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THE FIELD MUSEUM LIBRARY
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NATURAL HISTORY
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++ MITTEILUNGEN + + +
der Münchner Entomologischen Gesellschaft, e.V.
6. Jahrgang 1915. München, Januar mit April. Nummer 14,
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Ausgegeben am 30. April 1915. (Nachdruck verboten.)
Jahresbericht für 1914
der Münchner Entomologischen Gesellschaft e. E.
Verheißungsvoll in seiner Entwicklung hatte das Vereinsjahr 1914
begonnen, als in den Hochsommertagen des Monats Juli die drohenden
Gewitterwolken am politischen Horizont sich dichter und dichter zu-
sammenballten, um in den ersten Tagen des August sich in einem der
furchtbarsten Kriegsstürme zu entladen, die je Deutschlands Völker
heimgesucht haben. Mit einem einzigen jähen Schlage stockte das gesamte
wirtschaftliche Leben unseres Vaterlandes und in unserem weiten
ar VER
Vereinigung, sei sie zu wirtschaftlichen, sozialen, politischen oder wissen-
schaftlichen Zwecken zusammengeschlossen, die nicht die unmittelbare
“Wirkung der Mobilmachung und ihre Folgen gefühlt hätten. So stand
auch bei unserer Gesellschaft, die nicht auf der großen Hauptstraße,
sondern auf einem stillen Seitenwege ihrem wissenschaftlichen Ziele
zustrebt, das Rad der ruhigen Entwicklung mit einem plötzlichen Rucke
stil und nur langsam und zögernd kam es allmählich wieder in Be-
wegung ohne das ursprüngliche Tempo wieder zu erreichen. Wollen
wir die uns auferzwungene Pause zur Sammlung unserer inneren Kraft
benutzen, damit nach einem siegreichen Friedensschlusse neues Blühen
und Gedeihen aus ihr sprieße.
Das diesjährige Vereinsjahr umfaßte 19 Abende, an denen folgende
Vorträge und Referate erstattet wurden:
29. Januar Herr Skell:
9. Februar Herr Waltz:
27. April Herr Waltz:
8. Juni Herr Schupp:
Entomologisches aus Deli (mit Lichtbildern);
Parnassius apollo in Bayern und einigen
Grenzgebieten (mit Demonstrationen);
Parnassius delphius und seine Formen (mit
Demonstrationen);
Paläarktische und exotische Aurorafalter (mit
Demonstrationen).
|
I)
|
Drei Abende waren der Fortsetzung der Faunenfeststellung gewidmet,
wobei Herr Bögl Arctiidae, Spilosoma, Cossidae und Hepialidae
behandelte. An einem Abend lag zahlreiches Vergleichsmaterial aus
der Gattung der Sphingiden vor, über das Herr Arnold eingehend
referierte; an einem weiteren Abend erstattete Herr Baron Dr. von
Rosen einen Bericht über die neuzugegangene Literatur. Herr Best
brachte eine große Kollektion selbsterbeuteter Melitaea aurinia in
äußerst variablen Stücken. Darunter befanden sich nicht nur sämt-
liche bis jetzt beschriebene Formen sondern noch eine Anzahl neuer
Individualaberrationen, sowie sämtliche Übergänge von den hellsten
bis zu den dunkelsten Stücken.
Am 26. April fand gemeinsamer Ausflug ins Isartal statt, an dem
sich acht Herren beteiligten. Das Resultat war den Erwartungen nicht
entsprechend. Auch die Köderabende im Moos litten in der ersten
Hälfte des Jahres unter der Ungunst der Witterung. Nach Kriegs-
ausbruch mußten dieselben ganz eingestellt werden.
Die Mobilmachung am 1. August rief neun unserer einheimischen
Mitglieder zu den Fahnen. Ein Mitglied geriet bei Kriegsausbruch in
russische, eines in englische Gefangenschaft. Herrn Korb und seiner
tapferen Gattin, die sich auf einer Sammelreise in Anatolien befanden,
gelang es, mit dem letzten Dampfer Europa zu erreichen.
Durch den Tod verloren wir im laufenden Vereinsjahr zwei Mit-
glieder: Herrn Major Bäumler und Herrn Max Bartel, Nürnberg.
Der Verlust dieser beiden Herren schmerzt uns tief, besonders das Aus-
scheiden des Herrn Max Bartel hat eine fühlbare Lücke in unserer
Gesellschaft hinterlassen. Seine Bedeutung unter den Entomologen
ist zu bekannt, als daß sie an dieser Stelle noch besonders gewürdigt
werden müßte. Wir werden beiden ein treues Gedenken bewahren.
Ausgetreten ist im laufenden Jahre Herr Heinrich Och, hier.
Beigetreten sind Herr Rentamtmann Schupp, München, Herr
Franz. Daniel:jun. dab. Januar 15)
Als auswärtige Mitglieder bzw. als Abonnenten unserer Vereins-
mitteilungen kamen in Zugang: Die Herren Felix L.Dames, Ber-
lin, Sheljuzhko, Kiew, Profesor Dr. Staudfuß, Zürich,
Bang-Haas, Blasewitz, F.Bryk, Helylä, Georg Schumann,
„Rritz Wagner, Wien, John, Peflerskung, GrafTurarr
/ AyN A
TR \ N Bet Besuch unserer Vereinsabende war regelmäßig. Bei einem
A on 52 einheimischen, 45 auswärtigen und 3 korrespondieren-
FL liedern betrug die höchste Besuchsziffer am 27. April 24, die
te am 21. Juni 13. Die Durchschnittszahl der Besucher betrug 18.
136353
Der Kauf- und Tauschverkehr war äußerst lebhaft; namentlich
an den Abenden der zweiten Jahreshälfte, die fast ausschließlich der
Geselligkeit und dem Kauf und Tausch gewidmet waren, wurden rege
Umsätze erzielt.
Die Bibliothek wurde durch den Herrn Bibliothekar Dr. v. Rosen
unter Unterstützung des Herrn Arnold, nachdem sämtliche Bücher
gebunden wurden, einer eingehenden Neuordnung unterzogen, so daß
sich die Bibliothek jetzt in einer mustergültigen Ordnung befindet. Den
Herren sei für die große Mühe an dieser Stelle der Dank der Gesellschaft
zum Ausdruck gebracht.
An bemerkenswerten Zuchten unserer Mitglieder sind zu erwähnen:
Herr Eugen Arnold: Zyg. oxytropis B.
Herr Franz Ebner: Call. matronula, Cat. v. Streck fussi.
Herr Professor Dr. O. Maas: Theophila mandarina, Theoph. mandarina
x Bomb. mori, Bombyx mori mit Schwarzwurzelblättern.
Herr Josef Rackl: Aybr. populi $ x Austauti 9
Herr Verwalter Rattinger: Orthosia pistacina, Hoporina croceago,
Orrhodia fragariae, Orrhodia rubiginea ab. unicolor, Crocallis tusciaria
Ennomos quercinaria, Mam. oleracea.
Auszeichnungen erhielten:
Den Orden vom heiligen Michael III. Klasse: Herr Professor
Dr. Johannes Rückert und Herr Oberstlandesgerichtsrat Ludwig
Müller. Das Eiserne Kreuz Il. Klasse und den Militärverdienstorden
IV. Klasse mit der Krone und mit Schwertern Herr Regierungsassessor
2..Osthelder.
Im Berichtsjahre wurde der fünfte Band unserer Mitteilungen
der Öffentlichkeit übergeben. Durch den Kriegsausbruch hat sich der
Druck des dritten Heftes leider etwas verzögert, so daß erst im April
dieses Jahres die letzte Nummer des Jahrgangs 1914 zur Versen-
dung gelangen konnte. Auch diesmal wurde den Aufsätzen eine
Reihe wohlgelungener Farb- und Schwarztafeln beigefügt und der Zeit-
schrift eine reiche Ausstattung zuteil. Den Herren Autoren und Mit-
arbeitern statten wir unseren herzlichsten Dank ab mit der innigen Bitte
um fernere Unterstützung.
Am 19. Dezember 1914 konnte die M. E. G. auf ein zehnjähriges.
Bestehen zurückblicken. Wenn wir uns heute vergegenwärtigen, was
in diesem Dezennium an Arbeit geleistet, an Erfolg erreicht wurde, so
dürfen wir mit einem Gefühl der Genugtuung feststellen, daß wir auf
dem Wege zur Erreichung des Zweckes unserer Gesellschaft und zur
Erlangung des uns gesteckten Zieles ein gut Stück vorwärts gekommen
sind. Der uns durch den Krieg aufgezwungene Stillstand in der Ent-
Ba ln
wicklung wird nach Rückkehr normaler Friedenszeiten hoffentlich einem
weiteren gedeihlichen Vorwärtsschreiten Platz machen.
Am besten dürften einige Zahlen den Aufschwung unserer Gesell-
schaft illustrieren.
Mitgliederstand ;
im Jahre an Einheimischen Re en Tauschstellen
1904 16 — Ber
1905 24 4 —
1906 27 4 —
1907 35 4 -
1908 42 10 —
1909 42 14 —
1910 45 2] —_
1911 44 32 7
1912 48 34 16
1913 53 36 16
1914 52 45 27
Kassenbewegung
im Jahre REDEN Au ae,
1905 134.20 33.85 100.35
1906 253.98 174.38 79.60
1907 1489.45 225.61 1253.84
1908 1523.99 643.55 880.43
1909 1202.66 202.— 1000.66
1910 1367.34 583.26 784.08
Tr 131383 1042.68 270.65
1912 1081.91 941.28 140.63
1913 1327.63 1178.30 149.33
1914 1471.87 1450.41 21.46
Die Bibliothek weist einen Bestand von rund 700 Bänden und
Separatas auf, von denen bis jetzt etwas mehr als 500 katalogisiert sind.
So treten wir in das neue Jahrzent auf einer Basis, die ein ferneres
Gedeihen gewährleistet und auf der sich der Weiterbau vollziehen kann
zum Vorteil unserer Mitglieder und zum Nutzen der Entomologie. Die
a
vielfache Unterstützung, die wir von allen der Gesellschaft Angehörigen
und Nahestehenden erfahren haben, hat es ermöglicht Erstrebtes zu
erreichen, Gewonnenes festzuhalten. Dafür allen Dank und An-
erkennung. Möge auch fürder ihre Kraft und ihr Wissen unserer Sache
gewidmet sein.
DerVorstand:
Abrechnung für 1914.
Einnahmen. M
Bestand am T. Januar 1914 ..i . .% ES an ANZ
Eingang an Mitgliederbeiträgen und vera Eihmahmen „ „1322.54
RR TIET TREE
Ausgaben.
BEE RERERSZEISCHTIEE ES ae a an 42:80
Sonderabzüge . . Re a Se eh NS re 5
Farbtafeln und Clich&es SET RE N N BANN 23
ER Erde en Re a nu a Mans 57.67
Bücher Se BE A ER A ke re EEE
Sonstige Bu ER ER Dr ann 99.39
SERIEN DEE IE IT HR ME ANSEHEN Nagel 21.46
1471.87
Bad am EN lantan dl S“bat" Hear sa ei 21.46
Neuwahl des Vorstandes für 1915.
Nach Genehmigung der Abrechnung für 1914 und des Voranschlages
für 1915 wurde dem Vorstande einstimmig Entlassung erteilt.
Die Neuwahl ergab folgendes Resultat:
1. Vorsitzender: Rudolf Waltz, Kaulbachstr. 24.
2. Vorsitzender: Ludwig Müller, Preysingstr. 21/2.
Kassier: Martin Best, Augustenstr. 107.
1. Schriftführer: Erwin Böck, Nördl. Auffahrtsallee 71/l.
2. Schriftführer: Wilhelm Frank, Theresienstr. 83.
. Bibliothekar: Dr. Freiherr K. von Rosen, Theresienstr. 35/11.
Konservator: Joseph Rackl, Klenzestr. 9/1.
Beisitzer: Eugen Arnold, Rumfordstr. 38/IV.
Max Korb, Akademiestr. 23/II.
Ludwig Osthelder, Kaulbachstr. 10/1.
Den Bibliothekar unterstützt Eugen Arnold.
Den Konservator Johann Rattinger.
Redaktion der Zeitschrift: Max Korb, Akademiestr. 23/11.
et
Verzeichnis
der auf unserer vorjährigen Sammelreise (April— Juli 1914)
in Inner-Anatolien (Konia und dem Taurus- Gebiet),
aufgeiundenen und gezüchteten Arten.
Von Max Korb.
Thais v. Deyrollei Obth. Im Juni fanden wir an den Rändern
der Getreidefelder und in Pflanzungen an Aristolochia die Raupen in ver-
schiedenen Stadien ziemlich häufig. Die jungen Raupen saßen meist
in den pfeifenartigen Blüten leicht eingesponnen. Die großen Raupen
mehr an den Blättern der Pflanze. Im März und April d. J. schlüpften
die ersten Falter aus, meist schön varriierende 92 (darunter ab.
obscurior, ab. albidior etc.) ergebend.
DoritisapollinusHbst. An den gleichen Stellen mit vorigem
und an gleicher Futterpflanze, besonders aber auch auf Brachfeldern,
Ende Mai und Anfangs Juni sehr häufig, in den verschiedensten Größen,
ganz jung in den Blüten der Aristolochia eingesponnen und dieselben
ausfressend, die größeren Raupen an den Blättern. An sehr warmen
Vormittagen fanden wir die erwachsenen Raupen in großer Anzahl
auf den Feldern, auf denen die Futterpflanze häufig wuchs, hastig um-
herrennen, auf ähnliche Art, wie es in unseren Alpen bei großer Hitze
die Apollo-Raupen zu tun pflegen, denen sie übrigens auch sonst in
Färbung und Zeichnung ähnlich sind. Sie verpuppen sich an der Erde
und liegen blank unter Gewächsen und Ackerschollen etc. Im März
schlüpften schon im warmen Zimmer die Falter aus, auch einige 92 der
ab. Rubra Ster.
Pieris daplidice L. Auf Feldern und in den Pflanzungen
die Raupen im Mai und Junieinzeln an wildem Senf, die Falter schlüpften
schon nach einigen Wochen.
Euchloe belia var. taurica Röb. Die im Juni auf gelb-
blühenden Cruciferen gefundenen Raupen ergaben meist die größere
interessante Taurus-Form der Belia, var. taurica.
Deilephi a. euphor briae Wo. Ülathyr US’aNnERezTe
paralias Stgr) Die Raupen dieser großen, asiatischen
Euphorbiae-Form ähneln in Farbe und Zeichnung mehr den Raupen von
nicaea. Wir fanden sie im Juni und Juli bei Konia in den Pflanzungen
auf einer großen, fettblättrigen, gelbblühenden Euphorbia in Anzahl.
Die jungen Raupen saßen meist in Gesellschaft von 8-10 Stück dicht
beisammen an der Pflanze, die erwachsenen einzeln. —
Deilephilaeuphorbiaevar. Siehei Püng. Die Raupen
dieser seltenen, ganz aparten Lokalform von Euphorbiae, (??) wurden
von dem Botaniker ‚Siehe‘ im cilicischen Taurus entdeckt. — Auf
unserer vorjährigen Tour nach dem Taurus fanden wir Ende Juni in
den Einschnitten und ausgetrockneten Flußbetten des Ivris T'schai-
Tales und in anderen vom Taurus auslaufenden vertrockneten Fluß-
läufen die Raupen von Siehei an den Blüten und Früchten einer großen
Asphodelus-Art. — Sie saßen in allen Größen-Stadien in den langen
hohen Blütenstengeln, öfters ganz erwachsene zwischen den jungen
Raupen. — Wir sammelten eine ziemliche Anzahl von Raupen ein.
Leider litten dieselben aber sehr unter der plötzlich eingetretenen
schlechten Witterung. Die von den starken, fortwährenden Regen-
güssen ganz durchweichten langen Blütenstengel verursachten bei dem
längeren Transport der Raupen in den Säcken Fäulnis-Krankheit, so
daß ein großer Teil der Raupen starb und nur diejenigen, die wir noch
zuletzt fanden und mit trockenem Futter versehen konnten, verpuppten
sich und ergaben eine kleine Anzahl gesunder Puppen. Die Lebens-
weise, Zeichnung und Färbung der Raupen, sowie ihre eigentümliche
Futterpflanze haben mich zu der Überzeugung gebracht, daß Siehei
keine Form (Var.) von euphorbiae, sondern vielmehr eine eigene, gute
Art ist. — Die Färbung, Stellung der hellen, rundlichen Seitenflecken,
das kurze nicht gebogene Horn der Raupe ähnelt mehr der von vesper-
tilio. — Die Grundfärbung der jüngeren Raupen ist hellgrau-gelblich,
Rückenstreifen blaß ockergelb, die Seitenflecken auf jedem Segment
rundlich und blaßgelb, meist ziemlich breit schwarz umrandet und der
dadurch deutlich hervortretende Kopf ockerfarbig. — Die erwachsenen
großen Raupen sind fast ganz hellgrau oder gelblich-weiß mit breitem,
ockerfarbigem Rückenstreif, also ganz verschieden von gewöhnl.
Euphorbiae-Raupen oder deren sonstigen asiatischen Formen (paralias,
v. lathyri, etc.).. Auch die hellbräunlichen, schlankeren Puppen haben
mehr Ähnlichkeit mit denen von vespertilio oder hyppophaes. —
Orgyia dubia var. turcica Ld. An den alten Wasser-
leitungsgräben bei Konia fanden wir die buntgefärbten Raupen im Mai
häufig an einer sehr stachlichen, niederen Pflanze mit feinen, läng-
lichen Blättern und erzogen im Juni eine Anzahl hübsch gefärbter und
gezeichneter SS und auch die plumpen, ungeflügelten 22. —
Chondrostega pastrana,Led. In der Umgebung von
Konia, besonders in der Steppe bei Punarbaschi trafen wir die schön
gefärbten, kurz weißlich behaarten Raupen am Boden laufend oder an
verschiedenen niederen Pflanzen sitzend an. Sie fertigen ein kleines
festes eiförmiges Gespinst. Einige Männchen, sowie mehrere von den
ungeflügelten 2? schlüpften noch im Herbste aus. —
Simyra dentinosa, Frr. In der Umgebung von Konia an
den Ränden der Gärten und den Wasserleitungsgräben entlang fanden
wir schon anfangs Mai die a Raupen in großen Nestern beisammen
an Wolfsmilch. Die den Acronytten ähnliche Raupe ist blaßgelb mit
schwarzen breiten Einschnitten und gelblich behaart. — Ende Mai und
anfangs Juni sind die Raupen erwachsen und sitzen oft in solcher Menge
an Wolfsmilch umher, daß die Pflanzen bis auf die dicken Stengel über-
all kahl gefressen sind. — Im Juni verpuppen sich die Raupen in einem
weißen, pergamentartigen Gespinst. Die Falter schlüpfen schlecht aus,
verkrüppeln gerne und statt der Falter erhält man auch sehr viele
Fliegen (Tachinen) aus den Puppen im Frühjahr. -
Zamacra (Apocheima) flabellaria Heeger.. — Die Raupe
dieses durch seine Flügelform eigentümlichen Spanners fanden wir einzeln
bei Konia im Mai an einer blaublühenden Wicke. — Die sonderbar ge-
staltete, mit vielen starken Spitzen versehene, dicke grüne Raupe sitzt
mitten zwischen den mit spitzen, länglichen Blättchen versehenen Äst-
chen der Wicken, täuschend ähnlich denselben durch ihre ebenso dun-
kelgrüne Farbe und den auf dem Rücken stehenden, spitzigen längeren
und kürzeren Zapfen. — Auch auf Wolfsmilch und anderen Pflanzen
fanden wir die Raupen einzeln. — Zur Verpuppung gelangten nur einige.
Die Makrolepidopteren der Umgegend von Bad Kissingen und
des Rhöngebirges
festgestellt in den Jahren 1906—1910 von Carl Rüger, Leipzig.
(Fortsetzung.)
Agrotis 0.
candelarum Stgr. Vereinzelt am Köder im Juni und Juli. Die Raupe
kann im ersten Frühjahr nach der Schneeschmelze an warmen
März- und Apriltagen gekratzt werden. Sie liegt in ganz trockenen,
steinigen Lagen, verlassenen Steinbrüchen, in der Nähe der Futter-
pflanze, Rumex acetosellae, und ist bei guter Pflege unschwer zur
Puppe zu bringen.
enigrtum L. Mai bis September überall ganz gemein in zwei Generationen.
ditrapezium Bkh. Juni, Juli. vereinzelt am Köder. Stationsberg.
In der Rhön bei Bad Brückenau.
Die Raupe im ersten Frühjahr an Bahndämmen und in Schluch-
ten, die wenig sonnig liegen, unter Laub durch Schütteln im Schirm
zu erbeuten.
Frißt alle niederen Pflanzen, besonders Rumex acetosellae.
stigmatica Hb. Mai bis Juli sehr vereinzelt am Köder im ganzen Rhön-
gebiet, bei Kissingen vereinzelt am Stations-, Sinn- und Osterberg.
Raupe wie vorige an niederen Pflanzen. Lage der Raupe an den
gleichen Örtlichkeiten, ebenfalls durch Schütteln des Laubes in den
Schirm zu erbeuten.
xanthographa F. Juli bis September nicht selten. Osterberg und
Stationsberg.
ab. cohaesa HS. unter der Art. Raupe überwintert. An Leontodon,
Trifolium und vielen Gramineen.
umbrosa Hb. August, September, ganz vereinzelt, und nur in der Rhön
bei Brückenau. 1907 Kgl. Kurgarten a./Licht. Die Raupenstände
sind mir leider unbekannt geblieben.
zubi View. Mai, Juni, August. Vereinzelt am Stationsberg. 1906, 1908.
Häufiger 1909.
Raupe an allen Gramineen und Viola-Arten. Die Raupen der
rubi-florida Schmidt, der ich eine Artberechtigung abspreche, da
ich keinen nennenswerten Unterschied finden kann, sind Ende
April erwachsen und finden sich in sumpfigen Schluchten und unter
faulendem Laube feuchtgelegenen Buschwerkes, auch unter ab-
gestorbenem Grase.
Bei der Zucht verlangt die Raupe unbedingt ständige Feuchtig-
keit.
brunnea F. Juni, Juli. Nicht selten am Köder im Garitzwalde, bei
Claushof, Bad Brückenau und im ganzen Rhöngebiet.
Raupe überwintert, im ersten Frühjahr an Rubusarten, die Knos-
pen benagend, an Heidelbeeren, Primula und Pteris aquilina. Läßt
sich im Winter treiben, mit Kohl, Kartoffelschalen und Apfel-
stücken ernähern und bringt um diese Zeit große, schöne Stücke,
die besonders lebhaft gefärbt sind.
primulae Esp. Juni vereinzelt am Köder. Die sehr schöne Raupe fin-
det sich zerstreut in dunklen Fichtenwäldern auf Heidelbeere,
wo sie geleuchtet werden kann. Futter bei der Zucht nicht in
Wasser stellen.
ab. conflua Tr. Selten unter der Art.
exclamationis L. Juni bis September gemein im ganzen Gebiet.
Raupe an Wurzeln von Plantago, Leontodon und Gramineen.
nigricans L. Vereinzelt im Juli und August. Raupe an Taraxacum
und Leontodon.
Raupe an niederen Pflanzen und in Weizenfeldern, denen sie
schädlich werden kann.
ab. rubricans Esp. Selten unter der Art.
tritiei L. Juli, August. Vereinzelt am Köder am Stationsberg. Häu-
fig im Rhöngebiet, gemein bei Platz und am Kreuzberg.
a a
v. eruta. Hb.
v. aquilina Hb.
obelisca Hb. Juli, August. Flog 1906 häufig am Köder, Stationsberg.
War 1907 schon viel seltener und verschwand dann gänzlich.
Raupe an niederen Pflanzen.
cortieea Hb. Juni, Juli. Vereinzelt am Köder. Stationsberg. Sinn-
berg.
Raupe an Euphorbia und Leontodon.
ypsilon. Rott. Gemein im ganzen Gebiet im September. Der Falter
soll überwintern, eigene Beobachtungen dafür fehlen mir.
Raupe in 2 Generationen an den Wurzeln vieler Gramineen.
prasina F. Juni, Juli. Nicht häufig. Die Raupe im ersten Frühjahr
an Brennesseln, Primeln und anderen niederen Pflanzen, an der
Erde versteckt und durch Schütteln in den Schirm zu erbeuten.
Im Herbst September, Oktober, zahlreicher auf Himbeer- und
Brombeerbüschen, von denen sie geklopft werden kann. Sie läßt
sich im warmen Zimmer leicht treiben.
occulta L. Vereinzelt bei Kissingen. Häufig in der Rhön namentlich
bei Dorf Platz. Der Falter tagsüber an Baumstämmen sitzend.
Raupe an Brombeeren, Epilobium, Taraxacum, Heidelbeeren etc.
In der Gefangenschaft am besten mit Huflattich zu erziehen.
Zucht gelingt in Blechbüchsen sicherer als in Gläsern und Kästen.
Pachnobia Gn.
rubricosa F. Der Falter fliegt von Ende April bis Mitte Mai an blühen-
den Saalweiden in der Nähe des Stationsberges und überall in der
Umgegend Bad Kissingens und im ganzen Rhöngebiet.
Die 22 legen in kleinen Holzschachteln ihre Eier in Häufchen ab,
die Raupen sind mit Löwenzahn am besten zu erziehen. Sie sind
im Juli erwachsen.
leucographa Hb. Wie die vorige Art, aber viel seltener.
beide unter der Art.
Charaeas Stph.
graminis L. Dieser sonst gemeine und in vielen Gegenden verheerend
auftretende Schädling, die Raupe lebt an den Wurzeln der Wiesen-
gräser, ist in der Umgegend Kissingens merkwürdig selten.
1907 im Juli und August fand ich ihn im Kgl. Kurgarten, sowie
an den Straßenlaternen in einigen Stücken.
Epineuronia Rbl.
popularis F. (Lolcheule.) Fliegt im August und September in jedem
Jahre an die Straßenlaternen an, kommt auch ins Zimmer nach
der Lampe.
a re
Die Raupe lebt im Mai versteckt in Grasbüscheln und verpuppt
sich in der Erde in ziemlich festem Gespinst.
cespitis F. kommt mit den vorigen, aber selten vor.
Mamestra Hb.
leucophaea View. Die Eule in jedem Jahr sehr häufig an Obstbäumen,
in den Rindenritzen festsitzend im Mai und Juni.
Ihre Raupe überwintert klein und ist Ende April mit den Ver-
tretern des Genus Agrotis von Heidelbeeren zu leuchten.
advena F. Den Falter habe ich nur einmal1908 im Juli in den Wäl-
dern nordwestlich Kissingens in einigen Exemplaren angetroffen,
dafür aber die Raupe im Frühjahr mit der folgenden Art an
Birkenbüschen geleuchtet.
tineta Brahm. Überall im ganzen Gebiet im Juni und Juli, besonders
in den Fichtenwäldern im Osten Kissingens, an Waldrändern
und Lichtungen, meist am Fuße der Stämme tagsüber an
der Rinde.
Die Raupe überwintert, lebt im ersten Frühjahr, wenn die Birken-
büsche anfangen die ersten Blättchen zu bekommen, fast aus-
schließlich an diesen und wird nur selten an Heidelbeeren und
anderen niederen Pflanzen gefunden.
Sie ist beim Leuchten oft in großer Menge zu erbeuten, fast nie
angestochen und verpuppt sich am besten in Torfmull, vermischt
mit Sägespänen.
Der Angabe in den meisten Raupenwerken, daß die Raupe nur
an niederen Pflanzen leben soll, ist entschieden unrichtig, ich habe
sie in jedem Jahr zu Hunderten an jungen Birken, besonders wenn
diese tagsüber sonnig stehen und auf steinigem Boden wachsen,
angetroffen.
nebulosa Hufn. Falter im Juni und Juli häufig im ganzen Gebiete.
Die Raupe nach der Überwinterung wird beim Leuchten an Heidel-
beeren gefunden.
brassicae _. Vom Mai bis August in 2 Generationen, aber nicht häufig.
Raupe bis in den Oktober auf Kohlarten.
persicariae L. Vorkommen wie vorige. Häufiger. Raupe in den An-
lagen des Kurgartens an Sträuchern (Lonicera tatarica) und über-
all in Chausseegräben an niederen Pflanzen und Doldenblütlern
bis in den Oktober.
ab. unicolor Stgr. vereinzelt vorkommend.
albicolon Hb. Im Juni, Juli ganz vereinzelt am Köder, Stationsberg,
Osterberg, Schw. Pfütze.
Raupe an niederen Pflanzen im Juli und September, Oktober.
ea | NUR =c=
aliena Hb. Die seltene Eule köderte ich im Juni 1907 in 9 Stücken
am Stationsberg, habe sie aber seitdem nicht wieder beobachtet.
Die Raupe frißt alle Kleearten und Cytisus laburnum, die Puppe
überwintert.
genistae Bkh. Mai, Juni nicht selten am Köder im ganzen Gebiete,
auch überall in der Rhön.
Die Raupe klopft man am besten im Herbst aus Sträuchern von
Spartium scoparium seltener an Heidelbeeren. Auch auf Sarotham-
nus vulgaris.
dissimilis Knoch. Juni und August häufig am Köder. Stations- und
Österberg.
ab. confluens Ev. unter der Stammform. Raupe auf Plantago,
Trifolium und Melilotus im Juli und im Herbst.
thalassina Rott. Gemein. Mai, Juni überall.
Raupe im Herbst an Ginster, Birken, Heidelbeeren, Berberis etc.
trifolii Rott. Nicht häufig, mehr im September. Raupe vom Juli an
auf Gänsefuß (Chenopodium) und Melde (Atriplex) im Juli, Sep-
tember und Oktober.
glauca Hb. Nur in der Rhön, aber selten. Sitzt tagsüber in Manns-
höhe an Stämmen an stark mit Heidelbeere bewachsenen Waldwegen
und Lichtungen.
Raupe an Vaccinium. Schwer zu erziehen. Die Zucht gelingt
nur, wenn die Raupen in größeren Behältern und nicht zuviel in
einem gezogen werden. Sie neigt leicht zur Pebrine. Das Futter
muß täglich erneuert und darf niemals eingefrischt gereicht werden.
Bestes Futter in der Gefangenschaft Huflattich (Tussilago).
dentina Esp. Mai und August in 2 Generationen, überall häufig im gan-
ganzen Gebiete. In der Rhön die Abart.
ab. latenai Pier. nicht selten, der Falter wie die Stammform tags-
über an Baumstämmen.
Raupe an Leontodon taraxacum, frißt auch gern die Blüten von
Hieracium pratense wo dieses ganz trocken steht.
marmorosa Bkh. Diese schöne und seltene Eule köderte ich Anfang
Juni 1906 in Anzahl am Stationsberge, seitdem nur ganz vereinzelt.
Die Raupe, die ich ebenfalls fand, lebt unter Steinen tagsüber
verborgen und frißt des Nachts an den Blüten von Hippo-
crepis comosa im Juli.
reticulata Vill. Juni, Juli, vereinzelt. Osterberg, Schw. Pfütze.
Raupe im Herbst in den Kapseln von Silene inflata und Saponaria
officinalis (Seifenkraut) auch an Schafgarbe und cucubalus-Samen.
chrysozona Bkh. Selten im Juni bis September. Stationsberg.
Die Raupe frißt im August den unreifen Samen von Lactuca
sativa und virosa.
serena F. Juli, August nicht selten, 1907 und 1908 sogar häufiger als:
dentina.
Die Raupe, Juli und August, an den Blüten von sonnig stehen-
dem Hieracium an Chausseegräben und auf Feidwiesen und Brach-
äckern. Verpuppt sich gerne in Sägespänen. Leidet stark unter
Schlupfwespen.
Dianthoeecia B.
nana Rott. Nicht selten im Mai und Juni überall im ganzen Gebiete.
Die Raupe im Juli und August an der Kuckucksblume (Lychnis-
flos cuculi), wo sie in den Samenkapseln lebt und oit in Menge ein-
getragen werden kann.
compta F. Wie die vorige Art nicht selten im Juni und Juli. Die
Raupe in den Samenkapseln von Cucubalus, Lychnis, Dianthus
und Silene Arten im August.
capsincola Hb. Lebt in 2 Generationen, in der ersten im Mai häufiger
erscheinend als im September.
Stations- und Osterberg. Gemein am Kreuzberg in der Rhön.
Raupe wie vorige in den Samenkapseln lebend.
cucubali Fuessi. Mai bis Juli sehr häufig. Raupe in den Samenkapseln
von Silene inflata und Lychnis flos cuculi im Juni und wieder im
September.
carpophaga Bkh. Selten. Mai bis Juli 1908. 1909 in mehreren Stücken
am Köder bei Bad Brückenau.
irregularis Hufn. Im Juni. Raupe mit denen der cucubali 1907 vom
Kreuzberg in der Rhön eingetragen und in einigen Stücken ge-
zogen. Raupe an Silene otites (Leimkraut) besonders an sandigen
trockenen Stellen, an den Blüten und Früchten.
Um die Raupen dieses Genus zu erlangen, pflücke ich zur Zeit der
Samenreife obengenannter Pflanzen kleine. Sträußchen, die ich
zu Hause in Wasser stelle. Unter das auf einem Tisch stehende
Wasserglas breite ich einen Bogen weißen Papieres aus.. Die An-
wesenheit von Dianthoecienraupen zeigt sich an dem herunter-
fallenden Kot. Ab und zu stelle ich frische Sträußchen neben das
alte Glas und bringe, dieses Verfahren immer wiederholend, die
Sträußchen später in einen größeren Zuchtkasten, in denı sich die
Raupen mühelos in der Erde verpuppen und den Falter liefern.
Er
Miana Stph.
strigilis Cf. Sehr gemein im Juni und Juli im ganzen Gebiete.
ab. latruncula Hb. |
ab. aethiops Hw. |
Raupen überwintern in den Stengeln verschiedener Gräser vom
Herbst bis Mai.
bicoloria Ville Juni, August, häufig aber aan als vorige Art.
Lebensweise der Raupen die gleiche.
ab. furuncula Hb.
ab. rufuncula Hw.
Stationsberg, Osterberg, in jedem Jahr am Köder.
unter der Art.
unter der Art.
Bryophila Tr.
Von den Vertretern dieses Genus gelangte 1907 ein abgeflogenes Stück
der algae F. durch Zufall in meinen Besitz. Die Raupen habe ich
nie gefunden, ob die anderen Arten vorkommen, vermag ich nicht
festzustellen.
Diloba B.
caeruleocephala L. Im ganzen Gebiet sehr häufig im Herbst. Der
Falter geht gern ans Licht und kommt sogar ins Zimmer nach der
Lampe. Die dicke, fleischige Raupe sehr häufig an Schlehen und
Obstbäumen im Mai und Juni.
Valeria Stph.
oleagina F, Diese in Deutschland wohl überall selten vorkommende
Art fand ich im April 1907 bei der Suche nach nubeculosus am
Fuße einer Eiche am Stationsberge in 2 Stücken, habe sie aber
seitdem nie wieder beobachtet.
Über die Zucht der Raupe entnehme ich meinen Notizen folgendes:
1. Man berühre die Raupe niemals mit den Fingern beim Futter-
wechsel und lasse sie stets selbst auf das frische Futter hinüber-
kriechen. Die Raupe ist außerordentlich träge, entfernt man nicht
sorgfältig alle Blätter am dürren Futter, so verhun-
gert die Raupe und kriecht nicht auf das frische.
2. Die Erde muß mit Sand vermischt sein, sonst verkümmert die
Raupe im Gespinst.
Apameca O.-Tr.
testacea Hb. August, September. An Straßenlaternen nicht häufig.
Die Raupe an Triticum repens am Tage in den Wurzeln verborgen.
*
ee
Celaena Stph.
matura Hfn. Juli, August. Fliegt gegen Abend an Blumen, Lämium,
Cynoglossum. Stations: und Osterberg. Raupe soll an Gräs leben.
Nähere Lebensweise ist mir nicht bekannt.
Hadena Schrk.
porphyrea Esp. Der Falter in jedem Jahre häufig im Juli und August
am Köder. Stationsberg, Osterberg, Bad Brückenau. Überall in
der Rhön. Raupe an im Schatten wachsendem Geisblatt.
adusta Esp. Hin und wieder Mitte Juni am Köder in Bad Brückenau.
Bei Kissingen nur 1907 in 2 Stücken, 1908 am Kreuzberg 5 Exem-
plare. Raupe an Galium und Täaraxacum, im Herbst aus Tana-
cetumbüschen zu klopfen. Sie überwintert im Gespinst bereits
eingesponnen unter Moos, oder in lockerer, mit Sand vermischter
Walderde.
sordida Bkh. Mai bis Juli. Nicht so spärlich als vorige Art, doch nicht
häufig. 1908-1910 am Stationsberg bei Kissingen am Köder.
Die Lebensweise der Raupe ist mir unbekannt geblieben.
zubrirena Tr. Nur in der Rhön in 4 Stücken 1908, 1910. Mitte Juli.
Die Tiere waren abgeflogen, doch später zweifellos als die seltene
Hadena bestimmt. Raupe unbekannt.
monoglypha Hufn. Juni bis September ungemein häufig an all. meinen
Köderplätzen bei Bad Kissingen.
ab. infuscata Buch.-White unter der Art nicht selten.
lateritia Hufn. Juni, August selten. 1907. 1909. Schwarze Pfütze an
Stämmen dunkelstehender Fichten.
Die Raupe soll sehr verborgen unter Steinen leben und sich von
allen Gramineen ernähren.
lithoxylea F. Juni und Juli am Köder. Häufig in der Rhön bei Dorf
Platz 1908. Raupe an Graswurzeln.
Der Falter 1906 zahlreich am Köder und Statiönsberg bei Kissingen.
füurea F. Häufig in jedem Jähr im Juni ünd Juli. Die Stamimform
jedoch spärlicher als die
ab. alopecurus Esp., die ich 1906 in großer Menge überall am Köder
fing.
Die Raupe soll an Triticum repens, Lolium perenne und Primula
leben und die Aberration durch Verfinsterung des Zuchtkastens
zu erhalten sein. Mir in natura unbekannt.
hepatica Hb. Nicht häufig. 1906. 1908 nur am Kreuzberg in der Rhön.
Die Raupe im März an südlichen etwas feuchten Bergabhängen
durch Kratzen zu erbeuten. Sie liegt zusammengerollt am Tage
re
in feuchten Blättern. “Diese werden in einen Schirm getan und
durch heftiges Schütteln die Raupe mit vielen anderen überwinter-
ten herausbefördert. Sie ist um diese Zeit erwachsen und mit
Leontodon zu füttern. Verpuppung in Torfmull.
basilinea F. Der Falter im August am Köder in jedem Jahr nicht sel-
ten. In der ganzen Rhön häufig an Baumstämmen.
Die Raupe überwintert in Grasbüscheln. Der weibliche Falter
legt in der Gefangenschaft seine Eier gern in unreife Kornähren,
die man ins Glas oder in die Schachtel legt. |
gemina Hb. Ebenfalls wie vorige Art nirgends selten im Juni und Juli
im ganzen Gebiet, besonders an Bäumen und am Licht.
ab. remissa Tr. Unter der Art.
unanimis Tr. Nur an den Ufern der Fränkischen Saale. Ende Juli
1907 und 1908.
Die Raupe liegt im Herbst unter abgestorbenem, fast faulendem
Grase von Poa aquatica ziemlich feucht und überwintert erwachsen.
Sie ist in der Gefangenschaft nicht durchzubringen. Die Puppe wird
im Freien im April in hohlen Stengeln von Umbelliferen an-
getroffen.
secalis L. (didyma Esp.) Juni, Juli gemein im ganzen Gebiete.
Raupe überwintert im Stengel verschiedener Gräser.
ab. nietitans Esp. |
ab. leucostigma Esp. | unter der Art häufig.
Aporophyla Gn.
lutulenta Bkh. Vereinzelt am Kreuzberg Juli 1907. Bei Platz und
Brückenau in der Rhön.
nigra Hw. Im Herbst 1906 fand ich an den elektr. Lampen des königl.
Kurtheaters ein frisches Stück dieser Art.
Ammoconia Ld.
caecimacula F. War 1906 im August ein ungemein häufiger Falter am
Köder. Stationsberg bei Bad Kissingen, seitdem nicht wieder be-
obachtet.
Polia O.-Tr.
Nlavieinceta F. August bis Oktober 1906, 1907. Stations- und Oster-
berg am Köder vereinzelt.
Die Zucht der Falter gelang mir durch Eiablage. Raupe an Rumex
großgezogen. Verpuppung in Torfmull. Lebt im Freien auch auf
Salix-Arten, mit denen sie sich gut ziehen läßt. Ribes grossularia,
Artemisia vulgaris, Lactuca sativa (keine saftigen Blätter
füttern, abgewelkt), Chelidonium, Senecio und Campanula.
EEE —
zanthomista Hb. Nur im Rhöngebirge gefunden, am Kreuzberg August
1906. Der Falter bevorzugt steinige, sonnige Stellen und sitzt
nie an Bäumen. Oftmals auf bloßer Erde, meist an kleinen Steinen,
weiß er sich geschickt der Umgebung anzupassen und ist schwer
zu finden. Eiablage in kleinen mit Gaze überzogenen Schachteln,
zerstreut an der Gaze. Ist mit Hieracium zu erziehen, auch mit
Lonicera tatarica, am besten in Blechdosen. Verpuppung in Torfmull.
Die Raupen dürfen bei der Zucht höchstens bis zur dritten Häutung
in Gläsern und niemals viele in einem Gefäß gezogen werden.
Die Puppe ist aus dem Torfmull herauszunehmen und obenauf-
zu betten.
chi L. August, September. Falter immer an Bäumen. Bevorzugt
dunkelstehende Fichtenstämme.
In der Rhön überall nicht selten. Bei Kissingen am Osterberg
und der schwarzen Pfütze bei Ruine Aura und im Garitzer Walde.
Raupe an Sonchus arvensis, Loniceren, Aquilegia vulgaris, Lactuca
sativa und Galium verum.
Brachionycha Hb.
nubeculosa Esp. Wenn im März die ersten warmen Tage kommen,
schlüpft der Falter. Er findet sich an lichten Stellen, Chaussee-
bäumen und Promenadenwegen vereinzelt bei Bad Kissingen in
jedem Jahr, meist in halber Mannshöhe oder am Fuße der Bäume.
Raupe an Birke.
sphinx Hufn. Oktober und noch im November vereinzelt.
Raupe an Rhamnus im Mai.
Miselia 0.
oxyacanthae L. August bis Oktober. Ungemein häufig im ganzen
Gebiet.
Raupe an Schlehen, durch Klopfen massenhaft zu erbeuten.
Auch an Weißdorn und Obstbäumen. Stark unter Schlupfwespen
leidend. a
aler. Gn.
viridana Walch. Ein Stück 1906 am Osterberg frisch geschlüpft, Ende
Juni am Köder. Nicht wieder beobachtet.
Die Raupe an Crataegus oxyacantha, Prunus spinosa und Pflaumen-
bäumen. Sie findet sich nur an ganz alten, vollständig mit Flechten
und Moosen bedeckten, fast blätterlosen Sträuchern, ruht am Tage
meist an der Erde und ist nie durch Abklopfen zu erbeuten.
2
u Re
Diehonia Hb.
aprilina L. September, Oktober. Vereinzelt, häufiger bei Aura und
in Eichenbeständen der Rhönwaldungen.
Die Räupe im Mai an Eichen, kriecht gegen Morgen herab und
sitzt tagsüber in den Rindenritzen starker Eichbäume.
convergens F. 1906 am Österberg, ein abgeflogenes Stück Mitte
September.
Dryobota Ld.
protea Bkh. August, September. Vereinzelt bei Kissingen, Garitzwald,
Ruine Aura.
Raupe im Mai auf Quercus pedunculata.
Dipterygia Stph.
$cabriuscula L. Nicht selten im Mai und wieder im September im
ganzen Gebiet.
Raupe an Rumex, Leontodon etc.
Chloantha Gn.
polyodon Cl. Vereinzelt und selten bei Kissingen. August.
hyperici F. Selten. 1907 Schwarze Pfütze.
Die Raupen beider Arten an Hypericum (Hartheu, Johanniskraut).
Während sich #olyodon auch da findet, wo die Pflanze dunkel steht,
auf lehmigem Boden üppig gedeiht und große Büsche bildet und
am besten durch Leuchten des Nachts zu erlangen ist, findet sich
hyperici nur auf trockenen, Steinigen Halden, diesehrsonnig
liegen. Durch Wenden der unter der Pflanze liegenden Steine wird
die Raupe am sichersten erbeutet. Junge polyodon oder hyperici
Raupen einzutragen, halte ich für zwecklos, die Raupe kommt
in der Gefangenschaft schlecht fort, kyperici verkümmert fast immer.
Verpuppung im Gespinst in Sägespänen in der Gefangenschaft.
Trachea Hb.
atriplicis L. Nicht häufig, im Juli am Licht und den Straßenlaternen
erbeutet. Kgl. Kurgarten Bad Kissingen und Brückenau.
Raupe an Melde und Polygöonum persicariae. Nur erfolgreich mit
Letzterem erzogen.
Euplexia Stph.
lueipara L. Mai, Juni. Vereinzelt. Stationsberg, Osterberg, Sinn-
berg, Garitzwald.
Raupe im Herbst in Brombeerbüschen, versteckt in den Blättern,
durch Klopfen zu erbeuten.
I
Brotolomia Ld.
meticulosa L. Häufig am Köder, Mai, Juni, August, September.
Raupe überwintert. Lebt an Brennesseln und niederen Pflanzen
und eignet sich zur Treibzucht im Herbst.
Mania Tr.
maura L. Juli und August. Nur an der Fränkischen Saale unter Erlen-
büschen, häufig am Köder in jedem Jahr.
Die sehr verborgen lebende Raupe überwintert unter Laub an
feuchten Stellen, lebt an Erlen, Sauerampfer, Weiden und vielen
niederen Pflanzen. Eignet sich vortrefflich zur Treibzucht und
ist mit Efeu im Winter leicht zu ziehen.
Naenia Stph.
typica L. Nicht selten am Licht. Juni, Juli.
Raupe bei Tage verborgen unter Laub lebt von Urtica urens,
Lamium, Weinreben und niederen Pflanzen.
Hydroeeia Gn.
nietitans Bkh. Juli, August, September häufig am Licht. Schwärmt
auch tagsüber an Blüten. Auf dem Sinnberge an Umbelliferen-
blüten oft bei Tage gefunden.
ab. erythrostigma Hw.
ab. lucens Frr.
micacea Esp. Selten. August, September. Einmal am Licht an der
Fränkischen Saale (Saline bei Bad Kissingen 1908).
nicht selten unter der Art.
Gortyna Hb.
ochracea Hb. August, September. Vereinzelt. Garitz, Aura, Sinn-
berg, Schwarze Pfütze. Häufiger die Raupe bei Bad Brückenau.
Sie lebt in den Stengeln von Disteln, Kletten, Verbascum, dort wo
die Pflanzen feucht und dunkel stehen, ist im Juni erwachsen und
am sichersten zum Falter zu bringen, wenn man die Stengel nicht
zu kurz abgeschnitten, im Raupenzwinger auf feuchten Sand steckt.
> Leucania Hb.
impudens Hb. Juni, August. Vereinzelt. Raupe an Sumpfgräsern
an der Fränkischen Saale.
impura Hb., Häufig im Juni September, Sinnberg.
Raupe an Carex-Arten und in den Blättern des Schilfrohres.
pallens L. Gemein vom Juni bis September.
obsoleta Hb. Juni, Juli seiten. 1908 beim Lichtfang am Sinnberg
und wieder 1910 am Osterberg.
Raupe an allen Gramineen und den Blättern von Arundo phrag-
mites. Verp. in der Erde, auch zwischen zusammengesp. Blättern.
Ich habe sie mit den Raupen von Had. unanimis eingetragen,
sie aber nie durch den Winter gebracht.
comma L. Häufig im Mai, Juni und August, September.
Raupe soll an Festuca leben, ich habe sie nie gefunden.
conigera F. Juni, Juli. Häufig am Licht, Restauration des Stations-
berges (Ysenburg).
Raupe nur auf feuchten Wiesen. Frißt nachts an allen Gramineen,
Fragaria etc.
lithargyria Esp. Juni, Juli vereinzelt. Saline Bad Kissingen.
albipuncta F. Juli, August, vereinzelt, Osterberg, Sinnberg.
Raupe auf Brachfeldern an Stellaria media und Taraxacum sowie
verschiedenen Gramineen.
Grammesia Stph.
trigrammica Hufn. Nicht häufig im Juni und Juli nur am Licht.
(Ysenburg).
Caradrina Hhb.
quadripunctata F. Häufig vom Juni bis August. Sehr oft in Häusern
frisch geschlüpft.
Die Raupe an Stellaria, Alsine und anderen niederen Pflanzen, an
Getreideähren, im Roggenmehl und Abfällen der Küche, woraus
man auf die häufige Anwesenheit des Falters in Häusern schließen
möchte.
morpheus Hufn. Juni, Juli häufig im ganzen Gebiet der Fränk. Saale
und an Bachufern in .der Rhön.
alsines Brahm. Juni, August. Vereinzelt und ziemlich selten. Häu-
figer am Kreuzberg in der Rhön.
Die Raupe wird im ersten Frühjahr gekratzt. Sie lebt an Lamium,
Urtica, plantago lanceolata und Ballota nigra. Zu ihrem Aufent-
halte wählt sie gern nicht zu sonnige Bahndämme und Böschungen
an Flüssen usw.
ambigua F. Juni, August. Ziemlich häufig im ganzen Gebiet.
Rusina Stph.
umbratica Goeze. Juni, Juli häufig am. Köder des Osterberges und in
der ganzen Rhön.
| Amphipyra Ö.
tragopoginis (tragopogonis) L. Juli, August vereinzelt bei Aura. Garitz,
Österberg, Stationsberg; häufiger in der Rhön am Köder erscheinend.
N
pyramidea L. Häufig im ganzen Gebiete von Juli bis September.
Raupe an Linden und Weiden im Mai und August.
Taeniocampa Gn.
gothica L. März, April, gemein überall. Raupe auf Quercus, Lonicera,
Taraxac., Galium Genista.
pulverulenta Esp. Nicht selten, März, April überall.
stabilis View. März, April häufig.
Raupe an allen Laubhölzern, besonders Tilia, Populus u. Quercus.
incerta Hufn. März, April gemein überall. Raupe an Obstbäumen und
denen der vorigen Art, wie an Weiden.
ab. fuscata Hw. Ebenso häufig.
opima Hb. Der Falter Ende März bis Mitte April an blühenden Saal-
weiden, vereinzelt, nur am Sinnberg. Hin und wieder auch am
Köder.
Die Raupe lebt an Quercus pedunculata und ist nicht schwer
zu ziehen, nur beachte man, daß das Futter niemals trocken wird,
die Raupe geht dann an Verstopfung ein.
gracilis F. Wie vorige Art, doch weit häufiger. Auch im ganzen Rhön-
gebiete, bei Brückenau häufig in jedem Jahr. Bei Platz in der Rhön
und am Kreuzberg ebenso häufig als stabilis View.
Die in zusammengesp. Blättern lebende Raupe frißt Sonchus, alle
Arten Epilobium, Artemisia sowie verschiedene Sträucher und ist
im Juni erwachsen.
Verpuppt sich gern in Torfmull.
munda Esp. Häufig im April bis in den Mai am Köder und an blühen-
den Saalweiden.
Die Raupe an Laubbäumen, vornehmlich Ulmus campestris, Quercus
pedunculata und Betula alba, am Tage gern in den Ritzen dicker
Eichbäume verborgen.
ab. immaculata Stgr. Unter der Stammform vereinzelt.
Panolis Hb.
griseovariegata Goeze (piniperda Panz). Schwärmt im März und April
an blühenden Saalweiden in der Nähe von Föhrenwaldungen,
kommt auch in Menge an den Köder. Bei Kissingen gemein.
Die Raupe an Pinus silvestris im Juni und Juli.
Mesogona B.
acetosellae F. August, September nur am Stationsberg bei Kissingen
1906/07 vereinzelt.
Raupe an Eichen, jedoch nur im Eichengebüsch, nie an
Bäumen.
Re: pe
Dieyela Gn.
oo_L. Juni, Juli sehr vereinzelt, nur bei Bad Brückenau in den Wäl-
dern an der preuß. Grenze 1907 in einigen frischen Stücken am
Köder.
Raupe in zusammengesponnenen Blättern von Quercus pedunculata.
Calymnia Hb.
trapezina L. Sehr gemein im ganzen Gebiet im Juli und August.
Die grüne Raupe, die im Mai und Juni auf vielen Laubhölzern
lebt, ist eine der bekanntesten Mordraupen. Sie bevorzugt Eichen-
gebüsch.
Cosmia 0.
paleacea Esp. Selten und nur im Rhöngebiet als Raupe gefunden,
die im Juni zwischen zusammengesponnenen Blättern von Zitter-
pappeln und Birken lebt. Ich fand sie in der Regel an kleinen,
dunkelstehenden Sträuchern.
Dyschorista Ld.
suspecta Hb. Vereinzelt. August. Schwarze Pfütze. 1907. 1908 am
Köder zwei abgeflogene Stücke.
fissipuneta Hw. Juli, August, im Rhöngebiet in Pappelalleen nicht
selten, wo die Raupe, am Tage in den Rindenritzen verborgen,
dicht über der Erde oder in halber Manneshöhe zu finden ist. (Er-
wachsen wenn der Ginster blüht.)
Plastenis B.
subtusa F. Juli, August. Der Falter vereinzelt im Garitzwalde am
Köder. Die in den meisten Raupenwerken verzeichnete Angabe:
„Die Raupe lebt zwischen zusammengesponnenen
Blättern“ ist falsch, was ich bei dieser Gelegenheit richtig
stellen möchte.
Die walzenförmige, erwachsen gelblichgrüne, mit vielen schwar-
zen Pünktchen besetzte Raupe, lebt auf Zitterpappel (Populus
tremula) und ist Mitte Juni erwachsen, etwa um die Zeit, wenn
die Raupen von Stilp. salicis L. und Brephos notum Hb. im gleichen
Stadium anzutreffen sind. Während diese Raupen die Blattränder
von links und rechts anspinnen, und dann zusammen-
ziehen, aber stets sichtbar bleiben, legt die sublusa-
Raupe nur einen Teil des Blattrandes um und spinnt
dies umgeschlagene Stück auf dem übrig gebliebenen Blatt fest.
In diesem Umschlag führt die Raupe ein verborgenes Dasein und
frißt aus diesem Gespinst heraus die ihr erreichbaren Blätter.
Sind diese verzehrt, so legt die Raupe ein neues Versteck an; die
alten, verlassenen erkennt man an dem welkenden Blattumschlag.
Zu gleicher Zeit finden sich an Zitterpappeln die Raupen zweier
Micros, Tort. ribeana Hb. und Graph. solandriana L., von denen
die erste in Blattrollen, die andere in 2 aufeinandergesponnenen
Blättern leben. Subtusagespinste sind flachgedrückt. Ich erwähne
dies, um eine Verwechslung der Gespinste zu vermeiden. Genaue
Kenntnis der subtusagespinste zeitigt oft großen Erfolg. Klopfen
der Raupen ist zu vermeiden, die Tiere sind sehr empfindlich.
Orthosia 0.
macilenta Hb. August, September. Vereinzelt am Stationsberge am
Köder. Der Falter überwintert.
Die Raupe lebt auf Hieracium pilosellae, ist aber mit Buchen und
Weidenarten leicht zu ziehen. Jung in zusammengesponnenen
Blättern, erwachsen in Stammritzen, frißt des Nachts an niederen
Pflanzen.
eircellaris Hufn. August bis in den November. Falter überwintert
und ist sehr häufig am Köder.
Die Raupe lebt jung in den Kätzchen von Wollweiden und Zitter-
pappeln später auf niederen Pflanzen.
helvola L. September, Oktober überall häufig. Die Raupe jung in
Weidenkätzchen, später auf Quercus pedunculata und Prunus.
Wird den Raupen das Futter in Wasser gestellt gereicht, so gehen sie
ein. Die abgeschnittenen Zweige sind auf feuchten Sand zu stecken.
Im Freien finden sich die Raupen meist auf den auf der Erde
aufliegenden Zweigen an der Unterseite der Blätter oder am Stengel
angeschmiegt.
lota Cl. Vereinzelt. September, Oktober. Raupe im Mai an Salix,
Populus- und Alnusarten, die Raupen sind in der Gefangenschaft
nur getrennt durchzubringen, da sie untereinander morden.
Sie leben jung zwischen den Blättern junger Triebe, sitzen später
gern in den Stammritzen oder den Winkeln der Äste.
pistacina F. September, Oktober nicht häufig. Raupe an Schlehen,
Kirsch- und Pflaumenbäumen, Scabiosen, Alsine media und Cen-
taurea jacea. Sie ist eine Mordraupe.
23 En beide unter der Art.
litura L. August, September nicht selten, im ganzen Gebiet. Raupe
an Salix caprea, Vaccinium, Lychnis, Prunus. Mordraupe.
Xanthia 0.
citrago L. August, September nicht häufig. Nur in Lindenalleen
bei Bad Brückenau, im Rhöngebiet, vereinzelt an der Fränkischen
Saale.
Raupe an den Wurzelschößlingen alter Linden zwischen zusammen-
gesponnenen Blättern. Auch in den Rindenritzen verborgen. Ver-
puppt sich in Blättergespinst und liegt 8 Wochen, ehe
siezur Puppe wird. Gestörte, in diesem Stadium befind-
liche Raupen geben verkrüppelte Puppen.
aurago E. Vereinzelt in den Laubwaldungen Kissingens. 1907. 1908/09
im August.
Die Raupe außer auf Buchen auch auf Quercus pedunculata
Frißt in der Gefangenschaft gern Heidelbeeren, mit der ich sie zur
Puppe brachte.
Jutea Ström. (flavago). August, September Überall häufig.
Raupe in Weidenkätzchen in der Jugend, mit denen allein ich sie
bis zur Puppe brachte.
fulvago L. August bis Oktober. Überall häufig.
ab. flavescens Esp. unter der Art.
Raupen wie vorige.
Hoporina Blanch.
croceago F. Nur am Osterberg in der Eichenschonung vereinzelt in
jedem Jahr.
Raupe im Mai aus Eichenbüschen geklopft.
Orrhodia Hb.
‚erythrocephala E. September, Oktober. Nicht häufig. Stations- und
Österberg vereinzelt. Garitzerwald.
Raupe auf Plantago, Leontodon, Vaccinium, Taraxacum und
Galium mollugo.
ab. glabra Hb. vereinzelt unter der Art.
‘v punctatum Esp. September bis Mai. Nicht häufig.
Raupe an Schlehen, Löwenzahn, Lamium album und Plantago.
vaceinii L. September bis Mai gemein im ganzen Gebiete.
Die von niederen Pflanzen lebende Raupe zieht sich am leichtesten
zur Erlangung schöner Aberrationen mit Populus-Arten.
ab. spadicea Hb.
ab. mixta Stgr.
ligula Esp. September bis Mai häufig im ganzen Gebiet.
ab. subspadicea Stgr.
ab. polita Hb.
| beide häufig unter der Art.
| unter der Art.
Raupe Ende Mai an niederen Pflanzen und Crataegus, aus denen
sie geklopft werden kann.
rubiginea F. Oktober bis Mai. Raupe in der Jugend in Saalweidenkätz-
chen, später an Hieracium, Leontodon und Lamium. Der Falter
nicht häufig. Nur am Stations- und Österberge bei Kissingen,
sicher aber auch im Rhöngebiet.
Alle hier beschriebenen Orrhodiaraupen liegen einige Wochen in
der Erde, ehe sie zur Puppe werden. Mäßige Feuchtigkeit ist
unerläßliche Bedingung für erfolgreiches Schlüpfen der Falter.
Scopelosoma Curt.
satellitia L. September bis Mai häufig im ganzen Gebiet. Gemein im
Garitzwalde bei Bad Kissingen.
ab. brunnea Lampa. Unter der Art. Raupe eine gefährliche Mord-
raupe. Im Mai auf allen Laubbäumen, Obstbäumen und Gesträuch.
Xylina Tr.
semibrunnea Hw. September bis Mai. Selten. Nur 1906 und 1907 in
einigen Stücken im Herbst am Köder, Stationsberg bei Kissingen.
Raupe an Prunus spinosa im Mai. Lebt nur an kleinen, verküm-
merten, sonnig stehenden Sträuchern.
socia Rott. Nicht selten und in jedem Jahr am Köder im ganzen Ge-
biet, am häufigsten im Garitzwalde bei Kissingen 1907.
Raupe im Mai und Juni an Quercus, Ulmus camp., Betula alba,
Tilia sowie allen Obstbäumen.
furcifera Hufn. August bis April. Bei Kissingen am Stationsberg in
jedem Jahr, aber nicht häufig.
Raupe an Alnus glutinosa und incana sowie Betula, tagsüber in
Rindenritzen.
ornitopus (recte ornithopus) Rott. Häufig im Oktober bis April im
ganzen Gebiet.
Raupe an Schlehen geklopft, Mitte Juni.
Calocampa Stph.
vetusta Hb. Häufig im September, Oktober bis April. Überall im Gebiet.
Raupe an vielen niederen Pflanzen, wie Rumex, Leontodon und
Plantago major. Zieht sich gut und am sichersten mit allen
Populusarten.
exoleta L. Weniger häufig zur gleichen Zeit.
Raupe an vielen niederen Pflanzen, auch an Prunus spinosa. Bei
der Zucht dürfen nur weinge beieinander sein, da sie sich gegen-
seitig anfressen. Verpuppung dauert 6-7 Wochen. Wird die
Raupe während dieser Zeit gestört, so geht sie ein.
Ne >
Xylomyges Gn.
conspicillaris L. Mai, Juni. Selten. Stationsberg.
ab. melaleuca Vien. Zweimal am Köder 1907.
Cueullia Schrk.
verbasci L. Nur in der Raupe 1906 bei Garitz in mehreren Dutzenden
an Verbascum gefunden und erfolgreich gezogen.
scerophulariae Capieux. Nur die Raupen von Braunwurz, wo sie an den
Blüten fraßen, gesammelt, 1906 Garitz, 1907 Fränk. Saale.
umbratica. L. Mai, August. Überall häufig an Zäunen und Baum-
pfählen im ganzen Gebiete.
chamomillae Schiff. Mai, Juni. 1907 in meinem Garten in Kissingen
am Zaun sitzend. 1908 in einem großen Blumengarten an Blüten
schwärmend je ein Stück.
Heliaca HS.
tenebrata Sc. April, Mai auf den Wiesen (Lange Wiese) im Westen
Kissingens. Auf allen Rhönwiesen und am Gradierwerk (Saline).
Häufig.
Heliothis 0.
dipsacea _. Mai, August. Häufiger in der 2. Generation nur auf dem
Sinnberge, wo der Falter auf Doldenblütlern nicht selten ist.
Eiablage ist mir nicht geglückt.
Pyrrhia Hb.
umbra Hufn. Mai, Juni. Schwärmt in den Abendstunden von 7 Uhr
ab in Mengen an Blüten am Stationsberge in jedem Jahr, obwohl
die in den Raupenwerken als Ononis spinosa angegebene Futter-
pflanze dort nicht vorkommt.
Es gelang mir 1909/10 die Raupen an frischen Trieben von
Stümpfen geschlagener Saalweiden zu finden. Die Puppe ist an-
scheinend schwer durch den Winter zu bringen, ich hatte niemals
nennenswerte Erfolge damit.
Acontia Ld.
luctuosa L. Nicht selten, jedoch nur im Osten auf trockenen Brachen
und Wiesen. Schwarze Pfütze. Steinbrüche, im Mai bis August
am Tage fliegend.
Erastria 0.
deceptoria Sc. Mai, Juni nicht selten, jedoch nur im Osten beobachtet.
fasciana |. Mai, Juni überall häufig.
Rivula Gn.
sericealis Sc. Ganz vereinzelt am Köder 1906 Stationsberg.
Emmelia Hb.
trabealis Sc. Mai, September in 2 Generationen. Überall östlich Kis-
singens, besonders auf den großen Brachfeldern des Osterberges
bei Tage häufig fliegend. Auch auf dem Sinnberge und dem Sta-
tionsberge an sonnigen Stellen.
Gonopterinae.
Scoliopteryx Germ.
libatrix L. Juni bis September häufig im ganzen Gebiet.
Quadrifinae.
Abrostola 0.
triplasia L. Mai, August. Nicht häufig. Raupe im Herbst an Brenn-
nessel am Sinnberg beim Suchen nach atalanta- Raupen öfter gefunden.
tripartita Hufn. Ich fand die Raupe Mitte August an Urtica dioica
in der Rhön bei Dorf Platz auf einer feuchten Waldwiese in 10
ziemlich erwachsenen Stücken und brachte sie erfolgreich zur Puppe.
Es entwickelten sich 8 tadellose Falter.
Plusia 0.
c aureum Knoch. Vereinzelt im ganzen Gebiet und meist selten. Bei
Aura, Sinnberg, in der Rhön am Kreuzberg.
Raupe an Ackeiei (Aquilegia) und Thalictrum an schattigen Plätzen
in Fichtenwaldungen.
moneta F. Nicht häufig und nur in großen Gärtnereien die Raupe an
Aconitum gefunden. Spinnt die oberen Triebe der Pflanze zusam-
men. Das Cocon auf der Unterseite der Blätter. April bis Mai.
Cocon Ende Mai gefunden.
chrysitis L. Nicht selten im ganzen Gebiet. Mai bis Oktober in 2 Gener.
ab. juncta Tutt. unter der Art.
Raupe an Urtica dioica und Lamium album in Waldlichtungen und
Chausseegräben. September bis Mai. Überwintert in der Ge-
fangenschaft schwer.
pulchrina Hw. Selten, nur 1907 ein Stück im Kurgarten bei Tage an
Blüten schwärmend.
jota L. Nicht häufig. Nur die Raupen im Herbst eingetragen, wo ich
sie 1908 bei Aura im Garitzerwalde in größerer Anzahl aus Brenn-
nesseln klopfte, aber nur in einigen Exemplaren durch den Winter
brachte.
gamma L. In 2 Generationen den ganzen Sommer gemein an Blüten
bei Tage schwärmend im ganzen Gebiet.
Raupe an niederen Pflanzen, in Rübenfeldern, Brassica und Tri-
folium auch Genista und Ononis spinosa.
Euelidia O0.
mi Cl. Im Mai bis August in 2 Generationen überall häufig im ganzen
Gebiete. |
glyphica L. Zu derselben Zeit, ebenso überall häufig.
Leueanitis Gn.
stolida F. Die seltene Noctuide fing ich am 5. September 1906 in einem
frischen Stück am Stationsberge am Köder. Seitdem nie wieder
beobachtet.
Pseudophia Gn.
lunaris Schiff. Der Falter vereinzelt im Mai und Juni in jungen
Eichenschonungen. Osterberg, Garitzwald, Jura, Schwarze Pfütze.
Die Raupe nur an den jungen Trieben mannshoher Eichen oder
am Wurzelausschlag geschlagener Eichbäume im Juni bis in den
August. In jedem Jahr in großer Menge am Österberg. Beim
Klopfen verfahre man sehr vorsichtig, denn bei der leisesten Be-
rührung der Zweige läßt sie sich fallen. Verp. in Torfmull.
Catocala Schr.
fraxini L. Im ganzen Gebiet nicht selten. Am Bachufer in Brückenau
häufig in jedem Jahr im August, September.
Die Raupe auf Populus tremula im Garitzwalde gefunden, auch an
allen anderen Populus-Arten.
ab. moerens Fuchs. Unter der Art.
elocata Esp. August, September vereinzelt bei Kissingen. Häufiger
bei Bad Brückenau in der Rhön.
Raupe im Mai auf Populus und Salix vereinzelt gefunden nur in
der Rhön bei Tage in Rindenritzen.
nupta L. August, September. Häufig an der Fränk. Saale und im
ganzen Rhöngebiet.
Raupe wie vorige Art.
sponsa 1. Juli, August. Bei Kissingen im Garitzwalde häufig.
Raupe an tiefhängenden Eichenzweigen, bei Tage an der Rinde
ruhend, leicht durch Klopfen zu erbeuten.
promissa Esp. August, September Garitzwald und Bad Brückenau
nicht selten, wie vorige Art die Raupe.
ART
dileetta Hb. August, September. Ganz vereinzelt am Köder. 1906.
1907 Stationsberg.
Raupe an Eichen bei Tage in den Rindenritzen starker Stämme.
fulminea Scop. (paranympha L.) Juli, August. Nur bei Kissingen,
dort nicht selten in Obstgärten an Pflaumenbäumen geködert in
jedem Jahr. Stationsberg.
Raupe an Prunus domestica und spinosa im Mai und Juni.
Toxocampa Gn.
pastinum Tr. Juli, August ganz vereinzelt und nur im Osten Kissingens
geködert.
craccae F. Juli, August häufiger als vorige Art. 1906 am Stations-
berg nicht selten.
Hypeninae.
Laspeyria Germ.
flexula Schiff. Juli, August. Vereinzelt in den Fichtenwäldern öst-
lich Kissingens und in der ganzen Rhön.
Die Raupe an den Flechten von Nadelhölzern und alten Crataegus-
büschen.
Zanelognatha Ld.
tarsiplumalis Hb. Juni, Juli vereinzelt am Köder, Stations- und Öster-
berg. Schwarze Pfütze.
tarsipennalis Tr. Juli, August selten. Raupe an Gras gefunden 1907.
tarsierinalis Knoch. Juni, Juli. Häufig im Garitzwalde, läßt sich durch
Klopfen an die Zweige mit einem -Stocke aufscheuchen, sitzt tags-
über unter Blättern in Laubgebüsch.
Die Raupe findet man im ersten Frühjahr beim Kratzen nach über-
winterten Raupen unter dürrem, feuchtem Laub, das man im
Schirm kräftig durcheinanderschüttelt.
grisealis Hb. Juni, Juli. Vereinzelt, nur in der Rhön am Kreuzberg
in einigen Stücken. 1908. 1909. 1910.
emortualis Schiff. Mai—August. Selten nur im Garitzwalde bei Kis-
singen in Eichenbeständen ganz vereinzelt. 1907. 1909.
Madopa Stph.
salicalis Schiff. Mai, Juni. Vereinzelt am Köder im Kissinger Gebiet
In der Rhön 1 Exemplar bei Platz 1907.
Raupe an Salix caprea im September 1909 gefunden. (Garitz-
wald.)
Herminia Latr.
derivalis Hb. Ganz vereinzelt im Juni, Juli im Garitzwalde und den
Wäldern westlich Kissingens, hauptsächlich in Eichenbeständen.
Raupe frißt nur dürre Blätter.
Pechipogon Hb.
barbalis Cl. Überall häufig im ganzen Gebiete vom Mai bis Juli am
Köder und am Licht.
Raupe am Boden, ernährt sich von dürren Blättern.
Bomolocha Hb.
fontis Thnb. Nur in der Rhön, aber dort sehr häufig, bei Brückenau
in den Wäldern an der preuß. Grenze im Juni und Juli.
ab. terricularis Hb. Unter der Art.
Hypena Schr.
proboscidalis _. Nicht selten, überall im Gebiet. Im Rhöngeb. häufiger.
Die Raupe im August an Nesseln.
rostralis L. Lebt vom Juli bis in den Oktober in 2 Generationen häufig
im ganzen Gebiet und überwintert unter Laub.
Die Raupe im Juni und wieder im August an wildem Hopfen, auch
an Nesseln.
ab. radiatalis Hb.
ab. unicolor Tutt. UUET OEL AI:
192 Arten mit 33 Unterarten.
Cymatophoridae.
Habrosyne Hb.
derasa _. Nur ganz vereinzelt im Mai und Juni und nur im Rhön-
gebiet gefunden, wo ich im September die Raupe aus Brombeer-
büschen klopfte.
Thyatira Hb.
batis L. Vom Mai bis in den Herbst in 2 Generationen, vereinzelt
Stationsberg, Schwarze Pfütze, Claushof. Im Rhöngebiet häufiger.
Raupe im Herbst (September, Oktober) auf der Oberseite von Brom-
beer- und Himbeerblättern. Jung sieht sie aus wie Vogelkot und
läßt sich wie die vorige Art klopfen.
Cymatophora Tr.
or F. Vom Mai bis August vereinzelt im Gebiet.
Die Raupe im Oktober erwachsen, lebt zwischen zwei aufeinander-
gesponnenen Blättern an Zitterpappeln.
Polyploca Hb.
flavicornis L. Im März und April als eine der ersten Erscheinungen
des beginnenden Jahres in der Lepidopterenwelt tagsüber an jungen
Birken sitzend, nicht selten.
Raupe im Juni und Juli an Birken.
Brephidae.
Brephos O0.
parthenias L.. Im März und April bei Tage im Sonnenschein haupt-
sächlich um blühende Saalweiden und in Waldlichtungen fliegend.
Häufig im Garitzwald und im ganzen übrigen Gebiet.
Raupe im Mai auf jungen Birken. Verpuppung in Torf in der Ge-
fangenschaft verlangt nach Feuchtigkeit, überwintert im Freien.
In der Gefangenschaft gehen die Puppen ein, wenn man nicht ver-
steht, das richtige Maß an Feuchtigkeit zu halten. Bei zuviel ver-
schimmeln sie leicht im Torf.
nothum Hb. Wie vorige aber viel seltener und nur vereinzelt im Garitz-
walde bei Kissingen.
Geometridae.
A. (Geometrinae.
Aplasta Hb.
ononaria F. Wurde nur 1907 in 2 Stücken von mir an der Trimburg
bei Kissingen gefangen. Im ganzen Gebiet habe ich größere, mit
Hauhechel bestandene Flächen nur wenig angetroffen. Auf dem
Plateau des Stationsberges, wo Ononis spinosa nicht selten ist, fehlt
der Falter. In der Rhön habe ich das Vorkommen des Falters
nicht mit Sicherheit feststellen können.
Geometra |[.
papilionaria L. Juni bis August. Bei Kissingen sehr selten, nur auf
dem Österberg 2mal als Raupe gefunden. Häufiger in der Rhön
in mit jungen Birkensträuchern bewachsenen Schonungen.
Raupe im Mai an Birkenbüschen. Sitzt stets an den Zweigspitzen
aufrecht, meist in Manneshöhe, weiß sich durch ihre eigen-
artige, gedrungene Gestalt geschickt der Umgebung anzupassen.
Verpuppung in den Blättern der Futterpflanze, die sie zur Ver-
puppung zusammenzieht.
Die grüne Farbe des Falters ist sehr empfindlich und es ist darauf
zu achten, daß er nur ganz kurze Zeit in Cyankaliglas bleibt, da er
NE
sonst total gelb wird. Beim Aufweichen unter der Glocke auf feuch-
tem Sand ist die gleiche Vorsicht nötig. Er bedarf zur Erweichung
nur weniger Stunden.
Thalera Hb.
fimbrialis Sc. Vereinzelt. Stationsberg, Sinnberg bei Kissingen, in
der Rhön nicht beobachtet. Juli.
putata L. Mai, Juni. Sehr häufig im ganzen Gebiet auf Lichtungen
und sonnigen Waldwegen, bei Tage unter Blättern ruhend, wo er
durch Klopfen auf die Zweige aufgescheucht werden kann.
Raupe an Heidelbeeren im Juni bis September.
lactearia L. Ebenso häufig und an den gleichen Lokalitäten wie putata.
Da die beiden Arten leicht miteinander verwechselt werden, möchte
ich die Merkmale angeben:
putata hat gezähnte Querstreifen.
lactearia fast gerade, kaum wellige Querstreifen.
Hemithea Dup.
strigata M. Juni, Juli vereinzelt nur am Sinnberg und Kreuzberg.
Kennzeichen der Art. Die weißen Querstreifen sind vorn dun-
kelbeschattet, die Fransen schwarz gefleckt.
Raupe auf Laubholz, auf dem Sinnberg an wildem Schneeball ge-
funden.
B. Acidaliinae.
Acidalia Tr.
similata Thnbg. Fliegt im Juli und August überall auf den Wiesen und
lichten Waldwegen der umliegenden Wälder Kissingens und im
ganzen Rhöngebiet.
muricata Hufn. Ganz vereinzelt nur auf den Bachwiesen bei Brückenau
und dort hinter dem Kurgarten vereinzelt am Licht. 1909.
Die Raupe frißt in der Hauptsache Wegerich (Plantago major),
besonders in welkem Zustande, trockenen Löwenzahn und andere
niedere Pflanzen und ist leicht zu ziehen.
dimidiata Hufn. Im Juli, vereinzelt. Kommt an den Köder, besonders
aber beim Lichtfang an Waldrändern des Stations- und Osterberges.
Raupe an Sauerampfer. Eignet sich zum Treiben im Winter und
bringt im warmen Zimmer Generation auf Generation.
Für Redaktion: Max Korb, München.
++ % MITTEILUNGEN + + +
der Münchner Entomologischen Gesellschaft, e.V.
6. Jahrgang 1915. München, Mai mit August, Nummer 5—8.
ee ee EN es um Zee
Ausgegeben am 31. August 1915. (Nachdruck verboten.)
Die Makrolepidopteren der Umgegend von Bad Kissingen und
des Rhöngebirges
festgestellt in den Jahren 1906—1910
von Carl Rüger, Dresden-Blasewitz.*
(Fortsetzung.)
virgularia Hb. Im ganzen Gebiet überall häufig in Gärten, an Graben-
rändern, Schutt- und Reisighaufen in 2 Generationen. Juni, August,
September. Eignet sich vortrefflich für Winterzuchten im warmen
Zimmer, frißt dann welken Salat, eingeflanzten Löwenzahn etc.
und bringt Generation auf Generation. Bei solchen Zuchten er-
gibt die 3. Generation fast nur die
ab. Bischoffaria Lah. die im Freien unter der Art ebenfalls häufig
vorkommt.
Raupe im Freien an niederen Pflanzen. In der Gefangenschaft
gedeihen die Raupen am besten, je trockener sie gezogen werden.
Das Futter wird nur abgewelkt gereicht. Verpuppung in Torfmull.
pallidata Bkh. Nur auf der Langen Wiese bei Claushof, vereinzelt auch
an den Bachufern in Bad Brückenau. Am Kreuzberg auf Wald-
wiesen häufiger.
Raupen an niederen Pflanzen, überwintert.
straminata Tr. Im Juli auf den Waldwiesen an der Schwarzen Pfütze
bei Bad Kissingen. Vereinzelt auch auf ziemlich schattig gelegenen
Waldwegen im Rhöngebiet. Im ganzen ziemlich selten.
Raupen wie vorige Art.
* Der in No. 1—4, Jahrgang 1915, erschienene Artikel ist ebenfalls
aus der Feder des Herrn Carl Rüger, Dresden-Blasewitz nicht Leipzig.
La Bm
bisetata Hufn. Auf den großen Waldwiesen des Garitzer Waldes, der
Langen Wiese bei Claushof, in lichten Waldgebüschen und auf
Blößen im ganzen Rhöngebiet aber nicht häufig. Juni, Juli.
Raupe wie vorige Art. ”
humiliata Hufn. Auf dem sonnigen Halden des Stationsberges, den
sehr trockenen des Sinnberges, am Kreuzberg dicht am Kloster,
überall wo Hauhechel wächst. Juni.
inornata Hw. Auf den Waldwiesen und den großen Lichtungen des
Garitzwaldes, der Langen Wiese, im ganzen Rhöngebiet, auch in
Gräben. Nicht häufig. Anfangs Juni. Raupen auf niederen Pflanzen.
aversata L. Im ganzen Gebiete gemein. Juni, Juli.
ab. spoliata Stgr. Bei Kissingen häufiger als die Stammform.
emarginata L. Nur im Rhöngebiet auf lichten Waldwegen im Juli und
August. Nicht häufig.
immorata L. Vereinzelt auf dem Plateau des Sinnberges im Juli. Auf
dem Osterberge 1908 in einigen Stücken; auf dem Kreuzberge und
den lichten Höhen des Rhöngebirges, sehr vereinzelt aus hohem
Gras aufgescheucht.
rubiginata Hufn. In 2 Generationen. Häufig im Mai und wieder im
Juli und August. Sinnberg.
marginepunctata Goeze. In 2 Generationen im Juni und August. Häu-
fig auf felsigen Plätzen bei Kissingen und der Rhön, Sinnberg, Öster-:
berg, Kreuzberg.
Raupe an Ehrenpreis in Anzahl auf dem Nord-Westabhange des
Sinnberges 1907 gefunden.
fumata Stph. Juni, Juli an den gleichen Lokalitäten wie vorige Art,
sehr häufig.
remutaria Hb. Im Garitzwalde, Stadtwald bei Kissingen, den Wald-
wiesen der Rhön, bei Bad Brückenau am Aussichtsturm, niemals
auf freiliegenden, sonnigen Hängen, der Falter liebt den Schatten
der Wälder. Häufig im Mai und Juni.
nemoraria Hb. Vereinzelt nur am Kreuzberg in einigen Stücken 1907.
immutata L. Häufig. Juni, Juli im ganzen Gebiet auf sonnigen Stel-
len und Waldlichtungen.
umbelaria Hb. Juni bei Bad Brückenau in der Rhön an der preußischen
Grenze, vereinzelt auf Waldwiesen, Kreuzberg, Platz in der Rhön,
Garitzwald, Aura, Trimburg, Stufenberg, Lange Wiese bei Claus-
hof. Der Falter sitzt sehr versteckt im hohen Grase.
strigilaria Hb. Juli. Selten. Osterberg 1909. Stufenberg, Trimburg,
Kreuzberg, in Eichengebüsch tagsüber am Stamm.
I
ornata Sc. In 2 Generationen im Mai und Juli, August. Häufig im
ganzen Gebiet auf Waldwiesen und Grabenrändern.
Die Zucht der Acidalien ist die denkbar einfachste und immer er-
folgreich, wenn man nur darauf achtet, die Raupen recht trocken
zu züchten und die Tiere bei der Zucht im Glase gar nicht zu stören.
Je weniger man sich um sie kümmert, desto mehr ist Aussicht auf
Erfolg vorhanden. Das gefangene 2 bringe man in ein ca. 1 Liter
fassendes Einmachglas, in das man einige Zwirnsfäden hineinhängt, an
die die Tiere gern und willig die Eier absetzen, wenn man nicht ver-
säumt, die PPfleißig durch Wasser, das auf die Leinwand geträufelt wird,
mit der man das Glas zubindet, zu füttern. Das Wasser darf jedoch
nicht nach innen tropfen, sonst klebt der Falter leicht am Boden fest.
Sobald sich die Eier zu verfärben beginnen, bringe man die Fäden in
ein zweites Glas und lege diese auf eine Schicht Torfmull, daneben
etwas welken Löwenzahn, den fast alle Arten annehmen. Das win-
zige Tierchen setzt sich sofort am Futter fest und verläßt es fast nie.
Nach ein paar Tagen genügt ein neues Blättchen. Ohne sich darum viel
zu kümmern, gedeihen die Raupen so vortrefflich, verpuppen sich
im Mull, schlüpfen im Glase und copulieren sehr leicht, sodaß man meist
Generation auf Generation erzielt, wenn das Gefäß im Herbst und Winter
warm gestellt wird.
Über die von mir beobachteten palaearktischen Lepidopteren.
(Vorkommen und Lebensweise etc.)
Von Max Korb.
Melitaea (Fortsetzung).
trivia Schiff. In den Bergen Alt-Castiliens und Arragoniens fing ich
diese der didyma ähnliche Art in früheren Jahren einzeln. Auf
meiner vorjährigen Reise in Inner-Anatolien beobachtete ich trivia
häufiger. An den ziemlich kahlen Bergabhängen von Sileh,
einem Griechen-Dorf bei Konia fingen wir anfangs Juni durch
Größe und hellere Färbung von gewöhnlichen österreichischen
und ungarischen trivia verschiedene Stücke. Der Collina Hed.
kommen diese Konia-Stücke sehr nahe. — Die hellgraue mit weißen
Dornzapfen versehene Raupe fanden wir im Mai schon an Verbascum.
dejone H. Die eigentliche Heimat dieser von athalia sehr verschiedenen,
guten Art ist Zentral- und Südspanien. Ich fing sie in den Berg-
lem Artzeoniens und Castilienssundin der Sierra
Alfaccar bei Granada. Zu den vielen bemerkenswerten
Funden, die wir 1909 in der bis dahin entomologisch noch völlig
u. Böhse
unbekannten Sierra d’Espuüa (Provinz Murcia)
machten, gehörte auch eine schöne, große, lebhaftgefärbte und ge-
zeichnete Form der dejone. An den Südabhängen, besonders am
Fuße der höchsten Erhebung dort, des Pic Morron, lagern ungeheure
Trümmerfelder abgestürzter Felsmassen. Zwischen diesen Fels-
blöcken und an den ganz steilen Hängen des Pic Morron herab
wuchert eine wilde, mannigfache Vegetation. — Zwischen Stein-
eichen und Juniperus-Büschen stunden große Disteln mit riesigen
Blütenköpfen, vollblühende Senecio-, Achilleae-, Oreganum-Stauden
und andere blühende Gewächse. Hier flog diese schöne dejone-Form
an heißen Vormittagen Mitte Juni in ziemlicher Anzahl, darunter
‚besonders große, prächtige, variierende 2? mit scharf umrandetem,
breitem, hellem gelben Mittelfelde und stark ausgebogenen, ge-
zackten Querlinien. Unter den erbeuteten Exemplaren befanden
sich 22 von der Größe der in meiner Sammlung befindlichen größten
spanischen phoebe v. occitanica 92. Die PP der andalusischen dejone
von der Sierra Alfaccar sind wie auch die $g meist eintöniger braun
gefärbt und mit geringerer, scharfer Abgrenzung der Querbinden
der Vorderflügel. Mit voller Berechtigung könnte diese schöne,
große dejone-Form aus der Sierra Espuna einen eigenen Var.-Namen
erhalten, z. B. „Espunaensis“. —
athalia var. niphona Butl. Am Ussuri (Kasakewitsch) fingen wir diese
helle, breitgebänderte athalia-Form im Sommer 1907 einzeln auf
sonnigen, lichten Stellen im Walde. — SH
plotina Brem. Eine besonders durch die Zeichnung der Unterseite der
Hinterflügel und stark verdunkelten Färbung derselben abwei-
chende, von aurelia und andern sehr verschiedene kleine Art. Die
hellere, gelbliche Mittelbinde der Hinterflügel-Unterseite ist in eine
Reihe kleiner, rundlicher Flecken aufgelöst, die sich von den braunen
Fleckchen der Außenrandsbinde scharf abheben. Wir fingen im
Juli 1907 von dieser seltenen Art eine kleine Anzahl 3 und wenige PP
von hellerer Färbung in den sumpfigen Wäldern am Ussuri. —
minerva Stgr. Diese sehr variierende, hübsche melitaea trafen wir auf
unserer großen Tour durch den Alai zum Transalai im Juli 1905
auf hochgelegenen Alpwiesen in großer Menge, besonders an blumen-
reichen Stellen an. Auf den gleichen Plätzen, mit Vorliebe um die
daselbst einzeln hervorragenden, mit üppig blühendem Edelweiß,
(Leontopodium Kaufmanni?) bedeckten Felsenblöcke schwirrend,
fingen wir die durch die auf den Oberflügeln oft ganz fehlenden,
schwarzen Bindenzeichnungen und hellere Färbung unterschiedene
v. pallas Stgr. ebenfalls in Anzahl. —
Argynnis F.
selenis v. sibirica Ersch. Diese hübsche, von der im Ural fliegenden Art
durch sattere, rotviolette Färbung der Hinterflügel-Unterseite
ausgezeichnete Var. fingen wir sowohl am mittl. Amur bei Rad-
deffka 1903, als auch am Ussuri 1907 in den sumpfigen Wäldern
dort ziemlich häufig. — An freien Stellen im Walde an den Stämmen
der uralten Linden und anderer Bäume fanden wir im Juni an den
Rindenstücken hängend die in der Sonne prächtig silberglitzernden
Puppen oft bis zu einem Dutzend beisammen, in der Wärme lebhaft
hin- und herschlagend.
selene var. dilutior Fixs. Eine von der gewöhnlichen europäischen Art
durch viel hellere Färbung der Oberseite sonst wenig unterschiedene
Form. Ebenfalls Pi den Wäldern des Amur und Ussuri häufig. —
oscarus Ev. Diese größere, der euphrosyne etwas ähnliche, aber gut ver-
schiedene seltene Art traf ich am mittleren Amur bei Raddeffka
nur in einigen Exemplaren an lichteren Waldstellen. — Die viel
größere, hellere mit schärferen, schwarzen, zackigen Binden der
Oberseite, auf der Unterseite lichter gefärbte und mit breiterer,
hellerer Binde var. australis Graes. fingen wir in einzelnen Stücken
bei Kasakewitsch am Ussuri. Die 22 beider waren sehr selten. —
hegemone Stgr. In Färbung und Zeichnung der Hinterflügel Unterseite
der aphirape wohl näher stehende Art. Wir fingen diese hübsche
Argynnis anfangs Juli 1905 im Alai-Gebirge an blumenreichen Ab-
hängen und im Flußtal des Taldyk in größerer Anzahl. Die 22
waren jedoch viel seltener als die stellenweise in Menge fliegenden 3g,
Mit Vorliebe setzten sich die Falter an die Blüten eines großen.
hellblauen Geraniums. — Diese Argynnis-Art variiert unter sich
in Zeichnung und Färbung sehr wenig.
pales var. generator Schiff. Auf den Plateaux des Alai-Geb., besonders
bei Ak-Bassegha im Juli der häufigste Falter. Wir fingen eine große
Anzahl, besonders auch schöne, in der Färbung sehr variierende 92.
Mit Vorliebe saßen die Falter frühmorgens an den Blumen von
Aster amellus und Geranien-Blüten. — Von der in den Tiroler und
Schweizer Alpen ebenfalls sehr häufigen und verbreiteten Stamm-
form durch sattere, rote Färbung und ganz geringe schwarze Zeich-
nungen gut verschieden. —
var. caucasica Stgr. Diese kleinere auch satter rot gefärbte Form von
pales fingen wir im Juli und August 1910 auf den höchstgelegensten
Alpenwiesen des Chambobels bei Achalzich im Kl. Kaukasus in
- großer Anzahl, darunter sehr dunkle 22. Auch auf den höchsten
Stellen des Adshara-Gebirges flog v. caucasica sehr häufig.
ae
thore Hb. In unsern bayr. Alpen z. B. bei Schliersee und in Unter-
var.
wössen fingen wir diese in Färbung und Zeichnung von den übrigen
Argynnis-Arten so sehr verschiedene Art an manchen Stellen in
Anzahl, doch nie sehr häufig. Die Art erscheint ziemlich früh im
Juni schon im Gebirge, fliegt mehr in der Waldregion an freien,
abgeholzten Plätzen, besonders gerne in Himbeerschlägen. Auf
dem Wege zur Roten Wand bei der Wurzhütte und am Weg zur
Bodenschneid fingen wir thore ebenfalls mehrfach in meist sehr
dunklen Exemplaren der 3S$ zum Teil auch der 92.
borealis Stgr. Von der dunklen Stammart ist diese in den Wäldern
am Amur und Ussuri heimische Var. durch ganz helle, gelbbraune
Färbung und starke Fleckenzeichnung der Vorder- und Hinter-
flügel sehr abweichend. Wir fingen sie bei Raddeffka (m. Amur)
und bei Kasakewitsch (Ussuri) an den waldigen Berglehnen dort in
kleiner Anzahl, nur wenige 92.
ino var. amurensis Stgr. Durch Größe und starke Fleckenzeichnung
ausgezeichnete Form, auf der Unterseite der Hinterflügel durch
öfters violettbraune Färbung etwas der daphne ähnlich. In den
sumpfigen Wäldern des Amur und Ussuri sehr häufig.
daphne var. rabdia Butl. Diese hellere, weniger scharf gezeichnete Form
ist eine in den Wäldern des Ussuri und Amur gleichfalls häufige
Erscheinung. Fliegt mit Vorliebe an blühenden Rubus-Büschen.
lathonia ab. valdensis Esp. Nur zweimal fing ich diese ganz aparte,
prächtige Aberration in den hohen Sierras Arragoniens und Anda-
lusiens. Das eine Exemplar mit ganz schwarzer Oberseite und auf
der Hinterflügel-Unterseite mit breiten, den ganzen Hinterflügel
durchziehenden Silberstreifen traf ich auf der höchsten Erhebung
der Sierra Camarena (Arragonien), dem Pic Javalambre, in 2000 m
Höhe. — Am 9. Mai 1887 stieg ich frühmorgens vom Dorf Camarena
aus in die Sierra hinauf. Nach 3 Stunden Steigens erreichte ich den
Gipfel des Javalambre. Ein heftiger schneidend kalter Wind wehte
mir entgegen und machte den Aufenthalt hier oben recht ungemütlich.
Die Aussichten auf einen guten Fang waren recht geringe. Von
Schmetterlingen war nichts zu sehen und nach kurzer Rast ging
es rasch wieder den Südabhang über mächtige Felsplatten und
Geröll hinunter, um die untenliegenden Wiesen zu erreichen, auf
denen ich mir doch einige Ausbeute erhoffte. Da, plötzlich flog vor
mir ein dunkler Schmetterling auf. Ein starker Windstoß trug ihn
eine Strecke weit den Hang entlang, dann setzte sich der Falter
wieder rasch zwischen die schützenden Felsblöcke. Ich verfolgte ihn
so schnell es auf dem abschüssigen Hange möglich war. Wie groß
war meine Freude, als ich die Stelle erreicht hatte und am Boden
mit breit auseinandergeschlagenen Flügeln den eigenartigen, schwar-
zen Schmetterling sitzen sah. Nun klappte er plötzlich die Flügel
zusammen und ich bemerkte nun auch die silberglänzenden Streifen
der Unterseite. Jetzt wußte ich auch, welch kostbares Wild ich vor
mir hatte! Im nächsten Moment hatte ich den Falter im Netz ge-
fangen, ein prachtvolles, ausgeprägt typisches Stück von ab. val-
densis. — Ein zweites, fast ebenso schönes Stück der ab. valdensis
fing ich unter ähnlichen Verhältnissen auf dem Picacho de la Veleta
hoch oben in der Sierra Nevada am 14. Juli 189%.
aglaja v. ottomana Röb. Diese sattrotbraune, größere Form mit klei-
neren Silberflecken der Hinterflügel-Unterseite fingen wir in den
Bergen Klein-Asiens (z. B. am Sultan-Dagh) und im cilic. Taurus
bei Gülek im Juli nicht sehr häufig.
aglaja v. vitatha Moor. Kleinere, blässere sonst wenig verschiedene Form
der aglaja, im Alai-Gebirge im Juli sehr häufig auf Bergwiesen.
Alexandra Men. Von dieser sehr seltenen und von allen Argynnis durch
die ganz verschiedene eintönige Grundfärbung der Unterseite und
Silberfleckenstellung ausgezeichnete Art fingen wir auf unserer
Reise in das Talyschgebirge bei Lenkoran am Kaspischen Meere im
Juni 1897 eine kleine Anzahl Exemplare $3 und einige 92. Auf
der Oberseite der Adippe sowohl in Färbung und Zeichnung ziemlich
gleichend, ist sie dagegen auf der Unterseite durch die einzeln,
isoliert stehenden Silberflecken und die rötlichgelbe Grundfärbung
sehr auffallend unterschieden. In den tief eingeschnittenen Wald-
tälern des Talyschgebirges, besonders in der Nähe der heißen Quellen,
(Isti-Ssu) flogen die Falter an blühenden Brombeerbüschen, die dort
ein fast undurchdringliches Dickicht bilden, sehr einzeln und selten.
adippe var. chlorodippe H.-Schäff. In den Flußtälern und Barrancos
Castiliens, Arragoniens und Andalusiens ist diese hübsche, durch
lebhaft grüne Grundfarbe der Unterseite und reichere Silberflecken,
sowie durch feurigeres Rot der Oberseite geschmückte Form im Juli
eine der häufigsten Falter. An heißen Vormittagen sind die an den
Ufern der Gebirgsbäche und Quellen in Menge blühenden, hohen
Disteln von den Faltern in großer Zahl umschwirrt und fingen wir
auch die 22 davon häufig.
var. cleodippe OÖ. Mit gleichgrüner Unterseite, aber fast ohne Silberflecken
kommt an gleichen Fundplätzen wie vorige var. und mit ihr zu-
sammen vor, ist aber viel, viel seltener und fingen wir hievon nur
einzelne Stücke.
u
var. xanthodippe Fixs. Viel größer und die dunkelgrüne Grundfarbe der
Hinterflügelunterseite mit stärker hervortretenden Silberflecken.
An den Ufern des Amur und Ussuri ziemlich häufig im Juli. —
var. pallescens Btir. Diese kleinere, blässere Form mit matter gefärbter
Unterseite und geringem Silberglanz fingen wir im Juli 1907 am
Ussuri an feuchten Stellen des Ufers in großer Menge.
laodice Pall.e. Am Amur und Ussuri fingen wir auch diese eigenartige
Argynnis an sumpfigen, mit Erlen-, Ulmen- und hohen Spiraeen-
büschen dicht bewachsenen Plätzen in großer Zahl: die Falter flogen
mit Vorliebe an den blühenden Spiraeen und an Disteln. Die größere,
unten kräftiger gefärbte
var. japonica Men. trafen wir mehr am obern Ussuri an ähnlichen Stellen
an, jedoch weniger häufig.
sagana Dbl. Die durch das ganz eigentümlich von allen andern Argynnis
total verschiedene, mehr einer limenitis gleichende schwarze und
breit weißgebänderte 2 sich auszeichnende Art, deren $3 eher der
paphia ähnlich sind, flogen sowohl am mittleren Amur als auch am
Ussuri von Mitte Juli ab an sumpfigen Stellen im Walde. Die Jg
fingen wir besonders an Spiraeenblüten sehr häufig, die P2 dagegen
waren nur an bestimmten Plätzen an den aus den Bergwäldern
kommenden Bachläufen in den Mittagsstunden anzutreffen. Sie
flogen ganz ähnlich den großen Limenitis die Bachufer entlang und
setzten sich auch gerne auf die verschiedenen, die Bäche umsäu- |
menden Gebüsche, insbesondere die blühenden Phellodendron-
bäume. Sie waren scheu und schwer zu fangen. — Die 92 erschienen
erst in der 2. Hälfte des Juli und Anfang August, während die Sg
schon viel früher im Juli häufig flogen.
paphia var. anargyra Stgr. Diese, durch das Fehlen der Silberstreifen
der Unterseite von paphia unterschiedene Form traf ich nur einzeln
in den Sierren Alt-Castiliens und Andalusiens an, wo ja auch selbst
paphia nie eine so häufige Erscheinung ist wie in unsern heimischen
Wäldern und Gebirgen.
pandora Schiff. Unter den europäischen Argynnis-Arten die größte nud
auch die schönste. In ganz Spanien sowohl, als auch in Klein-Asien,
Armenien, dem Kaukasus und in Algerien trafen wir pandora überall,
sowohl in Gärten, Pflanzungen, als auch in Flußtälern der Gebirge
und im Walde oftmals, aber nie in großer Menge an. — Nur einmal,
auf unserer letzten Spanien-Reise (1912) sahen wir pandora im
Park des Königsschlosses von Aranjuez (bei Madrid) in den prächtigen
Blumenanlagen vor dem Schlosse in ungeheurer Menge. Die Blumen
waren förmlich belagert von den ab- und zufliegenden pandora’s. —
N
Auf unserer letzten Reise durch Anatolien (1914) fingen wir bei
Konia schon Anfang Juni pandora in auffallend großen, sehr leb-
haft grün glänzenden, auf der Unterseite mit breiten Silberbändern
geschmückten Exemplaren. — Auch in Algerien fing ich 1902 in
der Umgebung von Lambesse in den Bergen sehr große Stücke
mit stärkerer, schwarzer Zeichnung, von Fruhstorfer als var. Seitzi
beschrieben. Daselbst auch und ebenso häufig wie die Art, die
ab. paupercula Bay. ohne die silberweißen Flecken und Binden
auf der Unterseite.
B. Danainae.
Danais Latr.
Esalbns L. Zu den merkwürdigsten und interessantesten Funden,
die ich auf meinen vielen, weiten Sammelreisen machte, gehörte
auch das Auffinden der Raupen von chrysippus L. in der großen
Oase Fayum in O.-Aegypten im April 1876. — Eine der eigen-
tümlichsten, wildwachsenden, in der libyschen Wüste heimischen
Pflanzen, die als Vegetationsgürtel die Oasenkulturen umgeben,
ist der seltsame Giftbaum Oschar (Calotropis procera) mit breiten,
graugrünen Blättern. Bei der geringsten Verletzung ergießt sich
aus den Blättern und Stempeln reichlich ein dünnflüssiger Milch-
saft. Zwischen den oberen Stempeln und Blättern heraus wachsen
die dunkelvioletten, traubenförmig beisammenstehenden, stern-
. förmigen Blüten, die später sich zu faustgroßen, kugelrunden,
dünnhäutigen, aufgeblasenen Früchten verwandeln. Wir trafen
diesen seltsamen Giftbaum in größerer Menge nur in der Um-
gebung der Oasen am Wüstenrand, darunter einige riesige Exem-
plare von 5 m Höhe und 0,77 m Stammumfang. — Auf diesen
größeren und kleineren Bäumen fand ich nun zu meiner Über-
raschung eine Menge fleischiger, weißgrauer Raupen mit gelb-
lichen Zeichnungen, seitwärts mit schwarzen Querstreifen, mit
zitronengelben Flecken dazwischen in allen Größen - Stadien. —
Am 3., 6. und letzten Segment standen je zwei spitze, gebogene,
fleischige Anhänge, von denen die vordersten beiden die längsten
sind. Ich erkannte sofort diese sonderbar geformten Raupen als
die von Danais chrysippus. — Ich sammelte hiervon eine
große Anzahl ein. Manche Sträucher waren total kahl abgefressen
von den Raupen und an einigen Stengeln hingen auch schon
die hellgrünen, stumpfen, dicken Puppen, über dem Rücken mit
einem schwarzen, goldgetüpfelten Querstreifen und Goldspitzchen. —
Die. Falter schlüpften noch während unseres Aufenthaltes in der
I
Oase und später auf der Heimreise und ergaben außer gewöhn-
lichen chrysippus auch teilweise die var. alcippus F. —
Auffallend war mir das Vorkommen von chrysippus in der
Wüste, obschon am Rande der Oase, da die Falterfauna in
der libyschen Wüste sonst äußerst arm an. Arten war; von Tag-
faltern beobachtete ich sonst nur Pyram. cardui, Colias
edusa und einige Lampides (baetica und Theophrastus.)
Köderiang im Schleißheimer-Dachauer-Moos 1913/14.
Nachtrag zum Fangergebnis im Köderfang 1912.
Von M. Best.
Die im Jahrgang 1913, Heft 3—4, bekanntgegebenen Erfahrungen
im Köderfang haben sich auch im darauffolgenden Jahre voll bestätigt.
Es gelang mir in dem s. Z. beschriebenen Bezirk eine Anzahl Falter neu
festzustellen, die ich teils am Köder, teils an Blüten erbeutete. Auch
in dem Jahre, auf welches sich die hier niedergelegten Beobachtungen
erstrecken, konnte ich bemerken, daß der Anflug, je nach den verschie-
denen Witterungslagen, an manchen Abenden außerordentlich stark
war, so daß ich oft an einer Köderstelle des Baumes 30—60 Falter zählen
konnte. Die höchsten Zahlen konnte ich auch diesesmal wieder in der
Zeit von Ende Juni bis Mitte Juli feststellen, so z. B. am 28. 6. 13.
30 Stück, am 2. 7. 13. 38 Stück, am 5. 7. 13. 60 Stück und am 12. 7. 13. :
40 Stück an einem einzigen Baume.
Im verflossenen Jahre hatten einige Sammelkollegen und ich den
gleichen Erfolg wie früher, doch erstrecken sich die Beobachtungen nur
auf die Monate Mai und Juni. Der Ausbruch des Krieges war der Grund,
daß unsere Köderabende unterblieben. Jedenfalls kann gesagt werden,
daß die reichen Fänge im Laufe der vielen Jahre nicht den geringsten
Einfluß auf die hohe Zahl der anfliegenden Tiere ausgeübt haben, im
Gegenteil konnte festgestellt werden, daß Arten, die im Beginn der
Beobachtungsperiode sehr selten zu finden waren, in späteren Jahren
sich häufiger einstellten und daß in jedem Jahre Falter zum Köder kamen,
die früher nicht angetroffen wurden, so daß die Zahl der Arten von
. Jahr zu Jahr wuchs. Möge die durch den Krieg aufgezwungene Ruhe-
pause auch für die Falter die Wirkung der Schonzeit haben, und das
heurige Jahr reiche Beute bringen.
Zu unserem größten Bedauern hat der Krieg in unser Has
einen gefährlichen „Feind“ in des Wortes vollster Bedeutung gesandt.
Gefangene Franzosen sind in der Nähe zur Urbarmachung des Mooses
untergebracht und große Birkenschläge, mit dichtem Gestrüpp durch-
A 11).
wachsen, die den Faltern die günstigsten Lebensbedingungen boten,
werden niedergelegt, um Neuland für Wiesenwirtschaft und Getreidebau
zu schaffen.
So verschwindet mit der Vernichtung des Mooses nicht bloß ein
Stück landschaftlicher Schönheit, sondern auch ein Teil interessanter
Flora und Fauna.
Wir Entomologen selbst sind ebenfalls gezwungen mit den Faltern
auszuwandern und uns andere Pltzze zu suchen, in denen der Fang noch
lohnt. In gewisser Beziehung hat dies auch wieder sein Gutes insoferne,
als andere Gegenden durchforscht werden, in denen manches aufzufinden
ist, was uns bislang entgangen war und die aufgewendete Mühe und Zeit
wird reichlich entlohnt durch neue und interessante Feststellungen.
Angeflogen sind alle Falter meiner früheren Angaben, sowie folgende
Arten an den beigesetzten Tagen:
Cerura bicuspis 20. 5. 14. ı Calamia lutosa 6. 9. 13.
Agrotis cinerea 24. 5. 13. | Amphipyra pyramidea 13. 9. 13.
ie recussa,\2. 8. 13.
2 assilam 1329: 18.
i, corticea 6. 7. 13.
| Taeniocampa gothica 19. 4. 13.
Taeniocampa pulverulenta 30. 3. 13.
aknohia yubrisosa, 94. 5:13. Taeniocampa stabilis 5. 4. 13.
Charaeas graminis 6. 9. 13. | » incerta 14. 4. 13.
Dianthoecia cucubali 21. 5. 13. ” munda 22. 3. 13.
Hadena gemmea 14. 6. 13. \. Orrhodia vaccını 15.,3.-22.3,.0. 4,
una 253. | 13%9,, 28: 9, 4.0104021.10. 18.
Hoydroecia nictitans 24. 8. bis 20.
Heliothis ononis 12. 7. 13.
Plusia gamma 6. 9. 13 (an Blüten).
Catocala electa 30. 8. 12.
18.
Gortyna ochracea 13. 9. 13.
Nonagria typhae 20. 9. 13.
Tapinostola fulva 1.9.,13. 9.13 „ nupta 15. 9. 12.
(am Licht). Thyatira batis 2. 7. 13.
Tapinostola ab. fluxa 20. 9. 13 Phragmataecia castaneae 24. 5. 13
(am Licht). (am Licht).
Meine weiteren Beobachtungen erstrecken sich auf folgende Tage:
Leichter Regen, dann kühl,
15. 3
Anflug sehr gering. 13.
Vollmond, warm, windstill. |22. 3
Anflug gering. 13.
Warm, windstill. 30. 3.
Anflug sehr gering. 13.
Föhn, dann kühl. 5.4
Anflug mässig. 13.
Trüb, aber warm, gegen 10 Uhr | 19. 4.
leichter Regen. Anflug gut. 13.
Warm, gegen 11 Uhr Gewitter || 9. 5.
mit Sturm. Anflug gering. 13.
Trüb, aber warm. 21.5
Anflug mässig. 13.
Trüb, aber warm, mit leichtem | 24. 5.
Wind. Anflug sehr gut. 13.
Warm, gegen '/,11 Uhr 31.5
Gewitter. Anflug gut. 13.
Warm, nach 10 Uhr Gewitter. | 4. 6.
Anflug gut. 13.
Kühl. Anflug gut. L 2
13,
Kühl, hell. Anflug mässig. EN
Warm, Vollmond. Anflug gut. en
Trüb, kühl. Anflug sehr gut. a
ne, DM
Trüb, kühl. Anflug gut. 13
Trüb, kühl, Regen mit leichtem | 5. 7
Wind. Anflug sehr gut.
Trüb, kühl, windstill. 12.72
Anflug gut. 13.
Kühl. Anflug mässig. my
Kühl. Anflug gut. Ei
Kühl. Anflug schwach. 7. 8
Falter nur auf Blüten. 13.
Kühl, Regen. Anflug schwach. |15. 8.
Falter nur auf Blüten. 13.
Warm, mondhell. 22. 81
Anflug mässig. 13.
Warm hell. 28. 8,
Falter nur auf Blüten. 13.
Warm, später trüb. 30. 8.
Anflug schwach. 13.
Warm, trüb, später Nebel. 6. 9.
Anflug schwach. 13.
Warm, trüb, später mondhell. 13.9.
Anflug mässig. 13.
Warm. Anflug schwach. Te
Warm, hell, später trüb. 27.9.
Anflug schwach. 13.
Warm, sternenhell. 29.9
Anflug gut. 13.
Warm, trüb, leichter Regen. | 4. 10,
Anflug mässig. 13.
Warm, mondhell, dann Regen. (11. 10,
Anflug gering. 13.
Warm, Y,;9 Uhr Gewitter mit 23.5
Sturm, hierauf kühl. 0
Anflug mässig. 14.
Warm, trüb, fast windstill. 30, 5.
Gegen 11 Uhr kühl. Anflug gut. | 14.
Zwitter von Parnassius mnemosyne L.
Am 25. Mai 1915 fing unser Mitglied, Herr August Koenitzer
bei Oberaudorf nachstehend abgebildeten mnemosyne-Zwitter.
Das Exemplar ist genau in der Körpermitte durch eine nahtähnliche
Anschwellung der Chitinmasse in zwei augenfällig wahrnehmbare Körper-
hälften geschieden. Die linke, weibliche Hälfte erscheint unbehaart,
trägt den gelben Halskragen des mnemosyne 2 und den lebhaft chrom-
gelben Beschuppungsstreifen, welcher seitlich neben der Stigmenlinie
herläuft. Die rechte Körperhälfte ist, genau dem & Falter entsprechend,
lang weiß behaart.
Die linke 2 Flügelhälfte zeigt den von Standfuß beschriebenen
Reintyp der Hartmanni-Form. Auch die rechte 3 Hälfte ent-
spricht mit dem äußeren grauen Costalfleck des Vorderrandes und dem
wenn auch spärlicher schwarz beschuppten Außenrande des Hinterflügels
dem Typ Hartmanni: außerdem zeigt der rechte $ Hinterflügel
noch den genauen Costalfleck der ebengenannten Form und einen läng-
lichen, sehr deutlichen Zellfleck.
Soweit dies am gespannten Tiere möglich war, habe ich mit Lupe
und Mikroskop die Genitalanhänge untersucht.
Das Körperende zeigt überwiegend männlichen Charakter. Von den
beiden Valven ist die rechte kräftig entwickelt, die linke etwas verküm-
mert. Der Unkus, beim normalen mnemosyne Mann zweispitzig mit
zwei Innenanhängen, ist als ein einziger umgeschlagener mächtiger Dorn
mit einem Innenanhang erkennbar. Rechts von letzterem ragt der Penis
mit dem ausgestülpten Präputium deutlich hervor. Eine mit schuppiger
weißlicher Masse verschmierte Grube der linken Analhälfte deutet den
Ausgang des ? Genital-Apparates an. Die starke, nur linksseitig wahr-
nehmbare Ausbauchung der letzten Körpersegmente läßt auch auf eine
kräftige Anlage des Ovariums im Innern schließen. Es unterliegt kaum
einem Zweifel, daß wir in vorliegendem Exemplar einen echten, beiderlei
Geschlechtsprodukte enthaltenden Fermaphrodyten vor uns haben.
München im Juli 1915.
Eugen Arnold.
Eu ee
Beiträge zur Kenntnis der Schmetterlingsfauna Südbayerns
und der Alpenländer.
Von Ludwig Osthelder.
(Fortsetzung, vgl. Jahrg. 4 S. 26.)
Melitaea Fahr.
maturna L. Die Stammform in der Umgebung von Reichenhall (Gmain
Hallturm) Ende Juni, Anfang Juli.
Darunter die
var. Urbani Hirschke.
var. Woliensbergeri Frey. Am Aufstieg von Cortina zum Nuvolau in
Südtirol in etwa 1500 m Höhe Mitte Juli.
ceynthia Hb. Am 12. 7. 1908 auf dem Salobergipfel (1288 m) bei Füssen
ein frischgeschlüpftes Paar. Der Fundort ist von höheren Berg-
zügen durch breite Täler getrennt. Rebel gibt im Berge die untere
Grenze mit 1800 m, Vorbrodt gibt sie für die Schweiz mit 1500 m
an*). Bei der Gruttenhütte am Südhang des Wilden Kaiser in
etwa 1500 m Höhe Mitte Juli.
ab. pallida Spul. Im Cognetal (Piemont) oberhalb Cogne am Aufstieg
zum Colle Lauzon in etwa 2000 m Höhe Ende Juli.
aurinia Rott. Der Falter ist wohl auf die in Südbayern weit verbreiteten
Torfmoore und auf nasse Wiesen beschränkt, dort aber vielfach
etwa vom 20. Mai bis Mitte Juni unendlich häufig. Die Grundfarbe
schwankt von einem hellen Beingelb bis zu sattem Rotbraun, bald
einfarbig, bald in bunter Mischung der gelben und roten Färbung.
Die Randpunkte sind bei den 22 oft rein weiß. So entstehen Formen,
die der var. provincialis H.S. und sareptana Stgr. gleichen, es wäre
aber grundfalsch, diese Aberrationen mit den Namen dieser süd-
und osteuropäischen Lokalrassen zu bezeichnen, wie es noch mehr-
fach in sonst sehr guten Lokalfaunen aus der neuesten Zeit geschieht.
Auch Stücke, die sehr nahe an die var. merope Prun. hingehen,
finden sich im oberbayerischen Flachland.
Unter Hunderten von aurinia gleicht kaum ein Stück dem
andern, die Spielarten der Färbung und der Zeichnung gehen in
unzähligen kleinen Abweichungen ineinander über. Im allgemeinen
neigt aber die aurinia der südbayerischen Torfmoore, und zwar
um so stärker je mehr es den Alpen zugeht, zu einer Vermehrung
der schwarzen Zeichnung. Den Grund hierfür wie für das Auftreten
verhältnismäßig vieler ausgesprochen melanistischer Formen in
unseren Mooren finde ich in den scharfen Temperaturschwankungen,
*, In den rauhen Bayerischen Alpen haben hochalpine Falter vielfach
bemerkenswert tief gelegene untere Grenzen.
ab.
ab.
lol
ab.
ab.
ah.
var.
= mg
namentlich in den extrem kalten Nächten. Nach vieljährigen Be-
obachtungen der Kgl. Bayer. Moorkulturanstalt sind die nächtlichen
Temperaturminima in den Torfmooren gerade im Sommer oft bis
zu 10° niedriger als außerhalb der Moore, Kältegrade kommen in
allen Monaten, selbst im Hochsommer vor. Damit sind die Voraus-
setzungen für die Entstehung melanistischer Formen auf natürlichem
Wege gegeben.
virgata Tutt. 1 SQ aus dem Deininger Moos bei Schäftlarn. — Zu
dieser Aberrationsrichtung gehört auch die seltene Form, bei der
die äußere und innere Binde der Hinterflügel breit zusammen-
geflossen ist, wie es bei der var. alexandrina Stgr. stets der Fall
ist. 1 8 aus dem Rohrseemoos bei Kochel.
nigrolimbata Schultz. Bei Schleißheim, im Deininger Moos und Rohr-
seemoos beobachtet. Diese Form findet sich öfter vereinigt mit der
obseurata Krul., die infolge der oben erwähnten Neigung zur Ver-
mehrung der schwarzen Zeichnung sich allenthalben unter der
Stammform findet.
atricolor Schultz. 1 $ aus der Umgebung von Zürich.
impunctata Schultz. Je 1 $ aus den Mooren bei Schleißheim und
Markt Oberdorf im Algäu.
sebaldus Schultz. 1 & aus dem Deininger Moos (6. 6. 12), bei dem
die Unterseite einfarbig bleich gelb ist. Das Stück bildet zugleich.
auf der Oberseite eine prachtvolle Individualaberration: Das Schwarz
überwiegt stark, auf den Vorderflügeln sind die Binden im Mittel-
und Saumfeld zu langen beingelben Streifen zusammengeflossen;
die Hinterflügel sind fast schwarz mit kleinen beingelben Rand-
punkten, die äußere Binde der Hinterflügel ist nur noch als schmale,
gleichfalls beingelbe, ringförmige Einfassung der Flecken in der
Binde sichtbar.
merope Prun. Auf den Gipfelwiesen des Aggensteins bei Pfronten
im Allgäu bei 1800—1900 m Anfangs August. Scesvennatal im
Unterengadin und Pforzheimerhütte bei Mals in Südtirol Mitte
August.
Merope variiert genau in der gleichen Richtung wie aurinia ;
ich besitze die Formen virgata $% von der Pforzheimerhütte, dem
Ofenpaß und Albula, impunctata 2 von der Pforzheimerhütte; ebenso
finden sich der Form obscurata entsprechend sehr dunkle Stücke.
einxia L. In Südbayern von Ende Mai ab weit verbreitet und sehr häufig,
namentlich auf Mooren und nassen Wiesen, aber auch auf Wald-
wiesen. Stücke aus Südtirol (Waidbruck, Nonsberg, Pinzolo-Mitte Juni)
zeigen kaum durchgreifende Unterschiede von oberbayerischen.
— 49 —
ab. obseurior Stgr. Vom Dachauer und Deininger Moos besitze ich
stark verdunkelte 22.
phoebe Knoch. Um München im Dachauer Moos bei Schleißheim und
Lochhausen und im Jsmaninger Moos Ende Juni. Füssen (24. u.
29. 6. 08), Vomperloch in ca. 1000 m 12.7. 01, Großgmain 13. 7. 07,
Brennerstraße bei Innsbruck 2.7. 10. In Südtirol bei Trafoi (15. 7. 10),
Schlinig in ca. 1700 m Höhe (18. 7. 11), Bad Comano 17. 6. 10 schon
verflogen. Bei Schuls im Unterengadin noch Mitte August, Formazza-
tal in der Lombardei 22. 7. 08, Cognetal in Piemont Ende Juli. —
In der Umgebung von Lugano (Carabbia, Castagnola, Mte. Bre)
eine zweite Generation erste Hälfte September.
Bayerische Stücke besitzen durchschnittlich etwas mehr Schwarz
als solche aus den Südalpen. Am dunkelsten sind die Formen der
Nordalpen. Die stärkste Verminderung der schwarzen Zeichnung
hat die zweite Generation vom Luganersee.
ab. einxioides Muschamp. Verschiedene Stücke aus den Nordalpen
neigen stark zur Bildung dieser Form (Füssen, Innsbruck).
ab. melanina Bonap. Prächtige dunkle $ mit fast ganz schwarzen Hinter-
flügeln, die in der Zeichnungsanlage der Form navarinae Selys von
athalia entsprechen, besitze ich von Großgmain, Füssen und Inns-
bruck.
var. alternans Stz. Stücke aus dem Cognetal in Piemont stimmen mit
dieser Zermatter Form überein.
didyma OÖ. Auf der Weißenfluh bei Vitznau am Vierwaldstättersee am
15. 7. 02. Südtirol: Spondinig 17. 7. 12, Mals 18. 7. 12. Zweite
Generation bei Klausen 12. 9. 09, Bozen 17. 9. 03, Lugano (Monte
Bxe)i2. 9. 0D:
var. alpina Stgr. Cognetal in Piemont in 1000—1500 m Höhe 26.—28. 7. 08.
Eine kaum namensberechtigte Form!
ab. 9 nigra Balestre. Cognetal 27. 7. 08, Großer St. Bernhard 29. 7. 08,
var. meridionalis Stgr. Waidbruck 17. 7. 06 (dieSg sehr groß und typisch),
Sarntal bei Bozen mit großem, rostiarbenem 9.
ab. occidentalis Stgr. Lugano (Mte. Bre) 7. u. 12. 9. 05.
In meiner Sammlung besitze ich zwei prächtige Aberrationen
aus der Umgebung von Zürich. Die eine (3) trägt auf dem linken
Vorderflügel ober- und unterseits breite schwarze Streifen, die ober-
seits zusammenfließen. Der rechte Vorderflügel ist ziemlich normal
mit etwas vermehrter schwarzer ‚Zeichnung. Die Hinterflügel sind
gleichfalls normal.
Die andere (?) trägt im Mittelfeld der Vorderflügel breite,
gelbe, grau bestäubte Streifen. Die Hinterflügel sind vom Wurzel-
feld gegen den Analwinkel breit schwarz, sonst zeichnungslos hell-
rostfarben. Die Unterseite der Hinterflügel ist im Wurzelfeld ganz
rostfarben mit breiten schwarzen Flecken und ebensolcher Ein-
- fassung, im übrigen hellgelb mit schmaler, etwas unterbrochener,
blaßrostfarbener Binde ohne die sonst vorhandene schwarze Ein-
fassung und schwarzen Randpunkte. Unterseite der Vorderflügel
ziemlich normal.
athalia Rott.
ab.
In Südbayern namentlich auf Moor- und Waldwiesen, in den
Alpen auf Waldwiesen und in lichten Wäldern verbreitet und stellen-
weise sehr häufig; an den wärmeren Punkten Südbayerns von Ende
Mai an; nördlich der Alpen wohl überall nur in einer Generation.
Die bayerischen und nordtiroler Stücke sind durchschnittlich etwas
kleiner und dunkler als die Form der Täler der Südalpen, die ich
im Cognetal bei Aosta (Piemont) Ende Juli 1908 in besonders großen
feurigen Stücken antraf. Eine Form mit stark geschwärzten Hinter-
flügeln, bei der häufig nur mehr eine rostbraune Binde scharf aus-
geprägt erhalten ist, traf ich im Osten der bayerischen Alpen (Gmain,
Ramsau). Am Stilfser Joch fliegt athalia noch 2300 m hoch bei
der Franzenshöhe.
Eine interessante Form der zweiten Generation beobachtete ich
am 12. 9. 1905 zahlreich auf den Gipfelwiesen des Monte Bre& bei
Lugano. Sie ist durchschnittlich wesentlich kleiner mit gestreckteren
Flügeln, in der Zeichnung auf der Ober- und Unterseite matter.
Auf der Unterseite sind die schwarzen Zeichnungen breiter, die
Mittelbinde der Hinterflügel ist weiß mit mehr oder minder starkem
Perlmutterglanz und nach außen auffallend spitz gezackt.
Athalia variiert außerordentlich und es finden sich namentlich in
Südbayern oft Stücke, die nur bei genauer Prüfung von aurelia
oder britomartis zu unterscheiden sind.
© leucippe Schneid. mit auffallend kontrastierenden rostbraunen
und hellgelben Binden, der Form alternans von phoebe entsprechend,
findet sich namentlich im bayerischen Alpengebiet häufiger (Hohen-
schwangau, Füssen, Rohrseemoos am Kochelsee, Reichenhall).
ab. hertha Quens. Miesing bei Schliersee 28. 7. 03; Wocheiner See in
Kran 22:0, 0.
ab. navarina Selys. Ein prachtvolles $ im Juni 1912 im Bachhauser
Filz.
a
aurelia Nick. In Südbayern in weitester Verbreitung auf allen Torf-
mooren, auch auf Wald- und Heidewiesen von Ende Mai bis Mitte
Juli. In den Torfmooren stellenweise sehr häufig, namentlich im
Rohrseemoos bei Kochel. Auf den Hochalpen beobachtet am Miesing
bei Schliersee (ca. 1700 m, 28. 7. 03), bei Obladis im Oberinntal
(ca. 1500 m, Ende August), auf dem Vilan im Prättigau (ca. 2000 m,
22.93. 08).
Die Art bildet wie athalia und parthenie prachtvolle Aberrationen.
Einen stark verdunkelten, der Form molpadia von parthenie ent-
sprechenden & fing ich am 6. 6. 15 im Rohrseemoos bei Kochel.
Die Oberseite ist tiefschwarz; die Vorderflügel haben im Saum-
feld breite rotbraune Streifen und einen gleichen Wurzelfleck; auf
den Hinterflügeln ist nur die äußere Fleckenreihe schwach angedeutet.
Unterseite: Die Vorderflügel sind einfarbig braun mit starker schwar-
zer Zeichnung; die Hinterflügel sind im Wurzelfeld einfarbig braun,
dann folgt eine sehr breite hellgelbe Mittelbinde mit starker schwarzer
Einfassung und schwarzbestäubten Rippen; die braune Kappen-
binde ist nur klein und verschwommen angedeutet; das Saumfeld
ist schmal gelb.
Ein der athalia-Form navarına Selys. entsprechendes 2 fing
ich an der gleichen Stelle am 3. 7. 06.
britomartis Assm. Im Rohrseemoos bei’Kochel Ende Mai und Anfang
Juni nicht selten unter athalia und aurelia.
parthenie Bkh. Nur an zwei eng begrenzten Flugstellen auf Sumpf-
wiesen am 4. und 11. 7. 08 bei Markt Oberdorf im Allgäu beobachtet.
var. varia M. Dr. Pforzheimerhütte bei Mals, Ofenpaß, Stilfserjoch von
Ende Juli an. In großen Stücken im Cognetal in Piemont am Auf-
stieg zum Colle Lauzon in ca. 2200 m Höhe am 27. 7. 08.
ab. corythalia Hb. Unter varia nicht selten: Pforzheimerhütte 18. 7. 10
Cognetal.
ab. navarina Selys. ein 9, zu varia gehörig, am 14. 8.13 im Val viola,
bei Bormio.
ab. molpadia Obth. Zwei prachtvolle $ aus der Umgebung von Zürich.
dietynna Esp. In Südbayern in ähnlicher Verbreitung wie athalia häufig
von Anfang Juni bis Juli. In den Nordalpen bei Großgmain und
Füssen Anfang Juli, im Hinterautal im Karwendelgebirge Mitte
Juli, auf dem Edelsberg bei Pfronten in ca. 1400 m Höhe Mitte
August, im Allgäu im Rappenalptal (11. 8. 08) und bei Gerstruben
(Ende August).
Südtirol: Waidbruck 20. 6. 09, Bad Razes 17. 7. 06, Comano
17. 6. 09, am Stilfserjoch beim Weißen Knott 15. 7. 10 und bei der
Franzenshöhe 17. 8. 10. Wocheiner See in Krain 22. 6. 10.
Schweiz: Abendberg bei Interlaken 7. 7. 02, Scarltal 11. 8. 03.
Cognetal in Piemont 28. 7. 08.
Die Stücke aus den Südalpen sind größer und stärker rotbraun
gezeichnet als die bayerischen; Stücke aus den höheren Alpenlagen
sind kleiner, die rotbraunen Zeichnungen sind verkleinert und stark
aufgehellt (Gerstruben, Scarltal, Cognetal).
ab. seminigra Muschamp. Im Gebirge nicht selten unter der Art: Groß-
gmain, Hinterautal, Kochel, Füssen, Wilderswyl im Berner Oberland,
ab. navarina Spul. 1 & Bachhauser Filz.
ab. fasciata Lambill.e. Je 1 2 von Hohenschwangau 28. 7. 07 und aus
dem Saxetental im Berner Oberland 8. 7. 02.
asteria For. Scesvennatal im Unterengadin 11. 8. 03.
= Für Redaktion: Max Korb, München.
een el [WW ur
fe "MITTEILUNGEN ech
der Münchner Entomologischen Gesellschaft, e.V.
6, Jahrgang 1915.
München, Septbr, mit Dezbr. Nummer 9-12.
Ausgegeben am 31. Dezember 1915. (Nachdruck verboten.)
Parnassius apollo in Bayern und einigen Grenzbezirken
von R. Waltz.
Als H. Stichel im Jahre 1899 den mitteleuropäischen Parn.
apollo von der nordischen Rasse unter dem Namen geminus ab-
trennte, hat diese Teilung nicht die uneingeschränkte Anerkennung
der Entomologen gefunden und als er dann später im Jahre 1906 noch
die Unterart melliculus aufstellte, bedeutete diese Neuerung „einen
Stich ins Wespennest‘‘, wie er sich selbst ausdrückte. Der Grund hier-
für ist jedoch kaum in einem Mangel der Zweckmäßigkeit begründet,
sondern der ungenauen vom Autor selbst nur als relativ brauchbar
bezeichneten Diagnose zuzuschreiben. Für Stichel bedeutete ge-
minus einen Kollektivbegriff für ‚die Gesamtheit der den europä-
ischen Hoch- und Mittelgebirgen‘‘ angehörigen Formen mit Ausnahme
der schwedischen Rasse. Die spätere Beschränkung dieser Kollektiv-
form auf die Hoch- und Mittelgebirge Mittel- Europas *) trägt zur
Klärung der Analyse nicht bei. Daß bei der großen Veränderlichkeit
des Apollofalters und bei dem tatsächlichen Bestehen einer Anzahl terri-
torialer Formen mit diesem Sammelbegriff für die Systematik nicht
viel anzufangen ist, liegt auf der Hand. Brauchbar indessen wird die
Trennung, wenn wir auf den anderen Teil der Analyse: „namentlich
des Deutsch-österreichischen Alpengebietes‘‘ die ausschließliche Be-
tonung legen. In dem Sinne, daß unter geminus die Form des
deutsch-österreichischen Alpengebietes, dem noch das schweizerische
Alpenland beizuziehen wäre, zu verstehen ist, hat sie ihre volle Berech-
tigung.
Die spätere Ausscheidung der Unterart melliculus erfolgte
in der richtigen Erkenntnis, daß es sich bei dieser hauptsächlich im
*) Seitz: Großschmetterlinge der Erde.
Be ee
bayerischen Jura heimischen Form um eine gut charakterisierte namens-
berechtigte Subspezies handelt.
Ohne auf die Unterschiede in der äußeren Erscheinung der beiden
Rassen näher einzugehen, möchte ich zur vergleichenden Betrachtung
ein- Stück der Eichstätter-Gegend (Tafel I Fig. 1) einem solchen
der Allgäuer Berge (Taf. I Fig. 4) gegenüberstellen. (Wie weit
das Fluggebiet der einen und der anderen Rasse reicht, soll weiter unten
behandelt werden.)
Die Gegenüberstellung der beiden Stücke zeigt ohne weiteres,
daß es sich um zwei verschiedene Rassen handeln muß. An der Schwierig-
keit auch für fortgeschrittene Entomologen die einzelnen Apolloformen
selbst bei Kenntnis des Fundortes der richtigen Rasse zuzuteilen, trägt
nur die Ungenauigkeit der ursprünglichen Analyse die Schuld. Diese
Ungenauigkeit liegt einerseits in der doppelten Erwähnung der Mittel-
gebirgsheimat sowohl für melliculus als auch für geminus,
andererseits in der unrichtigen geographischen Zugehörigkeitsbezeich-
nung der einzelnen Fluggebiete. Die Unsicherheit wird vermehrt durch
die unangenehme Sucht nachfolgender Autoren für jeden Fundort eine
neue Lokalrasse zu creieren. So entsteht zu dieser Unsicherheit noch
ein Wust von Namen, der den Weg zur Einfachheit der Systematik
verlegt.
Mir erscheint der Grundgedanke der Stichelschen Formenteilung
als der einzig richtige, und zwar in dem Sinne, daß unter melliculus
die jurassische, unter geminus die alpine Rasse zu ver-
stehen ist, während die in den übrigen, nicht zur Jura- oder alpinen
Formation gehörigen, deutschen Mittelgebirgen heimischen Formen als
lokale Varietäten bestehen bleiben. Diese systematische Gliederung ist
in den geologischen Bodenverhältnissen der Apolloheimat begründet.
Die Raupe von Parn. apollo lebt monophag auf Sedum album und
dieses wieder gedeiht nur auf Kalkboden. Soweit es auch auf anderen
Gesteinsarten wächst, ist fraglich ob an diesen Plätzen nicht Kalk-
formationen eingesprengt sind oder ob die Erde nicht stark mit kalk-
haltigem Gestein vermengt ist.
So ist z. B. die Stelle, an der bei Berneck im Fichtelgebirge
Sedum album wächst, nur wenige Quadratmeter groß. Die Bodenfor-
mation gehört dem Devonsystem an, ist also mit Kalk gemischt. Die
Umgegend von Berchtesgaden ist ausschließlich Keuper, nur
einige der den Königssee umragenden Berggipfel sind Lias. Diesen hat
einst ein Bergsturz mit zu Tal gerissen und auf seinen Trümmern wächst
Sedum. Vor vielen Jahren flog apollo auch beim Dorfe Königssee.
Dort wächst heute noch Sedum album, jedoch nur an künstlichen Stein-
ZU
bauten, die als kleine Mauern die Landstraße einsäumen oder die in
Blöcken als Grenze zwischen Wiesen aneinander gereiht, aus den Kalk-
steinbrüchen der Berge herbeigeholt wurden.
Am vorzüglichsten und prächtigsten gedeiht Sedum auf reinem
Kalkboden und deshalb ist auch der mächtige Stock des Jura, der in
660 km langer Ausdehnung vom Rhonedurchbruch bei Genf bis zum
Main bei Lichtenfels sich hinzieht, als geognostische Juraformation
bis in die Gegend von Koburg sich verfolgen läßt, ein Hauptfluggebiet
von apollo, in welchem er überall häufig anzutreffen ist. In solch ge-
waltiger zusammenhängender Masse tritt das reine Kalkgestein nirgends
mehr an die Erdoberfläche. Wo es in den Alpen zutage kommt, bildet
es teilweise bandartig sich hinziehende Streifen, teilweise ragen bald
mächtige, bald kleinere Inseln aus anderen Gesteinsarten auf.
Während so die Jurarasse ein einheitliches zusammenhängendes
Gebiet bewohnt und infolgedessen wohl auch einheitlicher und ge-
schlossener in der äußeren Form auftritt, erscheint geminus in ein-
zelne territoriale Einheiten aufgelöst, die aber doch in den Hauptmerk-
malen, wie Größe, Flügelschnitt, Beschuppung und Geschlechtsdimor-
phismus übereinstimmen.
Der systematischen Trennung in eine alpine und eine jurassische
Form hat sich K. Vorbrodt in seinem ausgezeichneten Werke ‚Die
Schmetterlinge der Schweiz‘‘ angeschlossen mit der Modifikation, daß
er den von Fruhstorfer aufgestellten Namen nivatus für Exem-
plare aus dem Schweizer Jura akzeptiert hat, welche Bezeichnung auch
Dr. Rebelin Fr. Berges Schmetterlingsbuch anerkennt. Da nun
unser engeres bayerisches Vaterland, das als Fluggebiet innerhalb Deutsch-
lands für Parn. apollo L. haupttsächlich in Betracht kommt, eine im all-
gemeinen der Schweiz ähnliche topographische Gliederung in Jura,
Zwischenland und Alpen zeigt, so findet die für die Schweiz aufgestellte
systematische Gliederung der Apolloformen nur ihre natürliche Fort-
setzung im schwäbischen und fränkischen Jura einerseits und in den
bayerischen Voralpen andererseits.
Die Stichelsche Diagnose:
„melliculus ist eine Form, welche im allgemeinen durch einen
rundlichen Flügelschnitt auffällt, Grundfarbe rein weiß, sehr
dicht beschuppt, Glassaum des Vorderflügels schmal, verkürzt,
nicht selten die weiße Grundfarbe bogenförmig bis zum Rande
vortretend, die schwarzen Flecke groß, kräftig; Htfl. mit sehr
großen, meist reich weiß gefüllten Ocellen, stark entwickelten
zuweilen bindenartig bis zur hinteren Ocelle vermehrten Anal-
flecken der Flgl,, sonst ohne Spur submarginaler Zeichnung;
99 stellenweise etwas schwarz bestäubt, Ocellen besonders groß,
Neigung zur Bildung der ab graphica. Hfl, mit leichter sub-
marginaler Schattierung. Fransen beim 3 an beiden Flügeln,
beim 2 am Hfl. vorwiegend rein weiß. Schwaben, Nieder-
bayern: Donaugebiet bei Donauwörth und Regensburg, ver-
mutlich auch in gleichen Eigenschaften im Schwarzwald, in
Franken und der Oberpfalz einschl. Fichtelgebirge“
ist anwendbar auf sämtliche im deutschen Jura und den angegliederten
Mittelgebirgen (Schwarzwald im Südwesten, Fichtelgebirge und Franken-
wald im Nordosten) fliegende Formen. Ungenau ist die geographische
Lagebezeichnung der Flugplätze. Es muß richtig heißen: Schwaben:
Donaugebiet, Ulm und Donauwörth, Niederbayern: Kelheim, Ober-
pfalz: Regensburg, vermutlich usw.
Demnach sind also die schwäbischen Stücke und die Stücke des
Donautales bis Regensburg als die typischen Melliculus-Stücke an-
zusehen und es ist unrichtig, wenn hiefür Pagenstecher in seinen
Abhandlungen „Parn. apollo L. im Jura und über die Verbreitungs-
bezirke und die Lokalformen von Parn. apollo L.“ eine eigene Form
suevicus aufstellt.e. Sie hat nur eine Berechtigung als Unterart von
melliculus, wenn dieser als jurassische Form gilt. Ebenso ungenau ist
in Pagenstechers Abhandlung die Behauptung, daß apollo aus
dem fränkischen Jura und der fränkischen Schweiz von Stichel als
melliculus bezeichnet wurde. Stichel „vermutet“ nur, daß an diesen
Fundorten apollo in gleichen Eigenschaften vorkommt und diese Ver-
mutung trifft nicht nur zu, sondern die Stücke aus diesen ‚Gegenden
tragen die melliculus-Merkmale in besonders prägnanter Form. Die
gleiche Schlußfolgerung gilt für die Stücke aus dem Schwarzwald, die
Pagenstecher marcianus nennt. Auch der Schwarzwald-apollo gehört
nach Stichel zu denen, die „vermutlich die gleichen Eigenschaften
besitzen“ und da Pagenstecher selbst zugeben muß, daß die
Schwarzwaldform ‚eine der Juraform verwandte Lokalrasse‘“ und eine
„der benachbarten Schwäbischen Alb verwandte Apolloform‘“ sei, sO
gehört sie eben zu melliculus und die Behauptung ‚‚apollo aus Todtnau
(Schwarzwald) gehöre nicht zu melliculus“ ist unrichtig. Denn er zeigt
die melliculus-Merkmale deutlich ausgeprägt, so den Flügelschnitt und
die kräftige Beschuppung; mit den Schwarzwaldstücken hat er den
schmalen bis zur Flügelmitte reichenden Glassaum und die deutlich
getrennte Submarginalbinde gemeinsam, die nicht weiter als der Glas-
saum herunterreicht.
Auf den Hinterflügeln ist die kräftige basale Schwarzfärbung
eine gemeinsame Eigentümlichkeit, ebenso das Fehlen des Glasrandes
a
und die nur durch einen schwachen Schatten angedeutete Kappenbinde.
Der Geschlechtsdimorphismus ist bei weitem nicht so ausgeprägt wie
bei bayerischen alpinen Stücken, worüber noch zu sprechen sein wird.
Für den im Fichtelgebirge, dem nördlichen Ausläufer des
Jura, fliegenden apollo hat Fruhstorfer den Namen ancile auf-
gestellt. Die nähere Beschreibung hat er sich allerdings erlassen, er
hat nur festgestellt, ‚‚dieses neue Bindeglied (?) könnte vielleicht anczıle
heißen wegen der distal zugespitzten auch sonst mehr ovalen als rund-
lichen hinteren Ocelle der Hinterflügel“. Da auch Pagenstecher
bei Niederschrift seiner Abhandlung über Lokalformen von Parn. apollo
Originalstücke nicht vorgelegen haben und die Beschreibung der weib-
lichen Form überhaupt fehlt, so sei mir gestattet unter Anlehnung an
die von Herrn Pastor Pfitzner in Sprottau gelieferte Beschreibung
die Diagnose nachzuholen:
Das eine mir zur Verfügung stehende Stück ist leider schon ziem-
lich alt. Es ist ein 2 von 74 mm Größe, mit dichter Beschuppung und
' von Elfenbeinfarbe. Die Oberflügelflecke sind scharf schwarz, die Form
und Anordnung stimmt mit der von Herrn Pastor Pfitzner gegebenen
Beschreibung für das männliche Tier überein. Der untere Costalfleck
ist rot gekernt. Der Glasrand ist schmal, die Submarginalbinde schwach
und verläuft zusammenhängend, parallel dem Glasrand, erreicht jedoch
den Innenrand nicht. Die Ocellen der Hinterflügel sind groß, breit
schwarz umrandet, gelbrot, beide Ocellen mit weißem Spiegel, wovon
der untere größer ist. (Keine Anlage zu graphica.) Die unteren Ocellen
des einen mir vorliegenden Stückes sind kreisrund und entgegen der
Beobachtung Fruhstorfers nicht distal zugespitzt. Die drei
Analflecke sind zusammenhängend ohne rote Schuppen, jedoch das
Rot der Unterseite durchscheinend. Der dritte innere Analfleck ist
gut ausgebildet. Den Hinterflügeln fehlt der Glasrand, die Kappen-
binde ist schwach angedeutet. Die Basalfärbung ist ausgedehnt aber
schwach, die darunter liegenden roten Wurzelflecke gleichfalls schwach. |
Das Stück ist in der Sammlung des Vereins Zoologischer Garten E. V.
München.
Das andere @ aus meiner eigenen Sammlung (gef. Aug. 1898)
spannt 70 mm. Form, Farbe und Zeichnung stimmen mit den männ-
lichen Stücken und mit der vorhergehenden Beschreibung vollkommen
überein. Nur das Rot der Ocellen ist scharlachfarben und der weiße
Spiegel der hinteren Ocellen wird strichförmig durch die rot bestäubte
Ader III, in zwei Teile geteilt (ab graphica). Auch bei diesem Stücke
sind die unteren Ocellen der Hinterflügel kreisrund, nur die Ocelle des
linken Hinterflügels erweckt den Eindruck als sei sie distal zutespitzt,
BB N EL
was daher rührt, daß der durch die Ocelle hindurch gehenden Ader III,
bei ihrem Austritt aus dem schwarzen Rand einige schwarze Schuppen
aufgesetzt sind, so daß der Ring an dieser Stelle etwas breiter erscheint.
Von den drei kräftigen Analflecken trägt der mittlere einen roten Punkt,
dem auf der Unterseite ein weißer Spiegel entspricht.
Zur melliculus- Rasse gehören sonach alle Formen, welche
an folgenden bis jetzt bekannten Örtlichkeiten vorkommen:
l. Schwarzwald: Hornberg, Schiltachtal, Waldkirch, Höllental b.
Freiburg, Löffingen, Belchen, Todtnau, Badenweiler, Tiefenstein
(Albtal), Schlüchtta!.
ll. Jura-Formation:
a) Schwäbischer Jura: Randen, Hohenstoffeln, Donautal bei
Sigmaringen, Ulm, Lautertal, Blautal, Heuberg, Albuch,
Remstal b. Gmünd, Kochertal b. Aalen,
b) Fränkischer Jura: Donautal b. Donauwörth, Kelheim, Regens-
burg, Wörnitztal b. Harburg, Altmühltal b. Solnhofen, Eich-
stätt u. Riedenburg, Pegnitztal b. Pommelsbrunn, Hersbruck.
c) Fränkische Schweiz: Betzenstein, Staffelstein, Gößweinstein,
Muggendorf, Streitberg.
Fichtelgebirge: Berneck (seit 1898 nicht mehr nachweisbar
gefangen).
IV. Franken wald: Höllental b. Bad Steben, Langenauertal, Loben-
stein, (an diesen Plätzen seit Mitte der 90er Jahre nicht mehr
nachweisbar erbeutet).
V. Saaletal: Ebersdorf, Zoppothen, Burgk (an diesen Plätzen seit
1905 nicht mehr nachweisbar gefangen).
\ Damit ist das Vorkommen von Parn. apolloim bayer. Jura und seinen
Ausläufern erschöpft. In dem Zwischenland, der Schwäbisch-bayerischen
Hochebene, ist die Gattung nicht heimisch und wir stoßen erst wieder
in den Alpen und ihrem Vorlande auf ihre Vertreter.
Läßt sich die Jura-Rasse leicht systematisch zusammenfassen, so
liegen die Verhältnisse bei der alpinen Apolloform weit schwieriger.
Hier ist die Stichelsche Diagnose:
Geminus ist die Bezeichnung für die gewöhnliche Form aus den
Hoch- und Mittelgebirgen Mitteleuropas, soweit iür gewisse
Bezirke nicht besondere Namen aufgestellt sind. Die Form ist
kleiner als die typische, Vfl. in der Regel mit unvollkommener
grauer, seltener schwärzlicher, Hfl. mit ganz schwacher Sub-
marginalbinde, oder ohne solche, Ocellen häufig mit weißem
Spiegel. Die Ausbildung der Vorderflügelflecke veränderlich,
initunter der jenseits der Zelle liegende stark reduziert oder der
—
11.
ER
Zellfleck herzförmig verzerrt, die 22 meistens mit mäßig
grauer Bestäubung. Type vom Berner Oberland (Grindelwald).
so allgemein sie gehalten ist, auf die in den Bayerischen Alpen fliegenden
Formen nicht anwendbar und der Name läßt sich nur dann aufrecht
erhalten, wenn er als Rassen bezeichnung auf die Bewohner der
alpinen Region des deutsch-österreichischen und schweizerischen
einschließlich des angrenzenden italienischen und französischen Alpen-
‚gebietes Anwendung findet. Nur in diesem Sinne kann der Name
-geminus beibehalten werden. Erschwert wird die systematische
Gliederung der alpinen Formen weiter dadurch, daß verschiedene Flug-
höhen in Betracht kommen, innerhalb welcher sich verschiedene
charakteristische Lokalvarietäten herausgebildet haben, die unter sich
-in der Zeichnung, weniger im Habitus verschieden sind. Hier herrscht
nicht das gleiche Prinzip wie etwa bei Colias v. europome Esp. und v.
europomene Ochs., die von allen über 1500 m liegenden Flugplätzen die
gleichen Unterscheidungsmerkmale aufweisen.
Daher ist auch die Teilung in gemin u s Stich. für die Talbewohner
und montanus Stich. für Höhenformationen undurchführbar, der
Name montanus nur auf die Ortlerstücke *) anwendbar, wenn er, wie
schon Pagenstecher aus verschiedenen Gründen vorgeschlagen
hat, nicht überhaupt ganz zu verwerfen ist.
Es ist deshalb nach dem Beispiel Vorbrodts unsere bayerische
alpine Apolloform der geminus-Rasse einzureihen, aus der sich ver-
schiedene Lokalvarietäten herausgebildet haben. Auffallend ist hierbei
die Übereinstimmung sämtlicher der bayerischen alpinen Fauna an-
gehörigen Stücke in Habitus und Zeichnung, so daß mit Leichtigkeit
und mit einem gewissen Schein von Berechtigung eine spezifisch baye-
rische alpine Subspezies herausgeschält werden könnte.
Die vergleichende Betrachtung der in den bayerischen Alpen hei-
mischen Apollo-Formen läßt es zweckmäßig erscheinen die physikalischen,
nicht die politischen Grenzen zugrunde zu legen. Als solche seien
westlich ‚der Rhein von seinem Eintritt in den Bodensee bis zur Mün-
dung der Ji, dann deren Tal bis Bludenz angenommen; die südliche
Begrenzung. bilde der Arlberg bis Landeck, von hier das Inntal bis zur
Mündung der Spiller, dann das Salzachtal bis zum Knie, welches Tal
in seiner nördlichen- Fortsetzung--auch- die östliche--Grenze bilden soll.
Zwischen diesen Tälern, im Westen beginnend, liegen der Bregenzer-
wald, sodann die Allgäuer Alpen, hieran anschließend ziehen sich die
Nordtiroler Kalkalpen nördlich des Inn entlang; ihnen ist im Norden
*) Seitz: Großschmetterlinge d. E. I. Teil pag. 36.
a I 3,
das Bayerische Oberland vorgelagert. Zwischen Inn und Salzach erhebt
sich der Gebirgsstock des Kaisergebirges, der sich nach Osten in den
Loferer Steinbergen sowie den Bergen des Berchtesgadener und Salz-
burger Landes fortsetzt. In diesem Gebiet ist Geminus überall an-
zutreffen, wenn er auch in einigen Gebirgsgruppen nur vereinzelt vorkommt.
Im allgemeinen sind die Formen der einzelnen Örtlichkeiten gut cha-
rakterisierte Lokalvarietäten, die, soweit die bayerischen alpinen Formen
in Betracht kommen, scharf und dunkel gezeichnet sind. Grundfarbe
rein weiß mit einem Stich ins Graue oder elfenbeinfarben, die Zeich-
nungen tief schwarz, die hyalinen Ränder von mittlerer Breite und eben-
falls auffallend dunkel, die submarginalen Binden der Vorderflügel
außerordentlich breit und. dunkel, ebenso die der Hinterflügel; in we-
nigen Ausnahmen nur andeutungsweise vorhanden. Neigung zur Ver-
mehrung und Ausdehnung der schwarzen Beschuppung, Ocellen lebhaft
karminrot mit kleinem weißen Spiegel, der manchmal ganz fehlen kann.
Charakteristisch für die den Bayerischen Alpen entstammenden Formen
ist die ausgedehnte Basalbestäubung der Hinterflügel (wie sie mitunter
auch bei einigen anderen Formen montaner Gegenden zu beobachten
ist), wobei die weißgebliebene Zelle sehr häufig nahezu ganz umschlossen
wird. Ein gutes Beispiel bietet die nachstehende Abbildung, Type
aus Kufstein.
Parn. apollo var. geminus Stich. von Kufstein.
Die Tiere sind in der Regel kleiner als melliculus aus Bayern, wenn
auch Stücke bis zu 76 mm Spannweite vorkommen, was jedoch als Aus-
nahme zu betrachten ist. Bemerkenswert ist der ausgeprägte Sexual-
dimorphismus der bayerischen alpinen Rassen. Die $2 Stücke sind
sämtlich viel dunkler als die 33, die schwarze Beschuppung ist aus-
geprägter, ausgedehnter und intensiver als bei diesen. Die zwischen
den schwarzen Stellen stehengebliebene Grundfarbe ist leuchtend weiß,
so daß die Zeichnung eine ungemein kontrastreiche Wirkung hervor-
bringt.
Als erste Vertreter dieser alpinen Rasse sind für unsere Betrach-
tung die Stücke aus dem Bregenzerwald zu erwähnen, die die
der geminus-Form eigentümlichen Merkmale aufweisen: so den elfen-
beinfarbenen Grundton und die gedrungenere Flügelform. Der Glas-
saum ist schmal (3 mm) und erreicht wie die breite und dunkle Sub-
marginale den Innenrand. Auf den Hinterflügeln fehlt der Glasrand,
nur die Aderenden sind berußt. Die Kappenbinde scheint von unten
durch und zieht vom Vorderrand bis zu den Analflecken. . Diese sind
zusammenhängend, die äußere ist in der Regel rot gekernt, zum min-
desten ist die rote Färbung von unten durchscheinend. Die kleinen
karminroten Ocellen sind mit rundem, weißem Spiegel geschmückt.
Bei den 92 ist die vermehrte dunkle Bestäubung bemerkenswert.
Die Größe der in der früheren Pagenstecherschen Samm-
lung steckenden Tiere schwankt bei den Sg zwischen 62 und 69 mm,
bei den 22 zwischen 67 und 70 mm. Leider ist die Bezettelung ungenau,
die Etiketten tragen nur den Vermerk ‚„Bregenzerwald-Vorarlberg‘.
Aus den Allgäuer Alpen führt Pagenstecher uns ein
& Stück aus Oberstdorf und ein 2 von der Hohen Gaucht
im Lechtalauf. In der Umgebung von Oberstdorf ist es mir nicht
gelungen ein Exemplar zu erbeuten, oder auch nur zu Gesicht zu be-
kommen, obwohl ich mehrere Jahre dort während der Flugzeit sammelte
und mit einem Freund das Oytal, das schon Kolb als Flugplatz auf-
führt, tagelang abstreifte. Auch nach Angaben sehr verläßlicher
Sammler ist apollo im Oytal nicht zu finden. Herr Maus T in Wies-
baden hat das von Pagenstecher erwähnte Stück gefangen; es
hat eine auffallende Übereinstimmung mit den männlichen Exemplaren
vom Königssee und ist von solchen nicht zu unterscheiden. Dagegen
besitze ich durch die außerordentliche Güte des Herrn Oberlandesgerichts-
rates Schätz in Fürth ein &9, welches Herr Dr. E. Enslin in Fürth
an einem in etwa 1500 m Höhe gelegenen Hang der Oberstorfer Berge
erbeutete. Das Pärchen ist in mancher Hinsicht interessant. Einmal
dadurch, daß es erst am 9. Sept. 1915 in noch recht gutem Zustande
gefangen wurde dann durch seine Zeichnung und Färbung, $ 68 mm,
Grundfarbe weiß, Vorderflügelzeichnung typisch für bayerische alpine
RED Nee
Stücke, Hinterflügel mit kräftiger Basalzeichnung, Analflecke strich-
förmig, Adernenden schwarz bestäubt, Kappenbinde angedeutet.
Hintere Ocelle klein und vollständig strohgelb ausgefüllt, obere
Ocelle größer, zinnoberrot; auf der Rückseite sind die Flecke ebenfalls
hell zinnoberrot. Das 2 ist entsprechend der bartholomaeus-Rasse kon-
trastreich mit vielem Schwarz gezeichnet. Glassaum breit, und mit
der breiten Submarginale stellenweise zusammengeflossen. Diskoidal-
feld stark schwarz beschuppt. Hinterflügel vorn weiß, mit breitem
Glassaum und breiter dunkler Kappenbinde, die den Flügel von Rand
zu Rand durchzieht, Basalzeichnung ausgedehnt und tiefschwarz,
Analflecke ohne Rot, zusammenhängend. Ocellen groß, karminrot,
beide mit weißen Spiegeln.
Aus der Füssener Gegend stehen nur Stücke aus der Ost-
helderschen Sammlung und von ihm gefangene zum Vergleich zur Ver-
fügung, die jedoch wahrscheinlich nicht als typische Vertreter des dor-
tigen Fluggebietes zu betrachten sind, da sie ausnehmend klein sind.
(2 83 67 und 63 mm.) Grundfarbe gelblichweiß, Oberflügelflecke klein,
samtschwarz, Costalflecke zusammenhängend, strichförmig schmal,
Glasrand schmal, nur wenig über die Flügelmitte reichend, Submarginal-
binde breit, aber nur soweit wie der Glassaum reichend. Flügelbasis
nur wenig schwarz.
Hinterflügel vorn weiß, Innenrand schwarz bestäubt in die Zelle
hereinreichend und dieselbe nach unten und außen teilweise umschlie-
ßend. Ocellen auffallend klein (wie bei pumilus Stich.) mit schwacher '
schwarzer Umrandung und wenig Rot auf weißem Spiegel. Ein Stück
mit deutlich weißem Ring zwischen schwarzem und rotem Ring (inter-
texta), Analflecke strichförmig schmal ohne Rot. Die schwarze Be-
stäubung des Innenrandes der Vrfl. reicht bis zu den Analflecken, Kappen-
binde ist durchscheinend. der dunkle Rand wird durch die breit schwarz
angelegten Aderenden gebildet. Auf der Unterseite tragen beide
Analflecke rote Punkte.
Vom Falkenstein imAllgäu ist auf Taf. II Fig. 1 und 2
ein dQ abgebildet, wovon Fig. 1, @ in der Sammlung des Herrn Assessor
L. Osthelder und von diesem gefangen, und Fig. 2, & in meiner
Sammlung von Herrn Apotheker Frank stammend, sich befinden.
Durch dessen Güte stehen mir eine größere Anzahl Stücke von der
gleichen Lokalität zur Verfügung, von denen die 22 68—76 mm im
Ausmaße haben. Die Maße der $g schwanken zwischen 66 und 70 mm,
doch befinden sich darunter auch Exemplare mit 64 und solche mit
71 mm Spannweite. 33 Grundfarbe rein weiß, Vorderflügelflecke mäßig
groß, samtschwarz, oval, Costalflecke klein, viereckig und getrennt,
BERN
Innenrandfleck klein und kreisrund. Glassaum 3—4 mm breit, den
Innenrand erreichend, die breite Submarginale ist tiefschwarz und
reicht ebenfalls bis zum Innenrand. Flügelbasis mäßig schwarz bestäubt.
Hinterflügelbasis kräftig schwarz bestäubt, in die Zelle herein-
reichend. Dieselbe teilweise umschließend und fast bis an die Analflecke
reichend, Submarginale deutlich, vom Außen- zum Innenrand reichend,
Glassaum schwach angedeutet, oder als breit schwarz angelegte Ader-
enden vorhanden. Ocellen mäßig groß, karminrot ausgefüllt mit weißem
Spiegel, der bei der oberen Ocelle manchmal fehlt.
Ocellen kreisrund, bei einigen Stücken ellipsenförmig, wobei jedoch
die verlängerte große Achse der Ellipse durch die Analfecke (nicht durch
die Flügelwurzel) hindurchgeht. Zwei schwarze zusammenhängende
Analflecke.
92 Grundfarbe rein weiß, schwarze Flecke wie bei dd,
außerdem mit vermehrter schwarzer Bestäubung auch an der Flügel-
basis, Glasrand breit (5 mm). Submarginale ebenfalls breit (3 mm),
erreicht ebenso wie der Glassaum den Innenrand. Hfl.: Glassaum und
Kappenbinde deutlich, Ocellen größer als bei 33, meist ganz rot aus-
gefüllt. Analflecke kräftiger, von denen manchmal der äußere, manch-
mal der innere, selten beide rot gekernt sind.
Aus dem Lechtal, und zwar aus der Gegend zwischen Reutte
und Weißenbach (845—887 m Höhe) steht mir ebenfalls durch
Herrn Franks Güte eine große Anzahl Falter zur Verfügung. Taf. I
Fig. 5 und 6. Größe der 22 69—74 mm. Größe der SS 68—72 mm.
Unter den 22 befindet sich ein Stück mit 55 mm. Unter den gg ein
solches mit 55 mm Spannweite. Besonders kleine Exemplare spannen
61—67 mm, besonders große 73—75 mm.
Farbe weiß mit einem Ton ins Gelbliche (elfenbeinfarben), Be-
schuppung kräftig, 2? im allgemeinen dunkler bestäubt als 3d.
Vorderflügel: schwarze Flecke groß, tiefschwarz, samt-
farben, Costalflecke getrennt, der obere klein, der untere groß, die Ränder
verwachsen (bei einem Stück ist der untere Costalfleck bis auf einige
schwarze Schüppchen verschwunden). Der obere Zellfleck oblong, der
untere viereckig (bei einem Exemplar sind die Zellflecke bis auf 2 mm
aneinandergerückt, während bei den übrigen Stücken der Zwischenraum
in der Regel 4 mm beträgt), Innenrandfleck groß, kreisrund, manchmal
oval. Der Glasrand ist bei den SS schmal und reicht bis zum Innen-
rand, die Submarginalbinde ist kräftig entwickelt, breit, schwarz, dem
Glasrand parallel laufend, den Innenrand jedoch nicht erreichend, auf
Ader III, und III, (nach Spuler) verdickt, zu einem liegenden latei-
nischen W ausgebildet. Bei den 22 ist der Glasrand breit und mit der
N
breiten Submarginalbinde durch Verschwinden der dazwischen liegenden
Grundfarbe fast vereinigt. Auf der Unterseite sind manchmal der
untere Costalfleck, manchmal der Innenrandfleck rot gekernt.
Hinterflügel: Schwarze Basalfärbung ausgedehnt und
tiefschwarz, den Diskus teilweise ausfüllend, manchmal denselben voll-
ständig umschließend. Analflecke zusammenhängend, der dritte meist
fehlend, bei manchen Exemplaren von unten durchscheinend. Anal-
flecke bei den JS wie bei den ?2 manchmal rot gekernt. Außenrand
dunkel bestäubt, oder wenn die Bestäubung fehlt, sind zum mindestens
die Aderenden schwarz gefärbt. Kappenbinde stets angedeutet und
zusammenhängend. Bei den $2 Außenrand und Kappenbinde stets
breit und deutlich vorhanden. Ocellen in beiden Geschlechtern kreis-
rund, obere und untere stets gleich groß, lebhaft karmin-
rot mit kleinen weißen Spiegeln, manchmal ohne solche. Bei den mir
vorliegenden 30 Stücken hat auch der weiße Spiegel der oberen
und der unteren Ocelle stets die gleiche Größe, fehlt er in
der oberen, so ist er auch in der unteren nicht vorhanden; ist
er in der einen nur durch einen Punkt angedeutet, so ist er
auch in der anderen nur als Punkt vorhanden. Die Unterseite
zeigt die Basalflecke dunkelkarminrot, Ocellen stets stark weiß gekernt
mit schmalem roten Ring, Analflecke häufig nur der zweite rot angelegt,
der auch zuweilen mit weißem Spiegel versehen ist.
Stücke vom Grameiserthalin den Lechtaler Alpen
von Herrn Könitzererbeutet. Taf. I Fig. 3u.4. 1269 mm, elfen-
beinweiß, Vorderflügel mit tiefschwarzen Flecken, Flügelwurzel tief-
schwarz bestäubt, Glasrand 5 mm breit, reicht bis zum Hinterrand,
Submarginalbinde kräftig schwarz, gleich breit den Innenrand erreichend
und sich etwas verjüngend. Die Submarginalbinde findet ihre Fort-
setzung auf den Hinterflügeln, wo sie als stark dunkel ausgeprägte, zu-
sammenhängende Kappenbinde vom Vorderrand bis zum Analwinkel
reicht. Glassaum vorhanden, zwischen diesem und der Kappenbinde
tritt die weiße Grundfarbe hell weiß hervor. Ocellen kreisrund, lebhaft
karminrot mit weißem Spiegel und dünn schwarz umzogen, die untere
größer als die obere; Analflecke groß, tiefschwarz, beide rot gekernt,
Basalfärbung tiefschwarz, mit ganz schwacher weißer Bestäubung, den
Diskus zur Hälfte ausfüllend, das Rot der Unterseite im Diskus durch-
scheinend. Unterseite der Vorderflügel normal ohne besondere Merkmale.
Auf der Unterseite der Hinterflügel erstrecken sich die Flecke der Basis,
deren Rot dunkler karmin ist als das der Ocellen, weit in das erste Flügel-
dritte]. Ocellen mit großem, weißem Spiegel, Analflecke mit großen
roten Punkten, der innere meist gekernt.
RE
2 33 Größe 64 und 67 mm, Habitus und Zeichnung sind die für
die bayerischen alpinen Formen typischer: Grundfarbe rein weiß, schwarze
Flecken groß, samtschwarz, Glasrand verhältnismäßig schmal, Sub-
marginalbinde tiefschwarz, Htfl. tiefschwarze Basalfärbung. Glasrand
und Kappenbinde deutlich vorhanden, Ocellen klein, karminrot, mit
kleinem weißen Spiegel. Analflecke strichförmig, schwarz.
Die in den Jahrbüchern des Nassauischen Vereins für Naturkunde
in Wiesbaden erschienene Pagenstechersche Arbeit „Über die
Verbreitungsbezirke und die Lokalformen von Parn. apollo‘ erwähnt
zwei JS vom Fernpaß, die meines Erachtens nicht den bayerischen
Alpen entstammen. Dafür spricht die hellweiße kräftige Beschuppung,
die dünne schwache Submarginalbinde der Vfl., der nur bis Ader III,
reicht und das vollständige Fehlen der Kappenbinde auf den Htfl. Die
kräftige zellumschließende Basalfärbung der Htfl. wäre allerdings eine
Eigentümlichkeit der bayerischen Alpenstücke, ist aber für sich allein
nicht genügend beweiskräftig, um sie mit Bestimmtheit der bayerischen
Alpenform einzureihen. Auch ist die Fundortetikette mit der bloßen
Bezeichnung ‚„Fernpaß“ von Pagenstechers Hand recht mangel-
haft.
Im Wettersteingebirge kann das Vorkommen nicht ein-
wandfrei belegt werden. Das in der Literatur behauptete Vorkommen
am Eibsee wird von Kennern der Fauna in Zweifel gezogen. Im Kar-
wendelgebirge fliegt apollo im Karwendeltal bei Scharnitz.
Hinsichtlich der Beschreibung verweise ich auf Deut. Ent. Zeitschrift
Heft II 1915 pag. 152. Parn. apollo aus dem Karwendelgebirge v. H.
Belling. Die mir vorliegenden Stücke, 2 33 1%, von Herrn Dorsch
und Wenger erbeutet, zeigen die gleichen Eigentümlichkeiten, wie sie
Herr Belling beobachtete.
Im Bayer. Oberland kommt Parn. apollo an einigen Stellen in
den für die Bayer. Alpen typischen Formen vor. SobeiOberammer-
gau. Den Bergen des Isargebietes sowie den Tegernseer- und
Schlierseerbergen fehlt apollo, weiter östlich treffen wir erst wieder bei
Oberaudorf in der Gegend des Wendelstein auf sein Flug-
gebiet. Östlich des Inn sind einige Stellen des Kaisergebirges
seine Wohnplätze und die Berchtesgadener Berge bilden
den östlichsten Teil seines Vorkommens in den Bayer. Alpen. Die
an den genannten Örtlichkeiten vorkommenden Formen zeichnen sich
ebenso wie die übrigen bayerischen Alpenstücke durch einen starken
Sexualdimorphismus aus. Während die 3& nicht anormal dunkel
erscheinen, ist bei den 22 die Vermehrung und Ausbreitung der
schwarzen Beschuppung eine Rasseneigentümlichkeit.
ae
Die Stücke aus Oberammergau sind rein typisch für die
bayerischen alpinen Vertreter. Da die Beschreibung hinreichend be-
kannt ist, verweise ich auf die Abbildung auf Taf. I Fig. 7 und 8.
Ein prächtig gezeichnetes $ Stück stecktinderPagenstecher-
schen Sammlung. Es fällt durch die großen roten Ocellen, die großen
mit kräftigen Rotpunkten ausgestatteten Analflecken und die als regel-
mäßige Wellenlinie vom Vorder- zum Innenrand der Htfl. ziehende
ausgeprägte Submarginale besonders auf.
Taf. II Fig..3 und 4 zeigen ein SQ? vom Wendelstein. Bei
den mir durch das liebenswürdige Entgegenkommen des Herrn Bau-
meisters Distler, hier, zum Vergleich zu Gebote stehenden Stücken
haben die SS eine Spannweite von 71 bis 74 mm, die 22 eine solche von
67 bis 71 mm. Die Grundfarbe ist in beiden Geschlechtern rein weiß.
mit leicht gelblichem Ton, ein 3 zeigt schwach bräunliche Färbung.
Der Glasrand der Vorderflügel der männlichen Tiere erscheint schmal
(4 mm), die Submarginale dagegen ist gleich allen bayerischen Alpen-
stücken kräftig dunkel, breit angelegt und reicht bis zum Innensaum.
Die Vorderrandsflecke sind groß, rund und samtschwarz, die Costal-
flecke klein, eckig und stehen weit voneinander getrennt. Die Innen-
randsflecke sind klein. Den Hinterflügeln fehlt der Glassaum, nur an
den Aderenden ist schwarze Tönung vorhanden. Bei allen Tieren zieht
sich die Kappenbinde breit und dunkel durch den ganzen Flügel vom
Vorderrand zum Analwinkel. Nur einem Stück fehlt diese Zeichnung.
Die Basisbestäubung ist ausgedehnt und reicht nahezu um den Zell-
fleck herum. Die karminroten Ocellen sind mittelgroß, kräftig schwarz
umzogen und zeigen weiße Spiegel. Analflecke sind zwei vorhanden,
die getrennt stehen, ein dritter ist angedeutet. Spuren von Rot sind
nur bei einem Exemplar zu sehen, unterseits dagegen zeigen alle Stücke
die roten Punkte, wobei der innere mit weißem Kern ausgestattet ist.
Bei den 22 ist der Glassaum der Vorderflügel gleichfalls schmal
(4,5 mm), die Submarginale dagegen breit und mit dem Saum an den Adern
zusammengestoßen, so daß die weiße Grundfarbe als aufgelöste Dreiecke
dazwischen stehen geblieben erscheint. Die Vorderflügel sind in ihrer
ganzen Ausdehnung mit schwarzen Schuppen bestreut und erscheinen
stark diaphan. Die schwarzen Flecke zeigen die gleiche Anlage wie
beim männlichen Geschlecht. Die in Pagenstechers Abhand-
lung „Über die Verbreitungsbezirke und die Lokalformen von Parn.
apollo‘‘ erwähnten Tiere von Brannenburg scheinen dem Aussehen nach
vom Wendelstein zu stammen.
Die Hinterflügel tragen breiten Glassaum, stark ausgeprägte vom
Vorderrand zum Analwinkel ziehende breite Kappenbinde. Analflecke
SA =>
ebenfalls getrennt, Spuren des dritten fehlen oberseits, selten der äußere
mit rotem Punkt; Basalbestäubung ausgedehnt, den Zellfleck nahezu
umschließend. Ocellen karminrot, kaum größer als beim 3, ebenso
kräftig schwarz umzogen, mit weißem Spiegel.
Die auf Taf. II Fig. 5 und 6 abgebildeten Stücke stammen vom
Taubensee und sind typische Vertreter der Rasse, von denen
sich die männlichen Stücke mit dem gedrungenen Flügelschnitt, der
kräftig schwarzen Basalfärbung, dem Glasrand der Hinterflügel, mit der
auf beiden Flügeln durchgehenden Submarginalbinde und die weiblichen
Stücke mit der ausgeprägten Kontrastzeichnung gutin die Form einfügen.
Im Kaisergebirge fliegt apollo ebenfalls an einigen Stellen.
Stücke von der Walleralpe sind mittelgroß: SS 65—67 mm, ein
267 mm. Grundfarbe rein weiß, schwarze Flecke samtschwarz, Costal-
flecke klein, getrennt, Innenrandsfleck mittelgroß und kreisrund. Bei
den JS mißt der Glasrand 4 mm, die Ocellen sind klein, karminrot, beide
mit weißen Spiegeln, Basalfärbung kräftig, die Mittelzelle umschließend.
Von den Analflecken sind zwei zusammenhängend, der innere zeigt roten
Schimmer; ein dritter Analfleck scheint von der Unterseite durch.
Die Submarginalbinde ist bei beiden Geschlechtern breit und schwärzer
als der Glassaum, beim 2 ist sie mit diesem stellenweise zusammen-
geflossen, so daß die Grundfarbe darinliegende unzusammenhängende
Flecke darstellt.
Bei dem auffallend dünn beschuppten 2 beträgt die Breite des
Saumes 5 mm, die Anlage und Zeichnung der Vorderflügelflecke ist wie
beim 3. Die Ocellen, welche größer als die des $ sind, sind dünn schwarz
umzogen, dunkelkarminrot ausgefüllt und mit weißen Spiegeln ver-
sehen, die nicht scharf ausgeprägte Kappenbinde reicht vom Vorder-
bis zum Hinterrand.
Spüuckes von. der Gruttenhütte im Kaiser sebimge,
etwa 1590 m hoch gelegen, stehen der benachbarten Form der Waller-
alpe sehr nahe. Auch hier sind die P? Stücke nicht übermäßig dunkel,
doch die hyalinen Stellen kräftiger und intensiver als bei den dd. Das
abgebildete 3 Stück zeigt die den bayerischen Alpenstücken eigentüm-
liche ausgedehnte Basalfärbung besonders kräftig, wobei die Mittel-
zelle vollständig schwarz umrandet ist.
Bei Lofer fliegt ebenfalls eine zur bayer. Alpenrasse gehörige
Form. Ich bilde ein von Herrn Ingenieur Schiller erbeutetes und
ihm gehöriges SP? von dorther ab, Taf. II Fig. ?und 8. Es sind Pracht-
exemplare.
363 mm, Grundfarbe rein weiß, Glassaum verhältnismäßig schmal;
Submarginalbinde kräftig, breit, erreicht den Innenrand. Die schwar-
PR et
zen Flecke sind mittelgroß. Der innere Costalfleck und der Hinter-
randsfleck tragen einige rote Schuppen. Auf den Hinterflügeln fällt
die kräftige breite Submarginalbinde in die Augen, die auf Ader III,
und Ill, nach außen ausgezogen ist und vom Vorderrand bis zum Anal-
winkel reicht. Ocellen mittelgroß, karminrot, weiß gekernt, stark schwarz
umzogen. Zwei schwarze Analflecke, der dritte durchscheinend.
Unterseits tragen innerer Costal- und Innenrandsfleck der Ober-
flügel rote Kerne. Von den Analflecken der Hinterflügel sind erster
und zweiter rot gekernt, der zweite zeigt außerdem weißen Spiegel.
2 Größe 73 mm, Grundfarbe der Vorderflügel gelblich, mit einem
Stich ins Bräunliche, die schwarze Beschuppung ist sehr ausgedehnt.
Hinterflügel weiß. Glassaum der Vorderflügel 5 mm, Submarginale
3 mm breit, erreichen beide den Innenrand. Die Grundfarbe ist da-
zwischen nur in dreieckartigen einzelnen Flecken stehen geblieben.
Vorderflügelflecke groß, kräftig, samtschwarz. Submarginale der Hinter-
flügel reicht vom Vorder- zum Innenrand und ist von auffallender 3 mm
Breite mit scharf begrenzten parallelen Rändern. Ocellen karminrot,
breite schwarze Umrandung und mit weißen Spiegeln. Breitangelegte
Analflecke sind drei vorhanden, die bis an die Ocellen heraufziehen.
Auf der Unterseite sind davon der erste und zweite rot gekernt, der
zweite mit weißem Spiegel versehen. Basis der Hinterflügeloberseite
mit stark schwarzer Beschuppung, die um die Mittelzelle herumreicht.
Andere von der gleichen Lokalität stammende Stücke zeigen die
gleichen Charaktereigenschaften, nur sind die Submarginalbinden der
Hinterflügel nicht so breit und intensiv kräftig ausgebildet wie bei den
dargestellten Stücken.
Die östlichste bayerische Form ist bartholomäus Stich., die
am Königssee und auf den angrenzenden Berghängen nicht häufig
vorkommt. Die Varietät ist allgemein bekannt und öfters abgebildet,
so daß ihre nähere Beschreibung unterbleiben kann.
Unter der bartholomäus-Form findet man Exemplare, die rein
typisch für bayerische alpine Formen sind, während andere durch ihre
auffallend dunkle Färbung namentlich im 2 Geschlecht stark zur ober-
österreichischen und steiermärkischen brittingeri-Rasse hinneigen, so daß
sie einen Übergang hiezu darstellen. Die auf der Gotzenthal-
alp e in 1100 m Höhe fliegende Form unterscheidet sich weder in Größe,
Form noch Zeichnung von den an der Salettalpe auftretenden
Stücken. Die vielfach anzutreffende Konstatierung, daß Gotzenstücke
größer seien als die Oberseestücke ist irrig und beruht anscheinend le-
diglich auf Materialmangel. Ich besitze selbsterbeutete Exemplare
vom OÖbersee, von denen die 22 Größen von 67—72, die JS solche von
Pe
66— 70 mm haben, und Gotzenstücke, die eine Spannweite von 68—71 mm
im weiblichen, und 59—69 mm im männlichen Geschlechte aufweisen.
Ein besonders interessantes verdunkeltes $ von der Gotzentalalpe ist in
No. 3/4 Jahrgang 1911 dieser Zeitschrift zur Abbildung gelangt.
Wie eingangs erwähnt, flog apollo in früheren Jahren auch beim
Dorfe Königssee an der Straße Berchtesgaden-Königssee. Die
Futterpflanze gedeiht dort nur an einzelnen Stellen und trägt kräftige,
fleischige von der Sonne gerötete Blätter, die den Raupen reichliche
Nahrung bieten würden. Der Grund des Verschwindens an dieser Lo-
kalität ist nicht ganz klar, auf Ausrottung ist es wohl kaum zurück-
zuführen. Ursache könnte sein, daß die Futterpflanze hier nicht auf
ursprünglichem Boden, sondern auf kleinen Mauern, Wegeinfassungen
und Dämmen gedeiht, die künstlich angelegt wurden, und daher aus
in Acker- und Wiesengrund isoliert stehenden Erhebungen ihre Nahrung
zieht. Über die Gründe des Verschwindens einerseits und das Nicht-
vorkommen andererseits auch an Stellen, wo Sedum album reichlich
gedeiht, können nur Vermutungen angestellt werden. Sie zu erforschen
scheint ein Problem, dessen Lösung zu dem schwierigsten der Ento-
mologie gehören dürfte.
Auffallend ist auch, daß jene nun verschwundene apollo-Form
wenig in die alpine Rasse hineinpaßt. Ich bilde ein $ Stück auf Taf. I
Big. 2 ab.
Der Flügelschnitt ist rundlicher als bei bartholomäus, die Grund-
farbe gelblichweiß und die Beschuppung kräftiger, der Glassaum der
Vorderflügel ist schmal und endet vor dem letzten Drittel des Außen-
randes. Die Submarginale dagegen erreicht nahezu den Innenrand und
ist breit und kräftig angelegt. Auf den Hinterflügeln ist die basale
Schwarzfärbung ausgedehnt, die Mittelzelle umschließend, aber nicht
so dunkel wie bei dbartholomäus-Stücken. Der Glassaum der Hinter-
flügel fehlt und die Submarginalbinde ist nur schattenhaft angedeutet.
Die Ocellen sind tief karminrot, ohne Weiß und mit schwarzen Schuppen
leicht bestreut, die obere dünn, die untere kräftig schwarz umrandet.
Die Analflecke, von denen oberseits zwei vorhanden sind, sind schmal,
nicht zusammenhängend, der zweite, punktförmige, zeigt roten Schimmer.
Unterseits ist der Innenrandsfleck der Oberflügel rot punktiert, die
Ocellen der Hinterflügel sind mit weißem Spiegel versehen. Beide Anal-
Tlecke rot gekernt. Während bei den übrigen bayerischen alpinen Apollo-
formen die Vorderflügelfransem schwarz sind, sind sie bei diesem
Stück weiß, und nur die Adernenden sind schwarz befranst.
Es erübrigt noch die im Inntale in der Umgebung Inns-
brucks vorkommende Form zu erwähnen, die im Habitus und in
Sa: Bi
der Zeichnung der alpinen bayerischen Rasse nahesteht. In der Größe
scheint sie abzuweichen, doch erlaube ich mir kein abschließendes Urteil,
da ich nur ein SP? zur Verfügung habe, von welchem der 3 75, das 9
74 mm Spannweite hat. Sonst finden sich alle charakteristischen Merk-
male, wie breite und dunkle Submarginale, Glassaum der Hinterflügel
im ® Geschlecht, kräftige zellumschließende Basalbestäubung, karmin-
rote Ocellen mit weißen Spiegeln und leicht schwarze Bestäubung im
ganzen Diskoidalfeld.
Zusammenfassend ist Parn. apollo in den bayerischen Alpen und
in den Alpenformationen, welche innerhalb der oben erwähnten Grenz-
linien liegen, an folgenden Örtlichkeiten anzutreffen:
I. Bregenzerwald und Vorarlberg.
Il. Allgäuer Alpen: Grameiser Tal, bei Oberstdorf, auf dem Falken-
stein b. Pfronten, Weißenbach b. Reutte, Füssen.
Ill. Zwischen Allgäuer Alpen und Wetterstein-Gebirge: Fernpaß.
IV. Karwendelgebirge: Scharnitztal.
V. Inntal: Zirl, Innsbruck.
VI. Kaisergebirge: Gruttenhütte, Walleralpe.
VII. Loferer Steinberge und Berchtesgadener Berge: Lofer, Obersee
b. Königssee, Gotzentalalpe.
VIll. Bayer. Vorberge:
Vorberge des Ammertales: Kofel b. Oberammergau.
» „ Inntales: Wendelstein.
* ‚„„ Chiemgaues: Taubensee b. Unterwössen.
Die Möglichkeit, daß apollo noch an einigen hier nicht erwähnten
Örtlichkeiten des bayerischen Alpenlandes vorkommt, ist nicht aus-
geschlossen. So hat unser + erster Vorsitzender Herr Erhardt im Jahre
1885 bei Reichenhall verschiedene Stücke erbeutet. In den folgenden
Jahren wurde der Falter an dieser Stelle nicht mehr gefangen. Sicher
ist, daß apollo im bayer. Alpengebiet nur sehr lokal und in wenigen
Stücken vorkommt, was jedoch auch durch die der Entwicklung der
ersten Stadien nachteilige kühle Witterung der letzten Sommer bewirkt
sein kann. j
Zum Schlusse möchte ich allen Herren, die so liebenswürdig waren,
mich durch Überlassen von Material zu unterstützen, meinen herzlichen °
Dank aussprechen, derselbe gilt besonders den Herren Osthelder,
Distler, Dr. Freiherr von Rosen. Franke Deorce
Menger, Schätz. | j
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3
ae |
E
Tafel
I.
Tafel
Te
TERN
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Tafelerklärung.
Tafel #.
Fig. 1. Parn. apollo v. melliculus Stich. Eichstätt coll. Waltz et leg. Böck.
Fig. 2. Parn. apollo v. geminus Stich. Dorf Königssee coll. Waltz et leg.
Ehrhardt.
Fig. 3. Parn. apollo v. geminus Stich. Grameiserthal coll. Waltz et leg. Kö-
nitzer.
Fig. 4.
Fig. 5. Parn. apollo v. geminus Stich. Weissenbach i. Lechthal coll. Waltz et
leg. Frank.
Fie. 6.
Fig. 7. Parn. apollo v. luitpoldus Fruhst. Oberammergau coll. Waltz et leg.
Roth.
Fig. 8.
Tafel II.
Fig. 1. Parn. apollo v. geminus Stich. vom Falkenstein coli. Waltz et leg.
Frank.
Fig. 2. Parn. apollo v. geminus Stich. vom Falkenstein coll. et leg. Ost-
helder.
Fig. 3. Parn. apollo v. geminus Stich. vom Wendelstein coll. Waltz et leg.
Distler.
Fig. 4. Parn. apollo v. geminus Stich. vom Wendelstein coll. Waltz et leg.
Distler.
Fig. 5. Parn. apollo geminus Stich. vom Taubensee coll. Waltz et leg. Korb.
Fig. 6. Parn. apollo v. geminus Stich. vom Taubensee coll. Waltz et leg. Korb.
Fig. 7. Parn. apollo v. geminus Stich. Lofer coll. et leg. Schiller.
Fig. 8. Parn. apollo v. geminus Stich. Lofer coll. et leg. Schiller.
Biologische Beobachtungen an Hummeln.
Von Max Bachmann, München.
a
Bombus Pomorum Pz.
Eine Stunde vor den Toren der Großstadt, in einer metertiefen
Grube, die als Schutt- und Unratstelle benützt wird, fand ich durch
Zufall ein Nest von Bombus pomorum Panz. Es war am 23. Juni. Ich
lauschte da auf eine Maus, die ein eigentümliches Pfeifen hören ließ
ähnlich dem Zischen beim Öffnen einer kohlensäurehaltigen Bier- oder
Limonadeflasche. Beim längeren ruhigen Stehen bemerkte ich den
Einflug von Hummeln in einem nahen Grasbüschel. Zu meiner Freude
war es ein Nest der Schutt- oder Angerhummel, eine der selteneren Arten,
welches am Ostrand angelegt war, das Flugloch nach Westen gerichtet.
B. pomorum gehört auch zu den größten Arten. Das Weibchen, die
Königin, wird 20—24 mm lang und ist leicht kenntlich durch den ver-
längerten Kopf. Sonst hat es die Tracht von lapidarius, doch ist auch
Segment 3 mit roten Haaren versehen. Das gefundene Volk gehörte
zur Varietät B. pomorum var. nigromaculasus, Schmiedk., weil Segment 3
oben in der Mitte mit einem mehr oder weniger ausgedehnten schwarzen
ae
Fleck versehen ist, eine Form, die in Deutschland fast ausnahmslos
auftritt. Dem reinen Typ fehlt der besagte schwarze Fleck. Andere
Variationen der Stammform pomorum sind var. luridas und var. meso-
melas, welche letztere häufig in den Alpen vorkommt.
Aus dem entdeckten Hummelnest schossen manche Tiere förmlich
aus dem Boden heraus, so daß man den Abflug nicht entdeckt, wenn
nicht das Auge unverrückbar auf den Eingang gerichtet ist. _ Steil-
schräg schnellen sie in die Höhe, um mit reißendem Flug zu entschwinden.
Andere benahmen sich wieder auffälliger. Langsam erhoben sie sich
senkrecht, 10 cm über dem Nest schwebend wie ein Geier, dann zogen
sie nach und nach Kreise und Schleifen bis zu 10 m Entfernung, wobei
sie aber öfters zum Mittelpunkt des Nestes zurückkehrten. Stets hielten
sie den Kopf gegen den Eingang ihrer Wohnung zu gerichtet und konnten
sich auf diese Weise die Umgebung eingehend betrachten. Es sind dies
wahrscheinlich die jüngeren, noch unerfahrenen Tiere, denn trotz der
längeren Einprägung in ihr Gedächtnis finden sie bei ihrer Heimkehr
die Lage des Nestes nicht sogleich. Sie suchen lange am falschen Platz,
sogar in nächster Nähe des Nestes in ähnlichen Grasbüscheln, ohne
indes den Eingang zu gewinnen. Sie verraten dem kundigen Sucher
daher durch ihr ungeschicktes Benehmen, daß ein Hummelnest in der
Nähe sein müsse. Andere Hummeln aber, die älteren und klügeren,
fliegen ohne Zögern direkt auf das Flugloch zu und verschwinden darin.
Alles will eben gelernt sein.
Der Zugang zum Nest war nicht an freier Stelle angelegt, sondern
da, wo lange Grashalme, wie ein Wald für die Hummeln, zusammen-
stehen. Die einfliegenden Tiere setzen sich auf den betreffenden Gras-
büschel, schlüpfen dann durch das dichte Unterholz und kriechen zum
Nestloch, das mit Moos gut maskiert ist. Ich mußte mit der Schere
die Grashalme entfernen und sah das Hummeltor in einiger Entfernung
von der Anflugsstelle. Die Einfahrt neigte sich leicht in die Tiefe und
so können die Tiere bequem hineinschlüpfen und rasch verschwinden.
Ab und zu schaute ein Hummelgesicht verdrießlich aus dem Ein-
gang, es war dem Wächter unangenehm, daß ich das Moos, womit das
Tor verschlossen war, .mit der Pinzette entfernt hatte. Einige der heraus-
kommenden Tiere fing ich mit dem Netz ab und zeichnete sie mit Farbe,
um die Kontrolle des Ein- und Ausfluges zu üben. Dann ließ ich sie
frei in die Lüfte steigen. Schon nach wenigen Minuten erschien eins
der gezeichneten Tiere vor dem Eingang. Wohin soll sich auch das
geängstigte Tierchen in seiner Not anders wenden als ins heimatliche
Nest. Später lernte ich die Heimatliebe der Hummeln in noch bezeich-
nenderer Weise kennen.
a 0
Wie ich aus der Zahl der ein- und ausfliegenden Tiere schließen
konnte, war es kein zahlreiches Volk. In einer ganzen Stunde flogen
nur 20 Tiere ein und ebenso viele aus. Freilich waren die Hummeln
außerordentlich scheu. Wenn ich nur 1%, m vom Nest entfernt war,
flog kein Tier ein. Die meisten zogen wieder ab, nachdem sie um den
Störenfried einige Kreise oder Kreisteile mit großem Gesumme gezogen
hatten. Mehrere blieben in einer Entfernung von 2 m am Grasboden
sitzen und warteten lieber den Gewitterregen ab, anstatt im Nest trockene
Unterkunft zu suchen. Die Hummeln müssen sich nämlich erst an den
Beobachter gewöhnen. Immerhin schienen mir die Waldhummeln
schon anfangs viel weniger scheu als die Schutthummeln.
Nachdem ich den Moospfropfen vor dem Hummeltor entfernt hatte,
kam ein Arbeiter heraus, spazierte den mit etwas Kies belegten Vorplatz
ab, erhob sich in die Lüfte und machte einen Erkundigungsflug in die
nächste Nähe. Er war über die Veränderung vor dem Nest sehr erstaunt.
Nachdem er sich in einem Abstand von 1 m auf einem Blatt einige Mi-
nuten lang ausgeruht hatte, kehrte er ins Nest zurüek, um die Störung
zu melden. Denn lange Zeit erschien kein ausfliegendes Tier mehr vor
dem Nest und erst wenn einfliegende Hummeln ‚Gefahr vorüber‘
melden, begibt sich wieder ein Tier auf die Honigweide. Ich legte als
Hindernis ein Stückchen Papier nahe vor den Eingang des Nestes. Am
nächsten Morgen hatten die Hummeln den Rand an zwei Stellen an-
gefressen, wohl in der Absicht, das störende Element zu beseitigen. Moos
hatten sie noch nicht herbeigeschleppt, um die freie Nestöffnung wieder
zu verstopfen. Es hatte auch während der Nacht geregnet. Nun ver-
stopfte ich den Eingang mit Erde, um ihr Betragen zu beobachten. Sie
verhielten sich ganz anders, als die Waldhummeln. Während diese
sofort ein eifriges Graben begannen, obwohl am falschen Ort, liefen
die pomorum-Arbeiter einige Male ratlos auf und ab, erhoben sich in die
Luft und flogen um das Nest herum und zogen zuletzt ab in der Mei-
nung, das Nest wäre nicht an diesem Platz. Dieses Benehmen stellt
allerdings ihrem Geruchssinn ein recht schlechtes Zeugnis aus. Jedoch
beweist es, daß die Hummeln wie die Bienen sich fast ausschließlich
mit ihrem Gesichtssinn zurechtfinden. Dies stimmt auch mit dem Er-
gebnis überein, zu dem Lubbock durch mannigfaches Experimentieren
gekommen ist und das Forell in seinem „Sinnesleben der Insekten“
nur bestätigen kann.
Nachdem ich den Erdpfropfen entfernt hatte, kam ein Tierchen
heraus und zeigte vor dem Nesteingang ein Kunststück. Am Kopfe
stehend und summend, zitterte es am ganzen Leib, streckte die Beine
krankhaft der Länge nach aus und begab sich nach vollzogener Kunst-
BET a
leistung ins Nest zurück. Etwas später erschien es wieder, zeigte noch-
mals sein Zittern, flog aber bald fort, jedenfalls zur Honigkur.
Einmal verrieten die Hummeln eine gute Wetterkenntnis. Es war
ein sonniger Tag, als ich von 153 Uhr ab das Nest beobachtete. In der
Ferne stiegen verdächtige Wolken herauf und um 23° vernahm ich den
ersten, sehr entfernten Donnerschlag. Noch war es schön und regenlos,
da stürmten nach kaum 10 Minuten die Hummeln heran. Drei, vier
umschwirrten meinen Kopf und bald war es ein volles Dutzend ge-
worden, die alle ins Nest wollten. Bis auf drei fanden sie den Eingang,
diese aber wollten wegen meiner Nähe nicht hinein, sondern verkrochen
sich unter einem Grasbüschel in der nächsten Nähe. Wohl zuckten
bereits starke Blitze und Schwalben huschten mit klatschendem Flügel-
schlag so niedrig über meinen Kopf, daß ich den Luftdruck spürte, doch
schien sich das Gewitter nur in der Ferne zu entladen. Eine Hummel
mußte auch dieser Meinung sein, denn sie erhob sich langsam vom Nest
und hielt Umschau, wie das Gewitter steht. Doch zog sie vor, wieder
in das Nest zurückzukehren. Auch eine zweite hatte bei der Revision
das gleiche Resultat. Nun erst brachte der Wind die schwarzen Wetter-
wolken heran. Um 3% fielen die ersten Regentropfen und es entlud
sich in kurzer Zeit ein Gewitter von einer seltsamen Macht und Stärke,
welches ich, vor dem Hummelnest liegend, in seiner Großartigkeit be-
wundern durfte.
Die Hummeln hatten sich nicht überraschen lassen, und rechtzeitig
trockenes Quartier bezogen. Seit dem ersten Donnerschlag war keine
Hummel mehr auf die Weide geflogen.
Wegen Beginn der Ferien nahm ich am 21. Juli das Nest aus und
fand zu meinem großen Erstaunen nur zwei leere Zellenhaufen, jedoch
keinen einzigen Larvenklumpen. Die kleine Eizelle, die keine Pollen-
masse enthielt, war nur mit einem einzigen lebensfähigen Ei bedacht,
alle übrigen waren vertrocknet. Das Hummelnest stand demnach vor
keiner rosigen Zukunft. Wie es kommt, daß in der geschlossenen Ei-
zelle neben reifen Eiern auch verkümmerte sich vorfinden können, er-
klärt Hoffer nach seinen Beobachtungen im Zuchtkästchen folgender-
maßen: „Gewöhnlich wird das eierlegende Weibchen auf das heftigste
von den Arbeitern und den sogen. kleinen Weibchen belästigt, während
die Männchen wohl in die Nähe kommen, aber nicht beschwerlich fallen.
Oft schoben die Arbeiter von B. lapidarius ihren Kopf mit aller Kraft
an die Hinterseite des Leibesendes des eierlegenden Individuums zwi-
schen dasselbe und die Zellwand und versuchten die eben gelegten Eier
mit dem Munde aus der Zelle zu reißen, was ihnen häufig auch glücklich
zum großen Ärger des eierlegenden Weibchens gelang.“ Bei solchen
|
|
Pralan 8
Angriffen können auch die Eier in dem Nest von B. pomorum beschädigt
worden sein.
Mitunter gibt es zwischen dem eierlegenden Weibchen und den
unnatürlichen Hummeln, die ihre Geschwister um jeden Preis zerreißen
und auffressen wollen, einen ernstlichen Streit. Da packt dann die
Königin eine allzu Dreiste mit dem Mund und den Zähnen und balgt
sich einige Augenblicke mit ihr herum, wobei bisweilen beide über die
übrigen Tierchen auf den Boden herabkollern. Dann läßt sie das so
gezüchtigte, häufig ordentlich gebissene Tierchen stehen und geht schnell
zur Zelle zurück, um die Eier gegen die Angriffe der übrigen zu schützen.
Manchmal kommt sie freilich zu spät, denn einige haben inzwischen die
Eier herausgerissen und verzehrt. Es verdient aber bemerkt zu werden,
daß dieselben Tierchen, welche früher die frischgelegten Eier rauben
und verzehren wollen, später die sorgsamsten Hüter und Pfleger ihrer
embryonalen Geschwister werden, sie wärmen und mit liebevollster
Sorgfalt immerfort mit neuem Futterbrei versehen.
Leider kam das alte pomorum-Weibchen beim Ausheben des Nestes
ums Leben, so daß ich das Volk nicht ins Zuchtkästchen bringen wollte.
Es zählte 30 Arbeiter, Männchen waren noch nicht ausgeschlüpft. Sie
erscheinen nach Friese erst im August. In einem anderen pomorum-Nest
war es mir zu meiner Freude vergönnt, Einblick in das Leben und Treiben
im Innern des Hummelstaates zu erhalten.
>
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Bombus pomorum im Zuchtkästchen.
Während ich gelegentlich eines Spaziergangs auf einer Felsenbank
saß, fiel mein Blick zufällig auf einige Hummeln, die in einem Gras-
büschel verschwanden. Die Nachschau zeigte, daß ich abermals ein
pomorum-Nest entdeckt hatte. B. pomorum ist, wie Schmiedeknecht in
seiner Monographie der Hymenopteren-Gattung Bombus schreibt, eine
der seltensten Arten. Obwohl er bei Gumberda Arbeiter und Männchen
in ziemlicher Menge fing — die Arbeiter fliegen fast nur an Klee — hat
er das Nest nicht entdecken können. Nach dem meist abgeriebenen
Thorax der Weibchen und Arbeiter schloß er, daß diese Art unter der
Erde nistet, was sich auch bestätigt hat. Alfken fand ein Nest am
27. Juni 1886 am Jakobsberg bei Hastedt; es war in den losen Dünen-
sand gebaut. Mein am 30. Juli gefundenes Nest hatte die alte pomorum-
. Königin nahe der Straße an die südliche Böschung des Altmühlgebirges
bei Eichstätt angelegt. Nach der Zahl der ein- und ausfliegenden Tierchen
war es ein größeres Volk, denn in fünf Minuten zählte ich acht aus- und
Ba
ebensoviel einfliegende Tiere. Als ich den Grasbüschel untersuchte,
fand ich darunter eine Menge von dürren Grashalmen zusammengetragen,
so daß ich das Wabengebäude als oberirdisch vermutete. Ich wurde
aber ebenso getäuscht wie Hoffer. Dieser berichtet: „Das pomorum-
Nest war unter einem Grasbüschel, wo fein zerbissene Moose eine sanft
gewölbte Erhöhung bildeten. Als ich dieses äußere Nestchen berührte,
stießen die Bewohner desselben das bekannte helle Gesumme aus. Doch
als ich das Mooshäufchen schnell mit einem Tuche umgab und dann
in der Meinung, das ganze Nest ausgehoben zu haben, in die bereit-
stehende Schachtel tat, so bemerkte ich, wie aus einem Loche unter
der Mooshülle ein Arbeiter sich heftig emporarbeiten wollte. Eine
genaue Untersuchung des Ausgehobenen belehrte mich, daß nichts als
einige sechs Arbeiter und leeres Moos in der Schachtel sei und daß die
eigentliche Arbeit erst beginne. Ich grub nun mit einem starken Messer
immer der Flugröhre folgend, wobei die herauskommenden Hummeln,
die ich schnellstens abfing und in eine breithalsige Flasche, in der trok-
kenes Moos war, schleuderte, mir den Weg zeigten, bis ich nach drei-
viertel Stunden unter einer morschen Fichtenwurzel die Wabendecke
bemerkte. Nun wurden die Hummeln mit Äther betäubt, die Wurzel
durchhackt und das schöne Nest in vollster Gemütsruhe ausgenommen,
da die Insassen, vorläufig noch ganz betäubt, sich kaum rührten.‘
In ähnlicher Lage war ich. In dem aus zusammengetragenen Gras-
stücken gebauten Scheinnest fing ich einige Arbeiter und eine junge
Königin, welche eben ausfliegen wollte. Darunter mußte das Graben
erst beginnen. In 20 cm Tiefe führte der Laufgang noch 40 cm wag-
recht seitwärts, bis das richtige Nest bloß lag. Es fehlte eine Waben-
decke aus Wachs, doch waren die Waben mit dürrem Gras und Moos
bedeckt. Ich zählte ein altes Weibchen, welches leider aus der Äther-
betäubung nicht mehr erwachte und vier junge Königinnen, die früher
gefangene mitgerechnet. Das Volk schätzte ich auf nahe an 100 Indi-
viduen. Das Nest wurde zur weiteren Beobachtung in ein Zuchtkästchen
verbracht, welches aus einem Zigarrenkistchen mittlerer Größe bestand.
Der Deckel und eine Seitenwand wurden durch Glas ersetzt und ein
Flugloch ausgeschnitten. Das Zuchtkästchen, dessen Boden mit Erde
bestreut wurde, um die Exkremente der Hummeln aufzusaugen. und
dadurch Pilzbildung zu verhüten, kam in den Garten an die Sonnen-
seite und die Beobachtung konnte beginnen. Leider war ein großer
Teil des Volkes aus der zu starken Betäubung nicht mehr erwacht und
ein anderer Teil zog vor, nicht mehr ins künstliche Nest zurückzukehren,
so daß die Zahl der Bewohner des Zuchtkästchens auf 50 zusammen-
schmolz. Am 31. Juli morgens wurde das Kästchen ausgesetzt und
BEN IN zu
bereits am Abend sah ich die Tiere regelrecht ein- und ausfliegen. Ich
mußte das Ortsgedächtnis der Tiere um so mehr bewundern, als der
Garten rings von Häusern umgeben war und die Hummeln unter viel
eingeschränkteren Bedingungen leben mußten. Schon Hoffer erwähnt,
daß gerade pomorum ein bedeutendes Ortsgedächtnis besitzen. In einem
Fall fand ich dies auffällig bestätigt. Ein Arbeiter war erst zwei Tage
im Zuchtkästchen und wurde von mir mit weißer Farbe bezeichnet,
nachdem er vor dem Nest beim Ausflug abgefangen worden war. Ich
brachte das Tier in meine ca. 100 m entfernte Wohnung, sperrte es in
eine Schachtel, welche eine kleine verborgene Öffnung hatte und stellte
sie auf das Fensterbrett in die Sonne, um dem Tierchen durch deren
Wärme die nötige Energie zu verleihen. Nach einer Stunde entdeckte
es meine Frau schon wieder im Zuchtkästchen. Es hatte den schwie-
rigen Ausweg gefunden und zugleich ein hervorragendes Ortsgedächtnis
bewiesen. -
Verschiedene Tiere bezeichnete ich, wie schon früher, mit Farbe,
um die Dauer der Honigreisen festzustellen. (Siehe Anhang.) Als ich
eines Morgens das Zuchtkästchen aufsuchte, standen einige Hummeln
auf dem Deckel des Kästchens und zerrten mit größtem Eifer an dem
Leinwandstreifen, mit dem ich das Glas belegt hatte, und bemühten
sich, die Fäden abzureißen. Beim Nachsehen fand ich bereits eine An-
zahl von weißen Fäden im Nest, die eine zweckentsprechende Verwen-
dung zur Herstellung einer Wabendecke gefunden hatten. Hoffer schreibt,
daß auch seine pomorum-Arbeiter jeden Gegenstand, den sie nur er-
wischen konnten, herbeizogen, um das Nest damit zu bedecken. Gegen
Kälte sind sie nämlich außerordentlich empfindlich. In Unkenntnis
dessen hatte ich das Wabengebäude, von Gras und Moos gesäubert,
ins Zuchtkästchen gebracht, doch die Tiere hatten innerhalb weniger
Tage eine Menge Grasteilchen, Leinwandfäden und Wattestückchen
ins Nest getragen und eine Wabendecke bereitet, die sie täglich dichter
und fester gestalteten. Bei dieser Arbeit konnte ich den Tierchen mit
Muße zuschauen. Vor dem Zuchtkästchen im Freien arbeiteten ein
halbes Dutzend der fleißigen Hummelarbeiter mit einem fast komischen
Eifer. Sie gruben und scharrten auf der braunen Gartenerde, wie wenn
sie einen Schützengraben ausheben wollten. Mit den Kiefern faßten
sie eines der Erdklümpchen oder Steine an, ungeachtet ihrer Größe,
nahmen die Vorderbeine zu Hilfe, stemmten mit den Mittelbeinen und
Hinterfüßen dagegen und wenn der Widerstand überwunden war, schoben
sie die Last unter ihrem Leib fort und gaben mit den langen Hinter-
beinen noch kräftige Fußtritte dazu, wie ein ausschlagendes Pferd. Dabei
war ein Arbeiter von einem solchen Eifer beseelt, daß ich seinen Körper
ee
mit einem Pinsel berühren und sogar Farbe auf seinen Rücken streichen
konnte, ohne daß er erschrak. Er fuhr nur mit einem Strich über die
Schulter als unwillige Abwehrbewegung und arbeitete unverdrossen
weiter und kämpfte mit den Erdkrümchen. Nur wenn ich ihn anblies,
blieb er wie erstarrt stehen und ließ vor Erstaunen nicht einmal das
Bröckchen Erde aus dem Maul fallen.
Ein anderes Tierchen arbeitete an einem Grashalm. Zuerst biß es
ein Loch in das grüne Gewebe und riß und zerrte mit aller Kraft, wobei
es am ganzen Leibe zitterte.e Da machte es Bekanntschaft mit der
elastischen Kraft des Halmes, auf dem es reitend saß und purzelte auf
den Rücken. Ein kurzer Ausruf des Schreckens und ein anderes Feld
der Tätigkeit wurde gesucht. Ein Arbeiter, dessen beide Flügel ver-
krüppelt waren, versuchte gleichfalls die Grasspitzen mit den Kiefern
abzuschneiden und dabei wie beim Taukampf zu ziehen. Es gelang
freilich nicht, so gab er es auf, lief auf einen entfernten Platz und wieder-
holte dieselbe Arbeit, ebenso vergeblich. Manche eilten auch ins Nest,
tranken aus einer Honigschüssel und kehrten freudig zur Arbeitsstätte
zurück. Ein Tierchen erfaßte mit den Kiefern einen langen Grashalm,
der am Boden lag, einem riesigen „‚Holländer‘“ vergleichbar und schob
ihn mit einer eigenartigen Technik zwischen den Beinen hindurch dem
Neste zu. Dabei stieß es mit hellem Ton ‚„tüt, tüt‘‘ aus, eine richtige
Hummelstimme, die mich ganz erstaunt machte.
Das Arbeiten vor dem Nest ist zwar übermäßig eifrig, aber nicht
beharrlich, überall ein Zufassen, Ablassen, Weiterlaufen, alles ohne
den erreichten Zweck. Ich schaute dem Abschneiden eines Grasblattes
zu. Mit vielen Bissen machte ein Tierchen sichtbare Risse ins grüne
Blatt und zog aus Leibeskräften. Wenn es nach meiner Meinung noch
etliche Bisse nebenan gesetzt hätte, so wäre das Blatt durchschnitten
gewesen. So aber begann es weiter oben wieder neue Löcher zu kneifen
und kam dadurch nicht ans gewollte Ziel trotz der Leibesmühe. Be-
trachten wir also die Tätigkeit vom menschlichen Standpunkt aus, SO
ist es ungeschickt oder zum wenigsten Kraftvergeudung, was die Hum-
meln leisten. Jedoch warnt uns Forel, daß wir in den Insekten Minia-
turmenschen mit den wunderbarsten Schlauheiten und Überlegungen
erblicken. Dem ungeübten Beobachter kommen die Tiere einerseits
sehr gescheit, anderseits aber furchtbar dumm vor, sie erscheinen manch-
mal total hilflos und jeder Überlegung unfähig. So das Scharren auf
dem Erdboden, das unsinnige Zerren und Reißen und planlose Hin-
und Herrennen. Dazu ist ein Ergebnis der Arbeit durchaus nicht zu
sehen. Daher prüfte ich meine Tiere. Ich nahm um 3 Uhr alles dürre
Gras vor dem Nestloch weg und räumte mit dem Besen säuberlich den
Eng.
Platz im Halbkreis von 20 cm vor dem Nest auf. So grobe Störung
beantworteten die Tiere nicht mit dem Fortfliegen, sondern sie warfen
sich auf den Rücken und stießen den Stachel heraus, worauf das kleine
glänzende Gifttröpichen erschien. Aber bald nahmen sie das Arbeiten
wieder auf. Nach einigen Stunden war schon ein Ergebnis sichtbar.
Die schwarze Gartenerde lag voll grüner und dürrer Grashalme, welche
die Tiere herbeigeschleppt hatten. Und am Abend um 7 Uhr war am
Flugloch ein kleiner Schober Heu aufgehäuft, den fleißige Tierchen von
innen aus ins Nest zogen. Nun waren die Hummeln gerechtfertigt.
Wenn sie auch nicht, wie Schuckhard beschreibt, in der Form einer
lückenlos gereihten Kette, den Kopf vom Nest abgewendet, verfuhren,
so waren doch die am weitest entfernten Arbeiter in den Grasbüscheln
tätig, um die gefundenen trockenen Halme durch die Beine hindurch
dem Neste näher zu schieben. Eine andere Gruppe schien diese aber-
mals näher zu schleifen und am Nesteingang waren wieder andere be-
schäftigt, sie in den Eingang zu ziehen und später bis tief in die Nacht
zu den Waben zu bringen, um sie dort kunstgerecht zu verstauen. Dazu
setzten sie einfach bei Bedarf mehr Arbeitskräfte ein, besonders wenn
ich die zusammengetragenen Stoffe entfernte und ein Mangel eintrat.
Noch um 9 Uhr abends arbeiteten die Tiere vor dem Nest, zu einer Zeit,
wo es so finster war, daß ich keines mehr erkennen konnte. Der Gesichts-
sinn dürfte demnach ausgezeichnet sein, aber nur in der Art, daß das
Maximum der Deutlichkeit direkt vor dem Auge erreicht wird, wie Forel
auf Grund seiner Untersuchungen behauptet. Das Ergebnis war ihrem
Fleiß und Arbeitseifer entsprechend. In 14 Tagen hatten sie aus dem
Nichts das schönste ‚‚Vogelnest‘‘ im Zuchtkästchen hergestellt, so warm
und rund und behaglich, daß es eine Freude war. Zwar verdeckten sie
mir zugleich die Einsicht in ihre Wabenburg, doch mußte ich staunen
über ihre Kunstfertigkeit, die doch so unhandlichen Grasteilchen zum
runden Nestchen zu formen. Wo diese gar zu steif und spröde waren,
wurden sie mit braunem Wachs an die Zellen angeklebt.
Ebenso eifrig wie vor dem Nest sind die Hummeln im Innern ihrer
Wabenburg. Den ganzen Tag, fast ohne Unterlaß, ziehen einige die
Neststoffe zum Flugloch herein und ordnen und gruppieren sie nach
ihrer Meinung. Selbst manche der einfliegenden Hummeln, die Honigernte
heimgebracht haben, benützen die kurze Zeit bis zum Ausflug, um mit den
Kiefern an den Neststoffen zu zerren und ihre Lage zu verbessern. Un-
gefähr die Hälfte des Hummelvolkes bleibt im Nest, während die übrigen
ein- und ausfliegen, um Vorräte zu bringen. Zur Nestarbeit sind ohne
weiteres verurteilt die jüngsten Arbeiter und die Krüppel, von denen
zwei im pomorum-Nest waren. Ein solcher hatte wohlausgebildete Flügel
Lo
auf der rechten Seite, links aber waren nur zwei Stummeln sichtbar.
Mitunter haben auch die Verkümmerten das Bedürfnis, die benach-
barten Blumen aufzusuchen. Solche ungeflügelte Individuen verraten
das Nest, aus dem sie stammen, da sie in der Regel nicht weit von dem-
selben zu finden sind. Die armen Geschöpfe sind also besonders zur
Nestarbeit verurteilt, an der sie sich auch unermüdlich beteiligen.
Während die Bienen nach spartanischem Brauche solch ungeflügelte
Krüppel aus dem Stock werfen, bleiben die verkümmerten Hummeln
unangefochten im Nest. Im Nest gibt es immer Arbeit. Die Waben
werden vom Wachs gereinigt, so daß allmählich die schönen gelben
‘ Puppentönnchen erscheinen, die eine gewisse Ähnlichkeit haben mit
dem berühmten goldenen Hut im Nationalmuseum zu München. Wenn
dann die Jungen aus diesen herausschlüpfen, sind ihnen die Arbeiter
behilflich. Zuerst beißen die Neugeborenen einige Luftlöcher in den
Seidenkokon. Dann erscheint ihr Kopf aus dem Tönnchen und jetzt
bemühen sich die Arbeiter, die feste Hülle aufzubeißen. Sie bleiben
freilich nicht dauernd bei der Arbeit, sondern überlassen nach der ge-
wordenen kurzen Hilfe das ausschlüpfende Tier seiner eigenen Energie.
Ist dies ein Männchen, so wird es sich nicht leicht befreien können, denn
seine Kiefer sind sehr schwach. Da kommt dann ein anderer Arbeiter
herbei und beißt wieder ein Stück der gelben Eischale durch, bis der
Neugeborne wie ein Diogenes seinem Tönnchen entsteigen kann. Die
frischgeschlüpften Tierchen sind sämtlich grau und unausgefärbt. Die
Flügel sind noch weich und liegen dem Rücken konkav an. Die Beine
sind recht schwach und das Gehen fällt den neugebornen Hummeln
sichtlich schwer. Ihr Wärmebedürfnis ist groß und sie pressen sich
gern an den Pelz ihrer Geschwister. Erst nach einigen Tagen erhält
das Haarkleid sein buntverbrämtes Aussehen. Bei den pomorum-Arbeitern
ist der Thorax mit eingestreuten gelben Haaren versehen, so daß sie
ähnlich bunt sind wie die Männchen und sich von den großen schwarzen
Königinnen auf den ersten Blick abheben.
Nach dem Ausschlüpfen der Jungen gibt es viel zu tun, indem die
leeren Waben von dem aufgebissenen Deckel und den Fransen befreit
werden müssen. Manche werden auch abgeschnitten und zu Honig-
zellen umgewandelt, wobei aber auch nicht ein Arbeiter die ganze Tätig-
keit macht, sondern mitten in der Beschäftigung aufhört, worauf ein
anderer die Arbeit fortsetzt. Ein kleiner Arbeiter z. B. verkittete einen
Faden mit Wachs an die Seitenwand einer Zelle, unterbrach seine Arbeit,
worauf ein anderer die Sache zu Ende führte. Das Wachs, welches zum
Kitten verwendet wird, ist nicht rein, sondern mit harzigen und kleb-
rigen Stoffen vermengt. Das reine Hummelwachs, das ich in einem
LA
Nest von B. lapidarius fand, ungefähr 1 qem groß, ist von schmutzig
weißer Farbe und sehr brüchig. Es wird wie bei den Honigbienen von
der Wachshaut der vier hinteren Bauchsegmente abgeschieden und
geht, wie schon Huber durch seine Versuche belehrt, aus einem Pro-
zesse im Innern des Körpers hervor. Dazu ist unbedingt der Honig-
genuß nötig, während der Blütenstaub nur zur Ernährung dient. Hum-
meln, denen Huber nur Pollen vorsetzte, erzeugten kein Wachs.
Dieses tritt in sehr kleinen Quantitäten aus dem Körper durch die Gelenk-
verbindungen hindurch. Hoffer hat einigen Exemplaren, -besonders
Weibchen im Frühjahre mittels einer feinen Skalpellspitze die Wachs-
täfelchen vorsichtig von den Bauchsegmenten abgestreift und konnte
sie durch die Wärme der Finger zu einem knetbaren Kügelchen pressen.
In einem lapidarius-Nest sah ich die leeren Honigzellen mit weißem
Wachs ausgetäfelt. Da das Nest in einem Steinfelde lag, fehlte es den
Tieren an harzigen Stoffen. Im Zuchtkästchen von pomorum dagegen
sah ich kein weißes Wachs, dafür gewahrte ich die Arbeiter, wie sie an
der Rinde eines in der Nähe stehenden Baumes nagten, um harzige Stoffe
einzutragen.
Einmal sah ich einen frisch gegossenen Wachspfeiler. Zwischen
zwei Wabenzellen glänzte eine bernsteingelbe Flüssigkeit, die erhärtete
und später zum gewöhnlichen braunen Wachs wurde. Ein Arbeiter
klebte mit Wachs einen Grashalm an die Zelle und ich sah die Stoffe
lediglich aus seinem Munde kommen. Die Arbeit schritt recht langsam
fort und wurde von den Fühlern öfters prüfend betastet. Der Stoff
war sogleich fest und hart, ohne zu glänzen. Manche Arbeiter müssen
eine vollständige Zelle aus Wachs konstruieren. Sie wird dann später
mit Honig gefüllt. Noch kunstvoller war ein ganzer Wabenklumpen
aus lauter Wachskrügen, den ich in einem lapidarius-Nest fand. Frei-
lich läßt sich der Nestbau der Hummeln nicht ohne Nachteil mit dem
kunstvollen System der Bienenwaben vergleichen, die Hummelnester
sehen meist klumpen- oder traubenartig aus. Die Zellen ähneln großen
und kleinen Fingerhüten, die sich bloß an der Basis berühren, oft aber
auch bis zur Spitze hinauf miteinander verbunden sind, was namentlich
bei den Arbeiterzellen der Fall ist. Der Name Zellen ist eigentlich schon
falsch, weil sie nur Ähnlichkeit mit den wahren Zellen der Bienen und
Wespen haben, in Wirklichkeit aber durch die spinnende Tätigkeit der
sich verpuppenden Larven entstanden sind. Sie heißen daher richtiger
Puppentönnchen. Diese werden nach dem Ausschlüpfen der fertigen
Tiere abgeschnitten und mit Wachsrand versehen. So dienen sie als
Honig- oder Pollenzellen, welche oft nach dem Füllen mit einem Wachs-
deckel versehen werden. Ein vollkommen entwickeltes Hummelnest
zeigt nach Hoffer folgende Formen von Gefäßen \oder wenn man
will, Zellen:
A. Puppentönnchen für
12Arbeiter
2. Männchen (etwas größer),
3. Weibchen (am größten).
B. Aus Wachs konstruiert:
4, Honigtöpfchen, schon neben der ersten Zelle vom Weib-
chen konstruiert,
5. Pollenzylinder, bisher nur bei. B. pomorum entdeckt.
Außerdem kommen in manchen Nestern noch die von Schmarotzer-
hummeln gesponnenen Puppentönnchen hinzu.
In meinem pomorum-Nest fand ich keine Pollenzylinder. Neu-
artige Gefäße waren die schon erwähnten aus braunem Wachs be-
stehenden Zellen, welche, ein volles Dutzend, klumpenartig zusammen-
gebaut waren. Auf die Oberfläche einer solchen leeren Wachszelle hatten
die Hummeln einen Büschel schwarzer Haare festgekittet. Sie tragen
nämlich allerhand Stoffe ins Nest. Außer Gräsern, Laub, Moos, Nadeln
der Fichten und Tannen, Rindenstückchen, Werg bringen manche
Arten sogar kurze Pferdehaare, Schafwolle oder Federn des Sperlings
und bauen ihr Nest. Nicht zu übertreffen ist jedenfalls der Geschmack
der Steinhummeln, deren Nest ich .bei Eichstätt ausgrub. Ich stieß
beim Ausnehmen auf starke Knochen eines menschlichen Beckens,
welche so mürbe waren, daß sie sich an den Seiten zerfasern ließen,
Diese Knochenfasern hatten die Hummeln zur Unterlage für ihr Nest
benützt. Sie waren bei der Anlage ihres Nestes zufällig auf die ehe-
malige Richtstätte gekommen, dem Galgenhügel und verwendeten die
Gebeine der Verbrecher für ihre besonderen Zwecke.
Für jede Art von Tätigkeit ist demnach im Hummelnest gesorgt.
Wenn man durch das Glasfenster des Zuchtkästchens ins Wabengebäude
sieht, fällt uns freilich wieder das scheinbar zwecklose Hin- und Her-
laufen der Tiere auf. Aber nur das beharrliche Beobachten bringt Licht
und Aufklärung.
Was tut z. B. die kleine Hummel, die unbeweglich am Eingang
im Nestinnern steht? Sie ist als Wächter bestellt um Lärm zu schlagen,
falls unberufene Eindringlinge den Frieden stören wollen. Stört man
ein Hummelnest, so erschallt sogleich ein äußerst heftiges Aufsummen,
wodurch sich schon mancher Bau verraten hat. Dann fliegen sogleich
einzelne heraus und umschwärmen den Störenfried mitunter auf eine
sehr bedenkliche Weise. Sosah Hoffer, wie ein ganzer Zug Soldaten,
von denen einer während des Rastens das Nest von B. lapidarius mit
2 > 3
dem Bajonett durch das Flugloch angestochen hatte, um allsogleich von
einer erbosten Hummel gestochen zu werden, sich vor der nachstürzenden
Menge der wildgewordenen Tiere flüchten mußte. Daß der Stich ziem-
lich schmerzhaft ist, bezeugt Schmiedeknecht, der von einem Arbeiter
des B. terrestris in den Zeigefinger gestochen wurde, so daß nach we-
nigen Stunden nicht nur der Finger, sondern auch der ganze Rücken
der Hand angeschwollen war. Übrigens wirkt das Gift, wie bei Bienen,
individuell verschieden. Ich wurde des öfteren, besonders wenn ich
statt eines Männchens einen Arbeiter mit den Fingern von den Blüten-
köpfen der Disteln abnahm, gestochen, ohne daß, abgesehen von der
besonders schmerzhaften Empfindung, die übrigens später geringer
wurde, eine Geschwulsterscheinung aufgetreten wäre. Man kann die
Hummeln in der geschlossenen Hand halten, ohne daß sie stechen. Sie
setzten sich sogar, wenn ich zu neugierig ihrem Leben und Treiben im
Zuchtkästchen zuschaute, auf die Spitzen des Schnurrbarts oder hinter
das Ohr, ohne aber irgendwie lästig zu werden. Auf alle Fälle steht
der Hummelwächter auf seinem Posten.
Eine harmlose Tätigkeit entfalten jene Hummeln, welche mit
ihren Flügeln schlagen, ohne einen Laut von sich zu geben. Sie müssen
die Luft in Bewegung setzen und wirken als lebendige Ventilatoren.
Selbst diejenigen, welche man im ersten Augenblick als faul ansprechen
möchte, erfüllen eine wichtige Aufgabe. Mit dem Leibe sich eng an die
Waben drückend, wärmen sie die Puppentönnchen, daß aus ihnen die
junge Brut entsteige. Jene Hummeln, welche ein- und ausfliegen, haben
freilich die meiste Arbeit. Ihnen schenkte ich besondere Aufmerksam-
keit, indem ich ihren Fleiß kontrollierte. Jeden Abend waren beinahe
ein Dutzend der großen Honigbehälter mit Saft bis an den Rand gefüllt.
Es ist eine Freude, das Füllen der Honigtöpfchen zu sehen.
Eben passiert wieder ein Arbeiter nach halbstündigem Aufenthalt
auf der Weide durch das Hummeltor ein. Mit trippelnden Schritten
eilt er zum Wabengebäude und sucht eine leere Honigzelle. Er steckt
den Kopf prüfend hinein und untersucht ebenso rasch eine zweite, dritte
usf. Dabei steigt er sämtlichen Insassen auf den Kopf oder schlüpft
unter dem Leib hindurch und macht sich etwas gewaltsam Platz bis
zu einer bestimmten Honigzelle, dieselbe, in welche er auch beim vorigen
Besuch den Saft entleert hatte. Dabei bückt er sich tief in die Zelle,
zieht den Hinterleib ein- bis zweimal außerordentlich zusammen und
speit dadurch den Saft in die gut ausgepichte Honigzelle. Daß der
Magen voll ist und die Blumenschenken freigebig sind mit süßem Nektar,
erkennt man daran, daß der Saft im Becher jedesmal merklich steigt,
bis er zum Rand gestrichen voll wird. Immer brachte der Arbeiter
Et
seinen Lohn in dieselbe Zelle, bis sie voll war, dann erst wurde eine neue
zum Füllen bestimmt. Er schüttete den Honig durchaus nicht wahllos
in eine beliebige Zelle und wenn er auch beim Suchen des öfteren an
der bestimmten vorbeieilt, ja sogar den Kopf prüfend hineinsteckte,
ohne sich zu entleeren, so kehrte er doch wieder zurück, um zum Schluß
den Arbeitslohn dahin endgültig zu hinterlegen. Schon Hoffer
wundert sich darüber, daß die so außerordentlich fleißigen, jede Sekunde
ausnützenden Tierchen nicht die nächstbeste Zelle zur Entleerung der
Futtervorräte wählen und durch das Suchen nach einer passenden doch
einige Sekunden oder Minuten verlieren. Jedoch ist der Zeitverlust
nicht allzu groß, wie sich aus dem Anhang ergibt*).. Während aber
Hoffer angibt, daß die Tiere keine früher schon bestimmte Zelle
zur Entleerung ihres Honigvorrates wählen, sah ich bei pomorum deut-
lich, wie nicht nur ein und dieselbe Hummel eine große Wachszelle nach
jedesmaligem Einflug mit Saft füllte, sondern auch andere heimkehrende
Tiere die gleiche Zelle aufsuchten. Mitunter schleckt ein Tierchen an
dem süßen Naß, dann zittert im Lichte die goldene Saftwelle. Der Honig
ist nämlich flüssiger als der der Bienen und schmeckt auch süßer als
dieser. Ist das Honigtöpfchen voll, so wird ein stumpf kegelförmiger
Deckel aus Wachs darüber gebaut, der aber in der Mitte eine ganz kleine
Öffnung hat, so daß also niemals vollständig gedeckelte Honigzellsn
angetroffen werden, wie sie die Bienen haben.
Auch Pollen bringen die heimkehrenden Tierchen mit und leeren
zuerst die Körbchen aus und dann den Honigmagen. Als Pollenmagazin
ist eine eigene Zelle bestimmt. Im Eifer schabte ein Arbeiter sein Höschen
am Wachsrand der Pollenzelle ab, was offenbar eine Verschwendung
ist, da nur ein Teil hineinfiel, während andere Klümpchen auf den Boden
kollerten. Gewöhnlich benützen die Tiere zum Ausladen der Körbchen
die Mittelbeine, durch deren geschickten Griff der Blütenstaub ent-
fernt wird. Dieser ist beim Hineinfallen noch bröselig, er wird aber
durch Einfeuchten in einen Futterbrei verwandelt, der besonders zur
Ernährung der Larven dient. Honig und Pollen holen sich die Hummeln
bekanntlich von den Blumen, wobei aber die Arbeiter von pomorum
insoferne eine Auswahl treffen, indem sie die roten Kleearten bevor-
zugen. Da die Kronröhre des roten Wiesenklees 9—10 mm lang ist,
so kann der Rüssel der Hummeln, der eine Länge von 12—14 mm er-
reicht, mit Leichtigkeit den Saft herausschlürfen. Der Honigbiene
...*) Nach dem Ausspeien des Honigs putzen sich die Tierchen Kopf,
Rücken und Hinterleib in Eile ab, verschnaufen meist ein wenig und fliegen,
nachdem der Aufenthalt im Nest kaum eine Minute gedauert hat, wieder auf
die Weide.
PA
mit ihrem nur 6 mm langen Rüssel ist dies verwehrt. Das Weibchen
von pomorum mit seinem 15—18 mm langen Rüssel ist befähigt, beinahe
die tiefsten Brunnen der Blumen auszuschöpfen. Daraus kann man
die hohe Bedeutung der pomorum-Art für die Befruchtung der Blumen
erkennen. Vielleicht hat auch Darwin diese Art im Auge gehabt
bei seinem klassischen Beispiel, daß die Produktion des Kleesamens
von der Zahl der umherschweifenden Katzen abhängig sei.
Wie fleißig die Tierchen bei ihren Blumenbesuchen sind, beweisen
die Aufzeichnungen über ihre Tagesleistungen. Schon um 6!% Uhr
morgens flog ein Arbeiter auf die Weide und kam erst nach 1%, Std.
wieder ins Nest zurück. Ein Tierchen aus dem lapidarius-Nest flog von
825 pis 44° dreizehnmal ins Freie und brachte jedesmal reichlich Nektar
nach Hause. Leider begann es dann zu regnen, so daß der Ausflug ein-
gestellt wurde. Ein pomorum-Arbeiter flog abends um 7 Uhr noch aus,
nachdem er seit 3 Uhr siebenmal die Blumen besucht hatte. Man wird
er verstehen, daß sich die Tiere auch kurze Ruhe gönnen müssen. So
hielt ein fleißiger Arbeiter auf den Waben sitzend, einen viertelstündigen
Schlummer, wobei er sich unbeweglich verhielt. Dann arbeitete er
wacker im Nest mit und flog später wieder aus, um aufs neue Honig-
ernte einzutragen. Überhaupt ist keine Arbeitsteilung dergestalt vor-
handen, daß manche die Nestarbeit besorgen, während andere nur die
lieben Blumen besuchen. Ein mit Farbe gekennzeichnetes Tierchen
war um 65% vorm. vom Honigausflug heimgekehrt und beteiligte sich
nun mit großem Eifer an dem Eintragen von Neststoffen und dem Zu-
rechtschieben der Wabendecke. Diese wurde nämlich in kurzer Zeit
vom vorderen Teil des Nestes nach rückwärts verlegt, weil dort noch
geschlossene Puppentönnchen waren, die der Wärme bedurften. Sowie
aber das Wetter sich besserte, es hatte leicht geregnet während des
Vormittags, flog unser Nestarbeiter um 3° Uhr wieder aus und wurde
am Nachmittag ein eifriger Blumenbesucher.
So fand ich jeden Abend die Früchte ihres Fleißes in den Honig-
behältern riedergelegt. Blütenstaub trugen nur zwei Tierchen ein,
darum wurde der Vorrat nie groß und die einzige Zelle, die dafür be-
stimmt war, wurde nicht einmal voll. Ganz anders wie im Nest von
lapidarius, wo mehr als sieben Zellen mit Pollen gefüllt und mit ganzen
Wachsdeckeln versehen waren. Hier warteten allerdings auch junge
Larven in einem großen Klumpen auf den Futterbrei, der ihnen von
den Arbeitern zugestopft wird. Im pomorum-Nest dagegen war nur
ein kleiner etwa pfenniggroßer Wabenklumpen aus braunem Wachs von
birnförmiger Gestalt, der ein eigentümliches Schicksal hatte. Ich inter-
essierte mich besonders für sein Wachstum, um zu erfahren, wie die
ee te
Larven beim Großwerden die Wachshaut sprengen, wie der Riß von
den Arbeitern eventuell erweitert wird und wie schließlich der Futter-
brei den Larvenmäulern zugeführt wird. Zum Glück lag der besagte
Larvenklumpen wie eine kleine Birne an einem Stiel wagrecht vor meinen
Augen, so daß ich täglich sehen konnte wie er sich veränderte. Eines
Tages erhielt er vorne eine kleine Anschwellung wie ein Butzen und auch
an den Seiten zeigten sich Warzen wie Höckerchen und tiefere Ein-
drücke, welche zweifellos von den Körperchen der wachsenden Larven
herrührten. Nach drei Tagen hatte der Klumpen seine Form unter
dem Einfluß der im Innern heranreifenden Larven verändert. Am
nächsten Tag, es war der 6. August, gegen 12 Uhr mittags, bekam die
Wachsoberfläche einen schmalen Riß und durch den Spalt guckte die
weiße Farbe der sich bewegenden Larven. Als ich nach dreiviertel
Stunden wieder nachschaute in der Erwartung, der Riß habe sich viel-
leicht vergrößert, war der interessante Larvenklumpen wie durch Zauber-
schlag völlig verschwunden. In der hinteren Ecke des Nestkästchens
lag eine mittelgroße gelblichweiße gekrümmte Larve am Boden, die
unzweifelhaft dem Tode geweiht war. Wo die übrigen Larven hinkamen,
blieb mir ein Rätsel. Wohl sah ich im Grund des Nestes verborgen ein
Wachsgebilde ähnlich wie eine kleine Fischblase. Beim späteren Öffnen
fand ich darin zwei Larven, denen eine Pollenmasse beigegeben war.
Nicht einmal von der Wachsdecke sah ich eine Spur. Vielleicht war
das Fehlen eines größeren Pollenvorrates der Grund, weshalb die Hum-
meln den Wabenklumpen zerstörten. Ich mußte an die Arbeiter von
B. silvarum denken, die aus dem Nestloch herauskamen mit ziemlich
großen Larven zwischen den Kiefern. Ein Tier flog mit seiner Last in
ein nahes Roggenfeld, wo es die Larve wie ein Luftschiffer eine Bombe,
zur Erde fallen ließ. Ob wohl B. pomorum auch die eignen Kinder dem
gleichen Verderben ausgesetzt hatten? Hoffer schreibt darüber:
„Merkwürdig ist die Tatsache, daß,’wenn man die Larven der sie um-
hüllenden Decke beraubt, sie gewöhnlich, auch wenn sie äußerlich keine
Verletzungen zeigen, doch von den Arbeitern gepackt und hinausgeworfen
werden, wo sie elendiglich umkommen.‘‘ Doch war in beiden Fälllen
keine Beeinflussung meinerseits erfolgt, so daß für das Benehmen der
Hummeln eine Begründung fehlt.
Leider hatte das pomorum-Nest nur den einen Wabenklumpen,
so daß ich keine weiteren Beobachtungen anstellen konnte. Jeden-
falls brachten von nun an die Arbeiter keinen Pollen mehr ein, sondern
nur noch Honig, den sie für ihre eigene Ernährung bedürfen. Am Abend
werden die Vorräte von den Nestinsassen geleert, wobei es mitunter
recht lustig zugeht, wie ich mich einmal überzeugte. Um 8 Uhr abends
Be ae
flog zwar kein Tier mehr aus, dafür arbeiteten noch ein halbes Dutzend
vor dem Nest im Freien, um Stoffe heranzuschleppen. Im Nest selbst
schleiften einige das während des Tages aufgehäufte Material an einen
passenden Platz. Dabei gab es eine lebhafte musikalische Unterhaltung.
Ein Tüten kurz und lang, hoch, tief und mittel, dazwischen ein ganz
tiefes Brummen zeigte musikalischen Sinn. Dieser aufgeregten Unter-
haltung folgte eine Überraschung. Aus dem Hummeltor purzelten zwei
Individuen heraus, wie wenn sie mit Gewalt an die Luft befördert worden
wären. Das eine setzte sich auf den Hinterleib und blieb wie auf einem
Stuhl mit offenen Kiefern wie angegossen sitzen, das andere lag
auf dem Rücken mit ausgestreckten Beinen, stechbereit. Nach
längerer Zeit fingen sich die beiden zu bewegen an und krochen
ins Nest zurück. Vielleicht hatte der Streit seine Ursache in dem
allzu reichlichen Honiggenuß. Um 159 Uhr begann der Hummel-
trompeter sein Abendlied. Es war ein längerer Ton, unterbrochen von
einem Triller ähnlich wie wenn ein Tier im Kästchen fliegen würde.
Der Trompeter schlug aber nur, auf einer Wabe stehend, die Flügel.
Das Lied dauerte auch nicht lange. In einem Nest von B. silvarum hörte
ich den Trompeter am Morgen blasen. Genau um 6 Uhr erhob sich
ein Summen im Nest, das ununterbrochen zwei Minuten dauerte. Noch
dreimal setzte der Musikant an, bis es im Innern lebendig wurde und
eine Hummel zum Abflug erschien. Unentwegt übte der Trompeter
seine Kunst. Zuerst in gleicher Tonlage, wurden die Schwebungen
höher und tiefer, vibrierend, dann stoßweise wie das Geräusch des Wagner-
schen Hammers oder bei Entladung elektrischer Funken, endlich wie
ein langsamer Trommelwirbel, bis der Ton höher wurde und langsam
erstarb. Dieses Wecken, bei dem ich mitunter deutlich die Flügel schlagen
hörte, dauerte von 6** bis 70, also 22 Minuten ohne jede Unterbrechung.
Hoffer, der den Hummeltrompeter wieder entdeckt hat, den man
früher ins Reich der Fabel verwies, hörte in einem volkreichen Nest
von B. ruderatus den Trompeter eine ganze Stunde lang blasen. Als
er den Deckel des Glaskästchens hob, zeigte es sich, daß ein kleines Weib-
chen oben auf der Wachshülle stand und mit voller Macht, aber ganz
gleichmäßig, die Flügel schwang. Dadurch entstand hauptsächlich
der Ton, aber es stieß offenbar auch durch die Stigmen Luft aus, sonst
hätte der Ton unmöglich solche Stärke haben können.
Die Hummeln sind also musikalisch, wenigstens kann man die
Töne, welche sie hervorbringen, nach ihrer Tonlage unterscheiden und
einteilen. Die Arbeiter, welche sich vergeblich abmühen, stoßen öfters
einen Laut aus, der kurz und scharf ist und am Ende an eine zersprungene
Saite erinnert. Einen dumpfen, sonoren Ton bringt die Königin hervor,
Ir RR
wenn sie in Gefahr ist. Bei freudigen Anlässen, wie beim Honigschmaus,
hört man reine Töne, die scharf ausgestoßen 4—6 mal die gleiche Höhe
halten und zuletzt entweder eine halbe Stufe abwärts oder eine ganze
Stufe aufwärts enden, so daß der Ruf klagend oder fragend erscheint.
Andere Sänger fallen eine Quinte oder Terz tiefer ein. Man kann es
ohne Übertreibung einen musikalischen Abend nennen, den die pomorum
zum besten geben. Am nächsten Tag erkannte ich erst die wahre Ur-
sache ihres Freudenkonzerts. Zwei Weibchen, junge Königinnen, waren
ausgeschlüpft und zeigten sich in einem schmucklosen Feldgrau, da auch
sie noch nicht das farbenprächtige Pelzkleid bei ihrer Geburt besitzen,
ebensowenig wie die frischgeschlüpften Arbeiter und Männchen. Dazu
waren, wie eine Kontrolle zeigte, alle Honigtönnchen leer, auch jene aus
Wachs gebaute Zelle, die mich wegen ihrer Größe an das Heidelberger
Faß erinnerte. Gestern abend war es noch durch einen Wachsdeckel,
der in der Mitte ein Loch hatte, gespundet, heute war der Deckel ver-
schwunden und die Faßöffnung auffallend erweitert. Die Tierchen
hatten sich nämlich um so mehr gebückt, je tiefer das Naß im Behälter
sank, so daß sie mit ihrem Leibe das weiche Wachs abdrehten. So war
alle Tage das Faß am Abend gefüllt, mit Wachs gedeckelt und am Morgen
ebenso regelmäßig ausgehöhlt und gähnend leer. Es diente manchem
Tierchen als Nachtquartier, in dem es freilich wegen seiner Tiefe völlig
unsichtbar blieb. Zu diesem Zwecke kroch es mit dem Kopfe voran
in den Behälter, wobei die Hinterleibsspitze zuletzt verschwand. Dann
drehte es sich kunstfertig so, daß am nächsten Morgen zuerst das schwarze
Hummelgesicht herausschaute. Mitunter wurde das Faß zum Gefängnis,
wenn sich über seine Öffnung einige Arbeiter legten und längere Zeit
ausruhten.
Tagsüber trank selten ein Arbeiter oder eine der Königinnen.
Beim Ausheben des Nestes waren mit der alten Nestmutter fünf Weibchen
vorhanden. In der Nacht vom 6.—7. August schlüpften zwei neue,
vom 8.—9. August wieder zwei neue und am 10. August nachmittags
zwischen 3 und 5 Uhr wiederum eine junge Königin aus den Waben.
Am 16. August wurde abermals ein unausgefärbtes Weibchen gesehen,
so daß die Gesamtzahl der Königinnen auf 11 stieg.
Die neugebornen Weibchen oder Königinnen sind in jeder Be-
ziehung unfertig. Die Flügel sind noch so weich, daß sie sich dem Körper
anschmiegen. Daher lüften sie die Decken ab und zu und schwingen
sie zur Probe, um sie zu trocknen. Auch im Gehen müssen sie sich erst
üben, denn die Füße können noch nicht den schweren Leib geschäftig
und behend tragen. Kaum hat sich der Seidendeckel des Puppentönnchens,
die Königswiege, etwas gehoben, so daß der erste Lichtstrahl eines neuen
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Lebens auf den Rücken der Neugebornen fällt, so hüpft ihr schon ein
Freund an den Hals als Gefährte, der sie zeitlebens begleitet. Es ist
eine kleine braune Milbe, die aber als Schmarotzer ein arger Plaggeist
wird. Mit den Mittelbeinen den noch silbergrauen Thorax streichend,
wehrt sie den lästigen Gast ab, doch muß sie sich an die blutsaugenden
Milben gewöhnen, die später oft in ganzen Klumpen an ihrem Haarpelz
hängen und unter den Flügeln und an den Gelenkhäuten schmarotzen.
So ist der erste Gruß des Lebens ein Läusesegen.
Mitunter geht die Königin langsam zum Honigbrunnen und stärkt
sich durch einen guten Trunk, wobei verständnisvoll die Fühler zittern.
Dann schläft sie wieder über den Waben, den Kopf nach unten, die Hinter-
leibsspitze nach aufwärts gerichtet. Der Thorax beginnt sich schon
am nächsten Tag zu schwärzen und rötliche Haare mischen sich an den
letzten Segmenten in das graue Kleid. Nach wenigen Tagen sind auch
die anfangs grauen Körbchenhaare geschwärzt und die hellen Haare
von Segment 3—6 werden kräftig rot. Inzwischen sind auch die Flügel
hart geworden und sie werden auf eigene Art unter den Leib gezogen und
geglättet. Nach acht Tagen unternehmen die Königinnen den ersten
Ausflug ins Freie, von dem sie nicht mehr ins Nest zurückkehren.
Daß die jungen Königinnen noch recht ungeschickt sind und erst
durch schmerzliche Erfahrung lernen, zeigte mir ein junges Weibchen,
das erst eine Stunde alt war. Es streckte den langen Rüssel gerade
aus, so daß die anderen Tiere darüber hinwegkriechen mußten. Un-
geschickterweise legte es die an der Spitze so empfindliche Zunge über
eine Wabe und verstand nicht, den Saugapparat einfach am Kinn
umzuschlagen und ihn in der Brustrinne zu sichern. Wenn die junge
Königin ging, schleifte der Rüssel am Boden und war den Fußtritten
der Arbeiter ausgesetzt. Nicht einmal reinigen konnte sie die lange
Zunge nach dem Honigschlürfen. Sie streifte nur mit einem Bein die
glänzend braunen Kieferladen ab, während die erfahrenen Tiere den
Zungenapparat zwischen beiden Beinen in die Mitte nehmen, so daß
durch Druck und Gegendruck eine kunstgerechte Reinigung erfolgt.
Am 5. August sah ich ein großes schlankes Männchen im Nest,
welches beinahe ausgefärbt war. Es hatte Streit mit einem Arbeiter,
welcher ihn aus dem Nest verwies. Obwohl ich es mehrere Male durch
das Flugloch zurückbrachte, wurde es doch von mehreren angegriffen
und hinausgejagt. Daher fand ich fast keine Männchen, weil diese wegen
der unzarten Behandlung vorziehen, das Nest alsbald zu verlassen. Sie
kehren als Gäste bei den Blütenkörben der Knautien ein und lassen sich
im Nest nicht mehr blicken. Daher muß bei B. pomorum die Capula
Er
außerhalb des Nestes stattfinden, zudem auch die jungen Weibchen
bald Abschied von der Heimat nehmen.
In diesem Sommer mit frühzeitig kühlen regnerischen Tagen gab
es schon seit Anfang August pomorum-Männchen, während Alfken
ihr Erscheinung erst für 12.—14. Sept. konstatiert. Die Art ist nämlich
recht empfindlich gegen Kälte und wird vielleicht nur in besonders
warmen Sommern so spät die Männchen zur Reife bringen. |
Hoffer mußte, um den kühlen Wind abzuhalten, alle Spalten
des Nestkästchens mit Watte verstopfen. Wenn es in der Frühe kühl
und regnerisch war, so flogen die Arbeiter erst spät am Vormittag aus.
Anders an sonnenhellen Tagen.
Ich begab mich am 9. August um 5 Uhr morgens zum Zucht-
kästchen. Schon nach 10 Minuten flog ein Arbeiter auf die Weide. Im
Innern des Nestes saßen noch die meisten ruhig auf den Waben. Einige
besonders Fleißige gingen schlaftrunken trägen Ganges zu den Gräsern
ins Freie und fingen wie üblich zu zerren an. Um 515 saß schon ein
wackerer Arbeiter rittlings auf einem Grashalm um ihn abzuschneiden,
wurde aber infolge seiner Ungeschicklichkeit aus dem Sattel gehoben.
Nach einem kurzen Signal flog ein zweiter Arbeiter zum Flugloch heraus.
Aber schon um 5?0 kehrte das erste Tier von seinem Ausflug zurück und
bald darauf das zweite. Demnach war es bei beiden keine richtige Honig-
reise, sondern nur ein Erkundigungsausflug. Beim Nachsehen entdeckte
ich, daß alle Honigfässer und auch das große Wachsgefäß leer waren.
Alle Tierchen waren zu einem Knäuel zusammengeballt, um sich gegen-
seitig zu wärmen. Nur der krüppelhafte Arbeiter, dem beide Flügel
fehlen, saß einsam schlafend auf einem Puppentönnchen. Mancher
Arbeiter löste sich aus dem Verband und begann wie im Traum zu ar-
beiten. Doch das Gehen wurde ihm sauer und nach kurzer Arbeit ruht
er wieder aus. Einige jedoch machten Ernst, schüttelten die Flügel
und flogen auf die Weide. In einer Stunde, von 5—6 Uhr, flogen 20 Tiere
aus und 10 kehrten zurück, um den gesammelten Honig in die Behälter
zu schütten. Dabei weckten sie noch manche Schlafende durch unsanften
Anstoß, aber doch war um 55° alles wieder starr und steif in Schlaf
versunken. Nur ab und zu krabbelte ein Tierchen zum Flugloch und
eilte durch die Lüfte. Dann war wieder alles still, nur die Königin at-
mete tief und schwer. Obwohl der Tag schön zu werden versprach,
war doch um 7 Uhr das richtige Hummelleben noch nicht erwacht. Ein
mittelgroßer Arbeiter machte nun eine kurze Musik, indem er im Kreise
herumlief und die Flügeldecken summend schwang. Um 7° Uhr flog ein
Männchen aus, wahrscheinlich hatte es Hunger, denn die Töpfe waren
leer. Auch die Königin schaute verschlafen in einen leeren Honigkrug.
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Endlich brachte um 720 ein heimkehrender Arbeiter süßen Saft in den
großen Wachsbehälter und flog gleich wieder aus. Im Grunde glänzte
der Nektar, aber bald war der Boden wieder trocken, denn viele eilten
zum Morgenkaffee. Endlich entfernte sich auch der Nestkrüppel von
seiner Schlafstelle und während die Sonne hell und warm schien, war
der Bann des Schlafes vom Nest gewichen, doch war es schon 73°, Aber
die Tiere brachten durch geschäftiges emsiges Leben und Treiben den
Zeitverlust wieder herein. Dabei begegnete einem Arbeiter ein Männ-
chen, welche bekanntlich von einer Tätigkeit im Nest nichts wissen
wollen. Es stand im Wege, als die heimkehrende Hummel, die schon
11, Std. auf der Weide war und den Inhalt ihres Magens in die große
Zelle schütten wollte, vor welcher das Männchen wartete, um zu saugen.
Hier sah ich, daß sich beide mit dem Kopfe zornig anfuhren und wie
Katzen sich anfauchten, ohne in weitere Tätlichkeiten auszuarten. Sonst
kommen die Tierchen untereinander gut aus. Nur zeitweise zeigen sie
ihren stürmischen Charakter. Zwar gewöhnen sie sich gut an den Be-
obachter. Zu Hause ins Zuchtkästchen gebracht, schreibt Hoffer,
waren sie anfangs so wild und scheu, daß sie nicht nach Hause flogen,
wenn jemand in der Nähe des Kästchens stand, später genierte sie das
nicht mehr. Auch Alfken kennt die B. pomorum schon an ihrem
wilden Flug. Ebenso wollten die heimkehrenden pomorum-Hummeln
durchaus nicht in ihre Burg einfliegen, wenn ich in der Nähe stand.
Doch waren sie im Zuchtkästchen fast zahm geworden. Sie ließen sich
mit Grashalmen streicheln ohne zu reagieren. Ebenso konnte ich sie
mit Farbe bezeichnen, indem ich den Glasdeckel des Zuchtkästchens
hob und mit dem Pinsel den Rücken der Tiere berührte. Sie zeigten
sich nicht erschrocken, nur bürsteten sie mit den Mittelbeinen den Thorax
bald wieder rein. Wenn eines ausflog und gegen den Glasdeckel an-
prallte, schloß ich mit einem Tuch das Licht ab, worauf sogleich die
Hummel unter der Eingangstür erschien, dann nahm ich das Tuch wieder
fort, um ungestört Einblick in das Familienleben der Hummeln zu ge-
winnen. Ihre Wildheit zeigten sie nur, wenn es galt, ihr Nest zu ver-
teidigen. Als ich ein frischgeschlüpftes Weibchen mit der Pinzette von
den Waben abheben wollte, stürzte sich ein halbes Dutzend mit über-
‚raschender Schnelligkeit auf mich los und einige bissen sich an der Pin-
zette fest. Ihre Königin lassen sie sich nicht leichten Kaufes entreißen.
Als ein lapidarius-Arbeiter sich in das pomorum-Nest verirrte, beide
Zuchtkästchen standen in der Nähe, wurde der Eindringling sogleich
angefallen, gebissen und festgehalten. Es gab einen wütenden Kampf,
wobei sogleich drei oder vier den Fremdling überwältigten, so daß es
einen wirren Knäuel gab. Nur einem glücklichen Zufall hatte er sein
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Leben zu verdanken. Im blinden Kampfeifer hatten sich zwei pomorum
gegenseitig verbissen, jede in der Meinung, den Feind vor sich zu haben,
so daß sich der lapidarius-Arbeiter als lachender Dritter schleunigst ent-
fernen konnte. Seit ich das Zuchtkästchen von lapidarius entfernt
hatte, kamen die heimkehrenden Steinhummeln bei der Suche nach
ihrem Nest regelmäßig in das fremde Zuchtkästchen. Dabei ging es.
ihnen aber schlechter. Einige pomorum-Arbeiter stürzte sich gemein-
sam mit vollem Grimm auf jede Fremde und eine kräftige Hummel hielt
den Feind niedergerungen am Boden fest. Zuletzt rührten sich die am
Boden Liegende nicht mehr, so daßsich die Umstehenden als überflüssig
entfernten. Die Steinhummel hatte den Leib wie verzweifelt eingekrümmt,
doch ließ die Siegerin nicht los. Nach einiger Zeit stand der pomorum-
Arbeiter auf und schleppte sein für tot gehaltenes Opfer mit sich fort
zu den Waben. Es schien, als ob die Steinhummel die letzten Zuckungen
machte, sie war völlig besiegt. Nun ließ die Siegerin ihr Opfer los und
eilte wieder ihrer Arbeit nach. Nach und nach erholte sich die Zerzauste
und kroch an der Wand des Kästchens empor. Als sie dann von den
Anstrengungen des Kampfes ausruhen und dem Ausgang zugehen wollte,
um die ungastliche Stätte zu verlassen, wurde sie nochmals von einer
Hummel, die ihr begegnete, angefallen und sogleich eilten wieder mehrere
zu Hilfe. Sie wurde im Kampfe unter die Wabendecke gezerrt und kam
nicht mehr zum Vorschein. Beim Putzen des Nestes zog ich sie später
tot heraus.
Es kamen noch mehrere lapidarius-Arbeiter versehentlich ins
falsche Nest, aber alle unterlagen nach wütendem Kampfe. So mußte
ich acht tote Steinnummeln in kurzer Zeit aus dem Zuchtkästchen der
pomorum entfernen, die sämtlich ihre Treue und Anhänglichkeit zur
angestammten Heimat mit dem Leben bezahlt hatten. Einmal tat ich
absichtlich zwei lapidarius, 1 muscorum, 1 silvarum-Arbeiter zugleich
ins Nest von pomorum. Nach 10 Minuten waren sie tot zur Strecke
gebracht. Aber die Steinhummeln ließen es sich nicht nehmen, immer
wieder in das pomorum-Nest zu schlüpfen. Sie merkten gar wohl, daß
sie am falschen Orte waren und kehrten mehrmals an der Eingangstüre
um, aber sie umflogen immer wieder das fremde Nestkästchen oder den
leeren Platz, wo ihr eigenes gestanden hatte und waren offenbar traurig,
daß sie ihr Ziel nicht erreichten. Ein Tierchen saß in solchem Zustand
auf einem Grashalm in der Nähe der Nestöffnung. Das Haarkleid war
naß und zerzaust und es mußte demnach schon im Neste der pomorum
gewesen sein. Ich brachte es mittels Wattebäuschchen nochmals durch
die Türöffnung hinein. Sogleich wurde es vom Torwächter überfallen,
aber da es sich nicht durch Beißen wehrte und sich willig abraufen ließ,
N
entging es seinem sicheren Schicksal. Die Siegerin ließ ab und die Stein-
hummel lief auf das Wabengebäude. Hier wurde sie von jeder entgegen-
kommenden ebenso abgerauft und bekam die Wildheit ihrer Verwandten
gründlich zu kosten. Am Ende gelang es dem Tierchen durch das Nest-
loch ungesehen zu entkommen und mit stoischer Ruhe erklomm es
wieder einen Grashalm vor dem Nest.
Ein anderer lapidarius-Arbeiter ließ zu meiner Erheiterung sein
Mütchen an einem der Nestarbeiter aus, der vor dem Tore sich abmühte,
Wie ein Geier schoß er auf dessen Rücken nieder und verübte durch
einen Biß einen kühnen Überfall. Das erschrockene Tierchen schrie
auf, aber bevor es sich zur Wehre setzen konnte, war der Täter ver-
schwunden.
Allem Anschein nach töten die Hummeln nur jene Eindringlinge,
welche sich ernsthaft zur Wehre setzen. Hoffer erzählt sogar von
einer interessanten Hummelgesellschaft, bei welcher B. lapidarius und
B. terrestris einträchtig zusammenhausten. Beim Reinigen des Waldes
wurde ein ziemlich starkes Nest von B. agrorum mit dem Rechen zer-
stört. Die armen Tiere flogen tagelang um die Stelle, wo ihr Vaterhaus
gestanden. Einige fünf Schritte von dieser Stelle entfernt war das Nest
von B. variabilis. Vier der heimatlosen Ackerhummeln erbettelten sich
daselbst das Heimatrecht, so daß sie zuletzt als Glieder einer Familie
betrachtet wurden.
Einmal nahm Hoffer das Nest von B. variabilis, welches durch
den Verlust des alten Weibchens sehr schwach wurde, heraus und tat
in dasselbe Kästchen ein volkreiches Nest von B. confusus. Von den
fünf übriggebliebenen variabilis wollten nun alle in das neue Nest, was.
aber die B. confusus nicht zuließen. Die armen variabilis wurden ge-
bissen und zerzaust. Drei flogen deshalb wieder fort, zwei ließen alles
ruhig über sich ergehen und erwarben sich daher die Gunst der confusus
so, daß sie von nun an gemütlich darin wohnen durften und mit den
anderen ein- und ausflogen wie die Familienglieder.
Ich brachte einmal eine Anzahl von Psithyrus-rupestris-Männchen
in das Nest von B. pomorum. Eines davon wurde wohl am Fuße ge-
packt und von den Waben heruntergerissen. Da es in seiner Unschuld
aber nicht einmal die Kiefer öffnete, um sich zur Wehre zu setzen, ließen
die Arbeiter von ihm ab und bald bewegte sich das fremde Männchen
ungestört im Nest. Am nächsten Tag hatten sich die übrigen bereits
so gut angepaßt, daß sie sich an den Pelzen der pomorum durch Pressen
erwärmten, an den Honigmahlzeiten teilnahmen, ja sogar einige der
kleinen Weibchen mit Liebesanträgen verfolgten. Dazu waren die
Männchen erst drei Tage alt. Dagegen brachte ich ein pomorum-Männ-
FROH
chen in das Nest von lapidarius, in dem aber eine Psithyrus-Familie
war. (1 Weibchen und 10 Männchen.) Diesem war es aber nicht wohi
zu Mute. Es lief unruhig an den Wänden des Glaskästchens umher
und suchte so bald als möglich den Ausgang zu gewinnen.
Einmal brachte ich zwei Psithyrus-rupestris-Weibchen, die frisch
aus den Puppentönnchen eines B.-lapidarius-Nestes ausgeschlüpft waren,
in das pomorum-Nest. Es entspann sich ein Kampf, wobei die wilden
Arbeiter an den Flügeln der einen Schmarotzerhummel, die andere hatte
sich schleunigst unter die Waben verkrochen, bissen und zerrten und
sie ordentlich zerzausten. Ein pomorum-Arbeiter verbiß sich in das
Bein und zog das große Tier von den Waben herunter. Ein drittes Tier
spritzte dem Schmarotzerweibchen eine helle Flüssigkeit, aus dem Maul
stammend, ziemlich kräftig in das Gesicht, eine Verteidigung, wie sie
bei Kamelen üblich ist. Aber die Psithyrus sind Dickhäuter, die
Kraft der Hummeln vermag nicht allzuviel, und es gelang auch der
zweiten, unter die Waben zu schlüpfen. Am nächsten Morgen aber lag
es tot mit ausgerenkten Flügeln nahe der Nestöffnung im Zuchtkästchen.
Das andere Psithyrus-Weibchen aber hatte schon Freundschaft mit den
Hummeln geschlossen und auch die jungen Hummelköniginnen machten
keine Miene, die Fremde zu verjagen.
Als ich eine Hummelkönigin mit einem Psithyrus-Weibchen in
ein enges Glas sperrte, biß wohl die Hummel einige Male nach ihrer
Nebenbuhlerin, aber diese ließ sich auf keinen Kampf ein. Dagegen
gerieten zwei andere Hummelköniginnen, welche ich als Geschwister
dem Neste entnahm und in das gleiche Glas sperrte, in eine unbegreif-
liche Wut. Eine erfaßte den Mittelfuß der Gegnerin mit den Kiefern
und biß hinein, daß ich das Krachen der hornigen Schienen deutlich
hörte. Die Gebissene krümmte sich und .es entstand ein Zweikampf
wie zwischen zwei wütenden Hähnen. Der Geifer spielte dabei eine
große Rolle, denn der schöne Haarpelz wurde naß und blieb verdorben.
Zum Schluß erfaßte die Siegerin ihre Schwester am rechten Kieferladen
und verbiß sich derart, daß nun wohl oder übel Ruhe eintreten mußte.
Mit einer Pinzette verbrachte ich die feindlichen Geschwister ins Nest
zurück. Am Nachmittag war die Siegerin ins Freie entwichen. Doch
bot die Besiegte, die das Nest nicht verlassen konnte, ein trauriges Bild.
Sie konnte die Flügel nicht mehr übereinanderschlagen, denn sie waren
aus den Gelenken gerissen. Die Mittel- und Hinterbeine der linken
Körperseite war völlig lahm. So kroch sie armselig daher und am näch-
sten Tag lag sie tot am Boden.
Ganz energisch verhalten sich die pomorum-Arbeiter mit Recht
gegen Eindringlinge vom Stamm der Bienen und Wespen. Ich brachte
eine Biene, welche das Hummelnest gewittert hatte und dasselbe be-
ständig umflog, durch das Flugloch ins Innere. Auf der Stelle wurde
diese von den Wächtern gepackt, welche die Feindin am Kopfe erfaßten
und mit wohlgezielten Stichen töteten. An der Abwehr beteiligten sich
weder die Männchen noch die jungen Königinnen, erstere schon des-
wegen nicht, weil sie keinen Stachel als Waffe besitzen. Auch die Ar-
beiter wichen vorsichtig dem Hinterleib der Biene aus, um den gefähr-
lichen Stichen der Gegnerin zu entgehen. Zufällig kam später eine
heimkehrende Hummel im Fluge mit einer Biene gerade vor dem Nest-
eingang zusammen. Noch in der Luft gab es ein grimmiges Handgemenge,
wie ein Kampfflieger erhob sich die Hummel über den Feind.und brachte
ihn zum Absturz, Als die Biene sich rasch davonmachen wollte, hagelte
es Bisse und Stiche und nach kurzer Zeit war der Kampf vor dem Nest
zu Ungunsten der Biene entschieden.
Schließlich brachte ich eine andere Biene soweit, daß sie einem
Arbeiter vor dem Nest zufällig begegnete. Im Arbeitseifer merkte die
Hummel ihre Feindin nicht einmal aus nächster Nähe, ein merkbares
Zeichen für den schlechten Geruch der Tiere. Erst beim Zusammen- .
prallen erkannten sich beide und im Augenblick war der fleißige Ar-
beiter in ein wütendes Tier verwandelt. In Kürze war die Biene zer-
stochen, aber auch sie hatte sich in das Bein der Hummel derart ver-
bissen, daß das tote Tier beim Gehen mitgeschleift wurde. Erst nach
längerer Zeit gelang es der Hummel sich von dem Fangeisen zu befreien.
Trotzdem flogen die Bienen fleißig um das Hummelnest, aber niemals
sah ich solche Freundschaft mit ihnen, wie sie Huber beschreibt. Er
stellte in einer Schachtel unter einem Bienenstock ein Hummelnest
auf. Zur Zeit großen Mangels hatten einige Bienen das Hummelnest
fleißig besucht und entweder die geringen Vorräte gestohlen oder ge-
bettelt, kurz, diese waren verschwunden. Trotzdem arbeiteten die
Hummeln unverdrossen weiter. Als sie eines Tages heimgekehrt waren,
folgten ihnen die Bienen nach und gingen nicht eher davon, bis sie ihnen
auch diesen geringen Erwerb abgetrieben hatten. Sie lockten die Hum-
meln, reichten ihnen den Rüssel dar, umzingelten sie und überredeten
sie endlich durch diese Künste, ‘den Inhalt ihrer Honigblase mit ihnen
zu teilen. Die Hummeln flogen wieder aus und bei ihrer Rückkehr fanden
sich auch die Bettler wieder ein. Über drei Wochen hatte dies Wesen
gedauert; als sich auch Wespen in gleicher Absicht wie die Bienen ein-
stellten, wurde es den Hummeln doch zu bunt, denn sie kehrten nicht
wieder zu ihrem Neste zurück.
Einmal besuchte auch eine Wespe, durch den Honiggeruch herbei-
gelockt, mit dem ich das stark zurückgegangene Hummelvolk fütterte,
E
Se Te
das Zuchtkästchen. Da der Glasdeckel oben etwas verschoben war,
gelang es ihr, durch eine kleine Öffnung ins Nest zu klettern. Sogleich
flog sie zum Honig und begann zu schlecken. Da im Nest nur drei Ar-
beiter und eine Königin anwesend waren, gelang es der Wespe ziemlich
viel Honig zu stehlen. Auf einmal stürzte sich jene Hummel, deren
Flügel verkrüppelt waren, auf den Dieb und wollte ihn verjagen. Doch
kaltblütig zeigte die Wespe drohend ihre gelben Kieferladen. Aber die
Hummel griff an und beide kollerten über den Rand der Wabendecke
auf den Boden. Hier entkam die flinkere Wespe, während die Hummel
noch schwerfällig am Boden lag, flog zum Honig und naschte weiter.
Erst ein zweiter Arbeiter verscheuchte den ungebetenen Gast, während
sich das große Weibchen an der Abwehr nicht beteiligte. Die Wespe
flog fort, kam aber öfters auf dem gleichen Weg ins Nest zurück.
Auch Hoffer sah, daß im allgemeinen die Wespen schon wegen
ihrer Geschicklichkeit und Behendigkeit im Vorteil blieben, wenn
auch hin und wieder so ein Strauchritter durch einen wohlgezielten Stich
einer Hummel sein Leben verlor. Von anderen Honigdieben wären
noch zu nennen Forficula und Ameisen. Besonders erstere sah ich in
den Vorratskammern der Hummeln stehlen, wobei sie den Hinterleib
mit den eigentümlichen Zangen in die Höhe strecken. Die Hummeln
greifen sie in ihrer Gutmütigkeit nicht an, aber die Diebe sind scheu-
und weichen einer Begegnung lieber aus.
Besonders überrascht war ich von dem Reinlichkeitssinn der
Hummeln. Sie putzen und wischen aufs sorgfältigste Kopf, Rücken
und Hinterleib, sowie Fühler und Flügel. Doch nimmt das von den
ausfliegenden Tierchen, die ja oft mit Blütenstaub überschüttet werden,
nicht wunder. Aber einmal eilte ein Arbeiter durchs Tor ins Freie, machte
eine Drehung, so daß der Hinterleib vom Nest abgewandt war und ent-
ließ aus seiner Spitze eine helle Flüssigkeit. Als mehrere das gleiche
Manöver machten, erkannte ich, daß die Hummeln hier ihren Abort
hatten und ihre Entleerung ins Freie trugen. Die Hummelköniginnen
begeben sich zu diesem Zwecke nicht ins Freie, sondern besaßen im
Nest eine Unratecke. Im Gegensatz zu diesem Reinlichkeitsempfinden
stehen die Mitglieder der Psithyrus-Familie.
Im Zuchtkästchen von B. lapidarius, wo sie sich häuslich nieder-
gelassen hatten, entleerten sich die Weibchen mitten auf den Waben,
so daß ich in meine Unerfahrenheit anfangs die gelben Körnchen im
Sekret als Eierchen ansah, bis ich sie auf frischer Tat ertappte.
So halten also nur die echten Hummeln auf Reinlichkeit im Hause,
und damit steht ihre Liebe zum heimatlichen Nest im Zusammenhang.
Besonders treu sind die Hummelarbeiter, die ihr Nest nicht ver-
Lea N, We
lassen und immer wieder zu finden wissen, selbst wenn ihre Ausflüge
sich 6—7 km weit erstrecken. So konnte ich das pomorum-Nest, das
ich in Eichstätt 14 Tage lang beobachtete, nach München bringen, allwo
ich es auf eine sonnige Wiese stellte. Obwohl die Hummeln nicht mit
Äther oder Chloroform betäubt wurden, wodurch sie bekanntlich das
Gedächtnis verlieren, fanden sie sich in der Großstadt ausgezeichnet
zurecht, denn wenige Stunden nach der Aussetzung sah ich sie bereits
ein- und ausfliegen. Am nächsten Tag brachte ein Arbeiter nach einem
Ausflug von 55 Minuten Dauer wie sonst Honig ein und schüttete ihn
wieder in die große Wachszelle, welche durch fleißige Tätigkeit bald
gefüllt und wie gewöhnlich durch Wachsauflage verengt wurde.
Nach acht Tagen stellte ich das Ortsgedächtnis meiner Hummeln
auf die härteste Probe, indem ich das Nestkästchen in meine Wohnung
nahm und auf der Altane im dritten Stock gegen Süden hin, wo keine
Häuser den Blick engten, das Flugloch offen ließ.
Um 70° morgens flog die erste aus, besah sich die Situation etwas
kürzer als ich wünschte und eilte fort. Bis 8 Uhr waren schon 10 aus
dem Flugloch geschlüpft und fortgestürzt. Ein Arbeiter nahm vor dem
Nest seine Tätigkeit auf und zeigte die gewaltige Kraft seiner Kiefer,
indem er ein großes Halmstück angriff und wirklich vom Platze schaffen
konnte. Aber auf die heimkehrenden Hummeln wartete ich vergebens.
Am Ende waren alle Insassen bis auf eine junge Königin, die noch nicht
flügge war und drei Arbeiter, darunter die beiden flügellosen Krüppel,
ausgeflogen und kehrten nicht mehr zurück. Daher empfehle ich den
Satz von Hoffer zu beachten: Man stelle das Zuchtkästchen auf
ein Fensterbrett, am besten Parterre oder höchstens im ersten Stock
auf die Sonnenseite, die gegen den Wind möglichst geschützt sein muß.
Ich stellte zwar das Nestkästchen wieder an den früheren Platz
aui den freien Rasen, jedoch ließ sich keine Hummel mehr blicken.
So mußte ich den Rest des Hummelvolkes mit Honig füttern bis mir
die letzten ihres Stammes noch eine große Überraschung zuteil werden
ließen.
Am 16. August entdeckte ich zwei Eierklumpen von langgestreckter
Gestalt, welche den Puppentönnchen aufgeklebt waren. Ich gedachte
ihnen eine besondere Beobachtung zu widmen. Doch alsich am 21. August
morgens Nachschau hielt, war ein Eierklumpen wieder so völlig ver-
schwunden wie früher der birnförmige Wabenklumpen. Doch standen
wenigstens noch die senkrechten Wachswände und als ich genau nach-
schaute, lag in einer Ecke ein vertrocknetes Hummelei. Wer hat die
Zerstörung vollbracht? Nach meiner Vermutung haben es die Hum-
meln selbst getan, denn ich sah am Tage vorher einen kleinen Arbeiter
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mit den Kiefern die Wachsdecke der Eizelle abnagen, so daß ein deut-
lich wahrnehmbarer Eindruck entstand. Wohl hatten sich auch zwei
Mutillen-Larven eingenistet, welche Waben, Puppen und Larven der
Hummeln auffressen. Jedoch würden diese nach meiner Erfahrung
ein Loch in die Zelle gebissen haben um den Inhalt zu verzehren, wie
dies bei Vernichtung einer Eizelle im lapidarius-Nest, die ich ihnen als.
Futter zur Verfügung stellte, tatsächlich geschah.
Aus welchem Gründe die Hummeln die eigenen Eier ausgraben
und verzehren, ist nicht ersichtlich. Ich fütterte die Tierchen mit Honig,
doch war im Nest kein Vorrat an Blütenstaub, wie damals, als sie den
Larvenklumpen zerstörten. Ob aber wirklich das Fehlen des Pollen-
brotes der Grund zum Kinderraub ist, darüber müssen weitere Be-
obachtungen Aufklärung bringen.
In der anderen Eizelle, welche noch unversehrt war und eine Länge
von 12 mm, eine Breite von 6 mm und eine Höhe von 3mm besaß, fand ich
10 reife Eier, sechs vertrocknete Eireste und zwei jüngst ausgeschlüpfte
Larven. Die Eier waren in Gruppen zu drei Stück abgelegt und nicht
mit Futterbrei versehen. Demnach waren es männliche Eier, denn in
jene Zellen, aus denen Arbeiter schlüpfen sollen, wird Futterbrei hinter-
legt, bestehend aus Blütenstaub und Honig. Jedes Ei war 3 mm lang,
ebenso die unmittelbar daraus hervorgegangenen Larven. Nach 4—5
Tagen schlüpfen sie aus den Eiern und sind in 10—12 Tagen ausgewachsen.
Sie benehmen sich etwas apathisch und zeichnen sich nicht durch große
Gefräßigkeit aus, obwohl sie dick und fett werden und an Körperumfang
bedeutend zunehmen. Eine der sehr stark gekrümmten Larven maß
trotzdem 11 mm Länge bei einer Dicke von 6 mm. Die Fütterung,
die ich leider nicht sah, geschieht dadurch, daß das alte Weibchen oder
ein Arbeiter die Zelle an der Spitze zernagt und Blütenstaub und Honig
in sie ausbricht, worauf es dieselbe wieder schließt. Nach Ansicht älterer
Naturforscher bestehen die Zellen selbst aus dem Futterteige und dienen
den Larven zur Nahrung, wobei die Arbeiter jedes Loch mit neuem
Futterteige verschließen. Hoffer und Schmiedeknecht sind
dieser Ansicht nicht, da im Herbste, wenn die Arbeiter zugrunde ge-
gangen sind, die Larven innerhalb der Wachszellen verhungern.
Auffällig war mir der dicke Wachsdeckel über der Eizelle, der ein
gutes Futter böte, aber auch als Wärmeschutz gedeutet werden kann, denn
nach Huber sterben im Herbste deswegen viele Larven, weil ihnen
die nötige Wärme fehlt, besonders beim Mangel an bebrütenden Ar-
beitern.
Die ausgewachsenen Larven spinnen sich innerhalb der Zelle ein
und werden zu Puppen oder Nymphen. Sie stellen jene gelben, finger-
HDD: =:
hutähnlichen Waben her, die man als Puppentönnchen bezeichnet.
Der Ruhezustand dauert 14 Tage, so daß die Entwicklungszeit vom
Ei bis zum fertigen Tier ungefähr ein Monat dauert. Ebensolange währt
die Lebenszeit eines gewöhnlichen Arbeiters, während die Königin
10—12 Monate lebt.
Es entsteht nun die Frage, wer die Eier in die beiden Eizellen
gelegt hat und damit ist ein schwieriges Problem aufgerollt. Bekannt-
lich erscheinen im Frühling und anfangs Sommer nur Arbeiter, welche
der Königin beim Nestbau behilflich sind. Vor den Männchen entwickelt
sich eine Mittelstufe zwischen Arbeitern und jungen Königinnen, die
sogen. großen Arbeiter oder kleinen Weibchen. Im Hochsommer, jede
Art nach besonderer Weise, erscheinen die Männchen und nach ihnen
erst die jungen Königinnen oder großen Weibchen. Es ist nun strittig,
ob die alte Königin auch die männlichen Eier legt, da ja alle Beobach-
tungen über Parthenogenese bei den Hymenopteren ergeben haben,
daß nur aus unbefruchteten Eiern Männchen hervorgehen, während
doch die Weibchen schon seit etwa September vorigen Jahres wirksam
befruchtet sind. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß auch die
Stammutter der Hummeln, wie die Bienenkönigin, männliche Eier legt,
und zwar nach Belieben entweder weibliche oder männliche. Denn
sonst könnte es vorkommen, daß auch zur Unzeit, d. h. zu früh im Jahre
Drohnen im Neste wären.
Doch waren es Arbeiter in meinem pomorum-Nest, von denen
die erwähnten männlichen Eizellen stammen, denn eine Königin be-
fand sich damals nicht im Nest. Bei den Bienen ist ja bekannt, daß
ausnahmsweise auch Arbeiter Eier legen, aber wie schon Aristoteles
wußte, geht aus solchen Eiern nur Drohnenbrut, nicht Arbeiterbrut
hervor.
So ist jedenfalls auch erwiesen, daß die Arbeiter der Hummeln
ebenfalls männliche Eier legen. Ob sie aber auch weibliche Eier hervor-
bringen, ist nach Schmiedeknecht wohl nicht der Fall. Da-
gegen erklärt Hoffer, daß nicht nur das alte Weibchen für alle drei
Formen (9, S und 2) Eier legt, sondern unter Umständen auch die kleinen
Weibchen. Nach seinen Versuchen sind die von den kleinen Weibchen
erzeugten Königinnen durchschnittlich kleiner als die aus den Eiern
des alten Weibchens sich entwickelnden. Ob aber die kleinen Weib-
chen vorher befruchtet sind oder nicht, ist nicht aufgeklärt.
Es gibt bei den Hummeln wohl noch mehr interessante Fälle, die
der Aufklärung bedürfen.
— 100 —
3.
Bombus lapidarius im Zuchtkästchen.
Am 28. Juli entdeckte ich das Nest der Steinnummel, welche als
eine der häufigsten Arten überall zu finden ist. Sie ist eine der größten
Hummeln und an dem tiefschwarzen Samt des Körpers sowie an den
fuchsroten drei Endsegmenten gut zu erkennen. Das Nest legt sie,
wie ihr Name sagt, mit Vorliebe unter Steinen und in Mauern an, ich
fand es indes später auch unter der Erde in der geräumigen Höhle einer
Maus, wie angenagte Kirschkerne erwiesen.
Am besagten Tag sah ich in einem Trümmerfeld von Kalksteinen,
die aus den steinigen Äckern auf dem Plateau des weißen Jura bei Eich-
stätt stammten, einige Tierchen fliegen, die den Eingang ins Nest suchten.
Es war bewundernswert, daß sie ihn fanden, denn es fehlte jedes cha-
rakteristische Merkmal, welches das Erkennen einer bestimmten Lücke
ermöglichte. Ich schätzte durch Auszählen des Aus- und Einflugs
die Größe des Volkes und fand in fünf Minuten ein Dutzend ausfliegende
und ebenso viele heimkehrende Tierchen, was auf ein starkes Volk
schließen ließ, wie es bei lapidarius nicht selten ist.
Dabei wurde ich gewahr, daß die Tierchen durch meine Anwesen-
heit erregt, mich in bekannter Weise umkreisten und den Eingang zu
ihrer Burg nicht finden wollten. Es wurden immer mehr und alle suchten
aufgeregt in den Lücken der Steine, jedoch in größerer Entfernung vom
Nest. Erst als ich mich entfernte, fanden sie nach einiger Zeit ihre
Wohnung. Diese auffallende Erscheinung, welche ich schon des öfteren
beobachten konnte, zeigt, daß die Tiere in der Aufregung kopflos handeln.
Um das Nest auszuheben, begab ich mich am Abend des 29. Juli
mit dem Kästchen zur Unterbringung der Waben und den erforder-
lichen Werkzeugen zu dem Steinhaufen. Nachdem ich die ersten Steine
vorsichtig entfernt hatte, wartete ich auf die ausschlüpfenden Tiere,
welche die Lage des Nestes verraten. Da die Wabenburg der Hummeln
mitunter in bedeutender Tiefe unter der Erde angelegt wird, ist es rat-
sam, darauf zu achten, denn wenn man die Flugröhre verliert, so war
die Mühe vergebens. Leider brach die Dunkelheit früher herein als ich
berechnete und die Schwierigkeit wurde dadurch größer. Endlich fand
ich die Waben in 30 cm Tiefe, betäubte die summende Gesellschaft und
brachte sie nach Hause. Nach meiner Schätzung waren es mehr als
100 Tiere. Leider entkam die Königin, welche durch die Dunkelheit
begünstigt, in einer Steinlücke verschwand. Auffallend schön erschienen
mir die großen gelben Puppentönnchen, die dem Nest ein besonderes
Ansehen gaben. Nachdem das Nest von Moos und Grasteilchen ge-
— 101 —
reinigt im Glaskästchen untergebracht war, stellte ich es neben das
Zuchtkästchen von pomorum.
Als ich in den nächsten Tagen Umschau hielt bei dem Steinhaufen,
wo ihre Stammburg gestanden war, sah ich eine Menge von Hummeln
in den Löchern suchen. Mehr als 20 fing ich mit dem Netz. Es waren
wohl zumeist jene Tiere, welche bei der nächtlichen Aushebung ent-
wichen waren. Die übrigen im Zuchtkästchen blieben treu und flogen
wie Bienen ein und aus. Doch kein Tierchen verflog sich in das fremde
pomorum-Nest, welches nur 1, m davon entfernt stand, so lange ihr
eigenes am Platze war.
Am Morgen, besonders wenn es während der Nacht geregnet hat,
sind die Steinhummeln noch träge. Manche sitzen unbeweglich, selbst
ohne Atembewegung des Abdomens, auf den Waben, andere streichen
sich mit der Bürste an den Fersen der Mittelbeine über Kopf und Rücken
und wieder andere begeben sich steifbeinig und verschlafen zu den Honig-
zellen um kurz zu trinken.
Am Eingang nahe der Flugöffnung lag im Zuchtkästchen ein
Wabenklumpen aus braunem Wachs, der an einer Stelle verletzt war,
so daß der weiße Körper einer größeren Larve hindurchschimmerte.
Der Klumpen war 4 cm lang und 3 cm breit und die ausgewachsenen
Larven schickten sich an, ihre seidenen Puppengespinste zu verfertigen.
Daher hatten die Tierchen alle Hände voll zu tun, die Vorratskammern
zu füllen und die hungrigen Mäuler zu stopfen. Sie brachten Honig
und Pollen nach Hause und hatten sich einen Zellenhaufen aus braunen
Wachskrügen konstruiert, die sie zu füllen gedachten. Den Futterbrei,
stampften sie mit dem Kopfe in einer Pollenzelle fest, so ähnlich wie
man Kraut in die Fässer eintritt. Die Tagesleistung eines weißgezeich-
neten Arbeiters hielt ich zahlenmäßig fest. Er kam um 8%, 927, 955,
10%, 1120, 12°, 118, 210, 224, 313, 322, 406 ı. 425 vom Ausflug ins Nest
zurück, jedesmal mit vollgefülltem Honigmagen. Hätte nicht ein Ge-
witter mit Strichregen eingesetzt, so wäre das Tierchen gewiß noch
mehrmals ausgeflogen. Die entsprechenden Ausflugszeiten sind: 99,
9%, 656, 1028, 1110, 12%, 15%, 218, 226, 338, 345, 407, Ein Vergleich ergibt,
daß die Hummel fünfmal hintereinander ohne jede Pause ausgeflogen ist.
Dann blieb sie von 118 bis 19%, also 38 Minuten, im Nest, aber nur, weil es
von 118 pis 1% regnete. Während dieser Zeit ruhte sie auf einer Wabe
aus. Dann unternahm sie kürzere Ausflüge von 14 bzw. 6 Min. Dauer,
vielleicht nur zur Erkundigung, worauf sie wieder 49 Minuten ausblieb.
Beim Heimflug war sie aber so ermüdet, daß sie vor dem Nest an einem
Grashalm anstieß und zu Boden stürzte. Sie blieb einige Zeit im Grase
liegen, erholte sich dann und erreichte in kurzem Flug den Eingang,
— 12 —
Hier lud sie zunächst den mitgebrachten Honigvorrat in eine Zelle ab,
reinigte sich alsdann gründlich von den Folgen des Unfalles und hielt
einen erquickenden Schlummer bis 3%, um welche Zeit sie wiederum
auf die Weide flog, um noch zweimal Honigernte einzubringen. Der
einsetzende Regen machte ihrer weiteren Tätigkeit ein Ende, aber die
Tagesleistung zeigt doch den erfolgreichen Fleiß einer Hummel in einem
hellen Lichte.
So zerfällt das Leben der Hummeln in zwei große Haupttätig-
keiten, in die Arbeiten im Nest und jene auf der Weide, die erstere im
Dunkel unter der Erde, die andere im strahlenden Lichte der Allmutter
Sonne. Die Reisen zu den farbenprächtigen Blumenkindern sind ent-
schieden poesievoller als die Sorgen um die Nachkommenschaft im
Hummelheim.
Von weither winken die Blumenschenken mit ausgebreiteten
Fahnen und anderen Lockapparaten ihre Gäste zu sich heran. In ihren
Blütenkelchen haben sie süßen Nektar in Fässern aufgespeichert und
reichen aus den Beuteln ihrer im Winde schaukelnden Staubgefäße
braunen, roten oder gelben Pollen in allen Farbenabstufungen dar.
Etwas über 100 Jahre ist es her, daß der Berliner Rektor Christian
Konrad Sprengel den Schlüssel fand in diesen Poesiegarten voll
märchenhafter Beziehungen zwischen Blumen und Insekten.
Wie nüchtern man vor ihm dachte, davon einige Beispiele. Der
sonst verdienstvolle Botaniker Tournefort, gest. 1708, betrachtete die
Blüte als den durch eigenartige Färbung häufig auffallenden Teil der
Pflanze, welche den jungen Früchten meist anhängt und ihren äußerst
zarten Partien die erste Nahrung zu geben scheint. In den Staubgefäßen
sah er nur Aussonderungsorgane, aus denen schädliche Stoffe in Form
von Blütenstaub entfernt werden.
Noch 1820 stellte Henschel allen Ernstes den Satz auf: „Im
Moment der Verstäubung fällt der Pollen als das auseinandergerissene
Fleisch der Blumen wie ein ansteckendes, Gärung und Fäulnis erregendes
Gift von den Antheren.‘““ Man wußte zwar, daß die Insekten oft auf
den Blumen sitzen, dem Augenschein konnte man sich nicht verschließen,
aber daß irgendeine Beziehung zwischen beiden obwaltet, das bestritten
die Botaniker von Fach entschieden und die diesbezüglichen Beobach-
tungen wurden ins Lächerliche gezogen. _
Erst Darwin konnte mit dern Gewicht seiner Autorität den Wert
der Sprengelschen Beobachtungen zum Siege verhelfen und besonders
Hermann Müller hat in klassischen Werken die Wechselbeziehungen
zwischen Blumen und Insekten ins rechte Licht gerückt. Er schreibt:
„Hundert geflügelte Sechsfüßler, ebenso verschieden an körperlicher
— 1 —
und geistiger Ausrüstung wie an Abstammung und Lebensgewohnheiten
suchen die feilgebotene Blumennahrung auszubeuten wo und wie sie
können und machen sie sich in den verschiedensten Graden von Ge-
schicklichkeit und Erfolg zunutze. Kerfe und Blumen treten dabei in
mannigfachste Wechselwirkung und bieten nach beiden Seiten hin
einen fast unerschöpflichen Reichtum an Lebenserscheinungen, die der
vollen Aufmerksamkeit der Botaniker als der Entomologen wohl wert
sind.“
Unter den blumenbesuchenden Insekten nehmen natürlich Bienen
und Hummeln wegen ihrer vorzüglichen körperlichen Ausrüstung den
ersten Rang ein. Der Saugapparat zur Entnahme des Honigs steht bei
ihnen auf der Höhe der Entwicklung. Am ersten Tarsus der Hinter-
beine besitzen sie einen vollkommenen Bürstenapparat für den Pollen.
Diesen beuteln sie mit den Vorderbeinen aus den Behältern, bespeien
ihn mit Flüssigkeit aus dem Munde und ballen ihn zu Klumpen, welche
in dem sogenannten Körbchen, einer durch starre Borsten überdeckten
Vertiefung an der Außenseite der Hinterbeinschienen aufgespeichert
und als Höschen nach Hause getragen werden. Auch das ganze Haarkleid
steht im Dienste der Pollenübertragung und vermittelt die so notwendige
Kreuzung zwischen den gleichen und verwandten Arten.
Nicht nur in körperlicher Ausrüstung und Gewandtheit, sondern
auch an geistiger Reife bei Ausübung der Blumentätigkeit überbieten
Bienen und Hummeln alle anderen Besucher. Der Fleiß der Biene ist
sogar sprichwörtlich geworden und doch wird er noch von den Hummeln
übertroffen, denn selbst bei schwachem Regen und noch nach Sonnen-
untergang trifft man Hummeln, niemals aber die Honigbiene bei der
Blumenarbeit. Sie zeigen größeren Eifer zum Sammeln als für ihre
persönliche Sicherheit. Auch wissen sie schon im Fluge gefüllte und
ungefüllte Honigblumen zu unterscheiden. An honiglosen Blüten fliegen
sie vorüber. Auch haben sie die zweierlei Blumenarbeiten, Pollen-
sammeln und Saugen, so gegenwärtig in der Vorstellung, daß sie die-
selben regelmäßig abwechselnd verrichten.
Reizvoll ist es, die Hummel beim Blumenbesuch zu beobachten.
Im ungebremsten Flug setzt sie sich auf die zarten Blüten, daß sich der
lange dünne Stiel sichtlich neigt unter der schweren Last. Der Besucher,
etwas wild von Natur, reißt mit den gespornten Beinen unsanft an den
Blütenglöckchen, um sich Platz zu verschaffen. Ihr dicker Kopf drückt
mit Heftigkeit auf die Blütenschüssel, um daraus zu trinken. Dabei
verfährt die Hummel wegen der Eile, die sie hat, ziemlich rücksichtslos.
Der Eingang wird mit sichtlicher Kraftanstrengung erzwungen, daß
der Weg frei wird für den langen Rüssel. Manchmal möchte es scheinen,
— 114 —
daß die Blumen mit Absicht den Eintritt ins Blütenschloß verwehrt
hätten. Aber die Hummel weiß es aufzubrechen und fährt mit dem
beweglichen Saugrüssel bis auf den Grund der Blumenröhre. Die zarten
Blumen werden freilich von den unhöflichen Gästen arg geschüttelt,
aber sie freuen sich über deren Wildheit, denn sie bringen den ersehnten
Liebesgenuß. Die mitgebrachten Staubkörner halten sich mit Haken
und Spitzen an der klebrigen Narbe fest, quellen auf und kriechen im
Griffelkanal als Pollenschlauch zu der Eizelle, wo sich die geheimnis-
volle Befruchtung vollzieht.
Zu Liebesboten sind also unsere Hummeln ausersehen und wir
dürfen ihnen darob ein großes Interesse entgegenbringen.
Sie erleben dabei die drolligsten Abenteuer. Ein lapidarius-
Arbeiter flog zu der geöffneten Lippe des Wiesensalbei und streifte mit
dem Rücken pflichtgemäß an den zwei wohlgefüllten Pollenbehältern.
Jedoch in dem Augenblick, wo die Hummel Honig schlürfte, zuckte sie
schmerzlich mit den Beinen und summte ordentlich. Einige Ameisen
hatten sich an dem Schenkel festgebissen. Andere hängten sich an
den Körper der Hummel und mußten ordentlich zwicken, denn sie
schlug kräftig aus und schüttelte sie ab. Aber mehr Ameisen kamen
herzu und mißgönnten der Hummel den süßen Honigtrank. An Flügeln
und Fühler hingen sie frei mit den Kiefern und eine der kühnsten klet-
terte an dem empfindlichen Rüssel hinauf und versuchte zu kneifen.
Das war der Hummel doch zu bunt und sie zog sich vor der kleinen
Heldenschar der Ameisen zurück und entfloh.
Aber auch gefährliche Situationen müssen die Hummeln auf ihrer
Honigreise betehen. Wenn sie den Kopf tief in die Blumenröhre stecken,
auf die eigene Sicherheit nicht bedacht, springt ihnen eine lauernde
Spinne auf den Nacken und schlägt die Giftklauen in das Fleisch, so
daß die kräftigste Hummel jäh erliegen muß. Wie manche Hummel
habe ich aus dem Netz befreit, das eine Spinne heimtückisch ausgelegt
hatte. Sie üben aber sogleich nach ihrer Rettung wieder ihre Blumen-
tätigkeit aus und füllen Magen und Körbchen mit Vorräten. Alsdann
eilen sie von dem Ort, wo sie Honig und Pollen fanden, ins Nest zurück.
Es gibt wohl ebensowenig wie bei der Honigbiene eigene Bienenstraßen,
die in der Luft zum Nest führen, sondern die Hummeln kehren auf dem
kürzesten Weg von ihrer Honigreise in ihr Heim zurück. Doch sind
hierüber noch keine Versuche angestellt worden und die Meinungen
sind darüber noch geteilt, ob es Duftspuren sind, welche die Tiere leiten
oder eine geheimnisvolle, unbekannte, in der Rückkehr zum Stock
waltende Kraft, oder schließlich ein richtiges Ortsgedächtnis.
— 1 —
Zu Hause angekommen, suchen die Hummeln in aller Eile eine
passende Honigzelle. Nach meinen Beobachtungen schütteten alle
heimkehrenden Hummeln den Honig in ein und dieselbe Zelle, bis sie
gefüllt war, worauf eine andere bestimmt wurde. Öfters lagen faule
Männchen über dieser Zelle, so daß es erst einer Gewaltanwendung
bedurfte, um das Hindernis zu beseitigen. Sobald die Männchen Honig
wittern, stellen sie sich um den Behälter und nicht selten stecken gleich-
zeitig drei Tierchen ihren Rüssel in die Zelle, so daß der Saft bald ein
Ende nimmt, denn sie entwickeln guten Appetit. Wie gutmütig die
Hummeln sind, zeigte mir ein Fall, wo ein heimkehrender Arbeiter den
Honig über den Kopf eines durstigen Männchens in die Zelle schüttete.
Dieses war über die neue Sendung wohl hocherfreut, denn die Männchen
üben im Nest nur eine Tätigkeit, nämlich die Vorräte, welche die flei-
ßigen Arbeiter nach Hause bringen, aufzuzehren. Darum nennt sie
Hoffer mit Recht Erzfaulenzer, da sie zu nichts taugen als zum
Fressen und zum Spielen. Um das Gedeihen der Familie sorgen sie
sich in keiner Weise. An einem sonnigen Vormittag, als starke böige
Winde wehten, sah ich ein halbes Dutzend der lapidarius-Männchen
ein munteres Spielen treiben, das in einem neckischen Nachfliegen be-
stand. Sie hatten als Spielfeld ein rechteckiges Stück Wiese abgesteckt
von höchstens 4 m Länge, allow sie ihre nicht geringen Flugkünste zeigten.
Die fleißigen Arbeiter haben nie Zeit zum Spielen, höchstens wenn
zwei zufällig vor dem Nest zusammenstoßen, so fliegen sie, einen kurzen
Kreis beschreibend, aufeinander los wie die Kinder beim Hinkkampf,
wobei mitunter die eine ins Gras stürzt und das Spiel verloren gibt.
Für die Männchen zeigte ein heimkehrender Arbeiter kein besonderes
Interesse. Rücksichtslos überkletterte er die Klumpen der Männchen
und speite einem der Faulenzer kräftig auf den Rücken, so daß dieser
mit zwei großen Safttröpfchen beglückt wurde. Dann eilte die erzürnte
Hummel die ganze Wabenburg nach leeren Zellen ab und ergoß endlich
den Mageninhalt in die bekannte große Wachszelle. Gleich hatten
die Männchen den Braten gerochen und genossen den süßen Morgentrank.
Zu meiner großen Überraschung sah ich eines Morgens im Nest-
kästchen der Steinhummeln zwei junge Königinnen, die während der
Nacht ausgeschlüpft waren. Am nächsten Tag wurden nochmals zwei
geboren. Es waren aber, wie ich bald erkannte, keine Hummelköni-
ginnen, sondern riesige Weibchen der Schmarotzerhummel Psithyrus
rupestris, welche ihr Quartier in dem Hummelnest aufgeschlagen hatten.
Diese Schmarotzerhummel besitzt eine auffallende Ähnlichkeit mit
dem Weibchen der Steinnummel. Nur an dem gelben Band am Pro-
thorax erkannte ich eine der vier Schmarotzerhummeln als Varietät
— 106 —
von Ps. rupestris. So lange sie jung sind, besitzen sie ebenfalls den
unscheinbar grauen Haarpelz der echten Hummeln, nur fallen die
nackten Stellen am Abdomen durch dunkles Schwarz auf. Die jungen
Schmarotzerweibchen zeigten einen unmäßigen Hunger. Seit ihrem
Erscheinen im Nest wurde keine Honigzelle mehr voll. Das Verhältnis
zu den Hummelarbeitern war das denkbar beste. In einer unbegreif-
lichen Gutmütigkeit schüttete ein heimkehrender Arbeiter seinen Honig-
vorrat in dieselbe Zelle, in welche eben noch eine Schmarotzerhummel
ihren kurzen Rüssel eingetaucht hielt. Als aber in den nächsten Tagen
auch noch eine Menge Psithyrus-Männchen ausschlüpften, dauerten
mich die fleißigen Hummeln, denn sie hatten jetzt eine Sisyphosarbeit
zu verrichten. Die neugebornen Psithyrus-Männchen sahen in ihrem
ungefärbten Kleid aus wie Kranke in einem Lazarettmantel. Stets
waren sie in der Nähe der Weibchen, wie wenn sie eine Garde bilden
wollten. Dabei machten sie aber nicht den Eindruck der Stärke, sondern
spielten mehr eine klägliche Rolle. An Faulheit und Gefräßigkeit über-
trafen die Psithyrus-Männchen ihre Geschlechtsgenossen vom Hummel-
stamme. Eines Tages um 8 Uhr früh unternahm ein solches Männchen
eine Morgenwanderung. Mit steifen Beinen marschierte es langsam
aus dem Flugloch und bestieg unbeholfen kletternd einen nahen Gras-
halm. Hier ruhte es von dem kurzen Marsch ermüdet aus und bestieg
hernach den Glasdeckel des Nestkästchens. Es sonnte sich und war
gegen Kitzeln mit einem Grashalm völlig unempfindlich. Nach einer
Stunde wechselte es seinen Platz und kletterte, ein Schulbeispiel der
Trägheit, wieder auf einen breiten Grashalm, mit dem es wie auf einem
Brette saß, um auf die wärmenden Sonnenstrahlen zu warten.
Selbst bei der Begattung zeigten sich die Männchen der Schma-
rotzerhummeln träge und teilnahmslos. Am 2. August, erst drei Tage
nach dem Ausschlüpfen, waren die großen Weibchen der Psithyrus zur
Begattung geneigt. Um 105° vorm. kletterte ein Männchen auf den
Rücken eines Weibchens unter eigenartigem Spiel der Fühler die Copula.
Sie waren gerade nach vorne ausgestreckt und schlugen zitternd gleich-
zeitig auf den Pelz. Nach 10 Minuten war die Copula gelöst und das
Liebestrommeln hörte auf. Nach weiteren fünf Minuten war das Männ-
chen von dem Rücken des Weibchens herabgerutscht und ruhte stark
atmend aus. Dieses Liebeswerben wiederholte ein Männchen sogar,
während ein Weibchen sich bückte, um aus der Honigzelle zu trinken.
Am nächsten Tag sah ich das gleiche Schauspiel. Die Männchen
suchten mit ihrem Genitalanhang den Hinterleibsring des Weibchens
zu lösen und schlugen wiederum liebestastend den Rücken der Königin.
Die Dauer der Copula war längstens fünf Minuten. Die Männchen dachten
OR.
überhaupt nur an Liebesabenteuer, während die Weibchen sich öfters
und auch von verschiedenen Individuen begatten ließen.
Aus den Puppentönnchen entstiegen künftig nur mehr Psithyrus-
Männchen. Mit der Zeit waren ihre Zahl auf 40 gestiegen, so daß die
Psithyrus-Familie das Übergewicht über die Hummeln gewann. Als
ich später einige Wabenklumpen einzeln stellte, schlüpften aus ihnen
noch fünf Weibchen und 10 Männchen ohne Hilfe aus ihren gelben
Puppentönnchen. Aus dem Hummelnest war mit der Zeit ein reines
Schmarotzerhummelnest geworden. Die armen Steinhummeln waren
auf den Aussterbeetat gesetzt. Viele der fleißigen Arbeiter zogen vor,
nicht mehr ins Nest zurückzukehren und die Nacht in den weichen
Pfühlen der Blumenkörbe zu verbringen. So verkleinerte sich das Volk,
je mehr die Psithyrus-Familie anwuchs. Diese trug zweifellos die Schuld
an dem Untergang des Hummelvolkes.
Es entsteht nun die Frage, wie die Schmarotzerhummeln in das
Hummelnest geraten und welche Stellung sie dort einnehmen.
Smith meint, daß auf den Schmarotzerhummeln ein wichtiges
Amt ruhe, das zu entdecken sehr interessant sein würd. Schmiede-
knecht dagegen hält sie für Kommensalen der Hummeln, deren Vor-
räte sie mitverzehren. So haben die Wirte keinerlei Vorteile von dem
faulen Volke, das sich bei ihnen eingenistet hat.
Hoffer hat ein Nest von B. lapidarius gefunden mit mehr als
300 Arbeitern, aber es beherbergte keinen Psithyrus. Tags darauf hob
er ein Nest derselben Hummelart aus, aber nur 20 Arbeiter waren darin,
sonst lauter Psithyrus-rupestris-Weibchen und Männchen (25% u. 120 3).
Aus solchen Tatsachen schließt er, daß man in stark bevölkerten Nestern
nie eine Schmarotzerhummel findet. In dem mit Psithyrus behafteten
Neste ist die Zahl der Hummeln immer eine äußerst geringe.
Das von mir gefundene lapidarius-Nest zählte mehr als 100 Ar-
beiter. Seit dem Erscheinen der Psithyrus-Weibchen nahm die Zahl
der Hummeln ab, dagegen wuchs die Psithyrus-Familie heran. (11 2
u. 50 3.) Die Tatsache, daß keine Hummeln, sondern nus Psithyrus
künftig aus den Puppentönnchen schlüpften, ist auffallend genug, um
die Schmarotzerhummeln in einen gewissen Verdacht zu bringen. Das
Weibchen von Psithyrus rupestris legt seine Kuckuckseier in die Pollen-
klumpen, in denen sich schon Eier oder Larven von B. lapidarius vor-
fanden. Die sich entwickelnden Tiere fressen wie die Hummellarven
Pollen und Honig. Vielleicht verursachen sie durch die Wegnahme
der Nahrung den Hungertod der Hummellarven? Oder fressen sie in
ihren ersten Entwicklungsstadien die Larven selbst auf? Merkwürdig
ist auch die Tatsache, daß, nachdem das Psithyrus-Weibchen seine
— 18 —
Eier abgelegt hat, die Larven der echten Hummeln nach und nach bei-
nahe ganz verschwinden, wenn auch die Königin fortwährend neue
Eier legt. Ist jedoch das Psithyrus-Weibchen auf irgendeine Weise
zugrunde gegangen, so erholt sich die Hummelfamilie wieder. Die
Larven der Schmarotzerhummeln dagegen, sofern sie noch klein sind,
sterben ab und werden von den Hummeln aus dem Nest entfernt.
Es gibt noch mehr merkwürdige Tatsachen, die zum Nachdenken
und weiterem Beobachten reizen. Zahlreiche Geheimnisse, leid- und
freudvolle, birgte die Geschichte des Hummellebens. Sogar die Ab-
grenzung der Arten bieten dem Fachgelehrten noch Schwierigkeiten.
Über die stufenweise Steigerung der Blumeneinsichten liegen nur spär-
liche Beobachtungen vor. Aber schon diese lassen deutlich erkennen,
was für ein umfangreiches und anziehendes Gebiet sich der Forschung
darbietet. ‚Gerade über die Hummeln, sagt Schmiedeknecht
in seiner Monographie, herrschen, was die Begrenzung der Arten an-
langt, bis auf den heutigen Tag noch sehr verschiedene Ansichten, eine
Erscheinung, die bei so großen Tieren ziemlich auffallen muß und die,
wie ich selbst erfahren habe, sogar Entomologen von Fach seltsam
vorkam.‘“
Da liegt noch gar manches unbebaut und manches hat noch nicht
die entomologische Taufe erhalten. Während Coleopteren und Lepi-
dopteren manch eifrige Verehrer aufzuweisen haben, scheinen sich nur
wenige der mißachteten Hymenopteren erbarmt zu haben. Und doch
bieten allein die Hummeln dem Beobachter Stoff für sein ganzes Leben.
Wenn sich die Liebhaber des interessanten Hummellebens nur um einige
vermehren, so ist der Zweck dieser Zeilen erreicht.
Aufenthalt
im Nest auf d. Weide
Tag Bemerkungen
| Min Min
I" }9%© vorm. 26./6. B. pomorum-Nest
10!5 — 29 im Freien,
101° 1 —
2 10% 29,/7.| DB. lapidarius-Nest
1028 1 _- im Freien,
R 11 — 70 Sehr schöner Tag.
112 1 u
Min Min 2./8. | B. lapidarius im Zucht-
3 920 vorm. kästchen.
982 2 — Trüb, wolkig, leichter
930 es 8 Regen.
931 1 u
94 — 13
945 1 DER
9% — 1
1090 1 Ab 10 Uhr Sonnen-
10% _ 22 schein.
10° 1 —
10% — 23
10% 1 —
1190 — 1
1 1 _
194 — 33
4 84 vorm.
3./8. B. lapidarius
927
955
Von 1'® bis 1* leichter
Regen.
ud
D
Barren leere
IS1
Von 4° an Beginn des
Regnens. Der weitere
4/8. | Ausflug unterbleibt.
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900 11 =
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— 110 —
N Zeit des Aufenthalt . 4 N
a emerkungen
° | Ausflugs | Einflugs | im Nest |aut a. weide 8 8
25’nachm. Min. Min. 18:
5 238 Hl — B. pomorum im Nest-
34 47 kästchen.
3 1 — Sonniger Tag.
Gerab: |
| Zieh 1 30
148:
6 2° nachm B. pomorum.
231 1 ——
354 — 23
| 12 —
410 -- 4
6% ab.
Gr 45 6
658 FE,
3%nachm. 8./8.
7 405 = 19 B. pomorum.
406 1 =
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schönem Wetter flog
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9 1 — ohne Regen, jedoch
3 — 23 sehr windig.
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914
14 917 3 wi
955 LE 38
956 1 at
Literatur.
J. D. Alfken, Die Bienenfauna von Bremen, Sonderabdruck der Abh.
Nat. Ver. Bremen 1913 Band XXII. Heft 1.
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Friese-Wagner, Zoologische Studien an Hummeln. Jahrbücher für
System. Biologie der Tiere. Jena 29. Bd. 1910.
E. Hoffer, Die Hummeln Steiermarks. Graz 1882, 1883.
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Steiermark 1888, 1889.
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Chr. K. Sprengel, Das entdeckte Geheimnis der Natur im Bau und in
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©. Vogt, Über das Variiren der Hummeln, Sitzungsbericht d. Gesellsch.
Naturforschender Freunde. Berlin 1909.
an sr Seele
Inhalts-Verzeichnis:
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Bachmann, Biologische Beobachtung an Hummeln
Best, Köderfang im Schleißheimer-Dachauermoos 1913/14 .
Korb, In Anatolien 1914 aufgefundene und gezüchtete Arten
Korb, Beobachtungen über palaearktischen Lepidopteren AR
Ostheider, Beiträge zur Kenntnis der Schmetterlingsfauna Südbayerns
und der Alpenländer RE NE EL ae
Rüger, Macro-Lepidopteren der Umgegend von Bad Kissingen und des
Rhöngebirges SR
Waltz, Parnassius Apollo in Bayern
Abrechnung für 1914 .
Jahresbericht für 1914
Neuwahl des Vorstandes für 1915
”
Acidalia aversata
”„
Acontia luctuosa
Agrotis v. aquilina
Arten-Verzeichnis:
i Seite
Abrostola tripartita 27
triplasia 27
Nee ollariaee a AN ET en
bisetata 34
dimidiata 32
emarginata 34
fumata 34
humiliata 34
immorata 34
immutata 34
inornata I Se ER ee RER ENNE BER Ee DEnn re KAG
MArENIEBUmerata ne: a a
muricata . 32
nemoraria 34
ornata 35
pallidata . 33
remutaria 34
rubiginata 34
similata 32
straminata 32
strigiluria 34
umbelaria 34
virgularia 33
26
10
brunnea 9
candelarum 8
c. nigrum . 8
cinerea . 43
ab. cohaesa 9
ab. conflua 9
ditrapezium 5
v. eruta 10
exclamationis . 9
nigricans 9
obelisca 10
occulta . 10
prasina . 10
primulae )
recussa . 43
Agrotis rubi .
rubricans
stigmatica
tritici
umbrosa
xanthographa
„» ypsilon . ’
Ammoconia caecimacula
Amphipyra pyramidea
N tragopogonis
Apamea testacea
Aplasta ononaria
Aporophila lutulenta .
ne nigra
Argynuis Alexandra
v. amurensis (ino)
. anargyra (paphia)
. borealis (thore)
. caucasica (pales) .
chlorodippe (adippe)
. cleodippe (adippe)
. dilutior (selene)
. generator (pales)..
ER hegemone 2
7 v. japonica (laodice)
laodice
> oscarus rs.
4 v. ottomana (aglaja)
> v. pallescens (adippe)
pandora . Dan Te
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v. rabdia (daphne)
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a5 v. Seitzi (pandora) .
® v. sibirica (selenis)
7 thore . RU HEWE
Pr v. valdensis (lathonia) .
„> v. vithata (aglaja)
5 v. xanthodippe (adippe)
Bombus pomorum
Bomolocha fontis 5
Brachionycha nubeculosus .
7 sphinx .
Brephos nothum
> parthenias
Brotolomia meticulosa
Bryophila algae
Calamia lutosa .
116 —
10:
„al.
Calocampa exoleta
“ vetusta
Calymnia trapezina
Caradrina alsines
an ambigua
= morpheus
hi quadripuncta .
Catocala dilecta
2, electa .
s elocata
, draxini
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„ ab. moerens
5 nupta .
2 promissa..
„ sponsa
Celaena matura
Cerura bicuspis .
Charaeas graminis .
Chariptera viridana
Chloantha hyperici
> polyodon
Chondrostega pastrana
Cosmi2 pzleacea
Cucullia chamomilıae
55 scrophulariae
>, umbratica
55 verbasci
Cymatophora or
Danais chrysippus
— 17 —
‚010,
Deilephila v. lathyrus ne
Es v. Siehei
Dianthoecia capsincola
3 carpophaga .
„s compta
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> irregularis
” nana
Dichonia aprilina
2 convergens .
Dicycla 00
Diloba Ense
Dipterygia scabriuscula .
Doritis apollinus
Dryobota protea
Dyschorista fissipuncta
si suspecta
Emmelia trabealis .
— 18 —
Epineuronia popularis ..". . » «0 une Aula u ae
Erastria deceptorla- 0». “cum wm a Be
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Euchlo& v. taurica (belia) ee El a.
Huclidia glyphica nv un “an we, » ereer MR
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Melitaea ab. leucippe (athalia)
5, maturna . b
3 ab. melanina (phoebe) .
= ab. meridionalis (didyma) .
55 v. merope (aurinia)
% minerva ;
E ab. molpadia (henie)
j ab. navarina (athalia)
en ab. navarina (parthenie)
en ab. navarina (dietynna)
on ab. nigra 2 (didyma)
hs ab. nigrolimbata (aurinia) .
er v. niphona (athalia) .
I v. obscurata (aurinia)
Es v. obscurior (cinxia)
He ab. occidentalis (didyma) .
Su ab. pallida (cynthia)..
r v. pallas (minerva)
> parthenie
r phoebe
. plotina :
h ab. sebaldus a
R ab. seminigra (dietynna)
Pr trivia ne hi
a v. Urbani (maturna)
> v. varia (parthenie) .
er ab. virgata (aurinia) :
= v. Wolfensbergeri (maturna) .
Mesogona acetosellae .
Mıana ab. aethiops
» bicoloria
„ ab. furnuncula
„ ab. latruncula
„ab. ruluncula .
strigilis
Miselia oxyacanthae
Naenia typica
Nonagria typhae
Orgya dubia v. turcica .
Orrhodia erythrocephala
Hr ab. glabra
& ligula .
5 ab. mixta
I” ab. polita
en ab. spadicea
A ab. subspadicea U
A vaccinii . 24.
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ee MITTEILUNGEN fe
der Münchner Entomologischen Gesellschaft, e.V.
T, Jahrgang 1916.
München. 31. Mai 1916, Nummer I—5.
Jahresbericht für 1915
der Münchner Entomologischen Gesellschaft e. V.
Das Vereinsjahr 1915 stand voll und ganz unter dem Einflusse des
Krieges, der jede weiter ausgreifende Tätigkeit nach außen, namentlich
die Vornahme größerer Sammelreisen durch die Mitglieder der Gesell-
schaft ausschloß, aber auch auf das innere Vereinsleben seine Wirkungen
übte. Mancher treue Besucher unserer Vereinsabende stand bei den
Fahnen und die fortschreitenden Einberufungen entführten uns im Laufe
des Jahres weitere derselben. So ist es leicht erklärlich, daß das Pro-
gramm unserer Abende kein sehr reichhaltiges sein konnte.
Die Gesellschaft versammelte sich im Jahre 1915 an 11 Abenden,
an denen folgende Vorträge und Referate erstattet wurden:
Herr Arnold: Kaukasische Völkerschaften (mit Lichtbildern);
Herr Osthelder: Meine Kriegserlebnisse,
Arctiiden (mit Demonstrationen);
Herr Waltz. Kaukasische Apolloformen (mit Demonstrationen),
Seltene neue Parnassier meiner Sammlung (mit
Demonstrationen).
Ferner erstattete Herr Waltz an verschiedenen Abenden über neu
zugegangene Literatur Bericht. Herr Best zeigte an einem Abende
außerordentlich reichhaltige und sehr stark abändernde Reihen seiner im
Schleißheimer Moore erbeuteten Calamia lutosa und Larentia autum-
nata NOT.
Unser Mitglied Baron Rosen, der in den Kämpfen in den
Vogesen als Kriegsfreiwilliger zu Anfang des Jahres schwer verwundet
‚worden war, ist nach langem Krankenlager erfreulicherweise wieder
hergestellt.
Ausgetreten sind die Herren L. Buchhold und R. Mittler
hier. Beigetreten sind als auswärtige Mitglieder die Herren Dr. Eberth-
Cassel, M. Perinet-Genf und H. Witzenmann- Freiburg i. Br.,
a
ferner der Entomologische Verein Oberschlesien-Hin-
denburg.
Der Besuch unserer Vereinsabende war trotz des Krieges kein
schlechter. Bei einem Stande von 50 einheimischen, 48 auswärtigen
und 3 korrespondierenden Mitgliedern betrug die höchste Besuchsziffer 22,
die geringste 9, im Durchschnitt 15. Auch der Kauf und Tauschverkehr
war, namentlich an den des öfteren hiefür bestimmten Vereinsabenden,
ein recht lebhafter.
An bemerkenswerten Zuchten unserer Mitglieder sind zu erwähnen:
Herr Huber: Caradrina gilva,
Herr Oberstlandesgerichtsrat Müller und Herr Rackl: Ocnogyna
hemigena.
Im Berichtsjahre wurde der sechste Band unserer Mittei il ungen
der Öffentlichkeit übergeben. Wenn sich auch infolge des Krieges die
Herausgabe der einzelnen Hefte etwas verzögerte, so können wir doch
mit Befriedigung feststellen, daß sich der Band nach Reichhaltig-
keit und Gediegenheit seines Inhalts seinen Vorgängern aus den voraus-
gegangenen Friedensjahren würdig anreiht. Die ganz vorzüglich ge-
lungenen Abbildungen unserer bayerischen alpinen Apollorassen auf
2 Farbentafeln bilden einen besonderen Schmuck dieses Bandes.
Abrechnung für 1915.
Einnahmen: M
Bestand’amal. Januar 19137 2 zer 21.46
Mitgliederbeiträge „er. Ze ». 22272200
Verschiedene Einnahmen . .:.. . 224.10
966.26
Ausgaben. M
Porto... HAUEN ERDE Fa 75.48
Drucksachen AR en Bd der Res EREAEEN 65.10
Bibliothek‘; ©.) er Tr Fr Sr TR
Zeitschrift. N... em I RER
SonstigesAusgaben a. 2 FR en
“ N Barsaldo en a il 14.98
h 966.26
Barbestand am 1. Januar 1916 14.98
Neuwahl des Vorstandes für 1916.
enehmigung der Abrechnung für 1915 und des Voranschlags
wurde dem rg einsti nig Entlastung erteilt.
a d« 35
ee
Die Neuwahl des Vorstandes ergab die alten Mitglieder (vgl. Jg. 6
S. 5) mit Ausnahme des 1. Schriftführers. Herr Erwin Böck, dem
auch an dieser Stelle für seine mehrjährige Mühewaltung im Vorstande
herzlich gedankt sei, konnte eine Neuwahl nicht mehr annehmen. An
seiner Stelle wurde Herr Dr. Robert Feustel, Oberländerstraße 5a/ll
zum 1. Schriftführer gewählt. i
Der 1. Vorsitzende und der 2. Schriftführer stehen im Felde.
Mitgliederbeiträge wollen an den Kassier Herrn Martin Best
Augustenstraße 107/I, einbezahlt werden.
Max Bastelberger 7.
Am 1. Januar 1916 verschied zu München der K. Preußische Sani-
Faistat Dr, Max. Basitelhergner. Der Verstorbene ' war am
19. März 1851 zu Würzburg als Sohn des Regimentsquartiermeisters
Josef Bastelberger geboren. Er machte den Krieg 1870/71 als Unter-
leutnant im 1. bayrischen Feld-Artillerie- Regiment mit, nahm aber bereits
1874 wegen eines 1905 zog Bastel-
auf den Feldzug we bergerinseineGe-
zurückzuführen - burtsstadt Würz-
den Leidens sei- burg, um sich
nen Abschied, um ganz dem Studi-
sichdemStudium um der Entomo-
logie zu widmen;
in diese Zeit fällt
seine Hauptar-
beit auf ento-
mologischem Ge-
biete. Nur noch
9 Jahre frucht-
bringenderTätig-
rufen, an welcher keit waren dem
Anstalt er über use ee - rastlos Schaffen-
20 Jahre wirkte. den vergönnt.
Die Hoffnung auf Genesung von einem schweren Nierenleiden ließ ihn
im Oktober 1914 nach München übersiedeln, wo sich sein Zustand in-
dessen derart verschlimmerte, daß er das geliebte Studium der Schmetter-
linge bald ganz aufgeben mußte. —
Mit Bastelberger verliert die deutsche Wissenschaft ihren besten
Geometridenspezialisten. Die langen Jahre in Eichberg boten ihm
der Medizin hin-
zugeben. 10 Jah-
re später sehen
wir ihn als Abtei-
lungsleiter an die
Heil- und Pflege-
anstalt Eichberg
im Rheingau be-
BEE
Gelegenheit, die interessante Fauna des Rheingaues zu studieren. Zahl-
reiche Entdeckungen, darunter die von Ephyra quercimontaria und Nu-
meria marginepurpuraria verdanken wir ihm. Eine Reihe von Arbeiten
über die Gattung Ephyra bildeten den Beginn seiner schriftstellerischen
Tätigkeit. Mehr und mehr wandte sich jedoch sein Interesse den exo-
tischen Spannern zu. Seine große Gewissenhaftigkeit, ein ausgezeich-
neter Formensinn gepaart mit einem glänzenden Gedächtnis sowie seine
rege Korrespondenz mit Fachgenossen wie Dognin, Warren und Prout
brachten ihn bald soweit, daß er das schwierige Gebiet mit souveräner
Meisterschaft beherrschte. Ganz besonderen Wert legte Bastelberger
auf eine gewissenhafte und richtige Benutzung der Literatur. Seine
zahllosen handschriftlichen Auszüge und Notizen lassen erkennen, welch
ungeheurer Vorarbeit er sein großes Wissen verdankte. Noch in Würz-
burg trat er seine an Typen reiche Geometridensammlung — die Zahl
der von Bastelberger beschriebenen neuen Formen beträgt 351 — an
das Senckenbergische Museum in Frankfurt a. M. ab. Eine zweite
kleinere Spannersammlung, eine die übrigen Großschmetterlinge um-
fassende Sammlung sowie die sehr wertvolle Bibliothek mit allen hand-
schriftlichen Notizen gelangten in die Münchner Zoologische Staats-
sammlung.
Verzeichnis der lepidopterologischen Schriften Bastelbergers.
l. Zonosoma quercimontaria m., eine neue Zonosoma-Art
aus dem Rheingau,
in -Stett. ent: Zeit Bd.28, 1897.92 120:
. Eine eigentümliche Form von Numeria pulverariaLl. aus
dem Rheingau (ab. violacearia Graeser?)
ib. Bd, 5 18977 P2216;
3. Zonosomagquercimontaria m. 2. Raupe, Puppe und Ei.
ib. Bd. 58, 1897, p. 220.
4. Über Zonosoma ruficiliaria Herrich-Schäffer
in-Ill. Zeitschr. sEit Bd. 355189829..257 u822:
5. Das Präparieren derilusellosen Weib. oh nen
Psychiden usw.
ib. Bd: 3,1898, pr 213.
6. Beiträgezur Biologie von Eupithecia gemellata
F.-S.2 (= Schmidii Dietze, Stett.Jentom Ze, a 71307
ib. Bd. 4, 1899, p. 85.
7.ÜberdiePräparationderSchmetterlingsflügel
für Untersuchungen des Rippenverlaufs,
ib. Bd. 4, 1899, p. 241.
[80]
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17T.
18.
19.
20.
21.
22.
Über’dasvwEntölen,
10.>B425,4900,p. 25:
. Über Eupithecia ericeata Rbr. und Eupithecia
WER BER BanNSters (Zr paweilarie Rbr.n = exp &3-
Sara Mall, non=exrdressaria B.-S.)
ipoBd: 5,1900 p:'129:
Über die Genitalanhänge der Männchen unserer
EImopaischenZ0on0s0mar-5 (Ephyras)Eormen,
in IrisıBdr 8,1900, ,P. 73.
Über Zonosoma lenigiaria Fuchs und ihre Beziehung zu
albvorcelları a Elb.,
in Jahrb. Nassauischen Ver., Bd. 53, 1900, p. 203.
Beschreibungrdrei newer Dysp Kania-lfrüher
Birusicche mA) Arten: 2usi meiner: Sammtrung,
in Ent. Ztschr. Guben, Bd. 18, 1904, p. 115.
RewerGeo metriden/ausimeiner Sammlung,
167,Bg: 19,-1905;:P. 5:
Beschrerbung neuer wnd’Besprechung weniger
Bekannten Geometriden dAusmeiner Sammlung
ib Ber194 1905 P3 22: u2 76.
Feanntalhbender Abernatronen sus mermer
Sammlung,
-B9@a9,1%W5; -p: 85.
Neue Dysphaniinae aus meiner Sammlung und
kritischeBemerkungenzueinigenArtendieser
Bamileer
in Stett. ent. Zeit: ‘Bd. ‘66; 1905, p. 201.
Niewe afrikamische !Geometridem aus, meiner
Sammlung,
eltern, Ent: Ztschr;, Bd. t, 19075 ..109.
Beschreibung neuer und Besprechung weniger
bekannter exodischer:Geomiertriden;
in Jahrb. Nassauischen Ver., Bd. 60, 1907, p. 73.
Neue exotische Geosmetrnden,
in-Berl! /Ent.»Ztschr., Bd.:52;)1907, B- 53:
Neue Geometriden aus meiner Sammlung,
in Ent. Wochenblatt (Insekten-Börse), Bd. 24, 1907.
Neue Geometriden ausmeinerSammlung,
in Intern. Ent. Ztschr., Bd. 1, 1907, p. 255.
Neue GeometridenausmeinerSammlung,
in Iris, Bd. 20, 1907, p: 257.
23.
31.
39.
34.
30.
36.
IT.
38.
Beschreibung neuer Geometriden ausımeıner
Sammlung,
in Deutsche Ent. Ztschr., 1908, p. 101.
„Neue Geometriden ausmeinen Sammlung;
in Societas entomologica, Bd. 22, 1908, p. 129 u. 138.
. Neue Geometriden aus meiner sa mnluag,
in 'Ent."Ztschr., Stuttgart B4.721,.7908%P. 21%
. Neue exotische Acidalidenausimeiner Sana de
in Intern.- Ent. Ztschr., Bd. 2, 1908, p. 33.
Neue Geometriden Zus meiner Sa man lu a5
in Ent. Ztschr. Stuttgart, Bd. 22, 1908, p. 36.
‚ Weitiere Geometriden ausmeiner Saamıı 2
ib. Bd. 22, 1908; p.'88.
. Weiterienewe Geometridem’ausmeinensammiun
in" Intern. Ent.!Zischt- Bd. 277190879098
„Weitere Neubeschreibunren exotischer26r9:r
metriden inmeiner Samm]luUn®%
in Jahrb. Nassauischen Ver., Bd. 61, 1908, p. 78.
Besprechung 'und-Beschreibung eintzefm1eurs
odersonst interessanter Arten von Rx porsche
Geometriden im NaturhistorischenM use nz
wiesbaden,
ib.-Bd. 61, 1908, 9272.
‚Beschreibung'neuer exotischen Geomerrrdrn
ausmeiner Sammlung,
in Ent. Ztschr. Stuttgart, Bd. 22, 1908, p. 158.
Zehn neue Nephodiinae ausmernerSeammlaaz,
in Deutsche Ent. Ztschr. 1909, p. 132.
Ein neues Genus und zwei neuesudamerikanısche
Orthostiauinze,
in-Intern. Ent.’Ztschr;, Bd. 2, 109, 9.7267
Beschreibung einesne ueHnGenusu nd Tuner
Spannerarten ausAngolain meinerSammlung,
ib. Bd. 2, 19095 231:
Beschreibung ‚sieben Inewerllexonischen Aueor
mie triden®
in Deutsche Ent. Ztschr. 1909, p. 316.
NeuverGeometridemraus/Central- F0orm0sa,
in Ent. Ztschr. Bd. 23, 1909,1p.33.u.29.
Nachtrag zu Neue Geometriden aus Central-Formosa,
1b. „Bd. 23, 1909 PT:
39.
40.
41.
42.
43.
44.
45.
Neue Geometriden aus Columbien,
ine Intern Ent. Zischt Bd. 3, 1909) p: 82.
Binmerest Ge nus@undı neun neuiematrikanische
Geometriden aus meiner Sammlung,
ib2Bd. 38771909; p::100.
NaehtrarzusNewue Geomehridenaustolumbren;
ib» Bd! 3, 1909,,p:101:
BintigeneWueGeometridenausmeiner Sammlung
in Societas Entomologica Bd. 24, 1909, p. 65.
Berges ezuieKenntnisderGeometriden-Fruma
den Insel Formosa;
in Iris Bd. 22, 1909, p. 166.
Dreineue Geometridemaus dem Belgischen Congo,
- in Ann. Soc. Ent. Belgique, Bd. 53, 1909, p. 441.
Neubeschreibungen von Geometriden aus dem
Hochrebirre'von Formosa;
Ineinterm@ Ent.’ Zischr.,"Bd. 4, 19H, p. 241.
Never Mmoltonia-Formen ausimeiner!Sammlung
ib2Bd4,:1911,:p:281.
. Neue Geometriden vom Arisan (Formosa),
in Ent. Rundschau, Bd. 28, 1911, p. 22.
. Neubeschreibung von GeometridenvomArisan
In’EFormosä,
016 Soc Ent47Bd.23.1911, 789
. Sechs neue Hemitheinae aus meinerSammlung,
in Intern. Ent. Ztschr., Bd. 5, 1911, p. 53.
BEineneueBraäccineraus Borneo;,
ib. Bd. 5, 1911, p. 54.
Drei’ newe' Dysphanien-Formen aus. „meiner
Sammlung,
ib2.Bd 3. 19112, P2 94;
SsNewenGeometriden aussmeinerSammlung,
ib. Bd. 5, 1911, p. 148.
Reise in den Hohen Alai.
Nach einem Vortrage, gehalten in der Münchener Entomologischen
Gesellschaft vonMax Korb.
Das ungeheure Ländergebiet, das sich von den Ufern des Kaspischen
Meeres nahezu 2000 Werst bis zu den mächtigen Gebirgsstöcken des
Alai, Transalai und Pamir erstreckt, kann als das artenreichste und
weitaus interessanteste Gebiet der paläarktischen Lepidopteren-Fauna
bezeichnet werden. Seitdem die Russen vor ungefähr 40 Jahren Tur-
kestan erobert hatten und der Schienenweg der transkaspischen Eisen-
bahn das ganze Land durchzieht, kann man jetzt ohne besondere
Schwierigkeiten bis zu den Endstationen der Bahn, nach Andischan
kommen. Das weitere Vordringen aber in das eigentliche innere Asien
und die hohen Gebirge des Alai und Transalai ist mit vielerlei Stra-
pazen, Entbehrungen und auch Gefahren verbunden.
Wir kamen Ende April in Krasnowodsk am Kaspischen Meere
an und fuhren am selben Abend noch mit der Bahn weiter nach Ascha-
bad und Samarkand. Die schon ziemlich vorgeschrittene Jahreszeit
drängte zur Eile und wir hielten uns deshalb auch unterwegs nicht mehr
lange auf. In Samarkand mußten wir einen Tag bleiben, um auf der
russisch-chinesischen Bank unsere Gelder zu besorgen. Wir benützten
diesen Aufenthalt zur Besichtigung der hervorragendsten Sehenswürdig-
keiten, vor allem der berühmten Baudenkmäler Timurs, der Bibi-
Chanin-Moschee, die etwas außerhalb der jetzigen Russenstadt
im Sarden-Viertel liegt. Die Mauern der Moschee wurden bei der Be-
lagerung durch die russischen Kugeln arg mitgenommen, die mit blauen
lazierten Ziegeln bedeckte Kuppel, unter der die Grabkrypta sich befindet,
blieb noch ziemlich erhalten. * Mullas bewachen Tag und Nacht das
Heiligtum. Eine schmale Treppe führt hinab in den dunklen, vier-
eckigen Raum, welcher mehrere Grabsteine birgt. Der eine aus Nephrit-
blöcken errichtete, mit goldenen Inschriften bedeckte, von Fahnen und
Stangen mit Roßschweifen umgeben, ist Timurs, des großen Eroberers,
Grab. — Am nächsten Morgen ging’s mit der Bahn wieder fort durch die
Hungersteppe und die Wüste Kissil Kum (roter Sand). Später passierte
unser Zug die große Eisenbrücke über den Syr Daria, der die ausgedehnte
Provinz Ferghana durchströmt und dann in den Aral-See mündet. —
Nachts langten wir in der Station Tschernajewo an, wo wir aussteigen
und mehrere Stunden auf den Zug warten mußten, der uns nach Tasch-
kent, der Hauptstadt Turkestans und dem Sitz des Generalgouverneurs,
bringen sollte. Das Stationsgebäude war sehr schwach durch einige Pe-
troleumlaternen beleuchtet. Ich fing an diesen einige ganz seltene Geo-
metriden, darunter Lithostege excelsata und Eulen, meist Leucanitis-
Arten (Cestis, Picta). Ich ging immer von einer Laterne zur andern,
inzwischen war gewöhnlich wieder etwas angeflogen, während meine
Frau auf unsern am Perron aufgestapelten Gepäckstücken saß und diese
bewachte. — Mitternacht war längst vorüber, als endlich der Zug kam
und wir einsteigen konnten. Am nächsten Mittag langten wir in Tasch-
kent an und fuhren sogleich mit einem Iswosdschik nach dem Hotel
Moskau, wo wir mit Mühe noch ein Zimmer bekamen. Die russischen
Ostern fingen an und wir trafen es deshalb ziemlich ungünstig mit
unserem Besuche beim Generalgouverneur. Einige Tage vor und mehrere
nach den Österfeiertagen arbeitet kein Russe mehr, alle Bureaus und
Kanzleien sind geschlossen. Wir mußten also die Osterfeiertage in
Taschkent zubringen und volle vier Tage auf unsere Empfehlungspapiere
vom Gouverneur zur Weiterreise nach dem Alai-Gebiet warten. Wir
unternahmen einige Exkursionen in der Umgebung, hatten aber wenig
Erfolge, außer einer Anzahl Euchloe belia var. pulverata und Colias erale
flog fast nichts. Letztere waren aber auf Kleefeldern häufig. — Endlich
erhielten wir vom Gouverneur unsere Empfehlungschreiben und reisten
noch am selben Tage nach Andischan weiter, das wir am nächsten Abend
erreichten und somit auch das Ende unserer langen Eisenbahnfahrt.
Wir schafften unser Gepäck gleich nach dem einzigen kleinen Hotel und
bekamen auch ein leidliches Zimmer. — Ich eilte nach dem alten Bazar,
um einen Arabadschi nach Ösch zu bekommen, fand auch bald einen
solchen und mietete bei ihm für den nächsten Morgen einen großen zwei-
rädrigen Karren (eine sog. Araba) um 8 Rubel für die Reise nach dem
50 Werst entlegenen Osch. Dann machten wir noch einen kleinen Abend-
spaziergang in den paar schön angelegten Alleen des Russenviertels,
kauften noch eine Anzahl Konserven, Tee, Zwieback, Tabak usw.
Zu unserer Überraschung sahen wir viele Häuser in Trümmern. Nur
die großen, hohen eisernen Öfen, die in den russischen Städten überall
in den Zimmern sich finden, standen noch aufrecht in den Schutthaufen.
Zwei Jahre vorher wurde fast ganz Andischan durch ein großes Erd-
beben zerstört. — In der Akazienallee, in der sich unser Hotel befand,
waren am Anfang und am Ende derselben große, elektrische Bogen-
lampen hoch über der Straße angebracht. Es war ein ruhiger, schwüler
Abend und verschiedene Eulen flogen um die Lampen, die aber schwer
zu erlangen waren. Dagegen machten uns die riesigen, faustgroßen
Mistkäfer Homalocopris tmolus ein großes Vergnügen. Wie die Bomben-
kugeln sausten sie an die Lampen und fielen dann durch den starken
Anprall auf die Straße herab, wo sie sofort von uns in Empfang ge-
nommen wurden und in die großen Giftbüchsen wanderten. Sie waren
ziemlich häufig und konnten wir die riesigen Kerle bald nicht mehr
unterbringen. — Am nächsten Morgen früh kam schon unser Arabadschi
vor die Türe. Unser ganzes großes Gepäck, Koffer, Körbe, Handtaschen,
Rucksäcke wurde nun aufgeladen und fest verschnürt, oben mit unseren
Mänteln und Reisedecken ein einigermaßen erträglicher Sitz hergerichtet
und nachdem wir unsern Tee eingenommen hatten, ging es in der herr-
lichen frischen Morgenluft langsam zur Stadt hinaus.
Die in voller Blüte stehenden Akazienbäume verbreiteten einen
fast betäubenden Wohlgeruch, die verschiedensten Vogelarten schmet-
terten ihre Lieder in den Baumkronen und frohen Mutes gingen wir
neben unserem Arabadschi her, der hoch oben auf dem Gepäck thronte,
Neuem, Unbekanntem entgegen. Zwischen Baumwollpflanzungen und
Getreidefeldern durch ging unser Weg, hie und da flog eine Pieride rasch
vorüber, sonst sahen wir noch wenig an Schmetterlingen.
Gegen Abend langten wir in Beiram-Ali an, einem großen Sarden-
Dorfe auf dem halben Wege nach Osch und mußten hier übernachten.
Der Teehausbesitzer machte uns vor der Türe auf Strohmatten und
Teppichen ein Lager zurecht und brachte Brot und Teewasser. Ein
reges Treiben herrschte auf der Straße vor unserem Chan. Ganze Ka-
rawanen zogen vorüber, Herden von Ziegen und Fettschwanzschafen,
die Massen von Staub aufwirbelten, Tadschiken, die von den Feldern
heimkehrten, oft zwei und drei zusammen auf einem Gaule sitzend.
So gab es immer etwas zu schauen. Als es vollständig Nacht wurde,
hängte unser fürsorglicher Wirt eine große Papierlaterne mit einer Kerze
darin neben unserem Lager an einem Balken auf. Wir hüllten uns in
unsere Decken und schliefen, so gut es eben ging, ein. Plötzlich wurde
ich durch ein unangenehmes Gefühl im Gesichte geweckt. Es regnete
stark und tropfte vom Dache auf unsere Nasen herab. Schleunigst
zogen wir Decken und Teppiche mehr ins Innere der Teebude. Dem
Wirte war es gar nicht eingefallen, uns zu wecken. Unsere Aussichten
für die morgige Fahrt nach Osch waren also wenig erfreulich. Früh-
morgens erhoben wir uns von unserem ungemütlichen Lager, der Regen
hatte nachgelassen, aber die Straße hatte sich in fußtiefen Schmutz
verwandelt. Wir bestiegen daher unseren Karren und wurden nun die
6 Stunden nach Osch auf der holperigen Landstraße gründlich durch-
gerüttelt und bekamen manchen empfindlichen Rippenstoß. — Da
tauchten endlich vor uns die Minarets von Osch auf und nachmittag
fuhren wir durch die alte Sardenstadt und die fast 5 Werst lange Straße
zwischen den Handwerkerbuden, bogen dann in eine große Allee von
uralten Silberpappeln in das Russenviertel ein und waren endlich an
der Poststation angelangt, die mit ihren weißgetünchten Mauern unter
den hohen, schattigen Bäumen einen ganz einladenden Eindruck auf
uns machte. Ein großer Mann in langen Stiefeln, mit martialischem
Bart versehen, empfing uns unter der Türe mit freundlichem Dobre-
wedscho und führte uns in das sogenannte Gastzimmer, in dem ein
Tisch, einige Holzstühle und ein wackliger Lederdivan das Mobiliar bil-
deten. Ander Wand hingen diegroßen Porträts desZarenund der Zarena.
Wir waren recht froh, wieder unter Dach zu sein, denn es fing von neuem
er. 2
zuregnenan. Bald brodelte der Samovar und verbreitete eine angenehme
Wärme, die Frau des Postmeisters brachte ein gutes Essen und wir ließen’s
uns recht schmecken. Dann gingen wir ins Theater, d. h. in den Hof
des Poststalls, wo sich eine kleine zufällig anwesende Sarden-Gaukler-
truppe produzierte um wenige Kupferstücke. Kaum waren wir wieder
in unserem Zimmer, da pochte es stark an unsere Türe. Auf unser Herein
erschien ein Riese von einem russischen Polizisten mit furchtbarem
Schnurrbart und einem kolossalen Säbel um den langen Mantel ge-
schnallt. Er grüßte soldatisch und bat um unsere Pässe und Papiere,
die ich ihm übergab und worauf er sich höflich wieder entfernte. Man
ist in Rußland kaum wo abgestiegen, da kommt auch schon die Polizei
und schaut und wehe dem, der nicht genügend mit Paß und Erlaubnis-
papieren versehen ist. Am nächsten Morgen bestellten wir einen Wagen
und fuhren zum Kreischef von Seizoff hinaus, an den wir ein besonderes
Schreiben mit hatten. Derselbe wohnte wie ein Fürst mitten in einem
Park in einem prachtvollen Palais, empfing uns sehr freundlich und lud
uns zu Tische ein. Abends waren wir dann beim Polizeichef Kuropatkin,
dem Bruder des bekannten Heerführers im Russisch-japanischen Kriege.
Unsere nächste wichtigste Aufgabe und Sorge war nun, einen
ganz verlässigen Führer und Diener nach dem Alai zu bekommen, sowie
Pferde und Leute für den Transport für uns zu kaufen oder zu mieten.
Den Führer bekamen wir durch den Polizeichef, und zwar seinen eigenen
Dschigiten, einen Kirghisen, Nurag mit Namen, der mit ihm auf allen
seinen Dienstreisen im Alai und überall schon war und russisch sprach.
Wir waren sehr froh, einen solchen Mann bekommen zu haben. Er ver-
langte 30 Rubel per Monat und ich versprach ihm auch noch einen
großen Nadtschai, wenn unsere Reise glücklich durchgeführt würde
und er sich als treuer Diener bewährte. Am nächsten Morgen gingen
wir alle nach der Karawanserei um Pferde zu besehen und brachte der
Karawanpaschi sogleich mehrere. 40 Rubel sollte eines kosten, der
Kreischef riet mir aber dringend, die Pferde nicht zu kaufen, sondern
zu mieten und wir kamen überein, vier Pferde um 25 Rubel für den
Monat zu mieten.
Ein Sarde, Achun mit Namen, wurde als Pferdeknecht mit-
gedungen. Nun mußten wir noch verschiedenes Notwendige anschaffen,
Sattel, Riemenzeug, Pelze, Kannen, Eimer usw.; dann noch das wichtigste
an Proviant, Zucker, Tee, Zwieback, Kerzen usw., alles für mindestens
einige Monate berechnet. In großen Blechbüchsen mußten Tee, Zucker,
Streichhölzer usw. verpackt werden, um sie vor Feuchtigkeit zu be-
wahren. Man muß auf einer Reise nach einem so weltabgeschiedenen
Winkel hoch in den Bergen für alles Sorge tragen. Abends waren
=.
wir noch bei Kuropatkin eingeladen, der mir auf der Karte genau jede
Route zeigte und jede kleine Station oder die Plätze, welche gewöhn-
lich als Lagerplätze von den Kosaken oder Kirghisen benützt werden.
Auch Nurag, unser neuer Diener, mußte kommen und es wurde ihm ein-
dringlich eingeschärft, daß er treu bei uns aushalten müsse, was er feier-
lich versprach.
Vor Tagesanbruch wieherten schon unsere Pferde vor dem Post-
hause und unser Nurag trat ins Zimmer. Er sah ganz stattlich aus mit
seinen neuen Reitstiefeln, seinen spitzen, weißen Kirghisenhut in der
Hand, einen alten sardischen krummen Säbel umgeschnallt und die
Nageiga (kurze Lederpeitsche) im Gürtel. Auch Achun war zur Stelle
und wurde nun rasch ein Pferd nach dem andern aufgeladen, besonders
schwer die beiden Packpferde. Ganz ängstlich frug ich Nurag, als
dieselben hochbepackt dastanden, ob es denn überhaupt möglich sei,
daß die Tiere mit solch schwerer Ladung auf den Alai hinaufkönnen,
er erwiderte nur trocken: „Moschni“, ‚es wird schon gehen‘. Ein Reit-
pferd für meine Frau, ein mutiger Rappe mit neuem Sattel stand
bereit und ein anderes für mich. Doch war ich fest entschlossen, den
größten Teil des Weges zu Fuß zu machen und führte dies auch dann aus.
Alles lag noch im tiefen Schlaf, als wir morgens aus Osch hinaus-
zogen. Die Sonne ging eben auf und es versprach ein wunderschöner
Tag zu werden. Hoch oben in den Lüften kreischten einige Geier, die
hier häufigen Goldpirole flöteten in den hohen Pappeln — voll froher
Hoffnungen ging’s den Bergen entgegen. In weiter Ferne leuchteten
sie herüber, die Schneeriesen des Alai. Zunächst passierten wir immer
noch Pflanzungen und Felder. Einige Male glaubte ich, in raschem
Fluge in den Feldern Ismene helios gesehen zu haben, sie kamen mir
aber aus den Augen. Jetzt passierten wir auf einer primitiven Holz-
brücke den Ak-Burra, dessen braune Fluten durch die Schneeschmelze
im Alai schon hochgingen und nach fünfstündigem Marsch kamen wir
nach Kischlak-Mahdi, einer Sardenniederlassung. Es ist dies auch der
Wohnsitz der Kirghisen-Czaritza, der Alai-Königin, die fast 100 Jahre
alt sein soll und der die vielen Tausende von Kirghisen wie einer
Fürstin gehorchen. Leider trafen wir die alte Dame nicht zu Hause,
sie war auf Reisen in Marghellan. Der behäbig aussehende Staschina
des Ortes empfing uns ehrerbietig. Unter einer mächtigen Ulme, an
einem Bächlein stand eine geräumige Jurte, in welcher wir unser Nacht-
quartier aufschlugen. Die ganze Nacht lief der Nachtwächter um unsere
Jurte herum und machte mit seiner Holzratsche alle Stunde einen
fürchterlichen Spektakel, um anzuzeigen, daß er nicht schlafe. Wir
konnten auch nur wenig schlafen.
Be _
Am nächsten Morgen kamen wir in ein großes, breites Flußtal, in
dem wir volle sechs Stunden marschieren mußten, es ging langsam vor-
wärts, denn die schwer bepackten Pferde durften nicht rasch angetrieben
werden, mehr wie 30 höchstens 35 Werst konnten wir in einem Tage
nicht machen. Die Sonne stand schon tief als wir die Poststation Langar
erreichten. Wir durften in dem sogenannten ÖOffizierszimmer bleiben,
in dem zwei eiserne Feldbettstellen, ein großer Tisch und einige Stühle
standen. Die übrigen Leute müssen im Hofraum innerhalb der Mauern
kampieren, wo auch eine Art Stall für die Pferde angebracht ist.
Ich machte noch einen Rundgang und besah mir die Umgegend.
Die in prachtvollem Frühlingsgrün prangenden Hügel und die mit üp-
pigen, breitblätterigen Pflanzen bewachsenen Ufer der kleinen Flüßchen,
die aus den Talschluchten kamen, bestimmten uns, einen Tag zu bleiben.
Am nächsten Morgen unternahmen wir die erste Exkursion am Bach
hinauf in ein schönes Tal hinein. An den Blüten einer gelben Labiate
fing ich schon gleich am Eingang den schönen Thestor Fedtschenkoi,
ein ganz frisches 3, ein hübscher Anfang. Bald kamen auch am Bach-
ufer Lycaenen, Icarus u. Persica, einige Phyllides. Dann stiegen wir
über die ersten Hügel weg in eine tiefe Mulde hinein, in der hohe Com-
positen und großblättrige Umbelliferen standen. Aus diesen Pflanzen
jagten wir einige kleine Spanner auf, die ich zuerst für eine neue Phiba-
lapteryx hielt, es war aber die so seltene Teephroclystia Rebeli. Wir
fingen im Laufe des Vormittags ein Dutzend davon und hier auch die
schöne Larentia fulminata in zwei Exemplaren. An steinigen Abhängen
flogen ganz frisch Melitaea saxatalis var. maracandica, auch einige 9%.
Oben auf dem Gipfel trieben sich einige Papilio machaon var. centralis
herum. Am Rückweg fing ich eine große Halis-Viper und trug sie zum
Schrecken unseres Nurag in die Station, wo ich sie dann in Alkohol
steckte. Gerne wären wir noch einige Tage geblieben, aber es wurde
allmählich hohe Zeit, auf die höheren Gebirge zu steigen und noch recht-
zeitig vor der vollständigen Schneeschmelze über die großen Flüsse zu
kommen, besonders über den großen Taldyk bei Gouldscha. Wir
packten also wieder auf, Nurag und Ali schnürten die großen Stücke
doppelt und dreifach, mußten wir doch heute über den hohen Takal
Davan noch nach Kaplan Kul, dem großen Kirghisen-Aul, kommen.
Einige Kirghisenreiter erschienen, die meine Frau und mich auf den
Pferden durch den schon ziemlich reißenden Fluß bei Langar führen
mußten. Die Pferde gingen ruhig, eines hinter dem andern durch das
hier nicht sehr tiefe Wasser und bald waren wir drüben und am Eingange
des Tales, durch das wir nun aufsteigen mußten zum Takal Davan.
Eine eigentümliche Schwüle und Ruhe in der Luft ließen uns nichts
2
Gutes ahnen. Große, schwere Wolken türmten sich auf und zogen über
die Gebirgskämme herüber. Die kleinen Vögel huschten so ängstlich
in den Büschen, es bereitete sich in den obern Regionen etwas vor. Wir
waren aber nun einmal unterwegs. Die herrlichen Wiesenabhänge zu
beiden Seiten hätten hier sicher manchen guten Falter geliefert, aber
wir durften uns nicht aufhalten. Es wurde immer finsterer und schwär-
zer überall, von Zeit zu Zeit ein dumpfes Grollen kündigte das nahe
Unwetter an. Nurag trieb immer vorwärts und wir stiegen höher und
höher. Gegen Mittag hatten wir ungefähr die Paßhöhe von 2500 m
erreicht, da brach das Unwetter los. Wir konnten kaum mehr vor-
wärts, orkanartig blies uns der Sturm entgegen, ein wahrer Wolkenbruch
stürzte auf uns herab, in kurzer Zeit war aus dem abschüssigen Weg
ein Bach geworden, die Pferde hingen die Köpfe fast bis zum Boden
herab und wir rutschten mehr als wir gingen den Berg hinunter, jeder
so gut es ging, stellenweise sah keiner mehr den andern, so peitschte der
Regen und Hagel uns entgegen. Der Abstieg war furchtbar, es war
derselbe, den auch Leutnant Filchner als so grauenerregend beschrieb,
mehrere Male strauchelten die Packgäule auf dem felsigen, glatten Boden
und drohten mit dem ganzen Gepäck herabzustürzen, aber wir hatten
nur den einen Gedanken — hinunter, so rasch es ging. In großen Win-
dungen zog sich der Weg hinab in ein enges Felsental, immer näher
rückten die Felsen heran und als wir gottlob unten waren, mußten wir
uns förmlich mit unseren Pferden durch die wild durcheinandergeworfenen
Felsblöcke winden. Große Rosenbüsche wucherten hier überall zwischen
den Felsen und erschwerten mit ihren Dornen noch das Durchkommen.
Endlich erweiterte sich das Tal, der Sturm hatte nachgelassen, es regnete
aber immer noch stark, die dichten Nebelwolken hingen bis ins Tal
herab, wir konnten nichts sehen. Da vernahmen wir entferntes Hunde-
gebell, es mußte wo ein Aul in der Nähe sein. Wir hielten ein wenig an
und Nurag ritt fort, den Aul zu suchen und unsere Ankunft zu melden,
damit wir gleich eine Jurte bekamen.
Nach kurzer Zeit erschien unser Nurag wieder und mit ihm die
beiden Aul-Ältesten, die ehrerbietige Verbeugungen machten. Wir
halfen meiner Frau vom Gaul herab, die Ärmste konnte kaum mehr
rehen, die Haare klebten ihr über das Gesicht herein und die beiden
Ältesten führten sie an den Händen sorgsam nach dem Aul. Es war
höchste Zeit. Wir zitterten vor Kälte und Anstrengung! Die
freundlichen Kirghisen hatten die beste und größte ihrer Jurten frei
gemacht und führten uns nun hinein, ein lustiges Feuer brannte im
Innern der Jurte, Kissen, Teppiche, Pelze wurden herbeigeschleppt
und alle, Männer, Weiber und Kinder, umstanden uns, einige Weiber
rl —
streichelten meiner Frau die Wangen und wollten ihr beim Ausziehen
helfen. Wir wollten vor allem allein sein, um die nassen Kleider zu
wechseln, Nurag und Achun jagten deshalb alle Weiber und Kinder
von der Jurte weg und hielten vor derselben Wache, bis wir mit unserem
Umkleiden fertig waren. Bald saßen wir, in unsere Pelze gehüllt, am
lodernden Feuer, mit Wohlbehagen rauchte ich meine Pfeife und alle
Leiden und Strapazen waren schon wieder halb vergessen. Wir tranken
Tee mit den Aul-Ältesten, Nurag bediente, später wurde ein Hammel
geschlachtet und abends war große Tafel bei den Alten. In feierlicher
Runde saßen wir auf den großen Kissen, in der Mitte wurde das Feuer
unterhalten und eine riesige Zinnschüssel mit Reis und Hammelfleisch
auf den Boden gesetzt. Der Älteste riß ein großes Stück Fleisch aus-
einander und schob mir das erste Stück in den Mund, dann langte jeder
mit den Händen nach Belieben in die Schüssel und holte ein Stück heraus
und auch der Reis wurde so herausgenommen. Meine Frau hatte sich
ihre Portion auf einen Teller getan, ich fügte mich den landesüblichen
Gebräuchen. In kurzer Zeit war der Hammel und der Reis verschwunden
und einer nach dem andern empfahl sich und wir konnten uns der wohl-
verdienten Ruhe hingeben. Meine Frau bekam sogar noch von der
Lieblingsfrau des Aul-Ältesten eine rotseidene Steppdecke übergeworfen.
Als wir morgens erwachten, stand die Sonne schon hoch, ein prächtiger
Tag war gekommen. Nurag hatte bereits das ganze Dach unserer Jurte
mit unseren Mänteln und Kleidungsstücken behangen, um alles rasch
wieder zu trocknen. Ich machte gleich einige photographische Auf-
nahmen unseres Lagers. Nun kamen die sämtlichen Weiber des Auls
in ihren reichsten Festtagskleidern zum Besuche meiner Frau. Wir
Männer mußten aus der Jurte, ich benützte die günstige Gelegenheit
und photographierte die ganze Gesellschaft. So vergingen einige Stunden
mit Unterhaltung und Teetrinken. Aber Guldscha mußte heute noch
erreicht werden und rasch sattelten wir wieder auf, 3—4 Kirghisen halfen
das große Gepäck mit aufbinden, ich beschenkte noch die Leute mit Geld
und meine Frau teilte an die Weiber und Kinder kleine Spiegel, Glas-
perlenschmuck usw. aus, sie hatten eine närrische Freude darüber und
sahen nun beständig in ihre Spiegelchen hinein.
In fröhlichster Stimmung verließen wir die gastfreundlichen, guten
Menschen und wanderten über die prächtigen Wiesen weg im Tale
aufwärts. Wir kamen an dem kleinen, schilfumrahmten Kaplan-Kul-
See vorüber. Langsam stiegen wir nun an den mit allerlei blühenden
Büschen bewachsenen Hängen hinauf zum Schilwe Davan und über-
schritten den über 2000 m hohen Paß ohne Schwierigkeiten. Wir sahen
in ein weit ausgedehntes Flußtal hinein und konnten auch das Fort von
ee
Guldscha in der Ferne deutlich erkennen. Rasch ging’s hinab und
wir langten nachmittags 5 Uhr am Ufer des reißenden breiten Taldyk-
flusses an. Mit ängstlichen Mienen schauten wir in die schmutzig-
braunen schäumenden Fluten und hinüber nach Guldscha, die Wasser-
massen waren schon über die Ufer getreten und hatten einen Teil des
Tales überschwemmt, die Stämme der alten Weidenbäume standen
unter Wasser. Wir luden vorläufig unsere Pferde ab und rasteten in
einem kleinen Pappelhain am Ufer. Nurag bestieg wieder seinen Gau]
und ritt in die Fluten hinein, um drüben Hilfe zu holen. Gegen die Mitte
hin verschwand das Pferd bis an den Hals und mit banger Sorge schauten
wir nach, wie es eine Strecke weit abwärts trieb und erst weit unten
wieder am andern Ufer herauskam. Da mußten wir hinüber! Lange
Zeit verging, endlich sahen wir unsern Nurag kommen und etwa sechs
Kirghisen mit einer riesigen Araba (den zweirädrigen hohen Karren).
Auf diesen sollten wir nun hinübergeschafft werden. Also in Gottes
Namen, alles hinauf, fest aufeinander gestaut und verschnürt und dann
wir selbst, hoch oben auf dem Gepäck, uns zu beiden Seiten krampi-
haft an den Stricken festhaltend, die sechs berittenen Kirghisen gingen
dicht am Wagen mit, um gleich bei der Hand zu sein und nun ging’s
hinein in die gurgelnden Wogen. In der Mitte der Strömung fing die
Araba an, nach der Seite zu rutschen, fast bis zu uns herauf reichten die
wilden Wasser und drohten den ganzen Karren umzuschmeißen. Die
Kirghisen schrien und hieben auf die Pferde los und mit verzweifelter
Anstrengung suchte man aus der Strömung zu kommen. — Ein banger
Moment! Alle atmeten wir auf, als wir das andere Ufer erreicht
hatten. Jedes Jahr ertrinken hier bei Hochwasser einige Leute. In
der Straße wurden wir vom Wolosnoy der Kirghisen empfangen und
in sein Haus geführt, wo wir in dem sog. Gerichtszimmer Quartier
bekamen.
Unsere Leute brachten unsere ganze Bagage, die Sättel, Zaum-
zeug usw. ins Zimmer, vorsichtshalber, Nurag und Achun schliefen vor
unserer Türe. Beim Sarden-Bäcker im Orte bestellten wir 200 kleine
Brote, die nachts gebacken, am nächsten Tage in der Sonne getrocknet
und in zwei großen Säcken verpackt wurden. Wir mußten deshalb
auch einen Rasttag machen und ich benützte denselben zu einer Ex-
kursion auf die schönen, grünen Berge in der Umgebung. Aber außer
der hübschen Coenonympha Nolkeni, die im Fluge wie eine Erebia aus-
sieht, und einigen Bläulingen (amor, venus, cyllarus) sahen wir noch
wenig von Tagfaltern, Colias keinen einzigen. Auch einige Exemplare
des schönen Spanners Azelina maracandica und mehrere Eupithecia
Rebeli fingen wir hier.
Ba
Den 9. Juni morgens waren wir schon wieder unterwegs und
traten nun in die große, romantische Tukai-Schlucht ein. Links vom
Wege erhoben sich riesige Felswände, rechts brausten tief unten die wilden
Bergwasser. Überall blühende Büsche, Geißblatt und Rosen. Nach
18 Werst erreichten wir am Ausgange des Tals den Aul Kissil Kurgan,
wo wir rasteten. Hier trafen wir eine Menge Kirghisen mit ihren Ka-
melen, Pferden, Schafen, die Weiber mit reichem Silberschmuck, auf-
geputzt mit hohen, weißen turbanartigen Tüchern und gelben, hohen
Stiefeln; auch eine Menge Kinder, die Mädchen hinter der Mutter auf
den Kamelen sitzend, die kleinen Burschen hinter dem Vater auf den
Pferden. Sie waren auf dem Wege nach dem Alai. Wieder kamen wir
in tiefe Schluchten, der Weg zog sich immer den Fluß entlang, stieg
dann in Windungen an den oft sehr steilen Wänden hoch hinauf, um
dann wieder zum Fluß sich hinabzuziehen, der auf einer höchst gebrech-
lichen Holzbrücke überquert werden mußte. Gegen Abend langten
wir an einer gefährlichen Passage an. In einer großen Biegung um
die vorliegenden hohen Felsabhänge zog sich der reißende, breite Taldyk
durchs Tal herein und mußte überschritten werden, und dann später
nochmals bei einer zweiten Windung. Tief im Talkessel lag hinter den
Bergen versteckt diekleine Station Siffikurgan, die wirnoch vor der Nacht
erreichen mußten. Wir ließen Nurag mit einem gemieteten Kirghisen
und den Pferden den Weg unten hin über den Fluß nehmen. Wir
selbst kletterten mit unserem Achun an den Wänden auf einem kaum
mehr als handbreiten eingehauenen Weg in die Höhe. Als wir glück-
lich oben waren, sahen wir fast senkrecht unter uns das Dach des Stations-
gebäudes und kletterten vorsichtig wieder hinab. Es war gar nicht
ungefährlich, wir zogen es aber doch dem doppelten Übergange durch
die reißenden Wasser vor. Allgemein war die Beglückwünschung, als
wir wieder vereint mit unseren Leuten, die inzwischen auch angekommen
waren, zusammensaßen. Nurag sagte mir, daß er beim zweiten Über-
gang Todesangst ausgestanden habe, fast wären sie in der Strömung
mit fortgerissen worden. Immer wilder wurde die Landschaft, am
nächsten Tage hatten wir wieder einige Male die leidigen Flußübergänge
und kamen dann nach Utsch Tepke. Hier mußten wir nochmals durch
den breiten, auch ziemlich tiefen Fluß. Drüben erwartete uns der Dorf-
Staschina und geleitete uns zu seiner Jurte, wo wir freundliche Auf-
nahme fanden und uns gut ausruhen konnten. Das schöne Wetter
hielt gottlob aus, so daß wir den Aufstieg durch das Felsental nach
Ak Bassega wagen durften und auch glücklich am nächsten Nachmittage
das breite, schöne Wiesental in 2300 m Höhe, das vor den Alai-Bergen
liegt, erreichten. Überall hörten wir die Warnungspfiffe der riesigen
5)
Baibaks (des Alai-Murmeltieres) und sahen die rotbraunen, dicken
Burschen oft aufgerichtet vor ihren Erdlöchern sitzen und bei der An-
näherung darin verschwinden. Mehrmäls brannte ich so einem alten
Kerl eins auf den Pelz, daß es platschte, aber es schien ihnen nicht vie]
zu machen, nur eine Kugel geht durch die dicke Fettschicht und ihr
dichtes Fell.
Abends schlugen wir unsere Jurte in Ak Bassega am Ufer
des Flusses auf, dicht am Fuße der Berge. Rings umher schlossen die
hohen Alai-Berge das Tal ein, überall sahen die Schneeriesen durch die
Seitentäler herüber. Wir hatten nun denersten Sammelplatz
glücklich erreicht. Es war beinahe Mitte Juni und wir hofften jetzt
auf größere Fänge. Die Wiesen prangten im vollsten Blumenschmuck.
Salbei, Ranunkeln, Primeln, Geranien standen in ganzen Buketts bei-
sammen. Die Abhänge waren bedeckt mit großen, blauen und weißen
Anemonen, lauter prächtige Fangplätze. Die ersten Falter, die wir
sahen, waren Pieris Ochsenheimeri, die an den feuchten Hängen zwi-
schen den weißblühenden Ranunculus-Büschen herumflogen und sich
auch gerne an die weißen Blumen setzten. Sie waren ziemlich häufig,
auch die dunklen Weiber. Einzeln flog ebendaselbst die weiße, aparte
Coenonympha sunbecca und einige kleine ZLycaenen-Arten (sebrus,
Buddhista, Persephatta) an den blühenden Geranien. Aus diesen
jagten wir auch mehrfach Larentia pupillata und interpositaria sowie
die schöne Ortholitha sartata. An den Felsblöcken, auf denen ein Sem-
pervivum häufig blühte, fanden wir mehrere erwachsene Raupen,
einer Parnassius-Art, wohl von apollonius. Sie waren bunter gerändert
als unsere Apolloraupen. Die nächste Exkursion galt den höheren Bergen,
wir stiegen direkt an den Grashängen in die Höhe. Melitaea minerva
flog hier in Menge, seltener var. pallas. Am Grat entlang schwirrten
im Sonnenschein an roten Primeln die schönen und so wertvollen Eu-
chidia regia und ein anartaartiges Eulchen, Ala pretiosa sowie präch-
tige, metallisch glänzende Pyraliden. Fleißig suchten wir die Primel-
blüten deshalb auf, oft saßen die Zuclidia mitten auf der Blume.
Am Ende des langen Grates kamen wir zu der äußerst steil ab-
ıden Rückseite des Berges, am ganzen Hang hinab ragten aus den
Wachholder) hervor. Wir betrachteten verwundert dieses
he Vegetationsbild, da sah ich plötzlich einen größeren,
4 I r einen und noch einen dritten. Halt, das waren Parnassius!
Ri£ kletterten wir hinab und jagten nun noch mehrere auf, die
efangen wurden. Es war die hübsche weiße Delphius-Form
0
var. ülustris, alle frisch aus den Puppen. Jetzt ging’s an ein Jagen!
Ich kletterte den Hang hinunter bis zur Mitte, meine Frau blieb oben
stehen. Ein illustris nach dem andern flog daher, je wärmer die Sonne
schien, desto mehr kamen heraus, viele schlug ich auch fehl, sie flogen
aber meist direkt in die Höhe und dort stand meine Frau schon zum
Empfange mit den Netz bereit. Manchmal versteckte sich die Sonne
hinter den Wolken und es wurde momentan düster. Augenblicklich
fast sah man keinen einzigen Falter mehr, sofort setzten sie sich auf
den Boden oder zwischen die Felsen hinein. Es erhob sich plötzlich
ein starker Wind, dichte Wolken jagten heran, es fing etwas zu schneien
an, dann zerrissen wieder die Wolkenschleier und die Sonne schien
wieder auf kurze Zeit, da erlebten wir das interessante Schauspiel, daß
die Parnassier im, allerdings schwachen, Schneegestöber flogen. Freilich
war's dann bald aus, die Sonne kam nicht mehr zum Vorschein, nach-
mittags hatten wir wieder scheußliches Wetter und der Aufenthalt in
unserer Jurte Abends und Nachts wurde dann ziemlich unbehaglich.
Auch wurde es Nachts sehr kalt.
In dem schönen Wiesental beim Flusse flogen nun auch ziemlich
häufig Colias eogene und Thhisoa var. aeolides, von letzterer auch die
schön variierenden, oft ganz dunklen Weiber, sunbecca in Menge, und
an den Polygonum-Blüten flogen gerne Argynnis hegemone, aber einzeln.
Riesige seltene Hummeln brummten um die Blätter. Von Tag zu
Tag entwickelte sich ein reicheres Insektenleben, mit schwerem Herzen
schieden wir von diesem schönem Plätzchen, aber unser Reiseziel war
noch nicht erreicht.
Am 3. Juli brachen wir unsere Jurte ab und reisten weiter, dem
Transalai entgegen. Wir hatten heute den höchsten Paß zu über-
schreiten, den großen Taldyk-Davan, 3538 m. Wir bogen in das schöne
Taldyk-Tal ein, wo wir zum ersten Male die großen Artschen und andere
Bäume als kleinen Wald sahen und stiegen langsam zur Paßhöhe hinan.
Bald kamen wir an den Schnee heran und gerade mittags standen wir
auf dem höchsten Punkte. Ich spürte nicht das mindeste von Atemnot
und das Steigen machte mir durchaus keine Beschwerden. Am Weg
hinauf fing ich Parnassius delphius, infernalis und Actius var. Caesar.
Es bot sich uns da oben ein entzückender Anblick. Da lag die ganze
nördliche Kette des Pamir, der Transalai vor uns, eine einzige, blendend-
weiße Kette von Schneebergen, 100 Werst nach Osten und 100 Werst
nach Westen, alle überragend der gewaltige Pic Kaufmann, 7000 m.
Wir mußten uns aber von dem wunderbaren Anblick dieser Bergwelt
trennen, wir sahen sie ja bald wieder und näher! Rasch ging’s hinab
durch das lang sich hinziehende Flußtal.e Am Wege an Felsen
RB
fliegend fing ich einige Polycaena tamerlana und Bläulinge. —
In Katin-Art am Eingang zur großen Alai-Steppe war mitten in der Wiese
bereits schon eine Jurte von den vorausgegangenen Kirghisen für uns
gestellt, die Männer warteten schon auf uns. Wir bekamen frische Kumis
(Stutenmilch) zu trinken, das allgemein im Alai übliche und fast ein-
zire Getränk und zugleich Nahrungsmittel. — Als wir morgens über
den Kizil Ssu setzten, hatten wir die ganze Kette des Transalai-Pamir
dicht vor uns, bis zur Talsohle herab tief verschneit und oben ewiger
Schnee und Eis.
Wir mußten bei diesem Anblick unsere Hoffnungen nach dem
Pamir zu kommen, aufgeben, ich sah die Unmöglichkeit ein, hier weiter
vorzudringen und entschloß mich nach kurzer Beratung mit Nurag
und dem Alaiältesten, der uns über den Kizil Ssu begleitet hatte, die
Alaisteppe, die sich hier in einer Länge von über 100 Werst der Kette
des Transalai entlang zieht, hinabzureiten und auf den Höhen der
K“aschgar Ssu- und Sarach Mogul-Berge die beiden Monate Juli und
August, die wir noch vor uns hatten, energisch durchzusammeln! Wir
lagerten am ersten und zweiten Marschtage an den Ufern des Saritasch
Ssu und dann am Kaschgar Ssu und fanden am dritten Tage ein herr-
liches Gebirgstal, von hohen Schneebergen umgeben. Von beiden Seiten
des Flusses zogen sich eine Anzahl kleiner Seitentälchen hinein, von
denen aus man leicht in die Höhen bis zum Schnee hinaufkommen
konnte. Überall wunderbare Vegetation! Das Edelweiß (Leontopodium
Kaufmanni) war hier die allergewöhnlichste Pflanze. Ganze Teppiche
von blühendem Edelweiß fanden wir hier, Enzianen, Anemonen, Gams-
bart, Vergißmeinnicht, Veratrum usw. bedeckten die Abhänge, hierschienen
wir am günstigsten Platz zu sein. In der Nähe lagerten Kirghisen, von
denen wir alle Tage Milch, auch Butter bekommen konnten, alles
andere hatten wirnoch. In der Jurte machte ich mir aus unseren Kisten
einen Präpariertisch zurecht, die Reisekörbe dienten als Sitze und nun
konnten wir unsere Tätigkeit beginnen.
Zunächst wendeten wir uns den Bergen westlich zu und stiegen
an den Graslehnen in die Höhe. Am frühen Morgen konnte man die
Falter, besonders Argynnis var. generator, Lycaena pheres, sarta, auch
Hesperia alpina von allen Blumen nur so abnehmen; ste saßen da im
Morgentau halb starr und erst, wenn’s warm wurde, flogen sie dann
in großer Zahl. Erebia meta flog ebenfalls in Menge, die 2? waren
aber viel seltener. Höher oben stiegen wir dann in die Felsen ein und
fingen hier Parnassius actius und rhodius, die sich am liebsten auf die
von der Sonne heiß beschienenen Felsplatten setzten. Sie waren aber
an den ziemlich steilen Abhängen nicht leicht zu fangen. Es flog sonst
nicht viel hier und bedeutend ergiebiger waren die hohen, steilen Gras-
abhänge und die Mulden und Einschnitte von einem Berg zum andern.
Dort waren Melitaeen, Argynnis, besonders die schönen var. vithata,
auch verschiedene ZLycaenen häufig. Ganz oben auf den schmalen
Graten fingen wir einige Pieris callidice var. calora. Sie war schwer
zu fangen. In raschem Fluge umkreisten sie die äußersten Felsköpfe,
oft zwei oder drei hintereinander herfliegend.
Von diesen Felsspitzen aus hatte ich einen weiten Überblick in die
umliegenden Berge. Schon lange beobachtete ich üppig grün herüber-
leuchtende Wiesenplätze zwischen ein paar riesigen Felstürmen. Weiter-
hin noch mehrere solche plateauähnliche Stellen. Ich vermutete dort
bessere Parnassius- und Colias-Arten. An einem der nächsten Tage
machten wir uns auf den Weg dorthinauf. Ich hatte mich in der Ent-
fernung ziemlich geirrt, zwei große Bergrücken mußten überschritten
werden, ehe wir an diese Wiesenplätze kamen, es vergingen darüber
mehrere Stunden. Aber mein Auge hatte mich nicht getäuscht. Eine
Grasmulde reihte sich an die andere, dazwischen felsige Stellen, ein
Fangplatz, wie man sich nicht besser wünschen konnte. Hohe, blü-
hende Disteln, Polygonum und Allium (Zwiebelgewächse) wuchsen hier
in den Einschnitten in üppiger Fülle. Die gewöhnlicheren Argynnis-
Arten, Pales var. generator, Aglaja var. vithata, niobe var. orientalis saßen
und flogen in Menge an den Disteln, an den Polygonum-Blüten saßen
die verschiedensten Eulen, meist Agrotis (Iuldussi, Stridula), auch
Hadena Hedeni. Freudig überrascht waren wir, an fast allen Zwiebel-
blüten die schöne grasgrüne Eule /sochlora viridis und auch einige
Grummi vorzufinden. Ich war vollauf beschäftigt, alle diese guten
Eulen von den Blüten abzufangen, als ich meine Frau laut rufen hörte:
Colias, Colias. Ich sah auf und im selben Augenblicke sauste ein feurig
roter Falter an mir vorbei. Mit einem Satze war ich hinterher, im vollen
Fluge hielt er plötzlich an einer hohen, gelben Blume und setzte sich,
ein Schlag mit dem Netz, eine prachtvolle Regia war gefangen. Jetzt
ließ ich die Eulen Eulen sein und wir stiegen die Grashänge auf und
nieder. Da sah ich meine Frau schon wieder laufen und gleich darauf
mit dem Netz etwas am Boden decken. Ich sprang hinzu, ein präch-
tiges Regia-Paar zappelte im Netz. — Da sah ich von weitem auf einer
Distelblüte einen großen Colias sitzen. Rasch zugeschlagen, es war
eine Romanovii ganz frisch mit herrlichem blauen Schiller. Gegen
Mittag, als es heiß wurde, flogen immer mehr, oft 2—3 hintereinander
her, aber nur ein Fehlschlag genügte, und fort waren sie auf Nimmer-
wiedersehen. Ich freute mich aber, daß wir den richtigen Platz ge-
funden hatten und alle Tage waren wir zur gleichen Stunde wieder oben
ee
auf den Wiesen und Hängen. Außer Romanovii und regia fingen wir
noch pamira, Staudingeri, eogene, eine Woche später auch noch eine
Anzahl prächtiger Weiber.
Die folgenden Tage stiegen wir nun noch höher hinauf in einem
andern Tal. Die steilen hohen Graslehnen waren bedeckt mit einer
wilden, blühenden Knoblauchart; hier flogen geradezu in Massen Par-
nassiu dselphius var. infernalis, fast gleich viele Männer alsWeiber. Mit
vereinten Kräften, auch Nurag war mit einem Netz bewaffnet, fingen
wir den ganzen Vormittag an diesem Hang, dann stiegen wir auf der
andern, kahleren Seite des Hanges hinunter ins Tal. Zwischen den
Felsen wucherten hohe Disteln empor, deren große rote Blütenköpfe
weithin leuchteten. Mein Blick fiel auf eine solche Distelblüte. Da
bemerkte ich ein riesiges Parnassius 2 sitzen. Im Augenblick, als es
eben die Flügel auseinanderschlug, hatte ich es im Netz. Ich sah so-
fort an den riesigen feurigroten Flecken, daß es ein discobolus var. Ro-
manovii Q war. — Wir fingen noch einige und an den nächsten Tagen
noch viele $ und 2. Der Reichtum an Faltern wuchs von Tag zu Tag,
auch an den niederen, trockeneren Hügeln im Flußtale, die mit Beifuß
und stachligem Astragalus, Disteln usw. bewachsen waren, gab es sehr
viel Gutes zu fangen. Chrysophanus Solskyi var. fulminans saß in Menge
morgens an den Beifußbüschen; zwischen den silberglänzenden Blättern
fanden wir auch hie und da an den Ästchen eng angeschmiegt sitzend
die prächtige Cucullia splendida. In den Stachelbüschen saßen T’hecla
Tengstroemi in Menge, Lycaena Sieversii, sarta und an gelben großen
Papilionaceen-Blüten die schönen ZLycaena iphigenides, öfters auch in
Copula. Morgens und abends konnte man alle diese guten Arten von
den Pflanzen bequem mit den Gläsern abfangen. Je weiter es in den
Hochsommer hineinging, desto mehr flog, zu Anfang August fingen nun
auch an steinigen Stellen oder trockenen Abhängen die Satyriden an
zu fliegen. Anfangs sahen wir nureinzelne Abramovii, Lehanus usw. und
epinephele hilaris, Haberhaueri, naubidensis, später in Menge. Sa-
Iyrus pamirus flog mehr in höheren Lagen an steinigen Abhängen. Na-
türlich suchten wir immer inzwischen wieder unsere früheren Fangplätze
auf, besonders die der Colias, und fingen immer noch eine Anzahl davon.
Dazu kamen jetzt Colias erate, pallida und var. alta, die in großer Menge
flogen. — Die einzige Zygaena-Art, die wir im Alai fingen, Scovitzii, flog
jetzt häufig in der Nähe an Hängen, daselbst auch die schöne Arctia
intercalaris, wo Astragalus wuchs, später die großen Spanner Hemero-
phila Grummi und andere gute Arten.
Wir konnten sehr zufrieden sein mit unseren Fangresultaten.
Freilich wurden die Anstrengungen immer größere. Dazu kamen nun
nos,
die wirklichen Entbehrungen. Eines Tages, als wir von einer weiten
Tour zurückkamen zu unserer Jurte und wie gewöhnlich bei den Kirghisen
Butter und Milch holen wollten, waren dieselben alle fortgezogen. Keine
Spur mehr weit und breit von ihnen. Wir waren nun in der Wildnis
ganz allein mit unserem Nurag und dem Sardenknecht. Unser Proviant
ging in bedenklicher Weise zu Ende, Konserven hatten wir längst keine
mehr, auch Brote hatten wir nur wenige noch, der Reis ging zu Ende,
schließlich gab es nur noch Tee und harten Zwieback. Wir hielten es
noch einige Wochen dabei aus, kamen aber allmählich körperlich so
herunter, daß wir ernstlich an die Heimkehr denken mußten. Neues
an Faltern konnten wir kaum mehr erwarten, auch kam jetzt jede Nacht
und gegen Morgen ein solcher Frost und Reif, daß wir morgens oft halb
erstarrt uns von unserm Lager erhoben.
Am 22. August brachen wir unsere Jurte ab und traten den Rück-
weg an. Am dritten Tag wurde der hohe Taldyk Davan wieder glück-
lich überschritten und abends kamen wir nach der Telegraphenstation
am Pamir-Weg, wo wir bei dem Post-Natschalnik gute Aufnahme fanden
und nach langer Zeit wieder in einem Hause unter Dach waren. Spät
abends kam noch ein Besuch, der Polizeichef Kuropatkin mit seinen
Söhnen, der auf einer Dienstreise von Irgischtam herabkam und die
Absicht hatte, uns im Alai aufzusuchen. Das war ein angenehmer
Abend. Ein gutes Essen in froher Gesellschaft! Bei einigen Flaschen
Wein, den Kuropatkin mithatte, feierten wir das Wiedersehen. Alle
waren erstaunt, daß wir so lange da oben im Alai ausgehalten hatten.
Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns von Kuropatkin, der in stren-
gem Trab mit seinen Söhnen heimeilte. Auf Wiedersehen in Osch, rief
er uns noch zu. Mein Nurag sagte: Bog dei (Gott gebe es), mit einem
mitleidigen Blick auf mich! Ich mußte furchtbar ausgesehen haben.
Auch meine Frau war erschreckend abgemagert. Der Telegraphen-
beamte begleitete uns ein Stück weit bis zum Ausgange des Tales. Eine
Menge Kirghisen begegneten uns mit ihren Kameraden, Pferden und
vielen Fohlen, welch letztere alle im Alai zur Welt gekommen waren.
Auch Kirghisenmütter sahen wir viele, die eine Wiege mit dem kleinen
Alaibürger vor sich auf den Kamelen hatten, alle waren schon auf dem
Heimwege in ihre Winterquartiere. Bei Utsch Tepke verabschiedete
sich der Beamte und wir waren wieder mit unserem Nurag und Achun
allein. Auch Nurag sah kläglich aus. Auch er war ganz zusammen-
geschrumpft. Er hatte den ganzen Kopf mit einem farbigen Tuch
eingebunden und hielt sich immer mit beiden Händen die eine Backe
Furchtbare Zahnschmerzen quälten den armen Kerl. In Siffi Kurgan
sollte der Doktor gerufen werden, d. h. der Hodscha (Pfarrer) der Kir-
ar
ghisen, der ihm das Zahnweh vertreiben mußte. Nachts kamen wir
nach der Poststation von Silfi-Kurgan und legten uns sofort schlafen,
w'r waren müde. Mitten in der Nacht wurden wir von Nurag geweckt.
Vier Kirghisen vom Alai waren uns nachgeeilt. Sie standen im Hofe
mit :hren Pferden und brachten uns zwei riesige Steinbockköpfe, der
eine, ein altes Tier vollständig mit der Haut und den Füßen. Früher
hatten wir schon zwei Köpfe von Steinböcken während unseres Auf-
enthalts im Alai in Kaschgar Ssu erhalten. Es gibt im hohen Alai den
Steinbock noch in großen Rudeln, auch wir sahen die Tiere öfters von
unsern Sammelplätzen aus und beobachteten sie durchs Glas. Es blieb
mir nun nichts übrig, als den nächsten Tag die Schädel der Tiere roh
zu präparieren und zu reinigen, die beiden Köpfe verbreiteten ohnehin
schon einen scheußlichen Aasgeruch.
Während ich im Hofe an den Steinböcken arbeitete, kam der
Hodscha an und setzte sich mit Nurag zusammen auf den Boden, ihm
gegenüber. Er redete eifrig auf ihn ein und gestikulierte lebhaft. Uns
interessierte es, zu sehen, was der berühmte Hodscha für ein Mittel
anwandte und wir sahen heimlich zu. Da plötzlich, mitten im Ge-
spräche, spie der Hodscha dem Nurag dreimal derart ins Gesicht, daß
es ihm nur so herablief, dann standen sie auf. Nurag drückte dem Doktor
heimlich etwas in die Hand, wahrscheinlich einen Rubelschein und
dieser trollte davon. Merkwürdig, Nurag hatte auf der ganzen Heim-
reise keine Zahnschmerzen mehr!
In Eilmärschen ging’s nun abwärts. Am zweiten Tage waren wir
wieder in Guldscha, wo ich eine große Araba nach Osch mietete. Den
Rückweg machten wir diesmal über den Tschigirdschik-Paß, über
2500 m, dem eigentlichen sogenannten Pamirskiweg, kamen dann nach
Langar herunter und am nächsten Tag nach Osch. Die letzten 60 Kilo-
meter nach Andischan zur Bahn, auf der Araba, bei der großen Hitze,
die jetzt noch in der Ebene herrschte und dem furchtbaren Staub er-
schöpften unsere Kräfte vollständig, aber der Gedanke, daß es
der Heimat zuging, ließ uns auch den letzten Abschnitt unserer be-
schwerlichen Alaireise überwinden.
Über die von mir beobachteten paläarktischen Lepidopteren.
Vorkommen. Lebensweise usw.
(Fortsetzung.
Von Max Korb.
c. Satyrinae.
Melanargia Meig.
Die Arten dieser Gattung gehören sämtlich dem paläarktischen
Faunengebiet an. Alle sind in ihrer Heimat und an ihren Flugplätzen
sehr verbreitet und meist in größerer Anzahl anzutreffen. Nur eine
Art (Galathea L.) kommt in Deutschland vor.
lueasii Rbr. (mauretanica Obthr.). Diese von galathea nur wenig ver-
schiedene Art und wohl auch nur eine große algerische Form der-
selben fing ich in Lambese (bei Batna) im Juni, Juli 1902 in
großer Anzahl auf Wiesenplätzen der umliegenden Fermen.
lachesis Hbn. In ganz Spanien vom Norden bis an die äußerste Süd-
spitze (Algeziras und Tariffa) in den Pinares sehr häufig. In Ca-
stilien, Arragonien auch in den Flußtälern in Menge. Selten und
vereinzelt fing ich auch bei Cuenca die auf der Unterseite fast ganz
weiße, augenlose ab. cataleuca Stger. Eine kleine blassere Lokal-
form mit eintöniger, lehmfarbener Unterseite der 22 fing ich in der
Sierra Espufa Juli 1909 an grasigen Abhängen mehrfach.
japygia var. cleanthe B. Von der nur in Italien vorkommenden Stamm-
form durch reineres Weiß unterschieden. In Spanien nur in den
Sierren Arragoniens und Castiliens stellenweise häufig. In den Flul-
tälern bei Cuenca am Ufer des lugar entlang auf Wiesenplätzen
der Pinares dort fingen wir v. cleanthe Mitte Juli in Anzahl.
parce var. lucida Stgr. Die hellere, weniger scharf gezeichnete Form
der im Ferganagebiet (Turkestan) fliegenden parce. Wir fingen
eine kleine Anzahl schöner Stücke am Taldyk Dawan im Alai-
gebirge an Wiesenabhängen im Juli.
larissa H. G. In schönen, typischen Stücken fing ich diese Art bei
Amasia und auf unseren späteren Reisen in Anatolien, bei Konia
(Silleh), an Bergabhängen im Juni, Juli.
var. astanda Steger. Diese viel größere und stark verdunkelte Form der
larissa fingen wir in besonders schönen großen Exemplaren an
kahlen Bergabhängen bei Ak-Chehir im Juli 1914, daselbst aber
auch in Färbung und Zeichnung ganz typische larissa.
var. taurica (syriaca) Obthr., bei der sowohl der Außenrand als auch
die ganze Innenhälfte der Flügeloberseite tief schwarz ist, fingen
BL
wir in prächtigen, großen Stücken in den Bergtälern auf dem An-
stieg zum Sultan Dagh bei Ak-Chehir auch im Taurus bei Bele-
midik, Juli 1914, in größerer Anzahl.
var. hertina Stgr. Diese kleinere, rein weißere Form der larissa mit
schärfer sich abhebenden Zeichnungen brachte ich von meiner
ersten Kaukasusreise 1885 aus Achalzich mit. Auf den mit stach-
ligem Gebüsch dicht bewachsenen Abhängen dort und in den
tiefen Taleinschnitten flog diese aparte hübsche Form, jedoch nur
an einigen Stellen in geringer Anzahl; die 2? waren sehr einzeln.
— Auf meiner späteren Reise durch das armenische Hochland 1901
fing ich v. herthina wieder bei Kulp auf dem Wege nach Kasiko-
poran einzeln an Blüten von Onopordon und anderen Pflanzen
sitzend und auch einige sehr zeichnungslose, blasse 22.
titea var. teneates Men. Auf meiner ersten großen Reise nach
dem cilic. Taurus (1886) traf ich auf dem Wege über Mersina, Tarsus
nach Külek diese große, schöne Melanargiaform in Anzahl auf
trockenen Heideplätzen an. Obwohl diese bei Tarsus erbeuteten
Stücke mir seiner Zeit von Staudinger als v. teneates Men. bestimmt
wurden, halte ich dieselben der sehr breiten, tiefschwarzen Ränder
aller Flügel und stark schwarz bestäubten Flügelwurzeln, sowie
der großen Ocellen auf der Hinterflügelunterseite wegen für typische
titea Kl. — Unter den vielen erbeuteten Exemplaren befanden
sich auch zwei Prachtstücke von Aberrationen, bei denen fast die
ganze Flügeloberseite eine samtschwarze Färbung hatte und nur
noch die Oberflügelränder einige weiße Flecken zeigten.
halimede Men. In geringer Anzahl fing ich diese hübsche Art in den
Wäldern am Ussuri im Juli in kleinen, helleren Stücken.
meridionalis Feld. Von allen Melanargia-Arten durch die breite,
schwarze fast augenlose Zeichnung und gestrecktere Flügelform
sehr verschiedene Art, auch im Flug fast an eine Neptis erinnernd.
— In den Wäldern am Ussuri bei Kasakewitsch war die Art allent-
halben ziemlich häufig und meist an Stellen, wo auch verschiedene
Neptis-Arten (Speyeri, Philyra) flogen.
ines Hifsgg. Diese dem syllius auf der Oberseite ähnliche Art kann
man wohl als die schönste der Melanargien bezeichnen. Sie zeichnet
sich besonders durch die hervortretenden, prächtig blau, rostrot,
gelb und schwarz umringten Ocellen aus. — Mehr im Süden Spa-
niens und Portugals verbreitet, jedoch nie sehr häufig. In Chi-
clana (Andalusien) fing ich in es besonders zwischen den Muschel-
kalkbänken südlich der Pinares; mit Vorliebe setzten sich die Falter
auf die von der Sonne heiß und grell bestrahlten weißen Kalk-
a
flächen, sich durch die rein kreideweiße Färbung ihrer Flügel ganz
dem Boden anpassend. — Auch in Südportugal (Prov. Algarvien)
bei Faro fing ich ines auf den mit riesigen, alten Johannisbrot-
bäumen (Ceratonia) bewachsenen großen Flächen der Küste entlang
im April und Mai in prächtigen, großen Stücken. Im Innern Spa-
niens, Castilien und Arragonien, kommt ines ebenfalls an ein-
zelnen steinigen, vegetationsarmen Plätzen, z. B. bei Arcas (Cuenca),
Albarracin, aber nirgends häufig vor. Juni, Juli.
syllius Hbst. Durch die rostbraune gitterartige Zeichnung der Hinter-
flügelunterseite, zwischen der die großen, weißviolett gekernten
Ocellen, stehen von den übrigen Arten unterschieden. In ganz
Spanien, sowohl im südlichsten Teil von Andalusien in der Ebene
als auch in den Bergen Castiliens und Arragoniens traf ich diese
schöne Melanargia oft in großer Menge an, am häufigsten in den
Pinares bei Chiclana zwischen den weite Strecken dicht bedeckenden
blühenden Lavandelbüschen fliegend und an deren Blüten saugend.
Auch im südlichen Portugal (Algarvien) bei Faro fing ich sy! lius
im April 1884 an ähnlichen Lokalitäten häufig. Aber auch in Ca-
stilien (Cuenca) ist die Art stellenweise auf Heideplätzen und lichten
Stellen in den Pinienwäldern dort häufig.
ab. ixora B. auf der Unterseite ganz ohne Ocellen erbeutete ich nur
ein einziges Mal bei Faro in Algarvien.
Erebia Dalm.
Die zahlreichen Arten dieser Gattung bewohnen hauptsächlich
die alpinen Regionen des paläarktischen Gebietes, nur einzelne kommen
in der Ebene vor, wie medusa, aethiops, ligea. Das
Hauptverbreitungsbezirk sind die Zentralalpen, welche allein ca. 24 Arten
beherbergen. Ein großer Teil der übrigen Erebien- Arten ist in
den Gebirgen Zentralasiens verbreitet. In Spanien kommen nur vier
Arten vor. In der Beschreibung der von mir beobachteten Erebien-
Arten beschränke ich mich nur auf die spanischen, kaukasischen und
asiatischen Arten.
evias var. hispanica Zap. Kleiner als typ. evias, die hellen Quer-
binden der Vorderflügel mit drei getrennt stehenden kleineren
Augen, die bei evias zusammengeflossen sind. Die einzige Fund-
stelle dieser seltenen Form ist die Sierra alta bei Albarracin in Arra-
gonien. Ich fing im Juni 1881 auf dem Anstiege nach Moskardon
einige wenige schöne Stücke an den mit Pinien bewachsenen Gras-
abhängen.
Hewitsoni Ld. Auch von dieser prächtigen mit breiten rostroten Binden,
großen, weißgekernten Augen auf allen Flügeln und der Unter-
seite geschmückten Art ist mir nur eine einzige Fundstelle bekannt.
Es ist dies das romantische Felsental am Kura-Fluß bei Abastumman
im Kaukasus, ca. 20 Kilom. von Achalzich. Ich fing auf meinen
beiden Kaukasusreisen im Jahre 1885 und zuletzt im Jahre 1910
im Juni an den das Tal einschließenden steil abfallenden Felsen-
wänden dort eine größere Anzahl frischer Stücke, darunter auch 29.
Sie waren der steilen Felsen wegen schwer zu fangen, kamen selten
bis auf den Boden herab und ließen sich mit Vorliebe auf die zwi-
schen den Wänden hervorsprießenden Saxifraga- und Potentilla-
Blüten nieder.
epistygne Hbn. Von den übrigen Erebien-Arten durch die hellocker-
gelbe Binde der Vorderflügel in der 5, öfters auch 6 schwarze, weiß-
gekernte Augen stehen, 3 größere zusammenhängende an der Flügel-
spitze, nach innen zu 3 weitere kleine, weißgekernte Augen und die
kaffeebraune, hellere und am Vorderrand graubestäubte Färbung
auffällig verschieden. In Arragonien und Castilien (bei Cuenca)
fing ich diese schöne Erebia in den Flußtälern des Guadaviar und
Jugar zwischen den Felsenabhängen und Geröllhalden an schönen,
warmen Tagen schon im April und Anfang Mai. Mit Vorliebe
setzten sich die Falter mit breit ausgeschlagenen Flügeln auf die
von der Sonne beschienenen Felsplatten. Oftmals wurde der Fang
der ohnehin sehr scheuen Falter durch den um diese Jahreszeit
fast täglich wehenden, heftigen Wind und sogar einige Male durch
mitten im Fang einsetzendes Schneegestöber beeinträchtigt.
Zapateri Obthr. Von allen andern Erebien-Arten ziemlich ver-
schieden durch die satte dunkle schwarzbraune Färbung der Flügel,
die breite nach unten verschmälerte ockergelbe fast orangefarbene
Außenbinde, in welcher zwei kleine, weißgekernte Augen stehen.
Auf den meist zeichnungslosen Hinterflügeln zeigen sich bei man-
chen Stücken drei kleine, rostrote Fleckchen mit schwarzen Punkten.
Diese schöne feine Art wurde in den siebziger Jahren von dem Je-
suitenpater Bernardo Zapater in der hohen Sierra von Albarracin
(Arragonien) entdeckt. Die interessante Entdeckung Don Ber-
nardos veranlaßte mich, im Jahre 1882 eine Sammelreise dorthin
zu unternehmen. Nach den Mitteilungen Zapaters war die einzige
Fundstelle der Zapateri die höchste Erhebung der Sierra alta, der
Moriton bei Bronchales, 16 Stunden von Albarracin entfernt. An-
fangs August fing ich die ersten frischen Stücke, bis gegen Mitte
August flogen die 8 stellenweise häufig an grasigen Plätzen zwi-
a
schen den Pinienbäumen, die 2? waren jedoch ziemlich selten und
erschienen erst in der letzten Woche des August.
aethiops var. melusina H. G. Durch die breite rostrote Binde auf allen
Flügeln von aethio ps etwas verschieden. Auf den Bergwiesen
des Chambobel bei Achalzich (Kaukasus) fing ich eine kleine An-
zahl im Juli 1910.
melancholica H. G. Diese der aethiops ähnliche, sehr seltene Art fand
ich ebenfalls auf dem Chambobel bei Achalzich auf den an den
Südabhängen üppigen Alpenwiesen (1910 Ende Juli) in wenigen,
schönen Stücken. — Die Art ist kleiner als aethiops. Die Binden
der Vorderflügel weniger lebhaft gefärbt, rostgelb, die Augen in
den Binden der Vorder- und Hinterflügel treten lebhafter hervor.
Die Unterseite der Hinterflügel mit breiter, rostgelber Binde ohne
Augen. Mittelbinde und Außenteil grau. — Auf den hohen üp-
pigen Bergwiesen bei Kasikoporan im armenischen Hochland
fing ich im Juli 1901 gleichfalls einige Stücke, die ich aber da-
mals nicht beachtete und für aethiops hielt.
meta Stgr. Die typ. meta ist eine kleinere mattschwarz braune Art,
auf den Vorderflügeln mit vier rostbraunen runden Flecken mit
schwarzen Punkten. Auf den Hinterflügeln stehen ebenfalls 5—6
kleine rundliche braune Fleckchen mit schwarzen Punkten. Auf
der Unterseite der Hinterflügel stehen zwischen den Augen eine
Reihe für diese Art charakteristische weißer Querstriche. Auf den
Alpenwiesen im hohen Alai fingen wir im Juli eine große Anzahl
35, viel seltener die PP, auch einige hübsche aberrierende Stücke.
Mit Vorliebe setzten sich die Falter auch auf die Blüten einer dort
häufig wachsenden blauen Geranium-Art.
eyclopius Er. Die größte unter allen Erebien- Arten, durch das auf
den Vorderflügeln an der Spitze stehende große, fast kreisrunde
schwarze Auge mit zwei weißen Pupillen und ockergelber Um-
randung besonders ausgezeichnet. Sonst Vorder- und Hinterflügel
einfarbig schwarz. In den sumpfigen Wäldern am Amur und Ussuri
fingen wir eine kleine Anzahl JS und 2% dieser ansehnlichen,
schönen Art im Juli.
tristis Brem. Der vorigen Art ziemlich ähnlich in Größe, Form und
Grundfarbe. Das Doppelauge ist etwas kleiner, schmaler gelb um-
randet. Die Hinterilügel sind unten beim $ mit weißlichen Atomen
bestreut und am Ende der Miitelzelle steht ein weißes Fleckchen,
beim 2 ist die Unterseite der Hinterflügel stärker bestäubt, die
dunkle Zackenbinde deutlicher hervortretend als beim d. Vor
dem Außenrand stehen einige kleine weiße Punkte. Viel seltener
BR a re
als vorige Art fliegt dieselbe an gleichen Stellen. Ich traf sie je-
doch nur am mittleren Amur bei Raddeffka (Juli 1902) einzeln
in den sumpfigen Wäldern in den Bureja-Bergen. Sie setzten
sich gerne an die Blüten einer dort in den Sümpfen wachsenden
prächtigen Gladiolus ähnlichen Pflanze.
tyndarus v. hispanica Btl. (nevadensis Stgr.), Größer als typ.
tyndarus,dierötlich-gelbe, beim Q lichtere Binde meist breiter, die
beiden Augenflecke am Vorderrand zusammengeflossen und doppelt
weiß gekernt. Nur auf den höchsten Stellen der Sierra Nevada
(Andalusien) traf ich diese hübsche zyndarus-Form an, besonders
auf dem Anstieg von dem höchst gelegenen Dorfe Trevelez nach
den höchsten Gipfeln der Sierra Nevada, dem schneebedeckten
Mulla Hassen und dem Picacho de la Veletta auf kurzgrasigen
Abhängen.
v. dromulus Stgr. Von typ. tZyndarus durch die breitere rostbraune
Vorderflügelbinde und größere mehr hervortretende weißgekernte
Augenflecke etwas verschieden. Die 2? meist mit drei kleineren,
weißgekernten Augen auf den Hinterflügeln. Auf unserer letzten
Kaukasusreise 1910 fingen wir auf den höchstgelegenen Wiesen
des Chambobels bei Achalzich eine große Anzahl schöner Jg u. 929.
Auch auf den höchsten Kuppen des Adshara-Gebirges oberhalb
der Region des Rhododendron caucasicum flog dromulus häufig.
Oeneis Hbn.
urda Er. Diese sehr variable, von den übrigen Oeneis durch die helle
gelbbraune Färbung, besonders der 22 verschiedene Art, auf den
Vorderflügeln mit zwei meist weiß gekernten Augen und einer Reihe
kleinerer auf den Hinterflügeln fing ich einzeln am mittleren
Amur bei Raddeffka im Juni 1902 an den felsigen Abhängen der
sogen. Priska Taroga gegen das Bureja-Gebirge zu. Unter der
helleren Form flog auch einzeln die größere dunklere ab. umbra Stgr.
Beiträge zur Kenntnis der Schmetterlingsfauna Südbayerns
und der Alpenländer.
Von Ludwig Osthelder.
(Fortsetzung, vgl. Jahrg. 6 S. 47.)
Argynnis F.
aphirape Hb. Ich habe die Art auf Mooren und Sumpfwiesen der Ebene
und der Gebirgstäler von Schäftlarn und Garmisch ostwärts bis
in die Gegend östlich von Reichenhall beobachtet. Flugzeit An-
SER 2
fang bis Ende Juni. Die Flugstellen sind stets eng begrenzt, womit
die sehr kurze Flugzeit zusammenhängen mag. Die 9% erscheinen
sechs Tage später als die SS, wenn sie fliegen, sind die SS an der-
selben Stelle schon verflogen. Die 22 der Ebene sind dunkler als
die der Gebirgstäler.
selene Schiff. Die Frühlingsgeneration von Ende Mai bis Ende Juni
gen.
auf Mooren und nassen Wiesen auf der ganzen südbayerischen
Hochebene bis in die Gebirgstäler und auf die unteren Berghänge
verbreitet und stellenweise sehr häutig; auf Waldwiesen weniger
häufig, aber gleichfalls verbreitet. Die ?? ändern in Größe, Fär-
bung und Zeichnung stärker ab als die 38, sie sind im allgemeinen
heller, zum Teil aber auch dunkler rotbraun mit stärkerer schwarzer
Zeichnung und Bestäubung. Besonders dunkle Stücke fing ich
im Rohrseemoos bei Kochel. Diese verdunkelten Stücke zeigen
wie die verdunkelten ?2 anderer Argynnis mitunter einen violetten
Schimmer. Bei selene wie bei anderen Argynnis findet man auch
verhältnismäßig nicht selten einen teilweisen Albinismus. Ich
besitze einen solchen $ vom Rohrseemoos, der auf dem linken Hinter-
flügel zwei, auf den anderen Flügeln je einen großen weißen Flecken
hat. — In Südtirol bei Madonna di Campligio in 1500 m Höhe
Mitte Juni.
aest. selenia Frr. Nicht vor Mitte August beobachtet. Die weit
verbreitete Lesart, daß diese Sommergeneration dunkler sei, trifft
auf unsere südbayerischen Stücke nicht zu; sie sind im allgemeinen
von hellerer Grundfarbe und die schwarzen Zeichnungen sind auch
eher schwächer, namentlich beim 9.
ab. transversa Tutt. Ein prachtvolles frisches 3, bei dem die Flecken
auf der Mitte aller Flügel zu einer breiten schwarzen Binde zu-
sammengeflossen sind, am 3. 6. 15 im Rohrseemoos. Bei dem
Stück sind auch die übrigen schwarzen Zeichnungen verdeckt, das
Wurzelfeld der Hinterflügel ist schwarz.
euphrosyne L. Auch im südbayerischen Flachland nur in einer Ge-
neration von Ende Mai bis Ende Juni namentlich auf Waldwiesen
und Lichtungen verbreitet und häufig. In den bayerischen und
nordtiroler Kalkalpen bis etwa 1600 m, Ende Juni bis Ende Juli.
In den Südalpen bis 1900 m ansteigend (Sulden 9. 7.).
Die alpinen Stücke sind im allgemeinen dunkler, mehr rot-
braun mit stärkerer schwarzer Zeichnung. Die Art neigt zum
Zusammenfließen der schwarzen Zeichnungen in ähnlicher Weise
wie dia, so entstehen der ab. vittata Spul. von letzterer ähnliche
Stücke.
a
ab. melanotica Spul. Ein auf allen Flügeln stark geschwärztes $ von
Deisenhofen (19. 7.12). Von der rotgelben Grundfarbe ist im wesent-
lichen nur eine Submarginalbinde auf allen Flügeln erhalten.
pales Schiff. In den bayerischen Alpen vom Lech ab westwärts be-
obachtet: Säuling, Aggenstein, Nebelhorn, Rappenalptal, Hoch-
erat. Mitte Juli bis Ende August. — In den Dolomiten in weiter
Verbreitung noch Mitte September frisch.
isis Hb. (= napaeae Hb.). Diese mehr den hohen Zentralalpen an-
gehörende Form findet sich auch in den bayerischen Alpen auf
dem Nebelhorn, in etwa 2000 m Höhe.
ab. thales Schultz. Ein oberseits vollständig geschwärztes 2 mit nor-
maler Unterseite am 12. 8. 1903 bei der Pforzheimer Hütte ober-
halb Mals in 2250 m Höhe.
var, palustris Fruhst. Fruhstorfer hat diese Form u. a. nach Stücken
aufgestellt, die ich Ende Juli im Cognetal in Piemont zwischen
2000-2500 m gefangen habe. Die Form ist konstant wesentlich
kleiner als pales mit etwas dunklerer Grundfarbe und viel schwä-
cherer schwarzer Zeichnung, die P? zeigen, namentlich im Saum-
feld, häufig einen blauen Schimmer. Ich fing die gleiche Form
auch im Val tuoi im Unterengadin, auf dem Vilan im Prättigau
und dem Piz Mundaun im Vorderrheintal.
arsilache Esp. Auf den südbayerischen Mooren, namentlich mehr
gegen das Gebirge, Anfang Juni—Anfang Juli weit verbreitet,
aber auch innerhalb der Moore meist auf engbegrenzte Flugplätze
beschränkt. Die 22 erscheinen wie bei aphirape um ungefähr
eine Woche später als die dd.
thore Hb. In den bayerischen Alpen an folgenden Orten beobachtet:
Spitzingsee 16. 7., Dürrachtal im Karwendelvorgebirge 6. 7., Blom-
berg bei Tölz 9. 6., Kochel 10. 6., Füssen Ende 6., Hochgrat im Allgäu
in ca. 1500 m Höhe 5. 8. In Südtirol oberhalb Vahrn 10. 7. Die
untere Höhengrenze der Verbreitung liegt in den bayerischen Alpen
schon bei 700 m. Die bayerischen Stücke sind im allgemeinen sehr
dunkel, nur bei Füssen fliegt eine auffallend helle Rasse.
dia L. In Südbayern in den zwei bekannten Generationen in weitester
Verbreitung. Stark zum Zusammenfließen der schwarzen Flecke
im Wurzelfelde der Flügel neigende Stücke fing ich anfangs Sep-
tember oberhalb Samina in Liechtenstein in ca. 1100 m Höhe.
amathusia Esp. Die Art gehört nicht nur dem Gebirge, sondern auch
der südbayerischen Hochebene an und kommt hier namentlich hin
und wieder auf Lichtungen an Talhängen sowie in den Torfmooren
vor, so im Gleisental bei Deisenhofen, im Deininger Moos, an den
a}
va
BB 2
Wertachhängen bei Markt-Oberdorf. In den bayerischen Alpen
allenthalben verbreitet, in dem warmen Sommer 1915 frische Stücke
an der Kesselbergstrasse bei Kochel schon am 10. Juni. Die Formen
der bayerischen Alpen sind besonders groß und kräftig gezeichnet,
diejenigen des südbayerischen Flachlandes sind ebenso wie jene
der Südalpen kleiner mit schwächerer schwarzer Zeichnung.
ab. ralüfera Schultz. Spitzingsee. Mauthäusl bei Reichenhall.
ab. nigrata Schultz. Spitzingsee.
ino Rott. In Südbayern bis in die Alpentäler auf nassen Wiesen und
Torfmooren sehr verbreitet und stellenweise ungemein häufig von
Anfang Juni bis Mitte Juli. Auch bei ino kommt eine in der
Färbung mit dem S übereinstimmende und eine dunkel übergossene,
häufig violett schimmernde Form des 2 vor.
daphne Schiff. Waidbruck an den Hängen bis gegen Kastelruth hinauf
20. 6., Cognetal in Piemont 28. 7. Die Angabe Vorbrodts, daß
der Falter nur in der Ebene verbreitet sei, trifft für diese beiden
Flugstellen nicht zu.
lathonia L. Tritt an Häufigkeit in Südbayern gegenüber anderen Ar-
gynnis-Arten entschieden zurück.
aglaia L. In Südbayern und den bayerischen Alpen sehr verbreitet und
häufig, namentlich auf Waldwiesen und Torfmooren, in einer na-
mentlich beim $ verhältnismäßig kleinen Rasse. Die Stücke der
Zentral- und Südalpen, wo ich den Falter bis oberhalb Trafoi be-
obachtete, sind durchschnittlich wesentlich größer.
ab. 2 suffusa Tutt. Kommt namentlich im Gleisental bei Deisenhofen
häufiger vor.
ab. emilia Quens. 1 8 von dem gleichen Fundorte.
niobe L. Die Stammform mit den Silberflecken der Unterseite ist in
Südbayern nicht häufig: Sauerlach, Deining, Markt-Oberdorf.
ab. eris Meig. findet sich dagegen in weitester Verbreitung und sehr
häufig.
ab. thyra Schultz. Ein $ dieser Form, bei der die Randmonde mit den
Antemarginalflecken durch schwarze Streifen verbunden sind, be-
sitze ich von Sauerlach.
ab. fasciata Tutt. Ein $ mit breit zusammengeflossener schwarzer Binde
der Vorderflügel am 14. 8. 03 im Val viola bei Bormio.
adippe L. In Südbayern und den bayerischen Alpen mit der folgenden
Form weit verbreitet von Ende Mai bis Ende August. In den Süd-
alpen (Bad Razes 17.7., Cognetal 28. 7.) bis zu etwa 1500 m Höhe
beobachtet.
ab. bajuvarica Spul. Auf der südbayerischen Hochebene und in den
an
bayerischen Alpen vielfach die vorherrschende Form, namentlich
die ? zeigen oft prachtvoll dunkel kontrastreich gezeichnete Unter-
seite. Auchim Vomperloch und bei Seewis im Prättigau beobachtet.
ab. intermedia Tutt. Bei Vahrn in Südtirol am 1.7.
paphia L. In der Ebene und dem Gebirge allenthalben. Am Hirsch-
berg bei Tegernsee in etwa 1000 m noch am 28. 9. ein frisch geschlüpf-
tes! 9;
ab. valesina Esp. Gruppspitze bei Seewis im Prättigau am 24. 8. Häu-
firer in den Südalpen: Sarntal bei Bozen, Cognetal bei Aosta in
1200 m Höhe am 28. 7., bei Lugano Anfang September 1905 häufig.
Melanargia.
galathea L. Die als Typus geltende Form mit weißer Grundfarbe nur
in den Südalpen beobachtet: Sterzing, Spondinig, Mals in Süd-
tirol Mitte Juli, Cognetal in Piemont Ende Juli.
var. fulvata Lowe. In beiden Geschlechtern gelblich mit einem Stich
ins Grünliche, namentlich beim $. In Südbayern und den baye-
rischen Alpen die ausschließliche Form. Die südbayerischen Stücke,
namentlich von den Torfmooren, wo sie sehr häufig ist, neigen zur
Verdunkelung und nähern sich damit der Form procida.
ab. 2 flava Tutt. mit ockergelb gefärbter Unterseite sind unter den ober-
bayerischen Stücken häufig.
ab. ? leucomelas Esp. Ein Stück auf den Gipfelwiesen des Monte Ge-
neroso bei Lugano am 12. 9. 05.
ab. galene OÖ. Ein $ am 7. 7. 06 im Rohrseemoos bei Kochel, ein 9
am 17. 7. 06 bei Kastelruth in Südtirol.
Die Form punetata Grd., bei der in der Randbinde der Hinter-
flügel 2—5 blaue, hell umringte Augenpunkte stehen, ist kaum
namensberechtigt. Sie findet sich allenthalben unter der Art, im
Süden häufiger, oft sind auch nur bläuliche Punkte ohne helle
Umrandung vorhanden.
Erebia.
epiphron var. cassiope F. In den bayerischen Alpen namentlich im All-
gäu von etwa 1800 m an: Rote Flüh 20. 7., Aggenstein 4. 8., Nebel-
horn Ende 8. — Karspitze bei Franzensveste 9. 7., Franzens-
höhe 18. 8., Val tuoi im Unterengadin 9. 8., Vilan im Prättigau
22.8.
ab. nelamus Boisd. Aggenstein, Vilan, Val tuoi, Piz Mundaun im Vorder-
rheintal 5. 8., Val viola bei Bormio 14. 8.
Sa
var. valesiana Meyer-Dür. Cognetal bei Aosta über 2000 m hoch am 27.7.
melampus Fuessl. In den bayerischen Alpen ähnlich wie cassiope ver-
va
L.
breitet, aber bis 900 m herunter! Walserschanze 17. 7., Rappenalp-
tal 11.8. Im Brennersattel 19. 7. Unter der Stammart findet sich
eine Form, der die Flecken in der Vorderflügelbinde vollständig fehlen.
3 & von Schlinig und vom Ofenpaß bei Mals.
momos Fruhst. Fruhstorfer hat diese Form nach Stücken auf-
gestellt, die ich am 16. 7. 06 im Durontal in den Dolomiten in etwa
18002000 m Höhe fing. Sie sind konstant wesentlich kleiner und
blasser als die Stammform mit schwächeren Binden.
mnestra Hb. habe ich nur in den Südalpen beobachtet. Franzenshöhe
19. 8., Val viola bei Bormio 14. 8., Großer St. Bernhardspaß 30.7.
pharte Hb. fliegt in den bayerischen Alpen vielerorts häufig von der
var.
—
zweiten Julihälfte ab von etwa 1200 m an aufwärts. Eine be-
sonders große und kräftig gezeichnete Lokalrasse, mit auffallend
heller Bindenzeichnung, wohl zur var. fasciata Sp. gehörig,
besitzt das Schlierseer Gebiet: Rote Wand, Miesing. — Brenner-
paß 19. 7. Crna prst in Krain zwischen 800 und 900 m schon am
21. 6. in kleinen, dunklen Stückchen mit schwacher Binde. — Val
tuoi im Unterengadin 9. 8. und Vilan im Prättigau 22. 8. in Über-
gangsstücken zu phartina.
Eine schöne Aberration, bei der die rostrote Vorderflügelbinde
wurzelwärts stark verbreitert ist, besitze ich in mehreren Stücken
von der Roten Wand bei Schliersee. Bei 2 SS sind nur die 3 vor-
dersten Flecken der Binde wurzelwärts in lange Streifen ausgezogen,
während bei einem ® die ganze Vorderflügelfläche ‚bis zur Wurzel
rostrot übergossen ist.
phartina Steger. In ausgeprägten kleinen Stücken, bei denen die
Fleckenbinde teilweise bis auf zwei winzige Pünktchen reduziert
ist, am 9. 8. 03 in großer Höhe (2300—2400 m) im Val tuoi im
Unterengadin.
ab. punctata Höfn. 2 $, 1 2 vom Nebelhorn, Säuling und der Roten
Wand bei Schliersee. Die Vorderflügelbinde trägt 2—3 kleine
schwarze Pünktchen.
manto Esp. In den bayerischen Alpen wie pharte weit verbreitet und
stellenweise sehr häufig von Mitte Juli ab.
Die Stücke der bayerischen Alpen variieren außerordentlich
in der Zahl der die Randbinden bildenden Flecken ( Vorderflügel
bis zu 6, Hinterflügel bis zu 5) und der in diesen stehenden schwarzen
Punkte, deren größere Zahl zur Aufstellung der in keiner Weise
nennensberechtigten Form ocellata Wagn. geführt hat. Auf der
— 36 —
Roten Wand bei Schliersee findet sich unter der Stammform nicht
selten, häufiger bei den $, eine Aberration mit vollständig flecken-
loser Binde. — 1 $ mit außerordentlich verbreiteten Binden vom
Hochschwab (20. 7. 08) aus der Sammlung Bohatsch in meiner
Sammlung.
ab. eaecilia Hb. 2 typische 2 mit vollständig einfarbiger Oberseite von
der Roten Wand bei Schliersee.
var. pyrrhula Frey. Typisch vom Vilan im Prättigau (22. 8.), in Über-
gangsstücken vom Nebelhorn im Allgäu.
ceto Hb. Habe ich nur in den Südalpen beobachtet: Trafoi und Weißer
Knott im Ortlergebiet 15. 7., Schlinigtal ob Mals 18. 7., Tosafall
in der Lombardei 22. 7., Cognetal bei Aosta 27.7.
medusa F. In ganz Südbayern und den bayerischen Alpentälern von
var.
_
Ende Mai ab überall auf Waldwiesen und Torfmooren, auf diesen
oft unendlich häufig. Darunter finden sich auch, namentlich bei
den 9, Stücke, die mit der osteuropäischen var. psodea Hb.
durchaus übereinstimmen. In der Färbung der Fleckenbinden
gibt es in beiden Geschlechtern zwei Formen, bei dem Typus
sind sie lichtbraun, bei einer selteneren Form ausgesprochen gelb.
— In Südtirol oberhalb Vahrn an den Hängen der Karspitze noch
in 1500 m Höhe am 9. 7. typisch.
hippomedusa OÖ. In Südtirol bei Madonna di Campiglio 15. 6.,
Trafoi 15. 7., Sulden in 1900 m Höhe 8. 7. In Krain auf der Crna
prst schon bei etwa 900 m am 21. 6.
oeme Hb. In den bayerischen Alpen vielfach häufig. Sie durchläuft
hier von West nach Ost alle alpinen Entwicklungsformen. In den
Allgäuer Alpen ( Nebelhorn) und auf dem Säuling bei Füssen findet
sich eine sehr dunkle Rasse mit schwacher Bindenzeichnung und
verschwindenden Augen. Diese sind schon ausgeprägter bei den
oeme der Talsohle zwischen Füssen und Hohenschwangau (24. 6.)
sowie des Tegernseer und Schlierseer Gebietes. — In der Gegend
von Reichenhall (schon in der Talsohle bei 600 m) und Berchtes-
gaden fliegt dann die var. spo dia Stgr. in ausgeprägten Stücken.
— Sulzfluh in Vorarlberg bei der Tilisunahütte in 2200 m Höhe
Mitte 8., Vilan im Prättigau in gleicher Höhe 22. 8., Durontal in
den Dolomiten bei 1700 m am 16. 7.
ab. lugens Stdg. Säuling bei Füssen 22. 7., Saxetental im Berner Ober-
land bei 900 m Höhe 8. 7.
var. spodia Stdg. Talkessel von Reichenhall, Gmain, Mauthäusl Ende 6,.,
Söldenköpfl bei Berchtesgaden 28. 6. Unterste Teile des Watz-
BEN, =
mannanstiegs von der Ramsau 10. 7. Die Reichenhaller Stücke
sind ausgeprägter.
stygne Ochs. Bei Füssen und Hohenschwangau an den untersten Berg-
hängen Ende Juni in einer durchwegs dunklen Form (= vale-
siaca Elw.). Ein 3 zeigt keine Spur der Bindenzeichnung und
nur auf den Vflg. zwei verschwindende Augenpunkte auf dem tief-
schwarzen Grund. — Rigi-Kaltbad 14. 7.
nerine Frr. Bei Zirl im Inntal an den untersten Berghängen in dunklen,
reichlini nahestehenden Stücken Anfang 7. In der Bozener Gegend
im Sarntal, bei Kaltern, auf der Mendel bis Ende 9. fliegend, hier
die 2? mit besonders zahlreichen und großen Augen. Auf den
Gipfelwiesen des Monte Generoso bei Lugano am 10.9. 05 ein frisches
Pärchen, groß, mit sehr breiten Binden.
var. reichlini H. S. Die Zirler Stücke gehören zum Teil ausgesprochen
hierher, ebenso Zillertaler Stücke.
var. stelviana Curo. Isolaccia im Val viola bei Bormio am 14. 8. 05 °
frische Id.
var. morula Spr. Grödnertal oberhalb St. Ulrich Mitte 9. etwas geflogen.
glacialis Esp. Franzenshöhe am Stilfser Joch 18. 8.
pronoe Esp. In den bayerischen und nordtiroler Kalkalpen an vielen
Orten von der Talsohle bis etwa 1600 m verbreitet und häufig von
Mitte Juli ab. Die 22 erscheinen wesentlich später als die SS und
fliegen den ganzen September hindurch frisch. Die Art erreicht
wie oeme ihre reichste Entwicklungsform mit breiten Binden und
großen Augen im östlichsten Teile der bayerischen Alpen, während
ich die entgegengesetzte Entwicklungsform pitho hier nur in den
Allgäuer Alpen (Nebelhorn) angetroffen habe.
ab. subalpina Gmpbg. Eine schöne und seltene Aberration, bei der die
schwarze Umrandung der Augen verschwunden ist, so daß die
weißen Pupillen unvermittelt in der braunen Binde stehen. 1&
Ende 8. 1899 vom Nebelhorn, 1 2 am 9. 9. 06 bei Igls oberhalb
Innsbruck.
ab. pithonides Schultz. (= almangoviae Stgr.). Eine kaum namens-
berechtigte Form, die statt der Augen nur schwarze Punkte in der
Binde zeigt. Mehrere $$ vom Nebelhorn im Allgäu.
ab. depuneta Schultz. Die braune Binde entbehrt vollständig aller
Augen und Flecken. Je 1 $ vom Nebelhorn und Dürrnstein bei
Prags in den Dolomiten, 1 2 von St. Ulrich im Grödener Tal.
ab. und var. pitho Hb. Nebelhorn bei Oberstdorf als Aberration, Sa-
mina im Fürstentum Liechtenstein Anfang 9. 99 ein einfarbig
SER NE) ail
schwarzes $. — In den Dolomiten (St. Ulrich, Karersee, Dürrnstein)
als Varietät bis 2400 m hoch.
goante Esp. Im Engadin oberhalb St. Ulrich in 2000 m Höhe 17.8.,
Tosafall in der Lombardei 23. 7., Cognetal bei Aosta 26. 7. — Ein
Q vom Stilfser Joch (31.7. 82) aus der SIg. Bohatsch mit ganz hellen,
ins weißliche spielenden Binden in meiner Sammlung.
gorge Esp. In den Allgäuer Alpen wiederholt in Höhen über 1800 m
beobachtet: Nebelhorn Ende 8., Aggenstein 4. 8., Säuling 20. 7. —
Vilan im Prättigau 22. 8., Cognetal in Piemont am Aufstieg von
Cogne zum Col de Lauzon 27. 7.
ab. erynnis Esp. Dürrnstein bei Prags in den Dolomiten. Besonders
typische völlig augenlose Stücke mit kräftig gefärbter breiter Binde
im Cognetal. Nur SS beobachtet.
ab. triopes Spr. Pforzheimer Hütte bei Mals 12. 8., Franzenshöhe am
Ortler 14. 7. und 17. 8.
aethiops Esp. In den bayerischen Alpen allenthalben sehr häufig, aber
auch auf der südbayerischen Hochebene verbreitet, so bei Markt
Oberdorf im Allgäu in einer kleinen Form. — Die Art neigt stark
zur Bildung von Lokalrassen. Die Rasse der bayerischen Alpen
zeigt beim & breite Binde mit kleinen Augen, beim 2 in der Regel
große und zahlreiche Augen. Südtiroler Stücke (Mendel, Dolo-
mitentäler bei Bozen) zeigen bei wesentlich dunklerer Grundfarbe
schmälere, in der Regel deutlich eingeschnürte Binden der Vfl. mit
größeren, deutlicher weiß gekernten Augen.
ab. Pochrea Tutt. Die bayerischen Stücke gehören häufig zu dieser Form.
ab. leucotaenia Stgr. Oytal bei Oberstdorf, Vilan im Prättigau. Am
Monte Generoso, wo aethiops noch in der Gipfelregion fliegt, am 10. 9.
euryale Esp. Die Einteilung der ziemlich allgemein als euryale geltenden
Formen unserer Alpen gehört zweifellos zu den schwierigsten Pro-
blemen der Schmetterlingskunde. In den bayerischen Alpen fliegt
eine eigentümliche Rasse. Sie findet sich zum Teil schon an den
untersten Hängen der tiefsten Täler, so im Reichenhaller Talbecken
von Anfang Juli an; weit verbreitet und stellenweise sehr häufig
ist sie zwischen 900 m und 1400 m. Es ist eine im Vergleich mit
den übrigen alpinen wie außeralpinen Rassen große Form von dü-
sterem Aussehen mit langgestreckten Flügeln, wohlentwickelten
dunklen Binden, reicher Augenzeichnung (auch bei den Sg nicht
selten 5 Augen auf den Vfl.), die Augenflecke meist vollständig
ungekernt, nur beim ? ausnahmsweise mit schwachen weißen Kernen.
Fruhstorfer zieht (Gub. Ent. Zschr. 1909/10 S. 494) Stücke
dieser Rasse von Gmain bei Reichenhall, die zweifellos mit den-
ED
jenigen identisch sind, welche er kurz vorher von mir erhalten hatte,
zu adyte Hb. und bildet daraus zusammen mit Stücken vom Dach-
steingebiet eine Subspezies adyte-clanis. Soweit mir Material vor-
liegt, stimmen allerdings die hierher gehörigen Formen aus dem
Salzkammergut und den angrenzenden österreichischen und steie-
rischen Alpen sehr gut mit unserer bayerischen Rasse überein.
Ich gelange aber nach eingehender Prüfung des vorliegenden Ma-
terials zu dem Ergebnisse, daß alle diese Formen zu euryale
gehören.
Was mich zu dieser Annahme führt, ist abgesehen von dem
mit sicheren schlesischen Stücken durchaus übereinstimmenden
Gesamthabitus, der sich schwer in Worte fassen läßt, der Umstand,
daß das sicherste äußere Unterscheidungsmerkmal, das es m. E.
immer noch zwischen ligea und euryale gibt, diese Rasse der baye-
rischen Alpen entschieden zu euryale verweist. Dieses Merkmal
besteht in folgendem (vgl. Gillmer in Gub. Ent. Zschr. 1907/08
S. 637): Bei ligea ist die Fleckenbinde auf den Hflg. an der Innen-
seite zwischen den Rippen gerade begrenzt oder schwach aus-
gebuchtet, in Zelle 4 befindet sich immer ein starker Zahn, der stets
an der Rippe M 3 am meisten nach innen vorspringt. Bei euryale
sind die Flecken dieser Binde mehr abgerundet und nach innen
länglich ausgezogen, der Fleck in Zelle 4 springt wie die anderen
Flecken nicht an der Rippe, sondern in der Mitte der Zelle nach
innen vor. Auch die Duftschuppenflecke auf den Vfl., die für
ligea und deren Nebenformen als bezeichnend gelten, fehlen diesen
bayerischen Stücken vollständig.
Die euryale der bayerischen Alpen bildet ein Zwischenglied
zwischen der schlesischen Rasse *) und den Rassen der Zentral-
und Südalpen, der ersteren steht sie entschieden näher. Im lang-
gestreckten Flügelschnitt ist sie ihr sehr ähnlich, sie ist aber durch-
schnittlich wesentlich größer und düsterer gefärbt als die schle-
sische Rasse, mit der sie fast immer den Mangel der weißen Kerne
in den Augen gemein hat. Die Augenflecke selbst sind im all-
gemeinen schon wesentlich größer als bei schlesischen Stücken.
Die schlesischen $& besitzen durchwegs auf der Unterseite der Hfl.
eine wohlentwickelte gelbbraune Binde mit einer Reihe von Augen-
flecken. Diese gelbbraune Binde, die den Rassen der Zentral- und
Südalpen fehlt, wo sie durch eine oft verschwindende und meist
nur schwach angedeutete grauweiße Binde ersetzt wird, ist bei den
*) Einige 33, die ich im Bayerischen Walde bei Eisenstein fing, stehen
der Rasse der bayerischen Alpen außerordentiich nahe.
ran 2
44 der bayerischen Alpen stets in starken Resten, bestehend aus
einer rotbraunen Fleckenreihe um die Augenpunkte erhalten, die
in der im übrigen mehr oder weniger weißlich angelegten Binde steht.
Bei den P2 ist diese Binde in der Regel kräftig weiß angelegt, ebenso
wie die Bestäubung des Wurzelfeldes der Hfl.-Unterseite, an manchen
Flugplätzen überwiegen aber 22 mit gelber Bestäubung, die sich
"nicht selten zu einer prachtvollen einfarbig gelben Binde ohne jede
Einmischung dunklerer Schuppen entwickelt (ab. ochracea
Wheeler). Diese Rasse der bayerischen Alpen hat übrigens schon
Rühl(pal. Großschm. S. 812) in ihren Hauptkennzeichen zutreffend
charakterisiert und isarica benannt, welcher Name also für den
gesamten euryale-Formenkreis der bayerischen und der angren-
zenden Kalkalpen zu gelten hat.
Die Rassen der Zentral- und Südalpen sind im allgemeinen
kleiner, wesentlich kurz- und breitflügeliger, die Augenflecke sind
fast immer weiß gekernt. Die schwächere Zeichnung der Unter-
seite der Hfl., in der ich nie mehr Spuren der rostfarbigen Binde
entdecken konnte, habe ich schon erwähnt. In dieser Richtung
stimmen Stücke von folgenden Fundorten durchaus überein:
Klostertal, Scarltal bei Schuls, Schlinigtal bei Mals, Madonna di
Campiglio, St. Moritz im Engadin, Val viola bei Bormio, Tosafall
im Formazzatal. Cognetal in Piemont.
Eine wieder mehr an die bayerische Rasse erinnernde Form
mit verschwindenden schwarzen Augenpunkten traf ich am 31.7. 08
auf der Nordseite des Großen St. Bernhardspasses.
ab. philomela Esp. Hochfelln bei Traunstein, Spitzingsee, Tosafall.
ab. euryaloides Tngstr. 23812 mit völlig augenloser Binde der Vfl. in
meiner Sammlung. 1 3 von Gippel in Niederösterreich und 1 2
vom Schneeberg ( Lackaboden 28. 7. 1893) aus der Sammlung Bo-
hatsch, 1 & vom Rabenkopf bei Kochel 15. 8. 15.
ocellaris Stgr. Karspitze bei Vahrn und Duronal in den Dolomiten
in etwa 1500 m Mitte Juli. — Als Aberration in den bayerischen
Alpen sehr selten: 1 $ vom Spitzingsee.
ab. extrema Schaw. St. Ulrich im Grödnertal 13. 7. 14.
ligea L. Im Voralpenland namentlich in lichten Wäldern an Talhängen
hin und wieder: Isartal bei Schäftlarn, Wälder bei Deining, Markt
Oberdorf. In den bayerischen Alpen von Anfang Juli an in den
Tälern und an den Berghängen bis etwa 1500 m in weitester Ver-
breitung. Die Rasse der bayerischen Alpen ist groß mit breiten,
auch auf den Hfl. meist zusammenhängenden und gerade begrenzten
Binden und meist weiß gekernten Augen. Stücke von Innsbruck
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7
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stimmen damit überein. Die Rassen der Südalpen zeigen ebenso
wie bei euryale (ocellarıs!) eine starke Neigung zur Reduktion der
Binden- und Fleckenzeichnung. Die Binde der Vfl. ist stark ver-
schmälert, die der Hfl. in einzeln stehende Flecken aufgelöst, die
weißen Kerne der Augen verschwinden meist. Besonders stark
tritt diese Neigung bei Stücken aus dem Tierser Tal bei Bozen zu-
tage (von Oberstlandesgerichtsrat Müller gesammelt). Auch
Stücke aus dem Cognetal in Piemont (28. 7. 08) neigen dazu.
lappona Esp. Eine besonders große und schön gezeichnete Rasse fliegt
in höheren Lagen des Karwendelgebirges etwa von 1700 m an von
Ende Juni ab: Hochalpe, Haller Anger. Gleiches gilt von Stücken,
die ich am 13. 7. in den Dolomiten oberhalb des Misurinasees bei
Rimbianco fing. Ein besonders kleines, blasses 2 aus dem Val
viola bei Bormio vom 14. 8.
ab. pollux Esp. Karwendelgebiet: Hochalpe und Haller Anger. Große
Scheidegg im Berner Oberland 28. 6.
ab. stennyo Grasl. Hochalpe im Karwendel.
tyndarus Esp. Im Allgäu (Nebelhorn) in einer großen Form. Dem
bayerischen Voralpengebiet ( bis 1900 m) scheint Zyndarus zu fehlen.
Einzelne Fundorte aus den Zentral- und Südalpen für das dort
gemeine Tier kann ich übergehen.
ab. coecodromus Gn. Ein sehr typisches Paar bei der Pforzheimer
Hütte oberhalb Mals am 12. 8. 03.
ab. depupillata Rev. mit verschwindenden ungekernten Augenpunkten.
2 $&$ vom Piz Mundaun in der Zentralschweiz (5. 8. 03) und vom
Großen Sankt Bernhard (30. 7. 08) *).
*) Bei den Erebien findet sich hin und wieder eine Farbenanomalie,
indem die dunkle Grundfarbe etwas aufgehellt und mit dunkleren Fleckchen
wie gesprenkelt ist. Die Erscheinung dürfte auf Entwicklungsstörungen
zurückzuführen sein.
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7. Jahrgang 1916, München 3. Oktoer 1916 Nummer 6-10.
Einige neue Formen der Gattung Parnassius Latr.
Von A. Awinow. (Mit 1 Tafel.)
(Übersetzung aus Horae Societatis Entomologicae Rossicae,
XL, No. 5, 1913.
Veröffentlicht mit Genehmigung der Russischen Entomol. Gesellschaft.)
I. Zum besseren Verständnis der drei neuen, mit P.boedromius
Püng. nahe verwandten Formen, deren Beschreibung ich hier bringen
möchte, scheint es mir nützlich, eine kurze Übersicht der ganzen Gruppe
P.simo-boedromius zu. geben. Innerhalb der zahlreichen Par-
nassius-Arten bildet diese insofern eine interessante Ausnahme, als die
Weibchen der Legetaschen, der sogen. poches cornees, entbehren und
einen ebenso behaarten Hinterleib wie die Männchen besitzen.
Die zuerst beschriebene Art der Gruppe ist P. simo Gray von
Ladak. In der typischen Form ist sie nördlich bis zum Hochgebirge
von Karakorum verbreitet. Major Charlton brachte sie zuerst aus dem
nördlichen Ladak. Die Typen befinden sich im Britischen Museum,
2 Cotypen in Ch. Oberthürs Sammlung. R. Verity bildet in seinen
„Rhopalocera Palaearctica‘“ von ersteren 2, von letzteren 1 Exemplar
photographisch ab.
Danach müssen wir den $ Typus und beide Exemplare Oberthürs
als eigentlichen s? mo ansehen, während das @ des Britischen Mu-
seums infolge der ausgebreiteten schwarzen Zeichnung der Altyn-tagh-
Form näher steht. Bei beiden Stücken fehlt die genaue Fundortsbezeich-
nung und darum ist es nicht ausgeschlossen, daß sie an verschiedenen
Punkten des Charltonschen Reiseweges gefunden wurden. Dem hellsten
P. sim.o mit schwach entwickelter Zeichnung nähert sich am meisten
- die subsp. subdiaphana Ver. aus dem Altyn-tagh. Diese ist in
drei Stücken bekannt, welche sich in den Sammlungen Oberthür und
Deckert befinden und von Verity auf Tafel XVII, Fig 30—32 abgebildet
werden. Bei gleicher Größe und Flügelform unterscheidet sich diese
PRAN a. 1. age
Rasse von der typischen durch die stärker entwickelte dunkle Zeichnung.
Die Ocellen der Hinterflügel sind durch eine dunkle Linie verbunden;
die submarginalen Mondflecke deutlich und teilweise einander berührend.
Subsp. gylipposFruhst. aus den Bergen nördlich Aksu nahe dem
Musart-Pass zeigt die erwähnten Merkmale um eine Stufe weiter ent-
wickelt. Diese Rasse ist stark verdunkelt, besonders auf den Vorder-
flügeln, deren Vorderrand fast immer einen roten Fleck trägt. Meine
Stücke stimmen vollkommen mit Veritys Abbildungen überein. Bis-
weilen findet sich echter Melanismus (ab. nigroinspersa Ver.).
Bei gylippos ist der halb durchsichtige Saum der Hinterflügel be-
sonders breit. Von Amdo kennen wir die subsp. kozslovi Verity
(Alpheraky i. I.), welche in die Nähe der subdiaphana zu stellen
ist und sich durch kontrastreichere schwarze Zeichnung unterscheidet.
Bei einem der beiden von Verity abgebildeten Stücke findet sich am
Rande der Vorderflügel ein kleiner roter Fleck. Der dunkle Saum der
Hinterflügel ist nicht breit; ein Exemplar zeigt die Andeutung einer
Verbindung zwischen den Hinterflügel-Ocellen. Am stärksten hebt sich
die dunkle Zeichnung vom hellen Grunde ab bei subsp. acconus
Fruhst. aus Sikkim. Dieser Rasse eigentümlich sind die großen pfeil-
förmigen Randmonde und der gänzliche Mangel einer Saumverdunke-
lung auf den Hinterflügeln. Subsp. simonius Stgr. vom Transalai
(Aram-Kungei) erinnert am meisten an den typischen simo, unter-
scheidet sich jedoch von ihm durch die stärkere Zeichnung der Vorder-
flügel, die weniger verdunkelte Basis der Hinterflügel sowie die breiten,
in der Mehrzahl sich berührenden Mondflecke, welche an ihrem Außen-
rande fast gar nicht nach innen gebogen sind und somit eine dem Außen-
rande der Flügel mehr oder weniger parallel verlaufende Linie bilden.
Subsp. söimulator Stgr. vom Kisil-art-Pass an der Ostgrenze des
Fergana-Gebietes (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Pass
des Transalai-Gebirges) ähnelt den subsp. kozlovi und gylippos,
unterscheidet sich aber durch die bedeutendere Größe, außerdem von
koslovi durch die weniger dichte schwarze Bestäubung und die nicht
so kontrastreiche Zeichnung, während sie g ylip pos gegenüber einen
schmäleren dunklen Saum der Hinterflügel und weniger verdunkelte
Vorderflügel zeigt. Ganz abgesehen von der verschiedenen Form der
Randmonde kann diese Rasse hinsichtlich des Ausbreitungsgrades der
schwarzen Zeichnung neben simonius gestellt werden. Am nächsten
verwandt mit simulator ist die subsp. avinovi Verity vom
östlichen Hindukusch (Rh. P. pl. LIII, Fig. II). Sie wurde von A. G.
Jakobson in der Nähe des Passes Beik in einer Höhe von ungefähr
18 000 Fuß gefangen. —
6 —
W. Petersen teilt mir mit, daß nach seiner vergleichend ana-
tomischen Untersuchung die männlichen Generationsorgane der subsp.
simonius und avinovi verschieden seien. Meiner Meinung nach
jedoch kann diese Tatsache allein, unabhängig von anderen Merkmalen,
nicht als ein Beweis für die spezifische Verschiedenheit beider Formen
gelten. Das Prinzip, wonach für die Beurteilung der Artzusammen-
gehörigkeit oder -verschiedenheit der Formen allein der Bau der Ge-
schlechtsorgane bestimmend ist, hat in der Entomologie noch keine
allgemeine Geltung gefunden. Die anatomische Untersuchung bedeutet
für die Systematik nur eine Hilfsmethode, deren Anwendung sich solange
in vernünftigen Grenzen hält, als dem Copulationsapparat nicht in voll-
kommen willkürlicher Weise die Rolle eines unumstößlichen Kriteriums
für alle spezifischen Verwandtschaften und Prüfsteines der Artbegren-
zung oder sei es auch nur die eines Merkmales von überragender syste-
matischer Bedeutung gegeben wird. Wir müssen durchaus mit der
Möglichkeit rechnen, daß zwei Formen trotz offenkundiger Artverschie-
denheit in ihrem Geschlechtsapparat nur unbedeutende, kaum wahr-
nehmbare Verschiedenheiten aufweisen und daß derselbe umgekehrt
bei spezifisch verwandten Formen anders gebaut ist. Natürlich darf
man hieraus nicht folgern, als sei die vergleichend anatomische Unter-
suchung der Generationsorgane für die Systematik wertlos. Im Gegen-
teil, es ist durchaus wünschenswert, jedes Organ der Insekten und zwar
in allen Stadien möglichst genau zu erforschen. Hier öffnet sich dem
Forscher ein unerschöpfliches Tätigkeitsfeld und selbst für die anato-
mische Untersuchung einer kleinen systematischen Gruppe gehören
Generationen von Entomologen. Sollte sich die Arbeit vom zeitgenös-
sischen Gesichtspunkte aus als erschöpfend erweisen, so kann man über-
zeugt sein, daß man später anders denken wird, denn die Untersuchungs-
methoden werden sich nach ganz unvorhergesehenen Richtungen ver-
vollkommnen. Müssen wir uns nun in Anbetracht der stets fortschrei-
tenden allseitigen Kenntnis der Insekten jeglichen Urteils über die Ver-
wandtschaft der Formen enthalten? Gewiß nicht! Die Entomologen
werden ihre systematischen Untersuchungen fortsetzen, trotzdem die
Beurteilung der Artunterscheidungen in der Folgezeit wesentliche Ver-
besserungen erfahren kann. Z. B. fehlt uns jede nähere Kenntnis der
Unterschiede von Parnassius actius Ev. und discobolus
Alph. Trotz diesem Mangel haben wir das Recht beide für verschie-
dene Arten zu halten. Möglicherweise werden in einer fernen Zukunft
die Kenntnisse desselben ?P. simo und seiner Formen derart genaue
sein, daß sie einen ganzen Band für sich ausfüllen können. Trotzdem
sind die heutigen systematischen Bearbeitungen dieser Gruppe nicht
wertlos, weil in ihnen z. B. keine besondere Untersuchung des Auges
vorgenommen wurde. Dabei kann man beliebig viele Gegenstände
solcher speziell anatomischer Erforschung finden. Dient die Erweiterung
unserer Kenntnisse nach allen Richtungen unstreitig der Entomologie,
so droht einer vernünftigen Systematik Gefahr von der einseitigen An-
wendung eines einzelnen Merkmales zur Lösung aller taxonomischen
Streitfragen. Aus diesem Grunde leugne ich zwar durchaus nicht die
Bedeutung der anatomischen Untersuchungsmethode für den Syste-
matiker, finde aber, daß dem Studium eines einzelnen Organes, sei es
des Geschlechtsorganes oder eines anderen, in systematischer Hinsicht
die gleiche Wichtigkeit zukommt wie einer Menge von anderen ver-
gleichend morphologischen Untersuchungen. In beiden Fällen ist die
Aussicht auf Erfolg die gleiche. A. P. Semenow-Tian-Schanski bringt
in seiner Arbeit „Die taxonomischen Grenzen der Art und ihrer Unter-
abteilungen‘“ sowie in dem Artikel „Suum cuique“ *) eine Reihe von
interessanten Betrachtungen über die relative Bedeutung der morpho-
logischen Merkmale. Speziell in der zweiten Arbeit findet Semenow,
daß „wenn die Bedeutung der strukturellen Unterschiede des Genital-
systems für die Systematik in der Lepidopterologie erst in neuester Zeit
die entsprechende Würdigung gefunden hat und die Lepidopterologen
jetzt die Periode der bekannten ersten Begeisterung für diese ‚‚neue“
. Methode oder Richtung durchleben, auf den anderen Gebieten der En-
tomologie dagegen, wie z. B. der Coleopterologie, Hymenopterologie
und Neuropterologie schon ziemlich lange der Komplex von Merkmalen,
welche der Geschlechtsapparat zeigt, mit Erfolg dort angewandt wird,
wo dies erforderlich ist. Hier ist man schon über die Zeit der ersten Be-
geisterung hinaus, welche in vielen Fällen den Ansichten des Forschers
die wohlbekannte Einseitigkeit verleiht.“ Ch. Oberthür wendet sich
im 6. Bande seiner „Lepidopterologie comparee‘“ ebenfalls gegen die
Erhebung der Merkmale des Geschlechtsapparates der Schmetterlinge
auf die Stufe eines Kriteriums von überragender systematischer Be-
deutung. Er sagt sehr treffend ‚les genitalia ont comme caractere spe-
cifique la m&me valeur que tous les autres caracteres; mais rien de plus“
(p. 57).
Neben den Merkmalen und Eigenschaften des Untersuchungs-
objektes gibt es aber noch eine Summe von Faktoren, deren Unter-
suchung für die richtige Beurteilung der Artbeziehungen unerläßlich ist.
Ich meine die Zoogeographie im Zusammenhang mit der Erforschung
der Lebensbedingungen. Schon das Auffinden dieser oder jener Form
*), Revue Russe d’Entomologie XII, 1912, No. 1, p. 115—123.
a N
in einer bestimmten Gegend ist ein bestimmter Faktor, welcher in Ver-
bindung zu bringen ist mit ähnlichen Befunden. Im Lichte der zoo-
geographischen Forschung erhalten viele systematischen Merkmale erst
ihren wirklichen Wert: die Bedeutung mancher taxonomischen Merk-
male erweist sich als übertrieben, anderer als ungenügend gewürdigt.
Die Verbreitung einer Gruppe von verwandten Formen veranschaulicht
die vollzogenen Entwicklungs- und Ausbreitungsstadien und befähigt
den Forscher, die systematischen Merkmale richtig zu bewerten. Inner-
halb der Artgrenze ist die Variationsbreite für die einzelnen Gruppen
sehr verschieden; es kann hier keinen auf ein einzelnes Merkmal begrün-
deten Maßstab geben. Zudem äußert sich die Umwandlung der Merk-
male bei der gleichen Art in verschiedener Weise, indem die verschie-
denen Organe nicht gleichmäßig beeinflußt werden. Aus diesem Grunde
muß eine vernünftige systematische Forschungsmethode neben dem
Studium des Objektes selbst auch die gewonnenen zoogeographischen
Resultate berücksichtigen. Ein von den biogeographischen Kategorien
unabhängiges natürliches System ist undenkbar. Nur die Zoogeographie
lehrt uns, daß zwei durch eine verhältnismäßig unbedeutende taxono-
mische Verschiedenheit gekennzeichnete Arten als zwei selbständige
spezifische Einheiten nebeneinander vorkommen, ohne sich zu mischen,
während umgekehrt die äußersten einander entgegengesetzten geogra-
phischen Rassen bisweilen in systematischer Hinsicht viel mehr ab-
weichen, obgleich sie durch eine ununterbrochene Kette von Über-
gangsformen miteinander verbunden sind. Diese Erscheinung ist
übrigens durchaus nicht regelwidrig, denn die Lücken zwischen den Arten
sind keine absoluten, konstanten Größen.
Für den Systematiker ist darum neben der Erforschung des Ob-
jektes eine Hauptaufgabe die Klärung aller Einzelheiten der geogra-
phischen Artabweichungen sowie der Besonderheit einer jeden Lokal-
form, mögen sie auch noch so gering sein. Auf die Beständigkeit dieser
Merkmale ist besonders zu achten. Es ist darum für den Systematiker
die Bearbeitung eines möglichst großen Materials von möglichst vielen
Fundorten wünschenswert. Jede wenn auch unvollständige Sendung
aus unerforschten Gegenden erweitert somit unsere Kenntnisse vom
Umfange und dem Charakter der Art. Dagegen würde ein Studium,
welches die Fundorte nicht berücksichtigt, zu einem falschen Bilde von
der großen Variationsbreite der individuellen Verschiedenheiten führen,
welche in Wirklichkeit von den einzelnen Fluggebieten der Art abhängig
sind. Einige Entomologen, welche die bisweilen kaum erkennbaren
Unterschiede der geographischen Rassen ignorieren oder unfähig sind,
sich in ihnen zurechtzufinden, sind bereit, die ganze biogeographische For-
PT
schung ad absurdum zu führen. Sie äußern die Befürchtung, die feinen
Merkmale der Lokalformen würden dem Bearbeiter entgehen, wenn
man die Fundortzettel entferne. Den Trägern dieser Befürchtung kann
man nur raten, sich selbst von faunistischen Arbeiten fernzuhalten. —
Um auf die Frage des taxonomischen Wertes von P. avinovi zurück-
zukommen, 'so teile ich vollkommen die Ansicht des Autors, daß wir hier
nur eine geographische Rasse von P. simo haben. Das Argument
für die spezifische Verschiedenheit, welches sich auf den abweichenden
Geschlechtsapparat gründet, ist in meinen Augen nicht überzeugend.
Tatsächlich steht avinov: nach der Summe ihrer äußeren Merkmale
zwischen typischn simo, simonius und simulator, was
vollkommen mit der Verbreitung dieser Rassen übereinstimmt. Hin-
sichtlich der spitzen lanzettförmigen Vorderflügel und des Grades der
Zeichnungsentwicklung auf diesen nähert sich P. avino vi am meisten
der subsp. simulator, obgleich die Mittelbinde weniger ausgeprägt
und die Bestäubung der Vorderflügel nicht so dicht ist. Diese schwache
Bestäubung bei gleichzeitiger dichter Pigmentierung von leicht gelblicher
Tönung der Hinterflügel bildet die charakteristische Eigentümlichkeit
der Rasse. Die Zeichnung der Hinterflügel ist recht variabel; die dunk-
len submarginalen Halbmonde bisweilen pfeilförmig, ihr Außenrand
zuweilen nicht gebuchtet, wodurch diese Flecke dann ganz denen von
simonius ähneln. Endlich gibt es auch Exemplare, denen wie beim
typischen sim o die Submarginalbinde fast ganz fehlt; sie sind jedoch
3
%
3
leicht an der abweichenden Zeichnung der Vorderflügel zu erkennen.
Alle diese Merkmale beweisen die Verwandtschaft der vier Formen, von
denen somit jede in ihrem Fluggebiet ein und dieselbe Art vertritt.
Avinovi nimmt sowohl in systematischer wie auch in geographischer
Hinsicht eine Zwischenstellung ein.
Hatten wir es bisher mit Formen zu tun, bei denen beide Ocellen der
Hinterflügel rot gekernt und nur in seltenen Ausnahmefällen reduziert
sind oder fehlen, so fehlen der folgenden Gruppe die roten Flecke der
Hinterflügel in der Regel. Höchstens sind einige rote Schuppen auf der
Unterseite zu erkennen. Die Besprechung der Formen dieser Gruppe
hat mit P. boedromius Püng. zu beginnen, welcher in vieler Hin-
sicht dem P. simulator gleicht. Die Größe ist fast dieselbe, ebenso
die zugespitzte Form der Vorderflügel, aber auch die Zeichnung ist
ähnlich. Die Mittelbinde dürfte übrigens bei boedromius
meist weniger entwickelt sein. Die oberseits schwarz ausgefüllten Ocellen
“
der Hinterflügel zeigen unterseits eine schwache rötliche Bestäubung im
Zentrum. Bei einem meiner Exemplare sind auf der vorderen Ocelle
sogar oberseits einige rote Schuppen. Die Form der Hinterflügel ist eine
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Dei,
von simulator verschiedene: bei letzterem ist der Rand gleich-
mäßig abgerundet, bei boedromius dagegen bemerkt man auf
der 6.,. zwischen den Ocellen gelegenen Zelle einen deutlichen Winkel;
‚von hier bis zur 4. Zelle verläuft die Flügelkontur gerader. Die dunkle
Bestäubung der Basis und des Innenrandes ebenso dicht wie bei si-
mulator, den äußeren Teil der Mittelzelle erreichend. Eigentüm-
lich für boedromius ist die Reihe undeutlich begrenzter Randflecke
. der Hinterflügel, welche dem Außenrande des Flügels stark genähert
sind. Diese Verschiebung äußert sich besonders deutlich bei Zelle 5
(auf der Höhe der unteren Ocelle); hier ist die Entfernung der Rand-
monde vom Saume halb so groß wie der Rippenzwischenraum, wäh-
rend diese Entfernungen bei allen Formen mit roten Ocellen gleich sind.
Alles Angeführte über den Charakter der Ocellen, die Lage der Sub-
marginalbinde sowie die Form der Hinterflügel würde vielleicht nicht
ausreichen, um boödromius für eine besondere Art zu halten. Ein
Umstand jedoch erschwert im vorliegenden Falle die taxonomische
Wertung. Boödromius findet sich nämlich auf den Bergen nörd-
lich von Aksu, von wo auch gylippos bekannt ist. Dabei kennt man
absolut keine Übergänge zwischen beiden Formen. An dieser
Stelle berühren sich also die Vertreter mit schwarzen und mit besonders
stark rot gekernten Ocellen. Zwischen simulator und boedro-
mius bestehen zwar Analogien, dagegen ist letzterer von gylippos
sehr verschieden, sowohl in Bezug auf die Größe, die Flügelform als
auch auf die Gesamtheit der Hinterflügelcharaktere. Somit zeigt das
Zusammenfallen der Fluggebiete von boöedromiusundgylip pos,
daß diese beiden Falter an genannter Stelle spezifisch verschieden sind.
Konstatieren wir, daß ein und dieselbe Gruppe am gleichen Orte durch
zwei Formen, welche sich nicht mischen, vertreten wird, so überzeugen
wir uns dadurch gleichzeitig vom Vorhandensein eines genügend aus-
gebildeten ‚„hiatus“, welcher die spezifische Trennung bewirkt.
Übrigens muß ich zugeben, weder boedromius noch gylippos aus
erster Hand von den Sammlern erhalten zu haben, so daß ich nicht mit
voller Sicherheit behaupten kann, daß beide Formen an dem gleichen
Punkte und unter denselben ökologischen Bedingungen fliegen. Nehmen
wir aber an, beide Formen kommen zusammen vor, so ist zu untersuchen,
zwischen welchen Gliedern einer systematischen Reihe unserer Gruppen-
vertreter die Artzusammengehörigkeit unterbrochen werden muß. Bei
der engen Verwandtschaft aller Formen mit roten Ocellen zeigt sich
der größte Zwischenraum in der systematischen Reihe bei simulator
und boödromius. Danach wären alle Formen bis einschließlich
simulator — folglich auch gylippos — als Vertreter der Art
N
simo anzusprechen, während boedromius innerhalb unserer Gruppe
einer neuen spezifischen Einheit angehört. Zur Vermeidung einer Über-
schätzung der bestehenden Unterschiede sei hier bemerkt, daß man
nur so lange vom hiatus im Sinne eines Spezies-Intervalles reden kann,
als es sich um den Vergleich von boödromius und gylippos
handelt. Die Frage über den Charakter der Verschiedenheit von si-
mulator und boöedromius ist natürlich schwerer zu entscheiden.
Würden wir P. simo, simulator und boöedromius nicht für
verschiedene Arten halten, so müßten wir die Möglichkeit zugeben, daß
zwei Rassen derselben Art als selbständige Einheiten vorkommen, d. h.
im gleichen Verhältnis zueinander stehen, wie sonst nur Arten. Es frägt
sich, ob solch eine Erscheinung überhaupt mit den Ansichten über den
Umfang des Artbegriffes und der niedersten taxonomischen Einheiten
zu vereinbaren ist. Allerdings, im vorliegenden Falle stößt die Lösung
dieser Frage nicht auf solch große praktische Schwierigkeiten, denn
zwischen simulator und boöedromius besteht ein mehr oder °
weniger wahrnehmbarer Zwischenraum, welcher aber bei der so wün-
schenswerten genaueren Erforschung Zentralasiens durch das Auffinden
von Zwischenformen verwischt werden kann. Wir haben noch ein
anderes Beispiel einer ganz verwickelten, geographisch stark abändernden
Gruppe, bei welcher die Vertreter der diametral entgegengesetzten Ab-
weichungen nebeneinander fliegen, ohne sich zu mischen, während sie
an anderen Punkten durch alle Übergänge verbunden sind. Ich meine
die Gruppe des Satyrus huebneri Felder. Zur selben Ka-
tegorie von Erscheinungen muß offenbar auch die parallele Verbreitung
der verschiedenen Formen von Melitaea didyma in Turkestan
und von Melitaea aurinia in der nordwestlichen Mongolei ge-
rechnet werden. Schematisch läßt sich das folgendermaßen ausdrücken:
die Art spaltet sich in eine Reihe von niederen systematischen Ein-
heiten a, b, c, d, e. Zwischen all den Gliedern dieser Reihe finden sich
allmähliche Übergänge, und folglich kann man diese ununterbrochene
Reihe von Formen nicht in einzelne selbständige spezifische Einheiten
zerlegen. Jetzt kommen aber an einer bestimmten Stelle nebeneinander
a und e vor, d. h. nicht die in systematischer Hinsicht benachbarten.
Ohne Kenntnis der Zwischenformen b, c und d, welche an ganz anderen
Punkten fliegen und ihr bestimmtes Areal besitzen, könnte man somit
zweifellos a und e für verschiedene Arten ansprechen. Das deutlichste
Beispiel ist der soeben erwähnte S. huedbneri, von dem bis zu drei
selbständige Formen an der gleichen Stelle fliegen (abramovi,
dissoluta und wilkinsiim Alai und Transalaigebiete). Die Be-
fürworter einer Untersuchung des Geschlechtsapparates wird es inter-
Taiel I,
itt. Münch. Ent. Ges. 1916
a
essieren, daß der Bau der Generationsorgane auch keine sichere Hand-
habe für irgendwelche Begrenzung dieser Formen bietet. Welche taxo-
nomischen Verhältnisse liegen nun hier vor? Halten wir uns an den
Art- und Rassebegriff in dem Umfange und der Formulierung, wie sie
Semenow in seiner ausgezeichneten Arbeit vorschlägt, so muß als eines
der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale das biogeographische Moment
angesehen werden.
Innerhalb des Fluggebietes einer Art ist die Rasse der einzige
Vertreter der Spezies, während selbständige, wenn auch nah verwandte
Arten in unbegrenzter Anzahl als unvermischte Typen nebeneinander
vorkommen können und mithin nur ausnahmsweise hybridisieren.
Andererseits wird angenommen, daß die Art von der benachbarten durch
einen gewissen Zwischenraum in systematischer Hinsicht getrennt ist.
Somit würde die Möglichkeit des Vorkommens von Formen, die zwar
an einem gegebenen Punkte konstant sind, im systematischen Sinne
aber Übergänge zwischen zwei spezifisch verschiedenen Einheiten dar-
stellen, dem Prinzip der selbständigen Art widersprechen. Dieser Fol-
gerung schenkt auch der Autor der „Taxonomischen Grenzen‘ sein be-
sonderes Interesse: „wir sehen somit, daß das geographische Kriterium
für den Begriff der Art und Rasse, d. h. alle proles im Sinne Korshinskis
eine überragende Bedeutung hat. Die objektiven Merkmale der Art
(im Gegensatz zur Rasse) bestehen in folgenden Eigentümlichkeiten
ihrer geographischen Verbreitung: Jede Art (sei es eine Species oder
Conspecies) hat ihren vollkommen selbständigen, scharf begrenzten Ver-
breitungsbezirk, welcher in einigen Fällen geteilt oder sporadisch ist
(Relikte oder aussterbende Arten); morphologisch sehr nahestehende
Arten können nebeneinander unvermischt auf weiten Gebieten vor-
kommen, ohne Übergänge zu bilden; das Verbreitungsgebiet der Art A,
welches nicht mit demjenigen der Art B zusammenfällt, dasselbe aber
berührt, erstreckt sich gewöhnlich auf einen Teil des Fluggebietes der
Art B, ohne daß Übergangsformen in diesem gemeinsamen Areale ge-
bildet würden.“ Sind diese Deutungen von Art und Rasse richtig, so
können die angeführten Beispiele des gleichzeitigen Auffindens von
selbständigen Formen a und e in einem bestimmten Punkte, Formen,
die aber durch die an anderen Punkten des Fluggebietes der Art vor-
kommenden Zwischenformen b, e und d verbunden sind, weder zur
einen noch zur anderen der bisher angeführten taxonomischen Katego-
rien gehören. Wir haben es mit einer Einheit zu tun, welche höher
als die Rasse ist und mit einer niederen, als die Art. Hält man sich
an den Umfang des Art- und Rassebegriffes, wie ihn Semenow in seinem
Schema angibt, so bleibt nur der Ausweg, für diese allerdings seltenen
a
Fälle eine neue taxonomische Größe einzuführen. Mir scheint hier der
Begriff ‚„‚Prospecies‘“ in folgender Formulierung am Platze zu sein: Zur
Kategorie der Prospezies gehören jene örtlich konstanten Formen,
welche gleichzeitig und ohne Mischung mit einer geographischen Rasse
der gleichen Art fliegen; die Zugehörigkeit zur gleichen Art wird durch
das Vorhandensein einer vollkommenen Kette von Übergangsformen
bewiesen, deren einzelne Glieder als Lokalformen in anderen Teilen des
Verbreitungsgebietes der betreffenden Art fliegen. Ich meine, schon
die Bezeichnung Prospecies drückt den Charakter einer solchen Erscheinung
aus. Es ist die beginnende spezifische Trennung, welche bereits so weit
gediehen ist, daß die betreffende Form selbständig neben einer spezifisch
verwandten Rasse bestehen kann. Bei beiden Formen schlägt die Ent-
wicklung voneinander unabhängige Richtungen ein. Jedoch befindet
sich dieser Artbildungsprozeß auf einem Stadium, wo die Zwischen-
formen noch nicht verschwunden sind, welche die divergierende Form
mit den nächst verwandten verbinden. Solche auf dem Wege zur Art
befindliche Formen findet man besonders bei Arten, welche in eine Menge
geographischer Rassen gespalten sind, deren Gruppierung und An-
passung an die Umgebung noch nicht abgeschlossen ist. Möglicherweise
haben wir es bei dem parallelen Vorkommen zweier Rassen der gleichen
Art mit der Folge von Migrationen zu tun, welche vor verhältnismäßig
K
Li
kurzer Zeit stattfanden. In den von mir beobachteten Fällen bestätigt
die geographische Verbreitung der mit solchen Formen verwandten Rassen
diese Annahme. — Was übrigens die Wahl dieser oder jener Bezeich-
nung für die erwähnte Erscheinung betrifft, so spricht ein Umstand
gegen den an und für sich sehr geeigneten Namen Prospecies. A.A,.
Bialynitzki-Birulja hat diesen Terminus schon in die zoologische Lite-
ratur eingeführt, allerdings für eine andere Art von Individuengruppen.
Immerhin ist schon aus diesem Grunde ein neuer Name erforderlich.
Mir scheint nun die Bezeichnung Vicespecies die geeignetste. Dieselbe
hebt hervor, daß eine ohne großen Zwischenraum von der Stammart
getrennte Form in einem bestimmten Bezirk des Artverbreitungsgebietes
eine unabhängige Stellung einnimmt, d. h. sie übernimmt an dieser
Stelle in gewisser Hinsicht die Rolle einer Art und verändert deren Auf-
gabe. Die Bezeichnung Supersubspecies, welche ebenfalls in Frage käme,
hat zwar den Vorteil, die untergeordnete Stellung der Art gegenüber
und die ähnliche Erscheinung wie bei der Spaltung der Art in Rassen
— Subspecies — zum Ausdruck zu bringen, sie ist aber wegen der An-
häufung von zwei Präpositionen zu unschön. Auch die Bezeichnung
Pseudospecies entbehrt nicht einer gewissen Anschaulichkeit, jedoch ist
hier das untergeordnete taxonomische Verhältnis der Stammart gegen-
EREHR a
über nicht ausgedrückt. Aus all diesen Gründen möchte ich an der
Bezeichnung ‚Vicespecies‘“ festhalten. Im’ Schema Semenows fügt sich
dieser taxonomische Grad bequem und natürlich zwischen Art und Rasse
ein, wie mir scheint ein weiterer Beweis für die Lebensfähigkeit des von
Semenow vorgeschlagenen Systems. Nicht als Ausnahmefall brauchten
wir diese komplizierte taxonomische Erscheinung einer fertigen Rubrik
anzugliedern, sie fand ihre gesetzmäßige Stellung in der Lücke zwischen
zwei Stufen. Der richtige Ausgangspunkt bei der Formulierung der taxo-
nomischen Stufen wird gerade dadurch bewiesen, daß man die Skala
durch Hinzufügen eines neuen Grades ergänzen kann, ohne die benach-
barten ihrem Inhalte und Umfange nach zu verändern. Ihrerseits kann
die Vicespecies in niedere Einheiten zerfallen, die wir am besten nach
Vorschlag Semenows als Nationes bezeichnen. Die Natio der Vicespecies
kann neben den Rassen und Nationes der Stammart vorkommen, eben-
so können natürlich auch mehrere Vicespecies unvermischt nebeneinander
fliegen. In jedem einzelnen Falle muß eine gewissenhafte vergleichend
systematische und zoogeographische Untersuchung aller verwandten
Formen feststellen, welche der beiden nebeneinander fliegenden Formen
als Rasse und welche als Vicespecies zu bezeichnen ist. Die Rasse wird
jene Form sein, welche sich dem mehr einheitlichen Teil der Gruppe an-
schließt, während die Vicespecies eine Tendenz zum Abändern nach
einer neuen Richtung hin zeigt. Ich gebe zu, die Beurteilung dieser schwie-
rigen taxonomischen Verwandtschaftsverhältnisse wird immer unter
einer gewissen Subjektivität leiden, je nach den Ansichten und Schlüssen
der einzelnen Forscher. Man könnte mir auch einwenden, alle ähnlichen
Konstruktionen seien überflüssig, ihre Deutung sei nur scheinbar schwierig
und durch die ungenügende Kenntnis des Objektes bedingt. Darauf
kann ich nur erwidern: die weiteren Untersuchungen werden zweifellos
eine Menge Verbesserungen in unserem heutigen systematischen Schema
bringen. Es ist nur zu wünschen, daß bei einer vollständigen und viel-
seitigeren Kenntnis des Gegenstandes die unvermeidliche Künstlichkeit
der heutigen Systeme verlassen und einer einfacheren und richtigeren
Beurteilung der Erscheinungen Platz machen wird. Die Erwägungen
bei der Errichtung einer besonderen Rubrik der Vicespecies und der
Einreihung von bestimmten Formen in dieselbe sind nicht unbestimmter
als jene, mit denen man es in jedem einzelnen Falle bei der Annahme
oder Ablehnung der Artberechtigung zu tun hat.
Unter Berücksichtigung des Angeführten wird man bo&dro-
minus als Vicespecies von simo ansehen können, es sei denn, man
hält simulator und boödromius für spezifisch verschieden.
Von den beiden nebeneinander fliegenden gylippos und boedro-
BE. 2 ng
mius dürfte die letztere als Vicespecies anzusprechen sein, weil die
Gesamtheit ihrer Merkmale einen gewissen Sprung in der Entwicklung
des simo- Typus zeigt, während gylippos seine gesetzmäßige Stel-
lung im homogeneren System der Rassen findet. Charakteristischer-
weise fliegt nun die dem boöedromius ähnlichste Rasse — simu-
lator im Kisil-Art, d. h. gerade an jenem Punkte, welcher von allen
eigene sim o- Rassen beherbergenden Gebieten den Aksu-Bergen geo-
graphisch am nächsten liegt. —
Von boedromius wurde eine stark verdunkelte Aberration
des @ unter dem Namen diaphanaVerity beschrieben. Unlängst
entdeckte man in den Bergen nahe dem Juldus im Tian-Schan eine
kleine Rasse, welche durch die ausgeprägtere Zeichnung besonders der
Mittelbinde der Vorderflügel unterschieden ist. Die weißen Flecke vor
dem Außenrande der Hinterflügel sind dicht zum Saum gedrängt. Meine
Exemplare dieser Rasse, welche den Namen subsp. pygmaeus
B.-H, erhielt, entsprechen vollkommen den Abbildungen Veritys auf
Tafel LIII No. 12 und 13. Aus dem zentralen Tian-Schan in der Nähe
des Sary-Dschas erhielt ich in geringer Anzahl eine neue Form von
boedromius,nah verwandt mitpygmaeus. Sie ist ausgezeichnet
durch den abgerundeten äußeren Rand beider Flügelpaare sowie die
stumpfe Spitze der Vorderflügel. Die allgemeine Größe entspricht boe-
dromius; diese Rasse ist somit größer als pygmaeus. Die zwei schwar-
zen Flecke in der Mitte der Vorderflügelzelle sind kleiner und nicht so
dunkel wie bei boedromiusundpygamaeus, die Mittelbinde der
Vorderflügel nur schwach angedeutet und ebenso undeutlich wie die
Zeichnung auf der Mitte der Hinterflügel. Die bei den erwähnten Formen
so deutlichen zwei Flecke stark reduziert oder fast verschwindend.
Umgekehrt ist die dunkle submarginale Zeichnung beider Flügelpaare
deutlicher als bei bo&edromiusundpygmaeus,so daß die hellen
Randmonde besonders auf den Hinterflügeln verringert sind. Die
Merkmale dieser neuen Rasse, welche unter einem eigenen Namen her-
vorzuheben ist, lassen sich somit folgendermaßen formulieren: P. bo&-
dromius subsp. candida nova. Alis magis rotundatis, maculis et fasciis,
fuscis paginae centralis alarum anticarum posticarumque dilutioribus,
magisque reductis, quam in boedromio et pygmaeo, margine
fusco subhyalino latiore, lunulis albis reductis. Volat in parte centrali
montium Tian-Shan (Sarydzhas). Tab. II Fig. 1.
Eine andere Rasse, welche ich hier beschreiben möchte, wurde
von Herrn A. K. Hohlbeck aus dem östlichen Teil des Alexander-
Gebirges mitgebracht. Diese Form, die nach dem Entdecker benannt
sei, zeichnet sich durch die äußerst entwickelte schwarze Zeichnung aus,
Fe
welche im allgemeinen stärker ist als beiderab.diaphana von boö-
dromius. Die Mittelbinde der Vorderflügel fließt fast mit der Sub-
marginalbinde zusammen, die ganze Flügelmitte erscheint somit ver-
dunkelt. Die innere Hälfte der Hinterflügel ist ebenfalls stark verdunkelt,
die beiden den roten Ocellen entsprechenden Fleckesind deutlich ausgeprägt
und häufig durch eine dunkle Binde verbunden, wobei der hintere Fleck
dann meist seinerseits mit der schwarzen Zeichnung des Analwinkels
zusammenfließt. Ober- und unterseits zeigen diese Flecke niemals Spuren
von roten Schuppen, wie dies bei boödromius ziemlich häufig vor-
kommt. Am charakteristischsten für hohlbecki ist die Submarginal-
zeichnung der Hinterflügel: die durch die dunklen Halbmonde gebildete
Binde ist hier stark proximalwärts gerückt, wie bei simo-avinovi
oder gylippos, die Verdunkelung am Saume nur schwach, wodurch
die hellen Mondflecke sehr groß werden und mit ihrem Innenrande weit
vom Saume abrücken. Diese durch die starke Verdunkelung gekenn-
zeichnete Rasse ist somit mittels der zuletzt angeführten Merkmale
leicht von aberrativen dunklen Stücken von bo&edromius zu unter-
scheiden. Diagnose P. bo&dromius subsp. hohlbecki nova: differt a
boedromio et pygmaeo fasciis alarum anticarum latioribus et
obscurioribus, maculis centralibus posticarum intensioribus, saepe con-
junctis, margine anali lato, fusco nigrescente, lunulis fuscis antemargi-
nalibus majus a margine amotis. Lectä in montibus Alexandri orien-
talibus (Tab. II, Fig. 2 et 3, $ et 2). — Beim Abschluß dieser kurzen
Betrachtung über die Gruppe simo-bo&ödromius möchte ich noch
folgendes bemerken: sieht man in boedromius eine Vicespecies von
simo, so müssen candida und hohlbecki die Stellung einer
Natio von boedromius einnehmen. —
Il. Zwei weitere neue Parnassius-Formen gehören zur
Gruppe charltoniusGray, welche eine geringe Anzahl von Arten
umfaßt. Diese Arten sind durch eine Reihe blau gekernter Ocellen vor
dem Außenrande des Hinterflügels ausgezeichnet. Als nächste Ver-
wandte von P.charltonius müssen wir die Vertreter der Gruppen
delphiusEv,cephalusGr.Gr.und imperator Obth. an-
sprechen, welche sich indessen durch die anders gebauten weiblichen
Legetaschen (nicht in Form eines Schneckenhauses) unterscheiden. Der
typische charltonius ist von geringerer Größe und zeigt eine fahle
Färbung der. roten Hinterflügelocellen, deren mittlere schmal und etwas
bohnenförmig ist. So sieht das Exemplar aus, nach welchem die Be-
schreibung gemacht wurde, wie ich mich im Britischen Museum über-
zeugen konnte. Bedauerlicherweise läßt sich der Fundort nicht mit
Sicherheit feststellen, die Etikette trägt nur die Bezeichnung ‚‚chinese
TR
tartary‘“. Die Durchsicht des Materials im Britischen Museum läßt
keinen Zweifel, daß der Himalaya-charltonius mehrere konstante Rassen
bildet, deren Feststellung aber zurzeit in Anbetracht der lückenhaften
Sammelergebnisse in den nordindischen Gebirgen schwierig ist. Süd-
östlich von Kaschmir-Kokser, Baralacha, Lahoul besitzt charlto-
nius mäßig entwickelte Ocellen von dunkel kaffeebrauner Färbung.
Bei Exemplaren aus dem Chonging-Tal, dem Deosai-Plateau und dem
Dugi-Pass sind alle roten Ocellen der .Hinterflügel größer und heller.
Stücke vom Scoro-la-Pass (nordwestliches Ladak) zeigen orange Ocellen,
dabei erinnert die innere schwarze Umrandung an die subsp. prin-
ceps Honr. (bei charltonius ist der schwarze Ring mehr oder
weniger gleichmäßig, bei princeps innen breiter). Die dunkelsten
Stücke stammen vom Kutie-Pass. Die Ocellen sind schwach entwickelt
— die obere fast schwarz —, die mittlere mit Orangemischung. Die
Tschitral-Stücke des Britischen Museums wurden am Schandur- und
Schischi-ku-Paß erbeutet und zeigen sehr große rote Ocellen sowie am
Außenrande größtenteils stark verdunkelte Hinterflügel. Diese Exem-
plare müssen zu deckerti V erity gerechnet werden. Im Br. Mus.
finden sich nicht Stücke mit so lebhaft gefärbten Ocellen wie beim Exem-
plar, welches Verity abbildet. Der Autor hebt übrigens selber die Un-
beständigkeit der Merkmale dieser Rasse hervor. Ein 2 des Br. Mus.
vom Schandur-Paß besitzt sogar am Vorderrande der Vorderflügel röt-
liche Flecke. Ich besitze Stücke vom Nilang-Paß der Hauptkette des
Himalaya, vom Nila-Tal und dem Paß gleichen Namens; sie sind von
mäßiger Größe (besonders ein Pärchen von Nila-valley) und ausgezeichnet
durch einen schmalen schwarzen Saum um die lebhaft roten Ocellen.
Sie nähern sich in dieser Hinsicht zwei Exemplaren voncharltonius
ohne nähere Fundortsangabe, welche bei Verity abgebildet sind. Ich
besitze ferner noch ein großes 2 mit breiten schwarzen Ringen um die
Ocellen. Die Fundortsbezeichnung ‚„Kangra“ ist jedoch nicht genügend
bestimmt, da mehrere Flüsse dieses Namens in Nordindien existieren.
Dann habe ich noch ein prachtvolles Paar einer sehr großen Rasse, größer
als alle beschriebenen, mit lebhaft himbeerfarbenen Ocellen der Hinter-
flügel. Diese Form stammt aus dem Grenzgebiet zwischen Kafiristan
und Tschitral (Madaglatsch); ich würde sie zur subsp. deckerti rech-
nen, wenn nicht der Durchmesser der Ocellen eher verkürzt als ver-
längert wäre. So ist die obere Ocelle beim & ganz schwarz und beim 2
kaum mit roten Schuppen bedeckt, zudem der dunkle Saum vor dem
Außenrande nicht so breit wie bei den abgebildeten Exemplaren von
deckerti. Diese Rasse verdient möglicherweise eine eigene Benen-
nung. Innerhalb des russischen Gebietes galt bislang diesubsp.prin-
Dan
ceps vom Alai und Transalai (meine Stücke stammen vom Aram-
Kungei) als einziger Artvertreter. Wie bekannt zeichnet sich diese Rasse
durch die hellere Zeichnung und die abweichende Form der Hinter-
flügelocellen aus*). A. Hohlbeck brachte von seiner letzten Reise
nach Buchara im Jahre 1911 eine Form aus dem östlichen Darwas,
welche princeps nahe steht, sich aber durch folgende konstante
Merkmale unterscheidet. Die Bestäubung im allgemeinen dünner, die
dunkle Zeichnung der Vorderflügel noch schwächer, besonders die der
beiden dunklen Zellflecke. Umgekehrt ist die äußere Umrandung der
Hinterflügelocellen dunkler als bei princeps und erinnert hierdurch
sehr ancharltonius. Die roten Ocellen düster orange-rosa, schmäler
als bei princeps, die innere Umrandung der Mittelocelle ziemlich
breit, in der 5. Zelle eine fast gerade Linie bildend. Diese Merkmale
verbinden in eigentümlicher Weise die Eigenschaften des typischen
charltonius,princeps und loxias Püng. Die Reduktion
der dunklen Zeichnung auf den Vorderflügeln geht weiter als bei prin-
ecps in der Richtung zum loxias-Charakter, die Hinterflügel er-
innern dagegen mehr an typische charltonius. Die Färbung der rötlichen
Ocellen ähnelt am meisten Zoxias. Ich konnte mich davon beim Ver-
gleich der Darwas-Form mit einem kürzlich erhaltenen loxias %
von Aksu überzeugen (wie mir scheint, das fünfte bekannte Exemplar
dieses Falters, welchen ich nicht geneigt bin, spezifisch von charl-
tonius zu trennen). Die Diagnose der neuen Rasse lautet: P. charl-
tonius subsp. vaporosus nov. Differt a subsp. principe Honrath
alis subdiaphanis, fasciis et maculis fuscis anticarum minus expressis,
oculis caeruleis posticarum in fascia hyalina latiore positis, utincharl-
tonio maculis rubris dilutioribus, flavicantibus et magis constrictis.
Volat in montibus Darvazi orientalibus. (Tab. II, Fig. No. 4, 2.)
In den Bergen des Darwas, etwas westlich vom Fundorte des va -
porosus fand Hohlbeck eine auffallende Form, welche in der ganzen
Gruppe eine Ausnahmestellung einnimmt. Die Vorderflügel erinnern
am meisten an charlionius aus Indien mit der Besonderheit, daß die vom
Außenrande gerechnete dritte in Form eines Z gestaltete Binde auf der
Flügelmitte vollständig verwaschen ist und auf der vorderen Flügel-
hälfte auf Rippe 5 mit der zweiten Binde verfließt. Dadurch entsteht
ungefähr eine Y-förmige Zeichnung. Etwas ähnliches findet sich bei
keiner Form unserer Gruppe. Die weiße Fläche zwischen erster und
*) Grum-Grschimailo fand von dieser Rasse eine bemerkenswerte
Aberration des $: anstelle der roten Hinterflügelocelen finden sich wenige
schwarze Punkte; die blauen Ocellen ebenfalls reduziert in Form von kleinen
schwarzen Flecken. Dieses Exemplar konnte ich im Britischen Museum
sehen.
u
zweiter Binde, d. h. die helle Submarginalbinde verläuft noch gerader
als bei charltonius und deckerti, was gerade das Gegenteil
von princeps und besonders von vaporosus und loxias be-
deutet. Ganz überraschend wirken die Hinterflügel: an die 4 (nicht 5
wie bei allen übrigen Gruppenvertretern) blauen Ocellen lehnt sich ein
riesiger gleichmäßig lebhaft orangener Fleck, welcher sich über fünf
Rippen erstreckt. Er stößt unmittelbar an die Ocellen und tritt sogar
teilweise längs den Rippen zwischen sie. Nach innen ist er durch ein
breites schwarzes Band begrenzt, welches den Vorderrand des Flügels
erreicht. Auf dem rechten Flügel meines einzigen Stückes bemerkt
man an der Stelle, wo die vordere rote Ocelle der Parnassier liegt, einige
orange Schuppen. Unterseits wird die Natur des außergewöhnlichen
Fleckes deutlicher: er ist nicht so groß und enthält in der zweiten bis
zur fünften Rippe verlängerte weiße Flecke von annähernd gleicher
Ausdehnung, auf Rippe 1 ist die weiße Beschuppung kaum bemerkbar.
Somit stellt der Orangefleck das Produkt der Vereinigung der mittleren
und analen roten Ocelle der übrigen Formen dar. Allerdings reicht der
rote Fleck auch bei einigen Exemplaren von princeps bis zur mitt-
leren Ocelle, aber er zerfällt in einzelne Teile, von denen der in Zelle 3
am kleinsten ist. Bei der besprochenen Form ist der Orangefleck gerade
in diesem Teil des Flügels am breitesten. Ich kann nur bedauern diesen
merkwürdigen Falter nur in einem Stück zu besitzen, zweille aber-nicht,
daß dies Unikum einer konstanten Form angehört, welche ich auto-
erator subsp. n. benenne. Von einer Aberration kann hier nicht
die Rede sein. Die nächstfliegende Rasse ist der eben beschriebene va -
porosus, welcher einen ganz anderen Charakter zeigt: er ist größer,
mit so stark gebogener weißen Submarginalbinde, daß sie fast einzelne
Mondflecke bildet, die rötlichen Ocellen sind reduziert, die blauen Ocellen
in normaler Zahl vorhanden. Wie ich noch erwähnen möchte, ist bei
autocratar der Innenrand der Hinterflügel mit noch dichteren
weißen Härchen als bei charltonius bedeckt, während diese bei
vaporosus nur wenig bemerkbar sind. Was die taxonomische Be-
wertung dieses seltsamen Fundes betrifft, so glaubte ich zuerst ge-
nügend Gründe für die Aufstellung einer neuen Art zu haben
und eine Bestätigung schien in der Verteilung der nächsten Vertreter
der Gruppe vorhanden zu sein. Jedenfalls würde dieser Falter mit nicht
geringerem Rechte als Zoxias im System der Gruppe eine Sonder-
stellung einnehmen. Jedoch zwingt uns eine Erwägung, autocrator
und charltonius nicht spezifisch zu trennen. Ich denke an die bei
P. delphius vorliegenden Verhältnisse. Die blasseste Form hunza
Gr. Gr. fliegt in enger Nachbarschaft mit der Rasse cardinalGr,
a
Gr., welche durch die extreme Entwicklung der roten Ocellen und einer
Binde zwischen diesen ausgezeichnet ist. Überhaupt zeigen in Ost-
Buchara alle Parnassiusformen die Tendenz zu Zeichnungsmodifikationen
und zwar durch Verbreitung der roten Ocellen und ihrer schwarzen
Ringe. Außer bei cardinalist diese Erscheinung auch bei den Dar-
was-Stücken von ?P. rhodius Honr. zu beobachten, wo die Erwei-
terung der Ocellen und das dunkle Verbindungsband gleichzeitig oder
einzeln vorkommt. Haben wir es nicht auch im vorliegenden Falle mit
einer ähnlichen Abweichung zu tun, wobei als Ausgangspunkt nicht der
Typus princeps-vaporosus sondern charltonius-dek-
kerti diente? Es bleibt somit die Frage offen, ob wir solchen Ab-
weichungen vom Typus Artrechte einräumen sollen oder nicht. Nehmen
wir bei autocrator letzteres an, so muß er auf jeden Fall als sehr
abweichende Rasse von charltonius angesehen werden, welche sich
weiter als alle übrigen Rassen vom Prototyp entfernt. Die Diagnose ist
folgende: P. charltonius autocrator, subsp. n., differt acharltonio
fascia albida antemarginali anticarum fere recta, fascia fusca arcuata
paginae mediae et versus marginem inferiorem evanescente, maculis
duabus cellulae centralis angustis, alis posticis macula singula aurantiaca
immensa inter marginem analem et venam quintam sita, oculos caeruleos
antemarginales tangente, et fascia lata nigra ad marginem anteriorem
producta interim limitata. Oculo quinto deficiente. {9 unica in mon-
tibus Darwazi centrali lecta (Tab. II, Fig. 5).
Zum Schluß möchte ich noch auf die entfernte Ähnlichkeit dieses
Falters mit Armandia thaidina Obrth hinweisen, bei welcher
die Lage des roten Fleckes und der vier blauen Ocellen ähnlich ist. Auch
hier fließen am Vorderrande des Vorderflügels 2—3 dunkle Querbinden
in Y-Form zusammen.
IIl Die zwei neuen Formen von delphius Ev. gehören einer
besonderen Gruppe an, welche sich durch die Form und Lage der Flecke
und Ocellen am Außenrande der Hinterflügel auszeichnet. Eigentüm-
lich sind ihr die dem Rande stark genäherten zwei schwarzen Ocellen
des Analwinkels. Der darauffolgende schwarze Mondfleck in Zelle 4 ist
dabei ins Flügelinnere gerückt.
In diese Gruppe gehören: subsp. staudingeri B.-H., car-
dinalGr.Gr., hunzaGr.Gr., chitralicaVer. Die typischen sta u -
dingeri kommen vom Hissar-Gebirge. In meiner Sammlung stecken
von Staudinger bezogene Stücke, die wahrscheinlich in neuerer Zeit
nach der Erbeutung der ersten Serie gefangen wurden. Sie tragen die
Etikette: „Sultan-Hazret-Gebirge‘“ und stimmen mit der Original-
abbildung der Bang-Haas’schen Arbeit überein, sie zeigen eine leicht
2. ur
gelbliche Zeichnung und dunkle Bestäubung auf der Mitte der Vorder-
flügel. Deutlicher ist dies bei meiner Serie aus der Sammlung Grum-
Grschimailo zu erkennen mit seiner Fundortsbezeichnung: Ljagar Murda
28. XII. (wohl VII.) 85. Die von Hohlbeck im Jahre 1910 aus Woru
und Dykdon im Hissar-Gebirge gebrachte Form fällt durch die weiße
Färbung und die deutliche und dichte, aber im allgemeinen verschmä-
lerte schwarze Zeichnung auf. Die Mitte der Vorderflügel entbehrt fast
ganz der schwarzen Schuppen. Da sich jedoch einige Stücke denen von
Sultan-Hazret nähern, scheint es mir unnötig die Form unter einem
besonderen Namen hervorzuheben. Eine andere sehr konstante Form
bewohnt die Gegend von Hodscha-Barku in Buchara, südlich des Ljagar-
Murda-Passes und westlich Jurtscha. Bei gleich weißem Grunde ist
hier die schwarze Zeichnung ebenso stark entwickelt wie bei infer-
nalis Gr. Gr. von den Nordosthängen des Alai-Gebirges. Mit fast
ganz verdunkelter Flügelmitte, die roten Ocellen öfter mittels einer mehr
oder weniger deutlichen Binde verbunden (hier zeigt sich schon einige
Verwandtschaft mit cardinal Gr. Gr.), auch der Außenrand der
Hinterflügel so stark verdunkelt, daß zwischen Saum und dunklen Rand-
flecken fast gar keine lichten Stellen liegen. Es scheint mir zweckmäßig,
diese Form als Natio der subsp. szau dinger unter folgender Diagnose
zu benennen: P. delphii staudingeri natio hodja nova differt a. subsp.
staudingeri fasciis fuscis latioribus, magis expressis, ut in subsp.
infernali Gr. Gr., margine exteriore posticarum lato fusco, oculis
rubris saepe subconjunctis. In montibus Buchariae Hodja-barku lecta
(ab. 1, Kig:26):
Die am lebhaftesten gefärbte Rasse der Gruppe ist cardinal,
welchen ich 1911 in mehreren Hundert Exemplaren erhielt. Dieses
umfangreiche Material erlaubt mir, ein Urteil über den Grad der Be-
ständigkeit dieser Form und ihre zufälligen Abweichungen. Die hervor-
stechenden Merkmale sind im allgemeinen sehr beständig. Die bei der
Mehrzahl deutliche schwarze Zeichnung ist in einzelnen Fällen so stark
entwickelt, daß sich die weiße Grundfarbe der Vorderflügel nur um
die Mittelzelle in Form von zwei Binden aus kleinen hellen Flecken erhält.
Bei noch extremerer Verdunkelung tritt noch ein mehr oder weniger
deutlicher Schatten zwischen den schwarzen Flecken der Mittelzelle
auf. Die Reduktion der schwarzen Zeichnung kommt im allgemeinen
seltener bei Stücken von Gardani-Kaftor und Gurssy-Tasch vor, da-
gegen als Regel bei Exemplaren vom Wischarwi-Paß. Bei den hellsten
Exemplaren ist die schwarze Zeichnung nicht stärker entwickelt, als
bei der subsp. staudingeri, jedoch mit dem Unterschiede, daß der
Außenrand fast ganz des grauen halbdurchsichtigen Saumes entbehrt
EN
‚und die roten Ocellen größer sind. Die Verbindung derselben kann bei
ganz hellen Individuen vollständig fehlen. Auch die Größe der roten
-Ocellen ist gewissen Schwankungen unterworfen. Ausnahmsweise kann
die rote Bestäubung fast verschwinden (eine bei allen Parnassius-Arten
anzutreffende Erscheinung) oder aber auch auf der schwarzen Binde
zwischen den Ocellen und im Analfeld auftreten. Die dritte dunkle
_ Querbinde der Vorderflügel zeigt ähnlich wie bei hunza häufig die
"Tendenz längs den Adern mit der zweiten Submarginalbinde zu ver-
‚schmelzen; zuweilen ist sie jedoch wie bei albulus Honr. ab.
boettcheri gebildet und berührt die zweite Binde nicht. Die 'ante-
i marginale Zeichnung der Hinterflügel in Gestalt von zwei Ocellen und
mondförmigen Flecken ist gewöhnlich deutlicher, die beiden Ocellen
‚erreichen bisweilen eine ansehnliche Größe und sind reichlich mit blauen
Schuppen bestäubt. In seltenen Fällen schwinden Ocellen und Mond-
flecke fast ganz. Ein Stück hat hinter den beiden schwarzen Ocellen
‘an Stelle der Monde ebensolche schwarze Augen und erinnert dadurch
an subsp. stenosemus und stoliczkanus aus Indien. Die
‚allgemeine Flügelfärbung zeigt meist einen knöchernen Ton, in extremen
Fällen ist er goldgelb oder sogar bräunlich. Ich besitze auch einige al-
binotische Exemplare, deren dunkle Zeichnungselemente einen hellen,
rauchartigen Anstrich angenommen haben, während das Rot der Ocellen
in ein trübes Weiß übergeht. Dann fand sich noch ein Stück mit ober-
‚und unterseits leuchtend orange-gelben Ocellen. Das vollkommene
Gegenstück zur lebhaft gefärbten Rasse cardinal bildet die blasse
hunza vom östlichen Hindukusch, bisher nur in den drei Original-
stücken bekannt. Ich besitze eine ziemlich bedeutende Serie dieser
‚Rasse, von A. Jakobson am Beik-Paß erbeutet. Danach sind die SS
im allgemeinen dunkler als das Exemplar des Britischen Museums (ex
‚coll. Grum-Grschimailo). Bei zwei 2? meiner Sammlung bemerkt man
einige rote Schuppen auf der Mittelocelle der Hinterflügel. Die Mehrzahl
besitzt beide schwarzen Ocellen, bisweilen fehlt die obere, und bei einem
® findet sich von beiden keine Spur. Dieser völlige Ocellenschwund ist
nur bei der subsp. stoliczkanus bekannt und von Verity alsobli-
terata beschrieben worden. Ich habe das Stück im Rothschildschen
Museum in Tring gesehen. Falls die analoge Abweichung von hunza
eine Benennung verdient, so schlage ich dafür den Namen ab. deficiens
vor: differtt ahunza typica oculis mediis posticarum totius obliteratis
ETab. II, Fig. 7).
Am Innenrande der Vorderflügel findet sich nur selten ein dunkler
| Fleck, gewöhnlich aber ein dunkler Schatten von der Spitze der Mittel-
zelle zum Außenrande des Flügels. Sehr interessant ist in dieser Hinsicht
ke);
die von Verity auf Taf. XIV No. 8 abgebildete Aberration von stau-
dingeri, bei welcher die Verdunklung der Ocellen mit einer ent-
sprechenden Veränderung der Vorderflügelzeichnung auftritt, so daß
der Falter im ganzen mehr ankunzaalsanstaudingeri erinnert.
Übrigens sind bei hun za die beiden schwarzen Ocellen am Innenrande
noch mehr dem Außensaume genähert als bei staudingeri und
können mit blauen Schuppen bestäubt sein, was bei staudingeri
niemals vorkommt. Auf den Südhängen des zentralen Hindukusch
in Tschitral fliegt eine etwas abweichende Aunza- Form, welche Ve-
rity nach zwei Exemplaren vom Barogil-Paß unter dem Namen chi-
tralica abtrennte. Außer diesen auf Taf. XIV No. 11 und 12 ab-
gebildeten Typen des Britischen Museums sind nur noch zwei Stücke
meiner Sammlung bekannt. Letztere, $ und 2 von Schandur und Tschi-
tral, unterscheiden sich in nichts von den Typen. Die Vorderflügelzeich-
nung von chitralica ist stärker entwickelt als bei hunza, die
Mittelocelle der Hinterflügel mit rötlichen Schuppen, der Glassaum deut-
lich aufgehellt, während gewöhnlich bei hunza der ganze Außenrand
verdunkelt ist. Die Flügel ebenso stumpf und abgerundet wie bei letz-
terer. Eine neue Form aus den Bergen in der Nachbarschaft des Pamirski
Post nimmt eine Stellung zwischen chitralica undstaudingeri
ein. Die Zeichnung der Vorderflügel ausgeprägter als bei ersterer, die
Verdunklung längs den Rippen am Ende der Mittelzelle schwächer, der
Innenrandsfleck in seltenen Fällen fehlend, die Flügel stärker aus-
gezogen. Auf dem Hinterflügel besitzt die Mittelocelle einen fahlen
rötlich-gelben Kern, bisweilen ein solcher auch bei der vorderen, welche
jedoch meistens ganz schwarz ist. Am eigentümlichsten die antemarginale
Zeichnung der Hinterflügel: die beiden schwarzen Ocellen (ohne blaue
Bestäubung) sehr stark ausgebildet, auf sie folgt in Zelle 4 ein weit nach
innen vorspringender Mondfleck, welcher in Form einer deutlichen Binde
bis zum Vorderrande verlängert ist. Der Glassaum vor dem Außen-
rande nicht breit, zwischen ihm und der antemarginalen Binde ein ziem-
lich breiter heller Zwischenraum, besonders am Mondfleck. Durch diese
Außenrandszeichnung nähert sich die Rasse am meisten cardinal
mit dem Unterschiede, daß die schwarzen antemarginalen Ocellen dem
Saume stärker genähert sind. Andererseits erinnert die hellrostfarbene
Mittelocelle neben der gewöhnlich schwarzen Vorderocelle an die Kasch-
mir-Rasse stenosemus und die von Tschitral-chitralica. Ein-
zelne Stücke zeigen eine ebenso deutliche und dunkle Binde der Vorder-
flügel wie stenosemus, was bei hunza und chitralica nie-
mals zu finden ist.
Mit besonderem Vergnügen benenne ich diese neue Rasse nach
’ 2
dem Entdecker, Herrn Alex. Jakobson, dem unermüdlichen Erforscher
der Gebirge Mittelasiens und Sibiriens. Er fand die Form auf seiner
letzten Pamir Reise im Jahre 1909. Subspecies jacobsoni, inter subsp.
staudingeri B.-H. et chitralica Verity ponenda, differt a
secunda alis anticis majus elongatis, fascia tertia in parte centrali distinc-
tiore, oculis magnis nigris duobus analibus posticarum limbo appro-
ximatis, angulo lato subsequente cel. 4, margine hyalino angustiore, lu-
nula alba sub angulo cel. 4 distinctiore, oculo medio paginae posticarum
flavescente, costali nigro aut rarius flavescente. Volat in Pamiro cen-
Ba (Tab. II, Fig. No. 8 3, No. 9 2).
Im Alitschur findet sich bereits kein Vertreter der behandelten
Gruppe. Dort fliegt die Rasse kiritshenkoi m., welche zur Gruppe
illustris Gr. Gr. gehört. Am Syrtaga-Paß im Darwas wurde ein
vollständig geflogenes ? gefunden, welches anscheinend kiritshenkoi
angehört. Zieht man in Betracht, daß im Karategin-Gebirge die subsp.
infumata Aust. fliegt, eine sich der Alai-Form illustris und
der Form transiens Aust. vom westlichen Alai nähernde Rasse
(meine Stücke der transiens stammen von Isfairan), so kommt man
zu folgenden Schlüssen: subsp. cardinal zeigt nach Norden und
Osten keine weite Verbreitung; das Fluggebiet der Gruppe stau-
dingeri-cardinal-hunza, welche die Gebirge Samarkands,
Bucharas und des südlichen Pamirs besiedelt, muß an gewissen Punkten
von Vertretern der i!lustris- Gcuppe berührt werden. Diese Linie
geht irgendwo zwischen dem Karategin- und Transalai-Gebirge einer-
seits sowie dem Alitschur und Syrtaga-Paß im Darwas andererseits.
Wenn nun östlich dieses abgelegenen Keiles die zur staudingeri-
Gruppe gehörige subsp. jacobsoni fliegt, so muß man auf Grund
der Verbreitung von hunza und chitralica annehmen, das Ein-
falltor der z2lustris Gruppe werde durch die Vertreter der behandelten
Gruppe längs dem Hindukusch über den noch unerforschten Kafiristan
und Badakschan umbogen und verbinde somit den südöstlichen Pamir
mit den Gebirgen von Buchara und Hissar. Auch hier wieder muß man
unsere mangelhaften Kenntnisse der Fauna von Turkestan und der
benachbarten Gebiete bedauern. Dadurch ist es zurzeit nicht möglich
ein genaueres und anschaulicheres Bild von der Rassenausbreitung
zu geben.
Tafelerklärung.
Do Tl Parnassius boedromius subsp. n.candida Sg
No. 2 v .) subsp. n. hohlbecki &
No. 3 3 ei subsp.n, hohlbecki ?
KERE UpIe
No. 4 Parnassius charltoniussubsp. n. vaporosus 2
No. 5 e s& subsp. n. autocrator ?
No. 6 " delphiusstaudingerinatio n. hodja $
No. 7 MN HM hunzaab.n. deficiens 2
No. 8 r subsp. n. jakobsoni &
No. 9 R ar subsp. n: Jjakobsona®
No. 10 = apollonius ab. unicaAvinov?2& (vid.
Horae Soc. Ent. Ross. XXXIX p 246).
Die Erebien der Oberstdorfer Täler.
Von Frhr. v. d. Goltz- Straßburg.
Wie Oberstdorf wegen der Schönheit seiner Landschaft mit Recht
als die Perle des Allgäus bezeichnet wird, so ist auch für den Schmetter-
lingssammler sein Ruhm nicht gering. Der leuchtende Stern der Gegend
ist Plusia aemula. DBetritt man netzbewehrt eines der Oberstdorfer
Täler, so kann man fast sicher sein, in größerer Zahl die Konkurrenz
an der Arbeit zu finden. Ja selbst die Eingeborenen schwingen im Solde
auswärtiger Sammler schon das Netz. Haben sie schon ‚„aemula‘‘ ge-
fangen, ist in Oberstdorf ebenso selbstverständlich die erste Frage unter
Sammelkollegen, wie man im Laquintal nach Erebia christi, in Fusio
nach Erebia flavofasciata, am Gorner Grat nach Arctia cervini fragt.
Und in der Tat das sonst seltene Tier ist in Oberstdorf nicht allzu schwer
zu erbeuten. Ich traf Sammler, die 3 und 5 Stück an einem Morgen ihrer
Fangschachtel einverleibt hatten und von einem anderen Herrn berich-
teten, der es sogar auf 11 Stück in wenigen Stunden gebracht hatte. Ich
selbst war nicht so glücklich: ein einziges Stück fiel mir zur Beute. Viel-
leicht habe ich der aemula-Fangerei nicht das nötige Maß von Andacht
zugewendet und mich durch andere mich umschwirrende bunte Sommer-
vögel von dem Ziel aller Ziele ablocken lassen. Es gab aber auch noch
anderes fangbares Zeug in Oberstdorf. Ich nenne nur Parn. apollo und
delius, Arg. thore, Er. eriphyle und pronoe, Lyc. pheretes, Mam. glauca,
Plusia bractea und pulchrina, Gn. caelibaria u. a. m. Diesem allerlei war
meine Aufmerksamkeit gewidmet, als ich mich 1904 von Ende Juni ab
vier Wochen in der Perle des Allgäus aufhielt, während ich bei einem
Aufenthalt vom 4.—24. Juli 1916 mich in erster Linie auf die Familie
der Erebien beschränkte, die in Oberstdorf reichlich vertreten ist. Von
den 24 Arten, welche in den mitteleuropäischen Alpen fliegen, sind nicht
weniger wie 13 für Oberstdorf bestätigt. Gerüchtweise kommt noch
eine 14, Art (glacialis) vor, ich bezweifle aber die Richtigkeit dieses
Gerüchtes bezw. vermute eine Verwechslung mit pronoe*). Dagegen
möchte ich annehmen, daß die in der folgenden Zusammenstellung feh-
lende Er. medusa in der Talsohle der Iller nicht fehlt. Einen Gewährs-
mann für ihr Vorkommen konnte ich nicht auftreiben. Unwahrschein-
licher ist mir das an und für sich denkbare Vorkommen von mnestra,
stygne und nerine.
Nun aber zu den für Oberstdorf festgestellten 13 Arten!
l. Erebia epiphron cassiope F. wird in diesen Blättern (Jahrg.
1916 S. 34) von Osthelder für das Nebelhorn gemeldet. Ich habe sie
dort vergeblich gesucht, kann über sie daher Näheres nicht mitteilen.
2. Er. melampus Fuessl. flog am 15. 7. 1916 zahlreich in einer
Höhe von 11—1400 m unterhalb des Hotel Alpenhof auf dem Weg zum
Söllereck. Die rostrote Fleckenbinde ist ziemlich ausgeprägt, die schwarzen
Punkte in ihr klein, aber fast immer in Zahl von 5—6 vorhanden. Die
Größe ist normal. Herr Osthelder hat sie auch auf der Walserschanze
und im Rappenalptal festgestellt.
3. Zu meiner nicht geringen Überraschung fing ich am 22. 7. 1916
auf den Rasenhängen oberhalb des Nebelhornhauses in 2000 m Höhe
ein gutes & von Er. eriphyle, das sich von meinen Stücken von der
Furka nur durch eine etwas größere Ausdehnung des Rot auf der Unter-
seite der Vorderflügel auszeichnet.
4. Er. pharte Hb. wurde von mir in einzelnen typischen Stücken
beim Aufstieg zum Nebelhorn und auf der Gaisalpe in Höhen von 14—
1600 m gefangen.
5. Eine der häufigsten Zrebien in Oberstdorf ist die in der zweiten
Julihälfte erscheinende manto. Ich fand sie vor allem in den östlichen
Tälern in Höhen von 11—1300 m. Auffallend war mir zweierlei; ein-
mal hatten die 1904 gefangenen Stücke im Durchschnitt eine viel we-
niger stark ausgebildete rostrote Fleckenbinde, wie die Stücke von
1916 und näherten sich der Form caecilia Hb., die einige erreichten.
Andererseits fing ich 1904 am Sperrbachsteg einige $& mit ganz auf-
fallend runder Vorderflügelspitze, so daß sich eine Flügelform etwa wie
bei melampus ergab. Ist das vermehrte Rot für 1916 etwa eine Folge
der nassen und kalten Monate Juni und Juli?
6. Erebia oeme flog nicht selten an verschiedenen Stellen, be-
sonders oberhalb Gerstruben in Höhen von 800—1200 m. Wie schon
*) Diese Zweifel unseres Herrn Mitarbeiters sind nicht begründet. Schon
Kolb führt in seinen ‚Großschmetterlingen der Umgebung Kemptens
und des Allgäus‘ (2. Aufl. 1890) verschiedene Fundorte für Er. glacialis aus
der Oberstdorfer Gegend an und die Form alecto wurde in den letzten
Jahren dort mehrfach von Mitgliedern unserer Gesellschaft gefangen. Die
Stammform glacialis dürfte allerdings der Gegend fehlen.
Die Schriftleitung
N nt
Osthelder bemerkt, ist die Form dunkel mit wenig Rot und kleinen
Augen. Reine Stücke waren schon Anfang Juli nicht mehr aufzutreiben.
7. Interessant ist die von mir vom 20. 7. 1916 ab leider nur in we-
nigen Stücken (3 dd 1 2) gefangene Form von prono&£. Sie unter-
scheidet sich von allen Stücken meiner Sammlung von anderen Fang-
orten (Albula, Kandersteg, Schweizer Jura, Dolomiten, Rhodopegebirge)
durch eine ausgeprägte über Vorder- und Hinterflügel sich erstreckende,
scharf abgegrenzte rote Binde von verschiedener Breite und die starke
blau (nicht gelb) graue Bestäubung der Vorderflügelspitze und der
Hinterflügel auf der Unterseite. Bei drei Stücken sind die Augen auf
der Oberseite gekernt, ein 3 hat sogar sechs gekernte Augen auf jeder
Seite. Das vierte Stück hat statt der Augen nur schwarze Punkte
(forma almangoviae Stagr.). Alle Stücke sind verhältnismäßig groß.
Auffallend ist die tiefe Lage der Flugplätze (Hänge oestlich Oberstdorf
850—900 m und Gerstruben 1100 m), während Vorbrodt (Die Schmetter-
linge der Schweiz I. S. 81) Höhen von 1500—2000 m als Fangorte an-
gibt, auffallend auch, daß Herr Osthelder gerade am Nebelhorn die
schwarze Form pitho Hb. gefangen hat. Sollte auch hier wieder wie
bei manto, der feuchtkalte Frühsommer 1916 eine Rolle spielen? Jeden-
falls ist die Frage, in welchen Formen pronoe im bayerischen Gebirge
fliegt, noch nicht genügend geklärt. Sie kann nur an Hand großen Ma-
terials gelöst werden.
8. Von Er. gorge Esp. fing ich ein einzelnes auffallend großes
Stück mit breiter roter Binde und 9 (!) teilweise weißgekernten Augen
auf jeder Seite am 22. 7. 16 in 1700 m Höhe beim Aufstieg zum Nebel-
horn.
9. Außerordentlich häufig in der Höhenlage 800—1200 m ist bei
Oberstdorf Er.aethiopsEsp. 1904 saßen die Tiere zu vielen Dutzenden
an feuchten Wegstellen oberhalb des Hölltobel. Vereinzelt findet sich
die Form leucotaenia Stdgr. und Übergänge dazu.
10. Erebia euryale. Herr Osthelder hat bereits darauf hin-
gewiesen, daß die euryale Form der bayerischen Alpen ein besonderes
Interesse bietet. Ich kann seinen Ausführungen im wesentlichen nur
beipflichten, stimme ihm auch darin bei, daß die verhältnismäßig große
Form der bayerischen Alpen mit gestreckten Vorderflügeln, ungekernten
Bindenaugen und rostroten Flecken in der Binde der Hinterflügelunter-
seite mit Recht als isarica Rühl bezeichnet wird. Sie ist zwischen der
schlesischen euryale Esp. und der schweizerischen helvetica Vorbrodt
einzureihen. Aber 1. besitze ich aus dem Tessin und von der Grimsel-
straße mehrere JS von euryale, welche diese rostroten Flecken ebenfalls
aufweisen, 2. haben zahlreiche Schweizer Stücke von den verschiedensten
N
Fangorten (Simplon, Mürren, Zermatt, Val Maggia usw.) ebenfalls un-
gekernte Augen, 3. sind in meiner Sammlung sowohl gg, wie 2? aus
Oberstdorf, welche von den rostroten Flecken der Hinterflügelunter-
seite keine Spur aufweisen. Endlich 4. — und das ist das wichtigste
für die Trennung der Formen ligea-adyte-euryale — besitze ich vom
Penegal bei Bozen 3 SS und 3 2%, von denen ich schlechterdings nicht
weiß, ob ich sie bei ligea oder bei euryale einreihen soll. Ich hatte — ehe
ich mich im besonderen mit der Frage ligea-euryale befaßte — die JS
zu ligea, die PP zu euryale gesteckt!! Auch die Lappländer, schwe-
dischen und norwegischen Stücke meiner Sammlung geben zu Zweifeln
Anlaß. Daß erstere (= adyte Hb.) zu ligea gehören, haben die verdienst-
vollen Zuchtversuche von Herrn Selzer in Hamburg nachgewiesen (vgl.
Gubener Entom. Zschr. 1912/3 S. 282).
Diese Zuchtversuche, die Zusammenfassung der bayerischen Rasse
unter dem Namen isarica Rühl, der schweizerischen Normalstücke unter
dem Namen helvetica durch Vorbrodt sind wertvolle Bausteine zur Klar-
stellung der Verwandschaftsverhältnisse von ligea und euryale mit ihren
Nebenformen. Restlos lösen sie die entstandenen Fragen aber noch nicht.
‚Aus der Tatsache, daß an einigen Orten (z. B. Oberstdorf und Puschlav
an der Berninastraße) !igea und euryale die gleichen Flugplätze teilen,
ohne daß Zwischenformen auftreten, kann wohl allein schon von anderen
Gründen abgesehen der Schluß gezogen werden, daß es sich um gute
Arten handelt. Auf der anderen Seite finden sich Nebenformen, bei denen
die für die Arten ligea und euryale festgestellten Unterscheidungsmerk-
male — einschließlich der von Herrn Osthelder als besonders charakte-
ristisch angesehenen Gestaltung der Fleckenbinde in Zelle 4 der Hfl. —
sich in solcher Mischung finden, daß die Zuteilung des einzelnen Stückes
zu dieser oder jener Art recht schwierig ist. Ich halte es nicht für aus-
‚geschlossen, daß diese Tatsache sich so erklärt, daß ligea und euryale
sich erst in jüngerer Zeit aus einer gemeinsamen Stammform entwickelt
haben und bei einigen örtlichen Rassen diese Entwicklung noch im
Flusse begriffen ist. Von Bedeutung ist hierbei, daß in der Regel euryale
wesentlich kältere und meist auch höhere Flugplätze hat wie ligea.
Meine Annahme ist allerdings nur eine Vermutung, für welche ein schlüs-
siger Beweis nur auf Grund viel größeren Materials, wie das, welches mir
zur Verfügung steht, geführt werden könnte.
Euryale-isarica Riühl war 1904 nicht selten, besonders zahlreich in
Höhe von 15—1600 am Söllereck. 1916 erschien das Tier nur ganz
vereinzelt im Tal unmittelbar bei Oberstdorf mit ligea zusammenfliegend,
bei Gerstruben und auf der Gaisalpe.
ll. ErebialigeaL. flog 1904 sehr häufig in besonders schönen und
BEE NA
großen Stücken in den Tälern der Trettach und Stillach, die Spiraeen
an den Flußufern besaugend. 1916 fehlte sie auch nicht, die
@P waren aber viel seltener.
12. Von Er. lappona Esp. fing ich jedes Mal einige typische
Stücke am Nebelhorn und Söllereck von 1600 m an. Eigenartig ist der
segelnde Flug des Tieres, bei welchem nur die Vfl. bewegt, die Hfl. da-
gegen still gehalten zum Steuern benutzt werden.
13. Er.tyndarus Esp. flog auf dem Nebelhorn und auf dem
Falken im Gaisalptal in einer breitflügeligen, auf der Hflunterseite
stark grau bestäubten und fast zeichnungslosen Form nicht selten.
Die Frage der Einwirkung der feuchtkalten Witterung der Schmetter-
linge erhob sich außer bei Er. manto und pronoe noch bei einigen anderen
Gattungen. So vor allem bei der Gattung Argynnis. Von den zahlreichen
Arg. eris, die am Freibergersee flogen, war ein erheblicher Prozentsatz, den
ich auf etwa !/, schätze, mehr oder minder stark verschwärzt. Die Stamm-
form niobe fing ich 1904 nicht, 1916 dagegen in mehreren Stücken.
Arg. amathusia und pales zeigten 1916 auch erheblich größere Neigung
zur Verstärkung der schwarzen Zeichnungen wie 1904. _ In ersterem
Jahre fing ich auch einige Stücke Zyg. meliloti mit verschwärzten Hinter-
flügeln. Ob die Tatsache, daß 1916 unter den Plusia chrysitis-Stücken
die ab. juncta die Stammform sehr überwog, auch Witterungseinflüssen
zugeschrieben werden kann, lasse ich dahingestellt.
Beiträge zur Kenntnis einiger Dipterenlarven.
Von E. ©. Engel, Dachau.
Aus der großen Menge der Dipterenlarven sind uns eigentlich nur
diejenigen Formen am besten bekannt, deren Schaden oder Nutzen wir
direkt oder indirekt am eigenen Leibe verspüren. Die ersten Stände der
Stechmücken mußte der Mensch studieren um sie vernichten zu können
und sich damit der lästigen Blutsauger zu entledigen. Dasselbe war der
Fall mit den Obst- und Gemüseschädlingen, sowie den Dasselfliegen,
die ihm seine Nahrungsmittel vernichteten oder minderwertig machten.
Erst im Anschluß daran setzte die Erkenntnis der anderen Formen
ein, nur ist dieselbe noch weit davon entfernt annähernd so vollständig
zu sein, wie etwa unsere Kenntnis der ersten Stände der Lepidopteren.
Vollzieht sich doch der Lebenslauf einer Fliegenmade so versteckt, daß
derselbe bei. der Kleinheit des Objekts schwer zu beobachten ist, und
vielfach an solchen Orten bzw. in solchen Materien, die seine Beobach-
tung nicht gerade anziehend machen. Es dürfte dieses auch der Grund
RW
sein, weshalb uns die Larven mancher Gattungen noch gänzlich un-
bekannt sind.
Wenn ich es somit unternehme in den folgenden Blättern Mit-
teilungen über von mir gezüchtete Dipterenlarven zu geben, so bin ich
mir bewußt, daß ich damit nicht immer Neues bringe, hoffe aber doch
manches alte ergänzen und neues zu alter Kenntnis hinzufügen zu können.
Da die Literatur ungemein verzettelt und zerstreut ist, so bin ich
nicht immer in der Lage vollständige Angaben darüber zu machen; da
ferner die Herstellung von Präparaten Zeit kostet und doch nicht immer
sogleich die gewünschten Aufschlüsse bringt, weil man nicht frisches
Material verarbeiten kann, so werde ich keine systematische Reihenfolge
einhalten, sondern in zwangloser Folge die einzelnen Arten behandeln.
Trotzdem bin ich in der Lage mit einer noch unbekannten Nematoceren-
larve den Reigen zu beginnen.
1. Dieranomyia trinotata Mg.
Die Larven wurden an den Steinwehren der Amperschleusen des
Elektrizitätswerkes gefunden, wo sie in kleinen sackähnlichen Gespin-
sten, wie die der Elliptera omissaSchin., lebten. Da die Ima-
gines der erwähnten Limnobie häufig waren, so glaubte ich diese Art
eingetragen zu haben und war daher nicht wenig überrascht eines Morgens
die Imagines der D. trinotata Mg. an den Wänden des Aquariums
zu finden. Sowie ich die Gaze berührte, welche den Behälter abschloß,
versetzten diese zarten Tiere ihre Körper in eigentümliche Schwin-
gungen, die sie nahezu unsichtbar machten.
Die Puppenhülsen, aus denen sie geschlüpft waren, erhoben sich
zur Hälfte aus dem Gespinsten und berührten den Wasserspiegel.
In Spengel’s Zool. Jahrbchr. Bd. 40. 34. 197. (1916) beschreibt Prof.
deMeijeredieLarve der javanischen Dier. umbratadeMeij,,
welche in der Lebensweise sowie im Körperbau der unsrigen sehr nahe
steht; nur ist schon die Kopfkapsel bei trinotata Mg. bedeutend
stärker entwickelt, so daß nur ein schmales Dreieck der Ventralseite
schwächer chitinisiert ist, ferner ist das Abdominalende bei beiden Arten
verschieden gestaltet. (Fig 1.) Die Larve ist zirka 14 bis 15 mm lang.
Die Hautfläche ist glatt, mit zerstreuten schwarzen Haaren dünn be-
setzt, wie dieses für die Gattung charakteristisch ist; die hinteren Seg-
mentränder tragen Gürtel von dichtstehenden kleinen Dornen und am
Bauch stark ausgeprägte und ebenfalls bedornte Kriechschwielen.
Von den 11 Segmenten ist das vorletzte sehr kurz; das letzte trägt
an seiner Ansatzstelle vor den Hinterstigmen zwei lange, seitwärts ge-
richtete, fleischige Papillen; sein Ende ist median gespalten, und in
Bas... lie
diesem Spalt liegen die Hinterstigmen. (Siehe Fig. 1.) An den Thora-
kalsegmenten ist die Bedornung dorsal stärker als ventral und am vor-
dersten sind Seitenflecke, die von dicht stehenden Dornen gebildet
werden, vorhanden.
Auch bei meinen, leider in Alkohol konservierten Exemplaren
war der Kopf vollkommen in das erste Segment zurückgezogen. An
der dunkelbraunen Kopfkapsel (Fig. 3) waren nur die beiden Maxillar-
taster und die Spitzen der Mandibeln zu sehen. Die Taster sind nur in
ihrem mittleren Teil etwas chitinisiert; dagegen sind die Mandibeln,
sowie Labrum und Labium sehr stark dunkel. Ersteres trägt an seinem
Vorderrand Fransen, die den mit zwei Ringen von Zahnreihen ver-
sehenen Schlundkopf decken. Eine Chitinspange stützt ventral dieses
Organ und zottige Fransen schließen es. Das Labium hat acht Zähne,
wie das der javanischen Art, und auch die Mandibeln sind ganz ähnlich
gebildet, diese werden von den mit Fransen besetzten Maxillen teilweise
gedeckt (siehe Fig. 2).
Die Puppe durchbricht das Gespinst mit den beiden stark chi-
tinisierten Prothorakalhörnern (siehe Fig. 4), an welche eine kurze Filz-
kammer ansetzt. Das Abdominalende trägt zwei stark vorwärts ge-
krümmte Haken und die Fußscheiden erreichen gerade den Anfang des
dritten Abdominalsegmentes.
Das Gespinst enthält keinerlei Überreste der Larve.
2. Puppe von Liponeura sp ?
Die asselartige Larve dieser eigenartigen Nematocere findet man
oft in großer Anzahl an den Steinen der Bachbetten unserer Alpen,
während die Imago ein ziemlich verstecktes Dasein führt. In Namlos
in den Lechtaler Alpen sah ich Ende Mai 1913 die Steine eines Mühl-
wehres förmlich bedeckt von ihnen.
Die Literatur enthält viel über diese Tiere, trotzdem fand ich in
der Arbeit vondeMeijere über die Prothorakalstigmen der Dipteren-
puppen (Spengel’s Zool. Jhrbehr. Anat. Bd. 15. I u. 2. 1901) nur die
kurze Bemerkung, daß das äußere Horn aus vier Lamellen bestehe. Auch
Hetschkoin Wien, entom. Ztg. 1912 gibt dieses ebenfalls nur kurz an.
Im September 1916 fand ich an einer Wildbachverbauung am Fuß
des Miesing unweit Geitau leere Puppenhülsen, über die ich hier etwas
mitteilen möchte.
Das Puparium, dessen Bauchseite ohne stärkere Chitinwand, also
quasi offen, am Stein klebt, hat neun Abdominalsegmente, deren erstes
aber sehr kurz ist. Der Thorax trägt die geweihartigen Prothorakalhörner.
es
Die Flügelscheiden sind nur in der Basalthälfte stark chitinisiert, ebenso
die Tarsenteile der Fußscheiden.
Die Chitinstruktur der vier Lamellen der Prothorakalhörner er-
innert an die abgeschuppte Haut eines Fisches. Die beiden inneren
Lamellen sind etwas schwächer und zarter als die äußeren. An der an-
sitzenden Filzkammer konnte ich kein inneres Tüpfelstigma finden.
Dagegen finden sich auf dem stärker chitinisierten Teil der Flügel-
scheiden zwei Flecken von Poren, deren jede durch ein dünnwandiges
Häutchen geschlossen ist. Die Poren sind auffallend regelmäßig an-
geordnet und dürften wohl sicher zur Regelung des Gasaustausches der
Puppe dienen. Nähere Aufschlüsse könnte indessen nur die unaus-
geschlüpfte Puppe geben.
Adjustiert sind dieselben stets mit dem Kopf gegen die Strömung,
so daß die ausschlüpfende Mücke sich gegen dieselbe emporarbeiten muß.
Wie Dewitz (Berl. Ent. Ztg. Bd. 25 pg. 65. 1881) mitteilt, häutet
sich die Larve kurz vor der Verpuppung. Diese Haut findet sich aber
niemals in oder unter der Puppenhülle, so daß wir es also beilipo-
neura, wie Dewitz sagt, nicht mit einem „Cocon‘“ wie bei den Mus-
ciden, sondern mit einem an seinen Rändern angeklebten Puppenkörper zu
tun haben. Dennoch findet sich unter dem schildkrötenartigen Puppen-
gehäuse eine zarte Nymphenhaut, aus der die Mücke schlüpft, ebenso wie
in der Tonne der Musciden eine Nymphenhaut steckt, welche die Fliege
umhüllt.
Die Puppe der Ziponeura spaltet beim Ausschlüpfen der
Mücke mit einem dorsalen Längsspalt, der zwischen den Stigmenhörnern
bis zum Oberrand der ersten der beiden kleinen Segmente reicht, die
bei Dewitz (loc. cit.) Fig. 15 Taf. 4 zwischen 1.—3. und dem 4. Seg-
“ ment liegen, und zwar so, daß am Vorderrande des kleinen Segmentes
noch ein Querspalt entsteht.
Eine weitere interessante Larve verdanke ich meinen Nachfor-
schungen in unseren Alpenbächen, es ist dies
3. Hermione (Oxycera) amoena Lw.
Aus Hohenaschau brachte ich im Juli 1915 unter anderen auch
die Larve obiger Art mit, welche am 26. Februar 1916 (im Zimmer ge-
halten!) die Fliege lieferte.
Alle diese Larven wurden vom Moos der Steine oder den ver-
modernden Holzstücken aus Wildbächen gesammelt. Ein großer Teil
der Larven ging’ sehr bald nach ihrer Entnahme aus dem lufthaltigen
und kalten Gewässer zugrunde, während die der 7, amoena Lw.
am Leben blieben und daheim im Zuchtbehälter sofort den Algenbelag
abzuweiden begannen. Sie tun dieses unter abwechselndem Heben und
Senken der langbewimperten Maxillen. Will die Larve im Zwinger
Luft schöpfen, so begibt sie sich an den Wasserspiegel und breitet die
Federn ihres Abdominalendes zu einem Trichter aus.
Die Haut ist so stark chitinisiert, daß man nirgends die beiden
Hauptstämme der Tracheen hindurchschimmern sieht, und ihre Ober-
fläche ist aus lauter sechseckigen kleinen Feldern zusammengesetzt,
deren jedes in der Mitte einen gewölbten Buckel trägt.
Die länglich ovale Kopfkapsel ist vollkommen geschlossen, kann
aber nur wenig in das erste Segment zurückgezogen werden. Dieselbe
hat große Ähnlichkeit mit der bei de Meijere in Spengel’s Zool.
Jahrbchr. Syst. Bd. 40 H. 3/4 (1916) Fig. 54—60 abgebildeten Kapsel
von Pachygaster minutissima Ztt., die ebenfalls zu den
Stratiomyiden gehört, nur mit dem Unterschiede, daß bei Herm.
amoena Lw. deutliche Augen vorhanden sind, deren dunkel pig-
mentiertes Innere von einer großen glasklaren Halbkugel bedeckt ist.
Das Labium ist lang gefranst und beborstet; die Maxillen gleichen fast
völlig denen von Pachygaster, die dunkel chitinisierten Mandibeln
haben die Form eines Stemmeisens. Das Labrum ist stumpf lanzett-
förmig und ragt ebenso weit aus der Kopfkapsel hervor wıe die Man-
dibeln. Vor der Oberlippe stehen zwei Borsten und zwischen diesen
und den Augen die dunkel pigmentierten Fühler, deren Endglied aber
hyalin ist.
Die Kriechborsten der Ventralseite habe ich bei Larven von ver-
schiedener Größe in verschiedener Zahl vorgefunden. Um die After-
öffnung, die zugleich als Saugscheibe dient, steht ein Kranz kurzer Borsten.
Der Bauch ist heller gefärbt als die graublaue mit Flecken ver-
zierte Oberseite, auf der sich vereinzelte stärkere Dornen befinden. An
den Seiten der Segmente stehen lange gebogene und gekörnelte
Haare.
Zur Verpuppung heftet sich die Larve mit dem After und den
davor befindlichen großen Haken an einen im Wasser befindlichen
Gegenstand sehr fest an. Die ausschlüpfende Imago sprengt mit einem
T-förmigen Spalt die Puppe, der bis zum dritten Segment reicht.
Die Puppe selbst behält vollständig die Form der Larve bei, auch
die Federn am Abdomen bleiben erhalten und zwar drei Partien unten
und zwei oben. Wenigstens zeigen die in Gefangenschaft geschlüpften
Puppen diese Form; in der freien Natur werden die Federn vielleicht
verloren gehen, so daß die Puppe die von Lundbeck in Diptera
danica Pt. I. 32. (Kopenhagen 1907) für 7. trilineata Mg. wieder-
gegebene Form zeigt.
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| Die Wunden und schadhaften Stellen der Bäume unserer Gärten
und Wälder beherbergen manche Dipterenlarven, die zum Teil an dem
Absterben der Bäume mitarbeiten, zum Teil aber auch die Feinde solcher
Waldverderber sind. Der letzteren Kategorie gehört die folgende Larve
eines Dolichopodiden an:
4. Systenus adpropinquans Lw.
Die Larve fand sich in Gesellschaft anderer in der ulcerösen Wunde
einer alten Roßkastanie des Dachauer Hofgartens. Im September 1913
eingetragen schlüpften die ersten Fliegen am 24. April 1914.
Da die Larve vonLaboulb&nein den Annal. Soc. ent. France.
V serie. Tome III im Jahre 1873 beschrieben und abgebildet wurde,
werde ich mich auf einige Bemerkungen beschränken. De Meijere
gibt in „Dipterenlarven usw.“ (loc. cit.) eine große und gute Abbildung
der Mundteile von Thrypticus smaragdinus Gerst., welche
uns hier zum Vergleich dienen möge.
Die Kopfkapsel der Larve von S. adpropinguans Lw. ist
weniger geschlossen als die in Fig. 102 beide Meijere; das Labrum
ist spitz und trägt im Basaldrittel kleine Seitenzähne; die Metacephal-
stäbe sind am rückwärtigen Ende mehr geschwungen und lateral zu-
sammengedrückt; die Tentorialstäbe gleichen der Klinge eines Messers,
sind dünn an der Ansatzstelle, werden dann breit und enden rückwärts
in langer Spitze; eingelenkt sind dieselben unterhalb zweier rippen-
artiger Seitenzacken der Kopfkapsel. Die Mandibeln haben die Form
von Schlittenkufen, deren Handhaben breit und wulstig verziert sind.
Die Larvenhaut ist sehr durchsichtig und nur an den Segment-
ändern mit Dornengürteln versehen. Die Bedornung der Kriechschwielen
steht auf eigenartigen Runzeln, welche die Form von Fischgräten haben.
Die Fußstummel, sowie die Lage der Vorderstigmen ist bei La-
boulbene richtig angegeben; dagegen ist aus der Zeichnung der
Kopfkapsel ein unverständliches Ornament geworden, an dem nur die
rippenartigen Fortsätze erkennbar sind. Das Abdominalende ist dort
richtig wiedergegeben, ebenso die Form der Prothorakalhörner der
Puppe; nur stören die Augenflecke, welche ich bei meinen Exemplaren
nicht wahrnehmen kann.
Die Abdominalsegmente der Puppe tragen keine Tracheenschläuche,
wie solche von H. Lübben in Spengel’s Zool. Jahrbchr. (Syst.) Bd. 26
(1908) für Thrypticussmaragdinus Gerst. angegeben werden; |
sind dagegen am Hinterrande mit Reihen von starken Dornen versehen,
‚die an die Kammzähne gewisser Puliciden erinnern und der Puppe zum
Emporarbeiten aus der sie umgebenden Materie dienen.
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In Gesellschaft dieser Larve fanden sich einige Larven der Syr-
phide Brachyopa bicolor Fall. die sämtlich zugrunde gingen,
und zwar waren die Systenuslarven wahrscheinlich die Ursache ihres
Absterbens.
Zur Kategorie der Waldverderber, wenn auch in sehr bescheidenem
Maßstabe, gehören nachfolgende Muscarienlarven, welche durchwegs
unter der Rinde oder in dem Mulm absterbender Bäume gefunden wurden.
5. Lonchaea tarsata Fall.
Von Perris wurden in den Annal. Soc. ent. France im Jahre
1839 die Larve von L. parvicornis Mg., als einer Gallenbewoh-
nerin, und 1849 diejenige der Z. nigra Mg., welche in faulem Holze
lebte, beschrieben.
Nun ist aber Z.parvicornis Me. (nec, Zit!) 2nach Becker
(Berl. Entom. Z. Bd. 40. H 3 pg.340) nichts anderes als das @ der Za-
siopsaemescens Mg. Das wäre also eine Anthomyide. ZL. nigra
Mg. ist ferner nach dem gleichen Autor überhaupt nicht zu deuten. Ab-
gesehen von diesen Tatsachen sind die Beschreibungen der so überaus
gleichförmigen Muscarienlarven bei diesen alten Autoren, denen unsere
Optik fehlte, von geringem Wert.
Die Larve der 7. tarsata Fall. wurde anfangs März 1916 mit
Fraßstücken eines Bockkäfers (Rhagium sp.) an Kiefernstöcken ein-
getragen. Sie lebte in Gesellschaft einer Lycosia- (Sciara-) Larve unter
der Rinde des Holzes, verpuppte sich sehr bald und lieferte am 30. März
bereits die Fliege.
Die Puppen einer anderen Lonchaea-Art, die ich als fugax
Becker. bestimmte, erhielt ich aus Schweden (Karlstad.) mit ganz zer-
setztem, alkoholisch riechendem Mulm von UlmuscampestrisL.
Der Kopf der tarsata zeigt den gewöhnlichen Typ der Musca-
rienlarven. Zwei starke Mundhaken sind vorhanden, der mediane Zahn
dagegen fehlt. Der Schlundkopf ist nur in seinem vorderen Teil dunkel
chitinisiert. (Fig. 5.) Die Prothorakalstigmen sind stark vortretend und
leicht braun gefärbt.
Die Länge der lebenden Larve im letzten Stadium beträgt 7,5 mm.
Ihre Hautoberfläche ist glatt und nackt, die Bauchseite hat stark ab-
gesetzte Kriechwulste, auf denen dichte kurze Borsten stehen.
Die Hinterstigmen, welche drei in Kleeblattform angeordnete
Arkaden besitzen, stehen auf der unteren Innenseite zweier rund kegel-
törmiger Ausstülpungen am sonst flach gewölbten — nicht abgestutzten
— Hinterende. Bemerkenswert ist diese Bildung am Abdomen der
N
Tonne (Fig. 6) und der Vergleich mit demselben Teil der Tonne von
fugax Becker (Fig. 7).
Das durch Schrumpfen der Larvenhaut gebildete Ornament am
Tonnenende bleibt sich bei allen Tonnen derselben Art in großen Zügen
gleich. Man beachte bei fugax Becker. die schwielige Verdickung am
ventralen Teil des Tonnenendes. Eine ähnliche Esrcheinung wird später
bei Muscina stabulans L. besprochen werden. Die Stigmen
stehen bei fugax am Ende eines Chitinzylinders und zeigen in den
Arkaden eine ähnliche Anordnung wie bei tarsata Fall. Die Protho-
rakalstigmen der Puppe sind auch bei diesen beiden Arten von- der-
selben Form, welche de Meijere in „Prothorakalstigmen d. D.“
loc. cit. für Lonchaea angibt, nur sind sie bei {tarsata reicher
gezackt.
Aus der großen Zahl der pilzbewohnenden Larven sei hier eine
Nematocerenlarve erwähnt, deren Mücke zu den Seltenheiten gehört.
6. Ula macroptera Mcag.
Die Larven wurden aus Reizker (Lactaria deliciosa) gezogen, der
aus Schliersee eingetragen war.
Perrıs gibt.ın’ Annal. Soc. ent. France Bd. 7 (1849) die’ Be.
schreibung der Larve, zu welcher ich hier einige Ergänzungen machen
möchte.
Die Kopfkapsel ist geschlossen und sehr dunkel chitinisiert. Das
Labium besitzt je fünf Zähne beiderseits; die Mandibeln (Fig. 8) sind
mit kräftigen Zacken versehen; die Maxillen kegelförmig mit stumpfem
Endgliede. Der Pharynx endet an dem Labrum als stumpfer, ebenfalls
stark chitinisierter Kegel.
Das Abdominalsegment, welches Perris nicht in natürlicher
Form zeichnet, ist um gut !/, schmäler als die mittleren Segmente des
Larvenkörpers, so daß es etwas abgeschnürt erscheint. Seine zylin-
drische Form (Fig. 9) ist oben rund ausgebrochen; zwei auf den Innen-
kanten behaarte Lappen schützen seitwärts die nahe der Oberkante
gelegenen Hinterstigmen, vor denen sich je eine borkenartig pigmen-
tierte Schwiele befindet. Der Unterrand ist in zwei etwas breitere und
stumpfere Zipfel ausgezogen, die auf der Oberseite ebenfalls je eine solche
Schwiele tragen.
Auf der Dorsalseite der letzten vier Segmente finden sich am
Vorderrande länglich viereckige Sättel, die hinten und vorn von kurzen
dornartigen Härchen begrenzt sind; auf der Ventralseite sind 7 lanzett-
förmige Schwielen, die besonders seitwärts stark mit Borsten be-
setzt sind.
Bei der Verpuppung spinnt die Larve aus ihren Exkrementen und
Teilen des Pilzes ein Gehäuse, in dessen Hinterende man den Balg mit
der Kopfkapsel vorfindet.
Die Prothorakalhörner der Puppe sind ungefähr Y, länger als die
Fühlerscheiden und stärker chitinisiert als diese. Die Filzkammer bleibt
im Innern der Exuvie als gekrümmter, spitz endender Schlauch erhalten.
Die Beinscheiden sind sehr lang und erreichen fast das vorletzte Abdo-
minalsegment. Das Hinterende ist beim 2 in eine kegelförmige dorsale
Spitze ausgezogen, ventral dieser Spitze befindet sich ein Halbring von
Dornen, während dorsal eine sattelähnliche viereckige Stelle sich durch
dunkle Farbe auszeichnet. Der After des 3 ist stumpf domförmig. In
der Kuppel sind die Genitalklappen präformiert.
Zwei ebenfalls pilzbewohnende Larven aus der großen Familie
der Anthomyiden seien hier erwähnt.
7. Muscina stabulans L. und Pegomya maculata Stein.
Die Larven beider Arten fanden sich zahlreich in Gesellschaft
von denen der Limnobia bifasciata Schrk. in Reizker (Lactaria
deliciosa), den ich im August 1913 eingetragen. Die ersten Fliegen
schlüpften am 23. April 1914.
An M. stabulansL. findet sich zwischen den Mundhaken ein
aus zwei Längsteilen betehender medianer Zahn, unter diesem liegen drei
schwach pigmentierte scharfe Zacken am Oberrand der Mundöffnung.
Der Schlundkopf ist stark dunkel gefärbt und zeigt am Grunde
sehr schön die von R. Becker (Spengel’s Zool. Jahrbchr. Anat. Bd. 29
pg. 301 [1910]) erwähnten Rippen. Am Hinterende der Larve fällt eine
dunkel pigmentierte Stelle auf (Fig. 10), an welcher starke Muskeln an-
setzen und die in der Tonne erhalten bleibt. (Siehe Bemerkung bei
Lonchaea fugax Becker.)
Dieses Charakteristikum finde ich nirgends erwähnt. Infolgedessen
konservierte ich seiner Zeit die Larven der Muscina in dem Glauben
diejenigen der Pegomyia vor mir zu haben. Von letzterer blieben
mir somit nur die geschlüpften Tönnchen. Diese zeigen aber ein mit
energisch markierten Leisten bedecktes Hinterende, ohne den erwähnten
schwielenartigen Fleck, während das Ende der Muscina- Tonne
fein granuliert ist und den bewußten Fleck trägt.
Auch haben die Pegomyiatönnchen niemals die äußeren Stigmen-
hörner wie Muscina, sondern nur ein inneres Tüpfelstigma, das bei
maculata Stein. dieselbe blindsackartige Form aufweist wie das
von de Meijere für Peg. bicolor Wied (mitis Mg.) in „Pro-
thorakalstigmen d. D.“ loc. cit. Fig. 58 gezeichnete.
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Bücherbesprechungen.
Die Großschmetterlinge des paläarktischen Faunengebiets
von Professor Dr. Adalbert Seitz,
Der 4. Band des „Seitz“ ist vollendet. Er behandelt die Geome-
triden des paläarktischen Faunengebietes auf 479 Großfolioseiten und
25 Tafeln mit 1977 Abbildungen in 3682 Formen. Im Vorwort zu diesem
Bande ist gesagt, daß damit der erste Hauptteil des Werkes abschließe.
Das ist insofern nicht ganz richtig, als die Einleitung, die bei der 13. Lie-
ferung stehen geblieben war, noch nicht fertig ist. Wie der Verlag auf
eine Anfrage mitteilte, soll die Einleitung erst nach Abschluß der üb-
rigen Bände des Werkes fortgesetzt und später in den Supplement-
band aufgenommen werden.
Die Bearbeitung dieses Bandes stammt aus der Feder des rühm-
lichst bekannten Geometridenspezialisten L. B. Prout. Alles in allem
genommen ist sie ein Meisterwerk. Gleich die Einleitung bringt eine
vorzügliche allgemeine Darstellung, das gleiche Lob verdienen auch die
allgemeinen Vorbemerkungen zu den einzelnen Gruppen. Die syste-
matische Durchführung ist als eine sehr glückliche zu bezeichnen. Ohne
allzu stark an dem den Sammlern vertrauten Einteilungssystem des
Staudinger-Rebel-Kataloges zu rütteln, hat der Verfasser es doch ver-
standen, in große Gattungen, die bisher recht verschiedenartige Tiere
umfaßten, eine natürliche Ordnung zu bringen und unhaltbare syste-
matische Eingliederungen richtigzustellen. Als Beispiele seien nur die
glücklich gelungene Einteilung der Gattungen Acidalia und Cidaria
und die systematische Richtigstellung von Staudingers Cidaria alfacaria
durch ihre Einreihung in die Gattung Ortholitha erwähnt. Auch das
Verfahren des Verfassers, die Diagnosen bei leicht kenntlichen Arten
möglichst zu kürzen, dagegen bei schwerer zu bestimmenden Formen
ausführlicher zu behandeln, kann nur Beifall finden.
Die Abbildungen sind wie bei den anderen Bänden auch nicht
gleichmäßig ausgefallen, zum großen Teil sind sie vorzüglich gelungen.
Dies gilt vor allem wieder von den schwierigen Acidalien. Einzelne sind
allerdings weniger geraten, so Carsia paludata und imbutata, Ortholitha
vicinaria (Taf. 6), Perizoma taeniata (Taf. 8), Gnophos ambiguata und
glaucinaria (Taf. 22). Die Gnophos ambiguata sieht aus, als ob ihr ein
typisches ® unserer alpinen Gnophos mendicaria zum Vorbild gedient
hätte. Der Hauptwert der Abbildungen liegt aber jedenfalls, wie schon
früher betont, darin, daß wieder eine Menge großer Seltenheiten, viel-
fach zum ersten Male, hier in einer im allgemeinen doch als meisterhaft
zu bezeichnenden Weise wiedergegeben sind.
Die E72
An Druckfehlern ist leider auch dieser Band wieder ziemlich reich.
Die Absicht zeitweiser Herausgabe von Ergänzungsheften, in
denen sowohl durch Text wie durch Farbentafeln alles Wissenswerte
an Neuerscheinungen nachgetragen werden soll, verdient gewiß begrüßt
zu werden.
So möge denn das vollendete Werk in seiner weiteren Benützung
durch die Sammlerwelt noch recht reichen Beifall finden, verdient hat
es ihn sicherlich. Für den fortgeschritteneren deutschen Sammler bildet
es unter allen Umständen ein unentbehrliches Hilfsmittel zur raschen
und sicheren Bestimmung zahlreicher Arten, deren Bestimmung ohne
den ‚Seitz‘ oft den größten Schwierigkeiten begegnen würde. E20:
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+ MITTEILUNGEN + + #
der Münchner Entomologischen Gesellschaft, e.V.
7, Jahrgang I916. München, 31. Dezember 1916. Nummer II u. 12.
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Die Formen von Erebia pronoe in den Bayerischen Alpen.
Von Ludwig Osthelder.
Die Ausführungen von Freiherrn von der Goltz auf S. 66 dieses
Jahrgangs haben mich angeregt, Erebia pronoe im allgemeinen und ihre
Erscheinungsweise in den bayerischen AD im besonderen etwas näher
zu betrachten. ei;
Die Urbeschreibung des Falters stammt von Esper, der in seinem -.
Werke „Die Schmetterlinge in Abbildungen nach der Natur mit Be-
schreibungen“ (1780) im ersten Teil der Abbildungen auf Tafel 54 Bild 1
den $ unter dem Namen Papilio Pronoe abbildet. Die Abbildung zeigt
auf den Vfl. eine breite rotbraune Binde, die schmal von den dunklen
Rippen durchschnitten wird, mit drei weißgekerten schwarzen Augen
und einem schwarzen Punkte zwischen mittlerem und unterem Auge.
Die Hfl. haben drei kleinere weißgekernte schwarze Augen in kräftigen
rotbraunen rundlichen Flecken, die sich nahezu berühren.
Die beigefügte Beschreibung (Forts. des ersten Teils der Europäischen
Schmetterlinge S. 23) besagt folgendes:
Dieser Papilio enthält sich in Steyermark. Gegenwärtig kenne
ich nur dies einzige Exemplar, davon die Abbildung genommen. Es
findet sich in der Sammlung des Herrn Verlegers, der es vom Herrn
Welpert erkauft. Ob er häufig vorhanden, ob ihn andere Gegenden
auch haben, ist mir gänzlich verborgen. .....
Die Oberseite hat ein düstres Schwarzbraun. Die rothgelbe
Binde darauf, kommt der, wie sie der P. Aethiops führt, beynahe gleich.
Sie ist aber dunkler, und mehr in die Flächen verlohren. Auf den
Vorderflügeln finden sich drey Augen, deren ersteres, Paar zusammen
geflossen, oder sich in ein einziges vereinen. Nach dem Umriß sind
die Flügel mehr als an erstgedachtem Falter gerundet. ....
Es folgt dann die Beschreibung der Unterseite, die ich der Kürze
halber hier übergehe.
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A
i)
P)
RB.
Die zweite Erwähnung des Falters in der Literatur findet sich in
Borkhausens „Naturgeschichte der europäischen Schmetterlinge“ (1788)
Teil I S. 98 (der Staudinger-Rebel-Katalog zitiert falsch 28). Er bringt
lediglich eine Wiederholung der Angaben Espers.
Sodann brachte Hübner in seiner „Sammlung europäischer Schmet-
terlinge‘“ (1835) im ersten Tagfalterband auf Tafel 47 Bild 215—217
Abbildungen beider Geschlechter des Falters unter dem Namen Papilio
Arachne. Bild 215 stellt den $ dar, der in der Größe der rotbraunen
Binden und Flecken sowie der Augenzeichnung im wesentlichen mit
Espers Bild übereinstimmt, doch fehlt der schwarze Punkt in der Vfl.-
Binde und jeder Hfl. weist noch zwei weitere ungekernte rotbraune
Flecken auf. Bild 216, 217 zeigt das 2 von oben und unten mit gleich-
falls wohlentwickelter rotbrauner Binden- und Fleckenzeichnung und
je drei weißgekernten schwarzen Augen auf Vfl. und Hfl.
Aus der kurzen, wenig prägnanten Beschreibung Hübners (Text
S. 36 Nr. 54) möchteich nur hervorheben, daß er als Heimat seines Papilio
Arachne die Voralpen Deutschlands aufführt.
Auf Tafel 112 Bild 574—577 bildet er dann die von ihm benannte
Form ‚„Pitho“ ab, $ und 2 von oben und unten. Der & zeigt oberseits
auf beiden Flügeln je drei schwarze Augen, die — namentlich auf den
Hfl. — nur undeutlich weiß gekernt sind. Sämtliche Augen sind von
ziemlich kräftigen rotbraunen Ringen eingefaßt. Das $ hat nur auf
den Vfl. die beiden vorderen aneinander liegenden schwarzen Augen
mit weißen Kernen und schwachen rotbraunen Ringen, die Hfl. sind
völlig zeichnungslos. Die Unterseite zeigt bei beiden Geschlechtern die
für pitho gegenüber pronoe bezeichnende wesentlich düsterere Färbung.
Im Text (S. 36 Nr. 55) ist hiezu ausgeführt:
Die Flügel oben schwarzbraun, mit etlichen meist nur rost-
farbig umringtenAugen besetzt; unten bei dem 3 veilgrau, bei dem 2?
lehmbräunlich, dunkelsprenkelig, wie oben im inneren Rand rost-
färbig, geäugt wie oben, die unteren braun bandiert, augenlos.
Heimat: Die Gletschergegenden der Schweiz.
Es gibt Änderungen dieser Gattung, welche stufenweise zu einer
Abweichung, die fast ganz braunschwarz und ganz ungeäugt ist,
übergehen. glacialis Esp. ist eine augenlose Änderung hievon.
In der Fortsetzung des Hübnerschen Werkes von Geyer (1827—41)
ist auf Tafel 202 Bild 1000, 1001 unter dem Namen Pronoe ein Falter
abgebildet, der oberseits einfarbig und zeichnungslos braunschwarz ist,
während die Unterseite die für pitho charakteristische Zeichnung und
Färbung aufweist.
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Der nächste Schriftsteller, der sich mit dem Falter befaßte, war
Ochsenheimer in seinem seit 1807 erschienenen Werk „Die Schmetter-
linge von Europa“ (Bd. I S. 290). Er erkannte die Zusammengehörigkeit
von Hübners Arachne und Espers Pronoe und zog auch die Pitho des
ersteren als Synonym zu pronoe. Espers glacialis (Tafel 121 Bild 1)
erkannte er im Gegensatz zu Hübner richtig (S. 279), dagegen zog er
Espers persephone (Tafel 121 Bild 4—6) irrigerweise zu pronoe, während
sie in Wirklichkeit alecto darstellt.
Seine Beschreibung enthält unter anderem folgendes:
. ; auf beyden Seiten der Vorderflügel befindet sich eine
rostfarbene, bey dem Weibe rothgelbe Binde, in dieser am Vorder-
rande zwey schwarze Augen mit weißen Pupillen nahe beysammen,
‚und gegen den Innenrand ein etwas kleineres, zwischen ihnen zuweilen
noch ein schwarzer Punkt. ..... Die Hinterflügel führen gewöhnlich
drey Augen, mit oder ohne weiße Pupillen in rostfarbenen oder roth-
gelben runden Flecken. ... . In einer Reihe von 15 Exemplaren des
P. Pitho Hübn., aus der südlichen Schweiz, welche ich vergleiche, be-
finden sich die sanftesten Übergänge bis zu dem gewöhnlichen ?.
Pronoe, wie man ihn aus Steyermark erhält, daher ich ihn
auch ohne Bedenken damit vereinige. Einige sind auf beyden Seiten
ganz augenlos und auch die Binde der Oberseite verschwindet nach
und nach in einen rostfarbenen Schimmer. ....
Das Vaterland ist Steyermark, Ungarn und die Schweiz.
Sodann behandelte Freyer, der bekanntlich selbst im südlichen
Bayern, in Augsburg wohnte und viel in den bayerischen Alpen gesammelt
hat, in seinem seit 1831 erschienenen Werke ‚Neuere Beiträge zur
Schmetterlingskunde‘“ den ‚Papilio Pronoe‘“ (Bd. 1 S. 137, 181, Tafel 73
Bild 3, 4). Auch er zog Hübners Arachne und Pitho zu pronoe. Er
bildet $ und 2 ab. Die Abbildungen sind reichlich schwarz und in den
Binden etwas hell geraten. Die — nach der Abbildung rotgelben —
Binden sind auch hier bei beiden Geschlechtern wohlentwickelt, un-
gleicher in der Breite als bei den älteren Abbildungen, nach unten stark
verschmälert, beim $ schwächer, beim 2 stärker von den schwarzen
Rippen durchschnitten. Der 3 zeigt auf den Vfl. 2 und auf den Hfl.
einen ungekernten Augenpunkt, das 2 hat auf den Vfl. und Hfl. je drei
deutlich weißgekernte schwarze Augen.
Seine für die Diagnose der Allgäuer pronoe-Rasse besonders be-
deutungsvolle Beschreibung lautet:
Ich habe von diesem Falter eine Reihe von wenigstens 30 Exem-
plaren vor mir, und fast jedes Exemplar ist auf der Oberseite, was
die schwächere oder stärkere rostbraune Binde betrifft, verschieden.
BR
Bey den meisten Exemplaren ist jedoch diese rostbraune Binde sehr
schwach vorhanden, bey einigen jedoch wieder sehr stark und deutlich
ausgedrückt. Dagegen stimmt die Unterseite jedoch, beinahe durch-
aus bei allen Exemplaren überein, und hier unterscheidet sich dieser
Falter von seinen Verwandten durch die ins Veilchenblaue schillernde
Bestäubung, welche, an den Flügelspitzen, und in der mittleren
Binde der Hinterflügel, vorzüglich deutlich ist. Die meisten Exem-
plare haben auf der Oberseite der Vorderflügel nur zwei schwarze,
oft mit, oft ohne, weiße Pupille, versehene kleine Augen, die gewöhn-
lich im rostrothen Grunde stehen, welch’ letzterer öfters kaum sicht-
bar ist. Diese Augen schimmern auf der Unterseite deutlich durch.
Hier ist auch das breite rostbraune Band bey allen Exemplaren
deutlich vorhanden. Die Hinterflügel sind meistens augenlos, doch
auch öfters mit — gewöhnlich drey — Augen besetzt. Das Weib
ist verschieden, heller, und kommt dem des P. Medea nahe.
Es fliegt dieser Falter im August und September auf den höchsten
Alpen Tirols und der Schweiz. Meine sämmtliche Exemplare sind
vom Grünten im Allgäu, doch sind die meisten beym Fang sehr be-
schädigt worden.
Damit schkeßt die Reihe der wichtigeren älteren Schriftsteller, die
sich mit Erebia prono& befaßt haben. Es erschien mir zweckmäßig, ihre
Angaben so ausführlich wiederzugeben, um an ihnen festzustellen, wie
die Stammform und die Form pitho aussehen und wo sie vorkommen.
Denn über beides findet man bis in die neueste Literatur Unklarheiten.
Die Stammform pronos ist also nach der Urbeschreibung und Ab-
bildung Espers die Form mit der reichentwickelten rotbraunen (beim 2
oft auch rotgelben) Bindenzeichnung auf den Vfl. und Fleckenzeichnung
auf den Hfl. sowie mit weißgekernten Augen auf Vfl. und Hfl. Als
Typus hat nach Espers Original die Form aus Steiermark zu gelten.
Sie ist dort die ausschließliche Form, während die Form pitho Hb. in
Steiermark fehlt (vgl. „Die Schmetterlinge Steiermarks von Hoffmann-
Klos in den Mitt. d. Naturw. Ver. f. Steiermark 1913 S. 262°).
Die breitbindige typische Form von prono2 findet sich ferner in
den nördlich an Steiermark anstoßenden österreichischen Kronländern.
So erwähnt sie Schawerda in großen Exemplaren, darunter die „Höhen-
form almangoviae Stgr.“ aus dem südwestlichen Winkel von Nieder-
österreich (Jahresb. Wien. Ent. Ver. 1913 S. 83), auch für Salzburg
wird sie (mit der ab. almangoviae) in der Literatur verschiedentlich
erwähnt.
Sie findet sich aber auch, wie ich bereits auf S. 37 dieses Jahrganges
ausgeführt habe, in den bayerischen und nordtiroler Kalkalpen in weitester
ka, DO
Verbreitung. Für die Umgebung von Imst und das zu den Zentral-
alpen überleitende Arlberggebiet führt sie Hein von 800—2000 m Höhe
auf. In den südlich anstoßenden Tiroler Zentralalpen ist die Stamm-
form nachgewiesen für die Oetztaler Alpen bei Sölden (Wiener Zool.
Bot. Verh. 1912 S. 349) und für das Brennergebiet (mit var. pitho und
Übergangsformen) von Galvagni, für den Nordabhang im Obernbergtal,
Schmirntal und vom Mauracher Berg (Wiener Zool. Bot. Verh. 1900
S. 561), von Swoboda für den Südabhang bei Sterzing („Führer von
Sterzing von Fischnaler, hrsg. v. Verschönerungsverein Sterzing 1910
S. 101). Für den östlichen Teil der Tiroler Zentralalpen führt Höfner
(‚Die Schmetterlinge Kärntens“ im Jahrb. d. naturhist. Landesmuseums
von Kärnten 1905 S. 207) Er. pronod von einigen Gebirgen und Alpen
Kärntens, auf der Saualpe von 1300—2000 m Höhe, auf. Er schreibt
u. a.: „Abänderungen entstehen durch Deutlich- und Breitwerden der
rostgelben Binde, welche sich wieder manchmal sehr zum Verlöschen
neigt, auch durch Erscheinen oder Verlöschen der oft weißgekernten
oder blinden schwarzen Augenpunkte; auch die Unterseite der Hfl. ist
sehr variabel. Die binden-, manchmal auch augenlose, auf der Ober-
seite fast ganz einfarbig schwarzbraune var. pitho Fb. kommt unter
der Stammart überall vor, ist jedoch meist seltener.‘
Für die Grenze von Kärnten und Krain wird die Stammform von
Galvagni und die var. almangoviae von Emil Hoffmann aus den Kara-
wanken erwähnt (20. u. 26. Jahresb. Wien. Ent. Ver. S. 145, 65).
Aus Krain führt Hafner (Carniola, Laibach, 1909 S. 96) und Rebel
(21. Jahresb. Wien. Ent. Ver. S. 120) die Stammform (mit var. al-
mangoviae Stgr. und ab. pithonides Schultz) von verschiedenen Fundorten
in den julischen Alpen auf. Hafner bemerkt dabei, daß die Stücke
klein und dunkel seien. Es handelt sich also offenbar um Übergänge
zur ab. pitho, die Hafner gleichfalls aus Krain anführt.
Übergangsstücke von der Stammform zur Form pitho werden auch
aus dem Risnjakgebirge in Kroatien erwähnt (Gub. Ent. Zschr. 9. Jg.
S. 106).
Als Gesamtfluggebiet der Stammform von Er. pronod ergeben sich
hienach die nördlichen Kalkalpen von den Allgäuer Alpen und die Zentral-
alpen vom Arlberg und den Ötztaler Alpen ab ostwärts. Sie überschreitet
auch den Kamm der Zentralalpen und steigt auf deren südliche Ab-
dachung herab. In den südlichen Kalkalpen, namentlich auch in den
Dolomiten, soweit meine Kenntnisse reichen, wird sie ausschließlich
durch die var. pitho ersetzt, nur in den julischen Alpen findet sich
die Stammform selbst noch in einer kleinen und dunklen Form. Pitho
ist auch in den Westalpen, so schon in der ganzen Schweiz (vgl. Vor-
BB}. ya
brodt „Die Schmetterlinge der Schweiz“ Bd. I S. 80) die ausschließ-
liche Form, die Stammform prono& findet sich dort nirgends.
Was nun insbesondere die Formen der bayerischen Alpen anlangt,
so liegen mir für diese Arbeit Vergleichsstücke aus allen größeren Gebirgs-
gruppen von Berchtesgaden bis Oberstdorf vor. Die wesentlichen Merk-
male der bayerischen Er. pronoe lassen sich in folgender Weise zusammen-
fassen:
Beim 3, dessen Grundfarbe ein schönes, etwas grünlich schillerndes,
sammtenes Braunschwarz ist, bildet die Form mit oberseits je drei,
auf den Vfl. größeren, auf den Hfl. kleineren weißgekernten schwarzen
Augen, entsprechend dem Bilde Hübners, die Regel. Das hinterste Auge
der Vfl. ist stets kleiner, es bildet häufig nur einen kleinen ungekernten
Punkt. Die rotbraune Binde der Vfl. ist regelmäßig um die beiden
vorderen Augen am breitesten und wird gegen das hintere Ende zu
schmal. Die schwarzen Adern durchschneiden sie fast immer fein und
buchten sie namentlich am inneren Rande mehr oder minder stark ein,
während der äußere Rand der Binde gerade verläuft oder sogar auf den
Adern etwas spitz vorspringt. Die rotbraunen Flecken der Hinterflügel
finden sich in der Regel nur um die drei kleinen Augen herum und ent-
sprechen damit dem Esperschen Bilde, bei einzelnen Stücken treten jedoch
auch dem Hübnerschen Bilde entsprechend noch zwei weitere Flecken
auf. Die Zahl der Augen der Hfl. ist, wie erwähnt, meist drei, sie sind
vorherrschend weiß gekernt, aber sehr undeutlich; häufig verschwindet
auch der weiße Kern, namentlich bei dem mittleren und dem vorderen
Auge, die auch selbst Neigung zum vollständigen Verschwinden zeigen.
Pronoe ist unter unseren Erebien überhaupt diejenige, die auf beiden
Flügeln in der Größe und Entwicklung der Augen am meisten abändert.
Dieser Umstand erleichtert auch die Bildung eigenartiger Aberrationen
(vgl. unten ab. subalpina). |
Das 2 ist oberseits in der Grundfarbe und der Binde durchschnitt-
lich etwas heller gefärbt als der. Die Binde wird häufig rotgelb, während
sie beim 3 stets rotbraun ist. In der Zeichnungsanlage entspricht es
ihm durchaus, doch sind auf den Vfl. die Binden durchschnittlich wesent-
lich breiter und die Augen größer und schärfer weiß gekernt, auch bei
dem hintersten Auge ist dies fast immer der Fall.
Den reichen Färbungs- und Zeichnungselementen auf der Oberseite
entspricht auch die Unterseite. Beim normalen Typus des $ ist auf
den Vfl. die rotbraune Binde unten wesentlich breiter als oben, nach
innen durch eine dunklere Linie begrenzt, hinter der sich aber die rot-
braune Färbung schwächer und mehr oder minder verschwommen bis
gegen die Wurzel fortsetzt. Die Vfl.-Spitze ist ebenso wie die Binden
et
der Hfl. graublau gefärbt. Die beiden vorderen Augen treten auch auf
der Unterseite hervor, das hinterste fehlt dagegen meistens. Die Hfl.
haben das Wurzelfeld und eine Binde im Saumfeld breit graublau
marmoriert, dieser Binde schließt sich unmittelbar vor dem Saume noch
eine ebensolche Kappenbinde an. Das Mittelfeld ist wesentlich dunkler,
aber in der Regel auch mehr oder minder durch graublaue Bestäubung
aufgehellt. Von den Augen schlägt in der Regel nur das hinterste nach
unten durch.
Die Unterseite des 2 ist im wesentlichen ebenso gezeichnet, doch
sind die Binden schärfer gezähnt. Die Farbe der Binden ist viel heller
als beim $ und mit einem starken Stich ins Weißgraue, dunkler mar-
moriert und mit einem hell rötlichen Schimmer.
Diese Kennzeichen der Stammform prono& sind nicht bei allen
Formen der bayerischen Alpen gleichmäßig entwickelt. Es treten viel-
mehr hier wie bei einzelnen anderen Erebienarten, insbesondere bei
Erebia oeme, in verhältnismäßig nahe beinander liegenden Gebieten be-
trächtliche und ziemlich konstante Unterschiede auf. Ich will auf diese
hier nur kurz hinweisen, ohne der Versuchung zu unterliegen, neue
Lokalrassen aufzustellen, schon deshalb nicht, weil ich das immerhin
ziemlich einheitliche und typische Bild, das unsere bayerische Erebia
pronoe bietet, nicht stören will. Besonders reich entwickelt sind die
Rassen des östlichen Teils der bayerischen Alpen bis zum Tegernsee.
Die Stücke aus der Berchtesgadener Gegend zeichnen sich durch be-
sonders breite Binden und kontrastreich bunte Färbung der Unterseite
aus, das Gleiche ist auch bei den pronoe-Formen vom Wendelstein und
von der Roten Wand bei Schliersee der Fall. Die letzteren sind auch
in der Grundfarbe merkwürdig dunkel und erinnern in dieser sowie in
der Anlage und Färbung der Binden und in den Augen ganz außer-
ordentlich an Erebia aethiops, von der sie oberseits oft nicht zu unter-
scheiden sind. In der Augenentwicklung am reichsten ist die Form
vom Wendelstein, bei der häufig beim $ vier und beim 2 fünf Augen auf
den Vfl. auftreten.
Vom Tegernsee ab westwärts werden die pronoe-Formen etwas
ärmer in der Zeichnung, besonders die Binden neigen zum Schmäler-
werden und zur Auflösung in einzelne rotbraune Inseln, wenn auch
immerhin noch die Stücke mit durchgehender Vfl.-Binde, die unbedingt
zur Stammform zu rechnen sind, die Mehrzahl bilden. Die Zeichnung
und Färbung der Unterseite wird etwas matter und einfarbiger. In
der Oberstdorfer Gegend tritt unter den Sg auch ein erheblicher Prozent-
satz mit ungekernten kleinen und sehr stark reduzierten schwarzen
Augenpunkten auf. In den Tälern (z. B. Ellmau bei Partenkirchen,
LTR DE
Oberammergau) sind die Formen noch reicher gezeichnet, mit dem
Aufsteigen an den Bergflanken treten dann mehrfach Stücke auf, die
in den vorbezeichneten Richtungen abändern.
Dies führt zu einer Betrachtung der Variabilität von Er. pronoe
in den bayerischen Alpen überhaupt.
1. ab. pitho Hb. Auf S. 37 dieses Jahrgangs habe ich bemerkt,
daß ich diese Form in den bayerischen Alpen nur im Allgäu (Nebelhorn)
angetroffen habe. Freiherr von der Goltz a. a. O. wundert sich darüber.
Mit Unrecht; schon der alte Freyer, der bekanntlich ein sehr scharfer
Beobachter war, hat diese Form auf dem Grünten in den Allgäuer Alpen
festgestellt, wie aus seinen oben wiedergegebenen Ausführungen hervor-
geht, und ebenso führt Kolb in seiner Allgäuer Schmetterlingsfauna
(Ber. d. Naturw. Vereins f. Schwaben u. Neuburg 1890) die ab. pitho
vom Nebelhorn an. Auch in der hiesigen Staatssammlung stecken ganz
typische Stücke aus dem Oytal bei Oberstdorf und aus dem benach-
barten Elbigenalp im Lechtal, die Form ist also offenbar in den Allgäuer
und Lechtaler Alpen weit verbreitet.
Inzwischen sind mir auch weitere Fundorte von pitho in den baye-
rischen Alpen bekannt geworden. Ich besitze typische d$ von Ellmau
bei Partenkirchen und vom Pürschling bei Oberammergau.
An allen diesen Flugplätzen kommt pitho unter der Stammform
als Aberration, und zwar im allgemeinen zweifellos als die seltenere
Form vor, verhältnismäßig am häufigsten ist sie noch in der Oberst-
dorfer Gegend.
Um so erstaunter war ich, im letzten Sommer im Gipfelgebiet der
Herzogstandgruppe, etwa von 1500 m an aufwärts, eine Form zu treffen,
die überwiegend pitho-Charakter aufwies, ganz besonders bei den gg.
Wie sehen nun diese bayerischen pitho aus? Die JS stimmen im
allgemeinen sehr gut mit dem oben beschriebenen Hübnerschen Bilde
überein, besonders die Stücke aus der Gegend von Partenkirchen, Ober-
ammergau und vom Herzogenstand. Einzelne Oberstdorfer Stücke sind
in der Entwicklung der pitho-Charaktere schon weiter vorgeschritten und
zeigen nur auf den Vfl. noch zwei schwache Apikalaugen. Sie nähern
sich damit der dunkleren Form, wie sie in den Dolomiten ziemlich konstant
als Varietät fliegt.
Von 22 besitze ich aus den bayerischen Alpen nur ein Stück vom
Herzogstand, das zu pitho zu ziehen ist. Die Vfl. gleichen durchaus
dem Bilde Hübners, die Hfl. dagegen weisen auch drei schwach weiß-
gekernte Augen auf.
2. Dr. Otto Staudinger hat in der Iris Bd. 8 S. 285 die Allgäuer
Form von Erebia pronoe, von der er eine Anzahl $&.und acht 22 bei
EB
Hindelang gefangen hatte, als Varietät von Erebia nerine unter dem
Namen almangoviae beschrieben und auf Tafel 5 Bild 1, 2 ab-
gebildet. Von Püngeler auf seinen Fehler aufmerksam gemacht, hat
er ihn dann im nächsten Band 9 der Iris S. 401 widerrufen und fest-
gestellt, daß seine almangeviae weiter nichts als eine gemeine Er. pronoe
Esp. sei. Trotz dieses Widerrufs halten die Preisverzeichnisse der Händler
und auch zum Teil die fachwissenschaftliche Literatur an der Erebia
pronoe var. almangoviae fest. Staudinger sagt in der Beschreibung,
daß die almangoviae auf der Oberseite der Vfl. fast stets eine deutlich
zusammenhängende braune Binde führe, die Augenflecke seien bei
einigen dS$ kaum noch weiß gekernt zu nennen. Auf der Oberseite der
Hfl. stünden drei bis vier braune Flecken, die nur zuweilen (teilweise)
kleine schwarze Mittelpunkte führten. Diese letzteren seien gar nicht
oder nur undeutlich weiß gekernt. Die, übrigens wenig gelungenen
Abbildungen in Bd. 8 der Iris zeigen je ein , @ mit schmaler, etwas gar
zu sichelförmig geratener Binde und je zwei kleinen, kaum merklich
gekernten Augen. Die Hfl. desg zeigen vier rotbraune augenlose Flecken,
die Hfl. des 2 sind völlig zeichnungslos. Ich habe auf diese, bei den
Stücken aus der Oberstdorfer Gegend häufig auftretende Reduktion
der Zeichnung schon oben hingewiesen. Für Freunde weitergehender
Spezialisierung könnte also die Er. prono& var. almangoviae immerhin
stehen bleiben, wobei ich aber nach meinen Erfahrungen betonen möchte,
daß sich auch im Allgäu unter Er. pronoe viele Stücke mit der normal
stark entwickelten Zeichnung der Stammform finden und daß dies nament-
lich beim 2 auch hier in der überwiegenden Mehrzahl der Fall ist.
Ich würde es daher für richtiger halten, die Form almangoviae, die
Staudinger selbst wieder eingezogen hat und die aus den angeführten
Gründen als Subspezies nicht wohl bestehen bleiben kann, ganz ein-
zuziehen und dafür die Stücke mit ausgeprägter Reduktion der Augen
in kleine schwarze Punkte bei zusammenhängender Binde als ab. pitho-
nides Schultz (vgl. Gub. ent. Ztschr. Bd. 22 S. 4) zu bezeichnen. Berge-
Rebel (9. Aufl. S. 42) hat diese pithonides ja wohl mit Recht aus einer
Kärntener Subspezies, für die sie Schultz hielt, in eine Aberration ver-
wandelt*). Solange die Stücke aber noch weiß gekernte Augen zeigen,
wie es bei Staudingers almangoviae nach der Beschreibung der Fall ist,
sind sie doch wohl zur Stammform zu ziehen.
Was die Ursache für die Entstehung der Formen pitho und pitho-
nides (almangoviae) anlangt, so handelt es sich dabei zweifellos um Höhen-
formen. Die reichgezeichnete Stammform mit den breiten Binden, wie
*) Vgl. das oben S. 85 über das Vorkommen in Kärnten Gesagte,
ENTE
sie in den bayerisch-österreichischen Kalkalpen fliegt, ist eine aus-
gesprochene Form der Alpentäler und ihrer niedrigeren Bergflanken, die
in unseren bayerischen Alpen ihr Hauptverbreitungsgebiet zwischen 800
und 1300 m besitzt. Im Gegensatz dazu ist die Form pitho in Südtirol
und der Schweiz eine ausgeprägte Höhenform, die zwischen 1500 und
2500 m fliegt (vgl. Vorbrodt, Schmetterlinge der Schweiz Bd. 1 S. 81).
Mit diesen Feststellungen stimmt es durchaus überein, daß die
am höchsten Flugplatz in den bayerischen Alpen, nämlich am Herzog-
stand (in den Allgäuer Alpen geht Er. pronoe ebenso hoch, hat aber nach
unten eine viel weitere Verbreitung) beobachtete Rasse am meisten
pitho-Kennzeichen aufweist. Auch die Er. pitho und pithonides (alman-
goviae) im Allgäu scheinen mir im allgemeinen an höher gelegene Flug-
plätze gebunden zu sein, so daß also auch Schawerda almangoviae nicht
mit Unrecht als Höhenform bezeichnet. Mit dem Ansteigen der Flug-
plätze ist bei Er. pronoe wie übrigens auch bei anderen Erebien eine
Reduktion der Zeichnungselemente unverkennbar.
3. ab. subalpina Gmppbrg. Carl von Gumppenberg hat diese inter-
essante Aberration in seiner Abhandlung „Beiträge zur Kenntnis der
Gattung Erebia‘ in der Stettiner Entomologischen Zeitung 1888 (S. 365)
aus den bayerischen Alpen beschrieben. Seine Diagnose lautete:
al. ant. fascia lata 'fulva, ın 4 5 pupillisalbis zen
nigro cinctis ornata; al. post. maculis rufis semirotundis non
ocellatis ornatis. 2 fascia basim versus diffluenti.
Es handelt sich also um eine Aberration, die bei wohlentwickelten
rotbraunen Binden Augenflecke mit völlig oder doch nahezu völlig ge-
schwundenem, schwarzem Hofe zeigt, so daß nur der weiße, unmittelbar
auf dem Grund der Binde aufliegende Kern des Auges erhalten bleibt.
Damit entsteht ein höchst eigenartiges Bild, das unter den Erebien nur
in den weißen Flecken auf der Hinterflügelbinde von Er. arete etwas
Gleichartiges findet und, soweit mir bekannt, noch einmal bei einem 9
von Er.glacialis festgestellt worden ist (Er. glacialis ab. aretoides Hirschke,
Jahresb. Wien. Ent. Ver. 1910 S. 93).
Die hübsche Aberration, die übrigens keineswegs auf das 2 be-
schränkt ist, tritt sowohl bei der Stammform wie bei der Form pitho
auf. Ich besitze ein $ der Stammform von den Hängen des Nebelhorns
bei Oberstdorf im Allgäu, ein @ der Stammform mit besonders breiten
Binden, auf denen die weißen Flecken sehr scharf aufsitzen, von Igls
bei Innsbruck, ferner einen $ der Form pitho vom Rabenkopf bei Kochel.
Alle drei Stücke weisen übrigens nicht nur an Stelle der beiden Apikal-
augen, sondern auch an Stelle des dritten, hinteren Auges der Vfl. weiße
Flecken auf,
EUENEIE. =
4. ab. depuncta Schultz. Oskar Schultz hat diese Aberration
in der Gub. ent. Ztschr. Bd. 22 S. 4 beschrieben wie folgt:
Augenflecke oder schwarze Punkte fehlen in der rostroten Binde.
Diese Form mit fehlenden Ozellen ist auch in dem Jahresbericht VI
des Wiener Entom. Vereins 1895 p. 46 erwähnt (aus Kärnten).
Ich habe ein schönes & dieser Form mit gut entwickelterVfl.-Binde
auf der Oberstdorf zugekehrten Seite des Nebelhorns gefangen.
5. Unter den Er. pronoö der bayerischen Alpen finden sich nicht
allzu selten in beiden Geschlechtern Stücke, deren Grundfarbe licht
braungrau aufgehellt ist. Sie sind wohl überwiegend etwas kleiner und
neigen meist zur ab. pitho, doch finden sich auch große Stücke von dieser
Grundfarbe mit gut entwickelten Binden. Ich benenne dieseAberration,
entsprechend der gleichnamigen, bereits benannten aethiops-Form ab.
pallida.
6. Die Hfl. von Er. pronoe zeigen, wie erwähnt, eine Reihe rot-
brauner Flecken, die namentlich bei der Form pitho mehr oder minder
zum Verschwinden neigen. Die gegenteilige Entwicklungsrichtung ist
meines Wissens bisher noch nicht erwähnt worden. Ich besitze ein solches
g aus der Gegend von Berchtesgaden, bei dem auch die Hfl. durch breites
Zusammenfließen aller Flecken eine ziemlich breite geschlossene rotbraune
Binde aufweisen. Die Augen darin sind merkwürdigerweise nur in ganz
schwachen Spuren angedeutet. Ich benenne diese Aberration, die auch
beim 2 vorkommen kann, ab. fasciata und hoffe, daß sie mir.nicht
von übereifrigen Systematikern wegen der Er. mani-fasciata eingezogen
wird.
7. Ein $ meiner Sammlung von Pürschling bei Oberammergau,
der oberseits mit seinen wohlentwickelten Binden auf den Vfl. und
Flecken auf den Hfl. durchaus echten pronoe-Charakter zeigt, hat die
Unterseite sehr verdüstert und namentlich diejenige der Hfl. fast ein-
farbig schwarz. Die graublauen Binden, die auch bei den düstersten
pitho-Formen noch gut angedeutet sind, verschwinden hier nahezu voll-
ständig. Ich benenne diese seltene Aberration ab. obscura.
Über die von mir beobachteten paläarktischen Lepidopteren.
Vorkommen, Lebensweise usw.
(Fortsetzung.)
Von Max Korb.
Satyrus Latr.
Von den zahlreichen Arten dieser Gattung haben die meisten ein
sehr großes Verbreitungsgebiet, besonders die Steppen und Gebirge
BER Eee
Kleinasiens, Anatoliens, Armeniens, und Zentralasiens (Turkestan, Alai
usw.) beherbergen viele schöne Arten, aber auch im Süden Europas und
in Nordafrika kommen verschiedene, erheblich von den zentralasiatischen °
abweichende Formen vor. Die sämtlichen Satyrus- Arten fliegen
im Hochsommer mit Vorliebe in der heißesten Tageszeit und meist in
größerer Anzahl an ihren Flugplätzen.
circe F. (proserpina W. V.). In Südeuropa (Italien, Spanien usw.) an
vielen Örtlichkeiten sehr zahlreich im Juli und August. Im Sommer
1912 trafen wir den schönen Falter bei Cuenca (Castilien) in dem
großen Flußtal des Jugar an einer Stelle, genannt Cueva de los
freiles (Mönchshöhle) in großer Menge an. Eine reiche Vegetation
umwucherte die dort entspringenden Quellen, riesige, mannshohe
Disteln standen in voller Blüte am Rande der Quellbäche das ganze
Seitentälchen entlang; an jedem der großen Distelköpfe saßen
mehrere circe, darunter auch riesige 99. In der großen Mittagshitze
flogen die meisten den in der Nähe befindlichen uralten Nußbäumen
zu und setzten sich an deren Stämmen zur Rast, mit dicht an-
gelegten Flügeln dann täuschend der mit weißlichen Flechten be-
wachsenen Rinde ähnlich.
Die als var. asiatica Seitz bezeichnete Form fing ich auf
unserer letzten Reise nach Anatolien (1914) nur ganz einzeln und
selten bei Ak-Chehir auf dem Anstieg zum Sultan Dagh zwischen
vereinzelt stehenden Föhren. Sie unterscheidet sich durch die ge-
trennter stehenden weißen Flecke der Vorderflügel und die schmälere,
nach außen schärfer gezähnte Hinterflügelbinde.
alcyone Schiff. In ganz Spanien, besonders in den Sierren, ist die Art
sehr häufig. In Andalusien tritt der Falter in der Form vanda-
lusica Obthr. auf, die sich durch die schmälere, aber schärfer
hervortretende Binde, besonders auf der Unterseite, auszeichnet.
In der Sierra von Cuenca (Castilien) flog der Falter in den lichten
Pinienwäldern sehr häufig. Er setzt sich auch mit Vorliebe an
die Stämme der Pinien und ist dann schwer zu sehen, da die Fär-
bung und Zeichnung der Unterseite der Hinterflügel eine täuschende
Ähnlichkeit mit der Rinde der Pinienstämme hat. Besonders schöne,
markante Stücke vonvandalusicafingich in der Sierra Espua
(1909), ebenfalls in den Pinien-Wäldern, im Juli und August.
briseis L. In der Umgebung Münchens in früheren Jahren auf der Heide
von Milbertshofen nach Feldmoching an Feldwegen von mir nicht
selten beobachtet, durch das Verschwinden der Heideplätze aber
jetzt um München verschwunden.
var.
var.
SR
meridionalis Stgr. Größere Form der briseis, in Südeuropa überall
häufig, besonders auch in Spanien (Arragonien, Castilien).
magna Stgr. ist eine große Form mit sehr breiten und reiner weißen
Binden der Vorder- und Hinterflügel und größeren, schärfer sich
abhebenden Augenflecken auf den Vorderflügeln. Besonders in
Kleinasien (Anatolien) bei Konia und Ak-Chehir sehr häufig im Juli
an heißen Berglehnen. Auch in der Umgebung von Eriwan und
Kulp in Russich-Armenien sah ich den Falter in Menge.
Selten und einzeln unter der Stammart fing ich bei Amasia,
Konia und Kulp die braune Form des 2 ab. pirata Esp. in
großen Exemplaren.
Bischoffii H.S. Diese schöne, durch die orangegelbe Grundfarbe der
Oberseite ausgezeichnete Art fing ich bei Amasia nicht selten, einzeln
auch bei Konia im Juli in den heißen, kahlen Schluchten bei Silleh
an Felsblöcken. Die Falter sind sehr scheu und schwer zu erbeuten.
Die matter orangegelb gefärbten 22 waren sehr einzeln und selten. —
Etwas häufiger war die Art in den tiefen, mergeligen Einschnitten
der Berge bei Kulp. Ich fing sie nur in der ärgsten Mittagshitze,
wo sie sich mit Vorliebe an die ganz der Färbung ihrer Hinterflügel-
unterseite angepaßten Steinblöcke setzten.
Heydenreichi Led. var. shandura Marsh. Auf unserer Alai-Reise 1905 fingen
wir diese schöne Form bei dem Kirghisen-Aul Ak-Bassegha an
den steilen Uferböschungen des Taldyk-Flusses in großer Anzahl.
Prieuri Pier. Die einzige Fundstelle in Europa ist die Sierra von Albar-
racin (Arragonien), wo diese ausgezeichnete Art von dem Jesuiten-
pater Bernardo Zapater aufgefunden wurde. Außerdem kommt
prieuri in Nordafrika noch an einigen Stellen vor. Der nachstehenden
Art etwas ähnlich, beim $ durch den auffallenden, braunen, ovalen
Fleck in der Vorderflügelzelle und die scharf ausgezackte Binde
der Hinterflügelunterseite verschieden. Auf meiner zweiten spani-
schen Reise 1882 wählte ich zu längerem Aufenthalt die tief im
Innern Arragonien liegende, etwas schwer zugängliche Sierra von
Albarracin. In dem uralten, in die Felsen hineingebauten kleinen
Städtchen Albarracin schlug ich für den ganzen Sommer mein
Standquartier auf und unternahm von da aus Streifzüge nach allen
Richtungen des wilden, romantischen Gebirges, die mich bis an die
Wasserscheiden der Flüsse Guadaviar und Jugar nach der Sierra
alta (Guadalaviar und Griegos) in Alt-Castilien führten. Mitte Juli
fing ich die ersten frischen Exemplare von prieuri auf dem Wege
von Albarracin nach Losilla, südlich von Albarracin, hauptsächlich
ganz oben beim sogenannten Puerto de la Losilla an den kahlen
a
Felsenabhängen fliegend. Die Falter ließen sich gerne auf die an
den Hängen blühenden Scabiosen und andern Pflanzen nieder
oder setzten sich an die wild durcheinander liegenden Felsblöcke.
Gegen Ende Juli wurden die Falter immer häufiger und fing ich
nun täglich eine Anzahl hievon.
Die ab. Uhagonis Obthr. mit ockergelben Binden er-
schienen Ende Juli und Anfang August, einzeln unter der Art fliegend,
doch erbeutete ich auch von dieser nur beim 2 vorkommenden Form
bis Ende August eine Anzahl großer, prächtiger Stücke. Auf den
sich nach Torres und bis in die Sierra alta nach dem Dorfe Bronchales
weit hinein ziehenden, kahlen Höhen traf ich prieuri und ab. uhagonis
noch bis Ende August an.
anthe OÖ. Diese nur im Osten (Südrußland, Kleinasien, Armenien) hei-
mische Art fing ich auf meinen Reisen in Anatolien und Russisch-
Armenien, sowohl in den Steppengegenden, als auch in den Bergen
vom Mai bis Juli überall sehr häufig. Besonders zahlreich war sie
in Inner-Anatolien, bei Konia und Ak-Chehir, Ilghin in den Berg-
einschnitten an kahlen Abhängen und in ausgetrockneten Bach-
beiten. . Die
ab. hanifa Nordm. mit bräunlichen Vorderflügelbinden kommt unter der
Stammform häufig vor. Besonders schöne, große Exemplare der
vollständig rein ockerbraunen Form
ab. analoga Alph. (ochracea Rühl) fing ich im Jahre 1898 in den heißen
Bergschluchten bei Eriwan und 1901 bei Kulp (Russisch-Armenien).
Auch in den Steppen Anatoliens bei Ilghin und Konia flog ab.
analoga häufig, mit Vorliebe auch an den Blumen der dort massen-
haft wachsenden, verschiedenen Compositen saugend.
semele L. Sehr verbreitet durch ganz Europa, sehr häufig in Spanien,
auch im Osten (Anatolien, Armenien usw.) in Menge vorkommend.
In Algerien ebenfalls; bei Lambese und Teniet-el-Had fing ich den
Falter häufig, meist in der Form algirica Obthr. mit schärferen,
dunkleren Binden.
var. mersina Stgr., die ich auf meiner Reise in den cilicischen Taurus (1886)
bei Mersina und Tarsus öfters erbeutete, ist von der Stammform
ziemlich verschieden durch eintönigere, dunklere Färbung der Ober-
seite, fast ohne hellere Bindenzeichnung und hellgrauere Färbung,
auch der Binde der Hinterflügelunterseite.
hippolyte Esp. Diese eigenartig schöne Art fingen wir auf unserer Reise
nach Andalusien 1895 bei Lanjaron an den Abhängen der höchsten
Erhebungen der Sierra Nevada, des Mula Hassen in etwa 2500 Meter
Höhe in geringer Zahl und nur an einem einzigen, mit stachligem
IN
Ulex und andern Pflanzen bewachsenen, kurzgrasigen, steilen Abhang
Mitte Juli. — Sonst gibt es meines Wissens in ganz Spanien keine
einzige Fundstelle dieser sehr interessanten, hübschen Art. Auch
in der Sierra Espufa, deren höchster Gipfel Morron eine ähnliche
Beschaffenheit und Flora aufweist wie die Flugstelle der kippolyte
in der Sierra Nevada und wo ich den Falter sicher zu finden hoffte,
konnte ich keine Spur entdecken.
arethusa var. boabdil Rbr. Von der Stammart durch die stark ver-
dunkelte, mit der Grundfarbe fast übereinstimmenden Binde ver-
schieden. Nur in bergigen Gegenden Südspaniens (Andalusien) vor-
kommend. Bei Lanjaron auf der Südseite der Sierra Nevada fingen
wir boabdil im Juli an Berglehnen ziemlich häufig, auch in der Sierra
Alfaccar bei Granada in sehr dunklen Stücken (var. obscura Ribbe.)
Geyeri H.S. Dieser eigentümliche kleine, durch ein fahles, von den
dunklen Adern durchzogenes Grau von den übrigen Arten sehr
verschiedene Satyrus ist nur an einigen Fundplätzen in Kleinasien
und Armenien häufig, so z. B. bei Amasia im Tschirtschirtal an
felsigen Stellen im Juli und August; auch bei Eriwan und Kulp
traf ich den Falter an steinigen Abhängen mehrfach an.
Abramovi Ersch. Diese hervorragend schöne Art, durch die blendend
weißen Binden der Vorder- und Hinterflügel, sowie durch die beiden
stark hervortretenden, großen schwarzen Augenflecken der Vorder-
flügel ausgezeichnet, fing ich auf meiner Alai-Reise 1905 auf dem
hohen Taldyk-Paß und Übergang zum Transalai in großer Anzahl
von Mitte Juli— August an steinigen Abhängen und Wegen.
Huebneri var. (et ab.) dissoluta Stgr. Durch ganz rotgelbe Färbung der
Vorderflügel, von denen sich die beiden schwarzen Augen scharf
abheben, wesentlich von den andern Arten dieser Gruppe ver-
schieden. Ich fing diesen schönen Falter im hohen Alai Ende Juli
in geringer Anzahl, auch die ?? waren recht selten. Sie flogen nur
an den höchsten Stellen auf dem Taldyk-Paß in 4000 m Höhe.
telephassa Hb. Von allen andern Arten dieser Gruppe ist das $ durch
den schwarzen Sammtfleck auf denVorderflügeln gut unterschieden.
Beim 2 hebt sich die ockergelbe Vorderflügelbinde nach innen sehr
deutlich von der dunklen Grundfarbe ab, auf der gelben Binde
der Hinterflügel steht nur ein feines weißgekerntes Punktauge. Ich
traf diese Art nur in Russisch-Armenien bei Eriwan, besonders auf
dem Wege nach dem 6 Stunden von Eriwan in den Bergen liegenden
Tartarendorf Ochschaberd und fing an den felsigenAbhängen dort
eine große Anzahl SS und 92. Auch bei Kulp auf dem Wege von
— % —
Ikdhir zum großen Ararat flog telephassa im Juni und Juli
in Menge.
Mniszechii H. S. In den Bergen Kleinasiens die häufigste Art der Gat-
tung. Der vorigen im 2 sehr ähnlich, die Unterseite in beiden Ge-
schlechtern dunkler grau oder braun und mit zwei deutlichen weißen
Fleckchen im Analwinkel der Hinterflügeloberseite.. Im Juli 1914
fing ich bei Ak-Chehir an Bergabhängen die Art in Menge, auch
bei Konia und an andern Orten in Anatolien.
alpina Stgr. Der Mniszechii am ähnlichsten, vielleicht eine Kaukasus-
form davon. Auf den Vorderflügeln mit breiter, gelbroter Binde,
zwischen den schwarzen Augenpunkten zwei größere, sehr deutliche
weiße Fleckchen. Unterseite der Hinterflügel gleichförmig dunkel
erdfarben.
Diese seltene Art fing ich bei Achalzich (Kaukasus) im Juli
an den Nordabhängen des Chambobels einzeln zwischen den in den
tief eingeschnittenen Schluchten wachsenden Ulex- und andern
Büschen. Nur hier flog alpina, sonst traf ich sie nirgends im
ganzen Gebiet mehr an.
anthelea Hb. Durch die verschiedene Färbung der beiden Geschlechter
auffallende Art. Der $ mit weißer, auf den Hinterflügeln nur außen
rotgelben Binde und schwarzem wischartigen Fleck in der Ober-
flügelzelle. Das $ mit lebhaft ockergelben Außenbinde. — In Klein-
asien fing ich anthelea mehrfach, so bei Amasia, am häufigsten
aber bei Konia im Juni und Juli in den Schluchten bei dem Griechen-
dorf Silleh. Die Falter setzten sich gerne an die heiß beschienenen
Felsblöcke, die P? waren fast häufiger als die dd.
beroe var. aurantiaca Stgr. Von der hellgrauen Stammart durch die
orangegelben Binden unterschieden. Nur einmal fing ich diese
ziemlich seltene Form in den Bergen bei Kulp (Russisch-Armenien)
an kahlen mit einer hohen Grasart bewachsenen Berglehnen in ge-
ringer Anzahl.
mamurra H. S. Durch die rauchbraune, dunkle Färbung, besonders
auf den Vorderflügeln des $, die größeren Ocellen der Außenbinde,
sowie durch das Fehlen der weißen Fleckchen zwischen den beiden
schwarzen Augenflecken der Vorderflügel gut von Mnizsechii und
ähnlichen Arten verschieden. Die Unterseite der Hinterflügel ist
bedeutend heller, weißlich, nach dem Außenrande zu ins Rotgelbe
übergehend. — Die Art ist auch größer als die verwandten übrigen
Arten. — Die typische mamurra war in Sammlungen selten ver-
treten. Im Sommer 1914 gelang es mir, diese seltene Art bei Ak-
Chehir (Anatolien) wieder aufzufinden. Ich fing Ende Juli dort
eine Anzahl schöner Stücke, sowohl Sg als 22, an den Nordabhängen
vom Sultan Dagh an mit niederen Eichen und ee be-
wachsenen steilen Abhängen.
ab. obscura Stgr., bei der die Oberseite so verdunkelt ist, daß die braunen
Binden nur noch ganz schwach sichtbar sind, flog an denselben
Stellen unter der Art in gleicher, fast überwiegender Anzahl. —
Die Falter setzten sich auch gerne bei der herrschenden Sonnenhitze
in den Schatten der den ganzen Abhang bedeckenden, großen Fels-
blöcke.
statilinus Hufn. var. allionia F. Diese in Südeuropa sehr verbreitete
Art fing ich in den Sierren Castiliens und Arragoniens im Juli in
den lichten Piniengehölzen mehrfach. — Von meiner letzten Anatolien-
Reise 1914 brachte ich einige Stücke von statilinus mit, die etwas
abweichend in Färbung und Zeichnung von gewöhnlichen Stücken
sind. Die schwarze Färbung ist besonders auf den Hinterflügeln
gegen den Außenrand ziemlich aufgehellt, die weißen, bei statilinus
entweder ganz fehlenden oder nur schwach angedeuteten Fleckchen
auf dem Hinterflügel treten bei den anatolischen Stücken deutlich
und stärker hervor. Die Unterseite der Hinterflügel ist bis zum
Außenrand heller, die Augenflecken der Vorderflügel sind kleiner
und matter gelb umzogen. Ich fing Mitte Juli bei Ak-Chehir auf
dem Anstieg zum Sultan-Dagh in einem kleinen Kiefernwäldchen
am Wege leider nur einige SS dieser interessanten Lokalform.
fatua Fr. Auf meiner Reise 1886 durch den cilicischen Taurus fing ich
diese dem statilinus etwas ähnliche Art im Juli auf dem Wege
von Tarsus nach Gülek mehrfach in großen, schönen Stücken. Auch
in Ak-Chehir 1914 flog fatu.a einzeln an den um die Pflanzungen
roh aufgerichteten Felsmauern.
fidia L. Diese schöne, durch die schneeweißen, scharf ausgezackten
Fransen und die bunte, breit weiß mit scharfen Discallinien durch-
zogene Unterseite ausgezeichnete Art fing ich auf allen meinen
spanischen Reisen, meist in großer Anzahl. Die Falter lieben heiße,
steinige Stellen. Besonders schöne, große Stücke brachte ich von
der Sierra Espuna 1909 mit, wo die Falter Mitte Juli auf dem Anstieg
zur höchsten Erhebung, dem Pic Morron, sehr häufig flogen.
abdelkader Pier. var. lambessanus Stgr. Auch von dieser schönen, kost-
baren Art gelang es mir während meines Aufenthaltes in Lambese
(Algerien) 1902 eine kleine Anzahl Stücke zu erbeuten. Lam-
bessanus unterscheidet sich wenig von der in Oran und Marokko
vorkommenden Stammart dadurch, daß er dunkler samtschwarz ist
und deutlichere blaue Ocellenfleckchen auf allen Flügeln hat. — An
NER
einem heißen Junitage machte ich mich früh Morgens mit meinem
Araber Ali auf den Weg und wir stiegen in südlicher Richtung die
ziemlich steilen, sehr steinigen Abhänge zwischen Steineichen- und
andern Büschen hinauf nach dem einige. Stunden entfernt hoch
gelegenen Zedernwald; zwischen den zerstreut liegenden Felsblöcken
wucherte eine mannigfache Vegetation, Lavendel-, Phlomis- und
Thymian-Büsche standen in vollster Blüte und verbreiteten einen
herrlichen Wohlgeruch. Aus den Büschen scheuchte ich verschiedene
gute Acidalien, z.B. lambessata, imitaria, und andere gute Arten auf.
Nach zweistündigem, bei der Hitze anstrengendem Steigen erreichten
wir lichten Zedernwald, von felsigen, fast ausgetrockneten Bachbetten
durchzogen. An den Hängen wuchs zwischen den Blöcken hohes,
steifes Gras mit großen Blütenrispen, das wohl bestimmt die Futter-
pflanze der Raupe von abdelkader ist. Heiß brannte die afrikanische
Sonne auf uns herab und in großen Perlen rann uns der Schweiß
von der Stirne. Ich beneidete meinen Ali um seine, fast zu leichte
Bekleidung, die nur aus einem Tuch um die Hüften und einem
dünnen, weißen Burnus bestand. — Wir kletterten nun zwischen
den Felsblöcken den Hang vorsichtig hinab, aufmerksam die hohen
Grasbüschel beachtend und richtig, da flogen auch schon einige
große, durch ihre tiefschwarze Färbung scharf von den grellbe-
schienenen hellen Felsen und Büschen sich abhebende Falter auf
und schwebten in langsamem, flatterndem Fluge den Hanghinab. Ein
paar rasche Sprünge, der erste abdelkader war im Netze. Im Laufe
des Vormittags fing ich noch einige schöne SS und leider nur ein
großes, abem ganz frisches 2. Drohende, große, schwarze Wolken
ballten sich gegen Mittag über uns zusammen, immer dichter werdend
und die Sonne verlinsternd. Die Hitze war inzwischen fast un-
erträglich geworden, weit und breit kein frischer Trunk Wasser;
dumpfes Grollen in der Ferne kündigte ein starkes, herannahendes
Gewitter an, Ali mahnte zur Umkehr. — Schweren Herzens verließ
ich die Fangstelle und nun ging es rasch zwischen den Felsen hinab,
mein Ali von Angst getrieben, weit voraus. Wir waren noch auf halbem
Wege, da ging der Hexentanz los. Ein starker Sturmwind trieb
uns ganze Wolken von Sand und Staub entgegen und nun brach
ein furchtbares Gewitter aus. Blitz auf Blitz fuhr herab, von fürchter-
lichen Donnerschlägen begleitet. Dichte Hagelkörner ratterten auf
uns hernieder, bald darauf waren wir durch den einsetzenden strö-
menden Regen bis auf die Haut durchnäßt. Einen tragikomischen
Anblick gewährte mein armer Ali, den ich um seinen dünnen Burnus
nicht mehr beneidete, der ihm nun buchstäblich am Leibe klebte.
BER
Nach 1%%stündigem, mühevollem Marsch auf dem vom Regen voll-
ständig aufgelösten Wege langten wir endlich in Lambese an. Einige
Tassen heißen Mokkas und gute Zigaretten versöhnten bald meinen
braven Ali und mich für die ausgestandenen Strapazen. Einige
Tage später besuchte ich noch einmal die Fangstelle von abdelkader
und fing wieder eine kleine Anzahl davon.
actaea Esp. In ganz Spanien in bergigen Gegenden an manchen Plätzen,
var .
so z. B. in den Pinienwäldern der Sierren von Cuenca im Juli sehr
häufig.
Zu den vielen, neuen interessanten Funden, die ich auf meiner
Sammelreise 1909 in die Sierra Espuna (Südspanien) machte, gehört
auch eine schöne, große von der typischen a cta ea sehr verschiedene
Lokalform derselben, die ich nach dem Fundort
espufaensis benenne. Manche Stücke erreichen die Größe von
cordula, die beiden hellen, blauweißen Ocellenflecke auf der Vorder-
flügelunterseite treten stärker hervor. Viele Stücke weisen nur eine
weiß gekernte Ocelle auf den Vorderflügeln auf, unter der meist
ein weißes, kleines Fleckchen steht, das oft auch ganz verschwindet;
die Unterseite der Hinterflügel zeigt eine sich schärfer abhebende
Zackenlinie mit breiterer, weißer Umrandung und eine schärfer ge-
zeichnete Submarginalbinde. — Die Falter flogen auf dem Wege
zum Pic Morron Mitte Juli ziemlicher Anzahl.
dryas var. sibirica Stgr. Diese wenig von typischen dr ya s verschiedene,
nur größere Lokalform, fingen wir am mittleren Amur bei Raddeffka
in sumpfigen Wiesen mehrfach Ende Juli. — Am Ussuri, gleich-
falls bei Kasakewitsch fingen wir v. sibirica im Jahre 1907, doch
befanden sich darunter auch sehr große, der var. bipunctatus
Motsch. sehr nahe kommende Stücke mit großen, stärker blau
gekernten Augen.
Inhaltsverzeichnis:
Seite
Awinow, Einige neue Formen der Gattung Parnassius . . . 2... 43
Bastelberger Max 7, Nekrolog mit Verzeichnis seiner lepidopterologischen
SONDERE REN 5A. Mu u VRR Te, = 3
Engel, Beiträge zur Kenntnis einiger Dipterenlarven . . . . 2... 68
Goltz Frhr. von der, Die Erebien der Oberstdorfer Täler . . . .. 64
Korb, Reise in den Hohen Alai . . . . N er 7
Korb, Beobachtungen über paläarktische ee ER NER 25
Osthelder, Beiträge zur Kenntnis der Schmetterlingsfauna Südbayerns
Under ZUDENlauderni Se. em and en a a en 30
Osthelder, Die Formen von Erebia prono& in den Bayerischen Alpen . 8
BEECHRENERRUL TODE. Nr a a IN era, dal lee ne a a 2
Jahresbericht für 1915 NE : ; ;
Neuwahl des Vorstandes für 1916 . . . . Een ER. 2
Bücherbesprechung . . . . N 78
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4 der Münchner Entomologischen Gesellschaft, e.V.
I 8. Jahrgang I916\- München, I, September_I917. Nummer I—4.
Jahresbericht
BR Münchner Entomologischen Gesellschaft für 1916.
Die Wirkungen des Krieges auf das Vereinsleben, deren schon im
vorigen Jahresberichte gedacht wurde, haben sich im Berichtsjahre in
verstärktem Maße geltend gemacht. Zwar fanden die Vereinsabende
regelmäßig statt und führten uns insgesamt siebzehnmal zusammen,
‚aber das Häuflein der Getreuen schmolz infolge der fortschreitenden
militärischen Einberufungen immer mehr und dies machte eine reich-
haltigere Gestaltung unserer Vereinsabende unmöglich.
Vorträge und Referate wurden an den Vereinsabenden folgende
erstattet:
Bert Distler: Plusien und Catocalen (mit De-
| monstrationen),
Herr Osthelder: Eine Sammelreise nach Alassio an der
Riviera (mit Lichtbildern),
Papiliopodalirius (mit Demonstra-
j tionen),
Herr Baron Rosen: Pseudacraea.
Die Faunenieststellung wurde gelegentlich unserer Zusammenkünfte
bei den Noctuiden neuerdings aufgenommen und fortgesetzt.
An unseren Vereinsabenden betrug bei einem Stande von 50 ein-
"heimischen, 53 auswärtigen und 3 korrespondierenden Mitgliedern die
höchste Besuchsziifer 20, die geringste 8, die durchschnittliche 15.
R Von interessanten Zuchten unserer Mitglieder ist die bisher wohl
noch nicht gelungene Zucht von Hipteliaochreago aus dem Ei
zu erwähnen (vgl. Habich in Wien. zool. bot. Verh. 1898 S. 671, 1899
. 438). Es gelang Herrn Huber, aus Eiern, die Herr Osthelder
von einem 2 aus den Allgäuer Alpen erhalten hatte, durch Zucht mit
Plantago und Taraxacum noch im Herbste schöne Falter zu erzielen.
Im Stande unserer Mitglieder sind folgende Änderungen eingetreten:
Ausgetreten ist Herr Turnlehrer Könitzer in München und Herr
Eisenbahnsekretär Metschl in Marktleuthen, eingetreten sind die
Herren Universitätsprofessor Dr. Escherich in München und Dr.
Kaiser in München-Neufriedenheim, K. Förster Georg Ecken-
weber in Kunigundenruhe bei Bamberg, Präsident Freiherr von
der Goltz in Straßburg i/E., Augenarzt Dr. Prinke in Düsseldorf,
Hugo Reiß senior und junior in Stuttgart. Neu in Schriftaustausch
sind wir getreten mit dm Verein Entomologia in Zürich.
Einen schmerzlichen Verlust hatten wir zu beklagen durch den
Tod unseres Mitgliedes Universitätsprofessor Dr. Otto Maas, der uns
häufig ein lieber Besucher unserer Vereinsabende gewesen ist. Auf
unserem engeren Forschungsgebiete hat er sich namentlich durch seine
Versuche über die Seidenraupenzucht einen weit über Bayerns Grenzen
hinaus bekannten Namen gemacht.
Auszeichnungen erhielten: Herr Waltz das Eiserne Kreuz
II. Klasse und den Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern,
Herr Apotheker Frank das Eiserne Kreuz II. Klasse.
Abrechnung für 1916.
Einnahmen:
Bestand am 1. Januar 1lO7 72 2 Sr
Miteliederbeiträge . .... nm. Lee oe
Verschiedene Einnahmen . .:. . . . 8320.52
945.48
Ausgaben:
Zeitschrift. Cu Varere a
Porto z.N we. RN Re eu
Bibliothek‘... 2 Sr a ee
Sonstige Ausgaben... 0.0. aa
Barsaldo:\ eu. uno 2 er ve ee
945.48
Nach Genehmigung der Abrechnung für 1915 und des Voranschlags
für 1916 wurde dem Vorstande einstimmig Entlastung erteilt.
Im Vorstande traten an Stelle des Herrn Oberstlandesgerichtsrat
AN r und Feustel, die eine Wiederwahl ablehnten, als 2. Vor-
Ay /Nsi
“e Herr Bezirksamtmann Osthelder und als 1. Schriftführer
r Sa DL
iherer Jahre bitten wir ie baldmöglichst an den Kassier
rtin Best in München, Augustenstrasse 107, zu senden.
I NIPENER
Zur Stammesgeschichte der Papilioniden.
Von Dr. Otto Kaiser, München.
Die folgende kleine Skizze ist das Ergebnis einer Reihenfolge von
Vorträgen, welche ich im Anschluß an Demonstrationen meiner Papi-
lionidensammlung zur Zeit in der Münchner Entomologischen Gesell-
schaft halte. Bevor ich auf die Sache selbst eingehe, muß ich einige Be-
merkungen über die erdgeschichtliche Entwickelung, welche für das
Verständnis des Folgenden die notwendige Grundlage abgeben, voraus-
schicken. Für diejenigen, welche sich eingehender damit befassen wollen,
empfehle ich als Lektüre die im Verlag des Kosmos erschienene Arbeit
von Bölsche ‚„Festländer und Meere im Wechsel der Zeiten“.
Nach Bölsche wurde die Erde in ältesten Zeiten von zwei großen
Festlandmassiven bedeckt, welche durch einen äquatorial verlaufenden
Meeresarm, die Thetis, getrennt waren. Auf der nördlichen Halbkugel
hingen Nordamerika und Europa als ein riesiges Festland, die sogenannte
Atlantis, zusammen, nur das jetzige Ostasien war als Insel davon ge-
trennt. Auf der südlichen Halbkugel bildeten Südamerika, Afrika und
der ganze indoaustralische Kontinent ein Gegenstück in dem sogenannten
Gondwanaland. Dieses Verhältnis hat sich nun im Laufe der Zeiten
gerade umgekehrt. Indem sich an Stelle der Atlantis der atlantische
Ozean zwischen Nordamerika und Europa einerseits, zwischen Süd-
amerika und Afrika andererseits einschob, wurden die beiden ameri-
kanischen Festländer isoliert, erst nachträglich wurden sie durch die
zentralamerikanische Brücke verbunden. Durch das Zurückgehen der
Thetis, von welcher nurmehr das Mittelländische Meer als letzter Rest
erhalten ist, durch die Erhebung des Himalaya und der chinesischen
Gebirge aus dem Meeresboden wurden Europa, Asien, der indoaustra-
lische Kontinent und Afrika miteinander vereinigt zur Bildung der so-
genannten alten Welt. Somit war aus der äquatorialen Trennung in
eine nördliche und eine südliche Welt eine meridionale Trennung in eine
westliche und östliche Welt geworden. Endlich sonderte sich Madagaskar,
ursprünglich noch ein grosses Land, von Afrika ab und wurde weiter
durch ein vielleicht katastrophales Ereignis von dem sich in eine Reihe
von Inselgruppen auflösenden indoaustralischen Kontinent getrennt.
Damit war das Gondwanaland erledigt. Es erklären sich aber daraus die
noch jetzt nachweislichen Beziehungen zwischen Madagaskar und Indo-
australien. Möglicherweise war ein großer Teil Afrikas zeitweilig unter
den Meeresspiegel versunken, um sich erst später wieder daraus zu er-
heben. Daraus würde es sich erklären, daß ein großer Teil der. urein-
gesessenen afrikanischen Fauna zu Grunde gegangen ist und erst später
Re ner
durch Einwanderung aus dem palaearktischen Gebiete wieder ergänzt
wurde, während sich andererseits auf Madagaskar eine Reihe archaistischer
Tierformen, wie Beuteltiere und Lemuren, erhalten haben, wodurch die
Madagassische Fauna der indoaustralischen näher steht als der eigent-
lichen afrikanischen. Ferner ergibt sich aus diesem Entwickelungsbilde
der Erdgestaltung die enge Zusammengehörigkeit der nordamerika-
nischen und unserer palaearktischen Fauna sowie die natürliche Ab-
gerenzung des palaearktischen Gebietes durch den Himalaya und die
anschließenden chinesischen Hochgebirge. |
Nun zur Sache selbst! Die Gattung Papilio zerfällt nach Seitz in
drei große Gruppen, die Aristolochienfalter, die Rinnenfalter und die
Segelfalter. Die ersteren benennt er so, weil ihre Raupen auf Giftpflanzen,
sogenannten Aristolochienpflanzen leben. Sie haben zum Teil stark
entwickelte Duftorgane in Form großer Flecken auf den Vorderflügeln
oder. bauchiger, oft mit dickem Pelz ausgestatteter Taschen am Ab-
dominalrande der Hinterflügel. Bei den Rinnenfaltern oder Schwalben-
schwänzen, wie ich sie nennen möchte, ist der Abdominalrand der Hinter-
flügel nach abwärts umgebogen, so daß er mit dem Flügel nach unten
eine Rinne bildet, welche niemals mit Dufthaaren oder Duftwolle aus-
gekleidet ist. Dafür findet sich aber häufig eine größere Anzahl von Duft-
wischen auf den Vorderflügeln. Bei den Segelfaltern dagegen ist der
Abdominalrand der Hinterflügel nach oben umgekrempt, wodurch ähn-
lich wie bei den Aristolochienfaltern eine Dufttasche gebildet wird, welche
mit Dufthaaren oder oft sogar recht ansehnlichen Duftborsten aus-
gekleidet ist. Doch das sind anatomische Merkmale mehr äußerlicher
Natur, welche aber immerhin dafür sprechen, daß wir in diesen drei
Gruppen mehr zu suchen haben, als eine bloße systematische Einteilung,
sondern daß es sich vielmehr um drei entwickelungsgeschichtlich und
biologisch durchaus verschiedene Stämme handelt, was ich im Folgenden
nachweisen möchte.
Die Aristolochienfalter, zu welchen auch die Ornithoptera gehören,
die Seitz deshalb mit Recht der Gattung Papilio einverleibt, sind rein
tropische Tiere. Sie sind über den ganzen indoaustralischen Archipel und
über Südamerika verbreitet, überspringen aber merkwürdiger Weise
Afrika. Nur auf Madagaskar findet sich eine einzige Art, Pap. antenor,
welcher gleichsam als ein Bote aus längst entschwundener Zeit Zeugnis
ablegt für die einstige Zugehörigkeit Madagaskars zum Gondwanaland.
Das gänzliche Fehlen der Aristolochienfalter auf dem afrikanischen Fest-
lande mag seine Erklärung in einer Überflutung Afrikas durch das Meer
finden. Die neotropischen Aristolochienfalter haben sich in eigenartiger
Weise entwickelt. Gleichwie die buntgefiederten Amazonenpapageien
N er
und die farbenschillernden Kolibris haben sie sich der Blütenpracht der
südamerikanischen Urwälder und Fluren angepaßt. Während die indo
australischen atlasglänzenden Farben trotz ihrer Leuchtkraft stets etwas
- weiches, stets vermittelnde Nuancen haben, sind bei den amerikanischen
Formen grelle Farben in Form von roten, grünen und blauen Klecksen
oft unvermittelt aui den schwarzen Grund aufgetragen. Im Gegen-
satze zu den Indoaustraliern sind gelbe Farbentöne nur spärlich ver-
treten. Beiden gemeinsam ist aber durchweg der oft sammetschwarze
Flügelgrund. Und doch zeigen sich trotz dieser verschiedenartigen Ge-
wandung mannigiache Anklänge. So finden wir in Südamerika in Pap.
Iriopas, chabrias und verwandten Arten Gestalten, die mit ihren langen,
spitzen und in die Breite entwickelten Vorderflügeln und den verhältnis-
mäßig kleinen gerundeten Hintertlügeln etwas Ornithopterenhaftes
haben, nur sind es Ornithoptera en miniature. Wir sehen Mittelformen
mit gedrungenerem Flügelbau, welche etwa den Faltern der Noxgruppe
entsprechen würden und ebenso wie diese ungemein entwickelte Duft-
taschen mit schönem, weißen Pelz am Abdominalrande der Hinterflügel
zur Schau tragen. Wir finden aber auch die zierlichen geschwänzten
Papilios, welche etwa den Faltern der Hectorgruppe an die Seite zu
setzen wären.
Die Ar’stolochienfalter sind ebenso auf amerikanischem wie auf
indoaustralischem Gebiete nur spärlich über die palaearktische Grenz-
scheide nach Norden vorgedrungen, so daß diese wenigen Arten in einer
Palaearktensammlung auf den ersten Blick als fremdartige Eindring-
linge erscheinen. Man empfindet, ohne daß man anatomische Unter-
scheidungsmerkmale zu suchen brauchte, daß sie in die Gesellschaft
unserer Schwalbenschwänze und Segelfalter nicht hineinpassen. Die
Aristolochienfalter haben durchweg ihre ursprüngliche Papilioform ge-
wahrt, wir finden unter ihnen kein einziges Beispiel vor Mimikry anderer
Schmetterlingsformen, ein Beweis dafür, daß sie eine sehr alte, durchaus
ihrer Heimat getreu gebliebene Generation sind.
Ganz anders die Rinnenfalter! Sie sind echte Palaearkten, auf dem
Boden der nördlichen Atlantis entstanden und deshalb auch in ihrer ty-
pischen und ursprünglichen Schwalbenschwanzform über ganz Nord-
amerika, Europa und Asien verbreitet. Erst nach der Umgestaltung
der Festländer sind sie in die Tropen eingewandert und bevölkern nun-
mehr infolge ihrer staunenswerten Lebensfähigkeit das ganze Erdenrund.
Es ist ihnen das nur möglich geworden durch ihre enorme Anpassungs-
und Mutationsfähigkeit. Sie sind die geborenen Mimetiker. So haben
sie in den Tropen ganz andere Formen angenommen, in dem sie zum
einen Teil mit der Unterseite ihrer Flügel dürre Blätter imitieren — die
von Seitz als Glanzpapilios bezeichnete Gruppe —, zum anderen Teil
andere dort längst heimische Schmetterlinge in Gestalt und Farbe nach-
ahmen. Das geht so weit, daß sie nicht nur die dort ansässigen Aristolo-
chienfalter, Tiere ihrer eigenen Gattung, nachgeäfft haben, sondern daß
sie sich sogar in das Gewand ganz fernstehender Arten, wie Danaiden,
Euploeen und selbst von Nachtfaltern gekleidet haben. Der beste Beweis
dafür, daß es sich tatsächlich um Mutationen handelt,. ist wohl der, daß
in sehr vielen Fällen die Männer ihre ursprüngliche papilionenhafte Gestalt
beibehalten haben, und nur die des Schutzes bedürftigeren Weiber sich
angepaßt haben. In einzelnen Fällen imitiert das Männchen eine andere
Schmetterlingsform als das Weibchen, so z. B. gibt Pap. rhetenor aus
der Memnongruppe in seiner männlichen Form das Abbild eines Pap.
astorion aus der Noxgruppe, in seiner weiblichen Form die Kopie eines
Pap. philoxenus aus der Latreilleigruppe, also eine doppelte Mimikry
bei beiden Geschlechtern ein und derselben Art. Viele Weibchen der
gleichen Art treten sogar in ganz verschiedenen Gewändern auf, und es
ist dieser Polymorphismus der Weibchen eine hervorragende Eigenschaft
der Rinnenfalter.
Über diese Mutationsfähigkeit der Rinnenfalter ließe sich eine
ganze Abhandlung schreiben, doch würde das hier zu weit führen. Ich
bemerke nur, daß nach meiner Ansicht diesen Lebewesen eine Art von
Wille innewohnen muß, andere Formen anzunehmen. Natürlich haben
wir uns diesen Willen nicht nach menschlicher Psychologie als einen be-
wußten Willen gegründet auf logisches Denken vorzustellen, sondern als
eine natürliche Kraft, eine Art Naturwillen, der jedenfalls als ein psycho-
logisches Element existiert, wenn uns auch vorläufig noch eine genügende
Erklärung dafür fehlt.
Da nun eine Art stets nur eine solche nachahmen kann, welche
vor ihr existiert hat, da ferner die Rinnenfalter die Aristolochienfalter
massenhaft nachahmen, aber niemals umgekehrt, so ist hieraus wohl der
sichere Schluß zu ziehen, daß die Aristolochienfalter auf tropischem Ge-
biete zuerst da waren, und daß die Rinnenfalter erst später vom palae-
arktischen Gebiete aus eingedrungen sind. Ganz besonders ergiebt sich
das auch aus Analogien auf dem Boden der neuen und der alten Welt.
Die Rinnenfalter bieten in dieser Beziehung so viel des Interessanten, daß
es sich lohnt dieselben vergleichend vor unseren Augen vorüberziehen
zu lassen.
Beginnen wir gleich mit den Mimetikern! Da die Mimikry als eine
Schutzanpassung aufzufassen ist, werden naturgemäß seltenere Arten
stets solche Arten nachahmen, welche auf dem gleichen Fluggebiete
massenhaft fliegen, was denn auch tatsächlich der Fall ist. So ahmen
die Falter der südamerikanischen Zagraeusgruppe, von denen Pap.
bacchus am besten bekannt ist, Lycorea- und Tithoreaarten nach, welche
die Hauptvertreter der Danaiden in Südamerika sind. Selbst die blaß
gelben Fühler haben sie diesen abgesehen. Die indoaustralischen Rinnen-
falter imitieren zumeist Danaiden und Euploeen. Pap. agestor, welcher
die palaearktische Grenzscheide kaum überschritten hat, zeigt eine ge-
radezu verblüffende Ähnlichkeit mit der Danais tytia. Pap. paradoxus
in seinen verschiedenen Inselrassen imitiert sehr naturgetreu die ent-
sprechenden Formen der Euploea mulciber — in Palaearktensammlungen
gewöhnlich als Eupl. midamus bezeichnet —, sogar in dem lebhaften
Blauschiller steht er diesen nicht nach. Martin berichtet von ihm, daß
er sich nicht darauf beschränkt, in Form und Farbe die Euploea zu imi-
tieren, sondern daß er auch den plumpen Flug der Euploea angenommen
hat, um aber plötzlich in den blitzschnellen Papilioflug überzugehen,
sobald er sich verfolgt sieht, wodurch es ihm leicht ermöglicht wird, sich
seinen Feinden zu entziehen und sich wieder unter einer anderen Gruppe
von Euploeen zu verbergen. Ich führe nur einige Beispiele an, die sich
aber beliebig vermehren ließen. Noch interessanter ist die Laglaizei-
gruppe, welche sogar Nachtfalter imitiert. So gibt Pap. laglaizei von Neu-
guinea das Bild eines Alcıides orontes, also einer Urantide wieder, während
Pap. toboroi von den Salomoinseln eine Dysphania, also einen Spanner
täuschend nachahmt.
Im afrikanischen Kontinent treten an Stelle der Danaiden Acraea-
und Planemaformen. So stellt Pap. antimachus, welcher zu den Rinnen-
faltern gehört und deshalb nicht mehr als Drurya zu führen ist, eine
riesige Acraea dar. Hier könnte man einwenden, daß es Acraeen von der
gleichen Größe gar nicht gibt. Aber wissen wir denn, ob nicht zu jener
Zeit, wo die Mutation stattfand, ebensolche riesige Acraeen existiert
haben? Ich für meinen Teil möchte sogar in der Existenz des Pap.
antimachus einen Beweis dafür erblicken, daß es auch solche Acraeen
gegeben haben muß, die längst ausgestorben sind. Aber unser Papilio,
der fast wie ein vorsündflutliches Wesen anmutet, hat dieselben überlebt
und legt somit ein gewichtiges Zeugnis für längst entschwundene Zeiten
ab. Eine ähnliche Bewandtnis hat es wahrscheinlich mit Pap. zalmoxıs,
rex und mimeticus, welche Danaidenformen nachahmen. Pap. zalmoxis
pflegt ganz zu Unrecht als Ornithoptera bezeichnet zu werden, da die
Ornithopteren Aristolochienfalter sind, während Pap. zalmoxıs ein echter
Rinnenfalter ist. Durch ganz besondere Mutationsfähigkeit ist Pap.
dardanus ausgezeichnet. Hier ist das Männchen der Papilioförm getreu
geblieben, während das polymorphe Weibchen ganz verschiedene Falter
_ nachahmt, so gleicht das 2 hippocoon einem Amauris niavius oder Hy-
Ba
polimnas anthedon, das PR acene einem Amauris damoclides, das 2 tropho-
nissa einem Danais chrysippus. In den Faltern der Zenobiagruppe end-
lich sehen wir Nachbildner von weiblichen Planemaarten.
Ich gehe nun gleich zu den Urtypen der palaearktischen Rinnen-
falter über, welche uns in Europa als Schwalbenschwanzformen in Pap.
machaon und Pap. alexanor erhalten sind. Diesen beiden Typen entspricht
in Nordamerika die Machaon- und die Glaucusgruppe. Die Falter beider
Gruppen zeigen in Amerika große Neigung zur Verdunkelung, so daß
verschiedene Arten schwarz mit gelben Binden erscheinen. Pap. glaucus,
den ich für nahe verwandt mit unserem Pap. alexanor halte, hat neben
einer gelben — 2 turnus — eine braune Weibchenform, Q glaucus. Wie
bei uns machaon die nördlichere, alexanor die südlichere Schwalbenschwanz-
form ist, so ist auch in Amerika die Machaongruppe die nördlichere, die
Glaucusgruppe die weiter nach Süden vorgedrungene. Die Ähnlichkeit
der Formen in diesen durch weites Meer getrennten Ländern legt be-
redtes Zeugnis dafür ab, daß beide dereinst in der Atlantis vereinigt waren.
Wir können diese Analogie noch weiter fortsetzen, und es erscheint
mir für die Erkenntnis der Entwickelungsgeschichte sehr nützlich, Pa-
rallelen zwischen den Faltern der neuen und der alten Welt zu konstruieren.
So haben die Schwalbenschwänze auch bei ihrem weiteren Vordringen
in die Tropen hier wie dort ähnliche Formen erzeugt, ein Beleg dafür,
daß ihnen die Tendenz innewohnt, sich unter ähnlichen Bedingungen in
ähnlicher Weise fortzuentwickeln. Der Demoleusgruppe auf indoaustra-
lischem und afrikanischem Boden ist die Thoasgruppe auf südamerika-
nischem Boden durchaus analog. Wenn auch die Demoleusformen in-
folge Verlustiggehens des Schwanzes von ihrem Schwalbenschwanz-
charakter etwas eingebüßt haben, so haben wir doch in dem afrikanischen
Pap. menestheus eine Form, welche den Thoasarten durchaus ähnlich
sieht und die gleiche Entwickelungsrichtung deutlich anzeigt. Übrigens
lebt ein Vertreter der Thoasgruppe, Pap. cresphontes noch in den Ver-
einigten Staaten Nordamerikas, ein Beleg dafür, daß diese Gruppe vom
palaearktischen Gebiete in die Tropen eingewandert ist. Eine interessante
Weiterbildung hat die Demoleusform auf Neuguinea mit Pap. euchenor
erfahren, bei welchem das Schwarz wie das Gelb in breiteren Flächen
ausgeflossen ist, welcher aber auf der Unterseite der Hinterflügel noch
deutlich die Demoleuszeichnung verrät.
Ebenfalls von der Demoleusgruppe dürfte der einzige Vertreter der
Anactusgruppe, Pap. anactus von Queensland abzuleiten sein. In seiner
Zeichnung stellt er eine Art Bindeglied zwischen der Machaon- und De- _
moleusgruppe dar und dürfte somit die am weitesten über das palae-
arktische Gebiet nach Süden vorgedrungene Art repräsentieren.
In der Thoasgruppe endlich sehen wir in Pap. androgeus Formen,
welche sich bereits denjenigen der Anchisiades-, Torquatus- und Homerus-
gruppe nähern, die besonders in ihren weiblichen Formen Aristolochien-
falter imitieren. Hier gehen natürlich die Parallelen auseinander, da die
Entwicklungsrichtung in der alten und neuen Welt eine ganz verschiedene
sein muß entsprechend der verschiedenartigen Gestaltung der heimischen
Aristolochienfalter. So ahmen die Falter der Anchisiadesgruppe solche
der Aeneasgruppe nach und sehen ihnen oft zum Verwechseln ähnlich,
während sich die Falter der Torquatusgruppe zum Teil solche der Aska-
niusgruppe zum Vorbilde genommen haben. Die Torquatusgruppe ist
besonders dadurch interessant, daß die Männer noch durchaus Thoas-
formen bewahrt haben, wodurch ein auffallender sexueller Dimorphismus
zu stande kommt. Eine durchaus individuelle Entwickelung zeigen die
Falter der Scamander- und Homerusgruppe. Doch finden sich auch in
der letzteren Gruppe noch zwei prächtige Schwalbenschwanzformen in
Pap. garamas und homerus, der letztere auf der Insel Jamaika, wie sich
denn überhaupt auf abgeschlossenen Inseln — ich erinnere an Mada-
gaskar — am häufigsten Urtypen erhalten haben. Diese sprechen dafür,
daß auch die am weitesten differenzierten Falter der letzteren Gruppen
sich aus Schwalbenschwanzformen entwickelt haben, welche aus palae-
arktischem Gebiete in die Tropen eingewandert sind.
Selbstverständlich läßt sich den Gruppen, welche Aristolochien-
falter imitieren, in Afrika nichts derartiges an die Seite setzen, weil eben
Afrika mit Ausnahme des sehr seltenen Pap. antenor von Madagaskar
keine Aristolochienfalter beherbergt.
Ihre größte Blüte aber haben die Nachahmer der Aristolochien-
falter auf dem an solchen reichen indoaustralischen Gebiete erreicht.
Die Mutationsfähigkeit grenzt hier in dem bekannten Beispiele für Poly-
morphismus der Weibchen, Pap. memnon, fast ans Wunderbare. Als ver-
mittelndes Bindeglied zwischen die ursprünglichen Schwalbenschwanz-
formen und die Mimetiker tritt hier die Helenusgruppe, welche mit Pap.
demolion und gigas zwei Formen aufweist, welche merkwürdig an die
südamerikanischen Thoasiormen erinnern, also auch hier noch eine ge-
wisse Parallele in den Übergangsformen. In der nun folgenden Polytes-
gruppe finden wir neben Weibchen, welche dem Männchen gleichen,
solche, welche Falter der Hectorgruppe imitiert haben. Die Weibchen
der Aegeus- und Memnongruppe zeigen gleichfalls Aristolochienfalter-
typen, allerdings existieren keine Aristolochienfalter von der gleichen
Größe, vielleicht verhält es sich aber damit ebenso, wie ich beim Pap.
antimachus ausgeführt habe, daß nämlich die zum Vorbilde genommenen
Arten inzwischen ausgestorben sind, so daß uns ihre Bilder nur mehr
We
von ihren Nachahmern überliefert werden. Bei Pap. aegeus v. keyanus
findet sich neben der typischen Aristolochienfalterform des Weibchens
— Q amarantha — eine Anpassung durch Schutzfärbung an die auf den
Key-Inseln häufigen weissen Korallenriffe in der Weibchenform blanca,
welche einen außerordentlichen Grad von Aufhellung zeigt. Die Memnon-
gruppe bietet in Bezug auf sexuellen Dimorphismus, Polymorphismus
und Mimikry so viel des Interessanten, daß es zu weit führen würde alles
aufzuzählen.
Endlich muß ich noch der von Seitz als Glanzpapilios bezeichneten
Gruppe gedenken, welche ganz aus dem Rahmen der Schwalbenschwanz-
typen herausfällt, zwar haben sie die Schwalbenschwanzform bewahrt,
aber in ihrem Kolorit weichen sie von allen anderen Papilios ab. Sie
sind auf der Unterseite verwaschen gezeichnet, ziemlich eintönig braun,
oft mit einem Stich ins Violette oder Olivgrüne, die Papiliozeichnung
wird meist nur durch lichter gesprenkelte Partieen angedeutet. So ahmen
sie in sitzender Stellung dürre Blätter nach. Gleichsam als Ersatz dafür
aber hat ihnen die Natur auf der Oberseite glänzende, prächtig blau,
grün und violett irisierende Farbenbänder und Spiegel verliehen. Bei
den nördlichen, noch an der palaearktischen Grenzscheide lebenden Arten
sind die blauen und grünen Farbenspiele erst angedeutet, je weiter wir
aber nach Süden kommen, desto breiter und brillanter treten sie in die
Erscheinung, um bei der südlichsten, bis Australien vorgedrungenen
Ulyssesgruppe ihren Höhepunkt zu erreichen. Etwas ähnliches findet
sich nur unter den afrikanischen Rinnenfaltern in der Phorcas- und
Nireusgruppe, auch diese sind unterseits verdunkelt bis auf einige me-
tallisch glänzende Tupfen und tragen dafür auf der Oberseite blaugrüne
Spiegel, doch haben sie einen ganz anderen Flügelschnitt und andere
Verteilung der Farbenflächen als die indoaustralischen Glanzpapilios.
Die dritte große Gruppe der Papilios, die Segelfalter, als deren
Typus unser Pap. podalirius gelten mag, steht phylogenetisch und bio-
logisch den Rinnenfaltern näher als den Aristolochienfaltern. Auch die
Segelfalter entstammen der alten Atlantis und haben sich von da aus
über die Tropen verbreitet. Denn auch hier finden sich in Nordamerika
und Europa noch heute die gleichen typischen Segelfalterformen, wäh-
rend sich in den Tropen Umformungen gebildet haben. Auch unter
ihnen gibt es Mimetiker, welche in den Tropen heimische Schmetter-
linge wie Danaiden und Acraeen, in Südamerika auch Aristolochien-
falter nachgebildet haben, jedoch in viel bescheidenerem Umfange als
bei den Rinnenfaltern. Sie sind durchaus nicht so vielgestaltig, und wo
sich Umänderungen gebildet haben, nimmt auch das Männchen daran
teil. Der bei den Rinnenfaltern so häufige Polymorphismus der Weibchen
ar
Le
kommt hier fast gar nicht vor. Sie sind eine viel konstantere Rasse als
die Rinnenfalter und haben auch in den Tropen viel hartnäckiger an
ihrer typischen Segelfaltergestalt festgehalten. Wenn sie sich aber ein-
mal umgestaltet haben, so halten sie auch an der neuen Form viel zäher
jest, was sich erstens darin zeigt, daß sie diese Form gleichmäßig auf
Männchen und Weibchen vererben, und zweitens darin, daß atavistische
Rückschläge und ein dadurch bedingter Polymorphismus, wie z. B. in
der Polytesgruppe und beim Pap. memnon gar nicht vorkommen.
Ein Blick auf die amerikanischen Segelfaltergruppen wie auf die
umfangreiche indoaustralische Antiphatesgruppe überzeugt uns, daß
die Konstanz der Rasse eine weit größere ist als bei den Schwalben-
schwänzen. Unserem Pap. podalirius entspricht der amerikanische Pap.
marcellus. Wie von jenem die indoaustralischen Formen ihren Ausgangs-
punkt nehmen, so von diesem die central- und südamerikanischen Arten.
Speziell bei den nordamerikanischen Arten tritt etwas augenfällig in die
Erscheinung, was wir auch bei den Schwalbenschwänzen beobachten
konnten, dass nämlich das Schwarz stark vermehrt ist auf Kosten der
gelben Grundfarbe, so daß einige, wie Pap. philolaus eher als schwarz
mit gelber Mittelbinde erscheinen. Andererseits finden sich auffallende
Ähnlichkeiten zwischen südamerikanischen und indoaustralischen Arten,
und es lassen sich auch hier gewisse Parallelen ziehen. So erinnern die
Falter der südamerikanischen Protesilausgruppe infolge der glasartigen
Aufhellung der seitlichen Vorderflügelpartieen und der Verkürzung der
schwarzen Bänder sehr an Formen der indoaustralischen Antiphates-
gruppe, besonders an Pap. agetes. Die Schwänze sind durchschnittlich
schlank und lang und nehmen bei einzelnen Arten der Protesilaus-
gruppe wie bei dem schönen Pap. androcles von Celebes ganz bedeutende
Dimensionen an. Eine eigenartige Kräuselung der Linien zeigen die an
der palaearktischen Grenzscheide lebenden Arten wie Pap. eurous,
glycerion und alebion. Etwas ähnliches, wenn auch wieder in anderer
Form findet sich bei der südamerikanischen Dolicaongruppe. Anderer-
seits erinnert die breitere Flügelform dieser und die Querstellung der
Linien an Falter der indoaustralischen Payenigruppe. Von den Arten
der letzteren Gruppe repräsentiert wohl Pap. gyas den einzigen Segel-
falter, welcher ausgesprochen sexuell dimorph ist.
Eine ganz eigenartige Entwickelung haben einige Gruppen der
indoaustralischen Fauna genommen, sie weichen in ihrer Farbengebung
so sehr von allen übrigen Segelfaltern ab, daß man glauben möchte, es
sei eine auf indoaustralischem Boden eingeborene, eigene Rasse. Ein
wahres Wunder von Farbenmosaik ist Pap. weiskei, eines der kostbarsten
Kleinodien Neuguineas. Die rosa, violett, blau und grün getönten
a
Farbenfelder, welche wie in schwarzen Grund eingelegt erscheinen, sind
in ihrer Feinheit so unübertrefflich zart, daß selbst der bunteste ameri-
kanische Aristolochienfalter das nicht wiederzugeben vermag. Die
schwarzen, grün gebänderten und gescheckten Falter der Eurypylus-
gruppe mit den breiten Perlmuttermosaiken auf der Unterseite stehen
in ihrer Art einzig unter allen Papilios da. Und doch glaube ich, daß
auch diese unseren Segelfaltern entstammen. Denn es finden sich eine
Reihe Übergangsformen, welche noch deutlich den Segelfaltertypus
verraten. So hat besonders Pap. cloanthus mit seinen eigentümlich glasig
grün durchscheinenden Flügeln einen ausgesprochenen Segelfaltertypus.
Auch die Falter der Codrusgruppe, welche ihnen nahe stehen, können
mit ihrem steilen Flügelbau nicht anders als Segelfalter gedeutet werden.
Einen weiteren Beleg dafür, daß auch in diesen Tieren Transformationen
von Segelfaltern zu erblicken sind, bieten uns einige afrikanische Pa-
pilios aus der Policenesgruppe, welche die typischen grünen Zeichnungen
der Eurypylusgruppe widerspiegeln, aber noch echte Segelfaltergestalt
besitzen und durch kontinuierliche Übergänge mit unseren palaeark-
tischen Segelfaltern verbunden erscheinen. Einige der letzteren wie
Pap. sisenna und colonna haben sogar eine auffallende Ähnlichkeit mit
den zentralamerikanischen Formen der Marcellusgruppe. Diese zeigen
die gleiche Verbreitung der schwarzen Bänder und häufig einen Über-
gang der Gelbtönung ins Grünliche. Wir sehen also auch hier in ver-,
schiedenen Gebieten eine gleichartige Entwickelungsrichtung der Segel-
falter beim Vordringen in die Tropen, und die indoaustralische Eury-
pylusgruppe ist nur die in der bezeichneten Richtung am weitesten um-
gebildete, Das alles bestimmt mich, daran festzuhalten, daß auch die
unseren nordischen Segelfaltern sehr unähnlichen indoaustralischen
Gruppen von jenen abstammen und nur aus palaearktischem Gebiete in
die Tropen eingewanderte Formen darstellen.
Endlich haben wir noch der Mimetiker unter den Segelfaltern zu
gedenken. In Südamerika begegnen wir in der Lysithousgruppe einer
Reihe von Formen, welche ganz und gar den Faltern der Anchisiades-
gruppe unter den Rinnenfaltern gleichen und ebenso wie diese Aristo-
lochienfalter aus der Aeneas- und Askaniusgruppe nachahmen. Pap.
pausanias aus Ecuador erinnert fast an eine Heliconiusart. Unter dieser
Gruppe befindet sich auch eine polymorphe Art, doch nehmen zum Unter-
schiede von den Rinnenfaltern an dem Polymorphismus die Männchen
in gleicher Weise teil wie die Weibchen, es ist das Pap. Iysithous von Bra-
silien, welcher in seiner Form Zysithous dem Aristolochienfalter Pap.
proneus gleicht, während die forma platydesma an Pap. askanius, die
- Domponius an Pap. perrhebus erinnert. Es ist dieses aber auch fast
Mitteilungen der Münchener Tafel .
Entomologischen Gesellschaft 1917
Antheraea episcopalis Kaiser
Khasia Hills Assam 1910
sur,
TE
das einzige Beispiel von Polymorphismus unter den Segelfaltern, welchen
wir hingegen bei den Rinnenfaltern in so reichem Maße bewundern
können. Übrigens sehen wir in einem Vertreter dieser Gruppe, in Pap.
asius noch eine echte Segelfaltergestalt, wiederum ein Beweis dafür,
daß auch diese Mimetikergruppe von Segelfaltern abstammt.
Ebenso begegnen wir in der indoaustralischen Macareusgruppe
wiederum fast den gleichen Bildern wie bei den Danaidennachahmern
unter den Rinnenfaltern. Besonderer Erwähnung verdient der große
Pap. idaeoides, welcher eine Hestia wundervoll kopiert.
Unter den afrikanischen Mimetikern endlich sehen wir in Pap.
ridleyanus eine treffliche Nachbildung einer Acraea, die Leonidasgruppe
erinnert an Planemaarten, Pap. leonidas selbst kopiert sehr schön eine
Danais petiverana. Immerhin aber sind diese Beispiele gering im Ver-
gleiche mit der Mutationsfähigkeit der Rinnenfalter.
Es drängt sich uns nun die Frage auf, in welchem inneren Ver-
hältnisse die skizzierten drei Papiliostämme zu einander stehen, ob einer
aus dem anderen hervorgegangen ist, oder ob sie sich unabhängig von-
einander und nebeneinander entwickelt haben. Die erstere Möglichkeit
könnte etwa in folgender Weise erklärt werden: Man müßte annehmen,
daß die Aristolochienfalter als das ältere Geschlecht dereinst, als in
unseren Breiten noch tropisches Klima herrschte, sich auch hier getummelt
hätten, daß sie durch die hereinbrechende Eiszeit zurückgedrängt wären,
und daß es nur einigen wenigen, die eine größere Anpassungsfähigkeit
besaßen, gelungen wäre die Vergletscherungsperiode zu überleben, und
daß diesen die Schwalbenschwänze und Segelfalter entsprossen wären,
um sich ihrerseits später wieder über die Tropen zu verbreiten, was ihnen
eben auch zufolge ihrer größeren Anpassungsfähigkeit möglich war. Im
anderen Falle müßte man annehmen, daß sich alle drei Stämme aus einer
niederen Stufe divergierend entwickelt haben. Ich neige der letzteren
Ansicht zu, um aber diese zu begründen, ist es notwendig, auch die üb-
rigen Papilioniden, insbesondere die Unterfamilie der Thaidinae mit in
den Kreis unserer Betrachtung zu ziehen.
Nach den grundlegenden Arbeiten von Spuler über das Flügel-
geäder der Schmetterlinge repräsentieren die Thaidinae die ältesten
uns bekannten Stammformen der Papilioniden überhaupt. Es ist sogar
der glückliche Fund einer fossilen Art, des Doritites bekannt geworden.
Obschon die jetzt noch lebenden Thaidinae auf einen verhältnismäßig
kleinen Bezirk des palaearktischen Gebietes verteilt sind, erscheint es
nicht ausgeschlossen, daß sie früher weiter verbreitet waren, dafür sprechen
vielleicht Formen wie die amerikanischen Euryades und Baronia, auch
der australische Eurycus cressida, dessen Weibchen mit einer Legetasche
u
ausgerüstet ist und dadurch eine Annäherung an 'Parnassiusformen be-
kundet, obwohl diese Art weit von dem Heimatgebiete der Parnassier
versprengt ist.
Betrachten wir nun die Gruppe der Thaidinae im ganzen, so sehen
wir auf der einen Seite Übergangsstufen zu Papilioformen, auf der anderen
Seite zu Parnassiusformen. Es liegt daher nichts mehr auf der Hand,
als daß sowohl die Gattung Papilio wie die Gattung Parnassius von
Thaisformen ihren entwickelungsgeschichtlichen Ausgang genommen
haben. Natürlich ist die Sache nicht so zu verstehen, als ob die Papilios
und die Parnassier aus den jetzt lebenden T’haidinen hervorgegangen
sind, sondern aus längst ausgestorbenen Urformen, von denen uns aber
die noch jetzt erhaltenen T’haidinae ein annäherndes Bild zu geben ver-
mögen. Es ist daher, wenn ich von Übergangsformen rede, das immer
mit dem Vorbehalt aufzunehmen, daß es sich nicht um die wirklichen
Übergangsformen handelt, sondern nur um Abbilder von solchen, da die
geschichtlichen Übergangsstufen wahrscheinlich jetzt gar nicht mehr
existieren.
Halten wir uns zunächst an die Übergänge zum Papilio, so sehen
wir schon bei einigen Subspecies der Thais cerisyi eine deutliche Schwanz-
bildung auftreten. In der Luehdorfia pusiloi ist uns gar ein wundervoller
Übergang zu einer Schwalbenschwanzform erhalten, wie er schöner
kaum gedacht werden kann. In den etwas weiter südlich verbreiteten
lang geschwänzten Sericinusformen möchte ich Übergänge zum Segel-
faltertypus entdecken. Die noch weiter südlich und zum Teil schon auf
tropischem Gebiete lebenden Armandia erinnern mit ihren spitzen, aber
in die Breite entwickelten Flügeln eher an Aristolochienfalter aus der
Coon- und Hectorgruppe. Ich halte es daher sehr wohl für möglich, daß
die drei Papiliostämme sich ganz unabhängig voneinander aus viel
niedriger stehenden Formen, von denen uns die jetzigen T’haidinae noch
einen Abglanz geben, entwickelt haben.
Für diese letztere Theorie spricht vor allen Dingen der Umstand,
daß die drei Papiliostämme grundlegende anatomische Unterschiede in
der Gestaltung der Dufttaschen der Hinterflügel aufweisen. Daß alle
drei Stämme trotzdem in der äußeren Erscheinung ähnliche Formen ent-
wickelt haben, kann uns nicht weiter Wunder nehmen, da sie alle aus
der gleichen Urquelle entsprossen sind. Danach würde ich annehmen,
daß die Aristolochienfalter aus südasiatischen und bereits subtropischen
Thaisformen hervorgegangen sind und gleich in die Tropen eingedrungen
sind, wo sie auch bis jetzt geblieben sind. Andererseits haben sich von
den nördlicheren asiatischen Thaisarten ausgehend die palaearktischen
Schwalbenschwänze und Segelfalter, auch unabhängig voneinander ent-
RR
wickelt, um sich über die ganze Atlantis zu verbreiten, von wo aus sie
erst später in die Tropen eingedrungen sind. Obwohl sie sich dort unter
die Aristolochienfalter gemischt und mannigfaltig umgeiormt haben,
ist es uns trotzdem dank ihrer anatomischen Verschiedenheiten möglich,
überall ihrer Spur bis ins einzelne zu folgen. Wir kommen demnach zu
dem interessanten Ergebnis, daß die Gattung Papilio eigentlich gar keine
einheitliche Gattung ist, so daß ich es durchaus für berechtigt halten
würde, die drei Stämme mit besonderen Gattungsnamen zu belegen.
Ich möchte aber diesen Vorschlag wegen der vielen Beziehungen und
der äußeren Ähnlichkeit der Formen trotzdem nicht machen, nur müssen
wir uns bewußt bleiben, daß wir tatsächlich drei Stammbävme vor uns
haben, die grundsätzlich zu unterscheiden sind.
Nun ein anderes Bild! Wie verhält es sich mit den Parnassiern ?
Um das zu verstehen, müssen wir von den Parnassiusarten ausgehen,
welche außer den roten Augen auch blaue Fleckenreihen am Rande der
Hinterflügel aufweisen, also von den Formen der Hardwicki- und Charl-
toniusgruppe. Wir sehen den Kranz einer inneren roten und einer äußeren
blauen Fleckenbinde am besten ausgebildet bei Parn. hardwicki und
Parn. charltonius. Wir gewinnen dadurch den Anschluß an Doritis
apollinus, welcher von den jetzt noch lebenden Papilioniden das beste
Bindeglied zwischen den Thaidinae und den Parnassiern darstellt.
Die rotblaue Fleckenbinde der letzteren Art ist durchaus den Thaisformen
entlehnt. Wir sehen andererseits beim Parn. charltonius die roten Flecken
weit mehr dem Rande genähert als bei allen anderen Parnassiusarten.
Ja noch mehr, die roten Flecken haben hier noch nicht die Form cir-
kumskripter Augen angenommen, ihre Ränder sind verwaschen, die
Flecken sind in die Länge gezogen, variieren sehr in ihrer Anzahl. und
Ausdehnung, bei manchen Stücken sind sie zu einer ununterbrochenen
roten Binde vereinigt — Parn. charltonius autocrator — so daß solche
Stücke fast an eine Armandia thaidina erinnern. Ich möchte deshalb
den Parn. charltonius als denjenigen anerkennen, in welchem wir die
Uriorm am besten bis auf den heutigen Tag erhalten haben.
Beide Fleckenbinden haben sich nun in verschiedenartiger Weise
bei den übrigen Parnassiern reduziert. Die für Doritis typische Keiliorm
der blauen Randflecken sehen wir noch sehr schön erhalten bei Parn.
szcechenyi. Auch bei Parn. hardwicki tritt sie noch hier und da recht
schön zutage. Bei Parn. imperator sind von der blauen Fleckenbinde
nur mehr zwei Flecken übrig geblieben, die sich aber bereits als zwei
große blaue, schwarz umrandete Ocellen entwickelt haben. Ganz genau
ebenso wird man sich die Entwickelung der roten Ocellen vorzustellen
haben. Sie sind nur Überreste des roten Bandes der Thaisformen. Ihr
-
DE al
ursprünglicher Zusammenhang dokumentiert sich außer beim Parn.
charltonius auch bei den meisten übrigen Parnassiusarten in dem noch
häufigen roten Analfleck oder Analband der Decoraformen. Bei Parn.
nordmanni ab. trimaculata ist auch dieser Analfleck oft zu einem schönen
dritten Auge ausgebildet. Auch die häufige Verbindung der beiden
zentralen Augen durch ein schwarzes Band — ab. connexa — oder einen
breiten schwarzen Schatten, wie wir diesen regelmäßig bei Parn. delphius
v. cardinalis finden, dürfte darauf zurückzuführen sein.
Eine merkwürdige Ausbreitung der roten Flecke auf die Vorder-
flügel sehen wir weiter in der Apollogruppe, welche ihren Höhepunkt
bei Parn. nomius erreicht. Aber auch dieses kann uns nicht mehr über-
raschen, wenn wir auf die Urformen zurückgreifen, wo wir die gleichen
roten Flecke auf allen Flügeln der Thais rumina bereits in höchster
Potenz sehen.
Aber ebenso, wie sich die blauen Flecken sehr bald in Wohlgefallen
aufgelöst haben, sehen wir bei den weiteren Formen der Clariusgruppe
auch die roten Flecke aussterben, so daß bei den Parn. felderi, evers-
manni und clarius bereits die Formen semicaeca und caeca die über-
wiegenden sind. Endlich verschwindet das Rot gänzlich bei den Formen
der Mnemosynegruppe, wo an Stelle der roten Hinterflügelocellen nur-
mehr ein in seiner Ausdehnung sehr variabler schwarzer Mittelschatten
tritt. Ich halte daher diese Arten für die jüngsten und höchststehenden
Arten der Parnassier und nicht umgekehrt, wie man wegen ihres schlich-
ten Gewandes leicht zu glauben geneigt ist.
Mit Parn. stubbendorffi und mnemosyne stellen sich uns bereits
durchaus Pieriden-artige Bilder dar, und zwar erinnert der erstere an
Aporia-, der letztere an Pierisformen.
Damit erübrigt es sich noch kurz des Verhältnisses der Papilioniden
zu den Pieriden zu gedenken. Nichts liegt näher als die Entwickelung
der Pieriden aus den Parnassiusiormen abzuleiten. Daß zwischen Pieriden
und Paptilioniden eine nähere Verwandtschaft als zu allen anderen
Rhopaloceren besteht, hat bereits Spuler aus dem Flügelgeäder geschlossen.
Ich möchte nun noch einen Schritt weiter gehen und annehmen, daß
die Pieriden die jüngere Familie sind, welche aus dem älteren Stamme
der Papilioniden hervorgegangen ist. Die Pieriden sind nach meiner
Ansicht ebenso wie die Parnassier palaearktischen Ursprunges,. haben
sich aber mit elementarer Kraft über die Tropen verbreitet, was nach-
zuweisen allerdings eine eigene Arbeit erfordern würde und den Rahmen
der jetzigen Abhandlung überschreitet. Einzelne Gattungen, wie z. B.
die Colias sind auch jetzt noch fast lediglich auf das palaearktische Gebiet
beschränkt.
ANRE., AR
Wie bei den Papilioniden, so haben mich auch bei den Pieriden
stets die Mimetiker interessiert, welche bei diesen zwar spärlich auf-
treten, aber doch vorhanden sind. Während die Papilioniden massen-
haft Danaiden, Euploeen, Acraeen und andere imitieren, ist mir keine
einzige Papilionide bekannt, welche eine Pieride imitiert. Die Parn.
mnemosyne und stubbendorffi sind nicht als Mimikry, sondern als Über-
gangsformen aufzufassen. Dagegen findet sich in Südamerika eine Pieride,
Archonias uniplaga, welche einen Papilio nephalion nachahmt. Da nun
aber niemals eine ältere Generation eine jüngere nachahmen kann, so
ist auch dieser Fall ein Beweis dafür, daß die Pieriden der zuletzt ent-
standene Stamm sind. Man müßte sie daher folgerichtig im System
obenan setzen, die Thaidinae dagegen als die älteste Generation zuletzt
so daß also folgende Reihenfolge der phylogenetischen Entwickelung am
besten entsprechen würde:
I. Pieridae,
II. Papilionidae,
1. Parnassier,
2. Papilio,
3. Andere Papilioniden, deren Beziehungen unsicher sind,
4. Thaidinae.
Da man aber nach althergebrachter Weise mit der Gattung Papilio
zu eröffnen pflegt, wohl weil man in dieser und besonders in den Orni-
thopteren das Höchstmaß von Formvollendung zu erblicken glaubte,
so verbleibt man wohl am besten bei der alten Einteilung, um so mehr
als die lineare Anordnung doch niemals ein genaues systematisches Bild
zu geben vermag und für diesen Zweck eine dichotomische Anordnung
erforderlich wäre, die aber für die Praxis nun einmal nicht anwendbar
ist. Da ferner von den Thaisartigen Formen nach der einen Seite die
Parnassier, nach der anderen Seite die Papilios abzweigen, so läßt man
auch die Thaidinae am besten an ihrem alten Platze zwischen diesen
beiden Gattungen, obwohl sie die niederste Entwickelungsstufe darstellen.
Um endlich einen vergleichenden Überblick über die ganze Fa-
milie der Papilioniden, speziell über die Gattung Papilio zu gewinnen,
ist allerdings für eine Sammlung, welche sich diesen Zweck zum Ziele
setzt, die rein geographische Einteilung in Palaearkten, Amerikaner,
Indoaustralier und Afrikaner zu verwerfen, weil dadurch verwandte
Arten völlig auseindergerissen werden. So würde z. B. dadurch die
Machaongruppe gänzlich in zwei Lager getrennt werden, was den Ver-
gleich nur erschweren würde. Eine Anzahl von Aristolochienfaltern
würde in den palaearktischen Teil kommen, wohin sie absolut nicht
ME
passen. Auch die eine durchaus einheitliche Gruppe bildenden Glanz
papilios würden zum Teil versprengt werden und vieles andere mehr.
Ich möchte daher für eine Sammlung, welche eine vergleichende
Übersicht über die Papilioniden der ganzen Erde geben und dabei nach
Möglichkeit der Stammesgeschichte gerecht werden soll, die folgende,
meiner eigenen Sammlung zu Grunde liegende Anordnung vorschlagen:
A. Papilio.
Il. Aristolochienfalter,
1. indoaustralische: Ornithoptera, Nox-Latreillei-, Coon- Hector-
gruppe,
2. madagassische: nur Pap. antenor,
3. neotropische: Askanius-, Aeneas-, Lysander-, Polydamas-
gruppe.
II. Rinnenfalter oder Schwalbenschwänze:
1. Mimetiker anderer Familien:
a) neotropische: Zagraeusgruppe,
b) indoaustralische: Danaidennachahmer, Clytia-, Castor-,
Laglaizeigruppe,
c) afrikanische: Antimachus-, Zalmoxis-, Rex-, Dardanus-,
Zenobiagruppe.
2. Nicht mimetische Schwalbenschwanziormen:
a) Machaon-, Anactus-, Demoleusgruppe,
b) Nobilis-, Hesperus-, Phorcas-, Nireusgruppe,
c) Thoas-, Glaucusgruppe (Pap. alexanor).
3. Mimetiker von Aristolochienfaltern und andere Mutationen:
a) Anchisiades-, Torquatus-, Scamander-, Homerusgruppe,
b) Helenus-, Polytes-, Aegeus-, Memnon-, Bootesgruppe,
c) Blattmimetiker (Glanzpapilios): Paris-, Palinurus-, Peran-
thus-, Ulyssesgruppe.
III. Segelfalter.
1. Nicht mimetische Segelfalterformen:
a) Podalirius-, oder Antiphatesgruppe,
b) Marcellus, Protesilaus-, Thyastes-, Dolicaongruppe,
c) Payeni-, Codrus-, Eurypylus-, Wallaceigruppe,
d) Policenes-, Kirbyi-, Pylades-, Tynderaeusgruppe.
) airikanische: Leonidas-, Ridleyanusgruppe,
) indoaustralische: Macareusgruppe,
) neotropische: Lysithousgruppe.
Be
B. Andere Papilionidae unsicherer Herkunft:
1. neotropische: Euryades, Baronia,
2. indoaustralische: Eurycus, Teinopalpus, Leptocircus.
C. Thaidinae.
Armandia, Sericinus, Luehdorfia, Thais, Hypermnestra, Doritis.
D. Parnassius.
Charltonius-, Hardwicki-, Apollo-, Clarius-, Acco-, Mne
mosynegruppe.
Zwei neue palaearctische Heteroceren.
Beschrieben von Rudolf Püngeler.
Herr und Frau Max Korb, die von ihren vielen Sammelreisen so
zahlreiche Neuheiten mitbrachten, sind auch die Entdecker der nach-
folgenden Arten, deren Typen und Beschreibung mir Herr Korb freund-
lichst überließ. |
1. Perigrapha Led. cilissa n. sp. Spannweite 45 mm, Vorderflügel-
länge 20 mm. Vorderflügel mattgrau, im Mittelteil breit dunkler grau,
Mittellinien gezackt, die innere nur über dem Innenrand, die äußere da-
gegen nur im oberen Teil durch hellere Begrenzung erkennbar, sonst ver-
loschen, Zellmakeln groß, blaßgrau, die Ringmakel kreisrund, ihr an-
hängend ein ähnlicher, runder Fleck, so daß eine 8 entsteht, die Nieren-
makel regelmäßig geiormt, Wellenlinie leicht geschlängelt, ganz undeutlich,
vor ihrem oberen Teil ein paar dunkle Fleckchen, Fransen großenteils
abgestoßen, die Reste blaßgrau. Hinterflügel gleichmäßig dunkelgrau
mit helleren Fransen. Unterseits die Vorderflügel dunkelgrau, nach dem
Saume hin heller, die Hinterflügel blaßgrau mit feinem, dunklem Mittel-
punkt und dunkler Bogenlinie. Körper blaßgrau, die Bildung der Körper-
teile wie bei / cinctum Schiff., die Kammzähne der bräunlichen Fühler
etwas länger. Der letztgenannten kleineren Art sonst am nächsten und
bei ihr einzureihen, leicht zu unterscheiden durch den plumperen Bau,
die mattere, viel eintönige Färbung der Vorderflügel, die Form der Zell-
‚makeln, unterseits durch die dunkleren Vorderilügel und die nicht so
grob dunkel überstreuten Hinterflügel.
Cilicischer Taurus, ein ziemlich geflogenes, doch gut erhaltenes 2
bei der Station Belemidik im Juni 1914, (auffallend spät für eine Peri-
grapha!) am Licht.
Da ich keine Angaben über die Raupe der Perigr. circumducta
Led. iinde, benutze ich die Gelegenheit zu einer kurzen Mitteilung über
den Vergleich einer von Max Bartel bei Uralsk aus dem Ei gezogenen,
ser: (et
am 31. 5. 1907 ausgeblasenen Raupe mit einer ausgewachsenen Wiener
Raupe der I cinctum Schiff. Die circumducta steht anscheinend kurz
hinter der letzten Häutung und erscheint wohl nur deshalb kleiner und
schlanker, die Färbung ist mehr rötlich, der Kopf nicht hellbräunlich,
sondern glänzend schwarz, nur das Stirndreieck und ein kleines, seitliches
Fleckchen der Hemisphären licht, die Nebenrückenlinien sind ganz
verloschen.
2. Ptychopoda Curt. Korbi n. sp. Spannweite 21 mm, Vorderflügel-
länge 10 mm. Alle Flügel aschgrau, dicht beschuppt, unter der Lupe
gesehen gleichmäßig mit schwarzen Schuppen überstreut, die Mittel-
punkte deutlich, die Querlinien dick, schwärzlich, schwach gezackt, auf
den Vorderflügeln die innere unter dem Vorderrande stumpf gebrochen,
die äußere fast grade, auf den Hinterflügeln die allein vorhandene äußere
an die der Vorderflügel anschließend, hinter den Rippenenden auf den
grauen Fransen dunkle Punkte. Unterseits heller grau mit schwächeren
Mittelpunkten, aber dunkleren Fransen, die innere Querlinie auch
auf den Vorderflügel fehlend. Stirn braunschwarz, Scheitel rein weiß,
Fühler einfach, grau mit weißlicher Wurzel, Endglied der Palpen sehr
kurz, Körper und Beine grau, Hinterschienen mit einem Sporenpaar.
Abgesehen von den viel kürzeren Palpen stimmt sie im den körper-
lichen Merkmalen und im Flügelschnitt mit ostrinaria Fb. überein, bei
der sie bis zur Entdeckung des 3 eingereiht werden kann. Von der auch
bei ostrinaria untergebrachten, syrischen capnaria Püng. unterscheidet
sie sich durch kräftigeren Bau, reiner graue Färbung, viel dickere, anders
verlaufende Querlinien und deutliche Mittelflecken.
Es liegt ein einzelnes, ganz reines Q aus Kastilien vor, nach Mit-
teilung des Herrn Korb, dem ich diese ausgezeichnete Art widme, wurde
es von seiner Frau am 7. Juni 1912 im Pinienwald beim Dorfe Chilleron
nahe bei Cuenga gelangen.
Antheraea episcopalis Kaiser.
Von Dr. Otto Kaiser, München.
(Hiezu Tafel 1.)
Die auf beigegebener Tafel nach einem von mir selbst in Aquarell-
Tempera gefertigten Bilde wiedergegebene Saturnide erhielt ich durch
Herrn Emil Riemel in München mit der Originaletikette: „species nova,
Khasia Hills, Assam 1910.“ Sie war in der Sammlung und in der Literatur
der hiesigen Akademie nicht aufzufinden, und es ist daher wohl möglich,
daß es sich tatsächlich um eine noch unbeschriebene Art handelt.
HB, et
Will man nicht auch ein genus novum aufstellen, was ich aber nicht
unnötigerweise tun möchte, so dürfte sie am ersten in das genus Antheraea
einzureihen sein, obschon sie durch die schlanken Fühler, die sattere
Färbung und die ornamentale Zeichnung der Hinterflügel wesentlich von
den mir bekannten asiatischen Antheraeen abweicht und eher an eine
afrikanische Nudaurelia, etwa die Nudaurelia persephone gemahnt.
. Die Fühler — mir liegt nur ein männliches Exemplar vor — sind
kammzähnig, aber wie gesagt von schlanker, zugespitzter Form. Brust
und Nackenschild sind ockerrot behaart, der Hinterleib mehr braun-
ockerfarben. Die Vorderflügel sind leicht geschwungen und sanft zu-
gespitzt, die Hinterflügel im vorderen Winkel fast rechteckig gebogen.
Die Grundfarbe der Flügeloberseite ist lebhaft ockerrot, die der Hinter-
flügel ein wenig gelblicher getönt. Besonders die Vorderflügel sind fein
Umpbrabraun gesprenkelt. -Die Vorderflügelspitze ist durch eine dunkel-
braune Linie geteilt und zeigt vor dieser Linie den charakteristischen
licht bläulichgrauen Spitzenwisch. Die den Apex teilende Linie geht
in eine breite, zackige, dunkelbraune Submarginalbinde über, welche nach
außen zu dunkler und schärfer abgesetzt ist, nach innen dagegen ver-
waschen und leicht violett getönt ist. Die Mittelbinde ist dunkler braun,
leichter gewellt, schmaler und schärfer abgesetzt. Eine verwaschene
graubraune Wurzelbinde ist nur angedeutet und zeigt im vorderen Teile
einige lichtgraue Einsprenkelungen. Am Zellschluß steht ein schmaler,
dreieckiger, schwarz umsäumter Glasfleck. Die Submarginalbinde setzt
sich auch auf den Hinterflügel fort, ist aber hier nach innen zu schärfer
abgesetzt und erscheint dadurch schmäler. Was aber an dem Tier auf
den ersten Blick auffällt, ist die charakteristische, ornamentale Zeichnung
des Mittelfeldes der Hinterflügel. Es imponiert ein großes, leuchtend
orangerotes, gekerntes Auge. Der Kern ist tiefschwarz, nierenförmig mit
der Konvexität nach der Flügelwurzel zugekehrt, lichtblau umsäumt
und noch einmal fein schwarz umzogen. Parallel zu dem konvexen Rande
verläuft innerhalb des schwarzen Kernes ein feiner, sichelförmiger Glas-
strich. Das Ornamentale wird noch erhöht durch einen das Auge um-
gürtenden hirtenstabförmigen Schnörkel von tief sammetschwarzer ins
Indigoblaue spielender Farbe. Dieser Schnörkel ist nach außen bläulich
grau gesäumt, in dem Saume stehen eine Reihe schmaler, hakenförmiger
Glasstriche, welche dem Saume ein silbriges Aussehen verleihen. Der
Raum zwischen dem Schnörkel und der Submarginalbinde weicht durch
seine ockerfarbene Tönung von der allgemeinen roten Grundfarbe etwas
ab und ist noch einmal durch ein verwaschenes umbrafarbenes Band
geteilt. Die Unterseite der Flügel ist weniger lebhaft rot, der Saum und
die Mittelfelder chokoladebraun, der innere Saum der Submarginalbinde
SERIE Haha
und die Wurzelfelder silbergrau gesprenkelt. An Stelle der Mittelbinde
der Vorderflügel tritt eine schmale, silbergraue, fast gerade verlaufende
Linie, ebenso erscheint auf den Hinterilügeln von der hirtenstabförmigen
Arabeske nur der äußere Saum in Form einer ebensolchen Linie. Von
dem Auge sieht man hier nur den konvexen Teil des schwarzen Kernes
mit dem sichelförmigen Glasstrich durchscheinen.
Falls nicht die Priorität der Namensgebung von anderer Seite be-
ansprucht werden sollte, möchte ich das schöne Tier wegen der bischofs-
stabartigen Arabeske mit der ornamentalen Augentfüllung als Antheraea
episcopalis, d. h. die bischöfliche, benennen. Der analog den genugsam
vertretenen regalis und imperialis gebildete Name hat den Vorzug, daß
er für andere species meines Wissens nicht gebräuchlich ist. Ich beab-
sichtigte anfänglich das Tier zu Ehren eines Freundes und Gönners meiner
Sammlung als nordheimi zu bezeichnen, habe aber davon abgesehen,
weil derartige Personennamen außer für den Autor nichts charakte-
ristisches besagen und deshalb nach meiner Ansicht besser vermieden
werden sollten.
Übergang der Sammlung Daub in Karlsruhe an das Großh.
Naturalien-Kabinett daselbst.
Das Großh. Naturalien-Kabinett zu Karlsruhe teilt uns folgendes
mit der Bitte um Veröffentlichung mit: /
Das Großh. Naturalien-Kabinett zu Karlsruhe hat eine Schenkung
erhalten, deren Bekanntgabe in Entomologenkreisen sicher das größte
Interesse und zugleich Freude erwecken wird. Herr Architekt M. Daub
von hier hat seine große Schmetterlingssammlung nebst seiner ganzen
entomologischen Bibliothek dem genannten Museum zum Geschenke
gemacht mit der Bestimmung, daß die Sammlung mit seinem Tode in
den Besitz des badischen Staates übergeht und im Großh. Naturalien-
Kabinett in würdiger Weise untergebracht und sachgemäß behandelt
wird. Den Lepidopterologen brauchen wir kaum etwas über die Größe
der Zuwendung zu sagen, denn sie alle wissen ja, daß die Daubsche Samm-
lung eine der größten Privatsammlungen ist, die in Deutschland, ja
vielleicht in Europa besteht; sie alle werden es auch freudig begrüßen
und dem Stiiter Dank wissen, daß er bei Zeiten dafür Sorge trug, die
wertvollen Schätze vor dem Schicksal so mancher mühsam zusammen-
getragenen Sammlung zu bewahren, nach dem Ableben des Besitzers
durch Händler zerrissen und in alle Winde zerstreut zu werden.
In sieben riesigen Schränken sind sie Schmetterlinge (etwa 56 000
Exemplare) untergebracht und in einer mustergültigen Weise aufgestellt.
Be N
Man kann die Sammlung wirklich als ein Lebenswerk des Schenkers be-
zeichnen, denn seit 61 Jahren hat er jede freie Minute zur Vervollstän-
digung und Wartung seiner Lieblinge aufgewendet. Das Sammelgebiet,
das von Daub berücksichtigt wurde, ist das Palaearktische und hier
macht die Sammlung Anspruch auf fast absolute Vollständigkeit. Der
große Wert der Schenkung liegt neben dieser Vollständigkeit besonders
auch darin, daß die einzelnen Arten meist in großen Reihen vertreten
sind, die zeigen, in welch starkem Maße die Tiere infolge anderer Lebens-
bedingungen und anderer Aufenthaltsorte abändern. Ferner sind als
besonders wichtig zahlreiche Zwitterbildungen (etwa 300 Stück) vor-
handen, sowie die Zuchtprodukte des vor kurzem verstorbenen Prof.
Dr. Standfuß, der zeigte, daß die Beeinilussung der Puppen in be-
stimmten Entwicklungsstadien durch Wärme oder Kälte sehr bemerkens-
werte Veränderungen in der Flügelfärbung hervorbringt. Endlich dürfen
auch interessante Kreuzungstiere und schöne Biologien nicht vergessen
werden.
Daß die ganze Sammlung allen wissenschaftlichen Anforderungen
in Bezug auf Bestimmung, Herkunftsbezeichnung usw. durchaus ent-
spricht, braucht bei einem Sammler wie Daub wohl nicht besonders
hervorgehoben zu werden.
Von gleicher Güte wie die Schmetterlinge selbst ist auch die dazu-
gehörige Bibliothek. Sie birgt wahre Perlen der Schmetterlingsliteratur.
Die seltensten und wertvollsten Werke von der Mitte des 18. Jahrhunderts
an sind in einer kaum noch zu erreichenden Vollständigkeit vertreten,
und dabei sind die einzelnen Werke selbst durchaus vollständig. Herr
Daub hat keine Mühe und keine Kosten gescheut, stets nur ganz tadel-
lose Bücher zu erhalten; so ergänzt also die Bibliothek die Sammlung
in prächtigster Weise.
Für das Großh. Naturalien-Kabinett hat die Schenkung natürlich
die größte Bedeutung, denn die weltbekannte Sammlung dient fort-
gesetzt Gelehrten und Liebhabern als Fundgrube bei ihren wissenschaft-
lichen Untersuchungen, und dies wird natürlich auch in Zukunft so
bleiben, denn die Stiftung wird später als Ganzes und ungeteilt in einem
besonderen Raume des Museums ihre Unterkunft finden und allen Inter-
essenten, natürlich unter den nötigen Vorsichtsmaßregeln, zugänglich
sein. Herr Daub ist daher des Dankes der Wissenschaft sowohl wie auch
des Großh. Naturalien-Kabinettes gewiß. Unser Wunsch ist, daß er
seine Schätze noch recht lange selbst in Verwahrung haben, und daß
sein hochherziger Entschluß Anderen ein Beispiel sein möge.
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der Münchner Entomologischen Gesellschaft, e.V.
8. Jahrgang 1917, München. 31, Dezember 1917. Nummer 5— 10. B:
Zur Stammesgeschichte der Papilioniden.
Nachtrag.
von Dr. Otto Kaiser, München.
Im Nachgange zu meinem Aufsatze im vorigen Heite vom 1. Sept.
1917 möchte ich nicht unterlassen darauf hinzuweisen, daß Spuler
bereits 1891 im sechsten Bande der zoologischen Jahrbücher eine aus-
führliche Arbeit unter dem gleichen Titel veröffentlicht hat. Spuler
ist in erster Linie auf Grund eingehender Untersuchungen des Flügel-
geäders, in zweiter Linie auf Grund einer Analyse der Flügelzeichnung
zu annähernd den gleichen Resultaten gekommen wie ich. Auch er stellt
fest, daß die Papilios polyphyletisch von Urformen abstammen, die unter-
einander sehr ähnlich gebaut waren. Nur konstruiert er vier Stämme,
indem er die Rinnenialter in einen Randaugenzweig und einen Machaon-
zweig auflöst. Ich glaube mit drei Stämmen auskommen zu können.
Wenn Spuler die Ornithoptera und die Memnongruppe als nahe
verwandt hinstellt, so kann ich dem allerdings nicht beipflichten, da die
Memnongruppe zweifellos zu den mimetischen Formen der Rinnenialter
gehört, während die Ornithoptera durch die Noxgruppe mit den Aristo-
lochienfaltern verbunden erscheinen.
Berichtigen muß ich indessen meine Angabe über Zuehdorfia
puziloi, welche ich als einen wundervollen Uebergang von einer
Thaisform zu einer Schwalbenschwanz{orm bezeichnete. Spuler hat
nun nachgewiesen, daß L. puziloi wegen seines Flügelgeäders als
ein Seitensproß des Parnassierstammes anzusprechen ist, der sich nur
in der Flügelfarbe und Zeichnung parallel den Papilios entwickelt hat.
Ich möchte dem durchaus beistimmen und möchte deshalb hier noch
einmal betonen, was ich ja auch in meiner vorigen Arbeit ausdrücklich
BR
gesagt habe, daß ich, wenn ich von Zwischenformen oder Übergangs-
stufen spreche, damit keineswegs behaupten will, daß es sich um die
wirklichen Uebergangsformen handelt, sondern daß diese natürlich längst
ausgestorben sind. Ich kann mir aber wohl vorstellen, daß ein Bindeglied
zwischen Thais und Schwalbenschwänzen ähnlich ausgesehen haben
mag wie Luehdorfia puziloi.
Ebenso verhält es sich mit meinen flüchtigen Bemerkungen über
die Pieriden. Ich will keineswegs behaupten, daß die letzteren von
jetzt lebenden Parnassiusarten abstammen, am allerwenigsten etwa gar
von Parn. mnemosyne und stubbendor/fi, sondern daß sie sich wohl von
gemeinsamen Uriormen abgezweigt haben, die aber jedenfalls den Par-
nassiern näher stehen als den Papilios und jüngeren Datums sind als
die letzteren. In den erwähnten Parnassiusarten sehe ich gleichfalls
nur Bilder von Übergangsformen, die etwa existiert haben könnten.
Ich möchte das noch einmal erwähnen, um etwa falschen Auffassungen
vorzubeugen.
Über die Melitaeen der Umgegend Münchens, ihre Raupen
und Puppen.
Yon Dr "Fritz benz
Während meiner Zugehörigkeit zum Gefangenenlager Puchheim
hatte ich Gelegenheit, in meiner dienstfreien Zeit die Falter der benach-
barten z. T. noch ziemlich unberührten Mooswiesen und Moorsümp’e zu
beobachten. Besonders zahlreich waren die Melitaeen vertreten, und da
ich aus dem einzigen in meinem Besitz befindlichen Literaturwerke,
dem von Spuler, entnehmen zu können glaubte, daß die Biologie
dieser Gattung noch keineswegs vollständig bekannt ist, ja, daß über
nicht wenige Punkte sogar unzutreffende Angaben verbreitet zu sein
scheinen, so nahm ich mir vor, von den in der Gegend vorkommenden
sechs Arten die Raupen aufzusuchen und ihre Entwicklung zu ver-
tolgen, und das gelang mir denn auch. Bevor ich aber an die Beschrei-
bung der Raupen und ihrer Lebensweise gehe, will ich auch einiges
von den Faltern berichten, was mir an diesen — ich darf wohl sagen
Münchener — Melitaeen bemerkenswert zu sein scheint.
Auf einigen Moorwiesen, besonders solchen, die nicht gemäht wurden,
flogen viele Hunderte von aurinia, athalia, aurelia und
dictynna, spärlicher flog cinxia und noch spärlicher phoebe;
ER rt
doch hätte ich immerhin auch von dieser letzteren Art wohl an 100 Stück
fangen können. Zuerst erschien aurinia, etwa vom 20. Mai ab,
bald auch einzelne athalia, etwa vom 25. Mai ab, sodann cin xia
vom 1. Juni ab, zugleich auch aurelia unddictynna und schließ-
lich phoebe vom 5. Juni ab. Während aurinia, cinxia und
phoebenur etwa 14 Tage flogen, hatten athalia, aurelia und
dictynna eine Flugzeit, die sich bis in den Juli erstreckte. Der Höhe-
punkt des Fluges fällt für aurinia auf Ende Mai, für cinxia auf
Anfang Juni, für die übrigen vier Arten auf Mitte Juni. Eine zweite
Generation habe ich von keiner Art beobachtet; nur ein völlig frisches
Stück von dictynna, das ich im August fing, als schon lange keine
Artgenossen mehr vorhanden waren, dürfte einen verunglückten Versuch
einer zweiten Generation darstellen.
Bei der grossen Zahl der Exemplare, die ich im Freien an meinen
Augen vorüberziehen lassen konnte — es waren wohl mehrere Tausend
— ist es nicht verwunderlich, daß mir einige schöne abweichende Stücke
in die Hände fielen. Ich vermeide absichtlich das beliebte Wort „Aber-
rationen‘“, weil es Dinge zusammenfaßt, die gar nicht zusammengehören,
nämlich neben Formen, die durch äussere Einflüsse wie Hitze oder Kälte
entstehen, auch solche, die erblich sind, also Rassenunterschiede dar-
stellen. Die durch Außeneinflüsse entstehenden Abweichungen nenne
ich mit Baur Modifikationen. Für solche Modifikationen
war das Frühjahr 1917 mit seiner extremen Sonnenhitze wie geschaffen.
Das ganze Moor wurde zu einem grossen Temperaturexperiment. Nahe
dem dunkeln Moorboden entstanden Temperaturen, die nach meinen
Erfahrungen bei Experimenten zweifellos sehr zahlreiche Puppen ge-
tötet haben. Andere, die stark abweichend, dabei aber an einem Flügel,
gewöhnlich einem Hinterflügel, verkrüppelt waren, waren gerade noch
mit dem Leben davongekommen. Einige schließlich, die gerade in den
sensiblen Stunden ihres Puppenstadiums von einer eben noch erträg-
lichen Hitze betroffen waren, erschienen als wohl ausgebildete extreme
Modifikationen.
Melitaea aurinia Rott. Die Münchener Rasse mißt bei gewöhn-
licher Spannweise im Mittel 34 (3) bis 40mm (2). In beiden Geschlechtern
kommen Tiere vor, bei denen die Hauptfläche der Flügel feurig rot-
braun ist mit einer ebensolchen breiten Binde vor dem Saum, und andere,
bei denen das Rotbraun fast ganz durch Schwarzgrau verdrängt ist.
Die Falter haben teils ausgesprochen blaßgelbe Mittelbinden ähnlich
wie maturna, teils sind diese Binden von der Grundfarbe kaum ver-
schieden. Bei einigen und meist gerade bei den dunkeln Stücken sind
die Binden geradezu gelblich weiß. In der Regel ist die — von satyriden-
BERN 1
artigen Vorfahren herzuleitende — Nymphalidenaugenreihe auf den
Hinterflügeln in Form von fünf schwarzen Punkten erhalten; öfter fehlen
einige dieser Punkte, selten alle. Nicht häufig sind Stücke, bei denen
die blaßgelben Flecken sehr ausgedehnt sind und von der schwarzen
Zeichnung wenig erhalten ist. Ein kleines 2 ist ganz blaßbraun mit ge-
ringer und matter grauer Zeichnung. Nicht häufig sind auch Stücke,
bei denen die Flügel bis auf Reste geschwärzt sind; gerade bei diesen ist
die Nymphalidenaugenreihe in Form richtiger Ringe ausgeprägt. Ich
fand eine Reihe von Hitzemodifikationen, bei denen die mittlere schwarze
Binde der Vorderflügel völlig fehlt; die hellen Flecken sind in diesem
Falle zu Längsstrahlen verschmolzen, die entweder blaßgelb oder seltener
rotbraun sind. Besonders extrem in dieser Richtung ist ein weibliches Tier
von 37 mm Spannweite, das etwa der Ztestudo-Form der Vanessa
polychloros entspricht. ‚Während die Vorderflügel den geschil-
derten Typus aufweisen, sind die Hinterflügel geschwärzt bis auf einen
vergrösserten braunen Fleck gegen die Wurzel hin und eine besonders
schöne Nymphalidenaugenreihe, die sich durch ihre völlige Erhaltung
und übernormale Ausbildung bei dieser Hemmungsmodifikation als Vor-
fahrencharakter kennzeichnet. Unterseits ist das Schwarz eher reduziert;
die breite rotbraune Randbinde fehlt völlig; die ganze Außenhälite der
Flügel ist hier blaß graugelb. Erwähnen möchte ich schließlich noch eine
Hungermoditikation, ein $ von nur 26 mm Spannweite, das nicht größer
ist als eine mittlere Lycaena argusodereine Adopaea thaumas.
Melitaea cinxia L. Die Größe beträgt im Mittel 36 (8) bis
42 mm (92). Bei manchen Stücken nimmt das Schwarz die Hauptfläche
des Flügels ein, beiandern das Braun, gewöhnlich halten sich beide Far-
ben die Wage. Ein starkes Überwiegen zeigt bei hiesigen Stücken öfter
die schwarze als die helle Farbe. Die hellen Flecken sind öfter schwarz
bestäubt, besonders bei 22 im Wurzelteil und am Innenrand der Vor-
derflügel. Die Grundfarbe ist bald lebhatt braun, besonders beim 9,
bald mehr blaß graugelb, besonders beim 2. Bei einem 2 ist sie geradezu
schmutzig weiß. Die Nymphalidenaugenreihe ist gewöhnlich in Form
von fünf nicht ganz runden Ringen erhalten; öfter fehlen die schwarzen
Kerne darin teilweise; bei einem Stück sind dieKerne hell aufgeblickt.
Melitaea phoebe Knoch. Die Spannweite ist im Durchschnitt
38 ($) bis 44 mm (9). Während bei cin xia die Augenpunkte nur selten
fehlen, sind sie bei phoebe nur selten vorhanden und nie so aus-
gesprochen wie bei jener. Die entsprechenden Zellen sind oft von tiefer
rotbrauner Farbe als die übrigen Flecke. Infolgedessen ist phoebe
meist ausgesprochen dreifarbig, besonders auf den Hinterilügeln, wäh-
rend cin xia — abgesehen von den schönen weißen Fransen, die sie
AR
mit phoebe teilt — nur zweifarbig erscheint. Bei phoebe ist der
Außenrand weniger gerundet, der Flügelschnitt daher fast Limenitis-
ähnlich. Auf den Flügeln nehmen Schwarz und Braun etwa die gleiche
Fläche ein. Die Mittelbinde, besonders der Hinterflügel, ist öfter bis
blaß bräunlichgelb aufgehellt. Stücke mit vermehrtem Schwarz sind
bei München relativ häufig. Ein Stück ist ganz überwiegend schwarz;
auf den Hinterflügeln sind die Randmonde ganz erloschen und an Stelle
der Nymphalidenaugenreihe ist nur eine Reihe dünner Mondsicheln
vorhanden. Ich fing eine hervorragend schöne extreme Modifikation,
ein ®@ von 43 mm. Im Wurzel- und Mittelfeld der Vorderilügel sind die
schwarzen Flecken zu zwei breiten Binden verschmolzen; dazwischen
sind umgekehrt die hellbraunen Flecken zu einer Binde zusammen-
geschlossen und ebenso die beiden Reihen hellbrauner Flecken vor dem
Saum. Auf den Hinterflügeln fehlt die helle Mittelbinde ganz, die hellen
Randmonde fast ganz. Besonders prächtig ist die ausgesprochen vier-
farbige Unterseite, die bei diesem Stück bunter als bei cinxia ist.
Durch das Wurzelfeld und die Mitte der Hinterflügel ziehen unterseits
zwei zackige, scharf abgesetzte schwarze Binden; dazwischen verläuft
eine schneeweiße ; saumwärts davon stehen die lebhaft rotbraunen Ocellen-
flecke auf gelblichem Grunde. .
Melitaea athalia Rott. Die Spannweite beträgt 33 bis 37 mm.
Bald überwiegt das Schwarz und bald das Rotbraun. Von den Binden sind
die mittlere und die nächste vor dem Saum in der Regel gleich breit;
doch kann auch die eine oder die andere erheblich breiter oder auch fast
erloschen sein. Bei einigen Stücken ist das Rotbraun so vorherrschend
wie bei parthenie. Weitgehend verdunkelte Stücke sind selten. Von
extremen Modifikationen fing ich leider nur stark beschädigte Stücke,
welche ein ähnliches strahlenförmiges Zusammenfließen der hellen Flecken
wie die beschriebenen Modifikationen von aurinia aufwiesen. Unter-
seits hatten diese Stücke einen Kranz weißlicher Strahlen vor dem Saum.
Am 12. Juni 1916 fing ich einen gut erhaltenen Halbseiten-
zwitter von athalia im Beisein von Herrn Dr. Freiherrn v. Rosen.
Das Tier ist links weiblich und rechts männlich; auch der Leib ist ge-
teilt; z. B. findet sich links keine Analklappe. Die Flecken der männ-
lichen Seite sind lebhaft rotbraun, die der weiblichen blaß weißlichbraun;
auch der Flügelschnitt beider Seiten ist verschieden. Der Unterschied
beider Seiten ist so groß, daß ich das Stück schon im freien Fluge als
Zwitter erkannte. Ich habe das Stück geschenkweise der K. B. Staats-
sammlung in München überlassen.
Melitaea aurelia Nick. Die Spannweite beträgt im Mittel 30 bis
33 mm, Die Palpen sind in der Regel braunrot, aber nicht immer; das
Se
ist also kein sicheres Unterscheidungsmerkmal gegenüber athalia.
Abgesehen von der im Durchschnitt geringeren Größe ist aurelia
auch etwas schmalilügeliger als athalia. Das Rotbraun ist im ganzen
tiefer. Im Wurzel- und Mittelfeld ist das Schwarz vorherrschender als
beiathalia. Auch die äußeren braunen Binden sind durch die schwar-
zen Adern breiter unterbrochen. Die stehenbleibenden Fleckchen sind
daher gestreckter, während sie bei athalia nur etwa ebenso lang wie
breit sind. Entsprechend ist der Discoidalfleck der Vorderflügel bei
aureliarundlicher und tritt mehr ocellenartig hervor als beiathalia.
Unterseits sind die Vorderilügel tiefer braun mit mehr schwarzer Zeich-
nung im Mittelfeld. Auch die Hinterflügel sind unterseits mehr bräun-
lich. Oberseits sind die Fleckchen gegen den Apex zu in der Regel bis
blaßgelb aufgehellt, besonders der erste Fleck der zweiten Binde vor
dem Saum, was bei athalia weniger ausgesprochen ist. In den Saum-
linien der Unterseite fand ich keinen deutlichen Unterschied. Von Herrn
Bezirksamtmann Osthelder wurde ich auf einen Unterschied aufmerk-
sam gemacht, der sich in der äußeren Begrenzungslinie der doppelten
hellen Mittelbinde der Hinterflügelunterseite findet. Diese Grenzlinie
ist bei aurelia aus mehr geradlinigen Stücken zusammengesetzt,
während sie bei athalia in schärieren Zacken wurzelwärts einspringt,
besonders nach den beiden ersten hellen Zellenpaaren vom Vorderrand
ab gerechnet. Ich kann den Wert dieses Merkmals durchaus bestätigen;
aber es ist wie mit den übrigen auch; es versagt in nicht wenigen Fällen.
So fand ich ein zweiielloses aurelia-d&, bei dem die erwähnte helle
Doppelbinde fast in isolierte Flecken aufgelöst ist. Die dunkle Grenz-
linie springt bei diesem daher weiter ein als bei irgendeiner athalia.
Die beiden ersten Zellenpaare am Vorderrand sind sogar völlig abgeteilt
und wurzelwärts verschoben.
Ich glaube überhaupt nicht, daß es möglich ist, an einem einzigen
Merkmal die beiden Arten sicher zu unterscheiden. Erst durch gleich-
zeitige Heranziehung mehrerer Unterscheidungsmerkmale ist eine einiger-
maßen sichere Bestimmung möglich. Daher verläßt sich der erfahrene
Sammler gewöhnlich auf den Gesamteindruck. Immerhin bleiben auch
dann wohl einzelne zweitelhafte Stücke übrig. Vielleicht gibt es öfter
auch Hybriden in der freien Natur. Ich zweifelte eine Zeitlang überhaupt
an dem Artcharakter der aurelia und war geneigt, sie für eine Rasse
der athalia zu halten. Da fand ich aber mitten im Fluggebiet der
athalia auf einer kleinen Erhebung in einer Moorwiese aurelia
in Reinkultur. Von den vielen Pärchen, die ich dort und an andern
Stellen beobachtete, waren stets beide Partner gleich, aurelia ist
viel lokaler als athalia, und sie hat den charakteristischen trägen
*
A
Flug streng lokaler Arten, den in ähnlicher Weise Parnassıius
apollo und Argynnisaphirape zeigen. Die 2 fliegen über-
haupt nicht viel, und die SS spielen in der Nähe umher. Das aure-
lia-® scheint auch einen relativ dickeren Leib zu haben als das
athalia-Q2, was ebenialls bei lokal lebenden Arten öfter der Fall ist und
womit auch die geringere Flugfreudigkeit zusammenhängen dürfte. Unter
den aurelia-Q® fand ich einige, die verloschen gezeichnet sind; das
Schwarz ist durch ein ungleichmäßiges Grau ersetzt. Auch bei männ-
lichen Stücken ist das Schwarz öfter auffallend matt. Starke Modifi-
kationen fand ich bei aurelia nicht.
Stücke, welche ich als die sogenannte var. britomartıs an-
sprechen müßte, habe ich nicht gefunden. Allerdings habe ich mir aus
den mir zugänglichen Beschreibungen von britomartis auch kein
genügend eindeutiges Bild machen können.
Melitaea dictynna Esp. Die Spannweite beträgt im Mittel 32
(9) bis 33mm (2). Die beiden Geschlechter sind in der Größe stärker ver-
schieden als bei athalia und aurelia. Im Unterschied von diesen
beiden Arten hat dictynna auf der Hinterflügelunterseite die Nym-
phalidenaugenreihe in Form von Punkten angedeutet, die in dunkel-
braun umzogenen Halbmondzellen stehen. Oberseits sind einzelne Stücke
der athalia recht ähnlich; meist aber ist beidictynna das Schwarz
viel vorherrschender, während die ausgesparten Flecken kleiner und
blasser, auf den Hinterilügeln geradezu regelmäßig gelblichweiß sind.
Die Ausdehnung der schwarzen Farbe geht sogar recht häufig noch
über diesen Zustand hinaus. Nicht selten bleibt auf den Hinterflügeln
nur die zweite Fleckenbinde vor dem Saum erhalten, und nicht gerade
selten sind die Hinterflügel auch ganz schwarz, besonders beim g. Ein
Stück fing ich, bei dem auch die Vorderflügel bis auf einige Fleckchen
gegen den Apex zu schwarz sind. Andere Stücke, besonders 29, sind
unter Vergrößerung der hellen Flecken verwaschen aufgehellt, zumal
auf den Vorderflügeln; diese Stücke sind unterseits ebenfalls blaß und
wenig gezeichnet.
Viel weniger bekannt als die Imagines sind die Raupen der Gattung
Melitaea; gerade die der häufigsten Arten hatten vor meinem Puch-
heimer Aufenthalt für mich immer etwas Geheimnisvolles. Ich hatte zwar
früher schon im Oberrheintal maturna- Raupen in größerer Zahl
gefiinden, im Schwarzwald auch didyma und cin xia. Gerade aus
der athalia- Gruppe hatte ich aber nur einmal zufällig eine einzige
Raupe gefunden, obwohl die Arten dieser Gruppe die allerhäufigsten
aus der Gattung sind. Ich sagte mir nun, daß an einer Stelle, wo diese
Arten so gemein auftreten, man schlechterdings auch die Raupen finden
SB. >) alt
müsse, wenn man ernstlich suche. Nachdem ich mit einiger Mühe die
geeigneten Futterpflanzen und die besten Fundplätze herausgebracht
hatte, gelang es mir denn auch, von allen sechs Arten die Raupen zu
finden und aufzuziehen. Die Melitaeen-Raupen führen nicht etwa eine
besonders verborgene Lebensweise; alle Arten pilegen vielmehr wenigstens
im erwachsenen Zustand ziemlich frei bei Tage an den Futterpflanzen
zu sitzen. Da die Beschreibungen im Spuler sich z. T. mit meinen
Befunden gar nicht decken, so gebe ich hier ausführliche Beschreibungen
der Raupen.
Die Melitaea-Raupen sind alle ziemlich übereinstimmend gebaut
und in den Grundelementen auch übereinstimmend gezeichnet. Sie
tragen sieben Längsreihen von borstigen Dornen bzw. Wärzchen; wenn
man die zwei Reihen kleinerer Wärzchen mitzählt, die über den Füßen
stehen, so kann man sogar sagen, daß die Melitaea-Raupen 11 Reihen
von Dornen bzw. Scheindornen haben. Eine dieser Reihen steht in der
Mittellinie des Rückens, während die Argynnis-Raupen in der Mittel-
linie keine Dornen haben. In der maturna- Gruppe der Melitaeen
(maturna, cynthia, aurinia) stellen diese Fortsätze ziemlich
starre und steif beborstete Dornen dar; in der cinxia- Gruppe
(cinxia, phoebe, didyma) sind es mehr Scheindornen mit
weicherer Behaarung, und in der athalia- Gruppe (athalia,
aurelia,parthenie,dictynna) sind es nur behaarte fleischige
Wärzchen. Alle Melitaea-Raupen haben eine dunklere Grund-
farbe, auf der hellere Punkte stehen; diese Punkte sind bei den ver-
schiedenen Arten an verschiedenen Stellen in Streifen konzentriert.
Die Raupen dermaturna-unddercin xia- Gruppe sind im Gesamt-
eindruck schwärzlich oder doch dunkel, die der athalia- Gruppe da-
gegen eher hell, jedenfalls nicht dunkler als die Farbe trockener Wiesen.
Die kleinen Räupchen leben bei allen Arten von Juli ab zu mehreren
Hundert gelegeweise in einem gemeinsamen Gespinst, das gegen den
Winter besonders nach oben zu ziemlich fest hergerichtet wird. Auch
im ersten Frühjahr kann man noch ganze Kolonien im Gespinst bei-
einander finden. Dann aber zerstreuen sich die Räupchen, und die
erwachsenen Raupen leben einzeln an verschiedenen Pflanzen, während
die kleinen Räupchen auf eine bestimmte Futterpflanze angewiesen
sind. Mit dieser Lebensweise hängt es zusammen, daß die Melitaea-
Arten sich auf gemähten Wiesen auf die Dauer nicht halten können.
Durch das Mähen werden eben die Gespinste im Sommer zum großen
Teil zerstört und die Räupchen kommen einzeln nicht durch den Winter.
Daher findet man die Melitaeen ganz vorwiegend auf unberührten Gras-
plätzen am Walde und auf unkultivierten Mooren, obwohl sie von Natur
Ban.
eher trockene Bergwiesen vorziehen. Alle Arten sind deshalb bei uns
im Zurückgehen und Aussterben, so zahlreich sie zur Zeit auch noch
sein mögen. Zuerst werden die lokalen Arten betroffen; athalia und
dictynna düriten sich relativ am längsten halten. Die Satyriden z. B.,
deren Raupen einzeln am Boden zwischen den Gräsern sitzen, werden
durch die Heuernte viel weniger geschädigt; sie sind daher auch auf
kultivierten Wiesen noch zahlreich.
Die aurinia- Raupe ist schwarz geiärbt. Über den Rücken
läuft ein breiter weißlicher Streifen, der aus bläulich-weißen Punkten
besteht. Auch in den Seiten befindet sich ein ausgesprochener bläulich-
weißer Längsstreifen. Von da ab ist die Bauchseite braun gefärbt, die
Füße bräunlichweißlich. Der Kopf ist herzförmig, braunschwarz. Er-
wachsen ist die Raupe 2,5 bis 2,8 cm lang. Bei Spuler ist die Länge
um 1 cm größer angegeben; es scheint sich um geblasene Raupen zu
handeln. Die Räupchenkolonien der aurinia fand ich vom Juli ab
an Succisa pratensis und Scabiosa columbaria, auf
geeigneten Wiesen kann man im Vorübergehen Dutzende von Räupchen-
kolonien an der Gespinstdecke erkennen. An Plantagolanceo-
lata, den Spuler als Futterpflanze angibt, fand ich niemals eine
Räupchenkolonie; es dürfte sich wohl um eine Verwechselung mit
cinxia oder athalia handeln. Im Frühjahr lebt die aurinia-
Raupe einzeln an verschiedenen Pflanzen, bei München mit ganz be-
sonderer Vorliebe an Gentiana verna, am liebsten die Blüten
iressend. Entsprechend ihrer schwarz-weißen Widrigkeitsfärbung sitzt
die aurinia- Raupe oben frei an Pilanzenstengeln; sie wird daher
von allen Melitaea-Raupen am häufigsten gefunden, viel häufiger
insbesondere als die der athalia-Gruppe, obwohl von dieser die
Falter an vielen Plätzen weit zahlreicher sind. Die Verpuppung eriolgt
bei München Mitte Mai.
Die Raupen der cinxia-Gruppe sind erheblich dicker und
gedrungener gebaut als die der maturna-Gruppe. Sie sind aus-
gesprochen thermophil (wärmebedürftig) und leben demgemäß nahe
dem Boden, wo es in der Sonne am wärmsten ist, während die weniger
thermophile aurinia viel höher sitzt. Die Raupen der cinxia-
Gruppe sind an Gestalt, Farbe und Lebensweise ähnlich andern
thermophilen Raupen wie z. BB Parnassius apollo oder Le-
monia dumi. Bei gewöhnlicher Zimmertemperatur im Schatten
kommen die Räupchen dieser Arten nicht voran, während sie bei künst-
licher Wärme über 30° auch ohne Sonne gut gedeihen und sich erstaun-
lich rasch entwickeln.
Die cin xia-Raupe ist schwarz mit weißen Punkten, die in den
2
N
Seiten am größten sind; ein eigentlicher Seitenstreif ist aber nicht vor-
handen. Die Scheindornen sind schwarzgrau, schwarz behaart. Der
Bauch ist dunkel graubraun. Der Kopf ist lebhaft braunrot, herzförmig,
glänzend. Die Länge beträgt 2,5 bis 2,8 cm, während bei Spuler
3 bis 3,9 cm steht. Die Räupchenkolonien der cin xia finden sich von
Juli an auf Plantago lanceolata, wo die Gespinste ziemlich leicht zu sehen
sind; auch im Frühjahr fand ich die Raupe nie an einer andern Pflanze.
Die Raupen pflegen auch im erwachsenen Zustande nicht allzu weit
auseinander zu laufen, obwohl sie eigentlich gesellig nur in der Jugend
leben. Man findet sie bei München Anfang Mai nahe der Erde frei auf
den Rosetten der Futterpflanze sitzend und teils auch auf dürren Blättern,
wo sie sich sonnen. Die Verwandlung erfolgt Mitte Mai.
Die phoebe- Raupe ist der von cin xi.a an Gestalt und Zeich-
nung ähnlich. Sie ist schwarz von Grundfarbe mit zerstreuten weißen
Punkten, die aber im Gegensatz zu cin'xia am größten gegen die
Mittellinie zu sind. Die Mittellinie selbst ist schwarz. An jeder Seite
zieht ein weißlicher Streifen hin, der’fiach oben durch eine unterbrochene
schwarze Linie abgesetzt ist. Die Scheindornen sind graubraun, schwarz
behaart, von dem hellen Seitenstreifen ab nach dem Bauche zu bräun-
lich. Der Bauch ist hell braungrau mit dunkleren Punkten. Der Kopf
ist herziörmig, braunschwarz, etwas metallglänzend. Die phoebe-
Raupe ist die größte von allen Melitaeen-Raupen, 2,6 bis 3,0 cm lang
(Spuler 3 bis 3,9). Sie lebt bei München ganz überwiegend an den Ro-
setten von Serratula tinctoria, was bisher nicht bekannt ge-
wesen zu sein scheint; seltener kommt sie auch an Centaurea
jacea,vermutlichauchanCentaureascabiosavor;an Wegerich
fand ich sie nie. Die erwachsene Raupe sitzt frei an den Grundblättern
der Serratula, sie ist entsprechend ihrer helleren Färbung. nicht
ganz so wärmebedürftig wie die cin xia- Raupe. Im Unterschied
von dieser verwandelt sie sich bei München erst Ende Mai.
Die Raupen der athalia- Gruppe sind heller als die vorigen,
graulich-bunt, ähnlich dem Bilde einer dürren Wiese; sie sind daher viel
schwerer zu finden als die der übrigen Gruppen, zumal sie zwischen den
Blättern zu sitzen pflegen. Sie sind noch kürzer und gedrungener gebaut
als die cin xia- Raupe. Alle Arten dieser Gruppe leben an Spitz-
wegerich. Die Gespinste der Räupchenkolonien sind mehr zwischen den
Blättern verborgen als bei aurinia.
Die athalia- Raupe ist heller oder dunkler grau mit vielen
graulich-weißen Punkten oder, wenn man will, grauweiß mit dunkler
grauer Gitterung, was auf dasselbe hinauskommt. Schwarz, wie bei
Spuler angegeben ist, fand ich die Raupe bei München nie. In der
a
Mitte des Rückens verläuft eine schwarzgraue Rückenlinie und je eine
ebensolche über den Seiten; diese Linien sind öfter wenig ausgesprochen.
Die sieben Reihen Wärzchen sind braungelb, dunkler beborstet. Der
Kopf ist schwarzbraun, etwas metallglänzend. Die Länge beträgt 1,6
bis 1,9 cm; die bei Sp uler angegebene Länge von 3 cm dürfte nur bei
geblasenen Raupen vorkommen. Ich fand die athalia- Raupe zu-
meist an Plantago lanceolata, sodann auch an Veronica
chamaedrys, an letzterer Pflanze aber nur erwachsene Raupen;
ich glaube daher, daß die jungen Räupchenkolonien ausschließlich an
Spitzwegerich vorkommen. Die erwachsene Raupe kommt bis Ende
Mai vor; die athalia-Raupen, wie übrigens auch die von dictyn-
n a verwandeln sich nicht so gleichzeitig wie die der bisher besprochenen
Arten, sondern ihr Vorkommen erstreckt sich über eine größere Zeit-
spanne.
Die aurelia- Raupe fand ich ausschließlich nur an Plan-
tagolanceolata, die Kolonien der jungen Räupchen sind äußerst
individuenreich. Ehrenpreis und Wachtelweizen, die bei Spuler als
Futterpflanzen angegeben sind, dürften wohl nur nach der Zerstreuung
im Frühjahr gelegentlich angenommen werden. Einen deutlichen Unter-
schied gegenüber der athalia- Raupe vermochte ich weder in der
Gestalt, noch in der Färbung, noch in der Lebensweise festzustellen. Nur
sind die aurelia- Raupen natürlich im allgemeinen etwas kleiner,
1,4 bis 1,6 cm. Daß die Raupe schwarz sei, wie bei Spuler steht,
trifft wenigstens für die hiesige Gegend nicht zu. Die hier vorkommende
Raupeniorm entspricht eher der Beschreibung der v. britomartis-
Raupe bei Spuler. Ich habe allerdings den Eindruck, daß die unter-
schiedliche Beschreibung der aurelia- und britomartis- Raupe
dadurch zustande gekommen ist, daß einmal die Gitterung und das andere
Mal die Punktflecken als „Grundfarbe‘‘ angesehen worden sind. Ich
konnte, wie gesagt, nicht einmal gegenüber der athalia- Raupe einen
deutlichen Unterschied finden. Sollte aber wirklich die echte aurelia-
Raupe schwarz sein und die britomartis „perlweiß“, so würde
das dafür sprechen, daß bei München nur die britomartis vorkomme,
vorausgesetzt, daß überhaupt ein echter Rassenunterschied vorliegt.
Die dictynna- Raupe ist Ähnlich der von athalia und
aurelia,nämlich hellgrau und dunkelgrau gegittert mit einer schwarz-
grauen Rückenlinie. Im Gegensatz zu jenen hat sie aber je einen breiten
blaßgelbbraunen Seitenstreifen.. Überhaupt hat die dictynna-
Raupe mehr einen Stich ins Gelbliche. Die Wärzchen sind bei dictyn-
na gelbbraun, gegen die Spitze weißlich. Die Bauchseite ist hellbraun.
Der Kopf ist herzförmig, glänzend braunschwarz. Ich fand die dic-
u
tynna- Raupe nach der Überwinterung an Valeriana dioica,
Polygonum bistorta und andern. niederen Pflanzen. Die Ko-
lonien der jungen Räupchen dürften wohl ausschließlich an Spitzwegerich
leben; sie finden sich besonders an sumpfigen Stellen. Die Raupen werden
1,6 bis 2,0 cm lang (Spuler 3 bis 3,9). Sie sind Mitte bis Ende Mai
erwachsen, einzelne auch erst Anfang Juni.
lAnhangsweise möchte ich erwähnen, daß die Raupen der ma-
turna-Gruppe sämtlich Widrigkeitsfärbung aufweisen. Besonders
ausgesprochen ist das bei der maturna- Raupe, welche der von
Callimorpha dominula in ihrer schwarz-gelben Streifung
täuschend ähnlich ist. Möglicherweise handelt es sich dabei um echte
Mimikry; denn fast alle Arctiidenraupen sind widrig und ungenießbar;
vielleicht aber liegt auch nur eine parallele Anpassung vergleichbar den
„Mimikryringen“ vor. maturna und dominula leben beide mit Vor-
liebe in lichten, etwas feuchten Laubwäldern. Die maturna- Raupe,
welche ebenso schlank gebaut ist wie die aurinia- Raupe, lebt übrigens
als einzige Melitaea-Art öfter hoch auf Bäumen, nämlich auf Eschen,
daneben freilich auch auf Geisblatt (Lonicera periclymenum),
was bei Spuler nicht erwähnt ist.]
Wie die Raupen so lassen sich auch die Puppen der Gattung M e-
!itaea in Form und Farbe auf einen gemeinsamen Urtypus zurück-
führen, der bei den mir bekannten Arten mit Ausnahme der cinxia
und phoebe noch fast ganz in seiner ursprünglichen Ausprägung er-
halten ist. Die Puppen hängen wie die aller Nymphaliden ohne Gürtel-
faden nur am Cremaster mit dem Kopi nach unten. Sie haben am
Thorax und auf der Rückenseite des Abdomens eine Anzahl von Zacken
und Wärzchen. Diesen Bau und diese Aufhängungsweise dürften sie
bereits von ihren satyridenähnlichen Vorfahren ererbt haben; unter den
gegenwärtigen Satyriden hat z. B. die Gattung Pararge derartige
Puppen. Die Wärzchen bzw. Zacken auf dem Rücken entsprechen in
der Stellung den Wärzchen der Raupen; doch sind in der Regel nur
drei oder fünf Reihen zu erkennen, von denen eine in der Mittellinie steht.
Die Melitaeen-Puppen von ursprünglichem Typus sind weißlich gefärbt
und mit schwarzen und gelben Fleckchen gezeichnet; nur bei cinxia
und phoebe ist die weißliche Grundfarbe ganz oder fast ganz verdrängt.
Die aurinia-Puppe ist schmutzigweiß, am Thorax meist
bläulichweiß, am Abdomen gelblichweiß. Auf der Rückenseite des Ab-
domens stehen fünf Reihen stumpfer gelber Wärzchen, die nach dem
Kopiende zu schwarz unterlegt sind. Die Rüsselscheide ist schwarz.
Durch die Mitte der Flügelscheiden geht ein ziemlich dicker schwarzer
Längsstrich. . Auf dem Thorax stehen zwei schwarze Bogen bzw. Winkel-
N
zeichen, die ihre Konvexität einander zukehren. Die schwarzen Punkte
auf den Abdominalringen sind oit zu Querbinden verschmolzen. Die
Länge der Puppe beträgt 11 bis 13mm. Die kontrastreiche weiß-gelb-
schwarze Färbung dürfte als Widrigkeitszeichnung zu deuten sein; die
Puppe hängt demgemäß irei an Grashalmen oder Blättern.
Die cin xia- Puppe ist gewöhnlich bläulich grauschwarz, selten
heller gelblichgrau. Sie ist an den Flügelscheiden am dunkelsten und
wird gegen den Cremaster heller. Über den Rücken ziehen fünf Reihen
orangegelber Knöpfchen. Auf den dunklen Flügelscheiden steht eine
Reihe hellerer grauer Punkte vor dem Saum. Hellgraue Punkte finden
sich auch längs der Fühlerscheiden. Daß die Puppe weißgrau sei, wie
bei Spuler steht, trifft zum mindesten für die hiesige Rasse nicht zu.
Die cin xia-Puppe ist recht dick, und das Leibesende ist in Form
eines runden Hakens nach vorn gebogen; sie mißt daher nur 13 bis 14 mm.
Im Gegensatz zu den übrigen Melitaeen-Puppen hat sie auch keine spitzen
Vorsprünge. Ihrer Form und Farbe entspricht ihr Aufhängungsort.
Während die andern Melitaeen-Puppen frei hängen, verpuppt cinxia
sich nämlich am Boden in einer Art von Laube aus zusammengezogenen
Blättern aufgehängt. Scharfe Zacken und grelle Farben, die den übrigen
Arten als Schreckmittel dienen und daher an auffälliger Stelle getragen
werden, würden der cinxia in ihrer Gespinsthöhle nicht nützlich
sein. Ihre rundliche Gestalt und dunkle Farbe dient vielmehr dem ver-
bergenden Schutz.
Die phoebe- Puppe ist etwas größer und vor allem gestreckter
als die voncin xia. Alle Vorsprünge sind viel schärfer. Der Einschnitt
hinter dem Thorax ist tiefer. Über den Rücken laufen .fünf Reihen
spitzer Zacken, wo cinxia nur stumpfe undeutliche Erhöhungen
hat. Die Rückenkontur ist bei phoebe viel weniger gekrümmt. Die
Farbe ist rötlich braungrau bis schwarzbraun, stellenweise gelblich unter-
mischt. Auf Thorax, Rücken und Flügelscheiden stehen teils weiße, teils
bräunlichweiße oder rötlich grauweiße Fleckchen. Die Spitzen der
Rückenzacken sind ockergelb; alle Zacken sind nach dem Kopie zu
braunschwarz, nach dem Cremaster zu weißlich unterlegt. Auf den
Abdominalringen stehen außerdem schwarze Punkte und weißliche
Fleckchen, welche besonders im mittleren Teil öfter zu Querbinden
verschmolzen sind. Auf den Flügelscheiden steht vor dem Saum eine
Reihe hellgrauer Punkte; parallel davon verläuft wurzelwärts eine un-
scharfe helle. Binde, die einen Ausläufer gegen den Saum sendet. Trotz
dieser komplizierten und bunten Zeichnung ist die ph oebe- Puppe,
welche entsprechend.ihrer Gestalt frei hängt, im Gewirr der Pflanzen-
teile einer trockenen Wiese keineswegs auffallend; sie gleicht etwas
BROS 2 Sb
einer Ähre des Spitzwegerichs oder einem dürren Pilanzenteil. Ihre
Länge beträgt 15 bis 16 mm.
Die Puppe von athalia ist ähnlich der von aurinia. Sie ist
ein wenig kleiner und weniger gelblich, mehr grauweiß in der Grund-
farbe. Die schwarzen Punkte und Fleckchen sind etwas größer. Auf den
Flügelscheiden ist die schwarze Zeichnung nicht so in Strichen, sondern
mehr in zerstreuten Fleckchen angeordnet; eine Fleckchenreihe läuft
unmittelbar vor dem Saum, eine andere parallel dazu. Die Fühler-
scheiden sind hellgrau. Die Rüsselscheide ist nicht schwarz, sondern
gelblich grauweiß. Die gelben Punkte auf dem Abdomen sind dunkler
und weniger deutlich. Auf den Flügelscheiden, Fühlerscheiden und dem
Abdomen ist die Zeichnung graugelblich untermischt. Im ganzen ist
die athalia-Puppe weniger kontrastreich als ge aurinia-Puppe.
Sie ist 11 bis 12 mm lang.
Die aurelia- Puppe gleicht völlig der von athalia. Trotz
genauester Vergleichung habe ich abgesehen von der im Durchschnitt
geringeren Größe keinen Unterschied finden können. Sie ist 10 bis
11 mm lang.
Die Puppe von dictynna ist am ähnlichsten der von aurinia,
die ja von allen die bekannteste ist. Die dictynna-Puppe hat aber
ebenso wie die von athalia mehr einen Stich ins Grauliche. Die
schwarzen Fleckchen auf der Rückenseite des Thorax und des Abdomens
stoßen in der Mittellinie in der Regel zusammen, so daß zwei symme-
trische buchstabenähnliche Figuren entstehen. Die Länge beträgt 11
bis 13 mm.
Zum Schluß möchte ich nicht unterlassen, zu bemerken, daß ich
es noch nicht für endgültig sichergestellt halte, daß die athalia-
Gruppe gerade aus den allgemein anerkannten und auch hier angenom-
menen „guten Arten‘ besteht. Dem Artbegriff kommt ja überhaupt
nicht jene absolute Bedeutung zu, wie viele Sammler meinen. Praktisch
muß man wohl solche Gruppen als „Arten“ auffassen, die in der freien
Natur sich in der Regel nur untereinander paaren. Insofern wären also
athalia,aureliaundparthenie nicht nur als Rassen, sondern
als Arten aufzufassen. Melitaea parthenie Brk. scheint bei
München nicht vorzukommen. Ich habe zwar einige Tiere gefangen,
die ganz überwiegend rotbraun sind und die ich von echten parthenie
nicht sicher unterscheiden kann. Dieselben flogen jedoch unter athalia,
durch alle Übergänge mit jener verbunden, und ich sehe daher keinen
Grund, weshalb sie nicht zu athalia gehören sollten. Andererseits
aber scheint es mir nicht ganz ausgeschlossen zu sein, daß unter unsern
Faltern der athalia- Gruppe vielleicht noch andere ebensogut ab-
BO ER
gegrenzte Formen vorhanden seien wie die als gute Arten anerkannten.
Formenkreise von ähnlich schwieriger Abgrenzung gibt es ja auch noch
in andern Abteilungen der Schmetterlinge; ich erinnere nur an die Gruppe
der Hydroecia nictitans und der Orrhodia vaccintii.
Die sicherste Entscheidung könnte das genetische Zuchtexperiment
bringen. Man müßte von einzelnen Paaren große Reihen von Nach-
kommen aufziehen, was aber gerade bei den Melitaeen recht schwierig
ist. Einstweilen müssen wir bekennen, daß wir die betreiienden Formen
noch nicht völlig einwandfrei abgrenzen können.
Das Farbenwunder des Papilio priamus.
Von Dr. Otto Kaiser, München.
Einer der farbenprächtigsten Papilios aus der Gruppe der Orni-
thoptera ist der männliche Papilio priamus. Er tritt merk-
würdigerweise in drei ganz verschiedenen Gewandungen auf, und zwar
in Goldgelb, Grün und Blau. Allen Rassen gemeinsam ist der tief
sammetschwarze Grund der. Vorderflügel, von welchem sich zwischen
der Mittelzelle und dem Innenrand ein breiter, braunschwarzer Duit-
ileck, der bei seitlicher Beleuchtung etwas seidig glänzt, mehr oder we-
niger deutlich abhebt. Längs des Vorderrandes zieht ein breiter, atlas-
glänzender Wisch in einer der erwähnten, jeder Lokalrasse eigentüm-
licher Farben. Ein ebensolcher, aber schmälerer und in seiner Ausdehnung
sehr variabler Wisch zieht dem Innen- und Außenrande parallel. Häufig
sind auch die großen Adern, seltener die Mittelzelle farbig bestäubt.
Auch die Hinterflügel sind durchaus schwarz grundiert mit Ausnahme
eines oder mehrerer Goldflecke, welche rein cadmiumgelb sind und
auch im durchscheinenden Lichte kein Schwarz erkennen lassen. Der
schwarze Grund der Hinterflügel ist indessen fast ganz von atlasglän-
zender Farbe überdeckt, so daß in der Regel nur der Außenrand und
eine Reihe dem Außenrande parallel angeordneter Flecke schwarz aus-
gespart bleiben. Häufig finden sich auch noch außerhalb dieser schwarzen
Flecke einige cadmiumgelbe Tüpfelchen. Während die atlasglänzenden
Farben bei schiefer Beleuchtung irisieren, bewahren die sogenannten
Goldilecke bei jeder Beleuchtung ihre rein gelbe Farbe, was besonders
bei den goldgetönten, grün irisierenden Rassen zu wundervollen Farben-
eifekten Veranlassung gibt.
Papilio priamus ist von Halmaheira ausgehend ostwärts
über Neuguinea und die umliegenden Inselgruppen bis zu den Salomo-
De
inseln im Norden und bis Australien im Süden verbreitet. Wir unter-
scheiden nach Seitz folgende Rassen:
I. Goldgelbe Rassen:
Iydius Fldr. Halmaheira, Ternate.
croesus Wall. Batjan.
I. Grüne Rassen:
aesacus Ney. Obi.
priamus L. Amboina, Saparoea, Ceram.
hecuba Röb. Keyinseln.
arruwana Fldr. Aroeinseln.
poseidon Dbl. Neuguinea.
boisduvali Montr. Woodlark.
pronomus Gray, Kap York.
euphorion Gray, Queensland.
richmondia Gray, Neu-Süd-Wales.
bornemanni Pagenst. Neupommern.
miokensis Ribbe, Mioko.
III. Blaue Rassen:
urvilleanus Guer. Neuhannover, Neumecklenburg,
Salomoinseln.
caelestis Rothsch. Luisiaden.
Wir ersehen daraus, daß die goldgelben Rassen den Westen, die
blauen Rassen den Osten des Verbreitungsgebietes beherrschen, während
die zahlreichen grünen Rassen das Gebiet von Neuguinea und Australien
bevölkern. Pap. priamus v. priamus, welcher der goldenen
Rasse benachbart ist, zeigt noch einen deutlich goldgrünen Ton. Auch
von hecuba besitze ich ein lebhaft goldgrünes Exemplar, welches ich
deshalb in meiner Sammlung als ab. aurea bezeichnet habe. Aus-
gesprochen smaragdgrün ist Pap. poseidon von Neuguinea, wäh-
rend die dem Gebiete der blauen Rassen benachbarten bornemanni
und miokensis bereits bläulich grün getönt sind. Auffallender-
weise beiindet sich eine als grünblau bezeichnete Rasse, aesacus von
Obi mitten zwischen dem goldenen croesus und dem grünen pri-
amus eingesprengt, was aber gerade dafür spricht, daß auch die aus-
gesprochen blauen Rassen dem Genus priamus zuzuzählen sind.
Ich bemerke hier, daß sich alles das nur auf die männlichen Formen
des Pap. priamus bezieht. Es sind zwar die Weibchen auch zum
Teil sehr verschiedenartig und bieten manches Interessante, ich ziehe
sie aber absichtlich nicht in den Kreis unserer Betrachtung, weil es mir
hier lediglich um eine Farbenstudie zu tun ist.
a A a
Wie erklärt es sich, daß eine Art auf einem doch verhältnismäßig
kleinen Verbreitungsbezirke in drei so grundverschiedenen Farben des
Spektrums auftreten kann? Wir kommen der Lösung des Rätsels schon
näher, wenn wir die Tiere mit unbewafifnetem Auge unter verschiedenem
Gesichtswinkel und bei verschiedener Beleuchtung betrachten, auch
wenn wir Aberrationen, welche nach der einen oder der anderen Richtung
Übergangsfarben aufweisen, berücksichtigen. Bei allen den aufgeführten
Lokalvarietäten irisieren die atlasglänzenden Farben lebhaft. Betrachten
wir zunächst die v. Zydiusundcroesus,so sehen wir den Goldton
bei schiefer Beleuchtung und bei spitzem Gesichtswinkel in ein wunder-
volles Goldgrün übergehen, womit der Übergang zur v. priamus
unmittelbar gegeben ist. Allein die gerade beilydiusundcroesus
stark verbreiterten hellen Goldflecke nehmen an diesem Farbenspiele
nicht teil, sie verbleiben bei jeder Beleuchtung licht cadmiumgelb, was
einen herrlichen Farbenkontrast ergibt. Auch alte Sammlungsstücke,
besonders wenn sie längere Zeit dem Sonnenlichte ausgesetzt waren,
nehmen einen lebhafter grünlichen Ton an und erscheinen frischer in
der Farbe, ganz entgegengesetzt dem, was wir sonst an den meisten
Faltern unserer Sammlungen zu unserem Leidwesen wahrzunehmen
gewohnt sind. Es beweist das also, daß die Farbenveränderungen hier
nicht allein durch die natürliche Zuchtwahl und lokale Einflüsse hervor-
gerufen werden, sondern daß sie zum Teil auch noch bei dem toten Indi-
viduumdurchLichtoder andere Witterungseinflüsse erzeugt werden können.
Umgekehrt sehen wir bei den grünen Rassen, besonders bei denen
des westlichen Verbreitungsgebietes häufig ausgesprochen goldige Töne
auftreten, wie ich solches schon bei der v. hecuba erwähnte. Anderer-
seits zeigen alle grünen Arten bei schiefer Beleuchtung einen lebhaften
blauen bis blauvioletten Schimmer. Auch hier spielt das Alter der Tiere
eine Rolle. So besitze ich ein Exemplar von Pap.hecuba, von Herrn
E. Riemel in München stammend, welches ein Jahr lang im Schau-
kasten dem Sonnenlichte ausgesetzt war und dadurch prachtvoll blau
mit violettem Schimmer geworden ist. Ich habe dasselbe deshalb in
meiner Sammlung als „insolationecyanea‘ bezeichnet. Dieses
Exemplar übertrifft sogar grünliche Stücke von urvilleanus, die
ich als viridescens bezeichne, bei weitem an Bläue. Dieses Stück
zeichnet sich außerdem durch lebhaites Hervortreten des großen sei-
digen Duftileckes auf den Vorderilügeln aus, wodurch dasselbe noch
mehr an urvilleanus erinnert. Es unterscheidet sich aber von
diesem sofort durch die fehlende schwarze Bestäubung des Wurzel-
feldes der Hinterflügel und ist dadurch noch prunkvoller in seiner Er-
scheinung als urvilleanus.
Be pe
Pap. urvilleanus soll besonders bei künstlich gezüch-
teten und früh abgetöteten Exemplaren grünliche Farbentöne zeigen.
Übrigens sehen wir auch bei intensiv dunkelblauen Exemplaren von
urvilleanus immer noch grüne Schuppen eingesprenkelt.
Alles das spricht schon dafür, daß die verschiedenfarbigen Rassen
eine aus der anderen hervorgegangen sind, es fragt sich nur, welche als
die älteste anzusehen ist. Aber auch dieser Frage können wir, glaube ich,
aui die Spur kommen. Betrachten wir nämlich die grünen und blauen
Tiere unter ganz spitzem Gesichtswinkel, eventuell noch bei einer inten-
siven seitlichen Lichtquelle, so leuchten sie alle in einem prächtigen Gelb-
bis Rotgold. Gerade bei der von den goldgelben Rassen am weitesten
entiernten v. urvilleana tritt das durch den Gegensatz der kom-
plementären Farben Blau und Gelb am prächtigsten in die Erscheinung.
Daraus, daß also der Goldton bei allen drei Gruppen zugrunde liegt und
durch geeignete Belichtung hervorgerufen werden kann, möchte ich
den Schluß ziehen, daß die goldgelben Rassen die ursprünglichen sind.
Daß sich aus den goldgelben Rassen die grünen und aus diesen die blauen
entwickelt haben müssen, ergibt sich aus den vorher geschilderten Farben-
übergängen sowie aus der geographischen Verbreitung von selbst.
Immerhin ist es noch wunderbar genug, daß bei verschiedenen
Rassen einer Art ein so intensives Rotgold auf dem Wege durch Smaragd-
grün in tiefes Blau verwandelt werden kann. Um über diese Möglich-
keit weitere Aufklärung zu erhalten, ziehen wir das Mikroskop zu Rate!
Schon die makroskopische Betrachtung, das Irisieren der Farben, be-
sonders aber der Umstand, daß die Farben nicht durch Sonnenlicht und
Alter gebleicht, vielmehr intensiver werden, lehrt uns, daß es sich hier
kaum um chemische Farbensubstanzen handeln kann, sondern daß nur
Lichtwirkungen durch Strahlenbrechung oder Interierenz in Frage
kommen können, welche durch Struktur, Krümmung und Lagerung der
Schuppen bedingt sind. Daß dem in der Tat so ist, möge uns die mi-
kroskopische Untersuchung erweisen.
Wir schaben zunächst einige Schuppen ab und betrachten sie unter
dem Mikroskope bei durchfallender Belichtung. Wir unterscheiden
sofort zwei Sorten von Schuppen. Die einen sind an dem Stiele, mit
welchem sie aufsitzen, spitz und laufen nach dem freien Ende breit,
schaufelartig aus, hier in mehreren, durchschnittlich drei bis fünf Zähnen
endigend. Sie sind starr und leicht zerbrechlich, platt und in der Längs-
richtung sehr regelmäßig parallel geriffelt. Die Riffel zeigen wieder eine
feine Querstreiiung und sind dunkel schwarzbraun. Auch zwischen den
Riffeln ist reichlich dunkelbraunes Pigment eingelagert. Die andere
Sorte von Schuppen ist länglich, spatelförmig, an beiden Enden gleich
AIR
breit und oval abgerundet. Diese Schuppen sind sehr fein und nicht
ganz regelmäßig in der Längsrichtung gestreift. Es scheint mir, als ob
es sich nicht um eine Riifelung der Oberfläche handelt, sondern als ob
diese Streifung durch Verdichtungen innerhalb der Substanz hervor-
gerufen wird. Die Oberfläche der Schuppen sieht bei auffallendem Lichte
ganz fein gekörnt aus. Sie sind biegsamer und weniger leicht, zerbrech-
lich als die schwarzen Schuppen. Bei durchfallendem Lichte erscheinen
sie leuchtend goldgelb, ganz gleich ob sie von der grünen v. hecuba
oder von der blauen v. urvilleana entstammen. Nur an den Wöl-
bungen schimmern sie zart grün oder blau. Erst bei Anwendung der
DunkeHeldbeleuchtung mit auifallendem Lichte spielen sie in allen
Farben des Spektrums. Nun haben wir aber in der natürlichen Lagerung
der Schuppen eine wahrhaite Dunkelieldbeleuchtung. Das wird uns
sofort klar, wenn wir die Flügel, so wie sie sind, bei einer nicht allzu
starken Vergrößerung — ich benutze zu diesem Zwecke höchstens 40
bis 100-fache Vergrößerung — unter das Mikroskop bringen. Wenn
man nicht einen Flügel abbrechen will, so kann man sich, falls man
nicht über ein besonderes entomologisches Mikroskop verfügt, damit
helfen, daß man den Objekttisch losschraubt und nach hinten dreht
und das Tier auf den Kork eines feststehenden Glases, etwa eines Tinten-
glases steckt. Als Lichtquelle genügt helles Tageslicht oder eine möglichst
nahe gerückte elektrische Glühlampe. Die letztere hat den Vorteil, daß
man die Richtung der Lichtstrahlen nach Belieben regulieren kann.
Da bietet sich nun dem Auge ein so entzückendes Bild, daß ich
es gar zu gern festhalten möchte, aber erstens hindert mich daran die
Kostspieligkeit einer solchen Tafel, und zweitens befürchte ich, daß es
überhaupt unmöglich sein wird, ein Bild zu liefern, welches der Natur
annähernd gleichkommt. Jetzt erscheinen uns auf einmal die vorher
einfach gelben Schuppen in ihrem natürlichen Farbenglanze, wie wir
ihn makroskopisch sehen, ja ich möchte behaupten, daß alle Farben
noch bei weitem leuchtender und trotzdem wiederum zarter hervor-
treten. Besonders wenn wir irgend eine der blauen Flächen von Pap.
urvilleanus betrachten, entialtet sich vor unserem Blicke eine
wahre Farbenorgie.. Da bilden die dunkel pigmentierten gezähnten
Schuppen einen dichten, fast lichtundurchlässigen schwarzen Teppich,
das natürliche Dunkelfeld, in welches die bunten Schuppen in sehr
regelmäßigen Reihen und meist mit kleinen Abständen eingerügt sind.
Die Schuppen leuchten zumeist azurblau, es finden sich aber dazwischen
stets eine Anzahl grünblauer und rein smaragdgrüner Schuppen, oft
mehrere nebeneinander eingesprengt. Da die Schuppen schräg aufwärts
stehen und straußenfederartig gebogen sind, bilden sich auf ihrer obersten
Re AUS
Wölbung allerlei Lichtreilexe in prachtvoll kontrastierenden gelbroten,
rosafarbenen und violetten Tönen. Schieben wir nun den sogenannten
Goldfleck, wie er auch bei urvilleanus ab. [lavomaculata
häufig vorhanden ist, unter den Focus, so sehen wir die gleichen Schuppen,
aber sie liegen flach und erscheinen nur darum wohl meist länger, vor
allen Dingen aber fehlt jede Spur von pigmentierten Schuppen der
ersteren Sorte. Infolge dessen ist der goldene Fleck vollkommen licht-
durchlässig und erstrahlt im puren Gold, wie wir es vorher auch bei den
auf dem Objektträger isolierten und in situ grünen oder blauen Schuppen
gesehen haben.
Bei den v. Zydius und croesus behalten nun diese Schuppen
auch da, wo sie auf dem schwarzen Teppiche liegen, ihre goldige Farbe,
nur erscheinen sie wohl infolge des dunklen Untergrundes mehr rot-
golden. Hier liegen die Schuppen ähnlich wie in dem durchsichtigen
Goldflecke flacher und sind nur wenig gebogen. Nur bei stark seitlicher
Beleuchtung werden sie grünlich. Die gleichen Schuppen der grünen
Varietäten stehen stärker aufrecht und sind kräftiger gebogen, am ener-
gischsten aber ist die Aufbiegung bei den blauen Schuppen von ur -
villeanus. Aus dieser Aufrechtstellung und Krümmung der Schuppen‘
ergibt sich nun ganz von selbst, daß sie uns auf dem schwarzen Grunde
in seitlicher Beleuchtung erscheinen müssen, da nur die seitlich auf-
fallenden Lichtstrahlen nach oben reflektiert werden können. Wenn
wir sie dagegen unter ganz spitzem Winkel, fast in der Ebene des Flügels
betrachten, so sehen wir sie bei durchscheinendem Lichte, und zwar um
so besser, je mehr sie aufrecht stehen, daher auch der prächtige Gold-
glanz der bei reflektiertem Lichte blauen Schuppen desurvilleanus.
Da also die wunderbaren Farbeneffekte nur auf minimalen Ver-
schiedenheiten in der Stellung und Krümmung der obersten Schuppen-
lage beruhen, erklärt sich auch die leichte Veränderlichkeit der Farben
durch Witterungseinflüsse oder durch das bloße Alter der Tiere. Es ist
leicht möglich, daß durch Besonnung und die dadurch hervorgeruiene
stärkere Austrocknung sowie durch das Altern der Tiere, auch der schon
abgestorbenen, ein Aufrichten und stärkeres Krümmen der Schuppen
bewirkt werden kann. Außerdem ist es wohl möglich, daß noch feinere
mikroskopische Strukturveränderungen eine Rolle spielen, welche wohl
nur durch eine sehr subtile Untersuchung nachzuweisen wären.
Ferner erhellt daraus, daß es sich nicht um chemische, sondern
um rein optische Farben handelt, welche den Gesetzen der Lichtbrechung
folgen, daß die Farben je nach dem Einfallswinkel der Lichtstrahlen
nacheinander die Farben des Spektrums, Rot, Gelb, Grün, Blau, Violett
geben müssen.
RT IR
Mithin bestätigt auch bezüglich der stammesgeschichtlichen Ent-
wickelung die mikroskopische Untersuchung nur das, was wir bereits
aus der makroskopischen Betrachtung abgeleitet hatten. Es ist danach
durchaus wahrscheinlich, daß die goldgelben Rassen von Pap. pri-
amus die ursprünglichen sind, und daß sich aus diesen nacheinander
die grünen und blauen Rassen ableiten. Es wären also als Stammsitz
des Pap. priamus die Inseln Halmaheira, Ternate und Batjan
anzusprechen, und die Lokalvarietät priamus nicht als die älteste
anzusehen.
Einen sicheren Aufschluß über die stammesgeschichtliche Frage
könnte vielleicht das Temperaturexperiment geben. Es müßte gelingen
aus hecuba nur gelbe, aus urvilleanus dagegen nacheinander
grüne und gelbe Temperaturfoımen zu züchten. Leider sind aber diese
Experimente hier undurchiührbar und müßten in der Heimat der Tiere
selbst gemacht werden. Vielleicht geben meine Zeilen einem die Key-
oder Salomoinseln bewohnenden oder besuchenden Forscher Veranlassung,
Experimente in dieser Richtung anzustellen.
Eine bisher übersehene deutsche Lymantriide ?
Colocasia betulae l.enz nova species?
Von BEE LE Ze 92:
Am 26. September 1903 fand ich in Pommern an Birke eine mir
gänzlich unbekannte Lymantriiden-Raupe, von der ich sofort eine Be-
schreibung aufnahm, die ich hier folgen lasse: Die Raupe ist etwa 2 cm
lang, schlank von Gestalt, mattschwarz von Farbe mit einem Stich ins
Violette, sie ist mit glänzend schwarzen Wärzchen besetzt, auf denen
weißliche Haarsterne stehen. Oberhalb der Füße läuft ein Fußstreif,
der aus einzelnen scharf begrenzten weissen Flecken besteht, die am
kleinsten in der Mitte sind. Zwischen diesen Flecken ist in den Ein-
schnürungen der Segmente die dunkle Grundfarbe erhalten. Die untere
Reihe der Wärzchen, welche in den weißen Flecken steht, ist ebenfalls
weißlich. Der Kopf ist schwarz. Auf dem ersten Ringe stehen zwei seit-
liche schwarze Haarpinsel, ein ebensolcher auf dem elften Ring. Auf
dem vierten und fünften Ringe steht je eine rostrote Haarbürste, die in
der Mitte am dunkelsten ist. Die Raupe erinnerte mich an Dasychira-
Arten; sie zeigte auch ein typisches Verhalten von solchen: sie krümmte
sich öfter rückwärts so zusammen, daß Kopf und After sich berührten
und „bürstete‘“ sich dann durch seitliche Bewegungen ab. Andererseits
erinnerte sie an die Raupe von Colocasia (Demas) coryliL,
Ba
unterschied sich von dieser jedoch außer durch die ganz andere Färbung
durch schlankeren Bau und ihre freie Lebensweise, während jene
zwischen Blättern eingesponnen lebt; mit der freisitzenden Lebensweise
hing eine mehr aufgerichtete Haltung beim Sitzen zusammen, die etwa
der. von Portihesia sımilas Fuessl entsprach.
Man kann sich denken, daß ich diese Raupe mit ganz besonderer
Sorgfalt pflegte. Sie lieferte Anfang Oktober eine glänzend schwarze
Puppe, und ich sah mit kühnen Erwartungen dem Frühjahr entgegen.
Umso größer war meine Enttäuschung, als daraus ein männlicher Falter
schlüpfte, den ich von Colocasia coryli nicht unterscheiden
konnte. Da ich nach der ganz fremdartig gestalteten Raupe etwas ganz
anderes erwartet hatte, so dachte ich damals nicht an die Möglichkeit,
daß es sich um eine sehr ähnliche eigene Art handeln könne, sondern
ich beruhigte mich bei der Annahme einer abnormen Raupenform; und
da der Falter sich im Puppenkasten erheblich beschädigt hatte, nahm
ich ihn nicht einmal in die Sammlung auf.
Zwei Jahre später fand ich an derselben Örtlichkeit und um die-
selbe Jahreszeit wieder zwei Raupen von genau demselben Typus.
Auch diese saßen frei an Birkenzweigen und lebten auch in der Ge-
fangenschaft nicht eingesponnen. Das machte mich wieder stutzig,
und ich zog beide mit großer Sorgfalt auf. Beide Raupen verpuppten
sich gut und lieferten im Frühjahr 1906 zwei weibliche Falter. Diese
Falter unterscheiden sich von gewöhnlichen cor ylı sehr wenig; sie
sind etwas kleiner als cor yli im Durchschnitt; der eine mißt 29, der
andere 30 mm, während gezogene coryli aus der gleichen Gegend
35 bis 35 mm zu messen pflegen. Die Vorderflügel sind etwas stumpfer
als bei coryli, Ring- und Nierenmakeln sind kleiner; die Nieren-
makel ist nach außen enger von der dunklen Umfassungslinie ein-
geschnürt, und diese Linie ist am Vorderrand weiter gegen die Wurzel
zurückgebogen als bei cor yli. Die ganze Färbung ist eintöniger grau.
Während bei coryli die dunkle Wurzelhälfte der Vorderflügel von
der hellen Außenhälfte stark abzustechen pflegt, ist das bei meinen
beiden Stücken viel weniger der Fall. Auch die Thoraxbehaarung ist
eintöniger grau.
Wenn ich diese Unterschiede bei gefangenen Faltern gefunden
hätte, so würde ich schwerlich auf den Gedanken gekommen sein, daß
es sich um eine besondere Art handle. Die sehr starken und bei allen
drei Stücken konstanten Unterschiede der Raupen machen mir diese
Annahme aber doch sehr wahrscheinlich. Der Fall dürfte ganz ähnlich
liegen wie bei Pheosia gnoma F., die man vielleicht auch nicht
von tremula Cl, als besondere Art abgetrennt hätte, wenn nicht
Da
die ganz anders gestaltete Raupe wäre. Die gnoma- Raupe zeigt
ebenso wie die von mir gefundene Colocasia eine typische Anpassung
an Birkenzweige; sie hat ein ganz ähnliches Violettgrau, das der Farbe
junger Birkenzweige sehr nahekommt und das z. B. auch die junge
Raupe der Geometra papilionaria aufweist. Die Colo-
casia coryli kommt in derselben Gegend nicht selten vor, und ich
fand öfter Raupen davon an Buchen und Eichen; alle diese hatten
jedoch den gedrungenen Typus der eingesponnen lebenden Raupen und
alle waren weißlich gefärbt mit einem nur dünnen dunklen Rücken-
streif. Ich halte die von mir gefundene Colocasia daher für eine
speziell an Birke angepaßte Art und ich möchte sie deshalb Colocasia
betulae benennen. Wenn Leser dieser Mitteilung etwa schon ähnliche
Raupen beobachtet haben sollten, so wäre ich für eine Benachrichtigung
dankbar. Der Fundplatz meiner Raupen war in der Nähe von
Pflugrade in Pommern, zwischen den Landstädten Naugard und Massow.
Vielleicht ist der eine oder andere Sammler in der Lage, in baltischen
Birkengegenden nach der Colocasia betulae zu fahnden.
Anhangsweise möchte ich noch bemerken, daß mir die gegenwärtig
moderne Abtrennung der Gattung Colocasia von den Lymantriiden
ganz ungereimt erscheint. Sie ist mit den Dasychira tausendmal
näher verwandt als etwa mit den Catocala oder selbst mit den
Agrotis. Das beweist sowohl der Bau des Falters einschließlich des
Flügelgeäders als auch der Bau des Eies und die Gestalt und die
Lebensweise der Raupe, nicht zuletzt auch der erwähnte Instinkt des
„Bürstens“. Allerdings dürfte die Gattung Colocasia im Ver-
gleich zu den Dasychira verhältnismäßig primitiv sein, also wohl
deren Vorfahren nahestehen.
nn nam
Eine neue Geometride von Korsika,
Boarmia semiothisata Lenz.
Von DrABs EZ Ten
Anfang August 1908 fing ich in der Umgegend von Vizzavona auf
Korsika ein Stück einer Geometride, die noch nicht beschrieben zu sein
scheint. Es handelt sich um ein völlig frisches weibliches Tier, das auf
gewöhnliche Art gespannt 29 mm breit ist. Systematisch steht die Art
zwischen Boarmia lichenaria Hufn. undjubata Thnbg., näher
jedoch der jubata. Die Grundfarbe ist grauweiß, mit dunkel-
grauen Atomen überstäubt. Mit jubata hat die Art den schwarzen
Mittelfleck der Vorderflügel gemein, der eine graue Verbindung zum
Vorderrand hat. Ebenso ist eine schwarze Querbinde im Wurzelfeld wie
BER L-0
bei zubata. Auch der Fleck vor dem Apex am Vorderrand ist wie bei
jubata gestaltet. Spezifisch für die neue Art ist jedoch ein schwarz-
grauer halbmondförmiger Fleck unterhalb des Apex am Außenrand, der
ähnlich wie bei Semiothisa alternaria Hb. aussieht und die
Vorderflügelspitze auf den ersten Blick ausgesichelt wie bei einer Se-
miothisa erscheinen ‚läßt, bis man bei genauerer Betrachtung sieht,
daß der Flügel genau so ganzrandig und die Spitze ebenso stumpf wie
bei Boarmiajubataist. Eine äußere schwarzgraue Linie, welche
etwa das Saumfeld vom Mittelfeld trennt, verläuft erheblich anders
als bei judbata. Sie läuft nämlich nur im mittleren Drittel etwa par-
allel dem Saum, während sie dann beiderseits scharf gegen die Wurzel
zurückbiegt, um schließlich steil gegen den Vorderrand und Innenrand
zu laufen. Die Linie erreicht den Vorderrand etwa in der Mitte zwischen
dem Mittelfleck und dem erwähnten Vorderrandsfleck gegen die Spitze
hin. Sie ist am Vorderrand zu einem etwa ebenso großen schwarzgrauen
Fleck verbreitert. Zwischen den beiden auffälligsten Flecken der ju-
bata steht also hier noch ein dritter. Über die Hinterflügel läuft nur
eine graue Linie, die gegen den Vorderrand zu undeutlich wird und die
etwa der inneren Linie bei jubata entspricht. Wurzelwärts davon ist
der Mittelpunkt angedeutet. Die weißlichen Fransen sind ähnlich wie
bei jubata auf den Adern grau unterbrochen, am deutlichsten auf den
Vorderflüge In.
Weil die neue Art an die Gattung Semiothisa erinnert, be-
nenne ich sie hiermit Boarmia semiothisata. Möglicherweise
handelt es sich dabei sogar um mehr als um eine bloß äußerliche Ähn-
lichkeit; vielleicht besteht eine wirkliche phyletische Verwandtschaft
der Semiothisa zu dieser Gruppe der Boarmia; beide Genera
sind ja ohnehin ziemlich nahe verwandt. Innerhalb der Boarmia aber
scheinen mir die an Flechten lebenden Arten (lichenaria,jubata
usw.) eine Sonderstellung zu beanspruchen, sowohl hinsichtlich der
Zeichnung und Gestalt der Falter als auch der Gestaltung und Lebens-
weise der Raupen. Ich würde es am liebsten sehen, wenn für diese
Flechtenspanner eıne eigene Gattung aufgestellt würde; doch fühle ich
mich nicht berufen dazu.
Die Raupe der semiothisata dürfte vermutlich an Flöchten
von Fichten (Picea) leben. Ich fing den Falter in einem lichten Nadel-
holzbestand auf einem Hange, der gegen den Col di Sorba zieht, in ca.
1500 bis 2000 m Höhe.
KEN ae na 4
BRETT ea en ea ea ea ee
Fr Fr MITTEILUNGEN Pr FÜ
(dert Münchner Entomologischen Gesellschaft, e.V, \
\ 8. Jahrgang 1917/18. München, 31.Dezember 1918. Nummer 11-12. N
SE ee ei ei ee ee]
Ausgegeben Mai 1919.
VORWORT.
Der Verein hatte in den letzten beiden Jahren 1917 und 1918
sehr unter den Begleiterscheinungen des Krieges zu leiden.
Die Sitzungen waren außerordentlich schlecht besucht, was
seinen Grund nicht allein in der Abwesenheit von Mitgliedern,
sondern auch in mancherlei anderen Umständen hatte. So konnten
wir z. B. in den letzten beiden Wintern wegen der Einschränkung
der Heizung das Vereinslokal nicht benützen und mußten unsere
Sitzungen im allgemeinen Restaurationssaale abhalten, so daß
von eigentlichen Sitzungen kaum mehr die Rede sein konnte
und es sich lediglich um Zusammenkünite einzelner Mitglieder
handelte. Infolgedessen konnten auch keine Demonstrationen
und Vorträge gehalten werden. Es mag wohl sein,‘ daß teils
infolge dieser Umstände teils zufolge Inanspruchnahme durch
andere mit dem allgemeinen Wirtschaitsleben zusammenhängende
. Tätigkeit das Interesse der Mitglieder am Vereinsleben sehr
herabgemindert wurde. Alles das hatte seine Rückwirkung ‚auch
auf den Kassenbestand des Vereines, da keine Gelder ‚durch
außerordentliche Veranstaltungen wie durch Ausstellungen oder
Verlosungen einliefen. Aus diesen Gründen war es nicht mehr
möglich, die Zeitschrift regelmäßig erscheinen zu lassen: Ins-
besondere mußte die in diesem Hefte erscheinende Arbeit
wegen der hohen Druckkosten immer wieder zurückgestellt
werden, und so konnte bis jetzt nicht einmal der Jahrgang 1917
abgeschlossen werden. Da wir mittlerweile 1919 zählen, und.
es unmöglich ist, das Versäumte nachzuholen, so geben wir
jetzt als Ersatz dafür ein umfangreicheres Heit als Nr. Il und 12
des 8. Jahrganges heraus, welchen wir nunmehr, weil er zwei
Jahre umfasst, als 8. Jahrgang 1917—18 bezeichnen, um sodann
RO
mit dem 9. Jahrgang 1919 fortzufahren. Für diesen sind uns
bereits eine Reihe interessanter Veröffentlichungen in Aussicht
gestellt. So hoffen wir, daß allmählich wieder ein Aufschwung
zu verzeichnen ist, wenn es auch wohl bei den noch wenig
erfreulichen Zeiten nicht gerade allzu rasch gehen wird.
Mittelasiatische und andere neue Tortriciden.
Von Prof. Dr. J. von Kennel.
(Hierzu Tafel I—IV).
In folgendem gebe ich die Beschreibung und Abbildung
einer Anzahl neuer Vertreter der Wickler, die zum größten Teil
aus zentralasiatischem Gebiet stammen, einige Arten nur sind
darunter aus anderen Gebieten, wie Uralsk nördlich vom kas-
pischen Meer, Kleinasien, Syrien, Tunesien, Spanien und eine
Art von Gastein. Die meisten Arten, darunter auch alle, die
nicht aus Mittelasien stammen, sind aus der Sammlung des
Herrn Bang-Haas in Dresden-Blasewitz. Gerade, als ich mit
deren Sichtung und Bearbeitung beschäftigt war, erhielt ich
durch Herrn Kustos Dr. von Rosen noch die Rückbeilsche
Wicklerausbeute aus der Umgebung von Dscharkent im Fluß-
gebiet des Ili, die den Sammlungen des bayerischen Staates in
München gehört, worin sich eine Anzahl der auch von Bang-
Haas erhaltenen Formen neben einigen anderen unbeschriebenen
befand. Aber auch bereits bekannte Arten waren in letzterer
Sendung enthalten, die ich am Schlusse anführe, weil-dadurch
ein kleiner Beitrag zur geographischen Verbreitung dieser
Spezies geliefert wird.
Bedauerlich ist, daß nur bei der Rückbeilschen Ausbeute
das Datum der Erbeutung angegeben ist; diese Angabe wird
meistens seitens der Sammler unterlassen und doch ist sie
wichtig, einmal weil durch die Kenntnis der Flugzeit nach-
kommenden Sammlern das Aufsuchen und Wiederfinden der
betreffenden Arten erleichtert wird, dann aber auch, weil der
Bearbeiter aus den Daten Schlüsse ziehen kann, z. B. ob es
sich um eine erste oder zweite Generation handelt, ob YJJ und
©Q ganz gleichzeitig auftreten, oder das eine Geschlecht auch
schon früher als das andere vorhanden ist, ferner Schlüsse auf
die Dauer der Flugzeit usw. Wünschenswert wären natürlich
auch Bemerkungen darüber, ob es sich um Formen aus der
"Niederung oder aus bedeutenderen Höhenlagen handelt, ob der
“ Fangort Steppe, Sumpfgegend, Wald oder Grasgegend ist u. dgl.
Unter den gegebenen Verhältnissen bleibt indessen nichts
übrig, als die neuen Arten nach ihrem Aussehen so gut und
genau als möglich zu schildern.
Zugleich benütze ich die Gelegenheit zur Darlegung einiger
neuer anatomischen Beobachtungen, besonders bezüglich der
Gattung Pandemis, wodurch die vorliegende Abhandlung nicht
wertloser werden dürfte.
Gleich hier möchte ich bemerken, daß eine größere Anzahl
von „Phtheochroa‘“ variolosana Chr. es möglich machte, fest-
zustellen, daß dem 5 ein Costalumschlag der Vorderflügel fehlt.
Da bei der Aufteilung der früheren Gattung Phtheochroa die
Formen mit Costalumschlag zu //ysiterosia, die ohne solchen zu
Euxanthis gezogen wurden, so muß diese Spezies Euxanthis
variolosana Chr. heißen. Bei Abfassung meiner ‚„Palaearctischen
Tortriciden“ hatte ich noch nicht die Möglichkeit, dies fest-
zustellen, weshalb die Art dort noch bei //ysterosia steht, was
hiermit berichtigt werden soll.
l. Cacoecia idana n. sp. 1 g' mäßig erhalten. Taf. II Fig. 1.
Gehört in die Gruppe Ca£. catoniana Rag., siciliana Rag.,
fluxana Kenn. mit sehr schmalem Costalumschlag der Vorder-
flügel. Die Form der Vorderflügel gleicht der von Caec. stri-
gana Hb., d. h. sie sind ziemlich schmal, langdreieckig, saum-
wärts allmählich verbreitert; die Costa ist gleichmäßig leicht
gebogen, der schmale Costalumschlag reicht bis zur Hälfte der
- Flügellänge, der Saum ist mäßig schräg, etwas gebogen, Apex
gerundet. Spannweite 15 mm. Kopf, Thorax und Grundtarbe
der Vorderflügel sind bleich graubräunlich, das Abdomen ist
etwas grauer, der kleine Analbusch weißlich. Die Vorderilügel
sind spärlich und undeutlich dunkler braunlich quergerieselt;
im Spitzenteil sind die bräunlichen Wellenlinien schärfer und
_ dunkler rötlichbraun; sie entspringen aus einer unscharfen
- bräunlichen Verdunkelung des letzten Costaldrittels und ziehen
schräg zum Saum, die erste und längste in den Tornus. In
der Flügelmitte findet sich eine rötlichbraune schräge Ver-
dunkelung, die dorsale Hälfte des sonst üblichen Schrägbandes,
_ wurzelwärts ziemlich scharf begrenzt, saumwärts verwaschen;
sie zieht zu ?/, des Dorsums. Der schmale Costalumschlag ist
‚ein wenig er braun als der Flügelgrund. Die Fransen sind
E einer feinen grauen Basallinie gelblich, am Tornus schmal
1,
ee
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A.
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Du A ae a ET Pier nes 1 Er HR 2 DH NAMEN TEN 48
Bir
grau durchschnitten. Die Hinterflügel sind ziemlich spitz, ihr
Saum gleichmäßig gebogen, unter dem Apex flach eingezogen;
sie sind bräunlichgrau, gegen die Spitze hin spärlich dunkler
gesprenkelt, ihre Fransen weiß mit feiner grauer Teilungslinie.
. Hab. Sajan.
Die Type befindet sich in der Sammlung Bang-Haas.
2. Cacoecia‘ celsana'tn. sp. 3. 0’97,.2.° Ta I Riem
Bio. 3 9,
Gehört in die gleiche Gruppe, wie vorige; der schmale
Costalumschlag der Vorderflügel des 5 ist jedoch kürzer und
reicht nur bis etwa '/, der Costa. Die Vorderilügel des 5' sind
breit, Costa und Dorsum an der Basis stark gebogen, weiterhin
gerade, die Flügel saumwärts nur wenig verbreitert, der Apex
ist vorgezogen, ziemlich spitz, der Saum schräg, geschwungen;
beim 9 sind die Vorderflügel im ganzen schmäler, die Costa
an der Basis weniger stark gebogen und weiterhin leicht ge-
schwungen. Die Hinterflügel sind bei beiden Geschlechtern
breit, der Saum stark gerundet, unter dem Apex flach einge-
zogen. Spannweite bis 20 mm. Kopf und Thorax sind rötlich-
braun, das Abdomen ist bräunlichgrau, der Analbusch des 5
ockergelb, ebenso die Hinterleibsspitze des 9. Beim 5 sind
die Vorderflügel bleich olivbräunlich, im basalen Teil ein wenig
dunkler als in der Saumhälite; beim @ sind sie gleichmäßiger
gefärbt, etwas dunkler und reiner bräunlich. In beiden Ge-
schlechtern ziehen sehr schwache dunklere Wellenlinien quer
über den Flügel, am deutlichsten noch im Saumfeld, wo sie
zum Teil in den Saum, zum Teil in den Tornus münden. Vor
der Mitte der Costa entspringt eine dunkelbraune Schrägbinde
in der Richtung zum Dorsum vor dem Tornus; beim 9 läuft
sie bis zum Dorsum durch, beim 5 erreicht sie dasselbe
nicht; ihr basaler Rand, ziemlich gerade, oder mit einer kleinen
Knickung an der vorderen Mittelader, ist scharf; der distale
Rand ist scharf nur bis zur vorderen Mittelader, wo er zahn-
artig etwas vortritt; von da an ist er verwaschen; von gleicher
Färbung, wie diese Binde, ist ein praeapikaler dreieckiger
Costalileck, welcher das letzte Drittel der Costa einnimmt und
nur an einer basalen Seite scharf begrenzt ist, sonst verwaschen
in den Grund verläuft; aus ihm entspringen die dunkleren
Wellenlinien des Saumfeldes. Dunkelbraun ist ferner die Saum-
linie und eine kräftige Teilungslinie der Fransen, die sonst die
Färbung der anstoßenden Fläche haben. Die Hinterilügel sind
BR ER EN A VEREN N AaE\ e RDITRLN ANanT
{
ur
blaß bräunlichgrau, gegen den Apex hin gelblich und hier undeut-
lich grau gesprenkelt; die Fransen sind gelblichgrau, bleich,
_ mit feiner grauer Teilungslinie.
Hab. Dscharkent, Ili-Gebiet, Mitte Juli, Waldzone und etwas
unterhalb.
Typen in der Münchener Staatssammlung.
3. Cacoecia alexiana n. sp. | recht gut. Taf. II Fig. 4.
Diese Art steht hinsichtlich der Form des Costalumschlags
der Vorderfilügel und auch durch Färbung und Zeichnung den
Spezies Cac. murinana Hb. und musculana Hb. nahe. Der
Costalumschlag ist ein länglich dreieckiges Läppchen, gegen
Wurzel und Spitze verschmälert und nimmt das erste Drittel
der Costa ein. Letztere ist an der Wurzel stark gebogen, weiter-
hin gerade, der Saum ist ziemlich steil gestreckt, das Dorsum
gleichfalls an der Wurzel gebogen und dann gerade; dadurch
ist der Vorderflügel in seiner ganzen Länge ziemlich gleich-
mäßig breit. Die Hinterflügel sind halbeirund, der Saum gleich-
mäßig gebogen, unter dem Apex kaum eingezogen, letzterer
ziemlich spitz. Spannweite 15 mm.
Die Grundfarbe der Vorderflügel ist kräftig gelblich-grau-
braun; zwischen Wurzel und Mitte stehen einige wenig deutliche
‚dunklere Querwellen; von der Mitte der Costa und etwas dahinter
‚ziehen zwei parallele schwarze Zackenlinien senkrecht durch die
Flügelbreite zum Dorsum; zwischen ihnen steht an der Costa
ein weißes, fein schwarz geteiltes Fleckchen, und die zweite
Zackenlinie ist von Ader 2 an bis zum Dorsum von einer weiß-
lichen Aufhellung begleitet, die durch eine feine dunkle Linie
geteilt ist. Das Spitzendrittel ist schwärzlich gemischt, besitzt
ein apikales und ein praeapikales schwarzes Häkchen und
zwischen beiden eine weißliche Aufhellung gegen den Saum hin.
Die Fransen sind heller graubraun als der Flügelgrund, mit
feiner dunkler Teilungslinie. Die Hinterflügel sind dunkelbraun,
die Fransen weißlich, analwärts grauer, mit dunkelbrauner
„scharfer Teilungslinie. Kopf und Thorax sind braungrau, letzterer
dunkler gemischt, das Abdomen ist dunkler braun, der Anal-
busch kaum heller, klein.
Hab. Eibes.
Type in der Sammlung Bang-Haas.
4. Tortrix laurana n. sp. 3 Jd, 4 92 (Sammlung Bang-
Bas). Tat. II Fig. 5,6 379%, 79:
Gehört in die Gruppe der Gattung Toririxr, die sich in
Flügelschnitt und Zeichnung an die Gattung Pandemis anschließt,
und von dieser nur durch den Mangel der „Ausnagung“ an der
Basis der männlichen Fühlergeißel unterschieden ist. Die Vorder-
flügel sind ziemlich breit, Costa und Dorsum annähernd parallel,
erstere an der Basis stark gebogen, dann leicht geschwungen,
der Saum ist steil und geschwungen, Apex fast rechtwinkelig;
die Hinterflügel sind breit, ihr Saum gerundet, unter dem Apex
leicht eingezogen. Spannweite J' 21—23 mm, © 25 mm.
Beim 5 sind die Vorderilügel bleich gelblichbraun, bei einem
Stück etwas dunkler rötlichbraun, bei allen aber im Saumield,
besonders gegen den Tornus hin, in aschgrau übergehend. In
der ganzen Länge des Flügels finden sich dunklere Querwellen-
linien, im Saumfeld meist in kleinere Stückchen zerrissen; die
stärksten ziehen gebogen in der Nähe der Flügelwurzel von der
Costa zum Dorsum; an letzterem können einige derselben durch
leichte Verdunkelung der Zwischenräume etwas zusammeniließen.
Vor der Mitte der Costa entspringt ein breites dunkelbraunes
Schrägband, dessen distaler Rand geschwungen zum Fransen.
ansatz am Tornus zieht, während der basale zweimal eingekerbt
ist; bei den blasseren Stücken ist das Schrägband von der
Mitte seines distalen Randes bis gegen den Tornus hin saum-
wärts etwas verwaschen; in ıhm sind übrigens noch dunklere
Wellenlinien gut ausgeprägt. Ein mit der Binde gleichfarbiger
dreieckiger Praeapikalileck nimmt das letzte Drittel der Costa
ein; in ihm stehen einige dunklere Schräglinien. Die Fransen
sind bleich graugelblich mit feiner dunkler Basal- und Teilungs-
linie. Die Hinterflügel sind bräunlichgrau, gegen den Apex hin
dunkler gesprenkelt, ihre Fransen bleich gelblich mit sehr zarter
Teilungslinie.
Die, wie ich annehme, hierher gehörigen 9 Sn etwas
größer, die Vorderflügel gestreckter, der Apex schärfer; ihre
Grundfarbe ist rötlichgelb, saumwärts bleicher, die Schrägbinde
und der Praeapikalileck sind rotbraun, beide von dunklen rot-
braunen Linien reichlich und kräftig durchsetzt; auch die ge-
bogenen und teilweise zackigen Querwellen in der basalen
Flügelhälfte sind stark ausgeprägt, die Zwischenräume in der
Nähe des Dorsum rotbraun verdunkelt. Die Fransen sind blaß
rötlichgelb, ihre Basallinie kräftig rotbraun. Die Hinterilügel sind
bleich rötlichgelb, basalwärts grauer, gegen Saum und Apex
reichlich rötlichgrau gesprenkelt. Die Fransen sind blaß gelblich
mit zarter dunklerer Basallinie.
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Kopf und Thorax sind in beiden Geschlechtern ungefähr
von der Farbe der Vorderflügelwurzel, das Abdomen ist braun-
grau, der Analbusch des 5 rötlichgelb bis grau.
Hab. Issykkul, Karagaitau.
5. Tortrix elsana n. sp. 2 So (Sammlung Bang-Haas).
Hai. I Fig.’8.
Gehört in die gleiche Gruppe wie die vorhergehende Art.
Die Costa der Vorderflügel ist nicht geschwungen, sondern in
den letzten °/, nach der basalen Biegung gerade; "der Saum
gleichfalls ziemlich steil, leicht -geschwungen; die Hinterflügel
sind breit, mehr trapezoid, als bei voriger Art, Saum unter der
Spitze gerade, nicht eigentlich eingezogen. Spannweite 20 mm.
Die Grundfarbe der Vorderilügel ist rotbräunlich, am inten-
sivsten gegen die Costa hin von der Wurzel bis ?/, der Länge,
gegen das Dorsum mehr aufgehellt. Nahe der Flügelbasis
stehen an der Costa drei schwarze Schrägstrichelchen, die dor-
sale Hälite des Flügels ist von ziemlich breiten, aber schwachen
und verwaschenen Querlinien durchzogen, im Saumteil stehen
kleine schwärzliche Sprenkelchen in unregelmäßigen Querreihen.
Vor der Mitte der Costa beginnt ein schwärzliches Schrägband,
dessen basaler Rand in geringer Entfernung von der Costa
etwas ausgehöhlt ist, während der distale Rand in der Flügel-
mitte zahnartig saumwärts vortritt; dieser Zahn und der Anfang
der Binde an der Costa sind am dunkelsten schwarz, der blassere
dorsale Teil ist von schwarzen Linien durchzogen. Gleichfalls
schwärzlich ist ein kleiner dreieckiger Praeapikalileck, der mit
seiner Spitze ziemlich weit vom Apex entiernt bleibt, überall
scharf begrenzt ist und drei kurze schwarze Schrägstrichel ent-
hält. Die Fransen sind von der Farbe der Fläche, gegen den
Tornus hin bleicher, mit feiner dunkler Basal- und Teilungslinie.
Die Hinterflügel sind rötlichgrau, analwärts grauer, die Fransen
bleich rötlichweiß ohne merkbare Teilungslinie.
Kopf und Thorax sind rostbraun, das Abdomen ist graubraun,
der Analbusch ebenfalls.
Hab. Juldus.
6. Tortrix eulogiana n. sp.4 Sc, 2 22 (Münchener Staats-
sammlung). Taf. II Fig.9 5, 10 9, 11 Jg var.
Auch diese Art gehört in die gleiche Gruppe wie die vorigen.
Die Vorderflügel sind relativ kürzer und breiter, die Costa mit
starker Biegung von der Basis an ist weiterhin stark geschwungen,
der Saum ziemlich steil, nur schwach geschwungen; Hinterflügel
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breit, Saum stark gerundet, unter der Spitze flach eingezogen.
Spannweite 5 18 mm, 9 22 mm. Die Zg haben teilweise
größte Aehnlichkeit mit denen von Pandemis corylana F., noch
mehr mit Pand. chondrillana HS. Ihre Vorderflügel sind trüb
ockergelb, mit einem Stich ins Rötliche, von bräunlichen Quer-
wellen, die im Saumteil in Stückchen zerrissen sind, reichlich
durchzogen; im basalen Flügelteil fallen besonders drei zackige
Querlinien, im ganzen gebogen von Costa zu Dorsum ziehend,
auf. Die wie bei den vorigen Arten gestellte Schrägbinde ist
etwas bräunlicher oder graubräunlicher als der Grund und hebt
sich nur dadurch schärfer heraus, daß ihre Ränder durch eine
kräftigere, dunkler braune Linie gebildet werden, von denen
‘ übrigens die distale gegen den Tornus hin verschwindet, so daß
die Binde hier saumwärts verwaschen erscheint; nur am tornalen
Fransenansatz bleibt ein schwärzliches Fleckchen jast immer
deutlich; von rötlichbrauner Färbung ist der kleine dreieckige
Praeapikalileck, der die Spitze nicht erreicht. In ihm stehen
die dunkelbraunen Anfänge einiger Wellenlinien und auch die
Binde ist von dunkleren Querlinien durchzogen. Die Fransen
sind bleich gelblich ohne Teilungslinie, die Saumlinie ist zuweilen
fein dunkler. Die Hinterilügel sind gelblich grau, gegen die
Spitze hin reiner gelblich, sparsam etwas dunkler gesprenkelt,
die Fransen sind gelblichweiß.
Bei einer Varietät des 5, im Kopulationsapparat durchaus
übereinstimmend, ist der Grund der Vorderflügel mehr einfarbig
rötlichbraun gedeckt, von den Wellenlinien sind nur Spuren
sichtbar, die Schrägbinde, in der Form ganz gleich, ist fast
einfarbig dunkler rotbraun, wie dort dunkel gerandet, aber fast
ohne Wellenlinien, der Praeapikalfleck hebt sich nur schwach
vom Grund ab; das dunkle Fleckchen am Tornus ist sehr
deutlich; die Hinterilügel sind ohne Sprenkel. Die etwas
größeren QQ ähneln mehr dieser zweiten Männchenform, nur ist
die Grundfarbe der Vorderilügel etwas heller, in der Mitte
zwischen beiden Männchenformen stehend, rötlich ockergelb,
die Querwellen und Sprenkelchen sind mehr rostrot und ziem-
lich deutlich, Binde und Praeapikalileck fast einfarbig rostbraun,
erstere wie beim J' dunkel gesäumt, dorsalwärts distal ver-
waschen, das Tornalfleckchen rostbraun. Die Fransen sind, wie
so oit bei den 99 dieser Gruppe, dunkel rostbraun, gegen den
Tornus bleicher, mit sehr feiner Teilungslinie. Die Hinterilügel
sind wie beim 9 ohne Sprenkel. Kopf und Thorax haben die
‚Farbe der Vorderflügelbasis, das Abdomen ist gelblichweiß bis
bräunlichgrau. Die Art ist durch ziemlich lange und kräftige
Palpen ausgezeichnet.
Hab. Dscharkent (lli- Gebiet), Mitte Juli bis Mitte August,
Kultur- und Waldzone.
Diese „Ausnagung“ ist bekanntlich bis jetzt das einzige
Merkmal, worauf die Selbständigkeit der. Gattung Pandemis
beruht und ich habe darum auch einige von anderen Autoren
in ihr untergebrachte Arten in meiner Monographie der palae-
arktischen Tortriciden ausgeschieden und zur Gattung Tortrix
gestellt, weil ihnen die „Ausnagung“ fehlt. Inzwischen habe
ich aber durch anatomische Untersuchungen einige bemerkens-
werte Eigentümlichkeiten der Vertreter der Gattung Pandemis
und auch anderer Arten, die zu Torfrix gestellt werden mußten,
entdeckt, die vielleicht zu einer Erweiterung wie auch besseren
Charakterisierung von Pandemis führen können, allerdings erst
dann, wenn die Untersuchung auf eine größere Zahl von Arten
ausgedehnt wird, wozu mir zurzeit das Material fehlt; meine
darüber gemachten Aufzeichnungen und Abbildungen sind mir
jetzt nicht zugänglich.
| I. Bei den männlichen Wicklern sind in der Regel äußerlich
acht Abdominalsegmente sichtbar; aus dem letzten ragen die
Kopulationsorgane auch in der Ruhelage ziemlich weit heraus,
nur umhüllt von dem Analbusch (Tat. IV Fig. Ic, von Tortrix
viridana L.). Bei Pandemis dagegen sind nur sieben Segmente
zu sehen und vom Begattungsapparat ragt nur der Haken des
Uncus nach hinten heraus (Fig. la von Pandemis ribeana Hb.).
Der ganze Kopulationsapparat ist in das achte Segment zurück-
gezogen und dieses in das siebente eingestülpt, wie Fig. 2a
zeigt, welche das Hinterleibsende einer Pandemis ribeana Hb.
darstellt, das in Kalilauge mazeriert und durchsichtig gemacht
ist. Fig. 2b zeigt ein ebensolches Präparat, bei dem jedoch
Segment 8 und die Begattungsorgane aus ihrer normalen Ruhe-
lage nach hinten herausgezogen werden; dabei bemerkt man,
daß Segment 8 ungewöhnlich lang und seine Chitinwand nur
dünn ist, wodurch die Einstülpung zur Ruhestellung erst möglich
wird. Das Segment 7 dagegen ist dorsal und ventral kräftig
chitinisiert und bildet geradezu eine Kapsel zur Aufnahme der
dahinter liegenden Teile.
Eine derartige Einrichtung kommt bei Vertretern der Gattung
Tortrix nicht vor. Wohl gibt es auch hier Arten — und das
sind gerade diejenigen, welche im Aussehen der Gattung Pan-
demis nahestehen —, bei denen Segment 8 nur wenig aus dem
Segment 7 herausragt, bald mehr mit dem ventralen, bald mit
dem dorsalen Teil seines Hinterrandes, immer aber ist es auch
in der Ruhelage und bei stark zusammengezogenen Abdomen
äußerlich sichtbar. Dabei können die Begattungsorgane niemals
so weit verborgen werden, wie bei Pandemis, sondern stets ist
ein großer Teil davon sichtbar, sowohl vom Uncus wie von den
Valven und auch das Ende des Penis ragt zwischen letzteren
frei heraus (vgl. hiezu Tafel IV Fig. Ib von Torfr. dorana n. Sp.).
Wir hätten also in der besprochenen Eigentümlichkeit des
männlichen Hinterleibsendes ein neues Kriterium für die gute
Umgrenzung der Gattung Pandemis in ihrem bisherigen Bestand,
wie er auf Grund der Fühlerausnagung festgestellt ist.
2. Bricht man einem getrockneten Wickler vorsichtig das
Abdomen ab, so zeigt sich die Ventralseite des I. und 2. Seg-
ments, die den Hüften der Hinterbeine anlag, als eine schuppen-
freie abgeschrägte Fläche, deren Mittellinie firstartig etwas erhöht
ist, während die Seitenteile abgeflacht oder leicht konkav ver-
tieft erscheinen. Bei den Jg der Gattung Pandemis ist diese
Fläche steiler als gewöhnlich und an ihrem Rande von einem
Saum fest anliegender kleiner Schüppchen von meist bräunlicher
Färbung umgeben, auf dem wiederum eine Doppelreihe schwarzer
Schüppchen eine feine Linie bildet, in der Mitte schmal unter-
brochen und seitlich nicht bis zur Anwachsstelle des Abdomens
an den Thorax reichend (Fig. 3a). Nur der Mittelfirst der Fläche
ist kahl, hinten schmäler als vorn, die beiden Seitenteile sind
stark grubenartig vertieft und diese Gruben sind dicht gefüllt
mit kraus verbogenen, ziemlich breiten und sehr dünnen Schuppen.
Im größten Teil der Gruben sind die Enden der Schuppen um-
gebogen und so übereinander geschmiegt, daß wieder eine
ziemlich glatte Fläche entsteht, nur an einer Stelle ragen die
Schüppchenenden kraus in einander gedrängt hervor, und zwar
nahe der vorderen Grenze der Gruben. Es ist möglich, daß
die beiden Gruben von dem Tier ausgestülpt und wieder ein-
gezogen werden können, wenigstens trat bei einem Exemplar
beim Kochen in Kalilauge der Boden der Vertiefungen gewölbt
hervor, so daß die Schuppen bürstenartig nach allen Seiten
auseinanderstarrten. Jedenfalls handelt es sich um ein paariges
Organ von bestimmter Bedeutung, das nach weit verbreiteter
Anschauung am ehesten als „Duftorgan“ gedeutet werden dürfte,
Fr Sr Ba _ a gie f
‚ob mit Recht oder Unrecht mag dahin gestellt bleiben. Eine
histologische Untersuchung des Grubenbodens und der zu der
Schuppenfüllung gehörigen Epidermiszellen ist mir jetzt nicht
möglich, ebensowenig eine Lösung der Frage, ob die Gruben
willkürlich ausgestülpt werden können, was nur an frischem resp,
lebendem Material gemacht werden kann.
Interessant ist nun, daß dieses Organpaar mit geringer
Modifikation auch bei solchen Toririxarten vorkommt, die
zwar die Fühlerausnagung und das typische Hinterleibsende von
Pandemis nicht haben, aber sonst dieser Gattung im Habitus
nahestehen, z. B. den hier neu beschriebenen Tortrix laurana
(Fig. 3b), elsana (Fig. 3c), eulogiana, aber auch bei Tortrix
diversana Hb. und wahrscheinlich noch bei anderen Arten, wie
Tortr. simonyi Rbl., persimilana Rbl., mactana Rbl., nigrican-
dana WIshm. u. anderen.
Die kleinen Abweichungen, die ich bei den von mir unter-
suchten Arten feststellen konnte, lassen sich dahin zusammen-
fassen, daß die feine Beschuppung des Hinterrandes der
abgeschrägten Fläche fehlt, daß der kahle Mittelfirst nach vorn
stark verbreitert ist, wodurch die Form der beiden Gruben ver-
schmälert wird, und endlich, daß die Schuppen, welche die
Gruben füllen, überall mit krausen Enden durcheinander gewirrt
sind (vgl. Fig. 3b, c von Tortr. Jaurana und elsana).
Berücksichtigt man nun all diese anatomischen Merkmale
bei der Abgrenzung der Gättungen, so kommt es darauf an,
wie man sie gruppiert und welche Wichtigkeit man den ein-
zelnen oder der Kombination mehrerer beilegen will. Es darf
natürlich dabei nicht in Betracht kommen, daß einige der be-
sprochenen Merkmale nicht ohne weiteres zu sehen sind und
daß zu ihrer Feststellung einmal ein Exemplar geopfert werden
muß, so schwer das auch dem Sammler ankommen mag.
Die Gattung Pandemis ist in ihrem bisherigen Umfang sehr
gut charakterisiert durch die „Ausnagung“ der Fühlerbasis, die
vollkommene Zurückziehung des Begattungsapparates und des
Segments 8 in das Segment 7 und den Besitz eines paarigen
„Ventralorgans“ am Vorderende des Abdomens mit Umrahmung
durch einen Streifen kleiner Schüppchen. Dann wäre zu er-
wägen, ob nicht die Arten der Gattung Tortrix, bei deren Jg
das „Ventralorgan“ gleichfalls vorhanden ist, in einer besonderen
Gattung vereinigt abgegliedert, zwischen Pandemis und Tortrix
gestellt werden sollen. Legt man jedoch auf die Fühlerausnagung
kein besonderes Gewicht, da es sich im Grund doch nur um
eine kleine Modifikation eines Fühlergliedes ohne jede ersicht-
liche physiologische Bedeutung handelt, so könnte die Gattung
Pandemis erweitert und alle Arten einbezogen werden, die das
„Ventralorgan“ überhaupt besitzen. Es müßte dann freilich noch
der Nachweis erbracht werden, daß. die Modifikation des männ-
lichen Abdominalendes in verschiedenen Abstufungen auftritt,
so daß auch dieses Merkmal außer Betracht bleiben könnte.
Um hier definitive Entscheidung zu treffen, bedarf es noch
weiterer Untersuchung von Torfrixarten;, darum mag zunächst
die Gattung Pandemis in ihrem bisherigen Umfang mit obiger
vervollständigter Diagnose und dem leicht bemerkbaren äußeren
Zeichen der Fühlerausnagung bestehen bleiben, und was diese
letztere nicht hat, zu Torfrix gezählt werden. Wenn innerhalb
letzterer alle in Frage kommenden Arten auf den Besitz eines
„Ventralorgans“ geprüft sind, müßten diese meines Erachtens
abgetrennt und in besonderer Gattung vereinigt werden, und
‚zwar mit ganz anderer Berechtigung, als die frühere Trennung
in Tortrix, Eulia, Cnephasia usw. hatte.
7. Tortrix dorana n. sp. 5 Jo (Münchener Staatssammlung).
2 al. 1 Fig: 12;
Diese Art hat, wie die folgenden, das obenerwähnte „Ventral-
organ“ nicht. Die Costa der Vorderflügel ist im ersten Drittel
mäßig gebogen, weiterhin leicht geschwungen, der Saum ist
ziemlich schräg und gestreckt; die Hinterllügel sind verhältnis-
mäßig schmal, der Saum flach gebogen, unter- der stumpfien
Spitze nur wenig flacher. Spannweite 14—15 mm.
Die Grundfarbe der Vorderilügel ist braunrötlich, an der
Costa durch dicht gestellte rötliche Strichel etwas lebhaiter;
einige breitere aber verwaschene und nur schwach hervortretende
rötlichbraune Wellenlinien durchqueren die basale Hälite des.
Flügels, im Saumfeld stehen einige ebensolche zerrissene Schräg-
linien. Vor !/, des Dorsum steht ein kleiner schwärzlicher Wisch;
ein breites schwärzliches Schrägband zieht von der Costa etwas
vor deren Mitte zum Tornus; sein basaler Rand ist scharf und
tritt in der Falte stufenartig saumwärts vor, sein distaler Rand
ist nur an der Costa eine kleine Strecke schari begrenzt, dann
verbreitert sich das Band verwaschen saumwärts; die schwärz-
liche Bestäubung desselben steht zuweilen in Verbindung mit
einem kleinen dreieckigen schwärzlichen Praeapikalileck, in dem
drei dunklere Strichel stehen; die Saumlinie ist durch die Enden
der schrägen Wellenlinien leicht dunkler gefleckt, die Fransen
‚sind gelbbräunlich. Die Hinterflügel sind bräunlichgrau, an der
Spitze gelblich, etwas dunkler gesprenkelt; die Fransen sind
bleich, gelblichweiß mit feiner dunkler Teilungslinie. Kopf und
Thorax sind braunrötlich, das Abdomen ist blasser und grauer,
der Analbusch gleichfarbig.
Hab. Dscharkent (Ili-Gebiet), Ende Juni bis Mitte Juli; ober-
halb der Kultur- und Waldzone.
8. Tortrix olgana n. sp. 2 92 (Sammlung Bang-Haas).
Taf. II Fig. 13.
Die Vorderilügel dieser hübschen Art sind saumwärts etwas
verbreitert, die Costa ist gleichmäßig sehr schwach gebogen,
‚fast gerade, der Apex iststumpf, der Saum steil und geschwungen,
das Dorsum ist an der Basis ziemlich gebogen, weiterhin gerade;
- die Hinterflügel sind gerundet trapezoid, der Apex ziemlich
stumpf. Spannweite 14—16 mm.
Der Kopf ist im Verhältnis zur Größe des Tierchens breit,
dunkelbraun, Stirn und Palpen sind weiß; der Thorax ist braun-
grau, dunkler gemischt, mit Schopf, die Schulterdecken sind
schwarzbraun, weiß gerandet; das Abdomen ist braungrau.
Die Grundfarbe der Vorderflügel ist weiß mit einem Stich
- ins Gelbliche oder Rötliche, mit mattem Emailleglanz; die Be-
-schuppung ist grob, aber alle Schuppen sind etwas gewölbt
_ und legen sich mit ihren freien Rändern dennoch fest aufeinander,
- wodurch die Fläche glatt erscheint und den eigenartigen Glanz
erhält. An der Costa stehen von der Wurzel an bis zu ?,, ihrer
Länge feine schwarze Pünktchen und kurze Häkchen. Das basale
Flügeldrittel ist durch wirre graubräunliche, nach dem Dorsum
hin verbreiterte Querwellenlinien dunkler gewölkt; einige der
Linien verdichten sich am Dorsum nahe der Basis zu schwarzen
Fleckchen; die Flügelmitte durchziehen einige blasse und un-
- deutliche gelbbräunliche Querlinien. Das ganze Saumdrittel ist
auffallend dunkel zimmtbraun, schwarzblau und weißlich ge-
- mischt. Zunächst zieht eine aus zwei Costalhäkchen entspringende
zimmtbraune Linie von °/, der Costa gestreckt zur Mitte des
Saumes; ihr folgen zwei Paar zimmtbraune Costalhäkchen, deren
Spitzen zusammenlauien zu einer der ersten parallelen, aber
natürlich kürzeren Linie, die mit dunkelblau gemischt gleichfalls
in.den Saum zieht, und dann ist noch der Apex selbst rotbraun.
Die große „Spiegelstelle“ zwischen Tornus, Saum und der ersten
erwähnten Schräglinie ist dunkel zimmtbraun gewölkt und ent-
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hält einen auf dem Tornus senkrecht stehenden schwarzblauen
Zickzackstreifen; alle blauen Stellen haben ziemlich starken
Metallglanz. Die feine Saumlinie ist braun, die Fransen dahinter
sind schmal weiß, dann hinter einer dunkel rotbraunen Teilungs-
linie zimmtbraun. Die Hinterflügel sind graubraun, ihre Fransen
weiß mit braungrauer Teilungslinie nahe ihrer Basis.
Hab. Spitla (Tunis).
9, Tortrix crispinana n. sp. 2 dd’ (Sammlung Bang-Haas).
Taf. II Fig. 14.
Diese Art gehört in die Nähe von Torfrix steineriana Hb.
Die Vorderflügel sind groß und gestreckt, saumwärts allmählich
etwas verbreitert; die Costa ist ganz schwach gebogen, der
Saum schräg, gleichfalls leicht gebogen; die Hinterflügel sind
breit, ihr Saum stark gerundet, unter dem Apex nur leicht ab-
geilacht. Spannweite 23 mm.
Kopf und Thorax sind ockergelb, das Abdomen ist dunkel
braungrau, der Analbusch heller rötlichbraun. Die Vorderfilügel
sind intensiv trüb ockergelb mit einem Stich ins Grünliche. In
der ganzen Flügellänge finden sich Andeutungen von blei-
glänzenden Querwellen, die aber besonders im Saumteil deut-
licher sind; hier verlaufen die ziemlich breiten Metallinien ge-
bogen von der Costa gegen den Tornus hin, sind aber von den
Aderlinien der Grundfarbe durchschnitten und dadurch in Quer-
reihen von Fleckchen aufgelöst; in der basalen Flügelhälite
finden sich auch Andeutungen von etwas dunkleren Querwellen.
Die Fransen sind rein ockergelb. Die Hinterflügel sind grau-
bräunlich, grob dunkler bestäubt, ihre Fransen bleich gelblich
mit sehr feiner Teilungslinie.
Hab. Sajan.
10. Tortrix agathana n. sp.2 Jod, I ? aus der Sammlung
Bang-Haas, 2 55 Münchener Staatssammlung. Taf. | Fig. 15.
Gehört in die schwierige, früher unter dem Namen Crephasia
(Sciaphila) als selbständige Gattung betrachtete Gruppe, bei
der sehr häufig ohne Untersuchung der Kopulationsorgane eine
sichere Entscheidung über die Berechtigung einer Art nicht
wohl zu trefien ist. In Tafel IV Fig. 4 gebe ich eine Abbildung
dieser Organe; sie stimmen mit keiner mir bekannten Art überein.
Dem Habitus, der Färbung und Zeichnung nach steht die
Spezies am nächsten der Tortrix conspersana Dgl. Die Vorder-
flügel sind ungewöhnlich lang und schmal, saumwärts schwach
verbreitert, die Costa ist fast unmerklich ‚gebogen, der Saum
EA Tr ee
sehr schräg und leicht gebogen, das Dorsum ist nach schwacher
basaler Biegung gerade; die Hinterflügel sind ziemlich breit,
der Saum gerundet, unter der etwas vorgezogenen Spitze flach
eingezogen. Spannweite 20— 21 mm.
Die mir vorliegenden Stücke gleichen einander fast voll-
kommen, nur ist der Grund der Vorderflügel etwas verschieden
hell, das abgebildete 5 ist ziemlich dunkel. Die Grundfarbe
der Vorderilügel ist ein helles Bräunlichgrau, das bei einigen
Stücken durch zahlreiche dunkler braungraue Querwellen, be-
sonders im dorsalen Flügelteil, dunkler und trüber gedeckt ist;
bei den helleren Stücken sind davon nur zerstreute Stäubchen
übrig, so daß dann die immer gleiche Zeichnung schärfer her-
-vortritt. Diese besteht aus einer das Dorsum nicht erreichenden
rötlicherbraun oder grauerbraun ausgefüllten, fein schwarz ge-
randeten -geknickten Querbinde nahe der Basis, die in der
- Flügelmitte einen quer abgestutzten saumwärts vortretenden
Vorsprung hat; ferner aus einer mittleren Schrägbinde von '],
der Costa zum Tornus, die aus drei Teilen besteht, einem
größeren Costalfleck, einem auf der Falte stehenden schräg
viereckigen Mittelteil und einem dem Dorsum aufsitzenden
schräg dreieckigen Praetornalileck; alle drei Teile sind rotbraun
bis graubraun und besonders auf ihrer basalen Seite, der costale
Teil auch saumwärts durch schwarze, teilweise zusammen-
hängende Punkte und kurze Strichel gesäumt; endlich ist
noch ein gleichfarbiger, in der Form unbestimmterer, mit-
unter ungefähr dreieckiger Praeapikalileck an der Costa vor-
"handen, der aus mehreren Costalhäkchen zusammengeflossen
ist; auch der Saum ist durch braune und schwarze Sprenkel
gefleckt, die manchmal zu einer unregelmäßigen, dem Saum
_ parallelen Zackenlinie vereinigt sind. An der Costa stehen
zwischen diesen Hauptzeichnungen noch mehr oder weniger
deutlich ausgeprägte dunklere Strichel oder Häkchen. Die
‚Fransen sind grau mit einer feinen dunklen basalen und einer
_ breiteren, blasseren Teilungslinie in ihrer Mitte. Die Hinter-
ilügel sind graubraun, die Fransen bräunlichweiß mit zwei
- verwaschenen, etwas dunkleren Teilungslinien. Kopf und
Thorax sind braungrau, letzterer dunkler gemischt, mit einem
L
R
Schopf; das Abdomen ist heller bräunlichgrau, ebenso der
Analbusch.
Hab. Juldus; Dscharkent, Mitte Juli, Waldzone -und etwas
unterhalb.
Een ee
ll. Tortrix andreana n. sp. 4 Sc‘ (Sammlung Bang-Haas).
Tat. 1 Fig.to.
Auch diese Spezies gehört in dieselbe Gruppe und steht
der Torfrix pumicana Z., noch mehr der Tortrix vetulana Chr.
nahe, unterscheidet sich von beiden aber schon durch die Form
der Vorderilügel; diese sind durch die gleichmäßige Biegung
der Costa, das in entgegengesetztem Sinne gebogene Dorsum,
den ungemein schrägen gebogenenSaum, der ganz allmählich
ins Dorsum übergeht, und die gerundete Spitze langgestreckt
elliptisch; die Hinterilügel sind mäßig breit, eher trapezoid als
rundlich, der Saum unter der Spitze flach. Spannweite 20 mm.
Kopf und Thorax sind mausgrau, die Palpen weißlich, das
Abdomen ist bräunlichgrau. Die Vorderflügel sind ganz ein-
farbig bräunlichgrau, etwas dunkler als der Thorax, gegen den
Saum und das Ende der Costa hin durch ein wenig dunklere
Bestäubung der Adern leicht strahlig; bei '/, der Costa steht
eine kurze Schrägreihe schwarzer Pünktchen, aus aufgeworfenen
Schuppen gebildet, bis zur Falte reichend, an Stelle der
sonstigen Schrägbinde eine ebensolche Reihe, von !/, der Costa
schräg bis zum Schluß der Mittelzelle und von da senkrecht
zum Dorsum; ein weiteres schwarzes Strichelchen steht weiter
saumwärts in der halben Flügelbreite; die Fransen sind heller
grau als die Fläche, mit einer ‘dunklen und einer breiteren
verwaschenen Teilungslinie. Die Hinterflügel sind bräunlich,
die Fransen weiß mit verwaschener bräunlicher Teilungslinie.
Hab. Uralsk.
12. Doloploca dominicana n. sp. 3 Sc‘ (Münchener Staats-
sammlung). Tai. II Fig. 17.
Die Flügel sind im Verhältnis zu dem schlanken, schwäch-
lichen Körper groß, ähnlich wie bei Doloploca buraetica Stgr.,
der diese neue Art am nächsten steht. Sie sind saumwärts nur
wenig verbreitert, die Costa ist nach. geringer Biegung an der
Basis gerade, eher noch etwas konkav, der Saum schräg, ganz
leicht gebogen; die Hinterflügel sind breit, ihr Saum stark
gerundet, unter der Spitze ganz flach eingezogen. Spannweite
21—27 mm.
Unter den drei Stücken, die in den Kopulationsorganen
vollständig übereinstimmen, ist das eine, das ich abgebildet
habe, auf den Vorderflügeln mausgrau, am dunkelsten längs
der Costa; letztere ist gegen die Basis hin bräunlich und eine
ebensolche, aber wenig deutliche Strieme zieht aus der Wurzel
a as
| bis zum Schluß der Mittelzelle, wo das Braun am deutlichsten
ist. An der Costa, am Dorsum und über den Flügel zerstreut,
besonders in der Mittelzelle und zwischen den Adern im Saum-
feld, stehen kleine Pünktchen und Strichel aus schwarzen, etwas
aufgestellten Schüppchen. Die beiden anderen, etwas kleineren
Exemplare haben mehr blaß aschgraue Vorderflügel, ohne Braun
an der Costa; von der braunen Mittelstrieme ist bei dem einen
ein Rest in der Gegend der Querader, bei dem anderen gar
nichts zu sehen; dagegen sind die schwarzen Sprenkelchen
zum Teil etwas stärker entwickelt, besonders im Saumield, am
Schluß der Mittelzelle, am Dorsum vor dem Tornus und bei
'j, des Dorsum. An der Costa stehen in gleichen Abständen
vier ein wenig dunkler graue Schrägfleckchen, die durch
dunklere Bestäubung der Zwischenräume zwischen je zwei
feinen schwarzen Stricheln entstanden sind. Kopf und Thorax
haben die Färbung der Vorderilügel, das Abdomen ist bleich
grau, der Analbusch gelblichgrau.
Die Fransen sind bei allen Stücken etwas blasser als die
Fläche, mit einer verwäaschenen Teilungslinie in ihrer Mitte.
Die Hinterflügel sind blaß bräunlichgrau, die Fransen noch
bleicher, mit feiner Teilungslinie. Vorder- und Hinterflügel
haben etwas Seidenglanz.
Hab. Dscharkent (Hi-Gebiet), Ende Mai und Mitte Juli,
Waldregion.
13. Doloploca agricolana n. sp. 3 Jo (Sammlung Bang-
Haas). Taf. II Fig. 18.
Steht der vorigen nahe, der Flügelschnitt ist der gleiche.
Spannweite 19—20 mm.
Kopf, Thorax und Abdomen sind gleichfarbig bleich rötlich-
grau. Die Vorderflügel, mit ziemlichem Seidenglanz, sind
rötlichgrau, gegen die Wurzel hin intensiver. rötlichbraun,
dunkler als der Thorax; an der Costa stehen schwärzliche
Schrägstrichel und Pünktchen, einige auch in der Mittelzelle
und im Saumfeld, 5-6 größere und dunklere längs des Dorsum
bis vor den Tornus. Die Fransen sind der Fläche fast gleich-
farbig, mit dunklerer Saum- und Teilungslinie. Die Hinter-
jlügel, dünn beschuppt und glänzend, sind blaß rötlichgrau, ihre
Fransen weißlich mit gelblicher Teilungslinie.
Hab. Korla.
14. Tortricodes adamana n. sp. 2 Jg (Sammlung Bang-
Erlaas). Taf. II Fig. 19.
Diese Art, einer Tortrir aus der Gruppe der wehlbomiana
ähnelnd, kann nur in die Gattung Tortricodes gestellt werden,
weil bei ihr die Adern III, und IV, der Hinterflügel in ganzer
Länge zusammenfallen, also eine Ader fehlt. Die Vorderflügel
sind saumwärts etwas verbreitert, die Costa ist ganz schwach
gebogen, der Saum sehr schräg, der Tornus ungemein flach;
die Hinterilügel sehr breit, der Saum stark bauchig gebogen,
unter dem ziemlich schärfen Apex kräftig eingezogen; der
Körper ist robust und gedrungen. Spannweite 26 mm.
Kopf und Thorax sind aschgrau, grob beschuppt, der
Thoraxschopf ist bräunlich; das Abdomen ist dunkelbraun, der
kräftige Analbusch heller braun. Die Vorderfilügel sind asch-
grau, gegen das Dorsum hin und über dem. Tornus etwas
dunkler bestäubt; die Basis des Flügels ist dunkel gelbbraun,
geiolgt von einer schwarzen, schwach gebogenen Abschluß-
linie; darauf folgt in geringer Entfernung ein von der Costa
schräg zur Falte ziehendes schmales Band von gelbbrauner
Farbe und von hier, etwas basalwärts zurückgerückt, ein gleich-
farbiges senkrechtes Band zum Dorsum, beide jederseits von
schwarzen Punkten gesäumt; dann folgen auf grauem Grund
mehrere schwarze Wellenlinien, die von der Mittelzelle aus
senkrecht zum Dorsum ziehen; vor der Mitte der Costa steht
ein unbestimmter, mit schwarzen Punkten gemischter, gelb-
brauner, größerer Fleck, dem sich ein noch größerer gleich-
farbiger, saumwärts vorgerückter, von der Mittelzelle zum
Dorsum reichend, anschließt, gleichfalls mit schwarzen Punkten
gesäumt und gemischt. In der zweiten Hälite der Costa stehen
schwarze Häkchen bis zur Spitze; aus dem bei ?/, der Costa
stehenden zieht sich ein gelbbrauner Strich stark gebogen
zunächst saumwärts und dann am Saum herunter zum
Tornus, auf seiner basalen Seite schwarz gerandet; zwischen
ihm und dem gebrochenen braunen Schrägband finden sich
noch einige schwarze Strichelchen. Die Fransen sind blaßgrau
mit dunkler grauer Teilungslinie. Die Hinterflügel sind ziemlich
dunkel graubraun, die Fransen bleich bräunlich mit breiter
dunkler Teilungslinie.
Hab. Altai. N
15. Palpocrinia ottoniana nov. gen.; n. sp. 1 5 sehr gut‘
erhalten (Sammlung Bang-Haas). Taf. II Fig. 20.
Gen. Palpocrinia mit dem Flügelgeäder von Toririx, Ader Ill,
und IV, der Hinterflügel gestielt; Kopf nicht beschuppt,
4 Ä he
sondern mit langen straffen, nach vorn gekämmten
Haaren bedeckt, auch auf der Stirn; Palpen ebenso
lang und strafi behaart, Haare besonders nach
unten gerichtet (Taf. IV Fig. 5); Vorder- und Hinterilügel
schmal und langgestreckt. Im übrigen mit allen Eigenschaiten
von Tortrix.
Die sonderbare Behaarung von Kopf und Palpen ist etwas
innerhalb der Torfriciden ganz Eigenartiges und Fremdartiges, so
‚daß die Aufstellung einer besonderen Gattung auf Grund dieser
Eigentümlichkeit wohl gerechtfertigt ist.
Bei Palpocrinia ottoniana sind, wie schon in der Gattungs-
diagnose angegeben, die Flügel ungewöhnlich lang und schmal;
die Vorderfilügel sind saumwärts kaum verbreitert, die Costa ist
gerade, der Apex stumpf gerundet, der Saum sehr schräg,
leicht gebogen, Tornus ganz flach; an den Hinterflügeln ist
. der Saum sehr flach, unter dem Apex nicht eingezogen. Der
Körper ist kräftig und gedrungen, die Palpen ragen um die
Länge des Kopfes über diesen vor, durch dessen Behaarung
aber stark bedeckt. Spannweite 19 mm.
Kopf und Thorax sind dunkel olivbraun, das Abdomen
etwas heller und grauer. Die Grundiarbe der Vorderflügel ist
heller olivbraun, längs der Costa am hellsten, die Zeichnungen
darauf sind dunkelbraun, alles mit leichtem Glanz. Von dieser
Farbe ist ein ziemlich großes Basalfeld, das an der Costa bis !/,,
am Dorsum bis über '/, der Länge reicht; sein durch eine noch
dunklere Linie scharf markierter Rand zieht von der Costa
schräg bis gegen die Mitte der Flügelbreite und von da senk-
recht zum Dorsum. Von !/, der Costa zieht ein dunkelbraunes
Schrägband zum Dorsum vor den Tornus; es besteht aus zwei
Teilen: einem schmäleren, etwas geschwungenen Teil von der
Costa bis zur Falte, wo es einen schwarzen Strich zum Saume
sendet, und einem über dem Dorsum liegenden, bis zum Saume
reichenden Längsfleck, der etwas weiter basalwärts reicht als der
andere Teil. Zwischen Basalfeld und Schrägbinde stehen an der
Costa drei feine dunkle Strichel, im dorsalen Flügelteil eine
dunkle Wellenlinie in der helleren Grundfarbe. Die zweite Hälite
der Costa drei kräftige dunkelbraune lange Häkchen, deren helle
Zwischenräume fein dunkel geteilt sind, und einen dunkeln Punkt
im Apex. Die beiden ersten Häkchen laufen zusammen in eine
leichte Verdunkelung über dem Tornus, das dritte, größte und
breiteste Häkchen verlängert sich in ein schwach geschwungenes
dunkles Band, das quer ‚durch den Flügel zum Saum über dem
Tornus zieht; die Saumlinie selbst ist fein dunkel mit einigen
Verdickungen. Die ziemlich langen Fransen sind heller braun, mit
g anz feiner Teilungslinie. Die Hinterflügel sind braun, die Fransen
bräunlichweiß mit verwaschener bräunlicher Teilungslinie.
Hab. Lob-Noor.
16. Zuxanthis angelana n. sp. 2 dd (Saraikıng Bang-
Haas). Taf. II Fig. 21.
Diese Art könnte man leicht für Zuxanthis hamana L. halten,
mit der sie in Habitus, Flügelschnitt und Zeichnungsanlage
übereinstimmt; es gibt in der Tat Stücke der letzteren Art, die
auch in der Größe und Färbung kaum verschieden sind.
Die männlichen Copulationsorgane sind jedoch bei beiden
Arten recht abweichend gebaut, wie Taf. IV Fig. 6 zeigt. Bei
Eux. hamana trägt, wie schon das entschuppte Hinterleibs-
ende ohne weitere Präparation erkennen läßt, jede Valva am
mittleren Abschnitt ihrer ungemein verstärkten Ventralseite einen
mächtigen, medianwärts gerichteten krummen Dorn, der sich mit
dem der anderen Seite kreuzt, am besten in der Ventralansicht
zu sehen; ein zweiter kürzerer Dorn liegt mehr dorsal und ist
in der Seitenansicht nicht zu erkennen. Bei Eux. angelana
dagegen besitzt an der gleichen Stelle jede Valva einen kurzen
und breiten kräftigen Auswuchs, dessen freier Rand in je zwei
schlanke gebogene Spitzen ausgezogen ist, die wie ein schmaler
Halbmond dem Träger aufsitzen; eine Kreuzung dieser Haken
ist ausgeschlossen. Auch der vorragende Haken (b) des stark
chitinisierten Penis ist in beiden Arten verschieden, ebenso die
Entfernung desselben von dem Gegenhaken (c) des Penisträgers.
Bei diesen Verschiedenheiten kann von anderen in der Form
der Valven usw. abgesehen werden. Dabei ist zu bemerken,
daß bei zahlreichen Untersuchungen von Zur. hamana stets
volle Übereinstimmung gefunden wurde.
Kopf und Thorax sind bei Zur. angelana trüb ocker-
gelb, die langen Palpen blasser, das Abdomen ist bräunlich,
ebenso der Analbusch. Die Vorderflügel sind mehr hochgelb, als
gewöhnlich bei hamana der Fall ist, besonders gegen Costa und
Basis hin; die Zeichnungen sind rostrot, dabei teilweise mit Perl-
mutterglanz belegt (infolge der starken Wölbung der betreffenden
Schuppen). Die Basis der Costa trägt ein rostrotes Fleckchen,
ebenso steht eins an der Wurzel des Dorsum bei dem einen,
größeren Exemplar. Bei '/, der Costa beginnt mit verbreitertem
\
RN IR
Ansatz eine zackige, den Flügel überquerende rostrote Linie,
die in einem rhombischen Fleck auf Ader « endigt. Bei dem
abgebildeten Stück ist diese Zackenlinie nur in einigen Flecken
an Costa, Falte und Ader « erhalten. Eine zweite, in beiden
Stücken ganz gleiche Zackenlinie zieht von °®/, der Costa zum
Tornus; sie gibt von hier aus einen feinen Ast ab, der dem Saum
parallel gegen den Apex zieht. Zwischen beiden Zackenlinien
steht auf Ader « noch ein rostrotes Fleckchen (bei dem ab-
gebildeten Stück mit dem Fleck der ersten durch eine Linie
verbunden). Vor dem Apex hängen noch zwei rote Fleckchen,
mit ihren Spitzen einander zugeneigt. Die zweite Zackenlinie und
der dorsale Teil der ersten zeigen den erwähnten Glanz. Die
Fransen sind kaum blasser gelb als die Fläche, am Tornus rost-
rot, mit äußerst feiner Basal- und Teilungslinie. Die Hinterflügel
sind kräftig braun, basalwärts etwas heller, ihre Fransen sind
weiß, vor einer bräunlichen Teilungslinie schmal ockergelb.
Die Spannweite beträgt 26 mm, bei dem anderen Stück
2| mm.
Hab. Murcia (Spanien).
17. Euxanthis priscillana n. sp. 1 5 (Münchener Staats-
sammlung). Taf. II Fig. 22.
Steht der Zur. mongolicana Rag. und Zur. argentomixtana
Stgr. nahe. Die Vorderflügel sind ganz gleichmäßig breit, die
Costa nach leichter basaler Krümmung gerade, das Dorsum an
der Basis stark gebogen, dann gleichfalls gerade, der Apex
stumpf gerundet, der Saum schräg, stark gebogen. Die Hinter-
flügel sind flach gerundet, der Saum unter der Spitze leicht
eingezogen. Spannweite 26 mm.
Kopf und Thorax sind lebhaft ockergelb, der Kopi ein wenig
blasser, das Abdomen ist gelblichweiß, ebenso der Analbusch.
Die Vorderfilügel sind strohgelb, überall mit sehr feinen weiß
glänzenden Pünktchen bestreut, die nur aus je einer bis drei
Schüppchen bestehen. Die Basis der Costa ist sehr schmal
rostrot, auf Ader « stehen vier rostbraune Fleckchen, einige
winzige gleichfarbige Pünktchen stehen in der Gegend der Quer-
ader, ein Strichel von gleicher Farbe auf der Knickungslinie
‚über dem Tornus und noch ein winziges Pünktchen nahe dem
Saum über dem Tornus. Die Fransen sind in der Fläche gleich-
farbig, ohne Teilungslinie. Die Hinterflügel sind fast rein weiß
mit einem Stich ins Bräunliche, die Fransen weiß, an ihrer Basis
schmal gelblich.
;
—- 79 — 7 Ei
Hab. Dscharkent (Ili-Gebiet); Mitte Juni, Kulturzone.
18. Euxanthis herminiana n. sp. 4 JS (Sammlung Bang-
Haas), 36 Stück (SZ u. 22) Münchener Staatssammlung. Taf. Il
Pig. 23.7: |
Hat viel Ähnlichkeit mit Eux. perturbatana Kenn., besitzt
aber konstante Unterschiede, wobei beachtet werden darf, daß
bei der großen Zahl der vorliegenden Exemplare eine bemerkens-
werte Variabilität nicht konstatiert werden konnte, sie gleichen
sich fast vollkommen, was bei der wirren Zeichnung beinahe
überrascht.
Die Vorderflügel sind lang und schlank, saumwärts ein
wenig verbreitert, die Costa ist gestreckt, sogar etwas konkav,
der Apex gerundet, der Saum schräg gebogen; die Hinterflügel,
gleichfalls schmal, haben einen gleichmäßig gebogenen Saum,
unter dem Apex leicht eingezogen; die Palpen sind lang, das
Abdomen ist schlank. Spannweite 23—25 mm.
Kopf und Thorax sind rostbraun, die Palpen weißlich, das
Abdomen ist graubräunlich, der Analbusch des 5 gelblicher.
Die Vorderflügel zeigen ein scheinbar wirres Gemisch von
glänzendem Weiß mit einem Stich ins Gelbliche und Kastanien-
braun. Nimmt man das Weiß als Grundfarbe an, so ist ein
kastanienbraunes, mit weißlich gemischtes Wurzelfeld vorhanden,
das in der Mitte winkelig vortritt, im allgemeinen zackig und
etwas verschieden begrenzt ist; nach einem weißen, entsprechend
gebogenen Querband folgt eine kastanienbraune Schrägbinde,
die von !/, bis !/, der Costa breit beginnt und hier ein weißes
Schrägfleckchen enthält; sie zieht zuerst senkrecht gegen die
Mitte und von da stark verschmälert basalwärts zu !;, des Dorsum,
wo sie wieder ein wenig verbreitert ist; am Dorsum folgt dann
bis ?/, desselben ein recht dunkler unregelmäßiger brauner Fleck,
der in der Regel mit einer seiner oberen Ecken in schmaler
Verbindung mit der Mitte des vorhergehenden Schrägbandes
steht; manchmal ist diese Verbindung doppelt, wodurch ein
kleines weißes Fleckchen umschlossen wird; bei ?/, der Costa
beginnt schmal ein braunes Querband bis zum Tornus; es ver-
breitert sich gegen die Mitte unregelmäßig nach beiden Seiten
und verschmälert sich wieder nach dem Tornus hin, wo es ein
weißes Fleckchen oder auch zwei umschließt; das Band ist distal
dunkel, basalwärts blasser abgetönt und enthält stets über der
Mitte ein kleines weißes Fleckchen; oft steht es auch mit der
Spitze des vorhergehenden Dorsalilecks in feiner Verbindung;
Tafel III.
a
i +,
endlich vereinigen sich zwei bleicher braune Costalhäkchen, eines
aus dem Apex und eines davor zu einem mattbraunen Saum-
streifen, der unter dem Apex einige kleine weiße Saumpünktchen
enthält und den Tornus nicht erreicht. Der weiße Zwischen-
raum zwischen diesem Saumstreif und dem vorhergehenden
braunen Querband- bildet eine weiße Zackenlinie, die mitunter
durch schmale braune Verbindungsbrücken in einige Stücke
geteilt ist; in den übrigen weißen Binden finden sich öfters
undeutliche bräunliche Fleckchen, besonders an der Costa. Die
Fransen sind weiß und braun gescheckt, mit dunklerer Teilungs-
linie in den braunen Stellen. (Bei Zur. perturbatana sind die
Fransen einfarbig.) Die Hinterflügel sind heller oder dunkler
bräunlichgrau, glänzend, ihre Fransen gelblichweiß mit schwach
bräunlicher Teilungslinie.
Die Art scheint nach der großen Zahl der vorliegenden
Exemplare stellenweise sehr häufig zu sein.
Hab. Usgent, Dscharkent (Ili-Gebiet), Mitte bis Ende Juli, Wald-
zone, besonders auf einer Weide.
19. Euxanthis emiliana n. sp. 2 J'5 (Sammlung Bang-Haas).
Taf. II, Fig. 24.
Schließt sich hinsichtlich der Zeichnung an vorige Art an,
hat aber auch Ähnlichkeit mit Phalonia pardaliana Kenn. und
‚perfidana Kenn. Die Vorderflügel sind lang und schmal, saum-
wärts kaum verbreitert, die Costa ist gerade bis ein wenig
‚konkav, der Apex spitz gerundet, der Saum ungemein schräg;
‚die Hinterilügel sind verhältnismäßig breiter als bei voriger, der
Apex weniger vorgezogen; der Körper ist lang und schlank.
Spannweite 20— 21 mm.
Kopi und Thorax sind olivbräunlich, ersterer bleicher, letzterer
dunkler gemischt. Die Grundfarbe der Vorderflügel ist ein matt-
glänzendes Weiß, die Zeichnungen sind grünlichbraun (olivgrün),
saumwärts ein wenig bleicher und leicht rötlich angehaucht,
olivgrün ist das Wurzelield, das etwas wellig senkrecht ab-
geschnitten: ist und an Costa, Mitte und Dorsum je ein weißes
Fleckchen enthält; ferner eine Schrägbinde, die etwas vor der
Mitte der Costa beginnt und fast in gleicher Breite mit ein
wenig ausgezackten Rändern basalwärts zum Dorsum zieht; ihr
folgt am Dorsum ein bis zur Falte reichender und hier quer
abgestutzter unregelmäßig eckiger Fleck. Durch eine unbestimmte
\wolkige olivgrünliche Verdunkelung steht er in dem Saum paralleler
Verbindung mit einem breiten, rhombischen olivgrünen Costal-
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fleck bei °/, der Costa; dahinter folgt noch ein paralleler oliv-
grüner Schattenstreif zwischen einem kleinen costalen Praeapikal-
fleckchen und dem Tornus und endlich ist der Apex selbst
breiter, der Saum schmäler olivgrünlich. Die Fransen sind
weißlich, nach außen etwas bräunlich angehaucht, mit scharfer
brauner Teilungslinie. Die Hinterflügel sind bräunlichgrau, ihre
Fransen weiß, an der Basis schmal gelblich, mit bräunlicher
Teilungslinie. Das Abdomen ist dunkelgrau, der Analbusch
weißlich.
Hab. Ost-Tannuola.
20. Euxanthis lucindana n. sp. 5 Jg (Sammlung Bang-
Haas). ' Tal. Fig. Fond 2.
Vorderflügel gestreckt dreieckig, Costa fast gerade, Saum
sehr schräg, ungebogen, Dorsum gerade; Hinterilügel rundlich
trapezoid, Saum unter dem Apex leicht eingezogen, letzterer
spitz. Spannweite 19-20 mm.
Die Vorderflügel sind im allgemeinen graugrün, saum-
wärts etwas blasser, bei manchen Stücken in der Mitte des
Flügels gegen das Dorsum hin etwas bräunlich gemischt. Längs
der Costa stehen zahlreiche, mehr oder weniger deutliche, stets
ziemlich unscharfe weiße oder weißliche Strichel und Häkchen
fast ganz senkrecht; aus ihnen ziehen von der Wurzel bis über
die Flügelmitte sehr undeutliche weißliche Wellenlinien schräg
und zackig über die Flügelbreite, manchmal kaum zu bemerken
oder nur in einzelnen Stückchen zu erkennen; immerhin erscheint
dadurch die Flügelfärbung etwas unruhig. Aus einem stärkeren
weißen Costalstrichel hinter der Mitte zieht eine verschieden
deutliche, mehrfach auch unterbrochene weiße Schräglinie, dem
Saume annähernd parallel, umgekehrt S-jörmig geschwungen
zur Mitte des Dorsum, etwas dahinter eine zweite, gleich-
gerichtete, die sich in der Flügelmitte gabelt und einen Ast ins
Dorsum, den anderen in den Tornus schickt, von den feinen
Aderlinien durchschnitten; im Saumteil finden sich deutlichere,
manchmal dichter stehende weiße Schräglinien von der Costa
zum Saum, durch die grünlichen Adern in kleine Fleckchen
zerteilt; bei manchen Stücken sind aber auch diese spärlicher
und nur stellenweise vorhanden. Alle weißen und weißlichen
Fleckchen und Linien sind ziemlich glänzend. Die Fransen
sind weiß mit sehr feiner Teilungslinie. Die Hinterflügel sind
graubraun oder bräunlichgrau, die Fransen blaßgrau mit dunk-
lerer Teilungslinie. Kopf und Thorax sind graugrün bis grün-
_ lichgrau, die Palpen recht lang, das Abdomen ist dunkelbraun,
der Analbusch heller.
Hab. Juldus.
21. Euxanthis annana n. sp. 3 Jo (Sammlung Bang-Haas).
Bat. Il Fie. 3.
Diese Art schließt sich an Eur. halophilana Chr. an, mit
der sie auch gleichen Flügelschnitt hat. Die Vorderilügel sind
saumwärts verbreitert, die Costa ist ganz gerade, das Dorsum
leicht geschwungen, der Saum mäßig schräg, etwas geschwungen,
‚der Apex nicht sehr spitz; die Hinterflügel sind breit, trapezoid,
ihr Saum unter der Spitze leicht eingezogen. Spannweite 22 mm.
Kopf und Thorax sind zimtrötlich, Stirn undPalpen etwas
blasser, das Abdomen ist blaß rötlichbraun, der Analbusch noch
heller. Die Vorderilügel sind rötlich zimtfarben, mit sehr zahl-
reichen feinen und unscharfen Linien von etwas rötlicherer
Farbe bedeckt, die an Costa und Dorsum schräg saumwärts
gerichtet sind, im Saumteil den Flügel quer durchziehen. _ Etwas
‚ vor !/, des Dorsum steht ein großer hoch dreieckiger, ein
wenig gebogener und saumwärts geneigter dunkelbraunroter
Fleck, der mit seiner scharfen Spitze bis zur halben Flügel-
breite reicht, und vor dem Tornus steht ein ebenso gefärbtes
breiteres, aber niedrigeres Dreieck, beide fein hell umzogen,
der zweite Fleck nur an seiner basalen Seite. Die Fransen
sind der Fläche gleichfarbig, mit dunkler brauner Basal- und
sehr feiner mittlerer Teilungslinie. Die Hinterilügel sind blaß
rotbräunlich, gegen Saum und Spitze etwas dunkler bestäubt,
ihre Fransen sind gelblich mit bräunlicher Teilungslinie.
Hab. Juldus.
22. Phalonia faustana n. sp. 2 J'S' (Münchener Staats-
sammlung). Taf. III Fig. 4.
Steht am nächsten der Phalonia posterana Z., hat wie diese
sehr gestreckte Vorderflügel mit etwas konkaver san schrägem,
leicht gebogenem Saum und stumpf gerundeter Spitze; die
Hinterflügel sind schmal, trapezoid, Saum unter dem Apex
leicht eingezogen. Spannweite 10—11 mm.
Das eine (abgebildete) der mir vorliegenden Stücke ist
etwas dunkler und ein wenig schärfer gezeichnet als das andere.
Kopf und Thorax sind bräunlich bis grauweißlich, Stirn und
Palpen weiß, das Abdomen ist braun bis weißlich. Die Vorder-
tlügel sind schmutzig weißlich, mehr oder weniger stark bräun-
lich angehaucht, besonders gegen die Basis hin. Die Costa
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ist gegen die Flügelwurzel zu fein schwarz gestrichelt oder
durch Zusammeniließen der Strichel schmal schwarz. In der
Mitte der Costa entspringt aus einigen solcher Strichel ein
schwach olivbräunliches Querband, das umgekehrt S-förmig
geschwungen zur Mitte des Dorsum zieht; von der Flügelmitte
an wird es bei dem abgebildeten Stück dunkler und ist in der
Falte und gegen das Dorsum schwärzlich gesäumt, beim anderen
tritt dies weniger hervor; hier besteht die Binde aus zwei bis
drei bräunlichen Parallellinien. Etwas vor dem Tornus erhebt
sich aus dem Dorsum ein bräunlicher oder bleigrauer, senk-
rechter Streif, aus einigen Stückchen bestehend, bis über die
Querader. Das Saumield ist dem Saume parallel verdunkelt
durch ein Gemisch bleigrauer Fleckchen, grünlichbrauner Wolken
und einigen sehr feinen bleiglänzenden Linien. Vor dem Apex
stehen zwei winzige schwarze Häkchen an der Costa. Die
Fransen sind dunkelbraun, heller gescheckt, mit schwarzer, an
den helleren Fransenstellen unterbrochener Teilungslinie. Die
Hinterflügel sind weißlich, am Saume grauer, die Fransen weiß,
an der Basis schmal gelblich, mit bräunlichgrauer Teilungslinie.
Hab. Dscharkent (Ili-Gebiet); Mitte Juni, Kulturzone.
23. Phalonia almana n. sp. 2 2% (Sammlung Bang-Haas).
dat 11 710,5;
Diese kleine Art gehört in die Gruppe der Phal. udana Gn.,
manniana F.R. etc. Ihre Vorderflügel sind schmal, saumwärts
nur ganz wenig verbreitert, die Costa ist gleichmäßig ganz
schwach gebogen, der Saum schräg, gestreckt, die Hinterflügel
sind trapezoid. Spannweite Il mm.
Kopf und Thorax sind weißlich, das Abdomen ist blaßgrau.
Die Vorderilügel sind blaß rötlichbraun, längs der Costa mit
zahlreichen dunkelbraunen Pünktchen, in der zweiten Hälite mit
vier etwas größeren dunkeln Häkchen. Im Wurzelteil des
Flügels ziehen einige feine und wenig vom Grund abstechende
bräunliche Querlinien senkrecht von der Costa zum Dorsum. Vor
der Mitte des Dorsum steht eine rostbraune Schrägbinde, dem
Saume parallel gerichtet, die aber nur bis zur vorderen Mittel-
ader reicht; ihr basaler Rand ist fein schwarz gesäumt, am
distalen steht in der Falte ein schwarzes Pünktchen, übrigens
ist der distale Rand schmal weiß gesäumt; der Binde gegen-
über sind zwei schwarze Costalhäkchen zu einem breiteren
Fleckchen verschmolzen. Aus den beiden letzten dunkeln
Costalstricheln vor der Spitze ziehen zwei bräunliche Parallel-
EEE
linien ungefähr in der Richtung des Saumes zum Tornus; vor
_ letzterem steht ein kleines dunkles dreieckiges Fleckchen am
Dorsum und zwischen diesem und der Schrägbinde ein bräun-
licher Schrägschatten. Die Fransen sind wenig heller als der
Grund mit ganz feiner dunklerer Saumlinie. Die Hinterflügel
' sind bräunlichgrau, die Fransen blaßgrau mit etwas dunklerer
Teilungslinie.
Hab. Beyruth.
24. Phalonia piana n.sp. 1 5 (Münchener Staatssammlung).
Gehört in die Gruppe um Phal. epilinana Z. und hat am
meisten Ähnlichkeit mit Phal. dolosana Kenn. Ihre Vorder-
flügel sind schmal, saumwärts kaum verbreitert, Costa gerade,
Saum sehr schräg, ganz schwach gebogen; die Hinterilügel
sind verhältnismäßig breit, stumpf trapezoid, Saum unter dem
Apex ziemlich steil. Spannweite 11,5 mm.
Kopf und Thorax sind bleichgelb, das Abdomen ist weißlich.
Die Vorderflügel sind bleich rötlichgelb, an der Wurzel rot-
bräunlich angehaucht; die Costa führt eine Anzahl ganz feiner
schwärzlicher Punktstrichel in ihren mittleren Teilen. Vor der
Mitte des Dorsum steht eine ziemlich breite, dem Saum fast
parallel gerichtete rostrote Schrägbinde, die aber über der Hälite
der Flügelbreite erlischt; sie ist auf ihrer basalen Seite schwarz
gesäumt und hat an ihrer distalen in der Falte einen schwarzen
Punkt. Hinter ihr beginnt am Dorsum eine rostrote Bestäubung,
die sich verbreiternd am Saum hinauf bis zur Costa zieht, hier
leicht bräunlich verdunkelt; in ihr steht ein kleines schwärz-
liches Praetornalfleckchen, und drei undeutliche schwärzliche,
verwaschene Bogenlinien, von der Costa aus dem Saum parallel,
die proximale in rundliche Fleckchen aufgelöst. Die Fransen
sind trüb bräunlich mit feiner dunkler Basallinie. Die Hinter-
jlügel sind blaß bräunlich, am Saume etwas dunkler, die Fransen
weißlich mit feiner grauer Teilungslinie.
Hab. Dscharkent (Ili-Gebiet); Ende August, Kulturz one.
25. Argyroploce laurentiana n.sp. 2 Jd, eines davon Var.
flava n. var. (Sammlung Bang-Haas). Taf. III Fig. 7, 8.
Gehört in die Gruppe Arg. urticana Hb., umbrosana Frr. etc.
und steht letzterer am nächsten. Der Schnitt der Vorderllügel
ist wie bei dieser, die Hinterflügel jedoch sind breiter, der Saum
bauchiger gebogen. Übrigens sind bei dem einen Stück alle Flügel
ungewöhnlich kurz und darum verhältnismäßig breiter, was in
der Gattung Argyroploce bei verschiedenen Arten ölter vorkommt.
kr ei A BE Tat TE Be a le ze = 3a are Bl San er Bat RA HE BE SP I ER AD arten 1,
N 2 A 2 a) -
Die Grundfarbe des einen Exemplars auf den Vorderflügeln
ist bleich ockergelblich, kommt aber wegen der starkenBedeckung
mit dunkeln Zeichnungen nur in schmalen Linien zum Vorschein;
die Wurzel der Flügel ist bis !), der Länge von bogigen schwarz-
braunen queren Wellenlinien, die aus kräftigen schwarzen Costal-
stricheln und Häkchen entspringen, dicht bedeckt; da auch der
folgende Raum, der sonst als helles Querband imponiert, mit
grauen, zum Teil silberig glänzenden Querwellen bedeckt ist,
die aus starken schwarzen Costalstricheln kommen und von der
halben Flügelbreite an bis zum Dorsum zusammenfließen, so
ist ein Wurzelield nicht deutlich abgegrenzt. In der Flügelmitte
steht eine dunkel kastanienbraune Querbinde, deren basaler Rand
senkrecht von Costa zum Dorsum zieht und nur in der Falte
ein wenig wurzelwärts geknickt ist, während der distale Rand
in der Mitte bogig saumwärts vortritt; übrigens ist nur der
costale und dorsale Teil der Binde einheitlich und scharf um-
grenzt, der mittlere breiteste Teil ist weniger dunkel und enthält
zahlreiche feine schwarze Längslinien, auch einige Querstrichel;
der costale Teil ist schwarz. Dem Bande liegt saumwärts ein
kräftiger Silberstreifen an, an der Costa durch ein dunkelbraunes
Strichel geteilt; über dem Tornus spaltet sich der Streifen und
umschließt mit seinen beiden Ästen einen kastanienbraunen
Tornalileck am Fransenansatz. Auf den Silberstreif folgen drei
starke dunkelbraune Costalhäkchen und ein rundlicher gleich-
farbiger Apikalileck; die hellen Zwischenräume der Grundfarbe
sind fein dunkelbraun geteilt. Das zweite und dritte Häkchen
vor der Spitze verlängern sich in je eine gelbbraune Linie, die
bald zusammenfließen zu einem gleichfarbigen breiten Streifen,
welcher schräg zum Saum über dem Tornus zieht, wo er
schwärzlich verdunkelt wird; aus dem ersten praeapikalen Costal-
häkchen zieht eine braune Linie zum Saum unter dem Apex,
jederseits begleitet von einer feinen Silberlinie, die Saumenden
dieser Linien sind dunkelbraun, etwas verdickt. Die Fransen
sind bleich gelblich, am Apex und Tornus dunkler, in der Mitte
blaß graubraun gescheckt; sie haben eine starke schwarzbraune
Teilungslinie, die ununterbrochen durchzieht. Die Hinterflügel
sind dunkelbraun, die Fransen weißlich mit starker, dunkel-
brauner Teilungslinie.
Kopf und Thorax sind bräunlichgelb, letzterer dunkel
braungrau gemischt, das Abdomen ist braungrau.
Die Var. flava (Tat. III Fig. 8) hat die gleiche Zeichnung
der Vorderflügel, nur ist der Flügelgrund intensiv rötlichgelb,
die dunkeln Wellenlinien, das Querband, Tornalileck und Saum-
streifen sind lebhaft gelbbraun, das Querband am dunkelsten;
nur die Costalhäkchen und -Strichel und einige Bestäubung
auf manchen Wellenlinien sind dunkelbraun. Silberglanz fehlt
völlig, die betreffenden Linien und Stellen haben die allgemeine
Grundfarbe. Die Fransen sind fast ungescheckt von der Grund-
farbe, Kopf und Thorax sind gleichfalls braungelb, letzterer
dunkler gescheckt.
Obwohl dieses Stück infolge der anderen Färbung auf den
“ersten Blick einen vom ersten ganz verschiedenen Eindruck
macht, halte ich es doch nur für eine Varietät oder Aberration,
weil die Zeichnung, besonders auch die Längsstrichelung in dem
breiten Mittelteil der Querbinde ganz übereinstimmt; kleine
Abweichungen sind bei der Verworrenheit der Zeichnung ohne
Belang und kommen in gleichem, sogar höherem Grade .auch
bei anderen Arten der Gattung vor.
Hab. Hadjın.
26. Argyroploce fluviana n. sp. 3 So (Sammlung Bang-
Haas), 1 2 (Münchener Staatssammlung). Taf. III Fig. 9 Z.
Hat Ähnlichkeit mit Arg. rivulana Sc., auch mit Arg. micana
Hb., mit ersterer mehr in Flügelschnitt und Färbung, mit letzterer
mehr in der Zeichnungsanlage. Die Vorderilügel sind beim 5
stark, beim © weniger stark saumwärts verbreitert, die Costa
bei ersterem gerade, der Saum schräg und gestreckt; beim 9
sind die Vorderflügel schmäler und gedrungener, die Costa leicht
gebogen, der Saum etwas steiler. Die Hinterfilügel sind nicht
sehr breit, der Saum gleichmässig gebogen, unter dem Apex
flacher. Spannweite 15—17 mm.
Kopf und Thorax sind grünlichgrau, letzterer dunkler
gemischt. Die Vorderflügel haben ein grünlichbraunes, etwas
schräg abgeschnittenes Wurzelfeld, das an der Costa weißliche
Strichel und sonst verschieden deutliche dunklere Querwellen.
besitzt; darauf folgt eine schmale bräunlich geteilte weiße Quer-
binde, ganz leicht gebogen oder ein wenig geschwungen, deren
Weiß mehr oder weniger silberglänzend ist; etwas vor der Mitte
der Costa entspringt eine grünbraune Querbinde aus drei
schwarzen Costalstricheln, deren distaler Rand in “der Mitte
saumwärts vorgebogen ist und über der Mitte ein rundes, hell
weiß glänzendes Fleckchen als Einbuchtung trägt. Dann kommt
eine weiße Schrägbinde mit silberglänzenden Rändern, die sich
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gabelt und einen hohen dreieckigen grünbraunen Tornalileck
umfaßt; sie besitzt an der Costa ein feines und ein stärkeres
schwarzes Häkchen, aus denen eine ockergelbe Teilungslinie ent-
springt, die sich auch in die beiden dorsalen Gabeläste erstreckt.
Hierauf folgen noch zwei breite dunkle Costalhäkchen, die sich zu
einem breiten, olivbraunen Streifen vereinigen, welcher gestreckt
zum Saum über dem Tornus zieht; er ist gefolgt von einem
feinen Bleistreiichen aus einem breiten praeapikalen weißen
Häkchen, hinter dem der Apex selbst und der Saum unter diesem
olivbraun ist, nochmals von einer weißen Linie vom Apex bis
zur Einmündung des dunkeln Saumilecks gefolgt. Die Fransen
sind gelblichweiß, am Apex und Tornus braun und ebenso braun
durchschnitten am Saumileck; sie haben eine schwarze Basal-
und eine kaum sichtbare Teilungslinie.
Beim @ sind die dunkeln Zeichnungen durch reichlichere
schwarze Beschuppung dunkler und an der Bildung des dunkeln
Saumiflecks beteiligt sich auch noch das dritte praeapikale
schwarze Costalhäkchen, wodurch derselbe an der Costa breiter
wird; die hellen Binden sind intensiver bleiglänzend gesäumt
und erscheinen dadurch etwas verschmälert.
Die Hinterflügel sind kräftig braun, die Fransen weiß, gegen
den Körper hin bräunlich und am Apex bräunlich durchschnitten.
Ihre Teilungslinie ist braun. Das Abdomen ist braungrau, der
Analbusch heller.
Auffallend ist die Unterseite beim 5: Vorderilügel dunkel
schwarzgrau, die Costa breit weiß mit dunkeln Stricheln und
. Häkchen, weißer Saumlinie und zwei ebensolchen weißen, fein
dunkel geteilten Flecken am Dorsum; auf den Hinterflügeln ist
nur das Mittelfeld dunkler braungrau, der Analteil weißlich, grob
grau gepudert, die Costa breit weiß mit mehreren Einbuchtungen
in die Fläche hinein, ebenso ist der Apex in beträchtlichem Um-
fang weiß und einige Fleckchen am Saum.
Hab. Usgent; Dscharkent (Ili-Gebiet); Anfang Juni, etwas
unterhalb der Waldzone.
27. Argyroploce camillana n. sp. 2 Jg’ (Sammlung Bang-
Haas). Taf. Ill Fig. 10.
Die große schöne Art steht in der Nähe von Arg.schulzıana F.
und Arg. hepialana Kenn. Ihre Vorderflügel sind saumwärts
stark verbreitert, die Costa ist gerade, erst vor dem Apex leicht
‚gebogen, dieser ist stumpf gerundet, der Saum recht schräg
STERN
und gestreckt; die Hinterflügel sind breit, der Saum stark gebogen,
unter dem Apex flach. Spannweite 25>—27 mm.
Die Vorderfilügel haben einen hellweißen, leicht glänzenden
Grund. Ein verhältnismäßig kleines Wurzelield, fast senkrecht
und etwas wellig oder gebogen abgeschnitten, an Costa und
Dorsum gleich lang, ist dunkel rostbraun, in der Mitte weißlich
gemischt, an der Costa mehr gelblich und hat hier einige schwarze
Strichel, gegen das Dorsum schwarze Schräglinien. In der Mitte
der Costa hängt mit schmaler Basis ein rostbrauner großer Fleck,
der bis über die Hälite der Flügelbreite reicht, saumwärts zweimal
zackig vorspringt und hier schwärzlich gesäumt ist, während
seine basale Seite unregelmäßig gerundet ist. Durch einen
schmalen weißen Längsstrahl von ihm getrennt steht in der Mitte
des Dorsum ein breiterer rostbrauner Fleck, der jedoch das
Dorsum nur mit 2 bis 3 schwarzen Stricheln mit Weiß da-
zwischen berührt; beide Flecke stehen durch feine schwarzbraune
Strichel andeutungsweise in Verbindung; sie sind die costalen
und dorsalen Teile eines sonst verbreiteten Querbandes. Der
weiße bindenartige Querraum zwischen dieser Zeichnung und
dem Wurzelfeld ist von der Costa an bis zur Falte breit, von
da zum Dorsum verschmälert; er besitzt an der Costa vier bis
fünf schwarzbraune senkrechte Strichel, die sich zum Teil ın
bräunlichgelbe Wellenlinien verlängern; diese vereinigen sich
gegen das Dorsum hin zu einer einzigen und diese endet in
einem schwarzen Fleckchen. An der zweiten Hälfte der Costa
stehen drei starke rostbraune Häkchen und ein ebensolcher
Apikalileck, in deren weißen Zwischenräumen schmälere rost-
braune Striche. Aus dem 3. Praeapikalhäkchen und dem darauf
folgenden Strichel entspringt eine ockergelbe, etwas gebogene
Querbinde, die in gleichbleibender Breite zum Tornus zieht und
in ihrem tornalen Teil braunrot wird; vor dem letzteren finden
sich noch einige dunkle Pünktchen übereinander. Das erste
praeapikale dunkle Häkchen ist in einen keulenförmig ange-
schwollenen rotbraunen großen Fleck verlängert, der bis zur
halben Flügelbreite ins Saumfeld hineinragt und von dessen
Ende einige dunkelbraune Linien parallel zum Saum über dem
Tornus ziehen, um sich diesem entlang zu verbreitern, auch
aus dem praeapikalen feineren Costalstrichel zieht eine Linie
zum Saum, der überdies noch durch braune Punkte und Strichel
verziert ist. Die Fransen sind gelblichweiß mit feiner blaß-
bräunlicher Teilungslinie.
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.
Das zweite Stück ist nicht ganz so bunt, da bei ihm alle
dunkeln Stellen nicht braunrot, sondern mehr olivbraun sind;
das Basalield ist hier am Dorsum gegen den mittleren Dorsalileck
hin dunkel ausgeilossen, letzterer etwas schmäler, ebenso auch
der ihm gegenüberstehende Costalfleck, der große Praeapikalileck
steht auch mit dem dunkeln Apex in schmaler Verbindung und
zieht sich etwas mehr gegen den Tornus hinaus, die Fleckung
und Strichelung des Saumes ist gegen den Tornus hin etwas
weniger scharf. Doch sind das Unterschiede, die uns bei Ver-
größerung und sorgfältiger Analysierung der Zeichnung, wie es
beim Malen solcher Tierchen nötig ist, auffallen.
Die Hinterflügel sind blaß bräunlichgrau, zwischen den
Adern stellenweise etwas dunkler bestäubt, ebenso am Saum
und Apex gesprenkelt, dadurch auffallend scheckig; das zweite
Exemplar hat im allgemeinen dunkler beschuppte Hinterflügel,
die nur an Spitze und Saum hellere Flecke besitzen. Die Fransen
sind weißlich mit grauer Teilungslinie.
Kopf und Thorax sind braungelb oder braungrau, letzterer
dunkler gemischt, das Abdomen ist dunkler braungrau, der
Analbusch rostbraun.
Hab. Altai.
28. Argyroploce pallidana n. sp. 45 cd' (Sammlung Bang-
Haas). Taf. III Fig. 11.
Diese Art wird schon seit längerer Zeit in den Staudingerschen
Preislisten als Arg. antiguana Hb. var. pallidana geführt; die
Untersuchung des männlichen Begattungsapparates ergab das
Resultat, daß es sich um eine selbständige Spezies handelt, die
sowohl von Arg. antiguana Hb. als auch ericetana Westwd. ver-
schieden ist, letzterer indes näher steht als jener.
Der Flügelschnitt ist der von Arg. antiguana, mit der sie
auch inder Größe annähernd übereinstimmt. Spannweite bis21 mm.
Der Kopf mit den langen Palpen und der Thorax sind trüb
lehmgelb, das Abdomen ist ein wenig heller. Die Vorderflügel
sind beinahe ganz einfarbig gelbbräunlich, lehm- oder sandiarbig;
nur ganz andeutungsweise kann man ein winkelig begrenztes
Saumield, eine breite Querbinde von der Mitte der Costa aus
gegen das Dorsum zugespitzt, einen schmalen schrägen Prae-
tornalileck und einige Quersprenkel im Saumfeld als intensivere
Schatten bemerken; in der Flügelmitte, auf dem Praetornalileck,
im Saumfeld unter der Spitze und längs des Dorsum stehen
auch feinste dunkle Stäubchen zerstreut. Die Fransen sind der
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TEN
Fläche gleichfarbig mit dunkelgrauer Teilungslinie. Die Hinter-
lügel sind dunkler graubräunlich, ihre Fransen blaß gelblich,
an der Basis schmal gelb mit brauner Teilungslinie.
Hab. Changai.
29. Phiaris gordiana n. sp.5 Jg (Sammlung Bang-Haas).
Tai: IE Fig... 12,
Diese Spezies steht den dunkeln, einfarbigen Formen der
Phiaris nebulosana Zett., wie sie an moorigen Hochgebirgs-
stellen angetroffen werden, recht nahe; alle mir vorliegenden
Stücke sind ganz gleich, nur einzelne etwas dunkler bestäubt
als andere und die Bleilinien ein wenig trüber und weniger
deutlich hervortretend.
Die Vorderfilügel sind saumwärts verbreitert, Costa und
Dorsum gerade, der Saum ist schräg, gestreckt; die Hinterflügel
sind stark gerundet, der Saum unter der Spitze flach. Spann-
weite 20 mm.
Die Vorderflügel sind mehr oder weniger dunkel olivgrün,
in der Mitte mit feinen schwärzlichen Querwellen, am Dorsum
mit feinen schwarzen Pünktchen; an der Costa stehen etwas
hellere Häkchen, in der zweiten Hälite Doppelhäkchen, meist
mit Silberglanz; aus einem Teil von ihnen entspringen Silber-
linien, die den Flügel überqueren; zwei ganz gerade, parallele
Linien in der basalen Hälite, nahe beisammen, eine etwas ge-
bogene von !/, der Costa zu */, des Dorsum, gleich dahinter
eine andere zum Tornus, die von der Mitte aus noch einen Ast
zum Saum hinter dem Tornus abgibt; dann noch eine abge-
kürzte aus dem zweiten praeapikalen Doppelhäkchen bis zur
halben Breite des Saumieldes, endlich eine, meist in Fleckchen
aufgelöste am Saum entlang, die Saumlinie selbst ist dunkler
braun. Die Fransen sind gelblich, am Apex dunkel durch-
schnitten, mit brauner Teilungslinie. Die Hinterflügel sind grau-
braun, ihre Fransen blaßgrau mit dunkelgrauer Teilungslinie.
Kopf und Thorax sind von der Farbe der Vorderilügelbasis,
das Abdomen ist reiner braun, der Analbusch heller.
Hab. Ost-Tannuola.
30. Semasia luciana n.sp. 2 dd, 1 2 (Sammlung Bang-
Haas). Taf. III Fig. 13.
Gehört in die Nähe der Sem. candidulana Nolck.; alle drei
Stücke sind ganz gleich. Vorderllügel saumwärts mäßig ver-
breitert, Costa ganz schwach gebogen, Saum schräg, leicht
gebogen, in der Mitte ziemlich gerade; Hinterflügel schmal,
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Saum gleichmäßig gebogen, unter dem Apex nicht eingezogen,
letzterer ziemlich spitz. Spannweite 19 mm.
Kopf und Thorax sind rein weiß, das Abdomen ist ein
wenig grauer. Die Vorderflügel sind mattweiß, gegen Dorsum
und zweite Hälite der Costa mit einem gelblichen Anhauch.
Zwischen Basis und Saumdrittel stehen von der halben Flügel-
breite ab zum Dorsum hin sehr verschwommene, blaßgraue
Querlinien, von der Mitte der Costa bis zur Spitze zahlreiche
ebenso angedeutete Schrägstrichel, aus denen zum Teil noch
blassere Wellenlinien zu Tornus und Saum ziehen. Der Spiegel
ist nur angedeutet durch einige in zwei Reihen übereinander-
stehende schwarze Pünktchen an der üblichen Stelle. Die Fransen
sind weiß, hinter einer sehr feinen Teilungslinie schwach gelblich.
Die Hinterilügel sind blaß bräunlichgrau, gegen die Spitze hin
etwas dunkler bräunlich, die Fransen an ihrer Basis bräunlich,
weiterhin reinweiß.
Hab. Uralsk.
31. Semasia sybillana n. sp. | 5‘, ziemlich stark geflogen
(Sammlung Bang-Haas). Taf. III Fig. 14 Z.
Am nächsten der Sem. wimmerana Tr. stehend. . Vorder-
flügel saumwärts nicht verbreitert, Costa leicht: gebogen, Apex
spitz, Saum sehr schräg, geschwungen, Dorsum ziemlich ge-
bogen, Tornus ungemein flach; Hinterflügel ziemlich schmal,
Saum gleichmäßig gebogen, Apex gerundet. Spannweite 21 mm.
Kopf und Palpen sind gelblichweiß, der Thorax ist trüb
gelblich, das Abdomen hellgrau. Die Vorderflügel sind im
dorsalen Teil bis über die Hälfte der Flügelbreite rostbräunlich;
diese Farbe verblaßt gegen die Costa in gelblichweiß, nur hinter
der Mitte der Costa unterbricht das Rostbraun als Schrägband
letztere Färbung. Der distale Rand dieses Schrägbandes zieht
von der Costa zuerst tornalwärts, bildet dann einen stumpfen
vorspringenden Zahn und zieht nach diesem wieder in früherer
Richtung zum Saum hinter dem Tornus; basalwärts ist es nur
im costalen Teil als Binde deutlich, weiterhin geht es ohne
Grenze in die allgemeine Dorsalfärbung über. . Bei '/, des
Dorsum steht ein etwas dunkler rostbrauner Schrägileck, der
mit verschmälertem Ende bis über die Hälfte der Flügelbreite
reicht und auf seiner Saumseite fein heller gesäumt ist; noch
näher der Wurzel steht ein ihm paralleles dunkelbraunes Schräg-
strichel. Die Costa führt von der Basis an feine schwarze
Schrägstrichel, die in der zweiten Hälfte etwas größer und
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Tafel IV.
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stärker werden. Der Innenraum des Spiegels ist schmal und
hoch, ockergelblich mit vier kurzen, dicken, schwarzen Längs-
stricheln; er ist basalwärts breit, saumwärts schmal silbern
eingeiaßt und letztere Einfassung trägt außen noch schwarze
Pünktchen, die Fortsetzungen der Spiegelstrichel; zwischen
Spiegel und Tornus ist noch rostbraune Grundfarbe, costal vom
Spiegel ein Längswisch der gleichen Farbe, der mit der braunen
Flügelspitze in Verbindung steht. Die Fransen sind blaß,
bräunlichgrau mit einer breiteren und einer ganz feinen Teilungs-
linie. Die Hinterilügel sind bräunlichgrau, ihre Fransen weiß-
lich mit zarter grauer ee
Hab. Sajan.
32. Semasia brigittana n.sp. 1 9%, ziemlich stark geflogen
(Sammlung Bang-Haas). Taf. Ill Ss 19:
| Steht der vorigen recht nahe, was die Zeichnungsanlage
betrifft. in Färbung und Flügelschnitt verschieden. Die Vorder-
llügel sind saumwärts verbreitert, ausgesprochen dreieckig, die
Costa ist gerade, ebenso das Dorsum nach seiner basalen
Biegung, der Saum ist schräg, gestreckt, der Tornus ist stumpi-
winkelig gerundet; die Hinterflügel sind breit, der Saum stark _
gebogen, unter dem Apex leicht eingezogen, letzterer ziemlich
“ spitz. Spannweite 20 mm.
Kopf und Thorax sind ganz weiß, das Abdomen ist hell-
grau. Die Vorderflügel sind an der Wurzel und längs der
Costa rein weiß, gegen das Dorsum und die Schrägbinde hin
aschgrau. Die Schrägbinde ist, wie bei voriger Art, nur an der
Costa beiderseits wohl abgegrenzt, geht weiterhin in den grauen
Grund über und zieht in den Saum hinter dem Tornus; auch
hier hat der scharfe distale Rand einen kleinen Zahniortsatz,
aber etwas tiefer, etwa in der halben Flügelbreite. Hinter der
Schrägbinde zieht ein breiter Streifen der weißen Grundfarbe von
der Costa zum Saum über dem Tornus, hier in zartem Grau
verschwindend; das Grau zieht sich am Saum hinauf, immer
breiter werdend, und ist dann unter der Costa durch eine etwas
- zackige Linie bis zum Apex scharf abgeschnitten. So bleibt
die zweite Hälite der Costa rein weiß und hier stehen drei
stärkere schwarze Schräghäkchen, die sich als Linien in das
_ graue Saumfeld fortsetzen; ihre großen Zwischenräume sind
durch feine schwarze Schräglinien geteilt. An der Costa vor
der Schrägbinde stehen dunkle, kurze Fleckchen, jedoch nicht
"bis zur Basis hin. Bei !/, des Dorsum steht ein breiter, aber
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an seiner Basis verwaschener rostbrauner Schrägfleck, dessen 2
dunklere Spitze über der Falte saumwärts geneigt ist. Von
einem Spiegel ist nichts zu erkennen außer zwei feinen schwarzen
Längsstricheln an seiner gewöhnlichen Stelle über dem Tornus.
Die Fransen sind ziemlich dunkelgrau, durch mehrere feine
Teilungslinien wie gepudert. Die Hinterflügel sind aschgrau,
die Fransen blasser mit wenig dunklerer Teilungslinie.
Hab. Ost-Tannuola.
33. Semasia metana n. sp. 1 5 ganz frisch (Sammlung
Bang-Haas). Taf. Ill Fig. 16.
Diese Art kann gut in die Nähe von Sem. messingiana
F. R. gestellt werden; wie diese hat sie schmale, gleichmäßig
breite Vorderflügel mit gestreckter «Costa und leicht ge-
schwungenem Dorsum, schrägem, fast gestrecktem Saum; die
Hinterflügel, mäßig breit, haben gleichmäßig gebogenen Saum,
‘der unter dem Apex flach ist. Spannweite 17 mm.
Der Kopf mit den Palpen ist weiß, der Thorax blaß gelb-
bräunlich, das Abdomen etwas dunkler, braungrau. Die Vorder-
tlügel sind von der Wurzel bis zur Hälite der Flügellänge
gelbbräunlich mit einem Stich ins Grünliche, gegen die Costa
allmählich bleicher; bei '/, des Dorsum steht ein schmaler,
etwas dunklerer Schrägfleck, dem Saume nicht ganz parallel
gerichtet, der schwarze Längsstrichel enthält, mit seiner Spitze
über die halbe Flügelbreite reicht und auf seiner Saumseite _
fein weißlich gesäumt ist. Von der Mitte der Costa zieht ein
Schrägband von braungelber Farbe, etwas dunkler als der vor-
hergehende Flügelteil, zum Dorsum, wo es sich wurzel- und
saumwärts etwas verbreitert; sein basaler Rand ist konkav
gebogen, sein distaler hat in der Mitte einen kleinen eckigen
Vorsprung; es enthält einige feine schwarze Aderstrichel und
ist basalwärts fein weiß gesäumt. Der übrige Teil des Flügels
ist weiß, an der Costa stehen kleine wurzelwärts gerichtete
schwarze Schrägstrichel, z. T. paarweise mit bräunlich ausge-
füllten Zwischenräumen; über dem Spiegel liegt ein braungelber
Längswisch, der sich hinter hm am Saum herunterzieht, ein
zweiter mündet spitzenwärts davon auch in den Saum und
dann ist der Apex von gleicher Farbe; der große runde
Spiegel ist weiß ohne Glanz, im Inneren bräunlichgelb mit
zwei schwarzen Längsstricheln.. Die Saumlinie ist fein weiß,
die Fransen dahinter braungrau mit feiner distaler Teilungs-
linie. Die Hinterflügel sind ziemlich dunkelbraun, die Fransen
% blaßgrau mit feiner basaler und breiter, verwaschener distaler
Teilungslinie.
Hab. Changai.
34. Semasia ursulana n.sp.2 5%" (Sammlung Bang-Haas).
Taf. III Fig. 17.
Kann in die Nähe der vorigen gestellt werden. Die Vorder-
flügel sind saumwärts ein wenig verbreitert, die Costa ist gerade,
eher noch eine Spur konkav, der Saum schräg, gestreckt, der
Apex gerundet; die Hinterflügel sind schmal, ihr Saum gleich-
mäßig flach gebogen, unter, dem Apex nicht flacher. Spann-
weite 14 - 15 mm.
Kopf, Thorax und Abdomen sind weiß, die Vorderllügel
sind weiß mit graubraunen Zeichnungen, die einen Stich ins
- Grünliche haben. Die Flügelbasis selbst ist von dieser Farbe,
dann folgt ein weißer, durch Wellenlinien geteilter gebogener -
Querstreif, dann wieder eine graubraune, auf der vorderen
Hauptader stumpfwinkelig gebrochene Querbinde; all dies zu-
sammen kann als dunkleres, in der Mitte weiß aufgehelltes
Wurzelield betrachtet werden. Nach breiter weißer Querbinde,
die an der Costa einige feine schwarze Schrägstrichel enthält
und durch eine feine geschwungene Linie geteilt ist, folgt hinter
‘ der Mitte der Costa ein an ihr hängender graubrauner vier-
eckiger Fleck, der bis zur vorderen Mittelrippe reicht, und ihm
steht gegenüber ein größerer, gleichfarbiger Praetornalileck,
dessen distale Seite senkrecht bis fast zu dem COostalfleck reicht,
während seine basale Seite bis zur Ader « senkrecht ist und
dann saumwärts gerichtet ist, so daß der Fleck fast zugespitzt
endet; mit dem Costalfleck ist diese Spitze durch blaß grünlich-
graue Bestäubung verbunden; alles zusammen bildet ein Quer-
band, das auf seiner basalen Seite ausgenagt erscheint. Dahinter
stehen an der Costa feine schwarze Schrägstrichel, der Apex ist
rund, grünlich-graubraun. Aus zwei praeapikalen Costalstricekeln
entspringt ein grünlichgrauer Schatten, der sich verbreitert und
dann gabelt; ein Ast zieht zugespitzt senkrecht zum Tornus,
ein anderer schräg zur Mitte des Saumes und an diesem
herunter zum Tornus; in dem zwischen beiden Aesten liegenden
schmalen weißen Streiichen stehen einige schwarze Punkte
übereinander. Zwischen diesem Schattenileck und dem Apex
zieht noch eine feine Schräglinie in den Saum unter der Spitze.
Die Fransen sind weiß, am Apex grünlichgrau, ebenso, aber
blasser unter dem Apex und in der Saummitte durchschnitten ;
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die Basallinie ist fein grünlichgrau. Die Hinterflügel sind blaß :
bräunlichgrau, analwärts bleicher, ihre Fransen weiß mit feiner
Teilungslinie.
Hab. Uralsk.
35. Epiblema victoriana n. sp.3 Jo, 19 (Sammlung Bang-
Haas). Tat. IN Fig. 18 1, 19'0. 3
Bei dieser großen und schönen -Art ist der Flügelschnitt -
bei X und © etwas verschieden: bei ersterem sind die Vorder-
jlügel saumwärts deutlich verbreitert, die Costa ist im ersten
Drittel leicht gebogen, weiterhin fast gerade, der Saum ziemlich
schräg, gestreckt; der Costalumschlag ist breit und kurz. Beim
© sind die Vorderflügel kürzer, der Saum ist steiler, die Costa
nach ihrer basalen Biegung eher etwas konkav; die Hinterilügel
sind in beiden Geschlechtern gleich, breit, der Saum stark ge-
- bogen, unter dem Apex flach. Spannweite 23—25 mm.
Bei dem schärfer gezeichneten @ sind die Vorderflügel fäst
rein weiß, nur leicht grau gepudert, besonders gegen die Basis
hin und auf diesem Grund heben sich die dunkelbraunen Zeich-
nungen scharf ab. Nahe der Basis finden sich am Dorsum
einige schwarze kurze Querhäkchen; bei !/, der Costa steht
ein viereckiger dunkelbrauner Fleck, der bis zur vorderen Haupt-
ader reicht; an seine distale Ecke, also um seine Breite saum-
es, wärts gerückt, schließt sich eine ebenso breite dunkelbraune
Querbinde an, die senkrecht auf dem Dorsum steht. Etwas vor
der Mitte der Costa beginnt eine dunkelbraune Schrägbinde, die
zum Tornus zieht; ihr basaler Rand zieht von der Costa schräg
bis zur Falte, rückt an dieser stark saumwärts vor und geht
dann etwas steiler zum Dorsum; an der vorderen Mittelader ist
eine feine Verbindung der Binde mit der vorhergehenden vor-
handen, so daß der helle Raum zwischen beiden in einen weißen
Costalileck und einen größeren Dorsalteil getrennt ist; in ersterem
steht ein feines Teilungsstrichel, in letzterem vom Dorsum aus
mehrere schwarzbraune Wellenlinien. Der distale Rand der
Schrägbinde tritt in der Mitte und dann nochmals zahnartig vor
und beide Vorsprünge umfassen ein hellweißes Fleckchen. An
der zweiten Hälite der Costa stehen drei dunkelbraune Häkchen,
von denen das mittlere am breitesten ist; der Apex ist auch
dunkelbraun, die hellen Zwischenräume sind fein dunkel geteilt.
Am Apex und den beiden vorhergehenden Costalhäkchen hängt
ein dunkelbrauner viereckiger Längsileck, der den Spiegelraum
überlagert; dieser ist hoch, weiß, senkrecht braun geteilt und
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“enthält in diesem Teilungsstreif vier schwarze Punkte über-
einander. Die Mitte des Saumes hinter dem Spiegel und ein
‚Fleckchen am Tornus sind dunkelbraun. Die Fransen sind
braungrau, an den dunkeln Saumstellen und am Apex dunkler,
mit sehr feiner Teilungslinie.
Beim 5 ist der Flügelgrund mit Ausnahme des Spiegels,
der hellen Stellen am Saum und der Zwischenräume der Costal-
häkchen mehr oder weniger grau gedeckt, dadurch, daß quere
graue Wellenlinien, breit zerilossen, einander berühren; von der
postbasalen Querbinde fehlt der Costalfleck, dafür trägt der graue
Costalumschlag mehrere graue Anfänge von dunkeln Wellen-
linien; die dunkle mittlere Schrägbinde ist über der Falte fast
unterbrochen durch einen vom Saumield her einspringenden
hellen Strahl, so daß sie in einen costalen Teil und einen Prae-
tornalileck zerfällt; im Spiegel fehlt die braune Teilungslinie,
so daß die schwarzen Punkte auf weißem Grund stehen; die
Costalhäkchen in der zweiten Hälite sind gleichgroß; vor dem
Spiegel ziehen einige graue Bogenlinien von der Costa gegen
den Tornus. Je dunkler der Grund durch graue Bestäubung
- gedeckt ist, was bei den vorliegenden 55 etwas verschieden.
ist, desto weniger heben sich natürlich die dunkeln Zeichnungen
davon ab, die außerdem im Saumfeld etwas variieren. Die Fransen
sind bei den 55 reichlicher und feiner dunkel gescheckt.
Die Hinterflügel sind tief dunkelbraun, am Apex noch dunkler
gesprenkelt, die Fransen sind hell weiß bis blaßgrau, mit brauner
"Teilungslinie. Kopf und Thorax sind bräunlichgrau, letzterer
grob dunkler beschuppt, das Abdomen ist beim 5 grau, beim
© dunkelbraun.
Hab. Sajan.
36. Epiblema jodocana n. sp. 25cJ', stark geilogen (San
lung Bang-Haas). Taf. III Fig. 20.
Die Vorderflügel sind gestreckt, saumwärts allmählich ver-
- breitert, die Costa ist fast gerade, der Costalumschlag schmal
und lang, der Saum mäßig schräg, gestreckt; die Hinterilügel
- sind mäßig breit, der Saum ist gleichmäßig gebogen, unter dem
- Apex flach. Spannweite 20 mm.
Kopf, Thorax und Abdomen sind bleich gelbrötlich, sand-
"farben; ebenso sind die Vorderflügel; der Costalumschlag ist
ein wenig dunkler, ebenso ein schmaler Schrägwisch bei */, der
Flügellänge von der Costa zur Falte; nach dem Costalumschlag
beginnen zahlreiche rötlichbräunliche, wenig abstehende schräg
gerichtete Costalstrichel, dicht gestellt, bis vor den Apex; aus
zweien hinter der Costalmitte entspringt die Andeutung eines
schmalen sandfarbigen Schrägstreifens, der die Spiegelstelle basal-
wärts begrenzend, gegen den Tornus zieht; im Saumield stehen
an der Spiegelstelle und darüber drei Querreihen schwärzlicher,
. unscharfer Fleckchen oder Punkte auf etwas dunkler sandfarbigen
- Querlinien. Ebenfalls dunkler gelbbräunlich sind ein Fleck im
Apex, einige kleine Saumflecke darunter und der Saum von
seiner Mitte bis zum Tornus. Die Fransen sind der Fläche
gleichlarbig, mit einer kräitigen schwarzbraunen basalen und
einer feinen bräunlichen mittleren Teilungslinie. Die Hinterflügel
sind graubraun, ihre Fransen blaß, bräunlich, mit starker dunkel-
brauner Teilungslinie.
Hab. Ost-Tannuola.
37. Epiblema corneliana n. sp. 2 5’ (Münchener Staats-
sammlung). Taf. III Fig. 21.
Vorderflügel saumwärts nur wenig verbreitert, Costa fast
‚gerade, Umschlag breiter und auch ziemlich lang, Saum recht steil,
gestreckt, Apex fast rechtwinkelig; Hinterfilügel breit gerundet,
Saum unter dem Apex deutlich eingezogen, Thorax breit und
kräftig. Spannweite 20—21 mm.
Die Vorderflügel sind fast einfarbig roströtlich, nicht sehr
_ lebhait gefärbt, am bleichsten an der Spiegelstelle. Bis zu ?],
der Flügellänge bemerkt man feine, wenig dunklere Costalstrichel
schräg saumwärts gerichtet, und vom Dorsum ausgehende eben-
solche undeutliche Querwellen. Im letzten Drittel stehen etwas
deutlichere schräge Costalstrichel und aus einigen derselben
ziehen rotbräunliche geschwungene Schräglinien zum Saum, die
erste und deutlichste aus ?/, der Costa zur Mitte derselben. In
der Spiegelstelle sind einige schwärzliche Pünktchen übereinander
‚angedeutet. Die Fransen sind der Fläche gleichfarbig, an ihrer
Basis reichlich braungrau gepudert. Die Hinterflügel sind röt-
lichbraun, ihre Fransen bräunlichweiß mit dunkelbrauner Teilungs-
linie.
Kopf und Thorax haben die Farbe der Vorderflügel, das
Abdomen ist bleicher. |
Hab. Dscharkent (Ili-Gebiet); Ende Juni, oberhalb der
Kulturzone. R
38. Laspeyresia rosinana n. sp. 1g' (Sammlung Bang-Haas).
Tat lih Pig, 22,
Die Vorderflügel sind gestreckt, saumwärts mäßig verbreitert,
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die Costa ist kaum merklich gebogen, der Saum etwas schräg,
ganz leicht gebogen; die Hinterflügel sind gleichfalls lang und
dabei ziemlich breit, der Apex reicht über den Tornus der
- Vorderflügel stark hinaus; die Form ist annähernd trapezoid,
der Saum unter der Spitze flach eingezogen. Spannweite 16 mm.
Der Kopf ist weißlich, der Thorax aschgrau, das Abdomen
bräunlichgrau. Die Vorderilügel haben ein graubräunliches großes
Basalfeld, das am Dorsum gegen sein Ende hin allmählich in
Kastanienbraun übergeht und hier scharf weiß abgeschnitten ist,
so daß dieser Teil als ein basalwärts verwaschener dunkler
Dorsalfleck imponiert; im übrigen ist sein Rand über der Hälfte
“der Flügelbreite stumpf rechtwinkelig gebrochen. Der folgende
Flügelteil ist bindenartig weißlich, am Dorsum als breiter Fleck
_ rein weiß, und hier durch eine mittlere stärkere und zwei feinere
Linien geteilt; an der Costa stehen zwei braune Schrägstrichel,
im mittleren Teil mehrere feine Wellenlinien. Etwas vor der
Mitte der Costa beginnt eine schmale hell kastanienbraune ge-
schwungene Schrägbinde, deren dorsaler Teil sich zu einem
_ großen dreieckigen, dunkler rotbraunen Praetornalileck ver-
breitert. Dahinter zieht ein grauer Schatten bogenförmig von
Costa zum Tornus. In der zweiten Hälite der Costa stehen auf
weißlichem Grund drei braune Schräghäkchen und ein brauner
- Apikalileck; die Zwischenräume sind fein dunkel geteilt. Das
erste und zweite Häkchen vor dem Apex vereinigen sich zu
einem breiteren rostbraunen Querband, das bogeniörmig und
allmählich zugespitzt zum Tornus zieht. Der Saum ist bräun-
lich verdunkelt. Die Fransen sind graubraun mit feiner dunkler
Basallinie und angedeuteter mittlerer Teilungslinie. Die Hinter-
_ Alügel sind graubräunlich, die Fransen nur wenig heller mit etwas
_ dunklerer Teilungslinie.
Hab. Sajan.
39. Hemimene blasiana n.sp. 1 J, I 2 (Sammlung Bang-
Haas). Taf. Ill Fig. 23 5, 24 9.
Vorderilügel des 5 gestreckt, dreieckig, Costa schwach
gebogen, Saum sehr schräg, gestreckt, unter dem Apex nicht
eingezogen, Hinterilügel länglich, Saum gleichmäßig gebogen,
unter der Spitze ein wenig flach eingezogen; beim © sind alle
Flügel schmäler, die vorderen saumwärts kaum verbreitert, der
Saum schräg, gestreckt; Hinterilügelsaum flacher gebogen, unter
' dem Apex kaum eingezogen, Costalumschlag der Vorderflügel
schmal. Spannweite 15 resp. 13 mm.
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As: 90 =
Durch Untersuchung der männlichen Kopulationsorgane
habe ich mich überzeugt, daß es sich um eine neue Spezies
handelt, denn sie weichen von allen bei der Vergleichung in
Betracht kommenden Arten wesentlich ab.
Kopf und Thorax sind bräunlichgrau, das Abdomen beim 5
ebenso, beim © etwas dunkler. Die Vorderilügel des 5 sind
grünlich graubraun, gegen die Mitte des Dorsum hin etwas
heller und gelblicher, ohne daß jedoch ein scharfer heller
Dorsalfleck gebildet wird. ‘Im Wurzeldrittel der Flügel stehen
mehrere dunklere Querwellen; die beiden letzten derselben sind
deutlicher, in der Flügelmitte saumwärts vorgebogen und hier am
‘dunkelsten. Etwas vor der Mitte der Costa beginnen etwas dunkler
olivgrüne Häkchen und Strichel mit weißlichen Zwischenräumen;
das erste Strichel ist kräftig und lang, es ist schräg saumwärts ge-
richtet, die übrigen stellen sich allmählich steiler und zuletzt senk-
recht. Das vierte vor dem ebenfalls schmal dunkleren Apex ist zu
einer etwas dunkleren Bogenlinie verlängert, die sich verbreiternd
zum Tornus zieht und hier auf die Hypotenuse eines ebenso
gefärbten rechtwinkelig dreieckigen Praetornalilecks trifit, dessen
eine Kathete auf dem Dorsum liegt, während die andere den senk-
rechten Abschluß der helleren Dorsalstelle bildet; die genannte
Bogenlinie ist beiderseits begleitet von einer aller blaugrauen
Linie; ebensolche blaugraue Abschlüsse haben die hellen Zwischen-
räume der praeapikalen kurzen Häkchen. Drei feine schwarze
Saumpunkte stehen an der dorsalen Hälite des Saumes, ein oder
zwei ganz feine Pünktchen auch unweit des Apex. Die Fransen
sind olivgrünlich, nach außen dunkler, mit gleich dunkler Teilungs-
linie. Die Hinterflügel sind graubräunlich, ihre Fransen blasser
grau mit dunklerer Teilungslinie.
Beim 9 sind die Vorderflügel wurzelwärts mehr violettgrau,
ebenso die hellere Dorsalstelle, die noch durch eine stärkere
dunkle Bogenlinie geteilt ist; die praeapikalen Costalhäkchen
sind weniger regelmäßig, die Bogenlinien auch blasser violett-
grau, die Fransen sind weißlich mit bräunlicher Teilungslinie
die Hinterflügel dunkler graubraun, ihre Fransen weißlich mit
brauner Teilungslinie.
Hab. Gastein.
40. Hemimene ambrosiana n. sp. 2 Jg (Sammlung Bang-
Haas) Taf. III Fig. 25.
Auch diese Art hat andere Begattungsorgane als die in
Zeichnung und Färbung mit ihr vergleichbaren lem. flavidorsana
Knaggs und guaestionana Snell. Die Vorderflügel sind ziemlich
breit, saumwärts etwas verbreitert, die Costa ist mäßig gebogen,
- der Saum steil, fast senkrecht, unter dem Apex etwas eingezogen,
der Costalumschlag ist ziemlich breit; die Hinterflügel sind breit,
halbrund, der Saum unter dem stumpfen Apex kaum flacher.
Spannweite 17 mm.
Die Vorderflügel sind von der Wurzel bis zur Mitte gelblich
“ olivbraun, im Saumfeld ist die Färbung reiner orange, leicht
bräunlich angehaucht, ein breiter, schräger, gegen die Flügelmitte
allmählich verlaufender Dorsalileck ist rein orangegelb. In der
zweiten Hälite der Costa stehen schwärzliche Häkchen mit ein-
fachen hellgelben Zwischenräumen; aus dem 4. praeapikalen
Zwischenraum zieht eine feine Silberlinie schräg zur Einziehungs-
stelle des Saumes unter dem Apex, aus dem’. eine ihr parallele
-_ Silberlinie, die sich dann gabelt und ihre Äste dorsalwärts gibt,
den äußeren bis zum Tornus, den inneren kürzeren bis zur
_ halben Flügelbreite. Vor dieser zweiten Linie und über dem
hellen Dorsalileck sind die Längsadern fein schwarz punktiert;
der Dorsalfleck ist auf seiner basalen Seite fein dunkel gerandet
und führt am Dorsum ein winziges schwärzliches Strichel;
zwischen Flügelbasis und Dorsalileck kann man noch zwei bis
drei wesentlich dunklere Schräglinien erkennen. Vier bis füni
feine Saumpunkte, einige kurz strichförmig, stehen zwischen
- Tornus und der Einziehungsstelle des Saumes. Die Fransen
sind bleiglänzend mit schwärzlicher Basallinie. Die Hinterflügel
sind dunkelbraun, die Fransen grau mit Glanz, nach außen
brauner, und haben dicht an ihrer Basis eine schwarze Teilungs-
linie. Kopf und Thorax sind grünlich graubraun, das Abdomen
“ ist etwas heller, bräunlichgrau.
Hab. Kentei.
41. Lipoptycha tamerlana n. sp. 48 5'o' (Münchener Staats-
sammlung). Taf. III Fig. 26. \
Diese schon durch ihre Größe auffallende Art kann mit
keiner anderen palaearktischen ‚näher verglichen werden; auch
der Bau der Begattungsorgane weicht stark von dem gewöhn-
lichen Typus ab. Merkwürdig ist, daß unter den zahlreichen
Exemplaren kein einziges © sich belindet; offenbar fliegen die
-E
- ©0 dieser zweiffellos in ihrer Heimat gemeinen Art nur ungern
und selten, oder sie erscheinen zu anderer Zeit, als die war,
in der an den betreffenden Oertlichkeiten gesammelt wurde.
Es ist sehr zu bedauern, daß die Sammler von „Mikros“ so
angeben. e
Die Vorderflügel sind saumwärts stark verbreitert, dreieckig,
die Costa ist ganz schwach gebogen, ebenso das Dorsum, der
Saum ist ziemlich schräg, unter dem Apex leicht eingezogen.
Die Hinterflügel sind breit, halbrund, der Saum unter der Spitze
nicht eingezogen. Spannweite 20 mm.
Kopf, Thorax und Abdomen sind fast gleichfarbig schwärz-
lichbraun; die Vorderflügel sind etwas blasser schwärzlichbraun,
im Saumfeld durch Einlagerung gelber Schüppchen mehr oliv-
braun mit grünlichem Anhauch. Längs der Costa stehen von
der Wurzel an etwas dunklere Schräghäkchen, die allmählich
an Größe und Deutlichkeit zunehmen; über der Mitte zum
Apex hin sind sie bedeutend dunkler, ihre Zwischenräume
weißlich, feiner dunkel geteilt. Das vierte praeapikale Häkchen
hinter der Mitte der Costa verlängert sich in eine schwarze
Schräglinie, die in der Gegend der Querader sich plötzlich
wurzelwärts umbiegt und nach diesem Knick wieder etwas
schräg zum Tornus läuft; sie ist saumwärts von der Knickung
an hell weiß gesäumt. Aus den folgenden Costalhäkchen ziehen
Bogenreihen schwarzer Punkte, die erste zum Tornus, die zweite
gegen die Mitte des Saumes, die dritte gegen die Einziehungs-
stelle des Saumes unter dem Apex. Auf der Mitte des Dorsum
steht ein hoher unregelmäßiger, ein wenig saumwärts geneigter
weißer Fleck, von einigen Linien der Grundfarbe durchzogen,
die aber meist nur am Dorsum und über der Falte deutlich
sind, so daß der Dorsalileck costalwärts mehriach zerspalten
ist. Die schwarzen Saumpunkte sind. kräftig und zahlreich,
zwei stehen noch unter dem Apex. Die Saumlinie ist schwarz,
unter dem Apex weiß unterbrochen, die Fransen sind blei-
glänzend, nach außen dunkler. Die Hinterflügel sind braun,
die Fransen bleich bräunlich mit dunkler basaler und blasserer
distaler Teilungslinie.
Hab. Dscharkent (Ili-Gebiet), Mitte Juli bis Anfang August,
Waldzone und etwas unterhalb.
Wegen Raummangel ohne Abbildung beschreibe ich noch:
42. Epiblema buddhana n. sp. 3 Jg (Sammlung Bang-
Haas).
Die Form der Flügel ist genau wie bei Ep. hübneriana Z.
und Ep. chanana Kenn. auch wie Ep. jodocana Kenn. ;- die
Vorderflügel gestreckt, saumwärts etwas verbreitert, Costa gerade,
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ich 93 EAN N,
ebenso das Dorsum nach seiner basalen Biegung, der Saum
iemlich schräg, gestreckt; die Hinterflügel ziemlich breit und
lang, der Saum gleichmäßig gerundet, unter dem Apex etwas
‚flach. Spannweite 25 mm.
Die Vorderflügel sind ohne jede Spur von Zeichnung, ein-
farbig gelblich rostbraun, im Saumfeld eine Spur dunkler be-
‚stäubt und höchstens die Aderlinien daselbst etwas reiner. Die
Fransen sind gelblich, mit breiter staubiger, dunkelbrauner
Teilungslinie. Die Hinterflügel sind graubraun, ihre Fransen
‚gelblichweiß mit braungrauer Teilungslinie. Kopf und Thorax
haben die Farbe der Vorderflügel, die Stirn ist etwas gelblicher,
“das Abdomen ist wie die Hinterflügel.
Hab. Juldus.
In der Rückbeilschen Ausbeute von Dscharkent
- (Münchener Staatssammlung) finden sich noch Vertreter folgender
schon bekannter Arten, die ich des faunistischen Interesses
halber auizähle:
Cacoecia striana Hb., 1 5 von ganz typischer Zeichnung; Ende
Juni, etwas oberhalb der Kulturzone.
_ Tortrix praeclarana Kenn. 2 So sehr groß und etwas matt
%
gefärbt; Ende Juli, untere Waldregion.
Euxanthis hamana L. | 5, groß, fast zeichnungslos, nur mit
rostrotem Schrägstrich von der Querader zum Tornus.
Anfang Juni, unterhalb der Kulturzone.
_ Euxanthis nomadana Ersch. | d, 2 99; Mitte bis Ende
August, Kulturzone.
- Euxanthis variolosana Chr., 10 Stück, Jg und 92. Hier
konnte ich feststellen, daß die Vorderflügel des 5 keinen
Costalumschlag haben, weshalb die Art zu Zuxranthis und
nicht zu Aysterosia gestellt werden muß. Ende Mai, unter-
halb der Waldregion.
Argyroploce lutosana Kenn. I 5; Ende Mai, Waldzone.
Argyroploce cespitana Hb., var. flavipalpana HS. 10 5% alle ganz
gleich; Anfang bis Ende Juni, Kulturzone und etwas oberhalb.
Argyroploce striana Schifi. 15; Ende Juni, etwas oberhalb
der Kulturzone.
Phiaris arcuella Cl. 7 Stück, JS und 99, von unseren
europäischen nicht verschieden; Ende Mai bis Anfang Juni,
Waldregion.
Notocelia junctana HS. 2 Jo; Anfang Juni, etwas unterhalb
der Waldzone.
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Notocelia incarnatana Hb. 2 Sg, das eine sehr mäßig erhalten; |
Ende Juli bis Mitte August, Kulturzone und untere Wald-
region.
Semasia tundrana Kenn. 3 Jo; Ende Juni und Anfang bie!
- Mitte August, Kulturzone und etwas oberhalb.
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Semasia abacana Ersch. | 5‘, recht abgeflogen; Mitte Juli, unter-
halb der Waldregion.
. Epiblema chanana Kenn. 24 55, Mitte bis Ende Juli, Waldzone
und unterhalb, besonders auf einer Weide.
Bactra lanceolana Mb. Mitte Juni, Kulturzone.
Tafel II.
l. Cacoecia idana n.sp. | 14. Tortrix crispinana n.Sp. do
2 5 celsana n.sp. Jg |15. „.. ugalhananı.sp. 0,
3 “ ir DO: „ andreana n.sSp. cd
4, “ alexiana n. sp. 5 | 17. Doloploca dominicana
Sn Zortrix lanrana'n.'sp.. . o° 11:.5D. 6%
6 & ” R ‘18. Doloploca agricolanan.sp. ©’
7 hi is r Q |19. Tortricodes adamana n.sp.d'
8. „ . .elsana n. sp. Jg ,20. Palpocrinia n. g. ottoniana
9, „. eulogiana n.sp. 0° n. SP. d‘
10. E) u Q 21. Euranthis angelana n. sp.
11. r S Var, 2ı@2122: u priscillana n. sp. o'
12. „ dorana n. sp. O2 $ herminianan.sp.d'.
13: „ .olgana n. sp. DO |24. ” emiliana n. Sp. cd’
Tafel II.
l. Euxanthis lucindana n. sp.‘ | 13. Semasia luciana n.sp. d
2, I; is egal en sybillana n.sp.
9: a annana n. Sp. | 15. x brigittana n. Sp. 9
4, Phalonia faustana n. sp. c' 16. Hr metana n. Sp. cd
D. ,“ almana n. sp. 9 |17. a5 ursulana n. sp. 0
6. 7 piana n.sp. c',18. Epiblema victoriana n.sp. o'
7. Argyroploce laurentiana 19. 5, „ oO
n. Sp. d'|20. y Jodocana n.sp. 0’
8. Argyroploce laurentiana 21, . corneliana n.Sp. oO"
var. flavan v. ‘22. Laspeyresia rosinanan.sp. S
9. Argyroploce fluvianan.sp.g' | 23. flemimene blasianan sp. o'
10. „ camillanan.sp.g' | 24. e 5, Q
BR „ pallidana n.sp.g'
12. Phiaris gordiana n.sp. cd’
25, ” ambrosianan.sp.o'
26. Lipoptycha tamerlana n.sp.c'
aaa "
Y Tafel IV.
Fig. I. Hinterleibsende von a Pandemis ribeana
- b Tortrix dorana
ö c „ viridana
Getrocknet und entschuppt mit Angabe der sichtbaren
Segmente durch Zahlen.
Fig. 2. Hinterleibsende von Pandemis ribeana
in Kalilauge mazeriert, a in normaler Ruhelage,
b auseinandergezogen
; (die Zahlen bedeuten die Abdominalsegmente).
Fig. 3. Vorderende des abgebrochenen Abdomens
von a Pandemis ribeana
b Tortrix laurana n. sp.
c 3 .eISana N. SD.
von unten und vorn gesehen.
Fig. 4. Tortrix agathana n. sp.
Männlicher Kopulationsapparat, linke Valva entfernt.
Fig. 5. Palpocrinia ottoniana n.g., n. Sp.
Kopf in Seitenansicht.
‚Fig. 6. Männlicher Kopulationsapparat in normaler Ruhelage
| am getrockneten und entschuppten Abdomen von
a. Euxanthis hamana L. Seitenansicht.
b. dito, Ventralansicht.
c. Euxanthis angelana n. sp. Seitenansicht.
d. dito, Ventralansicht.
Alles in gleicher Vergrösserung.
VENEN I TR ZT VIENNA NEARU NA. RATEN TR an DENT
Inhaltsverzeichnis
des 8. Jahrganges 1917—1918.
Seit
Jahresbericht der Münchener EIERN Gesellschait Er
FURL BARON ET EZ NEE ; : ;
Dr. Otto Kaiser, Zur Sarmesgeunhreh da Pabitioniden ;
Rudolf Püngeler, Zwei neue palaearktische Heteroceren . .
Dr. Otto Kaiser, Antheraea episcopalis Kaiser .. ....
Uebergang der Sammlung Daub in Karlsruhe an das Großh.
Naturalienkabinett daselbst . . .....
Dr. Otto Kaiser, Zur Stammesgeschichte der Päpikondah,
Nachttae N ul a Re re
Dr. Fritz Lenz, Ueber die Melitaeen der Umgegend Münchens,
ihre‘ ‚Raupen und’ Puppen... 1A 2, ge
Dr. Otto Kaiser, Das Farbenwunder des Papilio priamus
Dr. Fritz Lenz, Eine bisher übersehene deutsche Lymantriide ?
Colocasia betulae Lenz nova species? ,
Dr. Fritz Lenz, Eine neue Geometride von Korsika, a
semiothisata Lenz . .
Vorwort zu Nummer I1l—12... . Are ar
. Dr. J. von Kennel, Mittelasiatische und Be neue Tortrieiden
3
19
20
22
25
26
39
45
47
49
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Alphabetisches
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Doritis apollinus
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Pieridae 16 u. f., 26
Polymorphismus bei Papilio 6 u.f.
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\ der Münchner Entomologischen Gesellschaft, e.V, \
s Jahrgang 1919. München, 30. April 1919. Nummer 1-4)
Eee ee ee ei ei
Ausgegeben Juli 1919.
Jahresberichte für 1917 und 1918
der
Münchner Entomologischen Gesellschaft e.V.
Die Tatsache, daß wegen der bereits in der letzten Nummer
geschilderten Ursachen der 8. Jahrgang unserer Mitteilungen als
Doppeljahrgang 1917,18 erscheinen mußte, bringt es auch mit
sich, daß die Jahresberichte für 1917 und 1918 gemeinsam erst
jetzt unseren Mitgliedern vorgelegt werden können.
Die fortgesetzt schwieriger werdenden Verhältnisse infolge
des Krieges machten sich in diesen beiden Jahren, ganz besonders
1918, in erhöhtem Maße geltend. Nicht 'nut, daß die Zahl der
nicht beim Heere befindlichen Mitglieder immer kleiner wurde,
was natürlich den Besuch der Vereinsabende wesentlich beein-
trächtigte, war uns auch durch das Heizverbot die Benützung des
Vereinslokales während der Wintermonate in beiden Jahren
unmöglich.
Während im Jahre 1917 noch zehn ordentliche Versammlungen
stattfinden konnten, zu denen sich jeweils durchschnittlich 13 Mit-
glieder einfanden, mußten wir uns 1918, auch mit Rücksicht auf
die geringe Besucherzahl, auf zwei ordentliche, von 12 bzw. 15
Mitgliedern besuchte Versammlungen beschränken, die jedoch
ebenso wie alle anderen Zusammenkünfte während des Jahres 1918
lediglich geselliger Natur waren.
An sieben von den zehn ordentlichen Versammlungen des
Jahres 1917 hielt der 2. Vorsitzende, Herr Osthelder, Literatur-
besprechungen; zwei Abende wurden der Faunenieststellung
gewidmet, wobei die Gattungen Agrotis, Pachnobia und Mamestra
BR Rnd ku LE
durchgegangen wurden; an vier Abenden hielt Herr Dr. Kaiser
einen Vortrag über Papilioniden, wozu seine reichhaltige und
prachtvolle Sammlung auserlesenes Anschauungsmaterial bot;
ein Abend brachte uns schließlich die interessante Vorführung
von Mikroskopen mit Präparaten durch Herrn Gambera als
Gast. An den übrigen Abenden, besonders auch bei den geselligen
Zusammenküniten, sorgten die Mitglieder durch das Mitbringen
ihrer Doubletten selbst für genügend Unterhaltungs- und Tausch-
material.
Der Mitgliederstand hat sich 1917 um drei hiesige Mitglieder,
die, Ferren Dr. F. Tenz, Dr>Ex Mayer’ und BZVItz tn
vermehrt, 1918 um zwei auswärtige, nämlich die Herren Professor
Dr. Ris, Rheinau und Professor Dr. Schuler, Innsbruck,
während Herr Rackl 1918 als hiesiges Mitglied ausgetreten ist.*)
Die Kassenbewegung stellte sich wie folgt:
Abrechnung für 1917.
Einnahmen? 2% Ausgaben: Mb
Bestand am Zeitschrift” WR 485.85
1 Jamaral9 172% 255,34 Porto. 70.13
Mitghederbeitrage.. . . 645.4) ° Bücher. wor 62.95
Sonstige Einnahmen . 97.70 | Sonstige Ausgaben. . 123.65
| Kassabestand 72; 5.46
748.04 | 748.04
Abrechnung für 1918.
Einnahmen: 7% Ausgaben: Mb
Bestand am Zeitschnt —..2.. 07: 538.55
1. Janitar 1918.77 275.46 2 Polos Ne 41.02
Mitgliederbeiträge .'... 660.” Bücher er u 68.05
Sonstige Einnahmen . 72.10 Sonstige Ausgaben . 83.95
Kassabestand ..... 5.94
737.56 737.56
Neuwahlen des Vorstandes.
In den Hauptversammlungen der beiden Jahre wurde nach
eri o Ichmigung der Abrechnungen und der Voranschläge dem
AR VOrst d einstimmig Entlassung erteilt und der Dank der Mit-
7 / I glieder\ zum Ausdruck gebracht.
einer der nächste Ba ra, wird auf vielseitigen Wunsch ein
iges ae is. fentlicht werden.
IRRE
Bei den Neuwahlen der Vorstandschait für 1918 wurde an
Stelle des 2. Vorsitzenden, Herrn Bezirksamtmann Osthelder,
der wegen seiner Versetzung von hier das Amt nicht wieder
übernehmen konnte, Herr Dr. Otto Kaiser, München-Neu-
friedenheim, einstimmig zum 2. Vorsitzenden gewählt. Die
gesamte übrige Vorstandschaft, wurde ebenfalls einstimmig
wiedergewählt.
Die Vorstandswahlen für 1919 ergaben folgende Zusammen-
setzung:
1. Vorsitzender: Rudoli Waltz, Kaulbachstraße 24,
2. Vorsitzender: Dr. Otto Kaiser, München -Neu-
friedenheim,
Kassier: Martin Best, Augustenstraße 107,
l. Schriitführer: Dr. Ernst Mayer, Luisenstraße 17,
2. Schriitführer: Heinrich Sattler, Ländstraße 5.
Bibliothekar: Dr. Freiherr Kurt v. Rosen, Theresien-
straße 35,
Konservator: Johann Rattinger, Arnulistraße 136,
Beisitzer: Eugen Arnold, Rumiordstraße 38,
Max Korb, Akademiestraße 23,
Ludwig Müller, Skellstraße 4,
Revisoren: Gustav Hansum, Isartalstraße 26,
Georg Wenger, Columbusstraße 2.
Den Bibliothekar unterstützt Eugen Arnold.
Schriftleiter der Mitteilungen: Max Korb.
Satzungsänderung.
In der 15. Hauptversammlung vom 27. Januar 1919 wurde
einstimmig die Beitragserhöhung für auswärtige Mitglieder von
5 Mark auf 6 Mark beschlossen. Diese geringe Erhöhung
erwies sich bei den fortgesetzt steigenden Herstellungskosten
der Mitteilungen als unumgänglich notwendig. Es dari wohl
erwartet werden, daß die auswärtigen Mitglieder diese geringe
Belastung gerne auf sich nehmen werden, zumal die Münchener
Mitgliedschait sich zur Besserung der Finanzlage des Vereins
in dankenswerter Weise ebenfalls einstimmig bereit erklärt hat,
einen einmaligen freiwilligen Beitrag zu leisten. Sämtliche
Zahlungen sind an unseren Vereinskassier, Herrn Martin
Best, Augustenstraße 107/l, zu richten, es wird höflichst
ersucht, etwaige Rückstände baldmöglichst begleichen zu wollen.
em.
Beiträge zur Kenntnis
der Hymenopterenfauna Frankens.
Von E. Stöckhert-Erlangen.
Nachdem ich seit dem Jahre 1911 in Gemeinschaft mit
meinem Bruder Dr. Ferdinand Stöckhert in der näheren und
weiteren Umgebung meines Wohnortes Erlangen Hymenopteren
aller Art, insbesondere Akuleaten, gesammelt habe, halte ich es
nunmehr für angezeigt, die wichtigsten Ergebnisse unserer faunisti-
schen Beobachtungen zu veröffentlichen. Sobald auch noch andere
Gegenden Frankens in ähnlicher Weise durchiorscht sind, hole ich
eine vollständige Übersicht sämtlicher im Gebiete, d.h. in den Re-
gierungsbezirken Ober-, Mittel- und Unterfranken, vorkommenden
Hymenopteren oder doch wenigstens der Bienen und Raubwespen
geben zu können. Eine solche umfassende Zusammenstellung
erscheint um so nötiger, als bisher lediglich zwei größere Ar-
beiten des Bamberger Arztes Dr. Funk') über die fränkische
Hautflüglerfauna vorliegen, welche aber in bezug auf die Syste-
matik bereits ziemlich veraltet sind, da sie nur auf den ein-
schlägigen Schenkschen Schriften beruhen. Außerdem hat erst
in jüngster Zeit Herr Dr. W. Trautmann-Nürnberg, dem es in
rastloser Sammeltätigkeit gelungen ist, binnen weniger Jahre
eine ganze Reihe neuer Goldwespenformen im Gebiete nach-
zuweisen, über seine diesbezüglichen Funde eingehende Mit-
teilungen gemacht’).
Angesichts der Tatsache nun, daß viele Teile des Reiches,
insbesondere Norddeutschlands, über genaue, bis in die neueste
Zeit ergänzte Landes- und Provinzialfaunen verfügen, welche
die verschiedensten Gruppen der Hymenopteren betreiien, er-
scheint es sehr bedauerlich, daß in Franken diesem interessanten
1) Dr. A. Funk, Die Sphegiden und Chrysiden der Umgebung Bam-
bergs. 4. Bericht der naturforschenden Gesellschaft Bamberg (1859), p. 57 ff.
— —, Die Bienen und Wespen der Umgebung Bambergs. Ibid.
7. Bericht (1864), p. 143 #.
2) Dr. W. Trautmann, Beitrag zur Goldwespenfauna Frankens. Inter-
nat. entom. Zeitschr. Guben, 10. Jahrgang (1916), p. 58 ff. Mit Nachtrag:
ibid. 11. Jahrg. p-. 115 if.
BI IE
Zweige der Entomologie bisher so wenig Beachtung geschenkt
wurde.
Denn gerade Franken gehört wegen seiner überaus mannig-
faltigen Landschaitsiormen und geologischen Formationen ohne
Zweifel zu denjenigen Gebieten Deutschlands, welche in flori-
stischer und faunistischer Hinsicht besonderes Interesse verdienen.
Ebene und Mittelgebirge wechseln in bunter Vielgestaltigkeit
miteinander ab und beherbergen zum Teil ihre eigenen Tieriormen,
während mancherlei südliche Arten aus der oberrheinischen Tiei-
ebene, diesem bekannten Einfallstor mediterraner Formen nach
Deutschland, durch die warmen Flußtäler des Mains und der
Regnitz bis in das Herz des Gebietes vordringen.
Ohne eine vollständige Übersicht dieser iremdländischen
Gäste geben zu wollen, möchte ich im nachstehenden nur die-
jenigen Arten aufzählen, welche in jüngster Zeit mit Sicherheit
in Franken nachgewiesen wurden:
a) Apidae: Anthophora quadrifasciata Vill., Ceratina cyanea
K, Xylocopa violacea L., Osmia cornuta Latr., gallarum Spin.,
tridentata Dut. & Perr., Megachile rotundata F., Crocisa scutel-
laris F., Nomada Kohli Schmied., femoralis Mor.
b) Sphegidae: Ammoplanus perrisı Gir., Stizus perrisi
Duf & Perr., Harpactes elegans Lep., eriguus Handl
c) Pompilidae: Pompilus quadripunctatus F.
d) Vespidae: Lionotus dantici Rossi.
e) Chrysididae: Notozus ambiguus Dahlb., Folopyga chry-
sonota Först., Hedychridium sculpturatum Ab., Chrysis hybrida
Lep., cuprea Rossi., dichroa Dahlb., simplex Dahlb., sybarita
Först., compta Först.
So reichhaltig diese Liste auch schon jetzt ist, so besteht
doch kein Zweifel, daß bei längerer, intensiver Sammeltätigkeit,
besonders im unteren Maintal und auch in dem noch viel zu
wenig durchforschten fränkischen Jura, noch eine ganze Reihe
weiterer Mittelmeerfiormen im Gebiete nachgewiesen werden
können: denn es ist wohl zu beachten, daß sehr viele Arten
sich infolge ihres örtlich sehr begrenzten Auitretens, aber auch
durch ihre versteckte Lebensweise der Beobachtung nur allzu-
leicht entziehen.
Besonders reich an Hymenopteren aller Art ist auch die
Umgebung meines Wohnortes Erlangen. Dies erscheint nicht
verwunderlich, da die örtlichen Verhältnisse die Entwicklung
Be ee
dieser meist sonnen- und blumenliebenden Tiere in hervor-
ragender Weise begünstigen.
Erlangen liegt an der Einmündung des Flüßchens Schwabach
in die Regnitz, deren kilometerbreites Tal mit seinen saftigen,
blütenreichen Wiesen auf der Linie Erlangen-Bamberg die Grenze
von zwei durchaus verschiedenen geologischen Formationen
bildet. Westlich der Regnitz erstreckt sich bis an den Steil-
rand des Steigerwalds eine ausgedehnte Keuperlandschait,
während im Osten des Tales sich die Vorberge des fränkischen
Jura erheben, u. a. der Rathsberg, an dessen Fuße die Stadt
Erlangen gelegen ist. Im Süden, bzw. Südosten der Stadt
hingegen breitet sich in der Richtung nach Nürnberg ein weites
diluviales Schottergebiet aus, welches überwiegend mit zum Teil
recht dürftigen Kieferniorsten bedeckt ist, dem bekannten
„Reichswald“ (Sebalderwald).
Infolge dieses verschiedenartigen geologischen Charakters
der Umgebung Erlangens ist auch die Flora sehr mannigfaltig.
Die weiten Diluvial- und Keupersandilächen im Süden und
Westen der Stadt besitzen naturgemäß eine ausgesprochene
Sandilora, während auf den Juravorbergen im Norden und
Osten der Stadt, mehr aber noch im eigentlichen Jura eine
grosse Anzahl kalkliebender Pilanzen gedeihen und den ver-
schiedensten Hautflüglern Pollen und Nektar spenden.
Im Nachstehenden seien nur diejenigen Pflanzen der beiden
Gebiete verzeichnet, welche von den Hymenopteren mit Vorliebe
besucht werden:
a) Sandflora: Dianthus deltoides, Scleranthus annuus und
biennis, Berteroa incana, Sedum acre und reilexum, Sarotham-
nus scoparius, Trifolium arvense, Oenothera biennis, Peucedanum
oreoselinum, Calluna vulgaris, Armeria vulgaris, Echium vulgare,
Thymus serpyllum, Verbascum nigrum und thapsus, Jasione
montana, Solidago virgaurea, Senecio jacobaea.
b) Kalkflora: Aquilegia vulgaris, Aconitum vulparia,
Corydalis cava, Rubus saxatilis, Lathyrus vernus, Hippocrepis
comosa, Vicia silvatica, Viola collina, odorata, mirabilis, Pul-
monaria officinalis, Galeobdolon luteum, Ajuga genevensis,
Euphrasia lutea, Melampyrum cristatum, Lonicera xylosteum,
Campanula trachelium, persicifolia und glomerata, Carduus de-
lloratus.
Außerdem gibt es natürlich auch in der hiesigen Gegend
zahlreiche andere typische „Hymenopterenpflanzen“, d. h. vor-
IT
zugsweise von Hautilüglern beilogene Pflanzen, welche an keine
bestimmte Formation bzw. Bodenbeschafienheit gebunden sind,
sondern fast überall vorkommen, wie z.B. die meisten Un-
kräuter.
Hier sind insbesondere folgende Arten zu erwähnen:
Salıx caprea und aurita, Ranunculus acer und bulbosus,
Capsella bursa pastoris, Ribes grossularia, Rubus fruticosus und
idaeus, Potentilla verna und silvestris, Genista tinctoria, Lotus
corniculatus, Melilotus albus und oflicinalis, Ononis spinosa,
Trifolium pratense, repens und procumbens, Euphorbia cyparissias,
Rhamnus frangula, Angelica silvestris, Daucus carota, Heracleum
spondylium, Vaccinium myrtillus, Lysimachia vulgaris, Ajuga
reptans, Ballota nigra, Betonica oflicinalis, Glechoma hederacea,
Lamium album und purpureum, Mentha arvensis, Salvia pratensis,
Melampyrum nemorosum, Veronicachamaedrys, Succisa pratensis,
Campanula rotundiiolia, Achillea millefolium, Centaurea jacea,
Cichorium intybus, Cirsium lanceolatum und palustre, Hieracium
pilosella und umbellatum, Taraxacum oflicinale.
Bedenkt man nun, in welch innigem biologischen Verhält-
nisse weitaus die meisten Hautflügler, insbesondere die Bienen,
zu den Blütenpilanzen stehen, ja, daß manche Bienenarten sogar
in ihrem Vorkommen unbedingt an bestimmte Pilanzen gebunden
sind, so erscheint es ganz natürlich, daß die weitere Umgebung
von Erlangen entsprechend der im Vorstehenden geschilderten
Mannigfaltigkeit ihrer Flora auch eine besonders reichhaltige
Hymenopterenfauna aufzuweisen hat. Hierzu kommt noch, daß
bei den in der Erde bauenden Hymenopteren die Beschaffenheit
des Bodens von großer Wichtigkeit ist, indem manche Arten
nur in mehr oder minder lockerem Sande, andere dagegen aus-
schließlich in festem Boden, insbesondere Lehmboden, nisten.
Zur ersten Gruppe, den Sandbewohnern, gehören vor allem die
meisten Grab- und Wegwespen, die zum Teil sogar in reinstem
Flugsande bauen; hingegen sind typische Lehmbewohner außer
einer Reihe von Grab- und Faltenwespen besonders die zahl-
reichen Arten der Bienengattung Aalictus Latr., deren Nester
sich oft zu vielen Hunderten auf festgetretenen, lehmigen Feld-
und Waldwegen befinden. Da nun in der hiesigen Gegend
sowohl ausgedehnte Sandilächen (Diluvium), als auch weite
Gebiete mit lehmigem Untergrund (Keuper) vorhanden sind,
so finden sämtliche in der Erde bauenden Hautflügler stets ge-
eignete Brutstellen, gleichviel welche Bodenart sie bei der An-
EN BE
lage ihrer Nester bevorzugen. Schließlich beherbergen auch
die in der nächsten Umgebung der Stadt Erlangen besonders
häufigen Brombeer- und Holundersträucher, bzw. deren dürre,
abgestorbene Stengel, zahlreiche Hymenopterennester, und zwar
meist gerade von solchen Arten, denen man sonst nur selten
begegnet; das Studium derartiger Zweigbauten, welches im all-
gemeinen nur geringe Mühe und Zeitaufwand erfordert, verschafit
dem Beobachter mancherlei reizvolle Einblicke in die Entwick-
lung und Lebensweise ihrer Erbauer, aus denen sich auch
mehr oder weniger sichere Rückschlüsse auf die ent-
sprechenden Verhältnisse bei anderen verwandten Arten ziehen
lassen.
In klimatischer Hinsicht gehört das Nürnberg-Erlanger Ge-
biet, wie aus den vorliegenden, langjährigen Beobachtungen er-
sichtlich ist, zu den wärmsten Gegenden des rechtsrheinischen
Bayerns. Wenn auch die mittlere Jahrestemperatur von Erlangen
nicht außergewöhnlich hoch ist (8,4° C.), so herrscht doch
während der Sommermonate meist eine beträchtliche Hitze;
Tage mit über 30°C. Wärme sind nicht gerade selten, ja es
wurden sogar bereits 35,5° C. gemessen; demgemäß erreicht
auch die mittlere Julitemperatur die ansehnliche Höhe von 18,2°C.
Außerdem wird der in der Umgebung der Stadt vorwiegende,
lockere Sandboden bei Sonnenschein außerordentlich rasch und
ausgiebig erwärmt, so daß sich auf manchen windgeschützten
Waldblößen infolge der kräftigen Bodenausstrahlung die Hitze
oit beinahe zur Unerträglichkeit steigert; gerade solche für den
Sammler recht unangenehmen Örtlichkeiten sind aber ein Dorado
für viele, zum Teil seltene Arten, insbesondere Grab-, Weg- und
Goldwespen, die überdies mit Vorliebe in den heißen Mittag-
stunden umherschwärmen (z.B. Ammobates punctatus F., Dioxys
tridentata Nyl., Oxybelus lineatus F., Alyson ratzeburgi Dahlb.,
Harpactes lunatus Dahlb., elegans Lep., Tachysphex panzeri
Lind., Priocnemis versicolor Scop., Pterochilus phaleratus Pz.,
Parnopes grandior Pall., Hedychridium sculpturatum Ab., Chrysis
unicolor Dahlb. usw.).
Im Gegensatz zu den oben erwähnten, ungewöhnlich hohen
Sommertemperaturen sind die Winter hier meist ziemlich kalt.
Wenn auch der Schneefall im allgemeinen nur gering ist, so
treten doch nicht selten längere Perioden starken Frostes aui;
die tieiste in den letzten Jahrzehnten festgestellte Temperatur
betrug sogar — 28°C. Die Dilferenz zwischen den Maximal-
DET
und Minimaltemperaturen ist sonach außerordentlich hoch: sie
beträgt nicht weniger als 63,5° C.
Was die Feuchtigkeits-, bzw. Niederschlagsverhältnisse an-
langt, so gehört die Erlanger Gegend, mehr aber noch die nähere
Umgebung von Nürnberg, zu denjenigen Gebieten des rechts-
rheinischen Bayerns, die durch auffallend geringe Niederschlags-
mengen gekennzeichnet sind. Nach langjährigen Messungen be-
trägt der durchschnittliche Jahresanfall nur wenig mehr als 600 mm.
Da ierner diese geringen Niederschläge, soweit sie während der
heißen Jahreszeit niedergehen, rasch wieder verdunsten oder
in dem sehr durchlässigen Sandboden versickern, so zeichnet
sich die Luit meist durch ungewöhnliche Trockenheit aus, welche
noch dadurch verstärkt wird, daß im Sommer vorwiegend öst-
liche, also trockenwarme Luitströmungen herrschen; denn die
ausgedehnten Kieferniorsten und Heiden des Reichswaldes sind
infolge ihres geringen eigenen Feuchtigkeitsbedürfinisses nicht
geeignet, den Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre in merkbarer
Weise zu beeinilussen.
Aus alledem ergibt sich, daß das Klima der hiesigen Gegend
ausgesprochen kontinentalen Charakter hat, ein Umstand, der
für das Gedeihen und die Entwicklung der sonnen- und wärme-
liebenden Hymenopteren von größter Wichtigkeit ist. Denn im
Gegensatz zu den Dipteren, welche sich mit Vorliebe an feucht-
warmen Orten finden, bevorzugen die Hautilügler trockene und
heiße Landstriche. Da sie nämlich fast durchwegs in der Erde
nisten, abgesehen von den Blattwespen, welche in systematischer
und biologischer Hinsicht überhaupt eine Sonderstellung ein-
nehmen, so ist für sie (und indirekt natürlich auch für ihre
Schmarotzer) die Beschaffenheit des Bodenuntergrundes von
großer Bedeutung (s. 0.!) Denn es ist klar, daß zur Anlage
ihrer Nester ein trockener und warmer Boden, wie er in Gegenden
mit Binnenklima überwiegt, weit geeigneter erscheint als der
mehr oder minder feuchte und kalte Boden, der in westlichen
Regionen unter der Einwirkung der feuchten Seewinde vor-
herrscht. Die Nässe ist sicherlich der schlimmste Feind der
erdbewohnenden Hymenopteren, bzw. ihrer verschiedenen Ent-
wicklungsstadien, und es besteht kein Zweifel, daß in abnorm
nassen Jahren unzählige Bruten infolge von Kälte und Schimmel
zugrunde gehen, ein Umstand, der ihrer Ausbreitung und Ver-
mehrung besonders in Gegenden mit ozeanischem Klima wirk-
same Schranken zieht. Hingegen sind sie gegen die Kälte viel
BR N opee-
widerstandsfähiger und überdauern in ihren Nestern und Winter-
verstecken mit Leichtigkeit selbst die strengsten Winter der
Binnengebiete.
Demgemäß erscheint es nicht verwunderlich, daß bei fast
allen Hymenopteren in der Richtung von Westen nach Osten
eine mehr oder minder deutliche Zunahme der Artenzahl zu
bemerken ist. Dies gilt besonders von den Bienen, und zwar
in dem Maße, daß die Steppen Ungarns und Südrußlands ge-
radezu als Kulminationspunkte des Bienenlebens angesehen
werden müssen. Bereits im norddeutschen Tieilande ist diese
zunehmende Häufigkeit der Bienen nach Osten sehr auffallend ;
denn während der ausgezeichnete Bienenkenner Aliken im Nord-
westen nur 253 Arten nachweisen konnte, sind in Ostelbien
bisher nicht weniger als 342 Arten festgestellt worden. Aller-
dings ist nun weiter zu bemerken, daß diese ostwärts eriolgende
Mehrung der Bienen — um bei dieser am meisten durchiorschten
Hymenopterenfamilie zu bleiben — keineswegs bei allen Gattungen
in gleichem Maße ausgeprägt ist; vielmehr gibt es eine Reihe
von Gattungen, die fast nur im Osten auftreten und daher
„pontische“ oder „Steppenbienen‘“ genannt werden; hierher ge-
hören insbesondere die Gattungen Zucera, Macrocera, Systropha,
Lithurgus, Dasypoda, ferner von den Schmarotzerbienen Ammo-
bates, Pasites und Biastes.
In ähnlicher Weise, wie von Westen nach Osten, ist übrigens
auch von Norden nach Süden eine merkliche Zunahme der
meisten Hymenopteren zu verzeichnen. Die Gründe sind gleich-
falls klimatischer Natur, insbesondere natürlich die bedeutendere
Wärme des Südens, während der Gegensatz zwischen See- und
Landklima hier völlig ausscheidet. In Deutschland ist aber diese
nord-südliche Mehrung der Hymenopteren viel weniger bemerk-
bar als die west-östliche; sie beschränkt sich im wesentlichen
auf das Aujitreten einer kleinen Anzahl südlicher Formen im
Süden und Westen des Reiches. Eine kurze Aufzählung der in
Franken beobachteten Arten ist bereits oben erfolgt; weiterhin
kommen noch folgende Tiere in Betracht, die fast durchwegs
im oberen und mittleren Rheintal gefunden wurden: Anthophora
fulvitarsis Brull&, Ceratina cucurbitina Rossi, callosa F., An-
drena bucephala Steph., nigrifrons Smith, sericata Imh., Nomia
femoralis Pall., Halictus scabiosae Rossi, Anthidium 7-spinosum
Lep., Bembex integra Pz., Larra anathema Rossi, Eumenes
unguiculus Vill., Celonites abbreviatus Vill. usw.
re
Aus vorstehenden Ausführungen dürfte zu entnehmen sein,
daß das Nürnberg-Erlanger Gebiet nicht bloß infolge seiner
verschiedenartigen geologischen Formationen und der hierauf
beruhenden Mannigfaltigkeit der Flora, sondern auch durch seine
geographische Lage und seine klimatischen Verhältnisse alle
Vorbedingungen für die Entstehung einer reichen Hymenopteren-
fauna aufweist. Denn einesteils dringen von Südwesten her
noch mancherlei mediterrane Arten bis in unsere Gegenden vor,
anderenteils aber begünstigt das trockene und warme Land-
klima die Entwicklung dieser Tiere in hervorragender Weise.
Es überrascht daher auch keineswegs, daß ich seit dem Jahre 1911,
also in einem Zeitraum von nur sieben Jahren, in dem räumlich
sehr begrenzten Gebiete zwischen den Städten Nürnberg, Fürth
und Erlangen nicht weniger als 270 Bienenarten feststellen konnte,
sonach mehr als Aliken während einer 25jährigen Sammeltätig-
keit im Nordwesten Deutschlands aufgefunden hat; darunter
befinden sich, was ja im Hinblick auf den klimatischen Charakter
der hiesigen Gegend sehr wohl erklärlich ist, auch einige typische
Steppentiere, nämlich Zucera tuberculata F., Dasypoda argentata
Pz., Systropha planidens Gir., Anthophora pubescens F., Halictus
subauratus Rossi, Ammobates punctatus F.
In ganz Franken hingegen sind bisher rund 300 Bienenarten
nachgewiesen worden, eine Zahl, welche sich im Laufe der Jahre
sicherlich noch beträchtlich vermehren wird, so daß die fränkische
Bienenfauna an Artenreichtum in Deutschland kaum übertrofien
werden dürite.
Hinsichtlich der übrigen Hymenopteren vermag ich zwar
gegenwärtig noch keine bestimmten Angaben über die Zahl ihrer
fränkischen Arten zu machen, glaube aber auf Grund meiner bis-
herigen Beobachtungen mit Sicherheit annehmen zu können,
daß zum mindesten die Grab- und Goldwespen hier verhältnis-
mäßig nicht weniger zahlreich vertreten sind als die Bienen.
Neu für Deutschland sind folgende Arten des nachstehenden
Verzeichnisses:
Melitta dimidiata Mor., Eriades ventralis Schlett, Nomada
Kohli Schmied., Nitela fallax Kohl, Passaloecus eremita Kohl,
Lionotus dantici Rossi, Aprosthema austriaca Konow.
Da die Hymenopteren sich nicht bloß durch ihren über-
raschend großen Formenreichtum, sondern vor allem auch durch
ihre wunderbare, noch viel zu wenig eriorschte Lebensweise
auszeichnen, so hielt ich es für angezeigt, bei Aufzählung der
ee
der einzelnen Arten auch biologische Wahrnehmungen aller Art,
insbesondere über Nestbau, Blütenbesuch, Schmarotzer usw.
einzufügen, wobei ich nur bedauere, im Interesse der Raum-
ersparnis mich über diese Fragen nicht ausführlicher verbreiten
zu können.
Schließlich erachte ich es als eine angenehme Pilicht, Herrn
Geheimrat Prof. Dr. K. B. Lehmann-Würzburg, sowie den Herren
Dr. E. Enslin und Dr. W. Trautmann in Nürnberg-Fürth für die
iiebenswürdige Übermittlung ihrer eigenen Sammelergebnisse
nebst zahlreichen schönen Belegstücken auch an dieser Stelle
meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.
Abgeschlossen im Winter 1917/18. (Fortsetzung folgt.)
Das natürliche Hitzeexperiment der Jahre 1911 und 1912.
Von Dr. Otto Kaiser.
Am 10. Juni 1912 schlüpite mir aus einer im Garten gefun-
denen Puppe die hier abgebildete Aberration von Rıhyacia (Agro-
tis) pronuba L. Bevor ich auf die Beschreibung eingehe, möchte
ich einiges über die regulären Formen der Ahyacia pronuba ein-
schalten.
Man kann von dieser ungemein varıierenden Art ganz gut
drei Hauptiormen unterscheiden, welche sich, obwohl sie durch
fließende Übergänge miteinander verbunden erscheinen, doch
aus einer großen Reihe von Exemplaren sehr gut abheben:
Die erste Form, /. pronuba, ist die buntscheckige Form mit
hellem Halskragen und dunkler behaartem Thorax. Linne be-
zeichnet sie als „alis griseis“, oifenbar wegen der reichen hell-
grauen bis hellbräunlichen Zeichnungen in dem sonst dunkleren
Grunde der Vorderfilügel. Ich möchte hierin Spuler beipilichten,
welcher annimmt, daß Linne nicht die seltenere, gleichmäßig
und rein graue Form als den Typus im Auge hatte. Die Makeln
treten meist heller hervor und sind von dunklen bis schwarzen
Zeichnungen umgeben. Die Hinterflügel sind meist sattgelb und
breit und tief schwarz gesäumt.
Die beiden anderen Formen werden gewöhnlich als ab. zn-
nuba Tr. zusammengeworien, man kann sie aber ganz gut und
ungezwungen in zwei Haupttypen auflösen. Beide sind dadurch
charakterisiert, daß der Halskragen die gleiche Färbung hat wie
der Thorax.
Zar ne
Die zweite Form hat ziemlich gleichmäßige gelblichgraue
bis ockerbraune Grundfarbe der Vorderfilügel, die Zeichnung ist
ganz verwaschen, oft kaum mehr zu erkennen, in der Regel tritt
nur der dunkle Kern der Nierenmakel hervor, so daß sich die
Nierenmakel dunkel, meist schwarzbraun auf hellerem Grunde
abhebt. Die Hinterflügel sind in der Regel weniger tieigelb als
bei f. pronuba und das schwarze Außenband ist häufig etwas
schmäler.
Die dritte Form ist gleichsam die Umkehrung der zweiten.
Vorderilügel, Halskragen und Thorax sind ziemlich gleichmäßig
schokoladebraun gefärbt, von den Makeln hebt sich in der Regel
nur die hellere Umrandung von dem dunkleren Grunde der Flügel
ab, so daß die Makeln hell auf dunklem Grunde erscheinen, also
gerade umgekehrt wie bei der blasseren zweiten Form. Die
Hinterflügel sind wie bei f. pronuba.
Da in dem Werke von Seitz der Name innzuba nur auf die
dritte, verdunkelte Form bezogen wird, wäre für die zweite Form
eine gegensätzliche Bezeichnung zu wählen. /nnuba bedeutet
nach Spuler die „Unverhüllte“, es heißt aber auch die „Unver-
heiratete“. Vermutlich hat der Autor die letztere Bedeutung ım
Auge gehabt, da pronuba die „Brautirau‘ bedeutet. Der Gegen-
satz zu innuba wäre demnach zupfa, die „Vermählte“. Da aber
nupta bereits für eine Cafocala vergeben ist, würde ich für die
Fig. I. Phalera bucephala L. ab. fasciata.
Fig. 2. Rhyacia pronuba L. ab. pallida.
BURN N
zweite blasse Form mit dunkler Makel die Bezeichnung /. nuba
vorschlagen, wenn auch dieser Name grammatikalisch nicht ganz
richtig gebildet ist, aber dafür sind wir ja keine Altphilologen.
Die hier abgebildete Aberration ist nun ein Stück von
ungemein zarter hellgrauer Färbung, die Flügel zeichnen sich
durch einen leichten seidigen Glanz aus, wie er sich sonst bei
pronuba nicht findet. Die Photographie gibt das leider nicht
so gut wieder. Trotz dieser duitigen Färbung gehört aber das
Stück nicht zur f. nudba, sondern zu der Hauptiorm pronuba.
Denn erstens ist der Halskragen lichtgrau wie der Grund der
Vorderilügel, während der Thorax dunkelbraun behaart ist.
Zweitens sind die Vorderilügel trotz der starken Abblassung
nicht etwa verwaschen, sondern sehr fein, aber deutlich gezeich-
net. Die Makeln treten scharf hervor und sind von schwarzen
Elementen umilossen. Auch die Spitzenilecke sind tief schwarz.
Das Aufiallendste aber sind die Hinterllügel. Sie sind ganz
mattgelb, die sonst schwarze Außenbinde ist hellgrau wie der
Grund der Vorderflügel und erscheint nur um eine Nuance
dunkler als der gelbliche Grund der Hinterilügel. Die Fransen
der Hinterflügel sind fast weiß. Ich habe das reizende Tier
in meiner Sammlung als ab. pallida bezeichnet, ohne aber
damit eine feststehende Benennung in die Literatur einführen
zu wollen, da es sich zweifellos um eine rein zufällige Aber-
ration handelt.
Möglichenfalls hat die Hitze des Hochsommers 1912 dabei
eine Rolle gespielt. Wenigstens habe ich beobachtet, daß in
den Sommern 1911 und 1912 auch von anderen Sammlern aui-
fallend viele Aberrationen, besonders prachtvoll verdunkelte
Stücke von Argynnisarten sowie stark buntscheckige Melitaeen
in der Umgegend Münchens gefangen wurden. Der Sommer J911
war nach meiner Erinnerung außerordentlich trocken und heiß,
der folgende Sommer 1912 anfänglich zwar kühl und feucht,
aber dann auch sehr heiß. Ich erinnere mich, besonders im
Sommer 1911 viele Stücke von Vanessa urlicae gesehen zu
haben, welche sich durch besonders helle, oft rein weiße Flecken
am Vorderrande der Vorderflügel auszeichneten, jerner Stücke
mit fast verschwindenden zentralen Punkten der Vorderflügel,
die an Vanessa ichnusa oder Zurcica erinnern, auch besonders
schöne, große und feurig gefärbte Exemplare, letztere besonders
auf den Vorbergen der Alpen in Höhen von 1000 bis 1800 m,
z. B. auf dem Herzogstand. Im August 1912 fing ich auf einer
Waldlichtung bei Forstkasten eine verdunkelte ab. Zhalia Hb.
von Argynnis selene Schift.
Am 10. Juli 1912 endlich erbeutete ich das beifolgend ab-
gebildete Exemplar von Phalera bucephala L. Dasselbe ist
sehr kräitig gezeichnet und fällt durch eine besonders dunkle,
W-iörmige Mittelbinde der Hinterilügel auf, weshalb ich das
Stück in meiner Sammlung als ab. /asciata bezeichnet habe,
ohne aber damit eine neue Benennung beanspruchen zu wollen.
Dabei muß ich bemerken, daß ich die einheimischen
Schmetterlinge schon seit Jahren nicht mehr intensiv sammle,
sondern eigentlich nur das nehme, was mir gerade in den Weg
fliegt. Ich bin deshalb überzeugt, daß andere Sammler noch
viel mehr Aberrationen aus den beiden heißen Jahren beibringen
können, zu deren Veröffentlichung ich hiermit eine Anregung
geben möchte.
Nachtrag zum Köderfang
im Schleißheimer und Dachauer Moor 1912,
4. Jahrgang 1913 und 6. Jahrgang 1915.
Von Martin Best.
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“ incerta Hufn. ab. subcarnea Warr. 30. III. 15
2 ni ke „ fuscatus Haw. 30. 11. 15
3 pulverulenta Esp. ab. rufa Tutt 30. II. 15
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Pirkonhane furcıfera Hui.“ 2.0. »... 2. MII.15, 7.2215
lud bicoloria Nil... er: ,. ,25, VII. 17,10. VI 216,
16. VII. 16
ab. vizctuncula Hbn. . 12. VII. 17
Erymodes\ furraabibii.y 2 2 1 a ara eV
Phytometra confusa Steph., . . . =... "8. VII. 16
Conistra vaccinii L. ab. ochrea Tutt . . 22. X. 16
E ei „umllsta: Sion. de. 22, X16.
3 a „.glabroides Fuchs 22. X. 16
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Apameanictitans Bkh.ab. auricula Haw. . 20. IX. 13
Rn ; „erythrostigma Haw. 20. IX.. 15
{ 3 .ODSCHRA. MUtt. 3201
mit vielen Übergängen und Aberrationen.
Aanthoecia Jlovago"Esp. ...5%. . a... OR. a0 oRln
Aydroecia mieweee-Esp!“. ... 2... .... 10. VIL/S19-VIR 15
Phragmatiphila typhae Thnbg. ... . . 10.VII. 16
Rhizedra lutosa Hbn. ab. rufescens Tutt . 26. IX. 15) Lichttang
” I „ cerassicornis Haw. 26. IX. 15j am Schilf.
Chloridea ononis F. ab. intensiva Warr. 5. VII. 17
Eustratia olivana Schift, Juli häufig, Birkenschlag, bei Tag erbeutet.
Panemeria tenebrata Sc. 19: 11,018
bei Tag erbeutet.
Catocala nuptaL.trans. ab. rubridensWarr. 15. IX. 12
der keiliörmige Zahn längs Ader 2 nicht ganz so spitz und
tief vorspringend wie Abb. Seitz Tafel Bd. III Seite 55a,
während der Hufeisenfleck auf Ader I vorhanden ist.
Gatocala: fraxine Les." 2. mV DR er BR AIE
nur einmal am Köder beobachtet.
Schriftleitung: Max Korb, München, Akademiestraße 23.
Druck der G. Franz’schen Buchdruckerei (G. Emil Mayer) München.
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Ir 7 7 MITTEILUNGEN + Frl
\ der Münchner Entomologischen Gesellschaft, e.V, N
\ 9. Jahrgang 1919. München, 30. Juni 1919, Nummer 5-6. \
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Ausgegeben Okiober 1919.
Beiträge zur Kenntnis
der Hymenopterenfauna Frankens.
Von E. Stöckhert-Erlangen.
I. Apidae. (Fortsetzung )
l. Bombus mastrucatus Gerst. Diese vorzugsweise in
Gebirgsgegenden, insbesondere in den Alpen, vorkommende
Hummel findet sich im Gebiete sowohl auf den Höhen des
fränkischen Jura (stellenweise sehr zahlreich, z. B. am Moritz-
berg bei Hersbruck), als auch in den Vorbergen und in der
Ebene; besonders im Herbste 1911 flogen bei Erlangen die
jungen Herbstweibchen in: großer Anzahl an Melampyrum
pratense. Die Frühjahrsweibchen besuchen mit Vorliebe Vac-
cinium, während die Männchen im August auf hochgelegenen
Rotkleeieldern anzutreffen sind. Anscheinend breitet sich die
Art im Flachland immer weiter aus, wie auch schon Schmiede-
knecht beobachten konnte. (Vergl. Apidae europaeae, p. 375).
2. B. soroensis F. Die weißafterige Form, die von vielen
Autoren als Stammform angesehen wird, ist in Franken außer-
ordentlich selten; Dr. Trautmann fing am 25. April 1915 ein
prächtiges Weibchen der var. /aefus Schmied. an Salix bei Er-
langen, ich selbst einige Männchen an Calluna. Dagegen
ist die rotafterige Form (profeus Gerst.) stets und überall
sehr häufig, die Frühjahrsweibchen vor allem an Vacci-
nium, die Männchen aber an Centaurea und Succisa. Die
schwarzafterige Form (sepulcralis Schmied.) hinwiederum ist
ziemlich selten und tritt vorwiegend im männlichen Ge-
schlechte auf.
SEN ARSEH TE
Außerdem kommen noch mancherlei Übergangsiormen vor,
ja am 25. August 1916 fand ich bei Erlangen ein Nest, in dem
sogar alle drei Färbungen vertreten waren (über die interessante
Zusammensetzung dieses Nestes werde ich noch an anderer
Stelle berichten). Trotz dieses gleichzeitigen Vorkommens sämt-
licher drei Formen im gleichen Neste wird man aber doch wohl
annehmen müssen, daß es sich keineswegs bloß um systematisch
bedeutungslose „Färbungsabänderungen“ handelt, sondern daß
zum mindesten die weiß- und rotaiterigen Formen einen gewissen
selbständigen Charakter besitzen und als besondere „Rassen“
erscheinen; denn ihre Verbreitungsgebiete sind ziemlich deutlich
gegeneinander abgegrenzt, da die weißaiterige Form mehr im
Norden und Osten vorkommt, während die rotafiterige Form
fast ausschließlich Mitte- und Südeuropa bewohnt; die
schwarzafiterige Form, welche hauptsächlich in Deutschland
geiunden wurde, ist m. E. nur eine Abänderung der rot-
aiterigen Rasse.
3. B. jonellus K. (scrimshiranus Schmied.). Selten im
Frühjahr an Salıx und Vaccinium, besonders in höheren Lagen.
Die überwinterten Weibchen gehören zu den frühesten Bienen,
da sie in günstigen Jahren bereits Mitte März erscheinen. Um so
auffallender ist es, daß das einzige bisher von mir erbeutete
Männchen, welches vollkommen frisch war, erst am 11. Sep-
tember flog. Auch Aliken berichtet schon über die merkwürdige
„Langlebigkeit“ dieser Art (vergl. „Bienenfauna Bremens“ p. 125).
Seine Vermutung jedoch, daß die Art eventuell in zwei Gene-
rationen auftreten könne, erscheint mir keineswegs gerecht-
fertigt, einesteils wegen der langen Entwicklungszeit der Hummel-
staaten, anderenteils aber wegen des jedem Herbstweibchen
innewohnenden Triebes, sich zu verkriechen und zu überwintern.
Wohl aber spricht meines Erachtens diese lange Flugzeit der
Hummel dafür, daß sie wirklich als selbständige Art und nicht
bloß, wie neuerdings vielfach angenommen wird, als Rasse von
pratorum L. anzusehen ist. Denn die Männchen der letzt-
genannten Art erscheinen stets bereits Anfang Juni und sind.
Ende Juli, spätestens Anfang August wieder verschwunden. Es
wohl ausgeschlossen, daß zwei Rassen der gleichen
ichen Orte eine derart verschiedene Flugdauer haben.
mt noch, daß Übergänge zwischen den beiden
Hsher noch nicht geiunden wurden und auch die Kopi-
#glben verschieden ist. (Vergl. Dr. E. Krüger, Zur
Ze
Systematik der mitteleuropäischen Hummeln. Entomol. Mit-
feilüngen, v..6.;(1917),,8:.:55 1)
4. Bombus confusus Schenk. Stellenweise nicht selten,
besonders die Männchen im Herbste auf Rotklee und Succisa ;
am 26. August 1915 erbeutete ich bei Erlangen ein prächtiges
Männchen der völlig schwarzen var. infernalis Friese, von welcher
Abart bisher überhaupt nur zwei Stücke bekannt wurden.
5. B. hypnorum L. In manchen Jahren an Vaccinium und
Salix nicht gerade selten, manchmal auch var. hofferi Schmied.
Die Arbeiter besuchen vor allem Symphoricarpus, während die
Männchen auf Brombeer- und Distelblüten anzutreiien sind.
Diese Hummel zeigt eine merkwürdige Vorliebe für die Park-
und Gartenanlagen der Städte, z. B. fliegt sie alljährlich in
ziemlicher Anzahl im Schloßgarten zu Erlangen an Corydalis
purpurea.
6. B. latreillellus K. Im allgemeinen nicht selten, besonders
die Männchen, welche im Sommer oit in grosser Anzahl an
Echium vulgare anzutreffen sind.
var. borealis Schmied. Von dieser schönen olivbraunen
Abart wurden bisher bei Erlangen 5 Männchen und ein Arbeiter
an Rotklee erbeutet.
7. B. distinguendus Mor. Eine mehr im Norden und an
den Meeresküsten auftretende Art, die aber auch hier stellen-
weise nicht selten ist. Die Frühjahrsweibchen erscheinen sehr
spät im Jahre, meist erst im Mai, und fliegen mit Vorliebe auf
Taraxacum; die Männchen und Arbeiter besuchen fast aus-
schließlich Rotklee, die Männchen gerne auch Echium. Mangels
jeglicher Übergänge, besonders im weiblichen Geschlecht,
erscheint es durchaus verfehlt, distinguendus und /atreillellus
als Rassen einer Art, nämlich des zweifelhaften DB. subterraneus L.,
anzusehen, zumal auch die für die Systematik der Hummeln
so wichtige Kopflänge bei den beiden Formen verschieden ist,
wie Dr. E. Krüger gleichfalls festgestellt hat.
8. Anthophora pubescens F. Diese mehr im Süden vor-
kommende Art flog im Jahre 1911 bei Erlangen nicht selten an
Echium in Gemeinschaft von Anth. bimaculata Pz., mit der sie
bei oberflächlicher Betrachtung leicht verwechselt werden kann.
In späteren Jahren habe ich nur vereinzelte Stücke gefunden.
9. A. quadrifasciata Vill. Gleichialls eine südliche Art, die
bisher nur von wenigen Orten Deutschlands nachgewiesen ist;.
sie wurde bei Erlangen und Fürth mehrfach an Echium gefangen.
POLE RE
10. Melitta nigricans Alik. Dr. Trautmann erbeutete am
12. August 1916 ein Weibchen bei Fürth an Lythrum salicaria,
welche Pflanze die Biene fast ausschließlich befliegt.
ll. M. dimidiata Mor. Neu für Deutschland! Diese
seltene Art, welche bisher nur von wenigen Orten Süd- und
Osteuropas nachgewiesen war, wurde vor einigen Jahren von
Herrn Geheimrat Prof. Dr. Lehmann mehrfach bei Würzburg
erbeutet.
12. Systropha planidens Gir. Eine seltene, südliche Art,
die in Deutschland bisher nur bei Rüdesheim a. Rh. und an der
Bergstraße gefunden wurde. Herr Geheimrat Dr. Lehmann
fing sie in Anzahl bei Würzburg, ich selbst erbeutete im Sommer
1913 drei Männchen an Convolvulus arvensis bei Erlangen,
während ich die Weibchen trotz schärister Aufmerksamkeit
nicht entdecken konnte, was übrigens nicht besonders auffällig
ist, da bei den Systropha-Arten die Männchen stets viel zahl-
reicher auitreten als die Weibchen.
13. Macropis fulvipes F. Stellenweise nicht selten an
Lysimachia vulgaris, stets in Gemeinschaft mit /abiata F., als
deren Varietät sie auch manchmal auigeiaßt wird.
14. Xylocopa violacea F. In Südeuropa sehr häufig, breitet
sich aber auch in Süd- und Mitteldeutschland immer weiter
aus, wobei sie anscheinend den warmen Flußtälern folgt. In
den Garten- und Parkanlagen von Nürnberg, Fürth und Erlangen
tritt sie zuweilen in Anzahl auf und besucht mit Vorliebe
Glyzinien, aber auch Akazienblüten, Phlox und andere Garten-
blumen, ein Beweis, daß sie sich unserer heimischen Flora
noch nicht angepaßt hat. Vor mehreren Jahren nistete sie auch
in Anzahl in alten Holzzäunen inmitten der Stadt Fürth.
15. Ceratina cyanea K. Nicht gerade häufig, und zwar im
Frühjahr an Salıx, im Hochsommer an Echium und Potentilla ;
die beiden Geschlechter überwintern gemeinschaitlich in aus-
gehöhlten Pilanzenstengeln und dergl., besonders in dürren
Brombeerranken, wo ich sie öÖlters in Mehrzahl fand. Auch
das Nest wird in solchen Zweigen angelegt.
16. Dasypoda argentata Panz. Vorzüglich in den östlichen
Steppenländern verbreitet, aber auch bereits von mehreren Orten
Deutschlands nachgewiesen; mein Bruder fing am 3. September
1912 ein frisches Weibchen auf Suceisa bei Erlangen, während
Dr. Enslin und Dr. Trautmann je ein Männchen bei Nürnberg
und Fürth erbeuteten.
17. Rhophites 5-spinosus Spin. Stellenweise in großer An-
zahl auf Ballota nigra und Betonica oificinalis. Auf den höchst
seltenen Schmarotzer dieser Art, Biastes emarginatus Schenk,
habe ich bislang leider vergebens gefahndet.
18. Rh. canus Ev. Diese sonst seltene Art wurde von Herrn
Geheimrat Dr. Lehmann in der Umgebung von Würzburg zeit-
weise in ziemlicher Anzahl erbeutet.
19. Halictoides dentiventris Nyl. Diese Art, welche im all-
gemeinen selten ist, war in den Jahren 1916 und 1917 bei Er-
langen eine häufige Erscheinung, allerdings nur an sehr begrenzten
Örtlichkeiten. Sie befliegt ausschließlich Glockenblumen, ins-
besondere Campanula rotundifolia und trachelium. In ganz
unglaublicher Menge fand ich sie am 22. Juli 1917, einem trüben,
regenschwangeren Tage, in einem Waldtal unweit Erlangen, wo
die Tiere zu vielen Dutzenden am Grunde der zahlreichen Blüten
von Camp. trachelium ruhten. Kaum eine einzige Blüte war
unbesetzt, ja in vielen Blüten saßen sogar mehrere Stücke
friedlich nebeneinander. Trotz dieser auilallenden Häufigkeit
der Art ist mir der Schmarotzer Biastes truncatus Nyl. bisher
noch nicht vorgekommen.
20. A. inermis Nyl. Viel seltener als die vorige Art; ich
erbeutete nur ein Männchen am 11. Juni 1915 bei Erlangen an
Camp. rotundifolia.
21. Andrena potentillae Panz. (genevensis Schmied). Eine
zierliche, nur wenig beobachtete Art, die hier in manchen Jahren
nicht gerade selten auf Potentilla verna fliegt, und zwar stets
etwas früher als die sehr ähnliche, aber größere A. cingulata F.,
welche dieselbe Pilanze besucht; auch Dr. Trautmann erbeutete
sie in Anzahl bei Fürth.
22. A. austriaca Panz. Im August 1916 nicht selten bei
Erlangen auf Heracleum und anderen Doldenblüten; sie wird
meist als Sommergeneration von A. spinigera K. angesehen,
welche im zeitigen Frühjahr die Weidenblüten besucht, aber
stets in ungleich größerer Menge auftritt als auszfriaca. Meines
Erachtens liegen daher sicherlich zwei verschiedene selbständige
Arten vor, zumal auch die Bedornung der Oberkiefier bei den
Männchen durchaus verschieden ist.
23. A. flessae Panz. Sicherlich die schönste deutsche
Andrena-Art. Dr. Enslin erbeutete vor mehreren Jahren ein
Weibchen bei Muggendorf (Jura), sowie auch Ende Mai 1917
acht prächtige frische Männchen bei Zirndorf auf Brassica rapa.
BD
24. A. cyanescens Nyl. Von dieser überall seltenen Art fing
ich nur im Mai 1913 einige Weibchen auf Veronica chamaedrys
bei Erlangen; sicherlich wird sie auch sehr oit mit den kleinen
Arten der A. parvula-Gruppe verwechselt.
25. A. thoracica F. Diese prächtige, mehr im Süden vor-
kommende Art gehört in Deutschland wohl überall zu den Selten-
heiten. Sie erscheint hier in zwei Generationen, und zwar die
erste im Frühjahr an Saliıx und Taraxacum, die zweite aber im
Juli an den verschiedensten Blüten, z. B. Heracleum, Hypericum,
Armeria usw. Wie bei vielen anderen Andrenen sind auch bei
dieser Art die Männchen stets bedeutend häuliger als die Weibchen.
Als Schmarotzer vermute ich die schöne Nomada lineola Pz.,
var. cornigera K.
26. A. clarkella K. In Franken anscheinend sehr selten.
Dr. Trautmann erbeutete im Frühjahr 1916 einige Weibchen an
Salıx bei Fürth, ich selbst am 4. April 1916 ein einzelnes Männchen
bei Erlangen und zwar gleichfalls an Salix. In Norddeutschland,
insbesondere an der Küste, ist das Tier stellenweise ziemlich
häufig.
27. A. ochropyga Alik. Eine Mittelfiorm zwischen A. zana K.
und /oricola Ev., welche erst kürzlich beschrieben wurde (Deutsche
entom. Zeitschr. 1916, p. 68f.). Sie ist hier in manchen Jahren
gar nicht selten und besucht fast ausschließlich die Graukresse,
Berteroa incana. Das Tier ist bisher sonst noch aus Schlesien,
Posen und Tirol bekannt geworden.
28. A. curvungula Thoms. Nur wenige Pärchen bei Erlangen
an Campanula und Geranium erbeutet.
29. A. pandellei Saund. Gleichfalls an Campanula, aber viel
häufiger als die vorige Art, als deren Bergiorm sie vielfach
angesehen wird. Doch scheint mir diese Ansicht unrichtig zu
sein, da die beiden Arten hier nebeneinander an den gleichen
Stellen vorkommen, ohne daß ich jemals eigentliche Übergänge
hätte finden können. An den Nestern von A. pandellei fing ich
auch ihren seltenen Schmarotzer Nomada braunsiana Schmied.
in Anzahl.
30. A. nigriceps K. Mehr im Norden heimisch. Dr. Traut-
mann erbeutete im Sommer 1916 mehrere Pärchen bei Fürth
an Jasione montana.
31. A. chrysopyga Schk. Bei uns viel seltener als in den
Heidegebieten Norddeutschlands. Dr. Enslin fing am 13. Mai
1917 ein tadelloses Männchen bei Zirndorf an Ranunculus.
Tas
32. A. congruens Schmied. Eine seltene und nur wenig
bekannte Art, welche bisher aus Baden, Thüringen und Schlesien
nachgewiesen ist; neuerdings fing sie auch Herr W. Baer bei
Tharandt (Sachsen). Hier ist sie in manchen Jahren ziemlich
häufig, besonders die Männchen im zeitigen Frühjahr an Salix.
Die zweite Generation ist viel seltener und fliegt an den ver-
schiedensten Blüten.
33. A. chrysosceles K. Von dieser zierlichen Art erbeutete
ich bisher acht Männchen und ein Weibchen bei Erlangen und
Forchheim, meist an Euphorbia cyparissias; auch Dr. Enslin
fing im Mai 1916 mehrere Pärchen bei Hersbruck. Es wurde
bislang angenommen, daß nur bei stylopisierten Männchen dann
und wann der Kopischild schwarz gefärbt sei. Dies trifit aber
nach meinen Beobachtungen keineswegs zu. Denn die sämt-
lichen, von mir geiundenen Männchen besaßen schwarzen Kopi-
schild, ohne daß auch nur ein Stück stylopisiert gewesen wäre.
Es handelt sich also hier nicht bloß um eine durch Stylopisierung
hervorgerufene Abnormität, sondern um eine regelrechte Fär-
bungsabänderung, welche anscheinend in gewissen Gegenden
häuliger auftritt als die normale Färbung. Selbstverständlich will
ich aber keineswegs bestreiten, daß im Allgemeinen bei stylo-
pisierten Tieren diese Dunkeliärbung häufiger vorkommt als
bei solchen Stücken, welche nicht mit dem Schmarotzer besetzt
sind, da ja ähnliche Wirkungen der Stylopisierung bereits von
zahlreichen anderen Andrena-Arten bekannt wurden.
34. A. tarsata Nyl. Eine nordische Art, die nur an wenigen
Orten Deutschlands gefangen wurde. Ich erbeutete am
23. Juli 1916 ein einzelnes Weibchen auf Daucus carota bei
Erlangen.
35. A. Zucens Imholl. Ein typisches Sommertier, welches
aber fast überall zu den Seltenheiten gehört. Im Juli 1916 ent-
deckte ich an einer lehmigen Böschung bei Erlangen einen stark
beilogenen Nistplatz, an welchem ich in der Folge beide Ge-
schlechter in großer Anzahl fing. Am 2. Juli 1916 erbeutete ich
dortselbst auch ein stylopisiertes Weibchen mit männlichen
Charakteren: stark glänzendes Mesonotum, keine Bürste usw.
Es ist übrigens schon mehrfach beobachtet worden, daß stylopi-
sierte Bienen in Skulptur und Färbung sich dem anderen Ge-
schlechte näherten, also gewissermaßen „gynandromorph‘“ wurden.
Als Schmarotzer dieser Art konnte ich an dem iraglichen
Nistplatze die äusserst seltene Nomada errans Lep. jeststellen.
Eee
36. Halictus xanthopus K. Weit verbreitet, aber überall
selten. Ich fing bis jetzt ein einziges Weibchen am 5. Juni 1917
an Salvia pratensis bei Forchheim.
37. H. rufocinctus Nyl. Sehr selten und wenig beobachtet;
in Deutschland wurde sie in Thüringen, bei Straßburg, Breslau
und in Sachsen nachgewiesen. Ich fing am 15. Oktober 1916
und am 1. Mai 1917 je ein tadelloses Weibchen in der Nähe
von Erlangen.
38. H. costulatus Kriechb. Beide Geschlechter im Sommer
an Glockenblumen, Campanula rotundifolia und trachelium, aber
meist nur einzeln. Sicherlich wird sie öfters mit dem häufigen,
sehr ähnlichen 7. sernotatus K. verwechselt.
39. H. puncticollis Mor. Eine seltene Art, die bei Jena,
Badenweiler und Bamberg gefangen wurde; sie wird aber
sicherlich auch sehr oit übersehen, da sie dem gemeinen
villosulus K., in dessen Gesellschaft sie stets auf Hieracium
fliegt, ganz außerordentlich ähnelt. Ich kenne in nächster Nähe
von Erlangen seit Jahren eine Kolonie, die gewöhnlich 80— 100
Nester zählt. Als Schmarotzer tritt dortselbst stets in großer
Menge eine kleine Fliege, Occemyia pusilla Mg., auf, über deren
Biologie bisher anscheinend noch nichts bekannt geworden ist.
Ein weiterer Schmarotzer ist die sehr seltene, bisher nur aus
dem Süden bekannte Nomada Kohli Schmied.
40. A. fasciatus Nyl. Nicht häufig und bisher nur im Norden
Deutschlands nachgewiesen, wo sie vorzugsweise in Heide-
gegenden anzutreffen ist. Am 23. Mai 1917 fing Herr Dr. Ens-
lin ein einzelnes Weibchen im Garten der Bienenzuchtanstalt
zu Erlangen.
41. A. subauratus Rossi. Eine mehr im Süden und Osten
heimische Art; als deutsche Fundstellen sind mir bekannt
Straßburg, Berlin, Sachsen, Thüringen und Westpreußen. Ich
fing nur ein einziges Weibchen am 27. Juli 1912 bei Erlangen.
42. Sphecodes rubicundus Hag. Nicht häufig und ein be-
kannter Schmarotzer von Andrena labialis K., an deren Nestern
ich sie im Juni 1917 mehrfach bei Erlangen fing.
43. Colletes picistioma Thoms. Diese Art wurde meines
Wissens bisher nur in Norddeutschland gefunden (Bremen,
Rostock, Warnemünde, Ostpreußen). Dr. Trautmann erbeutete
am I. August 1916 ein schönes Pärchen bei Fürth.
44. Prosopis lineolata Schenk. Mehr im Süden vorkom-
mend, in Deutschland bisher nur bei Wiesbaden und Erlangen
ER TOHELEE
aufgefunden; an letzterem Orte erbeutete auch ich sie in ziem-
licher Anzahl, und zwar stets im Hochsommer auf Jasione montana.
45. R. siyniaca: Köxst. Eine‘ mehr ‘östliche ‚Art, >die (ich
wiederholt an Rubusblüten bei Erlangen erbeuten konnte.
46. P. difformis Ev. Bisher nur wenige Stücke auf ver-
schiedenen Blüten bei Erlangen erbeutet.
47. P. punctulatissima Smith. Eine seltene, aber leicht
kenntliche Art. Sie ist eine typische Besucherin von Allium,
auf dessen Blütenköpfen ich sie auch hier zeitweise in ziem-
licher Anzahl antrat. Die Männchen sind stets weit zahlreicher
als die Weibchen.
48. Megachile rotundata F. Gehört mehr dem Süden und
Osten an. Dr. F. Stellwaag, nunmehr in Neustadt a./Haardt,
fing am 7. Juli 1915 ein einzelnes Weibchen an Sedum acre bei
Erlangen; ich selbst erbeutete zwei Männchen, welche in Ge-
sellschait von M. argentata F. aut sandigen Ödilächen flogen.
49. Osmia cornuta Latr. Im Süden sehr häufig, in Mittel-
europa aber nur lokal und selten. Ich fing bisher ein einziges
Männchen am 27. März 1912 an Salix caprea bei Erlangen.
50. O. andrenoides Spin. Soviel mir bekannt ist, wurde
diese zierliche, aber durch ihre rote Hinterleibsfärbung aul-
fallende Art in Deutschland nur in Thüringen (Kösen, Weißen-
fels, Gumperda) und von Dr. Funk bei Bamberg gelangen.
Neuerdings konnte sie nun Dr. Trautmann auch von mehreren
Stellen des Fränkischen Jura nachweisen (Hersbruck, Forchheim).
51. O. angustula Zett. Mehr im Norden heimisch; in
Deutschland nur von Heidelberg, Blankenburg (Thüringen) und
von Westpreußen nachgewiesen. Dr. Enslin fing im Mai 1916
ein Weibchen im Fränkischen Jura, ich selbst am 9. Maı 1913
ein abgeflogenes Männchen bei Erlangen.
52. O. fuciformis Latr. Eine große, schöne Art, die bisher
aus Thüringen, Schlesien, Berlin und Bamberg bekannt ge-
worden ist. Sie bevorzugt sonnige Berghänge, die mit Hippo-
crepis comosa bewachsen sind; an deren Blüten wurde sie
auch im Fränkischen Jura von Dr. Enslin und Dr. Trautmann
mehrfach gesammelt (Pommelsbrunn, Ailsbachtal).
53. O. pilicornis Smith. Bisher nur ein einziges Weibchen
am 11. Mai 1915 auf Ajuga reptans bei Erlangen gefangen.
54. O. uncinata Gerst. Während diese auifallende Art sonst
überall zu den Seltenheiten gehört, traf ich sie bei Erlangen
alljährlich in großer Anzahl an. Sie zeichnet sich, wie auch
EN RER
andere Osmien, durch eine große Langlebigkeit aus, da sie
bereits im zeitigen Frühjahr (Ende März) erscheint und bis in
den Juli hinein fliegt. Sie besucht vorzugsweise Salix und
Ajuga, aber auch Viola, Fragaria und Rosa. Die Männchen
sind sehr schwer zu erbeuten, da sie außerordentlich scheu und
wenig blütenliebend sind, sondern sich mit Vorliebe auf dürrem
Laub an sonnigen Waldrändern herumtreiben. Die Nester werden
in alten Baumstümpfen, Holzpfiosten und zwischen den Rinden-
spalten alter Kiefernstämme angelegt. Als Schmarotzer nehme
ich mit Bestimmtheit die seltene Sapyga similis F. an.
55. O. villosa Schenk. Dr. Trautmann erbeutete im Früh-
jahr 1916 einige Weibchen im Fränkischen Jura (Happurg).
56. ©. rufohirta Lep. Diese seltene, durch ihre prächtige
rostrote Behaarung ausgezeichnete Art wurde gleichfalls von
Dr. Trautmann im Mai 1916 an verschiedenen Stellen der
Fränkischen Schweiz, z. B. bei Pommelsbrunn, geiangen.
57. O. panzeri Mor. Im Frühjahr 1916 nicht gerade selten
im Garten der Bienenzuchtanstalt zu Erlangen; die Männchen
logen an Brassica, die Weibchen an Calendula ojficinalis. Sie
nistet, wie auch die verwandten Arten (O. aenea, solskyi und
fulviventris) in alten Zaunpfosten und sonstigem Holzwerk.
58. O. gallarum Spin. Eine sehr seltene Art, die in Deutsch-
land bisher nur von Sagemehl bei Heidelberg geiangen wurde.
Herr Geheimrat Dr. Lehmann erbeutete sie mehriach bei
Würzburg.
59. O. papaveris Latr. Eine nicht häufige Art, die bekannt-
lich Mohnblätter zur Auskleidung ihres im Sande angelegten
Nestes verwendet. Dr. Trautmann erbeutete sie mehrmals bei
Fürth; ich selbst beobachtete am 9. Juni 1917 am Rande eines
Kiefernwaldes bei Erlangen vier Weibchen, die ihre Nester dicht
beieinander angelegt hatten und eiirig versorgten.
60. O. tridentata Dul. & Perr. Diese südliche Art, welche
Schmiedeknecht in seinen „Hymenopteren Mitteleuropas“ über-
haupt nicht erwähnt, kommt als große Seltenheit manchmal
auch in Mitteleuropa vor; sie wurde bisher bei Berlin und Posen
gefunden. Am 9. Juli 1912 erbeutete ich bei Erlangen ein
prächtiges Weibchen.
61. O. morawitzi Gerst. Sehr seltene, nur wenig beobachtete
Art, die vorzüglich das Alpengebiet bewohnt. Dr. Trautmann
fing am 1. Juni 1917 ein einzelnes Männchen bei Fürth.
NT
62. O. spinulosa Gerst. An verschiedenen Stellen des
Fränkischen Jura von Dr. Trautmann in Anzahl erbeutet (z. B.
Hersbruck). Er züchtete sie auch mehrfach aus den Gehäusen
von Xerophila obvia und ericetorum, in welchen sie mit Vor-
liebe ihre Nester anlegt; als Schmarotzer erhielt er wiederholt
die prächtige Chhrysis cuprea Rossi.
63. Eriades ventralis Schlett. Neu für Deutschland!
Wurde bisher nur wenige Male in Oberungarn (Komitat Zemplin)
und in der Schweiz gefangen. Mein Bruder erbeutete am
10. Juni 1914 bei Erlangen ein einzelnes Männchen, welches
ohne Zweilel zu dieser Art gehört. Vermutlich ist das Tier
noch weiter verbreitet, wird aber wohl häufig wegen seiner
geringen Größe und außerordentlichen Ähnlichkeit mit dem
häufigen Z. campanularum K. übersehen.
64. Anthidium punclatum Latr. Im Hochsommer stellen-
weise nicht selten. Sie besucht in Gemeinschait mit der häuligeren
A. oblongatum Ltr. fast ausschließlich Lotus corniculatus und
Sedum acre.
65. A. Zituratum Panz. Über das Verbreitungsgebiet dieser
zierlichen und seltenen Art ist bisher Sicheres nicht bekannt
geworden. Herr Geheimrat Dr. Lehmann erbeutete sie in An-
zahl bei Thüngersheim (Unterfr.). Vermutlich wird sie wegen
ihrer großen Ähnlichkeit mit dem gemeinen s/rigatum Ltr. auch
vielfach übersehen.
66. Psithyrus distinctus Per. Diese von J. Perez in den
„Actes de la Societe Linneenne de Bordeaux‘, v. 37 (1883),
p- 268 beschriebene Art wurde bislang nur als kleinere und
blassere Varietät von Ps. vestalis Fourcr. angesehen. Neuerdings
aber trennte F. W.L.Sladen, der bekannte Eriorscher des Hum-
mellebens, die beiden Arten wieder, und zwar wohl mit Recht;
denn sie unterscheiden sich in beiden Geschlechtern durch
konstante Skulpturmerkmale, insbesondere die Form der Hinter-
fersen und die verschiedene Länge des 2. und 4. Geißelgliedes;
auch die gelbe Zeichnung (Prothoraxbinde) ist bei distinctus
stets weit heller als bei veszalis, weshalb der aufmerksame Be-
obachter in der Lage ist, die beiden Formen schon im Freien
ohne weitere Untersuchung zu unterscheiden.
Ps. distinctus ist bei Erlangen weit häufiger als vesialis,;
besonders die Männchen finden sich im August stets in großer
Anzahl auf Succisa und Cirsium, während die Frühlingsweibchen
hauptsächlich Salix besuchen. Sladen hat sicherlich Recht,
au ag
wenn er annimmt, daß disfinctus bei B. Zucorum L., vestalis
aber bei 2. Zerrestris L. lebt; denn diese beiden Hummelarten
zeigen in Größe und Färbung genau die gleichen Verschieden-
heiten, wie die genannten Schmarotzer.
67. Ps. quadricolor Lep. Selten und bisher nur wenige
Männchen bei Erlangen auf Cirsium erbeutet, darunter die
prächtige var. citrinus Schmied. Die Weibchen werden sicher-
lich meistens mit kleinen vesialis-Weibchen verwechselt.
68. Crocisa scutellaris F. Eine südliche Art, die in Deutsch-
land bei Merseburg, Leipzig und in Schlesien, sowie auch von
Dr. Funk bei Bamberg gefangen wurde; als Wirt war bisher
nur Anthophora vulpina Panz. bekannt geworden. Im Jahre 1915
entdeckte nun Dr. Trautmann in einer Lehmwand bei Fürth
eine größere Kolonie von Anthophora parietina F., an welcher
er in der Zeit vom 10. Juni bis 24. Juli auch mehrere Crocisa-
Weibchen erbeutete; ferner glückte es ihm, aus den Anthophora-
Zellen den seltenen Schmarotzer in Anzahl zu züchten. Es
erscheint merkwürdig, daß Cr. scutellaris nicht schon früher
als Schmarotzer von Anth. parietina geiunden wurde, nachdem
doch bereits an vielen Orten starke Kolonien der genannten
Biene beobachtet wurden. Vielleicht handelt es sich hier also
nur um eine vereinzelte Abirrung des Schmarotzerinstinktes.
Dafür spricht auch der Umstand, daß ich am 7. Juli 1917 im
Garten der Bienenzuchtanstalt Erlangen an einer Anchusa-Staude
vier prächtige Crocisa-Männchen fing, welche sich ohne Zweifel
bei Anth. vulpina Pz. entwickelt hatten, die am gleichen Orte in
Anzahl flog. Ein weiteres Männchen hatte ich bereits früher
(8. September 1913) an Centaurea jacea bei Erlangen erbeutet.
69. Nomada errans Lep. Eine sehr seltene Art, die aller-
dings wegen ihrer großen Ähnlichkeit mit solidaginis Pz. wohl
manchmal verkannt werden mag, zumal sie auch Schmiede-
knecht in den „Hymenopteren Mitteleuropas“ nicht erwähnt, sie
wurde in Deutschland bisher bei Diessen a. Ammersee, Bad
Orb und Posen gefangen. Dr. Trautmann erbeutete am 8. August
1916 ein Weibchen bei Fürth, ich selbst am 24. und 29. Juli
1917 je ein prächtiges Weibchen bei Erlangen am Nistplatz von
Andrena lucens Imh., welche schon früher als Wirt vermutet
worden war.
70. N. braunsiana Schmied. Weit verbreitet, aber überall
eine seltene Erscheinung; in Deutschland wurde sie in Mecklen-
burg (Friese), Thüringen (Schmiedeknecht) und Oberbayern
re
(Geißler) nachgewiesen. Um so größer war meine Freude, als
ich im Mai 1916 auf einer Bergwiese bei Erlangen ein volles
Dutzend prächtiger Weibchen erbeuten konnte, welche an den
Nestern ihres Wirtes, Andrena pandellei Saund., ilogen; auch
im Mai 1917 fing ich am gleichen Platze wieder eine größere
Anzahl Weibchen. Hingegen gelang es mir trotz schärister Aul-
merksamkeit bisher nicht, die Männchen aufzufinden, über deren
Verhältnis zu ochrostoma K. überhaupt noch Unklarheit besteht.
71. N. guttulata Schenk. Sehr selten; bisher nur ein
Weibchen und drei Männchen bei Erlangen erbeutet. Sie be-
fliegt mit ihrem Wirte, Andrena cingulata F., fast ausschließlich
Veronica chamaedrys. Da die Wirtsbiene, wie überall, so auch
hier stets in größerer Anzahl auftritt, so ist das seltene Vor-
kommen des Schmarotzers einigermaßen auffallend; denn im
allgemeinen entspricht bei den Bienen die Häufigkeit eines
Schmarotzers dem mehr oder minder zahlreichen Auitreten des
Wirtstieres.
72. N. obscura Zett. Eine der seltensten deutschen Bienen,
welche bei München, Blankenburg (Thüringen), Iburg, Plauen
und Huntlosen (Oldenburg) gelangen wurde; sie dürite auch
infolge ihrer auffallenden dunklen Färbung kaum übersehen
werden. Ich erbeutete seit 1912 bei Erlangen sechs schöne
Männchen, sämtliche an Salix im ersten Frühjahr; dagegen
gelang es mir leider bisher nicht, ein Weibchen aufzufinden,
da ich die Nester ihres Wirtes, Andrena ruficrus Nyl., noch nicht
entdecken konnte.
73. N. dallatorreana Schmied. Nur wenige Male bei Er-
langen, Fürth und Eglofistein beobachtet. Sie schmarotzt ver-
mutlich bei Andrena proxima K.
74. N. furva Pz. Diese kleinste deutsche Nomada-Art gehört
hier keineswegs zu den Seltenheiten. Allerdings ist es nötig,
sie an der richtigen Stelle und zur rechten Zeit zu suchen;
sobald man aber einen (räumlich meist sehr beschränkten) Flug-
platz gefunden hat, darf man mit Sicherheit annehmen, sie dort-
selbst alljährlich in größerer Anzahl erbeuten zu können. Sie
liebt besonders sonnige Kiefernwaldblößen, wo sie im Mai und
Juni fast ausschließlich auf Potentilla verna, manchmal auch
auf Fragaria vesca fliegt. Im Juli erscheint eine zweite Gene-
ration, welche bisher anscheinend übersehen wurde; sie ist aber
viel seltener und besucht mit Vorliebe Achillea millefolium und
Stenactis annua.
ee Se
Nomada furva schmarotzt bei kleinen alictus-Arten, ins-
besondere bei 7. l/eucopus K., in deren Gesellschaft ich sie bei
Erlangen stets gefunden habe.
75. N. distinguenda Mor. Von dieser der vorigen sehr nahe-
stehenden Art habe ich bisher bei Erlangen ein einziges Weib-
chen auf Taraxacum gefunden, während Dr. Enslin zwei Weib-
chen bei Fürth erbeutete. Dies ist um so auflallender, als Schmiede-
knecht (Apid. europ., p. 201) erklärt, disfinguenda sei weit häu-
figer als /urva,; denn in der hiesigen Gegend ist es gerade
umgekehrt, da ich /urva schon zu Hunderten gefangen habe
Vermutlich leben also die beiden Arten bei verschiedenen Wirten,
die in den einzelnen Gegenden ungleich häufig auftreten, wes-
halb auch die Schmarotzer in wechselnder Menge vorkommen.
Nom. distinguenda soll bei Halictus minutus K. und bei Andrena
parvula K. schmarotzen; doch ist Sicheres noch nicht bekannt
geworden.
76. N. Kohli Schmied. Neu für Deutschland! Wurde bis-
her nur aus Ungarn, Bozen, Südirankreich und Spanien bekannt,
wo sie aber überall selten ist. Wie groß war also meine Über-
raschung, als ich am 29. Mai 1913 an einem sonnigen Waldrand
in der nächsten Umgebung von Erlangen eine große Anzahl
prächtiger Männchen erbeuten konnte; in der Folge stellten sich
auch die Weibchen ein, so daß es mir nach und nach gelang,
eine Reihe hübscher Pärchen einzufangen. Auch in den nächsten
Jahren trat die Art an der gleichen Stelle stets in größerer An-
zahl aui, während ich selbst in der nächsten Umgebung dieses
Flugplatzes nur ganz vereinzelte Stücke finden konnte. Das Tier
besucht mit Vorliebe Hieracium pilosella und Achillea millefolium;
es schmarotzt bei Aalictus puncticollis Mor. und villosulus K.,
wie ich durch eingehende Untersuchungen mit Sicherheit fest-
stellen konnte. Durch diese meine Beobachtungen, über welche
ich demnächst an anderer Stelle berichten werde, ist die alte
Streitirage, ob Nomada bei Halictus schmarotzen könne, in po-
sitivem Sinne entschieden.
N. Kohli tritt in zwei Generationen auf: die erste Generation
fliegt von Anjang Mai bis Mitte Juli, die zweite aber im Juli und
August; doch ist letztere weitaus seltener als die erste Gene-
ration. Sicherlich kommt die Art noch an manchen anderen
Örtlichkeiten Süddeutschlands vor, wird aber wohl wegen ihrer
sehr versteckten Lebensweise und der außerordentlichen Ähn-
lichkeit mit distinguenda Mor. übersehen, zumal sie auch
EIN I pe
in Schmiedeknechts „Hymenopteren Mitteleuropas“ nicht er-
wähnt ist.
77. N. similis Mor. Nicht häufig; nur wenige Male bei Er-
langen und Fürth beobachtet. Sie liebt sandige Heidegegenden,
wo sie im Hochsommer fast ausschließlich Jasione besucht. Als
Wirt ist nur Panurgus banksianus K. bekannt geworden.
78. N. armata Herr.-Schäll. Diese große Art ist überall selten,
trotzdem der Wirt, Andrena hattorfiana F., in vielen Gegenden
zu den häufigen Bienen gehört. Dr. Trautmann erbeutete am
28. Mai 1917 ein einzelnes Weibchen bei Fürth.
79. N. femoralis Mor. Eine südliche Art, die aber auch von
mehreren Orten Deutschlands nachgewiesen wurde (Breslau,
Berlin, Fürstenberg i. M., Blanckenburg ı. Th. und Bad Nauheim).
Dr. Enslin erbeutete im Frühjahr 1908 einige Weibchen bei Fürth.
Der Wirt ist noch unbekannt.
SO. N. fabriciana L. Weit verbreitet, aber überall nur selten
und einzeln. Sie schmarotzt bei Andrena gwynana K. und tritt,
wie der Wirt, in zwei Generationen auf, von denen aber die
zweite weit seltener ist. Das Tier ist eine der frühesten Bienen
und fliegt in günstigen Jahren (z. B. 1916) bereits Mitte März
auf Weidenblüten; die Sommerbrut besucht die verschiedensten
Blüten, insbesondere Kompositen.
8I. N. odtusifrons Nyl. Eine seltene, mehr im Norden hei-
mische Art, die bei Andrena shawella K. lebt. Während ich in
irüheren Jahren nur ganz vereinzelte Weibchen erbeutet hatte,
entdeckte ich im Jahre 1916 in einem lichten Kiefernwald bei
Erlangen einen Nistplatz der Wirtsbiene, an welchem auch der
Schmarotzer in großer Anzahl flog, so daß ich nach und nach
mehr als 50 frische Stücke einfangen konnte. Die Art ist wenig
blumenliebend; ich habe nur wenige Stücke aui Hieracium,
Thymus und Heracleum beobachtet.
82. Stelis signata Latr. Dieser typische Schmarotzer von
Anthidium strigatum Latr. ist sicherlich viel häufiger, als ge-
meinhin angenommen wird, da er wegen seiner überraschenden
Ähnlichkeit mit der Wirtsbiene meist übersehen werden dürfte.
Hier ist er wenigstens in manchen Jahren gar nicht selten; er
besucht mit Vorliebe Thymus und Jasione, während der Wirt fast
ausschließlich auf Lotus angetroffen wird, ein Umstand, der die
Auffindung des Schmarotzers wesentlich erleichtert.
83. St. minima Schenk. Von dieser kleinsten Art erbeutete
ich bisher nur wenige Pärchen an altem Holzwerk, insbesondere
a
an Telegraphenstangen. Sie schmarotzt bei Zriades campanu-
larum K.
84. St. ornatula Kl. Nur wenige Male gefangen; dagegen
habe ich sie im Winter 1916/17 in einiger Anzahl aus den Nestern
ihres Wirtes, Osmia parvula Duf. & Perr., welche in dürren Brom-
beerstengeln angelegt waren, gezüchtet. |
85. Sf. minuta Lep. Scheint in der hiesigen Gegend nicht
gerade selten zu sein, da sowohl Dr. Trautmann als ich selbst
sie an mehreren Orten in Anzahl gefunden haben (Erlangen,
Höchstadt a. Aisch, Vach, Weiherhof). Sie schmarotzt ebenfalls
bei Osmia parvula Dui. & Perr. (Jeucomelaena Schmied).
Sb. Coelioxys aurolimbata Först. Überall selten. Ich fing
einige schöne Pärchen im Garten der Bienenzuchtanstalt zu
Erlangen, wo sie gemeinschaftlich mit ihrem Wirt, Megachile
ericetorum Lep., an Echium und Phacelia flogen. Auch Dr. Traut-
mann erbeutete ein Weibchen bei Fürth.
87. C. elongata Lep. Bisher nur wenige Weibchen bei Er-
langen gefunden, welche am Nistplatze des Wirtes, Meg. centun-
cularis L., flogen.
88. C. mandibularis Nyl. Eine mehr in den Küstengegenden
heimische Art, welche von Dr. Trautmann im Sommer 1916 mehr-
iach bei Fürth und im Fränkischen Jura erbeutet wurde.
89. C. acuminata Nyl. Dr. Enslin erbeutete am 1. Juli 1917
ein einzelnes Männchen bei Fürth. Der Wirt ist noch nicht mit
Sicherheit festgestellt, vermutlich Meg. centuncularis L., die be-
kannte „Rosenblattschneiderbiene“.
90. Dioxys tridentata Nyl. Eine der seltensten deutschen
Bienen, welche nur von wenigen Orten nachgewiesen wurde
(Mecklenburg, Schlesien, Thüringen, Rositten); Dr. Funk erbeu-
tete sie seinerzeit in Anzahl auf Thymus im Hauptsmoorwald
bei Bamberg. Am 1. Juli 1916. glückte.es' Dr. Enslın, "anzemer
Lehmwand bei Fürth ein tadelloses, frisches Männchen zu fangen.
Als Wirte sind bisher Chalicodoma muraria F. und Mega-
chile argentata F. bekannt geworden.
91. Ammobates punctalus F. Dieses auflallende Tier gehört
überall zu den Seltenheiten; es wurde bisher hauptsächlich bei
Berlin, Breslau, Posen, Bamberg und in Thüringen gefunden.
Dr. Trautmann erbeutete im Juli 1916 mehrere schöne Pärchen
bei Fürth auf einer sandigen Ödiläche.
Der Wirt ist Anthophora bimaculata Pz.
(Schluß folgt.)
ee
Der Zeitsinn der Schmetterlingspuppen.
Von Dr. Otto Kaiser.
jedem Züchter dürfte es bekannt sein, daß die meisten
Schmetterlingsarten zu einer bestimmten Tageszeit schlüpfen,
welche in der Regel durch einen Zeitraum von zwei Stunden
begrenzt ist. Trotzdem habe ich in den mir bekannten Lehr-
büchern niemals Angaben darüber gefunden. Es wird immer
nur die Jahreszeit registriert, aber nicht die Tageszeit. Und doch
kann ich mir nicht denken, daß dieses den Sammlern entgangen
sein sollte. Nun liegt allerdings die Zeit, in welcher ich viel
gezüchtet habe, über dreißig Jahre zurück, da ich mich in den
letzten Jahren immer mehr den exotischen Faltern gewidmet
habe. Leider habe ich mir damals keine Notizen gemacht, so daß
Erinnerungstäuschungen nicht ausgeschlossen sind. Soweit ich
mich aber entsinne, schlüpiten meine Abendpfauenaugen
und Pappelschwärmer stets in der Frühe zwischen 6 und
8 Uhr, während die Lindenschwärmer abends von 6 bis
8 Uhr ihre Hülle verließen. Meine Safurnia pavonia schlüpiten,
das weiß ich noch bestimmt, alle in der Mittagsstunde um 1 Uhr.
Antheraea pernyi schlüpite stets abends von 6 bis 7 Uhr. Die
Tagschmetterlinge schlüpfen meist vormittags oder mittags,
olfenbar, damit sie noch in der Sonne ihren ersten Flug antreten
können. Von Catocalenzüchtern weiß ich, daß sie, um irische
und nicht abgefilogene Exemplare zu erhalten, nachts bei ihren
Puppen Wache halten, da die Tiere in den späten Abendstunden
schlüpfen und noch um Mitternacht ihren Flug beginnen, so daß
man am nächsten Morgen nur mehr abgeflogene Exemplare in
den Zuchtkästen vorlindet.
Außerdem beobachtete ich, daß fast alle Schmetterlinge nur
an solchen Tagen schlüpien, an welchen das Wetter schön bleibt,
so daß man an Tagen, an welchen mehrere Falter schlüpfen, fast
mit Sicherheit auf beständiges Wetter rechnen kann. Selten
schlüpfen Tiere an Tagen, welche Regen bringen, so daß man
sie oft geradezu als Wetterbarometer benützen kann.
Es müssen also die Puppen ein sehr feines Empfindungs-
vermögen für metereologische Einflüsse haben. Übrigens wissen
wir auch von vielen anderen Tieren, daß sie in dieser Beziehung
einen besseren ÖOrientierungssinn besitzen als der Mensch,
wenigstens als der zivilisierte Kulturmensch. Sicherlich hat
auch der Naturmensch der Wildnis eine feinere Beobachtungs-
EB U RR
gabe für Witterung und Tageszeiten, da er seine Schlüsse
lediglich aus der Beobachtung der Natur ableiten muß, während
wir uns schon viel zu sehr von der Uhr und allerlei anderen
physikalischen Hilfsmitteln abhängig gemacht haben und dadurch
viel an Schärfe unserer Sinne eingebüßt haben. Wie mancher
von uns wäre ohne die unentbehrliche Uhr verraten und verkauft!
Das Tier aber muß sich durch seine Sinne allein orientieren und
kann es deshalb auch besser.
Nun kann es uns zwar bei den im Freien auigehängten oder
in dünnen Gespinsten eingeschlossenen Puppen kein Wunder
nehmen, daß sie für die ab- und zunehmende Wärme des Tages
Empfindung haben. Gewiß werden sie auch auf Belichtung
reagieren, da die Puppenhülse oft gegen Ende der Umwandlungs-
periode so durchsichtig wird, daß ohne Zweifel die Augen Licht-
reize aufnehmen. Auch scheint es mir nicht ausgeschlossen,
daß behaarte Puppen oder solche, welche in hygroskopischen
Gespinsten liegen, auf Feuchtigkeitsgehalt der Luft reagieren.
Wie verhält es sich aber mit den in der Erde oder im Mark
der Baumstämme verborgenen oder in sehr dichten Gespinsten
eingeschlossenen Puppen? Hier ist die Lichtwirkung, wenigstens
diejenige der für uns sichtbaren Strahlen so gut wie ausgeschlossen.
Es ist aber wohl möglich, daß sie für die Abnahme und Zu-
nahme der Tageswärme noch eine Empfindung haben. Jeden-
falls sind sie ebensogut auf die Tageszeit eingestellt wie die
freiliegenden Puppen. Es istz. B. den Sammilern bekannt, daß man,
um frisch geschlüpite Weidenbohrer zu finden, nachmittags
um 4 Uhr die Stämme einer Kopfiweidenpflanzung absuchen
muß. Ich beobachtete aber auch bei meinen Schwärmerpuppen,
welche ich in einem völlig finsteren Kasten und in einem ab-
geschlossenen Raume aufbewahrt hatte, welcher sicherlich ganz
andere Temperaturschwankungen zeigte als die Freiluit, daß
sie sich genau an ihre Zeiten hielten, wenigstens an die
Tageszeit. Daß sie durch abnorme Temperaturbedingungen
über die Jahreszeit getäuscht werden können, ist bekannt.
So erwähne ich nur der Kuriosität halber, daß meine Lab-
krautschwärmer, die ich im temperierten Zimmer hielt,
zu allen Monaten des Jahres auskrochen, einer sogar am
2. Dezember, also zu einer Zeit, die sicherlich dem Schmetter-
linge die ungünstigsten Existenzbedingungen geboten hätte.
Jedoch habe ich nicht beobachtet, daß sie sich über die Tages-
zeit täuschten.
Ich möchte daher von einem Zeitsinne der Schmetterlings-
puppen sprechen, der nicht allein von Wärme und Licht-
empfindung abhängig ist, sondern bei dem auch noch andere
meteorologische Einflüsse, welche wir mit unseren Sinnesorganen
nicht wahrnehmen, eine Rolle spielen. Daß Insekten auf ultra-
violette Lichtstrahlen reagieren und Töne wahrnehmen, die wir
nicht hören, ist bekannt. Warum sollten sie nicht auch andere
meteorologische Vorgänge wahrnehmen können, auf welche
unsere Sinnesorgane nicht abgestimmt sind? Können wir doch
auch mit ihren Riechorganen nicht im entierntesten konkurrieren!
Es wäre interessant, für die bekannteren deutschen Schmet-
terlinge die Schlupfzeiten in einer Tabelle übersichtlich zusammen-
zustellen. Leider reichen dazu meine Erfahrungen nicht. Ich
würde mich aber gern dieser Arbeit unterziehen und würde
daher Mitteilungen hierüber von Züchtern gern entgegennehmen.
Wer also in der Lage und gewillt ist, mir zweckdienliche
Mitteilungen zu machen, möge dieselben unter der Adresse
„Dr. Kaiser, München 12, Neuiriedenheim‘“ an mich gelangen
lassen. Selbstverständlich werde ich zwecks Wahrung des
geistigen Eigentumes die Namen der Autoren mit veröffentlichen.
Zygaena oxytropis B.
Raupe.
Kopf von bräunlichschwarzer Färbung. Der Grundton der
Raupe ist nach der letzten Häutung ein tiefes Samtschwarz.
Schon bei geringer, etwa 1Ofacher Vergrößerung erscheint die
ganze Haut chagriniert. Diese Chagrinierung besteht aus
wassertröpichenähnlichen, warzigen Auftreibungen der Haut.
Mit einem graurötlichen Ton, gleichsam nur angedeutet, auf
dem 3. Segment beginnend und in ähnlicher Weise aui dem
Aitersegment verschwindend, zieht sich ein etwas über I mm
breiter blaßrosaroter Streif über den Rücken hin. Im Jugend-
stadium, namentlich nach der 2. und 3. Häutung, bleibt in der
Mitte des Rückenstreifens ein sehr schmaler Linienstreif der
hier nackten und äußerst fein schwarzpunktierten Haut frei.
Später überwuchern ihn die blasigen Aujtreibungen der Haut.
Der rosenrote Ton des schmalen Seitenstreifens verliert sich
nach unten rasch in das Grauschwarz der Bauchflanken. Im
oberen Teile des Seitenstreifens sind jeweils vom 5. Segment
ab, 7 leuchtend schweielgelbe Hautwülste eingeschoben, welche
Re 1 A
apfelkernähnliche Gestalt haben und die Umgebung etwas
überragen. An den seitlichen Ausbuchtungen des rosenfarbigen
Rückenstreifens stehen auf jedem Segment beiderseits Borsten-
büschel, jeweils aus 5—10 weißen steifen bewimperten Borsten-
haaren bestehend. Stärkere Besetzung mit weißen Borsten zeigt
sich an der Oberseite des 2. und 3. Segments, ferner an den
beiden grauroten Seitenstreifen und an dem unter der Stigmen-
linie liegenden Hautwulst. Die Stigmen und ihre Umgebung
sind von grauschwarzer Färbung. Brustfüße schwarz, aus den
schmutzigschwarzgelben vorderen Segmenten entspringend;
Bauchfüße fleischrot.
Das länglich eirunde Gespinst ist an beiden Polen von
gleichmäßiger Wölbung. Sein Durchmesser beträgt der Breite
nach 5—7 mm, die Längenachse mißt 10—12 mm.
Ich habe an der Oxyfropisraupe, welche nur Lotus corni-
eulatus annimmt, 8 Häutungen beobachtet. Die Eier meiner
Oxytropis-Zucht entstammten einem von Herrn Dr. Burgefi
in Genua erbeuteten Q. Eugen Arnold.
Erwachsene Raupen von
Zygaena oxytropis B,
an der Futterpilanze.
Zwei Kokons von
Zygaena oxytropis B.
Rechts ein
-schlüpfendes Tier. Raupe von Zygaena oxylropis B nach der 3. Häutun;
in zehnfacher Linearvergrößerung, von oben gesehe!
Schriftleitung: Max Korb, München, Akademiestraße 23.
Druck der G. Franz’schen Buchdruckerei (G. Emil Mayer) München.
BR en a en ea ne ee ee
Ir Pr MITTEILUNGEN + 7 Fl
I derMünchner Entomologischen Gesellschaft, e.V.
\ 9. Jahrgang 1919. München, 30. August 1919, Nummer 7-8. \
SE ee ee ee ee
Ausgegeben Oktober 1919.
Beiträge zur Kenntnis
der Hymenopterenfauna Frankens.
Von E. Stöckhert-Erlangen.
ll. Sphegidae. (Schluß.)
Il. Crabro quadricinctus F. Selten, nur wenige Male beobachtet.
2. Cr. (Solenius) larvatus Wesm. Diese seltene Art züch-
tete ich öfters in großer Anzahl aus trockenen Brombeerstengeln,
in welchen sie mit Vorliebe ihre Nester anlegt; gefangen habe
ich hingegen erst drei Stücke — ein Beweis, wie sehr sich auch
manche größere Arten der Beobachtung entziehen.
‚3. Cr. (Ectemnius) nıgrinus Herr.-Schäft. (spinieollisSchmied.)
Bisher nur ein einziges Pärchen von Dr. Trautmann aus der
Umgegend von Fürth erhalten.
4.Cr.(Ectemnius) spinicollis Herr.-Schäft. (guttatus Schmied.).
In manchen Jahren ziemlich häufig, besonders im Juni 1915 im
Garten der Bienenzuchtanstalt Erlangen auf Archangelica; an
letzterem Orte flogen merkwürdigerweise durchwegs sehr reich
gezeichnete Tiere (mit gelben Binden statt Flecken auf dem
Hinterleib), so daß man versucht gewesen wäre, eine besondere
Art. anzunehmen,, wenn nicht die Skulptur vollkommen der-
jenigen von normal gefärbten Stücken entsprochen hätte.
5. Cr. (Thyreopus) scutellatus Schev. Nur wenige Male bei
Fürth. beobachtet.
b. Cr. (Blepharipus) serripes Pz. Selten auf Laubwerk, be-
sonders Haselnußsträuchern.
7. Cr. (Blepharipus) signatus Pz. Dr. Trautmann fing am
14. Mai 1916 ein einzelnes Weibchen bei Fürth.
En
8. Cr. (Cuphopterus) vagabundus Pz. In Gemeinschaft mit
serripes auf Laubwerk, besonders Eichengebüsch.
9. Cr. (Coelocrabro) capitosus Shuck. Auch diese Art züch-
tete ich in großer Anzahl aus dürren Brombeer- und Holunder-
stengeln, während ich sonst nur ganz vereinzelte Stücke auf
Eichen- und Birkenlaub antraf. Als Larvenfutter werden fast
ausschließlich Arten der Fliegengattungen Panne und
Chrysomyia eingetragen.
10. Cr. (Coelocrabro) cinxius Dahlb. Eine Me nur
von wenigen Orten Deutschlands nachgewiesene Art. Ich züch-
tete im Winter 1915/16 einige Stücke (4 Männchen, 2 Weibchen)
aus einem trockenen, bei Erlangen geschnittenen Brombeer-
stengel. Dr. Enslin erbeutete ein Männchen im Jura.
Il. Cr. (Coelocrubro) pubescens Shuck. Gleichfalls ein ty-
pischer Bewohner von Brombeer- und Holunderstengeln, aber
nur selten und lokal; ın Deutschland bisher nur von Herrstein,
Jena und Mecklenburg nachgewiesen. Ich selbst fing nur ein
einziges Pärchen, während ich eine ganze Reihe aus Holunder-
zweigen züchtete.
12.Cr.(Crossocerus) distinguendus Mor.(mucronatus Thoms.).
Selten und mehr im Norden. Ich fing am 29. Mai 1916 ein
Männchen am Zimmerfenster; in größerer Anzahl fand ich je-
doch beide Geschlechter im Sommer 1917 auf Archangelica im
Garten der Bienenzuchtanstalt Erlangen, wo sie in Gesellschaft
des sehr ähnlichen, aber häufigen e/ongatulus Lind. flogen.
13. Cr. (Crossocerus) exiguus Lind. Überall sehr selten.
Bisher nur ein einziges Weibchen am 8. Juni 1915 bei Erlangen
erbeutet.
14. Oxybelus lineatus Pz. Diese große, schöne Art ist in
manchen Jahren bei Erlangen gar nicht selten; sie fliegt im
Sommer mit Vorliebe auf Cirsium, Jasione und Umbelliferen.
Im männlichen Geschlechte ist sie durch die weißgelbe Hinter-
leibszeichnung von dem sehr ähnlichen, aber gemeinen mucro-
natus F. (zitronengelbe Zeichnung) leicht zu unterscheiden.
15. O. elegantulus Gerst. Sehr selten und bisher nur im
weiblichen Geschlechte bekannt. Es glückte mir aber, im Juni
1915 neben einer ganzen Reihe prächtiger Weibchen auch ein
männliches Tier zu erbeuten, welches mit Sicherheit zu dieser
Art gehört, da es in der Gesellschaft der erwähnten Weibchen
flog und sich auch von dem naheverwandten ©. /4-notatus Jur.
durch einige wesentliche Merkmale unterscheidet. Die sämtlichen
N ag er
Tiere flogen auf Doldenblüten und Jasione, und zwar in der
größten Mittagshitze. Neuerdings fing auch Dr. Trautmann einige
Weibchen bei Fürth.
16. O. pulchellus Gerst. In Gesellschaft des vorigen, aber
selten und nur im männlichen Geschlechte beobachtet; das Weib-
chen ist überhaupt noch nicht bekannt. Die Art ist bisher von
Berlin, Sachsen und Bremen nachgewiesen worden.
17. Ammoplanus perrisi Gir. Diese äußerst zierliche, süd-
liche Art gehört in Deutschland zu den größten Seltenheiten;
sie wurde bisher nur in Sachsen und bei Bad Kösen gefunden.
Ich fing am 12. Juni 1915 ein Weibchen und am 27. Juni 1917
ein Männchen, beide auf Archangelica im Garten der Bienen-
zuchtanstalt zu Erlangen.
18. Nitela fallax Kohl. Neu für Deutschland! Bisher
nur von Wien und Tirol bekannt. Ich entdeckte die Art am
12. Mai 1915 bei Erlangen, wo sie in Gesellschaft von N. spi-
nolae Dahlb. an alten Zäunen und Holzpfosten mit außerordent-
licher Behendigkeit umherlief und alle Augenblicke in den Holz-
ritzen verschwand, in welchen sie vermutlich nistete. Neuer-
dings wurde sie auch von Dr. Trautmann bei Fürth festgestellt.
Sicherlich ist sie in Deutschland noch weiter verbreitet und wurde
bisher nur wegen ihrer geringen Größe und unauffälligen Lebens-
weise übersehen.
19. Stigmus solskyi Mor. In Deutschland bei Bremen und
in Sachsen aufgefunden. Im Sommer 1917 beobachtete ich sie
in Anzahl bei Erlangen auf Eichengebüsch, sowie auch auf Ar-
changelica im Garten der Bienenzuchtanstalt; die Männchen
waren viel seltener als die Weibchen. Die Art nistet in alten
Holzpfosten und trägt Blattläuse als Larveniutter ein.
20. Pemphredon (Ceratophorus) clypealis Thoms. Überall
selten. Ich fing bisher ein einziges Weibchen am 7. Juli 1917
auf Archangelica im Garten der Bienenzuchtanstalt Erlangen.
21. P.(Ceratophorus) carinatus Thoms. Dr. Enslin erbeutete
am 25. Juni 1916 ein Weibchen im Hauptsmoorwald bei Bamberg.
22. Spilomena troglodytes Lind. Die kleinste deutsche Grab-
wespe, kaum 3 mm lang, die keineswegs häufig ist, wenn sie
auch vielfach übersehen werden mag. Ich fing im Sommer 1917
eine größere Anzahl von Stücken auf Foeniculum und Archangelica
im Garten der Bienenzuchtanstalt Erlangen; auch züchtete ich
sie mehrfach aus trockenen Brombeerstengeln, in deren Mark
die Wespe ihre zierlichen Linienbauten anlegt.
ed 2
23. Passaloecus eremita Kohl. Neu für Deutschland!
Wurde nach Kohl bisher nur in Niederösterreich und Tirol ge-
fangen. Ich erbeutete erstmals am 29. Mai 1915 ein Pärchen an
einem Baumpfahl bei Erlangen, in der Folge noch eine größere
Anzahl an morschem Holzwerk, wo sie zusammen mit ?. moni-
licornis Dahlb. und corniger Shuck. in alten Käferlöchern
nisteten.
24. Stizus tridens F. Eine mehr im Süden vorkommende
Art, die aber auf den weiten Diluvialsandilächen der Umgegend
von Erlangen sehr gemein ist und öjters in großen Kolonien
nistet. Als Schmarotzer beobachtete ich die Fliege Miltogramma
conica Fall., die auch schon bei anderen Grabwespen und Bienen
gefunden wurde. (Vergl. die klassische Abhandlung von Prof.
Dr. v. Siebold-Erlangen: Observationes quaedam entomologicae
de Oxybelo uniglume et Miltogramma conica. Erlangen 1841.)
Als Larvenfutter tragen die Wespen hier ausschließlich die be-
kannte Schaumzikade, Piyelus spumarius L., ein.
25. St. perrisi Dui. Diese große, Bembex-ähnliche Art,
welche dem Süden angehört, wurde nach Dr. Enslin im August
1909 von Herrn Dr. Stich mehrfach auf einer Sandiläche bei
Ziegelstein (in der Nähe von Nürnberg) gefangen. Sonstige
deutsche Fundorte sind Berlin, Posen und Bamberg.
26. Harpactes lunatus Dahlb. Auf sandigen Waldblößen bei
Erlangen und Fürth nicht gerade selten, doch wurden merk-
würdigerweise bisher nur Weibchen gefunden.
27. H. elegans Lep. (carceli Dahlb.). Selten und wenig be-
obachtet, z. B. bei Bamberg (Dr. Funk). Dr. Trautmann erbeutete
am 24. Juli 1916 ein einzelnes Weibchen bei Fürth.
28. A. exiguus Handl. Sehr zierliche und seltene Art, die
in Deutschland bisher nur von wenigen Orten nachgewiesen ist.
Dr. Enslin fing im Mai 1916 einige Weibchen bei Fürth.
29. Alyson ratzeburgi Dahlb. Im Juni 1916 ziemlich häufig
bei Erlangen an sonnigen Waldrändern, wo sich beide Ge-
schlechter nach Art der Pompiliden in raschem, hüpfienden
Laufe auf dem sandigen Boden umhertrieben, in dem sich ver-
mutlich die Nester befanden.
30. Nysson niger Chevr. Vereinzelt im Juni und Juli bei
Erlangen. Da die Männchen dieser seltenen und wenig bekannten
Art von dem häufigen N. maculatus F. nur äußerst schwer zu
unterscheiden sind, ist es nötig, alle ähnlichen Tiere einzusam-
meln und sie erst zu Hause genau zu untersuchen; die Weibchen
3 AN
hingegen sind durch die verschiedene Hinterleibsfärbung sehr
leicht zu trennen.
3l. Tachytes europaea Kohl. Diese auffallende Art ist hier
gar nicht selten, sondern überall im Sommer an sterilen, san-
digen Orten anzutreifen, oft sogar in großer Menge; sie besucht
mit Vorliebe Jasione und Umbelliferen.
32. Tachysphex panzeri Lind. Ein typisches Sandtier, wel-
ches in manchen Jahren hier gar nicht selten ist; auch bei
Fürth von Dr. Trautmann öfters gefangen.
33. 7. psammobius Kohl. Sehr zierliche, mehr im Süden
vorkommende Art, welche sehr leicht mit kleinen Pompiliden
zu verwechseln ist. Am 7. Mai 1916 flog sie in großer Menge
an einem sandigen Waldrand bei Erlangen, während ich sonst
nur ganz vereinzelte Stücke erbeuten konnte.
34. Sphex maxillosus F. Dieser wehrhafte Heuschrecken-
jäger wurde von Dr. Enslin bei Nürnberg, Fürth und Altdorf
stellenweise ın ziemlicher Anzahl beobachtet. Er besucht fast
ausschließlich Thymus. In der näheren Umgebung von Erlangen
scheint er merkwürdigerweise zu fehlen, obwohl die Örtlichkeit
keineswegs ungünstig wäre.
35. Ampulex fasciata jur. Die Gattung Ampulex, die in
den Tropen durch zahlreiche stattliche und farbenprächtige Arten
vertreten ist, kommt in der paläarktischen Region nur in drei
kleinen, schwarzen Arten vor; in Mitteleuropa findet sich nur
der höchst seltene A. fasciata Jur. (europaea Gir.), der aber
bisher nur von wenigen Orten bekannt wurde (z B. Blanken-
burg ı. Thür.). Möglicherweise wird das Tier aber auch manch-
mal mit der nächsten Art verwechselt, zumal es in der Lebens-
weise fast völlig mit ihr übereinstimmt. Ich erhielt durch die
Güte des Herrn Geheimrat Dr. Lehmann ein tadelloses Männ-
chen, welches ım Juni 1914 bei Würzburg gefangen wurde. Dieses
Tier besitzt übrigens auch ein aberrantes Flügelgeäder, indem
auf beiden Vorderfilügeln die erste Kubitalquerader fehlgeschlagen
ist, so daß nur zwei Kubitalzellen vorhanden sind — eine Ab-
normität, die bei Hymenopteren (insbesondere Blattwespen) schon
ölters beobachtet wurde, wenn sie auch meist nur auf einem
Flügel auftritt.
36. Dolichirus corniculus Spin. Diese seltene Art charak-
terisiert sich nach Körperbau und Lebensweise als eine Mittel-
form zwischen den Grab- und den Wegwespen. Die Tiere treiben
sich an sonnigen Waldrändern nach Art der Pompiliden in hüpfen-
I DEE
dem Laufe zwischen dürrem Gras, Wurzelwerk und Heidebüschen
umher, und zwar mit einer Behendigkeit, welche selbst den
Geschwindschritt der schnellfüßigen Wegwespen weit übertrifft.
Da sie weiter nur äußerst schwer zum Auffliegen gebracht wer-
den können, so kostet es selbst dem geübten Sammler manchen
Schweißtropfien, bis er endlich das begehrte Tier im Fangnetz
hat, bei dessen Öffnung es übrigens gar oft wieder entwischt.
Die Wespe tritt in zwei Generationen auf, was bisher anschei-
nend noch nicht bekannt war (vergl. Schmiedeknecht, Hymen.
Mitteleuropas, S. 248); denn ich erbeutete sie bereits Ende
Mai, während die zweite Generation erst im August er-
scheint. Allerdings scheint die Frühjahrsgeneration viel seltener
als die Herbstgeneration zu sein, weshalb sie oft übersehen
werden dürite.
37. Dahlbomia atra F. Bisher nur wenige Stücke erbeutet,
die sich auf dem Laube junger Eichen und Birken tummelten,
anscheinend auf der Jagd nach den kleinen Zikadinen, welche
sie als Larvenfutter in ihre Nester eintragen, die im Sandboden
angelegt werden. Auch Dr. Enslin erbeutete ein Weibchen bei
Fürth.
Ill. Pompilidae.
l. Agenia variegata L. Im Sommer 1915 in ziemlicher
Anzahl an einem Feldstadel bei Erlangen beobachtet, in
dessen Mauerritzen die Wespen oilenbar ihre Nester ange-
legt hatten.
2. Pseudagenia punctum F. Stellenweise nicht selten; die
tonnenförmigen Lehmzellen werden in allen möglichen Höh-
lungen angelegt, mit Vorliebe unter Steinen; einmal fand ich sie
auch in einer Lehmwand in den verlassenen Nestgängen von
Hoplopus spinipes L.
3. Priocnemis versicolor Scop. Diese schöne, mehr im Süden
heimische Art fand ich öfters an sonnigen Waldrändern, wo sie
sich in Gemeinschaft mit dem sehr ähnlichen Pompilus rufipes L.
auf Doldenblüten tummelte; in der Mehrzahl handelte es sich
um die prächtige Varietät mit rotem Metathorax.
4. P. minutus Lind. Nur von wenigen Orten Deutschlands
bekannt; hier in manchen Jahren gar nicht selten, besonders im
Spätsommer und Herbst am Rande von sandigen Kiefernwäldern.
Das Tier gehört zu den spätesten Hymenopteren, da es oft noch
an warmen Novembertagen anzutreffen ist.
a
5. Pompilus cinctellus Lind. Von dieser überall seltenen
Art erbeutete Dr. Trautmann im Juli 1916 mehrere Männchen
bei Fürth.
6. P. quadripunctatus F. Die größte und schönste einhei-
mische Wegwespe, welche nur in den wärmeren Gegenden
Deutschlands zu finden ist. Hier ist sie stellenweise ziemlich
häulig und besucht mit Vorliebe Doldenblüten, aber auch Ar-
meria, Cirsium, Mentha usw.
7. P. proximus Dahlb. Selten. Bisher nur ein einziges Weib-
chen von Dr. Trautmann am 24. Juli 1916 bei Fürth erbeutet.
8. Wesmaelinius sanguinolentusF. Wohl die seltenste deutsche
Wegwespe. Am 22. Juli 1915 fing ich ein prächtiges Männchen
bei Erlangen auf einer Doldenblüte.
9. Aporus dubius Lind. Im August und September häufig
an sandigen Waldrändern, wo sie in Gemeinschaft mit den sehr
ähnlichen Miscophus-Arten nach Spinnen jagt.
IV. Vespidae.
l. Discoelius zonalis Panz. Die seltenste deutsche Falten-
wespe, die allerdings manchmal wegen ihrer Ähnlichkeit mit
den großen Symmorphus- Arten (murarius L., nidulator Sauss.
usw.) übersehen werden dürite. Ich erbeutete bisher bei Erlangen
zwei Weibchen, das erste am 31. Juli 1913 auf dem Laube eines
Kreuzdornstrauches, das zweite am 13. August 1916 auf Ange-
lica silvestris.
2. Alastor atropos Lep. Mehr im Süden heimisch, aber
auch von einigen Orten Süddeutschlands nachgewiesen. Ge-
heimrat Dr. Lehmann erbeutete vor einigen Jahren ein einzelnes
Stück bei Würzburg.
3. Odynerus (Symmorphus) debilitatus Sauss. Sehr seltene
und wenig bekannte Art. Ich fing im Sommer 1917 zwei Weib-
chen auf Archangelica im Garten der Bienenzuchtanstalt Erlangen.
4. O. (Ancistrocerus) parietinus L. Zeitweise nicht selten im
Garten der Bienenzuchtanstalt Erlangen auf Archangelica; auch
Dr. Trautmann erbeutete sie mehrfach bei Fürth und stellte als
Schmarotzer die gemeine Chrysis ignita L. lest.
5. O. (Lionotus) nigripes Herr.-Schäff. Alljährlich in ziem-
licher Anzahl im Garten der Bienenzuchtansialt Erlangen auf
Archangelica und Foeniculum; variiert sehr in Größe und Zeich-
nung.
Be
6. ©. (Lionotus) quadrifasciatus Herr.-Schäff. Bisher nur
ein einziges Männchen von Dr. Trautmann bei Fürth gefunden.
Vielleicht nur eine Varietät der vorigen Art.
7. O. (Lionotus) dantici Rossi. Neu für Deutschland!
Bisher nur aus dem Süden bekannt, wo sie allerdings stellenweise
nicht selten ist. Am 15. Juli 1917 erbeutete Dr. Enslin mehrere
prächtige Weibchen an einem sandigen Abhang bei Erlangen.
8. O. (Microdynerus) fimidus Sauss. Selten; nur wenige
Male bei Erlangen beobachtet, insbesondere auf Achillea.
9. O. (Microdynerus) helvetius Sauss. Südliche, nur von
wenigen Orten Deutschlands nachgewiesene Art. Am 12. Juni 1915
erbeutete ich ein Weibchen bei Erlangen, welches in Gemein-
schaft der folgenden Art an einem alten Holzpiosten flog, in
dem es vermutlich nistete.
10. O. (Microdynerus) exilis Herr.-Schäff. Stellenweise nicht
gerade selten; z. B. beobachtete ich sie am 24. Juni 1916 in großer
Anzahl auf Potentilla argentea bei Erlangen. Sie nistet gewöhnlich
in altem Holzwerk und wird daher besonders an Zäunen, Baum-
pfählen usw. angetroifen; ausnahmsweise wird das Nest aber
auch in dürren Brombeerstenge!n angelegt. Als Schmarotzer
konnte ich die zierliche und behende Goldwespe Chrysis saussurei
Chevr. jeststellen.
Il. Pterochilus phaleratus Panz. Diese auflallende Art be-
wohnt ausschließlich Sandgegenden, da sie ihr Nest nur in reinem,
lockeren Sande (Flugsand) anlegt. Sie ist daher auch auf den
weiten Diluvialsandflächen bei Nürnberg und Erlangen im Hoch-
sommer stets in Menge anzutreffen und besucht dort mit Vor-
liebe Thymus und Jasione.
V. Chrysididae.
Vergl. die eingangs erwähnte Abhandlung von Dr. W. Traui-
mann-Nürnberg!
VI. Sapygidae.
l. Sapyga clavicornis L. An alten Zäunen, Telegraphen-
stangen und sonstigem Holzwerk manchmal nicht selten; in
großer Anzahl beobachtete ich sie öfters an den Nestern ihres
Wirtes, Zriades florisomnis Nyl., welche in Baumpfählen angelegt
waren.
2. S. 5-punctata F. Ebenfalls nicht selten. Schmarotzt be-
sonders bei Osmia, aber auch bei Chalicodoma und Eriades
er ie
Dr. Trautmann züchtete sie mehrfach aus den in Schnecken-
häusern angelegten Nestern von Osmia bicolor Schrk. und aurulenta
Panz.; ich selbst erhielt zwei Männchen aus dem in einem dürren
Himbeerstengel befindlichen Neste von Osmia parvula Duf. &Perr.,
welche entsprechend der geringen Größe des Wirtes außerordent-
lich klein (kaum 5 mm lang) und sehr dunkel gezeichnet waren.
3. S. similis F. Überall sehr selten; in Deutschland ist
sie bisher nur von Thüringen, Schlesien und Berlin nachgewiesen
worden. Ich erbeutete in den Jahren 1912—1916 bei Erlangen
insgesamt sechs tadellose Pärchen, und zwar die Männchen aus-
schließlich an Weidenkätzchen, während die Weibchen an sonnen-
beschienenen Baumstämmen und altem Holzwerk auf und ab
flogen. Als Wirte sind bisher Osmia nigriventris Zett. (Frey-
Geßner) und maritima Friese (Nielsen) bekannt geworden. Da
diese beiden Arten in Franken nicht vorkommen, nehme ich mit
aller Bestimmtheit an, daß die Wespe hier bei Osmia uncinata
Gerst. schmarotzt, die ja auch den beiden erstgenannten Wirts-
bienen sehr ähnlich ist. Denn an allen Stellen, wo similis ilog,
war auch uncinata anzutrefien; insbesondere aber flogen die
Weibchen gerade an solchen Piosten und Baumstämmen suchend
umher, um welche ich im zeitigen Frühjahr die Osmia-Männchen
hatte schwärmen sehen, wie es gewöhnlich die Bienenmännchen
machen, wenn sie auf die später schlüpfenden Weibchen lauern;
an den gleichen Stämmen usw. wurden aber sicherlich auch
später wieder Nester angelegt, welche alsdann von den Schmarotzer-
weibchen aufgesucht wurden. Da schließlich auch die sonst
überall seltene Osmia uncinata Gerst., wie bereits oben erwähnt
wurde, hier stets in ziemlicher Anzahl auftritt, so erklärt sich
auch das auffallend häufige Vorkommen ihres Schmarotzers in
der hiesigen Gegend.
4. Sapygina 10-guttata Jur. Überall selten. Deutsche Fund-
orte sind Wiesbaden und Weilburg (Schenk), Bamberg (Funk),
Posen (Torka) und Schlesien (Dittrich). Ich erbeutete am 22. Juni
1915 ein prächtiges Pärchen an einem alten Holzpfosten bei
Höchstadt a. Aisch, wo sie in Gesellschait von Osmia aenea L.
und /ulviventris Panz. flogen, bei welchen Bienen die Art viel-
leicht schmarotzt. Sonst ist über den Wirt noch nichts bekannt
geworden.
Vll. Scoliidae.
Scolia quadripunctala F. Diese prächtige Art trat in den
heißen Sommern 1911 und 1917 hier in überraschend großer
BE pe
Zahl auf und besuchte mit Vorliebe Achillea, Thymus und Jasione;
in den übrigen Jahren fehlte sie teils völlig, teils wurden nur
einzelne Stücke geiunden; auch Dr. Funk berichtet bereits über
die merkwürdig ungleiche Häufigkeit der Wespe. Da sie mehr
im Süden heimisch ist, so entwickelt sie sich anscheinend in
unseren Breiten nur in besonders günstigen, d.h. warmen Jahren.
VIll. Mutillidae.
l. Mutilla europaea L. Diese größte einheimische Art
wurde von Dr. Enslin an verschiedenen Stellen des Fränkischen
Jura aufgefunden; die Männchen flogen auf Doldenblüten. Sie
lebt bekanntlich in Hummelnestern, und zwar vorzugsweise bei
B. agrorum F. und variabilis Schmied. Dr. Stellwaag zog’eine
Anzahl von Weibchen im Jahre 1915 aus einem Nest von Bombus
muscorum F.
2 Mutilla rufipes F. An sandigen Waldrändern hier stellen-
weise gemein; die Männchen treten in zwei Formen auj, einer
rotrückigen und einer schwarzrückigen, welche ziemlich gleich
häufig sind. Das Tier schmarotzt vermutlich bei verschiedenen
kleinen Bienen und Grabwespen (Andrena, Halictus und Oxy-
belus), doch ist bisher Sicheres trotz des verhältnismäßig
häufigen Vorkommens des Tieres nicht bekannt geworden.
3. Myrmosa melanocephala F. Stets in Gesellschaft der
vorigen Art, aber weit seltener. Sie tritt in zwei Generationen
auf, von denen die erste im Juni, die zweite aber im August
erscheint und manchmal noch im November anzutreffen ist.
Ihr Wirt ist gleichfalls noch nicht mit Sicherheit festgestellt worden.
Nielsen gibt in „Danmarks Fauna“ Diodontus tristis Lind. an, -
was wohl stimmen dürfte, da auch ich sie mehrfach an den
Nestern dieser kleinen Grabwespe beobachten konnte.
4. Methoca ichneumonides Latr. Diese sonst sehr seltene
Art tritt hier alljährlich in ziemlicher Anzahl auf, und zwar an
den gleichen Örtlichkeiten wie die beiden vorgenannten Arten;
das Männchen wurde allerdings erst zweimal auf Dolden ge-
fangen. Nach Adlerz lebt sie bei Cicindela, deren wehrhalte
Larven das Weibchen in ihren Höhlen aufsucht und vermöge
seiner außerordentlichen Behendigkeit trotz heitigster Gegenwehr
ansticht.
IX. Trigonalidae.
Die einzige europäische Art dieser systematisch sehr merk-
würdigen Familie, Trigonalys hahni Spin., welche überall als
N ae
große Seltenheit gilt, wurde von Dr. Enslin und Dr. Trautmann
mehrfach bei Fürth erbeutet; ich selbst fing am 27. Juni 1917
bei Erlangen ein tadelloses Männchen, welches sich nach Art
der Schlupiwespen im Brombeergestrüpp herumtrieb. Das Tier
schmarotzt übrigens keineswegs bei Vespa und Polistes, wie
Schmiedeknecht angibt („Hymenopteren Mitteleuropas“, p. 351),
sondern ist nach den Beobachtungen von Alex. Reichert-Leipzig
u.a. höchstwahrscheinlich Hyperparasit der Schlupiwespe Ophion
distans Thoms., welche bei der Eule Agrotis latens Hb. lebt.
(Vergl. Berlin. Entom. Zeit. 1911, S. 109 ff.)
X. Cynipidae.
l. Rhodites rosae L. Die Rosengallwespe, welche an wilden
Rosensträuchern die bekannten „Schlafäpfel“ (Bedeguare) erzeugt,
ist im weiblichen Geschlechte überall gemein; hingegen gehört
das Männchen zu den größten Seltenheiten: man züchtet oft
viele Hunderte, ja Tausende von Weibchen, bis man das erste
Männchen erhält. Die Art pflanzt sich daher wohl ausschließlich
auf parthenogenetischem Wege fort, und es ist zu erwarten, dal
die Männchen allmählich überhaupt verschwinden, wie es ja
schon bei zahlreichen anderen Gallwespenarten der Fall ist.
Ich züchtete bisher ein einziges Männchen am 7. April 1914
aus einer bei Erlangen gesammelten Galle, welches sich mit
einem im gleichen Zuchtglase geschlüpiten Weibchen begattete.
Anfänger mögen sich übrigens hüten, den sehr ähnlichen,
aber stets in Menge auitretenden Einmieter Periclistus brandti
Ratzb. mit dem Männchen des Wirtstieres zu verwechseln.
2. Rh. mayri Schlecht. Diese Gallwespe, welche im Gegen-
satz zu Rh. rosae L. große, holzige und fast kahle Gallen erzeugt,
ist nur im weiblichen Geschlechte bekannt und wohl nirgends
häufig; Dr. Enslin fand sie an mehreren Stellen der Umgegend
von Fürth; aus den vonihm gesammelten Gallen züchtete ich außer
der Wespe auch zahlreiche Schmarotzer, insbesondere den außer-
ordentlich farbenprächtigen Chalcidier Torymus bedeguaris L.
3. Rh. rosarum Gir. Von dieser seltenen Art fand ich im
Herbste 1911 bei Erlangen eine einzige Galle, aus der ich den
Einmieter Periclistus caninae Htg. züchtete, welcher bisher noch
nicht mit Sicherheit bei dieser Gallwespe nachgewiesen war.
4. Aulax jaceae Schenk. Selten und nur von wenigen Orten
Deutschlands bekannt, u. a. von Wiesbaden und Grünberg ıi. Schles.
Aus einer Unmenge im Winter 1916/17 bei Erlangen gesammelten
age
Blütenköpfen von Centaurea jacea schlüpiten im Laufe des Früh-
jahres 1917 außer einer großen Anzahl Bohriliegen (Trypeta-
und Urophora-Arten) auch fünf Weibchen der Gallwespe.
XI. Tenthredinidae.
l. Tenthredopsis litterata Geoilr., var. concolor Konow. Ein
Weibchen dieser hellgefärbten, nicht häufigen Abart fand ich am
13. Juni 1915 bei Erlangen.
2. Macrophya pallidilabris A. Costa. Am 21. Mai 1916 er-
beutete ich ein Weibchen bei Erlangen.
3. Dolerus liogaster C. G. Thoms. Weit verbreitet, aber
überall selten; ich fing im Frühjahr 1917 bei Erlangen einige
Pärchen, zum Teil auf Weidenblüten, zum Teil aber auf jungem
Birkenlaub.
4. Selandria temporalis C. G. Thoms. Selten ; das Männchen
ist überhaupt noch nicht bekannt, ebensowenig die Larve. Ich
erbeutete am 30. Juni 1914 bei Erlangen einige Weibchen, welche
in Gesellschaft des häufigen und sehr ähnlichen $. sframineipes
Klug auf Adlerfarn (Pteris aquilina) flogen, auf dem sicherlich
auch die Larve lebt.
5. Monophadnus monticola Htg. Bisher nur ein einziges
Weibchen ım Frühjahr 1917 bei Erlangen gefangen.
6. Platycampus duplex Lep. Ich fing am 28. April 1914 ein
Weibchen bei Erlangen.
7. Croesus brischkei Zadd. Äusserst selten; bisher waren
nur wenige Stücke aus Deutschland und Ungarn bekannt. Im
Juni 1917 fand mein Bruder bei Hersbruck a. P. sechs erwachsene
Larven an Hainbuche (Carpinus betulus), aus denen Herr
Dr. Enslin-Fürth, dem er sie übermittelte, noch im gleichen
Sommer vier Weibchen erhielt; letztere legten sofort wieder Eier,
welche sich tadellos entwickelten, so daß bereits Ende August 1917
eine zweite Generation erschien, die wiederum nur aus Weibchen
bestand. Da das Männchen überhaupt noch nicht gefunden
wurde, so pflanzt sich also die Art ausschließlich (oder doch
überwiegend) auf parthenogenetischem Wege fort, wie es ja
gerade bei Blattwespen nicht selten vorkommt. (Vergl.Dr.E.Enslin,
Die Blatt- und Holzwespen, in: Die Insekten Mitteleuropas, ins-
besondere Deutschlands, herausgegeben von Dr. Chr. Schröder,
v. 3, Stuttgart 1914).
8. Amauronematus humeralis Lep. Überall selten; ich erbeutete
im Frühjahr 1917 einige Stücke an Weidenblüten bei Erlangen.
2a AO
9. A. fahraei GC. G. Thoms. Von dieser seltenen Art fand ich
bei Erlangen am 3. Juni 1916 ein Männchen und am 11. Mai 1915
ein Weibchen, letzteres auf jungem Birkenlaub.
10. Pristiphora amentorum Först., var. nigripleuris Enslin.
Am 25. April 1915 erbeutete ich bei Erlangen ein Weibchen an
Weidenkätzchen; das Männchen ist überhaupt noch nicht bekannt.
Il. Aprosthema austriaca Konow. Neu für Deutschland!
Bisher sind nur wenige Stücke aus Österreich (Kärnthen, Tirol,
Kroatien) bekannt geworden. Ich fing am 6. Juni 1915 ein schönes
Weibchen bei Erlangen.
12. Pamphilius betulae L. Von dieser schönen großen Art
erbeutete ich ein Weibchen am 2. Juli 1916 bei Erlangen auf Zitter-
pappel, an welcher auch die Larve lebt.
Papilio machaon als Flugkünstler.
Von Dr. Otto Kaiser.
Bei meinen Ausflügen in die bayerischen Berge zieht es
mich immer wieder auf den Jochberg bei Kochel. Obwohl nied-
riger (1567 m) als der Herzogstand, ist er an Schönheit der
Aussicht diesem entschieden überlegen. Zudem führen eine Reihe
an herrlichen Landschaftsbildern reicher Aufstiege, zum Teil
allerdings schwer auffindbare Jagdsteige, welche den meisten
Touristen gänzlich unbekannt sind, hinauf.
Als ich mich im vorigen Sommer auf dem Gipfel des Berges
sonnte, hatte ich Gelegenheit, einen prächtigen Sturzilug eines
Schwalbenschwanzpaares zu beobachten, wie ich ihn in solcher
Vollendung nie zuvor bei diesen Tieren gesehen hatte und ihnen
auch gar nicht zugetraut hätte.
Zwei Schwalbenschwänze, anscheinend Männchen und
Weibchen, tummelten sich in einer Höhe von etwa 50 m über
dem Gipfel lustig umeinander. Es war ein genußreiches Schau-
spiel, den Wirbelilug der gelben Falter in dem blauen Äther zu
verfolgen. Plötzlich schoß der eine blitzartig in gerader Linie
senkrecht herunter, nach meiner Taxierung mochte er so etwa
100 m in kaum einer Sekunde fallen, um sich dann ebenso
plötzlich kaum einen Meter über dem grünen Almenboden zu
fangen und zu schweben. Fast im gleichen Moment mit dem
Beginn des Sturzfluges folgte der andere Falter in kaum 50 cm
Da HE
Abstand in genau derselben Weise. Sofort nach Beendigung
des Sturziluges schwirrten sie wieder wie vorher im engen Kreise
umeinander.
Das ganze Manöver wurde mit solcher Eleganz ausgeführt,
daß ich jedesmal, wenn ich an den Jochberg denke, mich auch
an dieses Erlebnis mit dem Gefühl einer reinen Naturireude
erinnere.
Aberrative Stücke aus Münchner Sammlungen.
Beschrieben von Eugen Arnold.
l. Lycaena argus \.
Herr Dr. Mayer fing Mitte August 1918 in Oberstdori ein
hübsches aberratives Stück von Zycaena argus %. Die braune
Randbinde fehlt den Vorderflügeln, während sie auf den Hinter-
flügeln in einer an die v. corsica erinnernden Weise entwickelt ist.
Die Hinterilügelbinde weist große dunkle Augenilecke und
darüber verhältnismäßig schmale Braunbögen auf. Über letzteren
befindet sich aber eine hübsche blaue Zackenbinde aufgetragen,
welche vom Analrande bis zum Vorderrande des Hinterflügels
markant in Erscheinung tritt. Die Rückseite ist normal.
2. Albinotische Form von Parasemia piantaginis 5.
Eine besonders schöne albinotische Form des Wegerich-
bären fing Herr Heinrich Och im August des Jahres 1915 in
Deisenhofen bei München. Das Exemplar zeigt einen
beinahe vollständigen Ausfall der Schwarzbeschuppung oder
vielmehr einen Ersatz der letzteren durch kadmiumgelbe Be-
schuppung. Zum Vergleich ist ein normales 5 abgebildet.
Der weißliche Mittelstrich, die Viererzeichnung und die Costal-
fleckung der Vorderflügel heben sich durch das kräftige Gelb
noch deutlich genug vom blaßgelblichen Ton des Flügelunter-
grundes ab, so daß bei den Vorderflügeln die ursprünglich
durch Schwarz und Gelb gegebenen Kontraste noch deutlich
wenigstens der Zeichnung nach in Erscheinung treten. Das
tiefere Gelb der Hinterflügel läßt keine Spur der normalen
Schwarzzeichnung mehr erkennen. Ganz leichten Anflug von
Schwarz zeigen auf den Vorderfilügeln der die Mittelzelle oben
begrenzende Ast Il, (Spuler) und der Hinterrandsast «, auf den
BT >
Hinterflügeln in ganz minimaler Andeutung die Umgrenzung
des Discoidalieldes.
Die Flügelränder sind innerhalb der gelben Beiransung sehr
schmal und teilweise unterbrochen schwarz gesäumt. Der in
den Hohlteil der Viererzeichnung eingreifende äußere Costalfleck
ist auf der Vorder- und Rückseite der Flügel noch kräftig an-
gedeutet. Sonst ist die ganze Flügelrückseite mit Ausnahme
des der Vorderseite entsprechenden schmalen Schwarzsaumes
völlig zeichnungslos und von gleichmäßig kadmiumgelber Farbe.
Das Stück befindet sich in meiner Sammlung.
Aberratives Stück von Zycaena argus Y.
Normales 5 von Parasemia plantaginis.
Albinotische Form von Parasemia planta-
ginis S.
3. Argynnis selene ab. gerda Schultz {.
In der Kollektion Pieiffer, welche zahlreiche interessante Ab-
errationen aufweist, steckt das nebenstehend abgebildete gerda Q.
Es stellt die typische Form ebengenannter Aberration ir be-
sonders schöner Ausprägung dar. Die Submarginalbinde ist
namentlich auf den Unterilügeln mit der benachbarten Flecken-
reihe becheriörmig verschmolzen. Die der Stammform ent-
sprechenden Zeichenelemente erscheinen auf der Rückseite der
Hinterflügel auf beinahe ganz gleichmäßig grüngelblichem Grunde.
Der Silberileck der Mittelzelle ist stark verblaßt. Der strahlige
Zusammenfluß der Submarginalbinde mit der Fleckenreihe
kommt auf der ganzen Unterseite, wenn auch nur in schmaler
schwarzer Zickzacklinie zur Geltung. Reste der ursprünglich
sattbraunen Grundfarbe umsäumen auf der Hinterflügelrückse
2 oe
in apart geschmackvoller Weise den 3., 5. und 6. Strahlenbogen
nach innen zu. Ein schöner Seidenschimmer von grünsilberigem
Ton schmückt die Unterseite der Hinterflügel.
Das Exemplar stammt aus Liegnitz, wo es am 2%. Juni 1911,
einem bekanntlich abnorm heißen Jahre, erbeutet wurde. —
4. Albino von Argynnis niobe ab. eris 5.
In gleicher Kollektion befindet sich der in Liegnitz am
1. Juli 1911 gefangene Albino der ad. eris S. Das satte Braun
der Stammform ist beinahe restlos auf der Ober- und Unter-
seite des Falters durch Weißbeschuppung ersetzt. Nur der
Analrand der Hinterilügelrückseite zeigt blaßgrüne Färbung.
Hier finden sich auch spärliche Reste der Randileckenzeichnung
in ockergelber Farbe angedeutet.
Oben: Argynnis selene ab. gerda ” Vorder- und Rückseite.
Unten: Albino von Argynnis niobe ab. eris 5 Vorder- und Rückseite.
5. Zwei melanotische Stücke von Argynnis aglaja 9%.
Zwei prachtvolle melanotische Stücke von Argynnis aglaja
fing Herr Kotzbauer jun. im Juli 1915, das obere kleinere
am 11. Juli 1915 beim Forsthaus Giesing, das größere am
3. Juli 1915 in Baierbrunn.
Während bei ersterem die Verdunklung der Vorderilügel
mit Ausnahme des innersten Costalilecks und des Wurzelieldes
eine totale ist, sind bei letzterem zwischen den Ästen III, II,
und IV,, an das Discoidalfeld anlehnend, noch staffelförmige
a
Braunilecke erhalten geblieben; auch das Wurzelield zeigt über
die Hälfte hinaus grünlichbraune Färbung. Die Submarginal-
binde des größeren Exemplars ist in einen wenige Millimeter breiten
dunklen Randstreifen aufgelöst, hinter welchem die von breiten
schwarzen Strahlen durchbrochene Braunbinde folgt. Die
Fleckenreihe steht bereits im Dunkelfelde und ist durch gerade
noch erkennbare Gelbränderung sehr hübsch angedeutet. Auch
rückwärts tragen die Stücke eine durch die Vorderilügelmitte
gezogene zackige Schwarzbinde.
Das größere Tier trägt außerdem einen 5 mm breiten
samtschwarzen Fleck an der Costa der Vorderflügelrückseite,
welcher sich an den inneren braunen Costalileck anschließt und
an Ast Ill, auisitzt.
Auf der Rückseite der Hinterflügel zeigt sich fernerhin
gleichfalls beim größeren Exemplar eine starke Schwarztrübung
der mittleren Silberfleckenreihe.
Als Freilandtiere sind sie selten schön erhalten.
Vorderseite Rückseite
Melanotische Formen von Argynnis aglaja ID.
54
Mitgliederstand
der
Münchener Entomologischen Gesellschaft, e. V.
onsupumnm-
am 15. Oktober 1919.
Münchener Mitglieder:
. Arnold Eugen, ‚Hauptlehrer, Rumfordstr. 38/IV.
. Best Martin, Kaufmann, Augustenstr. 107/1.
. Blume Dr. Werner, Altirauenhofen b. Landshut.
. Böck Erwin, Architekt, Andreestr. 16/1.
Burgeff Dr. Hans, Privatdozent, Menzingerstr., Botan. Institut.
. Daniel Franz sen., Bäckereibesitzer, Bayerstr. 77.
Daniel Franz jun., Bäckereibesitzer, Bayerstr. 77.
Distler Paul, Baumeister, Trogerstr. 42/11.
Dorsch Fritz, Bankoberbeamter, Metzstr. 42/11.
Dultz Alired, Buchhändler, Landwehrstr. 6/l.
. Ebner Franz, Hauptlehrer, Ismaningerstr. 122,11.
. Escherich Dr. Karl, Universitätsprofessor, Prinzenstr. 26/0.
. Feustel Dr. Robert, Privatgelehrter, Oberländerstr. 5a/ll.
. Frank Wilhelm, Apotheker, Theresienstr. 83/Ill.
. Hansum Gustav, Mechaniker, Isartalstr. 26/IV.
. Hesse Hermann, Bankbeamter, Gewürzmühlstr. 15/lIl.
. Hofmann Rudolf, Architekt, Tizianstr. 29/0.
. Huber Hans, Kunstmaler, Josephsplatz 3/l1l.
. Kaiser Dr. Otto, Oberarzt, München XIl-Neufriedenheim.
Korb Max, Entomologe, Akademiestr. 23/1.
. Korb Josephine, Akademiestr. 23/1.
. Kotzbauer Karl jun., Müllerstr. 50/lV, I. Auig.
. Kreyßig Hugo, Kunstmaler, Nymphenburgerstr. 108/IV.
. Martin Dr., Hofrat, Diessen a. Ammersee.
. Mayer Dr. Ernst, Buchdruckereiteilhaber, Luisenstr. 17/1.
. Müller Ludwig, Oberstlandesgerichtsrat, Skellstr. 4/l.
. Müller Otto, Skellstr. 4/l.
. Pfeiffer Ernst, Verlagsbuchhändler, Herzogspitalstr. 5/1.
29,
Pleßmann Wilhelm, Lehrmittelanstalt, Maximiliansplatz 19.
. Rattinger Johann, Bahnverwalter, Arnulistr. 136,1.
. Remshard Hans, Hofrat u. Bankdirektor, Theatinerstr, II.
. Riemel Emil, Drogeriebesitzer, Augustenstr. 41/IIl.
33.
4. Roth Heinz, Mathematiker, Burgstr. 13/1.
Rosen Dr. Kurt v., Kustos im Zool. Inst., Theresienstr. 35/Ill.
. Rückert Prof. Dr. Johannes, Geh. Hofrat, Nußbaumstr. 10.
. Sattler Heinrich, Kaufmann, Ländstr. 5 IV.
. Schiller Heinrich, Ingenieur, Tierschstr. 39/IV.
. Schleich Adrian, Postsekretär, Nymphenburgerstr. 41/11.
. Schneider Dr. Adolf, prakt. Arzt, Romanstr. 641.
. Schupp Karl, Rentamtmann, Kurfürstenstr. 39/11.
. Skell Fritz, Kunstmaler, Auenstr. 31/1.
. Stein Dr. Richard, Chemiker, Theresienstr. 10/11.
. Ungerer Wilhelm, Rentner, Georgenstr. 38/0.
. Vitzthum Franz X., Kunstmaler, Schwindstr. 17,IV.
. Waltz Rudoli, Bankdirektor, Kaulbachstr. 24/0.
. Wenger Georg, Bankbeamter, Columbusstr. 2/1.
Auswärtige Mitglieder:
. Aichele Friedrich, Obertürkheim a. Neckar, Gartenstr. 23.
. Anger Friedrich, Professor, Wien IV, Dannhausergasse 10.
. Berger Johann, Pensionist, Saflerstetten, Post Würding,
Niederbayern.
Bögl Franz, Apotheker, München, Lindwurmstr. 147/IV.
. Corti Dr. A., Dübendorf (Schweiz).
Daub Martin, Architekt, Karlsruhe, Bayertheimer-Allee.
. Ebert Dr., Sanitätsrat, Kassel, Orleansstr. 2.
. Eckenweber G., Förster, Kunigundenruhe b. Bamberg.
Egger Alois, Kötzting (Bayer. Wald).
Entomologischer Verein Fauna, Leipzig.
Entomologischer Verein Frankfurt a. M.
. Entomologischer Verein Iris, Dresden.
. Entomologischer Verein Matronula, Augsburg.
. Entomologischer Verein Meißen.
. Entomologischer Verein Oberschlesien, Beuthen.
. Entomologischer Verein Offenbach a. Main.
Entomologischer Verein Stuttgart.
. Entomologischer Verein Zürich.
. Fiedler Dr. Karl, Sanitätsrat, Suhl (Thüringen‘.
ME4scher Dr E. Arzt Zürich o, Bolleysir.- 19:
. Friedländer R. u. Sohn, Buchhändler, Berlin, Karlstr. 11.
. Gadolla Klemens, Graz, Schanzelgasse 63.
. Goltz F.,, Freiherr v. d., Straßburg.
. Hoffmann Emil, Bahnadjunkt, Kleinmünchen (Oberösterr.)
. Hollweck Anton, Notar, Obergünzburg (Schwaben).
. Lenz Dr. Fritz, Herrsching a. Ammersee, Riederstr.
29:
28.
29:
30.
3;
32.
33.
34.
39%
36.
31:
38.
39.
40.
41.
42.
43.
44.
45.
46.
47.
48.
49.
50.
51.
32,
Er,
Looß Dr., Professor, Leipzig, Stephanstr. 18.
Metschl Karl, Bildhauer, Regensburg, Straubingerstr. 19/II.
Naturhistorisches Staatsmuseum, Zoologische Ab-
teilung, Wien I, ‚Burgstr. 7.
Osthelder Ludwig, Bezirksamtmann, Kelheim a. Donau.
Philipps Franz, Fabrikant, Köln a. Rhein, Klingelpütz 49.
Plaseller Friedrich, Sparkassenrechnungsrat, Innsbruck.
Prinke Dr., Augenarzt, Düsseldori, Graienbergerallee 63.
Reiß Hugo sen., Rentner, Stuttgart, Charlottenstr. 32/11.
Reiß Hugo jun., Stuttgart, Charlottenstr. 32/11.
Ris Dr. F., Arzt, Rheinau, Kanton Zürich (Schweiz).
Sälzl Max, Verwalter, Regensburg, Hohlweg 7a.
Schaller Gustav, Kaufmann, München, Pettenkoferstr. 8/IIl.
Schawerda Dr., Wien II, Gumpendorierstr. 20/1.
Schuhmann G,., Berlin O., Grünerweg 211.
Schuler Johann, Professor, Innsbruck, Elisabethstr. 10.
Seitz Dr. Albert, Darmstadt, Bismarckstr. 59.
Seyfarth Johannes, Buchhändler, Fürstenwalde a. d. Spree.
Sindersberger Max, Forstamtsassessor, Kelheim a. Donau.
Staudinger Dr. O., Dresden-Blasewitz.
Trätzl Hans, Entomologe, Miesbach (Oberb.)
Vogel Hermann, Kaufmann, Nürnberg, Bleichstr. 4.
Wagner Fritz, Wien XVII, Dittelsgasse 11.
Warnecke G., Gerichtsassessor, Altona, Goethestr. 25.
Waschke Kurt, Berlin N 31, Ramlerstr. 33.
Wengermayr Xaver, Realienlehrer, Kelheim a. Donau.
Witzemann H,, Freiburg i. Br., Sternwaldstr. 6.
Die verehrlichen Mitglieder werden höflichst gebeten,
im Interesse einer prompten und lückenlosen Zustellung
der Mitteilungen etwaige Adressen-, Titel- oder sonstige
Änderungen umgehend dem jeweiligen Schriftführer
(z. Zt. Dr. Ernst Mayer, München, Luisenstr. 17/jj) bekannt
zu geben. Ebenda wollen auch fehlende Nummern der
Mitteilungen reklamiert werden.
Schriftleitung: Max Kolb, München, Akademiestraße 23.
Druck der G. Franz’schen Buchdruckerei (G. Emil Mayer), München.
BT aa ara aan
Ir vr MITTEILUNGEN r r Fl
\ der Münchner Entomologischen Gesellschaft, &V. \
\ 9. Jahrgang 1919. München, 31. Dezember 1919. Nummer 9-12. \
Eee ee ee ee ei
Ausgegeben Februar 1920.
Über die von mir beobachteten paläarktischen
Lepidopteren (Vorkommen, Lebensweise usw.).
Max Korb.
(Fortsetzung.)
Ypthima Hbn.
Die in den Tropen durch zahlreiche Arten vertretene Gat-
tung kommt im paläarktischen Gebiet nur in zwei Arten vor.
Es sind meist kleine, auf der Oberseite dunkelbraun oder schwärz-
lich gefärbte Falter mit einem größeren, weiß gekernten Auge
auf den Vorderilügeln und mit einem oder zwei Augenflecken
auf der Oberseite der Hinterflügel und mit mehreren Augen aul
deren Unterseite. Die Falter haben einen den Coenonymphen
ähnlichen Flug, setzen sich gerne an lichten Plätzen im Walde
auf die Blätter der Gebüsche mit in der Sonne breit geöffneten
Flügeln und sind an ihren Flugplätzen meist sehr zahlreich.
argus Butl. (baldus Stgr.). Die 55 in den Wäldern am Us-
suri bei Kasakewitsch Ende Juli und den ganzen August hin-
durch sehr häufig in Gesellschait auf den Büschen sitzend und
umherfliegend, die 22 dagegen spärlicher und meist im Grase
sich verbergend. Ich fing sehr viele Stücke, die in Größe und
Anzahl der Ocellen beträchtlich variierten.
motschulskyi Brem. (amphithea Men.). Diese der vorigen
ähnliche, aber ziemlich größere Art fing ich ebenfalls am Ussuri,
in den mehr im Innern gelegenen Waldschluchten an mit dichtem
Gebüsch bedeckten Abhängen in geringer Anzahl.
asterope Keug. Auf meiner Reise 1886 in den. cilicischen
Taurus traf ich nur einmal in den nordöstlich in das Innere Klein-
asiens sich ‚.. Gebirgstälern bei der Stadt Adalıa an
EN“
trockenen Berglehnen mehrere Exemplare dieser hübschen kleinen
Art anfangs Mai an.
Pararge Hb.
Die Arten dieser Gattung gehören fast ausschließlich der
paläarktischen Fauna an. Die meisten derselben sind in Zeich-
nung und Färbung schöne, ansehnliche Falter, an ihren meist
lokalen Fundorten stets häufig. Sie lieben sonnige, freie Stellen,
steinigen Boden, Felsen, manche setzen sich auch gerne an die
Stämme alter Bäume, sich in Spalten und Ritzen derselben ver-
bergend.
aegeria L. (meone Esp.). Die dunkelbraune, gelb geileckte,
nur in südlichen und östlichen Ländern (Spanien, Algerien, Klein-
asien usw.) vorkommende Form. In Andalusien (bei Chiclana,
Malaga usw.) fing ich den Falter nicht selten, jedoch immer nur
einzeln in den Gärten und Weinplantagen schon in den ersten
Frühlingstagen, wo er mit Vorliebe auf den dieselben nach allen
Richtungen durchziehenden sandigen Wegen fliegt. Auch in Al-
gier fing ich den Falter in den Obstgärten und im botanischen
Garten mehrfach.
v. egerides Stgr. Von der Stammiorm durch die hellgelb-
lichen Flecken der dunklen Oberflügel und dunkelgrünlicher,
braungemischter Hinterflügelunterseite unterschieden. In schat-
tigen Laubwäldern in der Umgebung Münchens, so z. B. bei
Bernried, Hirschau usw., im Mai ziemlich häufig, auch im Algäu
(Bad Oberdorf, Oberstdorf) zahlreich.
clymene Esp. Von blaßbrauner Färbung mit schwärzlichem
Außenrand der Vorderilügel mit einem gelbgerandeten Augen-
fleck. Unterseite gelblich, auf den Hinterflügeln mit einer Reihe
schwarzer, gelb umrandeter Flecken. Auf meiner Reise durch
Russisch-Armenien im Jahre 1901 fing ich diese Art in Kasikoporan
bei Kulp an mit einer hohen, steifen Grasart bewachsenen Berg-
lehnen Mitte Juli ziemlich häufig. Die Falter, besonders die 99,
saßen auch gerne an den Blütenköpfen der hohen Disteln, die
dort an den Rändern der Wasserläufe wuchsen.
v. roxandra H. S. mit bunter gefärbter Oberseite und einem
am Ende der Hinterflügelzelle weißem Fleck. Mit der Art an ähn-
lichen Plätzen, aber viel seltener; bei Kulp und aui dem
Höhenwege zum Takaltu Dagh.
roxelana Hb. Die größte der Pararge- Arten mit lebhaiter,
schwarzbrauner, beim 9 hellbrauner Färbung der Vorderflügel.
Die Ränder der Hinterflügel sind stark ausgezackt, ihre Unter-
HN
seite trägt scharfe Zackenlinien und eine Reihe (5—6) größerer,
schwarzer, weißgekernter und gelb umrandeter Ocellen, dazwi-
schen zwei kleinere. — Auf meinen verschiedenen Sammel-
reisen im Innern Kleinasiens (Anatolien), so bei Ak-Chehir (1900),
Konia bei Eregli (1914)und im zilizischen Taurus (1914) trafen wir
den schönen Falter oft sehr häufig an, in Menge fingen wir
ihn in dem kleinen Eichenwald in Engeli bei Ak-Chehir. Am
10. Juli 1900 kamen wir auf einer größeren Exkursion an den
Bergabhängen von Ak-Chehir entlang, an welchen es stets
vielerlei, besonders Melanargia, Satyrus-Arten usw. zu sammeln
gab, gegen Mittag in das Eichengehölz bei dem kleinen Dorfe
Engeli, froh, unter den allerdings nicht sehr reichlich Schatten
spendenden Bäumen vor den glühenden Sonnenstrahlen einiger-
maßen Schutz zu finden. Kaum betraten wir das Wäldchen, da
flogen, aufgescheucht, von allen Stämmen Dutzende von
roxelana’s hervor, mit ihrem eigentümlichen, auf und ab
schwankenden zitternden Flug aber bald wieder an ihre alten
Ruheplätze, an die Stämme, zurückkehrend und sich in den
Ritzen und unter den geschützten Ästen verbergend. Gleich-
zeitig mit ihnen jagten wir von den Eichenstämmen auch
Catocalen- Arten (eutychea usw.) in unzähliger Menge auf, so
daß wir trotz aller sengenden Hitze und dem fürchterlichen,
ohrenbetäubenden Zirpkonzert der in den Eichen zu Tausenden
sitzenden riesigen Zikaden mehrere Stunden in vollstem Sammel-
eifer die um uns herumiliegenden Falter zusammenlingen und
nachmittags mit reicher Ausbeute nach Ak-Chehir zurück-
kehrten. — Eine ähnliche Fanggelegenheit für rore/ana bot sich
im cilicischen Taurus bei unserm Standquartier, der alten Mühle
in der Nähe des Türkendorfes Külek. — Bei der Mühle standen
einige uralte Maulbeerbäume. Ringsum war der Boden bedeckt von
den abgefallenen überreifen Maulbeeren. Bei unserer Annäherung
flogen eine Menge roxelana auf, die sich zum Schmaus an den
süßen Früchten versammelt hatten. Wir fingen hier Ende Juni eine
Anzahl prachtvoller Exemplare, besonders auch sehr große %%.
megera v. lyssa B. Von der Art durch die hellere, graue
und schwächer gezeichnete Unterseite der Hinterilügel unter-
schieden. Überall in Kleinasien trafen wir diese Lokaliorm, so
bei Konia, Ak-Chehir, jedoch nie häufig, mit Vorliebe in aus-
getrockneten Bachbetten, an Gartenmauern usw.
hiera F. Im Frühling (Mai bis Juni) in der Umgebung
Münchens an manchen Orten (z. B. im Isartal bei Wolfratshausen),
=
an steinigen Stellen einzeln, im Gebirge, besonders im Algäu
(bei Bad Oberdorf), sehr häufig. — Im Kaukasus (Achalzich) auf
dem Wege zum Chambobel fing ich hiera einzeln in ziemlich
dunklen, einfärbigen, kleineren Exemplaren.
maera L. Häufig und sehr verbreitet. In großen, lebhaft
gefärbten Stücken auch in den Algäuer Bergen (Bad Oberdorf,
Oberstdorf) sehr häufig. An der Oberjochstraße sah ich in den
Nachmittagsstunden die Falter an den Felsenblöcken oit zu
Dutzenden in den Ritzen sitzend.
v. orientalis Stgr. Diese schöne, durch satt-rotbraune Fär-
bung und scharf hervortretende, doppelt weiß gekernte Ocellen
der Vorder- und Hinterilügeloberseite ausgezeichnete Form fing
ich in beiden Geschlechtern im Kaukasus (1910) an den stei-
nigen Abhängen der Berge in der Umgebung Achalzichs im
Juli in einzelnen Exemplaren.
v. adrastoides Bien. Durch die fast schwarze Färbung und
lebhaft rotgelben Binden, sowie die ebenfalls sehr dunkle, bunt
gezeichneten Unterseite von allen anderen Formen sehr ver-
schieden. Ich fing diesen seltenen Falter bei Lenkoran am Kas-
pischen Meer (1897), in den Wäldern des Talysch-Gebirges in
der Nähe der heißen Schwefelquellen, dort nur in wenigen Exem-
plaren, auch einigen 92.
achine Scop. Die an manchen Orten, so z. B. bei Reichen-
hall, in Laubwäldern im Juli sehr häufige Art fingen wir auch
am mittleren Amur (Raddefika) in den Wäldern in Menge in
Stücken, die von unseren einheimischen fast gar keinen Unter-
schied aufweisen. In der Mehrheit gehören jedoch die Amur
achine der ab. achinoides Bxb. an, mit größeren Augenringen
der Oberseite, besonders bei den @%. Sowohl am Amur, als
auch am Ussuri in den Wäldern im Juli sehr häufig.
deidamia Ev. Diese prächtige, durch eine Reihe von sechs
großen, weiß gekernten, gelb umrandeten Ocellen und großem
Apikalauge geschmückte Art fing ich am Ussuri (Kasakewitsch)
im Juli in Waldschluchten. Ich erbeutete sie meist einzeln, als
sie unter den Bäumen durchhuschten oder sich an feuchten
Stellen auf den Waldwegen niederließen.
Lethe Hbn.
Die nachfolgenden Arten, die im Katalog der Lepidopteren
des Paläarktischen Faunengebiets von Dr. Staudinger und Dr. Rebel
noch zu den Pararge gezählt werden, gehören zu der Gattung
RA En
Lethe Hbn. Es sind meist braune oder schwärzliche, auf der Ober-
seite einfärbige Arten. Die Unterseite dagegen ist meist mit einer
Reihe größerer oder kleinerer Augenflecken und scharfen Streifen
oder Binden geziert.
epimenides Men. In den Wäldern am Amur und Ussuri eine
der häufigsten Erscheinungen. Sie fliegt im Juli nach Art der
Pararge achine im Hochwald und setzt sich gerne an die
Baumstämme, oit Dutzende beisammen, besonders an die mit
ausfließendem Saft. In den Nachmittagsstunden bis spät abends
gaukeln die Yo auf den Büschen herum und jagen den ©
nach; selbst nachts kamen öfters einige Jo an die Lampe
geflogen.
epaminondas Stgr. Dieser Falter kommt mit der vorigen Art
an gleichen Orten vor, jedoch weniger häufig. Wir fingen an-
fangs August mehrere Stücke. Die Tiere sind wenig von der
vorigen Art unterschieden, die Vorderilügel sind etwas breiter
und mehr abgerundet, die Färbung der Unterseite ist bräunlicher
ohne graue Beimischung.
schrenckii Men. Ist die größte der Zethe-Arten. Sowohl bei
Raddefiika am Amur, als auch am Ussuri fingen wir eine Anzahl
frischer Jo und riesiger 29. Die Falter treiben sich in dem
dichten Gebüsch am Waldrand umher und haben, aufgescheucht,
einen eigentümlichen, auf und ab schwebenden, niederen Flug.
Ihn oftmals plötzlich unterbrechend, verbergen sie sich in den
mit hohem Gras unterwachsenen, üppig wuchernden Brombeer-
büschen und anderen stachlichen Sträuchern, aus denen sie nur
selten ohne Verletzungen der Flügel oder des durch die Dornen
ebenfalls gefährdeten Netzes gefangen werden können. Noch
anfangs August fingen wir Ussuri aufwärts in der Nähe einer
im Sumpfwalde liegenden Ansiedlung von Eingeborenen (Goldis),
deren Strohhütten von einer fast undurchdringlichen Wildnis
dicht verwachsener Sträucher und Dornengebüschen umgeben
waren, eine größere Anzahl schrenckii 55, auch einzelne von
den selteneren ©2. Sicher leben ihre Raupen auf dem hohen,
dort dicht wachsenden bambusartigen Gras.
Aphantopus Waller.
Nur durch eine Art vertreten, der bei uns und allenthalben
vorkommenden und überall auf Wiesen häufigen hyperanthus 1.
An manchen Orten findet sich unter der Art die ad. arete Müll.
nicht selten, bei der die Augenflecke der Hinterflügelunterseite
EBEN 2 aa,
zu kleinen, hellen Punkten reduziert sind, die bei manchen Stücken
öfters ganz fehlen, ad. caeca Fuchs.
v. ocellatus Bt!. Am Amur (Raddefika) und Ussuri fingen
wir an sumpfigen Stellen im Juni auch diese größere Form, die
durch etwas dunklere Färbung der Unterseite und größere
Ocellen von Ayperanthus unterschieden ist.
Epinephele Hbn.
Die ca. 24 Arten dieser Gattung gehören größtenteils dem
asiatischen Faunengebiet an. Nur wenige Arten kommen im
eigentlichen Europa vor, davon drei Arten in Deutschland. Es
sind meist mittelgroße oder kleinere dunkelbraun oder gelb-
braun gefärbte Falter mit kleineren Ocellen auf der Hinterilügel-
unterseite, die beimanchen Arten ganz fehlen. Die meisten Arten
kommen an ihren Flugplätzen, Wiesen, sonnigen, grasigen Berg-
abhängen, häufig, manche in Menge vor und fliegen fast den
ganzen Sommer hindurch.
jurtina L. Die bei uns auf Wiesen überall sehr häufige Art
kommt im Süden (Spanien, Portugal usw.) in der großen Form
v. hispulla Hb. vor. In Andalusien (bei Malaga, Murcia, Chi-
clana, Provinz Cadix) fliegt v. hispulla von Anfang Mai ab in den
lichten Pinienwäldern dort in Menge in sehr großen Stücken,
die 55 haben meist auf samtschwarzem Grunde einen starken
Metallglanz, manche auch auf dem Vorderilügel eine bräunliche
Binde, die 99, besonders der Umgegend von Chiclana, sind
durch ihre Größe und lebhaft rotgelbe Färbung und mit großem,
weiß gekerntem Apicalauge ausgezeichnet.
v. fortunata Alph., von der vorigen Art nur wenig unter-
schieden, die rotgelbe Färbung der ©9 noch mehr über den Vorder-
jlügel ausgebreitet, ist die von den Kanarischen Inseln beschriebene
Form. Wir fingen ihn auch in Algerien (im Atlas bei Teniet-el-
Had) im Juli in Anzahl, eine der wenigen in der sengenden
Hitze und ausgebrannten Vegetation noch iliegenden Falterarten.
v. felmessia Z. ist eine in Kleinasien verbreitete, von yur-
tina jedoch ziemlich verschiedene Form, mit lebhait braunem
Innenield der Vorderflügel bei den %9, auch der Duitileck des 5
meist von brauner Färbung umgeben. Die Unteiseite der Hinter-
jlügel gegen den Außenrand zu schärfer gebändert. In ganz
Anatolien (bei Konia, Ak Chehir, Eregli) sowohl in den Gärten,
als auch an trockenen Bergabhängen ziemlich häufig. Wir fingen
a
besonders in der Umgebung von Konia eine Anzahl unter sich
ziemlich variierender Exemplare.
Iycaon Rott. Diese in Europa weit verbreitete Art ist auch
in ganz Spanien in typischen Stücken sehr häufig.
v. intermedia Stgr. Größer als gewöhnliche /ycaon, die Jg’
mit stark hervortretendem Duftileck, ist die in Kleinasien eben-
falls häufig vorkommende Form, bei Konia bis zum cilicischen
Taurus hin in der Steppe und an trockenen Bergabhängen usw.
haberhaueri Stgr. Durch einen dunklen Querstreif der ocker-
gelben Vorderilügel von den übrigen Arten aus dem Alai- und
Pamirgebiet unterschieden. Diese hübsche, kleinere Art fingen
wir auf unserer Reise im hohen Alai 1905 im Juli in ca. 6000,
Höhe an heißen, mit spärlicher Vegetation bewachsenen Ab-
hängen, in gleich großer Anzahl 5 und ©%.
naubidensis Ersch. Der 5 oben einiärbig dunkel, die Hinter-
flügelunterseite mit einigen Ocellen, das © mit größerem, ge-
kerntem Apicalauge. Diese Art trafen wir in der hohen Alai-
steppe zwischen Katin-Art und Saritasch Ssu in großer Menge
an mit Stipagräsern bewachsenen Stellen.
hilaris Stgr. In beiden Geschlechtern Vorderilügel hell ocker-
gelb mit dunkelbrauner Umrandung und ziemlich großem, schwar-
zem Apicalauge ohne weißen Kern. Diese hübsche kleine Art
fingen wir ebenfalls im hohen Alai auf dem Übergang über den
hohen Taldykpaß, auch bei Ak-Bassega in ausgetrockneten Bach-
betten in geringer Anzahl Mitte Juli.
tithonus L. Diese an manchen Orten Deutschlands stellen-
weise häufig vorkommende Art fingen wir auch in Castilien
(Cuenca) und Arragonien (Albarracin) an grasigen, feuchten
Plätzen in der Nähe von Quellen oder an Flußufern in Mehrzahl
an blühenden Disteln und anderen Pilanzen.
ida Esp. Auch diese hübsche, kleine, lebhaft rotgelbe Saty-
ride ist vorwiegend in den Sierren Spaniens (Alt-Castilien, Arra-
gonien und Andalusien) heimisch. Wir fingen sie dort an den
mit Steineichen- und anderem Gebüsch bewachsenen Hängen
zwischen stipaartigen Gräsern, die © mit Vorliebe an den
Blüten von Elychrysum und Disteln sitzend. Auch in Algerien
(Lambesse 1902 und Teniet-el-Had) erbeuteten wir ida in der
kaum verschiedenen Form v. cecilia Vall. mehrfach.
pasiphae Esp. Die hübscheste aller Epinephele-Arten. Vorder-
und Hinterilügel von lebhait rotbrauner Färbung und dunkel-
brauner Umrandung, Vorderilügel mit einem doppelt gekernten,
größeren Auge, Hinterilügel mit 3—4 kleineren und größeren
Ocellen, Unterseite dunkelbraun mit weißem Band hinter der
Mitte, hinter dem eine Reihe von Ocellen steht. In ganz Spanien,
sowohl in den Bergen Castiliens und Arragoniens, als auch in
Andalusien und in Portugal in den Heidegegenden und lichten
Pinienwäldern, die mit niederen Stacheleichen- (Quercus ilex-),
Pistazzien-, Myrten- und Lavendelbüschen dicht bewachsen sind,
lliegt pasiphae von Mai ab bis in den Sommer hinein in großen
Mengen. Bei größter Hitze tummeln sich die schönen Falter an
den Lavendel- und anderen Blüten zu Dutzenden umher und
auch die 29 sind meist in größerer Zahl zu erbeuten.
v. philippina Aust. Diese von der Art durch etwas dunklere
Färbung und besonders durch bedeutend schmälere, weiße Binde
der Hinterflügelunterseite unterschiedene Form kommt in Nord-
afrıka (Algerien, Marokko usw.) vor. Bei Lambesse, Batna fingen
wir diese Form ebenfalls ziemlich häufig im Juni und Juli auf
Heideplätzen und auf den mit Gebüsch und steifen Gräsern dicht
bewachsenen Hügeln. Im Kleinen Atlas (Teniet-el-Had) trafen wir
v. philippina in dem schönen, hochgelegenen Cedernwald dort
besonders zahlreich an.
Eine Monstrosität von Philosamia cynthia.
Von Dr. Otto Kaiser, München.
Die hier skizzierte Philosamia cynthia erhielt ich durch
Herrn Emil Riemel in München. Es handelt sich um die var.
pryeri von Japan. Das vorliegende Stück verdient kaum mehr
den Namen einer Aberration, man dürite es schon als Monstro-
sität bezeichnen, so seltsam irregulär ist die Zeichnung der Flügel.
Es ist ein kleines Exemplar, die Skizze entspricht der natür-
lichen Größe. Die Färbung weicht nicht von der Norm ab, sie
ist höchstens etwas blasser, als die var. pryeri in der Regel ist
Dagegen sind die markanten Linienornamente der Flügel gänz-
lich verändert. Die schwarz-weiße Querbinde und das Winkel-
ornament der Vorderflügel fehlen vollständig, an deren Stelle
finden sich nur einige weiße Aufhellungen. Dagegen steht über
dem Innenrande der Vorderflügel eine bogeniörmige schwarz-
weiße Linie, welche ganz so aussieht, als ob das Ornament der
Hinterflügel auf die Vorderflügel gerückt wäre und auf dieselben
übergriffie Das ist aber in Wirklichkeit nicht der Fall, denn das
Hinterllügelornament ist vollständig vorhanden, es ist nur zu-
Fe
sammengeschrumpft und stark nach innen gerückt. So kommt
es, daß die sichelförmigen Augen nicht wie bei der Norm inner-
halb des Linienornamentes liegen, sondern von diesem in der
Mitte durchschnitten werden. Die schwarzweiße Linie wird an
dieser Stelle durch das Auge unterbrochen. Die Mondsicheln
sind außerdem alle etwas nach außen gerückt, so daß die Sicheln
der Vorderflügel ganz in dem rosafarbenen Bande liegen, wäh-
rend, von den Sicheln der Hinterilügel die äußere Hälfte das
rosafarbene Band durchschneidet. Da es sich offenbar um eine
seltsame Monstrosität handelt, möchte ich auf eine Namen-
gebung verzichten.
f S
Se
N
Ne |
Philosamia cynthia, v. pryeri, Monstrosität.
Lobophora sertata Hbn. im Allgäu.
vom Er Daniel jr und EsPferiter.
(Hierzu eine Tafel Seite 67.)
Am 1. Oktober 1919 führte uns die letzte größere Sammel-
tour in das Hochvogelgebiet im Allgäu. Bereits beim Auistieg
wurde sertata in Anzahl von Laubbäumen aufgescheucht. Auj
dem höchsten Fundort, ca. 1400 m, einer kleinen von einem
Dutzend Bergahorn umstandenen Alpenwiese, zeigte sich serfata
sehr häufig und bei weitem variabler als an den tiefer gelegenen
Fundplätzen. Dieser Umstand veranlaßte uns, ein besonderes
Augenmerk auf dieses Tier zu richten, und wir verbrachten des-
halb die Nacht vom 1. auf 2. Oktober mit Lichtiang an genannter
Stelle. Bei Tag sassen die Tiere an den Wurzeln und Stämmen
fast sämtlicher Bäume, auch an Nadelhölzern, und zeigten sich
eye
bei Annäherung überaus scheu. Es gelang nur eines kleinen
Teiles habhaft zu werden, da sich die Tiere in das höhere Laub-
werk flüchteten. Mit großer Zuversicht sahen wir deshalb dem
Anilug an unserer Laterne entgegen, erlebten hiebei jedoch eine
große Enttäuschung. Mit Ausnahme ganz weniger sertata, die
sich ziemlich lichtscheu benahmen, war der Anilug gleich Null.
Wir gaben die Hoffnung, einer größeren Anzahl der Tiere hab-
halt zu werden, auf, bis uns der Zufall lehrte, daß die Tiere in
großer Anzahl in dem dem Licht zugekehrten Blätterwerk saßen.
Jetzt ging es an eine eigentümliche Fangart; zuerst wurden
sämtliche werfbaren Gegenstände herbeigeschleiit, das Licht
zwischen die Bäume gestellt und hierauf begann ein lebhaites
Bombardement auf das neue Versteck der Tiere. Und der Erfolg
war da. Die Tiere flogen in Massen auf und ließen sich meisten-
teils in nächster Nähe ins Gras fallen. Auf diese Weise erbeuteten
wir rund 200 sertata. Freudig waren wir durch deren nicht
gehoffte Verschiedenheit überrascht. Es fanden sich in dieser
großen Serie kaum zwei gleiche Exemplare. Angefangen von
sehr hellen, schwach gezeichneten Tieren, fanden sie sich in allen
Übergängen in bezug auf Zeichnungs- und Färbungsanlage bis
zu ganz dunkelbraunen verwaschenen Stücken, ja selbst stark
melanotische Exemplare waren nicht sehr selten vertreten. Es
lohnt sich bei der Verschiedenheit, auf die einzelnen Aberations-
richtungen näher einzugehen.
Die erste senkrechte Reihe der Abbildungen stellt die hellsten
Tiere der Serie dar. Die Grundfarbe ist hier weißlichgrau, aus-
genommen Stück 6, die Zeichnungsanlage meist gut ausgebildet.
Das Mittelfeld hell, von zwei mäßig entwickelten Submarginalen
eingefaßt, die nur bei einem Teile der Tiere in der Nähe des
Innenrandes vollständig zusammenfließen. Das 4. Stück dieser
Reihe fällt durch besonders schwach entwickelte Zeichnungs-
anlage auf.
Die II. Reihe setzt sich aus überaus verschiedenartigen
Stücken zusammen. Die beiden ersten Tiere weisen stark ver-
dunkelten Flügelfond mit kräftiger Zeichnungsanlage auf. Die
nächstfolgenden Tiere stellen eine neue Variationsrichtung dar,
indem sie zu einer starken Verdüsterung des Mittelieldes unter
gleichzeitiger Aufhellung des Basal- und Außenfeldes neigen.
Die volle Entwicklung in dieser Hinsichtzeigen die Tiere 4 und
5 (etwas geflogen), bei denen das Mittelfeld ein breites Band
bildet, in dem nur der Zellschlußfleck deutlich hervortritt. Das
a
Innen- und Außenfeld neigen besonders beim 4. Stück zu völliger
Zeichnungslosigkeit.
Die III. Reihe vereinigt ziemlich dunkle Tiere mit kräftig
entwickelten und reichlich braun durchsetzten Zeichnungsanlagen.
Das erste Stück ist in der Abbildung mißglückt. Interessant
ist in dieser Reihe die Aufhellung (wie auch bei Il/I) um den
Zellschlußfleck der Vorderilügel.
Die IV. Reihe stellt die dunkelsten Tiere dar mit schwärz-
lich brauner Grundfarbe, verschwommener Zeichnungsanlage
(ausgenommen letztes Stück). Das Extremstück dieser Serie ist
hier 5, das völlig melanotische Vorderflügel mit nur ganz schwacher
Zeichnungskontur aufweist. Der Submarginalschatten ist hell er-
halten, die Hinterflügel kaum dunkler. Bemerkenswert ist bei
diesem Tier, wie auch bei Ill/6 und IV/I, der helle Fleck am
Innenrand zwischen den beiden Submarginalbinden, während bei
allen übrigen Tieren eine Neigung zum Zusammeniließen der
beiden Submarginalbinden am Innenrand zu verzeichnen ist.
Herr Bezirksamtmann Osthelder, dem wir eine Anzahl seriata
zur Begutachtung einsandten, glaubt in den vorbeschriebenen
Tieren eine eigene Lokalrasse zusehen, daselbst die hellsten Stücke
dieser Ausbeute, verglichen mit serfata von anderen bayerischen
Fundorten seiner Sammlung, immer noch dunklere Nuancierung
der Zeichnungsanlage aufweisen. Ein Urteil hierüber möchten
wir nach dieser Ausbeute, die großenteils aus geflogenen Stücken
besteht (abgebildete Tiere ausgenommen), nicht abgeben, zudem
das vergangene Jahr klimatisch nicht zu den normalen zu rechnen
war. Wir hoffen, im Jahr 1920 Zuchtmaterial von diesem ört-
lich beschränkten Flugplatz einsammeln zu können, und werden
über das Ergebnis an dieser Stelle berichten.
Herrn Bezirksamtmann Osthelder sprechen wir für seine
gütigst erteilte Auskunft auch an dieser Stelle unseren verbind-
lichsten Dank aus. Zu den Abbildungen möchten wir noch be-
merken, daß die Farbenkontraste leider nur wenig zur Geltung
kommen. Die abgebildeten Stücke befinden sich in unseren
Sammlungen.
69° —
Tagfalter, Spinner und Schwärmer
aus dem Schleißheimer-Dachauer Moos.
Von Martin Best.
Papilio machaon L. Mai-Juni
Aporia crataegi L. Mai-Juni
Pieris brassicae L. Mai-Juni
a range EL: Juni
„„ abflavescens% Röb. Juli
„. abimmaculata Ckll. Juli
„enapı:L. Mai-Juni
„ ab nana 9 Röb.
Anthocharis cardaminesL. Mai-Juni
„ab. hesperides I
Newnham
„ab. Alberti Hoffm.
„ ab. quadripunc-
tata Fuchs
Gonopterix rhamni L. _ Juni-Juli
Colias hyale 1. Mai-Septbr.
Erebia medusa F. Mai-Juni
„ ab. psodea Hbn.
„ ab. pherusa
Schultz
Melanargia galatheaF. Juli
Satyrus dryas Scop. Juli-August
inssemele LT. Juli
Pararge maera L. Mai-Juni
Aphantopus hyperantus L. Juli-August
Epinephele jurtina L. Juli-August
Coenonympha hero L. Juni
m inhis W.V. Juli
„ pamphilus L. Mai-Septbr.
„.. fiphon Rott. Juni
Pyrameis atalanta L. Mai-Septbr.
Konnte erst nach langen
Jahren feststellen, daß ma-
chaon in diesem Moor be-
stimmt vorkommt,daicherst
im August 1917 die Raupe
(6 Stück) gefunden habe
nicht häufig
nicht häufig
im Schwarzhölzl häufig
im ganzen Moor nicht häufig
häufig
nicht häufig
nicht häufig
häufig
Augenzahl ändert sich bis
Vorderilügel2, Hinterilügel
1 Auge
vereinzelt, Schwarzhölzl
häufig, Richtg. Schleißheim
vereinzelt, Schwarzhölz]
häufig, Schwarzhölzl
häufig, Schwarzhölzl
häufig
häufig im Schwarzhölzl
einzeln, Schwarzhölzl
einzeln
Kanal, selten
Birkenschlag und Schwarz-
hölzl, nicht häufig
BE Ee
Pyrameis cardui L. August
Vanessa io IL. Juni-Juli
N RURLLEGeRN Juni-Juli
„oaantiopa. 2. Juli
Polygonia c-album L. Juli-August
Araschnia levana IL. Mai- Juni
Melitaea aurinia Rott. Mai-Juni
ab. artemis F.
ab. ochrea Tutt
ab. virgatta Tutt
ab. obscurata Krul.
cinxia L. Juli
phoebe Knoch Juli-August
dictynna Esp. Juli-August
Ann selene Schiff Mai
ab. selenia Frr. September
euphrosyne L. Mai-Juni
BINE IL, April-Mai
August-Sept.
ab.vittata Spuler
ab. nigrostriata
und Übergänge
„.. Ino Rott. Mai-Juni
nu Mdthonta.L. Juli
„unaglaja L: Juli
si nadippentL: Juli
osspanhraL: Juli
Nemeobius lucina L. Mai-Juni
Callophrys rubi L. Mai
ab.immaculata Fuchs
ab. punctata Tutt
Thecla pruni L. Juli
ChrysophanusvirgaureaeL. Juni-Juli
hippothoe L. Mai
dorilis Hufn. Mai
v. albicans Fuchs
ab.strandiSchultz
phlaeas L. Mai-Septbr.
ab. Schmidtii Gerh.
nicht häufig
nicht häufig
häufig
vereinzelt, Birkenschlag
vereinzelt, Schwarzhölzl
vereinzelt, Birkenschlag
häufig
I Paar mit fast ganz ver-
dunkelten Vorder- und
Hinterilügeln
nicht häufig
nicht häufig
allgem. häufiger, Schwarzh.
häufig, Birkenschlag,
Schwarzhölzl
häufig
häufig, Schwarzhölzl, mit
schönen, verdunk. Stücken
häufig
1 5 mit fast ganz verdun-
kelten Vorder- und Hinter-
flügeln
häufig
vereinzelt
nicht häufig
vereinzelt, Schwarzhölzl
vereinzelt, Schwarzhölzl
vereinzelt, Schwarzhölzl
Schwarzhölzl und Kanal
vereinzelt, Kanal
nicht häufig
nicht häufig
nicht häufig
nicht häufig
Everes argiades Pall
Lycaena bellargus Rott.
coridon Poda
baton Bestr.
Cyaniris argiolus L,
Hesperia malvae L.
ab.taras Bgstr.
ab. alveus Hbn.
Thanaos tages 1.
Pamphila palaemon Pall.
Augiades thaumas Hufn.
Erynnis comma L.
Procris statices L.
„ 2lobulariae Hbn.
Zygaena purpuralis
Brünnich
ie achilleae Esp.
3 meliloti Esp.
Miltochrista miniata Forst.
Gnophria rubricollis L.
Phragmatobia fuligi-
nosa L.
Parasemia plantaginis L. Juni-Juli
Spilosoma menthastri
Mai vereinzelt
Juni-Juli häufig
Juli nicht häufig, bes. am Kanal
Juli vereinzelt, zwischen Dachau
und Schleißheim auf Wiesen
Mai-Juni vereinzelt, Schwarzhölzl
Mai-Juli häufig
Juli einzeln
Mai-Juli nicht häufig
Mai häufig
Mai nicht häufig
Juli nicht häufig
Juni Schwarzhölzl, häufig
r auf Wiesen nicht selten
Juli Kanal, nicht häufig
häufig
selten, nur an einem kleinen
Platz vor dem Schwarz-
hölzl (Richtung Kanal)
? Birkenschlag, Kanal,
vereinzelt
Juli Birkenschlag, vereinzelt
Mai-Juni nicht häufig
häufig
Esp. Juli-August nicht häufig
Diacrisia sannio L.
Arctia caja 1.
Hipocrita jacobaeae 1.
Dasychira fascelina L.
Dasychira pudibundal.
Orgia antiqua L.
Juni-Juli häufig
N nicht häufig
Juni nicht häufig
Juli selten
Mai-Juni nicht häufig, Birkenschlag
Juli-August nicht häufig, Birkenschlag
Malacosoma neustriaL. Juni-Juli am Kanal, nicht häufig
Lasiocampa quercus L. Juli nicht häufig
5 trifolii Esp. Juli-August Nicht häufig
Macrothylacia rubi L. Juli nicht häufig
Er TORE
Cosmotriche potatoria L. August
Dendrolimus pini L. Juli
Endromis versicolora L. April
Drepana falcataria L. Mai
> lacertinarial. Juli
Cilix glaucata Scop. R
Eudia pavonia 1. Mai
Sphinx pinastri L. Juni
Mimas tiliae L. Mai
Smerinthus ocellata L. Juni
Amorpha populi L. ;
Haemorrhagia fuci-
formis L. Juni-Juli
Macroglossum stella-
tarum L. Juli-August
Pergesa elpenor 1. Juni
en porcellus L. „
Cerura bicuspis Bkh. Mai
„. jurcula 'Glerck.
Dicranura vinula L. Juni
Pheosia dictaeoides Esp. x
Notodonta dromedarius L. April
E ZICZUCHL. Juni
Leucodonta bicoloria Schiff.
Lophopteryx camelinaL. Juli
Pterostoma palpina L. R
Phalera bucephala 1. Juni
Pygaera pigra Hufn. Mai
Thyatira batis L. Juli
Palimpsestis duplarisL. R
Polyploca flavicornis L. Mai
Cossus cossus L. Juli
Phragmataecia casta-
neae Hbn. &
Hepialus hecta L. Juni
nicht häufig, Birkenschlag
nicht häufig, Schwarzhölz]
nur I 9 im Flug beobachtet
am Kanal, nicht häufig
Birkenschlag, nicht häufig
Birkenschlag, nicht häufig
nicht häufig
nicht häufig, Schwarzhölzl
ss „ Birk., Schwarzh.
vereinzelt, Birkenschlag
vereinzelt, Birkenschlag
häufig, Birkenschlag ver-
einzelt, Schwarzhölzl
nicht häufig
nicht häufig, Birkenschlag
häufig, Birkenschlag
selten, Birkenschlag
nicht häufig
nicht häufig
nicht häufig
nicht häufig
selten, Birkenschlag
nicht häufig, Birkenschlag
vereinzelt
nicht häufig
einzeln
Kanal, selten
häufig, Birkenschlag
nicht häufig, Birkenschlag
selten
selten, Falter durchweg
kleiner und dunkler be-
stäubt als diejenigen aus
der Frankfurter Gegend
häufig
Buchbesprechung.
Im Verlage von Hermann Meusser in Berlin ist erschienen
Die-Großschmetterlimge des Berlimer,Gebietes, ım
Auftrage des Berliner Entomologen-Bundes bearbeitet von A.Cloß
und E. Hannemann. I. Band: Die Tagfalter, Spinner und
Schwärmer von A. Cloß. — 73 Seiten. — Preis brosch. 5 Mark.
Das Buch soll nach seinem Vorwort eine biologische Be-
arbeitung der Schmetterlinge des Berliner Gebietes bringen und
es ist anzuerkennen, daß es dieser Aufgabe vorzüglich gerecht
wird. Die Angaben über Erscheinungsweise der Eier, Raupen
und Puppen bringen in gedrängter Kürze die Hauptanhaltspunkte,
die auch dem Sammler das Auflinden der Arten in den ver-
schiedenen Entwicklungszuständen leichter ermöglichen. Bei
dem bekannten Sammlerileiße der Berliner Entomologengemeinde
ist es nicht zu verwundern, daß die Zahl der aufgeführten Arten
und Formen eine recht reichhaltige ist und es wäre nur zu
wünschen, daß die verdienstvolle Arbeit für die Sammelgebiete
anderer größerer Städte bald Nachahmung finden möchte.
Für etwaige Neuauflagen des Buches oder den angekündigten
zweiten Band möchte dem Wunsche Ausdruck verliehen werden,
daß auch für die aufgeführten, zum Teil höchst seltenen Neben-
formen (z.B. Papilio machaon |. niger Heyne) nähere Fundnach-
weise gegeben würden, um so mehr als es sich bei einer ganzen
Reihe von Formen um solche handelt, welche durch die Berliner
Entomologen selbst z. T. erst in den letzten Jahren beschrieben
worden sind. Noch mehr würde es den Wert des Buches erhöhen
wenn dabei auch eine kurze Diagnose der Nebenformen gegeben
werden könnte, deren Urbeschreibungen teilweise in den neuesten
Zeitschriften zerstreut und auch in den allgemein verbreiteten
neuesten Schmetterlingswerken noch nicht berücksichtigt sind.
Alles in allem genommen, reiht sich die Veröffentlichung
jedenfalls den besten bisher erschienenen Lokalfaunen würdig
an die Seite und sollte in der Bücherei keines Entomologen, der
Lokalfaunen sammelt, fehlen. E30:
AN
Inhaltsverzeichnis
des 9. Jahrganges 1919.
Seite
Jahresberichte der Münchener RE Gesellschaft
für 1917 und 1918
E. Stöckhert-Erlangen, Beiträge zur Kenn er se
terenlaunalrankens une
Dr. Otto Kaiser, Das natürliche Flora een
II Un RITA. are ee
Martin Best, Nachtrag zum Köderlang im Schleißheimer und
Dachauer Moor 1912
E. Stöckhert-Erlangen, Beiträge zur Kenntnis de a
terenfauna Frankens, Fortsetzung .
Dr. Otto Kaiser, Der Zeitsinn der Schineiterinisune
Eugen Arnold, Zygaena oxytropis, Raupe
E. Stöckhert-Erlangen, Beiträge zur Kenntnis der Hynienanı
terenfauna Ffankens, Schluß . , . ... Se
Dr. Otto Kaiser, Papilio machaon als Flugkünstler
Eugen Arnold, Aberrative Stücke aus Münchener Sammlungen
Mitgliederstand der Münchener Entomologischen Gesellschait
am-.19: Oktober 19 1 ya I HE
Max Korb, Über die von mir beobachteten paläarktischen
Lepidopteren, Vorkommen, Lebensweise usw., Fortsetzung
Dr. Otto Kaiser, Eine Monstrosität von Philosamia cynthia
Fr. Daniel ir. und E. Pieiffer, Lobophora sertata Hbn. im
Allsaneem u ae
Martin Best, Tagfalter, Spinner und Schwärmer aus dem
Schleißheimer-Dachauer Moos
L. O., Buchbesprechung
SL. ee a ea Here
69
73
Alphabetisches Sachregister.
Seite
Agenia variegata ..
Agrotis latens
. pronuba
a f. innuba
2 f. nuba .
n f. pronuba
5 ab. pallida
Alastor atropos .
Alyson ratzeburgi .
Amauronematus fahraei .
a humeralis
Ammobates . EUR:
punctatus .
Ammoplanes perrisi
Amorpha populi. .
Ampulex europaea
a fasciata .
Aneistrocerus parietinus
Andrena En.
= austriaca
3 bucephala .
5 eingulata
n chrysopyga
5 chrysosceles .
a clarkella .
A congruens ... .
P curvungula
a cyanescens
% llessae .
5 tloricola . .
> genevensis .
R gwynana.
x“ hattoriiana .
“ labialis
. lucens .
n nana.
5 nigriceps
2 nigrifrons
& ochropyga .
a pandellei
5 parvula
5; potentillae .
" proxima .
42
47
12
13
14
12
14
43
40
49
48
10
32
SoSe
DDDN--D
DD & D
D
(9)
DD DD
mm [ID mm ID
BD -DDNDDD
DODDND a"
Andrena ruficrus
5 sericata
„ shawella .
ei spinigera
“ tatsatarıı
= thoracica
Antheraea pernyi .
Anthidium litturatum
5 oblongatum
R punctatum
A 7-spinosum .
n strigatum . .
Antophora bimaculata
3 fulvitarsis
“ parietina .
pubescens
5 quadrifasciata
B vulpina
Antocharis cardamines
5 ab. alberti .
4 ab. hesperides. .
2 ab. quadripunctata
Apamea nictitans ab. auricula .
6,
n 5 ab. erythro-
tigma.
5 he ab. obscura .
Aphantopus hyperanthus
n ab. arete
% ab. caeca.
a v. ocellata
Apidae .
Aporia crataegi .
Aporus dubius
Aprosthema austriaca . .
Araschnia levana,.
Arctia caja
Argynnis adippe
N aglaja
x dia . F Ve
R ab. nigrostriata .
= ab. vittata
x euphrosyne . .
N No
Argynnis lathonia .
a niobe ab. eris
„ paphia
x selene -
» ab. gerda .
= ab. selenia
ä ab. thalia .
Augiades thaumas
Aulax jaceae
Bembex integra .
Biastes . Be
„. emerginatus .
Blepharipus serripes
= signatus
Bombus agrorum
R eonfusus ..
v. infernalis
»„ distinguendus
» hypnorum
a v. hofferi .
£ jonellus
a latreillellus .
Er v. borealis . .
S lucorum
a mastrucatus
5 muscorum
A pratorum . .
® scrimshiranus
h soroensis .
3 f. laetus
„ f. proteus A
N f. sepulcralis .
S subterraneus . .
n terrestris .
a variabilis .
Callophrys rubi .
5 ab.
Catocala
T Web. . e
“ nupta ab. ren)
Celerio ealii Su:
Celonites abbreviatus .
Ceratina callosa
" ceucurbitana
n cyanea
Ceratophorus carinatus
elypealis
immaculata
h; ab. punctata . ..
Seite
Cerura bicuspis . 22
a furcula 172
Chalicodoma 44
s muraria . 42832
Chloridea ononis ab. intensiva 16
Chrysididae . 5,44
Chrysis compta , Bun:
s. cuprea DA
& dichroa . 5
e hybrida . 5
” simplex . . 5
4 sybarita . 5
., unicolor 8
Chrysomyia. . . 38
Chrysophanus dorilis 70
2: ab. albicans 70
» ab strandi 70
ss hippothoe 70
& phlaeas 70
5 ab. schmidtii . 70
2 virgaureae ... Ta
Cicindela . 46
CGilix glaucata. . 72
Coelioxys acuminata 32
„ aurolimbata 32
oe elongata 32
65 mandibularis . 32
Coelocrabro capitosus 38
” cinxius 38
a pubescens 38
Coenonympha hero . 69
» iphis . 69
2 pamphilus 69
ia tiphon 69
Colias hyale 69
Colletes pieistigma 24
Colocasia coryli. 2 en ee
Conistra vaccinii ab, glabroides 16
2 is ab. mixta 16
” & ab. ochrea . 16
„ » ab. spadicea. 16
Cosmotriche potatoria , 2
Cossus cossus Sem72
Crabro capitosus . 38
NEEENKILS g 38
„ distinguendus , 38
„ .esiougs, 38
„ guttatus 37
Crabro larvatus, .
„ mucronatus .
„ nigrinus
» pubescens
„Nquadriemetus”. :
„ seutellatus
ENSSETLIDES..:
„ signatus
„ Spinicollis
vagabundus .
rose scutellaris
Croesus brischkei .
Crossocerus distinguendus
r exiguus
Crymodes furva .
Cuphopterus vagabundus
Cyaniris argiolus
Cynipidae
Dahlbomia atra .
Dasychir. fascelina .
R pudibunda
Dasypoda Be:
= argentata .
Dendrolimus pini .
Diacrisia sannio
Dieranura vinula
Diodontus tristis
Dioxys tridentata .
Dipthitera alpium
Discoelius zonalis .
Dolerus liogaster .
Dolichurus corniculus .
Drepana falcataria .
= lacertinaria
Echemnius nigrinus .
2 spinicollis .
Endromis versicolora
Epinephele haberhaueri
D hilaris .
= ida
nr v. cecilia
" jurtina ,
E v. fortunata
MR v. hispulla . .
a v. telmessia
lycaon .
. naubidensis
a v. intermedia
Co:
33
48
So
[> eo NoNenen
8 wWWDD
Epinephele pasiphae
n v. philippina .
2 tithonus .
Erebia medusa
Si ab. pherusa
2 ab. psodea .
Eriades . AN
= campanularum
< florisomnis
s ventralis
Erynnis comma .
Eucera ir
R tuberculata ,
Eudia pavonia
Eumenes unguiculus
Eustratia olivana
Eutychea .
Euxoa nigricans
Everes argiades.
Gonepteryx rhamni .
Gnophria rubricollis .
Halictoides diventralis
5 inermis ..
Halictus IR
er costulatus
r fasciatus .
& leucopus .
2 minutus
N puncticollis
» rufocinctus ,
ar scabiosae
7 sexnotatus
M subauratus .
2 villosulus
xanthopus
media rivularis
Harpactes carceli .
Li elegans
sr exiguus
an lunatus.. .
Hedychridium sculpturatum
Hepialus hecta
Hesperia malvae
5 abralveus@
= ab. taras.
Hipocrita jacobaeae . .
Holopyga chrysonota .
Hydroecia micacea
Seite
64
2132
11527
ER
5, 46
15
40
5, 8, 40
5,40
8,40
StB
72
71
71
71
71
5
16
Hymenopteren Frankens .
Larra anathema . ..
Lasiocampa quercus
2 trifolii
Lethe epaminondas .
„ „epemenides.......
„ schrenckii
Leucodonta bicoloria
Lionotus dantici
B nigripes .
a quadrifasciatus .
Lithophane furcifera , ,
Lithurgus . .
Lobophora sertata
Lophopheryx camelina
Lycaena argus
” v. corsica
» baton
r bellargus
Ei eoridonr 2722
Macrocera
Macrophya pallidilabris f
Macropis fulvipes .
Macrothylacia rubi
Malacosoma neustria
Megachile argentata
5 centuncularis . .
5 ericetorum , .
nr rotundata
Melanargia galathea. .
Melitaea aurinia, .
“ ab. artemis
n ab. ochrea .
iR ab. obscurata
e: ab. virgata .
5 einziarar a
s, dictynna .
> phoebe
Melitta dimidiata
„ nigricans
Methoca ichneumonides .
Microdynerus exilis .
es helvetius
. timidus .
Miltochrista miniata . .
Miltogramma conica .
Mimas tiliae
Miscophus
.5,11,44
43
44
15
‚33,72
Monima gothica ,
7 gracilis .
„. iIncerta ab. fuscata
» „ ab. subcarnea .
ee pulverulenta ab. rufa .
„ opima
„in stabiis”. ı.
Monophadmus monticola
Mutilla europaea
„» zufipes
Mutillidae . 3 ?
Myrmosa melanocephala
Nemeobius lucina . Free
Nitela”tallax..., A002
„. spinolae‘‘. ‚rare:
Nomada armata.
„= braunsiana. ....
m dallatorreana
” distinguenda , .
” errans‘. . 5
Mi fabriciana ... .
2 femoralis
2 furva RP
% guttulata Sasse
en kohli .. 50.9080,
= lineola v. cornigera
Pi obscura
> obtusiformis .
5 ochrostoma
>" similis en.
Er solidaginis.... .
Nomia femoralis
Notodonta dromedarius .
EN ziezac
Notozus ambignus
Nysson maculatus .
„rniger
Occemyia pusilla . . .
Odynerus dantici ... .
debilitatus
exilis .
” helvetiusı ger 23
5; NISEIDES. Du
ee parietinus .
35 quadrifasciatus
timidusys Kae 2:
Oligia bicoloria .
> ab. vinctuncula. ,.
Seite
15
15
15
15
15
15
15
48
46
46
29
24, 30
22
29
Ophion distans
Orgyia antiqua
Osmia
„ aenea
„ andrenoides
„ angustulata
„ aurulenta
„» bicolor
„ cernuta
„ Juciformis
„» fulviventris
„ gallarum .
„» leucomelaena
„ maritima
„. moravitzi
„ nigriventris
„ panzeri
papaveris
„ parvula
»- “Pilicornis‘ .;
ntohintaee
„ solskyi
„ spinulosa
„ tridentata
„ uncinata .
m -auliosan,,
eRybelus‘.-...%, 83%,
IR elongatulus
„ lineatus
% pulchellus .
„ l4-notatus .
Palimpsestis duplaris .
Pamphila palaemon .
Pamphilius betulae
Panemeria tenebrata
Panurgus banksianus .
Papilio machaon
x f. niger
Bararge achiner. 72. 2%
”
h aegeria
ei v. egerides
chymene
v. roxandra
% deidamia .
M hiera
5 maera . 3
" v. adrastoides
tere
. 26, 45
. 49, 69
. 60, 61
ab. achinoides .
Seite
Pararge v. orientalis 60
n megaera v. |yssa 59
> meone . 58
„ roxelana . AReeuL:)::
Parasemia plantaginis . 50,71
Parnopes grandior 8
Pasites . AACHEN 10
Passaloecus corniger . 40
5 eremita 40
7 monilicornis 40
Pemphredon carinatus 39
% clypealis 39
Pergesa elpenor - 72
5 porcellus 72
Periclistus brandti 47
„„ caninae- 47
Phalera bucephala 12
5 ab. fasciata . 15
Pheosia dictaeoides , 72
Philosamia cynthia v. pryeri 64
Phragmataecia castaneae 72
Phragmatiphila typhae 16
Phragmatobia fuliginosa 71
Phytometra confusa . . 16
Pieris brassicae . 69
„ napi 69
s' ab. nana 69
N IE TB 69
E ab. flavescens . 69
5 immaculata 69
Platycampus duplex 48
Platypalpus . 38
Polistes . 47
Polygonia c-album . 70
Polyploca flavicornis . 72
Pompilidae Na .5,42
Pompilus cinctellus . . 43
5 proximus . . 43
5; quadripunctatus.. . 5,43
7 rufipes 42
Priocnemis minutus .. . 42
5, versicolor . 8,42
Pristiphora amentorum v. nigri-
pleuris 49
Procris globularis , 71
” statices . . Zi
Prosopis difformis . . 25
= lineolata . 24
ar
Seite Seite
Prosopis punctulatissima .... 25 Stelis minima.........981
a styBlaca Wal ir. 02, 28 „sminmtaR. . 2. Dr rer
Pseudagenia punctum. ... . 42 „ornatula ; Wu. 2
Psithyrus distinctus ..—*.. . 27 „ea Fe ee
es quadricolor . . .. ur D8 Stigmus; solskyi #1... a
IR v.citrifs.-; =. sam 28i 2 Stizas Derzisi u SR nr 5,40
Pi vestalis „ee... 087,28 „ tridens RE Be |,
Pterochilus phaleratus . . . 844 Symmorphus debilitatus. ,. . 8
Pterostoma palpina .... . 72 r murarius'.nr. 8. 4.40
Ptyelus spumarius .. .. .. 40 “ nidulator .... 4
Pygaera pipr& %::7. 1.00". a BYREOpRA. ee ee Fe
Pyrameis afalanta..- 4... 9 E. planidens .. . . 11,20
M CArRÄTUM Sasse. de . 70 Tachysphex panzeri. . sh, (SAN
Rhizedra lutosa ab. crassicornis 16 5 psammobius ... 4
a „ ‚ab: ufescens:'.';16. Tachytes eurapaea in...
Rhödites mayri' zit. »,2; 47 - Benthredimidae. nz; vie Won
* rosae . . 2.2... 0.47 Tenthredopsislitteratav. concolor 48
ei Tosasum.2 u; „47 :--Thanaos tages us,.5 12 Mn... 0
Rhopites, canus' +... 3552 Thecke prane 9a IR DER
hr 5-8pinosus, 1 '4.::, 02h Biatirarbatie‘!. no „Rn
Rhyacia pronuba f. innuba . . 13 Thyreopus scutellatus , .. . 37
er n f.!müba ;\. .5\.,„I& .., Taryıaus. bedeguaris: | „ra
# 1. f.; pranuba ..;;12 ' Trigonalidae),, eich, 2,40
‚, b, ab. pallida. . 14 Trigonalys hahni „... .. . 46
Sapyga clavicorkise.: .: a... 44 Imypeta. 1.2, Venen
N 5-punctata? . . .rae..., #8 Mrophgean. 2 rue 48
* sbnlis> A sm. 20,48 „„ Vanessa anliopna "N... wur
Sapnyeidae , „in ss. a ebay ty uk 14
SAapypinarz ana al..cn.e BROS Ir Re REN
BE eihatar A. e inreea nn ee
Saturnia pavonia . .. .. .33,72 n urtieae. 3) vi. UO
Satyrus Ukyas .ı u... dl ano N Venpar 21.0 a
gBemrles 69. ‚Vespidae; . ni re. 5,43
Scolia quadripunctata ..... . 45 Wesmaelinius sanguinolentus . 43
Senlüdae . u. e#. le Yin, #5. Xanthoecia Havapo "#177 kn08 16
Selandria stramineipes . . . . 48 Xylocopa violacea .... . 5,20
5 temporalis .... . 48 Yphtima amphithea . .... . 57
Smerinthus ocellata . .. . 33,72 “ EN EL ER
Solenruis Jagvatns th nr u asterope PERLE ER:
Sphecodes rubicundus. . ... 24 Bahn.
Sphepidae : la lan „ »smetschulskyi-.... "47
Sphex maxillosus ......., ..\.. ; 41: Zygaenalachilleae .. 51... su N.
Sphinx, pinastii sie ar. - > meillott x. at rin. Ude
Spilomena troglodytes .. . . 39 „ OXytropiB. % 4, "win. 980
Spilosoma menthastri . .... 7I N Burpuralis.piauh.n ieh 71
Schriftleitung: Max Korb, München, Akademiestraße 23.
Druck der G. Franz’schen Buchdruckerei (G. Emil Mayer), München.
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