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Full text of "Mitteilungen des Deutschen Archaeologischen Instituts, Roemische Abteilung"

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MITTEILUNGEN 

DBS KAISBBLIGH DEUTSGHBN 

AROHAEOLOGISCHEN INSTITUTS 

ROEMISCHE ABTEILUNG 
Bani> XXIII. 



BÜLLETTINO 

DELL' IMPSBIALE 

ISTITÜTO ARCHEOLOGICO GERMANICO 

SRZTONE ROM ANA 
Voi,. XXIII. 




ROM 
I^ O E S C H K H cV < :. 

(W. REGENBERG) 
1908 



•'I 






h 



V 



INHALT 



W. Amelong, Zerstrmte Fragmente römischer Relief i (Tf. I-III)* 

S. 1-10, 
K, BoNE, Antike geformte Glmarbeiien S. 145-152. 
P. DüCATi, Ära di Bagnacavalio S. 131-144. 
R. E^roBLMANN, Ein pannonisches Kästchen am dem Nationalmu- 

seum in Budapest (Tf. X) 8. 349-367. 
K. EsDAtLE, Fresh lighi on the temple of ihe Magna Mater (Tf, XI) 

3. 368-374. 
G. GiovANNONi, La curvatura delle linee nel tempio d'Sreole a 

Cori {Uv. VI-VII) S. 109-130. 
Ch. Hüklsbn, Zwei Monumente aus Cerveteri (Tf. V) S. 33-39. 

— Inschrift von Ponmli S. 71-77. 

M. Jatta, Tombe greche in Puglia 8. 330-348* 

0. Keller, Zur Geschichte der KaUe im Altertum S. 40-70. 

A. Maü, Die alte Säule in Pompeji 8. 78402. 

— Die Säulenstümpfe des dorischen Tempels in Pompeji S. 103-106. 

— Metrisches aus Pompeji S. 263-267. 

M. Mayeu, Die Keramik des vorgriechischen Apuliens (mit Taf, 
VIIL IX) 8. 167-262. 

E. Pernice, Nachträgliche Bemerkungen zum Alewandermosaik 

3. 11-14. 
N. Pbrsichbtti, Due rilievi Ämitemini (Tf. IV) S. 15-25. 

— La via Salaria nei circondari di Roma e Rieti 3. 275-329, 376. 

F. Stüdniczka, August Mau S. 269-274, 

H. Thiersch, Zu Sauras und Batrachos S. 153-166. 
P. Wbeoe. Abruzienkunsi 3. 26-32. 
Sitiungen S. 107-108, 268, 375. 
Register 3. 377-379. 
Tafeln 8. 380. 



£Uäägä 



ZERSTREUTE FRAGMENTE ROEMISCHER RELIEFS, 

(Tafel MO). 



2. Zum Florentiner Wanderer 

Unter den antiken Reliefs der Ufiizien zu Florenz ragt die 
Darstellung eines bärtigen Mannes, der in bäurischer Traclit mit 
Brodsack, Trinkflasclie, breitkrämpigem Pilzhut und Knotenstock 
auf Felden sitzt und aufmerksam nach oben blickt (^), durch ihreu 
derben, grosszügigen Bealismus eigenartig hervor, so eigenartig, 
dass Dütschke sich in seiner Beschreibung der zerstreuten Bild- 
werke in Oberitalien (III S. 225) verleiten Hess, die janze Arbeit 
für modern zu erklären- 

Ich habe dem in meinem Florentiner Führer (no, 122) widerspro* 
chen» musste aber andrerseits betonen, die Darstellung sei niimög- 
lieh vollständig und jegliche Vermutung über den einstigen Zu- 
sammenhang und seine Bedeutung müssig. Inzwischen haben mich 
zufällige Fimde weitergeführt; die Annahme, dass das Relief aus 
einer grösseren Coiuposition stamme, hat sich bewahrheitet, und 
auch über deren Bedeutung lässt sich Einiges erraten. Jedenfalls 
wird man angesichts des künstlerischen Wertes ihrer Teile den 
Nachweis der Zusammengehörigkeit nicht für verlorene Mühe halten, 
und schliesslich besteht die Hoffnung, dass zukünftige Grabungen 
weiteren Zuwachs und grössere Klarheit bringen werden. 

Das Florentiner Relief stammt aus Rom ; in der Villa Me- 
dici ist es von dem Maler Le Brun gezeichnet worden — zwei 
dieser Zeichnungen hat Montfaucou im Supplement zu seiner An- 



(•) Tat I rechts nach einem Gypsabgafis. 



2 W. AMEI.l.NG 

tiquiU expliquee HII p. 24 Taf. VI 2 und 4) abgebildet (") — 
und ebendort erwähnt es WinckelmaDD (^). Dann kam es mit der 
ganzen medicei.sclien Sa:nmlung nach Florenz. 

Bei einem Besuch im «^ Auditorium des Maecenas • warde 
meine Aufmerksamkeit durch zwei Fragmente eines Hochreliefe 
gefesselt, die mir die grosste stilistische Verwandtschaft mit dem 
Florentin^M' Heüef zu haben schienen. Besonders auffallend war 
diese Verwandtschaft in der eigentümlichen Wiedergabe der Ge- 
wandting; auch hier handelte es sich um sitzende männliche Fi- 
guren etwa derselben Grosse, und von Aeusserlichkeiten Hessen 
sich zunäch-t die Strumpfe und reichverschnfirten Sandalen der 
erlialtenen Küsse mit denen <les Florentiner Reliefs vergleichen ('). 
Allmählich .•stellte sich nii;ht nur heraus, dass die Stücke alle in 
dem gleichen feinkörnigen weissen Marmor gearbeitet sind, es 
Hessen sich auch noch j^^ewisse Einzelheiten in der technischen 
Ausführunj/ und in der Zurichtung der Basen und des Hinter- 
grundes vergleichen -— kurz, ich wage es jetzt mit voller Bestimmt* 
heit auszuspredien. dass diese Fra^rniente und, was sich dann 
weiter hinzutin<len lie^s — das Kesultat zeigen unsere Tafeln — , 
mit dem Florentiner Kelief einst eine grosse Composition gebildet 
haben. Ich wurde bei dem Herausfmden der Fragmente aus den 
wirren Haufen im Auditorium des Maecen auf das Tatkräftigste 
unterstützt von dem scultore Dardano Bernardini, der sich auch 
die Zusammensetzung der Frairmente, nachdem sie auf Veranlass- 
ung des Prof. Gatti in das s:tä'ltische Antiquarium überführt waren» 
angelegen sein Hess. Fs ist mir eine Freude, dem unermüdlichen, 

(*j Eino «l'.T Ix'i'leii A]>bil«lunir«.'n wiederliolt S. Hcinach im R^pertone 
de la statuaire, 11, 2 S. o."»! Nr. 7, olnio die Uebereinstimiiiung mit dem 
Relief zu bcmerk*.'ii. 

(") Denkmale III 9. 1 : «In «ler Villa Medici sieht man gleichfalls, in 
halb erhobener Arbeit, einen cynischen Philosophen mit dem Brodsak an der 
linken Seite und mit einem Stoke in der Hand. Wenn aucli diese Figur den 
Diogenes vorstellen s«dlte, so müsste er in seinen jüngeren Jahren abgebildet 
sein, in der Zeit, wo er ganz die Lebensart eines Philosophen führte; wel- 
ches noch mehr aus der Flasche erhellet, die am Sake befestigt ist. und die 
er wegwarf, als er sah, wie ein junger Mensch seine flache Hand gleich 
einer Schale oder Muschel formte, um damit zum Trinken Wasser zu 
schöpfen ». 

C) S. die Abbildung. 



knd gemes.seQ. 0,2D5 m., die Basis 0,085 m, hoch. Ergänzt ist 
<lie rechte Seite des Hiateigniodes und des uoteren Randes, die 
Nase, der äussere Kaod des Hutes und Teile des Gewaudes* 

Das auf derselben Tafel lioks abgebildete Fragment )iat fol- 
gende Masse: H. 0,04 in*. Br. OJO m., T, unten ohne die Bosse 
0»25 m., H, des Ueliefs mit Rückwand 0,iJl in. H. der Basis u,08 ni. 
Es ist zusammengesetzt aus sieben Fragmenten. Die Darstellung 
^var der ie^ Florentiner Reliefs sehr ühnlich. doch bat sich nur 
der Unterkörper erbaUeu; der r. Fuhs ist sehr hoch aiifgesteUt; 
•die L* liegt halb in den Mantel gewickelt nnd nach innen geöfT* 
jiüt auf dem 1. Oberschenkel. Es fehlt ausserdem Oberk<3rper der 
1. Puss und der Zipfel des sackartigen Mantelbausches rechts 
unten. Bechts bat sich an der Basis Anschlusstlnche erbalten, und 
zwar ist die Nebenseite etwas nach aussen geneigt: auch ist 2U 
bemerken, dass diese Ecke hinten im Diircbscbnitt einen spitzen 
Winkel bildet. Am rechten Ende der Vorderseite der Basis be- 
merken wir die Hälfte einer Bosse, an der RQckseita unten einen 
niedrigen rauhen Vorstoss (H. 0,02 ni*). 

Die Composition muss noch einen Sitzenden enthalten haben, 
der in Massen und Haltung mit dem eben beschriebenen fast 
vollständig übereinstimmt Erhalten ist von dieser Figur nur ein 
Stück aus der Mitte des Körpers mit der Linken, wie dort, auf 
dem Überschenkel und ein Stück der Schultern. Bemardiui hat 
beide Fragmente mittels eines Abgusses des schon beschriebenen 
Fragmentes zu einer kopflosen Figur ergänzt, die 0,93 m. an Hohe 
und 0,31 m. an Tiefe misst (Taf. II rechts). 

Neben diesem Fragment steht eine nach links gewendete 
Kuh. Sie ist aus fünfzehn Teilen zusammengesetzt, und nur an 
wenigen Stellen brauchte mau mit Gyps zu flicken. Ergänzt ist 
natürlich die Sfuile unter dem Bauch. Das Tier ist hinten 0,78 m. 
hoch. Die Basis hat hinten eine Breite von 1,04 m*, vorne von 
0,99 m.; die beiden Nebeaseiten convergieren nach voine; ilire 
Höhe misst links 0,11 ra-, rechts 0,07 ra., ihre Tiefe 0,20-0,27 m., 
die des Keliefs 0,311 m. An der Vorderseite und der linken Ne* 
benseite ist in der Mitte je eine runde Bosse stehen gelassen; 
an der Rückseite unten wieder der niedrige Vorstoss. 

Dieser Kuh entspricht ein nach rechts gewendeter Stier 
<Tat III), Von ihm liaben sich neun Fragmente gefunden; er- 



ZSRSTREI:T£ FRAGMENTE ROEMISCHER RELIEFS .> 

gänzt siöd vor Allem Kopf, Hals und Beine (natürlicli ancli die 
Stütze). Von der Basis Ut gerade die Mitte mit dner ruDdeti Hesse 
erhalten. Die Masse entsprecheu denen der Kuh {H. der Basi:* 
U.09 m,)d 

Eodlich bleibt noch das Präsent eines Mannes, der nacli 
rechts auf einem sorgfältig behaueneu Würfel mit eingeachweifteu 
Seiten nnd vorspringender Oberfläche sitzt; es ist aus drei Stücken 



Fig, 2. 



zusammengekommen. H* 0J5 m*, Br. 0,66 m., T. der Basis unten 
rechts ü»2a m., H. der Basis 0,065 m.» H. des Reliefs mit Rück- 
wand 0,28 m. Links ist Anschluss^fläche; die linke Seite der 



(■) Ich vyill nicht unerwähnt lassen, dues sich auch in Madrid unter 
den Antiken der Königlichen SftmmluTTg Kuh und Stier in Hochrelief be- 
finden, die Kuh ebenfalls nach links, dtr Stier nacli rechts gewendet» beide 
in den Massen und der Art der Arbeit den römischen merkwärdig ähnlich ; 
«ie stammen aus San Ildefünsö, also wahrscheinlich aas der Sammlung dir 
Königin Christine von Schweden und aus Rom (Hübner, Die ant. Bildw. in 
Madrid Nr. S35 u. 336; vgl. S. 12 ff). Unsere Abbildung dc8 Stieres nach 
Arndt- Amelung» Einielaufnahmen Nr 1698. 



i) W. AMEI.L'NO 

Platte stieg nicht senkrecht empor, sondern war etwas nach ansäen 
geneigt; im Durchschnitt ergiebt die Ecke links unten an der 
Kückseite, wo sie einzig noch messbar ist, einen Winkel, der 
«twas kleiner als ein rechter ist. Rechts oben ist ein Stück Relief- 
grund erhalten, das in derselben eigentümlichen Art behandelt 
ist wie der Grund des Florentiner UelicTs. An der Bückseite 
unten wieder ein niedriger rauher Vorstoss von 0,02 m. Höhe. 
Der Dargestellte trägt ein gegürtetes Uutergewand und einen 
Mantel, der auf der rechten Schulter geknüpft ist; beide Oe- 
wandstücke sind aus feinerem Stoff, als die der erst beschriebenen 
Fragmente. 

• Darin, wie in der Art des Sitzes — dort roher Felsen, hier 
behauener Stein — giebt sich angenscheinlich ein bewusst durch- 
geführter Gegensatz zwischen den beiden Seiten der Composition 
zu erkennen : rechts sitzen Vertreter des Landvolkes, links Be- 
wohner der Stadt. Dabei ist hervorzuheben, dass wir an 
d^en Figuren nichts von römischem Costüm bemerken. 
Wegen der Strümpfe vergleiche man die Statue eines Jünglings 
aiis Tiälles (Archaeol. Anzeiger 1902 S. 104; Monuments Piot 
1 )Öft/Pl. IV), für Sandalen und Strümpfe die des Sisyphos I in 
Lelphi {Bull, de corr, hell, 1899 PL 24; Fouilles de Delphes 
rt. LXV). 

Die Anwesenheit der Tiere — bos mas und bos femina — 
legt den Gedanken nahe, dass in der Mitte ein Opfer vor- 
bereitet wurde; aber wir dürfen nicht übersehen, dass den Tie- 
ren jeglicher Schmuck fehlt, wie er zum otticiellen Opferritual 
gehörte. 

Aus den angegebenen Massen ergiebt sicli, dass die Figuren 
nicht alle gleich gross sind. Der links Sitzende entspricht in der 
Grösse dem Florentiner Wanderer, die Andern sind grösser. Das 
Befremdende dieser Massunterschiede löst sich, sobald wir die Fi- 
guren in einen Giebel versetzen, in dem notgedrungen die Figuren 
nach den Ecken hin kleiner werden müssen als in der Mitte. Damit 
erklärt sich denn auch das Aufwärtsblicken des Mannes auf dem 
Florentiner Relief. AVenn der obere Rand dieser Platte jetzt wage- 
recht zugeschnitten ist. so besagt das nichts gegen unsere Annahme ; 
das Stück ist sclion vor Jahrhunderten zugerichtet und ergänzt 
worden. Sehr wohl aber stimmt dazu der eigentümlich unregelmäs- 



ZERSTFEtTTE FRAÜSIENTE ROEMISCHER RKLIEFS 7 

sige Schnitt der Nebenseiten, soweit er sich feststellen Hess. Man 
verschiente dadurch gewissermassen die einzelnen Teile an einer 
so exponierten Stelle. Der Giebel muss eiiiebliche Dimensionen 
gehabt haben, denn 'zwischen den Tieren können wir eine Gruppe 
von stehenden Menschen annehmen, wnd zwischen der Florentiner 
und der nächsten Figur ist augenscheinlich noch eine Gestalt ein- 
zusetzen, da der Grössenunterschied zwischen beiden zu auttal- 
lendist; auch fehlen die Eckfignren, Desto begieriger müssen wir 
sein, zu erfahren, ob sich nicht das Gebäude bestimmen läast, das 
solch ein ansehnlicher Giebel krönte. 

Die römischen Fragmente konnte ich mit Hülfe des alten 
Custoden im Auditorium des Maecen in einem der Verzeichnisse 
neugefundener Antiken im Bullettinö comunale identiticieren. In 
dem Jahrgang von 1886 werden auf S. 421 f, unter IV 1 folgende 
Fragmente beschrieben: Due frammenti di grande aUorüievo: 
runo di queHi rappresentante la metä inferiore di personaggio 
mUitare (zu dieser Bezeichnung wird die Sandale Anlass gegeben 
haben), seduia; Valtro la metä superiore di aliro personaggio 
miliiare, acefala, parimenie ftedula. Appartengom evidentemente 
ad un grande rilievo ttorico {marmo greco: alio il primo 
m. 0,64, il secondö m. 0,74)... Provengono da scavi fatti in via 
Labicana; furono aequislaii dalla Commisuoae. Si comervano 
neU'Odeo (eben dem Auditorium des Maecenas) (^). 

Ausserdem erfahren wir unter Nr. 6, dass die Commissione 
weitere 61 frammenti di sfaiue e scuUure diverse, die ebenfalls 
von der via Labicana stammen, erworben habe, und dass auch 
diese im Auditorium aufbewahrt werden. 

Wir kr^nnen den Ort dieses Fundes genau bestimmen. In dem 
Dächsten Jahrgang des Bullettinö berichtet C. L. Visconti auf 



(•) Nach dem Bnllettinf» *< seml^ra fjppartener« allo sieua rilUuo anche 
tl frammento iii]uente»t djis so beschrieben wird: « Parte di ßgutadi Ci* 
tandö in profilo, con lunga tunica manicata, in allo di Buonare la lira, 
che porla appesa dinanzi. Vi rtmane, öltre il Iraccio, partt! del petto tf 
parte della Uta {marmo greco; alto in. 0,42) ». Ich habe dies Fragment ira 
Auditorium «aufgefunden, halte aber seine Zugebörig;keit zu dem Helief fOr 
aufigeBchlosseii. Der Stil ist ganz verschieden, und zudem hat das Fragment, 
da die Ljra auf beiden Stilen ausgearbeitet ist, augenscheinlich zu einer 
Randfigur gehört. 



8 Vf. AMixUNO 

S. 132: Ä Nella oe^aiiane dei grandi lavori per nuove eoU rnMÜ m tw 
che gi fanno lunffo la parte inierna della via LaHcana^ 90fi9 
gli avanii delle ferne di Tito, alla dütanm dt circa 100 metri 
dalla ckiesa dei si, Pieiro e Marceltino, la nostra Commissione 
per cura dei mo ispettore sig, Giacomo Marsiisi, aveva avvertito 
la esistensa di um di que' muri edificati nei passali secoli a 
fona di rotiami di antiche scuKure ; ed avea giä fatto acquisio 
di alcuni oggetti provenienii da quel luogo ■. 

Ans dem weiteren Bericht ergeben sich als besonders be- 
zeichnende Funde der oeuen Nachforschungen fünf Köpfe der leis, 
ein Kopf des Sarapis tmd ein Kopf einer aegyptischen Prinzessio 
(ßulL com, 1897 S. 118 Taf, VIII; vgl. ebenda S. 136 Anm. 3), 
d. h. Funde, die uns mit Bestiraratheit auf das Heiligtum der 
Isis weisen, das dieser Region den Namen gegeben hat ('). Im 
Einklang mit dem Bericht Viscontis setzt Lanciani auf dem 30. 
Blatt seiner Forma Urbis Bomae die Fundsfelle gleich nördlich 
über dem östlichen Teil der Via Labicana an. 

An jenem Ort muas also vor Jahrhunderten auch das Floren- 
tiner Relief zu Tage gekommen sein; wir erfahren über reichliche 
Sculpturenfunde in eben jener Gegend aus den Memorie des 
P. a. Bartoli 1 (bei Fea, MisceUanea I S, CCXXII) ('). 

Man hat diese Funde mit dem Forum des Stadtpräfecten 
Petronius Maiimus in Zusammenhang gebracht und angenommen, 
der Bau sei etwa nach dem Erdbeben vom Jahre 442 n. Clin 
mit allerlei zusammengeraubten Kunstwerken ausgestattet worden. 
Es läs8t sich gewiss nicht leugnen, dass auch unser Giebel nach 
dem Wenigen, was wir von seiner Darstellung erraten kennen ^ für 
das Eingangätor eines Forums wohl zu passen scheint; aber man 
müsste eben auch hier annehmen» dass die Qiebelfiguren ehemals 
zur Ausstattung eines anderen Forums gehört hätten, denn es be- 
darf keines weiteren Beweises, dass diese Sculpturen nicht im 5. 
Jahrhundert n. Chr. gearbeitet sind. 



(M V)?l. Jordin-Hülson. Töpo^apliie l3 S. 304 f, 

(*) Man vergleicho auch die verschiedenen AngnboD auf dem citierten 
Blatt vm LanciÄfii« FÜFi, doch handeh es sich hier in den meisten Fällen 
nur um die erteilten Licenzen ftlr AusgTÄbongen, von denen m«n nicht weiss, 
ob sie jemals ausgeführt wurden« 



i 



ZERSTREUTE FnilOMC^TK ROEMtSCHKR RELIEFS 9 

Nicht weit entfernt lag das iemplum IsiJis, auf das wir schon 
durcli die neuen Funde gewiesen wurden ('). Zunüchst stös&t uns 
auch da eine chronologische Schwierigkeit auf. Wir erfahren durch 
das bekannte Relief aus dem Grab d^i^ Haterier, dass ein Hei- 
ligtum der Isis an jener Stelle bereits gegen Ende des 2. Jahr- 
hunderts bestand. Andrerseits wissen wir, das3 der Cult der aegyp- 
tischen Gottheiten innerhalb des Pomeriums erst unter Caracalla 
officiell gestattet wurde (*). Deshalb werden wir kaum annehmen 
dürfen^ Isis habe vor dieser Zeit hier einen grossen, prächtig 
ausgestatte ton Tempel besessen. Die Sculpturen unseres Giebels 
aber stammen zweifellos aus einer Zeit vor der Regierung des 
Caracalla, Und das ist nicht die einzige Schwierigkeit: Kuh 
und Stier m5gen irgend eine Beziehung zu Isis und Sarapis ge- 
habt haben; was aber sollen die zuschauenden Stadtleute und 
Bauern und ihre absichtliche Gegenüberstellung? 

So werden wir wieder auf das Forum des Petronius gewiesen, 
ohne zu sicheren Schlüssen zu kommen, und es bleibt am Ende 
nur die Hoffnung, diese Fragen einst durch spätere Grabungen 
und Funde erledigt zu sehen. 

Ich sagte: die Fragmente stammen zweifellos aus der Zeit 
vor Caracalla. Lässt sich ihre Zeit näher bestimmen? In meinem 
« Führer ^ habe ich das Florentiner Relief für die Copie eines 
hellenistischen Werkes erklärt. Nachdem sich herausgestellt hat» 
dass es aus einem Giebel stammt, kann diase Ansicht nicht mehr 
füi" wahrscheinlich gelten. Die Römer haben Giebelgnippen ge- 
raubt, aber gewiss nicht eopieren lassen, und für hellenistische 
Originale wird die gesammelten Fragmente Niemand halten wol- 
len. Wenn wir also annehmen müssen, der Giebel sei die Schöpf- 
ung eines Bildhauers der Kaiserzeit gewesen, so werden wir doch 
daran festhalten, dass dieser Künstler sich durchaus an tielleni- 
stische Vorbilder angelehnt habe, wenigstens in den menschlichen 
Figuren, während die Tiere durch einen einfacheren, nüchterneren 



(>) Laticiani setzt in dieser Gegend noch den luduM magnui und frage- 
weise die porta Oußrquetulana an. lieber die Lage des ludus vgl Jordan- 
HüUen a. a. 0. 8. 299 Anm. 36, über die jener porta Jordan. I i S. 225 ff. 

(*) Gilbert, Geschichte u. Topograplne d. St, Korn III S. 110 ff.; Wis- 
sowa, Cültuii der ß{)mer S. 292 ff. 



10 W. AMBLUNO, ZER8TRRUTB FRAGMENTE RORMISCHER RELIEFS 

Stil dagegen abstechen. Jenes Anlehnen an hellenistische Art 
erinnert uns an die Besultate unserer üntei*suchung über die 
zerstreuten Beste der Gigantomachie (1905 S. 121 ff.). Wenn wir 
diese zum Vergleich heranziehen, so kann kein Zweifel bleiben, 
dass wir die Oiebelfragmente früher datieren müssen; auch ver- 
gleiche man die derberen Tierbilder auf trajanischen Beliefs, be- 
sonders die Opfertiere auf den Schranken der Bostra. Am ehesten 
wird die Begierungszeit des Titus oder Domitian in Frage 
kommen. 

W. Ameluno. 



NACHTRAEGLICHE BKMEKKÜNGEN 
ZUM ALEXANDERMOSAIK 



Nach dem Erscheinen der <* Bemerkungen zum Alexander* 
mosaik » in dieser Zeitschrift 1907 »S. 25 sind mir noch einige 
Beobachtungen eingefallen oder mitgeteilt worden, die ich, nament- 
lich im Berücksichtigmig für die in Aussicht gestellte grosse Pu- 
blikation in den Denkmälern der Malerei, vorlegen mochte* 

Die Frage ob das Mosaik in Pompei angefertigt sei oder 
nicht, glaubte ich aufgrund der Missverständnisüe, der Restau- 
rierungen und Ergänzungen zu Gunsten der Adler" sehen Hypo- 
these entiäclieiden zu können. Einen weiteren sehr gewichtigen 
Grund dafür, da.ss das Mosaik ausserhalb gekauft und dann nach 
Pompei geschalft wurde, gab mir H. Winnefeld an die Hand. Man 
verstellt nämlich absolut nicht, warum im Falle der Herstellung 
in Pompei und zwar in dem dafür bestimmten Zimmer der casa 
del Faiino, der Künstler sich nicht so eingerichtet hat, dass das 
Mosaik wirklich in der Grösse passte. Denn der graubraune breite 
Streifen, der zwischen die äussere Einfassung und den unteren Rand 
des Schlachtfeldes geschoben ist, kann doch unmdglich aus künst- 
lerischen Rdcksichten hier angebracht sein. Also war das Mosaik 
in der Höhe für das Zimmer nicht geeignet und wurde in schmuck- 
loser Weise vergrössert; höchstens könnte man noch annehmen, 
dass auch der untere Rand so erheblich beschädigt war, wie der 
obere, und in radikaler Weise durch den grossen Streifen ausge- 
bessert wurde. Auch dann würde man zur Annahme der Herstel- 
lung ausserhalb Pompeis gelangen. 

Auf Seite 31 des genannten Aufsatzes hatte ich geschrieben 
• unerklärlich ist ein dunkler Fleck hinter der Hand des Fahnen- 
trägers; am ersten möglich erschien mir bei lüngerer Beobachtung, 
dass es ein griechischer Helm sei, wie der des Griechen, der von 



vorn geselieu liülts vor des Üarius rechter Hmid erbcheiiit Dana 
würde also noch weiter rechts, als Körte annimmt, ein Grieche 
TorgedruDgen sein und damit die ganze Auffassnug der Komposi- 
tion vielleicht eine andere weiden •. Ich glaube, dass für die in 
diesetn Satz aufgestellte Beliauptung jetzt eine neue Stütze ange- 
führt werden kann. G* Körte hatte auf S. 8 seines Aufsatzes (id 
dieser Zeitschrift 1907) sehr richtig festgestellt* dass die Wut des 
Angriffs drei makedonisciie Ritter üher den König hinaus fortge- 
rissen hat, « Helm und wehenden Busch des einen bemerken wir 
gleich rechts von Alexanders Pferd; sein Gesicht das leider zer- 
stört ist, war fast in Vordernnsicht dargestellt: er warf einen 
schnellen Blick im Vorwärtsjagen auf die Gruppe im Vordergrund 
des Bildes, ebenso wie sein seh wergerti steter Genosse rechts neben 
dem Perser mit dem gezückten Schwert; von dem dritten, no^h 
etwas weiter rechts, wird mir der Helm sichtbar ». Nun ist über 
dem linken Arm des Wagenlenkers, von dem Bogenende des Darius 
überschnitten, deutlich, und wie mir scheint, unbestreitbar, der 
Helmbusch eines weiteren makedonischen Reiters zu erkennen, 
von dem man sonst nichts weiter sieht (^}, Wenn also hier ein Ma- 
kedoue war, ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass auch 
noch weiter rechts ein Makedone, wie ich ihn in dem dunklen 
Fleck vermutet habe, gewesen ist, und wenn das stimmt, ist 
überhaupt die ganze Komposition des Mosaiks bisher nicht richtig 
verstanden worden. 

Als einen erheblichen Fehler gegen die historische Treue in 
der Wiedergabe des Details bezeichnet Körte S, 14, dass der 
Künstler » den Persern die lange makedonische Lanze gegeben 
hat, ohne Zweifel gegen die historische Wahrheit, denn soweit 
wir zu erkennen vermögen, führten sie in Wirklichkeit einen oder 
zwei stärkere, aber kürzere Spiesse, die zum Fern- wie zum Nahe- 
kampf gebraucht wurden. Einen solchen hat nur der abgesessene 
Reiter im Vordergrunde, wohl nur deshalb, weil die lange Lanze 
an dieser Stelle ebenso störend gewirkt hätte, wie bei den flie- 
henden gut und eindracksvoU »♦ Also der Kunstler kannte zwar die 



{'} Diese Beohachtang wurde von Herrn stud. phil Odensasa bei <ler 
Interpretation des Mosaiks in den archäologischeo Uebangen zu Greifswald 
gemacht. 




tVH AtEXANDERMOSAtK 



13 



persische Bewatfnung. hätte aber aus Rücksicht auf die Wirkung 
iler eiligen Flucht der Pereier diese mit raakedoaischen Lanzen 
ausgestattet, so daäs er jeden antiken Beschauer damit in die Irre 
führte» FiirtwäDgler hat, wie ich dem Aufsatz von Körte entnehme, 
die bis in das geringste Detail gehende historische Treue des in 
dem Mosaik kopierton Gemäldes gerühmt, Körte lässt das Mo- 
saik nicht als Dokument für Tracht und Bewaffnung der Ale- 
xanderzeit gelten. Aber von den in Frage stehenden langen Lanzen 
abgesehen» ist dem Künstler nur der Irrtum untergelaufen, dass 
ein persischer Reiter ein grades zweischneidiges Schwert fuhrt, 
statt eines krummen Säbels, wie ein solcher auf der rechten, der 
persischen, Seite aucli am Boden liegt, und weiter, dass - weder 
der König, noch einer der Reiter den charakteristischen persischen 
Üeberwurf mit Aerineln, den xaviv^ t trägt und * nur ein Heiter 
einen Panzer, wrihreiid die schwere Rüstung der persischen Rei- 
terei ausdrücklich hervorgehoben wird », Von der persischen Rei- 
terei sieht man doch überhaupt nichts, ausser den zwei Köpfen 
hinter dem sogenannten Oiathres, zu deren einem das erwähnte 
grade Schwert gehört, alle übrigen Perser rechts und links fom 
Wagen des Königs gehören zu dessen nächster Umgebung, und es 
führt von ihnen kaum einer eine Waffe, sie beteiligen sich am 
eigentlichen Kampf überhaupt nicht und werden sich daher haben 
tragen können, wie sie wollten. Und wenn man gegenüber dem 
fehlenden Kardvg allein einmal erwägt, wie unglaublich genau der 
persische Königswagen dargestellt ist, an dem nichts auszusetzen 
ist, so wird man dem Künstler doch wohl eine genaue Wieder- 
gabe und eine bessere Kenntnis der persischen Gewohnheiten nicht 
absprechen können, als sie uns aufgrund unserer persönlichen 
üeberlieferung beschieden ist Daher glaube ich, dass die langen 
Lanzen auch Makedonenlanzen sind, und die sie trugen, Make- 
donen, und hierfür führe ich eben den Helmbusch und den Kopf 
hinter dem Standai-tenträger an. Warum hat denn der einzige 
deutlich sichtbare und sicher zur persischen Reiterei gehörende 
Perser nicht die den vermeintlichen Persern eignende lange Lanze, 
sondern das kurze Schwert? 

Darius ist in der höchsten Gefahr, umzingelt zu werden, 
König Aleiander hat eine Schwadron von makedonischen Reitern 
detachirtj um eine Umgehung zu machen, wÄhrend er zugleich in 



14 E. PERNICE, ZUM ALEXANDERMOSAIK 

der Front angreift. Das Gemälde schildert uns den Augenblick, 
wo die umgehende Abteilung einschwenkt, um fiber die Perser 
herzufallen. Dies Manöver deutet, wie ich glaube, sogar der Künst- 
ler an, indem er die Lanzen ganz rechts anders stellt, als die 
anderen. So ist Darius von zwei Seiten aufs höchste bedroht, und 
seine Lage kann überhaupt nicht kritischer sein. Es ist gewiss 
nicht allein der Tod des sogenannten Oxathres, der die beiden 
Perser des Gefolges im Hintergrunde zu so lebhaften Gestikulatio- 
nen mit den Händen veranlasst, sondern ebenso sehr die Gefthr- 
dung ihrer Sicherheit von der Flanke her, und es scheint mir 
völlig sicher, dass das Streben des Wagens und der umgebenden 
Perser schräg aus dem Bilde auf den Beschauer zu, ebenfalls nur 
aus der beabsichtigten Situation heraus entwickelt ist, denn es ist 
die einzige Richtung, nach der der König Darius überhaupt noch 
fliehen kann. 

Wenn die hier über die Komposition des Mosaiks vorgetra- 
gene Ansicht das Richtige trifft, ist zu überlegen, ob wir dem 
Mosaik nicht auch als historischem Denkmal eine besondere Be- 
deutung zuerkennen müssen. Denn das dargestellte Umgehungsma- 
növer nur aus künstlerischen Motiven vorgetragen sehen zu wollen» 
scheint mir unmöglich. Es muss in der Schlacht, wie ich meine, 
in der von Issos, eine Schwenkung berühmt gewesen sein, die ein 
Detachement des grossen Königs machte, um Darius in die höchste 
Gefahr zu bringen — so wie aus unseren grossen Kriegen ein- 
zelne Waffentaten noch heute in aller Munde sind und charakte- 
ristisch dargestellt werden. Es wird schwerlich eine Legende sein, 
die der Künstler hier bildlich wiedergab, sondern wirklich ein 
Reiterstück, das Alexander dem Grossen zu seinem durchschla- 
genden Erfolge verhalf. 

Dass durch diese neue Deutung der künstlerische Wert des 
Mosaiks als Komposition irgendwie beeinträchtigt würde, wird man 
schwerlich behaupten wollen. 

Greifswald. Erich Pernice. 



DÜE RILIEVI AMITEBNINI 

(con tav. IV) 



I. 

Sin dal 1879, in occasione dei lavori per la costruzione della 
nuova strada provinciale detta Amiternina, fra i villaggi di Pretura 
e S. Vittorino (Ämiternum) ed in prossimitä del tramite dell'antica 
Via Caecilia, tornö aH'aprico un bassorilievo rappresentante un 
corteo funebre, che certamente aveva fatto parte di un monumento 
che fiancheggiava ed ornava la detta strada ('). 

Tale rilievo richiamö subito T attenzione dei dotti per la sua 
raritä, ed il eh. prof. Hülsen dopo aver esaminato T originale ad 
Aquila nel 1889, ne fece una descrizione su queste Mitteilungen 
fin dal 1890 (pag. 72), avendo anche cura di ofifrirne un piccolo 
disegno favoritogli dal dott. F. Winter. 

Dopo quanto egli ne scrisse, non sarei tornato su tale opera 
d*arte in queste stesse colonne se non vi fossi costretto per illu- 
strare un altro rilievo amiternino di cui nessuno si h occupato, e 
che inyece mi ha colpito per la sua importanza, il quäle con quello 
del corteo funebre ha molti punti di contatto sia per epoca che 
per arte e soggetto scenico. E per gli opportuni raffronti e con- 
fronti stimo utile dare di ambedue una riproduzione in fotografia» 

[}) Vedi Notizie degli scavi, 1879, p. 145. — Insieme a qaesto rilievo 
ed a parecchie iscrizioni (v. C. L L. IX. 4454. 4458-4460. 4465-4467. 4471- 
4480. 4480 a. 4481. 4482. 4486. 4487. 4491a: ricordanti piü volte le fami- 
glie Peducaea ed Apisia) la cai paleografia ben converrebbe alla fine della 
repabblica o al regno di Augusto, si rinvenne pure an^altra scaltora an- 
ch^essa interessante per la scena che rappresenta, cio^ un certame fra due 
lanceariif segalto ognuno da valletto recante due lance di ricambio, di cui 
mi riserbo occuparmi in separato lavoro. 



IH N. PER8ICHETTI 

a£BDch6 gli studiosi esamioandoli possano vie meglio rilevame i 
particolari. 

Del corteo funebre scrisse Y Hälsen Delle Mitteilungen^ 1. c: 
« Vi si vede il corteo funebre, probabilmente di qualche magi- 
strato municipale: precedono i suonatori, tibtcines, eornicines, 
tubicines, poi due praeficae cod i capelli sciolti, battendosi il petto 
con le maDi {^). Nel mezzo viene il corpo del defunto, adagiato 
sopra un letto sontuosamente decorato: lo sgabello sotto il letto, 
come aDche Y oggetto posto suU' orlo superiore del tappeto steso 
dietro il corpo — oggetto che sembra essere una copertura di capo. 
raa non si puö chiamaie ne pilleus, ne apex — forse sono attri- 
buti di qualche dignitä municipale. Depo il feretro, i membri della 
famiglia — per la maggior parte donne, tranne la prima figura 
della striscia superiore — seguono con atti lugubri. La prima 
figura della striscia di mezzo tiene nella sinistra un arnese poco 
distiüguibile, che ha la forma di un foglio o ventaglio » . 

A questa chiara ed esatta illustrazione mi permetto aggiun- 
gere qualche nuovo dettaglio. La mia attenzione e stata richia- 
raata precipuamente dalle seguenti cinque figure : il primo suona- 
tore della striscia superiore; la prima persona della stessa striscia 
depo il feretro; la prima persona pure seguente il feretro della 
striscia intermedia; T ultima persona e quella precedente i necro- 
fori nella striscia inferiore; ed infine la salma. 

II succennato primo suonatore clie dall' Hülsen e ritenuto per 
un tubicen{^), a me sembra propriamente un siticen: e lo rilevo 

(>) Merita essere rilevata la presenza di tali praeficae in una rappre- 
scntazione del primo secolo a. C, inentre il Marquardt {Privatleben^ I, p. 352) 
asserisce essere sparito tal costume fin dalPepoca delle guerre puniche. 

(■) u lo riteiigo » (dice lo Hülsen) per uii tubicen il primo suonatore 
nella striscia superiore, sebbene Tistrumento col quäle egli h rappresentato 
secondo la terminologia dei modemi si avrebbe a chiamare lituus. Gli autori 
recenti, come anche il signor v. Jan nel suo meritevole articolo presso Bau- 
meister, Denkmaler, III, pp. 1650-1662, sostengono che la tuba romana con- 
sistesse in un cilindro ritto di bronzo, ed in cio differisce dal lituo, curvo 
neirestremitä a guisa della bacchetta degli auguri. Ma le imagini della tuba 
citate dallo Jan si riferiscono alla greca au),ni>y^ tranne una che rappresenta 
un funerale roraano (Baumeister Denkmäler. I, p. 300, fig. 325, da Clarac, 154, 
232) : e quest'ultimo, com»? hanno rilevato i sigg. Reinach e von Duhn 
{Jahrbuch des Instituts, IIF, 1888, p. 370) e una imitazione moderna del se- 



DÜE R] LI EVI AMITERNIM 17 

dalla forma della ti^omba a ciü 8i da tiato per ud foro laterale 
luQgo la Costa del ciliodro e dod giä da bocchino aU'apice di 
esso(0- Le söi persone che seguono il feretra sono donne, com- 
presa la primat e c\t> appare palese dalla chiome luDghe e disciolte 
che hanno le prime quattro, mentre le ultime diie hanno le chiome 
raccolte e legate io nodo dietro la oiica. A me sembra che le 
prime tre rappresentiiio la consorte e le due tiglie del defimto che, 
in atteggiamento di dolore, si stiingono addosso all' iDfelice raadre. 



coli> XVI. lo qaindi credo giusta ropinione de! Mommsen (Staatsrecht, Z, 
p. 287, not 3; p. 386) che lituus e tuba siano identici nella forma estema 
e neiruao : ae ti fa nna difTerenzi, deve essere stata tale da non riconoBCersi 
nelle rappreiientanze fig:urate7T. 

(>} II particolare del foro sulla cost» del cilindro invece del bocchino 
nlla aua estremitüi diritta, da me potuto esattAmente rilevare suirori^nale, rai 
spinge a ritanere che Tiäirtimeiito sia appunto la tuba speciale adoperata 
nei fanerali e suonata dai sUicines. Non si sa il oome nh la forma di tale 
tuba: si sa solo che differiva sla da un lituus che da una bucina e da una 
tuba comane; poiche, come ci fa conoscere Gellio (20^ 2). i siticines usavano 
una specie tutta particolare di tromha e afiatto diverBa dalle altre, Bene 
quindi questa diversitA poteva consisterc — come mostra il rilievo in di- 
corso — nella posizioDe del foro laterale: particolare del resto noD nnoTO 
negU antichi istrumenti mnsicall, riscoti trän dost anche nelle trombe celticbe 
troyate in Irlanda (Sophns Müller, Urgeschichte Furopas, p. 137, da L Evans. 
L*äge du Bronie, Paris 1882, pp, 385*392). Tale inodifica duveva arere una 
ragione acustica e cio^ di comunicare all'onda sonora üita tonalita speciale. 
Se h ^incorto che la tuba per forma estema e per iiso differisca dal lituus, 
non ö dubbio, secondo me, che avessero snoni distinti, Lo mostra chiaro 
Orazio col a lituo tubae permixius sonitug (Carmin., I, l, 23) n e piü 
nncora Lacano: u Stridor lituum clangorque tubarum Non pia conctnml 
cum rauco classic cornu{Phars. I, 237)i>, E se i poeti latini parlano pro- 
misGuatnente di clangor, Stridor o di raucitas tubarum »i deve iutcndere 
ehe in tali pa^^i essi adoperano la parola tuba in senso generico per signi- 
ficare ora Tuna ora Taltra apecie di tromba, e non in senso «peciflco per in- 
dicare la tuba propriaraente detta dal snono pieno e «onoro, piü forte del 
stiono acnto e stridente del lituus e piii debole di quello ctipo e profondo 
del cornus. Cosicch^ non mi sembra improbabile che la tromba dei siti' 
eines aTesse nn snono o intcrniedio fra qnello della tuba e del lituus, o?- 
▼ero anche piü dolce di quest'ultimo, al quäle scopo era adatto il foro late- 
ral« e la maggiore lunghezza (Ovid. Amor, U, 6, 6), che potevano contri- 
boire a rendere il suono piü debole, quasi flebile e lacrimeTole (Stat. Theb, 
V, 120) come si addicera ad una cerimonia di mestizia. 



18 N. PERSICHETTI 

L*oggetto che reca in mano la prima iigura della seconda 
Striscia nella parte posteriore del feretro, come giustamente osserva 
lo stesso Hülsen non si distingue precisamente, ma a me, da accu- 
rato esame sul vero, pare piuttosto che un foglio o un ventaglio, sia 
una lancia con cuspide liscia. Inyero la sua forma ölasegnente: 




Notevoli aneora sono due altre figure e cioe quella che, volta 
di tergo ai tibicines, poggia il braccio sinistro sul fianco, e con la 
mano destra regge la punta di una delle stanghe della bara, che h il 
direttore del corteo (designator), e l'ultima figura della stessa stri- 
scia recante coUa destra un vaso di unguenti per ungere il cadavere 
prima di porlo sul rogo, e con la sinistra tenente un fascio di yir- 
gulti che gli ricadono suUa spalla, il quäle forse era il poUinctor. 

La persona piü rimarchevole e il defunto. Esso giace su ele- 
gante feretro (lectus funebris); ha la testa ornata di Corona di 
foglie fine ed aguzze che bene si distinguono come foglie di laoro ; 
SU due cuscini poggia il braccio sinistro, con la cui mano sostiene 
il capo, mentre con la mano destra stringe un bastone {vitis o 
baculum). L*oggetto posto sul baldacchino ornato di stelle e di 
mezzaluna (probabilmente segni simbolici), per quanto non chiaro 
perchä nascosto da calce secca rappresa, sembra un elmo {apex) 
con visiera e calotta a quattro costole. 

Ora, la Corona di lauro, il bastone di comando, Telmo e la 
lancia dimostrano trattarsi di un insigne comandante di milizie, 
a cui ben si addiceva un funerale cosi sontuoso. 

IL 

Yenendo ora alFaltro bassorilievo, rimasto sinora negletto, h 
bene, prima di dame la descrizione, spendere qualche parola sulla 
sua ubicazione. 

Sülle falde della catena di montagne brülle che sovrasta 
il Yillaggio di Pizzoli — facente pur parte deU'esteso ager 



DUE RILIKVl AMITERMM 19 

Amiterniniis — e precisaraeote a cavaliere della frazione deno- 
miData Mercato, evvi un'autica cbiesa parrocchiale, dedicata a 
8> Stefano, che, in linea retta, dista circa due chilometd e mezzo 
dal luogo ove sorgeva Tanttca Amiternum. £ dessa interessante 
pei cultori dellarte perche ncca di fre8<;hi di diverse epoche, so- 
vrapposti gli uni agli altri, che si attacciaoo timidi a traverso 

r intonaco sgretolato e la calce di ciii fu- 
OBo coperti dair ignoranza, mentre oggi 
l'iDCuria fa il resto per inandarii in ro- 
vioa, 61i ultirai di detti freschi apparten- 
gono a penoello cioquecentesco, essendo 
stati dipinti A . F • BERNARDINO - DE • 
CER! * 1559, come si legge a pie d'iiDo 
dei quadri, 

Oltre che per queste non disprege- 
voli pitture, Tedificioe anche interessante» 
e ricliiama pur lattenzione dei cultori 
delle antichitä, per dne framoienti di 
scoltura di etä romaaa, infissi nel muro 
annesso alla disabitata canonica, prospi- 
ciente mezzogiorno. Ambedue sono mii- 
rati quasi alla stessa altezza, e cioö a 
circa 3 metri da terra* 

II primo, a siniätra di chi guarda, 
^*^' '^- i un frammento di telamon, m oalcare, 

alto in, 0,50, largo m, 0,10 (v. fig. 2). Rappresenta un uomo in- 
teramente nudo e barbuto, con le bmccia inalto, ripiegate sul capo, 
07e e rotte in modo da non potersi sapere che cosa sostenesse. 
II secondo, a destra. h uu bassorilievo bislungo, pure di cal- 
care paesano, di forma rettangolare, sovrapposto airarcbitrave di 
iina finestra mui)ita d* inferriaia, da cui dista appena 5 centimetri« 
E hiQgo m. M2, ed e alto m. 0,49 (?. Tav. IV i). 

In uoa cornice liscia, larga 3 cm., racckiude una scena con 
quattordici figure moHo rovinate non tanto dallopera deleteria dei 
terapo, quantö da quella piü perniciosa dei monelli che, ab an- 
liquo, a furia di pietrate, banno maltrattato i contorni e reso le 
eose, le fisonomie e le movenze in istato da non poterle sempre 
esattamente rieonoscere e descrivere con precisione. 



X. PEnsvcRrm 



La tecuica e lo stile non sono deirepoca primitiva ne del- 
1' ultimo periodo deirarte provinciale, ma parmi che siano del pe- 
riodo aureo tra la fine della repubblica ed il priocipio dell'im* 
pero (aec. II-I a. C): sicchö tale rilievo si puö considerare — 
secoüdo il raio parere — corae ud beiresemplare di quella scuola 
artistica per imma^ioativa di composizionef per fraochezza di toeeo* 
6 per Yivacitä di atteg^iamenti* 

Dippiü qiiesto rilievo» tanto per la tecoica quanto pel sog- 
getto, mi sembra che sia da ritenersi della stessa acnola d'arte e 
dello stesso peiiodo di civiltä fiorente cui apparteneva Taltro 
mouumeDto stiperiormeute descritto. 

L'uDo e Faltro acolpiti äullo stesäo materiale e chiusi da 
coroice a fascia liscia senza alcuna modanatura, A riferiscono ad 
un lugnbre soggetto; rappresentano costumi purameote romani, con 
suppellettili dalla piü Hne eleganza e con tigure qua^i della me- 
desima altezza — di circa 27 cm. — ed ambedue spiccano per 
la ste9sa particolaritä di qualche personaggio col gesto faori de! 
campo del quadi^o ed invadeate quello dolla cornice. 

Differiöcono soltanto nelle dimensioDi, esaeüdo quelle del 
corteo piü lunghe e piü alte, ed in akuni dettaglL Ad esempio. 
e diversa la modellatura dei piedi delle figure, i qnali iß detto 
rilievo sono affatto trascurati, da parere quasi Don finiti, Don po- 
teodosi neppure distiDguere se siano nudi o calzati; mentre in- 
Tece nel nostro rilievo si veggono oniati di calzature, come spie- 
gherö iD seguito* 

Kigiiardo al soggetto il monumento in parola non e meDo 
importante, poiche, proveüendo esso secondo tutte le probabilitä 
da nn monumento sepolcrale, vi si puö credere rappresentato un 
coovito funebre, diviso in scene, e ricco di particolari. Appunto 
«iö lo rende pregevolissimo, non essendo facile trovarne altro esem- 
plare cosi finito e cosi completo, quautunque ridotto in deplore- 
voll coedizioni» 

Nella scena a sin. abbiamo rappresentato uu Iriclinium e 
nel mezzo la tavola^ a tre gambe sagomate a piede di capro 
{mensa irfpes) (*) snlla quäle ai vede un vassoio con frutta, ed 
un largo vaso emiaferico (crater) per vino, su base imbutifonne, 



(») Horat. SaL I, 3, 13; Ovid., M$L, VUI, 66L 



DUS RILIRVI AMITERMM 



21 



ad orlo rovescio all' infiiori, e con anse opposte, ad arielli verti- 
t5ali, inipostate aiilla paocia e sul labbro. 

I coiumeDsali sono sei* riposaodone due distesi sopra ciascutio 
dei letti, i quali sodo adorni di peüdaglio {toral) che, di sotto al 
^materasso {torus), scende a terra {*), 

II commeasale inferius accumbenSj nel leelus imus^ sta di 
prospetto a chi guarda: poggia il torso siil braccio sinistro ri- 
piegato sul ciiscino (cubilal), e porta id alto il braccio deatro, 
sorreggetite la eoppa a corpo öferoidale ed orlo ripreso, come per 
brlDdare; raentre il compagno, superius accumb€?is, distend© im 
braccio per prendere delld vivande dal yassoio. 

II coDviva al posto d*onore (consularis), adraiato sul leetu9 
medim, regge con la sin., che poggia sul ciisciao, un arapia coppa» 
e »oUeva la destra per rafforzare il discorso con uii gesto, II buo 
a latere ha la raano sin. nella identica posizione, meDtre al sno 
fiaaco appare la testa barbuta del quinto commensale, ödraiato aiil 
lectus summus, ed il ciii biisto e corapletameDte oascosto dal sesto 
iiidividuo. Costiii poi, con le gambe penzoloni e di schiena allo 
spettatore, posa il braccio sio. sul cuscido, tenendo pure la coppa 
in mauo, e coq la destm si tocca la spalla, denudata del manto 
ehe Bt attorciglia sul dorso, fra Taltra spalla e laica. 

Ün coppiere (pincerna), vestito di tunica corta, cou gambe 
Dude e Don bracatm. Vi aerve. A passo svelto, esso va verso i 
banchettanti, ai qwali porta, cou la destra un oggetto piuttosto 
grande che — essendo stato rotto — noD si puö beu diatioguere, 
raa che pare vaso da vino; e cou la sinistra reca altro oggetto 
irricoiioscibile, somigHaate ad un pesce* 

La scena a dn poi rappreseuta pure sei uomioi riuniti a con- 
vito* Questi perö stanno seduti su sgabelli iDtorno a tre lati della 
tavola äimile a quella del triclinio. 

II primo iDdi?idu(s a dnistra della tavola, siede sopra uno 
acanno o sgabello (subsetlium), al quäle d stato rotto il piede po- 
äieriore, che manca. Ha la gamba destm distesa, ed ha la sinistra 
tirata in dietro. Dall'ouiero sinistro gli scende il manto rovesciato 
sulle gambe. Di spalla allo spettatore, volge il viso verso gli 
altri bevitori coi quali favella, e preode dalla mensa, cou la 



(«) Salle toralia, v, Becker-(iöH, Oaliust II, \k 343. 



22 N. PERSICHETTI 

mano destra, la coppa che ö cosi royinata, da potersi appena ri- 
coDOScere. 

II suo yicino tiene pure una coppa in mano con la sinistra. 
II terzo, col braccio destro nado, accosta la coppa alle labbra, e 
poggia la mano manca sal grembo; mentre 11 quarto si tocca il capo 
con la dr. e sorregge con Valtra il poculo. 

II quinto poi, piegato in avanti, stende il braccio destro per 
prendere la coppa d*in sul tavolo, ed e seminascosto dal sesto in- 
dividuo che, seduto di prospetto, guarda a sinistra, tocca con la dr. la 
mensa, e tiene sulVaddome la mano sinistra uscente dalle rieche 
pieghe dell'abito che gli cade suUe gambe incrociate Tuna sul- 
l'altra. 

Essi pure sono serviti da un coppiere, vestito come Taltro, e 
fermo dietro un elegante tavolo centrale ad un piede {monopodium). 
La sua mano destra si vede sotto il piano del tavolo, con un po- 
culo capovolto, in atto di scolarlo per terra, mentre con la sinistra, 
pure penzoloni, stringe un oggetto simile a coda di delfino. Egli 
guarda i bevitori, come per accertarsi se abbiano le copp« vuote, 
pronto a riempirgliele. 

Sul detto monopodium si veggono arnesi conviviali euritmi- 
camente coUocati ed elegantemente foggiati. Si tratta di due corni 
vinarii, od anfore, a cono mozzo e ricurvo, con labbro riverso 
air infuori e sormontato da coperchio conico, a larga base. Ognuno 
di essi e sorretto da due piedi, certamente in bronzo, fini e slan- 
ciati. L'uuo fa colare il vino, e l'altro forse l'acqua, per mezzo 
di un epistomium, in sottoposti vasi {mistarii) di eguale modello. 
che, per forma e grandezza, sono simili a quelle della mensa sinistra, 
di giä descritto. II corno vinario a manca e ridotto in istato mi- 
serevole; ma, attentamente osservato, si pu6 con sicurezza affer- 
mare essere eguale a quelle a destra. 

£] da notarsi pure che i commensali non indossano Tabito 
leggero e speciale dei conviti, la synthesis; ma sono vestiti, a 
quanto pare, di tunica e toga e calzati, ciö che da al convivio un 
certo carattere di serietä e di solennitä, e potrebbe indicare non 
trattarsi di una lieta riunione di amici, ma appunto di una cena 
funebre. 

Kimarchevole e la specie di calzatura di cui sono forniti, co- 
mune tanto ai convivae quanto ai pincernae. E poich^, per quante 



DUE RILIEri AMITEEMM 23 

ricerche abbia fatto, non mi h riuscito troYare \m altro esemplare 
di calzature di forma identica a questa, stimo utile darne nn piccolo 
disegQO per fade vie meglio notare. Como si rile?a dalle figure, 
erauo uoa specie di ghette o uose liscie che proteggevaDO il mal- 
leolo ed il tarso, e, fra le varie cahature nsate dagli antichi, potreb- 
bero, a preferenza, riferirsi alle impäia, le quali, corne ci iosegna 
Pliüio, erano fatte di feltro di laua o di ginestra. 



■'S 



/: 






"^H 



Fig, 3. 



Non e State sinora precisato che cosa propriamente fossero le 
impilia; e non era facile, perche gli antichi autori ue parlaoo 
senza darcene descrizione alcuna« ülpiano, euumerando le rarie 
specie di vesti, »ota fra le altre le impilia: » Fasciae crurales 
pedulesque, et impilia, veslis loco sunt^ quia parlem corporis 
vestiunL Alia causa est udonum quia usum calceameniorum prae- 
stant ^ {ßig. XXXIV, 2, 25)< Dei commentatori de! Digesto il 
Cujacio e quegli che se ue occupa piu largamente, ma neanche 
riesce a dir nulla di preciso, non ostante che si fosse proposto 
apposito quesito: • An igitur, egli Bcrive, fasciae pedules ei im- 
pilia idem ? Pedules sie dicuntur tä pedula auciore Feslo, quae 
Graeci nä&iXa vel naiia, Glossae Philoxeni empilla interpre- 
tantur udones a quibus tarnen ea separat Ulpianus ^ (Opera^ t, L 
c. 194), Gli udones, per quaato non se ne abbiario esemplari, si 
aa di cei*to che emiio calzari di origine Cilicia fatti di pelo di 
becco (Mart Ep> XIV, 140); e molto raeDO sono da confondere 
le impilia coq le fasciae pedules, poiche queste, essendo striscie 
coQ le qiiali si awolgera il piede airuso delle pezze adoperate 



21 N. PERSICHETTI 

invece di calze dai soldati odierni, dovevano essere fatte dl Uno o 
di lana leggera, laddove quelle erano di feltro o lana coacta, come 
8i evince daH'origine dalla parola greca ifiniXia e dal celebre passo 
di Plinio : • esse laneam naturam ex qua impilia vestesque quae- 
dam conßciuntur » {II ist. Nat XIX, 2; cf. pure Blümner, Tech" 
nologie, I, pp. 211-214). Per conseguenza le impilia, ai tempi di 
Ulpiano, erano diverse sia dai pedules che dagli udones; e secondo 
me, non erano altro che iiose o ghette protettrici del tarso, delle 
quali questo monumento ci ofTre appunto il modello. 

In prosieguo di tempo, ed in ispecie nelFepoca bassa delFim- 
pero, sec. IV- V, qaando si composero i glossari greco-latini di Pi- 
losseno e d altri, sembra che cadessero in disiiso i calzari di pelo 
caprino e restassero le sole ghette di feltro, cui si diede indiffe- 
rentemente il nome di udones e di impilia. Lo si rileva dai ma- 
nuali di conversazione greco-latina conosciuti sotto il nome di 
Hermeneumata Leidensia e Colloquium Leidense (^) in cui il pa- 
drone si fa consegnare dal servo le vesti ed infilate le scarpe, gli 
udones = ifinlXia e i pantaloni, esclama : « eccomi vestito * . 

Questo adunque e Tinsieme della scena rappresentata dal 
nostro rilievo amiternino. Siccome non vi e in tavola che frutta e 
vino, cosi pare rappresentata l'ultima parte del convivio, che noi 
oggi sogliamo dire dessen, e che i romani chiamavano mensa se- 
cunda e che poi fu continuata dalla comissatio. 

Certo poi non h senza significato che delle due comitiveuna 
sta sdraiata sui letti, Valtra seduta su sgabelli. In ogni modo 

(M Xö ripetiamo qui il testo secondo Tedizione di Loewe-Goetz, Corpus 
Glossariorum Latinorum, III : 

Hermeneumata Leidensia, p. 69, n. 63 ss. 

^oasfioi da mihi 

tmotfrjfiara calciamenta 

65 xarovsne^Xo^s et udones 

xaiay€(^v^as et brachas 

p. 70, n. 1 i]^i]vnodrj9Tjy iamcalciatus sum 

Colloquium Leidense, p. 637. 

(fdg ifAol tno^fiata da mihi calciamenta 

xnl Totg TtlXovg et udones 

xal dya^viH^ug et bracas 

Ijdrj {inedi&Tjy iam calciatus sum 



DUF RILIEYI AMITERMNl 2b 

questi Ultimi sono di rango ioferiore, forse liberti del defunto' 
mentre sul triclitiio sono riuniti i suai parenti e qualche amico, 

Comunque sia, & evideote trattarsi di famiglia agiata, a giu- 
dicaro dal numero dei conritati; dalla forma dei crateri, dalle 
coppe, delle anfore o corni da viuo ; dal tiue laroro delle gambe 
sagomate delle raense ed in ispecie del centrale moriopodium, cob 
erma galeata di MioeiTa o della dea Roma; dal perisiroma dei 
letti pendente a rieche pieghe. 

Se come la?oro d'arte questo rilievo e privo della fioe ele- 
ganza conTeazioDale delle ncolture greche ed urbane, e se in 
alcud punti pare che abbia qualche durezza, ö da attribuiräi in 
parte all'arte provinciale, ma piü ancora alla qualitli scadente 
della matoria prima adoperata per reseciii^ione del lavoro, e che 
ha solferto per la corrosione del tempo e pei maltmitamenti della 
genta Ignorant e. 

Non pertanto esso, ripeto, ^ molto pregevole per la impor- 
tanza del soggetto largamente rappresentato in tutti i suoi parti- 
colari, per Tespressione nelle moveuza e nei tratti carattehstioi 
delle figure in relazione al concetto artistico ; per la vita, pel brio 
6 pel calore che le anima favellando tra loro con animati gesti, 
e piü che altro per la raritä di simili rappresentazioni, come per 
la raritik di aicuni particolari* 

Ho credafco quindi utile pabblicare ed illiistrare qaesto ine- 
dito monnmento sia per richiamaro an di esso le vigili eure delle 
autoritä localis sia perchfe, se rieppiü si rorinasse per le intern- 
perie e per gU insulti della ragazzaglia, ne sopraTviva almeno il 
ricordo in queato Bollettino che non muore. 



Aquila, 12 aprile 1908. 



N. Persichkttl 



ABRÜZZENKUNST. 



Den von Herrn Persichetti auf den vorhergehenden Seiten 
bekannt gegebenen Reliefs von Aquila bin ich in der Lage ein 
interessantes Stück anzureihen. Ich verdanke es der Güte von 
Herrn L. PoUak in Rom, dieses in seinem Besitz befindliche Mo- 
nnment publizieren zu dürfen, das in Aquila in den Abruzzen 
erworben ist, also wohl aus dem nahgelegenen alten Amitemum, 
Sallusts Heimat stammt. Zwar kann es ebensowenig wie die 
beiden erwähnten Reliefs Anspruch auf hohen künstlerischen 
Wert erheben, doch verdient es wegen seiner Originalität der 
Vergessenheit entrissen zu werden. 

Es ist ein vierseitiger 26 */« cm holier, an seiner nahezu 
quadratischen Standfläche 20 bis 21 cm messender Gippus aus 
feinkörnigem Kalkstein, unten glatt, oben mit einer flachen rohen 
Eintiefung versehen. Alle vier Seiten sind plastisch verziei*t mit 
je einem am obern und untern Rand umlaufenden Kranz dreilap- 
piger Blätter mit starker Mittelrippe, herabfallenden oben, ste- 
henden unten, deren untere Hälfte stark vorgebogen ist, während 
die Blattspitzen tief ausgekehlt sind. Zwischen sie sind lanzettför- 
mige kleinere ebenfalls concave Blättchen gestellt. Beide durch 
ihre besonders tiefe Unterbohrung auffallenden Blattkränze schlies- 
sen figürliche, in flachem Relief gehaltene Darstellungen ein, die 
wir den Stein rechtsum drehend betrachten. 

Die erste, am wenigsten bestossene und vei*witterto Seite 
(Fig. 1) zeigt einen Mann in kaum bis zum Knie reichender kurz- 
ärmeliger Tunica, einen Sklaven können wir ohne weiteres sagen, 
der durch die noch halbgeöffnete Tür eben eingetreten ist, gebückt 
unter der Last einer auf seiner linken Schulter ruhenden fast 
mannshohen Spitzamphora, deren Inhalt er in einen mächtigen 
Humpen ausleert, den beim Umkippen entstehenden Ruck des 



ABHÜfZEN KUNST 



31 



Oalidius Eroticus geraije dabei, mit der Kneipwirtiu das Conto 
zu machen, das sich ausser auf 80 harmlose Dinge wie vino, 
panef frilto misto und Heu für den braven Grauen auch auf we- 
niger saubere Zeche bezieht. Er begleitet dabei die Aufzählung 
der einzelnen Posten mit dem stereotypen convenii — 'va bene — 
stimm t. Für den Gast unseres Cippus freilich liegt die Sache we- 
sentlich anders. Der erstaunt-dumme fragende Blick, oiit dem er 
von dem überreichten Täfelchen auf- und die Wirtin anglotzt, die 
ihre üneigennützigkeit ziflfernmässig darzutun sich lebhaft bemüht, 
lässt deutlich eri-aten, dass sein Conto höher ist« als er es steh ge- 
dacht hat Den zerbrochenen Krag wird die schlaue Alte gewiss 
mit draufgeschlagen haben, 

Scenen aus dem Alltagsleben, ein et*götzlicher Einblick in 
das Treiben einer Herberge der Abruzzen» gewiss keine Komö- 
dienscene, für die die rechte Pointe vermisst würde (*). 

Datieren lässt sich unser Cippus nicht mit Sicherheit Die 
tiefe ünterbohrung der Blätter und ihre Gestalt sprechen für nach- 
flavische Zeit. Der Stil ist frisch und lebendig bei aller Höl- 
zernheit und ünbeholfenheit im einzelnen (Isokephalie, plumpe 
Faltengebung Fig, 4). Er erinnert stark an Holzschnitzerei. Nicht 
anders als heute noch werden sich die Bauern in den Abruzzen 
die langen Winterabende, an denen sie in ihren Bergtälern mo- 
natelang im Schnee begraben sind, mit Holzschnitzen und der- 
gleichen Kunstfertigkeiten vertrieben liaben. Eine Probe solch 
bäuerischer Kunstübung in dem solideren Material des leicht- 
zuschneidenden Kalksteins hat uns ein günstiger Zufall einmal 
gerettet. 

Fragt sich noch, welchem Zweck unser Stein gedient hat- Na- 
türlich nicht als Grabcippus. Seine Darstellungen sind wesensver- 
wandt mit gewissen uns erhaltenen litterarisehen Produkten« die 



(*) Eine abweichende Erklärung der Scenent die ich indes nicht teile, 
Bchlä^ mir Herr Engelmann freutidlidist vor: Fig 1, der Krater ist fßr die 
Aufnahme des Tagesbedarfs bestimmt wie die grossen Glasflaschen in römi- 
schen Osterien. Fig» 3, der Dienerin^ die eine Kanne in der Spülwanne säu- 
bert, Btebt gestikulierend der Padrone mit einer andern Kanne gegenüber. 
Im Hintergrand an der Wand aufgehängte Pfanne. Fig. 4, der Padrone macht 
mit der Dienerin Abrechnong über die Tageseinnahme. Darnach würden die 
Kelieffi den Tagetlauf in einer Amiterniner Eneipe beschreiben. 



m 



¥. WIEGE, KHnVttKfiKVVVT 



flieh auf römisches Kneipweseo beziehen, nämlich humoristischen 
Vorträgen, Bierreden studentisch gesprochen, zu denen der Prädide 
des Kneipabends, der arbiier bibendi, die Zecher verurteilen konnte. 
Das bekannteste Beispiel ist das teslamenium porceUu Ebenso 
gehört hierher die Komödie des Querolus, die gewiss zur Auf- 
führung beim Mahl geschrieben und der eine lex convivalis, ein 
Krieipcomment angehängt ist (*), Auch in ihr dreht sich das Haupt- 
interesse um einen in Scherben gehenden Topf('). Es Hesse sich 
sehr wohl denken, daaa unser Cippus bestimmt war, in einer 
Kneipe etwa im lararium zu stehen und dass die Zecher zur Eröff- 
nung des Qelages unter Gesang und Oebet an die Laren und den 
Qonius des Wirtes das Trankopfer in die obere flache Mulde des 
Altlrehens ausgössen. 

So haben wir in dem Pollakschen Cippus ein echt nationales, 
kulturgeschtcbtlieh sehr interessantes Bauemprodukt kennen ge* 
lernt Möge sich in unsrer Zeit^ wo man die römische Provinzial- 
kunst allenthalben, ?on Spanien bis zum Euphrat Ton der Mosel 
bis nach Afrika in den Bereich gründlichen und liebeToll ein- 
dringenden Studiums zu ziehen beginnt, das Interesse auch dem 
Outen, das so nahe liegt^ dem Aschenbrödel italische Kunst wieder 
mehr zuwenden und uns bald weitere Proben wie diese derb ur- 
wüchsiger Abruzzenkunst beschert werden, 

Pbitz Wbsgb. 

Rom. 



(0 Daa Testament des Schweinchens im Anbaiii; tu Buecbeler« letster 
Fctronauagabe : Tgl. auch A. von Premerstein, Hermeg 1904 S. 327 ff. TJeber 
den Queroliw ygl Schanz, Gesch. der röin. Litt. IV S. 41. 

(*) Weitere« über Seh wanklitte rat ar beim Gelage bei t. Prcmerstein. 
Herraea 1904 S. 342. 



ZWEI MONUMENTE AUS CERVETRL 
(mit Taf. V; 



Die beiden im Polgeuden besprochenen Monumente sind zwar 
nicht völlig unbekannt, aber da das erste bisher nie abgebildet 
ist» Aslh zweite (durch einen Irrtum von meiner Seite) einem Orte zu- 
geschrieben war» an den es nicht gehört, halte ich es nicht für über- 
flussig auf sie zurückzukommeQ, um so mehr da die grosse Fac- 
simile- Ausgabe des früher Barberinischen, jetzt Vatikanischen 
Sangallo-Codei, in welcher beide demnächst erscheinen werden» 
voraussichtlich nicht allen Archäologen und Epigraphikern zugäng- 
lich sein wird. 

F Auf dem inneren (papierenen) Klebeblatte des Einbanddeckels 

I des Saugallo-Codex (früher Barberinus XLIX, 33, jetzt Vaticanus 

I Barberinus Latinus 4424) findet sich» mit der Ünterachrift: Ä 

I Santo agaiolo fuora dt ciervetri (*) u(n) meio miglio (•) eint 

^H (0 Ich tTÄttscriliiere absichtlich nicht, wie ?, Fabriciy und Aiwiere, 

tantto und cervettri, denu <las Zeichern Tr, welches man für ein Doppel-T 
XU erklären pflegt, ibt in Wahrheit nur ein etwas sonderbar geformtes ein* 
faehes T. Unformen wie Uenpio, ttutto u. s. y., durch welche die Transcriptio- 
nen ron Sang^allos Aufzeichnungen bei manchen neueren Gelehrten so mj- 
«tiscb unleserlich werden, hat der alte Gialiano ebensowenig zu schreiben 
beabiichtigt wie irgend einer seiner Zeitgenossen. VgL anch Zdekaneis Be- 
merkung in der Facsiiuile-Ausgab« des Sieneser Taccnino p. 6, 

(') Die Kirche S. Angel© eiistiert noch h«ute, freilich ganz in Ruinen, 
am Westrande des Valle della Mola, etwa 800 Meter südlich von Cervetri. 
Vgl Carta della Staio Maggiore Blatt 149 I? NE. 



u 



CK, HU ELSEN 



Zeichnung, welche vier Figuren und vier Stücke von lateinischen 
Inschriften, davon zwei mit tabellm ansaiae umgeben, zwei ohne 
solche ümrahmQDg, darstellt (S. Tat V, 2). Dass diese Figuren voa 
links nach rechts Herakles. Apollo, Diana und Hebe darstellen, ist 
unverkennbar, und von Fr. Matz, der zuerst auf die Zeichnung auf- 
merksam gemacht hat (Berichte der Göttinger Gesellschaft 1872 
p. 47) sofort ausgesprochen worden. Weiter hat dann Robert (bei 
V. Fabriczy. Die Handzeichnungen Giulianos da Sangallo, Statt- 
gart 1902 S. 20) auf die Verwandtschaft mit den sogenannten 
Kitharoedenreliefs (s. Jahn, Griechische Bilderchroniken S. 45 
Anm. 299) hingewiesen: gleichzeitig war er geneigt, das von 
Sangallo gesehene Denkmal für ein Terrakotta-Relief der sog. 
Campana-Klasse zu halten, wie solche vielleicht in Cervetri selbst 
verfertigt worden seien. 

Wichtig für die Autfassung des Monuments ist die Frage 
nach dem Verhältnis der Figuren zu den lateinischen Beischriften. 
Matz hat die letzteren von den Figuren ganz trennen wollen, weil 
er glaubte, sie seien zu identifizieren mit anderen sonst bekannten 
Caeretaner Inschriften. Das Stuck VILIA -TL soll gleich sein 
mit einem noch in Cervetri vorhandenen Cippusfragmente : LA- 
VILIA M • F • {CIL, XI, 3663); die Worte FELICVLA SA(w)CTA 
VIX(/)T dagegen seien entnommen aus einer vierzeiligen Grab- 
schrift (C/£. XI, 3693): C, Äburio C. /. Pamphüo \ Aburiae 
C. X. HÜarae \ v, Aburim G. ei L Feliculae \ sibi et suis, 
welche im 15. und 16. Jhdt. öfters (von Tortelli, Manutius und 
Florentius) in Cervetri, doch ohne genaue Ortsangabe, abgeschrie- 
ben ist Obwohl diese Ansicht von den Späteren unbedenklich 
acceptiert worden ist, sprechen doch starke Bedenken dagegen. 
Dass der des Lateinischen unkundige Sangallo aus dem langen 
Texte der Grabschrift der Aburier ein einzelnes Wort heraus- 
genonunen, dasselbe in einen anderen Casus transponiert und dann 
das passende sancta vixii dazugesetzt haben sollte, ist kaum 
glaublich; und was die Inschrift n. 3663 betritTt, so handelt es 
sich um eine Tafel, die erst i. J. 1855 aus der Erde gekommen 
ist und auch ihrer Form nach mit dem von Sangallo gezeichneten 
Denkmal nichts zu tun hat* Ohne Zweifel gehören die Inschriften 
unter sich und mit den Figuren auf der Zeichnung zusammen; 
aus den Worten sancta vixit ist ersichtlich, dass wir es mit 



ZWKf MONUVBNTV AUS CSRTETRI 



äö 



einem Epitaph zu tun haben. Damit ist auch die Erklärung als 
Terrakottarelief erledigt, und es fragt sich, welche Form dies Grab- 
denkmal gehabt bat. 

Wäre es eine einfache rechteckige Tafel gewesen, so müsste 
die Gruppierung der Figuren sehr auffallen. Wie bei den « Ki- 
tharoedenreliefs ^ bewegt sich das Geschwisterpaar Artemis und 
Apollo auf die einschenkende Göttin (Nike) zu: aber die vierte 
Pigiir, Herakles, wendet in ganz unmotivierter Weise dem Apollo 
den Bücken, und stört die Symmetrie der Composition auf das 
emptiodliehäte. Diesem Anstoas entgehen wir, wenn wir annehmen, 
das die vier Figuren nicht eine Tafel, sondern eine nmde Basis 
schmückten, deren Zeichnung Sangallo nicht am richtigen Ende 
angefangen hatte. 

Dass die ständigen vier Figuren der Kitharoedenreliefs auch 
zum Schmucke runder Basen benutzt wurden, davon giebt ein Bei- 
spiel das jetzt im Palazzo Spada beßudÜche Stück (Matz-Dubn 
n, 3664), welches auf Tf. V, 1 nach der Zeichnung im Berliner 
Codex Pighiauus (f. 202) abgebildet ist (^). Allerdings sind auf 
der Basis Spada die vier Figuren in der üblichen Weise gruppirt: 
von rechts nach links Nike, die dem Apollo einschenkt, und diesem 
folgend Diana und Leto. Der Caeretaner Künstler oder Steinmetz 
dagegen, welcher dieselbe Komposition für den Grabstein der Frau 
eines munizipalen Honoratioren benutzte, brachte nach seiner Weise 
Umbildungen darin an. Seiner Absicht nach sollten sich offenbar 
die Figuren so gruppieren: 



Apollo 



DiaQ& 



Hebe 



Hernkks 



^V Dass Diana voransteht, wird darin begründet sein, dass das 

^^ Belief für den Grabstein einer Frau dienen sollte; ihr kredenzt 
^^ die aus der Nike (durch Weglassung der grossen Flügel) umge- 

^^ (') Die Ortsunk'abe im PigliiaQii« lautet S» Maria de Febr$\ also be- 

f&nd sich das Mounment in der bekaanttiD Anfang des 17. Jhdt zeratOrten 
Kirche neben S. Peter. Den ächluss» wfllchen Matz a crutce böne liest» scbiea 
mir bei Revision der Handschrift a Grotte bone: m erklären weis» ich ihn 
aber nicht 



36 CH. HUEL8EN 

bildete Hebe den Unsterblichkeitstrank {^). Der Bruder Apollo 
steht hinter Diana in zweiter Linie : hinter der Hebe hat der Ver- 
fertigen des Reliefs ihren Gatten Herkules eingefugt, um die Sym- 
metrie herzustellen. 

Was die Inschrift betrifft, so glaube ich, dass dieselbe in 
vier getrennten tabellae angebracht war, aber verbunden gelesen 
werden sollte (*), etwa in folgender Welse : 



VILIAT.L- 



FELICVLA 
SKnCTK. VIXeT 



CORN(?LI 



SEVERI AVGVSTA/., 



d. h. Villa T. l, Felicula, Corn\j]l[f\ Severi AugiA$ta[l{is 
uxory] sa[n]cta vta:\j']t [annis ... mensibus ... Die Existenz von 
Augustalen ist für Caere zwar nicht ausdrücklich verbürgt (denn 
die gleich zu erwähnende Inschrift CIL. XI, 3613 ist unsicherer 
Ergänzung), aber doch wahrscheinlich ; die Namen passen für solche 
munizipalen Würdenträger ganz wohl. Ob die tabellae ansatae 
mit dem Text unter oder zwischen den vier Figuren angebracht 
waren, lässt sich nicht entscheiden. 



II. 

Auf demselben Vorsatzblatte des Codex findet sich die fol- 
gende lateinische Inschrift, welche merkwürdigerweise von allen 
Epigraphikern die den Band in Händen gehabt hatten, nicht be- 
rücksichtigt, zum ersten Male von C. v. Fabriczj in seinem 



(0 I^ass nicht dem Apollo, sondern der Diana kredenzt wird, ist eine 
Eigentümlichkeit die unser Relief mit dem fragmentarisch erhaltenen Alba- 
nischen (Winkelmann Mon, ined. tav. 23; Clarac pl. 122) teilt. Auf dem Relief 
Albani ist von der Figur hinter Diana der ganze Oberkörper (zu einem Bac- 
chus) ergänzt: aber die erhaltene untere Partie zeigt mit dem Caeretaner 
eine solche Aehnlichkeit, dass sich die Ergänzung auf Apollo mehr empfehlen 
dürfte. 

(») Aehnliche Fälle, wo zusammengehörige Inschriften auf mehrere Tä- 
felchen verteilt sind, finden sich im Oolumbarium 11 der Vigna Codini: s. CIL, 
VI, 4515. 4533. 4534. 4551. 



ZWBI MONUMENTE AUS CEKYETKI 87 

yerdiensüichen Buche über Giuliano da Sangallos Handzeichnungen 
herausgegeben ist. Der Text lautet {^): 

l. CENSORINO . C CALVISIO 
COS. 
heisce MAG • ÄRA • SILV • MAR • FAC CVr 
M . APPI ML K?OUOT>Oru8 

5 P . CAPRILI PL- DIOC/E5 

L . VETVRI L'L- ANTIOCHVS 
A • /AELI A • L • SALVI 

M • MAGILI -ML PROTOGEN^5 

C • ANTESTI . ^ L BITHVS 

10 A • ANTESTI oL. EROS 

A ■ ANNl . A • L • PHILODAMW5 
M . THORI ML. NESTOR 
NEICEPOR CAPREILI P S • 
LVCrIO MEmwI LS- 
15 ASCLEPIADEs • MEMm • L • S • 
NI M • GARGIL ML- HIPPONC 

Der Codex hat Z. 1 CE • NSORINO — 3 APOILODON — 
5 DIOCIE — 6 R L . L . — 7 lAELI — 11 PHILORAMI — 14 LV- 
CIRIO MEINI — 15 MEINMI • Ob das in Z. 3 über dem ersten 

s 
Buchstaben von ÄRA sichtbare Zeichen zufällig ist oder einen 
Apex bedeuten soll, ist nicht zu entscheiden. 

Die Inschrift stand, nach Z. 3, auf einer dem Süvanus 
Mar... (Martius, Maritimus o. dgl. ?) geweihten Basis: weder 
links noch rechts fehlen mehr als ein oder zwei Buchstaben, es 
wird daher in Z. 1 die oben gegebene Ergänzung des Consulats 
der vollständigeren L. Marcio Censorino, C. Calvisio Sabino vor- 
zuziehen sein ('). In der folgenden Liste stehen zuerst neun Namen 



(*) Freilich ist der Abdrack bei Fabriczy von Fehlern nicht frei: der 
störendste ist, dass von Z. 6 die zweite, von Z. 7 die erste Hälfte über- 
sprungen ist, 80 dass der dritte Name lautet: L. Veturi L. l. Salvi. 

(■) Dieselbe Form haben die Fasti Amiternini zum 3. September und 
das Gonsularverzeichnis des Cassiodor. 



88 CH. HUEL8XN 

von Freigelassenen (Z. 4- 12), dann drei von Sclaven (13-15), 
zuletzt wieder ein Freigelassener. Ob die Note vor dem Namen 
in Z. 16 eine falsch abgeschriebene Abkürzung von min{%Bter) oder 
eine Verbesserung das Cognomens (zu Hipponictis) sein soll, bleibt 
mir unsicher. 

Eine gewisse Aehnlichkeit zwischen dieser Liste und den be- 
kannten Weihinschriften der Magistri und Ministri von Capua 
(CIL. I, 563-574. X, 3772-3791) hat mich früher (beiv. Fa- 
briczy a. a. 0.) verleitet, auch diesen Stein für die Capuaner Se- 
rie in Anspruch zu nehmen. Nach eingehender Beschäftigung mit 
dem Codex Sangallos scheint mir dies unhaltbar. Zwar ist der 
Künstler in seinen jungen Jahren (1487-1488) in Neapel gewesen 
und hat vielleicht von dort wie aus der Umgegend mancherlei 
Zeichnungen nach antiken Denkmälern mitgebracht (^): es genügt 
zu erinnern an die Aufnahmen des Tempels von Pozzuoli (Barb. 
f. 6'), der Centralbauten bei Bajae (f. 8), des « Studio di Marco 
Varrone » bei Cassino (f. 8), des Grabes des Munatius Plauens 
bei Gaeta (f. 7'), der ^ Carceri vecchie y> bei Capua (f. 8). Aber 
auf Inschriften hat sich damals seine Aufmerksamkeit nicht 
erstreckt; die Bauinschrift des Puteolaner Tempels ist ganz 
flüchtig kopiert, und vom Epitaph des Plancus lässt sich nach- 
weisen, dass es nicht vom Stein, sondern nach einer ungenauen 
und durch Erläuterungen interpolierten Minuskelcopie in die 
Zeichung eingetragen ist (*). Die Abschrift eines sonst nirgends 
erhaltenen Capuaner Steines wäre ein ganz einzeln stehendes 

(*) Wenn nicht, was hier nicht erörtert werden kann, seine Quelle 
Francesco di Giorgio Martini war. 

(") Die Inschrift des Plancusgrabes praesentiert sich in Sangallos Copie 
fülgendermassen : L • [lvcivs] mvnativs l • f • [lvcii filivs] l • n . [lv- 

CII NEPOSj L • FRON • [lvcii PRONEPOS] PLANCVS C O S • [cONSVl] 
CENS • [cENSOr] IMP • [iMPERATOr] ITER [iTERVm] VII • VIR [SEPEM- 
VIR sie] EPVLONI [ePVLVM PARAEBVIT iic^ TRIVMP . [tRIVMPHAVIT] EX 
RAETIS . AEDEM SATVRNI FECIT DE MANVBI AGROS DIVISIT IN ITALIA 
BENEVENTI IN GALLIA COLONAS (iic) DEDVXIT LVRGDVNVM ET TAVRICAM. 

Die von mir in eckige Klammern gesetzten Worte bezeichnen die erklärenden 
Glossen, die bei Sangallo als fortlaufender Text erscheinen. Aus den Fehlern 
Lurgdunum und Tauricam für Lugudunum und Bauricam ergiebt sich, dass 
dem Künstler eine Minuskelkopie des Textes vorlag. 



2WBI MONUMENTE AUS CEErKTRl 39 

Factum: und zudem steht der Teit nicht zusammen mit anderen 
campanischen Denkmälero, sondern ant einem wohl erst zehn Jahr 
nach Sangallos Aufenthalt in Neapel heschriehenen Blatte (^). 

Die Aehnlichkeit auch in kleinen Aeusserlichkeiten (z. B. der 
Art wie die Zeilen zwischen mit Bleistift vorgezogenen Linien 
geschrieben sind) macht es vielmehr evident, dass der Insehriftteit 
gleichzeitig geschrieben ist mit dem vorher behandelten^ sicher 
aus Cervetri stammenden Monument Und wir besitzen — was 
ich früher übersehen hatte — aus Cervetri eine andere Inschrift, 
welche mit der unsrigen eine grosse Aehnlichkeit zeigt. Ich meine 
die jetzt im kapitolinischen Museum befindliche Tafel CIL. XI, 
3613 (teiweise abgedruckt bei Orelli 2546 und bei Dessau 5U52), 
nach der zwölf Leute freigelassenen Standes ludöB Latinos et 
Graecos fecer{unt) VL V, III L IIL pr(tdie) k{alendas) et 
k{alendis) Mari{is), et populo criatulum et mulmm dederunt 
if. Asinio Agrippa, Cö$$o Corneliö Leniulö cos. (25 n. Chr.). 
Leider ist der Anfang der Inschrift bis auf geringe Beste weg- 
gebrochen: über dem ersten Namen der Liste ist noch ein AV 
erhalten, wozu Bormann bemerkt: dubitö num ünt reliquiae verbi 
Augusiales an nominis Augusti alicuius. Für unsere Inschrift 
sind natürlich Augustalen schon durch das Datum ausgeschlos* 
sen; auch ist die Zusammensetzung insofern verschieden, als sich 
unter den zwölf ersten Namen neun Freigelassene und drei Sclaven 
befinden (den letzten Namen, der wieder ein Freigelassener ist, 
möchte man für später auf dem Steine zugefügt halten). Doch liegt 
es nahe, an ein ähnliches sacrales Collegium zu denken. 

Ton den Gentilicien unserer Inschrift kehrt das sonst ziemlich 
seltene Magitius in n. 3618 Z. 4 wieder. Was die übrigen be- 
trifft, so sind die Familien Thoria und Veturia durch andere Steine 
(CIL. XI, 3687 und 3689) in Caere bezeugt. 

Ch. Hüelsen. 



(*) Ausser den beiden Caeretaner Monomenten enthalt das Blatt noch 
das von Eugen MQntz {Mimoires de la SociiU de Anüquaires de Francis, 
1885, p. 193 f.) herausgegebene Itinerar von Avignon nach Grasse, welche» 
aber auch nicht auf oder unmittelbar nach der Heise (1494), sondern meh- 
rere, vielleicht viele Jahre später niedergeschrieben ist. 



ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUM 



Die Geschichte der Katze gehört zu den interessaDtesten, aber 
auch zu den schwierigsten Kapiteln der Kulturgeschichte überhaupt 
Es scheint, man kann nicht vorsichtig genug sein ; gehen wir so- 
gleich in medias res. 

Das Wort erscheint zuerst in der volleren jonischen Form 
aUXovQoq bei Herodot (484-424 v. Ch.). Er erwähnt sie unter 
den ägyptischen Tieren und bezeichnet damit die für heilig gehal- 
tene ägyptische Hauskatze, die ihm von seiner Reise an den Nil 
wohl bekannt war. 

Der zweite Zeuge für das Wort istAristophanes (444-380), 
der unter allerlei Pelztieren, deren Pelle der böotische Händler 
auf den athenischen Markt bringt, auch die auXovQog anführt, 
Schwanzwedler, mit beweglichem Schwänze. Mit Sicherheit lässt 
sich nicht sagen, dass das Wort, das auch bei dem attischen Ko- 
miker nur in der älteren vollen Porm vorkommt, die Wildkatze 
bezeichnet (*)• Da aber die Wildkatze ohne Zweifel einst in Grie- 
chenland, besonders im nördlichen, vorgekommen ist, wo sie noch 
heutigen .Tages sich findet (z. B. etwas nördlich von Athen, auf 
dem Pames, nach Heldreich), so ist jedenfalls die Auffassung im 
Sinne von « Wildkatze » gestattet, die in der byzantinischen Zeit 
&YQioxaTTa, gattoferus^ auch ivdQVfiog xarta « im Wald lebende 
Katze » , ayQiog xdtrog « wilde Katze » genannt wird. 

Der nächste Autor ist Aristoteles (A. a. V 2, 3. VI 
29, 3), dessen Schilderung der aiXovQog nach Sundevall auf die 



(*) Ich bringe, sagt der Böotier, Gänse, Hasen, Füchse, Maulwürfe, 
Igel, aisXoiQovg nixil&as (unbestimmbar: Eichhörnchen, Biber?), Marder, 
Fischottern, Aale vom Kopaissee. Acharn. 878-880. 



O, KEtLSR, ZUR GESCHJCHTR DBR KkTZK lat ALTERTÜil 



41 



• Katze » (Tierarten des Aristoteles S. 44) zutrifft ebeoso nach 
Aubert und Wimmer (Aristoteles Thierkunde I S. 63) auf die 
» Katze, Felis domesHea und Felis caiiis t, nach Heldreich, 
Faune de Grece 12 <* probablement * auf die Wildkatze geht; 
danu kommt Kallimachod, der aleiaudrinische Gelehrte iind 
Dichter (um 250 v, Ch,), der hymn. in Cer, 111 von einer Haus- 
katze des mythischen thessalischen Königs Erysichthon spricht, 
vor welcher die kleineu Tiere, i)t^qia jutHxa^ also die Mäuse, zit- 
terten. Zu a^XovQov bemerken die spätgriechischen Scholien: tov 
iSi(ütixS>g leyoaepov {valgariter dicUm) nattov. In einer anderen 
(ilosse, in einer Vatikan handschrift des X. Jahrhunderts, wird 
ilov^oQ^ wie statt culov^ag geschrieben wird, durch vivernns über- 
setzt» d. h. üiverrm, was sonst gewohnlich das Frettchen be- 
zeichnet. 

In den äsopischen Fabeln kommt aUovQo^ oft vor und 
bedeutet stets die Hauskatze, aber da sich dieselben nicht datieren 
lassen, kann man bei unserer Untersuchung nicht viel damit an- 
fangen. Phaedrus erwähnt kein aelurus, auch nicht felis im 
Sinn von Hauskatze; dagegen tretfen wir am Ende des ersten 
Jahrhunderts n. Ch. bei Plutarch eine Stelle, wo von Wiesel 
und Katze als Speise in der äussersten Hungersnot die Bede ist 
{mor, p. 959 F), so dass niemand zweifeln kann, er erwähne 
beide als gleichartige Haustiere. Das stiE)mt mit den z. T. gleich- 
zeitigen Autoren Plinius und Seneca, von denen ersterer die 
Asche von Wieseln oder Katzen (mustelae vel felis) als Mittel, 
die Mäuse zu vertreiben, anführt (n, A. XVIII 160), während 
Seneca sagt, dass sich die Hühner (pullt) vor der Katze (feiern) 
furchten, nicht aber vor dem Hunde (episL 121). 

Im zweiten Jahrhundert ist sie als noch ziemlich fremd in 
Italien dadurch charakterisiert, dass sie in der gelehrt gebildeten 
Sprache, bei Juvenal, Hygin undGellius, aelunis {aiiovgog) 
genannt wird. In den ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit scheint 
sie, vermutlich von Aegypten aus, auch nach Asien gekommen 
zu sein. Mindestens ist die atXov^og im unterschied vom rö- 
mischen Fabeldichter Phaedrus dem syrischen Griechen Babrios 
bekannt, dem treftlichsten Fabeldichter des Altertums, der nicht 
später angesetzt werden kann, Dass mkov^og den Sinn von Marder 
gehabt habe, ist für die klassische Zeit unerwei&lich, wenn auch 



42 



O. KltLiK 



Carus in seiner Geschichte der Zoologie S. 13 bebauptet. BoUeston 
habe im Journal öf AnaL and PhymL voL II (2. Ser.) 1867 
p« 47. 437 DEChgewiesen dass das griechische mkov^o^ ^ Mu- 
stela foina^ Hausmarder sei. Eine Verwechslung von Hauskatze 
{ailov^uq) und Marder (wefig) läsat sich literarisch erst vom zwei- 
ten christlichen Jahrtausend an beweisen, und zwar aus dem 
Anonymus Mattha ei, der unter Constantin Monomachos (1042) 
schrieb* Er erzählt nämlich einiges, was auf die Katze zutrifft, und 
f&gt zum Schlüsse bei: «Etliche berichten dies vom Marder, &«$, 
der bei uns gemeiniglich (*i' rg rjfinä^f trvrfjääii^) tulov^og 
genannt wird». In dieser sehr späten Periode bezeichnete xarra 
Katze , oTAov^ow Marder , yaXt^ Wiesel ; Uug aber war unge 
bräuchlich geworden. So war es damals in der byzantinischen 
Volksprache. 

Betrachten wir nunmehr die zwei lateinischen Wörter für 
Katze: fetes und cattus, Feles bezeichnet der richtigen Ety- 
mologie nach, die man freilieh umsonst in den etymologischen 
Blichern suchen wird, das Tier mit dem • gelben * Fleck, das 
am Halse gelb gezeichnete Tier, den Edelmarder mid dann 
auch den weniger schön gelbhalsigen Iltis und den weisskehligen 
Stein- oder Hausmarder, Dass auch die Griechen unter ihrer 
TxTu {die ja schon in der Ilias vorkommt) ein gelbkehliges Tier 
verstanden haben, zeigt unwidersprechlich das davon abgeleitete 
ixTf^og Gelbsucht. Feles hängt mit feL fellis Galle zusammen (*). 
Also feles ist von Hause aus der goldgelbkehlige, durch sein wiin- 
derschönes Pell ausgezeichnete, in Italien gar nicht seltene Edel* 
oder Honigmarder, dann Marder überhaupt, gelegentlich auch wohl 
Iltis. Im eigentlichen, europäischen Griechenland ist der Stein- 
marder gewöhnlich ; er ist meistens unter inug zu verstehen, feles 
kann aber auch noch ein anderes marderartiges, gelblichkehliges 
Tier bezeichnen, nämlich die Wildkatze. Wenigstens wird nsan 



0) FQr Wildkatze, Marder, Wiesel u ä. w. wird man einen GrundVe- 
gTiW f^l, fl « gell) tt festhalten dürfen. Zu den fruchtbarBten Tieren — 
von f€ fruchtbar — gehören sie nicht: da inüsste es viel mehr Wildkatzen 
geben* Die Mäuse, Schweine, Wiederk&oer u. a. m, sind viel fraclitbarer. 
Die Ableitung ron fi saugen, säagen würde sie von den übrigen Säugetieren 
nicht unterscheiden, wenn auch der formelle Standpunkt dafür za sprechen 
scheint. 



ZUR GESCerCHTE DKK KATZE IM ALTERTUM 



43 



sich vergeblicli nach eioem anderen Worte umsehen, mit dem die 
auch im heutigen Italien noch vorkommende Wildkatze bezeichnet 
worden sein kannte, Sie kann %. B. gemeint sein von Nemesian 
{cyneg. 55, 56), wo er schildert, wie mau mit langeu Speeren im 
hohlen Baumstamm die dräuende Katze (/eles) aufspiesst: Felemque 
minacem Arborts in trunco lomjis praefigere (elis, das Beiwort 
» dräuend * passt trefflich auf die grimmig sich zur Wahr setiende 
Wildkatze. 

Von dieser Prämisse aus, dass feUs schon vor der Bekannt- 
schaft der Rtoer mit ägyptischen Tieren die heimische Wild- 
katze bezeichnen konnte, und dass schwerlich ein anderer Name 
für dieses italische Tier jemals existierte als eben feles oder felis, 
ist es nun auch ganz selbstverständlich, dass die Römer, sobald 
sie die ägyptische Hauskatze kennen lernten, dieselbe feles be- 
nannten. Denn wenn auch die ägj^ptische heilige Katze und also 
auch unsere Hauskatze mit der europäischen Wildkatze durchaus 
nicht so verwandt ist, dass an eine Abstammung der einen von 
der anderen gedacht werden könnte, wenn sie vielmehr in Bau, 
Balg und Charakter scharfe Unterschiede aufweisen, so ist doch 
andrerseits für jeden nicht spezifischen Zoologen die Äehnlichkeit 
zwischen beiden Katzenarten so in die Augen springend, dass es, 
wie gesagt, ganz selbstverständlich war, dar ägyptischen Hauskatze 
den Namen der einheimischen Cousine zu geben. So sehen wir denn 
in der goldenen und silbernen Latinität feles im Sinne von Katze, 
sowohl Wildkatze, bei Nemesianus, als auch ägyptische Katze: 
bei Cicero, Ovid, Plinius, Seneca. Cicero spricht in den Tuscu- 
lanen und sonst von der heiligen Katze der Aegypter (feles), Ovid 
erzählt in den Metaoiorphosen {Metam, V 380) von der Diana, dass 
sie im ägyptischen Götterkarapfe auf der Flucht vor Typhon in 
eine Katze (/^/<?s) sich verwandelt habe. Plinius X 202 schreibt: 
Feles quidem quo süentio, quam levibus vesiigiis obrepunt avi- 
bm! quam occulie speeulatae in musculos exiliunt! excrementa 
sua e/fossa obruwit terra, intellegentes odorem illum indi- 
eem sui esse. Hehn bringt zu dieser Stelle die sonderbare An- 
merkung: » Eichtige Beobachtungen, die aber an der europäi- 
schen wilden Katze sich ganz ebenso machen Hessen, wie die 
entsprechenden am Fuchs und anderen Tieren dar Wälder und 
Berge *. Seit wann pflegt man die Wildkatze beim Mäusefang 



44 O. KELLER 

Sil beobachten ? Nein, diese vorzügliche Schilderung des Ge- 
bahrens unserer Hauskatze, wie sie so leise und sachte als 
möglich auftretend die Vögel beschleicht, wie sie im Versteck 
den Mäusen auHauert, um plötzlich auf sie loszuspringeo, wie 
sie ihre Exkremente verscharrt — alles das kann Plinius nur 
an ägyptischen Hauskatzen beobachtet haben, niemals an der 
unzähmbaren, bösartigen, scheuen und nächtlichen Wildkatze, 
iese war auch zu Plinius Zeit gewiss viel schwieriger zu 
beobachten« als die wahrscheinlich schon durch den einen oder 
anderen ägyptischen Kultus den Römern bekannten ägyptischen 
heiligen Katzen. Die zweite bereits berülirte PUniussteUe fuhrt 
die Asche von Wieseln oder Katzen als Mittel an, die Mäuse zu 
vertreiben (s. S. 41). Die Wiesel, musidae, waren damals noch die 
gewöhnlichen Haustiere, die man gegen die Mäuse hielt. Auch 
die Stelle aus Senecas Briefen, wo feles und Hund einander ge- 
genüber gestellt sind, ist schon vorhin angeführt worden (S. 41), 
Man sieht auch hier, dass man offenbar damals anting die Katze 
in Italien als einfaches Haustier zu halten, Dass dies aber nur 
ganz sporadisch geschah, vielleicht in den Palästen einiger Gros- 
sen, ergiebt sich aus dem umstände, dass eben nur an autfallend 
wenigen Stellen in dieser Zeit von der Katze (feles) die Rede ist. 
Horaz, Vergil, Catull, Persitis, Sueton, Tacitus» Lucan, Petronius — 
sie alle und noch manche andere erwähnen das Tier überhaupt nicht, 
während sie z. T. sehr viele andere Tiere namhaft machen (*). 
Ins erste Jahrhundert n. Chr. fällt denn auch wohl die Stelle 
Plutarchs (moral. p. 959), wo vom Essen der Wiesel und Katzen 
(mlov^oi) in der äussersten Hungersnot die Rede ist In Aegypien 
kam 30 etwas notorisch niemals vor. Im Gegenteil, wir hören 
(Diodor, I 84), dass in solchen schrecklichen Zeiten es zwar vor- 
gekommen sei, dass die Menschen sich gegenseitig aufassen^ niemals 
jedoch habe man sich au einem heiligen Tiere vergriffen; die 
Katze aber gehört zu den allerheiligsten Tieren. Man muss also 
aus jener Plutarchstelle schliessen, dass zu seiner Zeit (46-120) 



(*l Bemerkenswert ist auch (worftur mich Ch. HülseD aufinerksiim mticbt), 
dam in den reichhaltijQfen Verzeichnissen der vocet animantium (Stieffm» ed. 
Beiff. 247-254 wotu q. a. dns bt-i Polemius Sikias p. 548 zu fügen ist) keine 
lateinische Bezeiebnunf? fttr das Miauen der Katze Yorkommt. 



fVft 9K8CRrCHTE DER KATZB tM ALTERTUM 45 

auch ausserhalb Aegyptens da und dort Katzen als Haustiere 
gehalten wurden, olfenbar zur Yertilguiig der Müuse wie die in 
einem Atem wn Plutarch genannten Wiesel. Dass die Katze zur 
Zeit des berühmteo Vesuvausbruchs noch kein gemeines Haustier 
in Italien war, geht aus den Ruinen von Herculaneum und Poua- 
peji hervor, wo alle mögliclieo Haustierreüte ausgegraben und 
teilweise ihre vollständigen Körperformen ausgegossen werden 
konnten, von der Katze aber keine Spur sich vorfand: weshalb ein 
moderner Gelehrter die komisch-geistreiche Vermutung aufstellte, 
dass sie in Voraussicht der Katastrophe sich bei Zeiten aus dem 
Staube gemacht haben werden. Ich erinnere mich nicht bei einer 
der vielen Erdbeben - und Ausbruchskatastrophen in neuerer Zeit 
von der Auswanderung silmtlicher Katzen aus einer Stadt etwas 
diesen zu haben, wenn mir auch wohl bekannt ist, dass die 
^Katzen unmittelbar vor einem Erdbeben und während desselben 
in furchtbarer Aufregung hin - und herrennen. 

Ins erste Jaljrhundert fällt femer die stadtrömische Grab- 
schrift einer Calpurnia Felicia {C\ L L.Vl 14228), mit dem da^ 
runtür befindlichen selir hübschen Bild einer Katze, die wir um- 
stehend nach einer von Hrn. Saunas freundlichst vermittelten Pho- 
tographie wiedergeben. Es ist ein Marmorcippus, der nahe dem 
Grabe der Calpurnier und Licinier unweit der Porta Pia gefunden 
wurde (^): dass eine feles dargestellt sein soll, wird gesichert durch 
die Anspielung auf den Namen der Begrabenen, Felicula. Fdes^ 
das, wie gesagt, keineswegs bloss oder auch nur ursprünglich unsere 
Hauskatze bedeutet — wie es nach den Wörterbüchern den Anschein 
hat (^) — sondern vielmehr auch Marder oder Wildkatze bezeichnet 
steht in diesem Sinne ausser hei Nemesian auch bei Varro r. r, 
III 11, 3, III, 12, 3, bei Columella VIII, 3, G, VIII 15, 2, bei 



(*) [WcDn im C. /. L. VI zu n. 14 18"^ die Calpnfnierinäcbrifteü von 
der Via Salaria aus Ende des zweiten Jbdts. gesetzt werden, so iat das sichei 
irrig: da liegen zeugt der — später jcremacbte. — Fund der Gr&ber der vor- 
nehmen Calpamii ond Licinii aus clÄiadisch-iieronischer Zeit(C /. L. VI, S1721- 
31727), und in uiiserem speziellen Falle der Schriftcliaraktet sowie die (im Cor- 
pus üborgehenen) Äptces über mdnibtts Z, 1 tmd Girmullö Z. 3. Cb. H.j. 

(*) Freund und Georges führen als t?rste Bedeutung von feUt Katze an, 
und Freund setzt vor die zweite Bedeutung (« Marder, Iltis ») sogar nach da^ 
Wort a über tragen ». 



ZUR OESCMtCHTB DER RATZB IM ALTERTUM 



47 



Die späteste mir bekannte datierbare Stelle, wo feles er- 
wähnt wird, ist bei Ausoniiis (epigr. 65. 5 Sclu). Das Wort * Mar- 
der * gteM da im übertragenen Sinn ron einem Räuber der Un- 
schuld, Verführer: feles pullaria, ein Marder, der den jungen 
HühDern nachstellt Er sagt von einem gewissen Marcus: Feles 
nuper pullaria dictus, Corrupit totum qui puerile secus. Es ist 
wohl eine Nachahmung plautinischer Redeweise; denn schon der 
älteste Komiker der Römer hatte von einem Jungfernmarder, 
feles virginaria oder virgitialü (PJaut- Pen, 7oü, Und. 748), 
gesprochen. 

Ausonius also ist der letzte datierbare Zeuge in der römi- 
aefaen Literatur für das Wort feles und zwar im ursprünglichen 
Sinne von Marder. Er lebte von 309-392. Das Wort ist dann 
ausgestorben; die romanischen Sprachen haben es nicht übernom- 
men. Vielmehr ist eben in jener Zeit eine andere Bezeiclmung 
für die Katze in den Vordergrand getreten» die auch in den roma- 
nischen Sprachen Aufnahme gefunden hat, und die für die Römer 
den Vorteil bot, dass sie nicht auch von Marder und Iltis verstan- 
den werden konnte, nämlich cattus und catta. 

Dieser recht eigentliche Name der Katze war wie unsere 
Hauskatze selbst afrikanischen Ursprungs. Nach Pictet ist das 
Wort speziell aus dem Idiom herzuleiten, aus welchem das nu- 
bische kadisküy das berberisclie kaddlska und das affadeische 
(von Bornu) gada hervorging. Beide Formen mit g und k sind 
somit schon in Afrika vorhanden, ebenso die Verdoppelung der 
Deutalis, Das afrikanische Wort ist in der Form katö auch ins 
Syrische übergegangen. Wenn auch Pictets Angaben nicht im- 
mer ganz zuverlässig sein sollen, so wird er doch in Beziehung 
auf Nordafrikanisches als Franzose Glauben verdienen, und es ist 
im höchsten Grade merkwürdig, dass Jahrhunderte lang, bevor das 
Wort in der Literatur auftaucht, es gerade für Afrika inschriftlich 
bezeugt ist (V>. Catta erscheint als Name eines aus Afrika stam- 
menden Rennpferdes auf der grossen Inschrift des Wagenlenkers 
Avillius Teres, aus der trajanisch-hadrianischen Zeit (C, /. Z. VI, 
33937 = 10053^, 9; vgl Borsari, BulL comun. 1902 p* 177 ff.). Die 



(*) Ch. Hüiseo machte mich auf dies Zeu^is aufmerksam. Mit Hecht 
bemerkt er, dass catta für ein Rennpferd ein gar nicht übel gewählter Name sei. 



4a 



o. KKVLmn 



richtigere lateinische Form ist die mit doppeltem /, nicht catus; 
das beweisen die romanischen Sprachen (Gröber in WöUHins Archiv 
I, 543). Für das Lateinische selbst hatte da8 nenauftaachende 
Wort den grossen Vorzug, dass es nicht so leicht mit anderen 
ähnlich klingenden verwechselt werden konnte, wie dies bei fein, 
feli$ der Fall war, das mit dem vielgebrauchten Wort fd, fiUU 
=^ Galle allzu leicht confundiert wurde. Aus solchen Gründen wird 
ja auch z.B. muSj muris in der spütesteu Latinität aufgegeben* 
Es kommt mir somit gar nicht besonders verwunderlich vor, das« 
feles mit der Zeit von cattus verdrängt worden ist. Man wird 
vielleicht annehmen dürfen, dass längere Zeit neben fele$ und 
felis im Sinne von Marder cattus im Sinne von Hauskatze ne- 
benherging. 

Ins vierte Jahrhundert fällt wohl die älteste notdürftig 
datierbare literarische Stelle für gaila, Sie stammt aus der ge- 
meiaigUch vor 350 n. Chi", angesetzten Itala, der vorhieronymia- 
nischeu lateinischen Bibelübersetzung; wir lesen nämlich im Boche 
Baruch 6,21 (lat. üebersetzung des apokryphen Jeremiasbriefes): 
Supra corpus eorum ei supra caput eorum volant noctuae tt 
hirundines et aves etiam, ümüiter gattae (cod, gutae). Hierony- 
mus» 840-420, schreibt eattae ; der griechische Text hat atXüvqo%, 

Die Katze zählt hier zu den unheimlichen gespenstischen 
nächtlichen Tieren, wie sie ja im Aberglauben mancher Völker, 
der alten Wenden, Deutschen» Ungarn, Neiigriechen u. a., mit 
Vampyren, Heien, Dämonen zusammengeworfen wird. Nach Wlis- 
locki wird heute noch in einigen ungarischen Tälern jede Katze 
ftir eine in Tiergestalt verzauberte Heie gehalten. Und wie man 
Heien verbrannte, so geschah es im Mittelalter bisweilen auch 
den Katzeu, so zu Metz am Vorabend des Johannestages [Revui 
arch6öL 1868, 18 p. 191). Sittl will in den obigen eattae oder 
mlQvqot. Nachtvögel erkennen, ohne es aber aus der lateinischen 
oder griechischen Spmche und Literatur begründeu m können; 
denn auch die später die später zu erwähnenden pannonischen cattai 
des Martial brauchen, wenn sie auch Vögel waren, durchaus keine 
Eulen gewesen zu sein^ da es sich doch bei ihm um essbare Tiere 
handelt 

Der erste eigentliche römische Schriftsteller, welcher das Wort 
cattus aufweist, ist zwischen 300 und 350 Palladius in seinem Werke 



ZUR GEiCBICHTE DER KATZB Ilf ALTKRTÜM 



49 



Über die Landwirtschaft, worin er grossenteils dem Colutuella folgt, 
in diesem 8pe£iellen Punkte jedoch ganz selbständig ist. Wir lesen 
bei ihm : • Gegen die Maulmirfe ist es voq Nutzen, Katzen {callos) 
in grösserer Aniahl mitten in den Artischocken anlagen {in cardueiis) 
lu halten » . Die Artischocken (eardui, cinarae) waren wie unsere 
Spargeln ein sehr beliebtes, feines und keineswegs billiges Gemüse, 
die erklärte Leibspeise vieler Römer, nicht minder aber auch der 
Feldmäuse. Dass in solchen sorgfältig gepflegten Anlagen auch 
der Maulwurf sehr unangenehm ist, so nützlich er auf Wiesen 
und Aeckern sein mag, ist jedem Leser sicherlich bekannt. Ueber- 
dies glaubte man, er fresse Wurzeln. » Sehr viele Leute (jjlerique) » , 
föhrt Palladius fort, «^ halten zu diesem Zweck zahme Wiesel 
Etliche haben auch ihre Löcher (foramina) mit Thon (rubrica) 
imd dem Saft der wilden Gurke angefüllt. Manche öffnen neben 
der Lagerstatt der Maulwürfe mehrere Hohlgänge, worauf diese 
erschrocken über das eindringende Sonnenlicht entflieheü. Sehr viele 
bringen am Eingang des Baues Schlingen an, die an Schnüren 
herabhängen {setis pendentibus) ». Gerade wie solche Schlingen 
heute noch im Gebrauch sind gegen Maulwürfe, nicht aber gegen 
Feldmäuse. 

Wir haben hier offenbar die Zeit vor uns, wo Katze und Wiesel 
nebeneinander gehalten wurden, beide für die Jagd auf Maulwürfe, 
und ohne Zweifel auch für die auf Mäuse, ohne dass wir deshalb 
mit Hehn und Sittl das Wort talpa bei Palladius in dem für 
die gesamte Literatur unerhörten Sinne von Maus zu nehmen 
hätten; wie sollte auch der Maulwurf, der heute noch in Italien 
ialpa heisst, von den Mäusen unterschieden worden sein, wenn 
diese gleichfalls talpae hiesseu? Und wie trefflich passt die Stelle 
vom Erschrecken vor dem eindringenden Sonnenlicht eben auf 
den gedichtschwachen Maulwurf, und wie so gar nicht auf 
eine Feldmaus! Sittl leugnet freilich frischweg, dass die Katzen 
zum Maulwurffange gebraucht werden können, aber der Natur- 
forscher Othmar Lenz, eine der allerersten Autoritäten in derlei 
Fragen, bestätigt es ausdrücklich. « Gute Katzen > — sagt er — 
* lauern den Maulwürfen auf und hauen sie mit den Krallen in 
dem Augenblick aus der Erde, wo sie emporwühlen ■, Frettchen, 
wie Sittl hier caitus übersetzt, heisst das Wort nie* Sittl macht 
wieder die gleichen Willkürlichkeiten wie im Falle des Jeremias- 

4 



$0 O, miLLER 

briefes. Also ums Jabr 350 war die Katze, cattus geoannt, in 
Italiea ein stiemlich gewOhDliched mause- und manlwtnfvertilgendes 
Haustier; es acheint schon ein Oebei^ewicht i;egenuber dem 
* zahmen Wiesel » gehabt zu haben, das an zweiter Stelle genannt 
wird. Nicht viel später fällt die Erwähnung der ägyptischen hei- 
ligen Katze unter dem Namen catta bei Rutinus (845-410) in der 
UebersetzuDg der Clementinen 5, 20: Alii eorum bouem. qui 
Apis dicüur^ colendum tradidme^ alii hircum. alii caUas, Des- 
gleichen setzt man vermutungsweise ins vierte (fünfte?) Jahrhun- 
dert daü raedicinische Buch des Seitus Placitus Papyriensis, in 
welchen wiederholt ron catlae oder galtae sierem die Bede ist 
(8. Thes. 1. Lat. o, d. W- cailm). 

Ins Jahr 447 wird Cassius Felix datiert, welcher (5 p. 13) 
Katzenkot, caili sierciu, mit Senf und Essig gegen das Ausfallen 
der Haare empfiehlt, wie auch (um 550) Alexander von Trallis 
ailov^ov xo/r^ov, der nur den Senf weglässi 

Ungefähr 50 Jahre nach Cassius Felix kann Luxorius ange- 
setzt werden, der afrikanisch-vandalische Epigrammdicbter der 
lateinischen Anthologie. Sein Epigramm (I nr. 375 R.) beginnt: 
Inmensi soricis gattus dum membra vorasset Dßliciit periit 
crudior ille suis* Die üeberschrifl lautet: de gatlo, qui cum 
soricem maiorem devorasset, apoplewia^n passus occubuiL Also 
ein gattus sei gestorben, weil er eine zu grosse Maus gefressen 
hatte* Die zweimal überlieferte Form gattus sollte man nicht in 
cattus verwandeln, da ja auch die Form mit g sonst noch fest- 
steht neben der mit c. Freilich in einem anderen Gedicht der 
Anthologie (I nr. 181 R.) ist die Form cattus überliefert sogar 
mit heteroklitischera Ablativ catiu in der tJeberschrift. Von wem 
dieses zweite Gedicht herrührt, weiss man leider nicht. Der Codex 
stammt aus dem VII , Jahrhundert. 

um 593 schrieb Euagrius, hint, eccL VI c. 23 von dem San- 
lenheiligen Symeon, dass er als Knabe einen Panther {naQdoq) 
wie ein zahmes Hauskitzchen am Halsband führte und sagte, es 
sei eine atXovQocj Tjv Kciirat r) txvrrj&€ia Ityei, also eine Katze, 
die man früher mXovQo^ nannte, jetzt aber im gewöhnlichen Leben 
x&ita zu nennen pflege. Damit steht nicht im Widerspruch, dass 
Agathias (a. 582) ein Epigramm gemacht bat auf eine haiisge- 
borene Katxe, otKaY^ri^g ailovQog, die sich an einem zahmen Reb- 



ZUR GBSCBKUTB DER RATZE IM ALTKRTÜlt 



51 



haha Tergreift, ein Motiv, das auch Damocharis und die Fabel- 
dichter behandelt haben. Alle dieee Dichter bedienen sich natfjrlich 
des feineren, klassischen Ausdrucks aü^ov^og, nicht des ralgären 



xatta. 



Zur gleichen Zeit, um das Jahr 600* schrieb auch der Bio* 
graph Gi^egors des Grossen, der Diakon Johannes : Nihil in mundo 
habebat praeter unam cattam, quam blandiens crebro quasi coha- 
biiairicem in suis gremiis refovebat. und ebenfalls zu Beginn des 
siebenten Jahrhunderts n. Chr. schreibt Isidor von Sevilla XII 2, 38, 
das9 das Volk, vulgus. den Mauser, mmio, catm (cattus?) nenne, a 
capturaj wie er komischerweise etymologisiert, und in die gleiche 
Periode fällt wahrscheinlich die Horazscholiensammlnng, wo von 
den blauäugigen Germanen gesagt wird^ dass sie katzengraue 
Aögen (eolore eattino) haben. In das Jahr 628 setzt man den 
byzantinischen Schriftsteller Theophvlaktos, der den Beinamen 
JtfioMaTTijg führte, d. h, mit katzenartiger Stumpfnase. Drei* bis 
vierhundert Jahre später, in die Zeit von Constantin Monomachus, 
fällt wie gesagt, die Abfassung der zoologischen Excerpte des 
Anonymus Matthaei, wo wir lesen: ot$ d aiiovQog d Xsyofifvog 
TiaQ^ ^fiTr ^mpLcütsxi xaftag IdyBicu. Damals also war der latei- 
nische Ausdruck cattus auch in Konsiantinopel vollständig ein- 
gebürgert. 

Ins XI L Jahrhundert fällt des Theodorus Prodromus Kato- 
mvomachiat ein dramatisches Seitenstück der altklaasischen Ba- 
trachomachie: bei ihm, wie auch im schol. Paris. Aristoph. Plut. 
693, heisst die Katze xot«. Und eben wieder in Handschriften 
der Batrachomachie finden wir im XI II. -XIV. Jahrhundert xanra, 
in solchen des XV.-XVL Jahrhunderts yata, yatag als übrigens 
falsche Scholiastenerklärimg zu yaXTj Wiesel (s. Ludwichs Ausgabe 
der Batrachom. S. 208 und 257). Gleichfalls ins XIL Jarhun- 
dert gehört die Notiz im siebzehnten Teil der Chronik des Go- 
defridus (f 1191) von dem ungarischen Volksstamm der Pet- 
schenegen, dass sie noch zu seiner Zeit das Blut wilder Tiere 
trinken und rohes Fleisch von Pferden, Füchsen, Wölfen und Kat- 
zen (caltorum) essen (Graf G. Kuun relat. Hungar, II, 113). 

Nicht zu datieren vermag ich die catta der tironiscben 
Noten {109, 9 ed. Schmitz), den Kotxoq der schoL Callim. in Cer. 
111 {mXovqov~\ tov idiwux&g Xiyopswov xarrov) und die der 



52 



O. KELLBa 



BchoL Dorvill Aristoph* Plnt. 693. Absichtlich we^elaasen 
habe ioh die Stelle Martials XIII 69, wo caila erwähnt wird: 
denn diese calia wird zwischen lauter essbaren Vögeln genannt 
und ist sicherlich ein pannonischer Vogel (s. Priedländer zu der 
Stelle). Ebenso habe ich weggelassen die angeblich eattu$ ge- 
nannte Belagemngsmaschine bei Vegetins de re miL IV c. 15: 
denn keine Handschrift liest so und ebensowenig der beste Her- 
ausgeber, Carl Lang. An »ich wäre es ja denkbar, dass eine an 
die Mauer heranschleichende Belageriingsmaschine vom Soldaten- 
witz Katze genannt worden wäre — auch Mauslein, masctdus, ist 
Name einer solchen Maschine (Veget- IV c. 16) — aber ffir Ve- 
getius ist und bleibt das Wort doch nur Hypothese und somit als 
Beweismittel nicht zu brauchen. Allerdings ist von den Bolognesen 
des Mittelalters fiberliefert, dass sie Belagenmgsmascbinen, wie 
sie Vegetius schildert, besassen und wirklich cattos, Katzen, be- 
nannten; Mamotrectus zu Ezechiel 35, welchen Ducange citiert, 
gibt an: Vineas machinas bellieas, quibui itur ad murum stif- 
fodieridum^ quas ßo/wnierises vocant cattos. Wer den Mut hat, 
mit älteren Ausgaben jenes Wort bei Vegetius einzusetzen — 
gegen die Handschriften, welche vielmehr causias, caucias, cau- 
Um und dergL bieten, — erhält für den Anfang des fünften 
Jahrhunderts ein weiteres Zeugnis für caitm ^=^ Katze. Es wäre 
eine gute Bestätigung unserer obigen Auseinandersetzung, notwen- 
dig aber haben wie sie nicht. 

Dagegen scheint mir eine antiquarische Notiz noch zu er- 
wähnen, die das vierte Jahrhundert betreffen soll In einem Van- 
dalenfi"auengrab der Völkerwanderungszeit in Ungarn, zwischen 
350 und 400 n. Chr., hat man auf der Brust des menschlichen 
Skeletts das einer Katze gefunden (Lipp, Gräberfelder von Keszt- 
hely, S. 23), ein Beweis, wie zärtlich schon die Vandalinnen, 
falls wir die dort Begrabenen mit Recht so benennen, ihre Kat- 
zen liebten. 

Zu den literarischen Notizen, die wir für die Geschichte der 
Katze bei den klassisclien Völkern brauchen können, kommen nun 
auch noch eine Reihe Daten aus der Kunatarchäologie. Die mei- 
ßten Katzen, von denen in archäologischen Büchern zu lesen steht, 
erweisen^ sich als Phantasiegebilde : ausser an der mykenischen 
Dolchklinge, wo keine Hauskatzen, sondern nordafrikanische Gio- 



ZUH UESCBICHTE DER KATZK IM ALTERTUM 



58 



sterkatzen (^) dargestellt sind, gilt dies von den angeblich ältesteD 
Katzenbildevn auf den etriirischen Wandgemälden des VlI. und VI. 
Jahrhunderts v. Chr. von Tarquinii (Corneto), Clusium (Chiusi) nnd 
Caere (Cervetri) und ebenso von dem durch Partwüngler publizierten 
Thonobjekt der Sammlung Sabouroff I Tf. 65, wo dieser Ge- 
lehrte und nach ihm Andere fälschlicherweise Katzen und Mäuse 
sehen. Bei näherer üntei-suchung sind es sämtlich Hauswiesel, 
und die Maus, welche in dem Vejenter Grabgemälde von der 
• Katze ^ im Maul gehalten werden soll, ist bloss ein weisser 
Fleck (*). Vermutlich das früheste archäologische Stück, das Be- 
kanntschaft der europäischen Griechen mit unserer Hauskatze be- 
weist, ist im Heraeuni von Ärgos ausgegraben worden, eine Katze 
aus ägj'ptiscJtem Porzellan, zugleich mit porzellaneDem Aeffchen, 
vielleicht die Weihegabe eines Argivers nach glücklicher Klick- 
kehr von einer Beise an den Nil. (•^), 

Fast in die gleiche Zeit dürften dann gewisse Münzen von 
Tarent und Regium fallen, sämtlich ans dem Ende des fünften 
Jahrhunderts v, Chr., wo nach den einen eine Katze, nach ande- 
ren ein juDger Panther dargestellt ist. Die Münzen sind sehr schon 
geprägt und zeigen das als Jungling personitizierte Volk, Demos, 
sitzend und mit einem Kätzlein spielend. Da fünf Typen und Va- 
lvationen vorliegen, von denen wir hier vier geben, kann man sich 



{^) Eine gaoz ebenso deotliche Ginsterkatze sieht man auf einem bei 
Riehm, bibi Handwörterbuch I 312 wieder^egebenen ftgyptiacben Wandbild 
anf Papjrmsstengeln aufwärts scbleichen, um junge Vogdbrtit und Eier lu 
erbeuten. G. Schmid wiU auch auf dem i* goldenen Ornament » de« dritten 
mykenischen Grabes (Schliemann Myk. S. 208 fig* 2ö6) zwei einander gegen- 
überstehende GinÄterkatien erkennen (myken, Tiere S. 208, Petersb. Akad, 
Abb. 11'03), während Schliemann allerdings gansi falsch von Löwen spricht 
Mir scheinen es zwei ungeschickt gemachte Panther zn sein. 

(*/ Nach gütiger Mitteilung von Dr, Jacobsen in Kopenhagen. Er 
»chreibt mir. von einer Maus sei keine Eede, von der vorgeblichen Katie 
aber sei kaum etwas anderes zu sehen ala die vielen und starken Bart« 
haare: allein gerade diese stimmen völlig Qberein mit den zu Tarqninii 
nnd Clusium erhaltenen ganz sonnenklaren Darstellungen von etrurischen 
Haaswieseln. 

(•) Die katzenähnliche Figur, welche auf dem attischen Grabrelief beis 
Conze n. CCIV oben auf einer Stele liegt, ist ohne Zweifel als monumentale 
KjOnang einer Grabstele aufzufassen, wnhrächeinlich, nach Ch. Haben, eine 
Sphinx (Kopf und v^^rderster Teil der Yorderfüsse zerstört)« 



leicht überzeugen, dass es sich, wie u. a, auch Lenormant annimmt, 
wirklich um Katzen handelt (*). Das eine Mal hält Demos der Katze 
einen unklaren Gegenstand (*) zum Spielen hin, das andere Mal 
neckt er sie mit einem kleinen Vogel, dann spielt sie unter dem Stuhle 
des Jünglings mit einem Ball oder schleicht hinter dem Stuhle 
heran: kurz, das Tier benimmt sieb ganz wie eine zahme Hauskatze, 
hat auch die Grösse uod Gestalt einer solchen. Der auffallend 
schlanken und zierlichen nubischen Falbkatze, auf welche wir so» 
gleich zu sprechen kommen, gleicht das Tier der fünf Münzen auf 
und nieder. An einen jungen Panther ist aus dem Grunde weniger zu 
denken, weil derselbe, dem doch immer nicht ganz zu trauen wäre. 



Fig. 2. 

nicht angebunden ist Auoh hätte das Tier in diesem Fall eine 
plumpere Gestalt und vielleicht auch eine Andeutung des gefleckten 
Pelzes (^). Offenbar ist damals der Versuch gemacht worden, die 
ägyptische Hauskatze im hellenischen ünteritaUeo einzubürgern. 
Vielleicht geschah es durch Vermitthing kyrenäischer Handels- 
leute (I). Auf den Münzen wies man das neue Tier dem Genius 

(^) Die Besorgung der Münzabdrücke verdanken wir der oft bewährten 
Güte Freand Imhoofs. Eine der fünf Müiisen wurde weggelassen» weil die 
Katze darauf nur undeutlich erhalten ist. 

f*l Eine iSpindel, wie die Namismatiker erklären» wird ea aos mehrfa- 
chen inneren Gründen schwerlich sein. Vielleicht ist es ein Stengclbrot, sehn- 
lich dem Posener Wecken hei H. Uößer, Gebildbrote. Archiv für Anthrop^ 
logie 1907 S. 103 üg. 2. 

(*) Andeutung der Flecken de» Panther- odvr Damhirschfells auf 
Jltlnzen und Gemmen kommt öfters vor. Was den Panther betriflFI, so Tgl. 
Inihoof- Keiler, Tier - und Pflatistenbilder auf Münzen und Gemmen Tt I 21. 
XIV Zh XV ö. 8. 11. 

(*) Ist doch auch die berühmte Arkefillasvase in Italien gefunden 
worden. 



ZUR GESCHICHTE DIH KAT7S IM ALTKRTUM 55 

des Volkes, Demos, zu; es gab keine olrmpische Gottheit» die es 
als Attribut hätte beanspruchen können. Dabei' spielt der Demos 
mit dem neuen niedlicbeD Spielzeug. Die AufÜEissung des Tieres 
als Katze wird vollauf bestätigt dnrch die beiden von Engel- 
mann, Jahrbuch des Instituts 1899, S, 186 und 137 publizierten 
Vasen aus Ruyd (Sammlung Jatta nr. 1016. 1555). Sie stam- 
men gleichfalls aus der Wende des 6/4. Jahrhunderts v. Chr., 



\- 



V 



Fig, 3. 

sind, wie mir Kollege Klein versichert, ohne Zweifel in Apulien 
selber angefertigt, vielleicht zu Tarent, und zeigen uns vornehme 
Damen, die mit absolut deutlich gemachten Katzen spielen. Man 
hat in diesen — man könnte sagen Boudoirscenen — den glän- 
zendsten Beweis dafür, dass um jene Zeit — circa 400 v. Chr. — 
wirklich zahme Katzen in Apolien existiert haben. Beidemal läuft 
ein Katzchen auf dem rechten Arm einer Dame und ist offenbar 
ganz zutraulich. Das auf nr. 1016 ist gestreift und hat einen etwas 
wolligen Schwanz, welch letzteres Merkmal auch auf die Katze 
ni- 1555 zutrifft. 

Am allerdeutlichsten ist aber der Katzencharakter zum Aus* 
druck gebracht auf einer dritten apulischen Vase im britischen 
Museum N F 126 aus der Sammlung Blacas (aus der Basilicata; 



56 



O. KELLBR 



abgebildet Mite e^ramogr. IV Tf. 82): das Tierchen ist gaoz nach 
Katzenart eiueui jungen Manne von hinten her an die Schultet 
heraufgestiegen und scheint die Pfote nach einem Vögelchen aus- 
zustrecken, das er in seiner linken Hand hält. 

Hiezu treten noch zwei weitere Vasen des britischen Mu- 
seums, eine Pelike aus Apalien, « apuHschen Stils » P 308: eine 
Gans und ihr entgegeurennend eine Katze, unterhalb einer Toi- 
lettenscene. Dann eine Lekane «» campanischen Stils * aus A?ella 
F 207 ans der Sammlung Blacas : eine sitzende weibliche Gestalt 
(Aphrodite?) hält an den Schwingen eine Taube, gegen welche 



Fig* 4. 

eine Katze eraporspringt, Walters, Catalogue of the Greek and 
Eirmcaa Vases in the BriUsfi Museum IV p, 104 und 154. 
Diese zwei Vasenbilder werden hier nach Photographieen* die wir 
der freundlichen Vermittehing der HeiTen Ashby uod Walters 
Terdiinken, zum ersten Male publiziert. Das erste Bild (fig, 4) ist 
leider sehr stümperhaft ausgefallen, so dass die Gans vom Katalog 
als weisse Eate aufgefasst wird, die Katze abar einem Karakal 
oder kleinen Leopard ähnelt Das zweite Bild dagegen (fig. 5) ist 
glücklicherweise um so besser gerathen. 

Den Grund* warum die durch so stattliche archäologische Ar- 
gumente ungeßbr für den Ausgang des fünften Jahrhunderts v. Chn 
erwiesene Akklimatisierung der ägyptischen Hauskatze in Apulien 
wieder verloren ging, wissen wir uicht ; doch lässt sich vermuten, 
dass dies mit den schweren Eriegszeiten und der Vernichtung der 
blühenden hellenischen Kultur Unteritaliens durch die Bömer zu- 



ZUR GCSCHICHTB DEH RATZE IM ALTERTUM 



57 



sammenhing. Auch der Vei*such des Agesilaos im Anfang des vierten 
Jahrhunderts, also fast um die gleiche Zeit, Kamele in Elis einzu- 
führen, ist offenbar nicht vom Gluck begünstigt gewesen, und ea 
bat sich nur eine einzige Nachricht davon in Xenophons helleni- 
scher Geschichte, erhalten, 

Aelteren Datums ist eine rhodische Vase, aus der ersten 
Hälfte des fünften Jahrhunderts v* Chr., welche attisches Gepräge 



nV 



Fijf. 5. 



zeigt, Sie stellt eine Musikschule dar. Hier steht auf einem 
Stuhle ein Tier, das nichts anderes seiu kann als eine Katze. Sie 
hat auffallende Aehnlichkeit mit der Katze von der Porta Pia, 
ist auch so dichthaarig und dreht den Kopf zu einem Mädchen 
herum, das ihr ein Stück Brot oder dergleichen zum Fressen reicht 
(s. Aimali dellhtitato 1878 tav. d'agy. P,; danach Daremberg und 
SagUo Dictionnaire III p. 470 Hg* 2602). Diese Vase« jetzt im 
brit. Museum, ist zu Kameiros gefunden, wie auch eine zweite 
Musikschulvase, ebenfalls abgebildet Atiuali 1878 tav. d'agg. 0, 
(danach Daremberg und Saglio a. a. 0. fig. 2601). 



16 0. KBLLKR 

Atif die Yermatting, dass die Motive dieser zwei gleichartigeii« 

jedenfalls in der gleichen Fabrik entstandenen Vasen, einem afrika- 
niscben Klima, vielleicht zu Krrene, eDtstammen, bringt mich der 
umstand, dass auf der zweiten Vase statt der Katze ein ganz 
deutlicher Panther gezeichnet ist, der sich von der Katze der an- 
deren Vase in Grösse und Gestalt scharf unterscheidet und an 
einem Stricke festgehalten wird. Dieser Panther auf der einen rbo* 
dischen Musikscbulvase wird von gewissen Intei-preteu als Hans* 
katze gedeutet, was aber ganz unzulässig ist: Strick, Grösse« 
punktiertes Fell, Gestalt, alles spricht für einen allerdings nicht 
ausgewachsenen Panther. 

Gerade so verhält es sich mit einer dritten Vase, auf der man 
gleichfalls eine Katze hat finden wollen. Sie ist aus der Sammlung 
Panckoucke, abgebildet von Dubois, Caialogue des vanes grecques 
de la Coilection Panckoucke n. 45, vgL Teit p, 14 n. 134 (danach 
Darembarg und Saglio I p. «389, tig. 822), Der fi-anzösische Alter- 
tumsforscher schreibt ganz richtig darunter Panthere apprivoisie* 
Auch dieses Tier ist zu gross für eine Katze, hat punktiertes Fell 
und entspricht überhaupt eben einem nichtausgewachsenen Panther, 
nicht aber unserer Hauskatze. 

Da sich solch ein gezähmter Panther (beziehungsweise 6e* 
pard) auch auf der gleichfalls dem fünften Jahrliundert angehö- 
rigen Arkesilar«vase befindet (M — wnter dem Stuhle des Königs 
sitzend — wird man wobl an Kyrene als Erfindungsort des Motivs 
denken dürfen. Man erinnere sich auch an die entschieden nordafrika- 
nischen Scenen, z. B. mit Ginsterkatzen, auf mjkenischen Kuustge- 
genständen. Eben der Ginsterkatzendolch oder, wenn man lieber will, 
sein Original, ist doch gewiss nicht in Europa verfertigt worden. 

In Kyrene und im Nildelta sind gezähmte Panther, bezie- 
hungsweise Geparde oder SeiTale, sicherlich nichts Ungewöhnliches 
gewesen, wohl aber in Athen, wo auch Theopbrast in den Cha* 
rakteren sie ohne Zweifel erwähnt hätte, w^enn sie, wie die Aflen, 
häufiger oder überhaupt vorgekommen wären. 

Wenji nun auch jener Akklimatisationsversuch in Apulien 
offenbar sehr bald wieder verschollen ist, so durfte doch da und 
dort in Grossgriecheuland eine Hauskatze sich gerettet und fort* 
gepflanzt haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist Cicero, Seneea, 

(•) Sittl erklärt das Tier ftr ein« Katiel 



ZUR GnCBTCBTE DER RATZE IM ILTEBTUBf 



59 



FMdius lind den EiDwohnerii Pompejis die ägyptische Katze nicht 
ganz uDbekaiint geweseo, und man hatte also Gelegenheit, sie in 
Italien m sehen. Aber nach den sehr spärlieben AodeutungeD zu 
schliesben, mms sie selten gewesen sein. Vermutlich wurde sie 
gleich anderen seltenen Tieren, wie z. B. der indische sprechende 
Papagei (vgl. Persing, Anfang der 1. Satire) in dem Palaste des 
einen oder anderen reichen Römers als Haustier gehalten. Wir 
hätten somit an und für sich keinen Anlass, übermässig zu erstau- 



I 



'Ur»ir'^T*^*" ' 



Fig. 6. 

nen, wenn wir auf einem Mosaikbilde aus Pompeji (Mus, Jforbon. 
XIV, 14) eine Katze erblicken, die im Begriff steht, ein Huhn nie- 
den^uschlagen. Weit mehr werden wir zunächst darüber uns wun- 
dern, dass diese in Pompeji übrigens seltene Katze gar nicht sonder- 
lich mit der nubischen Falbkatze, der Felis maniculata stimmt- 
Die reguläre heilige Katze der Aegypter war, wie die anato- 
mische Untersuchung an hunderten ?on Mumien erwiesen hat, die 
Felis maniculata oder nubische Falbkatze, ein in seiner eigent- 
lichen Heimat einfarbiges, dem Wüstensand ähnlich sehendes Tier, 
an Gestalt und Instinkten unserer gewöhnlichen europäischen Katze 
TöUig gleichend (*). 

(*) Die rhotoj^rajtliie wurde auf Kosten des k. k, oesterr. archneol* In- 
stituts angefertigt nach dem Exemplar des böhmischen Landesrauseiims mit 
Erlaubnis des Torstandes Hofrats Fnc. 



Mit dieser gewulinliohea nuMaoh-ägyptisclieQ FalbkaUe, von 
dei^ im Gaozea und Grossen unsere heutige europäische Hausjkatze 
abstammt, will die interessaute pompejaoische Mosaikkatze nicht 
besondei's harruoDieren : Färbung, Streifen, längere Haare am 
Schwanz imd hohe Beine erinnern vielmehr an felis chaus, den 
Sumpöuch?, Kirmyschak, der in Aegjpten, allerdings viel seltener 
als die Katze, einbalsatuiert worden ist, und dessen Zähmung man 
versucht zu haben scheint. 

Zu Benihassan in Mittelägypten hat man neben der sogenann- 
ten Artemisgrotte ausser den gewöhnlichen Katzenmumien auch 



Fig^ 7. 



Snniptluchtimamien gefunden. Blainville, osteographie Tf. 19 und 
C* Keller, Abstammung der ältesten Haustiere S. 83, bezeichnen 
die Mumien als Feiischaus; Gervais, histoire des mammißres 
(1885) S. 89 und Lortet-Gaillard, La Faune momißie de Van- 
cienne Egypte (1903) 8. 21 flf., als Felis caligala; Nehring, Ver- 
handlungen der Berliner anthropol. Gesellschaft 1889 S. 558» 
spricht von Felis serval und Felis ehaus, W. Bateson handelte 
in der Cambridge pkilosophical Socieitj über einige Schädel 
mumifizierter ägyptischer Katzen und stellte fest, dass wenigstens 
zwei Arten zu uoterscheiden seien, deren eine (unsere F. chaus) 
auch die Wildkatze an Grusle libertrelTe, Acaderfvj 1890 Nr. 933 
S. 209, Zwischen dem Sumptlucbs [F. chaus) und dem Stiefellccha 
{F* caligala) besteht nach Brehm kein wesentlicher unterschied. 



O. KELLER 



gedrungenore und grössere Gestalt, die stärkeren Gliedmassen, 
von Felis Cham aber durch das Fehlen der spezifischen Liichsoh- 
ren. Und dies ist sehr in die Wagschale zu legeu, bei der ausge- 
prägten Realistik der ägyptischen Kunst, namentlich des Neuen 
Reiches, Auch Wilkinson-Birch, mannen and ctcsioms III 293 
sagen, Felis ehaus kemme nicht ror auf ägj'ptidcben Denkmälern. 

Noch deutlicher als bei diesem ersten Sumpijagdbilde hat 
das Tier den Katxencharakter auf einem zweiten gleichartigen 
Bilde auä Theben, das man bei Wilkinson-Birch II p. 107 nach- 
sehen möge. Dar Jäger ist der Ammonpriester Mutsa. Davon, 
dasä die Katze hier bei der Jagd helfen würde, bemerkt man 
nichts. 

Eine weitere deutliche Katze mit langaufgerichteteD spitzen 
Ohren und glattem langen Schwänze sitzt in einer vogelreichen 
Sumpflandschaft und stellt selbständig« ohne dass ein Mensch 
dabei wäre, der juügen Brut in den Nestern nach. Auf der an- 
deren Seite des Bildes macht es eine Ginsterkatze ebenso, nur 
dass diese laufend dargestellt ist, während jene zu lauern scheint. 
Abgebildet, leider nicht besonders gut, bei Hiehm, biblisches 
Handwörterbuch I, 312. 

Mehr Sumpfluchs als Katze scheint in dem satirischen Pa- 
pyrus des britischen Museuma (Lepsius, Auswahl TT. XXIII) vor- 
zuliegen. Auch hier fehlen allerdings deutliche Ohrpinsel, aber die 
Obren sind auffallend gross und spitzig emporsteheud, und das 
Tier ist sehr gross, dick und stark, hat die Streifen des Sumpf- 
luchses und treibt die Lieblingsbeute desselben, Gänse, vor sich 
her; auch die EopITorm stimmt mit dem Sumpfluchse. Auf der 
einen Hand ist eine Gans, wie dies bei dem ägyptischen Was- 
servogeljäger üblich ist; vielleicht ein Lockvogel: auch der Stek- 
ken, den der Sumpfkater in der Linken schwingt, hat einige Aehn- 
lichkeit mit dem Bomerang der obigen Wandbilder. 

Die Identität des ägyptischen Wasserjagdgehilfen und der 
pompejan Ischen Mosaikkatxe ergibt sich auf den ersten Blick. Auch 
ihr fehlen zum SumpÜuchs die charakterisüschen Haarpinsel an 
den Ohren, zu Felis maniculata aber fehlt es ihr an der auch bei 
den tarentinischen Münzen so auffallenden Schlankheit und Zier- 
lichkeit, und so kommen wir notgedrungen auf den Schluss, dass 
sowohl in Aegypten als in Pompeji ein Faarungsprodukt beider 



ZUR 6ESCH[CHTR DER RATZB IM ALTCKTUM 



63 



Rassen dargestellt ist('); und in der Tat hat man in Aegypten, Sy- 
rien und Indien die Vermischiiog unserer Hauskatze und des Sumpf- 
hichses oft genug beobachtet. Das Blut des Sumpfluohses zeigt 
sich ferner deutlich auch in der Beschreibung, die Timotheus — 
unter Anastasius I ums Jahr 500 {excerpt. Aristoph. II § 302 
Lambros) — von der griechischen Katze gibt; die Worte passen 
zum potnpejanischen Mosaik und zum Aeu^seren des Sumpfluchses 



Fig. 9. 

fiel besser als zur Felis maniculata Rüppells, die doch unleugbar 
unserer heutigen Katze den eigentlichen Stempel aufgeprägt hat. 
Er sagt, dass die aiXm^oi;, die Hauskatze, ein milusetötendes Tier, 
im Ganzen eioem Panther {naqduXiq) gleiche, namentlich im 
schwarzgefleckten Schweife, aber auch sonst in ihrem Fell, nur 
dass die Katze mit dunklen Streifen {nvaioiq ^aßSoic) gezeichnet 
sei, der Panther aber mit schwarzen stemartigea Ringen. Das 
stimmt weniger mit der meistens einfarbig blassgelben Felis ma- 
nieulata^ um so besser aber mit einem Abkömmling von dieser 
und dem gestreiften SumpUuchse überein. Wir harmonieren somit 
?allständig mit dem um die Geschichte unserer Haustiere sehr 



(') Damit stimmt die Notiz deB Anonjraus Matthaei c. 36 über tt%kw^^ 
«tffroff; Xiynuk Sc ix fil^Bots ndq4ov y4yoito Miträ r^*^ AißHjv, 



64 O. KSLLER 

YerdteDteo Zoologen C. Keller, weno er z. T. auf ganz anderem 
Wege als wii* a, a. 0, S. 84 zu dem Resultate kommt, dass * der 
wesentliche Bestand der jetzt weitv^erbreiteten Hauskatzen afri- 
kaniscben Ursprungs und dort aus Felis maniculata, zum Teil aucb 
aus Felis chaus ge\sonnen sei ", 

Ich kann übrigens hinsichtlich der pompejaniscben Mosaik* 
katze die Vermutung nicht unterdrücken, da8s das Kunstwerk riel- 
leicbt aus Nordafrika, «etwa Aleiandrien stammt. Eioe gleiche 



Fig. 10. 



Vermutung ist ja auch schon über das Alexanderschlachtmosaik 
aufgestellt worden. Für unsere Untersuchung kommt indessen Eicht 
viel darauf an, weil ja auch die Wandbilder, die ganz gewiss an 
Oii und Stelle fabriziert wurden, allerlei afrikanische Tiere zeigen, 
die niemals in Pompeji lebendig gehalten wurden, wie Elefant, Rie- 
flenschlange u. s. w. Für die reale Eiistenz von Katzen in Pompeji 
ist jene Mosaikkatze gewiss kein Beweis: ebenso wenig das auf 
dem Mosaikbilde n. 9992, wo drei Papageien auf dem Rande einer 
Schale sitzen, abgebildete Tier, vielleicht ein Sumpfluchs (repro- 
duziert Fig. 10 nach Photographie Brogi), vgl, die Abbildung des 
SumpfluchBes Felis chaus, bri Brehm- I 485. Der Schwanz sollte 
dann ^üich ein wenig küi'zer sein und längere Haare Laben* 



IVB, GE9CI1ICHTE DER RATZE IM ALTERTUM 

Ebenso wenig köanen wir brauchen das von Mazois II Tf. 55 
gegebene, von EDgelmann im Jahrbuch d. deutsclL aich. Inst 
1899 S, 141 wiederholte Bild aus Pompeji von einer unverhält^ 
nismässig grossen trächtigen Katze, die sich niit zwei Hnnden um 
einen Prass (Cotelettes und Backwerk) streitet. Die Abbildung des 
heute verschollenen Bildes bei Mazois ist nicht besonders ver- 
trauenerweckend, auch sagt er selber, dass die Katze ziemlich 
wenig natürlich sei» Vielleicht ist es die ungeschickte Wiederho- 
lung eines in Nordafrika (Karthago, Kyrene, Aleiandrieo?) erfun* 



Fig. IL 



denen und ursprünglich besser ausgeführten Oiiginals. Immerhin 
stimmt diese grosse Mazois'sche Katze ziemlich überein mit einer 
zweiten Darstellung in Relief aus der Kaiserzeit» abgebildet bei 
Föggini Mus. Capitnl. lY Tf. 45 (hier nach einer von Herrn Ashby 
freundlichst mitgeteilten Photographie)- Hier steht eine plumpe 
Katze auf den Hinterfüssen aufrecht und scheint zum Tanzen dres- 
siert zu werden, üeber ihr hängen zwei Vögel an einem Aste herab, 
vermutlich zum Lohn für hübsch artiges Tanzen, vor ihr sitzt eine 
Frau, welche Zither spielt. Auch diese Katze ist zu dick ausgefallen 
und ei^eckt grossen Zweifel, ob sie nach dem Leben modelliert 
wurde. Wenn der lauge Schwanz nicht wäre, würde jedermann an 
einen jungen Bären denken. Also von der Folgerung, dass wegen 
dieser paar meist misslungenen oder dubi53en Katzenbilder auf 



^(\ 0. KELLER 

irgead eine nenoenswerte Verbreitung der Katze m Italien in den 
ersten Jahrhunderten u, Chr. geschlossen werden dürfte, kann un- 
möglich die Rede sein. 

Fassen wir nun die Hanptresultato zusammen, die für uns 
bezüglich der Geschichte der Katze feststehen, so haben wir er- 
stens die Zähraung der nubischeu Falbkatze in präliiatorischer Zeit 
durch die Aethiopier. Dieses Stammtier unserer Eatxe ist keines- 
wegs wunderbar schwer zu zähmen^ wie Heho meint, sondern im 
Gegenteil sehr leicht Hehn ist vollz^tändig im Irrtum, wenn er 
meint: nur der unsäglichen Geduld und liebe?ollen Pflege vieler 
Generationen konnte so etwas gelingen» und unter den Völkern, die 
wir kennen» haben nur die Aegypter das Zeug zu einer derartigen 
Kulturleistung besessen. Nicht anch die Chinesen? möchte man ein- 
werfen. • Religiöser Aberglaube '», sagt Hehn, *« hat hier das Un- 
glaubliche geleistet und auch einmal der Kultur gedient statt sie 
aufzuhalten *». Ebenso verkelirt ist es, wenn Hehn es für ein besonde- 
res Glück erklärt, dass die Weiterv^erbraitung der ägyptischen Katze 
noch zur Zeit des römische d Reiches und vor dem Einbruch des 
islamitischen Sturmes stattfand: « sonst hätte mit der Vernichtung 
des gesamten alten Äegyptens und der Vertilgung seiner religiösen 
Vorstellungen und Sitten auch die dieses Haustieres erfolgen und 
vielleicht nicht wieder gutgemacht werden können ». Wie kann 
man so etwas denken, da doch der Stifter des Islam selber eine 
ausgesprochene Vorliebe für die Katzen hatte, und es überliefert 
ist, dass er selbst oder einer seiner jünger stets in seinem Aer- 
mel eine Katze herumtrug, ähnlich wie es der gleichzeitige Gregor 
nach der oben erwähnten Erzählung des Diakons Johannes machte? 
Noch vor kurzem wurde die grosse Mekkakarawane von einem 
alte Weibe, der Katzenmutter, wie man sie nannte, mit mehre- 
ren Katzen begleitet. Auch wurde in Kairo eine Summe Geldes 
gestiftet, um hungernde Katzen zu füttern. Sogar im Paradies des 
Islam fehlt Muhameds Katze nicht. 

Zweitens: erst um das Jahr 2000 v, Chr. taucht in Aegypten 
die heilige Katze auf. Sie wurde aus Aethiopien eingeführt 
Auch die Göttin Bast, welcher sie geweiht war, hatte bis dahin 
keine Katze zum Attribut, sondern eine Löwin. Die Schwierig- 
keit, heilige Löwinnen zu halten, wird wohl die Ursache ge- 
wesen sein, warum an ihre Stelle die einfarbige fahlgelbe nu- 



68 0. RtLLlR 

Föofteas: Bekanntschaft der Rumer mit der heiligen ägyp- 
tischen Katze etwa vom Jahre lOU \\ Chr. an, 

Sechstens: Hanskatzen sporadisch in Italien (Seneca, Plinius) 
im ersten Jahrhundert n. Clir, 

Siebentens: Allmähliche Verdrängung des Hauswiesels 
durch die Katze im Zweiten bis fünften Jahrhundert n. Chr. 
Dieser Prozess war ganz naturgemäss : weder Wiesel noch Schlaugen 
— beide wurden friiher zum Kampf gegen die Mäuse als Haus- 
tiere gehalten — sind jemals so intime Hausgenossen geworden. 
Ausserdem gehört die Katze zu den reinlichsten Tieren, so dass 
sie schon geradezu als Symbol der Reinlichkeit aufgestellt worden 
ist. Das Wiesel aber zählt zu den fibelriechendsten Tieren. Und 
wenn nun auch Öfters darüber geklagt wird* dass die Katze dem 
zahmen Federvieh nachstelle, und Epigram matisten, Fabeldichter 
und Künstler ihre derartigen Schandtaten uns vorführen, mittel- 
lateiniseh sogar pilaa: oder peldx, d. i. stehlerisch^ räuberisch, 
für Katze gesagt wird, so ist sie auch in diesem Punkte keines* 
wegs schlimmer als das Wiesel ; vielmehr kann man, wie jeder 
Vogelhändler weiss, der Katze das Zerreissen von Vögeln aller 
Art sehr einfach abgewöhnen, während dem Wiesel in diesem 
Stücke nie ganz zu ti-auen ist. 

Aus diesen Gründen ist die Katze bei den klassischen Völ- 
kern im Verlauf der Zeit an die Stelle des Wiesels und der da 
und dort üblichen Hausschlange getreten, um dem Menschen gegen 
die in rasendem Tempo sich vermehrenden Hausnagetiere zu helfen : 
und zwar handeil es sich, wie Hehu meint, zur Zeit der Völker- 
wanderung nicht bloss um die gemeinen Haus- und Feldmäuse, 
sondern auch um die bisher in Europa unbekannten Ratten, ge- 
nauer die Hausratten, die nach Hehns Ansicht jetzt in Millionen 
aus Vorderasien und Südrussland ins eigentliche Europa einbrachen. 
Allein es fehlt in dieser Hinsicht an jeder geschichtlichen Beglau- 
bigung. Das klassische Altertum weiss nichts von Ratten, Nur ganz 
gelegentlich erfahren wir durch Aelian, dass sie zur Zeit Alexanders 
des Grossen am kaspischen Meere hausten. Erst im zwölften 
Jahrhundert lässt sich die Hausratte ganz sicher datieren und 
zwar unter dem Namen pontische Maus, wie sie seitdem conse- 
quent bei Mittelgriechen, Neugriechen, Westtürken, Venezianern, 
Friaulesen u. a« heisst. Vorher erscheint der Name Ratte in althoch- 



SKÜft GBSCHICHT« DER KATZE FM ALTERTUM 69 

deiitsclien uod altenglischen Glossen : ob aber damit wirklich unsere 
Ratte gemeint ist, mnss man bezweifeln, da das Wort « Ratze » 
auch für andere Tiere gebraucht wird. Sogar Brehm schreibt Ratze 
im Sinne von Iltis» und iqi Schwäbischen sagt man * schlafen me 
eine Ratze », womit der Siebenschläfer gemeint ist. Eioen Beweis 
filr die ganz allmähliche Ausbreitung der Ratzen (=^ Ratten) in 
Deutschland finde ich in Oheims Chronik (S. 17, 17) wo es heisst, 
dass es auf der Ow keine Ratzen gehe. Gewiss ist längst die 
Reichenau nicht mehr rattenfrei. Kurz, die Existenz der Ratten 
in Europa vor Albertus Magnus und Theodorus Prodromuß (XIL 
Jahrhundert) bleibt yorläuflg absolut unsicher. 

Aber auch die Geschichte selbst spricht keineswegs dafür, 
dass die Eiufiihrung der Hauskatze in Europa durch die Völker- 
wanderung direkt veranlasst worden sei. Denn ihr Zug geht doch 
nicht über Aegypten, und wo soll der Anstoss zur Verbreitung 
eines ägyptischen Tieres durch die Völkerwanderung ein Analogon 
haben? ('). Und wo h5ren wir, dass die Ratten durch die Wan- 
derung eines Volkes verbreitet worden wären? üeber die Hausratte 
fehlen allerdings bestimmte Nachrichten, aber über die Wander- 
ratte sind wir recht gut unterrichtet durch den vortretttichen nis- 
sischen Beobacliter Pallas. Wir \sis8en von ihm, dass sie im 
Herbst 1727 nach einem Erdbeben in grossen Massen aus deo 
kaspischen Ländern und von der kumanischen Steppe aus in Europa 
eingerückt sei. Kurz, es ist durchaus unerweislich, dass die Katze 
zur Zeit der Völkerwanderung zugleich mit den Ratten in Europa 
sich ausbreitete, und Hehns Hypothese ist um so unwahrschein- 
licher, als das Wiesel an sich ein weit besserer Rattenvertilger 
ist» und die wenigsten Katzen sich auf Rattenvertilgimg einlassen. 
Ich glaube lieber an eine allmähliche Verdrängung des Hauswie- 
sels durch die Katze im dritten bis fünften Jahrhundert, ohne alle 
Rücksicht auf Völkerwanderung und Ratten, 



(0 Die von gewiasen Aegyptologen nach Altä^^ypteti verlegten « Rat- 
ten » (rats) sind <* Mäuse », wie ich im Vorbeit^elien bemerken will; erst seit 
der Ptoleinäeneit hlsst sich die von unseren Ifatten wesentlich verschiedene 
aleiaodrinische Ratte, Mm ale;candrintUt nachweiseni nicht etwa einbal- 
samiert, sondern halhverdant im Magen heiliger ßaabvögel« die ohne 
axiBgenommen zu sein bestattet wurden» s, Lortet-Gaülard a. a. 0. 38, 39. 



70 O. KELLER, ZUR GESCHICHTE DER RATZE IM ALTERTUM 

Die achte Station in der Geschichte der Katze wird gebildet 
durch das Auftauchen des Wortes catlusj catia in der lateinischen, 
Literatur vielleicht erst gegen 350 n. Chr. ; gleichzeitig wohl allge- 
meinere Einführung der Hauskatze im römischen Westreich. Walir- 
scheinlich verhält sich die Sache so, dass der Name cattus und zu- 
gleich die in Westafrika verbreitete ägyptische Hauskatze nach 
Spanien kamen und von dort uacli Gallien und Italien gebracht wur- 
den. Lortet-Gaillard a. a. 0. 24 sagen : « Brehm suppose que le chat 
igyptien a da pinetrer dans nos pays par VArabie, la Syrie et 
VAsie Mineure. Oa doit admeitre phitot qiiil nous est an^vS 
par VEspagne, puisqiie toiis les voyageurs out remarqu6 dam la 
peninsule un chat domestique de taille relativement grande, haut 
sur pattes, ä longue queue, plus voisiu par cons^quent de Felis 
maniculata que ne l'esl notre chat domestique commun. Le chat 
actuet du sud de l Espagae serait doac nu descendant direct de 
Felis maniculata; il repr^senterait la faune af ricaine presqu au 
mime titre que les siages de (Tibraltar ^ . 

Neuntens. Auftauchen des Wortes xairog in der griechischen 
Literatur gegen 600 n. Chr. Die Katze erscheint als oft sehr zutrau- 
liches Haustier bei Christen und Muhamuiedanern (Symeon, Gregoi 
d. G., Muhamed). Das Tier scheint durch die Zutraulichkeit und Zart 
lichkeit, mit welcher es die Liebkosungen seiner Herren und Her- 
rinnen vergalt, immer mehr Freunde gewonnen zu haben, selbst 
in den allerhöchsten Kreisen. Die Gemahlin von Konstantin Mo- 
nomachos zog ihre Leibkatze sogar zur kaiserlichen Tafel und lies« 
sie aus goldenen Tellern fressen. Ja, man erhob die Katze sogar 
zum Lieblingstier der heiligen Jungfrau, die ausser etwa bei 
der Flucht nach Aegypten die Bekanntschaft der Katze schwerlich 
gemacht hat. 

Prag. Otto Keller. 



INSCHRIFT VON POZZUOLI 



Die Inschrift, deren Text umstehend (S. 73) in Majuskeln 
wiedergegeben ist, steht auf fünfzehn Fragmenten (einige un- 
beschriebene Stucke der Cornice nicht mitgerechnet) einer grossen 
unlängst in Pozzuoli gefundenen Marmorplatte. Die Schrift ist 
sorgfältig, ja für die Zeit, in welche wir die Entstehung der In- 
schrift setzen müssen, schön zu nennen. Mit Hülfe einer gu- 
ten Photographie habe ich die Lesung überall sicher feststellen 
können. 

Ich transcribiere zunächst den Text in Minuskeln unter Bei- 
fügung der sicheren Ergänzungen: 

T(üo) Caesio l{iti) f{ilio), T{iti) n[epoti), L(uci) abn{epoti), 

Pal{atina) \ Anthiano v{iro) e{gregio) \ 
proe{uratori vigesimae) hered{ilatium) tract{us) Etrur{iae) Um- 

briae Picen{i) part(is) Camp{aniae); \ 
proc(uratori) famil{iae) glad(iatoriae) per Aem(iliam) Tram- 

p{adanam) du tas \ {5) Delmatiam ; 

proc(uratori) alm[entorum) p[er ; 

trib{un6) leg{ionis secundae) Parth{icae) p{iae) f{elicis) f{prtis) 

a(eternae) ; 

trib{uno) leg{ionis) | 

praef(ecto) coh{ortis secundae) Aug{ustae) Thrac{um) equi- 

\Jatae ; 
patrono et cur(atori) Abellina tt[um; 
Puteolani pub[lice | (10) civi {[njdigenae. 



72 CH. HUELSEN 

Der von seiner Vaterstadt durch ein Denkmal geehrte T. Cae- 
siiis Anthianus ist bisher unbekannt, wenn auch die gens Gaesia 
in Puteoli und Umgegend durch ziemlich zahlreiche Inschriften 
vertreten ist (^). Die lange Abnenreihe lässt auf eine durch Ge- 
nerationen in jener Hafenstadt angesessene Familie, nach dem 
Cognomen wohl reichgewordene Freigelassene, schliessen ; dass in 
der Reihe zwar der ürurgrossvater erscheint, der Urgrossvater 
hingegen fehlt, ist sonderbar; doch kann, bei der sorgfältigen 
Ausführung der Inschrift, an einen Steinmetzfehler {abnepoti statt 
pronepoti) schwerlich gedacht werden (*). Bemerkenswert ist, dass 
das Praenomen Titus sich in drei Generationen unverändert findet, 
und dass erst in der fünften - ältesten - ein anderes Praenomen 
auftritt. Da der Geehrte, wie wir gleich sehen werden, Anfang des 
dritten Jhdts gelebt hat, so gehört sein ürurgrossvater etwa in 
die Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr.: das Factum ist für 
das allmähliche Erstarren des Praenomens in der Kaiserzeit nicht 
ohne Interesse. 

Was den Zeitansatz betrifft, so weist schon die Abkürzung 
des Rangprädikats v{ir) e(gregius) frühestens auf antoninische 
Zeit; genauer lässt sich die Zeit noch fixieren durch die Erwäh- 
nung der Legio II Parthica. Diese ist bekanntlich von Septimius 
Severus errichtet, und da sie hier schon ihre vier Beinamen führt 
(s. u.), darf man wohl annehmen, dass der Dienst des Caesius nicht 
in die allerersten Jahre nach der Errichtung dieser Truppe ftUt. 



(^) Caesii meist freigelassenen Standes aus Puteoli und Umgegend sind 
erwähnt CIL. X, 2019. 2194-2197; 2492. Eph. epigr. VIII, 392. 393. Auch 
der Dichter und Metriker Caesius Bassus war bekanntlich in der Nähe von 
Neapel angesessen (s. Prosopogr. I p. 268 n. 149); ob die Inschrift einer 
im 16. Jhdt. in Neapel vorhanden gewesenen Marmorurne: Sulpicia T. f. 
Pia Caesi ßassi {C. I. L.X, 2991) sich auf seine Gattin bezieht ? 

(') Ebensowenig an eine missbräuchliclie Gleichsetzung von aönepos 
mit proneposj wie sie sich einigemale in den Glossaren findet (CGI. Lat. IV, 
3, 13 und 474, 33: abnepos filiuf nepotis, ebenso IV, 301, 37, wo aber das 
richtige abnepos filius pronepotis id est nepus nepotis daneben steht). Eher 
darf man yielleicht erinnern an Sueton Claud. 24, wo der Kaiser erklärt non 
lecturum se Senator em nxzi civis Romani abnepotem, Haben seine Mitbürger 
dem geehrten etwa attestieren wollen, dass er, was seinen Stammbaum an- 
gehe, für den Senat reif sei ? Bestand hat freilich jenes Prinzip des Claudius 
nicht gehabt. 



INSCHRIFT VON POZZUOLI 



73 



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74 CH. HUEL8BN 

Die Tribus Palatina, welcher der Geehrte angehört, ist wie 
Älommsen CIL. X p. 183 ausgefühii; hat, die gewöhnliche von Pu- 
teoli; sie kommt ausserhalb Roms nur den beiden Hafenstädten, 
Puteoli und Ostia, zu. 

Seine Carriöre hat Caesius Anthianus, wie üblich, mit dem 
Militärdienst begonnen ; und zwar scheint es durch die Baumver- 
hältnisse in Z. 6. 7 ausgeschlossen, dass er ausser der einen Prae- 
fectur und den zwei Tribunaten, deren Namen erhalten sind, noch 
andere Offizierstellen bekleidet liabe. Auch dies ist von einigem 
Interesse für die Chronologie der Inschrift, da sich unter Se- 
verus und Caracalla eine Aenderung in der Zahl der viilitiae 
equestres vollzieht, deren Zahl von drei auf vier erhöht wird ('). 
Auch dass Caesius nicht das Kommando einer Ala geführt hat, 
entspricht der severischen und nachseverischen Ordnung (Hirsch- 
feld VG.* p. 421). 

Die cohors II Augusta Thracum equiiata, welche Caesius 
zuerst kommandiert hat, stand im ganzen zweiten und dritten 
Jhdt. n. Chr. in Britannien: mehrere sie erwähnende Denkmäler 
sind in Moresby an der Westküste von Cumberland zu Tage ge- 
kommen (CIL. VIT, 363. 364; Eph, epigr. VIT, 967); später 
stand sie, der Notitia Dignitatum (Occ. XL, 50) zufolge, in Gabro- 
sentum (Burgh-upon-Sands bei Carlisle) am westlichen Ende des 
Hadrianswalles (Hübner CIL. VII, p. 162; Cichorius bei Pauly- 
Wissowa KE. IV S. 339). 

Der Name der Legion in welcher Caesius nach seinem bri- 
tannischen Kommando diente, ist verloren ; er wurde sodann Tribun 
in der von Septimius Severus errichteten Legio II Parthica, welche 
ihre Garnison in Albano hatte. Die Abkürzungen der Beinamen 
sind aufzulösen mit pia felix fidelis aeterna. Schwerlich hat die 
Legion sie gleich bei ihrer Errichtung geführt: meist finden sie 
sich in Inschriften aus der Zeit des Caracalla und späterer Re- 
genten (2). 

Die weiteren Chargen des Caesius gehören der Verwaltungs- 
carriere an. Er war zunächst procurator alimentorum in einem 

(») vgl. darüber Hirschfeld VG,« S. 421 f.; Mommsen St. R. III S. 549 
A. 1; Seeck Geschichte des Untergangs der antiken Welt II S. 476. 

(*j Die folgenden Beispiele, welche ohne Anspruch auf Vollständigkeit 



INSCHRIFT VON POZZÜOU 

Districte, dessen nähere Bezeichnung nicht erhalten ist Dann ist 
er übergegangen in die Verwaltung der kaiserlichen Spiele, und 
hat die Beaufsichtigung der famütae gladiatoriae in Norditalien, 
Dalmatien und anderen Districten gehabt* Die Beste am Ende 
von Z. 4 wo zuerst DV, zuletzt lAS erhalten ist, führen darauf, 
dass hier der Name einer Doppelprovinz gestanden haben muss; 
und diese kann nach der geographischen Lage keine andere ge- 
wesen sein als die duae Pannoniae, Dass Venetia und Histria 
neben der Ti'anspadana nicht genannt ist, wird ähnlich zu beur- 
teilen sein wie analoge Fälle bei der Nomenclatur der Bezii'ke der 
Erbschaftssteuer (Hirschfeld VG.' S. 101 A. 4). 

üeber die Amtsbezirke der Procuratoren der kaiserlichen 
Fechtschulen (^) im Anfang des dritten Jhdts. giebt uns besonders 
Aufschiuss die Inschrift von Ancvra CIL. III, 249 = 6753. Der in 
ihr genannte Didius Marinus war zunächst pröcurator familiae 
gladiatoriae per Äsiani Bithyaiam Galatiam Cappadociam Ly- 
dam Pampkyliam CÜiciam Cyprum Ponlum Pa/lagomam (^)und 
avancierte später, nach Bekleidung n. a. der Procuratur der Mi- 
nucia, zum pröcurator famtUae gladiatoriae per GalUas Bre- 



lasammen gestellt sind, mögfen über die Bcintimeii des Legion eine Uebersiclit 
geben. Sie heissti 

aet[€rna) p{ia) f\ideln) CIL. III, 113 add. 

p{ia) fißlix) fidelis aet(erna) VI, 3734 = XIV 2557 

y. J. 220 
p{ia) fietis) f{idelh) a(«terna) \% 3408 

Antöniniüna ae(terna pt(a^ [A''M] fi(delU) VI. 3S73 = XIV, 2283 

Severiona pia f{eliaf) XIV, 2291 

S{everiana} p(ia) XIV. 2274 

Severiana p{ia) fielix) aeterna VI, 3403 

Severiana p(ia} /{eUa:} fiidelu) aetema VI, 3408 

Severiana p{ia^ f{idelh) f(eluv) aeterina) III, 187 

Philippiana p(ia) /{idelis) f{eHs) aet{ema) VI, 793 = XIV. 255S 

T. J, 244. 
In den InRChriften iiua dem Begrfibnisplatzc bei Älbfttio ((7/Z. VI, 3367-3400) 
fehlen die Beinamen fast durcbwegr» 

(1) Ueber die Competenzen diewr Procuratoren im Allgemeinen vgl. 
Hirschfeld VG.» 202; Friedländer Sittengesch/ III, 377. 

(») Derselbe Sprengel bezeichnet als Asia e[t cohat]r0nte9 f{rovin\e%a$ 
CIL, m, 6994. 



76 CH. HUBLSEN 

tanniam Hispanias Gemianias et Raetiam. Unsere Inschrift lehrt 
uns einen analogen Sprengel kennen, welcher Italien nördlich vom 
Appennin Dalmatien und beide Pannonien umfasst. Zwischen 
diesem und dem asiatischen Verwaltungsbezirk liegen die Pro- 
vinzen Dacia, beide Moesien, Thracia, Macedonia, Epirus und 
Achaia: ein Complex annähernd von der gleichen Ausdehnung wie 
die drei uns nunmehr sicher bekannten Amtsbezirke, und vielleicht 
gleichfalls zu einem solchen zusammengezogen (^). Verschiebungen 
mögen vorgekommen sein, aber das Prinzip nach dem die alte Welt 
für die kaiserlichen Fechtschulen eingeteilt war, scheint klar. 

Von der Verwaltung der Fechtschulen avanciert dann unser 
Mann schliesslich zu der der Erbschaftssteuer, und zwar fällt ihm 
der tractus Etruriae, ümbria, Picenum und pars Campaniae zu. 
Wie das zu verstehen ist, erhellt namentlich aus der gleichzei- 
tigen (Regierung des Severus und Caracalla) Inschrift von Thibilis 
CIL. VIII, 18909, welche einem proc. [XX heredf\tatium per 
ümbriam 2u\jciam Pice']num et tractum Cam[paniae gesetzt 
ist ('). Auch auf die Ergänzung der Inschrift von Praeneste CIL. 
XIV, 2922 (Zeit des Commodus und Severus) filllt durch die un- 
sere neues Licht : den dort vorkommenden Titel [proe?.] XX her, 

Umbriae Tusciae Piceni is Campaniae werden wir nicht 

zu [regionys, sondern auch zu \_part'\is ergänzen dürfen. Wäh- 
rend Umbrien und Picenum für die Verwaltung der Vigesima nicht 
weiter geteilt wurden, waren von Campanien und Etrurien nur 
Teile mit ihnen verbunden. Es liegt nahe zu vermuten, dass die 
nächste Umgebung von Rom, die Vororte in Latium adiectum und 
Südetrurien, von den übrigen Provinzen losgelöst und mit der 
Hauptstadt kombiniert waren. 

(*) Dazu kommen noch: der procurator famil[iae gladiatoriae , , , per^ 
Italiam CIL. yi, 1648; der produrator) Aug(usti) ad famil(iam) glad{iato- 
riam) trans Padum CIL. V, 8659 ; der proc{urator) ludi famil(iae) gladiia- 
toriae) Caez{aris) Alexandreae ad Aegyptum, CIL. X, 1685. Vgl. Mommsen 
St. R. IP, 1071 A. 2. 

(*) Die Bezeichnung tractus fflr Verwaltungsbezirk ist sonst bekanntlich 
hauptsächlich den afrikanischen Provinzen eigentümlich: neben dem am 
häufigsten genannten tractus Karthag iniensis {CIL. VI, 6935. MIX. 1269. 
1578. 10570. 11341), steht ein tractus Tkevestinus, CIL. VII, 7053. Die Be- 
zeichnung wechselt, wie Mommsen Hermes XV, 400 bemerkt, mit regio^ dioe- 
cesis u. ae. Für Italien ist sie sehr selten. 



INSCHKIFT VON POZZUOLI 77 

üeberblicken wir die Carriere des Caesius im Ganzen, 8o 
ergiebt sich, dass er es, als ihm dies Denkmal gesetzt wurde, noch 
nicht über die Procuratur di-itter Klasse hinaus gebracht hatte: 
sowohl die Procuratur der Alimenta wie die der Vigesima here- 
ditatium gehören zur Klasse der centenariae (Hirschfeld VG.^ 
S. 439); dem entspricht der Rangtitel Z. 2 v{ir) e{gregius). 

Die municipale Würde eines patronus et curator Abelli- 
natium steht am Ende und natürlich ausserhalb der Chronologie 
des übrigen Cursus bonorum; wann Caesius Anthianus diese be- 
kleidet hat, geht also aus der Inschrift nicht hervor, doch ist es 
ohne Zweifel erst in seiner späteren Laufbahn, vielleicht gleich- 
zeitig mit seiner Tätigkeit als Chef der Erbschaftssteuer- Verwal- 
tung in Campanien, der Fall gewesen. 

Ch. Hüelsen. 



DIE ALTE SAÜLE IN POMPEJI 



Dass die nun schon mehrfach besprochene alte Säule ursprüng- 
lich von unten bis oben sich verjüngte, dass die jetzt vorhandene, 
übrigens kaum wahrnehmbare •» Verjüngung nach unten »» ihres 
unteren Teiles auf späterer Abarbeitung beruht, glaubte ich Mitt. 
XX 1905 S. 193 ff. endgültig bewiesen zu haben. Das entschei- 
dende Argument war, dass auf der Südseite diese Verjüngung von 
unten an noch jetzt vorbanden ist. Wenn also auf den anderen 
Seiten der Schaft in der Höhe von etwa 1,50 beginnt sich nach 
unten zu verjüngen, oder auch nur die Anschwellung nach unten 
aufhört, bis hinab auf die Oberfläche des an den Stylobat ange- 
arbeiteten Stückes, der vermeintlichen mykenischen Basis, so er- 
giebt sich im Nordsüd-Durchschnitt eine gänzlich unsymmetrische 
Form, die unmöglich ursprünglich beabsichtigt, sondern nur das 
Resultat nachträglicher Verstümmelung sein konnte. Die lu-sprüng- 
liche und die verstümmelte Form des Nordsüd- Durchschnittes 
zeigte ich in Fig. 1 a. 0. S. 196. 

Nun aber ergab sich mir bei erneuter Untersuchung der Säule, 
dass das dort Gesagte und Gezeichnete einer Berichtigung bedarf: 
die Asymmetrie der reduzierten Säule ist anders und grösser und 
noch beweisender als sie dort erscheint. 

Fig. 1 zeigt links das von unten bis oben sich verjüngende 
Profil der Südseite; beigeschrieben sind die Distanzen von einem 
aus der Mitte der Vorderfläche des Abakus gefällten Lotes. Diese 
Maasse, so wie auch die weiterhin zu besprechenden der West- 
seite, sind so genau wie ich sie durch mehrfach wiederholte Mes- 
sung, unter Abpassung windstiller Augenblicke, ermitteln konnte, 
genau genug für die folgenden Berechnungen, durch die das be- 



A, MAU, DIE ALTE SAEt'LB IK POMPEJI 7^ 

kamithcli bU c. 22 cm. über der « Ba^is -^ abgehackte Nordpro&l 
restituiert wird. 

Fig. 2 zeigt links das durch ebeü solche Mesaungen gewonnene 
Profi! der Westseite. Vor der Säule 3elb«t sieht ein einigermasaen 
geübtes Auge sofort, dass es in seinem allein intakten oberen Töil 
weniger steil ist, als das der Südseite; und die Messungen bestä- 
tigten dies. Lassen wir das kleine, an das Kapitell angearbeitete 
Schaftstück einstweilen bei Seite» so beträgt in der Höhe von UoO 
die Distanz von dem Lot auf der Südseite 0405, auf der West- 
seite 0,064, am oberen Ende der oberen Trommel (bei 2,45 Höhe) 
auf der Sudseite 0,180, auf der Westseite 0.122. Also auf eine 
Hohe von 0.94 weicht da^ Profil im Süden um 0,025, im Westen 
aber um U.058 zurück. Niemand bezweifelt, dass die Ostseite der 
Westseite symmetriitch ist. Die jetzt verlorene Nordseite aber 
musste ein nocli mehr geneigtes Profil haben ; denn da der Hori- 
zontalschnitt doch au jedem Punkte ein Kreis sein muss, so musste^ 
was die Südseite an Verjüngung weniger hat als die Ost- und 
Westseite, im Norden ausgeglichen sein. Es ist leicht, dies genauer 
zu berechnen und das Nordprofil zu restituieren. 

Es handelt sich zunächst um den oberen Teil der oberen 
Trommel: das an das Kapitell angearbeitete Schaftstück ist so 
gering, dass hier von Prortl nicht die Rede sein kann, und von 
der Höhe von 1,30-I,ß0 abwärts ist ja die Säule reduziert. Wenn 
nun das Kapitellstück symmetrisch auf der oberen Trommel läge, 
so wäre der Durchmesser für jeden einzelnen Höbetipunkt dersel- 
ben einfach so zu berechnen, dass wir von der Länge der Seite 
des Abakus, 0,65, den doppelten Betrag der Distanz von dem aus 
der Mitte der Westseite gefällten Lot abzögen. Es liegt aber nicht 
symmetrisch; der Durchmesser des angearbeiteten Schaftstückes ist 
etwas zu klein, und so tritt im Westen das kleine Schaftstück um 
0,013 P) hinter das Profil der oberen Trommel zurück. Wenn im 



(') Nach Patroni Sttal e Mat. lll 217 um O.OS. Ich berichtigte die& 
Mitt. XX 194 auf u kiiutn 0,015 >7. Cozn (S. 14) gj«bt 0.028 an, bestätigt 
aUo wesentlich Patron i's Angabe, d«?r nicht verfehlt dies in einer längeren 
Anmerkanjr hervorzuheben; er sagt hier auch, clasa er die 3 cm. nicht ge- 
messen sondern nach der Photogriiphie berechnet hatte and triumphiert nun 
ob dieses Beweises seiner (von mir bezweifeUen) Geschicklichkeit in der Be- 
nutzung von Photographien. Der Triumph war verfrüht. Das genaue Mftsa 



80 A. MAU. 

Osten — wo das Messen der Distanz von einem Lot nicht gut 
tunlich ist — beide Profile, wie ich meine, senkrecht über ein- 
ander stehen, so trat hier der Abakus um 0,013 weiter vor als 
im Westen, und es ist also, wenn wir den Durchmesser Z), die 
Westdistanz eines gegebenen Punktes d nennen, Z)=0,65-2rf-0,013 
oder einfacher D «= 0,637-2d. Wenn dagegen Patroni {Atti d. Acc. 
dt Napoli XXV, S. 9 des SA) recht hat, dass das obere Schaft- 
stück im Osten um 4-5 mill. vor die obere Trommel vorspringt, 
so tritt hier der Abakus um 0,017-0,018 weiter vor als im Westen, 
und es ist also 2>= 0,633 (oder 0,634) -2d. Ich glaube, dass 
dieser vermeintliche Yorsprung auf einer kleinen Ungleichmässigkeit 
des oberen Schaftstückes beruht; indess hier mag verschiedene 
Auffassung möglich sein, und da für das Hauptresultat kaum etwas 
darauf ankommt, so will ich meine weitere Berechnung auf Pa- 
troni's Annahme und auf die Gleichung i> = 0,633 -2rf gründen; 
sie wird um so beweiskräftiger sein, wenn sie von der Voraus- 
setzung des Gegners ausgeht. Auf diese Weise nun finden wir, 
beginnend mit der Oberkante der oberen Trommel, folgende Durch- 
messer. 

Höhe 2,44 d 0,122 D 0,633-0,244 = 0,389 



2,40 


0,12 


» -0,240 = 0,393 


2,30 


0,112 


» -0,224 = 0,409 


2,20 


0,105 


» -0,210 = 0,423 


2,10 


0,0975 


» -0,195 = 0,438 


2,00 


0,091 


» -0,182 = 0,451 


1,90 


0,084 


» -0,168 = 0,466 


1,80 


0,079 


» -0,158 = 0,475 


1,70 


0,073 


» -0,146 = 0,487 


1,60 


0,0695 


» -0,139 = 0,494 


1,50 


0,064 


» -0,128 = 0,505 



ist 0,018, gefunden durch Subtraktion der Distanzen von einem in der Mitte 
der W.-Seite des Abakus aufgehängten Lot; CoEzi selbst hat vor der Sftule 
die Unrichtigkeit seiner Angabe anerkannt. Auch er hat. wie er sagte, nicht 
selbst gemessen, sondern das Mass durch einen anderen nehmen lassen, kannte 
auch nicht meine Messung, über die ihn Patroni doch billigerweise hfttte 
unterrichten sollen. Riium teneatis, — Auch seine Angabe, die Säule aei 
2,55 hoch, erkennt Herr Cozzi als unrichtig an; die Hohe beträgt 2,49, al- 
lenfalls 2,50. 



DIE ALTE 3\BI;LE IK POMPEJI 81 

Mit Hülfe dieser Durchmesser können wir nun leicht das 
Nordproöl herstellen, indem wir sie, jeden in seiner Höhe, an 
das durch Messungen rom Lot gefundene Südprofll ansetzen. In* 
dem wir dann annehmen, dass, wie im Osten und Westen, so auch 
im Norden von etwa 1,50 abwärts die weitere Anschwellung nach 
unten durch die Reduktion ganz oder fast ganz beseitigt war, yer- 
binden wir den für diese Höhe ermittelten Pnnkt des Profils durch 
eine Linie mit dem zu unterst erhaltenen Rest und gewinnen so, 
wie Fig. l rechts zeigt, ziemlich genau den Nordsüddurchschnitt 
der reduzierten Säule; das später, bei der Einschliessung der Säule 
in die Mauer, abgehackte ist durch hellere Schraffierung unterschie- 
den. Und es tritt nun noch deutlicher als in der früher {Mitt, XX 
1905 S. 196) gegebenen Zeichnung die unsymmetrische, als ursprüng- 
liche und beabsichtigte Kunstform ganz unmögliche Gestalt der 
reduzierten Säule hervor. Wenn wir hingegen den für die Höhe von 
1,50 gefundenen Funkt des Nordprofils mit der Nordkante der^Basis»» 
durch die in der Zeichnung punktierte Linie verbinden, so ergiebt 
sich eine zwar auch unsymmetrische aber durchaus nicht unwahr- 
scheinliche Säule* Denn diese Art der Asymmetrie ist im grie- 
chischen Tempelbau bekannt genug; man pÖegt sie als Neigung 
gegen die Cellawand zu bezeiclmeu (Dnnu, Bank- d. Griechen- 
S. 95), Ein Pompeji nahe liegendes Beispiel ist der sogen. Po- 
»eidofltempei in Paestum (Pucbstein-Koldewey S, 26, Labrouste, 
Templer de Paesium S. 5), 

Die Verjüngung von 0,60 auf 0,389, also uai mehr als ein 
Drittel ist zwar sehr stark, aber keineswegs unglaublich und bei- 
spiellos. Fast genau das gleiche Verhältniss zeigt die ^ Basilika » 
in Paestum ('), Die Schafthöhe beträgt dort wenig unter, hier 
wenig über vier untere Durchmesser, und der Durchmesser re- 



V) Auf ilie tt Basilika " verwies ich sction Mitt. XVII 1902 S. 308. Nun 
beweist aber Herr Cozzi (S, 18) ausführlich, und erläutert e^i auch durch eine 
Eeichnting. da^a die von Biir aiigetiommeiie Sänle unmöglich sei, weil ihre 
VerjUngung starker ist als an einem Tempel in Syraktis und ttti dem ^ Neptun- 
tempel ft in Pai^fctam. Dass er damit die Unmöglichkeit dreier nun doch 
einmal vorhaDdeoeD Tempel beweist, entgeht ihm gitnzlich* Und Herr Pa- 
troni lässt das alles ganz ruhig drucken; er hätte doch wohl seinen Freund 
▼or dieser Lächerlichkeit bewahren können. Er selbst (S. 23 Änrn. 1) erle- 
digt meine Berufung auf die a Basilika« ?iel einfacher: ma eiö ^ pura im' 
maginaMione : weiter nichie, 

6 



82 



A. MAU 



dnziert sich dort von 1,462 auf 0.964, also auch dort um etwa^ 
mehr als eiD Drittel Gaaz ähnlich der ** Cerestenipel - ebendört: 
Höhe 4 */* untere Durchmesser, Verjüngung von 1/254 auf 0,840, 
also um fast ein Drittel. In Assos beträgt die Verjüngung gar 
zwei Fünftel. S. die Zusammenstell uog bei Durm. Bank. d. Gr.* 

a 95. 

Rin Rlick auf unsere Fig, 1 zeigt, dass das Nordproül des 
unreduziert gebliebenen Stumpfes («Basis») in der natürlichen 
Fortsetzung des oberen Nordprofils liegt, und jetzt wird auch klar, 
weshalb die reduzierte Säule nicht konzentrisch auf der * Basis » 
steht. Bei der Reduktion wollte man die ursprüngliche Asymmetrie 
beseitigen, und dies konnte natürlich nur so geschtjhen, da^s man 
die steilste Seite (S) Hess wie sie war. Yon den übrigen aber 
abnahm, und am meisten von der am weitesten nach unten vor- 
tretenden Nordseite; so tritt oun der unreduzierte Stumpf im S gar- 
nicht, im und W wenig» im N ziemlich stark vor den redu- 
zierten Schaft vor. Vermutlich stand schon damals die Säule isoliert 
in einem Hause der Kalksteinperiode und war dadurch die Asym- 
metrie sinnlos geworden. 

Gegenüber früher Gesagtem muss noch festgestellt werden, 
dass eine eigentliche VerjünguDg nach unten kaum vorhanden ist. 
Der Durchmesser bei 1,50 ist 0»505, bei 0,20 (s. unten S. 85) 
nind 0»51 ; also immer noch ein leichtes Anschwellen nach unten. 
Freilich aber beruht dies nur auf der Schwellung des Südprofils : das 
Nordprofil ist bei 1,50 von dem südlichen Lot 0,105 -f- 0,505 = 0.61, 
bei 0,20 nur 0,095 + 0,51 =0,605 entfernt; also hier eine Ein- 
ziehung um 0,005. und zwar scheint es, dass der Schaft bis zu einer 
Höhe etwa zwischen 0,3 und 0,7 noch etwas über den bei 0,2 messba* 
ren Durchmesser von rund 5,10 auschwillt und dann eine leichte 
Einziehung nach unten stattfindet* Wenn man im SW bei 1.50 ein 
Lot an die Säule hält, so Idst es sieb erst bei 0,28 von ihr ab; 
ebenda 1 cm. von der Säule entfernt gehalten, berührt es sie 
bei 0,28: also bis dahin Anschwellung, dann erst Verjüngung nach 
unten. Diese beträgt hier etwa 0;01, im Osten nur 0,005. Andei-a 
ist es in der Mitte der Westseite, wie das Profil unserer Fig. 2 
links zeigt, das grade für den unteren Teil auf besonders genauen 
und unter günstigen Umständen gemachten Messungen beruht: 
hier ist der vortretendste Punkt (0,055 vom Lot) bei 0,7 und das 



DIE ALTB 8ABULE IN POMPVJI 



83 



Znmckweichen bis 0,2 beträgt 0,004. Dieses Schwanken des Hö- 
henputiktes, an dem die Einziehung nach unten beginnt und der 
minimale Betrag dieser letzteren beweisen, dass es äick hier nicht 
um beabsichtigte Kunstform, sondern um ungenaue Arbeit handelt. 
Man machte unten an der Fuge die Lehre als Kreis von rund 5J0 
Durchm., weiter oben aber schlug man dann, nicht ganz gleich- 
massige etwas weniger ab, wohl weil man fürchtete zu viel ab- 
»uschlagen. Die Absicht war wohl, das Protil der reduzierten Teile 
dem wesentlich unreduzi'erten Siidprofil ungefähr gleich zu macheu; 
so ergab sich ffir die Höhenstrecke von 0,2 bis 1,5 im W ein 
Znrückweichen um 0,005. wahrend es im S 0,01 beträgt. Von der 
recht rohen Arbeit der Reduktion geben Patroni*s Tafeln iAlli di 
Nap> XXV) und unsere Pig, 2 eine gute Vorstellung, 

Es wird gut sein, die Asymmetrie des NS-Dnrchschnittes noch 
etwas näher zu präzisieren. Die Entfernung eines jeden Punktes 
des Nordproöls von dem aus der Mitte der Südseite des Abakus 
gefällten Lot ist d-\- D, also 

bei 2,44 0,130 + U,389 = 0,519 

« 2»30 0j25-h<>*'l<>^ = 0,534 

» 2,20 0J24 + 0,428 = 0,547 

» 2,10 0.120 + 0,438 = 0,550 

i 2,00 0,114 + 0,451=0,565 

^ \.m 0,112 -f 0,465 = 0,577 

^ 1,80 0,110 4-0.475 = 0,585 

^ 1,70 0,105 + 0,487=^0,592 

- 1 ,60 0,105 + 0,494 = 0,599 

* 1,50 0,105 + 0,505 = 0,610 

Also auf eine Höhe Ton 0,94 beträgt die Verjüngung 

OW 0,058 
8 0,025 

N 0,091 



Aldo + W und S + N 0,116, Die beiden Summen sind 
gleich, wie sie selbstverständlich sein müssen. 

Die Zentren der durch die Säule gelegten Horizontalebenen 
liegen, im NS- Durchschnitt gesehen, nicht in einer Senkrechten. 



$4 A. UkV 

Wir verzeichnen sie hier nach ihrer Entfernung Ton dem Lot an 
der Südseite; nämlich d^D/2 ist 

bei 2,44 0.130 + 0,1945 = 0,3245 

• 2>30 0.125 + 0,2045 = 0,3295 

• 2,20 0,124 + 0,2115 = 0,3355 

• 2,10 0,120 + 0,219 =0,339 

. 2,00 0,114 + 0,2255 = 0.3395 

» 1.90 0,112 + 0,2325 = 0,3445 

• 1,80 0,110 + 0,2375 = 0,3475 

• IJO 0.105 + 0,2435 = 0.3485 

• 1,60 0,105 + 0,2475 = 0.3525 

• 1,50 0,105 + 0,2525 = 0.3575 

Die erste dieser Zahlen, für die Höhe ron 2,44, lässt sich 
auch noch anders berechnen. Das an das Kapitell angearbeitete 
Sehaftetück tritt, wie schon oben (S, 79) gesagt, im Weatproül 
um 0,013 hinter die obere Trommel zurück. Wenn es, wie ich 
glaube, im Ostprofil senkrecht über ihr steht, so ist sein Durch- 
messer um 0,013 kleiner, und da es im SOdprofil nm 0,007 zit- 
rücktritt, 80 mtisste es in dem nicht mehr vorhandenen Nord- 
profil nm O.UOß zurücktreten, d. b. es lag im Nordsüddurchsclinitt 
symmetrisch; denn ein halber Millimeter kommt nicht, in Betracht. 
Es ßlit also im NS -Duichscbnitt das Zentrum des Kapitells zu- 
sammen mit dem der Oberfläche der Trommel bei 2,44; dies 
letztere ist von dem aus der Mitte der Südseite des Abakns ge- 
fällten Lot eben so weit entfernt wie das Zentrum des Kapitells 
imd mit ihm die Mitte der Ost- und Westseite des Äbakus, d. b., 
da dieser 0,65 im Quadrat misst, 0,325, was nur um 0,0005 von 
der oben gefundenen Zahl 0,3245 abweicht. Sollte aber Patron i 
Recht haben, dass das obere Scbaftstück im Osten um 0,004 bis 
0,005 7or8pnngt, so ist sein Durchmesser nur um 0,009 kleiner 
als der der Oberfläche der Trommel, und es dürfte, um im NS- 
Schnitt symmetrisch zu liegen, im S nur um 0,0045 zurücktre- 
ten, und da es um 0,007 zurücktritt, so liegt sein Zentnim, und 
damit die Mitte der 0- und W-Seite des Abakus, um 0,0025 
nördlich von dem der Oberfläche der Trommel, also dieses liegt 
bei 0,325-0,0025 — 0,3225, mit der ebenfalla ganz belanglosen 



DI£ ALTB SJ^BULB IN POMPEJI 



B5 



Difterenz von 0,002 gegen die auf auderem Wege gefuDdene Zahl. 
Die genaue üebereinstimmung der beiden Resultate beweist die 
Sicherheit unserer Messungen und Recbiumgen, 

Wie Fig. 1 zeigt ist eine dmch diese Zentren gezogene Linii, 
die Achse dieses Teils der Säule, nicht senkrecht, sondern weicht 
um reichlich 2 Grad vom Lot ab. Die Fortsetzung dieser Reihe 
?on Zentren fehlt uns : in dem reduzierten Teil der Säule können 
wir sie nicht berechnen. Wir haben erst wieder das Endglied der 
Reihe, das Zentrum des unreduziert gebliebenen Stumpfes, der 

« Basis M ; hier ist d + - = 0,076 -f- 0,8 = 0,376. Es verschiebt 

sich also das Zentrum, von oben nach unten, gegen Norden, und 
zwar in dem oberen Teil auf eine Höhe von 1,0 (bis zum Kapi- 
tell) um 0,033, in dem unteren, auf eine Höhe von 1,50, nur 
um 0,0185; und das ist ganz in der Ordnung, weil ja durch die 
Entasis die stärkste Anschwellung des Nordprofils in den oberen 
Teil verlegt ist. 

Betrachten wir nun noch einmal das Verhältniss des oberen 
Zentrums zu dem unteren Zentrum der reduzierten Säule. Letz- 
tere soll ja nach Patroni die ursprüngliche Säule sein, die unter 
der Einwirkung eines Erdbebens um etwa 5 cm. glatt auf ihrer 
Basis nach Süden gerutscht wäre. Selbstverständlich müsste dann 
die Oberfläche der oberen Trommel, bei 2,44 (das Kapitell liegt ja 
unsymmetrisch) dem unteren reduzierten Umfang konzentrisch sein. 

I Nun ist aber ei + - bei 0,20 (0,10 über der « Basis w) 0»095 -}- 

0,255 = 0,350, bei 2,44, wie oben gezeigt 0,3245, Die beiden 
Kreise sind also nicht konzentrisch ; das untere Zentrum liegt um 
0,0255 weiter nördlich als das untere, bei einem grössten Dm*ch- 
measer von nur 5,10- Damit sollte doch wohl Patroni'a Auffassung 
für jeden Urteilsfähigen erledigt sein. 

In Betrert* aber der Asymmetrie der Säule, der « Neigung 
gegen die Cellamauer ^, ist noch einem Einwand zu begegnen. 
Es könnte jemand vermuten, dass diese Neigung nicht ursprüng- 
lich sondern Folge einer Senkung nach Süden sei, zumal Cozzi 
(bei Patroni S. 21) nicht ausschliesyen will, dass eine solche Sen- 
kung statt gefunden habe, weil ja durch die Reduktion (oder, 
wie er meint, durch die Verschiebung) der Säule der Schwer- 



86 A. MAIT 

puükt um ein weniges oach Süden gerückt ist. Zwar fügt er 
hinzu, diese Senkung könne nur eine ganz geringe sein, wäh- 
rend eB sich hier um eine recht bedeutende handelo müsste: 
das Oberende der oberen TrommeK bei 2.44, mus^te utn 0,0515 
nach Süden verschoben sein. Aber das darf uns nicht hindern» 
diese Hypothese näher zu prüfen* 

Es ist aber leicht zu beweiäen, dass sie ganz unannehmbar 
ist. Eine so starke Senkung — um reichlich 1 */« Grad — inüaate 
an den Horizontalen des Stylobat» und des Abakus siclitbar und 
messbar sein; an beiden milssten die Südecken um etwa 0.017 
tiefer liegen als die Nordecken, was entschieden nicht «1er Fall 
ist: es iat keine Abweichung von der Horizontalen kenntlich. 
Ferner: die äich uns ergebeude Achse der unäymmetriachen Säule 
ist doch nicht etwa eine vom Lot abweichende grade Linie, son- 
dern eine sehr merkliche Kurve; die^e aber kann nie durch Stand- 
TeränderuDg zu einer Verticalen werden. Um dieä ganz klar zu 
machen, habe ich die Hypothese durchgerechnet und in Fig» 3 
zur Anschauung gebracht. 

In dieser Figur bedeutet die Senkrechte ganz L dasselbe Lot, 
von dem aus wir oben (S, 78) durch Distanzmessungen das Süd- 
profii fanden. Um 0,376 weiter r, das Zentrum des unreduzierten 
untersten Stumpfes und ein in ihm errichtetes Lot, also jenem 
ersten Lot parallel und überall U,I376 von ihm entfernt, das nun die 
Achse der Säule in ihrer ursprünglichen Stellung sein müsste, wenn 
ihre Asymmetrie auf Senkung beruhte. An dieser Linie trage ich 
in der Höbe von 2,44 den Durchmesser der Oberfläche der obe- 
ren Trommel (0,389) auf* dessen Südende (L) von dem Lot h um 
Ü,5lo weiter entfernt bleibt als bei dem jetzigen Stand der Säule. 
Wenn wir also von einem Punkte derselben Horizontalen, 0,515 i, 
von jenem Lot, eine Linie schräg abwärts ziehen, so dass sie in 
der Horizontalen des Säuleofusses das Lot trifft, so erhalten wir 
die übrigen Punkte des SüdprofUs in der veränderten Stellung, 
indem wir von dieser Linie nach r. dieselben Distanzen nehmen, 
die uns, von dem Lot aus geraessen, das Südprofil wie es jetzt steht 
ergaben. Und wir erhalten das Nordpratil und damit den ganzen NS- 
Schnitt des oberen Teils der Säule, wenn wir an dies SüJprofil die 
oben (S,80) berechneten Durchmesser jeden in seiner Hohe ansetzen. 
Und wenn wir dann diese Durchmesser halbieren und durch did 



87 

Mittelpuukte eine Linie ziehen, so ist diese Lioie die Achse der 
Säule. Unsere Figur zeigt das Resultat; sie zeigt, dass diese 
Achse mit dem in der Mitte des unteren Stumpfes errichteten 
Lot, der das obere und untere Ceutrum verbindenden Vertiealen, 
nur in den Endpunkten zusammenfällt, im übrigen aber sich in 
einem sehr merklichen Bogen nach rechts von ihr entfernt. Damit 
ist bewiesen, da^s die Asymmetrie durch Steihmgsverfinderung 
nicht beseitigt werden kann, vielmehr in der Säule selbst liegt. 
Und da im übrigen absolut nichts auf eine Senkung deutet, so 
ist keinerlei Grund, sie anzunehmen. Hat sie dach in geringem 
Grade stattgefunden, so hat dies auf unser Resultat keinen Ein- 
fluss; auch so ergiebt sich die Säule als unsymmetrisch, als nach 
innen (« gegen die Cellawand O geneigt. 

Soll ich nun auch uoch durchrechnen und aufzeichnen, wie 
sich Patroni's Hypothese, dass die unten reduzierte Säule das m- 
sprüngliche sei, bei Annahme einer Senkung nach S gestaltet? Ich 
glaube es genügt, kurz darauf hinzuweisen, dass dann diese Hy- 
pothese noch unmöglicher wird: die südliche Anschwellung von 
unten auf wird betriichtlich verstärkt, und im Norden ergiebt 
ikk eine wirkliche und merkliche Einziehung nach unten, so dass 
nun der ganze untere Säulenteil schräg von r. oben nach L unten 
steht Ich glaube also, dass auch Patroni nicht geneigt sein wird, 
eine solche Senkung anzunehmen. 

Aus der Neigung der Säulenachse nach Süden folgt mit Not- 
wendigkeit, dass die Säulenreihe von Ost nach West lief. In dieser 
Richtung früher von DairOsso, später auf meine Veranlassung 
Torgenommene Nachforschungen nach Resten anderer Säulen gaben 
kein Resultat: sie sind wohl durch die späteren Bauten vollstän- 
dig verschwunden. 

Und hier mag noch eines erwähnt werden. In dem jetzt auf 
dem Abakus liegenden Mauerwerk ist vollkommen deutlich der 
Abdruck einer von Ost nach West liegenden Holzbohle kenntlich; 
der Hohlraum ist später einmal, als das Holz verfault wai', mit 
Mauerwerk ausgefüllt worden. Ich möchte hier nicht den Archi- 
trav der Säulenreihe erkennen; es ist unwahricheinlich. dass nach 
Entfernung der übrigen Säulen der sie verbindende Architrav an 
seinem Platz geblieben sein sollte. Auch ist die Bohle dafür wohl 
nicht mächtig genug. Eher wird sie aus einer Zeit stammen, wo 



89 A. MAU 

die Säule, allein übrig gebliebeti, in einem Hause der Ealksteio- 
zeit irgendwie Verwendung gefunden hatte, etwa so dass ein von 
ainer Mauer zu einer anderen reichender Architray in der Mitte 
?on ihr gestützt wurde. 

Das alles ist so selbstverständlich und zwingend, dass ich 
mich fast scheute, es so weitläuftig vorzutragen. Aber Herr Pro- 
fessor Patroni (Atii iL Äcc. dt Napoli XXV), mit Hülfe des In- 
genieurs der Ausgrabungen von Pompeji» Herrn Salvatore Cozzi, 
bat es doch erna^^glicht, aufs neue zu beweisen, dass das aHes 
ganz anders ist, dass die Säule von Anfang an nach unten ver- 
jüngt war und auf einer » mykenischen Basis • stand, auf der sie 
dann in Folge eines Erdbebens ein Wenig südwärts gemtscht ist. 
Das Schriftstück ist wertlos; da aber Herrn Cozzi's amtliche 
Stellung und Herrn Patroni's anmasseude und triumphierende 
Sprechweise doch einigen Lesern Eindruck machen könnten, so 
innss hier kurz darauf eingegangen werden* Ich werde mich be- 
mühen, ans dem endlosen Wortschwall die soheinbaren Argumente 
kurz herauszuheben. 

Die Methode ist nicht eben neu; ähnlich hat wohl auch sonst 
schon einmal jemand eine verlorene Sache verteidigt. Man geht 
den entscheidenden Hauptargumenten aus dem Wege (0, findet 
irgend welche Winkelargumente, über die sich hin und her reden 
lässt, redet sich ein und sagt es mit kräftigen Worten, dass diese 
Argumente hochwichtig und entscheidend sind, und wenn man 
ihnen die günstige Seite abgewonnen hat, so legt man sich nicht 
die Frage vor, ob sie sich etwa auch anders wenden lassen. Dazu 
eine möglichst zuversichtliche und zweifellose Sprechweise: pro* 
baium est. 

Mein Hauptargument war, dass auf der Südseite nach unten 
keine Verjüngung sondern stete Anschwellung stattfindet. Nun 
verwendet Patroni über eine halbe Quartseite um zu sagen, was 
mich da irregeleitet habe: a, optische Täuschung, by petitio prin- 
cipH (beides erfordert keine Antwort), e, Messen mit ungenügenden 



(") Die gewöhnliche Methode, nach der allerlei kleine Walirscbein- 
lichkeitserwägungeri den entscheidenden Hauptargumenten weichen niüsBen, 
hat gamicht Patronrs Beifall. Er äussert sich darüber ausführlich auf S. 39. 



DIE ALTE SAieUtS 1K POMFEJI 89 

[itteln. Er meint nämlich, ich hätte das Profil nur durch Ent- 
langsehen an der Wand erkannt, statt es an einem Lotfaden ab- 
(sumessen* Letzteres hatte ich natürlich getan, und Ton der 
Wand sprach ich nur ura dem Leser zu sagen, wie er es am 
leichtesten sehen kann. Und nun müsste doch folgen: « ich habe so 
das Profil gemessen, mit anderem Hesultat». Aber nichts der 
Art: der Leser muss sich mit der Versicherung begnügen« der 

lerr Professor sei fest überzeugt, dass ich durch Messung mit 
'Lot, und zwar an einem Abguss, zu einem ganz anderen Besul- 
tat kommen würde. Weshalb an einem Abguss, da es doch sehr 
leicht und auch sicherer ist, am Original zu messen? Patroui wird 
doch nicht etwa sagen wollen, er habe die Messung unterlassen, weil 
kein Gypsabgnss zur Hand war? Auch Herr Cozzi (S. 17-21) be- 
richtet zwar von anderen, viel schwierigeren und gänzlich nutzlo- 
sen Messungen (s. unten) zum Beweis der für Patroui notwen- 
digen Konzentricität der reduzierten Säule, nicht aber von dieser 
ganz leichten, die freilich mit Notwendigkeit zu einem entscheiden- 
den, für Patroni ungünstigen Resultat führen musste. Man müsste 
wohl lange jauchen, um in den Annalen wissenschaftlicher Forschung 
ein Praecedens für ein solches Verfahren zu finden. Indesa dem 
entscheidenden Hanptargument ist Patroni auf diese Weise glück- 
lich aus dem Wege gegangen. 

Aber zu der Frage nach Konzentricität oder Eizentricität der 
reduzierten Säule müsste doch Stellung genommen werden* Diea 
unternahm Herr Cozzi, Die Aufgabe war leicht. Von einem ans 
der Mitte des Abakus gefällten Lot ist, wie oben (S. 85) ge- 
zeigt, das obere Zentrum 0,3245, das untere der reduzierten 
SÄule 0»3o entfernt, also nicht Konzentricität sondern Verschie- 
bung des Zentrums nach unten und nach Norden um 0,0255, 
Diesen einfachen, sonnenklaren, zu einem zweifellosen, für Patroni 
ungünstigen Resultat führenden Weg hat aber Herr Cozzi nicht 
gefunden, hat es vielmehr ermöglicht, auf anderem Wege trot^ 
alledem und alledem die Konzentricität zu beweisen; statt das 
Zentrum zu fassen, tastet er an der Peripherie herum: Winkel- 
argumente. An acht Punkten der Süd- und Westseite (im Osten 
ist nicht gut anzukommen, und das Nordproßl ist ja abgehackt) 
hat er die Distanz der beiden Kreise gemessen, nicht ohne Mühe, 
wie er mir selbst sagte: es wurden oben radiale Eisenstäbe an- 



A. MAU 

gebracht, vod diesen Lote gefallt, dann ron diesen an die oher^ 
und an die untere Peripherie gemet^sen und die Haasse subtra- 
hiert. Wer sieht nicht, wie vielen Fehlern ein solches Verfinhren 
ausgesetzt ist? Wenn nun die Kreise konzentrisch wären, so milßs- 
teu diese acht Distanzen gleich sein. Leider variierten sie aber 
von 0,046 bis 0,065. Und zwar ist die gross te Distanz die des 
nördlichsten Punktes der Westseite; eine neunte Messung, noch 
etwas nördlicher, ergab mir gar 0,067: sehr begreiflich, da das 
Zentrum des grosseren Kreises weiter nördlich liegt. Macht nichts! 
Herr Cozii weiss Rat: drei dieser Distanzen sind gleich (0,059), 
eine vierte (0,056) differiert nur um drei Millimeter, Natürlich 
sind für ihn nur diese drei Distanzen genau, die Ditferenzen der 
übrigen beruhen auf Unebenheiten der Oberfläche, Welche Zuver- 
lässigkeit die drei Messungen haben, wenn die fünf (vielmehr 
sechs) übrigen nach seiner eigenen Annahme verfehlt sind, da- 
nach fragt Herr Cozzi nicht; er schlägt ruhig (non d dato p$ü 
dubitare\ durch die drei Punkte einen dem grösseren konzentri- 
schen Kreis und damit ist bewiesen was zu beweisen war, die 
Konzentricitat der beiden Kreise. Kommentar ist wohl über- 
flüssig. 

In Betreff des Südprotils muss noch einem Einwand vorge- 
beugt werden. Patroni (S. 15) und Cozzi (S. 20 f.) sprechen von 
der Möglichkeit, dass hier etwas, zwar sehr wenig, nachträglich 
abgehackt worden sei: Gründe werden nicht angegeben« Es würde 
mich nun nicht wundern, wenn demnächst dies dahin amplifiziert 
würde, die Verjüngung nach unten und das was Htrr Patroni 
Entasis nennt, sei im Süden durch nacliträgliches Abhacken ver- 
loren gegangen. Dem gegenüber ist zweierlei zu konstatieren. Er- 
stens kann durch eine solche Annahme die Eizentricität der re- 
duzierten Säule (S. 85) nicht beseitigt werden» Zweitens ist vom 
Kapitell abwärts auf etwa 1 m. die Ürsprünglichkeit des jetzigen 
Protils gesichert durch den erhaltenen Stuck, Und von unten auf 
bis zur Höhe von 0,80 (vom Stylobat) sind deutlich und unbe- 
schädigt die cliarakteristischen schrägen Meisselstriche von 1. oben 
nach r. unten, in denen ich die Arbeit der Reduction, Patroni 
aber die • meisterhafte * ursprüngliche Beai-beitung erkennt So 
bleibt für die Annahme einer späteren Abarbeitung nur ein mitt- 
leres Stück von hük^hstens 0,70 verfügbar; das hier abgehackte 



DtE ALTE SACÖLE IN POMPEJI 



1905 S. 219 (leider viel weniger gut in meiner Figur Mitt 1905 
8* 198), und Atii di Nap, XXV Tf. I. IK 1; besser aber in un- 
serer Fig, 2. Sie ist ganz rauh : man sieht überall die Striche des 

[vSpitzmeissels (^), dazwischen die breiten Spuren eines anderen In- 
strumentes (Steinalt ? Breitnieissel ?) und zwar scheint es. dasss 
diese letztere Bearbeitung die spätere ist; keine Spur des Zahueisena 
oder gar des Schariereisens. 

Drittens die yntere Hülfte der oberen Trommel (Fig. 5 oben). 
Die Arbeit ist hier gröber und schlechter als an der unteren Trom- 
mel, dazu ungleichniässig, daher nicht so leicht zu charakterisie- 
ren* Stellenweise sehr tiefe Sporen eines Instruments (Meissel ? 
8, Patroni Tf, 1 L II 1) in verschiedenen Riehtungen; anderswo kann 
es scheinen als sei abgeschabt. 

An der » Basis " endlich kann die Beschaffenheit der Stein- 

I Oberfläche nicht untersucht werden, weil sie teils zerstört, teils 
mit Stuck bedeckt ist; nichts steht der Annalime entgegen, dass 
bie 80 war, wie im oberen Teil. Stuck findet sich nur hier und eben 

[dort, d. h. nur auf den der ursprünglichen, vollen Form angehi^rigen 
Teilen. Nach Patroui's Meinung sollte die rauhe Bearbeitung von 2 
und 3 den Stuck haften machen; und in der Tat, wären diese Teile 
je bestuckt gewesen, so hätten sich auf dieser Art Oberfläche 
Reste halten müssen. Davon aber ist keine Spur; es ist ganz 
klar, dass die reduzierten Teile der Säule nie Stuck erhielten. 
Dagegen hat ihn die glatte Fläche sehr fest gehalten. Auf der 
Südseite sind Stuckreste eben nur da wo keine oder nur eine ganz 
oberflächliche Reduction stattgefunden hat. sie stammen von dem 
Verputz der unreduzierten Säule (nach Patroni S. 25 von dem der 
späteren Wand). 

Nun sollte man denken» bei diesem Sachverhalt sei gar kein 
Zweifel möglich: ganz glatte Oberfläche und Stuck an den nach 



(*) Patroöi ist im Irrtum, wenn er meint dass diese Striche Yon einem 
hammerarti^eix Inatrument {martelUna] herrühren. Er weis» wohl nicht, dasi 
es auch SpiUmeisse] giebt Ich war mit einem Steinmetzen vor der Säule: 
er schloss unbeding^t jedes andere Instrument aus, und zwar habe hier ein 
Steinmetz gearbeitet, der, wie manche tun, den Meiasel von h nach r. flilirte, 
wfthiend andere, und wohl die meigten, Ton r, nach L arbeiten. Ma aensa 
eonatcere gli itrumenti mal si giudica sagt P. Gewiss, zumal wenn Dian 
dann statt eines Steinmetzen zwei Maarer consQltiert. 



94 



K, MAV 



oben, sehr rauhe ohne Stuck an den • nach unten verjüngten * 
Teilen; also sind beide nicht zusammengehörig und nicht gleich- 
zeitig. Aber Patrooi nimmt auch dieses Hinderniss. und zwar auf 
folgende Weise. 

L Die Oberfläche 8 vvird eliminiert: die V^erschiedenheit der 
Arbeit an der oberen und an der unteren Trommel kennt Patroni 
nicht Die der unteren (mit den schrägen Strichen) ist ihm nicht 
nur die des ganzen * nach unten verjungten • Teiles, sondern die 
der ganzen Säule. 

2. Diese Arbeit wird, um sie der glatten Arbeit des obeien 
Teiles anzunähern, in einer der Wahrheit nicht entsprechenden 
Weise charakterisiert : sie sei meisterhaft, perfekt, und zur 
letzten Vollendung fehle nur noch die Politur mit Birastein- 
pulver, 

3. In Betreff der oberen, glatten Oberfläche wird behauptet 
(S. 22), erstens, es handle sich nur um einen beschränkten Teil, 
nicht um das ganze obere Ende, zweitens es sei gar keine m*- 
sprünglich glatte Oberfläche, sondern auch diese Teile seien bear- 
beitet gewesen wie die unteren, aber bei der weniger kompakten 
Natur des Steines grade an dieser Stelle sollen sich hier die 
Spuren der Bearbeitung nicht erhalten haben {per la natura della 
grana^ perdeadosi colä pifi faciime/ihi le mtnute pariicelle della 
mperßcie. non vi $i conservano le tracce di lavorazione^ visibili 
nella grana piü compafla del resto del bloecö). 

Da ist nun zu erw ledern: 

Ad 2. Es genügt ein Hinweis auf Patroni's eigene Tafeln 
und auf unsere Fig. 5; ein Vergleich derselben mit Patronia 
Schilderung wirkt erheiternd. 

Ad 3. Die gut sichtbare glatte Oberfläche liegt unmittelbar 
unterhalb i^): sehr au;jgedehnten mit Stuck bedeckten, und es ist, 
an Ort und Stelle gesehen (vgl. auch unsere Fig, 4), völlig evident, 
dass sie sich ebenso unter den Stuck fortsetzt Und dieselbe glatte 
Bearbeitung zeigt auch das Kapitell das doch aus einem anderen 
Block gearbeitet ist, und dessen nach unten gewendete Flächen 
es nahe legten für besonderes Festhaften des Stuckes zu sorgen. 
Es kann gar kein Zweifel aufkommen, dass dies die Arbeit ist, 
durch die die Säule zur Aufnahme des Stuckes vorbereitet wurde. 
Und die Erfahrung hat bewiesen, dass dies Verfahren nicht so ganz 



DIR ALTE SAECLE IN POMPEJI 



95 



iiDzweckoiäSiiig war: der Stuck sitzt dcmjIi jetzt tei>t auf dieser 
glatten Flüche» 

Nun aber zu behaupten, diese vollständig glatte, kompakte, 
ganz frisch gebliebene Fläche habe durch VerwitteruDg aud so 
raubea Obertläclien entstehen können, wie sie weiter unten sicht- 
bar ifind, das macht Herrü Patroni wohl niemand nach. Auch 
rierr Cozzi hatte grade dieses seinem Freunde nicht begut- 
achtet: vor diesem $äcrißcmm inlellectm wäre er doch wohl 
— ich nehme es zu seiner Ehre an — zurückgeschreckt. Und 
wenn Herr Patroni den Bnldern Davino (*) diese beatimmte Frage 
vorgelegt hätte, statt der allgemeinen nach Ueberarbeitung oder 
nicht, so wäre doch vielleicht die Antwort anders ausgetallea. Er 
kann es ja versuchen, Dass K. Borrmana mir beistimmte, berichtete 
ich schon früher ('). Auch Pnchsteia, mit dem ich im October 1907 
vor der Säule war, blieb über diesen Punkt kein Zweifel. Ich wie* 
derhole: es handelt sich nicht um Dinge, die sich leicht dem Auge 
entziehen oder die man so und auch anders sehen könnte. Der 
Tatbestand ist vollkommen klar, und wenn Patroni (S. 21) sagt, 
dass er ihn nicht leugnet sondern nur anders erklärt, so hat daä 
denselben Wert als wenn jemand sagen wollte: * ich leugne nicht, 
dass dies weiss ist, aber ich erkläre es für schwarz ». Wer nicht 
selbst hingehn kann, muss sich entscheiden, ob er Patroni oder 
Borrmanu» Puchstein und mir glauben will. 

Dann sagt Patroni noch, wenn diese glatte Oberfläche die 
ursprüngliche wäre, so musste sie weiter vortreten, als die raube, 

(') Ea ist nicht wahr ^Patioiü S. *26) dass ich P. ans der Befragung der 
Brüder I). einen Vorwurf j^emacht habe; ich selbst habe oft genu^ C. Da- 
Tino ond schon seinen sehr inteUii^eDten Vater Alfonso mit Nützen sa Rate 
jfezogeri. Aber ein Outachten, das mir g^ej^enüb^r nicht aufrecht «erhalten 
wird, gleichviel aus welchen Grilnden, hat keinen Wert. P, sucht Xmi^ und 
broit wiihrscheinlich zu machen, dass die Brüder D. aus Furcht vor mir(!) 
ihre wahre Meinung verleugnet haben. Und nun mOsate doch folgen: «* ich 
habe sie aufs netic befragt und sit* ermächtij^en mich zu der KrkllUrung, 
dass sie ihr Gutachten bestätigen » . Aber das folgt nicht» aus jfuten 
Gründen, 

r) Nun meint freilich Patroni, Herrn Borrniann*ä Gutachten habe kei- 
nen Wert, weil er diese neueste Weisheit der Herren P. u. Cozzi nicht kannte. 
Glaubt denn P, im Ernst, das» wenn Borrman und ich vor einem antiken 
Bauraonument stehen, wir seine und Cozzi*s Anleitung nötig haben um uns 
ein l'rteil lu bilden? 



90 A. MAU 

sie trete aber hinter sie zurück, üod weiter, die glatte Fläche 
reiche bis unterhalb der grössteo Schwellung. Ea kaDii sich in 
beiden Beziehungen nur um eioe kleine Fläche handeln^ etwa 8 
X 10 cm,, unmittelbar unterhalb der grösseren, sicher alten glat- 
ten Fläche, gegen SW, iu der Höhe zwischen 1^30 und 1,40. Dass 
sie gegen die rauhen Teile zurücktritt, habe ich nicht Enden kdUDdU. 
Dass sie über die grösste Schwellung hmabreicht — ja wo ist denn 
diese? Im Süden ist die ganz unten bei 0,03-0,04, in W bei 0,7, 
im SW bei 0.28 (oben S. 82), also weit unter jener kleinen Fläche. 
Freilich aber ist r. und 1. von dieser schon Reduktion, und sie 
selbst tritt um ein Geringes (vielleicht 0,002) zurück gegen einen 
von ihrem oberen ßande an die Oberkante der Basis gespannten 
Faden, was sie ja eigentlich, wenn sie zu dem intakten Teil 
gehörte, nicht dürfte. Da uun, wie ich schon früher {Mitt. XX 
1905 S, 196) bemerkte, die glatte Fläche etwas wellig ist, »o 
könnte es sich hier sehr wohl um eine Depression derselben ban- 
deln. Ich bin aber eher geneigt zu glauben, dass diese kleine 
Fläche, wie das n und L anstossende, überarbeitet, reduziert ist, in- 
dem hier wie auch sonst die Reduktion nach oben über das stärkste 
Vortreten des Profils übergreift. Bei der sehr ungleich massigen 
Arbeit der Reduktion dieses Teil**s konnte leicht eine kleine Flä- 
che so glatt aufallen, dass sie der ur^sprünglichen lihnlich wurde, 
etwa durch Abschaben, da hier nur sehr wenig abzunehmen war. 
Ich persönlich glaube den Unterschied des Charakters dieser Flä- 
che von dem der sicher ursprünglichen zu sehen, so wie auch die 
freilich sehr stumpfe Kante mit der beide sich von einander ab- 
heben. Aber wie dem auch sei, das gehM zu den kleinen Din- 
gen, die irgendwie entstehen können und darf nicht in Betracht 
kommen gegenüber dem was sich aus dem ganzen Charakter der 
oberen und der unteren Oberfläche ergiebt. 



Auf meine Bitte liess im Sommer 1005 die Direction der 
Ausgrabungen einen Gypsabguss des imtereu Teils der Säule macheu. 
Ich wünschte zu sehen, in wie weit die reducierte Säule kreisrund 
sei : war sie es nicht, so ergab sich ein wertvoller Beweis gegen 
die ürsprünglichkeit dieser Form, war sie es, so war freilich 
nichts anderes bewiesen als die Geschicklichkeit des redii/ierenden 
Steinmetzen; denn dass ein Kreis beabsichtigt war, bezweifelt ja 



die: \lte saeulg in pompeji 



97 



niemand. Nun ergab sicli, dass es kein vollkommener Kreis war, 
diesem aber doch so nahe kam, dass aus den ÄbweichuDgen keine 
sicheren Schlüsse gezogen werden konnten. So habe ich denn in 
meinem Aufsatz Mitt XX 1905 S. 193 ff. dies resultatlose Expe- 
riment nicht erwübnt Hieraus macht mir Patroni (S. 16) einen 
schweren Vorwurf: das Eiperinient habe zu seinen Gnnsten ent- 
sehieden, der Kreis sei ganz vollkommen, ein solcher Kroise könne 
nicht durch eine Reduktion von nur drei Seiten entstehen, und ea 
sei ganz abscheulich von mir, dass ich dies ihm günstige Argu- 
ment verschwiegen habe. Und Herr Cozzi (S. 33) sagt, ein so 
vollkommener Kreis {perfeita circolaritä) sei nur zu erzielen 
gewesen, wenn das Centrum sichtbar war. Daraufhabe ich zweierlei 
zu erwiedern. 

Erstens: es ist nicht vvahr, dass der Kreis vollkommen ibt, 
Herr Patroni, der sich auf dies Argument viel zu Gute tut 
(la regina delle prove, tesperimento pralico), giebi auf S. 17 
Fig. 1 die Photographie der Oberfläche des Abgusses und fordert 
triumphierend auf, sie mit dem Zirkel zu messen. Hätte er selbst 
sich diese Mühe gemacht, so hätte er wohl bemerkt, dass der 
grosste Kreis den man in seine Figur einschreiben kann an mehre- 
ren Stellen, am stärksten r* unten und L oben, einen Rand 
lässt, bis zu etwa 0,0008, was im Original 0.0075 bedeutet. Und 
auf dem Abguss variieren die gios.sten Sehnen von 0,507 bis 
miodöiätens 0,512, Ich war also wohl berechtigt, von einem un- 
gefähren Kreis zu sprechen. 

Zweitens, ein Kreis wie dieser» und auch wohl noch ein bes- 
sereis kann sehr wohl, bei einiger Geschicklichkeit der Arbeiters, 
durch Reduktion — konzentrische oder eixentrische — einer 
Säule erzielt werden. Was aber in dieser Beziehung zu sagen ist, 
trifft zugleich ein anderes, von Herrn Cozzi ersonnenes und von 
Patroni (S. 31) zusammen mit dem eben besprochenen als fatii 
importantimvii e decisivi ausposauntes Argument» 

Herr Cozzi hat nämlich beobachtet (S. 31 f, mit Tf. Ml), dass 
die Stricke des bearbeitenden lustrumeuts nicht von der oberen 
Trommel auf die untere übergreifen. Er schliesst daraus, dass die 
Trommeln nicht in opera sondern getrennt so bearbeitet wurden. 
Wenn aber doch ein Strich beide Trommeln berührt haben sollte — 
Herr Cozzi spricht hypothetisch, obgleich dies augenscheinlich in 

7 



9B 



A, »f AU 



Eißht ganz geringer Ausdehnung stattgefunden hat — so wäre 
das auf eine teilweiae Ausgleichung der Oberfläche nach Aufstel- 
lung der Trommelo zurückzuführen. 

Es igt hdchst charakteristisch, dass weder Herr Cozzi noch 
Herr Patroni sich die Frage vorgelegt hat wie man denn verfah- 
ren konnte und nius^te, uui eine Säute zu reduzieren. Und es ist 
doch do einfach. Bei exzentrischer Reduktion, wie hier, musste 
man beide Kreise aufzeichnen utid für viele, nicht weit von ein- 
ander entfernte Punkte des Ümfanges» für jeden Punkt besonders, 
da« Maass des Abzunehmenden feststellen. Dann begann man die 
Arbeit an einer TronimeUüge : man nahm von der oberen Trom- 
mel ab, indem man auf der Oberfläche der unteren die vorher 
bestimmten B«3trage abmass. Erst nachdem der verkleinerte Kreis 
der oberen Trommel fertig war, nahm man, im Anschluss an ihn, 
von der unteren Trommel ab. War eine Trommel auf diese Weise 
oben und unten reduciert, so setzte man ihre Enden durch Abar- 
beitung' des dazwischen liegenden in Verbindung. Ich wQsste nicht, 
wie man anders verfahren kf^nnte. Daraus ergiebt sich nun aber 
Folgendes, 

1. Es i«t für einen nicht ganz ungeschickten Arbeiter gar 
nicht so schwer, einen guten Kreis dm-ch Redaktion in opera her- 
zustellen, namentlich an den Fugen. 

2. Dor Kreis wird um so vollkommener sein, je näher er 
einer Fuge liegt. Der messbare Horizontalscbnitt unserer redu- 
zierten Säule liegt nur 0,10 über der Fuge und weicht schon 
etwas vom Kreise ab* Dass weiter oben, gegen die Mitte der 
Trommet die Abweichung grösser ist, ergiebt sich aus der oben 
S. 82 nachgewiesenen Ungleichmässigkeit des Profils. Wäre es 
nicht der PalL so würde dies unsere Achtung vor der Geschick- 
lichkeit des Steinarbeiterö erhöhen, sonst aber nicht« beweisen, 
zumal angesichts der oben dargelegten rechnuogsmässigen und 
entscheidenden Argumente und der gleich unter 4 zu besprechenden 
Spuren. 

3. Es ist ganz selbstverständlich, daas die Meisselstriche 
der oberen Trommel nicht auf die untere übergreifen; denn als 
die neue Aussenflfiche oberhalb der Fuge gemacht wurde, war die 
der unteren Trommel noch nicht vorhanden, die Meisselstriche 
endeten an ihrer erst später fortgenommenen Fugenfläche, 



DIB ALTS SAEULS IN POMPEJI ^ 

4. Dagegeo konnte es sehr wohl vorkommeu, dass die Bear- 
beitung der unteren Trommel auf die obere übei-gritf, deren redu- 
zierte Fläche früher vorlianden war, dass also einige für die untere 
Trommel bestimmte Meisselatriche schon auf der oberen anset:tten 
und über die Fuge hinübergingen. Und das ist in der Tat hier 
der Fall Im W. beginnt eine ganze Reihe der für die untere 
Trommel so charakteristischen Meisseis triebe von L oben nach 
r. unten schon auf dem unteren Rande der oberen Trommel und 
geht über die Fuge. Glücklicherweise hat Herr Cozzi grade diese 
Stelle, nach einem Gypsabguss photographiert, auf Tf. I n» 2 wie- 
dergeben lassen. Die Anfänge der Meisselstriche an der oberen 
Trommel sind dort mit a bezeichnet; ihre FortsetzuDg an der 
unteren ist deutlich genug, wenn auch nicht so deutlich wie am 
Original. 

Zu dieser Figur bemerkt nun aber im Text Herr Cozzi 
(S. 31 t\ dass in der oberen Trommel die Meisselstriche von 
l. oben nach r. unten, in der unteren in umgekehrter Richtung 
gehen, keiner aber über die Fuge geht* Das ist alles unrichtig. 
Diese dicht gereihten Meisselstriche von L nach r., die charakte- 
ristische Arbeit der unteren Trommel, hat doch auch Patroni 
(S. 21. 23) anerkannt; auf der oberen kommen sie absolut 
nicht vor ausser an eben diesem schmalen Streif und hie^ gehen 
sie über die Fuge: es ist eben, wie ich schon Mitt. 1905 S. 196 
sagte, nichts anderes als ein geringes üebergreifen der Arbeit 
der unteren Trommel auf die obere und beweist unwideraprechlich, 
da.ss die Bearbeitung ia opera geschah (M- 

ö. Es konnte leicht geschehen, dass zwei auf einander 
stehende Trommeln an verschiedenen Tagen und von verschiedenen 
Arbeitern reduziert wurden; so erklärt sich die gänzliche Ver- 
schiedenheit der Arbeit an den beiden in Betracht kommenden 
Trommeln. 



(') GejB^en die Arbeit in opera macht Piilroni noch geltend, diws dairn 
die Me las eist reiche an der ontern Trommel nicht bis ganz ojiten reichen 
krönten. Diese UitmO^lichkeit ist doch wohl keine so absolute, d&ss sie 
^gen stärkere Beweise in Betracht kommen köunte, Dasselbe j^ilt von dem 
weittten Arjarontent, dass auf der Oberfläche der « Basis » keine Spuren eben 
dieser Meisselarbeit siehlbur sind. Und jene OberHäche ist duch wahrlich 
nicht 80 beschaffen dass ein solches ar^itmfJifiini ex iilgntio zulEssIg wäre. 



100 A. MAU 

6. Wenn wegen Erhöhung des Fussbodens die Reduktion 
nicht ganz bis auf den Stylobat zu reichen brauchte, und es war 
nicht allzu tief unterhalb des neuen Fussbodens eine Fuge, so musste 
man hinab gehen bis auf diese. Es brauchte also der neue Fussboden 
keineswegs im Niveau der Fuge zu liegen, welches Zusammen- 
treffen ja immerhin merkwürdig wäre und von Patroni für unglaub- 
lich erklärt wird. 

Und in dieser Beziehung mag noch eines erwähnt werden. 
Bei dem Suchen nach weiteren Säulenspuren (oben S.87) wurde 
an der Mauer westlich von der Säule die Linie sichtbar, an der 
das Fundament aufhört und die aufstehende Mauer beginnt: sie 
liegt ziemlich genau in der Höhe der Fuge zwischen der « Basis »» 
und dem reduzierten Schaft. Also in dieser Höhe lag die Boden- 
fläche vor dem Bau dieser Mauer und dieses Hauses, und es ist 
durchaus glaublich dass eben hier oder etwas höher — nicht nie- 
driger — damals ein Fussboden war. Die Reduktion der Säule 
aber fällt eben vor den Bau dieses Hauses, in dessen Mauer sie, 
reduziert wie sie war, eingeschlossen wurde. Vielleicht beruhigt 
sich Patroni jetzt über das povero pavimento costretto ad abbas- 
sarsi e a rialzarü secondo che fa comodo alla teoria del Mau. 

Noch ein letztes Argument Patroni's. Der Stuck der « Basis »- 
sagt er (S. 25), erhebt sich um einige Millimeter über die Ober, 
kante, während bei nachträglicher Reduktion der Säule dieser 
üben-agende Teil hätte abgestossen werden müssen (*). Die Ant- 
wort ist einfach: es ist nicht wahr. Der Stuck ist, wie ich schon 
Mitt. XX 1905 S. 199 sagte, auf eine Strecke von etwa 15 cm 
bis an die Kante erhalten, aber er überragt sie nicht. Und sollte 
etwa durch die Wendung supera o superava die Ausrede vorbe- 

(») Patroni hatte gesagt {Stud. e MaL III 219) dass der Stuck investe 
ancora ed abbraccia Vorlo del disco-base {v. f. 2 a d.) : die beiden Verba 
(ich hatte riveste gelesen und daher Mitt. XX 199 falsch übersetzt) gestatteten 
nur die Erklärung, dass er sich auf die obere Fläche erstrecke. Und da 
P. auf die r. Seite der Figur verwies so glaubte ich, er habe die eben dort 
sichtbare besonnte Oberfläche des Stylobaten für Stuck der « Basis » gehalten, 
und suchte so die evident« Unwahrheit zu entschuldigen. Jetzt erfahren wir, 
dass P. sich verschrieben hatte: statt abbraccia hätte er sehreiben sollen *u- 
pera. Vielleicht sollte er auch statt investe schreiben riveste. Die Verweisung 
freilich auf die Figur bleibt unverständlich, denn dort ist von der neuen, 
nicht minder unwahren Behauptung Patroni's nichts zu sehen. 



\ 



DIE ALTE SAEÜLE IN POMPEJI 101 

reitet werden, es sei dies früher der Fall gewesen, so iimüs ich 
dem schoQ jetzt auf das bestimmteste widersprechea: der Stuct 
war Bie höher erhalten als jetzt. Patron! verweist auf seiae Figur 
*^ittd. e Mai. III S* 219; dort ist der erhaltene Stuck der • Basis » 
it sichtbar, aber es ist auch vollkommen sichtbar, daas er die 
Kante nicht überragt und schon damals Dicht höher erhalten 
war als jetzt. Und wenn er sie überragte, so hätte man ja 
erkennen müssen , ob er hier umbog und auch seinerseits eine 
Kante bildete; und da er wie Patroni jetzt selbst erklärt, keinen 
Teil der oberen Fläche bedeckte, so wäre doch klar, dass er dies» 
nicht tat, sondern senkrecht weiter aufstieg. Und ebenso unwahr 
ist es, das die Kante der * Basis " so wenig scharf sei, dass 
man daraus schliessen müsste, hier habe keine Trommel aufge- 
legen; die Kante ist nur an einer Stelle auf etwa 0,015 soweit 
sichtbar, dass man über ihre Beschattenbeit urteilen kann, und 
hier ist sie Tollkouimen scharf. Und wenn sie dies auch nicht wäre, 
was sollte daraus folgen, da sie an dem ganzen übrigen Umfang 
ganz abgestossen ist {s. Patroai's Abbildung, weniger deutlich die 
unserige, Mitt. XX 1905 S. 198)? 

Damit ist die Besprechung der Patroni- Cozzi' sehen Aj*gu- 
mente erledigt; ich hoffe, dass der Leser in Obigem diejenige 
Klarheit und Logik finden wird, die man bei Patroni vergebens 
sucht. Es war eine widerwärtige Arbeit und ich möchte sie nicht 
noch einmal machen. Sollten in Bezug auf die alte Säule neue 
Tatsachen vorgebracht werden, oder ernsthafte Argumente, sei es 
auch in der Herrn Patroni eigentümlichen Form, so werde ich es 
für Pflicht halten, sie zu prüfen und zu discutieren; aberweitere 
Leistungen dieser Art wird man mir wohl gestatten mit Schwei- 
gen zu übergehen. 



Dass die Säule etruskisch sei, kann wohl nicht mit Sicherheit 
behauptet werden. Ich habe sie dafür genommen, auf Grund der 
Hohlkehle am Abakus. Diese ist nun auch an einem merkwürdigen 
Tuffaltar aus Capua nachgewiesen worden (Mitt. XXII 1907 
S. 408), wo sie freilich sehr anders aussieht Den Altar setzt der 
Herausgeber {H, Koch) in die Tuffperiode, unternimmt es aber 
nichtz zu entscheiden, ob seine sehr altertümlichen Fonnen aus 
der Etruskerzeit Capua's in Hebung geblieben sind, oder aus 



10® A. MAU. t>tE ALTE SABLLE IN POMPEJI 

Kyme stammen. Und dieser Zweifel bleibt wohl auch in Betreff 
der pompejanidchen Säule. Sind alle etiuskischen Beispiele der 
Hohlkehle bis aof eines verloren gegangfen, kc^nnen da nicht auch 
uüteritalisch'griechiscbe verloren sein? Borrraann war eher geneigt, 
die Säule für griechisch zu halten; Patroni (S. 5 Anna. 1) sagt, 
wenn sie keine Basis hätte — und sie hat keine — so müsste 
sie griechisch-dorisch sein. Und es ist ja wahr, als etruskische 
Säule müsste sie eigentlich eine Basis haben* 

Ich kann meinem eigenen Urteil in dieser schwierigen Frage 
nicht Tiel Wert beilegen; aber die Bedenken gegen deu etrus- 
kischen Ursprung der Säule sind doch recht stark* Erstens das 
Fehlen der Basis. Zweitens die voll entwickelte und kräftige En- 
tasis; mir ist keine etruskische Säule mit Entasis bekannt. Drit- 
tens die genaue Uebereinstimmung der Verjüngung mit einem 
griechiachen Tempel in Paestum, wo auch die Neigung nach innen 
iirr Gegenbild findet. Und es mag auch darauf hingewiesen werden, 
dass grade in Paestum sich noch andere merkwürdige archaiäche, 
sonst in Grossgriechenland nicht vorkommende Formen finden. 

Endlich ist zu erwägen, dass in die Baugeschichte Pompeji's 
unsere Säule besser Mneinpasst, wenn sie nicht etruskiseb ist. 
Sie ist älter als das Strassennetz, dem sich die Kalksteinatrien 
anschliessen und das. wenn wir einmal Etrusker in Pompeji an- 
Dohmen, diesen mit grosser Wahrscheinlichkeit zugeschrieben 
werden kann (*). Daas nun die Ebrusker erst die Bautätigkeit, 
von der die Säule Zeugniss ablegt, entwickelt, dann ihre eigenen 
Bauten zerstört und das neue Sti-a^sennetz angelegt haben sollen, 
das ist ja gewiss nicht unmöglich* Aber wahrscheinlicher wird der 
ganze Vorgang doch, wenn diese älteren Bauten voretruskisch 
waren, wie der Tempel auf dem Forum trianguläre. 

A* Mau. 



i') Milt. XVII 1002 S. 309. wo Z. 3 7. nuten iUtt m Samniten » zu 
Wsen ist: « Etrasker n. 



104 A. MAU 

Säule angearbeitet und daher der Stunipf nicht sichtbar ist. Also 
der Umriss des Stumpfes fällt an den Siegen mit dem der Säule 
zusammen, in den Canneluren springt er ganz unregelmässig vor ; 
es ist eigentlich schon zu viel, wenn man sagt, dass die Canue- 
luren unvollkommen ausgeführt sind; sie sind gar nicht ausge- 
führt, kaum stellenweise angedeutet. Und angesichts dieses ganz 
offenkundigen Tatbestandes hat Patroni den Mut, zu sagen, das 
Fehlen der Canneluren beruhe auf Abnutzung, sie seien früher 
dagewesen. Danach wäre also durch Abnützung der Stein nicht 
vermindert worden, sondern angewachsen. Auch sind rings um den 
Stumpf die Spuren der Bearbeitung zweifellos sichtbar. Herr Cozzi 
erklärte mir, er habe mit Patroni nicht über diesen nördlichsten 
sondern über den zweiten Säulenstumpf gesprochen. Auch Da- 
vino und Della Corte habe ich befragt; ihre Antwort war ein 
beredtes Schweigen. Die Herren Ecc. konnte ich natürlich nicht 
befragen; es ist aber ganz unmöglich, dass irgend jemand ausser 
Patroni hier präexistierende , durch Abnutzung verschwundene 
Canneluren gesehen haben sollte. Es kann niclit laut genug 
protestiert werden, gegen den Missbrauch, den Patroni mit dem 
Zeugniss des Personals von Pompeji treibt. Es ist ja selbstver- 
ständlich, dass, wenn ein mehr oder weniger illustrer Besucher 
Pompeji's seine Weisheit über die Monumente ergiesst, das ihn 
begleitende Personal nicht widerspricht, auch auf Befragen etwas 
wie Zustimmung andeutet; aber es war Herrn Patroni vorbehalten, 
dies in wissenschaftlicher Controverse geltend zu machen. Dass 
die Betreifenden nicht selbst laut gegen den ihnen imputierten Unsinn 
protestieren, wird Niemanden wundern, der die Verhältnitse kennt. 

Herr Cozzi warf gesprächsweise die Frage auf, ob nicht 
etwa dieser Säulenrest in moderner Zeit auf den Stumpf gesetzt 
worden sei. Dieser Zweifel erledigt sich durch die Beobachtung, 
dass der Fussboden an ihn hinangearbeitet ist und noch jetzt 
fest an ihm haftet. Dem gegenüber kann es nicht in Betracht 
kommen, dass der Umfang dieser Säule um ein weniges geringer 
ist als der der südlich benachbarten. Alles dies habe ich gemein- 
sam mit Puchstein constatiert. 

Für die von Puchstein, Koldewey und mir vertretene Erklä- 
rung der Stümpfe ist es nötig anzunehmen, dass die Säulen (we- 
nigstens an ihren unteren Teilen) neuen Stuck erhielten als der 



DIE SAEULBNSTÜMPFS DES DORISCHEN TEMPELS IN POMPEJI 



1U5 



Stylobat für den neneo Füsaboden vorbereitet, dieser selbst aber 
Doch nicht gelegt war; denn der Stuck erstreckt sich auch auf 
den Stumpf. Patroni erklärt das für unmöglich (*), denn die Be- 
stückung des Stumpfes sei erstens überflüssig, zweitens schädlich, 
weil die Piissbodenmasse besser an der unbestuckten Säule gehaftet 
h^tte. Ob man nicht etwa meinen konnte, es sei wichtiger den 
Stuck durch die um ihn gelegte Fussbodenmasse an der Säule 
fest zu halten, diese Frage legt sich Patroni nicht Tor; auf diese 
Art kann man alles beweisen was man will (-). 

Indess mit Patroni^s Argumenten wird der selbst urteilende 
Leser leicht fertig werden. Ich wollte nur feststellen, dass nach- 
weislich der an den Säulen erhaltene Stuck nicht der ursprting- 
liche ist. Es ergiebt sich dies aus der BeschaiTenheit der Oberflä- 
che der Säulen, an den wenigen Stellen wo sie nicht verwittert 
ist Sie ist nämlich erst vollkommen geglättet, auch mit Bim- 
steinpulver poliert worden, dann aber sind, nicht weit von einan- 
der entfernt, kleine Löcher hineingehackt worden, ein jedem Ken- 
ner Pompeji's geläufiges Verfahren um den Stuck haften zu machen. 
Dass diese beiden Verfahren, das eine auf vollkommene Glättimg, 
das andere auf Bauhmachen abzielend, gleichzeitig sein und als 
Vorbereitung für dieselbe Stuckbekleidung gedient haben sollten» 
wird ohne zwingenden Gnmd nicht leicht jemand glauben, 

Patroni tut so, als ob durch meine die Casa del Fauno be- 
treifende Berichtigung Mitt XX 1005 S. 382 meine Auffassung 
weniger wahrscheinlich würde, weil nun nach seiner Meinung die 
einzige Analogie für den von Puchstein und mir angenommenen 
Vorgang wegfüUt- Ich hatte die Casa del Fauno nicht wegen der 
Analogie sondern wegen der Zeitbestimmung citiert Wenn für 
einen so einfachen und selbstverständlichen Vorgang eine Analogie 
nötig wäre, so hätte ich wohl auf den schon von Puchstein er- 

(H S. 38 1 Ma ciö non $arä ammeißo da nessun uomo di huon tem^o. Dies 
als Probe des Tones, in dem Herr Patroni polemisiert per abhondare di cor- 
iend vctEO il contraddittore (p 8). 

(*) Hier ist die von P. behauptete Zweckwidrigkeit nicht Torhanden. 
Lber auch wo sie wirklich ^rorhanden ist, darf sie nur mit grosser Vorsicht 
ble -Vrguraent verwendet werden* Sonst könnte man j, B, beweisen, dass die 
Keticulfttwande stet^ beatimmt waren, ohne Stuck zw bleiben, ebenso die Säulen 
der Taffperiode, die eben dieses Tempels, die alte Siule in VI 5, und noch 
manches andere. 



106 4. MAU, DrE S&BULBftSTÜMPFE DBB DOKrSCHCI« TCMPBL8 KCC 

wühnten Tempel der Hern LaciDia in Agrigent renviesen, und auf 
das Forum von Pompeji, wo ebenfalls die ** mykenischeu Basen • 
entstanden sind durch Abarbeitung vom Stylobat, veranlasst durch 
LeguDg eines neuen Fnssbodens : die « Basen « sind hier z. T. so 
hoch, dass sie beträchtlich über den neuen Fussboden au Tragen. 
Dass dieser in diesen beiden Fällen aus Stein, nicht aus Signiniiiiij 
besteht, ist ganz unwesentlich ; mit solchen Ausfluchten kann mal 
jeder Analogie aus dem Wege geben. Patroni versichert, ein sol- 
cher Vorgang habe nie und an keinem Gebäude der Welt statt- 
gefunden, verschweigt aber woher ihm diese genaue Kenntnis aller 
gegenwärtigen und vergangeneu Gebäude der Welt gekommen ist. 
Noch komischer ist es, wenn Patroni behauptet, das von mir 
in der Casa del Fauno beobachtete sei eine Stütze fiit seine Be- 
hauptung und der Architekt des 2 Jh. sei hier mykenischeu Tra- 
ditionen gefolgt Hier sollte auf dem Stylobatstein eine Pavinient* 
schiebt liegen, und da doch die ionische Süulenbasis weder in der 
Pavimentmasse verschi^inden durfte noch auf ihr stehen konnte, 
80 gab es tecliniscb garkeine andere ^iloglichkeit, als dass man 
den Höhenunterschied zwisclien der Oberfläche des Steines und der , 
des Pavimentä durch einen kleinen Steincylinder unter der Sau* 
lenbasia ausglich. Nun konnte ja freilich dieser entweder an die 
Säulenbasis oder an den Stylobatstein aogearbeitet sein. Aber es 
war doch jedes dieser beiden Verfahren so naheliegend und einfach 
wie das andere, und wenn man das letztere vorgezogen hat, so 
wüsste ich wirklich nicht, was daraus zu schliessen wäre. Es ist 
sogar leicht, hierfür eine wahrscheinliche Erklärung zu finden. 
Denn ea ist doch recht wohl möglich, sogar wahrscheinlich, dass, 
als man den Stylobatstein legte, noch nicht feststand, ob er sichtbar 
bleiben oder vom Paviment bedeckt werden sollte, und dass man, 
um der Entscheidung nicht vorzugreifen, ihn einstweilen in der 
beabsichtigten Fussbodenhöhe legte und erst später, nachdem die 
Entscheidung getroffen war, das der Pavimentstärke entsprechende 
Stück abarbeitete, unter Belassung der Cylinder unter den Säulen. 
Da also das hier befolgte Verfahren aus ganz einfachen techni- 
schen Erwägungen sich vollständig erklärt, so ist es — nach dem 
Satze vom zureichenden Grunde — unzulässig, aus ihm sonstige 
Eückschlüase z. B. auf mykenische Traditionen im 2 Jh, v, Chr., 
zu ziehen. 

A. Maü. 



SITZUNGEN 



20. März 1908: G. F. Gamurrinl Iscrüione di Viterbo, Dazu 
HüELSEN. — M. PicciONE, Sulla teenica dei bromi antichi* 

GAMURRINl riferisce, che sotto il pavirneoto deirarchivio arcivcsco- 
trile di Viterbo si sono rin^enuti fra 1a terra alcani antichi avanzi, fra i 
quali un grande capitello di JOArmo di ordine corinzio, raa di fattura fra 
rondecimo e il duodccinio secolo, che con tiitta probabilitä spettaTa alla 
costTQzioiie della cattedrale di S. Loren zo avvenuta verso (j^oel tempo, A scol- 
pire il capitello si erano serviti di un'antica base marmorea, la qnale palesa 
la parte sinistra di on^epigrafe dedicata a Coätantino, ma che si \\\xh con 
aicarezza supplire nella 6ua parte inancante : 

IMP • CKeiari Fl 
A- vro • conttan 
TINO Pio • FeL in 
viCTO • fdax, A ug. 
T EKB H tien$e$ 

DEVO {ti) NVfWIÄi 

et m A I Eita t i 
Etut 

Siamo obbligati a pensare, clie la penultiiua ri^a sia scritta et maie- 
stati inreee del solito matestati^ue per la posiEione delle lettere aie disposte 
qaasi nel raejzo, come mi ha avvertito il ch, mons. Enrico Salvadon attuale 
V'icario Vescovile di Viterbo, a cui devo k comuiiicazione d» queata scoperta. 

Abbiamo qiii, che jtfli abitanti di Ferento eressero ad onore di Coatan- 
tinu una base, se dou nn'ara, come alcuni haiino suppoato, i quali ne haniio 
osservttto la parte «uperiore. Comunque sia, questo k il primo rnonumento 
pubblico, clie vieDc alla luce, di una cittä, che nel secolo teno si Boih col 
titolo di spUnäidissima {C. I, L,X1, 30^n}, Decoru quello cerlament« il Foro 
priücipale della citta eou attri titoli onorari, i quali probabilmente etaiino 
ancora »epolti. Onde sarebbe molto utile ed opportiino, che la societä, di 
recente costitaita iti Viterbo per espkrare il sito della cittä di Ferento, wl- 
iresse la »ua attenzione per determinare Fubicazione del Foro» e quivi dare 
felicemente mano alle sue scoperte, 

L*essere stata adoperata ta base imperiale a capitello della cattedrale 
di Viterbo costituiace un'altra prova che i fori delle cittä o distrotti od ab- 
bandonati er&no concefisi alla chiesa principale dolla diocesi o al Tescovo. e 
le cai rovine aerdrono alla edificazione dei luoghi addotti al culto. Büveva 
pertanto eseer«? abbastanza visibile allora (nel aecolo nndeciino) il Foto di 
Ferento, se si asportavano i suoi materiali, poich^ par troppo qaei di tnarino 
saranno stati ridotti iq calci na. Ed ora qaelli, che scritti o scolpiti si riu- 
Terranno nel risarcire la cattedrale o Vepiscopio di Viterbo, molto probabil- 
mente avranno, come la base di Costantino, la medesima provenienza* 

HUELSEN: Der Name der alten EtruskerBtadt, welche die Ehren- 
inschrift für Constantin gesetzt hat, lautet nach iinseren Handbüchern und 
Klaasikertexten Ferentum oder Ferentium: so ist die einstimmige Ueberlie* 



108 SITZUNGEN 

ferung bei Sueton (Vespas. 3; Otho 1) und bei Tacitus (hist. II, 50): daneben 
steht bei fcriechischen Autoren die Form ^Pegevri« Ptol. III, I, 43 und, durch 
Verwechselung mit der bekannteren Stadt im Hernikerlande, ^egeyrtjd^r bei 
Strabo V p. 276, wie auch bei Plin. n. h. III, 52. Wenn dagegen VitniT 
II, 7,4 von den monumenta quae sunt circa münicipium Ferentis (so die mast- 
gebenden Handschriften) spricht, so hat man diese Form als Corruptel herans- 
corrigiert. Dagegen muss bedenklich machen, dass eben diese angrebliche 
Corruptel in später Zeit allgemein und urkundlich belegt ersclieint. So heisst 
es im Liber Pontificalis XXIIII (vita Silvestri I c. 38): fundum Barhatim- 
num territorio Ferentis: beim römisclien Concil von 595 (Gregor. Magn. 
reg. 57 a I p. 366 Ewald) unterschreibt ein J/artianus episcoput civitatis 
Ferentis; Gregor der Grosse dial. I. V erwähnt die rivitas quae FerentiM 
dicitur, und braucht ebenda später Ferentis als Accusativ. Wollte man etwa 
annehmen, dass dies Ferentis nur eine späte Vulgärform darstelle, welche 
von den Schreibern der Vitruvhandschriften irrig in den Text eingesetzt seit 
80 wird das widerlegt durch die stadtrömische Soldatengrabschrift {CIL. Vi, 
2778) eines P. Lollius P. f. Stnt. Pietas Ferentis, welche sicher dem ersten 
oder zweiten Jhdt. n. Chr. angehört. Weim demnach die Form Ferentis alt 
Indeclinabilc für das erste, zweite, fünfte und sechste Jhdt. bezeugt ist, welrden 
wir nicht anstehen die.se Form auch für die correcte zu erklären. Dass sich 
neben dieser auffallenden Form auf -is auch der andere auf -um oder *ium 
einbürgerte, kann nicht verwundern: ein analoges Beispiel bietet das be- 
nachbarte Nepet, dessen ganz singulare Nominativform «auch häufig darch 
Neve ersetzt wird. Aber bei Annahme der Namensform Ferentis wird aach 
vielleicht das Ethnikons Ferenticensis, welche der Liher Coloniarum 216 
erhalten hat, erklärlich. 

Städtenamen auf -i> sind in Italien äusserst selten : sicher belegt ii^ttt, 
Siris und vielleicht noch Veseris. Bemerkenswert ist, dass diese sämtlichen 
Namen gleichzeitig Flussnamen sind. Möglich also, dass der namenlose Bach« 
der den Fuss des Hügels der alten Stadt umfliesst, auch den Namen Ferentis 
getragen hat: wozu der Nan)e der Aqua Ferentina im Albanergebirge ein 
passendes Analogon bieten würde. 

3. April 1908: E. Loewy, Sarcofaghi antichi, Rafaello, 
ManeU — G. Giovannoni, Osservazioni suir architettura 
del Tempio dt Ercole a Cori (s. Mitteilungen 1908 Heft 2). 
24. April : Festsitzung zuna Geburtstage Roms : W. Amblüng, 
Ein griechischer Jünglingstorso. — Ch. Hüelsen, // tempio 
nel giardino Colonna sid QiUrinale. 



Zum Palilienfeste 1908 wurden ernannt: 
zu ordentlichen Mitgliedern 

Herr H. L. Wilson in Baltimore 
zu correspondierenden Mitgliedern 

Herr J. B. Carter in Rom 
H. Schultz in Rom 
C. Thülin in Luleä. 



Abgeschlossen am 15. Juli 1908. 



LA CDRVATÜRA DELLE LINEE 

NEL TEMPIO DEBCOLE A COEI 

(Tav. VI-VH) 



II tempio che ancora mWarx di Cori eleva il bei pronao di 
fronte alla vasta pianura pantina e che ö comunemente denomi- 
Dato — per tradizione piü che per sicure attribuzioQi — tempio 
di Ercole (') h sUto piü rolte oggetto di minnziosi rilieTi e di 

(^) La tradiiione forse oon ^ anteriore al Cinquecento. Per la prima volta 
si tTO?a il nom« di Ercole attribuit« al tempio nel codice Vaticano 6039 di 
Giovanni Metello (circa il 1550)» t* (7.7.Z., X, n» $517; ma priraa di lui An- 
tonio <li Sangallo nei disegni che si conserrano agli Uffizi lo chiama tempio 
di Castore, confondendalo evidente mente col tempio corinzio che ancora ti 
▼ede neirabitato di Cori a Piazza S. SaWatore« ünico argomento positifo in 
fäTore deiripotesi che Fintitola ad Ercole sarebhe dato da unMscrizione dedi- 
catoria: hercvli sacrvm. che il Volpi (cfr. Vet. LaL^ Roma, 1704-45» tom» IV, 
140) riferitce aver trovato non lontano dal tempio, ma che il Mommsen ritiene 
a ragionc apocrifa. ^.//Z., S34*. Dovrebbe inrece dirsi tempio di Minerva se 
fosae vero qaanto. aenza alcQna documentAzione, soitiene il Nibby {Analm, 
t. Xt p. 512) che cio^ ifi fosse atata scavata la statua che ncl 158S Matteo 
dl Castello collocö, a rappresentare Borna, snlla fontana di piazza del Cam- 
pidoglio: asserzione che i recenti ßtodi aalle colletioni capitöline, come quella 
del Michaeliß {in MitL des K. deuUch. Arch, /iw(. Roma 1891, p. 43) e del 
Lanciani (Storia digli $cavi, Boma> IdOS« II, 73) non confermano afTatto. 
Anche per ciu che rignaida la data ogni doeumentazione nianca. Ma Topi» 
nione del Winckelraann, il quäle, basandoai sai nomi dei dutimviri che pre- 
aiedettero alla coetruzione e che sono ncordaü ncirepigrrafe Btilla purta ^ 
ILManlio (?) e L* Turpilio — ritenne il tempio del tempo di Tiberio(cfr, Win- 
ekehnann. On^rvcuioni sulVarch, degli antichi, Borna, ed. Fea, 1784, toni. Ol, 
p. 52), h certamente erronea, Invece Tesame ftilistico del monumento lo riav* 
Tifiina al Tabnlariom ed alle altre opere architettoniche della fine della Re- 
pablica, ed agli stessi riäultati giunge lo studio paleografico deir iscrizione. 
Coal ad es. il Nibby ne attribnisc« i caratteri al settimo secolo di Roma, il 
Ritachl (Friicae Latimtatü monumenta epigraphia p, 59) ed il Mrimmsen 
(C>LL.t L n. 1149) la riportano fra qaelle C, Caeidris morte antlquiorei; 
« niuzio piü ora dnbita di qnesta data. 

8 



110 G. GIOYANNONI 

scolastiehe disquisizioni ('). Ma niuno finora ha posto menle ad 
una sua caratteristica importantissima, quäle b quella delle cnrva- 
ture presentato dal portico, ed in particolare della forte curva con- 
cava in piano secondo cai b disposta la fronte principale (*). 
Quanto questa curva sia ampia e notevole appare subito dalla fo- 
tografia presa di fianco e dal basso qui riprodotta (fig. 1), in cui 
appunto lo scorcio della trabeazione aumenta la proporzione della 
freccia ed iagigantisce Teffetto; e che essa non sia stata, mal- 
grado ciö, ancora rilevata, b una prova di quanto il giudizio a 
priori, il partito preso, abbia ordinariamente prepönderanza non 
solo nella percezione visiva, secondo sostiene la teoria empiristica 
deirottica fisiologica {% ma altresl negli studt e nei rilievi dei 
monumenti. Si sa che una certa linea deve essere retta e si 
Tede e si raisura corae tale: fenomeno di suggestione che nel 

(0 Tra qneste illostrazioni deirimportante monamento ▼«(!! Piranesi, 
Le antichitd di Cora, Roma; Catiina, Arch, romana, III, p. 65, tav. XV; 
Antolini, L'ordine dorico oma il tempio d^Ercole nella cittd di Cori, Roma, 
1785; Angolini e Fea, Monumenti piü intigni del Lazio, Roma, 1828, 
law. XXXVI-XXXVIII; Reynaud, Traiti d'Architecture, Paris, 1867, I, 
tav. 17; Fragments d'arch. ant. d^aprlz let relevis et rest, des anc, pens, 
de VAcad. de France Paris, Schmidt. I, tav. 85. 

(■) Di qneste constatazioni la prima notizia h stata data in iin impor- 
tante articolo illustrativo del cli.mo W. H. Goodyear, TKe discovery by 
0, Giovannoni of curves,,. in the faQade of the temple at Cori, in American 
Journal of Archaeology, 1907, p. 160 sg. 

(3) Secondo questa teoria ora prevalente, che nelPHelmholtz ha il so- 
stenitore piü autorevole, soltanto Tesperienza pn6 permettere di apprezzare 
sicuramente la forma e la grandezza degli oggetti, dei qnali Timmagine della 
retina non ä di per s^ che an semplice segno; si comprende qoindi come 
esclnso ogni concetto di percezione istintiva, possa avere sa qaesto giudizio 
indiretto grande influenza un*opinione che la mente abbia preconcetta. Cfr. su 
questo soggetto Tscherning, Optique physiologique, Paris, 1898, p. 205. 
Specialmente negli oggetti elevati (e gli architetti lo conoscono per prova), 
ove difficilmente ai visa possono associarsi i tacta, gli errori di ossenrazione 
possono a questo riguardo essere grossolani (cfr. Egger, La vision des mO' 
numents älev^s in Revue scientif., 1889, II, n. 24; Remy, id. ibid., 1889, II, 
n. 7; Sorel, id. ibid., 1890, I, n. 18). Quanto ai rilieri architettonici, la scarsa 
precisione che spesso in essi riscontrasi relativamente alle parti alto degli 
ediüc!, tiene evidentemente airincomodo ed alla difficoltä di eseguirri dirette 
misurazioni geometriche; ed anche al concetto che sovente predomina di 
sostituire alla constatazione dello stato attuale la restituzione secondo i cri* 
teil personali di apprezzamento. 



hanno costituito notevole oggetto di studio per rarchitettura degli 
aotichi monameDti ; e nella ma:ata quaestio che a tal proposito si 
dibatte portana inattesi elementi ouo?i« deciaivi per uq lato, dn- 
bilati?i per Valtro: elementi che yanno esamioati analiticameote 
sui dati di un diretto riliero. 

Le doe plante della tav. VI« di eui la prima si riferiiice ad 
un piaoo orizzoutale alte circa im metra dal pavimento del pronao, 
la seconda ad un piano prossimo al sommoscapo delle colonne e 
contiene la proiezione di tutte le linee sovrastanti della trabe- 
azione, riassumono i principali di qiiesti dati (^). Dalla pianta 
inferiore appare che delle quattro colonne della fronte le due in- 
termedie Bono basate piii indietxo delle due estreme, e che questa 
rientranza e misurata in cm. 3 in media. Le colonne del fianco 
destro mostrano inyece una leggera convedsitä yerso lesterno; 
quelle del fianco sinistro si trovano quasi completamente in 
piano. 

Man mano che si procede rerao Talto nella fronte la rien* 
tranza aumenta e le Unee accentuano con regolare progressione la 
ioro curvatura concava, sempre contenuta in un piano orizzontale 
senza in?ece che vi sia traccia di curve formanti arco, disposte 
cio^ in piani verticali* La freccia diriene airarchitraye di centi- 
metri 8,5, ed al gocciolatoio raggiunge la massima misura di 
cm. 13,5. 

Quest'incremento successivo, che ö chiaramente indicalo nel 
disegno assonometrico della &g. 2, avviene in tre modi che com* 
pongono i Ioro risultati: a) le due colonne eatreme sono legger- 
mente inclinate in avanti» mentre che le intermedle troTansi quasi 
a piombo; questa de?iazione dalla yerticale i di cm. 2,50 nella 
colonna d'angolo di destra, di circa cm. 4 per quella di sinistra, 
e ad essa e associato uno strapiombo laterale airinfiiori di circa 
2,50 per ciascuna colonna, sieche, contrariamente a quanto ordina- 
riamente avviene nei templi dorici, le colonne angolari ri&ultano di- 
vergenti secondo la diagonale; b) i capitelli d'angolo sono disposti, 
non giä di fronte, ma notevolmente girati verso l'interno in modo sim- 
metrico, tanto che rispetto ad un ßlo che congiunga gli estremi Fordi* 



(») Occorre arvertiiro che la qaalita alquanto porosa del traTertino aon 
X»emiette ntlU misure an^approeiimazione piü minata del centimetro. 



lU 



G. OIOYANNOMI 



riore della trabeazione, che nel tratto principale hanno andamento 
rettilineo, in prossimitä delFangolo s*incanrano anch'essi, ma vol- 
gendo verso Testerno la conyessitä; s'inclinano oioe appunto per 
adattarsi allo spoetamento intorno al proprio aase dei capitelli. I 
due lati inclinati del timpano hanno anch^essi nna foii;e carratura 
concava, che lo stato molto logoro e mancante degli spigoli non 
permette dl valutare esattamente. Gos\ danqne tutte queste cnr- 
vature aocessorie 8ono coordinate a quelle delle linee orizzontali 
della fronte allo scopo, che sembra il predominante, di dare a 



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tutto il prospetto e specialmente alla sua parte superiore un forte 
andamento concavo. 

Le considerazioni che da queste misure direttamente deri- 
yano vertone: 1^ sull'entitä delle curvature; 2^ sulla dimostra- 
zione della loro intenzionalitä ; 3^ sul tipo speciale delle curve 
constatate. 

Quanto alFentitä risulta che alla base la freccia, misurata 
in 8 cm. circa, rappresenta su di una larghezza della fronte di 
m. 7,49 un rapporto del 4 p. mille; alla cimasa la freccia di 
cm. 13,50 SU m. 8,20 di corda da il rapporto di 1:61, cioi del 
16,36 p. milie. Basta confrontare qnesti dati con quelli finora mi- 
snrati nei monumenti ellenici; basta ricordare ad es. che nel The- 



hk C01IYATUR4 DILLS L1KKS ÜEL TKMPIO D^ERCOLB A CORI 



115 



seien la curvatura in elevazione nella fronte ha 11,40 p. mille, 
nel Partenone raggiunge il 2,25 p, raille, nel terapio di Nettuno 
a Pesto ri,56 p* mille aecondo il Pen rose e circa il 0,85 per 
mille secoado i Koldewey e Puchstein, (^), nel tempio di Giove 
d'Olympia (fronte settentrionale (') Tl JO p. mille ecc. per pro- 
^fare quanto la curratura di Cori sia enorme al paragone di tntti 
esempi finora conosciuti. 
La intenzionalitä della curratum suddetta, la siciirezza cioö 
ehe non di spostamenti incideutali doviiti a vicende nella costru- 
zione od a pertnrbazioni statlcbe sussegiienti, ma si tratti qui di 
un elemento architettonico volutamente introdotto dallartefice, 
appare sicuramente dimostrata. Tutti i mezzi con ciii l'effetto 6 
stato raggiunto e mediante i qiiali la citrva acqtiista di grado in 
grado il suo massimo valore — il tracciamento a rientranza della 
pianta, la rotazione dei capitelli d'aogolOi la diotinuzione d'aggetto 
della cimasa nel mezzo — tutte )e diaposizioni acces^sorie, come 
il modo di raccordo dei fiauchi, la ciirvatiira dei lati del timpano, 
soDO espedienti cos) siDgolari, cosl coordinati ad tm imico scopo, 
e fii STolgono cosl regolarmente, che^ in \m moDumento di costru- 
ziooe accurata come il tempio d*Ercole, non possoeo che essere 
Tolutamenie iiispirati ad nna sapiente idea dominante, ad un unico 
coacetto organico* Invece tra !e particolaritä testd indicate puö 
lasciar molti dubbi quella della differente inelinazione dalla ver- 
ticale dei van fusti di colonna» della divergenza cioe in aenso 
diagonale constatata negli angoli; la quäle disposizione, che certo 
non risponde alle buone norme coatruUive, non ö probabile sia 
stata voliita, e, connessa con talune lesioni che appaiono nella 
trabeazione, fa pinttosto snpporre un lieve spostamento avTenutOv 
Se cid fosse, occorrerebbe dairiosieme della curvaiiira che ora con- 
statiamo dedurre la parte relativa a qnesta causa fortuita. La 
freccia totale ne risulterebbe ridotta di circa 3 cm. e da cm, 
13,5 diver rebbe di cm. 10,5 circa, cioö saiebbe ancora del 12,8 
p. mille della corda. 



f >) Cfr. Peurose, Investigation of the principlei of the Atkenian Ar- 
chitecture etc. London, 185K Koldewey a. Puchsteia Die griichischen Tempel 
in Unieritalien, Berlin, 1899. I, pp. 25-26. 

(•) Cfr. Olympia, Berlin, 1892, p, 18, 



116 e. oiOTANifDici 

Se aneora potesse sulla iDtenzicoalitil ele^arsi dabbio, easa 
sarebbe tolto «Jefioitiramente dairesame dei ^uoti dei rari conci 
che costitaiseooo la trabeaziooe, i quali, nei punti in cui De & 
possibile il riliero (piü verso riDtemo che sngli spigoli, logori t 
rotti) appaiono tagliati obliquamente e abbastaDza strettameDte 
ceDgiunti* La saperticie interna della fronte ha infatti le com- 
niessure regolari e serrate« certo molto piCi conserrate che non 
airestemo; laddove h orvio compreodere che nno spostamento 
che avesse prodotto «na eurva come Tattuale arrebbe dov^uto por 
tare una larga divergenza dei conci nel lato convesso cioe nel* 
linterno. 

Cosl dunqae questa dimostrazione, resa eiridente dalla rela* 
tivamente grande entitä dei fenomeoo, viene per la prima volta 
a dare una trionfale risposta decisiva agli scettici di queste raffi- 
natezze architettoniche degli antichi. £ gli scettici sono moltis- 
simi: pu6 dirsi anzi che la prima teodenza di tutti coloro, spe* 
cialmente tecnici, che hanno noziune di quest'ordine di fatti, si ^ 
d*attribairli ad errori o a cedimenti, ma di esciudere I'iDtenzio- 
Dalitä; e di qiiesto parere sono molti autori che direttamente o 
incidentalmeDte hanno trattato la questiotie: cosi il B^tticher (*), 
il lUrtena (*). il Dorm (*), ecc. 

Gli argomenti negativ! sono invero onmerosi e di gran peso. 
Easi 3i riferiacono alle piccole proporzioni di qtieste aaomalie 
finora note, che raramente saperano i 10 cm. di freccia, alle vi- 
cende siiMte dai monumenti, i qnali, anche se di costruzione per- 
fetta e di materiale finissimo come quelU deirAttica, possooo poi 
aver aubUo detormazioni e cedimenti parziali ; cos\ ad es. nel Par- 
tenone, pel quäle h da supporre che qualche spostamento sia stato 
prodotto dallo scoppio della polveriera dei 1687. Si basano altres\ 
äul fattOf certo poeo spiegabile, che queste raffioatezze si sareb- 
bero eaeguite soltanto io alcnni moDumeoti, ma noo in altri ad 
essi contemporanei. Cosi ad es. non hanno curvature il tempio di 
Aegina, il tempio dorico-arcaico di CoriDto, il tempio di Apollo 



(•) Bottichen Die Tektonik der Hellenen. Potsdam, 1852. 
("j Märten«, Der aptiiche J/aassstab. Berlin. 1884. 
{*) Dtirm, Baukunst der ßriechm. 2* ed., Dtrraitadt, 1892, p. 172 e sef. 
BaukuMt der Römer 2* ed., Stuttgart. 1905. p. 866. 




H LA CrRVATCIl4 DILLB LINSB NEL TKIIPIO D*EltCOLB A CORI llT 

in Bassae io Arcadia (^), pel quäle il caso e tanto piä notevole 
in quanto fu lo stesso Iktinos, tiua degli arefaitetti clel Partenone, 
che lo edificö; ne maDCano, secondo le osservaziooi del Basile (*), 
quasi tutti i templi della Sicilia; accanto al Partenone 1 Eretteo 
h sprovvisto di curvature, di che molti hanao dato la ragione affer- 
mando esaere qneste caratteristiche delVordine dorico. Ma la pre- 
senza receotemente constatata di cunrature nel tempio ionico di 
Pergamo (^) e nella Mama earr^e di Nimes (*), verrehbe a 
smentire qiiest'argomento (^) corae anche verrebbe a smeotire Tipo- 
tasi che soltanto io uq breve periodo di tempo« tra la üue del 
TI e quella del V secolo av. Gr., tale teodenza si sarebbe mani- 
festata fra gli artisti greci* 

La discoutiQuitä e la coofusione in queatordiDe di fatti sodo 
dunque innegabili; ma di fronte ad eise i aosteQitori delle • raf- 
finatezze architettoniche « portano in campe anche alcune Concor- 
datize DOD fortuite, iDnegabili anch'esse. Cos) la rispondenza tra 
qaeeta ed altre sapieoti singolaritä architettoniche nei templi greci, 
come il tipo della coloona d'angolo, la disposizione, non verticale 
ma inclinata verso il mezzo che talvolta si riscontra nei dadi dei 
capitelli dorici ecc, cosi la precisa proporzioue che oel Partenone 
■ 81 reriäea tra le curve della costruzione di Pisistrato e quelle 
della periclea; e il regolare coordinamento tra le curvature del- 
repistilio e quella deUo stilobate, tra qiiesta e la conformazione 
della roccia su ciii, nei Partenone, 6 tagliata la scalea d'ac- 
ceeso (*). E piä che tutto una diretta aOTennazione h data dal beo 
noto passo di Vitnirio (IIL 4, 5): • Siylobaium Ha oportet mae* 

(*) Anche per qnesti templi le misnraiioni furono coinpitiie diil Penrosc. 
Vedi op. cit. p. 27, 

\*) G. B. ßasik, Cur^atura delU line§ mWarchiteUurü antica. Pä- 
lermo, 1896. 

(■) Cfr. K, Maseen zu Berlin, Altertümer voh Pergamon, Berlin» 18Ö6^ 
IV, tftv. XXIX, p. 02. 

(*) Cfr. W, H. Ooodjre»r. A diieovery of horixontal Curvet at tke JA G^ 
in Smkhionian Deport, 1894. 

{*) Anche ta sota concreta prova d*tndole ilologica che abbiamo, cio^ 
la teitimonianza di Vitruvio, escltide che le c&Qte possano essere floltanto 
neirordine dorico, poiob^ anii h espreasa, forse incidetitalmenter a proposito 
detfordine jonico* 

(') Cfr. Choisy. ffittoire dif VArchitechtre, Paris, t. I, p. 417. 



quari uii habeat per medium adjectionem per icamälos impares* 
Si enim ad Ubellam dirigetur alveolatm oculo videbitur.» — 
Capitulis perfeetis deinde colomnarum non ad Ubellam sed ad 
aequalem modulum conlocatis, ui quae adjecta in üylobatis facta 
fuerit in super ioribus membris respondeat [sj/mmeiria episiy- 
liorum] t. 



QualuDque sia TiDterpretazione che si possa dare circa i tauto 
discussi scamilli impares (^) nessun dubbio piiö »orgere circa il 
consiglio che qtii e dato di co&tormare lo 8tilobatef e in corri- 
spondeDza di esso tutta la U-abeaziooe non giä in piano ma se- 
eondo linee eurve- 

Accaoto a questa testiiuoDianza preziosa prende ora poBto il 
tempio d'Ercole a Cori e porta nella questioüe ud fürte argomeDto 
positive per accertarci che etfettivatneDte vi sodo stati dei uionu- 
menti in cui si e voluto raggiungere un notevole etfetto curvili- 
ueare. E puö essere iotoreäsaDte Tosservazione che questa prova 
4irttta appare quasi conteeiporaiiea a Vitruvio; e che, insieme 
coa resempio giä citato della Maison carrSe di Nimes, dimostra 
come ancora nei monumeati romani questa antica tradiziooe archi- 
tettonioa contimiava ad avere applicazioni. 

Ma la maggiore importanza delle osservazioni fatte a Cori 
«ta« come ha rilevato il Goodyear nel pregevole articolo citato, 
principalmente nel tipo della curvatura, nella sua concavitk in 
piano, che h diversa ed ha anzi eflfetto opposto da quasi tutti gli 
*iseuipi di cuiTature che conosciamo, dai suggerimenti vitruviani, 
dalle conclnsioni di tutte le ipotesi finora proposte, le quali quindi 
ne risultano scoovolte o almeno diversamente orientate* 

La quasi totalitä delle curve finora osservate e di curve con- 
Tesse in eleFazione (disposte cioä leggermente ad arco). Barissimi 
i casi delle curvature in piano, e fra questi il piü notevole i qnello 
suddetto del tianco nella Maison carrie; naa trattaai anche qui 
di coavessit^, di ciirva sporgente cioe Terso Festerno (*), il che 

(i) Vedi ttd es, Burnouf in Revue gen, de Varchit.t 1875, p. 153; Kold- 
wey I^ie antiken Baureste der Insel Lesboa, Berlin» 1890, p, 54. 

(•) II Goodyear, art. cit.» p. 168, tavv. XVI e XVII, cita com© proto- 
iipo di queste eurve convesae in piano ratrio del tempio di Medinet About 
in Egitto per il quäle le mknraiioni furono compiate dal Penuethorne, 



hk GURVATURA DCLLE LINEI NEL TEMPFO d'eRCOLB A CORf 



119 



I 



• 



I 



per la prosp^ttiva nan differisce molto neireffetto da nn puDto 
normale di veduta dal ca^o della curva convessa in elevazione. 
Oltre a questo esempio, ud altro consimile si pu5 segoalare, an- 
ch'easo di convessitä in piano e tratto anch esso daH'arte roniana, 
Bella fronte posteriore del tempio della Fortuna virile in Boma. 
La curva ö nella trabeazione molto notavole e non sembra affatto 
doTüta a spostamenti (V)- L& zona basamentale e le linee della 
trabeazione negli altri lati, salvo iina lioTe inßessione del tianco 
verso Tangolo, sono inreee vettiliDeari. 

Di cnrre concaye in piano dne sole sono finora State notate, 
una minima nella fronte del Partenone, Taltra conaiderevole nel 
lato Orientale del tempio di Nettuno a Pesto. Quanto alla prima 
tt Pen rose stesso (forse perche non riusciva a trovame una ragione 
Boddisfacente) Tha attribuita ad una deformazione doYiita all 
scoppio della polveriera (*); invece il Reber (^) ha Toluto spiegarla 
con una ipotesi forse troppo ingeguosa e complessa : si tratterebbe 
di una voluta neutralizzazione delFeffetto opposto dato dalla cur- 
vatura convessa, la quäle rimarrebbe predominante a diatanza, ma, 
con tal mezzo, diminuirebbe d'importanza airavvicinarsi del los- 
servatore, Sulla curva di Pesto invece, di cui il Burckhardt {*) 
dette la prima notizia» e di cui hanno recentemente parlato THoft- 
mann {^) ed il Goodyear {% sembra» doversi dedurre dalle ricerche 



(") II Fiecbter [Der jünuche Tempel am Ponte rotto in MiUheüungen 
dei K, deutschen InstUtits Houia ld06) ha trascurato resistenxa di questa 
Cttrva OTvero Tha attribuita a reatauri (v. p. 2S4), 

(') Penrose, op. cit.» Cap. III; vedi anche HoflFer, Der Parthenon xu Athen 
in IViener Bauzeitung, 1838. pp* 249 e 371; Schanbert in Kumthlatt 1843, 
p. h2. 

(*) Rebeip Kunatgeschiehte des AUerthums. Leipii^, 1871, p. 207. 

(*) Der Cicerone, 1, 5. 

(•) Hoffmannt Curvaturen griechischer und römischer Tempel in Cen- 
tralblatt der Bauverwaliung, 1899, n. 31, p. 184. In tale importante articolo si 
accenna anche a nnmeroai altri esemp! dl conca?itä u di doppie Gurvatare, come 
nel Theseion, neüa Maiton carrie di Nlmes« nel tempio di Minerva ad Assiai, 
neirarco di Pola ; ma, come ci dtco lo steaso A. gli esempl sono statt osser- 
Yati solle fotog^raÄe, non ilirettamente miaarati« sieche non possono ancora 
entrare nel novero dei fatti ftcieottßcamente conatatati so cui poggiare le 
noetre dedtistoni. 

(•) Art. dt., p. 172, tav* XXL 



dei KoMewey e Puchsteio (*) che si tratti di posteriori sposu- 
meoti. Nessuno dunqae di qaesti due casi e cosl endente e cerio 
da poter esaer mes»o accanto alla eurra coocaTa del tempio di Gori. 

pQö danque qiiesto dirsi im fatto nuoTO che occonre ora mat- 
tere a raffroöto con le oumerose teorie proposte per spiegare le 
raffinatezze cnrviliaeari e siriora quasi esclusivamente limitate allo 
studio delle linee convesae (■). 

Di queste teorie alcune souo puramente estetiche ; altre attri* 
buiseono alle ciirve la funzioiie di correggere le illnsioni ottiche 
che altarano Teffetto delle Upee, e possoDO dirsi teorie pseudosco- 
piche; altre iniine ricercano in esse un^accentuazione delle forme 
apparenti dovute alla prospeitiva subbiettiva. 

Le teorie eatetiche, presciDdendo da quelle ultm-estetiche del 
Burnouf ('') che vuol vedere nelle curve un'imitazione deirorizzonte 
del mare o dei dorsi montani, le ritengono in generale manifesta- 
zioni di una tendenza, doTiita al fine e delicato sentimento arti- 
stico dei greci, che alla rigida llnea retta soatituirebbe qualcosa 
di piü mosso e di piü vivo, dando cos^ a chi contempla Tedificio 
un' impressione di leggerezza e di naturale eleganza, taoto piü 
gradevole in quaoto la piccola eutitä delle curve non permette di 
analizzare il mezzo con cui Teffetto e raggianto (*). Orvero anche 
rendendo « elastiehe * le linee, in modo che bu di esse non 

(») Cfr. Koldewey u, Pucbstein, op, cit.. I, p. 28. 

<•) L^n'ideft che prima iVögm altra potrebb« presentarsi per ipieg^nre 
quesfanomalia M tempio di Cori sarebbe qaelU cht*, al di fuori d'ogBi teoria, 
rattribuisse ad un isolato teutativo di nn artista. Potrebbe sembrare po»»i- 
bil« che, in un^poca ormai tarda, i procedimenti delle carvatore delle linee 
ftveisero, come tanti altri elementi, perduto il loro primitiTo significato e 
rimanessero in qttalche caso conic arbitrario elemeoto estetico per dare tnovi> 
mento alla facciata came ad ei. ben piü tardi ha fatto Tarte barocea. Ma questa 
BUppu&iiiorie viene subito esclusa da tin lato dall» testimooianza di Vitra?io 
e dairesempio della MaUon carrie che in an periodo i|uasi coevo afft^mn&no 
ambedne Te^istenza delle curve neirantico tipo e per Tantico fini; e d'altro 
lato dairarte a cui ü tempio d*Ercole b inipirato: arte semplicct organica^ 
severa, in cui neflsuu elemento appare di decadenxa neanche embrionale, di 
accenno a quelle tendenze che ben piu tardi si svtlnpparono neirarchitettura 
rom&ixa della Siria e deirArabia. 

(*) Burnouf in Revui äet deux mondet, die. 1847. 

(•) Vedi ad es. Hoffer, op. cit., Lübke, GeickichU der Arckitekt^, 
2* ed., 1875, I. p- 149, 




I 



Bembri gravare il pesa del tetto o qaello delle statue che occa* 
pavano ü frootone ('). 

I Game avTiene per tutti gli argomenti immateriali, queste 
teorie estetiche sooo poco stiscettibili di una diretta discussione, 
ed, appoüto per la loro indetermiDatezza, potrebbero benissimo 
accDgliere anche la speciale curvatura di Cori; vi sarebbe sol- 
tanto da domandarsi perche a questa aoltanto si limiti il novero 
delle curve cODcave, e perche, se trattasi purameote dj sentimento 
artistico deirarchitettOf qiiesto noü 8i sia espUcato negli altri cas^i 
inditTereDtemeDte in linee concave o convesse. Ma, a parte cid, 
alle dette ipotesi esteticbe e estacolo insormootabile, da cui certo 
non e possibile prescindere, il testo di Vitruvio ; il quäle park di 
un tipo deönito di curvature oegli stilobati e negli epistili, lipo rea- 
lizzato infatti id qttasi tutti gli esempi esistenti (il che ci assicura 
deU'atteDdibilitä delle siie osäervazioai). e fornisce di tale carat- 
teristica una ragioDe concreta: «• Si enim ad libellam dingetur 
alveolatm öculo videbiiur.., * . 

Appijoto questo avvertimento puö essere, per cosi dire, preso 
per motte dalle teorie pseiidoscopiche ; e molti autori ialatti si 
limitana a parafrasarlo col dire che una luoga linea orizzontale 
appare come se fosse iuflessa ?erso il basso, « come se il portico 
cedesse nel suo mezzo sotto il peso del frontone »» (*); sieche i 
Oreci avrebbera riportato le linee al loro elfetio vero eurvandole 
realmente in senso in?erso, cioe con la convessitli in alto« 

Di quest^J fenomeno, che invero non e cosi costantemente evi» 
dente e sicuro, altri autori si sono studiatt di determiuare Tintima 
ragione, basando le loro dednzioni sulla ricerca di quegli effetti 
deformativi che in taluni casi sono prodotti dall'incontro delle linee, 
e che i recenti stud! di Ottica tisiologica, specialmeDte per opera 
deir Hering, del Zoellner, del Eundt, del grande Helraholtz liauno 
cereato di chiarire. Una delle leggi geueralmente constatate in 
questo campo si e che gli angoli acuti appaiono airocchio in pro- 
por^iooe maggiore, gli ottusi in proporzione minore che non gli 
aogoli retti risti neue stesise condizioni (^) ; per il che, quando 

(') Kugler. Geick. der Baukunst, I, p. 19Q. 
(») Choisy, op. cit , p. 407. 

{*) Cir. HelmholU» Randbuch der pkifiiatög (sehen Optik, Hamburg n. 
Leipzig, 1896 (2* ed.). p. 708. 



122 



d. OIOTAItHONt 



nna retta ^ iotersecata obUquamente da una serie di altra reite 
parallele, la vediamo deviare. e quando si hanno due di questi 
FaBoi di rette parallele^ uno in im senso, uno id ud albro, la retta 
oosl tagliata ^ rista come se fosse curva nel tratto iDtertnedio. 
L'effetto h ancora aumentato pel moTimento degli occhi che per^ 
corroiio e, per cosi dire» tastano la retta quando questa ha uoa 
lungliezza considerevole (*). 

II Penrosef a cui si deve la prima di qtieste speclfiche teorie 
päeudoscopiche ha ritrovato appimto lo schema anzidetto neila 
fronte dei templi, ore la linea superiore della cimasa b interse- 
cata dalle corniei inelinate che formano i due lati dal timpano. 
Da qui reffetto di cedimento nel mezzo e la necessitä, per artisti 
come i Greci, di iina correzione. 

L'insufficienza di questa gable-theory h eridente. Nou spiega 
le curve dello atilobate, di cni Vitruvio parla prima d'ogni altra; 
Qon quelle dei fianchi, per le qiiali iL Penrose de^e escogitare una 
ragiona, non certo persuasiva, di simmetria e di concordanza; e 
cade campletamente avanti al fatto^ ora posto in luce dal öood* 
year (*), de! tempio della Coiicordia in Girgenti, ove il fianco 
preseuta curvature e non la fronte. 

Da un concetto ben direrso parte la teoria dei Thiersch (^X 
che piiö dirsi delle viauali oblique. AUorche un momimento si pre- 
senta d'angolo, come avvieae pel Partenone quando nellacropoli 
si entra dai propilei, nel qiiadro prospettico le linee orizzontali 
della fronte e dei fiaoco vengono ad incontrarsi ad angolo ottuso 
col vertice in alto, tanto nella lioea basamentale, se questa h piü 
elerata dell*occhiOf quanto nelk trabeazione; da qtii la tendenza, 
per rillusione ottica che fa vedere gli angoli ottusi mioori dei 
yero, airinfleasiooe in basso delle linee. e Topportunit^ secondo il 
Thiersch della correzione mediante il rialzamento nello stilobate 
e neU'epistilio. L'ipotesi si adatterebbe bene al passo di Vitruvio, 
posto che questi abbia voluto parlare di templi con un alto po- 



(*) Id, i^,| pp. 709» 714, L' Helmhohz cerca una spiegAzione in una 
campleasa ipateäi analoga n quella dei coutrasti data dal Yoting per le in* 
tenaitk luminoBe ed i eolori. 

(») Loc. cit., p. 170. tavv. XV^IH. XIX. 

(') Thiersch, Optische Tauschunggn auf dem Gebiete der Architektur 
in Zeitichriß ßr Bauwesen, XXIII (1873), p, 10 e seg. 



LA CURYATUH4 DlLLB LINES KSL TCMPIO 0*SRCOLB A OOBI 

dio; ma al contrario sembia che ai adatti male alle normali e 
logiche condizioni di prospetto dei monumenti* fi facile inteüdere 
come uiia speciale coDformasione fatta soltantc per iina 7eduta di 
angolo debba risultare sgradita ad un osservatore che si trovi in ud 
altro piinto di vista, ed aache il prospetto principale visto di 
fronte dnnque, dovrebbe trovarsi in queste condizioni organiche 
d'inferioritä; ma v'^ da domandarai : ^ poasibile ch» qaesto sia 
stato roluto dagli artisti che pure ivi vollero concentrare tutto il 
&3to deirarte scultoria ? Si pu6 ammettere che la redtita d*angolo 
rappresenti la regola e non un'eccezione ? Vi sono monumenti» e 
tra questi principalissimi i Propilei, che pur hanno curyature no- 
tevoli^ e che non possono esser reduti che di fronte; altri ve ne 
soDO che presentano curve su di im lato soltanto, cosi il tempio di 
B Nettuno a Pesto che le ha principalmente sulla fronte, ed il tempio 
della Concordia a flirgenti test^ citato, ed il tempio di Athena 
Polias Nikephoroa in Pergamo ecc. : fatti questi che danno una 
formale amentita alla teoria del Thierach* Ed infine : h poi vero ch& 
la veduta d'angolo, anche nelle condtiioni auppoate dal Thiersch^ 
in ogni caso accentui gli angoli ottusi nelle Hnee degli edifici ? 
£! facile rispondere che ciö dipende principalmente dalle condizioni 
di luce. dalla direzione da cui questa provieae. II piccolo bozzetto 
della fig- 5, preso appunto dal tempio di Ercole a Cori Yisto da 
desti*a (nelle ore pomeridiane), mostra chiaramente come lo spi- 
golo che forma aeparazione tra la paretd illurainata e queüa in 
ombra divida gli angoli ottusi formati dairimmagine delle linee 
orizzotitali in diie angoli scuri, l'uno chiaro e Taltro oscuro, aet- 
tamente determiuati. siii quali e specialmente richiamata la per- 
cezione; e che inoltre un altro importante angolo acuto di orabra^ 
avente il vertice snllo spigolo esterno, sia formato dalla linea del- 
Tarchitrave nella fronte e quella interna nel fianco sinistro. Siecht 
ne risultano in qiteato caao completamente mutate, e forse anch» 
royesciate, le cause su cui si appoggia l'ipotesi del Thiersch; la 
quäle» piü completa di quella del Penrose in quanto non si limita 
a tener conto di un solo elemenbo, ma considera tutto l'edificio, 
riaulta per6 auch'essa unilaterale ed incerta. 

La defioienza generale» del resto, di queste specitiche teorie 
pseudöscopiche sta nell'essere studiate troppo astrattamente, a ta- 
Tolino, ayanti disegni o fotografie, ma non di fronte ai monumenti^ 




GIOYANNONi 



allaria libera. Convien pur dire che forse aocbe questo diretto 
studio sperimentale dou ci potrebbe ormai dare riaultati atteodi* 
bili : 80D troppo mutili gli antichi editici, troppo difersi jfer am* 
bieDte, per massa, per decorazioDe dalle coDdizioDi prunitive: 
maaca ad essi lefTetto del colore vario e vivace a cui »od sodthj 
taite le ragbe della vacehia pietra; maoca la scolttira che riem* 
piva i froDtoni e le metope. maiica il tetto, mancano le antefiaseij 
speaso ßOD piü Tantico tempio t-i disegoa sul fooda azzurro d^J 
cielo, D6 le eoloüae gtilla scura pai'ete della cella; sicebe quastil 
tutti gli elementi esseoziali od aceeasori da cui TefTetto ottiee po*| 
tera eaaere inüueuzato son mutati ed e ben diffieile rieostmirU eofl 
la &i}tä8ia, re^isteodo alla sugge^tiooe che ci e data dalle ideel 
precoooett« circa le deformazioni visive (*)- 

Le teorie basate sulla prospettiva subbiettiva banoo per ea- 
poseuola IHauck (*); il quäle basa saldamente le 8ue ipeteiti m 
di UDO Btudio fotidamentale del modo ooa cui uella retilia e oelU'l 
meute ai formaDo e ai percepiscono le immagini. Noi Oiaerviamo 
gli oggetti di notevole estensione seguendone le linee coli gli ocobi,.j 
i cui raggi visuali oiaoteagoDo la » posiziooe primaria • deterwi* 
oata dalla legge di Listing (^); sieche la percezione • ai compone 
dell'aggruppameQto di tante visioni subbiettive. alle quali non si 
pu6 attribuire realtä. segDi staccati delloggetto reale i cui soltanto 
la meote vieoe a ridare 1 uuit^ > {% La prima aaaaeiaziooe che 



i*) In molt« ossenrAxioni dirette da me cumpiute sn monumetiti eerta- 
menU TOttilineari» come il Pantheon, i) tempio d'Autonino e FaostiBa, la 
pATtö anteriore del tempio della Fortnna Virile, non «on mal riuscito a ri* 
«coQtrare IVffettö «i delle muÄli oblique » del Thieracli ; invece in vifi easi 
m'h sembrato yedere Tefietto di cediiuenlo dovuto al timpano (secondo il 
Penroit), ma in rnodo irregolare e discontinno, da Äleani punti dl vtduta si 
« da altri no. »enza che po^sa rendermi conto se cid derivi da rag^iofti su- 
biettivo od obbiettlTe, Quanto alla differenza eweniiale prodotta dalje con* 
diiioni dei monumanti, basti osserrare nella fronte del Pantheon qnaU alte* 
Tuiiaao ndlle linee portino le due macchie blanche che qnasi simmetrica- 
nic»t4S si fedono oeUa trabeaiione al dlaopra della p^naltima colonna a deitra 
td a sinistra. 

(•) G, Haock, Die subjektive Penpektive u%d die horiionialen Curva- 
iuren dei dorischen Stylt. Stuttgart, 1879. 

(•) Qt Tscheming, op. cit,, p. 269. 

W Heimholt«, op. eit. p. 76>. 




I 



I 



81 ha di questa serie d'immagiDi fugaci da ad una retta orizson- 
tele elevata percorsa dall'occhio l'aspetto di una curva fortemente 
arcuata, con la coüTessitä cio§ rivolta verso lalto (^), e ad una 
Serie di sostegDi Yerticali visti di fronte Taspetto di taoti ele- 
mentj* verticali o convergenti a seconda deiraltezza a cui si tm- 
vano, le cui diätanze dimimiiscono gradualmente eoiraTvicinarsi 
agli estremi, II criterio guidato dairesperienza riporta poi la no- 
sione rettilineare e quella di equidistanza. 

Secondo THauck le curvatiiie DsseiTate sui raoniimeDti eile- 
nici DOD rappresenterebbero che la stiliiiasione della cnrva che si 
forma in questo primo stadio della visione; e poicbe tiei monu- 
menti dorici (F Hauck e anch'egli della falsa opiniooe che ritiene 
le ciirvature caratteristiche soltanto delTordine dorico) la soluzione 
del triglifo d'angolo fa sl che riDtercoltimnio estremo sia minore 
degU iDtermedl, i qiiali taholta anche vanno gradatamente au* 
meütatido Uno al mezzo, tutto il quadro prospettico subbiettivo che 
si presenta di froDte ad un tempio a colonne equidistanti verrebbe 
cos), con la detta stilizzazione, riprodotto in modo armonico e 
completo. Non diiaque correzione, ma accentuazione di quelle che 
e il primo stadio della perceziooe visiva. 

La teoria e certameiite geniale, ma, cosi come k forraulata, 
basata cioe sul concetto d'imitare e tradurre in pieti-a la visione 
efSmera che si compone nel nostro occhio^ sembra invero artiüciosa 
9d arbitraria. Quauto piti svihippato dobbiamo ritenere il senso 
prospettico dei Greci, tanto piü ei appare evidente che fosse per 
loro facile e diretto il passaggio dalla visione alla percezione col- 
lineare, cioö alle stadio nltimo e perfetto, Ed inoltre perche allora 
troTeremmo le curvatore in alcuoi moniimenti ed in alcune paiii 
di eßsi? Una spiegazione basata su concetti stilistici generali come 
questa deU Hauck e come anche le teorie puraniente estetiche giä 
accennate. dovrebbe avere avuto applicazioni generali e non inci- 
dentali; laddove si comprende che le ipotesi basate au correzioni 
ottiche possano fino ad nn certo punto spiegare i casi isolati; a 

(') L'Hauck parla (a p. 3S e seg.) di un'egperieuza in an caso speciftle 
in cui il funoraeuo h avvertito in modo evidentissimo; quando cioe si fa, in 
oecasione di feste, rillumtnazione di tina facciata coii uoa serie di fiammelle, 
chö Tocchio vede nel perCörTeme la linea disepiarsi neiroscuritä iecondo una 
ampia corra. 



ä 



126 o, oioTAincoNt 

sec<»Dda eioe che un dato effetto dalle condizioDi di ambiente, di 
Inca, di oroato era volta per volta aecentuato o nascosto. 

Invece tni sembra che ad iiQ*ipoteBi piii attendibile possa 
^ungersi seinpre partaodo dalle premesse deIl*Haock, se si can- 
stderaao le cunrature come un espediente, un artificio prospettico 
per aumentare Teffetto di graodezza dell'edificio (^). Nel modo 
iateafla eiie Tentasi delle coloDoe ha per scopo di aumeotare Tef- 
fetto d'altezza aunieatanda ancora la rastremazione che la pro* 
gpettifa darebbe ad un ftisto ciliadrico, nel modo istesso che nei 
portiei a dae serie di coloaue i Greci haono qoasi costaotemeDte 
aumentato Teff'etto di profooditä col dare alle colonne interne dia* 
metrot e talvolta anehe altezza. minori che non nella tila anteriore^ 
cosi aache la curvatura delle linee aovrastanti allocchio, linee che 
questo sa essere orizzonUli« riene ad aumeatare Tampiezza, poichä 
accentua l'effetto della curTatura d ta dair immagine subbiettiva 
eome racceotuetebbe una maggior esteasione della froote. 

yUlusione Deirordiae dorico b resa pii^ oompleta dalla dimi- 
Quzione degli iatercolumai verao gli estremi, neirionico in?ece 
permane anche, ma meuo perfetta e 1 evidente. Si puö cosi ricon- 
durre il fenomeno ad un ordine di fatti giä noti, non isolati come 
sarebbe stata la stilizzazione delle curve. Si pu5 anche allora 
spiegare come ia taluni casi sia sembrato agii artisti couveniente 
accentuare una dimenäjone deü'editicio mediante questo mezzo, in 
altri Qo: fatto che, oome si i detto, sarebbe del tutto incotupa* 
tibile con un'ipotesi stilistica generale (*). 

Di fronte al testo di Vitruvio, quest'ipotesi i-appresenta an 
ordine d'idee innegabilmente di^erso, ma che, certo piü della teoria 
deir Hauck, paö trovare in eaao una diretta concordanza. üna legge 
che mi sembra generale nelle illusioni ottiche corauni (noo do- 
?ate cioe a fatti specialis come incontri di linee ecc.) 6 nelle 

(>) Giü r Hoffer (op, cit.) ayeva, fiu dairinizio delle ricerche in qneito 
eampo intraristo tat« concettOi associandolo a qaelli puraroente estetici; 
ma r Hauck (op. eil, § 8) ai h affretiato ad escludere qnest^ordiue dMdee, 
»erabrandogli impossibile che i Greci segoissero procedimenti d*arte che ri- 
cordano quelli del tardo Rinascimento. Recentemente T Hoffmann (op, eh.) ha 
■oatenuto uoMpotesi non dissimile da quella ora qui esponta. 

(•) Le varie composizioni decorati^e di Pompei offrono numeroai eaempi 
di qaesto aceeutaazioni prospettiche degli effetti; le qnali certo qajndt mvn 
fnrono eatranee airarte ellenistica ed alla romaua. 



LA CLTRVATURA DELLE LINEA N'EL TKMPtO d'bRCOLE A CORf 127 

masse architettoniche quella che potrebbe dirsi di reazione contro 
TefTetto prospettico: cosi ad es. uoa colonDa perfettatDente cilin 
drica darebbe eertamenta veduta cotne divergente superiormeDtef 
mentre che l'occhio ne vede invece caiivergenti le linee; cosi an- 
che l'insieme di una serie di colouiie Terticali appare come se si 
aprisse versa Talto (0* L& reazione quindi contro la ciirva coo- 
ftaaa veduta Del primo aggnippameato delle imm^ini darebbe 
Tapparenza di una ciirva coDcava. che si piega verso il basso, 
quasi atfaticata dal peso che la trabaazione sostiane; e Hpecialmente 
ciö avverrebbe nei templi dorici, in cui, come dice gitistamente 
r Hauck (^) la Dormale curvatura sarebbe sproporziönata alla ra- 
stremadooe degli intercolumQi e sembrerebbe qiiindi alveolaia. 
In ci6 dimque b da eercarai la spiegazione aualitica del fatto 
geoericamcote esposto dallo Choisy (^), il coordinamento tra questa 
ipoteäi dell'ilhisione ottica e la correzione vitraviana. 

Ritarniamo ora al tempio di Ercale a Cori. Aissolutamente 
opposta alle teorie psendoscopiche del Penrose e del Thiei*3ch ed 
alla teoria di stilizzazione deU*Hauck, la curvatura concava del 
pronao ed il siio audamento cresceüte verso l'alto possano in 
questa ipotesi della iüusione ottica trovare una esplicazione che 
sembra soddisfäcente, 

Soffermiamoci per un raoraento (vedi tav. VII) ed esaminare 
Taspetto generale, il concetto di proporzioni e di foruie che anima 
la bellisfiima opera. Nella gmnde evoluzione che ha subito nel 
corso dei teuipi l'ordine dorico prima che Tarte romana l'uccidesse 
nelle imitazioni geometriche, questo di Cori rappresenta 1' ultimo 
anello, ardita manifestazione di uno spirito nuovo contrapposta al- 
Fantico tipo. Noti aoltanto son diverai i particolari, e le colonne 
sono munite di base ed i fusti hanno doppio tipo di scanalature, 
e la graade porta e le ante ditteriscano dagli esempi tradizionali ; 
ma tutte le proporzioni stanno ad indicare, non piü la massa grave 
e lo sTihippo longitudiuale, ma la leggerezza e lo slancio verso 
l'alto. Le coloane banno altezza di nove diametri, ristretti e sottili 
sono i capitelli, piccola la trabeazione, e tutta Fopera puö dirsi 
concepita come un monumento ueriicale; alla quäle tendenza 

(') Choiiy. op. cit„ p. 406. 

(») Op. c\u p. 138. 

(») Vedi aoprt a p. 408. 



i%6 O. GIOVAPSNOM 

certo non dere essere stata estranea la noziODa 4el luogo in cui il 
tempio 61 troraTa, isalato in cizna ad un alto coUe, cod una ripida 
strada che dovera accedervi e permatteva soltanto di vederlo dal 
basso. 

Tra queste oaratteristiche aingolari delVordine architettonico 
di Cor! nna ve n'6 su cui importa saflfeitnare Vattenzione ; ed a la 
distaoza data agli iDtercolamiü ed alle metape* I primi sono tutti 
uguali nella fronte; e pöiche nel fregio ancora e segiüta la dispo- 
sizione del triglifo d'aagolo, ne consagne che nei due spazl estremi 
la lai-gheiza delle nietope h molto maggiore che noa noUo spazio 
centrale, con un etfetto non certo felice e che anche piü sgradevole 
doreva sembrare agli artisti antichi, aT?ezzi ancora alla regolare 
e bella dispoaizione del fregio dorico, 

Questo disagio in cai gli architetti si trovavano nelle analoghe 
appUcazioni e chiararaente espresso da Vitruvio; il quäle nel dare 
la ragione per cui insigni architetti come Arcesius, Pytheos, Her- 
mogenes non avevano voluto impiegare Tordine dorico nella co- 
struzioae dei templi, dice (') che delle diie soluzioni che si 
presentano per la disposizione delle Colon De a del fregio. o l'antica 
che rendeTa grintercolnmni estremi piü plccoli degli altri, o la 
nuora che stabiliva iuveoe gl'lntercolumni uguali ma era costretta 
ad alterare le metope, ambedue erano deplorevoli ; donde il coq- 
siglio di adottare una nuoTissima disposizione, abbandonando Torga- 
nico tipo del triglifo angolare e ponendo iavece anclie nelle colonne 
d'angolo il triglifo suU'asse della colonna in ciaacuno dei lati (*). 

Tra queste ?arie soluzioni, Varchitetto dal tempio d'Ercole non 
ha accettato questa non felice innovazione che Vitruvio cosl cal- 
damente sostiene, ma ha francameate adottato quella intermedia, 
poaendo le colonne equidistanti, e facendo diverse le metope: ma 
deve avar posto menta ai mezzi per diminuire l'effetto non hello 
ehe risultara nelle proporzioni, da cui appaiivano i due spazi 

(') Vitr., IV» 3: «*,,, ita meiopac, quae proximtu ad angulara tri- 
gljfph&s fiuntt non e^reunt quadratae sed oUongiores triglyphi dimidia lati- 
tttdine, at gut metopas aequales volunt facere, tntercolumnia extrema con- 
trahunt triglyphi dimidia latitudine , hoc atitt^m iive in metoparum longi* 
tudinibui M9 intercolumniorum contr actionibm e/ficietur, eit mendoium, 
quapropier antiqm vitare visi mnt tu aedibui aacris doricae symmetHai rä' 
tionem n, 

(>; Lib, IV. 3, 5. 



LA CURVATURA DELLE LINKE NEL TEMPIO d'eRCOLE A CORI 



129 



estremi della trabeazione maggiori dello spazio intermedio; e Tespe- 
diente adottato h stato qnello della curyatura concava, che gli per- 
metteva di far sembrare piü ristretta la zona superiore, contraria- 
mente airordinario espediente della convessitä che tendeva a farla 
apparire piü sviluppata. 

Osserviamo infatti lo Schema della fig. 4, in cui son rap- 
presentate le linee principali della fronte, come risultano composte 
nellocchio che le contempla dal basso, soffermandosi in tre posi- 
zioni primarie siiH'asse degrintercoliimni. La curva punteggiata 
corrisponde alla forma secondo cui apparirebbe la trabeazione ret- 
tilineare; la curva a tratto continuo, a quella secondo cui eflfet- 




Fi<r. 4. 



tivamente appare per la concavitä costruttiva che viene a dimi- 
nnire la convessitä visuale. Siecht la sommitä del tempio viene 
ad apparire meno curva e come tale meno larga del vero verso gli 
estremi. il dunque realizzato Teffetto assolutamente opposto a quelle 
che si ricercava negli altri templi, specialmente nei dorici ad in- 
tercolumni di diversa ampiezza, appunto perche opposte sono in 
tal caso le proporzioni, divei*so il problema di accomodamento che 
si voleva risolvere. 

Gosi dunque Tipotesi della illusione ottica, deireffetto ciod di 
maggior o minore ampiezza ottenuto modificando le curve che 
appaiono nel quadro prospettico subbiettivo, pu6 prestarsi alla 
spiegazione del fatto nuovo constatato a Cori, opposto ai risultati 
di tutte le passate teorie ; ed alle stato presente delle nostre co- 
gnizioni puft dunque tale ipotesi rappresentare una soluzione at- 
tendibile. Ma non occorre dimenticare che queste nostre cognizioni 



130 6. GIOrA?C50KI, LA CCRTATCRA DELLE LINES ECa 

soDo ancora scarse in proposito e che soltanto per pochi monumenti, 
come qnelli di Atene e d'Olvmpia, e come ora il tempio di Cori, ab- 
biamo a questo rigaardo rilievi eerti, corredati di osservazioDi d*iD- 
dole costnittiva. Soltanto qoando piü nomerosi e complessi saranno 
i dati scienti&ci r^olarmente raccolti, quando la via degli studi 
COS] animosamente iniziati intorno alla metä del secolo scorso e 
poi quasi abbandonati sarä di nnoTO percorsa, poträ sorgere ona 
Vera teoria. non semplicemente induttiya (')• Forse allora molte delle 
idee che ora sembrano inconciliabili, potranno apparire coesistenti; 
poichö e da ritenere che gli artisti greci, che immaginaTano i loro 
edilici nel vero ambiente prospettico e non sulla carta, secondo le 
varie condizioni obbiettive di luce e di veduta. secondo il senti- 
mento artistico individuale, ne stabilissero caso per caso le carat- 
teristiche per rispondere alla loro earitmia, non ad nna o alValtra 
delle varie teorie ; le quali piü che per essi ralgono per noi. Forse 
anche quindi molte delle considerazioni snesposte yerranno demo- 
lite ; ma rimarranno — molto piü importanti e sicure di esse — la 
constatazione e la determinazione di iin fatto cosl importantee singo- 
lare quäle h quelle della curvatura nel tempio di Ercole a Cori {*). 

Q. GlOVANNONI. 

(■) Potrebbe parere anche meno alta se la furma delle colonne e Tef- 
fetto di prospettiva aerea non venissero a ristabilire il sento della distanza. 

(*) Anche potranuo riuscire di prezioso ausilio gli stndi tni monnmenti 
medieyali. in cui innunierevoli anomalie si riscontrano, talune evidentemente 
intenzionali all«» sc^po di produrre illusioni prospettiche, altre invece per le 
qaali non e del tutto dimostrato se derivino da irregolaritä fortnite o da 
« raffinatezze » architettöniche. Ter ora b troppo presto per poter affermare 
una Vera continuitä di tradizione, e per p«»tere. c^'me fa il Goodyear ch#! di 
tali studi speciali sulle co»truzioni del Medio Evo pno dirsi Taatorerole capo- 
scuola, associare le singolaritä che trovansi in queste costruzioni con quelle 
dei raonumenti antichi (Cfr. W. H. Goodvear. Optical nfinements in me- 
diaeval Architecture in The Architectural Reeord., 1896, II, 1*), ed in par- 
ticolare con quella del tempio d'Ercole a Cori (art. cit.. p. 173-176). 




Fig. 5. 



ÄRA DI BAGNACAVALLO 



. , - . . Tua^ CaexaVt aHa* 
frngn et ngrn rettuUt uberet 

OftAJEfO, Carminü^ IT. 15. 



Nella chiasa parrocchiale di Boncellino, vicina al grosso borgo 
romagQolo di Bagnacavallo (provincia di Raveona), esisteva il mo- 
Domento qui illustrato aino aU'anno 1902. Id queU^aono, per 
azione del compiaüto Brizio, esso veniva trasportato nella sala dei 
moQiimenti romani del Miiseo Civico bologuese, ove tuttora si 
trora* 

II monumento, uu/altare romano dei primi tempi deirimpero, 
dovette soffrire im guasto assai grave quaüdo tu trasformato in 
acqiiasantiera per la rustica cliiesetta. 

In tale occasione forse saranno andate perdnte le modaDatuie 
della base ed il profilato üfIo, rimanendo solo \m cilindro alto 
m, 0,70, coa un diametro di m. 0,39, Anzi il danuo non si e limi- 
tato a questos chh il bei marnio dalla calda patina giallastra fu 
riooperto da troppo coutadinesehe mani di uno strato di bianca 
calce, per fortiina leggero» che ha corroso e guasto vieppiü la epi- 
dermide dei fnitti e delle biade che escono dai qiiattro corni di 
abbondanza. 

Da questi qiiattro corni vediamo infatti espandersi rigogliosi 
prodotti vegetali, che trovauo il loro pretto riscontro in quelli tanto 
amrairati dei festoni delV Ära Paeis (Petersen, Ära Pacis Au- 
gustae, 1902, p. 38; Stroeg-Sellers, Roman sculpture from Au- 
gmtm to Comtantme, 1907, t XXX II rendimento in queate due 
opere ö il medesimo, conie ognuno pu6 benissiaio giudicare al 
meto confronto; e il rendimento naturalistico nelle rappresenta- 
tioni di natura morta delTarte angnstea« su cui s) bene hanno 



ÄRA Dl BAOKACAYALLO 



13S 



TEgeo di questa forma di altare e U sua destinazione a scopo 
religioso ed a scopo fimeiario. 

Credo che tale forma dt altare possa risalire M' eaxaQa^ a 
qiiella specie di cüiadro aperto per cui fluiva al morto la liba- 
zione a hü sacra» della qua! specie di monumeuto m\ prezioso 
esempio ci e dato dalla /(r;^«^« di terracotta di Monaco, con la 
piü aotica rappresenta^ione di Caronte, edita dal Fnrtwängler nel- 
VArchiv für ReligiotiswmenschafU v* VIII, 1905. pp. 191-202. 

Ad ogni modo nel III secolo a. C, la forma di altare ro- 
tondo sarebbe del tutto evoliita, e qiiesto ci attesta un esemplare 
di Cos al Museo di CostaEtinopoli citato dallo Pfuhl NelFisola 
di Rodi specialmente si sarebbe svolto questo tipo di altare-ae- 
polcro rotondo, noto a noi da moltissimi esemplari su cui insiste 
r Altmann, come per gU analoghi esemplari di Lesbo fa parola 
lo PfuhL 

Kegolarmente im ricco festone di liori e di frutti h sospeso 
tutto attorno al monumeDto a bucrani, a teste di arieti o anche a 
patere, e qiiesto festone h situato verso ralto. Invece nel magni- 
rico e noto altare del teatro di Dioniso, ad Ateue, che puö eesere 
datato attorno il 130 a. C. (Altmann, Architektur und Orna- 
mentik der antiken Sarkophage, p. 73 e seg.) 11 festone, se sopra 
le teste dei Sileoi si avvicina di assai al decorato orlo superiore^ 
coi suoi semicerchi pendenti non di molto si discosta dalla ricca 
modanatura della base. 

Devesi poi notare che, rignardo alle proporziooi loro, io divi- 
derei questi altari ellenistici in due tipi: il primo, come Taltare 
ora citato di Ateue, ha una circonferenza piuttosto arapia rispetta 
all altezza, onde l'aspetto generale k piuttoato tozzo, nel secondo^ 
ed k il tipo della nostra ara di Bagnacavallo, il diametro della 
circonferenza ö assai piccolo in confronto deiraltezza, 

Nel primo tipo, essende esso Offerte dal detto altare dioni- 
siaco di Ateae e per eaempio da due altari di Delo, ora al Louvre 
(1* BMmx^mteT, Bmkmäler, v. I, tig. 59; 2** Clarac, Mu$4e de 
sculpture, ?. I, t 130, n, 157) di destinazione religiosa e ricompa- 
rendo infatti con identica destinazione di cnlto nel rilioTi citaro* 
dici (Schreiber, Ihllenistische Reliefbilder, it XXXIV-XXXVl), 
si sarebbe quasi indotti a vedere un genere di altari destinati 
eficlusivamente ad atti del cnlto religiöse verso divinitä. 



154 



P, DIXATI 



E, ad ammeitere questo ci conforterebbero pure numerosi 
€sempt di altari-sepalcri a di aUari*OQorari, che sono appiinto del 
secondo tipo, quali per esenipio, quelle di Cuma, edito dallo 
Pfuhl nel lavofo giä citato (p. 88, fig. 18)» qiiello assai noto da 
Lesbo, edito nel Dizionario di Daremberg e Saglio (v. I, p. 352, 
fig. 426 = CoDze» Reise auf der Imel lesbos, 1865, t IV, 5) de- 
dicato aU'eroe AriBtandro. 

Ma d'altro lato, il medesimo lipo di altare alte e stretto 
riappare uel rilievo dell'apoteosi di Omero di Archeiao. pocbi anoi 
or aono studiato dal WatziDger (Das Belief des Archelaos von 
Priene, 63*^ Programm zum Winc/celmannfeste, Berlin, 1903) e 
oel rilievo ellenistico di Pane sullasino del Mnseo di Napoli 
<Schreiber, t. LIV). 

Alcuni di questi altari possooo discendere piü in giü della 
^tk reramente ellenistica od entrare neireta roniana; cosi l'altare 
di Aristaüdro, eosi Paltare del rilievo di Archeiao, qualora si ac- 
cetti la critica alle opiDioiii del Watzinger fatta dal Cultrera, e 
si accetti il riferimento proposto da questi alVetä romana (Saggi 
mli^arte ellenistica e greco-romana, I. 1907, p. 226)< Tuttavia 
possono questi altari essere coDsiderati tutti come espressione di 
arte ellenistica. o per quanto coucerne la loro decorazione o per 
trovarsi essi rappresentati in opere di carattere ellenistico* 

L* altare rotondo puramente romano, che pur deve essere rite- 
outo come derivato da questi altari ellenistici, e piuttosto raro e 
mostra prevaleotemente la forma del secondo tipo, alta e slanciaia. 
Oli esemplari assai noti che cito con le loro particolaritä ci pos- 
liODO istruire assai bene sulla origine, sulla durata, sugli aspetti 
di tal genere di mouumenti roniani. 



43) Altare di Mercurio e di Mala. Vaticano, galleria dei 
Candelabri, — C. L l.. h 804 = VI, 2221; Samter, nelle 
Römische Mitleilungeru \\ VHL 1893, pp. 222-225; Altmaon, 
Die röm* Grabaltare.^. h. 



11 monumeuto, di forma allungata, sarebbe stato dedicato 
tn gli anni 145 e 103 a. C. 11 festone sospeso % due bncrani ä 
«sprosso del tutto secondo rindirizzo ellenistico e non secoudo 



ÄRA DI DAGNACATALLO 185 

la naturalezza che conduce airillusionismo dellaiie decoraÜYa 
imperiale* 

La pretta itnitazione ellenistica si manifesta anclie nel modo 
in cui disposta la iscriziooe e nella presenza delle dne figura 
di diviiiitt\. 



J) Altare da Veio. Museo del Laterano. — Monumenli del- 
rinsliiulo, V. IV, t. 36; C. L L., XI, 8779; Benndorf e Schöne, 
n. 440 ; Heibig, Führer^ d* 706 ; Eoacher, Lexikon^ v, III, 
c, 2505, fig, 6. 

Anche questo raouiimeDto dedicato alla Pietä (PI ET AT IS 
S A C R V M) ö di forma piuttoato slaiiciata, sebbene in minor grado 
che neiresempio precedente, 

£ giä stato notato che questo altare, per la eua decorazione, 
dove risalire al celebre puieal Libonis^ esistente nel Foro e tioto 
a noi da iina moneta della gern Scribonia (Babelon, Monnaies de 
la republiqiie, II, 427). Sebbene questo puteale sia doyuto a L. Scri- 
bonio Libone, pretore nel 204, l'altare veiente che iie derifa pa- 
lesa l*etä aiignstea pel modo con cui sono espressi i frutti e 1@ 
biade del featone, che concordano, a mio avriso, perfettameote con 
le biade ed i frutti dell'^rö Paci$. 

£] degna di nota la derivazione di questo altare da un cosl 
datto piiteale. II puieal (racchitidente iina sacra fontana) ed il 
bideatal (racchiudente il luogo colpito da fuoco ceteste), due ge- 
neri di monnmenti, come di recente ha osservato T Hild (arlicolo 
puieal nel Diiionario di Daremberg a Saglio, y. IV, p. 778 e sag.), 
romani e di sigoilicato sacro, possono alla loro volta, appnnto per 
questo carattere aacro, esaere aesimilati agli altari. Pereid qiiesti 
moDumenti di forma rotonda, a parapetto basso, si saranoo a poco 
a poco avvicinati, come e il caso del pnteale di Libone, agli al- 
tari ellenistici, ed in seguito avranno anche assiinto la forma ateasa 
alaociata di queati altari, come vediarao nel puteale del laem 
Juturnae^ nai parapetti di pozzo di Pompei. Tuttayia antecedenti 
etmschi di tal forma slanciata, si avrebbero nei pnteali di Mar- 
xabotto {Mon, dei Lincei, r. I, p. 321 e sag.) dal tutto naglatti 
daU'Hild. 



136 P. DUCATI 



c) Altare da Tivoli. Vaticano, galleria dei Candelabri. — 
Altmann, p. 5, fig. 2. 

Questo altare, di forma assai slanciata, tiittavia non ha piü, 
come gli esemplari ellenistici, la iscrizione dedicatoria suUa mo- 
danatura, ma, come nelFaltare b, essa iscrizione i incisa sopra il 
festone : 

AGATHO DAEMONI 

SACRVM 

E. V. S. 

I bucrani a cui ä appeso il semplice festone, sono di tipo 
romano. 



d) Altare-sepolcro di Ottavia Catulla. Brocklesby 
Park. — Montfaucon, v. V, t. 28; C. L Z., v. VI, 23338; 
Altmann, p. 6. 

La forma di questa pietra sepolcrale h piuttosto tozza e bassa. 
La iscrizione manifesta, come data di eseciizione, Tetä dei primi 
successori di Augusto; infatti Taltare h dedicato ai Mani di una 
Ottavia Catulla, moglie di un Gelado, liberto dei divo Augusto. 
Tale data, posteriore alla pura etä augustea, palesano a mio av- 
viso pure e la forma dell'ara non piü ellenistica e la ricca deco- 
razione, per cui quesVara deve essere ritenuta come an perfetto 
riscontro ai ricchi altari-sepolcri quadrangolari dei primo secolo 
deirimpero. 

L'esuberante e grossissimo festone, sottoposto alFaquila ed 
alla iscrizione e sostenuto da bucrani, fa rammentare una bella 
urna della gliptoteca Ny-Carlsberg (Altmann, fig. 58, n. 7), mentre 
le cordeile della legatura a mezzo dei festone, ricordano altari coi 
bucrani sorreggenti i festoni, quali le are di Preneste (m, fig. 54, 
n. 2), di Spendonte {ivU fig- 55, n. 4), di Arimnesto {ivi^ fig. 56, 
n. 5). L'aquila poi al di sopra dei festone ci riporta ad esemplari 
piü recenti, quali le are di Volusio Fedro {ivi^ fig. 40, n. 4) di 



ktLK DI BüOHACAVALU) 187 

Annla Nice {ivi, fig. 62, n. 20), di Antooia Elena {ivi, fig. 64, n. 25), 
di Ciai'to Preponte {ivi, fig, 74, n. 54), di Ogulnio Kodone (m\ 
fig, 75) ed altre ancora. 

e) Altare di Mantova. — Labas, Museo della R. Acca- 
demia di Mantova^ v. I* t. XXIV; Dütschke, n. 710; Alt- 
mann, p. 6. 

Per la snellezza di forma, qiiesto esemplare si collega all al- 
tare c ed al oostro di Bagnacavallo. Etä tattavia piii recente 
esso, a mio credere, paleserebbe nella esuberanza della decorazione, 
che riempie tiitta la curva euperticie, e nella zoua di ornato posta 
superiormente e nelle teste femminili da cui pendono i festoni. 
Qneste teste femminili in tale nilScio sono 8U di im monumenta 
deU'etä dei Flavii, in un'aUare-aepolcro del cortile del Belvedere 
(Heibig, Führer^, n. 160; Altmann, p. 56, n. 12; Strong-Sellers, 
t. XXXVIII), AU'etä dei Flafii sarei inoliiie ad attribuire questo 
monumento. 

/*) Altare di Mantova. — Labus, v, IL t, XVI; Dütsclike, 
D. 712; Altmann, p. 6. 

L'ara, piuttosto bassa, e addirittura ricoperta con esuberante 
deeorazioue vegetale di acanto che rammenta assai alcuni monii- 
menti dell'etä dei Flavi» gli acanti delfarco di Tito, di tre lastre 
del Foro Ramano (Strong-Sellers, t. XXXVl), E la medesima etä dei 
Flavi paleserebbero pure le teste femminili ^sorreggenti i festoni. 
L' Altmann iairece, anche pel monnmento precedente. pensa all*etä 
di Angüsto. 

g) Altäre dagli Orti Sallnstiani. — Bulleitino archeolo- 
gico comunale, 1886, t X, p. 314 e segg. (C. L. Visconti); 
Altmann, p* 113; Journal of HeUenic Sludm^ v, XXVIII, 
1908, p. 152. 

Anche questo piccolo altaie (altezza conservata m, 0,74 
per 0,57 di diametro) e di forma snella, ma qoi la sintassi de- 
corativa, quäle noi possiamo vedere negli anteriori monumenti 



^ derivata dagli alUri ellenistici, ö del tatto trasformata se- 
condo ouove teudenze. 

Dai quattro eleganti balausti scendona i cortiaaggi che ten- 
goDo toogo dei festoni di Bori, di friitti, di biade, e nei riquadri, 
da questi balaiisti formati, sono le quattro gentili figarioe di ge- 
nietti alati simboleggianti le stagioDi deiranno. Quesie piccole 
figure rieotrano perfettamenta nel repertorio degli Amorini del- 
Tarte del rilievo adriaDeo* su cui reeentemeDte ha richiamato Tat- 
tenzione la Sfcrang-Sellers (p, 264 e segg. dellopera citata), degli 
Amorioi dellara di Ostia, dei sareofagi ateniesi e specialmente 
della Qotiasima urna capitoliQa ottagonale di Lucio Lucilio Feiice 
(Heibig, n. 440; Altmaüü, n. 105; StroDg-Sellers, t LXXX). 
Questa urna h una nlteriore trasformaziona della forma toodeg- 
giante di questo altare ratondo adrianea: i balausti come linee 
di diFisione e le figure rilevate in mezzo preannunciaDO chiara* 
mente Tulteriore smussamento della superficie curva e la trasfor- 
mazione in un poUgono* 

Questi esemplari credo che mostriDO in modo sufficieQtemeote 
perspicuo Tevolversi delFaltare rotondo neirarte romaua. 

Derivate esBO altare da modelli ellenistici deirarte asiatica, 
delle iaole deirEgeo e di Aleasandria (rilievo fouerario Bissing, 
A(h. Mitteilungen, 1901, p. 287, n. 31), dapprima avrebbe man- 
tenuto tal qaale ogni suo carattere in Roma e poi col tempo avrebbe 
assunto le varie qualitä decorative delFarte imperiale. 

Coa gli altari di Veio, di Tivoli, di Bagnacavallo, si ha la 
deeorazione augiiätea, spleiidida nella sna moderata armooia, poi 
col moniimeata di Ottavia CatuUa ai ha la esuberante espressione 
dei vail elemeriti decorativi del fiore degli altari-aepolcri, coi due 
altari di Mantova si haono le forme assai rieche deirillusiouismo 
dell*etä dei Flavi, si hanno inßoe le forme delicate e semplici 
del neo-classicismo adrianeo nella pietra degli Orti SallustiaDi. 

L'altare rotondo 6 stato assai mono coltivato nelFarte ro- 
mana delFovvio altare quadrangolare ; la sua migliore e piü nu- 
merosa espressione ebbe neH'epoca aiiguetea. 

Dopo Adriane, non saprei citare esempi di veri altari rotondi, 
Infatti le basi triangolari per tripodi delFetä degli Antonini del 
Louvre (Baumeister» fig. 60) e della Marraorata (DuUetttno ar- 
cheolcgico comunale, 1886, t. YIIIX ci mostrano bq di un lato la 



AKA Dt BAONA.CAVALLO 



18^ 



rappreäentazione dt tm piccolo altare rotondo su cui ?idn fatto an 
sacritlzio ; ma que^^to altare ^ del tutto degenerato dalla primitiva 
sua assenza, consisteDdo in uu basaissimo ba^amento coq decora- 
zione di festoni e di teste barbute, sorretto, come foase un reci* 
piente, da zampe leonirie. Cosl pure h l'altare in un altro rilievo 
romaoo del Louvre (Clarac, v. I, t* 2u0, d, 25). 

L'iDÜusso che ebb^ ad esercitare in Roma Taliare rotondo 
ellenistico, specialnaente sotto Augnato, si pud dedurre non solo 
dagli esempi siiddetti. ma anche da altri moaiituenti« cioe dalle 
pitture. Ed a tal proposito cito la pittura ercolanese edita nelle 
Pitture d'Ercolam, v. I, 207, e nei Denkmäler del Baumeister, 
fig* 636* col serpente. genio del Inogo, attorcigliato attorno ad ud 
rotondo e semplice altare. 

Alcune uroe poi debbono riconoscere i loro prototipi in altari 
rotondi; altudo qni ai Jue notisäimi ossnari tondi dei Platorini 
(AHmaiii], p. 44, tig* 34) ed all^urna di Modio Snccesso adoma, 
come i cosiddetti puteali neo-attici, di ßgiire di Menadi e di Si> 
leni rilevate (Montfaucon» v. V» t. LXVIII, in alto a s.). L'uma 
di Minneio Feiice (Montfancon, v. V, t. XXXIII, in basso, Alt- 
mana, p. 6), erroneamente posta dalFAltmann tra gli altri se- 
polcri rotondi, risale ioTece ad im'altra forma di monumento, al 
pnteal o al bidental primitivo. 

Tutta la superücie delVara di Bagnacarallo ä armonicamente 
rienipita dalla decorazione: da una parte non si ha aßatto il eoo* 
trasto tra spazi adorni e spazi lasciati vuoti di decorazione come 
pei esempio neH'altare airAgatoderaone (c), d' altro lato non vi 
appare affatto lo sfono di voler riempire tutta la superticie di 
motiTi ornamentali, non lasciandone esente il menomo spazio come 
üei due altari di Mantova (e, /"). In bei modo da dne parti i dne 
corni di abbi^ndanza, ricolmi di prodotti vegetali, si allacciano 
insteme e ünidcono in due eleganti Titicci che^ termtnaado in due 
rosoni simmetricamente disposti ed occiipanti lo spazio inferiore 
deU'ara, nulla tuttaria detraggono alla maggiore importanza de- 
corativa dei frutti e delle biade. 

La trasformazione del corno di abbondanza in viticcio non e 
ftffiitto atridente e uella reale assurditä sua appare tuttaTia na- 
turale, eacendo il corno stesso da un calice Üoreale. 

Ben si palesa in qtiesto elegante vitiocio Tarte augnstea, 
Varte deeorativa che ci ha dato aualoghi esempt di questo delicato 



140 



K. DÜCATI 



ed armonioso iiso di gentili lioee curfe vegetali snlVAra Paeit. 
negli stucchi della Faroesiua e nelle tombe di via Latina, 

II motivo ornameDtale dei viticci, finieoti a fiori ampl e con- 
trappoDentiBi« si vede poi quasi stereotipato su froDtoni o nello 
spazio tra i pulvini di altari-sepolcri, ed a tal uopo occorre qiii 
menzianare tre cippi della fainiglia dei PisoDi che apparteogono 
alVetä degli impemtori di casa Giulia (Alttuann, dg. 22« n. 1 : 
fig, 23. n, 2; fig. 29, n. 8) e laltare di AüDia Nice {ivi, flg. 62, 
n. 20) 6 quelio di Antoaia Elena {ivi, fig. 64, n. 25). 

Per la decorazione Doi Yediamo che il noätro altare di BagDa- 
ea?aUo si stacca completamente dagli esemplari, che lo realtä ri- 
salgono tutti ad uq udIco lipo in cui si ha il festone di foglie, 
di ßori, dl frutti, di biade appeso airintorno. La decorazione dei 
Qostro altare si yiene quasi a di?idere in quattro parti o lati, dl 
cui due, i principali, sono adorni ciascuno di duo corni di abbon» 
danza intrecciati, gli altri due secondai! di una patera e di an 
urceus^ In tal modo Taltare nostro si avvicina per la sintadsi de- 
corativa ad altari quadrangolan, in cui sopra i tati minor! sono 
appunto questi due arnesi dei sacrifizio. 

Talora la patera e Vurc^us sono situati senza alonna ag- 
ginnta decorativa nei lati minori come nel cippo di Ostilia Attide 
(Louvre, Clat-ac, t. 251, n, 562) ed in quelio di Aurelio Venusto 
(LouFre» Clarac, t 250, n. 519); talora sopra il festone appaiono 
questi due arnesi come negli altari-sepolcri di Fundanio Yelino 
(Altmann« n. 42, p. 80) e di Antonio Anteros (Louvre, Glafac, 
t 249, n. 510; Altmaun, n. 38), in quelio con la dedica SVK 
ET'SIBI (Altmanu, fig. 57, n. 6), nell^altare napoletano dedicato 
nel 18 d. Cr. {ivi, fig. 53^ n. 1). lD?ece nellaltare-gepolcro di 
Claudia lanuaria (ivt, fig. 102, n. 135) Vurceus e la patera id 
alto riliero sono appesi ai rami di alberi di alloro espres^i a 
basso rilievo. 

Ma per lo piü nei ricchi altari-sepolcri Beriori, tra ciaacuno 
di questi due utensili ed il festone, sono espressi o nidi di ucc^lU 
uücelli che litigano; cosi nel cippo detto dj Auimone al Lonvre 
{Altmann, p. 98» n. 77) ed in quelio con la iscrizione DJS* 
MANIBVS^SACRVM (ivi, fig. 68, n. 43) ed in altri eaemplari 
meoo insigni. 

h'urceus e la patera bene possono con^enire ad un monti- 
mento destinato originariamente al culto di un dio e poacia anche 



ÄRA Dt BAGNACAYALLO 



Hl 



a cerimonie faDebri. L'ureeus e la palera sono inFatü gli iiteosili 
necessari per una libazioBe e, come tali, sono recÄÜ da quelle 
gentili flgure propiziatrici delle diviDiiä. per la loro bellezza ed 
mnocenKa, dai camilli doh, cosl pecnliari nel culto romaDo. Dob- 
biamo infatti presiipporre neirinsigne opera d'arte roujana a noi 
giimta, nel btonzeo camillo del palazzo dei Conservatori. cbe nella 
deBtra fosse espressa la patera, nella sinistra abbassata Vurceutt^ 

Cosi ci appare il Camillo per esempio nel fregio ieWAra 
Pacis nella parte concernente il sacrifizio di un porco (Petersen, 
p* t>6; Strong-Sellers» t IX, 2): ivi la patera e piena di frutti, 

Nella stessa Ära Paci$ altri due camilli souo rappresentati 
Ticini, ma qiiivi hanno divisi gli attributi; uno porta Vacerra 
ed una patera, laUro Vurceiis ed nn altra acerra (Strong- Seilers, 
t XII). 

Ma in altri moniimenti delVetä angnstea vediaiiio erpresse 
questo daplice motivo deir?^r^^s e della patera, e precisamente 
in due insigoi moniimenti sepolcrali di Berlino, cioö nel sarcofago 
Caffarelli {Beschreibung, n. 84Sa; Kekiile, Die griechische^ 
Skiilpiin\ p. 374 e seg,) e nel coronamento della toraba di Car- 
fioia da Faleri {Beschreibung, n. 992; Kekule, p. 373 e seg). 

11 significato riposto in questi due arnesi ö analoge a quello 
annesso alle patere sugli altari rotondi ellenistici« come in quello 
da Pergamo edito dallo Schucbhardt [Athenische Mitteilungen, 
V. XXIV, 1899, p. 162, n, 1), in cui tre volte h ripetuto lo 
Schema della tazza con due serpenti che dalle ghirlande di olivo 
muoTono verso di qnella il muso. 

E sempre il aimbolo del sacrifizio propiziatore che posterior- 
mente trova una delle sue piu belle espressioni nel fregio del 
tempio di Vespasiano coi var! arnesi sacrificali, tra cui apiccano 
Xureeus dal manico a figura di bambino e con le zone figurate, la 
palera con umbone a testa barbuta (Durm, Die Baukunst der 
Etrusker und Römern fig. 444). 

Questo metodo di esprimere in rilievo i varl arnesi pel sa- 
crilizio possiamo noi osservare aoclie in monumenti anterior!, cioe 
deirarte etrusca, d'onde i Romani potranno averlo assnnto. 11 
sarcofago cbiusino di Larthia Seianti (Milani, Museo iopograßco 
deU Elruria, p. 8) raostra due patere nella fronte, desunte da 
tipi caleni. Questo sarcofago, come osserra il Milani, deve risa- 

10 



Uf 



P. DUG4Tt 



lire al periodo tra tl 217 ed il 146 per lasse onciale che dentro 
Tu troTato; ad eta ben anteriore risale iovece la siDgolare e oo- 
tißsima tomba dei rilievi di Cervetri. 

Bene si adatta alleU aiigiistea la rappresentazioDe del como 
d*abbondanza. Questo simbolo di benessere e di ricchezza data 
dalla pace, che ueirAttica vediamo espressa fiu dallo scorcio del 
sec. V oel gruppo ceßsodoteo di Irene e Pluto, credo che sia stato 
desunto dalla cerchia eleu^iDia, ore tin dalla origioe doveva esi- 
stere, poichä al dio bambino Pluto Doi lo vediamo attribuito su 
moDUQienti riforeotisi ad Elensi, quali uaa pelike da Jotiz-Oba 
(FmtwäDgler e Beichhold* Griechische Vasenmalereu t. 70) ed 
un'idria da Rodi {Revue archiologiquc^ 1900, p, 93). Su un vaso 
della metä del V aecolo (British Museum Caialogue ofvases, v. III, 
E, 188; Monumenti delCinstituto, t. I t IV) cod la scena della 
partenza di Trittolemo, k PiutoDe che sostiene il corno d'abbondanza, 

II Beule {MonnaieB d'Atht/ies, p. 164 e seg.j* osservaüdo la 
rappresentazioue di tal coruo di abbondanza su monete ateDiesi 
della fioe del sec. IV, ne vedeva un idSusso alessandrino di To- 
lomeo I Soter; per ciö che preeede credo invece che rinflusso sia 
contrario e che alTAttica debba rimoutare questo simbolo sl fre- 
quente in monumeDti deU'et^ elleniätica che airEgitto apparten- 
gono debbono esaere ricoodotti. 

In Borna, come osserva il Pottier (art Cornucopia, nel Di- 
zionario di Daremberg e Saglio, v, I, parte II, pp* 1514-1520) 
il Goriio d'abboDdaoza diventa sempre piü frequente man mano 
che ci si avvicina aH'irapero e neirimpero stesso diventa attri- 
buto di un grande oumero di diTiuitä allegoricbe ehe il Pottier 
nellarticolo eitato enumera. 

Curioso e che appunto in una moneta di M. Antonio (Coheu^ 
Discription des monnaies de rempire romaine. I, p. 29, n. 68), 
di quel peraoaa^giö che ai vivi rapporti ebbe con l'Egitto, appare 
il doppio corno di abbondanza con in inezzo il cadueeo* 

Ma espressiooe maggiormente estesa di questo aitributo o 
simbolo noi possiamo vedere neiretä augustea. La Tellus nella 
corazza di Augusto da Prima Porta (Heibig*, n. 5). sul grande 
cammeo, forse di Dioscoride, di Vienna (Fnrtwängler, Antike 
Gemmen, t. LVI), ha il corno di abbondanza che ^ portato dal 
Oenio del Popolo Romano eu di uiia coppa di Boscoreale (Strong- 



ÄRA Dt BAONAGATALLO 149 

Seilers, t. XXVII, 1), nelYAra Pacis (Strong-Sellers, p, 387), 
raeatie nella base di Sorreoto [Römische Mitteilungen, \\ V, 1889, 
t. X) e il Geuiö di Aiigusto che ha tale attributo. 

Nelle mouete aiigustae h per lo piü eel royescio un capri* 
coroo, la costellazione propria di Aiigiisto (Svetonio, Augusio. 94, 
gerama aiigustea di Vieniia), che ha siil dorso il como di abbau- 
dauza. 

La pace che aveva dato ÜDalmeDte un termine a luoghe e 
sanguinose guerre civili e che rendeva Koma arbitra del mondo 
an t ICO, e che^ dovuta ad Augusto, da Augiisto era manteniitat 
prodiiceva il beaessere materiale in Koma, qiiel benessere di cui 
freqneati alhisioni uoi vediamo e nei mouumenti acritti e figurati 
di iäle etä e che, materialmeiite simboleggiata in questi ultimi 
dal corna di abbo^danza, trovara la sua eapressioiie nelle nota 
parole del poeta: 

... adparetque beato pletio 
Copia eornu. 

Lo Schema delPara di Bagnacavallo, dei due corni di abboo- 
danza simmetricaoienta iutrecciaDtisi e diretti verso l'alto, se ci ö 
presentato dalla citata moneta di M. Antonio, appare giä in ido- 
nnoienti funebri dellAsia Minore. Cito utia stele di Smirne (Athe- 
nische MiUeilungefiy 1898, p, 497, 2), ove i corni sono posti tra 
due corone di onore e cito iiaa seconda stele, forse di Smiroe del 
Miiseo Britannico {Pfuhl, p. 56, n, 36, tig. 12), ove i due corßi 
legati assieme stanno forse, come osserva lo Pfuhl, a deiotare la 
coppia rappresentata deiruomo »eduto e della donna in piadi cui 
appartiene la pietra funeiaria. 

Per Tetä augtistea abbiamo pot una inonata di argeoto (Cohen, 
V. Iv p. 68, tt. 257) cot caduceo in mezzo ai due corni, schema 
questo che si riproduce iu mouete seriori, su nna di Tiberio 
(Cohen, I. p* 122, n. 36) e su altra con la teste di due Ggli di 
Dmso uscenti dai corni, costume adulatorio taudenta a qualiticare 
coma fiutto e simbolo di prosperüä, paräoaaggi di famiglia impe- 
riale, costutne ehe noi rediamo in special modo espresso da una 
statiietta di ßoma o di Tutela in argen to dorato del Mitseo Bri- 
Umico {Gaselte archMogique, 1897, t. II)* 



144 P. DUCATI, ÄRA DI BAONACATALLO 

II motivo del caduceo tra i due corni vediamo poi che e 
espresso in particolar modo nei moDumenti romani di Africa ; valga 
come esempio la decorazione metopale nel fregio superiore, nella 
parte sormoDtante il portico del proDao, nel tempio di Minerva 
a Tebessa (Darm, iigg. 665-666). 

Si mantiene poi lo Schema di dne corni legati insieme nei 
cippi fanerar! deirimpero, dei qnali si piiö allegare nn esempio 
del Louvre (Clarac, t. 250, n. 503), e questo Schema in etä se- 
riore possiamo vedere tuttora espresso per sostenere, in modo piü 
che mai adulatorio e falso nel concetto suo, il bnsto di Commodo 
nel celebre ritratto del palazzo dei Conservatori. 

P. DüCATl. 



ANTIKE GEFORMTE GLASARBEITEN. 



Auf einer Studieoreise, die ich im Prühjahf 1906 nach Ita- 
lien iinteraahm, um die dort noch vorliandeiien antiken Glas- und 
Emailflussarbeiten, soweit in der beschränkten Zeit möglieb, nach 
bestimmten Richtuageo hin einer genauen Prüfung zu unterziehen, 
hatte ich Gelegenheit, auch das Glasköpfchen (Büste) im 
Konservatorenpalast zu Kam, über das Herr Dr. W* Amelung im 
Zusammenhang mit einem gleichartigen Glaskopffragmente zu 
Strassburg in dieser Zeitschrift (1904 Bd, XX S, 131 f.) berichtet 
hat, iu Gegenwart des Herrn Dr. Amelting und des Aiiffinders der 
Büste, Herrn Oberkustoden Schmid, sorgfältig zu prüfen. Bei dieser 
Prüfung handelte es sich ausschliesslich um die Art der Her- 
stellung* Während Herr Prof. Dr Michaelis (*) für das Strass- 
burger Exemplar ein succeasives Giessen (erst die schwarze Haar* 
masse, dann auf diese die helle Fleischniasse) vermutete, 
Herr Dr. Amelung diese Frage nur flüchtig berührt hatte, 
die üebermalung aber in technischer Hinsicht noch gar nicht 
berührt war, kam ich mit Hilfe starker Vergrösserungsgläser 
zu der Ueberzeugwng, dass die Büste überhaupt nicht ge- 
gossen, noch weniger gepresst sei. Vielmehr ist sie 
frei geformt und dann erst gebrannt. Beim Formen sind, 
wie man deutlich sieht die beiden farbigen Massen, die eine 
tiefv^iolett bis schwarz, die andere rosa, mit Hilfe der Finger fest 
an- und sogar ineinander gearbeitet worden. Nach Formen im 
Rauhen wurde der Gegenstand überarbeitet, teils mit der Hand, 
teils mit scharfen und spitzen Instrumenten {Sticheln)* In dieser 
Weise wurden z. B. die welligen Haarpartieu ausgearbeitet, die 



(*j Festgabe jsar XLVL FhilologenverBaiEralang. S. 12-18. 



Nas6ol5cher eiDgestocheD (aus der Gestalt der letzteren glaubt man 
die Handbewegung des Arbeiters, oder vielmehr Kunstlers, deut- 
lich zu ersehen) u. s. w. Nach gehöriger Eintrocknung muss die 
Btlste in eiDem MufTelofeD oder sonst geeigneten Ofen soweit 
erhitzt sein, dass sie zu einer einheitlichen Masse zusammen- 
schmolz, ohne zu zerfliessen oder zu schwinden oder fjberhaupt die 
Gestalt irgendwie, auch in den kleinsten Dingen, zu Terändem. 
Die Rosa-Farbe entsprach jedoch — vielleicht aus technischeit 
Gründen — nicht der natürlichen HautTarbe* Der Künstler berei- 
tete sich daher eine ziemlich dunnüüssige Emailfarbe in gelblichem 
Fleischtone und übermalte damit die Fleischteile nach Bedarf (*). 
Dabei konnte er auch kleine Fe!iler, oamentlich Ungenauigkeiten 
an den Grenzen der beiden Massefarben (hier und da zieht sich 
die schwarze Masse zu tief in die Fleischmas^^e hinunter, z. B. 
links vor dem Ohre) verdecken, ebenso ganz kleine Löcher, durch 
die beim Erhitzen Luftteilchen oder Feuchtigkeitsdämpfe entwi- 
chen waren, beseitigen. Der übermalte Kopf musste dann wieder 
in den Ofen gebracht werden» wo sich die aufgemalte Farbschicht 
mehr oder minder fest mit der Grundmasse verband. Dass diese 
Verbiudung keine förmliche Verschmelzung war, ersieht man aus 
dem Abblättern der üeberraaluug an vielen Stellen, z. B. am 
Halse; an solchen Stellen wird der hoch rosa Untergrund sichtbar 
und zeigt auch hie und da kleine YertiefuiigeD, die von LiiflbUs- 
chen herrühren. Wenn heute die Haarteile stellenweise in der 
bekannten Art irisierend erscheicen, so ist das, wie auch Herr 
Dr. Amelung bemerkt nur Folge natürlicher Verwitterung. 

So zweifellos mir diese Art der Herstellung, die also im 
ganzen der Herstellung der PorzeOantiguren entspricht, erscheinen 
musste, ebenso gross waren aber auch die Bedenken, die ihrer 
Tatsächlichkeit im Wege standen ; dem Kundigen werden diese 
geläufig sein. 

Zunächst lag mir aber daran, auch das Strassburger Fragment 
zu prüren. Eine solche und zwar recht eingehende Prüfung er- 
möglichte mir, obschou ich auf der Bückreise nur wenige Stunden 



0) Vielleicbt auch, Tim durch das Durchscheinen des Hocbroaa durcli 
die gelbliche Uebermalung die besondere Wirkung der menschlichen Haut- 
farbe 2u erzielen. 



ANTfKK 6SFORMTE GLASARBEITEN H7 

in Straasburg verweilen konnte, die ausserordentliche Liebeoswör- 
digkeit des Herr Prof. Michaelit^, an den ich vorher geschrieben 
hatte, und der nun bereits alles, was sich von Glasarbeiten ver- 
wandter Art in der Universitätssammhing befindet, zum Zwecke 
der üntensuchiißg auf einigen Tafeln hatte bereitlegen lassen. 

Die grosse Uebereinstimtnung der beiden Köpfchen bei unzwei- 
felhaften, wenn auch geringen Verschiedenheiten ist in die Augen 
fallend. Wenn also Herr Dr, A mein ng sagt : « Leichte Abweichun- 
gen beweisen, dass die beiden Ki^pfe nicht in derselben Form 
gegossen sind», so muss ich nach Besichtigung des Strassburger 
Fragments stattdessen um so bestimmter sagen: • Die leichten 
Abweichungen bestätigen, dass die beiden Köpfe überhaupt 
nicht gegossen sind ; d* h. nicht in einer vorhandeoen Form 
gegossen, sondern frei geformt sind ". Die Besichtigung des Strass- 
burger Fragments war mir um so wichtiger, weil dieses auch eine 
PrüfuDg des Innern des Kopfes ermöglichte; es ergab sich aber 
nichts, was meiner Annahme irgendwie widersprochen hätte. Viel- 
mehr konnte ich das Ineinanderktieten der beiden bildsamen Massen 
besonders in der Nähe des linken Ohres gut erkennen; ein Ein- 
giesseo einer fiüssigen, wenn auch steitllüssigen Masse in eine 
Form würde ein ganz anderes Aussehen bewirkt haben. Ich ver- 
Hess daher Strassburg mit der gestärkten Ueberzeugung, dass die 
äusserlich so sichtbare, innerlich so unwahrscheinliche, von mir 
aber schon auf der nämlichen Reise in Neapel für andere antike 
Glasarbeiten vermutete Herstellung aus kalter bildsamer 
Masse Tatsache sein müsse. 

Der gewonnenen Ueberzeugung öffentlich Ausdnick zu geben, 
wagte ich jedoch nicht, bis mir mehr oder minder wohlgelungene 
praktische Versuche zur Seite ständen. In Italien selbst halte ich 
diese, schon der Zeit und der Kosten wegen, nicht machen können, 
sondern rausste sie verschieben; Straasburg ermunterte mich sehr 
dazu. Und ich hatte mich bemüht, in Italien nicht nur Scherben 
von antiken geeigneten Ge fassen, sondern auch Stücke unverar- 
beiteter antiker Emailmasse (madt^etinia) — alles von der zwei- 
fellosesten Echtheit — zu erwerben, damit es mir bei etwaigen 
Versuchen in der Heimat dienlich sei. 

Diese Versuche mnssten nun vorher wohlerwogen und 
wohlvorbereitet werden, und so ist es begreiflich, wenn ich trotz 



148 K. aoNB 

meinem VerlangeD aach Kläniog erst fast eiu Jahr später (Frühjahr 
1907) den evaten Yei'such machen konnte. 

Viel Zeit nahm schon die Prüfung der mitgebrachten Probeu 
in Anspruch, namentlich bezüglich der H arte, worüber icli mich 
bereits auf der Generalfei'sammlung der detitschen Altertnmsver- 
eine zu Dusseldorf im Jahre 1902 ausgesprochen hatte ('). Aber 
Härte und Sehmehbarkeit gehen hier nicht Hand in Hand, Die 
Chinesen verätandeu schon mehr als 300 Jahre vor unserer Zeit- 
rechnung zum Zwecke der Imitienmg, gegebenenfalls auch Fäl- 
schung \ron Halbedelsteinen (Quarzen) eine Emailmasse von aus^ 
serordentlicljer Härte und grosser Lei chtflüssigkeit 
(Schmelzbarkeit bei verhältnismässig niedriger Temperatur) zu 
machen ('), und sie verstehen das auch heute noch — wir Euro- 
päer stehen darin weit zurück — nachdem sie an den antiken 
Arbeiten des Westens (*) sicher noch viel gelernt haben. Dass die 
Schmelztemperatur je nach den Bestandteilen eine sehr verschie- 
dene ist, dass aber auch bei noch so verschiedener Färbung das 
Schmel/eu verschiedener Farbmassea bei gleicher Tem- 
peraturbdhe erreichbar ist, ist zweifellos und eine notwendige 
Voraussetzung für die von mir angenommene Art der Herstellung 
der beiden Kopfchen. 

Wie ich nun meine Versuche theoretisch und praktisch vor- 
bereitete, will ich vor der Hand uaerortert lassen. Ich freute mich, 
dass der weitbekannte Düsseldorfer Goldschmied und Emailleur, 
Herr C* P, Beumers, nicht nm- seine Oefen, sondern auch seine 
persönliche Hülfe mit dem lebhaften Interesse, daa er für alle 
dieses Gebiet berührenden Fragen hat, zur Verfügung stellte, und 
ich bin ihm zu grossem Danke verpflichtet. Der erste Probever- 
such wurde am 12, April 1907 gemacht und zwar mit Probe* 
stücken aus weisser und violettschwarzer Masse, Ich wählte dabei 
möglichst einfache Formen: 

eine weisse Kugel von c. 1 Vt cm- Durchmesser mit 
schwai'zen aufgesetzten Tupfen, 



(^) ß, Protokolle der GeneraWeraamniliiQg Düsseldorf 1902» S, 51 £ 

(*) e. Faläologue, Art Chinois, p, 177, 

(•) Schon 110 V, Chr. wurde ein Schiff nach dem Westen gesandt, um 
farbiges Glas su boleo^ das am chinesischen Hofe so hoch geschätzt wilt; 
T, Bashell, ChineH Art I. p. 23, 



ANTtKB OEFOIIMTE GLASARBEITEN 

ein weisses flaches Schälcheo von c, 4 cm. Durch- 
messer mit schwärzlichem Hände, 

eiDB schwarze Halbliose nach Art der antiken la- 
truneurli von c. 1 \/, cm. Durchmesser, 

ein schwarzes Stil beb an. das aus zwei Stäbchen von 
je 5 cm. Länge und 2 mm, Dicke zusammengedreht w^ar. 

Der Ofen hatte beim Beginn der Versuche die Hitze, die zum 
Hei-stellen vou Eraails der mittelalterlichen rheinischen Art erfor- 
derlich ist; die byzantinischen Emails bedurften einer erheblich 
geringeren Hitze; die römischen MetaUemails sollen den mittel- 
aUerlich-rheinischen in dieser Beziehimg ziemlich gleich sein. 

Unter den nötigen Vorsieh tsmassregeln wurde zunächst die 
zweifarbige Kugel io den Ofen gebracht. Nach c. 11/» Mi- 
nuten sank die Kugel ganz wenig zusammen und bekam Faven- 
ceglanz; dann hörte jede weitere Einwirkung dieser Temperatur 
auf. Bei der folgenden schnellen Abkühlung zersprang die Kugel; 
die Stücke zeigten grosse Härte und ritzten Fensterglas stark. Die 
schwärzlichen Punkte hatten noch keinen Glanz; ihr Schmelzpunkt 
lag also höher. 

Nach erheblicher Steigerung der Hitze wurden neben einem 
Stück der zersprungenen Kugel ein Glassch ei beben, einige 
Stücke moderner schwarzer Emailraasse und ein Stück 
Feingold blech in den Ofen geschoben. Das moderne Email 
zerfloss alsbald» nicht lange nachher auch das Glasscheibchen, 
während das Kugelstück nun auch an der Bruchfläche glänzend 
wurde. Einige Minuten später zerHoss auch das Stück, und es Hess 
sich aus ihm mit einem Eisenstäbchen, woran die Masse haften 
blieb (!), ein mehrere Meter langer Faden ziehen, in dem die 
dunkeln, noch unveränderten Punkte wie Perlen schwebten. 
Das Gold zeigte aber noch keine Richtung zum Schmelzen. 

Bei weiter gesteigerter Hitze wurde neben einem Kugel- 
stück und der oben erwähnten schwarzen Halblinse ein 
Stuckchen Feinsilber eingelegt. Nach 2-3 Minuten fing das 
Kugelstuck an zu zerfliessen. Nach einigen weiteren Minuten be- 
gann die Halblinse zu glänzen und wurde weissglühend, ohne 
ihre Form im geringsten zu verändern. Gleichzeitig zer- 
schmolz das Silber bei geringem Boraxznsatz. Auch bei der plötz- 
lichen Abkühlung blieb die Halblinse unverändert in Grösse und 



150 K. ßONE 

Geatalt aber auf der Unterseite zeigten sich Hi^hlungen, aus 
denen Dämpfe entwichen sein mossten. 

Das oben erwähnte weisse dnnkel umrandete Schäl- 
cheu bekam im Ofen schnell Payenceglanz, während der Band 
unverändert blieb. Nach 2 Mi unten fing die weisse Masse zu 
zerfliessen an. Schnell herausgenommen, zersprang es in mehrere 
Teile; der Erfolg war also ungefähr derselbe, wie bei der Kugel. 

Endlich wurde auch das zusammengedrehte Stäbchen 
in den Ofen gelegt« nachdem dessen 6hit weiter gesteigert. Lange 
blieb das Stäbchen Yöllig unverändert; dann wurde es weissglühend 
und knorrig. Herausgenommen, zersprang es nicht; die glänzende 
Oberfläche erschien lilagrau, Nacli Zerbrechen des Stäbchens er- 
schien das Innere tiefdunkelviolett, fast schwarz, und die Ränder 
schnitten Fensterglas stark; aber das Innere zerbröckelte leicht. 

Dia beschriebenen Versuche ergaben also, dass bei einzelnen 
der vei-suohten Mass^en Schmelzhöhe und Beständigkeit 
der vorher gegebenen Form hinreichend waren, um Gegen- 
stände in der von mir veimuteten Art kalt zu formen und dann 
zu brennen* Aber die KesuUate waren doch noch zu unvollkommen, 
um »u befriedigen. Praglich blieb namentlich das Erreichen 
gleichraässiger, innerer Dichtigkeit, die Ünverän- 
derlichkeit aufrecht stehender Gegenstände und die 
Möglichkeit nachträglicher üebermalung. 

Hier muss ich eine mir hochinteressant scheinende Bemerkung 
einschalten. Bekanntlich gibt es eine natürliche Glasmasse, die 
sich in der Nähe von Vulkanen vorfindet und schon im Altertum 
obsidianus genannt wurde. Der Obsidian ist im Aufblick schwarz, 
an dünnen Rändeni bräunlich und besonders oft tiefviolett durch- 
scheinend. Die alten GJaskünstler imitierten ihn gern (vermittels 
des Maogans), und vielleicht wiegt um seinetwillen bei den an- 
tiken Kunstglasarbeiten die violette Farbe so sehr vor. Wo nun 
Plinius in seiner naturalis hütoria vom Obsidian spricht {^)» sagt 
er; » vidimus ei solidas imagines Divi Augusti capaci 
maieria huim crassHudinis^ dicavitgue ipse pro miraculo in 
templo Concordiae obsianos quatuor elephanios , . . Fii et tinciu- 
rae genere vitrum obsianum ad escaria vasa «. Aus dem Stein 



C) 36, 26. 156. 



ANTIKE GEFORMTE GLASAHBEITRN 151 

gearbeitete (gesebtiflfeDe, ciselierte) Bildnisse und Tiergestalieu 
konnten nicht als miraculum angesehen werden; derartiges gibt'd 
viel in vieL Die Herstellung wird die nämliche, wie die der 
Glasköpfcheii in Kom und Strassburg gewesen sein. Zudem scheint 
das Wort solidas einen Gegensatz itu den hohlgegossenen 
oder geblasenen Bildwerken — solch hoble Glasköpfe» Tiere 
u, s* w. sind ja häufig — hervorheben zu sollen ; diese Wunder- 
gehilde waren eben massiv, wie die vorliegenden. 

Allerlei zwingende Umstände» inabesondere auch die grosse 
Inanspruchnahme des Herrn Beumers durch seine ausgedehnte 
Beteiligung bei Anfertigung des Hochzeitssilbers, das die beiden 
Scbwesterprovinzen Rheinland und Westfalen dem Kronprinzlichen 
Paare als Hochzeitsgabe überreichen wollten, brachten neben den 
weiteren Studien, Erkundigungen und Vorarbeiten grosse Unter- 
brechungen und Hemmnisse, sodass ich erst jetzt, nach weiteren 
fast 1 \/» Jahren, berichten kann, dass es schliesslich gelang, einige 
wirklich befriedigende Resultate %n erzielen. Es gelang: 

1. Bei einigen kleinen Stücken gleichmässige innere 
Dichtigkeit zu eiTeichen; sie erscheinen teilweise dem Por- 
zellan sehr ähnlich. 

2. Einige aufrechtstehende Gegenstände tu brennen, 
die nach oben erheblich breiter waren; sie neigten sich 
nur infolge irgend welcher Un Vollkommenheit der Bodenplatten- 
maase ein wenig zur Seite, 

3. Eines dieser aufrechtstehenden Gebilde wurde nach Er- 
kaltung mit (moderner) Emailmasse in verschiedenen Farben be- 
Dialt und wieder in den Ofen gebracht. Diese aufgemalte 
Farbe verband sich aufs Vollkonomenste mit der Grundmasse, 
glänzend auf mattem Grunde, wie bei den Köpfchen. 

4. Auch leichte Reli ef au f lagen in verschiedenartiger 
Masse hafteten fest und ohne Form Veränderung. 

5. Ein Stück bekam auch bei höchstgesteigerter Temperatur 
nicht einmal vollglänzende Oberfläcbe, sondern glich durchaus dem 
Bisquitporzellan. 

Die hergestellten Proben sind — ich bin ja weit entfernt 
davon, Techniker oder Modelleur zu sein — klein und unvoll- 



152 R. HONE, ANTIKE GEFORMTE GLA8AEBBITEN 

kommen. Aber ich halte sie für ausreichend, um meine Vermu- 
tung bezüglich der Herstellung der beiden Olask&pfchen zur Ge- 
wissheit zu machen. Meines Wissens — und alteriahrene Fachleute 
haben es mir bestätigt — hat man bisher kaltgeformte und dann 
gebrannte Glasgegenstäude für eine Unmöglichkeit gehalten. Aller- 
dings müssten die beiden Glasköpfchen « Emailköpfehen > 
genannt werden; und bei allen in gleicher Weise hergestellten 
Gebilden müsste man von Email, nicht von Glas sprechen, so 
sehr auch im Wesen Glas und Email das nämliche sind. 

Ich werde die' Versuche fortsetzen und gegebenenfalls Mittei- 
lung machen. 

Düsseldorf. Karl Bone. 



ZO SAÜKAS UND BATRACHOS 



Zn der an diese Namen (Plin, N. H. XXXVJ, 42) sich knüp- 
fenden Kontroverse (') bin ich in der Lage, einen Beitrag zu Hefero, 
der zwar die Frage noch nicht endgültig entscheidet, aber ihre 
Lösung doch näher bringen kann. 

Die Vernintiing Winckelmaoös (Baukunst der Alten I § 40), 
es könnte in einem der jonischen Kapitelle von S. Lorenzo fuori 
le mura in Rom ein Werk der beiden KüDstler erbalten sein, ist 
zwar fast durchweg abgelehnt worden (so von Fea, Brunn Fabri- 
eins), aber ohne dass dabei wirklich festgestellt worden wäre, was 
es nun mit jenem Kapitell für eine Bewandtnis hat, imd ohne dass 
die üntersuchiiDg in dem Sinne weiter geführt worden wäre, was für 
die Nachricht des Plinius als Ersatz in Betracht kommen kann, 
wenn das römische Kapitell ausscheidet. 

Denn es hat tatsächlich auszuscheiden, und vollständig. An 
Hand der bisher existierenden Publikationen, der kleinen dürftigen 
UmrisszeichnuDg bei Winckelmann (Monumenti tnediii, n. 206) und 
der noch kleineren bei Letaronilly (Edißcßs de Mome moderne III 
T. 268) konnte man ein solches für immer verbannendes Urteil 
allerdings nicht ßllen, so sehr Verdachtsgründe auch da schon laut 
werden mochten. Durch freundliche Vermittlung der Herreu Puch- 

(*) VgL xnleizt Fabricius bei Paaly-Wissowa, Bfttrnchns. 



154 H. THIRRSCU 

Steigt Stiidoic^ka* AUmaoa und H. Koch bin ich aber in der glück- 
lieben Lage, Photographien und Beobachtungen vorlegen zu können, 
welche das rOmi^be Institut in dankenswertester Weise, die lokalen 
Schwierigkeiten überwindend, vor Kurzem in der Kirche hat aus- 
führen lassen. 

So lange man da« Kapitell — es Ist das achte in der r. Reihe — 
nur aus ziemlicher Entfernung von unten aus betrachten konnte, 
mochte es scheinen, als sei es (wie die sämtlichen anderen joni* 
sehen Kapitelle ringsum auch) mit einer mittelalterlichen oder 



noch späteren Bestückung überzogen. So schien sich der eigentum- 
lich gleichmässige, trockene^ etwas h<l kerne Formencharakter zu 
erklären, unter dem sich immerhin ein frischer gehaltener antiker 
Kern hätte verstecken können. Das warder Eindruck, den Stiidniczka 
bei einer Besichtigung der Säulen im M^r:^ dieses Jahres noch 
davontrug. Er bat sich nicht bestätigt Eine auf meina Bitte darcli 
W. Altmanu vom Gerüst aus, aus unmittelbarer Nähe, erfolgte 
Untersuchung hat ergeben, dass alle Formen imverhüUt zu Tage 
liegen, dass keinerlei Tünchdecke darüber vorhanden ist: • Das 
Material ist deri^elbe Marmor wie an den anderen Kapitellen auch, 
ein merkwürdig weiolier Stein, aber irgend welcher Auftrag von 
Stuck ist jetzt an keiner Stelle vorbanden. Doch hat zu irgend 
einer Zeit einmal Stuck teilweise daraufgesessen, und davon findan 
sich kleine Reste an der Unterseite der P^ktüninder in den 



tV SAÜRAS UND BATRACHOS 155 

kleinen vertieften rautenförmigen Feldern. Das ist jedo<5h so un- 
bedeutend, dass es kaum zu benierken ist'^. 

Wir müssen also das Kapitell oehmen, wie es ist, und auf 
ein Subtrahieren dessen, was daran anormal er^^cheint, nicht nur 
verzichtec, sendern vielmehr gerade diese Züge heranziehen und zu- 
sammeiisteüen als Itidi^^ien für den wahren Charakter der Stückes, 
der sich damit allerdings als zweifellos unantik herausstellt* 

Es ist hauptsächlich das weiche Material, das der ganzen 
Arbeit so stark den Eindruck des Geschnitzten verleiht* Alle 
Formen sind wie mit dem Messer aus Holz geschnitten, ähnlich 
wie beim Kerbsclinitt (?gL besonders die Unterseiten der Polster- 
räader!). Die Wahl eines so weichen Materials ist verständlich 
bei einer Technik, welche nicht mehr im Vollbesitz des bildhaue- 
rischen Könnens ist^ dagegen unerhört in der späteren Antike fdr ein 
so wichtiges tmgendes Baiiglied. wie es ein Kapitell eben vorstellt. 
Auch der Bildschnitzer — Bildhauer kann man hier nicht 
gut sagen — scheint seinem Stein nicht viel Tragfähigkeit zu- 
getraut zu haben. Er hat es vorgezogen, die Abakusplatte aus 
einem anderen, härteren Stein zu nehmen und diesen erst dem 
schweren Druck der Architrave auszusetzen. Ich urteile hier nach 
den Photographien und bin überzeugt, dass Autopsie dies bestä- 
tigen wird: diu Abakuspartie ist glatteren, härteren Steines als das 
Volutenstück darunter {^}; es acheint dabei derselbe, etwas streifige 
Marmor wie zu den Architravblöckeu verwendet zu sein. Jeden- 
falls ist die klaffende Fuge, welche jetzt die beiden Teile trennt, 
kein nachträglich eingetretener Bruch, sondern, wie an dem un- 
gleicbmässigen Verlauf der Kanten und dem Nichtharmonieren ao 
den Ecken deutlich zu sehen ist, eine von Anfang an vorhandene 
Naht Kecht und schlecht sind die beiden separat gearbeiteten und 
ganz verschieden behandelten Stücke aufeinander gepasst, und die 
Ungleichheiten der Fuge noch etwas mit Stuck oder Mörtel ausges- 
trichen. 

*^Die3 Faktum: das aus durchsichtigen Gründen erfolgte Zerle- 
gen eines untrennbaren Ganzen in zwei einzelne, nach Material und 
Bearbeitung ganz verschiedene Teile, und dann ihr rohes Aufeinan- 
derkleben — das aHein schon schliesst antike Herstellung aus. 

(') Nach Clir, Hülsen ist dassdbe der Fall bei den Kapitellen der Torre 
Margana. 



156 IL THIKRflCB 

Dazu kommt noch eine zweite, nicht weniger ^errftterisefae 
künstlerische Licenz: ein flüchtiges Arbeiten nur auf den Schein 
biJi* Von unten gesehen tritt die zw^ischen den Voluten liegende 
Eapitellmitte mit dem Eierstab plastisch so weit vor, dass man 
den darüber wegziehenden breiten wagerechten Canali^ä nicht sehen 
kann« Zum mindesten fällt (vgl. Abb. S. 158. 154) von unten her so 
viel Licht etn^ dass der nach oben sieh ausbreitende Schatten des 
fiierfitabes die Hitte des Canalis in Dunkel hüllt Diesen Umstand 
bat sich der Steinmetz des Kapitells nicht entgehen lassen als 
eine Gelegenheit zur Vereinfachung der ihm offenbar etwas unge- 
wohnten Arbeit. Er schenkte sich also die ganze mittlere Ausfüh- 
rung und Auj^stattung des wagrecbten Canalis. Auf der Vorderseite 
ist wenigstens die Austiefong noch ganz durchgeführt, aber die Fül- 
lung mit der Blattranke bort beiderseits schon über den Voluten 
auf. Solange mir nur die alte Zeichnung bei Winckelmann vorlag, 
glaubte ich. dies Fehlen der Ranke in der Canalismitte beruhe 
vielleicht darauf, dass der Zeichner von unten her das Mittelstück 
nicht habe sehen können und es daher einfach ausgelassen habe. 
Die Photogi'aphien zeigen nun aber, dass es tutsächlich nie exi- 
stiert hat, dass der eigentliche und unbedingt als gemeinsani vo- 
rauszusetzende Ausgangspunkt der Blattranken tatsächlich fehlt, 
dass diese plötzlich ganz unvermittelt ans dem Nichts sich 
entwickeln. Noch schlimmer steht es mit der Bückseite» die man 
ja doch nicht so beachten und sehen würde. Da bort nicht nur 
die Austiefung des Canalis vollständig auf, sondern sogar auch 
seine obere lineare Umränderung: ein ganz ungegliedertes und 
ganz flaches Feld liegt zwischen Eierstab und Abakusfuge. Die 
Randeinfassung des Canalis ist zwar nirgends schön und gleich- 
massig gezogen, aber hier ist es besonders auffallend zu sehen, wie 
nur noch schwach, gravieit^ sich die losen Enden dieses Randes im 
Schatten des Eierstabes zu verlieren trachten. Auch sonst ist in 
der Ausarbeitung der Rückseite überall gespart: nicht nur die 
beiden Tiere, auch das gesamte Rankenweik fehlt in den Voluten, 
und ebenso fehlen auf dem Eierstab die kanonischen Zwickelpal- 
raetten. Die Eier selbst sind noch gröber und flacher geschnitzt als 
vorne. Dann ist an Stelle des durch Licht und Schatten Wechsel 
reichen, aber kompliziert herzustellenden Zahnschnittes darunter 
hinten ein viel einfacher und schneller zu machender Strickvnüst 



?li SACRAS liND BATRACHaS 

EDgebracht. Eiae so starke Difterenzienmg der beiden Fronten, eine 
so weitgehende Herabsetzung der Rückseite im Vergleich zur Vor- 
derseite kommt wiederum, soTiel ich weiss, an wiiklicb antiken 
Kapitellen nicht vor» 

Aber auch die beiden Volnten der Vordei'seite selbst scheinen 
mir in ihrer dekorativen Füllung differenzierter in sein als antikes 
Gefühl es angelassen hatte. Rechts bildet die Mitte eine Rlattro- 
sette.links fehlt sie. fc)a musste sie fortbleiben des dicken Frosches 
wegen, unter dessen Leib sich der Steg nun einfach irgend^rie tot 
läuft Auch rechts bei der Eidechse ist kein rechter Sinn noch Zu- 
sammenhang im Organismus* Das Organische wäre gewesen, die 
Ranke selbst in die Rosette auslaufen zu lassen, oder wenn nicht, den 
Steg doch besser in diese überzuführen, als es hier gescliehen ist. 

Die Blattranke ist sichtlich als Akanthus gedacht, aber in 
einer Stilisierung, die schon mehr an Romanisches als an Antikes 
erinnert. Ebenso ist die Fiederung, oder besser das Belegen der 
Zwickelpalmetten mit Strick wülsten ('), endlich der Zahuschnitt 
unter dem Eierstab durchaus unantik. 

Trotzdem macht das Ganze von weitem gesehen (vgl. Abb. 2) 
iii dem wechselnden Spiel von Licht und Schatten, welches der 
klüftige und bestimmte Sctinitt der Formen hervornift, einen rei- 
chen imd prächtigen Eindruck. 

Dasselbe gilt auch von den Seitenansichten. Die grossen Akan- 
thushlätter sind gleichmässig, tief und energiscli geschnitten, ebenso 
das Flechtbatid auf dem Gurt in der Mitte. Unantik dagegen wirkt 
das Schwächen der Volutenrihider durch das zierlich ausgetiefte 
Gittermuster auf ihrer Unterseite, und wiedernm fast romanisch 
muten die zwischen die Akanthen eingesteckten Blattbüschel au 
^en langen Stielkelchen au. 

Soviel besagt das Kapitell selbst und für sich allein genom- 
men. Daxu kommt aber noch ein Zweites. Das Stück lässt sich 
gar nicht allein für sich, isoliert behandeln, es kann unmöglich 
getrennt werden von den 2X11 anderen Kapitellen, welche 
ringsum die Säulenreihen krönen, mit denen es durchaus gleicher 
Arbeit ist, auch sichtlich gleichzeitig mit ihnen entstanden ist und 
welche sicher niemand für antik ansehen wird. W* Altmann hat 

(*) Vielleiclit missTerstanden fjtis gelappten Blättern cinei Paltnettfnfll- 
chera, wie etwa im Fries der Basilika Ulpia. Vgl. DTapony, Fragmente pl. 78. 

11 



158 H^ TBIERSCH 

mir seine aa Ort und Stt^Ue darüber geraaehten Beobacbtungeii 
freundlichst zur Verfügung gestellt: 

Ä Das Eidechsenkapitell noterächeidet sich in Arbeit und Aus- 
gehen in keiner Weise von den übrigen Stücken. Auffallend ist an 
allen der harte, klare Stil, frei von allem Illusionismus. Das Ac- 
brin<ren von Tieren in den Voluten kommt iwar nur an dieser 



k 



'i 



Fig. 2. 



Stelle vor, dagegen sind auch sonst Spielereien nachzuweisen, m 
hat man in dem Eierstab bei dem 3. Kapitell der linken Seite 
in der Mitte das Ei zw einer Maske unigewaudclt, bei der 7. 
Saale rechts erscheint daffir eine Maske von zwei Tieren umgeben, 
die in die Höhe springen. Man gewinnt den Eindruck, dass hier 
kein einheitlichen geschlossener Stil vorliegt, sondern dass man 
nach verschiedcntlichen Vorbildern gearbeitet hat. Sehr verschieden 
ist auch die Sorgfalt in der Ausführung. Eine Probe davon kann die 
Rückseite des Eideclisenkapitells geben, die in der Vernachlässigung 



zu 8AURAS UNO BATRACBOS 



159 



deo scLlechter ausgeführten Stücken sich vergleichen lässt (Abb. 1), 
Bemerkenswert ist auch» dass während vorae ein Zahnschnitt da« 
Kapitell nach unten abschliesst, auf der Rückseite ein Riemenwerk 
die Stelle vertritt Dasselbe kommt an anderen Kapitellen häutig 
auf der Vorderseite vor. Vergleicht man unser Stück mit einem 
antiken^ z. B. dem hervorragend schonen jonischen Kapitell aus 
S. Maria in Trastevere (publiziert bei HaussouUier, Didj'mes 1904 
p. 172), so ßllt der ansserordentliclie Kontrast in der Arbeit auf. 
Die antike Arbeit zeigt volle, lebendige Formen, die unseres Ka- 
pitells ist ganz flach und scharf. Auch in Einzellieiten gehen sie 
auseinander. Das Doppelflechtband, das die beiden Polster verbin- 
det und umschnürt ist bis oben an den Rand des Ahakus hinauf- 
gezogen (')* Man kann dies auch bei frühmittelalterlichen Kapi- 
tellen beobachten, wie z, B. den in Via Tor de' Specchi N** 3 A, 
und Via Margana N'' 40 A (Tone Margana), Via Arco de' Ginnasi 20 
noch in Verband stehenden jonischen Säulen, Noch deutlicher tritt 
diea bei den jonischen Säulen der Vorhalle von SS. Griovanni e 
Paolo hervor, die aus dem Xlll. Jahrhundert stammen. Ich trage 
kein Bedenken, die Säulen von S. Lorenzo fiiori le mura in das 
XHL Jahrhundert zu setzen, also in die Zeit, da Honoriua III. die 
Basilika neu umbaute. Die VorUufer ähnlicher Arbeit seilen wir be- 
reits in dem römischen Kosmatenstil, wo gleich scharfe accentuierte 
Ausfuhrung und Nachahmung antiker Foroien beobachtet wird ». 
Ich mochte hinzufügen, dass mir dem Kosmatenstil besonders 
verwandt erscheinen: das Rautengiltermuster (^), der Zahnschnitt 
und der Strickwulst, also gerade die aus dem antiken Cbarakter und 
Formenkreis hier am meisten herausfallenden Motive. Die Koamaten 
haben zudem gerade in S. Maria in Trastevere viel gearbeitet, wo 
sie die nächsten Vorbilder für ihr Kapitell sehen konnten (0* 



i/) Ältmanri machte mich darauf aufmerksam, dass dies Detail bei Win- 
ckelmaim nicht richtig wiedergc^^eben isti An dem KapiteU z. B, des Ptole- 
maiona auf Samothralce (Neue Untersuchungen auf Saraothrake, Taf. 24-27) geht 
dai reich verzierte G artband ganz ebenso hoch. 

(') 8o11ten etwa in den Maschen dieses Gitters bunte Marmorfüllungen 
nach Kosmatenart gesessen haben? Die Herrichtung ist genau so. Vgl. die von 
Altmann gerade in diesen Vertiefungen bemerkten Stuckrcsle (von der Kit- 
tung der Füllung ?). 

(*| tt Die Kapitelle nnd Gesimse meisselten sia nach antiken Vorbildern». 
Springer, Handbuch der Kunstgeschichte, H, .S, 370. 



ICO 



IL Tini^ascH 



Damit sei das Kapitell mit seinen Brüdem riDgSDm den 
knnsthistonschen Kollegen zur Diskussion überliefert. Ans unserem, 
dem antiken Material scheidet es definitiv aus. Seine Bedeutnog — 
im Zusammeubang dann naturlicb mit den anderen zugehörigen Ka- 
pitellen — im Rahmen der mittelalterlichen Kunst wird nun von an- 
deren zu würdigen sein* Für uns Archäologen bedeutet daa Stück 
nur mehr eine Bestätigung der früher schon gehegten Vermutung, 
dass es in nachantiker Zeit in Anlehnung an die bekannte Pli- 
nius&telle gemacht worden ist, und mit Benutzung von Motiven, 
die an wirklich antiken jonischen Kapitellen» wie dem schonen zu 
S* Maria in Trastevere be&ndliclien, zu seilen waren (')• Dabei ist 
dem Verfertiger oder Auftraggeber nur der philologische, aber ver- 
zeihliche Schnitzer passiert, dass er « iii columnarum spiris » miss- 
verstand, indem er übersah, dass spirae nach antikem Spracbge-j 
brauch hier nur die Säulenbasen bezeichnen kann, nicht aber di©i 
Kapitellvoluten, wie es auch Winckelmann noch für möglich hielt. 



» Eines der schönsten Kapitelle aus dem ganzen Altertum ■ 
— 80 hatte Winckelmann unser Stück gepriesen — hat also seine 
Bedeutung für die Frage nach den beiden sagenhaften Architekten 
eingebüsst. Dagegen gibt es ein anderes Denkmal, das es weit 
mehr verdient, hier herangezogen zu werden, wenngleich ilim viel 
weniger Beachtung geschenkt worden ist Es hat freilich auch mit 
ihm beine Schwierigkeiten, besonders so lange es nicht gelingt, das 
anscheinend verschollene Stück wieder im Original aufzufinden und 
man allein auf Piranesis Publikation augewiesen sein wird (Abb. 3). 
Es ist die kleinasiatisch normierte Basis einer jonisch kauellieiten 
Säule mit viereckiger, reliefierter Plinthe unter den Toris, In der 
alteren Ausgabe von Piranesis • Le Aatichitd Romane » fehlt die 
Zeichnung. Erst in der zweiten Ausgabe, die sein Sohn besorgt hat, 
erscheint sie von anderer Hand gezeichnet (Gesamtausgabe Bd- IV, 
217 b,). In dem auf der Tafel beigeschriehenen Texte wird die Basis 
als zu dem ebenfalls dort abgebildeten Kapitell von einer der Säulen 
des einst innerhalb der Oktavia-Portikus befindlichen Jupitertem-j 
pels gehörig bezeichnet. Es heisst da: * Metä del diameiro della 
colonna con modinatura sottoposiavi della base, Nel plinto dt 

m Für die geringeren Stücke dort vgl. die Abbildungen bei Darm, 
Baukanst der Kömer, Fig. 413. 



t#S lt. TUIERSCH 

jiianta letiera E ». Altmann hält daa Stück mit dem HaDkenfries für 
• sehr apokryph », für ein missverstandenes ArchitraTstuck und somit 
als willkürlich ?oq dem Zeichner erst mit der joniscben Basis za- 
sammengehracht. Ich kann mich dieser Meinung nicht anschliesseo, 
da das gleich massige und besonders das seitliche Hertunführen de« 
Kandprotiles am linken Ende bei einem Architrar unmöglicb wSre, 
fiir eine Soffitte aber der Rand entschieden zu knapp und schmal. 
Wahrscheinlicher scheint es mir, dass es wirklich eine Basisplinthe 
war, die hier gezeichnet ist Mit dem • Frosch » hat es allerdings 
seine Bedenken. Denn das Gebilde rechts neben der Eidechse, daa 
man anscheinend dafür ausgab, sieht zwar ungeßhr me eine Kaul- 
quappe aus, aber nicht wie ein richtiger Frosclu Entweder war hier 
die Plinthe bis zur Undentlichkeit verletzt, oder es ist ein aus der 
Blattrose sich entwickelndes Blütenmotiv (^), vielleicht eben ein 
beschuldigtes, stark bestossenes als Frosch missverstanden w^ordeo. 
Der wirkliche Frosch wird vermutlich erst auf der verlorenen rechten 
Hälfte der Plinthe dai-gestellt gewesen sein, der Eidechse der linken 
Hälfte entsprechend. Eine Basis mit solcher Plinthe wäre an dem 
fraglichen Tempel durchaus möglich. Im Rankenwerk spielende, 
ähnliche Tiere gibt es natürlich in der dekorativen Plastik in 
Menge; vgl. die Pilaster in der Krypta von S. Peter in Rom,^ 
Dionrsius Cnjptae Vaticanae T. I n. 111; Wiener VorlegebläUe 
IV, 10); auch das Romulusreltef aus Ostia bei E. Strong Roman 
Sculpfure p. 242. Auf ein noch unpubliziertes Beispiel derart, ein 
Pilasterkapitell mit dem Bilde eines Krokodils (?) von der Via 
Latina macht Chr. Hülsen aufmerksam. Es befindet sich in einem 
Codex der Sammlung Destailteur (j. in S. Peteraburg). 

Aber mehr noch. Sieht man einmal ganz ab von der Piranesi- 
sehen Notiz und betrachtet die Pliniusstelle ganz unabhängig davon 
allein für sich, so kommt man zu demSchluss: es muss notwen- 
digerweise eine derartige oder eine ihr ähnliche Basis gemeint sein. 
Jede andere Form ist ausgeschlossen. Die beiden Tiere müssen doch 



(*J Man ht versucht, an die inselgriecbische und kleinasiatiache Ärihto- 
locliift 2u dt'Tiken, Vgl. die Beispiele Jim Oidymi, Poidremoli et HaagsoBlJier 
[>, ISO» — m Rom die B!üte in der Mitte des Abakas korintliiBcher Kapitelle: 
am Tempel des Mars lltur fD'EspooT pl. 56), am Pantheon (pl. 70-71 K in der 
Halle der Porticas der Octavia selbst (pl. 66), Vgl. aucli die reichen Akan- 
thusranken Tom Trajanaforutn. 



fU SAtrHAS UND RATFACHOS 



J6a 



in jedem Falle ao den SäiileDbasen vorliandeu gewesen sein, gleich- 
viel was man von den damit in Verbindung gebrachten Architekten 
halten mag. Aber wo sassen sie dann? An alleH anderen Formen 
ausser der Pünthe. an Lysis, Tonis und Trochilos sind sie innerhalb 
der hellenistischen Formengebiing, wenn auch niclitganz unm<"5glich, 
so doch höchst unwahrscheinlich (')• Nirgends dagegen ist so gut 
Platz für sie, wie im Keliefwerk einer Plinthe mit geraden Flächen. 
So darf man von vornherein annehmen: nnrda überhaupt kann es 
gewesen sein. Die Plinthe aber unter einer jonischen Basis ist ein 
gerade für die östlich-hellenistische Architektur charakteristisches 
Batiglied und einfach Norm bei Vitruv (*). Dass die Seiten solcher 
Plintben aber auch mit lleliefs verziert werden konnten, lehren die 
Basen vom Didymaion. Da sind nur die Plintben in besonders reicher 
Weise zu Zwölfecken ausgestaltet (% Diese ungewöhnliche, opnlen* 
teste Form setzt aber die einfachere viereckige voraus als Aus- 
gangspunkt zu ihrer Steigerung. Solche mit Relieffeldern verzierte 
einfache viereckige Plinthcn nun müssen die Basen des Sauros und 
Batrachos gewesen sein (*), genau von der Art der Plintben unter 
den Säulen eines anderen besondere prunkvollen Baues, des Concor- 
diatempels in Uom (D'Espouy pL 86), nur in der Füllung der Felder 
reicher als diese, 

Dass Künstler Tiernamen haben (''), imd dass gemde sie es am 
wenigsten sich nehmen lassen, spielender Weise die Bilder dieser 
Tiere wie Symbole als ihre Signaturen zu gebi-aucheu, ist nicht 
nur in allen neueren Zeiten (") immer wieder, sondern auch in 

(*) An eine so übnornie späte Bildung wie i. B bei Puch«teinr die joui- 
»cbe 8äule 8. 35, Abb. 42, ist liier enistlich nicht tu denken. 

(*) Vgl, PonfremoH-HaussünUler. Didt/mis, p. 139. 

(') Pontrenioli-HatiÄSoullier p. U9 ff. Audi wenn die Aasföhrun^ die«er 
Frotitsäulen erst ins erste JahTli ändert n. Chr. fallt, hielt sie sich doch an ältere 
Modelle^ wie dies auch sonst bei dem Bau der Fall ist. 

(*) ÜMS auch die Kapitelle, wenn sie jonisch waren, in entsprechender 
Weiae durch Äkanlhasföllungr besonders ftusgeieichnet waren, ist durchaus mög- 
lich. Vgl, das schon oben erwähnte Kapitell von Samothrake- Die Arbeit der 
Steinmetzen in 8, Lorenzo würde dann ^ar keine so willkürliche Erfindung sein. 

(*) ^U'' ^^^ allem den archaischen Maler Saurias (Brunn, G riech. Künstler 
II, 5). Unter den Neueren t Böckün, Hase, Koekkoek, Leopardo, Leu. Uccello, 
Wolf, 

{*] Vgl, t. B. Walter Crane's Kranich. Meinem Collagen, Professor C. Sut- 
ter, verdanke ich noch folgende Analogien : der niederlindische Kupferstecher 



104 



«. 



der Antike öfters vargekommea. Man denke an die NameD Chelis, 
Leon, Leontiskos. Perdii, Phoenix, Mys, Skjramos, Skylax, Tettii, 
Tauros, Tauriskos, oder an den anmutigen Scherz des Stempelschnei- 
ders Phrjgilloij, dessen versteckte Signatur auf den Münzen von Te- 
rina in dem munteren Finken zu identifizieren erst Tor kurzem ge- 
lungen ist Vgl. K. Regung im 66. Berliner Winkelmannsprogramra. 
Ich komme also entgegen der biaherigen Autfassung zu dem 
Scbluss, dass bei Plinius alles Wesentliche seine Kichtigkeit haben 
wird. Die beiden KQnstler Saures und Batrachoa werden wirklieb 
existiert haben und nicht erst Ausgeburten einer Anekdotenpban- 
tasie sein. Die bestimmte Aussage des Plinius, sie seien Lakonior 
gewesen, will doch auch motiviert sein, wird aber gftnzlich bei Seite 
geschoben und bleibt völlig unerklärt bei der üblichen Erklünjng 
der Dinge. Auch hat man, meine ich, kein Recht, die Nachricht des 
Plinius in unvereinbaren Gegensatz zu bringen mit der anderen 
Ueberlieferung, dass Hermodoros von Cypern der Architekt de» 
Tempels gewesen sei. Bei einem so grossen Bauunternehmen sind 
unter «lern leitenden Architekten immer auch eine ganze Gruppe 
vorzüglicher Kräfte beschüftigt, die ihm helfend und seine Inten- 
tionen ausführend zur Seite stehen. Zu solchen» weniger vielleicht 
ünterarchitekten, als im Dekorativen gewandten Bildhauern (') 
werden in diesem Falle Sanras und Batrachos gehört haben. 



der uls u Meister mit dein Krebs » bekfiunt ibt. Man weiss seinen Namen 
zwar nicht sicher» glaubt ibn aber mit einem Franz Krabbe ideiitiCzicrcii zn 
können. Der Name des berühmten italienischen Stechers u J. B. mit dem 
Vogel 19 ist unbekannt. In diesem Füll scheint, wie bei Leonhard Schäofelin, 
das Buchstabenmonaj^Amm mit einem redenden Monogramm Yeibunden zu 
sein. Bei Frimmol, Gcmäldekumle (Leip/ii^' 1904) sind 8. 180 erw&hnt £ 

1) das Keh nU Zeichen für Canrioli (vgh Oaz. dei Beaux ArU 1896, 1, 120; 

2) eine Muschel « farinaio n für Taolo Farinato (ein ^T^ter lokaler Meister 
von Venedig im XV. Jbdt ); 3) ein Heclit •» lusio » für Fietro Lazzi da Fclire, 
auf einem Bild der .Sammlung Fij^dor in Wien. Etwas anders liegt der Fall 
bei dem niederländischen ^(ater Herri de Bles oder Hendrik Bles (XV. Jhdt.), 
der auf seinen Bildern überall als sein Zeichen ein KäQzchen anbrachte und 
darnach von den Italienern >* Cirettft » genannt wurde. Weit häufiger bekannt- 
lich als Tiere werden unbelebte Gegenstände zu <* redenden n Monogrammen 
verwendet f. B Sch&ufelin (Schaufel), Bril (Brille), Sta. Croce (Kreuz) u. s, w. 

(') Sie stehen, wie auch Brunn in diesem Sinne schon hervorgehoben 
hat» bei Plinius unter den Mannorbildhanern. 



7V SÄUR A3 UND BATRACHOS lG5 

Nur Eines halte ich, wenn auch Dicht unbedingt so doch wahr- 
scheinlich für erfunden: das Motiv, das Pliuius für die sjmbolißche 
Art ihres Signierens angibt. Das kann aus den Tierfiguren erst 
erschlossen worden, kann aber auch gut wirklich so vorhanden ge*- 
wesen sein- Denn dass inschriftlich nur der Haoptarchitekt genannt 
sein wollte oder sollte, wäre durchaus nichts Ungewöhnliches. 

Der ganze Tempelbau, um den es sich hier dreht, war ein 
Novam in Rom und ein Wunder speziell griechischer Kunst, ein 
Triumph hellenischen Sinnes — anlässlich der Unterwerfung des 
helleuischen Makedoniens durch den Römer Q. Caecilius Metellus. 
Graecia victa victorem viciL Als einen Triumph und Dank für 
diesen seinen Sieg hat dieser Feldherr im Jahre 147 v. Chr. den Bau 
aufführen lassen, wie es scheint, ganz durch griechische Künstler. 
Ihr Ehrgeiz scheint es gewesen zu sein, einen rein hellenistisclien 
liau zu erstellen: sie schufen mit diesem Bau die erste Tompelan- 
lage in Rom ganz aus Marmor und die erste mit einer ringsum 
von Säulenhallen eingefassten, weiten Agora. Von der besonderen 
Opulenz, die dem Bau zugewandt war, schimmert auch bei Plinius 
noch etwas durch {opibm praepoienres fuisse), und wie in edlem 
Material und grosszugiger Gesamtanlage, &o scheint sich das 
Unternehmen auch durch ungewöhnlich reichen Dekor ausgezeichnet 
zu haben. Davon hat sich eine fast verwischte Spur erlialten bei 
Plinius in der Geschichte von Sauras und Batrachos. 

Das Andenken dieser Künstler sollte von den bisher gegen sie 
üblichen Zweifeln hinfort frei bleiben. Ihre Namen haben nach 
allem, was wir über ihre Zeit wissen und über ilir Werk vermuten 
dürfen, Anspruch darauf mit Ehren in der griechischen Künstlerge- 
schichte genannt zu werden, so gut wie irgend welche andere. 

P. S. Während des Druckes wird mir durch Chr. Hulsens 
freundliche Vermittelung soeben nocli ein Aufsatz von G. Giovan- 
noni in der Zeitschrift l*Arte (Anno XI, fasc. IV) bekannt, der 
sich nicht nur mit den hier vorgetragenen Anschauungen vollstän- 
dig deckt, sondern in einem Hauptpunkt noch eine sehr wesent- 
liche Ergänzung und Bestätigung bringt» Giovannoni charakteri- 
siert das Unantike und echt Mittelalterliche des Kapitells von 
S. Lorenzo und vveist zum ersten Mal und überzeugend nach, dass 
das Frosch-Eidechsenkapitell nicht nur untrennbar* ist von den 
andern 22 jonischen Kapitellen im Innern der Kirche, sondern 
auch von den sechsen der Vorhalle. Diese sind in Stil und Mo- 



iW H. TKtKRSCH> TV SJll RAS UND BATI|A€ROt 

ÜYdn darchtnä gleichartig mit noserem Kapitell (vgl. besooders 
seine Abb. 8). Die ganze Vorhalle Ifiast sieb aber zoit Sicberheik 
als ein Werk zweier bekanDter römischer Marmorari des 13. Jhdta, 
erweisen, naeinlich des Pietro Vassalletto und seipea Sohnes. Sie 
waren die Steinmetzen, welche dem grossen Umbau der Basilika 
unter Papst Honoriüs IH im Jahre 1225 seinen eigenartigen 
Schmuck rerliehen haben. (Von ihnen und andren Gliedern ihrer 
Familie röhren auch her der Osterkandelaher in 8. Paolo, der 
Kreuzgang ron S. Giovanni in Laterano. die Schranken des Pres- 
brteriums in S. Saba, das kleine Tabernakel in S. Francesco zu 
Viterbo nnd Kanzel und Kandelaber der Kathedrale in Anagni).j 
Ihre Phantasie erging sich gern in allerlei spielendem Beiwerke 
Seherzende Affen und Löwen sitzen im Ornament des Gebälks der 
Vorballe von S, Lorenzo, dieselbe Eidechse und derselbe Froschj 
wie am strittigen Kapitell auch am Kreuzgang von S. Giovannil 
in Laterano (vgl Giovannoni S. 15). Vielleicht ist es also nur 
ein reiner ZiifalL wenn liier ganz unabhängig von sich aus etwas 
entstanden ist, was lange Zeit mit jener PliniussteUe in unlösbarem 
causalem Zusammenhang zu stehen schien. 

Gleichartig könnte nun aber auch der Fall in der Antike ge- 
legen haben. Waren die beiden Thiere an den Seitenplinthen jenes 
römischen Tempels nicht vielleicht aiich rein dekorative Spielerei 
ohne jeden besondern Nebensinn ? Ich glaube nicht. Ei-st wenn sich 
nachweisen liesse. dass Frosch iind Eidechse eine ganz typische 
Zutat im ornamentalen Vorrat jener Zeit sind, oder, dass an den 
Plintheu ausser jenen beiden Thieren auch noch alle möglichen 
anderen dargestellt waren (^). wäre eine solche Annahme zulässig. 
Dass das so war, ist aber wenig wahrscheinlich. Die Geschichte bei 
Piinius siebt nicht darnach aus. Im Gegenteil, sie lässt vermuthen 
dass Frosch und Eidechse im Dekor so auflßlilig hervortraten viel- 
leicht durch Anbringung au sämtlichen Süulenbasen, dass dieser 
Umstand eine Erklärung verlangte. Das hätten sie aber kaum ge- 
konnt, wenn sie nur als ein Glied unter mehreren anderen ähnli* 
eben gleichwertigen Gruppen zu sehen gewesen wären. 



Freiburg i. Br. Oktober 1908. 



H. Thibrsch. 



(^) Al«o ein reicb«r Wechsel im Dekor der einzelnen Säalen ähnlieh 
wie an den Frantsäalen de» Didymaions, 



DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 

(Schluss) 

S. MitteiluDgen XII, 1904, ISS. 

Kap. IV» Dacnia (FortaetzuDg). Kap. V, Tarent. 



L 

§6. Kratere; jenseits des Au fidus. 

Ungeachtet der erhebliclien EiDsclirriQkuageii (0» welche diese 
Publikatioa mit Rücksicht auf den disponiblen Raum der Zeitschrift 
hat erfahreo müsseo, wird raan sich doch überzeugen, dass auch 
nördlich vom Aulidus das archäologische Material nicht so spärlich 
ist, wie gewöhnlich auf Grund früherer Verhältnisse angenommen 
wird (-). Ich kann nach Abschluss meiner Tätigkeit an Ort und 
Stelle nochmals auf das Daunia 21Ö f. Gesagte verweisen. 

Gleichwie Catiosa und Kiivo ihre besonderen Merkmale der 
Form und Dekoration aufweisen, so treten auch jenseits des Flusses 
ganz bestimmte Eigentümlichkeiten hervor, noch wahrnehmbarer 
bei dem kleineren Geschirr (§ 8 B), wo oft schon Ton und Mal- 
farbe entscheiden* Hin und wieder glaubt man den Einfluss von 
Kuvo und Canosa zu bemerken, von denen auch Originalware dort 
tnm Vorschein kommt. In Ascoli-Satriano, selbst in Melfi, finden 
sich neben der einheimischen Ware echte Canosiier Schalen, dort 
ausgegraben* Der erstgenannte Ort, den ich erst 1898 durch 
Ueberführung der dortigen Funde nach Bari in die Archäologie 



(') GÄnzlkh veTinissen wird mim ii. A, die Knpitel. auf wekhi? R. M. 
XIX 315 verwiesen wurde; ebenso auch viele Abbildungen, die ich mir für 
eine andere Gelegenheit vorbehulte. 

(^) Vgl. Paribeni, BulL Pah 1905, 221. Ueber Herdonia s. jetzt Qua- 
gliati* Not.d.ic. 1907, 30. Die Beieichnang. nördlich vom Flusse (so auch 
R. M. XIX 809 bei Amn. 1> wo verdruckt sfSdlich steht), ist natürlich nicht, 
buchstäblich zu nehmen, da dessen Lauf von SW nach KO geht. 



168 M. MAYER 

eingeführt habe, erweist sich als besonders wichtig und bis zu 
einem gewissen Qrade selbständig. Das weite Terrain von Arpi, 
wovon hier zum ersten Male (wie auch Yon Melfi) archaische 
Tasen mitgeteilt werden, ist noch unerforscht. Von Lucera kannte 
man früher ausser Prähistorischem nur griechisch-römische Ke- 
ramik {Gaz. Arch. 1883, 15). 

Hier die Auswahl der Kratere. 

1. Beil. I 1 Bari Mus. Prov. 3987; Frgmt. aus Ascoli-Satriano. 

2. ebd. 3986. Ascoli-Satriano. . 

3. ebd. 3919. Lucera. 

4. Beil. I 6, 7, ebd. 3927. Ordona (Herdonia). 

5. Berlin, Antiquarium 251. 

6. s. oben § 5, Beil. III 1. Bari, M. P. 3516. Melfi. 

7. ob. Beil. III 2; ebd. 3517. Melfi. 

8. ob. Beil. III 4. Neapel, Mus. Naz., Inv. 13536 oa. 

9. ob. Beil. III 3. Neap. dieselbe Nr. 

10. Abb. 2. Bari M. P. 3793. Frgmt. San Severe. 

11. Abb. 1. Vasto d'Aimone. 

1. (Beil. I, 1). In der Form nichts Neues gegenüber Kuto, 
nur dass der Schwerpunkt höher liegt. Die Malerei, in zwei Farben, 
folgt den dortigen Normen nur in der allgemeinen Disposition, mit 
starken Ereissystemen an der freien Unterhälfte, oben einer schma- 
len Zone zwischen Streifen; die letztere zeigt an den Frontseiten 
eine Beihe auf der Spitze stehender Quadrate mit Strichfüllung, zur 
Seite farbig ausgefüllte Quadrate, dazwischen ein Elepsydra-Motiv 
mit eingeschriebenen kleineren Dreiecken ohne besondere Basen (vgl. 
Peuk. 27 fig. 3). Die Bückseite hat einiges Besondere, namentlich 
ein langes Farben-Rechteck diagonal gespalten. Die dicken kurzen 
Bögen an der Mundung sind eine hässliche Eigentümlichkeit der 
Kratere dieser nördlichsten Gegend. Dagegen wirkt es angenehm, 
dass dort die Zonen und Gurte beim Henkel angelangt, nicht 
gradlinig abschliessen (schwach concav schon Buvo, § 4 S. 299 
fig. 15), sondern in grossen, die Henkel umziehenden Bögen. — 
Gleichwie bei den nicht minder gut und sicher gemalten Gefässen 
§ 4 Nr. 8 und 13 (s. hier Beil. I, 2) hat eine Korrektur der 
Zeichnung stattgefunden; an der Unterhälfte ist der Best eines 



DTE KERAMIK DES VORGRIECHrSCHEX APCLtENS 

anderen Projektes stehen geblieben, eine Häufucg von gestiichelten 
Rauten (vgl. Beil. II 2, 5, 6 an den Henkeln), und darunter einige 
feine, aber schief gezogene Horizontalen. 

2. Dekoration bescheidener, wegen der liöhereu Stelle der 
Henkel mehr dorthin verlegt. Spärliche dünne Streifen begleiten 
den Mittelgiirt und bilden die Ornamentzooe, welche in drei durch 
Striühgrtippen getrennte Lüngsfelder zerfüllt; darinnen steht, nur 
die horizontalen Grenzen berührend, je ein Rhombus, in vier oder 
mehr z. T. punktierte Felder geteilt. Unten Kreise, an den Henkeln 
Band mit Zahngruppen, an der Mündung flache Bögen. Bräunlich 
schwarze Malfarbe. 

3. Grauer Thon, unregel müssige Wandung. Mündung : grosse 
einfache Bögen, nicht sehr gleichmässig geraten. Die übrige De- 
koration, in schwärzlicher Farbe, beschrankt sich auf eine schmale 
unterstrichene Zone nahe dem Halse; diese ist durch drei mal 
drei Striche in vier Liiogsfelder geteilt, worin mit Mühe das 
bekrönte Hügelmuster (§ 4, 11. 13), Platz gefunden. Im allgemei- 
nen erinnert da.^ einfache Schema dieser Sehulterdekoration (ebenso 
Melfi) an gewisse Kratere von Thera (II p. 147, fig. 357). 

4. (Beil. I, 6, 7). Zu der gleichen Schicht in Ordona gehören 
grobe unbemalte Kratere (Bari M, R 3928), der Form nach 
ähnlich den NN* 2. 3. In der Form mit den geschweiften Sat- 
telhenkeln erinnert der gegenwärtige 4 an einen der Ruveser. In 
der reichen Bemalung, die einen selbständigen Kindruck macht, 
ffillt auf, dass Ober- und Unterhälfte durch zwei Gurte und eine 
Mittelzone geschieden bind, sowie der doppelte Ornamentstreif am 
Oberteil. Das gleiche Streben nach Bereicherung macht sich unten 
geltend: nicht nur, dass die Vertikalen zur Einrahmung neuer 
Ornamentstreifen mit Unterabteilungen dienen — das tindet sich 
auch in Kuvo und Canosa — : auch zwischen diese und die Felder 
mit Kreisen sind noch andere kräftige Vertikalen mit entspre- 
chenden Begleitlinien eingespannt. Auch die Kreise gentigten niclit 
mehr; sie sind von einem tangentialen Poljgon umgeben, von 
dessen Ecken strahlenförmig Linien nach den Grenzen des Feldes 
hinstreben; ein sehr ansprechendes Muster, welches häufig an den 
Mündungen der Napfe» § 8, angedeutet, ausserhalb dieser Region 
nur vereinzelt und ganz ungeschickt verwertet wird (R. M. XIX 
204 Abb. 4). Neu sind in dieser Gegend die kleinen Punkt-Kreise 



170 M. MATKR 

in der Mittelzone, die B-förmigen Figuren und gewisse schräg hal- 
bierte Klötze, die an No. 1 erinnern. Das Mäander-Element fällt 
aus dem Stil heraus und ist von gleichzeitigen griechischen Vasen 
in nicht ganz gelungener Weise entlehnt. Zu den B vergl. die an- 
gesetzten Halbkreise an einem Napf derselben Ortschaft, Beil. II, 5. 
Malfarbe ist das in der Landschaft beliebte Schwarz. Zn deren 
Eigentümlichkeiten gehört noch das Band mit Zahngmppen, hier 
die Mündung umziehend, sowie das Aufhören des Vertikal-SjBtenis 
unten kurz vor der Basis. 

5. Ein krasses Beispiel verständnisloser Nachahmung bei auf- 
fallend guter Töpferarbeit; gelblicher, fast orangenfarbig gewor- 
dener Ueberzug. Die Oberhälfte bekundet durchaus Ruveser Vor- 
bilder (R. M. XIX Taf. VII, 5), auch das Hügelmuster zwischen den 
Henkeln, das hier aber mit der Spitze an eine schwere Masse von 
Vertikalstreifen anstösst, die vielmehr an die Unterseite gehören. 
Dort unten fällt u. A. ein fischartiges Motiv auf, das meiner An- 
sicht nach eher ein apotropäisches Auge darstellen soll, nach 
Maassgabe kjprischer Vasen graekophönikischer Epoche (Murray 
Excav. Cypr., p. 108 fig. 156), jedenfalls eine ungewöhnliche Er- 
scheinung im Apulischen. 

6. 7. (vgl. 8. 9). Von Vasenfunden in Melfi am Vulture 
die an « Kyprisches « erinnern sollten, wie man so vielen jetzt als 
Nordapulisch fixierten Tliongefässen nachsagt , hatte man vor 
Jahren gehört, aber ohne dass über ihren weiteren Verbleib etwas 
verlautet wäre (Lenormant, Gas. arclu 1883, 27; Not. d. sc. 1882, 
381). Ich führe hier zum ersten Mal dortige Vasen vor, die ich 
1898 mit anderen an Ort und Stelle für Bari erwarb. Man be- 
findet sich in jener Stadt bereits in einem Grenzgebiete, wo neben 
dem apulischen Stil auch ganz heterogene Erscheinungen auf- 
treten. 

Die beiden Kratere (R. M. XIX 312, Beil. III, 1. 2), sind 
ziemlich schwer, doch gut geglättet; die schwärzliche Bemalung 
von 6 entspricht der von Lucera bis auf das Dreieckmuster, wel- 
ches plump und in einer älteren Version dargestellt ist. An der 
Mündung grosse Bögen, starke, von feineren begleitet. An den 
Henkeln grobes, entstelltes Zahnmuster. 

7. von gröberer Ausführung in schmutzig grauem Thon, ist 
von oben bis unten bemalt in dunklem Violett und einer zweiten 



DIE KERAailK DES VORGHIECRISCBEN APUURK8 



171 



Farbe, weldie teils ab2:egaügen ist, teils sich zersetzt und nur 
eioeo Schein hinterlassen hat; nach einigen Spuren mag es ein 
lebhaftes Violett« gemischt mit etwas schlechtem Kot gewesen 
sein, üeberladung mit Streifen; einer olTnet sich unvermittelt, um 
stellenweis kleine Vierecke aufzunehmen; Verkümmerung des Un- 
terteils; in der dortigen Zooe werden die Kreise in seltsamer 
Weise aussen durch Striche an der Peripherie festgehalten, wo 
sich auch anderweitige, hakenaitige Ansätze befinde», paarweise 
mit Mittelstrich, doch nicht in der sonatigea Manier, die wir na- 
mentlich § 13 kennen lernen, die Hakenform vielmehr wie in 
Sicilien, L Pertode: BulL PaL iL XIX tav. V, 57. 

8. 9. Sehr bald nach meinem Besuch in Melft tauchten dort 
noch andere archaische Vasen auf, welche, wie man erfuhr, iu die 
dortige Präfektur, und dann ins Neapeler Museum gelangten. Es 
müssen die N. 8 und 9 sein, welche mir iu Neapel durch ihre 
grosse Aehnlichkeit mit den Melhtanern authelen, und die dort 
ohne Provenienzangabe unter dem Jahre 1898 und gemeinsamer 
Nr. eingetragen sind. B. M. XIX, BeiL III 3. 4. 

Auf schmutzig grauem Thon violett-schwarze Malerei mit 
etwas Rot dazwischen. Ziemlich gleichf*}rmige, unsicher geführte 
Streifen, weder stark noch fein zu nennen, bedecken den grösseren 
Teil der Vase und lassen nur zuunterst (ähnlich wie in ü) eine 
Zone frei, die im Einzelnen au 2 und 3 erinnert; ohen auch hier 
ein schmaler Streif nach Art eines stellenweis durchbrochenen oder 
gemusterten Bandes mit kin-zen Reihen gestrichelter, auf der Spitze 
stehender Quadrate. Au der Mündung kurze, starke Bögen um 
einige Jlittellinien; Innenrand getüpfelt. Die Bögen und Streifen, 
welche die Henkel umgeben, sehen aus wie mit dem Zirkel ge- 
zogen. Eiue höchst eigentümliche Bildung weisen die Henkel 
auf, nicht sowohl die wirklichen Griffe, welche ein unbestimmtes 
Gemisch von herzförmigem und Sattelhenkel darstellen, als die 
dazwischen befindlichen eckigen Vorsprünge, auf denen je ein 
seltsames Attribut aiifruht. Das eine (jetzt, 1903, abgebrochen) 
hatte das Aussehen einer Rolle oder Büchse, das andere das eines 
erhobenen Fingei-s (mit Siegelring?) oder eines sonstigen Fascinum; 
der Pinger würde weiter unten (§ 8) vermutlich eine Analogie 
finden. — Der zweite Krater erscheint in der Gestaltung weniger 
unsicher bis auf die der apulischen Grundform widerstrebende 



I *'J M. MA.VER 

Hoblkelile imter dem Rand, auf welcher hier aber sehr ungewdhn- 
lielier Weise eine Art Halsband von Bögen gemalt ist, etvra in der 
Art des Mrkenischen Stils, ?gl. Mjk. Vasen 24, 175, könnte man 
sagen, wenn niclit jede Vergleichung mit MTkenischem Stil im 
Allgemeinen abzuweisen wäre. Abgesehen von den in Feldern 
aufgepHanzteu Blüttern und Blumenkelchen (vgl, etwa Melos, £xe. 
at Phylakojn pl. XXIIl, 5), waren för die Disposition der Ma- 
lerei, wie auch filr die allerdings wenig gelnugene Gefässfonn 
offenbar die Canosiner Sphagia massgebend: daher die plastischen 



^ 



*J 



Abb. 1» In Vasto d*.Aimone. 



Abb. 2. Ans San f^rcro. 



in die Höhe gestreckten Hände, die «ich liier vielleicht beim 
Brennen etwas nach innen gekrümmt haben ; Zierraten, die eben 
nur unter dem Schutz eines breiten Handes gedeilien konnten. 

10. Von diesen ünssersten Grenzen Apulieos kehren wir noch 
einmal in die Gegend von Arpi zurück, doch nur um uns zuüber- 
sseugen, wie von diesen nördlichsten Städten ans die apnlische 
Kunstindustrie anch über die Grenzen hinausgriff. Das Fi-agment 
lu Abb. 2, von San Severo (vielleicht dem alten Ergitiom) ist 
kein eigentlicher Krater, aber ein ungewrihulich grosser Napf 
(Henkel ab), der auch in der Dekoration mehrfach an die Kratere 
erinnert: so durch die bei den Nilpfen § 8 nie zu rindendeii Bo- 
gonsj'steme an der Mündung, auch durch die in der Mitte herabhau- 
Uenden Muster, gespreizte Doppel-Lambda, vgl. E. M. XIX, S. 299 
ttg* lö. Im üebrigen beschränkt sich die Bemalung (in schwrirzlicher 



DrS KERAMIK DES VORGRICCH ISCHEN APüLlSNS 



173 



.Farbe) auf einige nach Abstand und Stärke wohl abgewogene 
Streifen mit Tereinzelten kleinen Diagonal- Viereck-Systemen, auch 
eiDigen kleinen Kreuzen. An der Henkelseite erscheinen Lambda 
— als dachförmige Linien zwar* wie in der Peucetia (dort Taf. 
III, 14), doch die unteren frei geschweift endigend, eine Eigen- 
tümlichkeit der nördlichsten Gegend ; unten an der Henkelwurzel 
einige kleine Striche angehängt. Nicht zu übersehen ist ein kleiner 
plastischer Zusatz an der Mündung, ein vom Henkelansatz her 
flach aufgelegtes Zünglein oder Zäpfchen, mit Querstrichen bemalt. 

II. Aufs Engste verbindet sich hiermit eine der wenigen 
bemalten Thonvasen, Abb. 1, die man noch weiter nördlich, im 
Frentaner Land von Larinum bis Histonium antrifft, und die 
teils apulischen Einfluss bekunden^ teils bereits in eine ganz andere 
Richtung einschlagen (vgl. Bari M. P. 3788). Es ist ein Hen- 
kelnapf ganz von Form und Grosse des vorigen (Henkel f^leicbfalls 
ab) mit der gleichen Bemalung der in meiner Skizze (Abb. 1) 
zu starr geratenen Mundung und der Henkelpartie, auch den 
Lambda-fÖrmigen Anhängseln an der schmalen Zone des Bauches, 
die hier mit Sternen wie gewisse Peuketische Henkelnäpfe dieser 
Gr<59se bemalt ist. während darüber Zickzack-Linien erscheinen (in 2 
Farben), Aber auch das plastische Zäpfclien an der Mimdung findet 
sich hier wieder, übrigens mit dem Rest eines zweiten daneben. 

Man wird zu dem Schlüsse gedrängt, dass Töpfer» die in der 
mittleren und der nördlichsten Region Apuliens gearbeitet hatten, 
weiter nach Norden gingen und dort Arbeit fanden» wobei sie sich 
dann gewisse Freiheiten und Stilmischungen erlaubten, welche 
Zunffcregel oder Gewohnheit an den Zentren dieser Industrie nicht 
gestattete. Wie wir es bei den venschiedentlichee Correcturen der 
Zeichnung beobachten, wird die Freiheit flott zugreifender, viel- 
leicht wandernder Techuiten mir durch den Zwang des regionalen 
Geschmackes im Zügel gehalten. 

IL Das kleinere Geschirr. 



§ 7. Tiefe Schüssel näpfe. 
§ 8. Hochhenkelige Töpfe, 
§ 9. Complikationen dieser Form. 
§ 10. Konische Ziernüpfe. 
§ IL Becher. 



Tassen. 

Sclialen. 

Teller und Schüsseln. 

Kannen. 

Askoi. 



12 



174 



m* M4YEB 



g 7. Tiefe Schüsselnäpfe. 

Bevor wir die Masse kleineren Geschirrs vorfuhren, sei hier" 
eine kleine Gruppe von Gefässen ervröhnt, auf die ich schon Peu- 
cetia50 f. hindeutete, insofern sich die wenigen Exemplare auf zirei 
Provinien verteilen, allerdings mit entsprechenden Unterschieden 
in der Bemalunj^. Es sind battchige, schüsselartige Näpfe mit 
SeitengrilTen, wie sie etwas flacher schon in Tarent vorkommen, 
manchmal durch einen zngesetzten konischen Fiiss noch welter 
erhöht. Auffälliger Weise sind einige Mal (rf, 5) geroll te GriflFe an- 
gebracht, wie sie die altbootische Keramik liebt; in Apulien etwas 
sehr Ungewöhnliches, womit sich höchstens im Prinzip die gefäl- 



Abb. il 



telten Henkel der Becher § 11 vergleichen liessen. Die Beraalnng 
besteht wesentlich aus einer Zone mit Striehgruppen dieser oder jener 
Art, einmal weitläutig gestellten Kanten (/),dazu bei den Exemplaren 
der N Region, einigen kleinen Kreisen, unten, welche die Mittel- 
provinz bekanntlich, wenigstens die Gegend von Bai'i, nicht kennt 
Ein schweres altertümliches Stück von dort, ä, von Montrone bei 
Bari, hat noch zweifarbige Malerei und anirehängte Dreiecke, die 
sonst nur in N vorkommen, auch dort nicht leicht mit der Qu er- 
Schraffierung (wenigstens nicht bei Hungefiguren), welche direkt 
an die alten Tarentiner Muster erinnert. 

Einen der überall in Apulien, jedoch spärlich vorkommenden 
bimenf*:*rmigen Töpfe (vgL § 3) mit tiefsitzenden Seitengriffen 
stelle ich hierzu {g), da er sonst keine Stelle findet und in dem stark 
bräunlichen Thon, der schwarzen Malfarbe, sowie der punktierten 



Dlt RERAMtK DES TOBGRIECHISCHSN APrUEKfl 



175 



Doppelzahnreihe dieses in Ruvo erworbeneu Stückes merkwürdig 
dem Canosiner Napf a ähnelt. 

a) Bari M. R 3442» H. 0,10* Canosa. 

b) ebd. 3713, H- 0,125. D. 0,15. Mootrone. 

c) ebd. 3483, H. 0,11. D. (M25 ans einer gi^ossen Pri- 
Yatsammhing in Bari. 

d) ebd. 3482. H. 0,08. D. 0.10. Ebendaher. 

e) Af>b. 3. Berlin Antiq. Vasen - S. 272. H. 0.072. D. 0.10. 

f) Privatbesitz. Von gleiclieo Proportionen und Maassen 
wie die meisten Barletta. 

g) Bari M. P. 3407. Ruvo; vgl den Topf 3905 aus 
Canosa. 



§ 8. Hochhenkelige Töpfe. 

Eine der stets wiederkehrenden und charakteristischen Er- 
scheinungen in den Gräbern der Dannia bilden die mit hohem 
Henkel versehenen T^ipfe. Man könnte sie auch grosse Tassen 
nennen, wenn diese Bezeichnung nicht passender für eine kleinere, 
mehr den heutigen Tassen entsprechende Gattung aufgespart bliebe, 
die auch als Trinkgefäss näheren Anspruch darauf hat. 

Die hohen Henkel pflegen an der Gefässlippe etwas schmaler 
zu beginnen und erat zuoberst die volle Breite zu erreichen, 
die dann der hintere, längere Schenkel beibehält. Sie bilden 
anfangs eine scharfe Kante zuoberst, die auch wohl leicht einge- 
furcht ist, nehmen aber bald phantastische Formen an. Auch die 
K<irperform hat ihre Entwicklung, namentlich insofern sie sich am 
Haie enger zusammenzieht und dafür einen breiteren flachen Rand 
annimmt, ohne dass man versteht, wie die Gefäsae dabei noch 
zum Trinken oder Schöpfen tauglich sein konnten* 

Es ist aber offenbar ragbr als ein einziger Typus, welcher 
diesen Gestaltungen zugmnde liegt. Deutlich unterscheidet man, 
dies das Seltenere, den schon aus der Nachbar-Region bekannten, 
birnförmigen Topf-Typus (H. M. XIX 198 Beil, I, 1, 4; vgl. hier 
§ 7 ^ und Peue. Taf. IV, 20), der in Suessola wiederkehrt, und 
einen niedrigeren, welcher die altitalische Protilieiiing mit schrä- 
gem, abgesetztem Halse noch erkennen lässt ; oft erscheint die Kör- 



Hfl 



M. MATEft 



perform sehr flachgedrückt, wie schon in Tarent bisweileo, doch 
mit entäprecheoder Verbreiterang des flachen Randes und Veren- 
guüg des Halses ; in Nord-Apulien scheint dies die jüngste Gestalt 
zu sein. 

Ausserdem kommt aber wohl noch ein dritter Typns in Be- 
traeht« eine kugelige Tasse mit schwach umgebogenem Band und 
einfachem kurzen Henkel, welche freilich mit Bemalung überhaupt | 
nicht in Apulieu vorkommt, und über die ich hier das Nötige 
mitteilen will. Diese (^ etwa 10 cm, hohen Tassen, gewissen uralten 
Kochtöpfen, z. B. Troischen, dann auch archaisch - Theräiscfaen 
(Thera II S. 231 d) ähnelnd» sind aus schwärzlich grauem oder 
rotbraun ziegelähnlichem Thon hergestellt, also monochrom, dabei 
oft schlecht gebrannt, während sie zugleicli durch ihre Dünnwan- 
digkeit und gute Scheiben - Arbeit die wahre Epoche verraten. Sie 
finden sich im V. und auch noch Anfang des IV. Jahrhunderts 
ganz besonders in den Gräbern von Ceglie bei Bari, ähnlich auch 
im N., z, B. in Herdonia (Ordona): Bari M. P. 4083 (anderes au8 
demselben Grabe § 9; vgl, a. Not. d, sc. 1907, 30); jedoch stets 
nur in einem Eiemplare oder höchstens zu zweien in je einem Grabe, 
nicht massenhaft wie das übrige Geschirr. Zugleich weisen sie öfter 
Kohlen- und Feuerspuren auf, die jenem anderen Grabgerät fehlen. 
Man will beobachtet haben, dass diese einzelne Tasse sich über der 
Deckplatte des geschlossenen Grabes vorfand. Wohl glaublich, da 
auch anderwärts, in Ruveser Grübern des V. Jahrhunderts, ein 
ähnlicher Gebrauch beobachtet wurde (vgl. Giov. Jatta, Catalogo 
dil Mus, Jatta, I, p. (*5); über den besseren Gräbern lagen dort 
stets Scherben eines feinen, wahrscheinlich kleinen Gefässes, wel- 
ches wohl, so denkeich, beim Begräbnis nachgeworfen wurde; bei 
ärmeren Gi'äbern sind die Scherben ihrer Unscheinbarkeit halber 
wohl nicht in gleicher Weise beobachtet worden. 

Man errät, was es mit diesen unscheinbaren Topfen oder 
Tassen für eine Bewandois hatte. Es ist eine Grabspende, welche 
im Aussehen dem alten Impasto nachgeahmt wird, in ähnlicher 
Observanz, wie sie die Lesbier im Auslande, in Aegypten noch im 
VIT. und VI, beobachten, wenn sie ihre sacralen Spenden in sol- 



823 n. 



(^) Bari M. P. 62, 312, 330. 353. 354. 4G7, 630-63<5, 673-692, 



DtS REEAMtlC DES VORGBIECBISCHEK APlLTfvNS lil 

chem oder ähnlichem Material herstelleo (')• Auch das schlecht 
gebraonte Bucchero, welches die Samier noch im VI. Jahrhimdert 
fahrizierteii (Boehlau Nekropolen 120), mag mit solchen Geptio- 
geatieitee zusammeahäo^eD. 

Es begegoen in Bari und Umgegend aus demselben Material, 
ebenfalls oft vom Pener geschwärzt, noch einige andere Gefössarten, 
jedoch viel spärlicher: kugelige Kessel mit beweglichen thönenien 
Seitearingen (Bari M. P. 662, 736, 737), niedrige Näpfe mit wirk- 
lichen oder fest anliegenden Henkeln (ebd. 637, 870, 871, 2448), 
die ersteren genaue Nac hall miin gen (daher auch solche von Blei 
vorkommen) des daneben vorhandenen Bronzegeräts (ebd. 360, 3058, 
Schrank IX). Doch sind bierin wobl nur Spielformen, Konsequen- 
zen der vorbezeichneten Altertümelei zu erblicken, welche sich nicht 
mit jenem Gebrauch in eine Linie stellen lassen. 

Wirkliches Kochgeschirr, wie es sich gelegentlich auch, aber 
viel gr<5ber vorfindet, kann alles dies nicht sein; teils wegen der 
sehr delikaten Henkel nnd thönernen Ringe, teils wegen der sehr 
dünnen Wandung, die namentlich bei den stereotypen Grabtasseu 
auffallt Die einen wie die andern konnten höchstens bei einer 
einmaligen Gelegenheit, einem Totenopfer und Leichenmahle zur 
Verwendung kommen; die allermeisten sind nnbenutat (*). 

Dass der hier hervorgehobene Sepulcral-Gebrauch erst so spät 
auftritt, findet seine Erklärung grossenteils gewiss in dem langen 
Vorherrschen der alten uod echten monochromen Keramik, an 
welche diese Tassen erinnern sollen. Gerade das dem Toten beige- 
gebene Trinkgefäss scheint länger als alles übrige Geschir in 
grobem Impasto beibehalten worden zu sein. Es mag wohl nicht 
Zufall sein, auch nicht blos an dem leichteren Zerbrechen grös- 
serer Gefässe liegen, dass immer gerade nur Tassen und Becher 
von ganz prähistorischem Material in mittelapulischen Gräber- 
schiebten auftauchen, die nicht oder wenig über 600 hinaufgehen 
mdgen* Es handelt sich bisher um wenige und uncontrollirbare 
Fälle; doch schon die Gestalt widerspricht der Technik manchmal 



{^) VgU Cecil Smith*a Beobachtung bei E. GarJner Naukratis II p. 47 
und 51; dazu Loeschcke Arch. Anz. 1891 (YI^ p. 18. 

m Aehnliclie» mag wühl auch von gewissen ziegeligen, dünnen Deckel* 
Sitnlen gelten, bes. in Canosa: Bari M. P. 564, 800. 801 q, 0. 



178 



M. MAYKa 



ia auffälligstdr Weise (§ 11). Die ganze Sitte — die wir io Tarent 
im VIII. Jahrhundert wiederfioden (Kap. V) — erinnert an grie- 
chische Oebräuche ('), zunächst ao die Kylix. welche nach dem 
bekannten Epigramm eines Tarentiner Dichters der Tote nicht 
gerne missen mag. (M* 

Die Mehrzahl der apulischen Be?45lkerung scheint sich über 
die Formen des alten, vielleicht auch nur kunstlich wiederbelebten 
Herkommens hinweggesetzt und auch hier dem in Mode gekom- 
menen bemalten Thongeschirr deu Vorzug gegeben zu haben. Es 
waren dies in der Peuketia namentlich zweihenklige Tassen mit 
Fusg, Peuc. p. 38 IT, fig. 10, 15, oder auch geradezu die alten 
kugelförmigen, irg, 12, 13. In der Daunia sind es die niemals 
fehlenden hoohhenkligen Gefässe. Ihre Ausstattung deutet darauf 
hin, dass sie dem praktischen Gebrauche immer mehr entfremdet 
wurden, in dem Maassa, wie anderes, bandlicheres Trinkgeschirr 
in Aufnahme kam. In der Tat eignet sich der ganz flache, immer 
breiter werdende Rand ebenso wenig zum Schöpfen wie zum Gies- 
sen oder zum Trinken, während die enge Mündung zugleich die 
Benutzung eines LdfTela n5tig machen würde. Hieran würde auch 
der oft hinzutretende Mulden-Siebausguss nichts ändern, welcher 
in Canosa geradezu Mode wird, hei den verschiedensten Oefäss- 
arten sich eindrängt und daher grossenteils seine Bedeutung für 
das einzelne Gerät yerliert. 

Die Maasse im Folgenden berücksichtigen nur die Qefäashöhe 
ohne den Henkel, 

A) Mit einfachem Henkel. 

1) Taf VI, 9, Bari M. P. 3338; H. 0,09. Henkel gebrochen. Ca- 
nosa. Notiiie d. scavi 1898, p. 197. 

2) ebd. 2391 L; H. 0.09 Henkel gebrochen. Canosa. Nolisie 

196, fig. L 

3) Tat VI 1, ebd. 3633; H. 0,06. Barletta, 

4) Beil. II, 1, ebd. 2884; H. 0,11; wohl Canosa. 

5) Taf. VI 2. BariM. P. 1540; H. 0,14. 

6) Lecce Mus, Pr. 110. * Canosa». 

7) Huvo, Mus. Jatta 207; H. 0,12, 

(*) Vgl. Wolters Kuppel>rrab toe Menidi, Jabrb. d. Inst. \B90, p. 124, 128 
(•) Vgl, Ä. J. Evans, The horsemen of Tarantum, p. 18 (Num, Chron.). 



Dtft REKAlfIK DES TORGRlECHrSCHBN APUUBNS 



179 



B) Jenseits des Aufidus. 

8) Saa Sövero, Privatbesitz. H. OJO. 

9) ebd. H. 0.13. 

10) Abgeb. D'Hancarville 1, 4o. 

11) Lncera, Privatbesitz. H. 0.10. 

12) Beil. II, 6. Bari M. P. 4079. H. 0J4. Ordona. 

13) Beil. 11, 2, ebd. 4080; H. 0,10. Ordona. 

14) Beil IL 5, ebd. 2883; H. 0422. Ordona. 

15) Lucera, Privatbesitz. 

U>) Abb. 4. Foggia, Bibl. Municipale, H. 0.16. Arpi. 

C) Mit gespaltenem Henkel und jüngere. 

17) Louvre D 30, Pottier I pl. 29. Jedenfalls Canosa. 

18) Neapel Mus. Naz., Man, (L Line. VI, p. 381. fig, 25, 

19) Bari M. P. 3413. H. 0.13. Noiizie d.scavi 1897, p. 435, fig. 3 
Bitonto. 

20) ebd. 154L klein, H. 0.07. 

21) Beil. II, 3, 4, ebd. 1544. H. 0.13. 

22) Neap. M. N., Mtra. (L Line. VI, 383, fig, 28. 

23) Neapel, im Kunstbau del. Canosa, 

24) Beil. III 2. Bari, Privatbesitz. Canosa. 



Zu A und C gehrn-eu in Bari nocli 1542. 1543. 1545: neuer- 
dings Exemplare io Heidelberg u. andern Sanimliingeu. 

A. — Aus der Masse dienor seit den letzten Jaliren — wo 
die Nachfrage nach Apuli sehen sich gesteigert — verbreiteten 
Erzeugnisse heben sich sechs bis siebeo Stücke heraus, unter sich 
sehr verschieden, aber offenbar der ältesten Stufe angehorig. 

L Dieses feine, noch durch einen gelblichen, glänzenden 
üeberzug des rosa Thons besonders ausgezeichnete Stuck stellt 
sieb am nächsten zu den Kuresev Funden (R, M. XIX Taf. VII 4 
p. 29Ö) und rauss von dort in alter oder neuer Zeit verschleppt 
worden sein, da in Canosa nichts ähnliches vorkommt. Fast glaubt 
man hier eines der Vorbilder in Händen zu haben, welche für die 
apulische Keramik massgebend waren, wie wir sie in Fragmenten 



!^0 



31* MAYCR 



aas den Hügelgräbern BulL PaL 1904, p. 67 R (GeflUsform 33^ 
bestimmt) und von Montepolosa erkennen; Vorbilder deaen trotz 
der Schwankungen der Technik im Allgemeinen liuvo, am Däcb*^ 
8teu gekommen sein muss. Die einfache birnf5rmige Topfform Ton 
diesen Proportionen, mit schmaler, glatter Mündung, in Apulien 
so »elten, ist in Suessola etwas Gewribolicbes, dort auch mit derj 
gleichen Henkelform, in jener dem Nord-Apuliseben so auffallend ! 
nah verwandten doch weniger urwüchsigen Vasengruppe, die ich an 
anderer Stelle vorzufuhren gedenke (s. S* 167, Anm. 1), Von der Ma- 
lerei, die wir an diesem 6eß.s3 sehen (in stumpfem Violett mit 
etwas blassem Rot), hat Einzelnes Berührungspunkte in der R^os: 
die Doppelreihe punktierter Wolfszähne in zwei Stücken des vo- 
rigen §, in einem Fragment von Montepelosa (R* M, XIX BeiL I 
10 p* 198), das den Mündungsrand umziehende Strahlen* PoljgoD, 
auf der Abbildung nicht sichtbar, in den Vasen nordlich vom Äu- 
fldus; das charakteristische grosse Hängetrapez hat in jener Gegend 
nur in reduzierter Gestalt und ohne den darunter hiudurchgeführteD 
Querrahmen Eingang gefunden, etwa so wie in unserer No, 6, wo 
von der Aufschrift Canosa abzusehen. Die in dem langen (vom 
Trapez überschujttenee) Querrahmen sichtbare Doppelreihe verzahnt 
gestellter kleiner Vierecke ist dem apulischeu Stil vertrauter als 
anderen Regionen (z. B, Kreta, Böotiei]), wo die Zapfen zu lang 
oder zu weit gestellt sind {Amer. Journ, 1897, 256. Gas. arch. 
1888, 180 pL 26, 1). VgL § 10, 15, 16. § 14, 5. Man beachte 
noch da8 in N verbreitete Motiv (am Halse) aus eckigen P-Haken; 
auch die kleinen Kreise unten, wie in Ruvo. Der in Fiagmenteu 
erhaltene Henkel mit grossem Diagonal-Viereck vorn, in vier Felder 
geteilt, mit grossem Punkt in jedem, hatte die in dieser ganzen 
Vaaenklasse herrschende Form wie Tafel VI, 1, 2. Die Standfläche 
ist am Rande von einem Streifen umzogen, und dieser Kreis durch 
je zwei dünne Linien kreuzweis geteilt. 

Die ebenfalls recht feine, doch technisch verschiedene 6 lässt 
sich, isoliert wie sie steht, noch nicht mit Sicherheit einreihen; 
dass das Etiquett in dieser Gruppe der Lecceser Altertümer nichts 
besagen will, wurde mehrfach dargetan (R. M. XIX 191 f.); doch 
ist an dem apulischeu Ursprung nicht zu zweifeln; ich vermute, 
dasa das Stück nördlich vom Aufidus durch Jemanden angefertigt 
worden, der auch in der Peuketia gearbeitet hatte {vgl, § 6 am Ende)» 



DIE KERAMIK DSB VORG KI ECR ISCHEN 4PCLlEyS ISI 

3, Taf. VI. 1, sehr dünnwandig, von rötlichem Ton, mit 
' Bchwänslioher Farbe sehr zierlich bemalt» präziser als No. 1. Mao 

bemerkt an den Seiten der Zonen ein auij verhakten eckigen 
S bestehendes mäanderartiges Gebilde und eine diesem Stil nicht 
minder eigene Art des Hakenkreuzes, klein mit vier schräg 
angesetzten Linien, Unterwärts ein von starken Vertikalen ein- 
gerahmtes Diagonal-Sehachbrett und zur Seite kleine Kreise. 

Das leiterförmige Motiv um den Hals begegnet öfter in diesem 
Gebiete. 

4, von riltlichem Ton, bietet in zweifarbiger Malerei gradeste- 
hendes zweireihiges Schachbrett, längs des Halses die engsprossige 
Leiter mit der fliegenden Svastica zur Seite, dann eine Reihe 
punktierter Rauten mit einer grösseren viergeteilten daneben — in 
jedem der vier Fächer ein kleineres Viereck eingezeichnet — ♦ un- 
terwärts das DiagouaUScbaehbrett zwischen verticalen Streifen 
die sich unterhalb des Henkels wiederholen, und — sehr unge- 
wöhnlich — im freien Raum jederseits schwebende Rhomben. 

5, begnügt sich in der Zeichnung mit flüchtigen Andeutungen : 
am Hals Zickzacklinien in Rahmen« daneben das Hakenkreuz, an 
der breitesten Stelle des Körpers eine Zone mit Rechtecken, 
Läagsstreifen und dazwischen vertikalen Strichgruppen, Unterseite 
verscheuert. Einige der horizontalen Streifen sind nicht ganz herum- 
geführt. Am Henkel vorn grades Schach» abwechselnd rot ausge- 
füllt und punktiert. 

Während 3-5 in die laudlriuflge Manier einschlagen, wenn 
auch mit mancherlei Besonderheiten, steht 2 wieder ziemlieli 
vereinzelt; es macht im Vergleich mit jenen und der Masse der 
übrigen den Eindruck einer von sorgfältiger Hand hei*gestellten 
Nachahmung nach einem etwas abweichenden Stil. Der WHliche 
Ton hat einen gelblichen üeberzug, aber stumpf und von kälte- 
rem Parhenton als No. 1. Die Malerei in dunkel Violett und 
blassem Zinnoberrot bildet mit ihren starken, gedrängten Streifen 
und den nicht feinen, aber regelmässigen Details das AVider- 
spiel zu der bisher beobachteten Manier. Aoi Hals tritt ohne 
feinere begrenzende Horizontallinien ein freies Band hervor, ia 
dessen Läugsfeldern seitlich das Hakenkreuz in primitiver Gestalt, 
in der Mitte drei doppelte aufrechte Quadrat-Systeme, mit 
Punkt darin^ Platz gefunden. An der Schulter in einer schmalen 



132 M' IIAT£K 

Zone bemerkt man gewiBso um ein N oder VI gruppierte Dreieck- 
Muster ao mehrereo Stelleo ao^ebracht, ganz so wie sie schon in 
den Gräbern der frilhegten Eisenzeit von Latinm (Mon, d. L. XV 
tiv. IV 3, V. 2, TgK IV 2, 7, auch Mon, d, L. XVI 386) rorkora- 
meo; dann auch abalicb au den bemalten ToD^aaen tod Novilara^ 
dort mit den einraeheu H abwechselnd, welche unsere Vaße unten 
in das Vertikalstreifen -System einzeiclinet Die Dekoration der 
Mündung mit den an der Wurzel rundlich verbundenen Strahlen 
wird dem zugrunde liegenden Stil nicht gerecht; vgl. No, 1 (*). 

7. Diesem absonderlichen Stück liegt bereits die enghalsige 
Form Taf. VI 3 zngfunde, die hier noch willkürlich durch Um- 
kehrung der VerjüDgung entstellt wird; gleichwie die horizontale 
Abkantung au dem Gefässbauch und die Verlängerung und 
ßückwärtäbiegiing des Henkels von Willkür uad Unverständnis 
zeugen. Auch die Bemalung, wenn sie sich auch ebenso wie die 
5£wei Farben in dem Ralimen dor üblichen Muster bewegt, kann 
nur unter solchem Gesichtspunkte richtig beurteilt werden: das 
Schachbrett am Henkel hat schiefe längliche Felder; die Schulter 
ist nach Art viel grösserer Vasen dekoriert; es fallen gerade ste- 
hende Rechtecke wie bei der nicht minder ungewöhnlichen No. 2 
ins Auge, an den Schultern gänzlich oder grösstenteils punktierte 
(rhombische) Motive, wie auch sonst in Ruvo (vgl. § 4 No. 3, 
4 p. 305). 

7?. Die Erzeugnisse der nördlichsten Landesteile erkennt man 
oft an dem blassen Ton , oder bei rötlichem Ton blassem 
Ueberzug mit stumpf schwarzer Bemaiung in einer tintenähnli- 
chen (auch von der Bareser verschiedenen) Farbe. Diese Sonderart 
scheint sich erst allmählich herausgebildet zu haben; anfänglich 
muss die zweifarbige Manier in Violett-Schwarz und Kot geherrscht 
haben, und auch in der Wahl und Behandlung des Materials die 
Verwandtschaft uiit der Art von Ruvo und Canosa grösser gewesen 
sein. Das verraten neben besser gelungenen Stticken in solcher 
Technik (z. B. Berlin 264) besonders die einfacheren und öfter un- 

{') Die Vase kam 1993 beim Bau der Eisenbahn Barletta-Spinaizola uu- 
tage. Angeblieh wanleii darnala acht Gräber gefunden; dt>ch wurden die Objekte 
bereits fennisjcht, ehe der Inspektor der Alterttlmer anlangte; dessen Ver- 
zeichnis bietet die sürntlichon Stücke in drei Grnppen, mit einigen geomc* 
irischen Vasen dabei. 



I 



1 




DTK KERAMIK DES VORGRIECHfSCUEN APULIENS 18S 

beliolfeneren Töpfe, daneben auch andere, zum Teil ältere Ge- 
fiisse» die wir uoter den sonstigen Typen antreffen werden; Tgl. 
unten § 13 ff. 

Die Henkelnäpfe B berorziigen eine einfache, halslose Grund- 
form mit wenig breiter Müiidung, worauf, wenn dieselbe flach, Eand- 
tiipfen oder kleine Zahne — auch in der Bemaluug der Körper be- 
liebt — oder aber das Strahlen-Polygon gezeichnet werden. Die 
schmalen Ornamentstreifen enthalten keine längeren Felder, sondern 
nur zahlreiche Teilstriche, verschieden in Art und Abstand» auch 
wohl gefärbte ^ Klötze i» dazwischen ; nur ein vereinzeltes, kleines 
Doppelquadrat, auf der Spitze stehend, ptlegt hie und da, eng 
eingeschlossen, hervorzutreten; vgl. Abb. 2; wie dort von A Linien 
wird die untere Henkelwurzel von einem grossen A oder sphä- 
rischen Dreieck umschlossen. Als Anhängsel figurieren S-förmige 
Motive oder breite, kühn geschweifte Trapeze {innen leierartig durch 
Striche verziert), die sich ringsum wiederholen. Der wie gewöhn- 
lich oben zusammengepresste Henkel ist zuoberst öfter mit einem 
plastischen, herzformigeD Ornament und tiefer unten an den 
Rändern mit zwei Knöpfen oder Oesen versehen. Das grosse 
Diagonal-Viereck an seiner Torderseite erfährt gewisse Erweite- 
rimgen und Komplikationen. Die einer römischen II oder III 
Tihnlichen Figuren, die man einmal am Henkelrande bemerkt, 
entstanden nur durch falsche Stellung und Yerkennung eines in 
den griechisch geometrischen Stilen gewöhnlichen Motivis Iq welches 
schon einmal (K. M. XIX Beil. I 4) anklang und in Italien 
häufig falsch wiedergegeben wird; vgl. bes. Montelius civ, prim. 
B 275, 4. 

Eine andere Sorte Näpfe 12-15 ist am ganzen Körper bemalt, 
vorwiegend mit starken Streifen, dazwischen auch wohl feinen, 
enggezahnten Bändern, an den untei'sten Teilen, die dort freiblieben, 
mit schweren Vertikal-Teikngen ; die meiste Sorgfalt scheint dabei 
auf den Henkel verwendet zu werden, wo das grosse Diagonal- 
Viereck oder die gehäuften kleinen gestriclielten immer neue 
Formen annehmen tmd sich bisweilen zu einem förmlichen Netzwerk 
gestalten. Von dieser Art sind in Bari noch 4035, 4036. 

Der ersten Gruppe von Gefä^sen muss auch die verschollene 
10 angehören, wie gegenüber der Abbildung nicht näher begründet 
zu werden braucht. Man beachte den charakterischen schmalen 



184 



M. MAVER 



« 



Henkelanfang an der Mündung, welcher auch da, wo unsere Get 
gehrochen sind, seioe Spur hioterlassen. Zu der Form des HeokdE^" 
Rhombus mit den kur2en Strichen, gleichwie Enden eines darunter 
liegenden Kreuzes, TgL Megara Hyblaea M. d* Line. I p. 811« fl 
812» 2. — Zu den S und /V ftürmigen Anhängseln vgL Mayer Le ™ 
staz. preist, di Molfetta^ p. 144 fig. 107 n. 12 und 14; zu 14 
et p. 156, 83. 

Ein bemerkenswertes Exemplar, der zweiten Sorte näher 
stehend, ist 14. Es ist noch in den zwei archaischen Farben gemalt, 
auch durch die breitere Behandlung der Ornamentzone ausge- 
zeichnet: wir erblicken dort eine Reihe auf der Spitze stehendert 
gestrichelter, kleiner Quadrate, sodann lange farbige Blöcke und 
seitlich angesetzte kleine BOgen, welche liier eine Art D bilden, 
wie sie auf einem Krater derselben Oiischaft ein B bildeten. 
(§ 6. 4). 

Mit Leichtigkeit lassen sich in diese Kategorien die neueren 
Funde von Ordona einreihen : .Vb^. d. sc, 1907 p. 81. Es haodelt 
sich um die von mir (vgL R. M. XIX, 188» 6) nachgewiesenen 
Gräber, über die Quagliati jetzt berichtet, Sie gehören nach Ausweis 
des Inhalts wohl eher dem V, als dem VL-V, Jahrhundert an. 
unter dem Thongeräth das sie ergaben, interessirt uns hier das 
a. 0. S. 34 fig, 4 link:? abgebildete Gefäss mit hohem ungetheilten 
Henkel, unserer N^ 14 verwandt doch mit schrfiger Raudlippe, 
unten einem in N seltenen Bogenfries. Zu den feinfachen nur 
gestreiften, mit kurzem rundem Henkel (S- 183 oben), die man 
bis Melfi hin antritft, stellt sich S. 31 fig. 3 mittelstes Stück, 
whärend die Nachbarfiguren Beispiele der kleinen, randlosen 
Töpfchen darbieten , auf die oben hingedeutet ^Mirde ; vgl . a 
S. 212 (^). 

Gern wurde man hier ein schönes Stück des Marseiller Mu- 
seums, Nr< 1420, anreihen, das ersichtlich einem Napf aus diesem 
Kreise fi^ei nachgebildet ist; doch genügt ein Blick auf die Ken- 



(0 Zu der Oenüchoe NoL &. 0. flg. 4 rechts s. ü&ü Allgemeine g 15 
H. 22Ö; das i^rosse zweireihige i^chachrmister erinnert an R. M, XIX Beil, 
II, 1 zu S. 284. Von den beiden Kannen üg, 6 scheint die grössere aoa 
einem Iltlischen Typus entwickelt; nicht 80 die kleiDe daselbst, welche ge- 
treuer mit gradem Hals an moderne Milch-Maasskannen ^erinnernd, in gleich- 
zeitigen Gräbern der Feuketia vorkoitimt. 



DIB RKRAMIR DES yORGRrECHI9CHE?i APl^LIENS 



185 



kelpartie» schon in einer guten Photographie, um es aus dem eigent- 
lichen Apulien in die stilverwandten Gruppen (wahrscheinlich, 
Siiessola) zu verweisen* 

16. (Abb. 4). Ausnahmsweise können wir hier ein altes Stück 
Ton Arpi mitteilen, wo bisher fast nur (vgh R. iL XIX 213, 2), 
spät*ünteritalische3 und Bdmisches zutage gekommen, meist in 
Privatbesitz befindlich. Das Wenigste von dem, das man in einem 
Schrank des Mtmizipiums zu Foggia vereiDigt sieht, stammt von 
Ort und Stelle; zu diesem Wenigen gehört die Vase Abb. 4. 
Schmutzig grauer Ton, Beoialung violett» etwas bräunlich, um die 



:3e:7 



Abb. 4. Aus Arpi 



Lippe einfache Streifen, Die Bänder zunächst dem Halse sind nur 
zu vermuten und wegen der Vei-sinterung nicht recht sichtbar. 
Etwa an der Schulter befindet sich ein Streifen, der vorn in eine 
gestrichelte Tiereck-Reihe übergeht, an den Seiten sich nur ganz 
wenig öffnet, um oberwärts ein kurzes, etwa M-förmiges Zickzack 
aufzunehmen. Dann folgt ein dünner Streif und zwei stärkere, 
danach unweit des Bodens noch eine Zone, breiter als jene, worin 
zwei kompakte Muster abwechseln, eine starke Gruppe enger 
Striche und ein zapfen förmiges, koloriertes Muster, vvelches ursprün- 
glich wohl nicht als Trapez gedacht war; es mag sich eher von 
gewissen grossen, in ähnlichen Proportionen auftretenden Zacken 
herleiten, wie sie bemalte Vasenfragmente von Montepelosa führen. 
Nicht ganz zu übersehen ist an dieser Ornaraentzone die Art der 
Einfassung mit starken unterem und feinerem oberen Grenzstrich, 



IM If. MATIR 

welehe meh in der Gruppe der Vasen 8-13 ziemlich regelmässig 

beobacliteo lässt. 

C. — Die andere^ im Allgemeinen etwas jüngere Klasse tod 
Canoää und Rnvo (No, 17 ff.), meifltens ana Canosa^ oft schoD an 
gedrückterer Kurperform und dera engen Hals kenntlich, zeichnet 
sich mehr durch Routine als durch eingehende OmameatieruDg 
ans; von den groben Erzengnissen einer anderen Fabrik daoebeo 
spreche ich hier nicht. Das schNvindende Interesse an der über- 
handnehmenden Dekoration, die sich übrigens immer in den zwei 
Farben hält, verrät sich in Farbstreifen verschiedener Stärke« die 
nur an der bauciiigsten Stelle ein längliches Feld vorn freilassen ; 
soweit dort nicht das Ornamentale mit ein paar bündigen Pin- 
selstrichen nach rechts und links und ein paar Schlangenlinieo 
erledigt wird, sind gelegentlich Ketten gegitterter Vierecke, die 
oben und unten nicbt anstossen, (ähnliche Motive an der Vorder* 
Seite der Henkel) zu bemerken, an den B'ianken viele und gedrängte 
VertikaUiaieu. Man kann dabei nicht umhin, zugleich die Flottbeit 
der Zeichnung und die überaus feinen Linien zu bewundern, welche 
unter so be\vandten umstünden eigentlich kaum mit der Pinselspitze 
gemalt sein k<5nnen und wohl eher mit einer Eohrfeder gezogen 
sind. Die verfügbaren Abbildungen geben von dieser Merkwür- 
digkeit keinen Begriff. Man sehe indess No* 5 (Taf. VI 2) mit den 
feinen Viereck-Systemen (etwas geneigt nach der Manier des Landes) 
und den Mäander-Motiven, dazu die Henkelzeichnung, üebrigens 
kontrastiert damit seltsam das grob hingeworfene traditionelle Mu- 
ster unten an der Standfläche, ein sphärisches, meist durchkreuztes 
Viereck, welches sich auch in anderen Vasenklassen wiederholt. 

In letzterer Beziehung stiebt das Gefass, 21 Beil. II 3, 4, vor- 
teilhaft ab; es scheint geradezu darauf berechnet, von der Boden* 
seile her betrachtet zu werden. An der Frontseite, gegenüber vom 
Henkel, ist ein grosses und breites Feld in Farbe voll ausgemalt, 
mit Aussparung eines kleinen Raumes in der Mitte, worin ein Rech* 
teck, an den finden verstärkt, mit einigen Längs-und Qnerlinien ein- 
getragen ist Fast alles übrige ringsum besteht aus vertikalen Stri- 
chen und Streifen; jedocli nicht ohne dass dabei ein bestimmtes 
System befolgt wäre, welches die Frontseite zum Ausgangspunkte 
nimmt Es schliessen sich dort jederseits in genauer Abfolge zuerst 
Gruppen feiner Striche an (in zwei Abteilungen), durch einen 



DtC RSRAMIK DES TORGBIECHtSCHEN APL'LrEHa 

StreifiD getrennt; dana, nach einem kleinen fast unmerklichen, 
aber doch durch stärkeren Strich markierten Abstand, jederseits 
[breitere Streifen, die unten an den Boden anstossend, oberwärts 
[keilförmig auseinander gehen, wobei der erübrigende dreieckige 
iBaum farbig ausgefüllt wird. Diese beiden kräftigen Systeme, 
, welche noch durch eine Gruppe dfmner Striche getrennt sind, 
entsprechen nicht der Stellung des Seiten-Ausgusses und des Hen- 
kels* sondern sind, wie gesagt, lediglich nach vorn orientiert. — 
I Originell ist an dieser Vase die Bemalung der Mulde. Dort erhebt 
ilch zwischen iwei kantigen S das der Spitze bekrönte Dreieck- 
f Motiv, welches wir schon kennen, aber wieder in ganz neuer Behand- 
lung: das Innere wird auch hier durch horizontale Linien ausge- 
füllt {?gl § 4 Taf. VIU 5), der Rand aber nur an einer Seite mit 
Stacheln besetzt» während die Gegenseite stumpfe, sich Terbrei- 
' ternde Ansätze, gleich Schrauben eines Saiteninstrumentes, auf- 
weist. Was auch der Maler darunter verstanden haben mag, den 
formalen Ans toss gaben jedenfalls nur gewisse, schon oben berührte 
Muster (§ 3 S. 289 No, 5, 2), welche einen Rahmen mit ange- 
setzten kleinen Dreiecken darboten ^ ein System, das Apulien 
meistens nur im streng horizontalen Sinne, also zu Anhänge-Mo- 
tiven verwertet. Ausserdem geht durch das ganze Dreieck ein 
senkrechter Mittelstrich hindurch» oberwärts hinausragend, wie 
ihn, besonders als Axe des uralten Zeltmusters, die Tarentiner 
und die Peuketische Klasse aufweisen. (0^ Den hinausragenden Teil 
sahen wir schon sonst als Zweig gestaltet, während die Pro tube- 
ranzen des « Hügels » hier bereits eine Weiterbildung erfahren 
haben. 

Dieser Menge feiner, wenn auch oft flott bemalter Produkte 
stehen, wie gesagt, andere gegenüber, welche ohne alle Streifen 
sich darauf beschränken, in mehreren Reihen ein paar ki-äflige, 
fast grob zu nennende Motive hinzusetzen, breite Dreiecke in 
abwechselnder Stellnog (BeiL III 2» 3) und rechtwinklig gebrochene 
dünne Bänder. Aehnliche Varietäten machen sich bei anderen Ge- 
fässarten geltend* 

Die Seitenmulde erhält unterwärts herumgeführte Streifen, 
gelegentlich mit seitlich eingefügten schnabelförmigen Motiven. 



(•) Peac. p. 78 fig. 20 b, Iftf. II 5; vgl Bari H, P. ti715. 



188 ' M. MAVKK 

Das Innere wird mit Streifen, Punkten und dergleichen ausgiefilUt 
An einem Stück der Gruppe B bemerkt man dort seltsame Linie» 
mit seitlichen Ansätzen. An demselben Hillt auch aaf, wie die 
Streifenbemalung des K^lrpers sich der Muldenform anschmiegt 
und dieselbe in weitem Bogen umzieht. 

An den vorstehenden Gefässen fallen mehrfach gewisse 
plastische Henkelverzierungen auf. Diese Aus-und Um- 
gestaltung des hohen Henkels spielt eine nicht unbedeutende Rolle 
in der ganzen Keramik der Nord-Region; sie macht aich^ unter 
verschiedenen Erscheinungsformen aller Orten irgendwie fühlbar^ 
nicht nur an den Näpfen» sondern auch an den Schalen. In Cam- 
panien (Suessola) lassen sich diese bizarren Formen in noch 
weiteren Verschnörkelungen verfolgen. 

Bereits ia der Mittelprovinz wurden die zuoberst gefurchten 
Henkel bemerkt: Peuc, p. 37 fig. 9; :iS, 19; 43, 16, indem die 
beiden Schenkel oben, wo sie zusammenstossen, eine sattelartige 
Einsenkuog erfahren. In der Daunia, wo die hohen Henkel an der 
Spitze noch enger gepresst sind, gestaltet ^io^ der Prozess mehr zu 
einer Gabelung. Schwache Ansätze zu dieser Teilung beobachtet 
man schon in der Bronzezeit verschiedener Gegenden der Italischen 
Halbinsel (M, stärkere Spaltungen an graden, flachen Henkeln 
bei den Siculern seit der zweiten Periode. In der hier in Rede 
stehenden Keramik der Daunia treten die G a b e 1 h e n k e 1 ziemlich 
unvermittelt auf, ohne merkliche Uebergänge (vgl, 17). Sehr bald 
gesellen sich dazu herausspringende Oesen, wie wir sie soeben in 
der nardlichäteu Gruppe antrafen« und zwar ausser den seitlichen 
noch eine solche oben io der Gabelung. Sie werden dann mit dem 
Henkelprofil verschmolzen und durch LCicher ersetzt, indem der 
Heükel statt nach oben sich unterwärts verbreitert und erst an 
der Wurzel plötzlich verengt, derart, dass die breiteste Stelle mit 
Loch und oft auch runder farbiger Einfassung an die Oesen erin- 
nert. In Italien lassen sich diese Oesen nicht aus frühen Kul- 
turstufen nachweisen, wohingegen sie bekanntlich eines der mar- 
kantesten Merkmale sehr alter kyprischer Tonwaren ausmachen. 



i 



■ 

I 



(') Am tllerfrühesten wohl in Li^nirischen Höldeii, BuH. PaL(m 1893, 
ta?. 1X3 und den Pfahlbauten i Monteiius Civ. prim. B 4, 22. ßulL d, Mui. 
Civica PaduaH9, IV 1901 p, 102, tav. VII 





DIE REKAMIK DSS V0ROKIKCHI9CHKN APULritWS 189 

Perrot-Chipiez III ftg. 474-489 p. fi90 ff. Kypi'ii^che Askoi und 
Tiei^efägse mit ihren vieleo Oesen mid imorganiscli herausspritigeu- 
den Iii>hreD sehen wir in Ruvo seit 500 nachgebildet, Tat. VIII 5, 
kypnsche Vogelaskoi mit Rdhre und Henkel auf dem Rücken, in 
Canosa (Jalirb, d. Inst. 1907 S, 219). Aber auch das seitlicli an 
vertikaler Längsleiste symmetrisch ansetzende Oesenpaar findet 
sich in Kypros vorgebildet; man sehe z. B. das Idol Ohnefalsch- 
Richter. Kypr, Taf. 146, 3 B = 173, 20-21 und die langen Henkel 
Perrot-Chipiez III p. 689-692, 

Das Aufkommen der Seitenusen an diesen Henkeln glaubt 
man insofern beobachten zu küinnen, als manche nicht bis zur 
DnrchbohniDg gelangen, sondern nur durch unklare, sogar spiralför- 
mige Einritzung daraufhindeuten; möglich auch, dass dies nur eine 
verkümmerte Form ist Leichter und technisch bequemer anznbrin^ 
gen als die durchbrochenen Vorsprflnge waren einfache runde 
Scheibchen oder Knöpfe, die an der entäprecheuden Stella 
angeklebt wurden. Nur insofern sie dort die Oesen ersetzen, wird 
ihr seitliches Hervorspringen überhaupt verständlich und einiger- 
massen gerechtfertigt. Ursprünglich hatten diese Tonknöpfe den 
Sinn von imitierten Nägelköpfen, und ihr eigentlicher Platz war 
am Gefässrande^ d. b. an dem dortigen oberen Heuktlansaize, wo 
wir sie denn auch regelmässig bei anderem Nord-Apulischen 
Kleiu-Geschirr angebracht sehen, an den Tassen, vielen Bechern, 
auch den wenigen Kannen, so dass also über das Verhältois die- 
ser verschiedenen Erscheinungen gar kein Zweifel aufkommen 
kann und die von anderer Seite gegebenen Darstellungen (') hier- 
nach unbedeuklich berichtigt werden dürfen. Diese Tonscheibchen 
stellen bekantlich eine Reminiscenz an ältere Kulturstufen dar, 
nicht minder als die kleinen herzförmigen Aufsätze oben am Hen- 
kel, die wir hin und wieder autreffen, und welche wohl an gewisse 
halbmondförmige Henkelaufsätze von ehemals erinnern sollen (*). 



(") PatToni Mon. d. L, VI. 380 if.; dazu Petersen TL M. XIV 182; die 
Kotellen ulort Fi>?. 1 No. 3, 2 nml Lecce) haben tlamit nicMs zu tan, auch 
niclit die Tiergesichter (dort a, h) der Canosiner Sphagia; vgl. R. M. XIX 
276-284. 

(*) Vgl. Li »tat. pnist, di M&lfetta, p. 110, 7 wo in der Anmerk, non 
indaptntabiU %\x lesen ist. 

13 



Es g^Qftgl fttf die GtAot tm Maroe ud aadfir» Er 
4er erstaa lUlischen ßsemett tu ▼«fweiseiu vddu broniaiie Ni 
k(ipf« aU Heokelzi^rrmi an Ton- bn. Ii paati Oifl i m ii i Terwradea; 
auch an den Impasto-Schalen dm Tarrntiaer WmoAt» TOfD Bmfgo 
noro baB«ffkt man forn Yertiefo^gieii nie zur AafnahcDn fär 
•olelit IfeliUkiiApfe, dort fibrifeas birats an &beher SteUe, auf 
dem Zapfen tkber dem Henkel; beiläufig haban dteae oder iha- 
liebe Zapfeahenkel in einer der n^rJapatiaclien Klassen (§ 11} 
aaebgewirkt _ 

Die weitere Anagestaltang der Henket wobei die bloaee Od| 
belung zu spitzen geaehweiflen HOmem wird« und dazwiscben neoe 
Zi erraten emporwachaen* roUziebt steh nicht an den Nüpfeo, aon- 
dem an den Schalen (g 13K wie es scheint jenseits des Flug- 
sea. Noch phantastischere Bildungen, immer im Aoschlosa ao die 
forliegende Oniodform weist dann die Soessolaner Gruppe auf ('l 

Eine nicht minder aufTalleDde Besonderheit bilden die Sei 
tenmnlden mit entsprechender siebfönniger Durchlc^cherung dl 
G^fä^waod* Solche seitlichen Mulden, wie hier bald anschliesaend« 
bald am Ansatz eingekerbt auftreten, kennt die Keramik ron Si« 
Zilien (*)» Kreta. Phrygien, durchweg in Schichten von weit höh« 
rem Alter; auch die neolithischen Gräber Tarents haben neaer- 
diDgs ein Beispiel geliefert (Quagliati, ßuIL Pal, 1906, p, 41) 
Die formenfreudige Keramik der apuli^hen Nordprovinz hat sil 
mit offenkundiger Vorliebe übernommen und verwendet sie beson 
ders bei den verschiedenen Arten von Töpfen und Näpfen. 

Gelegentlieh hat die Gabelung zu überraschenden Variationen' 
AnlaäB gegeben, denen eben nur die Bedeutung von Spielformen 
zukommt, wie sie die Laune des Tupfers erfand. Einige Male, 
BeiL III 2 und § 10, 19, sind statt der zwei Zinken drei beliebt 
worden ; wobei ich nur darauf hinweisen kann, dass manche 
einheimiscLe Terracotta-Fignren der Me8sapia(im Museum zu Lecee, 
ein reitender Krieger oder Heerfübren eine Frau) hohe querfl 
stehende Mützen mit drei Zacken auf dem Kopf haben« die an^ 
die Mutzen gewisser Hör us- Figuren [€, H. Acad. des I/tscr. 190a 



1 

im 

er- 



(•) Von einer ZasAmraeiistellunjf die»<?r letitereri (Petersen Fig. 
Neft{)et) mit den Canosiner Bildungen (a, b^ ist also völlig' abzaseheo. 

(-) In PantaUcÄ. ßulL PaL XXIV, tav. XI 1 . in Finocchito XXHI | 
UV. VI 27. 



DIE KERAMIK DE8 VORGRIRCH ISCHEN' JkPULlENS 191 

p. 121). gewissermassen auch an die alten kretischen Tonglockchen 
(aus Knossos, Jom^tu kell. Sind, XXIII 180 fig. 6, 9, vgl. 167 
iig. 1/2) erinnern. Ein anderes mal (23) erscheint zwischen den beiden 
Zacken etwas wie ein gebogener Fioger — wie an Pompejanischen 
Metallgefäasen, Miis, Boro, VII 13, 2 (^) — , der aber nach rück- 
wärts hin noch eine ForUetzuog hat Einen Finger glaubte man 
schon in dem apotropäischen Sjmbcil oben § 6 Nr, 8. 9 zu erkennen. 
Vielleicht ist hier Aehnliches beabsichtigt (also gewissermassen ein 
fasci/mm mit zwei erhobenen Ecktingern ?), nur ist von der Seitt? 
gesehen der Gegenstand mehr jenen beliebten Ansätzen vorgeschrit- 
tenen Eisenzeit ähnlich, die trotz ihrer verschwommenen Form 
sieh aus kleinen ornamentalen Bronzeenten herleiten. 



§ 9. Komplikationen. 

Wenn man in Griechenland von einer gewissen Einfachheit, 
ja Armut der Gefässformen geometrischen Stils spricht, so wird 
von Apulien, namentlich dem nördlichen, Aehnliches nicht ausge- 
sagt werden können. Die Dauaia bevorzugt reiche, mannigfaltige 
und phantastische Formen; auch noch nach dem Ableben des rein 
linearen Dekorationsstiles sehen wir sie auf alt-kTprische und 
troische Formen zurückgreifen. Die hier zu betrachtenden Gefässe, 
meistens von der schon bekannten TopÖbrm, machen gleichwohl 
einen ganz fremdartigen Eindruck, insofern sie, abgesehen von dem 
gelegentiichen Zusätze eines konischen Sockels, menschliche Hände, 
Arme und namentlich Beine oder Füsse erhalten haben. (Die 
Henkel erfahren in solchem Falle eine Kürzung, manchmal auch 
eine Verdoppelung, Nr. 1). 



L Beil III 3. Ruvo, Mus. Jatta 208. 

2. Louvre D 23, Pottier pL 29. 

3. Cambridge, Fitzwilliam Mus. 229, E, Gardener Cat pl, 1, Ca- 

nosa (*)* 

(*) Sicher hängen mit Metallheiikeln einer liekannten Gattnng (bei Schrei- 
btT, AUxandrinische T«>reTitik, passim) irg^endwie die Sclmabelhenkel der Soee- 
salmer Klasse inBaramen: Berlin 250, Mon. d. L, VL 381 fig. 26. n. ö. 

\^) tt Oinoia )v ist eiu leicht darcheicbiiger Schreib - oder Les«*febkr. 



192 M. MATER 

4. Taf. VIII 16. MarseUle, Mus. 1419. 

5. Beil. III 6. Bari M. P. 3439. Canosa. 

Von anderer Gefässform, lum Vergleiche: 

6. Askos-förmig : Lucera, Privatbesitz. 

7. Beil. III 4 Schale: Bari M. P. 4078. Ordona. 

8. Beil. III o Kandelaber; ebd. 2304. Canosa. 

Von der Dekoration, welche wenig Neues bietet, köanen wir 
hier absehen. Dieselbe inte^e^siert bei 5 nur insofern, als sie in 
Verbindung mit der Form und Technik des Napfes dnrchans auf 
dieselbe Fabrik, deutet, wie das soeben § 8 erwähnte Gefass mit 
dem tiugerartigen Zusatz am Henkel. Danach mag die erhobene 
Hand, die wir an 5 erblicken, (an den Fingern Einiges gebrochen) 
das Autoschediasma eines Individuums sein und keinerlei allge- 
meinere Bedeutung beanspruchen ; sie ist von der Grösse der 
Sphagia- Hände und pas^t schlecht genug für ein so kleines 
Gefäss. 

1 j-uht auf drei dicken, an der Standfläche etwas abgeplat- 
teten Stümpfen, welche wie Elephantenffisse aussehen ; an 2 und 3 
sind die Füsse etwas stärker acceutuiert, auch die Zehen ein wenig 
angedeutet. Drei solcher Beine und Füsse hat auch ein Canosiner 
Tonkandelaber (8). dessen Bemalung, Querstreifen und primitiver 
Mäander, jetzt bis auf geringe Reste verdorben ist. Vier derartige 
Beine und Füsse, aber von etwas natürlicherem Aussehen, zeigt 
die Tonschale 7 mit eingebogenem Rand, sowie 6, ein Askos von 
einer im N häutigen Form, die aber hier mit Hörnerhenkel und 
Seitenmulde ausgestattet ist. Bereits wurde R. M. XIX 198 Beil. 
I 3 aus Bari ein Askos mit zwei plumpen Füssen dieser Art 
vorgeführt. In Süd-Russland wurden kürzlich flache Askoi genau 
mit zwei solchen Klumpfüssen gefunden; sie sollen grau monochrom 
sein und etwa aus dem VI. Jahrhundert v. Chr. stammen (Jahrb. 
1903 Anz. 83); vgl. a. De Morgan Recherches sur Vong. de 
VEgypte I fig. 481. Näher stehen dem apulischen Kreise Funde 
der ungarischen Eisenzeit, Schalen mit vier Beinen ähnlicher Art 
(Ertesitö XIII, 1893, p. 26), zu denen sich überdies dort noch 
Vasentypen wie die von § 10 gesellen. 



DIS KERAMIK ÜE8 VORGRTECHISCHEN APULIEN8 l93 

Was jenen sonderbaren Erscheinungen auf süditalischem 
Boden sofort zu entnehmen, ist die Einwirkung gewisser Bronze- 
geräte, welche in Mittel-Italien, sowohl im Original wie in Ton- 
nachbildiingen auftraten. Es würde genügen, die Schale und den 
Kandelaber ins Auge zu fassen. Zu jener stellt sich eine Tonschale 
von Bisenzio {Not. d, sc, 188ö tav. III 8, Martha Vart Sir. 451), 
nur dass in unserem Falle die nach innen gewendete Mündung 
mehr au solche wie die von Albano {BttlL Com, Rom* 19MU 
tav, X 13, vgL p. 155, 5) erinnert, die auf einfachen, kurzen 
Stuoipfen ruht. Der Kandelaber gemahnt sogleich an jene auf 
eingeknickten Menschenbeinen ruhenden, dergleichen namentlich 
aus Vetulonia in älterer Fassung, aus anderen Orten Etruriens 
in jüngerer Form bekannt. Zum Ueberfluss hatte diese Ter- 
racotta noch auf den Knien gevvisse, jetzt abgebrochene Auf- 
sätze, gleichwie dort an jener Stelle die typischen Entchen auf- 
sitzen. 

Das allermerkwürdigste Stück dieser Gruppe, 4, ist noch nicht 
erwähnt, Der Gefiis^korper ruht liier auf seinera natürlichen Bo- 
den; allein von den Seiten des gegabelten Henkels her strecken 
sich zwei menschliche Arme nach vorne und legen ihre Hände 
flach auf den Rand der Vase. Ungeachtet der noch archaischen 
Plastik, welche die einzelneö Finger nicht individualisiert, kommt 
der beabsichtigte Eindruck des Schreckhaften doch vollkommen 
zur Geltung, indem der zweizackige Henkel mit den beiden LiV 
ehern gewissermassea die Stelle eines dämonischen Hauptes ver- 
tritt, Anderen ümdeutungen des Gabelheukels sind wir bereits 
früher begegnet. Gleichviel nun, welche Voi'stelUmgen den Ver- 
fertiger dieses seltsamen Stückes leiteten, rein formal betrachtet 
handelt es sich doch nur um eine originelle und bizarre Umge- 
staltung derjenigen Geräte, welche eine aufrechte menschliche 
Figur oder Halbtigur mit vorgestreckten Armen wie zum Tragen 
oder Darreichen des Gefässes anbringen; dergleichen Gebilde in 
Novilara (Mo/i. dei Llncei V, tav. XllI) und schon früher in Corneto 
vorkommen; Abb. 5 S. 196. Andrerseits hat die kyprlsche Keramik 
nie aufgehört, weibliche Figuren mit den Vasen plastisch zu verbin- 
den; in die letztere Richtung schlägt auch eine attische Kanne ein, 
wo, eine weibliche Halbtigur die Unterarme auf die Mündung legt: 
in München; Lau» die griech. Vasen Taf. 15, L 



194 



M. M ATia 



§ 10. Konische Zier-Nipfe. 



1. Beil. IV 1. Bari M. P. 1546. 

2. Beil. IV 2. Marseille Mos. 

1421. 

3. BeiL IV 3. Bari M. P. 2708. 
Canosa. 

4. Beil. IV 4. Berlin Antiqua- 
rium 3910. 

5. Beil- IV 5. Buvo Mus. Jat- 
ta 224. 

6. Beil. IV 8. Bari M. F. 3599. 

7. BeiL IV 9; ebd. 3600. 

8. ebd. 1547. 

9. ebd. 3436. Canosa. 

10. Neapel Mus. X. 7474. Ath. 
Mitt. 1887, 241, Fig. 12. 
Mon.d.L.YlSlS,, fig. 22. 



WahiBcheinlieh ans Asci 

Satriano (^). 
ebd. 7475. Moh- d, Z. 

379^. 
ebd. 7476 Mon. d. L. 

379p. 

Beriin Antiqa. 271. 
14. Boston Mus. of ßne ort 

Robinson, Catal. n. 16. 
Taf. IX u. Taf. VIII 4. Ba 

M. F. 2707. Canosa. 
Beil. I 4; ebd. 1548. 
Beil. III 1, I 5; ebd. 154J 

19. Aeltere kolorierte Zeicli 

nungen im Apparate de 

Instituts zu Rom. 



11 



12 



13 



15. 

16. 
17. 
18. 



Von den Ausgräbern werden die hier zu beschreibenden Vasei 
<ft Lucerne » genannt, und unter diesem Namen sind sie noch ii 
den Mon. d. Line. 1896 VI 378 f. aufgeführt. Abgesehen von ihrei 
geringen GrösseDverhältnissen und der oft niedrigen Gestalt gal 
den Anlass zu dieser populären Benennung wohl der seitliche Mnl 
denausguss; wobei sowohl die durchsiebte Gefässwand überseher 
wurde, wie der Umstand, dass solche Ansätze den allerverscbie- 
densten Gefässen Nord-Apuliens eigen sind. Es handelt sich uud 
eine Gefässform, welche einen Kegelstumpf darstellt, mit Abron- 
düng nach der Basis, obenvärts ohne irgend welchen umgebogene! 
Rand plötzlich endigend, nur selten mit einer schmalen Lippe 
rersehen, die gerade steht und nur ausnahmsweise sich leicbl 
umlegt. Diese Grundform, welche aber in Apulien mit yerschie- 
denen Zierhenkeln und sonstigen Ansätzen ausgestattet wird, klingl 

(*) Die alte Angabe Satriano, das wäre im Grenzeebiete Lukaniens unc 
Calabriens, ist unhaltbar. Das apulische AscöH-Satriaiio war damals nocl 
nicht archäologisch bekannt, s. S. 167; daher der offenbare Irrtum. 



DIE RRRAMIK DES VORGRIECHISCBEN ApULtR>S 



195 



viellBicht schoo in den PfahlbauteD des Lagassa-Sees an ('), eisen- 
zeitliche Typen (von Latinm (*)» vom Bologneser Gebiet) (;% ge- 
stalten sich ähnlicher, von dem Fusse abgesehen, in Corneto; Noi. 
d. sc. 1882 tav. XIII 6; Mootelius, cük pr. B 275, 4* Für iiDsern 
Typus ist der kleine Massstab und die gedrückte Kegelform cha- 
rakteristisch ; solche Gestaltung wie in der Berliner Vasen-Samm- 
lung, Formentaf, No. 86 kommt nur bei geringeren Exemplaren 
vor und kann nur als Ausnahme gelteu. 

Dreierlei Ansätze geboren regelmässig zu diesem Gerät: der 
Ohren-Henkel, welcher ein breites Band in einfacher Schleife 
darstellt, ohne Kniff an der Spitze; ferner der Siebaiisgnss an der 
einen Seite, endlich an der Gegenseite ein besonderes, näber zu 
erMerndes Attribut. Es ist dies ein aufrechter Dorn, etwa von der 
Grosse eines kleinen Fingers, welcher am Ende umgebogen, eine 
kleine schnabelartige Spitze bildet während runde plastische 
Scheibchen, als Augen, nebst anderen Zierrateu dazu diene«, den 
Kopf eines langhalsigen Tieres zu charakterisieren : dieser Zierrat 
besteht namentlich in einer Art von Toupets, kleinen festonartigen 
Gehängen, welche bald an der Vorderseite, bald hinter dem Kopfe 
oder auch ringsum ansitzen. Zuweilen sind ausser den beiden Augen 
noch Scheibcheu über dem Kopf und anderwärts, ohne rechten 
Sinn und Plan augeklebt. Manchmal sind die Augenscheiben, al- 
lerdings unverbiiltDismüssig gross geraten, für Hörner von Wid- 
derköpfen angesehen worden. (Furtw. Baschr. d. BerL Vasen 3910). 
Allein von Höniero ist nie eine Spur, auch nicht hei den wenigen, 
erst nachträglich bekannt gewordenen Eiemplaren, wo der Kopf 
sich einigermassen mit dem eines Schafes vergleichen Hesse, Bei 
dem sehr kleinen Massstab und der sehr geringen Kunstfertigkeit, 
die hier aufgewandt, genügte ein geringer Druck auf den feuchten 
Ton, um dem Kopf bald dieses, bald jenes Ansehen zu geben. 
Die meisten Exemplare erwecken den Eindruck eines Hühnerkopfes. 



(*) Who, Prov. Creinona; iiü j»rähiat, Mus. za Rom, Collegio Rtinrnno; 
die grossen alten Sikaler-GeflUse Ton Matera. der Moanla-Grotte etc. sind 
Wühl kaom zu vergleichen (Mayer» Molfettat 133, fig. 103; Salinas, Not^ flf. %c, 
1S84. 260, tav. II). 

(*) Bull comun, Rom, 1898. tav, VI 2, l»jts eigentlich nor ehn} entartete 
Villanova-Form. 

(") Montelius, CitK prim. l B 94, 12. 



im 



H. MATER 



Der ursprüngliche Sina dieses sehr langhalsigen Aosatzes ki 
damit jedoch oicht ausgesprochen sein. 

unter den Mykenischeo Tongeräten, wovoo SchliemaDD die 
abgebrochenen autrechten Tierhalse ilyk. no. IRl S, 12U abbildet, 
beßaden sich ganz ähnliche Ansätze, natürlich auch mit ähalicber 
Andeutung der Augen, wie sie die archaisch-griechigche Keramik 
beibehält; Vogelkopfe scheineD dort oicht gemeint zu sein. EiH 
troischer Henkel dieser Art stellt eine S(^hlange vor, und zwar üß 
deutlicher, charakteristischer Bildung: Üörpfeld, Troja und Ilioii I 



Abb. 



296 BeiL 40 VIL Die nächste Analogie in den apulischeu Eil« 
düngen bietet wohl ein Oedenburger Tongefüss, Hornes ürgesch. 
d. \h K. Taf» XV 23, aus der eisten Eisenzeit Ungarns, wo ein 
solcher Ansatz au einem Kcppelgefäss aus drei tassenartigen Näpfen 
(mit konischem Halse und nach unten verbreitertem Körper) sitzt* 
dort in etwas anderer» schräger Kiclitnng, weil er als gemeinsamer 
Öritf filr drei Näpfe dient, welche iudem noch durch Pussstümpfe 
beschwert sind. Ein erhöhtes Interesse gewinnt das ungarische 
Stück in Verbindung mit den vorgenannten Koppel^efässen ans i 
Corueto, welche anstatt des Tierhalses eine menschliche Figur als 
Griff aufweisen: Abb. 5. Das ist dieselbe Erscheinung, die mr io 
Apulien beobachten (S. 197); nur dass es gerade keine Koppelgefässe 



Die KRRAMIR DES VORORieCHll 



ENAP 



LtF.NS 



197 



sind — diese kommen erst in 4, Jahrhonilert auf — welche diese 
Abwechslung belieben. Jedoch begegnet derselbe Typus (mit Thier- 
hals und- kopfj in Ungarn anch ohne Verkuppelung: Erlesilö 
XIIL 1898, p. 26. 

um zunächst noch der eintachen Form des Griffes nachzu- 
gehen, 80 läast sich noch jener gesprenkelte Notüie d. sc. 1904, 
136 tig, 15 aus Latium vergleichen, welcher dort ziemlich unwahr- 
scheinlich, als Pferdekopf bezeichnet ist. Im Allgemeinen werden 
es immer nur wenige Tongefässe sein» welche einen so gebrechii- 
chen Griff darbieten, wie ihn denn die Apnlier durch einen starken 
hohen Henkel seiner Funktion entheben und als blosses Ornament 
beibehalten. Ohne Zweifel stammt dieser Griff aus der Metal- 
im:gie, wo solch hakenförmig umgebogener Ansatz nicht nm* als 
Griff, sondere zugleich zum Aufhängen der Tassen selbst dienen 
konnte. Zugleich werden wir in die Kichtuug jenes grösseren Me- 
tallgeräts hingewiesen, ich denke namentlich an die Kessel wel- 
ches ringsum mit Schlangen, Greifen-oder Löwenhälsen besetzt 
ist (^). Einen Tonkessel der aus Mittelitalien bekannten Art sieht 
man in Catan/aro in Calabrien (Privatbesitz). Damit hangen denn 
auch jene zahlreichen etruskischen Bronzehenkel zusammen, w^elche 
mit einem iauiren Hals minder passend Widder, Pferde-oder an- 
dere Köpfe von Vierfusslern verbinden. Mus. Greg. II tav. 96 ff. 
(=^ 4 ff.L Man würde sagen können, dass die blossen Hälse aus 
Bronze oder kostbarerem Material, welche im Handel waren und 
in Ton an den verschiedensten italischen Gefässen nachgeahmt wm- 
den (z. B. Montelius, civ, prinu B 294. 5. Mm, ItaL I, tav, VII L 4), 
filr Apulien an sich schon genügt hätten, die vorliegenden Gefäss- 
formen zu erzeugen, wenn nicht die ungarischen Stücke da wären 
und uns eines anderen belehrten (^), 

An Stelle dieses einfachen Tierhalses nun bieten manche Ca- 
nosiner Exemplare, 15, Ki, 17, eine menschliche Figur. 
Zweimal ist die Figur dem Gefäsa zugewandt, an dem geringeren 



(*) Olympia, IV. Uiiiul, Brauen, Taf. XLVIH. 816» PjiIeBtrinm Grab B<;r- 
nardiiii: Montclins, Cio. prirn. IL B 367, 8. Im Cebrijifeu vgl. Mont. B 33»^. 
322, 379, 

(*) Auch nach Bosnien scheinen solche Objekte uuil zwar ziemlich fr^!h* 
f^langt %xi sein; v^l da^ Ten:*kottA »Fragment Bo^n, Mitt, IV^ p, 42 fijar. 1^. 



10^ M. MAYEn 

Stück steht sie abgewaodt; sie wächst mit dea Füb^^cd UD^ichtbtr 
bleibeDd, ans der Gefasswatid heraus und unterscheidet sieb auch 
insofern von den mittelitaliscben Tongebildeu (Abb* 5), als aiteh 
die oberen Extremittiten uicht zum Ausdruck gelangt äiiid. sondern 
sich unter dem Gewand verbergen. Dass aber die Vorbilder in der 
Tat Arme besassen und gleich jenen Cometanern die Hände anf 
das Gefäss legten, lehrt Vernicehio (s. iiuten), ferner der rohe 
Askoii von Novilara (S. 193), bis zu einem gewissen Grade auch 
das oben mitgeteilte Marseiüer Gefass, Taf, VIU 3. Die weibliche 
Figur, welche ein Töpfer dieser Zeit in Bisenzio (Mootelius. eip^ 
prim, II B 255, 2) willkürlich über einer der bekannten dreifus- 
sigeu Schalen (s. oben § 9) angebracht hat, weiss mit ihren Armen 
nichts rechtes anzufangen; ihre Ünzugeh5rigkeit wird aich aach 
weiter ergeben. Es scheint dass die apulischen Topfer bei diet^eii 
ersten plastischen Versuchen sich noch nicht getrauten, die Arme 
vom Körper loszulassen, und durch so gebrechliehe Teile die In- 
tegrität ihrer Gebilde zu gefährden* Bei den in Bronze zu den- 
kenden jedoch war der kleine Massstab kein Hindernis, sondern 
sogar ein Sporn, die Figuren ihre Glieder entfalten zu lassen, um 
sie an verschiedenen Punkten zu befestigen: erst die vorgestreckten 
Anne und Hände gaben das rechte Henkelmotiv ab, gerade wie 
in anderen Fällen Vierfüssler (Pferde, Kühe), schräg oder auch 
oberwärts, geradestehend, als Griffe angesetzt wurden. 

Von solchen mit Figuren verzierten Gefässen hat Apulien in 
Bronze noch nichts zutage gebracht (nur Pfannen mit archaischen 
Jünglingstiguren als Griffen kommen bekanntlich vor; Peuc* 48). 
Jedoch hat man weiter nördlich an der adriatischen Seite, in Ver- 
ruechio bei Rimiot Funde gemacht* die, so bescheiden diese epi- 
chorischen Versuche ausgefallen seien, doch einigen Ersatz in 
antiquarischer Hinsicht bieten: Noiiiie d. sc. 1894 p, 'S(iS ft 
Das bedeutendste Stück darunter, fig. 17, ist von einem Bronze- 
gerät mit einer nackten Figur, daran frei erhobene Arme mit nach 
vorn gehaltenen Händen als Henke! ansitzen. Wir werden etwa an 
jene Figuren erinnert, welche an dem Pränestiner Kessel (Man. ä. 
Inst. X 31 a, Mon, iL L. VII. 312) die erhobenen Hände an den Ge- 
fässrand legen, nur dass die Ausführung dort, von der ver^^chönernden 
ersten Abbildung abgesehen, auf einer höheren Stufe steht Daneben 
interessiert besonders a. 0. fig. 7, das Henkelstüok von einer tönernen 



DIK KERAMIK DES VORG RIECH ISCHEN APULlEHS WTJ 

Schale ; aus dem aufrechten, etwa in Sattelform gedachten Henkel 
wächst oben eine menschliche Gestalt heraus, wohl ohne dass 
gerade wie bei dem Novilara-Askos gespreizte Beine anzunehmen 
wären. In ziemlich primitiTer Weise ist der Oberkörper zur Dar- 
stellung gebrücht, mit kreuzweis angelegten Armen und einem 
flachen , nach oben zusammengedrückten Kopf, der als Augen 
zwei Löcher aufweist. Einen Anhalt zur näheren Erklärung der 
Figur bietet a. 0. fig. 8, ein Bronzefigürchen von nicht minder an- 
spruchsloser Herstellung. Dasselbe ist deutlich ala weiblich cha- 
rakterisiert und lässt mit seinen vor Bnist und Leib gelegten Händen 
erraten, dass der Gestus der Tonfigur ähnlich zu verstehen sei. 
Ueber dem Kopfe beendet sieh ein King oder eine Oe«e zum 
Aufhängen. Der Eindruck, dass diese Figürchen nicht etwa gleich 
denen der alten Gräber von Aibano, selbständig erdacljt, sondern 
an irgend weiche bestimmte A^orbilder gebunden sind, und zwar 
an solche der kyprischen und troischen Art, würde sich auch dann 
dem Beschauer aufdrängen, wenn nicht der Fundbericlit ausdrück- 
lich erwähnte, dass die Tonfigur in den Augen Wiehern Bron- 
zeringe hatte, — wie wir sie übrigens noch in der Henkeltigur 
von Bisenzio sehen. Diese Monstrosität lässt sich nicht aus einfachen 
Anhängeösen der Originale herleiten, da hierzu auch eiu Loch an 
der Kopfspitze genügt hätte. Sie findet ihre Vorbilder vielmehr in 
den kyprischen Tonidolen, welche am Gesicht überall solche Löcher 
und OesoQ zum Aufnehmen von Ringen aufweisen; vgl. Coli Cesnola 
tav. II pL IL Perrot-Chipiez III p. 552 1; manchmal sieht es 
geradezu aus, als gingen dieselben durch die Augen, die aber da- 
neben angedeutet zu sein pöegen. Reproduktionen nach irgend wel- 
chen ^ idoleiti importatf " erkennt auch der Ausgrabungsbericht 
von Verrucchio. 

Die Vernicchio-Funde gehöre» — und dasselben gilt von den 
Corneto- und Bisenzio-Terracotten — einer früheren Knlturscliicht 
an als die Canosiner Tongebilde, deren Epoche durch das Tonge- 
rät, dem sie anhaften, umschrieben ist. Allein darum für Apulien 
andera geartete und jüngere Importstücke vorauszusetzen, wäre 
unnötig und wahrscheinlich verfehlt; sehen wir doch auf Schritt und 
Tritt, wie spät im Innern Apuliens gerade die Bronzeformen eiij- 
xuwirken beginnen. Tatsächlich sind diese kleineu nordapulischen 
Figuren bereits mit einer Menge Details ausgestattet, die einen 



ftO M. M.4TCR 

irhtblleheii Fortdcfaritt und zugleich eine gewisse Seltetändigkeit ' 
gtegeniiber jimen inittelitaliscfaeo bedeoten. 

16* Betrachten wir zunächst Beil. I 4. Die Stirn ist durch 
eiot hohe, diademaiiige Binde geziert, welche hinten ohne Knoten 
endigt nod dort einem herabhängenden HaarwuUt Platz macht 
der toupat&bnlieh wie bei den TierhäUen gestaltet und in gleicher 
Weise aufgerafft i^t* Die Ohrenpartie verschwindet hinter einer fl 
grossen Zierücheibe. Ein Gehänge von kleineren Scheiben zieht ^ 
i»ich von den Schultern herunter um die Brust herum, währtDd 
noch weitere derartige Zierscheiben in gerader Sichtung vom über 
die Oewandong hingehen, als Andentung weiterer Gehänge, so wie ^ 
nie jetU am be^iten durch Funde van Alfedena (Mon. dei Liacti X) H 
an^haulich werden. Einige mandelförmige Bommeln am Unterge* 
ttiebt sollen otl^nbnr zur Andeutung des Halsbandeii dienen. Von 
dem Gesiebt selbst, de^en Unterteil sich, wie man sieht, ver- 
liert, idt fast nur die stark vorspringende Nase 2U sehen. Die 
Augen sind dun^h eine breite schwarze Maske verdeckt, welche 
fest an der Nase aufliegt; die zahlreichen Vertiefungen, welche 
mit einem Stift darin augebracht sind, müssen wohl Sehlöcher 
bedeuten, sonst würde die Figur als geblendet gelten müssen. Dicht 
neben der Nase an der geringeu Fläche« welche für die Wange 
fibrig bleibt, ist je ein kleiner Kreis eingestempelt. Ebenso M- 
genartig ist die Gewandung behandelt. Den Oberkörper bedeckt 
eine Art Joppe oder Jacke, welche von dem Unterkleid abstehend 
gedacht ist und, wie schon die schweren breiten Bordüren er- 
kennen lassen, mit dem kurzen Ampechonion griechischer Frauen 
gar nicht zu verwechseln ist: die Rückenfläche ist durch senk- 
rechte, leicht geschlängelte Linien verziert. Vorn an der Brust 
ziehen sich der Quere nach breite Schnüre hin, welche vielleicht 
zum Untergewand gehören, möglichenfalls aber auch die Jacke 
zuMmmenhalten, die in diesem Falle auch ärmellos und blos 
umgehängt sein könnte, so dass sich daraus das Fehlen der Arme 
erklären würde. Unterwärts kommt eia Bauscli des aufgerafft zu 
denkendeu Unterkleides zum Vorschein. Dieses letztere fällt schlicht 
herab, doch mit einfachen Längsmustern A bemalt, welche nach 
der nächsten Figur (lo) zu urteilen, zugleich Falten bedeuten 
m^gen. An der Jacke bemerkt man eine Querfalte oben, vielleicht 
zur Andeutung der Aermel, so dass die Arme vor die Brust 



I>IE KERAMIK DES VoRdRICCHtBCHEN APUUE^S 



201 



gebalten onter dem Briistächniuck verschwiDdend gedacht wären. 
^ Was den Ohreübichimick betrifft, so mögen die griechischen 
und etriiiikisclien Bildwerke bei Heibig Hom. Epos 2* Aufl. p. 222 
Fig. 64, 66 verglichen werden, um nicht an die enormen räderar- 
tigen Schrauckseheiben zu erinnern, welche die bekannte antik- 
spanische Frauenbiiöte aus Elche (Mon. Pioi IV pl. 13 f.) trägt. 
Am nächsten kommen die Funde ans den nicht hellenisierten 
Teilen des Sybaris-Gebietes, uo solche Metallscheiben noch an den 
Schläfen eines Skelettes haften {N'ofisie d. sc. 1888. tav. XIX 
zu p, 472). 

Diese Tracht, welche sich an allen bis jetzt bekannten Fi- 
guren wiederholt, hat ihren Ursprung zweifellos in den Verhalt- 
nissen der Illyrischen Heimat, von wo die apulischen Völker in 
der ersten Eisenzeit hier einbogen, oder noch weiter im Innern 
der Balkanländer, von wo spe'ziell die Daunier zu stammen schei- 
neu (li M. XIX 284). Sie erinnert mit der grossen, weiten, ab- 
stehenden Jacke an die der Albanesinnen, wie man sie in Grie- 
chenland noch vielfach sieht, und an die Frauentracht verschie- 
dener Balkanvnlker, bei denen denn auch die Vorliebe für lange 
Gehänge aus Metallscheibchen oder auch Mimzeo sich erhalten. 

Nicht zu übersehen sind die plastisch angegebenen Fibeln, 
welche vorn das Gewand zusammenhalten, beide dentücb als grosse 
Schlangenübeln gekennzeichnet. Zu der Zeit, da diese Tongefässe 
entstanden, etwa im o. Jahrhundert v. Chr% waren in der Land- 
schaft bereits andere Fibeln, kleinere und von einfacherer Art, im 
Gebrauch. Da indessen die Schlangenfibel in Nord-Apulien noch 
im VI, Jahrhundert vorzukommen scheint, so lässt >ich begreifen, 
dass diese deutlichere und charakteristischere Form in so kleiner 
Darstellung vorgezogen wurde. Mit einer geradezu gesetzmässigen 
Regelmässigkeit heginnen in Apuüen die archaischen Bronzeformen 
erst viel iipäter auf die Terracotten und Tongefässe einzuwirken. 

Ein winziges, aber höchst bezeichnendes Detail sind die auf 
der Wange eingestempelten Kreise, unverkennbare Anzeichen einer 
Tätowierung, welche sieh bloss aus den bemalten Händen (§3, 1) 
nicht sicher würde erscbliessen lassen. Die Sitte ist bei den Bal- 
kanvölkern bekanntlich sehr lange in Bestand geblieben (•). 

V) Ich hatte die Tätowii*ruii^' auch im Gfsiclrt kloiner Mykt»nischer 
Terrae«) ttaßguren beubuchtet, aber damit keinen Glauben g-efoiideii, bii Bei- 



WS M. MATER 

15. Hiernach bedarf die Figur des anderen Gefässes (Taf. IX 
und VIII 4) in hezng atif die Tracht keioer detaillierten Beschrei- 
bung mehr. Die lange Jacke, das Untergevrand mit den hier 
plastisch angegebenen Falten sind deutlich genug. Zwidcben bei- 
den werden anstatt des Baiiaches grosse Knöpfe sichtbar, in über- 
triebenen Verhältnissen dargestellt Eine dreifache Halskette bangt 
yorne herab, und eine doppelte Reihe flacher Knöpfe oder Zier- 
scheiben — eine ist abgegangen — bedeckt im übrigen Brost 
und Leib. Der Grund für diese etwas abweichende Behandlung 
der Ziergehänge (solche sind auch hier gemeint, nicht etwa 
Jaekenkuf^pfe) lag darin, dass die Schulter- und Seitenpartie 
diesmal durch grosse, lang herabhängende Haarflechten besetzt ist; 
an jeder Seite sind deren drei, eine an der dem Beschauer zu- 
gekehrten Schulter ist %m Hälfte gebrochen. Om den Kopf liegt 
eine Binde oder ein Kranz (ein Stückchen ab). Das Gesicht wird 
durch das Kinn und die starke, dicke, hervorspringende Nase ge- 
bildet, die Augeiipartie ist grösstenteils durch die Haarmassen 
bedeckt; wo Platz blieb, ist ein Punkt für das Äuge gebohrt, und 
der ürariss des Auges in Malerei bis auf die Nase fortgesetzt; 
übrigens auch noch eine Linie darüber gesetzt, zur Andeutung 
der Augenbrauen. 

Die Interpretation dieses « Idols *», welches ganz das Aus- 
sehen eines Mannes in Fraiienkleidern hat, wüi*de uns hier zu weit 
führen* Wir wenden uns sogleich zu dem dritten Beispiel. 

17. Beil. III l. I 5, Der Körper ist hier noch mehr ver- 
kümmert, der Kopf in noch stärkerem Missverhältnis dazu. Diese 
Figur steht von der Vase abgekehrt Von dem Kopfe ist das 
ganze Üntergesicbt tu sehen und diesmal auch der in Malerei 
angegebene Mund. Eine breite, vielleicht mehrfach umgeschlungene 
Binde umhüllt haubenartig den Kopf, soweit die flüchUge Arbeit 
eine bestimmte Absicht erkennen lässt; mehrere Ziei'scheiben, 
^hne rechte Regel, sitzen damuf. Darunter kommt das Haar in 



ftpiele weit grosseren Maasstabes zum Vorschein kamen. Vgl. Tsuntu Fpkim, 
1902 L Üeber die Unterschiede der ^iechischen Volkstracht und Volkaknlinr 
^ejkrenüber der fürstlichen, kretbcb-rojlEeniäclien, wie wir heute Sttg^n, vgl. 
ineine Myken. B«iträ?e II, Jahrb, d. Inst. 1892. Fnrtwänsrler Gemmen III 
16 bcricht isicb darauf, obwobl er micb erst einig« Bliltter spüter nennt. 




DK KHRAMm DE8 YORGBfECRlSCtlBN APIJLIE^8 203 

welligen oder bogenforaiigen Andeiitnogen hervor, die Augen völlig 
bedeckend. In den Nacken fällt die Haarmasse, wie bei 16 in 
Gestalt aufgenommener Toupets oder Rollen* Um den Hals trügt 
das Figürchen ein Halsband mit einer Bulla oder sonstigem 
Schrauckgegenstand. Unmittelbar darunter laufen die Querschnöre, 
die hier nur schmäler und gedrängter am Gewand ansitzen. Dann 
folgt eine grosse Fibel, nicht sehr detailliert, aber iinverkenDbar 
keine Schnur; denn rechts und links ist nichts gebrochen. Diesen 
pla&tisclien Zierraten, m denen sich noch jederseits eine doppelte 
Reihe von Scheibengehängen gesellt, ist im ganzen mehr Auf- 
merksamkeit zugewendet als der richtigen Einteilimg der Gewand* 
Partien; nur die gemalten Querstreifen scheiden das Dntergewand 
von dem oberen. 

Zu diesen drei Figuren gehört auf das Engste eine vierte« 
die nur den menschlichen Kopf zur Darstellung bringt, während 
der Körper in einen kleinen Askos aui^geht. Taf. VIII 6, Bari Mus. 
Pro?. 1550. An der Rückseite befindet sich ein kleines Saugrohr, 
auf dem Rücken eine Querdnrchbohruug, welche gewissermassen 
die Stelle einer Oese zum Durchziehen einer Schnur vertritt. Der 
ziemlich uoregelmässig geformte Gefässkörper ist mit dunkelu 
Tupfen übersät, ganz wie ein entsprechendes Stück aus Canosa 
(in Privatbesitz), welches ?orn einen Entenkopf hat. Das mensch- 
liche Haupt, das wir hier sehen, trägt einen mächtigen Bart 
und lange Haarflechten. Von dem Gesicht ist ausser der kurzen, 
in die Höhe stehenden Nase eigentlich nichts zu erkennen. Der 
Bart wallt in ziemlich regelmässigen Abteilungen hernieder. Von 
der Stirne springt ein dicker Haarschopf vor, die übrige Haar- 
masse fallt in Strähnen nach versebiadenen Seiten lang herab, eine 
davon auf dem Rücken anliegend; die Strähnen endigen in einem 
länglichen Gegenstand, einer Art Etui, das sich in den Funden, 
so viel ich sehe, noch nicht nachweisen lässt (^), da bis jetzt stets 
nur die bekannten Locken halter ans Drahtspii-alen zum Vorsciiein 



(*j MangeU näherer Analog »<*n verweise icli iiuf ^lie Haartracht gewisser 
Mongolinnen, die »Sven Hedin. Durch Asiens Wüsten 11 23*> erwähnt: »langte 
Zöpfe in einem Stoff- Futteral ». Doch mochte dies letzlere mehr zur Schonunjr 
der Frisur dienen, die dort nur selten erneuert wird. In Cauosa sollten die 
Futterale Wühl besonders das Aufgehen der Flechten an den Enden Ter- 
hindern. 



204 



M. MATKR 



gekommen. Die Haarflechten sind hier oielit wie anf dem zweiten" 
Stück gedreht, soodero regelrecht zuaammengetlochteii, wa^ dordi 
eDti^prechende Eiuritziiog verdeutlicht ist lodess bemerkt man 
duebea noch einen anderen Streifen* der einen KopfBokmnck dar- 
«teilt» An der Ohrenpartie nämlich, die auch hier durcfa eioe Zier- 
scheibe verdeckt wird, teilt aich die Haarmasse, und genau voo der 
Scheibe geht ein schmaleren nur einfach quer geatricfaelter (d. i. 
geritzter), nicht wie die Zopfe schmäler werdender Bandstreif 
herunter, um mit dem vordersten Zopf in dasselbe £tiji zu 
mfiiiden* 

Unzweifelhaft waren es die6e langen Haavzöpfe, welclie auf 
Timaeus und Lykopbron (0 an der Haartracht daunischer Männer 
einen so komischen Eindruck machten, obwohl sie ihr die ehr- 
würdige Benennung "ExtnQsw; xofu^ zuerteilen. Wir werden uns 
hierbei auch sogleich jener anderen Lykophron-Stelle erinnern wo der 
Autor (nach Timaeus) das Aussehen der Daunierinneu (beim Feste?) 
mit Erinyen vergleicht: möglich dass dieser Ausdruck mit ähnlichen 
Kultverhältnissen zusammenbringt, wie die schwarze Maske der 
ersten Figur, während die Erklärung SchoL Lyk. 1138 allzu sehr 
dem griechischen Theaterkostüiu des IV.-III. Jahrhimdertti Rech- 
nung trägt. 

Entsprechend dem besonderen Range, welche diese Figuren 
den Gefässen verleihen, hat auch sonst, wenigstens bei den zwei 
wichtigeren, eine reichere Ausstattung stattgefunden. Davon zeugen 
die sonst in diesem Gefä^stypus nicht üblichen, hier noch beson- 
ders reich bemalten Gabelhenkel, der ganz neue Zusatz einer pla- 
stischen Lotosblume am Muldenrande (16), dergleichen an den ar- 
chaischen Bronzen Mittelitaliens als Bekrönung erscheinen (*) (noch 
ähnlicher an einem uralten Gefäss aus Aphidna, Ath. Mitt. XXI 
ISÖti Taf. 14, 2, 3, Wide); dann auch die Dekoration selbst, 
welche hier einen hölieren Aufschwung nimmt. Namentlich an 15 
ergibt die zweifarbige Malerei auf weissem Grunde eine äusserst 
günstige Farbenwirkung. Zu bekannteren Elementen gesellen sich 



t'j Lyk. 1134 fd6^(frjg t^ovrag eufXov ^ uGiiiaQ yivovq' die zweifelhafte 
Abstanimting bezieht sich auf Parthenier und Lokrt^r. Zur Haartracht der 
Daunier Tim, Fr. 157, I 233 Müll: danach Pollux. 

D Z. B. iü Bologna, fondo Arnoftldi, Montelius Civ, prim. 11 B 86, 
1, neben dem (hier durch eine Kette vertretenen) Henkel, also wie in Aphidua, 



mm KIRAMIR DES TORORIECBISCHXN APULtEt«S 



205 



Reihen von Vögeln über der Sieb wand, an 15 mehr naturalistisch 
behandelt, an dem anderen Stück 2u einem bestimmten, jedoch 
nicht geometrischen Schema stilisiert; ferner bemerke man an 
16 unten die Muster, darüber die (auch sonst vorkommende) 
Kette; an beiden Gefässen die dichten Doppelreiben kleiner vier- 
eckiger Zähne (16 am Henkel; sowie die gefurchten Blöcke, wo- 
rüber weiter unten (in diesem §). 

So viel über die ** Idolgetasse '. 

Die meisten Stücke dieser Klasse jedoch, von robusterer 
Herstellungsweise, sind ziemlich einfach in stumpfem Schwarz mit 
Rot oder Graubraun bemalt, stellenweis mit durchschimmerndem 
Violett, welches auch selbständig als Malfarbe erscheint, Firnis 
ist nur bei No. 6 beigemischt Einige bessere Eiemplare zeigen 
weissen oder gelblichen üeberxug. genauer Malgrund, da er nicht 
das ganze Qefäss bedeckt. Als Musterung findet man in der um- 
laufenden Zone Rauten, einfache Mäander, streckenweis oder als 
Einzelelemente; Winkelhaken von oben und unten gegen einander 
stehend, auch verbunden; dazwischen eckig gebrochene Bänderund 
eckige Eettenmuster. Den Üebergang zum Boden voLiuittelt ein 
ganz breiter Parbstreif, mancbmal noch vorher ein Doppelbaud, 
durch Blöcke oder durch Zickzacklinien verbunden* Unter dem 
Boden das plumpe Diagonalviereck wie gewöhnlich oder der durch- 
kreuzte Kreis. Am altertümlichsten berührt No. 6 mit seinen An- 
kermotiven und schrägen Strichgruppen, die Partie hinten an den 
Henkeln erinnert geradezu an Dipylonstil 

Man beachte das häufig wiederkehrende (vgl. § 11) Muster 
einer Kette mit eckigen Gliedern und verbindenden Strichen, BeiL 
IV 1, 3. Vorbereitet ist dasselbe durch eine natürliche Kette mit 
runden, ebenso verbundenen Gliedern, wie sie Cypern (Ath. Mitt. 
1886, 209, Beil II 9) schon seit der Bronzezeit (auch Troja) 
darbietet; man sollte meinen, dass auch die eckige Form aus jener 
Stilrichtung stammen müsae, da dort auch gerade Strichgruppen 
mit Querstrichen in einer Reihe abwechseln (Cesnola Coli. No. 765. 
Ohnef.-Richter Ztscbr. f. Ethn. 1899 Verh. p. 57 Fig. VIII 6), wie 
dies z. B. %7 b zu beobachten. Diagonal stehende kleine Vierecke 
in solcher Weise verkettet fanden sich schon § ;i 

Lehrreich ist 5 (Ruvo) mit den in Abständen aufgestellten tro* 
ckenen Zweigen oder Fischgräten-Motiven; diese Dekorationsmanier, 

14 



M. MATEB 



nicht zu vervrecfaseln mit Myk* Yas. 104, ist ganz besonders 1 
Cjpero charakteristisch, vgl. Myres CaiaL pL V 1188 oder Mam; 
Bxeav, Ctfp. tig. 154, 4, und zieht sich durch mehrere Perioden 
der dartigeu keramiscbeo Malerei biodiirch, auch wo ganz andere 
Elemeotti hiDzutreteu and sie in den Hintergmad dräogeo. Ich 
zitiere gerade die Vase aus Amathus bei Murray wegen der aof- 
gerichteten Pfeile, die dort mit dem Zweig abwechseln ; inäofifl 
auf einer feinen, vielleicht Ruveser Uenkeltasse Bari M. P. 20^ 
dies seltene Motiv ringsum verwendet ist (schwarz auf lebhaft rotem 
Grund)* Dass aber solche Yaseo schon früher nach Italien gelang- 
ten, sieht man an Ma^zano Romano, Not, d. sc, 1902, 33<5 fig. IJ 
an Narce LXIII 5094 (unediert); im ersten Falle handelt es sU 
am ein gemaltes Tongefäss, in dem anderen um ein Impasto-Oef 
mit Ritzung; deren beider Abhängigkeit aber durch die gemeil 
same fremde Form, eine Art Stamnos, erwiesen wird, üebrigei 
tritt zwischen die örtliche und die westliche Gruppen noch 
GefäBS in Timis Ztachr. f. Ethnol. 1897 (29) p. 33 fig. 41, dort 
frageweis für phöntzisch gehalten, dessen nebereinstimmung in 
der Dekoration, namentlich Mazzano Romano gegenüber, Nieman- 
dem entgehen wird. 

Auf 4 imd It) ist das Zweig-Mustei mit einem anderen ober- 
Sächlich verbunden, welches gerade in dieser Serie noch öfter vor- 
kommt (15, 16, 18) und einem oberwärts konkaven Blocke ähnelt. 
Man könnte das letztere auch mit dem kretisch mykenischeH 
Homer- Altaraufsatz veigleiehen, mit dem es aber nichts zu schaffen 
haben kann ; vgl auch den mykenischen Trichter BriL Seh. An--^ 
nual X 214 fig. 5, wo das Motiv bereits reihenweis wiederholt isli^ 
Wo es anvermischt vorliegt, wie in 17, noch besser auf einem 
Trinkbecher in Bari Beil. V 6 (§ 11 No. 10), erhält man deta 
Eändrack, als ob dieses Motiv, in geringeren Abständen wiederhol^l 
am Ende nichts Anderes bedeute als eine Zerstückelung des Pea- 
ketischen Bogenfrieses (vgl. Peuc. fig. 7 p. 35 ; tav. lll 16, IV 20) ; 
indem eben das hängende Bogensystem, als dem Stil der Dannta 
fremd, unterdrückt und damit die Verbindung nach oben hin auf- 
gegeben wäre. In den leeren Raum werden nun Vögel und Blüten 
eingesetzt (18 hat die Vögel getrennt darüber); einmal auf eine 
Schale in Berlin (258 des Katalogs, § 13 N. 30) kleine Kreis 
Man wird an einen der uralten bemalten Scherben aus den Mo 



t>IS KEBAMIK BES TOBGRtECmSCREX APÜL1£N8 



207 



fefcta-StatioBen erinnert, wo über den farbig ausgefüllteo Zacken 
der Bogen nochmals angegeben und darüber im freien Baum 
kleine Gittervierecke, wahrscheinlich zwei, gemalt sind (Molf. 
p, 144, tig. 107, 10, nr. 99, p. 160); übrigens begegnen wir 
solchen kleiQen Gitterfenstern bei einer apuUschen Schale, die 
merkwürdige Berührungen mit ostgriechischer Keramik aufweist 
(§ 13, lö). Also ganz willkürlich ist dieses Block-Motiv mit dem 
trockenen Zweige vermischt. Eine Folge dieser Vermischung mag 
es sein, wenn gelegentlich eiumal noch an die Ecken Blüten an- 
gesetzt werden, z. B. No. 4. Auffallen mnss es jedoch, die so einfach© 
lind regelmässige Figur de3 Blockes selber durch einen zahnaiügen 
Auswuchs an der einen Seite verunstaltet zu sehen, wie dies mehr 
als einmal der Fall, auch bei dem Becher Beil. V 6; da von 
einer Verzeichnung nicht die Rede sein kann, so mc^chte man fast 
vermuten, der Maler habe etwas wie ein Schiff mit Steuerruder 
verstanden. 

Wir gelangen zu den Schöpf- und Trinkgefässen, den 
Bechern. Tassen, Schalen. 

§ 11. Becher, 



L BeiL V, 2. Bari M. R 3492. 

2. ebd. 8438. Oanosa. 

3. Beil. V, 1; ebd. 3491. 

4. BeiL V. 3; ebd. 3760. Canosa. 
b. Beil. V, 5. Berlin Antiqu. 

Inv. 4792. Canosa. 

6, Lucera, Privatbesitz, 

7. ebd. 



8, Neapel, Mus. Naz. 

9. Beil. V, 4. Bari M. P. 3490. 
10. BeiL V, 6. ebd. 3437. Ca- 

uosa. 
IL BeiL V, 7. ebd. 3487. 

12. ebd. 3805. 

13. BeiL V, 8. ebd. 3806. 

14. Beü. V, 9. ebd. 3804. 



Die Becher, eine wenig bekannte, fast nur in N eiistierendo 
Gattung, von der ich eine Anzahl im Mnseuni zu Bari zusammen- 
gebracht, stellen keine eigene Erhndung apulischer Völker dar, 
wie wir deren besonders § 12 kennen lernen, sondern sind zu 
bestimmter Zeit für das Bedürfnis einiger anspruchsvolleren Leute 
eingeführt worden. Von den einheimischen Henkelformen abge- 
sehen, (die ja auch an sonst reia mykenischen Becherformen der 
I. Sikuler-Periode auffallen, BulL Paletn, 1893 tav, VI 8 zu p. 42), 



a 



208 

lehoes sie sich an fremde, öfter benkeUase Trpeo an; also 
attische uod besonders korinthische, dei'gleicben Importware man 
in Um, Papa Oialio sieht, (von S. Angelo), auch wohl an etw^ 
schlanker gestaltete Abkömmlinge der breiten Mjkenischeo; mff 
einer Tendenz teils zu cylindrischer Form, teils zu einer 
schweiften, die man kelchf&rmig nennen kann, wenigstens, im V 
gleich zu solchen wie Mon, d, L, XV 306 fig. f. Diese Arbei 
gehören wesentlich dem Y. Jahrhundert an. In der Peucetia, wohin 
die Fremdware früher zu gelangen pflegte, fehlen zwar die archai- 
schen Tonbeclier, doch haben jene fremden ihre Spur in einer rohen 
Nachbildung aus schwärzlichem Impasto hinterlassen, und zwar in 
einer Technik, welche dort noch bis ins VI. Jahrhundert zu dauern 
scheint ('); sonst kommen dort nur getimisste mit griechiacher Be- 
malung von — Unbestimmt bleibt die Herkunft der ungeschickt 
mit der Hand gefonuten No. 1, welche einen nicht weiter charakte* 
ristischen, ovalen, schon aus Prähistorischem bekannten Typus 
wiedergibt, doch mit einer Bemalung, in welcher sich bereits der 
beliebte Lorbeerzweig attischer Importware von der zweiten Hälfte 
des V, Jahrhunderts geltend macht. No, 2 ist eigentlich eine Tasse» 
die hier nur um den Fuss erhöht ist sonst aber manchmal in daS 
Aufidus- Gegend und weiter nördlich (Melti) vorkommt, auch wie 
hier mit den imitierten Nägeln am Band. Vgl auch das Exemplar 
in Cambridge, Fitzwilliam-Mus. 230 (CataL E. Qardener). 

üeber die Entstehung des Zapfenhenkels, der die meisten 
Becher ziert, wurde bereits eine Andeutung gegeben (S. 19U); doch 
macht sich auf Schritt und Tritt die grosse Lticke zwischen der 
gegenwärtigen und der Tarentiner Phase von vor 700 empöndlich 
geltend (s. S. 252). Einige Male ist der eigentliche Griif B*f5rmig 
gestaltet^ also als ein geschmeidiges Band behandelt, gleichwie 
oben § 7 Abb. 3, gewiss ohne Zusammenhang damit, gerollte 
Henkel begegneten ; sekundär ist die B-Form bei einem Rundstab- 
Henkel, No. 14, der gleichwohl den Zapfen in urspriinglicher 
Breite bewahrt. In der Bemalung fällt mehrfach der Gebrauch 



O Btri 8712, Tasse von rötlichem Impasto; der Becher cbd, 8649. 
Beide von verschiedenen Orteti der Provinz und nach Behauptuag der Be- 
aitier mit ^eometriachen Vasen gefunden. Vgl. vor Allem die in Egnatia und 
Putignano gemachten Beobachtnngen : K. M. XIX 1R5. 208. 



I 




DIB KEKAMIR DES VOIt43RlECHtS€HKS AHULICNS 209 

des Gelb iiod Ot*ange auf. Neu sind die kleioen yetscbachteUeii 
Trapeze in abwechselnder Stellung (vgl. § 14, 4)» wenn man von 
den noch kleineren Zahareihen der Idolgefäase und Taf. VIII 9 
abgieht. 

§ 12. Tassen. 

1. Beil IV 7. Bari M. P, 3432. 7. Beil. IV r}. ebd. 2391 K, 

2. ebd. 3429. I Canosa. 

3. ebd, 3430. ' Canosa. 8, Neapel, Mus. Naz.» Mon- d. 

4. ebd. 3431. \ Z«it<?. VI 376 tig. 19. Canosa. 

5. RuvQ, Mus. Jatta 220. (9. Bari M. P, 2391 M. Canosa). 
<]. Bari iL P. 3433 Frgmt. Ca- (10, ebd. 3932. Ordona). 

nosa. 11. ebd. 3933, Ordona. 



Während die wenigen zu § 11, 2 berührten Tassen von der 
Form eines halben Ovals schon durch den Zusatz des Fusses der 
Becherform zustreben, sehen wir hier den in N gebräuchlicheren 
Typus, welcher den Namen im eigentlichen Sinne verdient. Mit 
demjenigen, welcher in Bari nach dem Aufhören der geometrischen 
Malerei herrscht, und der übrigens ganz einem Mykenischen 
Schliem. Tigna p. 151 tig. 51 ähnelt, hat er wenig gemein. Nach 
Landesart ist der schräge Rand breit und scharf abgesetzt, so dass 
das Ganze sich fast wie eine verengerte Abart der alten Schale 
§ 13 darstellt, wie für das lokale Bedürfnis geschaffen, jedoch 
ohne deren Feinheiten und kunstvoll entwickelten Henkel. Diese 
überwiegend in Canosa^ dort auch ohne Bemalung auftretende 
Sorte — auch sie manchmal mit dem beliebten Sieb- und Mul* 
denausg\isß verschen — ist schwer gearbeitet, meist mit zwei Nä- 
gelköpfen am Band; die Malerei, nicht sehr ausgiebig, operiert, 
ohne viel EinteiluDg, am liebsten mit einem grossen farbigen 
Rechteck vorn, und ausgespartem kleinen darin, unten Streifen, 

Als charakteristisch notiere ich 3 wegen der über einander 
aufgespiessten M, einem Dreizackmuster, das, aus Sizilien bekannt, 
oben § 2 Beil. II 2 p. 293 zeratuckelt vorkam; vgL auch alt- 
phrygische Ritzmuater, Ath. Mitt. XX FV Taf. III 18. Ferner 1, 
Beil. IV 7 mit den vertikalen Rechenmotiven, einem uralten, prä- 
mykenischen, aber trotz seiner Einfachheit nicht so gewöhnlichen 




Muster (z* B. Bosn* Mitt. V Taf. 48, .=>). Feiner als die meisten ist G 
auch gewählter in der Dekoration, ohne übrigeDS Neues 211 bringen 
sodann 5 mit weissen], sehr wirksamem Untergrund filr die m 
leite und rote Malerei, bei welcher an den ß'ei gebliebenen TdH 
der breiten Zone sebr feine (vgl. S. 186) senkrechte Strichgruppoi 
und einzelne senkrechte Reihen spitzer Haken aufTallen. 

7 (Beil. IV, 6)^ der sich als sehr verwandt 8 zur Seite sti 
unterscheidet sich in der Dekoration prinzipiell von den bisherij 
Diese, in dunkel Violett gehalten, unterdrückt völlig die dn\ 
die Vasenform gegebene Zone und strebt vielmehr nacl 




Abb ö. FrimlHTü Schale rom Gargaiifla {m § 13 C), 



Boden hin, als wolle sie von dort her betrachtet sein. Nach einigen 
Streifen setzen schwere Trapeze ein, welche andere einschliessen 
und mit ähnlichen keilförmigen Figuren ^vechseln, um unten an 
dem Bodenkreis, mit sphärischem» durchkreuztem Viereck darin, 
ihre Endigung zu finden. Es liegt auf der fiand. dasij ein derar- 
tiges Dekoratioossjstem für die Tassenform ganz ungeeignet ist 
und von grösseren, bauchigen Gefüssen hergenommen sein muss. 
Man ersieht dies schon aus den beiden nächsten Gefässen, 9, 10, 
die bei gleicher Grundform eine grössere Höhe erreichen imd, in 
dem zweiten Eiemplare (10) namentlich, geradezu den Charakter 
einer Kanne annehmen. Noch deutlicher aber wird dieses Verhälti- 
nis angesichts eines grossen Kugel -Askos, eigentlich Kessel, der 
bei Laborde, Vases Lambert II pl, 48, 73 abgebildet ist und sich 
jetzt in Wien hetiudet; einem Gefäss, wo an dem Unterteil diese 
grossen Trapezmotive anklingen, ohne wie dort sich am Boden zu 



[>tE RBRAMIR DES VORGRIECHISCHRN APÜLlE^S 211 

TersteckeD ('}, Beide Gefässe» io rot und schwarz gemalt, haben 
aß der Oberhälfte bis zur Heakelwiirzel breite Streifen, von wo 
aiob die keil- und trapezförmigen Schemata bis zur inuersten, durch 
Kreis belebten Standtläclie herabziehen. In dem keilförmigen Zapfen 
selber ist noch inaBchiiial ein dreieckiger Kaum ausgespart. Bei 9 
ist das innere Trapez fensterartig geteilt: mau sieht dort zwischen 
den Schemata auch Gruppen dünnerer Parallel-Linien, welche bei 



Abb. 7, Innenseite der vorigeo Schale (211 | 13 C). 

10 vielmehr gesammelt unter der Heokelwurzül stehen und mit 
Querleisten versehen, eine Art Kamm-AIuster bilden, wie es auch 
jener Kessel am Halse zufällig aufweist. 

Uebrigens war in Herdonia, von wo das ungewubnlich hohe 
Stück 10 stammt^ auch die normale Tassenforin nicht unbekannt; 
davon zeugt No. 11, sie hat in zwei Farben, einer schwärzlichen 
und einer blassen* jetzt gelblich erscheinenden, einfache Streifen 
imd Linien verschiedener Stärke, 



(*) Die mir vorliegende Photo^apbie genügt nicht zu entscheiden, üb 
es »ich üTn ein echt apulische« Stück handelt oder am Nach ah man gen wie die 
von Istrien § 5, 313 f. 



SIS M* ȆTKR 

Einer ganz anderen Entwickelungsreihe gehört Bari M, P. 
4247 an, ein Stück, das aus derQegend zwischen Montepelasm und 
Matera stammt; es stellt sich etwa zu den altea randlosen TTpeii 
¥0n Henkeltöpren, die mit ähnlicher Bemalun^ in Ascoli-Satriano, 
Troja (Aecae) und sonst in der Gegend verhreitet sind, z. ß, No- 
iUie 1907, 31 tig. H lioks. 



Si la. Schalen. 

Die zahlreichen Henkelscbalen. an Bedeutung den Eratereo 
und den Henkelnäpfeo ebenbürtig, sondern sich in drei Gruppen. 

A, Typus von Canosa and Ruvo: flach mit abge- 
setztem breiten Rand wie § 12» einem oder zwei hohen schmalen 
Bandhenkeln in einfacher Schleifenforra, Gabelhenkel selten. 

/?. Jenseits des Aufidus: geräumiger und tiefer, mit 
bauchigem Profil, mit schwach ausgebogener, innen mehr markierter 
Lippe. Von A verschieden in der Dekoration und den Henkeln, 
die immer breit sind, entweder ähnlich wie bei den Näpfen der- 
selben Gegend (§ 8 B), oder Gabelung mit weiteren Zutaten zei- 
gen. In einzelnen Fällen ist Typus A benutzt, Nr. 16, 17. 

C. Diverse, sporadisch auftretende Typen von 
höherem Altar als A und B* 

Den an erster Stelle genannten Qefässtypus haben wir § 12 
bei den Tassen in Vergleich gezogen, welche nur einen tieferen 
Hohlraum bei geringerem Umfang besitzen. Obwohl dort ein na- 
türlicheres Verhältnis der Teile obwaltet als hier, wo unter dem 
Rand ein kaum fingerbreiter Edrper bleibt so ist in der Schale 
doch das historisch Gegebene zu erkennen, welches denn auch in 
Form, Technik und Verzierung eine viel reichere und längere 
Entwicklung aufweist, Aehnliche Schalen begegnen schon in frü- 
heren Stadien der italischen Eisenzeit, vgl. Vetulonia, Falchi 
tav. VI 3 p* 84, Ein äusserliches Merkmal für das frühere Vor- 
handensein der Schale bietet auch wohl die Dekomtion der un* 
teren Bodentläche, der Kreis mit sphärischem, kreuzweis durch- 
strichenem Viereck. Es ist das ein Muster, welches schon auf deai 
älteren Gefässen von Narce vorausgesetzt wtrd und dort wie so 
manches in jener Klasse auf gemalte Vorbilder zurückdeutet: 




DIB RERAMIR I>1E8 VORGRIECtUfiCHEfi A}'irL]EX8 



No. 5074 (LXI-LXII) Mon. d Line, IV Atlas, Uv. VI U». Dort 

erscheint es an Tellern unten eingeritzt und statt der Ereuzlinieo 
durch ein Kreuz aus jenen schlanken Blättern überschnitteo, wie sie 
die schwarze und i^onstige FaÜsker-Keramik so gerne verwendet ('), 
also mit Benutzung des bekannten Blattsterns, welcher seit dem 
MykeDischöQ und Jonischen im Gnecliisch-Archaiachen seine Rolle 
spielt. Das einfache apulische, in stereotyper Grösse bestehende, 
nie verkleinerte Muster, welches durchaus an der Standfläche haftet 
und sonst nicht vorkommt setzt eine grossere und ebenere Basis 
voraus, als sie die Tassen bieten konnten (*). 



rl. Beil, VI 3. Bari M. P. 135. 
2. ebd. 133. 
3. ebd. 440. 
4. ebd. 132. 
5. ebd. 3435* Canosa. 
6* ebd< 338, klein. 
7. Neapel, Mus. Naz,* Jfoit, d. 
Line, VI 376 tig. 18. 
8. Bari M. P. 3427. Canosa. 
9, ebd. 3434. Canosa. 
10. Lecce M. R 106. Canosa. 



Ä). Typus von Canosa und Jiuvo. 



IL Beil. VI 1. BariM. P. 134. 

(ttuvo). 
12, ebd. ti5l (Ruvo). 
la Beil. VI 2; ebd. 2703. Ruvo. 
14 Ruvo, Mus. Jatta (227?). 
15* Lucera» Privatbesitz. 

16, BeiLVI I. Bari M. P, 4027. 
AscoIi'Satriano (Region B). 

17. Karlsruhe 981. WinnefeldBe- 
Schreibung S. 22. Auswahl 
Taf. 12, 3. 



Ebendahin gehören Bari 298, 1524. 154M543. 

Durclimesser 12 bis 15 cm, ausser No. 6, welches nur 6 V/f hat. 

Die Abb. sind leider viel zu klein geraten. 

Ad der Vorderseite des sehr schmalen Gefässkorpers ist gewöhn- 
lich ein langes Feld zu sehen, mit irgend welchen Viereckmustern 
in langer Reihe, oder auch blos flüchtigen geraden oder Wellen- 
linien. Breite lange Pinselstriche daneben spielen gleichwie in § 8 
eine grosse Rolle; dazwischen wird auch wohl ein kleineres Feld 

(») Au Tellern and Schulen: F»lerii 369, Narce Galerie, XXXIV. An 
Kanne,. Falcrii X 7^5. 

(*) Auffällig ist das Ähnlichi* Muster bd WosinEky, Inkmatirte Kera- 
mik XCVI, 



214 



M* MATE» 



durch Strichgruppen abgetrennt, mit einem isoliert^u Muster" 
darin, z. B. dem durch vier Ecklinien befestigten Diagonalviereck 
(mit Punkt I. Einmal erscheinen Fussmäander, auf 3 schr&g fiber- 
geneigte Rhombeo, auf 1. Beil. VI 8, naturliche, sich berührende 
Gitterrbomben, mit eigentümlicher Sigma-ftirmiger Eodig-iiDg (vgl, 
§ 16, 26) und einem unverständlichen C-Haken rechts. Alles frei 
schwebend ohne Berührung mit dem Rahmen, also wie bei den 
stilverwandten Topfen (§ 8). Die Innenseite zeigt stets StreifeaJ 
an dem (aussen unbemalteu) Rande und am Boden ein sphäriscbej;, 
in vier Teile zei-spaltenes Viereck, wovon je zwei Dreiecke gegen- 
über zuweilen die gleiche Farbe haben. Manchmal eine bücke- 
lige Erbebung nach innen, dann blosse Punktrosetten* Die Mal- 
farben bieten ausser schwarz, rot, violett, auch grau. Allgemein 
iü durch Andriieken der Henkel die Mündung etwas einge- 
drückt, wie dies auch bei Bechern und Tassen lu beTnerkec 
(§§11. 12). 

Daneben hebt sieh eine kleine Gruppe heraus, 11. 12« 13, 
welche wegen V6 (und 14) nach Ruvo gehören muss. Die Fonii ist 
unten sehr eben und abgekantet, das Ganze mit einem üeberzug 
versehen, in der Dekoration sehr apart; Henkel etwaü breiter als 
sonst 13 (Beil. VI 2): Innen und Aussenseite sind, abgesehen vom 
äusseren Rand, voll ausgemalt Innen zunächst eine Art Radmuster, 
gekreuzte ParallelliDien mit kleinuiustrigem Schachbrett im Cen- 
trum, in den Eckquadranten das Ankermotiv (wie z. B, BeiL IV 8). 
Die äussere, schon von Hause aus sehr schmale Zone hat einfache 
Oblonge, reicht aber nicht bis an die Unterkante, auch nicht bis an 
die Heukel. Vielmehr greift dort überall die Bemalung der Unter- 
üäche herüber, besonders cliarakteristisch an den Seitenmit gewissen 
dieser Vasengnippe eigenen, breiten eckigen Zahnen oder Zapfen. 
Die sehr verscheuerte 12 in schwarz, rot und grau- violett (?) 
zeigte dieses System noch etwas weiter ausgebildet. Am weitesten 
geht 11, Beil, VI, 1. An der Innenseite einfach, gleich 12. will 
sie fast gänzlich von unten betrachtet sein: grosse, offene, innen 
geteilte Trapeze und Keile greifen von dort her über die Kante 
hinaus. Von der Kehle her erscheinen kleinere, dreieckige Figuren, 
farbig, von deren Spitze eine lange Linie nach dem unteren Kreise 
ausgeht; also auf dem Kopf stehend das wohlbekannte Hügel- 
muster. Dies die wesentlichen Motive, in deren Disposition, wie 



I>1£ REKAMIR DBS YORGRIEGHIäCHEN APULIKK8 215 

schon iD deD Grössenverhältnissen, die Stilverwandtschaft mit ge- 
wissen Tassen {§12 No. 7 ff.) deutlich hervortritt. 

Einen besonderen Platz nimmt 16 ein. Schwarze und tiefrote 
Malerei anf rötlichem Ton ohne erkennbaren üeberzug; die Henkel 
nicht bandförmig, sondern halbirte Rnodstähe, etwas flach. Die De- 
korationt unterwärts nur in Streifen bestehend, die einige gekreuzte 
Linien umgeben, gestaltet sich charakteristischer an der Aussen- 
lone nnd namentlich an dem voll ausgemalten Innenboden- Diese 
Innenfläche bietet, umgeben von drei Streifen, zwei breite, quer 
übereinander gelegte Bänder oder Oroamentstreifen, den breiteren 
überdeckten in der durch die Henkel gegebenen Längsaxe, den 
schmaleren senkrecht, voll sichtbar, so dass die Teile in richtigem 
Gleichgewicht stehen. Der letztere zeigt zugleich ausser den dünnen 
Nebenlinien einen bis auf gewisse Aussparungen vollgemalten 

.Mittelstreif, welcher dem anderen fehlt Das Detail besteht aus 
rechteckigen, länglichen, fensterähnlicheo Figuren : die drei auf dem 
Mittelstreif haben enge, rechtwinklige Gitternng, d. h. Mittelstrioh 
mit vielen Querlinien ; die etwas grösseren auf dem Querband, 
nicht ganz konsequent orientiert, teilen sich in vier Felder, welche 
wiederum kleinere Rechtecke mit einem Strich darinnen enthalten. 
Dass diese Art der Innendekoration sich in der Hauptsache mit kj- 
prischen Schalen berührt, wird bei der dritten Gruppe deutlicher 
werden, wo auch die kyprische Schalenforra gewahrt ist. An der 
Aussenseite siebt man zunächst unterhalb der Lippe einen schwar- 
zen Streifen, dann auf rotem Grunde lange ausgesparte Felder, 
worin je ein verbundenes Mäanderpaar in schwarzen, feinen Linien 

'gemalt ist; der Mäander hat die mehrfach gewundene S-Form, ist 
also nicht mit dem sonst beliebten fussförmigen Mäander zu 

■ Verwechseln, Diese ganze Zone erinnert ungemein an den Aussen- 
rand der aeolischen Schale, deren Fragmente nach Wolters bei 
Boehlau (die ionischen Necropolen S. 88, bes, fig. 43) mitgeteilt 
sind. Allerdings sind dort die auf dem kahlen Grunde in Ausspa- 
rungen eingezeichneten Figuren keine Mäander, sondern kleine, 
längliche Kechtecksysteme ; aber gerade diese erscheinen an der 
Innenseite unserer Schale ('). 



(*) Ein Ansatz lum S-fÖrmigen Mäander mit wenigen Windungen, statt 
deasen Eechtecke nrnschltessend, ist auf dem sehr feinen kleinen Gefäss § 8, 
S IM bemerken. 



216 



M. »lATItR 



B) Jenseits des Au/idus. 



18* Wien Industrie-Museum, ab- 
gebe Maüoer Katal. Taf, I 
38. 

19. Bari M. P. 2886, Fragment. 
Ordona o*Jer Ascoli-Satriano. 

20. Beil VII 4; ebd. 2887, 
Prgmt. gleicher Provenienz. 

21. ebd, 4031, Prgmt Aseoli- 

Satriano. 

22. Privatbesitz, Lucem, 

23. Bari M. P. 3920. Liicera. 
24* ebd. 8929. Ordona. 



25. Beil. VI 7; ebd, 3930. Or- 
dona. 

26. BeiLVII5;ebd,4028.A*eoli- 
Satriano. 

27. Beil.VI 6; ebd. 4029. Ascoli- 
Satriano. 

28. ebd. 3518. Melrt. 

29. Berlin. Antiqnariam 257. 

30. Beil. VIl 3, BerÜD, 258. 
30 bis. Bonn, Alcadem. K.-M«- 

seum. 



Das einzige bisher publizierte Stuck, welches ich Toi-angestellt, 
ist gerade der Körpertorm nach nicht so charakteristisch und 
ähnelt mehr der Schale A 3, die ihrerseits auch wieder zu den 
minder gewöhnlichen ihrer Klasse rechnet. In der Regel sind die 
gegenwärtigen bauchiger uod lassen im Änssenprolil nicht erkennen, 
wie scharf sich der Raivd innen absetzt. 

Ein hervorstechendes Merkmal besitzen viele dieser Schalen 
in dem phantastisch gebildeten Henkel (18-21). Derselbe ist oben 
gabelförmig gespalten mit einem besonderen Auswuchs dazwischen, 
während weiter unten zwei plastische Zierscheibchen angebracht 
sind- Entsprechend der grösseren Schlankheit dieser Henkel im 
Vergleich zu denen der Näpfe haben die Zinken manchmal höhere 
und dünnere» auch wohl leicht geschweifte Gestalt. Dazwischen 
wächst der erwähnte Zapfen erapor, mit zwei dicht neben einander 
angebrachten Scheihchen (vgl. das Fragment Beil. VII 4). Ob dabei 
der Gedanke an ein Idol, wie Masner den ganzen Henkel bezeichnet, 
zugrunde lag, lässt sich nicht unbedingt entscheiden. Tontiguren 
mit erhobenen Armen, welche hei solcher Interpretation doch 
vorausgesetzt sind, miissten in diesem Kulturkreise fremdem Im- 
port angehören. Doch haben die bekannten mykenischen TeiTacotten, 
dergleichen sich io Tareut gefunden {Bull. PaL IL XXVI 1900 
p. 286), eigentlich wenig Aehnlichkeit mit dem hier vorliegenden 



DIK KERAMIK DES VuRGRI ECK ISCHEN' JIPULIENS 



217 



Schema, noch weniger die früher besprochenen kTprischen Idole 
(S. 199). Mindestens sollte man erwarten, dass die Malerei an der 
Henkelfläche der Charakteristik iigendwie zugute käme. Da wir 
jetzt wirkliche Henkelfignren. vielleicht sogar Idole, in dieser 
Keramik kennen, darf von jener Interpretation wohl füglich abge- 
sehen werden. Zwecklos wäre es auch, an gewisse kretische Sym- 
bole, das Hörnerpaar mit der Doppelait, liier erinnern iii wollen. 
Wo einmal der Geschmack an gegabelten Henkelformen Platz 
gegriffen, Hessen sieh auch weitere spielende Zusätze an jener 
Stelle nicht vermeiden. Einige wurden bereits an den Näpfen 
bemerkt; einige Male ebendort ein dritter Zacken, ein anderes 
Mal ein gebogener Haken, wie ein Pinger. Eine gewisse Vorliebe 
für die plastischen Scheibchen liess sieh bei den verschiedensten 
Gefässarten beobachten ; im vorliegenden Falle wurde ihr noch 
Vorschub geleistet durch die unteren Scheibchen am Henkel, 
welche übrigens mit ihrem gemalten Kreis und Punkt das Vor- 
bild abgeben für die oberen, die uns nun wie Augen anmuten. 

Wir sahen § 8, wie die runden Scheibchen an Stalle der 
schwieriger zu bildenden Oesen eintraten; vielleicht waren sie es. 
die dazn anregten, auf 30, Beil. VII 3, zwei plastische Hinge über 
dem Henkel, anstatt der Hörner anzubringen. Zugleich aber gewahrt 
man, dass zwischen diesen grossen, sorgfältig gearbeiteten Bingen 
einige kleine Zacken oder Domen emporstehen. Man wird, auch 
den Grössenverhältnissen nach, geradezu an ein bekanntes Bron- 
zegerät, die sogenannten Bogenspanner. erinnert; das Äufwärtsbie- 
gen dar Zacken seheint eine Analogie in den Campanischen Schna- 
belhenkeln EU finden: S, 191, L Die Bonner Schale, 30 Hs, sonst 
durchaus anderen Stücken der B-Gruppe verwandt, hat ungewöhn- 
licher Weise im Centrnm des Innenbodens einen aufrechten Dorn, 
vielleicht nach Metall- Vorbildern, welcher an der Spitze mit zwei 
Scheibchen wie der Henkelzapfen selbst (eines dort ab) besetzt ist. 

Die Dekoration der Henkel stimmt wesentlich niit derjenigen» 
welche § 8B au den Henkeln der grossen Näpfe aus dieser Gegend 
beobachtet wurde. Bezeichnend ist das quer stehende Netzmuster 
aus verschobenen Diagonal- Vierecken (einem viei^eteilten und zwei 
halben in ideeller Verschiebnng). Unterhalb davon an der schmäl- 
sten Stelle des Henkels sieht man <lfter kleine t -Motive in Qe- 
genstellung (oder auch X-ftirmige) wie sie auch in Canosa vorkom- 



218 



M. llAYbR 



meo; manchmal (27) weiter obeo die dünne Cauosioer Svasticsi 
(Ygl. § 8, 3, 4). 

In der Bemalung des Schalenkurpers, welche nnabbängig 
TOD der Henkelform so ziemlich einerlei Regel folgt ( Ausnahme 
macht eigentlich nur 30), herrscht das Prinzip, an das die Kehle 
nmziohende Band oder dessen Begleitlinien , HäogemotiTe in 
Wiederhalaugen anzusetzen. Es dienen dazu entweder die ge- 
spreizten A, auch wohl mit kleinen Strichgnippen abwechselnd (18). 
sj^mmetrische L oder b Paare. (J IL ein charakteristisches Schema )< 
oder breite, geschweifte Trapeze der Art wie § 8 B, Aach der 
Henkel scheint manchmal aus solcbera Trapez herauszuwachsen. 
Dabei greifen Komplikationen Platz; das Trapez wird verdoppelt» 
selber mit Anhängseln verseben, und dergleichen. Jene bucbsta- 
benartigen Motive, meist in Doppellinien gezeichnet, wenigstens 
an den Schenkeln, haben statt des geraden Verbindungsstriches 
vielmehr einen gebrochenen, diesen aber ganz nah im Winkel, also 
ein kleines Viereck bildend, bald mit Pimkt darin, bald mit 
Schraffierimg (22); bisweilen ist dieser Innenwinkel durch ein 
vollgemaltes Dreieck ausgefüllt, (18, 23 u, ö), welches auf 25 ein 
wenig die Form eines Epheublattes annimmt Dass auch da wo 
diese Füllung unterbleibt nicht etwa an Buchstaben gedacht kU 
können schon die troischen Wirtel anzeigen, welche ganz ähnliche 
A- und A -Motive verwenden. 

29 ist von moderner Hand übermalt, wodurch die breiten, 
seitlich stark concaven Trapeze (deutlich au 30 bis u. a.) entstellt 
und zu verbundeneu Bogen umgestaltet sind. 30, nach Gestalt und,, 
Machart, auch schon wegen der Innen maierei von der B-Kla 
unzertrennlich, folgt an den Aussenseiten dem Dekorations-Prinzip 
von A, nicht ohne Spuren von Unsicherheit» Es ist dort eine Aus- 
senzone geschaffen mit vertikalen Teilstrichen in verschiedener 
Gruppierung, zwischen denen überall ein uns schon bekanntes 
Motiv figuriert, das bogenförmig vertiefte Blockrauster (S. 206 f.), 
welches hier je einen kleinen Kreis darüber bat: an einer Stelle 
ist es durch ein Diagonalviereck ersetzt, dessen Felder nach 
verschiedenen Eichtungen gestrichelt sind: letzteres ein Verfahren 
das in Apulien ebenso selten wie in der älteren Dekoiationsma- 
nier des westlichen Mittelitaliena gewöhnlich ist. In anderer Weise, 
mit wenig Glück, ist auf der Schale aus Melfi (28) ein Compro- 



DIE KBAAMtK DES VOEGHtECHlSCHEN APULIENS 



219 



» 

* 



miäs zwischeD dem vorgezeiehneten Stil und der A-Klasse auges* 
trebt. Eigentümlich, wie öfter in Melfi, die Malfarben; hier ein 
lebhaftes Braun mit Zinnober; letzteres auch in 27. Im allgemei- 
nen herrseben Schwarz und Violett mit Rot. 

Die Bodenfläche der Schalen bietet oichta Sonderliches; nur 
dass öfter ein Stern gekreuzter Diagonalen erscheint, den die 
Aufidus-Gegend und Ruyo nicht kennt. Das sphärische Viereck 
begegnet fast nie (30 überhaupt apart), eher bleibt die Fläche 
unbemalt. 

Dagegen fallen an der Innenseite höchst absonderliche Ma- 
lereien auf. 

Auf 26 erblicken wir eine Figur, die gleichsam wie eine mensch- 
liche Gestalt behandelt ist, obwohl sie nur aus linearen Mustern 
besteht. Den Kern bildet ein Tollgemaltes Dreieck, bekrönt von 
einer geraden Linie, wie auch sonst üblich, ausserdem aber einer 
Art gebogenem Kamm. An den seitlichen Ecken sitzen zwei Di- 
gamma-formige, jedocli nicht rechtwinklige Ansätze. Grössere An- 
sätze dieser Art mit einem Mittelstrieb sitzen an der Basis; die- 
selben sind rechtwinklig, wie es das Gew^öhnlichere, und mit drei 
Qner-Hasten, statt der zwei ausge^stattet» 

Empfängt der Beschauer hier ungefähr den Eindruck einer 
schematisierten Menschentigur, so erinnern andere Beispiele mehr 
an Tierbilder. 29 stellt eine vollgemalte Klepsydra dar mit vier 
Haken an den Ecken, etwa wie Froschbeinen, welche sich nach 
gleicher Richtung bewegen. Ausserdem sitzen zwei Haken an der 
einen Basis und zwei Linien an der entgegengesetzten. 30 bringt 
dasselbe Schema, nur dass die Ansätze an der Basis Digamma- 
Form aufweisen und die Haken au den Ecken nach verschiedenen 
Richtungen gehen; das eine Dreieck ist liier mit roter Farbe 
ausgefüllt, als sollte der Oberteil einer menschlichen Figur an- 
gedeutet werden* Die übrigen Teile würden dazu jedoch wenig 
passen. Diese Schale begeht auch sonst in der Dekoration man- 
clierlei Fehler; daher man sich besser an die Figur von 29 hal- 
ten wird. 

Die Elemente, aus welchen sich diese seltsamen Figuren zu- 
sammensetzen, halten sich durchaus im Kreis der üblichen Motive 
nur dass bei der erstgenannten das in der Daunia so häutige Ga- 
belrauster (S, 230 f.) eine Krümmung erfährt; vollgemalte Dreiecke 



220 M. MAY«R 

ein sphäriscbes Viereck bildend, latt aogeadtzteo grossen bakto* 
förmigen ArmeD, finden sich im Innern geometriseber Sebaleo dar 
Peiiketia (Berlin; ganz ähnlich R. M. XIX 198, Beil. I 2 ohne 
die Ansätze). Immer wieder und in verschiedenster Weiae werden 
Anläufe genommen, um aus geometrischen Elementen etwas G^ 
genständüches« waraöglich menschliche Figuren herzustellen; be- 
sondi'rs gelungen erscheint die Klagefrau a. a. 0. 201 Abb. 2. fu 
2ü0, ein in der Terracotta*Plastik der Daunia (die Peuketia hat 
dergleichen nicht) beliebtes Motiv; der Kopf auf dem langen 
Hals ist bei jener Peuketiächen Malerei gänzlich TernacblÜBsigt: 
eine Eigentümlichkeit, die man an fnlh-italischen Terracot 
{Not, d. sc. 1902, 155) oder ganz ähnlich bei gewissen ung&ris 
Bitzzeichnungen (Börnes Urgesch. d. b. K. Taf. XXIX). eigentlich 
auch bei archaisch-griechischen Terracotten beobaclitet ('). Die ge», 
genvvürtige Figur setzt auf den als Hals dienenden Strich nnmitt-el* 
bar eine Art Kopf^ichrauck* Die Extremitäten erinnern etwa an 
eine Manier. Vogelbeine, auch Schweitfedern, zu zeichnen, welche 
der gräko-phönikisehen Epoche auf Kypros eigen ist und sich im 
westlichen Mittelilalien z. B, bei den Faliskern wiederholt (M. 
Was die beiden anderen Figuren betrifft, ao kannte man,] 
schon lange ehe die so viel älteren Cycladen-Funde (*) mit 
ihren ähnlich schematisierten MenschenAgiiren, dort auch in pri- 
mitiven Uitzzeichnungen, zum Vorschein kamen, aus Kypros fi- 
gürliche Malversuche, welche gleichfalls den Rumpf als Klepsydra 
gestalten, mit einem geringen Zusatz nach oben oder unten, diese 
ürbigens mit erhobenen Unterarmen und gespreizten Fingern: 
Ohnef.- Richter, Kypr. Taf. 216, 25 a und 78, 7 = Hörnes a. O. 
Taf. XVIII Fig. 3, Ebenfalls eine menschliche Figur, diesmal 
sicher eine männliche, ist auf einer vieUeichi aus Unter-Italien 
stammenden Bronze in Gravierung darzustellen beabsichtigt. HOmes 
a 002 {*), 

(«J Hernes a. 0. Taf. I 1, p. 306 f Monom. Piot I, 22. 23. 

(*J CeBnola-Collection Atlaa, 954» 960. Cesnola-Stern, Cypru», Taf. XCIY. 
In Rom Museo Papa Gtulio L Zimmer, Scbrank VIII 3479. 

(•) Ei^cavatiam at Phylacopü pl. V 8 C, Xin 14, 17, 18, 

(*) Hernes* Verweisung auf Apulien ist nicht klar und erscheint 
weni^si^n berechtijsrt im Hinblick auf die dort zitierten Mon* d. L- VI» wo 
nur ganz anders stih'sierte Figuren auftreten; vielleicbt Magi eine Ver- 
wechslung vor und meint er die erst jetzt beschriebenen Berliner Stücke. 



DIK KERAMIK PK3 TOBaEUCCBISCHSlf APUUSMA 



te 



C) sporadisches^ altertümUeh^ als A und B. 

31- B«iL TI 5. Bari M. P. 772 D. 0,15. 

32. ebd. 3428. D. 0,118. Caiiosa. 

33. Beil I 3. Euvo» Mus. Jatta. D, 0,08. Ravo. 

34. Bari M. P. 3988, Frgrat. D. 0J9, Ascoli-Satriano. 

35. Abb. 6, 7 (S. 210 f.); ebd, 4054. D. 0,17. Mattiiiata am Gargana. 



Die liier zusammengestellteD Schalen sind unter sich nach 
Forai und Dekoration zu verschieden, um als eine « Klasse »• be- 
zeichnet zu werden, gleich Ä und B. Das einzige Genaeiusame 
an ihueu ist vielleicht eine gewisse Tendenz, den Band mehr oder 
weniger nach innen einzubiegen oder zu krümmen. Die Grundform 
schwankt zwischen einfacher lippenloser Calotte bei verschieden- 
artigem Henkel (32-33), und dem alten Villanova-Typus (34-35), 
nur mit primitiverem Henkel als in der Penketia. 

Eine ungefähre Mittelstellung nimmt 31, Beil. VI 5, ein: der 
Rand ist etwas eingebogen, der Körper ziemlich flach, der Henkel 
herzförmig mit einiger Erhöhung der aufwärts gekehrten Spitze, 
Die schwarz und rote, leider vielfach verscheuerte Malerei befindet 
sich hauptsächlich an der Inoeoseite, während aussen nur einige 
Streifen herumgehen, und die Unterseite frei bleibt. Ton rötlich 
mit gelblichem üeberzug. Die Lippe ist beiderseitig dunkel ge- 
färbt, der Henkel durch Zahnband belebt. Der innere Boden wird 
ungefähr wie an der Schale A 16 der Länge und Quere nach 
durch ganz breite Bänder geteilt, von welchen auch hier das quer 
zum Henkel stehende dominiert. Dasselbe hat in der Mitte ein 
bis auf einen winzigen Rest voll ausgemaltes (rechteckiges) Feld, 
oben und unten düane vertikale Linien mit zwei stärkeren in der 
Mitte, welche eigentlich diametral durchgehend gedacht sind. Aus 
zwei gleichen Elementen setzt sich das andere Band zusammen, 
nur dass dieses durch das Parbenviereck unterbrochen, dann durch 
Querstriche zusammengehalten wird. Die beiden sich kreuzenden 
Systeme sind also durcheinander geflochten» jedoch in nicht ganz 
folgerichtiger Weise. Es ist auch nicht ganz in der Ordnung, dass 
die öbrigbleibeuden vier Aussenecken durch vertikale Striche ge- 
füllt sind. Auf jeden Fall lasst sich hier nicht minder als bei der 

15 



222 11. UAVBR 

Schale A 16 aus Ascoli-Satriano, wo nur cioch aoderweitige Ele- 
mente mitsprecheo, erkeanen^ dass die Disposition sich degeoigea 
kyprischer Schalen nähert, um nicht iu sagen, ihr nachgebildet 
ist Es genügt, auf solche wie Lourre A 111 pl. 8 zu verwaisen, 
oder auch die von Curium, Murray Exeav, p. 80 &g. 129. Alle 
zeigen die runde Fläche (manchmal auch den Bodeo, Murraj 
Gg* 120) durch einen breiten Mittelstreifen geteilt, wahrend stati 
des Kreuzbandes alleidingij Dreiecke vom Rande her einschneiden; 
dies eine ungleich schwierigere Disposition, welche liel Augen- 
raaäs und üebung im Treffen der diagonalen Richtung erfordertej 
und der die junge epichorisch-apulische Keramik begreiflicherweisoi 
aus dem Wege ging. Es kommt aber auch die Hbereiaätimmendd 
Schalenform in Betracht, also die gleichmässige Rundung des Kor- 
pers ohne Lippe oder Ausbiegung, und besondere Gestalt des 
Henkels, die so spezitisch kyprisch ist, mag der Henkel wagerecht 
abstehen oder aufrecht gebildet sein wie hier. Vgl. dazu B. M. 
XIX Einl p. 231 (vgl. p. 316) fig. 9, Schale ron Ripatransone, 

32, von der einfachen Calotten-Form, die man auch schon in 
Alt-Tarent antrifft, wird durch einen steilen Sattelheukel verun- 
staltet wie ihn namentlich die Peuketia liebt und auch bei SchaleUti 
allerdings grösserer Dimension, gern anbringt Rötlicher Ton, gelb- 
licher Üeberzug. Im Innern ein grosses einfaches Hakenkreuz, 
wie es die schwarze Schale fon Htpatransone aussen am Boden« 
olfenbar an falscher Stelle, eingeritzt zeigt. 

33, an gewisse Bronzeformen erinnernd, besonders Norilara»^ 
Moiu d. Line, ? tav. 13, 21, zeichnet sich durch detaillierte und 
durchdachte Bemalung aus. Die Gruppen gedrängter, abwärts ver- 
längerter Zickzacke gleich gesenkten Bajonetten, fiir N-Apulien 
charakteristisch, begegnen hier zum ersten Male. An dem schlei- 
fen förmigen Bandhenkel steigt von der Ruckseite das Zeltmuster 
auf, mit der nach echt Ruveser Weise verlängerten Bekrf^nungslinie, , 
die sich hier über die Hankelbiegung bis nach der anderen Seite 1 
fortsetzt (vgl A 11). Das kleine Saugrohr wird mit der Henkel- 
partie noch dm'ch besonders sinnreiche Zeichnung verbunden: die 
Wurzel des Rohres ist von mehreren Kreislinien, die Henkelpartie 
durch drei erst senkrechte, dann umbiegende Linien eingerahmt; 
dazwischen laufen horizontale Linien, an welchen das symmetrische 
Digamma-Muster hängt (S. 218). 



t>IE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEK APtTUE^S 

Diesen Schalentypen, welche sich schon der Form nach mehr 
oder weniger an fremde Kulturen anschliessend stehen einige andere 
gegenüber, 34, 35, welche keiner anderen Voraussetzung bedurften 
als der einfachen Urne mit der Schale darüber. Sie bekunden 
ungleich ein älteres Stadium der ganzen Kunstübung, teils durch 
die Bemalung, teils durch die ün Vollkommenheiten ihrer äusseren 
Gestaltung, die hier um so mehr auffällt, als gerade die Scha- 
lenforra sich auch ohne Drehscheibe mit den einfachsten mecha- 
nischen Mitteln, durch Bewegung einer massiven Scheibe, herstellen 
Hess* 34 mag nach den damit zusammen gefundenen Objekten 
dem VII. Jahrhundert naherücken. 35 kann nicht junger sein. 



Abb, 8. Von einem grösseren GefÜBs aus Canosa; 8, S. 224, L 



Daß besagte Fragment vou Ascoli (34), etwa in der Grösse 
der Peuketischen Schalen, doch weniger konisch und fiacher, hat 
ziemlich breiten, einwärts gewendeten Rand, welcher die wenig 
sichtbare Ausseukaute durch einen gemalten schmalen Streifen 
markiert; noch zwei andere schmale Streifen umxiehen den Rand. 
Dies die ganze Malerei, die in dunkel violetten Farben hergestellt 
ist Die starke Wandung zeigt hellen gereinigten Ton mit fein 
gelblichem Ueberzug. Die ganze Form verrät noch eine gewisse 
Unsicherheit. Der Henkel muss an der Seite gesessen haben. In 
ein noch etwas fiuheres Stadium der bemalten Keramik führt uns 
35, die Schale vom Garganus. Altertümlich konischer Zuschnitt, 
schwache Einbiegung des Bandes mit abstehendem rundlichem 
Henkel. Unregelraässig nach Form (zusammengedrückte Rimdung) 
und Brennung; die Oberfläche des bräunlichen Tones blättert 
leicht ab und gestattet nicht von einem Ueberzug zu sprechen. 



221 Ig. MAYER 

Bemalt iat, in brauner stumpfer Farbe, der Rand tnit einer schmalaa 
Zone iaolirter, schraflierter Dreiecke ('), im Piiozip deo PduketisdMi 
Schalen verwandt (Peac, 38 fig. 10 bietet nicht die cbarakfceristi- 
Bchen Dekorationen), der InneDgrund — nicht ohne KoiTektoren — 
mit einem Gemisch von Liniengruppen, gestrichelten Raoteii, 
Zickiackgruppeu und kleineren Moti?en. Die Mängel betreffen 
jedoch mehr die Auswahl und Disposition, während die Ausfüh- 
rung, namentlich die Strichfübrung eine nicht ganz ungeübte Hand 
?erraten. Jene Master waren für alles Andere ab den eingeengten 
kreisförmigen Boden berechnet; wie denn die Wahl dieses Platses 



Abb. 9. ToIUt atiB Canogr 

eine nur durch Unerfahrenheit zu entschuldigende Kühnheit be* 
kündet. Die Motive setböt, auch die Malfarbe, erinnern, seltaam 
genug, am meisten an Tarent. 



§ 14. Teller. Schüsseln. 

1. Bari M. P. 156L D. 043. 6. ebd. 4082. D. 0,l;i5, Or-' 
(2, ebd. 2946. D. 0,17. Umge- dona. 

gend von Bari). 7. ebd. 3327. D. 0,165. Ca- 

3. PriTatbesitz. D, 0,145. Bar- nosa. 

letta. 8. ebd. 3522. Fragment. Melti. 

4. Bari M, P. 3193. D. OJo. 9. ebd. 4081. D. 0,122. Or^ 

Canoaa. dona. 

5. Abb. 9; ebd. 3903. D. 0J55. 10. ebd. 3597, D. 0,23. Canosa. 
Canosa. 11. ebd. 4063. D. 0,235. Melfi. 

(*) Das Fragment Abb, 8 im Text zeigt eine WeiterbiMang des Motiva 
in Verbindung mit dem in der N-Region ungemein seltenen Bogenfriese. 



mm KERAMIK DES VOHaRIBCa ISCHEN APUL1KN8 



225 



Hier eine Auswahl desjenigen Geschirres, welches seiner Form 
nach für Speisen. Früchte und dergleichen dienen konnte. Es ist 
durchweg innen bemalt,, da das grobe Alltagsgerit im Allgemeinen 
nicht mit in die Gräber wanderte. Ztim Teil besteht es aus ziemlich 
flachen, schwach vertieften Tellern, die manchmal abgesetzten 
flachen Band zeigen, anderwärts nur abgeplattet sind. Anderes 
besteht aus kleineren oder grosseren Näpfen und Schüsseln tob 
ungefähr calotten förmigem Zuschnitt aneh diese ohne Fussplatte 
oder Fiisaring. Aus den flachen Tellern ist durch Hinzufügung 
eines 5-7 cm hohen kegelförmigen Fusses manchmal eine Art 
Fruchtschale hergestellt, in dei* Art jener, nur oben gewdlbteren, 
welche in der Nähe von Bari vorkommen (vgl. Peuc. p. 35 n, 18* 
fig, 7), auch dort abwechselnd mit flachen Tellein (Peuc. 35 n. 19), 

Gleichwie dort ist auch hier öfter ein grosses Hakenkreuz in 
die Mitte der Fläche gemalt, natürlicli in den einfacheren Formen 
der N-Region: es ist immer erfreulieh« das uralte Zeichen an der 
zentralen Stelle zu finden, die ihm die Villanova-Kunst gewahrt 
hat, und damit gewissermassen etwas von dem urspruuglich damit 
verbundenen Sinne der Dreh- oder Kurbelbewegung gerettet zu 
sehen, weicher den Griechen so früh abhanden gekommen. (/) Im 
Allgemeinen herrscht das Prinzip, die runde Fläche in radialem 
oder diagonalem Sinne einzuteilen; Nr. 2, welche, obwohl nicht im 
N gefunden, zur Erläuterung hierher gezogen wird, verwendet dazu 
in ganz naiver Weise das Zeltmuster, indem sie um je einen rot 
gemalten keilförmigen Kern con vergierende Linien gruppiert; (dass 
im Centnim zwei kleine grobe Kreise in den feuchten Ton einge- 
furcht wurden, ebenso bei 1, ist für die Penketia bezeichnend, die 
ein io umständliches Verfahren immer noch bequemer fand als das 
Aufmalen von Kreisen mit dem Pinsel). Die rationelle Einteilung, 
worauf hier hingestrebt wird, ist diejenige in vier Quadranten-Sy- 
eme (*X die sich nach Art des Zeltmusters gestalten lisssen; wobei 
naturgemäss das Dtagonalkreuz verstärkt, d. h. durch doppelte 
Linien gegeben wird, gelegentlich auch noch andere Elemente 
zwischen den beiden Mittellinien Platz finden, einfacher Mäander, 
verzahnt gestellte Vierecke (5, Abb, 9). Tiefer gerundete Näpfe 

(*) Nur gewhs^ antike Schlüsseln verraten noch dieten Sinn. 
(») Vgl Declel von den Cycladeii: Phylukopi pl. VIII 3 za p. 90, 
E|ibim. 1899 Taf. 8, 11 ä. 



^äO m. M4TER 

und Schüsseln beschränken sich auf die kreuzweisen Diagt)ni 
zwei bis drei neben einander; wobei sich im Aussehen des Gaa» 
merkwürdige Ueberein^iimmungen mit mykenischen Gef^ssen I 
geben (*), wie denn auch gewisse kleine läogsdurch bohrte Seitfl 
griffe (9) an Uraltes erinnarn. (*) Bei geräumigeren Gefässen wti 
auch wohl noch ein zweites feineres Diagonalkreuz tod Wellenlinu 
eingelegt. Die Besprechung und Abbildung der sehr merkwürdig! 
Schüssel 1 1 muss ich mir für eine andere Gelegenheit Forbehaltei 

§ lo. Kannen. 

Im Gegensatze zu Sizilien, aber auch zu dem benachb&r 
Lucanien« welche beide an Kannen Ueberüuss haben, zeigt sie 
in Apulien ein entschiedener Mangel an derartigen Gussgefässei 
eine Tatsache* welche in der Landschaft je mehr nach N, um s 
unzweifelhafter hervortritt. Lecce hatte sich wenigstens eine all 
griechische Form zu eigen gemacht. Wo in Mittelapulien Kanne 
auftreten, handelt es sich ebenfalls um archaisch griechische Type 
(Peuc. p. 47, 1), auf die aber mit ganz vereinzelten Ausnahme 
(Peuc. Taf. III M zu p. 49 und 23 t) die einheimische geomi 
trische Dekorationsweise keine Anwendung findet. In N fehle 
aber auch diese in der Regel. Wie eine so Tolkreiche Stadt wi 
Canosa ohne dergleichen auskommen konnte, ist nicht ohne wei 
teres einzusehen; vgl. § 16, Ich kenne eigentlich nur eine klein 
Kanne (im Neapeler Museum), welche, der Bemalung nach, de 
Charakter der Aufidus-Stadt trägt Die wenigen, welche man weite 
nördlich antrifft, sind wieder Nachahmungen oder Verunstaltunge 
altgriechischer Oenochoen; so in Ascoli, Bari M. P. 4033, 403^ 
in San Severo, in Ordona Not. iL Sc. 1907, 32 fig. 4. An d< 
Kleeblaltmündung, wo die Peuketischen aus griechischer Fabri 
(mit einheimischer einfacher Bemalung) ein yf^ zu führen pflegen (• 



(') V^L Sdiliemann, Tiryna Taf. XXVII fig. b. Vgl a. Teller vomfl 
rwoii, Waldstein, The Heraion of Artjos II p. 96 flg. 32 a. 

(') Für A|jtilien rg\. Mayer. Molfetta p. 95 n, 6, mit der Anmerk. 2. 

4*} Tgl. das Ornament spätjonischer Vasen: Böhtau Nekrop. Taf, III * 
da«u Alftsdena, Mon. d. L. X 295 üg, 37 c* Ala Mark«: Montelim» civ , j 
70. 19; 95, 8. NottMte 1907. 505 Üg, 3. Sonst noch t. B. Montel. IS 
prähistorisch hH^ßg. 



DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 227 

bemerkt mau hier ein Ki'eissystem oder, sehr deplaciert, das Di- 
gararaa-Scfaema. Aus N muss auch eine Toiiklapper, ein Spielzeug, 
btammen (mit Steio darin)» welche einer Flaschenforra nachge- 
bildet, an dem zusammengednickten Hals eine Art Vogelkopf 
darstellt, mit Schnabel UDd angeklebten Scheibchen, ausserdem 
durchbohrt zum Anhängen (Bari 1654). Die beiden schweren Ku- 
gelkann en Bari M, P. 3484, 8485, bei einem Sammler in Bari 
erworben, k<5noten nach Farbe des Tons und den Nasrelköpfen, 
die dort nicht üblich, allenfalls wie so manches in jener Samm- 
lung, aus Canosa stammen. Sie sind von wenig gereinigtem Ma- 
terial und grober Arbeit» 0,145 hoch, mit plattem Band und 
breitem, eckig gebogeiiem Henkel; beide ruhen auf einem nie- 
drigen Fusse, In ziemlich unsicherer Weise sind am Körper 
breite rote Streifen gemalt, TOn schwarzen Linieii begleitet, mit 
einer Zone von Punktrosetten an der Schulter, welche sich an 
dem Bauche des anderen Eiemplars wiederholt, wo das gegenwär- 
tige ein anderes, nur unvollkommen verstandenes Motiv benutzte 
(vgl, S. 183), Die dunket gefärbte Mündung wird durch eie gestri- 
cheltes Band belebt Verglicheu mit archaisch griechischen Kannen 
ähneln diese wohl am meisten gewissen jonischen, wie man sie in 
Bronie schon früher aus West-Italischen Nachbildungen hatte und 
jetzt aus Eretria kennt: Ephim. 1903, 11 Fig. 6. Vgl. auch Not. 
d. .^^.,1893, 318 Syrakus; ferner Thera, II 196, Pfuhl R. M, 28 
Beil. 38,3 p. 21L Anderweitige archaisch-griechische Muster ver- 
rät eine angeblich in Brindisi gefundene Kanne mit plastischer 
Schlange auf dem Henkel (0. 

Ich erwähne noch aus den ntirdlichsten Teilen gewisse unbe- 
malte, ziemlich grobe Kannen von Larinum, darunter solche mit 
ebenfalls geknicktem Henkel und Nägelk<5pfen darauf nahe der 
Mimdung; Eine Kugelkanne aus Canosa. Bari M, P, 2358, etwa 
von der Grosse der zuvor beschriebenen, mit Andeutung von gewun- 
deneu Strickhenkeln und leicht auägebogener Tülle an der Mün- 
dung, verrät trotz ihrer Form die Maltechnik einer jüngeren Pe- 
riode: sie war bereits in rosa auf weissem Grande getüncht, Alles 
dies bleiben sporadische Erscheinungen, denen sich noch ähnliche 
VerBuche aus Campobasso, andererseits Calabrien, an die Seite 
stellen liessen. 

(^) Vgl, noch swti einfache Kunneti ron Ordoni oben S. 164, 1. 



t>rS REEASim DBS TORGBIECRtSCRBN APITLIE>B 



229 



Typus F, kugelförmig. 



19* Neapel, Mus. Nai,. Inv.-N. 

80746 (3187), rotes Etiquett 

389. 
2a Marseille, Mus, 1425. H, 

0,127. 



21. Jahrbuch a. 0. Abb. 26. Bari 
M. P. 3768. a 0,30. 

(22. Neapel M. N, Mod. d. Line. 
VI 370 Fig. 12). 



Typus Fa. Gedruckte Kugel mit Buckel, breitrandiger Mün- 
dung; Senket^ wenn quer stehend, ringförmig. Grösse sehr 
verschieden. 



23. Lecce M. P, 6. Durchm. 0,13. 

CaoQsa. 

24. ebd. 107. Cauosa. Jahrb. a. 0. 

228 Abb. 29. ÜngewöhDlich. 

25. BerÜD. Autiqu. 267. Canoi^a. 

26. ebd. Inv. 4782. Cauosa. 

27. Bari M. P. 1552. D. 0,1 L 
Canosa. 

28. ebd. 1553, D. 0,105. Cauosa. 

29. ebd. 2709. D. 04 1 . Canosa. 



30. ebd. 2711, Frgmt. Canosa. 
3L Taf. Vin, 7 ; ebd. 3634. 
Barletta, 

32. Ruvo, Mus. Jatta 202, 

33. Bari M. P. 2706, D. 0,105, 
Canosa. 

34-37. Berlin, Autiqu. Inv. 4784- 
4787. Canosa. 

38. Bari M. P. 2298 ; gross. Ca- 
nosa. 



In der Dekoration der ersten Klasse unterscheidet man gewöhn- 
lich einen langen Ornamentstreifen, darunter einen starken Färb- 
strellen und einige schwächere. Unterhalb im freien Räume manchmal 
Kreise (15), bei vollerer Bemalung eine Schicht mit El5tzeu 
(2,13). In der OrnameotKoue herrschen Kauteumuster (14, 15) oder 
Dreiecke (13), in anderen Fällen Sigraa (^)-f(>rm ige aufrechte Zick- 
zacke. Letztere sind auf 9 quer durchstrichen, also zu dem bekannten 
Dreizack-Motiv gestaltet, welches nun seitlich zu stehen kommt, 
(Vgl. § 12, 3). Quer über dem Rtickeo, auch unter dem Henkel 
hindurch, laufen meist kurze Streifen, welche das Ganze wie das 
Geschirr eines Zugtieres zusammenhalten. Abweichend davon bewegt 
sich bei 5 und 8 die Maierei in starken vertikalen Motiven 
(vgl. § 12); 8 zeigt dazwisciien noch eine Art groben Kammes, 
unveratanden nach aufwärts gerichtet. 



I 



An 15, Beilage VII 1, füllt die grobe, fast pi-imitive TOpf 
arbeit auf, während die Bemalung eine nicht ungeübte Hand 
rerr&t und die Motive des geknickten Dreizacks und namentlich 
die kleinen Kreuze (am Halse) in Canosa nicht so froh auftreten. 
Was die Mittelfigur vorn am Halse bedeuten soll, ein Oewirr von 
Lambda-förmigen Zack»in, lohnt sich kaum zu untersuchen ; schwer- 
lich das häufige hohe Dreieckmuster (vgL 12). ■ 

1 bietet nur einfache Längsstreifen, 3 eigentlich auch keine 
anderen Elemente, doch in eigenartiger Variierung: die Streifen 
sind dort nämlich an der oberen Gefässhälfte zusammengerafft und 
verengen sich nach vorn su, um dann wieder freieren Schwung zu 
nehmen. 4, gleich manchen anderen z. B. 18 henkellos, zeigt in 
Thon und Bemalung alle die Eigenthfrmlichkeiten der nördlichsten 
Fabriken wie die Gefässe § 8, B 8 ff, 

Ton dem F-Typus, der im 4, Jahrhundert in Canosa zu grosseü 
Wassergefässen dient, anch gräcisierenden Pflanzenschmuck, oder, 
in den Grabvasen, noch anderweitige, polychrome Bemahmg erhält, 
kenne ich nur wenige Exemplare mit geometrischer Dekoration 
(19, 20). Ein seltenes altertiimliches Stuck, an Cykladen-Askoi 
erinnernd, ist 21 (Jahrbuch a. 0. Abb. 26). Die geometrischen, 
von kleineren Proportionen und etwas gedrückter Form, zeigen 
übereinatimmende, magere Dekoration in Schwarz» 19 mit etwas 
Bot dazwischen: nahe dem Henkel eine Zone mit Teilstrichen und 
an vier Stellen eingesetztem Dreieck, dieses bald mit horizontaler 
Strichelung, bald ohne solche; den griisseren unterteil des Geßsses 
frei bis auf die an drei Punkten angebängten Ziekzackgruppeu 
(§ 13, 33), dazwischen noch je ein kleines Kreissystem. Am 
Ausgussrande Bogensysteme, am Hals vertikale Strichgruppen, 
dazwischen (an 19 deutlich) querschrnffiertes Dreieck von Zweig 
bekrönt, daneben 1 -Figuren im freien Raum. 20 scheint nach 
der Phot, von blanker, regelmässiger Form zu sein, während au 
19 sich die bekannte mühsame Schabarbeit (§ 4 p, 309) bemerkbar 
macht. Auf dem Henkel von 20 erkennt man die vielzinkige Gabel 
(Peuc. p. 78), wie auch auf dem grossen zweifarbigen 21 (Peuc. 
Fig. 20 d, e). Letzterer hat nur einfache Farbbänder mit angehängten 
Dreiecken. 

Die konfuse Dekoration von 22, welches auch in der Form 
misslungen, verlohnt kaum einer Analyse; vgl. Petersen B. M, 




DIE KXR1.MIR DES YORQRIBCHISCBEN APULIENS 281 

XIV 185. lieber die Fabrik weiss ich nichts zu sagen, üebrigens 
erscheint auch hier die Gabel (verkehrt gestellt, Spitzen aufwärts) 
wie auch auf einem mit Palmetten verzierten Askos in Neapel 
M. N- 785 t^). 

ungleich zahlreicher ist die nächste Klasse, Typus Fa, mit 
weichet- die nord-apulische Keramik in technischer Hinsicht wohl 
ihren Höhepunkt erreicht Der uralte Gefässtypus wird hier gera 
mit Sieb und Seitenmiilde oder auc)i mit Saugrohr versehen. Die 
Gefäsae sind äusserst dünnwandig, von feinster Drehscheibenarbeit, 
und gelangen mit ihrer sorgfältig abgestimmten Dekoration zur 
glücklichsten Wirkung da, wo als Mal färben schwarz und violett 
-letzteres ist manchmal zu einem tiefen rot geworden-verwendet 
werden. An konkurrierenden Nachahmungen scheint ca nicht ge- 
fehlt zu haben. Man meint dieselben an der geringeren Feinheit, 
dem Mangel des fein gelblichen üeberaigs, dem ziegelfarbenen 
Rot, auch wohl dem Zuschnitt des Ringhenkels zu erkennen, wel- 
cher bei deQ besseren Prodnkten nicht rund, sondern kantig zu 
sein pflegt 

Die Dekoration bietet im Einzelnen wenig Neues. Umlaufende 
Zonen mannigfach, bald kräftiger» bald leichter abgeteilt, mit 
verschachtelten Rechtecksystemen oder kleinem Strahlen-Viereck 
(vgl. §8 8, 287)t Motiven, die vom am Halse wiederholt werden. 
An der Unterseite zahlreiche kleine Kreissysteme (auch in dei 
Mulde), sonst auch wohl Hängemuster, wie an 31 das gedoppelte 
A, das aussen mit kurzen Zahnreihen streckenweise besetzt ist 
Einfachere Gefässe beschränken sich auf Streifen zuoberst, mit 
Anhängseln, sei es Dreiecken oder Zickzackgruppen, im letzteren 
Falle mit kleinen Kreisen daneben (im freien Räume); so 19, 20; 
vgl. § 1^, C 34 ff. Das gezahnte Dreiecksystem mit oder ohne 
Zweigbektönung kommt bei allen. Klassen in der einen oder an- 



('i Das Gabelmuster aof tönernen, obeliskenfiirmigen Webgewichten am 
Mandtiria öatliclr von Tarent, etwa IV, Jahrlmiidert: Notiiie d. sc, 1886, 101 
und, den unsripren fthtilkher, «us Steiertnark, Hßrnes ürg. d. b, K. 474, Much 
Pr&h. Atlas p, 103 Fi^. 10; Provenienz ist Peuc. 79, 4 faUcK angegeben. 
Zu dem Tielleicht verwandten Motiv Feuc. Fig. 20 b vgl. die Wandmalerei 
im Palast von Tiryna Scblieraann Taf. XI C, umgekehrt bei Scbachardt 2, 
Anfl , Fig, 114. Perrot-Chip. VI p, 542. auch die kypriBche Vase Obnefalach- 
Kichter Kypr., Taf, LXXIH J5, 



282 



M, aiAYlE 



deren Weise xur VerwendtiBg, ganz besonders (in steiler Fonii|| 
vorn am Halse, wo es schon monochrome Askoi dar Falisker 
RitzQog aufweisen: Jahrb. a. 0. 228, Abb. 27. 

Der grosse Askos 25 von ausgiebigerer Dekoration erinnert in 
der Zeichnung durchaus an gewisse Kralere von Ruvo; man sehe 
die Bautenreihe mit 2u kurzer, abgesetzter SchrafüeruBg, die ge* 
rade stehenden kleinen Vierecke mit regelmässiger PunktieroDg, 
wie Würfelaugen- Vorn bemerkt man einige vollgemalte Bauten 
mit Sigma-förmig umgebogener Endigung, wie an einer der Schalen 
(§ 13, 1). An der hinteren Henkelwurzel einen kurzen Dreizack 
mit eingebogenem Aussenzinken, vielleicht eine Variation der oft 
am Henkel bemerkten GabeL 

24 unterscheidet sich durch einen seitlich angebrachten steilen 
Spitzohrhenkel nach Art der grossen Henkelnäpfe (§ 8 A). und die 
entsprechend aparte Bemahmg« welche mit ihren mehrfachen Zo* 
neu an grössere Oefässe gemahnt, andrerseits die Centraldekoration 
des Buckels (kleines gemustertes Schachbrett von drei r und 
einem rechtwinkligen /^ umgeben) wahrscheinlich von Schalen und 
Schüsseln entlehnt. 

Nicht berücksichtigt sind in unserer Uebersicht Berlin 266 
und 269, weil nicht apulis^ch, wenn gleich unteritalisch (dereine 
lucanisch-metapontinisch), sowie zwei Stücke des Provinzialmu- 
seuma zu Lecce, dort No. 29 und 31, mit der schwerlich zutref- 
fenden Aufschrift 'Canosa'; Lecce 29 stellt sich ohne Weiteres zu 
Peuc. fig. 16; zum Henkel vgl. ög. 9, 10; vielleicht gehört auch 
Lecce 31 in eine ähnliche Fabrik, 

Aus einer Art Askos scheint die Gestalt des seltenen Nea* 
peler Stückes aus Canosa Taf. VIII 8 entwickelt zu sein. Die nächste 
Vorstufe bilden Gefässe wie Nolüie 1901, 501 fig. 3, und BulL 
FaL 1901 tav. IV 7. Ina Bahmen des gegenwärtigen Artikels 
muss ich es mir versagen, die Bedeutung dieses Stückes nach 
allen Seiten zu würdigen. 

V. Tarent, 



Bereits seit Anfang dieser Untersuchungen ist wiederholt von 
dem wichtigen Fund die Bede gewesen, welcher L J. 1880 in 
der Neustadt, dem Borgo duovo, von Tarent unweit des Museums 



UfE KSRAMtfC Dia T0R6R!RCBISCHBN APÜLTCftS 233 

gemacht wurde ('). Mehr als 350 Vaaen, die meisten wohlerhalten, 
zog man aus einer tiefen Grube in Via Cavour, wov^on ein Teil 
monochrome Impasto-Waare, der übrige bemaltes, teilweise recht 
feines Thongeschirr war (-)* 

Die Erscheinung, dass hunderte von Vasen, die zudem zwei- 
erlei verfiichtedenen Ciilturen angehören, in einer Grube geborgen 
wurden, findet ihre naturliche Analogie und Erklärung in Puti- 
gnano, R» M. XIX 206> wo die Gräberreste in einen Haufen zu- 
sammengescharrt in einer kleinen unterirdischen Kammer geborgen 
wurden, hier otfenbar in der Meinung, dasa es sich um Beste 
christlicher Ruhestätten handele- Der betreffende Teil von Tarent 
ist erst in neueren Zeiten bebaut worden, so dass der Vorgang 
ehedem bei Feld- und Erdarbeiten auf freiem Felde stattge- 
funden haben muss und die Funde recht wohl Ton einer ganzen 
Strecke, i>ogleich oder nach und nach, zusammen gelesen sein 
mochten. Alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass es auch 
hier Griber waren, aus denen n»an diese Topfwaare hervorzog, Dasa 
auch Wohnstätten in der Nähe lagen, ist nach dem a* a. 0* 209 
Dargelegten nicht unmöglich. 

Die ältere Gruppe, etwa 140 Stücke umfassend, weist Töpfe 
und dazu gehörige Henkelschalen auf, daneben einige Näpfe und 
Schalen anderer Form; alle aus schwärzlichem oder dunkelgraoem 
Material. Die andere, trotz ihrer grösseren Anzahl (gegen 220), 
hat gar keine Henkelschalen, Tf^pfe nur in geringem Maasse, dane- 



(>) Heibig. Bull d. ImL 1881 p. 178. Viola, ^n», d, ht. 1883 p. 106. 
Orsi, BulL PaUtn, 1885 p. 72; 1890 p. 132. Die von vornhereii» unwahrschein- 
liche, Ton Petersen in diesen Mitth. XIV p, 186 mit Recht xurttckgewießene 
Nachricht dasa es sich nm ein grosses Grab gehandelt, gab mir gelegenthch 
Beines Aafenthaltes in Bari Herr Viola, welcher sie meinen Zweifeln gegen- 
über darch eine grosse Skizze illuslrirte (diese improvisirte Zeich nnng ist 
mir wahrend des Druckes der Peucetia in Bari 1893 abhanden gekommen), 
Eb ist übrigens ei» alter Jrrtiira; auch Orsi B. P. 1890, 132 spricht divon 
als einer c^riQia tarn ha, 

{*) G Patroni welcher, wie schon von Andern festgestellt worden (in 
diesen Äfitth, XIV, 178, 2), bei seinen unmittelbar vorangehenden Arbeiten die 
fündaraentale Tarentiner Gruppe nicht kannte, hat Atti dell'Acc. Nap, 1898 
der VeriQchung nicht widerstehen kOnneo, bei der rotßg.-unteritalischeii Va- 
senmalerei sich mit di«sen z. T. pr&historischan Dingen zu beschäftigen. 



284 



». MATBR 



ben einige Eratere (in Fragmenten); die allermeisten Stücke sii 
kugelförmige Tassen, bald klein, bald etwas grösser, aber jode 
falls so eotaclüeden übemriegend, dasa wenn nicht deutliche Vi 
»chiedeuheiten in der Ausfuhruug vorhanden und die Gefässe selblf 
stark angegriffen wären. Mancher wohl gar ron den Besten eim 
Töpferei reden wQrde ; ein Gedanke, weichet* iibrigens schon dur 
die Ungleichheit des übrigen Geschirrs ebenso ansgeschloasen wi 
wie durch die Gegenwart der Impasto- Serie. 

Im inneren Apiilien ist in ausgiebigem Maassa die Sitte 
ohachtet worden, den Toten eine Tasse mit ins Grab zu geben, 
und zwar von ähnlicher Ktigeirorm und einem nachgeahmt pri- 
mitiven Aussehen, welches von dem der übrigen Stücke seltsam 
genug absticht (S. 176 ff.); die Tasse schien sich öfter über dem 
geschlossenen Grabe Yorzuflnden. Es wurde bereits bei jenem 
Ankss an das Epigramm des Tarentiner Dichters erinnert, wonach 
der Tote die Kylii nur ungern vermisste. Und die Folgerung ist 
kaum abzuweisen, dass diese alttarentiner Taasen ungefähr eben- 
soviele Gräber anzeigen. Rein griechisch brauchten dieselben darum 
ebenso wenig zu sein wie jene apulischen Gräben Allein ein 
Merkmal ist damit allerdings gegeben für eine Cultun welche 
nicht wie die mit Tapfen und Henkelschalen sich zur altitalischen 
io Parallele stellt. Die Anzahl der Gräber, beide Serien zusam- 
raengenommen, würde hiernach also eine beträchtliche gewesen 
sein und den Charakter der Ansiedlung weit über denjenigen 
versprengter Bevölkerungs -Elemente erheben. Sicherlich lagen an 
anderen Punkten noch andere Gräber und andere Wohnstütten, wie 
sich auch in Putignano Gräber mit derselben archaischen Vasen- 
gattung an anderen Punkten der Stadt gefunden haben. (R. M. 
XIV, 53 u. ö,). 

Der Beschauer, welcher zum ersten Mal die beiden Serien 
nebeneinander sieht, ist nur allzu geneigt, die monochromen G^ 
fasse einer viel älteren, tieferen Gräberschicht zuzuschreiben. Dies? 
Möglichkeit ist aber schon ohnehin gering oder eingeschränkt, wenn 
wir die besonderen Umstände, denen die Erhaltung dieses Vasen- 
haufeus verdankt wird, richtig verstanden haben: denn solche ge- 
legentlichen Feldarbeiten pflegen nicht sehr weit in die Tiefe zu 
dringen, jedenfalls nicht über Bedurfniss und Zufall hinaus zu 
gehen, und daher selten mehr als eine antike Schicht zu Tage xn 



DIE KEEÄMIK DES VOaGHlBCHtSCURN APULISSS ioi) 

förderD. Auch mösste in diesem Falle die zweite Serie eine Eiit- 
wickeluüg, eine Fortsetiuiig der ersten darstelleo; wie dies auch 
z, B, Quagliati {Not. d, tc. 1902, 384) anzanehmen scheint Bei 
aäherer Vet'gleichung ergiebb sich aber, dasä dies uicht der Fall ist. 
Die Vertreter der bemal tea Thoewaare, welche letzte durchaus ia 
fertiger Technik unvermittelt auftritt, stellen wohl ein neues, aber 
darum noch nicht jüngeres Gultur-Eleinent dar, welches höchst 
wahrscheinlich neben jenem bestand, so dass sich allenfalls Wechsel- 
beziehungeu ergaben, aber keine üebergänge, welche das Anfangssta- 
dium der zweiten Periode bezeichnen kCrnnten. Darin liegt eben 
die Bedeutung dieses Fundes, dass hier mit einer gänzlich durch 
Impaato repräsentirten Cultur in nächster Nachbarschaft eine Ke- 
ramik erscheint, welche ebenso ausschliesslich in Thon und Bema- 
lung — wenige Stücke sind unbemalt — arbeitet. Nicht um spora- 
dische Spuren einer Fremdcultur, wie sie in den Bundhügelgräbern 
auftreten, oder um eioen beliebig verpflanzten Jndustriezweig 
handelt es sich, sondern um eine gleich jener ersten compakt auf- 
tretenden Masse ('), um eine in sich homogene, zusamraenlningende 
Culturschicht, mit den deutlichen Merkmalen einer Beviilkerung^ 
die von der andern verschieden, doch mit ihr zusammen wohnte 
und lebte. 

Betrachten wir zunächst die monochrome Gruppe, Jhrcr tech- 
nischen Beschatfenheit nach erscheinen die Geisse schwer imd 
dickwandig, aber regelmässig gearbeitet, aus einem gemischtea 
Material, an der Aussenseite polirt, wobei bald die schwärzliche, 
bald die graue Farbe überwiegt Von eiogeritzten Verzierungen ist 
keinerlei Spur zu bemerken. Am meisten Aehnlichkeit besitzen sie, 
um von Süd-Italien zu sprechen, mit gewissen Geissen aus? dem 
westlichen Calabriea; Apulien selbst, verrät in den vereinzelten 
Impasto-Stücken, die den Fnndumständen nach auf die Eisenzeit 
deuten, einen gewissen Verfall der alten, monochromen Töpferkuust, 
indem die sandigen, kieseligen Bestandteile ungebührlich hervor- 
treten, die alte Politur manchmal durch An fettung ersetzt wird und 
in deti Formen sich bereits griechische Elemente einmischen. Diese 
Decadeoz bemerkt man an den Tarentiner Gefässen noch nicht; 
sie sind sogar aus besserem Material und von regelmässigerer Ar- 
beit als die Beste aus den Hügelgräbern der Murge, 

(^) Ab diesem Verh&ltnUs würde eich aacb daun nichts andern, wenn 
man die beidon Sorten durcheinandermisclien wollte. 



2S6 



Bf. MATER 



Voo dm Tnpfeij der monochromen Serie (Beil, VTII 3» Fe 
taf. 4, 6 rgi. 12), erreichen die meisten nur eine Höhe ?on 0, 
während andere, nacli den Fragmenten zu urteilen, viel grteMC 
gewesen sein müssen* Der Torberrschende Trpns hat über dem 
breiteren Unterkörper einen deutlich abgesetzten, mehr a4tr we- 
niger schrägen, oft leicht geschwellten Oberteil mit nmg ßkt g vn vm 
Rand. Die Henkel, in der Begel aufrecht, waren arsprungüdi 
jedenfalls kurz, auch wohl manchmal altertOmlich eingefatcbt (HlX 
an Bauch und Schulter ansitzend; derartige Oeflgae müssen, wie 
das Tierbenklige 142 (Form 0) ungemein an die 1. Periode ron 
Este erinnert haben, während andere, durch die starke Verjün- 
gung ded Körpers nach oben jenen ähneln, die aus den altitalischtfo 
Gräbern von Sybaris und Cumä, und noch entsprechender aus 
Latinm bekannt geworden. Es fehlen nicht plastische Dornen^ bei 
andern vertikale Rippen, die einen wie die anderen isolirt an etwa 
4 Stellen des Körpers* Bei so naher Verwandtschaft mit andern 
italischen Gruppen wie sie sich auch aus andern OefUssformea 
ergeben wird, kann es nur Zufall sein, dass hier Exemplare mit 
tiefsitzenden, seitlich absteheDden Henkeln fehlen: dafür bürgt 
auch die bemalte Waare, 135 = Peuc. Taf. IV A, p* 35 f,, auch 
ein rotthoaiges Eiemplar {13G; Beil. X, 12), Stücke, welche ahaa 
den Vorgang der alten Impasto-Eeramik diese Eigentümliohkeit 
nicht hätten reprodnciren binnen* Als jüngere Form dieser ja nicht 
auf eine Generation beschränkten Impasto- Keramik können die 
breiten, den Rand überragenden Bandhenkel betrachtet werden, 
wie sie hier namentlich in Verbindung mit gedruckteren Qefäss- 
proportionan auftreten, und die sich merklich genug von den äl- 
teren, weniger geöffneten Henkeln unterscheiden. F. 7, 10. fl 

Ich wundere mich, dass ein so besonnener Forscher wie QilP 
gliati sich hier von einer Vergleichung der Timmari-Keramik, 
namentlich durch Herausgreifen einzelner Stücke, Aufschhiss ver- 
sprechen konnte {IVoL d. scavi 1902, 584). Jene von Ridola und 
Quagliati aufgedeckte Brand-Nekropole am Bradano gehört, ihrem 
ganzen, von den Entdeckern selbst richtig gewürdigten Charakter 
nach, im Wesentlichen noch der Bronzezeit an (*); für welche 
unter Anderem auch die randlosen Urnen -Typen bezeicbno^ 

(*) Vgl Bull, d, Paletn. 1901 p. 27 (Ridolal Notifie d, $rMvi 1900 
p. 345 (Ridüla ynd Quüsrlijti). Jetzt volhtändiger: Mott, dii Lfncei. 



I 



^!£t ai 



um RBKAMIK DBS yORaRl8€RIBCREf( APULtSNS 

siid ('). Hier hingegen haben wir es mit den ausgesprochenen 
Formen der italischen Eisenzeit zu tun, Formen die sich nur frei 
gehalten haben Ton gewissen Eigentümlichkeiten, wie sie den 
meisten Villanova*Urnen in Nord- und Mittel-Italien eigen : also der 
unverhältDiasmässigen H5he des Oberteils, der herausgedrückten 
Schulter, der Zuspitzung unterwärts zu einem zweiten E^el. 
Und man kann sagen, das in Tarent bt;obachtete Formengesetz 
beherrscht die gesamte Keramik Apuüeaa in allen drei Provin- 
zen. Patroni bat diese DilTerenzinmg der Villanova-Urne nicht 
begriffen und sich daher heftig gesträubt, diese Charakteristik der 
apttlischen Gefässe anzuerkennen ('). 

Das Verhältnis zu der Formenwelt der nördlichen Balkanlän- 
der, der Ungarischen und Steieimürker Bronzezeit ist hier nicht zu 
untersuchen (^)* Sicher hängt der alte ürnentypus Form 6 ^ Este I 
(unedirt) aufs Engste mit Illyrischem zusammen; (vgl. Mitth. a. 
Bosnien V, 1893, Taf. 45; IH 1895, Fig. 118, 125, 379); ja er 
scheint dort fester zu wurzeln als auf der Apenninenhalbinsel. 
Andererseits bemerke man die eigenthümlichen, oben zusammen- 
gedrückten Spitzohrenhenkel unserer Gnippe, die in der zweiten 
(vgL Form 14 nnd S. 243) besonders ausgiebige Verwendung finden: 
hier bietet das alte Japodenland Bosn. Mitth. V Taf. 32, 247 u, ö. 
vielleicht nähere Analogien als die entlegene L Siculer- Epoche, 

Die Schalen (Beil. VIII 1. Form 1) haben durchweg ausgebo- 
gene Bandlippe, mit einer Ausnahme die einer anderen Entwicke- 
lungsreihe aniugeböreu scheint (Form 2), Der Körper zeigt von der 
Kehle ab eine Ausladung, welche grosseren Durchmesser als die 
Mündung zu erreichen pflegt, und meistens kantig, seltener rundlich 
gestaltet i^t, im ersten Falle leicht kegelförmig nach unten verlau- 
fend meistens mit geringer Standfläche. Solche Schalen-Typen be- 
g^oen in Calabrien in durchaus übereinstimmender Technik mit den 



(*) Vgl. Mayen Stat, preist, di Motfetta p. 98 u ^^, Im Allgemeinen 
ist auf die bekannten Arbeiten von Pigörini tn rerwciaen: vgl. a. Brizio, 
U ßrma det Farni, 

O Bull d, Pahtn, 1808, 63. 18$9. 42. Zustimmend jedoch Petersen, in 
diesen MitÜL 1899, XIV p. 188. Vgl. a. Pigörini, Bull P. 1901, 15; Ta- 
SiMlIi, ib. 1894. 21. 

{*) Ich habe die Frivge in der Berliner Arch. Ges. 1906 Mai-8itfg. 
behandelt. 



16 



?0D dort erwähntea Töpfen gleichen Fundotis (aogeblich Lokrt| 
Mao kaim ancb wohl bemerken« dass bereits die BroQzezeit auf i 
Typen hinstrebt wenn auch mit andern Henkeln als sie hier beäcbri^ 
b9n werden. Dahingegen sehe ich nicht ein, welchen Zweck ee habei 
könnte, diese Tarentiner Schalen, mit noch iLltereo, ganz verseliit 
denen Schalentypen xusammen zu stellen {Not* d. sc* 1^2, a. a,0.) 
welche im Wesentlichen zum neolithi^cheu Fonnengut gehören, m^v 
gen sie sich auch in der bronzezeitlichen, von Quagliati entdeckten 
A^nsiedlung am Porto mercantlle (^) vorfinden. Quagliati will dar* 
tun, dass unserG monochrome Gruppe vom Borge nuovo eine direkte 
Fortsetzung jener alteren von Punto Tonno (oder Seoglio Tonno) 
darstelle. Die von ihm herangezogenen Typen indessen bewei^ 
grade das Gegenteil* Dieser Teil seiner Darlegung scheint 
noch weniger glucklich als der Hinweis auf Timmari und 
Urnen, die trotz ihres überwiegenden Bronzezeit-Charakters 
liier in Frage stehenden Tarentiner Neustadt-Schicht immer ng 
zeitlich näher stehen, als die Station am kleinen Hafen, 

Diese Schalen, welche übrigens oftmals kleine^ sporadi 
Dornen in der Weise wie die Töpfe aufweisen, haben überwi^and 
einen breiten» rundlichen Henkel, und davor an der Mdnduog 
einen schrägen oder aufrechten Zapfen von gleicher Breite, welck^ 
vorne Vertiefungen, offenbar zur Aufnahme von Metallbuck^P 
aufweinst. Reminiscenzen an diesen Typus sind uns bereits an den 
geometrisch bemalten Bechern (§ 11) Nord-Apulieus begegnet, wfl 
auch die ältereo dortigen Schalen s:i 13 B eioigermaassen an T? 
rent eiionern, Manche (BeiL Vllt 2) haben ausser dem beschrie« 
benen Henkel noch gegenüber einen dreieckigen, als Belief anlie- 
genden Scheinbenkel, ganz von der Art wie manche bauchigen, 
halslosen Oasuarieu der 1. Eisenzeit, z. B. in Albano und in Narce 
(Mus. Papa Giulio 5520). Gelegentlich ist der Henkel als einfa 
eher Halbring, nicht bandförmig, gebildet und alsdann zuobei 
derartig seitlich zusammengedrückt, dass er eine Spitze bildi 
also wie bei manchen Töpfen ; z. B, Beil. VHI L In einem 
dern Falle (Form 2) ist der Henke! oben geknickt: ein Ausnahme- 
fall, der sich in Lokri wiederholt, jedoch mit dem Unterschied, 



] 



(^) Eine solche ist die von mir in Re^gio erlangte, Bari M. P, 4260. 
(•) Notiite d. sc, 1900, 41L ßulL Pal XXVI, 284; vsrL dazu Molfn^ 
p. 189 n. 110. BerL PhiL Wochenschr. 1905 Sp. 1615. 



Dl£ KERAaim DBS VORaRlBCtUBCUKN APUUENS 



239 



daas er dort eine Schale der gewöhDlicheB Form unserer Gmppe 
betrifft, während der vorliegende ausnahmsweise einen kurzen rand- 
losen Tertiealen Hals darbietet. 

Auch Sybaris scheint ein Beispiel dieser Art tu bieten {Not, 
d. IC. 1888 tav. XV, 3, p, 469), nur dass wie häufig dort, noch 
eine ringartige Schwellung sich um den Gefässbals legt (*), Im 
Allgemeinen Hcheint in den ungriechischen Teilen des Syharis- 
Gebietes der gleiche Schalentypos geherrscht zu haben; und es 
ist dabei bemerkenswert, wie der Henkel an der ilachen Vorderseite 
auch dort Reihen von Löchern, d, h* Vertiefungen zur Aufnahme 
von Metaltnägeln aufweist; man vermiäst nur die breiten em- 
porstehenden Zapfen: a. 0. tav. XIX, 10, p. 474. 

Üeber jene eigentümlichen Tarentiner Zapfenhenkel vermag 
ich (*) noch nicht genügenden Antschluss zu geben. Ich verweise 
jedoch auf die Bo.'snischeo Funde. Ein Gefaas mit solchen Henkeln 
ist Bosn. Mitth. V ö7, 5 abgebildet. Es soll aus einem römischen 
Brandgrabe stammen. Abgesehen von dem leicht zu corrigirenden 
Irrtum, dass die tVir römisch gehaltene Oenochoe daselbst No. 1 
vielmehr dem IIl-I V.Jahrhundert ünteritaliens anzugehören scheint, 
90 gut wie oianchea andere dort als römisch bezeichnete Geschirr (0, 
haben wir es jedenfalls mit einer langlebigen, sehr alten Henkel- 
form zu tun; denn sie bildet die notwendige Voraussetzung zu 
solchen aus weit älteren dortigen Schichten hervorgegangenen wie 
IV p. 42 n. 16, wo der Zapfen mit dem Bundhenkel vei'schmolzen 
ist, auch die alten Funde V Taf. 51, 5; 50, 1 beweisen es. Andre 
Zeugnisse aus dem lapodenlande wurden bereits aufgewiesen. Wie 
nahe sich die Henkeltypen der Ostseite der Adria mit den Itali- 
schen berüliren, hat Hoernes (*) an gewissen, charakteristischen 
Beispielen dargelegt, — eine Vergleichnng die sich vielleicht noch 
weiter führen Hesse. Weit ferner stehen den Tarentiner Formen 
urgriechische Zapfenheukel, nicht nur jene schlanken der kyprischen 
Keramik {"), sondern auch jene seltene Importware welche in 

{*J Ver^l. etwa Schlienmun Myk. Nn 353 und 478; Ilios 381 (p. 436) 

(■) Troti der den älteren Epochen gewidineteo Studie C«»lini*s BulL 
Pal 83 (1907) p. 118 ff. 108 ff., bes^mders i:02 C 

(") Bosn. Milth. V, 1893, Taf. 47; I. 2, 4-6; v^l. IV, 1892. Taf. I. l. 
VIU, 1896, p. 247, 86, 

(*) ZarPTftbiat, Formentehrel p 6. (Mittli. d.Wien. PrSb. Comm.L 18J>n). 

li) Einj^€ Beispiele s, Molfetta p. 112, 1 ; vi^l LwUTre A 36 pl. 7 o, ? . n. 



910 M. MATBII 

den irei*sehiedeneD neoUthischen Stationen Apulieos Eingug g^ 
fuiiden, dort bereits mit complicirteD WeiterbilduDgeu, aus imn 
sich die vorliegendea einfacheren nicht h&tieo zarückentwicMi 
laraen ('). 

Man bemerkt in Tarent noch (') eine Aniahl QDbedeuteiMUr^ 
niedriger Näpfe, manche mit rundlichem Seitenhenkel Teraota 
(Foim 3), ausserdem Tereinzelt ein Schüsgel-oder Napf-Frafm^eot 
Ton dem tpuiavHola-Tyißus, mit stark nach innen gebogenem^ 
kantigem Rand (Form 5): dies vielleicht, trotzdem sie in 
trien (*) und Picenam wiederkehrt, eine Fremdform, gleich 
kleinen Askoj^ 213 (F. 8), einem Typus, welcher in beide Reihen 
gefähr zu gleicher Zeit eingedrungen sein mnss, nach der 
Dungsform und Grösse zu urteilen, welche sich in den Extmpl 
der zweiten Reihe wiederholt (vgL Jahrb. d. Inst 1907, 
Abb. 32). 

Die hier be^icbriebene Culturschicht hebt sich deutlieh ab gegw^ 
die neolithischen und bronzezeitlichen, die uns aus Apulien in den 
letzten Jahren bekannt geworden, auch gegen die schon erwähntai 
Brandnekropole von Timmari. Wir haben keinen Gmnd mit den 
Folgerungen zurückzuhalten. Die Bevölkerung, welche Tarent vor 
der Gründung der dorischen Colonie inne hatte, war, wie allgemein 
bekannt, die japygische* Es bleibt also gar keine Wahl, wem dies^J 
Gnippe von Alterthümern zuzuschreiben sei. Ich wiederhole, 
besteht keine Yerbindung zwischen dieser Neustadt-Ansiedlung 
und der Cultur der Pfahlbauten am kleinen Innenhafen, welche 
damals bereits aufgehurt hatte zu bestehen, oder durch die Inva- 
sion der Japyger ihr Ende erreichte, Dass diese Einwanderung mit 
jener, welche die Yillanova- Cultur brachte, parallel ging, kann kei- 
nem Zweifel mehr unterliegen. Wir können vielleicht weiter 
und behaupten, dass auch weiter westlich, in Calabrien, 
dasselbe Element bemerkbar mache und sein Auftreten gleiebea 
Bedingungen unterliegen müsse. Nicht nur die Japyger selber wmres i 
bis dorthin vorgedrungen and hatten dort noch Sitze zur Zeit der ^ 



(»; Bt'ispiele in Matera, m der Molf, § 19 behandelten Klftsse. 

i^j Ziemlich nlleiii zu stehen Bchoint die Tasse n, 45 aus retlicbeilll 
MateriaL 

ej AUi d. Hoc, htr. di Arck V 1889, tav. VL Orei, ß, P. 1885 tav. II 
10, 17. J/öÄ. dei Lincii V tav. VUl 49 p. 290 fig. 76, 




DIE KICRAMIR DES VORGRIECH ISCHEN" APUtlENS t4l 

GrüDduiig Krotons, sondern anch im Gebiet von Svbaris sasseil 
verwandte EleDiente und verblieben dort noch nach Onlodung der 
achäischen Colonie* Es sassen dort Choner und Oiüotrer, früher 
jedenfalls Sikuler und Morgeten, die nach Westen hin gednlngt 
waren. Davon gehören die beiden letzteren Elemente (Molfetta 
p. 295 f.) tu den neolithischen, die aus Apnlien bereits Tertrieben 
oder doch stark decimirt waren, aber, wie man speciell von den Si- 
kiilern weiss, in Calabrien eigentlich nie aufhörten zu eiistiren; 
die von den Samnitern aus Lukanien verdrängten Oinotrer bleiben 
trotz Antiochus demücb dunkel. Die Choner aber, von den in 
Epirus fortlebenden Chaonern nicht verschieden, gehdren zu der- 
selben iUyrischen Völkergruppe, wie die Japyger selbst (*). 

Die Sybaria-Funde erstrecken sich über einen grösseren Zeit- 
raum als der Taren ttner Fund vom Borgo nnovo, der etwa den An- 
fang ihrer Epoche bezeichnen mag; ihre nach hunderte» zählenden 
Gräber ans einem Terrain, dessen Umfang und Grenzen nicht 
genau festzustehen scheinen, enthalten natnrgemäss ungleich Mehr 
und Mannigfaltigeres als jener Einzelfund; sie spiegeln vielleicht 
sogar die Cultur von mehr als einer Völkerschaft wieder. Was 
sie aber prinzipiell von Tarent untei-scheidet ist das völlige Fehlen 
der bemalten Vasen, welche in Tarent daneben in compakter 
Maase auftreten und eben eine anders geartete Cultur darstellen. 
Ein vereinzeltes Töpfehen aus grobem ungereinigten Thon, mit 
geometrischen Andeutungen (NoHiie d. ic. 1888« tav. XIX, 12, zu 
p. 576), genügt grade, um als eine Ausnahme uns diese Verschie- 
denheiten noch mehr inne werden zu lassen. Dasselbe gehört in 
der Tat den nichtgriechischen Ansiedlungen ; es ist, eben seiner 
Seltenheit wegen, im Museum zu Cosenza nur äusserlich von dem 
übrigen getrennt und in einem verschlossenen Glasscfaranke ge- 
borgen, welcher die an andern Punkten der Gegend gefundenen, 
archaisch griechischen Objecte, als Terrakotta-Figuren, Korinthi- 
sche Väschen etc. enthält. 

Wir kommen zur zweiten Gruppe von Borgo nuovo. Die 
Gefässe sind durchweg aus gereinigtem, übrigens nicht sehr hell 
erscheinendem Thon auf der Drehscheibe hergestellt, mit wenigen 
Ausnahmen dünnwandig; in der Regel auch mit einem leichten. 



{'} Heibig. Hermes XI 
eia L patiim. 



B. Piia, Storia de IIa Sieilia e Magna Gre* 






der Materialfarbi homogtnen Ueb^rzug wmvthen. Nur gaox 
haben rötliche Firbcmg angenommeu (z. B. 70. 78. 170. 
Einige Stücke von geringerer Auärtibning bieten keine y—-- 
Venichiedi'Dheiteü, auch nicht die paar imbemalten, z. I 
tiefere NSpfe. Zur Betnalung dient eine einzige dnnkele, 
Farbe, welche bald schwärzlich, bald mehr h rseb€int.i 

der Sicherheit, ja Virtuosität, womit der Dec ,..-.,. i gebani 
wird, fehlt es nicht an Anzeichen TOn Fluch tigkeit. und di« 
aind entschieden charakteristischer als die paar kleinen Geflfl 
welche entweder stümperhaft oder nachläasig mit ein paar hafü 
worfenen grossen OruameDt-AndeotuDgen versehen sind. 

Eio hoher ovaler Rectpient (n. 97, Pragmt.) Hlllt darcfa tint 
etwas primitive Bemalang auf, schmale, oben, wie es »cheiüt. Dicli< 
einmal geschlosseoe Zone von breiten, niedrigen Oitterdrei« 
nahe der Mündung, (der äusserste Rand gebrochen). Doch 
sich wohl auch dieses Stück, auf welches ich Molfetta p. 11 
Bezug nahm, nach Thon und Technik nicht von den Hodern trea^ 
nen, namentlich von einer grossen, tiefen beckeoartigen Schot' 
sei aus demselben grauen Thon, mit einem bordirten, schri( 
(kreuzweise) gegitterten Streifen am Band (vgl. Scbliemann Ti 
ryns Taf. 26e){'). 

Es wurde bezüglich der Gefässformen bereits hervorgehoben 
dass die Tasse durchaus vorlierrscht. Und zwar folgt dieselbi 
einem feststehendem Typus von wesentlich kugeligem oder sack 
fönnigem Zuschnitte, ohne andere Profilirnng als diejenige, welch« 
sich aus der natürlichen Einschnürung gegen die Mundung und 
dem leicht ausgebogenen Kand ergiebt. Der abgesetzte steife, anf 
rechte Hals, welcher der Impasto-Serie mit Ausnahme einer einzij 
Schale, fremd ist, begegnet hier öfter, manchmal mit leichter 
gung zur Randbildong (Beil. VIII 4. 5. X 15), Andere grosse Ta 
mit markirtem schrägem Hals sind unter dem EinHuss des 
gleich zu nennenden Topftypus entstanden und daher unten platt« jl 
sogar mehrfach mit Fussplatte versehen* F. 13. BeiL IX 1. 3. 7< 

Die Henkel zeigen nur zum Teil die einfache Form eines rm 
Lippe zum Bauch reichenden, starken Bandes. Sehr zahlreiche sinc 



QZijM 



C) Doppel-Nr. 95^441; Frgmt. Das übrigens leicht zu ergäviiend» 
Gef&BS erinnert an das Hallstätter Broniebecken Hernes ürgeichkhtc der bil 
dcnden Kumt 500, von dem Henkel abpesehen. 



DIB KEBAHIR DES VOHGRlECHrSCHEN APULIEKS 



243 



vielmehr aus jenem spitzohrigen Typus hergeleitet den man z. B. 
in lUyrien (S. 237), ähnlich auch in Sicilien (') besonders in der 
L Periode beobachtet, wobei unbeschadet der inneren ohrartigen 
Rundung, die Spitze schmal in die Höhe getrieben wird und 
beide Schenkel sich nach diesem Punkte hin merklich verschmä- 
lero. Jedoch liegt dieser Spitiohren-Typus nur noch in verhältniss- 
mässig wenigen Exemplaren rein und unverändert vor: Beil. VIII 
5. X 17; nur 2U oft bat bereits eine Weiterbildung Platz ge- 
griffen, sei es dasa die Spitze eingedrückt ist oder die beiden 
Hälften durch eine breit gedrückte, sattelartige Einsenkung aus- 
einander gehalten werden: VIII 4. X 15. Dabei sprechen natür- 
lich die Knickhenkel mit, wie sie am frühesten wohl in Sicilien ('), 
am häutigsten in der 2. Eisenzeit Italiens im Einklang mit tran- 
tadriatischen Ländern vorkommen. Allein diese Vorstufe ist hier 
gänzlich übersprungen und statt dessen gleich zu einer weit raf- 
finirteren Form übergegangen; sie lässt sich auch in der Nach- 
barschaft nicht mühelos nachweisen. Die monochrome Serie lie- 
ferte nur vereinzelte Beispiele und in Verbindung mit einem 
ungewöhnlichen Schalentypus; ähnlich war das Verhältniss in 
Sybaris, Man möchte fast glauben, dass gewisse neue Formen 
auf die gleichzeitig eiistirende monochrome Gattung zurückge- 
wirkt und dort einen wenn auch nur uDVollkommenen Ausdruck 
gefunden. 

Die nicht zahlreichen Töpfe folgen der gleichen Grundform wie 
die monochrome Reibe, wobei sich manchmal eine übertriebene Hals- 
Schwellung geltend macht. Die schlankeren pflegen mit Kannen- 
henkeln ausgestattet zu sein, Form 14. Beil. VIII 6. 7 ; andere zeigen 
die in der ersten Klasse bisher vermis3ten, tiefsitzenden Seitengriffe 
(Peoc* Tat IVA zu S. 36), die gedrungeneren von minder charakteri- 
stischen Formen haben oft zwei Henkel, breit und rundlich (Form 10), 
während die kunstvollen Tassen-Henkel mit einer Au&nahme (175 
oder 178) hierbei garnicht zur Verwendung kommen. Ginige grosse 
Gefäase, Kratere (Beil. IX 5, <3) lassen trotz des fragmentarischen 
Zustande» eine übereinstimmende Form wie eines der in Novilara ge- 
fundenen fremden, bemalten Gefässe (Mon. d. Line. V, tav. XIII, 8; 



(') Z. B, Mon, dtu Lincei IV 206 Üg. 35. BulL FaL 33 p. 08 ßg. 8. 
(^} In Coizo Pnntftijo, Mon. dei Lincei II ta?- II 22. 



M* M4YI.B 

MöDt^tiat« Ci^, pr. II, B 150, 1) erkeüiieo: eines denelfcta 
(Beil IX h) hat an der Schulter etfttt der eiaraclieii Boadltaok»! 
ftoliegende dreieckige, geoioer ia Qc«talt eioes istchf^rmig ge> 
kmektdD Stegs. Die hier Torauigesetzte Form kommt ab wirkliebtr« 
eomiNikter Henkel abstehend ao ejoem Napf dieser Gruppe vort 
0. 89, während die monochrome Reihe wie auch die dort arwUiih 
ten Analogien aus MitteMtalien (S. 238) sie nur in Belitfandaiitit. 
So wecbseln hier bei>tändig Formen, die in der oralen Reibe ror* 
auageaetzt werden, aber vielleicht ganz zttfällig fehlen, mit m* 
der^fit von stark vorgeschrittenem spielenden, fremd aomutsttte 
Charakter. Vereiotelt stehen ein niedriges HeukelgeflUs, o. SS, 
Form 13, das trotz des gedrückten EOrpers die Profillraiig Jer 
alten T^pfe wiederspiegelt {^); ein gi-osser Napf, unbemaU, res 
der Form eines umgekehrten türkischen Fez, mit UeberbiVha^g 
und DurehbobniDg des Banden an der mm Anfassen beistimmten 
Stelle (Form 9): also genau der Typus der altitaliechen Eisenz4*U 
(2. B, Miiiie 1902, 189, fig, 7). Demgegenaber stehen wieder 
ganz andersartige Erscheinungen, die Flasche mit gedrücktem 
Körper (202), eine grosse Kanne mit hohem Hals und starker 
Ausbauchung (Frgmt), der Halbkugelkessel (S. 242), kleine Ca* 
lotten- und Halbkugel-SchaleD. auch einige Schusseln verschiedener 
Qestalt. Wie schon früher bemerkt, findet sich auch in dieser Eeibe 
der kleine kaum 10 cm. hohe Askos von der Gestalt der schiefen 
Kanne (vgl. Jahrb. d. Inst. 1907, 229 f.). 

In der Dekoration, welche hier, besonders bei den 
neren Vasen zur Anwendung kommt, unterscheidet man Ui 
muster und eine wesentlich horizontale Anordnung* 

Die ersteren bestehen am häutigsten aus langen, spitzen Zak- 
keu mit KreuZ'GitteriTng, welche ringsum vom Halsstreifeu 
Tasse herabgeben ; andere haben längliche Trapeze, wie herabt 
gende Binden, bald gegittert, bald mit einfachen Querstreifen, 
wie gewisse kjprische Gefässe {Perrot- Chipiez III, 70t!, fig, 51 
Coli. Cesnola n* 950)* In die Zwischenräume wird manchmal niebfc^ 
ganz stilgerecht eine senkrechte Reihe Hakenmuster oder auch ge- 
gitterter Bauten eingefugt. Auch VOgel, Enten nach einem ganz 



I 



O AoffalleDd ähnliches Gef^w bei Nau«, Hflgelgräber zw. Aminer-tind ^ 
Stjiffeliec Tat UV. L 



DTi: RKRAMIK DES VORGKIECHISCHKN APCMENS 



245 



bestimmteii, eckigeo Schema gezeichnet, werden mit Vorliebe in 
die Zwischenräume hingesetzt. Durchgehende verticale Einteilung 
von oben bis unten kommt nur ganz ausaahmsweis vor und besteht 
aladann entweder wie bei Sicilischen Ritzmustern (Cozzo Pantano, 
Motu d. L, II, tav. II 22. Thapsos ebd. VI tav. V 8) aus Streifeu 
mit eingespannten Haken oder solchen, die mit zahlreichen Quer- 
strichen und Wellenlinien dicht gefüllt üiod; n. 179, BeiL IX 4('). 

Bei horizontaler Einteilung begnügt man sich »jfter mit ein- 
fachen, ziemlich weitläufig gestellten Farbensti^eifen, welche nicht 
selten mit kleinen Stacheln oder Zähnen dicht besetzt sind. Das 
beliebteste Motiv zur Belebung der ZwIscbeDräume und Herstel- 
lung einer breiten Zone ist das Zeltmuster, d. h. das der Dreieck- 
Systeme auf gemeinsamer Basis, mit oder ohne Mittelstab, meistens 
in leicht geschweifter Zeichnung, mit verschiedentlich behandel- 
tem Kern. Für schmalere Streifen werden auf dar Spitze ste- 
hende kleine Quadrate verwendet» vollgemalt oder gestrichelt oder 
bloss mit Centi-alpunkt; auch halbirte (als Dreiecke); damit ab- 
wechselnd Beiben von spitzen Haken. Eine grosse Rolle spielt das 
Zickzack; m wird in kleineren und grösseren Gruppen, immer ver- 
tical verwandt, bald in die Zone eingespannt, bald nur von oben 
hineinragen il. Die unteren Anhängsel, viel bescheidener als in den 
späteren Stilarten, beschränken sich auf kurze Strichgruppen oder 
symmetrische abwärts gekehrte Gamma- imd Digamma-Zeichen 
mit Trennungsstrich in der Mitte (vgl § 13 B); einige Mal be- 
merkt man als Anhängsel ein schmales, schraffirtes oder gegit- 
tertes Dreieck mit der Spitze nach unten (Form 14). An höheren 
Stellen des Gefässes werden öfter kleine Rauten in kurzer Reihe 
angehängt, die lobhaft an Kyprische Art gemahnen. 

Viele Tassen führen nicht mehr als die eine Ornamentione 
an der Obarhälfte des Körpers, seitlich eingerahmt und von Längs- 
streifen begleitet. Allenfalls ziehen sich noch um den Hals, wenn 
dieser die steife, grade Form hat, die kleinen Enten, oder ein- 
fache S-Muster(M in gemessenen Abständen, auch wohl fortlau- 
fende Gittermnster Bei Gefässen mit höherem Oberteil kommt 



t^) Büit. IX (na«h ineinei) Zeichnungen) sind an 4 die Ränder d<;r Ver- 
tiealvtreifcn farbig ansgefDlIt zq denken; an 7 lind Details des Mittelstrei* 
lem v\ berictitig^n. 

(»1 Vgl etwa die bemalte Waarc Troja VUI : D-Irpfeld Troja-Ilion p, 306 f. 



oben mancliDial noch eine Art zweiter Zoue dazu, die aber nur id 
groesen Abständen verteilte Zickzacke bildet (150* 204. 207/. 
Vereinzelt steht n* 34« (Beil. IX 2), eine breite Tasse mit zwei 
gegen einander gekehrten Reihen gegitterter. gedniDgeDer Zackeir, 
die aber nicht wirklich in einander greifen. Eio fi^gint, sehQssel- 
artiger Napf. 89, in der Form denen Ton § 7 TerwaDdt, jedoch 
mit den seltenen« aufgerichteten Dreieck-Henkeln, hat eine breit« 
Zone« durch gezahnte Strichpaare senkrecht in Felder geteilt, mit 
je einem kleinen isolirten Ornament darinnen (Viereck geslncheU 
oder einfach geteilt). 

Die gnisseren T<^pfe beschranken sich anf einfache Streifen 
mit oder ohne Zähnung« welche in ziemlich grossen« gleichen Ab> 
ständen verteilt werden; wobei gelegentlich Vögel in den Zwischen- 
räumen erscheinen. Ungleich reicher bemalt ist n. 135, die sehen 
früher von uns mitgeteilt wurde, Peuk- Taf. IV A zu p. 36. Ein 
anderes Stück» Beil. VIII 6, bietet in origineller Weise zwei Beihert 
von Klepsydren übereinander, welche wie eine Art Netzwerk wir- 
ken, als oberen Abschlusä einen Doppelstreifen mit dicken Tei- 
lungS'Elementen, am Hals zwei Farbstreifen mit starken Zähnen, 
die hier bei fluchtiger Malerei wie Tupfen aussehen. 

Von besonderer Feinheit ist das kleine topfartige 6ei%59 130 
(H. 0,07; D. 0,07), ^velches Viola für importirt hält und welches 
vielleicht deshalb bei Patroni, Atti d. AccaiL Nap. 1898. p. 10, 
fig. 10, gross abgebildet ist, übrigens ohne ein Wort der Erklä 
rung im Texte. Es zeichnet sich durch einen warm gelblichen, 
leicht glänzenden Ueberxug aus, auch durch eine etwas aparte^ 
Dekoration. Am Halse stehen Zickzacke und daneben an den Eckei 

je ein besonderes Muster, und i — in dreifachen Linien. Der Orna- 

mentstreifen am Körper ist in der Weise durch Gitterung herge- 
stellt, dass je zwei voll punktirte Quadrate schräg übereinander sn 
stehen kommen und das oben und unten freibleibende kleine Dreieck 
farbig ausgefüllt wurde; der Grundgedanke war wohl der einer 
einfachen Klepsydra-Reihe, mit dazwischen freibleibenden Vierek- 
ken, welche beide Elemente durch Erweiterung um ein halbefti 
Viereck auseinandergezerrt und verschoben wurden, — Das eratej 
der eigentümlichen Eckmotive am Hals erinnert an Mjkenisches,' 
(Ath. Mitth. XXVI, 1901, p. 50 ; Mon. dei lincei VI 129, Thapsos); 



DTE KERÄMIE DIS rORQRlBCBlSCaSN APULIENS 247 

aas andre kehrt an einem gewiss griechisch beeinflussten gal- 
lischen Krater Rev, arck 1868, pU III, 1 am Halse wieder und 
hängt offenbar mit jenem abgerundeten mykeni sehen zu sammen, 
welches z. B. an einer Kanne in Eleusis, Ephim, 1898, p. 54, 
tig. 2 erscheint: zu der ührigen, gleiclifalla an Taren t erinnernden 
Dekoration jenea Kraters, den grossen Zeltniustern, lassen sicli 
Vasen aus Karlen vergleichen: Alk. MitiK 1887, 229 Fig. 7. 
Beil. IX 5 mit dem etwas caprici<isen Henkel hat unter 
diesem Dach einen kleinen Entenfries, dergleichen uns in der 
Daunia gelegentlich auch an besonders geschützter Stelle bege- 
gnete (Taf. IX); nur dass bei jenen Vögeln öfter eine naturalistische 
Darstellung angestrebt wird, während hier alles streng geometrisch 
stilisirt ist, die Leiber als Dreiecke, die Füsse und Schnäbel Di- 
gamma-förraig, noch konsequenter als au den einheimischen, aber 
griecbiych iospirirten ^^asen von Latium, Falerii etc. — Zu den 
festen Requisiten gehören noch schräg gekreuzte, nicht allzuenge 
Gitter; dünnlinige kiter-artige Streifen der Länge nach durch- 
striciien; schräg gegeneinander gelehnte kurze Strichgruppen, (ein 
uraltes, hier bereits iusigniiicantes Sclienia, nur noch an dem Hen- 
kel verwendet; wo auch manchmal banale Kreiizgitter, ohne Rah- 
men, leicht hingeworfen sind); Reihen spitzer Haken, Wellenlinien, 
längere und kfirzere, letztere gruppenweise (mit Strichgruppen ab- 
wechselnd) zur Füllung von vertikalen Bändern ; dies übrigens eines 
der wenigen, auch im Mykenisclien (*) vorkommenden Muster, die 
aber nicht von dort entlehnt zu sein brauchen. Eine vereinzelte 
Erscheinung ist das lose eingestreute Kreuz aus vier kleinen Qua- 
draten, 98 Frgml. Man bemerke noch Beil. X 16, Frgmt die ge- 
zahnten Linien eine über der andern, immer kürzer werdend, wie der 
Durchschnitt eines Krouleuchters, merkwürdig ähnlich einer kypri- 
schen Vase Ohnefalsch.-Richter Kypr. Taf, LXXIII 15, und noch 
genauer übereinstimmend mit einer Thüringer Urne: Klopfleisch, 
Vorgescbichtl. Alterthumer der Provinz Sachsen, Heft IX p. 4; 
vgl auch Kreta: Ännuai Brit School of Athens X 225 fig. 5, 1, 



Leider gestattet der unä zugemessene Raum nicht, die beab- 
sichtigte Analyse dieser Stilgattung sowie der Stile der drei Pro- 
vinzen Äpuliens hier vorzunehmen. Es genüge die Tatsache, dass 

(») Z. B. Waia8t«in, Heraion II p. 83. 87. 



d4S M. MAYSft 

150 Jahre apätar die Apulier diesen Stil aaroeltmen uod weiter 
eotwiekelti. Ueber diesen Zusatnmeohang baben vod jeher so wtftif 
Zweifel beeteheu könueD. daee Bdhlau (KaeseL A.nthrop.*V«rB. 1891) 
die Heiotiog äusserte, der Apuli^ch-geometrieche Stil m^ge bii 
gegen 60U gedauert haben« also demjenigen Zeitptmkt» wo er io 
Wirklichkeit aosserbalb Tarents für u&s erat beginoi. Aber auch 
darüber ist man sich stets klar gewesen, dass dieser Stil in Italieo 
eine Besonderheit dargestellt, die sieh nur mit den ältesteo (d. \l 
vormjkeDischen) geometrischen Arten Griechenlands zoiamcnen* 
stellen lässt wennaohon sich seine Heimat dort bisher nicht hat 
nachweisen lassen. 

Ein Blick anf die bemalte Keramik der westlichen Lftader, 
Btrnriens, Latiums, genügt, uns die fiiodamentale Verschiedenheit 
der Taientiner Klasse inne werden zn lassen. Dort, abgeaebeu von 
dem riel schwereren Material, das eigentlich niemals die Feinheit 
des Torliegenden erreicht^ grob aurgetragene Malereien, die sich 
meist als etwas gefühllose Wiederholungen einiger weniger Scb^ 
mata aus fremdem Gedankenkreise zu erkennen geben, unter Ver- 
gr^sserung aller Motive bei nicht selten mangelhafter Disposition, 
dergleichen an den Ritzmusterungen des Landes gar nicht aaszu- 
setzen. Hier eine durchaus selbständige, der frühgriechischen Ter- 
wandte Kunstweise, welche über ein ureigenes Kapital ornamentaler 
Motive verfügt und diese nach eigenem System organisch entwickelt 
und mit sicherem, oft feinem Pinselstrich ium Vortrag bringt. 

Die genannten italienischen Forscher haben die charakteri- 
stischen Erscheinungen der beiden Tarentiner Reihen nicht scharf 
genug herrorgehoben. Beide Reihen werden wie Schattirungen ein 
und derselben Culturgruppe behandelt« nur dass die zweite den 
Contact mit dem Griechischen oder Aegäischen wiaderspiegeln soll. 
Wann und wie dieser üebergang stattgefunden haben soll bei 
%wü am gleichen Flecke angetroffenen Gattungen, ohne eine Spur 
von importirter Waare oder von Nachabmungs- Versuchen dazwi- 
schen, wird uns nicht gesagt Man sollte meinen, dass die hier 
plötzlich auftretende feine Thontopferei mit Drehscheibe und mit 
Bemalung eine Culturform darstelle, die sich nicht nur aus jener 
primitiven unmöglich ableiten lasse, sondern auch nicht im Hand- 
umdrehen in die Erscheinung treten könne* Die Dekorationsart 
erweist sich nun einmal als eine Fremdkunst namentlich in der 





r>lE KSHAMIK DES VORGfUECHraCRErt JIPULmN*6 



fertigen, fast scboB liberreifeD Gestalt wie sie auftritt Wäre sie 
dies Dicht, so würde man vergeblich frageo, woher sie plötzlich 
kam und wo »ie gebliebeo, und warum die Völker Japygieos 
damit 1 7i Jahr b linderte später wieder von vorn anfangen mnssten. 

Wollte man selbst, was nicht allseitig zugegeben werden wird, 
bireits das Eindiingen ungriechischer Elemente hie und da beob> 
achten, icb denke z. B, an die in der Peuketia voll ausgebildete 
Behandlung dreieckiger Mäander, woran hier die Behandlung 
mancher Entenkörper anklingt. Beil. IX 5« so würde daraus nur 
folgen, was ohnehin vorauszusetzen, dass die Verfertiger nicht erst 
seit gestern in Tarent sassen, und dass sie der Aufnahme brauch- 
barer Elemente, die wir in der Villanova-Cultur, doch auch im 
nordadriatischen Kreise wiedertinden, nicht gänzlich widerstrebten* 

Daher will auch die Aehnlichkeit einiger Gefässtypen mit 
der monochromen Impasto-Reihe nicht allzuviel besagen. Denn die 
höhere Cultur eignet sich mit Leichtigkeit die fremden Formen au, 
welche sie vorfindet. Genau genommen entsprechen die in Betracht 
kommenden Topf-oder Kannentypen nicht einmal den entwickel- 
testen Formen jener Beihe (F, 4), wie dies von einer nachfolgenden. 
abgeleiteten Serie zu erwarten wäre, sondern greifen zum Teil auf 
minder schlanke Formen zurück; ein Verfahren, das auch in man- 
chen andt^rn Einzelheiten auflieL Wir haben dies durch die teil- 
weise Gleichzeitigkeit der beiden Culturen zu erklären gesucht. 
Es überwiegen aber entschieden die eigenartigen und fremden Ele* 
mente, deren Ursprung, wie bei den Kugeltassen und den eigen- 
tümlichen Henkeln noch zu ermitteln bleibt. Wenn also gewiaae 
Wechselbeziehungen zwischen den beiden Gruppen vorhanden sind, 
so erklären sich dieselben am besten aus einem Nebeneinander- 
Bestehen der beiden Bevölkerungen; ein Verhältniss, dem auch 
die Fuudunistände günstiger zu sein scheinen als der Annahme 
mehrerer Schichten von verschiedenem Alter. 



Welche Bevölkerung es war, die in Tarent ausser und neben 
dan Japygern und zwar so nahe zusammen mit ihnen lebte, ist aus 
der Keramik allein und ihrem Dekorationsstil nicht zu erwmeB. 
Denn abgesehen von losen Berührungspunkten mit einigen ganz 
auseinander liegenden Arten ist der Tarentiner Stil im 
Ganien, wie er uns hier entgegentritt, sonst übei-all fremd. Solange 



9S0 II, IIAYRR 

ab ans dettmach sieht gUick liehe Funde zu Hftlfe kominesi, 
wir auf aaderwaiiige Erwägungen aDgewieaeu* 

Die lakedämonischen Dorier, welobe ge^ea 700 defiiiitif rofl 
Tarent Bmit ergritfen, wurden an dieser Stelle bemto proteko- 
rinthi»che und koriathi^he Waare hinterlad&ea liaJ>eii ; tmd sobrn 
m Belbst etwa die toq Lakonieo ans einigtn Proben bekano- 
ten (') Keramik Übten, wurde man glänzende Fimisswaare xu er- 
warten habeu, den geometrisch en Stil bereits in einiger Zersetzung 
finden, mit Kreisen, menschlichen Figuren, wohl auch Tieren 
untermischt: abrigena besteht mit den ven dort belraant fl 
wordenen Qefässtjpen keine Aehnlichkeit in der alttarentiner n! 
ramik. Den Doriern kann diese also nicht angefauren* Selbst in 
einem Alteren Stadium der Colonisation, bei stossweiHem Vordrin- 
gen, wie man es vermutet bat, köntiteu überseeische Prodakte als 
Terrakottatiguren, Mjkentsche Vasen nicht gänzlich fehlen, wie 
sie uns da entgegentreten, wo Oriechen jener Zeit an diesen 
Küsten landeten« so auch an der bronzezeittichen Station am 
kleinen Hafen von Tarent. 

Sikuler können die Yerfertiger dieser GefUsse anch nicht ge- 
wesen sein, da deren alte Malerei bereits in der Bronzezeit vollkom- 
meu abstirbt und ihre letzte, IV. Culturperiode (von etwa 700 MM 
Mitte des 5. Jahrb.) ganz andre Erscheinungsformen aufweiiP 
charakterlose, verwaschene Qefftsstjrpen mit einer schwächlichen, 
von verschiedenen Seiten zusammengeborgten Malerei* Mit den 
alteren CuHurphasen derselben finden wir hier noch wenige Be- 
rübruDgspunkte. Ausserdem waren die Sikuler, denen wir an den 
neolithischen Stationen Apuliens begegnen, seitdem gewiss völlig 
iiecimirt und auf Calabrien bescliriinkt ; wie denn auch kein 
Schriftsteller ihrer bei der ColonisatioQ Tarents und Apulie^ 
gedenkt. f 

Als Nachbarn und Genossen der Japjger werden uns vielmehr 
die Messapier genannt, welche zu Herodots Zeit bereits mit den 
Japygern verschmolzen waren. Wenn Antiochus bei Strabo 279 
unter den die Oriechen empfangenden Eingesessenen Tarents aacb 
Kreter nennt, so berücksichtigt er damit nur, wie auch die wei* 



(*) T«antas. '&pij^ 1892 Taf. IV, Wide. g€om. Vitien p. 23 (Jahrb. 0^ 
Jnst. XIV-XV). Vgl jötet Annual Bf iL Sckool of Äthem XIO p, 120. 



-DIE KER4M1K DES VORGBIECHISCHEX APULIfNS 



251 



teren Details dort bekunden, die oameDtlich von Herodot yertretene 
üeberlieferung von der kretischen Herkunft der Messapier. Nur 
diese komiüen also neben den Japygern Tarents in Betracht Es 
müsste auch seltsam zugehen, wenn diejenige Bevölkerung, welche 
in der Epoche der griechischen Eroberung im Vordergründe der 
Ereignisse steht und gradezu mit den Japygern vei-wechselt wird, 
keinerlei eigene Spuren zumckgelassen liätte. Die nahe Berührung 
und beginnende Vermischung würde iti den beiden Fimdgruppen 
vom Borgo nuovo einen getreuen Reliei finden. Manchem mag 
diese Aufteilung allzu glatt und fast achematisch berechnet vor- 
kommen; doch das Einfache ist nicht immer das Unwahrschein- 
lichste. 

Das zeitliche Verhältniss dieser ganzen Ansiedlung zur do- 
rischen Colonisation lässt sich zunächst verschieden beurteilen. So 
wie hier mehrere Culturen, ja Bevölkerungen neben einander eii- 
stiren und ihre Begräbniss-Stelle haben, wird man sagen, liegt ein 
Ziiatand vor, der noch nicht durch fremde Eroberer gestiirt war. 
Andere werden eher meinen, grade die fremde Besitzergreifung 
habe die verschiedenen ansässigen Elemente dazu gedrängt, sich 
enger zusammenzuschliessen. Der entsclieidende Gesichtspunkt ist 
wohl ein anderer und ergiebt sich aus der Lage der Oertlich- 
keiten und Ansiedelungen. Wie bekannt, ist die Jnsel, auf wel- 
cher die heutige Altstadt von Tarent liegt, erst zu Ende des 
Mittelalters entstanden, als man zum Schutz gegen die Türken 
den südlichen Durchstich vornahm {Viola, JVoLd^sc, 1881, 376 ff.). 
Im Altertum hing sie mit der von SO herkommenden Halbinsel 
zusammen und bildete eine langgestreckte Landzuuge, welche auch 
schmäler war als jetzt, da an der Binnenseite, nach dem Mare 
piccolo zu, im Laufe der Zeit starke Anschüttungen stattgefunden. 
An dieser schmalen, aber von Natur erhöhten Stelle errichteten die 
Lakedämonischen Eroberer ihre Akropolis (vgl. Viola a. 0.); un- 
weit davon, in derselben Aie, liegt ja auch der alte dorische 
Tempel. Die Japyger-Funde jedoch :^ind alle südlich davon, im 
Borgo nuovo gemacht, also da, wohin natürlich auch die grie- 
obische Stadt sich bald ausdehnen musste. An dieser Stelle abor 
wären die Japyger dmxh die griechische Festung, wenn diese be- 
reits bestand, vollkommen von ihren Stammsitzen abgeschnitten 
gewesen, welche im nördlichen Festland, um Mottola herum lagen 



252 Bf. MATBR 

(vgl. Philologus 1^6, 523), während östlich, ron den ziemlieli 
entfernten, offenen Messapier-Orten 80 bald kein Sdmtz zu er- 
warten gewesen wäre. Jhre Vorgänger, die bronzezeitlieben An- 
siedler vom Porto Mercantile, die Pfiihlbaaem ron Scogüo-Tonno, 
hatten sich, scheint es. überhaupt nicht über die Waaserstrasse 
herüber gewagt, sondern waren mit ihren Hütten an der fisetläii- 
dischen Seite geblieben; ebenso natürlich die neolitisehen Bewoh- 
ner (^). Die Japjger-Ansiedlung an dieser Stelle mnss also bereits« 
vor der doiischen Occupation bestanden haben, sie muss spä- 
testens ins VI IL Jahrb. fallen. 

Nichts deutet darauf, dass nach 700 noch Japyger oder Mes- 
sapier im Stadtgebiete von Tarent gewohnt hätten. Die Peuc. 
p. 16 f. behandelten Vorgänge können sich in naher Umgebung 
abgespielt haben. Ungeachtet der Aufmerksamkeit, welche in Ta- 
rent als Sitz eines staatlichen Museums den Funden im Stadt- 
gebiete seit Jahrzehnten geschenkt wurde, ist nichts bekannt 
geworden, was sich an jenen grossen Fund irgendwie anschlösse, 
und andererseits, wie Viola a. 0. ausdrücklich bezeugt und die 
Folgezeit bestätigt hat, auch keine Vase von der Gattung der 
Torzellen und ähnlicher Keramik je in Tarent zu Tage gekommen, 
wie sie die Japygische Halbinsel, namentlich aus dem V. und IV. 
Jahrhundert so zahlreich liefert ('). 

Heute, wo wir die Apulische Keramik ganz anders als vor 
25 Jahren übersehen, kommen nicht mehr die Producte der südli- 
chen Halbinsel allein in Betracht, sondern vor Allem die der 
mittleren und der nördlichen Landschaft, welche der alt-Tarentiner 
Klasse noch näher stehen. Nur ergiebt sich bei genauerer Betrach- 
tung, dass der Zusammenhang kein absolut direkter und unmit- 
telbarer ist, — ein Verhältniss, welches aber nicht (^) als generelle 



O Ihro Spuren lassen sich nach Massafra zu verfolgen: Qiutgliati, 
Bull. Pal. 1906. 

(*) Die Angabe Tarentiner Provenienz, welche ich Peuc. 16 noch be- 
rücksichtigen zu müssen glaubte, haftet einzig und allein an einer TorfeUe 
im Museum zu Lecce (Mess. Fig. 4, n. 8], eine Sammlung über denm Kti- 
kette und Schicksale bereits genügend gesprochen worden, in diesen Uittei- 
lungen XIX 191. 

(») Mit Petersen in diesen Mitt. 1889 XIV p. 188, dem ich in vielen 
andern Punkten beistimme. 



DIK KERAMIK DBS TORGRIECHI8CHF.N APULrCNS 



!?53 



Verschiedenheit oder bloss ungefähre Vervsandtschaft missdeutet 
M erden darf — sondern dass die Fortsetzung in coraplicirteren For- 
men erfolgt, neue Seiten deseelben Stiles ans Licht bringt und an> 
detweitige Elemente anftimrat. Ein Entwickelungsprozeas, der sich 
600400 V. Chr. vollzieht und teilweise noch darüber hinaus- 
dauert Es ist als ob vorher eine Unterbrechung stattgefunden; 
wie denn tatsächlich auch apulisch-geometrische Vasen sich nicht 
mehr zusammen oder in naher Nachbarschaft mit monochromen 
Impasto-Schichten vorfinden, obwohl die Entwickelnng im Jnnein 
des Landes doch etwas langsamer vor sich ging. Diese Störung — 
wenn wir die Erscheinungen richtig verstehen — würde ihre na- 
türlichste Erklfirung in dem Einbruch oder der definitiven Besitz- 
ergreifung der Lakedümonier finden, wodurch die Messapier aus 
ihren alten Wohnsitzen vertrieben wurden und anch in weiterem 
Umkreise sich soviel Unruhe verbreitete, dass die kunstfertigen 
Elemente ihre Tätigkeit einstellten oder an andere Orte verlegten. 
In diese Zwischenzeit müssen die Novilara-Vasen fallen ; vgl. § 5. 
Die späteren Kriege konnten wohl dem überseeischen Handel Ab- 
bruch tun, aber der inzwischen festgewurzelten Kuns^t^Judustrie 
nicht mehr schaden. 

Wie sich diese letztere über das ganze apulische Land ver- 
bi*eitete und bei jeder Völkerschaft ein besonderes Geprfige an- 
nahm« ist ein Prozess. dessen Einzelheiten und Anfänge sich vor- 
läufig noch unserer Kenntnis entziehen. Gelegentliche Beispiele, 
welche nicht individuelle Anfängerschaft im Gewerbe, sondern 
auch technisch primitive Ansätze verraten, sich diese Kunst an- 
zueignen, haben wir ooUrt (S. 233. R. M. XIX 208). dieselben 
werden sich mit der Zeit noch mehren. Andererseits sind die Ver- 
schiedenheiten, so scharf sie herausgearbeitet und so genau sie 
festgehalten wurden, nicht derartige, um nicht in letzter Linie 
den Ursprung aus gemeinsamer Wurzel erkennen zu lassen. Die^^e 
Wurzel liegt aber in Tarent. oder tritt nur dort greifbar zu Tage, 
unbeschadet der mancherlei anderweitigen Einflüsse« die sich im 
Lauf der Zeit dazugesellen. Die Lehrmeister müssen also, nach 
unserer Auffassung, Measapisciie Techniten gewesen sein, welche 
sich seit dem VIL Jahrh. durch das Land verbreiteten, während 
das Gros ihres Volkes politisch theils auf die Gegend von Metapont 
theils aus die südliche Halbinsel beschränkt hier gänzlich mit den 

17 



254 



U, MATCR 



Calabrern und Sallentioern (d. h. den Japygern) speciell wohl n 
den erstgenaooteo, verschmolz und nur noch der Name dort hafl 
blieb. Es ist wissenswert, aber nicht weiter befremdlich, dass gra 
diese Landschaft den Stil weniger getreu bewahrt mid sehr ba 
den umgebenden griechischen Einflüssen erliegt: die ihn am früt 
sten besassen, scheinen ihn auch am frühesten aufgegeben od 
?emachlässigt zu haben. Es kommt dabei aber die notorische ui 
intensive Volks Vermischung mit den Japjgem in Betracht; die M< 
sapier von 40<) waren nicht mehr dieselben wie die ron Alt-Tarei 

Es erübrigt zum Schluss nur noch ein Wort der BechtferJ 
gung, wenn es einer solchen bedarf, für das von mir Vorausgesetz 
ethnische Verhältciss von Japygern und Messapiem. Wie ein 
Heibig den nord-illyrischen Ursprung der Japyger, so hat Pa 
die Herkunft der Messapier aus Griechenland Ober alle Zweif 
erhoben. Und es wäre vergeblich, heute an diesen Resultaten 2 
rütteln (^). Die gelegentliche Verwechselung der beiden Völker da 
uns darin nicht irre machen; grade Antiochos von iSyrakus erweii 
sich hier merkwürdig incompetent (Molfetta 192, 1). Qanz correc 
bildet bei Herodot wie bei Thukydides (vgl. Mess. 249, B. U 
XII) der Japyger-Name den weiteren, wesentlich geographische 
Begriff. Wenn von den Messapiem — deren Spuren sich im üntei 
schied von den anderen Völkern Apuliens überall in Griechenland 
aufweisen lassen — gesagt wird, dass sie sich den Japygern voll 
kommen assimilirt hätten, so bedeutet das doch eben gerade etwa 
anderes als ethnische Gleichheit. Kretschmer Einl. in d. Gesch. d 
gr. Spr. 272 will diese glücklich nachgewiesene Unterscheidung zwi 
sehen nördliclier und südöstlicher Einwanderung wieder authebei 
durch den Hinweis auf den illyrischen Charakter der bisher übrigem 
nur mangelhaft interpretirten Sprachdenkmäler. Ich sollte meinen 
gerade umgkehrt sei zu schliessen: nicht die Japyger sprachei 
messapisch, sondern die Messapier als das beweglichere Elemen 
haben allmählich die Sprache der Japyger angenommen. Die spätei 
Grammatiker freilich konnten nicht die, wenigstens dem Namer 
nach, verschwundenen Japyger citiren. sondern nur die Messapier 

(*) Wenn Fais selber neuenlin^s Ricerchc storirhe 1908 p. 39. Zweife 
äussert, so bleibt die Begrüiuliincr abzuwarten. 



OIB K£1IAMIK DES roRORlSCHlECHBN AfULIKNS 



25S 



deren Nim« in der Sallentioischen Halbinsel fortleMe, Das Al- 
phabet gilt als den Lokrern entlebnt. eioem halbhellenischea 
Summe, mit dem die Messapier sich io Mittelgriechenlaod berührt 
haben ai§gen, und dem sie in LTnteritalien wieder begegneten. Der 
Beginn ihrer Schrift fallt jedenfalls geraume Zeit nach ihrer Ein- 
waad«mBg. 

Ob diese Wanderung, wie Herodot will» gerade in den Zeiten 
des ' Miflos ' stattfand, ist naturlich noch gänzlich dimkeL Es 
k(5iiflte diese Auffassung mit Fragen der sicilischen Kolonisation 
durch Kreter zusammenhängen. Immerhin ist es wichtig zu erfah- 
ren« dass die Mesäapier von Hause aus Inselbewohner {vr^mwTai) 
waren. Die Metapontinisch-Lukanischen Alterthümer könnten hier 
noch erginzend und lichtverbreitend eintreten. Als bis jetzt fest- 
stehend betrachte ich nur, dass die Messapische Sülweise von der 
HTkenischefi unberührt gebliebt;n ist oder deren, auf manchen 
Inseln ohnehin si*hwach gebliebene Einwirkungen bald wieder 
überwand. Auf das VerhäUniss der prämy kenischen Funde in neoli- 
tischen und z. T. bronzezeitlichen Stationen Apuliens, die mit Thes- 
Italischer und BdoLischer Keramik aus eben so alten Schichten (*), 
Berührungspunkte aufweisen, ist hier nicht der Ort einzugehen. Nur 
vor zweierlei naheliegenden Irrtümern möchte ich schon jetzt war- 
nen. Erstens, dei Nachricht des Ephoros Glauben zu schenken, als 
ob die Tarent besetzenden Lakedämonier bereits Vorgänger in ar- 
chaischer Zeit gehabt und damals eine regelrechte Eroberung des 
apulischen Landes begonnen hätte; Ephoros bat bei diesen Kämpfen 
nur historische Verhältnisse des VII. -V. Jahrhundert ins Prähisto- 
rische projiciert. Vollends ist auf die phantastische Nachricht 
mancher Logogi-aphen von uralter Arkadischer Einwanderung (der 
Oinotrer und Peuketier) in Lukanien und Apulien nicltts zu geben: 
eine Meinung von uralter Hellenisirung Unteritaliens, die bei Strabo 
wieder auftaucht und auch neuere Gelehrte irre gefuhrt hat. All 
dies reducirt sich nach Ausweis der neueren Ausgrabungen darauf, 
dass die Griechen in Jener Frühzeit an einigen Küstenpunkten in 
freundlichem Verkehi* mit den Einheimischen lebten und sie in nütz- 
lichen Dingen imterwiesen. Wenn ferner — und dies ist der zweite 
Punkt — die apuHsche Keramik vielfach an Kyprisches erinnert, so 



{'J Vgl meine Bemerkungen Berl Philol Woch^nschr. 1905» Sp. 1614, 



25('> Sf. MAYBE 

handelt es sich zum Theil, in der Dauoia, um ElemeAte, die im 
VI.-V. Jahrb. eindrangen und sich heute leichter ausscheiden lassen, 
ald ehedem, wo nur einige wenige Vasen von dort bekannt waren. 
Keinesfalls wird man jetzt, nach KlarstelluDg der Phasen nnd 
Klassen dieser apulischen Produktion sowie der sonstigen Landes- 
verbültnisse (^), an einen alten und direkten Zusammenhang mit 
jenen Arkadern denken können, welche einst Colonisten nach Kj- 
pros entsandten; auch bei Tarent müssen sich diese Benlhrungs- 
pimkte anders erklären. Speciell in Nordapulien gehören die frag- 
liehen Elemente nicht nur der älteren Epoche der Jnsel, sondern 
z. T. auch noch di^r gräko-phönikischen an, wie dies nördlich Ton 
Apulien noch deutlicher hervortritt (R. M. XTX 229-243). Die Zeit 
der Importirung und Tollends der Einwirkung und Nachahmung 
steht hier ausser Beziehung zu der Entstehungszeit der Originale. 
Der Import muss Erzeugnisse ganz verschiedener Zeiten gebracht 
haben, anders ist das augenscheinliche Vorhandensein von kypri- 
schen Gefassen des 2. Jahrtausondes vor Chr. im Apulien des VI. 
und V. Jahrhunderts überhaupt nicht erklärbar; sei es dass alte 
kyprische Gräber geplündert wurden — iv(.ißo}Qv%oi gab es zu allen 
Zeiten — oder bei Erdbeben, bei Bau-und Feldarbeiten zu Tage 
traten. 

Inwiefern das Apulische auf die ungleich ärmere westliche 
Naohbarlandz^ciiuft eingewirkt, ist hier nicht zu erörtern. Ein di- 
rekter AbkOmiuliiiir stellt sich un^: in dem viel entfernteren Cam- 
panieu dar. in einer bestimmten Fabrik wohl des V. Jahrhundeiiis, 
deren Erzeugnis.^e ganz überwiegend in Suessula zu Tage getreten 
sind. Wichtiger und von prinzipieller Bedeutung ist die Rolle, 
welche wir die alteitüiuliclie apulische Keramik im Norden der 
Adria spielen sehen: in Novilara, Bologna auf den istrischen 
Pizzughen und in Xesactium (vgl. .§ 5), also durch mindestens 
zwei Jahrhunderte. Es ist peinlich genug, nicht entscheiden zu 
k'^nnen, ob die^e Produkte in Apulien selbst entstanden sind (so 
schien es mir in Novilara allerdings), oder dorthin gewander- 
ten Apuliern angehören; sie zeigen alle die Stilweise der Daunia, 
dabei aber — namentlich die erste und dritte der genannten Grup- 






riR RERAMtK DES VORQRIECHISCHEN JIPLLlENS 257 

pen — gewisse Eigentünalichkeiten, welche den bisher aus jener 
Landschaft bekaonten Fabriken fehlen; wobei freilich zu beden- 
ken, dass diö grossen Städte Ärpi und Salapia, auch die Küsten- 
orte des Garganus, Hyrie» Khodi etc» noch unerforscht sind. In 
jedem Falle werden diese Gruppen ein gewichtiges Wort mitspre- 
chen, wenn es gilt, die Beziehungen zwischen dem Süden und jenen 
Gebieten eingehender zu erkunden. Symptomatisch sind für diese 
Verbindung, um nur weniger Bekanntes zn nennen^ die in Steier- 
mark gefundenen Bronzehände mit den charakteristischen Dreieck- 
Maandero der Peucetia (R, M. XIX 280); auch die gabelförmi- 
gen Zeichen, welche in Istrien auch solchen Beobachtern auffallen, 
die von Apulien (oben 230 f.) noch nichts wissen (*). Es ist nicht 
all zu wahrscheinlicfi, dass die grossen Tarentiner Handebschiffe 
— Rliodier und Chalkidier kommen in diesen Zeiten nicht mehr 
in Betracht — sich damit abgaben, jene im Vergleich zu den ge- 
tirnissten Vasen wohlfeile Ware der durchaus nicht befreundeten 
Apnlier zu vertreiben. Man möchte eher an den geräuschloseren 
Verkehr der Fischerbarkeu und anderen bescheideneren Fahrzeuge 
denken, die damals wie heute von Ufer -ai Ufer hinüber und 
herüber glitten. Noch Mitte vorigen Jahrhunderts, ja bis in un- 
sere Tage hat man beobachtet, dass wohlfeiles Tongeschirr auf 
massigen Segelbooten von Apulien her an die dalmatisclien Kästen 
gelangte (*). Die Ziegeltransporte von der italischen Küste nach 
drüben werden auch im Altertum nicht gefehlt haben, wenn Gnathia 
seine Ziegel westwärts bis nach Kaulouia beförderte (Mess. 338, 2), 
Ehedem war es freilich nicht Jedermanns Sache und gehörte wohl 
schon etwas von dem anererbteo maritimen Charakter der Mes- 
sapier dazu, um in jene gefürchteten Winkel des Adriatischen 
Meeres vorzudringen, wohin selbst die grossen griechischen Schiffe 
sich lange nicht gewagt haben sollen. Und speziell in den Zeiten 
vor dem Erstarken der Tarentiner Seemacht — wir können nicht 
sagen seit wie lange — , mnsste jenem Kleinverkehr eine gewisse 
Bedeutung innewohnen, die er später naturgemäss nicht mehr 
haben konnte. An der Po-Mundung bei Bavenna haftete die Erin- 
nerung an diesen gewiss lange fortgesetzten Messapier-Verkehr: 
Padusa quoiidam Messapicus appellatm (Plin. N- H. III 119), 

l*) Wosiosky, die iDkrnstierte Keraiirik 82 

(■) Vgl. die R, M, XIX 314. 1 citirte Schrift von H. Gutscher. 



il 



i 



•258 M. MAYER 

und die Stadt Adria Dannte iliren Gnioder, den fingierten Her 
Adrios. einen Sohn des Messapioa (Etjrm. M. 'AdQ^ag): in de 
Munde eines Rbodiers (Eudoxos, 3. Jahrb. vor Chr.) eine doppc 
wertTolle Nachricht. Das sind Zeugnisse, welche unmöglich in d< 
Zeiten, wo alle Welt dort verkehrte, im 4. Jahrb. aufgekomm( 
sein können, wie Pais {Stör. d. Sie. h 364, Anmerkung) 8i< 
denkt, indem er noch das überlieferte Messanicus bei Plini 
durch einen notdürftigen Erklärungsversuch schützen zu mäss( 
glaubt (0* Den dortigen Fluss-und Bafennamen Brinta (Brenti 
Brintesia, Brundulum hat man bereits mit Brentesion (Bmndueiui 
verglichen, aber nur in dem Sinne, als ob er von Norden her, n 
den Japygem, nach Süden gewandert sei, während beide Nam< 
vielleicht ganz und gar den Messapiern gehören und nach Grieche 
land zurückweisen, wo ein Brenthe z. B. beim arkadischen Gort, 
bekannt. Doch mag das dahingestellt bleiben. Die streitbaren Jap; 
ger, die ehemaligen Japoden, die alles Andre als ein Schiffervoi 
waren und sich in Apulien überall von der Küste zurückziehe 
{Philol. a. 0. 517), kommen für Norditalien, wie man auch d; 
Erwähnung des Japuscum genus in den Iguvinischen Tafeln aaffiu 
sen und diese selbst datiren möge, als geschichtlicher Factc 
überhaupt nicht in Betracht. Wer weiss ob sie überhaupt auf die 
Sern Wege eingewandert sind und nicht auf Fähren direkt vo 
den dalmatischen Inseln nach Pelagosa, den Tremiten und den 
Garganns übersetzten. 



Den Lesern, welche mir seit 1897 gefolgt sind, sei hier zun 
Schlüsse ein Ueberblick über die Ergebnisse der fünf Kapitel ge 
geben: I) die Messapia (^) R. M. XII behandelte die südlichst 
Landschaft, zu welcher die Hafenstadt Gnathia als ein integri 
render Teil gehörte; II) Die Peucetia B. M. XIV, die Mittel 
landschaft, die der Peuketier oder Poedikoler, welche im 5. Jth 
rhundert ihre Grenzen ersichtlich nach Norden durch das Gebie 
von Ruvo und nach Süden durch Gnatliia erweiterte: vgl. II] 

(*) Auch die Peuc. 76 vorgebrachten Gründe finde ich nicht meh: 
stichhaltig. 

C) Ueber die Namen der Sallentiner und Calabrischen Halbinsel, übe 
das Geographische überhaupt s. Philol. 1906. 



I>TE KEHAXIK I>C8 TOnGRfBCHISCHBN APULIEN'S 



250 



S. 221-229: III) Die Dannia, B. M. XIX; IV) FortsetzuDg 
vom MI; V) TarenL 

Nach dem Stand der Dioge, den ich im Winter 1894-95 in 
Apulieo vorfand, wo es an systematischen, wissenschaftlich con- 
ti'olierten Ausgrabungen und an genauen Fiindberichten fehlte, 
bot. lim in die Knltni' Alt-Apiilieus einzudringen und speziell den 
Zustand vor der Helleniäiening zu erforschen, nur das keramische 
Material eine eioigermassen genügende oder wenigstens ausgiebige 
Grundlage* Anderes Material und Beobachtungen an Ort und 
Stelle konnten sich erst mit der Zeit hiniugesellen. Dass die Un- 
tersuchung sich auf die Eisenzeit beschränkte, brauchte damals 
nicht ausdrücklich gesagt und begründet zu werden; man kannte 
ja die älteren, seither ausgegrabenen Stationen noch niclit; übri- 
gens würden deren Ergebnisse nichts an der vorliegenden Arbeit 
geändert haben. Denn wir haben eine nach oben hin deutlich 
begrenzte Kulturphase vor uns, an deren Eingang, wie von vorn- 
herein betont wurde (I, 202. 258), für uns die Fundgnippen von 
der Tarentiner Neustadt stehen; diejenigen der Japyger und der 
mit ihnen eng Hirten Messapier. Sie steht mit jenen ältesten 
Kulturen in keinem erkennbaren Verwandtschaftsverhältnisse und 
trägt so sehr ihr eigenstes Gepräge, dass etwaige üeberbleibsel 
aus jener Vorzeit dagegen nicht aufkommen. Schon die Sitte der 
Bestattung statt des Verbrennens verrät den Bruch mit den Ge- 
bräuehen der italischen Bronzezeit: mag man die Hügelgräber 
{ßulL Pal. 30, 32) oder die Taientintjr Spuren oder die ganze 
Folgezeit ins Auge fassen. Dabei herrschen aber teils Villanova- 
ähnliche Typen, teils anderweitige Einflüsse, die wir den Messa- 
piern zuschreiben. Diese letzteren sind es wohl gewesen, welche 
der vorhellenischen Keramik Apuliens ihren Stempel aufdrückten 
und ihr ihre besondere künstlerische Stellung anwiesen, weit über 
allem was andere Teile der Apeninenhalbinsel auf diesem Gebiete 
geleistet haben. Zunächst freilich wird ihre Tätigkeit durch die 
Lakedämonische Eroberung Tarents unterbrochen, ura erst weit 
über ein Jahriiundert später wieder einzusetzen, nunmehr mit im- 
mer stärkerer Beteiligung der Japyger selbst, und unter Aufnahme 
neuer, teils italischer, teils überseeischer Elemente in Gerätformeii 
und Dekoration; dabei spielt öfter Kypriscbes mit herein, aber 
auch anderes, das sich nur noch nicht ebenso leicht bestimmen lässtr 



260 M. MAYER 

Das reichhaltigste Material liefert unstreitig die Daunia oq 
EiDSchluss Buvo's, diejenige Landschaft, wo auch noch später, na^ 
dem Ausscheiden Kuvo's, die Vorliebe für diese bunte Art y< 
Gerätschaft fortbestand, in Canosa sogar bis tief ins 4. Jahrhnndei 
während die mancherlei Fabriken nördlich, überhaupt jenseits to 
Auädus schon früher damit aufhörten. Vereinzelte Sparen dies« 
Kunstübung, die über das Daunische Gebiet hinausführen, ii 
Frentanergebiet, und in Vasto d'Aimone, Histonium (oben 17^ 
sind wandernden Techniten aus Apulien zuzuschreiben. Auf solcli 
beweglichen Elemente deuten indirekt auch die mancherlei Koi 
rektureu der Zeichnung vom Ruveser Gebiet nordwärts (oben 168 
III 808), insofern der erste Entwurf stets die Kegel zu durefabre 
eben strebt und dann beseitigt wird zu Gunsten des feststehendei 
Systems, wie es jede der drei Landschaften nach ihrem besondere! 
Geschmacke ausprägte und consequent weiterbildete. 

lu einfacheren Formen, im Gerät wie Ornamentik, bewegt 
sich die Peucetia, die aber seit der Neige des 5. Jahrb. also 
früher als das übrige Apulieu. der Hellenisirung zustrebt, voran 
die Ortschaften Ceglie bei Bari und Ruvo (II 47. 52. III 218. 
202, iVotiiie 1896, 542 f. 1900, 506). In der kurzen, aber ori- 
ginellen Eiitwickelung, die der geometrische Stil hier erlebte 
(seit Mitte des 6. Jabrh. III 206. II 46, noch früher II 55), 
tritt namentlich die Einführung und virtuose Behandlung der 
dreieckigen und gemischten Mäander-Motive bedeutsam hervor, 
mehr als andere, dem Villanova-Stil verwandte Erscheiniuigen. 

Am spärliclisten ist der geometrische Malstil in der südlichen 
Halbinsel vertreten; es ist als ob sich dort die Sprengkraft der 
fremden Invasion am stärksten fühlbar machte. Seine kümmerli- 
chen Beste werden fast von Anfang au — unsere Kenntnis reicht 
bis jetzt freilich kaum oder wenig über 500 hinauf — von al- 
lerband Griechischem überwuchert, teils pflanzlichen, teils ander- 
weitigen Elementen, ganz besonders jung Milesischen und Bho- 
dischen: nicht umsonst sind die beiden Centren der Produktion 
Bhodiae (Bugge bei Lecce) und Gnatbia, also zwei Ortschaften, die 
aus Bhodischen Colonien hervorgegangen waren (Gnathia s. III 
227). Diese griechisclien Beziehungen waren also noch lebendig 
in einer Zeit, wo die Hauptbevölkerung durchaus eine Japygisch- 
Messapische geworden: eines der archaischen Produkte von Qua- 



DIE REHAMIK DES VORüHt ECUISCHEN iü*tJL1£KS 



261 



thia mit messapischen BeischrifteD rühmt sich sogar fieiner japy- 
gischeD Herkuaft (I, 234); jedenfalls in Folge der gewaltigen 
Kriegserfolge voa 473; solche Beiöchrift bedeutet mehr ala der 
blosse OrtSDame, den eine Schale aus der Gegend voq Azetium 
(II 39) aufzuweisen scheint Schärfer als in der Malerei hat die 
Südhalbinsel ihre Eigeotdmlichkeit in deo Oefässformeo ausge* 
prägt; der aparteste dieser Typen, die Torzelle oder Trozelle, 
findet sich in der Tat nur hier und zwar aller Orten in dem 
durch die Linie Tareot-Egnatia begrenzten G*?biete; in Tarent 
selbst nicht, aus guten örüodeD ; in der Ortsliste h 203 ist Pu- 
tignaoo zu streichen (vgl, HI 192), und San Marzano (ebd.) sowie 
Maaduria einzusetzen ('). Darüber hinaus kommen nur vereinzelte, 
als solche erkennbare Nachahmungen vor. Man kann auch bt^merken 
(I 223), dasB sich das Verbreitungsgebiet dieser Klasse von Pro- 
dukten ziemlich genau mit demjenigeii der allerdings erst im 
4. Jahrh. einsetzenden Messapischen Steioinschriften deckt; die 
darüber hitiausliegenden Dialekt-Inschriften in Stein sind unsi- 
cher (*) oder falsch (III 190, Fig. 1). 

Die Umwandlung des Geschmackes nach der helleoischeo 
Seite, die Nachahmungsversuche, das Aufkooimen griechischer, 
zunächst noch ohne Firniss in der Weise des Landes arbeitender 
Fabriken , dieser ganze Prozess beginnen der Hellenisierung 
tässt sich noch deutlich verfolgen, freilich nicht im Rahmen der 
hier vorgelegten Untersuchung, Auch der späte Canosiner Misch- 
stil, welcher im 4. Jahrhundert den erstorbenen geometrischen 
ablöst und mit den Messapiern nichts mehr zu tun hat. vemr- 
beitet wesentlich klassisch griechische, ja schon griechisch-ita- 
lische Motive, fällt also ausserhalb unseres Themas, und hätte 
sich nur in einem Anhang erörtern lassen. Ohnehin überschritt 
schon die der älteren Epoche gewidmete Arbeit die gewöhnlichen 
Grenzen dieser « Mitteilungen »; sie hatte sich, wie vorauszusehen 
war, zu einer Culturstudie erweitert, welche auch die Graber - 
und Stadt- Anlagen, die loiport- Verhältnisse und manches Andere, 
das sich in Fortgang der Localforschungen ergab, nicht unbe- 

(») Dortige Exemplare aufbewahrt daselbst bei Dottore Oiov. Camerttno. 

(■) Diejenige von Monupoli, also aus iler nächsten Xachbarschaft von 
EjETttatia, ist nicht falsch» aber 'nur ans Abschrift bekannt. III, 100, An- 
merkg^. l. 



2f^ 



M. KATXRt DUE KBftAHfK DEi TOHORtCCarrSCHSef APITLIB^fl 



rücksichtijt Hess (III Einleitung, vgl. Philol. 1906). So isi 
gekomnidfi. dasi »chltesslicb die vergleichende AoalTse der nd 
schiedeoaii geometmcheD Stilgattungen Apuliens und ihres Yerhill 
nifsei xti den altgriechischen keinen Plats mehr finden könnte. 

unter den verschiedenen Oertlichkeiien« welche wftbrend d4 
Jahrzehnt! arfhäolagischer Erschliessung Äpulieos 1895-1901 
von mir neu in die Archäologie eingeführt oder »aweit ii^| 
sucht wurden als ohne nmfSngliche AuignibiuigeD möglich, iml 
Putignano eine wichtigere Stelle eingenomnien bmbea ab luc 
den wenigen bis dahin gemachten Funden zn erwarten geweae 
wäre. Dort liegt in einem Hilgel die alte Culthöhle von San Mi 
chele, das minder berühmte Gegenstück zu der Bergbdhle toa 
Garganus. Dort lasst sich die Entwickelung der Dinge sehnttweisi 
verfolgen (II 55. III. 207) und bieten sieh in der älteren PhM 
des geometrischen Stiles noch BerühruDifspunkte (vgL II Taf. 1 
Fig. 1 u, 4) mit dem der sfldlichen Halbindel, welche Dacbbel 
bei der stärkeren Differenziening der regionalen Stil weisen vef' 
schwinden. Manches deutet nach Westen in das Hinterland von 
Tarent und MetapoDt. Andererseits entbehrte Putignano von jehei 
nicht der Verbindungen mit der östlichen Meeresküste, also dei 
von Gnathia. namentlich wenn das dazwischen liegende Qrwam 
(n«!JrdL von Fasano, I 2:36, Philol. 422) erst eine illyrische Grfi^ 
ung sein sollte, etwa wie Genuäium zwischen Matera und 
messapischen Ur-Metapont (V). Der Nvmphenknlt und das Fei 
wunder von Goathia (Hör. SaL I 5.97: Plin. 11 240) scheint 
dem Märchen von den Messapischen Hirten und der Pans-Grotta 
wiederzukehren, welche wir unabhängig von jenem Zeugnis in Pi^ 
tignano lokalisierten (11 69 (f.). fl 

Die raancherlei Hindeutungen der antiken Literatur auf ErA 
scheinen wesentlich die Küste der südlichen Halbinsel anzugeben« 
Und was sich zu ihrer Erklärung, auch vom archäologischen Stand' 
punkte aus, vorbringen lässt, greift in eine der Japyger-Zeit vor* 
ausliegende Epoche zurück. Die hier zum ersten Male bekannt 
gemachte Keramik des 8. bis 4. Jahrb. vor Chr. bietet dafOc 
keine sicheren Anhaltspunke. 

Berlin, M. Mayer* 



{'} Mi-.lfetta 187, Phibl. 1906, 524. 



METRISCHES AUS POMPEJL 



I. 



SI QVIS NON VIDI VIINIIRHM QVAM MA 
rVPA MIIA ASPICIAT TALIS IlT 



Diese Inschrift {CIL IV SuppL 6842) steht auf der Eid- 
gangswand des Atriums VI 16, 15; sie ist herausgegeben von 
Sogliano Not. (L sc. 1908 S. 64 und 192. Die Lesung ist sicher 
bis auf die Zeilenschlusse ; vidi{i) und pupa{m) mea{m) wird leicht 
ergänzt. Es ist ein Distichon; rechts ist der Stuck abgebrochen 
und es fehlt der Schliiss beider Verse. Das Erhaltene kommt den 
Antepagmenta einer Thür so nahe, dass ntir noch für etwa vier 
Buchstaben Platz war; es ist also wohl anzunehmen, dass die 
Schrift sich auf die Yielleicht mit Stuck, sonst mit Farbe überzo- 
genen Antepagmenta fortsetzte. 

Am Schhiss der ersten Zeile hat Sogliano nur ^ I ; das fol- 
gende Zeichen war wohl, als er abschrieb, schon von dem modernen 
Stuck bedeckt, mit dem man den Rand des antiken verkleiden 
musste. Ich habe in CIL IV SuppL transcribirt na; die Schrift- 
züge lassen es zu; es bietet jedoch, so viel ich sehe, keinen be- 
friedigenden Versschluss. Aber das letzte Zeichen kann auch Best 
eines N sein: dann ist zu lesen PIN und zu ergänzen /JiVi.r// mit 
dem Namen eines Malers, der mit einem Vokal anfangen musste: 
doch wohl sicher Apeltes. 

Am Schluss der zweiten Zeile war ein geringer Best sichtbar, 
mit dem, wie es scheint, nichts anzufangen ist Es muss ein Vokal 
sein. Dann aber ist nur V möglich, und voo da aus tinde ich keine 
brauchbare Ergänzung; so wird wohl jener Best eine zufällige, 



264 A. MAU 

Dicht zugehörige Linie sein. Auszuschliessen ist wohl talis ei ilk 
fuit. Denn si quis non vidit besagt doch, dass es auch Leute gab 
die das Bild gesehen hatten, und das ganze Distichon setzt Torans 
dass der Schreiber selbst es gesehen hat. Also etwa talis et ÜU 
manet? Der Schreiber hätte dann in Born das Bild gesehen onc 
hier der so erworbenen Kenntniss Ausdruck g^eben. Aber es komm 
dann etwas fremdartiges in das Gedicht. Sein Vorwurf ist docl 
der Preis des Mädchens ; so aber wird es zu einer archäologische! 
Belehrung. Und ich meine, das Epigramm endet besser, wem 
Subjekt des Schlussverbums das Mädchen ist und in ihr Lob da: 
GaDze ausklingt: etwa talis et illa nitet? Ich finde kein besserem 
Verbum. Illa auf die zuletzt erwähnte pupa zu beziehen, hat be 
dem hinlänglich belegten Sprachgebrauch der pompejanischen In 
Schriften keine Schwierigkeit: CIL IV 635. 1645. 1880. 1824 
1884. 3409. 4304. Also: 

Si quis non vidi{t) Venerem quam pin[xit ApellesJ^ 
Pupa{m) mea(m) aspiciat; talis et [illa nitet f}. 

II. 

Die Inschrift hat aber auch noch ein metrisches Interesse 
weil in pupa{m) mea{m) mit dem ersten ausgelassenen m auch 
die Position wegfällt. Dieselbe Verkürzung hatte ich angenommen 
(Mitt. XX 1904 S. 265) in der Inschrift CIL IV Suppl. 4556, 
Buecheler Carm, ep. 929: 

Semper, M{arcu), Terentius Eudoxsus \ unus. (supstenet) amicos 
FL tenet \ et, tulat. supstenet, omne, modu 

wo mir am Schluss omne{m) modu(m) das wahrscheinlichste schien 
und noch scheint. Dem gegenüber behauptet F. C. Wick ( Vindi- 
ciae carminum Pompeianorum, in Ätti d. Äcc. di Napoli XXVI, 
S. 10 f. des SA), dass in pompejanischen Versen durch Wegfall 
des auslautenden m nie die Silbe kurz wird. Erstens, Corssen 
(Ausspr. P S. 273) habe es gesagt. Das ist ein Missverständniss : 
Corssen sagt, dass meistens das m geschrieben wird und dann na- 
türlich Position macht. Zweiteos, um es zu beweisen genüge der 
Hinweis auf Buecheler n. 950 [CIL IV SuppL 5296): Saepe ego 



METRISCBCS ACS POMPEJI 

cu(m) media ingilare(m) perdita nocte. Ak gäbe es viele solche 
Beispiele! Es gab ihrer damals grade noch zwei: CIL IV 1516: 
hie ego nunc fuiui formosaim) forma puella{m) und SuppL 6892 
(Wick n. 42): quisquis amat nigra{m) nigris carboniöus ardeL 
Dazu kommt jetzt ein drittes, noch unediertes CIL IV SuppL 7038» 
wo es heisst pO€na(m) paiiare. Und was sollen denn diese Bei- 
spiele beweisen? Schreiber und Dichter brauchten doch nicht iden- 
tisch zu sein: Buech* 950 ist eine Art Cento ans allerlei Renii- 
niszenzen; über Sappl* 6892 s. unten S. 261. Es ist also sehr 
möglich, sogar wahrscheinlich, dass die Verse auf Grund der vollen 
Form gedichtet wurden; zu IV 1516 hat gar ein zweites Exemplar 
(1517) formosam. Liess dann ein nachlässiger Schreiber das m aus, 
was soll daraus folgen ? 

Hingegen die verstümmelte Form mit Verkürzung geht not- 
wendig auf den Dichter selbst zurück. So in unserem Distichon 
pupa{m) mea, so Buecheler Carm. ep, 373 (43-70 n, Chr.) felic€(m) 
morari, so ebenda 422 (126 n. Chn), 11: pietaie{m) rependere 
ma(?v\ 14: ferale(m) diem, 17: morienle[m\ viderenL, 465.8: 
victima{m) sacris, 14 ferale(m) upulii. 475, 1: pietüte{m) pa- 
renlis, 4: luce(m) videre, 5: poscere{)n) munus, 9; terra(m) 
leve(m) optetis . . . fartuna(m} beata(m), 4S4,ii: regione(m) pe- 
deHrevu 496, 2 : dece(m) meusibus octo, 505, 2 : arka{m) pa- 
renies, 512.1 : mea{m) viia(m) demomtro, 517, 1 : poU morte(m) 
maritßs 528,4: cum luce{m) reliquit. 529,1: poit morte{m) 
(uorum, 1184,13: fhs ego certm(m) aovum, 1186,12 ei spem 
certi$stma{m) f regit. 1190,1: post morieim) sepvlcri, 4: post 
morie{m) cavemus, 6: fine(m\ labarum, 1194,2: mö7He{m) «w- 
hirem. 1216, 1 ; post morte{m) rehquiL Hier überall ist das m 
ausgelassen um die Silbe kurz zu machen. Ganz zu schweigen von 
älterem: eHim, dessen m bei den Komikern und hei Ennius (Ann. 
371 Vahlen: non enim rumores) keine Position macht, und noenu 
bei Lucrez {III 199: noenu potesf, IV 712: noeHH quetmt) und 
Lucilius (907: si noenu molestumstu S. Leo, Plaiitin, Forschun- 
gen S. 302-307. Stowaaser, Wiener Stud, XX VII 1905 S. 212 f. 

Dass in der Endorusinschrift omne modn durch Verszwang» 
also nicht aus dem gut in den Vers passenden omnimodum oder 
amntmodo entstanden sei, schloss ich auch daraus, dass • der 
inze übrige Text fehlerfrei ist «. Das war rielleicht etwas ungenau 



266 A. MAU 

ausgedrückt Herr Wick macht Eudoxtui und suptlenei gelteod 
und nennt den Schreiber hominem rudern ei ineondUum, nequi 
reeie pronuntianiem neque seribendi periium. Aber xs^ pst siod 
Archaismen, wie M(areu), und wie sie anch sonst in Pompeji 
Yorkoromen. Wie oft xs sich auch in sonst tadellosen, anch öffent- 
lichen Inschriften findet, darüber kann der Index irgend eines 
Corpusbandes Auskunft geben. So schrieb er, weil er es so in der 
Schule gelernt hatte : die Inschrift, auf einer Wand dritten Stiles, 
kann in die Zeit des Augustus zurückreichen, der Schreiber konnte 
schon bejahrt sein und sein Lehrer war vielleicht ein alter Mann. 
Wie viele schreiben noch jetzt in Deutsciiland • Theil, Noth • und 
ähnliches ! Supstenet sprach man doch in Pompeji gewiss nicht, se 
wenig wie opseuUat oder obseuUat (IV 2360. 4008) nnd supstulit 
(IV Suppl. 5296 = Buech. 950). Auch das e in eupslenet 
mochte ihm und seinem Lehrer als richtig, höchstens als Ar- 
chaismus erscheinen, da hier die volkstümliche Aussprache, der 
Schwächung entgegenwirkend, den Wurtelvokal bewahrt hatte; 
vgl. CIL I 88 optenui, IX 2243 (städtische Inschrift aus Telesia) 
abslenentissimo, X 8059, 386 (Signaculum) substenendu Aber 
omne modu hatte er gewiss nicht in der Schule gelernt; stände es 
für omnimodo oder omaimoium, so käme zu den zwei Vulgarismen 
noch die falsche Interpunktion, alles dies in acht Buchstaben, 
grade da, wo das nächstliegende omai modo nicht in den Vers 
ging. Da ist doch schwer dem Schlnss auszuweichen, dass hier die 
Volkssprache der Versnot zu Hülfe kam, wie in pupa{m) mea{m) 
und den oben citierten metrischen Grabschriften, also omnimodum. 
omnimodo im Wortschatz des Schreibers fehlte. Mir scheinen diese 
Erwägungen schwerwiegender als der ungewöhnliche Gebrauch des 
Accusativs, der doch auch vielleicht aus der Volkssprache stammt. 
MauuiS certus iudicat sagt Herr Wick in Bezug auf omne 
modu, obgleich ich mich hinlänglich vorsichtig ausgedrückt hatte. 
Das ist harmlose Rhetorik. Wenn er aber S. 14 sagt, ich hätte 
behauptet {certumque adßrmatitem\ in der Pero-Inschrift (bei ihm 
n. 1) sei terrißcas locus, aspice iam ... replente iument lesbar, 
so mag er sehen, wie er das verantworten will. Es ist auch nicht 
wahr, dass ich über diese Inschrift etwas non publiei iuris ge- 
schrieben habe; der betreffende Artikel steht in diesen Mittei- 
lungen XX 1905 S. 380-882. 



METRtSCBXS AUS FOMPSJI 



267 



QVISQVIS AMAT NIGRA NIGRIS • CARBONIBVS * ARDET 
NIGRA CVM VIDEO MORA • LIBENTER AEDEO 



Diese Inachrift stand auf einer Wand einer Villa, die in Boseo- 
trecase bei Gelegenheit des Baues der elektrischen Eisenbahn ge- 
funden wurde und von Herrn Santini, dem Besitzer des Grund- 
stückes, leider nur zum Teil ausgegraben werden konnte; jetzt ist 
sie in Pompeji, Sie ist publiciert, mit einer sonderbaren Erklärung, 
von Wick ( Vindiciae n. 42), dem sie von Sogliano mitgeteilt wurde. 
Es ist ungewöhnlich grosse und sehr sch^^oe Cursivschrift Aber der 
Schreiber war in der Orthographie weniger stark als in der Kalli- 
graphie: zweimal nigra{m) und aedeo statt edo , Aus letzterem 
Fehler dürfen wir wohl achiiessen, dass er nicht der Verfasser des 
Distichons ist. 

Die Erklärung der ziemlich albernen Verse ist nicht schwierig. 
V. 1 sagt: die schwarzhaaiigen Mädchen erregen besonders heisi>e 
Liebe: V, 2: für mich haben die Schwarzen besondere Anziehunp- 
kraft. Beides unter dem Bilde von Dingen» die aucli schwarz sind: 
wer eine Schwarze liebt der brennt wie auf schwarzen Kohlen; 
sehe ich eine Schwarze, so begehre ich sie, wie ich (schwarze) 
Maulbeeren gern esse* 

A. Mac, 



SITZL-XGEX UND ERNENNUNGEN 



1 11. Dezember 1H08 ( Festsitzung zur Feier des Oebartstagw 

|i ckelinanns): J. Wilpert. Die Mosaiken von S. 

\ giore. 

I 8. Januar 1909: Ch. Huelsbn, Das Barberinische 

) buch des Giuliaiio da Sangallo. 



Zur Winckelinanusta^e wurde ernannt zmn niflontlloNj 

Mitgliede des iDöitituts: 

Hr. H. v.>N (teymuem.er in Baden-Baden. 



I»l:«'i KKKHLKl:-r.Kl:I^'HTItU'NO. 



>. IT-? /. :;. .*. .• V. '1.. s. ISO Z. 10 V. n., 

S. I-l >: 1. >. 1-' Z. 11, S. l'^O Z. 17 V. n. 

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AUGUST MAU 

15, X. 1840 - 6. ni. 1909. 
GredAchtnisworie, bei der Totenfeier am 9. HL 1009 gesfrocben. 



HochaDsehnliche Ttatierversararalung ! 

Im Namen des Kaiserlich deutschen Archäologischen Idsü- 
iuts, das ich als Stellvertreter des leider in weiter Ferne wei- 
lenden Sekretars Professor Hülsen zu leiten habe, zugleich im 
Namen seiner Zentraldirektion in Berlin» die mich liierhergesandt 
hat, erfülle ich die schwere und doch schöne Pflicht, an einen der 
beaten Männer, die unserer Anstalt jemals gedient haben, den 
letzten Äbschiedsgnisz zu richten* Ich will versuchen, so gut es 
meine schwachen Kräfte, die kurze Zeit imd der frische persön- 
liche Schmerz gestatten, zu sagen, was für ein Mann August Mati 
o^ewesen ist, was er für unsere Wissenschaft und für das Institut 
geleistet hat. 

Er war ein Sohn des fernsten deutschen Nordens, jenes meer- 
umschlungenen, einst so heiss umstrittenen Landes, dem die 
klassische Altertumskunde eine Reihe der bedeutendsten Forscher 
zu verdanken hat, darunter, um nur zwei der gröszten unter den Toten 
zu nennen, Theodor Mommseo und Otto Jahn, einen Kieler 
Mitbürger unseres Verstorbenen, zugleich einen seiner maaszge- 
benden Lehrer. Den Stempel dieser nordischen Herkunft trug Mau 
an seinem ganzen Wesen: in den hellen, klaren, blauen Augen, 
in dem gelassenen, zurückhaltenden, etwas ungelenken Auftreten« 
in der bedächtigen, zähen Tatkraft, in der nüchteruen Klarheit 
und Konsequenz des Denkens, in dem muntern trockenen Humor 
und in der stilleD, goldenen Treue des Gemüts. Er war ein echter 
und ein treuer Sohn seiner Heimat, der engern und erst recht der 



18 



270 AUOl'ST MAU 

weiteren, deren Auferstehung aus langer Zerrissenheit er schou i 
reiferen Jahren mit ganzem Hei-zen begrüsst hatte. Wenn ich de 
kühl besonnenen Mann jemals habe schwärmen hören, so war ( 
in Träumen von der künftigen Grosse seines Volkes. 

Aber diesem echten Deutschen und Norddeutschen, dem Soh 
eines lutherisclien Theologen, war es beschieden, in Italien so fesi 
Wurzeln zu schlagen wie vor ihm nur wenige, fast so tief wi 
einst der jütländische Pastorssohn Jürgen Zoega. Was Man hiei 
herführte war freilich nicht die alte deutsche Sehnsucht nach dei 
Lande der Goldorangen und der Marmorbilder, sondern der Kamp 
ums Dasein im wortlichen Sinne. Der junge Gymnasiallehrer musst 
sein Amt in Glückstadt aufgeben und aus dem rauhen Klima de 
Heimat fliehen, um Heilung von der rasch fortschreitenden Lun 
genkrankheit zu suchen. Er fand diese Heilung, und eine tiefe 
dankbare Liebe band ihn fortan an den blühenden Boden nnd der 
milden Himmel Italiens. Die italienische Sprache beherrschte ei 
in seltenem Maasse und seine natürliche Liebenswürdigkeit, innata 
cortesia, wie einer von unsern italienischen Freunden gesagt hat, 
steigerte sich unter dem Einflüsse der anmutigen Sitten des Lan- 
des zu sicherer Urbanität. Eine Tochter Italiens, Amanda Ran- 
danini, war es schliesslicli auch, die dem alternden Manne noch 
des Glück der eigenen Häuslichkeit bereitete. Die Innigkeit dieses 
späten Ehebundes zeigte sich auf ergreifende Weise in den letzten 
Tagen, da der Totkranke kaum noch einen andern Wunsch aus- 
zusprechen fand, als mit der eben vorangegangenen Lebensgefährtin 
im gleichen Grabe wieder vereinigt zu werden. 

Erst in Italien entwickelte sich auch Maus wissenschaftliche 
Kraft und Eigenart. Als er, schon zweiunddreissig Jahre alt, 
hierherkam, liatte er noch kaum Erhebliches zu leisten vermocht. 
Das Wenige, was er bis dahin verfasst hatte, war rein philolo- 
gisclier Natur, es bewegte sich auf dem Boden der Textkritik. 
Auf diesem Gebiete blieb er auch weiterhin lange Jahre tätig, 
aber zumeist nur um seinen Lebensunterhalt zu erwerben, als 
gesuchter Helfer Anderer für die Vergleichung von Handschriften. 
Auch diese Lohnarbeit hat er mit grösster Gewissenhaftigkeit und 
von den besten Kennern anerkannter Meisterschaft geleistet. 

Sein Hauptgebiet aber wurde hier die Denkmälerforschung, in 
die ihn seine gleich Anfangs (1873) übernommene Stellung ak 



ATOrST »lAÜ 



271 



Hilfsarbeiter am Archfiologischeii Institut aiuführte. Heraogezogen 
Würde er dazu, irre ich nicht dank dem Eingreifen Mommsens, 
Ton Wilhelm Henzen, dem stamm- und wesensvervvandten ersten 
Sekretär der Anstalt, dessen Marmorbüste dort so freundlich auf 
den Sarg herabsiebt. Doch nicht in Rom fand Mau sein eigentli- 
ches Arbeitsfeld. Es entsprang wohl zngleich dem Bewnsstsein 
beschränkter körperlicher Leistungsfähigkeit und der Richtung auf 
gründlichste Erkenntnis, dass er sich ein scharf umgrenztes, nicht 
allzu weites Gebiet erwählte, eine einzige antike Mittelstadt, 
freilich eine solche, der sich an Vollständigkeit und damit au 
vielseitiger Wichtigkeit des Befundes auch lieute noch, nach so 
vielen Ausgrabungen, kaum eine andere zur Seite stellen kann. 

Seinem Pompeü hat der Tote lange Jahre hindurch fast die ganze 
Müsse der Sommerferien gewidmet. Wer ihm dort begegnete^ der 
empfieng den Eindruck eines glücklichen Menschen, Wie seinem 
Korper die warme Sonne und die frische Seeluft, so bebagte seiner 
Seele die Herrlichkeit jener griechischen Landschaft, die weltab- 
geschiedeoe Stille jener Stadt ohne Volksgetriebe, das Bewusstsein 
immer sichererer Beherschung all" der weitreichenden Probleme, 
welche sie der Forschung bietet, die wachsende Achtung und 
Liebe aller, die dort neben und mit ihm wirkten, besonders auch 
der itaüeniscben Beamten. Die jetzt in Pompeü tätigen, an der 
Spitze Antonio SogHano, haben dem Institut in schönen Worten 
ausgesprochen* wie viel ihnen der langjährige Freund und Berater 
gegolten hat. 

Der Anfang von Mau s pompeianischer Tätigkeit fiel in die 
Zeit, als die Forschungen von M. Ruggiero, Fiorelli und de Petra, 
von Richard Sch()ne und Heinrich Nissen Pompeü zur hohen Schule 
einer Jahrhunderte umfassenden archäologischen Stadtgeschichte 
machten. An Nissens herrliche * Pompeianische Studien * knüpfte 
sein erstes Buch, die « Pompeianischen Beitrüge » von 1879 an* 
Ohne den Wert jenes glänzenden Versuches umfassender Syn- 
these zu verkennen, prüfte Mau in ruhiger, scharfer, vor keiner 
Mühe zurückscheuender Kritik viele von Nissens Annahmen und 
Koustruktionen auf iiire Haltbarkeit, beseitigte manche von ihnen 
und ermittelte eine Fülle von Tatsachen weit genauer oder ganz neu. 
So hat er auch später in einer unübersehbaren Heihe von Aufsätzen 
unserer Institutsscbriften längst bekannte oder frisch ausgegrabene 



I 



272 AUGUST MAC 

Denkmäler mit peinlicher Genauigkeit untersucht und für manche 
von ihnen in unermüdlich wiederholter Nachprüfung fremder oder 
eigener Arbeit schliesslicli alles Erkennbare festgestellt. Aber es 
blieb nicht bei der Einzelbeobachtung, auch für Mau*s bedächti- 
gere, nüchternere Art kam der Augenblick, wo er sich für zusam- 
menfassende Darstellung weiterer Gebiete reif fühlte. 

Zuerst wandte er sich der dekorativen Wandmalerei zu, die 
neben den von Heibig und dann von Sogliano verzeichneten, von 
ersterem in seinen weitblickenden • ünteruchungen « etwas ein- 
seitig auf ihren Znsammenhang mit der hellenistischen Kunstü- 
berlieferung geprüften Figurenbildern lange nicht genügend beachtet 
worden war. Maus 1882 erschienene • Geschichte der dekorativen 
Wandmalerei in Pompeii «, die mit den kampanischen auch die 
stadtrömischen Ueberreste dieser Art zusammenfasst, ist wohl 
seine bedeutendste Forschertat geblieben. Zu einer Zeit, als in Folge 
der Entdeckung des Hellenismus der Gedanke, auch unter römischer 
Herrschaft habe sich die Kunst noch oi-ganisch weiterentwickelt, 
unserer Wissenschaft so gut wie ganz abhanden gekommen war, 
zeigte Mau ein grosses, schönes Stück solcher Entwickelung, nicht 
nur durch sorgfältiges chronologisches Aneinanderreihen eines wenig 
bekannten, weitschichtigen Materials, das er zum Teil in den mei- 
sterhaften Abbildungen Sikkards vorlegte, sondern gleich auch durch 
scharfe und feine Charakteristik seiner vier • Stile «. Mag an 
diesem Aufbau noch soviel Einzelnes, auch Wichtiges, berichtigt 
oder noch zu berichtigen sein, im Ganzen darf er, soweit wir 
überhaupt solche Urteile fällen dürfen, zu den unerschütterlichen 
Grundtatsachen der Kunstgeschiclite gezählt werden. Wenn etwas 
den hoben Wert dieses Buches beeinträchtigte, so war es die von 
Schwerfälligkeit nicht ganz freie Dai-stellung. 

Hierin zeigen die spätem Werke des rastlos an sich selbst 
arbeitenden M«innes einen bedeutenden Fortschritt: das eben in 
zweiter Auflage erschienene Buch << Pompeii in Leben und Kunst », 
eine übersichtliche , gemeinverständliche Zusammenfassung von 
allem, was Jahrhunderte des Forschens dort zu Tage brachten, 
und erst recht der schon vier Mal gedruckte «Führer», eine 
musterhaft knappe und klare üebersicht des Wissenswertesten. 
Nicht nur in diesen Schriften, auch persönlich ist der Tote zahllosen 
Gelehrten und Gebildeten der eigenen und fremder Nationen ein 



AUGUST MAO 973 

sachkimdiger und liebeDswurdiger Führer durcli seine Stadt gewesen. 
Wie sehr ihm diese im Auftrag unseres Instituts alljährlich 
ausgeübte Tätigkeit am Herzen lag, zeigte sich noch wenige Stunden 
vor dem Ende, als er mich mit dem Ausdruck der Besorgnis 
malmte, im Fall der Not rechtzeitig an Ersatz zu denken. Auch 
brieflich war er allzeit zur Auskunft über pompeiaDische Fragen 
bereit Diese vollendete, Jedem zugängliche Kennerschaft ist nicht 
zw ersetzen. 

Auf auszerpompeianische Denkmäler hat sich Mau's archäolo- 
gische Arbeit nur selten erstreckt, Indess gelang seinem an das 
Entwirren komplizierter architektonischer Tatbestände gew«ihnten 
Blick selbst auf dem vieldurcfiforschten Forum Romanum ein so 
schöner Fund, wie das Herausloseu des Kerns der caesarischen 
Rostra aus den spätem Umbauten. Auch sonst ward er, von seinem 
beschränkten Gebiet aus, ein Lehrer für alle, die irgendwo, zum 
Beispiel in Priene oder in Thera, vor ähnliche Aufgaben gestellt 
waren. 

Die zentrale Bedeutung Pompeii^s für die Kenntnis des an- 
tiken Privatlebens machte den Verstorbenen zum gesuchtesten 
Bearbeiter dieses Gebietes in den Handbüchern, zuletzt in der 
Erneuerung von Pauly's Realencyklopädie, Hier am ehesten werden 
die Grenzen seines Horizontes fühlbar, besonders wohl das Fehlen 
unmittelbarer Anschauung der griechischen Welt. Doch wie immer 
beschränkt auch sein wissenschaftliches Schaffen sein mag, es steht 
doch gross und ehrfurchtgebietend da in seiner unbestechlichen 
Wahrheitstüebe, seiner tiefen Gründlichkeit, seiner aller Phrase 
abholden Schlichtheit und der überall hindurcbleuchtenden Liebe 
zur Sache. 

Neben dieser wissenechaftlicheu Ai"beit gieng, wie gesagt, von 
Anbeginn Mau's amtliche Tätigkeit für das Institut einher, Sie 
galt vor allem unserer reichen Bibliothek, in der wir ihm nach 
Verdienst die Totenfeier begehen. Lange Jahre hat er als Gehilfe 
Henzens und Helbigs einen immer wachsenden Anteil an ihrer 
Verwaltung genommen. Als diese dann einer jungem Kraft anver- 
traut wurde, behielt Mau die grosze Arbeit am Realkatalog, dessen 
2wei erschienene Bände rasch unter die wichtigsten Hilfsmittel 
der Forschung eingerückt sind, ein Werk ausgebreiteter Gelehr- 
samkeit und grösster Umsicht. Wir fi^agen mit ernster Sorge: wer 



274 AU0C8T MAU 

besitzt mit diesen Eigeuschaften den stillen, entsaguogsTol] 
Fleiss des Geschiedenen, um uns das Werk za Tollenden? 

Aber noch schwerer als den Gelehrten und Beamten werd 
wir doch den Menschen vermissen, diesen Mann mit dem besc 
nenen. scharfen urteil und dem reinen, gütigen Herzen, mit d 
ruhigen Selbstachtung und der rührenden Anspmchslosigkeit, diesi 
gnindvornehmen Mann, in dem kein Falsch und kein Neid wa 
soviel Entsagung ihm auch das Leben auferlegte. Das Irstitut wii 
es ihm niemals vergessen, wie treu und freudig er ihm in U 
scheideuer Nebenstellung zu dienen fortfuhr, auch nachdem es durc 
die flacht der Umstände entschieden war. dass ihm keiner von dei 
beiden leitenden Posten zu Teil werden sollte. Und wie iinzahli« 
vielen Einzelnen bleibt August Mau eine unvergesslich teure £rin 
nerung aus sonnigen, römischen oder pompeianischen Tagen. Be- 
sonders der langen Reihe der capitolinischen « ragazzi », derea 
Mittelpunkt er, noch unverheiratet, wir sagten im Scherz als « capo 
ragazzo », gebildet hat. Wenn wir in Henzen den Vater des Insti- 
tuts verehrten, so war uns Mau wie ein älterer, vielerfahrener 
Bruder, zu dem wir mit all* unsem Sorgen, wissenschaftlichen wie 
praktischen, kommen durften. Er hatte für jeden einen guten Bat, 
einen nützlichen Wink oder ein unaufdringliches Wort der War- 
nung und. wenn es nötig war, auch die helfende Tat. 

So wissen wir denn diesen Toten, dem all seine nahen Bluts- 
verwandten ferne bleiben müssen, in aller Welt von einer solchen 
Fülle dankbarer Verehrung und Liebe umgeben, dass sein Sarg 
unter einem Berg von Blumen verschwinden würde, wenn alle, 
denen er wert gewesen, ihm solchen Grusz zu senden vermöchten. 
Auch so fehlt es ihm nicht an diesem Ehrenschmuck. Er kommt 
von Verwandten und Freunden, von den Amtsgenossen, den ge- 
gen wartio^en und den früheren, von den deutschen Schwester- 
anstalten in Athen und Frankfurt a. M., von der Amerikanischen 
hier in Kom, deren Zöglinge in Mau auch einen ihrer Lehrer ver- 
lieren. Und nun lassen Sie auch mich, im Namen dieses altehr- 
würdigen Instituts, einen Kranz auf den Sarg legen, für den 
schlichten Mann einen schlichten Kranz: einen römischen Lorbeer 
geziert mit den Farben des deutschen Beiches, als Zeichen seiner 
unvergänglichen Verdienste um unsere Wissenschaft und nnsere 
Anstalt, um sein Vaterland und diese seine schöne Adoptivheimat. 

Franz Stüdniczka. 



LA VIA SALARIA 
NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIETI 



I. 



Aiitichita della Salaria. 

Incertezza snlla prioritä di costruzione 

del suo doppio tracciato. 

Con la passione che soltanto il culto delle cose belle e ca- 
pace d'ispirare, mi diedi — anni sono — a licercare nella mia 
regione nativa le poche reliquie rimaatevi deirantichissima via 
Salaria nelVintento non solo di farne un inventario a difesa di 
possibili fiiture manomissioni, ma altresi per iissare il suo vero 
percorso. 

Affidatami dal Governo la tutela dei monumenti nel circon- 
dario di Cittaducale, limitai allora il lavoro al tratto svolgentesi 
da Rieti fino ai contini dei circondarii di Ascoli e di Teramo (') 
e lo proseguii poscia fino al mare Adriatico su tutta la linea 
Reale — Castrum Truentinum (*). 

Mi occupai di poi della diramazioDe della stessa via Salaria 
che, sotto il Dome di via Caecilia, partendo dal XXXV miglio, 
attraversava le alpestri regioni degli Equi, dei Sabini amiternini 



(') Cf. Persichetti, Viaggio archeologico suUa via Salaria nel circon- 
dario di Cittaducale. Roma, 18^3. 

{^) Cf. Persichetti, La via Salaria nel circondario di Ascoli Piceno 
(Hüll. ileiriiiBtit., a. 1903, pp. 274 sq.). 



27<^i N. PBBSICHBTTI 

e dei Piceni iDteramnensi per andare pare al mare a Castrui 
Novnm, ad Hadria ed alle prossirae saliDB ('). 

Dopo ci6, ho crednto opportiiDO aggioDgere ai precedenti la 
vori la ricerca e rillastrazione del primo tratto della classica n 
— noD meno importante degli altri — che da Borna capo linej 
menava a Reate, a fine cioi di completare lo studio di tutta h 
rete ab Urbe — ad mare Iladriatieum. 

Prima perö che io espoDga il nsultato di tali ultimo ioda- 
gini in ordine alla Salaria in Borna e da Borna, e per non ripe- 
tere quanto ho avnto occasione di dire nelle precedenti monografie, 
farö soltanto qualche cenno preliminare della sna storia e mani- 
festerö qnalche impressioDe posteriore ai miei precedenti lavori. 

L*alta antichitä di detta via — rilevata da Strabone (*)y da 
Festo (^) e da Plinio (^), coDfermata dal Niebnhr che la ritenoe 
la piü antica delle vie (^), e rafforzata dal Mommsen (*) — e pa- 
cifica fra gli archeologi : ma se tutti ricoDoscoDO che fu nna delle 
strade piü vetuste aperte dal commercio umano, nessnno poti indi- 
came neppure approssimativameDte Torigine. 

Nulla di preciso invero e possibile dime. 

Dalla tradizione si apprende che fosse strada sabina, ma ne 
essa nö la storia ci dicoDo se i Sabioi la possedessero anterior- 
mente alla fondazione di Borna, OTvero se Tebbero nei primi se- 

(*) Cf. Persichetti, Alla ricerca della via Caecilia (BoU. deirinstit, 
a. 1898. pp. 194-220; a. 1902, pp. 277-304). 

(') Strabo, V, 3, I, p. 228, parlando dei Sabin! dice : « "Etf r^rcri di 
6C €itx6iy ij re laXagüc öSög od noXXrj olaa^Big ^vxfft ^ Nmfievtdyfj cvfininrfi^ 
Xtttä "HgfjToy rf}g Zaßiyfjg xtouijy tnig roff Tißigeag XHfUrrp^, hnk^ xfjg tt^rfjf 
iMfjg dQxouirij rfjg KoXXiyfjin, 

(*) Festus, p. 327, Müll., « Salaria via Romae est appellata, quia per 
eam Sabtni sal a mari deferehant n, 

(*) Plinius, Ilistf Nat.<, XXXI, 89 « „.honoribtu etiam militiaequs in- 
terponitur (<a/), salariis inde diclis magna apud antiquos auctoritate, iieut 
adparet ex nomine Salariae viae quoniam illa saletn in Sabinoi portari 
convenerat *». 

(*) Cf. Niebhur, Ilist. Born., III, p. 285 ed. Golbery. 

(*) II Mommsen, cui nulla b sfuggito di quanto si riferisco al mondo 
roroano. in ordine alFantichitä della Salaria, O88er?o che: « L. Ifetelli cos, 
a. u. c. 637 miliar ium inventum prope Asculum Picenum demoiutrat 
multo ante viam ex Sabinis ad mare Iladriatieum perductam esse n {C. I, L. 
IX, p. 438j. 



LA VIA SALAItlA ^EI CmCOXOAllI! Dl HOMA E RIETI 277 

coli di vita della niiova cittä; ue gli archeologi sono concordi 
se gli stessi Sabioi preudessero il sale dalle spiagge tirrene o da 
quelle adriatiche* 

Neauclie si ha noHzia :*e i due traiü biforcaEti ad Antrodoeo 
(Interöcrium) e vergeoti I'uno per Asculiim a Castrum Trueoti- 
mim e Faltro per Amiteroura a Castrum Noviim — ambidiie 
eontimiaDti la niimeraiione delle miglia ab ürbe — fossero stati 
coötniiti contemporaneamente, o se Tiino siisseguentemente aU 
l'altro. 

Id tale osciiritä ed incertezza per difetto di notizie storiche, 
epigraiiche o tradi/ionali, per avere qiialche lume non restava che 
interrogare i pochi testimoni stradali siipeistiti allopera deleteria 
del tempo ed a quella vaBdalica degli iiomini, 

Queata h stata la mia cura, e, coq soddisfazioDe. posso dire 
non § ritiscita interamente infruttiiosa. 

Nelle varie mie peregrioazioDi attraverso i divem tronchi della 
via, ho potiito constatare che la maniera inuraria Don e identica* 
In parecehi liioghi si riscontrano res^ti di iiiuraglioni di Bostegno 
delia via medesima, appartenetiti alla costnuione antichissioia 
di Stile poligonale pelasgico od italico, a maasi eaormi irrego- 
lari, conosciuti sotto il Dome i\*opus antiquam incertum, dei 
qiiali se 8carseggia la regione dei Sabini, abbonda quella degli 
Equi (M. In altri luoghi ai rioveogono avauzi di struttiira meuo an- 
tica, di etä repiibblicana, di ^i\\^ €\oh pseudoisodommn; ed altrove 
se ne trovano della piti bella e pura arte architettonica augustea, 
od opus quadratum isodomam, 

Di opus aniiquim incerlum, venti aoai or sono, ebbi la 
Ventura di trovare in uiu iin litDgo e meraviglioso tratto di mu* 



(') Di questi monaiiienti ve iio ha iino solo, kiä fplendido, nell'agro 
amilernino (r, Persicht-tti. Acan:Q dt costrusfone pelatgica nelVagro amiUr- 
nino (Bull. Jcirinst.. a. 1902; p|n 134-I48j. ma nc h ancora ricca la reierione che 
fa abitata dapli Eqni» ofigi dcKa Cicohno (v. Bnnaen, Aniichi ttabiUminti 
üßlici, Ann. deiriiiit . 1832» p. 210; lo steFso» CiUd italichi di coitruMWn0 
foHgona, Bull, deirinätit,. 1829, p. S9; (^eihard, J/onumenti ditti cidopßu 
Ann» deirinst., 182!?, p. 187; (M\, Monumenli di aniichimme citiä, BulL 
deirinst. 183L p. 4 h Do<lw<;H, Views ond dexeriptions of Cyclopean er 
Pilasgic remaim in Greece and !My, London, 1824 ; Kepp<;l Craven, Excur- 
iiont in tke Ähruzü, Li^ndoit, 183^, rol I, p* 188. 



280 



S. PEHSieitETTI 



coniposto (ii bloechi colossali ad opera iocerta apparteae 
Qpoca prerotuana (cotn'ebbL a rilevare dalla prima valia cl 
vidi) {^) perch^ coneTa una differenza immensa fra esBo e gli alt 
varii avanzi di muragliooi fatti dai Bomani io epoche e restaa 
posteriori, sullo sitesso stile. ma con massi meoo grandj^HBB 
votii e piu regolarj, come, ad esempio, qnello che in partnHil 
reata, nella tuedesima valle di Sigillo, in contrada Masso deWon 
(ßg. 2) a valle del piano stradale sotto la prima rape iDtercis; 
che vi BiDContra» su cui evvi 1 incavo di una edicola e quell» 
per Vincasso di ima grande lapide, che sventurataineote h andat; 
perduta (')« 

Qiiesto muro, benchfe pure ad opera incerta, si rede chian 
che k costniziöne di tempo assai piü tardo e piii progredito, es- 
sendo composio di massi lavorati ed impiccoliti e doq gi4 enormi 
e greizi come uscirono dalla cava, Esso» molto probabilmente ap- 
partiene al restauro fattovi da Aiiguäto nel sito XI coosolato, nel- 
TaDDO 738/9 di Roma, come ^\\h argomentarsi dal milliario LX Villi 
da lui posto Vi presso, e che, nel 1891, ebbi la fortuna di ^| 
venjrvi ('). E poiche il milliario medesimo giaceva cadato a meS 
eosta da cui poteva precipttare nel öume, ebbi premura di farlo ri- 
muorere da qiiel sito pericoloso, ed oggi trovasi eretto sol lianco 
a monte della strada Quova, dove forma rammirazione di ttitti i 
viandanti. 

II SU cennato antichissimo nauraglioDe dello Sirambo del Pa- 
ladino adunqne si distingueYa molto bene dalle altre opere poste* 
riori pure ad opera iocerta, fatte hingo la linea ad imitazione 
delle primitive ed a seconda che la coDfigurasione della campagna 
richiedeva. fl 

E se ö vero cid che uotava il Ciampini: « Jlabent saxa, la^ 
pideSy et quaecumque monumenla qmdammodo voees suas; quibut 
non tarn gesia maiorum quam ei originem aetatemque suam abs- 
que Ulla liiterarum mta bene advertentibus iadicanl » (^), in 
base a quella teätimonianza topogratica d'indabbia fede h da rife^ 



p. 66, 



(') Of. Perftichetti» Vtaggio iulta Salaria nel eifc, di Cittaducale^ 



(') Lc> stessü, i?i, p. 56 sg. 

(') Lo stessOf hjt p. 64. 

(*) et Ciampini, VeL Mon,, part. I, c. Tin, p. 65, 



LA VIA SALARIA NEt CIRCONDAHH DI KOMA E HIETI 2Sl 

iierbi come certo che — se non tutta — gran parte della grande 
arteria transappeüüiDica della Salaria — verso il mare Adriatico — 
fa costriiita io epoca preioinaDa, e che, qnando sorse Roma, i ro- 
mani ebbero interesse di proluDgarla sino al)a Porta Collina della 
loro cittä. 

Man mano poi ehe crebbe la loro potenza e si estese la loro 
dotiiinaziooe, per necessitä poüticbe e commerciali, ne veoDero 



r-fer^ 



^:mB 



Fig. 3. — Ponto Nascoflo presse CiTitatomassa. 

facendo i restauri ed altre diiamazioni, come quella esegiiita sotto 
il coßsolato di L, Cecilio Metello Diademato, per cui fii portata 
Della regioua degli Eqiii, e fii restaurata a traverso TAppeaiiiDo 
Inieramiu'um vorsus* 

Ed uo esempio mirabile di pura struttura dell'epoca repub- 
blicaDa e precisameate dei lavori fatti durante il consolato di esso 
Cecilio Metello, nel 637/117, ce Toffre il cosiddetto Ponte Na- 
scoso (fig. 3) presse Civitatomassa, nelFagro foriilauo od amiter- 
nioo ('), costriiito fippuaio nd opiis pseudoisodomum, con blocchi la- 



(•) er. Pcrsichetti» op. cit., p. 129 sg. 




loealitä detta • Casa ViteUa«, noa lungi dal molioo di 
TJmbricchio (0- 

Di dsemplari poi splendidissimi della strnttura augast 
opus quadratum isodcmum se ne hanoo ancora sulla ste 
laria io molti paoti e speciaLmente, nel tratto fra lot 
ed Amiternum, al Fosso di Rapello e allaltipiatio di Boeca 
Coma (*), e sul tratto fra Interocrium ed Asculum, presso al Po 
d'Arli, dora, alla localis detta Vene di S. Caierinay esiste 
altisaimo e lunghissimo muraglione latsbito dal TroDto 



(•) et Persichettj, Alla ricerca della via Qaecilia (BidL deUli 
a. 1^02, p. 281». 

(') Cf. Lo Btesso, Viaggio iulla Sataria mel circ. di Citta^ 
pp. 120 12a, 



hk VIA SlLi^RIA KEI anCÖXÖARri »1 ROMA E RlEXr 283 

cbe e il piü conservato e piii meranglioso avanzo stradale cos- 
triiito da Augiisto (^). 

Laondo il fatto che i Romani della Ralaria fecero una strada 
propria, non basta a far riteoere ch'essa fosse stata da loro origina- 
riamente costoiita; iavece non e liingi dal vero l'ipotesi contraria, 
e eio§ che qnesta strada. la cai oiigine si perde nell'etä preistorica, 



Fig. 5. — Bfafaglioiie della Sdlarla äul Tronto presso ArlL 



fosse preromana; costnüta in ser?igio dei popoH italici e qiiindi det 
sabini; imposta uoa da scopi poütici o Strategie!, ma dal commercio 
del sale, e dalla natura stessa che ne tracciö il cnmniino attraverso 
una depressiooe meravigliosa della catena oppenninica, che dalle 
spiagge adriatiche e dalle valli del Vomano e del Tronto portava 
le genti preromana alle valli dellAtenio e del Velino e da qiieste 
alla valle del Tevere, 

Per conseguenza ä anche da ritoDersi che se questa via sboc- 
cava al Mare Superum — anl cni littorale era la mamio ad 
Salinas — i sabioi prendessero il sale dalle spiaggie adriatiche 
aozicbi dalle tirrene. 

(') er Lo stesBO, la via Salaria nrl rlrcondario di Ascoli Pietno^ 
(Bull/deiriiist,» a. 1Ö03, p, 290). 



281 N. PKRSICHF.TTI 

Se poi dei due succennati rami della Salaria fosse antei 
per costruzione qnello che passara per Asculum o quello per i 
ternnm ncn ho potuto rilerarlo dallesame accurato dei mounn 
stradali rimastici — relativainente in scarsissimo oumero — t 
sull'una che sull'altra linea. 

Sarebbe da ritenersi come piii probabile che la prima co 
Dicazione transappenninica aperta fra la Sabina e rAdriatico 1 
stata quella che passava per AmiterDiim come la piü breve 
ma gli avanzi di quelle opere stradali da Antrodoco per Ami 
Dom e per la valle dei Vomano nulla ofTrooo che avvalori qu 
ipotesi, anzi la contraddiconu perche tntte quelle superstiti o] 
d*arte sodo spiccatamente romane, alciine deirepoca repubblic 
ed altre della imperiale. 

iDvece, suU'arteria principale Interocrium-Asculum-Castt 
TruentiDum, come ho detto di sopra, trovai il surricordato a?a 
nello Strambo dei Paladino d'etä indubbiameDte preromana« oj 
dovrebbesi riteoere come piü vetusta e primordiale la linea 
Ascoli, la quäle per altro — se per chilometraggio, come oggi si 
dirsi, era piü lunga — poteva pure riuscire piü agevole evitai 
il doppio valico deirAppennino, obbligatorio per la lioea an 
terniDa. 

Purtroppo queste ricerche souo venute troppp tardi. Se fosse 
State fatte prima, forse dai monumenti ora scomparsi si sarebi 
otteouto qualclie liime di piü bu quanto in proposito la storia tac 
e che oramai non pu6 noii rimacere dubbio, a meno che qualcl 
fulura scoperta epigrafica iiou venga a diradare le teoebre. 



(') Auche alla mente lUl Mommson balcn«» il dubbio die il primitiv 
trainite della Salaria fossc stato piü breve, jindaiido ad Atri ed al mare pa 
sando per Ainiterno, anzicbt; ]>er Ascöli, nella valle dei Tronlo, laddo^ 
8crisse: u Fortasse antiquo tempore Salaria tramite diverso eoque breviof 
ex Sahinis ad litus /ladriaticum pervenit finiens non ad Truentumj seä a 
Castrum Novum Iladriamre n. (C. IL. IX. p. 584). E, poco dopo, ivi a^ 
jfinnpe: « Videndum tarnen, ne antiquus Salariae terminus magis fuerit a 
Amiternipn; id enim furtasse Straho indicare voluit cum ait (5, 3, 1, p. 225 
Salariam percurrere oi/rurn Sobinorurn, cuiua ibidem commemorat oppid 
Reate et Amiternum, eodeinque ducic, quod Coelim (apud Livium 26, 12 
Hannibalem $i>jnißcat AmHerno profectum esse Reate ». 



LA VIA SALAatA KE( CtRCOKDAflll PI KOMA £ RIETI 



2B5 



IL 



Da Porta Colliiia a Ponte Salario. 



Entraoda ueiresame del periodo storico, sarebbe superfluo ri- 
corclare — essendo beD noto — che i Romani considerarono la 
Salaria come una delle otto piü iüiportanti loro strade; le diedero 
dei curatores, sceglieodoli oeHordine senatorio» o fm ragguardeiroli 
persoaaggi (^); slnteressarono costaQtemeQte della sua conserTa- 
stione dai primi tempi della repubblica fino agii iiltimi deirirapero, 
come nleTasi dai tiiilliarii. rinveauti liingo la linea, di Metello« 
Angusto, Traiano, Massenzio, Valente, Valeatiniano, Graziano e 
Giuliaeo (*); e Bei pressi ielV Urbs la decoraroDO di splendidi ed 
iDfiimierevoli nionumenti. 

Non pertanto, volendo partire da Roma per qaeste ricerche; 
• di ciö che in Roma stessa e nella plaga suburbana si riferisce' 
alla Salaria, fard breve cenno. 

üsciva essa dalla vetusta Porta Collioa {a Collibus Quin- 
nali et Viminali) (^) del reciato di Servio TiiUia. Di questa strada 
Bi serviroao i Galli per accedere a Borna e da questa porta ü 
verilicö TiDfausta loro eatrata nella cittä, nell'anno 361 a. C. (O- 
Anche Aanibale m presentö ianaazi ad essa con diiemila soldati (^) 
a miaacciar^i e sfidarvi i Romani col gittare nna lancia nelta 
citt^ (% ma se ne ritirö seaza osarne rattacco. 

Nei preasi di Porta Collina esisteva il Campo Scelerato, ove 
ai aeppdlivano vive le vestali trovate in incesto {'), e sorgevano 
i tre tempH della Fortuna indicati da Vitriivio (*) e detti da 

e) C. WiimÄims, 1196; C. L L. XIV, 2105; BulL cam., 1891, 121 j PäuIj- 
Wisßowa, RBaUncyclopädie, IV, 1782. 

(■) CLL, IX, nn. 5943-5958. 

(*) Salariam t>iam incipere a porta quae nunc ColUna a colli Quiri' 
nali dicitur. Festus, XVIL 

(•) Livios. lliiL, V. 4L 

C) Livius, XXVI, 10; loven,, SaU VI. 

r) PÜDius, XXXIV, 6; Cic. Fin.. IV, 9, 

V) Cfr. Ventiti, Antkhitä di Roma. Roma, 1803, i»art. I, p. 118, 

(•) Vitruvias, Üb. III. c. 2. 

19 



Hl 

B'i 

^B 1 

Hl 

■ 


• 


TWmi FarimMänm U öi irm /brliiMt(^); craie pure 1^ 
porta CoUiu brillmroo p«r U Ion» mfmiU migiiifleditsji a rii 
diena di apere darte i hmm orü seUustmiit, i templi di Tencr 

di Yisere r§riimfdia e qaeUo dcU'Onore (^). 

Dope die b ciou arbaaa fo ampliete da Aoreliaao. li pfl 
CelUnft nee eerrl pift. e fn ioetitmU diUa parte Sileritt, eifl 


\ 








i 
1 


da Oflorio neiraoDO 402 d. C. (*), con due rotoode torri lateralis 

(M Cfr. VtJüoti» op. cit, p. 118; Bansen* Reiichnih, der Stadt Rmä 
in, 2, p. 378; Jordjin, Topotjrephie d4r Stadt Rom in Alterthum, w«fl 
Band. Berli«, 1871, p. 121 sg.; Lanciwü. Scopertß {BulL arcL €om., isfl 
p. 224 sg.); C, L. Visconti, i?i» p. 210; Stefano PUlc. neue uote all'opeii 
auddetta del Veiiiiti. Roma, 1824, p. 161, n, B. 

(*) Nel 1882, fÄeeodo« gli »eavi del Xinfeo negli oili Sallastiatii^ 
rinreuneTo e ti demoÜTono le fondwncnta di qoe«to tempio. V. Notaie däM 
tcavi, 1882, pp. 301, 411. ^B 

(») Cicero, De leg., IL ^ 

(*) Di cio che era rimasto della porta SaUria di Onorio credo titllc 
offrire la ßgura (fig. 6), riproducendola daUa tav. Vin deU'opem del Nibbfj 
Gell, Le mura di Roma, fl 



LA VTA SALAKIA XEI CIHCOyDARll Ul KUllA E RIKTJ 

che la difendevaao, sicchö i succennati spleodidi moniimenti di- 
vennero interai della cittä. 

II sito preciso o^e sorgeva la ridetta porta Collitia fu iücerto» 
fiiio a c1j6 non se ne rinvennero gli avanzi nei lavori per Taniplia- 
meDto di Roma fatti sulle vigne che fiaDcheggiavano la via diritta 
che da MoDte Cavallo mena a porta Pia (eretta da Pio IV). I 
resti di quella retusta porta si trovarono precisamente a notevole 
profonditä, nella vigna dei PP. Gesuiti, che nei libii ceDsimn di 
Roma era marcata coi nn. 42 e 46 di mappa, fra la via di porta Pia 
(oggi detta via Venu Setiembre) e (juella del Macao^ e ciö Iq 
occasiooe degli scavi fattivi nei 1872 per le foadamenta del palazzo 
del Ministero delle Fiaanze, 

II sapraintendente di qiiegli scavi, comm. P. Rosa, cosl ne 
diede notizia: • Per indicare pöi il piinto preciso della porta Col- 
lina dip^ che il suo ceötro trovasi a 37 metri dalla via Venli 
Settembre ed a 20 circa da quella del Macao « (0- Ma la via del 
Macao indicata dal Rosa non e Tattnale. Era parallela airaggcre di 
Servio Tullio, ed e stata troncata ed in parte soatitiiita dallaj 
odierna Tia Goito. ; 

Come della porta Collioa per 1 entrata dei Galli« cosl della 
porta Salaria di Onorio si ha il non meu triste ricordo che per 
essa, 797 anni dopo, i Vandali, al comando di Alarico, irruppevo 
nella cittä iacominciando la loro feroce opera di distruxione cou 
Vincendio dei giardini di Sallnstio, che, come narra Procopio, non 
furono piii restaurati ('j. La porta invece da Belisario e da Xar- 
seie fu poscia riparata dal danni fattile da barbari (^^), e lo stesso 
Belisario sostenne, in quelle vicinanxe, aspre batttaglie contro i 
Goti {*), 

La porta medesinia, restaurata in piccola parte da demente XI, 
ebbe a risoffrire gravi danoi nei bombardamento del 20 settembre 



(V) V. Relaiionti della /?• Sopralntindenta degli fcaüi dtlla prov, di 
Roma, 1873, p. 33; Canevari, Notiiie sulle fondaiioni ecc>, in Ätii dei Lincet^ 
Berie 2*, ?. 11, 1875; Lanciwii» A^a di Virmino (IfulL com,, Roina, 1S7C. 
p. 1G5 sg., ddift cui anuessa tavola si pnö rileTHre il sito preciso di detta 
porta). 

(•) Proeoiiiti», Del bei vandaL Üb. I, c. 11. 

(*) VenuU, op. eil,, ivi, 

(*) Frocopias, De heL got*, l, 27. 



LA VtA SA1.ARIA NEI CIRCONDAHÜ Dt KOUA £ RlKTt 



28^ 



Fiiori porta itifatü — essendo per la legge delle XII taiole 
vietata la sepoltura nella cittA (\) — la Salaria, tanto a destra 
quaato a siüistra^ era tianeheggiata da splendid! e numerosi mo- 
numenti, densisque Salaria bustis, notati da Priideniio (*)^ fra i 
qiiali meritano speciale menzione qiielli dei Cornelii, dei Sallustii, 
dei CalpiirDÜ Pisoni Fnigi* Liciiiiaui, Terentilii, Licinii Crassi, 
Herennii, Palangii, Cauinii, dei Hberti dei Vigellii e degli Otta?ii, 
ed altri innumerevoli {% 

Di tiitto qiiesto splendore monuracntale ed artistico deirantica 
Borna, che ho appena accennalo e clie, dalla porta ColUüa al 
ponte siiU'ADiene e piü oltre ancara« estendevasi per circa tre mi- 
glia, oggidi non esiste piü tniUa! 

Ridotta Del raedio evo tutta qiiella larga ed estesa plaga ad 
orti, vigoe e ville, col bisogno di accrescero il fabbricato della 
cittä pel considererole aiimento di popolaziooe, incomiDciato dopo 
il 1870, esse sono scomparse con Fapertiira di nnove stmde e con 
la costnizione di palazzr, case e villini che le hanebeggiano. Le 
ville e vigne tuttora esisteoti sono ancli'esse destiDaie a scorn pa- 
ri re per dare posto ai x\m\\ caseggiati. in modo che deirantico 
nulla riinane, e tutto vi si presenta o con Taspetto di cittä eio- 
derna, o con qiiello ancora di piira carapagna. 

Nö e mancata qualche nianomissioDe che potevasi risparmiare 
come, Dell'anno scorso, snlle miira anreüane, che e stata viTamente 
deplorata. 

Intanto da qneste opere di e^fcaTazione e di deniolizione 
sono vennti fuori gli avanzi di parecchi raoniiinenti, come» presso 
porta Salaria, qtielli dei sepolcro deiriindicentte Q. Sulpicius 
Maiimiis, poeta greco estemporaneo, che veggonsi difesi da una 
cancellata di feiTO a fianco della porta istessa (*), meotre la sua 



(■) fiomimm mortuum in urhe ne sepililo, nevt urito: Cic, De le\f , 11* 
23. Smatui censuU ne quis in Urhe sepeltreiuri Serv. Aeneid.t XL 

(»J Cfr. Prod., Contra Symm,, I» m ipecL 

{') Nötiiie, 1874, p, 394 ; imo, pp. 218, 241. 286, 287, 288; €, I, L. VI 
QU. 7987-7996; BnU, com., 1888. pp. Ml: JManges de Vicole fran^aite, 1885. 
p. S18; OrelH, 4858. 

(*; Cfr. C\ L. Visconti, Sepckro di <?. Sulpicio. Roiöä, lb7I, p. 28; 
BnlL com., 1871, p. 99 5^^ Vedi pure: Laociani» Muins and EscavütiönM, 
p. 75; Jordan, 7ö/?, I, 3, 437. 



IÄK) K. PI 

sUtaa si concerra nel museo dpitoliso. A sin. della detta p( 
1 ed a circa 60 m. di distanza da assa, si riiiTeniiero i resti 

j mausoleo di M. Janius Menander, scriba libr. aed. cur. prim 

I et y. (^); Della giä nlla Bertone, qoelli del iiiaiiaol<N> rotond< 

j M. Lnciliufl Paeto. di 34 m. di diametro ('), Im eai tomba 

I IV sec. fa forse trasfonnata in cimitero cristimno ('); ona mein 

\ sepolcrale di L. Minucius Natalis. eonsole dell'aiino 106 d. C. 

\ noncbe migliaia di tombe. snlla sin. della strada, apparten 

i come oäserra lillustre prof. Hülsen, per la maggior parte a gt 

I di ordine iDferiore. e molte costitnite da colomlMul ('), dore \ 

I vano ancbe sepolti i soldati acquartierati nel Castro Pretorio; 

una miniera di sepolcri e di epigrafi faneiarie si ö specialni< 

rinrenuta dove ora e il naoro conrento dei PP. Carmeli 

scalzi (^;, snl Corso d'Italia, ed in quei pressi, che a Tolerle t 
[ descriTere ed anche soltaDto riassumere, sarebbe opera pondei 

poiche. come giastameDte ossenra il eh. dott. Ashby: « the g; 

nccropolis on the W. of the Via Salaria would reqnire a yoli 

to itself » ("). 

Ma oltre ai tanti fasti archeologci e storici ed alla dorizi 

messe epigrafica della Salaria, sodo non meno importanti i \ 

fasti cristiani. 



(•; V. Bull, com., 1SS6, p. 371. 

(«j Xotizie, 1885. i>p. 181% 225, 253; 1886, pp. 54. 209, 235; C. /. L. 
u. 329:32. 

{*) Cfr. Marucchi, Catacombe, p. 388, n. 1 ; Lancian?, Pagan and C^ 
Hian Romej p. 284. 

(*) Cfr. I»e Rossi, nelle Notisie, 1888. p. 139. 

(*) Cfr. Hülsen, in Jordan, Top., I, 3, 437. 

{') CLL. VI, p. 3431* 8g. Notizie, 1890, pp. 499, 574, 634; ]S 
pp. 15, 254; 1902, pp. 17, 53; 1904, p. 391; 1905, p. 13 8g., 38, 71, 
100, 142, 200, 270, 364, 375, 407; 1906. pp. 96, 121, 143, 181, 211, 2 
290, 304, 336. 357, 432; 1907, pp. 6. 89, 116, 207, 286. 469, 546. 

{'•) Cfr. Ashby, Classical Topography of the Roman Campagna, II 
n. 2, in Papers of the British School at Rome, yoI. III, n. 1, con ma| 
top. Quest'opera pregevolissima del eh. Ashby, densa di dottrina e di rico 
storici e topografici, frutto di accurate ricerche da lui personalmente fa 
Rui luoghi, pu6 essere consultata con profitto da chi desiderasse esatte 
cütese notiziC; tanto in proposito della Salaria che delle Yie CoUatina, Pr 
nestina, Labicana, Nomcntana, Patinaria e Tiburtina. 



LA TIA SALABtA KKt CfRCOfiDARtt DI KOMA B RTKTI 



291 



Nelle fonti agiografiche e cimiteriali si fa meozioDe di uoa 
Salaria veim, la qnale sarebbe stata, per tracciato, di versa da 
quella in discorso, la cui tibicazione avrebbe dovnto essere a si- 
nistra di questa, e presso cui si sarebbero trovati i cimiteri di 
S* Ermete e di S, Basilla, quello di S. Paufilo, ed un terzo chia- 
mato ad Septem Palumbas, o ad clivum Cucumeris, che e aucora 
da ritrovarsi. 

Molto si e dispiitato fra i dotti per rintracciare e precisare 
il corso di tale strada (0; i^a esseodo come bene rimarca I'Ashby (*), 
tuttora iacerto, lascio da banda tale qiiestioDe, attenendomi a coisi- 
derare come vero corso della Salaria quello che da porta Collina, 
radeodo gli orti salhistiaui e passaado per la porta Salaria di 
Oiioria, andava direttamente al ponte deirAnieDe. 

E SU questa linea, a destra, e meritevole di ricordo, m or- 
diue airepoca cnstiaua, il cin^itero di S. Masäimo ad sanctam 
Felicitalem, che si riovenne nei prati di S. Antonio, poi vigna 
CatTäno, contioante con la Tilla Albani, ove fü trorato fra Taltro 
HD dipinto che rappresentava S* Felicitä coi sette figli (^). 

Ed in rigiiardo alVepoea apostolica, degoe della piii alta con- 
siderazione sono le caiacouibe di S* Priscilla, scavate nella villa 
suburbana della famiglia Acilia a cui Priscilla appartene^a, e de- 
dicate alla madre di quel Pudente, tenuto a battesimo da S. Pietro. 
Secondo il Papiro di Monza questi avrebbe battezzato appunto in 
dette catacombe, che potrebbeio essere anche il Coemelenum ad 
nympha$ o?vero lymphas ed al quäle si riferisce il motto: ubi 
Peirus bapUiabat {[)* 

In eöse a detta deiritinerario Salibburgense. furono seppel* 
liti sette papi (Marcelliiio, Marcello, Silvestro, Liberio, Sirico, 
Celestino e Virgilio), avendo le medesime avuto ampio sviluppo 
nel II e III sec, d, C, ed essendo State nel IV sec. sostituite 
a quelle di S. Callisto conid cimitero pontificale. Iiri trovasi pure 



{*) Cfr. De Rossi. in Bull Cr ts^* 1894. p. sg,; T omassettii Cam/^d^ na 
romanüt vie Nomentana e Salaria, 1892, p. ^%%,\ Lanciani, Forma urbis^ 
lf\K 2, 9, 16. 

(•) Cfr. Ashby, op. cit, pp, f*-lL 

(») Cfr. De RoMi, in BulL CrisL, 1885. p. 149. 

{*) Cfr. De RoBsi, in Bull. Cr ist., 1867, pp. 6, 45 e ig.; 1884-85, p. 77 
e sog.; 1886, p. 67 fg.; Natiiii, 1^01, p. 484 »eg,; 1902, p. 359 seg, 



2» j 

la basilici di S. Silrettro. di neeite risearatm per merito prii 
eipalmente del eh. proC «>ruio Miraeehi (-|. 

£ qoeita ba>iliei ebb« tuu importuuL che dmll'ItiDcnr] 
di GogUelmo di Malmeibvy — cbe si riferüee a1 VII sec. - 
iappiamo ehe milon U portm Salaria trefm preso il Bome di pon 
S. SilTeitro quae (portt) wtodo ioncti SUcestri diciimr ;'). 

Tornudo on al tnmite della Salaria. qoesta, andando Ten 
est, dopo essere lucita dalla porta di Onorio. pereorreTa ona line 
longa e piana in rettifilo. qoiadi pie^ra Teno nord-est» fixend 
ona diaeeaa dopo PriäcUla. 

II sao primo miglio. eome osserra esattamente VAshbj, der 
rieerearsi an po' pib in 14 del nooTo riale dei Parioll. ed il se 
eondo aeeoäto alle eataeombe di PriseiUatO- Andando in giä, h 
Tia radera le pendici dei colli, fra i qoali correTa eome in trincea 

Snirnltimo eoUe a äinistra, alla qiiota di m. 62 sul mare 
sedera rantiehisiimo rillaggio di Antemnae, il eni nome, aecondc 
Varrone, derif erebbe da ante amnem^ e cioi ÄtuiMem (*)« essendo 
apponto proäsimo e prospieiente all'Aniene. 

Easo fu conqaistato da Bomolo ('-). Iri ebbe loogo la battaglia 
nella qoale capitolarono gli aTanzi dell'eseecito di Teleaino, che 
poi Silla fece massacrare (*). Bidotto poi a Tilla lomana, nel 

(■) QaesU catacomba di Priscilla fu tcopeiia da Antonio Bodo e dn 
Pompeo Ugonio, in maegio 1578, nella Tigna Sanchet. Nel 1717 fa fiaitata 
dal Marangoni. lu qaello stesso lecolM il Lnpi illasM dottamente Tepitaffio 
della martire S. Severa. L*illustre e grande archeologi> G. B. De Roasi, nel 
1S80, ottenne di fam esegaire degli scari che farono poscia sospesi ma am- 
piamente descrisse la parte che se ne era scoperta. Illnstrarono pnre qaesta 
catacomba, o se ne occapar^oo Tariamente. Maincchi, Armellini, SaTerland, 
Wilpert, Bonaveccia, Dachesne. De Waal, Dafin, Cnccagni, SanUcci. De Pro- 
Teda, Kirsch ed il CaWi. Xel 1905 il Mamcchi propose ed ottenne la ripresa 
delle escaTazioni, che farono ricomiDciate nelVanno segnente; e da eaae si h 
ottenuto nno splendido risoltato, specialmentc per la scoperta deiranla cen- 
trale della basilica di 8. SiWestro, che, danneggiata dai Goti, era stata re- 
staorata da papa Virgilio. La solenne inaugnrazione di detta basilica ebbe 
luogo il 31 dicembre 1907, con disc^^rso dello stesso prof. Mamcchi. 

(») Cfr. Urlichs, Cod. top. Urb. Rom., \^. 87. 

(») Cfr Ashby, op. cit., p. 13. 

(•) Varro, L. L. V, 23. 

(») Cfr. Hülsen, in Pauly-Wissowa, Realencyclopädie, I, 2350. 

(•) Platarchüs, Sulla, 30. 



I 



LA VJA SALAHU ÜKl CmCONDARII DI ROMA B RIETf 293 

409 d. C, Alarico vi pose il suo campo e fece scomparire ogni 
tracüia del classico luogo, Essendosi sii queiraltiira Tatti recen- 
temetite degli scavi per costririrvi uno dei forti io difesa della 
ciula di Roma, si e da essi ottemito iin nsultato soddisfacente, 
che ha coofermato ropinione Concorde degli archeologi sulla iibi- 
ca^ione di ÄQtemnae, e sull'essere essa cinta di mura ad opu$ 
quadratum pseudoisodomum, di blocchi di cappellaccio, della lun- 
gbezza media di m, 0,89 X 0,59 di altezza (*), aiiUe qiiali mnra 
eraao delle porte che il Nibby suppose essere quattro, ed il Lan- 
ciani ritenne essere aolamente tre {*). 

Nella parte opposta al detto colle, e preciaameota nella valle 
che distendosi tru la Salaria e la NotnentaDa« viiolsi che esisteäse 
uoa civilm Figlina, deducendolo il dotto inons. Duchenne dalle 
fonti agiogratiche ('-), trovandosi detto nel niartirologio di S. Susanna 
che fu briiciata: • iuxta corpora sanctorum Chrysaatlii et Da- 
riae Via Solana, in arenaria iuxta sandum Älexandrum^ in 
civiiate Figlina •, nonchä dei SS. Mario, Marta ed aJtri: * Unuii 
(imperaior) cclx christianos Via Salaria, quos iussil ut in fi- 
glitiis foras muros poriae Salariae , • , includerentur » . II Pro- 
fessor Tomassetti invece e del parere che la civiias Figlina sia da 
ideotificarsi coo Ficiilöa(^); ina TAshby divide ropinione del Du* 
chesne. Non pertanto lo stesso Ashby ritiene — e con ragione — che 
non tutte le figuline derivanti dalle fabbriche 3ulla via Salaria — che 
ebbero nou poca importaDza — fossero prodotto di quelle officine 
doliari» ma che alcune probabilmente proveniasero da altre fab- 
briche piü lontane, esisteuti pure stüla Salaria, um iu Sabina (^). 

Questa eivitas Figlina sarebbe stata, in altri termini, un quar- 
tiere operaio, abitato da tiguli, che ivi avrebbero avuto le loro 
offieine, neirepoca imperiale {^). 

C) Notiiie, 1882, p. 415; 1883, p, 16; 1886, p. 24; 1887, p. 64 ig. 
(') Cfr. Nibbj, Analm, I» p, 161; Lanci&ni, Ruint and Excavatiom^ 



) Cfr. Dachesne. Liber pontificalis, I« p. 197. n. 82« Acta Ss* Aug,^ 

; Acta Si. lan., II, p- 216, 
) Cfr. Tumassetti, op. cit, pp. 27-28, 
) Cfr, Ashby, op. cit, p. 13, n. 3, 

) I boUi figuli appartenenti alle officine della via Salaria sogh'ono 
un SAL, che il Dressel legge SaUrense fopas), Cfr. (7. /. L* XV, 



294 N. PXR8IGHBTTI 

Sempre suUa dastra della Btrada, ed in vicinanza del 
combe di Priscilla, nella Tilla giä Amici, fn scoperto m 
dal D'Agincourt, con pittnre, iscrixioni ed altro ('). AncI 
stessa linea, nel 1879, ai rinTennero qnattro tombe (*); coi 
nella medesima diaceta e depo Priseilla, Teggonai, snlla des 
Htilobati di altri aDtiohi aepolcri rettilinei, in masai qn 
con coraici di marmo. Essi, come ginstamente osserra il 
setti, « confermano randamento, commiqiie iodiscntibile, d 
antica » (^). 

Finita la di&cesa, la via dolcemente entra nella ] 
e, depo qualche centinaio di metri, a'imbatte con TAnie 
placido corso, che continuando il suo cammino serpeggia 
U a poco si gitta nel Tevere, col qnale confonde le o 
il nome. 

E cosi la Salaria, nscita dalla porta CoUina, dopo j 
circa tre miglia romane in mezzo ad un trofeo di arte e 
lezza, fra i templi della Fortuna, di Venere e dell*Onore ; 
splendidissimi e cospicni; tra monnmenti, sepolcreti, mana 
I ipogei mirabili per squisitezza d*arte; tra cemetert, catac( 

basiliche dell'alba sanguinosa del Cristianesimo; tra Tille 
di profnmi e di statne, e tra laboriose oflBcine doliari, sc 
dairacropoli delFeterna Borna, e, per andare al mare Adi 
prosegniva il cammino attraverso la ridente campagna ricca 
essa di monumenti ove oggi uno spettacolo di desolazione, 
sepolcrale silenzio stringono il cuore! 

(•) CLL. VI, nn. 7997 8011. 

(«) Noiiiie, 1883, p. 82. 

(') Cfr. Tomassetti, op. cit., p. 31, n. 1 



UL TIA SALABIA NE! OIRCONDARII DI ROMA S RifiTt 



295 



NOTA. 

Itinerario ixedito dell'Holsteniüs Sulla Salaria. 



Si sa clie iiella Königl, öffentliche Bibliothek in Dresden 
esistono gVitinerarii manoseritti di Luca Holstenius^ costituiti da 
tre voluraeiti taäcabili, di note di viaggi illustrate da qualche 
disegno. 

Un Tolumetto e intitolato: Her per Hetruriam. 1G41 {HznA- 
scbrift Nn P. 192); uo altro: Her Perusimm. Anno 1643 
(F. 191); ed ilterzo: Via Tiburtina, Valeria, Nomentana, Sa- 
laria, Praenestina, Lavicana, Laiina (F* 193). 

Essende tali itiDerarii ieediti, e do^endo io spesso occupatmi 
di quello che tratta della Salaria — del quäle e stato pubbli- 
cato aoltanto qualche brano dal Mommsen {cf. C> L L. IX, 4900) — 
atimo utile pubblicavlo per intero affiache si possa avere del me- 
desimo nna completa nozioDe. Da esso, fra I'altro» si rileverä che 
neppore Terso il 1645 il tracciato vero di qiiesta aotica Tia po- 
teva dirsi ben conosciuto e determinato, perchö giä in grau parte 
ne erano scomparse le vestigia, sieche ancbe allora si facetano 
delle congetture piü o meno fondate. 

Ecco dimque quanto nel suaccennato eodice di Dresda si 
legge iatorno alla Salaria ed alla Nomentana che ne era quasi 
una diramaziona, innestandosi alla prima verso Eretum : 

(faL 14) «i Via Salaria. d&lla p^rta fin al Ponte si Tcdono per tutto re- 
tt itigi. sofio 3 iBi§^liA. dul ponte fin a Castel lubiki» sono ni. 2, h tüttÄ 
tt strada nova come auche il resto flu a M. Ritondr). la striida anticfaa Ura 
^ dal Ponte sa a man dritta per la coUina, che faiino quelli di M. Hitondo 
u rinTemo. U qoale d^ogni banda intorno h plena dVnticagflie. tira pri!na 
* vewo la tenuia dei Malfei che h Fidena poi passa accanto a MaTCigliano 
tt Tecehio laaciandolo a man manca. die h CrtiatumennitL la strada h piena 
« di cbiese Teccfaie, , La latnentana Tccchia sta piä vicina a 

(1 Roma m, 4 dore il rede la cbiesa di S. Nicolo. il luogho si chjama vol- 
tt garmente Monte gentile di la esce una strada dritta yerso M. Ritoudo* cos^ 
« coDven^ono i migli anticliL contando 1* itinerario da Roma a M. RitondOi 
i* ciofe a Ereto m. XVIII da Roma a Nomento XIV. e da Noraento a Ereto 



296 M. PBMIGBKTTl 

« m. V. — KB. loter Tiam NomenUnam et Salariani 4 lap. ab Url 
« prediam Faontis Neronii liberti, abi Nero teipsam occididit. 

(fol. 15) « La strada Salaria modema si figlia dalla Lamenta 

• dalla Lamentana modema alla bosteria de Gattacicca 1 m. | — a) 
« steria di fn'otta Harosza Im. — all* bosteria di Palambara 2 m. d( 
u fiora — alla bosteria del Morieone lim. — alla bosteria di M. L 
« 4 TD. ^ al passo della Nerala 3 m. — al piano dei Massaeci 3 m. ] 

• al pog^o di S. Loreozo 4 m. — all* bosteria deirornaro 3 m. — r< 
« di S. GioTanni 4 m. — Ricti m. 3. 

u Andando da M. ritondo rerso Tosteria di grrotta Mfarozza 1 | 
m Da monte Ritcndo. et | m. innanzi si arriri a detta bosteria, paa 
« mezzo della campagna laborata ana seiciata antica. la qnale pare ebe 
« dalla Lamentana e tiri su a man manca sotto la Farfa poi non s 
u strada antica nissana ne manco restigio alcono fin alla bosteria dell 
« rnla. dove a capo della scala sta mnrato nn pezzo d* ana antica iscri 
« tengo per sicuro che qnesto luogbo sia quello che la tavola cbiai 
« novas et Antonino Vicam noTnm — Poi nel piano dei Massaeci pas« 
« terza hosteria Yien da man dritta la Salaria antica et entra nella mo 
(fei. 16) « e poco innanzi che entra, si ¥edono accanto di esaa t< 
« grandi di fabrica antica. Poi pocho doppo che entra nella modema i 
«dono Testigij grandissimi di case sepoltnre et altre fabricbe antic 
« anco on lapis miliarius, ma peru talmente logbcrato cbe non appi 
« vestigio alcano di lettere. Questo h XXXIV ab Ürbe et XIV a Reat 
« nam versus. 

u Di \k sono al ponte di S. Lorenzo m. 2 e subito pasaato il pont 
« una fabrica quadra nella strada medesima fatta d* ona sepaltnra an 
it come si rede dalle inscrittioni, colonne niccbie et altri nianni. Dent 
« vede il lugbo de i conditorij et delle olle manifestissimamente. In tr 
« Tersi pezzi ili niamio legsronsi queste parole 

T • AMENTO 

ARBIT 

u poi tlentro in altro sasso 

ALERI ■ M • F • SE 

«et in un altro 

ARBITRA 



tf tutte tre di lettere assai grande. Poi fino a poggio S. Lorenzo sempn 
u scopre la seiciata anticha di grossissime pietre quadre. E segne poi la i 
u desima anchora per alcune miglie. Doi migli dal Poggio di S. Lorenzc 
« vedono vestigij d'un ponte anticho, sopra un rivoletto d*acqna. E poi 
tf cima della montagna un pezzo de fabrica anticha la colonnetta deirom 
« Tulgarmente detta con un altro lapis miliarius tutto intiero in piede. 



LA. TIA 8ALAR1A NKI CIRCONDARII DI ROMA B RIET! 297 

« senza vestigio alcuno di lettere. Qnesto h YIII a Keate, vcl XL ab Urbe 
tt Roma — Poi poco sopra Tosteria deirOrnaro si perdono i yestigij (fol. 17) 
« della strada anticha ne si yedono piü fin a Bieti, ma U strada moderna e 
tt bellissima, ne credo che la vecchia Salaria sia passata per altri luoghi che 
u per qnel dorso di coUina, e poi per la ¥alle accanto al piede delle mon- 
u tagnc. La strada antica andava abbasso per mano dritta per la valle dove 
u si vede questa opinione h falsa. 

u La Salaria anticha da Kieti Terso Roma commincia dal ponte della 
u Cittä, e tira Tcrso man ritta 1 m. verso la imboccatora d* una valle che 
u si chiama vulgarmente valle Canera, antichamente Valle de Cancio, come 
u si vede per Tiscrittioni trovate gli. Poi tira su dritto per la valle di monte 
u di S. Giovanni. E di lä a Castel novo, poi alla Badia di Farfa — e di lä 
« alla hosteria di Correse poi tira a dirittara verso M. Ritondo. 

« Da Riete al colle di S. Giovanni m. 7. 

u a Castel novo ni. 6 

u alla Farfa m. 4 

u alla hosteria di Correse m. 7 

a a M. Ritondo m. 8 

u Per qnesta strada non si vede selciata anticha. ma solaroente si crede 
tt per traditione che sia stata pratticata da i Romani per la commodita 
u grande, essendo sempre piana. 

(foL 18) tt Da Rieti esce la strada Quintia per la porta detta volgar- 
u niente Cintia. Tira verso Labro e Morro a man manca. Esce di questa 
« strada poi un altro Ramo che tira a man manca sotto Cantalice verso 
« Lionessa. Sopra questa strada della Lionessa sta Pallaizo che si tiene che 
tt fosse Palati um antichamente. 

tt Trebula Metusca si tiene che fosse Monte Lione vicino al poggio di 
tt S. Lorenzo, dove si vedono molte inscrittioni antiche k verissimo. 

tt AI poggio di S. Lorenzo nel Campanile di S. Lorenio si vede un 
tt inscrittione bella. 

tt Questo M. Lione h tutto pieno di oliveti e vicino resta in esser la 
tt chiesa di S. Yittoria V. Mart dove si leggono nella facciata alcane in- 
« scrittioni antiche col nome di Trebulani. 

(foL 19) tt La strada da Rieti a Ascoli 

tt Civita ducale 4 m. 
tt La Madonna di S. Vittorino 

ad Cutilias 2 m. 

tt Antrodoco (Interocrea) 5 m. 

« 8. Quirico 1 m. 

« Sigillo 4 m. 

« La Posta (terra) 1 m. 

« Bacugno 1 m. 
tt al Cardinale (sta sotto Falacrina) 4 m. 

tt poi si sale alla Turrita 2 m. 

tt a S. Georgio 1 m. 



« A S. Iiie& 


1 B. 


A h XecTMrui 


Z m. 


4. & «xriKi&»> 


3 m. 


-►nc:: Ar^vu 


5 B. 






* Ciritm isei> 


4 B. 


« Lfc ¥fcki%i Cir'iA 


3 B. 


* Ci&etr» 


2 b. pii. 


. B rri«i> 


1 m. 


. Axtri-ä^eo ilvter:<r«*# 


1 B. 


. S. v:ir>.: 


1 B. 


* Sizi- • 


4 m. 


* -a Pift* 


2 m. 


. Lic^z^: f:r--tch 


2 B. 


- '?. Cr:<* 


2 m. 


. -'iri::^* F*lA?ria*. 


3 m. 


* fta ^a jo f.:n> Cirita Reale 




. JzTTilÄ 


4 m. 


. S. I^Ä* Ad MAHif ■ 


3 m. 


-A«c-m-::. Vic^i Ba^iiesi 


ö m. 


- «jrli-riir: 


2 m. piä 


• Bascari 


1 m. 


- Arq^ata iSTirf'icaa'sm) 


2 m. 


- vr::it .-ie«:m> 


5 m. 


- Aq-a Sanu (AI apas) 


•2 in. 


. <. Marii 


1 IXL 


- Tone 


2 m. 


^ Arli 


1 m. 


- MöZIADJ 


3 m. 


- \icM 


3 m. 



fol. 21 - Via X-.mentana ci Mar. Victorio 

*. Incipi'.-bät a p rta Viminali, S. Agnesis Tülgo dictam. Inter ha 
u .Salariam Plus IV aequ^ta alta semita altera sao nomine appellatam 
« mit, jassitoüe ut Xomentana Uli proxima amisso etiam nomine c 
« deretur. Ileliquum Noinentana via erat recta per Anienem, Ficul 
« veterera, Xonientum, L'rustumeriam et Moriconiam agmm. Per ra 
a montis Libretti, N*;mlam Vallem, et per S. Laarentiam Trebulano 
u finitimum deinde per Sambaci pontem Vallemqae Reatinam dictam ] 
u perTeniebat. Ibique in Salariam incidens per campam qai VU pontinm 
« appellatns Sublucam primum, postea e Sabinis egressa Spoletinos Um 
u popalos Flaminia conjancta petebat. Inventa snnt meo tempore viac 
u mentanae vesti^ia in campo VII pontiam per medias qua nunc san 
u ludes Sabülo lapideqne constrata ita ut facile cognosci poaset nndi 
u transiret. 



%k VIA SALARIA lOEI Ct1ICON0ARtf DI ROMA. Bv lOltl 

a Tift Noment&Da post ponte Anieni immiTie&tem Ficnlneam 

L transibjit sitam in primo mootiam conscensu Süpra Porcium fontem eo fere 
^ loco prope qtiem nunc opidi Montis Glutilis ruiuÄe visuntur. Postea occiir- 
^ lebat Notnentum püsitom id erat inter Montem Gentilem et Nomentanum 
^ Dovam, ut ex vestigiis apparet, eo prope in loco ubi ntrin^ue a lateribus 
; viae parietes lateritiia uti auffalcra ad äustinendam terrara erecta cernuntar, 
I vulgTis Apotliecas obscnras voctt. 

u IK Gre^orius Massam MagaUanenseiii XI feie ab Urbe lapide No- 
i raentana via poeita fuisse scribit, et Damasus Fundi Catulli in regionc No- 
( meutaua meminit 

tt Crustorneriam in agro Cirotta Marozza po Bit tun fuit ad Yiam Nomen> 
( tanam. Ajjrum ad Tiberim pertinebat, Veienti e regionb oppositus. 

*« Crusttiniina pyra olini iti praelio qua rubicnnda ex parte fragilia Celso 
i auctc»re ea nunc Glaeiola a caudore et fragilitate vocant^ 

fftiL 22) " Monte Libretti, Mons Älbertinorum, sed in registro Far- 
L fensi mons Aliperti vocatur. 

u Nerula Nerouis nomine capitisque celebris insigni» ex qoa ora forte 
i gentis ortgo quando illa Sabinorum fuisse constat. 

tf Scantrilia D. Barbara martyrio celebrata ibidemque habitationis ejus 
i et mortis tnulta sunt vestigia» 

u üis lociB a tergo imminet alterum et longum montis jugnm vulgo 
I M. Gennaro olira Ceraunij montes. 

M Prope Podiam S. Laurentia est Monte leone qui olim fuit Trebnla 
t Mutuesca ut testantes inscriptiones .,..,......»,. 

« Podium S. Laurentis olim Pictae nomine habitatum, «t in vita 
1 S. Eraidij Asculani Episcopis pr-^ditur qao in loco Vicus Nerva fuiase 
i creditoT. 

a Toranus iuita Cellaa oritur et Toranum unde illi nomen praeterfluit. 

u Abbatia 8. SaWatoris XVI opidis celebris. Rocca Vittiana pridie Vit- 
: tianum. Ofeiura. Varum. Vallia Cupula. Longonum. Vaccarecciiu Prata 
' loannid, Concervianum. Magnalardum. S. Silvester S. Martinus. Ära Hai- 
i nerij. Cenciaria. Capraedorsum et Percilianum. Perciliani fundi meminit 
i Dama^Qs et in Sabinis ponit in Tita S. SiWestri. 

ifol. 2d) M De Salaria ex eodeni. 

tt Salaria Xainentanam ad dexteram relinquit, non ante eidem conjun- 
\ gitur ut faläo Strabo existimavit prope Eretum Tiberim versus per pla- 
« niciem declinat Transit per Castellacciae: et Cures petit, Curesio 

i opido adiaeeutes, Inde Farfarum transit prope montem perfuratum, lode 
i Tacciniano vico ad siniatraa relicto ad Silices opidum tendit. Extra portam 
( opidi Tiae raulta vestigia supersunt, unde opidulo nomen* Inde a Cava 
i Cantalupi inter Aspram et Turres per yicuni novum ut testatur Antoninug, 
t vel ot Damasus vocat per agros Parentibus subjectos, qood Aspretisea 
! Parenzanum vocant, inde per montem Sautacium, qui aapra Turres ab 
i Oriente est ; ubi vestigia apparent prope S. Jtariam Arsulae montis, et per 
( montem Musci in Caneri&m vallera descendens Reate pcrvonit inde Cotilias, 




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LA VTA SALAUtA NCt CtRCONDARII Ül HÖMA E ttlETl 



301 



IIL 



Da PcHite Salario a Castel Giiiljileo. 

La Salaria raggiimgeya il corso doU'AnieDe, volgarmente cliia- 
mato Teverone,a poco lueDO — come ho detto — di tre niiglia dalla 
povta Collina, e cavalcaya questo ünme coii ud graa ponte, da 
tempo antico sin oggi, appellafco ponte Salario» ma che in tempi 
autichissirai ebbe nome di pons Anienn (*). 

Esso di presente, trovasi invece al km. 7 + 803 della fer- 
rovia Roraa-Orte ed a poca distauza da questa, perche la fer- 
rovia — che Pio IX fece costruire — parteodo dalla cittä. dalla 
stazione detta di Termioi e» tagliando le üiura di Roma, esce pei 
Tre Archi, aon va mica in linea quasi retta come andava la Sa- 
laria, ma descrive invecö iisaa grao curva con la quäle taglia Tan* 
tica via Tibiirtina, procede per losteria del Portonaccio — presso 
la detta Tiburtina — oggi stazione di Portonaccio, passa con im 
traforo sotto Tantica Nomentana, e si avvicina al ponte omonioio 
anche suirAniene, die lascia gulla destra. da dove, seguitando 
a piegare verso nord, va finalmente ad approssimarsi al ponte 
Salario. 

II poate odieroo sorge snllo stesso posto deirantico^ anche 
eBSo spariio. Disirutto da Totila nel 544 ('), fu ricostruito da Nai- 
sete nel 565, con architettura del suo tempo (fig, 8), ma questo 
pure fu disfatto. 

Siii due parapetti del ponte di Nai*sete eranvi dee iscrizioni (^) 
che oggi vi si cercherebbero invaoo. 



(*) tt GalU ad tertlum lapidem Salaria via tram pontem Anienii ea- 
itra habueren, hiv„ I/ist., VII, 9 c 10. 

(») Procopius, Dß hello (fothic, 111, c, 24. 

(*) Queste due iscrizioni furono tra£cntto in direrso mo4o da^li areheo- 
logif ma noi riproduciamo la Icxione accottata dal Mommien W- /. l^ VI, 
n. 1199), che certamente h In piü esatta e conforme al Tero. 

20 



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^.AV. «EN= C-.1£\T: riKECT\ -- est SEMITa • PONTIS :? 

AT^.E »NTE'.HV-T.y. • ':0^■Tr^V^TVMTER = 
''.i.LC^y.Vä R»?:Zi5 ■ =Vr!ECTI GVRGITlS • VNDAS = 
£T L!rHT lil^T^S ^ C£*.NE»E • M'-tMYR AQVaE J 

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ET \\\ :^, REONAV5 ?LaV5V5 '.BI:5\'E • CANaT a 

;j.-: • OT.T r::. ia5 gothorvä - svbdere ■ mentes s 

HIZ 1C:V.T l-.ÄV.v. ; FLVÄINA FE&KE • IVCVM : 



S hla :-?:^:a ?e:tentri'>na]e fii costruiia una tonre di d 
II Xibb; la oreJtfite -.Jincata dai Longobardi nel 728 (*k n 
liieDiTO inveo^' che fu e-iincata dallo stessö Xarsete, ad imita 
'li ciö ciie Be.i^ario aveva fatto pel ponte sul Terere, < 
narra Procnpio - ». Verv e che in detto anno 728 i LoDgol 
ipvi'^'tini n-i ]»-ii:e Salario el i Longobardi toscani in altre i 
•'.'Pposr^ro resistenza alle ^enti spedite da Paolo patrizio ed ei 
•ii Kavenaa cvntro j-apa Greirorio IL con mandato di uccid< 

■'. Cr". NiU.y. Ij'nyjrni -i i?o-/-7. tcm. IL pp. n9»5-39C. 

-1 - //; -^ r;*'//-... '.'uwi '.■.-"»»?•:»:« ; -'r fl^'um Sabin um iter int 
Roii-am... pont-im Tii-'i^ r^'-njl. j-tiu'.-, r.nt-^ a Bdi$ario munitum tur\ 
in ha *, ;o nlui ''-y n ? '..■ , lo : *i : « ;/? a '/ ec im miliare f res i d i um •♦ . Procc 
op. cit-, I. c. 17. 



diid 




li 18 

Ml 18» fii 

n pMli &tam lifetli 4t Kancte. fti — 
L'€i«ito ■tfriinii CMDiadito da Hack» 
179& MQft in ffÜiite «Mui u 
fi CkMfiMMli M übt i pmpttti, giUA ]# U^di 
rilMle igiiiiMi sd faait, • to nppe ia gna 
i fiuew 1# iiMfgiiiMi ad laro attaew eaotra la rtp 
aal 1849, f^aiiili per 
C); ^ altiBiHiitiu D 29 ottobre 1887 

deUa tatlaglia di lUataaa — fo btto 
daU'aNmIa poatileio^ per U difta di Roma (*). 
poL coiM IcBca ii nt lapida appoati aal parmpetta a dti 

la preiiada di Bflna lo ftea riadificare ad 
col ooaeotao dal Gororaa. 

^^^^ aoa arehitaHaia coataaipiiaaea a di 

di aaliea allm eki teo arelu di oMtrorif 
faaÜ cke serraao di aoatifao « di eoatrasto al grande an 
trala (6f- »> 

Qaesti dno ai^i, baaeU aatiehi, lai aambim che 
fUM alla riooalnilioae fiUta da Niraela, e aon gi4 alla 
Ufa esitfiinino lapiibbUoaaa, iaipeiaoahi dl qoesta ar 
pareodii gnads aoed di tiafortiao, oho d Toggoao giaceat 



Saittri^ p m i*, «I «a MÜU ptrtlkm Lm^ff§i&tdu tmtck, r$t$stmuih§t cm 

c 4$; tt |im: J^mhmt^, Lü^ pemii/kslit, H, 401; Jtcobi« Dia i 
d#r LmMfmUrdmf€9sk. im Fmdm D„ 1^7, p. 100. 

IM er. lafioaim, DiMriwm Bommmm «rlti, ia Marmt4»n, IL A S. h 
ptaL n, p. 1IS$. 

(*) et lofonm, «fL dt, iti; Naalipfitt», DiMrimm 
Hmmtoii, in, p. 1O08. 

O V. Rmppmrt 4s U Comwmtim mist$ pöwr emiiimiH^ Im 4^ 
Puris, 1850« !>. 42; ef por«: G<iri, Ihlpönti SdUri^ m Fidmm^ 
€ii EretOt HomA, 18^, p. 6; iLäh^j, op. eil,, p* 16. 

(^ Chi roktit eonoMcro la tUto in cnt il ponte fo ridotta. in 
circostanzu, Jtggä U %. 86 d«ll*operm del L&ocuuii, rke de 
ancient Romf. New York, 1899, p. 151; r. piire; Camik&, 
Ut. 178. 



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sfosse la ?illa di Faoüte, liberto di Nerone, nella qualö que^sti, a 
suo invito si rifiigiö» e vi si tolse la vita('); mentre invece era 
Bulla via Fatinaria, intermedia tra la Salai'ia e la Nomentatia, e 
precisameate al casale Chiari in ?oc. Vigne Nuove» presso la via 
che mena alla temita della Biiffalotta (*)• 

lö qiiesti pressi, nel 1889, dalla Societä delle strade fen'ate 
furoDO esegiiiti degli scavi e fu tagliata una parte cansiderevole 
del colle siil quäle, piü innanzi, sorge il casino di villa Spada, 
che allora era di proprietä del sig. Kotti. 

Mercä tali lavori di escavazionei tornö in Itice ta cniia fide- 
Data, prospiciente la valle del Tevere, decorata da un arco soste- 
üiito da due pilastri e da diie colonne, con la parete di fondo 
costituita dalia stessa rupe intercisa e cemeotata. 11 pavimeDto 
era formato di lastre di marmo. Vi si nnvennero inoltre fram- 
naenti di ogui specie» capitelli, zoccoli, coniici, soglje, stipiti ed 
architravi tutti di iiiarmo bianco. Sul pavimento giaceva capo- 
Tolto un plinto raaniioreo scoroiciato sii cui probabilmeute ei^e- 
vasi uoa statiia a M, Aurelio» a hü dedicata dal Senaius Fide- 
naiium, nonche un torso di statua rauliebre, con buon panneggia- 
inento (-'), 

Non meno intereasante si fu che in un cavo aperto a pie* della 
collina m scopnrono alciini poligoni di lava baaaltina, ancora al 
posto» e spettanti al lastrico della via Salaria. *» Merce questa 
scoperta, notd acciiraiamente il Borsari, veniamo a determinare 
il preciso andaniento in qnel punto dell'antica via, che era assai 
piü prossimo alle falde delle colline fidenati, di quelle che non 
sia lodierno, ed il Hvello dell antica via e quivi pocbissimo ditfe- 
rente da quello della moderna • (*y 

Oltre a ciö e da notarsi pure che da questa scoperta ri- 
sultd essere il paviiuenio della Salaria, nelle vicinanze di Borna, 
lastricato> raentre altrove era invece semplicemente imbrecciato. 

(') <* .,.ojferenie PkaonU liberto suhtrbanum suum, inter Salariam et 
Nomentanam f?iam circa quurtum miUiarium n. Svetoniui, Nero, 48. 

(•J Cf. Nibbj, op. fit, III. p. 723; C.l L.Yl, n, 34916; ButL com., 
1891. p. 227; Notine, 1891, p. 337; Lancinni, Pagan and Crittian Home, 
p. 185 8jr* Aabby. op. cit., pp. 46-47. 

(») Cf. Notiiie, 1889. p. 108 eg.; Lphemerii Fpigrafiea, VII, nn, 1268, 
1270, 1275. 

(*) Cf. NötiMe, 1889, p. 110. 



! 



\ 



308 N. PER8ICBBTTI 

Circa ceoto metri piü innanzi al luogo dove si veriäa 
tali rinvenimenti — tra il km. 11 +967 e quello 12 -j- 
della ferrovia — si raggiange la cosiddetta Villa Spada^ 
\ i tenuta piü che villa, appartenente alla sig.* Bicci-Montani. 

£: UD gruppo frastagliato di colli che si arge in mezzo 
pianura, e fra i qnali distendonsi pianeggianti vallette e te 
■\\ in dolce declivio. Site ameno che, verso occidente domina la 

del Tevere il quäle, largo e serpeggiante, gli si accosta di ix 

e dalle cui alture si gode la vista di Roma assai vicina (fig. 

I Fu questo il luogo deirantica Fidenae, come opino THolste 

e la cui opinione oggi h la prevalente perchä piü fondata, q 
tunque il Cluverius, il Volpi, il Kircher, il Nibby, il Gell, il D( 
ed il Nissen credano invece che fosse suU'altro colle piü 
nente, che sta piü oltre, chiamato Castel Giubileo. 
jl Non mi fermerö qui a ricordare le ragioni che militan< 

|! J favore deiropinione deirHolstenius e di altri autorevolissimi t 

graä suiripotesi — che pure a me pare piü rispondente al ven 
che quivi appnnto sorgesse Fidenae, nö a ricordare le scop 
tutte e le iscrizioni rinvenutevi, fra le quali quella di un ei 
terminale, che si riferirebbe al I sec. a. C, in cui si fa menz 
di un Publicum Fidenatium e della locale magistratura dei ( 
viri, pubblicato la prima volta dairHenzen (^) ; quella dedi< 
Numini Domus Äugustae, del II sec. d. C, nella quäle si ricc 
il Senaius Fidenatium, edita dal Muratori, che disse averla 
piata in Roma dalle schade deU'aquilano Mariangelo Accursio 
e quella dedicata a Galieno, anche dal Senatus Fidenatium^ del 
sec. d. C. (Ol poiche tutto questo esce dairämbito di questo lav< 

Mi affretterö soltanto ad accennare che quivi, oltre a toc 
rimoiitanti airepoca etrusca, si h rinvenuta pure la necropoli 
etä romana; fistole acquarie col boUo di lulius Eutactus (^); n 

C) Cf. Bollet. delVInüiU, 1860. p. 172, n. 2; C. /. L, XIV. n. 4( 

(*) Cf. Muratori. Thes. Inscript.f I, p. cccxvi, n. 4; d7. /. L, X 
n. 4057. 

(=) Cf. C. L L, XIV, n. 4058. I/Amaduzzi {Sylloge inscript, vete? 
anecdoct. Romae, 1773, pp. 462-463, n. 5) cosi iie diede notizia: u Jioi 
detecta ad villam marchionis Spadae quae Serpentara dicitur, olim cli 
xerpentis, citra pontem Narsetis ad Anienem, via Salaria^ anno 1767. 

(*) Cf. Lanciani, Sylloge acquaria^ n. 433. 




luDgo cuDicolo sotterraneo, di origioe anticbissima, ma poi servito 



(») Of. Mmiiü, hcfU. doU a» n. 361, 361«. 
(■J Cf. A«hby, op. cit, p. 21. 



310 N. FER8ICBITTI 



' 



forse per cantina nelVepoca romaDa(^); gli avanzi di una ti 
\ coD pavirnento a mosaico e frammenti arehitettonici di marroo 

altre cose importanti che sarebbe lungo ennmerare. 

Attualmente Tingresso di questa tenuta trovasi a destra d( 

ferroTia. ün viale fiancheggiato da gelsi e lauri mena alla sc 

mitä del piü alto coUe sul quäle si eleva un fabbricato, ava 

(! di antico edificio delFetä imperiale. Infatti al pianterreno so 

ruderi di muri massicci a calce e schegge di silice nerastra; 
virnenti a caleestruzzo ; pilastri pure massicci, alti circa 3 m., i 
sostengono grossi archi a mattoni. 

Su questi pochi ma grandiosi ruderi i stato sopraelevato 
fabbricato moderno. ingrandito di receDte ed addetto ad uso di g 
naio e palombaia. II casino poi di villeggiatura sta piü giü, ve 
ovest suUe rupi tagliate quasi a picco per dare il passo alla 
laria che rasenta quel coUe. Tale casino. rintonacato e ridipi: 
di recente, dod presenta alcun vestigio di antichitä, mentre qnai 
lo visitö il Oori scorgevasi tutto costrntto a mattoni e pietre to 
ai monnmenti: ai quali anche appartenevano altre colonnette c 
vi sono (*). 

LuDgo il suddetto viale ombreggiato da lauri, nel 19( 
dalla proprietaria sono stati fatti fare degli scavi, come pure sn! 
i ir> varia superfieie del vasto podere, per piantagione di alberi, ma 

come mi assicurö uno di quegli agricoltori — non si rinTeune i 
cuna anticbitä. 

In occasiöne perö degli scavi del 1889, che ho di sopra a 
cennati, alle falde della collina suUa quäle s'innalza il suddet 
casino, nel piantare un palo per sorreggere i fili telegrafici, g 
operai simbatterono nella volta di un sepolcro, consistente in ur 

cameretta rettangolare con pavimento u mosaico grossolano. Quesi 
sepolcro, che appartenne a Tib. Atronio ApoUonio, era orientai 
con la Salaria, nel cui margine era costruito (^). 

Dal sin qui detto emerge adunque chiaramente che quel 
colline appartenevansi all'agro fidenate; che erano rasentate dall 

(') Cf. Tomassetti. op. cit., \\ 78; Ashby, op. cit., pp. 21-22. 
C) Cf. Gori, op. cit., p. 9. 

(«) Notizie, ISSO. p. 110; 1904. p. 402; 1905, p. 89; Bull, com., 189 
p. 326; Ephem. Epvjr., VIT. n. 1273. 



LA VIA SAURIA KKI CtRCONDARtI DF RO«A E RlETl oll 

Via Salaria; e se Fidenae, come diceva Dionisio, distava da Roma 
quaranta stadii • rftFcd^axorra rf*oi'TO)r fJTctSlwv t jLtstaCl ^idipr^g 

T£ x€u Pmtif]<; t» (*), e come rilevasi dalla Tab. Peuiing. trovavasi 
al Y miglio siiUa Salaria, pmchö e matematicamente certo che ivi 
corriijpondevano appuiito ciiiqne Diiglia dalla porta CoUina, non ö 
da mettersi in diibbio clie colä sorgesse raoticbissima Fideoae, 
che al tempo di Romolo era grande e popolata(*); al tempo di 
Strabone giä decaduta e convertita in fondi e ville private ('); ai 
tempi di Orazio (*) e Giovenale (') diveniita quasi deserta; a tempo 
di Marziale considerata un avanzo di antichita (*) ed a qnello di 
Plinio una dölle tante cittä latine scomparse ( '), ma che nonper- 
tanto dovette rifiorire ai tempi degli Aotooini e di Galieno con 
im Senaius Fidetuitium, 

Nö vi Bono mancate memorie dell'epoca cristiana, ma che fosse 
8tata pure sede vcbcovile il eh. De Rossi oon rammette {''). 

Se adunque dalle surriferite scoperte 6 risnltato accertato che 
la Salaria U passava rasentando quelle colline» fiaucheggiata da se- 
polcri, e che ** il siio livello era pochissimo ditferente da quello 
della via moderna », e pure da ritenersi che in quel tempo l'alveo 
del vicino Tevere fosse di molto piü profondo di quello che non 
e di presente, e che la livelleita della strada medesima fosne piü 
alta, in rapporto al piano della campagna di quel che attualmente 
non pare che sia. 

Non si puö ammettere che fosse stato allrimenti, imperooch^ 
in tal caso la strada sarebbe andata troppo di frequente »oggetta 
ad essere invasa — come la campagna circostante — dalle inoa- 
dazioni del Tevere, e quindi impraticabile per oon breve tempo* 
I romani certamente non avrebbero commesso tale errere tecnico 
di costruzione. 



(•) Cf, Dionjsius, m$t., U, c. 53. 
<M Cf. Dionysius, II, c. 5S. 
e) Cf. StTubo. V. % 
(*) Cf. Horatius, Epul, X 5. 
O Cf. luveiiftliß, SqI., X, f>. 
(•) Cf. Martialb. Epigr., IV. 64. 
(') Cf. Plinius. m, 9. 

(•) Cf. Kaibel» /. Q. /„ nn. 1688, 1689; De Rossi. in Bull CrUt,, 1892, 
43 sg. 



I 

.i 312 V. PBB8ICHBTTI 



E che effettivamente il letto del Tevere in antico 
vesse essere piü profondo i altresi da ritenersi pel fatto che 
fosse stato come negli anni da noi non molto lontani — 
quali, quando straripava ed inondava Borna, la prima zona 
vasa dalle sue acque era qiiella del Pantheon — bisognere 
ritenere che i romani avessero constniito tanto basso il piano 
loro principale tempio da farlo essere il primo che nelle inoE 
zioni fosse invaso dalla melma del fiame. Non potendosi amo 
tere questa strana ipotesi, e da credersi inveca che il livello d 
massime piene fluviali fosse in allora molto piü basso del pi 
mento del Pantheon, e che per conseguenza anche la Salaria eil 
urbana avesse una livelletta da superare qnella delle grandi pi< 
luDgo tutta la valle del Tevere (0- 

Passato il casino di villa Spada, sempre sulla destra d« 
Salaria, prima di giungere al sesto miglio ed a monte della ; 
lovia, si rinvennero sopra un poggio altre tombe ; come pure p 
piü oltre dello stesso sito do?e sarebbe stato il posto del se 
milliario, sulla sin. della via, in occasione della costruzione di x 
strada che mena ad un ponte sul Tevere, si rinvennero i resü 
un edificio appartenente al II sec. d. C, fra le coi camere en 
vene due da bagno col relative ipocausto (*). II sito di tale rin^ 
nimento pu6 vedersi esattamente marcato sulla mappa dell'Ashl 
annessa alla sua su citata opera. 

E cosi si raggiuDge il colle tondeggiante alla quota di m. < 
sul mare, che come un promontorio si eleva in mezzo alla circ 
stante pianura, chiamato Castel Giubileo, a cui — secondo il Nibl 
ed altri — tal nome sarebbe derivato dallavervi Bonifacio Vli 
fatto edificare un casale nellanno del giubileo 1300, ma che - 



(*) Un' idea della gravitä di queste inoiidazioni nelle adiacenze de! pon 
Salario e Nomentano si ha dalla descrizione fatta dal Gori della inondazior 
del 19-20 gennaio 1863, dove, fra Taltro, dice: « Nella stagione inTerna! 
ainbedue i fiumi (il Tevere e TAniene) formano di tatta la pianara an so] 
lago di acque torbide... Allora la torre del ponte rassembra Talbero di n 
bastimento airäncora formato dal corpo deirosteria, e si prenderebbe per cj 
notto del medesimo la barca che va solcando il lago onde provvedere e soc 
correre i contadini ussediati nelle campagne. Emergono perö dalla general 
inondazione, quasi isolette, le verdi pendenze dei colli... >», op. cit., p. 8. 

(«) Bull, com,, 1891, p. 328; Asbhy, op. cit., p. 22. 



LA. TIA. SALARTA. KCT ClftCOKDAHtl DI ROMA S RIETt SI3 

secondo il Nicolai ('), il Gori (•) ed il Tomassetti (^) — gli sa- 
rebbe inyece deri^ato dal fatto di avere apparteniito nel sec. XIV 
ad una cospicua faraiglia romaüa di cognome Giubilei, 



Da Castcl Giubileo a Monterotoiido. 

La Salaria, iiscita dalla gola che le reslringeva il passo fra 
le coUine fidenati della tenuta di villa Spada a dr, ed il colle di 
Castel Giubileo a sin., contioimva il auo andamento quasi retti- 
lineo a travarso la pianura la quäle le si apriva diiianzi disten- 
dendosi lungo la sna sinistra, meotre che sulla diritta quasi di 
continuo era stretta dai colli cui costantemente eäsa appoggiavasi 
per mautenere alto il suo livello. 

Passato Castel Giubileo, la via rasentara nna coHina oggi 
boscosa. raggiuDgeva la spouda destra del fosso della Buftalotta 
che reciDge la tCDuta omooima, ed andava ad iucoutrare il fosso 
di Malpasso, che trovava pure sulla sua destra. 

Ivi non mancano vestigia di antichit*^, Non lungi dal fosso 
della Buffalotta, al disotto del casale detto di Sette Bagai, ed in 
prossimitä della scarpata Orientale della ferrovia» al Km. 13 -f- Ö04 
sonvi nideri delle fondazioni di uu edirtcio cospicuo. Sulla vetta 
dellö stesso colle evvi una grau cisterna, iiuportante per la sua 
tecnica {*), 

La via poi cavalcava le acque torrentizie di ambidue i sud- 
detti fossi che si ricougiungono, con uu ponte chiamato pure di 
Malpasso, e che si trovava fi-a gli attuali Km. 14 + 551 e 
15 -f- 384 dalla ferrovia ed a sin. della medesima, alcnne centi* 
naia di metri prima di arrivare airodieraa stazione di Sette 
Bagni, 



(') CL Nicolai, in AUi Äccüd, arch$oL, V, p. 201, 

(•) Cf. Gori, op. cit.. p, 20. 

(*) er Tomassetti, op. dt., p. 81, 

C^) Cfr. Ashby, op. cit., p, 24. 



U T^tosto poBlidAU #poet rapiibblieiu trm daUa sol 
di tlloftt, • eiöi eottnito i giüfi mn wMmmgßiMTU 
tu] pniieipiQ ddlo »eoM mtolh, äkam (i r^Aerua aoeon 

a GiaUui ee 06 offrt k fson ((ig. U)('); il N 
dteda U desemioiie. Querti, depo arer dtito eh*es90 /q riiiuvt » 
1832, togi^Qiise eka • fiim i quell^epöCä rieoiioiMfftiisi im M 
eli tu quel ponU; la prima anti^hissima di inmMt quadrü 
di tüfo lo€«le, op0m de* teai|H re^nbblieanl : e di queifai i 




erano le facce s\ quella verso il Tevere. cbe qoella opi 
secoöda era qiiella dell'arco che tutto intern ösisteva, 
beiresenipio di opera laterizia, e questo irenne randalic 
atterrato: io conservo varü marcbi de' mattoni che lo comp 
rano. i qnali portaao tutti la data del tetopo di Adriane, 
deiranuo 126 e 129 deUIra rolgare, iodizio che allora fii ri 
ticato: la terza era quella di ud arco ioforme sovrapposto all 
ticOy opera dei tempi nostri. II ponta nuoro e regolare (me: 
raotico era tortnoso). e sopra di esso leggonsi iscrizioni che 
ricordaDO affatto uh la memoria del fiurae, nh il ponto autieo • 

C) Cfr. Gnattatii, Man, sak, Roma, 1827. t T. p 43. 
(V Cfr. Kibbj, Dintornh l p. 129. 




SALARIA NBt CIBtC0!«BAR1I 

Ora, questo poote che il Nibby chiamava • nuovo » esktu 
ancora, ma e divenuto anch'esso untico e fuori d'uso. 

Trovasi — come ho detto — a sio. della feiTovia e quasi 
im chilometro prima di giiiDgere alla stazione di Seite Bagni. 
Esso fii ediöcato siiUo stesso pasto del poDte antichissimo, e cioö 
a circa 130 m. in linea retta dal Tevere, chö li presso fa gomito. 
Fu rifatto a mattoDi, che^ essen do intonacati, qoq fanno redere se 
Bella sua muratura siavi anche incastrato del materiale aatico. La 
sua altezza e di circa in. 15 dal pelo dellacqua. Non presenta piü 
alcuna della iscrizioni accennate dal Nibby, jua quel che conserva 
— ed 6 molto interessaDte — e ia larghezza della sua carreggiata, 
od aggere stradale, la quäle misura ni. 3,50, come la vetusta via 
Salaria. 

Tale ponte, abbandonato ed oggi inservibile, per Todierna 
strada carrozzabile ^ stato sostituito da un altro che pu6 chiamarsi 
iiuovo, costniito circa 100 ra, piü a valle del precedeute, e cht* 
quindi dista quasi 35 m. dal Tevere. 

Anche questo e fatto tutto a mattoni; ma alla spalla Orien- 
tale siöistra si vede un blocco deirantieo ponte romano incastrato 
nella muratura nuova. Esso e obliquo, com'ora quello antichis- 
simo, ed ha la carreggiata piii larga, e cioö di m. 4.90. 

E mentre il ponte antico trovarasi presso TVIII miglio dalla 
porta CoUina, il nuovo inirece trovasi presso al VII dalla porta 
Salaria; infatti, poco dopo di averlo passato, sulla sponda sin. 
della strada provinciale s^incontra la eolonnetta moderna del VlI 
miglio. 

Se la esistenza del succennato ponte rende inoppugnabile 
il fatto che il tramite della Salaria era proprio quello suddeacritto, 
e sul quäle convengotio quasi tutti i topografi, da questo punto 
in avauti le opinioni dei medesimi iucominciano ad essere di- 
scordi. 

Ne accennerö soltanto alcune. 

II Gluverius atfermö ehe il corso della via si svolgeva attra- 
verso la pianura solcata dal Tevere (*); raa THolstemus impugnö 
tale di lui assuato dicendo : Ilic quoque errat, quöd Salariam 
viam per plamciem Tiber i mcinam straiam fuisse existimat. 



(*) Cfr. CkTeriuti Italia üntiqua, Lugdani, 1624, p. 709. 



I 



zu ? 

cum per ip$oi proMfnot eoUtM dmetü f^triat ntus Saiaria, 
nuK€ rati^jia ej^ clariniwia fjctOAi « (->. Lo stesso ripete il 
desimo Holätenios nei fuoi appimti di riagg^io (T. Codic 
Lrepia o. F 193, di me superiormente pabblicato« pag. 295. 
liddoTe dice: * La stnda aotiea tira dml ponte (Salario) sn a 
ritta p«r la collini che fanno qoelli di M. Bitondo rinreni« 
qoale d'ogDi banda intorno e pieni dacticaglie. Tlra prima \ 
la tenuta dei Maffei che e Fidena poi passa aocan^o a Mareigl 
Tecchio lasciandolo a man manca. che e Cnistomeriom «. 

Pia tardi. nel 1704. G. B. CiDgolani solla sna pregc 
mappa {*). dopo arere mareati i Rudtra Fidenarum. pone an < 
che corri5p<:*Dderebbe alla tenata della BoSalotta sa coi enxi 
mente ideotiäca Crnstumium. e da qnel ponto — dalla mod 
fltrada proviociale che cbiama Strada a Farfa — distacca la 
laria e. marcaadooe il coreo dietro i colli e quindi ancbe di 
[ Monterotondo. la mena qnasi retta a Grotta Marozza. loa 

[ rinomata tra l'antica NoiueDtnm (MeDtaoa) e Tantica Erel 

^ II Gnattani ( i. e con lai il Prosseda (^), nel 1827, riten 

i ' che la Salaria antica. anche prima di arrivare al casino di i 

\- Spada, si disgiungesse dalla provinciale che chiaroano Salaria 

r derna, — e seuza passare innaDzi al detto casino dal lato di c 

[' dente per proseguire Terso la Marcigliana vecchia e ForaonoT( 

- piegasse iorece a destra ed andasse alla localitä dett« Bedicic 

Kitenneio pure che di lä pioieguisse quasi in linea retta, a 
vante di Monterotondo. per poi ripiegare a sinistra e, passando 
ponte di Casa Cotta, andasse ad Eretum, che coUocarono press 
vocabolo Riraane. 

II AVe^tphal, nel 1829, si riaccosW all'opinione del Cluver 
I e ritenne che la Salaria, dopo Fidenae, continnasse il suo c< 

liingo la valle del Tevere fino all'osteria del Grillo, dove si 
foreava. la via provinciale proseguendo suUa sin. per Passo 
rese, e i'antica Salaria piegando a dr. verso Eretum (''). 



D Cfr. HolateniiKs. Annot in Ital. ant. Roraae, 1666, p. 127. 

('^) V. Ciriirolani, Topof/r. (jeometr. delVü'jro romano, Roma, 1704. 

{^) Cfr. Guattani, op. cit.. I, pp. 147-148. 

(*) V, I'rosseda, Carta corografica della Sahina antica, 

C) Cfr. AVestphal, op. cit., p. 127 sg. 



LA. VW ElLkKlk NRt CtHCOTiDARIt DI ROMA K RIETI 317 

It Nibby volle anch'egli descrivere il corso della Salaria. 
ma ne fece im cenno non esatto. dicendo: i».,,fino al colle di 
Villa Spada la strada attuale siegue le traccie deirantica, seb- 
bene non rimangiuo affatto restigia dell'aatico pavimento. Le ro- 
vine di Fidenae, ed il ponte sull'Allia (sie) detto volgarmente di 
Malpas:>o ... n'e iina dimostrazione ulteriore. ün m. dopo quel 
ponte. cioe circa rottavo dalla porta Colliua e un bivio: la rin 
modema a biü,, radendo le pendici dei colli a destra va quasi 
retta tirjo airosteria di Correse. Questa non conserva tracce di 
lastricato antico, ed e la strada pt'ovinciale. Quella a destra e 
abbandonata, e traversa le terre andando eul ripiano , . . Questa 
via conserva rnolte vestigia deirantieo lastricato e retta sotto la 
Mentana o Nomen tum mena a Grotta Marozza dove fii Eretiim 
(sie) ed ivi si congiungeva con la Nomentana. Qnindi io credo 
che questa seconda strada corrisponda alla via Salaria antica. che 
andava di lä retta tin sotto Monte Libretti *> ('). 

Pjü tardi il Gell, sulla sua carta top., ne indicö cosl il trae- 
ciato. Dopa Fidenae egli segna la localitä Grotta, dove dalla moderna 
strada fu diramare la Salaria untiqua, e la porta a Nomentuui. 
indi a ürotta Marozza; poi ad Eretum che metta pure in voc* 
Bimane, a dr. della Salaria; quindi sotto Monte Libretti; poscia 
per Grotta del Rotolo la meua sotto Nerola, dove ne perde le 
traccie» e la ritrova presso Tosteria delle Scalette, che resta vi- 
cino Vicus Novns (*). 

II Kiepert, con la sua Tab, iöp, lialiae Regio IV {^) si 
riaccosti> aU'opinione del Cluverins e del Westphal, marcando il tra* 
mite della Salaria, da ponte Salario sin presto Tosteria del Grillo« 
quasi identico a qiiello della provinciale moderna ; di \k la fa diver- 
gere portaiidola ad Eretum, che pone a uord^est del medievale 
paese di Monterotondo, presso il quäle colloca Crusturaerium. 

I chifü Hülsen e Lindner divisero Topinione del Cluverius, del 
Westphal e del Kiepert, ed anch'essi ritennero che la Salaria pro- 
segnisse lungo la pianura tiberiiia* marcaudola tino a Fönte di Papa 
sulla loro pregevolissiraa carta top. • Das Tiberthal swischen 



184^. 



(') Cfr Nibb^ op, cit., III. p. 634 

(•) Cfr. W. Gell, Thi topoifraphy of Romi and tU vicinit^* London, 

(V Cfr. Kiepert» Ta^. top. hälioi regio IV, Atifiesfa «tl CLL, vol. IX 

21 



:n8 I«. PER8ICBKTTI 

dem V und XII Millieasiein von Rom • (■), indicandovi 
ma come via meDO certa, iio'altra che di \h del ponte di 
passo deviaäse a destra e s* internasse fra i colli. 

Del medesimo parere 6 anche il eh. Ashby, il quäle 
stua mappa (') segna randameDto della Salaria pressoche id€ 
a quello deirodieroa rotabile sioo airosteria del Orillo, 
opino il Westphal. Da qael punto la fa di?ergere a destra 
mena ad Eretuin. Anch^egli uon esclode la possibilitä deiresisi 
in antico di un diyerticolo che, dopo il Malpasso, si svolgess 
i colli e riuscisse a Nomentum; ma egli pure lo marca come i 
certo della rate principale, che ritiene prosegnisse luDgo la ri< 
valle del Tevere. 

Di fronte a tali pareri, tntti rispettabili ma non tutti 
cordi, e che si possono ridiirre a due diverse ipotesi, e cio§ 
Tarteria principale della Salaria corresse lange la pianiira del 
vere rasen tando le ime pendici occidentali dei colli della Scod 
della Marcigliana vecchia o Torretta, di Scornabecco, S. Colo 
e Formello, proseguendo in avanti ; e la seconda ipotesi che, < 
il Malpasso, si distaccasso dalla provinciale e, deviando a de 
8* internasse fra le terre, passasse a ridosso, — ossia a levanfc 
dei suddetti colli, e per la tenuta di Torre 3. Giovanni andass< 
Oriente di Monterotondo, mi sono creduto in dovere di fare d 
ricerche siiiruna e sull altra campagna, per vedere se di rec< 
vi fosse tornato in Ince qiialcosa che ci mettesse in grado di 
noscere cou siciiiezza quäle delle due ipotesi rispecchiasse il v 

In breve dirö che nelle indagini fatte sulVuna e sulla 
plaga, per quanto abbia veduto, cercato e domandato, non ho 
tuto trovare alcun vestigio stradale ritornato all*aprico, che av< 
portata nuova luce nella dubbia questioue. 

I deperimenti e le depredazioni del materiale ayvenute 
corso dei secoli e le trasformazioni della campagna deriyate 
molteplici cause meteorologiche ed agricole, hanno fatto scom 
rire, per uu tratto di molte miglia, gli avanzi della rete prima 



(M V. La detta mappa h aniiessa al Die AlliascKlacht eine topog 
phische Studie von Ch. Hülsen und P, Lindner, Rom, 1890. 

(^) La mappa deirAshby e annessa alla succitata sua opera The da, 
cal Topography of the Roman Campagna, part. IL London, 1905 ; in 2 
Papers of the British School at Rome, voL III, n. 1. 



L\ VU S^LARIA .NKI CIROOHDARU Ol ROMA E RIETt 



31Ö 



di questa via; onde nel difetto di prove pateuti e tangibili in 
situ, divieoa iina necessitä Vattenersi a quanto ce ne hanno tra- 
mandato gli storici ed i precedenti ricercatori. 

PertaDto, fra le dua suesposte divergenti opinioni, non esito 
a dichiarare che sembrami pid fondata e rispondente alla vetitk 
qiiella del Ciiiverius e di tutti coloro che lo hanno segiüto; e ci6 
per le ragioni che dirö io seguito« 

Anzitiitto dichiaro che non intendo metterts in diibbiö la sin- 
ceritä dell*aifermazione deirHolatenius che * p>r ipsos proximos 
colles clarissima vestigia ex$tant * riraontante ad epoca abba- 
stanza lontana, e cioe al ld6H; ma dairaltro canto non si pii6 
accettare Cöntro qtiella del Cluverius senza beneficio dMnventario, 
essendo essa iraprecisa ed incompleta, dappoiche non ci spiega per 
qiiali fra quei tanti colli correaae la via; se si svolgease a levante 
a poneate di esai; dove andasae a sboccare; quali e do?e preci- 
samente foasero tali vestigia. 

Vero e che la mappa fatta dal Cingolani 38 auni dopo che 
scrisse rHolsteniiis viene in qiialche modo a confortare la di Itii 
atrermazione, ma neppure questa puö ispirare piena lede perche, 
portando egli talc via a Grotta Marozza, le faceva fare una curva 
che ne avrebba alliiogato il cammino verso Eretum, tanto piu che 
la campagna da percorrere era non poco accideotata. 

Riguardo all'opinione del Gnattani e del Prosseda che non 
fanno passare la Salaria accosto alle mpi sulle quali sorge il ca- 
fiino di Villa Spada, e che non tengono conto del ponte di Mal- 
passo cofflc appartenente a qnesta via, mentre ne riconoscono Talta 
antichitä, nm so comprendere da quali elementi siano stati in* 
dotti a luetter fuori tale ipotesi, la quäle se allora era contradetta 
dalla sola esistenza del cennato ponte. oggi e ancor piü contra- 
detta dalle siirriferite scoperte del 1889. 

Del pari non possiamo c<^d sicurezza adagiarci äulla opinioQi 
del Nibby e del Gell, poich6 il Nibby porta unch^egli la via a 
Grotta Marozza, ed il Gell a Nomentnm e quindi alla stessa 
Grotta Marozza, il che ne avrebbe aoche piti allungato il corso, 
II Öori, in proposito di questo tramite indicato dal Nibby, dopo 
aver detto che: ** Non solo sono stato per queste tenute sovente 
boscose in cerca di una via quaUiasi, ma ne ho fatte reiterate 
ricerche ai contadini, i quali non vi hanno giammai vednta la 



1 r 



I i 



32^ N. PKKSICHBTTI 

menoma orma di tale via » , agginnge : • InoUre questa via arre 
doTuto passare per burroni, scese e salite in raferione de' frequ« 
colli che vi si avvicendaoo ed aprono rigide gole « ('). 

Per coDseguenza, si puö soltauto ammettere che se um qi 
8iasi btrada aotica, dopo il ponte di Malpasso« abesse deviati 
destra passaado fra le coUine, non poteva essere che ud dive 
colo. coine giustamente riteDoero Hülsen e LiDdner (*) ; alla qi 
opinione. come ho detto, si accosta anche rAshby (^). Ed ai 
questi. che per rinti-acciare le vie antiche ha fatto pazienti 
accurate ricerche anche su qnesta plaga, in qiianto a veri e pro 
vestigi stradali, come sarebbero milliarii, ponti, miiraglioni. < 
pidini o lastricato, non ne ha trovati, e confessa Don avervi 
duto « traces of antiquity •. £ parlando della via di Tor di S. G 
vanni, dice: « This presents no detinite traces of antiquitv, I 
is very probably ancient»(M- 

Infatti. ripeto, non e improbabile che una strada antica 
diverticolo si svolgesse fra quelle contrade, tanto piü se si doTe 
ritenere — couie un griippo di scrittori opina — che a Tor S. G 
vnnni od in quei pressi sorgeva Crustumeriam ("), e quindi < 
ben naturale che avesse avuta una via che da una parte Tim 
stasse alla Salaria, e da uu'altra parte U congiungesse alla 
cina Nomentuiu, specie di succursale quasi parallela deirall 
tronco: nia dall'essere un dioerticulum alFessere una via mi 
tare e comnierciale di primo ordine ci corre ben molta ditferenza (• 



Cj Cfr. Guri, op. cit, pp. 25-26. 

(*) tl)ie von diesen beiden (Nibby und Gells) Forschern in Innern d 
Tenuta di MarcigliAn«a verfoljrte Strasse soll nicht angezweifelt werden. ^ 
halten sie aber für eine vielleicht erst spät angelegte Seitenstrasse nach N 
inentum r. Hülsen und Lindner. Die AlliaschlachCj p. 20, n. 3. 
t (^) Cfr. Ashby, op. cit., p. 24. 

5 (*) Cfr. Ashby, op. cit., p. 50. 

(*j Cfr. Capmartin de Chaupy, Afaison (VHorace, t. III. pp. 140 e 141 
I Nibby, op. cit., I, j). 117; Guattani. op. cit., I, p. 147; Mackey, in Journt 

I of the Rrit, and Amer, Arch. Soc. IL p. 206; Ashby, op. cit., pp. 50-51 

Tomassetti, fp. cit., p. 88. Fra Ic opinioni discordanti sulla vera ubicaziun 
di Crustumerium, la piii giusta ci sembra qoella deirHülsen (in Pauly-Wi; 
sowa, Realennyclopädie, IV, 1727) il quäle, dopo esaminata la qnestione cor 
troversa. conchiude che Tesatto sito di qnesta cittä finora h sconosciato. 

(•) II Tomassetti (op. cit.. p. 92) distingae poco chiaramente nna Si 



Uk VU SAL4HU ^Gl ClRCONDARIl DI ROMA % RISTI 



S21 



Ma tornando al corso della Salaria propriamente detta e della 
siia arteria principale, sono anch' io di pareie che sia questa da 
i'icercarsi a preferenza presse la valle del Tevere dove doleemeote 
sempre in piaoo svolgevasi, rasentando le ime pendici dei colli 
che verso levante cbiiidono la valle medesinia, benchö oeppure 
coli ßi troviQO ora tnarcati ed indiscutibili vestigi della via. 

Non pertÄnto non maDcano fatti ed argomeoti importanti che 
i?i ne dimostrino Tesistenza iu antico, e facciano propendere per 
TopiQioDe raanifestata dal Cliiveriiis siu dal 1624; fatti ed argo- 
iiieiiti che verrA rilevando man mano, strada facendo, 

Kiprendetido adunqiie il cammioo dal poote di Malpasso dovo 
lo abbiaaio lasciato» la campagna, per ben Inngo tratto, tin oltre 
l'attiiale atazione ferroviaria di Sette Bagni. contimia larga e piana, 
üome la via proseguiva in rettirilo, ma mn molto dopo la detta 
staxione — non altrimeiiti conie la ferrovia — faceva una curva 
che la piegava a di\ povtandola di nuovo sotto i colli che qiii 
ricoQ]inciano quasi ininterrottaineote a rielevarsi sulla destra, 
mezktre sulla sinistra la pianura, con seniinatorii e praterie, con- 
timia sqnallida e raoüotona a dJstendersi verso il Tevere. 

Quivi si eutra aeirodieroa estesa tenuta della Marcigliana 
(rubbia 960) che un terapo appartenne a S. M. in Via Lata, poi 



lArin « antica (v da una Malaria « modema'', e ilice : « QQesto tronco dA\h 
Salaria modenia, da Malpasso, uieniemmm che lino al territorio di Mon- 
teliöretti non coi neide cod l*antica. la qoale invec^ l&mbiva ü collo della 
Marcii]liana, poi sallva sa quelln di Montirotondo; p^ii si fondeva colla ^Vo- 
meniana presao Ereto e proseguiva per Orotta Maroiza, Tntto cio h atte- 
stata daiBfli avan^i di lastricHt»> di essa via, che st «corgono negli acceDitati 
laaghi e dalla natura del sqolo della tenuta in discorso (di Malpīio)e della 
via moderna*«. Ci sia lecitu doinandare: Dal coUe della Marcigliana a qnello 
di Monterotondo — fra i quali non h mica brcve il pasio — dove lono tali 
avauzi di lastricato? ßadiai clje notj debboQo easere i soliti grossi sassi coi 
quali in quei dintorni si veggono laMricate tante viazze medievali e vicinali; 
rna debbono easere ■ le grandi pietre di paviinentazione » con le quali 11 
Westphal vide lastricata la grande arteria dellii Salaria lungo la piannrnf 
ciresso Toma^setti pare che qualificUi k muderaa n. Dippiu: la natura dd 
snolo fra il Malpasio e Mont<;rotoudo con colli e relatiTi burroni» salite n 
Kceae» come bi poteva prestare meglio che la pianura per la costruzione di 
una via che dorera essere la piü breve possibile per raggiangere al piil 
presto lo ßcopo pel quäle era stata fatta? 



822 N. PBRSICHBTTI 

ai Michelotti Frangipane, Gabrielli, Barberini, Falconieri di 
pegna, ed o^^gi a Grazioli. 

Passato il casello del Km. 16 -f- 799 della 8trada fe 
trovabi uno stradone, in parte fiancheggiato da olmi, pel 
bi ascende suUa prima coUina, sempre a destra. Solla somm 
edsa, evvi un gmppo di fabbricati, fra i qnali il grandiose ( 
della Marcigliana nova, la chiesa e la caserma dei carab 
che affacciano sopra udo spianato o laiigo piazzale, il quäle 
cinto. a due lati, da robusto muraglione rettangolare. 

II lato occidentale i lungo ben m. 50; qnello settentri 
m. 1<3. Su qnesto muro, per tntta la sna langhezza, veggonsi < 
cati, ad uso di copertina, dei conci di travertino che — 
veriiD dubbio perche si riconoscoDo benissimo — appartenne: 
Diateriale della via Salaria antica, dalla quäle furono aspo 
tagliati o segati per essere adibiti a quel nuoTO uso. II piü gi 
dei detti blocchi e lungo m. 2.30. Sodo alti m. 0,45; e ri 
alle spessore di m. 0,20. 

Questo dato topografico — da nessuno accennato sinora 
importante perchö non solo dimostra che una delle ragioni 
le quali la vetusta via e sparita i stata Vaverla dovuDque e sei 
depredata del suo ricco materiale, specialmente uei Inoghi 
abitati, roa piü ancora perchä dimostra che fin lä — doTe s; 
al IX miglio — non vi e dubbio che la via medesima proseg 
per quella linea, quasi un miglio e mezzo dopo passato il p 
di Mal passe. 

A pie' di qnesta coUina ed un pö piü oltre del succen 
casello. evvi uu'osteria chiamata Dispensa della Marcigliana 
quäle ha oggi il suo ingresso principale dalla parte di occide 
che guarda appunto la strada ferrata. Ma Toste, certo Cheru 
Cacciadenti, mi fece notare che. prima della costmzione d 
ferrovia, la strada rotabile non passava dove passa oggi, e 
a valle della strada ferrata, ma passava dietro Vosteria, il cui 
gresso principale allora era dalla parte opposta, ossia suUa 
ciata Orientale di essa. Da eib rilevasi che la via antica si 
neva piü in alto e si accostava ancor piü alle falde delle col 
di quel che non fa la moderna provinciale, sicchö essa veouc 
gliata nella costruzioue della ferrovia. 

Mi fece inoltre notare che la piena del Tevere, nel 1! 



Uh VtA SAr.ARlA NEI CTKCOXDJiRtl Df ROMA fC RTETT 



323 



arrivö fiao ad im metro di alteiza del niuro della Dispensa, Kvn 
ima laptdioa che oe conserva il ricordo e Be segna il lirello. 

Giova auche nflettere che la strada ferrata ha la sua baa- 
China quasi sempre in rilevato, che in alcuni ptinti si eleva a 
circa m, 2 snl livello delFodierna rotabile, di modo che, se la 
Salaria avera ima lirelletta o pendeoza ancor piii alta della fer- 
rovia — alrueoo come e certo nel liiogo in pai'ola — essa Salaria 
era ancoi* piii garaatita dalle pieue del Terero, che poi — come 
ho detto dianzi e come lueglio si vedrä in seguito — in allora 
eia anche piu basso, 

Nei pressi della Marcigliana «oia si sa che via tempo si 
rinveunero delle antichitä ('); lua mi fu assicurato che di recente 
DiiUaltro eravi toroato in lüce* 

Passate il colle sul quäle sta il siimnienzionato casale. 1u 
via coütiaiiava a serpeggiare alle falde delle collioe susseguenti 
della Torretta. o Marcigliana vecchia, di Campo grande. di Ci- 
sterna grande, di qnella boscosa della Scodella, faceute parte della 
stessa teniita della Marcigliana e di Scornabecco. 

Ivi per luugo ti-atto aom scomparse interatnente tracce e ve- 
stigi della Salaria, che neanche l'Ashby vi rinvenne, diceodo: 
ü Beyond Casale Marcigliana no traces of antiquity are visibile 
for some distance » (*). Ai tempi del Westphal in quei pressi si 
vedevano alcuni resti insignificanti di antiche miiratiire, ma oggi 
neppnre vi sono piö (■'), 

Fra i colli di Scornabecco e quelli susaegrienti di S, Co- 
lomba, incontrasi il fosso della Bettina che viene dal noonte della 
Piscina. Qoesto fosso, pa^^sato sotto la strada provinciale^cambianome 
e prende quello di Fosso Maestro, col quäle seguita a scorrere 
attiaverso la pianura, detta Piana della Marcigliana, fino a che 
non iniboeca nel vicino Tevere. 

Tale fosso ö interessante perche, secondo le opinioni piü foii- 
date corrispoaderebbe alFantica AUia flumen, faraosa per la bat- 
taglia perdntavi dai romani contro i galli senoni neiraano 360 a. C. 



(») Cfr. Nibby, op, cit , It. p. 303; CIL, Xl\\ n. 4005; TomaswtH. 
o\K cit.. p. 07; Ashby, op. cit., p. 24, 
(■) Cfr. Ashby, op. cit„ p- 24. 
(") Cfr. Westplml. op. cit , p. 127, 



ittMi 



i \ 



324 



^. PKRSICBBTTI 



iDvero 1 Holstenius riscontrando in qnesto rivoletto, oltre 
alte sponde, la distanza da Roma datacene da Livio • ad undecit 
lapiäem^, lo identificö con TAllia (0- II Gaattani (*) e 
Nibby (^) seguendo il parere dello Ghaupy {*) ideotificarono 
vece TAUia col sopra ricordato Fosso di Malpasso, ma erro 
mente. AI contrario il Westphal (^), il Mommsen ('), il Kiepert 
il Gori C') ed altri, divisero Topinione deirHolstenius ; ed in qc 
senso oramai la queotione si puö ritenere definitivamente risc 
dai ch.mi Hülsen e Lindner con una loro pregevolissima mono 
tia, dotta e fortemente ragionata (^), ed alla costoro opin 
hanno acceduto anche il Tomassetti (^®) e rAsbby(^'). 

Se adunqiie TAllia era il fosso della Bettina; se essa 
— conie lo e il detto fosso — presso YXIlapidem; e se la batta 
ebbe luogo in parte sulla piannra del Tevere • Circa r/pam 
beris... magna straffes facta est^, come si piiö niettere 
dubbio che l'andamento della Salaria non fosse qiiesto, e 
liingo la valle del Tevere? 

Ma un altra prova ce loffre una recente scoperta, di cui 
ora dir^. 

Passato il fosso della Bettina, prima di giungere al c 
di S. Colomba, localitä oggi chiamata Fornonovo, trovasi, c 
mezzo chilometro dopo il ridetto fosso, Tosteria dei Quattro C 
celli. 

Trecento uietri circa dopo la detta osteria, a poneute 
monte della Piscina o del coUe di S. Colomba, presso al Km. 

i') - E'io comideraüs locorum intervallis Alliam e%se pu'o rivo 
t/ui infer praeHum S. Columhae et S. loannit paulum ultra Morciffliat 
praealto aiceo ^ejlait in Tiherim,.. ?» : Holstenius, öp. cit., pp. 127-12i 

(■) Gnatt.ini, oj». cit., I, p. 42 sir. 

(') Cfr. Nibby. op. cit., I, ]>. 129. 

(*) Cfr. Chaupy, op. cit., III, p. 147 ^a^. 

('') Westphal, op. cit., p. 127. 

f") Cfr. M'.mni'jon. Hermes, XIII, 515-555, Römische Forschungen, 
297-3S1. 

{') V. Kiepert, 7'al/. top. ItaUae regio IV, aimessa al C. l Z., IX. 

(") <'fr. ^iüri. op. cit., p. 28 sg. 

:») <"Jfr. FTfllsen und Lindner, Die Alliasrklacht eine topogrophis 
Studie. Kom, 1890. 

('«) <;fr. Tomassetti, op. cit, p. 99. 

(") Cfr. Asbby, op. cit., p. 24 sp. 



LA VU 8ALARU NKl ClRCONDAHIl Dt KOMA G HIETI 



825 



Jella ferrovia cd in vicioaoza del Fo^so Maestro, certa sig. Mo- 
derato Magazzioi, di propria lodevole iniziativa, nel maggio del- 
Tanno 1906, fece intraprendere uno scavo sul laüfondo succenuato, 
a vatle della proviDciale. chiamato Piana della Marcigliana, ap- 
parteuente auche a Grazioli, e ciö dopo averne otteoiito il pemiesso 
dal proprietario e dal Governo, 

Questo scavo lo fece a circa 100 m. di distaüza dalla strada 
carroxzabile, ^Mo portrS fino alla profonditä di circa 5 ra., non 



Fig 12. 



avendolo potiito approfondire dippiö per maneanza di piii forti 
pompe per estrarre Tacqua dinliltraziooe proreuieate dal doo lon- 
taßo Tevere, 

Quando ueirottobre di queiranno io lo visitai, era sospeso e 
rimasto incompleto, come lo e tuttora. anzi di presente e meoo vi- 
sibile perche le acque di rigurgito del Tevere hanno iovaso ü 
vuoto fatto e rinascosta buona parte della scoperta. 

Aveva detto scavo» iu loezzo a terreuo giallastro e tufaceo, 
fatto toriiaro in luce uaa costruzione circolare, di circa m. 84 di 
diametro, rivestito di bloccbi di travertioo bugnato. Nell'interno 
di questo grau cerchio (v. fig, 12) soDvi dei muri di tufo che 



32C M. PBaSICBSTTI 

formano im esagono regolare, con lati a segmento di circ4 
verta che le parti totalmente nere dolla pianta di ques 
mento che pnbblictaiamo, rappresentano quanto ne fn so 
sig. Magazzini. Dentro tale esagono ataono sei muri a 
formano quasi una Stella, e che Tanno a combaciare coi 
muri a segmento di circolo. Nel centro 6FTi an pozxet 

Questa scoperta, annonziata dai giornali, riehiamJ 
zione dei dotti che vi si recarono ad osseirarla, ed apri 
a delle dispute sulla sna rappresentanza. L'opinione pit 
bile pariiii che sia quella emessa dal rilodato dott 
quäle ritenne che • is neither more nor less than a 
cular tomb « (^). Infatti la sua pianta somiglia a qa( 
tomba chiamata Torre Selce suU'Appia vetuSy ed alla 1 
IV miglio sulla Tiburtina scoperta dal eh. SteveDson (* 

TrattR3i adnnque di un grandioso sepolcro sulla vi 
che — presentando la sua base rivestita di travertino h 
circa 5 in. dalla superficie del süolo attnale, base che de 
tamente emergere col resto del monnmento per rimanen 
ai viandanti la cui superiore parte ornamentale h st 
distrutta ab immemorabUi mentre k da supporsi che toi 
bella, diniostra come in allora il piano di campagna ar 
qnel lirello e non fosse alto quanto Todierno che si i 
nel corso dei secoli, coi depositi delle inondazioni del 
coi detriti alhivionali dei monti. 

Quindi allora tutto doveTa essere piü basso, non so 
nura da cui emergeva il monumento; non solo la via pu 
cui si doveva ammirare, ma principalraente il bacino d< 
che doveva avere un alveo assai piü profondo di quelle 
abbia oggidi. 

Anche questa scoperta adunque ä venuta ad oifrirci 
ar<^onieuto in favore della tesi che la Salaria fino a quel 
e siamo al miglio XI — continuava a correre lungo la 
til)erina. 

(*) Gfr. Ashby, The Forum of Trajan and other NoUt from, 
The Buihhr, London, 1006, vol. XCI. n. 8332, p. 680. vol. 2^ 

("i Cfr. Stevenson. Escavasione di vn antico diverticolo t 
miolio sulla Via Tiburtina, in ßulL Com,, Roma, 1878, a. VI, p 
tav. XVIII e XIX. 



I 




LA TIA SaLARIA KEI CIRCONDARII DI ROMA E RIETf 



327 



^m £ perö da deplararsi V inciiria per la quäle Topera iniziata 

B dal Magazzini sia stata, con iaditfereuza, abbandotiata alla propria 
Sorte 6 fatta risommergere dalle acqtie, anzieht continuata com- 

^m piendola ed atnpliandone le ricerche. 

B Proseguendo intanto il caramino, presso al Km. 21+395 

della feiTovia, trovasi Tosteria di FornonoFO a monte della quäle 
elevasi, aempre sulla destra, il colle di 8. Colomba, piii alto dei 
precedeoti (alk quota di m. 118 s. tu.)« con cospiciii fabbncati 
in sulla yetta, apparteneote im tempo agli Altemps. poi ai Cor- 
sini, oggi al sig, Tito Tittoni, Qaivi non raancarono scoperte di 

^m antlchitä (^). 

H Viene poäcia im altra eolle che chiamasi di Fonnello, sul quäle 

mi si disse che receotemente erano stati riDvenuli dei cocci an* 
tichi in numero rilevante, pri?i di sigillo doliare. che erano an- 
dati dispersi. 

B Fra questi due colli scorire un altro rigagnolo chiamato Mar- 

H rana di Fornonovo. 

" Pitt innanzi si raggiunge l'osteria di Fönte di Papa, al 

Km. 23 della atessa ferrovia e presso 1 osteria medesima» sul li* 
tnitare della strada rotabile, sta una coloonetta quasi cadente 
snlla quäle si legge soltaato: Tribunale — Delle — Slrade, 

^ Piii oltre, in vicinanza deU'osteria delle Capannelle la mo- 

^ derna rotabile si biforca; il ramo princtpale pro»egue in Huea 
retta verso Passo Corese, o stazione ferroriaria di Fara Sabina; 
l'altro rarao piega a destra per andare tanto alla stazione, quanto 
per salire al paese di Mouterotoodo. 

Preaso la suddetta osteria delle Capanuelle il Gori, nel 1863, 
vide che *» tre pietroni luugbi piü di im metro oguuno servooo di 
poute levatoio: eran guide della via autica • {^). E se erano cosif- 
&ttl HÖH y'e alcua dubbio che fossero veramente avanzi della 
Salaria. 

Anzi lo stesso Gori soggiuuge che « larghe e luDgbe pietre 
blanche ■ allora si Fedevano anche fortificare i lati della via che 
asceudeva a Mooterotondo, ma che quella fosse la Salaria velus 
— come lui dice — ^ e si arrampicasse sul colle. a m. 16o s. cDm 



(«) Cfr. aiL., Xl\\ II. 3940. Aihby, op. cit. p. 86. 
(•) Cfr. Gori, op. cit.» p. 31. 



Sil cni dieJe il mediefal« Monterotondo. e an'atopia! lofeee 
Ja creJerai che qaei bloeehi siano stmti asportati dai mtigi 
della Vera Salaria, che correra pel piaeo, ed nsafraiti per som 
eere i lati delU erU strada nnora eondoeente al paese. 

E che la ätrada medierale che ineoaTa a Monterotondo di 
parte di occidente fosse tatt'altra co« che la Salaria Ten 
propria. e dimo^trato dal segiiente fatto. 

Prima della costnizione della strada ferrata la via per H 

terütondo noo diramafa daH'arteria della Salaria — come ogs 

H — dopo passata Tosteria delle Capannelle: ma diramava m«: 

priina, facendo UDa ciirra che. portandola a pie* del colle S. Doi 
nico, per la strada cosiddetta della Costa, le faceva piü presto i 
ifiungere Monterotondo. 

Nella costruzione della strada ferrata, tale rotabile che i 
versava il latifondj di proprietä Emer, fii tagliata, e la ft 

* Jel fondo Emer rimasta a valle della ferrovia fu acquistata 
I ceito sig. Franzetti. e la parte a monte con la soprastante < 

* lina fu aequi&tata dal sig. Ramarini. Fa allora ehe il diverti< 

per la stazione e pel paese di Monterotondo fii distaccato in 
cinanza delle Capannelle. die restano qnasi nn chilometro 
innanzi del fondo Emer. E quella strada — per ottenere la ricosi 
zione della quäle dalla Societä delle Strade Ferrate il sig. Ante 
Ramarini ha sost«?nuto lunghe ma infruttuose qnestioni — era 
stricata. come tuttoi-a ^i vede in qnalche tratto che ne re: 
ina lastricata con i soliti ciottoloni o grosse pietre medievali 
nou gia a grandi lastre di (»avimentazione come nelle antiohe 
coDz-olari. 

In quelle localita non e quiudi da credersi roiuana o 
>,trada lastricata; e se pres:50 le Capannelle eranvi « dei pietr 
lunghi piü di un metro •» testimoni delTesistenza ivi della 
laria. e da ritenersi per fermo clie essa proseguisse il suo co 
in linea retta attraverso la piana. anche un chilometro oltre 
medievale bivio per Monterotondo. 

Con questo paese il Gell (') ed il Kiepert (*) identiticar< 
Tautica Crustumerium. Certo si e che nei suoi dintorni non mj 

C) OiV. <^.-ll, Th.'J TopO'fraphy of Rome and U% vinnify, LoiiJon, 18 
p. 190. 

(«) V. Kiepert. Tabula top. Italiae retjio IV, annessa al CLL., 



LK VIA SA.LARIA NUI CIKOONOARH Ol RüMA E RlKTl o20 

caroDO scoperte di antichitä e riuvenimenti di iscrizioni (*). Ne 
accennarono il Giiattani (*) ed il Gori (^). Nella piibblica Pas- 
seggiata Umberto I evvi una statiia di marmo e due grandi ca- 
pitelli corintii, di etä roniana, che ne ornano il giardinetto. Circa 
sette anni or sono il sig. Lorenzo Betti di colä. al voc. Monte 
Ciafrone ed a circa un chilometro fra il paese e la stazione ferro- 
viaria, in un suo predio, trovö varii fraaamenti architettonici, scor- 
niciati, di marmo; tutti resti di ville romane, ma riideri cheacceu- 
nassero alVesistenza di un antico vico o pago non ve ne sono, 
almeno visibili o dei quali si abbia memoria. 



N. Persiohetti. 



C) Cfr. C. I. /.., XIV, nn. SO.'^^SOSO. 
O Guattani, Mon. sab., II. p. 354. 
(») Cfr. Gori. op. cit , p. «3 s^. 



(Continua). 



TOMBE 6RECHE IN PUOLIA 



I. TOMBA DI RüVO. 

La scoperta di questa tomba, apparsa dopo circa tro Instri 
a smentire quasi resanrimento io cui sembrava cadata la ri 
necropoli di Ruvo, cosi disordinatamente dissepolta per Io paasi 
fu annuuziata nelle Notizie degli Scavi (*). Or io, avendo po( 
minutamente esaminare la suppellettile e, gnzie alla cortesia 
proprietario, eseguire le fotografie de* suoi piü interessanti c< 
ponenti, posso darne qiii un'illustrazione piü esatta e dettagli 
del citato aDDunzio. 

La tomba consisteva nel solito sarcofago di tnfo in foi 
rettangolare e presentara, a quanto aaserisce Io scopritore, la 
culiaritä di una doppia copertura. L^una, la superiore, era form 
di lastre anche di tiifo; Taltra, interna ed ad nna certa distal 
dalla prima, di lastre di pietra, e nello spazio compreso fra 
esse erano collocate le armi ed alcuni bronzi. 

GH oggetti rinvenuti furono i seguenti: 

Vasi a figure nere. — Diie eleganti coppe adocchioni, c 
piede alto ed in forma di stelo (^), ma di uno stile trascurato 

(') l/altima tomba ^eca di considerevole importanza venne faori da 
necropoli ruvestina nel 1893 (Notisie degli scavi, 1898, p. 242 sgg.) in n 
proprieta della principessa di Tricasc, non lontana dal sito dove fn fatta 
scoperta di cui ci occnpiamo. Ricordo che essa conteneya rinteressante anf( 
a colonnette con Teseo nel mare, la quäle, giustamente attribaita sin dal i 
comparire a fabbrica attica (G. Jatta, Not. cit, p. 245; Ghirardini, Be 
d. R, Are, dei Lincei, IV, p. 99, nota 1), risale, secondo il Fartwftngler {Griet 
Vascnm., testo T, p. 29, n. 1), al 470 av. C. 

(«) 1908, p. 87. 

(») Per Torigine jonica, le varie forme, la decorazione e Tepoca di qi 
ste coppe, cfr. il lavoro del Böhlau (Athen, Alitth, XXV, p. 40 segg). 



TOMBE GRECHE IN PUGLIA 383 

da UQ vecchio, avvolto nel mantello, col capo ciuto da benda, 
il braccio destro disteso ed il bastone puntellato sotto Tascella 
destra. 

Qaattro coppe (fig. 3, i) a vernice nera, con labbro staccato 
dalla pancia e concavo. L'una d alta cm. 9 e larga cm. 18,08, 
Taltra alta cm. 8,07 e larga cm. 15,03, la terza alta cm. 8 u 
larga cm. 15,03, la quarta alta cm. 7.07 e larga cm. 15,05. 

Piccola oi noch 00 (fig. 3,2) a vernice nera, co:i zona rispar- 
miata sulla parte inferiore della pancia, e con bocca trilobata, 
alt. cm. 17. 

Vasetto (fig. 3,3) con bocca in forma d'imbuto, tutto ver- 
Diciato noro, alto cm. li),03. 




I-i;r. 



Due vasetti (fig. 3,4) a vernice nera, con pancia schiac- 
ciata, labbro con orlo sporgente ed ansa in forma di nastro attaccato 
alla pancia ed all'orlo del labbro, alt. cm. 6,05. 

Lekythos (fig. 3,5) color della creta, con linee di vernice 
nera intersecantisi in forma di rete sulla pancia, alt. cm. 13,03. 

Anforetta (fig. 3.6) senza vernice ed ornamenti, alt. cm. 8. 

Bicc liiere (fig. 3, 7) senza manico, senza vernice ed Orna- 
mente, alto cm. 8,08. 

Armi. — Elmo (fig. 4,,) tutto di un pezzo, con la visiera 
in forma di maschera, due fori al posto degli occlii e col coprinaso 
staccato dal resto della visiera, ma non movibile. II lophos era 
sostenuto nel mezzo da un gambo di roetallo bifido, e lateralmente 
da due gambi semplici (^). 



[^) K Uli tipo di elmo freqiiente a rinvenirsi nciritalia meridionale. Uii 
«semplare. provciiiente anch*cs8o da Ravo, si conser?a nella CoUezione Jatto, 
e proYonienti daU*Italia meridionale sono anche qaelli pnbblicati dal Linden* 

22 



111 



l\.\4 



M. JATTA 



Spada (fig. 4.«) a doppio taglio con manico rivestito di 
terininante in ud pomo, rigontio nel mezxo e fomito di gu 
dritta, luDgh. cm. 63. 

Spada (fig. 4,3) ad no sol taglionte e ricarva, non intent 

PuDta di lancia (fig. 4,4). 

rranimenti di MvrjfiTifg. 

Cinto della corazza. 

Utetmli di bronso. — Manico (fig. 4,«) probabilmen 
una concolina, formato da una figura maschile di stile an 
la quäle con la parte inferiore del corpo avyolta nel mantell 
i piedi poggiati su di una palmetta, soUeva le braccia aostei 
col capo e le mani due ali »piegate, con una palmetta al dis 
cui eia evidentemente attaccata la concolina. 

Zampe di leone, parte inferiore probabilmente di un trepi 

Franimenti di un medesimo. 

Grande pignatta (fig. 4, 7) in forma dai chjtra, alta cm 
con bocca larga cm. 23. 

Due concoline (tig. 4,s) senza maniche, Tiina alta cm. 
e larga am. 45,05, Taltra alta cm. 8,05 e larga cm. 29,04. 

Due anse (fig. 4,9,9*) probabilmente di una patera. 

Colatojo lungo cm. 23. Ha il manico terminante in c 
e testa di cigno, ricurvo in modo da potersi 80spendere, e 
della in forma di piatto con al centro il passatojo conico e 
raolto alto (*). 

La suppellettile dunque di questa tomba, ci porta dal p 
cipio del V secolo alla fine del IV ed in essa, come per altri cas 
simile associazione della suppellettile di tombe greche rinven 
in Italia (') i pezzi di maggior pregio sono quelli d'importazi 



Bcliinit, Alterth. v. I. parte 3*. tavv. 2. 4 ; Schreiber, Bilder Atlas XL 
9; Baumeister, Denkm. III, p. 2035; Cfr. anche Brano Schröder, Arch 
Anzeiger, 1905. p. 16 seg., fip. 4. 

(M Un esemplare quasi egualo e proveniente da Ravo si coDserva n< 
Collezione Jatta; cfr. anche Daremberg et Saglio, Dictionn. d. Antiq. gn 
et rom., fie. 1732 a p. 1332. 

(•) Anche in una tomba recentemente scoperta presso Ohinai vasi al 
del V secolo erano associati a vasi di fabbrica locale (Xot. degli scavi, 19 
p. 346). 



TOMBE GRECHE IN PUGLIA 



33& 




Fi-. 4. 



« /ATT4 

nIti.M. Fra qiieüti poi emerge a sna volii 1 ajifiri i r 
clir iifllu Htoria della ceramica greca pao. a -ikz^r z: ■ 
IUI |H>sti) noii fiel tutto insigDifieante. e p»er i sri--: Tirkzzi 
I« siiliHiiri, per il lipo della rappresentanza della i^ ü: 

«M|i;il«*. 

Mi Ma percii^ concesso indagianni im p*:.' pit :^: 

I lioltoni (ii loto ripetuti per due volte, sulla mrlesin 

iMiir oinsiiiionto (ifl nojitro va8o(fig. 2). i bastonoelli. U 

i«lli i.i N«>iiiiii!iriaiiiontü disegnate, insieme alla caratteristica -' 

siuilt iiiaiiuiiitosi dal piede nuUa zona ioferiore della pancia 

iiii.iLi (lallii Yoinin*. rivelano iiegli elementi decorativi scelii < 

■ti. im |Mt»viiU>iito intondiinento arcaico. Questo medesimo i 

:i. riiN.uio l:i roiiiKi iloiiW occlii delle tigure allnogati a maj 

-.itii.it I litt porliino a s^Mionibo e di prospetto sni yiso di 

li ii.i^.t :ili|u:iiitt) |ironiin7.iato airinsiu le labbra atteg^iate 

m:im>. 1,* iiiani a vontay^Iio, oon le dita luuge e stecchi 

I ■11!.» MiiMu-a di'H'A. \M L e dol S a tre gambi dell'e 

t • I 1 .msmi.!.»:»»' i'<alta o preoisa, ma pur fredda e secc 

.: Mir.Mit: .i: xxw soll liivlio le aniu indossate dal gioFani 

I .* .• t V luM.iatio la iuaiiiora di alcuni pittori vascolari £ 

i;.- . V ''^'''«i ^>«'l maiiocvriaro il biilino ('). 

\ .' M\i':n.|»> 10 tion sajMvi asorivere l'anfora di Ruvo : 
.! ) • ,-.. . *i.u\li.» :1 .ÜM^jjiio la Mia tecnica rivelano u\ 

' i ; . ' *• iM i >•:•'. {visv^tiaÄTiri si miiovono con mago 

^ i l ' i^^io ^r.i'.ubia infaiti söno piü proporzioDa 

ijMotcioo la larghezza del torac 



,ts-, 



1 ll I 



. » ir-.TA ,:c/;i ■ niiinonti ilelle aniii del j 

!At. :.i Abb. rdAs.tr lophos. ha la cal 

- "t:-. .' V. r:j:-.:ro umine. U difesa im 

k\A .- T. a>tr:. lucntre le piastre niet 

^ :: • >v.*:e ir friiia di sca^Ii* nell 

•i • '. Tv« •■..■: ::u'iiv il uni lona di o^ 

-..fc^;/. .■ ■•: .i,-»*.'.! vWtA e della rerni 

■. > vV. :.: — Asn-.'vvnie epUeina, 



i. . ::- :. r. 4. 



» 



I 



TOMBK GH«CHE IN PVÖLIA 

pieoezza delle anche e delle eosce coDtmsta con la vita relativa- 
raente iriolta aattile; in quäl che il giovane gnerriero del öostio 
dipioto, COD la sim üsonomia quasi fdruaiioea. col Tiso tondo e Je 
garabe snelle e lunghe ci palesa qiiel tipo ideale giovanile cosi 
care al ciclo di Eiiphronios (*). A qiiesto ciclo ci ripartano del 
pari la maiiera come soa trattati i capelli, fliienti in Hnee siin- 
metncameiite oadulate siiUa niica del giovane, con contorno supe- 
riore lucidato e franeia pmoellata siiUa fronte nelle altre figiire; 
ed il largo iiso inoltre che il uostro vasaio fa della vernice di- 
Itiita per iodicare il chiaroseiiro del metallo, nella siiperficie in- 
terna delle paragnatidi e della spalliera, dei peli, delle sottili 
pieghe del chitone e soprattutto il rilievo dei miiscoli interni dtjlle 
parti nude del corpo, Aggiungerö anzi che questultimo dettaglio, 
[a CHI introduzione nella ceramica greca, per uiianinie consenso 
degli archeologi, viene attribuito a merito di Euthymides (*), reso 
nel Dostro dipioto con linee soitilissirae ed appena visibili (^) in- 
aieme al capo piccolo col mento oltremodo sviluppato e rotondo, 
il naso meno sporgente che in Euphronios, e gli occhi relativa- 
mente stretti e hinghi, avvicinano il noatro maestro alla maniera 
di Duri3{^). 

In ogni modo uon v'ha dubbio che egli muo?e dal ciclo di 
Euphronios, non nella tecnica e nello stile soltanto, ma anehe per 
il tipo della sceaa rappresentata snlla faccia principale della sua 
anfora. 

üo gnerriero dunque di aspetio molto giovanile {tig. 5), cou 
una teniie barbetta pennellata a vernice nera snlle gote e Innga 
ed inanellata chioma fluente di sotto aU'elmo, con le paragnatidi 



k 



(*j Klein, Fuphronioi^, p, 264; Arch. ^eiL 1879, p. 33; Hoppin, Eu- 
ihifnüäei, p. 10; Mikni, J/useo ItaL 111, p, 248; Furtwängler, nel testo della 
Qflech. Vasenm. i, p. 64. 

(") Furtwängler» Bucht. 7, VoiensammL im Äntiq, U, pp. 573, 577 
• 579. 

(*) Hartwig, Mehttnch. pp iv'j e 490; Reisch, Rom. JJiUL \\ p 3:^. 
Giovji ricordare che anche in una coppa di Duris del Musco Iiidttstriale di 
Vieniia (Masntjr» Die Sammi Antik. Va»en, u> 7'errac. im K* K. Oest. Museum 
n 324 B.) ricorre lo sehenia del gucrriero cbe bi arma, dipiDto suiraiifora 
di Kqto. 



338 



m. JArfA 



iollevate, ha or ora indOMata la eorazza aul fino e corto 
ed iotenJe a darle rultimo assetto. prima di affibbi 
liera desti-a. Bappre^^eotato di prospetto« rivolge per^ il wim 
donua che, vestita di luiigo chitone ed himatioD e oaffia it 
gU porge la spada, sosteoendo per 1 orlo iino »endo pai||ri 
di un gradino, meotre iiu uomo barbato arrolto neU*uB 
con bastene io fonna dl gruccia nella siniBtra, porta la deati 




Fig. 5 

bocca, Dellatteggiamento caratteristico di rivolgere la parola 
vane. ed un yecchio calvo, col capo cinto da tenia, avvolto 
l'himatioQ, poggiato ad un bastone in forma di gruecia, alqi 
China iti av^auti colla persona, atteotfimeote ascolta. M 

Orbeoe, a niuno sfugge la striDgeDte analogia di coni 
fra questa acena e le altre due adornanti le anfore di Eothju 
ora a MoDaeo (^) a sagnatatneDte qnella con Ettore che si 
in prosenza di Priamo ed Eciiba. Ettore ed il giorane guei 



(•) FQrtw&n|rl«i^-Heich?iold, Öritrh. Vüftinm,, t.ivv 14, 8t. 



TOMBE GRECHB IM Pt'OLtA 



339 



de Ha nostra anfora, sono eotrambi rappresentati di faecia, cd viso 
di profilo alquaoto mcliaato suHa spalla destra, entrambi occupati 
ad iüdosaare la corazza, con la dilTerenza che il guerriero deiran- 
füta di Ruvo, avendo quasi campiuta Toperazione, ha giä measo 
relmo 8nl capo. Cosi pure Tuomo barbato del oostro dipinto, ri- 
corda per latteggiameuto, Priaraa dell'anfora di Enthymides, e la 
donoa ehe porge al giovane la spada e !o scudo. Ecuba, che ia 
<)!ielia, sostiene la laocia e porge al figlio Telmo, esseudo lo i^cudo 
pnggiato sul suölo, 

II maestro deiranfora ruvestiiia perö, ha maggiormeote aci- 
mata la sceaa, introducendoTi il vecchio in modo che quasi tutte 
le gradazioni di etä vi sodo rappreseotate, ha tneglio aggruppate 
le (igure, col far coprire la parte inferiore del vecchio dalb sciido, 
e col ritrarre inoltre il siio giovane guerriero con la corazza gi^ 
indossata e Telino sul capo« ha potuto mettere in erideoza tutto 
lo afarzo delle sue armi e presentarcelo terribile, come im eroe 
omerico, nelle sue nXvia nixstt. 

Sieche Tanfora di Ruvo, insieme alle due di Eutbyniides ci 
confenna la variazione che la seena au di esse rappre^entata ed 
appaitenente ad un repertorio vecchissimo (^) siibisce nei dipinti 
vascolari di stüe severo* Essa acquista a parer mio maggior uoitä, 
ineotre TispirazioDe epica maggiormente s'iotensifica, Ancorche in- 
fatti si debba consentire col Fiirtwäugler (^) che Kuthymides ha 
dato ai suoi personaggi una denominazione arbitraria, poco rispon- 
dendo TEttore da lui dipinto giovane e sbarbato, aH'Ettore del- 
l'Epopea, pure aoi vediarao qiiesta sceoa animarai di un vivo co- 
lorito omerico^ qualora paragoniamo la compiaceoza con cui questi 
maestri vascolari la svolgono in tutti i dettagli di rappresentanza 
e di concezione, a quella simile di Omero nel descriverla {% e se 
Tintensa e profonda venerazione che iapira la figura del vecchio, 
il consiglio deU'oomo di etä matura, le sollecite ed affettuose eure 
della donna verso ramato, s'interpretano, rievocando alcuni perso- 
naggi resi aticor oggi popolari dairepos omerica, e quella fiae e 



(*) Per rorigine e la storia di qoesta scana cfr Boppin, op. cit., 

(') Furtwaiigler, nel testo della Griech. Va$enm. I, p. 64. 
(^J Ricordo la deserizione dt Paride che bI arma prima di combatiere 
con Menelao (tliad. III. v. 328 segg.), di Agamcnnone (Iliad. XI, v. 15 aegg*). 



:Mo 



M. JATTA 



giuäta coaoscenxa che Omero medesimo rivela, dei sentimenti iimai 
in rapporto alla differenza di sesso ed alle varie gradaziooi di ei 

Ma nei dipinti vascolari di stile 86?ero la scena di annamen 
si arricchisce di niiovi rnotivi, anche dal punto di vista artistic 
Fra qnesti il piü cospicuo i il gnerriero che 8i anna non piü ii 
clinato per infilare uno schiniere, o di profilo, ma di prospett 
neiratto di indossare la corazza, il pezzo piü importante dell'a 
matura: motivo che d'ora iDnanzi fa fortuna e s'incoDti-a, vari; 
loente riprodotto, in quasi tiitte le scene d'armamento, tramai 
dandodi tin nei rasi di hello stile ('). 

Dohhiamo attrihiiirne Tintroduzione ad EuthyiTiides« che 
ripete per hen due Tolte e per giiinta siiiranfora, siilla quäle 
fa la piü esplieita dichiarazione di aver superato il suo riva 
Euphronios? lo lo credo prohahile, sehhene di qnesto avviso nc 
sia il Klein (')• Troppo pessimista riguardo alle facoltä inventi\ 
ed innovatrici di Euthymides e troppo convinto della superioril 
artistica di Euphronios, il Klein infatti, disconosce anche per 1 
scena in parola, ogni originalitä ai pittore deiranfora di Monaco 
facendo alle numerose rappresentanze di armamento deirepoca pn 
cedere Timpulso da quella simile dipinta da Euphronios. 

A parte perö la snperioriti^ artistica di questo maestro, oggi 
giorno abbastauza discussa ('*), parmi che le attitudini stilistich 
ed artistiche di Euthymides e soprattutto la sua inclinazione ver^^ 
arditi atteggianienti, comportanti difticili posizioni di scorcio, sian< 
tali da nou reodere necessario nelTindagiue del probabile iDDOva- 
tore della scena che ci oecupa, il dover muovere da una rappre- 
sentanza, che noi dobbiaino quasi coiupletamente ricostmire con 
la nostra immagiuazione {*). 



(') Cito, ]>er es., la lekythos <li ralcrino. Furtwanjjler-Rcicliliril J. op. cit., 
tjiv. CO. U-stij II. 1». 31. 

(') Eupliruiiios*, ]». 15^. 

C-^' II Furtwänjrler infatti, riteiieiulo dipinti di Euphronios quelli firinati 
con kyQu\l>sv attribuisce fjli altri firmati con inolrjoey alla sua ofiicina e con- 
sidcra PEuplironios dello stile sviluppatu come un fantasma degli archeolopi 
ra )demi. Si ricade cos'i nella « vexata quaestio-^ del si^nificato dei due verbi 
8Q citati. per la quäle e relativa biblio^^rafica cfr. Ducati, Brevi osservaziont 
xul ceramista attico Brygos, p. ^ e seprp. ; cfr. anche Hauser. Berl. philol. 
jyoehenschr., 1907. p. G93 sep. 

(*) II Klein, op. cit.. p. 151. ricostruisce secondo questo tipo la scena 



TOMBE GRKCHE IN FLGLIA 



:;ii 



Ed h ain^he lecito supporre che non per sola vanitä o invidia, 
ma appunto dopa aver rav?ivata l'opera sua cou Diiovi motivi ed 
espedienti artistici» ed aver per coDseguenza superati diflieili pro- 
blemi digegnativi dai siioi antecessori e contemporanei appeaa ab- 
bozzati« venisse siille labbra del nostro iiiaestro resciamazioue che 
h[i trascritta suiraofora di Mooaco: wg ovdtnotB Ev(fq6vtog. 



II. TOMKA Dl CEfilJE. 

Di passaggio da Ceglie del CamiK% paesetto presse Bari, potei, 
nel settembre scorso. esaminare la swppellettile di una tomba, da 
poco scaperta e della quäle do qui tma breve notizia. 

La tomba, a qiiauto m\ assert lo scopiitore, presentava un si- 
steraa di sepoltiira, che io ebbi occasioDe di verificare anche in 
RutigliaQo, paesetto non molto lontano da Ceglie^ e che, per qiianto 
io sappia. non h stato notato in altre necropoli pngliesi. Äccanto 
al sarcofago di tufo cioe, di forma rettaagolare e di dimensioni 
(*apaci di contenere il cadayere, vi era im altro piccolo locnlo aiiche 
di tufo, contenente, a giiisa di ripostiglio, gli oggetti di broDzo ed 
i vasi di maggior pregio, inentre gli altri vasi erano stati collocati 
accanto al movto. 

Ftirona rinvennti i segueoti bronzi: 

Concolina alta cm* 3,05. larga cm, 22,08. con manico 
terrainante in coUo e testa di cigno ricnrvo» aitaccato alla con- 
coliöa mediaüte una palmetta e con la superticie nupenore ^M'affita 
di palmette e öemipalmette. La sua forma era simile a qnella giä 
(lescritta {tig. 4,g) avendo tri piu il manico. 

Piccolo vasettö, (lig. 0,,) coo pancia piriforme e baccel- 
lata^ bocca larga ad imbuto e manico formato da due corde intree- 
ciate ed aonodate nel inezzo, alt. cm. 8,o7. 

Una strigile con lamjiia molto ricurva. 



del fontio di una coppa frtimiiientariii di Eaphronios. Por esseudo di «ccordo 
col Klein che in qucHa non foste esibito, coroe vaole il Brunn, an trofeo 
non Ifi'vo nci frammenti medcaimi i dati sufficienti su cui basare la con- 
gettura che il gutrriero che si amia fossc pruprio ritratlo nel momento di 
indossart« la corazfa. 



342 



U. JATTA 



Vasi a figure rosse. — Anfora a colonnette per fern 
e decorazione perfettameote simile a qnella giä descritto e ri 
Tenuta in Bavo, alt. cm. 39,02, largh. cm. 37,08. A) Kom< 
B) Tre giovani a?¥olti neUhimation. 

Oinochoe a bocca trilobata, alt cm. 13,08. Snl eoUo, a 
teriormente, piccola zona di ovoletti, al di sotto della qua! 
sulla pancia, i rappresentato un Sileno, che in piedi, calvo, a 
barbetta a pizzo e trattata con Ternice diluita, stende la ainiatr 
poggiandosi con la destra sul tirso. Snl snolo, a destra dei so 
piedi, si vede un corno potorio. Hello stile. (Per la forma cfr. Fnr 
wängler, Äntiquariim, tav. IV, n. 18). 





Fij:. C. 



li 



Coppa senza maniche, alt. cm. 10, largh. cm. 2L tutta 
verniciata nei-a. Sotto al piede e grafiBto L|A (*). (Per la forma: 
Fnrtwängler, Ant., tav. VI, n. 227). 

Coppa alta cm. 6,02, larga cm. 20, verniciata nera con uoa 
palmetta a vernice nera nel fondo limitato da una zona di ovoletti. 
(Per la forma: Furtwängler, Ant., tav. VI, n. 226). 

Kalathos alto cm. 16,03, largh. cm. 24,05, con ornamenti 
in color rossomattone, disposti in zone suUa superficie grezza della 
creta. La zona sovrapposta alla base e ornata di scacchi, la se- 
guente di palmette, la terza di ramo di mirto, l'ultima in foglie 

(*) Per il significato di questi segni grafiSti sotto il piede dei vasi e la 
relativa bibliogratia, confr. Furtwängler Griech, Vasenm,, teste I, p. 15, 
n. 1, p. 178 e seg.; II, p. 68. 



TOMBB GRCCHR I?i PL'GLU 



343 



IQ forma di punta dt lancia, le <|uali si vedono anche sull'orlo in- 
terno del labbro* (Per la forma : Furhvänglen Aat., tav. V, n, 91). 

Askos (ßg. G,^) in forma di tiaschetto alt cm. 9,08. Non 
yerniciato ne decorato. 

la qiiesta suppelleltile guadagna sin dal primo colpo d'occliio 
iina speciale coDsiderazione Tanfora a coloQDette, non ostante 
la frequeoza della sceoa rappresentata snlla sua faccia princi- 
pale (tig. 7), Sono diiegiovaoi infatti, che con clamidi gittate a giiisa 
di scialle sulla spalla, co! capo einto da beoda ed ornato da piumo. 



V\^. 



ed imo di essi coq alti calzari, danzano in lieto komo9 per la 
pnbblica via al ritmo della doppia tibia, suonata da una giovane 
doona vestita di liingo chitone ed himation e col capo cinto da 
Corona di mirto (?). Essi hanno ancora fra le mani gli oggetti che 
dianzi formavano il loro divertimento {') e, mentre il giovane a 
sioistra della suoDatrice, lasciando cadereil nodoso bastene^ striDge 
ancor piii teneramente iiQ^anfora vinarja, l'altro con il barbiton 
ticila sinistra. si esperimeata neiresercizio prediletto di tenere in 
equilibrio una coppa. 

Niente di nnovo dimqne in qiiesti giovani comasti, la tm 
gaiezza e espressa cod i conaueti espedienti, e che portano im- 



(M Holwcrda, J**hrk d. deutsch, arüK !mU 18S9. p. 24, 



34 i M. JATTA 

pressa nella fisonomia con veristica impronta rabbratimento del- 
Torgia (*). Epperö dod avrei sottratta Tanfora all'oblio, cui era 
destinata^ ove non vi avessi ricoDosciuta una certa importanza 
tecnica e stilistica. 

Se il maestro del Dostro dipinto, iofatti, per la foggia conie 
ha disegaate le ciamidi indossate dai giovani, per lo scheinatismo 
con cui ha rese le larghe pieghe di esse cd il torace del giovane 
con la ceppa, e soprattutto per la palese adozione di tipi apparte- 
oenti al repertorio di stile seyero (*) si awicina a questo gi'uppo 
vascolare, ne ä d'altra parte imprescindibilmente tratto fuori da 
una tecnica piü sviluppata, da una coocezione piü calda del mo- 
vimento e del panneggiamento, ed in primo luogo dal noterole 
tentativo di dare al viso del giovane con la coppa ed il barbiton 
una movenza armonizzante con quella delle altre sue membra. 
Tentativo veramente interessante non pure perche raro nei dipinti 
vascolari delVepoca, cui a mio giudizio rimonta Tanfora di Ceglie, 
lua anche e piü perche esso si palesa affatto rudimentale. 

A me sembra infatti che il viso di questo giovane sitnato su 
di un coUo enorme, asimmetrico nei contorni, con una guancia piii 
goufia deiraltra, gli occhi di profilo e convergenti verso il naso, 
sia la piü irrefragabile prova da un lato deirattaccamento del 
nostro maestro alle posizioni canoniche deirarte arcaica di rappre- 
sentare il capo di faccia o di profilo, e dallaltro dei suoi conati, 
onde liberarsene. 

Orbene, dal fermento di vecchi motivi rivolti a nuove ed in- 
tentate conquiste stilistiche, costituente la caratteristica piü co- 
spicna del dipinto di Ceglie, ne consegue anche Tepoca ed il 
gruppo vascolare, cui esso deve assegnarsi. 



(*) Si noti specialmente la fisonomia del giovane con Tanfora a bilan- 
cione. Anch'essa al nostro dipinto deriva dallo stile severe, ed h probabil- 
inente anche qui indice di queirindirizzo realistico, che nella ceramica greca 
era giä penetrato sin da principio del V secolo (Hartwig, Aleistersckalen, 
p. 479). 

(■) Come Tesercizio di tenere in equilibrio i vasi fosse argomento sfrut- 
lato dai pittori vascolari di stile severo, puo vedersi in Holwerda (op. cit., 
]). 27). Per la derivazione da Epicteto del motivo del giovane con TanfTa a 
bilancione, confr. anche Hartwig (Jahrb. d, d. orchaeol. Inst,, 1891. p. 250; 
1892, p. 118). 



TOMBR GRECHE IN PUGLIA 345 

Siamo evideDtemente in un peiiodo di passaggio da imo stile 
aU'altro, ed in uoo degli nltimi stadi di qnel graduale e conti- 
nuato progresso tecnico e stilistico della cerainica greca arcaica, 
che, eliminanda Tolta a volta le sue debolezze, circa !in decenaio 
da poi, si fletteva docile ai coraandamenti dello grande pittöia (^). 

E «a gnippö, ed e forste snperÜ^o clichiararlo, giä da rin pezzo 
diijtinto e studiato (-), ma io son lieto di potervi annoverare Tan- 
fora di Ceglie come uno dei piii istmttivi eseniplari. 



HL V.VSu IN FORMA DI SECCHIO 
CON R A PPUESENT ANZA MÜSICALE, 

Delta medesima proreniouza della tomba or descritta e da nie 
agginato alla coUezione Jatta di Kuvo, ove si conserva, e il vaso 
f ramm eil tario in forma di secchio (fig. 8) (^*), di stile piigliese, 
del principio circa de! III secolo. 

La forma, gli elementi decorativi, il largo iiso del bianco e 
la scena del rovescio, esibente una giovane donna in amoroso col- 
loquio coü un giovane, meotre im Eros vola al disopra, sono ovvie 
caratteristiclie del grnppo cui il nostro vaso appartieoe. 

Maggior interesse invece desta la rappresentanza mnsicale 
della siia faccia priocipale, niodesta ma por espressiva emaaazioae 
dello spirito ellenistico che rinforma. 

Seduta sii di una sedia pieghevole, vestita di limgo Chitone 
ed bimation avvolto iotorno alle gambe» con scarpe, armille. orec- 
chini. e coUana una giovane douna suona la doppia tibia, mentre 
innaüzi a lei un personaggio (probabilmente di sesso femmiuiie) 



(•) Fo, Cül Milchliüfer i/ahrb, d, d. arch. tnsU 1894. p. 72 e segg.), 
comiuciare IHnflussa dtilla grande pittura sulla ceramica nel 460 av. C. circa. 
coDsentendo con lui net ritetiere che tale inäusio non avTenne di un Söl colpo, 
giacche molti mc»ti?i rileiiuti polignotei preeststevaiio. 

(') Specialmente dal llolwcrda nel citato lavoro (Jahrb. d, d, arch, Imt , 
1889, p, 24 e »esrg^. 

I*) Questt »üQO gruppi di palmette intrecciate fia loro soi fianclii d«! 
vaso e dividenti la rappresentanze, meandro aotto le figur«, o?oletti sul Porto 
del TAso, itientft) le m>>daiiaturc sottostanti sono ferniclate nere q ornate di 
punti btanchi alternantisi a trattotini del meddäimo cokre. 



TOMBE 6RECHB IN PU6L1A 



347 



come ben si esprime il Romagiioli (0» la poesia e la musica, si pu5 
aüche riconoscere Dei protagoöisti della scena rappuesentata sul 
dipiDta vascolare i\ Ceglie, im poeta ed una poetessa. 

In ogai modo, Don e dubbia 1' inten ziooe del nostro vasaio di 
porre in maggior rilievo e dar preponderaoza al suono delle tibie; 



Figf, 9. 



giacche noQ soltanto aila siionatrice di essd tribiita maggior onore 
destinandole, insieme al ramo di palma, probabilmaDta anche la 
Corona, ma ne carattenxza in modo mirabile Tarmonia, con Tio- 
trodm^vi rAoiorino. simbolo forse qui della passioöe d amore della 
disgraziata Ninfa dal mite riochiusa nelle tibie, e la danzatrice, 
che, merce la rispondenza dei molteplici movinienti deiroklasma 
coö la tSiv aidtüv n^lvipmiCi^t (*), ci appare una plastica riprodn- 
zione del ritmo saltante ed agitato delle tibie. 

t^) E. Romagnoli, La muska gr^ea {Nuova Äntologla, 1905, p. C72); 
cfr. anche D, ß. Monro» The S/odes of ancient Gteek Music, p. 119 e fegg. 

{•) PluUrco» De Mus., 19; cfr. lul rigaardo Graf, De Graec, re muit 
p. 2 € 8egg 



348 M. JATTA. TOXBB ORBCRB IN PUOLIA 

Lopposizione, a dir vero, fra il suono della cetra e i 
tibie fa sempre teniita viva fra i Oreci da dirersitä etnografi 
di origine, di forza espressiva e di ritmo, difrergenze da Orazi< 
riassunte coa sl eloquente sintesi nei suoi beo noti versi: 

Sonanti mixtum tibiis rmrmen lyra 
llac dorieum, Ulis harlarum. 

Un vero e daraturo antagODisroo infatti fra un suono, e Tal 
ed il predominio di nno strumeDto mnsicale sairaltro dod vi 
mal, mentre il diTampare della loro opposizione in momeDta 
disprezzo o simpatia, si de?e a cause estranee alla musica me 
sima, agli avvenimenti politici ed alla moda. Come un secol 
piü circa prima del nostro dipinto, Topposizione mnsicale fra 
tibie e la cetra, fomentata dal seDtimento nazionale e dalla mc 
ebbe uD*eco nella pittura vascolare ('), cos! ora Teeo medesii 
ripercuote la moda ed il gnsto per quanto FeniTa daH'Oriente, c 
h\ fortemente aveva pervasa la societä ellenistica dopo le spe< 
zioni di Alessandro soprattutto (^) e che sei dipinto di Ceglie 
rispecchia nelVorigine delle tibie, delToklasma {*) e nel ?estimei 
della danzatrice. 

Ma quäle dissonauza fra questi due echi! 

Mentre i ceramisti del V secolo manifestano il loro odio p 
Tauletica attraverso il mite, il pittore vascolare pugliese sa t 
emergere la sua simpatia per le tibie dalla scena di genere m 
(lesinia, la quäle, piü intensa e veristica neirespressione, si asso 
tit^lia anclie uel significato. 

M. Jatta. 

(M Urazio, Kpod. 9, 5 e seg. Per la loro interpretazione cfr. Graf, op. ci 
j». 79; F. J. Fetis, Ilistoire g^n^rale de la A/usique, v. lU, p. 328 e segg 

(-) E noto cnrae neirodio per le tibie in Atene, dopo le gaerre persian 
si rispecchia Todio contro i Beoti, di cui le tibie erano strnmento nazional 
e che la j?uerra niossa airaaletica, trov6, nuspice AIcibiade, segnaci nel 
gioventü elegante ateniese ed un*eco nel mito e nelle opere d'arte da esi 
ispirate. (Michaelis, Marsia ed Apolline, in Annali delVImt., 1858. p. 305 
seger. Cfr. Arch. Zeit., 1874, p. 12 e segg.)- 

(^) Heibig, Untersuch., p. 171 e segg. 

(*j Hohverda, op. cit., p. 28. 



EIN PANNOXISCHKS KAESTCHEX AUS DEM 

NATIONALMüäEüM IN BUDAPEST, 

(mit Tat X) 



Im März 1906 ist in lütercisa, Dunapentele, l>ei den unter 
der Leitung des Prof, Mahler vorgenommenen Aiisgrabnngön auf 
dem Berg Oereghegy» auf dem Felde des Daniel Uaki<is der 
Rest einetj Kästehenii gefunden worden, das nach vielen Seiten hin 
Beachtung verdient. Es lag neben einem ausgeplünderten Sarg, des- 
sen Dci'kel aufgebrochen war; daneben fandeu nidi 27 Münzen 
von Constaiitiü u, a,, einige Glasgefässe und eine T- Fibel. Wahr- 
scheinlich waren diese als wertlose Teile des Sarginhalts wegge- 
worfen worden. Im Sarg (32/1006 N** 3) waren die Gebeine eines 
M» Aurelius SilvanuiJ (*) beigesetzt dessen Heimat Hemesa war, 
und der die Charge eine beaeficiarius iribuni bekleidet hatte. Das 
Kästchen selbst (*) war aus Holz gefertigt und anf der Aussen- 
Seite mit Brouzeplatteu beschlagen; leider ist das Höh ganz ver- 
gangen» auch die Bronzeplatten sind nur teilweise erhalten und so 
stark oxydiert, dass sie nur mit Mühe und unter der grössten 
Sorgfalt gereitet werden konnten (Taf. X), 

Es ist zunächst die Vorderseite des Kästchens erhalten^ und 
zwar ein Streifen, der den überklappenden Teil des Deckels schmückt; 
dieser ist aus drei Stücken zusammengesetzt, einem Mittelstück 
und zwei Seitenstückeo, von denen das rechte noch mit dem 
Mittelstück zusammenhängt. Das Mittelstüok ist mit vier Kreisen 
verziert, deren Rand aus zusammengereihten Perlen besteht ; 
innerhalb der zwei mittleren Kreise ist ein geflügeltes Gorgo- 
nenhanpt gebildet, dessen Haare sich zwischen den Flügeln zu 



(M Arch. I>rt XXVI, 1906. pp 158-159. 

(^) Es beiludet sich tm Budäpesler National mase am Kummor 32/1906 36. 

23 



S50 fl. iSiOILMAKX 

einom tieiko Tout>et erh^^ben und zu beiden Seiten Ü 
Gesichtes lan; herabfalleo; tioterbalb des Kinnes 
dfiooe ScbUogeit susammeogekootet xii sein ; neben 
Ifedtuaok^^pfeQ ist links Belleropboa dai^estellt, n. r. reti 
mit naebfiatterndem Mantel (von der BeÜügelang dee Pe 
ntchts za sehen). Er ist im BegrifT, mit der Lmnz^ nich der i 
dem Pferde n. r. tanfendeü Chimaera zu stossen« deren drei KOfür 
ihm zugewandt sind; um ihren BiM zu ?ermeiden, hat Belk^ 
phen das r. Bein in die Höhe gezogen (0; das Bund zur reckt» 
Hand wird von einem Reiter eingenommen, der, in srnimc 
Haltung zu Bellerophon, n. L sprengt; er bat am linken Arme eil 
kleinen ovalen Schild mit einem Umbo in fler Mitte nnd 
wohl einen kurzen Speer in der Rechten, wnrfbereit, gig^en eia 
Gegner, nach dem er den Kopf zurückwendet ; unter seinem Pfej 
liegt ein nach links gefallener Gegner« der den Kopf nach d| 
Sieger emporzuwenden sucht (*)« Zwischen je zwei Ereiisen siti 
oben und unten je ein kleiner von kleineren Perlen eingefas^tci 
Kreis angebracht, der ursprünglich wohl als verzierter Nagelka|j 
zur BefestignDj^i: der Platten auf der Unterlage, gedacht ist; 
schliesaen entweder einen kleinen einfachen runden Buckel 
eine kleine Büste eines Mannes, oder zwei einander zngewand 
Idole ein (*)• Unten wird der Mittelstreifen durch einen Frid 
abgeschlossen, der mit stilisirten nach links laufenden Tieren er 
füllt ist; die äussere Begrenzung nach oben und unteo wnrdt^ 
durch eine Reihe von grosseren Perlen oder Buckeln gebilde 
die aber nur oben noch ganz erhalten sind. An den Mittelstreifd 
schtiessen sich links und rechts die Seitenstreifen an, die einfiel 
je eine H^ilfte des Mittelstreifens wiederholen, d. h. man hatte 
links ein Medaillon der Gorgone und des Bellerophon, rechts Am 
der Gorgone und des Reiters; da die Hälfte des Streifens ab^r 
für die Ausdehnung des Kästchens zu gross war, bat man linki 



(' ) Aacb auf der Tkima Capitolina ist in Medailloni Bellerophon 
geitellt, wie er von dem (hier sieber geflügelten) Pe^aEos ans die Chin 
bekämpft, wgl ROm. Mitt. 1906 T, XVIU, 2. 

{*) Vgl Mainzer Zeitschr. 1906 S. BS, ¥i^, 21. Grabmal einet rön 
Reiter«, <!as grosse Aehnlichkeit mit dem Medaillon hat. 

(') Solche mit Balten antgefchmöckte Nagelköpfe erscheinen auch 
der Thema Capitalina, wgl Rom. Mitt. I90ö S. 372. 



im PANN0N1SCRB8 KAESTCHEtI So] 

oder rechts ein Stück abgeschnitten, so dass beide Male nur der 
Kreis mit der Gorgone ganz, der andere nur teilweise erhalten 
ist; indem man an der Ecke noch ein über die Ecke übergreifendes 
BroBzeblech aufnagelte (nur die Nägel sind noch erhalten), sind 
zugleich von dem abgeschoitteneE Kreis die erhabenen Reliefspüren 
durch die Hammerflchläge wiederhineiDgetrieben, so dass man von 
Bellerophon nur noch die Beine des Pegasus, von dem Reiter rechts 
dagegen fast gar nichts sieht. Jedenfalls kann man hier gleich 
lernen, in welcher Weise die Kästchen gearbeitet wurden: der 
Arbeiter hatte eine Reihe von Bronzeblechstreifen mit getriebenen 
Figuren vor sich; von diesen nahm er, was ihm der Grösse und 
dem OrDaraent nach geeignet schien, schnitt es, ohne viel Rück- 
sicht auf die Ornamente zu nehmen, mit der Scheere zu und be- 
festigte es durch Nägel auf der Holzunterlage so, dass die Enden 
der einzelnen Streifen sich gegenseitig deckten (0, 

Der untere Teil der Vorderseite ist durch fünf vertikale Streifen 
geschmückt, zwei schmale an den Seiten, dann folgen zwei brei- 
tere, und in der Mitte einer als Sclilüsselblech, das aber nur die 
Hälfte der Höhe deckt. Die schmalen Seitenstreifen zeigen zunächst 
dieselbe Verzierung, wie im Deckelstreifen, links einen Kreis mit 
Bellerophon (n. r.) und darunter den mit der Gorgone, rechts den 
Kreis mit dem Reiter (n, 1.) und darunter die Gorgone; hier sind 
also die Medaillons nicht neben, sondern unter einander angeordnet. 
Da die Höhe des Kästchens durch die beiden Medaillons nicht 
ausgefiillt wird, muss man wohl annehmen, dass sie sich noch ein- 
mal wiederholten, dass also nach unten noch einmal Bellerophon 
nnd die Gorgone links, der Reiter und die Gorgone rechts folgten. 

Während dieser erste und fünfte Streifen durch die symrae- 
trisehe Haltung des Bellerophon und des Reiters einin symme- 
trischen Eindruck machten, wiederholt der zweite und vierte Strei- 
fen einfach dieselben Figuren, offenbar weil dem Verfertiger des 
Kästchens keine symmetrischen Figuren für diese Streifen zn Ge- 
bote standen. Wir haben hier drei Medaillons von etwas grösserem 
Durchmesser; oben wieder Bellerophon, n. n, aber diesmal ohne 



(M Heber die Techoik, die bei dem Anbringen der Bronzeplitten auf 
,|er Hohunterlftge ingewandt wurde, handelt ausführlich Stihlin in den Rom. 
Mitt, 1906 S. 357 (über die Thema Cäpitolinü). 



U2 



WL. mmmimA9tn 



niehfliegendeD Maotel nnd anf dem geflo^lteo Pegaso« hitien 
VF&lireQd auf dem kleineren M#dailloii dar Held sein Ziel mit 
Augen sticht, blickt er Hier gerade au» n, r^ führt aber iroüi 
fsineo Lanzenstos» nach tioten g^g%ü die nach rMhts Uafeji 
Cbimaera* Im Grunde linkü ist ein Baum Mgegeben. Das mit 
Medaillon zeigt Herakles im Kampfe mit dem Ij^i^eii. Der He 
nackt, seitlich n. r., mit Torge^etitc^m linken Beio, hat mit beiden 
Armen den Kopr des Ldweo umschlungen tuid irfirgt ibo: eine 
gerade Linie gibt unten das Terrain an ; in dem dadareb entste- 
henden Kreisabschnitt liegt die Keule des Helden ; im Gruude i^l 
links sein Bogen, rechts hinter dem L«^wen ein Baam, deaaea tm* 
terer Stamm zwischen den Hinterfüssen des Löwen eracheint Üaa 
dritte, unterste MedailloD zeigt einen Krieger» n. r. aostumien^ 
mit kleinem rundem Schild« den er in der Mitte ge&sst hat 
find Lanze; seine Brost ist, wie es scheint, mit eioem eagaülii 
geuden Lederpanzer gedeckt; rechts und links im Grunde ist 
i*ine kleinere Gestalt gebildet, die nicht deutlich ansgedi 
ist; man kiinnte in der rechten eine die Bew^mgen das Kriegen 
nachäffende Gestalt zu sehen glauben; in dem dui-ch die Terrain*^ 
linie gebildeten Kreisabschnitt ist auch ein nicht deutlicher 6e 
genstand zu sehen; man könnte^ besonders nach dem liaks ate*! 
lienden Bilde, am besten an einen Vogel denken, der sich auf deQ 
Boden neigt, um etwas aufzupicken. Der Zwischenraum zwiseheii^ 
4en Kreisen ist durch herausgebämmerte Punkte ausgefüllt; die^ 
liänder waren wieder durch die grösseren Perlen oder Buckel ge- 
bildet Der dritte, mittlere Streifen bedeckt also das Scfaloss. Das 
h'chlüsselloch ist Ton einem hoch herausgetriebenen breiten Kreis 
umgeben, alle vier Seiten sind mit der Bnckelkante versehen, 7er- ■ 
möge deren auch rier Dreiecke an den Ecken abgeschnitten sind, ~ 
so dass um den mittleren Kreis ein Achteck entsteht. Von deu 
Nl^elo, mit denen die Mittelplatte befestigt war, sind die Spuren 
und Löcher noch erbalten. Der dazu gehörige an einem Ring be* 
festigte Schlüssel scheint nach der Photographie mit einem Stuck 
Gewebe eingehüllt zu sein. So sehr war man darauf bedacht ge- 
wesen, dem Toten die Weiterbeontzung des Kästchens zu sichern, 
dass man sogar für gute Erhaltung des Schlüssels Sorge trug. 
Von der Verzierung der unteren Hälfte des Mittelstreifens ist 
nichts erhalten. 



Zu der Verzierung eines KästclieTis gebort auch noch die unter 
Fig. 1 abgebildete Platte, von der ich leider nicbt anzugeben 
Termag, ao welcher Stelle sie ursprünglich angebi-acht war. Meine 
ursprüngliche Annahme, dass sie sich unter dem vorher beschrii- 
benen Streifen als unterer Abschhiss befand, scheint mir deshalb 
nicht annehmbar, weil damit das Kästchen eine iiDgewohnlielre Höbe. 
mit dem Deckel gegen 0,45 m., bekommen würde, eine Hohe, die 
offenbar bei den anderen Kütstchen nicht| vorliandtn war und die 
auch fnr die Zwecke, denen die Kästchen dienten, nicht nötig 
scheint; die Platte kannte aber auch zum Schmuck des Deckels 



'U 



¥ig* L — riuitc ei Res» Kästehotis aus Iiittrcisa 



gedient habeo; ja, wenn man die Ornamente betrachtet, könnte man 
üljerliaiipt auf den Gedanken kommen, dass die Platte zu einem ganz 
anderen Kästchen gehorte. Während nämlich a!« Umgrenzung bei 
den Platten der Taf. X immer Buckel- oder Perlenbänder er- 
scheinen, ist hier als ürasäumuug eio Band von Buckeln, von denen 
jeder in einen Kreis gelegt ist, genommeo, so da^s man zuerst 
glaubt, man habe einen Eierstab auszudrücken beabsichtigt. Auf 
der anderen Seite sind aber doch auch die Aehnlichkeiten so htark, 
dass mau au der Zugehörigkeit unserer Platte zu dem Kästchen 
festhalten muss. Der Buckel innerhalb des Ringes findet sich aucl» 
auf dem oberen Streifen neben dem Gorgoneion, auch ist der Rand 



oberhalb im K^U^fs in derselben Weise darch H^ratistreibeii toI 
PimkteD Tdrziert« wie die leeren Ecken auf dem zweit^Q itad 
Streifen der tsnUren Abteilung des Käittcheaet, kunu mmo irtrd m- 
nehmen müsien, daüs daa Kelief an tiem Kftstcbeo ruit aogebradit 
war. Dann würde es wobl dem Deckel tugehören. Ich denke, dass 
sieh die Verwendung dieser Kftitcheti als Toilettesktetcben aiek* 
w^eisen l&ssi, dann wOrde sogar das Belief, daa den Seht^nbeiti 
streit der drei Q^Vttinnen darstellt, einen sehr schönen Sinn haben 
Uas Feld ist rechts durch eiuen runden Pfeiler der offenbar tint 
dem Kandbescblag ?erborgen war^ abgeschlossen ; danii be^nni 
Darstellung mit Paris, der awiscben zwei Bänmrn auf einem Steia^ 
tiaufen u. 1. sitzt. Er ist mit dem Chiton und dem auf der rechfc 
Schalter zusammengehaltenen Uimation bekleidet, der fCopf h 
serstört, doch ist noch zu erkennen, dass er eine phrjgiache Hl 
trug; den rechten Arm hat er n. 1. ausge^^treckt und die Hanl 
zur Höhe des Gesichts erhoben, als ob er seiner Bede Nachdruck 
geben wollte; die linke im Schosse liegende Hand halt das Pedom. 
Links von ihm steht Hermes, n. 1.; er hült in der herabhäogendeii 
L. das Kervkdion. in der rechten nach vom gestreckten Hand 
bietet er der Tor ihm stehenden Aphrodite den Ton Paris ihr zoer^ 
kannten Apfel dar* Zwischen seinen Füssen ist ein Bauni^tamu]^ 
sichtbar, auch zwischen ihm und Venus steht ein Baum. Die G6t* 
tin der Sch^ünbeit steht e. f., Kopf nach rechts dem Hermes ani!| 
Paris zugewandt, ganz nackt da, indem sie ein langes Gewand, 
dem durch Streifen und Buckel ein gewisser Schmuck verliehen 
ist, mit den ausgestreckten Händen so hält, dass es den Hinter- 
grund für ihren Körper bildet* Links von ihr steht, durch einen 
Baum abgetrennt Athena, Sie trägt einen Chiton, der unter der 
Brust gegürtet ist, und ein um den Unterleib geschlagenes Hima- 
tion; sie legt die linke Hand an den auf der Erde stehende» 
Schild, der gleichfalls mit getriebenen Buckeln verziert ist, während 
sie mit der rechten Hand die hoch gefasste Lanze aufstemmt Sie 
war nach links gewandt, nach Hera bin, deren Figur ganz ver- 
schwunden ist, nur der Rest eines Baums und der Hals des Pfaus, 
des Vogels der Hera, ist noch erhalten* Die Haltung der Venus, 
die sich durch das Gewand einen Hintergrund schafft, ist übrigens 
schon auf pompejanischen Wandgemälden üblich, vgl, N* 119691 
des Inventars. Vgl. Graeven Antike Elfenbeinw. N** 32 (S. 53). 



EIN PANN0M8CHFS KAESTCHEN S55 

Es gibt eine gaaze Reihe solcher Kästchea mit Bronzebeschlag 
aus Paononien, die fast alle dem Natioaalraiiseum von Buda- 
pest angehören; da die meisten in den Arch. Frt. abgebildet 
sind, kann ich mich mit einer kurzen Angabe begnügen. Am 
längsten bekannt ist das Kästchen aus Pecs, das nach den Sit- 
zungsber. d. Wiener Akad, 1858 Bd. 27 S. 57 schon vor 1839 ge- 



lA 



Fig. 2. — K&stchen uus Peci. 



fiinden hein muas, da in der Zeitschr* f Altertumäwissensch, 1839 
(N° 42) S. 336 der Fundbericht ohne Angabe einer Quelle mitge- 
teilt wird. Fig. 2. Es heisst dort, man habe an einer (unbezeichnet 
gelassenen) Stelle mehrere Steinsärge römischer Krieger entdeckt, 
und in einem derselben (in dem vielleicht, wie in Intercisa, Mann 
und Frau begraben waren), ein mit plastischen Darstellungen ge- 
ziertes Kästelten aus Cedernholz gefunden, das nach den Darstel- 
lungen iB den Jahren 330-358 entstanden sein müsse. Der über- 
klappende Teil des Deckels ist mit zwei schmalen Streifen stilisirter 
Ti^ne, die beide ganz gleich sind, geschmückt; der untere Teil 



IM 



m- BMBUIASC^ 



r ff |fl 



s^rftUl in zwei diircli «in KjrnuUia gttrcnte Streiftti, toa 
dir ob«re io dm, der uattff m r&af Felder xerlagt ist; yoi den 
oberti ist das nebte Ftld gam aacslAfi« aoeli das mittlere ram 
Teilt te daas toaii über die Dtirtelliaf ninieliat Sfiklar bleibt, in 
dem liokefi Feld attit eioe Fmu, itai decait rechtea Sebeakel i^^ 
Oewaad gesehligeo iiU wihreod sie toast gaacs saekt iet, bt^n^Ji 
tu L hiogeUgert: ein Eros fliegt auf sie zu; ?<mi liaks komme 
eiae bis auf du bogenförmig sich aber ihr blibeade Gewud nackte 
Oeetalt herbei, sorgsam ausschreitend, mn fon der raheodeo ni 
bemerkt zu werden (unten liegt das Pednm); rechts unten in 
Ecke liegt noch eine Gestalt, die wohl als Lokalgoitheit aufi 
, ^sen ist. Da in dem teilweise serstdrten Mittelbild der Körp 
Qines Vogels mit Schwanenhals zu erkennen ist« also der Oedmrlti 
an Leda erweckt wird, darf man wohl au das Mosaik in Pal 
erinnern (Overbeek, I/as grosse Mosaik auf der Piasia delta 
toria in Palermo^ Leipzig 1875), wo in drei entepreeheodeo Feld 
die drei Liebschaften des Zeus mit der Antiope, Danae und Leda 
dargestellt sind. Dieselben Liebschaften scheint der Kfiostler anch 
in nnserem Relief gemeint zu haben, links Zeus, der als Satjr d 
Antiope beschleicht (der Satyr wird dnrch das Pedum bezeicbnet)J 
in der Mitte Leda, und in dem zerstörten rechten Felde Daase 
den goldenen liegen empfangend. Wie sehr diese Darstellang zm 
Ausschmückung des Toilettenkästchens geeignet ist, bedarf keinn 
besonderen Hervorhebung* Der untere Streifen endlich enthält 
der Mitte die auf emem Thron sitzende Gestalt der Koma (Rom:i). 
und rechts und links von ihr die symmetrisch geformten nuri 
durch die üeberschriften unterschiedenen Stadtgottheiten Caitha:zf> 
und Constantinopolia links, Nicomedia und Siscia rechts. I>a Xieo- 
media durch ein Erdbeben im Jahre 358 zerstört wnrde und By^ 
zantion den Namen ConstantinopoUs im Jahre 330 erhielt, so wird 
durch die Zusammenstellimg der fünf Städte die Anfertigung des 
Kästchens auf die Zeit zwischen 330 und 358 festgestellt. Dasij, 
wie Desjardins {Monuments ipigraphiques du Musie National 
Hongrois, Budapest 1873, pL XIV) annahm, die Städte hier als 
Münzstädte angebracht seien, war eine Annahme, die nur durcb 
die falsche Vergleichung mit den pompejanischen Arcae (Re 
arch, 1868, II, pL XX) herbeigeführt ist, indem er annahm^ da 
das pannonische Kästchen zur Aufbewahrung der Kriegaki 



EIS 1JAN^o^"lscuFS kaestchk.n 857 

gedient habe, eiüe Anuahme, die schon durch die grosse Zahl der 
vorhandenen Kästchen widerlegt wird (Ärch. SrL 1881, I, S. 
127. 148). 

Ein anderes Kästchen, das aus der gleichen Fabrik iiervor- 
gegaogen zu sein scheint« ist das von Felcsutlu das am 23. Ok- 
tober 1881 von M. Weiss ztisammen mit zwei Bronzemünzen aus 
der Zeit Valentinians L gefunden wurde. Es ist die Vorderseite 
und ein Stück des Deckels, mit dem Griff, erhalten. Der Gritf ist 
erst angebracht, nachdem das Holz mit den Broozeplatten bena- 
gelt war. ohne Rücksicht auf die Figuren; man hat also das- 
selbe Verfahren eingeschlagen, wie es bei den sog. Praenestiner 
eisten, bei denen der äussere Kettenschmuck ohne Rücksicht auf 
die Zeichnung der Cisten zugefügt ist, üblich war. Der aufgelegte 
Bronzeschrauck besteht aus rechteckigen Tafeln, die auf allen vier 
Seiten mit Eierstab umgrenzt sind; sie stellen einzelne Figuren 
dar, Thalia mit Maske, Melporaene und tanzende Männer und 
Frauen; die obere und untere Reihe ist durch einen Fries mit 
stilisierten Tieren geschieden {Arck, EH. S. 143). 

Ein Kästchen von Lovasbalaton, im Besitz des Bischofs Ni- 
colaus Bezerßdy, noch nicht veröffentlicht, soll mit dem von Felc- 
auth genau übereinstimmen* 

Darauf folgen, der Zeit der Auffindung nach, die auf dem 
Fen^ker Gräberfeld gefundenen Kästchen; der Kürze halber musa 
ich auf die genauen und sorgfältigen Ausführungen in den Archeo- 
logiai Köilemirnjek 1886 S. 149 Taf. VII verweisen. Es sind 
auf dem Kästchen die vier Jahreszeiten dargestellt, der Frühling, 
jedenfalls mit Blumen (*) der Sommer mit der Sichel (nicht der 



(^) In den Arch, KöiL S. 149 wir«i die Figur als Säemann erklärt, ihw 
geht aber idcht; in einem Korbe auf dem Unken Arm den Samen zu trajjen 
und mit der rechten Hand ihn anszastreuen ist, scheint mir, ganz iinmö>flicli ; 
auch zei^ die Stellung der Finger deutlich, daisa der Mann zierlich eine 
Blume fasst. Auch i«t da9 S&en nicht für den FrÖbliitg, sondern fär den 
Oktober charakteristiÄcb, vgL Auson. eclog- 376; Triticeo öctober fenorß 
ditat äffrasj und 377: Et qui sementit per tempora, fenore laetus Octobf.r^ 
cupidi tpem fomt agricolae. Dass heute mancheflei Soraraergctreide g:ebatit 
wird, das also erat im Frühjahr gesät zn werden braucht, ist eine durch 
Znchtwahl ermöglichte Neuerung, durch die dem Grandsatze^ dass das fQr die 
Landwirtschaft charakteristische Getreide im Oktober gesät wird, kein Abbrach 



838 n« S9(GCUlA^?f 

Sease) vmd einem Bücdel der abgeschQittaoen AelireB, der HerMl 
mit WoiDtrauben, der Winter durch die Jagdbeute bexeiehoeL Bim 
Darstellotigeo sind auf zwei sich gegenseitig et^fioaeDdeti Platten 
angebracht; eine dritte stellt tan2ende und mastziereade Figmen.. 
tm Zeit der Weinlese dar. Nach der Annahme des Dr. Lipp mil 
durch die drei Platten die Vorder- und Buckseite und der Deckell 
deit Eäätchens gegeben; doch halte ich es für aosgescfa lassen, dasil 
Vorder- und Rückseite dieselbe Darstellung ze%teo. aod glaob« 
deshalb lieber annehmeD zo mfiäaen, dasä Keimte ron wenigsteoa 
zwei Kästchen Torliegen. 

Darauf folgen die von Prof, Ed. Mahler 1901 am 18. Sept. 
in Caisiär (Comitat KomÄron) gefundenen in den Areh. £ri. XXII, , 
L 1902 besprochenen und abgebildeten Reste* Trotzdem diese io 
der Technik und Anordang ganz und gar mit den rorber genann- 
ten übereinstimmen (wir haben in den Bronzeplatten aus dem 
ersten Grabe. S. 89, sogar die Streifen mit senkrecht über einan- 
der geordneten Medaillons, wie in dem Kästchen aus Interci^a)« 
zeigen sie teilweise christliche Motive, den guten Hirten. Daniel 
in der Löwengrnbe, Joseph mit seinen Brüdern, das Opfer Isaaks: 
ein anderer horizontaler Streifen filhrt uns die Götter der sieben 
Wochentage vor» jeden innerbalb zweier dnrch einen Bogen ver- 
biiudener Säulen stehend (S. 42). Dieselbe Anordnung zeigen auch 
andre Fragmente aus dem ersten Grabe (S. 43), doch sind die 
Figuren zu wenig deutlich erbalten, als dass man mit Sicherheit 
über ihre Bestimmung urteilen kannte. Eine Platte aus dem zwei- 
ten Grabe (S. 42, Fig. 14) zeigt, jedesmal innerhalb zweier Säulen. 
Artemis, die n. 1. eilt, während sie den Kopf n. r. wendet, in 
dem gewöhnlichen Typus, mit der r. Hand ^inen Pfeil aus dem 
Kocher ziehend und mit dem Bogen in der linken Hand. Das 
zweite Feld zeigt eine auf einem Thron mit mächtiger Rücken- 
lehne ritzende Figur, die mit der Linken ein Szepter hoch auf- 
stützt und auf der vorgestreckten rechten Hand eine Nike hält. 
Da der Oberkörper bekleidet ist, wird man wohl an Athena den- 
ken müssen; sonst liegt nach der Kopf* und der Haarbildung der 



getan wird. Der Frühling wird regelmäifiig durch die Blumen bexelchntf, 
f'dgUch ist auch hier der Korb, de» er trügt, als mit Blumen g^foUt iq 
denken. 



EIN PANNONtaCHES KAE5TCHEN 



359 



Oedanke an eine Nachbildung des olympischen Zeus sehr nahe, der 
ja nach KonstantiDope! geführt sein soll. Die dritte Gestalt, gleich- 
falls sitzeod, mit einem FiiUhorn in der linken und einer Wein- 
traube in der rechten Hand, soll wohl Abundantia sein. Alle drei 
Gestalten kehren genau in derselben Form auf der S. 45 abge- 
bildeten Platte (Fig. 15) wieder^ die gleichfalls aus dem zweiten 
Grabe stammt; auch eine nicht deutlich sichtbare Frau, die viel- 
leicht mit ßecht als Victoria bezeichnet wird, kehrt zweimal in 
Figur 15 wieder, imten links und oben rechts. Der untere Streifen, 
der vom oberen diireh stilisierte Tiere getrennt ist, zeigt zur Ab- 
wechselung wieder einmal Kreise, die aber durch nachträglich 
aufgeaetzte Säulen mit schrägen Kanelüren getrennt sind; indem 
linken Medaillon ist Herakles mit der kerynitischen Hirschkuh 
dargestellt, darauf folgt, in einem Viereck, Pallas mit Schild und 
Speer, stehend, mit der Nike auf der Rechten, Der leichteren Dar- 
stellimg wiegen ist der an der Erde stehende Schild der Göttin hinter 
ihre Figur, d. h, auf die rechte Seite genommen* Rechts folgt da- 
rauf ein Medaillon mit Helios, der auf dem Viergespann steht, mit 
der Peitsche in der gehobenen Rechten, während die Linke die 
Sonnenkugel hält. 

Auch im dritten Grabe ist nach S. 47 noch ein ähnlichesj 
Kästchen gefunden worden, doch sind von diesem nur kleine Stücke 
erbalten. Dagegen gehört, wenn es auch des Bronzeachmuckes ent- 
behrt, ein in Intercisa gefundenes Kästchen mit in diese Reihe, 
an dessen Deckel inwendig ein Spiegel angebracht war. Die Spie- 
gelplatte wai' mit dem Rande so an dem Deckel befestigt, dass 
man den Kasten nur zu ölfnen brauchte, um sofort den Spiegel 
gebrauchsfertig vor sich zu haben, genau so wie noch heute die 
Toiletten kästen mancher Frauen ausgerüstet sind. Ich glaube, 
Spuren solcher Kasten bis nach Pompeji verfolgen zu können; 
wenigstens ist unter den Gegenständen, die in Bosco Reale bei 
der Vedova Zmio ausgestellt sind, in der Villa des Numerius Po- 
pidius Priscus gefunden, auch ein viereckiger Spiegel zu erwäh- 
nen, der offenbar in den Deckel eines Kästchens so eingelassen 
war, dass er dem Beschauer eine runde Fläche entgegenkehrte; 
das Hess sich aus dem an den Ecken mangelnden Glänze er* 
kennen. 

Ganz eng zusammen mit den pannonischen Kästchen stehen 



nm 



R. KNOlCLlfAiHN 



dii iD K^^Iq g«rtindeneti. flber die H. L. Urlicbs in d^ii Boimer 
Jahrbücbeni 1894 Heft XCV S. 90 folgeodermasstB bericiitit: 
* Beim Ausschachten eines Fundamants in der Agrippas^tm^^ 
in Köln wurden 1892 Briichstficke rt'imbcber Broozerelief^ gefvt* 
den, die in den Besitz dej Bonner Provinzialmaäeutus UbeifiD^u. 
Bs sind Beste fon S oblongen Blecfaee erhalten, die nrsprünglicb 
in (tf^sse, Fonn und ^ n einander raUstaiidig glicbea. 

Reste von Nägeln und .\^^ .i -^her beweisen, dass die papierdön* 
nen Bleche einst auf einer festeren Unterlage aufeasien, and h 
ist die nattirlichste Annahme, dass es ein wenigstens fQn&eitigei 
Kiatchen war. das diese Zierbleche bekleideten. T* III gibt mti 
diese Bleche in natürlicher Grösse wieder« nicht wie sie erbalt^a 
sind, denn kein Exemplar ist rollständig, sondern ^ie alle einst 
waren. Mittels Stempel war jedes Blech in »echs oblonge Peljei- 
geteilt und jedes mit einer figürlichen DarsteUimg gerollL Diese 
sind auf den verschiedenen Eieuiplaren Terschieden gut erhalten, ard 
waren wohl von Anfang an bald naner, bald schilrfer ansgeprdgtv 
Die von ürlichs reconstmierte Zeichnung enthält, in drei BeibcD. 
folgende Einzelbilder: 

I. IJnki Mars, ruhig stehend, v^on Victoria gekröaU Hechts Mercar, n. U mit 
Beutel in 'ier r. H. uii*l d«m Kerjkeion In der 1. H,, neben ihm der 
Hahn und links oben die Strigilis«, 

H. Links Herakles, der die Hjdra bei den Haaren er^iffen hat mid mit äer 
Keule auf sie losfchlägt; Utiks der KOcher und Pfeile, Die Hydr* 
hüt mit ihrem ScUUngenschwauz das linke ßetn des Ueldeo nrnwickelt. 
Rechts steht Artemis, n. r., Kopf n. 1. mit Uaud und Hirschkoh; sie 
in'eift mit der rechten Hand nach einem Pfeil, wahrend sie in der linken 
Hand den Bogren hält. 

IIL Links Eros mit einer Weintraabe ; nnd rechts Ems mit einem Becher. 



Auch noch ein anderes Eästchenrelief wird in den Bonner 
Jahrbüchern XIII (1848) Taf. 5-6 S. 141 erwähnt und abgebildet,| 
das sicher ebenso wie das vorhergehende in der Bheingegend 
fanden ist Man erkennt dieselben Bronzeplatten, die auf Holz 
aufgenagelt waren» wie bei den pannonischen Kästchen; wie die 
Platten von Csäsxäs, Com. Koraaron, sind sie mit christlichen, 
teilweise sogar identischen Darstellungen versehen, da sieht man 
Christus und die Blutflüssige, Moses wie er das Wasser aus dem 



Etfi PaK.NQMSCHES HAESrCtiEM 861 

Felsen hetvoiquellen lässt, das Opfer Isaaks» die Erweckung des 
Lazarus und die drei Männer im fenrigen Ofen (dieses nnd das 
Opfer Isaaks ist zweimal geüaii wiederholt); ferner noch Daniel in 
der Löwengrube und dea Mann am Teiche Botbesda; eine Darstel- 
lung ist wegen teilweiser Zerstörung nielit zu erkennen. Ausser 
diesen in Rechtecken untergebrachten Darstellungen finden sich 
auch wie in Iiitercisa Medaillons, ein Gorgoneion und Büsten, die 
nicht christlich sind. Als allgemeine Begrenzung ist ein Perlstab, 
aus kleineren und grösseren Perlen bestehend, verwendet, als Begren- 
zung der einzelnen Felder dienen an einander gereilite Punkte. 

Für alle diese Kästchen ist die Zeit der Entstehung ziemlieh 
genau bestimmt, sie btammen aus dem vierten Jahrhundert, ei- 
nige mögen auch noch später sein, und zwar wird die Zeitgrenze 
sowohl für diejenigen, die Motive aus der antiken Mythologie 
wiederholen, wie für die, welche ihre Darstellungen der christli- 
chen Religion entnehmen, nicht weit auseinander liegen. Dass ein- 
zelne am Rliein gefunden sind, zwingt nicht, an eino verschiedene 
Herkunft der Geräte zu denken; die rheinländischen stimmen so 
genau mit den pannonischen überein, dass niaa für beide dieselbe 
Herkunft voraussetzen darf; mit dem Wechsel der Legionen, bei 
denen auch die Frauen die Garnison vertauschten, ist das Vor- 
kommen einzelner Kästchen auch an entlegenen Stellen leicht 
erklärt. Natürlich muss nach der Zahl der Fnnde Paononien, nicht 
das Rheinland als urprünglicher Heimatsort der Kästchen gelten, 
ohne dass damit natürlich gesagt wird, dass sie dort auch ange- 
fertigt sind. Im Gegenteil, vieles, auch die abgebildeten Statuen, 
weisen darauf hin, dass diese Kästchen aus dem Orient, wahr- 
scheinlich aus Byzanz kamen und von dort aus über die bewohnte 
Welt verbreitet wurden (*). 



C) Es muss hiur auch noch auf ein im Museum von Kairo befind- 
liches Kästchen hingewiesen werden, das in bezug auf den Typenvorrat sich 
von den pannonischen Kästchen unterscheidet, in der Form und Technik aber 
durchaus damit Ü berein stimmt, Tgl. Catalogue g^n^^ral de^ Antiquitis Egyp- 
ttennes du 3lmH du Cairo. N, 700I-73Ö4 et 8742-l>2öO, Koptische Kunst von 
Jos, Strzygowslii. Wien 1904 S, 253 ff. Die auf HoUunterlage aufgenagel- 
ten Bronzebleche lassen vier Om&meate erkennen : 1. S&ule, 2. Weinranke, 
, 8, Schotenband, 4, Flechtband, und zehn figürliche Stempel : L Weibliche 
Büste mit Zackenkrone, 11. weibliche Bilste mit Hdbmond, III. Gorgoneion 



•ül R. E^GELIIAKN 

üeVer die Kästchen im allgemeiDen sind neuerdiogs die AuBftih- 
ruDgen ?on Watzinger (Oriechischa Holzsarkopbage aun der Zeit 
Alexanders des Grossen) von Wichtigkeit ; er ssLgt S. 63 : • Trubd 
und Sarg sind nur VergrOssemngen der Kästen, in denen die Ascbe 
des verbrannten Toteu niedergelegt wird, nnd derer, die zur Auf- 
nähme des Toilettegeräta und der ArbeitsgegeDstände der FiiQ 
dienen V. Und S. 66: «Seit dem 5. JahrhuDdert werden aaf Va- 
seobilderD, in Reliefs^ und in der grossen Kunst Käaten und 
Truhen, die aus Holz zu denken sind, mit Beinen und einge* 
setzten Füllungen immer häufiger dargestellt. Das Kästchen, 
dem Hegeso ihren Schmuck entnimmt, die Kleidertnibe, auf 
der die Frauen sitzen, die Lade, in die Danae eingeschlossen 
wird, alle werden in derselben Weise ausgestattet Auch auf 
kleine Kasten aus Bronzeblech wird die Verzierung mit einer 
Füllung rein dekorativ übertragen. Die Deckel pfiegen flach zn 
sein und laufen auf der Langseite in einem ScharDier. Wie 
dies Scharnier im einzelnen gebildet ist, kann aus den AbbiU 
düngen der Geräte nicht entnommen werden*. Dass frühzeitig 
Holztmterlagen mit Metallplatten überzogen wurden, lehrt ein 



( 



l\\ Isis, V. V'enuß, VL Graiien» VIL ruhigr stehende Fraa mit Hand, VÜI, 
HerapiB* Pallas und rottender Patto, IX, Tieres (Jagd), X. Kentauren wabern, 
samtlich Bind sie durch Treiben hergestellt. « Die FOllblerhe wnrden ohne bc- 
sondere Rücksicht auf eine saubere Abgrenzung der Fipurenfelder an ihren 
Ort gebracht, luerst die lotrechten, spiter die wagrechten Streifen, endlich 
die Eckb&nder beziehungsweise S&alon aufgelegt und das Ganze doon mit 
randkOpfigen Nägeln festgemacht. Der Handwerker kQmmerte sich offenbar 
nicht viel um die Abrundung und den Zusammenhang der Daritellangen. er 
verwendet was ihm gerade in die Hand fällt ». Ein Ähnlicher Kasten mit 
den gleichen Beschlägen befindet sich nuch in der ägyptischen Abteilung der 
Königlichen Mnseen in Berlin unter N, 10530, ein dritter Kasteo soll in das 
gricch. röm. Museum in Alexandria gekommen sein. Unter N. 9038 werden 
dort (3* 255) noch eine Heihe von Bronzebeschlägen aufgeführt, die gleich« 
falls zu einem Kästchen gehört haben, a. T, mit denselben Stempeln, die bei 
N. 9037 angeführt sind; neu kommen hinzu an Ornamenten: 5, Perlstab, an 
Tjpen: XL Nackte Gestalt, nach rechts hin mit gekreuzten Beinen daliegend; 
Xn, geflügelter Knabe mit Traube tind einem anderen Gegegtand ; XI IL 
nackte Frau in zwei Muscbelbogen liegend» die von zwei Knaben gebalten 
werden, wohl eine Umwandlung der Yenus in der Muschel ; XTV. Leda den 
Schwan abwelirend. Dieser Typus erinnert an das Scriniam fon P^c«^ die 
anderen sind dagegen Terschieden. 



EIN PANNOMtCHES RAESTCHEff 363 

Fund au3 Megiddo in PaläsÜDa, wo verkohlte Reste einer Trulie 
aus Holz zum Vorschein kamen, die einst mit 'Goldblech beschla- 
Sen war, ¥gL Arch. Anz, 1907 Sp. 291. Das wäre also ein di- 
rekter Vorläufer für unsere pannonischen Kästchen. (Ob die im 
Ptoion gefundenen Bronzebleche, Bull Corr, IlelL XVI S* 347 
zur Bekleidung von Hohkästchen dienten« ist nicht ausgemacht, 
und deshalb ist es wohl besser, sie hier zu übergehen). Son^t 
sind aber die Kästen wohl als aus Holz mit eingelegter Arbeit 
zu denken, vgL die berühmte Kypsele aus Olympia, Paus. V 17, 
5 1^). Während hier der ganze Körper des Kastens mit den um- 
laufenden Figiirenstreifen bedeckt ist, wird die Verzierung all- 
mählich in der weiteren Entwickehing der Kunst dem architek- 
tonischen Bau des Kastens untergeordnet, und da sind es wohl 
meist verschiedenfarbige Hl5lzer oder Elfenbein, die zur Aus- 
schmückung der Flächen benutzt werden. Davon weicht aber ein 
Rest ab, der in einem jüngeren Kuppelgrab zu Cumae gefunden ist 
{Müh. anL dei Lincei XIII S. 218: tiumerosi avanii oniamea- 
tali dt una pisside o scrigno ehe doveva essere gnarniio da glo- 
belli emisferici in pasta vitrea, pietra dura ed alira materia^ 
raccölli alla rinfusa. Uno dei due piedi di sostegno ha scolpita 
leßgie di un ielamone inginocchiato ; Valtro d frammentato e 
disfaUo), doch wohl nur in so weit» als hier ausser dem Schmuck 
aus Elfenbein oder Knochen auch farbiges Material, Steine und 
Glasflusse, zur Verzierung mit verwandt sind. Doch so lauge 
keine bestimmteren Nachrichten über diese Reste vorliegen, vor 
allem so lange keine Abbildungen davon vorhanden sind, wird 
man gut tun, diesen bis jetzt nicht genügend klaren Fall vor- 
läufig bei Seite zu lassen: sonst sind aus Cumae noch zwei Kästen 
erhalten, bei denau Elfenbein als Dekoration venvendet ist. Der 
eine ist in der Raccolia Cumana des Neapler Museo Naiio- 
nale befindlich (Grae^ren Antike Schnitzereien Taf. 22-24. Teit 
S. 35): er ist hei den Ausgrabungen des Jahres 1856, die der 
Conto di Siracusa unter Fiorellis Leitung in der Nekropole des 
alten Cumae hat veranstalten lassen, gefunden worden; nur die 
Bronze- und Kuochenteile sind antik, die Holzwände sind von mo- 

C) Paus. V 17, 5; XäQimi di ni^^o^ fili^ mnolritm^ C^<<^ di iki^fety* 
T05 ^71* ttdtf}^, lä di ;|f^if<iaP, iä dt xeil i^ ai^rfi; iüjlv ti^yetif^ivu rflc 
Midqov. 



3M «. l9l^oct)lA^!t 

demer Hand ei^gäozt aber wantgstens liesnen sich ati^^ den au 
k(^n TeileQ die ricbtigeo Umm $raclili6^deD ; K 0.30, br. 0,2^ 
b. 0,14, die Fü^äe mitgerechiiet (das sei gleich oebeubet bi 
merkt, das» diese Kästchen ebenso wie die Sarkophage o. deij 
immer auf Füssen .stehen). Aber wichtiger ist noch, da3s uns d 
Inhalt des Kä^stcbens genau bekannt int. Nach dem Mostamstii 
Tentar sind in dem Kästchen gefunden (die Oegenstüoda wardi 
beute noch in dem hergestellten Kfi^tcben aufbewahrt): I. Ein 
Metallspiegel. 2. Der Deckel für diesen Spiegel, aus Höh gefer- 
tigt, mit Broniegriff und einem Zierrat wohl aus Leder. 3. Ein 
Kamm aus ßein^ ziemlich zerstört. 4. Ein hohler Hing. 5. Zwei 
silberne Fibeln mit Ooldfiligran. 6. Ein Goldblättchen, das xn 
einer dieser Fibeln gehört. 7. Ein cylinderförmiges Geßiss aas 
Bein mit DeckeK 8. Eine Nadel mit grossem Oehr. 9. Eine 
Spindel aus Knochen. 10. Ein Ohrlöfel: IL Eine Haarnadel, die 
in eine weibliche Figiir ausgeht. 12. Ein Stilus aus Knochen. 
Auch ein zweiter Kasten, der sich im Besitz des arv. Osta in 
Neapel befindet (Antichitä greche e romane della CoUenone 
delVavty. ErneUo Osta, Napoli) stammt aus Cumae; es beisst 
dort S. 5: Arcula o cofaneito, forse di legno, con rwegtimenlo 
di avorio, deslimto a conlenere gli oggelti prezion di ioeletta 
di una giovinetia. IJa forma di dado e misura m. 0,32 di altezza, 
0,34 di largheua, 0.35 di profondiLä, Aber da auch hier der 
HoUkasten ganz ergänzt und die zum Zweck des Verkaufs der 
Altertümer hergestellte Abbildung unzuverlässig ist (sollte etwa 
der Kasten des avv. Osta mit dem vorhin erwähnten Kasten der 
Monumenti zusammenhängen?), lässt sich weder über die Form, 
noch über die Verzierungen Bestimmtes schliessen. Nach der Ab* 
bildung sind die vertieften eingelegten Felder mit einem Eier- 
stabratid umgeben; innerhalb dieser stehen zwei ionische Säulen 
(der Verfasser schreibt stile dorico) und zwischen diesen eine Frau 
in langer Gewandung. Das Elfenbein war mit Gold gedeckt • di 
cui si irovano tracce evidenlissime non solo sulle figur^ ftm- 
minili, ma alires) sulle eohnne e sulla corniee^. Wichtig ist. 
dass auch hier der Inhalt genau bekannt ist Entro alla cassetla, 
heisst es» airaiiö del trouamento (20 gennaio 1902, Necropoli 
Cumana^ Fondo Ar/iago) furono rinvenuti minuti oggelti di toe- 
letta^ cioi spitloni da tesla {aghi crinali), pttlini, correnti di 



4 



S[N PANNONiaCRSS KAfiST BBCV 



365 



collana ghiandifomi in avoria dorato, un fuso con ri&peiiivA 
conoüchia pure di amrio dorato con elegante lavoro d'intaglio, 
due aghi crinali esibenti in tesia due erme probabilmente dd 
Äffödüe, dadi d'avorio perfettamente con$ervaH, uno stUe, una 
paieita e ßnalmmte un oggeUo a forma di candelabro eolla 
dose sorreita da piedi discoidali con avansi di dorainra squi- 
sitamente lavorati al tornio. 

Auch noch von einem dritten Kiistchen, das sich in Karlsruhe 
befindet und das angeblich aus Capua stammt« ist der Inhalt 
bekannt. Bei Schumacher Beschreibung der Sammlung antikeK 
Bronzen (Karlsmhe, 1890, S. 212, N. 1126, Taf. XXVI) wird 
das Kästchen folgen dermassen beschrieben: Es ist h. 0,19, mit 
Giebel, 1. 0,313, br. 0,159, 1887 in Capua gefunden. Kassette 
in Form eines Tempels auf vier geschnitzten Füssen; letztere 
sind hohU gehen in 4 Zehen aas, über ihnen eine Frauen- 
buste mit Kreuzband (Sphinx?) zwischen zwei Volutenv airf 
der liückseite sind sie flach und haben eine Rinne mit Aus- 
nahme eines» der hier ein kleines eingraviertes V hat. Der eine 
Fuss ist wohl neu. Die Wände sind ziemlich dünn und neuer- 
dings auf Holz montiert An den Ecken stehen langgestreckte 
«twas missratene Atlanten, von denen die beiden vorderen eine 
vasenförmige Verzierung über sich haben. Die beiden Längsseiten 
sind in gleicher Weise verziert u- s. w. Als Inhalt wird angege- 
ben: L Eine runde ziemlich dünne silberplatterte Spiegelscheibe. 
2. Ein Deckel einer runden Kapsel von Elfenbein mit erhöhtem 
Uande. 3, Bruchstück eines Elfeiibeinloffels. 4. Kleines Tongefäss. 
In Karlsruhe sind auch noch eine Reihe von Fragmenten, N. 1127- 
1130, die Fon solchen Kästchen herstammen, ohne dass wir dadurch 
neues lernen. Ein im British Museum beßndliches Kästchen wird 
von Graeven S. 38 als moderner Fasticcio bezeichnet, dessen 
Teile ursprünglich nicht alle zusammengehört haben, und das man 
deshalb am besten hier überhaupt übergeht. 

Dass auch die in Pannonien gefundenen Kästchen gleichem 
Zweck dienten, wie die in Cumae und Capua gefundenen, kann 
nach den dai'anf angebrachten Darstellungen, die meist die Wir- 
kungen der weiblichen Schönheit betreffen, nicht fraglich scheinen. 
Wenn öfter von gleichzeitigen Münzfunden herichtet wird, so ist 
zunächst nicht gesagt, dass diese Münzen innerhalb der Kästchen 

24 



iiurbewahrt waren, aber weqii das auch der Fall w(kr^ so würde 
damit gegen dea Qebniiicb der Eästclieo aU Toilette i 
nichts tu folgera seio* Wie oft wird auch beutzobige ein 
Eästcheo TOQ Praaeo lur Aufbewahrung kleiner <}eldsujniD«ii 
neben dorn eigentlichen Inhalt verwendet! 

Wie oben gesagt^ sind die meisten der Kästen mit eiatm 
flachen Deekel versehen; mitunter tritt daneben auch die Tem* 
pelform aar, so dass der Deckel also die Form eines Oiebeldrei- 
ecks hat; aber auch die Form einer abgestumpften Pjramido 
kommt frühzeitig vor: so ist unter den langobardiftcbeo Alterte- 
mem, die bei Castel Trosiuo in der Nühe von Ascoli Pteeoa ge- 
funden und im Museo delle Terme in Rom ausges^tellt sind (Mon* 
adt. äei Lincei, XII, S. 146) unter N, CXLVIIl ein Viereckes 
Kästchen ausgestellt, dessen Deckel sich nach oben verjüngt, d. b. 
eben die Form einer abgestumpften Pyramide erhalten hat* Solche 
Kästchen ans Holz mit Einlagen aus Knochen oder Elfenbein, 
meist mit der eben geschilderten Form des Dockeis, sind zahlreich 
aus dem Mittelalter auf uns gekommen; sie haben vielfach be* 
sonders zur Aufbewahning von Keliquien gedient, ja werden noch 
heute vielfach zu diesem Zweck benutzt. Ein Vei^eichnis der er- 
haltenen ist von R. V. Schneider in den Siria HarieUam S. 28lt 
gegeben und dann von Graeven, Ein lieliquienkästcben aus Pi- 
rano, Jabrb. der kunsthist. Sammlungen des Kaiserhauses Bd. XX 
Wien 1899 vervollständigt worden, üeber die Zeit, der diese 
Kästchen angehören (sie haben vielfach Darstellungen, die der 
antiken Mythologie eotnommen sind; es fehlen aber auch nicht 
Darätelliiugen, die sich au das alte oder neue Testament anlehnen). 
bat sich ein Streit entsponnen« der augenblicklich entschieden 
scheint: während nämlich A. Ventuii in LArle 1898, I, S. 212 
und in Le Gallerte naiionaU, III, Roma, 1897, S. 261 einen 
direkten Zusammenhang mit dem Altertum behauptet, sie in 
den Ausgang des IV. und den Anfang des V. Jahrhunderts n, 
Chr. setzt, wollen Graeven und v. Schneider sie durchaus als 
Werke des Mittelalters aufgefasst wissen, d. h. sie in das VI IL 
bis XIL Jahrhundert setzen. Es ist nicht meine Absicht, und ich 
habe nicht die Möglichkeit dazu, hier die ganze Streitfrage wieder 
aufzurollen, das wird hoffentlich von einer anderen Seite aus be- 
sorgt werden, aber andeuten mochte ich hier doch, dass mir durch 



Em PANNOM3CHF8 RAESTCBEN 



3Ö7 



die pannoüischeD Kästchen die Frage mehr im Sinne von Venturi 
entschieden zu werden scheint Diese Kästchen mit ihrer Bronze- 
bekleidung, deren Darstellungen sich in vielen Punkten mit denen 
der Elfenbeiureliefa geradezu decken, die auch ia der Herrichtung 
mit jenen genau übereinstimmeii (bei beiden Arten hatte der Fa- 
brikant fertige Streifen vor sich, die er, ohne grosse Köcksicbt auf 
die Ornamentik zu nehmen, mit der Scheere oder Feile für den 
ausziiscbmiickenden Kasten zusebnitt und dann annagelte) zwiugen 
fast zu der Annahme, dass beide Arten in gleicher Zeit entstanden 
sind. Da nun für die pannonischen Kästchen das 4, und 5. Jahr- 
hundert feststeht, würde damit auch ffir die Elfen beinreliefs die- 
selbe Entstehungszeit anzunehmen sein. Dass in dieser Zeit so 
manche Abweichungen von der klassischen Darstelluogaweise vor- 
kommen, lässt sich leicht erklären. Sind doch selbst schon für die 
Kunst des sechsten und fünften vorchristlichen Jahrhunderts eine 
Reihe von Fällen nachzuweisen, wo Handwerker oder Künstler 
durch Mißsverständnis ilirer Vorlage etwas Neues, Falsches in ihre 
Darstellung hineingebracht haben, so, um es nur durch ein Bei- 
spiel zu erläutern, wenn ein Vasenmaler aus der lo-Kuh durch die 
Schwertscheide des hinter der Koh stehenden Hermes bewogen 
einen Stier macht. Es darf also auch nicht, wenn Deidamia dem 
Achilleus ein Kind entgegenhält und ihn dadurch zu rühren 
sucht (*), daraus geschlossen werden, dass das ein im auslau- 
fenden Altertum nicht mögliches Missverstandnis ist, dass also die 
Platte notwendig in das Mittelalter hineinzusetzen ist Es scheint 
mir, dass auch die materielle Frage, ob nach dem Aufkommen 
des Islam der Bezug von Elfenbein noch in alter Weise erfolgen 
konnte, oder ob nicht der Mangel an Rohmaterial gerade für die 
Jahrhunderte, in welche v. Schneider und Graeven ein kräftiges 
Aufblühen der Elfenbeintechnik ansetzen wollten, diese Möglich- 
keit gänzlich ausschliesst, eine eingehende Prüfung verdient. 

R. Engelmann- 



(*) V^l. Köm. Miit 1006 S. 346 knm. 



FBESH LIGHT ON THE TEMPLE OF THE MAGNA MATER 

(with plate XI). 



In the Numismatic Chronicle for 1908 (p. 56 f.) I drew atteo- 
tion to a coin of the eider Faustina with the inschption matri 
DEVM SALVTA&i in counection with a late Benaissance medallion in 
niy possession bearing a reverse copied from it, and shewed that 
ihe only other example of this inscription, and almost the only 
type of Cybele exactly like it, are foand on a contorniate repre- 
senting a fignre of Cybele seated at the entrance of a temple ap- 
proached by a long flight of steps. The contorniate and ooin are 
here reprodaced (pl. XI) from specimens in the British Museum. 

Fig. 1. Obv. Bust of the eider Faustina to 1. DIVA AVGVSTA 
FAVSTINA (<). 

J^. Temple of the Corinthian order, with curved and appa- 
rently crocketed roofs, approached by a flight of steps, at the head 
of wich is a statue of Cybele, wearing a turreted crown and holding 
a tympanum, enthroned between two lions. Outside the temple a 
diminutive iigure of Attis beside a pine tree, MATRI DEVM SA- 
LVTARI (2). 

Fig. 2. Obv. Bust of the eider Faustina to r., DIVA AV- 
GVSTA FAVSTINA. 

9. Cybele holding a tympanum to r. between two lions. 
MATRI DEVM SALVTARI , in exergue S. C. 

Before discussing the problem of the type, it may be well to 
State what is known of the representation of buildings on contor- 

(«) The contorniate is also found with obv. head of Agrippina. 

(*) Representations of Cybele are common on contomiates (Robert, 
Mythe de CybHe et d'Atys) bat elsewhere are purely mythological in cha- 
racter. 



FRE8H tJGHT ON TRE TKMPLE OF T0E MAdNA MATiR 



86£> 



niates* Thev fall into two classes, a) the direct presentatiou of 
contemporary buüdiDgs — the Circus, the Colosaeum and the lempl^ 
of Borna ; b) copies of coin tj-pes, e. g, temple of Janus closed, 
the port of Ostia, and several triumphal arches. The only biiild- 
iog which cannot be at once assigned to one or other of these 
elasses — those io mythological or psendo-historical sceaes such 
as the Bape of the Sabines of coiirse eicepted — is this temple 
of Cvbele. There is therefore strong evidence for believing that 
it also is an actual Roman building, and, as it is not a copy of 
a coin type, a building contemporaiT with the contomiate. If so^ 
that building must be the one recorded temple, that of the Magna 
Mater Idea, on the north- western spur of the Falaüne, Other 
shnnes eiisted in Rome — one indeed, a small iholus, is ßgured 
00 the Monument of the Haterii {M, deW L V, pl. VII) — but there 
could be no second temple, since the worship of the goddess cen- 
tred round the sacred ohject in the cella of the original temple, 
the acus Matri$ Deum as Servius {ad Aen. VII, 188) calls it that 
lapis quidam non magnus ferri hominis manu sine ulla impres- 
sione qui possii, coloris fulvi atqite atri, angeliis promineatibus 
iaaequalis, et quem omnes hodie ipso illo viäemus in signo oris 
locö positum, indolätum et asprum et simulacro faciem minu» 
expressum simulatione praebentem. {Arnob. VII, 108). 

When thifl sacred stone was brought to Kome io 204, ifc was 
placed io the temple of Victory on the Palatine uutil that being pre- 
pared for ifc should be ready. It was not until 191 that the con- 
secration of the latter took place. About the same tirae were 
instituted the Megalensta^ a six days" festival in honour of tbe 
goddess, interesting from Lucretiua' account of tlie processions 
(II, 618 sqq.) and as the scene of the original Performance of 
four of the estant plays of Terence. the steps of the temple as 
Dr. Huelsen has suggested {Rom. Mittlu 1895, p, 28) being used 
as seats for the spectators. The cultofCybele was in its earlier 
stages among the most venerable of Roman worships. but its dege- 
neration was rapid, and before the middle of the first Century B, 
C, Cicero {de harmp. 12, 24) could speak of the ludi Megalenses 
as more imtiiulaque ma^me casti solemnes religiosi, but now — 
thanks of course to Clodius and Ms friends — paene ad caedem 
et ad funus civitatis cont^ersi.Yet if the character of her worahip 



R ftS0All.K 

had degeneiated, the honour paid to Cybele had not- She is 
represeflted on 00 lö^is thao ten dennrii Struck betweeo 89 and 44, 
at a time. that ia« wlien tbe one iniperiGthable aad damoiflg monTk- 
ment of hei cult, tbe Attu o{ Catullus. must bare been io tfae 
handü of all cultivat^d meo. Later still, Livia could be repre* 
seoted with tbe attnbutes of Cybele (Bernoulli, Mm. Ikon, II, 1 
pl. XXVIIL 2), and it is ckar that tbe worst aide of the worsbip 
did üot come iato promiuence until the Attis eelebratioDS added 
in the davs of Claudius^, and the still later deTelopments of the 
laurobalium and the mjstical new birth, 

The outburst of Cybele worship under the Antoninea bas re- 
eeired much less notice. as the direct evidence for it is aomis- 
matic. The pressure of tbe Marcomaünic war ga?e rise to a serien 
of ' remals \ and Oriental rites of the wildest character were 
perfonned by the Emperor Marcus Aureliiis himself (Jnl. CapitoK 
Vila, 13) who even postponed bis going to the front for tbe pur- 
poae. It 18 obvioiiä that tbe worship of Cybele would oome into 
prominence at such a time. and we find in fact that both the 
Fanstinas issued an unpaialleled variety of Cybele types (ofwhicb 
tig^. 2 is an instance)» altbough the goddess had (with the Single 
«iception of a scarce denarins of Sabina) disappeared fittni tbe 
coinage since 44 B. G. Medaillons are also numerous, and of the 
foiH* specimens of the contorniate (tig. 1) 1 Iiave been able to trace 
two bear the head of the eider Fanstina as an obverse type. Erery- 
thing therefore points to tbe couclusion that the goddess was Ib« 
object of i^pecial devotion on the pari of the Faustinas, 

Starting then with the assumption that the teniple represeDted 
in fig. 1 is that of the Magna Mate^^ on the Palatine. it retnains 
to compai'e its details with what is now, thanks to Dr. Huelsen, 
known of the acttial teuiple from recent eicavations, especially as 
regards a statne of the goddess placed in a prominent position 
outside a teniple built for the reception of the sacred stone. 

The temple iu tig. 1 is ot the Corinthiau order, and its one- 
sided appearance is due to an obvious atterapt on the paii of the 
airtist to represent both front and side ('). The front is repre- 
sented by two columns supporting an arch; the side consists of 



(S The [jroof is tlmt ou olher coins and inedalUonR tbe «teps eilend 



FRESH LrOHT ON THE TRMFLK OK THE MAGNA MATEK 



371 



three colurans besides that belongiog to the front, joined bj a frieze 
^od supportiiig a plaiu eutablature« At the head of a Hight of 
Steps of Tinusual depth is the figiire of Cybele (*)» The form of 
the roof is reserved for discuasioii in a separate sectiün, so as not 
to break the contiQUitT of the arguinent. 

The original temple waa burned down in A, D, 3 (Die, Cass. 
IV) and replaced by Augiistns — aedem Malris Afagnae in Pa- 
laiiö feci says tlie Äucyra monument — with another of which 
ifc might be safely said even without moQumental e?idence that it 
was of the Corinthian order, which » everywhere associates itself 
with the sumptuous conception» of imperial architectiire » (Choisy, 
Ilislöire de fArchitecture, l, p. 544). With the increased im- 
portance of her worship came a great increase in the importance 
of her temple, as tbe nnraber of late inscriptions foiind in its 
preciöcts te»tifv, but of its subsequent history iiothing is known 
äave that Claudius Gothiciis was proclaimed emperor ipso in $a- 
crario Mairis (Treb. PoUio, Claudius^ IV), nor is tliere any men- 
tion ofthe stone, save that it had been set into a silver figure of 
the godde*^s (cf. Arnob, /. c*) after the reign of Theodosius. 

Of the remains of the teraple ob tbe Palatine it is siiper- 
tiiiöii« to speak after the exhaustive treatment of the subject by 
Dr. Huelsen in the Miliheilxingen^ vol, X. He proves that the 
teiiiple was heiastyle and of the Corinthian order, and was ap- 
proached by a remarkable flight of steps extending beyond the 
front of the temple on either side which probably furnished seats 
for the spectators at tlie ludi scenici. 

The Statue of the goddesa oq the contorniate represents her 
seated on a liigh-backed throne, wearing a turreted crown, chiton 
and overdress, which last lies in a fold on her lap. Locks ofhair fall 
OD her Shoulders, with her left band she holds the tympanum, her 
right lies idle in her lap, her foot rests upon the suppedaneum. 
The existence of a sculptiiral type for the Cybele on the Palatiue 



alonsr the whol« front of the temple, so that, Iiad the columiis to the left 
belong-ed to the front, the steps woiild liave been carricd tlit wliole length 
t'f tlie desiiefn. 

(^j Tlie tignre of Attis is a mere injthologicil addition, at its position 
cutiidi the temple shows. 



!<72 R. CSOAltX 

hag beea for »ome time recognlted io the figure oo Üie Sorreottiw 
Baais Beated among ihe bighesi gods of Rouie {RGm, Mitlh, 1889. 
pl* X). The tfpe ia identical vrith that on tue eoDtoroiate, mu 
that in the latter the goddess weara a veil, a detail too atull t2> 
be clearly represented« 

lo 1872, during the eicavationd on the PalatiDe, tfaere was 
fouDd amoDg the debris of the temple steps — quasi sul ciglia 
dei suddeiii gradini (*) — a statne of Crbele, headless indeedt 
but distiaguished by her footstool, and ideotical as far aa she %om 
with the ßgiire on the Sorrentioe Basis aod figs. 1 and 2. The 
remains of two lions were also rouod. aod the presence of a pun* 
t$Uo OD one of them proves that it wait attached to the right aide 
of some object, probably the throne of this or a sitnilar statiie of 
the goddess, 

Comment is Deedless, On the one band we ha?e the evideoce 
of the cootoruiate that the temple of the Magna Mater was a Co- 
rinthian bnilding approached b? a peculiar tlight of steps at the 
head of which was a aeated tigure of Cybele; od the other, receat 
eicaTations hare brought to li^'ht a Corinthian heiastyle temple 
mth a anique arrangement of steps leading up to it. among 
which were found the remains of eolossal a statne of Cybele — a 
point that is particularly important, as it is in this rery matter 
that the eridence of the contorniate might appear suspicious. a 
liiere detail added to identify the temple. The emphasis laid on 
the steps is thoroughly in keeping with the artistic principles go- 
verning the designs on contorniates if we accept Dr. Uuelsen's 
brilliant conjecture as to their use at the megalensia, as makers 
of contorniates go in for pictiiresqne detail whenever possible. and 
have a special piedilection for the stage and amphttheatre. 

Two questions still remain» the form of the temple roof in 
fig» 1, and the epithet saluiaris, 

a) At tirät sight the temple appears wholly nnelassical in 
form, owing to the peculiarity of the crocketed roof, üp to tbe 
arehltrave it is an ordinary bnilding of the Corinthian order with 
columns iinited by a (scnlptiired?) frieze apprcached by an an- 
nsuallj deep flight of steps. 



(•) Rosa, R^latime tulU scop^rte archologiehe di Roma, 1878, p. 81 



FR£aB LI6IIT ON THE TfiSlPLE OF THE MAGNA MATER 



373 



Donaldson, the only aiithor to discuss tha contorniate from 
an architectural standpoint (Ärehiteciura Numismatica, p. 83) 
snggests that the tiguxe is seated iinder a crocketed canopy, in igoo- 
rance of the fact that the crockets represent the ends of the roof 
tUes» and that the roof is thercfore eiternaU Modern niimisma- 
tists will recognise that the entrance ardi uader (or rather in front 
of) which ifl the statue of the goddess is formed hy the raising 
j&f the lines of the pedimeot to admit of the figiire being repre- 
kented at fiill leogth. The imperial coinageu of Asia Minor otfer 
niany examples of similar devicos, — iadeed, the strongly pietorial 
chamcter of many of theae bronze issnes, their liorror vacui and 
desire to represent as much as possible at any coat, are closely 
analogous to the artistic methods in use on ooDtoriiiates. Figs. 4 
and 5 are two of the more etriking parallels (B. M. Cat Pontus, 
pL VII, ögs. 9 and 10). In fig. 4 the line of the front pediment 
19 broken so that the farther pediment shows through the gap; in 
fig. 5 the pediment u curved and broken above the flaming altar, 
a second eur^e is pnt in, perhaps to indicate that the rooffollowed 
of the pediment, and finally, two large dotted lines of the true 
pedimental shape show what the lines of the roof really were. 
With snch analogies to go npon, there can be little doubt that, as 
the lai'geat arch in fig, 1 representa the front pediment, so the 
corresponding arch represents that at the fnrther eed, while the 
small central arch indicates that the line of the roof followed that 
of the pediiuenta, thongh pnt in on a sraall scale for lack of 
Space. 

*) The epithet salutarü (^^ health or safety bringing (') 
is nowhere eise, whether in literature or epigraphy, applied to 
Cybele, neither is she called ^uneiga in Greek-speaking lands. 
Since the plague was sharing the work of devastation with Han- 
uibal at the time of the reception of the goddess into Rome, either 
translation would be appropriate, but the latter is the more pro- 
bable, as the advent of Cybele is nowhere expressly connected 
with the plague. Moreover^ the ship which carried the sacred 



{^} These are adtnlrfibly illnstrated in the inscriptions to Aesciilapias 
aiid Hygieia on the one hand, and to Cast<^rr and Follus on the other. (For- 
celUr», 9. V* SaltUaria). 



:ni 



K. E8DAIL1« FRESH UQHT ON TBE TIMFLS Of TBE ÜtM^.W M A l hi; 



stone of the Magna Mater, aod thus took iU pari iD briogiiig 
^a/t<j! to Borne« was worsbipped ander tbe name of jVavis Snitia\ 
(C. L Z. VI, 492), a parallel title, it waald seam, to salufaris. 
Be tbU as H mar, the fact that the word salutaris is applied to j 
her odIv on the coin aod eoDtomiate whose conDectioQ with thtl 
goddess of the Palatine haa already beeo proved suggeats tbat it 
was a special ealt- epithet of this t}^e of Cybele, the giver of 
harvest störe (Plin., iV. //. XVIII, 16) and the bringer of Salm^ 
iö Borne. 

To mm np, we hare on the coin (fig. 2) a larger Version of 
the goddess represented on the eontorniate aa seated withont her 
temple. one of her title», otherwise tinknown, being inscribed] 
round each design* 

The t^mple has been shown to be that on the Palatine aal 
rebiüH by Augustus, and the eiisting fragments» and the resto- 
ration based npon them^ have heeu shown to conform to the nu* 
mismatic eridence here for the first time brought forward. The 
itnusnal representation of the stepe to the temple corresponds with 
recent discoveries. aud conönns the Suggestion as to their original 
use. A mntilated statue of the goddess of similar t} pe has baeo | 
fmmd in situ, and can be restored bv the help of figs. 1 and 2. 
Firmlly, the title salutaris has been explained as a cult epithet 
of the Cybele of the Palatine, the foreign savioiir of tbe Bomanj 
State. 

Kathaiuxe Esdailb. 



SITZUNGEN UND ERNENNUNGEN, 



22. Januar 1909: F. Stüdniczka, eine Marmorgrappe aus den 
Gärten des Sallust; dazu E, Luewy, 
5. Februar: F. L DoBUtER, christliche Baptisterien und aDtike 

Bäder; dazu N, Müller, 
lO. Februar: H. Stöärt Jones, die Datierung der Bothschildschen 
Silberbecher aos Boscoreale. Der Künstler der Vatikanischeo 
Musengruppe. Dazu Loewy, — Fr, Toebelmann, der Bogen 
von Malborghetto bei Saia Rubra. — Ashby, kurze Bemer- 
kungen über Strassen in der Nähe. 
5, März: F. Weeöb, ein Heiligtum der Artemis Limnatia. — 

B. Delbrueck, Saitische Gewölbe. 
19. März: ?or Tagesordnung Piöorini, zum Gedächtnis an Mau. — 

Faribeni, Sepolcreio arcaico di Genova, 
2. April: Bartoli, Per la storia dei monumenii del Palatino: 

1. It tempio di Apollo, trasformato in chiesa di 8, Cesario^ 

2. // Seliiionio nei disegni inediii di M, van Heemskerclc. (v. 
Bollettino d'Arte 1909, 253 ff.) — Habeloff, Porträt einer 
Fürstin juatioianiscber Zeit. 

16. April (Pal ilien Sitzung): C. Bicci, Delleultime scoperle 
archeologiche falte a Ravenna* — B. Nogara, Due sta- 
iuette di piombo tronate recentemenle a Sovana. — P* Stüd- 
niczka, Zur Ära Pacis Augustae (erscheint in den Berichten 
der Sächdischen Gesellschaft der Wisäenscharten). 



Zum Palilienfest wurden zu ordeotlicben Mitgliedern ernannt 
die Herren; 

B. NooARA in Rom 

R. Pariben I * Rom 
N. Persichetti • AqniVa 
L. Poij.AK » Rom 



zu correspondierendeo Mitgliedeu die Herren: 

CiMORKLiJ in Venafro 
C* GiovANNONi » Rom. 



A Q G I U N T A 

ALL'ITINERARIO DELL' HOLSTBNIO SULLA SALARU 

(Ptg. 295 8g.). 



I tre codicetti deir Holstenio farono mandati, per gentile eoocessiooe 
dolla Biblioteca Reale di Dresda, a Roma, uTe Tantore li potette esaminare 
nella Biblioteca deiristitato Archeologico. Mentre gli h grato doTore di 
etprimere la ina riconoscenia per tale liberalitä alla Direiione dalla R. Bi- 
blioteca di Dresda, nel medesimo tempo gli rincresce che la laa copia de- 
•tinata per la stampa, e riTedata sni manoscritti originali dal prof. Hnelaen, 
dorante raatenia di qneit* ultimo fn smarrita per qnalehe tempo, di modo 
eh« fa d*aopo di itampare il te^to da nna copia meno perfetta; non mk 
inutüe perci6 di correggere alcani errori che rendono difficile T intelligeDxa 
del tafto: 

p. 295 T. 5 l air hosteria di Palambara detta la fiora 2 m. 

• T. 8 {. 8 m(igl]a) p(iceole) inveee di piii. 

• T. 40-4L {. an pesso de fabrica anticha con nn altro lapis miliariua 

(la colonnetta delP Omare Tolgarmente detta). 
p. 297 T. 6. 7. Si legga: Qnesta opinione h falsa; la strada antica andsTa 
abbasso per mano dritta per la Talle doTe si Tade. Queste pa- 
roU iono aggiunte piü tardi, 
« T. 10 leggii Yalle de Caneio. L^ UcriMione alla quäle allude rHolHe- 
nio h CIL. IX 4754: C. Änn(a)eo C f. Qui. Pudenti eeL cmuh 
ioiuta soltanto dagli apogra/i del Jacoboni e del Vittorio. 
p. 297 T. 28. Le parole h Terissimo iono aggiunte dopo. 
p. 298 T. 8 e 2L Z. m(iglia) picc(o]e) inveee di piü. 
n T. 14. t7 nome Foroecri appartiene al nome modemo t^egumUe di 

S. Croce. 
>• T. 17. /. an miglio inveee di an po. 
p. 299 T. 12. L Ager ad Tiberim asqae pertinebat. 
n V. 21. /. altam inveee di alteram. 
« V. 37. l, per agrum Gastellacciae. 
n V. 40. l, a laeva Cantalapi. 
n y. 42. /. Parente sabiectae. 
» V. 45. /. montem Mascae in Canerae vallem 
p. 300 V. \. L per hacc loca. 
n y. 2. {. Maranam. 
» V. 6. l. visitur. 
» V. 18. /. Cana. 



^^^^^^^^^H ^^^^^^^^^^^^1 


1 Abrurzenkunst 2G f. 


Culpurnia Felicula, Cippüt» der 46. ^^^^^^^H 


1 Agatliodaemoii, Altar (les 136, 


Capitolini<;ches Museam, Relief 65. ^^^^^^^H 


1 uiXovQQ^ 40 f. 


Capua, Kästchen aas S65. ^^^^^^^H 


^K Aleiandermosaik U ff. 


Casa Yitella an via 8a1aria 282. ^^^^H 


^V Allia ^ FoaBo delk Bettina 323 f. 


Castel Giubilet) 312. ^^^^H 


AJtwr aua Bagnacavallü 131 


catta, Vofel 48. 52. ^^H 


Alte Säule in Pompeji 78 


catttu 42 ^^H 


Amitemum, römiBcher Cippm aus 26, 


Ce^lie del Cainpo, in'iechischea Grab ^^^| 


— Reliefs aus 15. 


^^1 


Amphora, streng rotß^ttr, aus Rnvo 


Cervetri, lascbrift aus 37« ^^^| 


332 f. 336. 


Relief ans 33. ^^H 


Anio- Brocke Ton Narses erneuert 303, 


Christliche Reliefs aofBronzekästchen ^^^| 


Antemnae 292. 


^^1 


^K Antiope und Zeus, Br. Jlel 3.56. 
^V Apulische Keramik 167 ff. 


Cippus aus Amiternum 26. ^^^H 


Concare Curvaturen 119. ^^^| 


Apulische Vasen mit Katzen 55. 


Constantlii, Inscbrifl in Viterbo 107. ^^H 


Ära Sihani 37. 


Contorniaten 368 f. ^^H 


Arpi, Henkelnapf aus 185. 


Cori, Herculestempel 109 f. ^^| 


AslOi, daonische 228, 


Cornelius ^eirerus Auifostalis 36. ^^^M 


Augenschalen aus Ruto 331. 


Cornucopiae 1-12 f. ^^^| 


M, Aurelius Silvanus 349. 


Crustumeriump ang^bl. = Montero- ^^^| 


Bapmcayallü, Altar an« 131. 


tondo 328 f. ^^H 


Baais in S. Lorenxo fuori 161. 


Comae. Kärtchen aus 363 f. ^^H 


Batrachüs und 8aura8 153. 


Gurvaturen an Gebalken 110 f. ^^H 


Becher, daunische 207, 


C^ässar, Bronzekästchen aus 353. ^^^| 


Belleropliijn aof Bronzerelie! 350. 


Daunia, Kratere aus 167 ff. ^^^M 


Bonn, Bronaekästcheti aus 360. 


Demos von Tarent 54. ^^^H 


Brocklesbj Park, Altar in 136, 


Dionysos und Sücn auf Augensohale ^^^| 


BronÄej^er&t aus Grab in Ruvo 334 f. 


^^1 


Bronietechnik, antike 107, 


Dorischer Tempel in Pompei 103* ^^^| 


Bronzen aus Grab bei Bari 341* 


Eidechse in jonischer Volute 153. ^^^| 


Broniekastchen als Aegypten 361 f. 


— ^ auf Saulenbasis 161. ^^^| 


^H -^ pannonische 349 f. 


ElfenbeiDklistchen 366 f. ^^H 


^^ — au8d.Rheinlandeii36a 


Erbschaftssteuer 76. ^^H 


1 Bronzekatxe, ägyptische 67. 


Etruskische Grabgemälde mit ( angebL] ^^^| 


1 T, Caesius Anthianos 71. 


Katzen 53. ^^^^| 



^ 878 RCGIBTtR ^^^^^^^^1 


^^^^^^H Etiphroniofl, Amphora ia Art tles 337. 


Koppelgefti»e 196. ^^^^^^B 


^^^^H 


Kratere, dauniBche 167 ff. ^^B 


^^^^^^1 F«1cfutb. BronztikMtcheti ans S57, 


Kreta. Apuliens Beziehung zu 262. ^^M 


^^^^H 


Kriegerrüstung, auf Amphora aus Rqti» ^^H 


^^^^^^H Ferentum» Ferentis 108. 


388. ^M 


^^^^^^1 Fibeln. apoUsch« 170. 


Kuh und Stier. Relief 4.5. ^H 


^^^^H 


Kybele-Kuttus 300 f. ^H 


^^^^H FlKUna cidU« 293. 


Leda auf Bronzerelief 356. ^^H 


^^^^^H Fl5te aaf onterital. Vaseiibitd 347. 


LeichenmahU r{^m. Eelief 19 f. ^^M 


^^^^^H Foroin Petroni Maiimi 


Lttichenzag, rOm. Relief 16. ^^H 


^^^^^^1 Frentaner Land. Vas^n ans 173. 


Lekythoe aus Rnvo 333 ^^B 


^^^^^^H Frosch in jonisühor Volate 153 f« 


Liebesscf ne aof Vase Jatta 3-15. ^J 


^^^^H 


litum 16 f. ^H 


^^^^^^H Fuflahekleidtingen 23* 


S. Lorenzo fuori, Kapitell 158» ^^M 


^^^^^H 


Lovoabalaton, Bronzek&stchen ans 857. ■ 


^^^^^^H Giebelgropp« von Vin Labicana 


Laceme (apolische Ziem&pto) 194. ^^H 


^^^^^H Ginsterk&tie 


m* auälaatendes, fortgefallen 265. ^^| 


^^^^^B GladiatoreMcbuleQ. kaiserliche 75. 


Hagna-Mater-Tempel a d. Palatin ^^ 


^^^^^^H Glasarbeiten, j^^eforrote 145. 


368, ^M 


^^^^^H Haartracht, dacnische 203 t 


MantQA, Altäre Ln 137. ^^M 


^^^^^^H Henkelrerzierong. plastitcbe IB8. 


Marcigliana, Tenuta della 321 f. ^^M 


^^^^^^H HerakleB LOwentOter auf ßronzerelicf 


Marder 42 f. ^H 


^^^^^B 


Mariusgrab, sogen., an via Sal&tia 306. ^^H 


^^^^^^1 Herealest^mpel in Cori 109 f. 


Maske apulischer Idole 200. ^^M 


^^^^^H Holitenius, Itiiierar des 295 E 376. 


Meiß. Vasen aus 170 f. ^H 


^^^^^^H Hoktrahen, griechische 362 f. 


Menschliche Figur alz Henkekeitfe- ^^H 


^^^^^H Horti SallQstlani. Altar au» den 137. 


mng 197 ff. V 


^^^^^^H Jahreszeiten aaf Bronzerelief 357. 


schematisiert 219 f. ^^M 


^^^^^^H Idole als HenkeWerzierung 202 ff. 


Mercur und Maia auf Altar 134. ^^H 


^^^^^H IHyrische Tracht 201. 


Mesiapier, Handelfiverkehr 256 f, H 


^^^^^^H 


- Verfertiget Tarentiner Vä* ^J 


^^^^^^H Iiitercisa 349. 


zen 250* ^H 


^^^^^^H Jonische Kapitelle» mittelalt^rl. 159. 


— Verh&ltnis zu Japygiern ^^H 


^^^^^^H Igernia, Wirtshaasscene aaf Relief aus 


254. ■ 


^^^^H 


Mansche Inschriften aus Pompeji ■ 


^^^^^^H Iiiijtenipet reg. IH. 9. 


263. ^M 


^^^^^^H Kannen, daunische 226 ff. 


Musikscene auf Vaze Jatta 346 f. ^^M 


^^^^^^H Kapitell in S. Lorenzo fuori 153. 


Mykenische Basis, angebliclie 88. ^^M 


^^^^^H Katze, Geschichte der 40 f. 


Nekropole, 6denatiscbe 308 f. ^^M 


^^^^^^H Keramik des rorgriechiachen Apolietis 


Octavia Catulla. Grabaltar 136. ^H 


^^^^H 


Ohrschmuck apulischer Idole 201« ^^H 


^^^^^^H Kitharoedenreliefs 35. 


Oinochoe aus Ruvo 333. ^^H 


^^^^^^H Kneipen, römische 29. 


omne modu 205 ^^H 


^^^^^^H Komoa aaf Amphora Ton Ceglie 344. 


Optische Illusion 127. ^^| 


^^^^^^H KonserTatorenpalast, Glaakopf in 145. 


Ordona, Funde Yon 184. ^^H 


B^^ 


1 



^^^^m ^^^^^H 


^^r Pälazzo S|»adA, EitharoedenTelicf ans 


Schalen aus Kuvo 333. ^^^^H 


■ 


8chü5&elnäpfe, dauniscbe 174. ^^^| 


^H Parisurteil auf BroQzerelief SS4. 


.ScbwankHtteratur bei Gelage 32. ^^H 


^H Patern und urceua 140. 


Silen, tanzender auf Augenschale 3C2. ^^^| 


^H PeCR. Bronzekästchen aus 355. 


SilvanuB Mar... 37. ^^^| 


^H Paasterung der Tia äalaria 307. 


f. ^^H 


^H Pizzolij Telamon aus 18. 


Spiegel in Toilettankästcben 359. ^^H 


^H Plastische Henkekeniemngen 188. 


ipiraß columnarum 160. ^^^H 


^H PUnthen^ reliefgeschmückte, unter io 


Strasaburg« Glaskopf in 145. ^^^| 


^H ntsehen Basen 163, 


Sumpfluclis 61 f. ^^^1 


^H Pompeji, alte Säule aus 7S 


Sybaris, Funde von 241. ^^^| 


^H ^ metrische Inschriften 263. 


Tätowierung, apulische 201. ^^H 


^^1 — Säutenstümpfe des dorischen 


Tarent, Münzen mit Demos 54. ^^^| 


^H TempeU 103« 


Tarentiner Keramik 232 ff. ^^H 


^H Pompejanisches Mosaik mit Katze 59; 


Tassen, dauniscbe 209. ^^H 


^H mit Sumpflacha 64, 


Teller und Schüssel dauniscbe 224 C ^^H 


^H Ponte di Malpasso 3U f. 


Tiberbett erhebt seit Altertum 312. ^^H 


^H Ponte Nascoso bei Oivitatomassa 281. 


TierDamen als Eigennamen 163 f. ^^^| 


^H Porta CoUina 285 


Tivoli, Altar aus 136. ^^H 


^m Porta Salaria 286 f. 


Topfe mit hohen Henkeln, dauniscbe ^^^H 


^H Porticos Octä?iae, Tempel in der 161. 


^^M 


^H Poxzuoli» Inschrift von 71. 


Toilettenkästcben aus Bronze 349 f. ^^H 


^H praeficae 16. 


aus Elfenbein 363 f. ^^H 


^H procurator familiae gladiatoriae 75. 


^^1 


^H procurator viyetimae hereditatium 76. 


Urcens und patera 140, ^^^H 


^H Putignano 262. 


Vaasalletto, Pietro 166. ^^H 


^H ßhodischü Yasd mit Katze 57. 


Yeji, Altar aus 135. ^^M 


^H Rundaltäre 132 f. 


Via Caecilia 275. ^^M 


^H Rundgrab an via Satarta '^2S f. 


Via Labicana, Ausgrabungen 8. ^^^| 


^^a Euvo, griech. Grab in 330, 


Via Salaria 275. ^^H 


^^1 KuTo, Vase aus 55, 


Villa T. l Felicula 36. ^^1 


^H Säule, alte in Pompeji 76. 


Villa des Phaon, sogen. 307. ^^H 


^^H Säulen Stümpfe des dorischen Tempels 


Viterbo, Inscrift auf m. a. Kapitell 107. ^^H 


^^M in Pompeji 103. 


Waifen ans Grab in Ruvo 333 f. ^^H 


^^M talutari4, Beiname der Magna Mater 


Wanderer, Rel. in Florenz 1. ^^^| 


^M 


Wiesel 42 f. 68. ^^M 


^H Sangallo, barberinischer Codex »3. 


WochengOtter auf Bronzerelief 358. ^^^| 


^^m Sauras und Batracbos 153. 


Ziem&pfe, konische 194 ff. ^^^| 


^^^^ Schalen, daunische 212 ff. 


1 





TAFELN 



I-lII. Fragmente eines römischen Giebels in Rom und Florens. 

IV. . Due rilievi di Amitemum, 

W Reliefs im Falazzo Spada und aus CerTeteri. 
. VI- VII. T&mpio (TErcole a Cori 

VIII. Toogcrftte Nordapuliens. 

IX. Dannisches ZiergeflUs. 

X. K&stcben ans Intercisa. 

XI. Contomiaten mit Darstellung des BTagna-Mater-Tempels. 



Abgeschlossen am 18. August 1909. 



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LOESCHER & a ^>i. J{1 



A U S v; :\ 1 A. 

RIVISTA UKLI.A SiH'ICTA ITALIAXA DI AR^ nlUA H! 

A»ii«> 111: lOOS. fn 4\ i^ire u»k 



Articoti: 



I N D 1 C E - 



AtMrluujK ^'* — ^«k^ßie nuU'irte dtil IV tecolo fif. Criffo (<av* U]*V). 

t tillreraa CS. ^ T itiiT, V1.V7IT 

JmtiM 11. - AnToi 

|*ittrtii»« *- - ._ aa i.i> Mn por<!'*- - - *•■'■ ■ * '• ' '" "- *•' 

Per« Irr I.. — I] di»)Co di Mki 
PrtlJimKonI It* - f'-"» f^.^.. , 
Vi*i«;Ellti|i Q. > 
Itfxso U r., - A .: 

BolUttim bibliograßco: 
CafiturrUI 1^. — ^oria «< notiehitK rntit«a«. 

f ^arilltinll fp* — Epigrufia prc&. 
I'ttlfm*'» *<-► — Soaltnr» ftllcnistjca c rfiraanji. 
^ Pitttim olltnijtica e romAtiJi. 

lliir»ill f** — Oeriimien ^eCn. 
l|t»r|Mir:ru ■«. — Mtti e reltgioiiE. 
I*firifivtii 11. - Preiatum Italicji, 

Nöiim: 

ÜInKitrit II. — L*»rclteologm nel III Congniüo dellii SocicU Ituli&na per 11 progrena 

Onoranze a Loigi I*i|r»>riui. 



Pmf. GUISEPPE TOMASSETTI 



LA CAMPAGNA ROMA^^ 

ANTICA, MEHIOKVALE V. Mrmr<'n^\ 
Voi.lJMB Primo: 

|,A (!AMPA(5Nä ROMANA IN GENERE 

•"V «4 TAVOLE ß l»l t'löIJKK FN 8" OB. 

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