). 
1885  8ochor,  Freiherr  von  Friedrichsthal,  Dr.  E.,  Hofrath,  General-Director  der 

galiz.  Carl  Ludwig- 1  ahn,  in  Wien. 


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168 

EiatTittM'ltAiT 

1878  öolla,  Dr.  Rüdiger  Felix,    Professor   am  R.  Istituto    forestale   k   Vallom- 

brosa  in  Ponte  a  Steve  (Toscana). 
1886  BoIUk  Hans,  k.  k.  Hauptmann  im  58.  Infanterie-Regte.  in  Czernowitz. 
1864  HomEiianiga,  Dr.  Guido  Freiherr  von.  in  Wien  (III..  Heumarkt  11). 
1856  8oiiüerleittner  Georg,  k.  k.  Ministerialrath  in   Wien   (I,   Ballgasse  6). 

1885  SonkUr  von  Innstädteu  Victor,    k.  k.  Hauptmann    des   Tiroler    Kaiser- 

j%er-Regiments  in  Wien  (VIII..  Langegasse  64). 

1886  Sonueiisuteiii,  Julius  Ritter  von,  k.  k    Oberstlieutenant  a.  D,  in  Prag. 
1875  ^oniilellhner,  Hippolyt  Freilierr  von.  in  Wien   (1..    Stadiongasse  6   -8i 
1885  t^iilohuHiiii,  Dr.  Emanuel,  gräfl.  Ser(§nyi'soher  Brunnen-Arzt    in    Luhat- 

scliowitz,  in  Wien  (II,  Negerlegasse  1). 

1883  Spitzer  Josef  in  Wien  (IX.,  Maria  Theresienstrasse  5). 

1885  S^piü^k  von  Elbstetten,  Adolf  Ritter,  k.  k.  Statthalterei-Rath   in   Saaz. 

1885  ^taats^ewerbescliale,  k.  k.,  in  Wien. 

1885  Sim-Ii,  Friedrich  Ritter  v.,  k.  k.  Baurathin  Wien  (I ,  Reichsrathsstr.  19  . 

1858  Btache,  Dr.  Guido,  k.  k.  Ober-Bergrath  und  Vice-Director  der  k.  k.  geo- 
logischen Reichs-Anstalt  in  Wien  (III.    Rasumofskygasse  25). 

1880  Stniuiiifest,  Dr.  W.,  Hof-  u.  Gerichts-Advocat  in  Wien  (I,.  Kohlmarkt  11). 

1885  Stnrhoniberg,  Camillo  Fürst  von,  k.  k.  Kämmerer,  erbl.  Reichsrath.  in 
H  5  h  a  t  e  n  d  o  r f  (Nied.-Oesterr.). 

1874  8t«faiioil6  Ritter  von  Vllovo,  Johann,  k.  k.  Major  in  Wien  (111.,  Hintere 

Zollamtsstrasse  3). 

1885  Sieger  L,  k.  k.  Major  i.  P.,  in  Hernais  (Ottakringerstrasse  27). 

1885  Steiger,  Dr.  Victorin,  Hof-  u.  Gerichts-Advocat  in  Wien  il.,  Kärntner- 
ring 10). 

1885  Stein  Ifrnaz  J.,  Fabrikant  in  Strakonitz. 

1887  Sleliiböt.'^k  Johann,  Hausbesitzer  in  Währing  (Feld^asse  42). 

1875  Stf^ludai-hner,    Dr.  Franz,    Mitglied  der  kaiserl    Akademie    der  Wissen- 

schaften,  k.  k.  Regierun gsrath    und  Director   des  k.  k.  zoologischen 

Hof-Cabinets  in  Wien  (Naturhistorisches  Hofmuseum). 
ISM  Sti"  lull  unser  Anton,  k.  k.  Regier  ungsrath  in  Wien    (I.  Am  Gestade  4). 
lS8ö  ^Stella  MatntiiiA^,  Privat  Lehr-  und  Erziehungs- Anstalt  (Direction  der), 

in  Feldkirch. 
1885  Stelzer  Franz,  Kaufmann  in  Pilsen. 

IS86  8tepi<kl  Friedrich,  Ritter  von,  in  Heinrichsthal  (Mähren). 
188^  Kteni  1.  in  Wien  (I.,  Sonnenfelsga?se  1). 
t^8ü  Ött^ni  Wilhelm,  k.  k.'Hauptmann  und  Director  des  St^n  'graphen-Bureans 

beider  Häuser  des  Reichsrath  es,  in  Kloster  neuburg. 
IS79  Btenieek,  Dr.  Richard  Freiherr  von,  in  Wien  (IV,  Wienstrasse  21). 
186Ö  Stettiiier  Julius,    Capitän,    Schiflfswerfte- Verwalter    D.  D.  S.  G.  i.  P  ,  in 

Wien  (V.,  Margarethenhof  2). 
Ib85  fe^tJAssnj'  Wilhelm,  Architekt  und  k.  k.  Baurath  in  Wien  (I.,  Rathhaas- 

strasüe  13). 
1885  Stieber,  Dr.  A.,  Apotheker  in  Wien  (IL,  Kaiser  Josefstrasse  37). 
1887  Stiller    Anton,    fürsterzblsch.    Wii-thsehafts  -  Adjnnct    in    Hochwald 

(Mähren). 
18SB  HMl,  Professor  Dr.  Rudolf,  in  Kl  ost  er  neu  bürg. 


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369 

1S61  Sto^'kert«  FranE  Ritter  von,  k.  k.  Regierun^srath  und  Central -Inspector 
der  Kaiser  Ferdinands  Nordbahn  in  Wien  (IV.,  Hengasse  18). 

tmi  Stockert  Cat!,  in  Graz. 

1S85  StrjinBk\-  EmauneU  k.  k.  Seetionsrath  in  der  Militär-Kanzlei  Sr.  Majestät 
des  Kaisera,  in  Wien  (L,  Hofburg  1). 

1885  StrAiigkjr    Phil.  Dr.  Heinhold,  Gymnasial-Director  in  Öaslau. 
1883  8tro1iikiajer,  Dr,  Angnsi  M.,  in  Stuttgart. 

1Ö60  8tndDii}ka,  Dr.  Fthuz,  Professor  an  der  k.  k.  Universität  in  Prag. 

1886  SDdfeld  H.  in  Wi^in  (IV.,  Lambrechtsgasse  16). 

1657  Sness    Eduard,    Phil.    Dr.,   k.   k.   Universitäts- Professor  in   Wien   (H. 

NoTaragafise  49). 
1889  Swaroi|-»k}'  Anton,  Sind   juc.  in  Wien  (IX.  Wasagasse  19). 
1885  Swohoda  Adalbert  Constantin,   Architekt   in  Wien  (V.,    Hundsthurmer- 

fitrasae  83). 
IBdT  Sxilnoeha^   Dt.   Ladislaus  von,   Professor  an  der  k.  k.   Universität  in 

K  T  a  k  a  u. 
1885  8xftrTasy  Friedrich,  Privatior  in  Wien  (I.,  Canovagasse  7). 
ISS&  ^zftTitfl.  Georg  von,  Sections -Ingenieur  der  köoigl.  ung.  Staatsbahnen  in 

Zab  ok  (Kroatien). 
1878  SjBeiit-Ujorgj  de  Nag^r-Kipolt  Julius,  Sections-Chef  im  k.  u.  k.  gemein- 

eameii  Reübnangshofe  in  Wien  (I.,  Herrengasse  14). 
1885  ^zuiubatbj  Joeef,  AssisLeiit  am  k.  k.  naturhistor.  Hof-Museum  in  Wien, 

1887  TaUora,  J,  U.  Dr.  Alois  Ritter  von,  in  Gzernowitz. 

1888  Tarbaner,  Dr.  Joßef,  in  CiHi. 

1885  Tansaig^  Theodor,    Ritter  von,  Director   der   österr.  Boden -Credit- Anstalt 

IQ  Wien  {L,  Tetnfalts^rasse  6). 
1885  Töffer  Hugo  Jotef,  Architekt  in  Wien  (III.,  Hainburgerstrasse  30). 
iS88  Te|)B«r,    Dr,  Adolf  Edler  von,   Rathssecretär   beim  k.  k.  Landesgerichte 

in  \V  ien  (VlI).,  Li*ngegasse  42). 
1885  Tenfl    Josef,    k.  k.    Li niensehiffs -Lieutenant    in    Wien    (IX.,    Währinger- 

straüse  6.  —  Marine-Section). 
1885  Thehz  Hans,  ord.  Professor  a.  d.  städt.  Ober-Realschule  in  Pressburg. 
1885  Thiele  Friedrich,  k.  k.  Major  in  Wien  (IV„  Heugasse  74). 
1386  Thlfiidel  Fran^,  GMördirector  in  Holleschau  (Mähren). 
1^6  Thomas  Franz  in  Stetteldorf  am  Wagram  (N.-Oe.). 
188ti  fJeftrnnk,  J.  l.Dr.  Franz.  Advocat  in  Melnik. 
1ST3  TLetie,  Dr.  Emil,    Chef^Geologe  an  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt 

in  Wien. 
1^  Tliefaler  Moriz,   Inspector   der  Gen.-Direction   der  österr.  Staatsbahnen, 

in  Taus, 
lfl85  Todeseo,  Sophie  Freiin  von,  in  Wien  (I.,  Oppolzergasse  4). 
läB&  Töehtersclmle,    städtische  höhere   (Mestska  vy§§i  divci   Skola)  in  Prag. 
1685  Toldt.  Dr,  Carl,  k,  k.  Universitäts-Professor  in  Wien  (IX.,  Petrarcagasse  6). 
1819  Tomafeliek,    Dr.  Wühelm,    k.  k.  Universitäts-Professor   in   Wien   (IX., 

NuKsdorf  er  Strasse   18). 
18TÜ  Toola^  Dr.  Franz.  Professor  a.  d.  k.  k.  technischen  Hochschule  in  Wien 

(Vn.,  Kirc hengasse  \\)}. 
mnik.  4.  k.  k.  a#i»ar.  a«fl,  i«»9.  t  a.  5.  12 


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170 

Eintritts- Jahr 

1885  Traiiger   Alois,  k.  uftd  k.  Sectionsrath   in   Wien    (IV.,   Thei^esianum- 
gasse  13). 

1885  Traab  Aladär  in  Wien  (I.,  Nibelungengasse  5). 

1886  Trlca  Georg,   k.  k.  Hauptmann   i.  l\,   in   Wien,    (Vin.,   k.    k.    militär. 

geographisches  Institut). 

Trappenkörper,  k.  k.: 
1883  K.  k.  4.  Corps-Comraando  in  Budapest. 
1883  K.  k.  6.  Corps-Commando  in  K aschau. 
1883  K.  k.  12.  Corps-Commando  in  Hermanstadt. 

1883  K.  k.  15.  Corps-Commando  in  Sarajevo. 

1884  K.  k.  General stabs-Corps  in  Wien. 

1883  Genei-alstabs- Abtheilung  des  k.  k.  2.  Corps-Commando  in  Wien. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  1  in  Troppau. 

1883  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  2  in  Kronstadt. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  3  in  Klosterbruck. 

1883  Officierscorps  des  Int.-Reg.  Nr.  4  in  Wien. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  6  in  Budapest. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  7  in  Klagenfurt. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  8  in  Brunn. 

1885  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  0  in  Lemberg. 
1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  10  in  Przemysl. 
1H83  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  11  in  Prag. 
1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  12  in  Komorn. 
1883  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  14  in  Linz. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  18  in  Königgrätz. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  19  in  Komorn. 

1S69  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  22  in  Cattaro. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  24  in  Tu  1  In. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  26  in  Gran. 

1883  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  28  in  Prag. 

JS83  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  30  in  Plevjle  (Limgebiet). 

^883  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  31  in  Hermannstadt. 

1869  Officierscorps  des  Inf. -Reg.  Nr.  32  in  Budapest. 

1883  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  33.  ungarisch- Weisskircli  en. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  36  in  Jungbunzlau. 

1883  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  38  in  Budapest. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  40  in  Jaroslau. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  51  in  Klausen  bürg. 

1 883  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  52  in  F  ü  n  f  k  i  r  c  h  e  n. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  54  in  Ol  mutz. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg  Nr.  55  in  Brzezan. 

1883  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  56  in  Krakau. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  57  in  Krakau. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  58  in  Kolomea. 

1869  Officier8coi»ps  des  Inf.-Reg.  Nr.  63  in  Bistritz. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  67  in  Eperies. 

1869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  74  in  Königgrätz. 


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171 

EiatritU-Jthr 

)  Officierscorps  des  Inf.-Reg   Nr.  75  in  N  e  u  h  a  u !?. 
869  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  78  in  Esseg.. 
883  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  81  in  Ig  lau, 
883  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  86  in  Budapest. 

I  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  89  in  Jaroslau. 

885  Officiers-Bibliolhek  des  Inf.-Reg.  Nr.  94  in  Josefstadt, 
883  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  95  in  Lemberg. 

886  Officierscorps  des  Inf.-Reg.  Nr.  99  in  Mostar. 

883  Officierscorps  des  10.  Feldjäger-Bataillons  in  Hainljürg. 
885  K.  k.  IIL  Batai  Ion    des   Tiroler  Jäger-Regime nU  Kaiser  Frani  Jüsel    in 
Brixen 

Officierscorps  des  Corps-Artillerie-Reg.  Nr-  10  in  Ülmülz- 

Officierscorps  des  Corps- Artillierie-Reg.  Nr.  5  in  Koraorn, 

Officierscorps  des  Corps-Artillerie-Reg.  Nr.  9  ia  .Tosefstadi 
883  Officierscorps  des  Corps-Artillerie-Reg.  Nr.  4  in  BudupesL 

Officierscorps  des  Corps-Artillerie-Reg.  Nr.  1  in  Ki  iikau. 
883  Officierscorps  des  Corps-Artillerie-Reg.  Nr.  12  jn  Hermanns  tadt. 

Officierscorps  des  Corps-Artillerie-Reg.  Nr.  11  \u  Lern  he  rg. 

Officierscorps  des  Corps-Artillerie-Reg.  Nr.  2  in  Wjcmi, 
872  Officierscorps  des  Corps-Artillerie-Reg.  Nr.  7  in  1>  i»  u  »  v  a  r. 
869  Officierscorps  des  Fest.-Artillerie-Bat.  Nr.  9  in  Irionl 
8ti9  Officierscorps  des  Genie-Reg.  Nr.  1  in  Olmulz 
883  Officierscorps  des  Genie-Reg.  Nr.  2  in  Krems, 
869  Officierscorps  des  Drag.-Reg.  Nr.  7  in  Wien. 
883  Officierscorps  des  Hussaren-Reg.  Nr.  3  in  Hernutnn  *ita«i  L 
883  Officierscorps  des  Hussaren-Reg.  Nr.  8  in  Rumii. 

869  Officiers-Biblioth.-Voi-waltung    des  Pionnier -  Reg,    i 1 1    K  l  u  s,  I  i.t  rn  t*  ti  I mi  r  j.'. 
885  Gfficiers-Bibliothek  des  Uhlanen-Reg.  Nr.  4  in  Hr/MV.an 
883  Genie-Direction  in  Wien. 

883  Lehrkörper  der  Militär -Akademie  in  Wiener-N<'UijiJul  L 
883  Lehrkörper  der  k.  k.  technischen  Militär-Akad<^init^  in  Wiß«.     ' 
883  Artillerie-Cadetenschule  in  Wien  (X.,  Arsenali. 

Pionier-Cadeten-Schule  in  Hainburg  a.  d.  Dutmu 
883  Infanterie-Cadeten-Schule  in  Budapest. 

Infanterie-Cadeten-Schule  (Commando  der),  in  H  er  jiuMnisladl* 
881  Infanterie-Cadeten-Schule  in  Karlstadt. 
883  Infanterie-Cadeten-Schule  in  Temesvar. 
883  Infanterie-Cadetenschule  in  Innsbruck. 
883  Infanterie-Cadeten-Schule  in  Lobzow. 

Cavallerie-Cadeten-Schule  in  Mähr.-WeisskiiM'liftU, 
883  Militär-Unterrealschule  in  St.  Polten. 
883  Militär- Waisenhaus  in  Fi  seh  au. 

878  Militärwissenschaftlicher  Verein  in  Agrain. 

879  Militärwissenschaftlicher  Verein  in  Budapest* 
^5  Militarwissenschaftlicher  Verein  in  Esseg. 
879  Militärwissenschaftlicher  Verein  in  Komorn. 
883  Militarwissenschaftlicher  Verein  in  Laib  ach. 


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172 

Eintritts- Jahr 

1876  Militärwissenschafllicher  Verein  in  Lemberg. 

1883  Militärwissenschafllicher  Verein  in  Pilsen. 

1878  Militärwissenschafllicher  Verein  in  Prag. 

1880  Militärwissenschaftlicher  Verein  in  Pressburg. 

1869  Militärwissenschaftlicherund  Casinoverein  in  Temesvar. 

1875  Militärwissenschaftlicher    und  Casinoverein   in  Wien    (Strauchgasse  4). 

1887  Militärwissenschaftlicher  und  Casinoverein  in  Zara. 
1885  Kriegsarchiv  k.  k.  in  Wien. 

1888  Technisch-administratives  Militär-Gomit^  in  Wien. 

1884  Troxa,  Dr.  Hanns  Maria,  Secretär  der  Jf.  k.  priv.  Ferdinands-Nordbahn  in 

Wien  (IL,  Waschbausgasse  la). 

1885  Tschochuer  Josef,    k.   k.   Hauptmann   des   88.    Inf.-Reg.    in   Beraun 

(Böhmen.) 
1885  Tfirckheim,  Rudolf  Baron,    k.  k.  General-Major   in  Wien   (V.,  Hunds- 

thurmerstrasse  22.) 
1883  Tornoi/rgky  X&Comp.  in  Wien  (I.,  Marc  Aureistrasse  10  und  12;. 
18^1  VmlaDfl,  Dr.  Friedrich,  Professor  am  Comunal-Real-  u.  Obergymnasium 

im  VI.   Bezirke  in  Wien  (Hietzing,  Lainzerstrasse  61.) 
1885  Enger  Antonia,  Unter- Vorsteherin  im  k.  k.  Ofticierstöchter-Erziehungs 

Institute  in  Hernais. 
1885  Unger,  Med.  Dr.  Ludwig,  in  Wien.  (I.  Renngasse  4).  .  * 
1877  rniTersItäts-BibHothek,  k.  k.,  in  Innsbruck. 
1877  Unlrersitäts-  (kaiserl.)  und  Landes  Bibliothek  in  Strassburg. 
1856^rrlinger  Paul,  Propst  von  Zwettl,  bischöfl.  Contistorialrath,  Dechant  und 

Pfarrer  in  Scheibbs. 
1885  IJznai^ski,  Adam  Ritter  von,  Gutsbesitzer  und  k.  k.  Oberlieulenant  i.  P 

in  Poronin  (Galizien). 
1883  Yalduga  Gement,  Procurist  der  Firma  F.  Schmitt  in  Wien  (I.,  Gronzaga- 

gasse  11). 
1879  Yahlkampf,  Bernhard  v.,  k.  k.  Oberst  des  11.  ühl.Reg.  in  Villa  eh. 
1885  Valmor,  Vicomte  de,  königl.  portug   Gesandter  in  Wien    (1.,    Hotel  Erz 

herzog  Carl). 
1885  de  Vaux,  Carl  Baron,  k.  k.  Oberst  im  Genie-Stabe  in  W  i  e  n  (III.,  Lagergasse  6). 

1874  Yesqne-Pnttllngen,  Carl  Freiherr  von,  Gutsinspector  i.  R.,  in  Hetzen- 

dorf bei  Wien. 

1877.Volkmer  Ottomar,  k.  k.  Regierungsrath  und  Vice-Director  der  k.  k.  Bef- 
und Staatsdruckerei  in  Wien. 

1885  Yoltelini,  Dr.  Lorenz  von,  k.  k.  Hofrath  des  Obersten  Gerichtshofes  in 
Wien  (IX.,  Maximilianplatz  14). 

1883^Yonwiller  Heinrich  in  Wien  (I.,  Zedlitzgasse  11). 

1871  Yräuyczäny-DobrinoTie,  Anton  von,  k.  u.  k.  Hof-  und  Ministerialrath 
a.  D.,  in  Meran. 

1885  Yrlnts  bu  Falkenstein,  Max  Graf,  k.  k.  wirkl.  Geheimrath,  Kämmerer 
etc.,  in  Wien  (L,  Wollzeile  9). 

1878  Waagen,  Dr.  Wilhelm,  Professor  am  deutschen  Polytechnikum  in  Prag- 

1875  Walelier  von  Moltheini,  Leopold,  k.  k.  Ministerialrath  i    P.,    in  Wien 

(l,  Bankgasse  9)  [zugl  Ehrenmitglied]. 


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Eifttritts-Jahr 

1885  Waldheim,  R.  von,  Verlagsbuchhändler  und  Besitzer  einer  artist.  Anstatt 

und  Buchdruckerei,  in  Wien  (IL,  Taborstrasse  52). 

1886  WaldstAtten,  Georg  Freiherr  von,    k.  k.  wirkl.    Geheimrath,   k.  k.  Feld- 

marschall-Lieutenant  und  Commandant  des  7.  Corps  in  Temesva^, 
1885  Wallner  Edmund,  Cbef  der  Central* Buchhaltung  der  Wr.  Versicherunga- 

Gesellschaft  in  Wien  (L,  Hinunelpfortgasse  6). 
1885  Walter  Alois,  Beamter  in  Wien  (1.,  Singerstrasse  16). 
1885  Wanetiek  Franz,  Studierender  in  Wien  (X.,  Eugengasse  19) 
1885  Wannieck  Friedrich,  Maschinenfabrikant  in  BrUnn. 
1880  Wanka,  Freiherr  von  Lemeiilieini,  Josef,  k.  k.  Feldmarschall-LieuieMant 

und  Director  des  k.  k.  milit-geogr.  Institutes  in  Wien. 
1885  Wasserbnrger  Paul,  k   k.  Baurath  in  Wien  (IV..  Schwindgasse  8). 
1879  Wassitsch  Conrad,  k.  k.  Ministerialrath  und  k.  u.  k.  öst.-ung.  General- 

Consul  i.  P.,  in  Lahnhof  bei  CiUi. 
1885  Welgel,  Med.  Dr.  Michael,  in  Hern  als  (Kirchengasse  27). 

1887  Welgl  Augustin,  Fabrik-Director  in  Stein  a.  D. 

1870  Weikard  Franz,  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant  in  Prag. 

1885  Weilen,   Josef  Ritter  von,  k.  k.  Hofrath  in  Wien   (Vll.,  Burggasse  22), 

1884  Weimar  Franz  X.,  k.  k.  Professor  in   Wien   (111.,   Untere    Weissgärber- 

Strasse  6). 

1886  Weinar  Carl,  f.  e.  Forstmeister  in  Ostrawitz. 

1878  Welnberir^r  Isidor,  Central-Director  der  böhm.  Montan-Gesellschaft  in 
Wien  MV.  Schwindgasse  9). 

1874  Welnesierl,  Dr.  J.  von,  Hof-  und  Gerichtsadvocat  in  Wien  (I.  Woll- 
zeile 23). 

1885  Wrinek,  Dr.  Ladislaus,  o.  ö.   Universitätsprofessor,  Director    der    Stern- 

warte in  Prag. 
1868  Weiser,   Dr.   Moriz    E.,   städtischer   Bezirksarzt   in   Wien    (lll,   Haupl- 

strasse  59) 
1856  Weiss,  Dr.  Adolf,  k.  k.  Universiläts-Professor  in  Prag. 
1862  Weiss,  Dr.  Edmund,  Professor  u.  Director  der  k.  k.  Sternwarte  in  W  ä  h- 

ring  (Türkenschanze). 
1885  Weisseuberg  Heinrich  in  Czernowitz  (Bukowina). 
1885  Weissensteiii  Emanuel  in  Wien  (1.,  Maria  Thercsienstrasse  221 
1885  Weitoiann  Vincenz  E.,  in  Baden  (Schloss  Gutenbrunn). 
1885  Weiler  Johann,  k.  k.  Regierungsrath  in  der  Militär-Kanzlei  Sr.  Maj.  des 

Kaisers  in  Wien  (1.,  Hofburg  1). 
1885  WertheimsteiD,  Joseline  von,  in  Ober-Döbling  (Hauptstrass«  9H). 
1885  Weilaeh  A.,  Repräsentant  der  Firma  Clayton  &  Shuttleworth,    in  Lem- 

berg. 
1885  Whiteheade,  John  von,  Besitzer  der  Torpedofabrik,    Consul  der  Argent, 

Republik,  in  Fiume. 
1885  Wiekede  Julius,  Fabriksbesitzer  in  Wien  (IL,  Asperngasse  3). 
1885  Wien  Heinrich,  k.  k.  Regierungsrath  in  Wien  (1.,  Stadiongasse  4i. 
1885  Wiener  VolksbibliothekSTereiu,  in  Wien  (Vll.,  Neubaugasse  25J. 
1876  Wieukowski,  Georg  von,  k.  k.  Hauptmann  des  77,  Infanterie-Rtgimeriijjj 

in  Lemberg  (piaskowa  12  »Kaiserwald«) 


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1875  Wiener .  Dr.  Fr.  R.  v.,  Professor  ander  k.  k.  Universität  in  Innsbruck. 
1885  Wieser,  Dr.  Friedrich  von,  k.  k.  Universitäts-Professorin  Prag-Bubna357. 
1685  Wlllielm  Eduard,  Kaufmann  in  Wien  (1.,  Dorotheergasse  10). 
188:^  Wniielm  Franz.  Präsident  des  Export- Vereines,  in  Wien  (1.,  Dorotheer- 

l^asse  10). 
1887  Wilhelm  Franz  jun.  in  Wien  (IV.,  Margarethenstrasse  30). 
1885  Wllbelm  Franz,  Apotheker  in  Neunkirchen  (N.-Oe.) 
1867  WiUielm.  Dr.  Julius,  in  Wien  (1.,  Dorotheergasse  10). 
1858  Wilhens  F.  C,  Privat  in  Graz. 

1889  WUUn^er  Carl,  Privatbeamter  in  Wien  (11,  Pillersdorfgasse  8). 
1885  Wlndlsch-GrfttSy  Ludwig,  Prinz  von,  k.  k.  wirklicher  Geheimrath,  k.  k 

Geneial    der    Cavallerie    und     Commandirender    des    I.    Corps     in 

K  rakau. 
1885  Winkelraann  Rudolf,  Volksschullehrer  in  Wagstadt. 
1885  Wiuki^r  Gottlieb  in  Salzburg. 
1885  Winter  Emil,   Vorstand  der  commerciellen  Abtheilung    der  rumänischen 

Linien  der  k.  k.  priv.  Lemberg  Czemowitz-Jassy-Eisenbahn  in  Jassj. 
188i^  Winter^  Johann  Edler  von,  k.  k.  Oberstlieutenant  i.  P.  in  Wien  (IX, 

Wälu-ingerstrasse  57). 
1885  Wlnteriiltz  Max  in  Bak>. 
1885  Wisehnowiti    Josef,   Beamter  der  Lemberg- Cz^ernowitz-Jassy-Eisenbahn 

in  Lemberg. 
1885  Wlaer  Friedrich,    Ritter   von,    k.  k.  Generalmajor   in  Wien  (1.,    Hegel- 
gas sse  8). 
1885  Wlttek  Gustav,  Musiklehrer  in  Penzing  (Poststiasse  28). 
1W>6  Wö|r«rrer  H.,  k.  k.  Hofrath  in  Wien  (1.,  Wollzeile  32). 

1884  WalU^emnthy  Emil  von,  k.  k.  Fregatten-Capitän  in  Wien  (zugl.  Ehren- 

mitglied). 
1882  Walf  Juliue»  Manne- Akademie- Professor  in  Fiume. 
18H5  Wolf-E|>p!iiger,    Dr.  Sigismund,    Hof-  und    Gerichts-Advocat   in  Wien 

(I .  Wipplingerstrasse  12). 
1882  WKii^eh   Josef,    Professor  an    der   böhmischen    Staatsgewerbeschule   in 

PiUen. 
1887  WOil^cllv  Josef.  Censor  der  österr.-ung.-Bank  und  Director  der  I.  österr. 

Spaj'casse.  in  Wien  (I.,  Neuthorgasse  9). 
1881  Woits    .lulius,   Beamter   der  k.  k.  Central- Anstalt  für  Meteorologie   und 

Erdmagnetismus  in  Wien  (I.,  üniversitäts platz  2). 
1870  Wuintbrnodt,  Graf  Gundacker,    k.  k.   wirkl.   Geheimrath   und  Lande.s- 

hauptmann  von  Steiermark,  in  Graz. 
1887  Wurst  Ferdinand,  Fabrikant  in  Freudenthal. 

1879  7iBU&y nlkoYlc  Alexander,  Ritter  von,  k.  k.  Oberlieutenant  des  12.  ühlanen- 
Regimenta  in  Klagen  fürt. 

1885  SCd^kuuer,  Carl  Ritter  von,  in  Prag. 

]^H()  Zd^kauer,  Conrad  Ritter  von,  k.  u.  k.  Hof-  und  Ministerial-Concipi^t  im 
Minifiterium  des  Aeussem,  in  Wien  (L,  Herrengasse  7). 

18Hi  Zdenf-k  Jaroslav,  Professor  an  der  k.  k.  böhmischen  Tjchrerbildungsan stall 
in  Prag. 


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EiBiritts-Jahr 

1885  Zechany,  Simon  Ritter  Yon,  in  Hietzing  (Glorietiegasse  IT». 

1874  Zehden,  Dr.  Carl,  Professor  a.  d.  Handelsakademie  in  W i e n  (IL.  Prsiter- 
Strasse  14). 

1886  Zenger  Carl  Wenzel,  Professor  der  Physik  am  k.  k.  böhm.  Polyt^chnicum 

in  Prag  (Hradsehin,  Lorettogasse  177). 
1857  ZezsehwitZy  Friedrich  Oscar   Freiherr  von,    k.  k.  Generalmajor  i.  [\.  in 

Wien  (IX.,  Alserbachstrasse  8). 
1856  Zhishmami,  Dr.  Josef  Ritter  von,  k.  k.  Hofrath  und  emerit.  UniTersitäta- 

Professor,  Director  der k.  k.  Familieu-Fideicommissbibliothek  in  Wien 

(IV.,  Hechtengasse  11). 
1877  Ziehy,  Graf  Anton,  in  Budapest. 

1874  Ziehy  von  Vasonykeö,   Edmund  Graf,   k.  k.  wirkl.  geheimer   Kath  und 

Kämmerer  in  Wien  (I.,  Weihburggasse  32). 
1888  Zollschan  Heinrich,  in  Fün|fhaus  (Blüthengasse  IB). 
1867  Zsehokke,    Dr.   Hermann,   k.   k.  Hofrath    und  Universitats-Professot    in 

Wien  (I.,  Plankengasse  6). 
1885  Zucker  Josef  in  Strakonitz. 

1885  Zacker  Mathias  &  Comp,  in  Wieu  (iL,  Grosse  Schiffgasse  4k 
1885  Zurna,  Carl   Edler  von,   k.  k.  Oberst-Lieutenant   und   Commcindant  dea 

11.  Feidjägerbataillons,  in  Raab. 

1875  Zwiedinek  von  8fidenhor.st,  Julius  Freiherr,  k.  u.  k.  a.  o.  Gesandter  u. 

bevollm.  Minister  in  Constantinopel 


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An  die  Mitglieder  der  k.  k.  geographischen 
Gesellschaft.*) 

Bei  der  letzten  Versammlung  der  k.  k.  geographischen  Gesell- 
schaft galt  es,  die  statutenmässige  Neuwahl  des  Präsidiums  und  des 
Ausschusses  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  vorzunehmen. 
Infolge  der  grossen  Zahl  der  abgegebenen  Stimmen  nahm  das 
Scrutinium  eine  längere  Zeit  in  Anspruch,  und  so  ist  die  Leitung 
der  Gesellschaft  erst  heute  in  der  Lage,  Ihnen  das  Ergebnis  der 
Wahl,  von  welchem  übrigens  jene  Mitglieder,  die  an  der  General- 
versammlung theilgenommen  hatten,  s.  z.  mittelst  Circulare  benach- 
richtigt wurden,  von  diesem  Platze  aus  mitzutheilen. 

Es  wurden  nachbenannte  Herren  mit  absoluter  Stimmen- 
mehrheit auf  die  statutenmässige  Functionsdauer  von  drei  Jahren 
gewählt  und  zwar: 

Als  Präsident:  Dr.  Eduard  Suess,  k.  k.  Universitüts- 
Professor,  mit  179  von  185  Stimmen. 

Als  erster  Vice-Präsident:  Dr.  Franz  Ritter  von 
Hauer,  k.  k.  Hofrath  und  Intendant  des  naturhistorischen  Hof- 
museums, mit  181  von  184  Stimmen. 

Als  zweiter  Vice-Präsident:  Dr.  Josef  Roman 
Lorenz,  Ritter  von  Liburnau,  k.  k.  Ministerialrath,  mit  180 
von  184  Stimmen. 

Als  dritter  Vice-Präsident:  Joset  Freiherr  von 
Schwegel,  k.  k.  wirkl.  Geheimrath  und  k.  u.  k.  Sectionschef  a.  D., 
mit  97  von  184  Stimmen. 

Femer   als  Mitglieder   des  Ausschusses: 
Alexander  Ritter  von  Kalmar,  k.  k.  LinienschifTs-Capitän 
und  Triangulirungs-Director  des  milit.-geograph.  Institutes,  mit  17H; 


*)  Ansprache  des  Vice- Präsidenten  Hofrath  Ritler  von  Hauer  an   die 
Yer:-ammluiig  in  der  Monatssitzung  vom  23.  Ai  ril  1889. 

Mitth.  d.  k    k.  Geogr    Gei.  1889,  4.  13 


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CarlHaradauer  Edler  von  Heldendauer,  k.k. Oberst- 
Lieutenant  und  Vorstand  der  Karten -Abtheilung  des  k.  k.  Kriegs- 
Archives,  mit  176; 

Robert  Daublebsky  Edler  von  Sterneck,  k.  k.  Major 
im  nüUtllr-geographischen  Institute,  mit  176; 

F.  Kanitz,  mit  174; 

Dr.  Karl  Zehden,  Professor  an  der  Handels  -  Akademie, 
mit  174; 

Dr  Friedrich  Umlauft,  Gymnasial-Professor,  mit  172; 

Dr.  Emil  Jettel,  k.  u.  k.  Sectionsrath  im  Ministerium  des 
Aeupsern,  mit  170; 

Dr.  Ferdinand  Freiherr  von  Buschmann,  mit  166; 

Dr  Emil  Tietze,  k.  k.  Oberbergrath  und  Chefgeologe  an 
der  geologischen  Reichs-Anstalt,  mit  111; 

Dr.  Friedrich  Simony,  k.  k.  Hofrath  und  emer.  k.  k.  Uni- 
versiläts-Professor,  mit  106; 

Emil  von  Wolilgemuth,  k.  k.  Fregatten-Capitän,  mit  102; 

Josef  Freiherr  Wanka  von  Lenzenheim,  k.  k.  Feld- 
marschall -  Lieutenant  und  Director  des  militär  -  geographischen 
histitutes,  mit  101; 

Dr.  Gustav  Adolf  Koch,  kais.  Rath,  k.  k.  Gymnasial-Pro- 
feösor  und  Docent  an  der  Hochschule  für  Bodencultur,  mit  97; 

Franz  Heger,  Gustos  am  naturhistor.  Hofmuseum,  mit  96; 

Carl  August  Artaria,  Kunsthändler,  mit  95; 

Di\  jur.  Ernst  Gallina,  Secretär  und  Abtheilungs- Vorstand 
Sr.  Majrstät  Privat-  und  Familienfonds-Güter-Direction,  mit  95: 

Rudolf  Edler  von  Arthaber,  kais.  Rath  und  Kaufmann, 
mit  94; 

Franz  Ritter  von  R^iha,  Professor  an  der k.  k.  technischen 
Hochschule,  mit  94; 

Dr.  Philipp  Paulitschke,  k.  k.  Gymnasial-Professor  und 
Üniversttäls- Docent  der  Geographie,  mit  93  und 

Dr.  Alb  recht  Penck,  k.  k.  üniversitäts- Professor  der  Geo- 
gi^aphie,  mit  92  von  181  Stimmen. 


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17v) 

Endlich  als  Ersatzmänner  für  den  Ausschuss: 

Dr.  Jos  ei  Jüttner,  Gymnasial-Professor,  mit  177; 

Otto  Kfifka.  k.  k.  Oberlieutenant  im  militär-geographischen 
Institute,  mit  174; 

Dr.  K  a  r  1  D  i  e  n  e  r,  Universitäts-Docent  der  Geographie,  mit  172 ; 

Dr.  Johann  Palisa,  Adjunct  an  der  k.  k.  Sternwarte, 
mit  105 ; 

Friedrich  Ritter  von  Wiser,  k.  k.  Generalmajor  i.  R., 
mit  100; 

Josef  Ritter  von  Lehnert,  k.  k.  Fregatten  -  Capitän. 
mit  100  und 

Dr.  Alfred  Rodler  mit  100  von  179  Stimmen. 

Ein  Mandat  für  den  Ausschuss  ist  also  noch  zu  besetzen,  da 
keiner  der  anderen  Candidaten  mehr  die  absolute  Majorität  der 
Stimmen  erhielt 

Sowohl  der  gewählte  Präsident,  als  die  drei  Vice -Präsidenten 
und  19  Ausschussmitglieder  nahmen  die  auf  sie  gefallene  Wahl 
an,  dagegen  lehnte  E^of.  Simony  dieselbe  aus  Gesundheitsrück- 
sichten ab. 

Der  neugewählte  Ausschuss  versammelte  sich  am  16.  d.  Mts. 
last  vollzählig  zu  seiner  ersten  Sitzung. 

Der  Präsident  Professor  Suess,  welcher  den  Vorsitz  führte, 
•eröffnete  dieselbe  mit  einer  kurzen  Ansprache.  Er  drückte  zunächst 
seinen  Dank  für  die  auf  ihn  gefallene  Wahl  aus  und  hob  dann, 
auf  die  Ziele  übergehend,  welche  sich  die  Gesellschaft  betreffs  ihrer 
wdteren  Wirksamkeit  vor  Augen  zu  halten  hätte,  hervor,  dass 
seiner  Ansicht  nach,  neben  der  kosmopolitischen  Richtung,  ein  be- 
sonderes Augenmerk  auf  den  Orient  zu  richten  wäre. 

Zu  einer  hingebenden  und  einheitlichen  Behandlung  der  Ge- 
schäfte in  diesem  Sinne  sei  es  aber  unerlässlich,  dass  dieselben  in 
<ier  Hand  einer  einzigen,  den  wissenschaftlichen  Kreisen  angehörigen 
Krafl  vereinigt  werden,  welche  sich  gegen  eine  angemessene  Ent- 
lohnung denselben  ausschliesslich  zu  widmen  hätte,  und  ausser  der 

13* 

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Redaction  der  Zeitschrilt   auch   die  administrativen  Agenden  be- 
sorgen würde. 

Sobald  eine  solche  Persönlichkeit  gefunden  sei,  werde  es  an  der 
Zeit  sein,  sich  mit  der  Wahl  eines,  dem  Ausschusse  angehörigen 
und  zunächst  eine  überwachende  Thätigkeit  ausübenden  General- 
secretärs  zu  beschäftigen.  Vorläufig  möge  man  aber,  so  schloss  der 
Priiäident,  aus  mancherlei  Gründen,  über  welche  er  sich  nicht  näher 
aussprach,  von  dieser  Wahl  absehen. 

Die  Anregung  des  Präsidenten  wegen  Bestellung  eines  be- 
soldeten Redacteurs  und  Secretärs  begegnete  im  Allgemeinen  eine 
zustimmenden  Aufnahme;  es  wurde  nur  geltend  gemacht,  dass  die 
angestrebte  Neuorganisation  zunächst  den  Gegenstand  emgehender 
Erwägungen  bilden  müsse  und  dass  es  nothwendig  sei,  bis  dieser 
Gedanke  zur  Ausführung  gelangt,  durch  die  Wahl  der  in  den 
Statuten  vorgesehenen  Functionäre  des  Ausschusses  für  den  r^el- 
mässigen  Fortgang  der  Geschäfte  auf  Grundlage  der  bisherigen 
Organisation  Sorge  zu  tragen.  Von  dieser  Erwägung  geleitet,  be- 
scl^loss  die  überwiegende  Mehrheit  des  Ausschusses  (14  Stimmen 
gegen  4),  sofort  zur  Wahl  eines  Generalsecretärs  zu  schreiten. 

Ungeachtet  hiemit  der  Beschlussfassung  über  den  Antrag  des 
Präsidenten  auf  Gewinnung  einer  besoldeten  Kraft  für  die  Redaclions- 
und  Administrationsgeschäfte  in  keiner  Weise  präjudicirt  war,  fand 
sich  Professor  Suess  infolge  dieses  Ergebnisses  der  Abstimmung 
dennoch  veranlasst,  am  Schlüsse  der  Sitzung  seine  Stelle  als  Präsi- 
dent niederzulegen. 

Der  Ausschuss,  welcher  bei  seinem  Beschlüsse  lediglich  das 
iinal)weisbare  praktische  Bedürfnis  des  ungestörten  Fortganges  der 
Geschäfte,  die  Vorschriften  der  behördlich  genehmigten  Statuten 
und  die  seit  dem  Bestände  der  Gesellschaft  stets  eingehaltene 
Übung  vor  Augen  hatte,  und  welchem  es  selbstverständlich  ferne 
lag,  durch  sein  Votum  irgend  einen  Mangel  an  Entgegenkommen 
an  den  Tag  zu  legen,  kann  diesen  Entschluss  nur  aufrichtig  be- 
dauern, sowohl  wegen  des  grossen  Verlustes,  welchen  der  Rücktritt 
einer    Persönlichkeit    von    so    hervorragendem    wissenschaftlichem 


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181 


'm$^ 


Range  für  die  Gesellschaft  bedeutet,  als  wegen  der  Nothwendigkeit, 
an  eine  Neuwahl  schreiten  zu  müssen,  wodurch  die  Consolidirung 
der  Gesellschaft  leider  verzögert  wird. 

Der  Ausschuss  wird  sich  übrigens  angelegen  sein  lassen,  den 
Anregungen  des  geschiedenen  Präsidenten,  insoweit  sie  darauf  ge- 
richtet waren,  der  Erforschung  des  Orientes  ein  grösseres  Augenmerk 
zuzuwenden  und  die  Besorgung  der  Geschäfte,  insbesondere  die 
Redaction  der  Zeitschrift,  in  die  Hände  eines  besoldeten  Functionärs 
zu  legen,  nach  Kräften  Rechnung  zu  tragen,  u.  z.  umsomehr  als 
dieselben  ja  nur  mit  seinen  eigenen  Wünschen  und  der  früheren 
Übung  im  Einklänge  stehen. 

Die  Neuwahl  des  Präsidenten,  sowie  die  Nachwahl  eines  Aus- 
schussmitgliedes wird  in  einer  zu  diesem  Zwecke  einzuberufenden 
ausserordentlichen  Generalversammlung  vorgenommen  werden. 

Bis  dahin  werden  die  Geschäfte  von  den  in  der  letzten 
Generalversammlung  gewählten  drei  Vice  -  Präsidenten,  welche  ihre 
Mandate  beibehalten  haben,  statutenmässig  weitergeführt  werden. 

An  Stelle  des  Herrn  Hofrathes  Simony,  sowie  der  Herren 
Penck  und  Artaria,  welche  ihre  Mandate  in  der  Ausschusssitzung 
vom  16.  April  niederlegten,  wurden  vom  Ausschusse  die  in  der 
Generalversammlung  mit  den  meisten  Stimmen  gewählten  Ersatz- 
männer Professor  Dr.  Jüttner,  Oberlieutenant  KHfka  und 
Dr.  Diener  einberufen. 

Ich  habe  Ihnen  schliesslich  davon  Mittheilung  zu  machen,  dass 
im  Sinne  des  früher  erwähnten  Ausschussbeschlusses  in  der  Sitzung 
vom  1 6.  April  sofort  an  die  Wahl  eines  Generalsecretärs  geschritten 
wurde,  und  dass  hiebei  von  19  abgegebenen  Stimmen  15  auf  Herrn 
Dr.  Ferdinand  Freiherrn  von  Buschmann  entfielen,  welcher  somit 
gewählt  erscheint. 

Baron  Buschmann  hat  die  auf  ihn  gefallene  Wahl  an- 
genommen; da  er  jedoch  aus  Familienrücksichten  in  den  nächsten 
Monaten  verhindert  ist,  die  Geschäfte  zu  führen,  wird  während 
dieser  Zeit  über  Ersuchen  des  Ausschusses  Sectionsrath  Dr.  Jettel 
provisorisch  als  Generalsecretär  fungiren. 


L 


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188 

Zum  Bibliothekar  wurde  Oberstlieutenant  von  Haradauery 
zum  Cassier  von  Arthaber  und  zum  Rechnungsführer  C.  A.  Ar- 
laria  einstimmig  gewählt. 

Nachdem  der  Letztere  inzwischen  sein  Ausschussmandat  zu- 
rückgelegt hat,  wurde  an  seiner  Stelle  Hof secretär  Dr.  jur.  G  all  in  a 
zum  Rechnungsführer  gewählt. 

Der  ^nsschnss  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft 


Ueter  die  Entwieklung  und  Topographie  der  Nil- 
Mündung  von  Rosette. 

Von  Joliaiin  Jaukö  jun. 
(Mit    1    Karte,   Tafel    VII*) 

Die  Literatur  über  der  Mündung  von  Rosette  weist  von  den 
ältesten  Zeiten  an  meist  nur  kurze  Aufzeichnungen  auf.  Nach  Herodot 
wurde  das  Nilbett  von  Rosette  durch  Menschenhand  gegraben  und 
wir  inüssten  daher  —  insofern  wir  des  Forschers  Worten  Glauben 
beimessen  dürfen  —  in  demselben  einen  Canal  erblicken.  Die  lange 
Reilifi  von  Jahrhunderten,  die  seither  verstrichen,  hat  aber  dies  Werk 
menschlicher  Hände  ganz  umgestaltet  und  die  Spuren  menschlichen 
Sfhaffens  entweder  ganz  verwischt  oder  begraben  und  den  Canal 
in  einen  Fluss  umgewandelt,  der  heute  die  Hauptmasse  der  Wasser- 
menge des  Nil  dem  Meere  zuführt.  Der  labile  Schlamm  der  Wogen 
sinkt  zu  Boden,  gewinnt  unter  dem  Zusammenwirken  der  Meeres- 
i5trömungen,  der  Windeinwirkungen  und  der  Kraft  des  Flusses  Formen 
und  baut  Sandbänke,  die  später  in  Gestalt  von  Inseln  zu  Tage  treten 
und  zur  Entwicklung  des  Ufers  mit  beitragen.  Die  bisher  erschie- 
nenen Karten  stellen  zum  Theil  diese  Umwälzungen  dar. 

Die  älteste  dieser  Karten  ist  die  von  Razaud  aus  dem  Jahre 
16>^7 ;  wir  finden  auf  derselben  nur  eine  Insel  von  dreieckiger  Form^ 
glf^ieher  Länge  und  Breite,  die  durch  einen  breiten  Canal  vom 
Feölland  getrennt  ist.  Späteren  Ursprungs  ist  die  Karte  von  Savary 
(17V>8),  die  übrigens  in  den  Hauptzügen  und  ihrer  ursprünglichen 
Oberflächlichkeit  mit  der  ersteren  übereinstimmt  und  allem  Anscheine 
nacli  nur  eine  Gopie  derselben  ist.  In  den  Aufnahmen  der  franzö- 
sischen Expedition  v.  .).  1800  finden  wir  die  Razaud-  und  Savary'sche 

♦)  Die  Karle  wird  im  nächsten  Hefte  ausgegeben  werden.     Die  Red. 

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183 

Insel  gleichfalls  vor,  doch  hat  sie  dort  eine  grössere  Länge  und 
ist  vom  Festlande  durch  einen  viel  schmäleren  Canal  getrennt; 
die  Darstellung  des  rechten  Ufers  ist  genauer,  allein  die  Ober- 
flächlichkeit der  Aufnahmen  ist  nicht  zu  verkennen. 

Viel  präciser  und  detailirter  sind  die  Aufnahmen  aus  dem 
laufenden  Jahrhundert.  Aus  der  ersten  Hälfte  des  Jahrhunderts 
stammt  die  Aufnahme  Linant  de  Bellefond's,  welche  eine  ganze 
Menge  von  Inseln  und  Canälen  darstellt  und  die,  welche  auch  ich 
für  die  früheren  Verhältnisse  als  Grundlage  benützte.  Larousse's  Karte 
von  1860  weist  deren  weniger  auf,  stimmt  in  Manchem  mit  ßelle- 
fond's  Karte  überein,  weicht  aber  in  vieler  Hinsicht  von  ihr  ab; 
es  felilen  darin  Inseln  und  Canäle,  an  deren  Stelle  einige  Buchten 
getreten  sind  —  nicht  das  Resultat  unrichtiger  Aufnahmen,  sondern 
der  Umgestaltungen  im  Deltabereich.  Noch  vorgeschrittener  stellt 
diese  Umgestaltungen  Ravenstein's  Karte  aus  dem  Jahre  1885  dar, 
auf  der  wur  an  Stelle  der  Inseln  ein  zusammenliängendes  Festland- 
stück finden,  auf  dem  nur  2 — 3  kleine,  halbtrockene  Seen  sich  finden 
und  das  als  Halbinsel  in's  Meer  hinausragt.  Da  aber  der  Maasstab 
der  Karte  ein  verhältnismässig  kleiner  ist,  können  wir  die  Dar- 
stellung der  Karte  nur  als  schematisch,    skizzenmässig  betrachten. 

Wollen  wir  diese  Karten  als  Vergegenwärtigung  je  einer  Phase 
der  Entwicklung  des  Nildeltas  betrachten  (was  wir  ohne  Berück- 
sichtigung einzelner  Details  gewiss  thun  dürfen),  so  finden  wir  eine 
ungeheure  Umgestaltung  derselben  dargestellt,  und  doch  haben  wir 
es  hier  nicht  einmal  mit  dem  Werk  eines  ganzen  Jahrhunderts  zu 
thun.  Wer  die  Nilmündung  heute  betrachtet,  kann  die  Spuren  der 
Veränderungen,  ihre  Richtungen  noch  beobachten,  aber  schon  in 
1—2  Jahrzehnten  wird  die  Natur  die  Ufer  so  sehr  ausgebaut  haben, 
die  Sonnenglut  die  Seen  des  Ufers  so  sehr  austrocknen  oder  der 
Sand  der  Wüste  sie  in  solchem  Grade  bedecken,  dass  die  Beob- 
achtung dieser  Umwälzungen  nicht  mehr  zu  machen  sein  wird. 

Eines  wird  uns  aber  aus  dem  Studium  der  angeführten  Karten 
sogleich  klar.  Die  Entwicklung  der  Rosette-Mündung  wird  Alluvial- 
ablagerungen zugeschrieben.  Larousse  glaubt  deren  jährliche  Zu- 
nahme mit  40  w  bestimmen  zu  können.  In  dieser  Angabe  ist  nicht 
die  2^hl  unrichtig,  denn  diese  kann  nur  approximativ  und  durch- 
schnittlich sein,  sondern  die  Annahme,  dass  die  Entwicklung  der 
Mündung  durch  solche  alluviale  Ausläufer  geschehe,  denn  es  bilden 
sich  hier  ursprünglich  Sandbänke,  die  sich  später*  als  Inseln  über 
den  Wasserspiegel  erheben,    durch   neuere  Sandbänke   miteinander 


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1S4 

zusammenwachsen  und,  indem  der  Nilschlamm  die  Zwischenräume 
verstopft,  sich  dem  Ufer  anschliessen  und  auf  diese  Weise  den  Con- 
linent  vergrössern. 

Selbstverständlich  finden  wir  sowohl  bei  der  Bildung  von 
Inseln,  wie  beim  Entstehen  von  Sandbänken  und  Halbinseln  der 
Ct^^ntinente  alluviale  Ablagerung,  das  charakteristische  Merkmal  der 
Entwicklung  der  Rosette  -  Mündung  liegt  jedoch  nicht  in  diesen, 
sondern  in  der  Entstehung  von  Inseln  und  deren  Anschluss  an  den 
Continent. 

Als  ich  im  Mai  und  Juni  des  Jahres  1888  Gelegenheit  hatte, 
die  Nilmündungen  zu  besuchen  und  deren  Entwicklung  zu  studiren, 
benützte  ich  als  Grundlage  meiner  Studien  die  hydrographische 
Karte  des  Niiarmes  von  Rosette  der  englischen  Admiralitäts- Auf- 
nahmen. Diese  Karte  leistete  mir  beim  Studium  der  Entwicklung 
der  Sandbänke  gute  Dienste,  allein  für  die  topographischen  Details 
des  Festlandes  war  sie  unzureichend.  Ich  bereiste  die  Gegend  bei 
dem  geringsten  Wasserstand,  als  eben  grosse  Flächen  über  Wasser 
waren ;  da  ich  aber  wissen  wollte,  welche  Flächen  bei  hohem  Wasser 
zti  Sümpfen  werden,  nahm  ich  einen  alten  arabischen  Fischer  aus 
Roii(Hte  mit  mir,  der  diese  Gegend  genau  kannte  und  mir  gegen- 
über oft  betonte,  dass  in  früheren  Zeiten  die  Sümpfe  eine  viel 
grö:^sere  Ausdehnung  besassen,  die  Buchten  tiefer  in's  Ufer  ein- 
drangen, dass  viele  Sandbänke,  Inseln  und  Landzungen,  so  weit  er 
selbst  sich  hieran  erinnere,  entstanden.  Er  klagte  oft,  dass  der 
t^L  lilamm  des  Nil  die  Annäherung  an  Rosette  von  der  Seeseite  sehr 
ersteh were,  dass  der  Weg  der  Sandbänke,  der  früher  gegen  Osten 
aus  der  Mündung  hinausführte,  jetzt  wegen  seiner  geringen  Tiefe 
von  1^2 — ^^  unbenutzbar  sei  und  man  im  westlichen  Ausgang 
nicht  nur  gegen  die  Macht  des  Windes,  sondern  auch  gegen  die 
von  Westen  kommende  Meeresströmung  zu  kämpfen  habe.  Das 
Fi^^cliervolk,  dessen  Existenz  von  diesen  Erscheinungen  abhängt 
verlolgt  diese  Veränderungen  mit  steter  Aufmerksamkeit. 

Die  Nilmündung  \on  Rosette  beginnt  eigentlich  schon  bei 
Büsette;  von  hier  ist  der  Nil  weder  Fluss,  noch  Meer  oder  beides; 
sein  Wasser  ist  wohl  T\och  süss,  doch  macht  sich  schon  die  Nähe 
des  Meeres  sehr  bemerkbar  und  wenn  die  Winde  von  Norden 
helliger  wehen,  wird  das  Wasser  salzig  und  die  Bevölkerung  von 
Rosette  bezieht  das  Trinkwasser  entweder  aiis  Cisternen  oder  aus 
den  nur  wenige  Kilometer  entfernten  geheiligten  Brunnen  von  Abu 
Mandur. 


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185 

Noch  sind  es  nicht  tausend  Jahre,  dass  die  Stadt  Rosette  am 
Meeresufer  stand;  heute  liegt  sie  12— 13A:m  davon  entfernt  am 
linken  Ufer  des  Nilarmes.  Heute  geleiten  den  Nil  auf  diesem  12  km 
langen  Wege  die  dem  Flusse  zugewandten  inneren  Ränder  zweier 
in  NW-Richtung  bis  zum  Meere  reichender  Halbinseln.  Diese  Halb- 
inseln sind  vollständig  als  Schlammablagerungen  des  Nil  zu  betrachten ; 
die  Basis  der  östlichen  Insel  beträgt  zwischen  Rosette  und  dem 
Meere  6  An»,  welche  Breite  auf  der  Strecke  von  12  km  bis  auf  Shn 
herabsinkt;  die  Halbinsel  hat  die  Form  eines  langgestreckten  Vier- 
ecks. Die  westliche  Halbinsel  hat  die  Form  eines  Dreieckes  von  be- 
deutender Höhe,  ist  zwischen  Rosette  und  dem  Meer  gleichfalls 
^km  breit,  verengt  sich  aber  bis  l — V^Arm  an  ihren  Nordtheilen, 
wodurch  ihr  Flächeninhalt  ein  bedeutend  geringerer  ist  als  jener  der 
östlichen  Halbinsel. 

Um  diesen  Unterschied  zu  begreifen,  müssen  wir  jene  Kräfte 
kennen,  welche  bei  dem  Aufbau  dieser  Halbinseln  eine  Rolle  spielten. 
Es  sind  deren  drei:  der  Nil,  die  Meeresströmung  und  die  Macht 
der  Winde.  Die  Gesammtwirkung  dieser  Factoren  baut  die  Inseln 
und  bestimmt  die  Richtung  ihrer  Entwicklung. 

Wo  der  NU  sich  in's  Meer  ergiesst,  theilt  sich  seine 
ganze  Wassermasse  in  drei  grosse  Strömungen,  in  eine  mittlere, 
und  zwei  Seitenströmungen.  Die  mittlere  dringt  vom  tiefsten  Theil 
des  Strombettes  in  das  Meer  und  bildet  die  Hauptströmung,  die 
aber  von  seitwärts,  d.  i.  von  W.  durch  die  Meeresströmung  gegen 
0.  gedrängt  wird,  so  dass  diese  vereinigte  Strömung  eine  Zeitlang 
nach  NO  fliesst.  In  dieser  Richtung  finden  wir  auch  die  Inseln 
von  Rosette,  welche  natürUch  auch  aus  dem  Schlamm  des  Nil  auf- 
gebaut sind. 

Die  Geschwindigkeit  der  vereinten  Strömungen  ist  an  dieser 
Stelle  geringer  als  die  der  einzelnen  Strömungen  vor  ihrer  Ver- 
einigung es  war,  denn  die  Macht  des  Windes  drängt  beide  in 
entgegengesetzter  Richtung  zurück;  der  Abfluss  des  Wassers  ist 
daher  hier  ein  äusserst  langsamer  und  war  dort,  wo  die  kleinen 
Insebi  von  Rosette  entstanden,  jedenfalls  der  langsamste.  Als  nun 
das  Fundament  dieser  Inseln,  wenngleich  auch  nur  in  einer  Scholle 
des  Meeresgrundes  vorhanden  war,  lagerte  sich  darauf  sofort 
Schlamm  und  es  wurde  aus  der  Scholle  eine  Sandbank,  aus  der 
Sandbank  eine  Insel.  Die  Insel  steht  aber  gerade  der  vereinigten 
Meeres-  und  Flussströmung  im  Wege  und  deshalb  theilte  sie  sich 
wieder  in  zwei  Theile,   in  einen  östlichen   und  in  einen  westlichen 


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186 

Zweig.  Die  gegen  Westen  gehende  Strömung  ist  sehr  schwach, 
da  sie  (ihres  grösseren  specifischen  Gewichtes  wegen)  unter  der  von 
Westen  kommenden  Meeresströmung  hinweggleitet  und  ihre  Mächtigkeit 
zumeist  dem  Umstände  zu  verdanken  hat,  dass  die  nordwestliche 
Richtung  des  Stromes  von  der  Insel  an  stärker  wird,  als  die  öst- 
liche Richtung  der  Meeresströmung,  die  sich  fast  senkrecht  an  den 
Ufern  der  Insel  bricht.  Diese  Strömung  baute  jene  Reihe  von 
Sandbänken  auf,  welche  sich  westlich  von  der  Rosette-Insel  in 
einer  Länge  von  nahezu  2  km  hinziehen  und  über  welcher  die  Tiefe 
des  Wassers  nicht  mehr  als  0*2— 0*8  m  beträgt.  Der  östliche  Arm 
der  vereinigten  Meeres-  und  Flussströmung  baut  zuerst  die  sich  an 
die  Inseln  von  Rosette  anschliessende  Reihe  von  Sandbänken  auf, 
über  welcher  das  Wasser  nicht  höher  als  0*5  m  steht,  während 
später,  wenn  die  Strömung  die  Richtung  des  Nil  verlässt  und 
namentlich  die  östliche  Richtung  der  Meeresströmung  zur  Geltung 
kommt,  die  ganze  Strömung  durch  die  Nord- Winde  nach  Süden 
zurückgedrängt  wird  und  dort  zum  Aufbau  des  2km  langen  Nord- 
ufers der  östlichen  Insel  dient,  wo  das  Wasser  selbst  in  einer  Ent- 
fernung von  einem  Kilometer  vom  Lande  kaum  0*4  m  Tiefe 
überschreitet.  Wo  aber  dies  Ufer  an  der  östlichen  Seite  endigt, 
dort  ändert  sich  auch  die  bisherige,  zur  Uferlinie  parallele  Richtung 
der  Strömung,  der  Einfluss  der  Nordwinde  kommt  in  vollem  Masse 
zur  Geltung,  die  Strömung  nimmt  dem  Ufer  folgend  eine  südöstliche 
Richtung  an  und  das  Wasser  lagert  seinen  Schlamm  auch  in  dieser 
Richtung  am  ersten,  vom  Ufer  vorragenden  Vorgebirg  ab.  Dem 
entsprechend  finden  wir  am  östlichen  Ufer  der  östlichen  Halbinsel 
jene  zwei  Landzungen,  welche  heute  die  inneren  Flächen  der  Halb- 
insel gegen  das  Meer  schützen.  Ris  aber  die  Strömung  hieher  ge- 
langt, hat  sie  ihren  Schlamm  schon  zum  guten  Theil  abgelagert, 
theils  an  den  Inseln  von  Rosette,  theils  an  deren  Sandbänken  und 
an  den  nördlichen  Ufern  der  östlichen  Halbinsel,  weshalb  die  Tiefe 
des  Wassers  nur  bis  zu  einer  Entfernung  von  einigen  hundert 
Metern  vom  Lande  unter  07m  bleibt  und  dann  plötzlich  grosse 
Tiefe  annimmt,  während  an  den  nördlichen  Ufern  das  Meer  mehrere 
Kilometer  weit  eine  ganz  geringe  Tiefe  behält. 

Die  zweite  Strömung,  auf  welche  sich  das  ganze  Wasser  bei 
der  Mündung  vertheilt,  ist  die  rechtseitige  Meeresströmung.  Diese 
wird  theils  durch  die  von  West  kommende  Meeresströmung  zurück- 
gedrängt und  da  ihr  Lauf  ein  sehr  langsamer  ist,  baut  sie  längs 
des    ganzen  rechten  Ufers  von  Rary  mezareh    an,    d.  h.   in   einer 


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187 

Länge  von  circa  6  km  eine  Sandbank  auf,  über  welcher  das  Wasser 
kaum  ^/affi  tief  ist  und  deren  innere  Grenze  äusserst  scharf  durch 
eine  Sandbank  getrennt  ist,  von  welcher  rechts  das  Wasser 
0-3— 07  m,  links  3 — 8iw  Tiefe  erreicht.  Diese  6  km  lange  Sandbank 
zeigt  am  besten  den  grossen  Einfluss  der  Winde  und  Meeres- 
strömungen auf  die  Entwicklung  dieser  Mündungen.  Welch  grosse 
Rolle  namentlich  der  westlichen  Strömung  zugefallen  ist,  ist  am 
besten  an  der  linksseitigen  Strömung  des  Flusses  ersichtlich,  auf 
welche  direct  nur  der  Nordwind  einwirkt,  da  sie  gegen  den  directen 
Einfluss  der  westlichen  Strömung  durch  die  westliche  Halbinsel  selbst 
geschätzt  wird;  auch  diese  zurückgedrängte  Strömung  hat  am 
linken  Ufer  eine  Sandbank  gebaut,  über  der  die  Tiefe  des  Wassers 
0'6m  nicht  übersteigt,  die  jedoch  im  Flusse  kaum  bis  zum  neuen  Fort, 
also  nur2— 8Ä:w  aufwärts  reicht.  Ein  Theil  der  linksseitigen  Strömung 
ist  aber  dennoch  fähig  über  die  Nordspitze  der  westlichen  Halbinsel, 
vorzudringen.  Sowie  er  aber  diese  erreicht,  wird  er  durch  den 
Wind  zurückgedrängt,  nicht  in  das  Bett  des  Flusses,  sondern 
auf  die  westlichen  Ufer  der  westlichen  Halbinsel,  welche  er  unter 
dem  Einflüsse  der  Meeresströmung  weiter  aufbaut.  Der  Schlamm  der 
Strömung  ist  jedoch  sehr  gering,  und  dies  ist  die  Ursache,  dass  die 
Sandbank  des  westlichen  Ufers  der  westlichen  Halbinsel  so  wenig 
entwickelt  ist,  dass  1  — TöA-w  davon  entfernt  schon  die  Grenze  des 
Wassers  von  5  m  Tiefe  zu  erreichen  ist. 

Soviel  über  jene  Luft-  und  Meeresströmungen,  welche  die  Ent- 
wicklung der  Mündung  reguliren.  Wenn  wir  die  Verhältnisse  der 
den  Strom  begrenzenden  zwei  Halbinseln  näher  untersuchen  und 
die  Veränderungen  der  einstigen  Inseln  in  die  heutigen,  schon  ziem- 
lich einheitlichen  Halbinseln  studiren,  überzeugen  wir  uns  noch  mehr 
von  der  Rolle  dieser  Strömungen.  Zu  diesem  Zwecke  kann  die 
Mündung  von  Rosette  in  drei  Theile  getheilt  werden,  in  die  Inseln 
von  Rosette  und  das  rechte  und  linke  Ufer  des  Nil. 

Die  Inseln  von  Rosette  liegen  knapp  vor  der  Mündung  des 
Stromes,  etwa  l  km  davon  entfernt ;  ihre  Fläche  bildet  ein  Dreieck, 
welches  seine  Spitze  der  Mündung  zukehrt.  Dieses  besteht  aus  drei 
taseln,  einer  südlichen  und  zwei  nördlichen. 

Die  Ausdehnung  der  südlichen  dreieckigen  Insel  beträgt  von 
Osten  nach  Westen  700  w,  von  Norden  nach  Süden  500 w,  sie  hat 
ein  nördliches,  ein  westliches  und  ein  südöstliches  Ufer;  letzteres 
hat  eine  Länge  von  einem  Kilometer.  Am  nördlichen  Ufer  der  Insel 
befindet  sich  eine  kleine  Bucht,    die  mit   dem  Meere  durch  einen 


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188 

<».  100  m  breiten  Canal  in  Verbindung  steht,  in  diesem  Canal  Ist  aber 
nur  in  den  Wintermonaten  Wasser,  und  auch  da  nur  in  geringer  Tiefe, 
im  Sommer  trocknet  er  gänzlich  aus,  so  dass  das  nördliche  Ufer 
keinerlei  Unterbrechung  erleidet  und  nur  ein  kleiner  Teich  von  der 
Existenz  der  Bucht  zeugt,  der  circa  350 — 300  m  lang  und  100  — 
200  m  breit  ist,  stark  vertrocknet  und  nach  Angabe  meines  Führers 
im  Sommer  zu  einem  unbedeutenden  Sumpf  zusammenschmilzt  Ein 
seichter  Canal  von  nur  0*3 — 0*5'  Tiefe  trennt  diese  südliche  Insel  von 
den  zwei  nördlichen,  die  sich  in  einer  Linie  von  West  nach  Ost 
an  einander  reihen.  Zwischen  beiden  Inseln  bleibt  nur  ein  seichter 
Canal  von  50— 80  m  Breite,  der  zur  Trockenzeit  gänzlich  versiegt, 
wodurch  die  zwei  Inseln  einen  Complex  bilden.  Die  östliche  Insel 
ist  sehr  klein,  ihre  Länge  beträgt  150,  die  Breite  40 — 50  m;  die 
v^estliche  ist  bedeutend  länger  und  wendet  sich  gegen  Süden,  ist 
insgesammt  1  km  lang  und  1 — 300  m  breit.  Ihr  südwärts  gewendeter 
Theil  endet  in  ein  kleines  Kap,  an  dem  die  von  Süden  kommende 
Nilströmung  den  Schlamm  ablagert  und  hiedurch  das  Kap  gegen 
Süden  immer  weiter  ausbaut  Dies  ist  auch  daraus  ersichtlich,  dass 
dies  Kap  bei  trockenem  Wetter  länger  ist  als  zur  Regenzeit.  Diesem 
Kap  gegenüber  befindet  sich  die  westlichste  Spitze  der  grossen  Süd- 
insel und  die  Breite  beträgt  hier  kaum  50  m,  die  Tiefe  des  Wassers 
nur  einen  Fuss.  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  der  Nil  auch  diesen 
kleinen  Canal  verschlämmt  und  die  drei  Inseln  zu  einer  vereinigt, 
deren  Mitte  (an  Stelle  des  Meeres  theilsvon  heute)  ein  kleiner  See 
einnehmen  wird.  Die  Tiefe  des  Meeres  in  der  Nähe  der  Inseln  ist  nicht 
gleich,  im  Westen  ist  sie  geringer  als  im  Osten;  die  Entwicklung 
der  Sandbänke  gravitirt  daher  gegen  Westen,  wo  die  Tiefe  des 
Wassers  in  einem  Umkreis  von  Ikm  0*3  m  beträgt  während  wir 
in  den  östlichen  Theilen  schon  in  einer  Entfernung  von  \^^km 
ltn—4in  Tiefe  finden. 

(Schluss  folgt.) 


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18» 


Berieht  über  die  Graf  Samuel  Teleki'sohe  Expedition 
nach  Central-Afrika.*) 

(Mit  1  Karte,   Tafel  VIU). 

Aden,  am  19.  Jänner  1889. 

Nachdem  das  (lir  die  Reise  nothwendige  Materiale  in  Oester- 
reich  sowie  in  England  angeschafft  worden  war,  langten  die  beiden 
Theilnehmer  an  der  Expedition  Ende  October  respective  Ende 
November  1886  in  Zanzibar  an. 

Dem  Linien-Schiffslieutenant  Höhnel  war  von  der  Direction 
des  österreichischen  Lloyd  in  munificenter  Weise  die  freie  lieber- 
fahrt  sammt  den  5  Tonnen  schweren  Reisegütem  bis  Aden  bewilligt 
worden.  Die  weiteren  Vorbereitungen  in  Zanzibar  nahmen  die  Zeit 
bis  Ende  Jänner  1887  in  Anspruch  und  ging  unter  der  A^yde  de» 
Oberbefehlshaber  der  regulären  Truppen  S.  H.  des  Sultans  von 
Zanzibar,  General  Matthews,  der  in  seltener  Aufopferungs- 
(ähi^eit  sich  der  Sache  annahm,  vor  sich.  Contreadmiral  Knorr 
der  kais.  deutschen  Escadre,  that  andererseits  nicht  nur  alles  Mög- 
liche um  den  Expeditionsmitgliedem  den  Aufenthalt  in  Zanzibar  so 
angenehm  als  möglich  zu  gestalten,  sondern  stellte  auch  etwa  nöthiges 
Materiale  der  ihm  unterstehenden  Schiffie,  sowie  deren  Werkleute 
zu  vielen  sonst  an  diesem  Orte  unmöglich  auszuführenden  Arbeiten 
in  liebenswürdigster  Weise  ziu*  Verfügung. 

So  konnte  sich  die  Expedition  Ende  Jänner  1887  als  reiseklar 
betrachten  und  Zanzibar  mit  dem  von  S.  H.  dem  Sultan  Said 
Bargasch  zur  Verfügung  gestellten  Dampfer  »Star«  verlassen,  und 
Pj^ani,  den  Ausgangspunkt  der  Reise,  erreichen.  Nach  verschiedenen 
die  Reise  verzögernden,  hauptsächlich  grösseren  Desertionen  der 
Mannschaften  entspringenden  unangenehmen  Erfahrungen  traf  die 
Expedition  schliesslich  am  30.  März  am  Fusse  des  Kilimandjaro  in 
Taveta  ein.  Von  hier  aus  waren  in  Patigani  zurückgebliebene,  sowie 
nach  Mombas  gesandte  Waaren  abholen  zu  lassen,  viele  zeitraubende^ 
hauptsächlich  im  Aufreihen  colossaler  Mengen  von  Perlen  bestehende 


*)  Dieser  Bericht  wurde  von  dem  k.  k.  Fregatten-Capitän  Emil  von 
Wohlgemut h,  Commandanten  S.  M.  Schiff  »Fasana«  dem  k.  u.  k.  Reichs-^ 
kriegs-Ministerium  (Marine-Section)  erstattet  und  von  der  genannten  kohen 
Behörde  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  zur  Verfügung  gestellt.  Ein  aus- 
führlicher Bericht  über  den  letzten  Theil  der  Graf  Teleki'schen  Forschungsreise 
(VgL  Mittheilungen  1888  Nr.  7 — 9)  ist  von  dem  Leitern  derselben  der  k.  k. 
geographischen  Gesellschaft  in  Aussicht  gestellt  worden.  Die  Redaclion. 


L 


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Arbeilen  vorzunehmen,  daher  ein  längerer  Aufenthalt  voraus- 
t^iehtlich.  Dieser  wurde  zuerst  zu  einer  einen  Monat  in  An- 
spruch nehmenden  Tour  zu  dem  circa  15.000'  hohen  westlich  vom 
K  il  i  uiancijapo  gelegenenMerü berge,  der  inzwischen  trotz  der  eingetretenen 
21  Tage  dauernden  Regenzeit  unternommen  wurde,  sowie  zu  dem 
Veraidie  den  circa  18.500'  hohen  Kilimandjaro-Krater  zu  besteigen, 
ausgebetilct.  In  letzterem  Vorhaben  war  die  Expedition  jedoch 
wenig  erfolgreich;  es  gelang  derselben  nur  die  ungefähre  Höhe  von 
10  4(Hr  2u  erreichen.  Die  Luftdünne,  andererseits  die  Folge  des 
bestellenden  Winters,  der  die  Expedition  beim  üebernachten  auf  dem 
l:i.ont*'  liolien  Sattel  einer  Minimaltemperatur  von  — 11"  C.  aussetzte, 
warten  wohl  die  Ursachen  hiervon.  Erst  am  15.  Juni  1887  konnte  die 
FiXpedition  Taveta  verlassen;  sie  bestand  damals  aus  ca.  260  wohlbe- 
wairnfton  Mann.  Es  ging  um  den  Ostfuss  des  Kilimandjaro  herum 
nach  Ntjrden  durch's  Masailand  nach  dem  an  der  Südgrenze  des 
Kiknjulandes  liegenden  Mgongo  Bagäss.  Das  nächste  Ziel,  der  Kenia, 
solllt^  nicht  auf  dem  sonst  üblichen  Umwege,  sondern  in  gerader 
Nordrieh lung  durch  das  im  übelsten  Rufe  stehende  Kikuju-Land  er- 
retclil  werden.  Diese  Absicht  durchzuführen  gelang  wohl  nur  vermöge 
(orlwlUirender  Tag  und  Nacht  aufrechterhaltener  Gefechtsbereit- 
8chafK  iinil  war  die  Expedition  während  dieser  vom  7.  September 
bis  II  r^ctober  währenden  Zeit  daher  wenig  beneidenswerth,  doch 
kam  m  nur  bei  drei  (ielegenheiten  zu  Actionen,  da  vom  dritten  Cie- 
fechtf  [iü  bis  zum  Erreichen  der  Grenze  jeder  sich  zeigende  Kikuju 
ah  Feitid  betrachtet  und  auch  als  solcher  behandelt  wurde.  Die  am 
FusHC  des  Kenia  liegende  Landschaft  Ndoro,  von  wo  aus  der  Aufstieg 
aut  diesen  Berg  projectirt  ward,  wurde  am  8.  October  erreicht  und 
nnlernalim  Graf  Teleki  den  Aufstieg  allein,  da  LienienschifTslieutenant 
Höhfiel,  der  schon  seit  einem  Monate  leidend,  zu  herabgekominen 
war.  um  daran  theilnehmen  zu  können.  Dem  Graten  Teleki  gelang  es 
bis  zu  ungerähr  16.000'  aufzusteigen;  die  2000—2500'  höhere 
Spitze  i-st  wohl  schwer,  wenn  nicht  unersteigbar.  Am  1.  November 
wurde  Ndoro  verlassen  und  nach  dem  gegen  Nord-Nordwest  gelegenen 
Lore  In!  Morijo  marschirt;  der  Plan,  den  unbekannten  Lauf  des 
Gua^i^su  Njiro-Flusses  eine  Strecke  weit  zu  verfolgen,  der  nun  in 
Frage  kam,  konnte  der  Knappheit  der  Lebensmittelvorräthe  wegen 
nur  mit  mner  kleinen  Karavane  ausgeführt  werden,  das  Gros 
der  Karrivane  musste  möglichst  rasch  Njemss  am  Baringo-See  zu  er- 
roidien  I rächten.  Graf  Teleki  traf  am  19.  November  und  Linienschiffs- 
lieuLcnanl   Höhnet  am    6.  December  bei   der  Karavane  wieder  ein. 


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191 

Anstatt  erwarteten  Lebensmittel-Üeberflusses  traf  die  Expedi- 
'tion  Hungersnoth  allüberall  im  Umkreise  von  12  Tagen.  Ueber 
3  Wochen  gingen  mit  nutzlosem  Suchen  nach  Korn  verloren  und 
musste  schliesslich  eine  grössere  Karavane  nach  Mgongo  Bagass 
zurückgesandt  werden,  um  die  grossen  Vorräthe,  die  für  die 
Reise  nach  den  unbekannten  und  fast  unbewohnten  Regionen  im 
Norden  des  Baringo-Sees  nothwendig  waren,  zu  beschaffen.  Die  lücken- 
haften und  unverlässlichen,  von  den  Eingebomen  erhaltenen  Aus- 
künfte sprachen  von  zwei  nördlich  gelegenen  Seen,  einem  sehr 
grossen,  dem  Basso  narök  (schwarzer  See)  und  einem  kleineren 
dem  Basso  naebor  (weisser  See).  Von  deren  Grösse,  Richtung,  den 
umwohnenden  Völkern  konnten  jedoch  nur  sehr  unklare  Vorstel- 
lungen gewonnen  werden. 

Beiliegende  Skizze  (siehe  Tafel  VIll)  veranschaulicht  diese  bis- 
her unbekannten  Gegenden,  welche  zu  durchziehen  5*^.  Monate  Zeit 
in  Anspruch  nahmen.  Erst  am  24.  Jänner  1888  waren  die  erwar- 
teten Vorräthe  eingetroffen  und  war  die  Expedition  bis  dahin  ganz 
auf  das  angewiesen,  was  die  Jagd  lieferte.  Doch  gab  es  glücklicher- 
weise Wild  jeder  Art  in  nie  geträumter  Menge.  So  konnte  die  Ex- 
pedition, jetzt  nur  mehr  210  Mann  stark,  am  10.  Februar  wieder  die 
Wanderung,  diesmal  mit  jedem  Schritte  die  Wissenschaft  mit  der 
Kunde  von  neuen  Bergen  und  neuen  Ländern  bereichernd,  antreten. 

Nach  vielen,  hauptsächlich  durch  Wassernoth  verursachten 
Beschwerden  und  Sorgen,  sah  die  Expedition  sich  am  5.  März 
durch  den  Anblick  der  blauen  Wässer  des  Basso  narök  beglückt, 
zu  dessen  Ufern  am  folgenden  Tage  hinabgestiegen  wurde.  Graf 
Teleki  gab  demselben  den  Namen  »Rudolf-See«.  Dem  Entzücken, 
das  der  erste  Anblick  hervorgerufen,  machten  die  wüste  Umgebung, 
die  gras-,  bäum-  und  schattenlosen  Ufer,  der  starke  und  unausstehlich 
heisse.  sanderfüllte,  vom  Lande  zum  See  wehende  Wind,  der  die 
Zelte  umblies,  gar  bald  ein  Ende  und  so  war  der  Marsch  ein  durch 
den  Gedanken-  an  das  nicht  in  allzuferner  Aussicht  stehende  Ausgehen 
der  Nahrungsmittelvorräthe  ein  sehr  trauriger,  den  die  Expedition 
längs  des  Seeufers  nach  Norden  unternahm.  Hier  gab  es  weder 
Menschen  noch  Wild. 

Immer  kleiner  wurden  die  Rationen,  die  der  Mannschaft  aus- 
getheilt  wurden,  bis  der  19.  März,  als  Elefanten  erlegt  und  die 
Aussicht  auf  deren  grössere  Zahl  vorhanden  war,  wieder  mehr 
Zuversicht  eintreten  liess.  54  Tage  waren  verstrichen,  wo  die  Ex- 
pedition auf  eigenen  Füssen  gestanden,  bis  sie  endlich  das  bewohnte 


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192 

Nordufer  des  ungefähr  160  A:m  langen  Sees  erreichte  und  damit  zu 
einem  Orte  gekommen  war,  der  Durrha  (wenn  auch  nichts  anderes) 
in  reicher  Menge  bot. 

Das  Volk  daselbst  nennt  sich  Reschiat  imd  gehört  dem  Galla- 
stamme an.  Noch  nie  waren  von  irgend  einer  Seite  Händler  in  diese 
Gegend  gekommen  und  die  Einwohner  daher  mit  den  Segnungen 
und  air  den  schönen  Dingen  der  Civilisation  gänzlich  unbekannt.  Es 
hatte  die  Jungfräulichkeit  dieses  Volkes  für  die  Expedition  jedoch  die 
unangenehme  Seite,  dass  der  grösste  Theil  der  mitgebrachten  Tausch- 
Güter  werthlos  war. 

Von  hier  aus  wurde  der  zweite  See,  der  bedeutend  kleiner 
ist,  stark  bittersalziges  Wasser  hält,  besucht.  Er  erhielt  den  Namen 
»Stefanie-See«. 

An  der  besuchten  Seite  war  er  vollständig  unbewohnt, 
andererseits  konnte  er  nicht  umkreist  werden,  da  unter  den  an 
seinem  Nordufer  wohnenden  Marle's  die  Blattern  grassirten.  So 
waren  3  Wochen  vergangen,  ohne  dass  man  irgend  einen  Eingeborenen 
sah.  Den  Rückweg  von  den  Reschiat  war  die  Expedition  gezwungen 
auf  derselben  Route  zu  nehmen,  weil  die  Regenzeit  indessen  ein- 
getreten war,  der  See  ausgetreten  war  und  die  Niederung  im  Nor- 
den desselben  wenigstens  theilweise  unter  Wasser  stand. 

Ausserdem  waren  die  grossen  zwei  Zuflüsse  zum  See  für  die 
Expedition,  deren  Berthonboot  der  Wuth  eines  Elefanten  zum  Opfer 
gefallen  war,  unübersetzbar.  In  Doppelmärschen  wurden  daher  die 
trostlosen  Seeufer  zum  zweiten  Male  abgelaufen,  scharf  um  dessen 
Südrand  nach  Westen  gebogen  und  in  das  Land  der  Turkana 
(oder  Elgume)  eingefallen,  innerhalb  deren  Grenzen  sich  die  Ex- 
pedition am  3.  Juni  befand,  zum  grossen  Entsetzen  der  überraschten 
Bevölkerung. 

Die  Eingeborenen  fanden  sich  gar  bald  in  die  Situation.  Leider 
konnte  sich  die  Expedition  auch  hier  keiner  Abnatoie  der  mitge- 
brachten Waaren  erfreuen,  denn  Tabak  und  immer  wieder  Tabak 
war's,  für  den  sich  die  Eingeborenen  jeglichen  Besitzes  entäussert 
hatten.  So  befand  sich  die  Expedition  am  20.  Juni  an  der  West- 
grenze dieses  Landes,  neuerdings  in  unbewohnter  Wildnis,  ohne 
j^liche  Lebensmittelvorräthe.  Wild  gab  es  keines  und  es  wairen 
daher  Kräuter  und  Beeren,  mit  denen  sich  die  Karavane  nothdürftig 
am  Leben  erhielt;  die  Hoffnung  auf  kommende  bewohnte,  weiter 
im  Süden  gelegene  Gegenden  erhielt  sie  jedoch  aufrecht  und  guter 
Dinge.  Als  die  Expedition  im  Süden  jedoch  auch  nichts  wie  Hungers- 


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noth.  grüne  und  unreife  Durrhafelder  vorfand,  wurde  die  Sache 
ernster. 

Einen  vollen  Monat  wehrte  sich  die  Expedition  gegen  den 
(iedanken,  sich  mit  Gewalt  in  den  Besitz  einer  Viehherde  (die 
wohl  vorhanden,  aber  unverkäuflich  war)  zu  setzen,  bis  die  Kara- 
vane  schliesslich  derart  entkräftet  und  herabgekommen  war,  dass 
es  dennoch  dazukommen  musste.  Dann  waren  auch  die  Sorgen  -m 
Ende.  Njemss  am  Baringo-See  wurde  am  29.  Juli  wieder  erreiclit 
und  der  Heimweg  über  den  Naiwascha-See,  Ukambani  und  Taveta 
angetreten. 

Am  25.  October  1888  wurde  die  Küste  bei  Mombas  errcncht 
und  damit  hatte  die  Expedition  ein  glückliches  Ende  geluruleri. 
Verschiedene  Umsti'mde  erforderten  in  Zanzibar  einen  zweimonat- 
lichen Aufenthalt,  der  den  beiden  Expeditionsmitgliedern,  flie  in 
vollster  Gesundheit  dahin  gekommen  waren,  in  Folge  wiederholter 
Fieber,  recht  nachtheilig  ward.  Seit  8.  Jänner  1889  befanden  sich 
dieselben  in  Aden,  mit  den  Vorbereitungen  zu  einer  einen  Mtmat 
in  Anspruch  nehmenden  Reise  nach  Harar  beschäftigt. 


Bemerkungen  sur  Karte,  Tafel  VIII. 

Die  dem  Berichte  Capitän  v.  Wohlgemuth's  beigegebene  KartenakiE^e 
ist  von  Lieutenant  v.  Höhners  Hand  gezeichnet  und  weicht  in  einigen.  tiau[it* 
sachlich  das  Terrain  und  die  Nomenclatur  betreffenden  Punkten  von  den 
Kartenbildem  ab,  welche  über  die  Teleki'schen  und  Höhnerschen  Entdeckungen 
bereits  publicirt  worden  sind.  Es  ist  dies  vor  Allem  die  Karte,  welche  anicr 
dem  Titel:  «Schizzo  del  lago  Rodolfo  o  Narok  esplorato  dal  Conte  Teleki 
secondo  i  rilievi  del  Sign,  di  Höhnel»  Bolletino  della  Societä  geografica  Itaiiana, 
1889.  Febbrajo.  veröffentlicht  worden  ist.  und  welche  nach  einem  ManujstTipieH 
das  Lieutenant  v.  Höhnel  dem  italienischen  Consul  von  Aden  Capit.  Atilonio 
CeCchi  während  oder  nach  einer  Fahrt  von  Zanzibar  nach  Aden  einpehfindi::! 
hat.  hergestellt  worden  ist.  Sie  enthält  eine  reichere  Nomenclatur,  die  Zeiuhnung 
zweier  Ströme,  welche  an  dem  Südwest -Ufer  des  Rudolf -See's  münden  und 
auch  eine  od.-r  die  andere  Note  über  die  Anwohner  der  neuentdeck ten  Seen, 
es  fehlt  ihr  dagegen  das  Terrain  am  West-Ufer  des  Basso  Narok,  W(*k:hes  die 
vorliegende  Kartenskizze  von  Höhnel's  Hand  sorgfältig  eingezeichnet  enthält. 
Die  Discrepanzen  sind  nach  meiner  Meinung  darauf  zurückzuführen,  dasa 
Capit.  Cecchi  wahrscheinlich  aus  Erläuterungen  oder  im  Zwiegespräche  mit 
v.  Höhnel  erhaltene  Daten  auf  die  Karte  gesetzt  hat.  obgleich  hiervon  in  di'm 
Begleiteworte  Cecchi's  zu  der  Kartenskizze,  die  dieser  an  Prof.  Dalla  VediJ^^a  in 
Rom  jieschickt  hat.  keine  Erwähnung  geschieht. 

Dass  Ritter  v.  Höhnel  aul  seiner  hier  zur  Publication  gebrach  len  Karte 
mit  Namenangaben  sparsam  umgeht,  rechtfertigt  die  Aeusserung  des  Gmfün 
Teleki  in  seinem  Briefe  an  die  Londoner  Times  (20    December  1S^S^.  wt*lch*i 

Mittb.  d.  k.  k.  Gtog..  Ues.  1889.  4.  )4 


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in's  Scolish  Geographica!  Magazin  (Nro.  2  ex  1889)  und  in  das  Mouve- 
ment  geographique  (24.  Jänner  1889)  übergegangen  ist  und  wo  von  einer 
unvollkommenen  Aufnahme  des  Rudolf-Sees  die  Rede  ist.  Gleichwohl  erhält 
Hie  im  Bolletino  della  Societä  geografia  Italiana  publicirte  Karte  ebenfalls  die 
zsvei  Flüsse  an  dem  Südwest-Ufer  des  Sees,  die  hier  im  Originale  fehlen.  Die 
übrigen  PifTerenzen  zwischen  den  Angaben  in  dem  Briefe  des  Grafen  Teleki 
an  die  Times  und  jenen  in  dem  Briefe  Capit.  Cecchi's  an  den  Generalsecretär 
der  italien.  geograph  Gesellschaft  Prof.  Della  Vedova  (de  dato  Aden  30.  Januar 
lft89)  belrelTen  nur  untergeordnete  Details. 

Die  in  den  Földrajzi  Közlemenyek  der  ungarischen  geographischen 
Gesellsciiaft  (XVII.,  4)  herausgegebene  Karte  der  Entdeckungen  der  Teleki- 
Höhnersfhen  Expedition  ist  ledigHch  eine  Reduction  der  im  Bolletino  della 
Rocietfi  geografica  Italiana  herausgegebenen  Karte  der  Expeditions-Touren. 

Lüngenangaben  fehlen  auf  v.  Höhners  hier  publicierter  Kartenskizze 
wohl  ans  dem  Grunde,  weil  die  betreffenden  Beobachtungen  noch  nicht  berechnet 
werden  konnten.  Es  ist  mir  nicht  bekannt  geworden,  ob  die  voa  Höhnel  an 
C-ipitän  t'ecchi  abgegebene  Skizze  Längenangaben  enthielt.  Das  Elaborat  im 
*  Bolletino  della  SocietA  geografica  Italiana«  enthält  solche. 

Ph.  PauliUchle. 


Die    klimatisehen   Verhältnisse   des   Herzogthums 

Schlesien, 

Ton    Karl   Kolbenheyer,   Professor    am   k.    k.    Staatsgymnasium  in  Bielitz, 
Besitzer  des  goldenen  Verdienstkreuzes  mit  der  Krone. 

Zweiter  Tiieil. 

Der  Luftdruck.*) 

Luftdruckbeobachtungen  lieferten  in  dem  von  mir  in  Betracht 
gezogenen  Zeitraum  die  Stationen  zweiter  Ordnung:  Bielitz,  Saybusch, 
Teschen,  Kotzobendz, Mähr.  Ostrau,  Poln.  Ostrau,Ostrawitz,  Neutitschein, 
Troppau  I.,  Jägerndorf,  Olbersdorf,  Reschen,  Mähr.  Schönberg,  Barz- 
dorf.  grosser  Schneeberg,  Ebersdorf,  ferner  Beuthen,  Ratibor,  Oppeln 
lind  Breslau.  Bei  der  Bearbeitung  dieses  Materiales  stellte  sich  aber 
die  Noth wendigkeit  heraus,  die  Grenzen  im  Süden  noch  etwas  weiter 
ausKudehnen,  und  wurden  daher  noch  die  Stationen  Prerau,  Kloster 
Hradisch,  Mähr.  Weisskirchen  und  Mähr.  Neustadt  einbezogen. 

Zunächst  lasse  ich  über  die  genannten  Stationen  einige  Be- 
Tnerkun|TBn  folgen. 

Beelitz.  Die  Beobachtungen  wurden  anfangs  mit  einem 
Tonnelotschen  Barometer  Fortinscher  Einrichtung  gemacht  (Nr.  826), 
an  desütm  Stelle  am  16.  Februar  1876  ein  Kappellersches  Stations- 
baronieter  Nr.    1301   trat,    das    noch    heute    in  Verwendung  ist.     Die 

♦j  Die  zugehörigen  Isobaren^Karten  folgen  im  nächsten  Hefte  nach. 

Die  Redaction. 


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Correction  desselben  auf  das  Normalbarometer  der  k.  k.  meffiOf« 
Centralanstalt  in  Wien  ist  —  0*  1  mm,  das  Verhältnis  der  beiden 
Barometer  unter  einander  aber  war  Kapp.  1301  —  Tonn.  826  =^  0'4  tufti. 
Die  Seeliöhe  des  Barometers  ist  durch  ein  Nivellement  im  Anschlüsse 
an  das  Präcisionsnivellement  zu  343'5m  bestimmt  worden. 

S  ay  b  u  s  c  h.  Die  Beobachtungen  sind  den  Sprawozda,  datii^  komlsyi 
fizyjograficznej  akademyi  umiejt^tnosci  in  Krnkau  entnommen:  ^ie  sind 
aber  sehr  lückenhaft,  theilweise  ganz  unbrauchbar.  Die  Barometer- 
Correction  fand  ich  durch  Vergleichung  mit  dem  Bielitzer  Barometer 
zu  —  0*23  wm.  Das  Jahresmittel  wurde  au»  den  drei  sirharsten 
Jahrgängen  1877.  1878  uud  1886,  die  Monatsmittel  aber  aus  allen 
jenen  brauchbaren  Monaten  berechnet,  welche  keine  grössere  Lüfken 
als  solche  von  vier  Tagen  aufweisen.  Seehöhe  barometrisch  dtnvh 
Bielitz  zu  346*9»»  berechnet.  (346 Wz/). 

Teschen.  Die  Beobachtungen  beginnen  erst  mit  1886.  Die 
Barometer-Correc.tion  war  (in  Wien)  +  0'33  mm,  Seehöhe  durch 
Bielitz  barometrisch  zu    303*7  m    berechnet.     Reducirt    durcli    Bielitz- 

Kotzobendz.  Die  Barometer-Correction  betrug  -|-  022  mw/. 
Jahresmittel  nach  den  drei  Jahren  1880—1882  berechnet.  Rt^duciert 
durch  Bielitz,  durch  welches  auch  die  Seehöhe  barometrisch  zu  dbö'^m 
berechnet  worden  ist. 

M.  Ostrau.  Die  Beobachtungen  umfassen  die  Jahre  18^2,  1H8B 
und  1885,  weisen  aber  in  den  Sommermonaten  mehrere  Lücken  auf, 
80  dass  das  Jahresnnittel  nur  aus  dem  einen  Jahre  1882  ge^^n  (iielitz 
bestimmt  werden  konnte.  Barometer-Correction  —  0'08  mm,  Seeiiöhe 
barometrisch  durch  Bielitz  zu  221'3w  berechnet.  Reducirt  durch 
Bielitz. 

P.  Ostrau.  Die  Beobachtungen  umfassen  nur  die  Zeit  vom  Mai 
1881  bis  Ende  December  1882.  Die  Barometer-Correction  ist  unbe- 
kannt, die  Seehöhe  zu  277  nt  angegeben.  Reducirt  durch  Bielitz. 

Ostrawitz.  Barometer-Correction  unbekannt,  scheint  aber 
gleich  Null  zu  sein.  Seehöhe  seit  1876  zu  429 tit  angegeinm,  wa^ 
mit  der  barometrisch  durch  Bielitz  berechneten  vollkommen  überein- 
stimmt. 

Neutitschein.  Die  mit  Januar  1877  beginnenden  Beübach- 
tungen  wurden  durch  Bielitz  reducirt,  Barometer-Correction  —  U  2Uwm. 
Seehöhe  im  Mittel  durch  Prerau  und  Bielitz  barometrisch  zti  292'Dm 
berechnet. 

Troppau  I.  Die  Seehöhe  der  Höhenmarke  am  k.  k.  rrU[ipGn- 
spital  beträgt  265*65  w,  und  befindet  sich  der  Nullpunkt  <]t*!^  ßai'f*- 
meters  0'S2m  unter  derselben,  hat  also  eine  Seehöhe  von  'J{^b:^tfi, 
Die  Barometer-Correction  beträgt  —  O'IO  mm.  Die  mit  Januar  IK7fi 
beginnende  Beobachtungsreihe  ist  jedoch  nicht  homogen,  wie  nach- 
stehende Differenzen  der  Jahresmittel  gegen  Bielilz  zeigen : 
1876  1877  1878  1879  1880  1881  1882  1>*83  1884  is^.^ 
5b3,    5-45,    5-75,  .6-61,    6*74,    680,    6*69,    6'62,    5  58,     fr-UI /i/m, 

Die  Berechnung  des  Jahresmittels  wurde  daher  nur  ani'  Am 
fünf  Jahre   1879 — 1883    gegründet,    die    Monatsmittel     aber    wurileri 


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196 

aus  allen    Jahren    (mit    den    erforderlichen    Correctionen)    berechnet. 
Reducirt  durch  Bielitz. 

Jägerndorf.  Barometer-Correction  +  O'll mm  Seehölie  zu 
'630  m  angegeben,  was  mit  der  durch  Bielitz  barometrisch  berechneten 
stimmt.  Das  Jahresmittel  nach  den  zwei  Jahren  1878  und  1885  be- 
rechnet. Reducirt  durch  Bielitz. 

Olbersdorf.  Die  Beobachtungen  beginnen  mit  dem  1.  Februar 
1881,  die  Karometer- Correction  beträgt  —  O'llwm.  Die  Seehöhe  im 
Mittel  durch  Prerau  und  Bielitz  barometrisch  zu  640*7  m  berechnet. 
Das  Jahresmittel  wurde  nach  den  vier  vollständigen  Jahrgängen  be- 
rechnet. Reducirt  durch  Bielitz. 

Besehen.  Die  Beobachtungen  umfassen  die  Zeit  vom  Juli  1881 
bis  Ende  1884  Barometer-Correction  +  0*51  mw.  Seehöhe  barometrisch 
durch  Prerau  zu  554  w  berechnet.  Jahresmittel  aus  den  zwei  voll- 
ständigen Jahrgängen  bestimmt.  Reduciert  durch  Prerau 

M.  Schönberg.  Barometer-Correction  -{-  0*41  mm  Die  Seehöhe 
barometrisch  durch  Prerau  zu  334  6  m  berechnet,  was  sicherer  als 
die  Berechnung  durch  Josefstadt  erscheint;  weil  die  Specialkarte  des 
k.  k.  militär.-geogr.  Institutes  in  Wien  die  Seehöhe  von  M.  Schönberg 
zu  331m  angibt. 

Gr.  Schneeberg.  Barometer-Correction  unbekannt.  Seehöhe 
zu  1215m  angegeben  was  zu  wenig  erscheint,  die  barometrische 
Rechnung  durch  Barzdorf  gibt  1218  5  m,  (bei  der  Schneekoppe  gibt 
die  österr.  Messung  um  4'3m  mehr  als  die  preussische.)  Reducirt 
durch  M.  Schönberg. 

Harzdorf.  Barometer-Correction  -(-  0*27 mm.  Seeliöhe  baro- 
metrisch durch  Josefstadt  und  Bielitz  übereinstimmend  zu  252'c^  m 
berechnet. 

Ebersdorf.  Barometer  -  Correction  unbekannt.  Seehöhe  zu 
424  m  angegeben.  Die  Beobachtungen  umfassen  die  Zeit  vom  April 
18b  1   bis  December  1884.  Reducirt  durch  Barzdorf. 

B  e u t h e n.  Barometer-Correction  —  04 mm ;  Seehöhe  zu  290 m 
angegeben.  Reducirt  nach  den  fünf  Jahren  1881 — 1885  durch  Bielitz. 

Ratibor.  Barometer-Correction  unbekannt.  Nur  die  vier  Jahre 
1882 — 1885  konnten  benutzt  werden,  welche  auf  die  für  die  2^it 
vom  l.  October  1883  bis  1.  Februar  1885  angegebene  iSeehöhe  von 
1 96  8  m  reducirt  worden  sind.  Reducirt  durch  Bielitz. 

Oppeln  Seehöhe  zu  175*1  m  angegeben.  Barometer-Correction 
unbekannt,  scheint  aber  gleich  Null  zu  sein.  Reducirt  nach  den 
fünf  Jahren   1881—1885  durch  Breslau. 

Breslau.  Barometer-Correction  nach  Hann  mit  —  0*51  mm 
angenommen    Seehöhe  zu   147*4m  angegeben. 

Prerau.  Barometer-Correction  —  0*13 mm.  Seehöhe  im  An- 
schlüsse an  das  Präcisionsnivellement  zu  2 14*9  m  bestimmt. 

M.  Wei.«skirchen.  Barometer-Correction  -|-  008mw.  Die 
Beobachtungen  beginnen  mit  Mai   1881,    doch  sind   sie  nur  bis  Ende 


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1884  brauclbar,    von  Januar  1885  an  scheint  Luft  im  Barometer  zo 
sein.  Das  Jahresmittel  zeigt  gegen  Prerau  folgende  Differenzen : 
1882     84     85     86 
4-4     4-4    8-6    9  0  mm. 

Die  Berechnung  desselben  wurde  daher  nur  auf  die  beiden  ersten 
Jahre  gegründet.  Reducirt  durch  Prerau.  Die  Seehöhe  durch  Prerau 
barometiisch  zu  257*4  m  berechnet.  (Die  Specialkarte  gibt  für  die 
k.  k.  Militar-Oberrealschule  255  m  an.) 

Kloster  Hradisch  (bei  Olmütz).  Die  Beobachtungen  um- 
fassen die  Jahre  l878 — 1885  mit  einer  Lücke  von  einem  Monate. 
Jahresmittel  auf  die  Mittel  der  Jahre  1878,  1880,  1881  und  1883 
gegründet.  Reducirt  durch  Bielitz.  Seehöbe  barometrisch  durch  Prerau 
zu  2l8'5m  berechnet. 

M.  Neustadt.  9Y2  J^^re  (von  1880  fehlen  die  Monate  Juni 
bis  November).  Barometer- Correction  — 008 ww.  Seehöhe  zn 'J40'2m 
angegeben.  Reduciert  durch  M.  Schönberg. 

In  den  Berichten  der  meteor.  Commission  des  naturforschenden 
Vereines  in  Brunn  sind  zwar  auch  die  Luftdruck- Beobachtungen  von 
Eulenberg  angegeben,  die  die  Zeit  vom  Juli  1881  bis  Ende  1885 
umfassen  und  in  unser  Gebiet  fallen.  Da  jedoch  weder  die  Seehöhe 
genau  ermittelt,  noch  die  Harometer-Correction  bekannt  ist,  so  habe 
ich  dieselben  unberücksichtigt  gelassen. 

In  den  nachfolgenden  Tabellen  gebe  ich  die  Monats-  und  Jahres- 
mittel nach  den  einzelnen  Jahrgängen  für  jene  Stationen,  welche  ich 
als  Normalstationen  benutzte,  sowie  für  einige  andere,  welche  zur  Be- 
rechnung der  mittleren  Veränderlichkeit  der  Differenzen  und  ihres 
wahrscheinlichen  Fehlers  verwendet  wurden.  Bei  diesen  Mitteln  sind 
jedoch  keinerlei  Correctionen  angebracht,  sondern  sind  dieselben  so 
miigetheilt,  wie  sie  den  Quellen  entnommen  sind.  Nur  bei  Breslau 
wurden  die  Mittel  der  drei  Jahre  1876 — 1879.  wf*lche  in  der  Preuss. 
Statistik  noch  in  Par.  Linien  angegeben  sind,  in  Millimeter  ver- 
wandelt. Behufs  Benützungen  all*  dieser  Mittel  muss  daher  überall 
die  vorhin  angegebene  Barometer- Correction,  sowie  die  später  (bei 
den  10jährigen  Mitteln)  anzugebende  Schwere- Correction  angebracht 
werden. 


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204 


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205 


Zehnjährige  Laftdruckmittel. 


Schon  in  den  Vorbemerkungen  ist  gesagt  worden,  durch  welche 
Normalstation  die  Reduction  der  Beobachtungen  jener  Stationen,  welche 
nicht  den  ganzen  Zeitraum  ausfällen,  erfolgt  ist.  Die  nachfolgenden 
zehnjährigen  Mittel  für  die  Periode  1876 — 85  geben  den  wahren 
Luftdruck  an.  d.  h.  es  ist  nicht  nur  überall  die  Barometer-Correction, 
sondern  auch  die  Schwere- Correction  angebracht  worden,  letztere  nach 
den  beiden  Tabellen,  die  Hann  in  «Jelinek's  Anleitung  zur  Aus- 
führung meteorologischer  Beobachtungen»,  Wien  1884.  pag.  120,  mit- 
theilt.  Letztere  Ck)rrection  ist  im  Kopfe  jeder  Station  angegeben. 

Ausgeführt  worden  ist  die  Reduction  der  Luftdruckbeobachtungei» 
auf  dieselbe  Weise  wie  bei  der  Temperatur,  nämlich  durch  Difirerenzes. 
Zu  bemerken  ist  nur.  dass  das  Jahresmittel  immer  nur  aus  den 
sichersten  Jahrgängen  berechnet  wurde,  während  für  die  Monatmittel 
alle  mir  zu  Gebote  stehenden  Jahrgänge,  natürlich  mit  den  erforder- 
lichen  Correctionen  benützt  worden  sind. 


Zehnjährige  Luftdruckmittel    für  die  Periode   1876— 8ä- 


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g-Corr. 

4-0*28»«  »i 

+0-28 

+0-28 

+0-28 

+030 

+0-30 

Jänner 

Februar 

März 

734-39 
31-83 
29-39 

734-44 
31-48 
29-03 

38.19 
36-19 
32-83 

33-38 
30-72 
28-51 

45-93 
43-22 
40-76 

40-0 
37-9 
36-1 

April 

Mai    ,    .     . 

Juni       .     . 

28-43 
30-54 
30-66 

27-84 
30-23 
30-50 

31-93 
34-29 
34-46 

27-05 
29-39 
29-71 

39-40 
41-61 
41-47 

34-2 
39-2 

38-2 

Juli        .     . 

August 

September 

31-01 
30-92 
31-80 

31-02 
30-75 
31-53 

34-39 
34-34 
35-40 

30-00 
29-87 
30-62 

41-15 
40-81 
42-47 

38-6 
38-2 
38-3 

October      . 
Norember 
December  . 

31-60 
31-74 
31-11 

31-35 
31-22 
30-96 

35-19 
3519 
34-66 

30-49 
30-83 
30-10 

42-71 
43-08 
42-42 

37-2 
37-5 
36-1 

Jahr 


31-17 


30-94 


34-67 


30-09 


4209 


37- 


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Febraar 
März 

April 
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Juli    . 

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September    24'>]2 

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November  24  "04 
December  .  23:^2 


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739-62 
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34-11 

32  71 

3511 

35-45 

35-38 
3li-14 

36-11 
36-37 
35-92 


41-84 
38-65 
3618 

35-06 
37-15 
37-10 

37-57 
37-05 
38-22 

38-44 
38-64 
3810 


35-75 
32-70 
30-70 

29-30 
31-75 
31-90 

32-47 
3203 
32-93 

33-23 
32-77 
31-90 


07-71 
05-11 
03-03 

02-27 
05-00 
05-52 

05-97 
05-90 
06-34 

05-56 
05-30 
04'ö7 


CS 


+0-25        +0-30        +0-30       +0-29       +0-22       +025 


15-99 
12-83 
10-813 

09-78 
12-41 
12-65 

13-16 
12-68 
13-58 

13-02 
12-95 
12-32 


Jahr  .    .    .  23-60 


35-77 


37-88 


32-29 


05-11 


12-70 


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+0-28 

-0-12 

+033 

+0  26 

+0-29 

+0-33 

Jinner  . 

35  64 

668-94 

743  11 

27-71 

39-62 

48-20 

Pebruar     . 

32-90 

55-30 

39-95 

24-41 

36-62 

45-40 

März 

3031 

5311 

37-63 

21-96 

34-28 

4275 

April      . 

29  16 

53-93 

36-91 

21-17 

33-40 

41-45 

Mai 

31-55 

56  95 

3907 

23  83 

35-30 

43-63 

Juni       =    , 

31GÖ 

58-29 

3901 

24-04 

34  86 

43-40 

Jali   . 

3216 

59-23 

39-17 

24-70 

35-62 

43-35 

Augnat  . 

31-84 

58-64 

38-99 

24-22 

35-50 

43-83 

September 

32-44 

58  07 

39-80 

24-83 

36-42 

44-65 

October 

3220 

57-30 

39-67 

24-47 

36  24 

44-60 

November 

32-51 

55-91 

39-73 

24-36 

36-44 

4530 

Deoember 

31-99 

54-59 

39  24 

2380 

36-73 

44-63 

Jahr       .    .  32  Ü3 


56-73        39-36 


24-12 


35-92 


44-26 


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g-Corr. 

+0-40 

+0-37 

+0-27 

+0-29 

+0-28 

+0-2T 

i 

Jänner 

52-31 

50-18 

46  98 

42-67 

746-65 

44-73 

Fehraar 

48-97 

47-00 

43-98 

39-97 

43-59 

41-77 

März     .    . 

46-90 

44-55 

41-21 

37-53 

40-81 

38-94 

April     . 

4616 

4347 

39-50 

35-99 

39-11 

37-44 

Mai   .    .    . 

4812 

45-Ö7 

41-76 

38-48 

41-37 

39-74 

Jnni  .    .    . 

47-77 

45-38 

41-77 

38-34 

41-40 

39-73 

Juli   .    .    . 

47-69 

45-36 

42-18 

38-52 

41-83 

40-08 

Angttst  . 

47-67 

45-52 

42-03 

38-58 

41-71 

39-9N 

September 

48-65 

46-38 

42-93 

39-35 

12-66 

40-87 

ftetober 

48-48 

46-33 

43-15 

39-27 

42  61 

40-7(i 

Xovemb(*r 

48-60 

46-51 

43-79 

39-66 

43-54 

41-34 

Dec  einher 

47-99 

45-82 

43-31 

3910 

4318 

41-04 

Jahr 


48:^0 


1603 


42-69        38-71 


42-44 


40-54 


Mittlere  Abweichungen  oder  Veränderlichkeit. 

Was  von  der  mittleren  Abweichung  oder  Veränderlichkeit  im 
ftligf^meiueTi  bei  den  Temperaturverhältnissen  gesagt  worden  ist,  gilt 
auch   für  den  Luftdruck. 

Für  fünf,  die  ganze  Periode  erfüllende  Stationen  stelle  ich  die 
mittlere  Abweichung  für  die  einzelnen  Monate  und  das  Jabr  za- 
eammeii  in  ufich  stehen  der 


Tabelle  über  die   mittlere  Abweichung. 


Bielitz      .    . 
Oatrawitz     , 
Mähr.  Schönberg  29 
Barzdorf 

ßieslaii    . 


Jänner 

Februar 

März 

April 

Mai 

Juni 

2-886 

3-715 

•2-912 

1-825 

1-426 

1.17fi 

3-86 

3-73 

2-93 

1-78 

1-27 

1-11 

297 

3-89 

2-92 

1-71 

1-42 

1-07 

3-03 

3-97 

3-05 

1-86 

1-55 

1-01 

315 

3.88 

2-73 

1-89 

1-57 

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')  490  28'  nf^rdl.  Breite,  35o  7'  östl.  Länge  von  Ferro. 

>;  49**  an'  nördK  Rreite,  35«  25'  östl.  Länge  von  Ferro. 

*)  4£F  36'  nördL  Breite,  34«  565'  östl.  Länge  von  Ferro. 

*)  49^  4ti'  nönäl.  Breite,  34«  37-5'  östl.  Länge  von  Ferro. 


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298 


Juli  August  Sept.  Octob.  Nov.  Decemb.  Jahr 

ßielita     -        .       1-268  1-178  1-370  1.582  2*270     3-399  0-643 

Ostrawitz     .     •   •  1-45  I'IS  1-43  1*74  2-10       3-37  0-650 

Mähr.-Schönberg  1-35  1*19  117  1-65  214       3*44  072 

ßarzderf     .        .  1 51  M9  1-48  1-65  2  20  3-62  0  66 

Bmlau  .        .    .  1-30  1*30  1-50  1-85  2*40       3*48  0*55 

Die  mittlere  Abweichung  zeigt  in  ihrem  Gange  auch  beimLaft- 
dmck  eine  jährliche  Periode  mit  zwei  Maximis,  im  Februar  und  im 
December,  von  denen  das  erstere  das  bedeutendere  ist,  und  zwei 
Minimis,  im  Juni  und  August.  Nur  in  M.  Schönberg  umfasst  das 
zweite  Minimum  auch  noch  den  September,  in  Breslau  aber  entföllt 
es  gUnzlich. 

Aus  der  mittleren  Abweichung  lässt  sich  nun  einerseits  der 
wahrscheinliche  Fehler  des  10  jährigen  Mittels  berechnen,  anderseits 
die  Zahl  der  Jahre,  welche  nöthig  sind,  um  denselben  auf  ±_  0*1  mm 
herabzumindern.  Den  wahrscheinlichen  Fehler  der  Monats-  und  Jahrtjs- 
mittel    für  obige  fünf  Stationen    enthält    folgende 


Tabell« 

s  fiber  d< 

in  wahrscheinli 

cien  F 

"ehler. 

Jänner 

Februar 

März 

April 

Mai 

Juni 

Bielitz         .    .    . 

+  0-790 

1-018 

0-798 

0-403 

0-390 

0-321 

Ostrawitz     .    .    . 

0-789 

1-022 

0-803 

0-489 

0-348 

0-H04 

Mit  hr.- Schönberg 

0-814 

1-060 

0-800 

0'469 

0'389 

0-293 

Barzdorf 

0-830 

1-088 

0-836 

0-509 

0-426 

0-277 

Rrealau 

0-873 

1-063 

0-658 

0-517 

0-4o0 

0-296 

Juli      August     Sept. 

Octob. 

Nov. 

Decemb. 

Jahr 

Bielitz         .    .    . 

0-347    0-322     0375 

.     0-433 

0-622 

0930 

0176 

Ostrawitz         .     . 

0-398    0-309     0-392 

•     0-477 

0-575 

0-923 

0  178 

Mahr.-Schönberg  0'370    0  325     0320 

0-452 

0-586 

0-943 

0-197 

Barzdorf          .    . 

0-414    0-325     0-406 

0-452 

0-603 

0-991 

0-180 

Breslau    .    . 

0-356    0-356     0411 

0-507 

0-658 

0-954 

0-151 

Der  wahrscheinliche  Fehler  des  lOjAhrigen  Mittels  ist  also  im 
Februar  am  grössten,  wo  er  einen  1  mm  überschreitet,  am  kleinsten 
im  Juni,  wo  er  nicht  ganz  Vg  mm  beträgt.  Wollte  man  ihn  auf  ±  0*1  wm 
herabmindern,  so  wären  nach  dem  Durchschnitte  der  mittleren  Ab 
weichung  obiger  Stationen  für  den  Februar  1057,  für  den  Juni  85 
Jahre  erforderlich ;  um  das  Jahresmittel  mit  derselben  Genauigkeit  zu 
finden,  reichen  29 — 30  Jahre  hin. 

Im  Anschlüsse  an  die  mittlere  Abweichung  der  Mittel  wollen 
wir  gleich  auch  die  mittlere  Abweichung  der  Differenzen  der  Stationen 
mit  kurzen  ßeobachtungsreiben  gegen  die  Normalstationen  betrachten 
und  den  Grad  der  durch  dieselben  erreichten  Genauigkeit  unter- 
suchen. Zu  diesem  Zwecke  stelle  ich  die  Differenzen  von  acht  Stations- 
paareji  in  nachfolgender  Tabelle  zusammen,  in  welcher  dieselben  naeli 
der  Entfernung  geordnet  sind. 


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209 
Tabelle  über  die  mittlere  Abweichung  derDifferenzen.' 


II 

KD  Ö 

il 

.2o 

1   e 

H 

1-5 

35 
II 

^1 

.2  2 

1    o 
il 

T4!J2 

03  u: 

CUCC 

d-O 

ns 

CQO 

03H 

So 

Entfernung 
in  km 

29 

34 

50 

51 

78 

82 

83 

124 

Jahr  .    .    , 

0-53 

024 

0  20 

026 

0-28 

018" 

0-24 

o;{4 

Jänner 

0-67 

014 

0;}7 

0  20 

0-34 

040 

0-20 

0-22 

Februar 

0-33 

0-24 

017 

0-18 

Ü3ß 

o-6i 

0-40 

016 

März 

0-47 

013 

017 

0-20 

022 

o:50 

0  30 

0-24 

April      .    . 

0-58 

0'07'< 

oor 

0-32 

016 

0-24 

012 

0-20 

Mai    .        . 

020 

0-31 

0-23 

022 

OW 

0-30 

010" 

010 

Juni  . 

029 

011 

0-33 

020 

018 

020 

014 

0-30 

Juli 

013 

009 

0-13 

018 

017 

0  16" 

014 

010 

August . 

0-47 

042 

017 

0-20 

0-29 

022 

020 

008" 

September 

oir 

0-20 

0  17 

012" 

018 

0-24 

0-20 

016 

October 

0-40 

012 

020 

0  24 

017 

022 

0-20 

010 

November 

0-57 

0-18 

013 

0-32 

032 

0-28 

0-32 

0  34 

Winter  . 

0-51 

0-21 

0-25 

0-21 

0-33 

0-29 

0-28 

0-24 

Frühling 

0-42 

017 

016 

0-25 

0-17 

028 

0-17 

018 

Sommer 

0-30 

0-21 

0  21 

019 

0  21 

019 

016 

0-16 

Herbst  . 

.0-36 

017 

017 

023 

0-22 

0  25 

0-24 

0-20 

Mittel    . 

.0-40 

019 

020 

0-22 

0-23 

0  25 

0-21 

0-20 

Jahr  .    . 

013 

0-07 

013 

014 

013 

016 

0-08 

013 

Vergleichen  wir  die  mittlere  Abweichung  der  Differenzen  mit 
derjenigen  der  Mittel  selbst,  so  zeigt  sich  uns  sofort,  dass  erstere  be- 
deutend kleiner  ist,  für  die  Monate  10 — 14  mal,  für  das  Jahr  5  bis 
6  mal,  so  dass  also  für  die  ersteren  eine  100 — 190mal,  für  das  letztere 
eine  25 — 36  mal  kürzere  Zeit  hinreicht,  um  sie  auf  denselben  Grad 
der  Genauigkeit  zu  bringen,  den  10  jährige  Mittel  besitzen. 

Bei  dieser  Vergleichung  sehen  wir  auch,  dass  die  horizontale 
Entfernung  —  wenigstens  so  weit  sie  in  unserem  Gebiete  in  Betracht 
kommt,  —  auf  die  Grösse  der  mittleren  Abweichung  der  Differenzen 
w€Jiiger  Einflusa  ausübt,  als  der  Höhenunterschied.  Dies  zeigt  sich 
bei  den  Stations paaren  M.  Schönberg — Gr.  Schneeberg  und  Prerau  — 
Olbersdorf  (verglichen  mit  Bielitz— Olbersdorfj  sehr  deutlich. 

Bezeichnen  wir  die  mittlere  Abweichung  der  Differenzen  mit  F, 
90  finden  wir  nach  der  Fechnerschen  Formel  aus  71*5  F-  die  Zahl 
der  Jahre,   die  erforderlich  sind,    um  den  wahrscheinlichen  Fehler  der 

ttiUk.  il-   k.  k    (ir-P^r.  ÜM,  1889.  4.  15 


Digitized  by 


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■na 


Differenzen  auf  +    Ol   mm    herabzumindern,    und    zwar    ergibt  sich 
folgendes  Resultat: 

Winter         Sommer         Mittel         Jahr 

7  3  4  1     Jahre. 

Für  das  Jalir^mittel  genügt  also  ein  einziges  Jahr,  um  die  rela- 
tive Genauigkeit  desselben  von  +.01  mm  zu  erreichen  und  selbst 
fiir  den  Winter  reicht  dazu  die  kleine  Zahl  von  sieben  Jahren  voll- 
kommen hin. 


Abaointe   Yerßnderlichkeit    der    Monats-    und    Jahres- 
Mittel  dea  Luftdruckes  in  der  Periode   1876 — 85. 


Bielitz 

Ostrawitz 

Troppau 

Schönberg 

Barzdoi 

Jänner    .    . 
Februar.    . 
März      .    . 

12-3 

15-5 
11-8 

12-3 

15-3 

9-1 

21-1 
16-3 
11-8 

12-5 
15-4 
12-3 

122 
15-4 
130 

April  ... 
Mai        ... 
Jnni   .... 

7-5 
4-7 

5-8 

70 
4-0 
5-7 

7-6 
4-6 
5-1 

8-2 
51 
5-0 

8-2 
4-8 
5-3 

Juli    .    . 
August       ,    . 
September .     . 

3-8 

3-4 
6-3 

3-8 
3-4 
6-3 

4-4 
4-3 
6-0 

4-8 
4-7 
5-8 

4-6 
4-2 
6-5 

October  . 
November 
December   . 

4'8 
10-0 
12-8 

5-9 

9-0 

13-1 

6-9 
10-5 
13-7 

6-2 
10-2 
13-5 

6-5 

9-6 

14-1 

Jahr  .... 

21 

20 

21 

2-3 

2-3 

Monats-Maxim. 

7-6 

7-4 

7-3 

7-5 

7-2 

l,  1882      I,  1882      I.,  1882      I.,  1882      I.,  1882 

Minima  ...      -  9-6  —9-4  -9-5  —8-9  -9*6 

IL.  1879     II.,  1879    IL,    1879     IL,  1879     IL,   1879 


Jahrea^Maxima 

09 
1884 

10 

1884 

0-6 
1884 

11               10 

1884           1884 

Minima  .    . 

-1-2 
1878 

-1-0 

1878 

—  1-5 

1878 

—1-2          —1-2 

1878            1878 

DigitizedbyGoOQle 

21t 


Absolute  Extreme    in  der  Periode  li<16 — 85. 

a)   Maxima. 

Ostrawitz       Troppau  Schönberg      Barzdorr 

45-5.82,16  62-2,82.16  54-0,82,15  62-9,82,15 

43-9,82,1     59-7,82,1  52-3,82,1     61-2,82,1 

41-2,80,9     57-2,80,9  49-7,80,13  59-1,80,13 

32-8,76,5     48-2,76,5  41-2,83,7     501,76,5 

35-4,81,6     50-4,81,7  438,84,23  51-7,84,22 

31-8,77,30  45  9,82,3  89-7,77,30  47-2,82,3 

32-4.81,29  47-0,81,29  404,81,29  47-8,81.29 

31-5,77,25  46-0,81,4  399,81,4     46-8,81,3 

35-6,84,12  49-7,79,2  428,79,2     51-1,84,12 

38-2,84,31  52-1,77,6  45-0,47,6     54-7,77,6 

38-0,84,1     53-5,79,9  464,80,28  54-4.80,28 

42-5.79,23  580,79,23  501,79,23  582,79,23 

45-5  62-2  54-0  62-9  . 


Bielitz 

Jänner  .    . 

754-6,82,15 

Februar 

52-4,82,1 

März.     . 

50-2,80,9 

April     .    . 

40-8,82,6 

Mai       .    . 

44-1,81,6 

Jnni  .    .    . 

41-4,85,31 

Jnli    ,    .    . 

40-4,81,29 

August . 

39-8,81,4 

September . 

42-9,79.2 

October     . 

45-8,84,31 

November . 

46-2,80,28 

December 

50-5,79,23 

Jahr      .    . 

54-6 

Jänner  .    . 

712  0,8120 

Februar 

09-1,79,18 

März.     . 

09-2,78,8 

April       .     . 

13-5.78.1 

Mai    .    .    . 

13-3,85.15 

Juni 

15-5,81.8 

Juli    . 

20-0,82,9 

Aagust  .     . 

19-1,81.17 

September, 

10-7,84,5 

October 

1.3-5,85,11 

November  , 

13-9,80,18 

December  . 

06-4.83.5 

Jahr       .     . 

06-4 

b)  Minima. 

04-6,81,20  18-9,81,20  13-6,81,20  18-8,81,20 

01-0,79,17  14-8,79,18  08-8,79,18  149,79,18 

03-2,76,9     14-8,78,8     101.83,12  15-1,76.12 

05-4,79,17  20-3,79,17  137,79.17  20-7.78,1 

09-6,85,15  19-1,85,15  160,85,15  25-2,85,15 

08-8.81,8     21-8.84,4     16-4,81,8  24-5,81.8 

12-7,82.9     25-7,78,3     22-5.81,26  24-5,81,9 

12-5,80,4     23-8,76,31  19-6,81,17  26-2,81,17 

10-6,82,21  20-9,84.5     16-3,84.5  233,84,5 

05-8,85,11  18-0,85,11   127,85,11  19-8,85,11 

04-1,77,25  16-9,77,25  11-9,77,25  19-8,77,25 

000,83,4     12-7,83,4     067,83,4  13-2,83,4 

00-0  12-7  06-7  13-2 


48-2 


Momentane  Differenz. 

45-5  49-5  47-3 


49-7 
15* 

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M$ 


Absolute  Veränderlichkeit. 


Um  di«i  absolute  Veränderlichkeit,  d.  i.  den  Spielraum,  inner- 
lialb  dessen  aich  die  Mittel  in  der  Periode  1876 — 1885  bewegten, 
zur  Anscbauung  zu  bringen,  stelle  ich  in  der  nächsten  Tabelle  die 
Differenzen  der  höchsten  und  tiefsten  Mittel  für  die  Monate  und  das 
Jabr  von  fÜDf  Stationen  zusammen,  und  gebe  auch  noch  die  extremsten 
Abweichungen  nach  beiden  Richtungen  hin  an. 

Rednction  des  Luftdrucks  auf  ein  gemeinsames  Niveau. 

Uro  die  von  den  verschiedenen  Stationen  gelieferten  Luftdruck- 
beobiichtungen  mit  ein  ander  vergleichbar  zu  machen,  müssen  dieselben 
auf  ein  gemeinsames  Niveau  reduciert  werden.  Als  solches  pflegt  man 
das  Meeresniveau  anzunehmen,  in  neuester  Zeit  aber  reducirt  man 
den  Luftdruck  häufig  auf  das  Niveau  von  300  oder  500  w.  jo  nach 
dem  das  eine  oder  das  andere  dem  Durchschnittsniveau  das  zu  be- 
handelnden Gebietes  besser  entspricht.  Ich  habe  um  in  den  nach 
folgendf'n  Tabelle q  die  Luftdruokmittel  sowohl  auf  das  Meeresniveau, 
als  auch  auf  das  Niveau  von  500 ^n  reduciert. 

[n  Bezug  auf  die  Reduction  auf  das  Meeresniveau  sei  Folgendes 
bemerkt.  Das  Jahresmittel  reducierte  ich  nach  der  von  Hann  in 
^Jftlinek's  Anleitung  zur  Ausführung  meteorologischer  Beobachtunjren'* 
(Neue  Auflage,  Wien,  \HH4)  p.  144  und  145  gegebenen  Tafel,  da 
die  nac^h  derselben  berechneten  Resultate  sehr  gut  mit  denen  stimmten, 
die  ich  bei  der  Re(:hnung  mit  Hilfe  einer  hypsometrischen  Tafel  und 
mit  Hilfe  einer  Ijogaritbmentafel  erhalten  hatte.  Die  Monatsmittel  aber 
redufirte  ich  nach  der  von  Hann  in  seinem  Buche  .Die  Vertheiluni; 
des  Luftdruckes  über  Mittel-  und  Süd-Europa"  (Wien,  E  Hölzel, 
18k7)  pag.  KX)  gegebenen  kleinen  Tafel,  weil  zahlreiche  Proben  zeigten, 
daes  die  mit  Hilfe  dieser  Tafel  erhaltenen  Werte  hinlänglich  mit  den 
direct  berechneten  stimmten  (meist  zeigte  sich  erst  in  der  zweiten  Decimale 
eine  Differenz}.  In  Betreif  des  Grades  der  durch  diese  Art  der  Re- 
duction erhielten  Genningkeit  genügt  es,  auf  das  erwähnte  Buch  von 
Hann  zu  verweisen. 

Die  Reduktion    auf    das  Niveau    von  500  w    erfolgte    nach    der 

Formel 

,       ,          1      D             500  —  h 
log  b  ^=  log  B  —    — 

Cons taute    etc. 

wo  B  der  Karometerstand  in  der  Höhe  h  ist.  Bei  der  Reduction  be- 
diente ich  mich  der  Gaussischen  Tafel  (Jelinek's  Anleitung,  pag.  137 
und  \dH).  nur  habe  ich  zu  dem  Tafel-Argument  A  die  Constante 
0  00112  addirt  um  die  1  Luftfeuchtigkeit  mit  zu  berücksichtigen. 

Der  Reductiou  sowohl  auf  das  Meeresniveau,  als  auch  auf  das 
Niveau  von  ;"MiOw^  sind  libersill  die  für  die  Schwerabnahme  mit  der 
Höhe  corrigirten  Barometerstände,  also  der  wahre  Luftdruck  zu  Grunde 
iielegt. 


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Google 


V13 


Währer  Lizftdrack    im 


$  Jäniier  , 
Februar 
März 


m- 


766^ft      137^0 


Mefir^eniveau    für  die    l*eriode 

1876-85. 


0 

1 

H 

1^ 

cd 

■■§1 

3 
1 

Q 

SS 

5 

s^ä 

OB- 7 

6ö7 

66-8 

6ßt> 

06-9 

660 

6^-4      d'i'5      63'7 


m'9      63^8      63-8      63'4 


Hfl      HO-7      609      613      61-3      612      611      60'9 


April 
Jniit  . 


595 

61-1 
607 


Juli   .  60-9 

August  60'0 

September      62"  1 


58*8 
60-8 
60-6 

60-8 

60'K 


59*4 

61-4 
610 

60*8 

60*9 
62-3 


59*1 

6  in 
607 

60-8 
60'9 
620 


59*5 
61-4 
6tV9 

60*4 
60*2 
62*2 


59' :i 

61-1 
60-9 

6M 
611 
621 


59*2  59-2 

61-0  60-9 

60"7  60-4 

60-9  60^8 

60 '9  60-4 

62*0  61-8 


October 

November 

Dt'cember 

Jähr 


62-5 

6^5 '3 
63*1 


62*3 

62*8 
63- 1 


61'3 

63-2 
63- 1 


63-6 

63*5 
63-3 


62-8      62*6 
63*6      6:V3 

63-2      63*1 


62*5  62*6 
63*3  63-2 
6:j*2      63-0 


62M9    6 2 '26    62*16    62*18    62^15    62^19    62*20    02-02 


t 

o 

II 

c 

1^ 

s 

'S 

a 

Jänner  .    , 

Februar 

März 

76ti-T 
«1-2 

fi7-l 
«4-0 

tu -4 

67-5 
63f) 
61-4 

67-1 
641 
61-1 

670 
63-6 

61-2 

67-2 
63-6 
61-0 

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Wahre    Lnftd  rti  ek-Mittel    im    Niveau    von    500m  für   die 
Periode  1876—85. 


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18-2 

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October 

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2115 

Bemerkungen  zu  den  Isobarenkarten. 

Für  die  graphische  Darstellung  der  oben  aufgeführten  wahren 
Luftdruck  Mittel  sowohl  im  Meeresniveau  als  auch  im  Niveau  von 
500  w  in  der  Form  von  Isobaren  wähle  ich  das  Jahresmittel,  dann 
die  Monate  Januar  und  Juli  aus. 

Das  Jahresmittel  zeigt  in  der  Reduction  auf  das  Meeresniveau 
seinen  tiefsten  Stand  im  Oderthale  und  nimmt  gegen  Osten  und 
Westen  hin  etwas  zu.  Das  ganze  Gebiet  fallt  zwischen  die  Isobaren 
762*0  und  762*5  mm,  weshalb  ich  das  Intervall  von  0*2  mm  für  die 
Darstellung  gewählt  habe.  Die  Isobare  762*2  mm  nun  zieht  sich  als 
vielfach  gewundene  Linie  vom  äussersten  Nordwesten  unseres  Gebietes 
über  den  Ramsauer  Sattel,  an  den  Südabhängen  des  Altvaters,  des 
Gesenkes  und  Oder-Gebirges  bis  zu  dem  tiefsten  Punkte  der  grossen 
Wasserscheide  zwischen  der  Donau  und  Oder  hin,  wo  sie  sich  dann 
gegen  NE  wendet.  Bei  Troppau  ist  eine  Theildepression  sichtbar, 
an  deren  Existenz  nicht  zu  zweifeln  ist,  weil  die  Seehöhe  dieser 
Station  durch  das  Präcisionsnivellement  festgestellt  und  die  Haro- 
meter-Correction  bekannt  ist.  Im  Niveau  von  500  m  föllt  die  Isolare 
7170mm  nur  theilweise  in  unser  Gebiet;  die  von  717*2  mm  durch- 
zieht dasselbe  in  ähnlicher  Weise  wie  die  von  762*2  mm  im  Meeres- 
niveau, nur  hält  sie  sich  nördlich  von  den  Sudeten  und  wendet  sich 
erst  bei  Jägerndorf  gegen  das  Gesenke  zu.  Die  Theildepression  bei 
Troppau  tritt  auch  hier  hervor,  westlich  von  der  Isobare  717*2  mm 
aber  zeigt  sich  ein  secundäres  Maximum. 

Während  das  Jahresmittel  der  10jährigen  Periode  1876 — 1885 
von  dem  der  30jährigen  (1851 — 1880)  nur  wenig  abweicht,  ist  das 
Januar-Mittel  der  ersteren  infolge  des  hohen  Luftdruckes  dieses 
Monates  in  den  Jahren  1876  und  1881  bedeutend  höher  als  das  der 
letzteren,  so  dass  in  unser  Gebiet  die  Isobaren  von  7670  respective 
7205 mm  (oder  bei  Anwendung  des  Intervalles  von  0*2 mm  die  von 
120' 4  mm)  fällt.  Beide  gingen  auf  den  Karten  fast  denselben  Gang. 
Bemerkenswerth  ist  die  am  Nordfusse  der  ßeskiden  liegende  Theil- 
depression, welche,  im  Niveau  von  500  m  etwas  weiter  nach  Osten 
geschoben    erscheint  als  im  Meeresniveau. 

Nicht  so  einfach  wie  die  früheren  Isobarenkarten  gestaltet  sich 
die  für  den  Juli,  namentlich  im  Niveau  von  oCOm.  Das  Oderthal 
zeigt  eine  ziemlich  ausgedehnte  Theildepression,  welche  südlich  von 
M.  Ostrau  beginnt  und  nördlich  bis  über  Ratibor  hinausreicht.  Die 
Isobare  760*8  mm  umfasst  das  Vorland  der  Westbeskiden,  ferner  das 
ganze  Gesenke,  jenes  Gebiet,  in  welchem  wir  bei  den  Temperatur- 
verhältnissen die  hoben  Juli  -  Temperaturen  kennen  gelernt  haben, 
welche  also  dem  relativ  niedrigen  Luftdruck  corre&pondiren,  oder 
richtiger  gesagt  denselben  erklären.  Zu  beiden  Seiten  der  Isobare 
760*8  mm  steigt  der  Luftdruck,  und  zwar  viel  bedeutender  im  Westen, 
wo  sich  um  den  Gr.  Schneeberg  und  Ebersdorf  ein  Maximum  bildet. 
Im  Niveau  von  500  m  dagegen  reicht  die  Isobare  7l7'Omw  ziemlich 
weit  in  unser  Gebiet  hinein  und  umsrhliesst    die  Theildepression    im 


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Oderthale,  die  hier  aber  räumlich  beschränkter  erscheint.  Gegen  Süd- 
osten, namentlich  aber  gegen  Nordwesten  steigt  der  Luftdruck  rasch 
an,  and  zieht  sich  zwischen  den  beiden  Maximalgebieten,  von  denen 
das  westliche  das  bedeutendere  und  ausgedehntere  ist,  eine  Zone 
niedrigen  Luftdruckes  hin,  da  erst  bei  Brönn  die  Isobare  717'2  mm 
erreicht  wird. 

(Schluss  folgt) 


Jahres-Berieht 
des  Präsidenten  der  k.  k.  Geographischen  Gesellschaft  für  das  Jahr  1888. 

Erstattet  vom  Vice-Präsidenten  Excellenz  Dr.  Alexander  Freiherrn  v.  Helfert 
in  der  Jahres- Versammlung  vom  26.  März  1889. 

Hochgeehrte  Versammlung! 

Die  k.  k.  geographische  Gesellschaft,  welche  noch  unter  dem 
liefen  Eindrucke  des  schweren  Verlustes  steht,  den  sie  durch  den 
Tod  ihres  höchsten  Protectors  Kronprinz  Erzherzog  Rudolf  erlitten, 
hat  in  dem  Jahre  1888  ihre  financiellen  Mittel,  welche  durch  die 
bedeutende  Beisteuer  zur  österreichischen  Congo-Expedition  im  Vor- 
jahre in  Anspruch  genommen  worden  sind,  durch  ein  Jahr  nor- 
maler Thätigkeit  aufs  Neue  gekräftigt,  so  dass  die  Leitung  der  Ge- 
sellschaft, am  Abschluss  ihrer  8jährigen  Functionsperiode  mit  voller 
Befriedigung  auf  den  dermaligen  günstigen  Stand  unserer  CJesellschaft, 
welche  sich  im  In-  und  Auslande  gleichen  Ansehens  erfreut, 
bKeken  darf. 

Einer  alten  Gepflogenheit  folgend,  sei  es  mir  gestattet,  auf  die 
wichtigsten  Ergebnisse  österreichischer  Forschungen  im  Vorjahre  hin- 
zuweisen. Den  bedeutendsten  Erfolg  erzielte  die  Expedition  des 
Grafen  Teleki  und  LinienschifTslieutenant  von  Höhnel  in  Ost- 
africa,  welchen  es  gelang  die  beiden  Bergriesen  Kilimandscharo  und 
Kenia  zu  besuchen,  das  feindliche  Kikujuland  auf  einer  ganz  neuen 
Route  zu  durchziehen,  die  Ufer  des  wenig  bekannten  Baringosees 
betreten  und  endlich  in  gänzlich  unerforschtem  Gebiete  zwei  grosse 
Seen  zu  entdecken.  Wir  dürfen  wohl  hoffen  die  beiden  erfolg- 
gekrönten Forscher  noch  in  diesem  Jahre  in  Wien  begrüssen  zu 
können. 

Dr.  Oscar  Baum  an  n,  unser  muthiger  junger  Forscher,  hatte 
sich  an  der  von  Dr.  Hans  Meyer  veranstalteten  Expedition  zur 
Besteigung  des  Kilimandscharo  betheiligt.  Leider  wurde  diese  Expe- 


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dilion  durch  den  inzwischen  ausgebrochenen  Aufstand  vereitelt. 
Ueber  den  Verlauf  dieser  Unternehmung  hat  uns  der  Reisende  zu 
Anfang  des  Jahres  selbst  berichtet.  Wir  können  hiebe!  die  Be- 
fürchtung nicht  unterdrücken,  dass  durch  die  ungünstige  Entwick- 
lung der  politischen  Verhältnisse  in  Ostafrica  Forschungsreisen  in 
diesem  Gebiete  für  längere  Zeit  unmöglich  oder  doch  erschwert 
sein  werden. 

Kin  anderes  ebenso  verdienstvolles  Mitglied  der  Gesellschaft, 
Dr.  Rodler,  welcher  auf  Kosten  unseres  opferwilligen  Ehrenmit- 
gliedes Dr.  Polak,  eine  Forschungstour  in  Persien  unternahm,  ist, 
wie  Ihnen  aus  seinem  in  unserer  Gesellschaft  kürzlich  gehaltenen 
Vortrage  bekannt  sein  wird,  mit  bedeutenden  wissenschaftlichen 
Ergebnissen  zurückgekehrt. 

Auch  unsere  ruhmvolle  Marine,  welche  die  Einrichtung  getroflTen 
hat,  dasB  allj^ihrlich  ein  oder  mehrere  Kriegsschiffe  grosse  interocea- 
niftche  Reisen  unternehmen,  hat  uns  durch  Vermittlung  des  Fre- 
gattenarztes Dr.  Svoboda,  welcher  in  lichtvoller  Weise  die  Niko- 
bareninseln  schilderte,  einen  werthvollen  wissenschaftlichen  Beitrag 
geleistet. 

In  Südamerika  ist  unser  Landsmann  Carl  Payer,  welcher 
im  Sommer  vorigen  Jahres  nach  seinem  ursprünglichen  Forschungs- 
gebiete, dem   Oberlauf  des  Orinocco  zurückgekehrt  ist,  thätig. 

Ueber  den  Fortschritt  der  geographischen  Forschung  haben  Sie 
unsere  *  Mitheilungen  >  im  Laufenden  erhalten  und  erlaube  ich  mir 
hinsichtlich  der  Leistungen  unserer  einheimischen  wissenschaftlichen 
Institute  und  Vereine  auf  dem  Gebiete  der  Erdkunde  und  der  ihr 
verwandten  Wissenschaften  auf  den  bezüglichen  Bericht,  welcher 
weiter  unten  folgt,  hinzuweisen. 


Berieht    über    die    inneren    Angelegenheiten    der 
k,  k,  Geograph.  Gesellschaft  im  Jahre  1888. 

Erstattet  vom  General-Secretär  der  k.  k.  Geographischen  Gesellschaft  Dr.  Franz 
Ritter  von  Le  Monnier. 

Am  Si^lilusse  des  Gesellschaftsjahres  betrug  die  Zahl  der  ordentlichen 
Mitglieder  I30+>.  die  der  ausserordentlichen  46,  die  der  lebenslängUchen  und 
gründenden  12.  die  der  Ehrenmitglieder  102,  und  die  der  correspondirenden 
Mitglieder  I4n 

Im  Laufe  dps  Jahres  1888  traten  der  Gesellschaft  zwei  ausserordentliche 
und  47  ordenUictie  Mitglieder  bei. 


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Hingegen  hat  die  Gesellschaft  im  Laufe  des  Jahres  1888  die  Ehren- 
mitglieder Nicolaus  M.  V.  Przewalski,  kais.  russ.  General  und  Ehrenmitglied 
der  kais.  geograph.  Gesellschaft  in  St.  Petersburg  und  Dr.  G.  Hunfalvy, 
Präsident  der  ungarisch,  geograph.  Gesellschaft  in  Budapest  und  die  lebens- 
länglichen Mitglieder  Hugo  Fürst  und  Altgraf  Salm-Reif  ferscheid-Kraut- 
heim  in  Wien  und  den  ehemaligen  Gesellschafts-Präsidenten  Leo  Grafen 
Tbun-Hohenstein,  k.  k.  wirkl.  Geheimrath  und  Minister  a.  D.  in  Wien, 
femer  das  ausserordentliche  Mitglied  Fürst  Johann  Adolf  zu  Schwarze n- 
berg,  Herzog  zu  Krumau  in  Wien,  endlich  sechzehn  ordentliche  Mitglieder 
durch  den  Tod  verloren,  deren  Namen  ich  nach  der  chronologischen  Folge 
ihres  Dahinscheidens  Ihnen  ins  Gedächtniss  rufe,  u.  zw.  die  Herren: 

Johann  Gigl,  Südbahn-Inspector  i.  P.  in  Wien,  Greorg  Pavellich,  k.  k. 
FeWroarschall-Lieutenant  i.  P.  in  Wien,  Ed.  Neumann,  Secretär  in  Wien, 
Adolf  Ritter  von  Wolffersdorff,  k.  k.  Oberst  i.  P.  in  Fünfhaus,  August 
Koch me ister,  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant  i.  P.  in  Wien,  Johann  Ha- 
rassin,  k.  k.  Generahnajor  i.  P.  in  Prag,  Julius  Ritter  v.  Gold  Schmidt 
in  Wien,  Dr.  Franz  Josef  Pisko.  k.  k.  Regierungsrath  in  Wien,  Josef  Herr- 
mann,  Beamter  in  Wien,  Friedrich  Kleisser,  k.  k.  Major  in  Kronstadt, 
Moriz  Ritter  v.  Goldschmidt  in  Wien,  Med.-Dr.  Heinrich  v.  Bamberger, 
Hofrath  und  Üniversitäts-Professor  in  Wien,  Matthäus  E.  Fertig,  Stadt-  und 
Herrschafls-Arzt  in  Jamnitz,  Josef  Gebier  in  Wien,  Dr.  Leopold  Freih.  v. 
Neu  mann.  k.  k.  Hofrath  und  Üniversitäts-Professor  i.  P.  in  Wien  und  Franz 
Leschtina,  k.  k.  Katastral-Director  i.  P.  in  Cilli. 

Ich  fordere  Sie  auf,  das  Andenken  unserer  dahingeschiedenen  Freunde 
durch  Erheben  von  den  Sitzen  zu  ehren.  Ausserdem  haben  ein  ausserordent- 
liches Mitglied  und  74  ordentliche  Mitglieder  ihren  Austritt  aus  der  Gesellschaft 
angemeldet  und  sind  ein  ausserordentliches  und  acht  ordentliche  Mitglieder 
u.  zw.  das  ausserordentliche  Mitglied  George  Guillaume  Kiendorff  (unbe- 
kannten Aufenthaltes),  und  die  ordentlichen  Mitglieder:  Carl  Büchelen,  In- 
genieur (unbekannten  Aufenthaltes),  Carl  Graf  Chotek,  k.  k.  Botschafts- 
Attach^  in  Rom,  S.  Czeikel,  Ingenieur  in  Czernowitz,  Dr.  Eduard  Mab  1er, 
Mathematiker  in  Wien,  Samuel  Piniles.  Kaufmann  in  Galatz,  Leopold  P raus 
in  Bukarest,  Job.  Pilarz,  Lehrer  in  Hotzenplotz,  und  Stoyan  Prantschoff 
(unbekannten  Aufenthaltes)  wegen  Nichtzahlung  des  Jahresbeitrages  seit  mehr 
als  drei  Jahren,  im  Sinne  des  §.  10  der  Gesellschafts-Statuten  aus  der  Liste 
der  Mitglieder  gestrichen  worden. 

Wenn  nun  der  Verlust  an  Mitgliedern  während  des  abgelaufenen  Jahres 
von  deren  Gesammtsumme  in  Abzug  gebracht  wird,  so  ergibt  sich  der  Stand 
der  Mitglieder  mit  Schluss  des  Gesellschafts-Jahres  1888,  wie  folgt: 

Ehrenmitglieder 100 

Correspondirende  Mitglieder 145 

Lebenslängliche  und  gründende  Mitglieder  10 

Ausserordentliche  Mitglieder 45 

Ordentliche  Mitglieder .  1255  1310 

Es  hat  sich  daher  im  abgelaufenen  Jahre  die  Zahl  der  lebenslänglichen 
und  gründenden  Mitglieder  um  zwei,  die  der  ausserordentlichen  Mitglieder  um 
eines  und  die  der  ordentlichen  .Mitglieder  um  51  vermindert. 


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220 

In  der  Ijeitunf  der  Gesellschaft  haben  sich  dadurch  Vecänfieruiigeii 
ergeben,  dass  die  Herren  Carl  A.  Artaria  und  H\i*io  llölzel.  dann  die  llefPen 
Professoren  Jakob  Breitenlohner,  Hofrath  Dr.  Julius  Mann.  Dr  A.  Penck. 
Dr.  W.  Tomascbek  und  Dr.  Fr.  Toula  aus  dem  Aussclnisse  ausgeschieden, 
dagegen  die  Herren  Ferdin.  Freih.  v.  Buschmann,  Major  Robert  Dauhlebsky 
V.  Sternet^k  und  Custos  Franz  Heger,  als  von  der  Jahres- Versammlung  am 
2'6.  März  188(>  gewfiblte  Ersatzmänner,  in  den  Auschuss  einberufen  worden  sind. 

Die  k.  k*  Geographische  Gesellschaft  hat  auch  im  vf^rllossenen  Jahre  die 
besten  Bezieh uni^en  zu  den  gelehrten  Schwester-Anstalten  des  In-  und  Aus- 
landes gepflej^  und  erweitert,  indem  sie  mit  zehn  neuen  InstituLcn  in  SdiriflcEi- 
austausph  trat. 

Diese  sind: 

MecbitaristeivCongregation  in  Wien; 

Geograpbiscbes  Institut  der  k.  k.  Universität  in  Wien- 
•     Museum  in  Tromsoe; 

llni^arisfber  Karp:ithen- Verein  in  Leutschau; 

Redadion  des  internationalen  Archives  für  Ethnographie  in  Leiden; 

Redaction  der  „Geographischen  Nachrichten"  in  Basel 

Atiademy  of  Natural  Sciences  in  Philadelphia; 

InsÜLul  melerolo^icul  Romaniu  in  Bukarest ; 

Redaktion  der  ,. Revue  de  Geographie"  in  Paris; 

Geological  and  Natural  History  Survey  in  Ottawa; 

Die  Gesellseliafl  unterhält  den  Schriftenaustausch  nach  dem  Stande  vom 
3L  December  \mS: 

Im  Inlande  mit Ö3 

tt    Auslände  mit  .    .  • 302 

somit  im  Ganzen  mit 355  wissenschaft- 
lichen VereiDen  und  Instituten. 


Berieht  über  den  Stand  der  Bibliothek  im  Jahre  1888. 

erstattet  vom  Bibliothekar  Oberstlieutenant  tou  Uaradaner, 

In  der  Bibhothek  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  sind  im  Jahre  1886 
zugewachsen : 

An  Büchern  113  Werke  mit  123  Bänden,  wovon  die  periodisch  er- 
scheinenden Schriften  nicht  in  Rechnung  gezogen  wurden. 

An  Karten  :!*7  Werke  mit  286  Blättern. 

Vorwiegend  sind  es  Recensions -  Exemplare,  die  der  Gesellsdiaft  gratis 
zukamen. 

Die  hervor  ragend  sten  der  erworbenen  Werke  waren  bereits  bei  den 
Gesammt- Versammlungen  ausgestellt. 

Ein  nach  Autoren  alphabetisch  geordnetes  Verzeichnis  des  Zuwachses 
an  Büehern  erscheint  im  nächsten  Hefte  der  »Mittheilungen«. 


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mv* 


221 


Reohnnngs-  A  bsohluss 

der  k.  k.  Geographisohen  aesellsohaft  in  Wien  pro  1888. 


Rubrik 


I    A 

B 

'     C 

I    D 

F 


I. 

II. 
I  IIL 
,  IV. 
'  V. 
I  VI. 
'VII. 
VIII. 

Iix. 

X. 
'  XL 


Einnahmen. 

Subvention 

Ausserordentliche  Beiträge 

Beiträge  ausserordentlicher  Mitglieder 

Beiträge  ordentlicher  Mitglieder 

Erlös  aus  dem  Vertriebe  der  »Mittheilungen«    .   . 

Zinsen  der  Baarbeträge __ 

Summa 


Ausgaben. 

Druck  der  »Mittheilungen«  

Kartenbeilagen  .   .  

Honorare  für  Aufsätze  und  Vorträge  .    . 

Ankauf  von  Büchern  und  Karten  für  die  Bibliothek 

Besoldungen  .    .  .  ... 

Kanzleipauschale  (incl.  Kosten  für  erneute  Agitation) 

Beheizung 

Beleuchtung^  Wasserbezug,  Reinigung  und  Instand- 
haltung der  Lokalien  

Einbinden  der  Bibliotheksbücher 

Remuneration  und  Neujahrsgelder    .    . 

Steuern,  Versicherung  und  unvorhergesehene  Auslagen 
(incl.  450  fl.  Zahlung  an  den  Congo-Fond) 

Cassa-Rest,  dem  Reservefonde  zugeschlagen     . 


Summa 


Wien,  den  26.  März  1889. 


800 
655 
671 
6143 
427 
102 


)15 

1120 

951 

113 

153 

v(»8 
524 

878 
368 


8799 


kr. 


»79»     50 


2241     Ol 
835 
1290  I  30 


25 
82 

43 


76 

12 
05 

58 
50 


34 

84 


50 


Sterneck  m.  p. 

d.  Z.  Rechnungsführer. 


Dieser  Rechnungs-Abschluss  wurde  von  den  Censoren,  Herren  k.  k. 
Militär- Ober -Rechnungsrath  Franz  Dotinel  und  k  k.  Finanzrath  Julius 
Schwaighof  er,  geprüft  und  richtig  befunden  und  von  der  Jahresversammlung 
am  26.  März  d.  J.  genehmigt. 


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222 

Bericht  des  Cassiers  pro  1888. 

Ä.    Beservefond  pro  1888. 

Laut  Ausweis  betrug  der  Cassa-Saldo  am  31.  December  1887     .    .    fl.    543.38 
ferner  an  Effei'Len  vorhanden  il  ISfK)  —  1860er  Lose. 

Hie2u  kommen ; 
Zahlung  von  der  k.  k.  Geograph.  Gesellschafts-Cassa  laut  Auftrag 

vom   17.  Januar  ISHH  ...  .    .  .        fl.    450.— 

Incasso  der  Zinsen  von  Werthpapieren  und  Einlagen  bei  der  Neuen 

Wiener  Sparcasse         .       .  ....  fl.      68.18 

Uebertrag  des  CassA-Saldo  vom  31  December  1 S88  der  Gesellschafls- 

Cassa , fl.    368.84 

fl.  1430.40 
Ab  Ausgaben: 
Zahlung  an  den  Congo-Fond  laut  Anweisung  vom  17.  Januar  1888 

fl.    501.70 
Zahlung   fdt  das   Cassa-Bücliel  der  Neuen  Wiener 
Sparcasse     ...  ...  .  .    .    fl       — .10 

Zahlung  hei  Ankauf  von  fl.  üOO—  Österreich. -ungar. 

Papierrente  incl   Zinsen fl.    476.85     fl.      978.65 

Bleiben  als  Saldo  baar     fl      451.75 
Das  Vermögen  stellt  sich  am  SL  December  1888  demnach  auf: 
11.     451.75  baar. 

Ah  1300.  —  ISÖOer  Lose,  Mai-  und  November-Coupons, 
fl.    600.—  östern-ungar   Papierrente,  Mai-  und  November-Coupons. 

B,  BCajor  Iiamquet-Stiftung  pro  1888. 

Das  Vermögen  betrug  laut  Ausweis  bis  24.  März  1888  baar    .    .        fl.      37.57 
An  EtTeeten: 

11.    250(1,—  1800er  Lose, 

iL    2800  "  österr.-ungar.  Papierrente,  Mai-  und  November- 
Zinsen, 
(L.  2U00,—  österr- Ungar.  Papierrente,  Februar- und  August- 
Zinsen. 
Hiezu  kommen: 

Incasso  fälliger  Zinsen fl.  1122.70 

fl.  1160.27 
Ab  A  usgaben; 
Ankauf   von    (1.    13Ü<X—    osterr.- ungar.    Papierrente, 

Februar-  und  August-Zinsen  iuel   Zinsen        .       .    fl.  1074.82 
Gebühren  an  das  Central-Taxamt  .    .    fl.      27.95        fl.  1102.77 

Bleiben  als  Saldo  baar        fl.      57.50 
Das  Vermögen  beträgt  also  am  '21.  März  1889: 
11         57. 5U  baar, 

tl.     LiölXJ.  -   IBüOer  Lose,  Mai-  und  No /ember-Zinsen, 
fl.     2800.^  ÖS terr -Ungar.  Papii?rrente,  Mai-  und  November-Zinsen, 
fl.  22400.  -   öaterr  -ungar    Papierrente.  Februar-  und  August-Zinsen. 

Rudolf  T.  Arthaber, 

d.  Z.  Cassier. 


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223 


Bericht 

über  die 

leistaogen  der  österreichischen  Staats-Institote  uDd  Vereine  anf  dem  Gebiete 
der  geographischen  und  verwandten  Wissenschaften  (fir  das  Jahr  1888. 

I.  K.  k.  militftr-geographisohes  Institut. 

Dem   im  December  18d8  erschienenen   VIII.  Bande   der   „Miltheilungen 
des  k.  k.  milität-geograi^hischen  Institutes"   entnehmen  wir  die  nachstehenden 
^^       Daten  über  die  I^eistungen  der  eben  genannten  Heeresanstalt  in  der  Zeit  vom 
1.  Mai  1887  bis  Ende  April  1888. 

Astronomische    Beobachtungen    und    Schwere-Bestim- 
)        mungen. 

a)  Bestimmung  des  Längenunterschiedes  Ragusa— Sarajevo  mittelst  des 
elektrischen  Telegraphen  nach  der  Signalmethode. 

b)  Bestimmung  von  Polhöhe  und  Azimuth  auf  den  Stationen  Lienz  und 
Siegmundskron  in  Tirol. 

c)  Untersuchungen  über  die  Ablenkung  der  Lothlinie  in  der  Umgebung 
von  Lienz. 

Die  Ergebnisse  dieser  Untersuchungen  werden  von  Major  v.  Sterneck  in 
einem  besonderen  Aufsatze  (S.  67—68)  initgetheilt,  unter  dem  Titel:  ,, Bestim- 
mung des  Einflusses  localer  Massenattractionen  auf  die  Resultate  astronomischer 
i        Ortsbestimmungen''. 

d)  Schwerebestimmungen  auf  den  astronomischen  Stationen  Ragusa. 
Sarajevo,  Lienz  und  Siegmundskron,  dann  längs  der  Nivellementslinie  Bozen  - 
Innsbruck.  Ueber  die  letztere  Arbeit  findet  man  einen  ausführlichen  Bericht 
(S.  69—143)  unter  dem  Titel :  „Untersuchungen  über  den  Einfluss  der  Schwere- 
stöningen auf  die  Ergebnisse  des  Nivellements**  von  Major  R.  v.  Sterneck*'. 

Die  Triangulirungs-Arbeiten  wurden  im  ehemaligen  Grossfürsten- 
thume  Siebenbürgen  durch  drei  Abtheilungen  fortgesetzt  und  daselbst  auf 
160  Stationen  1.,  2.  und  3.  Ordnung  beobachtet,  wodurch  im  Ganzen  426  Punkte 
neu  bestimmt  sind. 

Im  Monate  Juli  1887  wurde  eine  vierte  Triangulirungs- Abtheilung  auf- 
gestellt, welche  die  Aufgabe  hatte,  das  bereits  bestehende  Dreiecksnetz  in  der 
Umgebung  von  Pola  zu  ergänzen. 

Im  Occupationsgebiete  wurde  durch  zwei  Officiere  die  Stabilisirung  der 
doitigen  Triangulirungspunkte  fortgesetzt  und  im  Ganzen  481  Punkte  dauernd 
markiil  Das  Präcisions -Nivellement,  dessen  (theils  doppelt,  theils  ein- 
fach nivellirte)  Linien  mit  Ende  1887  eine  Länge  von  16.030  Kilom.  erreicht 
hatten,  wurde  fortgesetzt  doppelt  auf  den  Linien:  Jakobe ni—Chmeli,  Kolomea— 
Lemberg,  Czemowitz— Nowosielica,  als  zweite  Messung  auf  den  Linien  :  Gyorok — 
Afad.  Alvince— Piski.  Värbely— Karansebes,  Czemowitz— Jakobeni,  Mikuliczyn— 


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224 

Von  diesen  Urmarken,  welche  grundsätzlich  in  Urgestein  gesetzt  werden, 
befindet  sich  die  eine  bei  Märmaros-Sziget,  die  andere  südlich  von  Hermann- 
stadt im  Rothenthurmpasse. 

Die  Militär-Mappirung  wurde  durch  eine  Abtheilung  im  Occupations- 
gebiete  beendet  und  durch  vier  Abtheilungen  die  Reambulirung  in  Tirol  und 
Vorarlberg  fortgesetzt.  Ueberdies  war  eine  Üebungs-Abtheilung,  bestehend  aus  den 
6  Officieren  der  „Vorbereitungsschule  für  Mappeure'*  durch  3  Monate  aufgestellt. 

Es  wurden  ferner  vier  Blätter  des  neuen  officiellen  Zeichenschlüssels 
angefertigt,  dann  der  3.  Theil  der  „Instruction  für  die  militärische  Landesauf- 
nahme*', sowie  die  „Vorschrift  über  die  in  den  Kartenwerken  des  militär- 
geographischen  Institutes  anzuwendenden  Abkürzungen"  endgiltig  redigirt. 

Von  den  Topographischen  Arbeiten  sind  hervorzuheben: 

a)  die  Specialkarte  der  österr.-ung.  Monarchie  und  des  Occupatio  us- 
Gebietes  im  Masse  1  :  75.000.  Der  Stand  der  Arbeiten  an  diesen  752  Blätter 
umfassenden  Kartenwerke  wird  in  einem  Uebersichtsblatte  graphisch  ersichtlich 
gemacht.  In  dem  Berichtjahre  wurde  die  Reinzeichnung  von  20  Blättern  voll- 
endet, in  16  Blättern  wurde  die  Terrainzeichnung,  in  vier  Blättern  Schrift  und 
Gerippzeichnung  begonnen.  Zur  gänzlichen  Vollendung  dieses  grossen  Karten- 
werkes (welche  im  Laufe  des  Jahres  1889  erfolgen  wird)  fehlten  am  Schlüsse 
des  Berichtjahres  (April  1888)  nur  noch  28  Blätter. 

b).Von  der  Generalkarte  von  Mittel-Europa  (260  Blätter  im  Masse 
1  :  200.000)  sind  das  Uebersichtsblatt,  die  Zeichenerklärung  und  8  Blätter  in 
der  Zeichnung  vollendet,  während  sich  andere  13  Blätter  in  den  verschiedenen 
Stadien  der  Bearbeitung  befinden  (lieber  die  Art  der  Ausführung  dieser  Karte 
vergl.  den  vorjährigen  Bericht:  „Mittheilungen  der  k.  k.  geogr.  Gesellschaft. 
Band  XXXI,  S.  302.) 

Die  Karten-Evidenthaltungs-Abtheilung  hat  zahlreiche  Berichtigungen  und 
Nachträge  zur  Durchführung  in  den  verschiedenen  Kartenwerken  vorgeschrieben^ 
darunter  2536  Kilom.  neugebaute  Eisenbahnen  und  1764  Kilom.  Strassen. 

Die  Lithographie-  und  die  Kupferstich-Abtheilung,  sowie  die  Abth  ::ilungen 
der  Technischen  Gruppe  besorgten  nebst  zahlreichen  anderweitigen  Arbeiten  die 
Ausfertigung  und  den  Druck  der  in  der  Topographie- Abtheilung  entworfenen 
und  anderer  Kartenwerke. 

Besonders  bemerkenswert  sind  die  Schulkarten,  welche  der  k.  k.  Landes- 
Schulinspector  Dr.  Schober  bearbeitet  hat  und  die  vom  k.  k.  Ministerium  für 
Cultus  und  Unterricht  für  den  Gebrauch  an  den  österreichischen  Lehranstalten 
approbirt  wurden. 

Bis  jetzt  sind  vollendet  eine  Wandkarte  von  Niederösterreich  (1 :  150.000)^ 
eine  Wandkarte  von  Böhmen  (1  :  200.000),  ferner  Handkarten  und  zwar  von 
Niederösterreich  (1  :  750.000)  und  Böhmen  (1 : 1,000.000).  Der  billige  Preis  dieser 
Handkarten  (10  kr.  per  Blatt)  macht  dieselben  auch  minder  bemittelten  Schülern 
zugänglich. 

Wand-  und  Handkarlen  von  Mähren  und  Schlesien,  dann  von  Ober- 
österreich und  Salzburg  sind  in  der  Ausführung  begriffen. 

Ueberdies  wurden  zwei  Nivellement-Hauptfixpunkte  (Urmarken)  errichtet 
und  deren  Höhe  durch  doppelt  ausgeführte  Anschlüsse  an  die  nächsten  Höhen- 
marken ermittelt. 


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r 


HW 


225 


Auf  den  Pressen  des  Institutes  wurden  angefertigt: 

105.505  Abdrücke  auf  den  Kupferpressen, 
56.410  „  „      „    lithograph.  Handpressen, 

1,977.993  , Schnellpressen, 

50.221  „  .,     der  Paragonpresse. 

im  Ganzen  2J90.129  Abdrücke. 

Der  Verwaitungs-Commission  waren    an  Dotation   pro    1887   zu- 
[        gewiesen    471.285   fl.    und   zur   Durchführung   der  Stabilisirungs-Arbeiten    im 
{        Occupationsgebiete   aus   den   Einnahmen   dieser  Länder   8467  fl.;    die   Cassa- 
gebahrung  umfasste  eine  Geldbewegung  von  1,985.218  fl.  38  kr. 

Von  den  grösseren  Kartenwerken  an  Mititär -Behörden.  Truppen  etc.,  an 
;        die  Buchhandlung  Lechner  in  Wien,  dann  als  Dienst-.  Pflicht-  und  Freiexemplare 

abgegeben : 
]  Blätter 

{  Von  der  Specialkarle  der  österr.-ung.  Monarchie  1  :  75.000        141.419 

;  Generalkarte  von  Central  Europa  1 :  300.000 16.01h 

l  Umgebungskarten  18.282 

Ilm  Archive  wurde  die  Katalogisirung  der  Karten  und  Bücher  fortgesetzt. 
Der  ..Nichtofficielle  Theil"  des  VIII.  Bandes  der  „Mittheilungen  des  k.  k. 
militär-geographischen  Institutes''  enthält  ausser  den  bereits  citirten  zwei  Auf- 
f       Sätzen  des  Herrn  Majors  v.  Stemeck  noch  die  Fortsetzung  einer  im  VIl.  Bande 
^       begonnenen  geodätisch-historischen  Arbeit  von  Herrn  Major  Hartl.   unter   dem 
Titel:    ..Materiali«*n    2ur  Geschichte   der   astronom.-trigonom.  Vermessung    der 
Öäterr.-  ung.  Mona  rc  1  lie  ■  ■ . 


II.  E,  k.  Central- Anstalt  fttr  Meteorologie  und  ErdmagnetiBmus. 

Der  zu  Ende  des  Jahres  1888  zur  Ausgabe  gelangte  XXIV.  Band  (Jahr- 
gang 1887)  der  Jahrlfiioher  der  k.  k.  Central -Anstalt  für  Meteorologie  und 
Erdma§fnetismus  eiiihatt  die  Beobachtungsresultate  von  39-5  Stationen  Davon 
enlfüllen  auf  die  emzeliien  Kronländer:  Böhmen  47.  Mähien  und  Schlesien  55, 
GalJxien  und  Bukowiim  60,  Niederösterreich  52,  Oberösterreich  mit  Salzburg  34, 
Tirol  und  Vorarlberg  üS.  Steiermark  25,  Kärnten  36,  Krain,  Küstenland,  Dal- 
malien  26,  Uccupationsgebiet  15,  Orient  10.  In  Schlesien,  Vorarlberg  und 
läniton  kornmeo  rund  auf  je  5  geograph.  Quadratmeilen  eine  met.  Station, 
in  der  Bukowina  abffV  *^rst  auf  je  38  Quadratmeilen. 

Uer  JnJirgan^  l^^^T  der  Jahrbücher  enthält  überdies  die  Resultate  der  Regen- 
mes4*utjn;en  an  r>St  tiorii'n  längs  der  Istrianer  Staatsbahn  in  den  Jahren  1874  -77, 
dann  die  Resultate  der  meteorol  Beobachtungen  an  (3  Stationen  auf  Cypern 
tt'ähr^nd  der  Jahre  1883-86  (Famagusta.  Kyrenäa,  Larnara,  Limasol.  Nicosia 
umi  Paphoi 

Mit  Beginn  des  Jahres  1888  hat  die  k.  k.  Meteorol.  Central- Anstalt  eine 
Station  n.  Ordnung  in  Scutari  errichtet  und  zu  Ende  dieses  Jahres  auch  in 
Celiinje.  Ausserdem  übt-rsendote  Hr.  P.  J.  Scherer  zu  Port  au  Prince  auf  Haiti 
regelmässig  ^eine  nach  dtjn  Instructionen  der  k.  k.  Central-Anstalt  für  Meteorologie 

-        angesletlt^n  yorgfäUigeti   meteorol.  Aufzei<;hnungen,   welche    in  dem  Jahrbuche 

I        prt)  1888  iu  exteniäo  Kum  Abdrucke  gelangen  werden. 


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226 

Die  Beobaclitungen  an  der  höchsten  meteorologischen  Station  in  Europa, 
auf  dem  hohen  Sonnblick  in  den  Tauern  (3095  Met),  sind  während  des  ab- 
gelaufenen Jahres  ununterbrochen  fortgesetzt  worden.  Die  Resultate  des  ersten 
Jafirgan^es  dieser  Beobachtungen  finden  sich  in  den  Sitzungsberichten  der 
kaiserl.  Akademie  (Januarheft  1888,  Math.  -  naturw.  Classe)  zusammengestellt 
und  diseutirt. 

Im  Mai  und  im  August  1888  wurde  eine  Reihe  von  Stationen  in  Kärnten 
und  Osl-Tirol.  dann  in  Oberösterreich,  Steiermiirk  und  Nord-Tirol  einer  Inspection 
unterzogen. 

Der  telegraphische  Witterungsdienst  und  die  Ausgabe  von  Wetterprognosen 
für  Zwecke  der  Landwirthschaft  wurde  wie  in  den  früheren  Jahren  besorgt. 

Von  den  Resultaten  der  Reductionen  der  photographischen  Aufzeichnungen 
der  Magnetographen  am  meteorologischen  Institute  auf  der  hohen  Warte  bei 
Wien  mögen  folgende  Jahresmittel  pro  1888  hier  Platz  finden.  (Sie  entsprechen 
der  Mute  des  Jahres  1888.) 

Declination  .    .  .0»  15'2'  West 

Inclination 63"  18-7'  Nord 

Horizontale  Omp.         .  0-2061  cm.  gr.  sec 
Verticale  .,  04099 

Totalkraft         „  0-4588 

Die  Declination  hat  seit  dem  Vorjahre  um  5-.3'.  die  Inclination  um  24' 
ahgenommen. 

Das  Jahres-Mittel  der  Temperatur  zu  Wien  blieb  mit  8  4®  Geis,  um  0*H® 
untpr  lEem  Normale,  die  Regeiisumme  des  Jahres,  73  Cent.,  überstieg  den 
normalen  Betrag  um  12  Cent.,  die  Dauer  des  Sonnenscheins  im  ganzen  Jahre 
war  ITilB  Stunden,  d.  i.  nur  37  Proc.  der  möglichen  Dauer.  Das  Jahr  1888  war 
derarl  kalt,  nass  und  trüb. 


m.  K.  k.  geologische  Reichs-Anstalt. 

Üpm  in  den  Verhandlungen  der  k.  k.  geolog.  Reichs -Anstalt  (Nr.  1  ex 
1IHB9)  enthaltenen  Jahresberichte  pro  1898  des  Direclors  der  Anstalt.  Hofrathes 
Dionys  Stur,  ist  zu  entnehmen,  dass  der  von  Seite  der  Direction  eingereichte 
Plan  für  die  geologischen  Aufnahmen  im  Sommer  1888  (Zahl  192  vom  '29.  März) 
im  hohen  Erlasse  des  k.  k.  Ministeriums  für  Cultus  und  Unterricht  vom  9.  Mai 
1888,  Z.  »>781,  die  hohe  Genehmigung  fand.  Diesem  Plane  zufolge  waren  die 
Detailauf  nahmen  in  Steiermark  und  Mähren  in   gewohnter  Weise   fortzufuhren. 

hie  Aufnahmen  in  Steiermark  und  in  den  angrenzenden  Gegenden 
Niederösterreichs  in  der  Section  I  hatten  die  Herren :  Chefgeologe  Oberbergrath 
Dr.  E.  V.  Mojsisovics  und  die  Section sgeologen  M.  Vacek,  Dr.  Alex.  Bittner, 
Friedr,  Teller  und  Georg  Geyer  zu  besorgen. 

Die  Durchführung  der  Aufnahme  in  Mähren  wurde  der  Section  II  an- 
vertraut und  hatten  unter  der  Leitung  des  Chefgeologen  Herrn  Bergrath 
C.  M.  Paul  die  Herren  Seclionsgeologen  Dr.  V.  ühlig,  Dr.  L.  v.  Tausch 
und  Carl  Bar.  v.  Camerlander  die  angestrebten  Arbeiten  durchzuführen. 


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227 

Herr  Chefgeologe  k.  k.  Ober-Bergrath  Dr.  E.  Tietze  hatte  die  im  Inter- 
esse der  Zusammeustellung  der  Obersichtskarte  von  Galizien  noch  nöthigen 
Revisionsarbeiten  im  Felde  zu  unternehmen. 

Die  wichtigsten  Resultate,  die  bei  diesen  Aufnahmsarbeiten  des 
Sommers  1H88  erzielt  wurden,  enthält  nach  eigener  Mittheilnng  der  betreffenden 
Herren  Geologen  der  folgende  Bericht 

Der  Chefgeologe  der  I.  Section.  Herr  k.  k.  Oberbergrath  Dr.  Edm.  von 
Mojsisovics  unternahm  zunächst  einige  Excursionen  im  Gebiete  des  Sem- 
mering,  wobei  das  Studium  der  daselbst  auftretenden  Triasbildungen  in  erster 
Lioie  stand. 

Hierauf  begab  sich  derselbe  in  das  auf  den  Blättern  der  Specialkarte, 
Zone  15,  Col.  XHI,  Zone  15,  Col.  XIV,  Zone  14,  Col.  Xlll,  dargestellte  Gebiet 
der  Raxalpe,  Schneealpe  und  des  Schneeberg,  in  welchen  er  theils  die  Begleitung 
des  Herrn  G  e y  er,  theils  allein  die  wichtigsten  Aufschlüsse  untersuchte,  während 
die  detailirte  Kartirung  dieser  Gegend  Herrn  Geyer,  welcher  sich  während  der 
beiden  letzten  Jahre  die  ausreichendste  Kenntnis  und  Erfahrung  angeeignet 
hatte,  anvertraut  werden  konnte. 

Die  I  iebei  erzielten  theoretischen  Resultate  stehen  im  vollsten  Einklänge 
mit  den  in  den  Mürz» haier  Alpen  gewonnenen  Ergebnissen  und  liefern  neue 
umfassende  Beweise  für  die  Richtigkeit  derselben. 

So  konnte  neuerdings  der  allmälige  regionale  Überjrang  des  Cephalopoden 
und  Monotis  führenden  Hallstätter  Kalkes  in  den  Diploporen  oder  Wetterstein- 
kalk nachgewiesen  werden.  Aus  letzterem  und  nicht,  wie  früher  angenommen 
worden  war,  aus  dem  soger-annten  Hochgebirgskalk  (o<ler  Korallenriffkalk» 
bauen  sich  die  Plateaumassen  der  Raxalpe  und  des  Schneeberges  auf.  Der  vom 
Weitersteinkalke  leicht  zu  unterscheidende  Korallenriffkalk  kommt  in  den  im 
Vorjahre  und  heuer  unlersucliten  Gebieten  blos  an  einer  Stelle  und  zwar  im 
Oebirgsstocke  der  Tonion  vor,  wo  die  Korallenrifffacies  bereits  im  Niveau  der 
unteren  Hallstätter  Kalke  zu  beginnen  und  bis  zur  rhätischen  Stufe  empor- 
zureichen scheint. 

Die  bereits  aus  der  Mürzschlucht  nächst  Frein  bekannten  schwarzen 
oberen  Hallstätter  Kalke  in  Reiflinger  Facies  wurden  auch  weiter  östlich  bis 
über  die  niederösterreichische  Grenze  mehrfach  nachgewiesen.  Die  in  diesen 
Kalken  entdeckten  C^phMopoden  sprechen  für  karnisches  Alter,  und  zwar 
speciell  für  die  Gleichstellung  mit  den  karnischen  Hallstätter  Kalken  der  Aonoides- 
Zone.  Die  mehrfach  beobachtete  Wechsellagerung  der  schwarzen  Kalkbänke  mit 
Reingrabener  Schiefern  steht  mit  dieser  paläontologischen  Parallelisirung  im 
besten  Einklänge. 

Ein  ganz  besonderes  Interesse  knüpft  sich  an  einen  kleinen  Denudations- 
rest von  Hauptdolomit,  welcher  in  der  Gegend  von  Neuberg  bei  fast  söhliger 
Lagerung  als  Kappe  eines  aus  Hallstätter  Kalken  bestehenden  Hügels  gefunden 
wurde.  Die  den  Hauptdolomit  unmittelbar  unterlagernden  Schichten  bestehen 
aus  schwarzen  Kalken  und  Reingrabener  Schiefern,  während  tiefer  norische 
Hallstätter  Kalke  mit  Cephalopoden  und  Monotis  folgen.  Es  beweist  diese  kleine, 
mitten  in  die  Region  der  Hallstätter  Kalke  eingesenkte  Scholle,  dass  sich  einst 
«ifie  continuirliche  Decke  von  Hauptdolomit  über  dieses  Gebiet  ausdehnte, 
welche  gegenwärtig  bis  auf  jenen  kleinen  Rest  bei  Neuberg  denudirt  ist. 

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228 

Geologe  M.  Vacek  verwendete  die  erste  Hälfte  des  Aufnahmssommers 
zu  einer  Revision  der  wichtigeren  Eisensteinbezirke  der  Nordsteiermark,  ins- 
besondere jenes  von  Eisenerz.  Neu  aufgenommen  wurde  von  demselben,  im 
Anschlüsse  an  das  im  Vorjahre  kartirte  Semmeringgebiet,  der  grössere 
sQdöstliche  Theil  des  Blattes  Neunkirche n-Aspang  (Zone  15,  Col  XtV)^ 
umfassend  die  Wechselgruppe  mit  ihren  Vorlagen  in  Nord  und  Ost  oder 
der  sogenannten  Bucklichten  Welt  bis  an  die  Ebene  des  Steinfeldes 
und  die  Wasserscheide  des  Rosalien gebirges,  sowie  die  Umgebung  von 
Aspang.  Auf  diese  Art  wurde  auf  niederösterreichischem  Gebiete  der  natür- 
liche Abschluss  fQr  die  Studien  in  der  Grauwackenzone  Nordsteiermarks 
erlangt. 

Dr.  A.  Bittner  setzte  die  Aufnahme  auf  dem  Blatte,  Zone  15,  Col.  XII 
(Eisenerz-Wildalpen— Hochschwabgebiet)  fort  Es  wurde  vor  Allem  die  Gegend  . 
von  Aflenz,  welche  durch  eine  ganz  eigenthümliciie  Entwicklung  und  Gliederung 
der  Triasbildungen  ausgezeichnet  ist,  eingehender  studirt,  um  die  bei  der  ersten 
Begehung  derselben  noch  irebliebenen  Zweifel  (vergl.  Verhandl.  1887,  pag.  92)  zu 
lösen.  Ein  vorläufiger  Bericht  über  diese  Untersuchung  ist  in  den  Verhandl. 
1888,  pag.  '24^,  zum  Abdrucke  gelangt. 

Die  weitere  Fortsetzung  der  Aufnahmsarbeiten  wurde  durch  eine  schwere 
Erkrankung  des  Aufnahmsgeologen,  welche  Mitte  August  eintrat,  verhindert 
Die  demselben  gestellte  Aufgabe  —  Fertigstellung  des  Blattes,  Zone  15,  Coli.  XIl. 
und  Ausdehnung  der  Untersuchungen  auf  das  nördliche  angrenzende  Blatl 
behufs  Richtigstellung  des  Anschlusses  an  den  Grenzen  beider  Blätter  —  konnte- 
somit  in  diesem  Jahre  nicht  mehr  durchgeführt  werden. 

Sectionsgeöloge  F.  Teller  hat  seine  vorjährigen  Aufnahmen  in  den 
östlichen  Ausläufern  der  Karawanken  von  Schwarzenbach  und  Miess  in  Kärnten 
nach  Ost  bis  in  die  Senkung  von  Windischgratz  in  Südsteiermark  fortgesetzt. 
Die  Arbeiten,  an  welchen  zeitweilig  a's  Volontäre  die  Herren  E.  Jüssen  und 
A.  Ruvarac  theilgenommen  haben,  bewegten  sich  auf  den  Blättern  Unter- 
burg (Zone  19,  Col.  XII)  und  Prassberg  (Zone  20,  Col.  XII). 

Von  dem  erstgenannten  Blatte  sollte  dem  diesjährigen  Aufnahmsplane- 
zufolge  nur  der  südlich  von  der  Linie  Bleiburg- Prä vali-Guttenstein-Unterdrau- 
bürg  liegende  Terrainabschnitt  zur  Untersuchung  gelangen,  und  es  konnte  der- 
selbe auch  thatsächlich  zum  Abschlüsse  gebracht  werden.  Von  dem  gleichzeitige 
*n  Angriff  gt^nommenen  Blatte  Prassberg  wurde  die  nordwestliche  Section 
untersucht  und  bis  an  die  Wasserscheide  zwischen  Miess   und  Sann  vollendet. 

Die  Haupterhebung  dieses  Gebietes  —  das  im  Ursula  berge  culmi- 
nirende  Kalkgebirge  —  bildet,  wie  in  orographischer  so  auch  in  geologischer 
Beziehung  die  unmittelbare  Fortsetzung  der  Petzen.  Wie  dort  liegen  auch  hier 
die  ältesten  Glieder  der  mesozoischen  Schichtenreihe,  welche  diesen  ostwestlich 
streichenden  Gebirgsstreifen  zusammensetzen :  Werfener  Schichten  und  Muschel- 
kalk, im  Süden,  die  jüngsten:  Kössener  Schichten,  Lias  und  Jura,  im  Norden 
Doch  sind  die  Lagerungsverhältnisse  gerade  im  Bereiche  des  Ursulaberges  ganz^ 
andere,  als  man  nach  dieser  allgemeinen  Anordnung  des  Schichtenmateriales 
und  nach  den  übereinstimmenden  Darstellungen  Lipoides  und  Rolle's  erwarten 
sollte.  Für  ihre  richtige  Deutung  boten  erst  die  in  grosser  Ausdehnung  un*d 
mehrfacher  Wiederholung  auftretenden  Züge  von  Carditaschichten,  welche  i» 


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229 

Verlaufe  dieser  neuen  Begehungen  im  Gebiete  des  Ursulaberges  constatirt 
werden  konnten,  eine  sichere  Handhabe.  Das  Alter  der  Gipfelkalke  des  ürsula- 
berges,  in  welchen  schon  Lipoid  kleine  Megalodonten  auffand,  erscheint  nun 
durch  den  Nachweis  der  fossilreichen  dunklen  Kalksteine  der  Kössener  Schichten 
an  der  Nordseite  dieses  Gebirgsstockes  völlig  sicher  gestellt.  Die  ehedem  als 
Klauskalk  zusammengefassten  Juragebilde  in  der  nördlichen  Umrandung  dieses 
Oebirgsabschnittes  bilden  keine  zusammenhängende  Gesteinszone,  sondern  er- 
wiesen sich  als  isolirte  Schollen  von  sehr  verschiedenem  stratigraphischen 
Werthe;  räumlich  die  grösste  Bedeutung  besitzen  hier  unzweifelhaft  die  ober- 
jurassischen Aptychensthichten. 

Im  Norden  und  Süden  treten  unter  diesen  mesozoischen  Gebilden  in 
breiten  Zonen  altkrystallinische  Schicht-  und  Massensesteine  zu  Tage.  In  der 
südlichen  Zone  finden  wir  die  granitisch -dioritischen  Massengesteine  und  die 
bankförmig  gegliederten  Tonalit-Gneisse  von  Eisenkappel  wieder;  beide  setzen 
über  die  Landesgrenze  nach  Södsteiermark  fort.  Die  nördliche  Randzone,  ein 
westlicher  Ausläufer  der  alten  Schieferumrandung  des  Bacher,  besteht  aus  einem 
einförmigen  Complex  von  Phylliten  und  PhylUtgneissen  mit  Lagern  von  Pegmatit 
und  Bänderkalken,  der  an  zahlreichen  Stellen  von  jüngeren,  bis  in  die  Gesteine 
der  mittleren  Trias  —  den  sogenannten  erzführenden  Kalk  —  hinaufreichenden 
Intrusionen  jenes  Eruptivgesteines  durchbrochen  wird,  welches  v.  Rosthorn 
als  «grauen  Porphyr»  in  die  Literatur  eingeführt  hat.  Dasselbe  bildet  geologisch 
wie  petrographisch  ein  genaues  Analogon  zu  den  vor  Kurzem  aus  Tirol  be- 
schriebenen porphyritischen  Eruptivgebilden,  speciell  zu  den  durch  ihre  reiche 
accessorische  Granatenführung  auffallenden  Quarzglimmerporphyriten  des  Isel- 
thales  und  benachbarter  Gebiete. 

Sectionsgeologe  Georg  Geyer  setzte  nach  Beendigung  einiger  Revisions- 
touren in  der  Gegend  von  Gusswerk  die  im  Vorjahre  bis  an  den  Meridian  von 
Neuberg  gediehenen  Aufnahmsarbeiten  unter  I^itung  des  Herrn  Oberbergrathes 
V.  Mojsisovics  Ober  die  steirische  Landesgrenze  und  die  grossen  Kalkmassen 
der  Schneealpe,  Rax  und  des  Schneelierges  östlich  fort,  bis  zum  Durchbruch 
der  Sieming  bei  Sieding.  War  auch  in  diesem  Jahre  die  Grenze  der  Werfener 
Schiefer  gegen  das  Paläozoische  als  südliche  Aufnahmsgrenze  gegeben,  so 
musslen  die  Arbeiten,  um  einen  natürlichen  Abschluss  zu  gewinnen,  nach 
Norden  bis  zu  jener  longitudinalen  Depression  ausgedehnt  werden,  welche  im 
Hallthale,  am  Lahnsattel,  am  Gscheidl,  im  Preinthale  und  im  Voisthale  mit 
der  Linie  Mariazell- Buchberg  zusammenfälU,  Sowohl  in  stratigraphischer  als 
auch  in  tektonischer  Hinsicht  erwies  sich  das  so  umgrenzte  Terrain  als  un- 
mittelbare Fortsetzung  des  Gebietes  von  Mürzsteg,  indem  ni(dit  nur  dieselbe 
Anzahl  und  Aufeinanderfolge  von  Schichtgliedern,  sowie  auch  dieselbe  regionale 
Anordnung  gewisser  Facies  beobachtet,  sondern  auch  nachgewiesen  werden 
konnte,  dass  alle  Hauptstörungslinien  aus  der  Gegend  von  Dobrein.  Frein  und 
HaUlhal  in  das  östliche  Gebiet  hinüberreichen. 

Nachdem  der  Genannte  einen  detaiUirten  Bericht  über  seine  zweijährigen 
Aufnahmen  in  der  nordöstlichen  Steiermark  vorbereitet,  mög»  hier  nur  darauf 
hingewiesen  werden,  dass  auch  die  Untersuchungen  des  verflossenen  Sommers 
vielfach  Gelegenheit  gaben,  sich  mit  den  interessanten,  auf  die  Stellung  der 
grossen  südlichen  Kalkmassen  dieses  Gebietes  und  auf  das  Verhältiiis  der  Hall- 
stätter  Kalke  zu  den  Raibler  Schichten  bezüglichen  Fragen  zu  beschäftigen. 


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:230 

Der  Chefgeologe,  Bergrath  C.  Paul,  hat  im  letztvergangenen  Sommer 
die  nördlichen  Hälften  der  Specialkarten hlätter,  Zone  9,  Col.  XVII  und  Zone  9, 
f'ol.  XVIII  aufgenqmmen. 

Dieses  Terrain  umfasste  das  nordöstliche  Ende  des  Marsgebirges,  das 
Marchlhal  zwischen  L'ng.  -  Hradisch  und  Tlumalschau,  die  Umgebungen  von 
Napajedl.  Zlin,  Wisowitz.  Klobouk  und  die  nördliche  Umgebung  des  Curortes 
Luhalschowitz.  Pas  Terrain  schliesst  gegen  Nordost  an  das  im  vorigen  Sommer 
aufgenommene  Karlenblatt  der  Gegend  von  Wallachisch  -  Meseritsch^  Roinau 
und  Wsetin,  gegen  Nordwest  an  das  in  diesem  J[ihre  von  Dr.  Uhlig  cartirle 
Blatt  der  Umgebungen  von  Kremsier  und  Prerau  an.  Südwärts  erreicht  es  nicht 
die  ungarische  Grenze  und  stellt  somit  noch  kein  geologisch  und  topographisch 
abgeschlossenes  Ganzes  dar,  daher  auch  nähere  Mittheilungen  über  die  geolo- 
gischen Verhältnisse  desselben  vorläufig  besser  aufgeschoben  werden. 

Nur  soviel  kann  heute  schon  mit  Sicherheit  c^onstatirt  werden,  dass  mit 
Ausnahme  des  bei  Wisowitz  sein  westHches  Ende  erreichenden  Höhenzuges  des 
Javornikgebirges.  dessen  Sandsteinmassen  anticlinales  Fallen  zeigen,  und  daher 
wohl  einem  älteren  Niveau  angehören,  alle  übrigen  Karpathensandsteine  des 
Terrains  sicher  alttertiären  Alters  sind,  und  dass  innerhalb  dieser  Gruppe  die 
Sandsteine  den  schieferigen  Bildungen  gegenüber  nicht  em  bestimmtes  Niveau 
bezeichnen,  sondern  als  heteropische  Einschaltungen  erscheinen.  Dies  wurde 
namentlich  auch  mit  Bezug  auf  den,  für  die  dortigen  Quellen  Verhältnisse 
wichtigen  Sandstein  von  Luhalschowitz  constatirt. 

Herr  Dr.  Victor  Uhlig  hatte  die  Aufnahme  in  der  Umgebung  von 
Teschen  abzuschliessen  und  das  Blatt  Kremsier-Prerau  (Zone  8,  Col.  XVII)  zu 
kartiren.  Das  letztere  Blatt  gehört  in  seinem  mittleren,  östlichen  und  südlichen 
Theile  der  Karpathensandsleinzone  an  und  ist  grösstenlheils  aus  Altlerliär- 
bildungen  zusammengesetzt.  Diese  letzteren  bestehen  hier  aus  grauen  Schiefern. 
Sauden  und  plaltigen  Sandsteinen,  Menilitschiefern,  bunten  Schiefern,  massig- 
mürben Sandsleinen  und  Schiefern,  welche  die  massigen  Sandsteine  begleiten. 
An  mehreren  Punkten  wurden  in  diesen  Schichten  Nummuliten  aufgefunden 
and  besondere  Aufmerksamkeit  wurde  den  Conglomeraten  zugewendet,  die  an 
vielen  Stellen,  namentlich  im  massigen  Sandstein  eingeschaltet  sind.  Unter  den 
Bestandtheilen  der  Conglomerate  seien  als  besonders  auffallend  ein  weisser 
Kalk  mit  zahllosen  grossen  Nummuliten  und  Alveolinen  und  ein  rother  Granit 
hervorgehoben,  welcher  mächtige  Lagen  in  kleineren  und  grösseren  Blöcken 
^elbstständig  zusammensetzen  kann.  Die  bekannte  Kalkinsel  von  Kurowitz, 
welche  längere  Zeit  als  neocom  angesehen  wurde,  muss  nach  ihrer  Fossil- 
führung zum  oberen  Jura  gestellt  werden  Eine  zweite  kleinere  Klippe  \'om 
oberen  Jura  wurde  bei  Freistadtl  eingezeichnet. 

Der  nördliche  Theil  des  Blattes  fällt  der  karpathisch  -  sudelLschen  Grenz- 
region zu.  Der  sudetische  Randstreifen  besteht  hier  aus  Devonkalk  und  Culm- 
öchichten,  deren  Lagerung  hochgradige  Störungen  aufweist.  Trotz  im  Allgemeinen 
mangelhafter  Aufschlüsse  konnten  doch  manche  Beobachtungen  angestellt 
werden,  welche  für  das  Verhältnis  der  Karpathen  zu  den  Sudeten  von  Be- 
deutung sind. 

Die  Aliocänablagerungen  bestehen  aus  versteinerungsarmen  Thonen. 
Sauden  und  verschiedenartigen  Conglomeraten.  Sie  bedecken  in  weiter  Aus- 
dehnung und  flacher  Lagerung  sowohl  sudetische,  wie  karpathische  Schiebten. 


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231 

Da,  wo  sie  auf  dem  Devonkalk  aufliegen,  füllen  sie  auch  die  Höhlungen, 
Taschen  und  Trichter  desselben  aus.  Von  grosser  Wichtigkeit  sind  namentlich 
jene  durch  eine  individuenreiche  Pectenfauna  ausgezeichneten  Miocänsande, 
welche  in  unmittelbarer  Nähe  der  gefalteten  OligocÄnbildungen  horizontal  auf 
Cuhnschichten  aufruhen. 

Im  Bereiche  des  Diluviums  wurden  Schotter,  Löss  und  Lehm  und  Kalk- 
tuflf  unterschieden.  KalktufT  wurde  an  fünf  Punkten  nachgewiesen,  welche  un- 
geföhr  in  der  Richtung  von  WNW.  nach  OSO.  aufeinanderfolgen.  In  der  Loca- 
lität  Tutschin  enthält  dieser  KalktufT  eine  ziemlich  reiche  Conchylienfauna. 

Dr.  V.  Uhlig  unternahm  ferner  einige  Revisionstouren  in  die  pennini- 
sche  Klippenzone  und  besichtigte  einige  wichtige  Localitäten  im  Waagthale. 

Sectionsgeologe  Dr.  L.  v.  Tausch  cartirte  den  ihm  zugefallenen  Theil 
des  Blattes  Mährisch-Weisskirchen.  Abgesehen  von  den  älteren  Bildungen,  wie 
Devon,  Culm  und  Alttertiär,  boten  die  jüngeren  Ablagerungen  des  Miocans, 
insbesondere  die  Strandbildungen  an  der  Devonkalkklippe  von  Czernotin  manch' 
ßeachtenswerthes. 

Ferner  wurde  die  geologische  Aufnahme  des  Blattes  Neutitschein  voll- 
endet Speciell  die  Umgebung  der  Stadt  Neu  titschein,  die  durch  überraschende 
Wechsel  der  Facies  auf  räumlich  sehr  beschränkten  Gebieten  ausgezeichnet  ist, 
wurde  einer  genauen  Untersuchung  unterzogen. 

Nicht  minder  interessant  sind  die  zahlreichen  Vorkommnisse  der  makro- 
skopisch ofl  so  verschiedenen  Eruptivgesteine  Eine  besondere  Aufmerksamk«it 
erfordert  die  Untersuchung  der  Kalkconglomerate  (die  einzelnen  Blöcke  be- 
stehen fast  ausschliesslich  aus  Stramberger  Kalk),  aus  welchen  fast  alle- 
höheren  Berge  und  Kuppen  in  der  Umgebung  von  Neutitschein  zusammen- 
gesetzt sind. 

Grösstentheils  dürften  diese  Conglomerate  dem  Alter  nach  gleich  sein 
jenen,  welche  bei  Chlebowitz,  Richaltitz  etc.  an  der  Basis  der  typischen  Godula- 
sandsteine  liegen. 

Schliesslich  sei  noch  erwähnt,  dass  auch  auf  die  Kohlenvorkommnisse 
in  den  jüngeren  Formationen  ein  besonderes  Augenmerk  gelenkt  wurde. 

Baron  v.  Camerlander  hatte  den  Haupttheil  des  Blattes  Z.  7,  C.  XVJI 
(M.-Weisskirchen),  d.  i.  den  nördlich  der  Betschwa  gelegenen  sudetischen  An- 
theil  zu  kartiren.  In  einem  Reiseberichte  hat  derselbe  über  einen  Theil  seiner 
Arbeitsergebnisse  bereits  berichtet  und  hat  überdies  in  einer  der  letzten  Sitzun- 
gen das  fertig  gestellte  Kartenblatt  vorgelegt  und  erläutert.  Indem  diese  Karten- 
erläuterung in  Form  eines  längeren  Jahrbuchaufsatzes  bereits  druckreif  vorliegt 
darf  im  Allgemeinen  auf  diesen  verwiesen  werden  und  ist  hier  nur  zu  bemerken, 
dass  das  Gebiet,  welches  zum  grössten  Theile  der  Culmformation  zufällt,  doch 
eine  Reihe  von  nicht  uninteressanten  Beobachtungen  anstellen  Hess.  Auch 
dieses  sonst  so  eintönige  Culmgebiet  selbst  berühren  dieselben,  besonders  die 
Beobachtungen,  die  sich  auf  die  Tektonik,  zumal  anf  die  besonders  gestörten 
Lagerungsverhältnisse  im  äussersten  Süden  der  Sudetenausläufer,  in  der  Rich- 
tung gegen  Prerau,  beziehen,  auf  die  bisher  so  gut  wie  unbekannte  Erzführung 
des  Culm,  die  in  früheren  Zeiten  jedenfalls  an  einer  ganzen  Reihe  von  Punk- 
ten Gegenstand  bergbaulicher  Arbeit  war,  und  die  jetzt  auch  an  ein  paar 
Punkten  wieder  neu  erschlossen  wird,  die  Conglomeratführung  des  Culm  und 
die  stratigraphische  Stellung  dieser  Schichten,  die  so  eigenthümliche  Anwesen- 


L. 


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232 

heil  kindskopfgrosser  Geschiebe  von  krystallinischen  Gresteinen  in  der  Gang- 
ausfüllung  eines  der  neu  in  Angriff  genommenen  Bleiglanzbaue  mitten  im 
Culmgebiete  u.  s.  f.  Auch  für  die  lange  bekannten,  aber  bisher  niemals  ein- 
gehender studirten  Kalkinseln  in  der  March-  und  Betschwatiefenlinie,  jene  von 
Grügau-Krtschmann,  Sobischek  und  Radwanitz  konnte  durch  den  Nachweis 
der  Quarzitft,  wie  sie  das  Unterdevon  bei  Brunn  bezeichnen,  im  Liegenden  der 
Kalke  von  Grügau,  deren  Alter  bestimmter  gedeutet  werden,  indem  sie  selbst 
sich  so  gut  wie  fossilleer  erwiesen.  Ebenso  wurde  durch  den  Nachweis  mürber 
grauer  Schiefer  wahrscheinlich  im  Hangenden  der  Mitteldevonkalke  ein  n€uer 
Beitrag  zur  Kenntnis  dieser  Inseln  geliefert,  gleichwie  durch  das  Studium  der 
Granite  und  Glimmerschiefer  der  Insel  Krtschmann  deren  eigenthümliche  Bil- 
dungen näher  beleuchtet  werden  konnten.  Es  sind  pegmatilische  Bildungen, 
schöne  Schriftgranite,  wie  sie  in  dieser  Form  dem  krystallinischen  Gebiete  der 
mnhrisch-schlesischen  Sudeten  fremd  sind.  Neu  war  ferner  der  Nachweis  von 
Miocänbildungen,  und  zwar  zu  Sand  verfallender  Conalomei-atsch  lebten,  die  in 
horizontalen  Bänken  in  Thaleinschnitten  des  Culms  hier  ebenso  lagern  wie  im 
nordwestlichen  Tbeile  des  Blattes  Neutitschein,  in  dem  Camerlander  neuer- 
liche Begehungen  unternahm.  In  diesem  Oebietstheile  zumal  spielt  das  Mioean 
eine  bisher  unbekannt  gewesene  Rolle,  Tegel  mit  einer  ziemlich  reichen  Fauna 
begleiten  den  LAuf  der  Oder  im  Kuhländchen  und  erscheinen  auch  sogar  in 
Gebirgsthälern  bei  Fulnek  und  Wolfsdorf,  und  eine  Reihe  verschiedenartiger, 
zum  T heile  fester  Sandsteine  und  Mergel  (mit  Amphistegina  Haueri  etc.)  ver- 
tritt da<  Miocän  auf  der  Höhe  und  der  Ostflanke  der  europäischen  Wasser- 
scheide von  Bölten-Weisskirchen-Deutsch-Jassnik,  wo  der  niedrigste  Sattelpunkl 
dieser  Wasserscheide  die  in  einer  Streichrichtung  gelegenen  Thäler  der  Betschwa, 
in  der  Richtung  Weisskirchen-Prerau,  und  der  Oder,  in  der  Richtung  Manken- 
dorf -Oderberg,  heute  von  einander  trennt.  Der  Nachweis  einer  langen  Reihe  \ 
typischer  Lössvorkommen  in  der  Gegend  südöstlich  von  Olmütz.  bei  Trschitz,  j 
Kokor  etc.,  zum  Theil  mit  Knochenfunden  und  stets  mit  Lössschnecken,  ge-  j 
staltete  auch  im  Diluvium  die  Kartirung  etwas  abwechselnder,  welche  sonst,  ( 
z.  B.  in  dem  breiten,  nicht  lössartigen  Lehm  der  Betschwatiefenhnie  so  un- 
dankbar war.  ! 
Der  Chefgeologe  k  k.  Ober-Bergrath  Dr.  E.  Tietze  setzte  die  von  ihm  j 
im  vorigen  Jahre  unternommene  Revision  der  galizischen  Aufnahmsl»lätter  \ 
fort.  Er  besichtigte  bei  dieser  Gelegenheit  das  Tatragebirge  und  einige  Theile  { 
des  karpathischen  Hauptkhppenzuges,  insbesondere  am  Dunajec,  um  für  den  \ 
geplanten  Bericht  zu  einer  ganz  Gahzien  zusammenfassenden  Uebersichtskarte  » 
zu  einer  selbständigeren  Auffassung  der  betreffenden  wichtigen  Gebiete  zu  ge 
langen.  Ausserdem  unternahm  er  Excursionen  in  den  Umgebungen  von  San- 
dec,  Gryböw,  Gorlice,  Jaslo,  Krosno,  Zmigröd,  Dukla,  Iwonicz,  Frysztak,  Brzö-  \ 
zöw,  Rymanöw  und  Sanok.  Es  wurden  dabei  Beobachtungen  gemacht,  welche  | 
es  gestatten  werden,  stellenweise  nicht  unwesentliche  Veränderungen  der  Karte  ; 
vorzunehmen.  Insbesondere  ist  es  die  Stellung  gewisser^  bisher  den  oberen  | 
Hieroglyphen  schichten  irrthUmlich  mit  zugerechneter  Sandsteine,  welche  anders  ■' 
präcisirt  werden  muss,  als  bisher  geschehen  war.  In  dieser  Hinsicht  werden  " 
die  Aenderungen  der  Karte  sich  nicht  blos  auf  einzelne  Rectificationen  der  . 
Grenzen  beschränken,  sondern  sie  werden  auch  principieller  Natur  sein.  Be-  ; 
züglich  der  nicht  principiellen,    sondern   nur   gleichsam    additionellen  Karten-        \ 


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correcturen,  welche  vorgenommen  werden  müssen,  ist  in  erster  Linie  die  Auf- 
findung eines  bisher  nicht  verzeichneten  Menihtschieferzuges  südlich  von  Iwo- 
nicz  zu  erwähnen. 

Gelegen thch  seines  Aufenthaltes  in  jener  Gegend  wurde  übrigens  Dr.  E. 
Tielze,  wie  noch  gesast  werden  kann,  im  Vereine  mit  Professor  v.  D  u  n  i- 
k  0  w  s  k  i  aus  Lemberg  auch  einer  amtlichen  Commission  beigezogen,  welche 
sich  mit  dem  Schutzrayon  der  Heilquellen  von  Iwonicz  zu  beschäftigen  hatte, 
worüber  der  Erstgenannte  in  einer  unserer  letzten  Sitzungen  bereits  einen  \or- 
lauügen  Bericht  erstattet  hat. 

Während  der  Zeit  vom  20.  Juli  bis  zum  4.  September  setzte  Herr  Vice- 
director  k.  k.  Oberbergrath  Stäche  seine  Studien  in  den  paläozoischen  Schichten 
Kärntens  im  Gebiete  des  Gailthales  und  Canalthales  fort.  Dabei  gelang  es  dem- 
selben wiederum  einige  neue  und  wichtige  Resultate  zu  erzielen.  Unter  diesen 
ist  die  Entdeckung  des  südtiiolischen,  oberpermischen  Bellerophonkalkhorizon- 
tes  auf  der  Südseite  des  Canalthales  und  die  Auffindung  eines  neuen  ober- 
carbonischen  Bellerophonhorizontes  in  Sandstein  unter  dem  Fusulinenkalk  des 
Carbongebietes  der  Krön-  und  Zirkelalpe  im  Gebirge  der  Nordseite  dieses  Thaies 
hervorzuheben. 

Die  scharfe  Grenze,  welche  hier  der  schwarze  Beilerophonkalk  (im 
Schwefelgraben  bei  Lusnitz  ausgezeichnet  durch  das  Auftreten  der  charakteristi- 
schen Spiriferiden- Fauna  mit  Spirif.  vultur  und  megalotis  St.  und  Spirigera 
Jankeps  St.)  gegen  eine  sehr  mächtige  Schiclitenmasse  von  Buntsandstein 
(sammt  Roth)  —  gelbe  Mergel-  und  Kalkschiefer  mit  Monotis  {Posodonomya) 
aurüa  Hau.,  Avicula  striata  Haner  etc..  gefolgt  von  zum  Theil  sehr  dick- 
bankigen  rothen,  grünlichen  und  grauen  Sandstein-  und  Schiefervarietäten  — 
macht  und  die  engere  Verbindung,  in  welchem  derselbe  mit  seiner  aus  Rauch- 
wacken,  Mergeln,  Asche,  Gyps  und  Dolomit  (mit  Natica  äff.  minima  Brown.) 
bestehenden  Unterlage  besteht,  setzt  die  Vertretung  des  Oberperm  in  einer 
Zechstein facies  verbunden  mit  jener  specifisch  alpinen  Regional fauna,  welche 
Er.  Stäche  bereits  fiir  Südtirol  nachwies,  noch  mehr  ausser  Zweifel. 

Die  weiteren  Folgerungen,  die  sich  bei  diesen  Untersuchungen  bezüglich 
der  Position  der  im  Canalthal  fehlenden  GrÖdener  Sandstein-Facies  und  der 
Gliederung  der  alpinen  Perm-Entwicklungen  überhaupt  ergeben,  sind  natürlich 
ausführlichen  Miitheilungen  vorbehalten.  Ebenso  kann  die  Erörterung  der 
specielleren  Bedeutung  des  erwähnten  Fundes  im  Obercarbon  sowie  der  weile 
ren  Aufsammlungen  im  Unter-  und  Obersilur  (D.  und  E).  sowie  im  devoni- 
schen Korallenkalk  des  Osternig  Gebietes  an  dieser  Stelle  nicht  Platz  finden. 
Es  mag  nur  bemerkt  werden,  dass  das  für  eine  Publication  über  die  Local- 
(aunen  des  alpinen  typischen  Unter-  und  Obersilur  iD.  und  E.)  bereits  vor- 
bereitete Material  etwa  IG  Tafeln  Grossquart  Formates  in  Anspruch  nehmen 
dürfte,  von  welchen  bereits  4  in  Lithographie  vorliegen. 

Im  Spätherbst  endlich  unternahm  Herr  Oberbergrath  Stäche  noch  eine 
dreiwöchentliche  Reisetour  nach  Triest  und  Istrien.  Während  derselben  wurden 
einige  Punkte  in  der  Nähe  von  Triest  behufs  Eintragung  in  die  geologische 
Karte  des  Stadtgebietes  besucht. 

Schliesslich  nahm  derselbe,  da  er  des  Eintrittes  zu  ungünstiger  VVitte- 
rungsverhältnisse  wegen  die  beabsichtii-te  Fortsetzung  seiner  Reise  bis  nach 
Lesina  (Dalmatien)  aufzugeben  vorzog,    die  Gelegenheit    wahr,    die  Sammlung 


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des  Herrn  Dr.  Antonio  Scampicliio  in  Albona,  sowie  diejenige  des  Stadt- 
in useums  von  Triest  mit  Rücksicht  auf  seine  Arbeiten  über  das  Küstenland 
Daher  zu  durchmustern. 

Der  ungünstige  Verlauf  der  Witterung  des  Jahres  1888  hess  es  nicht  zu, 
dass  llofrath  Stur  ausser  einer  Reihe  von  Excursionen,  so  nach  Böhmen  und 
^tpiemmrk,  im  Laufe  des  Sommers  mehr  unternehmen  konnte,  als  an  dem 
int<*rnrLlionalen  Geologen-Congresse  in  London  theilzunehmen,  dessen  Verlauf 
Uiid  Kr^ebnisse  er  in  dem  angezogenen  Jahresberichte  schildert. 


IV.  K.  k.  statistische  Central-Commission. 

Das  Bestreben  der  k.  k.  statistischen  Central-Commission  war  auch  in 
dem  verflossenem  Jahre  darauf  gerichtet,  das  Gebiet  ihrer  Thätigkeit  neben 
der  Forlführung  von  früher  in's  Leben  gerufenen  Arbeiten  zu  erweitern  und 
immer  neue  Erscheinungen  des  staatlichen  und  gesellschaftlichen  Lebens  in 
die  slaLlstische  Darstellung  ei nzu beziehen. 

Auf  dem  Gebiete  der  Bevölkerungs-Statistik  wurde  die  Be- 
wegung der  Bevölkerung  im  Jahre  1886  im  L  Hefte  des  XVIIL  Bandes  der 
tOeüttr reich ischen  Statistik«  in  ausführlicher  Weise,  dann  eine  Besprechung 
der  wesentlichsten  Ergebnisse  der  Bevölkerungs-Bewegung  im  Jahre  1887  im 
JuliheRo  der  statistischen  Monatschrift  publicirt. 

Die  leider  noch  sehr  unvollkommenen  Daten  über  die  überseeische  Aus- 
wanderung aus  Oesterreich  im  Jahre  1886  wurden  durch  eine  Mittheilung  im 
Jftnnerhefte  der  statistischen  Monatschrift  verwerthet. 

Die  Arbeilen  zum  Zwecke  der  Inventarisirung  und  Specificirung  der  vor- 
h:indejjen  Matrikenbücher  wurden  fortnesetzl  und  gestatten  die  Aussicht  auf 
eine  wesentliche  Förderung  der  Bevölkerungsstatistik,  wenn  einmal  die 
Schwierigkeiten,  die  sich  einer  raschen  Benützung  entgegenstellen,  überwunden 
sem  wf^rden. 

Die  Sanitäts-Statistik  wurde  sowohl  durch  die  Veröffentlichung 
der  L^anitäls-Wochenberichte  der  grösseren  Orte  Oesterreichs,  als  durch  Heraus- 
gabe der  Sanitäts-Statistik  des  Jahres  1885  im  4.  Hefte  des  XVII I.  Bandes  der 
>Of*sterreichischen  Statistik«  allgemein  nulzbar  gemacht. 

Die  so  überaus  wichtige  Frage  der  Verbreitung  des  Branntwein-  j 
genusses  wurde  durch  eine  Ausführung  über  die  Zahl  und  Verbreilung  j 
der  Dranntweinschänken  in  Oesterreich  (im  Februarhefte  der  Monatschrift)  i 
nöhor  beleuchtet.  ] 

Das  Unterrichtswesen  im  Schuljahre  1885 - 8*i  wurde  in  der  ] 
Statistik  der  Unterrichtsanstalten,  und  ihre  Ergebnisse  im  2.  Hefte  des  XVIH.  ] 
Bandes  der  »Oesterreichischen  Stastitik«  einer  eingehend<'n  Bearbeitung  unter-  j 
Züge  Rh  j 

Auf  dem  Gebiete  der  Finanz-Statistik  wurde  der  österreichische 
Btaats haushält  in  den  Jahren  l>*^^3  und  1884  im  3.  Hefte  des  XVI  Bandes  der 
*Oeslerreichischen  Statistik«  ausführlich  dargestellt,  und  der  Haushall  der  Be- 
stirke  und  der  Landgemeinden  in  Oesterreich  im  FebruarheflSi  beziehungsweise 


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^mtfßFmm 


235 

im  August-,    September-  und  Octoberhefte  der   statistischen  Monatscbrift  zum 
erstenmale  bearbeitet. 

Die  Darstellung  der  Ergebnisse  des  auswärtigen  Handels  im  Jahre 
1886  wurde  im  1.  Hefte  des  XVII.  Bandes  der  »Oesterreichischen  Statistik« 
vollendet  und  im  3.  Hefte  des  XX.  Bandes  die  Ausfuhr  im  Jahre  1887  ver- 
öffentlicht. 

Die  Hauptergebnisse  des  österreichisch-ungarischen  Aussenhandels  im 
Jahre  1887  wurden  im  Vergleiche  mit  jenen  in  den  Jahren  1?^86  und  1877  im 
Aprilhefte  der  statistischen  Monatschrift  besprochen.  —  Ein  Versuch,  die  Ur- 
sprungs- und  Bestimmungsländer  des  österreichisch  ungariscben  Handels  auf 
Grund  der  auswärtigen  statistischen  Publicationen  feslzuslellen,  findet  sich  im 
August— Septemberhefte  der  Monatschrift. 

Die  Verhältnisse  der  Flussschiffahrt  in  den  Jahren  1883  bis  1887  waren 
Gegenstand  einer  Abhandlung  im  Julihefte  der  Monatschrift,  welche  auch 
dem  3.  internationalen  SchilTahrlscongresse  in  Frankfurt  am  Main  vorgelegt 
wurde. 

Im  Bereiche  der  Statistik  des  Geld-  und  Creditwesens  wurde  die 
Statistik  der  Sparcassen  in  den  Jahren  1885  und  1886  im  4.  Hefte  des  XVI. 
Bandes,  beziehungsweise  im  3  Hefte  des  XVIII.  Bandes  der  »Oesterreichischen 
Statistik«  mit  wesentlicher  Bereicherung  des  Inhaltes  veröffentlicht. 

Die  Statistik  der  Erwerbs-  und  Wirthschafts-Genossenschaflen  mehrerer 
Länder  wurde  für  das  letzte  Decennium  in  den  beztiglichen  Landesblättein,  die 
der  Versicher ungs- Gesellschaften  in  der  statistischen  Monatschrift  mitgelheilt. 

Die  Preis-Statistik  fand  durch  Vergleich ung  der  Reahtätenwerthe  in 
Oesterreich  für  die  Jahre  1866  und  1886  eine  wesentliche  Förderung  in  einer 
der  wichtigsten  Beziehungen.  (Juniheft  der  Monatschrift.) 

Auf  dem  Gebiete  der  Justiz-Statistik  w^urden  die  Ergebnisse  des 
(loncursverfahrens  in  den  Jahren  1884  und  1885  (im  2  Hefte  des  XV.,  bezie- 
hungsweise des  XIX.  Bandes  der  »Oesterreichischen  Statistik«),  sowie  jene  der 
Strafrechtspflege  und  die  Verhältnisse  der  Strafanstalten  und  der  Gefangen- 
häuser im  Jahre  18S4  (im  3.  und  4.  Hefte  des  XV.  Bandes  der  »Oesterrei- 
chischen Statistik«)  veröffentlicht.  Ausserdem  wurden  die  Ergebnisse  des 
Concursverfahrens  der  Jahre  1876  bis  188»3  im  Junihefte  der  statistischen 
Monatschrift  vergleichend  dargestellt.  Eigens  eingeleitete  statistische  Studien 
über  die  Entwicklung  der  österreichischen  Gew^erbegerichte  wurden  im 
Maihefte  der  Monatschrift  verwerthet. 

Einen  Rückblick  auf  die  gesammte  Wirksamkeit  der  slatstischen  Central- 
Commission  in  den  ersten  1^5  Jahren  ihres  Bestandes  (seit  1^63)  enthält  das 
Februarheft  der  statistischen  Monatsschrift. 

Die  hauptsächlichsten  Ergebnisse  auf  allen  Gebieten  der  österreichischen 
Statistik  wurden  nach  dem  neuesten  Stande  im  VI.  Jahrgange  des  statistischen 
Handbuches  veröffentlicht. 

Die  Herausgabe  des  gemeinsamen  österreichisch-ungarischen  statistischtn 
Handbuches  ist  nach  unvorhergesehenen  Verzögerungen  nunmehr  in  nahe  Aus- 
sicht gestellt. 

Die  Bibliothek  der  statistischen  Centra  1-Commission  hat 
durch  den  Zuwachs  von  zahlreichen  \Aerken  aus  dem  Gebiete  der  Statistik 
und  andeien  Wissenszweigen,    insbesondere   aber   durch    die  Uebernahme  der 


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gesammten  officiellen  Publicationen  der  Regierung  der  Vereinigten  Staaten  von 
Nordamerika  seit  1868,  wieder  eine  bedeutende  Bereicherung  erfahren,  und 
durch  Creirung  eines  Bibliothekarpostens  für  fachmännische  Leitung  und  er- 
leirliterte  Benützbarkeit  viel  gewonnen.  Andererseits  ist  der  Bibliothek  durch 
die  Uebernahme  der  Vermittlung  der  sämmllichen  officiellen  Publicationen  der 
k.  k.  und  k.  u.  k.  obersten  Centralstellen  an  die  Congress-Bibliothek  der  Ver- 
einigten Staaten  von  Nordamerika  eine  grosse  Aufgabe  zugewachsen. 

Die  nunmehr  gänzlich  von  der  statistischen  Central-Commission  über- 
ffiommene  Pubücation  des  »Oesterrei einsehen  Städtebuchest  erhielt  durch  die 
Ausgabe  des  2.  Bandes  ihre  erste  Fori  Setzung. 

An  der  vom  niederösterreichischen  Gewerbevereine  veranstalteten  gross- 
arligen  Jubiläums-Ausstellung  betheiligte  sich  die  statistische  Central-Commis- 
sion mit  einer  stattlichen  Reihe  von  Kartogrammen  und  Diagrammen  zur  Be- 
völkerungs-,  Social-  und  Sanitäts -Statistik.  Insbesondere  sind  die  zu  dem 
bezeichneten  Zwecke  eigens  gearbeiteten  Kartogramme  über  die  Berufs  Verhält- 
nisse der  Bevölkerung  hervorzuheben. 

Die  Vorbereitungen  für  die  nächste  Volkszählung  (1890)  haben  die 
stfi Listische  Central-Commission  schon  stark  in  Anspruch  genommen  Es  ist 
jtu  nächst  ein  vorläufiges  Programm  hiefür  ausgearbeitet  und  dem  k.  k.  Mini- 
fttc^rium  des  Innern  vorgelegt  w  »rden,  in  welchem  besonders  die  Nothwendig- 
keit  einer  weiteren  Ausbildung  der  Berufsstatistik  betont,  die  genauere  Er- 
hebung der  Wohn-  und  der  rechtlichen  Bevölkerung,  die  Conslatirung  der 
Haushaltungen  und  Familien  sowie  die  Aufarbeitung  des  Zählungsmaterials 
iiaih  dem  System  der  Zählkarten  und  eine  Reihe  von  Vorbereitungsarbeiten 
iüi  die  Zählung  empfohlen  worden. 


V.  Verein  ftlr  Landeskunde  von  Niederösterreich. 

Die  voi  diesem  Vereine  herausgegebenen  „Blätter  für  Landeskunde  von 
Niederösterreich''  haben  im  Jahre  1888  den  XXII.  Jahrgang  der  neuen  Folge 
crn^icht.  Von  den  in  dieser  Pubücation  entlialtenen  Aufsätzen  und  Ab- 
hjindlungen  sind  besonders  hervorzuheben: 

„Vorarbeiten  zur  aUösterreicbischen  Ortsnamen \unde''  von  Dr.  Richard 
Müller;  ..Niederösterreich  zur  Zeit  des  dreissigjährigcn  Krieges"  von  Dr.  Carl 
llnselbach;  ..Zur  Geschichte  von  Ilainbrrg  und  Rottenstein**  III.;  „lieber  die 
M;*rk  Putten"  von  Dr.  Josef  Lampel;  „Schicksale  und  Zukunft  der  Vegetation 
Niederösterreichs'-  von  Dr.  Günther  R.  v.  Beck;  „Neuere  Forschungsergebnisse 
mr  Baugeschichte  von  Wr  Neustadt'*  von  Custos  Wendelin  Boeheim;  ..Die 
wfclitigsten  Beziehungen  zwischen  dem  österreichischen  und  dem  czechischen 
Dialect"  von  Dr  Willibald  Nagl  und  „Bibliogiaphie  zur  Landeskunde  von 
NiPilerösterreich  im  Jahre  18S8"  von  Dr.  Wilhelm  Haas. 

Von  dem,  vom  Vereine  für  Landeskunde  von  Niederöslerreich  heraus- 
gegebenen Urkundenbuche  des  Chorherrnstifte-«  St.  Polten,  sind  Bogen  18—30 
firs«  hienen.  Die  von  diesem  Vereine  gleichfalls  herausgegebene  grosse  Admini- 
utrativkarte  von  Niederösterreich  in  111  Sectionen  ist  nach  dem  neuesten 
SUinde  der  Aufnahmen  rectificirt    worden    und   sind   von   derselben   im  Jahre 


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v&r^^  ' 


237 

1887  bereits  66  Sect  onen  und  im  Jahre  ISS-i  die  übrigen  45  Sectionen  neu 
gedruckt  worden.  Zugleich  wurde  im  Laufe  des  Jahres  1888  eine  neue  Zeichnung 
Fowie  der  Stich  der  Section  Wien  der  Administrativkarte  in  Angriff  genommen 
und  dürften  Stich  und  Neu-Druck  dieser  Karten-Section  im  Mai  oder  Juni  188^ 
vollendet  sein. 

Was  endlich  die  vom  Vereine  für  Landeskunde  von  Niederösterreich 
herausgegebene  Topographie  dieses  Kronlandes  anbelangt,  so  ist  in  Folge  der 
durch  das  Ableben  des  Hofrathes  v.  Becker  eingetretenen  Veränderung  in  der 
Redaclion  dieses  Werkes  und  da  das  vorhandene  Materiale  für  die  Fortsetzung 
desselben  vorerst  gesichtet  und  grösstentheils  ergänzt  werden  musste,  allerdings 
eine  wesentliche  Verzögerung  in  dem  Erscheinen  der  Fortsetzungshefte  zu  ver- 
zeichnen; allein  die  Vorarbeiten  für  das  nächste  (4.)  Heft  des  lll  Bandes, 
enthaltend  die  Fortsetzung  und  den  Schluss  des  Buchstaben  T  der  Schilderungen 
der  Ortschaften  in  alphabetischer  Reihenfolge  sind  bereits  so  weit  gediehen,  dass 
auf  das  Erscheinen  dieses  Heftes  bis  Anfangs  Mai  1889  bestimmt  gerechnet 
werden  kann. 


VI.  K.  k.  ÖBterreiohisches  Handels- Museum. 

Der  im  Frühling  des  abgelaufenen  Jahres  erfolgte  Ausbau  der  Orient- 
bahnanschlOsse  hat  es  dem  Curatorium  des  Museums  wünschenswerth  erschei- 
nen lassen,  dass  ein  Functionär  des  Institutes  an  den  wichtigsten  der  von 
diesen  Bahnverbindungen  tangirten  Handelsplätze  der  Balkanländer  Studien 
über  die  durch  die  Eröffnung  dieser  Verkehrsadern  inaugurirte  Neugestaltung 
des  Aussenhandels  dieser  Gebiete  anstelle. 

üeber  Auftrag  des  Curatoriums  besuchte  sonach  im  Frühjahre  1888  der 
Director  des  Museums  in  Begleitung  eines  mit  den  orientalischen  Handelsver- 
haltnissen völlig  vertrauten  Kaufmannes  der  Reihe  nach  Belgrad,  Salon  ich» 
üesküb,  Nisch,  Sofia,  Adrianopel  und  Constantinopel. 

Die  Wahrnehmungen,  welche  die  Abgesandten  des  Museums  an  den  ge- 
nannten Plätzen  machten,  standen  mit  der  damals  in  österreichischen  Geschäfts- 
kreisen zu  Tage  tretenden  optimistischen  Auffassung  über  die  aus  dem  Bahn- 
ausbau für  den  austro-orientalischen  Handel  sofort  zu  gewärtigen dea  Vortheile 
in  grellem  Widerspruche.  Der  Director  brachte  seine  Anschauung  über  den 
wahrscheinlichen  Einfluss  der  neuen  Schienenslrasse  auf  den  österr.-ungar, 
Mandel  in  einem  den  obgenannten  Corpora tionen  zur  Verfügung  gestellten  und 
theilweise  im  Organe  des  Museums  veröffentlichten  Memoriale  zum   Ausdruck. 

Nach  demselben  wären  rapid  eintretende  bedeutende  Veränderungen  im 
Handel  der  Balkanländer  für  die  allernächste  Zeit  nicht  zu  gewärtigen,  da  die 
Productions-  und  Aufnahmsfahigkeit  der  von  den  Bahnen  durchquerten  Ge- 
biete, etwa  einen  Theil  Bulgariens  ausgenommen,  wahrscheinlich  nur  eine  sehr 
langsam  vorschreitende  Steigerung  erfahren  werde,  andererseits  aber  eine  Ab- 
lenkung des  Seeverkehrs  der  asiatischen  .Mittelmeerhäfen  auf  die  neuen  Bahn- 
strecken in  Folge  der  ungünstigen  Frachtdifferenzen  und  mangelhafter  Einrich- 
tung des  Hafens  von  Salonich  vorderhand  nicht  zu  erwarten  sei.  Dem  öster- 
reichischen Handel  werde  namentlich  in  Südserbien  und  Makedonien  in  Hin- 
kunft eine  schärfere  Concurrenz  durch  den  erleichterten  Zutritt  der  Erzeugnisse 


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4^r  übrigen  europäischen  Industriestaaten  erwaclisen,  wie  denn  auch  eine  Aen- 
tterung  in  der  Richtung  des  Kxporthandels  dieser  Gebiete  nicht  ausgeschlossen 
sei.  Der  österreichische  Handelsstand  liabe  sonach  immerhin  alle  Ursache, 
<len  Ralkanländern  doppelte  Aufmerksamkeit  zuzuwenden,  um  seine  bisher 
innegehabte  Position  festzuhalten. 

Ausser  dem  bezeichneten  Berichte  wurde  aus  Anlass  dieser  Reise  eine 
Anzahl  von  Specialberichten  über  einzelne  Handelsgebiete  und  Verkehrszweige 
tljeils  von  dem  kaufmännischen  Begleiter  des  Directors,  theils  von  anderen 
für  das  Museum  gewonnenen  Persönlichkeiten  verfasst  und  einige  derselben 
im  »Handels-Museum«  publicirt. 

Die  Delegirten  des  Museums  benützten  die  Gelegenheit  des  Besuches  der 
früher  benannten  Plätze  zur  Anknüpfung  und  Erneuerung  von  Verbindungen 
iDit  dortigen  Geschäftshäusern  und  wurde  eine  grössere  Anzahl  von  hiesigen 
E Importfirmen,  die  sich  nach  Heimkehr  des  Directors  an  das  Institut  wandten, 
mit  solchen  Häusern  in  Beziehungen  gebracht  während  dem  Informations- 
hureau  der  Anstalt  ein  reiches  Material  an  Daten  über  die  Art  und  Ausdeh- 
nung des  Geschäftes  einzelner  Firmen  der  besuchten  Handelsstädte,  über  ihre 
Correspondenten,  ihre  Bonitiit  etc.  zufloss. 

Als  ein  ferneres  Ergebnis  dieser  Reise  mag  endlich  die  ansehnliche  Be- 
Teicherung  bezeichnet  werden,  welche  die  Sammlungen  der  Anstalt  aus  diesem 
Anlasse  erfahren  haben. 

Die  commerciellen  Sammlungen  des  Museums  wurden  durch  nach- 
stehende Erwerbungen  erweitert: 

1.  Eine  Collection  der  wichtigsten  Importartikel  von  Melbourne  (ver- 
mittelt durch  das  k.  und  k.  Consulat  daselbst). 

2.  Eine  Collection  der  wichtigsten  Importartikel  von  Adelaide  (vermittelt 
durch  das  k.  und  k.  Consulat  daselbst). 

3.  Eine  Collection  von  Importartikeln  für  Bangkok. 

4.  Eine  Collection  von  Importartikeln  für  Manila. 
5    Eine  Collection  von  Importartikeln  für  Batavia 

6.  Eine  Collection  von  Importartikeln  für  Saigon. 

7.  Diverse  Muster  von  Waaren  aus  dem  Handelsverkehre  des  Persischen 
Golfes. 

Die  Reise  des  Directors  nach  den  Balkangebieten  und  Constantinopel 
hat  den  Anlass  zu  einer  sehr  erwünschten  Vermehrung  der  kunstgewerblichen 
Sammlungen  des  Institutes  gegeben  und  waren  es  insbesondere  Objecte  der 
Textilindustrie,  Keramik  und  Metallindustrie,  welche  bei  dieser  Gelegenheit  er- 
Wi)rben  wurden. 

Ausserdem  wurden  theils  in  Hamburg  und  Berlin,  theils  auch  in  Wien 
eine  Reihe  von  Objecten  der  japanischen  Kleinkunst,  sowie  japanische  Korb- 
flechtereien, endlich,  durch  die  gütige  Vermittlung  der  indischen  Regierung, 
€liie  Anzahl  indischer  Metallarbeiten  acquirirt. 

Auch  im  abgelaufenen  Jahre  war  das  Museum  bemüht,  durch  die  Ver- 
anstaltung von  Special-Ausstellungen  auch  das  Publicum  und  die  Fachkreise 
dl  r  Provinz  mit  den  in  seinen  Sammlungen  vorhandenen  Vorbildern  des  orien- 
talischen Kunstgewerbes  vertraut  zu  machen.  Ausserdem  wurden  einzelne  neu 
eingelangte    commercielle    Mustercollectionen    in    Provinzialstädten    ausgestellt 


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239 

Erstgenannte  Expositionen  fanden   in   Troppau,    Pilsen    und   Linz,    letztere    in 
Steyr,  Prag,  Budweis,  Sobieslau,  Neuhaus  und  Oberplan  statt 

Mit  Befriedigung  darf  verzeichnet  werden,  dass  auch  den  obbezeichneten 
Ausstellungen  ein  voller  Erfolg  nicht  gefehlt  hat 

Das  Informalions-  und  Zoll-Informations-Bureau  hat  im  abgelaufenen 
Jahre  eine  rührige  Thätigkeit  entfaltet  Das  Correspondentennetz  des  Museums 
hat  sich  gleichfalls  wesentlich  vervollständigt  und  war  dasselbe  stets  in  der 
angenehmen  Lage,  sich  desselben  mit  Erfolg  zu  bedienen.  Die  Natur  der  er- 
theillen  Informationen  ist  eine  derartige,  dass  eine  Controle  des  materiellen 
Resultates  nicht  möglich  ist,  doch  ist  dem  Museum  mehrfach  mitgetheilt  wor- 
den, dass  dessen  Auskünfte,  Nachweisungen  und  Anregungen  wiederholt  greif- 
bare Resultate   für   die    betreffenden  Anfragenden  zur  Folge  hatten. 

Die  vom  Museum  veröffentlichte  volkswirthschaftliche  Wochenschrift: 
»Das  Handels-Museum«,  hat  auch  im  abgelaufenen  Jahre  den  Kreis  ihrer  Leser 
und  Mitarbeiter  erweitert  und  war  die  Anstalt  in  Folge  dessen  in  der  Lage, 
dem  genannten  Blatte  einen  grösseren  Umfang  und  reicheren  Inhalt  zu  sichern. 

Auch  hier  sei  mit  Befriedigung  der  Thätigkeit  unserer  Consulate  ge- 
dacht die  in  ihrer  überwiegenden  Majorität,  durch  ihre  rasche  und  sachgemässe 
Berichterstattung  dem  Handel  und  der  Industrie  wesentliche  Dienste  leisteten. 
Es  liegt  gewiss  eine  Anerkennung  des  Werthes  dieser  im  »Handels-Museum« 
regelmässig  veröffentlichten  Consularberichte  in  der  Thatsache,  dass  dieselben 
nicht  nur  in  der  heimischen,  sondern  auch  in  der  auswärtigen  u.  zw.  nament- 
lich in  der  deutschen  und  englischen  Fachpresse  in  sehr  ausgedehntem  Masse 
reproducirt  wurden.  Eine  Reihe  von  für  unseren  Handels  stand  interessanten 
Berichten  dankt  auch  heuer  unser  Blatt  den  Commandanten  Seiner  Majestät 
Kriegsschiffe. 

Der  Charakter,  welcher  auch  dieses  Jahr  den  im  Museum  abgehaltenen 
comraerciellen  Cursen  gewahrt  blieb,  erhellt  aus  dem  nachstehenden  Programme 
dieser  Curse: 

»lieber  das  Verschiffungsgeschäfl«,  von  Herrn  Julius  Böhm  (vormals  am 
Persischen  Golf  etablirt),  »über  Handels-  und  Productionsverhältnisse  in  den 
Vereinigten  Staaten«  von  Prof.  Zehden,  »über  den  Handel  in  Britisch-Indien« 
von  Herrn  Ch.  Kögler  (vormals  in  Calcutta  etablirt),  »über  Handels-  und  Zoll- 
vertrage« von  Dr.  M.  Roessler. 

Die  einzelnen  Curse  umfassten  zwischen  fünf  und  zwölf  Vorlesungen 
und  wurden  unentgeltlich  gegeben. 

Die  Frequenz  dieser  Curse  war  gegenüber  dem  Vorjalire  eine  wesentlich 
gesteigerte  und  erreichten  die  Einschreibungen  für  einzelne  Vortrags-Cyklen  die 
Ziffer  230.  Die  Mehrzahl  der  Hörer  gehörte  dem  bereits  in  der  Praxis  wirken- 
den Kaufmannsstande  an. 

Von  einer  Erweiterung  des  Proarammes  musste  bisher  aus  finanziellen 
Rücksichten  abgesehen  werden. 

Das  Programm  der  im  Museum  abgehaltenen  Vorlesungen  war  folgendes  : 
F.  V.  Hellwald:  Werden  und  Vergehen  des  Buddhismus. 
F.  r.  Hellwald:  Russland  in  Mittelasien. 
Juhus  Böhm:  Moderne  Pilgerfahrten  nach  Mekka. 
Dr   I,  Singer:  Orient  und  Occident  auf  dem  Arbeitsmarkle. 
Alfred  v.  Lindheim:  Spanien  und  seine  erste  Weltaus>tellung. 


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JHrector  C.  Sitte:  Die  Ornamentik  der  Orientalen. 
I)r   K.  V.  Stein:  Das  Heim  des  Japaners. 

J'i-of.  Dr.  Ph.  Paulitschke:    Zur  Bekämpfung  des  Sclavenhandels  im  äquato- 
rialen Afrika. 
Dr.  M.  Haberlandt.  Ueber  orientalische  Dichtung. 
r  r.   Vincenti:  Die  Sonnentempelstädte  Syriens. 

Die  Einstellung  eines  höheren  Betrages  für  Anschaffungen  unter  diesem 
Titel  liat  die  Leitung  der  Anstalt  in  die  Lage  gesetzt,  eine  grössere  Zahl  von 
Volks wirthschafllichen  Publicationen  und  solchen  über  das  orientalische  Kunst- 
gewerbe der  Bibliothek  zuzuführen.  Allerdings  war  auch  in  der  abgelaufenen 
Periode  die  Benützung  der  Bibliothek,  für  die  es  der  Anstalt  an  einem 
passenden  Räume  mangelt,  sowie  jene  des  Lesezimmers,  in  welchem  193  Fach- 
st :itschriften  darunter  89  deutsche,  57  englische.  30  französische,  7  hollän- 
disrhe,  6  italienische,  2  ungarische,  l  russische,  l  spanische)  aufliegen,  eine 
ziemlich  beschränk t'-\ 

Vorzeichuis 

der  vom    statistischen  Departement    im  k.  k.  Handels-Ministerium  im 

Laufe  des  Jahres   1888  fertiggestellten  Publicationen. 

I.  Ja  bresber  ichte  der  k.  u.  k.  österr.-ungar.  Consulats-Behörden 

Kj.  Jahrgang.  (XXXVI.  Band  der  »Nachrichten  über  Industrie,  Handel  und 
Verkehr«.) 

II.  Nachrichten  über  Industrie,  Handel  und  Verkehr.   XXXIII.  Bd. 

1  Heft:  »Werthe  für  die  iMengeneinheiten  der  im  Jahre  1887  im  österr- 
ungar.  Zollgebiete  ein-  und  ausgeführten  Waaren<.  H.  und  HI.  Heft: 
>  Statistik  des  österreichischen  Telegrafenwesens  im  Jahre  1887«.  IV.  Heft» 
»Hauptergebnisse  der  österreichischen  Eisenbahn-Statistik  im  Jahre  1887«. 

III  Statistische  Nachrichten  über  die  Eisenbahnen  der  öster- 
rfüchisch-ungarischen  .Monarchie  für  das  Betriebsjahr  1886. 
((Gemeinsam  mit  dem  königlich  ungarischen  statistischen  Landesbureau 
iii  Budapest  bearbeitet  und  herausgegeben) 

IV  Monat  Schrift  »Austria«.  Archiv   für   Gesetzgebung  und   Statistik  auf 

den  Gebieten  der  Gewerbe,  des  Handels  und  der  Schifffahrt.  40.  Jahrgang. 


TU      Comite    für     die     naturwisaenschaftliche     Landesdurch- 
forschung  von  Böhmen. 

Das  Comite  für  die  naturwissenschaftliche  Durchforschung  von  Böhmen 
hat  seine  Arbeiten  auch  im  Jahre  lh88  fortgesetzt.  In  topographischer 
Beiiirliung  wurde  von  Professor  Dr,  K.  Koiistka  das  Terrain  westlich  von 
PilsoiK  welches  sich  auf  beiden  Seit'irn  des  MiesHusses  ausbreitet,  bearbeitet 
Das  hiebei  gesammelte  Material  soll  als  Grundlage  der  Terrainbeschreibung 
und  der  Schichtenkarte  der  IV.  Seclion  der  Karte  von  Böhmen  dienen.  In 
geologisch-poläontologischer  Beziehung  untersuchte  Prof.  Dr.  Fric, 
behufs  specieller  Studien,  einige  Punkte  der  permischen  und  der  Kreidefor- 
malion, nahm  zur  Sicherstellung  der  Lagerungsverhältnisse  der  fischfuhrenden 


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241 

Brandschiefer  von  KoStialov  genaue  Profile  auf^  acquirirte  ein  ganzes  Exemplar 
des  Lurchiisches  Ctenodus  und  veröffentlichte  das  7.  Heft  von  dem  Werke 
Fauna  der  Gasikohle.  Auf  den  Excursionen  wurde  ein  Vorkommen  von  Söss- 
wasserkalk  hoch  oben  am  Erzgebirge  bei  StolzenhaB  nachgewiesen,  in  Tfemosna 
bei  Pilsen  wurde  ein  kostbares  Material  von  Haifischen  der  Permformation 
gesammelt.  Dr.  J.  Velenuvsky  arbeitete  an  den  Pflanzen  der  Kreideformation. 
Prof.  Dr.  Laube  hat  das  Rehhorngebirge  zwischen  Schatzlar  und  Freiheit  be- 
gansen,  sowie  einige  zoologische  Untersuchungen  sibirischen  der  Elbe  und  Aupa 
gemacht.  Botanische  Untersuchungen  mac!:ten  mit  Unterstützung  der  Landes- 
durchforschung die  Herren  Prof.  Dr.  Hansgirg,  der  sich  mit  algologischen 
Studien  befasste  und  Lad.  Celakovsky  Sohn,  welcher  melirere  Gegenden  des 
westlichen  und  südwestlichen  Böhmen  auf  Phanerogamen  untersuchte.  Ausser- 
dem wurden  von  vielen  Mitarbeitern  aus  den  verschiedensten  Iheilen  Böhmens 
neue  Beiträge  in  Pflanzen  und  schriftlichen  Mittheilungen  geliefert.  Als  Resultate 
der  botanischen  Durchforschung  sind  mehrere  interessante  Funde  für  Böhmen 
neuer  Arten,  Rassen  und  Bastarde  zu  bezeichnen.  Die  zoologische  Abtheilung 
befasste  sich  mit  dem  Studium  der  Thierwelt  der  Teiche  Böhmens.  Prof.  Fric 
und  Assistent  Vävra  machten  in  der  am  Teiche  bei  Poi'ernic  installirlen  trans- 
portablen zoologischen  Station  mehrere  Untersuchungen,  ebenso  Assistent  Kafka 
auf  einigen  Teichen  bei  Frauenberg.  Die  Beobachtungen  an  den  zahlreichen 
ombrometrischen  Stationen  von  Böhmen  wurden,  sowie  in  den  früheren  Jahren 
von  Prof.  Dr.  Studniöka  gesammelt,  zusammengestellt  und  publicirt.  Im  Archiv 
für  die  Landesdurchforschung  erschien  eine  Reihe  grösserer  Publicationen  über 
einige  der  vorgenannten  Arbeiten. 


Notizen. 

H.  Stanley's  Zug  vom  Congo  zum  Albert  Njansa. 

(Mit  1  Kartenskizze  Tafel  IX.  j 

Durch  die  Tagespresse  ist  die  gebildete  Welt  rasch  über  die  Einzeluheiten 
und  Episoden  des  phänomenalen  Zuges  Henry  Stanley's  vom  Congo  zum  Mwulan 
unterrichtet  worden.  Allgemein  bewundert  man  aufs  Neue  die  erprobte  Ge- 
schicklichkeit und  Ausdauer  des  kühnen  Reisenden  in  der  Bewältigung  schein- 
bar unüberwindlicher  Hindernisse,  die  Natur  und  Menschheit  dem  Fionnier  auf 
afrikanischem  Boden  entgegenstellen.  Es  verlohnt  aber  auch  die  Mrihe,  auf  die 
geographischen  Ergebnisse  der  grossartigen  Tour  einen  Blick  zu  werfen.  Stanley 
selbst  hat  in  den  Briefen  die  wichtigsten  geographischen  Resultate  seiner  Reise 
berührt,  so  dass  es  nicht  schwer  wird,  rasch  ein  Gesammtbild  derselben  zu 
entwerfen. 

Der  Forscher  hatte  im  Ganzen  auf  den  Märschen  von  Jambuja  zum 
Albert  Njansa,  vom  See  nach  Ibuiri  und  auf  der  Rückkehr  bis  nach  Bonalia. 
3iX)0Arw,  auf  unerforschtem  Gebiete  zurückgelegt.  Die  Entfernung  von  Jambuja 
bis  zum  Albert-See  beträgt  1031 /rm.  Stanley  legte  täglich  nicht  mehr  als  8  bis 
9 im  auf  dem  Hinmarsche  zurück  und  der  Weg  durch  den  Urwald  dauerte  16<) 
Tage.  Die  Reiseroute  läuft  abwechselnd  an  den  beiden  Ufern  dos  an  Strom- 
schnellen überaus  reichen  Aruwhimiflusses.  dessen  Lauf  und  verschiedene  Bo- 

Milth.  d.  k.  k.  Üeogr.  üe*.  1889.  4.  ]7 


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242 

nennungen  Stanley  feststellen  beziehungsweise  ermitteln  konnte.  Auch  die  Zu- 
flüsse des  bedeutenden  Gewässers  konnten  in  ihren  Hauptrichtungen  fixirt 
werden.  Besonders  interessant  ist  hiebei  der  Umstand,  dass  Stanley's  Angaben 
über  den  Lauf  und  die  Mündung  des  Nepoko,  bis  auf  eine  verschwindend 
kleine  Differenz,  mit  den  Angaben  Dr.  Junker's,  die  dieser  ausgezeichnete  For- 
scher von  seinem  südlichsten  Punkte  im  Jahre  1882  über  den  Stromlauf  ge- 
macht hat,  übereinstimmen.  (Vgl.  auch  Junkers  Nawa  mit  Stanley's  Nevoa.) 
Die  Quelle  des  Aruwhimi  verlegt  Stanley  an  den  Nordwestrand,  des  Albert- 
Njansa,  nach  den  »Blauen  Bergen«,  deren  höchste  die  Namen  Schweinfurth's, 
Junker's  und  Speke's  (richtiger  ChippendalFs)  erhalten  haben  und  an  deren 
Nordwestabhang  der  Kibbi  (Oberlauf  des  Kibali  und  damit  des  Welle  Makua) 
entspringt  —  einer  Landschaft,  die  an  ihrer  nördlichen  Peripherie  1878  von 
Dr.  Junker,  und  wahrscheinlich  auch  von  Casati,  erforscht  worden  ist. 

Bei  vordringendem  Marsche  durch  dichten  Urwald,  den  das  Sonnenhcht 
nicht  zu  durchdringen  vermochte,  konnte  naturgemäss  eine  genaue  Sichtung 
des  Terrains  zu  beiden  Seiten  des  Aruwhimi  nicht  geschehen.  Stanley  sagt 
nur,  dasfs  das  Flussthal  des  Aruwhimi  inmitten  einer  von  Hügeln  im  N  undS. 
eingefassten  Landschaft  sich  breite.  Erst  als  die  Expedition  das  Waldesdickichi 
verliess  und  das  Gebiet  des  Häuptlings  Mozambui  betrat,  konnte  die  Ausdeh- 
nung des  circa  1584  w  über  dem  Meere  gelegenen  Plateaus  im  Westen  des 
Mwufan  und  dessen  Uebergang  in  ausgebreitete  Hochebenen  im  Süden  constatirt 
werden.  Dass  der  Mwutan  mit  dem  von  Stanley  1876  entdeckten  Gewässer, 
dessen  Contouren  der  Forscher  auf  seinen  Karten  verschieden  beschreibt  (Vgl. 
die  Karte  in  dem  Werke  »Trough  the  dark  continent«  und  die  »Map  of  the 
Congo  basin«)  nicht  communiciren,  konnte  Stanley  gleichfalls  bestätigen,  ja  er 
hat  den  Rückgang  der  Wasserfläche  des  Mwutan  im  Süden  durch  Autopsie 
und  das  Zeugnis  der  Uferbewphner  neuerdings  bestätigen  können. 

Dem  neu  entdeckten  Riesenberge  Ruvenzori  im  Süden  des  Albert- Njansa 
nach  der  Beschreibung  Stanley's  einen  ganz  bestimmten  Platz  anzuweisen,  wird 
dem  Kartographen  vorderhand  darum  schwer,  weil  der  Entdecker  selbst  nur  in 
groben  Umrissen  dessen  Lage  beschreibt.  Vergegenwärtigt  man  sich  dazu,  was 
Stanley  im  ersten  Bande  seines  Werkes  »Durch  den  dunklen  Welttheil«  sagt 
(pag.  469  f.),  nämlich,  dass  er  den  seinerzeit  auf  die  Karte  gesetzten  »grossen 
Berg«  (Gordon-Bennett)  nur  in  »weiter  nebliger  Ferne  gesehen«,  ferner  (p,  471  f.) 
dass  er  auf  dem  Zuge  durch  das  Land  Nzimba  (Häuptling  Ruigi)  Bergspitzen, 
Bergkegel  und  Berghöcker,  sowie  kuppelähnliche  Hügel  nach  allen  Riciitungen 
hin  habe  emporsteigen  sehen,  so  wird  es  doppelt  schwer,  den  Berg  zu  locali- 
siren  und  man  wird  vorläufig  den  Trost  hinnehmen  müssen,  den  Stanley  selbst 
auf  die  alleroriginellste  Art  bietet,  indem  er  sagt,  es  sei  Raum  genug  für  den 
Ruvenzori  sowohl  als  für  den  Gordon-Bcnnett  in  dem  breiten  Landestriche, 
der  sich  zwischen  dem  Bearix-Golf  und  dem  Albert-Njansa  hinziehe. 

Unser  volles  Interesse  nehmen  Stanley's  Angaben  über  das  ungeheuere 
Waldgebiet  in  Anspruch,  dass  der  Reisende  mit  seiner  wackeren  Schaar  unter 
namenlosen  Schwierigkeiten  durchmessen  hat.  Der  Forscher  selbst  berichtet, 
im  N.  u.  S.  erstrecke  sich  das  Waldland  von  Njangwe  bis  zur  Südgrenze  des 
Monbuttulandes.  im  0.  und  W.  umfasse  es  die  ganze  Gegend  vom  Congo  \m 
der  Mündung  des  Aruwhimi  bis  ungefähr  zum  40"  östl  Länge  v.  Greenw.  Wie 
weit  sich  der  Wald  im  W.  des  Congo  erstreckt,  weiss  man  nicht.     Die  Grösse 


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•J43 

der  Waldfläche  schätzt  Stanley  auf  246.<'00  Quadratmeilen.  Im  Norden  des 
Congo  zwischen  Upoto  und  dem  Aruwhimi  erstreckt  sich  der  Wald  noch  über 
20.000  Quadratmeilen,  Offenbar  ist  dies,  wie  schon  von  anderer  Seite  gc-muth- 
masst  wurde,  dasselbe  Waldgebiet,  das  David  Livingstone  in  den  ersten  Tagen 
des  November  18*^9  im  Manjuema-Lande  zwischen  4^  und  5"  südlicher  Breite 
durchzog  und  von  dessen  Schönheit  er  entzückt  ist.  Nach  seiner  Schilderung 
scheinen  darin  die  Dörfer  der  Eingeborenen  in  den  Schatten  des  Waldes  ge- 
bettet zu  sein,  der  von  unbeschreiblicher  Schönheit  sein  soll.  »Zwischen  den 
gigantischen  Bäument.  bemerkt  Livingstone.  »ranken  sich  Schlinggewächse  von 
Kabelstärke;  wilde  Früchte  sind  im  Ueberflusse  vorhanden,  manche  von  der 
Grösse  eines  Kinderkopfes;  wohin  das  Auge  blickt,  erscheinen  fremde  Vögel, 
fremde  Affen.  Der  Boden  (Lehmboden)  ist  unermesslich  reich  und  wird  von 
den  Bewohnern  gut  angebaut,  trotzdem  sie  durch  alte  Fehden,  die  nie  zum 
Aüstrag  gelangen,  isolirt  sind.  Vorzüglich  bauen  sie  eine  Maisart.  welche  ihre 
Fruchtstiele  hakenförmig  krümmt.  Durch  das  Einschlagen  von  Pfählen  bilden 
sie  Hecken,  die  eine  Höhe  von  etwa  18'  erreichen,  gleich  Robinson's  Hecke 
erspriessen  und  nie  verwelken,  in  denen  die  Leute  Reihen  von  Schlingpflanzen 
dergestalt  anpflanzen,  dass  sich  diese  von  Pfahl  zu  Pfahl  ranken.  Darin  werden 
die  Maiskolben  an  ihre  eigenen  gebogenen  Fruchtstempel  gestützt.  Durch  das 
Bilden  des  Kornkolbens  wird  der  Haken  umgebogen,  so  dass  die  Fruchtblätter 
herunterhängen  und  so  ein  Dach  für  das  Korn  darunter  bilden.  Dieses  natür^ 
liehe  Kornmagazin  bildet  eine  recht  solid  aussehende  Mauer  um  das  ganze 
Dorf.«  Die  beschriebenen  Urwälder  gehören  zu  dem  mächtigen  Pflanzengürtel, 
den  in  der  Aequator- Hegion  der  reiche  Regenfall  im  Vereine  mit  der  kräftigsten 
Insolation  hervorbringen. 

Wenn  Stanley  berichtet,  dass  zwischen  Jambuja  und  dem  Njansa  die 
Eingeborenen  fünf  von  einander  verschiedene  Sprachen  sprechen,  so  darf  uns 
dies  nicht  Wunder  nehmen,  denn  die  Expedition  bewegte  sich  in  jenem  Theile 
Central-Afrikas,  wo  gerade  das  Sprachgebiet  der  Bantu  mit  dem  der  eigent- 
lichen Neger  und  der  Afrikaner ,  die  zur  Nuba-Fulla-Gruppe  gehörige  Sprachen 
sprechen,  eventueller  Idiome  der  pygmäenhaften  Wambuti  gar  nicht  zu  ge- 
denken. Die  Constatirung  des  Umstandes,  dass  auf  der  1041  km  betragenden 
Strasse  von  Jambuja  nach  Kavalli  so  viele  von  einander  isolirte  Idiome  ge- 
sprochen werden,  möchte  ich  als  ein  sehr  wichtiges  geographisches  und  ethno- 
logisches Ergebnis  von  Stanley's  Zuge  hinstellen.  Merkwürdig  ist,  dass  damit 
E.  G.  Ravenstein^s  Annahme  über  die  Aasdehnung  der  vorbezeichneten  Sprach- 
gebiete vollkommen  bestätigt  wird  (Vgl.  Ravenstein's  »Laiiguage  map  of  Africa« 
in  Gust's  bekanntem  Werke). 

Die  Wambuti-Zwerge,  die  Stinley's  Leuten  so  viel  Bitternis  erzeugten, 
sind,  wie  schon  bei  der  Expedition  selbst  erkannt  worden  war,  den  Akkä  oder 
Tikki-Tikki  Central-Afrikas  beizuzählen.  Dr.  Junker  berichtet,  diese  pygmäen- 
haften Nomaden  würden  hei  den  Mabode  »W^ötschua*  genannt,  während  sie 
selbst  Junker  gegenüber  ihren  Namen  wie  »Atschüa*  aussprachen.  Die  Wötschua 
Junkefs  sindofifenbar  Dr.  Wolfs  »Batua«.  Das  Volk  wird  TschnaoderTua  heissen ; 
die  Silbe  ba  oder  wo  ist  nur  das  Plural-Präfix  der  Bantu-Sprachen.  Dr.  Junker 
berichtet  von  dem  »Zwerg«-Volke  in  vollkommener  Uebereinstimmung  mit 
St^ley,  dass  dessen  Angehörige  vorzügli -he  Bogenschützen,  gewandte  und 
listige  Krieger  seien. 

17* 

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Bei  Stanley  lernen  wir  ferner  in  Ugarua's  Station  ein  wichtiges  Glied  der 
Kette  arabischer  Niederlassungen  kennen,  welche  sich  von  den  Aequatorial- 
Seen  nach  dem  Congo  erstreckt,  und  zum  Unterschiede  von  der  vom  Tanga- 
njika  gegen  Niangwe  gerichteten  Reihe  von  Niederlassungen  die  nördliche 
Kette  genannt  zu  werden  verdiente.  Die  südlichste  Station  arabischer  Händler 
aus  Uniamwesi  dürfte  nach  Arnot  unter  den  Garenganze  in  Katanga  (Reich 
AU  Msidi's)  zu  suchen  sein. 

Zum  Schlüsse  möge  bemerkt  werden,  dass  Stanley  von  dem  Negervolke 
der  Maböde  Junker's,  welche  die  Flussufer  des  Nepoko  und  das  Land  südlich 
von  diesem  Strome  bewohnen  sollen  und  von  denen  Junker  vermuthet  dass 
sie  hier  in  Kleinstaaterei  zerfallen  seien  und  in  Fehde  und  Krieg  mit  einander 
lit'gen,  nur  nebenbei  nennt,  ferner,  dass  sich  der  von  Stanley  am  l.December 
ISÖT  erblickte  Gebirgszug,  den  er  Pisgah  benannte,  und  ebenso  das  Inselchen 
Bungangeta  im  Aruwhimi,  von  wo  aus  er  den  Brief  vom  28.  August  1888  nach 
Europa  schrieb,  nach  den  vorhandenen  Angaben  schwerlich  localisiren  lassen. 
rHj  der  Muta  Nzige  dem  Congo-Systeme  angehöre  oder  ein  isolirtes  Wasserbecken 
bilde  —  mit  dem  Wassernetz  des  Nil  hängt  er  scheinbar  nicht  zusammen  — 
bleibt  gleichfalls  noch  eine  offene  Frage.  Der  unermüdliche  Stanley  hat  sich  der 
Erforschung  des  letzgenannten  Sees,  den  er  1876  entdeckte,  zugewendet.  Möge 
er  das  vorgesteckte  Ziel  erreichen  und  wohlbehalten  nach  der  Heimat  zurück- 
kehren! Ph.  Paulüschke 

Internationaler  geographischer  Congress  zu  Paris. 

Zu  Präsidenten  der  7  Gruppen  dieses  Congresses  sind  folgende  Persön- 
lichkeiten ernannt,  resp.  gewählt  worden: 

1.  Mathemat.  Geographie:  Bouquet  de  la  Grye,  Mitghed  des  Institutes 
von  Frankreich. 

2.  Physische  Geographie :  D  a  u  b  r  e  e ,  Mitglied  des  Institutes  von 
Frankreich. 

3.  Handels-Geographie  und  Statistik:  Levasseur,  Mitglied  des  Institutes 
Von  Frankreich. 

4.  Historische  Geographie  und  Geschichte  der  Geographie :  Ehrenpräsident: 
Vivien  de  St.  Martin,  Mitglied  des  Institutes  von  Frankreich;  Präsident: 
Hai'bie  du  Bocage. 

5.  Schulgeographie  und  Verbreitung  der  Geographie:  Vi  dal  de  la 
n lache,  Unterdirector  der  Ecole  normale  sup^rieure. 

6  Reisen  und  geograph.  Forschungen:  Antoine  d'Abbadie,  Mitglied 
des  Institutes  von  Frankreich. 

7.  Anthropologie.  Ethnographie  und  Linguistik:  Marquis  deNadaillac. 

Im  Ganzen  werden  dem  Congresse  in  6  Sectionen  92  wissenschaftliche 
Fragen  aus  allen  Gebieten  des  geographischen  Wissens  zur  Erörterung,  Discussion 
und  zu  eventueller  Beschlussfassung  vorgelegt  werden.  Die  Section :  „Reisen  und 
ecographische  Forschungen"  hat  keine  speciellen  Fragen  formulirt.  Es  soll 
nämlich  der  freien  Initiative  der  Mitglieder  dieser  Section  überlassen  bleiben, 
dem  Congresse  Fragen  vorzulegen  und  dieselben  in  den  Versammlungen  zu 
vpntiliren. 


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245 


Geographische  Literatur. 

Europa. 

Chronik   der  Stadt  Stuttgart    Sechshundert  Jahre  nach  der 
ersten  denkwürdigen  Nennung   der  Stadt  (1286),  zusammen- 
gestellt von  Dr.  Julius  Hartmann,  Professor  am  königlichen 
\  statistischen  Landesamt  in  Stuttgart.    Mit   zahlreichen  Abbil- 

dungen.  Stuttgart.   Druck  und  Verlag  von  Greiner  &  Pfeiffer. 
i  1886.  1.  Band.  8.  IV  und  332  Seiten.    Preis  brosch.  M.  3.50. 

I  El^ant  gebunden  M.  5» 

\  Wie  alle  Chroniken,  so  bietet  auch  diese  ein  vielseitiges  Interesse. 

{  Die  fQr  den  Zeitraum  1229  bis  1886  in  knapper  Form  gebrachten  Daten 

!      bilden  in  ihrer  Aneinanderreihung  ein  treues  Spiegelbild  aller  Vorkommnisse 
I      und  Wandlungen,  welche  die  Stadt  betroffen. 

Sie  sind  nicht  nur  für  die  allgemeine  Geschichte,    sondern  auch  für  die 
der  einzelnen  Wissenszweige  von  hohem  Werthe. 

Ein  reiches  Quellenverzeichnis  beweist  dass  der  Autor  gewissenhaft  alle 
vorhandenen  einschlägigen  Werke  und  archivalischen  Handschriften   benützte. 
Zahlreiche  Illustrationen   und   ein   alphabetisches  Sachregister   erhöhen 
noch  den  Werth  dieser  verdienstvollen  Arbeit  C.  v.  H. 

Las  Baleares.  Obra  escrita  y  publicada  en  alemän  con  el  titulo 
de:    »Die  Balearen  in  Wort  und   Bild  geschildert.«     Version 
Castellana  de  D.  Santiago  Palacio,    corregida  y  considera- 
blemente  aumentada  con  anuencia  y  conforme  ä  las  indicacio- 
nes  del  autor,  par  D.  Francisco  Manuel  de  los  Herreros  y 
Schwager.    Toms  I.     Las    antiquas    Pityusas.    Palma    de 
Mallorca,  1886.  Imprenta  de  la  biblioteca  populär.  4^.  pag.  478. 
Diese   spanische  Uebersetzuni?   des   längst  als   Standardwerk    über   die 
Balearen  geltenden  Werkes    Sr.   k.  u.  k.    Hoheit   des  durchlauchtigsten   Herrn 
Erzherzogs  Ludwig  Salvator  von  Oesterreich,  das  im  Jahre  1868  erschien, 
ist  keine  Traduction  im  gewöhnUchen  Sinne,    wie  schon  der  Titel  sagt,    son- 
dern   eine    nach    Angaben    des    erlauchten    Autors    vermehrte    Ausgabe    des 
deutschen  Werkes  in  spanischer  Sprache.  Autoptische  Studien,  die  der  Erzher- 
zog durch  22  Jahre  gemacht  hat,    um  sein  Werk  zu  einem  gründlichen  zu  ge- 
stalten,   und   die  Mithilfe   des   Directors  des   Instituto  Balear  de  los  Herreros 
machen  das  Werk  zu  einer  Publication,  wie  sie  an  Vielseitigkeit  des  Gebotenen, 
an  Schärfe  der  Beobachtung  des  Materials,  an  gereiftem  Urtheile  über  die  Natur- 
verhaltnisse und  das  Volksthum  der  Inseln  kaum  übertroffen  werden  dürfte.  Blättert 
man  in  dem  herrlichen  Bande,  so  wird  dem  Kenner  bald  klar,  dass  er  es  hier  mit 
einer  Arbeit  zu  thun  habe,  die  ganz  im  Sinne  der  von  Alfred  Kirchhoff  aufgestell" 
ten  Principien    für  Publicationen  auf  dem  Gebiete   der   Heimatskunde  verfasBt 
worden  ist  Gelehrte  Vorarbeiten  wurden  gewissenhaft  benützt  und  werden  häufig 
herangezogen.   In  physikalischer  Beziehung  gibt  ein  Capitel:  Naturaleza  y  for- 


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tm 


nmciiVn  grolögica  del  terreno  mit  einer  von  den  Berg-Injrenieuren  Vidal  und 
Molina  entworfenen  geologischen  Karte  von  Ibiza  und  Formentera  genügenden 
Aufai4iluss  Meeres-  und  Landfauna  sind  gleichfalls  berücksichligt.  Geradezu 
eratauülult  und  erdrückend  ist  das  reichhaltige  und  sorgfältig  geordnete  stati- 
aliache  Material,  wo  solches  aufzuwenden  die  Natur  oder  Oekonomie  des  Wer- 
lies  verlan^^le.  Von  der  künstlerischen  Ausstattung  des  Werkes  mit  Illustratio- 
nen mit'h  I  landzeichnungen  Seiner  kais.  Hoheit  braucht  hier  gar  nicht  gespro- 
chen zu  worden ;  Jedermann  weiss,  wie  meisterhaft  der  Erzherzog  den  Griffel 
ftlhrt,  Es  erübrigt  zum  Schlüsse  zu  betonen,  dass  mit  dieser  spanischen  Aus- 
gabe dt***  tf rossen  Werkes  der  erlauchte  Verfasser  ein  ebenso  wahres  Volksbuch 
ab  ein  gelehrtes  Compendium  für  seine  neuen  Landsleute  auf  den  Balearen, 
wie  für  liie  Jünger  der  Wissenschaft  geschaffen  hat,  dessen  alle  Seiten  warme 
LielK>  für  die  prachtvollen  Eilande  und  deren  Bewohner,  aber  auch  für  die 
Wissonsrhaft  von  der  Erde  athmen,  und  das  ohne  Zweifel  den  hohen  Verfasser 
den  insulunern,  wie  diese  und  deren  schöne  Heimat  ihm  näher  bringen  und 
iht'urer  machen  wird.  Ph,  Paulitschke. 

AsieD. 

K(M.^e[i  in  Lykien  und  Karien.  Ausgeführt  im  Auftrage  des 
k.  k,  Ministeriums  für  Cultus  und  Unterricht.  Unter  dienstli- 
L'hev  Förderung  durch  Sr.  Maj.  Raddampfer  »Taurus«,  Comraan- 
«JaiU  Fürst  Wrede.  Beschrieben  von  Otto  Benndorf  und 
Ueorge  Niemann.  Mit  einer  Karte  von  Heinrich  Kiepert^ 
V.\  Tafehi  und  zahlreichen  Illustrationen  im  Text.  Wien.  Druck 
u.  Verlag  von  Carl  Gerold's  Sohn,  18«4.  Gr.  Folio,  pag.  löi. 
RtMt^pri  in  Lykien,  Milyas  und  Kibyratis.  Ausgeführt  auf 
Veranlassung  der  österreichischen  Gesellschaft  für  archäologi- 
sche Erforschung  Kleinasiens.  Unter  dienstlicher  Förderung 
Sr  Majestät  Raddampfer  »Taurus«,  Commandant  Baritz  v. 
I  kal^alva.  Beschrieben  und  im  Auftrage  des  k.  k.  Ministeriums 
für  Cultus  und  Unterricht  herausgegeben  von  Eugen  Peter- 
^rn  und  FeHx  v.  Luschan.  Mit  40  Tafeln  und  zahlreichen 
llUistrati'jnen  im  Text.  Wien,  Druck  und  Verlag  von  Carl 
G*-r-)hrs  Sohn,  1889.  Gr.  Folio,  pag.  248. 

Mit  dem  Erscheinen  des  II.  Bandes  dieses  grossartig  angelegten  Werkes, 
tlriti  «^iijJirt-  besondere  Puhlicationen  vorausgingen,  lassen  sich  nunmehr  die 
archüüinffiscjien.  ethnographischen  und  geographischen  Ergehnisse  vollständiger 
überseht*! I  welche  die  vom  k.  k.  Ilnterrichts-Ministerium  und  süäter  von  der 
im  ritel  genannten  Gesellschaft  in  den  Jahren  1881  und  1882  nach  Kleinasien 
eiiliti*niit(.'  ßjcpedition  —  seit  Jahren  wohl  die  umfassendste  österreichische  zu 
si>ldn'ii(  /wecke  —  für  die  Wissenschaft  errang.  Das  Terrain,  auf  dem  sich 
die  in  Aussieht  genommene  Forschung  bewegte,  erstreckte  sich  vom  25®bis30', 
45'  i\  T.  V,  Gr.  Es  umfasste  die  nach  den  Golfen  von  Kos  und  Adalia  abfial- 
kndf'n,  im  Kartal-dagh  f2600w0.  Ak-dagh  (SOlUw)  und  Tachtali-dagh  (241-0 m) 


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culmlnirenden  Ausläufer  des  Taurus-Gebirges,  in  dessen  Hochthälern  zuerst 
Fellows  vor  einem  halben  Jahrhundert  jene  merkwürdigen  tempelartigen  Fels- 
gräber, Sculpturen  und  Ueberreste  griechischer  Colonien  signalisirt  hatte,  welche 
den  Kunstgeschichtsforschern  den  klärenden  Schlüssel  für  die  Entwicklung  der 
architektonischen  Musterschöpfungen  in  Hellas  und  für  dessen  unerreichte 
Sculpturwerke  lieferten. 

Entsprechend  dem  Hauptzwecke  der  Expedition  steht  in  erster  Linie 
unter  ihren  erreichten  Resultaten  die  gewonnene,  geradezu  epochale  archäolo- 
gisch-epigraphische Ausbeute.  Es  kann  nicht  Aufgabe  an  dieser  Stelle  sein,  sie 
hier  auch  nur  annäherungsweise  im  Detail  zu  würdigen.  Wir  wollen  hier  aus 
dem  erzielten  Gewinne  auf  diesem  Gebiete  nur  gedenken,  der  von  den  Herren 
Benndorf  und  Niemann  glücklich  für  das  k.  k  Hofmuseum  errungenen  Sculptu- 
ren aus  dem  Heroon  von  Gjölbaschi,  der  von  ihnen  selbst  und  ihrem  ausge- 
zeichneten wissenschaftlichen  Stabe  gefertigten  Copien  und  Papierabdrücke 
zahlloser  werth voller  Inschriften,  darunter  die  durch  höchst  instructive  Illustra- 
tionen erläuterte,  neue  grosse  Inschrift  vom  Opromaosbau  zu  Schecliköi,  süd- 
lich von  dem  durch  den  Engländer  Spratt  und  seinen  Genossen  wieder  ent- 
deckten Rhodiapolis;  femer  der  interessanten  Namenslisten  von  Sedyma.  An 
diese  Denkmäler  reihen  sich  die  malerischen  und  constructiven  Darstellungen 
der  diesem  Theile  Kleinasiens  eigenthümlichen  B'els-Nekropolen.  aus  welchen 
wir  den  durch  seine  Embleme  fesselnden  Sarkophag  und  das  figuralische  Relief 
von  Trysa,  die  lehrreichen  Ansichten  befestigter  Städte  auf  Tafeln  in  der  Vor- 
halle des  Hauptgrabes  von  Pinara  (I,  54).  dann  das  für  die  asiatischen  Ele- 
mente im  griechischen  Ornamente  ungemein  charakteristische  Motiv  von  einer 
Todtenbank  zu  Myra  hervorheben. 

Hand  in  Hand  mit  der  archäologischen  Durchforschung  Lykiens  sollte 
die  Lösung  der  Frage  nach  der  Angehörigkeit  seiner  ältesten  Bewohner  ver- 
sucht werden.  Zu  diesem  Zwecke  sammelte  Dr.  Luschan  ein  reiches  Material 
zweckdienlicher  photographischer  Aufnahmen  und  Messungen  der  heutigen  Be- 
wohner, femer  177  Schädel  aus  alten  und  neuen  Gräbern.  Nach  den  gewonne- 
nen Erfahrungen  erklärt  Herr  L.  jedoch,  dass  die  Lösung  dieser  schwierigen 
Aufgabe  der  durch  anthropologische  Forschungsergebnisse  unterstützten  Philo- 
logie zufalle.  Er  beschränkte  Mch  im  XIH.  Cap.  des  II.  Bandes  auf^^inige  Studien 
über  die  nomadisirenden  Tachtadschy  und  andere  Ueberreste  der  älteren  Be- 
völkerung. Namentlich  finden  die  »Jürüken«.  ein  Hirtenvolk,  dessen  Stammes- 
brüder Referent  auf  dem  Balkan  begegnete,  gleich  den  lykischen  Zigeunern, 
aosfuhrlichere  Würdigung.  Der  Text  wird  durch  sehr  instructive  Illustrationen, 
femer  durch  Tabellen  vorgenommener  Personen-  und  Schädelmessungen  l>e- 
gleitet. 

Auch  das  durch  diese  vaterländische  Expedition  für  die  bessere  geogra- 
phische Kenntnis  Lykiens  Geleistete  darf  als  werthvoll  bezeichnet  werden.  Das 
seit  Schönbom  unberührt  gebliebene  Karten  wurde  von  den  Herren  Benndorf 
und  Niemann  durchquert.  Die  bezügliche  ungemein  plastische  Schilderung, 
unterstützt  durch  treflfliche  Vegetationsbilder  von  Niemann's  Me  sterstift,  be- 
ruht auf  einem  Routier.  das  am  Oberlaufe  des  Dalman  Tschai  über  den  1360  m 
hohen  Eskere-Boghaz  in  das  Quellgebiet  des  Akh-  und  Möndene  Tschai,  weiter 
über  das  1870  von  Kiepert  berührte  Mughla  bis  Eski  Hissar  (Stratonikeia)  und 
zum-  griechischen  Lagina  ging,  dessen  Hekathetempel  eine  reiche  epigraphische 


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Ausbeute  gewährte.  Selbst  auf  dem  mehr  gekannten,  streng  lykischen  Gebiete 
hat  die  Kartographie  mannigfache  Bereicherung  erfahren.  Seit  Ludwig  Ross* 
aus  dem  J.  1844  stammenden  anschaulichen  Reiseberichten,  welchen  Tschiha- 
tschefTs  in  »Petermann's  Mittheilungen«  ■  erschienene  Reisen  von  1847— 63^ 
dann  die  grundlegende  Karte  von  Spratt,  die  Heiträge  von  Falkener,  Heinrich 
Barth  u.  a.  folgten,  war  seit  Kiepert  (1870)  nur  wenig  Originales  für  Lykiens 
Topographie  geleistet  worden.  Die  auf  der  Karte  in  Schichtenlinien  mit 
Schummerung  ausgeführten  Territorien  basiren  im  inneren  Hochlande  auf  von 
dem  Expeditionsmitgliede  Petersen,  in  den  Ufergebieten  aber  meist  auf  von 
Kiemann  und  den  anderen  Theilnehmern  {gemachten  genauen  Routenauf- 
nahmen. Ausserdem  enthält  das  Werk  zahlreiche  Detailpläne  von  antiken 
Niederlassungen,  den  Plan  der  Jalihai,  des  Hafens  von  Loryma,  Trysa,  die 
Profilzeichnung  des  Dembre-Plateau  u.  s.  w.  Einen  interessanten  physikalisch- 
geographischen Beitrag  bildet  die  eingehende  Schilderung  des  heftigen  Erd- 
bebens vom  H.  April  1881  auf  der  Insel  Scio. 

Für  den  Entwurf  der  dem  I.  Bande  beigegebenen  Karte  (l  :  300.000) 
konnte  nicht  leicht  ein  zuverlässigerer  Bearbeiter  als  der  Herausgeber  der 
Tschihatscheffschen  Studien  in  Lykien  und  Armenien  gewonnen  werden,  als 
der  treffliche  Kiepert,  der  mit  der  jjenauesten  Kenntnis  des  einschlägigen 
Quellmaterials  die  eigene  Anschauung  des  Terrains  verbindet. 

Gleiches  Lob  verdienen  die  beigefügten  Tafeln.  Seit  der  Colnaghi  be- 
gleitende Maler  Albert  Berg  1854  die  ersten  photographischen  Aufnahmen  in 
der  Chimaera  gemacht,  ist  die  Technik  auf  diesem  reproducirenden  Gebiete 
sehr  fortgeschritten.  Zeugnis  hiefür  geben  die  prachtvollen  Heliogravüren,  welche 
das  Werk  zieren.  Der  illustrative  Theil  im  Texte  rührt  grossentheils  von  Herrn 
George  Niemann  her  und  dies  sagt  Alles.  Als  Landschaft  wie  als  Kadirung 
gleich  vorzüglich  gelungen  ist  beispielsweise  die  Ansicht  von  Makri.  Als  Holz- 
schnitte sind  die  Ansicht  und  das  Amphitheater  von  Pinara,  ebenso  sorgil,ltig 
ausgeführt,  wie  das  Schema  der  Holzbai ken-Construction  im  l.  Bande  (S.  97) 
lehrreich  ist. 

Zum  Schlüsse  darf  auch  die  äusserst  schwierige  Durchführung  des 
typographischen  Inschriftensatzes,  gleich  der  gesammten  technischen  Herstellung 
dieses  mustergiltigen  Prachtwerkes  als  eine  der  österreichischen  Kunst  zu  hoher 
Ehre  gereichende  bezeichnet  werden.  F.  Kanitz. 

Afrika. 

Von  der  Capstadt  in  das  Land  der  Maschukulumbe. 
Reisen  im  südlichen  Afrika  in  den  Jahren  1883 — 1887.  Von 
Dr.  Emil  Holub.  Lieferungswerk  (30. — 35.  Lieferungen)  mit 
circa  180  Original-Holzschnitten  und  2  Karten.  Wien,  1889, 
Alfred  Holder.  8". 

Unter  dem  angeführten  Schlagworte  verarbeitet  Dr.  Holub  die  Resultate 
seiner  letzten  südafrikanischen  Reise.  Allgemein  ist  bekannt,  dass  das  von  der- 
selben heimgebrachte  exact-wissenschaftliche  Materiale  ein  sehr  bedeutendes 
ist,  wenngleich  Ergebnisse  an  strahlenden  geographischen  Entdeckungen  nicht 
zu  verzeichnen  waren.  Holub  ist  ein  fesselnder  Erzähler,  dem  bei  aller  Feuer- 


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gluth  der  Phantasie  die  Wahrhaftigkeit  als  ethische  und  wissenschaftliche 
Tugend  aber  Alles  gilt.  So  auch  in  diesem  Werke.  In  wissenschaftUcher  Dar- 
stellung hat  er  gelernt,  was  Jedermann  zu  seinem  Eigen  macht,  dem  es  ge- 
gönnt ist,  die  einmal  schon  bereiste  Gegend  mit  tieferem,  geschulterem  Blicke 
zu  besehen.  In  Hingabe  für  die  Sache  und  Liebe  für  die  grossartige  Natur,  die 
er  durchwandert,  ist  der  bescheidene  Mann  ein  Muster,  das  werden  ihm  hoffent- 
lich auch  seine  Feinde  zugestehen.  Uns  freut  es  besonders,  dass  ihm  und 
seiner  wissenschaftlichen  Arbeit,  z.  B.  den  astronomischen  Bestimmungen  im 
Zambesi-Thal.  deren  Resultate,  wie  wir  vernehmen,  die  Landkarte  beträcht- 
lich verändern  werden,  selbst  strenge  und  anspruchsvolle  Fachmänner  warmes 

l       Lob  ertheilen.    Dies  möge  ihn  und  seine  wackere  Lebensgefährtin  vollauf  ent- 

'        schädigen   für'   all   die  Mühsal   und   den  Schweiss,    die  sie  auf  afrikanischem 

l      Boden  aufgewendet  haben. 

i  Wir  hoffen,  auf  das  Werk   nach  dessen  Vollendung  nochmals  zurückzu- 

kommen. P. 

Amerika. 

I  Discovery  of  America  by  Northmen.   Address  at  the  un- 

1  veiling  of  the  statue  of  Leif  Eriksen,   deliverd  in  Faneuil  Hall 

?  Oct  29,    1887.    By   Eben   Norton   Horsford.    Boston  and 

ji  New-York  1888.  Haughton,  Mifflin  and  C^  Gr.  8^    pag.  113. 

f  Eine  prachtvoll  illustrirte.  mit  Copien  von  Karten  des  Stephamus  (1570), 

!  Ruysch  (1507),  Girol.  Verrazano  (1529),  Lok  (1582),  Behaimb  (14iJ2),  Montanus 
f  (1671),  Nolin,  Leuthner,  Hendersson  und  Anderer  gezierte  Gelegenheitsschrift, 
?  welche  gelegenthch  der  Enthüllung  des  Leif  Eriksen-Denkmals  in  Boston  erschien. 
I  Der  Verfasser  gibt  auch  die  Runen-  und  Steininschriften  von  der  Insel  Kingiktorsoak 
I  und  die  Ruinenbilder  der  Kirchen  von  Gardar  wieder,  ferner  die  Bilder  auf 
I  dem  Dighton-  und  iMillsboro- Inseln  u.  s.  w.  Interessant  ist  die  Beleuchtung  der 
verschiedenen  Sagas  über  Leif  und  die  Untersuchung  über  die  Breite  von 
Weinland.  Der  Verfasser  führt  sie,  wie  nicht  anders  zu  erwarten,  an  der  Hand 
der  Sagen  und  alten  Karten  mit  Gewissenhaftigkeit  und  Umsicht.  »Vinland  is 
preserved  in  the  two  designations  of  >Vineyard  Sound«  and  »Marthas  Vineyard« 
(p.  54).  Ein  Appendix  mit  Textbelegen  und  ein  Facsimile  einer  Copie  der  Sage 
von  Erich  dem  Rothen  beschliessen  das  splendid  ausgestattete  Werk.         R 

Allgemeines. 

Materialien  zur  Geschichte  der  astronomisch-trigo- 
nometrischen Vermessung  der  österreichisch- 
ungarischen  Monarchie,  gesammelt  und  bearbeitet  von 
Heinrich  Hartl,  k.  k.  Major  im  militär -geographischen  Insti- 
tute. 1.  u.  2.  Heft.  (Separat- Abdrücke  aus  den  »Mittheilungen 
des  k.  k.  milit.-geogr.  Instituts«,  VII.  u.  VIII.  Band.)  Wien,  1887 
u.  1888.  pag.  280. 


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250 


Eine  Geschichte  des  ausgezeichneten  heimatlichen  Instituts  kommt  allen 
Patrioten  und  Interessenten  an  der  topographischen  Aufnahme  des  Vaterlandes 
zu  einer  Zeit  eben  recht,    wo   eine   grossartige   topographische  Arbeit  in  dem- 
selben vollendet  worden  ist  und  eine  zweite  nicht  minder  bedeutende  in  Angriff 
}  genommen  ward.    Jedes  Erzeugnis  dieses  Institutes   wird   uns  doppelt    werth, 

wenn  wir  erfahren,    welche  Mühe  es  gekostet  hat,    die  Anstalt  dahin  zu  brin- 
p  gen,  die  Welt  mit  demselben  zu  erfreuen. 

f  Hartl  hat  als  Historiograph  seine  Arbeit  sehr   ernst  gefasst.    Er   verlegt 

?  mit  richtigem  Griffe  dep  Schwerpunkt   in  die  Beschreibungen  der  Entwicklung 

1"  der  wissenschaftlichen  und  praktischen  Methoden,  die  im  Institute  von  seinem 

:v  Anbeginne  gehandhabt  wurden.    Auf  diese   Art   erhalten    wir  nicht  einseitigen 

^  Aufschluss   über   chronologische  AeusserHchkeiten,    Befehle  und  Ordonnanzen, 

I  sondern  über  eine  reiche  Fülle  rüstigen  Treibens  und  Thuns,   aber  auch  müh- 

samer und  erfolgreicher  Arh>eit.  So  wird  die  Geschichte  und  Kritik  aller  ßasis- 
messungen  entwickelt,  die  Methoden  und  der  Vorgang,  wie  auch  die  Instru- 
mente zur  Messung  und  deren  Verbesserungen  kritisch  dargestellt  und  auf  diese  Weise 
gleichsam  die  Bausteine  der  schönen  kartographischen  Blätter  der  Monarchie 
behauen,  zusammengefügt  und  aufgeschlichtet  Alle  zugänglichen  Quellen, 
namentlich  die  vielen  Triangulirungs-Protokolle  sind  bei  der  Arbnit  verwerthet 
worden,  die,  einmal  vollendet  (der  Verfasser  ist  eben  bei  der  Beschreibung  der 
Basismessungen  der  60er  Jahre  angelangt),  ein  schönes  und  wichtiges  Denkmal 
einer  der  wichtigsten  und  mühevollsten  wissenschaftlich-geographischen  Arbei- 
ten in  unserem  Vaterlande  bleiben  wird. 

Wir  glauben  zu  dem  Ausspruche  bei*echtigt  zu  sein,  dass  gewissenhafte, 
kritisch  beleuchtete  Landesaufnahme  unsere  Wehrkraft  stärkt  und  verbessert. 
In  diesem  Sinne  begrüssen  wir  Hartl's  historische  Arbeit  auf  das  Sympathi-r 
scheste  und  wünschen  derselben  alle  Würdigung  und  Anerkennung. 

A.  E.  I.  0.  U.  Die  Bedeutung  dieser  Zeichen  wird  wahr,  wofern  mit 
gleichem  Eifer  und  Verständnis  an  der  mühevollen  Arbeit  der  Landesaufnahme 
aber  auch  mit  derselben  Kritik,  wie  sie  Hartl  entwickelt,  an  der  Geschicht- 
schreibung derselben  in  Zukunft  gearbeitet  werden  wird. 

Fh.  Paulitschke. 

Kleine  Handausgabe  von  HölzeTs  Geographischen 
Charakterbildern.  HO  chromolithographische  Tafeln  mit 
beschreibendem  Texte  von  Prot.  Dr.  Umlauft  und  Vincenz 
V.  Haar  dt.  Quer-Gr.  H«  (19  cm  hoch,  28^^^  cm  breit).  Preis 
in  elegantem  Leinwandband  fl.  ö.50  =  M.  9,  elegant  carton. 
(1.  4.50  =  M.  7.50.  (Die  Bilder  sind  auch  einzeln  zum  Preise 
von  15  kr.  =  25  Pfg.  käuflich.)  Wien.  Eduard  Hölzel.  1888. 

Bei  dem  Umstände,  als  die  Wandausgabe  der  Hölzerschen  geographi- 
schen Charakterbilder,  welche  von  der  gesammten  Fachpresse  als  in  ihrer  Art 
einzig  dastehend,  von  ähnlichen  Publicationen  unerreicht,  besprochen  worden 
ist,  heute  an  fast  sämmtlichen  höheren  Lehranstalten  Deutschlands  und  Oester- 
reichs,  an  vielen  Mittelschulen  Frankreichs.  Englands,  Russlands,  Schwedens, 
der  Niederlande,  Belgiens  und  der  Schweiz,  ja  selbst  Amerikas  und  AustraUens, 
beim  Unterrichte  mit  vielem  Erfolge  verwendet  wird,    ist  nicht  daran  zu  zwei- 


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feto,  dass  die  sludirende  Jugend  kleine  Reproductionen  der  Bilder  freudigst  be- 
grOssen  wird  und  dies  umsomehr,  als  die  kleine  Ausgabe  sehr  billig  abgegeben 
wird  und  es  selbst  dem  unbemittelten  Schüler  möglich  ist,  durch  Ankauf  der 
einzelnen  Bilder  mit  Text  nach  und  nach  die  ganze  Collection  zu  erwerben. 
Ein  wesentlicher  Vorzug  des  Werkes  besteht  darin,  dass  es  der  Jugend  eine 
Reihe  von  naturwahren  Bildern  in  gefälliger  färbiger  Ausführung  und  nicht, 
wie  dies  gewöhnlich  der  Fall  zu  sein  pflegt,  in  eintönigen  Holzschnitten 
vorführt. 

Mit  Recht  können  alle  Fachmänner  auf  dieses  eminente  Lehrmittel  auf- 
merksam gemacht  werden.  Die  Meinungen  darüber,  ob  es  pädagogisch  richtig 
sei,  wenn  die  Schüler  während  der  Demonstrationen  an  den  grossen  Wand- 
bildern in  der  Schule,  die  verkleinerten  Bilder  vor  sich  liegen  haben,  mögen 
g^theilt  sein.  Doch  gibt  es  gewiss  Fachmänner,  welche  dies  befürworten.  Nie- 
mand wird  sich  aber  der  Einsicht  verschliessen,  dass  ein  Hinweis  des  Lehrers  ■ 
auf  die  Existenz  dieser  Bilder  und  auf  das  Wünschenswerthe  der  Anschaffung 
derselben  durch  die  Schüler  bei  dem  häuslichen  Studium  eine  Erhöhung  der 
Lernfreudigkeit  und  eine  Vertiefung  des  Wissens  herbeizuführen  vermag.  In 
diesem  Sinne  seien  also  die  Tafeln  Lehrern  und  Schülern  angelegentlichst  em- 
pfohlen, rh.  PaulitHchke. 

Acten  zu  Columbus  Geschichte  von  147:5  bis  1492.  Eine 
kritische  Studie  von  Max  Büdinger.  (Separatabzug  aus  dem 
CXH.  Bande  der  Sitzungsberichte  der  kaiserlichen  Akademie  der 
Wissenschatten  in  Wien.  Jahrgang  I88n.)  Octav.  54  Seiten 

Wenn    wir    die  Besprechung   dieser    für   die  Geschichte  der  Geographie 

äusserst  wichtigen  Druckschrift    mit  Verspätung  bringen,    so    liegt  die  Ursache 

)  davon  theils  in  dem  Umstände,  dass  wir  selbst  mit  derselben  erst  vor  Kurzem 

bekannt  wurden,    theils   aber   auch    daran,    dass    nicht  jedem  Menschenkinde 

.  beschieden   ist,    von   den  Veröffentlichungen    der  Akademie   rasche  Kunde  zu 

i  erhalten. 

I  Wer    sich    einigermasseu    für   die    specielle   Entdeckungsgeschichte    des 

neuen  Continentes   interessirt,    der   wird   von    der   heftigen  Polemik  Kenntnis 
f  genommen  haben,  die  in  den  letzten  fünfzehn  Jahren,  um  die  Authenticität  der 

f  »Historie«  geführt  wurde.  Auf  den  nun,  dem  die  heissen  Kämpfe  von  Perajalto, 

j  Harrisse     und  D'Avezac   noch   im   Gedächtnis    sind,    wirkt   die   gegenwärtige 

i  Druckschrift  des  ausgezeichneten  Wiener  Gelehrten    wie   ein  angenehmes  auf- 

;  frischendes  Bad    nach    überstandener  südlicher  Gluth.    Der  Fachhistoriker  hat 

\  es  unternommen,  glücklich  zwischen  den  Streitenden,  theils  mit  neuem  Materiale 

hervorzutreten,    theils   eine  Ausgleichung  der  vorhandenen  divergirenden  Auf- 
fassungen auf  Grund  neuer  Gesichtspunkte  zu  bewerkstelligen  und  das  Resultat 
davon  war  ein  kurzes  aber  inhaltsschweres  Werk,  welches  der  Geschichte  der 
Geographie  ungemeinen  Nutzen  bringt. 
I  Im  ersten  Theile  seiner  Abhandlung  beschäftigt  sich  der  geehrte  Verfasser 

mit  der  viel  angefochtenen  Historie,  über  deren  Entstehung  er  uns  manche 
werthvolle  Aufklärung  gibt.  Es  sind  zunächst  zwei  Punkte,  die  unser  Interesse 
fesseln,  nämlich  die  noch  nicht  gestellt  gewesene  Frage,  warum  das  Manuscript, 
da  es  zuerst  in  Genua  war    nicht  auch  daselbst  gedruckt  wurde  und  wie  Las 


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252 

ä 

^  Casas   die  Historie  benutzen  konnte;    letzteres  Argument  ist  zwar  schon  ver- 

schiedentlich berührt,  aber  noch  nicht  überzeugend  beantwortet  worden.  In 
ersterer  Angelegenheit  zeigt  uns  nun  Büdinger  wie  die  politische  Abhängigkeit 
Oenua's  von  dem  spanisch-habsburgischen  Interesse  die  Drucklegung  eines  der 
spanischen  Regierung  unangenehmen  Buches  in  genannter  Stadt  unmöglich 
machte,  in  letzterer  erinnert  er  daran,  dass  während  Las  Casas  in  Valladolid 
an  seiner  »Geschichte«  arbeitete,  Don  Luis  Colon  sich  als  Gefangener  in 
;  Simancas  aufhielt.    Der  Enkel  war  also  während    dieser  Zeit    gerade    an    der 

Stätte  des  Staatsarchivs,  wohin  Las  Casas  wahrscheinlich  oft  wandern  musste. 
»Wie  hätte  der  greise,  allgemein  verehrte  Dominikaner  und  der  .  .  .  Enkel  des 
von  ihm  persönlich  gekannten  und  so  hoch  gewürdigten  Entdeckers  einander 
nicht  in  Simancas  sehen  und  von  Columbus  sprechen  sollen!«  Ob  er  dem  Erben 
C;  Don  Femando's,  dessen  Geschichtsbuch  benätzen  zu  können,  verdankte,    oder 

umgekehrt  dem  D.  Luis  erst  Kenntnis  von  demselben  gab.  lässt  auch  Büdinger 
?  unentschieden. 

2  Bemerkenswerth  sind  die  Ausführungen  des  Verfassers    über  die  durch 

i:  Harrisse  bemängelten  Stellen  der  Historie,    welche   sich   auf  die  Herkunft  des 

^  Entdeckers  beziehen,  deshalb  sehr  bemerkenswerth,  weil  es  interessant  ist,  die 

{  Ansichten  eines  Gelehrten  von  dem  Schlage  Büdingers  über  eine  sehr  modern 

;,  gewordene  Frage,  über  den  Charakter  des  Columbus  zu  hören.  Liest  man  nun 

'  die  bezügüchen  Urtheile  Büdinger's   so  muss  man  sich  wohl  eingestehen,  dass 

Columbus  bisweilen  jierne  übertrieben  hat. 

Wir  kommen  zum  zweiten  Theil  der  Abhandlung,  »Dienst  beim  König 
Ren^.«  Darüber  hat  Harrisse  ungeheuer  viel  geschrieben,  sein  ganzes  Grebäude 
aber  auf  veraltetes  Material  gestützt  und  es  ist  ein  wesentliches  Verdienst  der 
hier  besprochenen  Druckschrift,  dass  die  Frage,  ob  Ren^  in  der  fraglichen 
Zeit  Krieg  führte  odör  nicht,  doch  endgiltig  entschieden  wird.  Es  wird  nicht 
nur  festgestellt,  dass  Rene  sich  mit  verschiedenen  Könieren  in  Kriegszustand 
befand,  aber  der  Verfasser  gibt  uns  auch  ganz  bestimm'  an,  mit  welchen 
Königen  und  in  welcher  Zeit  er  Krieg  führte.  Dass  sich  bei  dieser  Untersuchung 
herausstellt,  Columbus  habe  dem  König  Renö  als  Kaper  uedient,  dies  zu 
hören,  erwarteten  unsere  Leser  wahrscheinlich  kaum.  Diesen  Eindruck  bekommt 
Büdinger  aus  der  Schilderung  der  Unternehmung  gegen  die  FerJinandina,  Von 
seinen  damaligen  Genossen  spricht  nämlich  der  Entdecker  als  von  Leuten,  die 
seinem  Befehle  untergeben,  aber  doch  in  der  Lage  waren,  einen  Beschluss  zu 
fassen.  Es  lässt  sich  daraus  schliessen,  dass  es  sich  mehr  um  die  Vereinigung 
mehrerer  Personen  handelte,  die  zu  dem  Zwecke  vereinigt  waren,  um  ganz 
Gateazze  Ferdinandina  zu  nehmen,  um  ein  Kaperschiff  also,  das  Columbus 
momentan  commandirte.  Verschiedene  Züge  aus  dem  späteren  Leben  des  Ent- 
deckers scheinen  dem  Verfasser  in  dieser  Annahme  zu  bestärken. 

Für  die  Biographie  des  Columbus  und  speciell  für  die  Bestimmung  der 
Zeit  seiner  Ankunft  in  Portugal,  wäre  die  Jahreszahl  des  zuletzt  angeführten 
Unternehmens  wichtig  zu  wissen.  Nun  erläutert  Büdinger.  dass  dieselbe  nicht 
wohl  vor  den  7.  August  1473  gesetzt  werden  kann,  an  welchem  Tage  Columbus 
noch  als  Zeuge  in  Savona  erscheint,  aber  auch  nicht  viel  später  als  gegen  Ende 
desselben  Jahres. 

Endlich  untersucht  Büdinger  die  Art  und  Weise,  sowie  die  2^it  der 
Ankunft  Columbus'  in  Portugal.  Was  nun  die  abenteuerliche,  darauf  bezügliche 


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253 

Geschichte  der  Historie  anbelangt,  so  ist  der  Verfasser  geneigt,  ihr  eine  wahre 
Begebenheit  zu  Grunde  zu  legen  mit  der  Variante,  dass  es  sich  wahrscheinlich 
um  einen  Piratenzug  handelte;  die  Zeit  dieses  Ereignisses  bleibt  aber  noch 
immer  in  Dunkel  gehüllt  üeber  die  üebersiedlung  des  Columbus  aus  Portugal 
nach  Spanien  macht  der  geehrte  Verfasser  darauf  aufuierksam,  dass  auch  der 
Seeweg  in  Erwägung  zu  ziehen  wäre. 

Wir  haben  hier  nur  einige  Punkte  dieser  interessanten  Druckschrift  an- 
gezogen, der  Leser  wird  aber  noch  manches  Wissenswerthe  finden.  Büdinger 
schliesst  seine  Abhandlung  mit  folgenden  Worten : 

»Sein  Leben  (des  Columbus)  auf  portuviesischem  wie  auf  spanischem 
Boden  bis  zu  dem  entscheidenden  Vertrage  mit  der  spanischen  Krone  vom 
17.  April  1492,  bietet  auch  sonst  noch  manche  Schwierigkeiten,  welche  bei 
weiterem  Eindringen  in  das  erhaltene  Material  sich  doch  als  lösbar  erweisen 
dürfte  «  Man  kann  nur  wärmstens  wünschen,  dass  diese  Ansicht  des  Verfassers 
bald  in  Erfüllung  gehe.  Thatsächlich  haben  uns  nebst  Harrisse  auch  spanische 
Autoren  (Duro.  Ximenez  de  la  Espada,  Fabi^  u.  s.  w.)  gezeigt,  dass  aus  der 
Entdeckungsperiode  noch  massenhaftes,  unbenutztes  und  ungesichtetes  Material 
vorliegt.  Früher  oder  später  könnten  vielleicht  noch  wichtige  Acten  zum  Vor- 
schein kommen. 

Indem  wir  unsere  Besprechung  schliessen,  sprechen  wir  die  Hoffnung 
aus,  dass  Büdinger  dieser  Partie  aus  der  Geschichte  der  Geographie  noch 
weiters  seine  Aufmerksamkeit  schenken  wird.  Seine  gegenwärtige  Publication 
setzt  uns  in  die  Lage,  schwebende  Kragen  nunmehr  von  einem  anderen  ganz 
neuen  Gesichtspunkte  aufzufassen  und  eröffnet  über  die  Person  des  Columbus 
neue  Horizonte.  —  Büdinger  könnte  wahrscheinlich  noch  manchen  Punkt 
aufklären. 

JS.  Gelcich. 

Vermisdhte  Schriften  des  k.  k.  Vice-Admirals  Bern- 
hard Freiherr  V.  WüUerstorf-tlrbair.  Herausgegeben 
von  seiner  Witwe.  Graz  1889. 

Der  Pietät  der  Witwe  dieses  grossen  Staatsmannes  und  Admirals,  welchem 
als  Commandant  der  Novara-Expedition  stets  ein  ruhmvolles  Andenken  in  den 
Annalen  der  Geographie  gesichert  sein  wird,  verdanken  wir  dieses  Buch,  das 
im  Selbstverlage  der  Herausgeberin  erschienen,  und  einigen  mit  dem  Ver- 
storbenen in  Berührung  gestandenen  Corporationen  und  Freunden  zugekom  men 
ist.  Es  enthält  eine  Reihe  theils  uogedruckter.  theils  in  Zeitschriften  zerstreu- 
ter Abhandlungen  Wüllerstorfs,  welche  zumeist  die  Handelspolitik,  die  Aus- 
breitung des  österreichischen  Handels  in  fernen  Gebieten,  sowie  die  Entwick- 
lung des  österrexhischen  Verkehrs  (insbesondere  Eisenbahnnetzes)  zum  Gegen- 
stande haben.  In  diesen  Aufsätzen  zeigt  sich  der  weite,  weltumfassende  Blick 
dieses  grossen  Staatsmannes,  dessen  Einfluss  auf  die  Ausbildung  unseres  heu- 
tigen Verkehrs  noch  zu  wenig  gewürdigt  ist.  Es  folgen  sodann  allgemeine  und 
beschreibende  Aufsätze,  Anekdoten  von  der  Novara- Keise,  eine  Charakteristik 
TegetthoflPs,  endlich  der  Briefwechsel  Wüllerstorfs.  Voraus  geht  eine  von  Hof- 
rath  Scherzer,  dem  langjährigen  Freunde  des  Admiral«,  trefflich  geschriebene 
Biographie  Wüllerstorfs.  Le  Monnier. 


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254 

Jahres-VersammluDg    der   k.    k.    geographisoben    Gesellschaft 

am  26.  M&rz  1889. 

Vorsitzender:  Se.  Excellenz  Dr.  Josef  Alexander  Freiherr  v.  Helfert, 
erster  Vice-Präsident  der  Gesellschaft. 

Zahl  der  anwesenden  stimmberechtigten  Gesellschafls-Mitglieder :  194. 

Der  Vorsitzende  begrüsst  die  Anwesenden,  eröffnet  die  33.  Jahresversamm- 
lung und  constatirt  die  Beschlussfähigkeit  der  Versammlung. 

Bevor  zur  Tagesordnung  geschritten  wird,  macht  der  Vorsitzende  die 
Anwesenden  darauf  aufmerksam,  dass  fQr  die  anberaumten  staluten- 
mässigen  Wahlen  des  Präsidenten,  der  drei  Vice-Präsidenten,  der  '21  Ausschuss- 
Mitglieder  und  7  Ersatzmänner  für  den  Ausschuss  die  vom  Ausschusse  der 
Gesellschaft  bestimmten,  resp.  ausgegebenen  Wahlzettel  einzig  und  allein  be- 
nützt werden  können. 

Professor  Toula  spricht  gegen  diese  Bestimmung  und  betont,  dass  es 
jedem  Mitgliede  selbstverständlich  freistehe,  die  Namen  der  Candidaten  auf  einen 
ihm  beliebigen  Zettel  zu  schreiben  und  stellt  einen  diesbezüglichen  Antrag. 

Da  bei  der  hierauf  erfolgten  kurzen  Discussion  der  Antrag  Prof.  Toula's 
nicht  genügend  unterstützt  wurde,  wird  beschlossen,  dass  es  bei  den  vom 
Ausschusse  ausgegebenen  Stimmzetteln  zu  verbleiben  habe,  welche  allein  als 
für  die  Wahlen  gültig  zu  betrachten  sind. 

Der  Vorsitzende  schreitet  hierauf  zur  Tagesordnung: 

Die  vom  Ausschusse  als  neue  ordentliche  Mitglieder  vorgeschlagenen 
Herren  Constantin  Freiherr  v.  Popp  und  Max  Kraemer,  k.  k.  Lieutenant 
i.  d.  Reserve  des  Dragoner-Regiments  Nr.  8  in  Wien,  werden  aufgenommen. 

Der  Antrag  des  k.  k.  Oberlieutenants  Otto  Kfifka  wegen  Auflassung  der 
Autoren-Honorare  für  Beiträge  in  den  ..Mittheilungen**  kommt  nicht  zur  Ver- 
lesung, indem  beschlossen  wird,  dass  derselbe  in  einer  künftigen  Versammlung 
der  Gesellschaft  zur  Berathung  kommen  solle. 

Sr.  kais.  und  königl.  Hoheit  Herrn  Erzherzog  Ludwig  Sal- 
vator  wird  für  das  der  Gesellschaft  zum  Geschenk  gemachte  Werk:  ,.Die 
Balearen"  (spanische  Öebersetzung  des  Original- Werkes)  der  Dank  ausgesprochen. 

Der  Vorsitzende  erstattet  den  wissenschaftlichen  Jahresbericht  des 
Präsidenten. 

Der  Generalsecretär  Dr.  R.  v.  Le  Monnier  berichtet  über  die  inneren 
Angelegenheiten  der  geographischen  Gesellschaft  im  Jahre  1888 

Der  Bibliothekar  von  Haradauer  berichtet  ül^er  den  Stand  der  Gesellschafls- 
Bibliothek  resp.  über  den  Zuwachs  für  dieselbe  im  Jahre  1888. 

Rechnungsführer  Robert  Daublebsky  v.  Sterneck  referirt  über  die 
finanzielle  Gebahrung  der  geographischen  Gesellschaft  im  Jahre  1888. 

Rechnungs-Censor.  k.  k.  Oberrechnungsrath  Franz  Dohnel,  erstattet 
Bericht  über  die  am  21.  März  1889  vorgenommenen  Revision  der  Cassa  und 
Rechnungen  der  geographischen  Gesellschaft,  wonach  Cassa  und  Rechnungen 
in  vollkommener  Ordnung  befunden  worden  sind. 

Cassier  v.  Arthaber  berichtet  über  den  Stand  des  Reservefondes  der 
Gesellschaft  im  Jahre  1888  und  über  den  Vermögens-Stand  der  Major  Heinrich 
Lamquet'schen  Stiftung. 


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255 

Hierauf  werden  als  Rerhnungs-Censoren  für  das  Jahr  1889  vorgeschlagen 
und  wieder  gewählt  die  Herren:  Oberrechnungsrath  Franz  Dohnel  und  Julius 
Schwaighofer,  k.  k.  Finanzrath.  Als  Ersatzmann  für  dieselben  wird  Herr  Carl 
Schwarz,  kais.  Rath  und  Ober-Inspector  der  Nordbahn  neu  gewählt. 

Der  Vorschlag  des  Ausschusses:  Se.  Excellenz  Herrn  Grafen  Hans 
Wilczek  in  Würdigung  der  grossen  Verdienste,  die  sich  derselbe  um  die  För- 
derung der  geographischen  Wissenschaft  erworben  hat,  zum  Ehrenpräsidenten 
der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  zu  ernennen,  wird  mit  Stimmen-Eiii^ 
belligkeit  zum  Beschlüsse  erhoben. 

Als  Wahl-Scrutatoren  für  die  anberaumten  Wahlen  werden  die  Herren 
Hofrath  Brunner  v.  Wattenwyl,  Prof.  Dr.  Neumayer  und  Baron  Eugen  Poche 
nominirt  und  gewählt. 

Hierauf  (8  Uhr)  wird  die  Sitzung  behufs  Abgabe  der  Stimmzettel  auf 
20  Minuten  unterbrochen  und  sodann  das  Ergebnis  des  Scrutiniums  abgewartet 

Nachdem  um  10  Uhr  abends  das  Scrutinium  über  die  Wahlen  noch  nitbt 
beendet  war.  wurde  vom  Vorsitzenden  die  Versammlung  mit  dem  Bemerken 
geschlossen,  dass  die  Theilnehmer  an  der  Versammlung  von  dem  Resultate 
der  Wahlen  brieflich  werden  verständigt  werden. 


Monats- Versammlung  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  am 

23.  April  1889. 

Vorsitzender:  Vice-Präsident  Hofrath  Dr.  Franz  Ritter  v.  Hauer. 

Der  Vorsitzende  begrüsst  die  Versammlung  und  hält  an  dieselbe  die  iui 
der  Spitze  der  vorliegenden  Nr.  4  der  ., Mittheilungen*'  abgedruckte  Ansprachr«. 

Prof.  Dr.  Melchior  Neumayer  ergriff  hierauf  im  Namen  des  von  Wien 
abwesenden  Herrn  Prof.  Dr.  E.  Suess  das  Wort  und  wies  darauf  hin.  dass  das 
wesentliche  Motiv,  welches  Prof.  Suess  zum  Rücktritte  bewogen  habe,  in  der 
üeberzeugung  wurzelte,  dass  er  in  systematischer  Opposition  zu  einem  Theile 
des  Ausschusses  stehe  und  demgemäss  ein  erspriessliches  Zusammenwirken 
nicht  leicht  möglich  sei.  Prof.  Suess  habe  deshalb  schon  vor  der  Generalver- 
sammlung erklärt,  er  könne,  weil  er  derartige  Schwierigkeiten  vorhersehe,  eine 
Wahl  auf  Grund  der  von  dem  Ausschusse  ausgegebenen  WahUiste  nicht  an- 
nehmen. Der  Redner  theilte  schliesslich  mit,  dass  eine  Anzahl  von  Mitgliedern 
beabsichtige  bei  Vornahme  der  Neuwahl  des  Präsidenten  abermals  für  Prnf^ 
Suess  zu  stimmen.  Diese  Erklärungen  wurden  von  der  Versammlung  zur  Kennt- 
nis genonunen. 

Hierauf  wird  Dr.  Franz  Ritter  von  Le  Monnier  mit  Rücksicht  auf 
seine  mehrjährige  verdienstvolle  Thätigkeit  als  General-Secretär  der  Gesellschitfl 
zum  correspondirenden  Mitgliede  ernannt. 

Der  Vorsitzende  theilt  sodann  mit.  dass  der  Ausschuss  zur  Aufnahin** 
als  ordentliche  Mitgheder  der  Gesellschaft  nachfolgende  Herren  vorschlage: 

1.  Herrn  Robert  Lerco,  Privatier  aus  Gressoney,  derzeit  zu  W^ien; 

2.  Herrn  Carl  Kand elsdorfer.  k.  k.  Hauptmann,  zugetheilt  dem  k  k, 
Generalstabe  in  Wien; 

3.  Herrn  Dr.  Vatroslav  Jagic.    k.  k.  Hofrath    und  Univ.-Prof.   in  Wien. 


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256 

Die  Veraainrnlung  alimmt  einhellig  der  Aufnahme  der  vorgenannten 
Herren  als  Mitglieder  der  k.  k.  geographischen  Greselischaft  zu. 

Hierauf  hält  Herr  Hauptmann  C.  Kandelsdorfer  den  angekündigten 
Vortrag  über  Montenegro  und  unterstützt  seine  mit  Beifall  aufgenommenen 
Ausführungen  durch  ein  sehr  reichhaltiges  im  Saale  exponirtes  Kartenmater iale. 

Dem  interessanten  Vortrage  wohnte  eine  sehr  zahlreiche  Zuhörerschaft 
bei,  darunter  der  Chef  des  Generalstabes,  Excellenz  FZM.  Freiherr  v.  Beck, 
der  Director  des  k.  k  militär-geographischen  Instituts  FML.  Freiherr  Wanka 
von  Lenzenheim  und  viele  höhere  Officiere. 


Druckfehler  im  letzten  Heft. 

Seite  126,  Zeile  lÜ  und  11  von  oben:  statt  >Probenkarten<  lies  »Nebenkarten« 
1'26,     ,,     28  Ton  oben:  statt  »nie«  lies  »nur«. 
„     126,     „     29     „       .,      statt  »fühlt«  lies  »fehlt«. 


]>r«c]t  von  Kreisel  u.  GrÖger,  Wien. 


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257 


Die  Gebirgs-Systeme  der  Balkan-Halbinsel. 

(Hiezu  Tafel  X.) 
Von  €liri»tiaii  Ritter  Ton  Steeb,  k.  k.  Oberst  des  Generalstahscorps. 

Für  die  orographische  Eintheilung  der  Balkan-Halb- 
insel sind  unsere  Kenntnisse  von  derselben  noch  recht  lückenhaft 
und  enthält  auch  die  Literatur  nur  sehr  spärliche  Andeutungen 
darüber.  Immerhin  ist  es  aber  bereits  jetzt  möglich,  wenn  man  vom 
südlichsten  Theile  der  Halbinsel,  dem  Königreiche  (Griechenland, 
absieht,  folgende  vier  Abschnitte  zu  unterscheiden:  das  illyrische 
!  (lebirgsland,  das  Gebirgs- System  des  Balkan,  die  macedonischen 
(lebirge  mit  dem  albanesischen  Küstengebirge,  endlich  das  Gebirgs- 
System  der  Rhodope. 

1.  Das  illyrische  Gebirgsland  steht  zwischen  Fiume 
und  der  oberen  Kulpa  mit  den  Alpen  in  Verbindung  und  breitet 
sich  von  der  Nordgrenze  der  Balkan-Halbinsel  •)  gegen  Süden  bis 
zu  einer  Linie  aus,  welche  am  adriatischen  Meere  mit  dem  ver- 
einigten und  Beli  Drim  beginnt,  nördlich  des  Sar  und  Karadag 
zieht  und  ihre  Fortsetzung  in  der  südlichen  (bulgarischen)  Morava 
findet.  Im  Westen  ans  adriatische  Meer  reichend,  dehnt  sich  das 
illyrische  Gebirgsland  im  Osten  bis  zur  Furche  aus.  welche  bei 
Pirot  (an  der  Ni^ava)  anfängt  und  sich  längs  des  Timok  bis  zur 
Donau  fortsetzt.  Die  Nisava,  von  Pirot  bis  zur  Mündung  in  die  südliche 
Morava,  vollendet  den  Abschluss  des  illyrischen  (iebirgslandes. 

Dieses  grosse  Gebiet  wird  von  der  Tiefenlinie  Bojana,  Scutari- 
8ee.  Moraea,  Cjevna,  Predelec-Sattel,  Um,  Drina  in  einen  »west- 
lichen«^ und  einen  »östlichen«  Theil  zerlegt.  Im  ersteren  Theile 
herrscht  die  Streichrichtung  von  Nordwest  nach  Südost  vor,  die 
Erhebungen  sind  sehr  bedeutend,  die  Thäler  meist  eng.  Im  östlichen 
Theile  des  illyrischen  Gebirglandes  kommen  die  verschiedensten 
Streichrichtungen  vor.  die  Gebirge  ragen  durchschnittlich  nicht 
sehr  hoch  hinauf,  die  Thäler  sind  häufig  breit  und  flach. 

2.  Das  Gebirgs-Sy  stem  des  Balkan  erstreckt  sich  von 
der  Donau    bis   zur   durchlaufenden   Tiefenlinie    Nisava    (.lezevica, 


*)  Die  Nordgrenze  der  Balkan-Halbinsel  durchzieht  von  Fiume  his  Brod, 
an  der  Vereinigung    der   Kulpica   und  Kulpa,   jene    IüAtw    breite    Depression, 
welche    die  Louisenstraße    benützt.    Von    der  Kulpica-Mündung   gegen    Osten 
bildet  die  Kulpa,  dann  die  Save  und  endlich  die  Donau  die  Scheidung. 
Mitth.  d    k    k.  Geogr.  Ges.  1889.  5.  ^^ 

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m^T-  vaf?|f<^'TT-5^ 


258 

Dragoman-Pass,    Becken  von  Sofia,    Isker  (stromauf  von  Sofia  bis 
Samokov),  Uebergang  von  Sipoean  nach  Dolnja  Banja,  Marica.  Es 
beginnt  im  Westen  an  der  Timok-Furche  und  endet  im  Osten  am 
I;  schwarzen  Meere.    Der  Balkan  enthält  hauptsächlich  Kettengebirge 

f,  '  mit  der  Streichrichtung  West-Ost. 

Der  Hauptzug  beginnt  mit  dem  isolirten  Gipfel  Vrska  Cuka. 
|L  Er  zieht  von  da  bis  zum  Berge  Demirkapu  ')    als  schmaler,   meist 

I  wenig  gegliederter  Mittelgebirgs-Rücken.   Theile  desselben   ragen  in 

f^;  die  Hochgebirgsregion. 

I  Der  Isker  durchbricht  diesen  Gebirgswall.   Der  Theil  westlich 

I  des  Durchbruches  heißt  >West-Balkan*,  jener  östlich  desselben 

I  bis     zum     Demirkapu     »Central-     oder     Großer  -  Balkan<. 

I  Letzterer  erreicht  eine  mittlere  Höhe  von  2000  m   und   enthält  die 

^  höchsten  Spitzen  des  Balkan.    Der  Rest  des   Balkan-Hauptzuges  — 

|;  östlich   des  Demirkapu  bis  zum   schwarzen  Meere  —  heisst  Ost- 

■p  oder  Kleiner-Balkan.  Derselbe  sinkt  größtentheils  unter  1000  w. 

Er  spaltet  sich  in  drei  Zweige,  welche  abermals  in  einzelne  Theile 
^  zerfallen  und  am  schwarzen  Meere  oder  in  dessen  Nähe  enden.  Den 

^  Hauptzug  des  Balkan  begleiten,   durch  eine  Reihe  von  Senkungen 

getrennt,  beiderseits  Vorlagen. 

Die  nördlichen   Vorlagen  bestehen   aus  einzelnen,    ganz 
isolirten,  scharf  geformten  Berglands-Gruppen,  mit  absoluten  Höhen 
V  bis  1000  w.  Die  Tiefenlinie,  welche  den  Balkan-Hauptzug  von  diesen 

Vorlagen  scheidet,  hat  eine  absolute  Höhe  von  400— 500  m  und  wird 
beiläufig  durch  die  Orte :  Salas,  Berkovica,  Vraca,  Orhanje,  Gabrova, 
Osmanbazar  und  Sumla  markirt.  Die  Zone  der  nördlichen  Vorlagen 
hat  durchschnittlich  eine  Breite  von  15  Am.  An  einzelnen  Stellen  — 
wie  östlich  des  Ogost  und  westlich  des  schwarzen  Meeres  —  fehlt 
sie  ganz. 

Die  südlichen  Vorlagen  sind  vom  Hauptzuge  des  Balkan 
getrennt  durch  das  Thal  des'  Iskrec,  die  Becken  von  Sofia  und  Zlatica, 
ferner  durch  den  Oberlaut  der  Striema  und  Tundza,  endlich  durch 
den  Azmak  und  Aitos  dere.  Diese  Tiefenlinie  hat  400  — 700  m  absolute 
Höhe.  Westlich  des  Isker  bestehen  diese  Vorlagen  aus  der  Gulema 
gora  und  deren  Ausläufern;  jene  östlich  des  Isker  nennt  man  das 
Rumelische-Mittelgebirge.  Letzteres  wird  von  der  Topoljnica,  Striema 
und  Tund2a  durchbrochen  und  zerfällt  dadurch  in  das  Ichtimaner- 

')  Demirkapu  heisst  »eisernes  Thorc ;  im  vorliegenden  Falle  scheint 
jedoch  der  Berg  so  benannt  zu  sein. 


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259 

Mittelgebirge,  die  Srednja  gora  '),  den  Karadza-  und  den  Strandfa- 
dag.  Südlich  des  Ergene  breitet  sich  endlich  das  Bergland  des 
Tekfur  dag  aus. 

Von  den  nördlichen  Vorlagen,  beziehungsweise  wo  diese  fehlen, 
vom  Balkan-Hauptzuge  bis  zmc  Donau,  breitet  sich  das  nord- 
bulgarische Flachland  aus.  Dasselbeträgt  größtentheils  Hoch- 
lands-Charakter. An  der  Donau  und  am  Unterlaufe  ihrer  Neben- 
flüsse finden  sich  stellenweise  nasse  Niederungen.  Der  nordöst- 
lichste Theil  des  nordbulgarischen  Flachlandes  —  die  Dobrudia  — 
ist  durch  eine  breite  Depression  abgetrennt.  Die  Südgrenze  des 
nordbulgarischen  Flachlandes  markiren  beiläufig  die  Punkte:  VrSka 
Cuka,  Vraca,  LovSa,  Sumla,  Mündung  des  Büjük  Kamcik. 

In  der  Reihenfolge  von  Nord  nach  Süd  ergeben  sich  im 
Gebirgs-System  des  Balkans  daher  folgende  Hauptabschnitte: 

1.  Das  nordbulgarische  Flachland; 

2.  die  nördlichen  Balkan-Vorlagen; 

3.  der  Balkan-Hauptzug  und 

4.  die  südlichen  Balkan- Vorlagen. 

3.  Die  macedonischen  Gebirge  und  das  albane- 
sische  Küstengebirge  breiten  sich  südlich  des  illyrischen  Ge- 
birgslandes  bis  zum  ägäischen  Meere,  beziehungsweise  bis  zur 
Salamvria  und  Arta  (Mecovon-Bach)  aus.  Im  Westen  werden  sie 
vom  adriatischen,  respective  jonischen  Meere,  im  Osten  von  einer 
Tiefenlinie  begrenzt,  welche  vom  Becken  von  Sofia  den  Isker  und 
dann  die  Polagaria  aufwärts  bis  zum  Klisura-Pass  zieht,  hierauf 
längs  des  Diermen  die  Struma  erreicht  und  diesem  Flusse  bis  zur 
Mündung  folgt.  Die  durchlaufende  Senke:  Thal  des.  Crni  Drim. 
Ohrida-See,  Becken  von  Korica,  Arta  sondert  das  albanesische 
vom  macedonischen  Gebirge. 

In  den  macedonischen  Gebirgen  herrscht  westlich  des 
Vardar  die  Streichrichtung  Nord-Süd  vor,  während  östlich  dieses 
Flusses  die  Höhen  häufig  von  West  gegen  Ost  ziehen. 

Im  ersteren  Räume  erhebt  sich  längs  des  Crni  Drim  ein 
gewaltiger  Rücken,  welcher  beinahe  fortwährend  Alpengebirgshöhe 
erreicht  Er  beginnt  in  der  Sar  planina  und  gabelt  nördlich  vom 
Presba-See.  Der  westliche  Ast  endet  am  Devol ;  der  östliche  enthält 

')  Wörtlich  das  »miUlere  Gebirge<.  Srednja  gora  wird  manchmal  auch 
das  gesammte  Rumelische  Mittelgebirge  genannt  —  weil  es  in  der  Mitte  zwi- 
schen Balkan  und  Rhodope  liegt. 

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260 

den  Viöi  vrh  und  reicht  bis  zur  VLstrica.  Man  kann  diesen  ganzen 
Gebirgszug  das  System  des  Skardus  nennen. 

Die  zwei'Aeste  des  Skardus  finden  beiderseits  des  Devol- 
Oberlaufes  eine  Fortsetzung.  Diese  Höhenzüge  sind  aber  niedriger. 
Sie  vereinigen  sieh  am  Berge  Grammos.  Von  hier  gegen  Süd  steigt 
der  Rücken  bis  über  2500  m  und  endet  an  den  Quellen  der  Salam- 
vria  im  Zygos-Gebirge  (1433  m).  Diese  Erhebungen  südlich  des 
Presba-See  und  westlich  der  Vistrica  bezeichnet  man  gewöhnlich 
als  das  System  des  Pindos  oder  auch  des  Grammos. 

Oestlich  und  parallel  zu  den  Erhebungen  des  Skardus  und 
Pindos  streicht  rechts  des  Vardar  ein  Höhenzug,  wacher  östlich 
Kalkandele  beginnt  und  mit  dem  Olympos  am  ägäischen  Meere 
endet*  Er  wird  von  der  Crna,  sowie  von  der  Vistrica  durchbrochen 
und  durch  diese  Flüsse,  dann  durch  den  tiefen  Sattel  von  Pletvar 
in  die  Systeme  derBabuna.  Selca,  Nidie  und  des  Olympos 
getheilt. 

Diese  beiden  parallelen,  meridional  streichenden  Höhenzüge 
westlich  des  Vardar  stehen  an  mehreren  Stellen  in  Verbindung, 
wodurch  3,  beziehungsweise  4  große  Becken  entstehen,  und  zwar 
das  Becken  von  Kalkandele  oder  das  Tetovo.  jenes  von  Monastir 
oder  die  Pelagonia,  und  endlich  das  südlichste,  welches  durch 
das  Snicnik-Gebirge  in  die  Becken  von  Kastoria  und  Kailar  ge- 
trennt ist. 

Oestlich  des  Vardar,  beziehungsweise  Lepenac  bis  zur 
Struma  und  Konjska,  u.  zw.  nördlich  der  Pcinja  und  des  Egrisu 
(Kriva  r.),  erhebt  sich  westlich  der  tiefen  Einsattlung  von  Kuraanova 
derKaradag,  während  östlich  davon,  längs  der  bulgarischen 
Morava  bis  zur  NiSava  das  serbisch-macedonisch-bul- 
garische  Grenzgebirge  streicht. 

Südlich  der  Pcinja  und  des  Egrisu  bis  zur  Bregalnica  und 
Suna  erhebt  sich  die  Osigova  plan  in a  bis  über  2300  ;w.  Gegen 
West  liegt  ihr  eine  weite  Hochlandsfläche  —  das  Ovce  polje 
—  vor. 

Zwischen  der  Bregalnica  und  Suna  einestheils  und  der  tiefen 
Senke  von  Dojran  andern theils,  breitet  sich  die  Pla§kavica  und 
BeleS  planina  aus.  Dieselben  tragen  Mittelgebirgs-,  in  den  Aus- 
läufern auch  nur  Berglands-Charakter. 

Südlich  der  Senke  von  Dojran  bis  zu  jener  des  Langaza  und 
Hesik  göl findet  sich  derKursa  Balkan  undBesik  dag,  welche 
größtentheils  nur  Berg-  und  Hügellands-Charakter  zeigen. 


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I  261 

'  Die   chalkidische    Halbinsel    ist    in    ihrem    Haupttheile    vom 

niederen  Mittelgebirge  des  Kortaö  und  seiner  südöstlichen  Fort- 

i       Setzung  bedeckt.  Gegen  Süd  schliesst  Berg-  und  Hügelland  an.  Nur 

[      in  der  östlichsten    der  drei   großen  Landzungen  reicht   der   Berg 

:      Athos  wieder  bis  in  die  Mittelgebirgsregion. 

Oestlich  der  Struma,  Konjska,  Jablonica,  Sukovska 
erhebt  sich  endlich  der  gewaltige  Gebirgsstock  der  Vitos  planina 
(22911»). 

Das    albanesische   Küstengebirge    wird    durch    den 
Devol   in  zwei  Abschnitte  zerlegt,   von   denen   der   nördliche   das 
»Ghegen-«,  der  südliche  das  »Tosken-Gebirge«  genannt  werden  kann. 
Das  Ghegen-Gebirge,  obzwar  von  dem  Fandi  vogelj  und 
dem  Skumbi  durchbrochen    und  somit    in   3  Abschnitte  gegliedert, 
stellt  sich  doch  als  eine  zusammenhängende  Erhebung  dar.    Gegen 
k    West  liegt   dem   mittleren  Abschnitte  eine   niedere  Vorlage,   allen 
I    Theilen  aber  die  große  albanesische  Küstenebene  vor. 
'•:  Das  Tosken- Gebirge  ist  durch  mehrere  tiefe,  miteinander 

i  beinahe  in  Verbindung  tretende  Flussthäler  in  4  Gebirgs-Systeme 
zerlegt,  welche  im  allgemeinen  die  Streichrichtung  Südost — Nord- 
west zeigen: 

a)  zwischen  Devol  und  Ljumi  Beratit  die  Gruppe  des  Tomor; 
:  b)  zwischen  Ljumi  Beratit   und    Vojuca   das   Malakastra- 

Gebirge : 

c)  westlich  der  Flüsse  Vojuca,  Drynos  und  Kalamas  das 
acroceraunische  System,  und  endlich 

d)  zwischen  den  Flüssen  Drynos  und  Kalamas  einerseits 
Voidomatis  und  Arta  anderseits  das  System  des  Micikeli. 

4.  Das  Gebirgs-  System  der  Rhodope  dehnt  sich 
südlich  vom  Balkan  und  östlich  vom  macedonischen  Gebirge  bis 
zum  ägäischen  Meere  aus.  Es  liegt  also  im  allgemeinen  zwischen 
der  Struma  und  der  Marica.  Dieses  (iebirgs-Dreieck  weist  in  der 
nordwestlichen  Ecke  die  bedeutendsten  Erhebungen  (bis  3000  m) 
mit  vollem  Hochgebirgs-Charakter  auf.  Es  wird  hier  durch  den  Rilo- 
Bach  und  den  Ljub-lsker  getheilt. 

Nordwestlich  dieser  Linie  liegt  die  compacte  Hochgebirgs- 
masse  des  Rilo  dag. 

Südost]  ich  dieser  Flüsse  und  nördlich  der  Bistrica  (linker 
Nfbenflu:>s  der  Struma),  streicht  von  der  Struma  bis  zu  den  Quellen 
der  Marica  ein  milchüger,  weit  über  2000  w  ragender  Hochgebirgs- 


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zug,  welchen  man  als  die  »Central  -  Rhodope«  bezeichnen 
kann.  Sie  enthält  die  bedeutendsten  Erhebungen  des  vorliegenden 
Raumes  (Muss  Alla  2917  m'). 

Gegen  Nord  entsendet  die  Central- Rhodope,  zwischen  Bieli 
Isker  und  Marica,  ein  rasch  flacher  werdendes  Mittelgebirge,  welches 
mit  dem  Ichtimaner  Mittelgebirge  am  Sattel  von  Sipo^an  in  Verbindung 
tritt  und  dadurch  die  Brücke  zwischen  dem  Gebirgs-Systeme  der 
Rhodope  und  jenem  des  Balkan  herstellt. 

Gegen  Süd  zweigt  von  der  Central-Rhodope  —  westlich  der 
Mesta  —  der  Hochgebirgszug  des  Per  im  dag  ab.  Seine  südliche 
Fortsetzung  bildet  einestheils  der  Bunar  dag  an  der  Struma- 
Mündung  und  anderntheils  der  Boz  dag  am  Unterlaufe  der  Mesta. 

Oestlich  der  Mesta,  beziehungsweise  der  Marica-Quellen,  setzt 
sich  die  Central-Rhodope  als  Rhodope  planina  oder  Dospat- 
(Despoto-)  dag  fort  Es  ist  dies  ein  allmählich  niederer  werden- 
des, breites  Mittelgebirge,  dessen  Hauptrücken  den  Kaincal-Berg 
enthält.  Von  diesem  gegen  Nordost,  bis  zum  Kokez  tepe,  zieht  das 
Mittelgebirge  Kara  Balkan. 

Dasselbe  setzt  sich  gegen  Ost  als  ein  Berg-  und  Flachland 
lort,  welches  den  Raum  zwischen  der  Marica  und  Arda  erfüllt. 


Uebep  die  Entwicklung  und  Topographie  der  Nil- 
Mündung  von  Rosette. 

Von  Johann  Jaiikö  jun. 

Hiezu  Tafel  VII. 

(Fortsetzung  und  Schluss.) 

Welcher  der  von  Linant  de  Bellefond  dargestellten  Inseln  diese 
Inselgruppe  eigentlich  entspricht,  müssen  wir  einstweilen  unent- 
schieden lassen.  Wir  finden  auf  seiner  Karte  an  diesem  Ort  eine 
Insel  eingezeichnet,  die  jedoch  viel  grösser  als  unsere  Inselgruppe 
und  mit  folgender  Note  versehen  ist:  tlc  formie  depuis  1841] 
mit  einer  anderen  Insel  können  wir  unsere  Gruppe  nicht  identifi- 
ciren,  und  wenn  es  auch  auffallend  ist,  dass  wir  an  Stelle  der 
heutigen  drei  Inseln  dort  nur  eine  finden,  kann  dieser  Unterschied 
nicht  recht  in  Betracht  kommen,  denn  wir  finden  in  der  genannten 
Karte  mehrere  ähnliche  Fehler,    welche  auch  in  den  späteren  Aus- 

»)  Der  Ljubotrnim  Sar  ist  zwar  nach  der  General-Karte  1 :  300.000  3050« 
hoch,  neuere  Messungen  ergaben  aber  nur  eine  absolute  Höhe  von  2500»». 


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gaben  vorhanden  sind,  da  diese  Inseln  nur  skizzirt  sind.  Auf 
Larousse's  Karte  finden  wir  an  Stelle  dieser  Inseln  eine  Sandbank  von 
3  bis  Wn  Länge,  welche  bei  Ebbe  über  Wasser  tritt  und  gleich- 
falls nur  nach  flüchtiger  Aufnahme  dargestellt  sein  kann. 

Die  westliche  Halbinsel  beginnt  gegenüber  Borg  merazeh  und 
ist  mehr  als  7  km  lang ;  von  Rosette  kommend,  erreichen  wir  das 
Ende  ihres  ersten  Theiles  bei  der  Quarantaine,  dieser  ist  8  km  lang, 
gegenüber  Borg  merazeh  1*  g,  bei  der  Quarantaine  ^\km  breit  und 
bildet  eine  einheitliche  Fläche,  die  heute  vor  Ueberschwemmungen 
gänzlich  geschützt  ist  und  vor  deren  westlichem  Ufer  vier  lange 
schmale  Inselchen  vorgelagert  sind,  das  Wasser  ist  0*3— 2  m  tief. 

Diese  Fläche  bildete  früher  eine 'Insel  und  ist  mit  jener  Insel 
identisch,  die  Razaud  1687.  die  französische  Expedition  1800  auf- 
genommen hat:  im  Süden  trennte  sie  vom  Continent  ein  Kanal, 
der  seit  Razaud  immer  enger  wurde.  Dieser  Kanal  ist  auch  auf 
Bellefond's  Karte  vorhanden  und  seine  Spur  finden  wir  noch  in 
Form  eines  Bächleins  und  eines  kleinen  Binnensees  asch  bei  La- 
rousse,  heute  ist  die  Entwicklung  bereits  vollendet  und  die  frühere 
Insel  ganz  dem  Continent  einverleibt  Linant's  Insel  weicht  in  ihrer 
Lage  wieder  von  den  übrigen  Karten  ab,  ja  er  verlegt  sogar  das 
Fort  auf  diese  Insel. 

Der  zweite  Theil  der  westlichen  Halbinsel  erstreckt  sich  von 
der  Quarantaine  bis  zur  Mündung  und  ist  4 Am  lang.  Er  besteht 
aus  2  Theilen:  aus  einer  Halbinsel,  welche  mit  ihrem  westlichen 
Rand  das  Ufer  des  Flusses  bildet  und  aus  einer,  die  Halbinsel  in 
ihrer  ganzen  Länge  gegen  Westen  schützenden  Landzunge.  Die 
Halbinsel,  auf  der  auch  das  Fort  steht,  ist  nur  'S  km  lang  und 
endigt  in  einer  durchschnittlich  Ikm  breiten,  scharfen  Spitze;  sie 
hat  ein  westliches  und  ein  östliches  Ufer;  am  Ostrande  ist  in 
einer  Entfernung  von  * ',  km  von  der  Quarantaine  das  linksseitige 
Fort,  hievon  Vf2^^  ^^'^  die  eine,  2km  weit  die  zweite  Bucht, 
welche  in  die  Halbinsel  eindringen  und  vorher  auch  das  Innere 
der  Halbinsel  einnahmen,  heute  aber  ist  jene  Fläche  ausgetrocknet 
und  wird  nur  bei  Ueberschwemmungen  sumpfig.  Die  Landzunge  ist 
ikm  lang,  aber  kaum  über  \^^km  breit.  Zwischen  der  Landzunge 
und  der  Halbinsel  erstreckt  sich  eine  tiefe  Bucht,  doch  auch  diese 
ist  nicht  über  \\km  breit  und  nur  0'8— l-3w  tief 

Die  ersten  Spuren  dieser  linksseitigen  Halbinsel  finden 
wir  auf  Linant's  Karte;  wir  finden  dort  eine  nach  Lage,  (iestalt 
und  Grösse  mit  der  Halbinsel  übereinstimmende  Insel,   freilich  mit 


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weniger  genauen  Conturen;  diese  wird  von  der  südlichen  Insel 
des  linken  Ufers,  auf  welche  Linant  auch  das  B'ort  verlegt,  durch 
einen  Canal  getrennt,  dessen  Spuren  zwischen  der  Quarantaine, 
dem  linkseitigen  Fort  und  dem  Ausgangspunkt  der  langen  Erd- 
zunge, wo  zugleich  die  ganze  linke  Halbinsel  am  schwächsten 
ist,  noch  heute  aufzufinden  sind.  Weder  bei  Linant,  noch  bei  La- 
rousse  finden  wir  Spuren  der  Landzunge,  diese  wurde  entweder  von 
ihnen  nicht  gesehen  oder  entstand  erst  später.  Larousse  zeichnet 
die  durch  die  Landzunge  begrenzte  Halbinsel  ganz  genau  ein  und 
der  Vergleich  lehrt  uns,  dass  die  Umwandlung  sich  hauptsächUch 
auf  das  Innere  der  Halbinsel  erstreckte,  dessen  ehemalige  Bucht 
nun  wasserlos  ist.  -- 

Die  linke  Halbinsel  enstand  daher  ursprünglich  aus  zwei  Inseln, 
der  Gang  der  Entwicklung  ist  sehr  einfach:  die  beiden  Inseln  bildeten 
sich  aus  einem  gewissen  Kern  und  das  Wasser  häufte  auf  denselben 
seinen  Schlamm,  im  südlichen  Canal  führte  das  von  den  Strömungen 
zurückgedrängte  Wasser  seinen  Schlamm  hinüber  und  lagerte  ihn 
an  der  westlichen  Spitze  des  Festlandes  ab,  hiemit  den  Grund  zur 
Landzunge  legend.  Sowie  aber  das  Wasser  des  Nil  in's  Meer 
geräth,  neigt  sich  eine  Strömung  nach  rückwärts,  welche  das  Ufer 
der  früheren  Inseln  bespülte  und  seinen  Schlamm  an  der  oben 
genannten  Ecke  des  Festlandes  ablagerte,  hiedurch  entstand  die 
westliche  Landzunge.  Der  Aufbau  derselben  vermittelte  in  grossem 
Masse  das  Zustandekommen  der  Inseln,  denn  nun  waren  diese  den 
westlichen  Meeresströmungen  nicht  mehr  ausgesetzt,  die  Canäle  der 
beiden  Inseln  wurden  durch  den  Schlamm  der  in  ihrem  Wege 
gehemmten  Strömungen  zugestopft  und  auf  diese  Art  verschmolzen 
die  beiden  Inseln  mit  dem  Festlande.  Das  Werk  der  Entwicklung 
schritt  dann  in  zwei  Richtungen  vorwärts,  einerseits  diente  der 
Schlamm  zur  ferneren  Verstopfung  der  Canäle,  anderntheils  min- 
derte er  die  Tiefe  der  langen  schmalen  Bucht  zwischen  den  Inseln 
und  der  Landzunge  so  sehr,  dass  darin  das  Wasser  heutzutage 
schon  kaum  mehr  als  O'S—lSm  Tiefe  besitzt.  Der  weitere  Verlauf 
der  Entwicklung  ist  vorauszusehen,  die  Oeflnung  dieses  langen  Meer- 
busens ist  heute  0dm  tief,  im  Innern  l"3m;  infolge  der  ferneren 
Verschlammung  der  Oeffnung  werden  über  kurz  oder  lang  Flächen 
entstehen,  welche  nur  zur  Zeit  der  Ueberschwemmung  unter  Wasser 
kommen,  schUesst  sich  später  die  Oeffnung  ganz,  so  wird  der  Busen 
zum  Binnensee,  der  von  keiner  Seite  Nahrung  bekommend,  gar 
bald  trocken  liegen  wird,  wodurch  der  Continent,  die  zwei  früheren 


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265 

Inseln  und  die  sie  westlich  begleitende  Landzunge  zu  einer 
zusammenhängenden,  einheitliehen  Landmasse  vereinigt  sein  werden. 

Die  rechte  Halbinsel  ist  von  Borg-merazeh  ausgehend  7  km 
lang,  durchschnittlich  3Ä;m  breit  und  hat  drei  Küsten,  eine  west- 
liche Fluss  und  eine  nördliche  und  östliche  aul  der  See.  Die  west- 
liche Küste  hat  drei  l>emerkenswerthe  Punkte,  der  erste  ist  1  hn 
nördlich  von  Borg,  eine  ausgetrocknete  Mündung,  welche  zur  Zeit 
der  Fluth  zum  Canal  wird  und  den  Fluss  mit  dem  in  Innern  der 
Halbinsel  befindlichen,  von  Osten  nach  Westen  ziehenden  Merazeh- 
Canal  verbindet.  2'/,  Arm  hievon  nördlich  bildet  das  Ufer  einen 
kleinen  Busen  und  hier  ist  der  Continent  zwischen  dem  im  Innern 
der  Halbinsel  liegenden  Mudawer  See  und  dem  Nil  kaum  500  m 
breit  und  wird  bei  Hochwasser  zum  grossen  Theil  überfluthet. 
l\km  von  hier  liegt  an  einer  kleinen  Bucht  das  rechtsseitige 
Fort:  in  die  Buch!  ergiesst  sich  der  seichte  üruk.  der  aus  dem 
Innern  der  Halbinsel  von  Nordost  kommend,  aus  einem  nördlichen 
und  südlichen  Arm  besteht,  allein  den  grössten  Theil  des  Jahres 
ausgetrocknet  ist.  Das  nördliche  Ufer  ist  2  '/g  km  lang  und  einfach. 
Dem  ganzen  östlichen  Ufer  ist  ein  Molo  vorgelagert,  der  aus  einer 
3*m  langen,  kaum  lOOwi  breiten  Landzunge  und  einer  Insel  von 
^  2  km  Länge  besteht,  welche  als  Fortsetzung  der  Landzunge  zu 
betrachten  ist.  Innerhalb  dieser  Landzunge  erstrecken  sich  von 
Norden  sowohl  als  von  Süden  je  eine  grössere  Halbinsel  gegen 
einander,  so  dass  dazwischen  nur  eine  V20m  breite  Durchfahrt  er- 
übrigt. Innerhalb  dieser  Halbinseln  dehnt  sich  von  Nordwest  gegen 
Sudost  die  Tabil-Bai  aus,  die  im  Norden  in  zwei  kleineren  Buch- 
ten endigt,  in  ihrer  Südspitze  aber  den  nach  Osten  mündenden 
Merazeh-Canal  in  sich  aufnimmt,  der  sich  wieder  nach  Westen 
fast  bis  zum  Merazeh-Busen  erstreckt.  Der  Merazeh-Canal  nimmt 
von  Norden  zwei  Canäle  in  sich  auf,  den  rechten  und  linken  Ann 
des  Bustan,  welche  die  Gewässer  des  im  Innern  der  westlichen 
Halbinsel  befindlichen  Mudawer-Sees  abführen  und  somit  eigentlich 
eine  Insel  (Ad au)  bilden.  Der  Tabil-Busen  ist  4\'.2^'^  lang  und 
durchschnittlich  \Ukm  breit;  der  Merazeh-Canal  ist  2ktn  lang  und 
von  sehr  wechselnder  Breite,  die  Bustan-Canäle  sind  V^  m  breit, 
das  Binnengewässer  des  Mudawer  600  m  lang  und  400  m  breit.  — 

An  Stelle  der  jelzt  beschriebenen  Fläche  der  rechten  Halb- 
insel finden  wir  bei  Linant  sieben  Inseln  und  eine  ^osse  Halbinsel, 
mein  Führer  wusste  noch  die  Namen  dieser  Inseln,  denn  diese 
werden  auf  einzelne  Theile  des  heutigen  Festlandes  übertragen.  Die 


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Halbinsel  ist  im  Osten  und  heisst  Tabelisan,  westlieh  davon  ist  die 
Kebir-Insel,  nordwestlich  davon  Etnen,  südwestlich  Adau,  von  beiden 
westlich  die  Fort-Insel,  ganz  in  Norden  die  Rakik-Insel.  Vom  hydro- 
graphischen Standpunkt  betrachtet  waren  alle  Inseln  vom  Continent 
durch  den  Merazeh-Canal  getrennt,  der  gegen  Südosten  einen 
grossen  Busen  bildete,  welcher  nur  durch  den  Tabelisan  vom  Meer 
getrennt  war.  Heute  existirt  keine  dieser  sieben  Inseln,  doch  ist  es 
ausser  Zweifel,  dass  diese  Inseln  existirten,  ihre  Lage  kann  heute 
noch  nachgewiesen  werden  und  die  Feststellung  derselben  ist  umso 
wichtiger,  als  die  Umwälzungen  in  diesem  (lebiet  sich  innerhalb 
eines  Menschenalters  vollzogen,  die  sieben  Inseln  schon  heute  einen 
zusammenhängenden  Complex  bilden  und  ihre  ehemalige  La^e  nur 
bei  genauer  Kenntnis  der  topographischen  Verhältnisse,  wenngleich 
nicht  mit  genügender  Genauigkeit,  bestimmt  werden  kann. 

Ich  nahm  zum  Ausgangspunkt  das  Fort  am  rechten  Ufer; 
nach  Linant's  Karte  liegt  dies  Fort  auf  einer  Insel,  welche  im  Norden, 
Osten  und  Süden  durch  Canäle  von  den  übrigen  Inseln  getrennt 
ist  und  deren  Westküste  dem  Fluss  zugekehrt  ist.  Ich  suchte  zuerst 
die  nördliche  und  südliche  Canalöffnung  zu  bestimmen.  Bei  der 
südlichen  Mündung  ergiesst  sich  —  nach  Linant's  Karte  —  das 
Wasser  aus  dem  Fluss  in  zwei  Canäle,  deren  einer  auch  die  Insel 
.  umfliesst,  der  andere  gegen  Osten  fliesst  und  den  südlichen  Theil 
der  Veränderungen  durchfliessend  dem  Meer  zueilt.  —  Heute  finden 
wir  1  km  nördlich  von  Burg  Meghesil  eine  kleine  Bucht,  kaum 
2—  300  m  östlich  hievon  beginnt  auf  der  rechten  Halbinsel  der 
Merazeh-Canal,  gegen  Osten;  zwischen  dem  Beginn  des  Canals  und 
d^r  erv\  ahnten  kleinen  Bucht  ist  eine  Wasserscheide  kaum  zu 
finden,  und  dieser  Flächenraum  geräth  bei  Ueberschwemmungen 
unter  Wasser,  so  dass  aus  der  Bucht  das  Wasser  in  den  Canal 
fliesst.  E^  steht  daher  ausser  Zweifel,  dass  der  Ausgangspunkt  des 
Linant'schen  Canals,  d.  i.  der  Südpunkt  der  Fortinsel  beim 
Meghesil-Busen  ist.  —  Die  nördliche  Mündung  des  Canals  oder 
die  Nordspitze  der  Insel  ist  aul  Linant's  Karte  nördlich  vom  Fort; 
auch  hier  vereinigen  sich  zwei  Canäle,  einer  umfasst  die  Insel,  der 
andere  zieht  gegen  Nordost  zwischen  zwei  Inseln.  Heute  ist  nörd- 
lich vom  Fort  eine  kleine  Bucht,  in  die  sich  der  Uruk  ergiesst,  der 
von  Nordost  kommend,  die  Stelle  des  früher  erwähnten  nordöst- 
lichen Canals  einnimmt,  dieser  nimmt  von  Süden  einen  kleinen 
Bach  auf,  der  eine  südliche  Krümmung  macht ;  die  Fläche  zwischen 
dieser  Krümmung  und  dem  nördlichsten  Punkt  des   heutigen  west- 


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liehen  Armes  des  Canals  ist  zur  Zeit  des  Hochwassers  überfluthet 
und  kann  sonait  die  nördlich  vom  heutigen  Fort  liegende  Üruk-Bucht 
als  Nordpunkt  der  Insel  betrachtet  werden. 

Auf  Linant's  Karte  ist  die  Fort-Insel  nicht  so  lange  als 
unter  heutigen  Verhältnissen ;  dies  beruht  seinerseits  auf  einem  ein- 
fachen Irrthum,  oder  vielmehr  auf  flüchtiger  Aufnahme.  Die  ehe- 
malige Fortinsel  bestand  aus  zwei  Theilen  und  mein  alter  Fischer 
kannte  noch  die  Kleine  und  Grosse  Fortinsel.  Die  zwei  Inseln 
trennte  einst  wahrscheinlich  ein  Canal,  dessen  Spuren  noch  heute 
1^  südlich  vom  Fort  zu  sehen  sind,  wo  das  von  Inundationen 
verschonte  Gebiet  zwischen  dem  Flusse  und  dem  westlichen  Canal- 
arme  kaum  100  m  beträgt 

Nördlich  von  der  Fort-Insel  lag  nach  Linant's  Karte  die 
Rakik-lnsel,  wie  sie  mein  Fischer  nannte.  Diese  bestand  aus  zwei 
Theilen,  aus  einem  westlichen  umfangreicheren  Theil  und  einer  gegen 
Südost  ziehenden  Landzunge.  Sie  war  im  Westen  vom  Flusse,  im 
Osten  und  Norden  vom  Meer,  im  Süden  von  einem  Canal  begrenzt 
Heute  ist  mit  Ausnahme  der  südlichen  Grenze  Alles  geblieben,  der 
südliche  Canal  verschlämmte  sich  jedoch  an  seinem  nördlichen  Punkte» 
wo  das  Wasser  seine  Richtung  änderte,  und  die  hier  entstandene 
Sandbank  theilte  die  Bai  in  einen  östlichen  und  westlichen  ITheit 
Der  westliche  Theil  ist  stark  ausgetrocknet,  besitzt  nur  am  Grunde 
seichtes  Wasser  und  fliesst  in  Gestalt  eines  Baches  nach  Südwesten; 
der  östliche  Theil  ist  geblieben  und  erstreckt  sich  als  Bucht  zwischen 
dem  Continent  und  der  Landzunge.  Die  Landzunge  hat  heute  noch 
jene  charakteristische  Form,  die  schon  Linant  dargestellt  hat.  An 
der  Nordostspitze  der  Rakik-Insel  ragt  heute  eine  kleine  Halbinsel 
in's  Meer,  diese  ist  auf  Linant's  Karte  noch  als  Insel  dargestellt 
und  führt  nach  Angabe  meines  Fischers  kurzweg  den  Namen 
Ras  (Kap). 

Zwischen  dem  östlichen  Ufer  der  Fort-Insel  und  der  Land- 
zunge Rakik-Insel  erstreckt  sich  die  Insel  Etnen,  welche  aus  zwei 
durch  eine  Landzunge  verbundenen  Theilen,  einer  östlichen  und 
einer  westlichen  Halbinsel  besteht,  deren  Länge  Pj  ^w  beträgt. 
Zwischen  beiden  Theilen  ist  eine  Bucht.  Dieser  Bucht  entspricht  der 
südliche  Nebenarm  des  heutigen  Uruk,  die  westliche  Halbinsel 
ü^t  daher  zwischen  den  zwei  Wasseradern.  Schwerer  ist  es,  die 
Grenzen  der  östlichen  Halbinsel  festzustellen;  im  Süden  erstreckt 
sie  sich  bis  zOm  Mudawer,  von  dessen  rechtem  Ufer  gegen  Norden 
in  einer  Ausdehnung   von  einem  Kilometer   ein   den  Inundationen 


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268 

ausgesetztes  Terrain  ist;  eine  ähnliche  Fläche  finden  wir  200w  von 
der  Nordspitze  des  ersteren,  am  linken  Ufer  des  Tabil-Busens, 
beide  vereint  geben  die  östlichen  Uferlinien  der  Insel  Etnen. 

Südlich  von  Etnen  liegt  die  Insel  Kebir,  nach  Ausdehnung 
und  Einheitlichkeit  die  grösste  aller  Inseln.  Ihre  Lage  ist  heute  sehr 
leicht  zu  bestimmen,  nach  Linant's  Karte  lag  sie  zwischen  dem 
Mudawer-  und  Tabil-Canal  und  diese  Lage  hat  die  entsprechende 
Fläche  noch  heute,  die  nördliche  Grenze  (die  sie  von  Etnen  trennt), 
wurde  bereits  oben  beschrieben. 

Zwischen  der  Fort-,  Etnen-  und  Kebir-Insel  liegt  nach  Linant's 
Karte  die  Adau-Insel.  Ihre  heutige  Lage  zu  bestimmen  ist  sehr 
schwer  und  wir  müssen,  wollen  wir  nur  einige  Andeutungen 
gewinnen,  annehmen,  dass  die  Insel  ursprünglich  aus  mehreren 
Theilen  bestand,  wie  dies  auch  Linant  behauptete,  und  dass  diese 
Theile  durch  Canäle,  die  bei  Ebbe  vielleicht  ganz  austrockneten,  von 
einander  getrennt  waren.  Linant  hat  diese  aber  nicht  beobachtet, 
denn  es  ist  nicht  wahrscheinlich,  dass  die  Insel  in  unseren  Zeiten 
durch  heftige  Strömungen  in  Stücke  zerrissen  worden  wäre,  weil 
gerade  hier  die  Strömungen,  deren  Macht  weder  das  Meer,  noch 
andere  Factoren  —  ihrer  geschützten  Lage  zufolge  —  steigern  können, 
am  ruhigsten  sind.  Auch  die  südlichen  Grenzen  der  Insel  lassen 
sich  nur  approximativ  bestimmen,  denn  ein  grosser  Theil  des  Mera- 
zeh-Canals  liegt  trocken  und  nur  zwei  kleine  den  Inundationen  ausge- 
setzte Plätze  lassen  uns  ihren  ehemaligen  Zusammenhang  ahnen; 
hier  ist  das  Studium  schon  zu  spät,  denn  in  der  Umgebung  des 
Merazeh-Kanals  und  seiner  Bucht  sind  die  Umwälzungen  bereits 
in's  letzte  Stadium  getreten,  nachdem  hier  kein  ständiges  Wasser 
mehr  ist  und  somit  keine  Anhaltspunkte  zu  finden  sind. 

Die  Halbinsel  Tabelisan  existirt  auch  heute,  ist  aber  bedeutend 
kürzer,  nachdem  ihr  südlicher  Theil  schon  mit  dem  Continent  ver- 
schmolzen ist,  ihre  Länge  betrug  zu  Linant's  Zeiten  4A;m,  ist  aber 
heute  nicht  mehr  als  zwei.  Die  Halbinsel  Tabelisan  und  die  Land- 
zunge der  Insel  Rakik  sind  heute  einander  sehr  nahe  und  der  da- 
zwischen liegende  Canal  ist  kaum  60  m  breit  und  1  m  tief.  Schliesst 
sich  dieser  Canal,  was  in  kurzer  Zeit  geschehen  wird,  dann  wird 
aus  dem  Canalsystem  der  Halbinsel  ein  Teichsystem,  das  in  Kürze 
ganz  austrocknen  und  die  Kennzeichen  der  früheren  Inseln  ganz 
verlöschen  wird. 

Jene  lange  Landzunge  endlich,  die  diesen  Flächenraum  im 
Osten  begrenzt,    ist  ganz  neuer  Provenienz  und  selbst  auf  Linant's 


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Karte  nicht  angegeben,  diese  rechtfertigt  ganz  die  Annahme,  dass 
die  Winde  die  Strömung  des  Flusses,  welche  die  westliche  Meeres- 
strömung gegen  Osten  wendet,  nach  Südosten  treiben,  denn  die  Land- 
zunge bezeichnet  genau  die  Richtung  des  Resultates  der  Kräfte. 

Die  Karte  von  Larousse  stellt  ein  mehr  vorgeschrittenes 
Stadium  der  Entwicklung  dar,  obwohl  in  den  Details  nicht  mil  df^r 
genügenden  Genauigkeit.  Die  Insel  Rakik  ist  vorhanden,  aber  im 
Südwesten  schon  mit  der  Fort-Insel,  und  diese  mit  dem  Contitif^nl 
verschmolzen,  an  Stelle  des  Uruk  aber  ist  noch  Wasser.  Das  (iros^ 
der  Rakik  und  ihre  Halbinsel  sind  durch  einen  kleinen  See  gesell  ie- 
den  und  es  scheint,  dass  die  Insel  ehedem  aus  zwei  Theilen  be- 
standen. Der  Ausgang  des  Tabil-Busens  ist  noch  viel  breiter,  im 
Südosten  hat  er  noch  seine  Bucht,  die  von  Tabelisan  beschützt 
wird,  ja  dieser  steht  noch  mit  einem  bedeutend  grösseren  See  in 
Verbindung,  der  heute  den  Namen  Sümpfe  von  Kudreh  führt.  Auch  | 

die  Spuren  des  Merazeh-Canals  sind   vorhanden,    doch   bietet  fia^  \ 

Innere   der   Halbinsel   keinerlei  Aufschluss    betreffs    der  damaligen  i 

Verhältnisse. 

Die  ersten  Veränderungen  im  Laufe  der  Entwicklung  geschahen 
im  Merazeh-  und  Üruk-Busen,  das  Wasser  des  Nil  strömte  in 
diesen  zwischen  die  Insel  und  häufte,  bei  langsamem  Laufe,  den 
Sehlamm  in  die  OefFnungen  derselben  und  verstopfte  dieselben  der- 
art. Auf  diese  Weise  wurden  aus  den  Canälen  Meerbusen,  die  nur 
von  der  Seeseite  Wasser  und  schlammigen  Meersand  erhielten;  das 
Eindringen  des  Schlammes  hob  den  Boden  der  Busen  und  nach- 
dem der  üebergang  zwischen  Tabelisan  und  Rakik  eng  und  seicht 
ist,  speist  durchschnittlich  nur  wenig  Wasser  die  Canäle,  weiiii^^er 
als  zum  Ersatz  der  Verdunstungsmenge  nöthig  wäre.  Dies  erklürt 
das  Abnehmen  der  Tiefe  in  den  Wässern  der  Canäle  und  die  Ent- 
stehung solcher  Flächen,  die  nur  bei  hohem  Wasserstand  über- 
schwemmt werden  können,  und  demzufolge  die  Verkettung  der 
Inseln,  ihre  Vereinigung  in  eine  Masse. 

Aus  solchen  Elementen,  unter  derartigem  Zusammenwirken 
der  Kräfte  entwickelte  sich  und  entwickelt  sich  noch  heute  die 
Mündung  des  Nil  von  Rosette. 


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Die   klimatisohen    Verhältnisse   des   Herzogthums 

Schlesien, 

Von    Kur]    Koihaiiheyery   Professor    am   k.    k.    Staatsgymnasium  in   Bielitz. 

Öesilzer  des  goldenen  Verdienstkreuzes  mit  der  Krone. 

(Schluss.) 

(Hiezu  Tafel  XI— XIX.) 

Dritter  Theil. 

Niederschlagsverh&ltnisse. 

Bei  der  Untersuchung  der  Niederschlagsverhältnisse  wurden  im 
mllgeraeineii  dieselben  Stationen  berücksichtigt,  wie  bei  den  Tempe- 
ratur verhältnistsen,  nur  entfielen  die  preussischen  mit  Ausnahme  von 
R atibor  Landet-k  und  Ebersdorf.  Ich  führe  daher,  trotz  der  so  ent- 
standenen Lücken  behufs  leichterer  Auffindung  der  einzelnen  Stationen 
diis  bt^rücksiclitifFten  in  derselben  Reihenfolge  und  unter  denselben 
Nummern  auf,  wie  im  ersten  Theile.  Einige  Stationen,  von  denen  nur 
^In-  bis  zweijährige  oder  allzulückenhafte  Beobachtungen  vorliegen, 
ward^u  durch  Klammern  kenntlich  gemacht. 

Zunäcbst  lasse  ich  die  Monats-  und  Jahressummen  der  einzelnen 
Jahrgänge  für  jene  Stationen  folgen,  welche  bei  der  Reduction  der 
übrigen,  tlie  nur  kürzere  Reihen  aufweisen,  als  Normalstationen  ge- 
dient haben,  ferner  für  einige  andere  Stationen,  welche  zur  Berechnung 
der  mittleren  Abweichung  und  des  wahrscheinlichen  Fehlers  benützt 
wurden.  Bei  allen  diesen  Stationen  sind,  so  weit  es  möglich  war, 
Äueh  Lustrenmittt^l  angegeben. 


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Von  den  übrigen  Stationen  lasse  ich  nun  die  rohen  Monatü^- 
and  Jahressummen  des  Niederschlages  folgen,  mit  Angabe  der  Jahr- 
gänge, auf  welchen  sie  beruhen.  In  zahlreichen  F&llen  ist  auch  das 
Jahr  1886  berücksichtigt  worden. 


I.  Rohe  Monats- 


L 


und  Jahressummen 
in  Millimetern. 
4  5 


des  Niederschlages 


ei 

1 

J2 

11 

1 

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Jahrgänge : 

1884 -fe6 

1877-83,85 

1877—85 

1883,85  U.86 

1883-i5« 

December  . 

48 

33 

29 

41 

86 

Jänner 

48 

30 

22 

30 

63 

Februar 

19 

35 

22 

22 

33 

Mfirz      .    . 

40 

41 

37 

34 

56 

April 

34 

30 

33 

19 

41 

Mai        .    . 

63 

86 

80 

93 

125 

Juni  . 

114 

95 

94 

112 

223 

Juli   . 

157 

118 

89 

139 

207 

August  .     . 

63 

123 

98 

106 

113 

September 

46 

66 

63 

73 

111 

October 

72 

42 

50 

66 

119 

November 

52 

47 

36 

53 

74 

Jahr.    .     . 

761 

747 

654 

787 

1251 

10 

12 

13 

14 

15 

Vi 

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5 
1 

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1 

O  g 

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1 

Jahrgange: 

1881-85 

1878-83 

1879—82 

1885-87 

1878, 81-a 

December  . 

25 

64 

30 

49 

46 

Jänner  .    . 

15 

38 

32 

35 

38 

Februar     . 

14 

34 

31 

31 

26 

März      . 

36 

45 

45 

47 

59 

April 

28 

46 

58 

40 

26 

Mai       .     . 

54 

84 

120 

117 

64 

Juni  . 

91 

107 

135 

79 

94 

Juli  .    .     . 

104 

113 

106 

123 

120 

August .     . 

77 

129 

200 

113 

75 

September 

68 

87 

74 

80 

73 

October 

40 

56 

62 

75 

57 

November 

48 

57 

55 

42 

53 

Jahr       .    . 

599 

861 

948 

831 

731 

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282 


16        -17        18        19       (-.0) 


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1 

Ä      - 

Jahrgange : 

1881-86 

1882,84-86 

1882-86 

1880-82 

1876  Mai  - 
Aug.     878 

December 
Jänner 
Februar     . 

59 
36 
33 

38 
27 
14 

32 
28 
17 

23 
23 
23 

49 
27 
55 

März      .    . 
April      .    . 
Mai    .     ,    . 

70 

25 

102 

40 
30 
73 

40 

28 
68 

31 

45 

101 

74 
44 
79 

Juni  . 
Juli    .    .    . 
August  .    . 

157 
136 
130 

103 

97 

106 

131 
132 
102 

105 

97 
177 

83 
141 
135 

September 

October 

November 

96 
66 
86 

50 
69 
40 

64 
68 
50 

76 
48 
37 

60 
15 

28 

Jabr       995      687     760     786     (790) 
21        23        24        25        26 


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71 

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Vj 

Jahrgänge: 

1884-86 

18:7-85 

1883-86 

1881-86 

1881- 

Derember  . 

56 

32 

83 

73 

69 

Jänner 

43 

26 

67 

52 

49 

Februar 

22 

34 

34 

37 

32 

3lit% 

63 

44 

04 

66 

63 

April     . 

44 

56 

43 

40 

39 

Mai 

135 

117 

153 

99 

91 

Juni  . 

168 

149 

201 

162 

157 

Juli 

194 

164 

205 

140 

156 

August .     . 

55 

147 

105 

HO 

117 

September 

63 

104 

106 

98 

96 

October      . 

105 

64 

103 

80 

93 

November 

65 

64 

75 

72 

70 

Jahr  .  .    1014      1002     1239     1029     1032 

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Jahr  . 


27 


28 


29 


30 


1228 


1274 


815 


760 


31 


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3 

11 

1 

33 

J1 

Jahrgänge : 

1881  -  85 

1882-86 

1874-77 

18fc'4-86 

1877-8 

December  . 

63 

100 

62 

47 

41 

Jänner  .    . 

32 

56 

17 

42 

22 

Februar     . 

38 

40 

46 

17 

H 

März      .    . 

63 

68 

65 

52 

38 

April 

58 

47 

59 

34 

39 

Mai 

143 

134 

114 

97 

88 

Jani  .    .    . 

193 

212 

99 

130 

121 

Juli   .    .    . 

218 

192 

104 

119 

99 

August  . 

120 

142 

105 

55 

101 

Se])tember 

126 

94 

66 

59 

62 

October      . 

94 

96 

35 

72 

54 

November 

81 

92 

41 

35 

48 

739 


(32) 


34 


(35) 


(36) 


37 


1 

3 

2 
S 

Gross- 

Herms- 

dorf 

^ 

Jahrgänge: 

1876,81-85 

1881-85 

1881  März - 
1884  Juli 

1881  März  — 
1884  Juli 

1877-8S 

December  . 

29 

28 

48 

49 

31 

Jänner  . 

14 

10 

16 

20 

17 

Februar     . 

22 

17 

15 

18 

21 

März 

36 

33 

35 

36 

39 

April      .    . 

28 

21 

29 

35 

40 

Mai        .    . 

75 

73 

64 

64 

88 

Jnni      .    . 

71 

93 

103 

97 

84 

Juli  .    . 

86 

98 

114 

119 

96 

August .     . 

72 

61 

92 

98 

70 

September 

64 

77 

91 

86 

58 

October 

54 

59 

58 

61 

46 

November 

37 

41 

53 

50 

43 

Jahr      .    . 

(588)*) 

610 

(718) 

(733) 

632 

♦)  Sehr  lückenhaft;  von  6  Jahren  sind  nur  53  Monate  vorhanden. 
Mittlere  Monatssumroen  aus  den  einzelnen  Monatssummen  gebildet,  und  aus 
diesen  dann  die  Jahressummen  berechnet.  Ebenso  bei  Nr.  (20»,  (c5)  und  (36). 


L: 


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284 


38 


39 


40 


41 


43 


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12 

8 

1 

Jahrgänge: 

1881-85 

1882-86 

1876 -SS*) 

1881-85 

1878,79,84,85 

December  , 

114 

98 

40 

27 

26 

Jätiner  . 

53 

55 

21 

14 

20 

Februar 

34 

22 

29 

13 

15 

M&ra,     . 

74 

49 

40 

38 

38 

April      . 

54 

42 

46 

36 

41 

Mai    .     , 

129 

77 

91 

81 

77 

Juoi 

158 

128 

88 

85 

70 

Jali   . 

162 

131 

103 

131 

105 

AHgUSt    . 

108 

82 

100 

74 

61 

September 

113 

125 

71 

85 

51 

Oc  tober 

143 

100 

45 

57 

55 

November 

113 

82 

43 

40 

35 

Jahr       .    . 

1255 

991 

717 

681 

561 

(4i) 

46 

47 

(48) 

49 

5 

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03 

2^ 

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1 
So 

Jahrjfänge: 

1881-82 

1882-86 

1883-85 

1884-85 

1878,85-86 

December 

9 

111 

99 

61 

32 

Jänner  . 

13 

83 

52 

50 

28 

Februar 

27 

42 

25 

25 

9 

März,     , 

37 

94 

39 

54 

34 

April 

20 

46 

38 

40 

32 

Mai 

68 

81 

86 

81 

52 

Juni  . 

65 

124 

74 

89 

81 

Juli 

101 

113 

93 

106 

56 

August, 

67 

75 

46 

29  • 

43 

September 

66 

67 

72 

43 

47 

October      . 

52 

92 

124 

91 

53 

November  . 

42 

110 

86 

67 

20 

Jahr       .    . 

(467) 

1039 

835 

(736)**) 

486 

+)  Vi( 

ir  Monate  durch  Troppau  I 

interpolirt. 

*)  Monatssummen  und  Jahressumme  bei  Nr.  (48)  wie  bei  Nr.  32  gebildet. 


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50 


(51) 


52 


53 


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B 

9 

1 

Nied: 

Hillers 

dorf 

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03 

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5 

Jahrgänge: 

1877-83 

1884-85 

1883 -8G 

1877-83 

1884-86 

December  . 

18 

26 

82 

37 

108 

Jänner  . 

19 

36 

49 

34 

77 

Februar 

17 

14 

26 

37 

23 

März     .    . 

27 

23 

70 

47 

76 

April 

38 

20 

60 

43 

7f> 

Mai 

83 

56 

106 

101 

141 

Joni      .    . 

92 

102 

178 

94 

207 

Jali 

87 

104 

108 

93 

74 

August  .    . 

84 

49 

64 

117 

58 

September 

56 

64 

74 

71 

94 

October 

36 

57 

70 

56 

121 

November , 

27 

36 

49 

49 

Vfy 

Jahr 

583 

(589)*) 

937 

781 

1152 

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(56) 


(58) 


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(59) 


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Jahrgänge : 

Decem>>er 
Jänner  . 
Februar 

MSrz 
April 
Mai    .    . 

Juni 
Juli   . 
August  . 

September 

October 

November 

Jalir      . 


41  68 

21  138 

54  49 


110 
133 
113 

104 
75 
79 


103 
42 

81 

113 

85 
82 


37 
41 
8i 

109 
111 

89 

64 
73 

77 


82 

47 

126 

147 
185 
202 

166 
116 
118 


BC  Cd  "  P 

Aprill881—  Juli  1884  —    1882 Juni—   ,aQ-,    oq  «r  laai     ne 

Juni  1884     Decbr.  1885  Decbr  83,1885  ^'^'*-'*^''*^  1881-8t> 

88  85  53  112  66 

50  29  29  76  4» 

29  76  16  57  33 


57 
46 

82 

147 
131 
102 

80 
87 
76 


(897)  (900)  (782)  (1424)**)       947 


*)  Nur  auf  2  Jahren  beruhend. 

•*)  Bei  Nr.  {äö)— (59)  Monatssummen  und  Jahressumme  wie  bei  Nr  (32) 
geliUdeU 


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65 


66 


67 


68 


(69) 


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jEJirgänge: 

1877,78,86 

1881-86 

1884-86        1884-86      ^fl^"^ 

Deeember  . 

49 

60 

43 

47 

48 

Jänner    .     . 

45 

37 

33 

28 

30 

Februar     . 

27 

12 

15 

12 

11 

März 

57 

49 

26 

47 

38 

April       .    . 

66 

60 

37 

38 

48 

Mai         .    . 

79 

97 

79 

82 

78 

Jnni       .     . 

98 

154 

169 

149 

117 

Juli        .     . 

92 

113 

111 

129 

123 

August  .    . 

67 

69 

48 

53 

55 

September  . 

47 

69 

87 

77 

68 

Oclober 

43 

59 

63 

40 

43 

November  . 

6ö 

58 

62 

37 

42 

Jahr       .    . 

736 

888 

773 

737 

701 

(70) 

72 

(73) 

75 

76 

77 

1     W  i^ 

il 

1 

,1 

1 

Jsp 

l|- 

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"J 

^1^ 

laltfiange: 

1876.78-81 

1884-86 

1884    85     1881—84     1881  -85 

1883-85 

December  . 

21 

64 

21 

40 

52 

113 

Jänner  .    . 

19 

42 

16 

23 

26 

59 

Februar      . 

26 

14 

9 

20 

24 

32 

März      .    . 

19 

58 

42 

43 

37 

57 

April 

56 

50 

28 

36 

20 

6) 

Mai    . 

92 

66 

39 

83 

57 

75 

Juni  .   .. 

77 

141 

90 

152 

92 

222 

Juli    . 

49 

130 

111 

149 

98 

162 

Attgust  .     . 

86 

67 

39 

73 

63 

100 

Septe  über 

19 

73 

69 

82 

71 

97 

October 

23 

58 

37 

51 

53 

89 

November  . 

22 

55 

36 

37 

44 

69 

Jahr 

(509)*) 

817 

(527)**) 

789 

636 

1136 

*)   Sehr    lückenhaft,    von    5   Jahren    sind    nur   38    Monate   vorhanden. 
Monatssummen  und  Jahressumme  wie  bei  Nr.  (32)  gebildet.  Ebenso  bei  Nr.  (69). 
***j  Nur  auf  2  Jahren  beruhend. 


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287 


II   Zehnjährige  Monats-  und  Jahressammen  des  Nieder- 
schlages für  die  Periode  1876—85. 

In  die  nachfolgende  Zusammenstellung  der  zehnjährigen  Monats- 
und Jahressummen  des  Niederschlages  sind  nur  solche  Stationen 
aufgenommen  worden,  von  welchen  wenigstens  drei  vollständige  Jahr- 
gänge vorlagen.  Die  Reduction  jener  Stationen,  welche  nicht  die 
ganze  Periode  ausfüllen,  erfolgte  nach  der  weiter  unten  zu  besprechenden 
Methode,  wo  gleichzeitig  auch  der  durch  dieselbe  erreichte  Grad  der 
Genauigkeit  untersucht  werden  wird.  Ein  Anhang  enthält  dann  noch 
die  Stationen  mit  weniger  als  3  vollständigen  Jahrgängen. 


Zehnjährige    Monats-    und    Jahressummen    des    Nieder- 
schlages in  Millimetern  für  die  Periode  1876 — 85. 


3. 


December 

Jänner 

Febraar. 

März 
April  . 
Mai 

Juni  .  . 
Juli  .  . 
Angust 

September . 
October  . 
November 


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28 
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33 
37 

33 
21 
25 

24 
26 
32 

61 
55 
53 

59 
50 
56 

60 

51 

106 

60 
47 

88 

50 

44 

109 

44 

38 
77 

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36 

82 

39 

38 
79 

88 

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133 

64 

55 

127 

132 
144 
114 

79 
123 
103 

118 
131 
117 

115 
112 
111 

91 
89 
98 

102 

91 

118 

162 
177 
164 

156 
162 
154 

89 
52 
49 

89 
50 
71 

89 
48 
53 

72 
45 
48 

71 
46 
35 

73 
51 
65 

123 

84 
87 

132 

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87 

.   Jahr  . 


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10. 


11. 


12. 


13. 


U. 


15. 


16. 


17. 


December 
Janner 
Februar  . 

Mars   . 

April  .    . 
Mai     .    . 


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August    . 

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35 

45 

34 

36 

44 

21 

38 

20 

43 

37 

34 

47 

62 

50 

38 

29 

49 

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55 

54 

69 

37 

37 

27 

56 

60 

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39 

36 

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59 

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138 

151 

101 

100 

105 

71 

98 

103 

116 

167 

129 

80 

127 

140 

54 

58 

93 

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77 

97 

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31 

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58 

59 

45 

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49 

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68 

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824 

721 

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709 

18. 


19. 


21.        22. 


23. 


24. 


25. 


26. 


3 

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Dezember 

Jänner 

Februar 

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.  28 
.  49 

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28 
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67 
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40 

56 
53 

57 

61 
49 

45 

58 
46 
39 

März   .  . 
April  . 
Mai    -  . 

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36 

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39 

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27 

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68 

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51 
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116 

72 

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158 

74 

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71 
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91 

Juni  .  .  . 

Juli  , 
August  .  . 

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151 
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191 
173 

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140 
143 
156 

September 

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November 

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.  51 
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Jahr  .  .  . 

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1084 

1285 

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1171 

1068 

1071 

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27. 

28. 

29, 

80. 

31. 

33. 

34. 

37. 

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December    . 
Jänner 
Februar  .    . 

.   .      59 
.    .      43 

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46 
57 

36 
15 
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38 
18 
32 

36 
21 
27 

37 
16 
30 

33 
18 
25 

März       .    . 
April  .    .    . 
Mai     .    .    . 

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138 

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103 

41 
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95 

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43 

47 
91 

Juni    . 
Juli         .    . 
August   .    . 

.    .    172 

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111 

75 
76 

72 

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79 

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74 

September 

October 

November 

121 
.    .      74 
.    .      90 

116 

79 
100 

77 
39 
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64 
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43 

Jahr    .    .    . 

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1299 

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763 

579 

697 

651 

38. 


39. 


40. 


41. 


42. 


43. 


45. 


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December  .  146 
Jänner  .  .  79 
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März 
April 
Mai 


95 

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40 
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91 


43 
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32 
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45 
89 
74 


131 

71 

101 


Juni          .  174 

Juli           .  166 

Angast .    .  139 

September  94 

October     .  119 

NoTcmber  125 


125      88 

133  103 

134  100 


129 

71 
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71 
45 

43 


95 

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95 

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Jahr      .    .  1433         1095     717 

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Februar 

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Juni  .    .    . 

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84 

119 

Juli         .    , 

85 

52 

92 

105 

93 

92 

87 

128 

August  . 

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66 

78 

99 

109 

109 

83 

159 

September 

80 

68 

55 

87 

72 

131 

58 

77 

Octol>«r 

118 

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58 

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56 

73 

November 

91 

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62 

40 

125 

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75 

Jahr       .    . 

965 

531 

570 

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738 

1053 

65. 

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December  . 

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31 

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44 

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96 

Jäöner   . 

22 

23 

21 

28 

23 

27 

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37 

41 

Februar 

36 

30 

39 

12 

26 

36 

35 

45 

90 

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44 

23 

47 

43 

53 

45 

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April      .     . 

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77 

48 

38 

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Mai    . 

112 

132 

109 

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91 

91 

97 

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Juni  .    . 

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129 

143     • 

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117 

84 

147 

Juli        .    . 

122 

116 

115 

129 

106 

135 

117 

77 

139 

August  . 

92 

115 

80 

53 

77 

112 

83 

77 

218 

September 

63 

70 

90 

77 

62 

75 

77 

62 

106 

October 

44 

61 

66 

40 

43 

61 

45 

54 

69 

November  . 

54 

51 

55 

37 

33 

49 

43 

46 

78 

Jahr  .    . 

774 

885 

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682 

863 

785 

649 

1244 

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Aümerkungen. 

2.  Milöwka.  Reducirt  durch  Saybusch. 

4.  Riegersdorf,  6.  Chiby,  8.  Weichsel-Czoray,  12.  Freistadt.  13.  Kolzo- 
bendz.  14.  Teschen,  15.  Jablunkau,  16.  Istebna  19.  Leskowetz,  2i.  Ober- 
Morawka  reducirt  durch  Bielitz. 

10.  Ratibor,  11.  Oderberg,  17.  Mähr.  -  Ostrau,  18.  Poln.-Ostrau.  il. 
Koziczek,  41.  Troppau  II,  49.  Jägerndorf,  50.  Nied.-Hiliersdorf,  53.  Warhenthal 
reducirt  durch  Troppau  I. 

21.  Friedland,  25.  Barani,  2H.  Salajka,  27.  Czeladna,  28.  Podolatiky 
reducirt  durch  Ostrawitz. 

29.  Hochwald,  30.  Freiberg,  31.  Neutitschein,  34.  Odrau,  37,  Wi*;- 
«tadtl,  38.  Drömsdorf,  39.  Grünes  Kreuz.  46.  Olbersdorf  reducirt  durch 
Zauchtl. 

47.  Römerstadt,  52.  Breitenau,  54  Gabel  reducirt  durch  Raase. 

GO.  Goldenstein,    77.  Gr.  -  Schneeberg    reducirt    durch    Mähr.-Sdiönherff. 

65.  Freiwaldau.  66.  Blauer  Stollen,  67.  Ramsau,  Cß.  Rothwasser,  72. 
Krebsgrund,  75.  Bad  Landeck,  76.  Ebersdorf  reducirt  durch  Barzdorf, 


Anhang. 

Zehnjährige    Monats-    und    Jahresaummen    des     NieUei- 
schlages  in  Millimetern  bezogen  auf  die  Periode  187fi  -Hü, 
fdr  jene  Stationen,  von  welchen  weniger  als  drei  oder  nur  uü vollstän- 
dige Jahrgänge  vorliegen. 

Von  den  nachfolgenden  Stationen  ist  Dobrau  durch  Ostrawitz, 
Wagstadt,  Gr. -Hermsdorf  und  Czerwenka  durch  Zauchtel,  Buchhntte 
^urch  Raase,  Kleppel,  Gr.-Üllersdorf  und  Annaber«  durch  M. -Schönberg, 
Weidenau,  Ob.- Hermsdorf  und  Waldeok  durch  Barzdorf  redueirt. 


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292 


20  32  35  36  44  48  51 

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December       40  33  51  53  11  60  2ä 

Jänner            20  27  24  30  31  41  42 

Februar          42  40  31  37  38  57  26 

Marx              53  42  49  51  34  87  17 

April              36  25  40  48  41  43  33 

Mai                97  81  107  107  ÜT  114  *U 

Juni              116  83  108  102  79 

Juli              144  87  125  131  m 

August         150  74  85  90  50 

September      63  50  59  56  54  76  56 

October  .        36  36  63  66  43  Vi  67 

November      35  43  57  54  37  59  30 

Jahr  .           826  621  799  819  5ö^  938  664 


55  58  59  69  70  73 


113 

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53 

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Februar 

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31 

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U) 

März 

53 

56 

116 

45 

20 

33 

April 

31 

54 

64 

62 

44 

48 

Mai 

78 

114 

164 

107 

81 

44 

Juni 

113 

06 

160 

99 

71 

10«} 

Juli    . 

108 

96 

187 

127 

70 

105 

August  . 

104 

103 

190 

92 

66 

(54 

September 

8H 

52 

134 

70 

29 

83 

Oktober 

75 

74 

136 

45 

19 

44 

November 

76 

52 

79 

37 

15 

31 

Jahr  .  .    94S     S15    1538     762      470 

Digitized  by  VjOOQIC 


293 


in.    Mittlere    Abweichungen    der    monatlichen    Nieder- 
scblagssummen  vom  Gesammtmittel. 

a)  in  Millimeteiii. 


'S 

öo 

1 
1 

1 

1 

December 
Jänner    . 
Febroar  .    .    . 

11-8 
14-3 
18-4 

120 
16-5 
15-2 

20-9 
36-4 
24-3 

12-3 
5-4 
7-6 

20-4 
31-8 
20-7 

März       ... 
April  .    .    . 
Mai     .    . 

.        20-7 

.        22-8 

45-1 

27-7 
21-2 
39-8 

35-4 
22-6 
40-4 

9-2 
15-3 
18-4 

25-3 
311 
51-5 

Jnni    .    .    . 
Jali     .    . 
Angnst 

51-4 
55-6 
57-0 

52-6 
50-8 
48-2 

89-0 
54-6 
71-6 

20-2 
391 
56-3 

690 
50-5 
82-9 

September  .    . 
Ociober  .    .    . 
November    . 

.        49-8 
18-4 
11-5 

42-7 
15-8 
120 

46-9 
33-6 
17-9 

39-7 
12-7 
130 

54-3 
2Ö-5 
23-2 

Mittel 


31-4 


29-4 


411 


20-7 


40-6 


1 

1 

s 

o 

December    .    . 
Jänner    .    . 
Februar  . 

11-8 

9-9 

171 

91 

7-7 
16-1 

10-4 

6-3 

161 

22-4 
16-8 
22-5 

12-9 

91 

14-5 

März   .... 

April 
Mai 

150 
16-8 
28-6 

9-4 
21-3 

35-8 

11-8 
12-7 
34-9 

260 
27-4 
27-5 

10-6 
23-3 
31-5 

Juni     .... 
Juli              .    . 
August 

22-2 

18-2 
31-1 

43-7 
35-5 
32-8 

27-2 
20-2 
22-9 

30-7 
36-1 
33-5 

34-8 
330 

27-8 

September  .    . 
October  . 
November    . 

231 
190 
14-2 

400 
16-7 
13-7 

19-5 
19-2 
16-2 

16-2 
176 
18-8 

230 
20-3 
10-4 

Mittel      . 

18-9 

23-5 

18-1 

24-6 

20-9 

L 


Digitized  by 


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294 


Vorstehende  Tabelle  zeigt,  dass  die  mittlere  Abweichung  der 
monatlichen  Niederschlagssummen  an  und  für  sich  sehr  bedeutend 
ist;  sie  schwankt  an  den  verschiedenen  Stationen  zwischen  6 — 89 wm 
in  den  einzelnen  Monaten  und  zwischen  18  —41  mm  im  Mittel  aller 
Monate. 

Ferner  zeigt  obige  Tabelle,  dass  die  mittlere  Abweichung  der 
Monatssummen  des  Niederschlages  mit  zunehmender  Grösse  dieser 
letzteren  selbst  wächst,  und  zwar  nicht  blos  an  den  einzelnen  Stationen 
in  den  verschiedenen  Monaten,  sondern  auch  bei  niederschlags reicheren 
Stationen  in  den  gleichen  Monaten.  So  beträgt  sie  für  den  December 
in  Bielitz  irSww,  für  den  August  dagegen  bl  mm,  während  sie  in 
Ostrawitz  für  den  ersteren  Monat  20*4  mw,  für  den  letzteren  82'9wwt 
beträgt. 

Sucht  man  das  Mittel  der  Veränderlichkeit  fnr  den  Sommer,  so 
erhält  man  4'{'4  mm,  was  nach  der  Fechnerschen  Formel  einen  wahr- 
scheinlichen Fehler  von  ±^  WS  mm  für  das  zehnjährige  Mittel  ergibt, 
woraus  für  ein  hundertjähriges  Mittel  noch  immer  ein  wahrscheinlicher 
Fehler  von  etwa  ±_'6'4:mm  folgt.  Wollte  man  den  wahrscheinlichen 
Fehler  des  Sommers  auf  ±^  1  ntm  herabmindern,  so  wären  hierzu 
995  Jahre  erforderlich.  Aus  diesen  Zahlen  ersieht  man  deutlich,  dass 
ep  vollkommen  hinreicht,  die  Monatssummen  des  Niederschlages  in 
ganzen  Millimetern  anzugeben. 

Dividirt  man  nun  die  in  mm  ausgedrückten  mittleren  Ab- 
weichungen durch  das  dazu  gehörige  Mittel,  so  erhält  man  Zahlen, 
welche  die  relative  Grösse  der  Schwankungen  angeben.  Aus  diesen 
lassen  sich  die  wahrscheinlichen  Fehler  besser  berechnen,  als  aus  den 
mittleren  Abweicimngen  selbst.  Diese  Werthe  nun.  sowie  die  sich 
daraus  ergebenden  wahrscheinlichen  Fehler  sind  in  den  nachfolgenden 
Tabellen  zusammengestellt. 


Mittlere  AbweichungendermonatlichenNiederschlags- 
summen  vom  Gesammtmittel. 


i) 

in  Procenten. 

'S 

a 

1 

ff 

s 

1 
1 

1 

Eh 

December 

35 

34 

34 

82 

30 

33 

38 

Jänner 

51 

65 

66 

67 

64 

47 

45 

Februar 

64 

51 

52 

58 

39 

63 

70 

März 

42 

46 

44 

46 

32 

37 

29 

April 

52 

42 

44 

51 

46 

48 

48 

Mai    .         . 

40 

38 

30 

34 

36 

44 

45 

Digitized  by 

es 

CO 


30  38  42 

33  45  40 

67  47  58 

29  44  25 

36  67  44 

47  38  35 


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295 


^  ^         S         pS         -S  S  P  S  '.  b' 

»c/2^oonhäSoq 
Juni  .43      40      45      29      40       30      47      32      37      39 

Jali  .  .  42  35  31  51  27  24  33  22  41  50 
August  .    .      50      42      45      62      50       44      42      35      40      37 

September  55  48  42  68  45  46  64  30  28  37 
October  .  38  31  40  36  32  49  45  43  31  47 
November  .      22       15      22      48      24       33      44      36      37      31 

Winter  .  50  50     51  69  44  48  51  43  43  47 

Frühling  .  45  42      39  44^  38  43  41^  37  50  35  >^ 

Sommer  .  48  39      40  47  39  36^  4r  30^  39  42 

Herbst  .  .  38^  31^  '  35^  47  34^  43  51  36  32"  38 

Mittel    ..      45      40      41      52      39       42      46      36      41      40 

Während  die  mittleren  Abweichungen  bei  der  Temperatur  und 
beim  Luftdrucke  einen  entschiedenen  jährlichen  Gang  zeigten,  ist  dies 
bei  den  Niederschlagssummen  nicht  der  Fall.  Nur  wenn  man  die 
Monate  zu  Jahreszeiten  zusammenfasst,  sieht  man,  dass  die  mittlere 
Abweichung  überall  (mit  alleiniger  Ausnalime  von  M.-Schönberg)  im 
Wintier  am  grössten  ist  (Troppau  I  zeigt  ein  ganz  gleiches  zweites 
Maximum  im  Herbste),  das  Minimum  aber  zu  gleichen  Theilen  auf 
den  Herbst  einer-,  den  Frühling  und  Sommer  andrerseits  fallt. 

Berechnen  wir  nun  aus  der  Fechnerschen  Formel  den  wahr- 
scheinlichen Fehler,  wobei  wir  uns  auf  die  veränderlichste,  die  am 
wenigsten  veränderliche  Jahreszeit  und  das  Mittel  beschränken,  so 
ergibt  sich  uns  folgendes  Resultat. 


Wahrscheinliche  Fehler 

a)  in  der    veränderlichsten,    b)  in    der   am    wenigsten    veränderlichen 

Jahreszeit,  c)  durchschnittlich  im  Mittel  der   12  Monate  in  ^i  q. 


o 
2 


tß 

iS 

, 

Ui 

OP 

^ 

'% 

i 

2 

tu 

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cä 

u 

o 

O 

NI 

tH 

»2^  w  i«  CO  fc-  «.w 

?  O  O  N  H  D5 


a)  13-7  13-7  140  18-9  121  13-2  140  118  13  7  12-9 
b  10-4  8-5  9  6  12-1  9-3  9-9  11-2  88  88  96 
c)     12-3    110    11-2    14-2    10-7    ll'ö    126      99    112     11 '0 


^•-     *  -      ' 


Digitized  by 


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296 


Jahre,  die  erforderlich  sind,   am    den  wahrscheinliche 
Fehler  auf  ±.5%  herabzumindern,  für 


a)  76 
b)  43 
v)       61 


75 
30 

48 


78 
37 
51 


143 
58 
81 


58 
34 
46 


69 
49 
53 


78 
51 
G4 


56 
27 
49 


75 
31 

51 


66 
37 
48 


Der  wahrscheinliche  Fehler  des  zehnjährigen  Mittels  der  Nietlec- 
schlngsanmmen  beträgt  also  durchschnittlich  im 

Winter  Sommer  Mittel 

13-6  111  11«% 

Nur  Oderberg  weicht  namentlich  im  Winter  davon  ab,  was  wohl 
in  <Irr  geringen  Menge  von  Niederschlägen,  dip  dort  fällt,  seinen 
Grund  hat.  Bcgi.figt  man  sich  mit  einem  wahrscheiiiliclien  Fehler  von 
5*  „.  so  sind  zu  dessen  Erreichung  im  Durchschnitte  für  den  Winter 
50.  für  den  Sommer  40,  für  das  Mittel  42  Jahre  erforderlich. 

Schliesslich  wenden  wir  uns  noch  zur  Betrachtung  der  Ver- 
Sndeilichkeit  und  des  wahrscheinlichen  Fehlers  der  Jahressummen  des 
Niederschlages  selbst.  Zu  diesem  Zwecke  dient  die  folgende  Tabelle, 
in  wehrhe  auch  die  Extreme  der  Jahressummen  in  "  „  ausgedrückt 
aufgenommen  sind,  um  den  Spielraum,  zwischen  denen  sie  »ich  be- 
wegen, zu  zeigen. 


Veränderlichkeit  und   wahrscheinliche  Fehler    der 
Jahressummen  des  Niederschlages  in  ''fg. 


Extreme  in 

7o 

te 

1-  ^ 

-SP      .e 

E 

3 
g 

'S 

B 

s 
B 
'S 

Q 

Mittlere 
Abweichui 
in  V» 

WS». 

E^lt 

fiielitz 

123 

78 

45 

13-9 

3-9 

5-8 

Ostrawitz    . 

.       113 

81 

82 

90 

2-5 

2-4 

Zauclitel 

.      133 

71 

62 

13-8 

3-7 

5-7 

Troppaa  I  . 

164 

73 

91 

15-7 

4-3 

7-4 

Raase      .    . 

126 

80 

46 

12-7 

3-5 

4-9 

Kiowitz 

135 

84 

51 

10-7 

a'9 

3-5 

M.-Schönberg 

.      155 

70 

85 

161 

4-4 

7-8 

Barzdorf 

122 

87 

45 

9-7 

2-7 

2-8 

Die  mittlere  Abweichung  der  Jahressummen  des  Niederschlages 
beträgt  im  Durchschnitt  dieser  8  Stationen  für  das  zehnjährige  Mittel 
12'7",,j;  um  den  wahrscheinlichen  Fehler  auf  ±5%  herabzumiiidem 
sind  durchschnittlich  5  Jahre  erforderlich. 


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297 


IV.  Reduction   der   N  iederschlagesummen   einer  Station 
mit    kürzerer     Be  obachtu  n  jrsreihe     auf     die     Normal- 
periode. 

Da  nicht  alle  Stationen  die  ganze  Periode  ausfüllen,  so  müssen 
die  ans  kürzeren  Beobachtungsreihen  stammenden  Monats-  and  Jahres- 
summen  des  Niederschlages  auf  die  Normalperiode  reducirt  werden. 

Betrachten  wir  zunächst  die  Jahressummen  des  Niederschlages 
zweier  nahe  oder  ähnlich  gelegenen  Stationen,  so  finden  wir,  dass 
dieselben  in  einem  gewissen  Verhältnisse  zu  einander  stehen,  das  sich 
selbst  im  Laufe  mehrerer  Jahre  nur  wenig  ändert.  Um  dies  deutlich 
zu.  zeigen,  enthält  die  nächste  Tabelle  das 

Verhältnis    der   correspondir  enden    jährlichen  Nieder- 
schlagsmengen benachbarter  Stationen. 

c 

^js   lis  gl-  il  's|   li.  It  äM  ^1   5l 

^X      ^03    OJ^OQ    UdH      OQC      O^      ^H      S5  N      c?0      ^N 

_^ernung        ^^        ^^        ^^        ^^        ^^        ^^        ^^^^  ^        ^^        ^^ 

1877  —       -     0-81      —_       —       -       —       —      1-Oa 

1878  1-48     —  0-79  _  —  _  —       —  —  1-02 

1879  1-57      -,____-_-  1-20 

1880  1-66     —  —  —  —  0-93  094  1-58  —  l'lö 

1881  1-63  0-75  0-80  1*26  087  0-75  —  l'öO  0*86  — 

1882  1-61  0-72  0-64  11 1  087  079  0*97  1*48  0-88  1'08 

1883  1-45  0-64  079  1*27  0*93  —  0-98  l'öl  0*88  — 

1884  1-62  0-81  0*69  l'lö  0-84  0-55  0*96  1*51  0-88  1-18 

1885  —    0-96  0-60   109   075   0'68   0*99   1-43   080    M5 

Mittel    .         1-57   0-78  0-78    M8   0*85   074   0*96   1*49   084    M2 

Mittlere  Ab- 

weichungVo   t>-4     8*8     87      7*2     4-6     9*6      16     27      2*4      6-8 

Die  mittlere  Abweichung  dieser  Verhältniszahlen  beträgt  im 
Durchschnitte  blos  5*8*^/o,  während  die  der  Jahressummen  selbst 
zwischen  9— 16,  im  Mittel  117%  betrug,  also  2—3  (im  Mittel  2 Vg) 
mal  so  gross  ist.  Der  wahrscheinliche  Fehler  der  Mittel  der  Ver- 
haltniszahlen  der  Niederschlagssummen  zweier  Stationen,  ist  daher 
auch  zwei-  bis  dreimal  kleiner  und  sind  daher  4 — 9  mal  weniger 
Jahre  erforderlich,  um  den  wahrscheinlichen  Fehler  bis  auf  eine 
bestimmte  Grenze  herabzumindern. 

Was  für  die  Jahressummen  des  Niederschlages  an  zwei  be- 
nachbarten Stationen  gilt,  gilt  im  allgemeinen  auch  für  die  einzelnen 
Monate.  Ich  will  dies  nur  an  einigen  beliebig  herausgegriffenen  Bei- 
spielen zeigen.  Wir  suchen  das  Verhältnis  der  Niederschlagsmengen  im 


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Januar  Juli 


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J4 


ec  CO 


11 

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2^ 

0-94 

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— 

0-95 

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— 

1-27 

— 

— 

1-42 

— 

— 

1-41 

0-89 

092 

2-18 

0-81 

0-61 

1-15 

0-98 

0-63 

1-42 

102 

056 

105 

0-94 

0-67 

1-31 

0-92 

0-68 

260,, 

^  /o 

10», 

1-42  -~  — 

0-76  —  — 

0-98  —  — 

0-2()  —  — 

0-75  0-60         0-60 

1-29  0-90         0-26 

0-94  100         108 

0-55  0-89         0-79 

118  100         0-91 

Mittel    .    .    0-90  0-85         078 

Mittlere  Ab- 
weichung    28«  0  137o        247„ 

Die  Verhältniszahlen  für  diese  3  Stationspaare  zeigen  im  Durch- 
si^lmitt  eine  mittlere  Abweichung  von  22^/o  im  Jänner  und  von  14% 
im  Juli,  während  dieselbe  für  die  zehnjährigen  Monatssummen  54  resp. 
:^6^  ^y  beträgt,  ^s  sind  also  auch  die  nach  dieser  Reductionsmethode 
gefundenen  Monatssummen  durcbsclinittlich  2/2  mal  sicherer  als  die 
direct  berechneten. 

Am  Sclilusse  dieses  Abschnittes  lasse  ich  zur  vollständigen 
Dar^^telluDg  des  Reductionsverfahrens  der  Niederschlagsmengen  einer 
St4ation  mit  kurzer  ßeobachtungsreihe  auf  die  Normalperiode  nach- 
stehendes Beispiel  folgen  Es  sollen  die  Niederschlagsmengen  der 
Station  Ramsau,  welche  nur  drei  Jahrgänge  (1884 — Bö)  hat,  durch 
Barzdorf  auf  die  zehnjährige  Periode  1876 — 85  reducirt  werden.  Wir 
nehmen  zunächst  die  gleichen  Jahrgänge  von  Burzdorf  und  t^iicheD 
die  (Quotienten  Ramsau:  Barzdorf  für  die  einzelnen  Munate  und  mnlti- 
pliciren  sie  sodann  mit  den  zehnjährigen  Werthen  für  Barzdorf  Loga- 
rithnnisch  durchgeführt  gestaltet  sich  die  Rechnung    foigenderma&sen: 


Ix, 

1 

1 

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Ramsau  8  Jahre          a) 

33 

15 

26 

37 

Bariidorfdslb.  8  Jahre  6) 

36 

10 

47 

41 

Barzdorf  zehnjährig     c) 

23 

26 

4H 

5S 

log     a) 

1M85 

1-1761 

1-4 150 

1-5682 

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1-5563 

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1-6721 

1-612Ö 

1         ^ 
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9622 

1761 

7429 

9554 

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1-3617 

1-4150 

1-6335 

1-7243 

log  (-; ..) 

13239 

1-5911 

1-3764 

l-(i7u7 

Ramsau  zehnjährig 

21 

39 

23 

46 

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299 


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Ramsaa  zehnjähr. 


CS 

79 

66 

91 

1-8976 

1-8195 

0781 

1-9590 

20371 

109 


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169 

111 

94 

2-2279 

20453 

1826 

2-9731 

2-1557 

143 


0 


111 

1C2 

lOü 

2-0453 

2-0086 

0367 

2-0253 

2-0620 

115 


0 

48 

46 

77 

1-6812 

1-6628 

0184 

1-8865 

1-9049 

80 


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Ramsau  zehnjähr. 


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87 

60 

62 

19395 

1-7782 

1613 

1-7924 

1-9537 

90 


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63 

41 

43 

1-7993 

1-6128 

1865 

1-6335 

1-8200 

66 


B 

o 

62 

37 

33 

1-7924 

1-5682 

2242 

1-5185 

1-7427 

55 


a 

43 

49 

31 

r63;35 

1-6902 

9433 

1-4914 

1-4347 

27 


od 

►-5 


773  mm 
646  mt» 
682  wm 

2-8882 
2-8102 

0780 

28338 

2-9118 

816wm. 


V.  Jährliche    Periode    des   Niederschlages     dargestellt 
durch  Procente  der  Jahressumme. 

Die  grosse  Verschiedenheit  der  jährlichen  Niederschlagsmengen 
an  den  verschiedenen  Stationen  erschwert  die  Vergleichung  derselben 
mit  einander.  Um  nun  ein  leichter  zu  erfassendes  Bild  von  der  Ver- 
theilung  der  Niederschläge  zu  erhalten,  stellt  man  die  Monatssummen 
durch  Procente  der  Jahressummen  dar,  wobei  es  nach  dem  in  dem 
Torigen  Abschnitte  Gesagten  hinreicht,  diese  Procente  in  ganzen  Zahlen 
zu  geben. 


Digitized  by 


Google 


300 

Jährliche    Periode     des    Niederschlages.     —     Monats- 
aomnien  dargestellt  durch  Pro  cente  der  Jahressummen. 


1 

2 

3 

4 

6 

6 

7 

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82 
1 

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Ö 

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Seehöhe  in  m 

347 

446 

343 

338 

259 

■262 

433 

December  . 

4 

4 

4 

4 

5 

3 

5 

Jänner 

3 

4 

3 

4 

3 

4 

4 

Februar     . 

3 

4 

8 

5 

4 

4 

4 

März      .    . 

7 

7 

6 

6 

6 

5 

8 

April      .    . 

6 

6 

5 

5 

5 

5 

4 

Mfti    . 

12 

11 

13 

10 

12 

11 

11 

Juni  .    .    . 

15 

10 

14 

15 

14 

14 

12 

Juli    .    . 

16 

15 

16 

15 

13 

12 

14 

Attgust  .    . 

13 

13 

14 

15 

15 

16 

13 

September 

10 

11 

10 

9 

11 

10 

10 

October      . 

6 

6 

6 

6 

7 

7    • 

7 

November 

5 

9 

6 

6 

5 

9 

8 

Jahr.    .    .        886      811        850       765        666        738       1239 
8  10  11  12  13  14  15 


II 

1 
1 

1 

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1 

iSJ 

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Seehöhe  in  m 

510 

196 

205 

238 

356 

304 

390 

üecember  . 

5 

5 

3 

7 

3 

3 

6 

Jännf^r  .    . 

4 

3 

2 

4 

4 

4 

5 

Februar      . 

5 

6 

4 

5 

3 

4 

6 

März      .    . 

5 

6 

6 

5 

6 

7 

8 

April      .    . 

5 

6 

5 

6 

6 

7 

5 

Mai 

11 

9 

10 

10 

11 

12 

9 

Juni       .     . 

13 

16 

15 

14 

17 

10 

12 

Juli 

14 

14 

13 

15 

14 

12 

14 

August 

13 

15 

20 

12 

16 

16 

11 

September 

11 

8 

11 

10 

9 

12 

11 

Oc  tober      . 

7 

5 

6 

6 

6 

5 

6 

November 

7 

7 

5 

6 

5 

8 

7 

Jahr      ,    .      1183       645        520        935      1066      824       721 

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9 

9 

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3 

Seehöhe  in  m 

602 

220 

277 

S16 

358 

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41* 

December  . 

6 

3 

3 

3 

4 

5 

4 

Jänner  .    . 

5 

3 

3 

3 

3 

4 

2 

Februar 

7 

7 

6 

4 

3 

4 

4 

März 

7 

5 

6 

4 

3 

7 

5 

April     .    . 

4 

5 

5 

6 

7 

5 

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Mai    .    .    . 

10 

11 

11 

12 

13 

10 

11 

Juni  .    .    . 

14 

13 

15 

22 

13 

13 

15 

Juli    . 

11 

10 

13 

15 

14 

15 

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Aagast 

13 

20 

16 

14 

14 

13 

14 

September 

10 

11 

11 

9 

11 

9 

11 

October     . 

5 

6 

5 

5 

7 

6 

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November 

8 

6 

4 

3 

7 

8 

6 

Jahr  . 


946   709    806    872   1084   1285   1020 


24 


25 


26 


27 


29 


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1 

Seehöhe  in  m 

486 

664 

722 

503 

686 

306 

297 

December  . 

6 

6 

5 

5 

6 

5 

4 

JäDner  .    . 

4 

5 

4 

3 

8 

2 

3 

Februar 

5 

4 

4 

4 

4 

3 

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März      .    . 

6 

7 

7 

6 

7 

7 

7 

April      ,    , 

5 

6 

6 

8 

6 

7 

6 

Mai    .    ,    , 

13 

9 

8 

11 

10 

12 

11 

Juni       ,     . 

12 

13 

13 

14 

14 

15 

13 

Juli    . 

14 

12 

13 

15 

13 

15 

13 

Aagust  . 

12 

14 

15 

11 

14 

14 

1& 

September 

11 

10 

10 

10 

9 

11 

11 

Oetober      . 

6 

6 

7 

6 

6 

5 

5 

November 

7 

8 

8 

7 

8 

6 

6 

Jahr.    .    , 

1171 

1068 

1071 

1241 

1299 

716 

922 

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302 


31     33     34     37      38     39     40 


Seehöhe  in  m 

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292 

3 

1 

280 

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341 

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480 

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524 

650 

1 
394 

December  . 
Jänner 
Februar     . 

5 

2 
4 

6 
3 
5 

5 
2 
4 

5 
3 
4 

10 
5 
5 

8 
5 
4 

5 
3 
4 

März 
April      .    . 

iMai    . 

5 

6 

12 

7 

6 

11 

6 

5 

13 

7 

7 

14 

6 

6 

11 

6 
6 
9 

5 

6 

13 

Juni  . 

Juli 

August 

16 
14 
14 

13 
13 
12 

15 
14 
11 

12 
15 
11 

12 
11 
10 

11 
12 
13 

13 
16 
13 

September 
October     , 
November 

8 
6 

8 

9 

8 

7 

9 

7 
7 

9 
6 

7 

7 
8 
9 

12 
6 

8 

10 
6 
6 

Jahr  .  .    763   579    697   651   1433   1095    717 

41     42      43     45     46     47     49 

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330 

5 
3 
4 

5 
7 
9 

17 
10 
12 

13 

9 
6 

Jahr  ...  732    626    637    638   1148  •  965    531 


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Seehöhe  in  m 

430 

265 

250 

610 

641 

602 

Di'cember  . 

5 

4 

4 

6 

8 

12 

Jtinner  .    . 

3 

3 

3 

3 

7 

4 

Februar     . 

5 

4 

4 

4 

8 

8 

Mar«      .     . 

6 

5 

5 

7 

11 

5 

April 

6 

7 

6 

6 

6 

5 

Mai    .    . 

12 

13 

11 

12 

9 

11 

Juni  . 

13 

14 

14 

14 

10 

8 

Juli    .     .    . 

15 

17 

15 

14 

10 

9 

August  . 

13 

13 

14 

10 

8 

8 

September 

10 

10 

12 

10 

6 

8 

Of;  tober 

6 

6 

6 

7 

7 

12 

November 

6 

5 

6 

7 

10 

10 

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Seehöhe  in  m 

488 

Derember 

4 

Jänner   .    , 

3 

Februar      , 

3 

März      .    , 

5 

ipril      .    - 

Mai         .     . 

7 
15 

Jtrni   ,     . 

13 

Juli    .    . 

16 

August  .    . 

14 

September 
October 

10 
6 

November 

4 

Jahr.    . 

1 

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December  . 

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Jänner 

3 

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3 

März      .    , 

5 

April      .     . 
Mai    .    . 

9 
15 

Juni  . 

15 

M\   . 

13 

August  .    . 

13 

September 

Octöber 

8 
7 

November 

6 

1       Jahr       _ 

885 

303 


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762 

335 

642 

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5 

4 

5 

8 

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4 

4 

7 

7 

5 

8 

6 

7 

8 

7 

6 

7 

6 

7 

6 

7 

8 

13 

14 

12 

10 

11 

14 

15 

11 

14 

11 

11 

11 

10 

13 

7 

12 

12 

10 

10 

14 

9 

11 

16 

12 

8 

9 

10 

8 

7 

8 

6 

7 

7 

8 

7 

6 

6 

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10 

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3 

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4 

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6 

6 

6 

6 

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6 

5 

5 

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6 

4 

6 

13 

11 

13 

10 

12 

9 

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18 

20 

14 

14 

15 

13 

12 

14 

18 

16 

16 

15 

12 

11 

10 

7 

11 

13 

11 

12 

18 

11 

10 

9 

9 

10 

9 

9 

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6 

6 

7 

6 

8 

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5 

5 

6 

5 

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6 

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737 

682 

863 

785 

649 

1244 

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304 

Wenn  wir  zunächst  die  absoluten  Jahressummen  betrachten,  so 
ist  im  allgemeinen  eine  Zunahme  derselben  mit  der  Seehöhe  nicht 
zu  verkennen. 

Wie  weit  aber  dieselbe  reicht,  lässt  sich  fiir  unser  Gebiet  nicht 
entscheiden,  weil  einerseits  die  absolute  Höhe  der  Gebirge  nicht 
bedeutend  genug  ist,  andererseits  aber  auf  den  höchsten  Punkten 
keine  Beobachtungsstationen  vorhanden  sind.  Doch  finden  sich  die 
grössten  Jahressummen  keineswegs  bei  den  am  höchsten  gelegenen 
Stationen,  sondern  vorwiegend  in  den  oberen  Theilen  der  Thäler. 
z.  B.  in  Weichsel,  Ostrawitz,  Ober-Morawka,  Podolanky.  Gabel  und 
im  Oder-Gebirge.  Stationen^  welche  dem  Kamme  des  Gebirges  näher 
liegen,  haben  eine  kleinere  Jahressumme  des  Niederschlages  als  tiefer 
gelegene ;  Beispiele  dafür  sind  Barani  und  Salajka  im  Vergleiche  mit 
Ostrawitz  und  Podolanky,  Ramsau  im  Vergleiche  mit  Blauer  Stollen. 

Einen  unverkennbaren  Einiluss  auf  die  Grösse  der  Jahressumme 
übt  ferner  die  Streichungsrichtung  des  Gebirges  aus;  Goldenstein, 
an  der  Luvseite  gelegen,  hat  1053,  Ramsau  hingegen,  das  an  der 
Leeseite  liegt,  blos  816  ww*  jährlichen  Niederschlag.  Auffallend  ist  die 
grosse  Differenz  zwischen  den  Nachbarstat ionen  Ostrawitz-Czeladna 
einer-,  Althammer  andererseits,  welche  trotz  der  geringen  Entfernung 
(2  km)  200  mm  überschreitet. 

Die  regenärmsten  Gegenden  unseres  Gebietes  sind  bei  Oderberg, 
zwischen  Jägerndorf  und  Hillersdorf,  endlich  nordöstlich  von  Zauchtel 
zu  finden.  In  diesen  drei  kleinen  Inseln  sinkt  die  Jahressumme  des 
Niederschlages  unter  ^00 nun. 

Wenden  wir  uns  nun  zur  Betrachtung  der  percentischen  Ver- 
theilung  der  Niederschläge  auf  die  Monate,  so  finden  wir,  dass  das 
Minimum  überall  auf  den  Winter,  und  zwar  am  häufigsten  auf  den 
Jänner,  seltener  auf  den  Februar  und  nur  vereinzelt  auf  den  December, 
das  Maximum  hingegen  auf  einen  der  Sommermonate  fällt.  Während 
aber  das  Maximum  im  ganzen  Gebiete  sich  auf  derselben  Höhe  hält 
(durchschnittlich  14*2 '^/q),  zeigt  das  Minimum  eine  kleine  Ver- 
schiedenheit, indem  es  im  Mittel  der  westlich  von  der  Oder  gelegenen 
Stationen  (ausschliesslich  Ratibor,  welches  trolz  seiner  Lage  am 
linken  Ufer  des  Flusses  zur  andern  Gruppe  gehört)  3"6%,  im  Mittel 
der  östlich  gelegenen  aber  nur  3*4"/ ^  beträgt.  Nachstehende  kleine 
Tabelle  zeigt  die  durchschnittliche  percentische  Vertheilung  der 
Niederschläge  auf  die  Monate  in  beiden  Gruppen: 

Dec.  Jänn.  Feb.  März  April  Mai 

Ostschlesien       4-5  3-4  4-3  Gl  bb  109% 

Westschlesien    6  0  3-()  47  &2  63  122% 


Juni 

Juli 

Aug. 

Sept. 

Octob. 

Nov. 

Ostschleaien     140 

141 

14-2 

101 

40 

öS», 

Westschlesien  14' l 

14-2 

11-8 

8-8 

6-9 

6-5  */„ 

In  Ostschlesien  sehen  wir  im  April  und  October  secundäre 
Minima,  die  in  Westschlesien,  wo  die  Ab-  und  Zunahme  der  Nieder- 
schläge ganz  regelmässig  erfolgt,  fehlen. 


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305 

Director  Hann  stellt  in  seinen  »Untersuchungen  über  die 
Begenverhältnisse  von  Oesterreich-Üngarn«  (Sitzungsberichte  der  kais. 
Akademie  der  Wissenschaften,  Mathem. -naturwissenschaftliche  Classe, 
LXXX.  Band.  III.  Heft,  1«79,  October  pag.,  605  die  Behauptung  auf, 
dass  im  nordöstlichen  Böhmen,  in  Mähren  und  Oesterreich.  Schlesien 
zwei  Maxima  der  Sommerregen  im  Juni  und  August  auftreten, 
während  im  Juli  eine  merkliche  Abnahme  der  Niederschläge  statt- 
findet. Dass  diese  Behauptung  so  allgemein  ausgesprochen  far  unser 
Gebiet  nicht  zutrifft,  zeigt  obige  kleine  Tabelle.  Sie  gründet  sich 
nämlich  auf  die  Niederschlagsmessungen  von  nur  6  Stationen  (von 
denen  übrigens  eine  zu  Galizien  gehört)  mit  dem  Gesammtgewicht  9, 
die  ausschliesslich  der  Ebene  oder  dem  Hügellande  angehören,  da  zur 
Zeit,  als  Director  Hann  seine  Untersuchungen  anstellte,  von  höher 
gelegenen  Stationen  so  gut  wie  keine  Beobachtungen  vorlagen.  Bei 
dem  gegenwärtig  zur  Verfügung  stehenden  Materiale  erfordert  sie 
aber  eine  gewisse  Beschränkung. 

Werfen  wir  zunächst  einen  Blick  auf  die  Tabelle  Ober  die  jähr- 
liche Periode  des  Niederschlages  in  unserem  Gebiete,  so  finden  wir, 
dass  von  den  dort  aufgenommenen  57  Stationen  (von  Römerstadt, 
das  eine  ganz  unregelmfissige  Vertheilung  zeigt,  abgesehen),  nur  bei 
15  eine  Theilung  des  Sommer- Maximums  sichtbar  ist.  Diese  15  Stationen 
zerfallen  in  2  Gruppen,  10  Stationen  gehören  Ostschlesien,  5  West- 
schlosien  an. 

Bei  den  ostschlesischen  (Schwarzwasser,  Chiby,  Ratibor,  Oder- 
berg, Kotzobendz,  Istebna,  M.-Ostrau,  P.-Ostrau,  Barani,  Podolanky) 
zeigt  sich  die  Spaltung  des  Sommermaximums  deutlich,  w^nn  auch 
der  unterschied  oft  nur  1  %  beträgt,  um  welches  die  Niederschlags- 
menge des  August  grösser  ist  als  die  des  Juli.  Anders  verhält  es  sich 
bei  den  westschlesischen  Stationen  (Jägerndorf,  Gabel,  Rothwasser, 
Bamsau  und  Gr.-Schneeberg);  bei  den  vier  ersten  fällt  zwar  das  erste 
Maximum  auf  den  Juni,  das  zweite  aber  nicht  auf  den  August, 
sondern  erst  auf  den  September,  auf  dem  Schneeberg  ist  das  Juli- 
Maximum  nur  unbedeutend  und  fällt  das  Hauptmaximum  auf  den 
August.  Hingegen  zeigt  sich  bei  mehreren  westschlesischen  Stationen 
ein  Maximum  bereits  im  Mai,  z.  B.  Wigstadtl,  Nied.-Hillersdorf, 
Würbenthai,  Freiwaldau,  Blauer  Stollen,  und  ist  die  Niederschlags- 
menge des  Juni  um  2--3"o  kleiner  als  die  des   Mai. 

um  ein  richtiges  Bild  von  der  Vertheilung  der  monatlichen 
Niederschlüge  zu  erhalten,  theilen  wir  jede  Gruppe  nach  der  St^ehöhe 
in  ünterabtheilungen,  wobei  den  einzelnen  Stationen  nach  der  Länge 
ihrer  Beobachtungsperiode  oder  ihrer  Bedeutung  verschiedenes  Ge- 
wicht gegeben  ist.  Diese  ünterabtheilungen  sind  folgende : 

Ostschlesien:  1)  Schwarzwasser  (2),')  Chiby,  Ratibor, 
Oderberg  (2),  Freistadt  (2),  M.-Ostrau;  mittlere  Seehöhe  230  m. 


')  Die  in  Klammern  gesetzten  Zahlen  bezeichnen  das  Gewicht,  mit  dem 
die  Station  in  die  Grupp#  tritt.  Stationen,  denen  nichts  beigesetzt  ist,  haben 
das  Gewicht  1. 

UiUb.  d.  k.  k.  Oeogr.  Om.  lofS.  5  21 


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306 


2.  Saybusch  (2),'MUöwka,  Bielitz  (3).  Riegersdorf  ( 2),  Kotzobendz, 
Teschen,  Jablunkau  (2),  P.-Ostrau,  Leskowetz,  Friedland,  Hochwald, 
Freiberg,  Neutitschein  (2);  mittlere  Seehöhe  336  w. 

3.  Weichsel  (2),  Weichsel-Czorny,  Istebna,  Ostrawitz  (2),  Alt- 
hammer (2),  Ober-Morawka,  Barani,  Salajka,  Czeladna,  Podolanky: 
mittlere  Seehöhe  544  w. 

Westschlesien:  1.  Zauchtel  (2),  Odrau,  Troppau  I.  (2), 
Troppau  IL,  Jägerndorf,  M.-Schönberg  (2),  Rothwasser,  Barzdorf  (2), 
Krebsgrund;  mittlere  Seehöhe  307 w. 

2.  Wigstadtl  (IV.,),  Kiowitz  (2),  Koziczek,  Hillersdorf  (IV,), 
Rreitenau,  Würbenthai  (IVj),  Freiwaldau,  Blauer  Stollen,  Landeck, 
Ebersdorf;  mittlere  Seehöhe  471m. 

3.  Drömsdorf,  Grünes  Kreuz,  Raase  (2),  Olbersdorf,  Römerstadt, 
Goldenstein;  mittlere  Seehöhe  907 w. 

üebersicht  über  die  Niederschlagsvertheilun  g. 


Oestliche   Gruppe 


Westliche  Gruppe 


1 

2 

3 

1 

2 

3 

4 

Mittlere 
Seehöhe 

230w 

336  ni 

544  m 

307  m 

471m 

611m 

907  m 

December 
Jänner  . 
Februar 

4-6 
4-8 

4-2 

3-3" 

4-1 

51 

3-5'' 

4-4 

5-5 

3-3'' 

4-5 

5-3 

3-6'' 

4-3 

7-9 
4-3'' 

5-7 

6-7 

3-3^ 

5-3 

März      . 
April 
Mai    .    . 

5-6 
53'' 
10-6 

6-2 
5-6" 
11-5 

6-5 
5-4'^ 
10-5 

61 

6-5 

11-4 

5-9 

6-6 

13-2 

70 
6-0'< 
10-7 

5-3 

60 

11-0 

Juni  . 
Juli 
August .     . 

143 

131 
161 

14-4 
146 
14-1 

13-3 
140 
13-2 

14-2 
145 

11-6 

136 
144 

12-5 

116 
11-7 
10-7 

147 

10-7 
12-3 

September 

October 

November 

10-3 
6-2 
6-0 

100 
6-2 

101 
6-2>' 
7-5 

9-6 
70 

5-8 

8-4 
6-4 
5-8 

8-6 
7.7X 

8-3 

100 

70" 
7*7 

Winter  .    . 
Sommer 

12-5 
43-5 

11-6 
43  1 

130 
40-5 

13-3 
40-3 

13-2 
40-5 

17-9 
340 

15-3 
37-7 

Oct.-März  . 
April-Sept. 

30-3 
69-7 

29-8 
70-2 

33-2 
66-5 

322 

67-8 

31-3 

68-7 

40-9 
59-3 

35-3 
64-7 

Max  -Min. 

130 

11-3 

10'5 

11-2 

10-7 

7-4 

11-4 

Das  Haupt- Minimum  fällt  überall  in  den  Jänner;  Ostschlesien 
zeigt  ferner  in  allen  Unterabtheilungen  ein  secundäres  Minimum  im 
April,  endlich  in  der  zweiten  und  dritten  ein  solches  im  October;  in 
Westschlesien  hingegen  tritt  das  April-Minimum  nur  in  der  dritten, 
das  October-Minimum  in  der  dritten  und  vierten  Unterabtheilung 
hervor.  Das  Maximum  vertheilt  sich  nur  in  der  ersten  Unterabtheilung 
Ostschlesiens    und    der    vierten    Westschlesiens    auf    den    Juni    und 


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307 

Aagast;  in  letzterer  ist  das  des  Jani,  in  ersterer  hiagegen  das  des 
August  das  Haupt-Maximum,  das  durch  seine  Grösse  besonders  her- 
vortritt, ein  Umstand,  der  die  so  häufigen  August-Ueberschwemmungen 
in  der  Weichsel-  und  Oder- Niederung  erklärt. 

Die  Zunahme  der  Winterniederschläge  mit  der  Seehöhe  ist  zwar 
nicht  zu  verkennen,  aber  besonders  in  Ostschlesien  nur  unbedeutend; 
im  Hügeilande  tritt  sogar  eine  Abnahme  gegen  die  unterste  Stufe 
ein,  ebenso,  wenn  auch  nur  in  sehr  geringem  Masse,  in  Westschlesien, 
hier  auch,  und  zwar  in  viel  höherem  (jrade.  in  der  vierten  im  Ver- 
gleiche mit  der  dritten.  Dagegen  fällt  sehr  deutlich  die  Abnahme  der 
Win temieder schlage  nach  Osten  in  die  Augen,  sowie  umgekehrt  die  Zu- 
nahme der  SommerniederschUge. 

Schliesslich  sei  noch  erwähnt,  dass  die  Amplitude  im  Osten 
grösser  ist,  als  im  Westen,  da  sie  für  den  ersterea  im  Durchschnitt 
11*6,  für  den  letzteren  hingegen  nur  10-2  "/^  betrögt. 

I 

f      VI.  Nieder  schlagsvertheilung    in  Sclilesien    in    den  ein- 
zelnen Jahren  der  Periode  1876 — 85. 

"3  I         N  li       "03        £? 

(K  03        PS  M  "^        SS         O 

1876  107  116  —  —  —  — 

1877  104  106  120  111  79  122 

1878  103  84  113  87  87  — 

1879  100  86  136  119  94  — 

1880  75      83     101      107      97      127 

1881  —      78      77      82      89      80 

1882  100     109      73      91     122     101 

1883  104     113      106     116     114      120 

1884  112     103      —      94     117      60 

1885  94     123      74      98     100      90 
Mittel    .  896      850      747      653     1217      498 

^  %  ä  ^  - 

1       -       2      ■§•§      I       I 

B  _C  •<-•  -   C/J  -^  O 

£  *?  O         Z  N3  ti- 

1876  -  _-      95      —      126      102 

1877  —       -       89      S4      109      102 

1878  63      108      91       98      100      98 

1879  105       -      109      UH      138      185 

1880  100      —      118      118      94      108 

1881  84      68      81      85      71      84 
1S82    92       98      106      115      99      98 

1883  156      85      105      111       95      97 

1884  —      11 1      89       90       75       88 

1885  —  187  109  109  97  97 
5Gtte1        .  861             731           1285             787             579             717 


l 


21* 

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308 


i 

cc 

Cd 

1 

1 

i 
1 

1876 

94 

121 

— 

— 



105 

99 

1877 

96 

103 

102 

91 

106 

155 

.  88 

1878 

73 

88 

94 

89 

111 

87 

90 

1879 

164 

126 

141 

107 

HO 

116 

111 

1880 

108 

113 

100 

133 

81 

100 

122 

1881 

83 

95 

95 

86 

93 

70 

98 

1882 

101 

95 

98 

105 

100 

105 

108 

1883 

90 

94 

82 

88 

97 

96 

106 

1884 

85 

85 

81 

— 



89 

90 

1885 

105 

80 

103 

— 



77 

87 

Mittel    .  626    638    632    781    583    738    682 

Vorstehende  Tabelle  ist  bestimmt,  eine  üebersicht  über  die 
relative  gleichzeitige  Niederschlagsvertheilung  ia  unserem  Grebiete  za 
geben.  Sie  enthält  daher  für  19  ziemlich  gleichmässig  vertheilte 
Stationen,  welche  die  ganze  Periode  oder  doch  wenigstens  den  grössten 
Theil  derselben  ausfüllen,  die  Niederschlagssummen  der  einzelnen 
Jahre  in  Procenten  des  in  der  letzten  Reihe  stehenden  Mittels.  Da- 
durch ist  es  ermöglicht,  zu  sehen,  welche  Jahre  trocken,  welche  nass 
waren,  und  wie  dieses  Verhältnis  sich  für  die  einzelnen  Theile  unseres 
Gebietes  gestaltet.  Denn  schon  beim  ersten  Blicke  zeigt  es  sich,  dass 
die  Niederschlagsvertheilung  in  dea  einzelnen  Jahren  in  den  ver- 
schiedenen Theilen  Schlesiens  keineswegs  eine  gleichmässige  ist. 
Selbst  ziemlich  nahe  beieinander  gelegene  Stationen,  wie  z.  B.  Bielita 
und  Riegersdorf  zeigen  sehr  bedeutende  Verschiedenheiten  des  relativen 
Niederschlages. 

Das  Jahr  1879  war  fast  in  dem  ganzen  Gebiete  ein  nasses, 
da  nur  zwei  Stationen  im  östlichen  Theile  weniger  als  100**/,,  auf- 
weisen; die  Niederschlagsmenge  nimmt  nach  Westen  hin  zu,  erreicht 
in  Troppau  ihr  Maximum,  um  dann  weiterhin  wieder  abzunehmen. 

Andrerseits  war  das  Jahr  1881  im  ganzen  Gebiete  ein  trockenes 
und  zwar  im  Osten  im  höhern  Grade  als  im  Westen,  denn  hier 
beträgt  die  durchschnittliche  Niederschlagssumme  86*1  *Vo»  dort  aber 
nur  80-4Vo. 

VII.  Zahl  der  Tage  mit  Niederschlag. 

In  den  nachfolgenden  Tabellen  gebe  ich  für  jene  Stationen, 
welche  entweder  die  ganze  Periode  oder  doch  den  grössten  Theil  der- 
selben ^)  ausfüllen,  die  Anzahl  der  Tage  mit  Niederschlagen  über- 
haupt, dann  mit  Schnee  speciell. 


>)  Es  fehlen    oft    nur  wenige  Monate;    nur  Freistadt,   Würbenthai    und 
Hillersdorf  beruhen  hlos  auf  8  -9  Jahren. 


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30it 


1 


a)  Zahl  der  Tage  mit  Niederschlag  für  die  Periode  1871^—85. 


Jänner    Februar     M&rz        April 


Mai 


Juni       JuU 


Bielitz             .    . 

8-7 

8-5 

11-5 

9-8 

13' .J 

14-1 

12-4 

Riegersdorf 

7-9 

5-7 

8-7 

6-9 

9-7 

11-2 

10-4 

Schwarzwasser 

8-2 

8-3 

11-9 

9-4 

13-3 

12-4 

12-2 

Weichsel     .    .    . 

12-6 

12-6 

15-6 

12-8 

17-4 

l.r6 

17-9 

Oderberg         .    . 

2-7 

3-7 

6-2 

9-7 

13'1> 

l:!-() 

13'1 

Freistadt         .    . 

10-9 

11-3 

12-3 

130 

141 

13-0 

13-4 

Kotzobendz 

110 

109 

11-5 

HO 

14J 

13-5 

14-.-) 

Jablankau   .    .    . 

7-7 

64 

12-4 

9-4 

14K 

U'O 

13-7 

0?trawitÄ    . 

13-4 

14-2 

18-3 

13-9 

16_' 

irv2 

17-9 

Althammer      .    . 

8-8 

8-7 

12-6 

10-8 

13-> 

13-6 

14-5 

Neutitschein 

9-9 

9-4 

12-9 

12-3 

15  s 

i;-;'8 

13  9 

Zaachtel 

12-2 

11-5 

150 

120 

14r, 

12' 7 

U'4 

Wigstadtl       .    . 

10-2 

101 

13-7 

12-7 

147 

13'9 

I4'ii 

Kiowita 

9-9 

10-3 

13-6 

11-8 

14-8 

11  ■It 

13-0 

.    Troppaa  I       .    . 

9-6 

9-7 

12-9 

12-0 

140 

13'0 

13'6 

Raase      .    .    .    . 

8-7 

90 

14-0 

12-8 

15-5 

141 

15-2 

N.  Hillersdorf     . 

91 

7-5 

10-7 

11-4 

13-7 

12-3 

12-1t 

Würbenthal 

123 

HO 

140 

14-6 

1611 

140 

15-(l 

Mähr.  Scliönberg 

10-6 

121 

130 

9-5 

13ii 

13-3 

15-Sl 

Barzdorf      .    . 

.  13  0 

13-4 

17-2 

15-6 

18-.-^ 

I4'S 

17-1) 

s 


1 


August  Sept. 


Octob. 


Nov.        Decemb. 


Jahr 


Bielitz     .    . 

11-8 

10-7 

10-8 

11-6 

lOM) 

131-3 

Riegersdorf      .    . 

111 

9-3 

7-4 

8-4 

?-!) 

105-6 

Schwarzwasser    . 

12  3 

10-6 

10-9 

9-9 

lO'H 

130' 3 

Weichsel      .    .    . 

16-4 

14-7 

151 

131 

15  3 

17!)-1 

Oderberg 

125 

120 

10-5 

6-4 

3-6 

107' 3 

Freistadt     . 

120 

11-9 

9-4 

120 

11-7 

14Ö-0 

Kotzobendz     .    . 

140 

101 

14-6 

12  1 

1(11 

145-8 

Jablankau 

11-3 

10-5 

10-6 

9-2 

10-U 

l;!0-0 

Ostrawitz 

150 

13-8 

13-3 

150 

15  2 

181-4 

AlthammiT      .    . 

12t; 

10-6 

10-4 

9-0 

8-4 

131-Ö 

NeatitsrheiD   . 

J27 

11-3 

14-2 

12-9 

r.'Mi 

i:)l-7 

ZaQcht(>l           .    . 

12) 

107 

11-4 

13-3 

irvsi 

155 '7 

Wigstadtl 

12-4 

10-6 

12-7 

12-9 

12 -st 

If)l-4 

Kiüwitz 

U-ö 

11-3 

12-9 

11-3 

I2'y 

145  2 

Troppan  I  .    .    . 

10- 1 

110 

9-9 

HO 

11-5 

138-3 

Baase 

13-7 

12-7 

13-4 

12-5 

14-H 

157-2 

N.  Hillersdorf     . 

111 

100 

101 

8-9 

91* 

127-6 

Würbenthal 

13-9 

12-6 

106 

12-4 

12-7 

16(1-0 

H&hr.  Scböoberg 

125 

11-4 

11.1 

131 

143 

15(1-5 

Baredorf     .    . 

161 

15-6 

13-8 

13-8 

Ki'O 

185-4 

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Google 


$x& 


Ji)  Zahl   der  Tage  mit  Schnee  (Periode  lS7(i— 85). 


Jänner 

Februar 

März 

April 

Müi        Juni 

M 

Bielitz          .    . 

.     6-8 

5-4 

7  3 

2-8 

fl-S          - 

— 

Eiegersdorf 

.     6-6 

4-4 

5-4 

1-6 

«■6         — 

— 

Schwarzwasser    .     6*9 

4-8 

6-8 

1-6 

O'ö         — 

— 

Weichsel      .     . 

10-4 

8-1 

10-4 

4-6 

12        Ol 

— 

Oderherg 

11 

1-5 

2-7 

1-4 

03         — 

— 

Frei  Stadt 

.    7-3 

6-7 

66 

2-9 

0-9          - 

— 

KotzobendK     . 

8-3 

(5-2 

70 

30 

[■6          - 

— 

JaUankau 

5-9 

3-7 

8-5 

2-8 

l'O         — 

— 

Oatrawitz 

.  10  5 

110 

9-4 

4-3 

1-4         — 

— 

Altliammer 

59 

61 

7-1 

31 

rn       - 

O'l 

Neutitachinn   . 

.    76 

5-4 

7-3 

20 

0-6         — 

— 

Zauchtel      <    . 

.  10-8 

8-4 

9-3 

19 

0-5         - 

— 

Wijzstfidtl    .    . 

.    90 

7-7 

10-4 

3-9 

I'U         - 

— 

Kiowitz  .     .    . 

.    6-9 

5-8 

80 

2-7 

0'8 

— 

Troppau  I  . 

.    6-9 

5  9 

7-4 

17 

0-4         — 

— 

Raase 

.    7-9 

7-2 

10-2 

3-8 

M         — 

— 

N.   Hilleradorf 

.    60 

4-4 

«•4 

2-9 

0-3         — 

— 

Wiirhenthat 

.  107 

9-9 

lü-7 

57 

2-0         — 

— 

Mähr.  Schünbc 

rg     9-3 

9  1 

8-2 

23 

O-ö 

— 

Barzdorf 

.  10-2 

8-8 

10-2 

40 

13         - 

■^■^        1 

■' 

August 

Sept. 

Octob. 

Nov. 

Decemb. 

Jahr 

ßifilitz 





1-3 

5-4 

6-t» 

36-7 

Riege  radorf 

— 

— 

1  1 

5-2 

4-9 

29'8 

Schwarzwas^e] 

r    .     — 

— 

10 

4'J 

7-1 

29-9 

Weichsel 

— 

0-2 

3-2 

7-4 

11-3 

m-9 

Oderberg 

— 

— 

0-7 

30 

1-9 

12-e 

Frpistadt 

— 

— 

1-7 

4-2 

50 

35-3    i 

Kötzobendz 

— 

— 

1-8 

51 

8-1 

4M    '■ 

Jablankaa 

.     .    — 

— 

13 

4-4 

76 

35  2 

üst.rawitz 

— 

0-3 

2-5 

90 

10 -0 

&!J4 

Älthammer 

— 

0-1 

1-4 

4-<i 

()'3 

3ti-2 

Neutitschein 

— 

— 

1-3 

5-0 

K-4 

37f) 

Zauchtel 

— 

— 

10 

7*7 

11-4 

51-0 

Wigstadtl 

— 

— 

1-4 

6-7 

lO-O 

501 

Kiowitz 

— 

— 

10 

51 

S'4 

391 

Troppau  I  . 

.    — 

— 

10 

4-6 

T-4 

36  3 

Raase 

— 

Ol 

2» 

5-5 

10-8 

48-9 

N,  Hilbrsdorf 

— 

— 

1-2 

4-(i 

ö'9 

321 

Würbenthal 

.    — 

— 

3-4 

7-4 

8-6 

584 

Mähr-  Schön b 

erg     — 

— 

1-4 

6-7 

HO 

48-8 

Barzdorf 

— 

— 

1-9 

6-6 

11-4 

54-4 

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A 

3ii 


Dividirt  man  die  mittlere  Anzahl  der  Tage  mit  Niederschlaj? 
durch  die  Anzahl  der  Monatstage,  so  erhält  man  die  Niedersclilags- 
wahrscheinlichkeit  für  die  einzelnen  Monate. 

Zum  Schlüsse  gebe  ich  noch  für  2  Stationen  mit  zehnjähriger 
Reihe  die  Daten  für  den  ersten  und  letzten  Schneefall  und  für  den 
ersten  und  letzten  Frost. 


Bielitz. 


Letzter 


Erster 


Letzter 


Erster 


Schneefall 

Frost 

1876 

19. 

Mai. 

31. 

October. 

21. 

Mai. 

23. 

October, 

1877 

4. 

Mai. 

23. 

October. 

7. 

Mai. 

27. 

October. 

1878 

8. 

April. 

1. 

Novemb. 

10. 

Mai. 

1. 

Novemb. 

1879 

13. 

Mai. 

15. 

October. 

11. 

Mai. 

10. 

Nov*mb, 

1880 

20. 

Mai. 

22. 

October. 

14. 

März. 

24. 

October. 

1881 

10. 

Mai. 

4. 

October. 

11. 

April. 

25. 

Septemb. 

1882 

14. 

Mai. 

10. 

Novemb. 

10. 

April. 

11. 

Novemb, 

1883 

22. 

April. 

7. 

October. 

23. 

April. 

8. 

October. 

1884 

21. 

April. 

12. 

Novemb. 

27. 

Mai. 

12. 

October. 

1885 

15. 

Mai. 

16. 

Novemb. 

4. 

April. 

3. 

October. 

Mittel 

.    6. 

Mai. 

28. 

October 

Barzdorf. 

26. 

April. 

18. 

October. 

LeUler 

Erster 

Letzter 

Erste» 

Schneefall 

Frost 

187() 

19. 

Mai. 

1. 

Novemb. 

20. 

Mai. 

3. 

October. 

1877 

20. 

Mai 

18. 

October. 

26. 

Mai. 

10. 

Septeinb. 

1878 

JJ8. 

März. 

4. 

Novemb. 

13. 

Mai. 

5. 

October. 

1879 

10. 

Mai. 

14. 

October. 

11. 

Mai. 

15. 

Octcilter. 

1880 

19. 

Hai 

21. 

October. 

21. 

Mai. 

25. 

Novemb. 

1881 

10. 

Mai. 

4. 

October. 

30. 

April. 

24. 

Septttmb. 

1882 

15. 

Mai. 

16. 

October. 

13. 

April. 

6. 

October, 

1883 

21. 

April. 

22. 

October. 

28. 

April. 

25. 

Septemb 

1884 

23. 

April. 

13. 

Novemb. 

27. 

April. 

1. 

Novemb. 

1885 

16. 

Mai. 

15. 

Novemb. 

13. 

Mai. 

21. 

October, 

Mittel 

.    6. 

Mai. 

25. 

October. 

8. 

Mai. 

11. 

October. 

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312 


Geographische  Literatur. 

Europa. 

FriedrichSimony:  Das  Dachsteingebiet.  Ein  geographisches 
Charaktert^ild  aus  den  österreichischen  Nordalpen.  1.  Lieferung, 
Wien  und  Olmütz,  Hölzel,  1889. 

Mit  dem  im  Erscheinen  hegrififenen  Werke,  dessen  erste  Lieferung  nun- 
mehr vorliegt,  bringt  der  hochverdiente  Nestor  der  Geographen  einen  lang- 
gehegten Lieblingsplan  zur  Ausführung.  Wiederholt  hat  der  Autor  in  Wort  und 
Scljrift  die  wissenschaftliche  Bedeutung  des  Landschaftsbildes  als  Veranschau- 
lich ungsmittel  hervorgehoben  und  auf  die  Lückenhaftigkeit  und  Mangelhaftig- 
keit lies  bisher  in  dieser  Hinsicht  vorliegenden  Materiales  verwiesen.  Die  Land- 
schafisbilder  und  Zeichnungen  auch  unserer  hervorragendsten  Künstler  sind 
vom  künstlerischen  Standpunkte  aus  idealisirt  und  schematisirt  und  können  in 
den  meisten  Fällen  eine  naturwissenschaftliche  Kritik  nicht  vertragen.  Es  ist 
dem  Künstler  in  der  Hegel  nicht  um  ein  setreues  Abbild  der  Natur  zu  tliun, 
sondern  die  letztere  ist  ihm  Mittel  zu  dem  Zweck,  unter  Anlehnung  an  ein 
hpslimmtes  Motiv  ein  möglichst  effectvolles  Gemälde  zu  schaffen.  Deshalb  geht  er 
auch  xumeist  nicht  mit  jener  Liebe  auf  die  Wiedergabe  des  oft  so  äusserst 
cljanikteristischen,  dem  Laien  aber  unverständlichen  Details  ein,  wie  der  Mann 
der  WissenFchafl,  der  seine  nebenbei  erworbene  Kunstfertigkeit  in  allem  und 
jedem  der  Natur  dienstbar  macht  und  auf  diese  Weise  Darstellungen  ent- 
wirft, welche  einen  höheren  Werth  als  den  der  Erregung  momentanen  Gefallens 
und  der  Bekundung  einer  hervorragenden  Künstlerschaft  des  betreffenden 
Zeichners  oder  Malers  besitzen. 

Der  Gegensatz,  um  dessen  Betonung  e.^  sich  hier  handelt,  tritt  in  khirer 
unzweideutiger  W^eise  zu  Tage,  wenn  man  Skizzen  F.  S  imony's,  etwa  die  der 
vorliegenden  Lieferung  beigegebenen  Ansichten  des  Dachsteingebirges  von  Nord 
und  Sfid,  mit  Reproduetionen  von  Zeichnungen  angesehener  Künstlerin  einigen 
Tieu*=^reri  Illusirationswerken  vergleicht.  Es  maü  den  ersteren  ja  vielleicht  ein 
gewisser  auf  äusserlichen  Effect  abzielender  Schwung  abgesprochen  werden, 
aber  das  lässt  sich  nicht  in  Abrede  stellen,  dass  diesselben  einen  weit  höheren 
Grad  natürlicher  Anschaulichkeit  besitzen,  als  jene  künstlerisch-genial  ange- 
hnuchlün  Bilder,  welche  mit  wenigen  Strichen  über  das  wichtigste  Detail  hin- 
weghuischen  und  die  Ausmalung  desselben  ganz  und  gar  der  subjecliven  Auf- 
fassung des  Beschauers  überlassen.  Solche  Bilder,  welche  zu  ihrer  Ergänzung 
unsere  Phantasie  lebhaft  in  Anspruch  nehmen,  erwecken  ..Stimmung"  und  er- 
Kieleti  einen  gesteigerten  Effect,  wie  es  denn  überhaupt  bei  jeglicher  Darstellung 
eine  Jtlihewährle  Regel  ist,  dass  das  nur  Angedeutete  und  mehr  oder  weniger 
Verhüllle  das  unmittelbar  Gebotene  und  vor  Augen  Geführte  an  Wirkung  stets 
weit  hinter  sich  lässt.  Der  Wissenscliaft  aber  handelt  es  sich  um  eine  reelle 
DarsleUung  der  Natur  und  nicht  um  die  Composition  landschaftlicher  Bilder- 
rathsel  welche  mitunter  ganz  unauflösbar  sind,  wie  z.  B.  dort,  wo  Schiefer- 
berge in  den  Formen  des  Kalkgebirges  präsentirt  werden  u.  dgl. 

Männer  wie  Simon  y,  deren  Zeichenstift  von  einer  wissenschaftlich 
geläuterten  Auffassung    beherrscht  wird,    sind  aber  selten.    Mit  grosser  Freude 


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3ia 


müssen  daher  die  neueren  Fortschritte  der  Photographie  und  der  photogra- 
phischen  Reproductions-Methoden  begrftsst  werden,  welche  es  ermöglichen, 
vollkommen  naturgetreue  Bilder  in  «grosser  Anzahl  und  mit  verhältnismässig 
geringen  Kosten  zu  erzeugen.  Aber  unbeschadet  ihrer  Naturtreue  können  doch 
die  von  Berufs-Photographen  aufgenommenen  Bilder  nicht  immer  wissenschaft- 
lichen Zwecken  entsprechen,  da  bei  der  Wahl  ihres  Aufnahmsortes  ledifjUeh 
künstlerische  Motive  den  Ausschlag  geben.  Nicht  nur  um  Naturtreue  hanlell 
es  sich,  sondern  auch  darum,  dass  die  richtigen  Objecte  und  zwar  vom  nr  li- 
tigen  Orte  aus  gesehen  zur  Darstellung  gebracht  werden.  Auch  in  dieser  Uiü- 
sieht  brach  Hofrath  Simony  Bahn.  Seit  vielen  Jahren  bereist  er  das  Darh- 
steingebiet  in  Begleitung  des  photographischen  Apparates  und  hat  eine  grosjje 
Anzahl  vortrefflicher  Photogramme  geschaffen,  welche  bisher  leider  nur  in 
wenigen  Exemplaren  verbreitet  waren.  Sie  bilden  den  Grundstock  des  wt- 
liegenden  Werkes. 

Wort  und  Bild  verei:iigen  sich  hier  in  harmonischer  Weise  zu  eiii^r 
landschaftlichen  Charakterisirung  des  Dachsteingebietes,  wie  sie  in  ähnlicht^r 
Vollendung  bisher  noch  von  keinem  Theile  der  Erde  geboten  wurde.  Zum 
ersten  Male  wird  aus  einem  enger  abgegrenzten  orographisch  individualisirlen 
Gebh-gstheile  durch  eine  entsprechende  Anzahl  photoffraphische  und  Frei- 
handaufnahmen ein  übersichthches  Gesammtbild  aller  jener  Landschaflsirr- 
scheinunj  en  hergestellt,  welche  in  naturwissenschafthcher  Hinsicht  das  Interes^i^f 
des  Fachmannes  anzuregen  und  ihm  Material,  sei  es  zu  eigenen  Studien,  sei  t^ 
zur  Verwendung  als  Lehrstoff,  darzubieten  geeignet  sind.  Die  Wahl  des  Dach- 
steingebietes zu  diesem  Zwecke  ist  eine  besonders  glückliche  deshalb,  wlü 
dasselbe  in  seinen  orograph'schen,  geologischen  und  Vegetationsverhältnissm 
wie  auch  in  seinen  Gletschererscheinungen  einen  derartigen  Reichthum  jnter* 
essanter  und  lehrreicher  Momente  umfasst,  wie  kaum  ein  zweites  Gebirge  von 
gleicher  räumlicher  Ausdehnung. 

Die  gegenwärtige  Lieferung  behandelt  im  Text  die  allgemeinen  Verfmll* 
nisse  des  Gebietes,  seine  Umgrenzung,  Gliederung  und  Hypsometrie.  Der  Aüiis 
enthält  die  bereits  erwähnten  Gesammtansichten  des  Gebietes  von  Nord  iiml 
Süd  nach  Zeichnungen  des  Verfassers,  ferner  6  Lichtdrucke  und  12  Photu- 
typien  nach  Photogrammen  des  Autors;  12  kleinere  Photolypien  finden  ^trh 
im  Text  Die  Lichtdrucke  sind  sämmtlich  ausgezeichnet;  auch  von  den  Phpio- 
t\'pien  entsprechen  die  meisten  allen  Anforderungen,  welche  an  diese  Rej^i'*!* 
ductionsart  zu  stellen  sind,  insbesondere  müssen  die  Bilder:  „Rundhöcker  urti 
Eingange  der  Wiesalpe*.  ..Karrenfelder  nächst  der  Ochsen  wieshöhe"  und 
Partie  im  Wildkar'-  als  höchst  gelungen  bezeichnet  werden ;  dagegen  ai  htl 
andere,  und  zwar  hauptsächlich  Thalansichten  mit  weicheren  Formen,  Wit.-MH 
Waldpartien  u.  dgl.  wie  die  Ansichten  von  Schladming,  Radstadt,  Eben  ijiol 
St.  Martin  minder  gut  gerathen.  Es  darf  hiebei  jedoch  nicht  übersehen  werdrn 
dass  die  Phototypien,  wenn  sie  einerseits  zwar  bei  weitem  hinter  den  Lii  hi- 
drucken  zurückstehen,  dafür  andererseits  wieder  bedeutend  billiger  hergeatr-lH 
werden  können,  welcher  Ums^tand  es  allein  ermöglicht,  das  Werk  bei  einr^ni 
in  Anbetracht  des  Gebotenen  ziemlich  niedrigen  Preise  (20  fl  für  vier  Litff- 
ningen)  so  reich  zu  illustriren. 

Wenn  nun  auch,  wie  natürlich,  eine  vollständige  Würdigung  des  IJntor- 
nehmeLs  erst  nach  Abschluss  desselben  wird  platzgreifen  können,  so  lässt  sjrh 


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314 

doch  heute  schon  die  Erkenntnis  gewinnen,  dass  hier  auf  dem  Gebiete  der 
wissenschaftlichen  Landschaftkunde  ein  monumentales  Werk  ersteht,  welches 
von  Liebe  und  Begeisterung  für  die  Natur  durchglüht  und  von  feinem  Ver- 
ständnis ihres  Wirkens  und  Schaffens  getragen,  für  alle  Zeiten  eine  Fundstätte 
reicher  Belehrung  und  mannigfacher  Anregung  sein  wird.  Möchte  der  Wunsch 
des  Verfassers  in  Erfüllung  gehen,  dass  sein  Beispiel  haldige  Nachahmung 
linde,  und  dass  durch  das  Zusammenwirken  berufener  Kräfte  ein  physikalisch- 
geographisches und  topographisches  Sammelwerk  grösseren  Stiles  entstehe, 
welches  ein  ausgedehntes  Gebiet  unserer  an  Naturschönheiten  so  reichen 
Alpenwelt  umfasst!  August  Böhm. 

A.  Geikie,  The  History  of  volcanic  Action  during  the  Tertiary  Period 
in  the  Britisch  Isles.  (Transactions  of  the  Royal  Society  of  Edin- 
burgh, vol  35,  part  2,  p.  21—184.) 

Viele  Jahrzehnte  hindurch  hat  die  „Hochlandcontroverse"  die  englischen 
Geologen  in  zwei  Lager  getheilt.  Heute  ist  dieselbe  entschieden,  der  siluriscbe 
Gneiss  ist  gefallen  und  die  Gegend  der  Hochseen  des  schottischen  Nordwestens 
hat  sich  als  der  Sockel  eines  niedergehobelten  vordevonischen  Faltengebirges 
erwiesen.  Die  vorliegende  Abhandlung  des  Generaldirectors  der  geologischen 
Aufnahme  des  vereinigten  Königreiches  bezeichnet  den  Beginn  einer  neuen 
Hochlandcontroverse,  welche  sich  diesmal  an  die  tertiären  Eruptivgebilde  der 
britischen  Inseln,  insbesondere  an  die  inneren  Hebriden  knüpft. 

Im  Jahre  1874  veröffentlichte  Prof.  Judd  einen  glänzenden  Aufsalz  über 
die  alten  Vulkane  der  Hebriden  und  es  wnr  ein  Bild  von  bestechender  Einfach- 
heit und  Grösse,  das  er  von  den  vulkanischen  Ereignissen  der  Tertiärzeit  in 
diesem  Gebiete  entrollte.  Judd  glaubte  in  den  Granitstöcken  von  Mull.  Ardna- 
murchan,  Rum  und  Skye,  die  Ausbruchstellen  der  Plateau basalte  gefunden  zu 
haben.  Wir  hätten  hier  Ruinen,  Kerne  von  Vulkanen  vom  Typus  des  Aetna 
oder  Vesuv  vor  uns,  der  Aschenkegel  und  die  Gänge  seien  zerstört,  aber  die 
Verbindung  des  blossgelegten  Schlotes  mit  den  Lavaströmen  sei  noch  kenntlich. 

Auf  eine  Epoche  der  Förderung  von  sauren  Laven  folgte  eine  Zeit  der 
Abtragung  und  des  Nachlassens  der  vulkanischen  Thäligkeit.  Das  Wieder- 
aufleben derselben  ist  durch  die  ungeheuren  über  einander  aufgebauten  Basalt- 
ströme und  Decken  der  Hochlande  gekennzeichnet.  Darauf  folgte  abermals  eine 
Zeit  grösserer  Ruhe,  innerhalb  welcher  nur  vereinzelte  Kegel  vom  Charakter 
der  Puy's  der  Auvergne  zustande  kamen.  In  demseli)en  Verhältnis  wie  die 
granitischen  Intrusivmassen  zu  den  sauren  Laven  der  ersten  Periode,  stünden 
die  Gabbro's  zu  den  basischen  Laven  der  zweiten. 

Geikie's  Darstellung  steht  in  schroffem  Gegensatze  zu  diesen  Ansichten. 
Nicht  Vulkane  von  der  Art  des  Aetna  oder  Vesuv  haben  die  Laven  ausgeworfen. 
Nirgends  nehmen  die  Laven  oder  die  spärlich  vertretenen  Tuffe  und  Basalt- 
breccien  an  Dicke  gegen  ein  Centrum  zu,  das  die  Stelle  eines  Vulcans  be- 
zeichnen könnte.  Durch  unmittelbares  Aufsteigen  auf  einem  Systeme  annähernd 
paralleler  NW.  gerichteter  Spalten,  auf  zahlreiche  Schloten  geringeren  Umfanges 
haben  sich  die  Plateaubasalte  gebildt-t.  Sie  sind  die  ältesten  tertiären  Erupliv- 
pesteine  des  Landes  und  ihre  Mächtigkeit  erreicht  stellenweise  3000  Fuss.  Ihnen 
folgten  Gabbro's,    Dolerite  u.  a.    grobkrystallinische   basische   Gesteine,  welche 


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namentlich  als  Intnisivmassen  eine  bedeutende  Rolle  spielen.  Wahrscheinlich 
geraume  Zeit  nach  der  Gabbroperiode  lebte  die  vulkanische  Thätigkeit  neuerdings 
auf.  Diesmal  förderte  dieselbe  aber  eine  Reihe  saurer  Gesteine,  welche  von  Felsiten 
durch  Porphyre  und  Granophyre  zu  echten  Graniten  leitet.  Diese  Gesteine  bilden 
mächtige,  kegelförmige  Hügel,  welche  an  die  Puy's  der  Auvergne  erinnern;  sie 
durchbrechen  die  Plateaubasalte  und  die  Gabbrostöcke  und  entsenden  ein  reich 
verzweigtes  Netzwerk  von  Gänsen  und  Adern  in  dieselben.  Noch  einmal  wurde 
basaltisches  Material  aus  der  Tiefe  gebracht,  allerdings,  wie  es  scheint,  ohne 
oberflächliche  LÄvaergÜsse.  Der  Schluss  der  so  wechselvollen  Geschichte  des 
Vulkanismus  in  diesen  Gegenden  wird  durch  Pechsteine  bezeichnet,  die  sich 
von  Antrim  bis  zu  den  inneren  Hebriden  an  vielen  Stellen  finden.  An  einem 
Orte,  dem  Scuir  von  Eigg  ergoss  sich  ein  Strom  Pechsteinlava  oberflächlich 
über  das  Basaltplateau. 

Dass  alle  die  besprochenen  Gesteine  tertiären  Alters  sind  und  dass 
ihre  petrographische  Beschaffenheit  in  weit  höherem  Masse  von  den  Er- 
starrungsverhältnissen als  vom  Alter  abhängt,  darüber  befinden  sich  Judd 
und  Geikie  in  erfreulicher  Uebereinstirr mung.  Hinsichtlich  einiger  anderer 
Punkte  hat  Green  den  Versuch  gemacht,  zwischen  den  widerstreitenden  An- 
schauungen zu  vermitteln.  Judd  hat  diesen  Versuch  accepiirt.  Green  denkt 
Dicht  an  Spalteneruptionen,  sondern  an  Vulkane  von  dem  Charakter  des 
Mauna  Loa  und  Kilauea.  auch  weist  er  —  übrigens  thut  dies  schon  Geikie 
selbst  —  darauf  hin.  dass  ja  sehr  wahrscheinlicher  Weise  von  den  späteren 
Eruptionen  doch  wieder  mit  Vorliebe  die  alten  Schlote  benützt  worden.  Un- 
überbrückbar bleibt  freilich  die  Kluft  zwischen  Geikie's  und  Judd's  Auffassung 
der  Altersfolge  der  Eruptivgesteine.  Nach  Geikie's,  durch  meisterhafte  Skizzen 
veranschaulichten  Ausführungen,  lässt  sich  an  dem  iüngeren  Alter  der  Granite 
nicht  mehr  gut  zweifeln. 

Geikie's  Monographie  ist  ein  Muster  einer  geologisschen  Abhandlung. 
Man  kennt  den  formvollendeten,  klaren  Stil  des  Autors;  nirgends  ermüdet  er 
durch  zusammenhangloses  unwesentliches  Detail  und  nirgends  spricht  er 
allgemeine  Sätze  aus,  ohne  dem  Leser  zu  zeigen,  wie  er  zu  denselben 
gekommen.  Eine  erhöhte  Bedeutung  gewinnt  Geikie's  Buch  durch  die  neuen 
Arbeiten  Thoroddsen's  auf  Island.  Auch  hier  zeigt  sich  ein  inniger  Zusammen- 
hang zwischen  den  Eruptivgebilden  und  einem  System  von  Dislocationen,  auch 
hier  tritt  die  Wichtigkeit  scharf  hervor,  welche  tertiäre  und  posttertiäre  Brüche 
für  den  Bau  des  europäischen  Nordens  besitzen.  A.  Rodler. 

Afrika. 

Jcseph  Thomson,  Travels   in   the  Atlas  and  Southern  Maroeco.    A 
narrative  of  Exploration.  London,  George  Philip  u.  Son,  1889.  Ji 

Nachdem  wir   erst  vor  kurzer  Zeit   in  Quedenfeldt's  vorzüglicher  ethno-  -"^^ 

graphischer  Darstellung  Marokko's    und   in  Foucauld's  sorgfältigem  Reisewerk  .; 

zwei  Hauptquellen  für  die  Kenntnis  dieses  Landes  erhalten  —  wird  nunmehr 
durch  das  vorliegende  Werk  überraschend  schnell  nach  der  Bückkehr  des 
Reisenden  die  Literatur  über  Marokko,  die  alte  Veste  des  Islam  in  Nordafrika, 
abermals  bereichert.  Ein  Buch,  auf  dessen  Titelblatt  der  Name  Joseph  Thomson 
steht,  ist  der  Aufmerksamkeit  aller  geographischen  Kreise  jederzeit  sicher,  auch 


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wenn  es  sich  wie  das  vorliegende  als  einfache  Erzählung  der  persönlichen 
Erlebnisse  des  Reisenden  einführt,  der  erst  später  eine  einheitliche  Darstellung 
der  wissenschaftlichen  Ergehnisse  in  Fach -Zeitschriften  folgen  soll. 

Etwas   von   der  Energie,    welche   der  kühne  Schotte  bewies,    als  er  als 
zwanzigjähriger  Jüngling,    nach  dem  Tode  Johnsions  dessen  Karawane  selbst- 
ständig nach  den  centralafrikanischen  Seen   führte,    liegt   auch   in  Thomson's 
,  Stil.  Kurze  Sätze,  rein  sachliche  Darstellung  fern  von  aller  Ueberschwänglichkeit, 

I  common  sense  im  besten  Sinne  und  zu  alledem  ein  köstlicher  Humor  machen 

i  Thomson's  Reisewerke   zu  einer  angenehmen  Leetüre.     Das   vorliegende  Buch 

bietet  noch  einen  besonderen  Reiz.  Thomson  hat  sich  in  den  Negerländem, 
Ost-  und  Westafrika's,  unter  Schwierigkeiten  ungewöhnlicher  Art  als  Meister 
in  der  Technik  des  Reisens  erprobt. 

Ganz  anderer  Art  sind  die  Hindernisse,  welche  Mch  dem  Reisenden  in 
den  alten  Culturländern  des  Islam  entgegenstellen  und  es  ist  nun  von  hohem 
Interesse  zu  selien,  wie  Thomson's  Vergleich  ausfällt.  „Never  in  all  my  ex- 
perience  of  travel  had  I  been  subjected  to  so  many  petty  worries,  so  many 
irritating  and  maddening  annoyances*'  ruft  er  an  einer  Stelle  aus  und  jeder 
der  in  entlegeneren  Theilen  des  Orients  abseits  von  Karawanenwegen  ge- 
wandert ist,  wird  in  Thomson's  diesbezüglichen  Erlebnissen  ein  Stück  eigener 
Reiseerinnerung  wiederfinden.  Nicht  die  Momente  der  Gefahr,  nicht  die  phy- 
sischen Anstrengungen  stellen  hier  die  grössten  Anforderungen  an  die  Energie 
und  Ausdauer  des  Reisenden,  sondern  der  Tag  für  Tag  neuaufzunehmende 
Kampf  gegen  die  Feigheit  und  Faulheit  der  einheimischen  Begleiter  und  gegen 
das  Uebelwollen  und  die  Verlogenheit  der  Behörden.  Marocco  scheint  übrigens 
in  dieser  Hinsicht  unter  allen  Ländern  des  islamitischen  Culturkreises  das 
ärgste  zu  sein.  Thomson  ist  ein  aufrichtiger  Schätzer  der  Culturmiss'on  des 
Islam  unter  den  Negern  Innerafrika's  —  aber  er  stellt  in  aller  Schärfe  den 
Satz  auf,  wo  die  Lehre  des  Propheten  verknöchert  ist,  dort  birgt  sich  unter 
der  Hülle  des  Glaubens  und  der  anscheinend  strengsten  Beobachtung  seiner 
Satzungen  die  ärgste  Sittenlosigkeit  und  Verworfenheit,  pag.  435,  Aeusserst 
düster  ist  auch  Thomson's  Schilderung  von  der  Misswirthschaft  der  Regierung 
in  Marocco,  die  ein  gut  Theil  zu  den  heute  im  Lande  herrschenden  traurigen 
Zuständen  beigetragen  1  at.  (pag.  4*J6.) 

ti  Ein  eigenthümliches  Element    in    der  Bevölkerung   des  Landes  sind  die 

)  Juden.  Durch  jahrhundertelangen  Druck  sind  sie  in  moralischen  und  physischen 

Schmutz  versunken,  financiell  sind  sie  aber  trotz  ihrer  niedrigen  gesellschaft- 
lichen Stellung  die  Herren  des  Landes  und  sie  erfreuen  sich  eines  ausgiebigeren 
Rechtsschutzes  als  die  Moslim  (p.  414)  Thomson  erwähnt,  dass  ihm  die 
ausserordentliche  Verbreitung  von  Augenkrankheiten  unter  den  Juden,  die  eng 
zusammengedr.ingt  in  ihren  Ghetto's  —  Mellah's  genannt  —  leben,  aufgefallen 
sei.  Damit  bestätigt  er  eine  auch  anderwärts  gemachte  Erfahrung.  Nicht  durch 
die  grellen  Lichter  der  Steppe  und  kahler  Gebirge  werden  die  meisten  Ophthalmien 
des  Orients  bedingt,  sondern  durch  häuslichen  Schmutz.  Thomson  ist  auch 
im  Rechte,  wenn  er  den  Fliegen  als  Infectionsträgern  eine  bedeutende  Rolle 
zuschreibt.  Der  Raum  gestattet  nicht  auf  weitere  ethnographisch  interessante 
Capitel  näher  einzuge!:en,  es  sei  nur  verwiesen  auf  das  Fest  des  Sidi  Hamadscha 
in  .Mogador.  p.  72,  auf  das  feudale  Schloss  zu  Teluet,  p  223,  auf  den  Schlaogen- 
zauberer  im  Wadi  Amsmiz,  p.  295. 


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Thomson's  geologische  Karte  und  die  in  dankenswerther  Fülle  in  den 
Text  eingestreuten  geologischen  Notizen,  zeigen  nicht  unwesentliche  Ab- 
weichungen von  den  Vorgängern,  die  der  Reisende  hatte.  Hooker  und  Ball, 
Maw,  Fritsch  und  Lenz.  Zur  vollen  Klärung  mtlssen  wir  freilich  die  in  Aus- 
sicht gestellte  geologische  Abhandlung  abwarten.  Thomson  bestätigt,  dass  der 
hohe  Atlas  aus  viel  älteren  Gesteinen  besteht,  als  der  grosse  Atlas  Algeriens 
aber  er  bezeichnet  seine  metamorphic  series,  Thonschiefer,  Quarzite  und  krystall. 
Kalk,  nirjsends  direct  als  paläozoisch  und  er  scheint  geneigt,  jene  rothen 
Sandsteine  mit  Kalk  und  Thonzwischenlagen,  die  Fritsch  als  p»»rmotriassisch 
betrachtet,  durchwegs  der  Kreide  zuzurechnen.  Die  Kreide  nimmt  überhaupt 
bei  Thomson  ein  noch  grösseres  Verbreitungsgebiet  ein,  als  bei  den  früheren 
Autoren.  Auffällig  ist  der  Umstand,  dass  Thomson  fossilführende  Kreideablage- 
rungen  nicht  erwähnt  und  über  das  Tertiär  so  flüchtig  hinweggleitet.  Das 
häufige  Vorkommen  älterer  basischer  Eruptivgesteine  bestätigt  Thomson;  neu 
ist  die  Feststellung  ausgedehnter  basaltischer  Züge,  am  Nordrande  des  Gebirges 
bei  Amsmiz,  Tezert  und  Demnat;  im  Süden  bei  Teluet. 

Thomson  führt  vielfach  aus  dem  hohen  Atlas  Glacialspuren  an,  Moränen 
und  echte  gekritzte  Geschiebe;  aber  er  theilt  Fritsch's  Skepsis  gegen  die  von 
Maw  als  glacial  angesehenen  mächtigen  Blocklagen  am  Nordrande  des  Kamm- 
gebirges Die  nicht  sehr  umfangreichen  Glacialspuren  im  Herzen  des  Gebirges 
scheinen  ihm  in  einem  all  zu  argen  Missverhältnis  zu  diesen  ungeheuren 
Ablagerungen  zu  stehen. 

Die  tektonischen  Angaben  sind  spärhch.  Es  möge  noch  auf  die  Schilderung 
der  alten  Eisengruben,  pag.  90  und  auf  die  merkwürdige  natüi  liehe  Brücke 
von  Demnat,  p.  1G8,  verwiesen  werden 

Wenn  auch  das,  was  Thomson  zur  Erweiterung  unserer  topographischen 
Kenntnisse  beigetragen  hat,  räumhch  nicht  sehr  ausgedehnt  ist  —  so  ist  es 
doch  bei  den  ungeheuren  Schwierigkeiten,  unter  denen  sich  der  Reisende  jeden 
Schritt  vorwärts  erst  erkämpfen  musste,  als  ein  grosser  Erfolg  zu  bezeichnen, 
dass  er  vier  mal  die  Kammhöhe  des  Atlas  erreicht  hat.  Bei  einem  Uebergange, 
jenem  von  Teluet.  folgte  er  den  Spuren  Foucaulds.  lieber  die  Höhenverhältnisse 
des  Gebirges  erhalten  wir  mancherlei  neue  Aufklärung.  Die  bedeutendsten 
Erhebungen  befinden  sich  im  Herzen  des  Gebirges  im  Bereiche  der  metamor- 
phischen  Gesteine.  Die  Höhe  des  von  Thomson  bestiegenen  Djebel  Ogdimt 
wurde  zu  IJ  7B4'  bestimmt,  als  höchsten  Berg  des  hohen  Atlas  betrachtet  der 
Reisende  den  Tamjurl,  den  er  auf  U.bW  schätzt.  Der  Tizi  Linkumpit  13.150' 
war  im  September  noch  schneebedeckt.  Der  landschaftliche  Eindruck  des 
Gebirges  scheint  kein  sehr  bedeutender  zu  sein,  er  ist  am  wildesten  im  Gebiete 
der  älteren  Gesteine  und  wird  nach  West  und  Ost,  wo  die  Kreideformation 
herrscht,  sanfter.  Uel)erall  zeigt  die  Vegetation  eine  trostlose  Armuth.  ein  paar 
Walnussbäume.  ein  Olivenhain  werden  von  dem  Reisenden  stets  mit  Be- 
geisterung begrüsst.  Als  der  Reisende  das  Wadi  Sus  erreichte,  war  d.s  Land 
hier  in  vollem  Aufruhr,  in  Eilmärschen  zog  er  die  Küste  entlang  nacli  Norden. 
In  Casablanca  erhielt  er  das  bekannte  Abberufungstelegramm  vuin  Emin-Comite. 

Das  Buch  ist  dem  Rufe  des  Verlegers  entsprechend  ausgestattet. 

A.  Rödler. 


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Allgemeines. 


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W.  Tomaschek,  Kritik  der  ältesten  Nachrichten  über  den 
skythischen  Norden.  li.  Die  Nachrichten  Herodots  über  den  skythi- 
schen  Karawanenweg  nach  Innerasien.  (Sitz.  Ber.  d.  kais. 
Acad.  d.  Wiss.  in  Wien.  Phil.  bist.  Kl.  117  Bd.  S.  A,  p.  1-70.) 

I  So  viel  auch  bis  zum  heutigen  Tage  über  Herodot's  Länder-  u.  Völkerkunde 

geschrieben  worden  ist,  in  einem  Punkte  herrschen  unter  den  Erklärern  noch 
weitgehende  Differenzen,    bezüglich    der  Deutung   jener  Nachrichten,    welche 

(Herodot  um  450  in  Olbia  über  den  skythischen  Norden  einzog.  Nunmehr  hat 
W.  Tomaschek  mit  seiner  reichen  Sprachenkenntnis  und  seiner  umfassenden 
Belesenheit  in  der  alten  und  neuen  Literatur  der  historischen  Völkerkunde  den 
Gegenstand  wieder  aufgenommen  und,  wie  zu  erwarten,  fällt  neues  und  über- 
raschendes Licht  auf  Völker  und  Länder  jener  dunklen  Vorzeit. 

Das  Westvolk  der  Neuren  hält  Tomaschek  mit  Schafarik  für  identisch 
mit  den  späteren  Slovenen,  die  Neuris,  das  Land  von  dem  öden  Sumpfgebiet 
des  Prjpjat  bis  westwärts  über  den  Weichsel-Bog  hinaus,  habe  sich 
mit  dem  ältesten  historischen  Verbreitungsgebiet  der  Slaven  gedeckt.  Das 
neurische  Rind  des  Aristoteles  sei  der  Wisent  und  die  Sage  vom  Werwolf, 
die  Herodot  bei  den  Neuren  erwähnt,  ist  Gemeingut  aller  slavischen  Stämme 
und  zumal  im  panzen  weiten  Russland  noch  heute  allgemein  verbreitet. 

Den  Reigen  der  finnischen  Völker  eröffnen  Herodot's  Androphagen. 
Ptolemaeus  Amadoken,  die  „Rohfleischfresser*^  deren  Sitze  nordwärts  von  der 
Stugna  und  der  Sula  verlegt  werden.  Aus  dem  Namen,  aus  einer  eingehenden 
sprachlichen  Analyse  und  aus  einer  Kritik  der  aus  späteren  Zeiten  vorliegen- 
den Nachrichten,  macht  es  Tomaschek  in  hohem  Grade  wahrscheinlich,  dass 
wir  in  Herodot's  Androphagen  das  Stammvolk  der  heutigen  Mordwa  zu  sehen 
haben.  Einen  stark  mit  türkischen  Elementen  versetzten  finnischen  Stamm  reprä- 
I  sentiren    Herodot's  Melanchlänen,    die    Schwarzmäntel,    deren   Ursitze   in  Sud- 

russland ja  noch  heute  reich  sind  an  hartwolligen  Schafen.  Unter  dem  Namen 
Budinen  erscheinen  bei  Herodot  die  Permjaken,  von  den  finnischen  Stämmen 
derjenige,  welcher  in  Sprache  und  Physis  am  meisten  arische  Anklänge  zeigt.  \ 
Sie  hausten  in  den  Wäldern  an  der  Wolga,  etwa  von  Saratow  an  bis  zur  3 
unteren  Kama  und  Bjelaja  und  zum  südlichen  Ural.  Später  wanderten  sie  j 
Wjatka-  und  Kama-  aufwärts,  dann  zur  Wytschegda  und  Petschora.  Mancherlei  ; 
charakteristische  Züge  werden  von  ihnen  erzählt;  sie  sind  rüstige  Holz-  \ 
Schläger  und  Jäger,  sie  treiben  Handel  mit  allerlei  Pelzwerk  und  sie  fressen  j 
mit  besonderer  Vorliebe  Läuse,  ein  unter  sibirischen  Völkern  weitverbreiteter  ] 
Brauch.  Mitten  im  Lande  der  Budinen  bestand  eine  von  Gütern  und  Feldern  j 
umgebene  jonische  Factorei.  die  hölzerne  Stadt  Gelonos,  die  den  Tauschverkehr  ^ 
mit  den  Pelzjägern  vermittelte.  Griechische,  ku fische,  arabische  und  indische  ^ 
Funde  auf  permischem  Boden  zeigen  wie  vielerlei  Culturströmungen  sich  hier  1 
im  nordischen  Waldland,  an  der  uralischen  Handelsstrasse  berührten.  Nachbarn  | 
<ler  Budinen  waren  die  Thyssageten,  die  heutigen  Wogulen,  ein  Jägervolk  * 
ugrischen  Stammes,  dessen  Name  wohl  mit  dem  Flusse  Tschussowa  zusammen- 
hängt. Die  Steppenlandschaften  nördlich  vom  Kaspi  waren  wohl  im  Jahrtausend 
der  arischen  Wandeiungen  stets  im  Besitze  iranischer  Nomaden  geblieben,  vor 


319 

allem  der  echt  iranischen  Alanen,  später  drängten  die  Hunnen  nach.  Interessant 
ist  ein  Excurs  über  die  Metalle  des  Ural,  den  Tomaschek  hier  anknüpft.  Ira- 
nische Einflüsse  machen  sich  in  den  permischen  und  ugrischen  Metallnamen 
gellend.  Vor  allem  die  Bezeichnung  für  Gold  spricht  für  die  unmittelbare 
Nachbarschaft  iranischer  und  permisch-ugrischer  Stämme  in  vortürkischer 
Zeit.  Aus  dem  Norden  scheint  das  Edelmetall  im  Trümmerfelde  von  Hamadan 
zu  stammen. 

Zwischen  Tobol  und  Ob  und  in  der  Baraba  wohnten  die  ugrischen 
Jyrken  Herodots,  deren  Namen  der  Verfasser  als  Jygrai,  Jugra,  deutet  und  in 
denen  er  das  Stammvolk  der  Magyaren  erblickt.  Die  Jagdweise  der  Jyrken, 
die  Herodot  beschreibt,  ist  ganz  jeue  der  Ungarn,  Ross,  Hund  und  Bogen  sind 
die  Gefährten  des  Jägers. 

Gehen  wir  weiter  nach  Osten  an  die  Westgehänge  des  Altai,    so  trefTen 

wir  auf  iranische  Colonen,  skolotische  Auswanderer  aus  den  pontischen  Steppen. 

Auch  den   weiter   südwärts   über    den  Jaxartes  hinaus  hausenden  Massageten 

ist  der  Verfasser  geneigt  iranischen  Ursprung  zuzuschreiben,  freilich  mit  grosser 

f         Reserve. 

Eine  Reihe  indogermanischer  Sitten,  viele  skythische  Züge  in  ihrer 
Lebensweise,  endlich  Art  und  Umfang  ihrer  Metallkenntnis  werden  zum  Be- 
weise herangezogen.  Mancherlei  urgeschichtliche  Funde  im  Irlysch  und  Altai- 
gebiet scheinen  übrigens  auch  für  diese  [.Landstriche  vortürkische  iranische 
Einflüsse  wahrscheinlich  zu  machen. 

Aus    dem    inhaltreichen  Capitel  über    die  theils    iranischen,    theils  tür- 
kischen Jaxartesvölker    heben    wir    besonders    den   Excurs    über  Nisä  hervor, 
welcher  geeignet  ist.  dip  landläufigen  Irrtliümer  und  Verwechslungen  bezüghch 
der  rossenährenden  nisäischen  Felder  endgiltig  zu  beseitigen.  Hinter  den  Skythen 
des  Ostens    wohnen    nach  Herodot    am  Fusse  hoher  Gebirge  die  kahlköpfigen 
Argippäer,  was  von  diesen  gegen  Norden  liegt,    das  wiss3  Niemand.  Die  Argip- 
päer,  deren  Wohnsitze  wir  am  Südfuss  des  Altai  zu  suchen  halben,  sind  ent- 
schiedene Türken,  wir   haben    ihnen  eine  gewisse  primitive  Cultur  und  wohl- 
j        geordnete  sociale  Zustände  zuzuschreiben.  Vielleicht  sind  sie  die  Vorfahren  der 
'        L'iguren.  Hier  schliesst  der  Verfasser  interessante  Bemerkungen   über  Verbrei- 
tung der  Türken  zur  arischen  Zeit  und  über  ihre  älteste  Geschichte  an.  Ueber 
die  Völker  im  Norden  von    den  Argippäern    berichtet  Herodot    in  jener  eigen- 
artigen reizvollen  Weise,    welche   einen   thatsächlichen   Hintergrund    mit   sell- 
^        Samen,  naiv  kindlichen  Märchengebilden  umrankt.  Aber  auch  hier  weiss  unser 
j        kundiger  Führer    einzelne  Streiflichter    in    das  Dunkel    zu  werfen.  Die  ziegen- 
j        fussigen  Menschen  sind  die  fels«iewandlen  Bewohner    der  Hochgebirge.  Abori- 
I        giner  verschiedenen  Stammes. 

I  Spärlich    f Hessen    die  Quellen    für    die  Vorzeit    des  Nordens.    Hier    ein 

i        Xame,  abgeschliffen    und    verstümmelt    im  Laufe  der  Jahrhunderte,    dort    der 
t         Bericht  eines  Reisenden  getrübt  von  Wunderglauben  und  Vorurtheil,  dort  end- 
lich der  Fund  einer  Armspange   oder  einer  Münze    im   Boden.    Aber   ebenso 
■■        gross  wie  die  Schwierigkeit  aus    solchen    vereinzelten  Bausteinen   den  Grund- 
riss  des  Gebäudes  zu  erkennen,  ist  auch  der  Reiz  eines  derartigen  Versuches. 
Tomas<:hek's  ergebnisreiche  Abhandlung  ist  ein  sprechender  Beweis  hiefür. 
^  A.  Rodler. 


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820 


Kleinere  Mittheilungen  und  Monatsberioht. 

Europa. 

Au!4  London.  Die  königliche  geographische  Gesellschaft  hielt  unlängst 
ihre  Jahresversammlung.  Die  Ansprache  des  abtretenden  Präsidenten.  General 
Richard  Strachey,  welche  besonders  der  Erschliessung  Afrikas  galt,  war  von 
ungewöhnlichem  Interesse.  Die  Medaillen  und  Preise  der  Gesellschaft  erhielten 
A.  D.  Carey  vom  India  Civil  Service.  Dr.  G.  Radde.  Direclor  des  kaukasischen 
Museums  in  Tiflis,  die  beiden  südafrikanischen  Forscher  F.  S.  Arnot  und 
F.  C.  Selous,  endlich  M.  J.  Ogle  vom  India  Survey  Department.  Zum  Präsidenten 
wurde  Sir  Montstuart  Grant  Duff  gewählt.  Sir  F.  Goldsmid  und  General 
R.  Strachey  werden  ihm  als  neue  Vicepräsidenten  zur  Seite  stehen. 

Die  durch  den  Rücktritt  Dr.  Guillemard's  erledigte  Lehrkanzel  für  Geo- 
graphie an  der  Universität  Cambridge  wurde  durch  das  aus  Mitgliedern  des 
Universitätssenates  und  der  R.  Geogr.  Society  zusammengesetzte  Wahlcomit^ 
J.  Y.  Buchanan,  dem  bekannten  Chemiker  des  Challenger,  verliehen.  Buchanan's 
Arbeiten  haben  die  Oceanographie  nach  allen  Richtungen  gefördert,  ausserdem 
verfügt  er  über  eine  reiche  Reiseerfahrung  und  über  eine  eingehende  Kenntnis 
auch  der  praktischen  Seiten  des  Seewesens. 

Ans  Petersburg.  Das  eben  erschienene  4  Heft  des  18b8er  Bandes  der 
Iswestija  der  kaiserlich  russischen  geographischen  Gesellschaft  ist  nahezu 
ausschliesslich  dem  Andenken  Prschewalski's  gewidmet.  Ein  Bild  des  grossen 
Reisenden  schmückt  das  Heft.  Die  bei  der  Gedächtnisfeier  der  Gesellschaft  ge- 
haltenen Reden  Semenow's,  des  Zoologen  Strauch,  des  Botanikers  Maximowitsch 
und  des  Meteorologen  Woeikof  schildern  die  vielseitigen  wissenschaftlichen 
Erfolge  des  Gefeierten. 

Die  kaiserliche  Regierung  und  die  geographische  Gesellschaft  setzen  auch 
in  diesem  Jahre  eine  ganze  Reihe  wissenschaftlicher  Reiseunternehmungen  in's 
Werk.  Die  Prschewalski'sche  Expedition  ist  von  Prschewalsk,  dem  zu  Ehren 
des  Reisenden  umgetauften  Karakol  am  Issyk  Kul,  nach  Kasehgar  aufgebrochen. 
Ihr  Führer  ist  Pjewzow,  der  langjährige  Genosse  Prschewalki's.  seine  Begleiter 
sind  die  Officiere  Roborowsky  und  Kozlow  und  der  Geologe  Bogdanowitsch. 
Die  Brüder  Grum-Grschimailo  wollen  über  den  Thian  Schan  und  Turfan  zum 
Lob  Nor  und  Altyn  Tag  gehen.  Istomin  macht  ethnographische  Studien  an 
der  Petschora,  Kolanow  in  der  nordwestlichen  Mongolei,  Romanow  und  Dobro- 
wolsky  unter  den  Weissrussen.  Am  weissen  Meere  verfolgt  Fau^risek  zoologisch 
Zwecke  und  sammelt  zugleich  Daten  über  die  Veränderung+^u  d*^r  Strandljme. 
Kusnetzow's  Reise  «ilt  der  Pflanzengeographie  des  Kniikasiis,  Amouow» 
A.  P.  Semenow  und  Jaschenko  untersuchen  die  biologischen  Verhältnisse  des 
transkaspischen  Wüstengebietes.  Wilkitzki  setzt  seine  Pendelljeobachtungeu  in 
Ost-  und  Mittelrussland  fort.  Tschernyschew  macht  geologische  Aufnahmen  im 
Timangebiete,  Andrussow  im  Daghestan. 

Während  die  Durchstechung  des  Isthmus  von  Korinth  durch  linanzielle 
Schwierigkeiten  ins  Stocken  zu  kommen  scheint,  wird  auf  russischem  Boden 
ein  ähnliches  Unternehmen  in  Angriff  genommen.  Die  Durchsiech uug  der  Lind- 
enge  von  Perekop  ist  begonnen  worden;  zwei  Brücken  werden  den  CanaJ 
übersetzen.  —  Sehr  lebhaft  beschäftigt   man  sich  in  leitendeti  Kreisen  mit  der 


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321 

Ergänzung  der  transkaspischen  Militärbahn  durch  eine  sibirische  PaciGcbahn. 
Freilich  fehlen  noch  authentische  Nachrichten  darüber,  ob  die  nördliche  Route 
von  Tobolsk  aus  gewählt  wird,  oder  die  südliche  von  Samarkand  Über  Semi- 
palatinsk  nach  Kuldscha. 

ABien. 

Ueber  das  Fehlen  deg  gemeinen  ElehliGrnrhens  lui  Kankasns.  Be- 
kanntlich hat  K.  E.  V.  Baer  das  Fehlen  des  Eichhörnchens  (Sciurus  vulgaris  Lin.) 
in  den  Wäldern  der  Krim  als  ein  schwerwiegendes  Argument  für  die  uralte  Wald- 
losigkeit  der  südrussischen  Steppen  angeführt.  Koeppen  hat  den  Gegenstand  im 
Hinblick  auf  die  Waldsäugethiere  der  Krim  —  auf  Edelhirsch  und  Reh  — 
neuerdings  abermals  discutirt  und  kam  zu  dem  Resultate,  dass  die  Krim  ihre 
sämmtlichen  Waldsäugethiere  aus  dem  Kaukasus  erhalten  habe  und  zwar 
seien  dieselben  über  die  gefrorene  Meerenge  von  Kertsch  eingewandert.  Daraus 
erkläre  sich  auch  die  Thatsache,  dass  jene  Thiere  der  kaukasischen  Wald- 
fauna, welche  in  Winterschlaf  verfallen  oder  wenigstens  im  Winter  nicht 
wandern,  in  der  Krim  fehlen,  so  unser  gemeines  Eichhörnchen. 

Nunmehr  hat  Eng.  Büchner  die  vorHegenden  Angaben  über  das  Vor- 
kommen des  gemeinen  Eichhörchens  im  Kaukasus  kritisch  gesichtet  und  dabei 
gefunden,  dass  alle  diese  Angaben  eines  thatsächlichen  Hintergrundes  entbehren. 
Damit  ist  das  Fehlen  des  Eichhörnchens  in  der  Krim  auf  die  denkbar  einfachste 
Weise  erklärt  und  gleichzeitig  jenen  weittragenden  geologischen  Folgerungen, 
welche  eine  uralte  Scheidung  zwischen  Krim  und  Kaukasus  voraussetzten,  die 
Spitze  abgebrochen. 

(Bulletin  de  l'Acadömie  imperiale  des  Sciences  k  St.  Pölersbourg,  nouvelle 
s^rie  I.  33.) 

Keaes  aus  Perslen  Der  berühmte  englische  Romancier  Rider  Haggard 
wird  dem  Athenäum  zufolge  demnächst  Hamadan,  Schiras  und  Baghdad  be- 
suchen, um  für  ein  Werk,  dessen  Mittelpunkt  die  Königin  Esther  sein  soll,  den 
richtigen  Localton  zu  finden.  Ein  Roman  ist  bis  heute  die  beste  ethnographische 
Schilderung  jPersiens,  vielleicht  ist  auch  Rider  Haggard's  Reise  in  dieser 
Richtung  fruchtbar. 

Die  Pariser  geographische  Gesellschaft  hat  ein  Reisewerk  des  Schah 
von  Persien  erhalten,  welches  den  letzten  Aufenthalt  des  Herrschers  in  der 
Provinz  Khorassan  schildert.  —  Ueber  einen  Gegenstand,  welcher  bis  heute  in 
dem  socialen  Leben  Persiens  eine  grössere  Rolle  spielt,  als  man  vielfach  in 
Teheran  glaubt,  über  die  Secte  der  Babi's,  hielt  Mr.  E.  G.  Browne  am 
15.  April  1889  vor  der  Londoner  Asiatic  Society  einen  auf  eingehende  For- 
schungen im  Lande  begründeten  Vortrag.  —  Standard,  Journal  des  Debats, 
Revue  franoaise  u.  a.  bringen  mehr  oder  minder  ausführlich  die  Concession 
der  persischen  Regierung  an  Baron  Reuter,  welcher  zufolge  dem  letzteren  die 
Ausbeutung  aller  Mineralschätze  Persiens  —  von  den  Edelmetallen  abgesehen 
-  zusteht.  Voraussichtlich  bezeichnet  diese  Concession  eine  wichtige  Etappe  in 
der  Erschliessung  des  Landes. 

Geschichte  der  Eisenbahnen  in  China.  Im  Maihefte  der  Contemporary 
Review  veröffentlicht  Charles  S.  Addis  einen  Artikel  über  diesen  Gegenstand. 
I>ie  tragikomische  Geschichte  der  13  miles  langen  Shanghai-Wusung-Bahn 
Vitth.  d    k.  k.  Geogr.  GM.  1889.  5.  22 


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schien  vor  kaum  mehr  als  einem  Jahrzehnt  die  Aussiebten  auf  dem  Bau  von 
Eisenbahnen  in  China  in  unabsehbare  Feme  zu  rücken.  Zehn  Monate  lang  hatte 
die  Bahn  prosperirt,  sie  wurde  viel  benützt  und  lieferte  guten  Ertrag  —  im 
October  1877  kaufte  sie  die  Regierung  —  und  zerstörte  sie. 

Der  Fanatismus,  welcher  in  den  Bahnen  eine  Schändung  der  Friedhöfe 
erblickte,  und  die  Eifersucht  der  Träger  und  Bootsleute  hatten  gesiegt.  —  Erst 
um  die  Mitte  der  achtziger  Jahre  tauchte  die  Eisenbahnf^age  wieder  auf.  Der 
alte  Feldherr  und  Patriot  Tso-Tsung-fang  richtete  von  seinem  Sterbebette  in 
Fu-tscheu  eine  Denkschrift  an  den  Thron,  worin  er  Eisenbahnverbindungen  als 
eine  unumgängliche  Nothwendigkeit  bezeichnete,  wenn  das  himmlische  Reich 
einmal  mit  Aussicht  auf  Erfolg  in  den  Kampf  gegen  die  Gefahren  eintreten 
wolle,  die  es  von  allen  Seiten  umgeben. 

Die  Reformpartei  machte  die  strategischen  Gründe  des  sterbenden 
Patrioten  zu  den  ihrigen.  Aufgeklärte  Leute,  voran  Tseng,  förderten  die  Sache  mit 
allem  Eifer.  Eine  kleine  Localbahn  in  Tientsin,  eine  weitere  in  Formosa  bildeten 
den  Anfang  —  der  erste  bedeutende  Erfolg  war  aber  die  Tongschan-Bahn  in 
der  Provinz  Tschili.  Ursprünglich  bestimmt  die  Kohlengruben  von  Tongschan 
mit  der  Küste  zu  verbinden,  ist  diese  Bahn  nunmehr  auf  81  miles  Länge  bis 
Tientsin  ausgebaut.  Der  VicekÖnig  Li-hung-chang  hat  sie  bereits  im  Verlaufe 
des  verflossenen  October  befahren.  Gerade  für  China  ist  die  Bedeutung  der 
Eisenbahnen  kaum  zu  überschätzen ;  möge^das  Land  ein  zweites  organisatorisches 
Talent  von  dem  Schlage  eines  Sir  Robert  Hart  finden! 

Afrika. 

Marokko«  Trotzdem  die  letzten  Reiseberichte  aus  Marokko  keineswegs 
erbaulich  klingen,  ist  man  allerwärts  eifrig  darüber  aus,  die  Erschliessung  des 
Landes  anzubahnen.  Spanien  und  Frankreich  interessiren  sich  lebhaft  für  das- 
selbe und  in  Deutschland  hat  sich  ein  aus  hervorragenden  Männern  der  Wissen- 
schaft und  des  Handels  zusammengesetztes  Comit4  zum  wirthschafllichen 
Studium  Marokkos  gebildet.  —  Als  Curiosum  sei  erwähnt,  dass  es  auch  schon 
einen  Guide  du  voyageur  et  du  touriste  au  Mwoc  gibt,  verfasst  von  M.  de 
Kerdec  Cheny,  Redacteur  des  R^veil  de  Maroc. 

Ostafrlka.  Habesch,  Suaheliküste  und  Nyassaland  stehen  gegenwärtig 
so  sehr  im  Vordergrunde  politischen  Interesses ,  dass  ein  geographischer 
Monatsbericht  eigentlich  blos  auf  die  grösseren  Tagesblätter  zu  verweisen 
braucht.  Traversi's  und  Nerazzini's  Berichte  sind  jedenfalls  nicht  ohne  Ein- 
fluss  auf  die  letzten  italienischen  Unternehmungen  in  Abessynien  gewesen. 
Fast  alle  Kenner  des  Landes,  auch  Gerhard  Rohlfs,  halten  Menelik  von  Schoa 
für  den  prädestinirten  Erben  des  Negus  Johannes. 

Die  bedeutenden  Erfolge  Wissmann's  an  der  Suaheliküste  sind  bekannt; 
über  den  Aussichten  und  Absichten  der  Expedition  Peters  schwebt  das  alte 
Dunkel. 

Die  Häupter  der  englischen  ostafrikanischen  Gesellschaft  weilen  gegen- 
wärtig in  England,  insbesondere  George  Mackenzie  ist  der  Gegenstand  wohl- 
verdienter Ovationen.  Die  beiden  Karawanen,  die  die  Gesellschaft  ausgesandt 
hatten  befriedigende  Erfolge  und  nach  den  Berichten  Mackinnon's  und  Macken- 
zie's    scheinen    die   Dinge    in    Britisch- Ostafrika    einen    ruhigen    und    vielver- 


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sprechenden  Verlauf  zu    nehmen.     Der  Engländer  Stiikes   ist   ungefährdet   auf 
dem  W^e  nach  der  Küste  in  Ugogo  angekommen. 

Gegenwärtig  ist  es  in  erster  Linie  Kyassabnd,  das  dw  GemUther  in 
England  beschäftigt.  Portugal  hat  vom  Zamhezi  eine  ganze  Reihe  von  Expe- 
ditionen in  das  Innere  entsendet:  Cordon,  Card 07.0,  Oiraldo  n  a..  ohne  Zweifel 
von  dem  stolzen  Bestreben  beseelt,  Portugiesisrli^Westafrikfi  mil  T\jrlugiewisth- 
Ostafrika  zu  verbinden.  Die  englische  Station  Karonga  am  Nyattsa  l>t>hftuplete 
sich  unter  ihrem  Leiter  Captain  Lugard  mit  iiolie  geg^n  di<^  Attaken  der 
Araber.  Stimmen  wurden  laut,  welche  eine  Entsatzexpedition  vf^rlnngten, 
Cameron  sollte  an  die  Spitze  derselben  gestdU  wi^rden.  limviarhen  ist  ab*»r 
Lagard  in  Zanzibar  eingetroffen  und  viel  weitreicheDdere  IMäne  traUm  an  die 
Stelle  der  alten. 

Aus  der  Vereinigung  der  bis  jetzt  am  Nyassa  thiitigen  etiglißt-hen  Gt* 
Seilschaften  soll  eine  mit  königlicher  Charier  versehr^ne  Compagnie  tier vor- 
gehen, welche  folgendes  ungeheure  Gebiet  zu  erai^hfiessen  hätte :  vom  Sndende 
des  Tanganyika  und  dem  Westufer  des  Nyasüii.  Howie  von  fl(*r  Südgroiizc  de-s 
Congostaates  zwischen  den  Besitzungen  der  PrirlugiesM!«  itn  ^V>»ti*n  ntid  iro 
Osten  bis  zu  den  Grenzen  des  BetschuanaliUnl  l'ffdedi>ratf^s  hu  SUdmi.  Das 
mittlere  Zambezi-Gebiet  soll  durch  Verkehrs wr^i^'  mojs^hchsl  an  da!<  (lapland 
angeschlossen  werden.  Dieses  Project,  welches  jeden  fallK  an  flföwwt'  nahezu  an 
die  ostindische  Compagnie  heranreicht  und  ilix^  Boyal  Ni^it  OitnpaEiy  weil 
übertrifft,  findet  gewichtige  Förderung.  Dass  (^  sehr  ernnl  zu  nehmen  ii*t, 
beweist  schon  die  Aufregung  die  sich  der  Portn^ric^en  bern,^*'hltgi  hat. 

Der  neue  Handelsweg  in  das  ZambezigH>i(*t.  den  Runkm  in  dt^r  Ts<  hmd(?i- 
raündung  entdeckt  zu  haben  glaubte,  hat  »ivU  als  eitie  T/iuschung  erwiesen 
und  die  geplante  Verlegung  des  Gouvernements  von  Quiüjnane  aij  den  Tst-hiridA 
unterbleibt.  Der  Tschind^  ist  die  alte  Inhaotnbenjtindung  und  bietet  ki^jneflei 
Vortheile. 

Aas  Westafrlka.  Von  bedeutenden  Reison  ist  nur  Crampeb  vorläufiger 
Bericht  über  seine  Erforschung  des  Hinterlandf^s  des  (lahun  W\h  isur  Grensse 
der  deutschen  Interessensphäre  von  Kamerun  r.u  erwüluien.  Die  nti  Abenleuern 
reiche  Reise  dauerte  dreiviertelJahre ;  im  UiU/.  dieses  Ja  hreit  erreichte  Cramj^el 
ernstlich  verwundet  bei  Bata  die  Küste,  nachtit^m  er  dpn  Ivindo  un^J  ilen  von 
ihm  entdeckten  vermuthlichen  Oberlauf  des  CampOp  den  M'h'ai  erfurs<'ht. 
(Compt.  rend.  Soc.  de  g^gr.,  1889,  8,  9.) 

Im  Congostaat  ist  gegenwärtig  die  Congobalm  fast  aussdilifgislieher 
Gegenstand  des  Interesses.  Die  Finanzirung  des  rnternehmens,  weleheiä  etwa 
25  Millionen  Francs  erfordern  dürfte,  soll  ^pi^ithei-t  sein.  Nach  Ca]>itaiu 
Cambier  soll  die  Bahn  in  5  Sectionen  zu  je  etwa  ^[ikm  ^('hml  vvenien.  Die 
Fahrt  von  Matadi  bis  Stanley  Pool  soll  zwei  Tajie  in  Ansprtj*'lj  nehn^ea.  Difl 
Beamten  des  Congostaates  Ledeganck  und  Lieutenant  Liebre(J>lis  sind  vin  kurzem 
nach  Belgien  heimgekehrt  und  schildern  die  Zmiiiuä^  Jini"  den  Stnrinfjen  in 
geradezu  rosigen  Farben.  —  Eine  Bahn  in  bet^iJääidtafrfm  Mussslnh  wird  auf 
portugiesischem  Gebiete,  zwischen  Benguela  uad  Gantumbella.  er^tf^fifn.  wii^ 
das  Maiheft  des  Esploratore  commerciale  meldeL  Die  porlu{!ieHi.si"lie  Regiernni? 
hat  den  Bau  der  2bkm  langen  Strecke  bewilhgt.  —  Vait  Urd^nng  di>r'  \rr- 
hällnisse  in  Deutsch-Südwestafrika  ist  aus  ni^utsohUiml  uniei  [.ieuleaanl 
Fran9ois   eine   kleine  Colonialtruppe  abgegang<.'n^   dertfri    Kulnurj^'    in    d\t-   hh- 

2gf 


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324 

währten  Hände   von  Haupln^ann  Fran<;ois    gelegt  ist,  welcher  sich  unterwegs 
—  von  Togoland  kommend  —  derselben  angeschlossen  hat. 

Amerika. 

Wein-  und   Obstbau  auf  den  ebemaligen  Ooldseifen  Californiens. 

Als  in  Californien  das  deep  placer  mining,  die  hydraulische  Ausbeutung 
der  goldreichen  alten  Schotter  des  Sacramento  und  San  Joaquin  in  seiuer 
Blüthe  stand,  da  wandten  sich  die  californischen  Landwirthe  mehr  als  einmal 
an  die  Legislative,  um  Schutz  gegen  die  mooi' anistischen  Proceduren,  welche 
ungeheure  Detritusmassen  in  die  fruchtbaren  Thalgrilnde  hinabschwemmten 
Heute  sind  die  deep  leads  erschöpft  und  es  ist  nun  von  grossem  Interesse 
dass  neuerdings  Garden  and  Forest  meldet,  dass  gerade  an  den  Stellen  des 
ehemaligen  deep  placer  mining  die  reichsten  Obst-  und  Weingärten  Californiens 
erblüht  sind.  So  ist  das  einst  so  goldberühmte  Tuolumne  heute  durch  seine 
reichen  Obsternten  ausgezeichnet.  Im  Thale  des  San  Joaquin  hat  sich  eine 
grosse  Zalil  von  Ackerbaucolonisten  niedergelassen,  in  San  Diego  County  hat 
sich  das  dem  Landbau  gewidmete  Areal  binnen  einem  Jahre  um  das  fünffache, 
in  Los  Angeles  um  das  dreifache  vermehrt.  So  wird  allgemach  aus  dem  Gold- 
and  ein  Agriculturland. 

Allgemeines. 

Die  Lnftfeuchtigkeil  als  kliniatischrr  Factor.  Die  Khmatolherapie 
steht  heute  hinsichtlich  ihrer  physikalischen  Begründung  noch  auf  recht 
schwachen  Füssen  —  Klimatologie  und  Klimatotherapie  gehen  allzusehr  ge- 
schiedene Wege  »Auf  dem  schmalen  Grenzgebiete  zwischen  beiden  eine  Ver- 
ständigung anzubahnen«  ist  eine  ebenso  schwierige  als  praktisch  wichtige 
Auf  gäbe,  und  es  ist  daher  mit  Freuden  zu  begrüssen,  dass  kein  geringerer  als 
Julius  Hann  in  einem  Aufsatz  ȟber  die  Luftfeuchtigkeit  als  klimatischer  Factorc 
(Wiener  klinische  Wochenschrift  1889,  N.  18  und  19),  dieses  Gebiet,  das  er 
schon  durch  seine  classischen  Arbeiten  über  das  Höhenküma  mächtig  gefördert, 
Vat,  neuerdings  betritt.  Die  Arbeit  ist  hauptsächlich  eine  Discussion  der  Form 
in  der  die  Beobachtungen  über  Luftfeuchtigkeit  mitzutheilen  sind,  um  auf  die 
sicherste  Weise  eine  Beurtheilung  dieses  klimatischen  Factors  zu  ermöglichen 
dessen  Wichtigkeit  für  den  Therapeuten  ja  eine  ganz  hervorragende  ist  Man 
hat  in  der  letzten  Zeit  vielfach  die  »relative  Feuchtigkeit«  durch  das  »Sättigungs- 
deficit«  ersetzt.  Für  gewisse  hygienische  Zwecke,  z.  B.  für  Fragen  des  Grund- 
wasserstandes, erschien  das  Sättigungsdeficit  als  ein  handlicherer  Ausdruck 
Man  zog  es  vor,  die  Differenz  zwischen  dem  beobachteten  Dampfdruck  und 
dem  maximalen  Dampfdruck  bei  der  herrschenden  Temperatur  (Sättigungsdeficit) 
anzugeben,  statt  des  Verhältnisses  des  beobachteten  Dampfdruckes  zu  dem 
Dampfdruck  der  Sättigun]§(  bei  der  herrschenden  Temperatur  (relative  Feuch- 
tigkeit). Hann  zeigt  nun  an  "Schlagenden  theils  heimischen  Beobachtungen,  tbeils 
Angaben  von  Reisenden  en^ommenen  Beispielen,  dass  das  Sättigungsdeficit 
•  als  alleiniger  Ausdruck  der  Luftfeuchtigkeit  ohne  gleichzeitige  Berücksichtigung 
der  Temperatur  minder  brauchbar  ist  als  die  relative  Feuchtigkeit,  dass  es  daher 
unstatthaft  ist,  es  kurzweg  an  die  Stelle  der  letzteren  zu  setzen. 


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325 


Eil  VoAell  dor  WeeresstrSmaii^eii.  An  dem  Festabend  der  Royal 
Society  am  8.  Mai  stellte  Mr.  A.  W.  Qayden  ein  sinnreiches  Modell  der 
Meeresströmungen  des  atlantischen  Oceans  aus,  das  eine  sehr  sclk)ne  Illu- 
stration zu  dem  Satze  lieferte,  dass  für  die  Meeresströmungen  das  Regime 
der  Winde  und  der  Verlauf  der  Küsten  die  massgebend sten  Factoren  sind. 
Claydens  Modell  gibt  Differenzen  der  Temperatur  und  der  Rotationsgeschwindig- 
keit nicht  wieder,  trotzdem  konnte  an  demselben  durch  Nachahmung  der  über 
dem  Atlantic  herrschenden  Winde  ein  ziemlich  getreues  Abbild  der  bestehenden 
Stromungsverhältnisse  geliefert  werden.  Interessant  war  ein  Experiment  be- 
züglich der  Panamaenge.  Wurde  hier  eine  schmale  Oeffnung  gemacht,  so  blieb 
der  Stand  der  Dinge  im  nordatlantischen  Oc^an  nahezu  unverändert;  wurde 
aber  Gentralamerika  breit  durchbrochen,  so  nahm  fast  alles  tropische  Wasser 
seinen  Weg  durch  die  Oeffnung  und  die  Strömungen  aus  der  BafTmsbay  und 
dem  nördlichen  Eismeer  herrschten  bis  zu  den  Azoren  und  den  Canaren. 

Das  Seifen  der  Geyser.  Auf  Island  ist  es  eine  alte  Erfahrung,  dass 
dnrch  das  Einwerfen  von  Steinen,  Rasenstücken  u.  dgl.  die  Geyser  zur  Thätig- 
keit  angeregt  werden.  Neuerdings  hat  man  nun  im  Yellowsfonegebiet  durch 
einen  Zufall  die  Entdeckung  gemacht,  dass  in  dieser  Richtung  Seife  ganz  beson- 
ders wirksam  ist.  Einem  Chinesen  fiel  1885  im  Yellows»onepark  ein  grosses  Stück 
Seife  in  die  Quelle,  von  der  er  seinen  Wasserbedarf  zu  holen  pflegte  und  deren 
Geysernatur  bis  dahin  unbekannt  war.  Eine  heftige  Eruption  folgte  und  seither 
haben  die  Aufsichtsorgane  im  Geysergebiet  eine  ständige  Plage  mit  den 
Touristen,  die  auf  ähnliche  Weise  die  Widerspenstigkeit  der  Springquellen  zu 
bekämpfen  bestrebt  sind.  Arnold  Hague  hat  den  Gegenstand  genauer  unter- 
sucht und  jüngst  vor  dem  American  Institute  of  Mining  Engineers  darüber  be- 
richtet (Scienee,  328.)  Er  findet,  dass,  Seife  und  Alkalien  unter  zwei  Bedingungen 
wirksam  werden,  erstens  darf  das  ()berflächenreser\'oir  nur  eine  beschränkte 
Wassennenge  enthalten  und  der  Atmosphäre  nur  eine  geringe  Wasserfläche 
darbieten,  zweitens  muss  die  Wassersäule  im  Quellschacht  auf  geraume  Höhe 
mindestens  die  Temperatur  des  Siedepunktes  besitzen,  was  ja  leicht  begreiflich 
ist.  Hague  betrachtet  das  Phänomen  als  ein  durchaus  physikalisches  und  nicht 
als  ein  chemisches,  -  es  ist  im  wesentlichen  bedingt  durch  die  Aenderungen 
in  der  Oberflächenspannung  und  durch  die  Bildung  einer  zähen  Ober- 
flächenschicht, welche  den  Dampf  zurückhält,  bis  eine  explosive  Entlastung 
erfolgt 

Hordeiiskiöld's  neuestes  Werk.  Nordenskiöld  hat  der  schwedischen 
Akademie  der  Wissenschaften  die  ersten  Exemplare  seines  mit  englischem  und 
schwedischem  Texl  versehenen  Facsimile-Atlas  alter  Karlendrucke,  besonders 
von  Ausgaben  des  Ptolemaeus,  vorgelegt.  Diese  Drucke  reichen  bis  zur  Zeit 
des  Erscheinens  von  Ortelius'  Theatrum  mundi  und  sollen  sehr  viel  bisher 
Unbekanntes  bringen 


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Verzeiehniss 

der  1888  in  der  Bibliothek  der  k.  k.  Geographischen  Gesellschaft 
zugewachsenen  Einzeln  werke. 


Anton  Ferd.,  Dr.  Astronomisch  -  nautische  Ephemeriden  für  das  Jahr  1888— 

1889.  Triest  1886  und  1887. 
ADgustln  Fr.,  Dr.,  lieber  den  jährlichen  Gang  drr  meteorologischen  Elemente 

in  Prag.  Prag  1888. 
ßaamann  Oskar.,  Beiträge  zur  Ethnographie  des  Congo,  Wien,  1887.  S.  Ä. 
Baumann  Oskar,  Dr.,   Eine  afrikanische  Tropeninsel.    Fernando  Po  und  di^ 

Bube.  Wien  und  01m  ütz  1888. 
Baunigartner  Heinr.,  Dr.    Prof..  Tausend  Höhen-Angaben.  Graz  1888. 
Benko  Jarolim  Freili.  y..    Reise  Sr.  Majestät  Schiffes  »Zrinyi«    über  Malta. 

Tanger  und  Teneriffa  nach  West-Indien   in  den  Jahren  1885  und  1886 

Pola  1887. 
Bethlen  Edni.  Graf,  Eine  Reise  nach  Rangoon.  Triest  1874.  Dupl. 
BIderinann    U.    I.    Dr.,    Neuere   slavische    Siedelungen    auf   süddeutschem 

Boden.  Stuttgart  1888. 
BOlim  Julias,  Bassorah,  Eine  Culturskizze  aus  Mesopotamien,  Wien,  1888. 
Bo8Si  B.  La   causa   principale    dei    terremoti     e  di     altre  perturbazioni  della 

natura.  Porto  Maurizio  1887. 
Cliayauiie  Josef,  Dr.,  Reisen   und  Forschungen   im   alten  und  neuen  Congo- 

Staate  in  den  Jahren  1884  und  1885.  Jena  1887. 
Dechj  Horlz  von,  Photographische  Ansichten   aus   dem  kaukasischen  Hoch- 
gebirge, aufgenommen  während  der  Expedition  in  den' Jahren  1884-1887. 

50  Blätter  und  erklärende  Hefte.  Budapest. 
Dernscliwam  Hanns,  Orientalische  Reise  1553—1555.  Aus  den  Handschriften 

im  Auszuge  milgetheilt  von  H.  Kiepert.  Braunschweig  1887.  S.  A. 
Doering  Oskar,  Dr.,  La  variabilidad  interdiurna  de  la  temperatura  en  algunos 

puntos   de   la   republica  ^rgentina  et   de  America  del    sur  en  General. 

Buenos  Aires  1887. 
Felstmantel  Ottokar,  Dr.,  Die  Theecultur  in  Britisch-Ost-lndien  im  50.  Jahre 

ihres  Bestandes,  historisch,  natur- wissenschaftlich  und  statistisch.  Prag 

1888. 
Felbinger  übald  M.  R.,  Die  Lomnitzer-Spitze.  fglo  1888.  S.  A. 
Florini  M.,   Le  projezioni  quantitative  et  equivalenti  della  cartografia.  Roma 

1887. 
Freisanff  R.  v.,  Salzburg    nebst  Ausflügen    nach  Reichenhall,    Berchtesgaden 

und  Königssee.  (Städtebilder  Nr.  30—32).  Zürich  1888. 
Fttssli    und  Comp.    Europäische  Wanderbilder.    Nr.  87  und  88;    130  bis  133 

136  bis  140;  141  und  142.  Zürich 
(jeiger  Wilhelm  Dr.,  Die  Pamir-Gebiete.  Geographische  Abhandlungen.  Wien. 

Band  II,  Heft  2.  Wien  1887. 
Oelcicii  Eugen,  Die  Insel  Lussin  mit  den  beiden  Städten   Lussingrande  und 

Lussinpiccolo.  Wien  1888. 


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327 

derland  Dr.  Qeorgf  Prof.   Beiträge    zur  Geopliysik.  Abhandlungen  aus  dem 

geograph.  Seminar  der  Universität  Strassburg.  I.  Bd.  Stuttgart  1887. 
Gopeeyie  Spiridlon,  Serbien  und  die  Serben.  1.  Bd.  Das  Land.  Leipzig  1888 
Qflntlier   Siegrmand,    Dr«  Johannes    Keppler    und   der    tellurisch-kosmische 

Magnetismus  Geogr.  Abhandlungen.  Band  III.  Band  Heft  2.  Wien  1888. 
GIssfeldt  Pnul,  Reise  in  den  Andes  von  Chile  und  Argentinien.  Berlin  1888. 
Gnsbeth  Ednard,  Dr.,  Zur  Geschichte  der  Sanitäts- Verhältnisse  in  Kronstadt 

Kronstadt  1884. 
HattM  J«,  Dr.   Ueber    die    Beziehungen  zwischen  Luftdruck-   und  Temperatur- 
Variationen  auf  Bergipfeln.  Wien,  1887.  S.  A. 
Htnn  J.,  Dr.   Die  Vertheilung  des  Luftdruckes  über  Mittel-  und  Süd  Europa. 

Geogr.  Abhandlungen.  Bd.  II  HfL  1.  Wien  1887. 
UaiiM  J.,  Dr.,   Resultate  des    ersten]  Jahrganges    der    meterologischen  Beob- 
achtungen auf  dem  Sonnblick.  (3095  M.)  Wien  1888.  S.  A. 
HaiiM  J.  Dr.,  Der  tägliche  und  jährliche  Gang  der  Windgeschwindigkeit  und 

der  Windrichtung  auf  der  Insel  Lesina.   S.  A.  Berlin. 
Hart]  Heinrich,  k.  k.  H^lor,  Materialien  zur  Geschichte  der  astronomisch- 
trigonometrischen Vermessung  der  österr.  -  ung.  Monarchie.  Wien  1887. 

Heft  1. 
Heiderieh  Franz,  Die  mittlere  Höhe  Afrika's  S.  A.  Gotha  1888. 
Hellwald  Friedrieh    t.  Die  menschliche  Familie  nach  ihrer  Entstehung  und 

natürlichen  Entwicklung.  Liefg.  1.  Leipzig  1888. 
Henriel  Ernst  Dn  Phil«,   Das  Deutsche  Togogebiet   und   meine    Afrikareise 

1887.  Leipzig  1888. 
He§8e-Wariegg  Ernst  y.  Kanada,   und   Neu-Fundland,    nach  eigenen  Reisen 

und  Beobachtungen.  Freiburg  im  Breisgau  1888. 
Heitner  Alfred  Dr.,   Gebirgsbau  und  Oberflächengestaltung   der  sächsischen 

Schweiz.  Stuttgart  1887. 
Hettner  Alfred  Dr.,  Reisen  in  den  columbischen  Anden.  Leipzig  1888. 
Holzel^s   Geographische   Charakterbilder.    Kleine   Handausgabe.    30   chromo- 

Uthographirte  Tafeln  mit  beschreibendem  Text  von  Dr.  Umlauft  u.  V.  v, 

Haardl.  Wien  1888 
Hoemes  Morlz  Dr.,   Dinarische  Wanderungen,  Cultur-  und  Landschaftsbilder 

aus  Bosnien  und  der  Herzegovina.  Wien  1888. 
Holnb  Emil  Dr.,  Von  der  Capstadt  in's  Land  der  Maschakulumbe.  Reisen  im 

sudlichen  Afrika    in  den  Jahren    1883—1887.    Liefg.  1  bis  4;    6  bis  10. 

Wien  1888. 
HObner  Alexander  Freiherr  v.  Ein  Spaziergang  um  die  Welt  Heft  1  bis  15. 

Leipzig  1888. 
Jäsfbke  Max  Dr ,  Das  Meissner  Land.  Stuttgart  1888. 
Kerner  von  Marüaun  Anton,  Pflanzenleben,  Erster  Band.  Gestalt  und  Leh^ 

der  Pflanzen.  Leipzig  1887, 
Ikienitx  Dr.  0.,  Verhandlungen  des  7.  Deutschen  Geographen- Tages  zu  Karls^ 

ruhe.  Beriin  1887. 
K#liat  Ad.  Dr.,  Am  Dünenstrande  der  Ostsee.    1.   Die   Seebäder    Pommern^s. 

2.  Rügen  und  seine  Seebäder.   (Europäische  Wanderungen  4,  5.)    Berlin 

1887. 
Mosrhitzky  Maix  von,  Deutsche  Colonialgeschichtc   Leipzig  1887. 


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328 

Kraus  Franz.  Die  Entwässerungsarbeiten  in  den  Kesselthälern  von  Krain.  Wien 

1888.    S.  A. 
Lareleye  Emil  Ton.  Die  Balkanländer.  In^s  Deutsche  übersetzt  von  E.  JakobL 

1.  Band.  Leipzig  1888. 
Lliidenberg  Paul,    Im  Weichbilde  des   Bären.  Berliner  Skizzen.  Berlin  1887. 
Lindt  J.  \S\,  Picturesque  New  Guinea  with  an  historial  introduction  and  sup- 

plementary   chapters  on  the  manners   and    customs    of  the   Papuans. 

London  1887. 
JAngg  Ferdinand,  k.  bair.  Hauptmann.  Erdprofil   der   Zone  von   31*  bis  65* 

nördl.  Breite.  Im  Massenverhältnis  von  1  :  1  Million.  München  1886. 
Llssauer  A«  Dr.,   Die  prähistorischen   Denkmäler   der  Provinz   Westpreusseu 

und  der  angrenzenden  Gebiete  Leipzig  1887. 
L$wl  Ferdinand  Dr.,  Siedlungsarten  in  den  Hochalpen   Stuttgart  1888. 
Ludwig  SalTator   Erzlierzogr,   Paxos    und    Anlipaxos    im   jonischen   Meere. 

Würzburg  und  Wien  1887. 
Mc  Coy  Frederick,  Natural  history   of  Victoria.   Prodromus   of  the  zoology 

of  Victoria ;    or    figures    and    descriptions    of   the   living  species  of  all 

classes  of  the  Victorian  indigenous  animals.  Melbourne  1878—1887. 
HAriuelli  G.,   Le  alpi  Carniche,    nome,    limiti,    divisioni  nella  storia  e  nella 

scienza,  Torino  1888. 
Hetzger  Emil.  Geographisch-statistisches  Welt-Lexikon.  Stuttgart  1888. 
Heyer  Adolf  Bernhard  Dr.,  Charles  Darwin    und     Alfred    Rüssel    Wallace. 

Ihre  ersten  Publicationen.  Erlangen  1870. 
Miller  Konrad,   Weltkarte  des  Castorius,   genannt    die  Peutinger'sche    Tafel. 

1  Karte  1  Textheft.  Ravensburg  1888. 
Neumann  Emil,  k.  k»    Hauptmann,   Leitfaden  für  den  Vorgang   beim  Unter- 
richte über  das  Karten-   und  Plan-Lesen   in    den  Ünterofficiers-Schulen. 

Wien  1888. 
Nenmayer    G.    Dr.,    Anleitung     zu    wissenschaftlichen    Beobachtungen     auf 

Reisen.  2.  Auflage.  Berlin  1888.  2.  Bände. 
Ol'sterreichisclier  AlpenTerein.  Denkschrift  zur  Erinnerung  an  die  25 jährige 

Gründung  Wien  1887. 

PauUtsclike  Philipp  Dn  Harar,  Forschungsreise  nach  den  Somal-  und  Galla- 
Ländern  Ost-Afrika's.  I^eipzig  1888. 

Peralta  Hanuel.  El  canal  interoceanico  de  Nicaragua  y  Costa  Ricca  en  16*20 
y  en  1887.  Relaciones.  Bruselas  1887. 

PeroÄ  E.,  L'empire  de  1'  almany— Emir  Samory  ou  empire  du  Cuassoukm 
Aper<?u  g^ographique  et  historique.  Besan<;:on  1888. 

Peters  Carl  F.,  Grundlagen  zur  Geographie  und  Geologie  der  Dobrudscha. 
Wien  1867. 

Peters  Carl.,  Reisebriefe  eines  deutschen  Naturforschers  aus  der  Dobrudscha. 
Wien.  S.  A. 

Post  Hermann  Albert,  Einleitung  in  das  Studium  der  ethnologischen  Juris- 
prudenz Oldenburg  1886. 

Poat  Uermann  Albert,  Afrikanische  Jurisprudenz.  Ethnologisch-juristische 
Beiträge  zur  Kenntniss  der  einheimischen  Rechte  Afrika's  mit  Völker- 
Länder-  und  Sach-Register,  Oldenburg  und  Leipzig  1887. 


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329 

Probst  J.  Dr.,  Klima  und  Gestaltong   der  Erdoberfläche    in    ihren  Wechsel- 
wirkungen, Stuttgart  1887. 
Btfazii  Ylnceiuo  Dr.,  Da  Antoto  ad  Harar,  note  di  viaggio.  Roma  1888. 
Balh  6.  J»y  Arizona,  das  alte  Land  der  Indianer.  Studien  und  Wahrnehmungen 

Heidelberg  1888 
B«th  G*  Y.,  Durch  Italien  und  Griechenland.  Reisebriefe.  2  Bände.  Heidelberg 

1888. 
Rath  Q.  j.,  Pennsylvanien.  Geschichtliche,  naturwissenschaftliche  und  sociale 

Skizzen.  Heidelberg  188S. 
Batsei  Prledr.  Dr.,  Die  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika.  1  Bd.  Physikalische 

Geographie.  2.  Band:  Cultur-Geographie.    München  1878—80.    2  Bände. 
ReguHrang  die,  des  SarefliiSHes,  dann  die  Ent-  und  Bewässerung  des  Save- 

thales  in  Kroatien  und  Slavonien.  Zagreb  1876. 
Rieek  Hermann,  Praktische  Anleitung  zur  Cultivation  subtropischer  Gebiete. 

München,  Leipzig  1887. 
Rlnk  Henrj  Dr.,     The  Eskimo  Tribes.    Their  distribution  and  characteristics 

especially  in  regard   to  language,   with  a  comparative  vocabulary  and 

a  Sketch  map.  London  1887. 
Robert  Frits,  Zur  Auswanderungsfrage,  Wien  1879. 
Robert  Frits,  Ueber  neue  Ausfuhrgebiete,  Wien  1880. 
ResD/,  Leon    de,     Les    religions    de    Textröme  Orient   Le^on   d' Ouvertüre. 

Paris  1886. 
Riiby  Franz,  Das  Iglauer  Handwerk  in    seinem  Thun   und  Treiben  von   der 

Begründung  bis  zur  Mitte  des  18.  Jahrhundertes.  Brunn  1887. 
Sartorlos  von  Waltershansen,    Physisch-geographische   Skizze  von   Island, 

mit  besonderer  Rücksicht  auf  vulkanische  Erscheinungen.  Göttingen  1847. 
Stkener  Carl  t.  Dr ,  Moritz  Wagner,  ein  deutsches  Forscherleben.  Nekrolog. 

München  1888.  S.  A. 
Sehla^intweit  Robert  v..  Die  Pacific-Eisenbahn  in  Nordamerika.  Cöln,  Leipzig, 

New-York  1870.  Dupl. 
Sehleiden  M.  J.,  Das  Meer.  3.  Auflage ;  bearbeitet  von  Dr.  Ernst  Voges.  Braun- 
schweig 1888. 
Schlögl  Friedrieh,  Wien.  Zürich  1888 
Sehmidt  Wilhelm  Dr.  Carl..  Sansibar,  ein  ostafrikanisches  Culturbild.  Leipzig, 

Brockhaus  1888. 
Sehramm    Robert    Dr.,   Theodor   von    Oppolzer.    dessen   Nekrolog.     S.    A. 

Wien  1887. 
Semler  H.,   Die   tropische  Agricultur.  Ein  Handbuch    für  Pflanzer  und  Kauf- 

leut£.  3.  Band.  Wismar.  1888. 
Shaw   Robert,  Reise  nach  der  hohen  Tatarei,  Yarkand  und  Kashgar  über.setzt 

v.  Martin.  Jena  1872. 
8ie|rci*9  Robert  Dr.,  Schwankungen  der  innerafrikanischen  Seen.  Wien  1887. 

S.  A. 
Sievers  W.   Dr.,    Die  Cordillere  von  M^rida,  nebst  Bemeikungen   über   das 

karibische  Gebirge  mit  einer  geolog.  Karte.  Geogr.  Abhandlungen   Bd.  III. 

Heft  1.  Wien  1888. 
Soyaax  Hermann,  Deutsche  Arbeit  in  Afrika.  Erfahrungen  und  Betrachtungen. 

Leipzig  1888. 

23 


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9m 

Sprecher  Uektor  t.  Beriio^iTy  Die  Vertheilung  der  bodenbeständigen  Be- 
völkerung im  Rheinischen  Deutschland   im  Jahre  1820.  Göttingen  1887. 

Stauber  AntOD^  Das  Studium  der  Geographie  in  und  ausser  der  Schule.  6e- 
krönte  Preisschrift.  Augsburg  1888. 

Stern  Aksel  S.,  Die  Internationale  Polarforschung  1882—1883.  Beobachtungs- 
ergebnisse  der  Norwegischen  Polarstation  Bossekop  in  Alten.  1.  Theil- 
Historische  Einleitung,  Astronomie,  Meteorologie.  2.  Theil.  Erdmagnetis- 
mus, Nordlicht.  2  Bände.  Christ  iania  1887. 

8ii2ZAra  A.  k.  k.  Consnl  in  Kairo,  Die  ägyptische  Expedition  gegen  Abissi- 
nien  1875—1876.  Wien  1878. 

Tagliabae  E.,  Dieci  anni  a  Massaua,  considerazioni  politico  coloniali.  Milano 
1888. 

Th  ji  H.  Capt.,  Au  Congo  et  au  Kassai,  Conferences  donn^es  a  la  sociale  beige        ' 
des  ing^nieurs  et  des  industriels.  Bruxelles.  1888.  | 

l^hya  M.  Capt.y  Le  Kassai   et  1a  Louloua  de  Kwamouth  a  Louebo,  lev^  au        | 
bord  du  Steamer  „Stanley".  Bruxelles  1888. 

Tflclmdl  Iwan  von,  Der  Tourist  in  der  Schweiz  und  dem  angrenzenden  Süd- 
deutschland, Oberitalien  und  Savoyen.  Zürich  1888. 

Tiicljiidl  Iwan  t.,  Wie  bereist  man  die  Schweiz  billig,  bequem  und  genuss- 
reich.  Praktische  Reise-Regeln   50  Reiseroutenkarten.  Zürich  1888. 

tJiuIaaft  Fn  Dr.,  Die  Alpen.  Handbuch  der  gesammten  Alpenkunde.  1.— 15. 
Liefg.  Wien  1887. 

Wappen  der  österreichischen  Kronländer.  16  Tafeln  in  Farbendruck. 

Die  Wassernoth  im  Karste  der  kroatischen  Militärgrenze   Agram  1874. 

Welnek  L.,  Prof.  Auf  der  Kerguelen-Insel  und  von  Kiel  nach  der  Kerguelen- 
Insel.  Prag  1887. 

WeSiiBly  Jos.,  Dos  Karstgebiet,  Militäi-Kroatien  und  seine  Rettung,  die  Karst- 
frage überhaupt.  Zagreben  1876. 

WlUkonim  Moriz  Dr.,    Der  Böhmerwald  und  seine  Umgebungen.  Prag  1878. 

TVltkamp  U.  Pb.  Th.,  Een  voorbeeld  zonder  voorbeeld.  Hoeylaert  1886.  S.A 

W«<*ikof  A.  Memoire  explicatif  pour  les  cartes  et  diagrammes.  Paris  1878. 
(Exposition  universelle.) 


Vorgänge  in  der  Gesellschaft. 

Durch    die    in    der  Monatsversammlung    der  Gesellschaft    am  23.  April 
ftbt'e^ebene  Erklärung   des  Herrn  Prof.  Neumayr  (Mittheilungen,    1889,  p.  256) 
sah  sich  der  Ausschuss  der  Gesellschaft  veranlasst,  folgende  Zuschrift  an  den 
zurikkgetretenen  Präsidenten,  Herrn  Professor  Eduard  Suess  zu  richten: 
Hochverehrter  Herr  Professor! 
Professor  Neumayr   hat    in    der  Monatsversammlung   vom    23.  April 
davon  Mittb eilung  gemacht,    dass   eine   grosse  Anzahl   von  Mitgliedern  die 
Absicht  habe,    bei  Vornahme    der  Neuwahl    des  Präsidenten    abermals   für 
EuiT  Hochwohlgeboren  zu  stimmen.    Angesichts  dieser  Erklärung  glaubt  der 
Ausschuss   der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  annehmen  zu  dürfen,  dass 
EutT  Hochwohlgeboren  geneigt  wären,  eine  Wiederwahl  anzunehmen. 


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Der  Ausseht! 3S  hat  deshalb  in  seiner  darauf  folgenden  Sitzung  be- 
schlossen, an  Euer  Hochwohlgeboren  mit  der  Anfrage  heranzutreten,  ob  und 
unter  welchen  Bedingungen  Sie  damit  einverstanden  wären,  dass  der  Aus- 
scbuss  Euer  Hocli wohlgeboren  neuerdings  für  die  Wahl  zum  Präsidenten 
YorÄc!ilage. 

indetn  sich  der  Ausschuss  hierüber  eine  geneigte  schriftliche  Mit- 
thellung  erbittet,  benützt  er  zugleich  diesen  Anlass  zu  dem  Ausdrucke  seiner 
vorzüglichsten  Hochachtung. 

Wien,  am  4.  Mai  1889. 
Hauer  m.  p,,  1.  Vicc-Präsident  Jettel  m.  p.,  d.  z.  Generalsecretär. 

Alä  Antwort  hierauf  lief  an  den  ersten  Vicepräsidenten  Herrn  Hofrath 
von  Hauer  folgendes  Schreiben  ein: 

Wien,  17.  Mai  1889. 
Hochgeehrter  Herr  Vicepräsident! 
In  Erwiderung  Ihres  geehrten  Schreibens  vom  4.  d.  M.,  welches  erst 
gestern  in  meine  Hände  gelangt  ist,  habe  ich  die  Ehre  zu  bemerken,  dass 
ich  der  von  Prof.  Neumayr  in  der  Sitzung  vom  24.  April  gemachten  Mit- 
theilung, dass  eine  grosse  Anzahl  von  Mitgliedern  die  Absicht  habe,  bei 
Vornahme  der  Neuwahl  des  Präsidenten  abermals  für  mich  zu  stimmen, 
ai^olut  fern  stehe.  Ich  habe  diese  Nachricht  erst  aus  einem  Journale  in 
Meran  erfaliren. 

Die  k.  k.  ger^graphische  Gesellschaft  nimmt  einen  so  hervorragenden 
Platz  unter  unseren  gelehrten  Gesellschaften  ein,  dass  jeder  gute  Oesterreicher 
ihr  von  ganzem  Herzen  Glück  und  Gedeihen  wünschen  muss,  welches  auch 
seine  abweichenden  Meinungen  über  diese  oder  jene  Frage  sein  mögen.  — 
Ich  bitte,  hochgeehrter  Herr  Vicepräsident,  auch  von  mir  den  Ausdruck  dieses 
aufrichtigen  Wunsches  entgegenzunehmen  und  verbleibe  Ihr  in  alter  Ver- 
ehrung  ergehener  j.   g^^^^ 

Der  Ausschuss  hat  in  seiner  Sitzung  vom  23.  Mai  Herrn  Dr.  Alfred 
Rodler  Assistenten  nn  der  geologischen  Lelirkanzel  der  Wiener  Universität, 
zum  ßedacteur  der  Mittheilungen  bestellt. 


Ueber  Einkdutij^  der  Gesellschaft  hat  der  in  der  Osterwoche  zu  Berlin 
versammelte  deutsrhi^  Geographentag  beschlossen,  seine  nächste  Tagung  im 
Jahre  J89t  in  Wien  abzuhalten. 


Berichtigung  zu  Heft  4: 

Seite  242,  Zeile  14  von  oben  lies  „vorwiegendem"  statt  „vor- 
dringendem*'. 

f.      *i43,       „      ^      ,,     unten    schalte  nach    ,. gedenken"    ein:    „zu- 

sammenstösst.*' 

»,      2^j      „      13      „     oben  schalte  nach  ,. sondern'' ein:  „Bericht". 


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383 


Zur  Hydrographie  des  Samburu-Seen-Gebietes. ') 

Von  L.  Ritter  y.  Höhnel^  k.  k.  LinienschifTs-Lieutencant. 

Im  Bulletin  de  la  soci6t6  kh^diviale  de  geographie  au  Caire  finden 
wir  eine  interessante  Schilderung  des  unternehmenden  Franzosen 
J.  Borelli  seiner  eben  mit  Erfolg  zurückgelegten  Reise. 

Er  war  durch  Schoa  über  Djimma  und  Limu  zum  Didessa- 
Flusse  gelangt,  sah  bei  seinen  Kreuz-  und  Querzügen  die  Quelle 
des  Omo,  versuchte  einen  kühnen  Zug  zu  den  Zindschero's,  der 
jedoch  misslang  und  den  er  beinahe  mit  seinem  Leben  bezahlte, 
verfolgte  durch  Kullo  ziehend  den  Lauf  des  Omo  und  war  in  dieser 
Beziehung  auch  glücklicher  wie  alle  seine  Vorgänger.  Ihm  war 
ebenso  wie  letzteren  die  Lösung  der  Frage,  wohin  der  Omo-Jibiö 
seinen  weiteren  Lauf  richte,  anempfohlen  und  am  Herzen  gelegen. 
Trotzdem  er  denselben  bis  ungefähr  6"  20'  N.  verfolgte,  konnte  er 
den  weiteren  Lauf  nicht  constatiren,  eine  Bergkette  lag  vor,  hinter 
welcher  der  Fluss  verschwand,  und  eine  weitere  Uebersicht  fehlte. 
Von  diesem  Punkte  an,  war  er  daher  auf  das  angewiesen,  was 
Eingeborne  ihm  erzählten.  Wenn  man  die  diesbezüglichen  von 
Leon  d'Avanchers,  Cecchi  und  Borelli  heimgebrachten  Erkundigungen 
mit  einander  vergleicht,  muss  man  zugeben,  dass  dieselben  sehr 
übereinstimmen;  ja  mehr,  dass  sie  richtig  sind;  nur  fanden  sie 
verschiedene  Auslegung. 

Nach  Cecchi  umströmt  der  Omo  die  östlichen  (irenzen  des 
Königreiches  Kullo,  richtet  sich  nach  SW.,  empfängt  reiche  Zuflüsse 
von  Kafa,  wendet  sich  im  grossen  Bogen  nach  SO.,  um  sich  in 
den  Inda  Ogedatscho.  als  solchen  sahen  seine  (iewährsmänner  wohl 
den  Rudolf-See  an,  zu  ergiessen.  (ienau  dieselben  Erkundigungen 
über  den  Lauf  brachte  Borelli  heim,  nur  hiess  es  am  Ende  nicht 
»Indischer  (Avuii  sondern  »See«  u.  zw.  Schambara-See.  Sehr  in 
die  Details  voti  Erkundigungen  einzugehen,  halte  ich  nicht  für  zweck- 
rniL^^i^.  nocli  weniger  Vertrauen  verdienen  die  Richtungs- Angaben 
der  Eingebe nien,  spectell  wenn  sesshafte  Völker,  die  nicht  wie  Nomaden 

')  Wir  sind  in  der  angenehmen  Lage  hiemit  von  competenteslor  Seite  eine 
Beleuchtiir*g  des  gegenwärtig  so  viel  discutirten  Froblemes  zu  liefern.  Die  He- 
daftion  erlaubt  sich  dem  Herrn  Verfasser  für  die  freundliclie  Erfüllung  ihrer 
diesi*ezßglifhen  Bitte  l>estens  zu  danken.   (Note  der  Redaclion.) 

liiib.  d.  k    k,  GKögr    tifü.  1889.  6.  u.  7.  23 


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334 

grosse  Wanderungen  machen,  sie  geben.  Cecchi  glaubte  im  Otim 
den  Oberlauf  des  Djubb  sehen  zu  müssen,  während  Borelli  den- 
selben in  einen  kleinen  Schamburu  oder  Schambara  genannten  Sne 
unter  2®  N.  B.  fliessen  lässt,  dessen  weiterer  Ausfluss  sich  in  den 
Victoria  Njanza  ergiesst,  kurz  der  Omo  sei  ein  Quell Ihi:^.^  ile^  Nirt^. 

Borelli  ist  sehr  bald  auf  das  Irrige  dieser  Aiisiolit  gekommen, 
wie  er  denn  auch  noch  im  Anhange  derselben  Brochure,  die  See- 
höhe bei  der  Vereinigungsstelle  des  Omo  mit  dem  Godjeb  mW 
1 100  m  angibt  und  auf  die  Unmöglichkeit  seiner  Folgerung  hinweist. 

Beinahe  gleichzeitig  war  die  Expedition  Teloki-Höhnel  in  diese 
Gegenden  gekommen,  längs  eines  grossen  See's  nach  Norden 
wandernd.  Zwei  grosse  Flüsse  mündeten  am  Nordende  in  denselben. 
Als  die  Theilnehmer  an  dieser  Reise  sich  im  Herbitte  188t>  dazu 
rüsteten,  hatten  sie  ganz  andere  Gegenden  als  Foi^schuiigsgebiet  ins 
Auge  gefasst  gehabt,  als  jene,  die  schliesslich  das  Ziel  bildeten; 
Umstände  die  hier  näher  zu  erörtern  überflüssig  ist,  machten  die 
Route  statt  nach  Westen  nach  Norden  gehend.  Ich  thue  dieses  Um- 
standes  hier  nur  Erwähnung,  um  darzuthun,  da^^s  diese  voTn  ur- 
sprünglich geplanten  Reisegebiete  so  abgelegene  liegend  auch  nicht 
einem  eingehenden  vorbereitenden  Studium  unterzogen  worden 
war.  Sämmtlicher  Karten  und  Bücher  waren  wir  gleich  Anfangs 
verlustig  geworden;  an  Ort  und  Stelle  konnten  wir  selbst  nicht 
einmal  Vermuthungen  über  die  Herkunft  der  beiden  Flüsse 
anstellen,  und  wurde  unser  lebhaftes  Interesse  dalür  erst  nach  der 
Rückkehr  zur  Küste  befriedigt  denn  alle  Auskünfte,  die  wir 
an  Ort  und  Stelle  erhielten,  reichten  über  einen  Uniki-eis  von  4Q^>l 
nicht  hinaus.  Doch  war  es  dann  sofort  klar,  dass  der  Omo  mit 
dem  östlicheren  der  beiden  in  den  See  sich  ergiei^seaden  Ströme  dem 
Nidnamm  identisch  sei,  und  so  in  die  Augen  springend.  da.^s  Capiliin 
A.  Cecchi,  den  wir  bald  darauf  kennen  zu  lernen  die  Ehre  hatten, 
seine  Omo-Djuba-Hypothese  sofort  fallen  Hess  und  sicti  der  Wirk- 
lichkeit anschloss.  Ganz  zweifellos  wurde  da,-^  P^actum  durch 
eine  im  Verein  mit  J.  Borelli  construirte  Kartenskizze  dargeüiari,  in 
welcher  für  seinen  Theil  in  Ermanglung  bereits  von  ihm  berechneter 
astronom.  Positionen,  die  von  d'Abbadie  für  Bonga  und  Saka  an- 
gegebenen eingetragen  wurden.  Die  von  diesen  beiden  Expeditionen 
bestimmten  äussersten  Punkte  stehen  von  einander  in  der  Breite 
mir  um  50,  in  der  Länge  um  180  Seemeilen  nb. 

Nach  allem  dem  ist  der  I^auf  des  Omo  l>i-s  auf  eine  kurze 
Strecke    bekannt,   die   Richtung   dieser  ist    jedoch    durch   üherein- 


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335 

stimmende  von  beiden  Reisen  gebrachte  Erkundigungen  sichergestellt. 
Der  Omo  entspringt  in  Limu  Ennarea,  in  ungerähr  7^  38'  Nordbr. 
und  37®  30'  Ostlänge  von  Greenw.,  fliesst  eine  Strecke  hindurch 
nordwärts,  dann  über  Ost  nach  Süden,  welche  Richtung  er  bis 
zum  6^^  Nordbr.  beibehält.  In  dieser  Breite  läuft  er  zwei  Breiten- 
^ade  weit  nach  Westen,  worauf  er  wieder  südUch  fliesst,  um  in 
•den  See  in  ungefähr  4®  50'  N.  und  35"  30'  0.  zu  münden. 

Für  seinen  ungefähr  800  6^m  langen  Lauf  verfügt  er  über  ein 
bedeutendes  Gefälle  von  ca.  900  m,  doch  braucht  er  es  zur  grössern 
Hälfte  im  Oberlaute  auf  und  ergiesst  seine  dunkelbraunen  Wässer 
schliesslich  mit  einer  Strömung  von  nur  1  Sm  pro  Stunde  in 
den  See.  Es  ist  meiner  Meinung  wahrscheinUch,  dass  er  im  noch 
ungesehenen  Theile  seines  Laufes  einen  kleinen  See  oder  dgl.  bilde. 
Borelli  erwähnt,  dass  der  Schambara  ein  kleiner  seichter  über- 
sehbarer See  sein  solle,  mit  einem  Ausflusse  an  der  Südwestseite. 
Die  Auskünfte,  welche  w'u*  erhielten,  waren  in  dieser  Beziehung 
unklar,  ausserdem  widerwillig  gegeben ;  der  Basso  hätte  da,  wo  wir 
waren,  wohl  ein  Ende,  und  er  hat  auch  dort  sein  Ende,  docli  wäre 
noch  weiter  im  Norden  auch  noch  der  See,  also  wohl  ein  See  im 
Zusammenhange  mit  dem  Rudolf-See. 

Uns  machte  übrigens  die  niedrige  wohl  von  einzelnen  ge- 
birgigen Erhebungen  unterbrochene  Landschaft  im  Norden  den 
Eindruck,  dass  dergleichen  dort  gut  möglich  sei. 

Dann  schliesse  ich  aber,  dass  Schambara  oder  Schamburu  ein 
kleiner,  dem  Omo  seine  Existenz  verdankender  See  sei,  der  fabel- 
hafte Saraburu;  unser  Rudolf- See,  der  Bass  der  an  seinem  Nord- 
Ende  wohnenden  Völker,  der  Basso  narok  der  südlicher  und  östlich 
nomadisirenden  Burkenedjis  jener  auf  älteren  Karten  figurirende 
Boo-  oder  Bau-See  sein  müsse. 

Basso,  Bass  will  grosses  Wasser,  See  bedeuten,  dasselbe  sagt 
nach  Cecchi  Baro,  Boo,  Bau  in  der  Sidama-Sprache. 

Die  Erkundigungen,  die  wir  bereits  seit  30  Jahren  über  diese 
Gegenden  besitzen  und  hauptsächlich  im  Norden  derselben  von 
d'Abbadie,  Leon  d'Avanchers  u.  A.  heimgebracht  worden  sind, 
erwähnen  sowohl  von  einem  Samburu  wie  Bau-  oder  Boo-See. 
Nach  dem  oben  sowie  eben  (lesagten  ist  es  ganz  im  Einklänge 
damit,  wenn  wir  vom  Süden  kommend,  von  einem  Basso  oder 
Bass  genannten  See  Nachricht  bringen,  jedoch  nichts  von  einem 
Samburu-See  wissen.  Die  durch  Wakefield  aus  dem  Süden  nach 
Europa  gelangten   Nachrichten  von    einem   Samburu-Seo  brauchen 

23* 


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336 

dabei  nicht  irre  zu  führen,  da  sie,  obwohl  die  ihm  von  seinen  de- 
währsmännern  mitgetheilte  Route  dahin  eine  Reihe  von  oft  sogar 
scherzhaften  Lügen  ist,  auf  unbewusster  Mystification  beruhen. 

Die  Burkenedjis  nennen  nämlich  die  von  ihnen  bewohnte 
Gegend  Samburu,  ohne  jedoch  darunter  einen  See  zu  verstehen. 
Den  reizendsten  Ort  dieser  Landschaft,  die  im  allgemeinen  wüste  und 
wasserarm  ist,  nennen  sie  Marsabit;  es  ist  ein  niedriges  Bergland, 
ungefähr  40  Sfn  östlich  des  Njiroberges,  Wasser  kommt  dort  während 
des  ganzen  Jahres  vor,  ebenso  ein  kleiner  Sumpf  oder  See,  der 
Tummelplatz  zahlreicher  Flusspferde,  der  Vereinigungsort  ebenso- 
vieler  Elephanten.  Eine  einzige  Caravane  ist  bisher  überhaupt  in 
diese  Gegend  gerathen  Schon  Dr.  Fischer  erwähnt  ihrer.  Es  war 
dies  eine  mehr  denn  1000  Köpfe  zählende  Mombas-Caravane,  die 
im  Sterbejahre  des  Zanzibar-Sultans  Said  Maijid  1869  -70,  un- 
gefähr zwei  Tagereisen  südlich  von  Marsabit  lagerte  und  mit  den 
Eingeborenen  im  Verkehr  stand.  Dorthin  selbst  waren  sie  jedoch 
nicht  gegangen,  sondern  zogen  zum  Südfusse  des  Njiroberges,  um 
von  hier  südwärts  heimzueilen.  Damit  ist  erklärt,  wieso  Wakefield 
zu  Nachrichten  von  einem  Samburu-See  gelangte. 

Ich  wäre  geneigt  diese  soeben  entwickelte  Ansicht,  die  also 
die  Existenz  sowohl  eines  Schamburu,  wie  eines  Boo-  Bau-  oder 
Bass-Sees  zur  Folge  hätte,  als  der  Wirklichkeit  entsprechend  an- 
zusehen. Zweifellos  hat  meines  Dafürhaltens  der  neue  Stefanie- 
See  mit  diesen  beiden  nichts  gemein. 

Von  den  vielen  Völkerstämmen,  die  Borelli  als  weiter  im 
Süden  wohnend  erkundet  hat,  finden  wir  drer,  welche  de  facto 
mit  dem  von  uns  Gesehenen  oder  Gehörten  übereinstimmen.  Es  sind 
dies  die  D(mjiros,  die  am  Nord-Ufer  des  Stefanie-Sees  wohnenden 
Marle's  sowie  die  ungefähr  50  Sm  nordöstlich  von  diesen  auf  einem 
hohen  Berglande  ansässigen  Aro's. 

Wenn  die  eine  Frage  nach  dem  Wohin  eines  Flusslaufes  in 
mehr  wie  plausibler  Weise  somit  gelöst  wäre,  so  müssen  wir  be- 
züglich des  Woher  des  zweiten,  nahe  westlich  des  Niänanim  sich 
ebenfalls  in  den  See  ergiessenden  Stromes  uns  vorderhand  noch 
mit  blossen  Vermuthungen  begnügen.  Die  Eingeborenen  nennen  ihn 
Bass.  Kein  Mann  unserer  Caravane  hat  ihn  gesehen,  ebenso  wenig 
war  Borelli  in  der  Lage  gewesen,  auch  nur  von  ihm  zu  hören.  Im 
Unterlaufe  soll  er  ungeheuer  breit,  doch  seicht  und  eine  Strömung 
kaum  zu  bemerken  sein.  Das  dürfte  jedoch  nur  von  seinem 
Mündungsgebiete,  speciell  während  der  Regenzeit,   wenn  durch  das 


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887 

Steigen  des  Seeniveaus  seine  Wüsser  zurüekgestaul  werden,  richtig 
sein.  Ein  solches  eventuelles  Inundationsgebiet  muss  bei  dem  Aut- 
bau jener  (regend  eine  lange,  schmale,  meridional '  gerichtete  Form 
annehmen.  Er  tritt  zwischen  zwei  Bergketten,  die  ungefähr  40^^* 
nordwestlich  vom  Nord-See-Ende  liegen,  in  die  von  uns  überblickte 
Gegend;  auf  unsere  Frage,  von  woher  er  käme,  erhielten  wir  stets 
nur  >faq<  (weit)  zur  Antwort. 

Betrachtungen  über  die  relativen  Soehöhen   des  Rudolts-See\s 
und  des  NiFs,  soweit  dieser  wenigstens  in  Betracht  kommen  kann, 
die  ich  anstellte,  um  die  Unmöglichkeit  einer  Verbindung  zwischen 
beiden  nachzuweisen,  brachten  mich  bezüglich  des  Bass-Flusses  zu 
einer  Ansicht,  die  ich  mir  erlaube  im  Nachstehenden  zu  entwickeln. 
Wir   finden    auf  den  Landkarten   in    der   ungefähren    Länge    von 
34 '  Ost  Gr.  und  der  Breite  von  8"  20'  N.  ein  von  Schuver  erkun- 
detes  und  von  ihm  Haarlemer-See  genanntes  Becken :  dasselbe  soll 
von  einem  Baro  genannten  Flusse  gespeist  werden,   der  im  West- 
hange des    abyssinischen  Hochlandes  entspringt.  Dar  nach  Westen 
gerichtete  Ausfluss   des   Sees    soll   dem   Sobat   und  damit  dem  Nil 
zufliessen.  Nach  Cecchi  soll  ein  ebenso  genaimter  Fluss,  dessen  Ur- 
sprung genau  in  das  Nordende  des  Sees  fiillt.  dem  abyssinischen  Hoch- 
lande entlang  nach  Norden  und  schliesslich  in  den  Haarlemer  See 
fliessen.  Meines  Erachtens  flacht  jener  Theil  des  Landes,  welcher  den 
linken  Nebenfluss    des   Sobat,  den  Djibbe   aufnimmt,   langsam   von 
Süden  nach  Norden  zu  ab,  muss  aber  von  der  Gegend,  in  welcher  er 
den  Sobat  erreicht,  nach  Nord  und  Ost  dem  abyssinischen  Hochlande 
zu  wieder  ansteigen,  da  der  Sobat  aus  jener  Richtung,  d.  i.  aus  Nord 
und    Ost   weitere    Zuflüsse   erhält.    Nach  ungefährer  Rechnung  ist 
bereits  die  Mündungsstelle  Djibbe-Sobal  höher  wie  der  Rudolfs-See 
(472  w)  gelegen,  der  sich   östlicher  befindende  Haarlemer-See,  im 
wieder   ansteigenden  Lande  gelegen,  muss  daher  eine  noch  grössere 
Meereshöhe  haben.  Ein  aus  dem  absolut    niedrigsten  Theile    dieser 
Gegend   kommender  Baro  kann   daher  wohl    vom    Haarlemer-See 
südw^ärts    fliessen,    doch    nicht    umgekehrt,   und    vermuthe    ich    in 
dem  Baro  Schuvers,  dem  weiteren  nach  Süden  gerichteten  Ausfluss 
aus  dem  Haarlemer-See,  dem  Baro  C^ecchi's,  den  Mittel-  und  Ober- 
lauf des   Bass-Flusses;    ich  weise   ausserdem  auf  die   gleiche   Be- 
deutung der  verschiedenen  Namen  hin. 

Zwischen  dem  Djibbe  und  diesem  Baro  mag  eine  flache 
meridionale  Wefle,  die  ebenfalls  nach  Norden  zu  abdacht  und  vom 
Turkana- Berglande  ausgeht,  die  Scheide  bilden. 


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a38 

Wenn  wir  zum  Schlüsse  das  geograpliisclie  Uet^ammtre-^ullat 
der  beiden  besprochenen  Reisen  überblicken,  so  inuss  zugestanden 
werden,  dass  bedeutende,  bisher  unbekannte  (lobinlp  der  Wissen- 
schaft durch  dieselben  zugeführt  wurden.  Die  Vm-bindung  zwischen 
dem  abyssinischen  Hochlande  und  dem  Süden  ist  beinahe  liert^e- 
slellt.  Das  topographische  Kartenbild  zeigt,  wie  sich  die  HöheazüjjR 
wie  ein  Band,  von  der  hervorragendsten  Erhebung  dieses  Krdlheils 
dem  Kilimandjaro.  nach  Norden  hin  ziehen,  eine  colossale  ErdklalUuig 
umrahmend,  in  der  wir  eine  lange  Seenkette  finden.  Ks  Ist  dies  ku- 
gloich  die  Region  der  jüngsten  vulkanischen  Th;Uigkeit  in  Afrika. 
Westlich  und  östlich  von  diesen  Erhebungen,  die  sich  wie  eine 
Schranke  zwischen  den  Nil  und  den  Ocean  legeiL  dacht  das  [.and  ab. 

Ein  später  auf  Basis  weiterer  Reisen  aus^oführles  Kartenbild 
wird  diesen  Gesammt-Eindruck  wenig  beeinfUissen.  denn  eine 
ziemlich  gleichförmige,  verhältnismässig  wasserarme  l^egion  ohne 
bedeutend  hervorragende  Bodenerhebungen  scheint  sieh  nach  Osten 
zu  bis  zum  Meere  bin  aaszudehnen. 


Zur   Hypsometrie   des   südtirolisehen    Hoehlandes 
und  der  Venetianer-Alpen 

von  Dr.  Carl  Diener. 

Durch  das  liebenswürdige  Entgegenkommen  der  Direction  des 
k.  k.  Militär-Geographischen  Institutes  in  Wien  sind  bereits  eine 
Reihe  von  alpinen  Zeitschriften  in  den  Stand  gesetzt  worden,  ihren 
Lesern  über  einige  Ergebnisse  der  vor  zwei  Jahren  begonnenen 
Reambulirung  von  Tirol  Mittheilung  zu  machen.')  Durch  die  freund- 
liehe  Vermittlung  des  Schriftleiters  der  Publicrttionen  des  Ckib 
Alpino  Itahano  in  Turin,  Herrn  Dr.  Scipione  Cainer.  bin  ich  ferner 
zur  Kenntnis  einer  Liste  von  Höhencöten  gelangrl,  die  bei  den  letzt- 
jährigen  Aufnahmen  des  königl.  militär-geographiscfien  Institute.^ 
ermittelt  wurden  und  auf  den  noch  unpublicirten  Blättern  ti.  7.  18, 
H3,  11,  12.  13,  22  und  2^  der  .,Tavolette"  der  Carla  d'Jtalia  ent- 
halten sind.  *^)  Unter  den  jener  Neuaufnahme  unterzogeüen  Gebieten 


')  Oesterreichische  Alpen-Zeitung  1888,  p.  161.  (^cslerr.  Tounslen-Zeiiuni^ 
1889,  p.  67  und  127.  Mittheil.  d.  Deutschen  und  Gestern  Alpen-Vereins  IS^, 
p*  157.  Alpine  Journal  1889,  p.  252  u.  327. 

2)  Seither  veröffenUicht  in  der  Oesterr.  Alpen-Zeitung  I88i^  p.  VA3  und 
Rivista  mensile  del  Cluh  Alpino  Itahano  1889,  Nr.  5,  p,  135. 


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3118 

i^it  ^  insbesondere  das  sfldtirolische  Hochland  mit  den 
anschliesisenden  Venelianer  Alpen,  in  welchen  die  bisherigt*n 
Anschauungen  über  die  Höhetiverhältnisse  einzelner  Gipfel  und 
sf^lbst  ganzer  Gebirgsgruppen  einschneidende  Aenderungen  erfahren 
hal>en. 

Da  einerseits  einft  kritische  Würdigung  der  neu  ermittelti^n 
Höhsncoten  im  ZiisamnionliaDSiP  mit  den  älteren,  vielfach  lückeii* 
halten  und  sciiwankenden  Angaben  bisher  unterblieb,  der  Gegen- 
stand  andererseits  jedoch  als  ein  solcher  eminent  landeskundlicher 
Art  vor  das  Fortim  feiner  österreichischen  geographischen  Gesell- 
sthalt  mit  Recht  zu  gp'hßren  sctieint,  dürfüe  es  sich  wohl  verlohnen, 
die  durch  die  VerofTentlicliimg  jener  Ergebnisse  bewirkten  Ver- 
ändeningeu  in  unseren  Vorsl (Ölungen  über  die  Hypsometrie  dos 
f^üdtirülischen  Hochlandes  einer  kurzen  Betrachtung  zu  unterziehen. 
kh  ein  weiteres  Argument  für  die  Rechtfertigung  der  Publication 
i]H  nachfolgenden  Miltheilunjzen  an  dieser  Stelle  mag  noch  dor 
Timtand  angeführt  werden,  dass  weder  die  Herausgabe  dtsr 
r^ambulirten  BUUler  der  österreichischen  Special-Karte  von  Tir  ^ 
noch  Jene  der  den  venetiani:^x'hen  Antheil  des  Grenzgebietes  um- 
lassenden  ./favolette^'  der  C^irta  d'  Italia  in  nächster  Zeit  bevorsteht 

ßezügheh  der  (iruppirung  der  Unterabtheilungen  des  süd- 
Lirolisrhen  Hochlandes  folge  icli  irn  grossen  Ganzen  der  von  A.  Böhm  ^) 
Yorge.^ch!agenen  Eintheitung  und  trenne  nur  zur  Erleichterung  der 
Orientining  von  den  Ampezzaner  Alpen  (im  Sinne  dieses  Autorsj 
noch  die  Sextener  Dolomiten  durch  die  Tiefenfurche  Rienz-- 
Mesurina-See  —  Änzifi-Thah  und  von  dem  Badioten-Hochlande  die 
Ag  0  r d  i  ü  i s  c  h  e  n  Alpen,  durch  die  Furche  Pettorina  —  Pescul  — 
Sap  Vito  als  selbststündige  Untergruppen  ab. 

I,  Südtirolisohes  Hochland. 

a)    Cirna   d"    Asta-Gruppe. 

Oesterr.  Aufnahme* 

Cima  d'  Asta  ,    .    ,  2848w 

Kreuzspitze  .        .    .    ,    .  ,  2491 

6)  Fassaner  Dolomiten. 
J.   Lfttemar- Gruppe. 

Uleaiar ,  .    .  .    .  2846  w 

IWta  della  Valsorda  (Reiterjoch) 2754 

*)  ..EintheiluJig  der  OsUlpen.  ■  Geogr  Abhandlungen  von  Prof.  A.  Penck* 
l  Band,  :i  mt,  p,  451  ff. 


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ato 


2    Marmoloda  ■  Grupp  f 


Mannolada  di  Penia 
Pizzo  Sfirauta    . 
Piinta  di  Valfredda 
Reraula  Ostspitze  . 
Mittelspitze 
Piinla  dell'  üomo 
M.  Aloch  (Paule) 
Coi  Mar^herita  .    . 
M.  Ailo 


Pala- Gruppe. 


Cima  di  Vezzana     . 

<:imon  df?]la  Pala     . 

Cima  di  Fiocobon 

Pala  di  San  Martino 

Cima  di  Fradusta     . 

M.  Mulaz   .        .        . 

Cima  di  Pradidali 

M.  A^n^r  .  .    . 

Cima  di  Canali 

flroda  tirande       .    . 

8asE?  Maar 

Fizzo  di  Miel  (Punta  d'  Angoraz) 

Roaella       .       .  ... 

Cima  di  Ball     ... 

Coston  di  Miel  (Cima  Gesurette) 

Cima  di  Pape 

,.      ^,  Cimerlo 

Fiol  della  Rosetta  ... 

Pa^so  dellu  Val  di  Roda         .    . 

,.      di  Ball 


lUil.  Oeslerr. 
AulViahme, 

3344  3345 

.  3037  ~ 

.  3ÜÜ0  " 
,  2963 

2943  - 

.  -  2^01 

2694  ^ 

2559  — 

.  2545  — 

ILal,  Opsterr. 
Aufnahme. 

3194  3lül 

.  —  3186 

,  3056  — 

,  —  2996 

.  2941  2930 

,  2906  - 

.  —  2888 

2874 

.  2846  — 

.  2839  — 

.  ^  2816 

2776 

2744  2740 
2693 

.  2618  - 

2594  — 

,  —  2499 

—  2469 

.  —  2568 

,  —  2450 


c)  Badiotisches  Hochland. 


Kesselkogel  (Rosengarlen-Gnippe) 

Dirupi  di  Larsec 

Langkofel  .    . 

Süd^pitze  des  Langkofel  .    .    . 

Langkofeljoch        


llal.  Oesterr, 

Aufnahme, 

3002 

~  2766 

—  317Ö 

—  308^ 

—  26ö3 


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841 


Fünffingerspitz  *).... 

Grohmannspitze  ^ 

Punta  di  Plan  de  Sass ') 

Plattkofel  -  .... 

Puflatsch 

Sas  Rigais 


Furchetta     |  (««i^^lerspitzen)») 
Champanil  de  Ferm^a       .    .    . 
Thorkofel  (Sas  de  la  Porta)   .    . 
Wasserkofel  (Sas  da  PEga) 
Kanzeln  (Höchste  Spitze) 
Tschirspitzen  .        . 

Puezspitze  

Monte  Boe  (Sella-Stock)  .    .    .    . 
Mesules 


Sellaspilze  . 
Peitlerkofel 
Co!  di  Lana  . 
Monte  Padon 


d)  Agordinische  Alpen. 


— 

2JJ97 

— 

:k)10 

-^ 

2995 

— 

2970 

— 

1>176 

— 

3027 

— 

3()i7 

'  — 

2H67 

— 

2£J7Ü 

— 

2940 

— 

2805 

— 

2bm 

— 

2673 

— 

3152 

— 

2976 

— 

2814 

-- 

2^127 

2464 

2511 

— 

Itai          Oesterr 
Aufnahme, 

3169 

^^ 

Monte  Pelmo  

..      Penna 2196  — 

.,      Rite 1978 

„      Punta 1952  — 

,,      Civetta 3220 

.,      Moiazza 2866  — 

.,      Moiazzetta         2728  — 

,,      Framont        .          22iU  — 

Pizzo  Zeel 2037  — 

Crep  de  Dont 1641  — 

e)  Ampezzaner  Dolomiten.       ItaL  Oesterr. 

Äurnahrijc. 

Seeköfel          -  2810 

Conturines^piLze    ... .    —  3064 

Heiligenkreuzkolel —  2911 

')  MitlheiU  d.  Deutschen  und  Oesterr.-Alpen- Vereins,  1888.  p.  20:1 
»)  Zeitsdlr.  d.        ,,              „            „          „          „         1888,  p.  377.  iT 


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342 

Ilal.  Oesterr. 
Aufnahme 

Gr.  Lagazuoi-Spitze .        —  2779 

Tofana  di  Mezzo -  3241 

Croda  tu  Forniin 2716  — 

Monte  Carnera 2G59  — 

..      Niivolau 2648  — 

,,       VmselsL 2594  — 

Pizjto  del  Corvo 2384  — 

Monte  KoanL  (Col  Poima)       2255  — 

Punta  di  Sorapis.s 3206  3202 

Croda  Malcora 3155  — 

di  Banco       2151  — 

Anlelao  3263  - 

Monte  Ctriardorona 2588  — 

Crt^da  di  San  Pietro .        .    .  2260  — 

Punta  dl  Froppa  (Marmarole) 2933  — 

Zweite  SplUe  der  Marmarole 2841  — 

Croda  Alta  (di  Somprade)       2646  — 

Corno  del  Doge .  2615  — 

Crodc  di  Ciastelins 2603  u.  2503  — 

Monte  Medncce         ...  2404  — 

^  „       Uten  2244  - 

„      Cmtallo^ 3153  3199 

Piz  Pupena —  H143 

f)  Sextener  Dolomiten.  ital.  Oesterr. 

Aufnahme. 

Grosse  Zinne 3000  3003 

Monte  Carnpedelle        .    .    ,    .  2346  — 

,,       Piano 2325  2313 

■^      Carnpoduro 2245  — 

Fllfcrkofel —  3115 

Zwiillerkolel 3095  3092 

Oberljadiern?^pitze —  2675     | 

Hodibrunnei-sehneide .  3093  —       f 

Col  dei  Bagni  .      2984  — 

Monte  Cengia  2560  — 

„      Najarnola .    -    ►  2457  — 

')  Moglicherw^eise   bezieht   sich    die   Cöte   3153   der   itaheni scheu   Auf- 
iiahrriff  auf  dfin  Piz  Ptipena  und  nicht  auf  den  Monte  CristaUo 


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■-mfjs^ 


343 

Die  durchgreifendste  Aenderung  erfahren  unsere  bisherigen 
Vorstellungen  über  die  hypsometrischen  Verhältnisse  des  süd- 
tirolisehen  Hochlandes  durch  die  mitgetheilten  Ergebnisse  der  Neu- 
aufnahme in  Bezug  auf  die  l*ala-Gru  ppe.  Durch  die  älteren 
Aufnahmen  für  die  österreichische  Special-Karte  waren  nur  die 
Höhen  für  die  Cima  di  Fradusta  zu  2927  m  und  die  Rosetta  zu 
2738  m  aul  trigonometrischem  Wege  ermittelt  worden  und  durften 
somit  gerechtfertigten  Anspruch  auf  Vertrauenswürdigkeit  erheben. 
Allein  selbst  in  Bezug  auf  diese  beiden  Punkte  erhoben  sich  später, 
Zweifel,  ob  die  bezeichneten  Cöten  auch  in  der  That  den  genannten 
Spitzen  oder  aber  nur  untergeordneten  Erhebungen  entsprechen 
So  glaubte  Euringor'j  die  Cöte  27o8m  aul  den  durch  die  Neu- 
aufnahme zu  2469m  bestimmten  Fiol(Figlio)  della  Rosetta  beziehen 
zu  sollen  und  gab  ferner  der  Meinung  Ausdruck,  dass  in  der  österr. 
Special-Karte  zwischen  Fradusta  und  Cima  di  Canali  eine  Ver- 
wechslung unterlaufen  sei  und  dass  die  Cöte  2i)70  sich  auf  den 
ersteren  Gipfel  beziehe.  Ueber  die  wahre  Position  der  Cima  di 
Canali  sind  seither  durch  B  r  e  n  t  a  r  i  und  M  a  r  i  n  e  1 1  i  '^  Autklärungen 
gegeben  worden  und  erscheinen  die  Angaben  der  alten  Special- 
Karte  mit  2927  m  für  die  Fradusta  und  2738  m  für  die  Rosetta  den 
obigen  Zweifeln  gegenüber  nunmehr  gerech  (fertigt. 

Viel  grösser  noch  war  die  Verwirrung,  die  in  Bezug  auf  die 
Höhenverhältnisse  der  eigentlichen  Culminationspunkte  der  (iruppe 
herrschte.  Im  Jahre  1864  veröffentlichte  zuerst  Pechmann^)  eine 
Sammlung  von  Höhencöten  derselben,  die  fast  ausnahmslos  von  den 
Katastralvermessungen  in  Tirol  herrührten.  In  dieser  Liste  figurirten 
die  Pala  di  San  Martino  mit  3343 w,  der  Cimon  della  Pala  mit 
3243  m,  der  Pian  di  Campido  mit  3172w  und  die  Cima  di  Vezzana 
mit  3131m.  Diese  Angaben  wurden  von  Trinker*)  wiederholt  und 
später  in  Folge  der  Intervention  des  bekannten  engUschen  Alpen- 
forschers Tücke  tt''*)  nur  insofeme  berichtigt,  als  eine  Verwechslung 


')  G.  Euringer:  „Die  Pala-Gruppe",  Zeitschr.  d.  Deutsch,  u.  Oesterr.- 
Alpen-Vereins.  1884,  p.  312. 

«)  Boll.  del  Club  Alpino  Italiano,  1886,  XX,  p.  157,  159  u.  165. 

')  Pechmann:  „Notizen  zur  Höhen-  und  Profilkarle,  nebst  dem  Ver- 
zeichnisse der  trigonometrisch  bestimmten  Cöten  von  Tirol  u.  Vorarlberg". 
Mittheil.  k.  k.  Geogr.  Gesellsch.  1864,  p   228. 

*)  Trinker:  „Misurazioni  delle  alte^ze  nella  provincia  di  Belluno  e 
nella  regione  confinante".  Torino,  Cassone  1868  und  Jahrb.  d.  Oesterr.  Alien- 
Vereins.  1S65  (l).  p.  162  u    171. 

^)  Hochalpenstudien,  Leipzig,  1874.  11,  p.  143. 


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344 

der  Güten  für  Cimon  della  Pala  und  Pala  di  San  Martino  angenommen 
wurde,  da  an  der  Superiorität  des  ersteren  Berges  für  Kenner  der 
Gruppe  kein  Zweifel  obwalten  konnte.  ^)  Wohl  brachte  das  bald 
darauf  zur.  Ausgabe  gelangte  Blatt  der  Special-Kartt  die  Cöte  :522u 
für  den  Cimon  della  Pala,  doch  stiess  diese  Angabe  allenthalben 
auf  Widerspruch.  Nach  Merz ba eher*)  ist  dieselbe  ,,ein  Irrthum. 
welcher  davon  herrührt,  dass  die  gemessene  und  eingezeichnete 
Höhe  sich  nur  auf  den  vorderen,  von  Rolle  aus  sichtbaren  (liplel 
bezieht,  welchen  vermuthlich  die  Vermessungsingenieure  für  den 
höchsten  hielten,  während  der  hintere,  mehr  als  1 00  m  höhere,  eigent- 
lich eCiipfel  als  gar  nicht  gemessen  erscheint."  Desgleichen  behauptet 
Meurer, ')  dass  die  Cöte  3220  sich  nicht  auf  die  höchste  Spitze 
beziehen  könne  und  vielmehr  das  Ergebnis  der  Katastralvermessung 
zu  3343  wi  der  Wahrheit  näher  zu  kommen  scheine.  Auch  Eu  ring  er 
(1.  c.  p.  307)  theilt  diese  Ansicht  und  noch  im  Jahre  1886  hält 
Professor  G.  Marinelli'*)  die  bei  Gelegenheit  der  Katastralver- 
messung ermittelte  Cöte  33\3m  für  die  am  meisten  vertrauenswerthe. 
Während  somit  der  Cimon  della  Pala  bisher  den  Rang  des  zweit- 
höchsten Gipfels  der  gesammten  Südalpen  behauptete,  reducirt  das 
Ergebnis  der  Neuaufnahme  (3l8Gw)  die  Höhe  desselben  um  mehr 
als  loOw,  derart,  dass  er  von  nun  ab  unter  den  Culminations- 
punkten  des  südtirolischen  Hochlandes  erst  an  neunter  Stelle 
rangirt. 

Sogar  innerhalb  der  Pala-Gruppe  selbst  muss  der  Cimon 
della  Pala  den  Rang  des  culminirenden  Gipfels  nunmehr  an  die 
Cima  di  Vezzana  abtreten.  Die  alte  Special-Karle  halte  für  diese 
gewaltige  Felsspitze  die  Höhencöte  306  Iw,  eine  Angabe,  die  von 
vorneherein  den  Stempel  der  Unrichtigkeit  an  yich  Irug,  da  ao! 
dem  gleichen  Blatte  die  Einsattlung  des  Passo  di  Travignolo  (zwischen 
Cimon  und  Vezzana)  mit  3129m  cötirt  war.  \n  V^chmann's 
Liste  (1.  c.  p.  316)  erscheint  der  Berg  mit  3131  w  verzeichnet 
Eine  ältere  Katastermessung  ergab  3317m,  womit  eine  Aneroid- 
messung  von  Professor  Frischauf  zu  3293/«  nahezu  überein- 
stimmte.   Englische   Alpinisten,    wie  Tucker'')   und    Coolidge*) 

')  Trinker,  Jahrb    Oesterr.  Alpen-Ver.  1806  (\\.\,  p.  29S. 
*)  Zeitschr.  d.  Deutsch,  u.  Oesterr    Alpen-Vereins  1878,  p.  52, 
»)  Meurer,  Oesterr.  Alpen-Zeitung,  I,  1879,  p    Ihß 
*)  Marinelli  e  Brentari:    „Pale   di  San  Martine»*'    BoUetlmo  del 
Club  Alpino  Italiano  1886,  p.  163—173. 
^)  Alpine  Journal  VII,  p.  63. 
«)  iVlpine  Journal  VI  11,  p.  115. 


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1345 

welche  die  Pala-(iruppe  um  die  Mitte  des  vorigen  Deeenniums 
besuchten,  wiesen  zuerst  auf  die  bedeutende  relative  Höhe  der 
Vezzana  hin.  Auch  Euringer  hält  die  Vezzana  und  den  Gimon 
für  nahezu  ebenbürtig,  während  Merzbacher  einen  Höhenunter- 
schied vom  50 wi,  M eurer  gar  eine  solchen  von  mindestens  100 w 
zu  (iunsten  des  Cimon  vermuthete.  Für  Kenner  der  Pala-Gruppe 
konnte  das  Ergebniss  der  Neuaufnahme,  durch  welches  die  Mit- 
theilungen der  englischen  Reisenden  bestätigt  wurden,  kaum  eine 
besondere  Ueberraschung  bieten  und  mit  Recht  durfte  Coolidge') 
im  Hinblick  auf  dasselbe  aussprechen,  dass  »gute  Augen  am  richtigen 
Orte  sich  in  diesem  Falle  als  vertrauenswerther  erwiesen  hätten^ 
als  die  mangelhaft  durchgeführten  Aufnahmen  der  alten  Landes- 
vermessung. < 

Eine  sehr  bedeutende,  jedoch  gleichfalls  nicht  unerwartete 
Erniedrigung  erfahrt  auch  die  Pala  di  San  Martino  durch  dief 
Neuaufnahme  der  österr.  Special-Karte  von  Tirol.  Auf  älteren  Aus- 
gaben der  betreffenden  Blätter  der  Sp.-K.  (Zone  20,  Col.  V.  und  VI.) 
findet  sich  der  Name  dieses  charakteristischen,  in  der  alpinen 
Literatur  seither  zu  einer  gewissen  Berühmtheit  gelangten  Berges 
an  falscher  Stelle  eingezeichnet.  In  Wahrheit  bezieht  sich  nämlich 
die  Cöte  3054  auf  die  Pala  di  San  Martino,  obwohl  der  mit  dieser 
Cöte  bezeichnete  Punkt,  den  Meurer  (I.  c.  p.  186)  mit  der  Cima 
di  Ball  identificirt,  keineswegs  genau  an  der  richtigen  Stelle  ein- 
getragen ist.  Nachdem  man  für  den  Cimon  die  bei  der  Katastral- 
vermesssung  ermittelte  Höhe  von  3343  t»  als  zuverlässig  angenommen^ 
griff  man  nun  auch  für  die  Pala  auf  die  ältere  Cöte  3244  m  zurück^ 
obwohl  die  üblen  Erfahrungen  allein  schon,  die  man  in  anderen  Theilen 
der  Südalpen  mit  den  Katastermessungen  in  Bezug  auf  Gipfelpunkte 
gemacht  hatte,  zur  Vorsicht  hätten  mahnen  sollen.^)  Statt  von  den 
auf  trigonometrischem  Wege  mit  Sicherheit  ermittelten  Cöten  für 
Rosetta  und  Fradusta  auszugehen,  nahm  Meurer,  auf  dessen  Auto- 
rität hin  die  Cöte  3244  m  für  die  Pala  in  die  alpine  Literatur  Ein- 
gang fand,  die  Cöte  3054  m,  die  er  der  (damals  überhaupt  nicht  ge- 
messenen) Cima  di  Ball  zuschrieb,  zur  Grundlage  und  konnte  somit 
aus  der  beiläufig  250  m  betragenden  üeberhöhung  der  letzteren  durch 
die  Pala  di  San  Martino,  für  diese  selbst  die  Zuverlässigkeit  von 
Trinker's  Angabe  folgern.  Die  auffallende  DifTerenz  zwischeif  der 
angeblichen  Höhe    der  Pala    von    3244  m    und   jener    der    Rosetta 


V)  Alpine  Journal  XIII,  18^8,  p.  61. 

*)  Vergl.  Grohmann,  Zeitschr.  d.  Deutsch.  Alpen-Verein  1870.  p.  ')(.. 


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346 

(-^738w),  die .  dem  Augenschein  durchaus  widersprach,  war  bei 
Kennern  der  Gebirgsgruppe  stets  der  Gegenstand  des  Zweifels,  wenn 
gleich  demselben  in  der  Literatur  von  keiner  Seite  entschieden 
Ausdruck  gegeben  wurde'). 

So  sind  Cimon  della  Pala  und  Pala  di  San  Martino  durch 
die  Neuaufnahme  um  180  w,  beziehungsweise  250  w  niedriger  er- 
wiesen worden,  als  es  den  bisherigen  Anschauungen  entsprach; 
ja  die  letztere  Spitze  *  ist  sogar  ihres  Ranges  als  dritthöchste  Er- 
hebung der  Pala-Gruppe  entkleidet  worden  und  an  ihre  Stelle  die 
(rüher  fast  unbeachtet  gebliebene  Cima  di  Fiocobon  (3056  m)  ge- 
treten. Von  den  Hochgipfeln  des  Hauptzuges  der  Gruppe  bleibt 
nunmehr  nur  noch  der  Pian  di  Campido  ungemessen.  Pechmanns 
Liste  gibt  für  diesen  Berg  3172  m,  was  jedenfalls  viel  zu  hoch  ge- 
griffen ist,  da  nach  Merzbache r's  ürtheil  die  Cima  di  Fiocobon 
denselben  überragt.  Merzbacher  hält  den  letzteren  für  350  m  niedriger 
als  die  Vezzana,  was  einer  Höhe  von  2850  m  entsprechen  würde. 
Keinesfalls  nimmt  der  Pian  di  Campido,  wie  in  Pechmann's  Ver- 
zeichniss,  den  dritten,  beziehungsweise  vierten  Rang  unter  den  Er- 
hebungen der  Gruppe  ein. 

Auch  für  den  Sass  Maor,  die  zierlichste  und  kühnste  Gestalt 
unter  den  Gipfeln  der  Pala-Gruppe  hat  die  Neuaufnahme  die  Zu- 
verlässigkeit des  Ergebnisses  der  Militär  -  Mappirung  zu  2812m 
gegenüber  der  älteren  Katastermessung  zu  2536  m  ergeben.  Die 
letztere  Cöte,  die  von  M  eurer  (l.  c.  p.  183)  acceptirt  wurde,  be- 
zeichnete schon  0.  Zsigmondy  als  irrig,  indem  er  die  Höhen- 
differenz zwischen  dem  Sass  Maor  und  der  Pala  di  San  Martino 
auf  höchstens  200  m  veranschlagen  zu  dürfen  glaubte  *). 

Die  Ehre  des  Culminationspunktes  in  dem  östlichen  Zuge 
der  Pala-Gruppe  fällt  nunmehr  dem  Monte  Agn^r  zu.  Die  Superio- 
rität  dieses  Gipfels  gegenüber  der  Croda  Grande  hat  schon  Euringer 
betont.  Das  Ergebniss  der  italienischen  Mappirung,  2874  m,  stimmt 
sehr  gut  mit  der  alten  trigonometrischen  Aufnahme  von  Fuchs') 
zu  2878m  imd  einer  Aneroidmessung  von  C.  Tom 6*)  zu  2885m. 

^)  Dass  die  Cote  3054  wi  nicht  der  Cima  di  Ball  entsprechen  könne- 
hat   übrigens    schon  Euringer    (1.   c.  p.   317)    betont.    Seine  Aneroidmessung 

'^)  Oesterr.  Alpen-Zeitung  1883.  p    269. 

•')  W.  Fuchs:  »Die  Venetianer  Alpen«  Wien  Rohrmann  1871.  cit.  n. 
Marinelli  (1.  c). 

*)  Marinelli  1.  c.  p.  178. 


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347 

Die  zweithöchste  Erhebung  des  Ostzuges  bleibt  die  Croda  Grande, 
2839  m.  Sie  ist  keineswegs  identisch  mit  dem  Sasso  di  Camp, 
2872  w.  der  österr.  Special-Karte,  überragt  vielmehr  nach  E  u  r  i  n  g  e  r's 
Angabe  (1.  c.  p.  331)  den  letzteren  beträchtlich  an  Höhe. 

Auch  die  mittlere  Höhe  des  merkwürdigen  Hochplateaus  der 
Pala-Gnippe  stellt  sich  nach  den  Ergebnissen  der  Neuaufnahme  den  bis- 
herigen Anschauungen  entgegen,  als  erheblich  niedriger  heraus.  Der 
Passo  della  Val  di  Roda  (Passo  di  Pradidali)  z.  B.,  den  E  uri  nger  zu 
2700  m  bestimmte,  erfährt  durch  die  Rearabulirung  eine  Reduction 
um  130  m.  Dass  im  Zusammenhange  damit  die  von  Euringer 
(1.  c.  p.  281)  ermittelten  orometrischen  Werthe  der  Gruppe 
gleichfalls  einschneidende  Aenderungen  erleiden  müssen,  braucht  wohl 
nicht  weiter  ausgeführt  zu  werden. 

Nächst  den  Gipfeln  der  Pala-Gruppe  erfährt  der  Culminations- 
punkt  des  südtirolischen  Hochlandes,  die  Marmolada,  die  be- 
deutendste Erniedrigung,  ohne  gleichwohl  dadurch  ihres  Ranges 
verlustig  zu  gehen.  Die  österr.  Sp.-K.  enthält  für  die  Marmolada 
die  Cöte  3494  m,  die  jedoch  nicht  von  der  Militär-Mappirung, 
sondern  von  der  Katastralvermessung  herrührt.  Schon  Trinker 
gab  daher  der  trigonometrischen  Bestimmung  von  Fuchs  zu  3324m 
und  der  barometrischen  Messung  von  P.  G  rohmann')  zu  336üm 
den  Vorzug  und  entspricht  das  Resultat  der  Neuaufnahme  aus  dem 
Jahre  1883  fast  genau  dem  Mittel  aus  den  beiden  angeführten  Bestim- 
mungen. Allerdings  ist,  wie  Bo  e  h  m  ^)  mittheilt,  zu  bemerken,  dass  die 
neue  Messung  sich  nicht  auf  den  höchsten  (Schnee-)  Gipfel,  sondern 
auf  die  benachbarte  Felsspitze  bezieht.  Im  Jahre  1883  war  der  Schnee- 
gipfel, dessen  Höhe  variirt,  um  14  m  höher,  als  der  trigonometrisch  be- 
stimmte Punkt,  kam  also  mit  3359m  der  Messung  Grohmann's 
nahezu  gleich. 

Für  die  zweithöchste  Erhebung  der  Marmolada-Gruppe,  den 
Vemel  (3197  m)^)  ist  eine  neue  Messung  bisher  nicht  verlautbart 
worden,  doch  dürfte,  dem  Augenscheine  nach  zu  urtheilen,  diesem 
(lipfel  sein  bisheriger  Rang  schwerlich  bestritten  werden.  Desgleichen 
dürfte   auch    dem  Sasso  di  Vernale    die    auf    der  Sp.-K.    vindicirte 

')Grohmann:  »Wanderungen  in  den  Dolomiten«  Wien,  C.Gerold 
1877.  p.  323. 

^}  »Eintheilun^  der  Ostalpen«  p.  461. 

')  Die  zweite  Sjütze  der  Marmolada  (Marmolada  di  Ro(ca)(:]2J()W?  Groh- 
oianö,i  und  eine  dritte  Spitze  derselben  (3il2»i)  nicht  als  selbstständige  Gipfel 
h-trachtet. 


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»48 

Köhe  vnii  3142 w  erhalten  bleiben.  Der  Pizzo  di  Serauta'),  durch 
die  italienische  Neuaufnahme  zu  3037  w  bestimmt,  ist  vom  Kaiaster 
TAX  3n:i3  ^fi  gemessen  worden,  doch  findet  sich  auf  den  älteren  Blättern 
der  OüBLerr.  Special-Karte  nicht  einmal  der  Name  desselben. 
Der  Sa^rfo  di  Valtredda  erfährt  eine  kleine  Erhöhung  (von  298(3  m 
au(  :i(K*Om),  die  Punta  dell'  Uomo  eine  Erniedrigung  von  2832m 
aal  280 Lw.  Es  steht  dieses  Ergebniss  im  vollen  Widerspruch  mit 
M  f^  r  /  b  a  c  h  e  r's  ^)  Angaben,  der  die  Punte  delf  Uomo  mittelst 
einer  A neroidmessung  zu  3060  m  bestimmte  und  ihre  Bedeutung 
alB  ('.üliiiinationspunkt  des  gegen  das  Pellegiino-Thal  vorspringenden 
AsteH  ( Fuchiada-Zug  bei  E.  v.  Mojsisovics  ^)  mit  den  Worten 
cliaraktorisirt:  »Es  ist  dies  der  vierthöchste  Gipfel  des  ganzen 
<}ebirges  und  auf  weit  und  breit  hat  er  überhaupt  keinen  Neben- 
buhler an  Höhe,  so  dass  er  die  ganze  südliche  Gnbirgswelt  voll- 
kuitinnHi  beherrscht.« 

Von  den  übrigen  Kalkstöcken  der  Fassaner  Alpen  erfährt  noch 
dt^r  L  u  l  ft  m  a  r  eine  nicht  unbedeutende  Erhöhung  seines  culminiren- 
ihm  (iifHels  (von  2792  auf  2846  m). 

in  der  Rosengarten-Gruppe  ist  durch  die  neue  Messung 
d^p  Dirnpi  di  Larsec  zu  2766  m  die  räthselhafte  Cöte  3172m  auf 
d*^r  Special-Karte  endgiltig  beseitigt  worden.  Dagegen  ist  die  Frage, 
ob  (ItMu  Kesselkogel  oder  der  Rosengartenspitze  die  Ehre  der  höchsten 
Krhüfjun^  in  der  genannten  Gruppe  zukomme,  noch  immer  unent- 
öcliie<ien,  da  zwar  für  den  ersteren  eine  neue  Massung  (3002« 
Megen  2W2m  der  älteren  Aufnahme)  vorliegt,  für  die  Rosengarten- 
t^jjilxo  Zugegen  eine  solche  bisher  nicht  bekannt  gegeben  wurda 
Die  Schätzung  von  Tucker*),  der  eine  üeberhöhung  des  Kessel- 
kogeb  ilurch  die  Rosengartenspitze  um  50  bis  .60  m  annahm,  ist 
seither  als  irrig  erwiesen  worden.  Minnigerode  •'^)  hielt  auf  Grund 
einer  lail  dem  Nivellirrohr  vorgenommenen  Beobachtung  den  Kessel- 
kugel für  den  höheren  Gipfel,  während  Merzbac  her'')   zu  einenfi 

' )  Dies  ist  G  r o  h  m  a  n  n's  und  M  e  r z  b  a  c  h  e  r^s  Schreibweise.  Dr.  S. 
CuMiür  (Jagegen  schreibt  Seranta  (l.  c.  p.  138). 

^i  ü.  Merzbacher,  Zeitsc.hr.  d.  Deutsch,  u.  Oesterr.  Alpen- Vereins. 
18811,  |j.  :iix*, 

'j  E.  V.  Mojsisovics:  »Die  Dolomit-RifTe  von  Südtirol  und  Venetien«. 
WifiL  A    Holder  lbT9,  p.  368. 

')  Alpine  Journal  III.  p.  301. 

'*}  M  innige  rode.  Zeitsch.  d.  Deut-sch.  u.  Oest.  Alpen- Vereins  1882.  p.  136. 

"j  (L  Merzbacher:    »Zur  Topographie   der  Rosengarten-Gruppe«    ibii     \ 
1^84    p,  :i70. 


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349 


entgegengesetzten  Ergebnisse  gelangte.  Die  Original-Aufnahme  der 
Sp.-K.  hat  iür  die  Rosengartenspitze  (unter  der  Bezeichnung  Monte 
Alto  di  Cantenazzi)  die  Cöte  2977  w.  Jedenfalls  ist  der  Höhenunter- 
schied zwischen  den  beiden  Gipfeln  nur  ein  geringer. 

In  der  Langkofel- Gruppe  sind  die  Cöten  für  den  Lang-r 
kolel  (3178  w  gegen  :>179wi)  und  Plattkofel  (2970  ;w  gegen  2956  w) 
fast  unverändert  geblieben. ')  Sehr  bedeutend  erniedrigt  erscheint 
dagegen  die  Grohmannspitze,  die  bisher  auf  der  Sp,-K.  mit  8i74m 
figurirte.  Nach  dem  ürtheile  genauer  Kenner  der  Langkofel-Gruppe 
kommt  diese  Angabe,  derzufolge  die  Grohmannspitze  dem  Lang- 
kofel um  168  w  (gegen  5w  der  alten  Aufnahme)  nachstehen  und 
den  Plattkofel  nur  um  40  w  überhöhen  würde,  der  Wahrheit  ohne 
Zweifel  bedeutend  näher,  doch  scheint  die  Erniedrigung  der  Groh- 
mannspitze auf  3010  m  einigermaassen  übertrieben  und  die  letztere 
vielmehr  zwischen  Langkofel  und  Plattkofel  beiläufig  die  Mitte  zu 
halten.^) 

Eine  ähnliche  Erniedrigung  wie  die  (irohmannspitze  erfahren 
auch  die  im  Norden  des  Groedener  Thaies  aufragenden  Geissl  er- 
spitzen. Die  Special-Karte  hatte  für  den  Sas  Rigais,  die  westliche 
Geisslerspitze,  die  Cote  3182  m ;  die  nese  Messung  hat  für  denselben 
die  gleiche  Höhe  wie  für  seinen  östlichen  Rivalen,  die  Furchetla, 
nämlich  3027  w,  ergeben.  Eine  eingehende  Discussion  der  übrigen 
zahlreichen  Höhencöten  aus  den  Groedener  Dolomiten  findet  man  in  der 
vortrefflichen  Monographie  der  Groedener  Dolomitgebirge  von  Prof. 
Dr.  K.  Schulz,*)  auf  welche,  um  die  dort  in  einer  allgemein  leicht 
zugänglichen  Publication  mitgetheilten  Ausführungen  nicht  wieder- 
holen zu  müssen,  diesbezüglich  verwiesen  werden  mag. 

Die  Höhe  des  Culminationspunktes  der  Sella- Gruppe,  des 
Monte  Boe  (3151  m  Sp.-K.)  hat  durch  die  Neuaufnahme  keine  Ver- 
änderung erfahren.  Der  Peitlerkofel  ist  durch  die  Reambulirung 
von  2874/«  auf  2827  m  erniedrigt  worden. 

In  den  Agordinischen  Alpen  erregt  vor  Allem  das  Er- 
gebniss  der  Neuaufnahme  für  die  Civetta  das  Interesse.  Für  diesen 
Berg  galten  bisher  die   trigonometrische  Messung   von    Fuchs    zu 

*)  Für  den  Langkofel  kommt  die  barometrische  Messung  von  Grob  mann 
mit  3195  m  (Zeitsch.  d.  Deutsch.  Alpen-Yer.  I.  Hft.  3,  p.  408.)  diesem  Resultat 
sehr  nahe. 

2)  Oesterr.  Alpen-Zeitung  1888.  p.  195. 

')  K.  Schulz:  »Die  Groedener  Dolomitgebirge«,  Zeitschr.  d.  Deutsch,  u. 
f)esterr.  Alpen-Vereins  1888.  p.  377  ff. 

Milth.  4.  k.  k.  Geoffr.  (Jes.  Ift89   li    n.  T.  24 


L 


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850 

3188 /w  und  die  barometrische  Bestimmung  von  G rohmann  zu 
3176  iu  als  die  verlässlichsten.  Durch  die  italienische  Neuaufnahme 
wird  nunmehr  die  Civetta  mit  '6220  m  zu  dem  Range  der  viert- 
höchsten Spitze  des  südtirolischen  Hochlandes  erhoben.  Dagegen 
ist  die  gleichfalls  von  Fuchs  herrührende  Cöte  3162m  für  den 
Monte  Pelmo  fast  unverändert  geblieben.  Alle  übrigen  Messungen 
in  den  Agordinischen  Alpen  beziehen  sich  auf  Punkte,  für  die  solche 
bisher  überhaupt  nicht  vorlagen. 

In  den  Ampezzaner  Dolomiten  erfahren  die  Höhencöten 
der  gegen  das  Emneberger-Thal  vorgeschobenen  Randgipfel  des 
Fannes-Plateaus,  Heiligenkreuzkofel  (29 1 1  m  gegen  2905  m)  und  Con 
turines-Spitze  (3064  w  gegen  3073  m),  desgleichen  Gr.  Lagazuoi- 
Spitze  (2779  m  gegen  2764  m)  Pragser  Seekofel  (2810m  gegen  2808  m) 
Nuvolau  (2648  m  gegen  2649»/)  und  Gusela  (2594  m  gegen  2593  m) 
keine  nennenswerthen  Veränderungen.  Für  die  Hochgipfel  des  Thal- 
beckens von  Cortina  d'Ampezzo  erweisen  sich  Grohmann's  baro- 
metrische Bestimmungen,  die  bisher  als  die  am  meisten  vertrauens- 
würdigen mit  Recht  angesehen  wurden,  als  im  allgemeinen  etwas 
zu  hoch  gegriffen.  Den  ersten  Rang  unter  den  Hochzinnen  des  Boite- 
thales  behauptet,  wie  bereits  Groh mann  im  Widerspruch  mit 
den  Angaben  der  Sp.-K.  betonte,  nunmehr  der  Anteiao.  Gegen- 
über der  älteren  Aufnahme  zu  3253m  und  der  Messung  von  (iroh- 
mann  zu  3320  m  hat  die  neue  italienische  Aufnahme  die  Höhe  von 
3263  m  für  denselben  ergeben.  Den  zweiten  Rang  erhält  nunmehr 
die  Tolana  di  Mezzo  mit  3241m,  die  mittlere  und  höchste  Spitze 
der  dreigipfeligen  Tofana,  der  die  Original-Aufnahme  der  österr. 
Sp.-K.  die  Cote  3237  zugetheilt  hatte,  während  Grohmann  dieselbe 
zu  320y  m  mass.  Für  die  beiden  anderen  Tofanaspitzen  liegen  neuere 
Messungen  nicht  vor.  Die  nördliche,  Tofana  di  Fuori,  erreicht 
nach  der  Katastralvermessung  32r)3m,  nach  (Trohmann  32ö3m. 
Man  wird  sie  im  Vergleiche  mit  Tofana  di  Mezzo  auf  3235  m  ver- 
anschlagen dürfen.  Eine  ähnliche  Höhe  weist  vermuthlich  auch  die 
südliche  Spitze,  Tofana  di  Razes,  auf,  deren  Höhe  die  Sp.-K.  mit 
3215  m  verzeichnet,  Grohmann  hingegen  zu  3267m  bestimmte. 
Erst  der  dritte  Rang  fällt  der  Sorapiss  mit  3206  m,  beziehungsweise 
3:?02m  zu.  Die  ausgezeichnete  Uebereinstimmung  der  österreichischen 
und  italienischen  Messung  lässt  keinen  Zweifel  an  der  Richtigkeit 
der  ZifTer  zu.  In  Frage  kann  allerdings  kommen,  ob  wirklich 
der  höchste  Gipfel  dieses  gewaltigen  Berges  gemessen  wurde,  der 
dem    Augenscheine    nach    sich    dem   Anteiao   beinahe   ebenbürtig 


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351 

zeigt  und  insbesondere  den  Monte  Cristallo  um  mehr  als  blos 
3  bis  Im  zu  überragen  seheint,  wie  dies  nach  den  Resultaten 
der  Neuaufnahme  der  Fall  sein  müsste.  Die  alte  Katastralvermes- 
sung  hatte  für  diePunta  diSorapiss  dieCote  8291  w.  G rohmann 
ermittelte  auf  Grund  einer  sehr  sorgfältigen  barometrischen  Messung 
die  Höhe  derselben  zu  8310  m').  Wenn  man  die  Verlässlichkeit  der 
übrigen  Angaben  Grohmanns  in  Erwägung  zieht  und  in  .Anschlag 
bringt,  dass  keine  seiner  sonstigen  barometrischen  Messungen  sich 
um  mehr  als  50  m  von  den  Ergebnissen  der  neuen  Mappirung  ent- 
fernt, weitaus  die  meisten  aber  auf  zehn  bis  zwanzig  Meter  sich 
den  letzteren  nähern,  so  muss  die  angedeutete  DifTerenz  von  über 
100  w  umso  mehr  befremden  und  möchte  man  beinahe  versucht 
sein,  die  obige  Frage  eher  in  verneinendem  Sinne  zu  beantworten. 

Es  folgt  sodann  an  vierter  Stelle  der  Monte  Cristallo.  Auf  der 
Original-Aufnahme  der  österr.  Special-Karte  sind,  wie  (i  r  o  h  m  a  n  n 
(1.  c.p.  20(3)  gezeigt  hat,  die  Höhencoten  für  den  Monte  Cristallo  und 
Piz  Popena  verwechselt  worden  und  kiime  dem  ersteren  sonacli 
die  Höhe  von  3260  w,  dem  letzteren  jene  von  8231 /w  zu.  Die  Neu- 
aufnahme erniedrigt  nunmehr  den  Cristallo  um  61m,  den  Piz 
Popena  um88»w.  Auf  den  letzteren  und  nicht  auf  den  Monte  Cristallo 
dürfte  sich  höchst  wahrscheinlich  auch  die  durch  die  italienische 
Neuaufnahme  ermittelte  Cöte  815;")  m  beziehen. 

Für  die  Croda  rossa  —  :^>148w  nach  der  Original- Aufnahme 
der  Sp.-K.  —  liegt  *^ine  neue  Messung  nicht  vor. 

Von  besonderem  Interesse,  weil  vollständig  neu,  sind  die  von 
der  italienischen  Mappirung  für  den  wenig  bekannten  Gebirgsstock 
derMarmarole  ermittelten  Höhencoten.  Für  die  höchste  Erhebung 
derselben,  Punta  di  Froppa,  lag  bisher  nur  eine  halbtrigonometrische 
Messung  von  G  roh  mann  zu  8129  w  vor,  die  Grohmann  selbst 
(1.  c-  p.  20,>)  als  keineswegs  auf  (ienauigkeit  Anspruch  erhebend 
bezeichnet.  Die  Neuaufnahme  zeigt,  dass  die  Schätzungen  der  Höhen 
jener  Gruppe  zumeist  sehr  übertrieben  ausgefallen  sind.  Bezüglich 
des  in  dem  Verzeichnisse  angeführten  Cornö  del  Doge  (26lüw) 
mag,  da  dies  als  wenig  bekannt  vorausgesetzt  werden  darf,  bemerkt 
sein,  dass  dieser  Gipfel  nicht  mit  dem  von  Grohmann  und 
M i n  n  ig e r  o  d e^)  als  Corno del  Doge  bezeichneten  Felsthurm  identisch 
ist,  dessen  Höhe  Paoletti    zu  2550  m    bestimmte    und   der   nach 


*)  >Wanderungen  in  den  Dolomiten <  p.  \i^)2. 

^)  Zeitschr.fl  des  Deutsch,  und  Oesterr.  Alpen-Vereins  188i.  p.  243. 

24* 

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852 


einer  Mittheilung  von  Brentari  den  Namen  >Torre  dei  Sabhioni' 
trägt.  ') 

In  den  Sexten  er  Dolomiten  verbleibt  der  Dreischusterspitze 
(81(30 /w  Sp -K.,  8190  w  Grohmann),  obwohl  für  dieselbe  noch  keine 
neue  Messung  vorliegt,  ohne  Zweifel  die  Stellung  als  Culminations- 
punkt  dieser  Gebirgsgruppe.  Ihr  zunächst  an  Höhe  kommt  nunmehr 
der  Elferkotel  (31 15  w  gegen  3075  w)*'')^  sodann  der  Zvvöüerkofel 
(8095  w  gegen  3085w).  die  Hochbrunnerschneide  (8093  m. 
gegen  8088 n»^).  Die  in  der  alpinen  Literatur  controverse  Frage,  ob 
dem  Elferkofel  oder  der  Hochbrunnerschneide  die  Superiorität  zu- 
komme, erscheint  damit  zu    Gunsten   des  Elferkofels    entschieden*) 

Die  neue  Messung  des  Col  dei  Bagni  zu  2984  m  kommt  der 
barometrischen  Bestimmung  von  Holz  mann  zu  2971  w  sehr  nahe. 
Die  Messungeil  für  die  grosse  Zinne,  die  durch  ihre  vorzügliche, 
Uebereinstimmung  eine(iewähr  für  ihre  volle  Verlä^slichkeit  bieten, 
lassen  die  barometrische  Bestimmung  vonGrohmann  zu  801;'» w 
gegenüber  der  Angabe  der  Original-Aufnahme  zu  2968  m  im  günstig- 
sten Lichte  ersctieinen.  Oberbachernspitze  und  Monte  Xajarnola 
haben  ihre  alten  Coten  fast  ohne  Veränderung  beibelialten.  Für  die 
(lipfel  des  Kammes  zwischen  dem  Höhlenstein-  und  Innerfeldthale. 
wie  Haunold  (2940  w).  Birkenkofel  (2905  m)  und  Hochebenkofel 
2901  m-')  sind  neuere  Messungen  noch  niciit  zur  Pnbiii^iition  gelangt, 

Verhältnismässig  reichlicher  noch  als  für  das  südtiruli^he 
Hochland  ist  das  durch  die  neuen  italienischen  Aufnahmen  ermit- 
telte  hypsometrische  Material  für  die  Venetianer  Alpen.  In 
der  nachfolgenden  Liste  erscheint  dasselbe  nach  den  eiusieinen 
Untergruppen  der  lot;5teren  zusammengestellt. 

II.   Venetianer  Alpen. 

a)Belluneser    Hochalpen. 
Monte  Alto  207  Iw 

»       Pizzocco  ...  2186 

')  Gestern.  Alpen  Zeitung  188li  p.  75. 

*)  Dass  die  Namen  Elferkofel  und  Rothwand  auf  dfir  oslerr  Sp.-K. 
vorwochselt  sind,  hat  schon  G  roh  mann  (1.  c.  p.  21  und  Ui  ^onstatirt, 

»)  Diese  Ziffer  ist  der  Original- Aufnahme  der  Sp.-K.  entnommen. 

*)  versl.  Moizmann  (Alpine  Journal  Vif.  p.  26  ff.).  Kuringer  i Zeit- 
schrift des  Deutsch,  und  Oesterr.  Alpen-Vereins  1882.  p.  2S7J.  Fi k eis  |MÜ- 
theilungen  des  Deutsch    und  Oesterr.  Alpen-Vereins.  1ST9.  p.  178  ) 

^)  Der  Hirkenkofel  der  Sp.-K.  entspricht,  wie  Grohmann  ^l  c.  p.  tiS* 
gezeigt  hat.  in  Wirklichkeit  dem  Hochebenkofel. 


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PPWÜPI 


85H 


MoQte  Dubieia 

Campello 

Schiara       

Cima  di  Bacchet   .    .  

Monte  Pelf      .        .       ■    .  .        .    . 

Moschesin  (Moscosin) 
^      Cielo  ... 

Cornovalle  

Col  Peloso  (Colmarsango )  . 

Col  Bajon  (dei  Bagioni) 

b)  Belluneser    Voralpen. 
C)l  Santin  (Visentin^ 


(•)  Friulaner   Alp  en. 


Monte  Duranno     .    . 
Terza  (irande    .    . 
Cridola  .    . 

Cima  di  Laste   .    . 
Monte  Pramaggiore  . 

>  Bivera     .    . 
Clapsavon  . 

Col  Nudo   . 
Monte  Montanello 

Teverone 
Terza  pieeola     .    .    . 
Monte  Mieron 

>  Col 
Col  Gentile    .    .    . 
Monte  Curie 
Velta  nera  (Kraut hühel 
Monte  Orvenis       .    . 
Fizzo  del  Mezzodi 
Monte  Verzegnis 

Lovinzola  . 
Sesilis  .  . 
Cornetto     .    . 

>  Talm  .    . 

^      Dolba         .    . 


.  2202  m 
.  2019 
.  2bm 

2542 
.  2502 
.  2500 
.  2085 
.  2078 
.  1900 

1360 

1766/M 

2668  m 

2586 

2581 

2537 

2479 

2474 

.  2463 

.  2442 

.  2441 

2347 

2334 

2158 

.  2079 

2077 

2035 

.  1974 

.  1969 

1924 

1915 

1868 

.  1813 

.  1793 

.  1730 

.  1658 


M  Dies,  nicht  das  unverständliche  Kraut  Pill  der  Sp.-K.  ist  der  deutsche 
Name  jenes  Berges. 


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t 


854 

Gol  del  Moi    .  ...  ISöhiw 

»     Brondolo 1348 

Monte  Pul 1236 

*       Cretis 1041 

>       Rudiello  .        .  791 

»       Corona .    .  743 

Unter  den  in  dem  obigen  V'erzeicliniss  angeführten  Gipfeln 
sind  nur  die  nachfolgenden  durch  die  ältere  Müitär-Mappiruni^ 
trigonometrisch  geine.^sen  worden:  Monte  Pizzocco  (2187 w),  Qap- 
savon  (2-161  w),  Cridola  (2583  m),  Terza  (brande  (2583  w),  Monte 
Curie  (2035 tiO,  Monte  Orveni.s  {h)&2  ml  Monte  Cretis  (1041m). 
Col  Visentin  (1764m),  Col  del  Moi  1 1361  w),  Monte Pramaggiore(. '477m) 
und  Monte  Verzegnis  (1914  m).  Die  durch  die  österreichische  Map- 
pirung  ermittelten  Cöten  sind  auch  aus  der  Neuaufnahme  fast  ohne 
Veränderung  hervorgegangen.  Ausserdem  liegen  filtere  trigonometrische 
Messungen  seitens  der  österreichischen  Mappirung  noch  für  folgende 
Gipfel  der  Venetianer  Alpen  vor:  Monte  Cavallo  (2248m),  Monte 
Croslis  (2250  m),  Monte  Baut  (2024  m),  Sfornioi  (240t»  m),  Monte 
Tudajo  (2492  m),  Tinizza  (2076  m)  und  Tajet  (13)öf»). 

Von  grossem  Interesse  sind  namentlich  die  Höhencöten  aos 
den  Bellunesischen  Hochalpen.  Die  Frage  nach  demCulminationspunkte 
der  letzteren  bleibt  allerdings  unentschieden,  da  von  den  eigentlichen 
Hochspitzen  nur  Monte  Schiara  (2066 m)  und  Cima  di  Bacdiet 
(2.)42m)  gemessen  wurden.  Den  Monte Schiara  hat  Merzbacher') 
mittelst  Aneroid  zu  2560  m  gemes.sen.  ein  Resultat,  da^  mit  dem 
Ergebniss  der  italienischen  Neuaufnahme  vorzüglich  übereinstimmt. 
Die  Ehre  des  höchsten  Gipfels  der  Gruppe  dürfte  wahr- 
scheinlich dem  Sasso  di  Mur  zufallen.  Merzbacher  be- 
stimmte die  Höhe  des  niedrigeren  Westgipfels  zu  2588  m  (gegen 
2554  //■  der  Katastralvermessung)  und  schätzt  den  Ostgipfel  auf  20 
bis  30  m  höher,  so  dass  man  denselben  immerhin  aut  2600  m  ver- 
anschlagen mag.  Den  genannten  Gipfeln  zunächst  dürften  sodann 
Torre  di  San  Sebastiano  (ca.  2520  m  ^)  und  Sasso  di  Bosco  Nero 
(2501)m  Merzbacher),  eventuell  der  noch  unerstiegene  Monte  Vescova 
im  Pramper-Gebirge  kommen. 

In  der  Sappada-Gruppe,  wie  Böhm  den  nördlichen  Al>- 
schnitt    der  Friulaner   Alpen  bis    zum  Passo   di  Mauria    und  dem 

')  Zeitschrift    des  Deutsch,  und  Oesterr    Alpen-Vereins    1379,   p.  301  ff. 
•^  Rivista  mensile  del  Club  Alpino  Italiano  1888.  p.  321. 


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i 


355 

Oberlauf  des  Tagliamento  bezeichnet.  Oberragt  die  Terza  Grande 
alle  anderen  Gipfelpunkte  bei  weitem.  Da  sieh  die  Cöte  2580  m 
auf  die  SW.-Spitze  bezieht,  die  von  der  gegen  Sappada  vorge- 
schobenen NO.-Spitze  um  einige  Meter  überragt  wird,  so  kann  die 
Höhe  der  letzteren  mit  rund  2600m  angenommen  werden.^)  In  der 
südlichen  HäKte  der  Friulaner  Alpen,  die  Böhm  mit  dem  Namen 
..Premaggiore-Gruppe"  belegt,  ist  durch  die  Neuaufnahme  eine  so  be- 
deutende üeberhöhung  des  Monte  Pramaggiore  durch  andere 
(npfel  wie  Duranno,  Cima  di  Lares,  Cridola  und  Cima  di 
Laste  erwiesen  worden,  dass  der  von  Böhm  vorgeschlagene 
Name  wohl  passender  durch  einen  anderen  zu  ersetzen  wäre. 
Unter  den  durch  die  Neuaufnahme  ermittelten  Goten  ist  wohl 
jene  für  den  Monte  Duranno  (2668  w)  die  interessanteste. 
Für  diesen  höchsten  Gipfel  der  Friulaner  Alpen  lagen  bisher  nur 
ganz  vage  Schätzungen  vor  und  sehwankten  dieselben  innerhalb 
der  weiten  Grenzen  von  2740 w  (Utterson  Kelso)  und  2226m 
(Taramelli)  ^)  Als  Rivale  des  Monte  Duranno  dürfte  höchstens 
die  Cima  di  Lares  in  Betracht  kommen,  deren  Höhe  Tara- 
melli zu  2677  m  angibt,  ohne  dass  die  Art,  wie  dieselbe  ermittelt 
wurde,  bekannt  geworden  wäre.  Die  Messung  ist  jedenfalls  eine 
sehr  unsichere  und  dem  Augenscheine  nach  die  Superiorität  des 
Duranno  mit  Bestimmtheit  anzunehmen. 

Es  ist  nur  ein  gerechtfertigter  Wunsch,  dass  durch  die  Fort- 
setzung der  italienischenAufnahmen  dem  fühlbaren  Mangel  an  vor- 
lässlichen  Höhenmessungen  in  diesem  Tboile  der  Alpen  möglichst 
bald  gründliche  Abhilfe  gebracht  werde. 

Werfen  wir  zum  Schlüsse  nochmals  einen  Blick  auf  die  Ver- 
änderungen, welche  durch  die  Neuaufnahmen  in  der  Rangordnung 
der  Culminationspunkte  der  einzelnen  Abschnitte  des  südtirolischen 
Hochlandes  und  der  Venetianer  Alpen  eingetreten  sind,  so  erhalten 
wir  folgende  Gruppirung:  Cima  d'Asta- Gruppe,  Culm.  Cima 
d'Asta  (284Sm,  früher  2844m);  La temar- Gruppe,  Culm. 
Latemar  (2846fw,  früher  2792wi);  Marmolada -Gruppe,  Culm. 
Marmolada  di  Penia  (3359w,  früher  3494w);  P  ala-Gruppe, 
Culm.  Cima  di  Vezzana  (3194 w  gegen  3517»»).  früher  Cimon 
della  Pala  (3186  w,  gegen  3343w):  Radiotisches  Hochland, 
Culm.   Langkofel  (3178 w),    früher   Geis.slerspitze  (3027t»    gegen 

»)  Oesterr.  Alpen-Zeitung  1889.  p    1.^)6. 

^)  G.  Marin  eil  i:  »Saggio  di  allimetria  deUa  regio  tie  Veneto-Orienta'e 
etc.t  Cosmos  del  Prof.  G.  Cora.  I,  Supplemente  1SH4.  p.  -II. 


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356 

3182m);  Agord inis che  Alpen,  Culm.  Civetta  (8220m, 
früher  3188w):  Ampezzaner  Dolomiten,  Culm.  Anteiao 
(3263  gegen  3253 w),  früher  Sorapiss  (3206  (?)  gegen  3291  w);  Sex- 
tener  Dolomiten,  Culm.  Dreischusterspi  tze  (3160///,  keine 
neue  Messung);  Belluneser  Hochalpen.  Culm.  Sasso  di 
Mur  (2600//'?);Belluneser  Voralpen,  Culm.  Col  Visentin 
(1766ni,  früher  1764;/?);  Friulaner  Alpen,  Culm.  Monte 
Dur  anno  (2668  m). 

Nach  ihrer  Höhe  geordnet  erscheinen  die  zehn  höchsten 
Gipfel  der  südlichen  Kalkalpen  den  neuen  Messungen  zufolge  nun- 
mehr in  der  nachstehenden  Rangordnung:  Marmolada  (3359//«), 
Autelao  (3263/>/),  Tofana  (3241 //i),  Civetta  (3220  w).  Sorapiss 
(3206  /w?),  Monte  Cristallo  (3199  ///),  Vernel  (3197  m\  Cima  di  Vezzana 
(3194  m\  Cimon  della  Pala  (3186  w),  Langkofel  (3 1 7s  m).  Die  Zahl  der 
die  Höhe  von  3150  w  überragenden  Gipfel  der  Südalpen  beziffert 
sich  nach  dem  gegenwärtigen  Stande  der  Aufnahmen  zu  15  O?  indem 
zu  den  obengenannten  noch  Cima  Tosa  (3176  w).  Pelmo  (3169«/) 
Dreischusterspitze  (.>160m),  Cima  di  Brenta  (3155  w)  und  Monte 
Boe  (31ö2w)  hinzutreten. 


Brieeius. 

Eine  historische  Freske  aus  den  Gold-Tauern. 
Von  Dr.  Fritz  Pirhlcr  in  Graz. 

Die  modernen  Uebergangsucher,  Joch-  Erklimmer  und  Gletscher- 
steiger haben  ein  Vorbild  im  Himmel  und  die  von  Jahr  zu  Jahr 
sich  mehrenden  Unglücksrälle  in  den  Alpen  lassen  wahrhaftig  die 
Frage  aufkommen,  welches  Sagenwesen  wohl  für  die  Bürger  der 
nächsten  tausend  Jahre  sich  verständnishalber  bilden  werde  um 
die  Personen  der  in  so  grossartiger  Natursceoerie  Verunglückten? 
Wenn  die  Arche  Noahs  auf  dem  Ararat  ansteht,  wenn  Hannibal 
und  Napoleon  die  Alpen  überschreiten,  so  springt  Zweck  und 
Mission  zweifellos  in  die  Augen;,  in  hundert  anderen  Fällen  aber 
ist  das  treibende  Motiv  erst  aufzufinden  und  dieses  kann  schliess- 
lich nicht  weggeleugnet  werden,  wenn  es  blos  auf  die  individuellste 
Lust  zurückgeführt  werden  muss. 

')  Die  beiden  secundären  Gipfel  der  Marmolada,  die  Tofana  di  Fuori 
und  T.  di  Razes.  sowie  die  Croda  Malcorä  nicht  als  selbständige  Erhebungen 
gerechnet. 


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857 

Ob  der  dem  Eiszeitalter  nähere  Mensch  mit  den  (ietahren 
der  Gletscher  und  Hochkahre  leichter  sich  abgefunden  habe,  ist 
nicht  einmal  im  vorhinein  abzulehnen ;  der  Nutzen  der  Bronze  und 
des  Eisens  aber  dürfte  mehr  in  den  begleitenden  Zeitfröchten  liegen, 
weiche  die  erste  und  die  fortschreitende  Metallgewinnung  überhaupt 
ausschmücken.  So  gewiss  dem  Urmenschen  waldlose  Höhen  und 
vereiste  Kuppen  in  gewissen  Zeiten  nichts  w^aren  als  h'istige  Hinder- 
nisse der  Verbindung  und  unwillkommene  Marksteine  der  eigenen 
haus-  und  stammwirlhschaftlichen  Thätigkeit,  so  sicher  wurden  auch 
solche  in  den  Bereich  der  Kenntnis  gezogen,  sobald  üebergänge 
gewonnen  und  etwa  verborgene  Schätze  des  (lesteines  herschaut, 
getrennt,  ausgenützt  und  verhandelt  worden  waren.  Jedoch,  wie  im 
luftleeren  Räume  die  verschiedenst  dichten  Körper  gleich  rasch 
lallen,  so  konnte  ganz  gut  das,  was  wir  heute  edles  Metall  nennen, 
völlig  gleichwerthig  erachtet  werden  im  Localgewinne,  so  lange  die 
belebende  und  unterscheidende  Seele,  der  Handel,  fehlte.  Doch  wozu 
derlei  Urwelt  -  Fhilosopheme?  Weil  denn  doch  für  die  deutschen 
(iletscherkulmen  die  Handels-  und  Wandelslinie  ein  hauptsächlich 
entscheidendes  Moment  ist  neben  dem  örtlichen  Schatze  in  Wald 
und  (iestein.  Wald  und  (lestein  gehören  freilich  bei  der  Idee  der 
Ausnutzung  so  eng  zusammen,  dass  erst  eine  ganz  neue  Welt  das 
Problem  der  Gestems-Ausnützung  ohne  Wald  wird  lösen  müssen.  In 
directem  Gegensatze  zur  höchsten  (lesteins- Aufhäufung  steht  insgemein 
die  Völkerstrasse  der  grossen  Ströme  und  nicht  aller  (ieschichtsgang 
Ist  nur  in  der  Richtung  der  letzteren  zu  erklären.  So  mag  es  denn 
bezweifelt  werden,  dass  uns  z.  B.  die  Werthschätzung  des  Goldes 
(die  ausgemacht  orientalisch  ist  und  uneuropäisch)  auf  dem  Wege  der 
Donau  vermittelt  worden  sei.  Gewiss  als  sehr  anziehend  muss  auch 
der  Umstand  gelten,  dass  zunächst  einer  der  höchsten  antikbekannten 
Erderhebungen  auch  die  ältesten  continentalon  Gold  -  Nachrichten 
fliessen,  wie  denn  auch,  dass  die  höchste  Menschenwohnung  in 
Europa  (Goldzeche)  ebendahin  verlegt  wird. ') 

Wohl  würde  es  eine  Ueberschätzung  und  Ueberausbeutung  der 
Sage  der  im  Titel  genannten  Persönlichkeit  sein,  wollte  man  darin 
erkennen  die  Verbindung  von  Süd  und  Nord,  von  Orient  und 
Oceident,  von  Griechen  und  Germanen  auf  italischem  Wege  und 
wie  die  Sache  etwa  sonst  noch  klüglich  ausgedeutet  werden  könnte. 
Was  aber,  wie  sich  zeigen  möchte,  denn  doch  hinter  ihr  stecken 
könnte,    das    wäre    eine   uralte,    eine   etruskerzeitliche    Bergwerks- 

«)  Sonklar,  Hohentauern  1866.  cap    21,  MöUthal  §.  201. 

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358 

Thätigkeit  im  Gebiete  der  höchsten  Tauernpunkte,  angenommen 
unerloschen  noch  so  viele  Jahrhunderte  nach  Christus,  als  der 
Betrieb  eröffnet  zu  denken  sei  vor  Christus,  dazu  ein  Jochübergang 
von  vormals  weitaus  lebhaftererer  Benutzung. 

Unser  Höhengänger  Briccius  führt  sich  als  der  älteste  Tauern- 
Tourist  ein,  auch  ist  er  (den  gelehrten  Text,  wie  den  volksthüra- 
lichen  genau  genommen)  Besteiger  ohne  Führer,  er  ist  verunglückt, 
fern  von  der  Heimat  hat  er  sein  Grab  gefunden.  Insoweit  erweist  er 
sich  als  modern  genug.  Aber  das  Heidnische,  Antike,  Frühchristliche 
rückt  gleich  hinzu.  Von  den  Griechen  und  Römern  kommt  er,  ein 
Nordländer,  kirchliche  Zwecke  verfolgend,  nicht  geographische  oder 
metallurgische.  Lassen  wir  aber  lieber  die  Sage  selber  sprechen, 
allerdings  zunächst  in  ihrer  weitläufigsten  Ausspinnung  und,  zeitlich 
gemessen,  in  ihrer  jüngsten  vollen  Ausformung.  Erst  nach  Abhörung 
der  älteren  und  neueren  Tradition  freilich  würde  es  dem  Historiker 
zu  fragen  erlaubt  sein,  was  er  sich  als  Kern  aus  der  Legende 
herausnehmen  könne. 

Brikzius  *)  war  in  Dänemark  geboren  und  nach  Griechenland 
gewandert.  Hier  hatte  er  sich  unter  dem  Kaiser  Leo  nicht  minder 
durch  militärische  Grossthaten,  als  am  Hofe  desselben  durch  auf- 
fallende Talente  und  einen  ungemein  frommen  Wandel  ausgezeichnet. 
Er  war  Feldherr  geworden  und  des  Kaisers  Liebling.  Allein  die 
stille  Sehnsucht  nach  seiner  Heimat  wuchs  allmälig  zum  unüber- 
windlichen Vorhaben,  aus  Constantinopel  dahin  zurückzukehren. 
Er  entdeckte  dem  Kaiser  sein  Vorhaben  und  bat  in  der  Absicht, 
nach  Dänemark  zu  ziehen  und  dort  an  der  Errichtung  des  Kreuzes 
Christi  unter  den  Heiden  mitzuwirken  um  seine  Entlassung.  Dieser, 
obwohl  schmerzlich  fühlend  den  Verlust  des  Edelsten  seiner  Um- 
gebung, ertheilte  ihm  doch  die  Zusicherung  seiner  Entlassung  und 
bot  dem  treuen  Feldherrn  eine  Gunstbezeugung  an.  Da  bat  er  den 
Kaiser  um  ein  kleines  Fläschchen  mit  einigen  Tropfen  Blutes,  das 
aus  einer  Hostie,  durchstochen  von  Judenhand,  einst  geflossen  sei. 
und  in  der  Sophienkirche  zu  Constantinopel  verehrt  wurde.  Mit 
Mühe  nur  hatte  er  solches  erhalten  und  im  Besitze  dieses  Heilig- 
thumes.  gehüllt  in  Pilgerkleider,  den  weiten  Weg  nach  seiner  Heimal 
angetreten.  In  Italien  gelandet,  über  die  julischen  Alpen  her  zog  er 
jenen  des  heutigen  Salzburg  zu  und  wird  in  der  Nähe  von  Heiligen- 

')  Nach  H.  Hermann.  Text  zu  Wagnei's  Ansichten  aus  Kärnten  1844, 
S.  221).  Vgl.  Carinthia  1828,  Nr.  30.  Millh  d.  w.  autii.  Ges.  1886.71.  Rappold, 
Sagen  aus  Kärnten.  Klagenfurt  1887    S.  22U.  Nr.  118,  Jahr  714. 


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r" 


359 

blut')  bei  der  jetzigen  Brikzius  -  Kapelle  nach  einer  stürmischen 
Schneenacht  todt  unter  dem  Schnee  (einer  Lawine)  liegend,  aus 
welchen  sich  drei  Weizenähren  erhoben,  von  Bergknappen  (Bauern 
aus  einer  Ortschaft  des  oberen  MöUthales  auf  dem  Heumahd-Weg) 
entdeckt.  Eine  Schrift,  an  seiner  Brust  bewahrt,  gab  Kunde,  wer 
er  sei.  Der  Leichnam  sollte  (zu  Schlitten)  von  zwei  herbeigeholten 
(ungelernten)  Ochsen  zum  Leichenacker  gezogen  werden ;  allein 
plötzlich  standen  sie  still  und  weigerten  sich,  diese  Stelle  zu  ver- 
lassen (den  Hügel  der  nachmaligen  Pfarrkirche). 

Die  Leiche  wurde  abgenommen  und  allda  beerdigt,  Einen  Ring 
und  das  Pergament  nahmen  die  Bergleute  zu  sich  (fehlt\  Aber 
nach  wenigen  Tagen  gewahrte  man  (dieselben  Bauern),  dass  ein 
Fuss  des  Todten  aus  dem  Grabeshügel  hervorrage.  (Wiederholte 
Einscharrung.)  Dieser  Fuss  halte  einen  Verband  und  unter  demselben 
eine  tiefe  Fleischwunde,  in  diesem  aber  ein  kleines  grünliches  Hals- 
fläschchen  mit  einigen  Tropfen  dunkler  Flüssigkeit  (eingenäht).  Das 
Fläschchen  ward  herausgenommen  (auch  der  Zettel  mit  der  Hostien- 
Geschichte),  der  Leichnam  neuerdings  begraben  (Sage  schliesst).  Der 
j^eheimnisvoUe  Gegenstand  wurde  dem  Erzbischofe  von  Salzburg 
berichtet.  Dieser  wendete  sich  an  den  Patriarchen  von  Constantin- 
opel  und  erhielt  den  ersehnten  Aufschluss.  (Zum  Andenken  wurde 
alsbald  an  der  Stelle  die  Kirche  gebaut  und  das  Fläschchen  mit 
dem  heiligen  Blute  als  Reliquie  aufbewahrt.) 

Diese  Legende  berichtet  schon  1675  der  Sanct  Pauler  Bene- 
diktiner Albert  Reichart*)  ohne  eine  Quelle  zu  nennen,  als  im 
Allgemeinen  Megiseri  vasto  comprehensam  volumine  aliorum(|ue 
auctorum  Carinthiae  historiam.  Er  stellt  die  Sage  zum  Jahre  914, 
nicht  etwa  druckfehlerhaft,  sondern  genau  nach  913,  vor  917.  Er 
lässt  ausdrücklich  S.  Brictius  oder  S.  Briccius  aus  Thracien  herauf- 
ziehen; ein  Jude  hat  in  einer  Constantinopeler  Kirche  ein  Bild  des 
leidenden  Christus  mit  dem  Messer  gestochen,  der  bekehrte  Kaiser 
das  ausfliessende  Blut  in  ein  Fläschchen  sammeln  lassen  (und  bei 
sieh  bewahrt),  Hofleute  stellen  den  Abreisenden  nach  (und  erreichen 
ihn  fruchtlos),  daher  Fusseinschnitt  und  Binde;  folgt  die  Wan- 
derung an  die  Grenzen  Oberkürntens  nach  dem  Thale  von 
Gross -Kirchaim  (erfriert  im  Eise  des  Pasterzen -Gletschers);    Berg- 

*)  Hier  beginnt  die  Volkssage,  die  ich  (in  Klammern)  nach  Dr.  Valentin 
Pogatschnigg's  hs.   Aufzeichnungen  mit  vielen  Lite'-atur-Daten  benütze 

*)  Breviarium  historiae  carinthiacae  Clgfrli.  S.  92— 9  .  Oestr.  Kational- 
Encykl.  1837,  Bd.  6.  S.  477. 


L 


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1 


360 

arbeiter,  das  Sommerheu  um  Weihnacht  abziehend,  drei  Aehren  aus 
dem  Herzen  (drei  Roggenkörner  in  der  Hand),  das  Gefährt  jenseits 
des  Mühlbaches  am  Hügelhang,  der  Fuss  nach  ausgenommenem 
Fläschchen  von  selbst  in's  Grab  kehrend  (Bestattung  in  Zlap),  Auf- 
richtung der  Kirche  der  Märtyrer  S.  Vincentius  und  Anastasius. 
(Die  Briccius  -  Capelle ,  gebaut  auf  dem  Pasterzen  -  Gletscher,  die 
Kirche  im  Thale.  Die  beigefundenen  Schriften  griechisch.)^) 

Die  im  Pfarr-Archive  zu  Heiligenblut  aufbewahrte  Handschrift, 
welche  in  12  Capiteln  besteht,  behandelt  Leben  und  Thaten  von 
St.  Brictius,  '  ist  bis  auf  das  Jahr  1729  fortgeführt  worden,  durch 
Georg  Andreas  Aicher  von  Aichenegg  als  Pfarrer  von  Heiligenblut 
zu  Sagritz.  Diese,  dem  Prinzen  Eugen  von  Savoyen  als  des  Pfarrei^ 
Jugend-Bekanntem  (um  1690?,  nicht  vor  1683)  gewidmete  Schrift 
dürfte  sich  an  die  Aufschreibungen  von  1675  anschliessen. 

Fragen  wir:  Warum  gerade  hierher  wandert  der  aus  Con- 
slantinopel  Kommende  ?  Der  nächste  Weg  aus  Byzanz  wäre  ja  doch 
wohl  gewesen:  über  den  Hämus  (Balkan),  über  den  Ister,  östlich 
von  Viminacium  gegen  Sarmizegethusa,  westlich  von  den  Karpathen, 
östlich  von  Carnuntum  gegen  Eburodunum  zu  den  Marcomanen, 
Hermunduren,  nach  dem  Albis  fort  zu  den  Sueven,  Angeln,  Teu- 
tonen u.  s.  w.  oder  was  man,  zu  unbestimmter  Zeit,  an  Stelle  der 
Genannten  setzen  will.  Nun.  Kriegszustände  haben  diese  VV^ege  ver- 
legt oder  theils  vereinsamt;  hauptsächlich  aber  nach  Italien  (viel- 
leicht nach  Rom  oder  Aquileja)  hat  Briccius,  wie  es  scheint,  pro- 
grammmässig  reisen  müssen  und  von  da  ab  erübriget  nichts  als 
der  Weg  über  die  Tauern.  Auch  existirte  auf  jener  östlicheren 
Bahn  kein  christliches  Emporium,  irgendwie  dem  Sitze  in  Salzburg 
zu  vergleichen.  Was  Wunder,  dass  der  Pilger  den  Ufern  der  Salza 
zustrebte  auf  den  allernächsten  Linien?  Setzen  wir  hinzu,  um  sich 
dem  Erzbischofe  Udelbert,  918-— 985,  dem  Nachfolger  des  jüngst- 
verstorbenen Pilgrim,  897—913,  vorzustellen.  Jedoch,  ungeachtet 
wir  die  Daten  nach  Hohenauer's  Kirchengeschichte  (S.  37)  ansetzen, 
müssen  wir  zugleich  die  andere  Version  der  Sage  respectiren, 
welche  den  Reisenden  persönlich  dem  Heiligen  Rupertus  zugehen 
lässt.  Dieser  starb  nach  Hohenauer  623  (27.  März).  Da  regierte 
kein  Leo  in  Byzanz,  sondern  Heraclius  mit  Constantin.  Es  •  starb 
aber    nach   neueren    Forschungen-)    St.    Rupert   717    (27.   März), 

*)  Das  Eingeklammerte  nach  der  Erzählung  in  MiUheilungen  d.  Central- 
Commiss.  f.  Kunst-  u.   h.  Denkmäler.  VI  neu  F.  S.  CXX.WII. 
^)  Krones  Oe.  G.  I,  260. 


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361 

Salzburg  und  Baiem  hatte  er  vor  7 Iß  verlassen;  da  regierte  aller- 
dings ein  Leo  111.,  aber  der  Bilderstreit  begann  erst  7215. 

Hat  nun  Briccius  eine  ähnliche  Tour  gemacht,  wie  um  da& 
.fahr  5i)5  der  venetische  Priester  und  Dichter  Venantius  Fortunatus, 
welcher  aus  Ravenna  durch  die  Niederungen  des  Tagliamenlo  den 
julischen  Alpen  zustrebte,  so  mochte  er,  wenn  nicht  über  Pontebba, 
so  über  den  Plöcken-Pass  oder  den  Prediel  gekommen  sein  in  das 
Draugebiet  von  Teurnia.  Diese  Stadt  galt  als  norische  Metropole- 
seit  450,  war  Bischofssitz,  während  des  Gotenkrieges  unter  Dagobert 
um  550  mit  fränkischen  Priestern  bedacht  und  ihre  Kirchenwaltung 
ausbreitend  seit  dem  (5.  Jahrhunderte  nach  Pusamitz,  Obervellach, 
Sagritz  bis  an  die  Tauernwände.  trotz  genügsamer  unchristlicher^ 
kriegerischer  Verschiebungen.  Noch  nach  des  Venantius'  Reise  — 
welche  sich  schliesslich  weiter  westwärts  gehalten  hatte,  gegen  den 
Inn,  zu  den  Breonen.  gegen  Lech  und  Donau  —  hatte  in  Teurnia 
ein  Bischof  residirt,  Leonianus  (Jahr  579)  und  lang  nach  dem 
Slaven  -  Andränge  war  noch  Ort  und  Gebiet  von  Tyburnia  im 
Andenken  der  Menschen  verschrieben  (816). 

Sowie  Briccius  aus  Italien  einmal  die  obere  Drau  erreicht  hatte, 
gab  es  freilich  in  Bezug  auf  alterhaltene,  vormals  mit  Meilensteinen 
bestellte  staatliche  Wege  nur  die  Wahl  zwischen  jenem  westlichen 
über  den  Brenner  oder  dem  östlichen  über  den  Radstätter  Tauern. 
Wer  auch,  die  Drau  aufwärts,  bei  Aguontum  in  die  Nordthäler 
vore[edrungen  wäre,  was  Venantius  nicht  versucht  zu  haben  scheint, 
der  hätte  keine  Jochstrassen  in  der  Richtuug  auf  Velben  oder 
Hasenbach  hinaus  gefunden.  Angenommen  nun.  es  hätte  Briccius 
gewisse  Gründe  gehabt,  den  (seit  alten  Zeiten  wohlgebahnten  und 
vielleicht  noch  immer  genug  breiten,  wenngleich  wenig  geebneten 
oder  öfter  durchrissenen)  radstätter  Weg  —  von  Teurnia  nach'  dem 
Lieserthal  aufwärts  —  zu  vermeiden,  so  hätte  er  gewiss  gehen 
sollen:  bei  der  Moll -Mündung  aufwärts  nach  Obervellach,  nach 
Malnitz,  über  den  Korntauren  nach  Gastein  (9  Stunden  Tauernweg), 
wo  er  auch  nach  Sicherheit  zwei  Uebergänge  gehabt  hatte,'  weiterhin 
nach  Lend,  die  Salzach  entlang,  gegen  St.  Johann,  Bischofshofen, 
Werfen,  (ioUing.  Hallein,  Salzburg.  So  aber  scheint  er  beabsichtiget 
zu  haben  —  ob  er  nun  directe  von  Teurnia  heraufkam  über  Ober- 
vellach nach  Winklern,  oder  ob  er  von  Aguontum  her  etwa  den 
Iselsberg  überschritt  und   die  Quellen  der   MöU    gewann^)   —  von 

^)  Von  Lienz  über  Isesber^,  Heiligenblut  nach  Gastein  l'>  Stunden ^ 
laut  Staffier  II,  S.  465.  Tirol  und  Vorarlberg,  1844. 


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362 

DöUach  und  Heiligenblut  weg  die  Linie  einzuhalten:  rechtes  Möll- 
Ufer,  linkes,  alsdann  Winkel,  Gutbach  -  Brückl,  Niederer  Sattel, 
Sennhütten,  dann  zwischen  Wasserradkopf  und  Bretewilnden  gegen 
die  B'uscherkar  -  Scharte,  Fuscherthörl  und  -Ache,  in  die  Fusch 
(12  Stunden  von  Dorf  zu  Dorf),  Brück,  St.  Georgen.  Taxenbach  u.  s.  w., 
wo  nicht  gar  gleich  zu  Anlang  in's  Kaprunerthal  bis  Kaprun  (auch 
li'  Stunden)  u.  s.  w.  oder  über  die  Pfandlscharte  nach  Ferleiten, 
der  neuzeitig  meistbenützte  Uebergang  im  Glockner  -  Gebiete 
(8  Stunden). 

Dieser  romantische  Erdenwinkel  muss  eben  einmal '  in  Vor- 
zeiten viel  bekannter  gewesen  sein,  als  er's  nachmals  im  Mittel- 
alter geworden  ist.  Schauen  wir  in  Mommsen's  Inschriftenwerke 
(Band  Jll,  2)  die  Karte  von  Bätien.  Noricum  u.  s.  w.  an,  so  fallen 
uns  oberhalb  Döllach  die  Aurifodinae  romanae  auf,  an  den  süd- 
seitigen Kulmen  der  Tauerncomplexe  angedeutet;  auf  eine  Strasse 
über  den  Iselsberg  und  überhaupt  längs  der  Moll  (wenn  auch  keine 
staatliche)  ist  zu  schliessen,  thatsächliche  Antikenfundorte  sind 
Döllach ,  Winklern ,  Iselsberg ,  Fragant ,  Semslach ,  Obervellach, 
Danielsberg;  auf  tirolischer  Seite  Lienz  und  Ober-Lienz,  Nussdort, 
Dölsach,  Debant,  Windischmatrei,  Kais,  Leisach,  Mortbühel,  Raben- 
stein; oben  im  Salzburgischen  doch  erst  Brück  im  Finzgau,  Hasen- 
bach bei  Taxenbach,  Goldeck.  ') 

Es  sind  da  uralte  Bronze-  und  Kupfergeräthegefunden,  Stein- 
geräthe,  Grabschriften,  Weihschriften,  Münzen  (consulare,  Augustus  bis 
Arcadius  und  Honorius  ziemlich  zusammenhängend,  also  bis'  gegen 
428  n.  Gh.),  da  und  dort  Baureste,  Strassenpflaster,  Schmelzöfen, 
Steinbrüche.  Es  sind  da  mannigfache  Bergwerke,  aber  insbesondere 
hier  die  Hauptquellen  für  das  Gold  der  Taurisker,  über  welches  die 
berühmten  oft  ausgelegten  Stellen  des  Athenäus,  Diodorus  Siculus, 
Polybius  und  Strabon  ^)  lauten.  Die  eigentliche  Goldberg  -  Gruppe 
reicht  vom  Hohenaar  bis  zum  Ebeneck  beim  Ankogel  aber  alle 
Vorlage  nördlich  und  südlich  (unter  Stellkopf)  ist  nicht  aus- 
zuschliessen ;  in  dieser  Hochwelt  sind  Heiligenblut  und  Döllach  recht 
eigentliche  Grossorte,  neben  Winklern,  Mitten ,  Sagritz,  Apriach, 
Mörtschach,  je  weiter  zurück,  desto  mehr  können  sie's  gewesen  sein. 

Versuchen  wir  dem  Vorleben  des  Briccius  in  Griechenland 
nachzugehen,   so  weist  uns   die  ausgebildete  Sage  zunächst  auf  die 


»)  Kunst-Topographie  f.  Kärnten,  S.  238,  134,  142.  Richter  in  Salzburger 
Mittheilungen,  1881,  Bd.  21.  Ferdinandeum-Zeitschrift,  1878,  JS.  57,  Karte. 
-•)  Muchar,  G.  v.  Stmk.  1.,  116. 


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363 

Zeit  eines  Kaisers  Leo  im  Allgemeinen.  Wir  stünden  da  in  der 
Periode  des  ersten  Leo  459  bis  474,  als  hierzulande  Teurnia  noch 
die  Metropole  vor  Noricum  war.  Wir  suchen  den  Mann  unter 
Leo  II.  474,  Leo  111.  Isaurus  717  bis  741,  Leo  IV.  Chazarus 
775  bis  780,  unter  dem  V.  Armeniacus  818  bis  820,  vergebens.  •) 
Nun  nennt,  wie  es  scheint,  die  älteste  Druckquelle  ausdrücklich 
Leo  VI.;  das  ist  der  Weise,  der  letzte  der  Leone,  870  bis  911. 
Wir  erinnerten  uns  schon,  dass  unter  dem  dritten  Leo  der 
Bilderstreit  angehoben,  726:  dieser  Kaiser  hat  die  Bildwerke  zunächst 
verboten  und  alsdann  gewaltsam  entfernt,  780.  Es  wird  erzählt,  ein 
bronzenes  Crucifix,  aus  den  Tagen  eines  Kaisers  Constantin  stammend, 
ober  dem  Palastthore  von  Chalce  angebracht,  sei  abgenommen,  der 
den  Christus  herabreissende  Mann  durch  das  Volk  ermordet 
worden.  Aehnliches  mag  ja  unter  Armeniacus,  dem  Bilderfeinde,  sich 
wiederholt  haben.  Bekanntlich  erscheint  auch  auf  den  Münzen  die 
Madonna^  zuerst  in  Form  der  Betenden,  seit  Leo  VI.,  St.  (ieorg 
seit  Alexius  1 ,  lang  zuvor  allerdings  das  Kreuz,  aber  ohne  den 
Gekreuzigten. 

Verunehrungen  solcher  bildlicher  Zeichen  mögen  bei  gewissen 
Parteiungen  gewiss  vorgekommen  sein:  aber  von  einer  Verletzung 
durch  Judenhand,  obendrein  in  einer  hauptstädtischen  Kirche, 
erinnere  ich  mich  nicht  jemals  in  einem  zeitgenössischen  Schrift- 
steller gelesen  zu  haben.  Die  Phiole  der  Sophienkirche  musste 
daher  wohl  auf  eine  andere  Veranlassung  zurückgehen  und  es  lässt 
sich  denken,  dass  sie  nur  dem  Verdienstvollsten  aller  Ausländer 
dahin  gegeben  werden  konnte.  Nun  ist  es  gerade  von  Leo  VI, 
bekannt,  dass  ihm  kriegerische  Talente  mangelten,  wiewohl  er 
selber  über  Taktik  schrieb,  auch  dass  seine  Waffen  höchstens  in 
Italien  etwas  wirksam  waren  (Benevent,  Venedig),  sonst  aber  meist 
unglücklich  zu  Wasser  und  zu  Land,  (legen  die  Bulgaren  und  gegen 
die  Russen  ward  er  in  Athem  gehalten  und  es  stimmt  zur  Stellung 
der  ersteren  als  der  Inhaber  des  Handels  gegen  Nord,  dass  ein 
reisender  Byzantiner  derzeit  nicht  gut  durch  ihr  Land  ging.  Kriegs- 
fuhrer  hatte  Leo  also  allerwege  von  nöthen  :  aber  sie  leisteten  nichts 
Besonderes  und  erkauften  sich  (sagte  man)  die  Erfolge  meist  durch 
schnödes  (leid.  Seine  Generale  kennen  wir  ja,  es  waren  der 
Constantin  Dukas,  der  Romanus  Lebapenus.  Phocas  (Andronicus), 
Eusthatius,  Argyrus,  Himerius,  Gregoras  Iberigus. 

'  >  Vgl.  Schlosser  W,  G.,  Kriegk,  Bd.  VI ,  95  ff. 


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364 

Sollte  unter  diesen,  mit  einem  fremden  Namen  begabt,  der 
dänische  Briecius  stecken?  Das  wäre  eine  gewaltsame  Annahme: 
überdies  kennen  wir  von  den  meisten  ihr  Lebensende  ganz  anders. 
Dass  einem  vom  Hofe  Flüchtigen,  der  mitgenommenen  Schätze 
halber,  nachgesetzt  wuMe,  geschah  allerdings  im  Jahre  904 ;  aber  das 
galt  dem  Hohntriguanten  Samonas.  Patriarchen  in  Constantinopelsiud 
dazumal  gewesen  Photius,  Antonius  Cauleas,  Nicolaus  Myslicus, 
Euthymius;  von  keinem  ist  jedoch  irgendwo  erwähnt,  dass  er  mit 
einem  salzburger  Erzbischofe  correspondirt  habe.  Mit  dem  römischen 
Papste  hatten  allerdings  damals  gleichzeitig  drei  Patriarchen  des 
Orientes  Contact.  Aber  mit  dem  Papste  hatte  hinwieder  Briecius 
nichts  zu  schaffen,  keine  Legende  weiss  davon  etwas.  Nun  kann 
immerhin  in  Büchern,  in  Acten  jener  Zeit  Manches  verechrieben 
gewesen  sein,  das  z.  B.  im  grossen  Brande  der  griechischen  Kirche 
von  910,  noch  bei  Leo's  Lebzeiten,  zu  Grunde  gegangen  ist.  Ja  in 
Leo's  Memoiren  selber  könnte  sich  eine  Andeutung  finden,  und  es 
wäre  zu  untersuchen,  was  etwa  die  mehreren  Werke  des  Kaisers 
in  dem  Vaticane  enthalten.') 

Endlich  ist  aber  Leo  VI.  im  Jahre  912  gestorben  und  die 
Jahrbücher  setzen  (ür  911 — 912  als  Regenten  schon  Alexander 
mit  Constantin  X.  Porphyrogenitus  an,  für  912  Constantin  X.  mit 
Zoe  Carbonopsina.  alsdann  eine  gewisse  Lücke  bis  919.  Somit  fiele 
das  Jahr  der  Briccius-Reise,  914,  schon  überhaupt  über  alle  Leone 
hinaus.  Es  ist  nicht  Rath  zu  schaffen,  w^enn  man  aufzeigt,  dass  es 
byzantinische  Einflüsse  in  den  Alpenländern  wohl  insbesondere  um 
520—568  gegeben  habe:  ganz  vereinzelte  byzantinische  Münzen 
aus  Funden  haben  wir  hier  von  Marcianus  450,  Justinius  527 
Zeno  474,  Anastasius  491,  Justinianus  527 — 565  bis  Tirol  hinem, 
der  Mitteldonau  näher  Arcadius  bis  Michael  IX.  394  bis  1820, 
darunter  allerdings  Leo  I.  III,  IV,  VI.  ^j 

Vielleicht  könnte  es  aber  frommen,  in  der  dänischen  Ge- 
schichte die  genauen  Nachweise  für  unseren  Mann  zu  finden.  ^) 
Für  die  Aufrichtung  des  Kreuzes  Christi  war  im  Nordlande  bis 
nach  der  Zeit  der  Leone  noch  genug  zu  thun  gewesen.  Gewöhn- 
licher Weise  ist  ja  mit  dorm  dem  Alten,  dem  Reichsstifter,  der  Ab- 

*)  Darüber  Fabricius  Bibl.  gr.  Hb.  V.  c  5,  vol.  6.  S.367.  Guthrie  ä  Gray. 
Ausgabe  Ritter  178G  Bd.  U.  S.  !  10  Note  1. 

-)  Repert.  steierm.  Münzkde.  Tf.  '227—233. 

•'')  D.  C.  Dahlmann.  Gescb.  v.  Dänemark,  Hamburg  1840,  Bd.  1.  Annal. 
Einhardibei  Dahlmann  11   28  Note  1. 


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3(55 

schluss  der  Vorgeschichte  gegeben.  Bis  zu  seinem  Tode  tKW  ist 
das  Christenthum  noch  mehrfach  zurückgedrängt:  erst  ein  Menschen- 
alter nach  König  Ottos  Dänenzuge,  nach  des  Prinzen  Svein 
Taufung  965,  mag  das  Christenthum  als  sieghaft  und  bleibend 
eingesetzt  erachtet  werden  jenseit  des  ersten  Jahrtausends,  etwa 
nach  1014. 

Die  Anfange  der  kirchUehen  Arbeiten  können  aber  einiger- 
massen  ausgiebig  vor  Karls  des  (irossen  Tod  nicht  zurückverlegt 
werden  :  damit  soll  gesagt  sein,  dass  die  Jahre  der  vier  ersten  Leone 
oben  gar  nicht  in  Betracht  kommen.  Soviel  wir  aber  die  Bemühungen 
des  Kaisers  Ludwig  des  Frommen  durch  Erzbischof  Ebo  bei  Papst 
Paschal  um  die  Bekehrung  der  Dänen  in  Untersuchung  ziehen,  die  zahl- 
reichen Taufungen  des  Sommers  823,  den  Uebertritt  Harald's  zu  Mainz 
in  St.  Alban.  die  grosse  Mission  Anskars  nach  F^bo's  Hinscheiden 
und  überhaupt  die  ganze  nachmalige  Einflussnahme.  so  springen 
zwei  Sachen  in  die  Augen,  erstens :  dass  von  Byzanz  gar  nichts  daliin- 
auf  ausgeht,  sondern  alles  nur  vom  fränkischen  Hofe  (wie  war' 
das  auch,  entsprechend  beiden  Kaiserthümenh  anders  zu  erwarten?); 
dann  zweitens,  dass  von  einem  Briccius,  der  etwa  als  Heimkehrender 
mit  Wichtigkeit  erwartet  worden  sei,  durch  einen  Kaiser  allenfalls 
empfohlen  dem  anderen,  in  gar  keiner  Uoberlieferung  die  Rede  ist. 
Das  Letztere  übrigens  musste  den  Mann  nicht  sofort  unhistorisch 
machen:  deim  Einhard.  der  Annalist,  den  Niemand  für  diese  Zeiten 
anders  als  eine  wahrste  Hauptquelle  schätzen  wird,  wie  behandelt 
er  den  Anskar?  Er  kennt  ihn  gar  nicht.  Nur  der  zweite  Erzbischof 
von  Hamburg.  Kimbert,  führt  den  Anskar  ein.  Er  glänzt  als  Erz- 
bischot  884.  Ist  etwa  Briecius  zu  diesem  in  Beziehungen  getreten 
und  hätten  ihn  dessen  Erfolge  gelockt.  Byzanz  zu  verlassen,  wo 
von  einem  » bekehrten  <  Kaiser  (nach  einer  eigenthümlichen  Version 
der  Sage)  ohnehin  nicht  die  Rede  sein  kann.  Erwähnt  den  Briecius 
(fragen  wir  weiter)  vielleicht  irgend  eine  Briefschaft  des  (leistlichen 
Ermold  Nig(»l:  ireilich  wenn  solches  auch  in  der  corveyer  Chronik 
der  Fall  wäre,  so  entfiele  dessen  Werth,  weil  ja  diese  Stiftschronik 
als  purer  Betrug  nachgewiesen  worden  ist.  Uebrigens  gibt  auch  die 
?anze  Einleitung  der  ersten  Christen-Tau fungen  in  Dänemark  durch 
den  englischen  BLschof  Willibrord  (schon  G99,  Königsohn  Sebaldus) 
den  massgebenden  Einflüssen  noch  eine  andere  Richtung.  Auf  diesem 
fJebiete  erwächst  also  auch  kein  Rath. 

Was  nun  der  dänischen,  wie  der  byzantinischen  (ieschieht- 
schreibung  fremd  L^t.    wird   in  den  Sammelwerken  der  christlichtn 

Milth.  d.  k.  k.  Geogr.  Ges.  n»9.  C  u.  7.  25 


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3t)6 

Logenden  seine  entsprechende  Fassung  um  so  sicherer  getiinden 
haben,  schUessen  wir.  Ob  die  Acten  über  Briccius'  Leben  und 
Streben,  wie  zunäclist  zu  erwarten  lateinisch  und  griechisch,  ob  sie 
etwa  auch  syrisch,  arabisch,  dänisch  abgefasst  seien,  wo  aufbe- 
wahrt, in  welcher  päpstlichen  Kanzlei  legalisirt,  wann  Briccius 
ehrw^ürdig,  selig,  heilig  gesprochen  sei,  würde  aus  dem  grossen 
Hauptwerke  Acta  sanctorum  der  Bollandisten,  begonnen  1643, 
mit  genügender  Autorität  hervorgehen,  wenn,  der  Gedenktag:  mit 
dem  13.  November  angenommen,  die  bedeutsame  Unternehmung 
bis  dahin  geführt  worden  wäre.  So  aber  sind  die  Nachfolger  jener 
ersten  Sammler,  welche  die  zumeist  unter  Diocletian  vernichteten 
acta  martyrum  zusammentnigen,  der  späteren  Monologisten  wie 
Beda,  Bhabanus  Maurus,  insbesondere  des  ersten  willkommenen 
scharfeji  Kritikers  Buinart.  beim  53.  Bande  1794  stecken  blieben, 
trotz  der  riesenhaften  Arl)eiten  eines  Boswey,  Bolland,  Henschen, 
Papebroche,  lanning,  Bosch,  Suyskens,  Hubens,  Berthold  und 
Ghesquiere.  Die  neue  Gesellsclialt  von  1837  hat  den  56.  Band 
185H  ausgegeben,  den  GO.  (Schluss  29.  Octobor)  bis  18S2. 

Ohne  Zweifel  sind  über  den  Namen  Briccius  genügsame 
Studien  in  den  Jesuiten-Handschriften  zusammengetragen  worden. 
Jedoch,  man  kann  schon  aus  einer  Hauptfundgrube  derselben, 
nämlich  Jacobi  a  Voragine  Legenda  aurea,  vulgo  historia  lombardica 
dicta,  welche  allein  seit  dem  lö.  ,lhdte.  mehr  als  72  Ausgaben  er- 
fahren hat,  einen  Wahrscheinlichkeits-Schluss  machen.  In  dieser 
»goldenen  Legende <,  zuletzt  durch  Dr.  Tb.  Graesse  (Leipzig  1850 1 
aufgefrischt  und  in  sehr  netter  Ausstattung  herausgegeben,  handelt 
das  cap,  167,  S.  751  de  sancto  Briccio  von  einem  Bischöfe  zu 
Tours  dieses  Namens,  Nachfolger  St.  Martins,  stirbt  im  Jahre  444, 
Gedenktag  13.  November.  Zu  diesem  Bischöfe  auch  unseren  Briccius 
in  Beziehung  zu  l)ringen,  hätte  Anlockung,  wril  der  Martinus  au- 
Sabaria  stammte,  zu  den  Ungern,  wie  das  lautoL  religbnshalber 
reiste,  demnach  von  den  Oslalpen  zu  sagen  gewamst  hat,  weil  seine 
Legende  die  Erzählung  von  dem  Mantel  gegen  Winterfrost  von 
dem  Ergrünen  der  beschneiten  Orte  bei  Durchführung  der  Bischots- 
leiche  enthält.  Aber  es  geht  nicht  an,  ohne  Weiteres  Leute  vwi 
fast  500  Jahren  Abstand  zusammenzubringen.  Ks  nui5i=  nur  ooeh 
zur  Häufung  aller  der  Schwierigkeiten  bemerkt  werden,  dass  andere 
den  (ledenktag  eben  dieses  Briccius  von  Tours  imi  den  7.  April 
ansetzen  (warum?)  und  dass  sein  Name  auch  Brictius.  Bit^cüus 
lautet,  im  martyrologium  romanum  auch  Britius.  Im  uralten  aut^.^  bürget 


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367 


Brevier   vor    1570  ist    S.    Britius    mit    drei  Lectionen    und    einer 
Oration  bedacht.    Aehnlich  genannte  Britius,    Brichius,    Briocus  er- 
scheinen im  »Ausführlichen  Heiligen-Lexicon  von  Colin  und  Frank- 
furt«   1719,    S.  298:    in  Stadler  und    Heim's    »Heiligen-Lexicon«, 
Augsburg  1858,  Bd.   1,  S.  512 — 515,  worin  insbesondere  S.  Briclius, 
Bischof   von   Martula    in    Umbrien    unter    Constantin,    (ledenktag 
9.  Juli,  dann  S.  Brictius,  das  Kind,  Martyr  zu  Esch  bei  Ninove  in 
Flandern   Gedenktag    12.   November   und   eine  Menge   der  Wurzel 
Brig;  in  Ludwig   Donin's    *Leben  und  Thaten  der  Heiligen^    ((iraz 
1880,  Bd.  6,  S.  132,  Brictius  von  Tours).  Endlich    in  Alban   Stolz 
'Legenden  oder  Christlicher  Sternhimmel*    (Freiburg    18()5)    fehlt 
unser  Rriccius  wie  in  allen  vorerwähnten  Werken    Am  Ende  könnte 
man  vermuthen,  dass  nur  an  dem  Namen  eine  gewisse  Irrung  hafte. 
Sollte  irgend    etwas   daran   erinnern  an    das  thrakische  Volk    der 
Bryges,    weil  ja  der  Wanderer   dorther  gekommen,    an  ein  Nord- 
landisches  (Brigitta  ist  Schwedin)  oder  ist  ein  allernächstes  Heimisches 
hergenommen,    von    Brixen,    etwa   von    Brixlthal    bei    Hopfgarten, 
Brigantium,  Artobriga,  Brigianes  (nach  Lazius  bei  Mogiser  ein   alt- 
Mmtischer  Volksstamm  \  wie  denn  die  reine   Bauernsage   blos   auf 
einen  Mann  aus  dem  Volke  im  Allgemeinen,  ohne  Namen,  sich  einlässt. 
Wir. sind    fast    so  weit  gekommen,    dass   Thaten    und  Name 
sich  vor    den    Augen    verflüchtigen,    wenngleich    wir  es   nicht   für 
angezeigt  finden,    die  thatsächlich  seit   mefnvren  Jahrhunderten  im 
Volksmunde  lebende  Erzählung  so  gar  und  ganz  ohne  Untersuchung 
abzuthiin,    wie  Schultes  in  seinem  mit  Begeisterung  und  Kenntnis- 
fülle geschriebenen  Reisebuche  (1(S04.  Bd.  2.  10):  ^Der  heil.  Briccius 
kam,    ich  wei.ss  nicht  wie,    mit  seinem  Blute  hierher  .    Ohne  Noth 
i^t  aus  Schaubach   (Deutsche  Alpen,    1887,   Bd.  5,   96)    der  Name 
Briccinus    in   MenzePs   Symbolik   gekommen  (IS54,  Bd.  l,  S.  145). 
Man  mag    in  diesem  mit   poetischen  und    kunsthistorischen  Stellen 
reich    ausgestatteten    Buche    nachlesen,    die   anderen    Heiligenblut- 
Bewahrorte    wie   WilUsau,    Waldthürn,    Weingarten   am    Bodensee, 
Mantua.  Wilsneck,  Rupella,  wobei  nicht  die  Sophienkirche  mitspielt, 
>ondem    gelegentlich  Longinus    der  Kreuzwächter;    man    mag   be- 
trachten   die   sinnbildliche  Deutung   von  Aehren  (als  Leib).  Traube 
^als  Blut),   Schnee  (als  reine  Empfjingni.sj,    von  iMaria  als  der  Rose 
ira  Schnee,  endlich  das  (Jrab  des  S.  Servatius,  das    nie  der  Schnee 
bedeckt,  das  auch  der   Winter  grünend  trifft  \)    Indem  wir  hierbei 

-)   Menzel  2.  339.   1.  41«.  419.   Vgl.   aiu-li  das   Heilijronblut   im  Viorlel 
ob.  (L  Mannhartsberg  N.-Oest.,  Mitth.  d.  C.-C,  I  12.  um  14S0 


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868 

noch  auf  die  Hostien-  und  Judenwunder  hinweisen,  drängt  es  uns 
nur,  mancher  Maler  halben,  festzusetzen,  dass  die  kleine  Scheihchen- 
form  der  Hostien  hinter  die  Jahre  um  llöO  zurück  nicht  anzu- 
wenden erlaubt  ist ;  das  volle  rundliche  Brod  (aus  reinem  Weizenmehl) 
gilt  aber  vom  4.  Jahrhunderte  herauf  bis  in's  12.  last  ausnahmslos. 
Eine  Darstellung  der  scheibenförmigen  Hostie,  durchstochen  von 
Judenhand  mit  den  üblichen  Folgen,  wäre  demnach  für  die  Briccius- 
Zeit  ein  Anachronismus,  ein  noch  stärkerer  für  die  frühere.  Der 
feindliche  Anklang  gegen  die  Juden  in  der  Localsage  ist  theilweise 
aus  derselben  Quelle  zu  erklären,  welche  in  Oestreich  z.  B,  die 
Nachbar-Nationen  gegen  einanderstellt,  so  dass  hüben  und  drüben 
bald  der  Slave,  bald  der  Magyare,  bald  der  Wälsche,  bald  der 
Deutsche  entweder  zum  dummen  Teufel  oder  zum  Bösewicht  ge- 
macht wird. 

Theilweise  ist  aber  wirklich  kirchlicher  (Jlaube  mitthätig  und 
dann  wird's  um  so  schlimmer,  je  mehr  Gewalt  der  Beschränktheit 
und  Blödheit  gegeben  ist.  Kirchhcherseits  aber  waren  die  Juden, 
zahlreich  angesiedelt  in  den  Alpenländern,  die  einzigen  Gegner  bis 
in  die  Protestanten-  und  Katholikenzeit;  30  bis  40  Jahre  seit  der 
unbesonnenen  Austreibung  hatte  as  ein  gewisses  Interregnum  ge- 
geben, dann  hatten  die  christlichen  Kanzelredner  mehr  unter  sich 
und  gegeneinander  zu  eifern,  man  brauchte  nicht  mehr  die  Orientalen 
Schreckgestalten,  höchstens  noch  immer  ihr  Geld.  Daher  denn  die 
meisten  der  den  Juden  aufgehalsten  IJebelthaten,  Brunnen -Ver- 
giftimg, Pest- Verbreitung,  Kindermord  etc.,  in  den  Jahrhunderten  der 
abendländischen  Kirchen-Einheit  liegen.  Gewiss  war,  was  man  die 
grosse  Pest  nannte.  11()8  und  öfter  später  noch,  in  Kärnten  den 
Juden  zugeschrieben,  damit  in  Verbindung  die  Hostien -Geschichte 
von  Wolfsberg  1338  mit  Heiligenblut-Capelle  und  -Spital,  *)  ähn- 
licho.s  in  Ossiach  am  See:  die  Hauptstadt-Pfarrkirche  in  Graz  heisst 
ebenfalls  zum  heiligen  Blut  und  sie  steht  an  Stelle  einer  Heiligen- 
blut-Capelle nächst  dem  Judenwege  dicht  am  Juden- Viertel.  Wie 
sollte  die  Judenschaft  die  im  kärntischen  Oberlande  ihr  Gemein- 
wesen zu  Villach  hatte.  Synagoge,  Friedhof  dazu  (seit  10.  Jhdt. 
nachweislich),  nicht  fern  dem  Bleiberge  auch  noch  die  Thäler 
der  Gold-Tauern  in  Betracht  gezogen  haben?  Nicht  als  Arbeiter  in 
Schacht  und  Hütte  natürlich,  sondern  als  Geld-  und  WechselmacliL 
Man  nuiss  nicht  an  die  Judenpalte  an  der  Moll  denken  und  nicht  an 
die  Judenbrücke  bei  Apriach,  die  Judenalm  jenseit  des  Glockners,  beim 

')   Hohenauer.  Kämt.  Kircheiigeschichte  S.  149. 

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i 


:569 

Bäi*enkopf  und  ähnliches,  wahrscheinlich  lauter  spätere  Bezeichnungen, 
wolil  aber  an  mancherlei  Grubenpächler  und  (leldbeschaffer,  welche, 
zeitgleich  wie  Jud  Abraham  zu  Velach  (i:U)2)  während  der  Pachtung 
von  Frohn  und  Wechsel  in  Rauris.  zu  Malentein,  bei  Sachsenburg 
durch  Martin  Aufnar.  Bürger  zu  Salzburg  (um  1300  fl.  auf  2  Jahre, 
1359)  ')  im  Moll-  und  Drauthale  viele  Racen-l Genossen  im  Klein- 
Erwerbe  beschäftigten. 

Wenn  man  die  Stufen  rückwürtsschreitet :  um  IHOO  l)ergvverkliche 
Verödung  der  Thäler,  vor  1500  Austreibung  der  Juden,  je  weiter 
zurück,  desto  mehr  slavisches  Bevölkerungswesen, ')  so  bietet 
auch  das  Bild  vom  Jahre  öOO  bis  600  und  zurück  mit  seinen 
Bajuvaren,  Franken,  Romanen,  endlich  mit  seinen  äussersten 
keltischen  Tauriskern  die  lebhafteste  Bejahung  für  das  Vermulhen, 
es  sei  einmal  die  (iegend  um  das  höchste  Alpen- Plarrdorf  viel 
mehr  bewohnt,  besucht  und  bezollt  gewesen,  denn  gegenwärtig  oder 
wenigstens  bis  vor  9  Jahrzehnten,  als  der  Ruf  der  Xatursehönheiten 
dieses  Hochthal  gewissermassen  ganz  neu  erschlossen  hat.  Zu 
Valvasors  und  Megisers  Zeit  flOSS— 12)  wusste  man  die  Moll  ent- 
springend am  »Rauriser  Taur  in  der  Pasterzn  hinder  den  h.  Pluet 
ober  Dolachs  ausgestattet  mit  14  Nebenbächen.  Schon  dazumal 
scheint  alles  bergwerkliche  Hütten-  und  Amtsleben  sich  last  aus- 
schliesslich im  unteren  Möllthale,  zu  Obervellach,  vereiniget  zu 
haben:  hier  war  das  Bergmeisteramt  für  Kärnten,  Krain,  Steiermark, 
Oheröster reich,  Tirol,  hiersassen  die  Oberbergrichler,  hier  errichteten 
die  M'^tallherren  die  grosse  gotische  Kirche  seit  dem  14.  Jhdte. 
(Ostensorium)  und  schmückten  sie  noch  reichlich  im  li).  aus 
(1515,  1520j,  hier  verfrachtete  man  das  Kupfer  und  (iold  der 
nächsten  und  ferneren  Umgebung.^) 

Aber  ehedem  hatte  man  sich  näher  und  dichter  an  den  Möll- 
Quellen  (Molnaj  angesetzt,  wo  Freising  Häu^^er,  Aecker,  Wiesen 
an  den  Tauern  um  862  besass.  älteres  Anwesen  an  der  (irenze 
vonTyburnia  bei  Innichen  schon  um  SU.  Mehreres  bei  Wert  18i)l. 
Stall  c.  101 '),  Malentein,  Rangersdorf,  wo  aucli  die  Herrschalt  der 
görz-tiroler  Grafen  als  Erblolger  der  Lurner  an  jene  des  salzburger 
Stuhles  stiess, 

M  Archiv  für  Kcärnten.  IX.  :W. 

^)  r)<)llach  als  Thalort  oder  Arheitdorf.  Sagorilz  auf  der  Höhe,  Zlap 
der  Wasserfall  schlechthin,  Zlatar  aber  der  Goldarheiter.  Fleuss  von  Krgiessen. 
Mukernitz  die  Blökalm,  Zirknitz  von  Kirche  u.  dgl. 

^)  Nach  Hacquet,  mineral-hotan.  Lustreise.  Wien  1784,  Schultes  Reise 
I   312,  II.  17.  gl.   Valvasor  S.  240. 


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:i70 

An  der  Mollen  zu  Kirchheim,  Reinthai,  Winklern  (Winchi- 
larun  vor  lOüO)  hatte  das  Erzbisthuni  (tüter  von  den  vorgenannten 
Nachbarn  übernommen')  und  am  meisten  seheint  die  Umgebung 
von  Döllach  und  Sagritz  mit  Wichtigkeit  hervorzutreten,  ersteres 
von  weltlicher  Seite,  leli^teres  von  kirchlicher.  Jenes,  nur  eine  Ex- 
positur  von  Sagritz,  scheint  kaum  viel  vor  1809,  1390  genannt 
(Dölach,  Tölach):  daraus  hatte  Wendlein  König,  die  Tochter  der 
Veronica,  den  görzer  Lehensmann  Hans  Hinterpüger  zu  Ober-Drau- 
burg  geheiratet  (1305).  Aber  in  seiner  Zusammenfassung  mit  (iross- 
Kirchheim  eröffnet  es  sofort  eine  weiteste  Hintersicht,  welche  vom 
Jahre  c.  llöO  ausgeht.-)  Das  zählt  wohl  zu  den  ältesten  Nach- 
richten, welche  von  der  Glocknernähe  im  Möllthale  sprechen  Doch, 
dass  wir  nicht  vergessen,  die  Kleinigkeit  von  1000  Jahren  zuvor 
ist  hier  Nonia^)  begraben  worden,  des  Enobuc  Eheweib,  auch 
dazu  Enobux.  Gnavo  und  Adnamius,  lauter  Kelten.  Und  auch 
das  St.  Martin  apud  Veluz,  freisingisöh  1062,  scheint  uns 
vielmehr  das  bei  der  Fleuss  gelegene  St.  Martin  am  Pockhorn  zu 
sein,  als  die  Martinskirche  zu  Obcrvellach.  ^) 

Nun  ist  es  das  Benedictinerstift  Admont,  welches  hier  mit  üütern 
reichlich  beschenkt  erscheint,  die  bisher,  also  vor  etwa  1150,  gehört 
haben  zu  den  Besitzungen  eines  edlen  (leschlechtes  de  Tovernichund 
Wistriz.  Beginher  von  Tovernich  hatte  nämlich  vor  114:>  .meinen 
Ansitz  zwischen  Sagritz  und  Heiligenblut  zu  Dobernik,  er  war  auch 
begütert  bei  Friesach,  bei  (Tlödnitz,  beim  /iamelsberg,  bei  Stadt 
St.  Veit,  er  hatte  mit  Kaiser  Friedrich  den  Zug  in's  heilige  Land 
mitgemacht  1147,  als  Minist erial  der  Markgrafen  von  Steyr;  sein 
Bruder  war  üebhard  Swiker  von  Holen burch,  seine  Frau  Petrissa 
von  Feistritz  (Vustriz,  l)ei  Paternion  nicht  w^ol  bei  (irades),  deren  Mutter 
Jutia  oder  Judith,  deren  andere  Töchter  sind  Wentilburg  und 
Chunigunt.  Alle  diese  sind  reich  ansässig  in  und  um  Kirchheim, 
wahrscheinlich  auch  der  verwandte  Edle  Bainerus  und  es  scheint 
ein  ausgiebiges  Anwesen  an  den  Sohn  Liutold  zu  Admont 
übergegangen    zu   sein.    Die    Feistritzer  aber,    deren   erster  Ortwin 

»)  1250—58  Kleimayr  Juv.  S.  300:  S.  252.  Nr.  22.  Czörnig.  Görz  S.  613 
(>28,  032  u.  s    w. 

-}  Zaim,  St  Urkundb  I  Index  787.  Wichner.  Admont  1  84,  «5.  120.  104, 
100.  177,  179.  192  II  Index  87,  III  r.59,  IV  456,  465,  460,  511,  550:  V  30, 
35,   165,  128,  144,  257,  313.  332;  Vll  386,  VIll  21,  537. 

=*)  Momrosen,  c.  i.  l.  III  47 JS. 

')  Arch.  f.  K.  I  79.  VII  84.  Holienauer  Kg.  S.  355  apud  (nicht  in)  Veluz. 

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:^7i 

1141  zu  sein  scheint,  wurden  nachmals  ortenburgische  Lehensleute 
und  kommen  noch  1401  vor.')  Das  Chyrchaim,  Churlheim,  Chircheim, 
Chirchhaim,  später  Kirchaim.  im  Mölsthale,  der  Jahre  1147—87,  hatte 
eine  gewaltige  Entwickelung  gemacht  bis  in  die  Epoche  Megisers,  da  das 

j      Amt  gl.  Namens  umfasste  Falkenstein.    Propstei  Sagritz,  in  Kirch- 

I  haim.  den  Thurm  Winklar  in  Kirchhaim  und  Dorf  Kirchaim  ^)  Valvasor, 
Wühl  Meellhal  Mel,  Meel  kennend,  von  den  höchsten  etwa  06  Bergen 
beiläufig  die  Thaurn.  als  Chor-,  Rauriser-,  Casteiner,  als  dann  den 
I^slsperg  und  noch  das  nächste  Traathal  bis  in  das  Lurnfeld,  darauf 
(iross-Kirchhaim,  er  gibt  auf  seinem  fünften  Bilde  zu  S.  75,  etwa 
40  Jahre,  nachdem  Merian  auf  der  Holzwurm'schen  Karte  auch 
das  Gebiet  des  Grossglockners  verzeichnet  hatte.  (iross-Kircheim 
mit  der  Ansicht  von  Sägeriz,  Döllach,  dahinter  die  Schlo.ssruine 
auf  hohem  Fels,  die  Kirche  auf  dem  Hügel.  Der  (Jraben  von  Vellach 
hinein   2    Meilen    Wegs    heisst    Grosskircheim,    allda    hat    es    an 

I     mehreren  Orten  Gold-  und  Silber-Bergwerke,  noch  heutig('ntags  be- 

•  stritten;  es  sind  auch  unterschiedliche  Herrenhöfe  allda,  als  gleich  bei 
der  Pfarre  Sagoritz  ein  Schlösslein  Propsthof,  gehört  dem  Himmeli)erger  ; 
Markt  Wünklern,  auch  Döllach  oder  Markt  TöUach,  landesfürsllich ; 
und  die  Putzischen  Häuser,  welche  jet;zt  Herrn  Fromüller  zustehen. 
Allda  seien  auch  etliche  öde  (lebäu  zu  sehen;  absonderlich  gibts 
allhier  viel  einschichtige  Kirchen  als  die  F^lutkir(*hen.  Bartholomeen, 
^Ünser  lieben  Frauen  Kirche«.  Soweit  Valvasor.  Döllach  oder  Gross- 
Kircheim  hatte  noch  1760  eine  Stiftung  für  f)  Nähen-  und  Sticken- 
Lehrerinnen,  nach  1804  eine  auf  cSO  Arbeiter  berechnete  Zinkfabrik, 

i  aus  bleiberger  Galmei  arbeitend;  aber  Schuttes  beklagte  >die 
wahrhaft  goldenen  Zeiten,    die   es  einst    hatte,    als  hier  die  (lold- 

L  bergwerke  noch  blühten,  die  traurigen  Beste  seiner  Mauern  und  hier 
und  da  ein  halbverfallenes  Haus,  das  noch  in  seinen  Buinen  den  Wohl- 
stand seines  Erbauers  verkündet.^)  Von  den  fast  90  Häusern,  noch 
mit  Jahrhunderts  Anfang,  ist  es  jetzt  auf  80  gekommen;  dennoch 
ist  es  unter  den  grossen  Orten  des  Ober-MöUthales  der  erste.  Es 
folgt  Winklern  mit  fast  der  Hälfte  42  Häusern,  sodann  Mitten  36, 
Sagritz  35.  Apriach  32.  Heiligenblut  32,  ebenso  Winkel  dabei,  Zlap 
und  Hol  Wörtschach  27,  Battenbach,  Slranach,  Untertauern,  Pock- 

:      hom  u.  s.  w.  So  dominirt  der  weltliche,  der  Bergmannsort. 


')  Weiss   K.    Adel   S.   55,   5S.    Mucliar    Gesch.    v.  Stmk.    IV   465.    Index 
Band  9.  S.  90;  admonter  Saalbuch  IIl  29. 

-)  Megiser  1612,    die  von  K.  S    1735    Valvasor  S.  41-43  u.  75.    S.  4. 
^)  Reise  I  336. 


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372 

Das  Dorf  Sagerize,  r^egeriz  bei  Cliyrchaim.  ist  nun  in  äussersler 
Zeit  ein  Hauptbesitz,   welcher  um  das  Jahr  1155    der  görzer  Graf 
Engelbert    an  Stitt  Adniont    überlassen    hat,    nach   dem   Tode  des 
Ministerialen   Yrnfrid.     Ueber  370   Jahre  haben   es   die  Admonter 
inne  gehabt,    so  dass  ein   eigener  geistlicher  Verwalter   als  Propst 
dort  sass '),  ohne  Capitel.  oder  dass  sie  Verwalter  und  Pächter  hin- 
stellten, indess  die  Voglei  von  der  Herrschaft  -)  Grosskirchheim  ver- 
sehen wurde.  Diese  Vogtei,  im  Jahre  1250  durch  (iraf  Meinhard  von 
Görz  an  Salzburg  verpfändet  um  200  Mark  Silber,  ging  auch  über 
Heiligenblut  hinaus,    welches   ohnehin  seit  seinem  Aul  kommen  nur 
ein  Vicariat   von  Sagritz    war    bis  zum  Jahre  1787.     Die  grössere 
neue  Kirche   zu  Sagritz    ist  erst    14  Jahre   nach    dem  Abzüge  der 
Admonter  entstanden    und    was   bis  in's  Jahr  1543,    da   man  die 
neue  Kirche  erhob,    als  Antoni-Capelle  zu  finden  gewesen,  soll  der 
älteste    bis  auf  die  liburner  Bisthumszeilen  zurückgehende  Bau  ge- 
heissen  haben.*)   Der  jetzige  Kirchbau  ist  gar  nur  an  die  hundert 
Jahre  alt.  Nun  scheint  das  ganze  Anwesen  daselbst  auch  in  Rück- 
sicht auf  die  Filialkirchen  St.  Andrea  zu  DöUach,  M.  Hilf  zu  PuLschal. 
M.  Dornach   zu   Mitteldorf,    ein    so  einträgliches   gewesen  zu  sein, 
dass  lange  Zeiten  hindurch  ein,    vielleicht   gar   nicht  beständig  an- 
wesender,   Propst  die  Haupteinkünite  bezog    und   ein  Pfarrer  oder 
Vicar  die  beständigen  Hauptarbeiten  in  der  Seelsorge  leistete.  Dass 
die  Einkünfte  vom  Anfange   her    sehr  beachtenswerthe,  aber  nicht 
wohl   vertheilte    waren,    beweist    der  Streit,    welchen    der  Pfarrer 
Friedrich    (wohl   ein  Nachfolger  des   im  October  1271  amtierenden 
Rudolph  Ludwig  1232)  gegen  den  Propst  Otto  hat  erheben  müssen 
und  welcher  im   Jahre    1301     (2.  Juli   zu   Sagrilz   selbst)^)    dahin 
geschlichtet  worden  ist,  dass  die  Gaben  der  Opfernden  dem  Pfarrer 
gehören,    dass  die  Capelle   in   ihrem  Neubau  (Betraum  und  Altar) 

1)  Etwa  c  l\oO  Liulold,  lloH  Gozwin  c  1165  Albert.  1191-1201  Pillun?. 
1223— l-i32  Eberhard  Lewe.  123Ü  Heinrich  (ermordet),  1254—56  Ulricli,  1266 
Hartmann,  1279-71  Berthold. 

'^)  Zahn,  Urkundenhuc'h,  I.  595.  614.  662;  11,  400.  Wichner.  Admonl  I. 
177,  178;  n.  Index  509.  lll.  Index  579  IV.  Index  693.  Muchar.  Gesch.  Stmk.  V. 
207,  332,  ol2  u.  q.  846. 

3)  Koch-Sternfeld  I,  1S20.  V.)2.  Kämt.  Zeitschrift  8.  153.  Kunst-Topogr.  801- 
Hohenauer  K.  G..  S.  354.  Aus  dem  jetzigen  Baubestande  der  Antoni-Capelle 
nicht  zu  erschliessen. 

M  Wichner,  A  lll.  11  und  S.  217,  Nr.  35t>;  111.  S.  392,  Nr.  50K. 
Much.  VI,  139,  V.  346. 


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878 


zu  besorgen  sei  nicht  durch  den  Pfarrer  allein,  sondern  durch  diesen 
in  Gemeinsamkeit  mit  Propst  und  Ortsgemeinde. 

Die  Pröpste  werden  zu  allen  Zeiten  hier  starke  Anforderungen 
gemacht  haben,  wie  es  dem  Rufe  der  (iegend,  den  Einkünften  der 
Lehen  träger  ^)  und  etwa  auch  dem  Wohllehen  der  Werksherren 
zu  entsprechen  schien.  Aber  der  niedere  Seelsorger  hatte  zu  allen 
Zeiten  sein  ziemlich  schweres  Brod,  entsprechend  dem  wenig  milden 
Klima  und  der  weiten  Zerstreuung  der  Bauern  und  Knappen  in 
vielen  Seitenthälern  und  (iraben.  Wir  kennen  als  solche  Pröpste, 
lerner  den  Otto  1801,  p:berhard  (?)  1828  Wolfgang  vor  1892  oder 
1896,  Friedrich  Kkker  13f)l— 71,  Hans  den  Muleich,  zuvor  Vicar 
hierselbst,  zugleich  Amtsinhaber  1896  (es  war  Landrichter  zu  Kirch- 
heim im  Jahre  1371  Dietrich  von  Sagritz),  dann  Berthold  Fluder- 
meister  1411,  Peter  Türheimer  f  142ü,  Friedrich  von  Polan  bis  1480, 
Leonhard  (Kästner?)  1451,  (ieorg  Weger  (von  1480:  1451)  und 
Christoph  von  Grafendorf  bei  Lienz  1480  und  1452.  Andreas  Mtihl- 
hofer  um  1466— 67,  1478,  Dietrich  Chatzel  1475,  Deodat  Feistritzer 
1493—97,  Stefan  Badl,  Pächter  1476,-)  Christan  Pandorfer  1499 
(Bestandinhaber),  endlich  Jörg  Malenteiner  1508  und  Leonhard 
Katlishofer  (Bestandinhaber  1519).  Die  Pachtsumme  betrug  (1452) 
in  ungarischen  Dukaten  150  Gulden.  (1411)  160.(1-176)  116  Pfund, 
(1503)  124  Gulden  rheinisch.  3) 

Wir  dürften  nicht  Unrecht  haben,  auf  einen  Titular-Bischof 
besonderes  Augenmerk  zu  werfen,  Franz,  Bischof  von  (Jallipolis, 
wdcher  zu  Admont  die  Propslei  Kirchhein  auf  drei  Jahre  in  Bestand 
erhalten  hatte  (1414),  vor  Ablauf  derselben  eine  Pachtverlängerung 
aul  neuerdings  vier  Jahre  erzielte  (1417)  und  die  guto  Pacht  noch 
toctgeführt  zu  haben  scheint,  nachdem  die  salzburger  Behörde  1419 
ilne  Bedenken  gegen  die  Verwaltung  weltlicher  (iüter  durch  den 
Clerus  ausgesprochen  hatte.  M  Der  Bischof  hat  aul  den  Bau  von 
iStuben  und  Keller  im  Propsteihofe  Nennenswerthes  verwendet.  Ob 

h  Zu  Kirchheim  und  ReUenhach  hatten  im  Jahre  1309  görztiroler 
Leliengiiter  die  Pregler  zu  Lienz,  dann  Freydank  von  Brauneck  1325,  zu 
HottenJ>ach  die  Falkensteiner  (im  kirchhaimer  Thal\  Murgot  1329,  zu  Kirchheim 
Chol  von  Flaschberg  Heinz  von  Lavant  13  13,  in  der  Zirknitz  zu  Kirchheim 
dif' Rossschapl  Eidam  1339  Heinz  Griesser  zu  Döllach,  1310.  Af  K.  IX,  S.97, 
W)  f.  Muchar  VI,  188. 

')  Muchar.  Index  609,  S.  90,  370.  Wichner.  IV.  Index  693. 

3)  Radis  Vicare  sind  Andren  Lcnjrwalder  14SH -28,  Hs.  Gürtler  1488—90. 

\  Wichner,  1414,  10.  April.  III.  133;  S.  138,  142,  422,  Index  .059.  IV, 
14,  49,  56.  75,  Index  693. 


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374 

Solches  auch  dem  zu  Winters-  und  Sommerszeit  hier  arbeitenden 
Piarrer  oder  Vicare  zu  Gute  gekommen,  wissen  wir  nicht  ausdrücklich 
zu  berichten.  Wohl  hat  auch  noch  Stephan  Radi  um  1476-78  eine 
neuen  Stock  mit  2  Gaden  sammt  Stall  und  Stadel  nach  dem  Planen  des 
Stidbaumeisters  ausführen  müssen.  Es  konnte  aber  gewiss  dem 
Pfarrer  freistehen,  dafern  er  zu  wenig  Einkünfte  hatte,  entweder 
gleich  seinem  Vorgänger  vor  beiläufig  120  Jahren  Streit  zu  erheben, 
oder  aber  einer  alten  Ortssage  von  einem  verunglückten  guten 
Menschen  zum  Frommen  der  Kirche  aufzuhelfen.  Dass  die  Gaben 
der  Opfernden  dem  Ortspfarrer  gehörten,  war  durch  das  alte  Document, 
wit'  wir  gesehen  haben,  sichergestellt.  Wir  vermögen  keine  Namen 
zu  nennen;  soviel  wir  aber  bislang  aus  Urkunden  wissen,  war  es 
im  Jahre  1430,  3.  April,  als  der  Gonventbruder  von  Sanct  Peter  zu 
Nfunichmünster.  Friedrich  von  Polan  (bei  Schloss  Katsch?)  unter 
Mit  Andreas  von  Admont  die  V^erwaltung  der  Propstei  zu  Sagritz 
lieiinsagte,  dass  zum  ersten  Male  »der  Ort  Ze  dem  heiligen  pluet« 
genannt  wird,  'j 

Stiltadmontischo  Unterthanen  zum  heiligen  Blut  im  kirchheimer 
trerichte  und  solche  auf  dem  Propsteihofe  zu  Sagritz  waren  es  auch, 
um  welcher  willen  Ikschwerde  gegen  die  Vogteitührung  der 
Fla<chberger  Ritter  angemeldet  worden  und  eine  Tagsatzung  ge- 
iiulten  zu  Sachsenburg  (145-.\  I.Jänner).  Die  alten  Flahsperg  halten 
Bchon  vor  220  Jahren  in  der  Gegend  Besitz;  zu  Sagritz  aber  war 
der  Streit  geschlichtet  worden  zwischen  dem  Admonter  Abte  Con- 
rar]  und  den  Görzer  Ministerialen  Gholo  und  Volkner  über  die 
Mukerniz-Wiese  an  den  Alpen  der  Wenigen-Flize. -)  Den  Thurm 
zu  VVinklern  hatte  1457  inne  Peter  Turkens,  darnach  Wilhelm  Graf 
Scher nberg,  Pfleger  zu  Rastatt,  Simon  Khrel  oder  Kröll,  Pfleger  zu 
KuLenstein  von  Drauburg  14(S7,  als  dann  Hans  Daniel  1501. 

Zu  Kirchheim  und  Sagritz  war  auch  Leonhard  Fresacher  um 
Niil  besitzend^),  in  der  oberen  Fresach  und  zu  Döllach. 

Das  Amt  „Kirchaim  zum  heiligen  Blut"  hatte  bis  ins  Jahr 
1474  Jacob  von  Ernau  innegehabt,  der  Vicedom  von  Kärnten;  nach 
diesem  übernahm  es  bestandweise  Lienhart  Saldorffer  von  Kaiser 
Friedrich  um  180  Pfund  Pfennige  jährlich**). 

1)  Muchar  G,  d.  Stink.  VII,  213,  Note  3.  Urkunde  CCC,  25,  2t);  vergl, 
Vil.  38K.  Urkunde  M.  12.  Wichner  III,  187,  Note  3. 

'')  Meiller  Salzb.  Regest.  1-232,  S.  254,  Nr.  383,  Segar.  VI!l. 
h  Muchar  G.  Stmk.  VIIl.  21,  A.  f.  K.  VII.  108. 
*)  Arch.  f.  K    120.  Nr.  473,  am  12.  December. 


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37{> 

Die  alte  Ansiedelung  an  den  hintersten  Ber;4höhen  der  Moll 
recht  eigentlich  im  Winkel,  welche  später  ihren  Kern  in  dem  ganz 
kirchlich  benamsten  Heiligenblut  erhalten  hat,  wird  als  ihr  Orts- 
heil igthum  in  allerersten  Zeiten  die  Briccius-Capelle  besessen  haben, 
sagen  wir  etw^a  vor  1480  zurück,  als  auf  tirolischer  Seite  schon 
standen  die  Kirchen  St.  Hupertus  zu  Kais,  zu  W.  Matrei  vor  rJ76, 
Virgan  um  1110.  Diese  Briccius-Capelle  haben  wir  jetzt  nur  in  der 
Neuherstellung  vor  uns  am  linken  MöU-Ufer.  etwa  1".,  Stunden  von 
Heiligenblut  aufwärts,  oberhalb  der  Häuser  von  Winkel,  gegenüber 
liem  Leiterbach-Falle,  hoch  gelegen  Hy\2m,  an  einer  Stelle,  ehvor 
sich  noch  der  Ausblick  aufthut  nach  dem  Glockner  und  weiterhin 
vor  der  Franz  Josephs-Höhe. ')  Hier  ist  der  Schauplatz  der  den 
Pilger  Briccius  lödtenden  Schneelawine,  oder  aus  der  Eis^^chlucht  der 
Pasterze  ist  der  Leichnam  zuerst  hieher  gebracht  worden?  Man 
liest  beides.  „Die  ursprüngliche  Kirclve  in  Hl.-Blut  soll  die  Briccius- 
Capelle  gewesen  und  schon  im  Jahre  914  erbaut  worden  sein.*^ 
(Hohenauer  S.  355).  ,  Die  Kirche  in  Hl. -Blut  ist  an  Stelle  der  aUen 
Briccius-Capelle  vor  914  gebaut  worden'*  (Oestr.  Nat.  -  Encykl.) 
Sonach  hätten  wir  eigentlich  zwei  alte  Briccius-Capellen  und  sie 
wären  gebaut  unter  dem  salzburger  Kirchenfürsten  üdelbert, 
mindestens  29 1  Jahre  später,  als  Sanct  Hupertus  aufgesucht  worden 
sein  soll.  Das  ist  alles  aus  Bauresten  und  Urkunden  nicht  bewiesen. 
Indem  wir  auch  die  übrigen  drei,  jetzt  zu  Heiligenblut  gehörenden 
Heilthümer  (St.  Martin  in  Pokhorn.  St.  Anton  am  Tabor  zu 
Schachnern,  Mariahill  am  (Jipper)  nicht  in  Betracht  zu  ziehen 
haben,  können  wir  von  der  heiligenbluter  Kirche  wohl  mit  ziemlicher 
Bestimmtheit  sagen,  dass  sie  als  solche  vor  U25  nicht  aufgebaut 
war,  in  dem  Jahre  als  das  Holzbild  zu  Rangersdorf  gemalt  ward, 
auch  die  gros.se  Glocke  (angeblich  vor  1422)  möchte  aus  einer 
alteren  Kirche  hergenommen  sein. 

Nun  m.'ig  au(  dem  freivorstehenden  Hügel  —  tief  unter  der 
Briccius-CapePe.  wie  ja  die  Urkirchen  häufig  höher  versetzt  werden  — 
zwischen  wenigen  Häusern  und  Hütten  allerdings  im  Jahre  1430 
schon  ein  Halbrundbau  ohne  Langhaus  bestanden  haben  (etwa 
ähnlich  jenem  schon  IVJQ  errichteten  zu  Malentein.  gotificiert  1482) 
und  auch  der  Gruftbau  darunter  mit  kürzerem  Zugange.  Alles  das 
nicht  etwa  erst  seit  50  Jahren,  sondern  ungefähr  als  Nachfolge 
eines  unsicheren  Holzbaues  seit  den  Jahren  1380,  nach  dem  Propst 

')  Rabl  Illustr.  Führer  durch  Kärnten,  Wien,  1884,  S.  273;  lllustr. 
Glocknerführer    Wien.  Amthor-Jahornegg. 


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376 

Lewe  und  vielleicht  unter  dem  Vicar  Hans  Muhnt^j.  AI  [es  nodi 
hübsch  klein  und  sparsam.  Aber  der  Bischof  von  (iallipoliif  Fran- 
oiscus  macht  den  Eindruck  eines  unternehmenden  Herrn  und  vH- 
leicht  hat  er  die  richtigen  Anregungen  gegeben,  ^owio  er  dm 
Propsteihof  bis  in  den  Keller  erweiterte,  dass  Andrf*  an  dip  heiligen- 
bluter  Capelle  schritten.  Und  nun  heisst  es  ja,  wie  in  dem  elftehalb 
Stunden  abgelegenen  erzreichen  Kais,  Knappen  hätten  dir*  prüdilige 
Kirche  gebaut:  also  die  Gemeinschaft  der  Berghorrert.  der  Betv- 
arbeiter,  der  Bergbauern. 

Noch  fehlen  darüber  die  Einzelbeweise.  Aber  uhne  die  An- 
regung einer  Wallfahrerschaft ')  ist  eine  BeischafTunjr  von  {ieldmilleln 
für  die  Dauer  eines  möglicherweise  -1 0jährigen  Bruph  xur  (Genüge 
nicht  wohl  zu  denken.  So  wird  denn  in  den  Zwanzi^er-Jaliren  des 
15.  Jahrhunderts  die  einfache  Volkssage  vom  verun^lüokit'ii  irnnimen 
Manne  der  Bergknappen  ihre  historische  F^inkleidun;^  erfahren  ha\mi 
durch  einen  etwas  weltkundigen,  belesenen,  dabei  inleressierteri 
Kirchenmann,  welchem  die  Wallfahrts-Ergebnisse  von  Maria-Zeil 
seit  1157,  Gurk  und  Stein.  M.-Saal.  M.-Elend.  Luschari  etc\  bekannt 
waren,  R]s  erfolgten  weitere  Zuweisungen  einflussreicht-r  Leute,  Spenden 
von  Werksherren  und  Werksbeamten  aus  Salzburg,  Tirol,  Kürnlen, 
sammt  den  Pfennigen  der  Arbeiter,  bis  dass  etwa  um  die  Vierziger- 
Jahre  der  Grossbau  für  Schiff  und  Thurm  in  Jener  Weise  l>egoniieri 
werden  konnte,  wie  er  durch  den  Baumeister  Hans  Gueber  von 
Sigmundskron  bei  Botzen  seinen  Abschluss  golunden  hat  \m 
Jahre  1483  (nicht  1443).  Man  vergesse  nicht:  in  diet^e  ZeitUlultf 
fallt  der  Sturz  Constantinopels  14Ö3,  die  Sophienkirebe  wird  Moschee. 
Es  ist  nun  eigenthümlich,  dass  die  Einweihung  dieses  Kunsttempeb 
im  Goldberg-Thale  durchgeführt  worden  ist  gerade  ein  .lalir  vor 
der  Rlntdeckung  Amerikas,  welche  gewöhnlich  als  Miliir:?iache  der 
Herabdrückung  europäischer  Goldpreise  angegeben  wird.  Im  Jahre  1401 
consecrirte  auf  Anordnung  des  salzburger  Erzbischofes  Friedrich 
Grafen  von  Schaumburg  der  SufTragan  von  Brixen,  Blsdiol  Conrad 
von  Belluno,  das  architektonische  Kleinod  des  Möllthales  und  empfahl 
die  Kirche  St.  Vincenz  zum  heiligen  Blute  fernerhin  der  obfirbiiiJichen 
Leitung  von  Sagritz.  Es  scheint  nun  1496  zunächst  nachgefolgt  zu 
sein  die  grosse  gotische  Säule  mit  pyramidenförmiger  Krönunji. 
richtig  gesagt,  das  Sacrament-Häuschen  links  vom  Hochaltar  im 
dritten  Chorjoche,  marmorartiger  Kalkstein,  oben  dunkler  TufT,  ein 

»)  Hohenauer  K.  G.,  S.  Briccius,  S.  240. 


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(eines  zierreiches  Werk  üppiger  Gotik  mit  weitläufiger  Kleinarbeit. 
Die.<es  enthält  nun  einerseits  die  Phiole  mit  dem  heiligen  Blute  (unsere.'^ 
Wissens  das  (ilas  in  Bezug  auf  alte  Erzeugung.sart,  entsprechende 
Form,  des  V.  bis  IX.  Jahrhunderts,  Serum-  und  Cruor-Inhalt  nidil 
untersucht),  andererseits  die  erste  bekannte,  bildliche  Darstellunu^ 
von  S.  Briccius  mit  dem  wunden  Fusse,  oben  in  sinnvoller  Paralli^li 
der  sich  verblutende  Pelikan,  nebst  einem  Engel.  Nun  folgt  (U-i- 
grosse  Schnitzaltar,  auf  der  Rückseite  architektonisch  bemalt,  in  den 
Mittelfeldern  neben  de.i  grossen  Gestalten  von  S.  Petrus,  Vincentius 
auch  S.  Briccius  zeigend,  eine  Gesellenarbeit  unter  Wolf  gang  Hai  kr 
(wohl  aus  Brixen)  im  Jahre  15-0.  Der  kleinere,  spätere  Schnilz- 
altar  weist  im  Mittelfelde  links  S.  Briccius  in  der  Tracht  dci^ 
XVI.  Jahrhunderts,  mit  den  drei  Aehren  und  dem  l^osenkranze  neben i 
Daniel  mit  dem  Löwen.  Die  schönen  Eisenarbeiten  mit  dem  östreichor 
I  Balken-schild.  dem  Lilien-Ornament  gehen  vor  1430  nicht  zurück  ) 
I  Ueher  den  Inhalt  der  Gruft  ist  uns  von  anthropologischer  Seite  gar 
*      nichts  bekannt. 

Ohne  die  weitere  bauliche  Entwickelung  der  heiligenbluler 
Kirche  zu  verfolgen,  streifen  wir  hier  nur  die  Frage,  dass  Sand 
Vincentius  als  Kirchenpatron  wohl  früher  gewählt  worden  seia. 
als  Briccius  mit  einem  Theile  der  Kirche  geehrt  worden  ist.  Soviel 
l>ekannt,  wird  ein  approbirter  Gedenktag  für  Briccius  nicht  ge 
gefeiert,")  wohl  aber  für  V^incentius,  w-elches  Namens  seit  dfir 
Zeiten  um  302  bis  1419  und  15(35  in  der  Heiligenliste  24  stehen, 
der  22.  Jänner.  Nirgend  ist  sonst  in  den  Alpenländern  eine  Briccius- 

\  Kirche  oder  -Capelle  bekannt  oder  eine  bildliche  Wiedergabe  der 
Legende  nachgewiesen,  dahingegen,  wenn  etwa  ein  Römerstein  oder 
eine  Besitz-Urkunde  Veranlassung  gegeben  haben  sollte  zur  Hc^j-- 
Stellung   des  Namens,    die  Bezeichnungen  Briccon    bei  Greifenbuifj, 

i  Hriccio  bei  Preims,  Brigius,  Brigia,  Bricosis.  Bricanius.  Brigantinius, 
Atbricantia  .sonst  wo  in  Norico  -  Pannonien  bekannt  sind,  so  giif 
wie  der  Döllacher  Adnamius,  endlich  auch  Pricco  ein  Salzburgs 
Ministerial  um  1125,  Bricco  cognomine  Wecil  ein  Zeuge  zu  Friesatti 

>    MiUh.  d.  CG.  Bd.  IKi,  1,  1-20.  u.  f.  S.  CXXXV.II;  Bd.  9  u.  f.  S.  XLIHl 
^         Bd.  n.  S.  Kun-t-Topogr.  v.  K.  I.  S.  103-1()(). 

\  -}  Urkundlich  steht  der  13.  Novemher  fest  als  unheweuliclier  Heiligent-ii^ 

f  für  Brircus.  Briccentag.  Bricentag.  Brigenestag.  Brizzentag.  laut  Haltaus.  Wri- 
\  denbach.  Grotefend:  Leist  214.  Die  hisher  bekannte  älteste  Vornamen-Anweii- 
,  düng  findet  sich  auf  einem  Friesacher  Grabsteine  \42J.  Bricc.us  Pawnigartingrr 

(Milth   C.  C    1881.  S    J>8j. 


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\\:\\)   lieisst.  ')    Alle:?    dessen    oder    soweit    man    davon   Kenntnis 
Iui1.h\  wird  man  sich  knapp  vor  1430  erinnert  haben. 

Die  Früchte  solcher  Bestrebungen  reiften  noch  mehr  in  den 
Zrili^M,  als  das  Amt  Kirchheim  versetzt  war  an  Julian  Graf 
Liulron  (IÖ04.  1,  Mai)  als  das  geistliche  Fropsteigut  von  Sagritz 
\V(  11  i;ir  Tutens  theilweise  an  das  Millstätter-Stilt  überging  (vor 
ihIci-  nach  1524),  und  endlich  kautweisö  um  2640  fl.  rheinisch,  vom 
Lirn-k-^Iürsten  als  Türkensteuer  eingezogen,  übergeben  ward  an 
Sü^unuind  von  Dietrichstein,  Landeshauptmann  in  Steiermark,*)  als 
all  hl  f.ehenschafl  gedieh,  nach  Franz  von  Lueg,  an  Oswald  von 
llnlintburg^)  (1539),  endlich  zumeist  als  Christoph  Weitmoser  zu 
Wirikt'L  Bergherr  in  Gastein  und  Rauris,  königlicher  Rath,  die  Herr- 
^(*iiu!1(m  Kirchheim  und  Falkenstein  kaufte  um  2000fl.  (Jahr  löoo^). 

Sebastian  von  Leomüllern,  zuvor  bamberger  Amtmann  in 
Villris  fk  sass  als  Amt-  und  Landrichter  zu  Grosskirchheim  (bis  1629), 
vt'rntijililich  nach  dem  Amimanne  Georg  Stainer,  dem  Sohne  des 
filror  1566  hinaus  lebenden  kaiserlichen  Quartiermeisters  Joseph 
SlaitM'i'.  In  den  Berg-  und  Schmelzwerken  zu  Grosskirchheim  aber 
wiilMHra  als  Besitzer  Hans  Mathias  von  Steinberg  au(  Kolmiz,  dann  Karl 
vtm  IViembach,  x^braham  Katzbeck,  ob  in  Compagnie  oder  als  Ab- 
Umr  liimmelbergischer  Antheile  1499,  etwa  auch  Putzischer,  in  welcher 
ZuHnh^e  nacheinander,  bleibt  erst  zu  erweisen.  Des  Steinbei^g 
TiH  lilrr  Barbara  hatte  von  ihres  Vaters  Werksrenten  in  Tirol  und 
Kririil*  u  w^ohl  ihrem  Manne  Veit  Fächer  Namhaftes  zugebracht 
inn!  TT  half  zunächst  als  Bergwerks-  und  Schmelzmeister  zu  Gross- 
ki »vh  Im -im  den  Obengenannten  verdienen,  bearbeitete  aber  nach 
Anllii-sung  der  Grossarbeit  selber  das  Gold-  und  Silberwerk  an  der 
Gnlcl/;('die  um  1600 — 1642.  »Von  1642  bis  1076  betrieben  seine 
Wilvvi'  und  beiden  Söhne  (Mathias,  Christoph)  den  Bau,  doch  setzten 
<[i'  i\ii^  Ihrige  bei  der  Jännerischen  Gewerkschaft  erfolglos  zu.**') 
Dts  )  laller  Satzschreibers  Aicher  Söhne  als  kaiserliche  Mauthein- 
iichiiMT   walteten  Hans    zu  DöUach,  Georg   Christoph   zu  Winklern 

')    Keltische  in    Af.  K.    Xll.  Sep.-Abdr.  S.  Zahn  Urkdh.  I.    59  Note  22.. 
llltli.  is^j. 

j   1529  4.  December  Wichner  52ö,79.  Oswald  v  Hohenburg,  Pächter  bis 
iJ     \firil  1524,  Christoph  Freiberger  Afterpächter  1525  mit  79  Sptbr.  von  Pächter 
hirhh  h3tein.  132  Pfd.  jährlich. 
J  A.  f.  K.  II.  44. 
U  Muchar  GSt.  VIII.  53(j. 
')  Hildebrandt.  Der  Kärntner  Adel.  1879  S.  186. 


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879 

(geadelt  1677  ^'\  Als  Nachfolger  der  Pulz  traten  die  FromüUer  ein 
etwa  um  1676,  und  ist  Joseph  Benedikt  ob  seiner  Verdienste  in 
oeconomicis  als  edler  Herr  zu  Weidenburg  und  in  (Trosskirchheim 
gefreit  worden  (1705).  DieGangl  in  ihren  Werkshäusern  und  Höfen  ge- 
hörten wohl  zur  Familie  jener  (längl  von  Ehrenwert,  welche  tapfere 
Kämpler  gegen  die  Türken  stellte  und  mit  Rudolph  (1700  1.  Ober- 
gegenschreiben der  Mauth  zu  Pontafel)  gerittert  ist  170J.  Von  den 
k.  k.  Bergrichtern  und  Waldmeistern  für  Oberkärnten  wie  Wol- 
tereher  bis  1650.  Hans  Mathias  Pacher  bis  1(582,  Georg  Friedrich 
Fächer  1^82—1718.  (ieorg  Joseph  173S.  ist  der  eine  oder  andere 
der  Ciegend  wichtig  geworden,  .so  zuletzt  Joseph  von  Pacher,  Kameral- 
Muuthner  und  Steuereinnehmer  in  (irosskirchheim  (bis   1757). 

Endlich  hatten  auch  die  Litzelhofer  hier  ihren  Ansitz:  orten- 
burger  Adelsleute,  vermuthlich  die  nächsten  Angehörigen  des  Wil- 
helm Litzelhofer,  salzburger  Vasallen  um  16:];').  Den  Propsthof  oder 
Litzelhof  zu  Sagritz  halte  1620  Märt  Slrasser  von  den  verarmten 
Putz  gekauft,  mit  d(T  St  rasser-Tochter  erbte  dieselben  sodann 
Bernhard  der  Himmelberger. 

Zu  alle  den  Wohnbauten  mit  den  Wappenzeichen  und  Werks- 
häusern fehlt  in  diesem  Erdenwinkel  auch  endlich  nicht  das  Bitter- 
schloss.  Kirchheimeck  heist  es  gegenwärtig,  als  Buine  einer  Berg- 
warte und  derart  war  sie  schon  vor  200  Jahren  zu  sehen  in 
Valvasors  Bilde.  Um  158:^  bis  1605  scheint  diese  Veste  noch 
bewohnt  gewesen  zu  sein,  durch  die  Familie  Putz;  die  hierorts 
arbeitenden  Putz  besassen  auch  Bleiwerks-Antheile  in  den  villaclier 
Bergen  und  schenkten  dieselben  ihren  Brüdern,  Schlossherren  zu 
Pitzelstätten  und  Münzmeistern  zu  Stadt  St.  Veit  (1605 -).  Weiter- 
zurück hatte  sie  wohl  der  jeweilige  Gerichtsbesitzer  zu  eigen, 
jedoch  gewiss  geht  die  Baute  über  das  11.  Jahrhundert  zurück. 
Wie  als  Bethaus  der  Evangelischen  verwendet  um  1540  (als  die  Brüder 
Kirchberg  den  Freischurf  an  141  Gruben  einleiteten)  l)is  1600,  so 
wird  sie  in  arbeitsameren  und  lohnenderen  Zeiten  das  Heim  eines 
nicht  bis  in  die  Brieladels  -  Epoche  fortgesetzten  Geschlechtes  vor- 
gestellt haben,  wohl  auch  die  Schutzwehr  für  die  einst  bedeut- 
!?amere  Strasse    nach    dem  und  aus  dem  Kirchheimerthale,  darin 

')  Hildebrandt  S.  133.  Ein  Putzenhof  auch  bei  Strassbiirg,  einer  bei 
firafenstein  (Riedenegg). 

')  Nach  Hohenwarths  und  Ployers  Fragmenten  S.  48  Schultes  Reise  2, 
19.  Melchior  Putz  1607,  Klagenfurt  und  Laibacli  :7lS3,  Münzmeister  zu  Klagen- 
furt. iCar.  1883.  Nr.  12). 


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:i80 


A 


die  Hezeichnungen  eines  »grossen«  Kirchheim,  wie  ZirkniU^,  GNickner 
u.  dgl.  an  irgend  etwas  Altheiliges  gemahnen.  Wie  immer  es  um 
ein  Castell  hier  oder  beim  Taber  in  der  Fleuss.  um  eine  uralte 
Beisetz-Stätte  bei  den  aperen  Abhängen  von  Pasterzen  herab 
bestellt  gewesen  sein  mag,  jedenfalls  war  hier  vtjn  den  j;Uiriich  aus 
Kärnten  gewonnenen  14.000  Mark  (Joldes  (sc^vjel  noch  im  l:"* . 
1 6..lahrhunderte)  der  allermeiste  Theil  zu  schützen.  Denn  hier  gowann 
man  dies  verlockende  Metall,  im  Untermöllthale  und  niinhst  diesem 
im  Drauthale  in  folgenden  Orten:  ')  Um  Grosskirttlilieim  schon  144G: 
Am  Kloben,  in  (luetthal,  Ochslingerzech.  (lOldzech,  HiHtenhis.  PilaUis- 
see,  Modereck,  ({ross-  und  Mittelleiten: 

An  der  Pasterze,  im  Chloritschiefer,  des  allenil testen  Tierg* 
baue^  Reste  liegen  wahi*scheinlich  unter  dem  Kec*H ; 

In  der  (lössnitz  bei  Whikel: 

Auf  den  Trögern: 

In  der  Fleuss,  der  grossen,  der  kleinen  (Flize,  Fleize 
Veluz):  des  Baches  (loldsand  rührt  aus  der  (;oldzec:he.  deren 
tinibenhaus  2740  m  über  dem  Meere  steht,  die  Steile  anEceblich 
sciion  römerzeitlich  ausgenützt : 

Im  Zirknitzthal.  dem  grossen,  dem  kleinen,  aueli  Silber- 
gewinn; 

In  der  Seeleiten, 

Am  Waschgang  oberlialb  Döllach.  aut  der  Alpe  dicht  untPr 
der  Schneegrenze:  daher  zu  Wien  eine  (loldstufe,  die  94  Duealen 
aufwiegt. 

Auf  der  Geisbachalm,  noch   1784  arbeiteten    da  40  Knappen. 

Oslenthal-Zirknitzthal.  unter  dem  Uebergange.  beim  Stellkopl, 
(ioldberg  oder  Fraganten tauern :  ferner  zu 

Ot)ervellach,  Umgebung : 

In  dem  Siflitz,  Drauthal; 

Steinfeld  bei  Sachsenburg,  zwischen  da  und  Ling  l>ei 
Lengholz. 

Im  Feistritzthale  des  Malta-Gebietes  bei  (imünd  und  im 
Hadlgraben,  endlich 

nächst  Tragin  bei  Patern ion. 

')  nrunlechner.  Minerale  Kärnlhens  1884.  S.  45.  130;  Hacquet  S. 52:  S^ihültea 
\\\K  40,  47— .')().  :')().  III.  \\S\  Friedrich  Constanlin  Fhr.  v.  Beusl  in  Oeslerr. 
Zlijrl^rft.  f.  Berg-  und  Hüttw.  1.S88.  Nov.  Seeland  und  Kaiiier  Vortrage  am 
Wiener  Bergmannstage  1888.  Hering  zu  Freiburg  in  Zeitsd;rft.  f,  Krystallü|rrp 
Uipzig  ISS  .  Nr.   17.  lüiittel  Cullurbilder  1889  S.  120. 


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3BI 

Böderzeche  bei  Kirchbach, 

Walzentratten  bei  St.  Lorenzen  im  Gitschthale. 

Steinbüchl    bei  Stadt   Sanct    Veit   (Bergknappenkirche   Sanel 
Niklas)  wie  zu  Rheinthal,  schliesslich  im 

Kliening-Graben  bei  St.  Leonhard  im  Lavantthale. 

Sowohl  die  erstgenannten  Stellen  als  die  ganze  Ratiris, 
nächst  dem  Badhausberg,  an  der  Schlapper-Ebene*)  sind  betnifTeu. 
wenn  von  der  Wiederaufnahme  des  Goldbergbaues  in  den  Tai  k  in 
mächtige  Rede  geht  in  Buch  werken  und  in  öffentlichen  Versammlung^' n. 
Neuestens  hat  der  genaue  Kenner  seines  Heimatlandes,  Prof.  Sl^ni- 
wender,  im  österreichischen  Parlamente  die  Idealisten  der  Spar- 
samkeit, soiveit  diese  Tugend  für  West-Oesterreich  geübt  wird,  iort- 
gerissen  zur  Begeisterung  für  den  Märchenschatz  der  alten  H^^^ch- 
weft  und  auch  ausserhalb  Oesterreichs  wird  der  wohlbegründetmi 
Meinung  Ausdruck  gegeben,  da  der  Staat  durch  seine  gewalL^amt* 
kirchliche  Gegenreformation  mit  weltlichen  Mitteln  den  grÜM-tt^n 
Theil  der  bergwerklichen  und  hausindustriellen  Verödung  des  oi*pr- 
kämtischen  Goldgebietes  verschuldet  habe,  sei  er  auch  zu  aüt^- 
meist  verpflichtet,  mit  den  technischen  Kraftmitteln  der  Neiizf^iL 
das  ererbte  Uebel  auszutilgen.  Dass  die  Welt  keineswegs  hier  mit 
Brettern  verschls^en  sei.  wo  allerdings  der  Weltdraht  in  eine  Sack- 
gasse zu  verlaufen  scheint,  beweisen  die  noch  vor  80  Jahren  ;iul 
j^össeren  Strecken  ersichtlichen  Slrassenreste  nach  dem  Leilor- 
bache:  die  Ruinen  eines  besseren  Weges,  als  der  jetzigeist,  macUh'ji 
das  für  Schultes-)  deutlich  und  ein  noch  weit  schönerer  AVt"/, 
der  dort,  wo  man  jetzt  auf  den  Glockner  steigt,  mit  vieler  Mülir 
in  die  Felsen  gehauen  ist,  scheint  wahrscheinlich  zu  einem  analen! 
Zwecke  bestimmt  gewesen  zu  sein,  als  um  Kühe  auf  die  AIjjcii 
zu  treiben.  Wie  immer  auch  die  Verbindung  zum  Kaiser  Thale  Iut- 
gestellt  war,  es  gibt  wahrhaftig  fast  nach  allen  Seiten  Durchbniclu 
um  nach  Norden  zu  gelangen,  so  dass  der  Satz  aufgestellt  wert^oti 
konnte  (Adresse  Staatsbahn,  Südbahn):  Der  nächste  Weg  vnn 
Deutschland  nach  Italien  geht  über  den  Heiligenbluter -Tauern  'J. 
Uad  noch  früher  hat  Baron  Dedovich  oberhalb  Heiligenbhit^i  diu 
Spuren  eines  Römerweges  aufgefunden,  als  er  von  Staatswegen  auf- 
zusuchen hatte  —  den  nächsten  Verbindungsweg  zwischen  Italien  himJ 

^)  Aehnlich  benannt  der  Möllfall  Zlap,  Stadt  Zlap  in  Krain  ISOj.  Vi»i- 
thaler.  Reisen,  Salzburg  1799  T.  303.  .307, 
«)  Reise  II.  17  -19.  214. 
*)  Schuhes  Reise  11.  17,  Note  c  Schiuss  18. 

Mitth.  d.  k.  k.   Geogr.  (Je».  1889.  6  u  7.  26 


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882 

Deutschland.  Und  noch  früher  hat  Homann  auf  seiner  Nürnberger 
Karte  von  Kärnten  (1747)  die  deutliche  Strasse,  wie  von  Ober- 
vellach  und  Winklern  herauf  (ohne  Rücksicht  auf  den  Iselsberg), 
auch  noch  nordöstlich  von  »Zum  Heil.  Bluet«  forlauten  lassen 
»zwischen  dem  Kloben  und  hohen  Ohren  in  die  Rauris*.  Und  je 
lebensvoller  der  Einblick  von  Jahrhundert  zu  Jahrhundert  sich  ge- 
staltet, wo  jetzt  Armuth  und  Beschränkung  herrscht,  blanke  Felsöden 
und  Wasserrunsen  vorrücken  in  das  nur  sommerzeitlich  etwas  rege 
Thal  desto  verständlicher  wird  unserer  Phantasie  der  stille  Wanderer 
aus  Byzanz,  der  den  nächsten  Weg  aus  Italien  nach  Deutschland 
geht.  Er  hat  nichts  mit  dem  Golde  zu  schaffen,  das  unter  seinen 
Sohlen  aufblüht  in  reichlichen  verdeckten,  verlockenden  Adern, 
nicht  ein  Stäubchen  davon  hat  ihm  die  Sage  angeweht.  Er  wandert 
nur  einer  christlichen  Idee  nach.  Darum  ist  er  auch  zu  Grunde 
gegangen.  Wir  aber,  freie  Söhne  der  Neuzeit,  wir  wollen  leben, 
dazu  genügen  nicht  drei  hagere  Aehren,  aus  der  Hand  aufsprossend, 
dazu  taugt  nur  Gold  und  aber  rothes  Gold. 


Die  Trias  der  Sehulkarten   von  Niederösterreieh. 

(Handharte  in  1  :  750000,  Wandkarte  und  Reliefkarte  in  1 :  150.000  der  Natur 
Von  Anton  Steinhäuser. 

Die  Handkarte  und  Wandkarte  sind  Erzeugnisse  des  k.  k.  mil.- 
geogr.  Instituts,  mit  Einflussnahme  des  k.  k.  Landesschul-Inspectors 
Dr.  C.  Schober,  die  Reliefkarte  ist  eine  Arbeit  des  k.  k.  Ober- 
I.ieutenant  G.  Guttenbrunner.  Alle  stehen  in  einiger  Verbindung,  ins- 
besondere verhält  sich  die  erste  zur  zweiten  wie  ein  Original  zu 
einer  fünfmal  grösseren  Copie. 

Die  Hand  karte,  ein  Biatt  in  klein  Folio,  ist  in  ihrer 
Grundlage  (Flussgerippe  und  Terrain)  der  älteren  Karte  von  Mittel- 
Europa  (des  k.  k.  mil.-geogr.  Inst.)  entnommen;  hinzugetreten  sind 
Eisenbahnen  (Zinnober),  Chausseen  in  feinen  Linien,  eine  massige  Zahl 
wichtigerer  Orte  in  guter  Auswahl  (Anfangsbuchstaben  gross,  das 
übrige  klein  in  Haarschrift),  und  zur  Unterstützung  der  Veran- 
schaulichung der  Höhenlage  eine  Anzahl  von  Farbentönen  für  sieben 
Erhebungsstufen,  die  aufRillig  Tiefland,  Stufenland,  Hochland,  anderer- 
seits Hügelland,  ßergiand  und  Alpenregion  auf  den  ersten  Blick  unter- 
scheiden lassen. 

Die  Karte  bietet  demnach  eine  allgemeine  Uebersicht  der 
physischen  Landesbeschaffenheit,  gut  geeignet  richtige  Vorstellungen 


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bei  dem  Beschauer  zu  erzeugen,  und  auf  diese  Art  den  Unterricht 
bestens  zu  unterstützen.  Doch  dürften  die  Meinungen  getheilt  sein, 
wenn  die  Frage  gestellt  wird,  ob  es  gut  war  die  Schichtenfärbung 
nur  innerhalb  der  Landesgrenze  durchzuführen,  und  in  den  an- 
stossenden  Gegenden  mit  den  Höhenzahlen  der  Hauptgipfel  sich  zu 
begnügen.  Fast  überrascht  es,  den  Meridian  von  Greenwich  auf 
einer  österreichisch-ungarischen  Schulkarte  anzutreffen.  Vielleicht 
kömmt  mit  den  Jahren  auch  eine  Bezifferung  nach  (ireenwicher  Zeit 
dazu,  wenn  die  geplante  Weltzeit  einst  praktischen  Boden  finden  wird. 
In  der  unteren  Ecke  rechts  bringt  eine  Nebenkarte  in  fünffacher 
Vergrösserung  des  Massstabs  (in  '/,5ooo»)  die  Umgebung  von  Wien  im 
Farbendrucke  zur  Anschauung  und  gibt  dem  Anfanger  Gelegenheit 
die  Signaturen  topographischer  Karten  kennen  zu  lernen.  Der  geringe 
Preis  (10  kr.)  ermöglicht  auch  dem  Unbemittelten  die  Anschaffung. 

Die  Wandkarte  gewährt  auf  ihrer  gewaltigen  Fläche  von 
1*4  Quadratmeter  dasselbe  Bild  im  (Crossen,  das  die  Handkarle  im 
kleinen  bietet.  Diese  Harmonie  ist  gewiss  vortheilhaft  für  Lehrer 
und  Schüler;  sie  beruht  auf  den  Fortschritten  der  neueren  Technik 
auf  photographischem  Wege  ein  gegebenes  Original  beliebig  zu  ver- 
kleinern oder  (wie  hier  geschehen  i  zu  vergrössern.  Nur  die  Umgebung 
von  Wien  ist  keine  Vergrösserung  der  Handkarte,  sondern  die 
Reproduction  eines  anderen  Originals,  reducirt  auf  den  Massstab 
von  Vst^ono  d^^  Natur.  Für  die  Bedürfnisse  der  Schulen  in  Bezug 
auf  die  Haupttypen  der  Bodenerhebung  und  ihre  locale  Vertheilung 
wäre. mit  diesen  zwei  Karten  gesorgt,  wo  einfache  Mittel  mit  einer 
leicht  verständlichen  Darstellungsweise  sich  verbinden  und  bei  der 
Kleijiheit  des  Landes  häufig  durch  Naturanschauung  nachgeholfen 
werden  kann.  Für  die  specielle  Heimatkunde  sorgen  in  mehreren 
Landestheilen  Schulbezirskarten  grossen  Massstabs. 

Die  Reliefkarte  von  G.  Guttenbrunner  hat  gleichen  Mass- 
stab mit  der  Wandkarte,  und  kömmt  ihr  durch  Schrift  und  das  Terrain- 
delail  so  nahe,  dass  sie  sich  weniger  in  der  Hauptsache,  als  in 
Nebendingen  von  ihr  unterscheidet,  z.  B.  durch  einen  etwas  enger 
gezogenen  Rahmen,  durch  das  W(^gblei})en  der  Umgebungskarte,  der 
ErklärufiL.<'n,  aber  auch  der  Schichtenfärbung.  Die  Stelle  der  Terrain- 
zeichnung nimmt  die  plastische  Ausführung  ein,  die,  weil  ohne 
üeberhöhung  ausgeführt,  in  dieser  Verkleinerung  und  bei  den 
verhältnissmässig  nicht  bedeutenden  Höhen  einen  imposanten 
Eindruck  zu  machen  nicht  vermag.  Das  Relief  überrascht  mehr 
durch  die  Nichterfüllung  höher  gespannter   Erwartungen,  als  durch 

'  26* 


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das  der  Natur  näher  stehende  Bild,  das  an  vielen  Stellen  trostlos 
monoton  erscheint,  weil  die  ündulation  um  +  1  Millimeter  sich 
nicht  hinlänglich  merkbar  macht.  Soll  aber,  um  einen  grösseren 
Effect  zu  erzielen,  die  Höhe  verdoppelt,  vervierfacht,  verfünffacht 
werden?  Mit  nichten. 

Man  bedenke  nur  die  Folgen  der  Ueberhöhung  in  einzebien 
Fällen,  z.  B.  man  hat.  um  das  Hochland  von  Obermanhartsberg 
recht  deutlich  vortreten  zu  machen,  fünfmalige  Erhöhung  eingeführt. 
Natürlich  müssen  die  Alpen  ebenfalls  fünfmal  höher  gemacht  werden, 
der  Schneeberg,  die  Rax  z.  B.  um  1500  Meter  noch  höher  als  der 
höchste  Gipfel  des  Himalaia,  der  Gaurisankar!  Und  wie  steht  es 
mit  den  Böschungswinkeln?  Wie  mit  dem  Pressen  so  steiler  Wände 
wie  sie  nothwendig  entstehen  müssten? 

Was  bei  Profilen  angeht,  die  zu  technischen  Zwecken  dienen, 
oder  zum  Vergleiche  von  Höhen  unter  sich,  das  kann  nicht  auf 
Länderreliefs  übertragen  werden,  und  dann  schon  gar  nicht,  wenn 
man  die  Erhebungen  in  dem  Verhältnisse  betrachtet,  das  sie  zur 
Erdkrümmung  haben.  Bei  Niederösterreich  ist  das  letztere  Verhältniss 
zu  unbedeutend,  um  in  Betrachtung  zu  kommen.  Die  Reliefkarte 
würde  in  der  Mitte  um  ca.  3  Millimeter  gehoben  werden,  während 
ihre  vier  Ecken  den  Untersatz  tangiren.  Geht  die  Forderung  der 
Naturannäherung  bis  zur  Aehnlichkeit  individueller  Berggesfalten, 
was  bei  grossem  Massstabe  kein  übertriebenes  Verlangen  ist,  dann 
wäre  jede  Ueberhöhung  ein  arger  Fehler  und  das  Naturbild 
würde  zur  Carricatur. 

Eine  andere  Ansicht  hätte  mehr  Berechtigung  beachtet  zu 
werden,  nämlich  ob  es  nicht  dem  Reliefe  zum  Vortheile  gereicht 
hätte,  von  der  Wandkarte  auch  die  Farbenschichten  herüber  zu 
nehmen,  um  durch  die  grellere  Sonderung  von  Höhe  und  Tiefe 
die  plastische  Wirkung  zu  verstärken.  Freilich  würde  die  Colorirung 
eines^  jeden  einzelnen  Exemplares  die  Kosten  namhaft  erhöht  haben, 
(iuttenbrunner's  Erfindung.  Karten  auf  dünne  Kautschukblätter  zu 
drucken  und  dann  in  Reliefs  zu  verwandeln,  konnte  bei  diesen 
Dimensionen  nicht  zur  Anwendung  kommen. 

Es  gibt  noch  viele  Personen,  die  von  den  Wirkungen  der 
Kartenreduction  noch  keine  klare  Vorstellung  haben,  eben  so  wenig 
von  den  Schwierigkeiten  der  Darstellung  von  Erhebungen,  die  von  der 
Natur  stellenweise  in  grosser  Ausdehnung  angehäuft  sind,  und  deren 
Wiedergabe  bald  nach  Quantität,  bald  nach  Qualität,  bald  nach 
beiden  unter  gegebenen  Massstäben   eine  Unmöglichkeit  ist   Daher 


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so  häufig  schiefe  ürtheile  über  Zeiclinung  oder  Plastik,  wenn  sie 
der  vorgefassten  Meinung  nicht  entsprechen.  Nicht  selten  wird  auf 
die  relative  Höhe  ganz  vergessen,  und  dieselbe  nicht  abgezogen, 
wenn  ein  Berg  zu  niedrig  scheint,  und  doch  in  richtiger  Höhe 
aufgetragen  ist. 

Nehmen  wir  z.  B.  den  Leopoldsberg  bei  Wien,  Höhe  428  Meter 
Basis  Donau  am  Fusse  165  Meter.  Im  Massstabe  von  *  ,50^00  der 
Natur  sind  150  Meter  =  1  Millimeter.  Also  Leopoldsberg  hoch 
2-9  Millimeter,  relative  Höhe  (2-9  -  11)  18  MilUmeter!  Wie  un- 
bedeutend und"  niedrig  muss  er  dem  Auji^o  erscheinen,  das  ihn 
obendrein  hoch  von  oben  betrachtet  und  nicht  in  horizontaler 
Richtung! 

Diese  winzigen  Dimensionen  sind  es,  die  den  Eindruck  der 
Verflachung  erzeugen,  obgleich  dieser  Eindruck,  vielleicht  noch  viel 
stärker,  sich  orgeben  würde,  wenn  man  sich  über  die  Erde  so  hoch 
erheben  könnte,  dass   der  Ueberblick  ganz  Niederösterreich  umfasst. 

Der  Massstab  von  '/,r.,ooü  ^^^  Natur  ist  noch  gross  genug, 
um  charakteristische  Hauptzüge  der  Bodengestalt.  Platten,  Kahr'e, 
Schneiden,  Flachrücken,  Delileen,  erkennbar  auszudrücken :  erst 
wenn  es  in  die  millionenmalige  Verkleinerung  geht,  wird  die  Plastik 
nur  ein  allgemeines  Zeichen  und  steht  hinter  jeder  angemessenen 
Schraffirung  zurück.  Das  Relief  von  Niederösterreich  liegt  noch  weit 
innerhalb  dieser  Grenze. 

Die  Vorwürfe,  die  man  gegen  dasselbe  von  diesem  Standpunkte 
erhebpn  mag,  wären  ungerecht;  man  kann  eher  sagen,  das  Relief 
habe  das  Verdienst  falsche  Vorstellungen  zu  corrigiren,  und  schon 
in  dieser  Bf'zif^iuni-',  wenn  es  keine  anderen  gebe,  würde  es  einen 
Platz  in  der  Schule  verdienen,  vorausgesetzt,  dass  ein  Lehrer  vor- 
handen ist.  der  eit  zur  richtigen  Zeit  und  auf  richtige  Weise  zu 
verwenden  versteht 


Karte  des  miltleren  Congo. 

Von  Paul    L  II II  sr  li  a  II  8. 

(Hieizu  Tafel  XX). 

Die  vor!  ie^endti  Karte  bildet  das  zweite  Blatt  der  Baumann'schen 
Aialnahme  des  mittleren  Congo  (Blatt  I.  s.  Mittheilungen  der  k.  k. 
Geographischen  Gesellschaft,  Wien  188S,  Tafel  VlIIj.  Das  zweite 
Blatt  enthält  den  Congolauf  von  Bunga  bis  Losengo  in  zwei  Ab- 
^hnitten.  Bis  zur  Äequatorstation  diente  die  Rouvi^rsche  Aufnahme 


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als?  (inindlage,  für  das  Bangala-(Liboko-)  Land  die  Karte  Coquilhals^) 
Es  ist  einleuchtend,  dass  dieser  erste  Versuch,  den  gewaltigen  Mittel- 
laul ties  Congo  in  grossem  Maasstabe  darzustellen,  nur  die  Grund- 
lage lür  zahlreiche  Ergänzungen  und  Berichtigungen  bieten  kann. 
Weiss  doch  der  Reisende  häufig  selbst  nicht,  ob  das  Ufer,  längs 
dessen  er  hinfährt,  dem  Festlande  angehört  oder  den  unzähligen 
Inseln,  Mit  Recht  sagt  de  Brazza  in  einem  Briefe  aus  Madiville 
vom  24.  Mai  1885:  ^^Le  Congo  est  un  vrai  labyrinthe  sans  fin 
la  carte  dötaill^e  n'en  sera  pas  faite  avant  un  demi-siecle.«  Aber 
ein  Anfang  ist  doch  wenigstens  gemacht. 

Die  in  den  Rahmen  des  Blattes  fallenden  astronomisch  be- 
stiininlen  Punkte  finden  sich  auf  der  Karte  verzeichnet:  lur  die 
Bangala-Station  wurde  die  Position  Coquilhats  angenommen.  Auch 
für  dies  zweite  Blatt  wurden  die  Aufnahmen  früherer  und  späterer 
Reisen  zu  Rate  gezogen  und  benützt. 

Für  den  ersten  Abschnitt  (Bunga-Bungata)  lagen  15  Blätter 
Baumanfi'scher  Handzeichnungen  vor.  für  den  zweiten  (Lulanga- 
Lot^aigo)  12. 

Die  zu  vorliegendem  Blatte  gehörigen  Höhenzahlen  sind  folgende: 

Lukolela 830  m 

Ngombe  295  > 

Aequator .    .    307  » 

Uranga  ....  .    287  » 

Bangala-Station  ...        826  » 


Kleinere  Mittheilungen  und  Monatsbericht. 

Europa. 

Das  Petrolcuiiivorkoiiniieii  am  Tegreriisee.  Die  Petroleumquelle  am 
Wesliifer  des  Tegernsee's  wird  schon  im  Jahre  1450  urkundlich  erwähnt 
Mochte  die  ursprüngliche  Menge  der  Jahreslieferung  etwa  400  Liter  betragen 
haben,  so  hob  sich  dieselbe  im  Jahre  1883  als  eine  Anzahl  von  leider  nicht 
besonders  tiefen  Bohrlöchern  niedergestossen  worden  war,  auf  1::00  Gtr..  um 
jetforli  schon  im  Jahre  1880  wieder  auf  475  Gtr.  zu  sinken.  Trotz  des  hohen 
tpclinisohen  Werlhes  des  Tegernseeer  Oels,  welches  in  seiner  Qualität  dem 
ptninsy Ivanischen  nahe  steht,  liess  sich  daher  keine  grössere  industrielle  Unter- 
nehmung darauf  gründen.  Bemerkenswerth  ist  es.  dass  auch  im  Tegernsee 
»elhsl  —  u.  zw.  hauptsächlich    in  einer  der  Längenei Streckung  des  Sees  ent- 

')  Camille  Coquilhat,  Sur  le  Haut-Congo,  Paris  1888;  auch  Mouvemenl 
Geographique  1885,  p.  91. 


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,jAä- 


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sprechenden  Richtung  —  Erdöl  aufsteigt.  An  solchen  Stellen  stoigen  Gashlaseu 
auf  und  auf  der  Oberfläche  des  Wassers  breitet  sich  ein  dtinness  in  irisirenden 
Farben  spielendes  Häutchen  aus.  Zu  einer  prachtvollen  Erschpinunr  j^esLaltet 
sich  dieses  Hervorquellen  von  Oel  und  Gas.  sobald  der  See  sich  mit  einer 
Eisrinde  bedeckt.  Auf  einem  Zuge  von  mehr  als  1000  wi  Länge  ist  das  Eis  voll 
von  Gasblasen,  die  wie  IJlirgläser  in  einander  geschachtelt  sind.  Die  Blasen 
sind  mit  Kohlenwasserstoff  gerdllt  und  die  Wände  mit  ert^tarrtem  fioli>f*n 
Petroleum  bedeckt  An  einzelnen  Stellen  finden  sich  offen«'  Irii'h^rrürnüge 
Ijöcher  im  Eise.  Das  erstarrte  Oel,  das  die  Wände  dieser  Trichter  aiiükleidel, 
liefert  den  Umwohnern  ihren  Bedarf  an  Wagenschmiere 

Zweifellos  entstammt  auch  das  Tegernseeer  Oel  dorn  Hutizonfc  der 
bituminösen  Schiefer,  die  im  Hauptdolomit  und  im  Dachsleinkalk  an  so  vi^^len 
Orten  des  bayrischen  und  nordtirolischen  Alpengebiets  auftrcien.  Es  ist  ja 
bekannt,  zu  welch'  hoher  industrieller  Wichtigkeit  neuerdings  der  Asphalt  schiefer 
von  Seefeld  durch  die  Jchthyolerzeugung  gelangt  ist.  (v.  GündH,  Nantiträir« 
zur  geognostischen  Beschreibung  des  bayerischen  Alpengebirges  ü(K:igiios tische 
Jahreshefte,  l.  1883) 

I>i«  Ablacreroiitieii  am   Boden  <ler  tiefsteu  Stelle  <lcs  KI>ii)|i!4Hei'a, 

Im  Winter  187172  wurden  aus  1^8 »i  Tiefe  am  sogenannten  MitUihiig  Urulfn- 
proben  genommen,  die  Gümbel  untersuchte  und  nun  in  den  oben  rTWäliutiin 
..Nachträgen"  beschreibt.  In  dem  Schlamme  wiegen  selbstverslaJidlich  Hrurli- 
stücke  von  den  sedimentären  Gesteinen  der  Umgebung  des  S^rs  weitaus  vur. 
Daneben  finden  sich  aber  auch  Quarzkörner,  Thonflocken,  GUmiuerplMtlchcn. 
Magneteisen,  Zirkon,  Turmalin  etc..  die  auf  Herkunft  aus  dt^in  iTjtfi^hirge 
deuten.  Gümljel  lässt  es  dahin  gestellt,  ob  diese  BestandUieile  ana  diMii 
erratischen  Schutt  eingeschwemmt,  oder  aus  dem  auf  den  Hötieri  de^  Kalk- 
gebirges in  reichlicher  Menge  abgesetzten  Urgebirgsstaub  in  Hi-n  Soe  gewollt 
worden  sind.  Unter  den  im  Tiefenschlamm  sehr  spärlich  verlretein^n  organinchen 
Resten  übenÄ'iegen  Holzstücke.  Asttheile  und  Nadeln  von  (^onilcren,  Verpinxclt 
finden  sich  Käferflügel  un.l  Knochensplitter. 

Erdbeben  Im  Voirtlanil.  Das  Vogtland  wurde  am  26.  DecemLer  ls>J8 
von  einer  ziemhch  heftigen  Erderschütterung  betroffen  Die  rilngsaxe  il<!fi 
Erschutterungsareals  lag  in  ostnordöstlicher,  also  in  erzgebirgi sicher  Rictilung, 
somit  in  der  Richtung  der  auch  im  Vogtlande  vorherrschenden  Satlelun^eii 
und  Yerwe.'fungen.  Ein  besonderes  Interesse  bot  dieses  ErdbL^ieii  dan-h  den 
Umstand,  dass  die  Eidbewegung  die  im  vogtländisch-erzgebirgisrhen  Schirhfrn- 
gebiet  gelegenen  Granitmassivs  entweder  ganz  verschont  oder  docli  nur  nf'ht 
schwach  betroffen  hat,  während  die  benachbarten  Schiefergehieto  heftig  er- 
schüttertwurden. Offenbar  haben  sich  die  im  Schiefer  erzeugten  Erdhr^bpn wellen 
an  den  Granitmassivs  gebrochen  (H  Credner,  Sitz.-Ber.  der  k.  sächa  Gps- 
d.  Wiss.,  Math.-phys.  Gl.  Sitzung  vom  11.  Februar  1889.) 

Gewicht  und  Werlli  ilen  Londoner  Kauelies.  Proft'ssor  rimndler 
Roberts  schätzt  das  Gewicht  der  Rauchwolke,  welche  Tag  für  Tnj:  über  l^ondon 
hängt,  auf  etwa  300  Tonnen.  Der  directe  Werth  der  Kohle,  wclrhe  auf  diese 
Weise  verlorengeht,  lässt  sich  auf  2' '^  Millionen  Pfund  schätzen.  Hie^u  komnn-n 
mehr  als  300. (XX)  Pfund  indirecten  Verlustes  an    Transport-.    lieuii^ungökurileri 


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utiii  dergleichen,  endlich  '2  Millionen  Pfund  als  jährlicher  Betrag  des  Schadens. 
ü^n  die  raucherfSllte  Atmosphäre  anrichtet.  Alles  zusammengenommen  bedeutet 
also  der  Londoner  Rauch  einen  ökonomischen  Verlust  von  etwa  V/^  Millionen 
Tfund.  iSciehce  Ar.  331  mich  den  Engineering  Times). 

Nene  Lehrkanzel  für  Geographie  in  Unsrarn.  Der  Professor  der 
Geologie  an  dem  Budapester  Polytechnikum  Dr.  L.  v.  Loczy,  der  bekannte 
Reisebegleiter  des  Grafen  Szechenyi,  ist  zum  Professor  der  vergleichenden 
Erdkunde  an  der  Budapester  Universität  ernannt  worden. 


I. 


AsieD. 

Ein«*  «if^enthnmllch«)  KrdercichlllteriMig:  in  Tokio.   Nature  (Nr.  1024) 
herUihtet  nacli  der  Japan  Weekly  Mail  ober  ein  Erdbeben  ungewöhnlicher  Art, 
welches   am    18.  April    auf  dem  Erdbebenobservatorium   zu  Tokio  beobachtet 
wurde.     Die  E'gentliümlichkeit  desselben  bestand    in   einer    bisher  noch  nicht 
beobachteten,  ausserordentlichen  Langsamkeit  der  Oscillationen.  Die  Dauer  einer 
eiji^ielnen  Schwingung  betrug  von  4  bis  zu  7  Secunden  und  die  ganze  Erscheinung 
trüg  somit  den  ausgesprochenen  Charakter  einer  sogenannten  Erdpulsation  an 
(ni:h.   Da  solche  zumeist  dann  beobachtet  zu  werden  pflegen,  wenn  gleichzeitig 
irj  grosser  Entfernung  ein  heftiges  Erd-  oder  Seebeben  stattfindet,    so  wandten 
ölch  die  Gelehrten   des  Science  College  zu  Tokio  an  das  hydrographische  Amt 
UT1I  Au.skunft.  Es  stellte  sich  in  derThat  heraus,  dass  zur  Zeit  der  beschriebenen 
Erdersi-hütteiung.  die  ausserhalb  der  Bay  von  Yokohama  gelegene  vulkanische 
Insel  Vries  Island  in  Eruption  befindlich  war. 

Die  Bore  des  T8ien-tan«:-kian|^«  Die  englische  Admiralität  veröffentlicht 
einen  Bericht  des  Capt.  \V.  M.  Moore  von  H.  M.  S.  Rambler  über  die  Gezeiten- 
J»eobachtungen  dieses  Schiffes  in  den  chinesischen  Gewässern.  Die  Bore  des 
Tsten-tang-kiang  (etwa  70  englische  Meilen  von  Schanghai)  beginnt  12 — 15  miles 
BUi^serhalb  der  Flussmündung,  hat  nicht  den  ausgesprochenen  Cliarakter  einer 
Flutwelle,  steigt  zu  H—ll  engl  Fuss  und  hat  eine  Geschwindigkeit  von  12—13 
Knoten  die  Stunde.  (Xature  1024.) 

ErSffiiun;^  des  Yaii);-t8e-kiang  für  die  eii|;liseho  Schlffrahrt.  Nach 
Jangwierigen  Verhandlungen  hat  die  chinesische  Regierung  Herrn  Archibald 
LiUle  endlich  gestattet,  den  Yang-tse-kiang  mit  seinem  Dampfer  von  Jchang 
bis  Chungking  zu  befahren.  (Times  13.  und  14.  Juni.) 

Die  Edelsteiu^ewlniiuiür  auf  Ceylon.  Die  »Times«  bringen  nach  dem 
*(>ylon  Observer«  einen  Bericht  über  den  gegenwärtigen  Stand  der  Edelstein- 
gewi sinung  in  Ceylon.  Der  Haupfort  des  etwa  2O — 30  Qradratmile>  einnehmenden 
Kdclsteindistrictes  ist  Ratnapura.  Die  Eingebornen  arbeiten  auf  kleinen  Losen 
in  ziemlich  oberflächlicher  Weise  und  begnügen  sich  mit  einer  zumeist  schon 
in  geringer  Tiefe  erreichten  Ausbeute  von  minderwerthigen  Edelsteinen  Aus 
abergläubischen  Gründen  wird  ein  eigenthümlicher  Vorgang  eingehalten,  wenn 
nsjsnalimsweise  einmal  ein  reicher  Fund  geglückt  ist.  In  aller  Stille  wird  dann 
ein  Händler  in  Colombo  verständigt.  Dieser  gewährt  Vorschüsse  bis  zur  Hälfte 


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des  Werthes  der  Edelsteine.  Ist  dieser  Betrag  verspielt  und  vertrunken,  dann 
werden  erst  die  Steine  ausgefolgt  und  der  Handel  abgeschlossen.  Meist  sind 
derartige  reiche  Funde  schon  bei  den  Edelsteinhändlern  in  Bond  Street,  wenn 
sich  die  Kunde  davon  auf  den  Edelsteinfeldern  selbst  verbreitet. 


Afrika. 

Das    SehlnsAhert    «ler    Mlttheilnngen    der    deutgch-afrikanlsclien 

Gesellsehaft«  Mit  dem  Ende  Mai  ausgegebenen  3.  Hefte  des  5.  Bandes  finden 
die  Mittheilungen  der  afrikanischen  Gesellschaft  in  Deutschland  ihren  Abschluss. 
Man  wird  sich  bei  dieser  Gelegenheit  dankbar  erinnern,  wie  viele  wertvolle 
Beiträge  zur  Kenntnis  von  Afrika  diese  Zeitschrift  gebracht.  Strenge  und  sach- 
liche Kritik  und  musterhaft  redigirte  Karten  zeichneten  sie  in  hohem  Grade 
aus.  Das  letzte  Heft  beschliesst  die  Reihe  in  würdiger  Weise.  Es  bringt  die 
lange  erwartete  Stecker'sche  Karle  des  Südostabhanges  des  abessinischen  Hoch- 
plateaus, drei  Routenkarten  Flegels  und  zwei  Karten  zu  Büttner^s  Reisen  in 
Westafrika  1884—86,  einen  ausführlichen  Reisebericht  von  Büttner  und  eine 
dankenswerte  bibhographischo  Uebersicht  der  in  den  Jahren  188<)— 1889  ver- 
öffentlichten, auf  die  Expeditionen  der  deutschen  :«frikanischen  Gesellschaften 
bezüglichen  Originalaufsätze,  lieber  Bültner's  Reisebericht  schreibt  uns  Herr 
Dr.  0   ßaumann: 

Die  Abhandlung  von  Dr.  Richard  Büttner  über  einige  Ergebnisse  seiner 
Reise  in  Westafrika  1884—86  gewährt  besonders  in  naturwissenschaftlicher 
Hinsicht  hohes  Interesse.  Anfangs  gibt  Dr.  Büttner  eine  übersichthche  Darstellung 
seiner  Reise  von  San  Salvador  zum  Kwango  und  auf  völlig  neuer  Route  zum 
Stanley-Pool,  dann  folgen  einige  Abschnitte  über  Ethnographie,  über  das  Land 
und  seine  Produkte,  sowie  über  Fhora  und  Fauna  des  bereisten  Gebietes.  Besonders 
ausführlich  werden  die  Hauslhiere  der  Eingeborenen  und  die  verschiedenen  Nähr- 
pflanzen und  deren  Zubereitung  besprochen.  Auch  die  verschiedenen  Florengebiete 
des  Regenwaldes.  Campinenlandes  u.  s.  w.  finden  hier  für  das  Congogebiet  zum 
ersten  Male  eine  eingehende  Darstellung  durch  einen  Fachmann,  welche  auch  für 
den  Geographen  von  Wichtigkeit  ist.  Dr.  Büttner  befürwortet  warm  die  Anlage  von 
Gartenculturen  bei  den  Stationen,  da  durch  diese  allein  die  ungesunde  und  kost- 
spielige Conservennahrung  verdrängt  werden  kann.  Für  die  fernere  botanische  Er- 
forschung Centralafrikas  meint  der  Verfasser  mit  Recht,  dasses  nicht  vortheilhaft  sei, 
Botaniker  als  Leiter  oder  Mitglieder  grösserer  Inlandexpeditionen  zu  beschäftigen, 
sondern,  dass  eine  Station irung  derselben  unerlässlich  sei,  wodurch  natürhch 
eine  zeitweilige  Ortsveränderung  nicht  ausgeschlossen  ist.  Eine  Kartenskizze 
der  Reise,  vor  Allem  aber  lange  Verzeichnisse  gesammelter  Pflanzen  und 
Thiere.  unter  welchen  sich  zahlreiche  neue  Arten  befinden,  legen  Zeugnis  von 
der  unermüdlichen  Thätigkeit  ab.  welche  Dr.  Büttner  auf  seiner  Forschungs- 
reise entwickelt,  und  welche  um  so  höhere  Anerkennung  verdient,  als  von  dem 
anderen  Zweige  der  deutschen  Congo-Expedition,  unter  Lieutenant  Kund  und 
Tappenbeck,  bisher  noch  keine  wissenschaftlichen  Ergebnisse  erschienen  sind. 
HoffentHch  wird  die  deutsche  Regierung  Herrn  Dr.  Büttner  bald  wieder  die 
Möglichkeit  bieten,  seine  reiche  Erfahrung  der  weiteren  Erforschung  west- 
afrikanischer Flora  zu  widmen. 


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390 


n 


Das  nfrikiinisclio  Elfenbein.  Paul  Reichard  veröffentlicht  einen  Aufsatz 
über  „das  afrikanische  Elfenbein  und  seinen  Handel'*  (Deutsche  geogr.  Blätter 
Xfl.  2),  welcher  die  Mittheilungen  Westendarps  in  willkommener  Weise  ergänzt. 
Der  europäische  Händler  unterscheidet  drei  Sorten  von  Elfenbein,  das  harte, 
das  halbharte  und  das  weiche.  Die  Verbreitungsgebiete  dieser  drei  Sorten 
decken  sich  ziemlich  genau  mit  der  Verbreitung  gewisser  Vegetationsformen. 
Das  weiche,  milchweisse  Elfenbein  entstammt  dem  lockeren  Buschwald  und 
der  Savanne  mit  niedrigem  Graswuchs,  das  harte,  schwach  durchscheinende 
iät  das  Elfenbein  des  geschlossenen  Urwaldes  und  der  hochgrasigen  Savanne 
Das  halbharte  Elfenbein  soll  von  Elephanten  gehefert  werden,  welche  Gebiete 
durchziehen,  die  beiderlei  Vegetationsformen  aufweisen.  Es  ist  somit  Ostafrika 
vorwiegend  Productionsstätte  des  weichen  Elfenbeins.  Um  den  Mwutan. 
Ukerewe  ist  der  Elephantenreichthum  am  grössten.  ein  zweites  weniger  um- 
fangreiches Häufigkeitsmaximum  des  Elephanten  befindet  sich  am  Bangweolo- 
See  und'  am  Westufer  des  Nyassa.  Weitaus  das  meiste  Elfenbein,  doppelt  so 
viel,  als  die  ganze  Westküste  Afrikas  liefert,  gelangt  an  der  Suaheliküste  und 
in  Zanzibar  zum  Export.  Früher  brachten  die  Schwarzen  das  Elfenbein  bis  an 
die  Küstenplätze,  seit  aber  der  Elephant  immer  mehr  landeinwärts  gedrängt 
worden  ist,  pflegen  die  indischen  Händler  das  Elfenbein  weiter  im  Innern  auf- 
zukaufen, zumal  Unjanjembe   ist    für  den  Elfenbeinhandel  ein  wichtiger  Platz. 

Westafrika  exportiert  hauptsächlich  das  harte  Elfenbein  der  Urwälder 
des  Congobeckens  -  erst  in  neuerer  Zeit  ist  die  Congomündung  selbst  ein 
bedeutender  Elfenbeinplatz  geworden,  der  vielleicht  in  Kurzem  den  portugiesischen 
Plätzen  den  Rang  ablaufen  wird.  Das  halbharte  Bein  des  Tsadseel>eckens 
gelangt  theils  an  die  Guineaküste,  theils  durch  die  Wüste  nach  Norden, 
besonders  nach  Mogador  und  Tripolis.  Alexandria  bezieht  sein  Elfenbein  — 
fast  ausschliesslich  weiches  —  aus  dem  Nihjuellengebiet.  Bemerkenswert  ist  es. 
dass  das  Bein  durch  den  Wüstentransport  sehr  leidet.  Es  wird  in  Folge  der 
grossen  Temperaturgegensätze,  denen  es  ausgesetzt  wird,  rissig.  —  Reichard's 
anschauliche  Schilderung  der  Elephantenjagd,  der  Aufbewahrung  und  des  Trans- 
portes der  Waare,  sowie  endlich  der  Handelsproceduren  verdienen  im  Original 
nachgelesen  zu  werden.  Wie  alle  Kenner  des  Sudan,  ist  auch  Reichard  der 
Ansicht,  dass  der  Wert  des  auf  den  Markt  gebrachten  Elfenbeins  in  eiüenn 
schreienden  Missverhältnis  steht  zu  dem  unendlichen  Aufwand  an  Arbeit  umi 
Mühe  der  damit  verknüpft  ist. 

Von  der  Snalic^liknste.  Dr.  Hans  Meyer  hat  sich  mit  unserem  Laods- 
manne.  dem  ausgezeichneten  Alpinisten  Herrn  Ludwig  Purlscheller  ans  Salzburg 
am  8.  Juli  in  Genua  eingeschifft,  um  eine  neue  Reise  nach  dem  Kilimandjaro 
zu  unternehmen.  Diese  Expedition  wird  womöglich  auch  die  Erforschung  der 
dem  Kilimandjaro  benachbarten  Hochgipfel  in  ihr  FVogramm  etnbeziehea. 
Auch  Otto  Ehlers  kehrt  mit  den  Mandarakriegern  nach  (Jstafrika  zurück.  PäuJ 
Reichard  spricht  sich  in  der  D.  Colonialzeitung  mit  grosser  Schärfe  gegen  das 
Mitnehmen  von  Schwarzen  nach  Europa  aus.  Auch  die  Mandarakute  seien 
schon  unverschämt  geworden.  Es  muss  in  der  That  nur  Verwirrung  in  den 
Negerköpfen  hervorrufen,  wenn  Leute,  die  daheim  die  iiocialc  Rolle  von  Dienst* 
boten  eines  Dorfschulzen  spielen,  sich  plötzlich  m  Europa  vom  sn<s.=^iL 
Publikum  als  Gesandte  eines  Königs  gefeiert  sehen.    —  General  Matthews  der 


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p    Mjfl-iau 


391 

langjährige  Befehlshaber  der  Truppen   des   Sultans   von  Zanzibar   ist   in   die 
Dienste  der  englischen  ostafrikanischen  Gesellschaft  getreten. 

Die  im  Juni  in  Zanzibar  eingelangten  Nachrichten,  dass  sich  Stanley  im 
März  auf  dem  Marsche  nach  der  OstKüste  am  sadöstlichen  Ende  des  Victoria- 
Nyanza  befunden  habe,  lauteten  recht  unklar.  Die  Kritik,  die  Sir  Francis 
de  Winton  daran  geknüpft  hat,  ist  aus  der  Tagespresse  kekannt.  Neuere  Nach- 
richten sind  seither  nicht  eingelaufen  und  auch  ein  Sohn  Tippo-Tips,  der  unlängst 
aus  dem  Innern  mit  Elfenbein  nach  der  Küste  kam,  wussle  von  Stanley  nichts  — 
Peters  ist  landeinwärts  aufgebrochen.  Pigott,  der  Leiter  der  dritten  von  der 
englischen  ostafrikanischen  Gesellschaft  zur  Gründung  von  Stationen  und  zur 
Abschliessung  von  Verträgen  entsandten  Karawane,  ist  nach  erfolgreicher 
Durchfuhrung  seiner  Aufgabe  nach  Mombas  zurückgekehrt  Am  nördlichen  Ufer 
des  Tana  hat  er  eine  Station  gegründet.  —  In  Europa  ist  der  jüngst  angefachte 
Enthusiasmus  in  der  Sclavereifrage  bei  den  meisten  Leuten  von  recht  wenig 
Kritik  und  recht  wenig  Kenntnis  der  Sachlage  begleitet  In  dieser  Hinsicht 
kommen  ein  paar  Briefe  George  Mackenzie's  an  englische  Blätter  sehr  zur 
guten  Stunde. 

Ann  Kamerun  und  Togo«  Hauptmann  v.  Fran^ois  berichtet  über  seine 
zweite  Reise  nach  Salaga.  Kratji  ist  ein  bedeutender  Handelsort  von  etwa 
COOO  Einwohnern  in  fruchtbarer  Umgebung  In  sechs  Marschtagen  ging  der 
Reisende  von  Kratji  nach  Salaga.  Schmaler  Galeriewald  begleitet  hier  den 
schleichenden  von  Schlamm-  und  Sandbänken  durchsetzten  Woltafluss  F^ine 
Karte  des  Gebietes  von  der  Küste  bis  Salaga  wird  in  Aussicht  gestellt  — 
Dr.  Wolf  schildert  das  Kebu -Gebiet  in  Togo  als  ein  anmuthiges  Gebirgsland^ 
gut  bewässert,  reich  an  Oelpalmen,  an  Weideland  und  Wild.  Die  Kebu  sind 
durch  Wolfs  Umsicht  nunmehr  ganz  unter  deutschem  Einfluss. 

Aus  Kamerun  liegt  ein  Bericht  sammt  Karte  von  Hauptmann  Zeuner 
über  seinen  Marsch  nach  Bioko  vor.  Dr.  Preuss  gibt  Notizen  über  Flora  und 
Insektenfauna  der  Umgebung  der  Barombi-Station.  Für  Lepidopteren-Sammler 
sind  die  Mittheilung»'n  über  Fang  und  Köderung  der  Schmetterlinge  des  Urwalds 
von  Interesse.  Kund  und  Tappenbeck  haben  im  Februar  dieses  Jahres  eine 
Station  zwischen  dem  oberen  Sannaga  und  Njong  gegründet.  Seither  musste 
Kund  krankheitshalber  nach  Europa  zurückkehren. 

{Mittheilungen  au»  den  deutschen  Schutzgebieten.  IL  Bd.,  2.  lieft.) 

Vom  Coiigo.  Der  ausführliche  Bericht  der  mit  den  Vorarbeiten  zum  Bau 
der  Congobahn  beauftragten  Ingenieure  ist  erschienen.  Die  belgische  Kammer 
tritt  unter  günstigen  Auspirien  in  die  Berathung  der  Congobahn  -  Vorlage  ein, 
da  nunmehr  durch  die  Fahrt  des  Dampfers  Lualaba  der  Beweis  erbracht  ist, 
dass  der  Congo  bis  Matadi  auch  von  tiefgehenden  Schiffen  befahren  werden 
kann.  »Matadi-port  <<e  mer«  ist  jetzt  die  Losung  in  Brüssel.  —  Nach  langer 
Zeit  ist  auch  wieder  ein  Buch  über  den  Congo  erschienen.  Der  Verfasser  des- 
selben ist  der  englische  Mechaniker  J.  R.  Werner  und  es  betitelt  sich  ein  wenig 
reclamehaft:  A  visit  to  Stanley's  Rear  Guatd.  (Edinburgh -London  1889)  Der 
Werth  des  Buches  liegt  nicht  nach  der  geographischen  Seite,  sondern  beruht 
in  der  Schilderung  des  Lebens  und  Treibens  auf  den  Stationen  und  in  der 
Charakteristik  jener  Ptrsönlichkeiten,  die  in  den  letzten  Jahren  in  der  Ver- 
waltung und  Erforschung  des  Con-ostaates  eine  Rolle  spielten. 


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392 


Amerika. 


Lieutenant  Sclnvntka's  Entdeekiingr  von  H^lileiibewolinern  in  Mi*xiko. 

Der  in  Chicago  erscheinende  »Daily  Interocean«  bringt  in  seiner  Nummer  vom 
7.  Juni  ein  Telegramm  aus  Deming  N.  M.  mit  merkwürdigen  Angaben  über 
die  Auffindung  von  Troglodyten  im  südwestlichen  Chihuahua  durch  die  Expe- 
dition des  Lieutenants  Schwatka.  Wir  geben  hier  die  Depesche  auszugsweise 
wieder,  müssen  aber  die  Verantwortung  dafür  vollständig  unserer  Quelle 
überlassen.  Die  Expedition  war  über  alles  Erwarten  erfolgreich.  Besonders  im 
südwestlichen  Chihuahua,  wo  dieselbe  Felsen-  und  Höhlenbewohner  antraf,  so 
wild  als  nur  irgend  ein  Stamm  zu  Gortez'  Zeit.  Die  Behausungen  derselben 
gleichen  ganz  genau  den  so  viel  besprochenen  alten  Felsen-  und  Höhlen- 
wohnungen in  Neu-Mexiko  und  Arizona.  Es  war  schwer,  sich  diesen  Leuten  zu 
nähern,  da  sie  sich  ausserordentlich  furchtsam  und  über  die  bewaffneten 
weissen  Männer  erschreckt  zeigten.  Wurden  sie  überrascht,  so  entflohen  sie  in 
grosser  Eile  vermittelst  ihrer  eigenthümhchen  Leitern  in  die  Felsen.  Vielleicht 
geben  diese  Leitern  den  Schlüssel  zur  Erklärung  der  anscheinend  vollkommenen 
Unzugänglich keit  gewisser  Felsenwohnungen  in  Neu-Mexiko  und  Arizona. 
Schwatka  schildert  die  Leute  als  wohlgebaut  und  von  einer  sehr  dunklen, 
rölh liehen  Hautfarbe,  welche  dem  Colorit  des  Negers  näher  steht  als  jenem 
des  kupferfarbigen  Indianers  der  Vereinigten  Staaten.  Ihre  Zahl  beläuft  sich 
jedenfalls  auf  mehrere  Tausend.  Sie  gehen  ganz  nackt  und  sind  nur  mit  Pfeil 
und  Bogen,  sowie  mit  Steinäxten  bewaffnet  Die  Scenerie  der  mittleren  Sierra 
Madres  beschreibt  Schwatka  als  grossartig.  Er  erklärt  Landschaften  gesehen  zu 
haben,  welche  dem  Canongebiete  von  Colorado  nicht  nachstehen.  Gross  sei  der 
Reichthum  an  Mineralschätzen. 

Polarregionen. 

Fritlijof  Nansen.  Geografisk  Tidskrift  X.  Bd.,  Heft  3  und  4,  bringt 
einen  ausführlichen  Bericht  Nansen's.  Am  24.  Juni  sprach  der  ruhmgekrönle 
Reisende  vor  der  Londoner  geographischen  Gesellschaft  und  wir  entnehmen 
englischen  Blättern  (Times,  26.  Juni,  Nature  1026)  folgende  Einzelheiten  über 
den  Vortrag.  Das  Inlandeis  bildet  eine  schildförmige  Masse,  die  mindestens 
10.000  englische  Fuss  Höhe  erreicht.  Die  Mächtigkeit  d«*s  Eises  muss  stellen- 
weise GOOO  Fuss  betragen.  Der  Wind  ist  der  Hauptfactor  bei  der  Erhaltung  der 
Oberfläche  des  Eises.  Der  hohe  Druck  der  mächtigen  Eismasse  erzeugt  auch  im 
Winter  fliessende  Ströme  von  Schmelzwasser  in  der  Tiefe.  Ein  genaues  Studium 
des  grönländischen  ßinneneises  wird  uns  den  Schlüssel  zum  Verständnis  der 
Glacia!zeit  bringen.  Sehr  auffallend  waren  die  tiefen  Temperaturen,  die  Nansen 
im  Innern  antraf.  Die  Winde  wehten  radial  aus  dem  kalten  Innern  nach  den 
wärmeren  Küsten.  Mit  Nansen's  Reise  ist  auch  das  idyllische  Gemälde  von 
grünem  Weideland  zwischen  Wällen  von  Eis  im  Herzen  Grönlands  für  immer 
gefallen 

Expedition  KUkeiitlial  -  Walter.  Von  dieser,  zoologischen  Zwecken 
gewidmeten  Forschungsreise  sind  vom  29.  Mai  datirte  Nachrichten  aus  Spitz- 
bergen in  Bremen  eigelangt.  Die  beiden  Gelehrten  kreuzten  an  der  Westküste 
Spitzbergens  und  liatten  viel  unter  stürmischem  Wetter  zu  leiden.    Sie  trafen 


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mit  einem  englischen  Jäger  und  Sportsmann  zusammen,  welcher  auf  Spitzhergen 
überwintert  hatte.  Nach  den  Schilderungen  desselben  war  der  verflossene  Winter 
sehr  mild  aber  der  Jagd  wenig  günstisr. 

Allgemeines. 

Neues  über  Eis  und  Schnee.  Dr.  Assmann  berichtete  vor  der  Berliner 
physikalischen  Gesellschaft  Ober  eine  Reihe  mikroskopischer  Untersuchungen 
von  Reif,  Haarfrost  und  Schnee.  Er  fand,  dass  amorphe  Gebilde  weit  häufiger 
sind,  als  man  bisher  annahm  Der  Haarfrost  besteht  zumeist  aus  reihenweise 
angeordneten  amorphen  Eistropfen,  eine  ähnliche  Struclur  zeigte  oft  der 
Reif,  während  er  in  anderen  Fällen  aus  sechsseitigen  Tafeln  oder  Prismen  be- 
stand. Auch  an  Schneeguirlanden  konnte  Assmann  eine  Zusammensetzung  aus 
amorphen  Körnern  nachweisen,  wie  man  sie  an  der  Oberfläche  der  Gletscher 
findet.  Assmann  glaubt,  dass  Reif  und  Haarfrost  aus  überkälteten  Wasser- 
tropfen entstehen,  welche  plötzlich  gefrieren,  wenn  sie  der  Wind  gegen  feste 
Körper  treibt.  Solides  durchscheinendes  Eis  entsteht  wenn  Wasser  von  oder 
etwas  Qber  0  Grad  mit  festen  Körpern  von  niedriger  Temperatur  in  Berührung 
kommt. 

Auch  für  den  Geographen  interessant  ist  eine  Reihe  von  Heobachtungen 
Qber  den  Bacteriengehalt  des  Schnees,  über  welche  British  Medical  Journal 
berichtet.  Pohl  hatte  schon  vor  längerer  Zeit  den  Nachweis  geliefert,  dass  der 
Schnee  stets  Gelatine  verflüssigende  Mikroben  enthalte.  Am  reichsten  an  solchen 
waren  imnner  die  ersten  Partien  eines  Schneefalles,  die  späteren  zeigten  zu- 
weilen kaum  mehr  die  Hälfte.  Wenn  der  Schnee  auf  dem  Hoden  liegt,  so  findet 
eine  allmälige  Anreicherung  der  oberflächlichen  Lagen  desselben  an  Bacterien 
statt.  Janowsky  in  Kiew  bestätigt  und  ergänzt  neuerdings  diese  Sätze.  Er  findet 
im  Kubikcentimeter  Schnee  34— 3H4  Bacterien.  Niedere  Temperaturen  selbst  bis 
zu  16"  C.  verringern  diese  Zahlen  nicht.  r>er  Ursprung  der  Bacterien  ist  zum 
Theile  im  Wasserdampf,  hauptsächlich  aber  in  der  Luft  zu  suchen,  aus  der  die 
Schneeflocken  die  Mikroben  im  Fallen  mitnehmen. 

Uelier  Frostdrift.  Ken*  hat  unter  diesem  Namen  die  Erscheinung  be- 
schrieben, «lass  durch  wiederholtes  Gefrieren  und  Wiederaufthauen  der  ober- 
flächliche lockere  Erdboden  auf  geneigten  Flächen  in's  Gleiten  kommen  kann. 
(Am.  Journ.  of  Science,  May  1881).  Neuerdings  hat  nun  ein  Mathematiker 
Mr.  «  h.  Davison  diesen  Vorgang  genauer  erörtert.  iGeological  Magazine,  June 
188J)).  Er  findet,  dass  der  hetrag  der  Gleitung  unter  sonst  gleichen  Umständen 
nach  dem  Quadrate  der  Tiefe,  bis  zu  der  der  Frost  eindringt,  zunimmt.  In 
arktischen  Gegenden  wo  der  Boden  in  einer  gewissen  Tiefe  ständig  gefroren  ist, 
wird  der  Betrag  der  Gleitung  natürlich  von  der  Tiefe  abhängen,  bis  zu  der  im 
Sommer  ein  Auflhauen  erfolgt  Im  Allgemeinen  wird  die  Bewegung  solcher 
»Erdglelscherc  dort  am  grössten  sein,  wo  sowohl  das  winterliche  Eindringen 
des  Frostes  als  auch  das  sommerliche  Auflhauen  ihrjn  Maximalbetrag  er- 
reichen. 

Versncbe  zur  Erniittlnng  de;«  Verhaltens  von  Murine* Chrononieierii 
auf  bewegter  übterlag«*.  Eine  Anzahl  von  Chronometern,  welche  sämmtlich 
bei  der  Concurrenz  das  Prädicat  »ausgezeichnet«   erhalten   hatten,   wurde   im 


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n 


Lichthofe  der  deutschen  Seewarte  vermittelst  des  Combe'schen  Chronometer- 
schaukelapparates einer  eingehenden  Untersuchung  in  Bezug  auf  ihr  Verhalten 
Äuf  bewegter  Unterlage  unterzog»^n  Der  Apparat  gestattet  folgende  Bewegungs- 
arten: Rotiren.  Rotiren  und  Rollen,  Rotiren  und  Stampfen ;  Rotiren,  Rollen  und 
Stampfen  und  ist  ausserdem  mit  einer  V'orrichtung  versehen  worden,  welche 
■die  Einwirkung  senkrechter  Stösse  erzeugt.  Die  mittleren  Gangänderungen 
erwiesen  sich  hei  den  verschiedenen  Bewegungsarten  verschieden  gross  von 
—  0,13  s  beim  einfachen  Rotiren  bis  zu  —  1,5*2  s  beim  Rollen  und  Stampfen 
mit  Stössen.  Alle  Bewegungsarten  des  Apparates  erzeugten  aber  eine  gleich- 
sinnige Gangänderung,  Acceleration.  Dieses  Resultat  steht  in  vollem  Wider- 
spruche mit  den  Beobachtungen  an  Bord,  welche  in  der  überwiegenden  Mehr- 
zahl der  Fälle  eine  Gangänderung  im  Sinne  der  Retardation  ergeben  hatten. 
Die  Divergenz  zwischen  den  betreffenden  Gangänderungen  an  Bord  und  an 
Land  wird  durch  das  tlherwiegen  des  im  entgegengesetzten  Sinne  wirksamen 
Einflusses  der  Luftfeuchtigkeit  erklärt.  Bei  grossen  Differenzen  der  relativen 
Luftfeuchtigkeit  an  Bord  gegenüber  jener  an  Land  (z  B.  40—50  Percent)  wird  daher 
nicht  allein  der  avancirende  Einfluss  der  Schiffsbewegung  compensirt,  sondern 
weit  übertroffen  durch  die  stark  retardirende  Wirkung  der  vermehrten  Luft- 
feuchtigkeit. Es  lässt  sich  sogar  vermuthen,  dass  die  Summe  beider  Einflüsse 
nur  dann  das  negative  Vorzeichen  annimmt,  wenn  infolge  der  Mangelhaftigkeit 
der  Cardanischen  Aufhängung  die  Schiffsbewegung  den  Gang  der  Instrumente 
sehr  bedeutend  beeinflusst.  (Annalen  der  Hydrographie,  18bO.  lieft  t!.} 

Der  neue  Band  des  jureogrrApliischen  Jnhrbnclies.  Der  diesjährige 
Band  des  geographischen  Jahrbuches  —  in  der  Reihe  der  XIII.  —  ist  den 
geographischen  Einzel  Wissenschaften  gewidmet.  Er  enthält  einen  einzigen 
neuen  Bericht,  jenen  von  K.  Schering  über  den  Erdmagnetismus.  Ausserdem 
erscheint  der  seit  dem  Tode  Oppolzer's  ausgefallene  Bericht  über  die  Fort- 
schritte der  europäischen  Gradmessung  wieder  eingeführt  und  als  besonderer 
Abschnitt  in  das  geophysikalische  Referat  aufgenommen.  Auch  in  diesem  Bande 
tritt  das  unermüdliche  Bestreben  des  Herausgebers  hervor,  das  Jalirbuch  so 
übersichtlich  zu  gestalten  als  nur  möglich.  Noch  vollkommener  als  bislier  ist 
diesmal  innerhalb  der  einzelnen  Berichte  die  geographische  Anordnung  ein- 
gehalten worden.  Bei  den  Strömungen  und  Neigungen,  die  gegenwärtig  unter 
<len  Geographen,  besonders  den  akademischen,  herrschen,  wird  vielleicht  der 
geophysikalische  Bericht  von  Hergesell  und  Rudolph  das  Interesse  in 
erster  Linie  auf  sich  ziehen.  Material  haben  gerade  die  letzten  zwei  Jahre  in 
Fülle  geliefert,  darunter  solches  von  massgebender  Wichtigkeit.  Helmert's 
grosse  Arbeit  über  Lotabweichungen  steht  im  geodätischen,  der  zweite  Band 
von  Suess'  Antlitz  der  Erde,  im  geologischen  Tlieile  des  Berichtes  in  erster 
Reihe.  In  die  beiden  Berichtsjahre  fiel  die  Discussion  Faye-Lapparent,  die 
Arheitea  über  die  Attractionswirkung  d  luvialer  Eismassen,  Davison's  grosse 
Untersuchung  über  die  Erdkruste  u.  s.  w. 

Oesterreich  ist  unter  den  Mitarbeitern  des  vorliegenden  Handes  durch 
Hann,  Toula  und  Schmarda  vertreten.  Hann's  Bericht  —  eine  der  ältesten 
Zierden  des  Jahrbuches  —  ist  wie  seit  jeher  durch  überaus  klare  Darstellung 
ausgezeichnet.  Toula  hat  es  vortrefflich  verstanden,  der  für  den  geologischen 
Bericht  besonders  schwierigen  Aufgabe   gerecht  zu  werden.  Vollständigkeit  zu 


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erreicheri,  ohne  auf  Lesbarkeit  zu  verzichten.  Aus  Schmarda's  Berit;] il  ist 
das  diesmal  ?anz  besonders  umfangreiche  Capitel  Meeresfauna  hervorzuheben ; 
eine  ungewöhnhch  grosse  Zahl  von  Arbeilen  bezieht  sich  auch  auf  die  pela- 
gische  Fauna  der  Binnenseen. 

Einem  neuen  Bande  des  Geographischen  Jahrbuches  gegenüber  befindet 
sich  jeder  Geograph,  sei  er  auch  noch  so  vielseitig,  in  der  Rollfrt  des  Em- 
pfangenden. Anzeigen  und  Besprechungen  können  nur  dazu  dienen,  dit^se  BqIIg 
als  die  eines  dankbaren  Empfängers  näher  zu  bezeichnen. 

Nekrolog. 

ilexaiider  von  Warsbirgr.  Der  jüngst  verstorbene  österr.-ungar.  General- 
consui  in  Venedig,  Alexander  von  Warsberg,  stand  niemals  in  BeziehTinßen  zu 
unserer  Gesellschaft  und  konnte  auch  auf  den  Namen  eines  schalmässigen 
Geographen  keinerlei  Anspruch  erheben.  Dessenungeachtet  muss  eine  mier- 
reichisrhe  geographische  Zeitschrift  seines  Heimganges  gedenken.  Künstler  mit 
Zeichenstift  und  Feder,  war  der  Verstorbene  in  dem  ganzen  weiten  Br^reiche 
des  östHchen  Mittelmeerbeckens  heimisch  wie  wenige  andere.  Bald  ist  os  das 
Eiland  der  Phäaken,  bald  der  aufragende  Fels  von  Ithaka,  bald  die  sonnigo 
ägäisch^*  Inselflur  oder  ein  Stück  kiemasiatischen  Festlandes,  das  üt  una  in 
stimmungsvoller  Weise  schildert,  stets  den  Spuren  seines  geliebten  Homer 
folgend.  Ein  Abglanz  der  klaren  Schönheit  der  griechischen  Landschaft  ruht 
auch  auf  Warsberg's  Schriften,  deren  bedeutendste,  mit  Recht  denselben  Namen 
führt,  wie  das  hervorragendste  Werk  der  bildenden  Kunst,  das  an  Homer  an- 
knüpft: Odysseische  Landschaften 

Vorgänge  in  der  Gesellsohaft. 

Der  in  der  constituirenden  Ausschuss- Sitzung  vom  16.  April  gewiihlte 
Generalsecretär  der  Gesellschaft,  Herr  Dr.  Ferdinand  Baron  Bus3hman,  hat  am 
1.  Juli  die  Leitung  der  Agenden  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  Hber- 
nommen. 

\  Die  deutsche  und  die  Wiener  anthropologische  Gesellschaft  halten  vom 

i      ').  bis  10.  August  eine  gemeinsame  Versammlung  in  Wien  ab,  auf  welcher  der 
l      General-Secretär,  Dr.  Baron  Buschman,  die  geographische  Gesellscliaft  officiell 

(vertreten  wird.  Von  Seite  der  Congressleitung  ergeht  an  unsere  Mirtrlififer  dw 
Einladung  zu  zahlreicher  Betheiligung  an  der  Versammlung.  Au&frihrliche 
Programme  sind  zu  erhalten  in  unserer  Kanzlei  zu  den  Amtsstunden  und  bei 
f  dem  Secretär  der  anthropologischen  Gesellschaft  Herrn  k.  k.  Custos  F.  Heger. 
;      1.  Burgring  7. 

l  Die   Herren   Geheim  rath  Hardeck    (Karlsruhe     und    Professor    Neu  mann 

I  (Freiburg)  laden  als  Einführende  der  Section  für  Geographie  zur  Theihiahnn^ 
ander  vom  17.  bis  22.  September  in  Heidelberg  tagenden  Versammlung  deulscher 
Naturforscher  und  Aerzte.  Geographische  Vorträge  und  Demonsstralionen 
wollen  bei  den  genannten  Herren  thunlichst  bald  angemeldet  werden. 


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39; 


Zur  Columbus-Literatup 

von  Max  BQdinger. 

Prospero  Peragallo,  Cristoforo  Colombo  e  la  sua  Famiglia,  rivista  generale  degli 
errori  del  Sig  E.  Harrisse,  studi  storico-ci  itici.  Lisboa,  typografia  Portuense  18SH. 

336  Seiten.  8. 

Die  Entdeckungen  erheblicher  Actenstücke  zu  Columbus* 
Geschichte  folgen  sich  so  rasch,  dass  Jeder,  dem  ein  Antheil  au 
diesem  Studiengebiete  zugefallen  ist,  bedacht  sein  muss,  sich  nicht 
mit  etwas  Veraltetem  zu  belassen,  wenn  ihm  eine  bisher  noch  un- 
beachtete Schrift  über  den  Gegenstand  zu  Gesichte  kommt.  Nur 
Vorsichtshalber  trägt  das  vorliegende  Buch  die  Jahreszahl  1888 
auf  dem  Titelblatte;  die  Rückseite  desselben  bezeichnet  den  l.  De- 
cember  als  Tag  des  begonnenen,  das  letzte  Blatt  den  8.  Mai  188SJ 
als  Tag  des  beendeten  Druckes.  Vom  24.  Mai  d.  J.  datirt  dift 
Widmung  des  Exemplares  aus  Lissabon  an  unsere  geographische 
Gesellschaft.  Neu  genug  wäre  sonach  das  Buch. 

Noch  eine  andere,  für  die  heutige  Columbusliteratur  charakte- 
ristische Notiz  bringt  das  Titelblatt:  »Von  diesem  Werke  sind  nur 
200  Exemplare  gedruckt  worden,  Nummer  1  bis  100  kommen 
nicht  in  den  Buchhandel.«  Aehnliche  den  Leserhaufen  nicht  allzu 
höflich  abwehrende  Vermerke  haben  nun  auch  mehrere  für  dieses 
Forschungsgebiet  überaus  wichtige  Schriften  gere^de  des  Herrn 
Harrisse,  wie:  »LesColomb  de  France  et  ditalie  Paris  1874«  und 
die,  welche  des  Herrn  Verfassers  besondern  Unwillen  erregt  hat: 
>Christophe  Colomb  et  Savone.  Verzellino  et  ses  memorie.  Genes 
1887«.  Bei  der  leidenschaftlichen  Jagd,  welche  dermalen  von  Bücher- 
sammlern, namentlich  amerikanischen,  nach  irgend  welchen  er- 
heblichen Schriften  über  Columbus  angestellt  wird,  ist  es  wahr- 
scheinlich nur  sehr  wenigen  europäischen  Bibliotheken  ermöglich i, 
eine  vollständige  Sammlung  derselben  zu  besitzen.  Wie  vieles  daher 
auch  einem  aufmerksamen  Forscher  auf  diesem  Gebiete  entgehen 
kann,  leuchtet  ein,  und  wird  eben  jetzt  vermuthlich  Herr  Harrissc 
empfinden,  wenn  er  die  urkundlichen  Ausführungen  unseres  Herrn 
Verfassers  aus  portugiesischen  und  italienischen  Zeitungen  und 
Sammelwerken  liest.  Herr  Peragallo  hat  eben  als  Pfarrer  d^^r 
italienischen  Kirche  von  Loreto  in  Lissabon,  auch  nach  den  Mit- 
Üieilungen  der  vorliegenden  Schrift  (S.  318   flg.)  durch  persönliche 

Unth.  d.  k.   k.    «eogr.  «es.  1889.  8  u  9.  27 

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► 


:;98 


Beziehungen  zu  portugiesischen  Archivleitern  erwünschte  Gelegen- 
heit, den  literarischen  Erscheinungen  beider  Nationalitäten  au(  diesem 
beschränkten  Forschungsgebiete  zu  folgen. 

Ein  grosses  Verdienst  hat  er  sich  schon  vor  fünf  Jahren  mit 
einer  in  Genua  erschienenen,  umfassenden  Untersuciumg  erworben : 
»Die  Echtheit  der  Historie  Fernando  Colombo's  und  die  Kritiken  des 
Herrn  Heinrich  Harrisse  mit  ausführlichen  Fragmenten  des  spanischen 
Textes  Don  Fernando's«.  Namentlich  finden  sich  hier  im  Anhange  die, 
von  dem  gleichzeitigen  Geschichtsschreiber  Las  Casas  als  solche  be- 
zeichneten Theile  des  verlorenen  Original werkes,  welche  die  1571 
in  Venedig  erschienene  Uebersetzung  desselben,  die  »Historie«,  cor- 
rigiren,  aber  im  Wesentlichen  durch  üebereinstimmung  auch  recht- 
fertigen. Im  übrigen  mangelt  dem  damaligen  Buche  des  Herrn  Pera- 
gallo  mit  ganz  .zureichender  Kunde  der  politischen  Verhältnisse 
Italiens  speciell  Genua's  und  Venedigs  in  jenem  Jahre  (1571)  Kenntnis 
der,  für  nautische  Fragen  das  fünfzehnten  Jahrhunderts  unentbehr- 
lichen, Untersuchungen  Arthur  Breusing's,  wie  der  für  die  damaligen 
p^  Machtverhältnisse  im   Mittelmeere  so  aufschlussreichen   Urkunden- 

t  Sammlung  Mas-Latrie's.   Aber  immer  wird  die  kühne  Wahrheits- 

liebe des  Verfassers  gebilligt  werden,  welcher  mit  seiner  Schrift  der 
im  Jahre  1884  fast  allgemein  geltenden  Ansicht  von  der  Unecht- 
heit  dieser  Lebensbeschreibung  entgegentrat.  In  einer  »Neube- 
stätigung« (riconferma)  genannten,  nicht  in  den  Buchhandel  gelangten 
Brochure  vom  Juni  1<S85  —  einer  Art  erweiterten  Separatabzuges 
I':  aus  einer  (ienueser  Zeitschrift  —  hat  unser  Herr  Verfasser  (S.  25)  er- 

I  klärt,  erst  vor  zwei  Monaten   eine  über  den   Gegenstand    vor  der 

^;-  seinigen  erschienene  Arbeit  kennen  gelernt  zu   haben.    Es   ist  das 

K'  Werk  des  spanischen   Historikers   Antonio   Fabiö   über  Las  Casas 

c'  aus  dem  Jahre  1879;  aber  die  wenigen,  von  diesen  gegebenen  Tejd- 

proben  waren  in  der  Tliat  nicht  geeignet,  die  für  das  Verständnis  von 
k  Columbus'  Leben  so   überaus  wichtige  Frage  in's  Klare  zu    setzen. 

Man  würde  auch  die  uns  im  vorliegenden  Buche  des  Herrn  Peragallo 
(S.  4'3  flgde.)  noch  einmal  exemplificirten  Irrungen  der  ameri- 
kanischen Gelehrten  über  Las  Casas  mit  Heiterkeit  lesen,  wenn  sie 
nicht  inmitten  so  vieler  leidenschaftlicher  und  zum  Theile  unbilliger 
Ausfälle  erschienen. 

Immerhin  weist  derselbe  jetzt  mit  berechtigtem  Selbstgefühle 
auf  jene  frühere  Schrift  zurück.  In  der  erwähnten  »Neubestätigung« 
halte  er  für  die  Echtheit  der  Biographie  gegen  einen  gelehrten 
Landsmann  schon  einmal  gekämpft,  und   gern    folgt   man  hier  der 

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I 


3SH) 

lebhaften,  gelegentlich  mit  Kraftworten  ungewöhnlicher  Art  gemischten, 
und  doch  so  artigen  als  erfolgreichen  Polemik.  Aber  wenige  Monal*^ 
nach  der  »Neubestätigung«  erschien  im  November  1885  in  der 
französischen  historischen  Revue  (XXIX  816—340)  ein  veherrunit^^p 
Angriff  gegen  Peragallo's  Buch  von  1884  in  bewundernder  Vcrihoi- 
digun^der  Leistungen  des  Herrn  Harrisse  und  besonders  seines  zwc^r- 
bändigen  Werkes  über  Columbus' Leben  (>Colomb<  1884  und  I.s85u 
Ohne  viele  Schonung  erwiderte  der  Angegriffene  (Lissabon  1^8. il 
in  einer  starken  Brochüre  unter  dem  Namen  »Celsus«.  Er  wühlte 
diesen  Namen  vermuthlich  in  Erinnerung  an  den  Titel  »walires 
Wort«,  welchen  der  betreffende  Zeitgenosse  Marc  AureFs  seinem 
bekannten  Buche  gegeben  hatte;  aber  schwerlich  hatte  der  nenft 
Celsus  der  Thatsache  gedacht,  dass  das  »wahre  Wort«  ziiilcnoh 
,  »gegen  die   Christen«  hiess,  und  gegen    sie   während  der  vieliiicht 

I''  blutigsten  aller  Christen  Verfolgungen  gerichtet  ward. 
Bei  einem  frühern  Anlasse  habe  ich   die   Pseudonymitut    des 

'  Pfarrers  von  Loreto  wahren  zu  müssen  geglaubt;  nun  aber  hektmnt 
er  sich  in  seinem  vorliegenden  Buche  auf  dem  Vorstehblatte  nrnl 
sonst  oft  genug  als  Verfasser. 

Zu   der   Celsus-Pseudonymität    ist  er   aber  auch   durcti  einf! 

.  andere  Voraussetzung  gelangt.  Sein  Angreifer  nannte  sich  Si^jn^, 
>nach  einem  gewissen  Gebrauche«  meint  Celsus  (S.  V.)  Er  vennntiiel 
wohl  mit  Recht,  S^jus  sei  durch  eine  von  ihm  (S.  320)  citirti*.  ttir 
Columbusgeschicht^n  wichtige  Urkundensammlung,  in  weicht m'  der 
Name  vorkommt,  zur  Annahme  desselben  bewogen  worden.  K^  sind 
mit  dem  19.  August  1474  beginnende  Urkunden  von  Savona,  welcfie 
man  im  Jahre  lH8o  ausserhalb  Savona's  nur  aus  einem  Abdruckt^  in 

.  des  Savoneser  Juristen  Salinerio  Tacitusausgabe  aus  dem  Jahre  \W2 

:  kannte.  Da  wird  der  Verkäufer  eines  Grundstückes  Sejus  gen;innl, 
dessen  Sohn  Titius.  Um  die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  hatte 
al>er  schon  ein  Savoneser  Gelehrter  nach  Einsicht  der  Originale  in 
steinern  von  Harrisse  benutzten  Exemplare  jenes  Abdruckes  Fot^^endes 

[  kmerkt.  Mit  jenen  Namen  seien  zwei  Angehörige  der  angesehenen, 
erst  1742   ausgestorbenen  Familie  der  Edlen  von  Cuneo   gemeint: 

:  Konrad  und  Sebastian.  Dieser  Notiz  fügte  er  —  nach  der  eiirllioh 
von  Harrisse,  Savone  69  und  80  gebrachten  richtigen  Lesung  — 
hinzu:  *Es  sind  nicht  die  wahren  Namen  aus  ehrenwerthen  GriUiden» 
(dignis  de  causis  non  vera  nomina).  Auch  18^5  dürfte  dies  MÜ^irii^ 
de  causis«  in  Paris  als  eine  ehrbare  Entschuldigung  bei  AnnaljnK^ 
fines  der  beiden  Namen  gegolten  haben.    Befremdend  bleibt  tlulu'i, 

27* 

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; 


400 

dass  ein  seines  Advocatenberufes  so  gern  gedenkender  Gelehrter  wie 
Herr  Harrisse  die  Namen  Sejus  und  Titius  (Colomb  II  4:^8)  für 
> Pseudonyme«  erklären  konnte.  Sollte  er  sich  ihres  stehenden  Ge- 
brauches in  den  Formeln  des  römischen  Civilrechtes  nicht  erinnert 
haben?  Noch  schwerer  ist  es,  denselben  Irrthum  bei  dem  Sejus 
von  1885  anzunehmen. 

Dieser  hat  den  Namen  eben  nur  als  bequemes  Visir  für  seinen 
Jahrhunderle  alten  Streithelm  angesehen,  wird  es  mir  aber  hoflentlich 
nicht  verübeln,  wenn  ich  das  Visir  lüfte.  Ist  es  doch  für  alle 
Kundigen  ein  offenes  Geheimnis,  dass  das  römische  Wort  diesmal 
durch  Wandlungen  von  g  und  r  in  j  und  s  aus  einem  berühmten 
Namen  altfranzösischen  Hof-  und  Kriegsadels  gebildet  ist  Und  der. 
historischer  Forschung  zugewendete  Sprosse  des  gefeierten  Hauses 
hat,  von  Bewunderung  ergriffen  für  die  rastlosen  und  zu  so  vielen 
glücklichen  Ergebnissen  geführten  Forschungen  des  Herrn  Harrisse 
demselben  seinen  Schild  auch  in  der  verlorenen  Sache  der  ünechl- 
heit  von  Columbus'  Biographie  geliehen.  Er  hat  hiebei  Herrn  Fera- 
gallo  in  dem  Tone  behandelt,  wie  etwa  einer  seiner  fröhlichen  Ahnei 
einen  überlauten  Landpfarrer  im  Schlosse  von  Versailles. 

S6jus'  Visir  hätte  auch  ferner  geschlossen  bleiben  können, 
wenn  der  Getroffene  nicht  schon  als  Celsus  und  vollends  in  der 
neuesten  Schrift  (S.  19,  20,  88  fgde.,  2zö,  311)  hinter  dem  römischen 
Namen  Herrn  Harrisse  selbst  vermuthet  hätte.  Er  bekämpft  ihn, 
wie  man  bei  solchem  Irrthume  erwarten  muss,  mit  tiefster  Indigna- 
tion, die  dem  ganzen  Werke  des  sonst  so  heitern  und  menschen- 
freundlichen Autors  oft  genug  einen  Zug  der  Verbitterung  aufge-i 
drückt  hat.  Es  schien  mir  doch  billig,  dass  Herr  Harrisse  von  seinem 
zweiten  Gesichte  befreit  und  nach  Gaius'  Lehre  in  den  Institutionen 
(II  179),  verfahren  werde:  wenn  Titius  ausser  Frage  kommt,  soll 
Sejus  erben  (Sejus  haeres  esto). 

Denn  geschont  wird  Herr  Harrisse  wahrlich  ohnehin  nicht 
Man  höre  nur  folgenden  Absatz  aus  dem  Schlussworte  (S.  321): 
»Entweder  täusche  ich  mich  unendlich,  oder  kein  Schriftsteller  hat 
jemals  so  wie  unser  Kritiker  über  Columbus  offenbare  Irrthümer 
aufgehäuft,  so  zahlreiche  falsche  Urtheile  ausgesprochen,  so  viele 
willkürliche  und  historischer  Forschung  widersprechende  Schlüsse 
gezogen,  sich  in  so  viele  handgreifliche  Ungenauigkeiten  verstrickt 
so  Ott  die  Thatsachen  und  die  Zeugen  missverstanden  und  sich  in 
so  starke  und  offenbare  Widersprüche  verwickelt.«  Meinei'seits  kann 
ich  dem  hier  Angeführten   nur    die  Worte    beifügen,    welche  Herr 


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.  n»m^\ 


401 

Peragallo  selbst  in  Bezug  auf  einen  für  die  Enldeckungsgeschichten 
Amerikas  für  alle  Zeilen  so  bedeutenden  Forscher  wie  Herrn 
Harrisse  anführt  (S.  22).  Die  Worte  kommen  von  dem  für  Columbina 
so  ungemein  verdienten  Herrn  Marchese  Slaglieno  in  Genua  und 
mögen  für  alle  Harrisse  sehen  Irrungen  gelten :  ».Harrisse  verfiel  hier 
in  eines  jener  Versehen,  welche  sich  nicht  erklären  lassen  und  doch 
den  Schriftstellern  passiren«.  Ich  will  hinzufügen:  kein  Forscher  ist 
frei  von  ihnen.  Im  üebrigen  kann  Niemand  bescheidener,  ja  resig- 
nirter  über  sich  urtheilen,  als  Herr  I^eragallo  selbst  (S.  10  Anm.) 
Von  der  persönlichen  Polemik  im  vorliegenden  Buche  können  wir 
nunmehr  um  so  leichter  absehen,  als  ihr  durch  das  Wegfallen  des 
Irrthumes  einer  Identität  von  Harrisse  und  S^jus  der  Stachel  ge- 
nommen ist.  der  um  so  verletzender  erscheinen  musste,  als  sich 
der  amerikanische  Gelehrte,  in  seinem  Buche  über  Columbus  in 
Savona,  auf  jenen  Kämpen  mehrmals  berief  und  —  ich  füge  es 
mit  Bedauern  hinzu  —  auch  in  den  wegwerfenden  Ton  desselben 
gegen  Herrn  Peragallo  einstimmte. 

Erfreulicherweise  sind  aber  die  sachlichen  Ergebnisse  der 
Peragallo'schen  Schrift  reichlich  und  zum  Theile  unerwarteter  Art. 
Ueber  die  schon  früher  erwähnte  ungewöhnliche  Form,  welche  der 
Herr  Verfasser  seinem  Ideengange  und  Vortrage  gibt,  darf  man 
nicht  mit  ihm  rechten.  Er  spricht  sich  darüber  (S.  12)  ganz  unbe- 
fangen in  der  Einleitung  folgendermassen  aus. 

>Gut,  mittelmässig  oder  noch  weniger,  wie  eben  meine  Arbeit 
sein  mag  —  Niemand  auf  der  Welt  hat  die  geringste  Einwirkung 
auf  sie  geübt;  Niemand  hat  mir  auch  nur  die  kleinste  Aufklärung 
.5{egeben;  mit  Niemand  habe  ich  über  meine  Absicht  verhandelt: 
keine  lebende  Seele  ist  daher  an  meinen  Karren  gebunden,  un- 
mittelbar oder  mittelbar  ititeressirt,  wo  ich  Recht  haben  möge ;  um 
so  weniger  hat  das  statt,  als  ich  nie  einer  (lesellschaft  gegen- 
seitiger Lobpreisung  oder  einer  Genossenschaft  gegenseitiger  Be- 
wunderung angehört  habe.  Ich  diente  und  diene  schlechterdings  nur 
der  Richtung  auf  das,  was  mir  Wahrheit  scheint,  und  ich  diene 
ihr  ohne  irgend  einen  Vortheil  sogar  gegen  meine  Interessen  und 
bar  aller  und  jeder  ehrgeizigen  Absicht.« 

Wer  die  Schriften  des  Herrn  Verfassers  kennt,  oder  wer  auch 
nur  die  vorliegende  liest,  wird  an  der  Genauigkeit  dieser  Bekennt- 
nisse nicht  zweifeln.  Es  wird  aber  auch  jeder  seiner  Leser  über- 
zeugt sein,  dass  ein  so  redlicher  Gelehrter  seine  Ansichten  über 
eine  historische  Frage  ändern  wird,  wenn   neuentdeckte  Urkunden 


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402 


ihre  ünhaltbarkeit  erweisen.  Weit  entfernt  also,  ihm  beizustimmen, 
wenn  er  Herrn  Harrisse  Meinungsänderungen  aus  solchem  Anlasse 
zum  Vorwurfe  macht,  wird  man  dies  nur  ganz  natürlich  und  selbst- 
verständlich finden. 

Eine  andere  Sache  ist,  dass  Herr  Harrisse  nicht  ganz  selten 
Meinungen  mit  eingehenden  Deductionen  abgibt,  ohne  die  ihm  vor- 
liegenden Acten  gänzlich  und  mit  hinlänglicher  Sorgfalt  geprüft  zu 
haben. 

Im  Gegensatze  zu  ihm  sind  uns  z.  B.  von  dem  Herrn  Ver- 
fasser in  einem  solchen  Falle  die  so  überaus  wichtigen  Familien- 
verhältnisse der  Gemahlin  des  Entdeckers  mit  voller  Klarheit  dar- 
gelegt worden.  Es  scheint  mir  angemessen,  die  positiven  Ergebnisse 
des  neuen  Buches  hiemit  zu  eröffnen. 

An  sich  w^ar  es  schon  sehr  erwünscht,  ein  Lissaboner  Stift 
^der  Heiligen«  —  wenn  auch  nicht  »Allerheiligen«  nach  der  Bio- 
graphie —  nachgewiesen  zu  sehen  (S.  109),  in  w^elchem  Edel- 
fräulein  in  Klostertracht  lebten,  doch  mit  stetem  Rechte  des  Aus- 
trittes, wörtlich:  »mit  der  Freiheit,  einen  Stand  zu  wählen«.  Nun 
hat  man  keinen  Grund  mehr  zu  bezweifeln,  dass  Columbus  bei  dem 
(lottesdienste  in  diesem  Stifte  die  Liebe  eines  solchen  Fräuleins 
gewann  —  vollends  nachdem  er  neuerlich  von  dem  brennenden 
Corsarenschif!^,  w^ahrscheinlich  seines  Vetters  Vincenz  Colombo, 
schwimmend  auf  portugiesische  Erde  gelangt  war. 

Das  Fräulein  war  aber  wirklich  die  Tochter  des  ersten  Lehn- 
besitzers  und  erblichen  Hauptmannes  der  zur  Madeiragruppe  gehörigen 
hisel  Porto  Santo,  des  aus  Piacenza  eingew^anderten  Edelmannes 
Bartholomäus  L  Perestrello.  Die  betreffenden  Urkunden,  mindestens 
soweit  sie  1880  im  zweiten  Bande  des  Archivo  dos  ÄQores  ge- 
druckt waren,  hatte  auch  Herr  Harrisse  (Colomb  L  277  flgde.)  ein- 
gesehen, aber  in  der  Hauptsache  nicht  erkannt.  Jetzt  erfahren  wir 
(S.  114 — 121)  folgende  Thatsachen.  Bartholomäus!.  Perestrello  war 
in  zweiter  Ehe  mit  Isabella  Moniz  vern)ählt  und  aus  dieser  Ehe 
entsprang  Philippa,  Columbus'  Gemalin.  Nach  Bartholomäus  L  Tode 
um  Neujahr  1458  führte  die  Witw^e  Isabella  mit  ihrem  Bruder 
Diego  Gil  Moniz  die  Vormundschaft  für  den  Erben  der  Herrschaft, 
ihren  kaum  achtjährigen  Sohn,  also  Columbus'  Schwager  Bartho- 
lomäus II.  Perestrello.  Diese  beiden  Vormünder  aber  übertrugen 
mit  Genehmigung  der  portugiesischen  Regierung  dem  auf  der  Azoren- 
Insel  Graziosa  wohnenden  Schwiegersohne  Bartholomäus'  1.  aii^ 
dessen  erster  Ehe,  w^elcher  Pedro  Correa  da  Cunha  hiess,   die  R(^ 


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403 

gierung  von  Porto  Santo  während  der  Mindeijälirigkeit  Bartho- 
lomäus* IL  Peter  Correa  aber  überliess  dafür  seine  bisher  vom  Hofe 
bezogene  Besoldung  dem  jungen  Bartholomäus  li.,  bis  dieser  im 
Jahre  1473  die  Regierung  von  Porto  Santo  als  volljährig  antrat. 

Nun  erklärt  sich  als  einfach  genug,  was  der  Vicekönig  von 
Westindien  Don  Diego  Colon,  Columbus'  und  Philippa's  Sohn,  im 
Jahre  1519  dem  edlen  Dominikaner  Las  Casas,  unserm  Bericht- 
erstatter erzählt  hat :  dass  seine  Eltern  vor  seiner  Geburt  auf  Porto 
Santo  wohnten.  Erklärlich  wird  ferner  die  Angabe  in  der  Biographie, 
Columbus  habe  nach  seiner  Vermählung  bei  der  Schwiegermutter 
gewohnt  und  den  nautischen  Nachlass  seines  Schwiegervaters  Pere- 
strello  kennen  gelernt,  wie  denn  nun  auch  die  Bezeichnung  Correa's 
als  Schwager  ganz  berechtigt  erscheint.  Des  Letztern  gedachte 
Columbus  später  vor  den  Söhnen  vennuthlich  nicht  ungern,  nach- 
dem er  im  Jahre  1485  mit  dem  Erbcapitanate  von  Graciosa  ausge- 
stattet war. 

Auch  darin  wird  man  Herrn  Peragallo  (S.  136)  beistimmen 
müssen,  dass  Columbus'  Hochzeit  wahrscheinlich  auf  dem  benach- 
barten Madeira  gefeiert  wurde,  wo  seit  etwa  1430  eine  Pfarrkirche 
bestand,  während  eine  solche  auf  Porto  Santo  erst  1529  errichtet 
wurde  (S.  134).  Jetzt  gewinnt  die  bei  Fructuoso,  dem  Geschicht- 
schreiber Madeira's  am  Ende  des  sechzehnten  Jahrhunderts,  er- 
haltene, nur  bedingt  gegebene  Nachricht  von  dieser  Vermählung  auf 
der  Hauptinsel  mehr  Bedeutung.  Aber  mehr  Werth  hat  nun  auch 
die  Localtradition  von  seinem,  mindestens  1870  noch  erhalten  ge- 
wesenen steinernen  Wohnhause  in  Funchal,  auf  die  ich  neben 
Fructuoso  im  Anzeiger  der  kaiserlichen  Akademie  vom  7.  September 
1H,^7  aufmerksam  gemacht  habe. 

Erwägt  man  die  Fülle  von  Nachrichten  und  Erfahnmgen, 
welche  Columbus  auf  diese  Weise  von  den  Gebietern  auf  den  neuer- 
lich besiedelten  Azoren  und  auf  der  Madeiragruppe  in  seinen 
Geist  aufnehmen  konnte,  so  wird  man  den  neuen  Nachrichten, 
welche  auf  seine  früheren  Fahrten  Licht  werfen,  mit  um  so  grös- 
serer Aufmerksamkeit  folgen.  Doch  glaube  ich,  ehe  ich  auf  dieselben 
eingehe,  im  Interesse  des  Lesers  zu  handeln,  wenn  ich  erst  die  mir 
jetzt  zulässig  scheinende  Lösung  der  widersprechenden  Nachrichten 
über  Zeit  und  Ort  von  Columbus'  (leburt  vortrage,  wie  das  die 
Forschung  der  letzten  vier  Jahre  ermöglicht. 

In  dem  zweiten  am  15.  September  1885  zu  Ende  gedruckten 
Bande  seines  >Colomb«  hat  Herr  Harrisse  (S.  401 — 403j  eine  ihm 


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404 

^vor  drri  Tagen«  von  dem  Marchese  Staglieno  gesendete,  eben  ent- 
dc^eklo  invtftpielle  Aufnahme  eines  Dienstvertrages  vom  1.  April  1439 
ahi^ptlniclct,  aus  welcher  hervorgeht,  dass  Columbus'  Vater  Domenico 
bei  Li'lizt  iton  seines  eigenen  Vaters  Johannes  de  Columbo  schon 
nls  -solb-^lii lidiger  Weher  in  Genua  einen  Lehrling  annahm.  Der 
I^pIjrUuK  soll  ungestraft,  wenn  während  seiner  Dienstzeit  >die  Pest 
in  iipmui  herrschen  sollte*^.  so  lange  dieselbe  dauere  »seinen  Meister 
verlir.sr^i'n  und  flüchten  können,  wohin  er  wolle«.  Dass  der  Meister 
alior  [rtU/.(lem,  wie  so  viele  andere  Weber  in  einem  Dorfe  der  üm- 
ff*\&;fiul  seinen  Wohnsitz  haben,  und  dass  der  Lehrling  auch  von  dort 
vtir  i\vv  Test  flüchten  könne,  bleibt  eine,  so  viel  ich  sehe,  notariell 
t;h*ii::hLjilliL^p  Frage. 

Ht'rr  Harrisse  freilich  meinte  (Colomb.  II.,  408),  wie  geblendet 
von  ih^ui  Actenstücke:  Columbus'  vielbesprochene  Erklänmg  bei 
der  Mujnralsstiftung  vom  Februar  1498  (NavarreteH,  221):  >vonder 
Htattl  ilvmiB.  ging  ich  aus,  und  in  ihr  ward  ich  geboren«,  werde 
hiiMiiK  h  für  wahr  zu  halten  sein.  Ich  habe  das  io  den  Unter- 
öUt*liuiii,W!  über  die  Columbusacten  nicht  erwähnt  und  nicht  gelten 
ItLs-^tiu  vielmehr  die  Angabe  des  Entdeckers  für  eine  absichtlich 
unriuhli^fo  rTklärt.  Freilich  sprechen  auch  die  beiden  gleichzeitigen 
tjeiitusischen  Gcschichtschreiber  Gallo  und  diesen  abschreibend 
St  nni'^'L^u  von  einer  Geburt  in  der  Stadt  Genua,  ohne  sich  mit  der 
füi'  131  IS  v^ic^htig  gewordenen  Frage  der  Geburt  in  der  nahen  Land- 
^('\yM\  /u  befassen;  sie  betonen  wesentlich,  wie  mich  dünkt,  die 
uhnrhin  unzweifelhafte  Zugehörigkeit  des  castilischen  Admirals  und 
Vicekrmis?^  zur  genuesischen  Stadtbürgerschaft  von  seines  Lebens 
Ho'iinn^'  au.  Von  den  sonst  Genua  als  Geburtsort  nennenden 
Jihi^r^nii  Autoren,  welche  Herr  Peragallo  S.  73 — 77  aufzählt,  kann 
tnau  iLii^lir'li  absehen. 

Columbus  wollte  eben  in  jenem  feierlichen  Schriftstücke,  das 
in  ('irr^^lll  Exemplare  auch  in  Genua  deponirt  ward,  die  Annahme 
mwv  t^hidtadeligen  Abkunft  mit  den  angeführten  Worten  stützen. 
Dir-'ss^  Abkunft  hatte  er  selbst  am  spanischen  Hofe  mindestens  ver- 
mullifTi  la:=^sen;  sein  schreibfertiger  natürlicher  Sohn  hat  sie  mit 
leidcu^rlKili lieber  Empfindlichkeit  behauptet.  Die  genuesische  Nobilitäl 
aber  hat  sich  die  erfundene  Standesgenossenschaft  durch  das 
jf'dnzv  HnrliKehnte  Jahrhundert  nicht  nur  ohne  Widerspruch  gefallen 
lasH  n.  stmdern  Schriften  angebUch  verboten,  welche  das  Gegentheil 
sfit[len.  Mit  der  gefahrUchen  Publication  der  die  spanische  Krone 
u{'hi|M'nnii[iirenden  Biographie  im  Jahre  1571  wurde  der  Anspruch 


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4Ü5 

sogar  von  genuesischen  Nobili    wie   lautere   Wahrheit   wissentlidi 
verbreitet. 

Gerade   Herr  Harrisse   aber    hatte    im    ersten  Bande    seines 
grossen  Werkes  in    musterhafter  Folgerichtigkeit  Columbus'  Geburt 
auf  dem  Lande  in  dem  schon  damals  von  guten  Strassen  reichhch 
durchzogenen   östlichen  (lebiete   der  Republik   nachgewiesen,    dazu 
den  längern  Wohnsitz  des  Vaters  in  Quinto,  etwa  sieben  Kilometer 
vom  alten  Mauerringe  Genua's.  So  heisst  dieser  in  Savona,  obwohl 
genuesischer  Bürger,    im  Jahre    1474    de  Quinto    Janue   (Harris.se, 
Savone  1475);  so  wird   er   nach   des  Grossvaters   Johannes   Tode 
(Colomb.  J.,   186  flgde.)   im  April  1448   ausdrücklich  als  Bewohner 
(habitator  ville)   von  Quinto  bezeichnet.   Schon  im  December  14^5 
heisst  er  aber  ebenfalls  »Bewohner  von  Quinto < ;  denn  Herr  Harrissc 
hat  so   einfach   als    scharfsinnig    die  Worte   des,    mit   zahlreichen 
Kürzungen  der  Sätze  und  Satzglieder  zu  schreiben  gewohnten  und 
in  der  vorliegenden  Urkunde  hierin  besonders  excellirenden,  Notans 
\    zu  deuten  gewusst.  Diesmal  bezeichnete  der  Notar  Columbus'  Vater 
als  Domenico  von  Terrarossa  (lateinisch :  Terrarubea),  von  welcher 
Localität  noch  zu   sprechen  sein  wird,  wie   er  die  andere  Haupt- 
person ebenfalls  ohne  Familiennamen  aufführt.    Mit  vollem  Namen 
erscheint  Domenico  dann  im  März  1451   (Colomb.  I.   li)l,  II.  40(j} 
in  Begleitung  auch  eines  Zeugen  aus  Quinto  in  einer  Barbierstube, 
um  den   Kauf  eines  Grundstückes   mit    reichlichem   Baumbestande 
in  dem  drei  Kilometer  näher  an  der  Stadt  gelegenen  Quarto  nota- 
riell   beglaubigen  zu  lassen;    er  heisst  zwar  hier   »Wolltuchweber 
in   Genua«    (textor   pannorum   lane  in  Janua);    aber  ich    möchte 
daraus   mit   Herrn    Harrisse    keineswegs    einen   Domicilbeweis    für 
Genua   folgern,  da  die  Worte   ebenso  gut   nur  die   Zugehörigkeil 
zur  dortigen  Weberzunft  bezeichnen  können.  Die  Urkunde  ist  aber 
ein  erhebliches  Glied   in  der  langen  Beihe   derjenigen,   welche  den 
bis  1494  nachw^eislichen  Vater  des   Entdeckers   mit  Nebenbeschäf- 
tigungen —  Käsehandel,  Schankgewerbe,  besonders  aber  Güterkaul 
und  -verkauf  —   stets   mehr  als   mit  seinem  Tuchweberberuf  be- 
schäftigt zeigen. 

Für  den  Wohnsitz  in  Genua  mangeln  zwar  die  entscheidenden 
Register  von  1447—1457.  Erst  von  dem  letztern  Jahre  an  bezaljll 
unser  Domenico  Colombo  nachweislich  Hauspacht  an  eine  städtischt* 
Abtei  (Harrisse  I.,  192  flgde.)  und  dann  lässt  er  sich  als  in  (ienua 
domicilirend  bis  in  den  November  1470  nachweisen.  Trotz  jener 
beiden  Notariatsacte  von    1439   und  1451  sind  wir  also  nicht  bt- 


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406 

rechtigt,    Columbüs'  Vater  Domenico   vor    1457   als   andauernd  in 
Ueniia  niedergelassen  zu  betrachten. 

Columbus'  (jleburt  kann  nach  Herrn  Harrisse's  Beweisführung 
(Colomb  1.,  224 — 240)  nicht  vor  den  25.  Mai  —  März  ist  ein, 
»Colomb«  I.  240  zuerst  auftretendes  und  dann  den  amerikanischen 
r<vrscher,  noch  »Savone«  S.  48,  verfolgendes  Versehen  —  1446  gesetzt 
^^LTden,  wie  die  hier  zu  erwägenden  genuesischen  Rechtsordnun^^en 
angesichts  der  auf  Columbus  Jugend  bezüglichen  Notariatsurkunden 
t^rweisen;  anderseits  ist  aus  denselben  Gründen  an  dem  20.  März 
1  147  als  spätestem  Termine  seiner  Geburt  festzuhalten. 

Der  früheste  Termin  vom  25.  Mai  1446  ergibt  sich  —  trotz 
Herrn  Harrisse's  Colomb  1.  240  Warnungswort:  > nicht  absolut 
sicher*  —  aus  einem  Savoneser  Acte  vom  7.  August  1473.  Hier 
(Colomb  II.  416)  erscheinen  Christoph  und  sein  nächstjüngerer 
Bnader  Johann  Peregrin  als  nächste  Agnaten,  um  der  Genehmigung 
ihrer  Mutter  als  Hypothekbesitzerin  zu  einem  von  dem  Vater  be- 
al>sichtigten  Hausverkaufe  zuzustimmen :  praesentes  et  audientes  ac 
intelligentes  et  sentientes  praemissa  omnia  .  .  .  annuerunt. 

Nach  genuesischem  Rechte  jener  Zeit  (Colomb  1.  236)  niussten 
7M  solcher  Zustimmung  beide  Söhne  volljährig  sein,  also  auch  Johann 
PtTegrin  das  25.  I.ebensjahr  vollendet  haben,  d.  h.  vor  dem 
T.  August  1448  und  daher  sein  älterer  Bruder  spätestens  im  Jahre 
vorher  geboren  sein.  Bei  einem  andern  Genehmigungsacte  ihrer 
Mutter,  ebenfalls  als  Hypothekbesitzerin,  zu  einem  am  24.  September 
1470  geschehenen  Verkauf  eines  Grundstückes  durch  den  Vater, 
wurden  aber  auf  den  hiodurch  so  wichtig  werdenden  25.  Mai  1471 
K.^olomb  11.  416)  auf  den  Wunsch  —  ad  instanciam  —  beider 
ICltern  von  den  berechtigten  Agnaten,  die  angeblich  besser  und 
naher  situirten  (ex  melioribus  et  proximioribus,  ut  asseritur)  zur 
legalen  Zustimmung  geladen.  Bei  der  Tagfahrt  erschienen  doch  nur 
Urei  von  zwölf  Genannten;  doch  genügte  ihre  Anwesenheit,  Unter 
den  neun  nicht  Erschienenen  hätten  die  majorennen  Söhne,  oder 
iinch  nur  der  älteste  Sohn  Christoph,  w^enn  er  volljährig,  d.  h.  vor 
liem  25.  Mai  1446  geboren  war,  nicht  fehlen  dürfen.  Das  hat  Herr 
llarrisse  mit  Recht  (Colomb  J.,  240)  bemerkt,  sich  aber  zuvor  (I.  236) 
die  Schwierigkeit  bereitet,  dass  Columbus  vielleicht  abwesend,  z.  B. 
in  Savona  zurückgelassen  war,  da  docli  nach  genuesischem  Rechte 
nur  die  nicht  mehr  als  zwölf  genuesische  Meilen,  etwa  achtzehn 
Kilometer,  Entfernten  zu  laden  waren.  Auf  den  Wunsch  der  Eltern 
waren  jedoch  die  Agnaten  geladen,  und  es  hätte  die  Abwesenheit  des 


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407 

ersten  Agnaten,  eines   volljährigen   Sohnes,    wie   mich    dünkt,   un- 
mögl'ch  verschwiegen  werden  können. 

Wie  den  25.  Mai  1446  als  frühesten,  so  hat  Herr  Harrisse, 
um  auf  das  zweite  Datum  zu  kommen,  den  20.  März  1447  als 
spätesten  Termin  von  Columbus'  (Geburt  festgestellt.  Er  selbst  fasst 
das  in  der  jüngsten  Schrift  (»Savone«  48)  freilich,  ganz  bedenklich 
geworden,  dahin,  er  habe  diese  Meinung  auszusprechen  sich  für 
befugt  gehalten.  Da  er  aber  auch  für  dieses  zweite  Datum  eine  un- 
anfechtbare Urkunde  jColomb.  II.  410)  vom  20.  März  1472  geltend 
machen  konnte,  so  geht  die  Bescheidenheit  doch  etwas  zu  weit. 
Diese  Urkunde  zeigt  Columbus  als  Zeugen  bei  einer  Testaments- 
errichtung, eine  zweite  vom  20.  August  1472  (Colomb.  IJ.,  420) 
als  (leranten  bei  einer  Schuldverschreibung  seines  Vaters.  Herrn 
Harrisse  kann  man  eben  nur  seine  eigenen  treffenden  Worte  (1.  240) 
entgegenhalten:  diese  Actenstücke.  >a  lortiori«  das  letztere,  be- 
reclitigen  zu  der  Annahme,  dass  er  im  Frühling  dieses  Jahres  das 
Alter  der  Volljährigkeit  erreicht  hatte. 

An  seiner  eigenen  zwingenden  Beweisführung  ist  aber  Herr 
Harrisse  wiederum  durch  das  Auttauchen  einer  neuen  Urkunde 
irre  geworden.  Den  Wortlaut  des  Actes,  der  im  (nornale  Ligustrco 
von  1887  S.  251  nach  Herrn  Peragallo  (S  97)  gedruckt  ist,  habe 
ich  zu  meinem  Bedauern  nicht  einsehen  können.  Es  ist  wiederum 
das  Verdienst  des  Herrn  Marchese  Staglieno  ihn  gefunden  zu 
haben.  Herrn  Harrisse  gab  der  genannte  genuesische  Edelmann 
von  dem  Funde  sofort  Nachricht  und  dieser  in  der  Schrift  über 
Savona  S.  48  dem  Publicum  die  erste  Kunde.  Es  ist  ein  Notariats- 
act,  nach  Harrisse  vom  HO.,  nach  Feragallo  vom  81.  Oetober  1470. 
Der  lanerius  —  nach  Marchese  Staglieno's  Meinung  vielleicht  nicht 
blos  als  Weber,  sondern  auch  als  Wollhändler  zu  verstehen  —  der 
lanerius  Christoph  Columbus  tritt  hier  als  Speculant  für  Wein-Export 
auf  einem  SchifTe  auf,  mit  welchem  er,  wiederum  nach  Marchese 
Staglieno's  Vernmthung,  selbst  segelte.  Er  stellt  einen  notariell  ge- 
sicherten Schuldschein  für  die  betreffende  entliehene  Summe  aus. 
Diese  Urkunde  hat  nun  auf  Herrn  Harrisse  bei  der  ersten 
Kunde  den  Zauber  geübt,  den  er  selbst  in  der  Savonaschrift  S.  59 
so  unbefangen  schildert.  F>  sei,  sagt  er,  »ein  Schrittsteller  der  keiner 
Streitsache  zur  Dienstbarkeit  verpflichtet  ist,  keine  These  unterstützt, 
sich  um  alle  Folgen  (seiner  Meinungsäusserungen)  gar  nicht 
kümmert  Die  Urkunde  ist  sein  einziger  Führer«.  Die  vom  Oetober 
1470  hat  ihm  den  Dienst  eines  bösen  Geistes  gethan. 


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40S 

Das  ist  durch  die  in  dieser  Urkunde  sich  findenden  Worte 
geschehen,  welche  den  Entdecker  Amerika's  als  zur  Zeit  der 
notariellen  Aufzeichnung  als  über  neunzehn  Jahre  alt  bezeichne» : 
ChristofForus  de  Columbo  filius  Dominici  maior  annis  decem-novem. 

Hier  ist  zunächst  zu  erinnern,  dass  gerade  Herr  Harrisse  in 
einem  ganz  analogen  Falle  die  entscheidende  Lösung  gefunden 
hat.  Des  Entdeckers  jüngster  Bruder  Jacob  oder,  wie  er  seit  seiner 
Berufung  nach  Spanien  (1493)  umgenannt  ward:  Diego,  schloss  am 
17.  Sf^ptember  1484  einen  Vertrag,  durch  welchen  er  sich  auf 
1^2  Monate  in  die  Lehre  bei  einem  Weber  gab  (Columb  II.  437). 
Herr  Harrisse  irrte  zunächst,  wenn  er  meinte  (1  1'83)  es  sei  unbe- 
greiflich, dass  der  legal  erforderlichen  Genehmigung  des  Vaters 
nicht  gedacht  werde.  Er  hat  übersehen,  dass  in  der  notariellen, 
schon  im  Jahre  1602  gedruckten  Abschrift  die  Einleitungsworte 
nach  dem  Namen  lauten:  »Bürger  von  Genua,  freiwillig  (sponte) 
etc.  gab  und  vermiethete  sich« ;  das  etc.  ersetzt  aber  eben  die  Worte 
:>unter  Beistimmung  des  Vaters  und  Gewährung  von  dessen  Autorität* 
(patre  consentiente  et  auctoritatem  praestante,)  wie  man  durch  Ver- 
gleichung  der  analogen  Familienurkunden  erkennt.  (Colomb  II.  420 
patre  consentiente  etc.  erläutert  durch  II.  424:  parentum  consen- 
tientium  et  auctoritatem  eorum  praestantium).  Aber  mit  Recht  hat 
später  Herr  Harriss  e  (II.  214  ftg.  216)  darauf  aufmerksam  gemacht, 
dass  die  Schlussworte  »genannter  Jacob  über  sechzehn  Jahre  alt 
(major  annis  sexdecim)  schwur«  keineswegs  auf  ein  Alter  von 
sechzehn  Jahren  gedeutet  werden  dürfen;  denn  die  22  Monate  hier 
bedungener  Lehrlingschaft  können  nur  als  der  Schluss  der  gesetz- 
lichen sechsjährigen  Lehrlingszeit  angesehen  werden,  deren  Anfang 
unter  die  Meisterschaft  des  eigenen  Vaters  fallen  werde;  man  habe 
für  Columbus'  jüngsten  Bruder  also  zur  Zeit  dieser  Vertragsab- 
sclüiesung,  mit  Rücksicht  auf  den  in  Genua  in  der  Regel  üblichen 
Beginn  der  Lehre  mit  vierzehn  ein  Alter  von  achtzehn  Jahren  an- 
zunehmen, wie  denn  Jacob-Diego  schon  im  August  1487  als 
selbständiger  Tuchweber  erscheint.  Die  in  dem  Lehrlings  vertrage 
genannten  sechzehn  Jahre  sind  aber  auf  andere  Weise  zu  erklären. 

Nach  Ansicht  der  genuesischen  Juristen  hat  die  bis  zum  Ende 
der  Republik  in  Uebung  gewesene  römisch-statutarische  Vorschrift 
schon  in  Columbus'  Jugendzeit  bestanden,  dass  alle  mannbaren  Ange- 
hörigen der  Bürgerschaft,  Knaben  mit  dem  zurückgelegten  vierzehnten, 
Mädchen  mit  dem  zwölften  Jahre  als  Zeugen  bei  Notariatsacten 
dienen  konnten  (II.  226).  Für  andere  Rechtshandlungen  haben  aber 


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keineswegs  im  genuesischen  Staate  Rechtsgrundsätze  gegolten,  welche 
sich  durch  vierthalb  Jahrhunderte  unverändert  gehalten  hätten.  In  tleni 
unsere  Kreise  zunächst  berührenden  Jahre  1458  wurden  Recijtsvdr- 
schrilten  für  Savona  von  der  Regierung  in  (lenua  erlassen  und  lUlG 
noch  vermehrt  (Colomb  I.  225),  nach  welchen  (I.  228)  der  rniiid^^r- 
jährige  Savoneser  Bürger  oder  Umwohner  (districtualis)  jedegt^schäfl- 
liehe  Verpflichtung  und  namentlich  eine  solche  für  den  Sef^tiandol^ 
eingehen  kann,  wenn  er  das  achtzehnte  Lehensjahr  zurück^*-legl 
hat.  Seit  der  Niederlassung  seines  Vaters  in  Savona  hattp  (li(Rse 
Bestimmung  auch  für  Columbus  ihre  Giltigkeit  (I.  229)  —  dli  bei 
einem  Rechtsgeschäft,  welches  er,  der  Genueser  Bürger,  in  (lenuti 
selbst  abschloss,  ist  mir  freilich  fraglich. 

Anderseits  bestimmt  das  Genueser  Statut  von  1589  (Colinnb 
I.  231),  dass  der  Minderjährige,  wenn  über  sechzehn  Jahre  alt, 
unter  blossem  Vorwissen  des  Vaters  rechtsgiltige  Geldgeschäfte  voll- 
ziehen kann. 

Wieder  eine  andere  Altersgrenze  schreibt  aber  gerade  die 
Gesetzgebung  vor,  an  welche  wir  uns  für  den  Lehrlingsvertrag 
Jacob's  von  1484  und  für  die  Weinschuld  des  Entdeckers  von  147ü 
zunächst  zu  halten  haben.  Es  ist  eine  aus  dem  Jahre  1414  datirende 
Gesetzgebung,  welche,  wie  es  scheint,  aus  einem  im  Jahre  1498  in 
Bologna  erschienenen  Drucke  allein  zugänglich  ist  Hier  nun  wird 
bestimmt  (Colomb  I.  232),  dass  jeder  Jüngling  der  das  siebzehn  le 
Jahr  vollendet  hat  (compleverit  annos  decem  septem)  mit  viwei 
eidleistenden  Verwandten  jede  bürgerliche  Vertragsverpflichtüiij^  zu 
übernehmen  berechtigt  ist,  ohne  später  die  vom  römischen  RechlL» 
gewährte  Möglichkeit,  durch  restitutio  in  integrum  solche  Verlrilge 
Minderjähriger  zu  annulliren.  beanspruchen  zu  dürfen. 

Erwägt  man  nun  aber,  dass  in  dem  Lehrlingsvertrage  Ja<::ub"s 
sechzehn,  in  Columbus'  eigenem  Kaufvertrage  neunzehn  Jahre  ohne? 
die  Möglichkeit  genannt  sind,  dass  hiemit  das  wirkliche  Aller  be- 
zeichnet werden  solle,  so  wird  doch  der  Wortlaut  gesetzlicher  V^nr- 
schriften  mit  Fug  als  Anlass  zu  bezeichnen  sein.  Es  muss  ein  n  in 
den  Jahren  148:^  und  1470  in  (Tcnua  Specialgesetze  gegeben  }i;il>rn. 
welche  für  den  Lehrling,  vielleicht  nur  der  Weberzunft,  recht-^jiilliiji  ti 
Gewerbevertrag  mit  vollendetem  sechzehnten,  anderseits  für  ilcn 
Seefahrer  —  vielleicht  nur  für  Weinexport  und  vielleicht  uuv  ln'i 
persönlicher  Seefahrt  und  endlich  vielleicht  nur  eines  zur  Wehci/uiiM 
Gehörigen  —  rechtsgiltigen  Schuldvertrag  mit  vollendetem  ruiiii- 
zehnten  Jahre  gestatteten. 


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410 

Nun  bleibt  noch  eine  letzte  für  Alter  und  Geburtsort  gleich 
orlieljliche  Schwierigkeit  zu  erörtern,  ohne  mit  Peragallo  (80)  die 
Sacbe  als  unlösbar  oder  gleichgiltig  gegenüber  den  Zeugnissen  für  die 
biirjiierliche  Geburt  in  Genua  darzustellen.  Es  ist  die  Benennung 
Villi  Terrarossa,  welche  Columbus  und  sein  zweitjüngerer  Bruder 
Bartholomäus  führen. 

Ich  gehe  hiebei  von  der  schon  einmal  (S.  405)  erwähnten  Ur- 
kunde (Colomb  IL  403)  vom  15.  December  1445  aus,  welche  Herr 
Hanisse  mit  Recht  (1. 187)  für  Columbus'  Vater  in  Anspruch  genommen 
hat.  obwohl  selbst  der  Grossvater  Johannes  in  dem  Acte  nicht  er- 
wähnt wird.  Harrisse  erkannte  eben  Columbus'  Vater  in  dem  hier 
nur  Dominicus  de  Terra  rubea  habitator  ville  Quinte  genannten  Ver- 
küukr  mit  einer,  auch  bei  dem  Käufer  von  Moconesi,  demNachbar- 
dorfe  de  Terrarossa's  (Benedicto  de  Moconexi,  habitatori  ville  Quarti) 
wif'dt^rkehrenden  notariellen  Auslassung  des  Familiennamens. 

Die  Urkunde  vom  1.  April  1439,  mit  welcher  er  »in  platea« 
vor  dem  Thore  des  herzoglichen  Palastes  als.  Wollenweber  einen 
Lehrling  aufnimmt  (Colomb  IL  401),  bezeichnet  ihn  als  Dominicus 
de  Cülumbo  filius  Johannis.  Als  eigentlicher  Wohnsitz  des  jungen 
Webermeisters  konnte  dabei  sehr  gut  fortwährend  das  etwa  zwanzig 
Kilometer  Luftentfernung  ostnordostwärts  von  den  Mauern  Genua's 
an  einem  Zuflüsse  des  Lavagna  gelegenen  Dörfchen  Terrarossa  an- 
gesehen werden,  das  jetzt  in  eine  obere  und  untere  Ansiedelung 
des  Namens  geschieden  wird.  Der  verstorbene  Vater  des  jungen 
Moisters  wird  ausdrücklich  1462  und  1466  als  in  Moconesi,  dann 
)47(J  als  in  Quinto  heimisch  bezeichnet.  (Colomb  L  171  IL  413),  Des 
Vaters,  also  Columbus'  Grossvaters  Tod  wird  erst  erwähnt,  da  Domenico 
mit  srnnem  Bruder  in  Quinto  am  20.  April  1448  angesessen  erscheint: 
lll.  4^4)  Antonius  et  Domenighinus  fratres  de  Colombo  quondam 
Johannis  habitatores  ville  Quinti.  Auch  der  Umstand  soll  schiesslich 
nwh  erwähnt  werden,  dass,  wie  es  scheint,  (Colomb  1.  191)  Columbus' 
MuttiT  Susanna  Fontanarossa,  w^ahrscheinlich  ebenfalls  eine  Webers- 
tocliter,  in  Quezzi  zwischen  Terrarossa  und  Genua  wenige  Kilometer 
von  der  Stadt  zu  Hause  war. 

Es  ist  (f.  188)  nach  Don  Fernandos  Lebensbeschreibung  — 
süwnhl  bei  Las  Casas  als  in  der  Historie  —  vollkommen  feststehend, 
das?^  Columbus  sich  nach  Terrarossa  genannt  hat.  Der  Beisatz 
klin^l  nach  einem  Adelsprädicate :  de  Terrarubra  oder  de  Terrarubeia, 
bezeichnet  aber  in  genuesischen  Urkunden  regelmässig  auch  bei 
Büt^gern  die  Ursprungsgemeinde,   wie   denn   allem  Anscheine   nach 


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411 

auch  Domenico  aus  diesem,  dem  Heimatsorte  des  Vaters,  juitni 
Moconesi  so  nahen,  Terrarossa  gebürtig  war.  Wenn  nun.  IruU 
Domenico's  vermuthHchem  Wohnsitze  in  Quinto  schon  im  Dec(Miih*:T 
1445,  für  Columbus'  Geburt  in  Terrarossa  keine  Schwuerigki  li  vor- 
liegt, da  sie  in  das  Jahr  1446  oder  Anfang  1447  gehört,  der  Hros^- 
\ater  aber  erst  im  April  1448  als  gestorben  und  der  Vatr>r  mit 
seinem  Bruder  erst  damals  als  in  Quinto  wohnend  bezeichntl  vvinl, 
so  steht  es  doch  anders  mit  demselben  Heisatze  von  Terrurussa 
bei  Columbus'  Bruder  Bartholomäus,  der  sich  (Colomb.  II.  1H5)  des- 
selben auf  der  dem  Könige  Heinrich  VII.  von  England  im  Jaiire 
1488  überreichten  Weltkarte  bedient.  Aber  dieser  ist  (11  tH3) 
zwischen  August  1448  und  Juni  1455  geboren;  nicht  unmöglich 
bleibt  ja  (II.  187),  dass  auch  Bartholomäus,  trotz  des  damals  ntich- 
weislichen  ständigen  anderen  Wohnsitzes  des  Vaters,  zuerst  in  Qdinto, 
dann  in  Genua  selbst,  in  Terrarossa  geboren  wurde,  ich  meine  z,  II 
etwa  dem  Aufenthalte  der  Mutter,  wenn  sie  ihrer  Niedorkuaft 
entgegensah.  Diese  selbst  führt,  wie  ihr  in  Quezzi  ansässiger  Valer 
Jacob  der  Webermeister,  den  Beinamen  von  Fontanarossa,  Di(^ses 
Dorf  liegt  am  Fusse  der  ligurischen  Apenninen  in  dem  heutigen 
Bezirke  von  Chiavari  (I.  213)  am  Nordende  desselben,  sdmn  im 
fünfzehnten  Jahrhundert  durchaus  mit  guten  Strassen  durchzogt  iien 
Thaies  und  genuesischen  Amtes  (1.  183  und  21H)  Fontanalamna, 
in  welchem  sich  auch  Terrarossa  und  jenes  aus  den  Colunjbus- 
urkunden  von  uns  mehrfach  genannte  Moconesi  findet,  zu  d£\^sen 
Gemeindeverbande  (I.  186)  auch  die  Bewohner  von  Terrarossa  j(  t/i 
gehören.  Man  gewinnt  aus  diesen  urkundlichen  Betrachtunfri^ii  tk\tA\ 
eine  ganz  erwünschte  Vorstellung  von  der  Leichtigkeit  des  Verkc^hrt^s 
und  der  rasch  wechselnden  Niederlassung  gerade  der  zur  W^bcr- 
zunft  Gehörigen  in  den  beiden  nächsten  Aemtern  östlich  von  Genua, 
welche   damals  nach  Bisagno  und  Fontanabuona  genannt  wimliii. 

Wir  kehren  nunmehr  zu  den  neuen,  in  dem  PeragalluVi  ln.^ii 
Buche  für  die  Fahrten  gefundenen  Ergebnissen  zurück,  w-elrln^  die 
Zeit  nach  der  Weinexpedition  vom  October  1470  des,  wir  wir 
nun  sagen  dürfen,  drei-  oder  vierundzwanzig  Jahre  alten  Coliiinbus 
betreffen. 

Hier  wäre  zunächst  der  neuerlich  so  viel  —  auch  von  mir  — 
besprochenen  Zeugnisse  vom  20.  März  und  26.  August  147L'  und 
vom  7.  August  1473,  zu  gedenken,  welche  Columbus  als  Wf^ln  r  in 
Savona  anwesend  zeigen.  Dann  folgt  das  Commando  seiner  Ge- 
nossen auf  dem  CorsarenschifTe  im  Dienste  des  Königs  Rene.^,  unhr- 


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412 

scheinlich  noch  in  demsdben  Jahre  1473,  auf  alle  Fälle  vor  dem 
1.  Jänner  1476,  wie  ich  unter  Zustimmung  der  Sachkenner  in  den 
Columbusacten  dargethan  haben  dürfte.  Für  die  erstere  Zahl  kommt 
nun  die  nächste,  von  Herrn  Peragallo  (S.  92)  hervorgehobene  That- 
sache  recht  erwünscht.  Nach  einer  in  Giornale  Ligustico  1882,  S. 
117  erschienenen  Aufzeichnung  hat  Angelo  Banca  im  Jahre  U74 
Columbus  auf  der  damals  genuesischen  Insel  Chios  beherbergt.  Man 
versteht  nun  erst  recht  die  Erinnerung  des  Admirals  im  Reise- 
berichte voll  1493  (Colomb  1.  432  und  439),  wenn  er  bei  einer  in 
Westindien  gefundenen  Mastixart  gleich  zum  Vortheile  der  spanischen 
Krone  an  das  genuesische  einträgliche  Staatsmonopol  dachte,  zu 
welchem  der  Saft  der  Pistacia  Lentiscus  von  Chios,  für  Magen- 
reizung und  Mundreinigung  damals  sehr  gesucht,  erklärt  worden  war. 

Wichtiger  könnte  eine  nächste  Zeitangabe  sein.  Wiederum  aus 
dem  Giornale  Ligustico,  diesmal  von  1875,  S.  171  führt  Herr  Pera- 
gallo (S.  143)  einen  Brief  Gregor's  Lomellino  von  1477  an,  nach 
welchem  damals  rm  Hafen  von  Lissabon  ein  Colombo  mit  seinen 
Schiffen  war,  »von  dem  übereinstimmend  gesagt  wird,  dass  er  aus 
Savona  (Saonese)  sei*.  Herr  Desimoni,  wie  unser  geistlicher  Autor 
beziehen  das  auf  den  Entdecker;  aber  wann  hätte  dieser  nach  seiner 
eigenen,  keineswegs  anspruchslosen  Erzählung  behauptet,  dass  er 
vor  seinem  spanischen  Dienste  Schiffe  in  einer  Mehrzahl  besessen 
habe!  Wohl  aber  berühmt  sein  Sohn  in  der  Biographie  (Las 
Casas  LXII,  51),  dass  Columbus  unter  Columbo  dem  Jüngeren, 
seinem  Verwandten,  dem  grössten  der  damaligen  Corsaren,  der  mit 
grosser  Waffenmacht  kämpfte,  gedient  habe,  von  dessen  brennen- 
dem Schin*e  er  an  die  portugiesische  Küste  schwamm.  Ich  glaube 
im  akademischen  Anzeiger  vom  5.  Jänner  1887  nachgewiesen  zu 
haben,  dass  dieser  grösste  der  damaligen  Corsaren,  der  im  De- 
cember  1492  als  Pirat  gehenkte  Vincenz  Colombo  war,  als  dessen 
Heimat  bald  Oneglia,  bald  San  Remo  genannt  wird. 

Im  Jahre  1477  wird  er  aus  irgend  welchem  Corsarengrunde 
sich  als  Saonese  bezeichnet  haben,  vielleicht  mit  Vorwissen  des 
unter  ihm  dienenden  Columbus,  der  ja  wirklich  von  1470  bis 
1473  in  Savona  nachweislich  ist. 

In  eben  diesem  Jahre  1477,  also  etwa  dreissigjährig,  ist  aber 
Columbus  nach  Bristol  und  von  dort  aus  im  Februar  an  die  Süd- 
küste der  Insel  Tile  und  hundert  Meilen  über  Tue  in  dem  hienach 
eisfreien  Meere,  hinausgekommen.  Die  Nachricht  ist  in  des  Sohnes 
Lebensbeschreibung    aus    einer,  nicht  auf   uns  gekommenen  Schrift 


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^wwyr- 


413 

des  grossen  Entdeckers  »über  die  Bewohnbarkeit  der  fünf  2k)nen« 
aufgenommen,  neuerlich  aber  auch  von  Herrn  Harrisse  sehr  unter- 
schätzt worden. 

Zuerst  Humboldt,  eingehender  Peschel  (Zeitalter  der  Ent- 
deckungen 101)  hat  auf  eine  Urkunde  aufmerksam  gemacht,  nach 
welcher  das  (bewohnbare)  Land  von  Island  —  dessen  Identität  mit 
Tue,  trotz  einer  irrigen  Ziffer  in  der  Messung  des  Breitengrades, 
nicht  bezweifelt  wird  -  schon  Anfang  März  1477  eisfrei  war.  Wie 
seltsam,  dass  man  sich,  leider  auch  der  verewigte  Peschel,  der 
Täuschung  hingeben  konnte,  dass  eine  Nachricht  über  die  Fahrten 
der  Isländer  und  Grönländer,  deren  letzte  von  1347  bezeugt  ist, 
nach  dem  amerikanischen  Steinland  (Helluland),  "^aldland  (Mark- 
land) und  Weinland  (Wineland)  für  Columbus'  grosse  Entwürfe  eher 
abgeschreckt  als  ermuthigt  haben  würde!  Wenn  er  davon  erfuhr,  so 
musste  er  doch  zunächst  annehmen  —  falls  er,  wie  nach  der  Datirung 
des  gleich  zu  besprechenden  Toscanellibriefes  höchst  wahrscheinlich, 
seinen  grossen  Plan  schon  verfolgte  —  dass  diese  normannischen  See- 
fahrer in  Landschaften  nördlich  von  Marco  Polo's  Katay  gewesen 
seien.  Columbus  konnte  die  schönste  Bestätigung  für  die  Möglich- 
keit der  Westfahrt  in  dieser  Thatsache  finden. 

Vollends  aber  in  Bristol,  wo  der  Verkehr  mit  Island  nie  unter- 
brochen war,  hat  man  Columbus  von  diesen  nordischen  Entdeckungs- 
fahrten ohnehin  leicht  genug  unterhalten  können. 

Noch  im  Juli  1480  fuhr  von  Bristol  aus  —  wie  Herr  Harrisse 
in  seiner  Geschichte  Johann's  und  SebEistian's  Cabot  (1882,  S.  44) 
aus  einer  Cambridger  Handschrift  nachgewiesen  hat  —  der  gelehrte 
Seemann  Thomas  Lloyd  aus,  um  nach  der  im  Westen  Hiberniens 
gelegenen  Insel  Brasylle  zu  gelangen.  Diese  nach  einer  Baumart 
bezeichnete  Insel  darf  man  als  mit  dem  normannischen  Waldland 
identisch  gedacht  voraussetzen ;  Stürme  halber  kehrte  die  Expedition 
freilich  nach  neun  oder  wohl  richtiger  drei  Monaten  zurück. 

Gerade  die  Nachrieht  von  den  gelungenen  Normannenfahrten 
nach  Westen  konnte  in  Columbus'  Seele  die  Kette  der  Schlussfol- 
gerungen schliessen. 

Und  dies  führt  nun  unmittelbar  auf  die  entscheidende  Bichtung, 
welche  Columbus  durch  die  Abschrift  des  Briefes  vom  25.  Juni  1474 
empfing,  den  Paul  Toscanelli  an  den  portugiesischen  Domherrn  Fernam 
Martins  gerichtet  hatte.  Eigenhändig  sendete  er  die  Abschrift  mit 
jener  bis  zum  Missbrauche  viel  genannten  Copie  seiner  Weltkarte 
an  Columbus,    der   den  Geber  vornehmlich  als  Arzt  (phyxicus)  be- 

Miiib.  d.  k.  k.  Geogr.  Ges   1889.  8  u.  i)  28 


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414 

zeichnet.  In  der  That  ist  Toscanelli  Naturforscher  in  umfassendem 
Sinne  gewesen.  Er  scheint,  wie  nun  auch  Herr  Peragallo  (S.  lOö) 
annimmt,  keineswegs  1482  gestorben  zu  sein,  sondern  die  grosse 
That  der  Entdeckung  von  1492  noch  erfahren  zu  haben. 

Toscanelli  s  persönliche  Beziehungen  zu  Columbus  sind  im 
Uebrigen  gering  gewesen;  möglich  und  nach  zarter  Empfindung 
begreiflich,  dass  es  ihn  verstimmte,  als  er  der  Thatsache  inne  ward, 
in  Columbus  keineswegs,  wie  man  nach  dem  lateinischen  Epilog 
Toscanelli's  erwartet,  einen  Portugiesen  zu  belehren.  Denn  von  dessen 
oder  von  seines  Bruders  Bartholomäus,  oder  gar  von  seines  jungen 
Sohnes  Ferdinand  Hand  ist  das  entscheidende  Actenstück  dieses 
Briefes  allein  erhalten ;  die  Sache  wird  jedem  mit  Schreiberart  des 
ausgehenden  fünfzehnten  Jahrhunderts  Vertrauten  unentscheidbar 
erscheinen,  obwohl  sich  Herr  Harrisse  nachträglich  (Colomb  11,  190) 
noch  in  einer  unter  den  von  Herrn  Peragallo  mit  Vergnügen  auf- 
gezählten Selbstcorrecturen  eher  für  Bartholomäus  erklärt  hat,  weil 
dieser  nach  Las  Casas'  Versicherung  ein  besserer  Kalligraph  war. 
Der  Brief  in  den  Historie,  den  seltsamerweise  Herr  Peragallo  S.  104 
noch  citirt,  —  wie  er  auch  (S.  68)  die  unmögliche  Solinusübersetzung 
von  1559  statt  der  Mommsen'schen  Edition  gebraucht  —  ist  ohne 
alle  Gewähr.  Sammt  den  Schlussfolgerungen,  die  man  für  die  Ab- 
fassungszeit nach  dem  wegen  Isabella's  gewaltsamer  Erbfolge  ent- 
standenen spanisch-portugiesischen  Kriege  aus  ihm  gezogen  hat,  ist 
dieses  bedenkliche  Schreiben  gleichgiltig  gegenüber  den  lateinischen 
Zeilen,  die  Herr  Harrisse  in  den  «Additions»  seiner  »ältesten  ameri- 
kanischen Bibliothek«  (S.  15  bis  18)  publicirt  hat.  Harrisse  hat  sich 
freilich  einen  grösseren  Entdeckerantheil  für  diesen  Brief  zugeschrie- 
ben, als  billig  war ;  aber  deshalb  kann  man  doch  unmöglich  mit  Herrn 
Peragallo  diesen  einzigen,  bis  jetzt  vorliegenden  authentischen  Abdruck 
ignoriren  wollen.  Nicht  als  6b  ich  den  Abdruck  für  ganz  richtig  hielte, 
trotz  der  Versicherung,  dass  Alles  »verbatim  et  literatim«  wieder- 
gegeben sei;  denn  einzelne  Lesungen  des  Textes  sind  schwer 
denkbar.  Dieses  mit  dem  Ausgangspunkte  Lissabon  beginnende 
und,  in  der  Form  einer  lehrhaften  Erklänmg  der  Karte,  zur  West- 
fahrt drängende,  mit  »vale  dilectissime«  endende  Schreiben  ist  nach 
unserer  dermaligen  Kenntnis  als  in  Columbus'  Besitze  zu  denken, 
noch  ehe  er  seine  Islandfahrt  antrat. 

Von  den  übrigen  in  dem  vorliegenden  Buche  vorkommenden 
Verbesserungen  älterer  Ansichten  werden  etwa  noch  die  folgenden 
zu  erwähnen  sein.    Es  geht  wohl  nicht  an,  die  authentische  Zeugen- 


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415 

aussage  von  1513  über  Columbus  Absicht  bezweifeln  zu  wollen.  <lfis?t 
er,  erschöpft  an  der  Klosterpforte  vor  Palos  erschienen,  zu  seinem 
Schwager  Muliar  in  der  benachbarten  Seestadt  Huelva  habe  ^("hvn 
wollen ;  aber  die  andere  Alternative,  welche  unser  Autor  aect^iitirt^ 
(S.  188)  hat  doch  in  der  That  etwas  Ansprechendes:  Muliar  soi  .sein 
Schwager  nur  in  dem  Sinne  gewesen,  dass  er  mit  einer  Schwester 
jenes  Fräuleins  Beatrix  Enriquez  vermählt  war,  die  ihm  seinen 
künftigen  Biographen  geboren  hatte.  Immerhin  ist  dabei  seltsmn, 
dass  er  diesem  Halbschwager  seinen  echten  Sohn  habe  zuführen 
wollen,  ehe  er  Spanien  in  Verzweiflung  verliess. 

Vollkommen    begründet   sind  auch  (S.  178-181),  im  (iCMHi- 
satze  zu  Herrn  Harrisse 's  sehr  starken  Fehlschlüssen  über  die  Miiuz- 
werthe,  die  Reduciiiingen  des  Maravedi  und  (ioldcastellan,  welrhiT 
von    den    Italienern    mit    deren    Scudo    gleichgesetzt    wird     aut 
heutigen  (ieldwerth.  Herr  Harrisse  hat  sich  eben  die  ernstliche  Kiö- 
sichtnahme    der   in    ihrer   Art    musterhaften    Arbeit   des  MailHfier 
Akademikers  Clemencin  von  1820  entgehen  lassen,    der  unter  df^m 
Titel    einer   panegyrischen  Darstellung  (elogio)  der  Königin  Isabpllu 
der  Katholischen    mit    bestem  Erfolge  den  Freisverhältnissen   nnti^r 
ihrer  Regierung  nachgegangen  ist.    Auf  ihn  gestützt  bestimm!  IUht 
Peragallo  den  Maravedi  —  etwas  zu  hoch  —  auf  rund  1^ '.,  Cenlinu^ii, 
die  königlichen  Kosten  der  ersten  Expedition  von  1,140.000  Maravedi 
also    nicht   nach    Herrn    Harrisse   auf    836.500,    sondern    nur   iiuf 
etwa  17.100  Franken.    Diese   Summe    stimmt  denn  auch  un-^fffiln- 
mit  der   von  Columbus'  Förderer,  dem  Bischöfe  und  Prinzessiniini- 
lehrer  Geraldini  aus  Florenz  genaimten    von   i^OOO  Castellanort,   da 
diese  Goldmünzen  um  1492  zwischen  48:')  und  490  Maravedi  imcli 
Clemencin  s  Berechnung   variirten.    Immerhin   bleibt  auch   die  An- 
gabe   der  Biographie  möglich,    dass,    da   Columbus   ein  Achtel    A*t 
Kosten  beitrug,  die  Krone  nur  2500  Castellanos  zu  gewähren  \\iiiW 
—  Summen,  bei  denen  im  Verhältniss  zu  unseren  heutigen  Priii-en 
zu  erwägen  bleibt,  dass  Diäten  von  12  Maravedi  für  niedere  He,'iinlt^ 
ganz  genügend  waren  und  ein  halber  Hektoliter  Korn  40  Marnviuli 
kostete. 

Zur  Geschichte  der  von  der  Biographie,  wue  von  Peter  Muri yr 
und  Oviedo  bezeugten  Meuterei  bei  der  ersten  Expedition  iniithl 
Herr  Peragallo  (210 — 2K-^),  neben  der  gewöhnlich  citirten  mildennirti 
und  beschönigenden  Tagebuchnotiz  vom  10.  October  1492.  aul  «lir 
ganz,  ausdrückliche  Nennung  derselben  in  demselben  Tagebuchs  imi 
14.  Februar  1493  von  Neuem  und   mit  Recht    aulmerksam.    KwlA 

28* 


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n 


416 

minder  bringt  er  (206)  zwingende  Beweise  für  das  Entsetzen,  mit 
welchem  die  den  Schiffen  jener  Zeit  schwer  zu  durchbrechenden 
Fucusbänke  nicht  blos  die  Bemannung  erfüllten,  sondern  Columbus 
selbst,  nach  der  Relation  von  seiner  dritten  Reise  im  Jahre  1498, 
und  Sodeute  mit  so  viel  besseren  Fahrzeugen  sogar  noch  im 
Jahre  1589. 

Noch  sei  scliliesslich  zweier  richtig  hervorgehobener  Einzeln- 
lieiteii  (224  und  22li)  gedacht.  Es  ist  reines  Missverständnis,  wenn 
Herr  Harrisse  gemeint  hat,  Columbus  behaupte,  auf  seiner  dritten 
Reise  südlicher  als  5®  NR.  gekommen  zu  sein.  Auch  spricht  die 
Biographie  nur  von  Columbus'  Wunsch  oder  Weisung  (mandö).  dass 
die  Ketten,  die  er  getragen,  ihm  in  den  Sarg  gelegt  werden  sollten ; 
aber  nirgends  wird  gesagt,  dass  es  wirklich  geschehen  sei. 

Alles  in  Allem  dürfte  der  Leser  mit  den  vorstehenden  Aus- 
(ühningen  sich  über  den  momentanen  Stand  der  Columbusforschung 
leidlich  orientirt  finden,  Herrn  Peragallo  aber  für  seine  erfolgreiche 
Anstrengung  Dank  wissen. 


Der  westliche  Theil  dos  iUyrisehen  Gebirgslandes. ') 

Von  L.  B.  B, 

I.  Orographische  Eintheilung. 

Hiezu  Tafel  Nr.  XXL 
Benennungen,  welche  in  dieser  Tafel  nicht  vorkommen,  sind  im  Texte  niit  ♦ 

bezeichnet. 

Eine  systematische  Eintheilung  der  Bodenplastik  des  west- 
lichen Theiles  des  illyrischen  Gebirgslandes  bestand  bisher  nicht. 
Die  Mappirung  des  Occupalionsgebietes  lieferte  erst  jetzt  die  Basis 
da(ür.  Auf  Grund  derselben  wird  im  Nachfolgenden  die  Lösung  die- 
ser AufKabe  versucht.  Es  werden  dabei  für  größere  Abschnitte  die 
unbedingt  erforderlichen  Benennungen  neu  geschaffen. 

Kine  Reihe  von  Senkungen:  anfangs  das  üna-  und  Unac- 
Thal,  dann  die  Becken  von  Glamoö  und  Kupre§,  ferner  die  Rama 
und  von  deren  Mündung  an  der  Narenta-Oberlaufj  weiters  das 
Becken  von  Gacko  mit  seiner  südöstlichen  Fortsetzung  —  der  Duga- 
Furche  —  schließlich  das  Becken  von  Niksiö,  die  Zeta,  Moraca 
und  der  Scutari-See  theilen  den  ganzen  Raum. 

')  Dieser  Aufsatz  steht  im  Zusammenhange  mit  jenem  >Die  Gebirgs- 
BysLeme  der  BalkanhalbinseU  (Heft  Nr.  4  dieses  Jahrganges). 


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417 

Südwestlich  dieser  Tiefenlinie,  beziehungsweise  links  der  üna, 
breitet  sich  das  illyrische  Küstengebiet*  aus,  während  nordöstlich 
davon  das  bosnisch-montenegrinische  Binnengebiet*  liegt. 

1.     Das    illyrische    Küstengebiet*    wird    durch    die 
Zrmanja,   Buti^nica  und  Narenta  (abwärts  der  Rama-Mündung)  in 
drei  große  Abschnitte  zerlegt.    Als   eigener  Abschnitt  können  end-     ./["^ 
lieh  die  vorgelagerten  Inseln  gelten. 

Im  Abschnitte  nördlich  der  Zrmanja-Buti^nica-Üna  erhebt  sich 
unmittelbar  an  der  Küste  ein  mächtiges  Plateau.  Es  reicht  von  der 
Kulpa  bis  zur  Zrmanja ;  landeinwärts  endet  es  im  Südosten  an  der 
Butisnica  und  Una,  im  Nordosten  an  einer  Linie,  welche  von  Biha6 
gegen  Nordwest  bis  zur  Kulpa  läuft.  Dieses  Plateau  sei  Hoch- 
croatien  genannt. 

Gegen  Ost,  zwischen  Kulpa  und  Una,  lagert  dem  Plateau  von 
Hochcroatien  das  Hochland  an  der  Korana  vor. 

An  der  Linie  Möttling-Krupa  geht  dasselbe  in  das  Berg- 
land an  der  Glina  über.  Letzteres  verzweigt  sich  in  dem  Win- 
kel zwischen  Save  und  Una. 

Im  Abschnitte  zwischen  Zrmanja,  Butisnica  und  Narenta  schei- 
det die  Tiefenlinie  von  Knin-Clissa  den  östlichen  höheren  Theil, 
das  Gebiet  der  dinarischen  Alpen,  vom  westlichen  tiefem, 
dem  norddalmatinischen  Flachlande. 

Den  Abschnitt  südöstlich  der  Narenta  erfüllt  bis  .zur  De- 
pressionslinie Gacko-Bilek-Grab-Sutorina*  das  südhercegovini- 
sche  Terrassenland,  welches  im  Nordosten  Hoch-  und  Alpen- 
gebirge enthält  und  gegen  Südwest,   zur  Küste,   in  Stufen  absetzt. 

Zwischen  der  Depressionslinie  Gacko-Sutorina  und  dem  Sutor- 
raan-Passe  breitet  sich  das  Karsthochland  der  Crnagora')  aus. 
Der  Obertheil  desselben  besitzt  vorwiegend  den  Charakter  des 
Karstberglandes. 

Die  Crnagora  wird  durch  die  zwei  Linien  Risano — Dragalj— 
Grabe vo—Omuti(- — Nikäii-,  dann  Cattaro—  Njegu§ — Cetinje — Rijeka 
in  einen  nordwestlichen,  mittleren  und  südöstlichen  Abschnitt  zerlegt. 
Den  nordwestlichen  Abschnitt  theilt  das  Schluchtthal  der  Suäica  und 
das    Becken  von  Grahovo   abermals.    Im  Norden   breitet  sich  das 

')  Die  orographische  Benennung  >Crnagora«  ist  nach  dem  gleichnamij^en 
Gebiete  Alt-Montenegro's  gewählt,  umfasst  jedoch,  ausser  diesem,  noch  die  an- 
schließenden, damit  in  engem  orographischen  Zusammenhange  stehenden 
Grenzzonen. 


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J"!^ 


418 


Hochland    Banjani-Rudine   aus,    während    im    Süden    der 
mächtige  Hochgebirgsstock  des  0  r  j  e  n  sich  erhebt. 

Südöstlich  vom  Sutorman-Passe,  bis  zur  Bojana  breitet  sich, 
zwischen  der  Küste  und  dem  Scutari-See,  ein  Mittelgebirge  aus, 
welches  nach  seiner  höchsten  Erhebung  Rumia  genannt  wird. 

Darf  illyrische  Küstengebiet  zerfällt  somit  in  folgende  oro- 
graphische  Abschnitte: 

A.  Zwischen  Kulpa  und  Zrmanj  a-Butisnica-Una: 

fi)  das  Plateau  von  Hochcroatien ; 
b}  das  Hochland  an  der  Korana; 
c)  das  Bergland  an  der  Glina. 

B,  Zwischen  /.rmanja-Butiänica  und  Narenta: 

a)  das  Gebiet  der  dinarischen  Alpen ; 
h]  das  norddalmatinische  Flachland. 
C^  Südöstlich  der  Narenta: 

r/)  das  südhercegovinische  Terrassenland; 
h)  die  Crnagora: 

a)  der  nordwestliche  Abschnitt; 

ß)  der  mittlere  Abschnitt; 

r)  der  südöstliche  Abschnitt; 
c)  das  Gebiet  der  Rumia. 

D.  Die  Inseln. 

2.  Das  bosnisch-montenegrinische  Binnengebiet* 
enthiilt  am  Südwestrande  eine  fast  zusammenhängende  Reihe  von 
Erhebungen,  welche  bei  Bihac,  an  der  Una,  beginnt  und  ifi  süd- 
östlieläor  Richtung,  zwischen  dem  Oberlaufe  des  Vrbas  und  der 
Rama.  dann  entlang  der  oberen  Narenta,  bis  zu  den  Quellen  des 
l*im  streicht. 

Der  Abschnitt  von  Biha6  bis  zur  Sutjeska  (Zufluss  der  Drina) 
und  Ins  zum  Sattel  von  Cemerno  wird  der  »bosnische  centrale 
Höhen?jitg*<  genannt  während  das  Stück  von  der  Sutjeska  bis  zu 
den  Quellen  des  Lim  und  bis  zur  Cjevna  »Brda»')  heisst. 

Der  bosnische  centrale  Höhenzug*  stellt  einen  Gebirgs- 
wall    dar.   dessen    Breite   stellenweise   bis    über  4:0km  beträgt.    Im 

')  Die  orographische  Benennung  >Brda»  ist  nach  dem  gleichnamigen 
Gebiete  AU-Montenegro's  gewählt,  umfasst  jedoch  ausser  diesem  noch  die  an- 
BchlieÖenden,  damit  im  engen  orographischen  Zusammenhange  stehenden 
GrenzzQneu. 


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41 IJ 

allgemeinen  nimmt  er  von  Nordwest  gegen  Südost  an  Höhe  zu. 
Seiner  BesehafTenheit  nach  zerfällt  er  in  drei  Theile. 

Im  Nordwesten,  von  der  üna  bis  zum  Janj*  (Nebenflasü  der 
Pliva),  liegt  das  bis  1200w  ansteigende  Plateau  von  Pretorac* 

Im  mittleren  Theile,  vom  Janj  bis  zum  Ivan-Sattel  delmt  sieh 
das  Prozorer  Mittelgebirge  aus. 

Hieran  schließt  im  Südosten,  bis  zum  Sattel  von  (iGinernö 
das  Trnovaner  Karst-Alpengebirge. 

Die  Brda  zeigen  beiderseits  der  Linie  Nefertara,  NikJiL'  dm*n 
verschiedenen  Charakter. 

Im  nordwestlichen  Abschnitte  erheben  sich  die  zwei 
mächtigen,  wenig  verzweigten  Hochgebirgszüge  V o  1  u  j  a  k  un d 
Durmitor.  Sie  sind  durch  das  tiefe  Schluchtthal  der  Piva  von 
einander  getrennt.  Breite  Terrassen  lagern  ihnen  vor.  Die  Streich- 
richtung der  Hauptäste  und  wichtigsten  Ausläufer  geht  gegen  Sädtj-^t. 

Im  Abschnitte  südöstlich  der  Linie  Nefertara-Niksi<5 
sind  die  Erhebungen,  welche  größtentheils  Hochgebirgscharakter 
tragen,  stärker  verästet.  An  Stelle  der  großen  Terrassen  trt'len 
bedeutende  Rücken,  die,  vielfach  getheilt,  an  den  Tiefenlinien  nidtni. 
Die  Streichrichtung  ist  nicht  mehr  ausgesprochen  gegen  Südost.  Diester 
ganze  südöstliche  Abschnitt  wird  einestheils  durch  dieMoraca,  atnU?rn- 
theils  durch  die  Mala  rijeka  und  Tara  (Oberlauf)  in  das  (ifliiiH  der 
Siljevica,  desMorackogradiSte  und  des  KuekiKom  zerlegt. 

Im  Räume  nordöstlich  des  bosnischen  centralen  Höheriztiges, 
herrscht  im  allgemeinen  bis  zur  Linie  Banjaluka— Zvornik  MiUf^!- 
gebirgs-Charakter ;  am  mittleren  Vrbas,  dann  nordöstlich  von  Sarajctvo 
gegen  'die  Drina  zu,  finden  sich  aber  auch  ausgedehnte  PlaLt*aii- 
bildungen.  Nördlich  der  Linie  Banjaluka— Zvornik  breitet  sich  vor- 
wiegend Berg-  und  Hügelland  aus. 

Die  Thalturchen  des  Vrbas  und  der  Bosna  theilen  das  bosnische 
Binnengebiet  nordöstlich  des  bosnischen  centralen  Höhenzu^t^t's  in 
drei  Abschnitte. 

Zwischen  Sana,  üna  und  Vrbas  liegt  südlich  drr  (Jom- 
jenica  das  ausgedehnte  Plateau  von  Sitnica,  welches  hi\^c n 1 1 U^Vi^ 
gegen  West  und  Ost  sehr  steil  endet,  während  es  gegen  Nnnl  in 
Bergland  übergeht  . 

Nördlich  der  Gomjenica  breitet  sich  die  Koz ar a  pla n  ni  a  aus. 

ZwischenVrbasund  B  os  na  erhebt  sich  südlich  di^r  La^va 
das  Mittelgebirge  der  §  t  i  t  p  1  a  n  i  n  a.  Nördlich  davon  lagert  lanl  Ji\var 


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\   >9}^^ 


^ 


420 

im  Westen  eine  Plateaulandschaft,  am  ügar,  während  im 
Osten  ein  hohes  Mittelgebirge  an  der  üsora  sich  ausbreitet 
Den  nördlichsten  Theil  erfüllt  das  Bergland  an  der  ükrina. 

Zwischen  Bosna  und  Drina  findet  sich  in  der  Südost- 
ecke  wieder  eine  Plateaubildung,  das  Gebiet  der  Romanja. 

Gegen  West  schließt  daran  das  vielfach  verästeteVareser- 
Mittelgebirge.  Nordöstlich  der  Krivaja  liegt  die  Srebrna 
gora  (Kladanj-Srebrenicaer  Mittelgebirge)  und  nördlich  der  Spreea 
dehnt  sich  die  Majevica  planina  aus. 

Zwischen  Tara  und  Lim,  nordöstlich  der  Brda,  wird  der 
Raum  von  hohem  Mittelgebirge  erfüllt.  Dasselbe  ist  vielfach  von 
steilen  Schluchten  und  gewundenen  Thälern  zerrissen.  Das  stark 
eingeschnittene  Uehotina-Thal  scheidet  dieses  Gebirge  in  zwei  parallele 
Rücken,  von  denen  der  südliche  der  höhere  ist  (bis  2239  w). 

Dieser  letztere  Gebirgstheil  —  zwischen  Tara  und  Öehotina  — 
Avird  nach  seiner  bedeutendsten  Erhebung  das  »System  der 
Ljubiöna«  und  analog  der  nördliche  Theil  —  zwischen  Cehotina 
und  Lim  —  das  >System  der  Gradina«  genannt. 

Das  bosnisch-montenegrinische  Binnengebiet  zerfallt  somit  in 
fr^lgende  orographische  Abschnitte: 

A.  Der  bosnische  centrale  Höhenzug. 

a)  Das  Plateau  von  Petrovac 

b)  Das  Prozorer  Mittelgebirge. 

c)  Das  Trnovaner  Karst-Alpengebirge. 

B.  Die  Brda. 

a)  Die  Volujak-Gruppe. 

b)  Das  Gebiet  des  Durmitor. 

c)  Das  Gebiet  des  Moracko  gradiste. 

d)  Das  Gebiet  der  Siljevica. 

e)  Das  Gebiet  des  Kucki  Kom. 

C.  Zwischen  Sana,  Una  und  Vrbas. 

a)  Das  Plateau  von  Sitnica. 

b)  Das  Gebiet  der  Kozara  planina. 

D.  Zwischen  Vrbas  und  Bosna. 
o)  Das  Gebiet  der  Stit  planina. 

b)  Die  Plateaulandschaft  am  Ugar. 

c)  Das  Mittelgebirge  an  der  üsora. 

d)  Das  Bergland  an  der  Ukrina. 


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I 


421 

E.  Zwischen  Bosna  und  Drina 

a)  Das  (lebiet  der  Romanja.  (Ramanija*). 

b)  Das  VareSer  Miltelgebirge. 

c)  Die  Srebrna  jitora  (Kladanj-Srebrenicaer  Mittelgebirge*.) 

d)  Das  Gebiet  der  Majevica  planina. 

F.  Zwischen  Tara  und  Lim 

a)  Das  System  der  Ljiibicna. 

b)  Das  System  der  Gradina. 

n.  Xarstcharakter. 

Das  ganze  illyriKche  Küstengebiet  und  Theile  des  bosnisch- 
montenegrinischen  BinneriT^ebietes  zeigen  den  Karstcharakter.')  Der- 
selbe kann  sowohl  in  der  Formation  des  Gebirges,  als  auch  in  der 
Bföchaftenheit  der  Bodenkriiste  zum  Ausdruck  gelangen. 

Die  K  a  rs  t f  0  r m  a  t  i  0  n  charakterisirt  sich  hauptsächhch  durch 
die  unvoUkonimene  Entwicklung  der  Tiefenlinien.  Anstatt  normaler 
Tliäler  findet  man  nur  ringsum  abgeschlossene  Becken  ohne  ober- 
irdischen Abflüss.  Diese  Karstbecken  von  den  Slaven  »po\je«  (Feld, 
iiebiet)-)  genannt  ^  haben  gewöhnlich  eine  längliche  Form  und 
einen  Flächeninhalt  von  vielen  Quadratkilometern.  Die  Länge  der- 
selben errddit  selbst  lOOkm.  die  Breite  \0  km.  Oft  sind  sie  in  der 
Längenrichtung  aneinandergereiht  und  deuten  hiedurch  eine  Art 
Thalhildung  an.  Die  den  Lilngenachsen  parallel  laufenden  Ein- 
schließungshöhen  sind  dann  bedeutender  als  die  Scheiderücken 
Hwisehen  den  Becken, 

Die  SohU-n  nebeneinander  liegender  Becken  zeigen  nicht  selten 
durch  stetige  Abnahnu'  der  absoluten  Höhe,  den  hydrographischen 
Zusammenhang  an.  Die  Gewflsser  des  oberen  Polje  verschwinden 
sodann  in  einem  Schlünde  und  erscheinen,  nach  einem  unter- 
irdischen Laute,  im  tiefer  liegenden  Becken. 

Da  bei  starkem  Regen  die  Schlünde  für  den  Abfluss  der  Ge- 
wässer meist  unzureichend  werden,  so  tritt  auf  den  Beckensohlen 
häufig  eine  Inundation  oder  Versumpfung  ein.. 

^  Die  Bezeichnung  »Karst*  (slav.  >Krs«)  ist  zum  Eigennamen  der  Er- 
bebtingen am  Nordende  der  istrisohen  Halbinsel  geworden.  Im  übertragenen 
Sinne  wird  aber  untpr  »Karst*  jede  Bodengestaltung  verstanden,  welche  die- 
Belben  EireDthümlichkciten  7.e'\gi.  wie  jene  Gebirge. 

*;  Die  Benennung  *pglje*  wird  häufig  auch  für  größere  Tiefebenen 
gtbrauchl. 


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422 


Neben  den  eben  besprochenen  großen  Karst-Becken,  kommen 
noch  kleinere  Einsenkungen  vor.  Man  findet  dieselben  überall:  auf 
den  Gebirgsobertheilen,  auf  den  Hängen,  in  den  Thal-  und  in  den 
Beckensohlen. 


Die  größeren  derselben,  welche  ein  oder  mehrere  Hektare 
umfassen,  nennt  man  Dolinen*).  Sie  sollen  zumeist  durch  Ein- 
stürzen von  Hohlräumen  entstanden  sein. 


Ihre  Gestalt  ist 
unregelmäßig.  Am  häu- 
figsten findet  man  runde 
bis  kreisrunde  Formen. 
Die  Ränder  fallen  meist 
schroff  ab. 


Auch  die  Doli- 
nen  deuten  manch- 
mal durch  ihr  Auf- 
einanderfolgen eine 
Art  Tiefenlinie  an. 


Die  kleinste  Gattung  der  Einsenkungen,  welche  weniger  als 
ein  Hektar  und  oft  nur  einige  Quadratmeter  einnehmen,  nennt  man 
Karsttrichter  oder  Karstloch  (Foiba,  Jama,  Ponikva). 

Ihre  Bildung  beruht  darauf,  dass  das  Karstgestein  (kohlen- 
saurer Kalk)  in  kohlensäurehaltigem  Wasser  löslich  ist.  Nachdem 
nun  die  Niederschläge  bereits  aus    der  Atmosphäre,   dann   im   er- 

^)  Serbo-croatiscb  „do",  .dol%  verkleinert  ^dolac\ 


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423 


höhten  Maße  aus  dem  Humus  Kohlensäure  aufnehmen,  so  sind  sie 

geeignet,  beim  Sickern  durch 
die  vielen  Spalten  des  Kalk- 
gesteins dasselbe  zu  lösen. 
Besonders  ist  dies  dort  der 
Fall,  wo  sich  zwei  Spalten 
kreuzen  und  tief  bis  in  unter- 
irdische  Höhlungen  reichen. 

Es  entsteht  an  solchen 
Stellen  zuerst  ein  kleines 
Loch.  Das  Niederschlags- 
wasser fließt  durch  dasselbe 
ab,  erweitert  es  dabei  durch 
Lösen  und  Abschwemmen, 
bis  endlich  ein  Trichter 
entsteht.  An  der  Sohle  des 
letzteren      sammeln       sich, 

wenn    das    Abflussloch    verstopft,    die    weiteren  Abschwemmungs- 

producte. 
I  Je  nach  dem  Stadium  der  Entstehung  zeigt   der  Karsttrichter 

von  der  steil  geböschten,  ausgesprochenen  Kegelform  bis  zur  ganz 

flachen,  kugelsegmentartigen  Vertiefung  alle  Zwischenstufen. 

I 

!  Aus  der  Krbljina. 


Die  Karsttrichter  kommen  gewöhnlich  in  Gruppen  vor. 
Oft    bedecken   sie   große    Flächen   so    dicht,    dass   nur  ganz 
schmale  Grate  zwischen  den  Löchern  stehen  bleiben. 


L 


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424 


Die  Erhebungen  sind  bei  der  Karstformation  nicht  deut- 
lich gegliedert,  da  die  zusammenhängenden  Tiefenlinien  meist  fehlen 
und  größere  oder  kleinere,  kesselartige  Vertiefungen  häufig  auf- 
treten. Die  Erhebungen  stellen  sich  daher  gewöhnlich  als  ein  Gewirr 
von  Plateaux,  isolirten  Spitzen  und  Felsriffen  dar.  Die  Hänge  fallen 
steil  oder  treppenartig  ab,  die  relativen  Höhenunterschiede  sind  be- 
deutend, die  wenigen  durchlaufenden  Thäler  meist  schluchtartig. 


' — ^^^i.'^^i 


Die  Eigenthümlichkeiten  der  Karstformation  finden  sich  bei 
allen  Bodenerhebungen  vom  Hochgebirge  bis  zum  Flachlande.  Man 
spricht  demnach  von  Karst-Hochgebirge,  Karst-Mittelgebirge  etc. 

Die  Bodenkruste  des  Karstes  charakterisirt  sich  zumeist 
durch  das  Heraustreten  des  scharfkantigen,  vielfach  zerklüfteten, 
oder  auch  lose  herumliegenden  Gesteines.  Diese  Eigenthümlichkeit 
des  Bodens  bezeichnet  man  durch  den  Ausdruck  »Karstboden* 
oder  »verkarsteter  Boden«. 

Die  Entstehung  des  Karstbodens  ist  durch  die  —  bereits 
erwähnte  —  Eigenschaft  des  Kalkgesteins,  sich  in  kohlensäure- 
haltigem Wasser  zu  lösen,  bedingt.  Da  der  Regentropfen  beim  Auf- 
fallen am  meisten  Kohlensäure  enthält,  oben  daher  mehr  Kalk  löst 
als  in  den  unteren  Partien,  so  entstehen  spitzige  zahnartige  Klippen. 
Nachdem  aber  das  Karstgestein  sonst  nicht  wesentlich  verwittert, 
sondern  höchstens  in  groben  Schutt  zerfällt,  so  fehlt  im  großen 
das  feinere  Material,  welches  jene  klippige  Fläche  wieder  nivelliren 
k  önnte. 


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425 


Die  im  kohlensäurehaltigen  Wasser  nicht  löslichen  Bestand- 
theile  des  (iesteins  hilden  eine  Art  rothbraune  Thonerde,  Terra 
rossa.')  Dieselbe  bleibt  entweder  in  den  Fugen  liegen,  oder  wird 
weiter  nach  abwärts  geschwemmt 

Durch  die  Rücklässe  einer  Vegetation,  welche  von  der  Flechte 
bis  zur  Holzpflanze  aufgestiegen,  hat  sich  im  Laufe  der  Zeiten,  mit 
Beihilfe  dieser  Terra  rossa,  eine  Humusschwarte  gebildet,  welche 
theilweise  die  Unebenheiten  des  Karstgesteins  ausgleicht. 

Das  Pflanzenkleid  erzeugt  aber  nicht  allein  die  Humusdecke, 
sondern  es  bleibt  auch  für  die  Erhaltung  derselben  unumgänglich 
iiöthij^.  Wird  der  Wald  durch  schonungsloses  Aushauen,  Ausgraben 
der  Wurzelstöcke  und  beständiges  Abweiden  vernichtet;  ja,  wird 
sogar  die  zusammenhängende  Grasnarbe  durch  den  Viehtritt  oder 
andere  Einflüsse  zerstört:  so  schwindet  unter  den  Wirkungen  der 
Niederschläge  und  Winde  die  Humusschwarte,  die  erwähnte  rothe 
Tiionerde  und  selbst  das  GeröUe,  so  dass  endlich  das  ganz  nackte 
Gestein  zutagetritt. 

Dieser  Process  entwickelt  sich  am  schnellsten  an  Stellen,  die 
den  Stürmen  besonders  ausgesetzt  sind,  und  an  steil  geböschten 
Hängen. 

Am  schlimmsten  wird  das  Endresultat  beim  Kreidekalk,  der 
fast  gar  nicht  zerbröckelt.  Die  anderen  Kalke  zerfallen  weit  mehr 
in  Trümmer  und  Schutt. 

Die  Lagerung  des  Gesteins  nimmt  auch  auf  die  mehr 
oder  weniger  intensive  Verkarstung  des  Bodens  Einfluss.    Fällt  die 


Neigung  der  Gebirgsschichten  mit  jener  des  Hanges   nahe  überein, 
so  zeigt  das  Gehänge  Stufen  und  größere  Platten. 


')  In    der    Hercegovina    „Cervena    zemlja'*,    oder    kurzweg    .Crvenica'' 
genannt. 


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4se 


1 


Bei  clickhanki^^t'n  (le^trtnslagen  entstehen  Felsrideaux,  s.  g. 
Kariststulnri.  welehr  u\\  weit  lunzieheu  und  nur  an  wenigen  Stellen 
nlu^r^sülirdtbar  sind. 


Aii^  d  er  Morinje. 


Fallt*n  dit'  Scliiclili'n  in  den  Berg,  so  ist  der  vorbesehriebene 
I-Öj^niitr^vor^ant?  l)!'.H(uitlnv  h(^i/ünsligt.  Die  angefressenen  Schieb ten- 
könli^  hMvii  in  (üosmii  Fallr  konische  oder  zahnartige  Klippen, 
woU^br*  t\m  <lrtii  lIiLijj^  lit-raysragen. 


r^- 


Die  Intt'n^iliil  (]('!■  \'erkarslung  kanb,  je  nach  den  Ver- 
JuillMlHsi-n.  in  (Irn  vrrsL'hiodcn-'ten  Ähstutnngen  auftreten.  Man  findet 
nif'lit  tivWcii  «'iij^'  alNiilhiillH'n  last  zusammenhängende  Humusschiebte 
mAi\n\  mm  kuUU'Ui.  ;^oikfii)h  ten  Geslein. 

Hon  (iTrifl  (\\'V  \rrk;M'stung  pflegt  man  im  HinbUcke  auf  die 
{iiUiul*arkc'il   in  InlgfiiElrn  Alistuf'ungen  anzugeben: 

1,  *  \Vii  n  i  L'  V  oika  i  ,^tet«; 

_^^^Sf^.^  J^^s  Gestein  tritt  nur  liie 

^'"*^  ^  ^^^v^  "^''^  ^^  zutage.  DerFussgeher, 

'*"' -r:H.-.=-^^^»-^  ju   selbst  das  Pferd,  können 


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427 

den  einzelnen  Steinen  noch  ausweichen,  die  Gangbarkeit   ist  daher 
nicht  wesentUch  verringert. 

2.  »Mäßig  verkarstet«: 

Das  zutage  tretende  Gestein  nimmt  beinahe  die  Hälfte  der 
Fläche  ein.  Der  übrige  Theil  der  Oberfläche  ist  mit  Erde  bedeck  l, 
aus  welcher  einzelne  faustgroße  Steine  hervorragen. 

Manchmal  findet  sich,  statt  dieser  mit  Stein  gemengten  Erilo^ 
der  »flache  Karstschutt«.  Es  sind  dies  verschieden  große,  dünne 
Stein  täfeichen. 

Die  Bewegung  der  Fußgeher  wird  durch  den  mäßig  ver- 
karsteten  Boden  nicht  bedeutend  verzögert;  Pferde  kommen  ahiT 
nur  mehr  langsam  fort. 

3.  »Stark  verkarstet«: 

Die  erdigen  Partien  sind  kaum  nennens- 
wert; der  Mensch  kann  jedoch  noch  fort- 
kommen, ohne  die  Hände  zu  gebrauchen. 
Pferde  sind  nicht  mehr  zu  verwenden. 

4.  >Sehr  stark  verkarstet:« 

/>x  ^^i     i^  ^^^  ganze  Fläche   wird  von  wild 

"'^^^^^^C^\l^     zerrissenen  Felsblöcken  bedeckt,  so  dus^H 

/y< /  ^AfhiM.T^  MJß%,    auch    Fußgeher   nur     äußerst    schwer, 

vielfach  bloss  mit  Beihilfe   der  Hände   sich    bewegen  können.    Dic! 

spitzigen  Steinblöcke  bieten  fast  keinen  Raum  für  den  Fuß. 

In  Dalmatien  sind  nur  ca.  10  Procent,  in  Croatien  (soweit  es 
zum  Karstgebiete  gehört)  beinahe  '2b  Procent  der  Flüche  Schwemm- 
land (Thal-  und  Beckensohlen),  welches  der  Verkarstung  nicti! 
unterliegt.  Der  am  leichtesten  und  stärksten  verkarstende  Kreidr- 
kalk  nimmt  in  Dalmatien  über  40  Procent,  in  Croatien  (soweit  vs 
hieher  gehört)  kaum  25  Procent  der  Fläche  ein. 

Vom  ganzen  Karstgebiete  dürfte  durchschnittlich  die  HälKe 
der  Bodenkruste  mehr  oder  weniger  verkarstet  sein.  In  Dalmatii^ii 
sind  67  Procent  der  ßodenfläche  verkarstet. 

Seit  einiger  Zeit  wird  der  WiederaufTorstung  des  Karstbodens 
große  Aufmerksamkeit  geschenkt,  besonders  in  Croatien,  wo  eiü 
Theil  der  Einkünfte  der  (irenz-Staatsforste  für  diese  Zwecke  vrt- 
wendet  wird,  dann  auch  im  Occu[)ationsgebiete. 

Trotzdem  dürfte  die  Verkarstung  des  Bodens  noch  im  Zu- 
nehmen begriffen  sein.  Vor  einigeln  Jahren  nahm  man  an,  dass  tu 


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4 


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428 

Dalmatien  ca.  1  Procent  der  Waldfläche  jährlich  der  Verkarstung 
anheimfalle.* 

Sehr  intensiv  tritt  der  Karst  am  Abfalle  auf,  welcher  von 
Fiume  gegen  Südost  die  croatische  Küste  begleitet.  Nicht  allein  die 
steile  Böschung,  sondern  auch  die  hier  besonders  heftige  Wirkung 
der  Stürme  sind  die  Ursache,  dass  dieser  Hang  zu  mehr  als  Vio 
und  größtentheils  in  der  höchsten  Intensität  verkarstet  ist. 

Man  pflegt  dieses  Gebiet  den  »See-Karst«  zu  nennen. 

Sehr  stark  verkarstet  ist  endlich  noch  das  ganze  Gebiet  an 
der  Bocche  di  Cattaro,  dann  der  Raum  südlich  vom  Niksiöko  polje 
und  an  der  Nordwestgrenze  Montenegros. 

III.  Bodenbedeokung. 

Die  Mannigfaltigkeit  der  Bodenverhältnisse  und  die  Ver- 
schiedenheit des  Klima,  haben  im  vorliegenden  Räume  große 
Gegensätze  in  der  Vegetation  und  Bodencultur  geschaffen.  Es  sind 
in  dieser  Beziehung  folgende  drei  Gebiete  zu  unterscheiden: 

1.  dass  Binnenland. 

2.  das  Karstgebiet  und 

3.  der  Küstensaum  mit  den  vorliegenden  Inseln. 

Das  Binnenland  hat  im  allgemeinen  mitteleuropäische 
Vegetation. 

In  Bosnien  finden  sich  größere  Feldcomplexe  seltener. 
Wenn  sie  aber  —  wie  in  den  Ebenen  —  vorkommen,  sind  sie  in 
der  Regel  von  unzähligen  Dornhecken,  Spaltholz-  oder  Flechtwerk- 
zäunen durchschnitten.  Grössere  Obstgärten  (Zwetschken)  sind, 
besonders  im  nördlichen  Bosnien,  nicht  selten.  Hutweiden,  niederes 
Gebüsch  und  Niederwald  trifft  man  sehr  häufig.  Die  Hutweiden 
sind  manchmal  mit  bis  Im  hohem  Farrenkraut  bewachsen,  oder 
durch  dorniges  Gebüsch  unterbrochen. 

Wälder  bedecken  die  weniger  zugänglichen  Partien.  Der 
Bestand  ist  meist  ungepflegt,  verhältnismässig  häufig  zeigt  er  Urwald- 
Charakter.  Die  Baumgrenze  liegt  etwa  1900  m  hoch.  Es  kommt 
grösstentheils  Laub-,  seltener  Nadelholz  vor. 

Das  Karstgebiet  zeigt  in  der  Bodenbedeckung,  entsprechend 
der  Bodenkruste,  welche  vom  fruchtbaren  Schwemmboden  bis  zum 
nackten  Felsen  wechselt,  eine  grosse  Mannigfaltigkeit. 

Die  Feldcultur  ist  größtentheils  auf  die  Sohlen  der  Becken, 
Dohnen   und  Karstlöcher   beschränkt.    Die  Steine   werden  in  den 


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42Ü 

Feldern  gesammelt  und  am  Umfange  derselben  in  Steinhaufen  oder 
trockene  Mauern  geschlichtet.  Diese  Einfassungen  dienen  auch  zum 
Schutze  gegen  die  heftigen  Stürme.  Sie  fehlen  nur  in  den  großen 
Beckensohlen.  Die  kleinen  Feldparcellen  in  den  Dohnen  und  Trichterti 
werden  nicht  geackert,  sondern  nur  mit  der  Haue  bearbeitet.  Wiesen 
kommen  nur  auf  den  Becken-  und  breiteren  Thalsohlen  in  größert»r 
Ausdehnung  vor,  sind  aber  beim  Mangel  aller  Meliorationen  eher 
als  fettere  (oft  etwas  versumpfte)  Hutweiden  zu  betrachten. 

Ein  großer  Theil  des  Karstgebietes  ist  ganz  nackt,  oder  nur 
mit  magerer  Hutweide  bedeckt.  So  sind  im  See-Karste  45  Proccmt 
der  gesammten  Fläche  Weiden.  Die  Karstweide  hat  keine  dichlr^ 
zusammenhängende  Grasnarbe.  Sie  besteht  aus  langen  Grasbüscheln 
welche  zwischen  den  Steinblöcken  hervorschießen.  Dazwischen 
wächst  auch  niederes  Gesträuch.  Die  Karstweide  übergeht  meist  in 
schütteres  Gebüsch. 

Dieses  und  Niederwald  sind  im  ganzen  Räume  sehr  oft  zu 
finden. 

Hochwald  kommt  nur  in  den  weniger  zugänglichen  Gegenden 
und  dann  mei.st  am  niederschlagsreicheren  Nordhange  in  ausge- 
dehnten Flächen  vor.  Kleine  Waldparcellen  finden  sich  überall 
besonders  in  Lagen,  welche  gegen  die  Nordoststürme  geschützt  siml 

In  Hochcroatien  befinden  sich  die  meisten  Wälder  in  einem 
Niveau  von  650— 1600  w.  lieber  1600  w  gedeiht  nur  mehr  Krumm* 
holz.  Im  Gebiete  der  dinarischen  Alpen  reichen  die  Wälder  bi^ 
1700m,  im  südhercegovinischen  Terrassenlande  bis  1500  w.  Iifi 
letzleren  Räume  sind  Hochwälder  aber  überhaupt  selten.  Doch  ent- 
wickelt sich  die  Waldcultur  in  ungeahnt  günstiger  Weise.  Der  Deva- 
stirung  der  Wälder  wird  erst  in  neuerer  Zeit  entgegengetreten. 

Der  Weinbau  kommt  im  binnenländischen  Karstgebiete  seltener 
vor.  In  der  Hercegovina  hat  derselbe  in  den  letzten  Jahren  h^^- 
deutend  zugenommen. 

Der  Küstensaum  und  die  Inseln  haben  unter  dem  Ein- 
flüsse des  Meeres  und  der  von  den  Gebirgen  rückstrahlenden  Sonnen- 
warme  ein  so  warmes  Klima,  dass  dort  die  Mittelmeerflora  (immer- 
grüne Region)  gedeiht. 

Auf  den  Inseln  Veglia.  Cherso,  endlich  in  einzelnen  Partien 
der  eroatischen  und  dalmatinischen  Küste  kommt  die  sogenannte 
italienische  Cultur  vor.  Bei  derselben  wird  die  Feld-,  Baum-  unil 
Weincultur  vereint   betrieben.   Im   Acker  stehen,   gewöhnlich  nach 

Miith.  d.  k.  1c.  Oeogr.  Ges.  18S9.  8    u.  9.  29 

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430 

der  Meridianrichtung,  Obstbaumreihen,  deren  Bäume  durch  guirlanden- 
artig  gezogene  Weinreoen  verbunden  sind. 

Der  beschränkte  Raum  zwingt  häufig  zu  Terrassen-Anlagen. 
Die  Felder  sind  gewöhnlich  durch  trockene  Mauern  in  viele  kleine 
Parcellen  zerlegt.  Wenn  auch  nicht  die  italienische  Cultur  zur  An- 
wendung gelangt,  so  stehen  doch  immer  einzelne  Obstbäume  in 
den  Feldern. 

Ausgedehnte  Olivenpflanzungen,  welche  den  Charakter  von 
Wiiltlchen  tragen,  finden  sich  oft. 

Wälder  kommen  nur  ganz  ausnahmsweise  in  der  Küstenregion 
vor.  Häufiger  sind  Niederwald,  Gebüsch  und  Karstweide. 

Kahle  Stellen  finden  sich  auf  den  Küstenstrichen,  welche  den 
[leftigen  Nordost-Stürmen  ausgesetzt  sind,  insbesonders  auf  den 
Inseln  Arbe  und  Pago.  Die  Stürme  tragen  nämlich  die  Meerwasser- 
th eilchen  weit  auf  das  Land  und  das  Salz  derselben  überkrustet 
nrul  unterdrückt  jede  Vegetation. 


Zur  historisehen  Geographie  des  Sehwarzen  Meeres. 

Von  Eugen  Gelcich. 
I. 

(lelegentlich  der  Durchsicht  von  Schmeller's  Abhandlung 
*tlel>er  einige  ältere  handschriftliche  Seekarten  aus  der  Münchener 
Hüfbibliothek«  *)  fand  ich  die  Frage  gestellt:  >Wann  ist  das  Schwarze 
Meer  so  benannt  worden?«  Anlass  zu  derselben  fand  Söhmeller  bei 
der  Herichreibung  einer  Karte,  welche  Europa  und  Theile  von  Asien 
dar.sli41l  und  aus  1450  bis  1492  zu  stammen  scheint.  ^)  In  der- 
ÄeWmi  heisst  das  Schwarze  Meer  =  Mare  Majus.  Denselben 
Namen  führt  es  in  einem  Atlas  von  L^26  bis  1533,*)  dann  im 
Büriclite  des  Haithonus  und  bei  Ramusio  (Mar  Maggiore).  Diese 
Daten  gibt  Schmeller  an  und  nun  stellt  er  die  oben  angeführte 
Fruj^e.  Bevor  ich  mich  an  die  nähere  Beantwortung  derselben  wagte. 
schUij^f  ich  in  Ermangelung  anderer  Quellen  die  neueste  Auflage  von 
Brockhaus  Conversations-Lexicon  auf  und  fand  folgende  Angaben: 
>  ...  zu  den  Stürmen  gesellen  sich  namentlich  im  Winter  ge- 
fährliche Nebel,    die  den  Horizont  bei  Tage  in  Dunkel  hüllen  und 


*)  Separat-Abzug   aus   den   Abhandl.    der  I.  Classe   der   königl    bayer. 
Akademie  der  Wissenschaften.  Bd.  IV.,  Ablh.  I.,  1843.      • 
*)  Cod.  iconogr.  131. 
^)  Schmeller  a.  a.  0.  Nr.  5. 


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4;u 

dem  Meere  die  Bezeichnung  des  > schwarzen«  verschafft  haben 
welche  schon  1225  bei  den  Mongolen  und  Tartaren,  seit  dem, 
XIII.  Jahrhundert  bei  den  Venetianern  und  Genuesen  vorkomml,* 
Eine  Autorität,  worauf  dieser  geschichtliche  Wink  gestützt  wäiiv 
fand  ich  nicht  angegeben.  Fournier')  schreibt  über  denselben 
Gegenstand  folgendes:  Die  Türken  nahmen  von  den  Griechen  die 
Sitte  an,  alles  grausame  und  unheimliche  »schwarz«  zu  nennen. 
Nun  ist  das  »schwarze  Meer«  von  Piraten  überfüllt  und  ausserdem 
im  Winter  gefährlich,  daher  die  Benennung  Pontus  Euxinus=^ 
grausames  und  schwarzes  Meer  von  iv  ^eivog  oder  «^«•'04;=un- 
wirthlich,  ungastlich  (farouche).  Die  Türken  nannten  ihn  Mauro 
thalas  sa,  sonst  heisst  er  auch  Mer  more  oder  Mer  naigre 
und  noire.  —  Fournier  hat  wohl  die  griechische  Benennung  miss- 
verstanden,  die  wir  in  Lübkers  Reallexicon  des  classischen  Alter- 
thums  genauer  gedeutet  finden ;  es  heisst  daselbst,  dass  das  schwarze 
Meer  »anfangs  von  räuberischen,  feindlichen  Völkern  umwohnt  war, 
daher  von  den  Griechen  ä-^sivng  genannt  wurde  (=unwirthlioh)» 
bis  seit  660  zahlreiche,  besonders  milesische  Colonien  es  zum 
»gastlichen«  tv-^fivog  oder  tv-^tvog  (gut  bv  gegen  Fremde  Sft-o^) 
machten«.  Nach  Bruzen  la  Martiniere*)  rührt  der  Name  »schwarzes 
Meer«  von  den  Stürmen  her,  die  daselbst  hausen  und  von  dein 
Mangel  guter  Häfen.')  Nach  Riccioli  sind  die  Nebel  die  Ursache 
der  Benennung.^)  Führen  wir  endlich  noch  die  Benennungen  in 
andern  Sprachen  an,  die  wir  in  Werken  aus  dem  XVfl.  Jahr- 
hundert fanden,*)  so  haben  wir  alle  jene  geschichtlichen  Notizen 
wiedergegeben,  die  uns  im  ersten  Augenblicke  zur  Verfügung  stand^ui. 
Nach  Riccioli  und  Philippus  Ferrarius  Ale-xandrinus  hiess  die^Cii 
Meer :  Pontus  Euxinus  (altgr.) ;  Mer  noire  oder  mer  maieur,  franzö- 

*)  Hydrographie,  Paris  1G43.  S.  794. 

*)  Le  grand  dictionnaire  geographique  et  critique.  Bd.  VII.,  A  Venice, 
J.  B.  Pasquali  1737,  S.  268. 

*)  Le  nom  de  Pont  Euxin  est  celui  sous  lequel  eile  a  ete  connue  den 
Anciens.  Son  nome  moderne  de  la  Mer  Noire  est  pris  des  Turcs,  qui  rappelleiit. 
aussi  parce  qu'elle  est  tr^s  orageuse  et  manque  de  Ports  qui  aient  un  bon  al>ri, 

*)  Geogr.  et  hydrogr.  reformatae  1672.  Maris  nigri  seu  Euxini.  quod  n. 
Bosphoro  Thracio,  vulgo  Canal  del  mar  Negro  incipit  nigricare  ob  nebulas, 
id  Circo  inqua  Brietius,  et  pauci  quidam  Aegeum.  seu  Archipelagus  promouent 
usq;  ad  Costantinopolim,  sed  cotra  veterum  placida.  Porro  Euxinus  Pontus, 
alias  Axenus  id  est  Inhospitalis,  nuc  mare  negro  vel  mar  maggiore  iiUer 
Bosph.  Thracium  etc. 

^)  Geogr.  Philippus  Ferrarius  Alexandanus.  Patavii  1696.  Bd.  f.,  S.  254. 
B<1.  IL,  S.  69  und  Riccioli  a.  a.  0. 

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432 

sisch;  mare  maggiore,  italienisch:  schwartz  Z6e/)  deutsch;  mauro 
Thalassa,  griechisch ;  Caradenisi  oder  Caradeniz,  türkisch  und  Zomo 
more,  russisch. 

Derlei  karge  Angaben  befriedigen  den  Forscher  offenbar  nicht, 
siö  lassen  auch  die  eigentliche  Frage  Schmellers  über  das  Wann? 
und  das  Wie?  unbeantwortet,  und  wir  nahmen  uns  daher  vor,  in 
den  älteren  Karten-  und  Reisebeschreibungen  nachzusehen,  wie 
sich  die  Umwandlung  in  der  Bezeichnung  eigentlich  vollzog.  Da 
uns  nun  ein  zahlreiches  Material  vorliegt,  so  wollen  wir  versuchen, 
dasselbe  zu  unserem  Zwecke  zu  sichten  und  zu  ordnen. *)  Vorerst 
wird  es  aber  nützen  einige  allgemeine  Winke  über  die  historische 
(ieographie  desselben  zu  geben. 

Die  Sage  des  Argönautenzuges  ist  das  älteste  historische 
Monument,  welches  wir  über  die  Navigation  des  schwarzen  Meeres 
besitzen.  Damals  galt  eben  der  Name  Po n tos  Axenos,  die 
geographischen  Nachrichten,  die  wir  aus  jenen  fabelhaften  Zeiten 
haben,  sind  einer  besonderen  Erwähnung  nicht  werth.  Die  Gründung 
griechischer  Colonnien  am  Anfange  des  VII.  Jahrhunderts  v.  Chr. 
und  der  entstandene  lebhafte  Verkehr  mit  dem  Mutterlande,  hatte 
natürlich  auch  bessere  geographische  Kenntnisse  zur  Folge  und  so 
dürfen  wir  uns  nicht  wundern,  wenn  Herodotus  in  seinen  Angaben 
schon  ziemlich  genau  ist.  Auf  Herodotus  folgten  Aristoteles,  Polybius, 
Diodorus  von  Sicilien,  Eratosthcnes,  Hipparch  und  Strabo,  die  uns 

M  Phihp  Ferr.  Alexandrinus  a.  a.  0.  Bd.  IT.,  S.  69.  Jedenfalls  ist  hier 
das  holländische  angegeben  und  als  deutsch  gemeint. 

*)  Bei  der  Sammlung  des  Materials  waren  uns  verschiedene  Factoren 
ungemein  behilflich,  die  wir  nicht  ungenannt  lassen  dürfen  und  denen  wir 
hiermit  unseren  besten  Dank  aussprechen.  Zunächst  hat  Herr  Capitän  Schuck 
aus  Hamburg  in  den  reichen  Bibliotheken  der  deutschen  Seemetropole  viele 
nützliche  Notizen  für  uns  gesammelt.  Dann  waren  auch  die  Herren  Vorstände 
der  Marine-Bibliothek  in  Pola,  des  Staatsarchives  in  Florenz  und  der  Propaganda 
in  Rom  so  gütig  in  einigen  von  mir  angegebenen  älteren  Karten  und  Werken 
nachzuschlagen.  Das  übrige  Quellenmaterial  bezog  ich  aus  den  Wiener 
Bibliotheken,  aus  der  Münchener  Hofbibliothek,  aus  der  königl.  Bibliothek  in 
Berlin  und  aus  der  Commerzbibliothek  in  Hamburg.  Ich  kann  diese  Gelegenheit 
nicht  vorübergehen  lassen,  ohne  wiederholt  zu  betonen,  dass  es  mich  höchst 
wundert  zu  bemerken,  wie  die  Bibliotheken  in  Münchep,  Berlin  und  Hamburg 
tnit  grösster  Liberalität  ihre  Schätze  und  sehr  alte  und  werthvolle  Werke  zur 
Vwfügung  stellen,  während  wir  in  unserem  Vaterlande  meines  Wissens  zwei 
Bibliotheken  haben,  aus  welchen  selbst  bei  Erlegung  einer  Caution  keine 
Bücher  entlehnt  werden  dürfen,  während  es  bei  einer  dritten  für  die  Entlehnung 
seltenerer  Werke  eines  grossen  Ceremoniells  bedarf.  Es  wäre  wohl  an  der 
Zeit,  die  Statuten  der  bezüghchen  Institute  zu  reformiren. 


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r 


43a 


Beschreibungen  des  schwarzen  Meeres  und  der  umgrenzenden  Länder 
lieferten.  Zur  Zeit  derBlüthe  des  römischen  Reiches  verfielen  die  (Kolo- 
nien am  Pontus  und  erst  mit  der  Gründung  des  oströmischen  Rei<-he*s 
kam  die  Navigation  daselbst  zu  neuem  Aufschwung  (3.  Jahrh.  n,  Clir,). 
Dessenungeachtet  gewann  die  Wissenschaft  daran  wenig,  im  Gei^en- 
Iheil  man  kann  behaupten,  dass  die  Ktnnlnis  über  die  Geogniphie 
des  Pontus  Rückschritte  machte.  Vergleicht  man  in  der  That  die 
Karte,  welche  Robert  Müller  auf  (irund  der  Angaben  Herodofs  zu 
zeichnen  versuchte')  mit  der  Mappamundi  aus  dem  XIII.  Jafnh., 
welche  im  Museum  zu  Hereford  aulbewahrt  wird,*)  so  gewinnt 
man  die  Ueberzeugung,  dass  Hficdct  den  Geographen  des  XIII 
Jahrhunderts  weit  voraus  war. 

Im  Jahre  1280  erfolgte  die.  Gründung  der  genuesischen  Golotiie 
>Cafla«,  kurz  darauf  siedelten  sich  Italiener  in  der  ganzen  Krim^ 
am  Bosporus,  an  den  Mündungen  des  Don  und  des  Dniestr, 
endlich  in  Trapezunt  an;  die  schlauen  genuesischen  KauNeute 
werden  zwar  ihre  Seekarten  und  Segelanweisungen  vervollständigt 
und  verbessert  haben,  sie  ahmten  aber  ansonsten  die  Phönicier 
nach  und  hielten  ihre  Erfahrungen  so  geheim  als  möglich,  damit 
ihnen  andere  ja  nicht  den  reichen  Handel  abjagen.  1453  sperrten 
die  Türken  die  Durchfahrt  durch  den  Bosporus  den  Christen  ab 
und  abermals  erfolgte  ein  Stillstand  in  dem  Verkehre  mit  den  dnitij^en 
Gegenden,  bis  es  endlich  der  Kaiserin  Katharina  II.  durch  den  Verlrag 
von    Koutchouk-Kainardji   gelang,   das  Interdict  1774  aufzuheben. 

II. 

Die  älteste  Benennung  des  schwarzen  Meeres  war  wie  gesa^'t: 
Axenos,  später  wurde  diese  in  Euxinus  umgewandelt-  Bei 
Herodotus  und  Orosius  findet  man  die  Bezeichnung:  Mare  Cim- 
merium,  bei  Strabo  und  Apollonius:  Mare  Colchicum  und 
Caucaseum,  bei  Claudian:  Amazonius  Pontus,  bei  Tadtus 
und  Plutarch:  MarePonticum.  Die  Benennungen  Colchicum  und 
Caucaseum  erklären  sich  von  selbst.  Das  Mare  Cimmerium  ist  eiriG 
Reminiscenz  der  Argonautensage,  in  welcher  das  Land  der  Gini- 
merier  vor  der  Thüre  der  Hölle  steht.  Tacitus  und  Plutarch  sa^en 
durch  ihre  Benennung,  dass  sie  in  den  Gegenden  des  Pontus  die 
Annazonen  wohnhaft  glaubten,  welche  Homer  nach  Kleinasien  und 
Aeschylus  jenseits  des  Kaukasus  versetzte. 

')  Neunter  Jahresbericht  des  k  k.  Ober-Gymnasiums  in  Reichenberg  IH'^l. 
Die  geographische  Tafel  nach  den  Angaben  Herodot's  von  Robert  Mülleir- 
*)  Jomard.  Les  monuments  de  la  geographie.  Planche  1—12. 


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434 


4*l.?| 


Diese  Benennungen  wiederholten  sich  in  den  kartographischen 
Werken  aller  folgenden  Jahrhunderte,  besonders  zähe  erhielt  sich 
diejenige  des  Po  ntus  Euxinus,  die  in  verschiedenen  Abkürzungen 
und  Verstümmelungen/)  selbst  bis  zum  XIX.  Jahrhundert  in  An- 
wendung blieb. ^)  Die  übrigen  Namen  sind  seltener;  so  findet  man 
jenen:  Marc  Cimraericum  nur  auf  der  Mappamundi  des  Henry 
de  Mayence  aus  dem  XII.  Jahrh.^)  und  auf  der  berühmten  Welt- 
karte der  Kathedrale  zu  Hereford  in  England  von  Richard  de 
Haldingham.*)  Ein  einzigesmal  fanden  wir  Marc  Colcium'^) 
gesclirieben  und  einmal  Mare  caucaseum.  ^) 

Auf  den  arabischen  Karten  aus  dem  Xf.  bis  zum  XIII.  Jahr- 
hundert die  Lelewel  in  seiner  Geographie  du  moyen  äge  veröffent- 
lichte, heisst  das  schwarze  Meer:  Mare  Nitasch;^)  einmal: 
Nitasch  mare  vel  Krim;'')  das  Asow'sche  Meer  ist  auf  zwei 
Blättern  mit  Mare  Manitasch  benannt.^) 

')  Mare  Ponticum.  Mare  Eusinum  und  Euxinum.  Euxin  oder  Eusin 
PoDtus.  Manchmal  auch  kurz  Pontus  oder  Ponthus. 

*)  Von  den  neuesten  Karten,  die  sich  noch  dieser  Benennung  bedienen 
und  die  uns  unterkamen  sei  der  Atlas  von  H.  Perkin  (Atlas  de  l'Europe) 
Hnixelles  1833,  Etablissement  göograph.  genannt,  wo  das  schwarze  Meer  »Mer 
nciire  on  Pont  Euxin«  benannt  ist. 

')  In  der  Bibl.  Corpus  Christi  College  in  Cambridge.  Das  schwarze  mit 
dem  Asow'schen  Meer  bilden  zusammen  nur  ein  Meer  mit  der  Benennung: 
Mare  Ponticum;  ganz  im  Osten  liest  man  Mare  Cimericum.  (San- 
ta rem.  Essai  sur  l'histoire  de  la  Cosmographie.  Band  III.,  S.  495,  47ii). 

*)  Das  schwarze  Meer  bildet  einen  langen  schm.ilen  Canal.  Bei  der 
Einfahrt  gegenüber  dem  Möotis  liest  man:  Propontidis  Mare;  mehr  gegen 
Osten:  Cimerium  Mare  und  gegenüber  dem  Flusse  Halys:  Euxinum 
Mare  (Jomard.  Les  monuments  de  la  geographie  Planche  1  —  12). 

*)  Manuscript:  »Polychronicon«  des  Ranulphus  Hydgen  aus  der  Mitte 
des  XV.  Jahrh.  aufbewahrt  im  British  Museum  zu  London.  (Santarem  a.  a.  0. 
L  HS  ff.  III.  49). 

*)  Peregrinationis  divi  Pauli.  Typus  Corographicus  in  Abraham 
OrLelius  Orbis  Terrarum,  Antwerpen  1579.  Das  Schwarze  Meer  ist  Pontus 
Eüxinus  benannt,  in  der  (>f.  Ecke  liest  man  Mare  Caucaseum 

')  Die  Karten  sind  von  folgenden  Autoren:  Abulhassan  Ali  Ihn  lunis 
Aegyptius  1008,  —  Abu  Riban  Birunensis  1030,  —  Abu  Ishak  Ibrahim  ihn 
Alzarkala  Pictor  1075,  —  Tabula  Edrisiana  Codic   Parisino  Asseliniano  (Jahr  ?) 

-  Kümania,  Getulia,  Slavonia,  Dalmatia  1154,  e  descriptione  Edrisiana  eruditae, 

—  Tabula  geogr.  1261,  Nasir  Eidini  Tusii  denominata  Ilkhama  ab  Ulug,  1437 
rt^voluta.  —  Tabula  geogr   Seculi  13.  Anonymae  Persae. 

*)  Ismaelis  Abulfedae  Tabula  geogr.  contexta  prout  ipse  ideam  suam 
enucleavit  1331. 

»)  Auf  das  vorangeführte  Blatt  und:  Polska  i  jel  Sasiedztus.  Explanatio 
de&criptionis  Edrisianae  115ü. 


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435 

Ueber  diese  Bezeichnungen  war  Herr  Dr.  Wahrmund,  Pro- 
fessor der  arabischen  Sprache  an  der  k.  u.  k.  orientalischen 
Akademie  in  Wien,  so  freundlich  uns  folgende  Erklärungen  zu- 
kommen zu  lassen. 

Die  Namen  Mare  Nitas  (Nitasch)  und  Manilas  (Manilaseh) 
sind  durch  falsche  Lesung  der  unpunklirlen  arabischen  Um- 
schreibung des  griechischen  IJovrog  (respeclive  fiaKong)  enlslanden. 

Das  unpunklirle  ^  U .   (ndyrog)  kann   zwar  ^  W^  bonlos  gelesen 

werden,   aber  auch,   wie  wirklich  geschehen   isl,  ^^\^j   nilas   und 

JixJ  nitasch.  luynboll  *)  nimmt  an,  dass  für  das  Asow'sche  Meer 
die  Silbe  ma  für  griechisch  /<a«  in  fiaiofn^  eingesetzt  wurde,  wodurch 
die  Formen  ^^JaJU  manitas,     .t\^.f  K  manitasch   enlslanden  seien. 

Die  Vertrautheit  mit  den  Namen  Gog  und  Mägog  (arabisch  Jag'ug' 
und  Mäg'üg')  könnte  diesem  Vorgange  zu  Statten  gekommen  ^ein. 
Anderseils  isl  aber  auch  eine  zufällige  Gleichheil  der  drei  (bf^zw. 
vier)  lelzlen  Consonanlen  in  den  unpunklirlen  arabischen  Vin- 
schreibungen  ^-Jaj    {TJovrihi)  und     Ja^U    resp.     Ja^U   {fiair*lTt^) 

vorhanden.  Die  unpunklirle  Form  ^^^Ja*  U  welche  ^^^JaJ  U  mä  niti?5 
gelesen  würde,  kann  auch  ^^^Ja.  U  mäzilis  gelesen  werden,  wie  denn 
die  Form  ^^^iLi  U  mäzilisch  auch  wirklich  vorkommt  Es  liegt  aber 
nach  der  arabischen  Orthographie  sehr  nahe,  das  unpunktirte 
,^^-JajU  als  ^^^Ja>U  mazilis  zu  lesen,  womit  das  griechische  ^amru^ 

nahezu  erreicht  isl.  Diese  rein  zufällige  Gleichheil  der  unpunklii'ten 
Consonanlenzeichen  mag  denn,  nachdem  die  Formennitas,  ntUisch 
bereits  geläufig  waren,  der  Bildung  der  Formen  mänilas,  manitasch 
förderlich  gewesen  sein. 

Aus  dieser  sehr  ausführlichen  interessanten  Erörterung,  ^eht 
als  uns  näher  Berührendes  hervor,  dass  der  arabische  Name  nitasch, 
keine  neue  charakteristische  Bezeichnung  für  das  schwarze  Meer 
bildete,  sondern  nur  durch  falsche  Lesung  des  arabisch  um- 
schriebenen Tlovtog  entstand. 


*)    Lexicon   gecgraphicum  Maräsid-el-ittilä.  Lugduni  Bat.  1849,  Bd    [V.. 
Anm.  S.  194  und  268. 


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436 


Wir  kommen  nun  auf  die  italienische  Benennung  mare 
maggiore  oder  auf  die  lateinische  mare  majoris  zu  sprechen, 
die  wir  auf  folgenden  Blättern  und  in  den  nachstehenden  Abände- 
rungen constatirten. 

Seekarte  aus  der  Marcus-Bibliothek  in  Venedig/)  XIII.  Jahrh. 
Mar  Major. 

Karte  aus  Imago  mundi  seculi  12—13.  Godice  parisino.  Das 
Schwarze  Meer  hat  eine  eigenthümliche  Form  nach  beiliegender 
Skizze  und  begreift  in  sich  das  ägäische  Meer,  die  Syrten  und 
das  Asowsche  Meer  unter  der  Benennung  Mare  Mar. 

"QQ" 


Mappamundi  von  La  Salle  aus  dem  Anfang  des  XV.  Jahrh. 
Mar  Major.  '*) 

1447.  Planisfero  terrestre  di  forma  eUttica  di  anonimo.  Mare 
Ma[nus]  (maur?  maor?);  das  eingeklammerte  [  ]  ist  schlecht 
leserlich.  ^) 

1448.  Mappamundi  des  Giovanni  Leardo  in  der  Trento- 
Bibliothek  in  Vicenza  Mare  Mioro  (Mare  Majore). 

1436.  L'Atlante  di  Andrea  Bianco  *)  questo  ^  mar  maor, 
für  das  Asow'sche  Meer:  questo  6  mar  delle  Zabache. 

')  Hommaire  de  Hell  1.  c.  Atlas. 
«)  Santarem,  III.  453. 

•)  Bibl.  Ambrosiana  Mailand.  (Sect.  Palat.  Nr.  1).  Fischer  Dr.  Theobald, 
Sammlung  mittelalterlicher  Welt-  und  Seekarten.  Venedig  1886. 
*)  Fischer  1.  c. 


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437 

1457.  Planiglob  von  Fra  Mauro:  »)  (Mar  Mauro),  PONT  VS. 
EVSI  NVS. 

1476.  Karte  des  Andreas  Benineasa  filius  gratiosi  Anconitanus : 
Mare  Maggiore.^) 

1497.  Karte,  betitelt:  Mar  Maggiore  fragmentum  Tabulae  Maris 
Mediterranei  Hottomani,  Fredutü  Anconitani.^) 

1497.  Seekarte  »Jehn  Dabenzara  a  fata  la  presente  carta 
in  Alexandria«:   Ponthus  sive  Mare  Magior.*) 

1501 — 1504.  Charta  Marina  Portugalensium.*'*)  M.  Major. 

1503.  Strassburger-Edition  des  Ptolemäus.  Mare  Major. 

1513.  Cosmographorum  medii  aevi  Tabula  continentalis  sive 
topographiae  Regionum  e  supplemento  geogr.  Ptolemaei  ab  Ubelino 
et  Esslero  1513.  Argentinae  vulgato.    Mare  Mai  sive  Pontus.**) 

1547 — 1559.  Mappamundi  gezeichnet  für  Heinrich  II.  König 
von  Frankreich.  Mer  Major.') 

1554.  Carte  nautiche  di  Battista  agnese.  Auf  zwei  Blättern  isl 
die  ältere  Benennung  Mare  Ponticus,  Pontus  Euxinus  beibehalten. 
Auf  einem  Blatte  liest  man:  Mare  ponticus  nunc  mare 
majus.^) 

1565.  Georgio  Sideridito  QJLJPoBd  cretensio  me  fecit  anno 
Domini  1565.  Mare  Majus.^) 

1569.  Mappamundi  von  Gerhard  Mercator,  Duisburg.  Pontus 
Euxinus.  Italis  Mare  Major.*") 

1579.  In  Abraham  orteliusTheatrum  Orbis  Terrarum  Antwerpen 
bald  Pontus  Euxinus  und  bald  Mar  Maggiore. 

1614.  Sebastian  Münster,  Cosmographia.  Mare  Magiore 
und  Pontus  Euxinus. 

1619.  In  Jodocus  Hondius  Ausgaben  von  Mercators  Karten 
nebst  Pontus  Euxinus  auch  Mare  Major,  Mare  Majus. 

1631.  Appendix  Theatri  A.  Ortelii  et  Atlantis  G.  Mercatoris, 
GuDjelmus  Blaemd.  Amsterdam.  Pontus  Euxinus  und  Mare  Magiore 


*)  Choix  des  Documents  g^ographiques.  Paris  1883. 
*)  Lelewel  1.  c. 
•)  Lelewel  1.  c. 

••)  In  der  Bibliothek  der  Propaganda  in  Rom. 
*)  Lelewel  l.  c. 
•)  Lelewel  1.  c. 
')  Jomard  1.  c. 

•)  In  der  Markus-Bibliothek  in  Venedig.  Fischer  1.  c. 
*)  Propaganda  in  Rom. 
*^)  Jomard  L  c. 


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438 

1041.  Neu- Aullage  von  Jod.  Hondius,  nebst  andern  Be- 
zeidinurigen  auch  Mare  Maggiore. 

It346.  G.  Blaeux.  Paris.  Europe  Maritime.  M.  Major.  *) 

104S.  Double  carte  de  Perse  par  G.  Delisle,  Nie.  Sanson. 
Mer  noire  majeure.*) 

1695,  Matthaei  Merian's  sei.  Erben.  Vermehrte  Archontologia 
CosiTiiea,  Frankhirt  a.  M.  Enthält  lauter  holländische,  beziehungsweise 
Merf^atorlsche  Karten  mit  den  Namen  wie  sie  früher  unter  Mercator 
angegeben  wurden. 

Von  1696  an  finden  wir  ähnliche  Namen  auf  den  Karten 
nicht  mehr.  Nun  mögen  wenige  Daten  aus  sonstigen  geographischen 
Werkpn  folgen.  In  dem  Milione  di  Marco-Polo  ist  das 
Sehwarze  Meer  mit  Mar  Maggiore  benannt.') 

]n  dem  »Libro  di  Benedetto  Bordone,  nel  quäle  si  ragiona 
de  tutk*  risole  del  Mondo  con  li  lor  nomi  antichi  et  moderni  1528« 
liest  man  in  Lib.  IL,  S.  LXIV  >nel  ponto  euxino  ouer  mar  mag- 
giore (a  t^pi  nostri  cosi  detto).  Pantero  Pantera  nennt  das 
Seh  wurzle  Meer  in  seiner  »Armata  Nadale«*)  auch  nur  mar  mag- 
giore. In  Ramusio  findet  man,  wie  früher  erwähnt,  immer  mar 
mag^iora  In  der  Reisebeschreibung  des  Wilhelm  v.  Rubruquis 
wird  merkwürdiger  Weise  gesagt,  dass  die  Bulgaren  diejenigen  sind, 
die  sich  das  Namens  Mare  Majus  bedienen.'^) 

Betrachten  wir  zunächst  die  Jahreszahlen  und  den  ürsprungs- 
i>rt  der  angeführten  geographischen  Monumente,  so  finden  wir,  dass 
die  BexeicbTmngen  mare  maggiore  und  andere  damit  ähnliche 
sich  vom  XUI.  bis  zum  Ende  des  XVII.  Jahrhundertes  erhielten 
und  dass  ferner  die  meisten  Karten  entweder  italienfschen  Ur- 
spnin^t*s  t^ind,  oder  doch  von  Nationen  herrühren,  welche  dem 
Seehandel  gewidmet  waren.  Die  Entstehung  dieses  Namens  fällt 
liomit  unzweifelhaft  in  die  Zeit,   da  die  Genuesen   ihre  Fühlhörner 

*J  Lelewel  1.  c. 

*)  Ausgabe  von  Baldelli-Boni. 

•j  Cap,  181.  D'una  gran  battaglia. 

*l  Ktuna.  Egidio  Spada  1614. 

^i  Nach  Purchas  bis  Pilgrimes.  The  third  Part.  London  1625.  Chap  1. 
Th*?  Joiinmls  of  Frier  William  de  Rubruquis  a  french-man  of  the  order  of  the 
MinoriU-  Friers  etc.  Anno  Domini  12)3  »in  the  yeare  of  our  Lord  1253«  .  .  . 
vre  entred  into  the  Sea  of  Pontus  which  the  Bulgarians  call  the  great  Sea. 
Nach  Tjcrr©  Bergeron's  Sammlung  (Voyages  faits  principalment  en  Asie. 
La  Haye  lltiö):  ötant  parti  de  Constantinople  le  7  de  May  de  Tan  1253  nous 
entnimr-s  eu  \h  mer  du  Pont,  quel  le  Bulgares  apellent  la  grand  mer. 


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439 

nach  dem  äussersten,  damals  zugänglichen  bekannten  Osten  aus- 
streckten und  werden  sie  wahrscheinlich  auch  diejenigen  sein,  die 
den  Namen  zuerst  einführten.  Es  fragt  sich  nun,  wie  diese  Be- 
nennung entstanden  sein  kann. 

Die  Hypothesen,  die  sich  uns  nach  dieser  Richtung  präsentiren, 
sind  verschiedene.  Zunächst  wissen  wir  aus  der  Geschichte  der 
Kartographie,  dass  trotz  der  besseren  Beschreibungen,  die  aus 
älteren  Zeiten  über  das  Schwarze  Meer  vorlagen,  die  Kartographen 
des  XIII.  Jahrhundertes  äusserst  mangelhafte  Kenntnisse  über  jene 
Gegenden  an  den  Tag  legten,  wovon  wir  uns  einen  Begriff  aus 
der  früher  angeführten  Skizze  aus  der  Imago  mundi  mach<^ii 
können.  Wie  auf  der  Mappamundi  der  Kathedrale  zu  Hereford,  so 
ist  noch  später  das  Schwarze  mit  dem  Asow'schen  Meer  als  ein 
ganzer  und  einziger  Complex  gezeichnet  worden,  eine  Thatsache, 
die  wohl  zu  merken  ist  Bei  der  Betrachtung  einer  solchen  Karte 
kann  man  nicht  anders  denken,  als  dass  diejenigen,  die  aus  der- 
selben Belehrung  holten,  die  Palus  maeotis  als  einen  Theil  des 
Schwarzen  Meeres  ansahen,  beziehungsweise,  das?  in  ihnen  die 
Ueberzeugung  reifte,  der  nordöstliche  Theil  des  Schwarzen  Meerfs 
(wo  ein  grosser  Fluss,  der  Don  mündet,  von  dem  sie  noch  erfuhren, 
dass  er  einen  Liman,  ein  Watten-Delta  bildet)  den  Namen  der  Palns 
Meotidas  führe. 

Welcher  Quellen  bedienten  sich  nun  die  mittelalterlichen  Geo- 
graphen? Bei  einer  allgemeinen  Beurtheilung  ihrer  Leistungen  schrei) it 
Santarem  folgendes:')  »In  den  59  Mappamundi  und  Planisphären, 
die  wir  in  unserem  Atlas  veröffentlicht  haben  .  .  bemerkt  man 
die  Theorien  von  Homer  und  Hecataeus,  Herodotus,  Eratosthenesj 
Strabon,  Pomponius  Mela,  Macrobius  und  von  anderen  Geographen 
angewendet  .  .  .  «  Wie  fleissig  damals  Herodotus  gelesen  wurde, 
davon  haben  wir  zahlreiche  Beweise.  Noch  auf  den  Karten  des 
XrV.  Jahrhundertes  finden  wir  z.  B.  die  Massageten  -)  dieses 
Autors  verzeichnet.  Die  Verwechslung  von  Indien  mit  Aethiopien 
rührt  nach  Letronne')  nur  von  der  Eintheilung  Herodotus'  in  Ost- 
und  Westäthiopien  her  und  von  demselben  Verfasser  stammt  auch 
die  Versetzung   der  Amazonen   in  die  Gegend  der  Skythen.**)   Auf 

')  Essai  sur  Thistoire  de  la  Cosmographie,  Bd.  I.  S.  207. 
*)  Diese  Benennung  (Massagetos)  in  der  Mappamundi  des  Polychronippn 
von  Ranulphus  Hydgen.  Pariser  Bibl.  (Santarem  I.  82  fT). 
')  Journal  des  Savants  1825.  S.  222. 
*)  Herod.  IV.  10. 


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440 

dei'  Mappamundi  des  Museums  Borgia  sind  gar  drei  Amazonen 
nach  Herodotus  gezeichnet,  wovon  die  eine  mit  Bogen  und  Pfeil, 
die  andere  mit  einer  Lanze  bewaffnet  sind,  während  die  dritte  zu 
Pferd  dargestellt  erscheint.') 

Nun  nennt  Herodotus  das  Asowsche  Meer,  das  er  nebstbei 
die  Mutter  desPontus^)  nennt,  durchaus  Majotis.  {Mcawng  h'fivrj), 
auch  übersetzen  gewiegte  Philologen  wie  Sehen  kl  Mnicoug  'kiuvrj 
mit  mäotische  See,  allein  dies  rührt  offenbar  von  dem  Umstände 
lier,  dass  man  bei  der  Uebersetzung  die  richtigen  geographischen 
Namen,  wie  sie  üblicher  waren,  behalten  will.  Lübker  dagegen 
InlU  sich  in  seinem  Lexicon  streng  an  die  griechische  Leseweise 
und  sagt  ad  vocem  >Tanais« :  »er  nahm  den  Hyrgis  oder  Syrgis 
auf  und  ergoss  sich  dann  an  der  Spitze  der  Maiotis  in  mehrere 
Mündungen.*  in  einer  Abhandlung  über  die  geographische  Tafel 
des  Herodot  von  Rob.  Müller  sehen  wir  auch  immer  majotis 
gesehrieben. ') 

Wie  leicht  kann  da  die  Lesung  Herodotos  und  der  Anblick 
einer  jener  Karten,  worauf  das  Schwarze  und  das  Asow'sche  Meer 
mir  einen  einzigen  Complex  bilden,  zu  der  Bezeichnung  des  Mare 
Majotis  oder  Mare  Majus  geführt  haben,  wie  sie  factisch  auf 
deJi  Blättern  des  Battista  Agnese,  des  Georgio  Siderito  und  des 
Jodociis  Hondius  vorkommen.  Insoferne  es  sich  nämlich  um  vor- 
liegendes Kartenmaterial  handelt,  kann  eine  Priorität  für  major  oder 
iimggiore  nicht  bestimmt  nachgewiesen  werden.  Wohl  steht  auf  der 
Karte  der  Marciana  aus  dem  Xlll.  Jahrhunderte,  der  ältesten,  welche 
diesen  Namen  trägt,  deutlich  mar  major,  allein  auf  dem  Bilde 
der  hnago  mundi,  das  möglicherweise  noch  älter  sein  könnte  liest 
man  schon  Mare  mar,  während  mit  mare  maius,  wie  sonst 
noch  im    Alterthum,    das   Mittelländische  Meer  bezeichnet    wird.**) 


»)  A.  a.  0.  IV.  104. 

2)  A.  a.  0.  IV.  86. 

')  Neunter  Jahresbericht  des  k.  k.  Oberreal-Gymnasiums  zu  Reichenberg 
]Hb\.  S.  15.  Das  Land  der  königlichen  Skythen  begrenzt  im  Norden  gegen  die 
Sarmaten  der  Tanais,  im  Süden  reicht  es  bis  Taurien,  im  Osten  bis  an  den 
Graben  der  Blinden  bei  Kremnoi  und  die  Maiotis  (IV.  3.  '20)  »Die  Mutter  des 
Pontus«  (IV.  86)  .  .  In  den  Winkel  der  Maiotis  (IV.  21.  116)  mündet  der  .  .  . 
Tanais  .  Die  die  Kimmerier  verfolgenden  Skythen  haben  einen  Weg  von 
30  Tagen  von  der  Maiotis  bis  zum  Phasis  zurückzulegen  (I.  104)  .    .    . 

*)  So  bei  Hekatäus  und  noch  auf  dem  Mappamundi  von  Asoph  aus  dem 
Xf    Jahrhunderte  (Santarem  I.  101). 


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441 

Obwohl  nach  dem  XIII.  Jahrhunderte  die  Benennung  Majii:? 
für  das  Mittelländische  Meer  nicht  vorkommt,  so  ist  schwer  voraiKs- 
zusetzen,  dass  ein  für  ein  bestimmtes  Meer  noch  frisch  in  Er- 
innerung gewesener  Name,  einem  anderen  Meere  zugeschoben  wurdo, 
insoferne  mimlich  als  man  majus  aus  gross  und  nicht  aus 
mäjotis  ableiten  wollte.  —  Gerade  aber  das  fast  gleichzeititro 
Aufhören  der  Benennung  majus  für  das  Mittelländische  und  dd^ 
Entstehen  eines  gleichen,  wenn  auch  aus  anderer  Wurzel  abge- 
leiteten Namens  für  das  Schwarze  Meer,  kann  leicht  Anlass  zu 
verschiedenen  Aenderungen  gegeben  haben.  Den  Kartographen,  dem 
die  weitverbreitete  Imago  Mundi  oder  die  Karte  von  Asoph  vorla*^ 
und  der  das  Schwarze  Meer  unter  dem  bewussten  Namen  kanntf. 
musste  doch  die  Besorgnis  einer  Verwechslung  beunruhigen  und 
daraus  konnte  sehr  leicht  major  aus  majus  entstanden  sein. 

Zu  einer  zweiten  Hypothese  führt  uns  die  Lösung  Mare 
maur  auf  der  Karte  von  1447,  die  Benennung  mare  mar  in 
Imago  mundi,  mare  mioro  auf  der  Mappamundi  der  Trentn- 
Bibliothek  in  Vicenza,  mar  mauro  auf  dem  Planiglob  des  Fni 
Mauro,  die  alle  aus  mare  moro  (Schwarzes  Meer)  stammen  können. 
Hier  sind  wieder  zwei  Annahmen  gestattet.  Entweder  ist  die  Kr- 
nennung  schwarzes  Meer  älter  als  mar  major,  dann  wäre 
das  mare  moro  eine  einfache  Uebersetzung  von  schwarze?^ 
Meer,  oder  aber  hat  die  Bekanntschaft  der  Genuesen  mit  dein 
Liman  des  Don  zu  diesem  Namen  geführt. 

Endlich  könnte  noch  eine  dritte,  weniger  zu  begründenrle 
Version  aufgestellt  werden.  Der  Handel  der  Genuesen  im  Schwarzen 
Meere  war  bekanntlich  ein  sehr  bedeutender,  indem  an  den  Ufern 
desselben  nicht  nur  die  unmittelbaren  Froducte  der  angrenzende mi 
Küstenländer,  .sondern  auch  die  Schätze  des  entfernteren  Orients 
zum  Austausch  gelangten.  Theils  dieser  Umstand,  oder  deutUclior 
gesagt,  die  guten  einträglichen  Geschäfte,  die  daselbst  den  speculM- 
tiven  Genuesen  erwuchsen,  theils  der  Eindruck,  den  ihnen  die  vieli/n 
und  grossen  Flüsse,  die  in  demselben  münden,  bereiteten,  m;is' 
vielleicht  nicht  die  letzte  Ursache  gewesen  sein,  dass  dieses  Meer  da.i 
grosse  genannt  wurde. 

Erwähnenswerth  ist  jedoch,  dass  der  Name  mar  major  um! 
ähnliche,  obwohl  sie  durch  fünf  Jahrhunderte  bestanden,  selbst  in 
Italien  nicht  zum  ausschliesslichen  Gebrauch  gelangten  und  die 
ältere  Bezeichnung  des  Pontus  Euxinus  durchaus  nicht  zu  vor- 
drängen vermochten.   So  schreibt   z.    B.   der  Italiener  Vesconte  auf 


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442 

dem  Atlas  der  Hofbibliothek  in  Wien  vom  Jahre  1318:  Pontus 
Euxinus.  der  Venetianer  Marino  Sanuto  1320  ebenso,')  Francesco 
Berlinfdupri  1481  Marc  Euxinus,-)  Andreas  Benincasa  der  zwar 
auch  mar  maggiore  anwendet,  gibt  auf  der  Karte  von  1508 
den  Namon  Ponthus  an.'j  Die  italienische  Auflage  der  »Cosmo- 
grafia  Univi^rsale«  von  Sebastian  Münster  (1575)  schreibt  Pontus 
Euxinus,  die  Carta  Marina  des  Jean  Martin  aus  Messina  (1586) 
I^onUiu?  tmd  ebenso  der  Portulan  des  Giovanni  Oliva  di  Messina 
von  lüJ^U,  Auch  dsis  Isolarium  des  Benedetto  Bordone  führt  als 
Hmiptname  »ponto  euxino«  an  und  nur  nebenbei  ist  bemerkt:  »zu 
uns£>ron  Zeiten  mar  maggiore  genannt«  (ouer  mar  maggiore  a 
tOpi  Hfislri  cosi  detto). 

Zur  heute  üblichen  Benennung  übergehend,  gibt  Lelewel  in 
seinem  \\>rke  ein  Blatt  aus  dem  Jahre  1144  an,  betitelt:  »Situs 
et  liniites  i'egnorum  civitatumque  in  Europa,  worauf  M.  c  z  o  r  n e 
gelesen  wird-  An  den  Ufern  des  Schwarzen  Meeres  waren  nun 
i^lavisciie  Slamme  seit  dem  fünften  Jahrhundert  ansässig,  die  nie 
mehr  von  jener  Stelle  verdrängt  wurden  und  das  älteste  Blatt, 
worauf  der  nicht  zu  verkennende  Name  des  Schwarzen  Meeres 
^ele^eri  wii^d,  gibt  denselben  slavisch  an.  Soweit  unsere  Nach- 
lorschun^iien  reichen,  finden  wir  diesen  Namen  auf  geographischen 
KaHrm  rrst  1614  wiederholt^)  und  zwar  abermals  als  Zorno 
rnore,  ilae^  dritte  Mal  1644  ebenso.'')  Dies  würde  jedenfalls  darauf 
hindeuten,  dass  eine  solche  Benennung  von  den  die  westlichen  und 
nördlichen  Ufer  bewohnenden  Slaven  herrührte,  dass  sie  somit 
gewi^sermasi^en  so  recht  die  einheimische  Benennung  war.  Dass 
sich  die  anderen  Namen  als  mare  majus  oder  mar  major 
sclinrller  verl)reiteten,  liegt  wohl  in  dem  grösseren  Culturgrade 
jener  Nation,  welche  dieselben  erdachte  und  durch  Segelkarten  und 
SegoUiiuvei  sangen  unter  den  anderen  europäischen  Völkern  bekannt 
machtf,  da  wir  aber  soeben  sahen,  dass  der  Name  M.  Czorne 
iillfM'  nh  ih^v  andere  Mar  major  ist,  so  gewinnt  jene  von  uns  auf- 
gL^Kt eilte  Hypothese  sehr  an  Wahrscheinlichkeit,  laut  welcher  Major 

^)  Letfwel  a.  a.  0. 

')  Hiimmaire  de  Hell  a.  a.  0.  —  Atlas. 
'J  Bililiolbek  der  Propoganda  in  Rom. 

*)  In  Heinr.  Hondius'  Sammlung    von    1662.    Hessel    Gerard    1614 
Tabula  Busstae:  Pontus  Euxinus  qua  Zorno  more  Rhuteni  Vocant. 
>;i  Nüvissjma  Russiae  Tabula,  Authore  Isaac  Mossa. 


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443 

aus  mauro  und  raoro  abzuleiten  ist,  und  es  wäre  dann  nioro 
oder  mauro  eine  einfache  üebersetzung  von  schwarz. 

Nach  dem  Jahre  1614  wird  die  Benennung  schwarzes 
Meer  immer  häufiger.  Die  Jesuiten  Fournier  und  Ricci oli  fauchen 
schon  die  Ursache  derselben  zu  erklären,  in  Purchas  Reisosamm- 
hingen  (1625)  ist  der  Name  sehr  oft  zu  lesen,  dagegen  in  Rarntisio's 
dritter  Auflage')  nur  ein  einziges  Mal  mit  der  Bemerkung:  »li  lurchi  lo 
chiamano  mar  maggiore  &  il  biäco  Tarcipelago.«  Erst  im  XVill.  Jahr- 
hundert fangt  diese  Bezeichnung  allgemeiner  zu  werden  an  und  er- 
langt den  endlichen  Sieg  über  den  im  XVII.  und  XVIII.  Jahrhundert 
wieder  häufig  gewordenen  »Pontus  Euxinus«  vor  nur  wenigen 
Decennien.  *) 

Wir  sind  am  Schlüsse  unserer  Untersuchung,  möchten  jedoch, 
bevor  wir  uns  von  dieser  Frage  trennen,  auf  eine  damit  fUmliche 
hinweisen,  die  wir  zwar  nicht  näher  geprüft  haben,  weil  sie  uns 
später,  als  wir  das  meiste  Quellenmaterial  wieder  rückgestelü  hatten 
aulTiel,  die  uns  aber  ebenso  interessant,  auf  alle  Fälle  aber  f^chw  ierif^^er 
zu  lösen  scheint.  —  Es  handelt  sich  um  das  Asow\sche  Meer,  welches 
ausser  dem  älteren  Namen  der  Palus  maeotis  auf  Karlen  und 
in  Reisebeschreibungen  noch  anders  genannt  wird.  Zur  Erk^iclitoruntc 
allfälliger  darauf  bezüglicher  Forschungen,  mögen  folgende  Daten 
dienen. 

Auf  dem  Atlas  des  Andrea  Bianco  von  1436  steht  beim 
Asow'schen  Meer:  >questo  e  mar  delle  Zabache«  und  auf  dem 
Planiglob  des  Fra  Mauro  von  1457  :  MCABACH.  Diese  oder  üfinliche 
Namen  finden  wir  dann  auf  Karten  der  späteren  Jahrliunderle 
oftmals  wiederholt  und  zwar  sowohl  auf  italienischen  als  auch  auf 
andern  Karten.  In  Abraham  Ortelius,  Theatrum  orbis  Terramni,  Ant- 
werpen 1579,  trägt  z.  B.  das  Blatt  »Europa«,    den   Namen:    Mare 


»)  Venetia  1653.  S.  388. 

*)  Auf  den  meisten  Blättern  von  Heinr.  Hondius'  —  Pontus  Euxinus. 
Auf  den  Zee-Atlas  of  Water  Waerelt  vertoonende  alle  de  Zee-Kusten  van  liet 
bekende  des  Aerd-Bodems  etc.  vom  J.  Iö67.  =  Pontus  Euxinus  —  lfi71 
L'Europe  Paris  M.  Bercy  =  Le  Pont  Euxin.  —  Im  Neptun  francaiso,  Auflage 
1694  (sehr  verbreitet)  =  Mer  Noire  vis  Pont-Euxin.  —  In  Mattliiiei  Merians 
sei.  Erben  Archontologia  Cosmica  1695  kommen  alle  Benennung^Q  vor.  Im 
Zee-Atlas  von  Gerard  van  Keulen  1707  =-  Z warte  Zee.  -  De  V  Isle  S(:h reibt 
auf  allen  seinen  Karten  Mer  noire.  —  Atlas  historique  von  Honore  Ik  Ctiätdain 
Amsterdam  1714:  Ps.  Euxinus  hodie  mare  nigrum.  Alias  de  la  navigalion  et 
des  Commerces.  Amsterd.  1716.  Mare  Nigrum-Z warte  Zee.  —  Von  hier  ab  fast 
ausschliesshch :  Schwarzes  Meer.  — 


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delle  Zabache.  Dieselbe  Bezeichnung  findet  man  bei  Sebastian 
Münster  (Cosmogr.  1614)  und  im  »Atlas  Nouveau«  von  Nicolaus 
Ranson  (Amsterdam,  Jean  Covens  und  Corneille  Mortier).  Selbst 
Karten  aus  unserem  Jahrhunderte,  so  Perkin's  Atlas  de  FEurope 
(Etablissement  geograph.  Bruxelles  1833)  führen  diesen  Namen 
noch  an. 

In  Purchas  Reisebeschreibungen  (1625)  lesen  wir  >the 
Disabachi  Sea«,  in  Ramusio,  mare  delle  Zabache  und  ebenso 
in  mehrem  andern  italienischen  Reisewerken. 

Der  Ursprung  oder  die  Etymologie  dieser  Benennung  ist  uns 
absolut  unklar  geblieben.  Soll  vielleicht  Zabache  eine  Corruption 
des  italienischen  >Zacche«,  das  sind  Schlammflecke,  sein  und  von 
dem  Liman  des  Don  herrühren?  Wir  sahen  früher,  dass  sich  die 
Genuesen  auch  an  der  Mündung  dieses  Flusses  niedergelassen 
liatten  und  das  Watten-Delta  kann  leicht  zu  mar  delle  Zacche 
oder  delle  Zabacche  geführt  haben.  Weitere  Untersuchungen  haben 
wir  wie  gesagt .  nicht  mehr  anstellen  können,  fanden  aber  zu 
unserem  Erstaunen  in  Santarem  z.  B.  diesen  Namen  ebensowenig 
ak  den  andern  Mare  manitasch  angeführt. 


Hongkong,  Canton  und  Maeao. 

Von  der  Reise  S.  M.  Corvette   »Aurora«   nach  Ost-Asien. 
Geschildert  von  Dr.  Sroboda. 

Von  Hue  kommend,  ging  die  »Aurora«  bei  frischem  Winde 
am  21.  April  1887  Mittags  bei  Macao  vor  Anker  und  zwar  in  einer 
Entfernung  von  etwa  5  Seemeilen.  Es  blies  und  regnete  ganz  ab- 
scheulich, die  Contouren  der  gebirgigen  Küste  konnte  man  bei  dem 
trüben  Wetter  nicht  ausnehmen  und  war  an  einen  Verkehr  mit 
dem  Lande  bei  so  stürmisch  bewegter  See  nicht  zu  denken.  Daher 
M^urde  Nachmittags  wieder  Anker  gelichtet,  die  Fahrt  bis  zu  den 
Soeo-Inseln  fortgesetzt  und  unter  Achan  nachts  über  geankert. 

Tags  darauf  früli  legten  wir  den  Rest  des  Weges  von  etwa 
20  Meilen  bis  Hongkong  zurück  und  befanden  uns  kurz  vor  Mittag 
vor  dieser  schönen  grossen  Stadt,  deren  erster  Anblick  jeden 
Reisenden  entzücken  muss,  insbesonders  aber  einen  Seefahrer, 
welcher  gewöhnlich  nach  längerer  Reise  und  den  vielen  damit  ver- 
biuidenen  Entbehrungen  zu  mehrtägigem  ruhigen  Aufenthalte  im 
Haten  anlangt. 


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Auch  uns  war  eine  längere  Unterbrechung  in  unserer  Reise 
beschieden,  nachdem  wir  seit  dem  29.  März  von  Manila  abgereist, 
an  845  Seemeilen  bei  zumeist  stürmischem  Wetter  zurückgelegt 
und  20  Tage  in  See  zugebracht  hatten.  Es  war  uns  diese  Pause 
umsomehr  angenehm,  als  das  gesellige  Hongkong  Zerstreuungen  jeder 
Art  zu  bieten  im  Stande  ist 

Wohl  herrschte  hier  kaltes  und  feuchtes  Wetter  vor,  so  dass 
wir  nach  längerem  Tropenaufenthalte,  seit  10  Monaten  ziemlich 
verwöhnt,  rasch  unsere  Leinenkleider  bei  einer  Temperatur  von 
16°  Celsius  mit  Tuchmonturen  vertauschten.  Dieses  kühlere  Wrtler 
aber  schlug  Allen  vortrefflich  an  und  die  regelmässigen  Kör[»er- 
wägungen  beim  Stabe  zeigten  diesmal  eine  baldige  Zunahme,  w(^lche 
allerdings  auf  die  bessere  Kost  und  ausgiebige  Bewegung  im  Haien 
mit  zurückzuführen  war. 

Wie  alle  Schifle,  die  hier  einlaufen,  wurde  auch  die  »Aurora«, 
kaum  angelangt,  von  einer  Flut  der  unterschiedlichsten  Leute  über- 
fallen. Die  Invasion  bestand  zumeist  aus  den  kleinen  hiissliclien 
Cantoner  Chinesinnen,  welche  ihre  Dienste  als  Wäscherinnen  an- 
tragen,  dann  aus  bezopften  Schneidern,  Schustern,  den  AgeJilen 
der  hier  bestehenden  chinesischen  Geschäftshäuser,  welche  Leute  alle 
gleiclizeitig  in  einem  schrecklichen,  uns  kaum  verständlichen  Pidgen- 
engliscb  ihre  Dienste  anboten  und  wenn  man  endlich  die  Flucht 
ergriffen  hatte,  behielt  man  ein  Dutzend  chinesisch  bedruckter 
Karten  in  der  Hand,  mit  denen  man  nichts  anzufangen  wusste* 

Dieser  Sturm  legte  sich,  die  Chinesen  hatten  uns  verlassen 
und  der  gewöhnliche  Dienst  im  Hafen  trat  in  seine  Rechte.  Nun 
fand  man  auch  Zeit,  von  der  Plattform  der  Achterhütte  die  Stadl. 
und  das  lebhafte  Treiben  im  Hafen  zu  beobachten. 

Die  Stadt  Victoria  auf  der  Nordseite  der  Insel  Hongkong 
(=>guter  Hafen«)  wird  äJmlich  wie  Singapore  in  vielen  Reisewerken 
so  gründlich  beschrieben,  dass  es  mich  Ueberwindung  kostet, 
denjenigen  Lesern,  welche  meinen  bisherigen  Schilderungen  von  der 
Reise  S.  M.  Corvette  »Aurora«  vielleicht  doch  einige  neue  oder 
anziehende  Seiten  abgewannen,  ein  so  bekanntes  Thema  wieder 
aufzutischen.  Aus  diesem  Grunde  vermeide  ich  es  in  Einzelnheiten 
einzugehen,  und  ein  allgemeines  Bild  in  gedrängten  Zügen,  nur 
ausgeschmückt  mit  einigen  lebhafter  empfundenen  Eindrücken  mag 
die  Vorstellung  von  dieser  durchaus  modernen  Stadt  erleichiern, 
wohl  der  herrlichsten  angenehmsten  Ansicdlung  im  fernen  O^ten 
welche  mit  Japan's  reizenden  Gestaden  erfolgreich  rivalisiren  kann' 

muh.  d.  k.  k.  Geogr.  Ges.  1889.  8  u.  9.  3Q 


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und  die  stets  eine  der  schönsten  Erinnerungen  von  unserer  langen 
Reise  bleiben  wird. 

Aber  nicht  nur  die  Schönheiten  der  Natur  machen  Victoria 
berühmt,  auch  der  flotte  Geschäftsgeist,  die  Arbeitsamkeit  der  Be- 
wohner, der  herrliche  Markt,  welcher  uns  mit  allen  den  reizenden 
Erzeugnissen  Ostasiens  versieht,  die  Gastfreundschaft  der  Residenten 
sind  Vorzüge,  welche  dem  Reisenden  alsbald  auffallen  müssen. 
Es  gibt  hier  wenige  Faulenzer;  wer  leben  will  muss  arbeiten,  und 
wer  viel  arbeitet,  kann  eines  reichlichen  Gewinnes  sicher  sein. 

Leider  dürfte  die  Stadt  in  vielen  Beziehungen  Nachtheil  er- 
leiden, wenn  sie,  wie  kaum  vorauszusetzen,  nicht  rechtzeitig  ihrem 
Krebschaden  Einhalt  thut;  ich  meine  mit  der  Zunahme  der 
chinesischen  Bevölkerung  ist  vor  Allem  der  Ruin  des  blühenden 
Geschäftes  zu  befürchten;  die  gedrängten  Quartiere  dieser  Leute 
gefährden  den  nunmehr  als  vorzüglich  anerkannten  Gesundheits- 
zustand der  Stadt,  die  Chinesen  verbauen  eine  Menge  schöner  Plätze 
und  benehmen  Luft  wie  Aussicht. 

Und  so  dürfte  durch  die  allzugrosse  Liberalität  der  englischen 
Gesetze  den  Asiaten  gegenüber,  in  nicht  zu  langer  Zeit  Hongkong 
wieder  chinesisch  werden,  wie  es   einst  gewesen. 

Schon  drängen  sich  wie  in  Manila  in  die  Escolta,  auch  hier 
die  Geschäfte  der  Chinesen  in  das  Centrum  der  Stadt,  in  den 
schönsten  Theil  der  Queen's  road  und  Niemand  kann  mit  diesen 
schlauen  Kaufleuten  concurriren. 

Sie  bekommen  mit  der  Zeit  auch  die  grossen  Unternehmungen 
in  ihre  Hände  und  nicht  umsonst  gibt  es  in  Manila  ein  Sprichwort, 
welches  besagt:  »Eine  Sache,  worauf  der  Chinese  seine  Hand  gelegt 
hat,  kannst  Du  ruhig  gehen  lassen,  denn  Deine  Mühe  ist  umsonst« 

Hongkong  ist  als  Krongut  seit  dem  Jahre  1841  in  englischem 
Besitze,  direct  der  Colonialregierung  in  London  untergeordnet ;  dem 
Gouverneur  (1881  ein  Vice-Admiral)  steht  ein  Executive-  und  ein 
Legislative-Comitee  zur  Seite. 

Seit  dem  Jahre  1861  wurde  für  die  Colonie  auch  Kowloon 
mit  4  Quadratmeilen  Landes  auf  dem  gegenüberliegenden  chinesi- 
schen Festlande  gewonnen. 

Die  Insel  Hongkong  selbst  ist  11  Meilen  lang,  etwa  2*5  breit 
und  hat  27  Meilen  Umfang.  Die  Stadt  Victoria  nimmt  ihre  Nord- 
seite fast  ganz  ein ;  zwischen  ihr  und  dem  Festlande  erstreckt  sich 
der  Victoriahafen,  an  6  Meilen  lang  und  2  bis  4  Meilen  breit.  Die 
Küste  der  Insel  ist  namentlich  an  der  Südseite  sehr  zerrissen  und 

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bildet  drei  Buchten,  welche  für  Schiffe  von  nicht  zu  grossem  Tief- 
gange sichere  Ankerplätze  abgeben. 

Eine  Strasse  führt  ringsum  und  soll  eine  Rundfahrt  recht 
lohnend  sich  gestalten.  Vom  Hafen  aus,  der  an  10  Quadratmeilen 
Fläche  besitzen  mag,  geniesst  man  ein  herrliches  Panorama  der 
Stadt  und  der  angrenzenden  Höhen,  welche  vor  vier  Decennien 
ebenso  kahl  waren,  wie  das  gegenüberliegende  Festland.  Menschen- 
kraft, unermüdliches  Schaffen  und  reiche  Mittel  machten  aus  diesem 
Theile  der  Insel  ein  Paradies.  Die  eleganten  Bungalows  und  Häuser 
der  Stadt  krönen  die  immergrünen  Hügel,  in  amphiteatralischer 
Anordnung  steht  Palais  über  Palais.  Immer  höher  hinauf  ziehen 
sich  die  Behausungen  und  man  sieht  an  den  steilen  Abhängen  des 
Victoria  Peak  solche  wie  die  Schwalbennester  angebaut,  um  den 
glücklichen  und  wenn  wir  wollen  etwas  excentrischen  Besitzern 
den  Irischen  Windhauch  unverfälscht  zuzuführen,  wenn  sie  der 
Hitze  der  Stadt  und  den  Geschäften  entflohen,  von  ihren  chinesischen 
Sedan-chair-trägern  sich  hierauf  befördern  Hessen.  Diese  luftigen 
Höhen  könnte  man  die  Alpen  von  Victoria  nennen. 

Die  Strassen  der  Stadt,  breit,  tadellos  gehalten,  sind  meist  von 
grossen  Bäumen  umsäumt,  deren  lange  knorrige  Wurzeln  dem  ab- 
schüssigen Boden  Festigkeit  verleihen  und  ihn  vor  dem  Abschwemmen 
bewahren.  Die  schönste  Lage  dürfte  das  Haus  des  Gouverneurs 
einnehmen  und  dann  die  unfertige,  verlassene  katholische  Kirche, 
welche  sich  wie  eine  künstliche  Buine  aus  dem  sie  umgebenden 
Parke  hoch  erhebt. 

Dieser  Punkt  ist  einer  der  höchsten,  aber  anziehendsten  von 
Hongkong  und  wenn  man  den  steilen  schattigen  Fussweg,  welcher 
eher  an  ein  Palmenhaus  erinnert,  heraufgekommen  ist,  imponirt 
uns  die  gegenüberliegende  hohe  grüne  Wand  und  zu  ihrer  Bechten 
die  Kirche  mit  ihrer  immergrünen  Staffage;  namentlich  bei  Mond- 
licht  liegt  ein  zauberhafter  Beiz  über  dieser  durch  Natur  und  Kunst 
so  glücklich  geschaffenen  Scenerie,  welche  ihres  Gleichen,  was 
Grossartigkeit  anbelangt,  unter  den  Tropen  kaum  wiederfindet. 

Die  Beschreibung  der  schönen  Gebäude,  als  Kirchen,  Anstalten 
u.  s.  w.  deren  es  Legion  gibt,  will  ich  unterlassen,  doch  eines 
Hauses  mag  Erwähnung  geschehen,  ich  meine  das  elegante  Gebäude 
des  »Club  Germania«,  wo  deutsche  Gastfreundschaft  uns  herzlich 
willkommen  hiess. 

Hongkong  besitzt  ausserordentlich  anziehende  Spaziergänge, 
wo  uns  theils  die  üppig  gedeihende  Vegetation,   theils  die  reizende 

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Aur^sicht  immer  wieder  erfreut.  So  ist  die  Kennedy  road,  auf  be- 
traclil  lieber  Höhe  gelegen,  gegen  Abend  ein  beliebtes  Rendezvous 
der  l.alt  und  Bewegung  liebenden  Gesellschaft,  welche  nicht  zum 
Lawn-tennis-Spiele  geht.  Vor  Sonnenuntergang  belebt  sich  dieser 
^^chüiK«  Weg,  der  über  der  St.  John\s  Kathedrale  bei  der  Station 
ihn-  Drahtseilbahn  beginnend,  beinahe  zwei  Meilen  lang,  sich  endlich 
henOj  stankt  und  in  der  Nähe  der  happy  valley  mit  dem  Ursprung 
dt-u*  I  laaptstrasse  Hongkongs,  der  Queens  road,  verbindet.  Noch  ein 
gutes  Stück  höher  liegt  die  Wasserleitung,  ein  Aquäduct,  welcher 
in  hallen  kühnen  Bogen  über  die  tiefen  zerklüfteten  Schluchten  des 
kahlf'H  Gebirges  dahinführt,  die  bowen  road. 

Hier  ist  die  Vegetation  erst  im  Erstehen  begriffen,  dafür  bietet 
sich  MUS  ein  unvergleichlich  schönes  Panorama  über  Stadt  und 
Hafei],  welches  uns  die  Mühe  des  Heraufsteigens  vergessen  macht, 
ein  so  seltenes  Bild,  dass  ein  ähnliches  schwer  gefunden  werden 
ina^.  Unter  uns  die  schwindelnde  Tiefe  der  Klüfte,  die  Wildnis  um 
uns,  unweit  jedoch  die  elegante  Stadt  mit  ihren  modernen 
i IM pn^ hinten  Bauten,  der  luxuriösen  Vegetation. 

riüdann  übersehen  wir  den  ausgebreiteten  Hafen  mit  den 
KriegH;Hchifren  vieler  Nationen,  zahlreichen  Dampfern  und  Segel- 
f^cliifTt*n  aller  Flaggen;  dazwischen  tummeln  sich  die  Dampfbarken 
und  bewegen  sich  die  zahllosen  Sampans  mit  ihren  Bambusdächern. 
Die  Szenerie  ist  gegen  Norden  durch  Kowloon  und  die  kahlen  hohen 
Gebirge  des  chinesischen  Festlandes  abgeschlossen. 

Hin  anderer  lohnender  Ausflug  möge  uns  nach  happy  valley 
—  drm  glücklichen  Thale  —  bringen.  Etwa  IV,  Meilen  gegen  Ost 
vurn  Wahrzeichen  der  Stadt,  dem  clock  tower  im  Centmm  der- 
fr^flhtHi.  entfernt  ist  ein  schönes  friedliches  Thal  mit  den  Friedhöfen 
(if^r  verschiedenen  Confessionen.  Ein  Jeder,  der  Hongkong  besucht, 
sollte  dieser  Gegend  ein  Stündlein  weihen,  denn  ein  solcher 
Abstecher  gehört  mit  zu  den  schönsten  P>innerungen  von  Hongkong. 

Um  den  Weg  schnell  zurückzulegen,  stehen  uns  drei  Arten 
Vehikel  zu  Gebote,  der  Mannkraftwagen  jin-rik-sha  (in  Japan  er- 
fiHKlen  und  Kuruma  genannt),  dann  der  Sedan-chair,  ein  Tragstuhl  auf 
7Mq\  langen  Bambusen  angebracht,  endlich  ein  leidlich  guter  Wagen. 

Wir  verfolgen  die  Queen's  road  ihrer  Länge  nach  bis  zum 
End<\  wo  das  freundliche  Marinehospital  liegt.  Nun  führt  uns  der 
Wejj(  lieim  Morrisonhill  vorbei  und  biegt  südlich  in  happy  valley 
ein-  Gleich  im  Beginne  zur  Rechten  ist  der  mohamedanische  Fried- 
hiil.    Als  zweiter  folgt  der  katholische,  dessen  Mauer  geschmacklos 


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blau  angestrichen  ist,  sein  unschönes  Portale  trägt  die  schadenfi^ilie 
Inschrift:  Hodie  mihi,  cras  tibi.  Wenn  mich  etwas  in  Hongkong 
verstimmte,  war  es  diese  blaue  Kirchhofsmauer  und  die  freundlieh 
einladende  Aufschrift  des  Einganges,  welche  ich  mir  bei  einem 
Trappistenfriedhofe  nicht  schöner  denken  kann. 

Eher  einem  grossartigen  botanischen  (iarten  zu  vergleicli^ii, 
dient  der  protestantische  Gottesacker  der  Stadt  Hongkong  zur  Zierde 
und  hohen  Ehre.  In  allen  seinen  Theilen  tritt  uns  ein  Garten  nM 
schönen  Anlagen,  breiten  Wegen  entgegen  und  im  Umhergehoii 
suchten  wir  eine  lange  Zeit  nach  den  (iräbern.  Es  gibt  hier  eine  An- 
zahl prächtiger  und  imposanter  Monumente,  Kenotaphien,  welche 
die  verschiedenen  Officiere  und  Truppenkörper  ihren  in  China^ 
Indien,  Bonieo,  und  dgl.  gefallenen  und  verstorbenen  Kameraden 
zum  bleibenden  pietätvollen  Angedenken  setzten.  Der  Friedhof 
selbst  bedeckt  eine  grosse  Area  und  noch  immer  wird  neuer  Grund 
dazu  gewonnen,  indem  am  Rergesabhange  Felsen  abgesprengt 
werden.  Er  grenzt  mit  einer  Seite  an  den  katholischen,  mit  d(  i- 
anderen  an  den  Parsenfriedhof.  Diese  vornehmsten  und  intelligentesten 
aller  Asiaten,  welche  in  Aden  und  Bombay  die  theuren  Verblichenen 
den  Raubvögeln  zum  Frasse  hinwerfen,  beerdigen  sie  hier  aus 
sanitären  Gründen  in  schönen  Reihen  unter  gleichmässigen  Sarkn- 
phageji.  Der  Zutritt  zu  diesem,  wie  dem  nächstfolgenden,  dorn 
Hindufriedhofe,  ist  ohne  besondere  Erlaubniss  nicht  gestattet.  Tieft^r 
im  Thale  als  letzterer  liegt  der  .Judenfriedhof.  —  Ein  anderer  Aus- 
flug führt  uns  auf  den  Victoriapeak.  Um  diesen  Gipfel,  wie  die  an 
seinem  Abhänge  liegenden  C(Htages  uud  Bungalows  schnell  und 
becfuem  zu  erreichen,  baute  man  die  sogenannte  Peak  tramway^ 
eine  Drahtseilbahn,  welche  im  Mai  des  Jahres  1888  vollendet,  im 
December  desselben  Jahres  noch  nicht  functioniren  wollte.  Das 
Unternehmen  ist  kühn,  scheint  aber  halsbrecherisch,  ausserdt^m 
mit  irgend  einem  technischen  Versehen  ausgeführt  worden  zu  sein, 
so  dass  Niemand  die  Verantwortung  tragen  wollte.  Zur  Zeit  unseres 
letzten  Aufenthaltes  berichtete  man,  dass  das  Drahtseil  an  einer 
Stelle  sich  allzusehr  vom  Boden  erhebe  und  die  Wagen  Gefahr 
laufen  von  den  Schienen  gerissen  zu  werden.  Seither  ist  mfihr 
als  ein  Jahr  vergangen,  und  ich  glaube  gelesen  zu  haben,  dass 
das  Unternehmen  eröffnet  sei. 

Der  Aufstieg  zum  Peak  ist  schön  gleichmässig,  doch  nahmen 
wir  nach  Landessitte  ein  Jeder  vier  Kuli's  mit  dem  Sedan  chair, 
um   bequem   hinauf   zu    kommen.     Auf  solche    Art   erstiegen   wir 


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rasch  ein  kleines  Plateau  am  Fusse  des  eigentlichen  Peak's.  Hier  hat 
man  die  Fläche^  wie  die  Abhänge  ausserordentlich  ausgenützt  und  es 
finden  sich  in  bedeutender  Höhe  eine  Kirche,  ein  Militärsanatorium, 
eine  Menge  Bungalows  nebst  einem  Hotel.  Der  weitere  Weg  ist  nicht 
beschwerlich  und  zu  Fuss  unternommen  recht  genussreich. 

Der  Peak,  etwa  1800  Fuss  hoch,  gewährt  eine  herrliche  Rund- 
Bicht  von  seinem  höchsten  Punkte.  Man  übersieht  nebst  Stadt  und 
Hafen  auch  einen  Theil  der  Insel.  Indem  gegen  Osten  und  Westen 
hohe  vorliegende  Kuppen  die  Aussicht  versperren,  eröffnet  sich 
gegen  Süden  ein  nicht  uninteressanter  Blick  über  die  Insel;  genau 
vor  uns  liegt  ein  enges  Thal,  welches  zu  den  Wasserwerken  von 
PokfoUum  abfällt.  Die  Abhänge  und  Kuppen  des  Peak  sind  mitunter 
auf  originelle  seltsame  Weise  mit  Bungalow's  besetzt,  da  wo  sieh 
ein  Raubschloss  oder  eine  Ruine  auf  dem  kahlen  Felsen  vielmehr 
recht  pittoresk  ausnehmen  würde.  Gerade  hier  oben  macht  sich 
der  excentrische  Geschmack  der  Engländer  vielfach  geltend.  — 
Den  Horizont  begrenzen  höhere  Spitzen,  so  dass  wir  von  der  Süd- 
küste der  Insel,  wo  Aberdeen,  4  Meilen  von  Victoriahafen  entfernt, 
mit  zwei  grossen  Docks,  wegen  seiner  vielen  Fischer  nennenswert 
ist»  nichts  erblicken  können. 

Allenthalben  von  den  Abhängen  rieseln  Bächlein  herab  und 
das  Wasser  sammelt  sich  in  dem  grossen  Reservoir  bei  Pokfollum, 
von  wo  es  nach  der  Stadt  geleitet  wird.  Die  grosse,  schöne  Wasser- 
leitung im  Osten  der  Stadt,  von  welcher  früher  gesprochen  wTirde, 
ist  ein  Kind  der  neuesten  Zeit;  sie  bringt  das  Wasser  von  Tytam 
(Taitam)  einem  Orte  in  der  gleichnamigen  Bucht  im  Südosten  der 
In^el,  nach  den  Albany  tank's,  welche  hoch  über  den  public  garden's 
liegen  und  wurde  1882  errichtet,  als  Pokfollum  für  die  beständig 
anwachsende  Colonie  nicht  mehr  genügend  Wasser  liefern  konnte. 

Letzteres  ist  ein  kleiner  Ort  mit  einer  Anzahl  vUlenartiger 
(Tcbäude  und  einem  stylvollen  monumentalen  Bau,  dem  Sanatorium 
der  französisch-katholischen  Mission.  Die  Pokfollum  road,  eine  breite 
schöne  Strasse,  führt  entlang  des  Gestades  zur  Stadt  und  beträgt 
die  Distanz  bis  zum  clock  tower  gut  4  Meilen.  Am  westlichsten 
Vorsprunge  der  Insel  liegt  der  Mount  Davis,  über  und  über  mit 
chinesischen  Gräbern  besäet.  Genannte  Strasse  weicht  ihm  aus 
und  rechts  in  die  Stadt  einbiegend,  erreicht  sie  die  Höhe  über  dem 
Westend  von  Victoria,  wo  wir  von  einem  basteiartigen  Vorsprunge 
einen  Blick  auf  den  geschäftigsten  Theil  der  Stadt  zu  unseren 
Füssen  werfen  können. 


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Nachdem  wir  der  Umgebung  Victoria's  wenigstens  eine  flüchtige 
Aufmersamkeit  zugewendet,  verlohnt  es,  nach  den  public  garden's 
oder  besser  gesagt  nach  dem  botanischen  Garten  zu  gehen,  welcher 
sich  im  Centrum  der  Stadt  ausbreitet  und  eine  ansehtiUehc  Höhe 
erreicht.  Der  Liebhaber  der  Natur,  zumal  der  tropischen  Pflanzen- 
welt, findet  hier  für  Stunden  angenehme  und  anr^ende  Be- 
schäftigung. 

In  allen  Richtungen  ansteigend  und  sich  senkend  lauten  die 
hübschen  Wege,  immer  wieder  fesselt  uns  ein  unbekannter  Strauch 
oder  Baum.  So  ist  die  australische  Flora  hier  vertreten  mit  Farren- 
bäumen  und  Casuarinen,  der  ganze  Tropengürtel  mit  seinen  zahl- 
reichen Palmen,  mehr  als  vierzig  Arten  des  nützlielien  Bambus 
hunderte  von  Spielarten  das  buntblättrigen  Croton,  zahlreiche  Kuss- 
hölzer, es  findet  sich  ein  Orchideenhaus  u.  s.  w. ;  kurz  es  ist  uns  viel- 
fach Gelegenheit  geboten,  unsere  in  den  Tropen  gesamniclten  Kennt- 
nisse aufzufrischen  und  Neues  zu  lernen. 

An  der  untern  Promenade  des  Gartens  steht  seit  Juni  1887 
dem  50jährigen  Regierungs-Jubiläum  der  Königin  Victoria,  eine 
Statue  derselben.  Hier  pflegt  sich  an  den  Sonntagen,  wenn  die  Both- 
Jacken  musiciren,  ein  zahlreiches  interessantes  Publikum  einzi]finden 
wo  der  Anthropologe  reichlich  Gelegenheit  findet,  die  Verkonmieü- 
heit  der  Mischracen  zu  studiren.  Die  chinesisch-europäisciieu  Misch- 
linge weiblichen  Geschlechtes  sollen  mit  der  Moral  auf  dem  Kriegs- 
fusse  leben  und  die  portugiesischen  Halfcast's  sind  auf  der  Stufenleilerj 
welche  die  verschiedenen  Entwicklungsstadien  der  Menschenracen 
darstellen  könnte,  unbedingt  wieder  herabgestiegen. 

Die  Musik  selbst  klang  uns  fremdartig,  für  unsere  Obren  seM- 
sam  harmonisirt  und  so  verstimmte  uns  der  Strausssche  Walzer 
geradezu;  wir  dachten  wehmüthig  zurück  an  die  Klänge  der  öster- 
reichischen Militärmusik. 

Von  den  höher  gelegenen  Stadttheilen  und  Verkclirs.strassen 
führen  viele  breite  Wege  in  häufigen  Serpentinen  zur  Oueens  road 
herab,  aber  mitunter  auch  steil  abfallend  und  mit  ganz  niedrigen 
Stufen  versehen,  dass  man  das  Gehen  darauf  erst  erlernen  muss. 
Schon  bei  Tage  ist  das  abgezirkelte  Herabsteigen  sehr  imangenehm 
und  im  Finstem  verliert  der  Ungewohnte  leicht  den  Scliriü. 

Nachdem  die  ganze  europäische  Gesellschaft  in  den  hohem 
Regionen  des  Centrums  und  Westtheiles  wohnt,  ist  man  täglich 
gezwungen,  die  Berge  auf-  und  abzusteigen,  ausser  man  zieht  es 
vor,  sich  immer  im  chair  tragen  zu  lassen. 


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Melirfach  schon  geschah  der  Queens  road  Erwähnung. 

Wälirend  die  entlang  des  Strandes  laufende  Strasse  Praya 
genannt  wu*d  (so  wie  in  Macao),  versteht  man  unter  Queens  road 
di(^  nficliste  fast  .  durchwegs  parallel  gehende  Strasse,  welche  im 
Osten  beim  Morrisonhill  beginnt,  sich  bis  in  die  westlichen  Quartiere 
erstreckt  und  bei  Pokfollum  road  endet. 

An  ihrem  östlichen  Theile  sind  die  Kasernen  gelegen,  im 
Centn  im  der  Stadt  vereinigt  sie  alle  öffentlichen  Gebäude,  Clubs, 
Banken,  ßiireaux,  die  eleganten  Geschäfte,  im  Westen  hingegen  führt 
sie  durch  die  chinesischen  Quartiere,  wo  es  zu  unserer  Zeit  fast 
tägllcii  eine  Feuersbrunst  gab,  so  dass  zahlreiche  ausgebreitete 
Brandstätten  zu  beiden  Seiten  der  road  lagen. 

Da  finden  sich  Kaufläden,  Trödlerbuden,  Handwerker,  Volks- 
küchen, Kneipen  und  viel  schmieriges,  zerlumptes  Volk  drängt  sich 
in  den  Laubengängen,  welche  die  Strasse  begrenzen.  Kurzum  ein 
Stück  China  von  seiner  unangenehmen  Seite  eröffnet  sich  hier 
unserem  Blicke,  so  dass  wir  kein  Verlangen  darnach  tragen,  in  die 
benachbarten  Gassen  und  Gässchen  zu  gehen,  wo  es  sehr  lebhaft 
zugeht  und  fast  zu  jeder  Tageszeit  klirrende  oder  dumpfe  Gong- 
schlät^^e  eine  Festlichkeit  anmelden. 

Hongkong  ist  eine  sehr  gewerbsfleissige  und  geschäftige  Fabriks- 
stadt; die  Manufactur  gewinnt  täglich  an  Wichtigkeit  und  es  wird 
wenige  Artikel  geben,  welche  hier  nicht  erzeugt  werden ;  unter  den 
Erzeugnissen  wären  die  wichtigsten  Zucker,  Taue,  Ziegel  Glas, 
Seide,  Ci;:?;trren,  Eis,  Eisenwaren,  Papier,  Spiritus.  Einzig  und  viel- 
leicht unerreichbar  steht  der  Handel  Hongkongs  da,  denn  der  jähr- 
liche Umsatz  wird  auf  40  Millionen  Pfund  Sterling  angesetzt. 

Tm  Handel  circuliren  zumeist  folgende  Artikel :  Opium,  Baumwolle, 
Zucker,  Snlz,  Oele,  Woll-  und  Baum woU waren,  Metalle,  Thongefasse, 
Elfenbein,  Bernstein,  Sandelholz,  Betel,  Vegetabilien  und  Granitstein. 

Hongkong  ist  die  Centralstation  des  gesammten  Verkehrs 
zAvischi*n  Europa  einerseits,  China  und  Japan  andrerseits,  die  Dampfer 
sämmtliclicr  grossen  Linien  legen  hier  an. 

Unter  27.974  Schiften,  welche  im  Jahre  1885  Hongkong  an- 
liefen,*) waren  nur  12  (Lloyddampfer)  der  österreichischen  Handels- 
marioe  angehörig  und  ihre  Fracht  betrug  23.764  Tonnen. 


*)  IHHl  liefen  nach  dem  englischen  B'auhiiclie  für  die  Colonie  Hongkong 
27,599  ScljiJTe  mit  6,401.837  Tonnen  in  Hongkong  ein.  Davon  waren  23.521 
ÜBchunken  mit  zusammen  1.793  923  Tonnen.  (Red.) 


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m 

Hongkong  steht  in  der  besten  postalischen  Verbindung  mit  den 
wichtigsten  Plätzen  der  ganzen  Welt  und  Briefe,  in  Wien  aufgegeben, 
erreichen  via  Brindisi,  Suez,  Aden,  Singapore  in  32 — 34  Tagen  die 
Bestimmung  Hongkong. 

Die  Population  dieser  Stadt  beträgt  an  170.000  Seelen,  mit 
eingerechnet  das  Militär,  die  temporär  sich  aufhaltenden  Fremden, 
die  auf  den  Booten  wohnende  Bevölkerung  und  die  auf  den  ver- 
ankerten Schiffen  vorhandene  Bemannung,  wogegen  die  ganze  Insel 
und  die  Colonie  Kowloon  zusammen  an  190.000')  haben  dürfte,  wo- 
bei sich  auf  fünf  Jahre  eine  Zunahme  von  etwa  20.000  Personen 
herausgestellt  hat. 

Die  Anzahl  der  Europäer  soll  nicht  4000  überschreiten,  wobei 
3000  dem  Militär,  der  Marine  angehören  und  auch  die  zeitweilig 
Anwesenden  mitgerechnet  sind. 

Wie  in  Singapore  überwiegt  auch  hier  die  chinesische  B<*- 
völkerung.  Alle  Handwerker,  Köche,  Diener,  Wtlscher,  Kuli  sind 
Chinesen  und  w^enn  diese  Alle  eines  schönen  Tages  striken  wollten, 
geriethe  Hongkong  in  die  fürchterlichste  Verlegenheit,  Niemand  be* 
käme  etwas  zu  essen,  ein  jeder  müsste  zu  Fuss  den  Berg  besteigen, 
kein  Schiff  könnte  Ladungen  löschen  oder  Kohlen  bekommen,  kein 
Boot  w^ürde  sich  im  Hafen  rühren,  in  allen  Häusern  würde  die 
grösste  Verwirrung  herrschen.  Man  würde  dann  erst  recht  die  viel- 
seitige  Verwendbarkeit  und  Nothwendigkeit  der  Chinesen  würdigen 
und  schätzen  lernen. 

(ilücklicherwTise  kann  es  nicht  dazu  kommen,  denn  diG 
chinesische  Bevölkerung  lebt  zumeist  von  ihrer  Hände  Arbeit  und 
ist  auf  die  Brodherren  angewiesen. 

Aber  wenn  in  China  eine  Bewegung  gegen  die  Europäer  ein- 
treten sollte,  kann  man  sich  auch  in  Hongkong  auf  eine  theilwei:^e 
Auswanderung  oder  wenigstens  auf  geheime  Verbindungen  der 
unbemittelten  und  dienenden  Classe  der  Chinesen  gefasst  machen. 
An  dieser  Stelle  muss  ich  eines  eigenthümlichen  Gebrauches 
erwähnen,  welcher  in  Hongkong,  durchgreifender  aber  in  Shanghai, 
eingeführt  ist  und  darin  besteht,  dass  sich  europäische  Firmen, 
Consulate  und  angesehene  Persönlichkeiten  einen  chinesischen 
Namen  beilegen,  um  auch  von  dem  grössten  Theile  der  Be- 
völkerung gekannt   zu  werden.    Bekanntlich  kann    der  Chinese  B» 

»)  Nach  dem  Report  on  the  IMue  Book  for  1887  hatte  die  Colonie  \^^1 
'212.951  Bewohner.  Charakteristisch  ist  es,  dass  davon  nur  60  524  dem  weihlichen 
Geschlechte  angehörten.  1882  liatte  die  Colonie  160.433  Einwohner  gezählt.  (Red.) 


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1 


R,  sowie  andere  Consonanten  in  Verbindung  nicht  aussprechen,  in 
seinem  Pidgen  (entstanden  aus  business  Geschäft)  englisch  —  Küchen- 
englisch —  verdirbt  er  alle  fremden  Namen  und  hängt  fast  an  jedes 
Wort  ein  J,  was  sich  mitunter  sehr  komisch  anhört  Auch  für  diese 
verderbte  Sprache  gibt  es  chinesische  Professoren,  welche  den 
neu  zugereisten  Chinesen  Unterricht  darin  ertheilen.  Das  Pidgen- 
englisch  soll  die  einzige  Sprache  sein,  in  der  sich  etwa  ein  Cantonese 
mit  einem  Nordchinesen  verständigen  kann,  falls  sie  nicht  das 
sogenante  Mandarinchinesisch  sprechen.  Der  Mandarindialect  wird  im 
Norden,  Westen  und  im  mittleren  China  gesprochen,  ist  im  süd- 
lichen Theile  aber  nur  den  Gebildeten  bekannt. 

Das  Pidgenenglisch  nun  gilt  bei  den  Chinesen  als  eine  Sprache 
der  Bildung  und  auch  wir  müssen  sie  verstehen  und  sprechen 
lernen,  wenn  wir  uns  in  den  chinesischen  Hafenstädten  selbstständig 
bewegen  wollen. 

Worin  der  praktische  Nutzen  der  chinesischen  Namen  li^ 
möge  uns  ein  Beispiel  erklären.  Für  Jemanden,  z.  B.  Mr.  Falconer 
erliegt  ein  Brief  auf  der  Post. 

Der  Briefträger,  ein  Chinese,  kann  nur  chinesisch  lesen,  des- 
halb muss  auf  der  Post  ein  englisch  lesender  Chinese,  als  Clerk  an- 
gestellt die  ganze  Adresse  in's  Chinesische  übertragen  und  kurz 
und  bündig  aufschreiben:  >Mr  Falconer  —  Queen's  road-central« 
wird  demnach  heissen:  >Fok-kun-na  Wong-hau  Tai  Tö«  was  der 
Briefträger  alsbald  versteht  und  besorgen  kann. 

Den  Leser  dürften  einige  wenige  üebersetzungen  deutscher  und 
englischer  Namen  in's  Chinesische  interessiren ;  solche  üebersetzungen 
sind  amtlich  protokoUirt  und  dürfen  nicht  geändert  werden. 
Allerdings  sind  an  verschiedenen  Orten  verschiedenfache  üeber- 
setzungen gebräuchlich,  so  heisst  beispielsweise  Oesterreich :  Ta-ao- 
ling,  Ta-aosz-ma,  Ta-au-ssi  oder  Ta-ao-kwok  und  der  Curiosität  halber 
mögen  nur  drei  Bezeichnungen  für  das  k.  und  k.  österr.-ungar. 
Consulat  angeführt  werden:  Ta-ao-ling  shih  kwan,  Ta-aosz-ma  ka 
kwoh  ling  si  Yamen,  Tai-ao-kwok  hng  sz  kun  shü. 

Kruse  heisst :  Ko-lo-sa ;  Meyer :  Me-ya ;  Med.  Dr.  Gerlach  =  Ka- 
laek  Esang;  Blackhead:  Pek-lik-het 

Eine  solche  üebertragung  in  das  Chinesische  geschieht  auch, 
indem  wirklich  bestehende  chinesische  Silben,  die  eine  Bedeutung 
haben,  unseren  Namen  zusammenstellen  helfen ;  so  wurde  z.  B. 
mein  Namen  in  Shuai-po-ta  übersetzt,  wobei  die  aufeinanderfolgen- 
den Silben  die  Bedeutung  haben:    Feldherr,  Welle,  durchdringend, 


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mit  welcher  kühnen  Uebersetzung  ich  ein  Recht  besässe  zufrieden 
zu  sein,  wenn  ich  ein  Seeoflicier  wäi'e. 

Unser  14tägiger  Aufenthalt  in  Hongkong  hatte  sich  recht 
genussreich  gestaltet,  herrliches  Wetter  stellte  sich  schHesshch  ein 
und  animirte  zu  fleissigen  Spaziergängen. 

Am  7.  Mai  1887  dampfte  die  „Aurora"  von  hier  gegen  Nord- 
osten ab.  Im  Laufe  dieses  Jahres  wurden  die  meisten  Vertragshäfen 
von  Japan  und  China  besucht;  auf  der  Heimreise  begriffen,  gelangten 
wir  von  Futschau  kommend,  am  30.  November  1887  ein  zweites 
Mal  zu  längerem  Aufenthalte  nach  Hongkong. 

Am  21.  December  1887  früh  um  9  Uhr  verliessen  wir  end- 
giltig  den  uns  so  lieb  gewordenen  Hafen  von  Hongkong,  nachdem 
wir  schweren  Abschied  von  der  schönen  Stadt,  von  den  vielen 
Bekannten  am  Lande  und  den  fremden  SchifTsstäben  genommen 
hatten,  um  nach  Whampoa  im  Cantonflusse  (Chukiang  oder  Pearl- 
river) zu  gehen. 

Kaum  setzte  sich  das  Schiff  in  Bewegung,  als  uns  eine 
sonderbar  rührende  und  lärmende  Ovation  zu  Theil  wurde.  Wie 
wir  in  der  Reisebeschreibung  der  Fregatte  „Novara"  lesen,  wurde 
letzterer  im  Jahre  1858  beim  Abgange  von  Hongkong  eine  ähnliche 
üeberraschung  bereitet. 

Die  Mannschaften  der  vor  Anker  liegenden  Schiffe  besorgen 
den  Einkauf  von  Früchten,  Seife,  Eiern,  Zwirn,  Brod  u.  s.  w.  auf 
den  Booten,  welche  in  den  grösseren  Häfen  unter  Bord  kommen 
und  Erlaubniss  erhalten,  den  Leuten  solche  Artikel  zu  verkaufen. 
Man  nennt  diese  Boote  Bumboote  und  unser  chinesischer  Bum- 
bootsmann  hatte  schon  im  Jahre  1872  unsere  Corvette  „Fasana" 
und  seither  alle  österreichischen  Schiffe  bedient,  weshalb  er  eine 
roth-weiss-rothe  Flagge  mit  der  Aufschrift  „Fasana"  führte. 

Dieser  erkenntliche  Chinese,  welcher  vermuthlich  gute  Geschäfte 
gemacht  hatte,  begleitete  uns  eine  halbe  Meile  weit,  indem  er  unter 
Segel  und  Rudern  uns  zur  Seite  blieb,  dabei  bearbeitete  ein  halb 
Dutzend  Leute  Trommeln  und  Metallgongs,  unzählige  Kanonenschläge 
und  Frösche  krachten  und  knatterten  im  lebhaften  Peloton  durch- 
einander. 

Um  2  Uhr  Nachmittags  passirten  wir  die  stark  befestigte 
Mündung  des  Chukiang  —  bocca  tigris  —  und  ankerten  nach 
4  Uhr  unterhalb  Whampoa  nächst  Bamboo  town. 

Der  Fluss  ist  nämlich  nur  für  kleinere  Schiffe  fahrbar  gemacht, 
indem    sein   tieferer    Arm    an    der    Westseite    der  Whampoainsel 


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durch  eine  lange  Brücke  abgesperrt  ist.  In  dem  östlichen  Anne 
sind  hingegen  an  zwei  Stellen  Barrieren  mit  Ketten  angebracht, 
jedoch  sind  die  Oeffhungen  darin  breit  genug,  um  Schiffe  durch- 
zulassen. Fahrzeuge  mit  mehr  als  10  Fuss  Tiefgang  können  nur 
bis  Whampoa  durch  die  erste  Barriere  gelangen,  minder  tauchende 
jedoch  vermögen  Canton  zu  erreichen.  Alles  lässt  hier  die  Nähe 
der  grossen  belebten  Stadt  erkennen,  in  dem  ähnlich  wie  im  Min- 
flusse unter  Fu tschau  fu  unzählbare  Junken  den  Strom  auf-  und 
abfahren;  zahlreiche  Dampfer  kommen  doch  nur  bis  Whampoa 
und  dies  mag  eine  nicht  unbedeutende  Störung  im  Handel  bedeuten, 
weshalb  ich  annehmen  zu  sollen  glaube,  dass  die  aus  Canton 
exportirten  Artikel  zumeist  in  Hongkong  auf  die  grossen  Dampfer 
umgeladen  werden.  Die  seichtgehenden  breiten  Passagierdampfer  von 
Hongkong  gehen  bis  Canton  und  legen  dort  sogar  am  Lande  an.  Die 
Gegend  um  Whampoa  ist  hübsch  bewachsen  und  hüglig.  Hier  sahen 
wir  zum  ersten  Male  den  Baum,  dessen  getrockneter  pflaumenartiger 
Frucht  wir  unsern  Beifall  nicht  versagen  konnten,  Nephelium  Litchi 
(sp.  laitschi),  welcher  hier  sehr  zahlreich  vorkömmt.  Mehrere  Ort- 
schalten mit  Tempeln  und  Mandarinhäusern,  vielfachen  Befestigungen 
zeigten  einen  beträchtlichen  ({rad  von  Verfall  und  Verkommenheit 

In  Whampoa,  das  ebenfalls  ganz  zurückgegangen  ist,  stehen 
einige  hübsche  Landhäuser,  wovon  wir  ein  einem  Parsi  gehöriges 
besichtigten;  seit  einiger  Zeit  ist  hier  auch  eine  Regierungstorpedo- 
schule errichtet  und  sahen  wir  in  einem  grossen  Dock  (ehemals 
der  Hongkong-Whampoa  Dockcompagnie  gehörig)  11  neue,  sauber 
und  schön  gehaltene  Torpedoboote  liegen,  welche  sämmtlich  in 
Deutschland  angekauft  worden  waren. 

Einer  unserer  Spaziergänge  führte  uns  über  die  Whampoa- 
insel  zum  andern  Arme  des  Flusses,  wo  ihn  die  etwa  1000  Schritt 
lange  Brücke  übersetzt;  es  ist  dies  eine  einfache  hölzerne  Pfahl- 
brücke, stark  verfault,  welche  an  beiden  Ufern  auf  benachbarten 
Hügeln  Brückenköpfe  hat,  die  nunmehr  auch  mit  modernen  Ge- 
schützen armirt  w^irden.  Die  hier  stehenden  Truppen  des  Vicekönigs 
von  Canton  sahen  nichts  weniger  als  militärisch  aus,  doch  waren 
sie  schon  mit  Percussionsgewehren  bewaffnet. 

Um  Whampoa  sehen  wir  eine  Anzahl  Pagoden,  unter  denen 
die  sogenannte  Whampoapagode  neunstöckig,  um  das  Jahr  1600 
gebaut,  einen  Baum  auf  ihrer  Spitze  trägt,  die  geneigte  —  inclined 
Pagoda  —  näher  an  Canton  gelegen  ist.  Hie  und  da  fällt  uns  ein 
Wachthurm  auf,  ebenso  die  Versatzhäuser,  von  denen  fast  in  jedem 


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Orte  sich  eines  vorfindet.  Es  sind  das  eigens  zu  solchem  Zwecke 
erbaute  steinerne  Häuser,  thurmartig,  mit  kleinen  vergitterten  Fenstern. 
Darin  versetzen  die  Leute  fast  air  ihr  Hab'  und  Gut,  Pretiosen, 
selbst  die  Ernte,  um  es  vor  Dieben  und  Feuersgefahr  sicher  auf- 
bewahrt zu  wissen.  Das  Institut  der  Pfandhäuser  ist  in  ganz  China 
sehr  beliebt,  jedoch  nirgends  so  wie  in  Canton  und  Umgebung. 
Davon  soll  es  hier  Hunderte  geben  und  selbst  mitten  in  Canton 
fallen  uns  diese  merkwürdigen  zwingburgartigen  Gebäude  vielfach  auf. 

Die  Entfernung  zwischen  Whampoa  und  Canton  beträgt  an 
15  Meilen.  Es  besteht  hier  starker  Personenverkehr,  sehr  grosse 
Passagierjunken  segeln  oder  fahren  mit  der  jew^eiUgen  Strömung 
auf  und  ab.  Einzelne  davon  werden  durch  Schaufelräder  getrieben, 
welche  unter  dem  Achterdecke  befindlich  von  Menschenliand 
gedreht  werden.  Dieses  stark  überhängende  Achterdeck  ist  eine 
charakteristische  Eigenschaft  der  Cantonjunken  und  so  hat  jedes 
Küstengebiet  eine  besondere  eigenthümliche  Bauart  seiner  Junken. 
Als  ich  diese  Passagier-Radjunken  gewahrte,  fiel  mir  die  Geschichte 
von  jenem  Handwerksburschen  am  Rhein  ein,  welcher  um  schnell 
und  billig  zu  reisen,  sein  Ränzel  ins  Schiff  legen  und  dieses  mit 
stromauf  schleppen  durfte,  ebenso  mögen  hier  die  zumeist  armen 
Passagiere  Hand  anlegen  müssen,  um  ihr  Forlkommen  zu  besorgen. 
Die  Flussufer  zeigen  die  fleissige  Menschenhand,  denn  fast  alles 
Terrain  ist  mit  Pisang  (Bananen)  bepflanzt. 

Die  Fahrt  nach  Canton  entlang  der  monotonen  Flussufer,  wobei 
zuweilen  eine  Pagode  am  Horizont  auftauclit,  gewinnt  nur  durch  den 
lebhaften  Verkehr  an  Abwechslung.  Wir  gingen  eines  Morgons  mit  der 
Flut  flussaufwärts,  um  das  Labyrinth,  genannt  Canton,  zu  besichtigen. 

Canton,  entstanden  aus  Kwang-tung,  oft  auch  Sang  ching 
„provisorische  Hauptstadt",  auch  Kwang-chau-fu  ..geräumige  Stadt" 
benannt,  liegt  an  einem  Delta,  welches  von  drei  Flüssen  gebildet 
wird  und  ist  die  Hauptstadt  der  Provinz  Kwang-tung,  Sitz  des 
Gouverneurs,    welcher   die  Würde    eines  Tatarengenerals  bekleidet. 

In  Canton  residirt  aber  auch  der  Vicekönig  der  beiden  Kwang, 
nämlich  der  beiden  Provinzen  Kwang  tung  und  Kwang  si,  als  Chef 
der  Provinzialregierung,  selbstsländiger  Kriegsherr  und  Herr  über 
Leben  und  Tod. 

Im  Folgenden  soll  der  Geschichte  Cantons  nur  flüchtig 
Erwähnung  geschehen.  Nachdem  seit  vielen  Jahrhunderten  schon 
arabische  Schiffer  regelmässig  bis  daher  gelangt  waren,  erschienen 
im  Beginne  des  16.  Jahrhundertes  die  Portugiesen.  Diese  verdarben 


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sich  wie  an  anderen  Orten  auch  hier  bald  ihr  Dasein  durch 
Grausamkeiten.  Etwa  hundert  Jahre  später  kamen  die  Holländer 
und  erst  am  Schlüsse  des  17.  Jahrhunderts  erschienen  die  Eng- 
länder, indem  im  Jahre  1684  eine  Factorei  der  ostindischen 
Compagnie  gegründet  wurde,  welche  bis  1834  das  Handelsmonopol 
bewahrte.  Es  macht  auf  den  unbefangenen  Menschen  den  Eindruck, 
als  ob  alle  geschichtlichen  Ereignisse  der  übrigen  Welt  den  Verkehr 
und  Handel  Cantons  mit  dem  Abendlande  nicht  beeinflusst  hätten; 
erst  in  der  letzten  Zeit  dürfte  sich  der  Widerwille  gegen  die 
fremden  Teufel  —  fan  kwei,  Bezeichnung  der  Europäer  —  gebildet 
haben  und  es  kam  wiederholt  zu  Kämpfen.  Im  Jahre  1839  drohte 
England  mit  Krieg  und  Besetzung,  welche  Gefahr  durch  ein  Straf- 
geld im  Betrage  von  6  Millionen  Dollars  von  Seite  China's  abge- 
wendet wurde.  Durch  den  Vertrag  vom  29.  August  1842  zu 
Nangking  wurde  die  Stadt  mit  andern  chinesischen  Häfen  dem 
Verkehre  frei  gegeben.  Trotzdem  griff  der  Pöbel  von  Canton  wieder- 
holt die  alte  europäische  Niederlassung  Shih-san-hang  an  und 
plünderte  sie,  so  dass  sie  schliesslich  aufgegeben  werden  musste. 
Im  Opiumkriege  kam  es  zum  Bombardement  und  zur  Einnahme 
der  Stadt  (29.  December  1857)  durch  die  Engländer,  welchen  sich 
die  Franzosen  anschlössen,  und  so  blieb  Canton  his  1861  durch 
die  Alliirten  besetzt. 

Seit  1859  besteht  eine  neue  Ansiedlung  Shameen  (Shamien) 
eine  künstliche  Insel,  2850  Fuss  lang  und  950  breit  (3  :  1),  welche 
entstand,  indem  Granitblöcke  in  eine  Schlammbank  des  Flusses 
eingelassen  wurden,  worauf  man  das  jetzige  Niveau  durch  An- 
schüttung mit  Erde  erzielte.  Darauf  stehen  nun  die  hübschen  leicht 
zu  vertheidigenden  Häuser.  Ein  100  Fuss  breiter  Canal  trennt  die 
Insel  von  der  Stadt  und  wird  die  Ansiedlung  durch  einen  Militär- 
posten bewacht,  welcher  bei  einem  immer  geschlossenen  Gitterthore 
an  der  Brücke  aufgestellt  ist.  Im  Flusse  an  der  Südseite  der  Insel 
liegt  stets  ein  Kanonenboot  einer  europäischen  Macht  zum  Schutze 
der  Ansiedlung  verankert.  Es  kann  sich  nur  um  Excesse  des  Pöbels 
handeln,  wobei  deis  Kanonenboot  als  Refugium  für  die  bedrohten 
Fremden  dient.  Solche  Aufstände  sind  täglich  möglich,  noch  deuten 
Trümmerhaufen  in  Shameen  auf  einen  Angriff  der  Cantonesen  im 
Jahre  1883  und  im  Mai  1887,  eben  als  wir  in  Hongkong  weilten, 
gährte  es  wiederum  in  Canton. 

Canton  soll  die  belebteste  Stadt  China's  sein,  denn  man 
spricht    von    1,600.000  bis  2,000.000  Einwohnern,    welche  in  der 


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„Stadt  der  Genien  und  Widder*'  zusammengedrängt  leben  sollen* 
Dieselbe  erstreckt  sieh  etwa  4  engl.  Meilen  entlang  des  NoFdufers 
des  Perlflusses  und  ist  hier  2  Meilen  breit.  Am  gegenüberliegenden 
Ufer  liegt  die  grosse  Vorstadt  Honam. 

Die  innere  Stadt  zerfällt  in  zwei  Theile:  die  Altstadt  nördlich 
gelegen,  im  1 1.  Jahrhundert  schon  von  einer  Mauer  umgeben,  welche 
im  14.  Jahrhunderte  vollendet  wurde.  Die  Neustadt,  der  südliche 
kleinere  Theil  wurde  in  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  ummauert. 
Die  doppelten  Stadtmauern  sind  25—40  Fuss  hoch  und  15—25 
breit,  aus  Ziegeln  erbaut  und  innen  mit  Erde  ausgefüllt.  Man  zäfilt 
18  Stadtthore,  wovon  16  am  Lande  die  Mauern  durchbrechen,  2 
Wasserthore  sind. 

Die  Stadt  (siehe  den  Plan)  wird  somit  eingelheilt  in  die  Alt- 
stadt, Neustadt,  die  westliche,  südliche  und  östliche  Vorstadt  und 
Honam  am  rechten  Flussufer.  Sie  hat  nach  amtlichen  Berichten 
einen  jährlichen  Umsatz  von  28.804,000  TaeFs*)  (ä  3  fl.  ö.  W. 
ungefähr)  und  einen  ganz  aussergewöhnlichen  Export,  worunter  tlf*p 
Thee  (im  Jahre  1885  an  17.5  Millionen  Pfund)  und  Seide  (11.300 
Pikul  ä  61  Kilogramm)  die  Hauptartikel  sind.  Der  Import  ist  vit?l 
geringer,  davon  dürfte  Opium  im  Gewichte  von  2761  Pikul  der 
Hauptfactor  sein. 

Unermessliche  Schätze  von  Waren  und  Erzeugnissen  lie^^en 
hier  aufgehäuft  und  die  riesige  Production  übersteigt  unsere  Begrifl'fl. 
Jedes  Gewerbe  und  jeder  wichtigere  Artikel  hat  seine  Gassen  oder 
Bezirke  und  es  mag  ein  interessantes  Studium  bilden,  eine  sysle- 
matische  Beschreibung  der  Gewerbe  in  solchem  Sinne  vorzunehmen. 
Allerdings  hat  nicht  jeder  Tourist  lange  Gelegenheit  in  Canton  2u 
verweilen;  wer  nicht  durch  Empfehlung  in  Shameen  Gastfreund- 
schaft findet  oder  wie  wir,  die  Empfehlungsbriefe  ruhig  in  der 
Tasche  liegen  lassen  kann,  dem  sind  solche  Studien  unmöglich. 
Auch  geht  Niemand  allzugern  ein  zweitesmal  durch  die  Strassen 
Cantons,  der  schon  einmal  daselbst  insultirt  oder  verhöhnt  worden 
ist  Man  pflegt  aus  solchen  CJründen  in  ein  oder  zwei  Ts^en 
flüchtig  die  vorhandenen  Sehenswürdigkeiten  zu  besichtigen;  für 
uns  war  Canton  die  letzte  Station  im  himmlischen  Kaiser- 
thume  und  durfte  des  Neuen  nicht  mehr  viel  bieten.  Und  doch  ist 


*)  Tael  ist  eine  Gewichtsmünze,  der  Werth  eines  Stückes  Silber  von 
bestimmtem  Gewichte,  differirt  an  verschiedenen  Orten,  es  gibt  z.  B.  Haikwan- 
Tael  oder  Canton  T.,  Shanghai  T.  etc. 


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es  nicht  so  leicht,  den  Eindruck,  welchen  Canton  auf  uns  machte 
in  Worten  wiederzugeben :  In  keiner  abendländischen  Stadt,  ja  auch 
nicht  in  den  Ghetto's  derselben,  mögen  wir  ein  derartiges  Labyrinth 
von  Gassen  und  Gässchen  wiederfinden.  So  enge,  schmutzige  (iassen , 
vielfach  sich  kreuzend  und  windend;  tagsüber  von  einer  hastig 
rennenden  Volksmenge  belebt,  welche  den  Sesselträgern,  den  Wasser- 
trägern ungern  a\isweicht,  höchstens  ehrerbietig  Platz  macht,  wenn 
dumpfe  rasselnde  Gongschläge  das  Herar^nahen  eines  Würdenträgers 
(das  Wort  Mandarin  kam  durch  die  Portugiesen  auf)  ankündigen. 
In  den  besseren,  reicheren  Quartieren  haben  die  Strassen  einen 
eigenen  Reiz,  die  vielen  larbigen,  auch  goldenen  Aushängschilder, 
die  reichen  Portale  der  hohen  Gewölbe,  das  üeberwiegen  der  grellen, 
namentlich  rothen  Farbe,  machen  sie  derart  pittoresk,  dass  wir  die 
sehr  interessanten  japanesischen  Strassen  daneben  als  ärmlich 
bezeichnen  können.  Ich  möchte  sagen,  das  bunte,  durch  seine  Farben 
lebendige  Bild  einer  Strasse  Cantons  mag  für  den  nach  grellen 
Effecten  haschenden  Reisenden  einen  überaus  bestechenden  An- 
blick abgeben. 

Seltsam  sind  auch  die  Feuerthürme  oder  besser  gesagt  die 
Wachthütten  der  Feuerwächter  auf  hohen  Kambüsen  in  schw^in- 
delnder  Höhe  über  den  Dächern  errichtet. 

Die  Stadt  von  einem  hohen  Punkte  aus  gesehen,  erscheint 
unübersehbar  und  der  graue  Ton  der  Dächer  verblasst  am  Horizonte 
zu  einem  nebelhaften  Bilde. 

Und  doch  hat  sie  nicht  Raum  genug  für  die  grosse  Population, 
von  der  ein  grosser  Theil  am  Wasser  geboren  wii^d  und  auch  stirbt, 
in  einer  schwimmenden  Stadt  lebt,  welche  wohl  keine  Strassen 
besitzt,  sonst  aber  alles  bietet,  was  eines  Chinesen  Herz  wünschen 
mag.  Das  Gewirre  der  Strassen  ist  stellenweise  durch  freie  Plätze 
unterbrochen,  wie  wir  sie  vor  den  vielen  Tempeln  (etwa  125),  vor 
den  öffentlichen  Gebäuden  oder  Yamun's  der  ofliciellen  Persönlichkeiten 
finden.  Solche  Plätze  überraschen  uns  bisweilen  durch  ihre  Oede, 
die  herrschende  Stille;  kein  (berausch  dringt  an  unser  Ohr;  obwohl 
mitten  in  der  volkreichen  Stadt,  glauben  wir  in  eine  Einöde 
gerathen  zu  sein,  der  überall  zu  Tage  tretende  Verfall,  das  Ruinen- 
hafte erhöhen  in  uns  das  Gefühl  des  Verlassenseins,  welches  uns 
namentlich  in  den  grossen  Gärten  befiel. 

Nachdem  in  flüchtiger  Art  ein  Bild  der  grossen  Stadt  gegeben 
wurde,  sollen  in  Folgendem  die  Einzelnheiten  derselben,  soweit  wir 
sie  kennen  lernten,  besprochen  werden. 


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4tU 

Zur  Orientirung  und  als  Führer  leistete  uns  gute  Dienste  ein 
Büchlein  »The  Canton  guide  by  Dr.  Kerr«.  Mit  dem  Plane  in  der 
Hand  durchflogen  wir  die  Stadt  mehrfach  in  verschiedenen  Ricli- 
tungen,  denn  Canton  und  seine  Bevölkerung  studirt  man  in  den 
Strassen,  den  Werkstätten,  den  Geschäftshäusern  viel  besser,  als 
in  seinen  Tempeln  und  sehenswürdigen  Orten. 

Wir  kamen  des  Morgens  den  Fluss  herauf  und  erreichten  mit 
der  Dampfbarcasse  um  8  Uhr  Canton.  Schon  bevor  man  vor  Shamecii 
landet,  fällt  uns  der  imposante,  hohe  katholische  Dom  mit  zwei 
Thürmen,  im  gothischen  Style  erbaut,  auf,  welcher  in  der  Neustadt 
mitten  unter  den  Chinesen  gelegen,  diesen  ein  Dorn  im  Auge  sein 
mag.  Sein  Inneres  soll  überreich  an  den  kunstvollsten  Schnitzereien 
sein,  damals  war  er  noch  nicht  vollendet  und  wir  besuchten  Um 
deshalb  nicht.  Der  Prachtbau  des  katholischen  Domes,  die  Zierde 
der  chinesischen  Stadt,  mag  auch  den  Neid  der  nichtkatholischen 
Missionäre  hervorrufen. 

Vor  Shameen,  dieser  lieblichen  immergrünen  Insel  lag  das 
deutsche  Kanonenboot  >  litis«  verankert.  Die  liebenswürdigen 
Kameraden  von  diesem  Schiffe  hatten  uns  Führer  und  Tragsessel 
bestellt,  so  dass  wir  nach  kurzer  Begrüssung  sofort  an  unser  mühe- 
volles Tagewerk  schritten.  Der  Chair  wird  von  vier  sfarken  Kulia 
getragen,  welche  stramm  marschiren,  stark  und  elastisch  auftreten, 
sich  fast  immer  im  Geschwindmarsch  durch  das  engste  Gedränge 
durchwinden. 

Unser  Führer  Ah  Sing,  ein  freundlicher  lebhafter  Bursche,  der 
jedem  Besucher  Cantons  auf's  Beste  anempfohlen  werden  kann, 
hatte  einen  geschlossenen,  dicht  verhängten  Tragstuhl  genommen, 
um  Insulten  seiner  Landsleute,  weil  er  die  bestgehassten  Fremden 
in  der  Stadt  herumführe,  zu  entgehen. 

Auf  solche  Art  und  Weise  legt  man  sehr  viel  Weg  zurü(.*k, 
umsomehr,  als  manches  Häuserviereck  umgangen  werden  muss,  die 
Stadtthore  nicht  immer  im  geraden  Wege  liegen.  Obwohl  wir  unser 
Programm  schon  festgesetzt  hatten,  überliessen  wir  es  schliesj^lich 
Ah  Sing  die  Route  zu  wählen.  Ein  Nebenzweck  unserer  Tour  war 
auch  recht  viele  Shop's  zu  besuchen.  Unsere  ursprüngliche  Gesells(:liait 
hatte  sich  in  drei  Gruppen  getheilt,  welche  jede  separat  operirle, 
was  ich  insoferne  für  praktisch  erachte,  weil  man  in  kleiner  Anzahl 
nicht  so  sehr  die  Passage  stört  und  deshalb  weniger  Aufmerksamkeit 
auf  sich  lenkt. 

Mitth.  d.  k.  k.  Geogr    Ges.  1889,  8.  u.  9.  ^^ 


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j.  p'  » w'mv 


4t>2 

Nactidem  wir  Shameen  überschritten,  öffnete  uns  ein  Posten 
auf  dfr  Brücke  das  Gitterthor  und  wir  befanden  uns  plötzlich  im 
ehinej^ischen  Babel,  abgeschnitten  von  der  übrigen  Welt.  Das  leichte 
Unbehagen  macht  jedoch  bald  einer  gewissen  Sicherheit  Platz,  die 
Erfahrung  der  langen  Reise  macht  sich  geltend.  Die  westliche  Vor- 
stadt, die  wir  hier  betraten,  ist  der  Sitz  der  Manufactur,  eine 
grossen  Theiles  des  Gewerbes,  des  Reichthums  und  sie  besitzt 
einigf?  schöne  Strassen,  verschiedene  Tempel  und  hübsche  Wo  Im 
gebäude. 

Wenn  ich  es  unternehme,  Canton  in  seinen  Sehenswürdigkeiten 
zu  ba^chreiben.  bitt-e  ich  den  lieben  Leser  um  Entschuldigung,  wenn 
ich  ihn  vielleicht  genau  so  durch  die  Stadt  lotse,  wie  es  in  den  vielen 
Reisebeschreibungen  geschieht.  Diese  Reihenfolge  der  besuchten 
Punkte  muss  im  Allgemeinen  so  befolgt  werden  und  bürgerte  sich 
ein^  weil  man  Zeit  gewinnen  und  nicht  Weg  verlieren  will.  Beginnen 
wir  dRshalb  mit  der  obligaten  Mühle,  wo  zahlreiche  Ochsen  dazu 
verwendet  werden,  die  Mühlsteine  zu  drehen.  In  einem  niederen 
dunklen  Lacale  laufen  die  Thiere  mit  verbundenen  Augen  ziemlich 
rasch  in  einem  Kreise  von  etwa  10  Metern  Umfang.  Das  Gesamrat- 
bild  der  beharrlichen  Drehbewegungen  erinnerte  mich,  der  Leser 
verzeihe  mir  den  kühnen  Vergleich,  an  die  drehenden  Derwische 
auf  dor  Höhe  von  Pera  an  des  Bosporus  Gestaden ;  viele  Reisende 
beurLheilen  die  sanfte  Exstase  der  Mewlewi  hart  und  wollen  ihre 
Leiätunj?  mit  der  der  mühlendrehenden  Ochsen  etwa  gleichstellens 

Unser  nächster  Besuch,  galt  einem  Shop,  wo  wir  die  höchst 
intere^isante  Arbeit  der  Erzeugung  von  Schmuck  aus  den  Federn 
des  Fli^vogels  beobachten  konnten.  Dieses  Gewerbe  wird  auch  in 
Futscliau-fu  am  Min  (siehe  die  vorjährigen  Mittheilungen)  betrieben, 
in  Canton  dürfte  lebhaftere  Nachfrage  nach  echtem  Schmucke  sein. 
Diese  Arbeit  erfordert  viel  Geschick,  Vorsicht,  Geduld  und  Schutz 
gegen  Zugluft,  damit  nicht  die  Federpartikelchen  fortgetragen  werden. 

Nachdom  wir  noch  einige  (^ewölbc  besichtigt  hatten,  hielten 
unsere  Träger  vor  dem  »Kloster  im  blumenreichen  Walde«  oder 
dem  Tempel  der  500  Genien.  Es  ist  dies  eine  der  grösstcn  Tempel- 
anlagen Cantons,  etwa  im  Jahre  500  n.  Gh.  gegründet  und  neu 
erbaut  1855.  Hier  erlebten  wir  eine  kleine  Enttäuschung,  weil  wir 
unn  ?M  viel  vorgestellt  hatten,  denn  eben  noch  selienswerth  ist  die 
Halle  mit  den  500  Schülern  Buddha\s. 

Der  schmucklose  Raum  hat  Kreuzosform,  in  dessen  Peripherie 
eine  Reihe  Figuren  aufgestellt  ist,  während  eine  zweite  Reihe  dazu 


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46:i 

parallel  postirt,  ein  zweites  kleineres  und  eingeschlossenes  Kreux 
bildet.  Zwischen  beiden  Reihen  kann  man  pasäiren  und  die  reich 
vergoldeten  Figuren  bewundern.  Diese  sind  in  Lf^bensgpö^se ;  in 
Stellungen,  Gesichtsausdruck,  Halttirig  der  Hiinde  itusserL  mannig- 
faltig, so  dass  kaum  zwei  einander  gleichen;  sie  sitzen  in  erhöhten 
Stellungen  entlang  der  kahlen  Wündr.  Es  wurdf^  uns  ein  (Jen ins 
gezeigt,  welcher  der  Gott  der  Portugiesen  sein  soll,  ebenso  gibt  es 
Götter  der  Engländer,  der  Franzosen,  Deutschen  u,  s.  w.  Im  Centnim 
des  Saales  erhebt  sich  eine  Bronzepai^mle  (Da^'oba),  welche  Reli- 
quien des  tugendhaften  Kaisers  Kien  lang  enthält.  Derselbe  regierte 
vom  Jahre  1736  bis  1796  und  es  befindet  :5ich  unter  den  500  Genien 
auch  seine  Statue. 

Reiche  Leute,  welche  ein  gutes  Werk  verrichten  wollen,  be^ 
stellen  Mch  bei  den  Mönchen  diesp?i  Klosters  eiue  Andacht,  welche 
auch  bis  48  Stunden  dauern  kann.  Bei  unserer  Anwesenlieit  waren 
eben  sechs  Mönche  in  emsiger  Bescliülli^ung,  sich  dem  Fo  (Huddha) 
durch  Gesang  und  die  leertönende  Holztroramel  (nukoo)  recht  ge- 
fällig zu  erweisen. 

Von  hier  zogen  wir  weiter,  um  Stickereigeschäfle  zu  be- 
sichtigen und  hatten  Gelegenheit  in  einer  Strasse  mehrere  »second 
band  embroidery  shop's«  zu  betreten,  wo  man  seltene  kosthai^e 
Stickereien,  Gewänder  von  Mandarinen  und  Schauspielern  um  einen 
relativ  guten  Preis  aus  zweiter  Hand  erhalten  kann.  Sie  sind  oft 
sehr  verlegen  und  unsauber  geworden,  docli  bei  einiger  Auswahl 
fanden  sich  auch  gut  erhaltene  werlhvolle  Stucke. 

Nahe  an  der  westlichen  Mauer  der  Altstadt  befinden  sich  die 
Seidenwebereien,  wo  Crep  (de  chine),  Brocat,  Damast,  Foulard, 
Atlas  u.  s.  w.  gewoben  werden,  welches  Gewerbe  einen  grossen 
Theil  der  Bevölkerung  beschäfligt.  Wir  traten  in  ein  solchem 
Etablissement,  wo  eben  zwei  interessante  Muster  gewoben  wurden 
und  zwar  auf  der  einen  Seite  ein  schwerer  scharlachrother  Damast, 
auf  der  andern  ein  echt  chinesisches  Dessin,  indem  auf  lila  Grund- 
stoff blaue,  grüne  und  gelbe  Blümchen  eingearbeitet  wurden.  Die 
einlache  Construction  des  Websttihles  erfonltTte  in  diesem  FaUe, 
dass  ein  zweiter  obenstehender  Mann  je  nach  Bedürlnis  die  ander.^ 
färbigen  Fäden  in  den  Mechanismus  einsi-hallete. 

Indem  wir  unsern  Weg  fortsetzten,  kamen  wir  durch  das 
nordwestliche  Thor  in  die  Altstadt.  Hier  hat  Canlon  ein  aul* 
fallend  verändertes  Aussehen,  durch  wof^^s  ebenerdige  Slcinhriuser, 
keine  Verkaufsläden,  keine  wogende  Mi^nge,    man  sieht  nur  wenige 

31* 

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404 

freute  vor  den  Thüren  und  die  Strassen  sind  verhältnissmässig  breit 
II  ml  licht.  Es  ist  das  Quartier  der  regulären  Soldaten,  der  Manchu- 
garnison  und  auch  die  Wohnungen  —  Yamun  —  der  hohen  Oflfi- 
ciere  befinden  sich  daselbst. 

Bald  erblickten  wir  die  sogenannte  glatte  Pagode,  so  bezeichnet, 
wpil  sie  ohne  vorspringende  Stockwerke  ist;  sie  hat  die  Gestalt 
eines  abgestutzten  Kegels,  auf  dem  ein  Minaret  steht  Von  den 
Arabern  erbaut,  160  Fuss  hoch,  soll  sie  seit  dem  15.  Jahrhunderte 
(Viv  gegenwärtige  Form  besitzen,  doch  ist  sie  nicht  mehr  zugänglich. 
Nt^hen  ihr  befindet  sich  eine  uralte  Moschee,  ebenfalls  von  diesen 
Sec^fahrem  errichtet;  hier  wird  noch  Unterricht  im  Koranlesen 
ertheilt. 

Nun  verlassen  wir  die  Tragstühle,  denn  wir  sind  vor  dem 
l>f'rühmten  Tempel  der  5  Genien,  dem  Wahrzeichen  der  Stadt  Canton, 
anKelangt. 

Man  tritt  durch  einen  niedrigen  viereckigen  Thorthurm  ein, 
dessen  Decke  durch  das  Dach  gebildet  wird.  Hier  hängt  eine  grosse 
Glocke,  angeblich  10.000  Pfund  schwer,  deren  Klang,  so  oft  er 
erlont,  der  Stadt  Canton  Unheil  verkündet.  Das  letzte  Mal  tönte  sie 
im  Jahre  1859,  als  während  des  Bombardements  ein  Geschoss  sie 
traf  und  ein  Stück  ausbrach.  Bald  darauf  gab  es  ein  Massacre  in 
Avn  Strassen,  wobei  viele  hundert  Personen,  namentlich  Weiber  und 
Kinder  umkamen. 

Der  Haupttempel  selbst  ist  ein  unscheinbares  einstöckiges 
(lebäude.  Im  Parterre  desselben  gewahren  wir  die  sehr  grell  bemalten 
Genien  oder  Schutzgölter  der  Stadt,  welche  die  »fünf  Elemente« : 
Feuer,  Holz,  Wasser,  Luft  und  Metall  bedeuten.  Vor  jedem  liegt  ein 
l^rosser  Stein,  anscheinend  Kalk,  gewiss  kein  Meteoreisenstein.  Doch 
geht  die  Sage,  die  fünf  (Tcnien  wären  vom  Himmel  auf  Widdern 
zur  Erde  geritten  und  als  sie  in  Canton  anlangten,  verwandelten 
sich  die  Thiere  in  Stein.  Seither  heisst  Canton  auch  die  Stadt  der 
Genien  und  Widder. 

Im  oberen  Stocke  steht  eine  Statue  des  Kaisers  Yuk  Wong: 
voB  hier  haben  wir  eine  recht  gute  Uebersicht  auf  die  Tataren- 
<B*il  welche  mehr  an  die  ärmlichen  nördlichen  Städte  erinnert, 
lü  einem  seitlichen  Hofe  des  Tempels  zeigte  man  uns  eine  5  Fuss 
lange  und  IVa  breite  Grube  im  felsigen  Grunde,  nach  ihrer  Gestalt 
Buddha's   Fussspur    (Analogie    zum  sri  pada    auf  Ceylon)  genannt 

In  nördlicher  Richtung  w^eitergehend,  sehen  wir  uns  vor  einem 
der  grössten  Gärten  Canlons.  Der  ofücielle  Titel  der  grossärtigen  An- 


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465 

läge  ist  Yamun'des  Tatarengenerals,  welcher  die  h5chstF>  niilitiirische 
Würde  hier  bekleidet.  Wir  betraten  von  der  Nordseite  her  einen 
Hof,  wo  ausgebreitete  Ruinen  die  Stätte  eiiie.^  ehemaligen  prächtigen 
Palastes  anzeigen. 

In  dem  grossen  von  mächtigen  BanyanbäumeTi  bei?chatteten 
Garten  fühlen  wir  uns  ganz  der  geräuschvollen  Stadt  entrückt  und 
empfinden  vielmehr  eine  Art  Wehmuth  angesichts  der  verfallenen 
Pracht  an  dieser  friedlichen,  zur  Beschaulichkeit  einladenden  Slätle. 
Man  öffnet  uns  ein  Thor  und  wir  stehen  vor  der  niedlichen  (Jnippe 
einiger  Hirsche,  welche  uns  neugierig  anlugen,  als  oh  5ie  Futter 
von  uns  verlangen  würden. 

Die  eigentliche  Residenz  des  Generals  befindet  sich  an  der 
westlichen  Seite  des  Gartens;  hier  aber  r&^idirte  zur  Zeit  der 
Occupation  der  Stadt  durch  die  Alliirten  ricp  britische  Consiil. 

Unweit  des  genannten  Gartens  steht  die  berühmte  neunstöckige 
Blumenpagode,  achteckig  170  Fuss  hoch,  welche  angel>lich  im 
Jahre  700  n.  Chr.  erbaut,  vor  kurzer  Zeit  mit  dem  Aufwände  von 
10.000  Pfund  St.  renovirt  wurde.  Ihren  Namen  dürfte  nie  von  den 
reichlichen  bunten  Blumenornamenten  hah^^n,  welche  an  den  vor- 
springenden Dächern  von  Kante  zu  Kanto  lauten. 

Es  heisst,  dass  nur  der  Kaiser  allein  den  Zutritt  zu  dieser 
Pagode  habe;  falls  dies  auch  nicht  richtiü^  ist,  verbindet  sich  doch 
ein  gewisser  Glaube  damit  und  kein  Fremder  kann  sich  rühmen, 
sie  bestiegen  zu  haben. 

Durch  die  Strasse  der  vier  Ehrenbögen  (Sz-pailan),  welche 
von  der  Neustadt  durch  das  Tugend thor  in  die  AlLsladt  und  durch 
deren  ganze  Breite  bis  zum  nördlichen  Thore  führt,  setzen  wir  den 
Weg  fort  und  verlassen  die  Stadt  durch  letztgenanntes  Thor.  Unweit 
davon  liegt  eine  Todtenstadt,  und  zwar  oine  kleinere,  indem  die 
meistbesuchte  grössere  in  der  östlichen  Vorstadt  etwa  2  Meilen 
vom  Ostthore  entfernt  ist. 

Zu  beiden  Seiten  eines  langen  gedeckten  Ganj^es  befinden  sich 
kleine  Capellen,  welche  als  Aufbewahningsort  und  provisoriiäche 
Bestattung  für  Verstorbene  dienen. 

Es  sind  das  zumeist  hier  gestorbene  Fremde,  deren  Angeliörige 
erst  nach  längerer  Zeit  vom  Todesfalle  benachrichtigt  werden  und 
den  Leichnam  abholen  können. 

Bekanntlich  sparen  die  Chinesen  kein  Geld,  wenn  es  sich 
darum  handelt,  den  Verstorbenen   in  heimiscfier  Erde  zu  bei^tatlen 


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466 

und  werden  selbst  die  Kosten  nicht  gescheut,  Leichname  über  den 
stillen  Ocean  von  Amerika  nach  China  zu  transportiren. 

In  jeder  Capelle  ist  ein  Altar,  wo  Opfer  dargebracht  werden 
und  dahinter  ruhen  auf  je  zwei  Steinsockeln  ein  oder  zwei  Särge. 
Letztere  sind  aus  so  starkem,  gutem  Holze  verfertigt  und  derart 
hermetisch  verschlossen,  dass  von  einem  Verwesungsgerüche  nichts 
zu  bemerken  ist. 

Uebrigens  kommen  derartige  provisorische  Beisetzungen  in 
China  auch  bei  andern  Gelegenheiten  vor,  als  in  dem  Falle,  dass 
des  Sohnes  Leichnam  erst  dann  bestattet  wird,  wenn  auch  der 
Vater  gestorben  und  seine  Beerdigung  erfolgt  ist;  dass  Sarg  und 
Inhalt  von  den  Gläubigen  nicht  zur  Bestattung  zugelassen  werden, 
dass  endlich  erst  ein  prachtvolles  Grabmal  vollendet  werden  soll 
u.  dgl. 

Für  eine  solche  Aufbewahrung  wird  eine  monatliche  Miethe 
von  2 — 10  Dollars  entrichtet,  auch  finden  hier  regelmässige  Todten- 
festlichkeiten  zu  gewissen  Zeiten  statt. 

Durch  dasselbe  Thor  kehren  wir  wieder  in  die  Stadt  zurück 
und  verlassen  diesmal  die  Tragstühle  für  längere  Zeit.  Nun  besteigen 
wir  die  Stadtmauern,  welche  hier  eine  ganz  beträchtliche  Höhe 
erreichen.  Auf  ihnen  läuft  entlang  der  äussern  Brustwehr  ein 
erhöhter  breiter  gepflasterter  Gang,  wenn  wir  denselben  verfolgen 
findet  sich  von  Zeit  zu  Zeit  ein  uraltes  verrostetes  Geschütz  unter 
einer  Hütte.  Hier  führt  uns  der  Weg  zum  nördlichen  Punkte  der 
Stadt,  zur  sogenannten  fünfstöckigen  Pagode,  welche  die  höchste  Stelle 
der  Stadtmauer  krönt  Es  ist  dies  vielmehr  ein  fünfstöckiger  Wach- 
thurm,*)  roth  angestrichen,  welcher  von  drei  Seiten  von  sehr  dicken 
Mauern  gebildet  wird,  gegen  die  Süd-  oder  Stadtseite  offen  bleibt; 
dicke  Säulen  tragen  die  so  entstandenen  Balkone  und  vorspringen- 
den Dächer.  Er  stammt  aus  der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts. 
Das  oberste  Stockwerk,  der  höchste  Punkt  Cantons,  lässt  uns  ein 
grosses  Stück  Landes  übersehen.  Auf  diese  Aussicht  hatte  ich  mich 
lange  gefreut  und  meine  Phantasie  hatte  mir  vorgespiegelt,  dass  ich 
jenseits  der  Stadtmauern  ein  Stück  neuer  Welt  erblicken  sollte. 

Ich  muss  gleich  im  vorhinein  gestehen,  dass  zu  den  vielen 
Enttäuschungen,  welche  wir  der  Lecture  der  Reisebeschreibungen 
verdanken  diesmal  eine  neue  hinzukam. 


*)  Ursprünglich  errichtet,   um  die  bösen  Geister   von  den  angrenzenden 
Stadttheilen  fernzuhalten. 


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Gegen  Süden  verdeckt  der  nüchterne  Kun-Yamhügel  mit 
einigen  Befestigungen,  Tempeln,  Klöstern  und  spärlichen  Bäumen 
einen  grossen  Theil  der  Stadt.  Darüber  in  der  Ferne  liegt  der 
Chukiang  und  erblickt  man  die  beiden  hohen  Pagoden  in  der  Gegend 
von  Whampoa.  Niedere  Hügel  begrenzen  in  grauer  Ferne  den  west- 
lichen Horizont. 

Im  Norden  eine  weite  Fläche  mit  einigen  Ortschaften.  Am 
seltsamsten  ist  noch  der  Ausblick  gegen  Osten.  Zu  unseren  Füssen 
ein  trauriges  steiniges  Thal,  dem  jede  Spur  von  Leben  abgehl. 
Jenseits  ein  grosser  Hügel  mit  zahlreichen  Gräbern  bedeckt.  Darüber 
hinaus  liegt  die  Kette  der  »Berge  der  weissen  Wolken«.  Auch  sie 
sind  an  ihrem  Fusse  und  bis  zu  einer  gewissen  Höhe  mit  unzähligen 
Gräbern  bedeckt.  Ein  Ausflug  zu  diesen  Hügeln  (1)90  Fuss  hoch) 
ist  eine  bequeme  Tagespartie  und  wird  von  der  Cantoneser  Gesell- 
schaft als  Ficknicktour  häufig  unternommen.  Am  Abhänge  befinden 
sich  auch  zwei  Klöster,  welche  mit  besucht  werden  können. 

Auf  der  Pagode  selbst  fand  sich  ein  Fremdenbuch  vor,  worin 
ganze  Seiten  deutsch  beschrieben  waren. 

Zur  Zeit  der  Occupation  Cantons  durch  die  AUiirten  befand 
sich  auf  der  Pagode  das  Hauptquartier  und  die  Truppen  lagerten 
am  Kun-Yamhügel. 

Auf  einer  langen  Treppe  steigen  wir  den  genannten  Hügel 
stadlwärts  herab  und  finden  an  dessen  Fusse  unsere  Träger  harrend. 

Hier  sind  wir  in  dem  elegantesten  Quartiere  von  Canton.  Zur 
Linken  bleibt  uns  das  Yamun  des  Vicekönigs  und  beim  Yamun  d&s 
Gouverneurs  gelangen  wir  in  die  Strasse  >des  Wohlwollens  und  der 
Liebe«,  welche  die  vorerwähnte  Strasse  »der  vier  Ehrenbögen« 
kreuzt  und  die  Altstadt  der  ganzen  Länge  nach  vom  West-  zum 
Ostthore  durchläuft.  Unweit  residirt  auch  der  Präfect  des  Kwong- 
chau-Departements  (kwong-chau-tu),  welcher  die  Gerichtsbarkeit 
über  14  Bezirke  ausübt. 

Unsere  Chairs  halten  abermals  und  wir  steigen  beim  »Tempel 
der  Schrecken«  ab.  Hier  ist  der  Schutzgott  der  Stadt,  zu  dem  viele 
Andächtige  kommen,  ausserdem  beleben  diesen  Ort  viele  Verkäufer  mit 
ihren  Ständen ;  Wahrsager,  Märchenerzähler  halten  die  Neugierigen  in 
Schaaren  fest,  so  dass  wir  zu  einem  Jahrmarkte  zw  kommen  glauben. 
Wenn  man  irgendwo  insultirt  werden  könnte,  v\ä'^  dies  hier  am 
leichtesten  möglich. 

Als  wir  eintraten,  sammelte  sich  wirklich  eine  grössere  Menge 
um  uns  an,  welche  uns  nur  neugierig  betrachtete,  sich  sonst  aber 


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ralm  verhielt.  Zwei  seitliche  Tempel  sehr  alt  und  vernachlässigt, 
sehen  aus  wie  schmutzige  Kaufgewölbe,  ja  nicht  wie  Gotteshäuser. 
Man  besucht  sie  wegen  der  hier  in  Schnitzwerk  ausgeführten  zehn 
Soenfui  aus  der  buddhistischen  Hölle.  Die  armen  Seelen  werden 
abgeurlheilt,  in  Oel  gesotten,  unter  eine  glühende  Glocke  gesetzt, 
enthauptet,  gepeitscht,  zwischen  Brettern  zersägt  u.  s.  w.  Die  Aus- 
fuhrung i.^t  roh,  plump,  aber  alt  und  sehr  merkwürdig. 

Von  liier  kamen  wir  zum  Gefängnisse.  Eigentlich  ist  das  der 
Yamun  des  Richters  (Fun  yü  Magistrat)  wo  die  Delinquenten  ein- 
gebracht, vor  den  Richter  geführt,  abgeurtheilt  und  eingekerkert 
wer«len.  Man  passirt  einen  Thorweg  und  betritt  dann  einen  centralen 
Hof,  weither  zu  der  Gerichtshalle,  den  Wartezimmern  und  den 
Gefängnissen  führt. 

So  weit  ich  urtheilen  darf,  fand  ich  letztere  überall  gleich  elend. 

Kehren  wir  nochmals  zum  Hauptthore  zurück.  Diesem  gegen- 
über auf  einer  grossen  Wand  der  Strasse  sahen  wir  oft  ein 
grinnnijjps  Haubthier  aufgemalt,  dessen  Leib  anstatt  mit  Flecken 
u.  dgl.  mit  schönen  regelmässigen  blauen  Ringen  besetzt  war.  Den 
Haupt  einsang  zieren  zwei  überlebensgrosse  gemalte,  sehr -schreckliche 
Tliorwäcliter,  welchen  man  ein  »Lasciate  ogni  speranza.  voi 
ch'  pntraie*  an  den  Augen  ablesen  kann.  Der  centrale  Hof  zeigt  ge- 
wöhnheb ein  sehr  reges  Leben,  denn  es  kommen  zahlreiche  Besuche 
zu  dem  HiiMlingen;  andere  warten  aus  Neugierde,  um  einer  Gerichts- 
verhandlung beizuwohnen;  hier  begegnet  man  auch  Verbrechern 
gerin^{^rri  Grades,  welche  mit  dem  Holzkragen  (Cangue)  versehen, 
w<ii'ii>  Ko\)i  und  Hände  stecken,  frei  ausgehen'  können,  um  sich 
durrli  Üetteln  ihren  Lebensunterhalt  zu  erwerben,  ihre  Unterkunft 
i^l  iirivveii  des  Thores.  Kleine  Wartezimmer  sind  zu  beiden  Seiten 
des  Hofes  angebaut.  Sodann  gelangt  man  in  den  Raum,  wo  der 
Obergerichtsschreiber  in  alle  zu  erledigenden  Fälle  Einsicht  nimmt  ; 
anstOÄsend  sind  verschiedene  Gerichtsstuben,  um  gleichzeitig  mehrere 
Verhand hingen  absolviren  zu  können.  Sogar  ein  Reismagazin  findet 
sich  im  Mause.  Den  übrigen  Raum  des  Gebäudes  nehmen  die 
Zellen  der  Häftlinge  ein,  welche  letztere  nach  dem  Geschlechte  ge- 
trennt sind,  auch  gibt  es  Räume  für  Untersuchungshaft,  Gefangnisse 
für  StriUlinge  leichter  und  schwerer  Art.  Die  Zellen  sind  sehr 
niedrig!,  nach  aussen  mit  einem  Latten  verschlage  von  dem  um- 
gehenden Gange  getrennt,  so  dass  man  zu  jedem  Sträflinge 
f?elan^en  und  ihn  besuchen  kann.  Dies  Gefängnis  ähnelt  einem 
Zwinger    für  wilde  Thiere,    bietet  eine  menschenunwürdige  Unter- 


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kunft ;  die  Sträflinge  aber  gleichen  wandelnden  Leichnamen,  sehen 
elend,  verkommen  aus  und  tragen  zumeist  schon  den  Keim  des 
Todes  in  sich. 

Unweit  vom  Pun  yü  Magistrate  knapp  an  der  östlichen  Stadt- 
mauer, in  der  Nähe  des  Ostthores  ist  die  Prüfungshalle  (Examination 
hall),  wo  zu  gewissen  Zeiten  die  Candidaten  für  den  zweiten  Grad 
der  Mandarinsprüfung  examinirt  werden.  Der  erste  Grad  heisst 
Siu-tsai  und  werden  die  Prüfungen,  um  solchen  zu  erlangen,  im 
Hok-toi,  dem  Yamun  des  literarischen  Kanzlers  im  Centrum  der 
Stadt  abgehalten. 

Diejenigen  Candidaten  aus  der  Provinz  Kwong-chau,  welche 
den  Siu-tsai  erreicht  haben,  stellen  sich  in  der  Prüfungshalle  beim 
Ostthore  ein,  um  den  zweiten  literarischen  (Jrad  —  den  Küyan  — 
zu  erlangen.  Man  gelangt  zu  diesem  Orte  über  einen  grossen  öden 
Platz,  welchem  der  Stempel  traurigster  Einsamkeit  aufgeprägt  ist. 
Ein  halbverfaultes  Thor  wird  uns  eröffnet  und  wir  stehen  innerhalb 
eines  ruinenartigen  Gemäuers,  wo  noch  zwei  andere  Thore.  eines 
»der  Unparteilichkeit«,  das  andere  »des  Drachens«  Einlass  zu  einer 
grossen  Strasse  bieten. 

Zu  beiden  Seiten  dieser  Strasse  liegen  die  ofYenen  Zellen  — 
Mauerwerk  —  für  die  Prüfungscandidaten,  angeblich  11.616  an  der 
Zahl,  eine  jede  öV'g  Fuss  hoch,  3%  Fuss  breit;  eine  untere  Furche 
in  der  Mauer  lässt  zu,  ein  Sitzbrett  einzuschieben,  eine  obere  ein 
Tischbrett  —  dies  das  Inventar  der  Zelle.  Die  Clausurprüfungen 
werden  alle  3  Jahre  abgehalten,  beginnen  den  achten  Tag  des. 
achten  Monats  und  dauern  in  drei  Serien  je  drei  Tage.  Diejenigen, 
welche  die  gegebenen  Fragen  schriftlich  gut  beantworten,  werden 
in  den  Civilstaatsdienst  aufgenommen  oder  können  auch  nach 
Peking  gehen,  um  den  dritten  Grad  zu  erreichen,  worauf  sie  auf 
die  höchsten  Stellen  Anspruch  erlangen. 

Die  Prüfung  leitet  der  Gouverneur,  Präfect  und  ausserdem  ist 
eine  Anzahl  kaiserlicher  Prüfungscommissäre  anwesend.  Für  dieselben, 
die  prüfenden  Personen,  die  Schreiber,  die  Diener  u.  s.  w.  gibt  es 
jenseits  der  Zellenstrasse  eine  Menge  Räumlichkeiten,  Säle  und  es 
soll  Raum  für  3000  Personen  vorhanden  sein,  welche  während  der 
Prüfungen  anwesend  sind. 

Die  öffentlichen  Prüfungen  kamen  zur  Zeit  der  Tang  Dynastie 
au*",  welche  im  siebenten  Jahrhunderte  nach  Ch,  auf  den  Thron 
gelangte.  Junge  Leute  von  unbescholtenen  Eltern  können  nach 
mehreren  kleinen  vorhergehenden  Prüfungen  den  Siu-tsai  (blühendes 


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470 

Talent)  vor  dem  Mandarin  jeder  Unterpräfectur  und  dem  hok-toi 
(literarischer  Beamter)  ablegen.  Die  Prüfung  dauert  mehrere  Tage 
und  setzt  gründliche  Kenntnisse  voraus,  da  der  Candidat  ohne 
jedes  Hilfsmittel  das  Wissen  aus  sich  selbst  schöpfen  muss.  Sieben 
Aufsätze  und  sieben  Gedichte  schön  und  correct  im  literarischen 
Style  geschrieben,  befähigen  den  Candidaten  später  zur  zweiten 
Prüfung  erscheinen  zu  dürfen.  Sehr  viele  fallen  durch  und  müssen 
sich  zu  Hause  mit  kleinen  Anstellungen  begnügen,  namentlich  mit 
Schulmeisterstellen,  welches  Gewerbe  in  China  frei  und  ohne  Be- 
fähigungsnachweis gewählt  werden  kann. 

Die  zweite  Prüfung  wird  in  der  Präfecturstadt  abgehalten 
und  ist  viel  strenger;  es  sollen  aber  doch  \iel  Bestechungen,  Unter- 
schleife, als  Hereinschmuggehi  von  Hilfsbüchem  vorkommen,  ob- 
wohl schuldtragende  Beamte  sehr  schwer,  mitunter  selbst  mit  dem 
Tode  gestraft  wurden. 

Sie  behandelt  die  classischen  Bücher  aller  Zeiten,  das  Verse- 
machen, die  Geschichte,  kritische  Artikel,  die  Einrichtung  des  Staates, 
seine  Wasserläufe. 

Die  dritte  Prüfung,  um  den  Grad  eines  Tsiu  szu  oder  Doctors 
zu  erreichen,  wird  alle  drei  Jahre  in  Peking  abgehalten,  behandelt 
fast  dasselbe  Thema  wie  die  frühem,  jedoch  sind  höhere  Examina- 
toren angestellt.  Die  Würdigsten  werden  dem  Kaiser  vorgestellt  und 
bei  den  nächsten  Erledigungen   in   den  Ministerien   berücksichtigt. 

Die  Prüfung  zum  vierten  Grade  Hanlin  wird  auch  alle  drei 
Jahre  im  Kaiserpalast  zu  Peking  abgehalten,  befähigt  sofort  zum 
Eintritte  in  die  kaiserliche  Akademie,  zu  einem  Gehalte  und  An- 
stellung. 

Die  armen  Candidaten  in  China  müssen  eine  lange  Bei  he  von 
Jahren  studiren,  die  Bücher  und  die  darin  enthaltenen  Wissen- 
schaften auswendig  lernen;  einerlei  Prüfung  befähigt  zu  den  ver- 
schiedensten Beamtenstellen,  welche  man  nicht  erlangen  kann,  ohne 
ein  Gelehrter  zu  sein.  Nach  unseren  Anschauungen  ist  eine  solche 
Bildung  allzu  theoretisch  und  kann  unmöglich  allen  den  praktischen 
Anforderungen  entsprechen,  welche  an  den  Staatsbeamten  von  ver- 
schiedenen Seiten  gestellt  werden.  Immerhin  müssen  wir  aner- 
kennen, dass  China  seit  Alters  her  eine  hohe  Stufe  unter  den 
Culturländern  einnahm,  indem  es  von  seinen  Beamten  eine  so 
beispiellos  gediegene  Kenntniss  der  gesammten  Literatur  verlangte. 

Von  der  Prüfungshalle  wieder  nach  Westen  gehend,  brachte 
man    uns    zur    Clepsydra,   der    merkwürdigen  Wasseruhr,  welche 


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471 

seit  dem  Jahre  1324  bestehen  soll.  Vier  Kupfcrkessel  sind  derart 
übereinander  angebracht,  dass  das  Wasser  von  einem  in  dem 
andern  tropft.  Im  untersten  befindet  sich  dann  ein  Schwimmer  mit 
vertikal  angebrachter  Scala,  welche  über  einei*  Oeffnung  erscheint 
und  correct  die  Zeit  anzeigt. 

Hier  schliessen  wir  die  Besichtigung  der  Sehenswürdit^keiten 
in  der  Altstadt  Unser  Weg  führt  uns  nun  auf  den  HinrichLimgs- 
platz  in  der  Ostseite  der  südlichen  Vorstadt  unweit  des  Perlflusses, 
Dabei  legen  wir  eine  beträchtliche  Distanz  zurück  und  durchkreuzen 
die  Neustadt  in  ihrem  schmälsten  Theile. 

Obwohl  bisher  ein  jeder  Besucher  des  Richtplatten  sich  die 
grösste  Mühe  genommen  hatte,  etwas  aufzufinden,  was  die  schauer- 
liche Bestimmung  dieses  Ortes  verrathen  könnte,  lässt  sich  doch 
wieder  jeder  Touri.^  geduldig  dahin  führen,  um  ^enau  so  enllauscht 
wieder  abzuziehen.  Dies  schliesst  nicht  aus,  dass  zuweilen  Hcnsende 
mehr  von  Zufall  begünstigt  waren  und  mehr  dainiber  bericlUen 
können,  wie  hier  Ströme  Blutes  vergossen  und  die  gransamsfen 
Strafen  an  den  Verbrechern  vollzogen  wurden  Der  Platz  etwa 
25  Meter  lang,  war  ganz  mit  ungebrannter  l'honwaare  belegt, 
welche  an  der  Sonne  trocknete.  An  seiner  Peripherie  fiel  uns  ein 
grosser  Versatzthurm  auf.  Man  zeigte  uns  einf^n  Schädel  der  nun 
schon  ein  Jahr,  also  nur  länger  als  die  Töpfe,  an  der  Luft  trocknete. 
Der  Scharfrichter,  ein  recht  freundlicher  Herr,  der  sicli  in  gar  nichts 
von  seinen  Landsleuten  unterschied,   kam   auch    uns  zu  be^-üssen. 

Die  Hinrichtungen  finden  zu  einer  bestimmten  Zeit  im  Jahre 
statt  und  zwar  zehn  und  noch  mehr  gleichzeilif?.  durchweh riiU lieh 
sollen  300  im  Jahre  vorkommen.  Die  meisten  Verbrecher  werden 
enthauptet,  Weiber  erwürgt  man  und  die  ärgern  VerSrrecher  werden 
auf  einem  Kreuze  in  Stücke  gehauen. 

Ziemlich  ermüdet  von  dem  Gesehenen  und  Gehörten,  li  essen 
wir  in  der  Besichtigung  eine  Pause  eintreten,  indem  wir  iTi  den 
Hauptstrassen  der  Neustadt  einige  Einkäufe  besorgen  wollten.  Die 
grossen  Bazare  des  Orients  werden  ob  der  Fülle  des  angeiuiuften 
Reichthums,  der  Mannigfaltigkeit  der  Waren,  in  den  lebhaftesten 
Farben  geschildert  und  ich  kenne  es  aus  ErfaUrunj^,  wie  Avenig 
man  hier  der  Verlockung  widerstehen  kann  und  im  Handumdrehen 
seine  Barschaft  auszugeben  im  Stande  ist.  In  Canton  ist  jeder 
Stadttheil,  fast  jede  Gasse  ein  Bazar  und  der  erpichteste  tieizhals 
wird  vom  Kaufteufel  so  unterjocht,  dass  die  besten  VorsfUze  zu 
Schanden  werden.    Was  nützt   es,  sein   (leld   nicht   raitzunelimen, 


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der  Kaufmann  erfährt  durch  den  Führer,  wer  die  Fremden  sind; 
er  creditirt  uns  und  kömmt  nach  Whampoa,  um  sich  das  Geld  zu 
holen;  man  eifert  sich  gegenseitig  zu  Einkäufen  an,  borgt  sich  das 
Geld,  denn  man  kömmt  niemals  wieder  nach  Canton  und  muss  die 
Gelegenheit  ausnützen. 

Schliesslich  hat  man  anstatt  der  präliminirten  Dollars  ebenso 
viel  Pfunde  ausgegeben  und  der  Tragstuhl  ist  mit  kleinen  und 
grossen  Packeten  überfüllt. 

Vor  Allem  interessiren  uns  die  Gewölbe,  wo  der  von  den 
Chinesen  so  sehr  geschätzte  „yü"  Nephrit  (jade-stone)  feilgeboten 
wird.  Wir  fragten  nach  den  Preisen  nur  aus  Neugierde  und  fanden 
selbe  unverschämt  Namentlich  Stücke,  welche  für  Schmuckgegen- 
stände ausersehen  sind,  besassen  einen  für  uns  unverständlichen 
Werth.  Es  ist  begreiflich,  dass  die  speculativen  Chinesen  je  nach 
der  Nachfrage  diesen  werthvoUen  Stein  gleich  einem  Werthpapiere 
in  Umlaut  bringen,  eine  Jadebörse  abhalten,  wo  fabelhaft  theuere 
Stücke  lancirt  werden. 

Wir  hatten  unsere  Einkäufe  besorgt,  das  heisst  den  letzten 
Dollar  ausgegeben  und  unser  Programm  neigte  seinem  Ende  zu; 
um  dessen  letzte  Nummer  zu  absolviren,  durchflogen  wir  die  Neu- 
stadt, die  südliche  Vorstadt  und  standen  bald  am  Ufer  des  Flusses, 
welchen  wir  mit  dem  schwankenden  Sampan  übersetzten. 

Vielfach  geschildert  erfreut  sich  das  Leben  und  Treiben  am 
Chukiang  einer  gewissen  Berühmtheit;  viele  Tausende  Boote  sind 
in  steter  Bewegung  begriffen,  andere  Tausende  liegen  unweit  des 
Ufers  verankert ;  die  bedeutende  Strömung  im  Flusse  erschwert  den 
Verkehr,  die  Bootsführer  sind  sorglos  und  achten  der  Carambolagen 
nicht  sonderlich.  Näher  dem  Honamufer,  wohin  unser  Curs  gerichtet 
war,  lagen  mehrere  haushohe  grosse  Boote  verankert,  dieselben 
waren  reich  verziert,  recht  nett  vom  Aussehen.  Wir  hatten  nicht 
Gelegenheil  die  Einrichtung  der  so  übertrieben  geschilderten  Blumen- 
boote mit  eigenen  Augen  zu  sehen,  es  wurde  uns  nur  gesagt,  dass 
dies  die  Stätten  sind,  wo  der  lebenslustige  Chinese  gerne  seine 
Abende  zubringt.  Auf  solchen  schwankenden  Brettern  spielt  sich 
das  Leben  in  allen  seinen  Abschnitten  ab.  Die  schwimmende  Stadt 
hat  ihre  Behörden  und  Gesetze,  so  mancher  ihrer  Bewohner  ver- 
lässt  erst  nach  dem  Tode  die  lang  gewohnten  engen  Räume  seines 
Sampans. 

Am  rechten  Flussufer  angekommen,  legten  wir  den  Weg  zum 
nahen  Honamtempel  zu  Fuss  zurück.  Hier  befindet  sich  das  grösste 


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Buddhakloster  Canton's,  eine  neuere  Schöpfung,  noch  nicht  ganz 
300  Jahre  alt.  Eine  grosse  gepflasterte  Strasse  geleitet  uns  zum 
Thorbogen,  wo  die  vorgeschriebenen  vier  Thorwächter  uns  in 
beispielloser  Hässlichkeit  anstarren.  Ein  Märchenerzähler  liest 
einem  zahlreich  versammelten  Publikum  eine  sehr  spannende 
Geschichte  vor. 

Im  Haupttempel  befinden  sich  die  drei  Buddhabilder,  30  Fuss 
hoch,  genau  so  wie  wir  sie  an  einer  andern  Stelle  schon  beschrieben 
haben  (siehe  vorjähr.  Mittheilungen  „Futschau-fu").  Zu  ihren  beiden 
Seiten  sind  18  Schüler  Buddha  s,  ebenso  reich  vergoldet,  aufgestellt. 

Sodann  besichtigten  wir  die  Klosterräume,  welche  ich  bei 
weitem  nicht  so  reinlich  und  ausgebreitet  fand,  wie  die  des  Kushan- 
klosters  bei  Futschau,  auf  dessen  Beschreibung  ich  hier  verweise. 

Auch  der  anstossende  Klostergarten  wird  von  den  Touristen 
besucht.  Hier  zeigte  man  uns  eine  Anzahl  künstlich  zugeschnittener 
und  verbildeter  Bäumchen,  welche  die  Gestalt  von  Pagoden,  reis- 
senden Thieren,  Menschen  haben.  Um  die  Täuschung  recht  gross 
zu  machen,  sind  auch  Augen  eingesetzt,  Köpfe,  Hände,  Füsse, 
Fenster  angebracht.  Im  Uebrigen  fanden  wir  den  grossen  Garten 
sehr  vernachlässigt,  ja  in  einzelnen  Theilen  ganz  verödet. 

Diese  Buddhamönche  werden  nach  ihrem  Tode  verbrannt  und 
ist  zu  diesem  Zwecke  im  Garten  ein  Crematorium  errichtet,  wo 
diese  Verbrennung  eine  recht  umständliche  und  langwierige  sein 
muss,  denn  die  Capelle  fasst  nur  einen  kleinen  Scheiterhaufen. 
Die  Asche  der  Todten  wird  sodann  pietätvoll  in  einem  Mausoleum 
beigesetzt,  welches  wenige  Schritte  vom  Ofen  entfernt  liegt. 

So  schloss  unser  Besuch  von  Canton.  Unser  Bundgang  hatte 
nur  8  Stunden  in  Anspruch  genommen,  doch  hatten  wir  auf  Grund 
des  Planes  eine  genügende  Uebersicht  gewonnen.  Die  Kaufwuth 
allein  hätte  uns  zurückhalten  können,  ansonsten  aber  waren  wir 
der  chinesischen  Städte  mit  dem  überaus  lärmenden  Treiben  sehr 
müde;  dazu  trägt  die  Gleichartigkeit  der  Strassen,  der  besuchten 
Tempel  sehr  viel  bei,  gar  nicht  zu  sprechen  von  der  ekelhaften 
Beschaffenheit  so  vieler  enger  Gassen,  wo  die  schlüpfrig  schmierigen 
Steine  unsere  Schritte  lähmen  und  die  Ausdünstung  verfaulender 
Lebensmittel  uns  zu  ersticken  droht.  Wer  das  Capitel  Pfui  zu 
studiren  im  Stande  ist,  besuche  nur  chinesische  Städte,  z.  B.  Amoy. 

Nachdem  wir  Abschied  von  Shameen,  den  gastfreundlichen 
Herrn  vom  Kanonenboot  ..Iltis"  genommen  haben,  legten  wir  mit 
der  Dampfbarkasse    im    Strome    rasch    den    Weg    abwärts    nach 


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Whampoa  zurück.  Ueber  letztern  Ort  wäre  noch  nachzutragen, 
dass  uns  hier  die  grosse  Anzahl  von  Leprakranken  auffiel,  welche 
täglich  in  eigenen  Booten  unter  Bord  kamen,  um  unser  Mitleid  zu 
erregen.  Unter  diesen  Unglücklichen  gab  es  solche,  deren  Extremitäten 
bis  auf  Stummel  der  schrecklichen  Krankheit  zum  Opfer  gefallen 
waren.  Kein  Mittel  vermochte  es  bisher  derselben  Einhalt  zu  thun. 
doch  sollen  vermögende  Leute  durch  Uebersiedlung  in  andere 
Gegenden  einen  Stillstand  des  Processes  erzielt  haben.  Ansonsten 
sind  die  Leprosen  wie  anderwärts  von  dem  übrigen  Volke  gemieden 
und  führen  ein  verachtetes  elendes  Dasein.  In  der  östlichen  Vor- 
stadt von  Canton  besteht  ein  geräumiges  Asyl   für   solche  Kranke. 

Am  27.  December  1887  früh  verliess  die  „Aurora^'  ihren 
Ankerplatz  vor  Bamboo  town,  steuerte  flussabwärts  durch  die 
bocca  tigris  und  nahm  sodann  Curs  auf  Macao. 

Schon  Nachmittags  um  5  Uhr  ankerten  wir  nördlich  dieser 
Stadt  in  der  bedeutenden  Entfernung  von  8  Seemeilen,  in  der  Tiefe 
von  6  Faden.  Von  da  steigt  der  Meeresboden  sehr  allmählich  an; 
um  ganz  Macao  auf  einen  grossen  Umkreis  ist  eine  Sandbank  vor- 
handen, welche  nunmehr  nur  seicht  gehenden  Schiffen  den  Zugang 
gestattet.  Noch  vor  100  Jahren  soll  genügend  Wasser  gewesen  sein 
und  Macao  verdankt  dieser  ungünstigen  Wendung  seinen  stetig 
fortschreitenden  unaufhaltsamen  Verfall. 

So  lang  das  Innere  China's  den  Fremden  ganz  vei*schlossen 
war,  kamen  Seide,  Thee  und  andere  geschätzte  Exportartikel  (bei- 
spielsweise Moschus,  welcher  kostbare  Stoff  heute  über  Shanghai 
exportirt  w4rd)  auf  dem  Landwege  aus  den  Centren  des  Reiches 
auf  den  Flüssen  und  Canälen  über  Canton  nach  Macao. 

Auch  zwei  andere  Factoren  beschleunigten  den  Ruin  Macao  s. 
Seitdem  der  .,Sohn  des  Oceans*"  Yangtse-kiang  bis  Hankau  frei- 
gegeben ist,  die  vielen  Dampfer  direct  den  Thee  daselbst  holen. 
Shanghai  unweit  dessen  Mündung  mächtig  und  gross  erstanden  ist, 
anderseits  aber  Hongkong  die  Zwischenstation  und  Vermittlerin 
China's  mit  dem  Welthandel  geworden  ist,  geht  Canton.  was  den 
directen  Export  betrifft,  bedeutend  zurück,  verkehrt  nur  noch 
mit  Hongkong  direct  und  Macao  ist  fast  ausgefallen  als  Bindeglied 
genannter  Kette. 

Als  guter  Hafen  war  Macao  seit  alten  Zeiten  bekannt  und 
die  Portugiesen,  welche  schon  früher  verschiedene  Häfen  China's 
(z.  B.  Amoy,  Ningpo  u.  a.)  besucht  hatten,  etablirten  sich  hier  im 
Jahre  L557.     Seither    blühte   der  Handel   mit  China,    insbesondere 


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im  17.  Jahrhunderte  war  er  sehr  rege,  nachdem  die  kühnen  Por- 
tugiesen das  von  Piraten  bloekirte  Canton  entsetzt  hatten.  Aber 
auch  andere  Compagnien,  als :  die  ostindisch-englische  und  die  ost- 
indisch-hoUändische,  gründeten  hier  Faktoreien. 

Die  Chinesen  hielten  hier  ein  Zollhaus,  behoben  jährlich  eine 
Abgabe  von  500  Taels  und  bewachten  Macao  sehr  vorsichtig,  damit 
es  ja  nicht  die  natürliche  Grenze  überschreite.  Zu  solchem  Zwecke 
errichteten  sie  auf  ihrer  Seite  einige  Forts,  wogegen  sich  die  Stadt 
durch  eine  Mauer  gegen  die  EinfiUle  der  Chinesen  schützte. 

Im  Jahre  1848  weigerte  sich  der  Gouverneur  Ferreira  do 
Amaral  diese  Abgabe  zu  entrichten  und  vertrieb  die  chinesischen 
Zollwächter.  Diese  Entschlossenheit  büsste  er  mit  seinem  Leben, 
denn  er  wurde  1849  bei  dem  Thore  Porta  do  Cerco  an  der  Grenze 
ermordet  und  sein  Kopf  nach  Canton  gebracht. 

Macao  wi^re  in  flüchtigen  Zügen  in  folgender  Weise  beschrieben : 

Es  ist  eine  felsige,  rechtwinklig  gebogene  Landzunge,  welche 
vermittelst  eines  sandigen  Isthmus  mit  der  Insel  Heang-shan  zu- 
sammenhängt Dieser  Gestaltung  entsprechen  auch  zwei  Hügelketten, 
eine  von  Nord  nach  Süd,  die  andere  von  Ost  nach  West  laufend, 
welche  zusammenstossend  genannten  Winkel  mit  bilden  und  die 
Erstreckung  der  Stadt  andeuten.  Mehrere  Forts  krönen  die  äussersten 
Ausläufer  dieser  Hügelreihen.  Im  Westen  Nillan  mit  der  Hermitage 
der  Nra  Sra  do  Penha,  im  Osten  Charil  mit  der  Hermitage  Nra 
Sra  do  Guia,  in  deren  Nähe  seit  1873  das  geschmackvoll  gebaute 
Militärspital  auf  einem  Vorsprunge  gelegen,  ein  bemerkenswerthes 
Object  darstellt.  Im  Westen  der  Stadt  ist  der  eigentliche  Haien  für 
kleine  Kriegsschiffe,  die  regelmässigen  Dampfer  und  die  Junken. 
Am  südlichen  Ufer  erstreckt  sich  die  schöne  Praya  mit  freundlichen 
grossen  Häusern  und  Palästen.  Der  südliche  Hafen,  nur  für  Boote 
zu  erreichen,  wird  von  zwei  seitlichen  Forts  vertheidigt,  links 
Nra  Sra  do  Bomparto,  rechts  S.  Franzisco.  Die  Stadt  nimmt  die 
Abhänge  und  die  Höhen  der  Hügel  ein,  auch  erstreckt  sie  sich 
hinüber  auf  das  sandige  Terrain,  den  strittigen  Isthmus  und  zwar 
stehen  hier  neue  Gebäude  und  industrielle  Unternehmungen.  Eine 
gemischte  Commission,  hiess  es  zur  Zeit  unserer  Anwesenheit  soll 
entscheiden,  wie  weit  die  Portugiesen  Herren  auch  dieses  Ter- 
rains seien. 

Auf  den  unbefangenen  Besucher  Macao's  macht  es  soforl  den 
Eindruck,  dass  die  Ebene  erst  später,  in  der  Entwicklung  der  Colonie 
mit  zur  Stadt  bezogen  wurde.  Versuche  der  Chinesen,  die  Ansiedler 


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hinter  ihre  Mauern  zu  treiben,  waren  tapfer  abgewiesen  worden 
und  so  behaupten  die  Portugiesen  noch  heute  den  annectirten 
Theil  der  sandigen  Landenge.  Vom  früher  so  glänzenden  Handel 
Macao's  besteht  ein  mittelmässiger  Export  von  Thee  und  ätherischen 
Gelen,  das  Opiumgeschäft  soll  gar  nicht  der  Rede  werth  sein;  dagegen 
arlxiiLen  einige  Seidenspinnereien.  Der  ehemalige  schimpfliche  Sclaven- 
handel.  die  Verschiffung  von  Kuli's  nach  Amerika,  hat  aufgehört 
und  damit  eine  der  Goldgruben  für  Macao.  Die  Population  beträgt 
an  70.000  Köpfe,  worunter  die  Portugiesen  und  ihre  Mischlinge  etwa 
niMJO  ausmachen,  die  fremden  Residenten  scheinen  nicht  einmal 
die  Anzahl  von  100  zu  erreichen  und  der  Rest  sind  Chinesen. 

Macao  macht  nicht  den  Eindruck  einer  sehr  belebten  geschäf- 
tigen Stadt;  es  bestehen  regelmässige  Dampferverbindungen  mit 
Hongkong  (Distanz  40.5  Seemeilen)  und  mit  Canton  (80  Meilen). 
In  landschaftlicher  Beziehung  kann  man  die  Lage  der  Stadt  als 
anzieliend  bezeichnen.  Auch  sein  Klima,  die  frischere  Luft  lockt 
von  Hongkong  zahlreiche  Personen  hieher,  welche  der  Erholung 
bedürfen.  Die  zumeist  alten  Häuser  mit  ihrer  seltsamen  Bauart 
und  ihren  Jalousien  dünken  uns  so  fremdartig,  zumal  wir  von 
Hongkong  kommen,  wo  der  tropischen  Sonne  Rechnung  getragen 
wird,  die  Häuser  in  allen  Stockwerken  von  breiten  und  schattigen 
Oinigen  umgeben  sind,  die  mit  weiten  Rundbögen  nach  Aussen  münden 

Die  engen  oft  steilen  Gassen  Macao's  lassen  uns  vielmehr  an 
eine  südeuropäische  Hafenstadt  denken  und  die  Phantasie  versetzt 
uns  nach  Spanien,  wenn  wir  der  Frauen  gewahr  werden,  die  in 
schwarze  Schleier  gehüllt  fast  nur  auf  die  Gasse  kommen,  um  in 
(M^  Kirche  zu  gehen.  Die  Portugiesen  von  Macao  sind  längst  keine 
Europäer  mehr,  ihre  Väter  waren  durch  die  Tropensonne  schwarz 
gebrannt,  und  durch  zahlreiche"  Vermischungen  entstanden  dann  so 
vit'Hltche  Schattirungen,  dass  wir  Noth  haben,  die  Lusitanier  von 
rf'inem  Blute  zu  entdecken.  Bemerkenswert  ist  es,  dass  die  Spanier, 
iihvr  noch  mehr  die  Portugiesen,  die  Fähigkeit  haben,  sich  rasch 
in  Iropischea  Ländern  zu  acclimatisiren;  ihre  Nachkommen  assimi- 
lireti  sich  und  verschmelzen  daher  sehr  leicht  mit  den  eingeborenen 
VTilkerschaften.  Die  christlichen  Nachkommen  der  einstigen  Por- 
tu^iet^en  auf  den  Molucceninseln,  orang  sirani,  dürften  von  diesen 
iln-en  Vorfahren  nur  den  Glauben  und  einige  wenige  verderbte 
piirtugiesische  Worte  geerbt  haben. 

Wir  kamen  eines  Morgens  mit  der  Dampfbarkasse  nach  Macao 
und  legten  im  westlichen  Hafen  an.  Alte  Chinesenhäuser,  verfallene 


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477 

Gebäude  und  Mauern  bilden  die  Front  gegen  die  See.  Hier,  in  der 
Nähe  des  Anlegeplatzes  der  Dampfer,  liegt  auch  der  alte  Makok- 
tempel,  eigentlich  ein  Conglomerat  von  mehreren  unanselmlichen 
Tempelchen,  welche  auf  Terrassen  «über  einander  gelegen,  mit  Treppen 
verbunden  sind.  Hohe  Felswände  mit  riesengrossen  chinesischen 
Charakteren  bemalt,  überragen  den  Tempelhain  und  verieÜM^n  der 
Stätte,  wo  der  Schutzgeist  der  Stadt  verehrt  wird,  etwas  TheatT';iÜKt!h- 
Phantastisches. 

Unweit  davon  geleitet  eine  gute  breite  Strasse  bergauf  znr 
eigentlichen  Portugiesenstadt  Eine  Kaserne,  später  eine  Anzahl 
Kirchen-  und  Klostergebäude  liegen  auf  dieser  Stadtseite^  Oben 
angelangt,  bewundern  wir  die  imposante  Fapade  der  im  Jahre  1 835 
abgebrannten  Jesuitenkirche,  welche  den  Gipfel  einnimmt.  Als  Zf  iigen 
des  Verfalles  ringsum  vielerlei  Ruinen  und  Schutt 

Am  meisten  trieb  es  uns  den  sogenannten  CamoeBf^arten 
mit  dem  Denkmale  des  Dichters  zu  besuchen.  Luiz  de  Camot^ns, 
auch  Camoes,  dichtete  hier  in  der  Verbannung  sein  grosse:^  Epos 
>0s  Lusiados«.  Der  Garten  liegt  auf  einer  vorspringenden  Ita^irion 
und  bietet  schöne  Blicke  nach  Nord  und  Ost.  In  einer  natüi liehen 
Nische  zwischen  zwei  Felsen  —  darum  früher  auch  die  CauiHön^- 
grotte  genannt  —  steht  auf  einem  Steinsockel  die  broncene  Huste 
des  grossen,  so  unglücklichen  Dichters  Lusitaniens.  In  früherer 
Zeit  hatte  man  eine  Art  Capelle  darüber  errichtet  und  find«  i  lich 
solche  in  den  Reisewerken  der  60er  Jahre  noch  abgebildet.  Diese 
unschöne  Beigabe  wurde  später  entfernt  Nun  stehen  neben  dem 
Denkmale,  dessen  Sockel  Citate  aus  dem  genannten  Nation ah'poi^ 
trägt,  mehrere  Marmorplatten,  worauf  Theile  der  Lusiade  in  [Mtei- 
nischer,  italienischer,  spanischer,  französischer  und  englischer  l  *"l>er- 
setzung  wiedergegeben  sind.  Rührend  ist  die  Sorgfalt,  mit  wrlelier 
die  ganze  Anlage-  gepflegt  und  gehalten  wird,  auch  befind  1+4  rtich 
stets  ein  Posten  in  der  Nähe,  um  die  geschmacklosen  und  ülier- 
flüssigen  Verunzierungen  von  Seilen  der  Touristen  energisch  zu 
verhindern. 

Macao  und  der  Begrifl  Spielbank  sind  mit  einander  so  verknüplt 
dass  man  sich  das  Erstere  ohne  die  Letztere  gar  nicht  voi-liik'n 
kann.  Die  Stadt  war  stets  wegen  der  vielen  Spielbanken  berÜLJili^i. 
Auch  jetzt  bestehen  solche  Fantan  genannt,  von  der  Regien  mj^  j^e- 
stattet,  welche  hohe  Steuern  daraus  zieht  Mit  solchen,  hei.-st  us, 
werden  nun  die  Kosten  der  Colonie  bestritten.  Wer  jedoch  SipIpI- 
höUen  wie  in  Monte  Carlo  u.  dgl.  hier  zu  finden  glaubt,  wii d  si<".li 

Mitth.  d.  k.  k.  Geogi.  Ges   1889.  8  u.  ]»  32 


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478 

bedeutend  täuschen,  denn  wie  die  zu  Macao  üblichen  Lasterhöhlen 
berühmt  werden  konnten,  ist  heute  nicht  mehr  gut  zu  erklären. 

Wir  widmeten  dem  Besuche  eines  Fantan  ein  halbes  Stündchen. 
Es  ist  das  eine  dunkle  Spelunke,  welche  ein  wenig  Licht  von  oben  her 
erhält.  Im  ersten  Stocke  befindet  sich  genau  über  dem  Spieltische 
eine  Gallerie,  welche  niedrig  ringsum  läuft,  so  dass  man  die  Vogel- 
perspective  der  Spielhölle  inne  hat.  Wir  placirten  uns  oben  und 
verfolgten  das  Spiel  einige  Zeit.  Es  waren  nur  Chinesen,  die  hier 
spielten  und  zwar  wird  von  Morgens  bis  Abends  gespielt.  Zwei 
Mann  sind  unmittelbar  beim  Spiele  beschäftigt,  einer  als  Cassier, 
der  andere  als  Croupier,  Das  Spiel  ging  folgender  Weise  vor  sich: 

Der  Croupier  ijimmt  eine  Handvoll  blanker  Cash  (chinesifiche 
Scheidemünze)  aus  einer  Menge  heraus,  legt  sie  vor  sich  hin  auf 
den  Tisch  und  deckt  sie  mit  einer  Schale  zu.  Damit  ist  eine  Zahl 
geworfen,  ähnlich  wie  beim  Roulette  oder  anderen  Spielen. 

Nun  setzen  die  Spieler  ihre  Einsätze  auf  die  vier  eventuellen 
Fälle,  auf  die  Zahlen  0,  1,  2  und  3,  welche  durch  die  vier  Seiten 
einer  quadratischen  Platte  dargestellt  sind.  Der  Cassier  markirt  daran 
die  verschiedenen  Spieler;  ausserdem  liegt  vor  ihm  eine  Anzahl 
numerirter  Plättchen,  je  eines  für  jeden  Spieler,  worauf  die  Ein- 
sät::e  geleo:t  werden. 

Gewöhnlich  spielt  man  eine  Serie  durch  und  um  bei  kleinen 
Einsätzen  das  lästige  Ein-  und  Auszahlen  zu  vermeiden,  wird  auf 
jedem  Plättchen  der  Gewinn  oder  Verlust  markirt. 

Wenn  also  gesetzt  ist  (le  jeu  fait)  nimmt  der  Croupier  die 
bedeckende  Schale  von  dem  Münzenhaufen  weg  und  beginnt  letzteren 
abzuzählen. 

Er  zählt  vorsichtig  4  zu  4  Stück,  indem  er  mit  einem  Stäbchen 
jede  Münze  (sie  sind  durchlocht  und  leicht  zu  fassen)  langsam  weg- 
schiebt. War  die  ursprüngliche  Anzahl  durch  4  theilbar,  bleibt  kein 
Rest  übrig.  Dies  ist  die  erste  Möglichkeit.  Wenn  untheilbar  durch  4 
können  als  Rest  verbleiben:  1,  2  oder  3,  das  sind  die  andern 
Möglichkeiten;  z.  B.  er  hatte  öO  Cash  genommen,  dann  restirt  2; 
diejenigen  Spieler,  welche  auf  2  gesetzt  haben,  gewinnen  den  Ein- 
satz und  den  dreifachen  Betrag  desselben.  Dagegen  verlieren,  die 
auf  0,  1  oder  3  setzten. 

Verschämte  Spieler  sitzen  auf  der  Gallerie  und  lassen  ihre 
Einsätze  dem  Cassier  in  kleinen  Körbchen  in  die  Hand  gleiten. 

Der  Chinese  ist  ein  fertiger  Spieler,  er  gewinnt  oder  verliert 
ruhig,  ohne  ein  Wort  eu  sprechen.  Das  Spiel  geht  lautlos  mechanisch 


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47fJ 

vor  sich,  ich  sah  nur  eine  geringe  Regung,  wenn  der  Ca*isier  etwas 
mehr  Gewinnste  auszuzahlen  hatte  und  dieselben  den  (fewinnt^nden 
barsch  .hinwarf.  Als  Einsätze  gelten  ausser  Geld  noch  Uli  reu, 
Pretiosen,  welche  ein  Schatzmeister  in  einer  dunklen  Ecke  pilieitfe 
abwog  und  taxirte.  Ausgezahlt  wurde  auch  in  Päckchen  gehackten 
Silbers,  das  als  Scheidemünze  gilt. 

Um  eine  Uebersicht  von  Macao  zu  gewinnen,  bestiegen  wir 
ein  verlassenes  Fort  in  der  Nähe  des  erwähnten  Militärspitules  im 
Osten  der  Stadt 

Der  westliche  Hafen  bleibt  gedeckt  durch  die  parallel  lautende 
Hügelkette.  Vor  uns  erstreckt  sich  die  lange  schöne  Prayu.  Inmitten 
schöner  Gärten  steigt  die  Stadt  gegen  die  Anhöhen  hinan,  deren 
einzelne  Kuppen  mit  Forts  besetzt,  uns  flüchtig  unser  liebliches 
Salzburg  in  Erinnerung  rufen.  Gegen  Norden  und  Osten  brandet 
das  Meer  an  den  schroff  abfallenden  Felswänden,  kahle  felsige  Ei- 
lande und  die  unwirthliche  chinesische  Küste  begrenzen  d^Ti  Hori- 
zont. Der  höchste  Punkt  der  Landzunge  ist  das  schon  er  will  inte 
östliche  Fort  Guia,  wo  sich  auch  der  Leuchtthurm  befindet. 

Müde  vom  Umhergehen,  fielen  wir  auf  der  Praya  in  Hinket^s 
Hotel  ein  und  wurden  durch  ein  vorzügliches  Frühstück,  wie  seilen  sa 
gut  in  Ostasien,  angenehm  überrascht.  Dies  setzte  dem  j^ehmgeuen 
Ausfluge  nach  Macao  die  Krone  auf. 

Die  Rückfahrt  von  Macao  vollzog  sich  bei  stark  bewegter  See 
und  gebadet  langten  wir  an,  recht  froh  die  Planken  der  »Anrnra^ 
welche  für  uns  Alles,  unser  Heim  bedeutete,  wieder  unter  rlen 
Füssen  zu  haben. 

Vor  Macao  schlössen  wir  das  Jahr  1887.  Wenn  uir  uns 
dasselbe  in  Erinnerung  zurüclcrufen,  gewahren  wir  ein  buntem 
wechselvolles  Bild  mit  viel  Gesehenem  und  Erlebtem.  Nur  cini^^e 
wenige  traurige  Tage,  dafür  recht  viele  heitere  setzten  eine  ?^olche 
Spanne  Zeit  im  menschlichen  Leben  zusammen  und  doeh  hallen 
wir  »in  derselben  so  viel  .erlebt  und  gesehen,  dass  ein  Menschen- 
leben langsam  davon  zu  zehren  vermag.  Vieles  nur  fluch ti;^  erlassi, 
in  unserer  Erinnerung  etwas  verschwommen  erscheinend,  wird  \^on 
den  farbenprächtigeren  Bildern  in  den  Hintergrund  gedrrui.^^t  Der 
Mensch  ist  im  Allgemeinen  unersättlich;  doch  Alles  kann  er  nicht 
sehen  und  so  trösteten  auch  wir  uns  mit  dem  Geditnkoii,  des 
Herrlichen  so  viel  gesehen  zu  haben,  wie  es  den  meisten  Sterblichen 
nicht  gegönnt  ist  und  mit  reichlichen  Erfahrungen  aui^geslallet, 
wieder  heim  zu  kehren. 

32* 

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ISO 

Dies  war  auch  ungefähr  der  Inhalt  der  Ansprache,  welche 
(lec  Schiffscommandant  am  Sylvesterahende  an  uns  richtete.  Alle 
im  heitern  Kreise  versammelt,  gedachten  des  vergangenen  Jahres, 
aber  umsomehr  der  theuern  Angehörigen,  von  denen  wir  nun 
schon  17  lange  Monate  getrennt  waren. 

Heiter  war  auch  unsere  Mannschaft.  Eine  Deputation  von 
T -nterofficieren  recht  launig  maskirt,  präsent irte  sich  um  Mitternacht. 
Da;5  scheidende  Jahr  1887  w^ar  dargestellt  durch  einen,  sehr  ver- 
ktmimenen  Schnapsbruder,  w^elcher  soeben  als  unterstandslos  ein- 
gfüzügen,  festgesetzt  worden  war. 

Da  gab  es  einen  feschen  Infanterie- Corporal  mit  seiner  Ge- 
liebten, einer  drallen  ungarischen  Dirne,  welche  unerschrocken  sechs 
(ilas  Champagner  in  ihren  zarten  Rachen  goss. 

Zum  Ueberfluss  wollte  ein  struppiger  Kapuziner  eine  Straf- 
predigt halten,  welchem  Unheil  dadurch  vorgebeugt  w^urde,  dass  der 
Redselige  einen  wahren  Ocean  von  Champagner  schlucken  nfusste. 
schliesslich  gerührt  und  kampfunfähig  den  Platz  verhess. 

Als  wir  schlafen  gingen,  war  für  den  Westen,  für  unsere 
Lieben  daheim  auch  schon  der  Sylvesterabend  angebrochen. 

Am  2.  Jännet  1888  verliessen  wir  Macao  mit  dem  Curse  nach 
Süden. 


Geographische  Literatur. 

Europa. 

Carlo  Dr.  Marchesetti,  Ricerche  preistoriche  nelle  caverne  di  S. 
Canziano  presso  Trieste.  (Separatabzug  aus  Bol.  della  Societa 
Adriatica  di  Science  naturali  in  Trieste  Vol.  XI.  1889.) 

Enthält  eine  streng  wissenschaftliche  Schilderung  der  in  den  letzten 
Jahren  durch  verschiedene  Forscher  berühmt  gewordenen  Grotten  von  S.  Canzian 
insbesondere  aber  der  Grotte  von  Tominz,  der  grössten  unter  denselben,  welche 
dem  Verfasser  reiches  Material  zu  seinen  Untersuchungen  lieferte.  Die  Vor- 
hii^lortschen  Funde  in  derselben  waren  ganz  bedeutend  und  durch  ihreMannig- 
faltiifkeit  sehr  interessant.  Zwei  lithographirte  Tafeln  dienen  'dem  Leser  als 
Beheil  beim  Studium  der  kleinen  werth vollen  Druckschrift. 

Geleich. 

Prof.  G.  Gelcich,  Storia  documentata  della  marinerezza  bocchese. 
Ragusa  1889. 

Die  Marinerezza  Bocchese  ist  heutzutage  als  Körperschaft  nur  mehr 
<;ine  Art  Schützencorps  oder  eine  Art  Nationalgarde,  die  während  emer  Woche 


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^ii^ 


4SI 

im  Jahre  zur  Verherrlichung  eines  Volksheftes  in  Cattaro  zusammentritt  unt] 
durch  ihre  bunte  malerische  Kleidung  und  durch  WafTenluxus,  dann  durch  den 
eigenthümlichen  Triphontanz  den  sie  aufführt,  jedem  Fremden,  der  dem  Feste 
(27.  Jänner,  2.  und  3.  Februar,  dann  am  ersten  Sonntage  nach  dem  3.  Februar) 
einmal  zugesehen  hat,  gewiss  ewig  in  Erinnerunjr  bleibt. 

Aber  es  war  nicht  immer  so  In  früheren  Jahrhunderten  war  die 
Marinerezza  eine  angesehene  Innung  von  Seeleuten,  welche  auf  die  wirth- 
schaftliche  Entwicklung  des  Landes,  auf  den  Schiffbau,  auf  das  Seewesen 
der  Bocche  und  sogar  auf  die  Vertheidigungsfähigkeit  sehr  bedeutenden  Einllass 
ausübte. 

In  Anbetracht  ihres  gemeinnützigen  Wirkens  genoss  sie  auch  viele 
Privilegien  u.  a.  auch  dasjenige,  in  der  Zeit  vom  27.  Jänner  bis  5.  Februar 
die  Stadtschlüssel  und  die  Stadtfahne  in  Verwahrung  zu  nehmen,  Gefangene 
zu  befreien  u.  s  w.  Auith  gegenwärtig,  wo  sie.  wie  gesagt,  nur  mehr  eme 
historische  Reminiscenz  bildet,  geniesst  die  Marinerezza  Boc»*hese  den  aller- 
höchsten  Schutz  unsereb  gnädigen  Monarchen,  welcher  derselben  ni(  ht  nur 
pecuniäre  Unterstützungen  zustellt,  sondern  auch  die  Genehmigung  ertheilte, 
die  kaiserliche  Flagge  führen  zu  dürfen. 

In  der  oben  angezeigten  Druckschrift  werden  nun  die  verschiedenen 
Phasen  der  Marinerezza  von  ihrem  Entstehen  bis  zum  heutigen  Tage  und  ihre 
ehemalige  volkswirthschafthehe  Bedeutung  beleuchtet.  Der  Drucks  hrift  mmi 
die  alten  Statuten  der  Marinerezza  und  andere  Documente  beigegeben. 

Gtlcich. 

Dr.  F.  Tomasin,  Die  Volks.stämme  im  Gebiete  von  Triest  uml  in 
Istrien.  (XIX.  Jahresbericht  über  die  deutsche  Staats-Oberrral- 
schule  in  Triest).  Triest  1889. 

Eine  gedrängte  Schrift  in  welcher  uns  der  Verfasser  bündige  Nachrichten 
über  die  Ureinwohner  Tstriens,  über  die  ersten  Colonisten  und  über  die  Ein- 
wanderungen im  Mittelalter  und  Neuzeit  gibt.  Ueber  jeden  der  jetzt  in  Istrien 
und  Triest  wohnenden  Stämme  finden  wir  knappe  Daten  über  Culturzu  stand 
und  Lebensweise,  über  geographische  Verbreitung  und  auch  über  Kleidung» 
Aussprache,  Dialecte  u.  s.  w.  Den  Schluss  bildet  eine  übersichtliche  Darstellung 
der  ethnographischen  Verhältnisse  von  Triest  im  Verlauf  der  successiveii  Ge- 
staltung dieser  Stadt  zum  Seehandelsemporium  der  Monarchie. 

In  der  jetzigen  Zeit,  wo  von  Nationalität  und  Muttersprache  so  viel- 
fa.-h  die  Rede  ist.  dürfte  die  Drucksclirift  des  Herrn  Tomasin  ein  willkommener 
Orientirungsbebelf  für  alle  diejenigen  bilden,  die  sich  um  die  einschlägigen 
Verhältnisse  Istriens  interessiren.  Die  Kürze,  mit  welcher  der  Stoff  behandelt 
wurde,  muss  in  diesem  Falle  als  ein  Vorzug  der  Brochure  bezeichnet  w(  rden. 
umsomehr  als  es  der  Verfasser  verstanden  hat.  alles  wichtige  aufzunehmen 
und  alles  überflüssige  sorgsam  fernzuhalten.  Dadurch  ist  eben  die  I  ruck- 
schrilt  jedem  Gebildeten,  auch  jenen,  die  sonst  an  ethnographischen  Frjigen 
kein  Vergnügen  finden,  zugänglirh  gemacht.  Eine  genügende  Verbreitung  der- 
selben dürfte  viele  Irrthümer,  die  in  den  heutigen  bewegten  Zeiten  die  Ueber* 
band  zu  gewinnen  scheinen,  beseitigen. 

Gelacht 


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482 


Asien. 


Charles  Marvin.  The  Region  of  the  Eternal  Fire.  Populär  Edition. 
London,  Allen  1888. 

Nicht  mit  Unrecht  führt  Marvin's  Beschreibung  der  kaspisehen  Pctroletim- 
region  einen  romantischen  Titel,  denn  voll  Romantik  ist  die  Gesdiichte  Haku^s 
von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur  Gegenwart  Mit  dem  hellen  Schein  der  ewigen 
Feuer  von  Apscheron,  der  schon  vor  Jahrtausenden  die  Aufmerksamkeit  der 
Schiffer  auf  dem  Kaspi  und  der  zu  Lande  vorüberziehenden  Karawanen  errege, 
beginnt  sie,  mit  einem  Stück  modernster  Romantik,  der  Gesebkhte  iles 
..Petroleumkönigs'  Ludwig  Nobel  endet  sie.  Noch  vor  anderthalb  Jnhr?.ehnlpn 
war  Baku  eine  schläfrige  halbpersische  Stadt,  heute  ist  es  die  ra&eh  auf- 
blühende  Capitale  des  kaspisehen  Beckens :  der  Glanz  historischer  Erinnerunj^en 
tritt  zurück  gegenüber  den  Hoffnungen  auf  die  Zukunft.  Marvin'3  Schilderung 
der  ^Region  des  ewigen  Feuers"  ist  ein  lehrreiches  Capitel  Cullurgeographie 
in  anziehendster  Form. 

Die  Landschaft  um  Baku  bezeichnet  das  reichste  VorkoiriTiien  iimerhalh 
jener  grossen  südrussischen  Petroleumzone,  welche  von  der  Halbinsel  Tanian 
am  Azow'schen  Meere  bis  in  die  transkaspischen  Steppen  hineinreicläl.  Man 
könnte  sie  als  jungtertiäres  Petroleumgebiet  der  paläozoischen  Erdalregion  an 
der  Wolga  und  den  meist  cretacisch-alt tertiären  Vorkommen  Galiziena  ge^n- 
überstellen  Weniger  klar  sind  die  Altersverhältnisse  der  erdölführ^^nden  Scliichlen 
der  Zagrosketten  des  westlichen  Persien,  die  wohl  auch  zum  L^rössten  Theile 
dem  Miocän  zufallen,  zum  Theile  aber  dem*  Eocän  angehören  dOrfteii.  Ist 
unser  Wissen  in  Bezug  auf  die  Stratigraphie  des  kaspisehen  Petioleunigebietejs 
schon  recht  mangelhaft,  so  gilt  dies  noch  viel  mehr  von  den  tektonischeu 
Verhältnissen.  Sjögren  hat  für  die  transkaspischen  Naphthaorte  XeRaiiaja-Gora 
und  Buja-Dagh  die  Lage  auf  antiklinalen  Wölbungen  sicher  narh gewiesen,  für 
den  District  von  Baku  ist  dieses  Verhalten  nur  wahrscheinlich  Bisher  haben 
die  Erfahrungen  im  Oelgebiete  von  Apscheron  den  Geologen  g^uAU  so  viele 
Ueberraschungen  bereitet,  wie  den  Laien.  Abicli  hatte  vorausgesagt,  dass  man 
unter  60 — 70  Fuss  auf  kein  Petroleum  mehr  stossen  würde.  Trautschold  halte 
diese  Grenze  um  etwa  hundert  Fuss  tiefer  gerückt.  Man  bohrte  IroLzdem  weiter 
und  man  fand  gerade  in  grossen  Tiefen  Gel  in  vorzüghchcr  Güte  und  in 
staunenerregender  Menge.  Auch  MendelejefTs  Besuch  in  Bakn  blieb  ohne 
praktische  Folgen.  Wir  verdanken  ihm  eine  geistvolle  Theorie  über  den  I5rsprung 
des  Petroleums,  aber  keinen  Fortschritt  im  Verständnis  der  Baku'er  Üelregion 
Kein  Wunder,  dass  man  in  Baku  gegen  die  Geologie  ein  wenig:  miöstrauisch 
geworden  ist,  nur  die  Brüder  Nobel  führen  ein  genaues  geologisches  Befuiid- 
protocoU.  im  Üebrigen  haben  sich  die  Praktiker  die  Sache  nach  ihrer  Art 
zurechtgelegt  —  veranlasst  in  erster  Linie  durch  die  weitgehenden  Abweichungen 
von  den  amerikanischen  Verhältnissen.  Bis  1887  hatte  in  Baku  noch  keine 
Bohrung  1000  englische  Fuss  erreicht.  In  Baku  hofft  man  auf  Gel,  sobald  man 
H)0  Fuss  niedergestossen  hat  —  in  Amerika  gibt  man  die  Hoffnung  nodi  nidit 
auf,  wenn  eine  Bohrung  von  10(H)  Fuss  erfolglos  war.  Sehr  sonderbar  ist  in 
Baku  die  anscheinend  vollständige  gegenseitige  UnabhäDgigkeit  benachbarter 
Bohrlöcher.  So  gaben  zu  Strichow  vier  Brunnen  von  den  Tiefen  2b\K  ^jGO,  *J80 
und  350  Fuss  Gel,  trotzdem  sie  nur  wenige  Ellen  von  einander  entfernt  waren. 


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483 

Mirsoeff  stiess  zu  Surachani  einen  Bohrschacht  nieder,  der  <^rsl  in  700  Fusa 
Oel  lieferte,  knapp  nebenan  war  eine  Gruppe  von  BrunEion  ia  I')0  Fuss 
produrtiv. 

Die  grosse  Druschba-Fontäne ,  ein  wahrer  Oelvulcan.  förderle  durch 
mehrere  Tage  mehr  Oel  als  alle  25000  Brunnen  Nord-AmtTika's  xusamwien, 
die  übrigen  Brunnen  in  Balachani  blieben  unbeeinflusst.  Am  f».  OcLober  IBiW 
begann  bei  einer  Bohrtiefe  von  714  Fuss  ein  Brunnen  auf  dem  sürllich  von 
Baku  gelegenen  Schurfgebiet  Tagieff's  zu  spielen.  Die  Oelfontänr*  stieg  224  Fuss 
hoch  in  die  Luft  und  die  Strassen  und  Bauten  der  fünf  Werst  cntfcriit*iTi  Stadt 
wurden  mit  Oel  und  Sand  Oberschüttet.  Das  sttindlich  ausgeworfen*  Quantum 
betrug  anfänglich  5(X)  Tonnen,  die  Tagesförderung  an  den  ersten  *lrei  TagMi 
wurde  auf  je  öOOO— 6000  Tonnen  geschätzt,  am  8.  Tage  lieferte  der  Spring- 
quell  gar  li.OOO  Tonnen.  Das  ganze  Gebiet  der  TagiefTschen  Werke  w:ir  mit 
Petroleum  bedeckt.  Es  bildete  sich  ein  See,  der  am  fünften  Tage  in  dAtJ  Meer 
abzufliessen  begann.  Im  Jahre  1887  wurden  zwei  neue  Errlölsprin^brunn^n 
erbohrt,  einer  unweit  von  dem  TagiefTschen,  ein  zweiter  in  Balachanit  der 
anfangs  7—8000  Tonnen  tätlich  lieferte  Damit  waren  die  StiniTneu  zuni 
Schweigen  gebracht,  die  schon  nach  der  Entstehung  der  Dnjsthba-FoJilätje  der 
Herrlichkeit  von  Baku  ein  rasches  Ende  prophezeit  hatten,  tni  Ganzen  und 
Grossen  kann  man  die  in  Baku  heute  gangbare  Ansicht  ülmr  die  Natur  der 
ölführenden  Ablagerungen  billigen.  Der  ölführende  Horizont  hatie  einen  i-ellu* 
lären  Chai akter,  die  Trennung  der  einzelnen  Räume  sei  durch  Dislocatiorien 
bedingt.  Freilich  wird  man  sich  unter  den  Oelräumen  nicht  unterirdjsrhi*  Seen 
vorzustellen  haben  und  ebensowenig  wird  man  die  Dislocatirinen  mit  vul- 
canischen  Ereignissen  zusammenbringen.  Hjalmar  Sjögren  wird  uns  über  diese 
Verhältnisse  auf  Grund  der  Noberschen  Erfahrungen  in  hofTenllieh  iiieht  zu 
femer  Zeit  Aufschlüsse  geben. 

Das  Oel  von  Baku  ist  übrigens  auch  in  qualitativer  Hinsicht  von  dem 
amerikanischen  verschieden,  es  repräsentirt  dem  letzteren,  genen^llen  Typus 
gegenüber  einen  Ausnahmsfall.  Aus  der  folgenden  Engler.  heziehungsweise 
Höfer  entlehnten  Tabelle  gehen  die  wesentlichsten  Unterschiet«'  hervitr, 

Pennsylvanien         Baku 
Procente  von 
leichtflüchtigen  Oelen  10-2'>  5-10,(1 

Leuchtöl  60-75  32-53,5 

Rückständen  5—10  36— «0 

Die  Naphthafelder  Baku's  sind  seit  mehr  als  zwei  JahrtjiuHMnrlen  bekannt, 
seit  den  Zeiten  Massudi's  und  Marco  Pol o's  werden  sie  ausgebiuUL  Wie  k<>mrnt 
es  nun,  dass  trotz  der  Beichthümer  von  Apscheron  das  amfnkanischr  Erdöl 
rasch  nach  seiner  Entdeckung  die  Welt  erobern  konnte,  uüd  dass  die  Er- 
schliessung Baku's  für  den  Weltmarkt  kaum  ein  Dutzend  Jnhre  alt  istV  Die 
Lösung  des  Räthsels  ist  ebenso  einfach  als  instructiv.  In  Baku  slautlen  dm 
Transportmittel  stets  in  einem  grellen  Missverhältnis  zur  Prodii^amtL  Dass  das 
auch  heute  bis  zu  einem  gewissen  Grade  noch  der  Fall  ist^  j:^el]t  auj?  einem 
Vergleiche  zwischen  den  Zahlen  hervor,  die  den  AntheÜ  l^aku's  an  der 
Petroleumproduction  der  ganzen  Erde,  einerseits  der  Menge,  ünderersrits  tknn 
Werthe  nach  angeben.  Wir  entnehmen  dieselben  dem  ausge?.eichtieteii  liurhe 
Hans  Höfer's  (das  Erdöl  u    s.  Verwandten.  Braunschweig  18SKi. 


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484 

1878    1885 
Rohölproduction  der  ganzen  Erde  in  Millionen  Barrel 

(1  Barrel  =  42  Gallonen  =  159  Liter).  18V,    36Va 

Rohölproduction  in  den  vereinigten  Staaten  15'4     21 '8 

„  „   Apscheron  2*4      13 

Binnen  sieben  Jahren  hat  sich  also  die  Rohölproduction  der  Erde 
naltexu  verdoppelt,  hiezu  trug  besonders  der  Aufschwung  Baku's  bei.  Trotz 
der  geringeren  Ergiebigkeit  des  kaspischen  Oels  an  Leuchtöl  bleibt  das  Ver- 
hältnis zwischen  Amerika  und  Apscheron  auch  für  die  Leuchtölerzeugung  ein 

ähnliches: 

1878     1885 

Leuchtölproduct,  der  ganzen  Erde  in  Mill.  Barrel.     12,8      21,3 

„  „    Vereinigten  Staaten  11,5      16,4 

„  „    Apscheron  0,7        3,9 

Ein  ganz  anderes  Bild  erhalten  wir,  wenn  wir  die  Petroleumproduction 
Nordamerika's  und  Russlands  nach  ihrem  finanziellen  Werthe  vergleichen. 
Gesammtwerth  der  Rohölproduction  d.  Erde  1885  in 

MiUion  Reichsmark  102,3 

Nordamerika  81,0 

Russland  9,0 

Unter  diesem  Gesichtspunkte  werden  uns  manche  wirthschaftliche 
Eigenthiimlichkeiten  der  Petroleumindustrie  Baku's  verständlich.  Der  erste 
Springquell  im  JuU  1873  bewirkte  einen  Preissturz  von  45  auf  5  Kopeken  für 
das  Pud  Rohöl.  Seither  hat  sich  dieser  Preis  nie  mehr  über  zehn  Kopeken 
erhöhen,  und  zu  Zeiten  war  das  Rohöl  thatsächlich  werthlos.  So  konnte  es 
ges^'hehen,  dass  die  Druschba-Fontäne  den  finanziellen  Ruin  ihres  Besitzers 
bewirkte.  Ein  amerikanischer  Ingenieur  sagte  Marvin  an  der  Druschbaquelle: 
„In  Pennsylvanien  würde  diese  Quelle  die  im  Tage  mehr  liefert,  als  alle 
Brunnen  Amerika's  zusammen,  den  Besitzer  zum  reichen  Manne  gemacht 
haben.  Hier  fliesst  täglich  Oel  im  Werth  von  5000  Pfund  Sterling  aus  der 
Fontäne  und  das  hat  den  Eigenthümer  bankerott  gemacht."  Es  fehlte  an 
Behältern,  um  das  Oel  aufzubewahren  und  so  verlief  sich  der  grösste  Theil 
desselben  ungenützt.  Die  Ersatzkosten  für  den  an  dem  umliegenden  fremden 
Grund  angerichteten  Schaden  überstiegen  die  finanziellen  Kräfte  des  Besitzers. 

Bis  1872  war  die  Gewinnung  des  Erdöls  in  Baku  Monopol.  1872  wurde 
dieselbe  frei  erklärt,  aber  Landpacht  und  Fabrikationsaccise  eingehoben.  Seit 
187  7  ist  auch  diese  Beschränkung  hinweggefallen  und  seither  datirt  der 
gewaltige  Aufschwung  Baku's.  Die  Russen  lassen  mit  1877  die  NobeFsche 
Periode  der  Geschichte  Baku's  beginnen.  Robert  und  Ludwig  Nobel,  Leute  vom 
Sch];ige  der  Stephenson,  haben  Baku  zu  dem  gemacht,  was  es  heute  bedeutet. 
Sie  haben  damit  begonnen,  das  Oel  durch  Röhrenleitungen  von  den  Quellen 
za  Balachani  hinab  zu  den  Raffinerien  und  zum  Petroleumhafen  in  der 
soh^viirzen  Stadt  zu  bringen,  sie  haben  die  Bohrtechnik  in  Baku  auf  die  Höhe 
der  nmerikanischen  gehoben.  Die  Firma  verfügt  auf  dem  Kaspi  über  eine 
Flotte  von  Cisternenschiffen  und  tausende  von  Cisternen wagen  der  Brüder 
Nobel  rollen  zwischen  Baku  und  Batum  und  auf  allen  Bahnen  des  russischen 
Reiches.  Vor  der  Eröffnung  der  transkaukasischen  Eisenbahn  war  Baku  vom 
Well  verkehr  abgeschlossen,  sobald  die  Wolga  zufror  —  die  lirüder  Nobel  schüfen 


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485 

deshalb  ihre  Petroleum depots  über  ganz  Russland.  Heute  sind  Libau  und 
Batum  Petroleumausfuhrhäfen  ersten  Ranges  und  mit  dem  nächsten  Frühjahre 
soll  eine  neue  Schranke  fallen.  Bisher  hatte  der  Surampass  der  Leistungs- 
fähigkeit der  transkaukasischen  Eisenbahn  für  den  Oeltransport  eine  bestimmle 
Grenxe  gesetzt,  im  nächsten  Mai  soll  der  Suramtunnel  dem  Verkehr  übergebt; ti 
werden.  Marvin's  durch  Inhalt  und  Form  gleich  ausgezeichnetes  Buch  widmet 
Ausblicken  in  die  Zukunft  einen  beträchtlichen  Raum. 

Wir  können  dem  Verfasser  auf  das  Gebiet  politischer  Betrachtungen 
nicht  folgen,  es  sei  aber  als  einer  der  sympathischsten  Züge  des  Werkes 
hervorgehoben,  dass  den  Verfasser  sein  glühender  englischer  Patriotismus  nicht 
hindert,  fremde  Grösse  voll  und  ganz  anzuerkennen.  A.  Bodler. 

Allgemeines. 

Ferdinand  Hirt's  geographische  Bildertafeln.  Eine  Er- 
gänzung zu  den  Lehrbüchern  der  Geographie  u.  s.  w.  Heraus- 
gegeben von  Alwin  Oppel  (Bremen)  und  Afnold  Ludwig  in  Leipzig. 
Ferdinand  Hirt's  königL  Universitäts-  und  Verlagsbuchhandlung, 
Breslau. 

Auf  dem  diesjährigen  deutschen  Geographen  tage  zu  Berlin  wurde  neuer- 
lich der  dringende  Wunsch  von  autoritativer  Seite  ausgesprochen:  nach 
thunlichster  Ausbreitung  des  Anschauungs-Unterrichtes  zum  Zwecke  der  Ver- 
tiefung des  geographischen  Unterrichtes  in  den  Volks-  und  höheren  Le^hr- 
anstalten.  Die  von  einzelnen  tüchtigen  Verlegern  bisher  herausgegebenen 
Wandtafeln  umfassen  grösstentheils  nur  einzelne  Landschaften  und  Racentypen ; 
der  angewendete  kostspielige  Farbendruck  und  durch  diesen  begründete  hoho 
Preis  machte  sie  überdies  nur  reicher  dotirten  Schulen  zugänglich.  Für  ilie 
Lehrer  an  Volksschulen  und  in  Familien,  welche  das  Bedürfnis  empfinden, 
ihre  Vorträge  durch  landschaftliche  und  ethnographische  Illustrationen  zn 
unterstützen,  fehlte  es  bisher  an  guten  und  zugleich  billigen  derartigen 
Werken. 

Diese  Erfahrung  mochte  den  feinfühligen  Herausgeber  der  populär  j^e- 
wordenen  trefflichen  Seidlitz'schen  Geographie  bewogen  haben,  die  beruh i'le 
empfindliche  Lücke  in  den  Lehrmitteln  für  Geographie  und  Völkerkunde  dxirrh 
seine  > Geographischen  Bildertafeln«  auszufüllen. 

Zur  Ausführung  des  umfassenden,  sorgfältig  erwogenen  Planes  versUind 
es  der  Verleger  ausser  den  beiden,  im  Titel  genannten  tüchtigen  Heraus^ebej-n 
eine  Reihe  hervorragender  Fachmänner,  wie  Schlagin  tweit,  Akademiker  Radi  off, 
Prof,  Sachau,  Dr.  Kan  (Antwerpen)  u.  A.  zu  gewinnen,  wodurch  den  einzelni^n 
Abtheilungen  des  mit  grossen  Geldopfern  unternommenen  Werkes  eine  reii'he 
Fülle  von  bisher  nie  veröffentlichten  Originalbildern  und  textlichen  Mittheilunfren 
zugeführt  wurde.  Neben  solchen  erscheinen  aber  auch  die  neuesten,  selbst  auf 
gut  ausgestatteten  Schulbibliotheken  selten  zu  treffenden  Werke  der  geographi- 
schen Weltliteratur  benützt. 

Alles  in  Allem  bringen  die  gesammten  drei  Einzelbände  auf  142  Taff^lu 
die  grosse  Zahl  von  über  1400  Illustrationen,  von  welchen  auf  Band  1.  »Allge- 
meine  Erdkunde«    319,    Band    II.    »Typische    Landschaften«    178,    Band    Hl. 


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486 

»Völkerkunde«  in  den  drei  Abtheilungen  :  Europa  3(X»,  Asien  und  Australien  300, 
Afrika  und  Amerika  311  Bilder,  in  genügend  grossem  Massstabe,  entfallen 
Ausser  den  allgemein  gehaltenen  Schilderungen,  statistischen  Nachweisen 
u  s.  w.  über  die  einzelnen  Länder  und  Völker  wird  jedes  einzelne  Bild  durch 
einen  sachgemässen,  das  Charakteristische  scharf  hervorhebenden  Text  erläutert, 
was  vereint  mit  dem  sorgsam  gearbeiteten  Sachregister  diese  »geographischen 
Bildertafeln«  zu  einem  trefflich  orientirenden  Nachschlagbuche  für  Lehrer  und 
Haus  gestaltet 

Bei  dem  überreichen  Inhalte  des  Werkes,  insbesondere  des  III.  Bandes, 
der  uns  mit  dem  Culturleben  aller  Völker  des  Erdballs  durch  Veranschaulicbung 
ihrer  Wohnungen,  Tempel,  Erwerbsarten,  Feste,  Trachten,  ISitten  und  Gebräuehe 
bekannt  macht,  müssen  wir  darauf  verzichten,  hier  einzelne  besonders  ge- 
lungene Partien  hervorzuheben  und  ebenso  den  Ersatz  mancher  weniger  gut  ge- 
wählter Bilder  durch  charakteristischere  bei  den  voraussichtlichen  neuen  Auflagen 
zu  empfehlen.  In  diesen  wird  gewiss  auch  das  manchmal  sich  fühlbar  machende 
zu  wenig  oder  zu  viel  bei  einzelnen  Begleittexten,  auch  ohne  besonderen 
Hinweis,  von  den  tüchtigen  Herausgebern  beseitigt  worden,  welche,  gleich  dem 
opferfreudigen  Verleger,  mit  berechtigter  Genugthuung  auf  diese  glänzende 
Leistung  vieljährigen  Bemühens  und  deutscher  Thatkraft  blicken  dürfen. 

Noch  eines  soll  hier  ganz  besonders  hervorgehoben  werden,  die 
praktisclie  Einrichtung,  dass  jeder  einzelne  der  auffallend  billigen,  nur  fünf 
bis  sieben  Mark  kostenden  Bande,  einzeln  gekauft  und  verwendet  werden  kann. 
Dies  wird  die  Anschaffung  des  Gesammtwerkes  und  das  Eindringen  des  geo- 
graphischen Anschauungs-Unterrichtes  selbst  in  die  bescheidenste  Dorfschtile 
erleichfern.  Somit  seien  »Hirfs  Geographische  Bildertafeln«  allen  Lehrern  zur 
Vervollständigung  ihrer  erdgeschichtlichen  und  ethnographischen  Vorträge, 
dann  allen  Jenen  wärmstens  empfohlen,  welche  für  kaum  nennenswerthe 
Kosten  ihre  Hausbibliothek  mit  einem  werthvollen  Unterrichtsmittel  für 
Geographie  und  Völkerkunde  bereichern  wollen.  F.  KaniU. 

L.  Lewin,  über  Areca  Catechu,  Chavica  Belle  und  das  Betelkauen. 
Stuttgart,  Enke  1889. 

Marco  Polo  erzählt  gelegentlich  der  Beschreibung  der  einst  hochbe- 
. rühmten  indischen  Hafenstadt  Kail:  »Alles  Volk  in  dieser  Stadt,  wie  auch  in 
dem  ganzen  übrigen  Indien  hat  die  Gewohnheit,  stets  ein  gewisses  Blatt,  ge- 
nannt Tambul,  im  Munde  zu  führen,  und  es  einem  gewissen  Brauch  und 
Verlangen  zu  genügen,  ununterbrochen  zu  kauen  und  den  Speichel  auszuspucken, 
den  es  erzeugt.  Die  Grossen,  die  Edelleute  und  der  König  lassen  sich  das 
Blatt  mit  Kampher  und  anderen  Wohlgerüchen  zubereiten  und  mischen  es 
auch  mit  gebranntem  Kalk.  Und  es  hiess,  dass  dieser  Brauch  der  Gesundheit 
sehr  zuträglich  sei.«  Als  Vasco  da  Gama  mit  seinen  Begleitern  zur  Audienz  am 
Hofe  des  Camorin  erschien,  da  sahen  sie  einen  Mann  beim  Throne  stehen, 
der  eine  goldene  Schale  mit  Blättern  eines  »Betel  genannten  Baumes«  in  der  Hand 
hielt  und  von  diesen  Blättern  herumreichte.  Man  erzählte  ihnen,  dass  die  Inder 
diese  Blätter  kauten,  um  den  Magen  zu  stärken. 

Erst  durch  die  Indienfahrten  wurde  im  Abendlande  die  Sitte  des  Betel- 
kauens  weiter  bekannt.  Die  Geschichte  desselben   reicht  aber  weit  über  Marco 


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Polo  und  die  arabischen  Reisenden  des  Mittelalters,  ja  über  deuBegint)  unserer 
Zeitrechnung  zurück  in  die  indische  Vorzeit. 

Das  Verbreitungsgebiet  des  Betelkauens  erstreckt  sich  nach  Le\viti'i>  Zu- 
sammenstellungen auf  etwa  hundert  Längengrade  (68°— 169®  ö.  Gr )  uihI  reicht 
von  30°  n.  Br.  bis  12*  s.  Br.,  vom  Indus  bis  zum  Yang-tse-kiang,  Itis  /Jir 
Harafura-See  und  zur  Torresstrasse. 

Nur  wenige  von  den  kosmopolitischen  Genussmitteln  vermöpfen  sich  in 
dieser  Hinsicht  mit  dem  Betel  zu  messen,  vielleicht  das  Opium  piif  seinen 
Präparaten,  aber  auch  dies'^s  steht  bezüglich  der  Intensität  seiner  VerbreUung 
weit  hinter  dem  Betel  zurück  Die  Zahl  der  Menschen  die  dem  Betel f^e nasse 
ergeben  sind,  ist  mit  200  Millionen  eher  zu  niedrig  als  zu  hoch  bessifTi^rL 

Eine  in  das  Volksleben  des  Orients  so  tief  eingreifende  Sitte  war  dalier 
gewiss  eingehenden  Studiums  würdig  und  es  ist  mit  Freuden  zu  ln^j^rüssen, 
dass  Lewin  seiner  umsichtigen  Untersuchung  über  Kawa  nunmehr  eine  Mono- 
graphie Ober  Betel  folgen  lässt.  In  erster  Linie  pharmakologischen  Zwecken 
gewidmet,  berücksichtigt  dieselbe  auch  die  sociale  und  die  ethnographisniie 
Seite  des  Gegenstandes  in  umfassender  Weise,  so  dass  das  Buch  auch  für  den 
Geographen  von  hohem  Interesse  ist.  Arecanuss  und  Betelblatt  spielen  iiri  Volks- 
leben des  Ostens  eine  gewaltige  Rolle,  bei  grossen  Ereignissen,  wie  Krif^gser- 
klärung  und  Friedensschluss,  bis  hinunter  zu  den  unscheinbarsten  Vorkomm- 
nissen des  täglichen  Lebens.  Zum  Willkommen,  wie  zum  Abschied  wird  Betel 
gereicht;  die  Uebersendung  eines  Betelbissens  dient  dem  Weibe  als  Liebes- 
botschaft an  den  Geliebten,  Betel  opfert  man  den  Göttern  und  Betel  gihl  man 
dem  Todten  auf  seinen  Weg  in's  Jenseits  mit.  Wie  man  in  Peru  nach  Cocaüa's 
die  Entfernungen  berechnet,  so  dient  in  den  Khasiehügeln  die  Zahl  der  ^^f^kautpii 
Betelbissen  als  Wegmass. 

Die  Art  der  Zubereitung  weisst  mancherlei  Verschiedenheiten  aul.  .steis 
aber  sind  die  Nuss  der  Arecapalme,  das  Blatt  des  Betelpfeflfers  und  gelftschl&r, 
nicht  selten  aus  Muscheln  zubereiteter  Kolk  die  wesentlichen  BestatnUht+ile, 
denen  zuweilen  zur  Erhöhung  des  Genusses  noch  Tabak  oder  Catechu  Jsugcsot^L 
wird,  seltener  andre  StofTe. 

Lewin's  auf  Grund  umfassender  Literaturkenntnis  zusammen  jjeste Ute 
Angaben  über  die  verschiedenen  als  Catechu  gangbaren  Präparate,  über  die 
Botanik  und  die  geographische  Verbreitung  von  Areca  und  Chavica  etilüiehcn 
sich  einer  auszugsweisen  Wiedergabe.  Die  Beschreibung  der  Ger^ithivc  haften 
für  das  Betelkauen,  vor  Allem  Zerkleinerungsinstrumente  und  Aufbewnlinini^S' 
behältnisse  —  wird  den  Verwaltern  ethnographischer  Sammlungen  will- 
kommen sein. 

Der  wichtigste  Theil  der  Untersuchung  sind  ohne  Zweifel  die  chcnuscberi 
und  physiologischen  Capitel,  wenn  dieselben  auch  begreiflicher  Weiso  zn 
keinem  ganz  abschliessenden  Resultate  gelangen  Der  des  Betelgenusiiios  Un- 
gewohnte verspürt  zuerst  eine  gewürzhaft  brennende  Schärfe  im  Muudo  und 
ein  Gefühl  des  Zusammengezogenseins  im  Rachen.  Bei  wiederholtem  tn  luis^i^ 
verschwindet  diese  Wirkung  und  sie  wandelt  sich  räch  dem  Zeugnis  nur-h 
von  Europäern  in  eine  angenehme  um. 

Sehr  charakteristisch  ist  der  das  Betelkauen  begleitende  Speiclipllluäs. 
umsomehr  als  der  Speichel  je  nach  der  Menge  des  dem  Bissen  hinzu^efüf^tPM 
Kalkes  eine  gelbbraune  bis  blutrothe  Farbe  annimmt.  Die  vom  Ausspeic^n  her- 


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rQliretulen  Flecken  trifft  man  in  Indien  auf  Schritt  und  Tritt,  auf  den  Strassen 
Bombay 's  so  gut  wie  in  den  Regierungsgebäuden  und  Gotteshäusern  Bangkoks. 

Ein  alter  holländischer  Bericht  erzählt,  die  chinesische  Provinz  Quantung 
zeichne  sich  durch  drei  Dinge  aus :  De  hemel  zonde  sneu\r\',  de  boomen 
allijt  i^roen  en  d'invvonders  altijt  bloet  spuvoend,  schneelosen  Himmel,  immer- 
grüne Bäume  und  blutspeiende  Menschen. 

Das  Zahnfleisch  färbt  sich  bei  Betelkauem  dunkelroth,  "die  Zähne  werden 
rotlibmiiti  bis  schwarz,  ja  jetfärbig.  Letzteres  gilt  übrigens  in  Indien  als  ein 
Reiz,  weisse  Zähne  seien  eine  menschenunwürdige  Aehnlichkeit  mit  Affen  und 
Hunden,  Der  Speichelfluss  ist  offenbar  au^  eine  Reizwirkung  der  Areca  zurück- 
zuführen, und  auch  die  rothe  Farbe  des  Speichels  ist  ausschhesshch  der  Areca 
Zuzuschreiben,  weniger  klar  ist  die  Ursache  der  Zahnverfärbung.  Das  Gebiss 
selbst  leidet  durch  langdauerndes  Betelkauen  in  seinem  Bestände,  auch  gesunde, 
nicht  ciiriöse  Zähne  werden  locker  und  fallen  noch  vor  dem  mittleren  Alter 
aus  der  Alveole.  Die  Lippen  werden  verfärbt  und  vergrössern  sich,  und  es  ist 
von  äsi  hetischem  Interesse,  wie  sehr  der  betelkauende  Mund  das  feine  Mienen- 
spiel uin  die  Mundwinkel  einbüsst. 

Ziemlich  allgemein  wird  dem  Betelgenusse  die  Erzeugung  eines  an- 
gcnehinen  Geschmacks  und  Geruchs  im  Munde  zugeschrieben,  gleichfalls  eine 
Wirkunpj  der  Arecanuss  und  nicht  des  Betelblattes. 

\ Veitverbreiteter  Volksglaube  ist  es.  dass  der  Magen  gestärkt  werde, 
jedenf-tils  wird  seine  Function  nicht  ungünstig  beeinflusst.  Der  Einfluss  auf 
das  (.Zentralnervensystem  unterliegt  bedeutenden  Verschiedenheiten,  im  allge- 
meinen mag  der  Betelbissen  diesbezüglich  als  ein  sehr  mildes  narkotisches 
Stimulans  gelten  —  als  ein  sehr  mildes,  denn  langdauernder  Betelgeauss  scheint 
nicht  wie  die  meisten  anderen  narkotischen  Genussmittel  nachtheilige  Folgen 
für  ckn  Körper  nach  zu  sich  ziehen.  Die  psychischen  Folgen  der  Angewöhnung  an 
Betel  j^ind  freilich  dieselben  wie  bei  anderen  Narkoticis.  stetes  Verlangen  nach 
dem  üenusse,  Schwierigkeit  und  ungünstiger  Einfluss  der  Abstinenz. 

.Srlion  seit  langer  Zeit  hat  man  nach  einem  physiologischen  Grunde 
dafür  gesucht,  dass  ein  unerklärlicher  Instinct  einen  so  grossen  Theil  der 
Völker  <les  Ostens  dem  Betelgenuss  zuführte. 

Bei  allen  diesen  Völkern  spielen  nicht  stickstoffhaltige  Nahrungsmittel 
dm  llauptToUe  und  es  mag  der  alkalische  Betelsaft  als  Tonicum  und  Adstringens 
emt^m  Uebermass  saurer  Zersetzungsproducte  im  Magen  entgegenwirken.  Lewin 
schhessL  sich  dem  Ausspruche  Emerson  Tennent's  an,  dass  kaum  ein  auf 
diesen  Effect  abzielendes  Recept  das  Gewünschte  besser  erreichen  würde,  als 
der  Hcl^ibissen.  Das  Betelkauen  wäre  somit  eine  Art  instioctiver  Prophylaxe, 
ein  TTiä^^htiges  Schutz-  und  Festigungsmittel  gegen  klimatische  Einflüsse. 

IJfir  Raum  gestattet  es  uns  nicht.  Lewin  bei  seinem  Versuche  die  Wirkung 
firr  einzelnen  Bestand! heile  des  Belelbissens  zu  analysiren,  zu  folgen.  Auch 
dm  St  hhisscapitel  des  Buches,  die  Rolle  des  Betels  im  Welthandel,  ist  von 
j;*o graphischer  Wichtigkeit.  Einheimische  Fürsten,  und  auch  die  holländische 
ItHiulelJscompagnie  auf  Ceylon  wussten  aus  Zöllen  auf  Arecanuss  und  Betel- 
hlatl  hi.^deutende  Einkünfte  zu  ziehen.  Lewin's  Buch  sei  allen,  die  sich  für 
tien  Gc?genstand  interessiren,  wärmstens  empfohlen.  A.  Rodler. 


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Kleinere  Mittheilungen  und  Monatsbericht. 

Asien. 

Nene  Reise»  in  Asien.  lieber  die  russischen  Reise-Unternehmungen 
des  Jahres  1888,  insbesondere  über  die  grosse  Reise  Grombtschewsky's  und 
über  die  Grum-Grschimailo'schen  Untersuchungen  im  Ural  bringt  der  Jahres- 
bericht der  kaiserlich  russischen  geographischen  Gesellschaft  für  1888  nitbpre 
Angaben.  ~  Die  ehemals  Prschewalski'sche  Expedition  unter  Pjewzow  ntmmL 
einen  glücklichen  Fortgang,  trotzdem  die  chinesischen  Behörden  Schwit^ri^- 
keiten  machten,  weil  die  Papiere  der  Expedition  noch  auf  den  Naniort 
Prsuhewalski's  lauteten.  Anfangs  October  sind  aus  Taschkehd  neueidiu;^^ 
günstige  Nachrichten  über  den  Stand  der  Expedition  eingelaufen.  -  Der  Stafjs- 
capitän  Grombtschewsky  hat  Mitte  Juli  Margilan  erreicht  und  war  im  Be;3:rijre^ 
sich  von  den  Afghanen  freien  Durchzug  durch  Kafiristan  zu  erbitten.  —  Ihis^er 
Landsmann  Dr.  Josef  Troll  ist  nach  glücklicher  Beendigung  seiner  zweiten 
grossen  asiatischen  Reise  im  Begriffe  heimzukehren.  Es  ist  ihm  gelun|!*^n, 
durch  Russisch-Turkestan  über  Chinesisch-Turkestan  nach  Kaschmir  zu  gelauircn 

—  Der  englische  Lieutenant  Younghusband  hat  zu  Anfang  August  Leh  v'^r- 
lassen,  um  die  Pässe  zwischen  CJiinesisch-Turkestan  und  Kaschmir  zu  erforscäieii. 

—  Ein  vorzeitiges  Ende  nahm  der  Versuch  des  Amerikaners  RockhilL  von 
China  aus  Lhassa  zu  erreichen.  Er  wurde  in  seiner  tibetanischen  VerkleitluD^ 
erkannt  und  gewaltsam  nach  China  zurückgebracht. —  Nach  russischen  BliÜlein 
wird  Dr.  Grinewezky  mehrere  Jahre  unter  den  Tschuktschen  zubringen,  um 
dieses  interessante  Volk  zu  studiren.  Die  Expedition  wurde  von  denri  russis^-lien 
Statthalter  in  Wladiwostok  entsendet.  —  Sehr  zur  guten  Stunde  kommt  der  Berit  ht. 
welchen  Colonel  Mark  Bell  vor  der  geogra phischen  Section  der  britischen  Naltir- 
torscher- Versammlung  zu  Newcastle  über  die  Handelswege  Inner- Asiens  erstaltet 
hat  Derselbe  ist  das  Ergebnis  mühevoller,  langjähriger  Reisen  und  es  wäre 
selir  zu  wünschen,  dass  dieser  Bericht  mit  den  entsprechenden  Kartenbellagpu 
bald  voUinhahlich  veröffentUcht  werde 

Der  SHrnm-Tiiiinel  Nach  ru^^sischen  officiellen  Nachrichten  geht  dp.r 
Suram-Tunnel  rasch  seiner  Vollendung  entgegen.  Dieses  grossartige  Werk,  dessen 
Ausführung  in  den  Händen  einer  Hamburger  Firma  liegt,  wird  die  LeislKn Un- 
fähigkeit der  transkaukasischen  Eisenbahn  bedeutend  erhöben.  Bisher  zog  iiiii- 
selben  die  Ueber schreitung  des  Suram-Passes  ziemHch  enge  Grenzen.  Der 
Quellenreichthum  des  Gebirges  erscliwert  das  Arbeiten  in  hohem  Masse,  nii^ht 
weniger  als  860.000  russische  Eimer  soll  die  an  einem  Tage  geförderte  Wa^Sser- 
menge  betragen.  Im  April  oder  Mai  des  nächsten  Jahres  wird  der  Tunnet  d^in 
.Verkehre  übergeben  werden.  {Times,  12.  August  i 

Zustände  auf  Cyp«rn.  Die  reichen  historischen  Erinnerungen,  welche 
sich  an  die  Insel  der  Aphrodite  knüpfen,  drängen  wolil  bei  Vielen  die  Tlmt- 
Sache  in  den  Hintergrund,  dass  Cypern  unter  den  englischen  Colonien  eine  ikir 
ärmsten  ist.  Der  alte  Bergsegen  ist  versiegt  und  der  Ackerbau  *  leidet  unJ.er  der 
Heuschreckenplage,  zu  deren  Bekämpfung  schon  grosse  Summen  erfol^lus 
verausgabt  wurden.  Der  officielle  Colonialbericht  über  18S7  und  1888  gibt  denn 
auch  kein  erfreuliches  Bild  von  dem  Zustande  der  Bevölkerung.  Wohl  gub  es 
in  den  genannten  Jahren  weniger  Heuschrecken^ als  sonst,  dafür  aber  auch  ome 


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•  j  ■  1^  n^ 


490 

t 

Missernte.  Der  Bericht  constatirt  die  Zunahme  der  Verbrechen  und  klagt  über 
die  schlechte  Beschaffenheit  der  Schulen.  Als  der  einzige  Lichtpunkt  erscheint 
die  Verbesserung  der  sanitären  Verhältnisse. 

Neuer  Handelsweg  in  Toukhi.  Die  Eröffnung  des  Rothen  Flusses  von 
Tonkin,  des  Songkoi,  von  der  seit  langer  Zeit  in  französischen  Blättern  die 
Rede  war,  ist  nunmehr  erfolgt.  Der  Dampfer  Laokai  hat  am  21.  Juli  die  Stadt 
Laokai  an  der  Grenze  von  Yünnan  erreicht.  Es  ist  ein  eigens  für  diesen  Zweck 
gebauter  Raddampfer  von  geringem  Tiefgang.  Die  Errichtung  eines  regel- 
mässiiren  Verkehres  zwischen  der  See  und  der  Grenze  von  Yünnan  soll  un- 
mittelbar bevorstehen 

Die  Oelfolder  von  Birmn.  Die  Petroleum-Ablagerungen  in  Hirma. 
welche  durch  den  angeblichen  Niedergang  der  Ergiebigkeit  von  Baku  ein  be- 
sonders actuelles  Interesse  erhalten,  wurden  von  Dr.  Noetling  im  Auftrage  der 
Geological  Survey  of  India  eingehend  untersucht  Auch  in  Birma,  beziehungs- 
weise auf  den  Oelfeldern  von  Twingung  un^  Beme,  ist  das  Petroleum  an 
jungtertiäre,  vermuthlich  miocäne  Schichten  gebunden.  Der  Petroleumdistrict 
nimmt  den  Scheitel  einer  aulgebrochenen  Antiklinale  ein  und  zeigt  auf  der 
Karte  die  Gestalt  eines  Rechteckes  mit  zwei  sehr  langen  und  zwei  sehr  kurzen 
Seiten.  Dies  erklärt  sich  daraus,  dass  die  Eingebornen  bis  jetzt  mit  ihren 
Bohrungen  nicht  tiefer  als  310  englische  Fuss  gegangen  sind.  Sie  können  sich 
also  von  der  Achse  der  Antiklinale  nur  soweit  entfernen,  als  Bohrschächte  von 
dieser  geringen  Tiefe  noch  die  ölführende  Schicht  erreichen.  Das  Oelfeld  von 
Twingung  enthält  .375  Brunnen,  von  denen  166  ganz  unproductiv  sind,  von  den» 
übrigen  sind  ViO  immer,  89  nur  zeitweise  im  Betriebe.  Trotzdem  die  Brunnen 
ohne  Schwierigkeit  einen  Ertrag  von  22  Percent  geben,  nipimt  die  Ausbeutung 
der  Oelfelder  keinen  Aufschwung.  Aus  Noetling's  Bericht  geht  hervor,  dass  ein 
vollkommen  unsystematischer  regelloser  Raubbau  betrieben  wird.  Das  Erträgnis 
könnte  zum  mindesten  auf  das  Dreifache  gesteigert  werden  und  das  Petroleum 
aus  Birma  könnte  wenigstens  aus  Indien  die  russische  Naphtha  verdrängen. 
Bei  dieser  Gelegenheit  sei  auch  erwähnt,  dass  gegenwärtig  Oldham  von  der 
Geological  Survey  of  India  Belutschistan  bezüglich  seiner  angeblichen  Petroleum- 
reichthümer  untersucht.         {Records  Geological  Survey  of  India  1889,  pt,  IL) 

ttetrto^hM5li©8^  von  de«  Sunda-Inneln.  Eine  Fülle  wichtiger  Aufschlüsse 
dürfen  wir  von  den  Berichten  Prof.  Wichmann's  erwarten,  der  im  Juni  d  J 
von  einer  mehrmonatlichen  Reise  nach  dem  indischen  Archipel,  insbesondere 
nach  den  kleinen  Sunda-Inseln,  heimgekehrt  ist  Als  besonders  wichtig  erscheint  die 
Auffindung  mariner  Jura  Ablagerungen  auf  der  Insel  Rotti,  sowie  der  Nach- 
weis archäischen  Grundgebirges  auf  Celebes.  Damit  ist  die  geologische  Homo- 
logie zwischen  Bomeo,  Celebes  und  Halmahera  tiefer  begründet 

{Peterm,  Mitth.  1889,  7.) 

K.  Martin  beschreibt  die  Kreide-Ablagerungen  von  Martapoera  im  süd- 
östlichen Bomeo.  Er  stellt  dieselben  in  das  Niveau  der  Arrialoor-Etage  der 
vörderin^dischen  Xreide,  somit  in  das  Senon.  Die  Seichtwasserbildungen  der 
Kreide  von  Martapoera.  welche  in  den  Arrialoor- Schichten  kein  Aequivalent 
haben,  erinnern  durch  Fauna  und  petrographischen  Charakter  lebhaft  an  unsere 
Gosau- Schichten. 

{Samml.  d.  geolog.  R.-Mnseums  in  Leiden,  Ser,  /,  Bd.  IV.) 


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491 


Afrika. 


Afrikaiii8c1ie  Nekrolonrie.  Durch  den  am  31.  Juli  in  Kamerun  erfolgten 
Tod  von  Lieutenant  Tappenbeck  hat  die  deutsche  Afrikaforschung  einen 
schweren  Verlust  erlitten.  Anfangs  Juli  hatte  Tappenbeck's  langjähriger  Reise- 
gefährte Hauptmann  Kund  in  Berlin  über  die  letzten  gemeinsamen  Reisen  Im 
Hinterlande  von  Kamerun  berichtet  und  dabei  vielfach  der  glänzenden  Bigi?n* 
Schäften  Tappenbeck's  gedacht.  Ausdauer,  seltene  Geschicklichkeit  im  Verkehre 
mit  den  Eingebornen  und  die  Bescheidenheit  des  echten  Forschungsreisenden 
zeichneten  Tappenbeck  in  hohem  Masse  aus.  Der  Heimgegangene  stand  ersst  im 
'J8.  Lebensjahre.  —  Leider  unterliegt  es  kaum  mehr  einem  Zweifel,  da&s 
Caraille  Douls  auf  dem  Wege  von  Tafilet  nach  Timbuktu  von  seinen  FfUirefn 
ermordet  wurde.  Douls'  erste  grosse  Reise  in  der  westlichen  Sahara  gflirirlt? 
zu  den  grössten  Heldenthaten  der  Afrikaforschung  —  als  Mohamedaner  ver- 
kleidet hatte  er  monatelang  mit  einem  Nomadenstamme  die  westliche  »Siiliara 
durchstreift,  bis  es  ihm  gelang,  durch  Marokko  zu  entkommen.  Heimgt'Äelirtf 
hatte  er  einige  Mühe,  die  massgebenden  Kreise  von  der  Wahrhaftigkeit  s+:>iner 
Berichte  zu  überzeugen,  was  ihm  aber  schliesslich  vollkommen  gehiui;.  In 
diesem  Jahre  erfüllte  sich  sein  heisser  Wunsch,  neuerdings  nach  NonLilrika 
aufbrechen  zu  können,  indem  ihm  das  französische  Unterrichtsministeriu/u  die 
Mittel  zu  einer  neuen  Reise  gewährte.  Dem  tapferen  jungen  Forscher  h\eihl  ein 
ehrenvolles  Andenken  gesichert. 

Tappenbeck  und  Douls  waren  junge  Männer,  die  der  Tod  mitU-n  nus 
ihrer  Thätigkeit  heralisriss.  Der  dritte  Todesfall,  über  den  wir  zu  beiif^hton 
haben.  betrÜTt  einen  Veteranen  der  Afrikaforschung,  dessen  Name  der  f^eprj- 
wärtigen  Generation  kaum  mehr  geläufig  war.  Cardinal  Guglielmo  Mass;ijji  hl 
am  6.  August  zu  Neapel,  8( »jährig,  verschieden.  Sein  Name  ist  unaunlosch- 
lieh  mit  der  Erschliessung  der  Gallaländer  verknüpft. 

Neae8  «ms  Afrika.  Die  Forscherthätigkeit  als  Selbstzweck  tritt  lieiilo  in 
Afrika  dpn  praktischen  Interessen  gegenüber  weit  in  den  Hintergrund,  deiJ^^c  (tun- 
geachtet geht  die  Geographie  bei  den  zahlreichen  Reisen,  die  heute  allenlliallife^ii 
in  Afrika  unternommen  werden,  nicht  leer  aus.  In  den  französischen  SrfiulÄ- 
gebieten  Westafrika's  haben  die  deutschen  Erfolge  im  Hinterlande  von  Kairunuii 
und  ^ie  Realisirung  des  Congobahnprojectes  einen  neuen  Impuls  gegeben  An 
den  Congo  ist  die  erste  Ingenieurbrigade  abgegangen,  zugleich  liegt  eine  Aunabl 
von  Berichten  über  Flussfahrten  auf  den  Tributären  des  grossen  Stromes  iiud 
über  die  Zustände  am  oberen  Congo  vor.  Dupont  hat  ein  zusammenfassi^ndes 
Werk  über  den  Congo  angekündigt.  Wir  dürfen  von  demselben  Aufschlüs&i'  in 
naturhistorischer  Hinsicht  erwarten,  die  gerade  für  den  so  viel  befall rs^iif^ri 
Congo  in  höchstem  Grade  wünschenswerth  sind. 

Von  Stanley  weiss  nur  ein  kleiuer  Kreis  von  Eingeweihten  GeiiMueres 
und  dieser  Kreis  ertheilt  der  OelTenthehkeit  nur  sehr  mystische  Auskürifle, 
Dessenungeachtet  sprechen  mancherlei  Vorgänge  in  Ostafrika  dafür,  duns  in 
der  That  Stanley  im  November  in  Mombas  erwartet  wird.  Die  Expedition  l^^ters 
hat  geographisch^  Ergebnisse,  bis  jetzt  nicht  geliefert,  die  Berichte  des  FfUtrtniä 
derselben  sind  endlose  Variationen  über  das  alte  Lied  von  den  bösen  EnghtuLli^rn. 
—  In  Südafrika  bereiten  sich  grosse  Dinge  vor.  Noch  im  Laufe  des  0'"ifH(L»r 
soU  die  Charterverleihung    an    die  Imperial  South  African  Company   erfuii;en, 


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i-  BFmmjwBfT^m^ß^ 


492 

Sir  Francis  de  Winlon  ist  als  königlicher  Commissär  nach  Swaziland  abge- 
reist. Der  bekannte  Jäger  Selous,  einer  der  besten  Kenner  Südafrika's  ist 
reichlich  ausgerüstet  als  Pioiinier  nach  den  Gregenden  westlich  vom  Nyassa 
aufgebrochen.  Nicht  unwichtig  ist  endlich  die  Nachricht,  dass  die  Capcolonie 
eine  geologische  Aufnahme  unter  Professor  Seeley  neu  organisirt,  welche  ohne 
Zweifel  in  erster  Linie  praktischen  Zwecken  nachgehen  wird. 

Bei  der  regen  Thätigkeit,  welche  heute  auf  afrikanischem  Boden  herrscht, 
sind  zusammenfassende  Darstellungen  in  Form  von  Karten  und  Büchern  mehr 
als  je  zur  Nothwendigkeit  geworden.  Für  zwei  Gebiete  Afrika's  haben  die 
letzten  Monate  derartige  kartographiscke  Darstellungen  gebracht,  welche  beide 
alles  vorhandene  veröffentlichte  Material  kritisch  verwerthen  und  dasselbe  durch 
eigene  Zuthaten  vielfach  ergänzen.  Wir  meinen  die  neue  Ravenstein'sche 
Karte  eines  Theiles  von  Ostafrika  und  Jeppe's  Karte  von  Transvaal  und  Um- 
gebung. 

Eine  Karte  von  Ravenstein  bedarf  keiner  besonderen  Empfehlung.  Sie 
ist  im  Auftrage  der  britisch-ostafrikanischen  Gesellschaft  bearbeitet  und  widmet 
von  ihren  neun  Blättern  acht  der  Darstellung  der  englischen  Interessensphäre 
in  1 :  500.000.  Ausserdem  ist  eine  Uebersicht  des  Gebietes  nördlich  vom 
Victoria  in  1:  1,500.000  gegeben.  Zwei  Carlons  bringen  eine  Skizze  des  Kilima 
Ndscharo  beziehungsweise  einen  Hafenplan  von  Mombas  in  1  :  250.000  Raven- 
stein's  Work  wird  im  Felde,  in  der  Studirstube  und  auf  dem  Contor  des  an 
Ostafrika   interessirten  Kaufmannes  gleich  willkommen  sein. 

Die  topographische  Darsttllung  darf  als  dem  gegenwärtigen  Stande  unseres 
Wnssens  genau  entsprechend  bezeichnet  werden.  Für  gewisse  bedeutendere 
Neuerungen,  wie  z.  B.  für  die  Verschiebung  des  Kilima  Ndscharo,  wird  wohl 
noch  eine  eingehendere  Motivirung  gegeben  werden.  Auch  alles  das,  was  für 
den  Reisenden  und  den  Colonialpolitiker  von  praktischer  Wichtigkeit  ist,  wird 
vollkommen  berücksichtigt.  Die  Wohnplätze  der  einzelnen  Stämme,  Wasser- 
und  Weideplätze  sind  sorgfältig  angegeben. 

Jeppe  hat  sein  altes  Arbeitsgebiet  das  Transvaal  auf  einer  vierblättrigen 
Karte  in  1:1,000  00!)  dargestellt.  Die  Karte  zieht  jedoch  auch  die  Umgebung 
von  Transvaal  im  weitesten  Sinne  in  ihren  Rahmen.  Sie  weicht  von  den  bis- 
herigen Kartenbildern  in  hohem  Grade  ab,  zum  grossen  Theile  auf  Grund 
bisher  nicht  veröffentlichter  Origin9,lmittheilungen.  Die  neuen  Abgrenzungen 
und  die  neuen  Eintheilungen  dieses  so  mannigfach  umstrittenen  Theiles*  von 
Südafrika  sind  gerade  heute  von  eminenter  politischer  Wichtigkeit. 

In  dieser  Hinsicht  hat  die  Karte  denn  auch  schon  das  Missfallen  der 
portujjiesischen  geographischen  Gesellschaft  erregt,  welche  eine  gegen  Jeppe's 
Grenzlinien  gerichtete  Erklärung  versendet.  Die  ausführliche  Berücksichtigung 
der  Golddistricte,  denen  auch  Nebenkarten  gewidmet  sind,  verleiht  der  Karte 
auch  geologischen  Werth.  Sehr  genau  sind  alle  für  den  Verkehr  wichtigen 
Daten  verzeichnet. 

Ravenstein's  und  Jeppe's  Karten  sind  auch  äusserlich  sehr  gut  aus- 
gestattet, die  Ravetostein'sche  zeichnet  sich  ausserdem  noch  durch  einen  über- 
raschend billigen  Preis  aus.  « 


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4^8 


Montenegro.*) 

Vortrag    von    Hauptmann    Karl    Kaiidelsdorfer,     commandirt     tieim   Ic.  k. 

Generalstabe. 

(Hiezu  Tafel  Nr.  XXII.) 

1.  Grundlagen  der  Beschreibung.  —  Alt-Motitenegrü 
wurde  in  den  Siebziger -Jahren  von  dem  russischen  Topographen 
Bykow,  Neu -Montenegro  in  den  Jahren  1879—81  von  russischen 
Officieren  mappirt  und  gleichzeitig  die  Bykow'sche  Karte  ivainlnilirt. 
EndUch  wurde  über  die  Grenzzone  von  Mojkovac  bis  zutn  Scuttiri- 
See,  anlässig  der  in  jüngster  Zeit  zum  Abschlüsse  gelangten  tiirkii^cli- 
montenegrinischen  Grenzverhandlungen,  von  türkischen  <  )liicieren 
eine  Karte  im  Verhältnis  1 :  50.000  hergestellt.  Alle  di*!5t!  karto- 
graphischen Arbeiten  werden  geheimgehalten. 

Die  erste  vollständigere  und  halbwegs  verlässliche  dfir  ver- 
öffentlichten Karten  über  Montenegro  bildete  sich  aus  einigen  niüttern 
der  österreichischen  Generalkarte  1:300.000,  in  denen  sowohl  die 
Bykow'sche  Karte,  als  auch  sehr  verlässliche  Skizzen  einiger  Routen 
Verwerthung  fanden. 

Dann  erschien  die  in  Russland  erzeugte  Karta  crnagorske 
knjazevine,  4  Blatt,  1:168.000.  Soweit  es  bisher  möglicli  war. 
den  Inhalt  dieser  Karte  zu  controliren,  erwies  sie  sich  als  nicht 
durchaus  verlässlich.  Das  Communicationsnetz  ist  onts<!lii(jdon 
lückenhaft  und  oft  ganz  willkürlich  geführt;  es  fehlen  aiioli  viHp 
Details,  welche  der  Maßstab  noch  ganz  gut  getragen  hätte:  dif  durch 
Schummerung  gegebene  Terrain-Darstellung  ist  äußerst  versohwoiutnmi 
und  nicht  präcise.  Schätzenswerth  ist  die  richtige  Sehr*  iluiriL:  dtir 
geographischen  Benennungen,  neu  einige  Höhencoten. 

In  der  Folge  erfuhr  die  österreichische  Genera IJairle  iAn^t 
wesentliche  Verbesserung  und  Bereicherung  an  Detail  nml  InkUH 
heute  von  den   veröffentlichten  Kartenwerken  jedenfallit   iii><  ll^^sit^, 


, ';  Die  folgenden  Ausführungen  des  Herrn  Verfassers  liegen  tuuom  Vor- 
trage zu  Grunde,  welchen  derselbe  am  30.  April  d.  J.  in  der  Monalsvrtsumuiluuy 
der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  hielt.  Gleichzeitig  sei  auf  den  ZusiurJUM  nliang 
mit  den  in  Heft  5  und  8  und  9  gebrachten  Aufsätzen  über  die  Orogiiiphio  dt^p 
Balkaninsel  hingewiesen.  Rcü. 

Miith.  d.  k    k.  Oeogr.  Ges.  1889,  10.  :i;f 


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494  • 

derui  es  erscheinen  darin  sowohl  dieJKarte  der  türkischen  Officiere. 
als  auch  anderes  sehr  schätzenswerthes  Materiale  vollauf  ausgenützt. 

Dieses  Material  fand  auch  Verwerthung  in  den  Grenzblättern 
der  Specialkarte  1 :  75.000.  Wälu^end  sonst  der  in  Specialkarten- 
Blätter  fallende  fremdländische  Theil  unberücksichtigt  blieb,  wurde 
hier  das  montenegrinische  Gebiet  in  Skizzenmanier  ausgezeichnet 

So  wesentKch  auch  die  Fortschritte  sind,  welche  die 
iCartographie  über  Montenegro  in  den  letzten  Jahren 
machte,  so  kann  das,vorhan(ißne,  Jedermann  zugängliche  Materiale 
doch  noch  lange  nicht  als  vollkommen  verlässlich  bezeichnet  werden, 
namentlich  deshalb  nicht,  weil  ein  wesentlicher  Factor  der  Karto- 
graphie, d.  i.  ein  dichteres  Netz  astronomisch  oder  trigonometrisch 
festgelegter  Punkte  mangelt 

Bezüglich  der  Beschreibungen  des  Landes  muss  in  erster  Linie 
constatirt  werden,  dass  es  nur  sehr  wenige  wissenschaftlich  gehaltene 
Abhandlungen  über  einzelne'  Theile  des  Landes  gibt  —  Er- 
schöpfende Beschreibungen  des  Landes  gibt  es  nicht  Der  Versuch 
des  Herrn  Schwarz  brachte  nach  einigen  Richtungen  Neues. 

Montenegro  muss  zu  den  wissenschaftlich  noch  lange  nicht 
erforschten  Ländern  gezählt  werden. 

2.  Der  in  der  deutschen  Literatur  eingebürgerte  Name  des 
Landes  „Crnagora**  ist  dessen  üebersetzung  in's  Italienische: 
Montenegro  (Schwarzenberg). 

3.  Die  Grenzen  des  Landes  wurden  durch  den  Berliner 
Vertrag  und  durch  die  Botschafter  -  Conferenzen  zu  Constantinopel 
(1880)  bestimmt. 

4.  Der  Flächeninhalt  Montenegros,  bisher  nur  durch  Plani- 
metrirung  aus  Karten  beiläufig  ermittelt,  wird  mit  9400— 9900  Arm* 
angegeben. 

5.  Bodengestaltung.  Die  Bodenerhebungen  Montenegros 
bilden  einen  Theil  des  „Illyrischen  Gebirgslandes".  ^)  Die  Tiefenlinie : 
Drina,  Lim,  Predelec- Sattel,  Cjevna,  Moraea,  Scutari-See,  Bojana 
trennt  das  Gebirge. 

Der  westliche  Theil  des  illyrischen  Gebirgslandes 
wird,  soweit  er  hieher  gehört,  durch  die  Depression  Gacko  polje, 
Duga,  Zeta  in  zwei  Abschnitte  zerlegt. 

>}  Siehe  die  Aufsätze:  »Die  Gebirgs-Systeme  der  Balkan -Halbinsel«  im 
5.  Heft  und  »Westlicher  Theil  des  illyrischen  Gebirgslandes«  im  8.  und  9.  Hefl 
der  Mittheilungen  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  (1889). 


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495 

Def  südwestliche  Abschnitt  gehört  zum  jUyrischen 
Küstengebiete".  Seine  Nordwestgrenze  bildet  die  Beckenreihe:  (.lacko. 
Korito,  Bilek,  Grab,  Sutorina.  Von  da  bis  zum  Sutorniaii- Passe 
breitet  sich  ein  Plateau,  die  „Crna  gora*  aus,  dessen  Obortlieil  vor- 
wiegend Karstberglands-Charakter  trägt. 

Vom  Sutorman- Passe  gegen  Südost  bis  zur  Bojana,  erhebt 
sich  zwischen  der  Küste  und  dem  Scutari-See  ein  Mittelgebirge. 
welches  nach  seiner  höchsten  Erhebung  Rumia  genannt  wird. 

Der  zweiteAbschnitt  des  westlichen  Theiles  des  ill  ^Tischen 
Gebirgslandes,  welcher  nordöstlich  der  Depression  Gacl^o  polje,  Duga, 
Zeta  liegt,  von  der  Sutjeska  und  dem  Sattel  von  Cemerno  bis  zu 
den  Quellen  des  Lim  und  bis*  zur  Cjevna  reicht,  wird  „Brda^  ge- 
nannt. Er  ist  von  Hoch-,  Alpen-  und  Mittelgebirge  erfüllt  und  kann 
als  Fortsetzung  des  „bosnischen  centralen  Höhenzuges"  Keltern 

Der  östliche  Theil  des  illyrischen  Gebirgslandes, 
soweit  er  hier  in  Betracht  kommt,  enthält  das  „nordalbanesische 
Alpengebirge". 

Der  ganze  zu  beschreibende  Raum  zerfallt  also  in  folgende 
vier  orographische  Abschnitte :  Crna  gora,  Rumia,  Hrda.  nord- 
albanesisches  Alpengebirge. 

Die  Crna  gora  wird  durch  die  zwei  Linien :  Risano.  Dragalj, 

-'(irahovo,    Omutie,  Nik>;ic   und   Cattaro,  Njegus,   Cetinje,   Bijeka   in 

einen  nordwestlichen,  mittleren  und   südöstlichen  Abschnitt   zerletrt. 

Den  nordwestlichen  Abschnitt  theilt  das  Schluchtthal  der  Suäica 
und  das  Becken  von  Grahovo  abermals.  Im  Norden  breitet  :^ich  das 
Gebiet  „Banjani-Rudine**  aus,  während  im  Süden  der  luuchtige 
Alpenstock  des  .,Orjen"  sich  erhebt. 

Die  Brda  zeigen  beiderseits  der  Linie  Nefertara-Nikii^"*  einen 
verschiedenen  Charakter. 

Im  nordwestlichen  Abschnitte  erheben  sictj  die  zwei 
mächtigen,  wenig  verzweigten  Hochgebirgszüge  des  Votuiak  und  de^^ 
Durmitor.  Sie  sind  durch  das  tiefe  Schluchtthal  der  Piva  vnn  ein- 
ander getrennt.  Breite  Terrassen  lagern  ihnen  vor.  Die  Sti-eiciiriohlting 
der  Hauptäste  und  wichtigsten  Ausläufer  geht  gegen  Siiiii>st, 

Im  Abschnitte  südöstlich  der  Linie  Nefertui'u  -  NikSif 
«ind  die  Erhebungen,  welche  größtentheils  Hochgebirge -(llKnukler 
tragen,  stärker  verästet.  An  Stelle  der  großen  Terrassen  ti'olerL  be- 
deutende Rücken,  die,  vielfach  getheilt,  an  den  Tiefenl!rii<-n  pruleri. 
Die  Streichrichtung  ist  nicht  mehr  ausgesprochen  gcg/m  Siidi^t^l. 
Dieser    ganze    südöstliche    Abschnitt    wird    einei^.theils    itureh    djt' 


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496 


MoraÖa,  anderntheils  durch  die  Mala  rijeka  und  Tara  (Oberlauf) 
in  das  Gebiet  der  Siljevica,  der  Moraöka  gradiSte  und  des  Korn 
zerlegt 

Dem   Vorstehenden   entsprechend,    ergibt   sieh   nachstehende 
Eintheilung  für  die  Bodenerhebung  Montenegros. 


lllyrisolies  (üebirgrsland 

Östlicher  Theil 

Westlicher  Theil 

Illyrisches  Küstengebiet 

Fortsetzung  des  bosnischen 
centralen  Höhenzuges 

s 

V 

nordwestliclier  ,  ^ 

Volujak-Gruppe 

Durmitor 

«     1    -       ^ 

'S     JMoraCka  gradiSte'    % 

»          -    -  -    ,    'Z 

Siljevica        '    O 

Ku^ki-Kom 

1 

1 

Norda^banesisches 
Alpeiigebir^ 

mittlerer       i  o 

südöstlicher     i 

Rmnia 

Den  Karst-Charakter  trägt  beinahe  das  ganze  (Tcbiet.  in  den 
Brda  herrscht  der  ausgesprochene  Hochgebirgs  -  Charakter  vor  und 
finden  sich  Verkarstungen  zumeist  nur  in  den  auf  die  Hochplateaux 
aufgesetzten  Felskegeln. 

Banjani-Rudine:  Der  Obertheil  dieses  Hochlandes  hat 
seine  bedeutendste  Höhe  von  1300  w  am  Nordende,  von  da  senkt 
er  sich  gegen  Südost  bis  auf  750  wj.  Diesem  Gebiete  sind,  nament- 
lich an  den  Rändern,  Höhenzüge  aufgesetzt.  Am  Nordostrande  zieht 
vom  Troglav  (1415  m)  gegen  Südost  ein  rel.  300  w  hoher  Rücken, 
welcher  im  felsigen  NjeguS  1698w  a.  H.  erreicht.  —  Am  West- 
rande culminirt  der  demselben  parallele  Höhenzug  im  BratagoS  mit 
ca.  1300  m.  —  Am  Südwestrande  ziehen,  parallel  zu  einander  der  Tisac 
und  die  Straziste.  —  Am  Südostrande  erhebt  sich  die  Kita  planina.  — 
Das  Innere  des  Gebietes  Banjani-Rudine  enthält  westlich  der  Linie 
Duboki  do,  Tupanj  meist  gegen  Süd  streichende,  flache,  mäßig  ver- 
karstete Hügelzüge.  Baumwuchs  mangelt;  östlich  der  genannten 
Linie  werden  die  relativen  Erhebungen  bedeutender,  so  dass  g^en 
die  Kita  hin  der  Charakter  hohen  Berglandes  vorherrscht.  Der 
Boden  ist  stark  verkarstet  und  mit  Wald  bedeckt. 

Orjen-ifTuppe:  Die  Basis  ist  ein  gegen  Südost  geneigtes 
Plateau   (700— 500//>),    welchem   die  Orjen- Gruppe  aufgesetzt   ist. 


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4<1T 

Letztere  besteht  aus  sehmalen,  felsigen  bis  1800  m  hohen  üebirgsröekeo, 
an  deren  Vereinigungspunkte  der  Orjen  sich  zu  1895  m  erhebt.  Die 
Verkarstung  tritt  in  starkem  und  sehr  starkem  Grade  au[.  Die  Boden* 
bedeckung  besteht  auf  den  hohem  Theilen  des  Plateau  aus  Hoch- 
wald, die  niederen  Partien  tragen  Hutweiden  und  Gebüsch,  Der 
Abfall  gegen  die  Küste,  sowie  die  Kämme  und  Gipfel  sind  größten- 
theils  kahl.  In  den  Dolinen  finden  sich  spärliche  Culturen. 

Die  mittlere  Crna  gora  ist  ein  Hochland,  das  sich  gegen 
Südosten  imd  Südwesten  senkt  (900 — 700m)  und  dann  mehr  oder 
minder  schroff  endet.  Der  Boden  ist  größtentheils  sehr  stark  ver- 
karstet und  mit  Gestrüpp  bedeckt.  Die  Ränder  dieses  Hochlandes 
werden  von  Rücken  gekrönt:  im  Norden  der  Pusti  Lisac  {1448m),  im 
Nordosten  der  BudoS  (1196ni),  im  Südwesten  die  Bukovica  planina. 

Die  südöstliche  Crna  gora:  Dieses  Hochland  dacht 
ebenfalls  in  südöstlicher  Richtung  ab  (1000— 700 w).  Die  Verkarstung 
des  Bodens  ist  stark  bis  sehr  stark,  im  südlichen  Theile  mäßiger. 
Die  Bedeckung  bilden  Hutweide  und  Gestrüpp,  auf  den  Beeken- 
sohlen  Felder,  an  der  Crmni6ka  Terrassencultur.  Allf*  steileren 
Partien,  besonders  die  nach  Süd  gekehrten,  sind  katil.  Der  Abfall 
des  Hochlandes  ist  gegen  die  Küste  schroff  und  felsig,  ^e^en  Nord 
kurz  und  steil,  zum  Scutari-See  und  zur  untern  Crmiii(;ka  steil,  ge- 
gliedert, zur  oberen  wandartig.  Die  Erhebungen,  welche  dem 
Hochlande  aufgesetzt  sind,  erreichen  bedeutende  Hölien  (Lovten 
1759  m). 

Rumia:  Der  Hauptrücken  dieses  verkarsteten  Mittelgebirges 
hat  anfänglich  eine  durchschnittliche  Höhe  von  1100  «j,  nimmt  aber 
von  Ostro§  an,  an  Höhe  rasch  ab.  Der  höchste  Punkt,  die  Fels- 
spitze Rumia  hat  1593  m.  DerObertheit  besteht  aus  feinem  schmalen 
Felskamm,  der  nur  von  wenigen  Scharten  durchbri»chen  ist.  Die 
Bedeckung  besteht  größtentheils  aus  Hutweide  unil  (Jpstrüpp,  Die 
nördliche  Abdachung  (Krajna)  ist  namentlich  im  jjordwestliclien 
Theile  stark  zerklüftet  und  endet  am  Scutari-See  schrotTj  fßlsig 
und  kahl.  Auf  der  Südseite  des  Hauptrückens  zweigen  mt^ltrere 
Nebenrücken  ab. 

Die  Volujak-Gruppe:  Der  Abschnitt  nördlich  df^r  Vrbnica 
ist  ein  mächtiger  Hochgebirgsstock,  welcher  im  Mn^lio  [2:^88  m) 
culminirt.  (Vlasulja  2339  w,  LebrSnik  1859  w).  Die  Obertlieile  lie- 
stehen  aus  riesigen  Felskämmen,  die  auf  Alpenplahaux  (ITOOm) 
aufgesetzt  sind.  Die  Abfälle  sind  gegen  die  Sutjeska  sliirk  fzügliederl ; 
gegen  die  Piva  und  Vrbnica  enden  sie  mit  einem  schrolfen  Almturzr, 


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I    iii.)«iw 


498 

Der  Abschnitt  südlich  der  Vrbnica  bildet  ein  stark  gewelltes 
Plateau,  welches  im  Südwesten  zu  den  1600— 1900  m  hohen  nord- 
östlichen Einfassüngshöhen  der  Duga-Furche  ansteigt.  Die  Höhen 
nehmen  gegen  Südost  zu  und  scheinen  im  Vojnik  (1968  m)  zu 
culminiren.  —  Die  Abßüle  sind  zur  Duga-Furche  stark  gegliedert. 
Mehrere  Ausläufer  (Krstac,  1100  m)  durchqueren  die  Duga-Furche. 
Gegen  Nordost  bilden  unebene  Terrassen  den  üebergang  zum 
Plateau,  welches  gegen  die  Piva  schrofi  abstürzt. 

Der  Boden  ist  größtentheils  verkarstet.  Die^Bedeckung  besteht 
zumeist  aus  Hutweide  mit  Gestrüpp;   Wald   kommt   ebenfalls  vor. 

Durmitor-Gruppe:  Der  Durmitor  ist  ein  schroff  gebauter, 
stark  zerklüfteter,  durchschnittlich  2000  m  hoher  Hochgebirgsrücken 
welcher  mit  2528  m  culminirt.  (1886  aus  dem  Limgebiete  bestimmt) 
Gegen  Südost  entsendet  er  ein  circa  1600  m  hohes  Mittelgebirge. 
Die  Vorlagerungen  gegen  die  Piva  und  Tara  sind  relativ  nieder  imd 
stark  gewellt.  Sie  gehen  in  breite,  1(XK) — 1400  m  hohe,  plateau- 
artige Stufen  über,  welche  mit  300 — 700  m  hohen  Felswänden  zu 
den  genannten  Flüssen  abstürzen. 

Die  Verkarstung  des  Bodens  ist  meist  stark,  die  Bedeckung 
besteht  aus  Wald  und  Hutweide. 

Moraßko  gradiSte:  Wenig  erforscht,  dürfle  den  Charakter 
des  Karst-Hochgebu^es  tragen.  Jablanov  vrh  2168  m,  Sinjavina 
planina  1866  m. 

Siljevica:  Diese  Planina  trägt  Hochgebirgscharakter  und 
dürfte  im  Bmjik,  2091m,  culminiren.  Ihre  Abfälle  sind  sehr  steil. 
Vom  Westende  zweigt  ein  1500— 2000  m  hoher  Rücken  ab 
(Maganik  2108  m,  dessen  Vorlagen  nördlich  der  Gracanica  breite 
Stufen  bilden.  Südlich  der  Graöanica  erheben  sich  mächtige  Rücken, 
welche  in  der  Prekornica  velika  1893  m  culminiren.  Der  Ostrog 
erreicht  circa  1100  m;  gegen  West  fällt  er  schroff  und  felsig  ab. 
Gegen  das  Zeta-Thal  tritt  Stufenbildung  auf.  —  Die  Verkarstung 
scheint  nur  südlich  der  Mrtvica  und  Gracanica  bedeutender  zu 
sein.  Die  Bedeckung  besteht  auf  den  Hängen  zumeist  aus  Wald. 

Kucki-Kom- Gebiet.  Der  Kucki-Kom  ist  ein  Hochgebirgs- 
stock,  dessen  größte  Erhebung  (2448  m)  die  Alpenregion  schroff 
übersteigt.  Von  diesem  Knoten  streichen  Gebirgszüge  in  verschiedenen 
Richtungen  ab.  (Bijelaänica  2084,  Visitor  2174,  Ilina  2140.) 

Nordalbanesisches  Alpengebirge:  Der  Hauptrücken 
ist  ein  scheinbar  unwegsamer  Hochgebirgskamm  mit  vielen  nadel- 


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499 

fönnigen  Spitaen  (Skülsen  2296  m,  Koprivnik  2l66w).  Montenegi*a 
enthält  nur  Ausläufer  dieses  Gebirges. 

Die  Beschreibung  der  Thäler,  Becken  und  Ebenen  würde  den 
Rahmen  dieses  Aufsatzes  zu  sehr  erweitem. 

G.  Gewässer.  Die  große  Depression,  welche  vom  Gacko 
^otje  bis  zum  Scutari-See  das  ganze  Gtebiet  durchzieht,  stellt  auch 
in  hydrographischer  Beziehung  eine  Scheidelinie  dar,  indem  sie  den 
wasserarmen  Südwesten  vom  reicher  bewässerten  Nordosten  trtinnL 

Jn  ersterem  Theile  finden*  sich,  mit  wenigen  Ausnahmen,  nur 
kleine,  unbedeutende  Flussläufe,  während  in  letzterem  Abschnitte 
ein  reich  entwickeltes  Flussnetz  liegt.  Dasselbe  entsendet  tseine 
Gewässer  so>yohl  zum  schwarzen  Meere,  als  auch  in  die  Adria. 

Die  dem  ersteren  Meere  zufließenden  Gew^ser  münden  alle 
in  die  Drina,  beziehungsweise   in   ihre  Quellflüsse  Tara  und    Fiva. 

Die  der  Adria  angehörenden  Flüsse  münden  größtentheils  in 
den  Scutari-See,  nur  wenige  unbedeutende  Küstenflüsse  direcl  in 
das  adriaüsche  Meer.  Einige  Schlundflüsse  des  Südwestens  ver- 
schwinden im  Karstboden.  Schließlich  kommen  kleine  Binnense**n 
vor,  welche  zwar  Zuflüsse,   aber  keinen  sichtbaren  Abfluss   haben. 

Die  Tara  hat  steile,   felsige  üfer;    abwärts  Mojkovac   tnlkn 

dieselben  oft  mit  den  300— 700  m   hohen   Felswänden   der  TliaUnv 

gleitung    zusammen.     Die    Breite     beträgt   circa    30  m,    die    Tiefe 

'0'8  -  1  w,  die  Geschwindigkeit  ist  reissend.  Brücken  westlich  Kola^in 

und  bei  Mojkovac;  Fähren  bei  Prencanje,  Nefertara  und  Tept'r- 

Die  Piva*)  ist  weniger  erforscht.  Brücken  bei  Sirovac  und 
Savniki. 

Die  Rijeka  hat  im  Oberlauf  steinige,  abwärts  des  Ortf^s 
Rijeka  versumpfte  üfer,  ist  zwjschen  diesem  Orte  und  Gra<liiiii 
circa  45m,  weiter  abwärts  70— 140m  breit,  1— 4m  tief;  die  Ge- 
schwindigkeit ist  bis  Rijeka  beträchtlich,  dann  kaum  merkbar.  Hei 
Niederwasser  oberhalb  Rijeka  unbedeutend,  bei  Hochwasser  ukh\ 
passirbar;  abwärts  Rijeka  schifTbar. 

Die  Moraca  hat  hohe  felsige  oder  steinige  üfer,  welche  sieh 
erst  unterhalb  der  Cjevna-Mündung  verflachen  und  versumpfen.  Ün: 
Breite  ist  unterhalb  Podgorica  60  w,  abwärts  der  Cjevna-Mündung  jßiic 
des  Bettes  600 — 800  Schritte.  Die  Tiefe  schwankt  zwischen  1— :5^^** 
Bei  andauernder  Trockenheit  versickert   das  Wasser  zum    größten 


*)  Nach  den  neuesten  Daten  entspringt  die  Piva  beim  Klostor  Piva  und 
nimmt  nach  kurzem  Laufe  die  Komarnica  auf.  Dementsprechend  wäre  ^\i<^ 
Beilage  zu  berichtigen.  (November  1889). 


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500 


n 


Theile.  Die  Geschwindigkeit  ist  im  Oberlaufe  reissend,  in  der  Zeta- 
Ebene  stark,  dann  gering.  Hochwasser  führen  oberhalb  der  Mündung 
bedeutende  Ueberschwemmungen  herbei.  -—  Brücken  beim  Kloster 
Mora6a  unterhalb  der  Mala  rijeka-Mündung,  und  bei  Podgoriea. 
üeberfuhr  im  Mündungsgebiet  (Bijdopolje). 

Die  Zet*a  verschwindet  in  den  Ponori  bei  SUvlje  und  tritt  nach 
einem  unterirdischen  Lauf  von  ca.  3  ä:w  in  zwei  Armen  zutage,  die  sich 
alsbald  vereinigen.  Die  Ufer  sind  bei  Nikäic  ca.  2  w  hoch,  abwärts 
Povia  hoch  und  brüchig,  von  Danilovgrad  an  10— 20  m.  Die  Breite 
beträgt  bei  Nik§i6  ca.  15  m,  abwärts  Povia  25—30  m.  Die  Tiefe  ist 
sehr  verschieden,  bei  Danilovgrad,  ca.  1  m  ;  mehrere  Stromschnellen. 
^  Brücken  bei  NikSic,  Danilovgrad,  Spuz.   üeberfuhr.  bei  Orjaloka 

Die  Cjevna  hat  abwärts  Dinoäi  ein  circa  120  Schritt 
breites  Inundationsgebiet,  in  dessen  Mitte  das  Flussbett  8 — 10  m 
tief  eingerissen  ist ;  weiter  abwärts  Verflachung. 

Der  Scutari-See  hat  im  Süden  meist  schroffe,  im  Norden 
flache,  versumpfte  Ufer;  31  Inseln;  Tiefe  11— Im;  wicd  beschiflft 
(Londra's  und  kleinen  Dampfern).  Landungspunkte :  Scutari,  Plavnica, 
Vir  und  Ryeka. 

Die  Bojana  hat  erdige,  2 — 3m  hohe  Ufer  und  ist  175— 700m 
breit,  1 — 2  m  tief,  von  Oboti  abwärts  5  m,  an  der  MündMUg  wieder 
seichter  (Barre).  Brücke  bei  Scutari.  Ueberfuhren  bei  Scutari,  Belen^ 
und  S.  Nicolo.  Die  Schiflbarkeit  wird  durch  die  bedeutenden  Sand- 
und  Geröllmengen,  welche  die  Zuflüsse  Kiri  Drinassa  zuführen,  immer 
mehr  eingeschränkt. 

7.  Klima.  Für  die  Beurtheilung  des  Klimas  fehlen  regel- 
mäßige Beobachtungen  der  Temperaturs-  und  Niederschlags- Ver- 
hältnisse, sowie  der  Bewölkung  und  Winde.  Im  allgemeinen  kann 
man  drei  Klima -Provinzen  unterscheiden: 

Die  Cmagora  hat  ein  excessiv  continentales  Klima,  bedingt 
durch  die  große  absolute  Höhenlage, 'durch  Kahlheit,  und  schroffen 
Abschluss  gegen  das  Meer. 

In  den  Brda  schafft  die  regelmäßige  Thalbildung  geschützte 
Lagen.  Die  ausgedehnten  Waldungen  rufen  eine  gleichmäßigere 
Vertheilung  der  Niederschläge  hervor.  Frühjahr  und  Herbst  sind 
deutlich  ausgesprochen,  Whiter  und  Sommer  ändern  ihren  Charakter 
je  nach  der  Höhenlage,  in  denen  sie  herrschen. 

So  haben  die  Thäler  der  mittleren  Zeta  und  Mora^,  milde 
Winter  und  heisse  Sommer,  das  Gebiet  der  oberen  Moraßa,  des 
Lim,  der  Tara  und  Piva  dagegen  rauhe  Winter  und  kühle  Sommer. 


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501 

Der  Küstensaum,  wozu  noch  die  Bojana-Ebene,  das  Bet^ktsu 
des  Scutari-Sees  und  das  Zeta-Thal  abwärts  Spuz  gehören,  hat  das 
heisse  Klima  des  Mittelmeerbeckens.  In  dieser  Region  kommen 
während  des  größten  Theiles  des  Jahres  nur  Sommertemperaluren 
vor;  der  Winter  markirt  sich  durch    eine  Regenperiode.  • 

Bezüglich  der  Winde  wäre  zu  erwähnen,  dass  im  Winter 
Bora  und  Scirocco,  im  Sommer  Maestral  vorherrscht. 

Die  Bora  ist  ein  trockener,  kalter,  in  kurzen,  sehr  heftijjt  ii 
Stößen  wehender  Wind  aus  den  nordöstlichen  Richtungen.  Niclii 
so  furchtbar  wie  im  Quarnero,  setz4  er  die  Temperatur  um  3  —  10^^  C. 
herab,  dauert  aber  gewöhnlich  nur  wenige  Tage.  Die  Bora  entsl^lil 
dadurch,  dass  der  im  Winter  sich  einstellende  Temperatur-Gegensatz 
zwischen  dem  warmen  Mittelmeer-Becken  und  den  kalten,  schne*^- 
bedeckten  nördlichen  Hinterländern,  alle  aus  den  nördlichen  Richtungen 
kommenden  Winde  sehr  verstärkt.  Wenn  im  Südosten  der  Adria 
ein  Luftdruck-Minimum  eintritt,  oder  in  Mittel-Europa  das  Baromel<^r 
rasch  steigt,  so  hat  die  adriatische  Ostküste  stets  Bora. 

Der  Scirocco  ist  ein  warmer,  feuchter,  schwüler,  wolknii- 
führender  und  regenbringender  Südostwind.  Er  herrscht  im  Tieflandt; 
während  ^er  Regenperiode. 

Der  Maestral  kommt  aus  Nordwest,  bringt  stets  schont^.« 
Wetter,  und  weht  als  herrschender  Sommerwind  mit  passatarligor 
Beständigkeit. 

8.  Die  Bevölkerung.  Die  Zahl  der  Einwohner,  durch  keine 
amtliche  Zählung  ermittelt,  wird  von  130.000—245.000  geschattet. 
Eine  flüchtige  Zählung  fand  zur  Zeit  der  Hungersnoth  im  Jahre  1871* 
statt,  um  das  von  Russland  beizustellende  Cerealienquantum  l>o- 
rechnen  zu  können.  Thatsache  ist,  days  dasselbe  damals  füi' 
150.000  Menschen  angesprochen  wurde. 

Die  Dichte  der  Bevölkerung  dürfte  somit  ca.  15  Einwohnei* 
per  Quadratkilometer  betragen.  Dies  entspricht  der  Dichte  der  Be- 
völkerung  in  Russland  (16). 

Der  Nationalität  nach  besteht  die  Bevölkerung  vorwiegend  mi^ 
Serben,  dann  aus  Albanesen  und  Osmanen. 

Die  Serben  (Cmagorcen)  sind  meist  von  großer,  schöner  Cte- 
stalt,  kräftig,  ausdauernd,  abgehärtet,  intelligent  und  muthig;  ait- 
Vereinigen  somit  eine  Fülle  von  Mannes-  und  Kriegertugenden.  Dh' 
Cmagorce  betrachtet  auch  als  vornehmste  Aufjgabe  des  Mannen  den 
Waffendienst,  doch  sind  in  neuerer  Zeit  auch  die  Beamtensteil t^n 
gesucht.  Allenthalben  betreiben  die  Crnagorcen  Ackerbau  oder  Vieh- 


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502 

zacht;  Handwerk  ist  des  Mannes  unwürdig.  Das  Weib  rauss  alle 
häuslichen  Verrichtungen  besorgen,  dient  ^uch  als  eine  Art  Lastthier 
und  repräsentirt  im  Kriege  den  Train,  welcher  die  Zufuhr  der  Lebens- 
mittel und  der  Munition  besorgt.  —  Unter  den  Crnagorcen  herrscht 
große  Ehrlichkeit;  dem  Eigenthume  der  fremden  Grenzbewohner 
gegenüber  —  mögen  sie  Stammesbrüder  sein  oder  nicht  —  sind 
die  Crnagorcen  jedoch  weniger  gewissenhaft.  Die  Blutrache,  w^dche 
früher  so  viele  Opfer  hinschlachtete,  wird  immer  seltener  geübt. 

Die  Serben  bekennen  sich  fast  ausschließlich  zur  griechisch- 
orientalischen Kirche,  nur  ca.  1500  von  ihnen  sind  Katholiken. 

Die  Albanesen  (Ökipetaren,  Arbanasi,  Amanten)  gehören  zu 
dem  Hauptstamme  der  Gegen.  In  der  physischen  Erscheinung  gleichen 
sie  den  Crnagorcen.  Der  Albanese  ist  intelligent,  aber  unwissend 
und  abergläubisch.  Das  Bedürfnis  nach  schrankenloser  Freiheit  und 
das  Zusammenhalten  der  einzelnen  Stämme  ist  stark  entwickelt. 
Die  moralischen  Eigenschaften  der  Albanesen  sind  ein  Gemisch  der 
besten  und  schlechtesten  Charakterzüge.  Männlicher  Stolz,  peinliche 
Auffassung  von  Mannesehre  —  natürlich  nach  ihren  Begriffen  — 
Treue  gegenüber  dem  feierlich  gegebenen  Mannesworte  (Bessa). 
Muth,  Nüchternheit  und  Gastfreundschaft  neben  Unversöbnlichk^it 
Grausamkeit,  Hinterlist,  Misstrauen  und  Käuflichkeit  Man  rühmt 
ihre  Wildheit  im  regellosen  Kampfe  und  ihren  raschen  Entschluss 
und  auch  Gehorsam,  so  lange  er  den  eigenen  Interessen  dient. 

Die  Albanesen  bewohnen  die  Ostgrenze  und  kommen  auch 
bei  Antivari  und  Dulcigno  vor,  4000  von  ihnen  sind  Katholiken, 
der  geringe  Rest  Mohamedaner. 

Wenige  (^manen  kommen  in  Podgorica,  Antivari  und  Dulcigno 
vor.  Ihre  Zahl  vermindert  sich  von  Jahr  zu  Jahr  durch  Emigration. 

Bezüglich  (ier  Sprachen  ist  zu  erwähnen : 

Serbisch  ist  die  Landessprache  ;  die  Sprache  der  Crnagorcen 
gleicht  im  allgemeinen  der  serbo  -  croatischen.  An  der  östlichen 
Grenze  wird  mehr  albanesich  gesprochen.  Die  mit  der  dalmatinischen 
Küste  im  Handelsverkehr  stehende  Bevölkerung  spricht  theilweise 
auch  italienisch.  Einige  im  Auslande  gebildete  Montenegriner  sprechen 
französisch. 

9.  Geschichte,  politische  Organisation  und  Ver- 
waltung. Nach  dem  durch  das  Vordringen  der  Türken  begonnenen 
Verfalle  des  großserbischen  Reiches  fristete  die  „Zeta"  noch  einige 
Zeit  hindurch  ein  zweifelhaftes  politisches  Dasein  unter  der  Herr- 
schaft der   Familien  Bal§a,    später   Crnojeviil     Unter   Georg,  dem 


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.^^'p^ 


503 


letzten  Fürsten,  waren  die  Grenzen  der  Zeta  durch  die  Türken  und 
Venetianer  stark  zusammengedrängt.  In  dieser  Zeit  (Ende  des 
15.  Jahrh.)  tritt  der  Name  »Cma  gora-*  als  Bezeichnung  eines 
politischen  Gebietes  zuerst  auf.  Georg,  unfähig  dem  steten  Vor- 
dringen der  Türken  und  der  Anarchie  zu  steuern,  verließ  das  Land 
und  übertrug  die  Verwaltung  seiner  unbeweglichen  Güter  dem 
Bischof  (Vladika)  von  Vranjina,  welcher  nun  seinen  Sitz  nach 
Cetinje  verlegte.  Die  Türken  erweiterten  und  befestigten  ihre  Herr- 
schaft über  das  Land  immer  mehr.  Letzteres  regierten  sie  von 
Scutari  aus,  dessen  Paschas  (Sandzak  Begs)  lange  Zeit  hindurch 
einem  zum  Islam  übergetretenen  Zweige  der  Familie  Crnojevie  ent- 
nommen wurden. 

Im  Jahre  1697  wurde  mit  Danilo  Öep6ev  Herakovic  Njegus 
zum  erstenmale  ein  Mitglied  der  gegenwärtig  das  Land  beherrschenden. 
Familie  zum  Vladika  gewählt,  welche  Würde  dann  bis  zu  der  im 
Jahre  1851  erfolgten  Einführung  der  weltlichen  Herrschaft,  stets  in 
dieser  Familie  verblieb.  Mit  dem  Vladika  Danilo  (1097— 1735)  be- 
ginnt eine  ruhmreiche  Epoche  für  Montenegro.  Dieser  Bischof  wurde 
von  den  Türken,  da  sie  ihn  als  den  Urheber  der  Auflehnungen 
g^en  die  Einführung  von  Abgaben  betrachteten,  verrätherisch  ge- 
fangen und  zum  Tode  des  Pfählens  verurtheilt.  Von  diesem  schimpf- 
lichen Tode  wurde  er  im  letzten  Augenblicke,  schon  den  Pfahl  am 
Rücken,  zur  Richtstätte  l)eim  Dorfe  Srpska  in  der  Zeta  geschleppt, 
von  seinen  Landsleuten  durch  Abgabe  eines  hohen  Lösegeldes  befreit. 
Diese  Unbill  reizte  Danilo  zur  Rache :  er  bewog  die  meisten  Häupt- 
linge seiner  treuen  Anhänger  zu  dem  Entschlüsse,  alle  Mohamedaner 
im  Lande  auszurotten.  Am  Weihnachtsabende  1707  wurden  die 
Türken  überfallen  und  alles  was  nicht  entfliehen  konnte  oder  den 
christlichen  Glauben  nicht  annehmen  wollte,  niedergemacht.  Hiemit 
begannen  jene  blutigen  Fehden,  welche  zwischen  den  Türken  und 
Cmagorcen  bis  in  die  jüngste  Zeit  fast  ununterbrochen  gewüthet 
haben.  Vladika  Danilo  trat  mit  Kaiser  Peter  von  Russland  in  Ver- 
bindung und  hat  seit  jener  Zeit  die  Familie  Petrovic  Njegu§  diese 
Beziehungen  stets  eifrig  gepflegt  und  in  ihnen  eine  mächtige  Stütze 
g^en  Außen  sowohl,  als  auch  gegen  die  oppositionellen  Parteien  im 
Lande  gefunden,  insbesondere  gegen  die  rivalisirende  Familie  Radonic, 
welche  neben  den  Bischöfen   eine  Art  weltlichen  Regiments  führte. 

Unter  dem  Vladika  Peter  I.,  welcher  das  Land  von  1782—1830 
mit  sicherer  und  fester  Hand  leitete,  begann  Montenegro  sogar  sicli 
auszudehnen. 


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504 

Vladika  Peter  IL  (1830 — 1851)  war  ein  besserer  Dichter  als 
Herrscher  und  führte  unglückliche  Kriege  mit  den  Türken.  Peter  IL 
bestimmte  seinen  Neffen  Danilo  zum  Nachfolger  als  Vladika.  Dieser 
ließ  sich  jedoch  nicht  zum  Bischof  weihen,  sondern  zum  Fürsten 
ausrufen.  Die  zu  diesem  Zwecke  einberufene  Volksversammlung  vom 
21.  März  1852  bestimmte,  Montenegro  sei  fortan  ein  weltlicher 
Staat  unter  der  erblichen  Regierung  eines  Fürsten  aus  dem  Hause 
Petroviö  NjeguS,  die  Gesetze  und  Gewohnheiten,  welche  bisher  als 
Regel  für  die  Regierung  des  Landes  gedient  haben,  bleiben  in 
Kraft,    den   Erzbischof  oder  Bischof  wählt  die  Regierung. 

Diese  Beschlüsse  können  als  das  Staatsgrundgesetz 
Montenegros  betrachtet  werden.  Die  in  denselben  ausgesprochene 
Unabhängigkeit  des  Landes  wurde  aber  erst  im  Berliner  Vertrag 
vom  13.  Juli  1878  allgemein  anerkannt. 

Die  Staatsform  ist  die  absolute  Monarchie.  Der  Wille  des 
Fürsten  wird  jedoch  durch  alte  Gebräuche  des  Volkes  gewisser- 
maßen eingeschränkt. 

Der  Reglern ngs- Apparat  besteht  aus  dem  Staatsrath 
und  fünf  Ministerien. 

'  Montenegro  wird  in  10  Nahien  eingetheilt,  welche  zusammen 
aus  74  Kapetanien  bestehen.  Letztere  werden  in  Sela  (Obßine) 
untertheilt.  Diese  seit  jeher  übliche  Eintheilung  folgt  der  Zusammen- 
setzung des  Landes  nach  Stämmen  (Plemena)  und  Familien  oder 
Sippen  (Brastvo).  Die  Eintheilung  in  Nahien  ist  dermalen  im  all- 
gemeinen von  keiner  praktischen  Bedeutung,  sondern  mehr  eine 
historisch-theoretische,  da  die  Kapetanien  —  mit  Ausnahme  von 
zwei  Nahien,  denen  Vojvoden  vorstehen  —  der  Central  -  Regierung 
unmittelbar  unterstehen.  —  An  der  Spitze  jeder  Kapetania  steht 
der  Kapetan  (Hauptmann),  den  der  Fürst  ernennt.  Ihm  obliegt  die 
militärische,  politische,  judicielle,  finanzielle,  sanitäre  und  polizeiliche 
Leitung  des  Bezirkes. 

Das  Gerichtswesen  hat  sich  trotz  der  Processsucht  des 
Volkes  wenig  entwickelt. 

Montenegro  besitzt  seit  1888  ein  Criminalgesetzbuch  und  einen 
Civilcodex.  Fremde  dürfen  in  Montenegro  kein  Grundeigenthum 
erwerben,  es  sei  denn,  dass  der  Fürst  es  ihnen  schenkt.  Jeder 
Eigenthümer  muss  sein  Grundstück  selbst  bewirthschaften;  Ver- 
pachtung ist  ausgeschlossen.  Festgehalten  ist  die  Einheit  und  Güter- 
gemeinschaft der  Familie;  doch  hat  dieselbe  nicht  einzustehen  für 
ausgewanderte  und  dann  verarmte  Mitglieder.  Bei  Einführung  dieses 


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505 


Gesetzbuches  hielt  der  Fürst  eine  Rede,  in  welcher  die  bezeichnende 
Stelle  vorkam: 

„Lange  Zeit  hindurch,  durch  nahezu  fünf  Jahrhunderte,  konnte 
man  mit  Recht  sagen,  dass  diese  uns  theuren  Berge  keine  Gesetze 
brauchen.  Für  jeden  Montenegriner  gab  es  nur  ein  heiliges  Gesetz : 
Mit  den  Waffen  in  der  Hand  seine  Freiheit,  seine  Unabhängigkeit 
und  sein  Vaterland  zu  vertheidigen.  Nun  aber  hat  eine  neue  Periode 
unseres  nationalen  und  poütischen  Lebens  begonnen.  Montenegro  ist 
nicht  mehr  ein  Kriegslager,  sondern  ein  europäischer  Staat,  der 
Montenegriner  ist  nicht  mehr  bloß  Soldat,  sondern  auch  Bürger. 
Wir  haben  bis  jetzt  auch  eine  Rechtsprechung  gehabt,  aber  dies 
war  eine  Rechtsprechung  für  den  auf  sich  selbst  zurückgezogenen, 
mit  den  Waffen  in  der  Hand  lebenden,  in  seine  Felsen  ein- 
geschlossenen Montenegriner.  Fortan  aber  brauchen  wir  eine  Justiz 
für  den  Bürger,  für  den  Handelsmann,  für  die  mannigfachen  commer- 
ciellen  Beziehungen  mit  dem  Auslande.  Wir  müssen  beweisen,  dass 
wir  geeignet  sind,  mitzuwirken  an  den  friedlichen  Aufgaben  der 
Menschheit,  und  dass  wir  würdig  sind,  eine  Gemeinschaft  zu  bilden 
mit  den  anderen  civilisirten  Staaten  und  Völkern." 

In  jeder  Ortsgemeinde  besteht  ein  Gemeindegericht,  dessen 
Mitglieder  von  der  Gemeinde  gewählt  und  von  der  Regierung  be- 
stätigt werden.  Jede  Kapetanie  hat  ein  Kapetansgericht ;  Vorsitzender 
ist -der  Kapetan.  Dann  folgen  an  vier  Orten  Obergerichte  und  der 
Oberste  Gerichtshof  (Veliki  sud)  in  Cetinje,  dessen  Mitglieder  vom 
Fürsten  ernannt  wferden.  Die  letzte  richterliche  Instanz  bildet  der  Fürst. 

Staats-Religion  ist  die  griechisch-orientalische,  welcher  der 
Fürst  angehören  muss.  An  der  Spitze  des  Kirchenregiments  steht 
der  Metropolit  von  Cetinje,  welcher  in  Glaubens -Angelegenheiten  von 
der  hl  Synode  in  St.  Petersburg,  welche  ihm  auch  die  Consecration 
ertheilt,  abhängig  ist.  Der  Clerus  besteht  aus  Weltgeistlichen  (Popen) 
und  Mönchen  (Kaludjeri).  Die  Kirchensprache  ist  die  altslavische . 
Nach  einem  1886  mit  dem  Papste  abgeschlossenen  Vertrage 
wird  die  römisch-katholische  Religion  in  Montenegro  frei  ausgeübt ; 
der  Erzbischof  von  Antivari  ist  das  geistliche  Oberhaupt  der 
Katholiken,  deren  nationale  Lithurgie  ebenfalls  mit  altslavischer 
Sprache  und  Schrift  ausgeübt  wird. 

Bezüglich  des  Unterrichts wesens  lässt  sieh  nur  weniges 
sagen:  Dorfschulen  bestehen  fast  in  allen  Capetanien.  In  Cetinje 
ein  Gymnasium,  eine  Knaben-  und  eine  Mädchen- Volksschule,  dann 
auf  Kosten    der  russischen    Regierung:  ein  griechisch-orientalisches 


•■3 


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506 

Priester-Seminar  und  ein  Mädchen-Pensionat.  Der  Bildungsgrad  des 
Volkes  ist  ein  geringer. 

üeber  die  Finanzgebarung  des  Landes  liegen  gar  keine 
olficiellen  oder  verlässliehen  Daten  vor.  Die  Einhebung  der  Steuern 
erfolgt  durch  die  Capetani.  Jeder  Montenegriner  ist  verpflichtet,  die 
der  Besteuerung  unterworfenen  Objecte  genau  anzugeben.  Verheim- 
lichte Steuerobjecte  verfallen  der  Confiscation.  Dieser,  von  der  Be- 
völkerung selbst  überwachte  Apparat  functionirt  wesentlich  einfacher, 
verlässlicher  und  billiger  als  anderswo,  Staatsmonopol  ist  der  Ver- 
kauf von  Salz, "  Waffen,  Munition,  Spiritus  und  Sumach.  Die  (Je- 
sammt-Einnahmen  betragen  circa  600.000  fl.  jährlich;  die  Staats- 
schuld 6—800.000  fl.;  die  Civilliste  des  Fürsten  100.000  fl! 

10.  Die  Communicationen  sind  meist  Saumwege,  denn 
Fuhrwerk  ist  selten.  In  der  Zeta  und  im  Nik§i<^ko  polje  finden  sich 
einige  Fahrwege.  Künstlich  angelegte  Straßenlinien  sind:  Cattaro- 
Cetinje-Rijeka;  Vir-Antivari-Pristan  und  Plavnica-Podgorica-Danilov- 
grad-Oijaluka  und  von  hier  bis  Niksic  im  Bau. 

Postverbindungen    sind   zwischen   Cattaro   und  Cetinje^ 
regelmässig,  sonst  nach  Bedarf. 

Das  Telegraphennetz  ist  verhältnismäßig   gut  entwickelt. 

11.  Das  Wohnhaus  des  Montenegriners  ist-  meist  aus 
Bruchsteinen  erbaut  und  mit  Stroh,  Ziegeln  oder  Schindeln  gedeckt. 

Die  gewöhnlichen  Wohngebäude  sind  klein,  ebenerdig  oder 
einstöckig;  in  letzterem  Falle  wird  das  Erdgeschoss  meist  als  StaU 
benützt;  in  das  obere  Stockwerk  führt  nicht  selten  nur  eine  Leiter. 

Die  ebenerdigen  Häuser  umfassen  in  der  Regel  nur  einen 
Wohnraum,  in  welchem  häufig  auch  das  Vieh  untergebracht  wird. 

Die  Fenster  sind  kleine  mit  Holzläden  verschliessbare  Lucken. 

Der  Fußboden  des  oberen  Stockwerkes  ist  roh  gedielt,  im 
Parterre  nicht  selten  die  nackte  Erde. 

Die  Einrichtung  der  Häuser  ist  höchst  primitiv.  Immer  findet 
man  eine  offene  Feuerstelle  am  Fußboden,  über  welcher  an  langer 
Kette  ein  Kessel  hängt.  Ein  roh  gezimmerter  Tisch,  ausgehöhlte 
Holzklötze,  ausnahmsweise  Stühle  als  Sitzplätze.  Betten  sieht  man 
selten.  In  den  größeren  Orten  findet  man  natürlich  auch  besser 
gebaute  und  eingerichtete  Häuser. 

Geschlossene  Orte  gibt  es  nur  wenige.  Gewöhnlich 
stehen  die  Wohnhäuser  einzeln  oder  in  kleinen  Gruppen  vereint. 
Die  Ansiedelungen  suchen  windgeschützte  Stellen,  ergiebige  Trink- 
wasserquellen und  culturfähigen  Boden. 


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507 

Ueber  1000  Einwohner  haben  in  Montenegro  folgende  Orte: 
Podgorica  5000,  Antivari  3500,  Dulcigno  3000,  Danilovgrad  2500, 
Nik§i6  2000,  KolaSin,  Spui,  Rijeka  1000. 

Cetinje,  die  Hauptstadt  des  Landes,  hat  nur  circa  700  Ein- 
wohner, ist  Sitz  der  Regierungs-Behörden,  eines  Capetans  und  der 
diplomatischen  Vertreter  Oesterreich-Üngarns,  Russlands,  Englands 
und  der  Türkei.  Die  Vertreter  Italiens  und  Frankreichs  residiren 
gewöhnlich  in  Ragusa. 

Cetinje  hat  an  größeren  Gebäuden:  das  Schloss  des  Fürsten, 
1  Kloster,  1  Regierungsgebäude,  2  Schulen,  2  Gasthäuser,  1  Theater, 
1  Spital,  1  Munitions-Fabrik  und  1  D6pöt. 

12.  üeber  die  Ressourcen  des  Landes  lässt  sich  nur 
allgemeines  sagen,  da  officielle  Detaildaten  fehlen. 

Von  Feldfrüchten  werden  alle  Gattungen,  vorwiegend  aber 
Mais  und  Kartoffel,  angebaut.  Die  Production  genügt  im  Durch- 
schnitte kaum  für  den  Bedarf,  nur  im  Zeta-Thale  (besonders  bei 
Nikäic)  und  in  der  Crranitka  (südwestlich  Virpazar)  besteht  eine 
geringe  üeberproduction.  Ziffermässige  Angaben  über  die  Productions- 
mengen  fehlen. 

Schlachtvieh,  besonders  Schafe  und  Ziegen,  findet  sich 
verhältnismäßig  viel  vor.  Die  Qualität  ist  aber  eine  sehr  schlechte. 
Im  Sommer  vereint  man  das  Vieh  an  den  einzelnen  ergiebigen 
Wasserstellen  in  größeren  Mengen. 

Fische  bilden  am  Scutari-See  ein  Hauptnahrungsmittel.  In 
der  Rijeka  und  im  nordwestlichen  Theile  des  Scutari-See's  fängt  man 
besonders  den  Scoranz. 

Salz  wird  eingeführt. 

Trinkwasser  ist  im  allgemeinen  nicht  in  genügender  Menge 
vorhanden.  Speciell  im  Südwesten  sind  nur  wenige  Punkte  reich  an 
Wasser.  Die  größte  Wasserarmuth  herrscht  im  nördlichen  Theile 
des  Gebietes  Banjani  und  auf  den  Karstplateaux  zwischen  Moraßa 
und  Cjevna.  Im  Nordosten  ist  es  in  dieser  Beziehung  besser.  Be- 
sonders der  Streif  von  Niksic  gegen  Ost  bis  an  den  Lim  repräsentirt 
das  wasserreichste  Gebiet. 

Wein  wird  am  linken  Zeta-Ufer  dann  bei  Podgorica,  Antivari 
und  in  der  Crmnica  gebaut.  Er  ist  meist  von  rother  Farbe;  die 
beste  Sorte  gedeiht  in  der  Crmnica,  von  wo  auch  geringe  Quanti- 
täten ausgeführt  werden. 

Tabak  wird  fast  überall  gebaut.  Das  beste  Blatt  wächst  bei 
Rijeka. 


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508 


An  Brennholz  herrscht  im  Südwesten  allenthalben  Mangel, 
Steinkohle  wird  nirgends  gewonnen. 

Bauholz  fände  sieh  in  den  Brda,  doch  ist  der  Transport 
desselben  wegen  den  schlechten  Communicätionen  schwierig. 

13.  Geld.  Montenegro  besitzt  kein  eigenes  Münzsystem.  Es 
cursirt  zumeist  österreichisch-ungarisches  Geld.  Die  Einheit  bildet 
der  Talir  (Thaler);  er  wird  mit  zwei  Silbergulden  berechnet  Gold- 
münzen haben  den  Curs  der  Wiener  Börse. 

Es  ist  zu  wünschen,  dass  die  vorliegenden  Daten  über 
Montenegro  bald  Ergänzung  und  Vervollständigung  fänden. 


Die  Bergstämme  der  Insel  Negros  (Philippinen). 

Von  Prof.  Ferd.  Blnmeii tritt 

Die  ^Oceania  Espanola^  vom  9. August  1889  druckt  folgenden 
im  Porvenir  de  Visayas  unter  dem  Titel  *Los  monteses  de  la  isla  de 
Negros <  erschienenen  Artikel  ab: 

»Zwei  vollständig  von  einander  verschiedene  Racen  bewohnen 
die  Central-Gebirgskette,  welche  diese  Insel  theilt,  es  sind  dies  die 
Aetas  oder  Negritos  und  die  Bukitnon^)  oder  Monteses  (Bergbe- 
wohner). Beschäftigen  wir  uns  zunächst  mit  den  ersteren.  Am 
vernunftgemässesten  scheint  es  uns  anzunehmen,  dass  die  schwarze 
Race  die  ursprüngliche  Bevölkerung  nicht  nur  dieser  Insel,  sondern 
auch  des  ganzen  Archipels  bildete,  welche  anfangs  auch  die  Küsten- 
striche bewohnte,  bis  sie  von  da  in  das  Binnenland  du^ch  die 
gelbe  Race  vertrieben  wurde,  welche  von  Asien  hergekommen  sein 
dürfte,  und  ihrerseits  zum  grösseren  Theile  von  uns  (den  Spaniern) 
unterworfen  ward,  während  diejenigen,  welche  sich  uns  nicht  gut- 
willig unterwerfen  wollten  und  sich  weigerten  spanische  ünterthanen 
zu  werden,  in  den  Bergen  sich  festsetzten,  und  deshalb  den  Namen 
Monteses  (Bergbewohner)  schlechtweg  empfingen. 

Die  Negritos  scheinen  die  elendesten  Vertreter  des  mensch- 
lichen (Geschlechtes  zu  sein,  ihr  Verstand  ist  sehr  beschränkt  und 
wenn  sie  die  edle  Gabe  der  Sprache  nicht  besässen,  würde  man 
Anstand  nehmen,  sie  unter  die  Menschen  einzureihen.  Wir  wollen 
nun  ihre  Lebensweise  kurz  andeuten. 

*)  Im  Originale:  Buquitnon,  ich  ziehe  die  obige  Schreibweise  vor,  da 
sie  sich  immer  mehr  verallgemeinert. 


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509 

Die  Negritos  sind  Nomaden,  d.  h.  sie  bewohnen  eine  Oertlich- 
keit  nie  länger  als  eine  Woche  hindurch;  von  einer  Baukunst  ist 
natürlich  keine  Rede.  Sie  gehen  vollständig  nackt  einher,  sie  roden 
nicht  den  Wald,  noch  säen  sie  etwas,  sie  leben  eben  nur  von  dem, 
was  ihnen  der  Wald  von  selbst  gewährt :  von  bitteren,  ja  giftigen 
Fruchten,  von  Wurzeln  und  Knollen,  welche  mit  dem  Erträgnisse 
der  Jagd  und  des  Fischfanges  ihre  einzige  Nahrung  bilden.  Sie 
treiben  sowohl  mit  den  Bukitnon  als  mit  den  Christen*)  Handel, 
indem  sie  diesen  spanisches  Rohr,  Wachs  und  Honig  bringen,  wo- 
für sie  Webstoffe  für  ihre  Bajaques,-)  d.  h.  Schambinden,  erhalten. 
Ihre  Waffen  bestehen  aus  Pfeil  und  Bogen,  in  deren  Handhabung 
sie  unübertrefflich  sind. 

Wir  haben  erwähnt,  dass  sie  die  Baukunst  nicht  kennen  und 
in  der  That:  wenn  die  Nacht  sie  wo  immer  überrascht,  begnügen 
sie  sich  einige  Pflöcke  zwei  bis  drei  Fuss  über  der  Erde  zu  be- 
festigen und  darüber  Laubwerk  zu  häufen,  während  darunter  ein 
Feuer  angezündet  wird,  das  die  ganze  Nacht  anhält,  das  ersetzt 
ihnen  Schlafmatten,  Polster  und  Decken  und  auch  das  Moskitonetz, 
zu  welchem  Behufe  eben  jenes  Feuer  unterhalten  wird,  denn  im 
Buschdickichte  gibt  es  sehr  viele  und  sehr  kleine  Moskitos,  welche 
Fagnog  genannt  werden. 

Sie  kennen  keine  Religion,  sie  glauben  blos,  dass  in  den 
Wäldern  und  insbesondere  im  Innern  gewisser  Bäume  Geister 
hausen,  welche  ihnen  Schaden  zufügen,  ja  sie  tödten  könnten.  Da 
sie  keine  Hütten  bauen,  so  bilden  sie  keine  Dörfer  oder  sonstige 
Niederlassungen,  man  merkt  kaum,  wo  sie  herumstreifen.  Sie  leben 
in  Familien  von  20 — 30  Individuen,  die  sich  untereinander  ver- 
heiraten oder  besser  gesagt:  paaren,  um  ihre  Art  fortzupflanzen. 
Sie  sind  schwächlich  und  kränklich,  man  sieht,  dass  diese  Race 
ihrem  Untergange  entgegengeht  und  an  Zahl  abnimmt.  Sie  ver- 
mengen sich  nie  mit  den  Bukitnon,  da  sie  von  diesen  sehr  ver- 
achtet werden  und  selbst  sehr  feige  sind. 

Dies  ist  die  Beschreibung  des  Negritos  oder  Aetas,  wir  woUen 
nun  zu  jener  der  Bukitnon  oder  Montescs  übergehen. 

Diese  unterscheiden  sicli  in  gar  nichts  von  den  Indiern*) 
welche  wir  kennen  und  jeden  Tag  sehen,  in  physischer  Beziehung; 

*)  Darunter  sind  vorzugsweise  die   Visayus  oder  Bisnyas  zu  verstehen. 
*)  Sprich:  Bakakes. 

*)  Dio  Spanier  verstehen  unter  imlios  gewöhnlich  den  christlichen,  civili- 
sirten  Malayen  de.n  Archipels. 

MiltU.  d.  k.  k    Geogr.  Uta    l-8.i.   10.  34 


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510 

wir  können  daher  annehmen,  däss  sie  von  derselben  Elace  sind, 
wenn  sie  auch  etwas  kräftiger  geformt  erscheinen,  weil  das  Leben 
im  Busche  die  Race  rein  erhalten  und  sie  von  der  Mischung  mit 
chinesischem  Blute  geschützt  hat,  das  zwar  die  Hautfarbe  bei  manchen 
Völkern  heller  nuancirt,  dafür  aber  die  Gesichtszüge,  speciell  die  Augen 
»verschandelt« .  oder  verunziert.  Der  Bukitnon  ist  tapfer,  ja  wild, 
leider  aber  wird  seine  Tapferkeit  durch  eine  andere  Charakter- 
eigenschaft sehr  entwerthet:  der  Bukitnon  ist  sehr  verrätherisch. 
Die  Bukitnon  sind  sesshafte  Leute  und  selbst  wenn  sie  auch  jedes 
Jahr  den  Standort  ihrer  Hätten  wechseln,  so  geschieht  dies  nur 
auf  nahe  Distanzen.  Ihr  alljährlich  wiederkehrendes  Geschäft  ist 
die  Waldverwüstung;  sie  machen  alljährlich  ihr  caingin^  d.h.  sie 
brennen  ein  Stück  Urwald  nieder,  um  auf  dem  Neuland  dann  Reis, 
Mais,  Camote')  u.  a.  m.  zu  säen.  Sie  besitzen  Häuser,  welche  mit- 
unter gross,  sauber  und  fest  sind.  Der  Bukitnon  trägt  ein  Hemd 
und  um  den  Kopf  ein  Tuch.  Als  Hauptbestandtheil  ihrer  Tracht  ist 
eine  Binde  anzusehen,  welche  nur  dann  in  ihren  Augen  werthvoll 
erscheint,  wenn  sie  aussergewöhnlich  lang  ist.  Hinter  diesen  Gürtel 
steckt  der  Bukitnon  seinen  Talihon^^)  der  mit  der  Lanze  seine 
Waffen  ausmacht. 

Der  Bukitnon  ist  verschlagen,  man  kann  ihn  nicht  so  leicht 
betrügen  und  wehe  dem  Unglücklichen,  der  dies  gethan,  und  wieder 
ihre  Berge  besucht  Mit  höchst  vereinzelten  Ausnahmen  lassen  sie 
sich  weder  durch  Güte  und  Ueberredung  unterwerfen,  noch  werden  sie 
dies  jemals  thun ;  sie  spotten  über  alles,  wenn  sie  auch  anscheinend 
uns  respectiren.  Wir  sind  der  Meinung,  dass  die  einzigen  Ueber- 
redungsgründe  für  sie  nur  in  den  Spitzen  der  Bajonnette  und 
einigen  Eisenpillen  des  Doctor  Remington  bestehen.  Was  ihre 
Religion  anbelangt,  so  stehen  sie  da  nicht  höher,  als  die  Negritos, 
ihre  Nachbarn,  wenn  gleich  sie  durch  den  lebhafteren  Verkehr 
mit  den  Christen  wenigstens  das  Wort  Bios  kennen. 

Wenn  ein  Kind  zur  Welt  gekommen  ist,  so  strömt  die  Ver- 
wandtschaft und  Freundschafl  zusammen  und  ein  Fest  beginnt. 
Man  schlachtet  ein  Schwein,  singt,  tanzt  und  trinkt  sogar  pangasi^ 
es  ist  dies  ein  Trank,  der  aus  gegohrenem  Reis  hergestellt 
wird  und  sehr  stark  berauscht.  Dem  Kinde  gibt  man  einen  beliebigen 
Namen,  den  man  einem  Baume,  einer  Oertlichkeit  u.  s.  w.  entlehnt 

M  Camote:  Convolvulus  batatas,  Bl. 
*)  Waldmesser,  Faschinmesser. 


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511 

Das  ist  alles.  Die  Eheschliessungen  werden  sehr  frühzeitig  verabredet, 
denn  die  Eltern  bestimmen  hierüber  schon,  wenn  die  Brautleute 
noch  Kinder  sind,  ja  mitunter  schon,  wenn  das  Kind  noch  im 
Mutterleibe  steckt.  Die  Hochzeitsbräuche  unterscheiden  sich  in 
gar  nichts  von  jenen  der  übrigen  Eingebornen.  Es  findet  ein  Fest 
mit  einem  Pangasi-Gelage  statt  und  wenn  der  Bugay,  d.  h.  die 
Summe,  tür  welche  das  Mädchen  gekauft  wird  und  die  so  um 
25  Pesos*)  herum  schwankt,  angenommen  erscheint,  so  ist  die  Ehe 
auch  giltig.  Wenn  auch  das  Gesetz  über  Ehescheidungen  noch  nicht 
bis  in  diese  Wälder  gedrungen  ist,  so  kömmt  doch  ähnliches,  aber 
nur  selten,  vor.  Wenn  der  Gatte  energisch  ist,  so  tödtet  er  einfach 
die  Ehebrecherin,  ist  er  aber  ein  Philosoph,  so  schickt  er  seine 
Frau  den  Eltern  zurück,  welche  ihrerseits  dem  Gatten  die  für  die 
Braut  erlegte  Kaufsumme  wieder  erstatten  müssen,  während  die 
Geschiedene  jederzeit  eine  neue  Ehe  eingehen  kann,  selbst  mit  dem 
Buhlen,  der  aber  dann  einen  doppelt  hohen  Bugay  zu  zahlen  hat 
Wir  sagen  aber  noch  einmal,  dass  solche  Vorfälle  die  Ausnahme 
bilden,  im  allgemeinen  wird  bei  ihnen  die  eheliche  Treue  bewahrt. 

Wenn  jemand  stirbt,  so  wiederholen  sich  die  (oben  erwähnten) 
Gelage.  Man  begräbt  den  Todten  an  einem  Orte,  welchen  wir  zwar 
nicht  einen  Friedhof  nennen  können,  wohl  aber  eine  natürliche 
Necropolis,  in  der  alle  übrigen  bestattet  werden.  Hiernach  erst 
kommt  das  schlimmste;  nach  der  Beerdigung  ziehen  die  Verwandten 
mit  bereiter  WafTe  aus,  um  einen  »Begleiter  für  den  Verstorbenen« 
zu  suchen.  Sie  tödten  den  ersten  besten,  der  ihnen  in  den  Weg 
läuft,  womit  sie  befriedigt  und  gerächt  sich  glauben.  Die  nächste 
Folge  aber  ist,  dass  die  Familie  des  Ermordeten  ihrerseits  die 
Vendetta  ergreift,  daher  die  Bluttehden,  welche  sie  decimiren.  Die 
Blutrache  kann  durch  eine  Geldsumme  oder  einen  anderen  Werth- 
gegenstand  vermieden  werden.  Eine  derartige  Vereinbarung  wird 
vor  den  Greisen  abgeschlossen,  welchen  sie  einige  Autoritäl  zu- 
erk^inen. 

Wir  sagten  einige  Autorität,  weil  es  keine  absolute  gibt. 
Nichts  ist  auch  sonderbarer  als  die  Art  und  Weise,  wie  ihre 
Streitigkeiten  geschlichtet  werden.  Es  kommen  da  die  Kläger  und 
Angeklagten  an  einem  vorher  bestimmten  Orte  zusammen,  gewöhnlich 
vor  der  Wohnstätte  des  Greises  oder  der  Greisen,  welche  als 
Richter  zu  fungiren  haben.    Alle,   alle  schreien  gleichzeitig  durch- 

>)  1  Peso  =  2  österr.  Gulden  in  Gold. 

34* 


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512 

einander  und  niemand  versteht  den  andern.  Wenn  endlich  alle 
Gründe  und  Gegenstände  genügend  erörtert  sind,  so  fallen  die 
Richter  ihr  Urtheil  zu  Gunsten  der  einen  Partei,  die  andere  stellt 
sich  nicht  zufrieden.  Man  appellirt  nun,  wie  unsere  Ahnen  im 
Mittelalter,  an  ein  Gottesgericht,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass 
hier  nicht  zu  den  Waffen  gegriffen  wird.  Zum  Beispiel:  Zwei  Ge- 
fässe  mit  Wasser  werden  über  Feuer  gestellt  und  wenn  das  Wasser 
2u  kochen  beginnt,  wird  in  jedes  Gefäss  ein  Ei  geworfen.  Hierauf 
treten  die  Vertreter  der  strittigen  Parteien  vor  und  jeder  hat  das 
Ei  aus  dem  vor  ihm  stehenden  Gefässe  herauszufischen.  Wer  sich 
hiebei  weniger  verbrüht,  hat  gewonnen.  Ein  andermal  wird  zu 
kaltem  Wasser  gegriffen,  wer  länger  unter  dem  Spiegel  aushält, 
geht  als  Sieger  hervor.  Das  merkwürdigste  ist,  dass  die  besiegte 
Partei  sich  ohne  Murren  fügt  und  keinen  weiteren  Versuch,  das 
Urtheil  zu  stürzen,  unternimmt. 

Der  Bukitnon  ist  dem  Spiele  und  dem  Genüsse  alkohohscher 
Getränke  sehr  ergeben,  an  den  Markttagen  (solche  gibt  es  bei  ihnen) 
halten  sie  auch  Hahnenkämpfe  ab.  Sie  nennen  die  Oertlichkeit,  wo 
diese  stattfinden,  Fagbo^  d.  h.  Ort  des  Zusammentreffens,  nur  gibt  es 
hier  keine  Pächter.*) 

Im  ganzen  genommen  ist  der  Bukitnon  ein  Eingeborner,  wie 
diejenigen,  die  wir  täglich  sehen,^)  mit  dem  einzigen  Unterschiede, 
dass  letztere  Christen  und  spanische  Unterthanen,  während  die 
andern  keines  von  beiden  sind.  Man  schätzt  ihre  (lesammtzahl  auf 
der  Insel  auf  40.000  Seelen,  sie  wohnen  aber  sehr  verstreut;  sie 
bilden  ein  kleines  Volk,  das  innerhalb  einer  grösseren  Nation  wohnt, 
ohnfi  die  Hoheit  derselben  irgendwie  anzuerkennen,  wenn  auch  die 
Nüchstanwohnendeo  sich  den  Anschein  geben,  die  Behörden  zu 
respectiren.« 

So  weit  der  anonyme  Autor,  er  bringt  zwar  noch  einige 
Zeilen,  aber  diese  gehen  lediglich  auf  den  edlen  Vorschlag  aus, 
diese  armen  Teufel  von  Bukitnon  durch  Verbrennen  ihrer  Hütten, 
Verwüstung  ihrer  Saaten  und  vollständige  Handelsspt^rre  zur  baldigen 
Unterwerfung  zu  bringen.  Ein  Vorschlag  den  jeder  warmfühlende 
Men.^ch.  aber  auch  jeder  kaltüberlegende  Politiker  mit  Entrüstung 
zurückweisen  wird. 

')  Auf  den  Philippinen  bilden  die  Hahnenkämpfe  ein  Slaatsmonopol,  die 
Arenen  werden  verpachtet. 

*)  D.  h.  die  Visayas  (Bisayas). 


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513 

Der  von  mir  hier  übersetzte  Artikel  ist  für  die  Kenner  und 
Freunde  der  philippinischen  Völkerkunde  von  einem  ungeheuren 
Interesse,  denn  er  bringt  etwas,  was  bisher  ganz  unbekannt  war. 
Ich  meine  nicht  die  Nachrichten  über  die  Negritos,  denn  über  diese 
danken  wir  bereits  dem  Dr.  A.  B.  Meyer  verlässlichere  Nachrichten. 
Es  ist  dies  vielmehr  die  Nachricht  über  die  Bukitnon, 

Dass  es  im  Innern  der  Insel  Negros  (welche  an  Grösse  dem 
Grossherzogthum  Mecklenburg-Schwerin  oder  dem  Erzherzogthum 
Oberösterreich  gleichkommt)  ausser  den  Negritos.  noch  andere  wilde 
Stämme  und  zwar  malayischer  Abkunft  gibt,  ist  längst  bekannt. 
Schon  Gremelli  Carreri  erwähnt  ihrer,  ohne  ihnen  einen  Namen  zu 
geben. 

Neuerdings  berichtet  von  ihnen  der  Engländer  Plant  in  seinen 
Notes  on  the  PhiUppines  (Journ.  Manchester  Geogr.  Society  1886, 
Bd.  n.).  Ihm  haben  wir  es  zu  danken,  dass  die  bisherige  Annahme, 
die  im  Innern  der  Insel  wohnenden  »Wilden«  malayischer  Abkunft 
wären  heidnische  Visayas,  ziemlich  hinfäUig  geworden  ist.  Er  er- 
zählt von  ihren  Blutfehden  beiläufig  dasselbe,  was  wir  im  vor- 
liegenden Artikel  kennen  gelernt  haben. 

Er  folgt  der  spanisch-philippinischen  Unart,  den  Namen  der 
auf  Luzön  sesshaften  Igorroten  auch  auf  diese  stammverschiedenen 
»Wilden«  auszudehnen.  Von  dem  anonymen  Autor  des  Forvenir  de 
Visayas  erfahren  wir  erst  den  eigentlichen  Namen  dieses  Volkes: 
Bukitnon^  ein  Name  der  auffälligerweise  mit  jenem  eines  Volks- 
stammes der  Insel  Mindanao,  den  Bukidnon  (Buquidnones)  gleich- 
lautet. Gleichwohl  ist,  soweit  nach  den  dürftigen  Nachrichten  über  die 
Bukitnon  von  Negros  zu  schliessen,  vorläufig  eine  Identität  beider 
Volksstämme  nicht  anzunehmen.  Der  Name  Bukitnon  oder  Bukidnon^) 
ist  eben  der  Lebensweise  beider  Volksstämme  entnommen  und  es 
ist  fraghch,  ob  sie  selbst  oder  andere  sich,  bezw.  ihnen,  diesen 
Namen  ertheilt  haben.  Schon  die  Nachrichten  über  die  Religion 
der   mindanesischen    Bukidnon   bestätigen,    dass    man    nach    dem 

')  Der  gelehrte  philippinische  Linguist,  Dr.  T.  H.  Pardo  de  Tavera 
schreibt  mir:  >Bukit  bedeutet  in  den  philippinischen  Dialecten  im  allgemeinen 
Gebirge j  Berggipfel,  ausnahmsweise  im  Tagalischen  Saatfeld  (sementera).  Im 
Bisaya  ist  bukit=BeTg,  im  Bikol  und  Ibanag:  hukid-  G\pfe\,  Berg;  im  Ma- 
layischen:  5MA;i*=Berggipfel,  Gebirge.  Der  Name  Buqudnon  ist  olTeilbar  von 
bukit  und  der  Anhängsilbe  non  abzuleiten,  welche  dieselbe  Bedeutung  hat. 
wie  die  tagalische  Partikel  taga  (d.  h.  von . , . .  her,  z.  B.  taga-ilog  =i  vom 
Wasser  her).  Man  trifft  dies  in  der  Bikolsprache  an.  Die  Uebersetzung  von 
bukidnon  lautet  daher:  vom  Berge  hei,  Bergbewohner. 


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■».^.riRTi 


514 

gegenwärtigen  Stande  unserer  Kenntnis  nicht  an  eine  Identität 
beider  Stämme  oder  Verzweigungen  der  malayischen  Raee  so  ohne 
weiters  denken  kann. 

Auch  ist  noch  ein  weiterer  Umstand  in  Erwägung  zu  ziehen. 
Gerade  bei  den  Bisayas  oder  Visayas  treffen  wir  häufig  rtmontados, 
d.h.  Leute,  welche  aus  verschiedenen  Gründen  (um  den  Steuerdruck, 
der  drohenden  Verhaftung,  der  Assentirung  u.  s.  w.  sich  zu  entziehen) 
in  die  Walddickichte  sich  flüchten,  dort  die  Lebensweise  der  Wilden 
annehmen  und  in  ihren  späteren  Generationen  gänzlich  verwildem. 
Solange  wir  also  nichts  genaueres  als  wie  heute  über  die  malayi- 
schen Bergvölker  der  Insel  Negros  wissen,  ist  wenigstens  die  Ver- 
muthung  nicht  von  der  Hand  zu  weisen,  dass  die  Bukitnon  stark 
mit  Visayablut  gemengt  sind.  Mehrfach  erwähnt  ja  der  anonyme 
Schreiber,  dass  die  Bukitnon  sich  äusserlich  wenig  oder  gar  nicht  von 
den  Visayas  unterscheiden.  Ueber  ihre  Sprache  wird  nichts  mitge- 
theilt,  der  Verfasser  scheint  anzunehmen,  dass  die  Bukitnon  und 
Visayas  sich  leicht  miteinander  verständigen  können,  ja  man  köimte 
leicht  zwischen  den  Zeilen  lesen,  dass  beide  dieselbe  Sprache  sprechen. 
Gleichwohl  geben  die  Worte  Fa^ho=Hahn€nkampf statte  und  Fagnog= 
Moskito  viel  zu  bedenken.  Sind  sie  richtig  wiedergegeben,  so  zeigt 
das  F  an,  dass  die  Bukitnon  einer  anderen  Sprachgruppe  ange- 
hören, als  die  Visayas,  welche  diesen  Laut  nicht  besitzen,  sondern 
gleich  den  anderen  civüisu'ten  Stämmen  der  Philippinen  (mit  Aus- 
nahme der  Ibanags  oder  Cagayanes)  ihn  durch  P  ersetzen.  Sie 
werden  damit  in  eine  sprachliche  Verwandtschaft  mit  jenen  Berg- 
stämmen treten,  welche  auf  der  Insel  Luzön  durch  die  Ifugaos  und 
auf  der  Insel  Mindanao  durch  die  Tirurayes  vorzüglich  vertreten 
sind.  Doch  auch  hier  möchte  ich  vor  voreiligen  Schlüssen  warnen, 
denn  möglicherweise  sind  jene  Worte  nicht  richtig  wiedergegeben 
.und  auf  ein,  zwei  Worte  hin  darf  man  nicht  kühne  Hypothesen 
bauen. 

Es  dar^  nicht  unberührt  bleiben,  dass  man  noch  einen  zweiten 
Namen  heidnischer  Malayen  der  Insel  Negros  kennt  Diaz  Arenas 
führt  für  das  Jahr  1848  an.  dass  ein  Volksstamm  namens  Carolanos 
in  jenem  Gebirgszuge  wohne,  welcher  von  der  Hauptstadt  der 
Insel  Negros  bis  Canayan  sich  hinzieht.  Man  schätzte  damals 
diesen  Stamm  auf  2322  Seelen.  Ob  diese  Carolanos  nun  einen  selbst- 
ständigen Stamm  bilden  oder  zu  den  förmlich  neu  entdeckten 
Bukitnon  gehören,  lässt  von  der  Studierstube  aus  sich  urasoweniger 
entscheiden,  als  uns  kein  weiterer  auf  Autopsie  beruhender  Bericht 


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515 

über  jene  Carolanos   vorliegt  und  Diaz  Arenas  selbst  seine  Nach- 
richten hierüber  aus  zweiter  Hand  geschöpft  hat. 

Es  wäre  daher  eine  interessante  Aufgabe  für  einen  wissen- 
schaftlich gebildeten  Reisenden,  sein  Augenmerk  auf  diese  grosse, 
trotzdem  aber  wenig  bekannte  Insel  zu  werfen.  Die  Philippinen 
sind  das  Land  ethnographischer  Ueberraschungen,  man  denke  nur 
daran,  was  in  der  allerneuesten  Zeit  die  Jesuiten  in  Mindanao 
und  Marche  auf  Palawan  und  den  Calamianen  entdeckt  haben. 
Auch  auf  Negros,  Cebü,  Panay  und  Mindoro  sind  noch  reiche  un- 
erschlossene  Fundgruben  von  den  Ethnographen  und  Anthropologen 
zu  erschliessen. 


Firn-    und   Gletseherbildungen   in    den    Sextener 

Dolomiten. 

Von  Dr.  Carl  Diener. 

In  der  Literatur  wird  wiederholt  der  Existenz  kleiner  Firn^ 
und  Eisansammlungen  in  den  Sextener  Dolomiten  Erwähnung  ge- 
than.  So  erwähnt  Holzmann*)  eines  Gletschers  an  der  Ostseite 
des  Elferkofel,  gedenken  Grohmann^)  und  Richter*)  des 
Gipfelfirns  auf  der  Hochbrunnerschneide,  während  die  Special-Karte 
derartige  Eisbildungen  nicht  verzeichnet.  Im  Laufe  der  beiden  letzten 
Sommer  habe  ich  Gelegenheit  gehabt,  das  in  Rede  stehende  Gebiet 
wiederholt  zu  besuchen  und  erlaube  mir,  auf  Grund  eigener 
Beobachtung  die  etwas  aphoristischen  Mittheilungen  der  oben  ge- 
nannten Autoren  zu  ergänzen. 

Die  Gebirgs-Gruppe  der  Sextener  Dolomiten  besitzt  drei  echte 
Gletscher,  von  denen  zwei  der  östlichen  Abdachung  des  die  Tiefen- 
hirche  Fischeleinthal-Val  Giralba  von  jener  des  Kreuzberg-Passes 
trennenden  Kammes  angehören.  Diese  beiden  Gletscher  liegen  an 
der  Ostseite  des  Elferkofel  und  treten  in  der  Ansicht  der  Kette  von 
der  Kreuzbergstrasse  oberhalb  Dossoledo  deutlich  hervor.  Der 
grössere  von  beiden  zieht  mit  ziemlich  sanfter  Neigung  von  der 
Scharte  zwischen  Rothwand  und  Elferkofel  (3115  w)  —  Elferkofeljoch 
(2712  w  Holz  mann)  —  in  das  Arzalpenkar  (das  Quellgebiet  des 
Risenabaches).  Nur  die  Zunge  weist  stärkere  Zerklüftung  auf.    Die 

')  Alpine  Journal  VII.  p   24  ff. 

*)  Wanderungen  in 'den  Dolomiten. 

')  Die  Gletscher  der  Ostalpen  p.  27.3  (Verbesserungen) 


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4  I 


51Ö 

Seilenmoränen,  sowie  die  Stirnmoräne  sind  gut  ausgebildet  Die 
letztere,  von  ausgeprägt  wallartiger  Form,  umzieht  den  ganzen 
AbscliwuDg  des  Zungenendes  und  zeigt  in  Anbetracht  der  Kleinheit 
des  Gletschers  bedeutende  Dimensionen.  Der  zweite  Gletscher  ist 
ein  sclinialer  Schluchtgletscher,  der  von  der  Depression  zwischen 
ElJerkofel  und  Hochbrunnerschneide  (3093  w)  ungemein  steil  und 
zerrissen  gegen  Nordost  herabzieht  und  über  einer  beiläufig  150  w 
hoben  Wandslule  in  wilden  Seracs  abbricht.  An  dem  Fusse  jener 
Wand  FRgenerirt  sich  der  Gletscher  aus  den  abgebrochenen 
Trümmern  von  neuem  und  bildet  weiterhin  ein  steil  nach  dem 
Ai-zalpenkar  sich  absenkendes  Eisfeld,  das  zum  grossen  TheUe  mit 
Schult  bedeckt  ist  und  nur  durch  einen  von  dem  nördlichen  Vor- 
gipfel des  Elfei'kofel  ostwärts  streichenden  Felssporn  von  dem  erst- 
genarmten  (ibLscher  geschieden  wird.  Dieses  Eisfeld  ist  es,  auf  das 
jenes  allen  Hesleigern  des  Elferkofel  wohlbekannte  Schneecouloir 
ausmündet,  über  dessen  zumeist  von  einer  grossen  Schneewächte 
vi^rbarricadirte  Spitze  man  den  Gipfelgrat  des  Berges  gewinnt 

Hm\^  (iliHscher  kommen  einander  mit  ihren  Zuugenenden 
/Jemiich  i)ahc\  ohne  sich  jedoch  zu  berühren. 

Da  ?ie  n-heblich  tiefer  als  der  Gipfeides  Neunerköfele  (2574w) 
htTaljreichen,  so  kann  die  Höhe  ihres  Zungenendes  wohl  auf 
1^500  m  veranschlagt  werden.  Was  an  diesen  beiden  Gletschern  be- 
sonderes lutei-esse  hervorruft,  ist  der  Umstand,  dass  bei  denselben 
die  oro^apbi^che  Begünstigung  durch  Beschattung  vollständig  iehlt. 
In^^besonflere  gilt  dies  für  den  von  der  Elferkofelscharte  herab- 
zielicnden  GletBcher,  der  in  einer  verhältnismässig  breiten  und 
flachen  Depression  eingebettet,  eine  südöstliche  Exposition  besitzt, 
iJemrt,  dasss  er  den  grössten  Theil  des  Tages  hindurch  den  Wirkungen 
der  Ini^olalifui  ausgesetzt  erscheint.  Bemerkens werth  ist  femer  die 
Thatsnclie,  tlti^s  auf  der  westlichen  Abdachung  der  Elferkofelscharte 
eine  fUiolicbe  Eisansammlung  fehlt.  Die  Scharte  bricht  nämlich  auf 
der  Westsrite  zunächst  mit  einer  gegen  100 m  hohen  ziemlich 
steilen  Warirl  auf  die  Sohle  des  Kars  zwischen  Elfer  und  Rothwand 
ab,  so  daas  eist  in  einer  Höhe  von  2600 w?  günstige  orographische 
Bodingirt^t^ni  zur  Ansammlung  von  Firnmassen  gegeben  sind.  Die 
grössere  klimatische  Begünstigung  (nordwestliche  Exposition,  stärkere 
Beschattung)  vermag  den  dadurch  entstehenden  Nachtheil  nicht  auf- 
zuwiegen. 

Dai^  Areal  des  »Elferschartengletschers«  dürfte  gegen  20  Ät 
beiragen. 


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517 


Einen  dritten  echten  Gletscher  birgt  das  »Innere  Loch«.  Es 
ist  dies  jenes  typische  Hochkar,  das  von  der  Hochbrunnersclmeide 
(3098m)  gegen  das  Giralbajoch  (2496  w,  Grohmann)  sich  ablieft.  Die 
Hochbrunnerschneide  selbst  cuhninirt,  in  einem  eigenthümlichen  Gegen- 
sätze zu  den  schroff  gezackten  Gratbildungen  ihrer  ümgel»ung,  in 
einem  zumeist  von  steilen  Wänden  begrenzten  Plateau,  da^  oineu 
ziemlich  ausgedehnten  Gipfelfirn  trägt.   Die  gleiche  Plateaubildung 


«? 


"•M  iV4W  \^ 


zeigt  auch  der  Monte  Giralba  (circa  2850  m),  dessen  Kanmi  ila;^ 
Innere  Loch  auf  der  Südost -Seite  begrenzt.  Die  nordvvfstliche 
Umrandung  des  Inneren  Loches  wird  durch  einen  Felssporn  lier- 
gestellt,  der  von  einer  secundären  Erhebung  zwischen  Elli^rkufrl 
und  Hochbrunnerschneide  nach  Westen  herabzieht  und  al^  di'sseti 
letzten  Ausläufer  man  den  Hochleist  (2403  w)  betrachten  kiinn.  Du 
das  Innere  Loch  auf  solche  Weise  nach  drei  Seiten  hin  von  rt4aliv 
hohen  Kämmen  eingeschlossen  ist  und  überdies  einer  ausge- 
sprochenen orographischen  Begünstigung  durch  Beschattiuij^  tlioil- 
haftig  wird,  gelangt  in  demselben  ein  ganz  hübsch  ausgobildeter 
Gletscher  zm*  Entwicklung,  der  an  Ausdehnung  dem  Elferscliarten- 
gletscher  kaum  nachstehen  dürfte  Auch  der  >Hoehl>rnniier" 
gletscher«    besitzt    eine    gut  entwickelte  Eiszunge    mit  sehr  ni^gei* 


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massig  verlaufenden  Randspalten,  Stirn-  und  Seitenmoränen.  Sein 
Ende  dürfte  nicht  über  2600  w  liegen.  Eine  tiefe  Scharte  führt  von 
dem  Fimfeld  zwischen  den  Westwänden  der  Hochbrunnerschneide 
und  dem  Monte  üiralba  hindurch  in  das  oberste  Hochkar  der  Val 
Giralba  alta,  die  jedoch  von  keinem  Eisstrome  erfüllt  ist. 

Kleine  Firnansammlungen  weisen  noch  auf:  das  Aeussere  Loch 
an  der  südwestlichen  Abdachung  des  Elferkofel,  die  oberste  Val 
Giralba  bassa  oberhalb  der  »Schwarzen  Lacke«,  am  Fusse  der 
Oslabstürze  des  Zwölferkofel,  endlich  die  >Keesklamm«  an  der 
OBtseite  des  Col  dei  Bagni  (2984 w),  deren  schon  Fikeis')  er- 
wähnt und  die  man  vielleicht  nicht  mit  Unrecht  bereits  als  rudimen- 
täre Gletscherbildung  ansehen  könnte. 


Hauptregeln  für  die  Form  der  Veröffentlichung  der 
Resultate  meteorologisoher  Beobachtungen.*) 

]M  der  letzten  Versammlung  des  von  dem  internationalen 
Meteorülogen-Congresse  in  Rom  (April  1879)  eingesetzten  perma- 
nenten Comit^s  in  Zürich  (September  1888)  hat  das  Mitglied 
J.  Haiin  die  Meinung  ausgesprochen,  dass  es  bei  der  jetzt  erheb- 
lichen Zahl  von  meteorologischen  und  klimatologischen  Mittheilungen 
von  Seite  der  Reisenden  und  Geographen  sich  empfehlen  dürfte, 
einige  kurzgefasste  feste  Regeln  aufzustellen,  die  bei  der  Publication 
dieser  Mittheilungen  beachtet  werden  müssen,  wenn  dieselben  für 
die  Wissenschaft  von  Nutzen  sein  sollen. 

Diese  Hauptregeln  wären  kurzgefasst  folgende: 

1,  Es  ist  anzugeben,  welche  Art  von  Instrumenten  zu  den 
Beobachtungen  benützt  werden  und  ausserdem  deren  Correctionen, 
wenn  diese  bekannt  sind,  wie  auch  Einzelnheiten  über  deren  Auf- 
stellungsart.  Die  Höhe  des  Barometers  ül)er  dem  Meeresniveau  ist 
so  genau,  wie  irgendwie  möglich,  mitzutheilen. 

2.  Nie  darf  unterlassen  werden,  genaue  Angaben  über  das 
bei  der  Berechnung  der  Mittel  angewendete  Rechnungs verfahren  zu 
machen,  d.  i.  aus  welchen  Beobachtungsterminen  und  wie  die  Mittel 


«j  Mittheilungen  D.  Oe   A.  V.  1879.  p.  178. 

S)  Die  mit  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  in  Schriftentausch  ste- 
henden Zeitschriften  werden  um  freundlichste  Weiterverbreitung  dieser  Regeln 
gebeten.  Red. 


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"?7^v^ 


519 

berechnet  worden  sind.  Ferner  ist  es  wünschenswerth,  die  einzelnen 
Monat-Mittel  für  die  Beobachtungsstunden  selbst  zu  ^iAam,  und 
zwar  für  Temperatur,  Feuchtigkeit  und  Luftdruck,  um  dii*  Reduction 
auf  wahre  Mittel,  die  später  vorgenommen  werden  kariii.  zu  er- 
leichtem. 

3.  Bei  der  VeröfTentlichung  von  Mitteln  für  mehrere  Jahre 
ist  es  sehr  wünschenswerth  die  Mittel  gesondert  für  Zeitah^^chnitte 
von  5  Jahren  (Lustren)  in  üebereinstimmung  mit  dem  Beschlüsse 
des  Wiener  Congresses  (indem  mit  dem  ersten  Jahre  einei*  jeden 
Pentade  begonnen  wird  1881—1885,  J 886— 1890  u.  s.  wA  m  geben. 
In  dieser  Weise  würde  es  möglich  sein,  mit  der  grössten  Leichtig- 
keit simultane  und  correspondirende  Mittelwerthe  zu  erlangen,  wie 
sie  für  eingehende  Forschungen  über  die  Vertheilung  der  meteoro- 
logischen Elemente,  besonders  der  Temperatur,  des  Luftdi  uckei5  und 
der  Niederschläge  unentbehrlich  sind. 

Das  Bureau  des  Comit^s  wird  dringend  ersucht,  diese  Regeln 
so  bald  wie  möglich  in  meteorologischen  und  geographisclien  Jour- 
nalen und  in  verschiedenen  Sprachen  zu  veröffentlichen. 

Das  Comitö  schliesst  sich  den  Ausführungen  des  Hierin  Hanti 
an  und  erhebt  seine  Vorschläge  zum  Beschlüsse. 


Geographische  Literatur. 

Europa. 

Dr.  Eduard  Richter.  Die  Gletscher  der  Ostalp*'ij,  Mit 
sieben  Karten,  zwei  Ansichten  und  vierundzvvanzi]^ 
Profilen  im  Text.  —  Handbücher  zur  dful^clieii 
Landes-  und  Volkskunde,  herausgegeben  von  der 
Central-Commissioo  für  wissenschaftliclu' Lamles- 
kunde  von  Deutschland.  111.  Band,  Stuttj^art  188N. 
Verlag  von  J.  Engelhorn. 

Im  Laufe  der  letzten  Jahrzehnte  hat  sich  das  Studium  dos  Glacial- 
Phänomenszu  einer  wichtigen  Disciplin  der  modernen,  physikalischen  Oeograpliie 
entwickelt,  welche  über  die  älteren,  hauptsächhch  auf  physikalischer  Grundlage 
beruhenden  Arbeiten  weit  hinausgreift  und  sich  mit  Vorliebe  der  rnkMiiudiung 
älterer  Vereisungen  zuwendet. 

Aus  diesem  Grunde  schon  muss  das  Erscheinen  eines  Werkr^i^i  dankbar 
begrüsst  werden,  das  von  rein  geographischen  Standpunkten  aus  und  u^  tm- 
sammenfassender  Weise   die    recente  Vergletscherung  eines  grössereii  Uebiotes 


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520 

behandelt.  Kann  es  doch  nicht  geleugnet  werden,  dass  die  Kenntniss  der  Ver- 
hältnisse, unter  denen  das  Glacial-Phänomen  unserer  Tage  auftritt,  geeignet 
ist,  die  Studien  über  dessen  einstige  Verbreitung  wesentlich  zu  unterstützen, 
indem  die  jetzt  geltenden  Gesetze  über  den  Einfluss  der  absoluten  Höhe,  der 
Massenerhebung  und  der  Terrainformen  sicher  auch  früher  bestanden  haben 
müssen. 

Man  wird  ein  derartiges  Werk  mit  umso  grösserem  Vertrauen  entgegen- 
nehmen, je  mehr  dessen  Autor  in  der  Lage  ist,  sich  auf  den  wichtigsten 
Factor  bei  naturwissenschaftlichen  Untersuchungen,  auf  die  persönliche  An- 
schauung zu  stützen.  Mit  Rücksicht  auf  diesen  Punkt  nun  dürften  wenige 
Forscher  mehr  Anspruch  auf  unser  Vertrauen  besitzen,  als  der  Verfasser  der 
»Gletscher  der  Ostalpen«,  da  seinem  theoretischen  Wissen  eine  umfassende 
Kenntniss  des  untersuchten  Gebietes  zur  Seite  stand. 

Abgesehen  von  rein  physikalischen  Arbeiten  über  das  innere  Wesen  der 
Gletscher  waren  es  bislang  hauptsächlich  die  Werke  von  Sonklar,  Schlagint- 
weit  und  Simony,  aus  denen  wir  Nachrichten  über  die  geographische  Ver- 
breitung der  Gletscher  der  Ostalpen  schöpfen  konnten.  Diese  Werke  beziehen 
sich  aber  nur  auf  einzelne,  beschränkte  Gebiete,  stammen  aus  sehr  verschiedenen 
Epochen  und  tragen,  was  ihre  Benützbarkeit  für  zusammenfassende  Studien 
allgemeiner  Art  betrifft,  naturgemäss  den  Fehler  an  sich,  dass  ihnen  ebenso- 
viele  Anschauungen  zu  Grunde  liegen.  Noch  wichtiger,  als  die  eben  berührten 
Punkte  jedoch,  erscheint  ein  weiterer  Umstand,  auf  den  sich  eigentlich  jede 
derartige  Untersuchung  aufbaut.  Wir  meinen,  damit  die  kartographische  Grund- 
lage, deren  Daten  schliesslich  für  alle  hier  ausschlaggebenden  Maasse  die  Basis 
abgeben  müssen.  Diesbezüglich  stand  den  genannten  älteren  Autoren  nur  ein 
vergleichsweise  höchst  lückenhaftes  Material  zur  Verfügung,  welches  von  den 
heutigen  Kartenwerken  derart  übertroffen  wird,  dass  dadurch  allein  der  Werth 
der  Arbeit  charakterisirt  erscheint.  Wir  haben  somit  eine  Studie  vor  uns, 
welche  auf  dem  besten  Materiale  fundirt,  mit  voller  Ausnützung  aller  Resultate 
durchgeführt  wurde,  zu  denen  die  Forschungen  der  letzten  Jahrzehnte  geführt 
haben.  Dass  diese  Arbeit  sichthch  durchdrungen  ist  von  Begeisterung  für  die 
Sache,  dass  den  wissenschaftlichen  Beobachtungen  überall  ein  grosser  Hinter- 
grund, die  Anknüpfung  an  die  Welt  des  Hochgebirges,  Farbe  und  Leben  ver- 
leiht, kann  derselben  nur  zum  Nutzen  gereichen  und  wird  für  dessen  Verbreitung 
gewiss  mit  beitragen 

Es  braucht  wohl  kaum  hervorgehoben  zu  werden,  dass  der  Autor  nicht 
darauf  verzichtet  hat,  aus  seinen  mühevollen,  nicht  weniger  als  1012  Ostalpen- 
Gletscher  umfassenden  Zusammenstellungen  allgemein  giltige  Gesetze  zu  ab- 
strahiren  und  an  jene  Beziehungen  anzuknüpfen,  welche  die  Natur  seines 
Gegenstandes  darboten.  Da  ist  es  in  erster  Linie  die  vielumstrittene  Frage  der 
Schneegrenze,  zu  deren  Lösung  Richter's  »Gletscher  der  Ostalpen«  wichtige 
Beiträge  liefert.  Als  Schneegrenze  wird  hier  eine  Höhenlinie  im  Gebirge  be- 
zeichnet, oberhalb  welclier  die  sommerhche  Wärme  nicht  mehr  ausreicht,  den 
im  Verlaufe  eines  Jahres  fallenden  Schnee  wegzuschmelzen.  Schon  im  all- 
gemeinen Theile  seines  Werkes  widmet  der  Autor  diesem  Gegenstande  ein 
längeres  Capitel.  Im  beschreibenden  Theile  kommt  er  immer  wieder  auf  diese 
Frage  zurück  und  auch  die  wichtigsten  Schlussfolgerungen  betreffen  die  Lage  der 
Schneegrenze  in  verschiedenen  Theilen  der  Ostalpen.  Dass  in  die  Ostalpen  das 


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Massiv  der  Bernina-Gruppe  nicht  mehr  eingerechnet  wurde,  motivirt  der  Ver- 
fasser durch  praktische  Gründe,  denen  zuliebe  er  mit  Recht  den  Umfang  seiner 
Arbeit  nicht  über  das  Gebiet  seiner  persönUchen  Anschauung  ausdehnen  wollte. 

Die  Einleitung  befasst  sich  zunächst  mit  den  Grundlagen  und  Zielen 
der  Arbeit,  wobei  das  Maass  der  auf  Grund  der  Original-Aufnahmen  des 
k.  und  k.  militär-geographischen  Institutes,  der  neuen,  italienischen  Tavolette 
und  einiger  vom  deutschen  und  österreichischen  Alpenvereine  herausgegebener 
Karten  zu  erzielenden  Genauigkeit  festgestellt  wird.  Wenn  auch  neuere 
Vermessungen,  wie  die  in  den  Oetzthaler  Alpen  und  in  der  Ortlergruppe  von 
Dr.  Finsterwalder  durchgeführten,  gewisse  Ungenauigkeiteii  der  Original- 
Aufnahmssectionen  an  der  Grenze  von  Firn  oder  Eis-  und  Felsterrain  nach- 
gewiesen haben,  so  ist  doch  nicht  zu  vergessen,  dass  diese  Fehlerquellen  auf 
das  Gesammtbild  kaum  störend  wirken,  da  sie  sich  zum  Theile  gegenseitig 
aufheben,  zum  Theile  aber  so  verschwindend  sind,  dass  von  einer  Modificirung 
der  Resultate  nicht  die  Rede  sein  kann. 

Was  nun  die  allgemeinen  Bemerkungen  über  die  Schneegrenze  und  die 
verschiedenen  älteren  und  neueren  Methoden  betrifft,  nach  denen  selbe  be- 
stimmt werden  kann,  tritt  die  reiche  persönliche  Erfahrung  des  Autors  stark 
in  den  Vordergrund. 

Wer  je  die  Vorstellung  jenes  Begriffes  als  Fixum  und  klar  ersichtliche 
Grösse  aus  der  Schule  in  die  Hochalpen  mitgenommen  hat,  wurde  sicher  ent- 
täuscht dadurch,  dass  ihm  statt  dessen  eine  complicirte  Erscheinung 
entgegentrat,  deren  Deutung  ihm  ohne  Rücksichtnahme  auf  die  Bodenformen 
auf  den  ersten  Blick  unmöglich  erschien  Statt  einer  mehr  oder  weniger  scharf 
al)schneidenden  Grenze,  als  welche  die  Grenze  des  »ewigen«  Schnees  auftreten 
müsste,  wenn  sie  nur  von  der  absoluten  Höhe  und  einigen  meteorologischen 
Einflüssen  abhängig  wäre,  sieht  man  an  den  Abhängen  des  Gebirges  in  ver- 
hältnissmässig  tiefer  Lage  einzelne  oder  zusammenhängende,  perennirende 
Schneeflecken,  während  hoch  oben,  weit  oberhalb  jener  »Schneegrenze«  ausge- 
dehnte, schneefreie  (apere)  Flächen  den  blinkenden  Fimmantel  unterbrechen. 

Prof.  Richter  wendet  daher  den  »orographischen  Begünstigungen« 
RatzeFs  seine  besondere  Aufmerksamkeit  zu.  Diese  durch  die  Bodenformen 
bedingten  Einflüsse  modificiren  nicht  etwa  blos  innerhalb  enger  Grenzen  die 
streng  genommen  rein  theoretische,  klimatische  Schneegrenze,  drücken  dieselbe 
in  engen,  nordsertigen  und  daher  schattigen  Schluchten  durch  die  Zufuhr  an 
Lawinenschnee  weit  hinab,  während  eben  dieselbe  theoretische  Linie  an  an- 
deren Orten  thatsächUeh  hoch  emporgehoben  erscheint,  wenn  steile  Böschungen 
die  Ansammlung  von  Firn  nicht  gestatten  oder  wenn  eben  in  Folge  der  Boden- 
plaslik  die  meteorologischen  Einflüsse  local  starken^Veränderungen  unterliegen. 
Der  Beziehungen  sind  es  so  viele,  welche  die  Möglichkeit  einer  dauernden 
Ansiedlung  von  Firnbetten  mit  den  Formen  des  Terrains  verknüpfen,  dass 
selbe  liier  nicht  wiedergegeben  werden  könnten,  weil  sie  ein  Spiegelbild  sind 
der  unendhchen  Variationen,  in  denen  jene  Formen  auftreten  können.  An  die 
hauptsächlichsten  Typen  jener  Formen  aber  schliessen  sich  die  vcu  Richter 
unterschiedenen  Hauptkategorien  unter  den  Eisgebilden  an.  Er  unterscheidet 
Thalgletscher,  Kargletscher,  Gehängegletscher,  Plateaugletscher  und  Gipfelfirn, 
endlich  Schluchtgletscher,  wobei  die  verwendeten  Namen  an  sich  schon  eine 
deutliche  Erklärung  des  mit  ihnen  verbundenen  Begriffes  darbieten 


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In  ausführlicher  Weise  werden  die  verschiedenen  Methoden  besprochen, 
nach  denen  bisher  die  Schneegrenze  bestimmt  wurde,  wobei  der  Autor  fort- 
während Gelegenheit  findet,  an  der  jeweils  möglichen  Fehlergrösse  Kritik  zu 
üben  und  seine  eigenen  Erfahrungen  im  Terrain  fremden  theoretischen  An- 
schauungen entgegenzustellen.  Auf  Grund  der  Berechnung  aus  den  meteorolo- 
gischen Verhältnissen,  durch  directe  Messung  oder  Schätzung,  mit  Hufe  von 
Grenzwerthen,  durch  den  Vergleich  der  vergletscherten  Räume  mit  den  Flächen - 
räumen,  welche  von  gewissen  Niveaulinien  umschlossen  werden,  endlich  mit 
Berücksichtigung  des  Verhältnisses  zwischen  Sanmiel-  und  Schmelzgebiet  kann 
die  Lage  der  Schneegrenze  ermittelt  werden;  allein  die  gewonnenen  Resultate 
sind  durchaus  nicht  gleich werthig,  indem  locale  Verhältnisse  die  Fehlergrösse 
dieser  oder  jener  Methode  in  günstigem  oder  ungünstigem  Sinne  beeinflussen 
müssen. 

Am  klarsten  liegen  die  Verhältnisse  dort,  wo  sich  der  Gletscher  auf 
einer  relativ  ebenen  Unterlage,  also  auf  einem  Plateau  ausbreitet  und  wo  zugleich 
die :  randliche  Ueberhöhung  durch  felsige  Berggipfel,  von  denen  Lawinenschnee 
auf  den  Firn  herabgeschüttet  werden  könnte,  möglichst  unbedeutend  ist.  Ein 
deragrtiges  Verhältniss  bietet  zum  Beispiel  der  Ewige  Schnee  oder  die  üeber- 
gossene  Alpe  bei  Bischofshofen  annähernd  dar.  Hier  müssen  orographische 
und 'klimatische  Schneegrenze  fast  zusammenfallen,  so  dass  bei  der  richtigen 
Auswahl  ähnlicher  Verhältnisse  und  mit  Rücksicht  auf  solche  Höhenlagen,  die 
eben  nicht  mehr  vergletschert  sind,  ziemlich  genaue  Ergebnisse  erzielt  werden 
können. 

Immerhin  restirt  noch  eine  gewisse  Unsicherheit  der  gegebenen  Maasse» 
weil  der  subjectiven  Abschätzung  ein  Spielraum  bleibt;  es  verschwinden  aber 
die  damit  zusammenhängenden  Fehler  in  ihrer  Bedeutung  für  das  Gesammt- 
resultat  insoferne  wieder,  als  der  Autor  in  der  Lage  ist,  überall  dieselbe 
Schätzung  vorzunehmen. 

Der  besondere  Theil  desr  Werkes,  welcher  in  zehn  Capiteln  (Nördliche 
Kalkalpen,  Silvretta-Alpen,  Ortlergruppe,  Adamello-Presanellagruppe,  Oetzthaler 
Alpen  (Ventergruppe  nach  A.  Böhm),  Stubaier  Gruppe,  Zillerthaler  Alpen,  West- 
liche Tauern.  Oestliche  Tauern,  Südliche  Kalkalpen)  sänmitliche  Gletscher  der 
Ostalpen  im  Hinblicke  auf  die  angedeuteten  Fragen  bespricht,  zeugt  auf  jeder 
Seite  von  den  reichen,  persönlichen  Erfahrungen  des  Autors,  welche  es  allein 
ermöglichten,  immer  wieder  an  den  realen  Hintergrund  anknüpfen  zu  können. 

Dieser  Abschnitt  bringt  vor  Allem  die  Messungen  der  räumlichen  Aus- 
dehnung aller  Gletscher  der  Ostalpen,  deren  Gesammtfläche  mit  146J  Km* 
berechnet  wird  und  widmet  auch  den  topographischen  Details  ihrer  Umgebung^ 
soweit  selbe  auf  die  Fimgrenze  von  Einfluss  sein  können,  eingehende  Erörte- 
rung. Ausserdem  werden  überall  auch  die  vorliegenden,  geschichtlichen  Daten 
über  Vorstoss  oder  Rückgang  der  Gletscher  berührt. 

Jedem  Leser,  dem  jene  Gebiete  bekannt  sind,  muss  es  angenelmi  be- 
rühren, dass  alle  auftauchenden  Fragen  an  der  Hand  wohlbekannter  Beispiele 
gelöst  werden,  so  dass  der  einförmig  scheinende  Stoff  durchwegs  Leben  ge- 
winnt. 

Richter  wendet  sich  gegen  die  von  einigen  älteren  Autoren  vertretene 
Ansicht,  dass  die  Eiskörper  der  Kalkalpen  vermöge  ihrer  Unterlage  im  Wesen 
von   den  Centralalpen- Gletschern  verschieden  seien  und  hebt  hervor,  dass  in 


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den  Kalkalpen  vermöge  der  grosseren  Häufigkeit  steiler  Formen  die  Schlucht- 
gletscher verhältnissraässig  reich  vertreten  sind.  In  diese  Kategorie  dürfte  nach 
Ansicht  des  Referenten  auch  der  perennirende  Firn  auf  der  Südahdachung  des 
Grossen  Priel  (2514  m)  gehören,  dessen  oberer  Saum  (circa  24C0  iw)  wohl 
unter  der  klimatischen  Schneegrenze  liegen  muss.  Auf  der  Specialkarie  ist 
dieses  Gebilde  viel  zu  klein  eingezeichnet,  doch  kann  Qber  dessen  Natur  kein 
Zweifel  obwalten. 

Anders  verhält  es  sich  mit  einem  zweiten,  beiläufig  in  demselben  Me- 
ridian, also  weit  nach  Osten  vorgeschobenen  Fimfeld.  Dasselbe  befindet  sich 
in  den  Centralalpen,  und  zwar  in  den  Sölker  Alp?n  und  liegt  auf  der  Nordab- 
dachung des  Waldhomspitz  (2700  m)  südlich  von  Schladming.  Dieses  Gebilde 
reicht  bis  (2650  m),  also  wahrscheinlich  über  die  Schneegrenze  empor  und 
zeigt  eine  deutUche^  Stirnmoräne.  Es  wäre  jedenfalls  interessant,  den  genannten 
Firn  näher  zu  untersuchen,  derselbe  würde  dem  östhchsten  Gletscher  der  Cen- 
tralalpen angehören. 

Um  auf  das  Detail  des  beschreibenden  Theiles  einzugehen,  fehlt  hier  der 
Raum,  wir  wenden  uns  sonach  dem  Schlusstheile  des  Werkes  zu,  der  in  zu- 
sammenfassender Weise  die  Ergebnisse  der  Untersuchungen  zum  Aösdruck 
bringt.  Da  finden  wir  zunächst  eine  Zusammenstellung  dessen,  was  maA  gegen- 
wärtig als  »Schneegrenze«  bezeichnet,  und  zwar  folgende  vier  Anwendungen 
jenes  Ausdruckes: 

1.  Die  orographische  Fimgrenze  RatzeVs,  das  ist  die  untere  Grenze  der 
Firn  flecken  reg  ion. 

2.  Die  wirkliche  Schneegrenze  Richter's,  das  ist  die  untere  Grenze  der 
zusammenhängenden,  dauernden  Schnee-  und  Eismassen. 

3.  Die  klimatische  Schneegrenze  RatzePs,  das  ist  der  theoretische  Be- 
griff einer  nur  von  klimatischen  Verhältnissen  abhängigen  Schneelinie. 

4.  Die  normale  Schneedecke  Kerner^s,  jene  Linie  bis  zu  der  auf  Hängen 
und  Gipfeln  der  Schnee  überhaupt  zurückweicht. 

Was  nun  die  Höhe  der  klimatischen  Schneegrenze  anbelangt,  geht  aus 
den  Untersuchungen  von  Richter  hervor,  dass  selbe  von  der  Massenerhebung 
der  Alpen  abhängig  ist,  so  dass  die  Centren  jener  Erhebungen  zugleich  Centren 
eines  hohen  Schneegrenzstandes  sind.  Auf  einer  Uebersichtskarte  wurden  diese 
Verhältnisse  schematisch  dargestellt.  Wir  ersehen  daraus,  dass  das  Gebiet 
grosster  Massenerhebung  in  den  Ostalpen,  die  Bernina-  und  Ortlergruppe  sammt 
den  Oetzthaler  Alpen,  durch  eine  Höhe  der  Schneegrenze  von  2900  Metern  und 
darüber  ausgezeichnet  ist,  dass  sich  die  Gebiete  mit  einer  Schneegrenzhöhe 
von  2800  m.  2700  »i.  und  2600  m.  nach  Osten  hin  (rasch  verschmälern  und 
zungenförmig  vorgreifen  und  dass  die  Schneegrenze  in  den  Nordkalkalpen  bis 
zu  2500  91.  herabsinkt 

Ueberall  zeigen  die  Aussenränder  eine  tiefer  gelegene  Schneegrenze,  als 
die  centrale  Kette  mit  ihrer  grösseren  Massenentfaltung,  innerhalb  deren  jene 
Linie  umso  tiefer  sinkt,  je  schmäler  das  in  die  Hochregion  aufragende  Gebiet 
nach  Osten  hin  wird.  Die  Zunahme  der  Schneegrenzhöhe  gegen  Süden  vermag 
das  eben  angedeutete  Verhältniss  nicht  zu  alteriren,  so  dass  jene  Höhe  in  den 
SOdkalkalpen  immer  noch  geringer  ist,  als  in  den  Centralalpen,  obschon  sie 
jene  der  Nordalpen  übertrifft. 


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An  einer  Zusammenstellung  von  auffallenderen  Belegen  für  die  Diffe- 
renzen in  den  Schneegrenzhöben  verschiedener  Gruppen  und  auf  den  Nord- 
und  Südseiten,  schliessen  sich  Bemerkungen  über  die  Einwirkung  von  meteo- 
rologischen Verhältnissen  auf  die  erwähnten  Gesetze  an,  wobei  der  früher  viel- 
fach verkannte,  aber  dennoch  ausschlaggebende  Einfluss  der  Niederschlagsmengen 
auf  das  Glacial-Phänomen  nach  Gebühr  gewürdigt  wird. 

Das  Schlusscapitel  bespricht  in  Kürze  die  Geschichte  der  Gletscherschwan- 
kungeu  innerhalb  der  Ostalpen.  Richter  unterscheidet  dabei  im  Laufe  unseres 
Jahrhunderts  zwei  Vorstossperioden,  wovon  die  letzte  bekanntlich  ungefähr  mit 
der  Mitte  der  FOnfzigeijahre. zusammenfällt  Der  seitdem  zu  beobachtende 
Rückschritt  ist  heute  schon  weit  bedeutender,  als  jener  zwischen  den  zwei 
Vorstossperioden.  Sichere  Anzeichen  für  eine  neue  Epoche  des  Vordringens 
fehlen  bisher  aus  dem  Gebiete  der  Ostalpen,  doch  liegen  vereinzelte  Beobach- 
tungen vor,  wonach  mindestens  in  den  obersten  Kegionen  grössere  Firnhöhea 
gemeldet  werden. 

Eine  Tabelle  zur  Orientirung  über  das  Gletscherareal  der  einzelnen 
Gruppen  und  ein  Index  über  alle  beschriebenen  Gletscher  schliessen  den  Band 
ab,  dessen  Inhalt  in  hohem  Grade  geeignet  erscheint,  weiteren  Forschungen 
zur  Grundlage  zu  dienen.  Es  wird  fortan  für  den  Glacialisten  ein  unentbehr- 
liches Nachschlagebuch  sein,  zugleich  aber  jedem  Freunde  der  Alpen  eine 
anregende,  viele  Erinnerungen  wachrufende  Lecture.  Georg  Geyer. 

Neue  Schriften  Ober  das  KOstenland  und  Dalmatien. 

Luigi  Morteani.    Isola  ed  i  suoi  Statuti.   Parenzo  Coana  1889. 

8.  244S.  (Aus:  Atti  e  Memorie  dellaSocietä  istriana  d'archeologia 

e  storia  patria  Bd.  111.) 

Obwohl  das  Werk  fast  ausschliesslich  die  Geschichte  von  Isola 
behandelt,  so  finden  wir  in  demselben  auch  Manches,  den  Geographen 
Interessirendes. 

Schon  im  ersten  Abschnitt  bemerken  wir  allgemeine  geogiaphische  Daten 
über  dieses  istrianer  Städtchen  und  über  den  Ursprung  des  eigenthümlichen 
Namens,  der  sich  dadurch  erklärt,  dass  Isola  einmal  wirklich  eine  mit  dem 
Festlande  durch  eine  Brücke  verbundene  Insel  war.  Ausführlichere  Angaben 
über  das  einstige  und  das  jetzige  Aussehen  der  Stadt,  über  die  nächsten  Um- 
gebungen derselben,  dann  ziemlich  eingehende  statistische  Notizen  enthält  der 
XVIII.  Abschnitt.  Ansonsten  entwickelt  der  Verfasser  die  Geschichte  des 
Städtchens  und  es  folgen  dann  die  Statuten  und  ergänzenden  Erlässe,  welche 
über  die  Hälfte  des  Werkes  ausmachen.  Auffallend  ist  es,  dass  die 
neueste  Geschichte  ganz  unberücksichtigt  blieb,  wenn  man 
von  einigen  Jahreszahlen  absieht,  die  gelegentlich  der  Besprechung 
der  Schulen  und  einiger  Bauten  oder  Industrie-Anstalten  zur  Fixirung  ihrer 
Gründungsepoche  angefülirt  sind.  E.  Gelcich. 

Stefano  Petris.  Lo  statu to  deir  Isola  di Cherso  ed Ossero.  Parte  1. 

Programm  des   k.  k.  Obergymnasiums   in  Capo  d'Jstria  1888/89. 

Verfasser  bezeichnet  mit  diesem  Namen  seinen  Aufsatz,    weil   die  Insel 

Lussin  bis  in  die  neuere  Zeit  Ossero  genannt  wurde,  was  aus  den  Documenten 

zur  Genüge  hervorgeht.    —   In  diesem  soeben  erschienenen  ersten  Theile  wird 


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die  Geschichte  von  Ossero  bis  zum  Anfang  des  XIV.  Jahrhundertes  behandelt, 
bis  zu  jenem  Zeiträume  nämlich,  in  welchem  die  Statuten  von  Cherso  und 
Ossero  verfasst  wurden.  Erst  der  zweite  Theil  wird  sich  demnach  mit  der 
Analyse  der  eigentlichen  Statuten  zu  beschäftigen  haben,  und,  wie  der  Verfasser 
in  Aussicht  stellt,  mit  den  Beziehungen  zwischen  Cherso  und  Ossero.  Schade 
nur,  dass  so  wichtige  Arbeiten,  welche  viel  Licht  über  die  wirthschaftliche 
und  politische  Geschichte  Istriens  und  üalmatiens  bringen,  in  Schulprogrammen 
erscheinen,  die  eine  ziemlich  beschränkte  Verbreitung  erhalten.    E.  Gelcich. 

Di  un  codice  inedilo  su  Trau.  (Scintille.  Zara.  Bd.  III.  vom 
2.  November.) 

Eine  kurze  Beschreibung  eines  unedirten  Manuscriptes  aus  dem 
XVIir.  Jahrhundert  mit  geographischen  und  historischen  Daten  über  Dalmatien 
und  speciell  über  Trau  und  Bua.  Das  Original  des  Manuscriptes  befindet  sich 
im  Privatbesitz,  eine  Copie  davon  bei  einem  Edelmann  in  Trau.  —  Wünschens- 
werth  wäre  es,  dass  solche  wichtige  Documente  in  öffentlichen  Bibliotheken 
niedergelegt  würden,  wo  sie  einestheils  zugänglicher  werden  und  andererseits 
nicht  leicht  verloren  gehen.  J&'.  Gelcich. 

Asien. 

Neue  Schriften  Ober  Ceiebes  und  die  Philippinen. 

Dr.  A.  B.  Meyer.  Album  von  Ceiebes -Typen.  Dresden,  Stengel  & 
Markert,  1889.  kl.  Folio,  16  S.  Text,  37  Lichtdrucklafeln  mit  circa 
250  Abbildungen. 

Hofrath  A.  B.  Meyer,  dem  unermüdlichen  Erforscher  der  Philippinen, 
von  Ceiebes  und  Neu-Guinea,  danken  wir  ein  neues  Prachtwerk,  ähnhch  seinem 
Typen- Album  der  Philippinen.  Wie  dieses  enthält  die  vorliegende  Pubhcation 
eine  Sammlung  von  Volkstypen,  reproducirt  durch  das  Lichtdruckverfahren 
nach  authentischen  Photographien.  Die  reiche  Literatur  über  Ceiebes  hat  nichts 
Aehnliches  aufzuweisen,  ein  glänzendes  Zeugniss  von  dem  Forschereifer  und 
der  Sammelbegabung  der  deutschen  Gelehrten  und  Reisenden.  Dr.  A.  B.  Meyer 
erläutert  die  Bilder  nicht  allein  aus  dem  reichen  Schatze  seiner  eigenen,  auf 
Selbstanschauung  beruhenden  Erfahrung,  sondern  zieht  auch  den  Rath  anderer 
Fachgenossen  in  Betracht.  Die  wissenschaftliche  Welt  dankt  dem  berühmten 
Gelehrten  für  diese  neue  Gabe  und  erwartet  von  ihm  eine  Fortsetzung  dieses 
Typenalbums  für  die  Molukken  und  Neu-Guinea.  —  Gleichzeitig  erschien  von 
demselben  Verfasser:  Lung-Ch'üan-Yao  oder  altes  Seladon- 
porcellan  nebst  einem  Anhange  über  damit  in  Verbindung 
stehende  Fragen  (Berlin,  R.  Friedländer  &  Sohn,  1889,  Fol.  S.  41, 
3  colorirte  Lichtdrucktafeln  und  32  Holzschnitte).  Ich  erwähne  diese  Abhand- 
lung, welche  in  den  Kreisen  der  Keramiker  und  Kunsthistoriker  Aufsehen 
erregen  wird,  deshalb  in  dieser  geographischen  Zeitschrift,  weil  durch  Jagor's 
Reisen  in  den  Philippinen  die  Funde  alter  Porcellangefässe  mit  ethno- 
graphisch-historischen Fragen  des  Archipels  in  eine  gewisse  berechtigte  Be- 
ziehung gebracht  wurden,  welchen  Fragen  Dr.  A.  B.  Meyer  auch  seine  ge- 
bührende Aufmerksamkeit  widmet.  —  Die  Ausstattung  beider  genannten  Werke 
macht  den  Verlagsbuchhandlungen  alle  Ehre. 

Uitih.  d.  k.  k.  Geogr.  des.  1989.  10.  35 

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Donlsabelo  de  los  Rey es  y  Florentino.  El  Folk-lore  filipino. 
Manila  1889,  Imprenta  de  Santa  Cruz.  kl.  8<*.  S.  352. 

Das  Manuscript  des  vorliegenden  Buches  hat  auf  der  philippinischen 
Ausstellung  von  Madrid  (1887)  die  silberne  Medaille  erhalten.  Es  ist  an  und 
für  sich  eine  vorzügliche  Arbeit,  deren  Werth  aber  dadurch  wesentlich  erhöht 
erscheint,  dass  ein  Malaie  (Herr  De  los  Reyes  ist  ein  Ilokane)  die  Sitten, 
Bräuche  und  den  Aberglauben  seiner  Landsleute  bespricht.  Europäern  gelingt 
es  selten,  das  Vertrauen  der  niedrigen  Classe  der  Eingeborenen  soweit  sich  zu 
erwerben,  dass  sie  über  deren  Sinnen  und  Trachten  sich  orientiren  könnten. 
Um  so  höher  ist  es  anzuschlagen,  wenn  Herr  I.  de  los  Reyes  uns  so  ein- 
gehend mit  dem  Geistesleben  der  ungebildeten  Stände  der  christlichen  Ein- 
gebornen  unterrichtet. 

Don  WenceslaoE.  Retana  (DesenQanos).  El  indio  Batangueno. 

E  studio  etnogräfico.  3a.  Ediciön,  corregida.  Manila,  Tipo-Litografia 

de  Chofre  y  Ca.  1888.  16'  S.  109. 

Diese  Schrift  erschien  zuerst  als  Feuilleton  in  einem  Tagblatte  Manilas, 
hierauf  in  der  Revue  La  Espana  Oriental,  zuletzt  in  vorliegender  Buch- 
form. Sie  enthält  eine  Beschreibung  des  gesammten  Lebens  und  Treibens  der 
Tagalen  der  Provinz  Batangas. 

Don  Pablo  Feced  Quioquiap.  Filipinas.  Esbozos  y  pinceladas. 
Manila,  Establecimiento  tipogräfico.  1888.  8'  S.  361. 

VorUegendes  Buch  umfasst  eine  Reihe  von  lose  zusammenhängenden 
Artikeln,  welche  sich  mit  dem  Leben  der  europäischen  und  eingebornen  Kreise, 
sowie  mit  politischen  und  volkswirthschaftlichen  Fragen  des  Archipels  be- 
schäftigen. Der  deutsche  Forscher  findet  darin  nichts  neues.  Der  Verfasser  ist 
den  Eingebornen  abgeneigt  und  gibt  dieser  Abneigung  wiederholt  Ausdruck- 
Da  ich  mit  dem  Verfasser  auf  gespanntem  Fusse  stehe,  so  kann  ich  auf  eine 
weitere  Kritik  nicht  gut  eingehen,  erwähnt  sei  nur,  dass  die  Sprache  und 
Fb  raseologie  des  Buches  in  spanischen  Kreisen  sehr  gelobt  wird.  Wir  Deutsche 
pflegen  freiUch  nur  bei  Poeten  uud  Romanschriftstellern  die  Form  über  den 
Inhalt  zu  stellen.  F.  Blumentritt, 

Allgemeines. 

Anleitung  zu  wissenschaftlichen  Beobachtungen  auf  Reisen.  Heraus- 
gegeben von  Dr.  G.  Neumayer.  Zweite  völlig  umgearbeitete  und 
vermehrte  Auflage.  Berlin.  Oppenheim  1888.  2  Bde.  8®. 

Vor  vierzehn  Jahren  gab  das  Erstehen  einer  deutschen  Kriegsmacht  zur 
See  den  unmittelbaren  Anstoss  zur  Herausgabe  der  > Anleitung«.  Der  gegen- 
wärtig vorliegenden  zweiten  Ausgabe  des  rasch  zu  wohlverdienter  Berühmtheit 
gelangten  Buches  gibt  die  deutsche  Colonialbewegung  die  Signatur.  Der  glänzende 
Stab  von  Mitarbeitern,  den  Neumayer  um  sich  zu  vereinigen  wusste,  ist  nahezu 
derselbe  gebHeben,  soweit  nicht  der  Tod  in  denselben  Lücken  riss.  Koner's 
Aufsatz  über  die  Grundbegriffe  der  physischen  Erdkunde  ist  mit  Recht  nicht 
ersetzt  worden ;  so  trefflich  er  auch  geschrieben  war,  wendete  er  sich  doch  an 


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eine  ganz  andere  Kategorie  von  Benutzern  des  Buches  als  die  Gesammtheit 
der  übrigen  Aitikel. 

Für  Grisebach  ist  wie  in  so  vielen  anderen  Fällen  sein  Erba  in  der 
Führung  deutscher  pflanzengeographischer  Forschung,  Drude,  eingetreten.  Den 
Abschnitt  Heilkunde  hat  an  Stelle  des  verstorbenen  Ober-Stabsarztes  Friedel 
Professor  Gärtner  in  Jena  übernommen  und  es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  der- 
selbe in  seiner  gegenwärtigen  Fassung  besser  in  den  Rahmen  des  Werkes 
passt,  als  die  Darstellung  der  ersten  Ausgabe.  FriedeFs  gedankenreicher  Aufsatz, 
der  in  mehr  als  einem  Punkte  durch  die  Forschungen  des  letzten  Jahrzehntes 
eine  glänzende  Bestätigung  erfahren,  berücksichtigte  vielleicht  allzusehr  die 
Bedürfnisse  eines  Schiffsarztes,  der  in  der  Lage  ist,  langwierige  physiologische 
und  pathologische  Beobachtungsreihen  durchzuführen.  Gärtner  wird  dem  Land- 
reisenden mehr  gerecht,  der  umfangreichere  technische  oder  literarische  Hilfs- 
mittel mitzuführen  nicht  im  Stande  ist.  Gärtner's  Darstellung  der  bakteriolo- 
gischen Untersuchungsmethoden,  seine  Aufzählung  der  bei  den  exotischen  In- 
fectionskrankheiten  zu  lösenden  Probleme  sind  Muster  von  Präcision. 

Eine  äusserst  willkommene  Vervollständigung  des  Werkes  bildet  Jordan's 
meisterhaftes  Capitel  »Topographische  und  geographische  Aufnahmen«.  Den 
Mangel  einer  dem  Nichtgeodäten  bequem  zugänglichen  Anleitung  zur  Itinerar- 
aufnahme  hat  bislang  vielen  Reisenden  Jordans  topographischer  Bericht  über 
die  Rohlfs'sche  Expedition  in  die  libysche  Wüste  ersetzen  müssen.  Aus  einer 
Umarbeitung  und  Erweiterung  der  allgemeinen  Abschnitte  dieses  Berichtes  ist 
Jordan's  vorliegender  Aufsatz  hervorgegangen.  Wesentliche  Ergänzungen  hat 
der  hydrographische  Theil  des  Werkes  erfahren.  Krümmel  der  als  Bearbeiter 
des  Handbuches  der  Oceanographie  in  der  Ratzel'schen  Sammlung  die  gesammte 
oceanographische  Literatur  durchzugehen  genöthigt  war,  macht  auf  eine  Reihe 
von  Lücken  in  unserer  Kenntnis  aufmerksam.  —  Hoffmann  und  Borgen  er- 
weitern in  eigenen  Aufsätzen  Theile  des  Capitels  von  Neumayer.  Von  eminenter 
praktischer  Wichtigkeit  ist  Lorenz-Liburnau's  Anleitung  zur  Beurtheilung  des 
Fahrwassers  in  ungeregelten  Flüssen.  Dem  vortrefflichen  Schilderer  der  Karst- 
flüsse und  eingehenden  Kenner  unserer  Alpengewässer  stand,  wie  wenigen 
Anderen,  reiche  praktische  Erfahrung  zu  Gebote. 

Lindeman  hat  mit  grosser  Sorgfalt  verkehrsgeographische  Daten  zu- 
sammengestellt. Wittmack  liefert  einen  Beitrag  über  landwirthschaftliche  Cultur- 
pflanzen  und  Bolau  widmet  den  Walen  ein  eigenes  Capitel.  Schubert  spricht 
Ober  das  Zählen  bei  den  Naturvölkern. 

Möge  das  grosse  Werk  in  seiner  neuen  Gestalt  neue  Freunde  gewinnen 
und  neuen  Nutzen  bringen,  soweit  die  deutsche  Zunge  klingt!      A^  Rodler, 

G.  Neumayer,  lieber  das  gegenwärtig  vorliegende  Material  für  die 
Brd-  und  Weltmagnetische  Forschung.  Vortrag,  gehalten  auf  dem 
VIII.  Deutschen  Geographentage  zu  Berlin.  Berlin  1889. 

Man  musö  sich  gestehen,  dass  die  deutsche  Seewarte  in  Hamburg  keine 
Gelegenheit  vorübergehen  lässt,  um  erfreuliche  Zeichen  ihrer  Thätigkeit  zu 
geben.  Unter  der  bewährten  Leitung  ihres  Vorstandes,  verstehen  es  die  Beamten 
der  Seewarte,  sich  nicht  nur  in  Angelegenheiten  des  Seewesens,  sondern  auch 
in   allgemeinen    geographischen     Fragen    nützlich    zu     erweisen,    wovon    die 

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häufigen  Publicationen  des  Institutes  den  besten  Beweis  liefern.  In  der  vor- 
liegenden Abhandlung  unterzieht  nun  Dr.  Neuraayer  das  gegenwärtig  vorräthige 
Material  über  Erdmagnetismus  einer  kritischen  Revision;  dabei  bemerken  wir, 
dass  in  den  letzten  Jahren  nach  dieser  Richtung  Manches  geschah,  dass  aber 
noch  viel  zu  leisten  erübrigt.  So  ist  z.  B  Deutschland  im  Rückstand  und  in 
Oesterreich  hat  man  erst  in  diesem  Jahre  einen  Aufschwung  zum  Besseren  zu 
bemerken.  Dr.  Neumayer  hat  es  verstanden,  in  seinem  Vortrage  sowohl  jene 
Fragen,  welche  mehr  die  Geographie  angehen,  als  auch  das  einschlägige 
geodynamische  Material  gleich  anziehend  zu  behandeln.  Zum  Schlüsse  spricht 
der  Verfasser  die  Hoffnung  aus,  dass  man  künftighin  jene  Gebiete  mehr  in's 
Auge  fassen  wird,  die  bisher  spärlich  mit  Untersuchungen  bedacht  wurden.  - 
Was  die  Betheiligung  Oesterreichs  an  derlei  Aufnahmen  anbelangt,  so  wäre  es 
wünschenswerth,  dass  zugleich  mit  der  im  Zuge  befindhchen  Arbeit  Liznar's 
(Cisleithanien)  und  Laschobers  (adriatische  Küste)  die  uns  nahe  gelegenen 
Balkanländer  in  den  Thätigkeitsrayon  unserer  Gelehrten  einbezogen  werden. 
Denn  die  Balkanstaaten  haben  wohl  an  andere  Sachen  zu  denken  und  sie  er- 
wärmen sich  für  wissenschaftliche  Fragen    nicht  besonders.  E.  Qelcich. 


Kleinere  Mittheilungen. 

Afrika. 

Oeogrrnpliisclic  Resultate  von  U.  Stiinloy's  Expedition.  Die  >Times« 
vom  26.  November  veröffentlichen  einen  Brief  Henry  Stanley's  an  W.  Mackinnon, 
den  Präsidenten  des  Emin-Comit^'s  in  London,  datirt  von  Üzinja,  17,  August  d.  J., 
und  einen  kurzen  Bericht  über  die  wesentlichsten  geographischen  Resultate, 
die  die  Stanley'sche  Expedition  seit  dem  Verlassen  der  Station  Kavallis  am 
Albert-Nyanza  bis  zu  ihrem  Eintreffen  im  Gebiete  von  üzinja  erzielt  hat.  Dieser 
Bericht  stützt  sich  auf  Briefe  Stanley 's  an  die  geographische  Gesellschaft  in 
London  und  auf  einen  Brief  von  Lieutenant  Stairs. 

Bereits  am  1.  April  d.  J.  waren  in  England  Briefe  von  Henry  Stanley 
eingetroff'en,  welche  einen  Hericht  über  seinen  Zug  nach  dem  Albert-Nyanza 
und  seinen  Rückmarsch  nach  Bunalya  am  unteren  Aruwimini  enthielten  und 
eine  Reihe  sehr  werthvoller  Details  über  den  westlich  vom  Albert-Nyanza 
gelegenen,  bis  dahin  unbekannten  Theil  des  äquatorialen  Afrika  brachten.  Mit 
Rücksicht  darauf,  dass  die  wichtigsten  darin  enthaltenen,  neuen  geographischen 
Resultate  seither  allgemein  bekannt  gevyorden  sind,  heben  wir  davon  nur  das- 
jenige heraus,  woran  sich  die  neuesten  Nachrichten  zunächst  anschliessen. 

Stanley  war  im  December  1887  über  ein  von  Westen  her  allmälig 
ansteigendes,  im  Osten  aber  plötzlich  abbrechendes  Hochplateau  an  das  süd- 
westliche Ende  des  Albert-Nyanza  gekommen.  Nachdem  er  nach  Ibwirri  zurück- 
gekehrt war,  um  hier  ein  befestigtes  Lager  zu  errichten,  fand  er  sich  am 
22.  April  1888  das  zweite  Mal  am  Albert-See  ein.  und  traf  hier  wenige  Tage 
später  mit  Emin  Pascha  in  Kavallis  (P  22'  N.  B.,  3(.°  30'  0.  Gr.)  zusammen. 
Am  25.  Mai  kehrte  Stanley  abermals  nach  dem  Westen  zurück  und  erreichte 
am  17.  August  Bunalya.  Schon  bei  diesem  seinem  Rückmarsch  hatte  Stanley, 
nachdem  er  si^h  nur  wenige  Meilen  von  dem  Albeit-Nyaiiza  entfernt  hatte,  in 


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OSO.  die  gewaltigen  Massen  eines  Gebirges  gesehen,  dessen  Gipfel  auf  300  m 
herab  beschneit  waren.  Es  war  der  Ruwenzori.  Er  schätzte  damals  seine 
Höhe  auf  5200— r>500  w  ,  seine  Entfernung  vom  Albert-Nyanza  auf  80  km.  Auch 
eines  Flusses,  den  dieser  See  vom  Süden  her  aufnimmt  und  den  schon  Col. 
Mason  1877  gesehen  hatte,  des  Semliki,  wird  Erwähnung  gethan.  Derselbe, 
schrieb  damals  Stanley,  durchfliesse  vor  seiner  Mündung  eine  grosse  Strecke 
vollständig  ebenen  Landes,  welches  in  Ost  und  West  von  den  Steilrändern 
mächtiger  Plateaux  begleitet  werde.  Es  sei  aber  nicht  anzunehmen,  dass  er 
von  dem  von  ihm  1876  entdeckten  Muta-Nzige-See  komme;  er  entspringe  viel- 
mehr wahrscheinlich  am  Ruwenzori.  Die  Existenz  jenes  Sees  wurde  ihm 
übrigens  auch  von  den  Eingebomen  am  Albert-Nyanza  bestätigt;  doch  hielt 
er  dafür,  dass  er  eher  zum  Gebiete  des  Congo  als  des  Nil  gehöre.  Die  Lösung 
dieser  Frage,  wie  diejenige  vieler  anderer,  hat  nun  Stanley 's  Zug  von  Kavallis 
an  den  Muta-Nzige  oder  Albert-Edward-Nyanza,  wie  er  den  See  benannt  hat, 
und  von  hier  an  den  Victoria- Nyanza  gebracht. 

Wir  entnehmen  jenen  Mittheilungen  der  »Times«  zunächst  die  folgenden 
Details  über  den  von  der  Expedition  auf  dieser  Strecke  eingehaltenen  Weg.  Die 
Expedition  verliess  am  10.  April  Kavallis.  Schon  am  12.  wurde  sie  durch  eine 
schwere  Erkrankung  Stanley's  in  Mazamboni  gezwungen,  Halt  zu  machen  und 
bis  zum  8»  Mai  aufgehalten.  An  diesem  Tage  wurde  der  Marsch  fortgesetzt. 
Er  führte  den  Balegga-Bergen  entlang  bis  etwa  64 1cm  vom  Albert-Nyanza-See. 
Hier  kam  man  an  die  Grenze  des  von  den  Warasura  — so  heissen  hier  all- 
gemein die  Leute  von  Wanyoro  —  erst  kürzlich  annectirten  Landes.  Zugleich 
traten  die  Schneeberge  des  Ruwenzori  nunmehr  schärfer  hervor.  Bei  Buhobo 
wurde  der  Kamm  der  hügeligen  Höhen,  die  den  Semliki  im  Nordwesten  und 
Südwesten  begleiten,  tiberschritten.  Man  hatte  vor  sich  das  weite  Thal  des 
genannten  Flusses,  und  darüber  im  Süden  und  Südwesten  den  mächtigen 
Höhenzug  des  Ruwenzori,  dessen  gewaltige  östliche  Flanke  sich  allmälig  zum 
Plateau  von  Wanyoro  herabsenkte,  während  die  westliche  Hälfte  rasch  in  noch 
unbekanntes  Land  abfiel.  Zwischen  dem  Riesenwall  des  Ruwenzori  und  dem 
Höhenzuge,  auf  welchen  man  eben  stand,  dehnte  sich  in  unabsehbare  Fernen 
das  16—20  km  breite  Thal  des  Semliki  aus.  Es  ist  hier  eine  flache  Grasebene, 
die  eben  jetzt,  wo  das  Gras  reif  und  gebleicht  war,  wie  ein  hellschimmernder 
Wasserspiegel  dalag  und  von  den  Egyptern  auch  aus  der  Ferne  für  einen 
Theil  des  Albert-Nyanza  angesehen  wurde.  Weiter  im  Südwesten  tritt  jedoch 
Buschwerk  von  immer  zunehmender  Dichtigkeit  auf,  es  erscheinen  Akacien- 
wälder,  endlich  bedeckt  dunkler,  undurchdringlicher  Tropenwald  den  Boden. 
Mitten  durch  fliesst,  bald  nach  SO.,  bald  nach  NW.  ausbiegend,  der  Semliki. 
In  zwei  Märschen  war  von  Buhobo  aus  dessen  Ufer  erreicht.  Der  Fluss  ist 
70—90  m  breit,  im  Mittel  2*7  m  tief  und  besitzt  eine  Geschwindigkeit  von 
3V2  bis  4  Knoten.  Den  Semliki  überschreitend  betrat  man  die  Landschaft 
Awamba.  Der  Marsch  ging  nun  weiter  durch  Culturen,  die  in  Lichtungen  des 
Tropenwaldes  angelegt  waren,  bis  man  nach  mehreren  Tagen  unmittelbar  am 
Fusse  des  Ruwenzori  wieder  auf  offenes  Land  stiess.  So  nahe  man  nun 
auch  durch  mehr  als  zwei  Wochen  dem  Gehirge  bUeb,  so  war  doch  nur  selten 
etwas  von  seinen  Gipfeln  zu  sehen,  da  die  höheren  Theile  fast  beständig  in 
Nebel  gehüllt  blieben.  Lieutenant  Stairs  machte  nun  —  es  war  mittlerweile  Juni 
geworden  —  den  Versuch,  den  höchsten  Gipfel  des  Gebirges    zu  besteigen,  er- 


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reiehte  aber  nur  etwa  3500  iw,  da  ihn  mit  dichtem  Walde  bedeckte,  tief  ein- 
geschnittene Thäler  am  weiteren  Vordringen  hinderten.  Das  Gebirge  ist  bis  zu 
ir800m  bewohnt.  Diebe  Region  lieisst  Ukonju,  die  Bewohner  selbst  nennen 
sidi  Bakonju.  Sie  betreiben  in  ausgedehnter  Weise  Landbau.  Von  den  Wasuru 
tcäufig  bedrängt,  flüchten  sie  oft  in  die  höheren  Lagen  des  Gebirges  bis  an  die 
Schneegrenze.  Der  Expedition  gegenüber  verhielten  sie  sich  freundlich.  Der 
Huwenzori  ist  über  dem  Culturland  der  Bakonju,  wenn  anders  wir  den  Auszug 
aus  Stair's  Angaben  richtig  verstehen,  zunächst  mit  einem  Gürtel  von  Bambus* 
wald  umgeben ;  dann  folgt  eine  Region  mit  zerstreutem  Buschwerk,  in  dem  die 
Bambusen  nur  noch  in  verkümmerten  Individuen  auftreten,  mit  Haidesträuchern 
(Ericaceen)  bis  zu  Hörn  Höhe,  mit  Brombeerhecken,  Veilchen  und  mit  einer 
reichen  Moos-  und  Flechten  Vegetation.  Die  höchsten  Erhebungen  scheinen  des 
Pllanzenwuchses  ganz  zu  entbehren.  Von  grösseren  Thieren  waren  nur  die 
Spuren  zu  sehen.  Reicher  war  die  kleine  Thierwelt  vertreten.  Die  Nacht 
war  in  der  Höhe  empfindlich  kalt.  Die  Gipfel  sind  unregelmässige,  zackige, 
schroffe  Felsen  von  kraterartiger  Form.  Nach  Sfairs'  Meinung  ist  der  Ruwenzori 
ein  erloschener  Vulkan  mit  einer  Anzahl  von  Nebenkratern,  die  entstanden, 
nls  der  Hauptkrater  sich  geschlossen  hatte,  und  nun  als  vorspringende  Klippen 
ütjer  dem  höckerförmigen  Centralstock  emporragen.  Von  diesem  gehen  nach 
allen  Seiten  Aeste  ab,  zwischen  denen  Thäler  tief  einschneiden,  durch  welche 
Wildbäche  nach  dem  Semliki  und  dem  Albert-Edward-Nyanza-See  hinauseilen. 
Der  Semliki  selbst  nimmt  massenhaften  Detritus  vom  Ruwenzori  auf  und  füHt 
nafli  Stanley  damit  in  rapid  fortschreitender  Weise  das  SOdende  des  Albert- 
Nyanza  aus.  Der  tiefste  beobachtete  Schnee  liegt  etwa  400  m  unterhalb  des 
Gipfels.  Es  sind  nur  zerstreute  Schneeflecken,  welche  in  dieser  Höhe  sich  in 
StMuchten  erhalten.  Auf  dem  Gipfel  selbst  bestehen  jedoch  ausgedehnte  zu- 
sammenhängende Schneefelder  bis  zu  100—200  m  Breite.  Nur  die  steilsten 
Theile  des  Gehänges  sind  auch  hier  schneefrei.  Die  Hauptmasse  des  Schnees 
Üpgt  auf  der  Westseite. 

Neunzehn  Tage  marschirte  die  Expedition  dem  Ruwenzori  entlang  nach 
Südwest,  den  Semliki  immer  zur  Rechten.  Am  Ende  des  Gebirges  angekommen, 
trat  man  in  offenes  Grasland  hinaus,  hinter  dem  in  der  Tiefe  eine  flache, 
weite,  grasbedeckte  Ebene  erschien. 

Stairs  wurde  nach  dem  Semliki  hinabgesendet,  von  dem  er  schon  am 
zweiten  Tage  zurückkehrte.  Er  fand  ihn  nur  38  m  breit,  aber  bei  37*  m  tief. 
Der  Bootsmann  am  Flusse  erklärte  ihm,  dass  dieser  nach  dem  Nyanza  von 
Wanyoro,  d.  i.  dem  Albert-Nyanza,  hinabströme. 

So  reich  das  wohlbewässerte  Ukonju  gewesen  war,  so  dürr  und  arm 
eii^ies  sich  das  Land,  das  man  nun  betrat.  Es  war  das  Plateau  von  Wasongora, 
das  den  Albert-Edward-Nyanza  im  Norden  und  Nordwesten  begrenzt.  Die  Be- 
\'ölkerung  dieses  Landes  wird  von  Stanley  wegen  ihrer  Schönheit  besonders 
gerühmt.  Er  hält  sie  für  einen  äthiopischen  Typus. 

Nach  drei  Tagen  erreichte  man  an  einem  kleinen  Salzsee  vorbei  den 
Hauptort  des  Landes,  Kative.  So  kle«n  der  See  ist,  so  werthvoll  wird  er  durch 
seinen  unerschöpflichen  Reichthum  an  Salz.  Die  Expedition  fand  ihn,  wie  das 
ganze  Land,  in  den  Händen  der  räuberischen  Warasura.  Unweit  und  zwar 
ostlich  von  Kative  sendet  der  Albert  Edward  Nyanza  einen  Arm,  die  Beatrice- 
Biii,  nach  Norden.  Dieser  wurde  bei  Uhaiyana   im    südlichen  Toro  umgangen 


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worauf  man  sich  nach  Süden  nach  Unyampaka  wendete  und  sich  so 
lange  an  der  Küste  hielt,  bis  sich  diese  entschieden  nach  Südwesten  wendete. 
Nun  stieg  Stanley  mit  seinen  Leuten  nach  dem  Hochlande  von  Aukori  hinan, 
durch  welches  die  Expedition  in  gerader  Linie  südostwärls  nach  Karagwe 
und  Uzinja  zog.  Aukori  ist  ein  durchschnittlich  1625  Meter  hohes  Plateau  mit 
einzelnen  Berggipfeln  bis  zu  2000  Meter.  Es  ist  dicht  bevölkert.  Hier  sind  die 
Wahuma  mit  ihren  schönen,  regelmässigen  Gesichtszügen,  die  so  sehr  an  den 
Menschenschlag  des  abessynischen  Hochlandes  erinnern,  zahlreicher  als  irgend- 
wo vertreten. 

Der  tektonische  Charakter  dieses  Theiles  des  äquatorialen  Afrika  wird 
in  Stanley's  Bericht  in  der  Weise  dargestellt,  dass  von  der  Mündung  des 
Victoria  Nil  in  den  Albert  Nyansa  ein  zwischen  32  und  80  Kilometer  breites 
und  400  Kilometer  langes  Senkungsfeld  in  südwesthclier  Richtung  bis  zum 
1*^  S.  B.  verläuft.  In  der  nördlichen  Hälfte  ist  es  zu  beiden  Seiten  von  grossen 
Plateaux  begleitet,  die  sich  bis  zu  325-1000  Meter  über  dasselbe  erheben.  Das 
westliche  bricht  am  Ostrande  steil,  fast  lothrecht  ab,  im  Westen  sinkt  es 
allmälig  zum  Ituri-  und  Lowa-Becken  hin  ab;  das  Östliche  geht  allmähg 
in  das  Hochland  der  Wanyoro  über.  In  diesem  nördlichen  Abschnitt  liegt  im 
Senkungsfeld  der  Albert  Nyanza.  Den  nördlichen  Plateaux  entsprechen  im 
Süden  diejenigen  von  Wasangora,  Unyampaka  und  Aukori,  nur  liegen  sie  noch 
höher  über  dem  Senkungsfelde  (650-  1430  Meter),  und  ebenso  entspricht  dem 
Albert  Nyanza  hier  der  Albert  Edward  Nyanza,  der  übrigens  bedeutend  kleiner, 
als  jener  ist.  Zwischen  diesen  beiden  Abschnitten  liegt  im  Centrum  des  Senkungs- 
feldes in  einer  Längenausdehnung  von  nahezu  150  Kilometer  der  Ruwenzori, 
dessen  Gipfel  sich  1300—4875  Meter  über  den  Semliki  erheben. 

In  Bezug  auf  den  Semliki  hebt  Stanley's  Bericht  das  ausserordentlich 
geringe  Gefälle  vor  seiner  Mündung  in  den  Albert-Nyanza  hervor,  das  auf 
48  Kilometer  nicht  mehr  als  etwas  über  16  Meter  ausmache;  von  da  aufwärts 
bis  zu  jenem  Punkte,  wo  die  Waldregion  plötzlich  endet  (d.  i.  120  Kilometer), 
betrage  es  dagegen  fast  300  Meter. 

So  spielt,  wie  der  Victoria-See  die  Gewässer  des  östlichen  Nilbeckens 
aufsammelt  und  in  einem  Strom,  dem  Victoria-Nil,  dem  Albert  Nyanza  zuführt, 
der  Albert  Edward  Nyanza  im  Westen  dieselbe  Rolle  bezüglich  des  westlichen 
Nilbeckens,  dessen  Wässer  er  im  Semliki-Fluss  in  den  Albert  Nyanza  zuleitet. 
In  diesem  vereinigen  sich  die  beiden  grossen  Quellströme,  um  als  weisser  Nil, 
nordwärts  zu  eilen. 

Südlich  und  südwestlich  vom  Albert  Edward-See  bleiben  noch  immer 
weite  Gebiete  in  Dunkel  gehüllt,  und  die  seinerzeit  von  Stanley  in  seine  Karte 
eingezeichneten  hypothetischen  Uferlinien  und  Gebiete  (Mkinyaga-See,  Mkinyaga, 
RuaQda,  Butwa  u.  s.  w.)  werden  nach  seinem  eigenen  Geständnisse  durch- 
greifende Correcturen  erfahren  müssen.  Aber  sei  dem  wie  immer,  sein  Zug  vom 
Aruwimini  nach  dem  Albert  Nyanza  und  von  Kavallis  an  die  Stidufer  des  Victoria- 
Sees  ist  eine  That,  die  sich,  wie  an  Kühnheit  und  Schwierigkeit  des  Unter- 
nehmens, so  auch  an  wissenschaftlicher  Bedeutung  würdig  an  seinen  grossen, 
für  alle  Zeiten  denkwürdigen  Zug  quer  durch  den  schwarzen  Welttheil  an- 
schliesst,  ganz  abgesehen  von  der  Wirkung,  die  sie  durch  das  Gehngen  der 
Befreiung  Emin  Pascha's  auf  die  Gemüther  ausübt.  Während  wir  diese  Zeilen 
schreiben,  ist  der  Mann,  der,  in  wunderbarer   Art  gegen   alle  Schrecken  jenes 


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Continentes  gefeit,  in  gleiclier  Weise  mit  grösster  Schärfe  des  Verstandes,  wie 
mil  nie  zaudernder  Entschlossenheit  und  zähester  Ausdauer  begabt,  bis  heute 
slpf^  an  sein  gewolltes  Ziel  gekommen  ist,  wahrscheinlich  bereits  in  Bagamoyo 
odfT  Zanzibar  eingetroffen. 

Sein  schon  früh  gebleichtes  Haar  ist  nun  völlig  weiss  geworden,  aber 
sei IV  Kraft  scheint  ungebrochen.  Schon  wird  er  als  der  zukünftige  Gouverneur 
und  Organisator  von  Britisch-Ost-Afrika  bezeichnet  Wir  aber  erwarten  von 
ilirrj*  dem  lebendig,  scharf  und  klar  zeichnenden  Schilderer,  in  naher  Zeit  in 
lireiterer  Ausführung  zu  hören,  was  in  seinen  Briefen  bisher  nur  angedeutet  ist 

0.  Stapf. 

Honatsversammlung    der    k.    k.    geographischen    Gesellsohaft 
am  29.  October  1889. 

Vorsitzender:  Der  zweite  Vicepräsident  Hofrath  J.  R.  von  Lorenz- 
Lihurnau. 

Der  Vorsitzende  begrüsst  die  Versammlung,  als  die  erste  nacli  den 
Soiiimerferien. 

Als  neue  ordentliche  Mitglieder  werden  aufgenommen: 

Herr  Carl  Peez,  k.  u.  k.  Consular- Eleve  in  Wien; 
Johannes  Cviji(i,  stud.  philos.  in  Wien; 
.,     Carl  Ritter  von  Blumencron,  k.  u.  k.  Oberlieutenant  in  Wien; 
,,     Richard  Do  ebner,  Attache  k  la  suite  de  la  Sociöt^  AUemande  de 
lAliique  Orientale  in  Dresden. 

Der  Vorsitzende  theilt  mit,  dass  der  Ausschuss  beantrage,  die  Herren 
Grafen  Samuel  Teleki  und  Linienschiffslieutenant  Ritter  von  Höhnel  zu 
Ehrenmitgliedern  der  Gesellschaft  zu  ernennen.  Er  weist  auf  die  grossen  Ergeb- 
nl^^v  der  von  den  Genannten  durchgeführten  ostafrikanischen  Forschungsreise 
hirt.  welche  uns  ein  weites  Gebiet  erschlossen  hat,  über  das  bisher  nur  ganz 
II  n/1  i  reichende,  aus  Erkundigungen  geschöpfte  Daten  vorlagen. 

Ferner  wird  die  Wahl  des  britischen  Generalconsuls  in  Sansibar,  Colonel 
Eiuui  Smith  zum  correspondirenden  Mitghede  der  Gesellschaft  vorgeschlagen. 
Dfii  Jiufopfernden,  ausschliesslich  im  Interesse  der  Wissenschaft  unternommenen 
Rerntthungen  dieses  Herrn  verdsmkt  die  Expedition  Hans  Meyer-Baumann 
tlie  Kückerlangung  ihres  gesammten  Beobachtungsmaterials. 

Diese  Vorschläge  werden  einstimmig  ohne  Debatte  angenommen. 

Hierauf  hält  Herr  Dr.  Oscar  B  a u  m  a  n n,  beifällig  begrüsst,  einen  Vortrag 
r»her  seine  diesjährigen  Touren  in  Montenegro,  die  er  zur  Ausführung  gewisser 
Lückßn  in  unserer  topographischen  Kenntnis  des  Landes  unternommen  hatte. 
Wt  \' ortragende  begann  seine  Ausführungen  mit  einer  Charakteristik  des  gegen- 
wj'lrhg  über  Montenegro  vorliegenden  kartographischen  Materiak.  An  einzelnen 
diJtüiischen  Beispielen  so  dem  kapetanovo  jezero  zeigte  er,  wie  selbst  über 
U'trfifige  Züge  des  Reliefs  heute  noch  eine  hochgradige  Unsicherheit  herrschst. 

Hierauf  folgte  in  kräftii:en  Strichen  eine  Schilderung  von  Land  und 
Lf'ultin  in  den  durchwanderten  Gegenden.  Ausführhcher  wurde  des  Zetathales, 
üf*r  oberen  Piva  und  des  Durmitorstockes  gedacht  und  den  Schluss  bildeten 
Hi'niirkungen  über  das  Reisen  auf  der  Balkanhalbinsel  im  Allgemeinen. 

Die  Versammlung  spendete  dem  Redner  reichlichen  Beifall. 


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Die  Afrika -Reise  des  Grafen  Samuel  Teleki. 

Von  seinem  Begleiter  L.  Kitter  vom  Hölinel,  k.  k.  Linienschiffs- Lieutenant 

Als  (iraf  Samuel  Teleki  sich  im  Frühjahre  188G  dazu  ent- 
schlossen hatte,  mit  meiner  Begleitung  eine  grössere  Reise  in  Afrika 
zu  unternehmen,  machten  wir  uns  bald  darauf  an  die  Vorbereitungen 
zu  derselben.  Diese  waren  um  so  umfassenderer  Natur,  als  Gral 
Teleki  dem  Bestreben  weiland  Sr.  kaiserlichen  Hoheit  des  Kronprinzen 
Rudolf,  diese  Reise  der  Wissenschaft  in  möglichst  weitem  Umfange 
dienstbar  zu  machen,  in  opferwilligster  Weise  entgegenkam,  iinif 
Teleki  leitete  den  hauptsächlich  in  England  zu  beschaffenden  Theil 
der  Ausrüstung,  bei  welcher  (ielegenheit  ihm  Sir  Richard  Burtun 
mit  seiner  reichen  Erfahrung  zur  Seite  stand;  ich  widmete  mich 
derselben  Aufgabe  in  Oesterreich. 

Ende  October  1886  traf  ich  in  Zanzibar  ein;  einen  Monitf 
später  Graf  Teleki.  Die  Colonialwogen  hatten  damals  an  der  Ost- 
küste bereits  ihre  grösste  Höhe  erreicht;  eine  an  überraschenden 
Flaggen  hissungen  reiche  Zeit  war  eben  vorausgegangen,  es  ist  daher 
nicht  Wunder  zu  nehmen,  wenn  auch  wir  anfänglich  als  in  diesem 
Sinne  verdächtig,  mit  misstrauischen  Augen  betrachtet  wurden. 
Doch  brauchte  es  nur  wenige  Versicherungen  von  unserer  Seite, 
um  diese  Zweifel  zu  beheben,  und  es  erfuhren  alle  unsere  Unter- 
nehmungen in  der  Folge  eine  umso  zuvorkommendere  Unterstützung. 
Erst  in  Zanzibar  entstand  der  Plan  zu  jener  Reise,  welchen  wir 
im  Laute  der  folgenden  zwei  Jahre  auch  so  glücklich  waren,  Schritt 
für  Schritt  auszuführen.  Noch  vor  unserem  Abgange  nach  dem 
Inneren  Hessen  wir  darüber  folgende  Nachricht  nach  der  Heimat 
gelangen:  „Unsere  Reise  soll  vom  Küstenorte  Pangani  aus  über 
Taveta  und  das  Masailand  zur  Kikuyugrenze  gehen.  Durch  dies<s 
bisher  gemiedene  und  gefürchtete  Land  hindurch  soll  der  Kenia 
erreicht  werden."  Die  Aufschliessung  eines  von  feindlicher  Be- 
völkerung erfüllten  Landes  schien  uns  so  recht  die  Aufgabe  für  eine 
Expedition  wie  die  unsere  zu  sein,  denn  noch  nie  war  vordem 
eine  derart  bis  an  die  Zähne  bewafTnete  Karawane  in  das  Innent 
eingedrungen.  Von  dort  sollte  es  zum  Baringo-See  gehen.  Nach  Er- 
zählungen von -Karawanenführern    schrieben    wir   ferner,    dass    es 

Hiith.  d.  k.  k.  Ueogr.  Ues.  1889.  11  u.  12.  3(3 


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534 

nördlich  von  diesem   Punkte  zwei  weitere  Seen  geben  sollte,  und 
dass  die  Erforschung  dieser  unser  Endziel  bilden  würde. 

Keine  von  irgend  welchem  Küstenpunkte  ausgegangene  Händler- 
Karawane  hatte  je  diese  Seen  gesehen,  sie  hatten  nur  den 
Namen  des  einen,  nämlich  „Basso",  gehört.  Am  Baringo  angelangt 
wollten  dieselben  Karawanenleute  nur  mehr  von  einem  See  wissen. 
Doch  löste  sich  die  Frage  ganz  einfach.  Wir  waren  in  denselben 
Irrthum  verfallen,  wie  Wakefield :  Wir  hatten  „Basso"  für  den  einen 
See,  .,Samburu"  für  den  zweiten  gehalten.  Unter  letzterem  Namen 
hatten  unsere  Gewährsmänner  jedoch  nur  eine  Landschaft  ver- 
standen. 

Die  Anschaffung  und  Auswahl  der  richtigen  Menge  und 
Gattung  von  Tauschwaaren  ist  selbst  in  Zanzibar  eine  schwierigere 
Sache,  als  man  gemeiniglich  denken  mag.  Die  Auskünfte,  die  man 
in  dieser  Beziehung  von  den  dort  ansässigen  Europäern  oder  Indiern 
erhält,  sind  geradezu  werthlos.  Dieselben  haben  vom  Innern 
Afrikas  und  von  den  dort  gangbaren  Waaren  keine  Ahnung.  Die 
wirklichen  reisenden  Händler  hin  wider  befinden  sich  immer  ihren 
(iläubigern  gegenüber  in  einer  Zwangslage,  und  müssen  sich  mit  den 
Waaren  begnügen,  die  sie  überhaupt  zu  erlangen  im  Stande  sind. 
Sie  bringen  diese  mit  viel  Ueberredungskunst  doch  an,  wenn  auch 
zum  halben  Preise.  Der  Reisende  jedoch,  der  -  keine  Kosten  spart, 
und  mit  den  besten  und  begehrtesten  Artikeln  versehen  sein  will, 
findet  es  schwer,  sich  darin  zu  Orientiren,  noch  weniger  vermag 
er  .sich  eine  richtige  Vorstellung  von  der  nöthigen  Menge  zu  machen, 
da  seine  Gewährsmänner  überhaupt  nicht  zu  rechnen  verstehen. 
„Zeig'  mir,  was  das  für  einen  Haufen  ausmacht"  war  die  ständige  Ant- 
wort bei  der  Feststellung  der  Menge.  Schliesslich  kommt  die  Anzahl 
Träger  in  Betracht,  und  man  accomodirt  sich  dieser  in  der  Be- 
rechnung der  Verhältnisse,  in  welchen  Perlen,  Stoffe  und  Metalle 
zu  einander  zu  sein  haben. 

Dem  Luxus  und  der  Vollständigkeit  in  der  Ausrüstung  entsprach 
die  Zusammensetzung  unserer  Karawane  in  würdiger  Weise.  Als 
Karawanenchef  war  Jumbe  Kimemeta,  von  J.  Thomson's  Masai- 
Reise  her  bekannt,  für  2000  Dollars  gewonnen,  während  der  Somali 
Dualla  Idris,  als  „Stanley's  truest  and  most  fidele"  im  Congostaate 
bekannt,  und  der  Führer  der  Brüder  James  während  deren  Somali- 
reise, dem  inneren  Karawanendienste  in  idealer  Weise  vorstand. 
Sieben  andere  junge  Somalibursche  hatte  Graf  Teleki  ausserdem  von 
Aden  als  Garde  mitgebracht.  Auch  diese  leisteten  unbezahlbare  Dienste 


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--yBF-  *-T-  - 


535 

hauptsächlich  dadurch,  dass  sie  halfen,  eine  eiserne  Disciplin  zu 
erzwingen  und  zu  erhalten.  Der  Manwa  Sera  Speke's,  der  erste 
Headman  Stanley's  während  dessen  beiden  denkwürdigen  Reisen, 
machte  mit  uns  seine  letzte  Wanderung. 

Die  solcher  Art  in  bedächtigster  Weise  betriebenen  Vor- 
bereitungen wurden  im  Laufe  des  Jänner  1887  beendet;  am  20.  d.  M. 
sandten  wir  den  grössten  Theil  der  Ladungen  mit  den  200  auf  der 
Insel  geworbenen  Zanzibariten  mittelst  einer  Dhow  nach  Pangani, 
während  wir  selbst  Zanzibar  und  unsern  dort  gewonnenen  Freunden 
erst  am  23.  Jänner  Lebewohl  sagten.  Unsere  Ausrüstungs-Gegen- 
stände, Instrumente  und  Tauschartikel  machten  über  500  Trag- 
lasten aus.  Doch  sollte  die  Expedition  aus  höchstens  800  Köpfen 
bestehen.  Wir  sandten  daher  einen  Theil  der  Güter  nach  Mombas, 
einen  andern  beabsichtigten  wir  in  Pangani  zurückzulassen,  um 
denselben  später  während  unseres  längeren  in  Taveta  geplanten 
Aufenthaltes  von  unsern  eigenen  Leuten  abholen  zu  lassen.  Zu 
Keisen  durch  das  Masailand  ist  ein  Stock  von  sogenannten  Mrimaleuten 
unbedingt  nöthig.  Es  sind  darunter  die  Eingebornen  des  Küsten- 
strichs zwischen  Saadani  und  Wanga,  sowie  deren  Sclaven  ver- 
standen. Diese  haben  seit  jeher  den  Elfenbeinhandel  in  diesem 
Theile  Ostafrikas  in  den  Händen,  sind  mit  Land  und  Leuten  voll- 
kommen vertraut,  und  infolge  ihrer  Sprachenkenntnisse  und  Er- 
fahrungen fast  unentbehrlich.  Die  Anwerbung  von  100  solchen 
Leuten  hielt  uns  daher  noch  bis  zum  4.  Februar  an  der  Küste  fest. 

Mit  Mauia,  einem  kleinen,  sechs  Stunden  von  Pangani  iluss- 
aufwärts  gelegenen  Dorfe  (das  seinen  Namen  von  den  zahlreichen 
Zuckerrohrpflanzungen  in  dessen  Nähe  hat),  verlässt  man  diesen 
Fluss.  Der  noch  ungeübten  Mannschaft  wegen  geht  es  in  kleinen 
Märschen  weiter  nach  Kitifu,  und  Kwa  Mbaruk ;  ein  Bienenschwarm, 
der  unsere  Karawane  überfiel  und  in  grösste  Unordnung  brachte, 
zwang  uns  am  dritten  Tage  schon  nach  einer  Stunde  in  Lewa  zu  halten. 
An  diesen,  durch  spätere  von  der  deutschen  Plantagen-Gesellschaft 
ausgeführte  grossartige  Anbauversuche  bekannt  gewordenen  Ort 
erinnern  uns  meuterische  Vorgänge  in  unserer  Karawane,  die  mit  der 
Desertion  von  50  unserer  Leute  auf  einmal  endigten.  Ich  konnte  erst 
in  Kwa  Fungo,  dem  nächsten  Lagerplatze,  dem  Grafen  Teleki  davon 
Mittheilung  machen.  Wir  fürchteten  weitere  Massendesertionen,  wenn 
wir  der  ersten  unthätig  zusehen  würden;  ich  begab  mich  daher 
zurück  zur  Küste  und  nach  Zanzibar,  um  deren  möglichst  Viele 
wieder   einzufangen.     Graf  Teleki   wollte   indessen  langsam   weiter 

3G* 


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nadi  Kurogwe,  einer  damaligen  Station  der  Deutsch-ostafrikanisehen 
(ia^rllst'haft  marschiren.  Am  27.  Februar  traf  ich  mit  einer  Anzahl 
von  Uelangenen  sowie  mit  neugeworbener  Mannschaft  in  Korogw^e  ein. 
AndiTt^  Leute  waren  indessen  desertirt.  ein  Mann  unter  Mitnahme 
t'inpr  Kiste,  die  unser  sämmtliches  Kartenmateriale .  alle  wissen- 
R-hiillüiHien  Bücher,  Ephemeriden  etc.  und  unglücklicherweise  ge- 
radem am  Tage  des  Diebstahls  auch  das  Chronometer-Journal  enthielt. 
Wir  trösteten  uns  im  Anfange  damit,  dass  wir  uns  sofort  nach 
Zanzilmi"  um  möglichsten  Ersatz  wendeten,  den  man  nach  Taveta 
na(:li?irnden  sollte.  Wir  erhielten  dort  100  und  mehr  Ladungen  von 
hegefiPtmi  und  nicht  begehrten  Artikeln,  doch  keinen  Ersatz,  weder 
RTi  Kiirlrnj  noch  an  Büchern,  und  unsere  Thätigkeit  w^ar  dadurch  in 
der  Fulge  in  mancher  Beziehung  lahmgelegt.  Wir  hatten  nicht 
einmal  ein  handgrosses  Kärtchen  von  Afrika  und  waren  in 
iiiisenm  Plänen  auf  jene  ungefähren  Eindrücke  angewiesen,  die 
un^^'n^u]  (iedächtnisse  eingeprägt  geblieben  waren. 

Arn  1.  März  verliess  Graf  Teleki  die  gastfreundliche  Station 
Korn^'we,  um  seinen  Weg  über  Masinde  zu  nehmen,  während  ich 
am  [i)l;jf'nden  Tage  mit  den  Tragthieren  den  FIuss  w^eiter  verfolgte. 
In  Mikrftscheni  trafen  wir  am  12.  März  wieder  zusammen,  um  uns 
jfdücti  neuerdings  zu  trennen,  da  sicli  (iraf  Teleki  für  die  ungefiihr 
70  ktft  lange  unbekannte  Strecke  des  Panganiflusslaufes  bis  Upuni 
intore^e>irte.  Da  dieser  Weg  für  Tragthiere  schlecht  gangbar  ist, 
uahm  ich  die  Route  längs  des  Paregebirges.  Am  24.  März  ver- 
**inij£ten  wir  uns  in  Pare  Same  wieder,  um  zusammen  weiter  nach 
'lavi^lü  zu  marschiren,  wo  wir  am  30.  März  eintrafen.  Nachdem 
lüor  (li(*  nothwendigen  Lagereinrichtungen  fertig  gestellt  w^aren, 
wiinIcMt  zwei  Karawanen  nach  Mombas,  respective  Pangani  abge- 
hört i^l*  um  unsere  dort  gebliebenen  Lasten  abzuholen.  Wir  selbst 
hradien  am  12.  April  auf,  statteten  zuerst  dem  Sultan  Miriali  des 
Kilimiindscharo-Staates  Maranu  einen  Besuch  ab,  um  hierauf  längs 
di^s  HfTgfusses  nach  Westen,  dem  15.000  Fuss  hohen  Meruberge 
ÄijzujtJiirschiren.  Indessen  war  die  Regenzeit  eingetreten,  und  es  gaben 
un^  dir  vielen  reissenden  Bäche,  die  wir  zu  überschreiten  hatten,  der 
dielik*.  vom  Regen  triefende  Wald  und  die  versumpften  Wiesen  um- 
^onieln-  zu  schaffen,  als  wir  führerlos  dahinirrten.  Am  24.  stiessen  wir 
aul  (lit  ^Masais  von  Sigirari,  und  am  27.  machten  unsere  Leute  die 
^^mi'  Ht  kanntschaft  der  Wamerus.  Am  Meruberge  scheint  wie  araKili- 
mandt^charo  ebenfalls  nur  der  Südhang  bewohnt  zu  sein.  Die  Ein- 
^Obonn^n,   ein  tapferes  Bergvolk,  sind  Wadjaggas;  sie  stehen  stark 


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537 

unter  dem  Einflüsse  der  ganz  am  Bergtusse  gelegenen  Wakuafi- 
Colonie  .,Aruscha  a  dju"  (Ober-Aruscha).  Man  findet  unter  den 
Wamerus  häufig  Masaisprechende,  ebenso  ahmen  sie  deren  Tracht 
und  Benehmen  nach.  Ihr  Sultan  Matunda  vermag  nur  wenig 
Einfluss  auf  seine  Krieger  auszuüben.  Die  sonstigen  Verhält- 
nisse erinnern  übrigens  in  jeder  Beziehung  sehr  an  den  Kili- 
mandscharo, doch  scheint  der  Vulcan  älter  und  die  Fruchtbarkeit 
eine  noch  grössere  zu  sein.  Am  Südfusse  entdeckten  wir  den 
kleinen  reizenden  Kratersee  „Balbal*',  ein  Seitenstück  zum  Tschala- 
see  des  Kilimandscharo.  Die  täglichen  Regen  hinderten  uns,  Ausflüge 
zu  machen,  die  grosse  Unsicherheit,  in  welcher  wir  eine  volle 
Woche  bei  diesem  Volke  weilten,  erlaubte  uns  nicht,  an  die 
gewiss  sehr  leicht  von  Westen  her  auszuführende  Besteigung  der 
höchsten  Spitze  zu  denken.  Am  6.  Mai  verliessen  wir  den  Meruberg, 
dem  wasserreichen  Magsurubache  nach  Süden  folgend.  Nahe  dessen 
Mündung  in  den  Darjama-Fluss  (späterem  Ronga)  setzten  wir  auf 
dessen  rechtes  Ufer  über,  um  längs  der  niedrigen  Tschatschame- 
(Sogonoj-)Berge  weiter  nach  Aruscha  tschini  (Ünter-Aruscha),  Kahe 
und  Taveta  zu  gelangen,  wo  wir  am  17.  Mai  eintrafen  Es  gelang 
mir  während  dieser  Tour  die  hydrographischen  Verhältnisse  des 
südlich  der  beiden  Vulcane  gelegenen  wasserreichen  und  schonen 
Gebietes,  in  einer  ziemlich  detaillirten  Karte  zum  Ausdrucke  zu 
bringen. 

Am  9.  Juni  machten  wir  uns  zu  dem  Versuche,  den  Kibo  zu 
besteigen,  wieder  auf.  Bei  unserem  Freunde  Miriali  trafen  wir  hiezu 
unsere  näheren  Veranstaltungen,  die  länger  dauerten  als  uns  lieb 
war,  da  grossartige  Festkriegsspiele,  die  dieser  Fürst  uns  vorzu- 
führen sich  nicht  nehmen  Hess,  den  ganzen  kleinen  Staat  für 
mehrere  Tage  in  festlicher  Aufregung  erhielten.  SchUessUch  konnten 
wir  aufbrechen,  geführt  von  denselben  vier  Eingebornen,  die  seinerzeit 
dem  Engländer  H.  FI.  Johnston  verholfen  hatten,  zum  ewigen  Schnee 
des  Kibo  zu  gelangen.  Bezeichnend  für  den  Charakter  der  Wadjaggas 
dürfte  unser  Erlebnis  an  der  oberen  Landesgrenze  sein,  wo  man 
unseren  Leuten  Gewehre  stahl,  obwohl  uns  der  Landesfürst  in  noch 
nie  dagewesener  Weise  gefeiert  und  uns  sogar  fast  bis  dahin  selbst 
das  Geleite  gegeben  hatte.  In  der  Höhe  von  ungefähr  6000  Fuss 
(1900  m)  trifft  man  die  letzte  Bananenpflanzung  an.  Vielfache,  haupt- 
sächlich in  gemauerten  Einfriedungen  bestehende  Anzeichen  einer 
ehemals  zahlreicheren  Bevölkerung  und  intensiveren  Cultur,  finden 
sich  in  den  oberen  Theilen  des  bewohnten  Geländes.  Daran  schliesst 


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WW^ÄPÜPIP 


538 

sich  ein  schmaler  Streifen  Buschlandes,  dessen  Flora  uns  vielfach 
an  unsere  europäische  Heimat  erinnerte,  dann  steht  man  unmittelbar 
vor  der  Urwaldregion,  die  bis  zur  Höhe  von?  9000 Fuss  (2850  m)  den 
Kilimandscharo  auf  allen  Seiten  umgürtet.  Altehrwürdige,  gedrungene 
Bäume,  deren  knorrige  Aeste  sich  unter  der  Last  der  Moose, 
die  hier  zu  herrschen  scheinen,  senken,  tausendfältig  verschlungene 
Lianen,  überall  wuchernde  Schmarotzerpflanzen  und  Farnkräuter 
würden  ihn  für  uns  undurchdringbar  gemacht  haben,  wenn  nicht 
Elephanten,  die  besten  Wegmacher  in  Afrika,  lichte  Pfade  durch 
denselben  gebrochen  und  getreten  hätten.  In  9000 — 10.000  Fuss 
(28.')0--3160/n)  Höhe  findet  sich  Baumvegetation  nur  mehr  stellen- 
weise, hauptsächlich  in  den  Thalrissen,  und  bildet  hier  keine 
zusammenhängenden  Bestände.  Sie  besteht  fast  ausschliesslich  aus 
Baum-Ericaceen,  deren  Dunkelgrün  lebhaft  von  den  dazwischen 
liegenden  Bergwiesen  absticht.  Die  Nebel  wallen  da  auf  und  nieder, 
zeitweise  phantastische  Bergscenerien  enthüllend.  An  derselben  Stelle, 
an  welcher  H.  H.  Johnston  im  Jahre  1885  während  mehrerer  Wochen 
weilte,  lagerten  auch  wir ;  der  Platz  unter  riesigen  Ericas  an  einem 
Bache,  9070  Fuss  (8816  m)  hoch  gelegen,  war  windgeschützt  und 
fanden  wir  die  alten  Hütten  noch  ziemlich  unversehrt  vor.  Am  16. 
17.  und  18.  Juni  hielt  uns  dichter  Nebel  im  Lager  fest.  Erst 
am  19.  früh  konnten  wir  uns  wieder  aufmachen.  Der  Weg  führte 
auf  dem  Lagerrücken  in  massiger  Steigung  bergan,  in  gerader  Rich- 
tung auf  den  Sattel  führend.  Um  2  Uhr  Nachmittags  waren  wir  oben 
auf  dem  breiten  Sattelrücken  zwischen  Kibo  und  Kimawensi  ange- 
langt und  lagerten.  Vegetation  ist  da  nur  mehr  sehr  spärlich  vor- 
handen, ebenso  wie  Thierleben.  Doch  finden  sich  massenhafte  Thier- 
spuren  auf  sandigen  Stellen,  welche  alle  quer  über  den  Sattel  führen. 
In  dieser  Höhe  von  13.340  Fuss  (4220  w)  herrschte  bei  Tag  eine 
ganz  erträgliche  Temperatur,  doch  fiel  das  Thermometer  bei  Sonnen- 
untergang rasch  unter  Null.  So  hatte  die  Luft  um  4  Uhr  Nach- 
mittags +  3-0°  C,  um  6  Uhr  —  0-5  *'  C,  um  8  Uhr  jedoch 
bereits  —  7^  C.  und  lasen  wir  des  Morgens  als  Minimum  —  11 "  C. 
ab.  Es  war  eine  vollkommen  klare,  stille,  sternhelle  Nacht  gewesen. 
Am  folgenden  Morgen  brachen  wir  um  6  Uhr  Früh  froststeif  auf 
und  es  ging  nur  ganz  allmälig  ansteigend  dem  Kibo  zu  bis  10  Uhr 
35  Min.  Vormittags.  Wir  waren  da  in  einer  Höhe  von  15.680  Fuss 
(4962  m)  angelangt.  Mich  überfiel  Mattigkeit,  Schlafsucht,  Gleich- 
giltigkeit  bei  brennendem  Durstgefühl  und  ich  erklärte,  nicht  mehr 
weiter  gehen  zu  wollen.  Die  zusammenhängenden  Eis-  und  Schnee- 


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massen  lagen  noch  weit  ab,  Schnee  kam  nur  in  einzelnen  kleinen 
isolirten  Flecken  vor. 

Hier  hatte  ich  noch  Gelegenheit,  eine  kleine  gelbblühende,  der 
Tussilago  Farfara  auffallend  ähnliche  Composite,  sowie  eine  kleine 
schwarze  Spinne,  die  in  der  vulcanischen  Asche  ihrer  Nahrung 
nachging,  als  vereinzelte  Repräsentanten  der  Lebewelt  zu  sammeln, 
wälirend  Graf  Teleki  seinen  Weg  allein  fortsetzte.  Die  Eiskrone, 
mit  welcher  das  Haupt  des  Kibo  geschmückt  ist,  funkelte  und 
glitzerte  in  der  Vormittagssonne,  so  dass  die  Augen  schmerzten. 
Weithin  konnte  man  von  dem  hohen  Standpunkte  aus  die  um- 
gebende Landschaft  nach  Süden  und  Norden  hin  übersehen,  ohne 
jedoch  brauchbare  Details  erfassen  zu  können.  Um  12'/2  Uhr  kam 
Graf  Teleki  zurück.  Er  war  bis  zum  zusammenhängenden  Schnee 
in  eine  Höhe  von  16.780  Fuss  (562'3  m)  gelangt,  hatte  sich  jedoch 
dort  auch  durch  den  Einfluss  grosser  Luftdünne  zur  Umkehr  ge- 
zwungen gesehen.  Wir  kehrten  noch  am  selben  Tage  in  unser 
Hauptlager  zurück,  um  daraufhin  wieder  nach  Taveta  zu  eilen,  wo 
wir  am  27.  Juni  eintrafen. 

Bei  der  Verarbeitung  meines  mit  möglichster  Sorgfalt  und  (Genauig- 
keit aufgenommenen  Kartenmaterials  war  ich  gezwungen,  einige  Ele- 
mente den  Dr.  0.  Kersten'schen  Arbeiten  in  dieser  (legend  zu  entlehnen. 

Ein  Vergleich  meiner  Aufnahmen  mit  dessen  Karte,  erfüllte 
mich  geradezu  mit  Bewunderung  für  die  Exactität  dieser  anerkannt 
gediegenen,  in  Bezug  auf  Afrika  einzig  dastehenden  kartographischen 
Leistung.  Bei  der  Construction  entnahm  ich  derselben  für  Taveta 
die  Länge,  benützte  jedoch  die  eigene  um  0"  0'  50"  dem  Aequator 
näher  liegende  Breite;  ich  nahm  ferner  für  Unter-Aruscha  sowohl  X 
wie  (f  von  Kersten.  Unsere  Routen,  die  uns  fast  um  den  ganzen 
Kilimandscharo  herumführten,  ermöglichten  uns  jedoch  eine  weitaus 
häufigere  Positionsbestimmung  der  beiden  Spitzen,  in  Bezug  auf 
welche  sich  eine  bedeutende  Abweichung  ergibt.  Wenn  Kersten 
für  den  Kibo  ein  y  =  3^  6'  5  erhält,  so  ergab  meine  Construction 
mit  für  mich  unumstösslicher  Sicherheit  das  ^  =  3®  272'  ^  bei 
gleicher  Länge.  Ebenso  steht  für  den  Kimawensi  dem  (f  Kerstens 
von  i^l'  S  meine  Breite  von  3"  3V4'  ^  entgegen.  Die  beiden  Spitzen 
stehen  demnach  also  weiter  von  den  Punkten,  von  welchen  aus 
Kersten  seine  trigonometrischen  Höhenmessungs-Beobachtungen 
machte,  ab  und  es  ergeben  sich  für  die  beiden  Kilimandscharo- 
spitzen bei  Verwendung  von  Kersten's  Höhenwinkeln  bedeutend 
grössere  Höhenwerthe. 


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540 

Am  15.  Juli  waren  unsere  Vorbereitungen  für  die  Weiterreise 
zu  Ende.  Neu  gerüstet  überladen  mit  Waaren,  zogen  wir  250 
Mann  stark  weiter,  beim  Tschala-See  vorbei  nach  Rombo,  Useri 
und  Kimangelia,  um  den  Ostfuss  des  Kilimandscharo  herum.  Untej 
diesen  Namen  sind  nur  die  in  der  Nähe  der  gleichnamigen  Djag^a- 
staaten  gelegenen  Lagerplätze  und  nicht  die  Staaten  selbst  zu  ver- 
stehen. Mit  Kimangelia  überschreitet  man  die  Masaigrenze  und  ge- 
langt man  zuerst  in  den  Grenzbezirk  Leitokitök ;  für  die  fernere  Reise 
bis  Ngongo  Bagäss  an  der  Kikuyugrenze  hat  man  sich  während  des 
Zuges  um  den  Osten  des  Kilimandscharo  mit  dem  nöthigen  Proviant 
zu  versehen,  da  man  sich  in  dieser  Richtung  heutigen  Tages  nicht 
mehr  auf  die  Masais  mit  ihren  durch  bereits  langandauernde 
Viehseuchen  decimirten  Heerden  verlassen  kann. 

Bis  Turuka  ging  es  dieselbe  Route,  die  seinerzeit  J.  Thomson 
verfolgte,  bei  dem  Njiri-See  vorbei  über  die  wüste  Salzebene  zum 
schroffen  Doenje  Erok  la  Matumbato,  über  die  wasserlose  Bartimaro- 
und  Seki-Landschaft  weiter  nach  Besil  und  Turuka.  Während  Thomson's 
Route  das  Plateau  des  Doenje  Erok  la  Kapotei  und  den  Doenje 
Lamujo  im  Westen  umgeht,  führte  unser  Weg  östlich  herum.  Wir 
passirten  dabei  mehrere  von  diesem  Berge  herabkommeude  Quell- 
bäche, die  Moriobäche,  sogenannt  von  den  da  fast  ausschliesslich 
vorkommenden  Morio(Gift)bäumen.  Die  Moriobäche  bilden  die 
Quellen  des  Kaja,  im  späteren  Laufe  durch  Ukambani  Azi  genann- 
ten Flusses.  Ueppige  Wälder,  saftige  Weidegründe  bedecken  den 
reich  bewässerten  Boden  und  die  Landschaft  contrastirt  lebhaft  von 
der  eben  durchzogenen.  Es  führt  diese  angedeutete  Route  nahe  der 
Ostgrenze  des  Masailandes  hin,  jenseits  welcher  sich  ein  Streifen 
wasserlosen  und  unbewohnten  Steppenlandes  als  neutraler  Grund 
zwischen  dem  Masailande  und  Ukambani  erstreckt. 

Mit  Ngongo  Bagass  (Ngongo=Quelle  Mas.)  stehen  wir  am 
äusseren  Rande  des  Grenz waldes,  der  das  Kikuyuland  von  allen 
Seiten  umgibt. 

Dieses  Land  ist  4000—7000  Fuss  (1260— 2200  m)  hoch  gele- 
gen, und  flacht  von  Nordwest  nach  Südost  ab ;  es  zieht  sich  wie 
ein  Band  in  einer  Durchschnittsbreite  von  15  Seemeilen  zum  Kenia 
und  längs  des  Ostens  desselben  bis  nahe  zum  Aequator  hin.  Pa- 
rallele Nordwest— Südost  gerichtete  Rücken  von  einer  relativen  Hölie 
von  400  bis  600  Fuss  (125 — 190  m)  durchfurchen  den  südlich  des 
Kenia  liegenden  Theil,  und  hatten  wir  über  60  Bäche  zu  passiren. 
Die    Bäche    des    südlichen   Theiles    sind     wenig    bedeutend    und 


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ip.-c* 


541 

fliessen  in  den  Kaja,  respective  Azi,  während  ein  in  0^  45'  S  be- 
findlicher Rücken,  der  das  Hochland  von  Leikipia  mit  den  Bergen 
von  Kitui  (Ukambani)  verbindet,  das  nördliche  Drittel  dem  Tana 
zudrängt.  Diese  Bäche  sind  durchwegs  sehr  wasserreich  und  reissend. 

Im  Süden  und  Osten  des  Kenia  soll  sich  eine  dem  von 
uns  durchzogenen  Kikuyuberglande  ähnliche  Landschaft  ausbreiten, 
ein  niedriges,  stark  coupirtes  und  wasserreiches  Bergland.  Der  als 
„Msarara*  auf  den  Karten  angeführte  Schneeberg  soll  nur  eine 
etwas  bedeutendere  Erhebung  in  demselben  und  weit  davon 
entfernt  sein,  bis  in  die  ewige  Schneeregion  zu  reichen.  Ebenso- 
wenig gelang  es  uns,  den  „Taka  Abayila-See"  zu  erkunden,  und 
dürfte  derselbe  mit  dem  noch  immer  mythischen  See  oder  Sumpf 
„Lorian**  identisch  sein.  Letzterer  soll  eine  wenig  umfangreiche, 
seichte,  seenartige  Erweiterung  im  (luasso  Nyiro-Laufe  sein. 

Diese  ganze  Landschaft  ist  von  dem  Bantustamme  der  Kikuyus 
bewohnt.  Dieser  Name  findet  nur  im  weiteren  Sinne  Anwendung 
auf  das  ganze  Volk.  Im  engeren  Sinne  zerfallen  sie  in  Kikuyu, 
Muimbu,  Embu,  Kitu,  Dianja,  Daitscho  und  Meru. 

Das  Kiku)Tiland  ist  das  weitaus  fruchtbarste  und  reichste,  das 
wir  in  Ostafrika  gesellen.  Die  sehr  zahlreiche  Bevölkerung  bebaut 
dasselbe  in  musterhafter  Weise  und  es  gedeihen  Zuckerrohr,  Bananen, 
Negerkorn,  Hirse,  Eleusine,  Bataten,  Bohnen,  Yams,  Tabak  etc.  ganz 
wunderbar.  Da  es  gesund  und  hochgelegen  ist,  wäre  es  das  einzige 
Land,  das  wir  gesehen  haben,  bei  welchem  an  eine  Bewirthschaltung 
von  Seiten  der  Europäer  gedacht  werden  könnte. 

Das  Kikuyuland  ist  die  Kornkammer  für  die  Elfenbeinkara- 
wanen, die  sich  in  Ngongo  Bagass  oder  Miansini  für  ihre  weitern 
zwei  oder  drei  Reisemonate  mit  Proviant  versehen,  und  es  wäre 
ohne  letzteren  kaum  möglich  weiter  nach  Norden  vorzudringen. 
Trotzdem  in  Folge  davon  die  Küstenkarawanen  bereits  seit  fünfzig 
Jahren  mit  diesem  Volke  in  Berührung  stehen,  war  das  Innere 
des  Landes  vollkommen  unbekannt  geblieben,  da  man  in  dasselbe 
der  feindlich  gesinnten  Bevölkerung  wegen  nicht  einzudringen  ge- 
wagt hatte.  Ein  Versuch,  den  eine  Mombaskarawane  vor  Jahren 
unternommen  hatte,  endigte  mit  deren  Vernichtung.  Doch  scheint 
eine  Karawane  späterhin  durch   Daitscho  durchgedrungen  zu   sein. 

Nach  vielfachen  vorausgegangenen  Friedens- Unterhandlungen 
und  Freundschaftsbündnissen,  brachen  wir  am  7.  September  auf 
und  passirten  den  dichten  Grenz wald. 


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542 

Der  Marsch  ging  bis  zum  8.  October  durch  den  südlichen 
Theil  des  Kikuyulandes,  inmitten  einer  fast  stets  feindlich  gesinnten 
zahlreichen  Bevölkerung,  die  uns  zu  den  grössten  Anstrengungen, 
zu  fortwährender  Wachsamkeit  und  Gefechtsbereitschaft  zwang.  Der 
äusserst  beschwerliche  Marsch  führte  direct  über  alle  Rücken  und 
Bäche,  fast  fortwährend  durch  ganz  prächtig  bestellte,  vollkommen 
abgeholzte  Gegenden,  so  dass  wir  das  Brennholz,  sowie  das  zur 
Herstellung  einer  Lagerhecke  nothwendige  Buschwerk  stets  zu  kaufen 
gezwungen  w^aren. 

Trotz  oft  täglich  mehrmaliger  Bedrohungen  kam  es  nur  drei- 
mal zu  blutigen  Zusammenstössen,  bei  welchen  wir  immer  dank 
unserer  grossen  Zahl  von  Gewehren  siegreich  waren.  Ganz  in  Ruhe 
Hess  man  uns  jedoch  erst  als  wir  in  ländlich-sittlicher  Weise  unser 
feindliches  Vorgehen  auch  auf  deren  Dörfer  und  ihren  sonstigen 
Besitz  ausdehnten. 

Am  5.  October  überschritten  wir  deren  nördliche  Grenze  und 
langten  am  8.  in  der  Landschaft  Ndoro  am  Fusse  des  Kenia  an. 

Des  fast  stets  bewölkten  Himmels  wegen,  hatten  wir  auf  dem 
Wege  dahin  nur  selten  Gelegenheit  gehabt,  diesen  Berg  zu  sehen. 
Im  Allgemeinen  steigen  seine  Hänge  viel  allmählicher  an,  wie  jene 
des  Kilimandscharo;  noch  schwächer  ist  dessen  Abfall  nach  Osten. 
Auf  der  breiten  flachen  Kuppe,  die  vollkommen  schneebedeckt  ist, 
erhebt  sich  am  westlichen  Rande  eine  schroffe,  steile  Spitze,  weiter 
östlich  eine  wohl  deutlich  sichtbare,  doch  stumpfe,  schneeige,  viel 
niedrigere  Kuppe.  Von  Erhebungen,  die  man  irgendwie  mit  zwei 
Hörnern  vergleichen  könnte,  sahen  wir  hingegen  nichts. 

Nachdem  wir  uns  in  Ndoro  wieder  mit  den  Kikuyus  wegen 
regelmässiger  Zufuhr  von  Lebensmitteln  in  Verbindung  gesetzt  hatten, 
machte  sich  Graf  Teleki  allein  zur  Bergbesteigung  auf,  denn  ich  litt 
schon  seit  längerer  Zeit  an  chronischer  Dysenterie  und  war  bett- 
lägerig. Bald  nach  seinem  Abgang  traten  tägliche,  heftige  und  lang- 
dauernde Regengüsse  ein,  die  unser  Lager  überschw^emmten  und  den 
Aufstieg  für  Teleki  ausserordentlich  erschwerten. 

Um  den  Fuss  des  Kenia  zieht  sich  ein  schmaler  Urwaldgürtel, 
der  in  den  Bachmulden  weiterhin  in  die  Ebene  strahlenförmig  aus- 
läuft. Den  Hauptbestandtheil  dieses  schönen,  offenen  Waldes,  der 
häufig  von  Lichtungen  unterbrochen  ist,  bilden  Coniferen,  speciell 
Cupressineen.  In  ungefähr  7000  Fuss  (2200  m)  Höhe  schliesst  sieh 
ein  kaum  durchdringbares  Bambusdickicht  daran.  Die  untere  Region 
dieser  Zone  ist  aus   schwachen,   doch  ungeheuer  dicht    stehenden 


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543 

Bambusrohren  zusamaiengesetzt,  je  höher  man  gelangt,  um  m» 
stärker  werden  die  Stämme,  doch  auch  umso  lichter  das  Dickicht 
bis  es  in  ungefähr  9000  Fuss  (2850  m)  Höhe  nur  mehr  aus  vei-- 
einzelten  Gruppen  besteht.  Ein  schöner  oHenerWald,  aus  mächti^t^n 
Bäumen  zusammengesetzt,  reiht  sich  daran,  der  in  ungefähr  lO.iHHt 
Fuss  (3160  m)  Höhe  in  lichten  Busch wald  übergeht. 

In  ungefähr  11.000  Fuss  (3500  w)  Höhe  beginnt  eine  Regiuru 
in  der  vorherrschend  Moose,  die  da  in  fussdicker  Schicht  dif* 
Hänge  bedecken,  vorkommen.  Zahlreiche  Wasseradern  rieseln  unlcr 
dieser  Moosdecke  bergab.  Verschiedene  sonderbar  geformte  Seneci<j* 
Arten  beginnen  aufzutreten  und  die  Vegetation  erstirbt  erst  un- 
tnittelbar  an  der  Grenze  des  ewigen  Schnees.  In  13.000  Vus.^ 
(4100  »i)  Höhe  traf  Graf  Teleki  noch  eine  Nektarinia-Art,  eint*ti 
drosselartigen  Vogel  und  ein  braunes  Murmelthier.  Frischer  Schliffs 
der  im  Schmelzen  begriffen  war,  bedeckte  die  Hänge  und  er- 
schwerte den  ziemlich  steilen  Aufstieg.  Teleki  nahm  seinen  W*^i,^ 
längs  des  linken  Ufers  eines  Baches,  der  in  ganz  bedeutender 
Grösse  am  Fusse  der  schroffen  Spitze  aus  dem  Ki*ater  kommi. 
Ueber  sumpfige  Hänge,  zahlreiche  kleine  Wasserrinnen  girs^' 
Teleki  bis  zum  höchsten,  in  ungefähr  15.500  Fuss  (4900^^0 
Höhe  gelegenen  Punkt  des  Anstieg-Rückens.  Von  da  war  Teleki  im 
Stande,  den  schneegefüllten  Krater  fast  ganz  zu  überblicken,  imr 
eine  steile  Wand  trennte  ihn  davon.  Der  Kraterboden,  der  einen 
Durchmesser  von  4 — 5000  w  hat,  lag  ungefähr  1000  Fuss  (315  m; 
tiefer,  als  der  Standort  war.  Zur  Linken  erhob  sich  die  schroffe  Spitzr, 
die  durch  eine  tiefe  durchgehende  Kluft  entzweigespalten  ist.  Graf 
Teleki  hält  es  für  möglich,  dass  Krapf,  im  Südosten  des  Ken  in 
stehend,  diese  Doppelspitze  gesehen  hatte,  und  daher  von  den  zwin 
Hörnern  des  Kenia  erzählen  konnte. 

Die  Keniaspitze  erhob  sich  nach  Graf  Teleki's  Schätzung  not-ii 
um  weitere  2  —  3000  Fuss  (700--900  m)  über  seinen  Standort,  wiis 
für  die  ganze  jetzige  Höhe  des  Vulcans  18.000  Fuss  (5700  m)  ergebe  n 
würde.  Nahe  dem  Krater  fand  Teleki  zwei  kleine  Hochseen,  von 
welchen  einer  einen  Abfluss  nach  Süden  hatte. 

Bevor  wir  Ndoro  verliessen,  machte  ich  mich,  obwohl  noch  sr^ljE^ 
schwach,  auf,  um  wenigstens  bis  in  die  Bambus-Region  einzudringen;  zu 
mehr  war  ich  aber  auch  bei  aller  Begeisterung  damals  noch  nicht  fähi.L'. 

Am  1.  November  verliessen  wir  den  Kenia,  längs  des  Fusso> 
der  Aberdarekette  hinziehend.  Das  vom  Kenia,  der  Aberdareketlr. 
im  Norden  von  der  Loroghikette  begrenzte  Plateau,  Leikipia  genannt. 


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644 

war  einst  der  Hauptsitz  der  Wakuafis,*)  eines  den  Masais  ausser- 
ordentlich nahestehenden  Stammes.  Vor  ungefähr  50  Jahren  wurden 
die  erstem  in  jahrelangen  Kriegen  von  den  Masais  fast  völlig  ver- 
nichtet oder  in  alle  Windrichtungen  vertrieben.  Leikipia  ist  seitdem 
während  einer  gewissen  Anzahl  von  Monaten  von  den  Masais  be- 
zogen. Es  war  eben  die  Zeit  des  Weidewechsels,  als  wir  dieses 
Hochland  durchzogen,  und  wir  sahen  daher  täglich  grosse  Herden 
Vieh's  sich  über  das  Land  wie  bunte,  scheckige  und  muhende 
Ströme  ergiessen. 

In  Lare  lol  Morio  trennte  sich  die  Expedition  in  drei  Theile. 
Graf  Teleki  begab  sich  am  14.  November  mit  dem  grössten  Theil 
der  Leute  nach  Njemss,  ein  Theil  blieb  zurück,  zum  Schutze  unseres 
Karawanenchefs  Jumbe  Kimemeta,  der  sich  ausgebeten  hatte,  hier 
behufs  Elfenbeinkaufs  kurze  Zeit  bleiben  zu  dürfen,  während  ich  mich 
mit  30  Leuten  am  15.  November  zur  Erforschung  des  Guasso  Njiro- 
Fluss-Laufes  aufmachte.  Ich  hatte  dabei  speciell  die  Lösung  des 
Loriansee  -  Räthsels  im  Auge,  doch  gelang  es  mir  führerlos  durch 
eine  unbekannte,  unbewohnte  und  schauderhaft  schwierige  Wildnis 
dahinirrend,  nicht,  denselben  zu  erreichen,  da  mich  das  Ausgehen 
der  Lebensmittel  früher  zur  Umkehr  zwang. 

Der  Guasso  Njiro  fliesst  am  Ostrande  des  durch  vulkanische 
Ueberschüttung  der  metamorphischen  Unterlage  entstandenen  Lei- 
kipiaplateaus  als  reissender,  stellenweise  tobender  Fluss  in  felsigem 
Gneisbette  bis  0 "  42 '  N.  nördlich,  biegt  dort  scharf  nach  Osten  und 
später  Südosten  um. 

In  diesem  späteren  Laufe  bildet  er  einen  kleinen,  durch- 
watbaren See,  Lorian  genannt.  Der  Ausfluss  aus  diesem  verbindet 
sich  mit  dem  bedeutenden,  vom  Kenia  kommenden  Guasso  Nagüt. 
Vereinigt  bilden  sie  als  Kilaluma  die  Hauptquelle  des  Tana. 

Nach  17tägiger  Abwesenheit  traf  ich  wieder  in  Lare  lol  Morio 
ein,  um  sofort  weiter  über  den  steilen  Abfall  des  Leikipiaplateaus 
nach  dem  Baringo-See  zu  eilen. 


*)  Den  Namen  Mkuafi  (Plur.  Wakuafi)  haben  diese  nur  bei  den  Karawanen- 
leuten. Die  Masais  nennen  sie  „Barawuyu";  sie  selbst  hören  den  Namen 
Mkuafi  nur  ungerne,  nennen  sich  je  nach  der  Localität,  z.  B.  M'Aruscha, 
M'Njemss.  In  Leikipia,  wo  sie  nicht  Ackerbau  treiben,  sondern  in  dienender 
Stellung  bei  den  Masais  leben,  heissen  sie  „Leuköp".  Letzterer  Name  wird  im 
nördlichen  Theile  des  Masailandes  speciell  allgemeiner  für  die  Bezeichnung 
der  Wakuafis  gebraucht.  Die  Erklärung,  Bedeutung  oder  Herkunft  des  Wortes 
„Mkuafi"  war  uns  unmöglich,  festzustellen. 


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545 

Graf  Teleki  war  am  22.  November  in  Ndjemss  mdogo  (Klein 
N.)  eingetroffen,  und  vorausgeeilt,  um  die  nöthigen  Veran- 
staltungen für  unsere  Weiterreise  nach  Norden  zu  treffen,  um 
unsern  Aufenthalt  am  Baringo  zu  einem  möglichst  kurzen  zu  ge- 
stalten. Die  Ernährungsverhältnisse,  welche  wir  da  vorfanden,  waren 
jedoch  die  denkbar  widrigsten,  denn  ernste  Hungersnoth  herrschte 
im  Umkreise  von  zwölf  Tagereisen.  Graf  Teleki  sandte  sofort  eine 
Karawane  aus,  um  Kamassia  und  Elgejo,  westlich  und  nordwestlich 
gelegene  Berglandschaften,  abzusuchen,  und  ging  selbst  auf  die 
Suche  nach  einem  Jagdgebiete,  die  es  ermöglichte,  die  Karawane 
mit  Wild  zu  ernähren.  Solche  missliche  Verhältnisse  traf  ich  an, 
als  ich  am  7.  Dezember  in  Njemss,  das  wir  nach  den  Erzählungen 
unserer  Führer  für  ein  zweites  Taveta  hielten,  anlangte. 

Die  Bevölkerung  von  Gross-  und  Klein-Njemss  besteht  aus 
Wakuafis.  Gross-Njemss  ist  die  grössere  Colonie,  die  sich  am 
Guasso  Tigeritsch,  der  von  Kamassia  kommt  und  in  den  Fiaringo- 
See  mündet,  niedergelassen  hat;  Klein-Njemss,  das  zweite  Dorf  am 
Guasso  Njuki  ist  ungefähr  eine  Stunde  davon  entfernt.  Wir  schlugen 
unser  Lager  in  der  unmittelbaren  Nähe  des  letzteren  Dorfes  auf. 
Die  Bewohner  von  Njemss  leben  hauptsächlich  vom  Anbau  von 
Negerkorn;  der  lehmige  Boden,  der  bei  einiger  Dürre  sofort  zu 
Staub  zerfällt,  eignet  sich  schlecht  dazu,  und  verlangt  harte  Arbeit. 
Das  ganz  ebene,  graslose  Terrain  wird  in  zehn  Quadratmeter  grosse 
Beete  getheilt,  die  durch  Aufdämmen  des  Baches  überflutet  werden. 
Fast  alljährlich  wird  der  zum  Anbau  verwendete  Boden  gewechselt. 
Das  ihnen  gehörige  Vieh  wagen  sie  der  Masais  und  der  nördlichen 
Suk's  wegen  nicht  bei  ihren  Dörfern  zu  halten,  sondern  treiben  es 
in  die  Vorberge  von  Kamassia.  Trotz  der  augenscheinlichen  Ar- 
muth  sind  die  Lebensmittelpreise  in  Njemss  unerschwinglich  hohe, 
und  pflegen  Karawanen  nur  hier  zu  lagern,  die  Vorräthe  jedoch 
von  Kamassia  zu  holen. 

Einst  bestanden  hier  sieben  grosse  Dörfer.  Die  fortwährenden 
Einfiille  der  Masais  und  Suk's  Hessen  jedoch  den  grösseren  Theil 
der  Eingebornen  auswandern.  Die  Einwohner  zweier  Dörfer  besie- 
delten die  grosse  im  Baringo-See  liegende  Insel  und  leben  nun 
dort  hauptsächlich  vom  Fischfange,  der  Rest  verlor  sich  nach  dem 
Njiroberge,    und  zu  den  verwandten  Burkenedjis. 

Nach  22tägiger  Abwesenheit  kamen  unsere  nach  Lebensmittel 
ausgeschickten  Leute  mit  fast  leeren  Händen  zurück;  sie  hatten  in 
Eilmärschen  die  Kamassia-  und  Elgejo-Landschaften    im    weitesten 

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546 

Umfange  abgesucht,  jedoch  überall  nur  grosse  Hungersnoth  ange- 
troffen. 

Wir  sandten  daher  sofort  eine  andere  Karawane  unter  dem 
Befehle  Dualis  zurück,  nach  Ngongo  Bagäss,  da  wir,  wenn  wir  auch 
im  Stande  waren,  uns  durch  die  Jagd  vollkommen  zu  erhalten, 
für  die  Weiterreise  nach  Norden,  grosse  Proviantmengen  nölhig 
hatten. 

Mit  dem  Reste  unserer  Leute  durchstreiften  wir  selbst  die 
südlich  von  Njemss  liegenden  Gegenden,  besuchten  einen  lauwarmen, 
am  Fusse  des  Leikipia-Abfalles  liegenden  grösseren  See,  zu  dem 
uns  Leute,  die  seinerzeit  mit  Bischof  Hannington  gereist  waren, 
fahrten,  und  Hessen  uns  schliesslich  im  Mittellaufe  des  Guasso 
Njuki  für  sechs  Wochen  in  einer  Gegend,  in  welcher  sich  Wild 
jeder  Art  zu  tausenden  herumtrieb  nieder,  um  uns  vollkommen 
unserem  Geschäfte,  Vorräthe  von  getrocknetem  Fleisch  aufzustappeln, 
hingeben  zu  können.  Mir  war  es  jedoch  nur  kurze  Zeit  gegönnt,  bei 
dieser  hier  eben  so  ergiebigen,  wie  aufregenden  und  gefahrlichen 
Thätigkeit  mitzuwirken,  da  mich  eine  Rückkehr  der  kaum  über- 
wundenen Dysenterie  während  mehrerer  Wochen  in  einen  Zustand 
versetzte,  der  Gedanken  an  ein  Aufkommen  beinahe  ausschloss. 

Indessen  war  es  Duali  gelungen,  unter  den  schwierigsten  Ver- 
hältnissen, trotz  allgemein  herrschender  Noth,  die  genügende  Menge 
von  Korn  und  Mehl  zu  kaufen,  und  er  langte  am  22.  Jänner  1888 
damit  in  unserem  Jagdlager  ein.  Er  war  zuerst  im  eiligsten  Marsche 
nach  Miansini,  einer  Wandorobbo-Ansiedelung  an  der  Westgrenze  von 
Kikuyu  gelangt.  Dort  traf  er  eine  halbverhungerte  Händlerkarawane, 
die  bereits  verzweifelnd  berieth,  was  sie  thun  sollte.  Fünf  Tage 
blieb  er  dort  und  konnte  seine  Mannschaft,  die  bei  der  grossen 
Höhe,  in  welcher  Miansini  gelegen  ist,  furchtbar  vor  Kälte  litt, 
kaum  nothdürftig  ernähren.  Dann  brach  er  aber  unbekümmert  um 
die  Warnungen  der  Händler,  in  das  Kikuyuland  ein  und  durch- 
stöberte dasselbe  von  Ngongo  Bagass  an  bis  zu  unserem  ehemaligen 
siebenten  Lager  nach  Lebensmitteln.  Nur  so  gelang  es  ihm 
128  Ladungen  Getreide  aufzuspeichern,  während  er  gleichzeitig  seine 
Leute  auf  halbe  Ration  setzte.  Die  Kikuyus  benahmen  sich  höchst 
friedlich  und  verkauften  freiwillig,  was  sie  nur  abzutreten  im  Stande 
waren,  denn  sie  litten  selbst  Mangel.  Da  war  von  keinem  Tribute, 
von  keinen  Feindseligkeiten  mehr  die  Rede,  unser  Durchzug  hatte 
daher  die  besten  Folgen  gehabt.  Das  reichste  Land,  das  einzige  in 
Ostafrika,  das  in  jeder  Beziehung  für  die  Besiedlung  mit  Europäern 


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547 

vollkommen  geeignet  wäre,  war  damit  eröffnet  und  einem  gesicherten 
Verkehre  zugänglich  gemacht. 

Schon  fünf  Monate  nach  unserem  Durchzuge  wagte  es  eine 
Mombas-Karawane  unseren  Spuren  durch  Kikuyu  zu  folgen;  auch 
diese  fand  die  Eingebornen  gezähmt,  friedfertig  und  entgegenkommend. 
Duali  war  in  Eilmärschen  zurückgekehrt  und  daher  sah  seine 
Karawane  so  elend,  abgetrieben  und  herabgekommen  aus,  wie  nie 
zuvor.  Die  meisten .  waren  nackt,  da  sie  wegen  der  unzulänglich 
bewilligten  Ration  ihre  Kleider  verkauft  hatten.  Wir  konnten  gar 
nicht  daran  denken,  mit  solchen  Leuten  sofort  aufzubrechen,  ohne 
sie  früher  bei  tüchtiger  Fleischnahrung  wieder  zu  Kräften  kommen 
zu  lassen.  Am  5.  Februar  kehrten  wir  nach  Njemess  mdogo  zurück 
und  betrieben  eifrigst  die  Weiterreise.  Unsere  Karawane  zählte  nur 
mehr  197  Träger;  die  Hälfte  davon  hatte  Lebensmitteln  zu  tragen, 
wir  mussten  daher  die  Hälfte  unserer  Ladungen  unter  Aufsicht  von 
zwölf  Kranken  im  Dorfe  zurücklassen. 

Aus  den  vielen,  widersprechenden  Angaben  der  Einge- 
bornen über  die  von  uns  ins  Auge  gefasste,  nördlich  des  Baringo 
gelegene  See-Region,  konnten  wir  nur  noch  so  viel  entnehmen, 
dass  wir  mit  vielen  Schwierigkeiten  zu  kämpfen  haben  würden. 
Von  den  beiden  directen  Wegen  dahin  war  keiner,  Wassermangels 
halber,  gangbar.  Wir  mussten  zu  allererst  einen  nordöstlich  ge- 
legenen Njiroberg  zu  erreichen  suchen,  da  nur  bis  dahin  Führer 
aufzutreiben  waren. 

Am  10.  Februar  1888  brachen  wir  auf.  Unser  Lebensmittel- 
vorrath  reichte  bei  entsprechender  Sparsamkeit  für  35  Tage 
aus;  damit  konnten  wir  weit  gelangen,  besonders  wenn  uns 
unser  bisheriges  Jagdglück  nicht  im  Stiche  Hess.  Doch  darf  man 
mit  let^^terem  bei  Entdeckungsreisen  nicht  rechnen.  Unser  Weg 
führte  hart  am  SO-Rande  des  Baringo-Sees  vorbei,  dann  über  die 
nördlichen  Ausläufer  des  Leikipiaplateaus  weiter,  in  nordöstlicher  Rich- 
tung. Der  Pfad  führte  über  grobes,  vulcanisches  Gerolle  und  war 
äusserst  beschwerlich.  Frische,  östliche  Winde,  die  uns  in  Staubwolken 
hüllten  und  uns  Nachts  in  unseren  Zelten  beinahe  ersticken  Hessen, 
bereiteten  uns  eine  peinliche  Existenz.  In  der  Nacht  vom  12.  bis 
J  3.  Februar  blies  der  Wind  mit  orkanartiger  Heftigkeit  und  begrub 
uns  unter  unseren  Zelten.  Durch  enge,  gewundene  Thäler,  pfadlose 
Schluchten  ging  es  weiter  auf  das  Leikipiaplateau  hinauf,  dem 
Nordwest-Ende  der  9000'  (2850  m)  hohen  Loroghikette  zu.  Wir 
überschritten  diese  schöne  Kette   mit  ihren   dunklen  Wäldern,   die 


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548 

hauptsächlich  aus  Cupressineen  bestehen,  in  einer  Höhe  von  8000* 
(2580  m);  da  gab  es  kalte  Nächte.  Trotzdem  wir  keine  Einge- 
bornen  antrafen,  sahen  wir  deren  verheerende  Thätigkeit;  allent- 
halben glimmten  und  glosten  in  Brand  gesteckte  Waldpartien, 
und  der  Pfad  führte  häufig  über  noch  warme  Asche  und  umge- 
stürzte, halbverkohlte  Stämme.  Es  lebt  eine  nur  kleine  Zahl  von 
Wandorobbos  versteckt  in  den  Wäldern. 

Die  Wandorobbos  (Einz.  Ndorobbo)  sind  ein  äusserst  scheuer 
Volksstamm.  In  ihrem  Aeussern  kann  man  sie  oft  schwer,  ja  oft 
gar  nicht  von  den  Masais  unterscheiden.  Sie  treiben  weder  Acker- 
bau noch  Viehzucht  und  leben  ausschliesslich  von  der  Jagd  und 
Bienenzucht.  Ngai  (Gott)  hat  vor  Jahren  zwei  Menschen  ge- 
schaffen, dem  einen  gab  er  Vieh,  dem  andern  keines.  Aus  dem 
einen  wurden  die  Masais,  aus  dem  andern  die  Wandorobbos;  so 
erzählen  einfach  die  Masais.  Die  Jagd  allein  w^ürde  jedoch  nicht 
zu  derem  Unterhalte  genügen.  Sie  müssen  sich  wUhrend  schlechter 
Zeiten  daher  an  das  Vieh  der  Masais  halten  und  werden  so 
diesen  verschuldet.  Die  Elfenbeinverkäufer  im  Inneren  sind  die 
Wandorobbos  und  nicht  die  Masais.  Von  letzteren  sind  sie  verachtet 
und  gedrückt.  Ein  Wandorobbo  darf  es  z.  B.  nicht  wagen  einen 
Perlenstrang  als  (ieschenk  anzunehmen,  er  würde  ihm  sofort  von 
den  Masais  entrissen  werden.  Es  ist  ein  scheues  Volk,  das  in 
kleinen,  sehr  versteckten  Dörfern  lebt.  Es  ist  beinahe  unmöglich 
Wandorobbos  aufzufinden,  wenn  nicht  Masais,  die  als  (iläubiger 
immer  deren*  Aufenthalt  kennen,  den  Führer  machen.  Sie  sind 
schlechte  Jäger  und  die  Jagd,  zu  welcher  sie  auch  Hunde  benutzen, 
besteht  bei  grösseren  Thieren  stets  in  Parforce. 

Alle  Wandorobbos  sprechen  vollkommen  die  Masaisprache, 
kennen  daneben  jedoch  noch  ihre  eigene;  dieselbe  ist  so  nahe  mit  der 
Sprache  der  Wakamassia  verwandt,  dass  die  beiden  Stämme 
sich  verständigen  können.  Vor  längerer  Zeit  scheint  arge,  langan- 
dauernde Hungersnoth  in  Kamassia  einen  Theil  der  dortigen  Ein- 
geborenen zur  Auswanderung  gezwungen  zu  haben,  und  diese  sind 
die  heutigen  Wandorobbos.  Eine  Vermischung  dieser  mit  den 
Masais  findet  nicht  statt.  Ihre  kleinen  Dörfer  sind  stets  im  dichten 
Walde  versteckt,  die  Hütten  in  Form  und  Grösse  jenen  der  Masais 
gleich,  jedoch  mit  Reisigmatten  ungleich  schöner  und  besser  gedeckt 

Am  22.  Februar  stiegen  wir  über  den  nördlichsten  Hang  der 
Loroghikette,  einem  trockenen  Flussbette  folgend,  in  eine  thalartige 
Erweiterung  hinab.     Die   Loroghikette  schliesst  sie  im   Süden   ab, 


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eine  lange  ebenso  hohe  parallele  Bergkette,  für  welche  die  Einge- 
bornen  die  vier  Theilnamen  Saddim,  Doto,  Murkeb^n  und  Lengiju 
haben,  im  Norden.  Wir  (assten  dieselben  zusammen,  und  gaben 
der  schönen  Bergkette,  die  sich  in  ununterbrochenem  Zuge  vom  Njiro- 
berge  nach  SSO.  in  einer  Länge  von  über  60  Sm  hinzieht,  auf 
unserer  Karte  den  Namen  »General  Matthews  Kette«  zu  Ehren 
des  Commandirenden  der  Sultanstruppen  in  Zanzibar,  in  dankbarer 
Erinnerung  an  dessen  aufopferungsvolle  Unterstützung  unserer  Ex- 
pedition. Der  Charakter  der  Landschaft  hat  sich  hier  in  vieler  Be- 
ziehung verändert.  Wir  stehen  nach  längerer  Wanderung  über 
Laven,  vulcanischen  Schutt  und  Gerolle  wieder  auf  metamorphischem 
Boden ;  doch  bleibt  sie  gleich  unbewohnt  und  wüste.  Arge  Wasser- 
noth  hielt  uns  hier  bis  zum  26.  Februar  fest;  die  nächste  Wasser- 
station, der  Njiroberg,  erhob  sich  als  blauviolette  Wolke  in  40  Sm. 
Entfernung,  und  schien  zu  weit,  um  von  einer  schwerbeladenen 
Karawane  erreicht  werden  zu  können.  Es  gelang  uns  schliesslich 
jedoch  die  Wüste  zu  passiren,  und  wir  können  auf  diese  Marsch- 
leistung unserer  Karawane  daher  mit  Genugthuung  zurückblicken. 
Jedermann  war  sich  dessen  bewusst,  was  ihm  bevorstand,  wenn  er 
zurückbliebe;  engangeschlossen  und  im  Eilschritte  ging  es  am  ersten 
Tage  13  Stunden  lang  vorwärts.  Hier  mussten  wir  ohne  Wasser 
schlafen,  und  erreichten  solches  erst  am  tolgenden  Tage  nach  wei- 
terem siebenstündigen  Marsch.  Zwei  unserer  Leute  erlagen  während 
desselben,  zwei  starben  am  nächsten  Tage,  nachdem  sie  das  Ziel 
erreicht,  an  den  Folgen  zu  grosser  Entbehrung. 

Der  Berg  ist  in  seinen  höheren  Theilen  von  einer  Colonie  von 
Burkenedjis  bewohnt.  Nach  Aussehen  und  Sprache  sind  diese  mit 
den  Wakuafis,  respective  Masais  enge  verwandt.  Sie  betreiben  nur 
Viehzucht,  sind  sehr  arm  und  leben  in  kümmerlichster  Weise.  Das 
hauptsächlich  von  den  Burkenedjis  bezogene  Gebiet  ist  die  Sam- 
burulandschaft,  die  östlich  vom  Rudolfsee  gelegen  ist. 

Unsere  bereits  bedenklich  geschwundenen  Vorräthe  waren 
wir  hier  wohl  nicht  im  Stande  zu  vergrössern,  doch  fand  sich  ein 
junger  Mann  dazu  bereit,  uns  zum  Basso  narok  als  Führer  zu  die- 
nen. Derselbe  entwickelte  eine  seltene  Landeskenntnis  und  be- 
gleitete uns  später  noch  weiter  auf  unseren  Zügen  zum  Stefanie- 
see, und  zu  den  Turkanas. 

Nach  der  geringen  Zahl  von  Eingebornen,  die  uns  im  Lager 
besuchten  zu  urtheilen,  kann  diese  Burkenedji-Ansiedlung  aus  höchstens 
200  Köpfen  bestehen.    Während  die  Männer  sich  mit  einem  Stück 

Hitth.  d.  k.  k.  Geogr.  Ges.  1889.  11  m.  18.  37 


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dicken  Scliafvvollzeui^s,  das  sie  von  den  Rändiles  für  Elfenbein  ein- 
tauschen, bedecken,  tragen  die  Weiber  gleich  den  Masais  Fell- 
kleidüng.  Die  Verfertiger  obigen  Stoffes  sind  die  Barawa-Somalis 
und  bilden  die  Rändiles  nur  die  Zwischenhändler.  Die  Wanyiros 
essen  kein  Elephantenfleisch  und  betreiben  ebensowenig  die  Jagd  aut 
milderes  Wild;  Vegetabilien  verschafien  sie  sich  nur  selten,  und 
zwar  von  den  Elgumes  (Turkanas).  Da  sie  bisher  nur  zweimal 
Karawanen  zu  sehen  bekommen  hatten,  waren  sie  in  Bezug  auf 
Tauschwaaren  wenig  wählerisch,  nahmen  alles  gerne,  doch  scliien 
Messingdraht  den  beliebtesten  Artikel  auszumachen. 

Am  2.  März  verliessen  wir  diese  freundlichen  Leute,  um- 
gingen die  schroffen  Südhänge,  um  längs  der  Westseite  des  lang- 
gestreckten Berges  nordwärts  zu  marschiren.  Auf  dieser  Seite  des 
metamorph ischen  Njirobergfusses  stösst  hart  daran  vulcanisches  Ge- 
stein, das  von  Westen  her  aufgeschüttet  erscheint.  Es  waren 
schwierige  Pfade,  doch  ging  es  im  angenehmen  Bewusstsein,  dass 
der  grosse  See,  unser  ersehntes  Ziel,  nur  mehr  wenige  Tagreisen 
entfernt  war,  rasch  weiter.  Die  ergiebige  Elephantenjagd,  an  der 
e-s  hier  nie  mangeln  soll,  erfüllte  uns  dabei  mit  der  Beruhigung, 
dass  wenigstens  ein  1'heil  unserer  Karawane,  denn  nicht  alle  Zanzi- 
liariten  essen  das  Fleisch  solcher  Thiere,  ausreichende  Nahrung 
hiitte  und  wieder  zu  Kraft  gelangte.  Nach  Westen  zu  sah  man  das 
Land  rasch  abfallen,  wohl  um  2000  Fuss  (700  m) ;  eine  Salzsteppe, 
Siikuta  genannt,  jedenfalls  ein  ehemaliger  nun  vertrockneter  See, 
lueitet  sich  da  aus,  bis  w^eiter  hin  sich  wieder  niedrigere  Bergketten 
erheben  und  schliesslich  die  hohen,  Elgejo-,  Suk-  und  Karamoyö-Berge 
(Ion  Horizont  wie  ein  blauer  duftiger  Wall  abschliessen. 

Am  5.  März,  als  wir  eben  das  Nordende  des  Njiroberges 
passirten,  und  die  vulcanischen  Plateaus  und  Bergköpfe  uns 
nicht  mehr  die  Fernsicht  nach  Norden  zu  verechlossen,  da  bot  sich 
ganz  plötzlich  unseren  Augen  ein  Anblick,  wie  er  schöner  und  über- 
raschender nicht  leicht  geträumt  zu  werden  vermag.  Tief  zu  unsem 
Füssen,  von  felsigen  Ufern  umschlossen,  lag  ein  dunkler,  blauer  See, 
dessen  Oberfläche  vom  herrschenden  Südostwinde  leicht  gekräuselt 
in  der  Nachmittagssonne  in  allen  Farben  glitzerte.  Unser  Auge 
:ächw^eifte  gierig  und  flüchtig  zugleich  über  die  nächsten  Details  hin- 
weg, dem  Ufer  entlang,  bis  dieses  in  unabsehbarer  Ferne  im  Norden 
entschwand. 

Lange  und  schweigend  blieben  wir  in  den  grossartigen  Anblick 
vertieft,  gab  es  ja  doch  für  uns   da  eine   ganz  neue  Welt  zu  ent- 


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zifiern.  Besonders  war  uns  gleich  anfangs  ein  breiter,  ganz  langsam 
ansteigender  Vulcan  aufgefallen,  der  sieh  am  Ostufer  des  Sees 
erhob.  Sein  breiter  Krater  war  zerspalten  und  zerfallen  und  davon 
nur  mehr  ein  Trümmer-Chaos  vorhanden.  Seine  Hänge  flachten 
nach  Osten  zu  allmälig  ab  und  gingen  in  eine  ganz  ebene,  schein- 
bar wüste  Landschaft  über,  die  wir  weithin  überblicken  konnten, 
ohne  irgendwelche  Erhebungen  entdecken  zu  können,  die  der  Ein- 
förmigkeit Abwechslung  verliehen  hätten.  Der  Vulcan  heisst  Kulall 
und  ist  wie  der  Njiroberg  von  einer  kleinen  Zahl  von  Burkenedjis 
bewohnt 

Die  flache  Landschaft  wird  von  den  Eingebornen  „Samburu" 
genannt;  sie  reicht  weit  nach  Norden  hin  und  ist  von  Burkenec^jis 
und  Rändiles  gemeinschaftlich  bezogen.  Wenn  wir  unseren  Blick 
noch  weiter  südostwärts  wenden,  so  entdecken  wir  einen  niedrigen 
flachen  Berg;  es  ist  Marsabit,  der  Hauptsitz  der  Burkenedjis,  der 
einzige  Ort  im  grossen  wüsten  und  wasserarmen  Samburulande,  wo 
immerwährend  Wasser  vorhanden  ist.  Ich  will  da  vorausgreifen 
und  erwähnen,  dass  wir  den  Namen  „Samburu"  nie  und  nirgends 
in  Afrika  auf  einen  See  anwenden  gehört  haben.  Einen  ganz  andern 
Charakter  hatte  das  Bild,  das  sich  zu  unserer  Linken  im  Süden 
des  Sees  aufthat.  Da  gab  es  eine  Anzahl  von  ringförmigen  Hügeln, 
die  unverkennbar  den  feurigen  Ursprung  verriethen.  Um  alle  Zweifel 
zu  beseitigen,  dass  wir  in  ein  eminent  vulkanisches  (iebiet  gerathen 
waren,  dampfte  einer  derselben  mächtige  bläulichgelbe  Rauchwolken 
aus.    Schwarze  Lavaströme  gaben  der  Scenerie  ein  düsteres  Aussehen. 

Ebensolchen  Ursprunges  ist  eine  grosse  Insel  im  See,  auf 
welcher  wir  16  Krater  zählen  konnten,  von  welchen  im  Augen- 
blicke jedoch  keiner  thätig  war.  Ebenso  starr  und  kahl  und  grau 
nahm  sich  die  Bergkette  aus,  welche  den  See  im  Westen  umrahmte 
und  uns  eine  weitere  Fernsicht  nach  dieser  Richtung  hin  benahm. 
Der  grossartige  Anblick  des  in  düsteren  Farben  gemalten  Bildes, 
das  sich  uns  so  plötzlich  gezeigt  hatte,  machte  uns  trunken  vor 
Freude,  die  jedoch  rasch  auf  dem  weiteren  Marsche  zum  Strande 
verschwand. 

Wir  erreichten  denselben,  durch  gähnende  Schluchten,  in  welchen 
die  senkrecht  über  uns  stehende  Sonne  eine  entsetzliche  Hitze  erzeugte; 
durch  sanderfüllte  Thäler,  die  uns  bei  jedem  Schritte  tief  einsinken 
Hessen,  über  scharfes  vulcanisches  Gerolle  oder  solchen  Schutt,  erst  am 
folgenden  Nachmittage,  trotzdem  er  ganz  nahe  geschienen  hatte. 
Erschöpft  vom  Marsche  eilte  Alles  zum  Strande,  um  enttäuscht  uns 

37* 


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bald  darauf  die  Nachricht  zu  bringen,  dass  die  klare,  schöne,  so 
verlockend  aussehende  Fluth  salzig  schmecke.  Doch  war  nur  an- 
ftinglich  der  Eindruck  ein  so  niederschlagender,  wir  waren  trotz 
des  Salzgehaltes  im  Stande,  wochenlang  von  derselben  zu  leben, 
wenn  man  auch,  abgesehen  von  anderen  üblen  Folgen,  fast  stets 
vom  Durste  geplagt  blieb.  Ein  glühender  Wind,  in  der  Stärke  von 
4—8,  der  sofort  die  Zelte  umblies,  peitschte  uns  den  Sand  ins 
Gesicht  und  brachte  nur  heisse  Luft  und  keine  Kühlung.  Nur  knapp 
am  Strande  gab  es  streckenweise  einen  ganz  schmalen  Streifen 
bedeckt  mit  einer  spitzblättrigen  Grasart ;  das  war  das  einzige  Grün. 
In  dieser  Wüste  gab  es  keine  Menschen,  noch  überhaupt  grössere 
Lebewesen.  Wir  klammerten  uns  daher  an  den  See,  um  wenigstens 
nicht  an  Wassermangel  zu  leiden  zu  haben  und  marschirten  längs  des 
Ostufers  weiter.  Die  Verhältnisse  blieben  sich  anfangs  gleich  und 
wurden  nur  ganz  allmälig  besser.  Der  heisse  Wind  blies  oft  in  fast 
orcanartiger  Stärke,  so  dass  unsere  Träger  sich  nur  mit  Mühe 
mit  den  Lasten  erhalten  konnten;  von  einem  Aufstellen  der  Zelte 
war  lange  Zeit  keine  Rede. 

Während  des  Marsches  längs  des  geröU-  und  schuttübersäeten 
Strandes,  peinigte  unsere  Freute  ewiger  Durst,  und  jeden  AugenbUck 
eilte  Alles  zum  See,  dessen  Wasser  ihn  nur  für  kurze  Zeit  löschte* 
Am  9.  entfernten  wir  uns  vom  Strande,  da  wir  dem  Kulallberge 
zustrebten  in  der  Hoffnung,  von  den  dort  ansässigen  Eingebornen 
Vieh  zu  bekommen.  Unsere  Vorräthe  waren  bereits  entsetzlich 
geschwunden,  trotzdem  wir  unseren  Leuten  eine  ganz  ungenügende 
Ration  vormassen,  und  ein  Entrinnen  aus  der  Wüste  schien  uns 
aussichtslos.  Von  Eingebornen  sahen  wir  nichts,  doch  trafen 
wir  eine  Süsswasserquelle  am  Fusse  des  Berges,  und  eine  Zebra- 
heerde,  aus  welcher  es  Teieki  gelang,  vier  Stück  zu  erlegen.  Das 
liess  unsere  Lebensgeister  wieder  aufflackern,  und  wir  zogen  in  der 
Hoffnung,  dass  sich  von  nun  an  derartige  Glücksfälle  mehren  würden^ 
wieder  dem  Strande  zu  und  längs  desselben  w^eiter.  Wir  stiessen 
auf  eine  Ansiedlung  von  Eingebornen,  die  auf  kleinen,  dem  Ufer 
nahen  Inseln  vom  Fischlange  leben;  sie  waren  zu  scheu,  um  mit 
uns  in  Verkehr  zu  treten.  Die  Landschaft  blieb  gleich  trostlos, 
Gras  fehlte  fast  ganz  und  mussten  wir  eines  Tages  unser  gesammtes 
Vieh,  das  beinahe  unsern  letzten  Vorrath  ausmachte,  schlachten. 
Die  Glücksfälle  Hessen  auch  auf  sich  warten,  und  der  Tag,  an  welchem 
wir  die  letzte  Ration  austheilen  würden,  war  schon  in  nächster 
Nähe,  als  sich  die  Sachlage  mit  einem  Male  änderte. 


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Nun  stiessen  wir  häufig  auf  Rhynozerosse,  während  Elephanten- 
heerden  von  der  Mitte  des  Sees  an  täglich  den  Strand  geradezu 
bevölkerten;  unsere  Noth  und  Sorge  hatten  damit  ein  Ende.  In 
einer  Bucht,  Alia  genannt,  ungefähr  in  der  Längsmitte  des  Sees, 
trafen  wir  eine  zweite  Ansiedlung  von  Fischern,  die  auf  einer  nur 
ein  paar  Zolle  über  das  Seeniveau  emporragenden  Sandbank  lebte. 
Diese  beiden  Ansiedlungen,  die  sich  weit  entfernt  von  andern 
Volkstämmen  befinden,  werden  »Elmolos«  genannt;  soviel  wir  ent- 
nehmen konnten,  will  dieser  Name  jedoch  nur  so  viel  wie  »arme 
Teufel«  >  Ausgestossene,  jeder  Habe  Baare«  bezeichnen.  Die  südlichere 
Colonie  rekrutirt  sich  aus  drei  verschiedenen  Stämmen,  und  zwar 
aus  Burkenedjis,  Rändiles  und  Reschiäts.  Letzterer  ist  ein  hamitischer 
am  Nordende  des  Sees  wohnender  Stamm.  E^s  wird  diese  derart 
aus  durch  Raubzüge  Verarmten  und  Vertriebenen  bestehende 
Colonie  einfach  »Elmolos«  geheissen,  während  die  Bewohner  der 
Sandbank  von  Alia  als  die  »Ehnolos  von  Reschiät«  bezeichnet 
werden,  weil  diese  nur  aus  Leuten  obigen  Stammes  besteht. 
Diese  Elmolos  leben  haupsächlich  von  Fischen,  die  sie  sehr  geschickt 
im  seichten  Uferwasser  aufzuspiessen  verstehen. 

Am  2.  April  lagerten  wir  nur  mehr  einen  Marsch  vom  Nord- 
ende des  Sees   und  von    den  dort   wohnenden   Stämmen   entfernt. 

Die  Annäherung  an  einen  Volkstamm,  der  noch  nie  mit 
Karawanen  in  Berührung  gekommen  ist,  von  welchem  man  weder 
die  Zahl  der  Bewohner  noch  deren  Charakter  kennt,  überhaupt  in 
jeder  Beziehung  im  Unklaren  ist,  ist  ein  ebenso  spannendes,  wie 
vorsichtig  anzufassendes  Unterjiehmen.  Ein  zu  plötzliches  Erscheinen 
der  grossen  Karawane  kann  zu  Bestürzung,  zu  Flucht,  bei  der  Un- 
kenntnis von  Sitten  und  Sprache  zu  Krieg  führen.  Wir  waren  da 
zu  Volkstämmen  gelangt,  welche  Küstenkarawanen,  sei  es  von  wo 
immer,  auch  nur  vom  Hörensagen  her,  nicht  kannten.  Da  mit  der 
Annäherung  an  die  bewohnte  Gegend  das  Wild  mangelte,  waren 
wir  ausserdem  in  so  dürftiger  Lage,  dass  wir  um  jeden  Preis  auf 
das  Zustandekommen  eines  friedlichen  Austausches  bedacht  sein 
mus^ten.  Unser  in  den  verschiedensten  afrikanischen  Lagen  ganz 
unvergleichlicher  Dualla  brach  zu  diesem  Behufe  noch  am  selben 
Tage  mit  40  Leuten  auf.  Nach  langer  Wanderung,  während  welcher 
sie  weder  Menschen  noch  Anlagen  sahen,  bemerkten  sie  in  der 
Feme  aufsteigenden  Rauch,  dem  sie  sich  näherten.  Es  war  ein 
Dorf  auf  einem  ganz  flachen,  weisssandigen  Rücken,  dem  sie  zu- 
schritten,  bis    sie  deutlich  die  Eingebornen   wahrnehmen   konnten; 


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dann  hockten  sie  sich  nieder,  um  der  nun  kommenden  Dinge  zu 
warten.  Lange  sassen  sie  da  und  konnten  sehen,  dass  sie  bemerkt 
waren ;  doch  kümmerte  man  sich  lange  nicht  um  sie,  ja  das  Vieh  wei- 
dete sorglos  unweit  herum.  Nach  einer  vollen  Stunde  kam  schliess- 
lich ein  einzelner  Eingeborner  ganz  furchtlos  heran.  Man  kannte 
jedoch  dessen  Sprache  nicht  und  eine  Verständigung  war  unmög- 
lich; ebenso  wenig  mit  zwei  später  hinzutretenden  Männern. 
Schliesslich  brachte  man  einen  Rändile,  der  einige  Masaiworle  ver- 
stand, die  Somalisprache  bot  auch  einige  zur  Verständigung  dien- 
liche Anhaltspunkte  und  ein  nothdürttiger  Meinungsaustausch  konnte 
stattfinden.  Die  Eingebornen  waren  vollkommen  furchtlos  und  ver- 
weigerten die  Annahme  jeglichen  Geschenks.  Zwei  unserer  Leute 
sollten  dort  bleiben,  den  Rest  hiessen  sie  abziehen,  um  die  Kara- 
wane nachzubringen,  da  sie  mit  uns  in  Verkehr  treten  wollten. 
Ersteres  schlug  Duali  ab  und  kehrte  heim,  um  uns,  die  wir 
seiner  späten  Rückkehr  wegen,  bereits  besorgt  waren,  den  über- 
raschenden Bericht  zu  erstatten. 

Indessen  hatte  die  Regenzeit  mit  schweren  Güssen  begonnen. 
Nach  einer  durchregneten  Nacht  brachen  wir  am  folgenden  Morgen 
auf.  Der  schwere  RegenfaU,  der  nicht  enden  wollte,  Hess  uns  jedoch 
nicht  weit  gelangen.  Nichts  ist  im  Stande  Neger  so  vollkommen 
ausser  Fassung  zu  bringen,  wie  nasse  Kälte  und  es  verdient  das 
Jammerbild,  das  unsere  Karawane  schon  nach  kurzem  Marsche 
bot,  eine  Beschreibung.  Die  Leute  begannen  zu  zittern,  zu  w^anken 
und  fast  die  Hälfte  weinte,  so  dass  die  Thränen  in  hellen  Strömen 
über  deren  nun  aschgrau  gefärbte  Backen  herabliefen.  Wie 
mechanisch  und  halb  gelähmt,  wie  Kinder  jammernd  wanderten 
die  Leute  den  Pfad  entlang;  zwei  derselben  kamen  von  Sinnen, 
warfen  ihre  Last  ab  und  rannten  wilden  Thieren  gleich  davon 
in  die  Wildnis.  Einen  gelang  es  einzuholen,  das  Skelet  des  zweiten 
fanden  wu»  zwei  Monate  später.  Der  Durchgang  durch  ein  wild- 
rauschendes Flussbett,  gab  der  Karawane  den  Rest.  Das  Wasser 
war  reissend,  doch  seicht.  Mechanisch  und  schon  fast  besinnungslos 
versuchten  die  Leute  es  zu  durchwaten,  doch  schwammen  sofort 
unsere  Lasten  davon  und  verschwanden  in  der  braunen  Fluth. 

Ohne  Widerstand  zu  leisten,  Hessen  sie  sich  von  der  Fluth 
erfassen  und  wir  hätten  Dutzende  von  den  Leuten  zu  beklagen 
gehabt,  wenn  wir  und  unsere  Somalis,  die  allein  leistungsfähig  ge- 
blieben waren,  nicht  überall  beigesprungen  wären.  Damit  hatte  der 
Marsch  ein  Ende.  Fünf  Stunden   später   hatten   sich  die  Leute  er- 


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w^^w^ 


555 

wärmt,  das  mit  lobender  Fluth  erfüllt  gewesene  Flussbolt  war 
trocken  gelaufen,  und  wir  konnten  nach  unsern  Lasten  suchen,  die 
weitab  getragen  waren.  Vieles  war  verdorben,  doch  nichts  verloren. 

Am  4.  April  1888  sollten  wir  endlich  wieder  zu  Menschen 
gelangen.  Wir  hatten  noch  einen  schönen  Akazienwald  zu  passiren, 
eine  Strecke,  die  uns  durch  die  Menge  der  Menschenschädel  und 
Knochen,  die  den  Boden  besäeten,  unangenehm  berührte  und  zur 
Vorsicht  mahnte,  und  gelangten  darauf  wieder  an  den  Seestrand, 
der  hier  schilfbewachsen  ist,  und  längs  welchem  sich  ein  ganz 
niedriger,  kahler,  in  der  Sonne  blendender  Rücken  hinzieht.  Am 
nördlichen  Ende  desselben,  in  ungefähr  1000  w*  Distanz,  sah  man 
ein  Dorf,  das  sich  ebenso  wie  die  dunklen  Bewohner,  grell  vom 
weissem  Sande  abhob.  Eine  grössere  Anzahl  Eingeborner  umgab  es : 
viele  Krieger,  doch  auch  Weiber  darunter  mit  Körben  auf  den 
Köpfen,  welcher  Anblick  unsere  Karawane  vor  Freude  strahlen 
machte.  Langsam,  mehrmals  haltend,  zogen  sie  uns  entgegen,  als 
wir  gelagert  hatten.  Ein  Schauri  begann:  Wir  wollen  Freunde 
bleiben,  und  ein  Kampf  soll  sich  zwischen  euren  schönen  Sachen  und 
unseren  Producten  entspinnen;  und  ihr  werdet  den  Kürzeren  darin 
ziehen,  denn  unsere  Lebensmittel  werden  kein  Ende  nehmen,  so 
sagten  sie.  Als  wir  unsere  Ballen  jedoch  öffneten,  da  zeigte  es  sich, 
dass  deren  Inhalt  sie  wenig  befriedigte.  Nur  eine  (Jattung  blauer 
Perlen  gefiel,  doch  durften  wir  damit  gar  nicht  herausrücken,  so 
klein  war  der  Vorrath;  an  eine  andere  gewöhnten  sie  sich  mit 
der  Zeit,  sie  kam  in  Mode.  Nach  Stoffen  war  kein  Begehr,  Eisen 
war  werthlos,  wir  daher  bei  all  unserm  Reichthum  an  (iütern  bei 
diesem  jungfräulichen  Volke  arme  Schlucker.  Es  gelang  uns  nur 
Durrha  zu  kaufen,  Vieh,  das  sie  in  grosser  Menge  besassen,  war 
für  uns  ganz  unerreichbar.  So  blieb  es  vom  Anfang  an  bis  zum 
Ende  unseres  langen  Aufenthaltes. 

Der  Volksstamm,  mit  welchem  wir  derart  in  Verkehr  getreten 
waren,  nannte  sich  Reschiäts:  er  gehört  dem  hamitischen  Sprach- 
stamme an.  In  unmittelbarer  Umgebung  desselben  wohnen  jedoch 
noch  eine  ganze  Reihe  von  Stämmen,  w^elche  theils  dem  nilotischen, 
theils  dem  hamitischen  Sprachst amme  angehören.  In  diesem  Theile 
Atrika's  grenzen  daher  diese  beiden  Sprachstämme  aneinander. 
Westlich  der  Reschiäts,  die  das  Nord-Ufer  des  Sees  bewohnen,  be- 
finden sich  die  Elgumes  oder  auch  Turkanas  genannt,  nördlich 
von  diesen  die  Dönyiros :  ostwärts  der  Reschiäts  die  Amärr,  nörd- 
lich dieser  die  Batschada. 


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^.JMIfll.    ViM, 


556 

Am  Nordende  des  Sees  münden  zwei  grosse  Flüsse  ein.  Der 
östlichere  Niänamm  genannt,  ist  der  Unterlauf  des  Omo-Gibie;  der 
bedeutendere  zweite  >Bass«,  den  wir  selbst  nicht  gesehen  haben,  ist 
hingegen  unbekannter  Herkunft.  Am  Unterlaufe  des  Niänammflusses 
wohnen  die  Buma,  die  Murle,  Kerre  und  Murdhus.  Wir  haben  nur  die 
beiden  ersteren  Stämme  kennen  gelernt  Das  Nord- Ufer  des  Sees  ist 
vollkommen  flach,  und  infolge  des  grossen  Wasserreichthums  mit 
üppiger  Waldvegetation  bedeckt  Während  der  Regenzeit  steigt  das 
Niveau  des  abflusslosen  Sees,  staut  die  Fluthen  der  beiden  Ströme 
zurück,  und  wird  derart  das  ganze  Flachland  nördlich  des  Sees  über- 
schwemmt Die  Eingebornen  müssen  dann  dieses  Gebiet  verlassen  und 
beziehen  die  höheren  Lehnen,  andere  sollen  ihre  Hütten  auf  Stützen 
erheben  oder  nur  die  oberen  Räume  derselben  bewohnen.  Es  war 
dies  gerade  zur  Zeit  unserer  Anwesenheit  der  Fall,  und  es  konnte 
daher  damals  diese  Gegend  nicht  ohne  Boot  bereist  werden.  Da  unser 
Leinwandboot  eine  Woche  vorher  von  einem  Elefanten  unbrauchbar 
gemacht  worden  war,  waren  wir  verhindert,  uns  in  dieser  Wald- 
und  Wasserwildnis  zu  orientiren.  Von  Canoes  der  Eingebornen 
sahen  wir  nur  wenige,  ganz  miserable  Exemplare,  ausserdem  ver- 
weigerte man  es  uns  bei  aller  Freundschaft,  unsern  Weg  um  das 
Nprdende  des  Sees  herum  zu  nehmen,  so  wie  es  unsere  Absicht 
war.  Eine  Folge  unseres  Drängens  in  der  Beziehung  war  schliesslich 
die,  dass  man  uns  auf  unsere  Fragen  nach  der  Natur  der  weiteren 
Umgebung,  der  Zahl  und  Art  der  Völker  etc.    keine  Auskunft  gab. 

Die  Reschiäts  sind  ein  wohlgebildeter,  sehr  dunkelhäutiger 
Volksstamm.  Sie  treiben  Ackerbau,  und  zwar  pflanzen  sie  haupt- 
sächlich Durrha,  die  prächtig  gedeiht,  weniger  Bohnen,  da  letztere 
nur  die  Nahrung  junger  Männer,  der  Krieger,  ausmachen. 

Ausserdem  besitzen  sie  viel  Rindvieh,  sowie  Schafe  und  Esel, 
welch'  letztere  auch  gegessen  werden.  Fische  werden  wohl  gefangen, 
doch  bilden  sie  nur  die  Nahrung  ganz  armer  Leute. 

Ihre  Hütten,  die  in  kleinerer  und  grösserer  Zahl  beisammen- 
stehen, haben  mehr  Aehnlichkeit  mit  denen  der  Masais,  wie  mit  den 
sonst  in  Afrika  üblichen;  sie  sind  unförmlich,  halbkugelförmig, 
und  bestehen  aus  einem  Holzgerippe,  das  mit  rauchgegerbten  Rinds- 
häuten bedeckt  ist.  Diese  Dörfer  sind  äusserst  schmutzig,  da 
sich  das  Vieh  inmitten  derselben  herumtreibt  An  der  Spitze  der 
Reschiäts  stand  ein  Stammesältester,  der  äusserst  angesehen  war, 
trotzdem  er  sich  in  seinem  Aeussern  durch  gar  nichts  von  den 
Qebrigen  unterscliied;    neben    demselben    haben   sie  einen  Leibön. 


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557 

Ueber  die  Einwohnerzahl  konnten  wir  uns  keine  richtigen  Vor- 
stellungen machen,  da  der  Verkehr  mit  den  an  der  westliehen  L^hne 
sesshaften  Resehiäts  durch  die  Terrain-Ueberschwemnmng  anfangi* 
erschwert,  dann  ganz  unterbrochen  war. 

Auf  jener  Seite  sollen  sich  ausserdem  einige  Burkenedji-  undUSan- 
dile-Dörfer  befinden,  die  sich  vor  ungefähr  zwei  bis  drei  Jjeconnien 
bei  den  Resehiäts  angesiedelt  haben.  An  Waffen  haben  dime  einen 
schlechten  Speer,  Pfeil  und  Bogen,  Holzkeulen  und  sclunale  lange 
aus  Holzstaben  geflochtene  Schilder.  Man  findet  bei  dou  Rasehiäl^ 
häufig  Burkenedjifrauen,  die  sehr  geschätzt  zu  sein  scheinon;  doren 
Kinder  kennen  dann  mehr  oder  weniger  die  Masaispraelie,  so  dass 
unser  Verkehr  dadurch  sehr  erleichtert  wurde. 

Die  Metallarbeiten  erhalten  die  Resehiäts  von  tUm  Amän\ 
und  scheint  speciell  Eisen  dort  sehr  häufig  zu  sein,  da  man  unseren 
Eisendraht  vollkommen  verschmähte.  Wir  sahen  die  Aniarr,  die 
mächtiger  sein  sollen,  häufig. 

Es  herrschte  bei  diesen  eben  Hungersnoth,  und  es  waren  (ast  stets 
Karawanen  derselben  bei  den  Resehiäts,  um  Vieh  gegen  DiutIui  zn 
vertauschen.  Ihre  Sprache  ist  von  der  Reschiätsprache  vriL-chicdön, 
doch  derselben  ähnlich.  Der  (iruss  aller  dieser  Völker,  inchisive 
der  Turkana's,  besteht  in  einem  zw^ei  bis  dreimal  wiederholien  uia-, 
auf  welches  der  Gegrüsste  jedesmal  mit  >fäya«  antwortet.  Die 
Resehiäts  glauben  vor  zwei  bis  drei  Generationen  aua  dem  Süden 
hieher  vertrieben  worden  zu  sein,  und  frugen  uns  oft,  ob  wii-  Slainmeij- 
verwandte  nicht  irgendwo  getrofien  hätten,  da  nicht  Alle  zusMfnrnen 
im  Stande  gewesen  waren,  sich  an  das  Nord-Sce-Ende  zu  llticliteii. 

Wir  waren  bereits  zehn  Tage  bei  den  ReschiätH  gtOfmert,  die 
Freundschaft  war  von  beiden  Seiten  auf  das  redlichste  siuiroeld  er- 
halten worden,  doch  konnten  w^ir  sie  in  keiner  Weise  niu^timmen, 
Sie  wollten  uns  weder  Vieh  verkaufen,  noch  den  Weg  nm  den  See 
frei  geben,  noch  überhaupt  Fährerdienste  leisten.  Wie  sefir  wir 
uns  dabei  gegenseitig  vertrauten,  mag  man  aus  dem  Urnsinnde  ent- 
nehmen, dass  wir  vor  unserem  Aufbruche  nach  dem  7-weihMi  ö^l- 
lich  gelegenen  See,  sowohl  elf  Kranke  wie  eine  grössere  Zahl  üf^er- 
flüssiger  Ladungen  im  nahen  Dorfe  zurückliessen. 

Der  Weg  dahin  nahm  sieben  Tage  in  Anspruch  iiiHi  InlirlL- 
durch  eine  wasserlose,  niedrige  Berglandschaft.  Wir  Irnh'ii  nur 
zweimal  ständiges  Wasser,  weshalb  der  Marsch  dahin  zu  rinn-  nndeni 
Zeit  als  während  der  Regenperiode  schwierig  ist.  iJn*  Üui-kene- 
djis  nennen  diesen  See  Ba.sso  ebör,  d.  i.  weisser  See. 


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5b8 

Im  Westen  umrahmen  ihn  die  Amärrberge,  im  Osten  die  steile 
Trr-Kette.  Sein  Südufer  ist  flach,  der  Strand  auf  mehrere  hundert 
Meter  vom  Wasser  vollkommen  vegetationslos. 

Der  Boden  südlich  vom  See  ist  überhaupt  ein  alter  Seeboden 
und  finden  sich  mannigfache  Beweise  für  eine  rasche  Niveau-Ab- 
nahme des  Sees.  Das  Wasser  ist  untrinkbar  salzig  und  noch  auf 
grosse  Entfernung  vom  Ufer  nur  wenige  Zolle  tief.  In  diesem  seichten 
üferwasser  fanden  wir  viele  Tausende  von  Fischen  in  allen  Stadien 
der  Verendung  und  Verwesung,  an  denen  es  sich  ebenso  zahlreiche 
Marabu-Störche  und  andere  Aasvögel  gütlich  thaten.  Wir  fanden 
die  ganze  südliche  Umgebung  des  Sees  unbewohnt,  obwohl  man 
uns  versichert  hatte,  dass  Burkenedjis  da  wären. 

Der  Osten  des  See's  ist  gewöhnlich  von  den  Boranas,  einem 
mächtigen  Gallastamme  bewohnt,  dessen  Reich  sich  bis  weithin  nach 
Nordosten  und  Osten  erstrecken  soll.  Wir  selbst  trafen  jedoch  keine 
Eingebornen  an.  Am  Nord-Ende  des  langgestreckten  See's,  an  der  Mün- 
dung eines  von  Norden  kommenden  unbedeutenden  Flusses,  sollen 
die  zwei  Dörfer  des  Mariestammes  sich  befinden.  Es  scheint  dies 
nach  allem  was  wir  hörten,  ein  sehr  freundliches,  fleissig  Ackerbau 
und  Viehzucht  treibendes,  zugleich  äusserst  handelstüchtiges  Volk 
zu  sein.  Sie  kaufen  Elfenbein  von  den  Reschiäts,  um  es  weiter  im 
Osten  wieder  zu  verkaufen.  Da  bei  den  Marie  s  die  Pocken  im  hohen 
Grade  herrschten,  durften  wir  nicht  daran  denken,  sie  zu  besuchen 
und  kehrten  am  26.  April,  ohne  auch  nur  eine  der  umwohnenden 
Völkerschaften  kennen  gelernt  zu  haben,  also  ziemlich  unver- 
richteter  Dinge  wieder  nach  Reschiät  zurück. 

Die  Verhältnisse  hier  waren  dieselben  geblieben.  Man  ver- 
weigerte uns  den  Weg  nach  Westen  um  den  See  herum,  brachte 
andererseits  ungenügende  Lebensmittelmengen.  Daraufhin  kund- 
schafteten wir  unter  verschiedenen  Vorwänden  das  vor  uns  liegende 
Terrain  aus.  Wir  gelangten  dabei  jedoch  nur  bis  zum  Niänamm- 
Flusse,  den  wir  nicht  zu  überschreiten  vermochten.  Der  Weg 
allein  bis  dahin,  war  ein  so  wenig  gangbarer  gewesen,  dass  ihn 
freie  unbelastete  Leute  eben  noch  zurücklegen  konnten.  Für  eine 
schwerbeladene  Karawane  mit  Tragthieren  war  er  einfach  ungang- 
bar, da  das  Wasser,  abgesehen  von  den  beiden  Flüssen,  häufig  bis 
an  den  Hals  reichte.  Wir  befanden  uns  daraufhin  in  grösster  Ver- 
legenheit, da  wir  absolut  nicht  wussten,  wohin  wir  unsere  Schritte  zu 
lenken  hätten.  Welter  nach  Norden  glaubten  wir  nicht  vordrin- 
gen zu  dürfen,    da  wir  nicht  in  Erfahrung  bringen  konnten,    welche 


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559 

Völkerschaften  dort  wohnten,  wir  jedoch  erwarten  konnten,  zw 
Stämmen  zu  stossen,  bei  welchen  wir  mit  unseren  Glasperlen  und 
dem  sonstigen  Küstentand,  nicht  im  Stande  sein  würden,  unsei-e 
Karawane  zu  ernähren. 

Nach  Osten  zu  lagen  nach  allem,  was  wir  hörten,  zu  wü^sie 
Gegenden,  um  nach  jener  Seite  hin  entkommen  zu  wollen,  während 
eine  Rückkehr  längs  des  See's  uns  bei  unserer  verminderten  Manit- 
schalt  unmöglich  schien,  der  Gedanke  daran  uns  allen  überhau]  4 
zu  widerwärtig  war. 

Schliesslich  blieb  uns  dennoch  nichts  anderes  übrig;  von  ilrri 
Bumas  und  Murles  verschafften  wir  uns  die  nöthigen  Korrtmeniren 
und  so  brachen  wir  denn  am  10.  Mai  auf,  in  Doppelmärscheii 
dem  See-Ufer  entlang  nach  Süden  eilend.  Wohin  wir  uns  jede  ich 
überhaupt  zu  wenden  haben  würden,  wenn  der  Proviant,  den  wir 
mit  hatten,  zu  Neige  ging,  war  uns  vorderhand  noch  ein  Räthst^I, 
dessen  Lösung  wir  der  Zeit  oder  glücklichen  Zufällen  anheimstellten^ 

So  ging  es  daher,  einem  wenig  sicheren  Schicksale  entgegen, 
bis  zu  unserem  ersten,  am  Südende  'des  Sees  gelegenen  Lager  5cu- 
rück.  Hier  hatten  wir  die  Wahl,  unsere  Rettung  entweder  bei  cien 
Burkenedjis  von  Marsabit  oder  westwärts  bei  den  Turkanas  zu  suchen. 

Einzelne  Individuen  dieses  grossen  Volksstammes  waren  uns 
bereits  bei  den  Reschiäts  zu  (iesichte  gekommen  und  uns  dun!» 
ihre  sonderbare  Haartracht,  die  in  grossen,  bis  zum  Gesäss  beruh- 
reichenden  Haarbeuteln  besteht,  aufgefallen.  Wir  entschlossen  uu^ 
also,  das  Südende  des  Sees  im  knappen  Bogen  zu  umgehen,  um 
derart  auf  dem  kürzesten  Wege  nach  Turkana  zu  gelangen.  In 
zwei  Tagen  standen  wir  am  Fusse  einer  steil  zum  See  abfallenden 
kahlen  Bergkette,  der  Grenze  des  Landes.  Der  Weg  dahin  führte 
uns  durch  jene  neu  vulkanische  Gegend,  welche  uns  bereits  boiin 
ersten  Sichten  dieser  Landschaft  gefesselt  hatte,  hart  am  Randf* 
eines  schwarzen  Lavastromes,  der  in  einer  10  m  dicken  Schicht jv 
die  nächste  Umgebung  des  Sees  bedeckte,  knapp  an  einem  ca.  7W 
(220  7n)  hohen  dampfenden  Vulcankegel  vorbei.  Die  Decke  d^% 
Lavastromes  war  mehrfach  eingebrochen,  und  wurden  dadurch 
grosse  Blasenräume  aufgedeckt.  Eine  Akazie,  die  knapp  am  Rand<> 
der  Lava  gestanden  hatte,  war  in  der  Höhe  von  ungefähr  2fti 
abgebrannt,  und  lag  die  umgestürzte  Baumkrone  daneben,  nocli 
mit  allen   den  feinsten  Aestchen  und  Dornen  daran. 

Eben  so  wie  der  Krater  des  Vulcans,  war  der  Erdboden 
allenthalben  in  meridionaler  Richtung  gespalten-  Der  Boden,  ja  selb.^t 


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560 

die  steilen  Blätter  einiger  vereinzelt  vegetirender  knorriger  Bäumchen 
waren  mit  feiner  leichter  Asche  bedeckt,  ein  Beweis  für  die  fort- 
gesetzte Thätigkeit  des  Vulcans.  Nach  allen  vorhandenen  Anzeichen 
sowie  den  erhaltenen  Auskünften  hat  der  letzte  grössere  Ausbruch 
vor  15  —  20  Jahren  stattgefunden.  Wir  konnten  jedoch  jemals  weder 
ein  aus  dem  Krater  kommendes  Getöse  oder  Geräusch  vernehmen, 
noch  sahen  wir  Auswürfe  oder  ein  Leuchten  der  Dämpfe  des  Nachts. 

In  der  ganzen  Umgebung  war  die  Compassnadel  derart  be- 
einflusst,  dass  die  damit  gemachten  Aufnahmen  unbrauchbar  waren. 

Unsere  dürftige  Lage  gestattete  keinen  längeren  Aufenthalt 
zur  nähern  Untersuchung  dieser  äusserst  interessanten  Stätte;  wir 
mussten  vorwärts.  Da  wir  jedoch  ziemlich  nahe  beim  Vulcan  passirten, 
so  unternahm  ich  während  des  Marsches  den  Versuch  zum  Krater 
zu  gelangen.  Ich  war  gezwungen  dies  allein  zu  thun,  da  ich  bei 
den  glasharten,  scharfen  Schlacken,  keinen  meiner  barfüssigen  Be- 
gleiter mitnehmen  konnte.  Je  mehr  ich  mich  dem  eigentlichen 
Feuerherde  näherte,  um  so  unsicherer  würde  das  Terrain,  denn  um 
so  häuüger  waren  die  Erdspaltungen,  die  oft  mit  feiner  Asche  ver- 
deckt waren,  so  dass  ich  mehrere  Male  in  einer  solchen  halb  versank. 
Schliesslich  machte  ein  breiter  tiefer  Spalt,  den  ich  weder  zu  über- 
springen vermochte,  noch  ohne  grossen  Zeitverlust  hätte'  umgehen 
können,  meinem  weiteren  Vordringen  ein  Ende.  Ich  war  ungefähr 
300m  vom  Krater  entfernt;  derselbe  war  meridional  gespalten  und 
hatte  der  letzte  Lavastrom  seinen  Ausfluss  nach  Norden  und  Süden 
hin  durch  diese  Spalten  gefunden.  Die  Bänder  waren  mit  lebhaft 
Orangeroth  gefärbten  Effloreszenzen  bedeckt  und  die  Bauchsäulen 
nahmen  von  vielen  an  den  Innenwänden  zerstreuten  Stellen  ihren 
Ausgang.  Die  Dämpfe  hatten  ein  stechenden  Geruch. 

Dieser  merkwürdige  Vulcan,  von  welchem  es  kaum  einem 
Zweifel  unterliegt,  dass  er  den  jüngsten  Feuerherd  auf  dem  Boden 
des  dunklen  Continents  darstellt,  ist  auffallenderweise  bei  den  Ein- 
gebornen  namenlos  geblieben.  Vielleicht  war  es  eine  heilige  Scheu, 
die  sie  furchtsam  ferne  hält  und  so  die  Benennung  durch  dieselben 
hinderte ;  in  dankbarer  W  erth-  und  Hochschätzung  des  Chefs  dieser 
Expedition  habe  ich  diesen  Vulcan  »GrafTelekiVulkan«  benannt. 

Bevor  wir  das  Seengebiet  verlassen,  möchte  ich  roch  Einiges 
darüber  bemerken. 

Der  grosse  See  wird  von  den  Burkenedjis,  die  zeitweise  an 
seinen  Ufern  nomadisiren  Basso  narök,  d.  i.  dunkler  oder  schwarzer 
See  genannt.    Die    Be^chiät's    nennen    ihn    »Bass«,    was     einfach 


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561 

»grosses  Wasser«  bedeutet;  ebenso  die  Turkana.  Er  ist  langgestreckt, 
schmal  und  fast  meridional  gerichtet,  liegt  1500  Fuss  (472  m)  über  dem 
Meeresniveau  und  ist  weitaus  die  am  tiefsten  gelegene,  von  uns  im 
Innern  angetroffene  Gegend.  Sein  Südende  liegt  in  2°  16'  Nord  das 
Nordende  in  4^  48'  Nordbreite,  seine  Nord-Südlänge  ist  daher 
lb2  Sm;  seine  Breite  variirt  zwischen  15  und80*Sw.  Mit  Ausnahme 
weniger  Punkte  kann  man  fast  stets  das  gegenüberliegende  Ufer 
ausnehmen.  Der  Hauptsache  nach  liegt  dieses  langgestreckte  See- 
becken in  36^  Ostlänge  von  Greenwich.  Das  Wasser  ist  schwach- 
salzig und  enthält  insbesonders  kohlensaure  Salze  autgelöst.  Wie 
schon  diesem  Umstände  zu  entnehmen,  ist  der  See  abflusslos;  es 
münden  zwei  ^osse  stets  wasserführende  Flüsse  im  Norden  ein, 
alle  sonstigen  Flussbetten  sind  während  der  meisten  Monate  des 
Jahres  trocken.  Die  Umgebung  des  Sees,  mit  Ausnahme  d*^r  Nord- 
seite, ist  Wüste. 

Ausser  den  bereits  erwähnten  kleinen  südlichen  Elmolo-lnseln, 
befinden  sich  im  See  noch  drei  grössere,  kahle,  steile,  unbewohnte 
Inseln ;  in  jedem  Dritttheile  eine.  Der  See  ist  fischreich^  und  haben 
wir  zehn  verschiedene  Fischarten  kennen  gelernt ;  er  beherbergt 
ebenso  noch  Flusspferde  und  Krokodile.  Mit  Ausnahme  einiger  kleiner, 
den  tlmolos  gehöriger  Canoes,  gibt  es  keine  Fahrzeuge  auf  dem- 
selben. Heftige  heisse  Winde  peitschen  die  südliche  Hälfte  der 
Seefläche  fast  unausgesetzt. 

Diese  unerwartet  grosse  Seefläche,  es  ist  die  fünftgrösste  Afrikas, 
sie  hat  9000  D  km  Flächeninhalt,  was  ungef.  dem  Areale  des  Herzog- 
thums  Salzburg  entspricht,  wurde  von  uns  in  tiefgefühlter  Dankbarkeit 
für  das  hohe  Interesse,  welches  weil.  S.k.  Hoheit  Erzherzog  Kronprinz 
Rudolf  unserer  Forschungsreise  entgegenbrachte,  »Rudolf-See« 
getauft. 

Der  Rasso  ebör,  d.  i.  »weisser  See»,  den  wir  in  36°  50'  Ost- 
länge von  Greenwich,  im  Nord-Osten  des  Rudolf-Sees  am 
20.  April  1888  entdeckten,  wurde  von  uns  zu  Ehren  I.  k.  Hoheit 
der  Frau  Kronprinzessin-Witwe  »Stefanie -See«  genannt. 

Diese  beiden  Namen  sind  von  der  geographischen  Wissen- 
schaft bereits  angenommen,  wie  aus  den  neuesten  Kartenwerken 
(Stieler,  Ravenstein)  von  Afrika  zu  ersehen  ist. 

Es  erfüllt  uns  mit  stolzer  Freude,  dass  es  uns  gegönnt  war, 
unsere  Errungenschaften  im  glühenden  Süden,  ebenso  durch  Ver- 
knüpfung mit  erlauchten  Namen  Oesterreichs  zu  verewigen,  wie  es 
unsere  Nordpolexpedition  seinerzeit  im  eisigen  Norden  gethan. 


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r-:^^^^*?^*^* 


562 

Der  Stefanie -See  ist  ebenfalls  langgestreckt  und  meri- 
dional  gerichtet.  Die  beiden  Enden  liegen  in  4"  25'  resp.  5"  Nord- 
breite. Die  durchschnittliche  Breite  des  Sees  ist  11  Sm,  das  Areale 
ungefähr  GSOQKiloni.,  die  Seehöhe  1840'  (582  m).  Der  einzige  Ein- 
fluss  soll  im  Norden  münden,  eine  Verbindung  mit  dem  nahen 
Rudolf-See  oder  ein  Ausfluss  überhaupt  exisiiren  nicht.  Das  Wasser 
ist  stark  salzhaltig,  die  Tiefe  anscheinend  nur  gering  und  mehr- 
fache Anzeichen  sprechen  für  ein  rasches  Austrocknen  des  Sees. 
Wir  beobachteten  zahlreiche  Krokodile,  jedoch  nur  ganz  vereinzelte 
Flusspferdspuren.  Fische  werden  nicht  gelängen  und  schien  uns 
der  See  von  solchen  übervölkert  Obwohl  der  Salzgehalt  des  See- 
wassers ein  ungleich  grösserer,  wie  der  des  Rudolf-See's  ist, 
kamen  gleiche  Fischarten  vor. 

Und  nun  wollen  wir  unseren  Marsch  fortsetzen.  Für  uns  gab 
es  diesmal  keine  üeberlegung,  keine  Bedenken.  Auf  ungeheuer 
steilem  felsigen  Pfade  überkletterten  wir  den  Hang,  und  gelangten 
auf  eine  Art  Plateau,  das  wir  in  nordwestlicher  Richtung  über- 
schritten. 

Als  ersten  Beweis,  dass  wir  wieder  in  bewohnter  Gegend 
weilten,  diente  uns  eine  lange  Kameelreihe,  die  scheinbar  aufsichts- 
los graste,  da  wir  noch  lange  unbehelligt  weiter  wanderten.  Wir 
wollten  eben  einen  niedrigen  Rücken  übersteigen,  als  die  Eingebomen 
unser  Erscheinen  gewahrten.  Deren  Aufregung  und  Entsetzen  waren 
gross.  Wir  hielten,  um  ihnen  Zeit  zu  lassen  sich  zu  beruhigen, 
um  eine  Verständigung  anbahnen  zu  können.  Wahrscheinlich 
um  ebenfalls  Zeit  zu  gewinnen  und  die  Viehheerden  in  Sicherheit 
zu  bringen,  sprengten  uns  drei  Krieger  entgegen  und  vollführten 
auf  50  Schritte  Entfernung  unter  teuflischem  Geschrei  eine  Anzahl 
von  kriegerischen  und  drohenden  Bewegungen,  die  uns  wohl  impo- 
niren  sollten.  Wir  hatten  jedoch  nur  schallendes  Gelächter  für  deren 
mit  wirklich  affenartiger  Behendigkeit  aufgeführte  Sprünge,  durch 
die  sie  unsere  ganze  Sympathie  gewannen,  da  sie  damit  auch  den 
Beweis  eines  ganz  hervorragenden  Muthes  geliefert  hatten. 

Nicht  im  Stande,  irgend  welchen  Eindruck  auf  uns  hervor- 
zubringen, wir  sahen  ihnen  in  grösster  Heiterkeit  zu,  wussten 
sie  nicht,  was  zu  machen  und  kamen  schliesslich  auf  unser  Zurufen 
heran.  Wir  erklärten  ihnen  so  gut  es  ging,  woher  wir  kamen  und 
was  wir  wollten,  und  sandten  sie  zur  Verbreitung  der  Kunde  fort 
Noch  am  selben  Abende  lagerten  wir  bei  einem  Dorfe  im  Turkana- 
Grenzdistricte  Katiamän.  Das  Vieh  war  wohl  weggetrieben  worden, 


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563 

doch  schien  man  uris  bald  zu  vertrauen  und  sich  mit  dem  Ge- 
danken, nie  gesehene  Leute  im  Lande  zu  haben,  befreundet  zu 
haben.  Dieser  District  ist  die  reine  Steinwüste.  Gras  gab  es  ent- 
schieden keines,  und  faules  Wasser  ganz  ekelhafter  Natur  nur  an 
einer  Stelle  in  ganz  geringer  Menge.  Das  Vieh  war  derart  fleischlos, 
dass  wir  in  der  Erwartung,  später  bessere  Thiere  zu  finden,  es  gar 
nicht  kauften.  Den  nächsen  Tag  blieben  wir  trotz  der  elenden  Ver- 
hältnisse da,  um  dem  Widerrufe  der  zu  erst  im  Lande  ausgesprengten 
Nachricht  von  einem  feindlichen  Einfalle,  Zeit  zur  Verbreitung  zu 
geben.  Wir  stiegen  hierauf  in  das  Kerioflussthal  hinab,  das  sich  mit 
den  anschliessenden  Akazien- Waldungen  vom  Plateau  reizend  aus- 
genommen hatte,  und  lagerten  am  breiten,  doch  trockenen,  sandigen 
Flussbette.  Das  ganze  Land  der  Turkana,  so  weit  wir  es  wenig- 
stens kennen  gelernt  haben,  ist  die  reinste  Sandwüste,  wenn  auch 
der  gute  Akazienbestand  es  von  der  Ferne  als  schönes,  fruchtbares 
Land  erscheinen  lässt.  Es  verfügt  über  keine  einzige  Quelle,  und 
ist  Gras  nur  äusserst  spärlich  vorhanden.  Die  Flussbetten  sind 
alle  trocken,  doch  geben  die  meisten  durch  Graben  von  2  Fuss 
tiefen  Löchern  schon  Wasser. 

Das  Vieh,  das  entsetzlich  mager  ist,  scheint  an  derlei  Ver- 
hältnisse bereits  gewöhnt  zu  sein,  und  beginnt  sofort  selbst  mit 
den  Hufen  im  Flusssande  zu  scharren,  wenn  es  zur  „Tränke"  ge- 
trieben wird. 

In  einigen  Theilen  des  Landes  bilden  Fächerpalmen 
(Hyphaene  thebaica)  die  einzige  Baumvegetation  und  manche  Flüsse 
sind  nur  von  Dickichten  solcher  umrahmt.  Diese  bilden  für  die 
Eingebornen,  die  aus  der  viel  Gerbstoff  hältigen  Fruchtschale  Mehl 
bereiten,  ein  wichtiges  Nahrungsmittel.  Die  Turkana  oder  Elgume 
hatten  vor  noch  wenigen  Decennien  ihre  Wohnplätze  weiter  west- 
lich, in  den  heutigen  Tags  von  den  Karamoyo's  bezogenen  Ge- 
bieten. Das  Land  der  Turkana  war  damals  im  Besitze  der  Bur- 
kenedjis.  Die  Karamoyö's,  ein  Schwesterstamm  der  Turkana,  der 
dieselbe  Sprache  spricht,  vertrieb  letztere  nach  ihrem  heutigen 
Wohnsitze,  wodurch  die  unterliegenden  Burkenedjis  gezwungen 
waren,  sich  weiter  östlich  im  Samburulande  eine  neue  Heimat  zu 
gründen.  Die  Turkana  bewohnen  an  der  ganzen  Westseite  des 
Rudolfsees  einen  ungefähr  15  Sm  breiten  Landstrich.  An  diesen 
schliesst  sich  im  Norden  das  Land  der  Donyiros,  mit  welchen  sie, 
obwohl  sehr  nahe  verwandt,  in  Feindschaft  leben.  Sie  sind  Vieh- 
züchter und   halten  Rindvieh,    Schafe,   Ziegen,   kleine    graue  Esel 


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564 

und  Kameele.  Letztere  besitzen  sie  seit  höchstens  40  Jahren  und  sie 
verstehen  sie  noch  nicht  zu  hehandeln  oder  zu  gebrauchen.  Die  Zahl 
derselben  dürfte  1000—2000  betragen,  und  stammt  der  grössteTheil 
von  Raubzügen  her,  die  sie  speciell  bei  den  Rändiles  unternehmen. 
An  zwei  Orten,  die  beide  „Laremött"  heissen,  nämHch  an  der 
Mündung  des  Kerio  und  des  Trrgu^ll  bauen  sie  in  günstigen  Jahren 
Durrha.  Zur  Zeit  unserer  Anwesenheit  war  jedoch  kein  Korn  davon 
zu  haben.  Die  Turkana  sind  ein  ausserordentlich  kräftig,  ja  beinahe 
herkulisch  gebauter  Stamm.  Ihre  Waffen  bestehen  in  einem  schlechten 
Speer  und  einem  Schilde,  der  meistens  aus  Flusspferdhaut  verfertigt 
ist.  Ihre  Wohnstätten  sind  äusserst  primitiv,  und  bestehen  nur  aus 
einer  Anzahl  einfach  in  den  Boden  gesteckter  Zweige.  Auffallend 
ist  deren  Haartracht,  die  in  einem  breiten  und  langen  Haarbeutel 
besteht,  der  durch  Ausreissen  und  Verfilzen  der  eigenen  Haare  ver- 
fertigt wird.  Es  vergehen  mehrere  Jahre  bis  zur  Vollendung  einer 
solchen  Haartracht,  da  der  Beutel  nur  aus  den  eigenen  Haaren  be- 
steht und  kein  getrennt  davon  erzeugtes  Stück  ist.  Es  ist  ein  unge- 
heuer lebhaftes,  lärmendes  und  gewiss  auch  tapferes  Volk. 

Dem  Genüsse  von  Kautabak  geben  sie  sich  mit  der  grössten 
Leidenschaftlichkeit  hin,  und  dieser  wäre  das  einzige  Tauschmittel 
gewesen,  mit  welchem  wir  jede  beliebige  Menge  von  Vieh  hätten 
kaufen  können. 

Tabak  hatten  wir  nicht  und  mit  unsern  Tauschwaren  ge- 
lang es  uns  nur  eine  eben  für  unseren  Unterhalt  genügende  Menge 
von  Schafen  sowie  Eseln  zu  erstehen,  ohne  Vorräthe  für  die  Zu- 
kunft aufstappeln  zu  können.  Wir  weilten  drei  Wochen  in  deren 
Lande  und  erreichten  am  2 1 .  Juni  das  trockene  Flussbett  des  Trrgu^ 
in  3°  Nordbreite;  wir  waren  damit  wieder  in  unbewohnter  Wildnis, 
diesmal  mit  leeren  Händen,  und  daher  zum  ersten  Male  in  der 
peinlichen  Lage,  unseren  Leuten  keine  Ration  austheilen  zu  können. 
Unser  Jagdglück  Hess  uns  im  Stiche,  wir  kamen  immer  beutelos 
heim.  Zu  unserem  Glücke  gab  es  da  jedoch  häufig  Maulbeer- 
feigenbäume (ficus  platyphylla  ?),  alle  reich  mit  Früchten  behangen, 
von  welchen  man  wohl  ganz  gut  eine  Zeit  lang  leben  kann,  wenn 
man  bei  solcher  Kost  auch  von  Kräften  kommt.  Dem  Trrguöll- 
Flussbette,  das  ein  breiter  undurchdringlich  dichter  Urwald- 
streifen  einsäumt,  entlang  irrten  wir  südwärts,  der  ganz  iso- 
lirten  ackerbautreibenden  Turkana-Colonie  >Ngaboto«  zu.  Sieben 
Tage  ging  es  dahin,  Tag  für  Tag  von  Feigenbaum  zu  Feigenbaum. 
Wir  erreichten  Ngaboto,  eine  kleine,  wenig  zahlreiche  Colonie,  die 


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565^ 


uns  nur  sehr  wenig  abtreten  konnte,  doch  behalfen  wir  uns  mit 
einem  zufälligen  Zuschuss  von  Tausenden  von  Webervogelnest- 
hockern. Man  vertröstete  uns  auf  die  weiter  südlich  ansässigen  Suk's. 
Wir  zogen  zu  diesen,  kamen  aber  damit  in  bewohnte  Gegenden, 
wo  Hunger  das  Feldgeschrei  war.  Die  Felder  waren  wohl  bebaut, 
doch  stand  die  Durrha  noch  grün  und  unreif.  Es  waren  dies  die 
Gegenden,  die  wir  sechs  Monate  früher  vergebens  nach  Lebens- 
mitteln abgesucht  hatten.  Die  Maulbeerfeigenbäume  waren  da  frucht- 
leer, »Maboga,«  ein  essbares  wildwachsendes  Kraut,  längst  gepflückt; 
unsere  Situation  wurde  immer  ernster.  Da  schien  Rettung  zu  winken. 
Eine  Abtheilung  von  nomadisirenden  Suk's.  die  am  Kerio-Flusse 
leben,  kam.  Sie  wollten  uns  Vieh  verkaufen  und  uns  sogar  führen 
Unsere  Leute  waren  indess  bereits  fürchterlich  herabgekommen, 
und  vegetirten  nur  mehr  von  kärglichen  Mengen  ganz  unreifer 
Durrha,  die  sie  sich  in  dunkler  Nacht  von  den  Feldern  holten.  Die 
Suk's  führten  uns  zum  Kerio,  Hessen  uns  denselben  überschreiten 
und  an  dessem  jenseitigen  Ufer  lagern.  Bald  darauf  traten  schwere 
Regengüsse  ein,  der  Kerio  wurde  zum  tiefen  reissenden  unpassir- 
baren  Fluss.  Die  Suk's  hatten  indessen  näheren  Einblick  in  unsere 
verzweifelten  Verhältnisse  gewonnen,  waren  augenscheinlich  froh 
von  uns  derart  getrennt  zu  sein,  und  Hessen  sich  nicht  mehr 
bHcken.  Unser  Elend  wuchs  aufs  Aeusserste  und  erforderte  eine 
Aenderung,  sollte  die  Expedition  nicht  scheitern.  Die  Hungerperiode 
hatte  bereits  über  einen  Monat  gedauert.  Konnte  etwas  gethan 
werden,  so  war  der  letzte  Moment  dazu  gekommen.  Ein  Suk-Kral, 
•den  wir  noch  auszukundschaften  im  Stande  waren,  bot  uns  die 
(lelegenheit  dazu,  und  wir  gaben  dem  Zwange  der  Umstände  Folge, 
Um  das  Unglück  für  unsere  Opfer  möglichst  milde  zu  gestalten, 
wurde  denn  der  Raub  einer  genügend  grossen  Viehherde  in 
bestimmt  geplanter  Weise  ausgeführt.  Die  Noth  hatte  damit  ein 
Ende,  wir  erreichten  unangefochten  den  Baringo-See  und  bezogen 
am  30.  Juli  1888  wieder  unser  Lager  bei  Njemss  mdogo. 

Unser  Zug  zum  Seengebiet  hatte  166  Tage  gedauert,  eine  lange 
^eit,  da  wir  sie  unter  den  denkbar  schwierigsten  Verhältnissen 
verlebt  hatten,  in  immerwährender  Sorge  um  das  tägliche  Brot. 
Wir  hatten  unserer  Karawane  bei  der  kärglichsten  Verpflegung 
•enorme  Leistungen  zugemuthet,  ohne  je  auch  nur  die  geringste  Un- 
zufriedenheit zu  bemerken.  Mit  ihrer  Hilfe  war  es  uns  gelun- 
gen, einen  grossen,  wüsten  Landstrich  zu  erforschen,  der  der 
Schwierigkeit  ihn  zu  bereisen  wegen    so  lange  unbekannt  geblieben 


MiUh.  d.  k   k.  Geogr    Qes.  1889,  U  u.  12. 


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'^■"i^ 


war.  Mitgefühl  für  unsere  brave  Schaar  brachte  uns  derselben  näher 
und  Hess  uns  in  der  Folge  darauf  bedacht  sein,  die  Heimreise 
möglichst  leicht  und  angenehm  zu  gestalten. 

Unter  der  Herrschaft  dieser  Gefühle  entstand  der  Plan,  längs 
des  Naiwascha-Sees,  über  Kikuyu  und  ükambani  Taveta  zu  er- 
reichen 

Am  9.  August  verliessen  wir  Njemss,  lagerten  am  25.  am 
Naiwaschastrande,  passirten  den  südlichsten  KikuvTitheil,  und  er- 
reichten am  7.  September  die  ersten  Ansiedlungen  der  Wakamba. 
Die  weitere  Route  führte  durch  die  Districkte  ülu,  Iweti,  Kilungo, 
Zaowi,  nach  Kikumbuliu,  und  schliesslich  hart  am  Südende  der 
jungvulcanischen  Djulukette  vorbei  nach  Taveta.  In  der  herzlichsten 
Weise  von  den  gutmütigen  Eingebornen  begrüsst,  zogen  wir  am  29. 
September  durch  den  schattigen  Wald  auf  unseren  alten  nun  über- 
wucherten Lagerplatz. 

Die  überraschenden  Nachrichten  von  den  an  der  Küste  aus- 
gebrochenen Unruhen,  die  wir  da  erhielten,  machten  unsere  ferneren 
Pläne  zu  nichte  und  mussten  wir  trachten,  die  Küste  bei  Mombas 
zu  erreichen,  so  lange  dieses  Gebiet  noch  ruhig  war,  da  ja  die  Mög- 
lichkeit vorlag,  dass  sich  der  Aufstand  auch  dahin  ausbreiten  konnte. 

Am  13.  Oktober  verliessen  wir  zum  letzten  Male  Taveta  und 
gelangten  am  25.  Oktober  1888  bei  Mombas  nach  22monatlicher 
Wanderung  an  die  Küste. 


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s 


Der  internationale  Congress  tür  geographische 
Wissenschaften  zu  Paris  (August  1889). 

Von  Prof.  l>r.  Pbilipp  Paalitsehke. 

In  der  Zeit  vom  5.  bis  11.  August  1889  wurde  za  Paris  der 
IV.  internationale  Congress  für  geographische  Wissenseh  atLen  ab- 
gehalten. 

Die  Mitglieder  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  sind  bereits 
durch  einzelne  Notizen  über  die  präparativen  Arbeiten  zu  diesem  tion- 
gresse  unterrichtet  worden  (siehe  pp.  44  flf.,  244  dieses  Jaiirgatig^ 
der  Mittheilungen  der  k.  k.  geographischen  Gesellschalt). 

Nahezu  600  Geographen  aus  aller  Herren  Ländern  mit  Aus- 
nahme des  deutschen  Reiches*)  waren  zusammengekommen  und 
ein  glänzender  Kreis  fürstlicher  Persönlichkeiten,  worunfi^r  ^.  .1  M. 
M.  der  Kaiser  von  Brasilien  Dom  Petro  II.,  König  Leop<^ld  11,  von 
Belgien,  König  Dom  Luiz  II.  von  Portugal,  König  Karl  I.  von  Ru- 
mänien, der  König  von  Kambodscha,  Seine  kaiserl.  und  königl.  Ilolieit 
Erzherzog  Ludwig  Salvator  von  Oesterreich,  Seine  Hohf^it  dtir  Jetzt 
regierende  Fürst  von  Monaco,  Seine  Hoheit  Prinz  Hermaiui  von 
Sachsen-Weimar-Eisenach,  Erbprinz  Abbas  Pascha  von  Egypten 
und  Andere  mehr,  hatte  in  der  Eigenschaft  von  l^rt3sidents 
dlionneur  dem  Feste  der  Wissenscliaft  einen  besonderen  liltmz  ver- 
liehen. Französischer  Sitte  gemäss  war  auch  ein  Comit6  de  iiaLronage, 
bestehend  aus  allen  Correspondenten  der  Pariser  geoffrapliischen 
Gesellschaft  und  aus  den  Präsidenten  sämmtlicher  geogriiphisclien 
Vereine  der  Welt  gebildet  worden,  während  ein  specieller  Ueneral- 
Commissär  mit  einem  Adjuncten  (Graf  H.  de  Bizemont  und  Prof' 
Gh.  Gauthiot)  und  ein  Stab  eifriger  und  rühriger  Se<:'reUire  und 
Gommissäre  (E.  Cravoisier.  Baron  Hulot,  deMargerie)  dei^  wichtigen 
Amtes  der  inneren  Organisation  des  Congresses  walteten. 


*;  Dieses  hatte  keine  officiellen  Vertreter  entsendet  und  nut  dpv  wüdtem- 
bergsche  Verein  für  Handelsgeographie  hatte  einen  Delegirten  in  ^'rpff^ssor 
Hermann  Wagner  aus  GöUingen  auf  die  officielle  Liste  si^iKen  lassen, 
während  sonst  nur  vereinzelte  Geographen  aus  dem  Deutschen  Rddm  dem 
Congresse  beiwohnten. 


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T)i.8 

Den  Besuchern  aus  Oesterreich-Ungarn,  dessen  beide  geo- 
graphischen Gesellschaften  ofliciell  vertreten  waren,  gereichte  es  zu 
besonderer  Beh-iedigung  und  Freude,  dass  der  erlauchte  Geograph 
aus  der  kaiserlichen  Familie,  Seine  kaiserliche  Hoheit 
Herr  Erzherzog  Ludwig  Salvator,  an  dem  Ehrenpräsidium 
des  Congresses  theilnahm  und  sein  Interesse  für  die  Arbeiten 
desselben  durch  üebersendung  seines  neuesten  ausgezeichneten 
Werkes  an  die  Pariser  geographische  Gesellschaft  und  an  deren 
Präsidenten  documentirte  wie  nicht  minder,  dass  man  allseitig 
dieses  Wohlwollen  mit  dem  Ausdrucke  aufrichtigen  und  ehrfurchts- 
vollen Dankes  entgegennahm. 

104  ofTicielle  Delegirte  von  Regierungen,  Akademien  der  Wissen- 
schaften, grossen  Lehranstalten,  erdkundlichen  Vereinen  votirten  bei 
einzelnen  Gelegenheiten  und  das  wissenschaftliche  Treiben  verdient 
ein  äussersi  reges  und  anregendes,  wie  fruchtbares  genannt  zu 
werden.  Schon  der  Einblick  in  die  Organisation  des  Congresses 
erlaubte  den  Schluss,  dass  der  Pariser  Congress  ein  echter  Congress 
der  Arbeit  und  kein  Congress  des  Vergnügens  oder  der  Unterhaltung, 
wie  man  wegen  der  Weltausstellung  besorgen  zu  sollen  glaubte, 
sein  werde.  In  der  That  trat  eine  Reihe,  wenngleich  glänzender 
Feierlichkeiten  und  Empfänge  gegenüber  der  ernsten  Arbeit  in  den 
Hintergrund.  Dem  Congresse  lag  eine  colossale  Masse  wohl- 
formulirter  Fragen  und  discutirbar  gemachten  Stoffes  vor,  und 
ausserdem  wurde  noch  eine  grosse  Menge  verschiedener  geogra- 
phischer Gegenstände  zur  Auswahl,  Behandlung  und  Beschlussfassung 
hors  d'ordre  bereitgehalten.  Auch  das  Versprechen,  politische  Fragen 
völlig  zu  meiden,  haben  die  Franzosen,  wie  die  Fremden  redlich 
und  brav  eingehalten. 

Als  besondere  Anregung  war  noch  vor  Beginn  des  Congresses 
empfohlen  worden,  eine  jede  geographische  Gesellschalt  möge  die 
im  Laufe  dieses  Säculums  in  ihrem  Lande  vollbrachten  geographisch- 
wissenschaftlichen Reisen  und  wichtige  Publicationen,  woferne  die 
letzteren  der  exacten  wissenschaftlichen  Erforschung  der  Erde  Vor- 
schub geleistet  hatten,  in  einem  Specialberieht  beschreiben  lassen,  ein 
Begehren,  dem  vielseitig  entsprochen  worden  ist,  so  dass  äusserst  werth- 
volle  Veröffentlichungen  über  diesen  Gegenstand  bevorstehen.  Natur- 
gemäss  konnte  in  der  verhältnismässig  kurzen  Zeit  die  grosse  FüOe 
geographischer  Autgaben,  die  dem  Congresse  vorlagen,  nicht  absolvirt 
werden,  und  so  entschloss  man  sich,  Berichte  und  Vota  in  Form 
von  Eingaben   an  den  Congress  entgegenzunehmen,  um  sie  später 


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569 

in  den  Congressacten  zu  veröflentlichen.  Ganz  besonders  fiel  die 
grosse  Masse  von  praktisch-geographischen  Dingen  auf,  welche  die 
Franzosen  unter  die  Rubrik  der  Geographie  ^conomique  (3.  Gruppe) 
aufgenommen  wissen  wollten,  auf,  ein  Zeichen,  dass  man  in  Frank- 
reich schon  lange  und  lebhaft  auf  Popularisirung  der  Erdkunde,  die 
daselbst  bekanntlich  als  so  nothwendig  und  selbst  für  bessere 
Schichten  der  Bevölkerung  erwünscht  erkannt  wurde,  Werth  legt 
und  die  geographische  Erziehung  der  Massen  auf  allen  Ecken  und 
Enden  in  Angriff  genommen  hat  —  ein  Bestreben,  welches  bei  der 
Vielgereistheit  und  dem  in  Folge  dessen  gewöhnlich  grösseren  geo- 
graphischen Horizont  der  Franzosen  Früchte  tragen  mag. 

Von  einer  geographischen  Specialausstellung  wurde  mit  Rück- 
sicht auf  die  allgemeine  Weltausstellung,  wo  neues  geographisches 
Materiale  in  Hülle  und  Fülle  zu  sehen  war,  wohl  mit  Recht  abge- 
sehen. Die  Commissäre  des  Congresses  gaben  sich  Mühe,  namentlich 
die  ethnologisch  und  topographisch  interessanten  Partien  der  Welt- 
ausstellung zu  betonen  und  womöglich  persönlich  zu  erläutern.  Sehr 
zustatten  kam  hierbei  auch  der  Umstand,  dass  kurz  vorher  zu 
Paris  ein  mit  reichem  Demonstrationsmateriale  versehener  colonialer 
Congress  abgehalten  worden  war  und  die  Objecte  noch  bereit  lagen. 

In  das  Präsidium  der  7  Gruppen  theilten  sich  in  überwiegen- 
der Zahl  die  Mitglieder  des  Institutes  von  Frankreich,  von  welchen 
12  activ  an  den  Verhandlungen  sich  betheiligten.  Man  hatte  die 
Einrichtung  getroffen,  in  den  Vormittagsstunden  die  s^ances  des 
groupes,  Nachmittags  oder  Abends  Vorträge  vor  der  Vollversamm- 
lung unter  Illustration  derselben  durch  Bilder  mittels  elektrischen 
Lichtes  zu  veranstalten,  ein  Verfahren,  das  einzig  möglich  war,  sollte 
der  Congress  keine  allzu  lange  Zeitdauer  beanspruchen,  das  aber  den 
Nachtheil  hatte,  dass  man  täglich  nur  den  Sitzungen  einer  oder 
höchstens  zweier  Gruppen  beiwohnen  konnte.  Der  Austausch  der 
Meinungen  war  ein  ungezwungener,  die  Theilnahme  an  den  Debatten 
eine  sehr  lebhafte.  Einzelne  Beschlüsse  über  besonders  praktische 
oder  interessante  Dinge  gaben  die  Gruppen  an;  in  Vollversamm- 
lungen wurde  nicht  votirt. 

Der  Referent  muss  natürlich  darauf  verzichten,  hier  einen 
erschöpfenden  Bericht  über  die  Arbeiten  des  Congresses  zu  geben 
Heute  liesse  sich  nicht  einmal  ein  vollkommenes  Bild  derselben 
entwerfen.  Diese  Aufgabe  muss  viehuehr  auf  den  Zeitpunkt  aufge- 
spart werden,  wo  die  Publicationen  des  Congresses  im  Druck  vor- 
liegen werden,   so  dass   auch  die   sogenannten  Nachzügler  werden 


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570 

berücksichtigt  werden  können.  Da  von  Seite  der  Commissäre  un- 
gesäumt an  die  Drucklegung  des  wissenschaftlichen  Materials  ge- 
schritten wurde,  ist  der  Zeitpunkt  wohl  nicht  ferne,  an  dem  man  die 
Arlieiten  und  die  Bedeutung  des  Congresses  im  Detail  zu  überblicken 
im  Stande  sein  wird.  Vorderhand  möge  nur  das  Gröbste  hervor- 
ßphoben  werden  und  erwähnt  sein,  dass  bei  Fragen  verwandten 
lolialts  die  Sectionen  combinirt  wurden  und  vereint  Sitzungen 
abliielten. 

Derersten(mathematischenGruppe),  welche  dieGeodäsie, 
Topographie,  Hydrographie  und  Kartographie  umfasste  und  welcher 
das  Mitglied  des  Instituts  Bouquet  de  la  Grye  abwechselnd  mit  dem 
jetzt  regierenden  Fürsten  Albert  von  Monaco  präsidirte,  lagen 
14  ^vohlformirte  Fragen  zur  Berathung  vor.  Dieselben  waren  von 
Lieutenant-Colonel  Bassot,  dem  Chef  der  geodätischen  Section  des 
Kriegsministeriums,  den  Ingenieuren  Caspari,  Cheysson,  Huber, 
(iermain,  Oberst  Derr^agaix,  Lallemand,  dem  Ünter-Du'ector  des 
Pai'i^ier  Observatoriums  Loevy,  Marx,  Schlumberger  und  Schrader 
formulirt.  Dieselben  bezogen  sich  auf  die  Anlage  neuer  Sternatlanten, 
die  Messung  eines  Meridian-  und  Parallel-Grades  auf  der  südlichen 
Halbkugel,  die  Art  und  Weise  schärferer  Bestimmung  der  Erdgestalt, 
i\\e  Kritik  der  Methoden  des  Schweremessungs-Verfahrens,  Nivelle- 
ments, den  Nutzen  eines  »zero  unique  pour  les  nivellements  de 
liaiile  pröcision»,  den  Fortschritt  der  Herstellung  von  Karten  von 
Europa  in  grossen  Massstäben,  die  topographischen  Aufnahmen  mit 
Hilfe  der  Photographie,  die  Bestimmung  der  Temperatur  und  des  Salz- 
^ehultes  des  Meeres  in  verschiedenen  Tiefen,  auf  Studien  über 
Meeresströmungen,  die  Wahl  eines  neuen  Nullmeridians,  die  Welt- 
zeit u.  A.  m. 

Besonderes  Interesse  boten  bei  der  Discussion  des  Stoffes  die 
Ausführungen  Oberst  Derrfecagaix  über  die  Verwendung  der  Photo- 
^i^aphie  zu  topographischen  Aufnahmen,  Lallemand's  über  Nivelle- 
nierits  in  gebirgigen  Gegenden  und  an  den  Küsten,  Bouquet  de  la 
Grye's  über  die  Bestimmung  des  Mittelwertes  für  das  Meeres- 
niveau; ferner  Desflorges'  kritische  Bemerkungen  über  die  .seit 
100  Jahren  bei  Messung  der  Schwere  verwendeten  Methoden  und 
Instrumente.  Die  Section  sprach  den  Wunsch  aus,  man  möge  nach 
dem  Muster  der  Publication  des  Hydrographical  oftice  der  Ver- 
einigten Staaten  von  Amerika  wenigstens  alle  drei  Monate  streng 
auf  dem  Laufenden  gehaltene  Karten  von  Meeresströmungen,  an 
den  den  einzelnen  Staaten  zugehörigen  Küsten   veröffentlichen.   Die 


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Discussion  knüpfte  hierbei  vielfach  an  die  Beobachtungen  an,  welche 
Fürst  Albert  v.  Monaco  auf  der  »HirondeUe«  gemacht  hatte. 

Der  Delegirte  der  Akademie  der  Wissenschaften  von  Bologna, 
Cesare  Tondini  de  Quarenghi  brachte  seinen  Antrag  auf  Wahl  des  Meri- 
dians von  Jerusalem  zum  gemeinsamen  NuUmeridian  und  die  Ein- 
führung der  Weltzeit  em  und  legte  ein  bezügliches,  sorgfältig  aasge- 
arbeitetes Memoire  vor.  Der  Congress  schloss  sich  nach  Discussion 
dieser  Frage  keiner  der  speciell  vorgebrachten  Meinungen  an  und 
erachtete  weiter  ganz  besonders  >que  Tunification  de  Pbeure  et 
des  longitudes  n'est  pas  necessaire.«  Die  Annahme  der  Weltzeit  in 
der  Telegraphie  erachtete  er  für  eine  »question  d'ordre  commercial.« 

Der  zweiten  (physikalischen)  Section,  die  allgemeine  Geo- 
logie, die  Thier-  und  Pflanzengeographie,  Meteorologie,  Klimatologie 
und  die  Geographie  m^cale  umfassend,  präsidirte  A.  Daubr6e  vom 
Institut.  Sie  hatte  die  Vorbereitung  von  31  Fragen  —  also  eines 
erdrückenden  Materials  —  einer  Commission  überlassen,  welcher 
E.  Cosson,  Janssen  und  Milne- Edwards  vom  Institut,  De 
Lapparent,  William  Martin,  Teisserenc  de  Bort,  Nicolas,  der  Pro- 
fessor der  physikalischen  Geographie  an  der  Sorbonne  V6lain  und 
Contre-Admiral  Vignes  angehörten.  Wie  zu  befürchten  stand,  konnte 
das  ungeheure  Feld  nur  höchst  aphoristisch  behandelt  werden, 
und  es  hätte  sich  empfohlen,  den  einzelnen  grossen  Wissensge- 
bieten je  einen  Tag  zur  Abhandlung  der  allerwichtigsten  Fragen 
zuzuweisen.  Das  ist  nun  nicht  geschehen  und  so  war  denn  nur 
wenig  von  all'  dem  schönen  Stoffe  von  der  Discussion  berührt 
worden,  ja  es  trat  offen  die  Tendenz  zu  Tage,  Manches,  was  in 
in  dem  Programm  gar  nicht  vorgesehen  war,  mit  zu  verhandehi: 
es  fehlte  also  selbst  das  allerbescheidenste,  aber  bei  derlei  Discus- 
sionen  durchaus  nothwendige  Mass  akademischen  Tactes  und  die 
Redner  besprachen  mit  Vorliebe  bloss  eigene,  oft  höchst  subjectiv 
klingende  Erfahrungen,  so  z.  B.  Dr.  Bleicher  aus  Nancy  seine  Theorie 
über  die  (Geologie  der  Vogesen,  der  rührige  Oberst  Blanchot  seine  Theo- 
rie über  die  Bildung  der  Continente,  Baron  v.  Schwerin  seine  Ansichten 
über  die  Austrocknung  des  Congo-Hinterlandes.  Der  Vertreter 
Japans,  Wada,  verbreitetete  sich  über  den  wohlorganisirten  seismo- 
logischen  Beobachtungsmechanismus  in  seiner  Heimat,  üeber  das 
Auftreten  der  Pestepidemien  in  der  Zeit  von  1840 — 1889  wurde 
allzulange  gesprochen.  Selbstverständlich  blieb  auch  das  behebtfe 
und  moderne  Thema  der  Erosion  und  Denudation,  bei  welchem  die 
Subjectivität  ungeheueren  Spielraum  hat,  nicht  unberührt.  Das  jedoch 


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muss  zugestanden  werden,  dass  z.  B.  bei  dem  Thema  der  Klimatologie 
höchst  praktische  und  allgemein  interessante  Fragen  an  der  Tages- 
ordnung waren.  Viele  derselben  verdienten  bei  einem  nächsten  Con- 
gresse  nochmals  in  Angriff  genommen  zu  werden. 

Bei  der  drittenGruppe  (ökonomischeGeographie  und 
Statistik)  —  sie  vereinigte  die  meisten  Interessenten  und  hatte  neben 
zehn  officiellen  die  meisten  Fragen  hors  d'ordre  —  zeigte  sich 
deutlich,  dass  die  Versammlung  in  der  Regel  bei  den  Verhand- 
lungen noch  von  dem  Geiste  des  in  der  Vorwoche  (30.  Juli,  5. 
August)  abgehaltenen  internationalen  Colonial-Congresses  ange- 
haucht und  durchweht  war.  Emile  Levasseur  leitete  mit  Daubree 
"und  einer  Eeihe  hervorragender  Praktiker  die  Verhandlungen,  welche 
im  grossen  Sitzungssaale  der  geographischen  Gesellschaft  ihren 
Verlauf  nahmen. 

MitgUeder  der  vielverzweigten  Societe  de  g^graphie  com- 
merciale  standen  in  erster  Reihe  unter  den  Sprechern;  Deputirte, 
Kaufleute,  Aerzte,  Consuln,  Staatsräthe,  Journalisten  und  Statistiker 
gesellten  sich  zu  diesen.  Man  muss  gestehen,  dass  gerade  das  Ge- 
biet der  wirthschaftlichen  Geographie  in  Frankreich  die  meisten 
Gultivatoren  hat  und  naturgemäss  im  Vordergrunde  steht  in  einem 
Lande  mit  so  reichen,  aber  im  Hinblicke  auf  die  ausgebreiteten 
Golonien  noch  so  vielfach  mangelhaft  behobenen  materiellen  Hilfs- 
mitteln. Eine  Unzahl  von  wirthschaftlich-geographischen  Elaboraten 
konnte  bei  dem  Andränge  und  dem  Sprecheifer  der  Redner  nur 
behufs  späterer  Publication  auf  den  Präsidententisch  niedergelegt 
werden.  Der  Speculation  waren  Thür  und  Thor  geöffnet  und  es 
war  interessant,  wie  die  Franzosen,  die,  wie  bekannt,  nicht  zu  den 
besten  Colonisatoren  gehören,  einander  in  der  Entwickelung  und 
Darlegung  von  Colonisations-  und  anderen  Problemen  überboten. 

Drei  Gegenstände  waren  es  vornehmlich,  zu  welchen  gespro- 
chen wurde :  die  Auswanderung,  das  moderne  Colonisations-Verfahren 
und  die  Expansion  der  Communicationswege.  Als  das  Dorado  der 
Emigranten  stellten  die  Südamerikaner  noch  imnier  ihre  Heimat 
hin  und  trachteten  ihre  Behauptungen  an  der  Hand  von  statistisch 
gewürzten  Flug-  und  Gelegenheitsschriften  zu  erweisen.  Turquan, 
Chef  des  statistischen  Bureaus  des  französ.  Handelsministeriums, 
lobte  die  Migrationsfähigkeit  der  Franzosen  über  den  Erdball  und 
Gauthiot  besprach  die  französische  Einwanderung  nach  Ganada, 
die  1888  immer  noch  1000  Individuen  betragen  hatte.  Das  Co- 
lonisationswesen   der  Gegenwart  anlangend  äusserte   man  sich  bei 


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^^dyiifll^H 


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der  Beantwortung  der  interessanten  Frage:  Quel  est  le  meilleur 
Systeme  de  colonisalion?  wie  es  hiess,  für  das  >  principe  de  la  li- 
bert6*  und  betonte,  dass  man  zu  dieser  Schlussfassung  gelangte: 
»sans  entrer  dans  Texamen  des  conditions  politiques  qui  imposent 
aux  divers  Etats  des  proc^ös  difT(6rents  de  colonisation.«  Nur 
dem  bevorzugten  Holzraubbau  in  den  Colonien  glaubte  der  Con- 
gress  auf  Vorschlag  des  Colonels  Blanchot  in  einem  Specialvotum 
entgegentreten  zu  sollen.  Bei  Besprechung  der  Themen  aus  der 
Verkehrsgeographie  stand  das  alte  Problem  der  Sahara-Bahn,  aber 
durchaus  nicht  in  dem  Lichte  eines  Phantoms,  im  Vordergrund. 
Von  praktischen  Erwägungen  in  Bezug  auf  den  endlichen  Bau  der 
Sahara-Bahn  können  sich  einmal  die  Franzosen  nicht  trennen. 
Der  Vollendung  der  Pacific-Bahn  von  Buenos- Ayres  nach  Valparaiso 
glaubt  man  auf  Grund  von  Referaten,  die  in  Paris  erstattet  wurden, 
circa  in  vier  Jahren  mit  Sicherheit  entgegen  sehen  zu  dürfen.  Die 
Portugiesischen  Delegirten  wiesen  auf  die  noch  unbehobenen  Natur- 
schätze des  portugiesischen  West-  und  Südost-Afrika  hin,  besonders 
auf  den  Kohlenreichthum  am  Zambesi ;  portugiesische  Dampfer  ver- 
wenden die  Zambesi-Kohle  angeblich  schon  seit  Jahren.  Ausge- 
arbeitete Pläne  für  den  Bahnbau  in  den  Zambesi-Ländern  wurden 
von  diesen  Herren  gezeigt,  die  Bewunderung  erregten.  Es  hat  den 
Anschein,  als  würde  das  Zambesi-Thal  mit  dem  Congo-Ländern  mit 
der  Zeit  in  wirthschafllichen  Concurrenz-Kampf  gerathen.  Auf  dem 
Pariser  Congress  wurde  dessen  Bedeutung  nachhaltig  dargethan.  Ein 
heilsames  Votum  für  die  Revision  des  veralteten  internationalen 
Seefahrer-Reglements  bemHhte  sich  der  Congress  gleichfalls  zu  bringen. 
Ehrenpräsident  der  vierten  Section  (historische  Geo  gra- 
phie  und  Geschichte  der  Geographie)  war  der  verdienstvolle 
Vivien  de  Saint  Martin,  auch  Ehrenpräsident  der  Pariser  geograph.  Ge- 
sellschaft. Ihm  secundirte  in  der  Abwickelung  der  (ieschäf  le  dieser  Gruppe 
Barbiö  du  Bocage  und  als  Berather  fungirten  u.  A.  der  Graf  Charencey, 
Himly  vom  Institut,  Marcel  von  der  Bibliotheque  Nationale.  Jackson, 
Graf  Marsy,  Guillaume  Rey  und  Castonnet  de  Fosses.  Man  hatte  pro- 
miscue  16  Fragen  der  Lösung  vorbehalten,  doch  waren  die  Themen 
lediglich  Propositionen  für  Vorträge  über  einzelne  Partien  der  Ge- 
schichte der  Erdkunde.  Hievon  interessirte  uns  Oesterreicher  eine 
historische  Darstellung  der  venezianischen  Besitzungen  in  Dalmatien 
vom  Abb6  Pisani.  Vom  allgemeinem  Interesse  waren  GafTareFs 
Mittheilungen  über  einen  neu  aufgefundenen  anonymen  Porlulan 
aus  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts.  P.  Brucker's,  des  gelehr- 


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ten  Jesuiten  von  Lyon,  neue  Daten  über  geographische  Aufnahmen, 
welche  seine  Ordensbrüder  vor  Alters  in  China  gemacht  hg,tten, 
Castonnet  de  Fosses'  Vortrag  über  die  alten  Handelsbeziehungen  von 
Nantes  mit  Spanien,  Flandern  und  Bremen,  worauf  sich  Bemerkungen 
über  die  Entvölkerung  von  Flandern,  schlössen.  Barbiö  du  Bocage 
behauptete,  dass  die  Kuschiten  Aboriginer  von  Babylonien  seien,  Ab- 
bate  Pascha  prüfte  die  Kunde  von  dem  Verkehr  der  alten  Ägypter 
mit  den  Negern  am  oberen  Nil,  Drapeyron  besprach  den  ersten 
»Atlas  national  de  la  France*,  den  ein  Patriot  unter  Heinrich  IV. 
im  Jahre  1592  angefertigt  hatte  und  der  jüngst  aufgefunden  worden 
war,  u.  V.  A.  m.  Eine  Reihe  angekündigter  ausserordentlicher  Vor- 
träge harrte  vergeblich  der  Absolvirung,  so  neue  Mittheilungen  P. 
Brucker's  über  alte,  von  Jesuiten-Missionären  ausgeführte  Karten 
von  China  und  Turkestan,  einen  neu  aufgefundenen  Globus  aus 
Schöneres  Schule,  Nordenskiölds  Angaben  über  alte  vor  1600  n.  Ch. 
erschienenen  Karten  u.  A.  m.  Man  verweilte  mit  Vorliebe  bei  den 
historischen  Daten,  welche  das  alte  Nord-Afrika  betreffen,  wo  eben 
heute  noch  französischer  Besitz  sich  findet  und  französischer  Ein- 
fluss  herrscht. 

Besondere  Beachtung  verdient  eine  Behauptung  des  schwe- 
dischen Gelehrten  Dalgren  (vorgetragen  von  Baron  Schwerin),  wo- 
nach der  Bericht  über  die  Reise  der  Zeni  nichts  anderes  sei, 
als  eine  Compilation  von  Kartenmateriale  verschiedener  Vorgänger. 
Gaflfarel  kritisirte  scharf  die  Grundsätze  der  Eintheilung  Frank- 
reichs in  Departements  und  schlug  einzelne  wünschenswerthe  Modi- 
ficationen  darin  vor.  Zum  Schlüsse,  nachdem  noch  Historisches 
über  den  französischen  Geographen  d'Anville,  römische  Strassen  in 
Spanien,  Spuren  alten  Weinbaues  in  Egypten  und  römische  Berg- 
werke in  Tunesien  besprochen  worden  waren,  schlug  der  Bibliothekar 
der  Pariser  geographischen  Gesellschaft  Jamas  Jackson  vor,  der 
Congress  möge  veranlassen,  dass  nach  Staaten  geordnet,  biographische 
Werke  von  Forschungsreisenden  mit  bibliographischen  Angaben 
angelegt  würden.    Der  Congress  acceptirte  diesen  Vorschlag. 

In  der  fünften  (pädagogischen)  Section  hatten  sich  alle 
hervorragenden  Geographielehrer  Frankreichs  männlichen  und  weib- 
lichen Geschlechtes  den  Berathungen  von  nur  sechs  aufgestellten 
Fragen  mit  allem  Eifer  hingegeben  und  dieselben  wurden  daher,  je 
eine  an  jedem  Vormittag  mit  ziemlicher  Gründlichkeit  durchberathen. 
Aus  der  Pariser  geographischen  Lehrerschaft  hatten  sich  unter  dem 
Vorantritte  Vidale  de  la  Blache's,  des  ünterdirectors  der  öcole  normale 


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superieure  zur  Frageformulirung  Drapeyron,  Dubois,  Dunan,  Dupiüs, 
der  Inspector  Fancin,  Guillot,  Lanier,  Marbeau,  Niox,  Frl.  Kleinhaiis 
und  Paquier  "zusammengethan.  Die  verschiedenen  Materien  der 
Schulgeographie,  die  Heimatskunde,  das  Kartenzeichnen,  physikalir^che 
Geographie,  Länderkunde  auf  den  einzelnen  Stufen  des  niederen 
und  höheren  Unterrichts  wurden  in  einer  an  die  deutschen  Desi- 
deratpunkte des  geographischen  Unterrichts  anschliessenden  und 
diese  vielfach  adoptirenden  Weise  durchgegangen.  „Vernunft  fängt 
wieder  an  zu  sprechen"  mochte  man  mit  Goethe  rufen,  wenn  man 
vernahm,  wie  von  Trennung  der  Geographie  von  Geschichte  im 
Unterricht,  Beschränkung  sinnlosen  Auswendiglernens  von  Zahlen  und 
Namen,  Erweckung  lebensvoller  Landschaftsbilder  in  der  Vorstellung 
des  Schülers,  der  Stellung  besonnener  Anforderung  bei  geographisclien 
Prüfungen,  Creirung  eigener  geographischer  Lehrstühle  und  der^l 
gesprochen  wurde. 

Die  sechste  Gruppe  (Reisen  und  geographis  ch  e  Eri  l- 
deckungen)  hatte  sich  der  Aufstellung  von  Fragen  für  die  Behandhmif^ 
auf  dem  Congresse  enthalten  und  kein  Programm  veröffentlicht.  Der 
Doyen  der  Afrika-Forschung,  der  ausgezeichnete  Antoine  d'Abbadier 
vom  Institut,  hatte  daher  nicht  geringe  Mühe,  den  Karren  im  Geleise  zu 
erhalten  und  einmal  wollte  ihn  schier  schon  der  Unmuth  erfassen 
bei  der  Einsicht,  dass  die  Verhandlungen  in  dieser  geographischen 
Section  eben  dem  2:lichen,  was  man  auf  gut  deutsch  ein  „Bummeln*' 
nennt.  Nichtsdestoweniger  hat  aber  auch  diese  Abtheilung  eine 
Fülle  des  Anregenden  und  Belehrenden  geboten,  wobei  auch  l>e- 
rücksichtigt  werden  muss,  dass  sie  Vorträge  für  die  Vollversammlungen 
liefern  musste.  ßonvalot,  Capus,  Duveyrier,  Grandidier,  Brazza. 
Marche,  Rabot,  Revoil,  Charney,  Caron,  Mizon,  Pavie,  Borelli,  Gram- 
pel  und  Andere  neuere  und  jüngere  Forscher  hatten  sich  im  Allge- 
meinen  über  ein  kleines  Programm  geeinigt,  w^elches  zur  Durch- 
führung gelangen  sollte.  Gleich  am  ersten  Verhandlungstage  entbrannte 
der  Streit  in  Bezug  auf  das  Recht  der  geographischen  Namengehiing 
von  Seiten  von  Forschungsreisenden.  Henri  Duveyrier  schoss  den 
Vogel  ab  mit  seinem  Votum:  „Le  droit  de  Texplorateur  ne  com- 
raence  qu'au  cas,  oü,  dans  les  contröes  explor^es,  il  ne  se  tronvp 
pas  d'indigenes'',  denn  schon  war  die  alberne  Frage  aufgewoi  fi^ii 
worden:  Was  dann,  wenn  sich  die  Eingebornen  einen  ihnen  seÜLsl 
nicht  convenirenden  Namen  nicht  gefallen  lassen  wollen?  Xm 
Bedeutung  waren  in  dieser  Section  die  Vorträge  Masqueray's  üi»er 
die  Tuareg,   des    Marquis    Cavalcanti  (Repräsentanten    des  Kaispr^ 


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von  Brasilien)  über  die  Eingeborenen  Brasiliens,  namentlich  die 
Xingu  und  die  Paramanema-Völker,  dann  Leclercq's  über  die  Ruinen 
von  Samarkand,  Professor  Kan's  und  Timmermann's  über  die 
Molukken  und  Sunda-Inseln,  Angelo  de  Sarre  a  Prado's  über  die 
Communicationsmiltel  im  portugiesischen  Afrika,  D'Abbadie's  über 
Sammlung  von  Kartenmateriale  aus  dem  Munde  von  Eingeborenen 
und  Anderes  mehr. 

Die  Anthropologie,  Ethnographie  und  Linguistik 
figurirtein  der  Reihe  derSectionen  als  die  siebente  und  letzte  mit 
einem  Programm  von  12  Fragen,  die  unter  der  Leitung  de  Quatre- 
fages'  und  des  Marquis  de  Nadailac  aufgestellt  und  discutirt  wurden. 
Bertrand  vom  Institut,  Prinz  Roland  Bonaparte,  Dr.  Hamy,  Graf 
Meyners  d'Estray  de  Frames,  Rabot  und  H.  Cordiez  bildeten  das  Comit^ 
für  die  Durchberathung  ,der  Materie.  Dr.  Riedel  referirte  über  die 
Einwohner  der  Insel  Rota,  Dr.  Hamy  über  die  anthropologischen 
Wahrnehmungen,  welche  er  auf  einer  mit  de  la  Croix  im  Süden  von 
Tunis  unternommenen  Forschungsreise  gemacht  hatte.  Charles  Rabot 
über  die  Lappen,  Venjukow  über  (irodekow's  Werk  über  die  Kirgisen, 
Dr.  Maurel  über  den  Ursprung  der  Bewohner  von  Kambodscha,  Capus 
über  die  Kafir  des  Hindu-Kusch  und  Waldemar  Schmidt  über  die 
dänische  ethnologische  Abtheilung  in  der  Weltausstellung.  Bemerkt 
mag  werden,  dass  Dr.  Hamy  die  Sammlungen  des  Trocadero,  ins- 
besondere die  eigens  aufgestellte  Abtheilung  der  Repräsentanten  der 
französischen  Landbevölkerung  in  lebensgrossen  Figuren  mit  allem 
Eifer  und  vollendeter  Sachkenntnis  erläuterte. 

Was  die  nachmittägigen  Vollversammlungen  anbelangt,  so 
wurden  während  derselben  vor  einem  grossen  Auditorium  acht  Vor- 
träge zum  Theile  illustrirt  durch  elektrisch  reproducirte  Bilder,  ohne 
welche  in  England  oder  Frankreich  kein  reputabler  Vortrag  mehr 
stattfindet,  abgehalten.  Lessar  las  über  das  alte  Bett  des  Amu  Darja, 
Advocat  Martel  legte  die  Ergebnisse  der  französischen  Höhlenforschung 
vor,  Lumholz  las  über  die  Eingeborenen  Nord-Australiens,  W. 
Schmidt  über  Nansen's  Durchquerung  Grönlands,  Borelli  sprach 
über  seine  Reise  in  die  südlichen  Galla-Länder  und  hatte  eine 
herrliche  ethnographische  Collection  exponirt,  v.  D^hy  über  den 
centralen  Kaukasus,  v.  Höhnel  über  die  Entdeckung  des  RudoK- 
und  Stefanie-Sees,  Crampel  über  seine  neue  Reise  in  der  France 
äquatoriale. 

Am  letzten  Sitzungstag  resumirte  Graf  Bizemont  zu  eigener 
und  der  Theilnehmer  lebhafter  Befriedigung  die  zahlreichen  Arbeiten 


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des  Congresses  und  ein  glänzendes  Bankett,  bei  welchem  auch 
speciell  ein  Toast  auf  Sr,  kaiserl.  Hoheit  den  Herrn  Erzherzog 
Ludwig  Salvator  und  die  österreichischen  Geographen  ausgebracht 
wurde,  schloss  die  denkwürdige  Tagung  ab,  die  von  der  französischen 
Regierung  mit  gespannter  Aufmerksamkeit  verfolgt  worden  war. 
Auch  eine  Denkmünze  wurde  zur  Erinnerung  an  den  Congress,  der 
an  Universalität  der  behandelten  geographischen  Materien,  durch 
die  chevalereske  Gewährung  von  Redefreiheit,  den  grossen  Reich- 
thum  von  Anregungen  und  den  Eifer  und  Ernst,  mit  welchem 
gearbeitet  wurde,  seine  Vorgänger  wohl  übertroffen  haben  wird, 
geprägt  und  unter  die  Mitglieder  desselben  vertheilt  Der  Vertreter 
der  k,  k.  geographischen  (Jesellschaft  fand  auf  dem  Congresse 
allseitig  freundliches  Entgegenkommen  und  durch  seine  wiederholte 
Berufung  zur  Leitung  der  Sections-  und  Vollversammlungen  ward 
die  Wiener  geographische  (lesellschaft  ausnehmend  und  sympathisch 
geehrt. 

Der  nächste  internationale  geographische  Congress  soll  nach 
drei  Jahren  entweder  in  der  Schweiz  (Bern)  abgehalten  werden 
oder  gelegentlich  der  Säcularfeier  der  Entdeckung  Amerikas  oder 
des  Seeweges  nach  Ost-Indien  zu  Madrid  oder  Lissabon  stattfinden. 


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Der  Riesenglobüs  auf  dem  Marsfelde. 

Von  !•  Steinhäuser,  k.  u.  k.  Regierungsrath. 

Globen  von  gewaltiger  Grösse  waren  in  älterer  Zeit  in  der 
Regel  nur  Luxusgegenstände  für  grosse  Herren,  Schaustücke,  die  nie 
zu  praktischen  Zwecken  verwendet  wurden.  Nur  einer  hatte  eine 
wissenschaftliche  Bestimmung;  es  war  der  von  Tycho  de  Brahe 
für  seine  Sternwarte  gebaute  Himmelsglobus  von  6  Fuss  Durch- 
messer, der  bei  dem  Brande  der  Sternwarte  in  Kopenhagen  im 
Jahre  1728  zu  (Gründe  ging.  Einen  Himmelsglobus  von  11  Fuss 
Durchmesser  liess  der  Herzog  von  Gottorp-Holstein  im 
Jahre  1656  bis  1664  von  Busch  aus  Lüneburg  aus  Kupfer  ver- 
fertigen und  machte  ihn  dem  Czar  Peter  I.  zum  Geschenke.  Er 
konnte  auseinander  genommen  werden  und  beherbergte  im  Innern 
ein  Planetarium ;  nun  verwahrt  ihn  die  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  St.  Petersburg.  Noch  grösser  ist  der  Erdglobus,  den  der 
berühmte  venezianische  Chorograph  Coro n eil i  (f  1718),  in  Ver- 
bindung mit  dem  französischen  Gelehrten  Mol  inet  im  Jahre  1683 
für  den  König  Ludwig  XIV.  bearbeitete,  und  der  13  Fuss  (nach 
andern  Angaben  5  Meter)  im  Durchmesser  hat.  Er  stand  zuerst  in 
einem,  durch  zwei  Stockwerke  reichenden  Saale  im  Schlosse  Marly 
bei  Versailles,  wurde  dann  in  die  königliche  Bibliothek  abgegeben, 
wo  der  Plafond  eines  Saales  durchgebrochen  werden  musste,  und 
zuletzt  auf  die  Sternwarte  übertragen,  als  die  königliche  Bibliothek 
als  Nationalbibliothek  eine  neue  Organisation  erhielt.  Mit  Montirung 
und  Fus.sgestell  ist  er  7  Meter  hoch;  sechs  Säulchen  von  mehr  als 
3  Meter  Höhe  tragen  den  Horizont.  Trotz  seines  grossen  Gewichtes 
ist  der  Druck  eines  Fingers  hinreichend  ihn  in  Bewegung  zu  setzen 
und  beziehen  sich  darauf  die  Verse :  >lncluta  Gallorum  proh!  quanta 
potentia  regis,  En  digito  coelis  volvit  et  orbis  opus «  —  Seit  dieser 
Zeit  bis  in  die  Gegenwart  ist  kein  Versuch  der  Construction  eines 
so  grossen  Globus  gemacht  worden,*)  nur  der  Plan  zu  einem  solchen 


*)  Das  im  Jahre  1851  in  London  (Haymarket;  gezeigte  Globus-Panorama, 
eine  abenteuerliche  Idee  einer  Erddarstellung  auf  durchsiclitiger  Leinwand  als 
{unvollständige)  Hohlkugel,  kann  nicht  zu  den  Globen  gerechnet  werden. 


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5T9 

tauchte  zuerst  im  Jahre  1884  auf.  In  diesem  Jahre  erschien  in  Tunn 
ein  Heft:  »Notizie  sopra  una  carta  d'Italia  in  rilievo  a  superüci^ 
curva  nella  scala  di  1 : 1,000.000  tanto  per  le  altezze  coitje 
per  le  distanze,  ideata  e  costrutta  da  Cesare  Pomba,«  als  Er- 
läuterung seiner  in  der  Weltausstellung  in  Turin  das  Interesse  der 
Geographen  erregenden  Reliefkarte*)  von  Italien.  Sie  stellt  ein  am 
dem  Erdsphäroid  herausgeschnittenes  Trapez  vor  und  hat  den  Autor 
zu  einem  Plane  angeregt,  den  er  im  §  8  ausführlicher  bespricht,  wie 
man  aus  216  solchen  Trapezen  von  15  Nonagesimalgraden  Höhe 
und  je  15,  20,  30  und  60  Parallelgraden  Breite,  aut  1 2  Zonen  ver- 
theilt,  einen  Globus  zusammensetzen  könnte.  Er  schliesst  jedoch 
diesen  Absatz  mit  den  Worten:  »Ma  da  questo  cosi  vasto  e  quasi 
fantastico  progetto  6  meglio  ritomare  ad  alcunche  positivo 
practicabile  e  per  di  piu  appuntp  gia  eseguitto,«  nämlich  zur 
Reliefkarte  von  Italien. 

Was  Cavaliere  Pomba  als  phantastisches  und  unpraktisches 
Project  benannte,  das  hat  nun  Realität  erlangt,  denn  als  in  Parii* 
die  Weltausstellung  geplant  wurde,  da  zündete  die  Idee  Pomha's 
eines  Riesenglobus  im  Massstabe  von  1  zu  1  Mill.  und  fast  iu 
Jahresfrist  entstand  dieser  Gigant  unter  den  Globen,  der  alle  Rivalen 
weit  hinter  sich  lässt.  Im  Jahre  1888  erschien  zu  Paris  ein  Avaii  t- 
Projet  von  dem  Director  der  Municipal-Schule  Lavoisier,  Frarn.uis 
Filon  und  dem  Ingenieur  und  Professor  an  derselben  Schutt*. 
Alexandre  Cordeau  mit  Grundriss,  Aufriss  und  Durchschnitt  und 
dem  vollständigem  Plane  der  Consiruction,  der  aber  der  wirklichen 
Ausführung  nicht  entspricht.  Das  Innere  sollte  einen  Sitzungsi^ual 
erhalten  mit  300  amphitheatralisch  sich  erhebenden  Plätzen,  zugaug- 
lich  durch  eine  Treppe  am  Südpol,  nebst  einem  reservirten  Rauui 
für  Elektromotoren  zur  Erzeugung  der  Rotation.  Der  umgebende 
Pavillon  sollte,  in  5  Meter  Entfernung  vom  Globus,  zwei  Galerien 
von  9  und  18  Meter  Höhe  bekommen,  mit  daran  hinlaufender 
Ekliptik,  bestimmt  zu  wechselnder  Beleuchtung  je  nach  der  Jahreszeil* 
auf  der  Nachtseite  sollten  Städte  und  Leuchtthürme  weisses  Lk  hl 
ausstrahlen  u.  s.  w.  Der  objective  Inhalt  sollte  die  physischeiu 
politischen  und  commerciellen  Interessen  befriedigen,  sogar  den 
historischen  Rechnung  tragen  durch  Aufnahme  der  Entdeckuri'^^- 
reisen.  Ein  Capital  von  ^/^  Million  Francs  sollte  die  Geldmittel   zur 

♦)  Diese  Reliefkarte  ist  seither  von  dem  Director  des  kartographischen 
Institutes  in  Rom  G.  E.  Fritzsche  neu  bearbeitet  worden  und  nun  in  da^ 
Eigenthum  der  Firma  Paravia  in  Turin  übergegangen. 


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&80 

Ausführung  liefern  und  bei  genügender  Frequenz  bei  einem  Eintritts- 
gelde  von  V2  Frank  noch  reichliche  Zinsen  abwerfen.  Der  Haupt- 
zweck der  Unternehmung  erhellt  aus  den  Worten:  »L'exposition 
universelle  de  1889  nous  a  paru  offrir  une  occasion  exceptionelle 
pour  que  la  France  y  fasse  figurer  un  appareil  g^ographique,  tel 
qu'on  n'en  a  jamais  construit  et  qui  offre  un  egal  int^röt  ä 
loutes  les  nation  civilisöes. 

An  die  Spitze  des  Unternehmens  traten  die  Herren  Th.  Villard 
und  Ch.  Cotard;  es  wurden  zwei  Comit^'s  ernannt,  ein  Co  mit 6 
de  patronage,  bestehend  aus  zwei  Ehrenpräsidenten :  dem  Kaiser 
Ton  Brasilien  und  dem  Grafen  von  Flandern  und  sechs  Ehren- 
mitgliedern ((ieneral  AnnenkofT,  Canovas  de  Castillo,  Herzog  von 
Sermoneta,  General  Tchong-ki-Tong,  G.  Govi  und  U.  Geiser)  und 
€in  wissenschaftliches  Comitö  aus  dem  Präsidenten  Lesseps 
und  den  Mitgliedern:  d'Abbadie,  Bouquet  de  la  Grye,  Cheysson, 
Oberst  Derrecagaix,  Faye,  A.  Grandidier,  Janssen,  de  Lapparent, 
Oberst  Laussedat,  E.  Levasseur,  Loewy,  E.  Mascart,  Ch.  Maunoir, 
A.  Milne  Edwards,  Admiral  Paris,  de  Quaterfage  und  Gaston  Tissandier. 
Die  Ausführung  des  Globus  besorgten  der  Ingenieur  M.  Seyrig, 
der  Architekt  Albert  Tissandier,  dann  als  Mitarbeiter  die  Herren: 
Jung,  Köchlin,  Tachard  und  Zuber.  Bau  und  Metallgerippe  war  den 
Herren  Pillet  und  Schmid  anvertraut.  Ueber  die  Art  der  Construction 
und  das  Detail  der  Ausführung  enthalten  die  Publication  der  beiden 
Unternehmer,  ein  Aufsatz  von  dem  Chefredacteur  Gaston  Tissandier 
im  Journal  »La  Nature«  (Nr.  837,  S.  39 — 42),  dem  auch  zwei 
Abbildungen*)  beigegeben  waren,  und  besondere  Ankündigungen, 
lerner  ein  Bericht  des  in  Paris  als  Delegirter  der  k.  u.  k.  geographischen 
Gesellschaft  bei  dem  internationalen  geographischen  Congresse  ver- 
weilenden Herrn  Professors  Dr.  Ph.  Paulitschke,  so  viele 
Schilderungen,  dass  man  auch  ohne  Autopsie  ein  im  Ganzen  ge- 
nügendes Bild  von  dem  Aeusseren  und  Inneren  des  Globus  und 
<les  ihn  einschliessenden  Pavillons  sich  bilden  kann.   Der  Schreiber 


♦)  Die  erste  zeigt  den  Globus,  im  Pavillon  aufgestellt,  in  dem  noch 
unfertigen  Zustande  am  1.  Juni  1889,  die  Meridianrippen  mit  ihrem  radienartig 
zusammenlaufenden  Gestänge,  bis  zur  nördlichen  Breite  von  20  (Centesimal-) 
Graden  belegt  mit  den  Quadratmeter  grossen,  gesteiften  und  bemalten  Trapez- 
Cartons.  Die  zweite  ist  ein  perspectivischer  Durchschnitt  des  Pavillons  und  der 
Spiralrampe,  mit  der  Brücke  über  den  Nordpol,  und  eine  Ansicht  des  Globus 
mit  seinem  FundamentalcyUnder  (ohne  Thürchen)  in  der  Grube,  an  dem  ein 
Mann  mittelst  einer  Kurbel  ein  Räderwerk  in  Bewegung  setzt  und  so  die  lang- 
same Rotation  (0.47  mm  in  1  Zeitsecunde)  hervorbringt. 


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Ö81 

dieser  Zeilen  war  so  glücklich.  werthvoUe  ergänzende  mündlicliLt 
Mittheilungen  von  Herrn  Dr.  Paulitschke  zu  erhalten  und  halle 
derselbe  Herr  überdies  die  Güte,  diese  Anzeige  vor  dem  Drucke 
durchzusehen,  um  etwaige  Irrthümer  zu  berichtigen. 

Der  Globus  erscheint  als  eine  reine  Kugel*)  mit  einem  Umfange 
von  40  Meter,  einem  Durchmesser  von  12*73  Meter  und  einer 
Oberfläche  von  510  Quadratmeter.  Er  besteht -im  Innern  aus  einoin 
Gerippe  eiserner  mit  Holz  bekleideter,  radienartig  verbundener' 
Meridiane  und  Parallelkreise,  die  ein  Gewicht  von  10  Tonnen  habfii. 
Senie  äussere  Hülle  ist  zusammengesetzt  aus  586  sphärisch  acco- 
raodirten  und  mit  einer  Paste  versteiften  Cartontrapezen,  die  init 
grundirter  Leinwand  überzogen  sind,  und  10  Centesimalgrade 
(=  9  Nonagesimalgraden)  in  der  Höhe  (im  Massstabe  1 : 1  Mill. 
=  1  Meter)  und  eben  so  viel  (bei  der  Annäherung  zu  den  Polen 
auch  mehr)  Parallelgrade  in  der  Breite  haben.  Sie  sind  so  befeslicru 
dass  sie  abgenommen  und  wieder  zusammengefügt  werden  können. 
wenn  der  Globus  transportirt  werden  sollte.  Sie  haben  ein  GesammU 
gewicht  von  8  Tonnen.  Es  musste  alle  Kunst  der  Mechanik  ant- 
geboten  werden,  um  bei  dieser  Masse  von  IH  Tonnen  eine  Drehuni^ 
um  die  Achse  zu  ermöglichen. 

Ueber  diesen  Monumentalglobus  wölbte  sich  ein  runder  Paviilun 
von  circa  21  Meter  Durchmesser  und  20  Meter  Höhe  mit  Kuppel 
(ilasbedachung  und  Laterne,  genügend  von  oben  und  durch  (jUis- 
wände  von  der  Seite  erleuchtet,  gebildet  aus  brückenbogenähnliclien 
Pfeilern,  an  die  eine  in  drei  Spiralwindungen  sanft  aufsteigende 
Rampe  mit  Geländer  befestigt  war,  die  oben  mit  einer  Brücke  ulmi- 
dem  Nordpol  schloss.  Sie  vermittelt  den  Anblick  des  Globus  von 
allen  Seiten  (mit  Ausnahme  des  Südpols)  aus  einer  Entfernung,  die 
am  Aequator  etwa  V/2  Meter  betrug.  Dem  Vernehmen  nach  snH 
die  Absicht  bestehen,  die  kostspielige  Rampe  durch  einen  einfacheren 
Apparat  zu  ersetzen,  ähnlich  jenem,  den  man  bei  Riesenrefracton^ii 
eingeführt  hat,  um  den  Beobachter  in  jede  gewünschte  Lage  7Mm 
Ocular  zu  bringen.  Und  nun  wollen  wir  uns  zum  Inhalte  des  Globus 
wenden. 

♦)  Dem  Sphilroid  angepasst  häUe  er  eine  Abplattung  von  circa  4Bfttm 
erhalten  müssen,  um  welchen  Betrag  die  Polarachse  kleiner  geworden  wfire 
als  die  Aequatorialachse.  Der  Halbmesser  von  6.3(562  m  entspricht  genau  einer 
Kugel  von  40  m  Umfang.  Der  Halbmesser  des  sphäroidischen  Aecfuators  wOnio 
6,3774,  der  Polarhalbmesser  i),35t)lm  erhalten  haben. 

Uitih.  d.  k.  k.  Qeogr.  G^s,  i^9.  11    u.  U.  39 

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582 

Die  Zeichnung  (mit  dem  Pinsel)    ist    in    dem   Massstabe   von 
1 : 1  Mill.  ausgeführt,  was  den  Vortheil  gewährt,  dass  jede  Entfernung 
mit  einem   in   Millimeter  getheilten   Messbande    ohne   Umrechnung 
erhalten   wird,   da   1  mm  =  1  km  ist.    Das   Land  hat   lichtbraunen 
Ton,  keine  farbigen  Höhenschichten;   die  Gewässer   sind  blau,   das 
Meer  in  steigend  tieferen  Tönen   bei   jeder  Zunahme  der  Tiefe  um 
2000   Meter,   so   dass  bei   8000    Meter   ein    gesättigtes    Indigoblau 
schliesst.    Die  Eisenbahnen  erscheinen  als  rothe  Linien.   Canäle  als 
weisse  Linien,  ebenso  sind  durch  weisse  Punkte  die  Eisfelder  im  Polar- 
kreise bezeichnet.  Telegraphenlinien  sind  in  Goldfarbe,  Vulcane  durch 
rothe  Punkte  bezeichnet  Die  Grenzen  sind  durch  schwarze  Kreuzchen 
gegeben  und  aus  der  Ferne  am  schwierigsten   wahrzunehmen.    Die 
überwiegende  Masse  der  Oceane  (374   Quadratmeter  oder   73  Vs^«) 
und  die  dunkle  Färbung  auf   weiten   Räumen   lässt  das   Land  viel 
angenehmer   in  s   Auge  fallen,    zumal   die  Gebirge   in  meist^hafter 
.schiefer  Beleuchtung  (Lichteinfall   von   Ost)  gemalt  erscheinen,   die 
einen  grösseren  Effect   macht,   als    SchrafTen   oder   Schichten   oder 
die  Plastik  selbst,  wenn  die  Natur  durch  Ueberhöhung  nicht  carrikirt 
wird,    hervorzubringen    vermöchten.     Ländernamen    wurden    nicht 
eingeschrieben;  man  hielt  sie  durch  die  Namen  der  vorzüglichsten 
Städte  hinreichend  angedeutet  und  daher  für  entbehrlich.    Grosse 
Städte  nehmen  in  diesem  Massstabe  fast  einen   Quadratcentimeter 
ein.    Ferner  findet  man  die  Routen    der   reisenden   Forscher   ein- 
gezeichnet und  mit  Pfeilen  die  Reiserichtung  angedeutet;  auch  wurden 
die  Seeplätze  der  verschiedenen  Nationen  durch  Farbenstriche  unter- 
schieden.    Aus  air  diesen  Anlührungen  ergibt  sich  der  natürliche 
Schluss,  dass  die  Ausführung  der  Malerei  und  die  Menge  der  auf- 
genommenen topographischen  Objecte  weder  so  reichlich  noch  so 
fein  sein  kann,  als  man  von  Karten  desselben  Massstabs  zu  erwarten 
berechtigt  ist ;  dass  schon  aus  Rücksicht  auf  die  Beschauer  aus  der 
Ferne,  und  die  zu  einer  vollständigen  Bearbeitung  nicht  vorhandene 
Zeit  einerseits  eine  kräftigere  Ausdrucksweise,*)  andererseits  eine 
Beschränkung  der  Details  die  nothwendige  Folge  sein   musste.    Da 
Paris  ein  Ort  ist    wo  die  besten   Materialien   vorhanden   sind,   so 
kann  man  in  Beziehung  auf  Richtigkeit  voraussetzen,  dass  dieselben 

♦)  Diese  kräftigere  Ausdrucksweise  hat  bestimmte  Grenzen,  die  ohne 
Nachtheil  nicht  überschritten  werden  können.  Verstärkt  maa  die  Ströme,  so 
vergesse  man  nicht,  dass  die  Seen  sich  nicht  ebenso  vergrössern  lassen,  dass 
man  also  über  einen  verhältnissmässigen  Grad  nicht  hinausgehen  darf, 
um  das  gegenseitige  Verhältniss  nicht  völlig  zu  verwischen. 


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583 

auch  benützt  wurden.  Dass  mit  gewissenhafter  Umsicht  gearbeitet 
wurde,  scheint  aus  der  eingestandenen  wiederholten  Auswechslung 
von  Trapezen  hervorzugehen,  die  Gegenden  von  Afrika,  Süd-Amerika, 
Inner- Asien  etc.  betrafen. 

Es  wurde  Sorge  getragen,  dass  alle  auf  dem  Globus  nicht  ge- 
nügend oder  gar  nicht  vertretenen  physikalischen,  statistischen  und 
anderen  Zusammenstellungen  nebenbei  ausgestellt  waren;  und  zwar 
die  geologischen  Durchschnitte,  die  Höhe  der  Gebirge,  die  Tiefe  der 
Oceane,  die  Schichten  der  Atmosphäre  (im  Sinne  von  Ling's  Profil) 
im  gleichen  Massstabe  mit  dem  Globus.  In  Livret-Chaix'  Guide 
du  visiteur  ä  TExposition  universelle  de  1889  ist  p.  39  in  der 
Anzeige  des  »monumentalen  Erdglobus«  am  Schlüsse  einer  Reihe 
von  geographischen  und  astronomischen  Conferenzen  an  be- 
stimmten Tagen  Erwähnung  gethan,  zuletzt  des  Eintrittspreises  von 
einem  Frank. 

Wird  der  Globus   von  Seite  der  Wirkung  betrachtet,  die   er 
auf  den  Beschauer  ausübt,  so  ist  kein  Zweifel,    dass  er  schon   als 
Coloss  imponirt,   dass   aber  dieser  Eindruck   noch   verstärkt  wird, 
wenn  man  Vergleiche  anstellt  zwischen  Ländern,  die  wir  gewohnt 
sind,    in    Massstäben   dargestellt   zu    sehen,    die   dem   des    Globus 
(1:1  Mill.)  nahe  kommen  und   Ländern   anderer  Erdtheile,    die   in 
unseren  Atlanten  gewöhnlich  in  weit  kleineren  Massstäben  gezeichnet 
sind.   Als  im  Jahre  1844  der  von  der  (Gesellschaft  zur  Verbreitung 
nützlicher  Kenntnisse  herausgegebene  Atlas  von  Walker  vollendet 
wurde,  in  dem  Ost-Indien,  Australien,  Nord- Amerika  westlich   vom 
Mississippi,    die  Nordwestküste  von   Afrika  in  gleichem  Massstabe 
gezeichnet  waren,  überraschte  es  nicht  den  Laien  allein,   bei   dem 
Nebeneinanderlegen   der   Karten    und   den   Vergleichen    (z.  B.   der 
canadisehen    Seen    oder    der    Insel    Ceylon)  mit    der   Fläche,    die 
europäische  Länder  einnehmen,  seine  Vorstellungen   so   weit   über- 
boten zu  sehen.  Mag  man  sich  noch  so  lebhaft  eine  10-  bis  lOOmalige 
Vergrösserung  eines  Objectes  vorstellen,  das  Bild  der  Phantasie  wird 
die  Wirklichkeit  nie  erreichen.  Die  Absicht  der  Unternehmer,  durch 
die  Grösse  aller  Verhältnisse  einen  erhebenden  Eindruck  hervor- 
zubringen,  ist  in  hohem  Masse  erreicht   worden.    Herr  Tissandier 
benützt  den  Globus  auch  zu  Vergleichen   mit  Himmelskörpern.    So 
würde  z.  B.   die  Mondkugel,    in    demselben    Massstabe   ausgeführt, 
37^  Meter  Durchmesser  erhalten,  die  Sonne  einen  Durchmesser  von 
1'4  Kilometer,  eine  Länge,  wie  vom   Schwarzenbergplatze  bis  zur 
Aspernbrücke !    Der   einzige  Nachtheil   der  dem   Globus  in    dieser 

39* 


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584 

Hinsicht  anklebt,  ist,  dass  man,  eben  wegen  seiner  Grösse,  die  zu 
vergleichenden  Objecte  häufig  nicht  nebeneinander  betrachten  kann. 
Man  hätte  zu  dem  Ende  die  Blätter  des  R.  Kiepert'schen  Wandatlas 
(1 :  l  Mill.)  der  europäischen  Staaten  vortheilhaft  verwenden  können. 
Man  wird  es  den  Unternehmern  nicht  als  schwere  Sünde  anrechnen, 
wenn  sie  die  Abplattung  vernachlässigt  haben;  alle  Mühe  der 
präeisesten  Ausführung  würde  kein  sichtbares  Resultat  ergeben 
haben;  sie  sind  jedoch  weniger  im  Rechte,  wenn  sie  blos  w^en 
Mangel  an  ostentativer  Wirkung  das  nichtüberhöhte  Relief 
verwarfen,  da  gerade  dieses  den  aufialligsten  Beweis  ergeben  hätte, 
dass  auch  die  höchsten  Gtebirge  die  Rundung  des  Elrdkörpers  fast 
gar  nicht  beeinträchtigen.  Dass  die  im  Comitö  aufgeworfene  Frage, 
ob  man  die  schiefe  Stellung  der  Erdachse  anstreben  solle,  negativ 
entschieden  wurde,  bedarf  bei  den  Schwierigkeiten,  die  zu  überwinden 
gewesen  wären,  keiner  Entschuldigung.  Und  so  manches  Andere 
wird  durch  die  Eile  entschuldigt  werden  können,  die  unerlässlich 
war,  um  die  Vollendung  des  Riesenwerkes  nicht  zu  sehr  zu  ver- 
späten. 

Ein  grosser  Vorzug,  den  dieser  Gigant  unter  den  Globen  vor 
seinen  Vorgängern  voraus  hat,  besteht  in  der  Möglichkeit,  vermöge 
seiner  Zusammensetzung  aus  leicht  trennbaren  Ti*apezen,  stets  in 
Evidenz  gehalten  zu  werden  und  ein  dauerndes,  nie  veraltendes 
Bild  des  fortwährenden  Fortschrittes  unseres  Wissens  von  der  Erde 
zu  gewähren.  Ohne  diese  Nachhilfe  würde  er  nach  Jahrzehnten  im 
günstigen  Falle  das  Schicksal  seiner  Vorgänger  theilen,  irgendwo 
halbvergessen  als  eine  Reliquie  der  alten  Zeit  einen  Gnadenplatz 
einzunehmen;  stets  erneuert  kann  er  die  Zierde  eines  geo- 
graphischen Museums  werden  und  den  Mittelsaal  desselben  in  Ehren 
einnehmen.  Die  Errichtung  eines  solchen  Museums,  das  alle  andern 
des  Continents  in  jeder  Hinsicht  übertrifft,  wäre  eine  würdige  Auf- 
gabe für  das  reiche  Frankreich. 


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Kleinere  Mittheilungen  und  Monatsbericht. 

Europa. 

Die  Yolkszählmi^  In  Griechenland  vom  Mai  1889  hat  nach  den  vor- 
läufigen Resultaten  eine  Bevölkerung  von  2,187.208  Seelen  ergeben.  Es  ent- 
spricht dies  bei  einem  Gebiete  von  64.689  Arm"  einer  Dichtigkeit  von  34,  d.  i. 
um  4  mehr  als  im  Jahre  1879,  beziehungsweise  1881  (für  die  neuerworbenen 
öebietstheile).  Die  grösste  Dichtigkeit  zeigen  Korfu  (lOft),  Zante  (101),  Kepha- 
Ipnia  (98),  Messenien  (55),  die  Kykladen  und  Arkadien  (je  49),  Attika  udJ 
Böotien  (41).  Am  dünnsten  bevölkert  erscheinen  Akarnänien  und  Aetolien  (19). 
Den  bedeutendsten  Zuwachs  erfuhren  die  Bevölkerungen  von  Attika  und 
Böotien  (-f-  12),  von  Euböa  und  Korfu  (je  +  10)  und  jene  von  Phtiotis  und 
Phokis  (+  6)  und  von  Arkadien  (ebenfalls  -f-  6).  Zurückgegangen  sind  die 
Bevölkerungen  von  Achaja  und  Elis  (—  7),  von  Argolis  undKorinth( — 6)  und 
von  Kephalonia  und  Zante  (je  —  1). 

{Petermann'8  Mittheilungen,  35,  B.  XIL  291.) 

Alte  tiletsclierspuren  im  Centralapennin.  Prof.  Dr.  Parts ch  hielt 
am  12.  October  1889  in  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin  einen  Vortrag 
über  .,Die  Hauptkette  des  Central-Apennins".  Von  besonderem  Interesse  ist 
darin  die  Mittheilung,  dass  Professor  Partsch  an  mehreren  Punkten  des  cen- 
tralen Apennin  die  unverkennbaren  Spuren  alter  Gletscherbildungen  auffand. 
So  im  Thale  des  Aso,  dessen  oberster  Theil  den  Monte  Vettore  in  zwei 
nahezu  gleich  hohe  Gipfel  zerschneidet.  Schon  die  2400  m  hohe  Einfassung  des 
nur  nach  Norden  geöffneten,  den  Thalabschluss  bildenden  Kessels  lässt  hier 
am  ehesten  die  Vorbedingungen  für  eine  Gletscherentwicklung  gegeben  erscheinen. 
Steigt  man  von  der  Cima  di  Petrarca  in  das  Hochthal  nieder,  so  treten  siu 
Oberst  Kare,  die  noch  heute  beständige  Schneefelder  bergen,  dann  zwei  kleine 
in  2004  m  Seehöhe  gelegene  Teiche,  die  Reste  eines  grösseren,  von  einer  Erdmoräne 
gestauten  Sees  (Lago  di  Pilato)  auf.  Von  hier  abwärts  bis  zu  1820  wj  folgt 
eine  kleine  Moränen-Landschaft  mit  einer  Reihe  von  Schuttwällen,  die  sich  am 
Rande  einer  Eiszunge  gebildet  haben  mussten.  Weiter  hinab  fehlt  jede  Spiii 
glacialer  Wirkungen.  Bedeutender  aber  als  hier  am  Monte  Vettore  sind  die 
Spuren  alter  Gletscher  im  Thale  des  Rio  Arno  und  namentlich  seines  west- 
lichen Nachbars  des  Venaquaro  am  Monte  Corvo.  Hier  liegt  über  der 
Buchengrenze  oberhalb  der  Arno-Quelle  die  Moräne  eines  Gletschers,  der  aus 
dem  Campo  Pericoli  nur  wenig  hervorgetreten  zu  sein  scheint.  Die  Gletscher- 
spuren reichen  hier  nur  bis  1650  m  herab.  Der  oberste  Circus  des  Venaquaro- 
Thaies,  an  dessen  Rande  auch  der  Gipfel  des  Monte  Corvo  (2626  w)  stellt 
enthält  zahlreiche,  den  Sommer  überdauernde  Schneefelder,  die  schrittweise 
zurückweichend  eine  merkwürdige,  durch  von  Steinwällen  umrahmte  und 
stufenförmig  abgesetzte  Beckenbildungen  charakterisirte  Bodenform  erzeugt  hatten. 
Unterhalb  derselben  begleiten  jedoch  bis  20  m  hohe  Seitenmoränen  das  Thal 
zu    beiden    Seiten  und   bilden   endlich   nach  vorn   convergirend   eine   Front- 


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586 

moräne.  Von  hier  (2030  w)  reicht  ein  kleines  Moränenterrain  noch  bis  1950  in 
herab.  Aber  selbst  noch  viel  tiefer  glaubte  Partsch  in  den  10- 15  m  hohen 
Wällen,  welche  den  flachen  von  einer  Lichtung  im  Buchenwalde  eingenommenen 
Thalboden  in  einer  Seehöhe  von  1190  m  umfassen  und  fast  ganz  aus  ge- 
waltigen Blöcken  von  dem  Kalkstein  des  Thalhintergrundes  bestehen,  die  130  m 
lange  Stirnmoräne  und  die  rechte  Seitenmoräne  eines  alten  Gletschers  zu 
erkennen,  der  allerdings  nur  in  den  Bereich  einer  wesentlich  ausgedehnteren 
Vergletscherung  gehören  könnte,  als  jene  war,  welcher  die  Glacialablagerungen 
des  Rio  Arno,  des  Venaquaro  und  auch  des  Aso  angehören. 

Asien. 

Cypern.  Am  11.  November  d.  J.  las  General-Lieutenant  Sir  Robert 
Biddulph,  seinerzeit  High-Commissioner  von  Cypern,  vor  der  Royal  Geogra- 
phical  Society  in  London  einen  Vortrag  über  die  Insel,  welchem  wir  einige  auf 
den  gegenwärtigen  Zustand  derselben  bezügliche  Angal>en  entnehmen.  Die 
Waldungen  Cyperns,  die  nach  geschichtlichen  Zeugnissen  einst  den  Reichthum 
und  Ruhm  der  Insel  ausmachten,  nehmen  heute  einen  Flächenraum  von  400  Squares 
fcirca  1035  Arm*)  ein.  Die  grössten  zusammenhängenden  Waldcomplexe  von 
einer  Ausdehnung  von  mehr  als  500  km*  finden  sich  zwischen  dem  Kloster 
von  Kikko  und  der  West-  und  Südwestküste  der  Insel.  Sie  verdanken  ihre 
Erhaltung  der  verhältnismässigen  Unzugänglichkeit  dieses  Theiles.  Ostwärts 
reichen  sie  noch,  aber  durch  rücksichtsloses  Fällen  sehr  entwerthet,  bis  zum 
Troodos.  Der  Wald  wird  bis  zu  90  Percent  aus  der  Aleppo-Kiefer  (Pinus 
halepensis)  gebildet,  die  hier  eine  ungemein  üppige  Entwicklung  erreicht.  Am 
Troodos  finden  sich  noch  einige  prächtige  Stänmie  der  Schwarzföhre  (Pinus 
Laricio)  und  westlich  von  Kikko  die  letzten  Reste  eines  Cedern-Bestandes  von 
18— 20  Ä;m*  in  einer  durchschnittlichen  Höhe  von  1370  m.  Ein  schmaler 
Waldgürtel  befindet  sich  ferner  auf  dem  Kamm  der  Kyreniakette.  Alles  übrige 
Gehölz  ist  Buschwald  mit  vereinzelten,  wenigen  Bäumen.  Eine  der  Haupt- 
schwierigkeiten, welche  einer  Wiederbewaldung  entgegenstehen,  ist  der  ausser- 
ordentlich grosse  Reichthum  der  Insel  an  Ziegen.  Während  in  Italien  14,  in 
Sardinien  25.  in  Portugal  27  Ziegen  auf  die  englische  Quadratmeile  kommen, 
entfallen  auf  Cypern  deren  64  auf  dieselbe  Fläche  oder  1430  auf  je  lOOO  Ein- 
wohner, so  dass  die  Insel  als  das  ziegenreichste  Land  der  Erde  betrachtet 
werden  kann.  Eine  andere  Frage  von  tiefgreifender  Bedeutung  für  die  ökono- 
mische Hebung  der  fast  nur  von  einer  Landbau  treibenden  Bevölkerung 
bewohnten  Insel  ist  die  Heuschreckenplage.  Bekanntlich  leidet  Cypern  sehr 
unter  derselben.  Es  ist  jedoch  nicht  die  grosse  Wanderheuschrecke  (Acridium 
migratorium),  welche  mitunter  auch  in  Europa  erscheint,  sondern  eine  kleine, 
rein  mediterrane  Art").  Den  entsetzlichen  Verwüstungen,  die  dieses  Insect 
namentlich  während  der  ersten  sechs  Wochen  seines  Erscheinens  —  es  tritt 
anfangs  März  auf  —  anrichtet,  hat  die  englische  Verwaltung  in  sehr  nach- 
drücklicher Weise  Einhalt  gethan,  indem  sie  einen  regelrechten  Vernichtungs- 
krieg unter  der  Leitung  des  Regierungs- Ingenieurs  einleitete.  Die  Heuschrecken- 
Oampagne  dauerte  von  1879—1885.    Solange  sie  nicht  vollständig  centralisirt 

>)  Siehe  darüber  das  interessante  Capitel  über   »Die  Heuschreckenver- 
wüstungen auf  Cypern«  in  »Unger  undKotschy,  Die  Insel  Cypern«.  S,  4  62— 473. 


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587 

war  (bis  1881  inclusive),  war  das  Uebel  noch  stets  im  Wachsen,  18S2  zeigte 
Sich  zuerst  ein  Stillstand,  1884  war  bereits  eine  bedeutende  Verminderung  zu 
constatiren,  1885  konnte  der  Feldzug  gegen  die  cyprische  Heuschrecke  als 
abgeschlossen  betrachtet  werden.  Die  Kosten  desselben  betrugen  für  die  ganze 
Zeit  66.000  Pfd.  St.  Wenn  man  aber  bedenkt,  dass  der  jährliche  Verlust, 
den  die  LAndplage* verursachte,  80.000  Pfd.  St.  betrug,  so  muss  man  wohl 
sagen,  dass  sich  selten  eine  grosse  Auslage  in  so  kurzer  Zeit  rentirt  ge- 
macht hat 

Der  Grundbesitz  ist  in  einer  ganz  ausserordentlichen  Weise  zersplittert, 
so  dass  nicht  weniger  als  600.000  registrirte,  freie  Eesitzstücke  gezählt  werden, 
das  ist,  da  die  Bevölkerung  der  ganzen  Insel  1881  rund  186.000  Seelen  zählte, 
mehr  als  drei  auf  den  Kopf.  Die  weder  durch  Gesetz,  noch  durch  Sitte  ein- 
geschränkte Erbtheilung  geht  so  weit,  dass  man  nicht  selten  hört,  dieser  oder 
jener  besitze  ein  Sechszehntel  eines  Schoppens,  der  nicht  mehr  als  einige 
Schillinge  werth  ist.  Die  Grundsteuer  beträgt  0-4  Percent  des  registrirte n 
Werthes.  Dazu  kommt  noch  der  Zehent  von  dem  jeweiligen  Ertrag.  Bei  einer 
soweit  ^getriebenen  Gjundvertheilung  gibt  es  natürlich  überhaupt  keinen  Gross- 
grundbesilz    und  keine  Reichen,  aber  allerdings  auch  keine  Bettler. 

Der  Ausfuhrhandel  vertheilt  sich  gegenwärtig  fast  zu  gleichen  Theilen 
auf  Larnaka  (7000  Einwohner;  und  auf  Limassol  (6000  Einwohner).  Am 
Import' participirt  das  erstere  mit  fast  drei  Viertel,  das  letztere  mit  einem  Viertel. 
Dazu  kommt  noch  ein  geringer  Export  aus  den  Häfen  von  Famagusta,  Papho. 
Lefka  und  Kyrenia.  Die  Haupterzeugnisse  des  Bodens  sind  Weizen,  Gerste, 
Baumwolle,  Caroben,  Oliven  und  Trauben.  Die  letzteren  liefern  jährlich  etwa 
72.600  Hectohter  Wein,  wovon  etwa  vier  fünftel  nach  Frankreich,  Egyplen 
und  der  Türkei  ausgeführt  werden. 

{Proc,  Geogr.  Soc.  Dec,  18h»,  p.  705—719.) 

Die  rnssisclie  Expedition  naeli  Tibot.  (Vgl.  H.  5.  d.  Mitth.,  S.  320 
und  H.  8  u.  1),  S.  489.)  Von  dem  Geologen  dieser  Expedition.  Bogdanowitsch. 
sind  durch  Professor  S.  Nikitin  Nachrichten  an  die  Redaction  von  „Petermann's 
Mittheilungen'*  gelangt.  Wir  entnehmen  dem  Decemberheft  derselben  die 
folgenden  Einzelheiten :  Bogdano witsch  hatte  sich  in  Przewalskij  (dem 
ehemaligen  Karakt)l)  von  Oberst  Pjewczow,  dem  Leiter  der  Expedition, 
getrennt,  um  über  den  Tschatyr-kul  und  Kaschgar  nach  Jarkand  zu  gehen. 
und  hier  wieder  mit  dem  Gros  der  Expe^iition  zusammenzutrelTen,  das  den 
Weg  über  Aksu  und  tJtsch-Turfan  einschlug.  Schon  am'  13.  Mai  wurde  der 
Tschatyr-kul  erreicht,  von  dem  aus  Bogdanowitsch  die  Akssai-Quellen  he- 
besuchte, um  sich  dann  über  den  Turugurt-Pass  nach  Kaschgar  zu  wenden, 
eine  Route,  die  seinerzeit  bereits  Stolitzka  gemacht  hatte.  Von  Kaschgar  wollte 
Bogdanowitsch  direct  durch  das  Thal  des  Goes  nach  dem  Musdag-ate- 
Gebirge  gehen,  wurde  jedoch  durch  Hochwasser  gezwungen,  seinen  Weg  über 
Jangi-Hissar  nach  dem  Kara-tasch-Passe  zu  nehmen,  von  wo,  er  endlich  das 
bis  8000  m  ansteigende  Musdag-ata-Gebirge  erreichte,  dessen  grössten  Gletscher 
er  nach  Przewalski  benannte.  Vom  Musdag-ata  stieg  Bogdanowitsch  zum  kleinen 
Kara-kul-See  herab  und  kam  über  den  Ulug-rabat-Pass  in  das  Tagarma- 
Thal,  von  wo  er,  neuerdings  durch  Hochwässer  zu  Umwe«zen  gezwungen,  über 
den   Kysyg-davan-Pass   und    die  Wüstensteppe  des  Arpalyk-ssu   am   19.  Juni 


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58g 

ftiM:h  Jarkaud  gelangle.  Nachdem  Oberst  Pjtwczow  mit  der  Hauptexpedition 
ebenfall»  fiier  eingetroffen  war.  brach  man  am  19.  Ji/li  in  das  noch  uner- 
forsrhte  Gebirge  im  Südwest  von  Jarkand  auf,  von  wo  die  Expedition  erst 
s^mt  im  Herbste  weiter  nach  Osten  vorzudringen  beabsichtigte.  Die  wichtigsten 
Kesultalt?  von  Bogdanowitsch's  Ausflug  sind:  1.  Der  Nachweis  einer  weiten 
Enli^it  kluag  der  oberdevonischen  Kalke  in  den  Ketten  des  Karateke  und  Koktau 
*St'jlilKkn  hatte  sie  für  triassisch  gehalten)  und  tertiärer  (?),  von  Dolerit- 
Rrgttsisetj  durchdrungener  Sandsteine  zwischen  jenen  beiden  Ketten.  Die  Sand- 
skniie  stiwohl,  wie  die  älteren  Gesteine  erscheinen  dislocirt  und  stufenweise 
eii!por(»elioben.  2.  Die  geognostische  Bestimmung  des  mächtigen  Massives  des 
Mtisla^-Ala.  Dasselbe  besteht  wie  seine  Vorgebirge  aus  Gneiss.  Granit  kommt 
nur  als  Geschiebe  vor.  Als  Streichungsrichtung  wurde  hier  nur  Nordwest — 
^(liiosl  angedeutet.  Zwischen  Jangi-Hissar  und  King-kul  und  Ridescht  sieht 
im\u  dagegen  auch  Nordost  — Südwest-  und  selbst  Ost — West-Streichung  der 
Becundarkelten.  Zwischen  dem  Tagarma-Thal  und  Kysyg-da van  wurden  Granite. 
Quarscile  und  Thonschiefer.  dann  Kohlenschiefer  mit  Kohlenflötzen  von  meso- 
zoischem (jurassischem?)  Alter,  und  noch  weiter  östüch  endlich  dieselben 
devüDischen  Kalke,  wie  im  Gebiete  des  Tschatyr-kul  gefunden.  Die  niedrigsten 
Ge})irge  her  Jarkand  bestehen  aus  tertiären  (?)  gips-  und  salzhaltigen  Sand- 
steiueij.  Auch  hier  herrscht  überall  die  Nordwest— Südost-Streichung  der 
Gebirge  vor  Bogdanowitsch  kam  zur  Ueberzeugung,  dass  das  ganze  gneissige 
Miisd^^g-ata  -  Massiv  mit  seiner  Nordwest  — Sudost-Streichung  älter  als  alle 
PflinirkPlten  mit  Ost  -West-  und  Nordost—  Südwest-Streicliung  sei,  und  dass  diese 
Iptztero  Hebung  nur  einen  secundären  Einfluss  auf  das  Musdag-ata-Gebirge 
ausgeübt   habe,   indem  sie  einige  Verschiebungen  in  seinem  Aufbau  veranlasste. 

4.  Ob  Fejitstellung  der  Schneelinie  auf  den  Nordost-Abhängen  des  Musdag-ata 
in  4'.HI0— 4')*X)m.  auf  den  Südwest-Abhängen  in  5250—5400»/?  Höhe.  Gletscher 
ßibt  ^5  nur  auf  der  Südwest-Soile,  wo  sie  bis  zu  3900— 4200 1«  herabsteigen. 
Dör  b  lasserj  alle  Moränen  auch  auf  der  Nordost-Seite  auf  eine  ehemalige  Ver- 
glelaeht'vung  (bis  zu  3iK)0)//)  schliessen. 

Schliesslich  sei  noch  bemerkt,  dass  Bogdanowitsch  g'aubt,  die  Ent- 
f^tehmiL^  (ier  mächtigen  auf  70  — lOOÄrm  nach  allen  Seiten  rings  um  Jarkand 
hrruni  ausgedehnten  Löss- Ablagerungen  nur  auf  Grund  der  ^Richthofen'schen 
Thüorif^  i-rklären  zu  können. 

FiUhistorlseliO  Funde  in  der    BTaudscIiurei.    Nach    einem    Berichte 
VenukiAvs  vor   der  Pariser  geographischen  Gesellschaft  -hat    Dr.   Elisejew   m 
Jcr  Maiulst'hurei  Hölilen  voll  Knochen  des  prähistorischen  Menschen  gefunden. 
(Cowpt.  rcuil,  d.  l.  6'oc.  d.  Geogr.  ä  Paris,  Nr.  14,  350.) 

DniiYergiie's  Reise.  Nach  den  „Times  of  India**  hat  Dauvergne  eine 
alu-'ütt^ui'nxnche  Reise  durch  den  Karakorum,  das  Pamirland  und  Dardistan 
Ausgeführt,    Nacli  dem  offenbar  lückenhaften,   in  der  ..Nature"  vom    10..  Dec.. 

5,  in:^  rt-produck-ten  Bericht  der  ..T.  o.  J.*'  war  Dauvergne  von  Leb  über  den 
KarakuTuni  nach  dem  Kilian-Passe  gegangen.  (Unter  dem  18.  August  1389  hatte 
fr  aits  SHjachidullah  südlich  von  letzterem  geschrieben.  (Vgl.  Rev.  d.  Geogr. 
XVI  hvt  p.  472.)  Von  hier  erreichte  er  über  das  Pamir-Plateau  glücklich 
ili'fi  lyhi^rvn  Oxus,  überstieg  den  Hindu  kusch  im  Baroghil-Pass  und  wendete 
sirii  «Utju  üst-  und  später  südwärts  über  den  Ishkanian-Pass  und  das  Karambar- 


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589 

Thal  nach  Gilgit.  Von  Interesse  ist  Dauvergne*s  Mittheilung,  dass  Capt 
Gröntbtschewsky  (siehe  H.  8  u.  9,  S.  489)  von  den  afghanischen  Behörden 
in  Kila  Panjah  (soll  wohl  heissen  Kala  P^ndsch,  Anm.  d.  Red )  am  obersten 
Oxus  aufgehalten  wurde,  und  also  sein  Ziel,  Kaßristan,  nicht  erreicht  haben  dürfte. 

FornioS';!.  In  der  Sitzung  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  in  Berlin  vom 
1?.  Oclober  18S9  liielt  Dr.  War  bürg  einen  sehr  bemerkenswerthen  Vortrag. 
Dr.  War  bürg  hatte  beinahe  vier  Jahre  lang  die  peripherischen  Gebiete  Ost-  und 
.  Südost-Asiens,  und  zwar  zu  vorwiegend  botanischen  Zwecken  bereist.  Nichts- 
destoweniger hat  er  aber  aucli,  wie  sein  Vortrag  beweist,  seine  Aufmerksam  keil 
in  hohem  Grade  den  allgemeinen  cuiturellen  und  den  ethnographischen  Ver- 
hältnissen zugewendet.  Warburg  erreichte  Formosa  von  Amoy  her  in  Tamsui 
(richtiger  Höbe),  dem  Hafen  von  Taipefu,  der  gegenwärtigen  Hauptstadt  der  Insel. 
Ausser  mit  Tamsui  ist  Amoy  noch  mit  Amping,  dem  Hafen  der  ehemaligen  süd- 
lichen Hauptstadt  durch  eine  Dampferlinie  verbunden.  Ausser  diesen  beiden  Häfen 
bestehen  noch  die  Vertragshäfen  Takau  im  Süden  und  Kelung,  aus  dem  letzten 
französisch -chinesisclien  Krieg  her  bekannt,  im  Norden.  Keiner  der  vier  Häfen 
kann  als  gut  bezeiclmet  werden.  Tamsui  ist  nur  die  Mündung  eines  grösseren, 
durch  eine  Barre  für  tiefgehende  Schiffe  verschlossenen  Flusses.  Hier  befinden 
sich  ausser  dem  englischen  Consul,  dem  europäischen  Zollpersonale  und  dem 
Haupte  der  canadischen,  presbyterianischen  Mission,  Dr.  Mackay,  nur  wenige 
Europäer.  Von  Tamsui  ging  Warburg  nach  Taipefu  und  von  liier  nach  Kelung. 
Taipefu  ist  eine  ganz  neue  Schöpfung  des  aus  dem  Franzosen  kriege  (lb84)  her 
bekannten,  gegenwärtigen  Gouverneurs  der  Insel,  Liu  Ming  Chuang.  Sie  war 
ober  seinen  Befehl  vor  wenigen  Jahren  zwischen  der  etwa  40.000  chinesische  Ein- 
wohner zählenden  Stadt  Banka  und  dem  Fischerdorfe  Swatutia  auf  Reisboden 
gegründet  worden  und  in  ungemein  kurzer  Zeit  zu  einer  ansehnlichen  Stadt  mit 
breiten  Strassen,  Ziegelbauten  und Laubengängen  herangewachsen.  Eine  45 1» 
hohe  und  3  m  dicke  Mauer  umgibt  die  Stadt.  Im  Yamen,  dem  Hause  des  Gouver- 
neurs, leuchtet  heute  elektrisches  Licht;  der  Telegraph  verbindet  die  Stadt  mit 
Tamsui.  Kelung  und  Taiwanfu,  und  durch  ein  Kabel  (zwischen  Tamsui  und 
Futschau)  mit  dem  oliinesischen  Festlande,  sowie  durch  ein  zweites  (von 
Taiwanfu  aus)  mit  den  Pescadores;  eine  Eisenbahn  nach  Kelung  mit  drei 
eisernen  Brücken  und  einem  grösseren  Tunnel  ist  im  Bau  oder  walirscheinlich 
gegenwärtig  schon  vollendet,  eine  andere  von  ungleich  grösserer  Ausdehnung, 
nämlicH  von  Taipefu  nach  Taiwanfu,  war  in  Angriff  genommen,  ein  grosses 
Arsenal  mit  Patronen-  und  Kugelfahrik  in  der  Stadt  in  Entstehung  begriffen, 
grosse  steinerne  Quais  am  Tamsuiflusse  standen  im  Bau;  mit  einem  Worte 
überall  regte  sich  ein  Geist  thatkräftiger  Reformbestrebungen,  gleichsam  als 
wollte  China  an  diesem  abgelegenen  Aussenposten  die  Möglichkeit  derartiger 
culturelltr  Umwälzungen  erprohen.  Allerdings  hatten  diese  Reformen  auch 
ihre  fatale  Kehrseite.  Es  wurde  eine  Grundsteuer  eingeführt,  die  namentlich 
im  Süden  den  heftigsten  Widerstand  fand,  der  Kampher  wurde  monopolisirt 
und  selbst  von  einem  Holzmonopol  war  die  Rede.  Die  berüchtigte  Corruption 
chinesischer  Beamten  zu  brechen,  ist  freilich  dem  Gouverneur  trotz  der  besten 
Absichten  nicht  gelungen. 

Von  Kelung  aus.  wo  der  Reisende  mit  Dr.  Mackay  zusammentraf,  machte 
er  in  dessen  Hegleitung   einen  Ausflug  durch   die  Capsulan-F.bene   und  deren 


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ka.i.viq. 


590 

Hintertliäler  bis  über  die  Sao-Bai  hinaus.  Die  etwa  6000  Pepohwans  —  so 
heissen  überhaupt  die  sinisirten  Ureinwohner  der  Insel,  .welche  diese  Ebene 
und  theilweise  die  auf  §ie  hinausraündenden  Thäler  bewohnen,  sind  meist 
Christen,  die  in  steter  Kriegsbereitschaft  gegen  die  wilden  Bergstämme  ihre 
gut  bewässerten,  überaus  fruchtbaren  Aecker  bestellen.  Die  Haupterzeugnisse 
ihres  Bodens  sind  Zucker,  Reis,  Indigo,  Nesselfasern,  Bohnen,  "Erdnüsse  und 
Bataten. 

In  Kelung  selbst  besuchte  Warburg' die  Kohlenminen,  deren  Ertrag  sich 
im  Jahre  1888  auf  40,000  Tonnen  belief.  Die  Qualität  der  Kohlen  ist  eine  niittel- 
mässige,  der  Preis  dafür  aber  6in  geringer.  In  den  der  Regierung  gehörigen 
Gruben  arbeiten  europäische  Maschinen  unter  der  Leitung  eines  englischen 
Ingenieurs,  im  Obrigen  ist  der  Abbau  noch  ausserordentlich  primitiv.  Der 
ungeheure  Kohlen vorrath  von  130.000  Tonnen,  den  die  Chinesen  1.S84  aus 
Furcht,  er  könnte  den  Franzosen  in  die  Hände  fallen,  mit  500  Kisten  Petroleum 
anzündeten,  ist  seit  Kurzem  ausgebrannt  Das  Feuer  hatte  an  ihm  drei  Jahre 
lang  gezehrt. 

Nachdem  der  Reisende  nach  Amoy  zurückgekehrt  war,  ging  er  ein  zweites 
Mal  nach  der  Insel,  diesmal  aber  nach  dem  Süden,  nach  Taiwanfu,  von  wo 
er  sich  an  das  Südcap  begab,  wo  seit  der  Errichtung  (1883)  des  23  m  hohen, 
von  einer  kleinen  Mannschaft  mit  2  Achtzehnpfünder.i,  2  Gatling-Maschinen- 
kanonen  und  einem  özölligen  Mörser  vertheidigten  Leuchtthurmes  sich  ganz 
vorzügliche  Beziehungen  zu  den  wilden  Stämmen  der  Paiwahns.  Amias  und 
Koluts  herausgebildet  haben.  Ein  zweiter  Ausflug  brachte  ihn  von  Taiwanfu 
nach  dem  Tangtieu-Pass  (1250  m.)  in  Mittelformosa.  in  ein  Bergland  voll  der 
herrlichsten  Scenerien,  reich  an  prachtvollen  Longanhainen,  Bambus  Wäldern, 
Gurcuma-  und  Ingwerpflanzungen. 

Auffallend  war  dem  Reisenden  der  Unterschied  zwischen  der  Vegetation 
im  Norden  und  jener  im  Süden.  Dort  Weiden.  Erlen,  Eichen.  Kiefern,  Pfirsiche, 
Maulbeerbäume,  Kamplier,  Thee,  die  Nesselfaser  und  der  merkwürdige  Reis- 
papierbaum (Aialia  papyrifera).  eine  Pflanzenwelt  also,  die  nach  Mittelchina 
und  Südjapan  hinüberweist,  hier  im  Süden  Papayas.  Betelpfeffer.  Riesenbambus. 
Longan,  Ingwer,  Gurcuma,  durchaus  tropische  und  südchinesische. Elemente. 
Sehr  auffallend  ist  das  Auftreten  einer  Akozie  mit  ungefiederten  Blättern,  dehen 
Verwandle  zumeist  Australien  und  den  Südseeinseln  eigen  sind. 

Was  die  Bevölkerung  betrifft,  so  deuten  zahlreiche  Umstände  auf  mala yisch- 
polynesischen  Ursprung.  Dagegen  dürften  Negrito-  oder  papuaartige  Stämme 
entschieden  nicht  an  der  Zusammensetzung  der  jetzigen  Stämme  betheiligt 
sein.  Doch  scheinen  gewisse  auffällige  Typen  mit  hohem  Nasenrücken,  ener- 
gischen Gesichtszügen,  auf  scharfer  Firste  stehenden  Augenbrauen  und  schlankem, 
hohem  Wüchse  auf  die  Existenz  einer  Urbevölkerung  zu  deuten,  die  schon  vor 
der  malayischen  Emwanderung  da  war.  Zwischen  Formosa  und  den  Riukiu- 
Inseln  besteht  kein  directer  ethnographischer  Zusammenhang,  wie  man  wohl 
meinen  möchte;  die  Riukiu- Insulaner  stehen  vielmehr  den  Japanern  ebenso 
nahe,  wie  der  Grosstheil  der  formosanischen  Urbevölkerung  der  malayisch- 
polynesischen  Völkerfamilie. 

(Verhandl.  d.  Oesellsch.  f.  Erdk.  z.  Berlin.   B.  X  VI,,  Kr.  8.,  S,  374  ff,) 


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591 


Afrika. 


Kanonenboote  Tor  Timimkta.  Vor  Kurzem  sind  nun  schon  das  zweite 
Mal  zwei  französische  Kanonenboote  vorTimbuktu  oder  besser  dessen  Hafen 
Kabara  erschienen.  Dieselben  waren  unter  dem  Commando  des  Schiffslieutenants 
Jiiime  am  16.  Sept.  d.  Jahres  von  Polikoro  am  oberen  Niger  den  Fluss 
hinabgefahren.  Die  Reise  dauerte  hin  und  zurück  einschliesslich  des  Aufenthaltes- 
in  Timbuktu  fast  sechs  Wochen.  Das  Verhalten  der  Bevölkerung  war  überall 
ein  durchaus  friedliches. 

{Compt.  rend.  d,  l.  Soc,  Geogr.    Faiis  Nr.  14,  p.  3TS.) 

Reise  im  Hlnterlande  von  Kamerun.  Dr.  Zintgraff.  welcher  Ende 
1888  von.  Kamerun  aufgebrochen  war  und  im  Mai  1889  Ibi  am  unteren  Benue 
erreicht  hatte,  reiste  von  dort  über  Bakundi  und  Gaschka  nach  Jola  am  oberen 
Benue.  Gegenwärtig  befindet  er  sich  auf  dem  Rückwege  über  Gasclika, 
Aschaku  und  Oach  nach  der  von  ihm  begründeten  Station  Bali.  Sein  letztes 
Schreiben  datirt  von  Gaschka,  li.  Aug.  1889. 

(Leipziger  IIL  Zeit.,  Kr.  2426,) 

Capitfin  TrlTier;  Von  Capt.  Tri  vier  ist  aus  Mocambique  ein  Tele- 
gramm an  die  »Gironde«  eingetroffen,  demzufolge  er  dort  eingelangt  ist.  Derselbe 
hat  den  afrikanischen  Continent  von  der  »France  äquatoriale«  her  durchquert. 
Er  hatte  am  6.  Nov.  1888  Cap  Lopez  verlassen  und  war  am  G.  Jänner  1889  in 
Brazzaville  angekommen,  dann  den  Congo  hinauf  nach  Stanley-Falls  gegangen, 
von  wo  ihn  Tippo  Tib  nach  Sansibar  führen  sollte.  Sein  letzter  Brief  vom 
r^.  April  d.  J.  stammte  aus  Kassongo,  das  er  am  14.  d.  M.  verlassen  wollte. 
Offenbar  haben  ihn  unüberwindliche  Hindemisse  gezwungen,  seinen  Weg  viel 
weiter  im  SO.  zu  nehmen,  als  ursprünglich  in  seinem  Plane  lag 

>Vitn-Ocbiot.  Laut  amtlicher  Kundmachung  vom  22.  October  18S8  ist 
die  Küste  zwischen  Wituland  im  Süden  und  Kismaju  im  Norden  mit  dem 
Deutschen  ostafrikanischen  Schutzgebiet  vereinigt  worden. 

Dr.  Haus  Mejer's  Kiliuinndseliaro-Expeditiou.  Durch  die  Tages- 
blätter  ist  bereits  seit  längerer  Zeit  das  Gelingen  der  genannten  Expedition 
bekannt.  Nun  sind  durch  „Daily  News",  „Nature%  „Leipziger  III. Ztg.*  u.  s.  w. 
Einzelheiten  darüber  bekannt  geworden.  Meyer's  dieshezüü lieber  Brief  datirt 
von  „Marangu  Jagga,  9.  October.**  Dieses  Dorf  hatte  Meyer  mit  seinem  Begleiter 
Purtschelleram25.  September  1889  erreicht.  Am  2.  October  lagerten  die  Reisenden 
auf  dem  Kibo-Plateau  in  einer  Höhe  4'j70w*.  Um  2  Uhr  3.)  Min.  Nachts  brachen  ■ 
sie  nach  den  Lavarücken  auf,  die  etwa  88J/w  höher  das  Gletscherthal  im 
Süden  umranden.  Um  7  Uhr  Früh  traf  man  im  Schutze  der  Felsen  auf  den 
ersten  Schnee  bei  5600w  Um  1  Uhr  45  Min.  Nachmittags  erreichte  mm  nach 
grossen  •  Anstrengungen  die  Schneelinie.  Es  zeigte  sich  aber  nun.  dass  der 
Gipfel  IVs  Stunden  weiter  lipks  lag.  Man  rastete  P  g  Tage,  stieg  am  5  October 
]>is  auf  480JW  herab  und  wiederholte  am  6.  October  den  Anstieg.  Diesmal 
wurde  der  Gipfel  ohne  besondere  Schwierigkeit  erreicht.  Die  höchste  Spitze 
wurde  zu  6225m  bestimmt  und  „Kaiser  Wilhelm-Spitze"  benannt.  Die  Aussicht, 


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namentlich  aber  der  Blick  über  den  mächtigen  Kibo-Krater,  der  1200  m  breit 
und  190»w  tief  ist  und  aus  dessen  Mitte  sich  ein  etwa  160  m  hoher  vulkanischer 
Kegel  erhebt,  ist  grossartig.  Für  den  1«),  Oetober  war  die  Besteignng  des  zweiten 
Kilimandscharo-Gipfels,  des  Kimawensi,  in  Aussicht  genommen. 

Dr.  Pejera.  Seit  den  ersten  Nachrichten  über  die  angebliche  Nieder- 
metzelung  der  Expedition  Dr.  Peters'  (Reut.  Tel.  a.  Sansibar,  5.  November) 
sind  mehrmals  widersprechende  Nachrichten  darüber  nach  Europa  gelangt,  von 
denen  keine  als  vollständig  authentisch  bezeichnet  werden  kann.  Peters'  letzte 
nach  Europa  gelangte  Nachricht  ist  ein  Brief  tun  seinen  Bruder,  den  der  „Nürn- 
berger General- Anzeiger"  vom  "28.  December  in  seinem  Wortlaut  mittheilt  Der 
Brief  ist  von  „Odo  Bova  Ruda,  8.  Oetober  1869"  datirt.  Peters  befand  sich 
demselben  zufolge  damals  auf  der  von  ihm  eben  begründeten  Station  „Von 
der  Heydt-Haus**  etwa  50  km  0.  vom  Kenia  am  oberen  Tana.  Er  war, 
nachdem  er  einen  Freundschaftsvertrag  mit  einem  der  Galla-Sultane  abge- 
schlössen  hatte,  in  einen  Kampf  mit  ihm  verwickelt  worden,  in  dem  der  Sultan 
födtlich  verwundet  wurde,  worauf  sich  Peters  in  den  Besitz  seines  Landes 
setzte.  Sein  nächstes  Ziel  war  der  Kenia,  wo  er  seine  Expedition  für  das 
„Herz  von  Mittelafrika"  organisiren  wollte,  doch  war  er  bereits  durch  die 
Nachricht  von  dem  Heranruckeh  von  Somali-  Schaaren  beunruhigt.  Thatsächhch 
versetzen  die  ersten  Nachrichten  über  das  Massacre  den  Schauplatz  desselben 
an  den  oberen  Tana  in  das  von  Peters  eroberte  Sultanat  (das  ehemalige  Korkord). 

BritUh-SoutliAfrica  Company.  Die  Britische  Ostafrikanische  Ge- 
sellschaft hat  unter  dem  29.  Oct.  einen  königlichen  Charter  bekqmmen.  Dem- 
selben zufolge  erstreckt  sich  ihr  Gebiet  über  das  Land  »Lying  immediately  to 
the  north  of  British  Bechuanaland,  and  to  the  north  and  west  of  the  South 
African  Republic.  and  to  the  west  of  the  Portuguese  Dominions«.  Die  Grenzen 
sind  demnach  nach  Nord  und  Ost  und  West  in  hohem  Grade  unbestimmt, 
umsomehr  als  die  Ausdehnung  der  portugiesischen  Besitzungen  von  Osten, 
wie  von  Westen  her  keineswegs  annähernd  feststeht.  Im  Süden  bleibt  nur 
das  kleine  Gebiet  von  Tati,  ein  Gold-District  zwischen  Britisch-Betschuana  und 
Matabeles  Land,  ausgeschlossen.  Zunächst  handelt  es  sich  wohl  um Matabele's 
Land,  aber  es  ist  kaum  zweifelhaft,  dass  die  Gesellschaft  schon  jetzt  auch 
das  Land  N.  vom  Zambesi  bis  zum  Nyassa  und  Tangai^jika  und  das  Marutse- 
Mabunda-Reich  in's  Auge  gefasst  hat.  Bezüglich  eines  Theiles  dieses  nördlich 
vom  Zambesi  gelegenen  Gebietes  hat  nach  den  Verhandl.  d.  Gesellsch.  f.  Erd- 
kunde. B.  XVI..  Nr.  0,  477,  erst  kürzhch  Capt.  Lugard  von  der  British  Asso- 
ciation in  Newcastle  auf  den  Reichthum  von  Katanga  (in  Garanganja)  an  Erzen, 
die  geglückten  Culturversuche  mit  Kaffee  und  den  Reichthum  an  thierischen 
und  pflanzlichen  Producten  hingewiesen.  Dazu  kommt  das  kühle  Bergklima 
des  Schire-Hcchlandes,  das  selbst  europäischen  Frauen  den  dauernden  Auf- 
enthalt gestatten  soll.  England  ist  hier  schon  seit  Jahren  thätig  gewesen  und 
seine  zahlreichen  Missionsstationen  am  Nyassa,  die  ihr  Wirken  bereits"  bis  an 
den  oberen  Luapula  bis  nach  Garangaja  ausgedehnt  haben,  haben  den  Boden 
für  die  Britische  südafrikanische  Gesellschaft  wohl  vorbereitet. 


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Amerika. 

Finnen  in  Minnesota.  Aus  einem  Berichte  von  E.  V.  Smalley  ini  Journale 
»The  Northwest« .  das  in  St.  Paul  und  Minneapolis  erscheint,  ist  zu  entnehmen, 
dass  im  Staate  M  i  nn  e  so  ta  die  Familien  aus  dem  scandinavisclien  Norden  näc-list 
den  Amerikanern  das  grösste  Procent  der  eingewanderten  Bevölkerung  bilden. 
Sie  vertheilen  sich  auf  die  Counties  Ottor-Tail,  Becker  und  Wadena.  so  dass  sie 
in  einigen  derselben  sogar  die  Mehrheit  unsmachen.  Am  zahlreichsten  bewohnen 
sie  die  Umgegend  der  Station  New- York -Mills  der  nördlichen  Pacific-Bahn. ') 
Dieser  Name  schreibt  sich  von  der  Land-  und  Bauholz-Compagnie  her,  die  sich 
1870  in  New -York  bildete  und  zur  Arbeit  in  den  Wäldern  und  Sägemühlen 
Finnen  anwarb,  unter  denen  einige  begabte  Persönlichkeiten  waren,  die  durch 
briefliche  Mittheilungen  über  die  vortheilhaften  Arbeitsverhältnisse  und  mit  Untei  - 
Stützung  der  Compagnie  den  Zuzug  vieler  LÄndsleute  bewirkten.  Im  Jahre  1884 
entstand  die  erste  Zeitung  in  finnischer  Sprache  (Unsi-Kotimaa —  Neue  Heimat), 
die  auch  in  Finnland  Verbreitung  fand  und  die  Zahl  der  Einwanderer  so  ver- 
mehrte, dass  in  und  um  New-York-Mills  nun  über  4000  Finnen  angesiedelt  sind. 
Als  der  Herausgeber  (Aug.  Nilund)  sammt  seinem  Blatte  nach  Astoria  in  Oregon 
übersiedelte,  fand  sich  in  dem  lutherischen  Prediger  J.  W.  Lahde  ein  zweiter 
Unternehmer,  der  sein  Journal  »Amerikan  Suometar«  (der  finnische  Amerikaner) 
betitelte  und  in  sechsspaltigem  Folio  erscheinen  liess.  Zum  Verständnis  des 
Finnischen  sind  Kenntnisse  der  romanischen  und  teutonischen  Sprachen  nicht 
ausreichend,  da  die  Finnen  zur  turanischen  Völkergruppe  gehören  und  ihre 
agglutinirende  Sprache  von  allen  andern  sich  unterscheidet,  keinen  Artikel  und 
kein  Geschlecht  kennt.  Der  Satz  zeigt  deutsche  Lettern.  Eine  eingesehene  Abon- 
nentenliste ergab  folgende  Auswahl  von  Personen-Namen:  Mukkata,  Mursu,. 
Ojala,  Fiskahi,  Toomela,  Zaiti,  Koski,  Rinipita,  Wenata,  Kosekula,  llaarla, 
Pagari,  Pikarainen  etc.  Ein  finnischer  Kalender  enthält  ausser  den  biblischen 
Taufnamen  noch  die  Taufnamen  für  Knaben:  Sipi,  Kauno,  Ilman,  Mats.  Ouni, 
Kattasun  etc,  für  Mädchen:  Sirja,  Tyrjne,  llma,  Hilia,  Erika  etc.  Die  vielen, 
dünn  bewaldeten  Flächen  bieten  den  Ansiedlern  hinreichende  Gelegenheit,  auf 
den  ausgerodeten  Räumen  Weizen-  und  Kartoffelfelder  anzulegen,  deren  Erlrag 
trotz  der  strengen  Winter,  ein  so  lohnender  ist,  dass  der  Eigenthümer  der 
Gründe  zufrieden  gestellt  wird.  Auch  die  Waldarbeit,  das  Fällen  der  ßäume, 
die  Behauung  zu  Eisenbahnschwellen,  Blockhausbauten  u.  s.  w.,  wird  so  gut 
bezahlt,  dass  ein  Arbeiter  1  Dollar  verdient,  wo  er  in  Schweden  1  Marc 
bekäme.  Die  Männer  können  fast  alle  lesen  und  schreiben,  und  man  /mdet  in 
den  Häusern  ausser  der  Bibel  noch  manches  andere  Buch.  z.  B.  das  epische 
Heldengedicht  >Kalovata«,  das  durch  englische  und  deutsche  Uebersetzungen 
in  vielen  Kreisen  bekannt  geworden  ist,  und  aus  dem  Lougfellow  zu  seiner 
»Hiawatha«  die  metrische  Form  entlehnt  hat.  Unter  den  eingewanderten  Finnen 
befindet  sich    sehr    selten    ein  verkommenes  -  Individuum,   das  der   Gemeinde 

')  New -York -Mills  (N.  Y.  Mühlen)  liegt  zwischen  den  Knotenpunkten 
Brainerd  und  Glyndon  der  nördlichen  Pacific-Bahn  der  Union,  beiläufig  unter 
46®  36'  Breite  und  95°  westl.  von  Greenwich;  312  Kilom.  nordw.  von  St.  Paul. 
Die  mittlere  Jahrestemperatur  ist  wenig  über  5°  C,  also  höher  als  in  Abo 
im  südlichen  Finnland.  Der  Ort  zählte  im  Jahre  1883  bereits  500  Einwohner, 
vergrössert  sich  aber  sehr  schnell.  Drei  grosse  Sägemühlen  können  täglich 
3'VOOO  Meter  Bauholz  liefern. 


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keine  Ehre  macht.  Die  hügelige  Undulation  des  Bodens  mit  seinen  vielen  Wäl- 
<lern  uiid  Seen  heimelt  den  Finnländer  so  an,  dass  er  nur  in  der  dünngesäeteu 
Bevölkerung  und  dem  höheren  Arbeitslohne  einen  Unterschied  mit  seiner  Heimat 
bemerkt.   Es  sind  die  Finnen  im  Ganzen  sparsame  Leute,  die  deshalb  leichter 
wohlhabend  werden,  auch  bald  amerikanische  Sitten  annehmen  und  gute  Staats- 
bürger  werden.    Das  grössere  Mass  von  Autonomie,   das  Finnland  vor  andern 
russischen  Provinzen  voraus  hat,   ist  eine  gute  Vorbereitung  für  die  amerika- 
nische Freiheit  der  soc-ialen  Bewegung.  —  Die  Häuser  der  Landbewohner  sind 
ziemlich  gleichförmig  gebaute  Blockhäuser  von  zwei  Fenstern  Fronte,  mit  zwei 
Wohnräumen  unten   und  zwei  oben,   die  durch  einen  Ofen  aus  Backsteinen 
geheizt  werden,  wie  es  in  ihrem  Vaterlande  üblich  ist.    Auf  dieses  Stück  wird 
^m  meisten  verwendet,  und  die  Kosten  lohnen  sich  reichlich  durch  Ersparung 
an  Brennmateriale.  da  eine  einmalige  Beheizung  im  Tage  hinreicht,  um  eine 
angenehm  warme,    und    nie   Übermässig  heisse  Temperatur   zu   erhalten.    Im 
Meublenient  herrscht  kein  Luxus,  Kästen  sind  selten  und  werden  durch  Truhen 
ersetzt;  aber  Geranien  und  andere  Blumen  stehen  auf  den  Fenstern,  die  durch 
Muslinvorhänge  und  roth   oder  grün  bemalte  Läden  geschützt  sind.   Vogelbrul- 
häuschen  auf  langen  Stangen  sind  häufig  zu  sehen.  Warmbäder  sind  Bedürfnis 
für  die  Finnen,  man  stellt  sie  auf  die  primitivste  Art  her,   indem  man  Steine 
im  Ofen  bis  zur  Gluthhitze  bringt  und  sie  dann  mit  Wasser  übergiesst   Es  wird 
zwar  Flachs  in  den  Häusern  gesponnen  und  gewoben,  aber  nur  zur  Erneuerung 
der  Leibwäsche.  Die  Kleider,  die  aus  der  Heimat  stammen,  werden  nach  dem 
Verbrauche   durch  fertige,  nach  amerikanischer  Art  ersetzt,  die  in  den  Läden 
der  Kaufleute  zu  haben  sind.  Zäher  ist  das  weibliche  Geschlecht  im  Aufgeben 
des  Costumes;  es  beanügt  sich  mit  einem  tüchtigen  Wollrock  im  Winter,  mit 
einem  Calicokleide  im  Sommer,  mit  einer  detto  kurzen  Jacke,  einem  einfachen 
Kopfluche,  im  Winter  von  Wolle,  im  Sommer  von  Seide,  einem  Umhängtuche 
für   die  Ausgänge  und  dicken  Schuhen.    Der  gewöhnliche  Typus  der  Finnen 
besteht  in  einem   breiten  Antlitz  mit  stark  ausgeprägten  Backenknochen.   Die 
Haare  sind  meistens  flachsblond  oder  hchtbraun,  selten  dunkel;   in  letzterem 
Falle  ist  der  ursprüngliche  Tatarentypus  schärfer  ausgeprägt.  Herr  Willi  Horton 
der  Zeichner  für  das  Monthly  Magazin,  hat  von  seiner  Reise  zu  der  Schweden- 
Colonie  viele  Zeichnungen  mitgebracht,   Ansichten  von  Häusern  von  aussen 
und  innen,  Volkslypen  verschiedenen  Charakters,  Gerälhschaften  etc.   Ein  dar- 
nach gefertigter  Holzschnitt  zeigt  ein    Blockhaus,  einstöckig,   am  Saume  eines 
\\äldchens,  hinten  ein  See,  zur  Seite  Heuschober;  im  Vordergrunde  ein  Weib 
das  mit  einem  Doppelgespann  von  Pferden  den  Pflug  lenkt.  Ein  anderer  Holz- 
schnitt führt  eine  Kammer  vor  Augen,  mit  einem  Gange  in  halber  Höhe,  dessen 
Geländer  zum  Wäschetrocknen  dient;  rechts  der  ansehnliche  Ofenbau,  auf  dessen 
Platte   eine  Schüssel   voll   grosser  Steine  steht,  offenbar  zugleich  Küche,  Bad- 
/stube  und  Trockenkammer!   Eine  dritte  Skizze  zeigt  uns  finnische  Weiber  und 
Kinder  in  der  Kirche,  besser  Beistube,  mit  den  landesüblichen  Kopftüchern  und 
dem  slavischen  Gesichtstypus;  eine  vierte  Skizze  eine  Sammlung  charakteristi- 
scher Köpfe  von  Männern,  Weibern  und  Kindern  verschiedenen  Alters,  die  aber 
insgesammt  in  Beziehung   auf  körperliche  Schönheit  nach   unseren   Begriffm 
keinen  Anspruch  erheben  dürfen. 

Aus  Schriften  und  Bildern  kann  man  sich   von  Land  und  Leuten  ziem- 
lich richtige  Vorstellungen   machen.    Man  darf  erwarten,  dass  die  finnischen 


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Einwohner,  die  eine  im  Ganzen  genügende  Schulbildung  von  Haus  aus  mit- 
bringen und  eine  nicht  weniger  gute  religiöse  Erziehung,  ihren  germanischen 
Grundchara^ter  mit  Zähigkeit  festhalten  dürften  und  nicht  so  schnell,  wie 
manche  anderen  Nationen  Angehörige  der  potenzirten  Sucht  verfallen  werden 
dien  raschesten  und  reichlichsten  Erwerb  ohne  Wahl  der  Mittel,  als  Lebensziel 
zu  betrachten.  Stcinkauser. 

Taconm,  ein  werdendes  Hatidels-Emporittui  der  iiordaiiierikaiiisehen 
riiioii.  Dieselbe  Nummer  des  »North- West«,  dem  die  vorhergehende  Notiz 
entnommen  ist,  enthält  auch  eine  von  demselben  Smalley  herrührende,  sehr 
ausführliche  Schilderung  des  jetzigen  Zustandes  der  aufblühenden  Hafenstadt 
Tacoma,  begleitet  von  48  grossen  und  kleinen  Illustrationen,  über  Stadt  und 
Umgebung,  Strassenansichten,  Öffentliche  und  Privatbauten.  Eine  Zusammen- 
fassung des  Hauptinhalts  dürfte  einig?s  Interesse  erregen,  wenn  auch  die  Hoff- 
nungen, die  Smalley  für  die  Zukunft  hegt,  sich  etwas  weniger  erfüllen  sollten. 
Fast  am  Ende  des  Puget  Sound.  370  km  entfernt  von  der  Juan  de  Fuca-Strasse 
nächst  der  Vancouver- Insel,  an  einem  Punkte,  wohin  noch  die  Fluth  des  grossen 
Oceans  wirksam  ist,  liegt  der  Endpunkt  der  nördlichen  Pacificbahn,  Tacoma, 
vor  ein  paar  Jahrzehnten  noch  ein  Ort  mit  Gassen,  in  denen  noch  verbrannte 
Strünke  des  ausgerodeten  Waldes  standen,  mit  wenigen  Hundert  Einwohnern, 
von  denen  viele  wieder  weggezogen  wären,  wenn  sie  es  gekonnt  hätten ;  heute 
eine  aufblühende  Stadt,  der  Schlusspunkt  einer  Conti nen talbahn.  Durch  Eisen- 
bahnen verbunden  mit  Portland  am  Columbia,  mit  Seattle  und  anderen  Industrie- 
orten,  in  der  Nähe  von  ergiebigen  Bergwerken  und  Kohlengruben,  in  der  Mitte 
fruchtbaren  Weizenbodens,  üppigen  Hopfen baues.  ein  für  Flotten  hinreichender 
liefer  Seehafen,  mit  einer  jähriich  nach  Tausenden  wachsenden  Bevölkerung, 
die  bald  20.000  (?)  Köpfe  erreichen  wird,  kurz  ein  Ort,  der  dem  Ingenieur  wie 
dem  Architekten,  dem  Schiffsbauer  wie  dem  Kaufmann,  dem  Landwirth  wie 
dem  Bergmann,  lohnende  Beschäfigung  in  Aussicht  stellt,  das  ist  das  Tacoma 
von  heute.  Dazu  kommt  noch  die  Begünstigung  durch  ein  gemässigtes,  der 
Gesundheit  zuträgliches  Klima,  so  dass  die  Erwartung  nicht  unberechtigt  ist. 
Tacoma  werde  eine  Rivalin  von  St.  Francisco  werden 

Tacoma  steht  in  inniger  Verbindung  mit  dem  1880  als  Staat  erklärten 
Washington;  sein  Handel  besteht  in  der  Hauptsache  aus  dem  Vertrieb  der 
Erzeugnisse  des  Landes,  daher  die  grosse  Menge  von  Säge-  und  Mahlmühlen; 
denn  die  Wälder  reichen  noch  bis  zur  Meeresküste  herab  und  weite  fruchtbare 
Thäler  breiten  sich  zwischen  den  hohen  Ketten  des  Küstengebirges  im  West 
und  des  noch  höheren  Cascadengebirges  im  Ost  aus,  die  noch  reiche  Ausbeute 
den  Zuzüglern  versprechen.  Im  Cascadengebirge  ist  es  der  schneebedeckte  von 
Gletschern  umgebene  Mount  Tacoma  (3700  m),  der  überall  sichtbar  ist  und 
immer  einen  majestätischen  Eindruck  macht,  sei  er  von  der  Abendsonne  rosa- 
roth  verklärt  oder  vom  Vollmonde  geisterhaft  bleich  erleuchtet. 

Seattle,  nördlich  von  Tacoma,  dem  Ocean  um  61  km  näher,  mit  Tacoma 
seit  1883  durch  eine  Zweigbahn  verbunden,  war  Tacoma  vor  Vollendung  der 
n.  Pacificbahn  voraus,  es  zählte  im  Jahre  1882  schon  7000  Einwohner,  als 
Tacoma  noch  3500  Einwohner  hatte;  nach  der  Eröffnung  derselben  wurde  es 
von  Tacoma  überflügelt  und  dürfte  nun  die  Rolle  spielen,  die  New -Jersey  zu 
New-York  vertritt.    Eine  Seitenbahn  führt  von  Tacoma  zu  den  Kohlengruben 


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;  t;  i"  ■.'^ 


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von  Carbonada  und  ist  bestimmt,  weiter  in  den  Osten  von  Washington  ein- 
zudringen. Diese  Bahn  durchschneidet  die  einträghchsten  Hopfengärten  des 
Thaies  Pyallup  und  führt  an  den  Fuss  des  Mount  Tacoma,  dessen  Canons  und 
Gletscher  am  besten  von  Wilkinson  ai^s  erreicht  werdeji. 

Die  mittlere  Temperatur  beträgt  HP  C,  des  July  177  C  des  Jänner 
38^  C.  Die  höchste  Temperatur  innerhall)  10  Jahren  war  34*4*^  C.  die  niedrigste 
—1610  Q^  also  beträgt  die  Amplitude  der  Extreme  bOö^  C  !  Die  mittlere 
Regenmenge,  nach  den  Beobachtungen  von  M.  Hotkinson.  stieg  auf  114*3  cm. 
ohne  Hinzurechnung  des  (geschmolzenen)  Schnees  von  508 cm.  Nichts  ist 
variabler  in  dieser  Region  als  die  Regenmenge,  die  von  -  den  Winden  abhängt 
und  von  dem  SXreichen  der  Gebirgszüge.  Je  weiter  vom  Ocean,  desto  mehr 
nimmt  der  Schnee  zu  und  der  Re^^en  ab.  Die  beobachteten  Regen-  und  Schnee- 
mengen wechseln  je  nach  Lage  und  Jahreszeit  zwischen  40  und  200  cm  und 
geben  dem  Meteorologen  schwer  lösbare  Räthsel  auf.  Die  Erklärung  Hotkinson^s 
lautet:  Es  gibt  zwei  oceanische  Hauptwinde.  Der  Nordwest  ist  trocken,  bläst 
im  Sommer  und  erzeugt  Kühle.  Der  Süd  oder  Südwest  ist  warm  und  feucht;  er 
dringt  durch  die  Niederungen  der  Gebirge  ein,  treibt  die  Sturm  wölken  des 
Oceans  her,  die  sich  in  Regen  auflösen,  wenn  sie  im  Anprall  gegen  die  hohen 
Berge  sich  verdichten.  Eine  Reise  von  zwei  Tagen  genügt,  um  aus  den  üppig 
4;rünenden  Thälern  in  die  Schneeregion  der  Gebirge  aufsteigend,  alle  Klimata 
in  verticaler  Richtung  zu  durchwandern. 

Die  Hauptindustrie  Tacomsis  ist  Holzverarbeitung,  die  älteste  Quelle  der 
Bodenausbeutung,  die  einen  von  Zimmerleuten  und  Sägern  bewohnten  Weiler 
schuf.  Nun  bestehen  sechs  grosse  Mühlen,  die  im  Jahre  1888  Bauholz,  laden, 
Pfosten  etc.  im  Werthe  von  874.000  Dollar  Waare  erzeugten,  um  110.00'J  Dollar 
mehr  als  im  Jahre  1887.  Die  Hauplabsatzge biete  waren  Südamerika,  Australien 
und  die  chinesischen  Häfen.  Föhrenholz  ist  als  Bauholz  begehrter  als  Fichten- 
holz, weil  es  härter  und  dauerhafter  ist.  Zunächst  der  Holzindustrie  kommt 
die  Verarbeitung  der  Erze  aus  den  Bergwerken,  dann  die  Bearbeitung  der 
Producte  des  Ackerbaues.  Früher  musste  alles  nach  Portland  in  Oregon  ge- 
schafft werden,   das  den  Export   auf   dem  Columbia  an  den  Ocean    be.sorgte. 

Der  Export  an  Kohle  hatte  im  Jahre  1888  den  Werth  von  fast  l'/t  Mill. 
Dollars,  um  40  Perc.  grösser  als  im  vorhergehenden  Jahre;,.  Ursache  davon 
war  die  von  der  Eisenbahn  bewirkte  Verbesserung  der  Fördermaschinen  zur 
Ladung  der  Schiffe,  die  grossentheils  ihren  Cours  nach  St.  Francisco  nehmen. 
Zweigeisenbahnen  führen  zu  den  Kohlenbergwerken,  unter  denen  die  Gruben 
von  Carbon  Hill  allein  219.000  Tonnen  lieferten. 

Im  Jahre  1888  wurden  in  Tacoma  1014  Häuser  gebaut  um  den  Preis 
von  2- 15  Mill.  Dollars,  wobei  in  diesem  Klima  der  Winter  die  Bauthätigkeit 
einstellt.  Die  Nord-Pacilicbahn  hat  im  Jahre  1889  eine  Million  votirt*  für 
Magazine,  Werkstätten  etc.  Auch  hat  sie  mit  der  Union-Pacificbahn  einen 
Vergleich  gesctjlossen,-  wornach  letztere  die  Bahn  von  Portland  nach  Tacoma, 
die  Eigenthum  der  eisteren  ist,  mit  ihren  Locomotiven  befahren  kann.  Es  ver- 
steht sich  fast  von  selbst,  dass  in  den  Waarenschuppen  und  beim  Bau  der 
Handelsschiffe  die  neuesten  Erfindungen  zur  Erleichterung  und  Sicherheit  beim 
Ein-  und  Ausladen  der  Waaren  in  Anwendung  sind. 

Nur  die  Schulen  halten  nicht  gleichen  Schritt  mit  den  grossartigen 
sonstigen  Erweiterungen,    und  die  ihnen   gewidmeten   Gebäude  zeichnen  sich 


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nicht  durch  hesondere  Grossartigkeit  aus  und  stehen  den  Gebäuden  der 
industriellen  Unternehmungen  weit  nach  an  Grösse  und  im  Baustyl.  Democh 
gibt  es  bereits  eine  (sogenannte)  Universität  (der  Methodisten),  ein  Washington- 
College,  ein  weibliches  Seminar  und  eine  Centralschule,  die  kleinen  Privat- 
schulen ungerechnet. 

Auch  die  Kirchen  sind  keine  Denkmale  klassischer  Baukunst,  mehr  Bet- 
häuser einfachsten  Styls.  Am  wenigsten  aber  entspricht  das  Aeussere  des  Opern- 
hauses seinem  Innern.  Ein  altes  Rathhaus  würde  ein  Deutscher  hinter  dieser 
Front  eher  vermuthen,  jedenfalls  ist  nur  das  Innere  eines  alten  Hauses  zu 
diesem  Zwecke  adaptirt  worden. 

Bereits  zählt  Tacoma  9\/^km  Stadtbahnen  und  ebensoviele  sind  im  Bau 
begriffen.  Die  Gemeinde  ist  so  glücklich,  erst  11. OK)  Dollar  Schulden  zu  haben, 
da  sehr  viele  der  öffentlichen  officiösen  Gebäude  durch  Beiträge  der  Bürger 
entstanden  sind.  Sehr  gutes  Trinkwasser  liefert  ein  benachbarter,  von  Quellen 
gespeister  Teich.  In  diesem  Jahre  wurde  mit  der  Strassenpflasterung  begonnen, 
zum  Glücke  ist  der  Boden  so  hart,  dass  viele  Strassen  dieser  Verbesserung 
enthehren  können.  Das  Hotel  »The  Tacoma«,  das  grösste  und  beste  der  Stadt, 
liegt  auf  einem  Hügel  mit  der  Aussicht  über  die  Bai  und  das  Flachland  bis  zu 
dem  Hochgebirge,  dessen  Glanzpunkt  der  Mount  Tacoma  ist. 

Tacoma  hat  vier  Nationalbanken  und  ebensoviele  Privatbanken,  selbst- 
verständlich fehlt  auch  nicht  eine  Zahl  von  Tagesblättern,  da  doch  viel  kleinere 
Orte  in  der  Union  ihre  Local-Newspapers  haben.  Bereits  denken  die  Honoratioren 
von  Tacoma  an  Sommerresidenzen  an  zwei  hübsch  gelegenen  kleinen  Seen, 
die  12"/4A:m  weit  abliegen  und  durch  Quellen  aus  dem  Gebiete  des  Mount 
Tacoma  gespeist  werden.  Schon  hat  sich  eiligst  eine  Landcompagnie  gebildet, 
um  mit  den  Losen  ein  Geschäft  zu  machen  und  den  grösseren  (Amerika-lake) 
See  mit  einer  Reihe  von  Villen  zu  umgeben,  die  mit  der  Zeit  zu  einem 
Boulevard  der  Lake-City  zusammenwachsen  sollen.  Die  vielen  Holzschnitte 
geben  ein  deutliches  Bild  von  der  Stadt  im  ganzen  und  einzelnen.  Man  findet 
Ansichten  der  breiten  Pacific-Avenue  mit  ihren  eleganten  Kaufläden^  ihren 
breiten,  gepflasterten  Trottoirs,  und  den  Tramwaygeleisen,  eine  Ansicht  jenes 
Theiles  der  Stadt,  der  mit  den  zerstreuten  kleinen  und  isolirten  Wohnhäusern 
das  Ausseheii  von  Arbeiterkolonien  hat.  Die  öffentlichen  Gebäude  zeigen  alle 
Gattungen  von  Styl  und  Geschmack.  Einen  mehr  grossstädtischen  Eindruck 
macht  das  Geschäftsviertel  ( Business-Centre).  Die  Privatgebäude  ähneln  in  der 
Mehrzahl  unseren  Villen,  von  Gärtchen  umgeben.  Es  fehlt  noeh  gar  viel  bis 
zum  Broadway  von  New- York,  aber  die  Lage  ist  unbestritten  eine  höchst  gün- 
stige und  o«;  ist  zu  erwarten,  dass  der  Aufschwung  von  Taopma  noch  lange 
nicht  sein  Ende  erreichen  wird,  dass  seine  Umgebung  noch  vielen  Tausenden 
Platz  zum  Unterkommen  und  zur  Entwicklung  reger  Thätigkoit  geben  wird 
und  alle  Verhältnisse  günstig  zusammen  wirken,  um  es  einst  zu  einer  Weltstadt, 
zu  einem  Emporium  des  Grossliandels  zu  machen.  St. 


MiUh.  d.  k    k.  Geojjr    Ges    L-^S:).  11  u.  12.  40 

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Geographische  Literatur. 

Europa. 
AperQu  des  travaux  g^ographiques   en  Russie.     Par  le 
baron  Nicolas  Kaulbars.    St.  P^tersbourg,    1889.    Imprimerie 
Trenkö  et  Fusnot.     8*^  pp.  292. 

Das  Ehrenmitglied  der  k.  k  geographischen  Gesellschaft  Baron  Nicolaus 
Kaulbars  hat  der  Aufforderung  des  Pariser  Congresses  für  geographische  Wissen- 
schaften (August  1889),  jeder  geographische  Verein  möge  die  seit  hundert 
Jahren  von  seinen  Mitgliedern  oder  von  den  LÄndesk indem  durchgeführten 
erdkundhchen  Forschungen  in  einem  Abriss  darstellen  lassen,  für  seine  Heimat 
in  schneller,  reichlicher  und  gediegener  Weise  entsprochen  und  seinen  Bericht 
bereits  gedruckt  auf  den  Tisch  des  Congresses  gelegt.  Er  theilt  sein  Buch  in 
4  Partien,  welche  die  Anführung  der  geographischen  Arbeiten  des  Kriegs- 
ministeriums, der  Marine,  der  kaiserlichen  geographischen  Gesellschaft,  sowie 
privater  Vereine  und  Personen,  ferner  der  Kartenwerke  aller  Corporationen 
enthält.  Angefügt  sind  eine  Note  über  Vergleichung  der  in  dem  Werke  ange- 
führten Masse,  ein  Verzeichnis  der  benützten  40  vorwiegend  bibliographischen 
Quellenschriften  und  ein  alphabetisches  Autoren-Register.  Wenn  auch  der 
Verfasser  selbst  sein  Buch  ein  unvollkommenes  nennt,  weil  er  die  Erforschung 
der  Flüsse,  die  Geologie  des  russischen  Reiches  und  die  Kataster- Arbeiten  u.  A.  m. 
nicht  berücksichtigt  habe,  so  muss  doch  anerkannt  werden,  dass  das  Aper<?u 
eine  sehr  brauchbare,  im  Hinblicke  auf  das  Verzeichnis  der  Karten  und  die 
Angabe  der  Kartenmassstäbe  in  einem  Reiche,  das  22,434.392  Quadratkilometer 
Fläche  umfasst,  geradezu  grundlegende  Arbeit  ist,  welche  das  geographisch-histo- 
rische, wie  das  bibliographische  Moment  glücklich  in  sich  vereinigt.  Offenbar 
hat  aber  Baron  Kaulbars  mit  einer  so  umfangreichen  Darstellung  russischer  geo- 
graphischer Arbeiten,  wie  er  sie  bief et,  den  von  dem  Pariser  Congresse  entwor- 
fenen Rahmen  der  Einzelndarstellungen  überschritten,  freilich  eher  zum  Nutzen 
als  zum  Nachtheile  der  Sache.  Ph.  Paulitschke. 

Asien.     . 

W.  F.    Ainsworth,  The  River  Karun,   an  opening  to  British 
Commerce.    London,  Allen  1890 

In  den  letsrten  Jahren  sind  auffallender  Weise  rasch  nacheinander  mehrere 
Keisewerke  über  Persien  erschienen,  die  sich  sämmtlich  auf  Erfahrungen  be- 
ziehen, die  vor  vielen  Jahrzehnten  gesammelt  wurden.  Hieher  gehören  vor 
Allem  Sir  Henry  Layards  »Early  Adventures  in  Persia«  und  Ainsworth's 
»Personal  Narrative  of  the  Euphrates  Expedition«,  beides  Namen,  die  in  der 
Erforschungsgeschichte  Persiens  einen  guten  Klang  haben.  Layard  bietet  als 
Ersatz  für  geographische  Neuigkeiten  die  Erzählung  hochromantischer  Erlebnisse 
in  fesselnder  Form;  das  Gegentheil  muss  leider  von  Ainsworth  gesagt  werden, 
dessen  zweibändiges  Werk  altbekannte  oder  interesselose  Dinge  in  weitschweifiger 


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699 

ermüdender  Tagebuchform  erzählt,  unteimischt  mit  nicht  immer  ganz  kritischen' ' 
historischen  Excursen.  Ainsworth  hat  nun  seinem  grösseren  Werke  ein  hand- 
sames  kleines  Büchlein  folgen  lassen,  welches  durch  seinen  Titel,  durch  die 
Vorrede  und  durch  die  Widmung  an  Lord  Salisbury  deutlich  seinen  Zweck  zu 
erkennen  gibt,  das  englische  Publicum  thunlicbst  genau  über  den  Karun  und 
seine  Bedeutung  zu  unterrichten. 

Das  Buch  zerßillt  in  drei  Theile.  Der  erste  schildert  sehr  ausführlich 
den  Unterlauf  des  Karun  und  seine  Umgebung;  nur  wenige  Seiten  sind  dem 
Oberlaufe  des  Flusses  gewidmet.  Diese  Partie  deckt  sich  So  ziemlich  mit  den 
betreffenden  Capiteln  in  dem  grösseren  Werke  und  enthält  fast  lauter  Dinge, 
die  mit  der  commerciellen  und  technischen  Seite  der  Karunfrage  absolut  nichts 
zu  thun  haben.  Die  wichtigen  neueren  Beschreibungen  von  Muhamra,  die  wir 
nautischen  und  Consulats-Berichten  verdanken,  sind  dem  Verfasser  unbekannt 
geblieben. 

Der  zweite  Hauptabschnitt  des  Werkchens  schildert  die  Bergpässe  von 
Luristan.  Hier  ist  der  Verfasser  ganz  auf  -die  Literatur  angewiesen,  die  er 
aber  leider  recht  wenig  kennt.  So  sind  ihm  Houtum-Schindler's  grundlegende 
Arbeiten,  soweit  sie  in  deutscher  Sprache  geschrieben  sind,  unbekannt  geblieben, 
desgleichen  die  Haussknechrsche  Karte,  von  älteren  Arbeiten  zu  geschweigen. 
Aber  selbst  auf  Grund  des  unvollständigen  Materials,  das  Ainsworth  vorlag, 
hätte  denn  doch  eine  ganz  andere  Karte  zu  Stande  kommen  müssen,  als  das 
Monstrum,  welches  dem  Buche  beigegeben  ist  und  das  selbst  gegenüber 
Layardi  erster  Kartenskizze  von  Chusistan  einen  Rückschritt  bedeutet.  Die 
Terraindarstellung  ist  wohl  ganz  dem  Belieben  des  Zeichners  anheimgestellt 
geblieben.  Nur  ein  paar  drastische  Beispiele  seien  angeführt.  Der  Elwend 
Hegt  viele  Meilen  westlich  von  Hamadan.  und  knapp  im  Westen  von  Ispahan 
erhebt  sich  ein  mächtiger  Gebirgsstock,  der  »Kuh-i  Zarre  or  Zagros«.  Vor 
dieser  Karte  sei  jeder  Leser  des  Buches  ausdrücklich  gewarnt.  Im  Texte  hält 
sich  der  Verfasser  enge  an  seine  jeweilige  Quelle,  von  Wells  übernimmt  er 
.getreulich  alle  Irrthümer  und  die  schauderhafte  Orthographie  —  z.  B.  Goopysseh 
für  Gäw-i-ptssa.  Findet  er  einen  Führer,  der  klare  Darstellung  mit  richtiger 
Beurtheilung  persischer  Verhältnisse  verbindet,  wie  Colonel  Mark  Bell,  dann  ' 
ist  auch  Ainsworth  lesbar. 

Der  dritte  Abschnitt  des  Buches  handelt  über  die  »commercial  prospects«^ 
<les  Karunweges.  Die  Aufzählung  der  Landesproducte  wäre  wohl  ganz  anders 
ausgefallen,  wenn  der  Verfasser  Stolze's  und  Andreas'  Schrift,  oder  selbst  nur 
-das  ein  Vierteljahrhundert  alte  Buch  von  Polak  gekannt  hätte.  Auch  sonder- 
bare geologische  Dinge  bekommen  wir  zu  hören.  »Es  ist  nicht  wahrscheinlich, 
4ass  man  ausser  Ligniten  etwas  von  Kohle  finden  wird«  und  in  einer  Fussnote 
heisst  es  »Granit  und  metamorphische  Gesteine  kommen  angeblich  im  Zagros 
vor«,  als  hätte  Loftus  nie  seinen  classischen  Aufsatz  über  die  Geologie  der 
türkisch-persischen  Grenzgebiete  geschrieben. 

Es  ist  nicht  jedermanns  Sache,  sich  aus  alten  und  neuen  Zeitschriften 
und  Büchern  die  zersphtterte  Literatur  über  den  Karun  zusammenzusuchen, 
deshalb  käme  gerade  jetzt  eine  sorgfaltige  zusammenfassende  Schrift  über  die 
Karunfrage  zur  guten  Stunde.  Leider  erfüllt  Ainsworth  nicht,  was  er  verspricht 
—  sein  Buch  sei  aber  immerhin  als  das  einzige  über  den  Gegenstand  empfohlen. 

A,  Bodle  \ 
40* 


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600 

G.  Curzon,  Russia  in  Central-Asia  in  1^8Ü  and  the  Anglo- 
Russian  Question.    London,  Longmans  1869. 

Dem  Buche  von  Curzon  gegenüber  befindet  sich  der  Referent  einer 
geographischen  Zeitschrift  in  einer  gewissen  Verlegenheit.  Es  ist  das  Werk 
eines  Politikers,  der  sich  wie  Dilke,  Froude  und  Bryce  über  schwebende  poli- 
tische Fragen  unterrichten  will  und  weite  Reisen  zu  diesem  Zwecke  nicht  scheut. 
Der  Verfasser  erklärt  denn  auch  in  der  Vorrede  ausdrücküch.  dass  ihm  eigene 
Anschauung  der  Zustände  in  Russisch-Transkaspien  Hauptzweck  war,  im 
Uebrigen  schildere  er  das^  was  ihn  gerade  interessirte,  ohne  irgend  einen. 
Gegenstand  in  den  Vordergrund  zu  stellen.  Der  geographische  Inhalt  des  Buches 
geht  kaum  über  den  Vortrag  hinaus,  den  Curzon  im  letzten  Winter  vor  der 
Londoner  geographischen  Gesellschaft  hielt. 

Und  doch  wird  auch  der  Geograph  sirengster  akademischer  Observanz 
aus  Curzon's  vorzüglich  geschriebenem  Werke  mancherlei  lernen  können. 
Die  Landschaftsschilderungen  sind  eben  so  getreu,  als  anziehend.  Ein  eigenes 
Capitel  ist  der  Entstehungsgeschichte  und  der  Schilderung  des  Betriebes  der 
transkaspischen  Bahn  gewidmet.  Merw,  Bochara,  Samarkand  und  Taschkend 
werden  itiit  wohltliuender  sachlicher  Kürze  geschildert,  ohne  dass  das  subjective 
Moment  der  Reiseerlebnisse  aufdringlich  in  den  Vordergrund  träte  -  was  bei 
der  Beschreibung  einer  Eisenbahnfahrt  entschieden  ein  Zeichen  von  gutem 
Geschmack  isr. 

Dankenswerth  sind  die  Appendices,  die  chronologische  Uebersicht  aller 
«  wichtigeren  Ereignisse  in  Centraiasien,  die  auch  Afghanistan  und  Persien  mit 
einschliesst.  Dieselbe  beschränkt  sich  zwar  auf  Einzel  werke,  ist  aber  deshalb 
nicht  minder  willkommen.  Gerade  selbstständige  englische  Reisewerke  entgehen 
uns  auf  dem  Continente  leichter,  als  Aufsätze  in  Zeitschriften.  Von  der  Haupt- 
zierde des  Buches  haben  wir  bisher  noch  nicht  gesprochen,  von  seinem  Bilder- 
schmuck In  dieser  Hinsicht  kann  sich  keines  von  den  gegenwärtig  vorliegenden 
Werken  über  Russich-Centralasien  mit  Curzon  messen.  Die  Illustrationen  sind 
vortrefflich  ausgewählt,  durchwegs  naturgetreu  und  tadellos  ausgeführt. 

Den  landwirthschafllichen  und  commerciellen  Verhältnissen  widmet  Curzon 
nicht  jene  Aufmerksamkeit,  wie  Proskowetz  in  seinem  zu  gleicher  Zeit  er- 
schienenen an  Details  viel  reicheren  Buche,  aber  dieselben  sind  doch  in  ihren 
Grundzügen  richtig  dargestellt.  Auch  die  Streiflichter  auf  die  Männer,  welche 
Russisch- Centraiasien  begründet  haben,  sind  von  Interesse.  Skobelew's,  Alichanow's 
und  Komarow's  Namen  gehören  der  Geschichte  an,  wie  jene  der  Conquistadoren 
und  Annenkow  ist  einer  der  grossen  Verringerer  der  Entfernungen  auf  dem 
Erdball,  wie  Lesseps. 

Die  rein  politischen  Schlusscapitel  des  Buches  übergelien  wir.  sie  sind 
ziemlich  objectiv  gehalten,  wenn  auch  ab  und  zu  ein  schiefes  Urtheil  mit  unter- 
läuft, so  besonders  bei  den  Vergleichen  mit  Indien. 

Curzon's  Werk  verdient  als  eine  ebenso  anregende,  als  angenehme  Leetüre 
allen  jenen  empfohlen  zu  werden,  welche  sich  für  die  weiten  Landstriche  im 
Osten  vom  Kaspi  interessiren.  Auch  aus  dem  vorliegenden  Buche  geht  deutlich 
hervor,  welch'  grossartige  Civilisationsarbeit  Russland  in  diesen  LandstricliPo 
geleistet  hat. 


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601 


Afrika. 

Deutsch-Ostafrika.     Geographie   und  Geschichte   der  Colonie. 

Von  Brix- Förster,  8",  204  p.   Mit  einer  Karte  von  Deutsch- 

Ostafirüa,  Leipzig  1890. 

So  viel  sich  auch  vom  Standpunkte  des  Reisenden  gegen  jene  Autoren 
einwenden  lässt,  die  von  der  bequemen  Studierstube  aus  überseeische  Länder 
beschreiben,  die  sie  nie  gesehen  haben,  so  ist  doch  andererseits  die  Berechtigung 
und  der  praktische  Werth  kritischer  Compilationen  nicht  abzuleugnen.  Durch 
solche  werden  die  zerstreuten  und  oft  fragmentarischen  Berichte  der  Reisenden 
zu  einem  Ganzen  vereinigt,  welches  dem  Leser  ein  Bild  des  Standes  unserer 
Kenntnis  des  betreffenden  Landes  geben  kann.  Zu  diesen  Compilationen  im 
guten  Sinne  gehört  das  vorliegende  Buch,  in  welchem  Deutsch-Ostafrika,  die 
Colonie,  welche  gegenwärtig  so  grosse  Aufmerksamkeit  auf  sich  lenkt,  beschrieben 
wird.  Der  Verfasser  beginnt  mit  einer  geschichtlichen  Einleitung  und  stellt  darin 
in  lobenswerth  objectiver  Weise  die  Entstehung  der  deutschen  Colonie  und  ihre 
Fortentwicklung  bis  auf  das  Eingreifen  des  Hauptmann  Wissmann  dar.  Hier- 
auf werden  die  Greographie,  das  Klima,  die  Natur  und  Bevölkerung  der  grossen 
Colonie  im  Allgemeinen,  sowie  der  einzelnen  Landschaften  zwischen  Umba  und 
Rovuma  in  klarer,  sachlicher  und  sehr  übersichtlicher  Weise  beschrieben. 
Allerdings  ist  das  daraus  entstehende  Bild  ungemein  lückenhaft,  doch  erwächst 
daraus  dem  Autor  kein  Vorwurf,  ist  doch  unser  Wissen  von  Deutsch-Ostafrika 
noch  sehr  beschränkt  und  fast  nur  auf  die  Karawanenstrasse  angewiesen 
während  die  für  coloniale  Zwecke  besonders  wichtigen  Gebirge  meist  noch 
unerforscht  sind.  Der  Verfasser  war  ofifenbar  bestrebt,  aus  den  verschiedenen, 
oft  unklaren  und  nicht  übereinstimmenden  Reiseberichten  die  Wahrheit  heraus- 
zufinden, er  ist  kein  grundsätzlicher  Schwarzseher,  noch  weniger  aber  einer 
jener  fanatischen  Colonialschwärmer,  die  in  ihrer  wilden  Begeisterung  eher 
schaden  als  nützen.  Dass  er  bei  seinem  vollkommenen  Mangel  an  eigener 
Erfahrung  in  manchen  nebensächlichen  Gegenständen  zeitweise  fehlschiesst, 
thut  dem  Werth  der  Arbeit  keinen  Eintrag.  So  behauptet  Verfasser  (p.  8S) 
die  arabische  Niederlassung  Bueni  liege  »oben«,  während  sie  in  Wirklichkeit 
am  Flusse,  also  entschieden  »unten«  gelegen  ist.  Wie  kommt  Verfasser  (p.  85) 
zur  Höhenzahl  4^8  m  für  Mbaramu?  Meine  Höhenzahl  für  dieses  Dorf  lautet 
1330  >w,  während  von  der  Deckens  Lager  nicht  im  Dorfe,  sondern  am  Fusse 
des  Berges  gelegen  war.  Auf  p.  89  wird  Magila  unrichtig  als  Herrschersitz 
Kibanga's  bezeichnet,  während  derselbe  in  Handel  residirt.  Der  Vollständig- 
keit wegen  hätte  vielleicht  auch  ein  Abriss  der  Erforschungsgeschichte  Deutscli- 
Ostafrika's  mit  in  dem  Buche  Aufnahme  finden  können.  Einigen  Ersatz  dafür 
gewährt  ein  Liters tur-VerzeichniSy  in  welchem  alle  wichtigeren  Publicationen 
über  das  beschriebene  Gebiet  angeführt  sind.  — 

Eine  werthvoUe  Beigabe  ist  die  Karte  in  1  :  1,000.000,  welche  übersicht- 

Hch  und  mit  weiser  Beschränkung  der  Ortsnamen  gehalten  ist  und  recht  deutlich 

zeigt,  wie  ungeheuer  viel  in  geographischer  Hinsicht  hier  noch  zu  thun  bleibt. 

Im  Allgemeinen  kann  das  Buch  zur  Orientirung  über  das  grosse  deutsche 

Schutzgebiet,  sowie  als  Nachschlagebuch  nur  empfohlen  werden    — 

Dr.  Oscar  Baumann. 


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Monatsyersammlung    der    k.    k.    geographischen    Gesellschaft 
am  26.  November  1889. 

Vorsitzender:  Der  zweite  Vicrepräsident  Hofrath  3.  R.  Ritter  Lorenz 
vonLiburnau. 

Als  ordentliche  Mitglieder  werden  aufgenommen*: 

Herr  Emil  Ritter  von  Arbter,  k.  u  k.  General-Major  und  Director  des 
k.  u.  k.  militär-geogrnphischen  Institutes  in  Wien. 

Herr  Dr.  Angelo  C  avazzani,  Advokat  in  Triest. 

Herr  Dr.  Oscar  Bau  mann  hält  einen  Vortrag,  der  ein  zusammenfassendes 
Resume  über  Dr.  Hans  Meyer's  Expeditionen  in  Ostafrika  bis  zu  den  letzten 
eingelangten  Nachrichten  bringt. 

Hierauf  berichtet  Herr  Professor  Dr.  Paulitschke  über  den  Verlauf  des 
.  Pariser  geographischen  Congresses.  Wir  verweisen  diesbezüglich  auf  die  Aus- 
führungen des  Vortragenden  auf  S.  567  ff.  des  vorliegenden  Doppelheftes . 


Ausserordentliche    Versammlung    der    k.    k.     geographischen 
GeseUschaft  am  27.  November  1889, 

abgehallen  im  Saale  des  Militär-wissenschaftlichen  und  Casino- Vereines. 

Vorsitzender:    Der  erste  Vicepräsident  Hofrath  Fr.  v.  Hauer. 

Der  Vorsitzende  l>egrüsst  die  zahlreiche  Versammlung  und  spricht  dem 
Präsidium  des  MiUtär-wissenschaftlichen  und  Casino-Vereines  den  Dank  der 
Gesellschaft  für  die  Überlassung  des  Saales  aus.  Hierauf  beglückwünscht  er 
die  kühnen  Reisenden  Graf  Samuel  Teleki  und  Linienschiffsütutenant  L.  Ritter 
von  Höhnel  zu  der  erfolgreichen  Durchführung  ihres  grossen  Unternehmens, 
und  theilt  mit,  dass  die  k.  k.  geographische  Gesellschaft  beide  Herren,  deren 
Namen  sich  nun  in  der  rühmlichsten  Weise  denjenigen  der  verdienstvollsten 
Afrikafoi-scher  anreihen,  zu  ihren  Ehrenmitgliedern  ernannt  habe.  Er  ladet 
dann  Herrn  von  Höhnel  ein,  den  von  ihm  freundlichst  zugesagten  Vortrag 
über  seine  Reise  zu  halten. 

Herr  v,  Höhnel  hält  nun,  mit  lebhaftem  Beifall  empfangen,  den  Vortrag 
welchen  das  vorliegende  Heft  in  erweiterter  Form  an  erster  Stelle  bringt  und 
knüpft  daran  die  Demonstration  einer  grossen  Anzahl  von  ihm  selbst  aufge- 
nommener, mittelst  eines  von  der  Firma  Wagner,  vormals  Plössl  beigestellten 
Sciopticons')  auf  eine  weisse  Tafel  projicirter,  photographischer  Bilder,  die  durch 
ihre  gelungene  Ausführung  und  glückliche  Auswahl  in  hohem  Grade  geeignet 
waren,  die  im  Vortrage  gegebenen  Schilderungen  zu  unterstützen  und  erst  recht 
anschaulich  zu  machen.  Grosser  Beifall  der  Versammlung  dankte  dem  Redner 
für  seinen  Vortrag  und  seine  instructiven  Demonstrationen. 

M  Dns  elektrische  Licht  dazu  war  vermittelst  Accumulatoren  von  der 
Firma  Siemens  &  Halske  in  zuvorkommendster  Weise  zur  V^erfügung  gestellt 
worden. 


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603 


Ausserordentliohe    und  Monats- Versammlung  vom  17.  De- 
oember  1889*). 

Vorsitzender:  Der  zweite  Vice-Präsident  Hofrath  J.  R.  Ritter  Lorenz 
von  Liburnau. 

Der  Vorsitzende  eröffnet  die  Versammlung,  welche  im  Sinne  der  vor 
14  Tagen  veröffentlichten  Ausschreibung  eine  ausserordentliche  Versammlung 
mit  den  Rechten  einer  Jahresversammlung  ist  und  fQr  den  Tag  einer  MoheiIs- 
versammlung  (nach  §.16  der  Statuten  und  §.  45  der  Geschäftsordnung)  an- 
beraumt wurde,  und  theilt  mit,  dass  der  Ausschuss  mit  Rücksicht  auf  die  vor- 
zunehmenden  Wahlen  beschlossen  habe,  von  einem  Vortrage  für  diefcii^ml 
abzusehen. 

Als  neue  ordentliche  Mitglieder  werden  aufgenommen : 

1 .  Herr  Dr.  Alexander  Bittner,  Geolog  der  k.  k.  geologischen  Reichs- 
anstalt  in  Wien; 

2.  Herr  Michael  Vacek,  Geolog  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt 
in  Wien; 

3.  Herr  Carl  Freiherr  von  Camerlander,  Sectionsgeolog  der  k.  k. 
geologischen  Reichsanstalt  in  Wien; 

4.  Herr  Franz  Berlyak,  Kaufmann  und  Realitätenbesitzer  in  Wien; 
ö.  Herr  Marquis  Josö  de  la  Gandarä  in  Wien. 

Es  wird  sodann  zu  dem  einzigen  Gegenstande  der  ausserordentlichen 
Versammlung,  nämlich  den  ausgeschriebenen  Wahlen  tibergegangen.  Der  Vor- 
sitzende constatirt  die  Beschlussfähigkeit  der  Versammlung  (Zahl  der  An- 
wesenden in  diesem  Augenblicke  122)  und  gibt  hierauf  den  von  dem  Aus- 
schüsse beschlossenen  Walilvorgang  bekannt.  Darnach  erhält  jedes  der  Wil- 
glieder  beim  Eintritte  drei  abgestempelte  Wahlzettel  ohne  votge- 
druckte oder  vorgeschriebene  Namen,  u.  z. 

a)  einen  gelben  für  die  Wahl  des  Präsidenten. 

b)  einen  rothen  für  die  Wahl  eines  Vicepräsidenten,  wenn  eine  solche 
nothwendig  wird, 

c;  einen  blauen  für  die  Wahl  eines  Ausschussmitgliedes,  und  ausserdem 
einen  gedruckten  Wahlvorschlag  mit  den  Namen  der  vom  Ausschusse  zur  Wahl 
empfohlenen  Herren:  Hofrath  von  Hauer  für  die  Stelle  des  Präsidenten,  Ge- 
neral von  Arbter  für  jene  eines  Vice- Präsidenten  und  Linienschiffs-CapiMn 
von  Lehnert  als  Ausschussmitglied. 

In  Bezug  auf  den  ursprünglich  zur  Wahl  in  den  Ausschuss  vorgeschla- 
genen Herrn  Dr.Oskar  Baumann  theilt  der  Vorsitzende  mit,  dass  derselbe  in 
Folge  seiner  im  letzten  Augenblick  erfolgten  Berufung  nach  Deutsch-Ost- Afrika 
gebeten  habe,  von  seiner  Persönlichkeit  abzusehen,  und  dass  der  Aussei  luss 
an  seiner  statt  Herrn  Linienschiffs-Capitän  Josef  von  Lehnert  empfehle. 

Was  den  von  anderer  Seite  vertheilten  Wahlvorschlag  betrifft,  so  sei  mn. 
an  den  Vorsitzenden  gerichtetes  Sclireiben  von  Herrn  Professor  S  u  e  s  s  eingelangt 
Der  Ausschuss  habe  es  nämlich  für  passend  und  seiner  Werthschätzunp  für 
Herrn  Professor  Suess  entsprechend  gefunden,  ihm  seinen  Wahlvorschlag  mit 

♦)  Die    Berichte    über    die   Reden    stammen    durchaus    von 
den  Rednern  selbst.  (Anm.  d.  ReU.j 


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604 

einem  speciellen  Schreiben  zu  übersenden,  worin  die  Hoffnung  ausgesprochen 
wird,  dass  er,  nachdem  es  dem  Ausschusse  nicht  gelungen  ist,  mit  ihm  zu 
einer  Verständigung  tiber  eine  eventuelle  Wiederwahl  zu  kommen,  wenigstens 
den  nun  gemachten  Vorschlag  billigen  möge. 

Der  General-Secretär  verliest  sodann  die  erwähnte,  Sonntag  den  15. 
d.  M.,  eingelaufene  Zuschrift  des  Herrn  Professor  Suess.   Der  Brief  lautet: 

.Wien,  14.  December  1889. 
Hochgeehrter  Herr  Hofrath! 

Aus  den  Zeitungen  und  aus  einem  mir  heute  zugekommenen  Circulare 
ersehe  ich,  dass  eine  Anzahl  hochachtbarer  Mitglieder  der  k.  k.  geographi- 
schen Gesellschaft  beabsichtigt,  mich  neuerdings  zum  Präsidenten  dieser  ge- 
ehrten Gesellschaft  zu  erwählen.  Sie  kennen,  Herr  Hofrath,  die  Umstände, 
welche  mich  veranlasst  haben,  nach  meiner  ersten  Wahl  schon  in  der  ersten 
Ausschusssitzung  diese  Ehrenstelle  niederzulegen.  Die  Zusammensetzung 
des  Ausschusses  ist  aber  heute  dieselbe  und  icli  müsste  im  Fa'le  meiner 
Wiederwahl  befürchten,  bei  der  ersten  neuerlichen  Berathung  des  Ausschusses 
sofort  wieder  jenen  selben  Schwierigkeiten  zu  begegnen,  welche  nach  meiner 
Ansicht  einer  schwunghaften  und  nach  grossen  Zielen  strebenden  Thätigkeit 
der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  entgegenstehen.  Die  Voraussetzung  einer 
solchen  Thätigkeit  ist,  dass  ein  offenes  von  gegenseitigem  Vertrauen  be- 
herrschtes, harmonisches  Verhältniss  zwischen  dem  Präsidenten  und  der 
Majorität  des  Ausschusses  bestehe.  Ohne  ein  solches  ist  jede  Initiative  ge- 
lähmt. Da  ich  mit  Bedauern  erfahren  habe,  dass  ich  bei  der  dermaligen 
Majorität  des  Ausschusses  auf  ein  solches  harmonisches  Zusammenwirken 
nicht  rechnen  darf,  bin  ich  auch  unter  den  heutigen  Verhältnissen  nicht  in 
der  I^ge,  eine  etwaige  abermalige  Wahl  zum  Präsidenten  anzunehmen. 

Ich  bitte,  diese  Zeilen  gütigst  zur  Kenntniss  der  geehrten  k.  k.  geographi- 
schen Gesellschaft  zu  bringen  und  ich  übersende  unter  Einem  eine  Abschrift 
derselben  Herrn  C.  A.  Artaria,  als  den  ersten  Unterzeichner  des  heute  er- 
haltenen Circulares. 

Genehmigen  Sie,  Herr  Hofrath,  die  Ausdrücke  der  vollsten  Hochachtung 

Ihr  ganz  ergebener 

E.  Suess  m.  p. 

Herrn  Herrn  J.  R.  Lorenz,  k.  k  Hofrath,  Vice-Präsident  der  k.  k.  geo- 
graphischen Gesellschaft  etc.  etc 

Wien.« 

Es  wird  hierauf  im  Sinne  des  §.  46  der  Geschäftsordnung  von  der  Ver- 
sammlung die  Wahl  der  Scrutatoren  vorgenommen.  Es  erscheinen  durch  Accla- 
mation  gewählt  die  Herren: 

Eugen  Freiherr  von  Poche, 

Dr.  August  Böhm,  und 

Dr.  Oskar  Baumann. 
Was  den  Wahlact  selbst  betrifft,  so  -  fährt  der  Vorsitzende  fort  —  sei 
zunächst  der  Präsident  zu  wählen.  Darauf  werde  die  Versammlung  für  die 
Dauer  des  Scrutiniums  unterbrochen  und  nach  diesem  sofort  das  Resultat  der 
Wahl  bekanntgegeben  werden.  Falls  diese  auf  den  vom  Ausschusse  empfohlenen 
bisherigen  Vice-Präsidenten  Hofrath  von  Hauer  entfalle,  so  dass  dadurch  die 
Stelle  eines  Vice-Präsidenten  erledigt  würde,  so  solle  nach  Wiederaufnahme  der 


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Sitzung  die  Wahl  eines  Vice-Präsidenten  und  eines  Ausschussmitgliedes  vor- 
genommen werden,  darauf  abermals  das  Scrutinium  und  nach  Beendigung  des- 
selben die  Bekanntgabe  des  Resultates  erfolgen. 

Es  melden  sich  hierauf  aus  der  Versammlung  zum  Worte  die  Herren 
C.  A.  A  r  t  a  r  i  a  und  Sectionsrath  J  e  1 1  e  1. 

C.  Aug.  Artaria  knüpft  an  die  Verlesung  der  von  Prof.  Suess  einge- 
langten Zuschrift  mit  der  Bemerkung  an,  dass  an  ihn  als  ersten  Unterzeichner 
eines  diesbezüglichen  Circulares  in  Folge  des  alphabetischen  Vorrechtes  mit 
der  Abschrift  oberwähnten  Schreibens  ein  kurzer  Begleitbrief  von  Prof.  Suess 
gelangt  sei,  welcher  über  die  Nichtannahme  der  Präsidentenwürde  sich  darin 
nicht  speciell  ausspreche.  —  Aus  der  vom  Herrn  Vorsitzenden  verlesenen  Be- 
merkung des  genannten  Gelehrten,  dass  derselbe  »unter  den  heutigen 
Verhältnissen«  nicht  in  der  Lage  sei,  eine  auf  ihn  fallende  Wahl  anzunehmen, 
gehe  keineswegs  hervor,  dass  er  überhaupt  abgeneigt  sei,  seine  Dienste  der 
Gesellschaft  zu  widmen. 

Der  Redner  bittet  die  Versammlung  zu  beachten,  dass  die  Wahl  von 
Prof.  Suess  am  20.  März  fast  einstimmig  erfolgt  sei,  und  dass  derselbe  seine 
Würde  in  Folge  von  Differenzen  mit  einem  Ausschusse  niederlegte,  welcher 
nur  zum  kleineren  Theile  aus  einstimmig  gewählten  Mitgliedern  und  der  Mehr- 
zahl nach  aus  Herren  bestanden  habe,  welche  erst  nach  lebhaftem  Wahlkampfe 
mit  nur  wenigen  Stimmen  Majorität  gewählt  worden  seien,  für  welche  Be- 
hauptung der  Redner  den  ziffermässigen  Beleg  beibringt.  Unter  solchen 
Verhältnissen  habe  sich  die  damalige  Ausschussmajorität  eigentlich  mit  der  in 
der  Wahl  von  Prof.  Suess  manifestirten  Willensmeinung  der  General-Versammlung 
vom  26.  März  in  Widerspruch  gesetzt  und  es  dürfte  unter  den  heutigen  Ver- 
hältnissen die  Wiederwahl  desselben  die  Richtung  bezeichnen,  in  welcher  sich 
die  Lösung  der  aufgetauchten  Schwierigkeiten  zu  bewegen  hätte. 

Wohl  im  Namen  aller  anwesenden  Gesinnungsgenossen  und  in  speciellem 
Auftrage  seiner  engeren  Freunde  gibt  der  Redner  die  ausdrückliche  Erklärung 
ab,  dass  es  niemandem  einfalle,  gegen  die  allseits  auch  wegen  ihrer  hervor- 
ragenden wissenschaftlichen  Bedeutung  hochverehrte  Person  des  vom  Ausschusse 
vorgeschlagenen  Candidaten,  Hofrath  von  Hauer,  irgendwie  Einsprache  zu  er- 
heben und  dass  bei  der  Nothwendigkeit  einer  Neuwahl  demselben  wohl  alle 
Mitglieder  ihre  Stimmen  geben  würden. 

Es  handle  sich  aber  im  vorliegenden  Falle  nicht  um  eine  Neuwahl; 
der  im  Frühjahre  fast  einstimmig  gewählte  Präsident  möge  von  der  heutigen 
Versammlung  einfach  wieder  berufen  und  in  der  Präsidenten  würde  gleichsam 
bestätigt  werden. 

Der  Bedner  empfiehlt  daher  die  Wiederwahl  von  Prof.  Suess  und 
theilt  nur  kurz  mit.  dass  seinen  Gesinnungsgenossen  eine  grosse  Anzahl  von 
Zustimmungserklärungen  (über  90  und  nur  4  gegnerische  Aeusserungen)  von 
hochachtbaren  auswärtigen  Mitgliedern  mit  der  gleichen  Forderung  zugekommen 
seien.  Einem  eventuellen  Votum  der  Versammlung  und  den  verhältnismässig  sehr 
zahlreichen  Erklärungen  auswärtiger  Mitglieder  werde  der  Ausschuss  dann 
wohl  Rechnung  tragen  und  durch  seinen  Rücktritt  die  Bildung  eines  neuen 
Ausschusses  ermöglichen  (mehrfacher  lebhafter  Widerspruch),  in  welchem  alle 
zur  Mitwirkung  berufenen  Factoren  vertreten  sein  sollen  —  Der  Redner  bittet 
an  der  Wiederwahl  von  Prof.  Suess  festzuhalten. 


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Sectionsrath  Jottel  ergreift  das  Wert  und  bemerkt,  dass  der  Aus- 
schuss  bisher  nicht  die  üeberzeugung  gewonnen  habe,  er  besitze  nicht  mehr 
das  Vertrauen  der  Mehrheit  der  Mitglieder,  und  dass  sich  derselbe  daher  auch  nicht 
für  berechtigt  halte,  die  ihm  in  der  letzten  Jahresversammlung  übertragenen 
Mandate  zurückzulegen.  Redner  stehe  den  Bestrebungen  nach  einer  regeren 
Thätigkeit  in  der  Gesellschaft  sympathisch  gegenüber,  er  vermöge  aber  die  Mittel, 
welche  von  den  Gegnern  des  Ausschusses  angewendet  wurden,  nicht  zu  billigen. 
Die  Anschuldigungen,  welche  Ijezüglich  des  Wahlvorganges  bei  der  letzten 
Jahresversammlung  erhoben  wurden,  seien  unbegründet ;  thatsächlich  seien  zwei 
der  Unterzeichner  des  gegnerischen  Wahlaufrufes  auf  Ginind  dieses  von  ihnen 
bekämpften  Wahlactes  in  den  Ausschuss  eingetreten  und  aus  demselben  erst 
nach  der  Resignation  des  Präsidenten  ausgeschieden.  Ebenso  sei  es  nicht  richtig, 
wenn  behauptet  wird,  dass  vielmehr  der  gegenwärtig  fungierende  Ausschuss 
grösstentheils  nur  mit  geringer  Majorität  aus  den  Wahlen  hervorgegangen  sei ; 
es  verdiene  bemerkt  zu  werden,  dass  gerade  zwei  auf  dem  gegnerischen  Wahl- 
aufrufe unterzeichnete  Herren  nur  eine,  beziehungsweise  vier  Stimmen  über 
die  absolute  Stimmenmehrheit  erhielten. 

Was  die  s.  Z.  in  den  > Mittheilungen«  veröffentlichte  Darstellung  der 
Vorgänge  in  der  Ausschusssitzung  vom  16.  April  anbelangt,  welche  als  nicht 
in  allen  Punkten  richtig  bezeichnet  wird,  so  beruhe  dieselbe  auf  stenographischen 
Aufzeichnungen,  welche  Redner  während  der  Sitzung  gemacht  habe.  Die 
Differenzen,  welche  sich  in  jener  Sitzung  zwischen  dem  Präsidenten  und  der 
Mehrheit  des  Ausschusses  ergaben,  seien  nach  der  Ansicht  des  Hedners  auf 
ein  gegenseitiges  Misstrauen  zurücltzuführen.  Der  Ausschuss  sei  von  der  Meinung 
ausgegangen,  dass  der  Präsident  nur  deshalb  gewünscht  habe,  die  Stelle  eines 
Generalsecretärs  für  einige  Zeit  unbesetzt  zu  lassen,  um  dieselbe  einer  Person - 
liclikeit  zu  reserviren,  welche  der  Ausschuss  nicht  acceptiren  könne. 

Redner  bedauert  lebhaft  die  Erörterung  der  inneren  Angelegenheiten  der 
Gesellschaft  in  den  Tagesblättern.  Die  Gegner  des  Ausschusses  hätten  damit  der 
Gesellschaft  mehr  Schaden  zugefügt,  als  sie  wieder  gut  machen  können.  Redner 
fordert  dieselben  auf,  die  leidigen  Personen  fragen  aus  dem  Spiele  zu  lassen  und 
dem  Ausschusse  zu  einträchtiger,  fruchtbringender  Arbeit  die  Hand  zu  reichen. 

Herr  Professor  Doli  bittet,  gleich  zur  Wahl  zu  schreiten. 

Es  sind  noch  Herr  Professor  Penck  und  Herr  Oberbergrath  Tietze 
zum  Worte  gemeldet. 

Es  wird  Schluss  der  Debatte  beantragt  und  mit  grosser  Majorität  an- 
genommen. 

Prof.  Penck  stimmt  den  Darlegungen  von  Herrn  Dr.  Jettel  insofeme  bei, 
als  auch  er  wünscht,  dass  sich  alle  die  Kreise  zusammenschliessen  möchten, 
welche  die  geographische  Gesellscliaft  fördern  wollen,  vermag  aber  dem 
sonstigen  Inhalte  jener  Auseinandersetzungen  nicht  beizupflichten.  Er  will  die 
Anwesenden  nicht  mit  der  Erörterung  persönlicher  Angelegenheiten  be- 
helligen, sondern  lediglich  auf  einige  von  Herrn  Jettel  berührte  Punkte  hin- 
sichtlich der  Thätigkeit  von  Prof.  Suess  zurückkcmmen.  Er  tritt  zunächst  der 
Behauptung  entgegen,  dass  geleg.entlich  der  Wahlen  im  März  es  der  Ausschuss 
gewesen  sei.  welcher  zuerst  die  Candidatur  von  Prof.  Suess  aufgestellt  habe, 
indem  er  auf  einen  Brief  von  Prof  Suess  an  den  damaligen  1.  Vicepräsidenten 


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der  Gesellschaft  hinweist,  in  welchem  Prof.  Suess  erklärt,  erst  durch  die  ge- 
druckten Wahlvorschläge  des  Ausschusses  von  seiner  Can'didatur  seitens  des 
Ausschusses  Kenntnis  erhalten  zn  haben,  und  eine  auf  Grund  der  Ausschuss- 
liste, welche  *  einen  so  bedeutenden  Gelehrten  von  europäischem  Rufe,  wie 
Hann  bei  Seite  setze,  vollzogene  Wahl  dankend  ablehnen  müsse. 

Von  diesem  vor  der  Jahresversammlung  eingelangten  Schreiben  hat  der 
Ausschuss  der  Gesellschaft  nicht  Kenntnis  gegeben,  und  auch  nicht  die  Can- 
didatur  von  Prof.  Suess  zurückgezogen,  so  dass  Prof.  Suess  von  allen  Den- 
jenigen, welche  der  Ausschussliste  zustimmten,  wider  seinen  Willen  gewählt 
wurde.  Diese  Ausschussliste  ist  aber  in  der  Wahl  vom  26  März  nicht  durch- 
gegangen, und  Prof.  Suess  liess  sich  bewegen,  nachdem  ihm  seitens  des  Herrn 
Vi<:epräsidenten  volle  Unterstützung  zugesagt  worden  war,  das  Präsidium  zu 
übernehmen. 

Es  sei  nunTsu  erwarten  gewesen,  dass  auch  die  Majorität  des  Ausschusses 
Prof.  Suess  unterstützen  werde.  Aber  das  Gegentheil  ist  geschehen,  wie  der 
Verlauf  der  Ausschusssitzung  vom  16.  April  lehre.  Herr  Dr.  Jettel  habe  die 
verschiedenen  Darstellungen  über  die  Vorgänge  in  jener  Sitzung  durch  die 
Annahme  zu  erklären  gesucht,  dass  die  eine  nicht  vom  Ausschusse  herrührende 
V2  Jahr  nach  der  Sitzung  verfasst  sei.  Prof.  Penck  erklärt,  in  jener  Sitzung 
offidell  mit  der  Protokollführung  betraut  gewesen  zu  sein  und  dass  sein  Pro- 
tokollln  den  Händen  der  Gesellschaft  sich  befinde,  und  dass  er  unmittelbar 
nach  der  Sitzung  sich  den  Verlauf  derselben  conform  jenem  Protokolle  wie i  er 
zu  Papier  gebracht  habe.  Wie  wenig  zuverlässhch  die  Darstellung  des  Aus- 
schusses über  jene  Sitzung  sei,  erhelle  daraus,  dass  dieselbe  die  Angelegenheit 
der  Einberufung  eines  Ersatzmannes  verschwiegen  habe.  Letztere  sei  nöthig  ge- 
worden,* weil  der  Ausschuss  in  die  von  ihm  aufgestellte  Liste  eine  hochangesehene 
Persönlichkeit  gegen  deren  ausdHlck liehen  Wunsch  aufgenommen  habe.  Prof. 
Suess  habe  zu  Protokoll  gegeben,  dass  die  Einberufung  in  der  Weise, 
wie  sie  erfolgte  gegen  die  Geschäftsordnung  sei.  Weiter  gibt  Prof.  Penck 
seiner  Verwunderung  über  die  eigenthünriiche  Stilisierung  eines  vom  Aus- 
schusse verschickten  Circulares  Ausdruck,  in  welchem  der  Ausschuss  sich 
rühme,  Dr.  Rodler  zu  geringeren  Bezügen  angestellt  zu  haben,  als  dies  von 
Prof.  Suess  vorgeschlagen  gewesen  sei.  Es  hätte  da  doch  zugleich  hervorge- 
hoben wenden  müssen,  dass  der  Ausschuss  auch  weniger  von  Dr.  Rodler 
verlangt  habe;  es  scheine  der  Ausschuss  ganz*  zu  vergessen,  dass  er  nur 
durch  ein  besonderes  Entgegenkommen  von  Prof.  Suess  in  die  Lage  versetzt 
worden  sei,  Dr.  Rodler  zu  gewinnen,  nachdem  Prof.  Suess  diesem  seinem 
Assistenten  gestattet  habe,  eine  sehr  zeitraubende  Nebenarbeit  zu  übernehmen. 
Herr  Dr.  Jeitel,  schliesst  Prof.  Penck,  habe  das  Verhalten  des  Ausschusses 
gegenüber  Prof.  Suess  damit  motiviert,  dass  man  sich  gefürchtet  habe,  es  sei 
Prof.,  Suess  nur  der  Vorhang,  hinter  welchem  sich  eine  bestimmte  Per- 
sönlichkeit verstecke.  Mit  dieser  Persönlichkeit  könne  nur  er,  der  Redner  ge- 
meint sein,  er  erklärt  mit  Nachdruck,  für  seine  Bestrebungen  keinen  Vorhang 
zu  brauchen. 

Oberbergrath  Tietze  hat  noch  das  Wort  Er  erwidert  auf  einige  der 
von  Prof.  Penck  angebrachten  Bemerkungen  und  ei  wähnt,  dass  von  Seiten 
des  Herrn  Prof.  Hajin  ein  Schreiben  vorliege,   aus  welchem  hervorgeht,   dass 


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die  zu  grosse  Entfernung  der  (auf  der  hohen  Warte  gelegenen)  Wohnung  des 
letzteren  von  dem  Locale  der  Gesellschaft  Herrn  Hann  bestimmte,  auf  seinen 
Platz  im  Ausschusse  zu  verzichten.  Der  Ausschuss  habe  einfach  dieser  Erklärung 
Rechnung  getragen,  als  er  im  März  dieses  Jahres  Herrn  Hofrath'  Hann  nicht 
mehr  zur  Wiederwahl  candidirte.  Auf  eine  Animosität  gegen  den  erwähnten 
hochberühmten  Gelehrten  könne  man  daraus  doch  nicht  schliessen. 

Was  ferner  den  Vorwurf  anlange,  man  habe  in  der  Sitzung,  welcher 
Herr  Prof.  Suess  präsidirte,  dem  Präsidenten  durch  geschäftsordnungswidriges 
Vorgehen  Opposition  gemacht,  so  erinnert  Dr.  Tietze  daran,  dass  vor  Allem 
von  anderer  Seite  dem  Ausschusse  eine  Ausserachtlassung  -nicht  allein  der 
Geschäftsordnung  des  Ausschusses,  sondern  sogar  der  Statuten  der  Ges<illschaft 
zugemuthet  worden  sei,  und  zwar  gerade  in  der  Frage,  die  den  Hauptdifferenzpunkt 
zwischen  Prof.  Suess  und  dem  Ausschusse  bildete.  Viele  Stellen  der  Geschäfts- 
ordnung, insbesondere'der  §.  25,  sodann  aber  auch  §.  20  der  Statuten  setzen  die 
Existenz  und  somit  die  Wahl  eines  Generalsecretärs  seitens  des  Ausschusses  voraus. 
Wenn  der  Ausschuss  auch  allenfalls  das  Recht  habe  seine  eigene  Geschäftsordnung 
nach  Belieben  zu  interpretiren,  so  sei  dies  nicht  der  Fall  bei  den  Statuten.'  Wenn 
man  also  dem  Vorschlage  des  Herrn  Prof.  Suess  »für  etliche  Zeit  keinen  General- 
secretär  zu  wählen«  nicht  zugestimmt  habe,  so  habe  der  Ausschuss  glauben 
dürfen,  sein  Vorgehen  werde  nicht  übelgenommen  werden.  Auch  sei  aus- 
drücklich betont  worden,  dass 'die  Wahl  öines  Generalsecretärs  zunächst  nur 
provisorisch  erfolge  und  dass  damit  einer  späteren  eventuellen  Aenderung  unserer 
Organisation  keineswegs  vorgegriffen  werden  solle.  Man  habe  aber  unmöglich 
die  einmal  bestehende  Organisation  der  Gesellschaft  aufgeben  können,  ehe  für 
jene  Aenderungen,  welche  Prof.  Suess  wünschte,  die  Möglichkeit  des  Vollzugs 
geschaffen  gewesen  wäre. 

Der  Vorsitzende  ergreift  zum  Schlüsse  noch  das  Wort,  damit  nichts  von 
alledem,  was  dem  Ausschusse  vorgeworfen  werde,  unaufgeklärt  bleibe.  Es  sei 
wiederholt  behauptet  worden,  Herr  Prof.  Sues^s  sei  bei  allen  seinen  Vor- 
schlägen einer  geschlossenen  Opposition  begegnet.  Worin  diese  Opposition  be- 
stand, haben  Herr  Dr.  Jettel  und  Herr  Oberbergrath  Tietze  bezüglich  der 
meisten  Punkte  schon  dargelegt.  Es  bleibe  aber  noch  ein  Punkt  zu  beiMJhren. 
Dem  Herrn  Prof.  Suess  sei  u.  zw.  in  der  Hauptsache  gewiss  mft  Recht,  besonders 
daran  gelegen  gewesen,  dass  die  geographische  Gesellschaft  nebst  der  Ehren- 
stelle eines  Generalsecretärs  auch  eine  bezahlte  und  daher  streng  zu  ver- 
pflichtende tüchtige  Arbeitskraft  haben  müsse,  welcher  vor  allem  die  Redaction 
der  Mittheilungen  und  überhaupt  jede  eigentliche  fachliche  Arbeit  obliege.  Die 
betreffende  Persönlirhkeit  müsste  daher  jedenfalls  Fachmann  sein  und  würde 
durch  ihre  Leistungen  Gelegenheit  haben,  sich  auszuzeichnen  und  eventuell 
für  ihre  weitere  äussere  Stellung  Nutzen  zu  ziehen.  Dagegen  habe  sich  nichts 
einwenden  lassen  und  der  Ausschuss  sei  im  vorhinein  entschlossen  gewesen, 
einen  derartigen  Redacteur  zu  bestellen.  Dagegen  also  habe  es  keine  Opposition 
gegeben.  Herr  Prof.  Suess  sei  jedoch  auch  der  Ansicht  gewesen,  demselben 
Fachmanne  die  sämmtliclien  administrativen  Geschäfte,  welche  bisher  von 
anderen  bezahlten  Persönliclikeiten  besorgt  wurden,  zu  über:ragen,  so  dass 
die  bisher  zur  Entlohnung  der  ebengenannten  Hilfskräfte  verwendeten  Beträge 
zur    Erhöhung    des    Gehaltes    für    den  Fachmann    hätten  •verwendet   werden 


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können.  Der  Letztere  sollte  daher  nebst  der  Redacüon  auch  insbesondere 
folgende  Geschäfte  übernehmen :  Die  Bibliotheksangelegenheiten,  also  die  An- 
schafTung,  den  Tausch,  die  Eintragung  und  Katalogisirung,  das  Ausleihen  der 
Bücher  u.  s.  w ,  ferner  die  Aufnahme  von  Mitgliedern,  die  Einnahme  und  Ver- 
rechnung der  Mitglieder-Beiträge,  die  ^Manipulation  mit  der  Handkasse,  dann 
die  laufende  Correspondepz,  die  Einladungen,  Antworten  auf  Anfragen  u.  s.  w. 
Im  Ausschusse  sei  man  nun  der  Meinung  gewesen,  dass  die  Cumulierung  all 
dieser -Geschäfte  auf  einen  jüngeren  Fachmann,  der  für  seine  Zukunft  zu 
arbeiten  hätte,  sich  nidit  empfehlen  würde,  indem  derselbe  zu  sehr  von  seiner 
wissenschaftlichen  Thätigkeit  abgezogen  und  binnen  kurzem  von  den  admini- 
strativen Details  erstickt  werden  würde,  ohne  dass  die  Sache  dabei  gewinnen 
könnte.  Man  habe  also  die  mit  diesen  Geschäften  bereits  lange  vertrauten 
Hilfskräfte  nicht  entfernen  wollen  und  geglaubt  sich  darauf  beschränken  zu 
sollen,  einen  wissenschaftlichen  Redacteur  zu  bestellen,  zwar  mit  etwas 
geringeren  Bezügen ,  als  Prof.  Suess  in  wohlmeinender  Absicht  vorgeschlagen 
hatte,  aber  doch  auch  ohne  jene  Cumulierung,  welche  dem  Ausschusse  be- 
denklich erschien.  Der  Ausschuss  habe  also  ohneweiters  aus  dem  Vorschlage 
des  Herrn  Prof.  Suess  dasjenige  herausgenommen,  was  ihm  als  gut  erschien, 
er  habe  aber  jene  ModaUtäten  ablehenen  zu  sollen  geglaubt,  welche  er  nicht 
für  nützlich  erkennen  konnte.  So  also  habe  die  Opposition  in  diesem  sehr 
wesentlichen  Punkte  ausgesehen. 

Redner  erwähnt  weiter  noch  den  Vorwurf,  dass  der  Ausschuss  in  der 
ersten,  unter  dem  Vorsitze  des  Herrn  Professor  Suess  abgehaltenen  Sitzung 
sieh  nicht  an  sein  Statut  gehalten"  habe.  Dieser  Vorwurf  wäre  ganz  besonders 
bedenklich,  wenn  er  nicht  aufgeklärt  würde.  Es  habe  sich  um  die  Einbe- 
rufung eines  Ersatzmannes  in  don  Ausschuss  gehandelt.  Da  nun  einer  der 
ausgezeichnetsten  Schüler  des  Herrn  Professor  Suess,  Herr  Dr.  Diener,  bereits 
in  der  Reihe  der  gewählten  Ersatzmänner  gestanden  habe,  habe  man  geglaubt. 
Herrn  Professor  Suess  ein  Entgegenkommen  dadurch  zu  zeigen,  dass  man 
gerade  Herrn  Dr  Diener  mit  Uebergehung  einiger  Vordermänner  zur  Einbe- 
rufung in  den  Ausschuss  nominirte.  Hiebei  sei  allerdings  übersehen  worden, 
dass  nach  §.  15  der  Geschäftsordnung,  nicht  der  Statuten,  die  Ersatzmänner 
nicht  nach  dem  Belieben  des  Ausschusses,  sondern  nach  der  Reihenfolge  der 
auf  sie  gefallenen  Stimraenanzahl  einberufen  werden  sollen.  Man  sei  also 
allerdings  daran  gewesen  —  in  bester  Absicht  —  eine  Uncorrectheit  zu  be- 
gehen;'es  sei  diese  jedoch  gar  nicht  zur  Realisirung  gekommen;  denn  sobald 
der  Ausscliuss  auf  diesen  Punkt  aufmerksam  gemacht  war,  sei  das  Versehen 
ohne  weiters  sanirt  und  zunächst  jener  Ersatzmann  einberufen  worden,  w--lcher 
nach  den  Satzungen  an  der  Reihe  war.  Jedenfalls  habe  aber  hierin  nicht  ein 
Z^fichen  einer  Opposition  gegen  Herrn  Professor  Suess  gelegen  sein  können. 
Der  Vorsitzende  glaube  daher,  dass  nach  allem,  was  heute  hier  über  den  Vor- 
wurf einer  geschlossenen  Opposition  aufklärendes  gesagt  und  nachgewiesen 
wurde,  der  .Ausschuss  auch  in  den  Augen  derjenigen,  welche  bisher  nicht 
näher  über  die  Vorgänge  informirt  waren,  gerechtfertigt  erscheinen  dürfte. 

Es  wird  hierauf  zur  Abgabe  der  Stimmzettel  für  die  Wahl  des  Präsi- 
denten geschritten  und  nach  Beendigung  derselben  die  Versammlung  für  die 
Dauer  des  ßcrutiniums  unterbrochen. 


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«10 

Dieses  ergab  134  giltigfe  Stimmzettel  Tzwölf  Mitglieder  waren  nach  der 
Constatirung  der  BeschlussfShigkeit  hinzugekommen),  davon  entfielen  89  auf 
Horrath  von  Hauer,  4>  auf  Professor  Eduard  Su  es  s.  Es  erscheint  somit  Herr 
Hufrath  von  Hauer  zum  Präsidenten  der  k.  k.  geographischeh  Gesellschaft 
gewählt.  -  * 

Der  V  o  r  s  i  t  z  e  n  d  e  bringt  darauf  das  folgende  Scjireiben  des  Hofrathes  von 
Hauer  zur  Verlesung: 

„Wien.  16.  Dec.  1889. 
Hochgeehrter  Freund! 
In  Erwiderung  Ihrer  Anfrage,  erkläre  ich  mich  bereit,   die  Wahl  zum 
Präsidenten   der    k.  k.  geographischen  Gesellschaft,  wenn  dieselbe  auf  mich 
fallen  sollte,  anzunehmen. 

Hochachtungsvoll 

Hauer  m.  p.* 

Nachdem  somit  durch  die  Wahl  des  bisherigen  VicerPräsidenten  Hofrath 
voH  Hauer  und  dessen  Erklärung,  die  Wahl  anzunehmen,  die  Stelle  eines 
Vice-Präsidenten  thatsächlich  erledigt  erscheint,  wird  sofort  in  die  Wahl  eines 
neuen  Vice-Präsidenten  und  eines  Ausschussmitgliedes  eingegangen. 

Während  der  Abgabe  der  Stimmzetteln  beantragt  Herr  Professor  Pen  ck. 
die  Wahl  des  Vicepräsidenten  und  Ausschussmitgliedes  durch  Acclamation  vorzu- 
nelimen.  denn  nachdem  die  Jahresversammlung  Hofrath  Ritter  von  Hauer  an 
die  Spitze  der  Geseilschaft  gestellt  habe,  dürften  wohl  auch  die  meisten  ^n- 
wosenden  Mitglieder  in  der  Wahl  von  General  v.  Arbter  und  Linienschififs-C:\jpi- 
liin  Lehnert  übereiiistimmen.  Der  Antrag  wir'd  abgelehnt. 

Die  Sitzung  wird  hierauf  für  die  Dauer  des  Scrutiniums  abermals  unter- 
iirochen  und  nach  beendetem  Scrutiniüm  neuerdings  aufgenommen.  Dasselbe 
ergab  03  giltige  rothe  Stimmzettel  (für  den  Vice-Präsidenten)  wovon  92  auf 
GpTieral  von  Arbter  lauteten,  eine  auf  Oberstlieutenant  von  Ha  radauer. 
UTkd  93  giltige  blaue  Sthnmzettei  (für  ein  Ausschussmandat),  wovon  90  auf 
LihienschifFs-Capitän  von  Lehnert,  zwei  auf  Professor  Penck,  eine  auf 
A  rtaria  entfielen. 

Nach  Bekanntgabe  des  Wahlresultates  und  nachdecn  beide  Herrn  erklärt 
hatten,  die  Wahl  anzunehmen,  schliesst  der  Vorsitzende  die  Versammlung. 


Vorläufige  Anzeige. 

Karte  der  unabhängigen  Battak-Lande,  auf  (irundlage  der  holländisch- 
indischen  Karte  nach  Skizzen  und  Peilungen  der  Herren  Meissner, 
van  Mechel  und  Freiherr  von  Brenner. 
I.  1881  H.  Meissner, 
II.  1883  H.  Meissner  und  van  Mechel, 
ni.  1884  H.  Meissner, 

IV.  1887  Freiherr  von  Brenner  und  H.  van  Mechel, 
gearbeitet   von   Herrn   A.   van  Karaison  Landmesser  in  Deli  S. 
Herausgegeben  von  Freiherrn  von  Brenner.    1:  100.000. 


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Die  vorstehende  Karte  wurde  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  aiu 
16.  December  1889  als  druckreifes  Manuscript  zur  Reproduction  übergeben  und 
wird  in  einem  der  nächsten  Hefte  unserer  Mittheilungen  erscheinen. 

Dieselbe  wird  nicht  verfehlen,  ein  lebhaftes  Interesse  zu  erwecken,  da  in 
ihr  die  Resultate  der  ersten  Durchquerung  dieser  bisher  so  wenig  gekannten 
Gebiete  zum  Ausdrucke  gelangen. 

Einer  uns  gütigst  von  Herrn  Baron  Brenner  zur  Verfügung  gestellte» 
Reise-Skizze  entnehmen  wir  Nachstehendes: 

»Die  Reise  durch  die  Battak-Lande  ging  von  Sumatra's  OstkOste  nach 
der  Westküste  der  Insel.    Sie  begann  in  Deli  und  endete  in  Siboga. 

Es  war  die  erste  Durchquerung  der  unabhängigen  Battakdistricte  und  di** 
erste  Kreuzung  des  Toba-Sees. 

Das  Battakland  bildet  ein  grosses  Hochplateau  und  ist  der  Aufstieg  m 
demselben  von  Deli  ein  ziemlich  schwieriger. 

Der  Weg.  den  ich,  begleitet  von  Herrn  van  Mechel,  nahm,  war  in  grosspn 
Zügen  folgender: 

Der  Ausgangspunkt  war  in  Deli-Becaia,  von  hier  ging  es  am  Fussfi 
des  noch  thätigen  Vulcanes  Si  Baijak  vorüber,  nach  dem  bereits  auf  der  Hoch- 
ebene gelegenen  ßerastagi  und  Kaban  Djahe.  Nach  längerem  Aufenthalte  da- 
selbst kamen  wir  über  Buluch  Duri  am  Fusse  des  Vulcanes  Si  Nabun  nm  h 
Kota  Buluh,  in  dessen  Nähe  sich  Goldfelder  befinden,  welche  wir   besucliU^n, 

Nach  Kaban  Djahe  zurückgekehrt,  untersuchten  wir  das  Terrain  hts 
Pengambatan  am  bee  auf  zwei  Wegen,  besuchten  Si  Braija  und  passirten  d*'U 
Hundsfluss  (Lau  Bijang).  Von  Pengambatan  aus  bestiegen  wir  den  TalK^^k 
Benua,  von  welchem  wir  einen  herrlichen  Blick  auf  den  Toba-See  hatten  ubiI 
daher  in  der  Lage  waren,  eine  Reihe  günstiger  Peilungen  vorzunehmen. 

In  Negori  sollten  wir  unsere  Reise  über  den  See  antreten. 

Auf  dem  Wege  dahin  kamen  wir  an  den  Quellen  des  Hundsflusses  vor- 
über. In  einem  Baumstammboote  ruderten  wir  nach  der  grossen  Toba-luse], 
an  deren  nördlicher  Spitze  wir  zwei  kleine  Inseln  vorgelegt  fanden,  weif  ho 
einem  späteren  Reisenden  als  gute  Peilungspunkte  dienen  könnten.  Wir  konnli  Ji 
des  schlechten  Wetters  wegen  nicht  anlegen.  Ich  nannte  die  Inseln  nachträglich 
meiner  Frau  zu  Ehren  Maja-Inseln.  In  Ambarita  landeten  wir  zuerst  auf  rlrr 
Insel  und  besuchten  dann  nach  einigem  Verweilen  das  ausgedehnte,  mächtige 
und  feindselige  Lotong,  wo  wir  gefangen  genommen  wurden. 

Wieder  frei,  verschlug  uns  ein  Wetter  an  die  Küste  des  Rajalandes  na- Ji 
Gop  Gopang  und  Djongi  ni  Hutta.  Hierauf  landeten  wir  noch  einmal  in  Sa- 
mosir  auf  der  Insel  und  betraten  schliesslich,  nachdem  wir  noch  das  westliche 
Seebecken  durchkreuzt,  in  Baiige,  von  wo  der  Weg  nach  Siboga  führt, 
holländisches  Gebiet.« 

Bis  zum  nördlichen  Ufer  des  Toba-Sees  ist  das  den  hier  angegebenen 
Routen  zunächst  liegende,  theilweise  auch  ein  sich  darüber  hinaus  ausdehuendeü 
Gebiet,  nicht  nur  was  Flussnetz,  Communicationen  und  bewohnte  Orte,  sowie 
Grenzen  betrifft,  genau  ausgeführt,  sondern  es  ist  auch  das  Terrain  dur(  h 
Formschichten  in  sehr  anschaulicher  Weise  wiedergegeben.  Von  hier  ab,  wu 
nur  mehr  einzelne  Peilungen  vorgenommen  werden  konnten,  sind  nur  mehr  dia 
Ufer-  und  Insel-Contouren,  dann  die  Lage  der  zunächst  befindlichen  Orte  ohntf 
Terrain  bestimmt. 


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612 

Ausser  den  Skizzen  und  Peilungen,  die  Freiherr  von  Brenner  und  H. 
vati  Meuhel  1S87  ausführten,  wurden  auch  jene  von  Meissner  und  Mechel  (1881, 
l^B'd  und  1884),  dann  die  holländisch- indische  Karte  benützt,  wie  dies 'schon 
der  Titel  besagt.  Die  Karte  ist  mit  sehr  grossem  Fleisse  ausgeführt  und  ge- 
stattet ihre  klare,  kräftige  und  dabei  doch  sehr  scharfe  Zeichnung,  jene  direcie 
Verkleinerung,  welche  nothwendig  erscheint,  um  sie  dem  Formate  unserer  Mit- 
theilungen einzufügen. 

Jedenfalls  bringt  sie,  besonders  was  die  Terrainconfiguration  der  noch 
30  wenig  gekannten  Battak-Lande,  dann  die  Uferlinien  des  Toba-Sees  und  seiner 
Inseln,  sammt  den  anliegenden  Orten  betrifft,  neue,  sehr  erwünschte  Aufschlüsse. 

Wir  können  es  daher  nur  mit  aufrichtiger  Freude  besrrüssen,  dass  Herr 
BaroD  Brenner  so  freundlich  war,  auf  eine  diesfällig  gestellte  Bitte  uns  gütigst 
feinen  Vortrag  über  diese  interessante  iieise  in  baldige  Aussicht  zu  stellen. 

Ob^mtlieutenant  von  Huradauer. 


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Inhalts- Verzeichnis  des  XXX II.  Bandes  (Jahrgang  1889). 


GesellschaftB- Angelegenheiten. 

-Seita 

Trauerkund^bungen  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft 3 

Ausserordentliche  Versammlung  der  k.  k.  geographischen  (jesellschaft  3 

Monatsversamnilung  der  k.  k.  geographischen  Gresellschaft  am  29.  Jänner  128 
Monatsversammlung  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  am  26.  Februar  128 
Verzeichnis  der  Mi^lieder  der  k.  k.  geograpTiischen  Gesellschaft  in  Wien. 

nach  dem  Stande  vom  15.  März  1889 128 

An  die  Mitglieder  der  k.  k.  geographischen  Gresellschaft 177 

Jahresbericht  des  Präsidenten  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  fllr 

das  Jahr  1888 217 

Bericht  über  die  mneren  Angelegenheiten  der  k.  k.  geographischen  Gesell- 
schaft im  Jahre  1888,  erstattet  vom  General- Secretär  Dr.  Franz  R. 

V.  Lemonnier 218 

Bericht  über  den  Stlmd  der  Bibliothek  im  Jahre  1888,    erstattet   vom 

Bibliothekar  Oberstlieutenant  v.  Haradauer L^20 

Rechnungsabschloss  für  das  Jahr  1888 2ä\ 

Bericht  des  Cassiers  pro  18Ö8 22il 

Jahresversammlung  der  k.  k,  geographischen  Gesellschaft  am  20.  März 

1889  '. .         Sf54 

Monatsversammlung  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  am  26.  April 

1889  .       .     "         255 

Verzeichnis  der  im  Jahre  188S  in  der  Bibliothek   der  Gesellschaft  zuge- 
wachsenen Einzelwerke    .   .    .  * "    ^liti 

Vorgänge  in  der  Gesellschaft 330 

Vorgänge  in  der  Gesellschaft  - •     395 

Monats  Versammlung  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  am  29.  October     dH2 
Monatsversammlung  der  k.  Jt.  geographischen  Gesellschaft  am    26.  No- 
vember .        *  .   .   .    .  Gk^J 

Ausserordentliche  Versammlung  der  k.    k.   geographischen  Gesellschaft 

am  27.  November 002 

Ausserordenthche  und  Monatsversammlung  der  k.  k.  geographischen  Ge- 
sellschaft am  17.  December ^>ä 

Europa. 

Abhandlungen. 

Die  unterirdischen  Flussläufe    von    Innerkrain.    —  Das  Flussgebiet  der 

Laibach.  Von  Wilhelm  Pjitick - 57 

Die  Kronprinz  Rudolf-Grotte  im  Küstenlande.  Von  Wilhelm  Putick    .  74 

Das  Popovo  polje  in  dßr  Hercegovina.  Von  Max  Groller  v.  Mildensee  tiO 

Hitth.  d.  k.  k.  Geogr.  Ges.  1B89    11  u.  18.  41 


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*J14 


Seite 


2wei  Höhenschichtenkarten  von  Frankreich.  Von  Anton  S t  ein- 
hau ser       .       ."     .       .  .    .  .    .      114 

Die  kliniatischen  Verhältnisse  des  Herzogthums  Schlesien.  (Zweiter  Theil.) 

^'on  Carl  Kolben h  eye r  .  ,  •       •    •     .  •    •         l^ 

Die  CTebirgssysteme  der  Balkan-Halbinsel.  Von  Ch.  Rilter  v.  Steele.  Mit 

Tafel  X  *    ...    .  .    .  257 

Die  klimatischen  Verhältnisse  des  Herzogthums  Schlesien.  (Schluss )  Von 

Carl  Kolbenheyer.  Mit  Tafeln  XI— XIX 270 

Zur  Hvl^sometrie    des  südtirolischen  Hochlandes    und    der.  Venetianer- 

Alpen.  Von  Dr.  Carl  Diener       ...  .    "  338 

Brii^cius-    Eine  historische  Freske  aus  den  Goldtauern.    Von  Dr.  Fritz 

Pit:hler •    ••  356 

Die  Trias  der  Schulkarten  von  Nied^rösterreich.  Von  Anton  Stein- 
hauser ....  382 

Der  westliche  Theil  des  illyrischen  Gebirgslandes.  Von  L.  B.  B  .   .      416 

Zur  historischen  Geographie  des  Scliwarzen  Meeres   Von  Eugen  Gel  eich    430 

Montenegro.  Von  Carl  Kandelsdorfer.  Mit  Tafel  XXII     .  493 

Firn-  und  Gletscherbildungen  in  den  Sextener  Dolomiten.  Vo»Dr.  Carl 

Diener.  Mit  einer  zinkographirten  Skizze      .  515 

Geographischer  Monatsbericht. 

Die  Bifinens^hiffahrt  in  Frankreich           4(5 

Die  Dif'hte  der  Eisenbahnen  in  Europa                  .           .    .           ....  48 

Aaa  Ixjndon ...  320 

,Aus  Pelprsburg 320 

Das  Petroleumvorkommen  am  Tegernsee                386 

Die  Ablagerungen  am  Boden  der  tiefsten   Stelle  des  Königsees     .    .    .  387 

Erdbeben  im  \ogtland .*......  387 

Gewidjt  und  Werth  des  Londoner  Rauches    .           .       387 

Neue  Lehrkanzel  für  Geographie  in  Ungarn' 388 

I»ie  Volkszählung  in  Griechenland .    .  584 

Alte  Gletscherspuren  im  Central-Apennin 584 

Geographische  Literatur. 

Generalkarte  von  Mittel-Europa  im  Masse  von  1  :  200.000.  Hera'lisgegeben 
vom  k.  k.  militär-geographischen  Institute  in  Wien.  260  Blätter 
ä  *y)  kr.  (auf  Ltcinen  gespannt  1  fl.).  Wien,  R.  Lechner  General- 
Depot  des  militär-geographischen  Institutes  Bespr.  von  LeMonnier      118 

Gimino-   Lettere  Istriane.    L'Istria.   Parenzo,  Jahrg.   VIII.  Nr  371.  3,  5. 

Bespr.  von  E.  G.    .    . ......       120 

Bosnit'n  und  die  Herzegowina.  Reisebilder  und  Studien  von  Johann 
V  Asboth  (Sections-Rath  a.  D.  im  Ministerium  des  Aeussera,  Mit- 
glied des  ungarischen  Reichstages).  Mit  37  ganzseitigen  und  175 
Texi-IUustrationen  nach  Aufnahmen  des  k.  k.  Oberlieutenants  C.  Mien- 
zM„  Original -Photographien  der  Kunsthandlung  Königsberger  in 
J^ernjewo  u.  A.,  sowie  1  historischen  und  3  statistischen  Karten  und 
Taltellen    Wien  1888  bei  Alfred  Holder '. 121 


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m 

Seit» 

Die  Länder  Oestefreich-Ungarns  in  Wort  und  Bild.  Herausgegeben  von 
Prof.  Dr.  Frie'drich  Umlauft.  15.  Band:  Bosnien  und  die  Herze- 
gowina. Dargestellt  von  Dr.  Moriz  Hoernes 123 

Chronik  der  Stadt  Stuttgart.   Von  Dr.  Julius  Hartmann.  Bespr.  von 

C.  V.  H S45 

Las  Baleares.  (Die  Balearen  in  Wort  und  Bild  geschildert)  Version  Ca- 

stellana  de  D.  Santiago  PalacicC  Bespr.  von  Ph.  Paulitschke  245 

Simony  F..  Das  Dachsteingebiet  I.  Bespr.  von  AugustBöhm        .    .  1}VA 

Geikie  A.,  The  History  of  Volcanic  Action  during   the  Tertiary  Pemd 

in  the  Britisch  Isles.  Bespr.  von  A.  Rodler        .    .•  .    .           .    .  311 

Marchesetti  Carlo,  Ricerch  preistoriche  nelle  paverne  di  S.  Canziano. 

Bespr.  von  E,  Gel  eich   .    .           ...                     480 

Gel  eich  G..  Storia  documentata  della  marinerezza  bocchese.  Bespr.  von 

E.  Gelcich     ... 480 

Tomasin  P.,  Die  Volksstämnie  im  Gebiete  von  Triest  und  in  Istrien. 

Bespr.  von  E.  Gelcich •  .   .    .    .  481 

Dr.  Eduard  Richter,  Die  Gletscher  der  Ostalpen.  Bespr.  von  Georg 

Geyer  .   ". .           .    .  'ilSi 

Neue  Schriften  über   das  Küstenland  und    Dalmatien.    Bespr.    von    E. 

GelcicTi * -524 

Asien. 

Abhandlungen. 

Die  Nikobareninsel  und  ihre  Bewohner.  Von  Dr.  S.  Svoboda    .        .    .  ÖS 

.Hongkong,  Canton- und  Macao.  Von  Dr.  S.  Svoboda 444 

Die   Bergstämme    der    Insel    Negros   (Philippinen).     Von    Ferdinand 

Blumentritt 508 

Geographischer  Monatsbericht. 

Der  Handel  Persiens         49 

Russische  Forschungen  im  Pamir 50 

Siam .'          ....  51 

Das  Fehlen  des  gemeinen  Eichhörnchens  im  Kaukasus 321 

Neues  aus  Persien  ...           .                  3:^1 

Geschichte  der  Eisenbahnen  in  China   . 3äl 

Eine  eigenthümliche  Erderschütterung  in  Tokio ....  >88 

Die  Bore  des  Tsien-tang-kiaiig        3S8 

Eröffnung  des  Jang-tse-kiäng  für  die  englische  Schiffahrt       .       .   .  ^<$ 

Die  Edelsteingewinnung  auf  Ceylon ....  3SS 

Neue  Reisen  in  Asien 489 

Der  Suramtunnel        * 481^ 

Zustände  auf  Cypern • 489 

Neuer  Handelsweg  in  Tonkin      490 

Die  Oelfelder  von  Birma 490 

Geologisches  von  den  Sundainsein 490 

Cypern .^ •    .    .    .  58ü 

41* 


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tiI6 

Seite 

Die  russische  Expedition  nach  Tibet .  '. *  587 

Prähistorische  Funde  in  der  Mandschurei T       ....         588 

Daiuvergne's  Reise • 588 

Formoaa    .    .    *       .589 

Geographische  Literatur. 

Bornea,  Entdeckungsreisen  und  Untewuchungen.    Gegenwärtiger   Stand 

der  geologischen  Kenntnisse.   Verbreitung^der  nützbaren  Mineralien. 

Von^Dr.  Theodor  Posewitz.  Mit  4  Karten  und  29  Profilen  und  . 

Abbildungen  im  Text  Berhn,  R.  Friedländer  und  Sohn.  1889.*ßespr. 

von  LeMonnier ..  ...  .      124 

Reisen  in  Lykien  und  Karien.  Beschrieben  von   Otto   Benndorf   und 

George  Niemann.  —  Reisen  in   Lykien,  Milyas  und   Kibyratis. 

Beschrieben  von  Eugen  Petersen  und  Felix  v.  Luschan.  Bespr. 

von  F.  Kanitz J46 

Marvin  Gh.,  The  Region  of  the  Etemal  Fire.  Bespr.  von  A.  Rodler  .  48? 
Neue  Schriften  über  Gelebes   und  die  Philippinen.   Bespr.   von  Ferd. 

Blumentritt        ."  .   .   .         525 

W,  F   Ainsworth,  The  River  Karun,  an  opening  to  British  Commerce 

Jjondon,  Allen  1890   Bespr.  von  A.  Rodler  .  *  ...-         .      598 

G.  Curzon,   Russia   in  Central- Asia   in    1889   and   the  Anglo-Russian 

Questioa.  London,  Longmans  1889.  Bespr.  von  A.  Rodler  ,   .   .         000 


Afrika. 

Abhandlungen. 

Reise  in  Deutsch-Ostafrika.  Von  Dr.  Oscar  Baumann *29 

Ueber  die  Entwicklung  und  Topographie  der  Nilmündungen  von  Rosette 

(I.  Theil).  Von  Johann  Jan kö  jun ...      182 

Bericlit  tiber  die  Samuel  Teleki'sche  Expedition    nach  Central- Afrika  mit 

1  Karte,  Tafel  VIII ' 189 

üeber  die  Entwickelung  und  Topographie^  der  Nilmündung  von  Rosette 

(Schluss).  Von  J.  Jankö  jun.  Mit  Tafel  VII   .... '262 

Zur  Hydrographie  des  Samburu-Seen  Gebietes.  Von  L.  Ritter  v.  Höhnel  333 
Karte  des  mittleren  Congo.  Von  Paul  Langhans.  Mit  Tafel  XX  .  .  385 
Die  AIVika-Reise  des  Grafen  Samuel  Teleki.  Von  seinem  Begleiter  L.  Ritter 

von  Höhnel,  k.  u.  k.  Linienschiffs- Lieutenant •.      533 

Geographischer  Monatsbericht. 

Die  Congo -Eisenbahn .   .       ....  52 

Die  wissenschaftlichen  Ergebnisse  von  Dr.  W.  Junker's  Reisen  in  Central- 

afrika •            53 

Hatiptmann  von  Fran<?ois'  Reise  im  Hinteriande  des  deutschen    Schutz-- 

gobietes  Togo 55 

Marokko •    .  3iß 

Aus  üstafrika 322 

Aus  Westafrika 323 


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617 

Seite 

Das  Scblussheft  der  MittheiluDgen  der  deutschen  afrikanischea  Gesell* 

Schaft 389 

Das  afrikanische  Elfenbein 390 

Von  der  Suaheliküste       .   .       391 

Aus  Kamerun  und  Togo 39! 

Vom  Congo 3Ü1 

Afrikanische  Nekrologie *  *   ■  't^l 

Neues  aus  Afrika 491 

Geographische  Resultate  von  H.  Stanley's  Expedition 5^ 

Kanonenboote  vor  Timbuktu i   ,   ,  591 

Reise  im  Hinterlande  von  Kamerun 591 

Capitän  Triviei^ .  SOI 

Witu-Gebiet     .       . *  591 

Dr.  Hans  Meier's  Kihmandscharo- Expedition      591 

Dr.  Peters ,  592 

British  South  Afrika  Company 592 

Notizen. 

H.  Stanley's  Zug  vom  Congo  zum  Albert  Njansa.  (Mit  1  Kartenskizze  Tafel  IX)  li41 

Geogrsphisohe  Literatur. 

Capitaine  Thys,  Au  Congo  et  au  Kassai,  avectrois  cartes.  Bruxelles 

1888.  60  p.  Bespr.  von  Dr.  Oskar  Baumann 1:^5 

Le  Rassai  et  la  Louloua,  par  le  Cpt.   Thys.   Bruxelles    1888,  Karte  in 

1:200.000.  Bespr.  von  Dr.  Oskar  Baumann       ]'J6 

Von  der  Capstadt  in   das   ÜÄud  der  Maschukulumbe.    Von  Dr.  Em  il 

Holub.   Bespr.  von  P. .    .   ,    .  248 

Thomson  J.,  Travels  in  the  Atlas  and  Southern  Marocco.  Bespr.  von 

A.  Rodler.    . 315 


Amerika. 

Abhandlungen. 

Statistisches  aus  den  italienischen  Colonien  in  Rio  Grande  do  Sul.    Von 

Paul  Langhans.    Mit  zwei  Kartentafeln  I  und  II .       35 

Geographischer  Monatsbericht. 

Wein-  und  Obstbau  auf  den  ehemahgen  Goldseifen  Californiens  •  ,  BH 

Lieutenant  Schwatka's  Entdeckung  von  Höhlenbewohnern  in  Mexiko  .   .  3^*2 

Finnen  in  Minnesota .-..,.  ö9H 

Tacoma,  ein  werdendes  Handels-Emporium  der  nordamerikanischen  Union  596 

Geographische  Literatur. 

Discovery  of  America  by  Northmen.    By  Eben  Norton  Horsford  Besp. 

von  P, 249 


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018 

Seit« 

Aaätrftlien. 

Geographisohe  Literatur. 

Samoafalirten  von  Dr.  0.  Pin  seh.    Ethnologischer  Atlas.    Typen  aus  der 
Steinzeit  Neu-Guinea's.    In  154  Abbildungen  auf  24  lithographischen 
Tafeln,  nach  Originalen  gezeichnet  von  0.  und  F.  Finsch.    Mit  er- 
.     klärendem  Text.    Leipzig.    Hirt  und  Sohn.    18^4.  4.  .    .   .    ..  126 

Polarregionen. 

Geographisoher  Monatsbericht. 

Frithjof  Nansen 3Ö2 

Expedition  Kükenthal-Walter       399 

Allgemeines. 

Abhandlungen . 

Ueber  Schwerebestimmungen.    Von  Major  R.  v.  Stern  eck 8 

Bericht   tiber   die  Leistungen   der    österreichischen    Staats  Institute   und 

Vereine  etc.  . 223 

Zur  Columbusliteratur.    Von  Max  Büdinger 397 

Hauptregeln   für  die  Form    der  Veröffentlichung  der  Resultate  meteoro- 
logischer Beobachtungen       518 

Der  internationale  Congress  für  geographische  Wissenschaften  zu  Paris 

(August  1889^  Von  Prof.  Dr.  Philipp  Paulitschke 567 

Der  Riesenglobus  auf  dem  Marsfelde.  Von  A.  Steinhauser,  k.  und  k. 

Regierungsrath 578 

Geographisoher  Monatsbericht. 

Der  Internationale  Geographische  Congress  in  Paris  1889 44 

Die   Reise   S.  M.  Schiffes  »Frundsberg«    im  Rothen  Meer  und  an  den 

Küsten  von  Vorderindien  und  Ceylon  in  den  Jahren  1868—1886  .  .  127 
Reise  S.  M.  Schiffes  »Albatros«   nach  Süd-Amerika,   dem  Caplande   und 

West-Afrika  1885-1886           127 

Die  Luftfeuchtigkeit  als  klimatischer  Factor 324 

Ein  Modell  der  Meeresströmungen      326 

Das  Seifen  der  Geyser  ...       .           325 

Nordenskiölds  neuestes  Werk      ...       325 

Neues  über  Eis  und  Schnee 393 

Ueber  Frostdrift 393 

Versuche   zur  Ermittlung  des  Verhaltens    von   Marinechronometern   auf 

bewegter  Unterlage 393 

Der  neue  Band  des  geographischen  Jahrbuches 394 

Notizen. 

Internationaler  geographischer  Congress  zu  Paris  .    .   .   .    ; 244 


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619 


Seile 

Geographische  Literatur. 

Materialien  zur  Geschichte  der  astronomisch-trigonometrischen  Vermessung 
der  österreichisch-ungariscJien  Monarchie.  Gesammelt  und  bearbeitet 
von  Heinrich  Hartl.  Bespr.  von  Ph.  Paulitschke 249 

Kleine  Handausgabe  von  Hölzel's  Geographischen  Charakterbildern.  Von 
Prof.  Dr.  Umlauft  und  Vinrenz  v.  Haardt.  Bespr.  von  Ph.  Pau- 
litschke           250 

Acten  zu  Columbus' Geschichte  von  1473  bis  1492.  Von  Max  Büdinger. 

Bespr.  von  E.  Gelcich...  251 

Tomaschek  W.  Kritik  der  ältesten  Nachricliten  öder  den  skythischen 

Norden.     l\.  Bespr.  von  A.  Rodler .      318 

Ferdinand  Hirt's  geographische  Bildertafein.     Bespr.  von  F.  Kanitz  .    .      485 

Lewin  L.,    Ueber   Areca   Catechu.    Chavica  Betle  und  das  Betelkauen. 

Bespr.  von  A.  Rodler ..      486 

Anleitung  zu  wissenschaftlichen  Beobachtungen  auf  Reisen.  Heraus- 
gegeben von  Dr.  G.  Neumayer.    2    Aufl.  Biespr.  von  A.  Rodler  .    .      526 

Dr.  G.  N  e  u  m  a  y  e  r,  Ueber  das  gegenwärtige  vorliegende  Material  für  die 
.  Erd-  und  Weltmagnetische  Forschung.    Bespr.  von  A.  Rodler   .   ,      527 

Apergu  des  geographiques  en  Russie.  Par  le  baron  Nicolas  Kaulbars     508 


Nekrologe. 

Prolector  Kronprinz  Erzherzog  Rudolf  .    .    . 
Alexander  von  Warsberg 


1 
305 


IV. 
V. 


Karten. 

I,  n.    Die  italienischen  Colonien  in  Rio  Grande  do  Sul.  Von  Paul  Langhans. 
III.    Die  Centralgruppe  des  Nicobaren-Archipels. 
Karte  von  Gross-Nicobar. 
Hütten  in  Malacca  auf  Nankauri. 

Das  Votivbild  im  königl.  Museum  für  Völkerkunde  in  Berlin. 
Die  Nilmündung  von  Roseite. 
VIII.    Karte  zu  dem  Bericht  über  die  Graf  Samuel  Teleki'sche  Expedition 
nach  Gentral-Afrika. 
Tafel  IX.    Kartenskizze  zu  H.  Stanley*»  Zug  vom  Congo  zum  Albert  Njansa. 
Tafel  X.    Die  Gebirgssysteme  der  Balkan-Halbinsel. 
Tafel  XI  -  XIX.    Isobaren-  und  Isohyefenkarten  von  Schlesien 
Tafel  XX.    Karte  des  mittleren  Congo. 

Tafel  XXI.    Der  westliche  Theil  des  illyrischen  Gebirgslandes. 
Tafel  XXn.    Montenegro. 


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Tafel  VI. 

Tafel  VII 

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im  kön.Nluseum  Für  Völktrkunde 
in    Berlin. 

Copiftnachder^Ztinclirift-  für  Ertinolo3ie'' 1882.  von  DrSvoboda. 

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