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MITTEILUNGEN
DBS KAISBBLIGH DEUTSGHBN
AROHAEOLOGISCHEN INSTITUTS
ROEMISCHE ABTEILUNG
Bani> XXIII.
BÜLLETTINO
DELL' IMPSBIALE
ISTITÜTO ARCHEOLOGICO GERMANICO
SRZTONE ROM ANA
Voi,. XXIII.
ROM
I^ O E S C H K H cV < :.
(W. REGENBERG)
1908
•'I
h
V
INHALT
W. Amelong, Zerstrmte Fragmente römischer Relief i (Tf. I-III)*
S. 1-10,
K, BoNE, Antike geformte Glmarbeiien S. 145-152.
P. DüCATi, Ära di Bagnacavalio S. 131-144.
R. E^roBLMANN, Ein pannonisches Kästchen am dem Nationalmu-
seum in Budapest (Tf. X) 8. 349-367.
K. EsDAtLE, Fresh lighi on the temple of ihe Magna Mater (Tf, XI)
3. 368-374.
G. GiovANNONi, La curvatura delle linee nel tempio d'Sreole a
Cori {Uv. VI-VII) S. 109-130.
Ch. Hüklsbn, Zwei Monumente aus Cerveteri (Tf. V) S. 33-39.
— Inschrift von Ponmli S. 71-77.
M. Jatta, Tombe greche in Puglia 8. 330-348*
0. Keller, Zur Geschichte der KaUe im Altertum S. 40-70.
A. Maü, Die alte Säule in Pompeji 8. 78402.
— Die Säulenstümpfe des dorischen Tempels in Pompeji S. 103-106.
— Metrisches aus Pompeji S. 263-267.
M. Mayeu, Die Keramik des vorgriechischen Apuliens (mit Taf,
VIIL IX) 8. 167-262.
E. Pernice, Nachträgliche Bemerkungen zum Alewandermosaik
3. 11-14.
N. Pbrsichbtti, Due rilievi Ämitemini (Tf. IV) S. 15-25.
— La via Salaria nei circondari di Roma e Rieti 3. 275-329, 376.
F. Stüdniczka, August Mau S. 269-274,
H. Thiersch, Zu Sauras und Batrachos S. 153-166.
P. Wbeoe. Abruzienkunsi 3. 26-32.
Sitiungen S. 107-108, 268, 375.
Register 3. 377-379.
Tafeln 8. 380.
£Uäägä
ZERSTREUTE FRAGMENTE ROEMISCHER RELIEFS,
(Tafel MO).
2. Zum Florentiner Wanderer
Unter den antiken Reliefs der Ufiizien zu Florenz ragt die
Darstellung eines bärtigen Mannes, der in bäurischer Traclit mit
Brodsack, Trinkflasclie, breitkrämpigem Pilzhut und Knotenstock
auf Felden sitzt und aufmerksam nach oben blickt (^), durch ihreu
derben, grosszügigen Bealismus eigenartig hervor, so eigenartig,
dass Dütschke sich in seiner Beschreibung der zerstreuten Bild-
werke in Oberitalien (III S. 225) verleiten Hess, die janze Arbeit
für modern zu erklären-
Ich habe dem in meinem Florentiner Führer (no, 122) widerspro*
chen» musste aber andrerseits betonen, die Darstellung sei niimög-
lieh vollständig und jegliche Vermutung über den einstigen Zu-
sammenhang und seine Bedeutung müssig. Inzwischen haben mich
zufällige Fimde weitergeführt; die Annahme, dass das Relief aus
einer grösseren Coiuposition stamme, hat sich bewahrheitet, und
auch über deren Bedeutung lässt sich Einiges erraten. Jedenfalls
wird man angesichts des künstlerischen Wertes ihrer Teile den
Nachweis der Zusammengehörigkeit nicht für verlorene Mühe halten,
und schliesslich besteht die Hoffnung, dass zukünftige Grabungen
weiteren Zuwachs und grössere Klarheit bringen werden.
Das Florentiner Relief stammt aus Rom ; in der Villa Me-
dici ist es von dem Maler Le Brun gezeichnet worden — zwei
dieser Zeichnungen hat Montfaucou im Supplement zu seiner An-
(•) Tat I rechts nach einem Gypsabgafis.
2 W. AMEI.l.NG
tiquiU expliquee HII p. 24 Taf. VI 2 und 4) abgebildet (") —
und ebendort erwähnt es WinckelmaDD (^). Dann kam es mit der
ganzen medicei.sclien Sa:nmlung nach Florenz.
Bei einem Besuch im «^ Auditorium des Maecenas • warde
meine Aufmerksamkeit durch zwei Fragmente eines Hochreliefe
gefesselt, die mir die grosste stilistische Verwandtschaft mit dem
Florentin^M' Heüef zu haben schienen. Besonders auffallend war
diese Verwandtschaft in der eigentümlichen Wiedergabe der Ge-
wandting; auch hier handelte es sich um sitzende männliche Fi-
guren etwa derselben Grosse, und von Aeusserlichkeiten Hessen
sich zunäch-t die Strumpfe und reichverschnfirten Sandalen der
erlialtenen Küsse mit denen <les Florentiner Reliefs vergleichen (').
Allmählich .•stellte sich nii;ht nur heraus, dass die Stücke alle in
dem gleichen feinkörnigen weissen Marmor gearbeitet sind, es
Hessen sich auch noch j^^ewisse Einzelheiten in der technischen
Ausführunj/ und in der Zurichtung der Basen und des Hinter-
grundes vergleichen -— kurz, ich wage es jetzt mit voller Bestimmt*
heit auszuspredien. dass diese Fra^rniente und, was sich dann
weiter hinzutin<len lie^s — das Kesultat zeigen unsere Tafeln — ,
mit dem Florentiner Kelief einst eine grosse Composition gebildet
haben. Ich wurde bei dem Herausfmden der Fragmente aus den
wirren Haufen im Auditorium des Maecen auf das Tatkräftigste
unterstützt von dem scultore Dardano Bernardini, der sich auch
die Zusammensetzung der Frairmente, nachdem sie auf Veranlass-
ung des Prof. Gatti in das s:tä'ltische Antiquarium überführt waren»
angelegen sein Hess. Fs ist mir eine Freude, dem unermüdlichen,
(*j Eino «l'.T Ix'i'leii A]>bil«lunir«.'n wiederliolt S. Hcinach im R^pertone
de la statuaire, 11, 2 S. o."»! Nr. 7, olnio die Uebereinstimiiiung mit dem
Relief zu bcmerk*.'ii.
(") Denkmale III 9. 1 : «In «ler Villa Medici sieht man gleichfalls, in
halb erhobener Arbeit, einen cynischen Philosophen mit dem Brodsak an der
linken Seite und mit einem Stoke in der Hand. Wenn aucli diese Figur den
Diogenes vorstellen s«dlte, so müsste er in seinen jüngeren Jahren abgebildet
sein, in der Zeit, wo er ganz die Lebensart eines Philosophen führte; wel-
ches noch mehr aus der Flasche erhellet, die am Sake befestigt ist. und die
er wegwarf, als er sah, wie ein junger Mensch seine flache Hand gleich
einer Schale oder Muschel formte, um damit zum Trinken Wasser zu
schöpfen ».
C) S. die Abbildung.
knd gemes.seQ. 0,2D5 m., die Basis 0,085 m, hoch. Ergänzt ist
<lie rechte Seite des Hiateigniodes und des uoteren Randes, die
Nase, der äussere Kaod des Hutes und Teile des Gewaudes*
Das auf derselben Tafel lioks abgebildete Fragment )iat fol-
gende Masse: H. 0,04 in*. Br. OJO m., T, unten ohne die Bosse
0»25 m., H, des Ueliefs mit Rückwand 0,iJl in. H. der Basis u,08 ni.
Es ist zusammengesetzt aus sieben Fragmenten. Die Darstellung
^var der ie^ Florentiner Reliefs sehr ühnlich. doch bat sich nur
der Unterkörper erbaUeu; der r. Fuhs ist sehr hoch aiifgesteUt;
•die L* liegt halb in den Mantel gewickelt nnd nach innen geöfT*
jiüt auf dem 1. Oberschenkel. Es fehlt ausserdem Oberk<3rper der
1. Puss und der Zipfel des sackartigen Mantelbausches rechts
unten. Bechts bat sich an der Basis Anschlusstlnche erbalten, und
zwar ist die Nebenseite etwas nach aussen geneigt: auch ist 2U
bemerken, dass diese Ecke hinten im Diircbscbnitt einen spitzen
Winkel bildet. Am rechten Ende der Vorderseite der Basis be-
merken wir die Hälfte einer Bosse, an der RQckseita unten einen
niedrigen rauhen Vorstoss (H. 0,02 ni*).
Die Composition muss noch einen Sitzenden enthalten haben,
der in Massen und Haltung mit dem eben beschriebenen fast
vollständig übereinstimmt Erhalten ist von dieser Figur nur ein
Stück aus der Mitte des Körpers mit der Linken, wie dort, auf
dem Überschenkel und ein Stück der Schultern. Bemardiui hat
beide Fragmente mittels eines Abgusses des schon beschriebenen
Fragmentes zu einer kopflosen Figur ergänzt, die 0,93 m. an Hohe
und 0,31 m. an Tiefe misst (Taf. II rechts).
Neben diesem Fragment steht eine nach links gewendete
Kuh. Sie ist aus fünfzehn Teilen zusammengesetzt, und nur an
wenigen Stellen brauchte mau mit Gyps zu flicken. Ergänzt ist
natürlich die Sfuile unter dem Bauch. Das Tier ist hinten 0,78 m.
hoch. Die Basis hat hinten eine Breite von 1,04 m*, vorne von
0,99 m.; die beiden Nebeaseiten convergieren nach voine; ilire
Höhe misst links 0,11 ra-, rechts 0,07 ra., ihre Tiefe 0,20-0,27 m.,
die des Keliefs 0,311 m. An der Vorderseite und der linken Ne*
benseite ist in der Mitte je eine runde Bosse stehen gelassen;
an der Rückseite unten wieder der niedrige Vorstoss.
Dieser Kuh entspricht ein nach rechts gewendeter Stier
<Tat III), Von ihm liaben sich neun Fragmente gefunden; er-
ZSRSTREI:T£ FRAGMENTE ROEMISCHER RELIEFS .>
gänzt siöd vor Allem Kopf, Hals und Beine (natürlicli ancli die
Stütze). Von der Basis Ut gerade die Mitte mit dner ruDdeti Hesse
erhalten. Die Masse entsprecheu denen der Kuh {H. der Basi:*
U.09 m,)d
Eodlich bleibt noch das Präsent eines Mannes, der nacli
rechts auf einem sorgfältig behaueneu Würfel mit eingeachweifteu
Seiten nnd vorspringender Oberfläche sitzt; es ist aus drei Stücken
Fig, 2.
zusammengekommen. H* 0J5 m*, Br. 0,66 m., T. der Basis unten
rechts ü»2a m., H. der Basis 0,065 m.» H. des Reliefs mit Rück-
wand 0,28 m. Links ist Anschluss^fläche; die linke Seite der
(■) Ich vyill nicht unerwähnt lassen, dues sich auch in Madrid unter
den Antiken der Königlichen SftmmluTTg Kuh und Stier in Hochrelief be-
finden, die Kuh ebenfalls nach links, dtr Stier nacli rechts gewendet» beide
in den Massen und der Art der Arbeit den römischen merkwärdig ähnlich ;
«ie stammen aus San Ildefünsö, also wahrscheinlich aas der Sammlung dir
Königin Christine von Schweden und aus Rom (Hübner, Die ant. Bildw. in
Madrid Nr. S35 u. 336; vgl. S. 12 ff). Unsere Abbildung dc8 Stieres nach
Arndt- Amelung» Einielaufnahmen Nr 1698.
i) W. AMEI.L'NO
Platte stieg nicht senkrecht empor, sondern war etwas nach ansäen
geneigt; im Durchschnitt ergiebt die Ecke links unten an der
Kückseite, wo sie einzig noch messbar ist, einen Winkel, der
«twas kleiner als ein rechter ist. Rechts oben ist ein Stück Relief-
grund erhalten, das in derselben eigentümlichen Art behandelt
ist wie der Grund des Florentiner UelicTs. An der Bückseite
unten wieder ein niedriger rauher Vorstoss von 0,02 m. Höhe.
Der Dargestellte trägt ein gegürtetes Uutergewand und einen
Mantel, der auf der rechten Schulter geknüpft ist; beide Oe-
wandstücke sind aus feinerem Stoff, als die der erst beschriebenen
Fragmente.
• Darin, wie in der Art des Sitzes — dort roher Felsen, hier
behauener Stein — giebt sich angenscheinlich ein bewusst durch-
geführter Gegensatz zwischen den beiden Seiten der Composition
zu erkennen : rechts sitzen Vertreter des Landvolkes, links Be-
wohner der Stadt. Dabei ist hervorzuheben, dass wir an
d^en Figuren nichts von römischem Costüm bemerken.
Wegen der Strümpfe vergleiche man die Statue eines Jünglings
aiis Tiälles (Archaeol. Anzeiger 1902 S. 104; Monuments Piot
1 )Öft/Pl. IV), für Sandalen und Strümpfe die des Sisyphos I in
Lelphi {Bull, de corr, hell, 1899 PL 24; Fouilles de Delphes
rt. LXV).
Die Anwesenheit der Tiere — bos mas und bos femina —
legt den Gedanken nahe, dass in der Mitte ein Opfer vor-
bereitet wurde; aber wir dürfen nicht übersehen, dass den Tie-
ren jeglicher Schmuck fehlt, wie er zum otticiellen Opferritual
gehörte.
Aus den angegebenen Massen ergiebt sicli, dass die Figuren
nicht alle gleich gross sind. Der links Sitzende entspricht in der
Grösse dem Florentiner Wanderer, die Andern sind grösser. Das
Befremdende dieser Massunterschiede löst sich, sobald wir die Fi-
guren in einen Giebel versetzen, in dem notgedrungen die Figuren
nach den Ecken hin kleiner werden müssen als in der Mitte. Damit
erklärt sich denn auch das Aufwärtsblicken des Mannes auf dem
Florentiner Relief. AVenn der obere Rand dieser Platte jetzt wage-
recht zugeschnitten ist. so besagt das nichts gegen unsere Annahme ;
das Stück ist sclion vor Jahrhunderten zugerichtet und ergänzt
worden. Sehr wohl aber stimmt dazu der eigentümlich unregelmäs-
ZERSTFEtTTE FRAÜSIENTE ROEMISCHER RKLIEFS 7
sige Schnitt der Nebenseiten, soweit er sich feststellen Hess. Man
verschiente dadurch gewissermassen die einzelnen Teile an einer
so exponierten Stelle. Der Giebel muss eiiiebliche Dimensionen
gehabt haben, denn 'zwischen den Tieren können wir eine Gruppe
von stehenden Menschen annehmen, wnd zwischen der Florentiner
und der nächsten Figur ist augenscheinlich noch eine Gestalt ein-
zusetzen, da der Grössenunterschied zwischen beiden zu auttal-
lendist; auch fehlen die Eckfignren, Desto begieriger müssen wir
sein, zu erfahren, ob sich nicht das Gebäude bestimmen läast, das
solch ein ansehnlicher Giebel krönte.
Die römischen Fragmente konnte ich mit Hülfe des alten
Custoden im Auditorium des Maecen in einem der Verzeichnisse
neugefundener Antiken im Bullettinö comunale identiticieren. In
dem Jahrgang von 1886 werden auf S. 421 f, unter IV 1 folgende
Fragmente beschrieben: Due frammenti di grande aUorüievo:
runo di queHi rappresentante la metä inferiore di personaggio
mUitare (zu dieser Bezeichnung wird die Sandale Anlass gegeben
haben), seduia; Valtro la metä superiore di aliro personaggio
miliiare, acefala, parimenie ftedula. Appartengom evidentemente
ad un grande rilievo ttorico {marmo greco: alio il primo
m. 0,64, il secondö m. 0,74)... Provengono da scavi fatti in via
Labicana; furono aequislaii dalla Commisuoae. Si comervano
neU'Odeo (eben dem Auditorium des Maecenas) (^).
Ausserdem erfahren wir unter Nr. 6, dass die Commissione
weitere 61 frammenti di sfaiue e scuUure diverse, die ebenfalls
von der via Labicana stammen, erworben habe, und dass auch
diese im Auditorium aufbewahrt werden.
Wir kr^nnen den Ort dieses Fundes genau bestimmen. In dem
Dächsten Jahrgang des Bullettinö berichtet C. L. Visconti auf
(•) Nach dem Bnllettinf» *< seml^ra fjppartener« allo sieua rilUuo anche
tl frammento iii]uente»t djis so beschrieben wird: « Parte di ßgutadi Ci*
tandö in profilo, con lunga tunica manicata, in allo di Buonare la lira,
che porla appesa dinanzi. Vi rtmane, öltre il Iraccio, partt! del petto tf
parte della Uta {marmo greco; alto in. 0,42) ». Ich habe dies Fragment ira
Auditorium «aufgefunden, halte aber seine Zugebörig;keit zu dem Helief fOr
aufigeBchlosseii. Der Stil ist ganz verschieden, und zudem hat das Fragment,
da die Ljra auf beiden Stilen ausgearbeitet ist, augenscheinlich zu einer
Randfigur gehört.
8 Vf. AMixUNO
S. 132: Ä Nella oe^aiiane dei grandi lavori per nuove eoU rnMÜ m tw
che gi fanno lunffo la parte inierna della via LaHcana^ 90fi9
gli avanii delle ferne di Tito, alla dütanm dt circa 100 metri
dalla ckiesa dei si, Pieiro e Marceltino, la nostra Commissione
per cura dei mo ispettore sig, Giacomo Marsiisi, aveva avvertito
la esistensa di um di que' muri edificati nei passali secoli a
fona di rotiami di antiche scuKure ; ed avea giä fatto acquisio
di alcuni oggetti provenienii da quel luogo ■.
Ans dem weiteren Bericht ergeben sich als besonders be-
zeichnende Funde der oeuen Nachforschungen fünf Köpfe der leis,
ein Kopf des Sarapis tmd ein Kopf einer aegyptischen Prinzessio
(ßulL com, 1897 S. 118 Taf, VIII; vgl. ebenda S. 136 Anm. 3),
d. h. Funde, die uns mit Bestiraratheit auf das Heiligtum der
Isis weisen, das dieser Region den Namen gegeben hat ('). Im
Einklang mit dem Bericht Viscontis setzt Lanciani auf dem 30.
Blatt seiner Forma Urbis Bomae die Fundsfelle gleich nördlich
über dem östlichen Teil der Via Labicana an.
An jenem Ort muas also vor Jahrhunderten auch das Floren-
tiner Relief zu Tage gekommen sein; wir erfahren über reichliche
Sculpturenfunde in eben jener Gegend aus den Memorie des
P. a. Bartoli 1 (bei Fea, MisceUanea I S, CCXXII) (').
Man hat diese Funde mit dem Forum des Stadtpräfecten
Petronius Maiimus in Zusammenhang gebracht und angenommen,
der Bau sei etwa nach dem Erdbeben vom Jahre 442 n. Clin
mit allerlei zusammengeraubten Kunstwerken ausgestattet worden.
Es läs8t sich gewiss nicht leugnen, dass auch unser Giebel nach
dem Wenigen, was wir von seiner Darstellung erraten kennen ^ für
das Eingangätor eines Forums wohl zu passen scheint; aber man
müsste eben auch hier annehmen» dass die Qiebelfiguren ehemals
zur Ausstattung eines anderen Forums gehört hätten, denn es be-
darf keines weiteren Beweises, dass diese Sculpturen nicht im 5.
Jahrhundert n. Chr. gearbeitet sind.
(M V)?l. Jordin-Hülson. Töpo^apliie l3 S. 304 f,
(*) Man vergleicho auch die verschiedenen AngnboD auf dem citierten
Blatt vm LanciÄfii« FÜFi, doch handeh es sich hier in den meisten Fällen
nur um die erteilten Licenzen ftlr AusgTÄbongen, von denen m«n nicht weiss,
ob sie jemals ausgeführt wurden«
i
ZERSTREUTE FnilOMC^TK ROEMtSCHKR RELIEFS 9
Nicht weit entfernt lag das iemplum IsiJis, auf das wir schon
durcli die neuen Funde gewiesen wurden ('). Zunüchst stös&t uns
auch da eine chronologische Schwierigkeit auf. Wir erfahren durch
das bekannte Relief aus dem Grab d^i^ Haterier, dass ein Hei-
ligtum der Isis an jener Stelle bereits gegen Ende des 2. Jahr-
hunderts bestand. Andrerseits wissen wir, das3 der Cult der aegyp-
tischen Gottheiten innerhalb des Pomeriums erst unter Caracalla
officiell gestattet wurde (*). Deshalb werden wir kaum annehmen
dürfen^ Isis habe vor dieser Zeit hier einen grossen, prächtig
ausgestatte ton Tempel besessen. Die Sculpturen unseres Giebels
aber stammen zweifellos aus einer Zeit vor der Regierung des
Caracalla, Und das ist nicht die einzige Schwierigkeit: Kuh
und Stier m5gen irgend eine Beziehung zu Isis und Sarapis ge-
habt haben; was aber sollen die zuschauenden Stadtleute und
Bauern und ihre absichtliche Gegenüberstellung?
So werden wir wieder auf das Forum des Petronius gewiesen,
ohne zu sicheren Schlüssen zu kommen, und es bleibt am Ende
nur die Hoffnung, diese Fragen einst durch spätere Grabungen
und Funde erledigt zu sehen.
Ich sagte: die Fragmente stammen zweifellos aus der Zeit
vor Caracalla. Lässt sich ihre Zeit näher bestimmen? In meinem
« Führer ^ habe ich das Florentiner Relief für die Copie eines
hellenistischen Werkes erklärt. Nachdem sich herausgestellt hat»
dass es aus einem Giebel stammt, kann diase Ansicht nicht mehr
füi" wahrscheinlich gelten. Die Römer haben Giebelgnippen ge-
raubt, aber gewiss nicht eopieren lassen, und für hellenistische
Originale wird die gesammelten Fragmente Niemand halten wol-
len. Wenn wir also annehmen müssen, der Giebel sei die Schöpf-
ung eines Bildhauers der Kaiserzeit gewesen, so werden wir doch
daran festhalten, dass dieser Künstler sich durchaus an tielleni-
stische Vorbilder angelehnt habe, wenigstens in den menschlichen
Figuren, während die Tiere durch einen einfacheren, nüchterneren
(>) Laticiani setzt in dieser Gegend noch den luduM magnui und frage-
weise die porta Oußrquetulana an. lieber die Lage des ludus vgl Jordan-
HüUen a. a. 0. 8. 299 Anm. 36, über die jener porta Jordan. I i S. 225 ff.
(*) Gilbert, Geschichte u. Topograplne d. St, Korn III S. 110 ff.; Wis-
sowa, Cültuii der ß{)mer S. 292 ff.
10 W. AMBLUNO, ZER8TRRUTB FRAGMENTE RORMISCHER RELIEFS
Stil dagegen abstechen. Jenes Anlehnen an hellenistische Art
erinnert uns an die Besultate unserer üntei*suchung über die
zerstreuten Beste der Gigantomachie (1905 S. 121 ff.). Wenn wir
diese zum Vergleich heranziehen, so kann kein Zweifel bleiben,
dass wir die Oiebelfragmente früher datieren müssen; auch ver-
gleiche man die derberen Tierbilder auf trajanischen Beliefs, be-
sonders die Opfertiere auf den Schranken der Bostra. Am ehesten
wird die Begierungszeit des Titus oder Domitian in Frage
kommen.
W. Ameluno.
NACHTRAEGLICHE BKMEKKÜNGEN
ZUM ALEXANDERMOSAIK
Nach dem Erscheinen der <* Bemerkungen zum Alexander*
mosaik » in dieser Zeitschrift 1907 »S. 25 sind mir noch einige
Beobachtungen eingefallen oder mitgeteilt worden, die ich, nament-
lich im Berücksichtigmig für die in Aussicht gestellte grosse Pu-
blikation in den Denkmälern der Malerei, vorlegen mochte*
Die Frage ob das Mosaik in Pompei angefertigt sei oder
nicht, glaubte ich aufgrund der Missverständnisüe, der Restau-
rierungen und Ergänzungen zu Gunsten der Adler" sehen Hypo-
these entiäclieiden zu können. Einen weiteren sehr gewichtigen
Grund dafür, da.ss das Mosaik ausserhalb gekauft und dann nach
Pompei geschalft wurde, gab mir H. Winnefeld an die Hand. Man
verstellt nämlich absolut nicht, warum im Falle der Herstellung
in Pompei und zwar in dem dafür bestimmten Zimmer der casa
del Faiino, der Künstler sich nicht so eingerichtet hat, dass das
Mosaik wirklich in der Grösse passte. Denn der graubraune breite
Streifen, der zwischen die äussere Einfassung und den unteren Rand
des Schlachtfeldes geschoben ist, kann doch unmdglich aus künst-
lerischen Rdcksichten hier angebracht sein. Also war das Mosaik
in der Höhe für das Zimmer nicht geeignet und wurde in schmuck-
loser Weise vergrössert; höchstens könnte man noch annehmen,
dass auch der untere Rand so erheblich beschädigt war, wie der
obere, und in radikaler Weise durch den grossen Streifen ausge-
bessert wurde. Auch dann würde man zur Annahme der Herstel-
lung ausserhalb Pompeis gelangen.
Auf Seite 31 des genannten Aufsatzes hatte ich geschrieben
• unerklärlich ist ein dunkler Fleck hinter der Hand des Fahnen-
trägers; am ersten möglich erschien mir bei lüngerer Beobachtung,
dass es ein griechischer Helm sei, wie der des Griechen, der von
vorn geselieu liülts vor des Üarius rechter Hmid erbcheiiit Dana
würde also noch weiter rechts, als Körte annimmt, ein Grieche
TorgedruDgen sein und damit die ganze Auffassnug der Komposi-
tion vielleicht eine andere weiden •. Ich glaube, dass für die in
diesetn Satz aufgestellte Beliauptung jetzt eine neue Stütze ange-
führt werden kann. G* Körte hatte auf S. 8 seines Aufsatzes (id
dieser Zeitschrift 1907) sehr richtig festgestellt* dass die Wut des
Angriffs drei makedonisciie Ritter üher den König hinaus fortge-
rissen hat, « Helm und wehenden Busch des einen bemerken wir
gleich rechts von Alexanders Pferd; sein Gesicht das leider zer-
stört ist, war fast in Vordernnsicht dargestellt: er warf einen
schnellen Blick im Vorwärtsjagen auf die Gruppe im Vordergrund
des Bildes, ebenso wie sein seh wergerti steter Genosse rechts neben
dem Perser mit dem gezückten Schwert; von dem dritten, no^h
etwas weiter rechts, wird mir der Helm sichtbar ». Nun ist über
dem linken Arm des Wagenlenkers, von dem Bogenende des Darius
überschnitten, deutlich, und wie mir scheint, unbestreitbar, der
Helmbusch eines weiteren makedonischen Reiters zu erkennen,
von dem man sonst nichts weiter sieht (^}, Wenn also hier ein Ma-
kedoue war, ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass auch
noch weiter rechts ein Makedone, wie ich ihn in dem dunklen
Fleck vermutet habe, gewesen ist, und wenn das stimmt, ist
überhaupt die ganze Komposition des Mosaiks bisher nicht richtig
verstanden worden.
Als einen erheblichen Fehler gegen die historische Treue in
der Wiedergabe des Details bezeichnet Körte S, 14, dass der
Künstler » den Persern die lange makedonische Lanze gegeben
hat, ohne Zweifel gegen die historische Wahrheit, denn soweit
wir zu erkennen vermögen, führten sie in Wirklichkeit einen oder
zwei stärkere, aber kürzere Spiesse, die zum Fern- wie zum Nahe-
kampf gebraucht wurden. Einen solchen hat nur der abgesessene
Reiter im Vordergrunde, wohl nur deshalb, weil die lange Lanze
an dieser Stelle ebenso störend gewirkt hätte, wie bei den flie-
henden gut und eindracksvoU »♦ Also der Kunstler kannte zwar die
{'} Diese Beohachtang wurde von Herrn stud. phil Odensasa bei <ler
Interpretation des Mosaiks in den archäologischeo Uebangen zu Greifswald
gemacht.
tVH AtEXANDERMOSAtK
13
persische Bewatfnung. hätte aber aus Rücksicht auf die Wirkung
iler eiligen Flucht der Pereier diese mit raakedoaischen Lanzen
ausgestattet, so daäs er jeden antiken Beschauer damit in die Irre
führte» FiirtwäDgler hat, wie ich dem Aufsatz von Körte entnehme,
die bis in das geringste Detail gehende historische Treue des in
dem Mosaik kopierton Gemäldes gerühmt, Körte lässt das Mo-
saik nicht als Dokument für Tracht und Bewaffnung der Ale-
xanderzeit gelten. Aber von den in Frage stehenden langen Lanzen
abgesehen» ist dem Künstler nur der Irrtum untergelaufen, dass
ein persischer Reiter ein grades zweischneidiges Schwert fuhrt,
statt eines krummen Säbels, wie ein solcher auf der rechten, der
persischen, Seite aucli am Boden liegt, und weiter, dass - weder
der König, noch einer der Reiter den charakteristischen persischen
Üeberwurf mit Aerineln, den xaviv^ t trägt und * nur ein Heiter
einen Panzer, wrihreiid die schwere Rüstung der persischen Rei-
terei ausdrücklich hervorgehoben wird », Von der persischen Rei-
terei sieht man doch überhaupt nichts, ausser den zwei Köpfen
hinter dem sogenannten Oiathres, zu deren einem das erwähnte
grade Schwert gehört, alle übrigen Perser rechts und links fom
Wagen des Königs gehören zu dessen nächster Umgebung, und es
führt von ihnen kaum einer eine Waffe, sie beteiligen sich am
eigentlichen Kampf überhaupt nicht und werden sich daher haben
tragen können, wie sie wollten. Und wenn man gegenüber dem
fehlenden Kardvg allein einmal erwägt, wie unglaublich genau der
persische Königswagen dargestellt ist, an dem nichts auszusetzen
ist, so wird man dem Künstler doch wohl eine genaue Wieder-
gabe und eine bessere Kenntnis der persischen Gewohnheiten nicht
absprechen können, als sie uns aufgrund unserer persönlichen
üeberlieferung beschieden ist Daher glaube ich, dass die langen
Lanzen auch Makedonenlanzen sind, und die sie trugen, Make-
donen, und hierfür führe ich eben den Helmbusch und den Kopf
hinter dem Standai-tenträger an. Warum hat denn der einzige
deutlich sichtbare und sicher zur persischen Reiterei gehörende
Perser nicht die den vermeintlichen Persern eignende lange Lanze,
sondern das kurze Schwert?
Darius ist in der höchsten Gefahr, umzingelt zu werden,
König Aleiander hat eine Schwadron von makedonischen Reitern
detachirtj um eine Umgehung zu machen, wÄhrend er zugleich in
14 E. PERNICE, ZUM ALEXANDERMOSAIK
der Front angreift. Das Gemälde schildert uns den Augenblick,
wo die umgehende Abteilung einschwenkt, um fiber die Perser
herzufallen. Dies Manöver deutet, wie ich glaube, sogar der Künst-
ler an, indem er die Lanzen ganz rechts anders stellt, als die
anderen. So ist Darius von zwei Seiten aufs höchste bedroht, und
seine Lage kann überhaupt nicht kritischer sein. Es ist gewiss
nicht allein der Tod des sogenannten Oxathres, der die beiden
Perser des Gefolges im Hintergrunde zu so lebhaften Gestikulatio-
nen mit den Händen veranlasst, sondern ebenso sehr die Gefthr-
dung ihrer Sicherheit von der Flanke her, und es scheint mir
völlig sicher, dass das Streben des Wagens und der umgebenden
Perser schräg aus dem Bilde auf den Beschauer zu, ebenfalls nur
aus der beabsichtigten Situation heraus entwickelt ist, denn es ist
die einzige Richtung, nach der der König Darius überhaupt noch
fliehen kann.
Wenn die hier über die Komposition des Mosaiks vorgetra-
gene Ansicht das Richtige trifft, ist zu überlegen, ob wir dem
Mosaik nicht auch als historischem Denkmal eine besondere Be-
deutung zuerkennen müssen. Denn das dargestellte Umgehungsma-
növer nur aus künstlerischen Motiven vorgetragen sehen zu wollen»
scheint mir unmöglich. Es muss in der Schlacht, wie ich meine,
in der von Issos, eine Schwenkung berühmt gewesen sein, die ein
Detachement des grossen Königs machte, um Darius in die höchste
Gefahr zu bringen — so wie aus unseren grossen Kriegen ein-
zelne Waffentaten noch heute in aller Munde sind und charakte-
ristisch dargestellt werden. Es wird schwerlich eine Legende sein,
die der Künstler hier bildlich wiedergab, sondern wirklich ein
Reiterstück, das Alexander dem Grossen zu seinem durchschla-
genden Erfolge verhalf.
Dass durch diese neue Deutung der künstlerische Wert des
Mosaiks als Komposition irgendwie beeinträchtigt würde, wird man
schwerlich behaupten wollen.
Greifswald. Erich Pernice.
DÜE RILIEVI AMITEBNINI
(con tav. IV)
I.
Sin dal 1879, in occasione dei lavori per la costruzione della
nuova strada provinciale detta Amiternina, fra i villaggi di Pretura
e S. Vittorino (Ämiternum) ed in prossimitä del tramite dell'antica
Via Caecilia, tornö aH'aprico un bassorilievo rappresentante un
corteo funebre, che certamente aveva fatto parte di un monumento
che fiancheggiava ed ornava la detta strada (').
Tale rilievo richiamö subito T attenzione dei dotti per la sua
raritä, ed il eh. prof. Hülsen dopo aver esaminato T originale ad
Aquila nel 1889, ne fece una descrizione su queste Mitteilungen
fin dal 1890 (pag. 72), avendo anche cura di ofifrirne un piccolo
disegno favoritogli dal dott. F. Winter.
Dopo quanto egli ne scrisse, non sarei tornato su tale opera
d*arte in queste stesse colonne se non vi fossi costretto per illu-
strare un altro rilievo amiternino di cui nessuno si h occupato, e
che inyece mi ha colpito per la sua importanza, il quäle con quello
del corteo funebre ha molti punti di contatto sia per epoca che
per arte e soggetto scenico. E per gli opportuni raffronti e con-
fronti stimo utile dare di ambedue una riproduzione in fotografia»
[}) Vedi Notizie degli scavi, 1879, p. 145. — Insieme a qaesto rilievo
ed a parecchie iscrizioni (v. C. L L. IX. 4454. 4458-4460. 4465-4467. 4471-
4480. 4480 a. 4481. 4482. 4486. 4487. 4491a: ricordanti piü volte le fami-
glie Peducaea ed Apisia) la cai paleografia ben converrebbe alla fine della
repabblica o al regno di Augusto, si rinvenne pure an^altra scaltora an-
ch^essa interessante per la scena che rappresenta, cio^ un certame fra due
lanceariif segalto ognuno da valletto recante due lance di ricambio, di cui
mi riserbo occuparmi in separato lavoro.
IH N. PER8ICHETTI
a£BDch6 gli studiosi esamioandoli possano vie meglio rilevame i
particolari.
Del corteo funebre scrisse Y Hälsen Delle Mitteilungen^ 1. c:
« Vi si vede il corteo funebre, probabilmente di qualche magi-
strato municipale: precedono i suonatori, tibtcines, eornicines,
tubicines, poi due praeficae cod i capelli sciolti, battendosi il petto
con le maDi {^). Nel mezzo viene il corpo del defunto, adagiato
sopra un letto sontuosamente decorato: lo sgabello sotto il letto,
come aDche Y oggetto posto suU' orlo superiore del tappeto steso
dietro il corpo — oggetto che sembra essere una copertura di capo.
raa non si puö chiamaie ne pilleus, ne apex — forse sono attri-
buti di qualche dignitä municipale. Depo il feretro, i membri della
famiglia — per la maggior parte donne, tranne la prima figura
della striscia superiore — seguono con atti lugubri. La prima
figura della striscia di mezzo tiene nella sinistra un arnese poco
distiüguibile, che ha la forma di un foglio o ventaglio » .
A questa chiara ed esatta illustrazione mi permetto aggiun-
gere qualche nuovo dettaglio. La mia attenzione e stata richia-
raata precipuamente dalle seguenti cinque figure : il primo suona-
tore della striscia superiore; la prima persona della stessa striscia
depo il feretro; la prima persona pure seguente il feretro della
striscia intermedia; T ultima persona e quella precedente i necro-
fori nella striscia inferiore; ed infine la salma.
II succennato primo suonatore clie dall' Hülsen e ritenuto per
un tubicen{^), a me sembra propriamente un siticen: e lo rilevo
(>) Merita essere rilevata la presenza di tali praeficae in una rappre-
scntazione del primo secolo a. C, inentre il Marquardt {Privatleben^ I, p. 352)
asserisce essere sparito tal costume fin dalPepoca delle guerre puniche.
(■) u lo riteiigo » (dice lo Hülsen) per uii tubicen il primo suonatore
nella striscia superiore, sebbene Tistrumento col quäle egli h rappresentato
secondo la terminologia dei modemi si avrebbe a chiamare lituus. Gli autori
recenti, come anche il signor v. Jan nel suo meritevole articolo presso Bau-
meister, Denkmaler, III, pp. 1650-1662, sostengono che la tuba romana con-
sistesse in un cilindro ritto di bronzo, ed in cio differisce dal lituo, curvo
neirestremitä a guisa della bacchetta degli auguri. Ma le imagini della tuba
citate dallo Jan si riferiscono alla greca au),ni>y^ tranne una che rappresenta
un funerale roraano (Baumeister Denkmäler. I, p. 300, fig. 325, da Clarac, 154,
232) : e quest'ultimo, com»? hanno rilevato i sigg. Reinach e von Duhn
{Jahrbuch des Instituts, IIF, 1888, p. 370) e una imitazione moderna del se-
DÜE R] LI EVI AMITERNIM 17
dalla forma della ti^omba a ciü 8i da tiato per ud foro laterale
luQgo la Costa del ciliodro e dod giä da bocchino aU'apice di
esso(0- Le söi persone che seguono il feretra sono donne, com-
presa la primat e c\t> appare palese dalla chiome luDghe e disciolte
che hanno le prime quattro, mentre le ultime diie hanno le chiome
raccolte e legate io nodo dietro la oiica. A me sembra che le
prime tre rappresentiiio la consorte e le due tiglie del defimto che,
in atteggiamento di dolore, si stiingono addosso all' iDfelice raadre.
coli> XVI. lo qaindi credo giusta ropinione de! Mommsen (Staatsrecht, Z,
p. 287, not 3; p. 386) che lituus e tuba siano identici nella forma estema
e neiruao : ae ti fa nna difTerenzi, deve essere stata tale da non riconoBCersi
nelle rappreiientanze fig:urate7T.
(>} II particolare del foro sulla cost» del cilindro invece del bocchino
nlla aua estremitüi diritta, da me potuto esattAmente rilevare suirori^nale, rai
spinge a ritanere che Tiäirtimeiito sia appunto la tuba speciale adoperata
nei fanerali e suonata dai sUicines. Non si sa il oome nh la forma di tale
tuba: si sa solo che differiva sla da un lituus che da una bucina e da una
tuba comane; poiche, come ci fa conoscere Gellio (20^ 2). i siticines usavano
una specie tutta particolare di tromha e afiatto diverBa dalle altre, Bene
quindi questa diversitA poteva consisterc — come mostra il rilievo in di-
corso — nella posizioDe del foro laterale: particolare del resto noD nnoTO
negU antichi istrumenti mnsicall, riscoti trän dost anche nelle trombe celticbe
troyate in Irlanda (Sophns Müller, Urgeschichte Furopas, p. 137, da L Evans.
L*äge du Bronie, Paris 1882, pp, 385*392). Tale inodifica duveva arere una
ragione acustica e cio^ di comunicare all'onda sonora üita tonalita speciale.
Se h ^incorto che la tuba per forma estema e per iiso differisca dal lituus,
non ö dubbio, secondo me, che avessero snoni distinti, Lo mostra chiaro
Orazio col a lituo tubae permixius sonitug (Carmin., I, l, 23) n e piü
nncora Lacano: u Stridor lituum clangorque tubarum Non pia conctnml
cum rauco classic cornu{Phars. I, 237)i>, E se i poeti latini parlano pro-
misGuatnente di clangor, Stridor o di raucitas tubarum »i deve iutcndere
ehe in tali pa^^i essi adoperano la parola tuba in senso generico per signi-
ficare ora Tuna ora Taltra apecie di tromba, e non in senso «peciflco per in-
dicare la tuba propriaraente detta dal snono pieno e «onoro, piü forte del
stiono acnto e stridente del lituus e piii debole di quello ctipo e profondo
del cornus. Cosicch^ non mi sembra improbabile che la tromba dei siti'
eines aTesse nn snono o intcrniedio fra qnello della tuba e del lituus, o?-
▼ero anche piü dolce di quest'ultimo, al quäle scopo era adatto il foro late-
ral« e la maggiore lunghezza (Ovid. Amor, U, 6, 6), che potevano contri-
boire a rendere il suono piü debole, quasi flebile e lacrimeTole (Stat. Theb,
V, 120) come si addicera ad una cerimonia di mestizia.
18 N. PERSICHETTI
L*oggetto che reca in mano la prima iigura della seconda
Striscia nella parte posteriore del feretro, come giustamente osserva
lo stesso Hülsen non si distingue precisamente, ma a me, da accu-
rato esame sul vero, pare piuttosto che un foglio o un ventaglio, sia
una lancia con cuspide liscia. Inyero la sua forma ölasegnente:
Notevoli aneora sono due altre figure e cioe quella che, volta
di tergo ai tibicines, poggia il braccio sinistro sul fianco, e con la
mano destra regge la punta di una delle stanghe della bara, che h il
direttore del corteo (designator), e l'ultima figura della stessa stri-
scia recante coUa destra un vaso di unguenti per ungere il cadavere
prima di porlo sul rogo, e con la sinistra tenente un fascio di yir-
gulti che gli ricadono suUa spalla, il quäle forse era il poUinctor.
La persona piü rimarchevole e il defunto. Esso giace su ele-
gante feretro (lectus funebris); ha la testa ornata di Corona di
foglie fine ed aguzze che bene si distinguono come foglie di laoro ;
SU due cuscini poggia il braccio sinistro, con la cui mano sostiene
il capo, mentre con la mano destra stringe un bastone {vitis o
baculum). L*oggetto posto sul baldacchino ornato di stelle e di
mezzaluna (probabilmente segni simbolici), per quanto non chiaro
perchä nascosto da calce secca rappresa, sembra un elmo {apex)
con visiera e calotta a quattro costole.
Ora, la Corona di lauro, il bastone di comando, Telmo e la
lancia dimostrano trattarsi di un insigne comandante di milizie,
a cui ben si addiceva un funerale cosi sontuoso.
IL
Yenendo ora alFaltro bassorilievo, rimasto sinora negletto, h
bene, prima di dame la descrizione, spendere qualche parola sulla
sua ubicazione.
Sülle falde della catena di montagne brülle che sovrasta
il Yillaggio di Pizzoli — facente pur parte deU'esteso ager
DUE RILIKVl AMITERMM 19
Amiterniniis — e precisaraeote a cavaliere della frazione deno-
miData Mercato, evvi un'autica cbiesa parrocchiale, dedicata a
8> Stefano, che, in linea retta, dista circa due chilometd e mezzo
dal luogo ove sorgeva Tanttca Amiternum. £ dessa interessante
pei cultori dellarte perche ncca di fre8<;hi di diverse epoche, so-
vrapposti gli uni agli altri, che si attacciaoo timidi a traverso
r intonaco sgretolato e la calce di ciii fu-
OBo coperti dair ignoranza, mentre oggi
l'iDCuria fa il resto per inandarii in ro-
vioa, 61i ultirai di detti freschi apparten-
gono a penoello cioquecentesco, essendo
stati dipinti A . F • BERNARDINO - DE •
CER! * 1559, come si legge a pie d'iiDo
dei quadri,
Oltre che per queste non disprege-
voli pitture, Tedificioe anche interessante»
e ricliiama pur lattenzione dei cultori
delle antichitä, per dne framoienti di
scoltura di etä romaaa, infissi nel muro
annesso alla disabitata canonica, prospi-
ciente mezzogiorno. Ambedue sono mii-
rati quasi alla stessa altezza, e cioö a
circa 3 metri da terra*
II primo, a siniätra di chi guarda,
^*^' '^- i un frammento di telamon, m oalcare,
alto in, 0,50, largo m, 0,10 (v. fig. 2). Rappresenta un uomo in-
teramente nudo e barbuto, con le bmccia inalto, ripiegate sul capo,
07e e rotte in modo da non potersi sapere che cosa sostenesse.
II secondo, a destra. h uu bassorilievo bislungo, pure di cal-
care paesano, di forma rettangolare, sovrapposto airarcbitrave di
iina finestra mui)ita d* inferriaia, da cui dista appena 5 centimetri«
E hiQgo m. M2, ed e alto m. 0,49 (?. Tav. IV i).
In uoa cornice liscia, larga 3 cm., racckiude una scena con
quattordici figure moHo rovinate non tanto dallopera deleteria dei
terapo, quantö da quella piü perniciosa dei monelli che, ab an-
liquo, a furia di pietrate, banno maltrattato i contorni e reso le
eose, le fisonomie e le movenze in istato da non poterle sempre
esattamente rieonoscere e descrivere con precisione.
X. PEnsvcRrm
La tecuica e lo stile non sono deirepoca primitiva ne del-
1' ultimo periodo deirarte provinciale, ma parmi che siano del pe-
riodo aureo tra la fine della repubblica ed il priocipio dell'im*
pero (aec. II-I a. C): sicchö tale rilievo si puö considerare —
secoüdo il raio parere — corae ud beiresemplare di quella scuola
artistica per imma^ioativa di composizionef per fraochezza di toeeo*
6 per Yivacitä di atteg^iamenti*
Dippiü qiiesto rilievo» tanto per la tecoica quanto pel sog-
getto, mi sembra che sia da ritenersi della stessa acnola d'arte e
dello stesso peiiodo di civiltä fiorente cui apparteneva Taltro
mouumeDto stiperiormeute descritto.
L'uDo e Faltro acolpiti äullo stesäo materiale e chiusi da
coroice a fascia liscia senza alcuna modanatura, A riferiscono ad
un lugnbre soggetto; rappresentano costumi purameote romani, con
suppellettili dalla piü Hne eleganza e con tigure qua^i della me-
desima altezza — di circa 27 cm. — ed ambedue spiccano per
la ste9sa particolaritä di qualche personaggio col gesto faori de!
campo del quadi^o ed invadeate quello dolla cornice.
Differiöcono soltanto nelle dimensioDi, esaeüdo quelle del
corteo piü lunghe e piü alte, ed in akuni dettaglL Ad esempio.
e diversa la modellatura dei piedi delle figure, i qnali iß detto
rilievo sono affatto trascurati, da parere quasi Don finiti, Don po-
teodosi neppure distiDguere se siano nudi o calzati; mentre in-
Tece nel nostro rilievo si veggono oniati di calzature, come spie-
gherö iD seguito*
Kigiiardo al soggetto il monumento in parola non e meDo
importante, poiche, proveüendo esso secondo tutte le probabilitä
da nn monumento sepolcrale, vi si puö credere rappresentato un
coovito funebre, diviso in scene, e ricco di particolari. Appunto
«iö lo rende pregevolissimo, non essendo facile trovarne altro esem-
plare cosi finito e cosi completo, quautunque ridotto in deplore-
voll coedizioni»
Nella scena a sin. abbiamo rappresentato uu Iriclinium e
nel mezzo la tavola^ a tre gambe sagomate a piede di capro
{mensa irfpes) (*) snlla quäle ai vede un vassoio con frutta, ed
un largo vaso emiaferico (crater) per vino, su base imbutifonne,
(») Horat. SaL I, 3, 13; Ovid., M$L, VUI, 66L
DUS RILIRVI AMITERMM
21
ad orlo rovescio all' infiiori, e con anse opposte, ad arielli verti-
t5ali, inipostate aiilla paocia e sul labbro.
I coiumeDsali sono sei* riposaodone due distesi sopra ciascutio
dei letti, i quali sodo adorni di peüdaglio {toral) che, di sotto al
^materasso {torus), scende a terra {*),
II commeasale inferius accumbenSj nel leelus imus^ sta di
prospetto a chi guarda: poggia il torso siil braccio sinistro ri-
piegato sul ciiscino (cubilal), e porta id alto il braccio deatro,
sorreggetite la eoppa a corpo öferoidale ed orlo ripreso, come per
brlDdare; raentre il compagno, superius accumb€?is, distend© im
braccio per prendere delld vivande dal yassoio.
II coDviva al posto d*onore (consularis), adraiato sul leetu9
medim, regge con la sin., che poggia sul ciisciao, un arapia coppa»
e »oUeva la destra per rafforzare il discorso con uii gesto, II buo
a latere ha la raano sin. nella identica posizione, meDtre al sno
fiaaco appare la testa barbuta del quinto commensale, ödraiato aiil
lectus summus, ed il ciii biisto e corapletameDte oascosto dal sesto
iiidividuo. Costiii poi, con le gambe penzoloni e di schiena allo
spettatore, posa il braccio sio. sul cuscido, tenendo pure la coppa
in mauo, e coq la destm si tocca la spalla, denudata del manto
ehe Bt attorciglia sul dorso, fra Taltra spalla e laica.
Ün coppiere (pincerna), vestito di tunica corta, cou gambe
Dude e Don bracatm. Vi aerve. A passo svelto, esso va verso i
banchettanti, ai qwali porta, cou la destra un oggetto piuttosto
grande che — essendo stato rotto — noD si puö beu diatioguere,
raa che pare vaso da vino; e cou la sinistra reca altro oggetto
irricoiioscibile, somigHaate ad un pesce*
La scena a dn poi rappreseuta pure sei uomioi riuniti a con-
vito* Questi perö stanno seduti su sgabelli iDtorno a tre lati della
tavola äimile a quella del triclinio.
II primo iDdi?idu(s a dnistra della tavola, siede sopra uno
acanno o sgabello (subsetlium), al quäle d stato rotto il piede po-
äieriore, che manca. Ha la gamba destm distesa, ed ha la sinistra
tirata in dietro. Dall'ouiero sinistro gli scende il manto rovesciato
sulle gambe. Di spalla allo spettatore, volge il viso verso gli
altri bevitori coi quali favella, e preode dalla mensa, cou la
(«) Salle toralia, v, Becker-(iöH, Oaliust II, \k 343.
22 N. PERSICHETTI
mano destra, la coppa che ö cosi royinata, da potersi appena ri-
coDOScere.
II suo yicino tiene pure una coppa in mano con la sinistra.
II terzo, col braccio destro nado, accosta la coppa alle labbra, e
poggia la mano manca sal grembo; mentre 11 quarto si tocca il capo
con la dr. e sorregge con Valtra il poculo.
II quinto poi, piegato in avanti, stende il braccio destro per
prendere la coppa d*in sul tavolo, ed e seminascosto dal sesto in-
dividuo che, seduto di prospetto, guarda a sinistra, tocca con la dr. la
mensa, e tiene sulVaddome la mano sinistra uscente dalle rieche
pieghe dell'abito che gli cade suUe gambe incrociate Tuna sul-
l'altra.
Essi pure sono serviti da un coppiere, vestito come Taltro, e
fermo dietro un elegante tavolo centrale ad un piede {monopodium).
La sua mano destra si vede sotto il piano del tavolo, con un po-
culo capovolto, in atto di scolarlo per terra, mentre con la sinistra,
pure penzoloni, stringe un oggetto simile a coda di delfino. Egli
guarda i bevitori, come per accertarsi se abbiano le copp« vuote,
pronto a riempirgliele.
Sul detto monopodium si veggono arnesi conviviali euritmi-
camente coUocati ed elegantemente foggiati. Si tratta di due corni
vinarii, od anfore, a cono mozzo e ricurvo, con labbro riverso
air infuori e sormontato da coperchio conico, a larga base. Ognuno
di essi e sorretto da due piedi, certamente in bronzo, fini e slan-
ciati. L'uuo fa colare il vino, e l'altro forse l'acqua, per mezzo
di un epistomium, in sottoposti vasi {mistarii) di eguale modello.
che, per forma e grandezza, sono simili a quelle della mensa sinistra,
di giä descritto. II corno vinario a manca e ridotto in istato mi-
serevole; ma, attentamente osservato, si pu6 con sicurezza affer-
mare essere eguale a quelle a destra.
£] da notarsi pure che i commensali non indossano Tabito
leggero e speciale dei conviti, la synthesis; ma sono vestiti, a
quanto pare, di tunica e toga e calzati, ciö che da al convivio un
certo carattere di serietä e di solennitä, e potrebbe indicare non
trattarsi di una lieta riunione di amici, ma appunto di una cena
funebre.
Kimarchevole e la specie di calzatura di cui sono forniti, co-
mune tanto ai convivae quanto ai pincernae. E poich^, per quante
DUE RILIEri AMITEEMM 23
ricerche abbia fatto, non mi h riuscito troYare \m altro esemplare
di calzature di forma identica a questa, stimo utile darne nn piccolo
disegQO per fade vie meglio notare. Como si rile?a dalle figure,
erauo uoa specie di ghette o uose liscie che proteggevaDO il mal-
leolo ed il tarso, e, fra le varie cahature nsate dagli antichi, potreb-
bero, a preferenza, riferirsi alle impäia, le quali, corne ci iosegna
Pliüio, erano fatte di feltro di laua o di ginestra.
■'S
/:
"^H
Fig, 3.
Non e State sinora precisato che cosa propriamente fossero le
impilia; e non era facile, perche gli antichi autori ue parlaoo
senza darcene descrizione alcuna« ülpiano, euumerando le rarie
specie di vesti, »ota fra le altre le impilia: » Fasciae crurales
pedulesque, et impilia, veslis loco sunt^ quia parlem corporis
vestiunL Alia causa est udonum quia usum calceameniorum prae-
stant ^ {ßig. XXXIV, 2, 25)< Dei commentatori de! Digesto il
Cujacio e quegli che se ue occupa piu largamente, ma neanche
riesce a dir nulla di preciso, non ostante che si fosse proposto
apposito quesito: • An igitur, egli Bcrive, fasciae pedules ei im-
pilia idem ? Pedules sie dicuntur tä pedula auciore Feslo, quae
Graeci nä&iXa vel naiia, Glossae Philoxeni empilla interpre-
tantur udones a quibus tarnen ea separat Ulpianus ^ (Opera^ t, L
c. 194), Gli udones, per quaato non se ne abbiario esemplari, si
aa di cei*to che emiio calzari di origine Cilicia fatti di pelo di
becco (Mart Ep> XIV, 140); e molto raeDO sono da confondere
le impilia coq le fasciae pedules, poiche queste, essendo striscie
coQ le qiiali si awolgera il piede airuso delle pezze adoperate
21 N. PERSICHETTI
invece di calze dai soldati odierni, dovevano essere fatte dl Uno o
di lana leggera, laddove quelle erano di feltro o lana coacta, come
8i evince daH'origine dalla parola greca ifiniXia e dal celebre passo
di Plinio : • esse laneam naturam ex qua impilia vestesque quae-
dam conßciuntur » {II ist. Nat XIX, 2; cf. pure Blümner, Tech"
nologie, I, pp. 211-214). Per conseguenza le impilia, ai tempi di
Ulpiano, erano diverse sia dai pedules che dagli udones; e secondo
me, non erano altro che iiose o ghette protettrici del tarso, delle
quali questo monumento ci ofTre appunto il modello.
In prosieguo di tempo, ed in ispecie nelFepoca bassa delFim-
pero, sec. IV- V, qaando si composero i glossari greco-latini di Pi-
losseno e d altri, sembra che cadessero in disiiso i calzari di pelo
caprino e restassero le sole ghette di feltro, cui si diede indiffe-
rentemente il nome di udones e di impilia. Lo si rileva dai ma-
nuali di conversazione greco-latina conosciuti sotto il nome di
Hermeneumata Leidensia e Colloquium Leidense (^) in cui il pa-
drone si fa consegnare dal servo le vesti ed infilate le scarpe, gli
udones = ifinlXia e i pantaloni, esclama : « eccomi vestito * .
Questo adunque e Tinsieme della scena rappresentata dal
nostro rilievo amiternino. Siccome non vi e in tavola che frutta e
vino, cosi pare rappresentata l'ultima parte del convivio, che noi
oggi sogliamo dire dessen, e che i romani chiamavano mensa se-
cunda e che poi fu continuata dalla comissatio.
Certo poi non h senza significato che delle due comitiveuna
sta sdraiata sui letti, Valtra seduta su sgabelli. In ogni modo
(M Xö ripetiamo qui il testo secondo Tedizione di Loewe-Goetz, Corpus
Glossariorum Latinorum, III :
Hermeneumata Leidensia, p. 69, n. 63 ss.
^oasfioi da mihi
tmotfrjfiara calciamenta
65 xarovsne^Xo^s et udones
xaiay€(^v^as et brachas
p. 70, n. 1 i]^i]vnodrj9Tjy iamcalciatus sum
Colloquium Leidense, p. 637.
(fdg ifAol tno^fiata da mihi calciamenta
xnl Totg TtlXovg et udones
xal dya^viH^ug et bracas
Ijdrj {inedi&Tjy iam calciatus sum
DUF RILIEYI AMITERMNl 2b
questi Ultimi sono di rango ioferiore, forse liberti del defunto'
mentre sul triclitiio sono riuniti i suai parenti e qualche amico,
Comunque sia, & evideote trattarsi di famiglia agiata, a giu-
dicaro dal numero dei conritati; dalla forma dei crateri, dalle
coppe, delle anfore o corni da viuo ; dal tiue laroro delle gambe
sagomate delle raense ed in ispecie del centrale moriopodium, cob
erma galeata di MioeiTa o della dea Roma; dal perisiroma dei
letti pendente a rieche pieghe.
Se come la?oro d'arte questo rilievo e privo della fioe ele-
ganza conTeazioDale delle ncolture greche ed urbane, e se in
alcud punti pare che abbia qualche durezza, ö da attribuiräi in
parte all'arte provinciale, ma piü ancora alla qualitli scadente
della matoria prima adoperata per reseciii^ione del lavoro, e che
ha solferto per la corrosione del tempo e pei maltmitamenti della
genta Ignorant e.
Non pertanto esso, ripeto, ^ molto pregevole per la impor-
tanza del soggetto largamente rappresentato in tutti i suoi parti-
colari, per Tespressione nelle moveuza e nei tratti carattehstioi
delle figure in relazione al concetto artistico ; per la vita, pel brio
6 pel calore che le anima favellando tra loro con animati gesti,
e piü che altro per la raritä di simili rappresentazioni, come per
la raritik di aicuni particolari*
Ho credafco quindi utile pabblicare ed illiistrare qaesto ine-
dito monnmento sia per richiamaro an di esso le vigili eure delle
autoritä localis sia perchfe, se rieppiü si rorinasse per le intern-
perie e per gU insulti della ragazzaglia, ne sopraTviva almeno il
ricordo in queato Bollettino che non muore.
Aquila, 12 aprile 1908.
N. Persichkttl
ABRÜZZENKUNST.
Den von Herrn Persichetti auf den vorhergehenden Seiten
bekannt gegebenen Reliefs von Aquila bin ich in der Lage ein
interessantes Stück anzureihen. Ich verdanke es der Güte von
Herrn L. PoUak in Rom, dieses in seinem Besitz befindliche Mo-
nnment publizieren zu dürfen, das in Aquila in den Abruzzen
erworben ist, also wohl aus dem nahgelegenen alten Amitemum,
Sallusts Heimat stammt. Zwar kann es ebensowenig wie die
beiden erwähnten Reliefs Anspruch auf hohen künstlerischen
Wert erheben, doch verdient es wegen seiner Originalität der
Vergessenheit entrissen zu werden.
Es ist ein vierseitiger 26 */« cm holier, an seiner nahezu
quadratischen Standfläche 20 bis 21 cm messender Gippus aus
feinkörnigem Kalkstein, unten glatt, oben mit einer flachen rohen
Eintiefung versehen. Alle vier Seiten sind plastisch verziei*t mit
je einem am obern und untern Rand umlaufenden Kranz dreilap-
piger Blätter mit starker Mittelrippe, herabfallenden oben, ste-
henden unten, deren untere Hälfte stark vorgebogen ist, während
die Blattspitzen tief ausgekehlt sind. Zwischen sie sind lanzettför-
mige kleinere ebenfalls concave Blättchen gestellt. Beide durch
ihre besonders tiefe Unterbohrung auffallenden Blattkränze schlies-
sen figürliche, in flachem Relief gehaltene Darstellungen ein, die
wir den Stein rechtsum drehend betrachten.
Die erste, am wenigsten bestossene und vei*witterto Seite
(Fig. 1) zeigt einen Mann in kaum bis zum Knie reichender kurz-
ärmeliger Tunica, einen Sklaven können wir ohne weiteres sagen,
der durch die noch halbgeöffnete Tür eben eingetreten ist, gebückt
unter der Last einer auf seiner linken Schulter ruhenden fast
mannshohen Spitzamphora, deren Inhalt er in einen mächtigen
Humpen ausleert, den beim Umkippen entstehenden Ruck des
ABHÜfZEN KUNST
31
Oalidius Eroticus geraije dabei, mit der Kneipwirtiu das Conto
zu machen, das sich ausser auf 80 harmlose Dinge wie vino,
panef frilto misto und Heu für den braven Grauen auch auf we-
niger saubere Zeche bezieht. Er begleitet dabei die Aufzählung
der einzelnen Posten mit dem stereotypen convenii — 'va bene —
stimm t. Für den Gast unseres Cippus freilich liegt die Sache we-
sentlich anders. Der erstaunt-dumme fragende Blick, oiit dem er
von dem überreichten Täfelchen auf- und die Wirtin anglotzt, die
ihre üneigennützigkeit ziflfernmässig darzutun sich lebhaft bemüht,
lässt deutlich eri-aten, dass sein Conto höher ist« als er es steh ge-
dacht hat Den zerbrochenen Krag wird die schlaue Alte gewiss
mit draufgeschlagen haben,
Scenen aus dem Alltagsleben, ein et*götzlicher Einblick in
das Treiben einer Herberge der Abruzzen» gewiss keine Komö-
dienscene, für die die rechte Pointe vermisst würde (*).
Datieren lässt sich unser Cippus nicht mit Sicherheit Die
tiefe ünterbohrung der Blätter und ihre Gestalt sprechen für nach-
flavische Zeit. Der Stil ist frisch und lebendig bei aller Höl-
zernheit und ünbeholfenheit im einzelnen (Isokephalie, plumpe
Faltengebung Fig, 4). Er erinnert stark an Holzschnitzerei. Nicht
anders als heute noch werden sich die Bauern in den Abruzzen
die langen Winterabende, an denen sie in ihren Bergtälern mo-
natelang im Schnee begraben sind, mit Holzschnitzen und der-
gleichen Kunstfertigkeiten vertrieben liaben. Eine Probe solch
bäuerischer Kunstübung in dem solideren Material des leicht-
zuschneidenden Kalksteins hat uns ein günstiger Zufall einmal
gerettet.
Fragt sich noch, welchem Zweck unser Stein gedient hat- Na-
türlich nicht als Grabcippus. Seine Darstellungen sind wesensver-
wandt mit gewissen uns erhaltenen litterarisehen Produkten« die
(*) Eine abweichende Erklärung der Scenent die ich indes nicht teile,
Bchlä^ mir Herr Engelmann freutidlidist vor: Fig 1, der Krater ist fßr die
Aufnahme des Tagesbedarfs bestimmt wie die grossen Glasflaschen in römi-
schen Osterien. Fig» 3, der Dienerin^ die eine Kanne in der Spülwanne säu-
bert, Btebt gestikulierend der Padrone mit einer andern Kanne gegenüber.
Im Hintergrand an der Wand aufgehängte Pfanne. Fig. 4, der Padrone macht
mit der Dienerin Abrechnong über die Tageseinnahme. Darnach würden die
Kelieffi den Tagetlauf in einer Amiterniner Eneipe beschreiben.
m
¥. WIEGE, KHnVttKfiKVVVT
flieh auf römisches Kneipweseo beziehen, nämlich humoristischen
Vorträgen, Bierreden studentisch gesprochen, zu denen der Prädide
des Kneipabends, der arbiier bibendi, die Zecher verurteilen konnte.
Das bekannteste Beispiel ist das teslamenium porceUu Ebenso
gehört hierher die Komödie des Querolus, die gewiss zur Auf-
führung beim Mahl geschrieben und der eine lex convivalis, ein
Krieipcomment angehängt ist (*), Auch in ihr dreht sich das Haupt-
interesse um einen in Scherben gehenden Topf('). Es Hesse sich
sehr wohl denken, daaa unser Cippus bestimmt war, in einer
Kneipe etwa im lararium zu stehen und dass die Zecher zur Eröff-
nung des Qelages unter Gesang und Oebet an die Laren und den
Qonius des Wirtes das Trankopfer in die obere flache Mulde des
Altlrehens ausgössen.
So haben wir in dem Pollakschen Cippus ein echt nationales,
kulturgeschtcbtlieh sehr interessantes Bauemprodukt kennen ge*
lernt Möge sich in unsrer Zeit^ wo man die römische Provinzial-
kunst allenthalben, ?on Spanien bis zum Euphrat Ton der Mosel
bis nach Afrika in den Bereich gründlichen und liebeToll ein-
dringenden Studiums zu ziehen beginnt, das Interesse auch dem
Outen, das so nahe liegt^ dem Aschenbrödel italische Kunst wieder
mehr zuwenden und uns bald weitere Proben wie diese derb ur-
wüchsiger Abruzzenkunst beschert werden,
Pbitz Wbsgb.
Rom.
(0 Daa Testament des Schweinchens im Anbaiii; tu Buecbeler« letster
Fctronauagabe : Tgl. auch A. von Premerstein, Hermeg 1904 S. 327 ff. TJeber
den Queroliw ygl Schanz, Gesch. der röin. Litt. IV S. 41.
(*) Weitere« über Seh wanklitte rat ar beim Gelage bei t. Prcmerstein.
Herraea 1904 S. 342.
ZWEI MONUMENTE AUS CERVETRL
(mit Taf. V;
Die beiden im Polgeuden besprochenen Monumente sind zwar
nicht völlig unbekannt, aber da das erste bisher nie abgebildet
ist» Aslh zweite (durch einen Irrtum von meiner Seite) einem Orte zu-
geschrieben war» an den es nicht gehört, halte ich es nicht für über-
flussig auf sie zurückzukommeQ, um so mehr da die grosse Fac-
simile- Ausgabe des früher Barberinischen, jetzt Vatikanischen
Sangallo-Codei, in welcher beide demnächst erscheinen werden»
voraussichtlich nicht allen Archäologen und Epigraphikern zugäng-
lich sein wird.
F Auf dem inneren (papierenen) Klebeblatte des Einbanddeckels
I des Saugallo-Codex (früher Barberinus XLIX, 33, jetzt Vaticanus
I Barberinus Latinus 4424) findet sich» mit der Ünterachrift: Ä
I Santo agaiolo fuora dt ciervetri (*) u(n) meio miglio (•) eint
^H (0 Ich tTÄttscriliiere absichtlich nicht, wie ?, Fabriciy und Aiwiere,
tantto und cervettri, denu <las Zeichern Tr, welches man für ein Doppel-T
XU erklären pflegt, ibt in Wahrheit nur ein etwas sonderbar geformtes ein*
faehes T. Unformen wie Uenpio, ttutto u. s. y., durch welche die Transcriptio-
nen ron Sang^allos Aufzeichnungen bei manchen neueren Gelehrten so mj-
«tiscb unleserlich werden, hat der alte Gialiano ebensowenig zu schreiben
beabiichtigt wie irgend einer seiner Zeitgenossen. VgL anch Zdekaneis Be-
merkung in der Facsiiuile-Ausgab« des Sieneser Taccnino p. 6,
(') Die Kirche S. Angel© eiistiert noch h«ute, freilich ganz in Ruinen,
am Westrande des Valle della Mola, etwa 800 Meter südlich von Cervetri.
Vgl Carta della Staio Maggiore Blatt 149 I? NE.
u
CK, HU ELSEN
Zeichnung, welche vier Figuren und vier Stücke von lateinischen
Inschriften, davon zwei mit tabellm ansaiae umgeben, zwei ohne
solche ümrahmQDg, darstellt (S. Tat V, 2). Dass diese Figuren voa
links nach rechts Herakles. Apollo, Diana und Hebe darstellen, ist
unverkennbar, und von Fr. Matz, der zuerst auf die Zeichnung auf-
merksam gemacht hat (Berichte der Göttinger Gesellschaft 1872
p. 47) sofort ausgesprochen worden. Weiter hat dann Robert (bei
V. Fabriczy. Die Handzeichnungen Giulianos da Sangallo, Statt-
gart 1902 S. 20) auf die Verwandtschaft mit den sogenannten
Kitharoedenreliefs (s. Jahn, Griechische Bilderchroniken S. 45
Anm. 299) hingewiesen: gleichzeitig war er geneigt, das von
Sangallo gesehene Denkmal für ein Terrakotta-Relief der sog.
Campana-Klasse zu halten, wie solche vielleicht in Cervetri selbst
verfertigt worden seien.
Wichtig für die Autfassung des Monuments ist die Frage
nach dem Verhältnis der Figuren zu den lateinischen Beischriften.
Matz hat die letzteren von den Figuren ganz trennen wollen, weil
er glaubte, sie seien zu identifizieren mit anderen sonst bekannten
Caeretaner Inschriften. Das Stuck VILIA -TL soll gleich sein
mit einem noch in Cervetri vorhandenen Cippusfragmente : LA-
VILIA M • F • {CIL, XI, 3663); die Worte FELICVLA SA(w)CTA
VIX(/)T dagegen seien entnommen aus einer vierzeiligen Grab-
schrift (C/£. XI, 3693): C, Äburio C. /. Pamphüo \ Aburiae
C. X. HÜarae \ v, Aburim G. ei L Feliculae \ sibi et suis,
welche im 15. und 16. Jhdt. öfters (von Tortelli, Manutius und
Florentius) in Cervetri, doch ohne genaue Ortsangabe, abgeschrie-
ben ist Obwohl diese Ansicht von den Späteren unbedenklich
acceptiert worden ist, sprechen doch starke Bedenken dagegen.
Dass der des Lateinischen unkundige Sangallo aus dem langen
Texte der Grabschrift der Aburier ein einzelnes Wort heraus-
genonunen, dasselbe in einen anderen Casus transponiert und dann
das passende sancta vixii dazugesetzt haben sollte, ist kaum
glaublich; und was die Inschrift n. 3663 betritTt, so handelt es
sich um eine Tafel, die erst i. J. 1855 aus der Erde gekommen
ist und auch ihrer Form nach mit dem von Sangallo gezeichneten
Denkmal nichts zu tun hat* Ohne Zweifel gehören die Inschriften
unter sich und mit den Figuren auf der Zeichnung zusammen;
aus den Worten sancta vixit ist ersichtlich, dass wir es mit
ZWKf MONUVBNTV AUS CSRTETRI
äö
einem Epitaph zu tun haben. Damit ist auch die Erklärung als
Terrakottarelief erledigt, und es fragt sich, welche Form dies Grab-
denkmal gehabt bat.
Wäre es eine einfache rechteckige Tafel gewesen, so müsste
die Gruppierung der Figuren sehr auffallen. Wie bei den « Ki-
tharoedenreliefs ^ bewegt sich das Geschwisterpaar Artemis und
Apollo auf die einschenkende Göttin (Nike) zu: aber die vierte
Pigiir, Herakles, wendet in ganz unmotivierter Weise dem Apollo
den Bücken, und stört die Symmetrie der Composition auf das
emptiodliehäte. Diesem Anstoas entgehen wir, wenn wir annehmen,
das die vier Figuren nicht eine Tafel, sondern eine nmde Basis
schmückten, deren Zeichnung Sangallo nicht am richtigen Ende
angefangen hatte.
Dass die ständigen vier Figuren der Kitharoedenreliefs auch
zum Schmucke runder Basen benutzt wurden, davon giebt ein Bei-
spiel das jetzt im Palazzo Spada beßudÜche Stück (Matz-Dubn
n, 3664), welches auf Tf. V, 1 nach der Zeichnung im Berliner
Codex Pighiauus (f. 202) abgebildet ist (^). Allerdings sind auf
der Basis Spada die vier Figuren in der üblichen Weise gruppirt:
von rechts nach links Nike, die dem Apollo einschenkt, und diesem
folgend Diana und Leto. Der Caeretaner Künstler oder Steinmetz
dagegen, welcher dieselbe Komposition für den Grabstein der Frau
eines munizipalen Honoratioren benutzte, brachte nach seiner Weise
Umbildungen darin an. Seiner Absicht nach sollten sich offenbar
die Figuren so gruppieren:
Apollo
DiaQ&
Hebe
Hernkks
^V Dass Diana voransteht, wird darin begründet sein, dass das
^^ Belief für den Grabstein einer Frau dienen sollte; ihr kredenzt
^^ die aus der Nike (durch Weglassung der grossen Flügel) umge-
^^ (') Die Ortsunk'abe im PigliiaQii« lautet S» Maria de Febr$\ also be-
f&nd sich das Mounment in der bekaanttiD Anfang des 17. Jhdt zeratOrten
Kirche neben S. Peter. Den ächluss» wfllchen Matz a crutce böne liest» scbiea
mir bei Revision der Handschrift a Grotte bone: m erklären weis» ich ihn
aber nicht
36 CH. HUEL8EN
bildete Hebe den Unsterblichkeitstrank {^). Der Bruder Apollo
steht hinter Diana in zweiter Linie : hinter der Hebe hat der Ver-
fertigen des Reliefs ihren Gatten Herkules eingefugt, um die Sym-
metrie herzustellen.
Was die Inschrift betrifft, so glaube ich, dass dieselbe in
vier getrennten tabellae angebracht war, aber verbunden gelesen
werden sollte (*), etwa in folgender Welse :
VILIAT.L-
FELICVLA
SKnCTK. VIXeT
CORN(?LI
SEVERI AVGVSTA/.,
d. h. Villa T. l, Felicula, Corn\j]l[f\ Severi AugiA$ta[l{is
uxory] sa[n]cta vta:\j']t [annis ... mensibus ... Die Existenz von
Augustalen ist für Caere zwar nicht ausdrücklich verbürgt (denn
die gleich zu erwähnende Inschrift CIL. XI, 3613 ist unsicherer
Ergänzung), aber doch wahrscheinlich ; die Namen passen für solche
munizipalen Würdenträger ganz wohl. Ob die tabellae ansatae
mit dem Text unter oder zwischen den vier Figuren angebracht
waren, lässt sich nicht entscheiden.
II.
Auf demselben Vorsatzblatte des Codex findet sich die fol-
gende lateinische Inschrift, welche merkwürdigerweise von allen
Epigraphikern die den Band in Händen gehabt hatten, nicht be-
rücksichtigt, zum ersten Male von C. v. Fabriczj in seinem
(0 I^ass nicht dem Apollo, sondern der Diana kredenzt wird, ist eine
Eigentümlichkeit die unser Relief mit dem fragmentarisch erhaltenen Alba-
nischen (Winkelmann Mon, ined. tav. 23; Clarac pl. 122) teilt. Auf dem Relief
Albani ist von der Figur hinter Diana der ganze Oberkörper (zu einem Bac-
chus) ergänzt: aber die erhaltene untere Partie zeigt mit dem Caeretaner
eine solche Aehnlichkeit, dass sich die Ergänzung auf Apollo mehr empfehlen
dürfte.
(») Aehnliche Fälle, wo zusammengehörige Inschriften auf mehrere Tä-
felchen verteilt sind, finden sich im Oolumbarium 11 der Vigna Codini: s. CIL,
VI, 4515. 4533. 4534. 4551.
ZWBI MONUMENTE AUS CEKYETKI 87
yerdiensüichen Buche über Giuliano da Sangallos Handzeichnungen
herausgegeben ist. Der Text lautet {^):
l. CENSORINO . C CALVISIO
COS.
heisce MAG • ÄRA • SILV • MAR • FAC CVr
M . APPI ML K?OUOT>Oru8
5 P . CAPRILI PL- DIOC/E5
L . VETVRI L'L- ANTIOCHVS
A • /AELI A • L • SALVI
M • MAGILI -ML PROTOGEN^5
C • ANTESTI . ^ L BITHVS
10 A • ANTESTI oL. EROS
A ■ ANNl . A • L • PHILODAMW5
M . THORI ML. NESTOR
NEICEPOR CAPREILI P S •
LVCrIO MEmwI LS-
15 ASCLEPIADEs • MEMm • L • S •
NI M • GARGIL ML- HIPPONC
Der Codex hat Z. 1 CE • NSORINO — 3 APOILODON —
5 DIOCIE — 6 R L . L . — 7 lAELI — 11 PHILORAMI — 14 LV-
CIRIO MEINI — 15 MEINMI • Ob das in Z. 3 über dem ersten
s
Buchstaben von ÄRA sichtbare Zeichen zufällig ist oder einen
Apex bedeuten soll, ist nicht zu entscheiden.
Die Inschrift stand, nach Z. 3, auf einer dem Süvanus
Mar... (Martius, Maritimus o. dgl. ?) geweihten Basis: weder
links noch rechts fehlen mehr als ein oder zwei Buchstaben, es
wird daher in Z. 1 die oben gegebene Ergänzung des Consulats
der vollständigeren L. Marcio Censorino, C. Calvisio Sabino vor-
zuziehen sein ('). In der folgenden Liste stehen zuerst neun Namen
(*) Freilich ist der Abdrack bei Fabriczy von Fehlern nicht frei: der
störendste ist, dass von Z. 6 die zweite, von Z. 7 die erste Hälfte über-
sprungen ist, 80 dass der dritte Name lautet: L. Veturi L. l. Salvi.
(■) Dieselbe Form haben die Fasti Amiternini zum 3. September und
das Gonsularverzeichnis des Cassiodor.
88 CH. HUEL8XN
von Freigelassenen (Z. 4- 12), dann drei von Sclaven (13-15),
zuletzt wieder ein Freigelassener. Ob die Note vor dem Namen
in Z. 16 eine falsch abgeschriebene Abkürzung von min{%Bter) oder
eine Verbesserung das Cognomens (zu Hipponictis) sein soll, bleibt
mir unsicher.
Eine gewisse Aehnlichkeit zwischen dieser Liste und den be-
kannten Weihinschriften der Magistri und Ministri von Capua
(CIL. I, 563-574. X, 3772-3791) hat mich früher (beiv. Fa-
briczy a. a. 0.) verleitet, auch diesen Stein für die Capuaner Se-
rie in Anspruch zu nehmen. Nach eingehender Beschäftigung mit
dem Codex Sangallos scheint mir dies unhaltbar. Zwar ist der
Künstler in seinen jungen Jahren (1487-1488) in Neapel gewesen
und hat vielleicht von dort wie aus der Umgegend mancherlei
Zeichnungen nach antiken Denkmälern mitgebracht (^): es genügt
zu erinnern an die Aufnahmen des Tempels von Pozzuoli (Barb.
f. 6'), der Centralbauten bei Bajae (f. 8), des « Studio di Marco
Varrone » bei Cassino (f. 8), des Grabes des Munatius Plauens
bei Gaeta (f. 7'), der ^ Carceri vecchie y> bei Capua (f. 8). Aber
auf Inschriften hat sich damals seine Aufmerksamkeit nicht
erstreckt; die Bauinschrift des Puteolaner Tempels ist ganz
flüchtig kopiert, und vom Epitaph des Plancus lässt sich nach-
weisen, dass es nicht vom Stein, sondern nach einer ungenauen
und durch Erläuterungen interpolierten Minuskelcopie in die
Zeichung eingetragen ist (*). Die Abschrift eines sonst nirgends
erhaltenen Capuaner Steines wäre ein ganz einzeln stehendes
(*) Wenn nicht, was hier nicht erörtert werden kann, seine Quelle
Francesco di Giorgio Martini war.
(") Die Inschrift des Plancusgrabes praesentiert sich in Sangallos Copie
fülgendermassen : L • [lvcivs] mvnativs l • f • [lvcii filivs] l • n . [lv-
CII NEPOSj L • FRON • [lvcii PRONEPOS] PLANCVS C O S • [cONSVl]
CENS • [cENSOr] IMP • [iMPERATOr] ITER [iTERVm] VII • VIR [SEPEM-
VIR sie] EPVLONI [ePVLVM PARAEBVIT iic^ TRIVMP . [tRIVMPHAVIT] EX
RAETIS . AEDEM SATVRNI FECIT DE MANVBI AGROS DIVISIT IN ITALIA
BENEVENTI IN GALLIA COLONAS (iic) DEDVXIT LVRGDVNVM ET TAVRICAM.
Die von mir in eckige Klammern gesetzten Worte bezeichnen die erklärenden
Glossen, die bei Sangallo als fortlaufender Text erscheinen. Aus den Fehlern
Lurgdunum und Tauricam für Lugudunum und Bauricam ergiebt sich, dass
dem Künstler eine Minuskelkopie des Textes vorlag.
2WBI MONUMENTE AUS CEErKTRl 39
Factum: und zudem steht der Teit nicht zusammen mit anderen
campanischen Denkmälero, sondern ant einem wohl erst zehn Jahr
nach Sangallos Aufenthalt in Neapel heschriehenen Blatte (^).
Die Aehnlichkeit auch in kleinen Aeusserlichkeiten (z. B. der
Art wie die Zeilen zwischen mit Bleistift vorgezogenen Linien
geschrieben sind) macht es vielmehr evident, dass der Insehriftteit
gleichzeitig geschrieben ist mit dem vorher behandelten^ sicher
aus Cervetri stammenden Monument Und wir besitzen — was
ich früher übersehen hatte — aus Cervetri eine andere Inschrift,
welche mit der unsrigen eine grosse Aehnlichkeit zeigt. Ich meine
die jetzt im kapitolinischen Museum befindliche Tafel CIL. XI,
3613 (teiweise abgedruckt bei Orelli 2546 und bei Dessau 5U52),
nach der zwölf Leute freigelassenen Standes ludöB Latinos et
Graecos fecer{unt) VL V, III L IIL pr(tdie) k{alendas) et
k{alendis) Mari{is), et populo criatulum et mulmm dederunt
if. Asinio Agrippa, Cö$$o Corneliö Leniulö cos. (25 n. Chr.).
Leider ist der Anfang der Inschrift bis auf geringe Beste weg-
gebrochen: über dem ersten Namen der Liste ist noch ein AV
erhalten, wozu Bormann bemerkt: dubitö num ünt reliquiae verbi
Augusiales an nominis Augusti alicuius. Für unsere Inschrift
sind natürlich Augustalen schon durch das Datum ausgeschlos*
sen; auch ist die Zusammensetzung insofern verschieden, als sich
unter den zwölf ersten Namen neun Freigelassene und drei Sclaven
befinden (den letzten Namen, der wieder ein Freigelassener ist,
möchte man für später auf dem Steine zugefügt halten). Doch liegt
es nahe, an ein ähnliches sacrales Collegium zu denken.
Ton den Gentilicien unserer Inschrift kehrt das sonst ziemlich
seltene Magitius in n. 3618 Z. 4 wieder. Was die übrigen be-
trifft, so sind die Familien Thoria und Veturia durch andere Steine
(CIL. XI, 3687 und 3689) in Caere bezeugt.
Ch. Hüelsen.
(*) Ausser den beiden Caeretaner Monomenten enthalt das Blatt noch
das von Eugen MQntz {Mimoires de la SociiU de Anüquaires de Francis,
1885, p. 193 f.) herausgegebene Itinerar von Avignon nach Grasse, welche»
aber auch nicht auf oder unmittelbar nach der Heise (1494), sondern meh-
rere, vielleicht viele Jahre später niedergeschrieben ist.
ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUM
Die Geschichte der Katze gehört zu den interessaDtesten, aber
auch zu den schwierigsten Kapiteln der Kulturgeschichte überhaupt
Es scheint, man kann nicht vorsichtig genug sein ; gehen wir so-
gleich in medias res.
Das Wort erscheint zuerst in der volleren jonischen Form
aUXovQoq bei Herodot (484-424 v. Ch.). Er erwähnt sie unter
den ägyptischen Tieren und bezeichnet damit die für heilig gehal-
tene ägyptische Hauskatze, die ihm von seiner Reise an den Nil
wohl bekannt war.
Der zweite Zeuge für das Wort istAristophanes (444-380),
der unter allerlei Pelztieren, deren Pelle der böotische Händler
auf den athenischen Markt bringt, auch die auXovQog anführt,
Schwanzwedler, mit beweglichem Schwänze. Mit Sicherheit lässt
sich nicht sagen, dass das Wort, das auch bei dem attischen Ko-
miker nur in der älteren vollen Porm vorkommt, die Wildkatze
bezeichnet (*)• Da aber die Wildkatze ohne Zweifel einst in Grie-
chenland, besonders im nördlichen, vorgekommen ist, wo sie noch
heutigen .Tages sich findet (z. B. etwas nördlich von Athen, auf
dem Pames, nach Heldreich), so ist jedenfalls die Auffassung im
Sinne von « Wildkatze » gestattet, die in der byzantinischen Zeit
&YQioxaTTa, gattoferus^ auch ivdQVfiog xarta « im Wald lebende
Katze » , ayQiog xdtrog « wilde Katze » genannt wird.
Der nächste Autor ist Aristoteles (A. a. V 2, 3. VI
29, 3), dessen Schilderung der aiXovQog nach Sundevall auf die
(*) Ich bringe, sagt der Böotier, Gänse, Hasen, Füchse, Maulwürfe,
Igel, aisXoiQovg nixil&as (unbestimmbar: Eichhörnchen, Biber?), Marder,
Fischottern, Aale vom Kopaissee. Acharn. 878-880.
O, KEtLSR, ZUR GESCHJCHTR DBR KkTZK lat ALTERTÜil
41
• Katze » (Tierarten des Aristoteles S. 44) zutrifft ebeoso nach
Aubert und Wimmer (Aristoteles Thierkunde I S. 63) auf die
» Katze, Felis domesHea und Felis caiiis t, nach Heldreich,
Faune de Grece 12 <* probablement * auf die Wildkatze geht;
danu kommt Kallimachod, der aleiaudrinische Gelehrte iind
Dichter (um 250 v, Ch,), der hymn. in Cer, 111 von einer Haus-
katze des mythischen thessalischen Königs Erysichthon spricht,
vor welcher die kleineu Tiere, i)t^qia jutHxa^ also die Mäuse, zit-
terten. Zu a^XovQov bemerken die spätgriechischen Scholien: tov
iSi(ütixS>g leyoaepov {valgariter dicUm) nattov. In einer anderen
(ilosse, in einer Vatikan handschrift des X. Jahrhunderts, wird
ilov^oQ^ wie statt culov^ag geschrieben wird, durch vivernns über-
setzt» d. h. üiverrm, was sonst gewohnlich das Frettchen be-
zeichnet.
In den äsopischen Fabeln kommt aUovQo^ oft vor und
bedeutet stets die Hauskatze, aber da sich dieselben nicht datieren
lassen, kann man bei unserer Untersuchung nicht viel damit an-
fangen. Phaedrus erwähnt kein aelurus, auch nicht felis im
Sinn von Hauskatze; dagegen tretfen wir am Ende des ersten
Jahrhunderts n. Ch. bei Plutarch eine Stelle, wo von Wiesel
und Katze als Speise in der äussersten Hungersnot die Bede ist
{mor, p. 959 F), so dass niemand zweifeln kann, er erwähne
beide als gleichartige Haustiere. Das stiE)mt mit den z. T. gleich-
zeitigen Autoren Plinius und Seneca, von denen ersterer die
Asche von Wieseln oder Katzen (mustelae vel felis) als Mittel,
die Mäuse zu vertreiben, anführt (n, A. XVIII 160), während
Seneca sagt, dass sich die Hühner (pullt) vor der Katze (feiern)
furchten, nicht aber vor dem Hunde (episL 121).
Im zweiten Jahrhundert ist sie als noch ziemlich fremd in
Italien dadurch charakterisiert, dass sie in der gelehrt gebildeten
Sprache, bei Juvenal, Hygin undGellius, aelunis {aiiovgog)
genannt wird. In den ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit scheint
sie, vermutlich von Aegypten aus, auch nach Asien gekommen
zu sein. Mindestens ist die atXov^og im unterschied vom rö-
mischen Fabeldichter Phaedrus dem syrischen Griechen Babrios
bekannt, dem treftlichsten Fabeldichter des Altertums, der nicht
später angesetzt werden kann, Dass mkov^og den Sinn von Marder
gehabt habe, ist für die klassische Zeit unerwei&lich, wenn auch
42
O. KltLiK
Carus in seiner Geschichte der Zoologie S. 13 bebauptet. BoUeston
habe im Journal öf AnaL and PhymL voL II (2. Ser.) 1867
p« 47. 437 DEChgewiesen dass das griechische mkov^o^ ^ Mu-
stela foina^ Hausmarder sei. Eine Verwechslung von Hauskatze
{ailov^uq) und Marder (wefig) läsat sich literarisch erst vom zwei-
ten christlichen Jahrtausend an beweisen, und zwar aus dem
Anonymus Mattha ei, der unter Constantin Monomachos (1042)
schrieb* Er erzählt nämlich einiges, was auf die Katze zutrifft, und
f> zum Schlüsse bei: «Etliche berichten dies vom Marder, &«$,
der bei uns gemeiniglich (*i' rg rjfinä^f trvrfjääii^) tulov^og
genannt wird». In dieser sehr späten Periode bezeichnete xarra
Katze , oTAov^ow Marder , yaXt^ Wiesel ; Uug aber war unge
bräuchlich geworden. So war es damals in der byzantinischen
Volksprache.
Betrachten wir nunmehr die zwei lateinischen Wörter für
Katze: fetes und cattus, Feles bezeichnet der richtigen Ety-
mologie nach, die man freilieh umsonst in den etymologischen
Blichern suchen wird, das Tier mit dem • gelben * Fleck, das
am Halse gelb gezeichnete Tier, den Edelmarder mid dann
auch den weniger schön gelbhalsigen Iltis und den weisskehligen
Stein- oder Hausmarder, Dass auch die Griechen unter ihrer
TxTu {die ja schon in der Ilias vorkommt) ein gelbkehliges Tier
verstanden haben, zeigt unwidersprechlich das davon abgeleitete
ixTf^og Gelbsucht. Feles hängt mit feL fellis Galle zusammen (*).
Also feles ist von Hause aus der goldgelbkehlige, durch sein wiin-
derschönes Pell ausgezeichnete, in Italien gar nicht seltene Edel*
oder Honigmarder, dann Marder überhaupt, gelegentlich auch wohl
Iltis. Im eigentlichen, europäischen Griechenland ist der Stein-
marder gewöhnlich ; er ist meistens unter inug zu verstehen, feles
kann aber auch noch ein anderes marderartiges, gelblichkehliges
Tier bezeichnen, nämlich die Wildkatze. Wenigstens wird nsan
0) FQr Wildkatze, Marder, Wiesel u ä. w. wird man einen GrundVe-
gTiW f^l, fl « gell) tt festhalten dürfen. Zu den fruchtbarBten Tieren —
von f€ fruchtbar — gehören sie nicht: da inüsste es viel mehr Wildkatzen
geben* Die Mäuse, Schweine, Wiederk&oer u. a. m, sind viel fraclitbarer.
Die Ableitung ron fi saugen, säagen würde sie von den übrigen Säugetieren
nicht unterscheiden, wenn auch der formelle Standpunkt dafür za sprechen
scheint.
ZUR GESCerCHTE DKK KATZE IM ALTERTUM
43
sich vergeblicli nach eioem anderen Worte umsehen, mit dem die
auch im heutigen Italien noch vorkommende Wildkatze bezeichnet
worden sein kannte, Sie kann %. B. gemeint sein von Nemesian
{cyneg. 55, 56), wo er schildert, wie mau mit langeu Speeren im
hohlen Baumstamm die dräuende Katze (/eles) aufspiesst: Felemque
minacem Arborts in trunco lomjis praefigere (elis, das Beiwort
» dräuend * passt trefflich auf die grimmig sich zur Wahr setiende
Wildkatze.
Von dieser Prämisse aus, dass feUs schon vor der Bekannt-
schaft der Rtoer mit ägyptischen Tieren die heimische Wild-
katze bezeichnen konnte, und dass schwerlich ein anderer Name
für dieses italische Tier jemals existierte als eben feles oder felis,
ist es nun auch ganz selbstverständlich, dass die Römer, sobald
sie die ägyptische Hauskatze kennen lernten, dieselbe feles be-
nannten. Denn wenn auch die ägj^ptische heilige Katze und also
auch unsere Hauskatze mit der europäischen Wildkatze durchaus
nicht so verwandt ist, dass an eine Abstammung der einen von
der anderen gedacht werden könnte, wenn sie vielmehr in Bau,
Balg und Charakter scharfe Unterschiede aufweisen, so ist doch
andrerseits für jeden nicht spezifischen Zoologen die Äehnlichkeit
zwischen beiden Katzenarten so in die Augen springend, dass es,
wie gesagt, ganz selbstverständlich war, dar ägyptischen Hauskatze
den Namen der einheimischen Cousine zu geben. So sehen wir denn
in der goldenen und silbernen Latinität feles im Sinne von Katze,
sowohl Wildkatze, bei Nemesianus, als auch ägyptische Katze:
bei Cicero, Ovid, Plinius, Seneca. Cicero spricht in den Tuscu-
lanen und sonst von der heiligen Katze der Aegypter (feles), Ovid
erzählt in den Metaoiorphosen {Metam, V 380) von der Diana, dass
sie im ägyptischen Götterkarapfe auf der Flucht vor Typhon in
eine Katze (/^/<?s) sich verwandelt habe. Plinius X 202 schreibt:
Feles quidem quo süentio, quam levibus vesiigiis obrepunt avi-
bm! quam occulie speeulatae in musculos exiliunt! excrementa
sua e/fossa obruwit terra, intellegentes odorem illum indi-
eem sui esse. Hehn bringt zu dieser Stelle die sonderbare An-
merkung: » Eichtige Beobachtungen, die aber an der europäi-
schen wilden Katze sich ganz ebenso machen Hessen, wie die
entsprechenden am Fuchs und anderen Tieren dar Wälder und
Berge *. Seit wann pflegt man die Wildkatze beim Mäusefang
44 O. KELLER
Sil beobachten ? Nein, diese vorzügliche Schilderung des Ge-
bahrens unserer Hauskatze, wie sie so leise und sachte als
möglich auftretend die Vögel beschleicht, wie sie im Versteck
den Mäusen auHauert, um plötzlich auf sie loszuspringeo, wie
sie ihre Exkremente verscharrt — alles das kann Plinius nur
an ägyptischen Hauskatzen beobachtet haben, niemals an der
unzähmbaren, bösartigen, scheuen und nächtlichen Wildkatze,
iese war auch zu Plinius Zeit gewiss viel schwieriger zu
beobachten« als die wahrscheinlich schon durch den einen oder
anderen ägyptischen Kultus den Römern bekannten ägyptischen
heiligen Katzen. Die zweite bereits berülirte PUniussteUe fuhrt
die Asche von Wieseln oder Katzen als Mittel an, die Mäuse zu
vertreiben (s. S. 41). Die Wiesel, musidae, waren damals noch die
gewöhnlichen Haustiere, die man gegen die Mäuse hielt. Auch
die Stelle aus Senecas Briefen, wo feles und Hund einander ge-
genüber gestellt sind, ist schon vorhin angeführt worden (S. 41),
Man sieht auch hier, dass man offenbar damals anting die Katze
in Italien als einfaches Haustier zu halten, Dass dies aber nur
ganz sporadisch geschah, vielleicht in den Palästen einiger Gros-
sen, ergiebt sich aus dem umstände, dass eben nur an autfallend
wenigen Stellen in dieser Zeit von der Katze (feles) die Rede ist.
Horaz, Vergil, Catull, Persitis, Sueton, Tacitus» Lucan, Petronius —
sie alle und noch manche andere erwähnen das Tier überhaupt nicht,
während sie z. T. sehr viele andere Tiere namhaft machen (*).
Ins erste Jahrhundert n. Chr. fällt denn auch wohl die Stelle
Plutarchs (moral. p. 959), wo vom Essen der Wiesel und Katzen
(mlov^oi) in der äussersten Hungersnot die Rede ist In Aegypien
kam 30 etwas notorisch niemals vor. Im Gegenteil, wir hören
(Diodor, I 84), dass in solchen schrecklichen Zeiten es zwar vor-
gekommen sei, dass die Menschen sich gegenseitig aufassen^ niemals
jedoch habe man sich au einem heiligen Tiere vergriffen; die
Katze aber gehört zu den allerheiligsten Tieren. Man muss also
aus jener Plutarchstelle schliessen, dass zu seiner Zeit (46-120)
(*l Bemerkenswert ist auch (worftur mich Ch. HülseD aufinerksiim mticbt),
dam in den reichhaltijQfen Verzeichnissen der vocet animantium (Stieffm» ed.
Beiff. 247-254 wotu q. a. dns bt-i Polemius Sikias p. 548 zu fügen ist) keine
lateinische Bezeiebnunf? fttr das Miauen der Katze Yorkommt.
fVft 9K8CRrCHTE DER KATZB tM ALTERTUM 45
auch ausserhalb Aegyptens da und dort Katzen als Haustiere
gehalten wurden, olfenbar zur Yertilguiig der Müuse wie die in
einem Atem wn Plutarch genannten Wiesel. Dass die Katze zur
Zeit des berühmteo Vesuvausbruchs noch kein gemeines Haustier
in Italien war, geht aus den Ruinen von Herculaneum und Poua-
peji hervor, wo alle mögliclieo Haustierreüte ausgegraben und
teilweise ihre vollständigen Körperformen ausgegossen werden
konnten, von der Katze aber keine Spur sich vorfand: weshalb ein
moderner Gelehrter die komisch-geistreiche Vermutung aufstellte,
dass sie in Voraussicht der Katastrophe sich bei Zeiten aus dem
Staube gemacht haben werden. Ich erinnere mich nicht bei einer
der vielen Erdbeben - und Ausbruchskatastrophen in neuerer Zeit
von der Auswanderung silmtlicher Katzen aus einer Stadt etwas
diesen zu haben, wenn mir auch wohl bekannt ist, dass die
^Katzen unmittelbar vor einem Erdbeben und während desselben
in furchtbarer Aufregung hin - und herrennen.
Ins erste Jaljrhundert fällt femer die stadtrömische Grab-
schrift einer Calpurnia Felicia {C\ L L.Vl 14228), mit dem da^
runtür befindlichen selir hübschen Bild einer Katze, die wir um-
stehend nach einer von Hrn. Saunas freundlichst vermittelten Pho-
tographie wiedergeben. Es ist ein Marmorcippus, der nahe dem
Grabe der Calpurnier und Licinier unweit der Porta Pia gefunden
wurde (^): dass eine feles dargestellt sein soll, wird gesichert durch
die Anspielung auf den Namen der Begrabenen, Felicula. Fdes^
das, wie gesagt, keineswegs bloss oder auch nur ursprünglich unsere
Hauskatze bedeutet — wie es nach den Wörterbüchern den Anschein
hat (^) — sondern vielmehr auch Marder oder Wildkatze bezeichnet
steht in diesem Sinne ausser hei Nemesian auch bei Varro r. r,
III 11, 3, III, 12, 3, bei Columella VIII, 3, G, VIII 15, 2, bei
(*) [WcDn im C. /. L. VI zu n. 14 18"^ die Calpnfnierinäcbrifteü von
der Via Salaria aus Ende des zweiten Jbdts. gesetzt werden, so iat das sichei
irrig: da liegen zeugt der — später jcremacbte. — Fund der Gr&ber der vor-
nehmen Calpamii ond Licinii aus clÄiadisch-iieronischer Zeit(C /. L. VI, S1721-
31727), und in uiiserem speziellen Falle der Schriftcliaraktet sowie die (im Cor-
pus üborgehenen) Äptces über mdnibtts Z, 1 tmd Girmullö Z. 3. Cb. H.j.
(*) Freund und Georges führen als t?rste Bedeutung von feUt Katze an,
und Freund setzt vor die zweite Bedeutung (« Marder, Iltis ») sogar nach da^
Wort a über tragen ».
ZUR OESCMtCHTB DER RATZB IM ALTERTUM
47
Die späteste mir bekannte datierbare Stelle, wo feles er-
wähnt wird, ist bei Ausoniiis (epigr. 65. 5 Sclu). Das Wort * Mar-
der * gteM da im übertragenen Sinn ron einem Räuber der Un-
schuld, Verführer: feles pullaria, ein Marder, der den jungen
HühDern nachstellt Er sagt von einem gewissen Marcus: Feles
nuper pullaria dictus, Corrupit totum qui puerile secus. Es ist
wohl eine Nachahmung plautinischer Redeweise; denn schon der
älteste Komiker der Römer hatte von einem Jungfernmarder,
feles virginaria oder virgitialü (PJaut- Pen, 7oü, Und. 748),
gesprochen.
Ausonius also ist der letzte datierbare Zeuge in der römi-
aefaen Literatur für das Wort feles und zwar im ursprünglichen
Sinne von Marder. Er lebte von 309-392. Das Wort ist dann
ausgestorben; die romanischen Sprachen haben es nicht übernom-
men. Vielmehr ist eben in jener Zeit eine andere Bezeiclmung
für die Katze in den Vordergrand getreten» die auch in den roma-
nischen Sprachen Aufnahme gefunden hat, und die für die Römer
den Vorteil bot, dass sie nicht auch von Marder und Iltis verstan-
den werden konnte, nämlich cattus und catta.
Dieser recht eigentliche Name der Katze war wie unsere
Hauskatze selbst afrikanischen Ursprungs. Nach Pictet ist das
Wort speziell aus dem Idiom herzuleiten, aus welchem das nu-
bische kadisküy das berberisclie kaddlska und das affadeische
(von Bornu) gada hervorging. Beide Formen mit g und k sind
somit schon in Afrika vorhanden, ebenso die Verdoppelung der
Deutalis, Das afrikanische Wort ist in der Form katö auch ins
Syrische übergegangen. Wenn auch Pictets Angaben nicht im-
mer ganz zuverlässig sein sollen, so wird er doch in Beziehung
auf Nordafrikanisches als Franzose Glauben verdienen, und es ist
im höchsten Grade merkwürdig, dass Jahrhunderte lang, bevor das
Wort in der Literatur auftaucht, es gerade für Afrika inschriftlich
bezeugt ist (V>. Catta erscheint als Name eines aus Afrika stam-
menden Rennpferdes auf der grossen Inschrift des Wagenlenkers
Avillius Teres, aus der trajanisch-hadrianischen Zeit (C, /. Z. VI,
33937 = 10053^, 9; vgl Borsari, BulL comun. 1902 p* 177 ff.). Die
(*) Ch. Hüiseo machte mich auf dies Zeu^is aufmerksam. Mit Hecht
bemerkt er, dass catta für ein Rennpferd ein gar nicht übel gewählter Name sei.
4a
o. KKVLmn
richtigere lateinische Form ist die mit doppeltem /, nicht catus;
das beweisen die romanischen Sprachen (Gröber in WöUHins Archiv
I, 543). Für das Lateinische selbst hatte da8 nenauftaachende
Wort den grossen Vorzug, dass es nicht so leicht mit anderen
ähnlich klingenden verwechselt werden konnte, wie dies bei fein,
feli$ der Fall war, das mit dem vielgebrauchten Wort fd, fiUU
=^ Galle allzu leicht confundiert wurde. Aus solchen Gründen wird
ja auch z.B. muSj muris in der spütesteu Latinität aufgegeben*
Es kommt mir somit gar nicht besonders verwunderlich vor, das«
feles mit der Zeit von cattus verdrängt worden ist. Man wird
vielleicht annehmen dürfen, dass längere Zeit neben fele$ und
felis im Sinne von Marder cattus im Sinne von Hauskatze ne-
benherging.
Ins vierte Jahrhundert fällt wohl die älteste notdürftig
datierbare literarische Stelle für gaila, Sie stammt aus der ge-
meiaigUch vor 350 n. Chi", angesetzten Itala, der vorhieronymia-
nischeu lateinischen Bibelübersetzung; wir lesen nämlich im Boche
Baruch 6,21 (lat. üebersetzung des apokryphen Jeremiasbriefes):
Supra corpus eorum ei supra caput eorum volant noctuae tt
hirundines et aves etiam, ümüiter gattae (cod, gutae). Hierony-
mus» 840-420, schreibt eattae ; der griechische Text hat atXüvqo%,
Die Katze zählt hier zu den unheimlichen gespenstischen
nächtlichen Tieren, wie sie ja im Aberglauben mancher Völker,
der alten Wenden, Deutschen» Ungarn, Neiigriechen u. a., mit
Vampyren, Heien, Dämonen zusammengeworfen wird. Nach Wlis-
locki wird heute noch in einigen ungarischen Tälern jede Katze
ftir eine in Tiergestalt verzauberte Heie gehalten. Und wie man
Heien verbrannte, so geschah es im Mittelalter bisweilen auch
den Katzeu, so zu Metz am Vorabend des Johannestages [Revui
arch6öL 1868, 18 p. 191). Sittl will in den obigen eattae oder
mlQvqot. Nachtvögel erkennen, ohne es aber aus der lateinischen
oder griechischen Spmche und Literatur begründeu m können;
denn auch die später die später zu erwähnenden pannonischen cattai
des Martial brauchen, wenn sie auch Vögel waren, durchaus keine
Eulen gewesen zu sein^ da es sich doch bei ihm um essbare Tiere
handelt
Der erste eigentliche römische Schriftsteller, welcher das Wort
cattus aufweist, ist zwischen 300 und 350 Palladius in seinem Werke
ZUR GEiCBICHTE DER KATZB Ilf ALTKRTÜM
49
Über die Landwirtschaft, worin er grossenteils dem Colutuella folgt,
in diesem 8pe£iellen Punkte jedoch ganz selbständig ist. Wir lesen
bei ihm : • Gegen die Maulmirfe ist es voq Nutzen, Katzen {callos)
in grösserer Aniahl mitten in den Artischocken anlagen {in cardueiis)
lu halten » . Die Artischocken (eardui, cinarae) waren wie unsere
Spargeln ein sehr beliebtes, feines und keineswegs billiges Gemüse,
die erklärte Leibspeise vieler Römer, nicht minder aber auch der
Feldmäuse. Dass in solchen sorgfältig gepflegten Anlagen auch
der Maulwurf sehr unangenehm ist, so nützlich er auf Wiesen
und Aeckern sein mag, ist jedem Leser sicherlich bekannt. Ueber-
dies glaubte man, er fresse Wurzeln. » Sehr viele Leute (jjlerique) » ,
föhrt Palladius fort, «^ halten zu diesem Zweck zahme Wiesel
Etliche haben auch ihre Löcher (foramina) mit Thon (rubrica)
imd dem Saft der wilden Gurke angefüllt. Manche öffnen neben
der Lagerstatt der Maulwürfe mehrere Hohlgänge, worauf diese
erschrocken über das eindringende Sonnenlicht entflieheü. Sehr viele
bringen am Eingang des Baues Schlingen an, die an Schnüren
herabhängen {setis pendentibus) ». Gerade wie solche Schlingen
heute noch im Gebrauch sind gegen Maulwürfe, nicht aber gegen
Feldmäuse.
Wir haben hier offenbar die Zeit vor uns, wo Katze und Wiesel
nebeneinander gehalten wurden, beide für die Jagd auf Maulwürfe,
und ohne Zweifel auch für die auf Mäuse, ohne dass wir deshalb
mit Hehn und Sittl das Wort talpa bei Palladius in dem für
die gesamte Literatur unerhörten Sinne von Maus zu nehmen
hätten; wie sollte auch der Maulwurf, der heute noch in Italien
ialpa heisst, von den Mäusen unterschieden worden sein, wenn
diese gleichfalls talpae hiesseu? Und wie trefflich passt die Stelle
vom Erschrecken vor dem eindringenden Sonnenlicht eben auf
den gedichtschwachen Maulwurf, und wie so gar nicht auf
eine Feldmaus! Sittl leugnet freilich frischweg, dass die Katzen
zum Maulwurffange gebraucht werden können, aber der Natur-
forscher Othmar Lenz, eine der allerersten Autoritäten in derlei
Fragen, bestätigt es ausdrücklich. « Gute Katzen > — sagt er —
* lauern den Maulwürfen auf und hauen sie mit den Krallen in
dem Augenblick aus der Erde, wo sie emporwühlen ■, Frettchen,
wie Sittl hier caitus übersetzt, heisst das Wort nie* Sittl macht
wieder die gleichen Willkürlichkeiten wie im Falle des Jeremias-
4
$0 O, miLLER
briefes. Also ums Jabr 350 war die Katze, cattus geoannt, in
Italiea ein stiemlich gewOhDliched mause- und manlwtnfvertilgendes
Haustier; es acheint schon ein Oebei^ewicht i;egenuber dem
* zahmen Wiesel » gehabt zu haben, das an zweiter Stelle genannt
wird. Nicht viel später fällt die Erwähnung der ägyptischen hei-
ligen Katze unter dem Namen catta bei Rutinus (845-410) in der
UebersetzuDg der Clementinen 5, 20: Alii eorum bouem. qui
Apis dicüur^ colendum tradidme^ alii hircum. alii caUas, Des-
gleichen setzt man vermutungsweise ins vierte (fünfte?) Jahrhun-
dert daü raedicinische Buch des Seitus Placitus Papyriensis, in
welchen wiederholt ron catlae oder galtae sierem die Bede ist
(8. Thes. 1. Lat. o, d. W- cailm).
Ins Jahr 447 wird Cassius Felix datiert, welcher (5 p. 13)
Katzenkot, caili sierciu, mit Senf und Essig gegen das Ausfallen
der Haare empfiehlt, wie auch (um 550) Alexander von Trallis
ailov^ov xo/r^ov, der nur den Senf weglässi
Ungefähr 50 Jahre nach Cassius Felix kann Luxorius ange-
setzt werden, der afrikanisch-vandalische Epigrammdicbter der
lateinischen Anthologie. Sein Epigramm (I nr. 375 R.) beginnt:
Inmensi soricis gattus dum membra vorasset Dßliciit periit
crudior ille suis* Die üeberschrifl lautet: de gatlo, qui cum
soricem maiorem devorasset, apoplewia^n passus occubuiL Also
ein gattus sei gestorben, weil er eine zu grosse Maus gefressen
hatte* Die zweimal überlieferte Form gattus sollte man nicht in
cattus verwandeln, da ja auch die Form mit g sonst noch fest-
steht neben der mit c. Freilich in einem anderen Gedicht der
Anthologie (I nr. 181 R.) ist die Form cattus überliefert sogar
mit heteroklitischera Ablativ catiu in der tJeberschrift. Von wem
dieses zweite Gedicht herrührt, weiss man leider nicht. Der Codex
stammt aus dem VII , Jahrhundert.
um 593 schrieb Euagrius, hint, eccL VI c. 23 von dem San-
lenheiligen Symeon, dass er als Knabe einen Panther {naQdoq)
wie ein zahmes Hauskitzchen am Halsband führte und sagte, es
sei eine atXovQocj Tjv Kciirat r) txvrrj&€ia Ityei, also eine Katze,
die man früher mXovQo^ nannte, jetzt aber im gewöhnlichen Leben
x&ita zu nennen pflege. Damit steht nicht im Widerspruch, dass
Agathias (a. 582) ein Epigramm gemacht bat auf eine haiisge-
borene Katxe, otKaY^ri^g ailovQog, die sich an einem zahmen Reb-
ZUR GBSCBKUTB DER RATZE IM ALTKRTÜlt
51
haha Tergreift, ein Motiv, das auch Damocharis und die Fabel-
dichter behandelt haben. Alle dieee Dichter bedienen sich natfjrlich
des feineren, klassischen Ausdrucks aü^ov^og, nicht des ralgären
xatta.
Zur gleichen Zeit, um das Jahr 600* schrieb auch der Bio*
graph Gi^egors des Grossen, der Diakon Johannes : Nihil in mundo
habebat praeter unam cattam, quam blandiens crebro quasi coha-
biiairicem in suis gremiis refovebat. und ebenfalls zu Beginn des
siebenten Jahrhunderts n. Chr. schreibt Isidor von Sevilla XII 2, 38,
das9 das Volk, vulgus. den Mauser, mmio, catm (cattus?) nenne, a
capturaj wie er komischerweise etymologisiert, und in die gleiche
Periode fällt wahrscheinlich die Horazscholiensammlnng, wo von
den blauäugigen Germanen gesagt wird^ dass sie katzengraue
Aögen (eolore eattino) haben. In das Jahr 628 setzt man den
byzantinischen Schriftsteller Theophvlaktos, der den Beinamen
JtfioMaTTijg führte, d. h, mit katzenartiger Stumpfnase. Drei* bis
vierhundert Jahre später, in die Zeit von Constantin Monomachus,
fällt wie gesagt, die Abfassung der zoologischen Excerpte des
Anonymus Matthaei, wo wir lesen: ot$ d aiiovQog d Xsyofifvog
TiaQ^ ^fiTr ^mpLcütsxi xaftag IdyBicu. Damals also war der latei-
nische Ausdruck cattus auch in Konsiantinopel vollständig ein-
gebürgert.
Ins XI L Jahrhundert fällt des Theodorus Prodromus Kato-
mvomachiat ein dramatisches Seitenstück der altklaasischen Ba-
trachomachie: bei ihm, wie auch im schol. Paris. Aristoph. Plut.
693, heisst die Katze xot«. Und eben wieder in Handschriften
der Batrachomachie finden wir im XI II. -XIV. Jahrhundert xanra,
in solchen des XV.-XVL Jahrhunderts yata, yatag als übrigens
falsche Scholiastenerklärimg zu yaXTj Wiesel (s. Ludwichs Ausgabe
der Batrachom. S. 208 und 257). Gleichfalls ins XIL Jarhun-
dert gehört die Notiz im siebzehnten Teil der Chronik des Go-
defridus (f 1191) von dem ungarischen Volksstamm der Pet-
schenegen, dass sie noch zu seiner Zeit das Blut wilder Tiere
trinken und rohes Fleisch von Pferden, Füchsen, Wölfen und Kat-
zen (caltorum) essen (Graf G. Kuun relat. Hungar, II, 113).
Nicht zu datieren vermag ich die catta der tironiscben
Noten {109, 9 ed. Schmitz), den Kotxoq der schoL Callim. in Cer.
111 {mXovqov~\ tov idiwux&g Xiyopswov xarrov) und die der
52
O. KELLBa
BchoL Dorvill Aristoph* Plnt. 693. Absichtlich we^elaasen
habe ioh die Stelle Martials XIII 69, wo caila erwähnt wird:
denn diese calia wird zwischen lauter essbaren Vögeln genannt
und ist sicherlich ein pannonischer Vogel (s. Priedländer zu der
Stelle). Ebenso habe ich weggelassen die angeblich eattu$ ge-
nannte Belagemngsmaschine bei Vegetins de re miL IV c. 15:
denn keine Handschrift liest so und ebensowenig der beste Her-
ausgeber, Carl Lang. An »ich wäre es ja denkbar, dass eine an
die Mauer heranschleichende Belageriingsmaschine vom Soldaten-
witz Katze genannt worden wäre — auch Mauslein, masctdus, ist
Name einer solchen Maschine (Veget- IV c. 16) — aber ffir Ve-
getius ist und bleibt das Wort doch nur Hypothese und somit als
Beweismittel nicht zu brauchen. Allerdings ist von den Bolognesen
des Mittelalters fiberliefert, dass sie Belagenmgsmascbinen, wie
sie Vegetius schildert, besassen und wirklich cattos, Katzen, be-
nannten; Mamotrectus zu Ezechiel 35, welchen Ducange citiert,
gibt an: Vineas machinas bellieas, quibui itur ad murum stif-
fodieridum^ quas ßo/wnierises vocant cattos. Wer den Mut hat,
mit älteren Ausgaben jenes Wort bei Vegetius einzusetzen —
gegen die Handschriften, welche vielmehr causias, caucias, cau-
Um und dergL bieten, — erhält für den Anfang des fünften
Jahrhunderts ein weiteres Zeugnis für caitm ^=^ Katze. Es wäre
eine gute Bestätigung unserer obigen Auseinandersetzung, notwen-
dig aber haben wie sie nicht.
Dagegen scheint mir eine antiquarische Notiz noch zu er-
wähnen, die das vierte Jahrhundert betreffen soll In einem Van-
dalenfi"auengrab der Völkerwanderungszeit in Ungarn, zwischen
350 und 400 n. Chr., hat man auf der Brust des menschlichen
Skeletts das einer Katze gefunden (Lipp, Gräberfelder von Keszt-
hely, S. 23), ein Beweis, wie zärtlich schon die Vandalinnen,
falls wir die dort Begrabenen mit Recht so benennen, ihre Kat-
zen liebten.
Zu den literarischen Notizen, die wir für die Geschichte der
Katze bei den klassisclien Völkern brauchen können, kommen nun
auch noch eine Reihe Daten aus der Kunatarchäologie. Die mei-
ßten Katzen, von denen in archäologischen Büchern zu lesen steht,
erweisen^ sich als Phantasiegebilde : ausser an der mykenischen
Dolchklinge, wo keine Hauskatzen, sondern nordafrikanische Gio-
ZUH UESCBICHTE DER KATZK IM ALTERTUM
58
sterkatzen (^) dargestellt sind, gilt dies von den angeblich ältesteD
Katzenbildevn auf den etriirischen Wandgemälden des VlI. und VI.
Jahrhunderts v. Chr. von Tarquinii (Corneto), Clusium (Chiusi) nnd
Caere (Cervetri) und ebenso von dem durch Partwüngler publizierten
Thonobjekt der Sammlung Sabouroff I Tf. 65, wo dieser Ge-
lehrte und nach ihm Andere fälschlicherweise Katzen und Mäuse
sehen. Bei näherer üntei-suchung sind es sämtlich Hauswiesel,
und die Maus, welche in dem Vejenter Grabgemälde von der
• Katze ^ im Maul gehalten werden soll, ist bloss ein weisser
Fleck (*). Vermutlich das früheste archäologische Stück, das Be-
kanntschaft der europäischen Griechen mit unserer Hauskatze be-
weist, ist im Heraeuni von Ärgos ausgegraben worden, eine Katze
aus ägj'ptiscJtem Porzellan, zugleich mit porzellaneDem Aeffchen,
vielleicht die Weihegabe eines Argivers nach glücklicher Klick-
kehr von einer Beise an den Nil. (•^),
Fast in die gleiche Zeit dürften dann gewisse Münzen von
Tarent und Regium fallen, sämtlich ans dem Ende des fünften
Jahrhunderts v, Chr., wo nach den einen eine Katze, nach ande-
ren ein juDger Panther dargestellt ist. Die Münzen sind sehr schon
geprägt und zeigen das als Jungling personitizierte Volk, Demos,
sitzend und mit einem Kätzlein spielend. Da fünf Typen und Va-
lvationen vorliegen, von denen wir hier vier geben, kann man sich
{^) Eine gaoz ebenso deotliche Ginsterkatze sieht man auf einem bei
Riehm, bibi Handwörterbuch I 312 wieder^egebenen ftgyptiacben Wandbild
anf Papjrmsstengeln aufwärts scbleichen, um junge Vogdbrtit und Eier lu
erbeuten. G. Schmid wiU auch auf dem i* goldenen Ornament » de« dritten
mykenischen Grabes (Schliemann Myk. S. 208 fig* 2ö6) zwei einander gegen-
überstehende GinÄterkatien erkennen (myken, Tiere S. 208, Petersb. Akad,
Abb. 11'03), während Schliemann allerdings gansi falsch von Löwen spricht
Mir scheinen es zwei ungeschickt gemachte Panther zn sein.
(*/ Nach gütiger Mitteilung von Dr, Jacobsen in Kopenhagen. Er
»chreibt mir. von einer Maus sei keine Eede, von der vorgeblichen Katie
aber sei kaum etwas anderes zu sehen ala die vielen und starken Bart«
haare: allein gerade diese stimmen völlig Qberein mit den zu Tarqninii
nnd Clusium erhaltenen ganz sonnenklaren Darstellungen von etrurischen
Haaswieseln.
(•) Die katzenähnliche Figur, welche auf dem attischen Grabrelief beis
Conze n. CCIV oben auf einer Stele liegt, ist ohne Zweifel als monumentale
KjOnang einer Grabstele aufzufassen, wnhrächeinlich, nach Ch. Haben, eine
Sphinx (Kopf und v^^rderster Teil der Yorderfüsse zerstört)«
leicht überzeugen, dass es sich, wie u. a, auch Lenormant annimmt,
wirklich um Katzen handelt (*). Das eine Mal hält Demos der Katze
einen unklaren Gegenstand (*) zum Spielen hin, das andere Mal
neckt er sie mit einem kleinen Vogel, dann spielt sie unter dem Stuhle
des Jünglings mit einem Ball oder schleicht hinter dem Stuhle
heran: kurz, das Tier benimmt sieb ganz wie eine zahme Hauskatze,
hat auch die Grösse uod Gestalt einer solchen. Der auffallend
schlanken und zierlichen nubischen Falbkatze, auf welche wir so»
gleich zu sprechen kommen, gleicht das Tier der fünf Münzen auf
und nieder. An einen jungen Panther ist aus dem Grunde weniger zu
denken, weil derselbe, dem doch immer nicht ganz zu trauen wäre.
Fig. 2.
nicht angebunden ist Auoh hätte das Tier in diesem Fall eine
plumpere Gestalt und vielleicht auch eine Andeutung des gefleckten
Pelzes (^). Offenbar ist damals der Versuch gemacht worden, die
ägyptische Hauskatze im hellenischen ünteritaUeo einzubürgern.
Vielleicht geschah es durch Vermitthing kyrenäischer Handels-
leute (I). Auf den Münzen wies man das neue Tier dem Genius
(^) Die Besorgung der Münzabdrücke verdanken wir der oft bewährten
Güte Freand Imhoofs. Eine der fünf Müiisen wurde weggelassen» weil die
Katze darauf nur undeutlich erhalten ist.
f*l Eine iSpindel, wie die Namismatiker erklären» wird ea aos mehrfa-
chen inneren Gründen schwerlich sein. Vielleicht ist es ein Stengclbrot, sehn-
lich dem Posener Wecken hei H. Uößer, Gebildbrote. Archiv für Anthrop^
logie 1907 S. 103 üg. 2.
(*) Andeutung der Flecken de» Panther- odvr Damhirschfells auf
Jltlnzen und Gemmen kommt öfters vor. Was den Panther betriflFI, so Tgl.
Inihoof- Keiler, Tier - und Pflatistenbilder auf Münzen und Gemmen Tt I 21.
XIV Zh XV ö. 8. 11.
(*) Ist doch auch die berühmte Arkefillasvase in Italien gefunden
worden.
ZUR GESCHICHTE DIH KAT7S IM ALTKRTUM 55
des Volkes, Demos, zu; es gab keine olrmpische Gottheit» die es
als Attribut hätte beanspruchen können. Dabei' spielt der Demos
mit dem neuen niedlicbeD Spielzeug. Die AufÜEissung des Tieres
als Katze wird vollauf bestätigt dnrch die beiden von Engel-
mann, Jahrbuch des Instituts 1899, S, 186 und 137 publizierten
Vasen aus Ruyd (Sammlung Jatta nr. 1016. 1555). Sie stam-
men gleichfalls aus der Wende des 6/4. Jahrhunderts v. Chr.,
\-
V
Fig, 3.
sind, wie mir Kollege Klein versichert, ohne Zweifel in Apulien
selber angefertigt, vielleicht zu Tarent, und zeigen uns vornehme
Damen, die mit absolut deutlich gemachten Katzen spielen. Man
hat in diesen — man könnte sagen Boudoirscenen — den glän-
zendsten Beweis dafür, dass um jene Zeit — circa 400 v. Chr. —
wirklich zahme Katzen in Apolien existiert haben. Beidemal läuft
ein Katzchen auf dem rechten Arm einer Dame und ist offenbar
ganz zutraulich. Das auf nr. 1016 ist gestreift und hat einen etwas
wolligen Schwanz, welch letzteres Merkmal auch auf die Katze
ni- 1555 zutrifft.
Am allerdeutlichsten ist aber der Katzencharakter zum Aus*
druck gebracht auf einer dritten apulischen Vase im britischen
Museum N F 126 aus der Sammlung Blacas (aus der Basilicata;
56
O. KELLBR
abgebildet Mite e^ramogr. IV Tf. 82): das Tierchen ist gaoz nach
Katzenart eiueui jungen Manne von hinten her an die Schultet
heraufgestiegen und scheint die Pfote nach einem Vögelchen aus-
zustrecken, das er in seiner linken Hand hält.
Hiezu treten noch zwei weitere Vasen des britischen Mu-
seums, eine Pelike aus Apalien, « apuHschen Stils » P 308: eine
Gans und ihr entgegeurennend eine Katze, unterhalb einer Toi-
lettenscene. Dann eine Lekane «» campanischen Stils * aus A?ella
F 207 ans der Sammlung Blacas : eine sitzende weibliche Gestalt
(Aphrodite?) hält an den Schwingen eine Taube, gegen welche
Fig* 4.
eine Katze eraporspringt, Walters, Catalogue of the Greek and
Eirmcaa Vases in the BriUsfi Museum IV p, 104 und 154.
Diese zwei Vasenbilder werden hier nach Photographieen* die wir
der freundlichen Vermittehing der HeiTen Ashby uod Walters
Terdiinken, zum ersten Male publiziert. Das erste Bild (fig, 4) ist
leider sehr stümperhaft ausgefallen, so dass die Gans vom Katalog
als weisse Eate aufgefasst wird, die Katze abar einem Karakal
oder kleinen Leopard ähnelt Das zweite Bild dagegen (fig. 5) ist
glücklicherweise um so besser gerathen.
Den Grund* warum die durch so stattliche archäologische Ar-
gumente ungeßbr für den Ausgang des fünften Jahrhunderts v. Chn
erwiesene Akklimatisierung der ägyptischen Hauskatze in Apulien
wieder verloren ging, wissen wir uicht ; doch lässt sich vermuten,
dass dies mit den schweren Eriegszeiten und der Vernichtung der
blühenden hellenischen Kultur Unteritaliens durch die Bömer zu-
ZUR GCSCHICHTB DEH RATZE IM ALTERTUM
57
sammenhing. Auch der Vei*such des Agesilaos im Anfang des vierten
Jahrhunderts, also fast um die gleiche Zeit, Kamele in Elis einzu-
führen, ist offenbar nicht vom Gluck begünstigt gewesen, und ea
bat sich nur eine einzige Nachricht davon in Xenophons helleni-
scher Geschichte, erhalten,
Aelteren Datums ist eine rhodische Vase, aus der ersten
Hälfte des fünften Jahrhunderts v* Chr., welche attisches Gepräge
nV
Fijf. 5.
zeigt, Sie stellt eine Musikschule dar. Hier steht auf einem
Stuhle ein Tier, das nichts anderes seiu kann als eine Katze. Sie
hat auffallende Aehnlichkeit mit der Katze von der Porta Pia,
ist auch so dichthaarig und dreht den Kopf zu einem Mädchen
herum, das ihr ein Stück Brot oder dergleichen zum Fressen reicht
(s. Aimali dellhtitato 1878 tav. d'agy. P,; danach Daremberg und
SagUo Dictionnaire III p. 470 Hg* 2602). Diese Vase« jetzt im
brit. Museum, ist zu Kameiros gefunden, wie auch eine zweite
Musikschulvase, ebenfalls abgebildet Atiuali 1878 tav. d'agg. 0,
(danach Daremberg und Saglio a. a. 0. fig. 2601).
16 0. KBLLKR
Atif die Yermatting, dass die Motive dieser zwei gleichartigeii«
jedenfalls in der gleichen Fabrik entstandenen Vasen, einem afrika-
niscben Klima, vielleicht zu Krrene, eDtstammen, bringt mich der
umstand, dass auf der zweiten Vase statt der Katze ein ganz
deutlicher Panther gezeichnet ist, der sich von der Katze der an-
deren Vase in Grösse und Gestalt scharf unterscheidet und an
einem Stricke festgehalten wird. Dieser Panther auf der einen rbo*
dischen Musikscbulvase wird von gewissen Intei-preteu als Hans*
katze gedeutet, was aber ganz unzulässig ist: Strick, Grösse«
punktiertes Fell, Gestalt, alles spricht für einen allerdings nicht
ausgewachsenen Panther.
Gerade so verhält es sich mit einer dritten Vase, auf der man
gleichfalls eine Katze hat finden wollen. Sie ist aus der Sammlung
Panckoucke, abgebildet von Dubois, Caialogue des vanes grecques
de la Coilection Panckoucke n. 45, vgL Teit p, 14 n. 134 (danach
Darembarg und Saglio I p. «389, tig. 822), Der fi-anzösische Alter-
tumsforscher schreibt ganz richtig darunter Panthere apprivoisie*
Auch dieses Tier ist zu gross für eine Katze, hat punktiertes Fell
und entspricht überhaupt eben einem nichtausgewachsenen Panther,
nicht aber unserer Hauskatze.
Da sich solch ein gezähmter Panther (beziehungsweise 6e*
pard) auch auf der gleichfalls dem fünften Jahrliundert angehö-
rigen Arkesilar«vase befindet (M — wnter dem Stuhle des Königs
sitzend — wird man wobl an Kyrene als Erfindungsort des Motivs
denken dürfen. Man erinnere sich auch an die entschieden nordafrika-
nischen Scenen, z. B. mit Ginsterkatzen, auf mjkenischen Kuustge-
genständen. Eben der Ginsterkatzendolch oder, wenn man lieber will,
sein Original, ist doch gewiss nicht in Europa verfertigt worden.
In Kyrene und im Nildelta sind gezähmte Panther, bezie-
hungsweise Geparde oder SeiTale, sicherlich nichts Ungewöhnliches
gewesen, wohl aber in Athen, wo auch Theopbrast in den Cha*
rakteren sie ohne Zweifel erwähnt hätte, w^enn sie, wie die Aflen,
häufiger oder überhaupt vorgekommen wären.
Wenji nun auch jener Akklimatisationsversuch in Apulien
offenbar sehr bald wieder verschollen ist, so durfte doch da und
dort in Grossgriecheuland eine Hauskatze sich gerettet und fort*
gepflanzt haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist Cicero, Seneea,
(•) Sittl erklärt das Tier ftr ein« Katiel
ZUR GnCBTCBTE DER RATZE IM ILTEBTUBf
59
FMdius lind den EiDwohnerii Pompejis die ägyptische Katze nicht
ganz uDbekaiint geweseo, und man hatte also Gelegenheit, sie in
Italien m sehen. Aber nach den sehr spärlieben AodeutungeD zu
schliesben, mms sie selten gewesen sein. Vermutlich wurde sie
gleich anderen seltenen Tieren, wie z. B. der indische sprechende
Papagei (vgl. Persing, Anfang der 1. Satire) in dem Palaste des
einen oder anderen reichen Römers als Haustier gehalten. Wir
hätten somit an und für sich keinen Anlass, übermässig zu erstau-
I
'Ur»ir'^T*^*" '
Fig. 6.
nen, wenn wir auf einem Mosaikbilde aus Pompeji (Mus, Jforbon.
XIV, 14) eine Katze erblicken, die im Begriff steht, ein Huhn nie-
den^uschlagen. Weit mehr werden wir zunächst darüber uns wun-
dern, dass diese in Pompeji übrigens seltene Katze gar nicht sonder-
lich mit der nubischen Falbkatze, der Felis maniculata stimmt-
Die reguläre heilige Katze der Aegypter war, wie die anato-
mische Untersuchung an hunderten ?on Mumien erwiesen hat, die
Felis maniculata oder nubische Falbkatze, ein in seiner eigent-
lichen Heimat einfarbiges, dem Wüstensand ähnlich sehendes Tier,
an Gestalt und Instinkten unserer gewöhnlichen europäischen Katze
TöUig gleichend (*).
(*) Die rhotoj^rajtliie wurde auf Kosten des k. k, oesterr. archneol* In-
stituts angefertigt nach dem Exemplar des böhmischen Landesrauseiims mit
Erlaubnis des Torstandes Hofrats Fnc.
Mit dieser gewulinliohea nuMaoh-ägyptisclieQ FalbkaUe, von
dei^ im Gaozea und Grossen unsere heutige europäische Hausjkatze
abstammt, will die interessaute pompejaoische Mosaikkatze nicht
besondei's harruoDieren : Färbung, Streifen, längere Haare am
Schwanz imd hohe Beine erinnern vielmehr an felis chaus, den
Sumpöuch?, Kirmyschak, der in Aegjpten, allerdings viel seltener
als die Katze, einbalsatuiert worden ist, und dessen Zähmung man
versucht zu haben scheint.
Zu Benihassan in Mittelägypten hat man neben der sogenann-
ten Artemisgrotte ausser den gewöhnlichen Katzenmumien auch
Fig^ 7.
Snniptluchtimamien gefunden. Blainville, osteographie Tf. 19 und
C* Keller, Abstammung der ältesten Haustiere S. 83, bezeichnen
die Mumien als Feiischaus; Gervais, histoire des mammißres
(1885) S. 89 und Lortet-Gaillard, La Faune momißie de Van-
cienne Egypte (1903) 8. 21 flf., als Felis caligala; Nehring, Ver-
handlungen der Berliner anthropol. Gesellschaft 1889 S. 558»
spricht von Felis serval und Felis ehaus, W. Bateson handelte
in der Cambridge pkilosophical Socieitj über einige Schädel
mumifizierter ägyptischer Katzen und stellte fest, dass wenigstens
zwei Arten zu uoterscheiden seien, deren eine (unsere F. chaus)
auch die Wildkatze an Grusle libertrelTe, Acaderfvj 1890 Nr. 933
S. 209, Zwischen dem Sumptlucbs [F. chaus) und dem Stiefellccha
{F* caligala) besteht nach Brehm kein wesentlicher unterschied.
O. KELLER
gedrungenore und grössere Gestalt, die stärkeren Gliedmassen,
von Felis Cham aber durch das Fehlen der spezifischen Liichsoh-
ren. Und dies ist sehr in die Wagschale zu legeu, bei der ausge-
prägten Realistik der ägyptischen Kunst, namentlich des Neuen
Reiches, Auch Wilkinson-Birch, mannen and ctcsioms III 293
sagen, Felis ehaus kemme nicht ror auf ägj'ptidcben Denkmälern.
Noch deutlicher als bei diesem ersten Sumpijagdbilde hat
das Tier den Katxencharakter auf einem zweiten gleichartigen
Bilde auä Theben, das man bei Wilkinson-Birch II p. 107 nach-
sehen möge. Dar Jäger ist der Ammonpriester Mutsa. Davon,
dasä die Katze hier bei der Jagd helfen würde, bemerkt man
nichts.
Eine weitere deutliche Katze mit langaufgerichteteD spitzen
Ohren und glattem langen Schwänze sitzt in einer vogelreichen
Sumpflandschaft und stellt selbständig« ohne dass ein Mensch
dabei wäre, der juügen Brut in den Nestern nach. Auf der an-
deren Seite des Bildes macht es eine Ginsterkatze ebenso, nur
dass diese laufend dargestellt ist, während jene zu lauern scheint.
Abgebildet, leider nicht besonders gut, bei Hiehm, biblisches
Handwörterbuch I, 312.
Mehr Sumpfluchs als Katze scheint in dem satirischen Pa-
pyrus des britischen Museuma (Lepsius, Auswahl TT. XXIII) vor-
zuliegen. Auch hier fehlen allerdings deutliche Ohrpinsel, aber die
Obren sind auffallend gross und spitzig emporsteheud, und das
Tier ist sehr gross, dick und stark, hat die Streifen des Sumpf-
luchses und treibt die Lieblingsbeute desselben, Gänse, vor sich
her; auch die EopITorm stimmt mit dem Sumpfluchse. Auf der
einen Hand ist eine Gans, wie dies bei dem ägyptischen Was-
servogeljäger üblich ist; vielleicht ein Lockvogel: auch der Stek-
ken, den der Sumpfkater in der Linken schwingt, hat einige Aehn-
lichkeit mit dem Bomerang der obigen Wandbilder.
Die Identität des ägyptischen Wasserjagdgehilfen und der
pompejan Ischen Mosaikkatxe ergibt sich auf den ersten Blick. Auch
ihr fehlen zum SumpÜuchs die charakterisüschen Haarpinsel an
den Ohren, zu Felis maniculata aber fehlt es ihr an der auch bei
den tarentinischen Münzen so auffallenden Schlankheit und Zier-
lichkeit, und so kommen wir notgedrungen auf den Schluss, dass
sowohl in Aegypten als in Pompeji ein Faarungsprodukt beider
ZUR 6ESCH[CHTR DER RATZB IM ALTCKTUM
63
Rassen dargestellt ist('); und in der Tat hat man in Aegypten, Sy-
rien und Indien die Vermischiiog unserer Hauskatze und des Sumpf-
hichses oft genug beobachtet. Das Blut des Sumpfluohses zeigt
sich ferner deutlich auch in der Beschreibung, die Timotheus —
unter Anastasius I ums Jahr 500 {excerpt. Aristoph. II § 302
Lambros) — von der griechischen Katze gibt; die Worte passen
zum potnpejanischen Mosaik und zum Aeu^seren des Sumpfluchses
Fig. 9.
fiel besser als zur Felis maniculata Rüppells, die doch unleugbar
unserer heutigen Katze den eigentlichen Stempel aufgeprägt hat.
Er sagt, dass die aiXm^oi;, die Hauskatze, ein milusetötendes Tier,
im Ganzen eioem Panther {naqduXiq) gleiche, namentlich im
schwarzgefleckten Schweife, aber auch sonst in ihrem Fell, nur
dass die Katze mit dunklen Streifen {nvaioiq ^aßSoic) gezeichnet
sei, der Panther aber mit schwarzen stemartigea Ringen. Das
stimmt weniger mit der meistens einfarbig blassgelben Felis ma-
nieulata^ um so besser aber mit einem Abkömmling von dieser
und dem gestreiften SumpUuchse überein. Wir harmonieren somit
?allständig mit dem um die Geschichte unserer Haustiere sehr
(') Damit stimmt die Notiz deB Anonjraus Matthaei c. 36 über tt%kw^^
«tffroff; Xiynuk Sc ix fil^Bots ndq4ov y4yoito Miträ r^*^ AißHjv,
64 O. KSLLER
YerdteDteo Zoologen C. Keller, weno er z. T. auf ganz anderem
Wege als wii* a, a. 0, S. 84 zu dem Resultate kommt, dass * der
wesentliche Bestand der jetzt weitv^erbreiteten Hauskatzen afri-
kaniscben Ursprungs und dort aus Felis maniculata, zum Teil aucb
aus Felis chaus ge\sonnen sei ",
Ich kann übrigens hinsichtlich der pompejaniscben Mosaik*
katze die Vermutung nicht unterdrücken, da8s das Kunstwerk riel-
leicbt aus Nordafrika, «etwa Aleiandrien stammt. Eioe gleiche
Fig. 10.
Vermutung ist ja auch schon über das Alexanderschlachtmosaik
aufgestellt worden. Für unsere Untersuchung kommt indessen Eicht
viel darauf an, weil ja auch die Wandbilder, die ganz gewiss an
Oii und Stelle fabriziert wurden, allerlei afrikanische Tiere zeigen,
die niemals in Pompeji lebendig gehalten wurden, wie Elefant, Rie-
flenschlange u. s. w. Für die reale Eiistenz von Katzen in Pompeji
ist jene Mosaikkatze gewiss kein Beweis: ebenso wenig das auf
dem Mosaikbilde n. 9992, wo drei Papageien auf dem Rande einer
Schale sitzen, abgebildete Tier, vielleicht ein Sumpfluchs (repro-
duziert Fig. 10 nach Photographie Brogi), vgl, die Abbildung des
SumpfluchBes Felis chaus, bri Brehm- I 485. Der Schwanz sollte
dann ^üich ein wenig küi'zer sein und längere Haare Laben*
IVB, GE9CI1ICHTE DER RATZE IM ALTERTUM
Ebenso wenig köanen wir brauchen das von Mazois II Tf. 55
gegebene, von EDgelmann im Jahrbuch d. deutsclL aich. Inst
1899 S, 141 wiederholte Bild aus Pompeji von einer unverhält^
nismässig grossen trächtigen Katze, die sich niit zwei Hnnden um
einen Prass (Cotelettes und Backwerk) streitet. Die Abbildung des
heute verschollenen Bildes bei Mazois ist nicht besonders ver-
trauenerweckend, auch sagt er selber, dass die Katze ziemlich
wenig natürlich sei» Vielleicht ist es die ungeschickte Wiederho-
lung eines in Nordafrika (Karthago, Kyrene, Aleiandrieo?) erfun*
Fig. IL
denen und ursprünglich besser ausgeführten Oiiginals. Immerhin
stimmt diese grosse Mazois'sche Katze ziemlich überein mit einer
zweiten Darstellung in Relief aus der Kaiserzeit» abgebildet bei
Föggini Mus. Capitnl. lY Tf. 45 (hier nach einer von Herrn Ashby
freundlichst mitgeteilten Photographie)- Hier steht eine plumpe
Katze auf den Hinterfüssen aufrecht und scheint zum Tanzen dres-
siert zu werden, üeber ihr hängen zwei Vögel an einem Aste herab,
vermutlich zum Lohn für hübsch artiges Tanzen, vor ihr sitzt eine
Frau, welche Zither spielt. Auch diese Katze ist zu dick ausgefallen
und ei^eckt grossen Zweifel, ob sie nach dem Leben modelliert
wurde. Wenn der lauge Schwanz nicht wäre, würde jedermann an
einen jungen Bären denken. Also von der Folgerung, dass wegen
dieser paar meist misslungenen oder dubi53en Katzenbilder auf
^(\ 0. KELLER
irgead eine nenoenswerte Verbreitung der Katze m Italien in den
ersten Jahrhunderten u, Chr. geschlossen werden dürfte, kann un-
möglich die Rede sein.
Fassen wir nun die Hanptresultato zusammen, die für uns
bezüglich der Geschichte der Katze feststehen, so haben wir er-
stens die Zähraung der nubischeu Falbkatze in präliiatorischer Zeit
durch die Aethiopier. Dieses Stammtier unserer Eatxe ist keines-
wegs wunderbar schwer zu zähmen^ wie Heho meint, sondern im
Gegenteil sehr leicht Hehn ist vollz^tändig im Irrtum, wenn er
meint: nur der unsäglichen Geduld und liebe?ollen Pflege vieler
Generationen konnte so etwas gelingen» und unter den Völkern, die
wir kennen» haben nur die Aegypter das Zeug zu einer derartigen
Kulturleistung besessen. Nicht anch die Chinesen? möchte man ein-
werfen. • Religiöser Aberglaube '», sagt Hehn, *« hat hier das Un-
glaubliche geleistet und auch einmal der Kultur gedient statt sie
aufzuhalten *». Ebenso verkelirt ist es, wenn Hehn es für ein besonde-
res Glück erklärt, dass die Weiterv^erbraitung der ägyptischen Katze
noch zur Zeit des römische d Reiches und vor dem Einbruch des
islamitischen Sturmes stattfand: « sonst hätte mit der Vernichtung
des gesamten alten Äegyptens und der Vertilgung seiner religiösen
Vorstellungen und Sitten auch die dieses Haustieres erfolgen und
vielleicht nicht wieder gutgemacht werden können ». Wie kann
man so etwas denken, da doch der Stifter des Islam selber eine
ausgesprochene Vorliebe für die Katzen hatte, und es überliefert
ist, dass er selbst oder einer seiner jünger stets in seinem Aer-
mel eine Katze herumtrug, ähnlich wie es der gleichzeitige Gregor
nach der oben erwähnten Erzählung des Diakons Johannes machte?
Noch vor kurzem wurde die grosse Mekkakarawane von einem
alte Weibe, der Katzenmutter, wie man sie nannte, mit mehre-
ren Katzen begleitet. Auch wurde in Kairo eine Summe Geldes
gestiftet, um hungernde Katzen zu füttern. Sogar im Paradies des
Islam fehlt Muhameds Katze nicht.
Zweitens: erst um das Jahr 2000 v, Chr. taucht in Aegypten
die heilige Katze auf. Sie wurde aus Aethiopien eingeführt
Auch die Göttin Bast, welcher sie geweiht war, hatte bis dahin
keine Katze zum Attribut, sondern eine Löwin. Die Schwierig-
keit, heilige Löwinnen zu halten, wird wohl die Ursache ge-
wesen sein, warum an ihre Stelle die einfarbige fahlgelbe nu-
68 0. RtLLlR
Föofteas: Bekanntschaft der Rumer mit der heiligen ägyp-
tischen Katze etwa vom Jahre lOU \\ Chr. an,
Sechstens: Hanskatzen sporadisch in Italien (Seneca, Plinius)
im ersten Jahrhundert n. Clir,
Siebentens: Allmähliche Verdrängung des Hauswiesels
durch die Katze im Zweiten bis fünften Jahrhundert n. Chr.
Dieser Prozess war ganz naturgemäss : weder Wiesel noch Schlaugen
— beide wurden friiher zum Kampf gegen die Mäuse als Haus-
tiere gehalten — sind jemals so intime Hausgenossen geworden.
Ausserdem gehört die Katze zu den reinlichsten Tieren, so dass
sie schon geradezu als Symbol der Reinlichkeit aufgestellt worden
ist. Das Wiesel aber zählt zu den fibelriechendsten Tieren. Und
wenn nun auch Öfters darüber geklagt wird* dass die Katze dem
zahmen Federvieh nachstelle, und Epigram matisten, Fabeldichter
und Künstler ihre derartigen Schandtaten uns vorführen, mittel-
lateiniseh sogar pilaa: oder peldx, d. i. stehlerisch^ räuberisch,
für Katze gesagt wird, so ist sie auch in diesem Punkte keines*
wegs schlimmer als das Wiesel ; vielmehr kann man, wie jeder
Vogelhändler weiss, der Katze das Zerreissen von Vögeln aller
Art sehr einfach abgewöhnen, während dem Wiesel in diesem
Stücke nie ganz zu ti-auen ist.
Aus diesen Gründen ist die Katze bei den klassischen Völ-
kern im Verlauf der Zeit an die Stelle des Wiesels und der da
und dort üblichen Hausschlange getreten, um dem Menschen gegen
die in rasendem Tempo sich vermehrenden Hausnagetiere zu helfen :
und zwar handeil es sich, wie Hehu meint, zur Zeit der Völker-
wanderung nicht bloss um die gemeinen Haus- und Feldmäuse,
sondern auch um die bisher in Europa unbekannten Ratten, ge-
nauer die Hausratten, die nach Hehns Ansicht jetzt in Millionen
aus Vorderasien und Südrussland ins eigentliche Europa einbrachen.
Allein es fehlt in dieser Hinsicht an jeder geschichtlichen Beglau-
bigung. Das klassische Altertum weiss nichts von Ratten, Nur ganz
gelegentlich erfahren wir durch Aelian, dass sie zur Zeit Alexanders
des Grossen am kaspischen Meere hausten. Erst im zwölften
Jahrhundert lässt sich die Hausratte ganz sicher datieren und
zwar unter dem Namen pontische Maus, wie sie seitdem conse-
quent bei Mittelgriechen, Neugriechen, Westtürken, Venezianern,
Friaulesen u. a« heisst. Vorher erscheint der Name Ratte in althoch-
SKÜft GBSCHICHT« DER KATZE FM ALTERTUM 69
deiitsclien uod altenglischen Glossen : ob aber damit wirklich unsere
Ratte gemeint ist, mnss man bezweifeln, da das Wort « Ratze »
auch für andere Tiere gebraucht wird. Sogar Brehm schreibt Ratze
im Sinne von Iltis» und iqi Schwäbischen sagt man * schlafen me
eine Ratze », womit der Siebenschläfer gemeint ist. Eioen Beweis
filr die ganz allmähliche Ausbreitung der Ratzen (=^ Ratten) in
Deutschland finde ich in Oheims Chronik (S. 17, 17) wo es heisst,
dass es auf der Ow keine Ratzen gehe. Gewiss ist längst die
Reichenau nicht mehr rattenfrei. Kurz, die Existenz der Ratten
in Europa vor Albertus Magnus und Theodorus Prodromuß (XIL
Jahrhundert) bleibt yorläuflg absolut unsicher.
Aber auch die Geschichte selbst spricht keineswegs dafür,
dass die Eiufiihrung der Hauskatze in Europa durch die Völker-
wanderung direkt veranlasst worden sei. Denn ihr Zug geht doch
nicht über Aegypten, und wo soll der Anstoss zur Verbreitung
eines ägyptischen Tieres durch die Völkerwanderung ein Analogon
haben? ('). Und wo h5ren wir, dass die Ratten durch die Wan-
derung eines Volkes verbreitet worden wären? üeber die Hausratte
fehlen allerdings bestimmte Nachrichten, aber über die Wander-
ratte sind wir recht gut unterrichtet durch den vortretttichen nis-
sischen Beobacliter Pallas. Wir \sis8en von ihm, dass sie im
Herbst 1727 nach einem Erdbeben in grossen Massen aus deo
kaspischen Ländern und von der kumanischen Steppe aus in Europa
eingerückt sei. Kurz, es ist durchaus unerweislich, dass die Katze
zur Zeit der Völkerwanderung zugleich mit den Ratten in Europa
sich ausbreitete, und Hehns Hypothese ist um so unwahrschein-
licher, als das Wiesel an sich ein weit besserer Rattenvertilger
ist» und die wenigsten Katzen sich auf Rattenvertilgimg einlassen.
Ich glaube lieber an eine allmähliche Verdrängung des Hauswie-
sels durch die Katze im dritten bis fünften Jahrhundert, ohne alle
Rücksicht auf Völkerwanderung und Ratten,
(0 Die von gewiasen Aegyptologen nach Altä^^ypteti verlegten « Rat-
ten » (rats) sind <* Mäuse », wie ich im Vorbeit^elien bemerken will; erst seit
der Ptoleinäeneit hlsst sich die von unseren Ifatten wesentlich verschiedene
aleiaodrinische Ratte, Mm ale;candrintUt nachweiseni nicht etwa einbal-
samiert, sondern halhverdant im Magen heiliger ßaabvögel« die ohne
axiBgenommen zu sein bestattet wurden» s, Lortet-Gaülard a. a. 0. 38, 39.
70 O. KELLER, ZUR GESCHICHTE DER RATZE IM ALTERTUM
Die achte Station in der Geschichte der Katze wird gebildet
durch das Auftauchen des Wortes catlusj catia in der lateinischen,
Literatur vielleicht erst gegen 350 n. Chr. ; gleichzeitig wohl allge-
meinere Einführung der Hauskatze im römischen Westreich. Walir-
scheinlich verhält sich die Sache so, dass der Name cattus und zu-
gleich die in Westafrika verbreitete ägyptische Hauskatze nach
Spanien kamen und von dort uacli Gallien und Italien gebracht wur-
den. Lortet-Gaillard a. a. 0. 24 sagen : « Brehm suppose que le chat
igyptien a da pinetrer dans nos pays par VArabie, la Syrie et
VAsie Mineure. Oa doit admeitre phitot qiiil nous est an^vS
par VEspagne, puisqiie toiis les voyageurs out remarqu6 dam la
peninsule un chat domestique de taille relativement grande, haut
sur pattes, ä longue queue, plus voisiu par cons^quent de Felis
maniculata que ne l'esl notre chat domestique commun. Le chat
actuet du sud de l Espagae serait doac nu descendant direct de
Felis maniculata; il repr^senterait la faune af ricaine presqu au
mime titre que les siages de (Tibraltar ^ .
Neuntens. Auftauchen des Wortes xairog in der griechischen
Literatur gegen 600 n. Chr. Die Katze erscheint als oft sehr zutrau-
liches Haustier bei Christen und Muhamuiedanern (Symeon, Gregoi
d. G., Muhamed). Das Tier scheint durch die Zutraulichkeit und Zart
lichkeit, mit welcher es die Liebkosungen seiner Herren und Her-
rinnen vergalt, immer mehr Freunde gewonnen zu haben, selbst
in den allerhöchsten Kreisen. Die Gemahlin von Konstantin Mo-
nomachos zog ihre Leibkatze sogar zur kaiserlichen Tafel und lies«
sie aus goldenen Tellern fressen. Ja, man erhob die Katze sogar
zum Lieblingstier der heiligen Jungfrau, die ausser etwa bei
der Flucht nach Aegypten die Bekanntschaft der Katze schwerlich
gemacht hat.
Prag. Otto Keller.
INSCHRIFT VON POZZUOLI
Die Inschrift, deren Text umstehend (S. 73) in Majuskeln
wiedergegeben ist, steht auf fünfzehn Fragmenten (einige un-
beschriebene Stucke der Cornice nicht mitgerechnet) einer grossen
unlängst in Pozzuoli gefundenen Marmorplatte. Die Schrift ist
sorgfältig, ja für die Zeit, in welche wir die Entstehung der In-
schrift setzen müssen, schön zu nennen. Mit Hülfe einer gu-
ten Photographie habe ich die Lesung überall sicher feststellen
können.
Ich transcribiere zunächst den Text in Minuskeln unter Bei-
fügung der sicheren Ergänzungen:
T(üo) Caesio l{iti) f{ilio), T{iti) n[epoti), L(uci) abn{epoti),
Pal{atina) \ Anthiano v{iro) e{gregio) \
proe{uratori vigesimae) hered{ilatium) tract{us) Etrur{iae) Um-
briae Picen{i) part(is) Camp{aniae); \
proc(uratori) famil{iae) glad(iatoriae) per Aem(iliam) Tram-
p{adanam) du tas \ {5) Delmatiam ;
proc(uratori) alm[entorum) p[er ;
trib{un6) leg{ionis secundae) Parth{icae) p{iae) f{elicis) f{prtis)
a(eternae) ;
trib{uno) leg{ionis) |
praef(ecto) coh{ortis secundae) Aug{ustae) Thrac{um) equi-
\Jatae ;
patrono et cur(atori) Abellina tt[um;
Puteolani pub[lice | (10) civi {[njdigenae.
72 CH. HUELSEN
Der von seiner Vaterstadt durch ein Denkmal geehrte T. Cae-
siiis Anthianus ist bisher unbekannt, wenn auch die gens Gaesia
in Puteoli und Umgegend durch ziemlich zahlreiche Inschriften
vertreten ist (^). Die lange Abnenreihe lässt auf eine durch Ge-
nerationen in jener Hafenstadt angesessene Familie, nach dem
Cognomen wohl reichgewordene Freigelassene, schliessen ; dass in
der Reihe zwar der ürurgrossvater erscheint, der Urgrossvater
hingegen fehlt, ist sonderbar; doch kann, bei der sorgfältigen
Ausführung der Inschrift, an einen Steinmetzfehler {abnepoti statt
pronepoti) schwerlich gedacht werden (*). Bemerkenswert ist, dass
das Praenomen Titus sich in drei Generationen unverändert findet,
und dass erst in der fünften - ältesten - ein anderes Praenomen
auftritt. Da der Geehrte, wie wir gleich sehen werden, Anfang des
dritten Jhdts gelebt hat, so gehört sein ürurgrossvater etwa in
die Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr.: das Factum ist für
das allmähliche Erstarren des Praenomens in der Kaiserzeit nicht
ohne Interesse.
Was den Zeitansatz betrifft, so weist schon die Abkürzung
des Rangprädikats v{ir) e(gregius) frühestens auf antoninische
Zeit; genauer lässt sich die Zeit noch fixieren durch die Erwäh-
nung der Legio II Parthica. Diese ist bekanntlich von Septimius
Severus errichtet, und da sie hier schon ihre vier Beinamen führt
(s. u.), darf man wohl annehmen, dass der Dienst des Caesius nicht
in die allerersten Jahre nach der Errichtung dieser Truppe ftUt.
(^) Caesii meist freigelassenen Standes aus Puteoli und Umgegend sind
erwähnt CIL. X, 2019. 2194-2197; 2492. Eph. epigr. VIII, 392. 393. Auch
der Dichter und Metriker Caesius Bassus war bekanntlich in der Nähe von
Neapel angesessen (s. Prosopogr. I p. 268 n. 149); ob die Inschrift einer
im 16. Jhdt. in Neapel vorhanden gewesenen Marmorurne: Sulpicia T. f.
Pia Caesi ßassi {C. I. L.X, 2991) sich auf seine Gattin bezieht ?
(') Ebensowenig an eine missbräuchliclie Gleichsetzung von aönepos
mit proneposj wie sie sich einigemale in den Glossaren findet (CGI. Lat. IV,
3, 13 und 474, 33: abnepos filiuf nepotis, ebenso IV, 301, 37, wo aber das
richtige abnepos filius pronepotis id est nepus nepotis daneben steht). Eher
darf man yielleicht erinnern an Sueton Claud. 24, wo der Kaiser erklärt non
lecturum se Senator em nxzi civis Romani abnepotem, Haben seine Mitbürger
dem geehrten etwa attestieren wollen, dass er, was seinen Stammbaum an-
gehe, für den Senat reif sei ? Bestand hat freilich jenes Prinzip des Claudius
nicht gehabt.
INSCHRIFT VON POZZUOLI
73
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74 CH. HUEL8BN
Die Tribus Palatina, welcher der Geehrte angehört, ist wie
Älommsen CIL. X p. 183 ausgefühii; hat, die gewöhnliche von Pu-
teoli; sie kommt ausserhalb Roms nur den beiden Hafenstädten,
Puteoli und Ostia, zu.
Seine Carriöre hat Caesius Anthianus, wie üblich, mit dem
Militärdienst begonnen ; und zwar scheint es durch die Baumver-
hältnisse in Z. 6. 7 ausgeschlossen, dass er ausser der einen Prae-
fectur und den zwei Tribunaten, deren Namen erhalten sind, noch
andere Offizierstellen bekleidet liabe. Auch dies ist von einigem
Interesse für die Chronologie der Inschrift, da sich unter Se-
verus und Caracalla eine Aenderung in der Zahl der viilitiae
equestres vollzieht, deren Zahl von drei auf vier erhöht wird (').
Auch dass Caesius nicht das Kommando einer Ala geführt hat,
entspricht der severischen und nachseverischen Ordnung (Hirsch-
feld VG.* p. 421).
Die cohors II Augusta Thracum equiiata, welche Caesius
zuerst kommandiert hat, stand im ganzen zweiten und dritten
Jhdt. n. Chr. in Britannien: mehrere sie erwähnende Denkmäler
sind in Moresby an der Westküste von Cumberland zu Tage ge-
kommen (CIL. VIT, 363. 364; Eph, epigr. VIT, 967); später
stand sie, der Notitia Dignitatum (Occ. XL, 50) zufolge, in Gabro-
sentum (Burgh-upon-Sands bei Carlisle) am westlichen Ende des
Hadrianswalles (Hübner CIL. VII, p. 162; Cichorius bei Pauly-
Wissowa KE. IV S. 339).
Der Name der Legion in welcher Caesius nach seinem bri-
tannischen Kommando diente, ist verloren ; er wurde sodann Tribun
in der von Septimius Severus errichteten Legio II Parthica, welche
ihre Garnison in Albano hatte. Die Abkürzungen der Beinamen
sind aufzulösen mit pia felix fidelis aeterna. Schwerlich hat die
Legion sie gleich bei ihrer Errichtung geführt: meist finden sie
sich in Inschriften aus der Zeit des Caracalla und späterer Re-
genten (2).
Die weiteren Chargen des Caesius gehören der Verwaltungs-
carriere an. Er war zunächst procurator alimentorum in einem
(») vgl. darüber Hirschfeld VG,« S. 421 f.; Mommsen St. R. III S. 549
A. 1; Seeck Geschichte des Untergangs der antiken Welt II S. 476.
(*j Die folgenden Beispiele, welche ohne Anspruch auf Vollständigkeit
INSCHRIFT VON POZZÜOU
Districte, dessen nähere Bezeichnung nicht erhalten ist Dann ist
er übergegangen in die Verwaltung der kaiserlichen Spiele, und
hat die Beaufsichtigung der famütae gladiatoriae in Norditalien,
Dalmatien und anderen Districten gehabt* Die Beste am Ende
von Z. 4 wo zuerst DV, zuletzt lAS erhalten ist, führen darauf,
dass hier der Name einer Doppelprovinz gestanden haben muss;
und diese kann nach der geographischen Lage keine andere ge-
wesen sein als die duae Pannoniae, Dass Venetia und Histria
neben der Ti'anspadana nicht genannt ist, wird ähnlich zu beur-
teilen sein wie analoge Fälle bei der Nomenclatur der Bezii'ke der
Erbschaftssteuer (Hirschfeld VG.' S. 101 A. 4).
üeber die Amtsbezirke der Procuratoren der kaiserlichen
Fechtschulen (^) im Anfang des dritten Jhdts. giebt uns besonders
Aufschiuss die Inschrift von Ancvra CIL. III, 249 = 6753. Der in
ihr genannte Didius Marinus war zunächst pröcurator familiae
gladiatoriae per Äsiani Bithyaiam Galatiam Cappadociam Ly-
dam Pampkyliam CÜiciam Cyprum Ponlum Pa/lagomam (^)und
avancierte später, nach Bekleidung n. a. der Procuratur der Mi-
nucia, zum pröcurator famtUae gladiatoriae per GalUas Bre-
lasammen gestellt sind, mögfen über die Bcintimeii des Legion eine Uebersiclit
geben. Sie heissti
aet[€rna) p{ia) f\ideln) CIL. III, 113 add.
p{ia) fißlix) fidelis aet(erna) VI, 3734 = XIV 2557
y. J. 220
p{ia) fietis) f{idelh) a(«terna) \% 3408
Antöniniüna ae(terna pt(a^ [A''M] fi(delU) VI. 3S73 = XIV, 2283
Severiona pia f{eliaf) XIV, 2291
S{everiana} p(ia) XIV. 2274
Severiana p{ia) fielix) aeterna VI, 3403
Severiana p(ia} /{eUa:} fiidelu) aetema VI, 3408
Severiana p{ia^ f{idelh) f(eluv) aeterina) III, 187
Philippiana p(ia) /{idelis) f{eHs) aet{ema) VI, 793 = XIV. 255S
T. J, 244.
In den InRChriften iiua dem Begrfibnisplatzc bei Älbfttio ((7/Z. VI, 3367-3400)
fehlen die Beinamen fast durcbwegr»
(1) Ueber die Competenzen diewr Procuratoren im Allgemeinen vgl.
Hirschfeld VG.» 202; Friedländer Sittengesch/ III, 377.
(») Derselbe Sprengel bezeichnet als Asia e[t cohat]r0nte9 f{rovin\e%a$
CIL, m, 6994.
76 CH. HUBLSEN
tanniam Hispanias Gemianias et Raetiam. Unsere Inschrift lehrt
uns einen analogen Sprengel kennen, welcher Italien nördlich vom
Appennin Dalmatien und beide Pannonien umfasst. Zwischen
diesem und dem asiatischen Verwaltungsbezirk liegen die Pro-
vinzen Dacia, beide Moesien, Thracia, Macedonia, Epirus und
Achaia: ein Complex annähernd von der gleichen Ausdehnung wie
die drei uns nunmehr sicher bekannten Amtsbezirke, und vielleicht
gleichfalls zu einem solchen zusammengezogen (^). Verschiebungen
mögen vorgekommen sein, aber das Prinzip nach dem die alte Welt
für die kaiserlichen Fechtschulen eingeteilt war, scheint klar.
Von der Verwaltung der Fechtschulen avanciert dann unser
Mann schliesslich zu der der Erbschaftssteuer, und zwar fällt ihm
der tractus Etruriae, ümbria, Picenum und pars Campaniae zu.
Wie das zu verstehen ist, erhellt namentlich aus der gleichzei-
tigen (Regierung des Severus und Caracalla) Inschrift von Thibilis
CIL. VIII, 18909, welche einem proc. [XX heredf\tatium per
ümbriam 2u\jciam Pice']num et tractum Cam[paniae gesetzt
ist ('). Auch auf die Ergänzung der Inschrift von Praeneste CIL.
XIV, 2922 (Zeit des Commodus und Severus) filllt durch die un-
sere neues Licht : den dort vorkommenden Titel [proe?.] XX her,
Umbriae Tusciae Piceni is Campaniae werden wir nicht
zu [regionys, sondern auch zu \_part'\is ergänzen dürfen. Wäh-
rend Umbrien und Picenum für die Verwaltung der Vigesima nicht
weiter geteilt wurden, waren von Campanien und Etrurien nur
Teile mit ihnen verbunden. Es liegt nahe zu vermuten, dass die
nächste Umgebung von Rom, die Vororte in Latium adiectum und
Südetrurien, von den übrigen Provinzen losgelöst und mit der
Hauptstadt kombiniert waren.
(*) Dazu kommen noch: der procurator famil[iae gladiatoriae , , , per^
Italiam CIL. yi, 1648; der produrator) Aug(usti) ad famil(iam) glad{iato-
riam) trans Padum CIL. V, 8659 ; der proc{urator) ludi famil(iae) gladiia-
toriae) Caez{aris) Alexandreae ad Aegyptum, CIL. X, 1685. Vgl. Mommsen
St. R. IP, 1071 A. 2.
(*) Die Bezeichnung tractus fflr Verwaltungsbezirk ist sonst bekanntlich
hauptsächlich den afrikanischen Provinzen eigentümlich: neben dem am
häufigsten genannten tractus Karthag iniensis {CIL. VI, 6935. MIX. 1269.
1578. 10570. 11341), steht ein tractus Tkevestinus, CIL. VII, 7053. Die Be-
zeichnung wechselt, wie Mommsen Hermes XV, 400 bemerkt, mit regio^ dioe-
cesis u. ae. Für Italien ist sie sehr selten.
INSCHKIFT VON POZZUOLI 77
üeberblicken wir die Carriere des Caesius im Ganzen, 8o
ergiebt sich, dass er es, als ihm dies Denkmal gesetzt wurde, noch
nicht über die Procuratur di-itter Klasse hinaus gebracht hatte:
sowohl die Procuratur der Alimenta wie die der Vigesima here-
ditatium gehören zur Klasse der centenariae (Hirschfeld VG.^
S. 439); dem entspricht der Rangtitel Z. 2 v{ir) e{gregius).
Die municipale Würde eines patronus et curator Abelli-
natium steht am Ende und natürlich ausserhalb der Chronologie
des übrigen Cursus bonorum; wann Caesius Anthianus diese be-
kleidet hat, geht also aus der Inschrift nicht hervor, doch ist es
ohne Zweifel erst in seiner späteren Laufbahn, vielleicht gleich-
zeitig mit seiner Tätigkeit als Chef der Erbschaftssteuer- Verwal-
tung in Campanien, der Fall gewesen.
Ch. Hüelsen.
DIE ALTE SAÜLE IN POMPEJI
Dass die nun schon mehrfach besprochene alte Säule ursprüng-
lich von unten bis oben sich verjüngte, dass die jetzt vorhandene,
übrigens kaum wahrnehmbare •» Verjüngung nach unten »» ihres
unteren Teiles auf späterer Abarbeitung beruht, glaubte ich Mitt.
XX 1905 S. 193 ff. endgültig bewiesen zu haben. Das entschei-
dende Argument war, dass auf der Südseite diese Verjüngung von
unten an noch jetzt vorbanden ist. Wenn also auf den anderen
Seiten der Schaft in der Höhe von etwa 1,50 beginnt sich nach
unten zu verjüngen, oder auch nur die Anschwellung nach unten
aufhört, bis hinab auf die Oberfläche des an den Stylobat ange-
arbeiteten Stückes, der vermeintlichen mykenischen Basis, so er-
giebt sich im Nordsüd-Durchschnitt eine gänzlich unsymmetrische
Form, die unmöglich ursprünglich beabsichtigt, sondern nur das
Resultat nachträglicher Verstümmelung sein konnte. Die lu-sprüng-
liche und die verstümmelte Form des Nordsüd- Durchschnittes
zeigte ich in Fig. 1 a. 0. S. 196.
Nun aber ergab sich mir bei erneuter Untersuchung der Säule,
dass das dort Gesagte und Gezeichnete einer Berichtigung bedarf:
die Asymmetrie der reduzierten Säule ist anders und grösser und
noch beweisender als sie dort erscheint.
Fig. 1 zeigt links das von unten bis oben sich verjüngende
Profil der Südseite; beigeschrieben sind die Distanzen von einem
aus der Mitte der Vorderfläche des Abakus gefällten Lotes. Diese
Maasse, so wie auch die weiterhin zu besprechenden der West-
seite, sind so genau wie ich sie durch mehrfach wiederholte Mes-
sung, unter Abpassung windstiller Augenblicke, ermitteln konnte,
genau genug für die folgenden Berechnungen, durch die das be-
A, MAU, DIE ALTE SAEt'LB IK POMPEJI 7^
kamithcli bU c. 22 cm. über der « Ba^is -^ abgehackte Nordpro&l
restituiert wird.
Fig. 2 zeigt links das durch ebeü solche Mesaungen gewonnene
Profi! der Westseite. Vor der Säule 3elb«t sieht ein einigermasaen
geübtes Auge sofort, dass es in seinem allein intakten oberen Töil
weniger steil ist, als das der Südseite; und die Messungen bestä-
tigten dies. Lassen wir das kleine, an das Kapitell angearbeitete
Schaftstück einstweilen bei Seite» so beträgt in der Höhe von UoO
die Distanz von dem Lot auf der Südseite 0405, auf der West-
seite 0,064, am oberen Ende der oberen Trommel (bei 2,45 Höhe)
auf der Sudseite 0,180, auf der Westseite 0.122. Also auf eine
Hohe von 0.94 weicht da^ Profil im Süden um 0,025, im Westen
aber um U.058 zurück. Niemand bezweifelt, dass die Ostseite der
Westseite symmetriitch ist. Die jetzt verlorene Nordseite aber
musste ein nocli mehr geneigtes Profil haben ; denn da der Hori-
zontalschnitt doch au jedem Punkte ein Kreis sein muss, so musste^
was die Südseite an Verjüngung weniger hat als die Ost- und
Westseite, im Norden ausgeglichen sein. Es ist leicht, dies genauer
zu berechnen und das Nordprofil zu restituieren.
Es handelt sich zunächst um den oberen Teil der oberen
Trommel: das an das Kapitell angearbeitete Schaftstück ist so
gering, dass hier von Prortl nicht die Rede sein kann, und von
der Höhe von 1,30-I,ß0 abwärts ist ja die Säule reduziert. Wenn
nun das Kapitellstück symmetrisch auf der oberen Trommel läge,
so wäre der Durchmesser für jeden einzelnen Höbetipunkt dersel-
ben einfach so zu berechnen, dass wir von der Länge der Seite
des Abakus, 0,65, den doppelten Betrag der Distanz von dem aus
der Mitte der Westseite gefällten Lot abzögen. Es liegt aber nicht
symmetrisch; der Durchmesser des angearbeiteten Schaftstückes ist
etwas zu klein, und so tritt im Westen das kleine Schaftstück um
0,013 P) hinter das Profil der oberen Trommel zurück. Wenn im
(') Nach Patroni Sttal e Mat. lll 217 um O.OS. Ich berichtigte die&
Mitt. XX 194 auf u kiiutn 0,015 >7. Cozn (S. 14) gj«bt 0.028 an, bestätigt
aUo wesentlich Patron i's Angabe, d«?r nicht verfehlt dies in einer längeren
Anmerkanjr hervorzuheben; er sagt hier auch, clasa er die 3 cm. nicht ge-
messen sondern nach der Photogriiphie berechnet hatte and triumphiert nun
ob dieses Beweises seiner (von mir bezweifeUen) Geschicklichkeit in der Be-
nutzung von Photographien. Der Triumph war verfrüht. Das genaue Mftsa
80 A. MAU.
Osten — wo das Messen der Distanz von einem Lot nicht gut
tunlich ist — beide Profile, wie ich meine, senkrecht über ein-
ander stehen, so trat hier der Abakus um 0,013 weiter vor als
im Westen, und es ist also, wenn wir den Durchmesser Z), die
Westdistanz eines gegebenen Punktes d nennen, Z)=0,65-2rf-0,013
oder einfacher D «= 0,637-2d. Wenn dagegen Patroni {Atti d. Acc.
dt Napoli XXV, S. 9 des SA) recht hat, dass das obere Schaft-
stück im Osten um 4-5 mill. vor die obere Trommel vorspringt,
so tritt hier der Abakus um 0,017-0,018 weiter vor als im Westen,
und es ist also 2>= 0,633 (oder 0,634) -2d. Ich glaube, dass
dieser vermeintliche Yorsprung auf einer kleinen Ungleichmässigkeit
des oberen Schaftstückes beruht; indess hier mag verschiedene
Auffassung möglich sein, und da für das Hauptresultat kaum etwas
darauf ankommt, so will ich meine weitere Berechnung auf Pa-
troni's Annahme und auf die Gleichung i> = 0,633 -2rf gründen;
sie wird um so beweiskräftiger sein, wenn sie von der Voraus-
setzung des Gegners ausgeht. Auf diese Weise nun finden wir,
beginnend mit der Oberkante der oberen Trommel, folgende Durch-
messer.
Höhe 2,44 d 0,122 D 0,633-0,244 = 0,389
2,40
0,12
» -0,240 = 0,393
2,30
0,112
» -0,224 = 0,409
2,20
0,105
» -0,210 = 0,423
2,10
0,0975
» -0,195 = 0,438
2,00
0,091
» -0,182 = 0,451
1,90
0,084
» -0,168 = 0,466
1,80
0,079
» -0,158 = 0,475
1,70
0,073
» -0,146 = 0,487
1,60
0,0695
» -0,139 = 0,494
1,50
0,064
» -0,128 = 0,505
ist 0,018, gefunden durch Subtraktion der Distanzen von einem in der Mitte
der W.-Seite des Abakus aufgehängten Lot; CoEzi selbst hat vor der Sftule
die Unrichtigkeit seiner Angabe anerkannt. Auch er hat. wie er sagte, nicht
selbst gemessen, sondern das Mass durch einen anderen nehmen lassen, kannte
auch nicht meine Messung, über die ihn Patroni doch billigerweise hfttte
unterrichten sollen. Riium teneatis, — Auch seine Angabe, die Säule aei
2,55 hoch, erkennt Herr Cozzi als unrichtig an; die Hohe beträgt 2,49, al-
lenfalls 2,50.
DIE ALTE 3\BI;LE IK POMPEJI 81
Mit Hülfe dieser Durchmesser können wir nun leicht das
Nordproöl herstellen, indem wir sie, jeden in seiner Höhe, an
das durch Messungen rom Lot gefundene Südprofll ansetzen. In*
dem wir dann annehmen, dass, wie im Osten und Westen, so auch
im Norden von etwa 1,50 abwärts die weitere Anschwellung nach
unten durch die Reduktion ganz oder fast ganz beseitigt war, yer-
binden wir den für diese Höhe ermittelten Pnnkt des Profils durch
eine Linie mit dem zu unterst erhaltenen Rest und gewinnen so,
wie Fig. l rechts zeigt, ziemlich genau den Nordsüddurchschnitt
der reduzierten Säule; das später, bei der Einschliessung der Säule
in die Mauer, abgehackte ist durch hellere Schraffierung unterschie-
den. Und es tritt nun noch deutlicher als in der früher {Mitt, XX
1905 S. 196) gegebenen Zeichnung die unsymmetrische, als ursprüng-
liche und beabsichtigte Kunstform ganz unmögliche Gestalt der
reduzierten Säule hervor. Wenn wir hingegen den für die Höhe von
1,50 gefundenen Funkt des Nordprofils mit der Nordkante der^Basis»»
durch die in der Zeichnung punktierte Linie verbinden, so ergiebt
sich eine zwar auch unsymmetrische aber durchaus nicht unwahr-
scheinliche Säule* Denn diese Art der Asymmetrie ist im grie-
chischen Tempelbau bekannt genug; man pÖegt sie als Neigung
gegen die Cellawand zu bezeiclmeu (Dnnu, Bank- d. Griechen-
S. 95), Ein Pompeji nahe liegendes Beispiel ist der sogen. Po-
»eidofltempei in Paestum (Pucbstein-Koldewey S, 26, Labrouste,
Templer de Paesium S. 5),
Die Verjüngung von 0,60 auf 0,389, also uai mehr als ein
Drittel ist zwar sehr stark, aber keineswegs unglaublich und bei-
spiellos. Fast genau das gleiche Verhältniss zeigt die ^ Basilika »
in Paestum ('), Die Schafthöhe beträgt dort wenig unter, hier
wenig über vier untere Durchmesser, und der Durchmesser re-
V) Auf ilie tt Basilika " verwies ich sction Mitt. XVII 1902 S. 308. Nun
beweist aber Herr Cozzi (S, 18) ausführlich, und erläutert e^i auch durch eine
Eeichnting. da^a die von Biir aiigetiommeiie Sänle unmöglich sei, weil ihre
VerjUngung starker ist als an einem Tempel in Syraktis und ttti dem ^ Neptun-
tempel ft in Pai^fctam. Dass er damit die Unmöglichkeit dreier nun doch
einmal vorhaDdeoeD Tempel beweist, entgeht ihm gitnzlich* Und Herr Pa-
troni lässt das alles ganz ruhig drucken; er hätte doch wohl seinen Freund
▼or dieser Lächerlichkeit bewahren können. Er selbst (S. 23 Änrn. 1) erle-
digt meine Berufung auf die a Basilika« ?iel einfacher: ma eiö ^ pura im'
maginaMione : weiter nichie,
6
82
A. MAU
dnziert sich dort von 1,462 auf 0.964, also auch dort um etwa^
mehr als eiD Drittel Gaaz ähnlich der ** Cerestenipel - ebendört:
Höhe 4 */* untere Durchmesser, Verjüngung von 1/254 auf 0,840,
also um fast ein Drittel. In Assos beträgt die Verjüngung gar
zwei Fünftel. S. die Zusammenstell uog bei Durm. Bank. d. Gr.*
a 95.
Rin Rlick auf unsere Fig, 1 zeigt, dass das Nordproül des
unreduziert gebliebenen Stumpfes («Basis») in der natürlichen
Fortsetzung des oberen Nordprofils liegt, und jetzt wird auch klar,
weshalb die reduzierte Säule nicht konzentrisch auf der * Basis »
steht. Bei der Reduktion wollte man die ursprüngliche Asymmetrie
beseitigen, und dies konnte natürlich nur so geschtjhen, da^s man
die steilste Seite (S) Hess wie sie war. Yon den übrigen aber
abnahm, und am meisten von der am weitesten nach unten vor-
tretenden Nordseite; so tritt oun der unreduzierte Stumpf im S gar-
nicht, im und W wenig» im N ziemlich stark vor den redu-
zierten Schaft vor. Vermutlich stand schon damals die Säule isoliert
in einem Hause der Kalksteinperiode und war dadurch die Asym-
metrie sinnlos geworden.
Gegenüber früher Gesagtem muss noch festgestellt werden,
dass eine eigentliche VerjünguDg nach unten kaum vorhanden ist.
Der Durchmesser bei 1,50 ist 0»505, bei 0,20 (s. unten S. 85)
nind 0»51 ; also immer noch ein leichtes Anschwellen nach unten.
Freilich aber beruht dies nur auf der Schwellung des Südprofils : das
Nordprofil ist bei 1,50 von dem südlichen Lot 0,105 -f- 0,505 = 0.61,
bei 0,20 nur 0,095 + 0,51 =0,605 entfernt; also hier eine Ein-
ziehung um 0,005. und zwar scheint es, dass der Schaft bis zu einer
Höhe etwa zwischen 0,3 und 0,7 noch etwas über den bei 0,2 messba*
ren Durchmesser von rund 5,10 auschwillt und dann eine leichte
Einziehung nach unten stattfindet* Wenn man im SW bei 1.50 ein
Lot an die Säule hält, so Idst es sieb erst bei 0,28 von ihr ab;
ebenda 1 cm. von der Säule entfernt gehalten, berührt es sie
bei 0,28: also bis dahin Anschwellung, dann erst Verjüngung nach
unten. Diese beträgt hier etwa 0;01, im Osten nur 0,005. Andei-a
ist es in der Mitte der Westseite, wie das Profil unserer Fig. 2
links zeigt, das grade für den unteren Teil auf besonders genauen
und unter günstigen Umständen gemachten Messungen beruht:
hier ist der vortretendste Punkt (0,055 vom Lot) bei 0,7 und das
DIE ALTB 8ABULE IN POMPVJI
83
Znmckweichen bis 0,2 beträgt 0,004. Dieses Schwanken des Hö-
henputiktes, an dem die Einziehung nach unten beginnt und der
minimale Betrag dieser letzteren beweisen, dass es äick hier nicht
um beabsichtigte Kunstform, sondern um ungenaue Arbeit handelt.
Man machte unten an der Fuge die Lehre als Kreis von rund 5J0
Durchm., weiter oben aber schlug man dann, nicht ganz gleich-
massige etwas weniger ab, wohl weil man fürchtete zu viel ab-
»uschlagen. Die Absicht war wohl, das Protil der reduzierten Teile
dem wesentlich unreduzi'erten Siidprofil ungefähr gleich zu macheu;
so ergab sich ffir die Höhenstrecke von 0,2 bis 1,5 im W ein
Znrückweichen um 0,005. wahrend es im S 0,01 beträgt. Von der
recht rohen Arbeit der Reduktion geben Patroni*s Tafeln iAlli di
Nap> XXV) und unsere Pig, 2 eine gute Vorstellung,
Es wird gut sein, die Asymmetrie des NS-Dnrchschnittes noch
etwas näher zu präzisieren. Die Entfernung eines jeden Punktes
des Nordproöls von dem aus der Mitte der Südseite des Abakus
gefällten Lot ist d-\- D, also
bei 2,44 0,130 + U,389 = 0,519
« 2»30 0j25-h<>*'l<>^ = 0,534
» 2,20 0J24 + 0,428 = 0,547
» 2,10 0.120 + 0,438 = 0,550
i 2,00 0,114 + 0,451=0,565
^ \.m 0,112 -f 0,465 = 0,577
^ 1,80 0,110 4-0.475 = 0,585
^ 1,70 0,105 + 0,487=^0,592
- 1 ,60 0,105 + 0,494 = 0,599
* 1,50 0,105 + 0,505 = 0,610
Also auf eine Höhe Ton 0,94 beträgt die Verjüngung
OW 0,058
8 0,025
N 0,091
Aldo + W und S + N 0,116, Die beiden Summen sind
gleich, wie sie selbstverständlich sein müssen.
Die Zentren der durch die Säule gelegten Horizontalebenen
liegen, im NS- Durchschnitt gesehen, nicht in einer Senkrechten.
$4 A. UkV
Wir verzeichnen sie hier nach ihrer Entfernung Ton dem Lot an
der Südseite; nämlich d^D/2 ist
bei 2,44 0.130 + 0,1945 = 0,3245
• 2>30 0.125 + 0,2045 = 0,3295
• 2,20 0,124 + 0,2115 = 0,3355
• 2,10 0,120 + 0,219 =0,339
. 2,00 0,114 + 0,2255 = 0.3395
» 1.90 0,112 + 0,2325 = 0,3445
• 1,80 0,110 + 0,2375 = 0,3475
• IJO 0.105 + 0,2435 = 0.3485
• 1,60 0,105 + 0,2475 = 0.3525
• 1,50 0,105 + 0,2525 = 0.3575
Die erste dieser Zahlen, für die Höhe ron 2,44, lässt sich
auch noch anders berechnen. Das an das Kapitell angearbeitete
Sehaftetück tritt, wie schon oben (S, 79) gesagt, im Weatproül
um 0,013 hinter die obere Trommel zurück. Wenn es, wie ich
glaube, im Ostprofil senkrecht über ihr steht, so ist sein Durch-
messer um 0,013 kleiner, und da es im SOdprofil nm 0,007 zit-
rücktritt, 80 mtisste es in dem nicht mehr vorhandenen Nord-
profil nm O.UOß zurücktreten, d. b. es lag im Nordsüddurchsclinitt
symmetrisch; denn ein halber Millimeter kommt nicht, in Betracht.
Es ßlit also im NS -Duichscbnitt das Zentrum des Kapitells zu-
sammen mit dem der Oberfläche der Trommel bei 2,44; dies
letztere ist von dem aus der Mitte der Südseite des Abakns ge-
fällten Lot eben so weit entfernt wie das Zentrum des Kapitells
imd mit ihm die Mitte der Ost- und Westseite des Äbakus, d. b.,
da dieser 0,65 im Quadrat misst, 0,325, was nur um 0,0005 von
der oben gefundenen Zahl 0,3245 abweicht. Sollte aber Patron i
Recht haben, dass das obere Scbaftstück im Osten um 0,004 bis
0,005 7or8pnngt, so ist sein Durchmesser nur um 0,009 kleiner
als der der Oberfläche der Trommel, und es dürfte, um im NS-
Schnitt symmetrisch zu liegen, im S nur um 0,0045 zurücktre-
ten, und da es um 0,007 zurücktritt, so liegt sein Zentnim, und
damit die Mitte der 0- und W-Seite des Abakus, um 0,0025
nördlich von dem der Oberfläche der Trommel, also dieses liegt
bei 0,325-0,0025 — 0,3225, mit der ebenfalla ganz belanglosen
DI£ ALTB SJ^BULB IN POMPEJI
B5
Difterenz von 0,002 gegen die auf auderem Wege gefuDdene Zahl.
Die genaue üebereinstimmung der beiden Resultate beweist die
Sicherheit unserer Messungen und Recbiumgen,
Wie Fig. 1 zeigt ist eine dmch diese Zentren gezogene Linii,
die Achse dieses Teils der Säule, nicht senkrecht, sondern weicht
um reichlich 2 Grad vom Lot ab. Die Fortsetzung dieser Reihe
?on Zentren fehlt uns : in dem reduzierten Teil der Säule können
wir sie nicht berechnen. Wir haben erst wieder das Endglied der
Reihe, das Zentrum des unreduziert gebliebenen Stumpfes, der
« Basis M ; hier ist d + - = 0,076 -f- 0,8 = 0,376. Es verschiebt
sich also das Zentrum, von oben nach unten, gegen Norden, und
zwar in dem oberen Teil auf eine Höhe von 1,0 (bis zum Kapi-
tell) um 0,033, in dem unteren, auf eine Höhe von 1,50, nur
um 0,0185; und das ist ganz in der Ordnung, weil ja durch die
Entasis die stärkste Anschwellung des Nordprofils in den oberen
Teil verlegt ist.
Betrachten wir nun noch einmal das Verhältniss des oberen
Zentrums zu dem unteren Zentrum der reduzierten Säule. Letz-
tere soll ja nach Patroni die ursprüngliche Säule sein, die unter
der Einwirkung eines Erdbebens um etwa 5 cm. glatt auf ihrer
Basis nach Süden gerutscht wäre. Selbstverständlich müsste dann
die Oberfläche der oberen Trommel, bei 2,44 (das Kapitell liegt ja
unsymmetrisch) dem unteren reduzierten Umfang konzentrisch sein.
I Nun ist aber ei + - bei 0,20 (0,10 über der « Basis w) 0»095 -}-
0,255 = 0,350, bei 2,44, wie oben gezeigt 0,3245, Die beiden
Kreise sind also nicht konzentrisch ; das untere Zentrum liegt um
0,0255 weiter nördlich als das untere, bei einem grössten Dm*ch-
measer von nur 5,10- Damit sollte doch wohl Patroni'a Auffassung
für jeden Urteilsfähigen erledigt sein.
In Betrert* aber der Asymmetrie der Säule, der « Neigung
gegen die Cellamauer ^, ist noch einem Einwand zu begegnen.
Es könnte jemand vermuten, dass diese Neigung nicht ursprüng-
lich sondern Folge einer Senkung nach Süden sei, zumal Cozzi
(bei Patroni S. 21) nicht ausschliesyen will, dass eine solche Sen-
kung statt gefunden habe, weil ja durch die Reduktion (oder,
wie er meint, durch die Verschiebung) der Säule der Schwer-
86 A. MAIT
puükt um ein weniges oach Süden gerückt ist. Zwar fügt er
hinzu, diese Senkung könne nur eine ganz geringe sein, wäh-
rend eB sich hier um eine recht bedeutende handelo müsste:
das Oberende der oberen TrommeK bei 2.44, mus^te utn 0,0515
nach Süden verschoben sein. Aber das darf uns nicht hindern»
diese Hypothese näher zu prüfen*
Es ist aber leicht zu beweiäen, dass sie ganz unannehmbar
ist. Eine so starke Senkung — um reichlich 1 */« Grad — inüaate
an den Horizontalen des Stylobat» und des Abakus siclitbar und
messbar sein; an beiden milssten die Südecken um etwa 0.017
tiefer liegen als die Nordecken, was entschieden nicht «1er Fall
ist: es iat keine Abweichung von der Horizontalen kenntlich.
Ferner: die äich uns ergebeude Achse der unäymmetriachen Säule
ist doch nicht etwa eine vom Lot abweichende grade Linie, son-
dern eine sehr merkliche Kurve; die^e aber kann nie durch Stand-
TeränderuDg zu einer Verticalen werden. Um dieä ganz klar zu
machen, habe ich die Hypothese durchgerechnet und in Fig» 3
zur Anschauung gebracht.
In dieser Figur bedeutet die Senkrechte ganz L dasselbe Lot,
von dem aus wir oben (S, 78) durch Distanzmessungen das Süd-
profii fanden. Um 0,376 weiter r, das Zentrum des unreduzierten
untersten Stumpfes und ein in ihm errichtetes Lot, also jenem
ersten Lot parallel und überall U,I376 von ihm entfernt, das nun die
Achse der Säule in ihrer ursprünglichen Stellung sein müsste, wenn
ihre Asymmetrie auf Senkung beruhte. An dieser Linie trage ich
in der Höbe von 2,44 den Durchmesser der Oberfläche der obe-
ren Trommel (0,389) auf* dessen Südende (L) von dem Lot h um
Ü,5lo weiter entfernt bleibt als bei dem jetzigen Stand der Säule.
Wenn wir also von einem Punkte derselben Horizontalen, 0,515 i,
von jenem Lot, eine Linie schräg abwärts ziehen, so dass sie in
der Horizontalen des Säuleofusses das Lot trifft, so erhalten wir
die übrigen Punkte des SüdprofUs in der veränderten Stellung,
indem wir von dieser Linie nach r. dieselben Distanzen nehmen,
die uns, von dem Lot aus geraessen, das Südprofil wie es jetzt steht
ergaben. Und wir erhalten das Nordpratil und damit den ganzen NS-
Schnitt des oberen Teils der Säule, wenn wir an dies SüJprofil die
oben (S,80) berechneten Durchmesser jeden in seiner Hohe ansetzen.
Und wenn wir dann diese Durchmesser halbieren und durch did
87
Mittelpuukte eine Linie ziehen, so ist diese Lioie die Achse der
Säule. Unsere Figur zeigt das Resultat; sie zeigt, dass diese
Achse mit dem in der Mitte des unteren Stumpfes errichteten
Lot, der das obere und untere Ceutrum verbindenden Vertiealen,
nur in den Endpunkten zusammenfällt, im übrigen aber sich in
einem sehr merklichen Bogen nach rechts von ihr entfernt. Damit
ist bewiesen, da^s die Asymmetrie durch Steihmgsverfinderung
nicht beseitigt werden kann, vielmehr in der Säule selbst liegt.
Und da im übrigen absolut nichts auf eine Senkung deutet, so
ist keinerlei Grund, sie anzunehmen. Hat sie dach in geringem
Grade stattgefunden, so hat dies auf unser Resultat keinen Ein-
fluss; auch so ergiebt sich die Säule als unsymmetrisch, als nach
innen (« gegen die Cellawand O geneigt.
Soll ich nun auch uoch durchrechnen und aufzeichnen, wie
sich Patroni's Hypothese, dass die unten reduzierte Säule das m-
sprüngliche sei, bei Annahme einer Senkung nach S gestaltet? Ich
glaube es genügt, kurz darauf hinzuweisen, dass dann diese Hy-
pothese noch unmöglicher wird: die südliche Anschwellung von
unten auf wird betriichtlich verstärkt, und im Norden ergiebt
ikk eine wirkliche und merkliche Einziehung nach unten, so dass
nun der ganze untere Säulenteil schräg von r. oben nach L unten
steht Ich glaube also, dass auch Patroni nicht geneigt sein wird,
eine solche Senkung anzunehmen.
Aus der Neigung der Säulenachse nach Süden folgt mit Not-
wendigkeit, dass die Säulenreihe von Ost nach West lief. In dieser
Richtung früher von DairOsso, später auf meine Veranlassung
Torgenommene Nachforschungen nach Resten anderer Säulen gaben
kein Resultat: sie sind wohl durch die späteren Bauten vollstän-
dig verschwunden.
Und hier mag noch eines erwähnt werden. In dem jetzt auf
dem Abakus liegenden Mauerwerk ist vollkommen deutlich der
Abdruck einer von Ost nach West liegenden Holzbohle kenntlich;
der Hohlraum ist später einmal, als das Holz verfault wai', mit
Mauerwerk ausgefüllt worden. Ich möchte hier nicht den Archi-
trav der Säulenreihe erkennen; es ist unwahricheinlich. dass nach
Entfernung der übrigen Säulen der sie verbindende Architrav an
seinem Platz geblieben sein sollte. Auch ist die Bohle dafür wohl
nicht mächtig genug. Eher wird sie aus einer Zeit stammen, wo
89 A. MAU
die Säule, allein übrig gebliebeti, in einem Hause der Ealksteio-
zeit irgendwie Verwendung gefunden hatte, etwa so dass ein von
ainer Mauer zu einer anderen reichender Architray in der Mitte
?on ihr gestützt wurde.
Das alles ist so selbstverständlich und zwingend, dass ich
mich fast scheute, es so weitläuftig vorzutragen. Aber Herr Pro-
fessor Patroni (Atii iL Äcc. dt Napoli XXV), mit Hülfe des In-
genieurs der Ausgrabungen von Pompeji» Herrn Salvatore Cozzi,
bat es doch erna^^glicht, aufs neue zu beweisen, dass das aHes
ganz anders ist, dass die Säule von Anfang an nach unten ver-
jüngt war und auf einer » mykenischen Basis • stand, auf der sie
dann in Folge eines Erdbebens ein Wenig südwärts gemtscht ist.
Das Schriftstück ist wertlos; da aber Herrn Cozzi's amtliche
Stellung und Herrn Patroni's anmasseude und triumphierende
Sprechweise doch einigen Lesern Eindruck machen könnten, so
innss hier kurz darauf eingegangen werden* Ich werde mich be-
mühen, ans dem endlosen Wortschwall die soheinbaren Argumente
kurz herauszuheben.
Die Methode ist nicht eben neu; ähnlich hat wohl auch sonst
schon einmal jemand eine verlorene Sache verteidigt. Man geht
den entscheidenden Hauptargumenten aus dem Wege (0, findet
irgend welche Winkelargumente, über die sich hin und her reden
lässt, redet sich ein und sagt es mit kräftigen Worten, dass diese
Argumente hochwichtig und entscheidend sind, und wenn man
ihnen die günstige Seite abgewonnen hat, so legt man sich nicht
die Frage vor, ob sie sich etwa auch anders wenden lassen. Dazu
eine möglichst zuversichtliche und zweifellose Sprechweise: pro*
baium est.
Mein Hauptargument war, dass auf der Südseite nach unten
keine Verjüngung sondern stete Anschwellung stattfindet. Nun
verwendet Patroni über eine halbe Quartseite um zu sagen, was
mich da irregeleitet habe: a, optische Täuschung, by petitio prin-
cipH (beides erfordert keine Antwort), e, Messen mit ungenügenden
(") Die gewöhnliche Methode, nach der allerlei kleine Walirscbein-
lichkeitserwägungeri den entscheidenden Hauptargumenten weichen niüsBen,
hat gamicht Patronrs Beifall. Er äussert sich darüber ausführlich auf S. 39.
DIE ALTE SAieUtS 1K POMFEJI 89
[itteln. Er meint nämlich, ich hätte das Profil nur durch Ent-
langsehen an der Wand erkannt, statt es an einem Lotfaden ab-
(sumessen* Letzteres hatte ich natürlich getan, und Ton der
Wand sprach ich nur ura dem Leser zu sagen, wie er es am
leichtesten sehen kann. Und nun müsste doch folgen: « ich habe so
das Profil gemessen, mit anderem Hesultat». Aber nichts der
Art: der Leser muss sich mit der Versicherung begnügen« der
lerr Professor sei fest überzeugt, dass ich durch Messung mit
'Lot, und zwar an einem Abguss, zu einem ganz anderen Besul-
tat kommen würde. Weshalb an einem Abguss, da es doch sehr
leicht und auch sicherer ist, am Original zu messen? Patroui wird
doch nicht etwa sagen wollen, er habe die Messung unterlassen, weil
kein Gypsabgnss zur Hand war? Auch Herr Cozzi (S. 17-21) be-
richtet zwar von anderen, viel schwierigeren und gänzlich nutzlo-
sen Messungen (s. unten) zum Beweis der für Patroui notwen-
digen Konzentricität der reduzierten Säule, nicht aber von dieser
ganz leichten, die freilich mit Notwendigkeit zu einem entscheiden-
den, für Patroni ungünstigen Resultat führen musste. Man müsste
wohl lange jauchen, um in den Annalen wissenschaftlicher Forschung
ein Praecedens für ein solches Verfahren zu finden. Indesa dem
entscheidenden Hanptargument ist Patroni auf diese Weise glück-
lich aus dem Wege gegangen.
Aber zu der Frage nach Konzentricität oder Eizentricität der
reduzierten Säule müsste doch Stellung genommen werden* Diea
unternahm Herr Cozzi, Die Aufgabe war leicht. Von einem ans
der Mitte des Abakus gefällten Lot ist, wie oben (S. 85) ge-
zeigt, das obere Zentrum 0,3245, das untere der reduzierten
SÄule 0»3o entfernt, also nicht Konzentricität sondern Verschie-
bung des Zentrums nach unten und nach Norden um 0,0255,
Diesen einfachen, sonnenklaren, zu einem zweifellosen, für Patroni
ungünstigen Resultat führenden Weg hat aber Herr Cozzi nicht
gefunden, hat es vielmehr ermöglicht, auf anderem Wege trot^
alledem und alledem die Konzentricität zu beweisen; statt das
Zentrum zu fassen, tastet er an der Peripherie herum: Winkel-
argumente. An acht Punkten der Süd- und Westseite (im Osten
ist nicht gut anzukommen, und das Nordproßl ist ja abgehackt)
hat er die Distanz der beiden Kreise gemessen, nicht ohne Mühe,
wie er mir selbst sagte: es wurden oben radiale Eisenstäbe an-
A. MAU
gebracht, vod diesen Lote gefallt, dann ron diesen an die oher^
und an die untere Peripherie gemet^sen und die Haasse subtra-
hiert. Wer sieht nicht, wie vielen Fehlern ein solches Verfinhren
ausgesetzt ist? Wenn nun die Kreise konzentrisch wären, so milßs-
teu diese acht Distanzen gleich sein. Leider variierten sie aber
von 0,046 bis 0,065. Und zwar ist die gross te Distanz die des
nördlichsten Punktes der Westseite; eine neunte Messung, noch
etwas nördlicher, ergab mir gar 0,067: sehr begreiflich, da das
Zentrum des grosseren Kreises weiter nördlich liegt. Macht nichts!
Herr Cozii weiss Rat: drei dieser Distanzen sind gleich (0,059),
eine vierte (0,056) differiert nur um drei Millimeter, Natürlich
sind für ihn nur diese drei Distanzen genau, die Ditferenzen der
übrigen beruhen auf Unebenheiten der Oberfläche, Welche Zuver-
lässigkeit die drei Messungen haben, wenn die fünf (vielmehr
sechs) übrigen nach seiner eigenen Annahme verfehlt sind, da-
nach fragt Herr Cozzi nicht; er schlägt ruhig (non d dato p$ü
dubitare\ durch die drei Punkte einen dem grösseren konzentri-
schen Kreis und damit ist bewiesen was zu beweisen war, die
Konzentricitat der beiden Kreise. Kommentar ist wohl über-
flüssig.
In Betreff des Südprotils muss noch einem Einwand vorge-
beugt werden. Patroni (S. 15) und Cozzi (S. 20 f.) sprechen von
der Möglichkeit, dass hier etwas, zwar sehr wenig, nachträglich
abgehackt worden sei: Gründe werden nicht angegeben« Es würde
mich nun nicht wundern, wenn demnächst dies dahin amplifiziert
würde, die Verjüngung nach unten und das was Htrr Patroni
Entasis nennt, sei im Süden durch nacliträgliches Abhacken ver-
loren gegangen. Dem gegenüber ist zweierlei zu konstatieren. Er-
stens kann durch eine solche Annahme die Eizentricität der re-
duzierten Säule (S. 85) nicht beseitigt werden» Zweitens ist vom
Kapitell abwärts auf etwa 1 m. die Ürsprünglichkeit des jetzigen
Protils gesichert durch den erhaltenen Stuck, Und von unten auf
bis zur Höhe von 0,80 (vom Stylobat) sind deutlich und unbe-
schädigt die cliarakteristischen schrägen Meisselstriche von 1. oben
nach r. unten, in denen ich die Arbeit der Reduction, Patroni
aber die • meisterhafte * ursprüngliche Beai-beitung erkennt So
bleibt für die Annahme einer späteren Abarbeitung nur ein mitt-
leres Stück von hük^hstens 0,70 verfügbar; das hier abgehackte
DtE ALTE SACÖLE IN POMPEJI
1905 S. 219 (leider viel weniger gut in meiner Figur Mitt 1905
8* 198), und Atii di Nap, XXV Tf. I. IK 1; besser aber in un-
serer Fig, 2. Sie ist ganz rauh : man sieht überall die Striche des
[vSpitzmeissels (^), dazwischen die breiten Spuren eines anderen In-
strumentes (Steinalt ? Breitnieissel ?) und zwar scheint es. dasss
diese letztere Bearbeitung die spätere ist; keine Spur des Zahueisena
oder gar des Schariereisens.
Drittens die yntere Hülfte der oberen Trommel (Fig. 5 oben).
Die Arbeit ist hier gröber und schlechter als an der unteren Trom-
mel, dazu ungleichniässig, daher nicht so leicht zu charakterisie-
ren* Stellenweise sehr tiefe Sporen eines Instruments (Meissel ?
8, Patroni Tf, 1 L II 1) in verschiedenen Riehtungen; anderswo kann
es scheinen als sei abgeschabt.
An der » Basis " endlich kann die Beschaffenheit der Stein-
I Oberfläche nicht untersucht werden, weil sie teils zerstört, teils
mit Stuck bedeckt ist; nichts steht der Annalime entgegen, dass
bie 80 war, wie im oberen Teil. Stuck findet sich nur hier und eben
[dort, d. h. nur auf den der ursprünglichen, vollen Form angehi^rigen
Teilen. Nach Patroui's Meinung sollte die rauhe Bearbeitung von 2
und 3 den Stuck haften machen; und in der Tat, wären diese Teile
je bestuckt gewesen, so hätten sich auf dieser Art Oberfläche
Reste halten müssen. Davon aber ist keine Spur; es ist ganz
klar, dass die reduzierten Teile der Säule nie Stuck erhielten.
Dagegen hat ihn die glatte Fläche sehr fest gehalten. Auf der
Südseite sind Stuckreste eben nur da wo keine oder nur eine ganz
oberflächliche Reduction stattgefunden hat. sie stammen von dem
Verputz der unreduzierten Säule (nach Patroni S. 25 von dem der
späteren Wand).
Nun sollte man denken» bei diesem Sachverhalt sei gar kein
Zweifel möglich: ganz glatte Oberfläche und Stuck an den nach
(*) Patroöi ist im Irrtum, wenn er meint dass diese Striche Yon einem
hammerarti^eix Inatrument {martelUna] herrühren. Er weis» wohl nicht, dasi
es auch SpiUmeisse] giebt Ich war mit einem Steinmetzen vor der Säule:
er schloss unbeding^t jedes andere Instrument aus, und zwar habe hier ein
Steinmetz gearbeitet, der, wie manche tun, den Meiasel von h nach r. flilirte,
wfthiend andere, und wohl die meigten, Ton r, nach L arbeiten. Ma aensa
eonatcere gli itrumenti mal si giudica sagt P. Gewiss, zumal wenn Dian
dann statt eines Steinmetzen zwei Maarer consQltiert.
94
K, MAV
oben, sehr rauhe ohne Stuck an den • nach unten verjüngten *
Teilen; also sind beide nicht zusammengehörig und nicht gleich-
zeitig. Aber Patrooi nimmt auch dieses Hinderniss. und zwar auf
folgende Weise.
L Die Oberfläche 8 vvird eliminiert: die V^erschiedenheit der
Arbeit an der oberen und an der unteren Trommel kennt Patroni
nicht Die der unteren (mit den schrägen Strichen) ist ihm nicht
nur die des ganzen * nach unten verjungten • Teiles, sondern die
der ganzen Säule.
2. Diese Arbeit wird, um sie der glatten Arbeit des obeien
Teiles anzunähern, in einer der Wahrheit nicht entsprechenden
Weise charakterisiert : sie sei meisterhaft, perfekt, und zur
letzten Vollendung fehle nur noch die Politur mit Birastein-
pulver,
3. In Betreff der oberen, glatten Oberfläche wird behauptet
(S. 22), erstens, es handle sich nur um einen beschränkten Teil,
nicht um das ganze obere Ende, zweitens es sei gar keine m*-
sprünglich glatte Oberfläche, sondern auch diese Teile seien bear-
beitet gewesen wie die unteren, aber bei der weniger kompakten
Natur des Steines grade an dieser Stelle sollen sich hier die
Spuren der Bearbeitung nicht erhalten haben {per la natura della
grana^ perdeadosi colä pifi faciime/ihi le mtnute pariicelle della
mperßcie. non vi $i conservano le tracce di lavorazione^ visibili
nella grana piü compafla del resto del bloecö).
Da ist nun zu erw ledern:
Ad 2. Es genügt ein Hinweis auf Patroni's eigene Tafeln
und auf unsere Fig. 5; ein Vergleich derselben mit Patronia
Schilderung wirkt erheiternd.
Ad 3. Die gut sichtbare glatte Oberfläche liegt unmittelbar
unterhalb i^): sehr au;jgedehnten mit Stuck bedeckten, und es ist,
an Ort und Stelle gesehen (vgl. auch unsere Fig, 4), völlig evident,
dass sie sich ebenso unter den Stuck fortsetzt Und dieselbe glatte
Bearbeitung zeigt auch das Kapitell das doch aus einem anderen
Block gearbeitet ist, und dessen nach unten gewendete Flächen
es nahe legten für besonderes Festhaften des Stuckes zu sorgen.
Es kann gar kein Zweifel aufkommen, dass dies die Arbeit ist,
durch die die Säule zur Aufnahme des Stuckes vorbereitet wurde.
Und die Erfahrung hat bewiesen, dass dies Verfahren nicht so ganz
DIR ALTE SAECLE IN POMPEJI
95
iiDzweckoiäSiiig war: der Stuck sitzt dcmjIi jetzt tei>t auf dieser
glatten Flüche»
Nun aber zu behaupten, diese vollständig glatte, kompakte,
ganz frisch gebliebene Fläche habe durch VerwitteruDg aud so
raubea Obertläclien entstehen können, wie sie weiter unten sicht-
bar ifind, das macht Herrü Patroni wohl niemand nach. Auch
rierr Cozzi hatte grade dieses seinem Freunde nicht begut-
achtet: vor diesem $äcrißcmm inlellectm wäre er doch wohl
— ich nehme es zu seiner Ehre an — zurückgeschreckt. Und
wenn Herr Patroni den Bnldern Davino (*) diese beatimmte Frage
vorgelegt hätte, statt der allgemeinen nach Ueberarbeitung oder
nicht, so wäre doch vielleicht die Antwort anders ausgetallea. Er
kann es ja versuchen, Dass K. Borrmana mir beistimmte, berichtete
ich schon früher ('). Auch Pnchsteia, mit dem ich im October 1907
vor der Säule war, blieb über diesen Punkt kein Zweifel. Ich wie*
derhole: es handelt sich nicht um Dinge, die sich leicht dem Auge
entziehen oder die man so und auch anders sehen könnte. Der
Tatbestand ist vollkommen klar, und wenn Patroni (S. 21) sagt,
dass er ihn nicht leugnet sondern nur anders erklärt, so hat daä
denselben Wert als wenn jemand sagen wollte: * ich leugne nicht,
dass dies weiss ist, aber ich erkläre es für schwarz ». Wer nicht
selbst hingehn kann, muss sich entscheiden, ob er Patroni oder
Borrmanu» Puchstein und mir glauben will.
Dann sagt Patroni noch, wenn diese glatte Oberfläche die
ursprüngliche wäre, so musste sie weiter vortreten, als die raube,
(') Ea ist nicht wahr ^Patioiü S. *26) dass ich P. ans der Befragung der
Brüder I). einen Vorwurf j^emacht habe; ich selbst habe oft genu^ C. Da-
Tino ond schon seinen sehr inteUii^eDten Vater Alfonso mit Nützen sa Rate
jfezogeri. Aber ein Outachten, das mir g^ej^enüb^r nicht aufrecht «erhalten
wird, gleichviel aus welchen Grilnden, hat keinen Wert. P, sucht Xmi^ und
broit wiihrscheinlich zu machen, dass die Brüder D. aus Furcht vor mir(!)
ihre wahre Meinung verleugnet haben. Und nun mOsate doch folgen: «* ich
habe sie aufs netic befragt und sit* ermächtij^en mich zu der KrkllUrung,
dass sie ihr Gutachten bestätigen » . Aber das folgt nicht» aus jfuten
Gründen,
r) Nun meint freilich Patroni, Herrn Borrniann*ä Gutachten habe kei-
nen Wert, weil er diese neueste Weisheit der Herren P. u. Cozzi nicht kannte.
Glaubt denn P, im Ernst, das» wenn Borrman und ich vor einem antiken
Bauraonument stehen, wir seine und Cozzi*s Anleitung nötig haben um uns
ein l'rteil lu bilden?
90 A. MAU
sie trete aber hinter sie zurück, üod weiter, die glatte Fläche
reiche bis unterhalb der grössteo Schwellung. Ea kaDii sich in
beiden Beziehungen nur um eioe kleine Fläche handeln^ etwa 8
X 10 cm,, unmittelbar unterhalb der grösseren, sicher alten glat-
ten Fläche, gegen SW, iu der Höhe zwischen 1^30 und 1,40. Dass
sie gegen die rauhen Teile zurücktritt, habe ich nicht Enden kdUDdU.
Dass sie über die grösste Schwellung hmabreicht — ja wo ist denn
diese? Im Süden ist die ganz unten bei 0,03-0,04, in W bei 0,7,
im SW bei 0.28 (oben S. 82), also weit unter jener kleinen Fläche.
Freilich aber ist r. und 1. von dieser schon Reduktion, und sie
selbst tritt um ein Geringes (vielleicht 0,002) zurück gegen einen
von ihrem oberen ßande an die Oberkante der Basis gespannten
Faden, was sie ja eigentlich, wenn sie zu dem intakten Teil
gehörte, nicht dürfte. Da uun, wie ich schon früher {Mitt. XX
1905 S, 196) bemerkte, die glatte Fläche etwas wellig ist, »o
könnte es sich hier sehr wohl um eine Depression derselben ban-
deln. Ich bin aber eher geneigt zu glauben, dass diese kleine
Fläche, wie das n und L anstossende, überarbeitet, reduziert ist, in-
dem hier wie auch sonst die Reduktion nach oben über das stärkste
Vortreten des Profils übergreift. Bei der sehr ungleich massigen
Arbeit der Reduktion dieses Teil**s konnte leicht eine kleine Flä-
che so glatt aufallen, dass sie der ur^sprünglichen lihnlich wurde,
etwa durch Abschaben, da hier nur sehr wenig abzunehmen war.
Ich persönlich glaube den Unterschied des Charakters dieser Flä-
che von dem der sicher ursprünglichen zu sehen, so wie auch die
freilich sehr stumpfe Kante mit der beide sich von einander ab-
heben. Aber wie dem auch sei, das gehM zu den kleinen Din-
gen, die irgendwie entstehen können und darf nicht in Betracht
kommen gegenüber dem was sich aus dem ganzen Charakter der
oberen und der unteren Oberfläche ergiebt.
Auf meine Bitte liess im Sommer 1005 die Direction der
Ausgrabungen einen Gypsabguss des imtereu Teils der Säule macheu.
Ich wünschte zu sehen, in wie weit die reducierte Säule kreisrund
sei : war sie es nicht, so ergab sich ein wertvoller Beweis gegen
die ürsprünglichkeit dieser Form, war sie es, so war freilich
nichts anderes bewiesen als die Geschicklichkeit des redii/ierenden
Steinmetzen; denn dass ein Kreis beabsichtigt war, bezweifelt ja
die: \lte saeulg in pompeji
97
niemand. Nun ergab sicli, dass es kein vollkommener Kreis war,
diesem aber doch so nahe kam, dass aus den ÄbweichuDgen keine
sicheren Schlüsse gezogen werden konnten. So habe ich denn in
meinem Aufsatz Mitt XX 1905 S. 193 ff. dies resultatlose Expe-
riment nicht erwübnt Hieraus macht mir Patroni (S. 16) einen
schweren Vorwurf: das Eiperinient habe zu seinen Gnnsten ent-
sehieden, der Kreis sei ganz vollkommen, ein solcher Kroise könne
nicht durch eine Reduktion von nur drei Seiten entstehen, und ea
sei ganz abscheulich von mir, dass ich dies ihm günstige Argu-
ment verschwiegen habe. Und Herr Cozzi (S. 33) sagt, ein so
vollkommener Kreis {perfeita circolaritä) sei nur zu erzielen
gewesen, wenn das Centrum sichtbar war. Daraufhabe ich zweierlei
zu erwiedern.
Erstens: es ist nicht vvahr, dass der Kreis vollkommen ibt,
Herr Patroni, der sich auf dies Argument viel zu Gute tut
(la regina delle prove, tesperimento pralico), giebi auf S. 17
Fig. 1 die Photographie der Oberfläche des Abgusses und fordert
triumphierend auf, sie mit dem Zirkel zu messen. Hätte er selbst
sich diese Mühe gemacht, so hätte er wohl bemerkt, dass der
grosste Kreis den man in seine Figur einschreiben kann an mehre-
ren Stellen, am stärksten r* unten und L oben, einen Rand
lässt, bis zu etwa 0,0008, was im Original 0.0075 bedeutet. Und
auf dem Abguss variieren die gios.sten Sehnen von 0,507 bis
miodöiätens 0,512, Ich war also wohl berechtigt, von einem un-
gefähren Kreis zu sprechen.
Zweitens, ein Kreis wie dieser» und auch wohl noch ein bes-
sereis kann sehr wohl, bei einiger Geschicklichkeit der Arbeiters,
durch Reduktion — konzentrische oder eixentrische — einer
Säule erzielt werden. Was aber in dieser Beziehung zu sagen ist,
trifft zugleich ein anderes, von Herrn Cozzi ersonnenes und von
Patroni (S. 31) zusammen mit dem eben besprochenen als fatii
importantimvii e decisivi ausposauntes Argument»
Herr Cozzi hat nämlich beobachtet (S. 31 f, mit Tf. Ml), dass
die Stricke des bearbeitenden lustrumeuts nicht von der oberen
Trommel auf die untere übergreifen. Er schliesst daraus, dass die
Trommeln nicht in opera sondern getrennt so bearbeitet wurden.
Wenn aber doch ein Strich beide Trommeln berührt haben sollte —
Herr Cozzi spricht hypothetisch, obgleich dies augenscheinlich in
7
9B
A, »f AU
Eißht ganz geringer Ausdehnung stattgefunden hat — so wäre
das auf eine teilweiae Ausgleichung der Oberfläche nach Aufstel-
lung der Trommelo zurückzuführen.
Es igt hdchst charakteristisch, dass weder Herr Cozzi noch
Herr Patroni sich die Frage vorgelegt hat wie man denn verfah-
ren konnte und nius^te, uui eine Säute zu reduzieren. Und es ist
doch do einfach. Bei exzentrischer Reduktion, wie hier, musste
man beide Kreise aufzeichnen utid für viele, nicht weit von ein-
ander entfernte Punkte des Ümfanges» für jeden Punkt besonders,
da« Maass des Abzunehmenden feststellen. Dann begann man die
Arbeit an einer TronimeUüge : man nahm von der oberen Trom-
mel ab, indem man auf der Oberfläche der unteren die vorher
bestimmten B«3trage abmass. Erst nachdem der verkleinerte Kreis
der oberen Trommel fertig war, nahm man, im Anschluss an ihn,
von der unteren Trommel ab. War eine Trommel auf diese Weise
oben und unten reduciert, so setzte man ihre Enden durch Abar-
beitung' des dazwischen liegenden in Verbindung. Ich wQsste nicht,
wie man anders verfahren kf^nnte. Daraus ergiebt sich nun aber
Folgendes,
1. Es i«t für einen nicht ganz ungeschickten Arbeiter gar
nicht so schwer, einen guten Kreis dm-ch Redaktion in opera her-
zustellen, namentlich an den Fugen.
2. Dor Kreis wird um so vollkommener sein, je näher er
einer Fuge liegt. Der messbare Horizontalscbnitt unserer redu-
zierten Säule liegt nur 0,10 über der Fuge und weicht schon
etwas vom Kreise ab* Dass weiter oben, gegen die Mitte der
Trommet die Abweichung grösser ist, ergiebt sich aus der oben
S. 82 nachgewiesenen Ungleichmässigkeit des Profils. Wäre es
nicht der PalL so würde dies unsere Achtung vor der Geschick-
lichkeit des Steinarbeiterö erhöhen, sonst aber nicht« beweisen,
zumal angesichts der oben dargelegten rechnuogsmässigen und
entscheidenden Argumente und der gleich unter 4 zu besprechenden
Spuren.
3. Es ist ganz selbstverständlich, daas die Meisselstriche
der oberen Trommel nicht auf die untere übergreifen; denn als
die neue Aussenflfiche oberhalb der Fuge gemacht wurde, war die
der unteren Trommel noch nicht vorhanden, die Meisselstriche
endeten an ihrer erst später fortgenommenen Fugenfläche,
DIB ALTS SAEULS IN POMPEJI ^
4. Dagegeo konnte es sehr wohl vorkommeu, dass die Bear-
beitung der unteren Trommel auf die obere übei-gritf, deren redu-
zierte Fläche früher vorlianden war, dass also einige für die untere
Trommel bestimmte Meisselatriche schon auf der oberen anset:tten
und über die Fuge hinübergingen. Und das ist in der Tat hier
der Fall Im W. beginnt eine ganze Reihe der für die untere
Trommel so charakteristischen Meisseis triebe von L oben nach
r. unten schon auf dem unteren Rande der oberen Trommel und
geht über die Fuge. Glücklicherweise hat Herr Cozzi grade diese
Stelle, nach einem Gypsabguss photographiert, auf Tf. I n» 2 wie-
dergeben lassen. Die Anfänge der Meisselstriche an der oberen
Trommel sind dort mit a bezeichnet; ihre FortsetzuDg an der
unteren ist deutlich genug, wenn auch nicht so deutlich wie am
Original.
Zu dieser Figur bemerkt nun aber im Text Herr Cozzi
(S. 31 t\ dass in der oberen Trommel die Meisselstriche von
l. oben nach r. unten, in der unteren in umgekehrter Richtung
gehen, keiner aber über die Fuge geht* Das ist alles unrichtig.
Diese dicht gereihten Meisselstriche von L nach r., die charakte-
ristische Arbeit der unteren Trommel, hat doch auch Patroni
(S. 21. 23) anerkannt; auf der oberen kommen sie absolut
nicht vor ausser an eben diesem schmalen Streif und hie^ gehen
sie über die Fuge: es ist eben, wie ich schon Mitt. 1905 S. 196
sagte, nichts anderes als ein geringes üebergreifen der Arbeit
der unteren Trommel auf die obere und beweist unwideraprechlich,
da.ss die Bearbeitung ia opera geschah (M-
ö. Es konnte leicht geschehen, dass zwei auf einander
stehende Trommeln an verschiedenen Tagen und von verschiedenen
Arbeitern reduziert wurden; so erklärt sich die gänzliche Ver-
schiedenheit der Arbeit an den beiden in Betracht kommenden
Trommeln.
(') GejB^en die Arbeit in opera macht Piilroni noch geltend, diws dairn
die Me las eist reiche an der ontern Trommel nicht bis ganz ojiten reichen
krönten. Diese UitmO^lichkeit ist doch wohl keine so absolute, d&ss sie
^gen stärkere Beweise in Betracht kommen köunte, Dasselbe j^ilt von dem
weittten Arjarontent, dass auf der Oberfläche der « Basis » keine Spuren eben
dieser Meisselarbeit siehlbur sind. Und jene OberHäche ist duch wahrlich
nicht 80 beschaffen dass ein solches ar^itmfJifiini ex iilgntio zulEssIg wäre.
100 A. MAU
6. Wenn wegen Erhöhung des Fussbodens die Reduktion
nicht ganz bis auf den Stylobat zu reichen brauchte, und es war
nicht allzu tief unterhalb des neuen Fussbodens eine Fuge, so musste
man hinab gehen bis auf diese. Es brauchte also der neue Fussboden
keineswegs im Niveau der Fuge zu liegen, welches Zusammen-
treffen ja immerhin merkwürdig wäre und von Patroni für unglaub-
lich erklärt wird.
Und in dieser Beziehung mag noch eines erwähnt werden.
Bei dem Suchen nach weiteren Säulenspuren (oben S.87) wurde
an der Mauer westlich von der Säule die Linie sichtbar, an der
das Fundament aufhört und die aufstehende Mauer beginnt: sie
liegt ziemlich genau in der Höhe der Fuge zwischen der « Basis »»
und dem reduzierten Schaft. Also in dieser Höhe lag die Boden-
fläche vor dem Bau dieser Mauer und dieses Hauses, und es ist
durchaus glaublich dass eben hier oder etwas höher — nicht nie-
driger — damals ein Fussboden war. Die Reduktion der Säule
aber fällt eben vor den Bau dieses Hauses, in dessen Mauer sie,
reduziert wie sie war, eingeschlossen wurde. Vielleicht beruhigt
sich Patroni jetzt über das povero pavimento costretto ad abbas-
sarsi e a rialzarü secondo che fa comodo alla teoria del Mau.
Noch ein letztes Argument Patroni's. Der Stuck der « Basis »-
sagt er (S. 25), erhebt sich um einige Millimeter über die Ober,
kante, während bei nachträglicher Reduktion der Säule dieser
üben-agende Teil hätte abgestossen werden müssen (*). Die Ant-
wort ist einfach: es ist nicht wahr. Der Stuck ist, wie ich schon
Mitt. XX 1905 S. 199 sagte, auf eine Strecke von etwa 15 cm
bis an die Kante erhalten, aber er überragt sie nicht. Und sollte
etwa durch die Wendung supera o superava die Ausrede vorbe-
(») Patroni hatte gesagt {Stud. e MaL III 219) dass der Stuck investe
ancora ed abbraccia Vorlo del disco-base {v. f. 2 a d.) : die beiden Verba
(ich hatte riveste gelesen und daher Mitt. XX 199 falsch übersetzt) gestatteten
nur die Erklärung, dass er sich auf die obere Fläche erstrecke. Und da
P. auf die r. Seite der Figur verwies so glaubte ich, er habe die eben dort
sichtbare besonnte Oberfläche des Stylobaten für Stuck der « Basis » gehalten,
und suchte so die evident« Unwahrheit zu entschuldigen. Jetzt erfahren wir,
dass P. sich verschrieben hatte: statt abbraccia hätte er sehreiben sollen *u-
pera. Vielleicht sollte er auch statt investe schreiben riveste. Die Verweisung
freilich auf die Figur bleibt unverständlich, denn dort ist von der neuen,
nicht minder unwahren Behauptung Patroni's nichts zu sehen.
\
DIE ALTE SAEÜLE IN POMPEJI 101
reitet werden, es sei dies früher der Fall gewesen, so iimüs ich
dem schoQ jetzt auf das bestimmteste widersprechea: der Stuct
war Bie höher erhalten als jetzt. Patron! verweist auf seiae Figur
*^ittd. e Mai. III S* 219; dort ist der erhaltene Stuck der • Basis »
it sichtbar, aber es ist auch vollkommen sichtbar, daas er die
Kante nicht überragt und schon damals Dicht höher erhalten
war als jetzt. Und wenn er sie überragte, so hätte man ja
erkennen müssen , ob er hier umbog und auch seinerseits eine
Kante bildete; und da er wie Patroni jetzt selbst erklärt, keinen
Teil der oberen Fläche bedeckte, so wäre doch klar, dass er dies»
nicht tat, sondern senkrecht weiter aufstieg. Und ebenso unwahr
ist es, das die Kante der * Basis " so wenig scharf sei, dass
man daraus schliessen müsste, hier habe keine Trommel aufge-
legen; die Kante ist nur an einer Stelle auf etwa 0,015 soweit
sichtbar, dass man über ihre Beschattenbeit urteilen kann, und
hier ist sie Tollkouimen scharf. Und wenn sie dies auch nicht wäre,
was sollte daraus folgen, da sie an dem ganzen übrigen Umfang
ganz abgestossen ist {s. Patroai's Abbildung, weniger deutlich die
unserige, Mitt. XX 1905 S. 198)?
Damit ist die Besprechung der Patroni- Cozzi' sehen Aj*gu-
mente erledigt; ich hoffe, dass der Leser in Obigem diejenige
Klarheit und Logik finden wird, die man bei Patroni vergebens
sucht. Es war eine widerwärtige Arbeit und ich möchte sie nicht
noch einmal machen. Sollten in Bezug auf die alte Säule neue
Tatsachen vorgebracht werden, oder ernsthafte Argumente, sei es
auch in der Herrn Patroni eigentümlichen Form, so werde ich es
für Pflicht halten, sie zu prüfen und zu discutieren; aberweitere
Leistungen dieser Art wird man mir wohl gestatten mit Schwei-
gen zu übergehen.
Dass die Säule etruskisch sei, kann wohl nicht mit Sicherheit
behauptet werden. Ich habe sie dafür genommen, auf Grund der
Hohlkehle am Abakus. Diese ist nun auch an einem merkwürdigen
Tuffaltar aus Capua nachgewiesen worden (Mitt. XXII 1907
S. 408), wo sie freilich sehr anders aussieht Den Altar setzt der
Herausgeber {H, Koch) in die Tuffperiode, unternimmt es aber
nichtz zu entscheiden, ob seine sehr altertümlichen Fonnen aus
der Etruskerzeit Capua's in Hebung geblieben sind, oder aus
10® A. MAU. t>tE ALTE SABLLE IN POMPEJI
Kyme stammen. Und dieser Zweifel bleibt wohl auch in Betreff
der pompejanidchen Säule. Sind alle etiuskischen Beispiele der
Hohlkehle bis aof eines verloren gegangfen, kc^nnen da nicht auch
uüteritalisch'griechiscbe verloren sein? Borrraann war eher geneigt,
die Säule für griechisch zu halten; Patroni (S. 5 Anna. 1) sagt,
wenn sie keine Basis hätte — und sie hat keine — so müsste
sie griechisch-dorisch sein. Und es ist ja wahr, als etruskische
Säule müsste sie eigentlich eine Basis haben*
Ich kann meinem eigenen Urteil in dieser schwierigen Frage
nicht Tiel Wert beilegen; aber die Bedenken gegen deu etrus-
kischen Ursprung der Säule sind doch recht stark* Erstens das
Fehlen der Basis. Zweitens die voll entwickelte und kräftige En-
tasis; mir ist keine etruskische Säule mit Entasis bekannt. Drit-
tens die genaue Uebereinstimmung der Verjüngung mit einem
griechiachen Tempel in Paestum, wo auch die Neigung nach innen
iirr Gegenbild findet. Und es mag auch darauf hingewiesen werden,
dass grade in Paestum sich noch andere merkwürdige archaiäche,
sonst in Grossgriechenland nicht vorkommende Formen finden.
Endlich ist zu erwägen, dass in die Baugeschichte Pompeji's
unsere Säule besser Mneinpasst, wenn sie nicht etruskiseb ist.
Sie ist älter als das Strassennetz, dem sich die Kalksteinatrien
anschliessen und das. wenn wir einmal Etrusker in Pompeji an-
Dohmen, diesen mit grosser Wahrscheinlichkeit zugeschrieben
werden kann (*). Daas nun die Ebrusker erst die Bautätigkeit,
von der die Säule Zeugniss ablegt, entwickelt, dann ihre eigenen
Bauten zerstört und das neue Sti-a^sennetz angelegt haben sollen,
das ist ja gewiss nicht unmöglich* Aber wahrscheinlicher wird der
ganze Vorgang doch, wenn diese älteren Bauten voretruskisch
waren, wie der Tempel auf dem Forum trianguläre.
A* Mau.
i') Milt. XVII 1002 S. 309. wo Z. 3 7. nuten iUtt m Samniten » zu
Wsen ist: « Etrasker n.
104 A. MAU
Säule angearbeitet und daher der Stunipf nicht sichtbar ist. Also
der Umriss des Stumpfes fällt an den Siegen mit dem der Säule
zusammen, in den Canneluren springt er ganz unregelmässig vor ;
es ist eigentlich schon zu viel, wenn man sagt, dass die Canue-
luren unvollkommen ausgeführt sind; sie sind gar nicht ausge-
führt, kaum stellenweise angedeutet. Und angesichts dieses ganz
offenkundigen Tatbestandes hat Patroni den Mut, zu sagen, das
Fehlen der Canneluren beruhe auf Abnutzung, sie seien früher
dagewesen. Danach wäre also durch Abnützung der Stein nicht
vermindert worden, sondern angewachsen. Auch sind rings um den
Stumpf die Spuren der Bearbeitung zweifellos sichtbar. Herr Cozzi
erklärte mir, er habe mit Patroni nicht über diesen nördlichsten
sondern über den zweiten Säulenstumpf gesprochen. Auch Da-
vino und Della Corte habe ich befragt; ihre Antwort war ein
beredtes Schweigen. Die Herren Ecc. konnte ich natürlich nicht
befragen; es ist aber ganz unmöglich, dass irgend jemand ausser
Patroni hier präexistierende , durch Abnutzung verschwundene
Canneluren gesehen haben sollte. Es kann niclit laut genug
protestiert werden, gegen den Missbrauch, den Patroni mit dem
Zeugniss des Personals von Pompeji treibt. Es ist ja selbstver-
ständlich, dass, wenn ein mehr oder weniger illustrer Besucher
Pompeji's seine Weisheit über die Monumente ergiesst, das ihn
begleitende Personal nicht widerspricht, auch auf Befragen etwas
wie Zustimmung andeutet; aber es war Herrn Patroni vorbehalten,
dies in wissenschaftlicher Controverse geltend zu machen. Dass
die Betreifenden nicht selbst laut gegen den ihnen imputierten Unsinn
protestieren, wird Niemanden wundern, der die Verhältnitse kennt.
Herr Cozzi warf gesprächsweise die Frage auf, ob nicht
etwa dieser Säulenrest in moderner Zeit auf den Stumpf gesetzt
worden sei. Dieser Zweifel erledigt sich durch die Beobachtung,
dass der Fussboden an ihn hinangearbeitet ist und noch jetzt
fest an ihm haftet. Dem gegenüber kann es nicht in Betracht
kommen, dass der Umfang dieser Säule um ein weniges geringer
ist als der der südlich benachbarten. Alles dies habe ich gemein-
sam mit Puchstein constatiert.
Für die von Puchstein, Koldewey und mir vertretene Erklä-
rung der Stümpfe ist es nötig anzunehmen, dass die Säulen (we-
nigstens an ihren unteren Teilen) neuen Stuck erhielten als der
DIE SAEULBNSTÜMPFS DES DORISCHEN TEMPELS IN POMPEJI
1U5
Stylobat für den neneo Füsaboden vorbereitet, dieser selbst aber
Doch nicht gelegt war; denn der Stuck erstreckt sich auch auf
den Stumpf. Patroni erklärt das für unmöglich (*), denn die Be-
stückung des Stumpfes sei erstens überflüssig, zweitens schädlich,
weil die Piissbodenmasse besser an der unbestuckten Säule gehaftet
h^tte. Ob man nicht etwa meinen konnte, es sei wichtiger den
Stuck durch die um ihn gelegte Fussbodenmasse an der Säule
fest zu halten, diese Frage legt sich Patroni nicht Tor; auf diese
Art kann man alles beweisen was man will (-).
Indess mit Patroni^s Argumenten wird der selbst urteilende
Leser leicht fertig werden. Ich wollte nur feststellen, dass nach-
weislich der an den Säulen erhaltene Stuck nicht der ursprting-
liche ist. Es ergiebt sich dies aus der BeschaiTenheit der Oberflä-
che der Säulen, an den wenigen Stellen wo sie nicht verwittert
ist Sie ist nämlich erst vollkommen geglättet, auch mit Bim-
steinpulver poliert worden, dann aber sind, nicht weit von einan-
der entfernt, kleine Löcher hineingehackt worden, ein jedem Ken-
ner Pompeji's geläufiges Verfahren um den Stuck haften zu machen.
Dass diese beiden Verfahren, das eine auf vollkommene Glättimg,
das andere auf Bauhmachen abzielend, gleichzeitig sein und als
Vorbereitung für dieselbe Stuckbekleidung gedient haben sollten»
wird ohne zwingenden Gnmd nicht leicht jemand glauben,
Patroni tut so, als ob durch meine die Casa del Fauno be-
treifende Berichtigung Mitt XX 1005 S. 382 meine Auffassung
weniger wahrscheinlich würde, weil nun nach seiner Meinung die
einzige Analogie für den von Puchstein und mir angenommenen
Vorgang wegfüUt- Ich hatte die Casa del Fauno nicht wegen der
Analogie sondern wegen der Zeitbestimmung citiert Wenn für
einen so einfachen und selbstverständlichen Vorgang eine Analogie
nötig wäre, so hätte ich wohl auf den schon von Puchstein er-
(H S. 38 1 Ma ciö non $arä ammeißo da nessun uomo di huon tem^o. Dies
als Probe des Tones, in dem Herr Patroni polemisiert per abhondare di cor-
iend vctEO il contraddittore (p 8).
(*) Hier ist die von P. behauptete Zweckwidrigkeit nicht Torhanden.
Lber auch wo sie wirklich ^rorhanden ist, darf sie nur mit grosser Vorsicht
ble -Vrguraent verwendet werden* Sonst könnte man j, B, beweisen, dass die
Keticulfttwande stet^ beatimmt waren, ohne Stuck zw bleiben, ebenso die Säulen
der Taffperiode, die eben dieses Tempels, die alte Siule in VI 5, und noch
manches andere.
106 4. MAU, DrE S&BULBftSTÜMPFE DBB DOKrSCHCI« TCMPBL8 KCC
wühnten Tempel der Hern LaciDia in Agrigent renviesen, und auf
das Forum von Pompeji, wo ebenfalls die ** mykenischeu Basen •
entstanden sind durch Abarbeitung vom Stylobat, veranlasst durch
LeguDg eines neuen Fnssbodens : die « Basen « sind hier z. T. so
hoch, dass sie beträchtlich über den neuen Fussboden au Tragen.
Dass dieser in diesen beiden Fällen aus Stein, nicht aus Signiniiiiij
besteht, ist ganz unwesentlich ; mit solchen Ausfluchten kann mal
jeder Analogie aus dem Wege geben. Patroni versichert, ein sol-
cher Vorgang habe nie und an keinem Gebäude der Welt statt-
gefunden, verschweigt aber woher ihm diese genaue Kenntnis aller
gegenwärtigen und vergangeneu Gebäude der Welt gekommen ist.
Noch komischer ist es, wenn Patroni behauptet, das von mir
in der Casa del Fauno beobachtete sei eine Stütze fiit seine Be-
hauptung und der Architekt des 2 Jh. sei hier mykenischeu Tra-
ditionen gefolgt Hier sollte auf dem Stylobatstein eine Pavinient*
schiebt liegen, und da doch die ionische Süulenbasis weder in der
Pavimentmasse verschi^inden durfte noch auf ihr stehen konnte,
80 gab es tecliniscb garkeine andere ^iloglichkeit, als dass man
den Höhenunterschied zwisclien der Oberfläche des Steines und der ,
des Pavimentä durch einen kleinen Steincylinder unter der Sau*
lenbasia ausglich. Nun konnte ja freilich dieser entweder an die
Säulenbasis oder an den Stylobatstein aogearbeitet sein. Aber es
war doch jedes dieser beiden Verfahren so naheliegend und einfach
wie das andere, und wenn man das letztere vorgezogen hat, so
wüsste ich wirklich nicht, was daraus zu schliessen wäre. Es ist
sogar leicht, hierfür eine wahrscheinliche Erklärung zu finden.
Denn ea ist doch recht wohl möglich, sogar wahrscheinlich, dass,
als man den Stylobatstein legte, noch nicht feststand, ob er sichtbar
bleiben oder vom Paviment bedeckt werden sollte, und dass man,
um der Entscheidung nicht vorzugreifen, ihn einstweilen in der
beabsichtigten Fussbodenhöhe legte und erst später, nachdem die
Entscheidung getroffen war, das der Pavimentstärke entsprechende
Stück abarbeitete, unter Belassung der Cylinder unter den Säulen.
Da also das hier befolgte Verfahren aus ganz einfachen techni-
schen Erwägungen sich vollständig erklärt, so ist es — nach dem
Satze vom zureichenden Grunde — unzulässig, aus ihm sonstige
Eückschlüase z. B. auf mykenische Traditionen im 2 Jh, v, Chr.,
zu ziehen.
A. Maü.
SITZUNGEN
20. März 1908: G. F. Gamurrinl Iscrüione di Viterbo, Dazu
HüELSEN. — M. PicciONE, Sulla teenica dei bromi antichi*
GAMURRINl riferisce, che sotto il pavirneoto deirarchivio arcivcsco-
trile di Viterbo si sono rin^enuti fra 1a terra alcani antichi avanzi, fra i
quali un grande capitello di JOArmo di ordine corinzio, raa di fattura fra
rondecimo e il duodccinio secolo, che con tiitta probabilitä spettaTa alla
costTQzioiie della cattedrale di S. Loren zo avvenuta verso (j^oel tempo, A scol-
pire il capitello si erano serviti di un'antica base marmorea, la qnale palesa
la parte sinistra di on^epigrafe dedicata a Coätantino, ma che si \\\xh con
aicarezza supplire nella 6ua parte inancante :
IMP • CKeiari Fl
A- vro • conttan
TINO Pio • FeL in
viCTO • fdax, A ug.
T EKB H tien$e$
DEVO {ti) NVfWIÄi
et m A I Eita t i
Etut
Siamo obbligati a pensare, clie la penultiiua ri^a sia scritta et maie-
stati inreee del solito matestati^ue per la posiEione delle lettere aie disposte
qaasi nel raejzo, come mi ha avvertito il ch, mons. Enrico Salvadon attuale
V'icario Vescovile di Viterbo, a cui devo k comuiiicazione d» queata scoperta.
Abbiamo qiii, che jtfli abitanti di Ferento eressero ad onore di Coatan-
tinu una base, se dou nn'ara, come alcuni haiino suppoato, i quali ne haniio
osservttto la parte «uperiore. Comunque sia, questo k il primo rnonumento
pubblico, clie vieDc alla luce, di una cittä, che nel secolo teno si Boih col
titolo di spUnäidissima {C. I, L,X1, 30^n}, Decoru quello cerlament« il Foro
priücipale della citta eou attri titoli onorari, i quali probabilmente etaiino
ancora »epolti. Onde sarebbe molto utile ed opportiino, che la societä, di
recente costitaita iti Viterbo per espkrare il sito della cittä di Ferento, wl-
iresse la »ua attenzione per determinare Fubicazione del Foro» e quivi dare
felicemente mano alle sue scoperte,
L*essere stata adoperata ta base imperiale a capitello della cattedrale
di Viterbo costituiace un'altra prova che i fori delle cittä o distrotti od ab-
bandonati er&no concefisi alla chiesa principale dolla diocesi o al Tescovo. e
le cai rovine aerdrono alla edificazione dei luoghi addotti al culto. Büveva
pertanto eseer«? abbastanza visibile allora (nel aecolo nndeciino) il Foto di
Ferento, se si asportavano i suoi materiali, poich^ par troppo qaei di tnarino
saranno stati ridotti iq calci na. Ed ora qaelli, che scritti o scolpiti si riu-
Terranno nel risarcire la cattedrale o Vepiscopio di Viterbo, molto probabil-
mente avranno, come la base di Costantino, la medesima provenienza*
HUELSEN: Der Name der alten EtruskerBtadt, welche die Ehren-
inschrift für Constantin gesetzt hat, lautet nach iinseren Handbüchern und
Klaasikertexten Ferentum oder Ferentium: so ist die einstimmige Ueberlie*
108 SITZUNGEN
ferung bei Sueton (Vespas. 3; Otho 1) und bei Tacitus (hist. II, 50): daneben
steht bei fcriechischen Autoren die Form ^Pegevri« Ptol. III, I, 43 und, durch
Verwechselung mit der bekannteren Stadt im Hernikerlande, ^egeyrtjd^r bei
Strabo V p. 276, wie auch bei Plin. n. h. III, 52. Wenn dagegen VitniT
II, 7,4 von den monumenta quae sunt circa münicipium Ferentis (so die mast-
gebenden Handschriften) spricht, so hat man diese Form als Corruptel herans-
corrigiert. Dagegen muss bedenklich machen, dass eben diese angrebliche
Corruptel in später Zeit allgemein und urkundlich belegt ersclieint. So heisst
es im Liber Pontificalis XXIIII (vita Silvestri I c. 38): fundum Barhatim-
num territorio Ferentis: beim römisclien Concil von 595 (Gregor. Magn.
reg. 57 a I p. 366 Ewald) unterschreibt ein J/artianus episcoput civitatis
Ferentis; Gregor der Grosse dial. I. V erwähnt die rivitas quae FerentiM
dicitur, und braucht ebenda später Ferentis als Accusativ. Wollte man etwa
annehmen, dass dies Ferentis nur eine späte Vulgärform darstelle, welche
von den Schreibern der Vitruvhandschriften irrig in den Text eingesetzt seit
80 wird das widerlegt durch die stadtrömische Soldatengrabschrift {CIL. Vi,
2778) eines P. Lollius P. f. Stnt. Pietas Ferentis, welche sicher dem ersten
oder zweiten Jhdt. n. Chr. angehört. Weim demnach die Form Ferentis alt
Indeclinabilc für das erste, zweite, fünfte und sechste Jhdt. bezeugt ist, welrden
wir nicht anstehen die.se Form auch für die correcte zu erklären. Dass sich
neben dieser auffallenden Form auf -is auch der andere auf -um oder *ium
einbürgerte, kann nicht verwundern: ein analoges Beispiel bietet das be-
nachbarte Nepet, dessen ganz singulare Nominativform «auch häufig darch
Neve ersetzt wird. Aber bei Annahme der Namensform Ferentis wird aach
vielleicht das Ethnikons Ferenticensis, welche der Liher Coloniarum 216
erhalten hat, erklärlich.
Städtenamen auf -i> sind in Italien äusserst selten : sicher belegt ii^ttt,
Siris und vielleicht noch Veseris. Bemerkenswert ist, dass diese sämtlichen
Namen gleichzeitig Flussnamen sind. Möglich also, dass der namenlose Bach«
der den Fuss des Hügels der alten Stadt umfliesst, auch den Namen Ferentis
getragen hat: wozu der Nan)e der Aqua Ferentina im Albanergebirge ein
passendes Analogon bieten würde.
3. April 1908: E. Loewy, Sarcofaghi antichi, Rafaello,
ManeU — G. Giovannoni, Osservazioni suir architettura
del Tempio dt Ercole a Cori (s. Mitteilungen 1908 Heft 2).
24. April : Festsitzung zuna Geburtstage Roms : W. Amblüng,
Ein griechischer Jünglingstorso. — Ch. Hüelsen, // tempio
nel giardino Colonna sid QiUrinale.
Zum Palilienfeste 1908 wurden ernannt:
zu ordentlichen Mitgliedern
Herr H. L. Wilson in Baltimore
zu correspondierenden Mitgliedern
Herr J. B. Carter in Rom
H. Schultz in Rom
C. Thülin in Luleä.
Abgeschlossen am 15. Juli 1908.
LA CDRVATÜRA DELLE LINEE
NEL TEMPIO DEBCOLE A COEI
(Tav. VI-VH)
II tempio che ancora mWarx di Cori eleva il bei pronao di
fronte alla vasta pianura pantina e che ö comunemente denomi-
Dato — per tradizione piü che per sicure attribuzioQi — tempio
di Ercole (') h sUto piü rolte oggetto di minnziosi rilieTi e di
(^) La tradiiione forse oon ^ anteriore al Cinquecento. Per la prima volta
si tTO?a il nom« di Ercole attribuit« al tempio nel codice Vaticano 6039 di
Giovanni Metello (circa il 1550)» t* (7.7.Z., X, n» $517; ma priraa di lui An-
tonio <li Sangallo nei disegni che si conserrano agli Uffizi lo chiama tempio
di Castore, confondendalo evidente mente col tempio corinzio che ancora ti
▼ede neirabitato di Cori a Piazza S. SaWatore« ünico argomento positifo in
fäTore deiripotesi che Fintitola ad Ercole sarebhe dato da unMscrizione dedi-
catoria: hercvli sacrvm. che il Volpi (cfr. Vet. LaL^ Roma, 1704-45» tom» IV,
140) riferitce aver trovato non lontano dal tempio, ma che il Mommsen ritiene
a ragionc apocrifa. ^.//Z., S34*. Dovrebbe inrece dirsi tempio di Minerva se
fosae vero qaanto. aenza alcQna documentAzione, soitiene il Nibby {Analm,
t. Xt p. 512) che cio^ ifi fosse atata scavata la statua che ncl 158S Matteo
dl Castello collocö, a rappresentare Borna, snlla fontana di piazza del Cam-
pidoglio: asserzione che i recenti ßtodi aalle colletioni capitöline, come quella
del Michaeliß {in MitL des K. deuUch. Arch, /iw(. Roma 1891, p. 43) e del
Lanciani (Storia digli $cavi, Boma> IdOS« II, 73) non confermano afTatto.
Anche per ciu che rignaida la data ogni doeumentazione nianca. Ma Topi»
nione del Winckelraann, il quäle, basandoai sai nomi dei dutimviri che pre-
aiedettero alla coetruzione e che sono ncordaü ncirepigrrafe Btilla purta ^
ILManlio (?) e L* Turpilio — ritenne il tempio del tempo di Tiberio(cfr, Win-
ekehnann. On^rvcuioni sulVarch, degli antichi, Borna, ed. Fea, 1784, toni. Ol,
p. 52), h certamente erronea, Invece Tesame ftilistico del monumento lo riav*
Tifiina al Tabnlariom ed alle altre opere architettoniche della fine della Re-
pablica, ed agli stessi riäultati giunge lo studio paleografico deir iscrizione.
Coal ad es. il Nibby ne attribnisc« i caratteri al settimo secolo di Roma, il
Ritachl (Friicae Latimtatü monumenta epigraphia p, 59) ed il Mrimmsen
(C>LL.t L n. 1149) la riportano fra qaelle C, Caeidris morte antlquiorei;
« niuzio piü ora dnbita di qnesta data.
8
110 G. GIOYANNONI
scolastiehe disquisizioni ('). Ma niuno finora ha posto menle ad
una sua caratteristica importantissima, quäle b quella delle cnrva-
ture presentato dal portico, ed in particolare della forte curva con-
cava in piano secondo cai b disposta la fronte principale (*).
Quanto questa curva sia ampia e notevole appare subito dalla fo-
tografia presa di fianco e dal basso qui riprodotta (fig. 1), in cui
appunto lo scorcio della trabeazione aumenta la proporzione della
freccia ed iagigantisce Teffetto; e che essa non sia stata, mal-
grado ciö, ancora rilevata, b una prova di quanto il giudizio a
priori, il partito preso, abbia ordinariamente prepönderanza non
solo nella percezione visiva, secondo sostiene la teoria empiristica
deirottica fisiologica {% ma altresl negli studt e nei rilievi dei
monumenti. Si sa che una certa linea deve essere retta e si
Tede e si raisura corae tale: fenomeno di suggestione che nel
(0 Tra qneste illostrazioni deirimportante monamento ▼«(!! Piranesi,
Le antichitd di Cora, Roma; Catiina, Arch, romana, III, p. 65, tav. XV;
Antolini, L'ordine dorico oma il tempio d^Ercole nella cittd di Cori, Roma,
1785; Angolini e Fea, Monumenti piü intigni del Lazio, Roma, 1828,
law. XXXVI-XXXVIII; Reynaud, Traiti d'Architecture, Paris, 1867, I,
tav. 17; Fragments d'arch. ant. d^aprlz let relevis et rest, des anc, pens,
de VAcad. de France Paris, Schmidt. I, tav. 85.
(■) Di qneste constatazioni la prima notizia h stata data in iin impor-
tante articolo illustrativo del cli.mo W. H. Goodyear, TKe discovery by
0, Giovannoni of curves,,. in the faQade of the temple at Cori, in American
Journal of Archaeology, 1907, p. 160 sg.
(3) Secondo questa teoria ora prevalente, che nelPHelmholtz ha il so-
stenitore piü autorevole, soltanto Tesperienza pn6 permettere di apprezzare
sicuramente la forma e la grandezza degli oggetti, dei qnali Timmagine della
retina non ä di per s^ che an semplice segno; si comprende qoindi come
esclnso ogni concetto di percezione istintiva, possa avere sa qaesto giudizio
indiretto grande influenza un*opinione che la mente abbia preconcetta. Cfr. su
questo soggetto Tscherning, Optique physiologique, Paris, 1898, p. 205.
Specialmente negli oggetti elevati (e gli architetti lo conoscono per prova),
ove difficilmente ai visa possono associarsi i tacta, gli errori di ossenrazione
possono a questo riguardo essere grossolani (cfr. Egger, La vision des mO'
numents älev^s in Revue scientif., 1889, II, n. 24; Remy, id. ibid., 1889, II,
n. 7; Sorel, id. ibid., 1890, I, n. 18). Quanto ai rilieri architettonici, la scarsa
precisione che spesso in essi riscontrasi relativamente alle parti alto degli
ediüc!, tiene evidentemente airincomodo ed alla difficoltä di eseguirri dirette
misurazioni geometriche; ed anche al concetto che sovente predomina di
sostituire alla constatazione dello stato attuale la restituzione secondo i cri*
teil personali di apprezzamento.
hanno costituito notevole oggetto di studio per rarchitettura degli
aotichi monameDti ; e nella ma:ata quaestio che a tal proposito si
dibatte portana inattesi elementi ouo?i« deciaivi per uq lato, dn-
bilati?i per Valtro: elementi che yanno esamioati analiticameote
sui dati di un diretto riliero.
Le doe plante della tav. VI« di eui la prima si riferiiice ad
un piaoo orizzoutale alte circa im metra dal pavimento del pronao,
la seconda ad un piano prossimo al sommoscapo delle colonne e
contiene la proiezione di tutte le linee sovrastanti della trabe-
azione, riassumono i principali di qiiesti dati (^). Dalla pianta
inferiore appare che delle quattro colonne della fronte le due in-
termedie Bono basate piii indietxo delle due estreme, e che questa
rientranza e misurata in cm. 3 in media. Le colonne del fianco
destro mostrano inyece una leggera convedsitä yerso lesterno;
quelle del fianco sinistro si trovano quasi completamente in
piano.
Man mano che si procede rerao Talto nella fronte la rien*
tranza aumenta e le Unee accentuano con regolare progressione la
ioro curvatura concava, sempre contenuta in un piano orizzontale
senza in?ece che vi sia traccia di curve formanti arco, disposte
cio^ in piani verticali* La freccia diriene airarchitraye di centi-
metri 8,5, ed al gocciolatoio raggiunge la massima misura di
cm. 13,5.
Quest'incremento successivo, che ö chiaramente indicalo nel
disegno assonometrico della &g. 2, avviene in tre modi che com*
pongono i Ioro risultati: a) le due colonne eatreme sono legger-
mente inclinate in avanti» mentre che le intermedle troTansi quasi
a piombo; questa de?iazione dalla yerticale i di cm. 2,50 nella
colonna d'angolo di destra, di circa cm. 4 per quella di sinistra,
e ad essa e associato uno strapiombo laterale airinfiiori di circa
2,50 per ciascuna colonna, sieche, contrariamente a quanto ordina-
riamente avviene nei templi dorici, le colonne angolari ri&ultano di-
vergenti secondo la diagonale; b) i capitelli d'angolo sono disposti,
non giä di fronte, ma notevolmente girati verso l'interno in modo sim-
metrico, tanto che rispetto ad un ßlo che congiunga gli estremi Fordi*
(») Occorre arvertiiro che la qaalita alquanto porosa del traTertino aon
X»emiette ntlU misure an^approeiimazione piü minata del centimetro.
lU
G. OIOYANNOMI
riore della trabeazione, che nel tratto principale hanno andamento
rettilineo, in prossimitä delFangolo s*incanrano anch'essi, ma vol-
gendo verso Testerno la conyessitä; s'inclinano oioe appunto per
adattarsi allo spoetamento intorno al proprio aase dei capitelli. I
due lati inclinati del timpano hanno anch^essi nna foii;e carratura
concava, che lo stato molto logoro e mancante degli spigoli non
permette dl valutare esattamente. Gos\ danqne tutte queste cnr-
vature aocessorie 8ono coordinate a quelle delle linee orizzontali
della fronte allo scopo, che sembra il predominante, di dare a
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tutto il prospetto e specialmente alla sua parte superiore un forte
andamento concavo.
Le considerazioni che da queste misure direttamente deri-
yano vertone: 1^ sull'entitä delle curvature; 2^ sulla dimostra-
zione della loro intenzionalitä ; 3^ sul tipo speciale delle curve
constatate.
Quanto alFentitä risulta che alla base la freccia, misurata
in 8 cm. circa, rappresenta su di una larghezza della fronte di
m. 7,49 un rapporto del 4 p. mille; alla cimasa la freccia di
cm. 13,50 SU m. 8,20 di corda da il rapporto di 1:61, cioi del
16,36 p. milie. Basta confrontare qnesti dati con quelli finora mi-
snrati nei monumenti ellenici; basta ricordare ad es. che nel The-
hk C01IYATUR4 DILLS L1KKS ÜEL TKMPIO D^ERCOLB A CORI
115
seien la curvatura in elevazione nella fronte ha 11,40 p. mille,
nel Partenone raggiunge il 2,25 p, raille, nel terapio di Nettuno
a Pesto ri,56 p* mille aecondo il Pen rose e circa il 0,85 per
mille secoado i Koldewey e Puchstein, (^), nel tempio di Giove
d'Olympia (fronte settentrionale (') Tl JO p. mille ecc. per pro-
^fare quanto la curratura di Cori sia enorme al paragone di tntti
esempi finora conosciuti.
La intenzionalitä della curratum suddetta, la siciirezza cioö
ehe non di spostamenti incideutali doviiti a vicende nella costru-
zione od a pertnrbazioni statlcbe sussegiienti, ma si tratti qui di
un elemento architettonico volutamente introdotto dallartefice,
appare sicuramente dimostrata. Tutti i mezzi con ciii l'effetto 6
stato raggiunto e mediante i qiiali la citrva acqtiista di grado in
grado il suo massimo valore — il tracciamento a rientranza della
pianta, la rotazione dei capitelli d'aogolOi la diotinuzione d'aggetto
della cimasa nel mezzo — tutte )e diaposizioni acces^sorie, come
il modo di raccordo dei fiauchi, la ciirvatiira dei lati del timpano,
soDO espedienti cos) siDgolari, cosl coordinati ad tm imico scopo,
e fii STolgono cosl regolarmente, che^ in \m moDumento di costru-
ziooe accurata come il tempio d*Ercole, non possoeo che essere
Tolutamenie iiispirati ad nna sapiente idea dominante, ad un unico
coacetto organico* Invece tra !e particolaritä testd indicate puö
lasciar molti dubbi quella della differente inelinazione dalla ver-
ticale dei van fusti di colonna» della divergenza cioe in aenso
diagonale constatata negli angoli; la quäle disposizione, che certo
non risponde alle buone norme coatruUive, non ö probabile sia
stata voliita, e, connessa con talune lesioni che appaiono nella
trabeazione, fa pinttosto snpporre un lieve spostamento avTenutOv
Se cid fosse, occorrerebbe dairiosieme della curvaiiira che ora con-
statiamo dedurre la parte relativa a qnesta causa fortuita. La
freccia totale ne risulterebbe ridotta di circa 3 cm. e da cm,
13,5 diver rebbe di cm. 10,5 circa, cioö saiebbe ancora del 12,8
p. mille della corda.
f >) Cfr. Peurose, Investigation of the principlei of the Atkenian Ar-
chitecture etc. London, 185K Koldewey a. Puchsteia Die griichischen Tempel
in Unieritalien, Berlin, 1899. I, pp. 25-26.
(•) Cfr. Olympia, Berlin, 1892, p, 18,
116 e. oiOTANifDici
Se aneora potesse sulla iDtenzicoalitil ele^arsi dabbio, easa
sarebbe tolto «Jefioitiramente dairesame dei ^uoti dei rari conci
che costitaiseooo la trabeaziooe, i quali, nei punti in cui De &
possibile il riliero (piü verso riDtemo che sngli spigoli, logori t
rotti) appaiono tagliati obliquamente e abbastaDza strettameDte
ceDgiunti* La saperticie interna della fronte ha infatti le com-
niessure regolari e serrate« certo molto piCi conserrate che non
airestemo; laddove h orvio compreodere che nno spostamento
che avesse prodotto «na eurva come Tattuale arrebbe dov^uto por
tare una larga divergenza dei conci nel lato convesso cioe nel*
linterno.
Cosl dunqae questa dimostrazione, resa eiridente dalla rela*
tivamente grande entitä dei fenomeoo, viene per la prima volta
a dare una trionfale risposta decisiva agli scettici di queste raffi-
natezze architettoniche degli antichi. £ gli scettici sono moltis-
simi: pu6 dirsi anzi che la prima teodenza di tutti coloro, spe*
cialmente tecnici, che hanno noziune di quest'ordine di fatti, si ^
d*attribairli ad errori o a cedimenti, ma di esciudere I'iDtenzio-
Dalitä; e di qiiesto parere sono molti autori che direttamente o
incidentalmeDte hanno trattato la questiotie: cosi il B^tticher (*),
il lUrtena (*). il Dorm (*), ecc.
Gli argomenti negativ! sono invero onmerosi e di gran peso.
Easi 3i riferiacono alle piccole proporzioni di qtieste aaomalie
finora note, che raramente saperano i 10 cm. di freccia, alle vi-
cende siiMte dai monumenti, i qnali, anche se di costruzione per-
fetta e di materiale finissimo come quelU deirAttica, possooo poi
aver aubUo detormazioni e cedimenti parziali ; cos\ ad es. nel Par-
tenone, pel quäle h da supporre che qualche spostamento sia stato
prodotto dallo scoppio della polveriera dei 1687. Si basano altres\
äul fattOf certo poeo spiegabile, che queste raffioatezze si sareb-
bero eaeguite soltanto io alcnni moDumeoti, ma noo in altri ad
essi contemporanei. Cosi ad es. non hanno curvature il tempio di
Aegina, il tempio dorico-arcaico di CoriDto, il tempio di Apollo
(•) Bottichen Die Tektonik der Hellenen. Potsdam, 1852.
("j Märten«, Der aptiiche J/aassstab. Berlin. 1884.
{*) Dtirm, Baukunst der ßriechm. 2* ed., Dtrraitadt, 1892, p. 172 e sef.
BaukuMt der Römer 2* ed., Stuttgart. 1905. p. 866.
H LA CrRVATCIl4 DILLB LINSB NEL TKIIPIO D*EltCOLB A CORI llT
in Bassae io Arcadia (^), pel quäle il caso e tanto piä notevole
in quanto fu lo stesso Iktinos, tiua degli arefaitetti clel Partenone,
che lo edificö; ne maDCano, secondo le osservaziooi del Basile (*),
quasi tutti i templi della Sicilia; accanto al Partenone 1 Eretteo
h sprovvisto di curvature, di che molti hanao dato la ragione affer-
mando esaere qneste caratteristiche delVordine dorico. Ma la pre-
senza receotemente constatata di cunrature nel tempio ionico di
Pergamo (^) e nella Mama earr^e di Nimes (*), verrehbe a
smentire qiiest'argomento (^) corae anche verrebbe a smeotire Tipo-
tasi che soltanto io uq breve periodo di tempo« tra la üue del
TI e quella del V secolo av. Gr., tale teodenza si sarebbe mani-
festata fra gli artisti greci*
La discoutiQuitä e la coofusione in queatordiDe di fatti sodo
dunque innegabili; ma di fronte ad eise i aosteQitori delle • raf-
finatezze architettoniche « portano in campe anche alcune Concor-
datize DOD fortuite, iDnegabili anch'esse. Cos) la rispondenza tra
qaeeta ed altre sapieoti singolaritä architettoniche nei templi greci,
come il tipo della coloona d'angolo, la disposizione, non verticale
ma inclinata verso il mezzo che talvolta si riscontra nei dadi dei
capitelli dorici ecc, cosi la precisa proporzioue che oel Partenone
■ 81 reriäea tra le curve della costruzione di Pisistrato e quelle
della periclea; e il regolare coordinamento tra le curvature del-
repistilio e quella deUo stilobate, tra qiiesta e la conformazione
della roccia su ciii, nei Partenone, 6 tagliata la scalea d'ac-
ceeso (*). E piä che tutto una diretta aOTennazione h data dal beo
noto passo di Vitnirio (IIL 4, 5): • Siylobaium Ha oportet mae*
(*) Anche per qnesti templi le misnraiioni furono coinpitiie diil Penrosc.
Vedi op. cit. p. 27,
\*) G. B. ßasik, Cur^atura delU line§ mWarchiteUurü antica. Pä-
lermo, 1896.
(■) Cfr. K, Maseen zu Berlin, Altertümer voh Pergamon, Berlin» 18Ö6^
IV, tftv. XXIX, p. 02.
(*) Cfr. W, H. Ooodjre»r. A diieovery of horixontal Curvet at tke JA G^
in Smkhionian Deport, 1894.
{*) Anche ta sota concreta prova d*tndole ilologica che abbiamo, cio^
la teitimonianza di Vitruvio, escltide che le c&Qte possano essere floltanto
neirordine dorico, poiob^ anii h espreasa, forse incidetitalmenter a proposito
detfordine jonico*
(') Cfr. Choisy. ffittoire dif VArchitechtre, Paris, t. I, p. 417.
quari uii habeat per medium adjectionem per icamälos impares*
Si enim ad Ubellam dirigetur alveolatm oculo videbitur.» —
Capitulis perfeetis deinde colomnarum non ad Ubellam sed ad
aequalem modulum conlocatis, ui quae adjecta in üylobatis facta
fuerit in super ioribus membris respondeat [sj/mmeiria episiy-
liorum] t.
QualuDque sia TiDterpretazione che si possa dare circa i tauto
discussi scamilli impares (^) nessun dubbio piiö »orgere circa il
consiglio che qtii e dato di co&tormare lo 8tilobatef e in corri-
spondeDza di esso tutta la U-abeaziooe non giä in piano ma se-
eondo linee eurve-
Accaoto a questa testiiuoDianza preziosa prende ora poBto il
tempio d'Ercole a Cori e porta nella questioüe ud fürte argomeDto
positive per accertarci che etfettivatneDte vi sodo stati dei uionu-
menti in cui si e voluto raggiungere un notevole etfetto curvili-
ueare. E puö essere iotoreäsaDte Tosservazione che questa prova
4irttta appare quasi conteeiporaiiea a Vitruvio; e che, insieme
coa resempio giä citato della Maison carrSe di Nimes, dimostra
come ancora nei monumeati romani questa antica tradiziooe archi-
tettonioa contimiava ad avere applicazioni.
Ma la maggiore importanza delle osservazioni fatte a Cori
«ta« come ha rilevato il Goodyear nel pregevole articolo citato,
principalmente nel tipo della curvatura, nella sua concavitk in
piano, che h diversa ed ha anzi eflfetto opposto da quasi tutti gli
*iseuipi di cuiTature che conosciamo, dai suggerimenti vitruviani,
dalle conclnsioni di tutte le ipotesi finora proposte, le quali quindi
ne risultano scoovolte o almeno diversamente orientate*
La quasi totalitä delle curve finora osservate e di curve con-
Tesse in eleFazione (disposte cioä leggermente ad arco). Barissimi
i casi delle curvature in piano, e fra questi il piü notevole i qnello
suddetto del tianco nella Maison carrie; naa trattaai anche qui
di coavessit^, di ciirva sporgente cioe Terso Festerno (*), il che
(i) Vedi ttd es, Burnouf in Revue gen, de Varchit.t 1875, p. 153; Kold-
wey I^ie antiken Baureste der Insel Lesboa, Berlin» 1890, p, 54.
(•) II Goodyear, art. cit.» p. 168, tavv. XVI e XVII, cita com© proto-
iipo di queste eurve convesae in piano ratrio del tempio di Medinet About
in Egitto per il quäle le mknraiioni furono compiate dal Penuethorne,
hk GURVATURA DCLLE LINEI NEL TEMPFO d'eRCOLB A CORf
119
I
•
I
per la prosp^ttiva nan differisce molto neireffetto da nn puDto
normale di veduta dal ca^o della curva convessa in elevazione.
Oltre a questo esempio, ud altro consimile si pu5 segoalare, an-
ch'easo di convessitä in piano e tratto anch esso daH'arte roniana,
Bella fronte posteriore del tempio della Fortuna virile in Boma.
La curva ö nella trabeazione molto notavole e non sembra affatto
doTüta a spostamenti (V)- L& zona basamentale e le linee della
trabeazione negli altri lati, salvo iina lioTe inßessione del tianco
verso Tangolo, sono inreee vettiliDeari.
Di cnrre concaye in piano dne sole sono finora State notate,
una minima nella fronte del Partenone, Taltra conaiderevole nel
lato Orientale del tempio di Nettuno a Pesto. Quanto alla prima
tt Pen rose stesso (forse perche non riusciva a trovame una ragione
Boddisfacente) Tha attribuita ad una deformazione doYiita all
scoppio della polveriera (*); invece il Reber (^) ha Toluto spiegarla
con una ipotesi forse troppo ingeguosa e complessa : si tratterebbe
di una voluta neutralizzazione delFeffetto opposto dato dalla cur-
vatura convessa, la quäle rimarrebbe predominante a diatanza, ma,
con tal mezzo, diminuirebbe d'importanza airavvicinarsi del los-
servatore, Sulla curva di Pesto invece, di cui il Burckhardt {*)
dette la prima notizia» e di cui hanno recentemente parlato THoft-
mann {^) ed il Goodyear {% sembra» doversi dedurre dalle ricerche
(") II Fiecbter [Der jünuche Tempel am Ponte rotto in MiUheüungen
dei K, deutschen InstUtits Houia ld06) ha trascurato resistenxa di questa
Cttrva OTvero Tha attribuita a reatauri (v. p. 2S4),
(') Penrose, op. cit.» Cap. III; vedi anche HoflFer, Der Parthenon xu Athen
in IViener Bauzeitung, 1838. pp* 249 e 371; Schanbert in Kumthlatt 1843,
p. h2.
(*) Rebeip Kunatgeschiehte des AUerthums. Leipii^, 1871, p. 207.
(*) Der Cicerone, 1, 5.
(•) Hoffmannt Curvaturen griechischer und römischer Tempel in Cen-
tralblatt der Bauverwaliung, 1899, n. 31, p. 184. In tale importante articolo si
accenna anche a nnmeroai altri esemp! dl conca?itä u di doppie Gurvatare, come
nel Theseion, neüa Maiton carrie di Nlmes« nel tempio di Minerva ad Assiai,
neirarco di Pola ; ma, come ci dtco lo steaso A. gli esempl sono statt osser-
Yati solle fotog^raÄe, non ilirettamente miaarati« sieche non possono ancora
entrare nel novero dei fatti ftcieottßcamente conatatati so cui poggiare le
noetre dedtistoni.
(•) Art. dt., p. 172, tav* XXL
dei KoMewey e Puchsteio (*) che si tratti di posteriori sposu-
meoti. Nessuno dunqae di qaesti due casi e cosl endente e cerio
da poter esaer mes»o accanto alla eurra coocaTa del tempio di Gori.
pQö danque qiiesto dirsi im fatto nuoTO che occonre ora mat-
tere a raffroöto con le oumerose teorie proposte per spiegare le
raffinatezze cnrviliaeari e siriora quasi esclusivamente limitate allo
studio delle linee convesae (■).
Di queste teorie alcune souo puramente estetiche ; altre attri*
buiseono alle ciirve la funzioiie di correggere le illnsioni ottiche
che altarano Teffetto delle Upee, e possoDO dirsi teorie pseudosco-
piche; altre iniine ricercano in esse un^accentuazione delle forme
apparenti dovute alla prospeitiva subbiettiva.
Le teorie eatetiche, presciDdendo da quelle ultm-estetiche del
Burnouf ('') che vuol vedere nelle curve un'imitazione deirorizzonte
del mare o dei dorsi montani, le ritengono in generale manifesta-
zioni di una tendenza, doTiita al fine e delicato sentimento arti-
stico dei greci, che alla rigida llnea retta soatituirebbe qualcosa
di piü mosso e di piü vivo, dando cos^ a chi contempla Tedificio
un' impressione di leggerezza e di naturale eleganza, taoto piü
gradevole in quaoto la piccola eutitä delle curve non permette di
analizzare il mezzo con cui Teffetto e raggianto (*). Orvero anche
rendendo « elastiehe * le linee, in modo che bu di esse non
(») Cfr. Koldewey u, Pucbstein, op, cit.. I, p. 28.
<•) L^n'ideft che prima iVögm altra potrebb« presentarsi per ipieg^nre
quesfanomalia M tempio di Cori sarebbe qaelU cht*, al di fuori d'ogBi teoria,
rattribuisse ad un isolato teutativo di nn artista. Potrebbe sembrare po»»i-
bil« che, in un^poca ormai tarda, i procedimenti delle carvatore delle linee
ftveisero, come tanti altri elementi, perduto il loro primitiTo significato e
rimanessero in qttalche caso conic arbitrario elemeoto estetico per dare tnovi>
mento alla facciata came ad ei. ben piü tardi ha fatto Tarte barocea. Ma questa
BUppu&iiiorie viene subito esclusa da tin lato dall» testimooianza di Vitra?io
e dairesempio della MaUon carrie che in an periodo i|uasi coevo afft^mn&no
ambedne Te^istenza delle curve neirantico tipo e per Tantico fini; e d'altro
lato dairarte a cui ü tempio d*Ercole b inipirato: arte semplicct organica^
severa, in cui neflsuu elemento appare di decadenxa neanche embrionale, di
accenno a quelle tendenze che ben piu tardi si svtlnpparono neirarchitettura
rom&ixa della Siria e deirArabia.
(*) Burnouf in Revui äet deux mondet, die. 1847.
(•) Vedi ad es. Hoffer, op. cit., Lübke, GeickichU der Arckitekt^,
2* ed., 1875, I. p- 149,
I
Bembri gravare il pesa del tetto o qaello delle statue che occa*
pavano ü frootone (').
I Game avTiene per tutti gli argomenti immateriali, queste
teorie estetiche sooo poco stiscettibili di una diretta discussione,
ed, appoüto per la loro indetermiDatezza, potrebbero benissimo
accDgliere anche la speciale curvatura di Cori; vi sarebbe sol-
tanto da domandarsi perche a questa aoltanto si limiti il novero
delle curve cODcave, e perche, se trattasi purameote dj sentimento
artistico deirarchitettOf qiiesto noü 8i sia espUcato negli altri cas^i
inditTereDtemeDte in linee concave o convesse. Ma, a parte cid,
alle dette ipotesi esteticbe e estacolo insormootabile, da cui certo
non e possibile prescindere, il testo di Vitruvio ; il quäle park di
un tipo deönito di curvature oegli stilobati e negli epistili, lipo rea-
lizzato infatti id qttasi tutti gli esempi esistenti (il che ci assicura
deU'atteDdibilitä delle siie osäervazioai). e fornisce di tale carat-
teristica una ragioDe concreta: «• Si enim ad libellam dingetur
alveolatm öculo videbiiur.., * .
Appijoto questo avvertimento puö essere, per cosi dire, preso
per motte dalle teorie pseiidoscopiche ; e molti autori ialatti si
limitana a parafrasarlo col dire che una luoga linea orizzontale
appare come se fosse iuflessa ?erso il basso, « come se il portico
cedesse nel suo mezzo sotto il peso del frontone »» (*); sieche i
Oreci avrebbera riportato le linee al loro elfetio vero eurvandole
realmente in senso in?erso, cioe con la convessitli in alto«
Di quest^J fenomeno, che invero non e cosi costantemente evi»
dente e sicuro, altri autori si sono studiatt di determiuare Tintima
ragione, basando le loro dednzioni sulla ricerca di quegli effetti
deformativi che in taluni casi sono prodotti dall'incontro delle linee,
e che i recenti stud! di Ottica tisiologica, specialmeDte per opera
deir Hering, del Zoellner, del Eundt, del grande Helraholtz liauno
cereato di chiarire. Una delle leggi geueralmente constatate in
questo campo si e che gli angoli acuti appaiono airocchio in pro-
por^iooe maggiore, gli ottusi in proporzione minore che non gli
aogoli retti risti neue stesise condizioni (^) ; per il che, quando
(') Kugler. Geick. der Baukunst, I, p. 19Q.
(») Choisy, op. cit , p. 407.
{*) Cir. HelmholU» Randbuch der pkifiiatög (sehen Optik, Hamburg n.
Leipzig, 1896 (2* ed.). p. 708.
122
d. OIOTAItHONt
nna retta ^ iotersecata obUquamente da una serie di altra reite
parallele, la vediamo deviare. e quando si hanno due di questi
FaBoi di rette parallele^ uno in im senso, uno id ud albro, la retta
oosl tagliata ^ rista come se fosse curva nel tratto iDtertnedio.
L'effetto h ancora aumentato pel moTimento degli occhi che per^
corroiio e, per cosi dire» tastano la retta quando questa ha uoa
lungliezza considerevole (*).
II Penrosef a cui si deve la prima di qtieste speclfiche teorie
päeudoscopiche ha ritrovato appimto lo schema anzidetto neila
fronte dei templi, ore la linea superiore della cimasa b interse-
cata dalle corniei inelinate che formano i due lati dal timpano.
Da qui reffetto di cedimento nel mezzo e la necessitä, per artisti
come i Greci, di iina correzione.
L'insufficienza di questa gable-theory h eridente. Nou spiega
le curve dello atilobate, di cni Vitruvio parla prima d'ogni altra;
Qon quelle dei fianchi, per le qiiali iL Penrose de^e escogitare una
ragiona, non certo persuasiva, di simmetria e di concordanza; e
cade campletamente avanti al fatto^ ora posto in luce dal öood*
year (*), de! tempio della Coiicordia in Girgenti, ove il fianco
preseuta curvature e non la fronte.
Da un concetto ben direrso parte la teoria dei Thiersch (^X
che piiö dirsi delle viauali oblique. AUorche un momimento si pre-
senta d'angolo, come avvieae pel Partenone quando nellacropoli
si entra dai propilei, nel qiiadro prospettico le linee orizzontali
della fronte e dei fiaoco vengono ad incontrarsi ad angolo ottuso
col vertice in alto, tanto nella lioea basamentale, se questa h piü
elerata dell*occhiOf quanto nelk trabeazione; da qtii la tendenza,
per rillusione ottica che fa vedere gli angoli ottusi mioori dei
yero, airinfleasiooe in basso delle linee. e Topportunit^ secondo il
Thiersch della correzione mediante il rialzamento nello stilobate
e neU'epistilio. L'ipotesi si adatterebbe bene al passo di Vitruvio,
posto che questi abbia voluto parlare di templi con un alto po-
(*) Id, i^,| pp. 709» 714, L' Helmhohz cerca una spiegAzione in una
campleasa ipateäi analoga n quella dei coutrasti data dal Yoting per le in*
tenaitk luminoBe ed i eolori.
(») Loc. cit., p. 170. tavv. XV^IH. XIX.
(') Thiersch, Optische Tauschunggn auf dem Gebiete der Architektur
in Zeitichriß ßr Bauwesen, XXIII (1873), p, 10 e seg.
LA CURYATUH4 DlLLB LINES KSL TCMPIO 0*SRCOLB A OOBI
dio; ma al contrario sembia che ai adatti male alle normali e
logiche condizioni di prospetto dei monumenti* fi facile inteüdere
come uiia speciale coDformasione fatta soltantc per iina 7eduta di
angolo debba risultare sgradita ad un osservatore che si trovi in ud
altro piinto di vista, ed aache il prospetto principale visto di
fronte dnnque, dovrebbe trovarsi in queste condizioni organiche
d'inferioritä; ma v'^ da domandarai : ^ poasibile ch» qaesto sia
stato roluto dagli artisti che pure ivi vollero concentrare tutto il
&3to deirarte scultoria ? Si pu6 ammettere che la redtita d*angolo
rappresenti la regola e non un'eccezione ? Vi sono monumenti» e
tra questi principalissimi i Propilei, che pur hanno curyature no-
tevoli^ e che non possono esser reduti che di fronte; altri ve ne
soDO che presentano curve su di im lato soltanto, cosi il tempio di
B Nettuno a Pesto che le ha principalmente sulla fronte, ed il tempio
della Concordia a flirgenti test^ citato, ed il tempio di Athena
Polias Nikephoroa in Pergamo ecc. : fatti questi che danno una
formale amentita alla teoria del Thierach* Ed infine : h poi vero ch&
la veduta d'angolo, anche nelle condtiioni auppoate dal Thiersch^
in ogni caso accentui gli angoli ottusi nelle Hnee degli edifici ?
£! facile rispondere che ciö dipende principalmente dalle condizioni
di luce. dalla direzione da cui questa provieae. II piccolo bozzetto
della fig- 5, preso appunto dal tempio di Ercole a Cori Yisto da
desti*a (nelle ore pomeridiane), mostra chiaramente come lo spi-
golo che forma aeparazione tra la paretd illurainata e queüa in
ombra divida gli angoli ottusi formati dairimmagine delle linee
orizzotitali in diie angoli scuri, l'uno chiaro e Taltro oscuro, aet-
tamente determiuati. siii quali e specialmente richiamata la per-
cezione; e che inoltre un altro importante angolo acuto di orabra^
avente il vertice snllo spigolo esterno, sia formato dalla linea del-
Tarchitrave nella fronte e quella interna nel fianco sinistro. Siecht
ne risultano in qiteato caao completamente mutate, e forse anch»
royesciate, le cause su cui si appoggia l'ipotesi del Thiersch; la
quäle» piü completa di quella del Penrose in quanto non si limita
a tener conto di un solo elemenbo, ma considera tutto l'edificio,
riaulta per6 auch'essa unilaterale ed incerta.
La defioienza generale» del resto, di queste specitiche teorie
pseudöscopiche sta nell'essere studiate troppo astrattamente, a ta-
Tolino, ayanti disegni o fotografie, ma non di fronte ai monumenti^
GIOYANNONi
allaria libera. Convien pur dire che forse aocbe questo diretto
studio sperimentale dou ci potrebbe ormai dare riaultati atteodi*
bili : 80D troppo mutili gli antichi editici, troppo difersi jfer am*
bieDte, per massa, per decorazioDe dalle coDdizioDi prunitive:
maaca ad essi lefTetto del colore vario e vivace a cui »od sodthj
taite le ragbe della vacehia pietra; maoca la scolttira che riem*
piva i froDtoni e le metope. maiica il tetto, mancano le antefiaseij
speaso ßOD piü Tantico tempio t-i disegoa sul fooda azzurro d^J
cielo, D6 le eoloüae gtilla scura pai'ete della cella; sicebe quastil
tutti gli elementi esseoziali od aceeasori da cui TefTetto ottiee po*|
tera eaaere inüueuzato son mutati ed e ben diffieile rieostmirU eofl
la &i}tä8ia, re^isteodo alla sugge^tiooe che ci e data dalle ideel
precoooett« circa le deformazioni visive (*)-
Le teorie basate sulla prospettiva subbiettiva banoo per ea-
poseuola IHauck (*); il quäle basa saldamente le 8ue ipeteiti m
di UDO Btudio fotidamentale del modo ooa cui uella retilia e oelU'l
meute ai formaDo e ai percepiscono le immagini. Noi Oiaerviamo
gli oggetti di notevole estensione seguendone le linee coli gli ocobi,.j
i cui raggi visuali oiaoteagoDo la » posiziooe primaria • deterwi*
oata dalla legge di Listing (^); sieche la percezione • ai compone
dell'aggruppameQto di tante visioni subbiettive. alle quali non si
pu6 attribuire realtä. segDi staccati delloggetto reale i cui soltanto
la meote vieoe a ridare 1 uuit^ > {% La prima aaaaeiaziooe che
i*) In molt« ossenrAxioni dirette da me cumpiute sn monumetiti eerta-
menU TOttilineari» come il Pantheon, i) tempio d'Autonino e FaostiBa, la
pATtö anteriore del tempio della Fortnna Virile, non «on mal riuscito a ri*
«coQtrare IVffettö «i delle muÄli oblique » del Thieracli ; invece in vifi easi
m'h sembrato yedere Tefietto di cediiuenlo dovuto al timpano (secondo il
Penroit), ma in rnodo irregolare e discontinno, da Äleani punti dl vtduta si
« da altri no. »enza che po^sa rendermi conto se cid derivi da rag^iofti su-
biettivo od obbiettlTe, Quanto alla differenza eweniiale prodotta dalje con*
diiioni dei monumanti, basti osserrare nella fronte del Pantheon qnaU alte*
Tuiiaao ndlle linee portino le due macchie blanche che qnasi simmetrica-
nic»t4S si fedono oeUa trabeaiione al dlaopra della p^naltima colonna a deitra
td a sinistra.
(•) G, Haock, Die subjektive Penpektive u%d die horiionialen Curva-
iuren dei dorischen Stylt. Stuttgart, 1879.
(•) Qt Tscheming, op. cit,, p. 269.
W Heimholt«, op. eit. p. 76>.
I
I
81 ha di questa serie d'immagiDi fugaci da ad una retta orizson-
tele elevata percorsa dall'occhio l'aspetto di una curva fortemente
arcuata, con la coüTessitä cio§ rivolta verso lalto (^), e ad una
Serie di sostegDi Yerticali visti di fronte Taspetto di taoti ele-
mentj* verticali o convergenti a seconda deiraltezza a cui si tm-
vano, le cui diätanze dimimiiscono gradualmente eoiraTvicinarsi
agli estremi, II criterio guidato dairesperienza riporta poi la no-
sione rettilineare e quella di equidistanza.
Secondo THauck le curvatiiie DsseiTate sui raoniimeDti eile-
nici DOD rappresenterebbero che la stiliiiasione della cnrva che si
forma in questo primo stadio della visione; e poicbe tiei monu-
menti dorici (F Hauck e anch'egli della falsa opiniooe che ritiene
le ciirvature caratteristiche soltanto delTordine dorico) la soluzione
del triglifo d'angolo fa sl che riDtercoltimnio estremo sia minore
degU iDtermedl, i qiiali taholta anche vanno gradatamente au*
meütatido Uno al mezzo, tutto il quadro prospettico subbiettivo che
si presenta di froDte ad un tempio a colonne equidistanti verrebbe
cos), con la detta stilizzazione, riprodotto in modo armonico e
completo. Non diiaque correzione, ma accentuazione di quelle che
e il primo stadio della perceziooe visiva.
La teoria e certameiite geniale, ma, cosi come k forraulata,
basata cioe sul concetto d'imitare e tradurre in pieti-a la visione
efSmera che si compone nel nostro occhio^ sembra invero artiüciosa
9d arbitraria. Quauto piti svihippato dobbiamo ritenere il senso
prospettico dei Greci, tanto piü ei appare evidente che fosse per
loro facile e diretto il passaggio dalla visione alla percezione col-
lineare, cioö alle stadio nltimo e perfetto, Ed inoltre perche allora
troTeremmo le curvatore in alcuoi moniimenti ed in alcune paiii
di eßsi? Una spiegazione basata su concetti stilistici generali come
questa deU Hauck e come anche le teorie puraniente estetiche giä
accennate. dovrebbe avere avuto applicazioni generali e non inci-
dentali; laddove si comprende che le ipotesi basate au correzioni
ottiche possano fino ad nn certo punto spiegare i casi isolati; a
(') L'Hauck parla (a p. 3S e seg.) di un'egperieuza in an caso speciftle
in cui il funoraeuo h avvertito in modo evidentissimo; quando cioe si fa, in
oecasione di feste, rillumtnazione di tina facciata coii uoa serie di fiammelle,
chö Tocchio vede nel perCörTeme la linea disepiarsi neiroscuritä iecondo una
ampia corra.
ä
126 o, oioTAincoNt
sec<»Dda eioe che un dato effetto dalle condizioDi di ambiente, di
Inca, di oroato era volta per volta aecentuato o nascosto.
Invece tni sembra che ad iiQ*ipoteBi piii attendibile possa
^ungersi seinpre partaodo dalle premesse deIl*Haock, se si can-
stderaao le cunrature come un espediente, un artificio prospettico
per aumentare Teffetto di graodezza dell'edificio (^). Nel modo
iateafla eiie Tentasi delle coloDoe ha per scopo di aumeotare Tef-
fetto d'altezza aunieatanda ancora la rastremazione che la pro*
gpettifa darebbe ad un ftisto ciliadrico, nel modo istesso che nei
portiei a dae serie di coloaue i Greci haono qoasi costaotemeDte
aumentato Teff'etto di profooditä col dare alle colonne interne dia*
metrot e talvolta anehe altezza. minori che non nella tila anteriore^
cosi aache la curvatura delle linee aovrastanti allocchio, linee che
questo sa essere orizzonUli« riene ad aumeatare Tampiezza, poichä
accentua l'effetto della curTatura d ta dair immagine subbiettiva
eome racceotuetebbe una maggior esteasione della froote.
yUlusione Deirordiae dorico b resa pii^ oompleta dalla dimi-
Quzione degli iatercolumai verao gli estremi, neirionico in?ece
permane anche, ma meuo perfetta e 1 evidente. Si puö cosi ricon-
durre il fenomeno ad un ordine di fatti giä noti, non isolati come
sarebbe stata la stilizzazione delle curve. Si pu5 anche allora
spiegare come ia taluni casi sia sembrato agii artisti couveniente
accentuare una dimenäjone deü'editicio mediante questo mezzo, in
altri Qo: fatto che, oome si i detto, sarebbe del tutto incotupa*
tibile con un'ipotesi stilistica generale (*).
Di fronte al testo di Vitruvio, quest'ipotesi i-appresenta an
ordine d'idee innegabilmente di^erso, ma che, certo piü della teoria
deir Hauck, paö trovare in eaao una diretta concordanza. üna legge
che mi sembra generale nelle illusioni ottiche corauni (noo do-
?ate cioe a fatti specialis come incontri di linee ecc.) 6 nelle
(>) Giü r Hoffer (op, cit.) ayeva, fiu dairinizio delle ricerche in qneito
eampo intraristo tat« concettOi associandolo a qaelli puraroente estetici;
ma r Hauck (op. eil, § 8) ai h affretiato ad escludere qnest^ordiue dMdee,
»erabrandogli impossibile che i Greci segoissero procedimenti d*arte che ri-
cordano quelli del tardo Rinascimento. Recentemente T Hoffmann (op, eh.) ha
■oatenuto uoMpotesi non dissimile da quella ora qui esponta.
(•) Le varie composizioni decorati^e di Pompei offrono numeroai eaempi
di qaesto aceeutaazioni prospettiche degli effetti; le qnali certo qajndt mvn
fnrono eatranee airarte ellenistica ed alla romaua.
LA CLTRVATURA DELLE LINEA N'EL TKMPtO d'bRCOLE A CORf 127
masse architettoniche quella che potrebbe dirsi di reazione contro
TefTetto prospettico: cosi ad es. uoa colonDa perfettatDente cilin
drica darebbe eertamenta veduta cotne divergente superiormeDtef
mentre che l'occhio ne vede invece caiivergenti le linee; cosi an-
che l'insieme di una serie di colouiie Terticali appare come se si
aprisse versa Talto (0* L& reazione quindi contro la ciirva coo-
ftaaa veduta Del primo aggnippameato delle imm^ini darebbe
Tapparenza di una ciirva coDcava. che si piega verso il basso,
quasi atfaticata dal peso che la trabaazione sostiane; e Hpecialmente
ciö avverrebbe nei templi dorici, in cui, come dice gitistamente
r Hauck (^) la Dormale curvatura sarebbe sproporziönata alla ra-
stremadooe degli intercolumQi e sembrerebbe qiiindi alveolaia.
In ci6 dimque b da eercarai la spiegazione aualitica del fatto
geoericamcote esposto dallo Choisy (^), il coordinamento tra questa
ipoteäi dell'ilhisione ottica e la correzione vitraviana.
Ritarniamo ora al tempio di Ercale a Cori. Aissolutamente
opposta alle teorie psendoscopiche del Penrose e del Thiei*3ch ed
alla teoria di stilizzazione deU*Hauck, la curvatura concava del
pronao ed il siio audamento cresceüte verso l'alto possano in
questa ipotesi della iüusione ottica trovare una esplicazione che
sembra soddisfäcente,
Soffermiamoci per un raoraento (vedi tav. VII) ed esaminare
Taspetto generale, il concetto di proporzioni e di foruie che anima
la bellisfiima opera. Nella gmnde evoluzione che ha subito nel
corso dei teuipi l'ordine dorico prima che Tarte romana l'uccidesse
nelle imitazioni geometriche, questo di Cori rappresenta 1' ultimo
anello, ardita manifestazione di uno spirito nuovo contrapposta al-
Fantico tipo. Noti aoltanto son diverai i particolari, e le colonne
sono munite di base ed i fusti hanno doppio tipo di scanalature,
e la graade porta e le ante ditteriscano dagli esempi tradizionali ;
ma tutte le proporzioni stanno ad indicare, non piü la massa grave
e lo sTihippo longitudiuale, ma la leggerezza e lo slancio verso
l'alto. Le coloane banno altezza di nove diametri, ristretti e sottili
sono i capitelli, piccola la trabeazione, e tutta Fopera puö dirsi
concepita come un monumento ueriicale; alla quäle tendenza
(') Choiiy. op. cit„ p. 406.
(») Op. c\u p. 138.
(») Vedi aoprt a p. 408.
i%6 O. GIOVAPSNOM
certo non dere essere stata estranea la noziODa 4el luogo in cui il
tempio 61 troraTa, isalato in cizna ad un alto coUe, cod una ripida
strada che dovera accedervi e permatteva soltanto di vederlo dal
basso.
Tra queste oaratteristiche aingolari delVordine architettonico
di Cor! nna ve n'6 su cui importa saflfeitnare Vattenzione ; ed a la
distaoza data agli iDtercolamiü ed alle metape* I primi sono tutti
uguali nella fronte; e pöiche nel fregio ancora e segiüta la dispo-
sizione del triglifo d'aagolo, ne consagne che nei due spazl estremi
la lai-gheiza delle nietope h molto maggiore che noa noUo spazio
centrale, con un etfetto non certo felice e che anche piü sgradevole
doreva sembrare agli artisti antichi, aT?ezzi ancora alla regolare
e bella dispoaizione del fregio dorico,
Questo disagio in cai gli architetti si trovavano nelle analoghe
appUcazioni e chiararaente espresso da Vitruvio; il quäle nel dare
la ragione per cui insigni architetti come Arcesius, Pytheos, Her-
mogenes non avevano voluto impiegare Tordine dorico nella co-
struzioae dei templi, dice (') che delle diie soluzioni che si
presentano per la disposizione delle Colon De a del fregio. o l'antica
che rendeTa grintercolnmni estremi piü plccoli degli altri, o la
nuora che stabiliva iuveoe gl'lntercolumni uguali ma era costretta
ad alterare le metope, ambedue erano deplorevoli ; donde il coq-
siglio di adottare una nuoTissima disposizione, abbandonando Torga-
nico tipo del triglifo angolare e ponendo iavece anclie nelle colonne
d'angolo il triglifo suU'asse della colonna in ciaacuno dei lati (*).
Tra queste ?arie soluzioni, Varchitetto dal tempio d'Ercole non
ha accettato questa non felice innovazione che Vitruvio cosl cal-
damente sostiene, ma ha francameate adottato quella intermedia,
poaendo le colonne equidistanti, e facendo diverse le metope: ma
deve avar posto menta ai mezzi per diminuire l'effetto non hello
ehe risultara nelle proporzioni, da cui appaiivano i due spazi
(') Vitr., IV» 3: «*,,, ita meiopac, quae proximtu ad angulara tri-
gljfph&s fiuntt non e^reunt quadratae sed oUongiores triglyphi dimidia lati-
tttdine, at gut metopas aequales volunt facere, tntercolumnia extrema con-
trahunt triglyphi dimidia latitudine , hoc atitt^m iive in metoparum longi*
tudinibui M9 intercolumniorum contr actionibm e/ficietur, eit mendoium,
quapropier antiqm vitare visi mnt tu aedibui aacris doricae symmetHai rä'
tionem n,
(>; Lib, IV. 3, 5.
LA CURVATURA DELLE LINKE NEL TEMPIO d'eRCOLE A CORI
129
estremi della trabeazione maggiori dello spazio intermedio; e Tespe-
diente adottato h stato qnello della curyatura concava, che gli per-
metteva di far sembrare piü ristretta la zona superiore, contraria-
mente airordinario espediente della convessitä che tendeva a farla
apparire piü sviluppata.
Osserviamo infatti lo Schema della fig. 4, in cui son rap-
presentate le linee principali della fronte, come risultano composte
nellocchio che le contempla dal basso, soffermandosi in tre posi-
zioni primarie siiH'asse degrintercoliimni. La curva punteggiata
corrisponde alla forma secondo cui apparirebbe la trabeazione ret-
tilineare; la curva a tratto continuo, a quella secondo cui eflfet-
Fi<r. 4.
tivamente appare per la concavitä costruttiva che viene a dimi-
nnire la convessitä visuale. Siecht la sommitä del tempio viene
ad apparire meno curva e come tale meno larga del vero verso gli
estremi. il dunque realizzato Teffetto assolutamente opposto a quelle
che si ricercava negli altri templi, specialmente nei dorici ad in-
tercolumni di diversa ampiezza, appunto perche opposte sono in
tal caso le proporzioni, divei*so il problema di accomodamento che
si voleva risolvere.
Gosi dunque Tipotesi della illusione ottica, deireffetto ciod di
maggior o minore ampiezza ottenuto modificando le curve che
appaiono nel quadro prospettico subbiettivo, pu6 prestarsi alla
spiegazione del fatto nuovo constatato a Cori, opposto ai risultati
di tutte le passate teorie ; ed alle stato presente delle nostre co-
gnizioni puft dunque tale ipotesi rappresentare una soluzione at-
tendibile. Ma non occorre dimenticare che queste nostre cognizioni
130 6. GIOrA?C50KI, LA CCRTATCRA DELLE LINES ECa
soDo ancora scarse in proposito e che soltanto per pochi monumenti,
come qnelli di Atene e d'Olvmpia, e come ora il tempio di Cori, ab-
biamo a questo rigaardo rilievi eerti, corredati di osservazioDi d*iD-
dole costnittiva. Soltanto qoando piü nomerosi e complessi saranno
i dati scienti&ci r^olarmente raccolti, quando la via degli studi
COS] animosamente iniziati intorno alla metä del secolo scorso e
poi quasi abbandonati sarä di nnoTO percorsa, poträ sorgere ona
Vera teoria. non semplicemente induttiya (')• Forse allora molte delle
idee che ora sembrano inconciliabili, potranno apparire coesistenti;
poichö e da ritenere che gli artisti greci, che immaginaTano i loro
edilici nel vero ambiente prospettico e non sulla carta, secondo le
varie condizioni obbiettive di luce e di veduta. secondo il senti-
mento artistico individuale, ne stabilissero caso per caso le carat-
teristiche per rispondere alla loro earitmia, non ad nna o alValtra
delle varie teorie ; le quali piü che per essi ralgono per noi. Forse
anche quindi molte delle considerazioni snesposte yerranno demo-
lite ; ma rimarranno — molto piü importanti e sicure di esse — la
constatazione e la determinazione di iin fatto cosl importantee singo-
lare quäle h quelle della curvatura nel tempio di Ercole a Cori {*).
Q. GlOVANNONI.
(■) Potrebbe parere anche meno alta se la furma delle colonne e Tef-
fetto di prospettiva aerea non venissero a ristabilire il sento della distanza.
(*) Anche potranuo riuscire di prezioso ausilio gli stndi tni monnmenti
medieyali. in cui innunierevoli anomalie si riscontrano, talune evidentemente
intenzionali all«» sc^po di produrre illusioni prospettiche, altre invece per le
qaali non e del tutto dimostrato se derivino da irregolaritä fortnite o da
« raffinatezze » architettöniche. Ter ora b troppo presto per poter affermare
una Vera continuitä di tradizione, e per p«»tere. c^'me fa il Goodyear ch#! di
tali studi speciali sulle co»truzioni del Medio Evo pno dirsi Taatorerole capo-
scuola, associare le singolaritä che trovansi in queste costruzioni con quelle
dei raonumenti antichi (Cfr. W. H. Goodvear. Optical nfinements in me-
diaeval Architecture in The Architectural Reeord., 1896, II, 1*), ed in par-
ticolare con quella del tempio d'Ercole a Cori (art. cit.. p. 173-176).
Fig. 5.
ÄRA DI BAGNACAVALLO
. , - . . Tua^ CaexaVt aHa*
frngn et ngrn rettuUt uberet
OftAJEfO, Carminü^ IT. 15.
Nella chiasa parrocchiale di Boncellino, vicina al grosso borgo
romagQolo di Bagnacavallo (provincia di Raveona), esisteva il mo-
Domento qui illustrato aino aU'anno 1902. Id queU^aono, per
azione del compiaüto Brizio, esso veniva trasportato nella sala dei
moQiimenti romani del Miiseo Civico bologuese, ove tuttora si
trora*
II monumento, uu/altare romano dei primi tempi deirimpero,
dovette soffrire im guasto assai grave quaüdo tu trasformato in
acqiiasantiera per la rustica cliiesetta.
In tale occasione forse saranno andate perdnte le modaDatuie
della base ed il profilato üfIo, rimanendo solo \m cilindro alto
m, 0,70, coa un diametro di m. 0,39, Anzi il danuo non si e limi-
tato a questos chh il bei marnio dalla calda patina giallastra fu
riooperto da troppo coutadinesehe mani di uno strato di bianca
calce, per fortiina leggero» che ha corroso e guasto vieppiü la epi-
dermide dei fnitti e delle biade che escono dai qiiattro corni di
abbondanza.
Da questi qiiattro corni vediamo infatti espandersi rigogliosi
prodotti vegetali, che trovauo il loro pretto riscontro in quelli tanto
amrairati dei festoni delV Ära Paeis (Petersen, Ära Pacis Au-
gustae, 1902, p. 38; Stroeg-Sellers, Roman sculpture from Au-
gmtm to Comtantme, 1907, t XXX II rendimento in queate due
opere ö il medesimo, conie ognuno pu6 benissiaio giudicare al
meto confronto; e il rendimento naturalistico nelle rappresenta-
tioni di natura morta delTarte angnstea« su cui s) bene hanno
ÄRA Dl BAOKACAYALLO
13S
TEgeo di questa forma di altare e U sua destinazione a scopo
religioso ed a scopo fimeiario.
Credo che tale forma dt altare possa risalire M' eaxaQa^ a
qiiella specie di cüiadro aperto per cui fluiva al morto la liba-
zione a hü sacra» della qua! specie di monumeuto m\ prezioso
esempio ci e dato dalla /(r;^«^« di terracotta di Monaco, con la
piü aotica rappresenta^ione di Caronte, edita dal Fnrtwängler nel-
VArchiv für ReligiotiswmenschafU v* VIII, 1905. pp. 191-202.
Ad ogni modo nel III secolo a. C, la forma di altare ro-
tondo sarebbe del tutto evoliita, e qiiesto ci attesta un esemplare
di Cos al Museo di CostaEtinopoli citato dallo Pfuhl NelFisola
di Rodi specialmente si sarebbe svolto questo tipo di altare-ae-
polcro rotondo, noto a noi da moltissimi esemplari su cui insiste
r Altmann, come per gU analoghi esemplari di Lesbo fa parola
lo PfuhL
Kegolarmente im ricco festone di liori e di frutti h sospeso
tutto attorno al monumeDto a bucrani, a teste di arieti o anche a
patere, e qiiesto festone h situato verso ralto. Invece nel magni-
rico e noto altare del teatro di Dioniso, ad Ateue, che puö eesere
datato attorno il 130 a. C. (Altmann, Architektur und Orna-
mentik der antiken Sarkophage, p. 73 e seg.) 11 festone, se sopra
le teste dei Sileoi si avvicina di assai al decorato orlo superiore^
coi suoi semicerchi pendenti non di molto si discosta dalla ricca
modanatura della base.
Devesi poi notare che, rignardo alle proporziooi loro, io divi-
derei questi altari ellenistici in due tipi: il primo, come Taltare
ora citato di Ateue, ha una circonferenza piuttosto arapia rispetta
all altezza, onde l'aspetto generale k piuttoato tozzo, nel secondo^
ed k il tipo della nostra ara di Bagnacavallo, il diametro della
circonferenza ö assai piccolo in confronto deiraltezza,
Nel primo tipo, essende esso Offerte dal detto altare dioni-
siaco di Ateae e per eaempio da due altari di Delo, ora al Louvre
(1* BMmx^mteT, Bmkmäler, v. I, tig. 59; 2** Clarac, Mu$4e de
sculpture, ?. I, t 130, n, 157) di destinazione religiosa e ricompa-
rendo infatti con identica destinazione di cnlto nel rilioTi citaro*
dici (Schreiber, Ihllenistische Reliefbilder, it XXXIV-XXXVl),
si sarebbe quasi indotti a vedere un genere di altari destinati
eficlusivamente ad atti del cnlto religiöse verso divinitä.
154
P, DIXATI
E, ad ammeitere questo ci conforterebbero pure numerosi
€sempt di altari-sepalcri a di aUari*OQorari, che sono appiinto del
secondo tipo, quali per esenipio, quelle di Cuma, edito dallo
Pfuhl nel lavofo giä citato (p. 88, fig. 18)» qiiello assai noto da
Lesbo, edito nel Dizionario di Daremberg e Saglio (v. I, p. 352,
fig. 426 = CoDze» Reise auf der Imel lesbos, 1865, t IV, 5) de-
dicato aU'eroe AriBtandro.
Ma d'altro lato, il medesimo lipo di altare alte e stretto
riappare uel rilievo dell'apoteosi di Omero di Archeiao. pocbi anoi
or aono studiato dal WatziDger (Das Belief des Archelaos von
Priene, 63*^ Programm zum Winc/celmannfeste, Berlin, 1903) e
oel rilievo ellenistico di Pane sullasino del Mnseo di Napoli
<Schreiber, t. LIV).
Alcuni di questi altari possooo discendere piü in giü della
^tk reramente ellenistica od entrare neireta roniana; cosi l'altare
di Aristaüdro, eosi Paltare del rilievo di Archeiao, qualora si ac-
cetti la critica alle opiDioiii del Watzinger fatta dal Cultrera, e
si accetti il riferimento proposto da questi alVetä romana (Saggi
mli^arte ellenistica e greco-romana, I. 1907, p. 226)< Tuttavia
possono questi altari essere coDsiderati tutti come espressione di
arte ellenistica. o per quanto coucerne la loro decorazione o per
trovarsi essi rappresentati in opere di carattere ellenistico*
L* altare rotondo puramente romano, che pur deve essere rite-
outo come derivato da questi altari ellenistici, e piuttosto raro e
mostra prevaleotemente la forma del secondo tipo, alta e slanciaia.
Oli esemplari assai noti che cito con le loro particolaritä ci pos-
liODO istruire assai bene sulla origine, sulla durata, sugli aspetti
di tal genere di mouumenti roniani.
43) Altare di Mercurio e di Mala. Vaticano, galleria dei
Candelabri, — C. L l.. h 804 = VI, 2221; Samter, nelle
Römische Mitleilungeru \\ VHL 1893, pp. 222-225; Altmaon,
Die röm* Grabaltare.^. h.
11 monumeuto, di forma allungata, sarebbe stato dedicato
tn gli anni 145 e 103 a. C. 11 festone sospeso % due bncrani ä
«sprosso del tutto secondo rindirizzo ellenistico e non secoudo
ÄRA DI DAGNACATALLO 185
la naturalezza che conduce airillusionismo dellaiie decoraÜYa
imperiale*
La pretta itnitazione ellenistica si manifesta anclie nel modo
in cui disposta la iscriziooe e nella presenza delle dne figura
di diviiiitt\.
J) Altare da Veio. Museo del Laterano. — Monumenli del-
rinsliiulo, V. IV, t. 36; C. L L., XI, 8779; Benndorf e Schöne,
n. 440 ; Heibig, Führer^ d* 706 ; Eoacher, Lexikon^ v, III,
c, 2505, fig, 6.
Anche questo raouiimeDto dedicato alla Pietä (PI ET AT IS
S A C R V M) ö di forma piuttoato slaiiciata, sebbene in minor grado
che neiresempio precedente,
£ giä stato notato che questo altare, per la eua decorazione,
dove risalire al celebre puieal Libonis^ esistente nel Foro e tioto
a noi da iina moneta della gern Scribonia (Babelon, Monnaies de
la republiqiie, II, 427). Sebbene questo puteale sia doyuto a L. Scri-
bonio Libone, pretore nel 204, l'altare veiente che iie derifa pa-
lesa l*etä aiignstea pel modo con cui sono espressi i frutti e 1@
biade del featone, che concordano, a mio avriso, perfettameote con
le biade ed i frutti dell'^rö Paci$.
£] degna di nota la derivazione di questo altare da un cosl
datto piiteale. II puieal (racchitidente iina sacra fontana) ed il
bideatal (racchiudente il luogo colpito da fuoco ceteste), due ge-
neri di monnmenti, come di recente ha osservato T Hild (arlicolo
puieal nel Diiionario di Daremberg a Saglio, y. IV, p. 778 e sag.),
romani e di sigoilicato sacro, possono alla loro volta, appnnto per
questo carattere aacro, esaere aesimilati agli altari. Pereid qiiesti
moDumenti di forma rotonda, a parapetto basso, si saranoo a poco
a poco avvicinati, come e il caso del pnteale di Libone, agli al-
tari ellenistici, ed in seguito avranno anche assiinto la forma ateasa
alaociata di queati altari, come vediarao nel puteale del laem
Juturnae^ nai parapetti di pozzo di Pompei. Tuttayia antecedenti
etmschi di tal forma slanciata, si avrebbero nei pnteali di Mar-
xabotto {Mon, dei Lincei, r. I, p. 321 e sag.) dal tutto naglatti
daU'Hild.
136 P. DUCATI
c) Altare da Tivoli. Vaticano, galleria dei Candelabri. —
Altmann, p. 5, fig. 2.
Questo altare, di forma assai slanciata, tiittavia non ha piü,
come gli esemplari ellenistici, la iscrizione dedicatoria suUa mo-
danatura, ma, come nelFaltare b, essa iscrizione i incisa sopra il
festone :
AGATHO DAEMONI
SACRVM
E. V. S.
I bucrani a cui ä appeso il semplice festone, sono di tipo
romano.
d) Altare-sepolcro di Ottavia Catulla. Brocklesby
Park. — Montfaucon, v. V, t. 28; C. L Z., v. VI, 23338;
Altmann, p. 6.
La forma di questa pietra sepolcrale h piuttosto tozza e bassa.
La iscrizione manifesta, come data di eseciizione, Tetä dei primi
successori di Augusto; infatti Taltare h dedicato ai Mani di una
Ottavia Catulla, moglie di un Gelado, liberto dei divo Augusto.
Tale data, posteriore alla pura etä augustea, palesano a mio av-
viso pure e la forma dell'ara non piü ellenistica e la ricca deco-
razione, per cui quesVara deve essere ritenuta come an perfetto
riscontro ai ricchi altari-sepolcri quadrangolari dei primo secolo
deirimpero.
L'esuberante e grossissimo festone, sottoposto alFaquila ed
alla iscrizione e sostenuto da bucrani, fa rammentare una bella
urna della gliptoteca Ny-Carlsberg (Altmann, fig. 58, n. 7), mentre
le cordeile della legatura a mezzo dei festone, ricordano altari coi
bucrani sorreggenti i festoni, quali le are di Preneste (m, fig. 54,
n. 2), di Spendonte {ivU fig- 55, n. 4), di Arimnesto {ivi^ fig. 56,
n. 5). L'aquila poi al di sopra dei festone ci riporta ad esemplari
piü recenti, quali le are di Volusio Fedro {ivi^ fig. 40, n. 4) di
ktLK DI BüOHACAVALU) 187
Annla Nice {ivi, fig. 62, n. 20), di Antooia Elena {ivi, fig. 64, n. 25),
di Ciai'to Preponte {ivi, fig, 74, n. 54), di Ogulnio Kodone (m\
fig, 75) ed altre ancora.
e) Altare di Mantova. — Labas, Museo della R. Acca-
demia di Mantova^ v. I* t. XXIV; Dütschke, n. 710; Alt-
mann, p. 6.
Per la snellezza di forma, qiiesto esemplare si collega all al-
tare c ed al oostro di Bagnacavallo. Etä tattavia piii recente
esso, a mio credere, paleserebbe nella esuberanza della decorazione,
che riempie tiitta la curva euperticie, e nella zoua di ornato posta
superiormente e nelle teste femminili da cui pendono i festoni.
Qneste teste femminili in tale nilScio sono 8U di im monumenta
deU'etä dei Flavii, in un'aUare-aepolcro del cortile del Belvedere
(Heibig, Führer^, n. 160; Altmann, p. 56, n. 12; Strong-Sellers,
t. XXXVIII), AU'etä dei Flafii sarei inoliiie ad attribuire questo
monumento.
/*) Altare di Mantova. — Labus, v, IL t, XVI; Dütsclike,
D. 712; Altmann, p. 6.
L'ara, piuttosto bassa, e addirittura ricoperta con esuberante
deeorazioue vegetale di acanto che rammenta assai alcuni monii-
menti dell'etä dei Flavi» gli acanti delfarco di Tito, di tre lastre
del Foro Ramano (Strong-Sellers, t. XXXVl), E la medesima etä dei
Flavi paleserebbero pure le teste femminili ^sorreggenti i festoni.
L' Altmann iairece, anche pel monnmento precedente. pensa all*etä
di Angüsto.
g) Altäre dagli Orti Sallnstiani. — Bulleitino archeolo-
gico comunale, 1886, t X, p. 314 e segg. (C. L. Visconti);
Altmann, p* 113; Journal of HeUenic Sludm^ v, XXVIII,
1908, p. 152.
Anche questo piccolo altaie (altezza conservata m, 0,74
per 0,57 di diametro) e di forma snella, ma qoi la sintassi de-
corativa, quäle noi possiamo vedere negli anteriori monumenti
^ derivata dagli alUri ellenistici, ö del tatto trasformata se-
condo ouove teudenze.
Dai quattro eleganti balausti scendona i cortiaaggi che ten-
goDo toogo dei festoni di Bori, di friitti, di biade, e nei riquadri,
da questi balaiisti formati, sono le quattro gentili figarioe di ge-
nietti alati simboleggianti le stagioDi deiranno. Quesie piccole
figure rieotrano perfettamenta nel repertorio degli Amorini del-
Tarte del rilievo adriaDeo* su cui reeentemeDte ha richiamato Tat-
tenzione la Sfcrang-Sellers (p, 264 e segg. dellopera citata), degli
Amorioi dellara di Ostia, dei sareofagi ateniesi e specialmente
della Qotiasima urna capitoliQa ottagonale di Lucio Lucilio Feiice
(Heibig, n. 440; Altmaüü, n. 105; StroDg-Sellers, t LXXX).
Questa urna h una nlteriore trasformaziona della forma toodeg-
giante di questo altare ratondo adrianea: i balausti come linee
di diFisione e le figure rilevate in mezzo preannunciaDO chiara*
mente Tulteriore smussamento della superficie curva e la trasfor-
mazione in un poUgono*
Questi esemplari credo che mostriDO in modo sufficieQtemeote
perspicuo Tevolversi delFaltare rotondo neirarte romaua.
Derivate esBO altare da modelli ellenistici deirarte asiatica,
delle iaole deirEgeo e di Aleasandria (rilievo fouerario Bissing,
A(h. Mitteilungen, 1901, p. 287, n. 31), dapprima avrebbe man-
tenuto tal qaale ogni suo carattere in Roma e poi col tempo avrebbe
assunto le varie qualitä decorative delFarte imperiale.
Coa gli altari di Veio, di Tivoli, di Bagnacavallo, si ha la
deeorazione augiiätea, spleiidida nella sna moderata armooia, poi
col moniimeata di Ottavia CatuUa ai ha la esuberante espressione
dei vail elemeriti decorativi del fiore degli altari-aepolcri, coi due
altari di Mantova si haono le forme assai rieche deirillusiouismo
dell*etä dei Flavi, si hanno inßoe le forme delicate e semplici
del neo-classicismo adrianeo nella pietra degli Orti SallustiaDi.
L'altare rotondo 6 stato assai mono coltivato nelFarte ro-
mana delFovvio altare quadrangolare ; la sua migliore e piü nu-
merosa espressione ebbe neH'epoca aiiguetea.
Dopo Adriane, non saprei citare esempi di veri altari rotondi,
Infatti le basi triangolari per tripodi delFetä degli Antonini del
Louvre (Baumeister» fig. 60) e della Marraorata (DuUetttno ar-
cheolcgico comunale, 1886, t. YIIIX ci mostrano bq di un lato la
AKA Dt BAONA.CAVALLO
18^
rappreäentazione dt tm piccolo altare rotondo su cui ?idn fatto an
sacritlzio ; ma que^^to altare ^ del tutto degenerato dalla primitiva
sua assenza, consisteDdo in uu basaissimo ba^amento coq decora-
zione di festoni e di teste barbute, sorretto, come foase un reci*
piente, da zampe leonirie. Cosl pure h l'altare in un altro rilievo
romaoo del Louvre (Clarac, v. I, t* 2u0, d, 25).
L'iDÜusso che ebb^ ad esercitare in Roma Taliare rotondo
ellenistico, specialnaente sotto Augnato, si pud dedurre non solo
dagli esempi siiddetti. ma anche da altri moaiituenti« cioe dalle
pitture. Ed a tal proposito cito la pittura ercolanese edita nelle
Pitture d'Ercolam, v. I, 207, e nei Denkmäler del Baumeister,
fig* 636* col serpente. genio del Inogo, attorcigliato attorno ad ud
rotondo e semplice altare.
Alcune uroe poi debbono riconoscere i loro prototipi in altari
rotondi; altudo qni ai Jue notisäimi ossnari tondi dei Platorini
(AHmaiii], p. 44, tig* 34) ed all^urna di Modio Snccesso adoma,
come i cosiddetti puteali neo-attici, di ßgiire di Menadi e di Si>
leni rilevate (Montfaucon» v. V» t. LXVIII, in alto a s.). L'uma
di Minneio Feiice (Montfancon, v. V, t. XXXIII, in basso, Alt-
mana, p. 6), erroneamente posta dalFAltmann tra gli altri se-
polcri rotondi, risale ioTece ad im'altra forma di monumento, al
pnteal o al bidental primitivo.
Tutta la superücie delVara di Bagnacarallo ä armonicamente
rienipita dalla decorazione: da una parte non si ha aßatto il eoo*
trasto tra spazi adorni e spazi lasciati vuoti di decorazione come
pei esempio neH'altare airAgatoderaone (c), d' altro lato non vi
appare affatto lo sfono di voler riempire tutta la superticie di
motiTi ornamentali, non lasciandone esente il menomo spazio come
üei due altari di Mantova (e, /"). In bei modo da dne parti i dne
corni di abbi^ndanza, ricolmi di prodotti vegetali, si allacciano
insteme e ünidcono in due eleganti Titicci che^ termtnaado in due
rosoni simmetricamente disposti ed occiipanti lo spazio inferiore
deU'ara, nulla tuttaria detraggono alla maggiore importanza de-
corativa dei frutti e delle biade.
La trasformazione del corno di abbondanza in viticcio non e
ftffiitto atridente e uella reale assurditä sua appare tuttaTia na-
turale, eacendo il corno stesso da un calice Üoreale.
Ben si palesa in qtiesto elegante vitiocio Tarte augnstea,
Varte deeorativa che ci ha dato aualoghi esempt di questo delicato
140
K. DÜCATI
ed armonioso iiso di gentili lioee curfe vegetali snlVAra Paeit.
negli stucchi della Faroesiua e nelle tombe di via Latina,
II motivo ornameDtale dei viticci, finieoti a fiori ampl e con-
trappoDentiBi« si vede poi quasi stereotipato su froDtoni o nello
spazio tra i pulvini di altari-sepolcri, ed a tal uopo occorre qiii
menzianare tre cippi della fainiglia dei PisoDi che apparteogono
alVetä degli impemtori di casa Giulia (Alttuann, dg. 22« n. 1 :
fig, 23. n, 2; fig. 29, n. 8) e laltare di AüDia Nice {ivi, flg. 62,
n. 20) 6 quelio di Antoaia Elena {ivi, fig. 64, n. 25).
Per la decorazione Doi Yediamo che il noätro altare di BagDa-
ea?aUo si stacca completamente dagli esemplari, che lo realtä ri-
salgono tutti ad uq udIco lipo in cui si ha il festone di foglie,
di ßori, dl frutti, di biade appeso airintorno. La decorazione dei
Qostro altare si yiene quasi a di?idere in quattro parti o lati, dl
cui due, i principali, sono adorni ciascuno di duo corni di abbon»
danza intrecciati, gli altri due secondai! di una patera e di an
urceus^ In tal modo Taltare nostro si avvicina per la sintadsi de-
corativa ad altari quadrangolan, in cui sopra i tati minor! sono
appunto questi due arnesi dei sacrifizio.
Talora la patera e Vurc^us sono situati senza alonna ag-
ginnta decorativa nei lati minori come nel cippo di Ostilia Attide
(Louvre, Clat-ac, t. 251, n, 562) ed in quelio di Aurelio Venusto
(LouFre» Clarac, t 250, n. 519); talora sopra il festone appaiono
questi due arnesi come negli altari-sepolcri di Fundanio Yelino
(Altmann« n. 42, p. 80) e di Antonio Anteros (Louvre, Glafac,
t 249, n. 510; Altmaun, n. 38), in quelio con la dedica SVK
ET'SIBI (Altmanu, fig. 57, n. 6), nell^altare napoletano dedicato
nel 18 d. Cr. {ivi, fig. 53^ n. 1). lD?ece nellaltare-gepolcro di
Claudia lanuaria (ivt, fig. 102, n. 135) Vurceus e la patera id
alto riliero sono appesi ai rami di alberi di alloro espres^i a
basso rilievo.
Ma per lo piü nei ricchi altari-sepolcri Beriori, tra ciaacuno
di questi due utensili ed il festone, sono espressi o nidi di ucc^lU
uücelli che litigano; cosi nel cippo detto dj Auimone al Lonvre
{Altmann, p. 98» n. 77) ed in quelio con la iscrizione DJS*
MANIBVS^SACRVM (ivi, fig. 68, n. 43) ed in altri eaemplari
meoo insigni.
h'urceus e la patera bene possono con^enire ad un monti-
mento destinato originariamente al culto di un dio e poacia anche
ÄRA Dt BAGNACAYALLO
Hl
a cerimonie faDebri. L'ureeus e la palera sono inFatü gli iiteosili
necessari per una libazioBe e, come tali, sono recÄÜ da quelle
gentili flgure propiziatrici delle diviDiiä. per la loro bellezza ed
mnocenKa, dai camilli doh, cosl pecnliari nel culto romaDo. Dob-
biamo infatti presiipporre neirinsigne opera d'arte roujana a noi
giimta, nel btonzeo camillo del palazzo dei Conservatori. cbe nella
deBtra fosse espressa la patera, nella sinistra abbassata Vurceutt^
Cosi ci appare il Camillo per esempio nel fregio ieWAra
Pacis nella parte concernente il sacrifizio di un porco (Petersen,
p* t>6; Strong-Sellers» t IX, 2): ivi la patera e piena di frutti,
Nella stessa Ära Paci$ altri due camilli souo rappresentati
Ticini, ma qiiivi hanno divisi gli attributi; uno porta Vacerra
ed una patera, laUro Vurceiis ed nn altra acerra (Strong- Seilers,
t XII).
Ma in altri moniimenti delVetä angnstea vediaiiio erpresse
questo daplice motivo deir?^r^^s e della patera, e precisamente
in due insigoi moniimenti sepolcrali di Berlino, cioö nel sarcofago
Caffarelli {Beschreibung, n. 84Sa; Kekiile, Die griechische^
Skiilpiin\ p. 374 e seg,) e nel coronamento della toraba di Car-
fioia da Faleri {Beschreibung, n. 992; Kekule, p. 373 e seg).
11 significato riposto in questi due arnesi ö analoge a quello
annesso alle patere sugli altari rotondi ellenistici« come in quello
da Pergamo edito dallo Schucbhardt [Athenische Mitteilungen,
V. XXIV, 1899, p. 162, n, 1), in cui tre volte h ripetuto lo
Schema della tazza con due serpenti che dalle ghirlande di olivo
muoTono verso di qnella il muso.
E sempre il aimbolo del sacrifizio propiziatore che posterior-
mente trova una delle sue piu belle espressioni nel fregio del
tempio di Vespasiano coi var! arnesi sacrificali, tra cui apiccano
Xureeus dal manico a figura di bambino e con le zone figurate, la
palera con umbone a testa barbuta (Durm, Die Baukunst der
Etrusker und Römern fig. 444).
Questo metodo di esprimere in rilievo i varl arnesi pel sa-
crilizio possiamo noi osservare aoclie in monumenti anterior!, cioe
deirarte etrusca, d'onde i Romani potranno averlo assnnto. 11
sarcofago cbiusino di Larthia Seianti (Milani, Museo iopograßco
deU Elruria, p. 8) raostra due patere nella fronte, desunte da
tipi caleni. Questo sarcofago, come osserra il Milani, deve risa-
10
Uf
P. DUG4Tt
lire al periodo tra tl 217 ed il 146 per lasse onciale che dentro
Tu troTato; ad eta ben anteriore risale iovece la siDgolare e oo-
tißsima tomba dei rilievi di Cervetri.
Bene si adatta alleU aiigiistea la rappresentazioDe del como
d*abbondanza. Questo simbolo di benessere e di ricchezza data
dalla pace, che ueirAttica vediamo espressa fiu dallo scorcio del
sec. V oel gruppo ceßsodoteo di Irene e Pluto, credo che sia stato
desunto dalla cerchia eleu^iDia, ore tin dalla origioe doveva esi-
stere, poichä al dio bambino Pluto Doi lo vediamo attribuito su
moDUQienti riforeotisi ad Elensi, quali uaa pelike da Jotiz-Oba
(FmtwäDgler e Beichhold* Griechische Vasenmalereu t. 70) ed
un'idria da Rodi {Revue archiologiquc^ 1900, p, 93). Su un vaso
della metä del V aecolo (British Museum Caialogue ofvases, v. III,
E, 188; Monumenti delCinstituto, t. I t IV) cod la scena della
partenza di Trittolemo, k PiutoDe che sostiene il corno d'abbondanza,
II Beule {MonnaieB d'Atht/ies, p. 164 e seg.j* osservaüdo la
rappresentazioue di tal coruo di abbondanza su monete ateDiesi
della fioe del sec. IV, ne vedeva un idSusso alessandrino di To-
lomeo I Soter; per ciö che preeede credo invece che rinflusso sia
contrario e che alTAttica debba rimoutare questo simbolo sl fre-
quente in monumeDti deU'et^ elleniätica che airEgitto apparten-
gono debbono esaere ricoodotti.
In Borna, come osserva il Pottier (art Cornucopia, nel Di-
zionario di Daremberg e Saglio, v, I, parte II, pp* 1514-1520)
il Goriio d'abboDdaoza diventa sempre piü frequente man mano
che ci si avvicina aH'irapero e neirimpero stesso diventa attri-
buto di un grande oumero di diTiuitä allegoricbe ehe il Pottier
nellarticolo eitato enumera.
Curioso e che appunto in una moneta di M. Antonio (Coheu^
Discription des monnaies de rempire romaine. I, p. 29, n. 68),
di quel peraoaa^giö che ai vivi rapporti ebbe con l'Egitto, appare
il doppio corno di abbondanza con in inezzo il cadueeo*
Ma espressiooe maggiormente estesa di questo aitributo o
simbolo noi possiamo vedere neiretä augustea. La Tellus nella
corazza di Augusto da Prima Porta (Heibig*, n. 5). sul grande
cammeo, forse di Dioscoride, di Vienna (Fnrtwängler, Antike
Gemmen, t. LVI), ha il corno di abbondanza che ^ portato dal
Oenio del Popolo Romano eu di uiia coppa di Boscoreale (Strong-
ÄRA Dt BAONAGATALLO 149
Seilers, t. XXVII, 1), nelYAra Pacis (Strong-Sellers, p, 387),
raeatie nella base di Sorreoto [Römische Mitteilungen, \\ V, 1889,
t. X) e il Geuiö di Aiigusto che ha tale attributo.
Nelle mouete aiigustae h per lo piü eel royescio un capri*
coroo, la costellazione propria di Aiigiisto (Svetonio, Augusio. 94,
gerama aiigustea di Vieniia), che ha siil dorso il como di abbau-
dauza.
La pace che aveva dato ÜDalmeDte un termine a luoghe e
sanguinose guerre civili e che rendeva Koma arbitra del mondo
an t ICO, e che^ dovuta ad Augusto, da Augiisto era manteniitat
prodiiceva il beaessere materiale in Koma, qiiel benessere di cui
freqneati alhisioni uoi vediamo e nei mouumenti acritti e figurati
di iäle etä e che, materialmeiite simboleggiata in questi ultimi
dal corna di abbo^danza, trovara la sua eapressioiie nelle nota
parole del poeta:
... adparetque beato pletio
Copia eornu.
Lo Schema delPara di Bagnacavallo, dei due corni di abboo-
danza simmetricaoienta iutrecciaDtisi e diretti verso l'alto, se ci ö
presentato dalla citata moneta di M. Antonio, appare giä in ido-
nnoienti funebri dellAsia Minore. Cito utia stele di Smirne (Athe-
nische MiUeilungefiy 1898, p, 497, 2), ove i corni sono posti tra
due corone di onore e cito iiaa seconda stele, forse di Smiroe del
Miiseo Britannico {Pfuhl, p. 56, n, 36, tig. 12), ove i due corßi
legati assieme stanno forse, come osserva lo Pfuhl, a deiotare la
coppia rappresentata deiruomo »eduto e della donna in piadi cui
appartiene la pietra funeiaria.
Per Tetä augtistea abbiamo pot una inonata di argeoto (Cohen,
V. Iv p. 68, tt. 257) cot caduceo in mezzo ai due corni, schema
questo che si riproduce iu mouete seriori, su nna di Tiberio
(Cohen, I. p* 122, n. 36) e su altra con la teste di due Ggli di
Dmso uscenti dai corni, costume adulatorio taudenta a qualiticare
coma fiutto e simbolo di prosperüä, paräoaaggi di famiglia impe-
riale, costutne ehe noi rediamo in special modo espresso da una
statiietta di ßoma o di Tutela in argen to dorato del Mitseo Bri-
Umico {Gaselte archMogique, 1897, t. II)*
144 P. DUCATI, ÄRA DI BAONACATALLO
II motivo del caduceo tra i due corni vediamo poi che e
espresso in particolar modo nei moDumenti romani di Africa ; valga
come esempio la decorazione metopale nel fregio superiore, nella
parte sormoDtante il portico del proDao, nel tempio di Minerva
a Tebessa (Darm, iigg. 665-666).
Si mantiene poi lo Schema di dne corni legati insieme nei
cippi fanerar! deirimpero, dei qnali si piiö allegare nn esempio
del Louvre (Clarac, t. 250, n. 503), e questo Schema in etä se-
riore possiamo vedere tuttora espresso per sostenere, in modo piü
che mai adulatorio e falso nel concetto suo, il bnsto di Commodo
nel celebre ritratto del palazzo dei Conservatori.
P. DüCATl.
ANTIKE GEFORMTE GLASARBEITEN.
Auf einer Studieoreise, die ich im Prühjahf 1906 nach Ita-
lien iinteraahm, um die dort noch vorliandeiien antiken Glas- und
Emailflussarbeiten, soweit in der beschränkten Zeit möglieb, nach
bestimmten Richtuageo hin einer genauen Prüfung zu unterziehen,
hatte ich Gelegenheit, auch das Glasköpfchen (Büste) im
Konservatorenpalast zu Kam, über das Herr Dr. W* Amelung im
Zusammenhang mit einem gleichartigen Glaskopffragmente zu
Strassburg in dieser Zeitschrift (1904 Bd, XX S, 131 f.) berichtet
hat, iu Gegenwart des Herrn Dr. Amelting und des Aiiffinders der
Büste, Herrn Oberkustoden Schmid, sorgfältig zu prüfen. Bei dieser
Prüfung handelte es sich ausschliesslich um die Art der Her-
stellung* Während Herr Prof. Dr Michaelis (*) für das Strass-
burger Exemplar ein succeasives Giessen (erst die schwarze Haar*
masse, dann auf diese die helle Fleischniasse) vermutete,
Herr Dr. Amelung diese Frage nur flüchtig berührt hatte,
die üebermalung aber in technischer Hinsicht noch gar nicht
berührt war, kam ich mit Hilfe starker Vergrösserungsgläser
zu der Ueberzeugwng, dass die Büste überhaupt nicht ge-
gossen, noch weniger gepresst sei. Vielmehr ist sie
frei geformt und dann erst gebrannt. Beim Formen sind,
wie man deutlich sieht die beiden farbigen Massen, die eine
tiefv^iolett bis schwarz, die andere rosa, mit Hilfe der Finger fest
an- und sogar ineinander gearbeitet worden. Nach Formen im
Rauhen wurde der Gegenstand überarbeitet, teils mit der Hand,
teils mit scharfen und spitzen Instrumenten {Sticheln)* In dieser
Weise wurden z. B. die welligen Haarpartieu ausgearbeitet, die
(*j Festgabe jsar XLVL FhilologenverBaiEralang. S. 12-18.
Nas6ol5cher eiDgestocheD (aus der Gestalt der letzteren glaubt man
die Handbewegung des Arbeiters, oder vielmehr Kunstlers, deut-
lich zu ersehen) u. s. w. Nach gehöriger Eintrocknung muss die
Btlste in eiDem MufTelofeD oder sonst geeigneten Ofen soweit
erhitzt sein, dass sie zu einer einheitlichen Masse zusammen-
schmolz, ohne zu zerfliessen oder zu schwinden oder fjberhaupt die
Gestalt irgendwie, auch in den kleinsten Dingen, zu Terändem.
Die Rosa-Farbe entsprach jedoch — vielleicht aus technischeit
Gründen — nicht der natürlichen HautTarbe* Der Künstler berei-
tete sich daher eine ziemlich dunnüüssige Emailfarbe in gelblichem
Fleischtone und übermalte damit die Fleischteile nach Bedarf (*).
Dabei konnte er auch kleine Fe!iler, oamentlich Ungenauigkeiten
an den Grenzen der beiden Massefarben (hier und da zieht sich
die schwarze Masse zu tief in die Fleischmas^^e hinunter, z. B.
links vor dem Ohre) verdecken, ebenso ganz kleine Löcher, durch
die beim Erhitzen Luftteilchen oder Feuchtigkeitsdämpfe entwi-
chen waren, beseitigen. Der übermalte Kopf musste dann wieder
in den Ofen gebracht werden» wo sich die aufgemalte Farbschicht
mehr oder minder fest mit der Grundmasse verband. Dass diese
Verbiudung keine förmliche Verschmelzung war, ersieht man aus
dem Abblättern der üeberraaluug an vielen Stellen, z. B. am
Halse; an solchen Stellen wird der hoch rosa Untergrund sichtbar
und zeigt auch hie und da kleine YertiefuiigeD, die von LiiflbUs-
chen herrühren. Wenn heute die Haarteile stellenweise in der
bekannten Art irisierend erscheicen, so ist das, wie auch Herr
Dr. Amelung bemerkt nur Folge natürlicher Verwitterung.
So zweifellos mir diese Art der Herstellung, die also im
ganzen der Herstellung der PorzeOantiguren entspricht, erscheinen
musste, ebenso gross waren aber auch die Bedenken, die ihrer
Tatsächlichkeit im Wege standen ; dem Kundigen werden diese
geläufig sein.
Zunächst lag mir aber daran, auch das Strassburger Fragment
zu prüren. Eine solche und zwar recht eingehende Prüfung er-
möglichte mir, obschou ich auf der Bückreise nur wenige Stunden
0) Vielleicbt auch, Tim durch das Durchscheinen des Hocbroaa durcli
die gelbliche Uebermalung die besondere Wirkung der menschlichen Haut-
farbe 2u erzielen.
ANTfKK 6SFORMTE GLASARBEITEN H7
in Straasburg verweilen konnte, die ausserordentliche Liebeoswör-
digkeit des Herr Prof. Michaelit^, an den ich vorher geschrieben
hatte, und der nun bereits alles, was sich von Glasarbeiten ver-
wandter Art in der Universitätssammhing befindet, zum Zwecke
der üntensuchiißg auf einigen Tafeln hatte bereitlegen lassen.
Die grosse Uebereinstimtnung der beiden Köpfchen bei unzwei-
felhaften, wenn auch geringen Verschiedenheiten ist in die Augen
fallend. Wenn also Herr Dr, A mein ng sagt : « Leichte Abweichun-
gen beweisen, dass die beiden Ki^pfe nicht in derselben Form
gegossen sind», so muss ich nach Besichtigung des Strassburger
Fragments stattdessen um so bestimmter sagen: • Die leichten
Abweichungen bestätigen, dass die beiden Köpfe überhaupt
nicht gegossen sind ; d* h. nicht in einer vorhandeoen Form
gegossen, sondern frei geformt sind ". Die Besichtigung des Strass-
burger Fragments war mir um so wichtiger, weil dieses auch eine
PrüfuDg des Innern des Kopfes ermöglichte; es ergab sich aber
nichts, was meiner Annahme irgendwie widersprochen hätte. Viel-
mehr konnte ich das Ineinanderktieten der beiden bildsamen Massen
besonders in der Nähe des linken Ohres gut erkennen; ein Ein-
giesseo einer fiüssigen, wenn auch steitllüssigen Masse in eine
Form würde ein ganz anderes Aussehen bewirkt haben. Ich ver-
Hess daher Strassburg mit der gestärkten Ueberzeugung, dass die
äusserlich so sichtbare, innerlich so unwahrscheinliche, von mir
aber schon auf der nämlichen Reise in Neapel für andere antike
Glasarbeiten vermutete Herstellung aus kalter bildsamer
Masse Tatsache sein müsse.
Der gewonnenen Ueberzeugung öffentlich Ausdnick zu geben,
wagte ich jedoch nicht, bis mir mehr oder minder wohlgelungene
praktische Versuche zur Seite ständen. In Italien selbst halte ich
diese, schon der Zeit und der Kosten wegen, nicht machen können,
sondern rausste sie verschieben; Straasburg ermunterte mich sehr
dazu. Und ich hatte mich bemüht, in Italien nicht nur Scherben
von antiken geeigneten Ge fassen, sondern auch Stücke unverar-
beiteter antiker Emailmasse (madt^etinia) — alles von der zwei-
fellosesten Echtheit — zu erwerben, damit es mir bei etwaigen
Versuchen in der Heimat dienlich sei.
Diese Versuche mnssten nun vorher wohlerwogen und
wohlvorbereitet werden, und so ist es begreiflich, wenn ich trotz
148 K. aoNB
meinem VerlangeD aach Kläniog erst fast eiu Jahr später (Frühjahr
1907) den evaten Yei'such machen konnte.
Viel Zeit nahm schon die Prüfung der mitgebrachten Probeu
in Anspruch, namentlich bezüglich der H arte, worüber icli mich
bereits auf der Generalfei'sammlung der detitschen Altertnmsver-
eine zu Dusseldorf im Jahre 1902 ausgesprochen hatte ('). Aber
Härte und Sehmehbarkeit gehen hier nicht Hand in Hand, Die
Chinesen verätandeu schon mehr als 300 Jahre vor unserer Zeit-
rechnung zum Zwecke der Imitienmg, gegebenenfalls auch Fäl-
schung \ron Halbedelsteinen (Quarzen) eine Emailmasse von aus^
serordentlicljer Härte und grosser Lei chtflüssigkeit
(Schmelzbarkeit bei verhältnismässig niedriger Temperatur) zu
machen ('), und sie verstehen das auch heute noch — wir Euro-
päer stehen darin weit zurück — nachdem sie an den antiken
Arbeiten des Westens (*) sicher noch viel gelernt haben. Dass die
Schmelztemperatur je nach den Bestandteilen eine sehr verschie-
dene ist, dass aber auch bei noch so verschiedener Färbung das
Schmel/eu verschiedener Farbmassea bei gleicher Tem-
peraturbdhe erreichbar ist, ist zweifellos und eine notwendige
Voraussetzung für die von mir angenommene Art der Herstellung
der beiden Kopfchen.
Wie ich nun meine Versuche theoretisch und praktisch vor-
bereitete, will ich vor der Hand uaerortert lassen. Ich freute mich,
dass der weitbekannte Düsseldorfer Goldschmied und Emailleur,
Herr C* P, Beumers, nicht nm- seine Oefen, sondern auch seine
persönliche Hülfe mit dem lebhaften Interesse, daa er für alle
dieses Gebiet berührenden Fragen hat, zur Verfügung stellte, und
ich bin ihm zu grossem Danke verpflichtet. Der erste Probever-
such wurde am 12, April 1907 gemacht und zwar mit Probe*
stücken aus weisser und violettschwarzer Masse, Ich wählte dabei
möglichst einfache Formen:
eine weisse Kugel von c. 1 Vt cm- Durchmesser mit
schwai'zen aufgesetzten Tupfen,
(^) ß, Protokolle der GeneraWeraamniliiQg Düsseldorf 1902» S, 51 £
(*) e. Faläologue, Art Chinois, p, 177,
(•) Schon 110 V, Chr. wurde ein Schiff nach dem Westen gesandt, um
farbiges Glas su boleo^ das am chinesischen Hofe so hoch geschätzt wilt;
T, Bashell, ChineH Art I. p. 23,
ANTtKB OEFOIIMTE GLASARBEITEN
ein weisses flaches Schälcheo von c, 4 cm. Durch-
messer mit schwärzlichem Hände,
eiDB schwarze Halbliose nach Art der antiken la-
truneurli von c. 1 \/, cm. Durchmesser,
ein schwarzes Stil beb an. das aus zwei Stäbchen von
je 5 cm. Länge und 2 mm, Dicke zusammengedreht w^ar.
Der Ofen hatte beim Beginn der Versuche die Hitze, die zum
Hei-stellen vou Eraails der mittelalterlichen rheinischen Art erfor-
derlich ist; die byzantinischen Emails bedurften einer erheblich
geringeren Hitze; die römischen MetaUemails sollen den mittel-
aUerlich-rheinischen in dieser Beziehimg ziemlich gleich sein.
Unter den nötigen Vorsieh tsmassregeln wurde zunächst die
zweifarbige Kugel io den Ofen gebracht. Nach c. 11/» Mi-
nuten sank die Kugel ganz wenig zusammen und bekam Faven-
ceglanz; dann hörte jede weitere Einwirkung dieser Temperatur
auf. Bei der folgenden schnellen Abkühlung zersprang die Kugel;
die Stücke zeigten grosse Härte und ritzten Fensterglas stark. Die
schwärzlichen Punkte hatten noch keinen Glanz; ihr Schmelzpunkt
lag also höher.
Nach erheblicher Steigerung der Hitze wurden neben einem
Stück der zersprungenen Kugel ein Glassch ei beben, einige
Stücke moderner schwarzer Emailraasse und ein Stück
Feingold blech in den Ofen geschoben. Das moderne Email
zerfloss alsbald» nicht lange nachher auch das Glasscheibchen,
während das Kugelstück nun auch an der Bruchfläche glänzend
wurde. Einige Minuten später zerHoss auch das Stück, und es Hess
sich aus ihm mit einem Eisenstäbchen, woran die Masse haften
blieb (!), ein mehrere Meter langer Faden ziehen, in dem die
dunkeln, noch unveränderten Punkte wie Perlen schwebten.
Das Gold zeigte aber noch keine Richtung zum Schmelzen.
Bei weiter gesteigerter Hitze wurde neben einem Kugel-
stück und der oben erwähnten schwarzen Halblinse ein
Stuckchen Feinsilber eingelegt. Nach 2-3 Minuten fing das
Kugelstuck an zu zerfliessen. Nach einigen weiteren Minuten be-
gann die Halblinse zu glänzen und wurde weissglühend, ohne
ihre Form im geringsten zu verändern. Gleichzeitig zer-
schmolz das Silber bei geringem Boraxznsatz. Auch bei der plötz-
lichen Abkühlung blieb die Halblinse unverändert in Grösse und
150 K. ßONE
Geatalt aber auf der Unterseite zeigten sich Hi^hlungen, aus
denen Dämpfe entwichen sein mossten.
Das oben erwähnte weisse dnnkel umrandete Schäl-
cheu bekam im Ofen schnell Payenceglanz, während der Band
unverändert blieb. Nach 2 Mi unten fing die weisse Masse zu
zerfliessen an. Schnell herausgenommen, zersprang es in mehrere
Teile; der Erfolg war also ungefähr derselbe, wie bei der Kugel.
Endlich wurde auch das zusammengedrehte Stäbchen
in den Ofen gelegt« nachdem dessen 6hit weiter gesteigert. Lange
blieb das Stäbchen Yöllig unverändert; dann wurde es weissglühend
und knorrig. Herausgenommen, zersprang es nicht; die glänzende
Oberfläche erschien lilagrau, Nacli Zerbrechen des Stäbchens er-
schien das Innere tiefdunkelviolett, fast schwarz, und die Ränder
schnitten Fensterglas stark; aber das Innere zerbröckelte leicht.
Dia beschriebenen Versuche ergaben also, dass bei einzelnen
der vei-suohten Mass^en Schmelzhöhe und Beständigkeit
der vorher gegebenen Form hinreichend waren, um Gegen-
stände in der von mir veimuteten Art kalt zu formen und dann
zu brennen* Aber die KesuUate waren doch noch zu unvollkommen,
um »u befriedigen. Praglich blieb namentlich das Erreichen
gleichraässiger, innerer Dichtigkeit, die Ünverän-
derlichkeit aufrecht stehender Gegenstände und die
Möglichkeit nachträglicher üebermalung.
Hier muss ich eine mir hochinteressant scheinende Bemerkung
einschalten. Bekanntlich gibt es eine natürliche Glasmasse, die
sich in der Nähe von Vulkanen vorfindet und schon im Altertum
obsidianus genannt wurde. Der Obsidian ist im Aufblick schwarz,
an dünnen Rändeni bräunlich und besonders oft tiefviolett durch-
scheinend. Die alten GJaskünstler imitierten ihn gern (vermittels
des Maogans), und vielleicht wiegt um seinetwillen bei den an-
tiken Kunstglasarbeiten die violette Farbe so sehr vor. Wo nun
Plinius in seiner naturalis hütoria vom Obsidian spricht {^)» sagt
er; » vidimus ei solidas imagines Divi Augusti capaci
maieria huim crassHudinis^ dicavitgue ipse pro miraculo in
templo Concordiae obsianos quatuor elephanios , . . Fii et tinciu-
rae genere vitrum obsianum ad escaria vasa «. Aus dem Stein
C) 36, 26. 156.
ANTIKE GEFORMTE GLASAHBEITRN 151
gearbeitete (gesebtiflfeDe, ciselierte) Bildnisse und Tiergestalieu
konnten nicht als miraculum angesehen werden; derartiges gibt'd
viel in vieL Die Herstellung wird die nämliche, wie die der
Glasköpfcheii in Kom und Strassburg gewesen sein. Zudem scheint
das Wort solidas einen Gegensatz itu den hohlgegossenen
oder geblasenen Bildwerken — solch hoble Glasköpfe» Tiere
u, s* w. sind ja häufig — hervorheben zu sollen ; diese Wunder-
gehilde waren eben massiv, wie die vorliegenden.
Allerlei zwingende Umstände» inabesondere auch die grosse
Inanspruchnahme des Herrn Beumers durch seine ausgedehnte
Beteiligung bei Anfertigung des Hochzeitssilbers, das die beiden
Scbwesterprovinzen Rheinland und Westfalen dem Kronprinzlichen
Paare als Hochzeitsgabe überreichen wollten, brachten neben den
weiteren Studien, Erkundigungen und Vorarbeiten grosse Unter-
brechungen und Hemmnisse, sodass ich erst jetzt, nach weiteren
fast 1 \/» Jahren, berichten kann, dass es schliesslich gelang, einige
wirklich befriedigende Resultate %n erzielen. Es gelang:
1. Bei einigen kleinen Stücken gleichmässige innere
Dichtigkeit zu eiTeichen; sie erscheinen teilweise dem Por-
zellan sehr ähnlich.
2. Einige aufrechtstehende Gegenstände tu brennen,
die nach oben erheblich breiter waren; sie neigten sich
nur infolge irgend welcher Un Vollkommenheit der Bodenplatten-
maase ein wenig zur Seite,
3. Eines dieser aufrechtstehenden Gebilde wurde nach Er-
kaltung mit (moderner) Emailmasse in verschiedenen Farben be-
Dialt und wieder in den Ofen gebracht. Diese aufgemalte
Farbe verband sich aufs Vollkonomenste mit der Grundmasse,
glänzend auf mattem Grunde, wie bei den Köpfchen.
4. Auch leichte Reli ef au f lagen in verschiedenartiger
Masse hafteten fest und ohne Form Veränderung.
5. Ein Stück bekam auch bei höchstgesteigerter Temperatur
nicht einmal vollglänzende Oberfläcbe, sondern glich durchaus dem
Bisquitporzellan.
Die hergestellten Proben sind — ich bin ja weit entfernt
davon, Techniker oder Modelleur zu sein — klein und unvoll-
152 R. HONE, ANTIKE GEFORMTE GLA8AEBBITEN
kommen. Aber ich halte sie für ausreichend, um meine Vermu-
tung bezüglich der Herstellung der beiden Olask&pfchen zur Ge-
wissheit zu machen. Meines Wissens — und alteriahrene Fachleute
haben es mir bestätigt — hat man bisher kaltgeformte und dann
gebrannte Glasgegenstäude für eine Unmöglichkeit gehalten. Aller-
dings müssten die beiden Glasköpfchen « Emailköpfehen >
genannt werden; und bei allen in gleicher Weise hergestellten
Gebilden müsste man von Email, nicht von Glas sprechen, so
sehr auch im Wesen Glas und Email das nämliche sind.
Ich werde die' Versuche fortsetzen und gegebenenfalls Mittei-
lung machen.
Düsseldorf. Karl Bone.
ZO SAÜKAS UND BATRACHOS
Zn der an diese Namen (Plin, N. H. XXXVJ, 42) sich knüp-
fenden Kontroverse (') bin ich in der Lage, einen Beitrag zu Hefero,
der zwar die Frage noch nicht endgültig entscheidet, aber ihre
Lösung doch näher bringen kann.
Die Vernintiing Winckelmaoös (Baukunst der Alten I § 40),
es könnte in einem der jonischen Kapitelle von S. Lorenzo fuori
le mura in Rom ein Werk der beiden KüDstler erbalten sein, ist
zwar fast durchweg abgelehnt worden (so von Fea, Brunn Fabri-
eins), aber ohne dass dabei wirklich festgestellt worden wäre, was
es nun mit jenem Kapitell für eine Bewandtnis hat, imd ohne dass
die üntersuchiiDg in dem Sinne weiter geführt worden wäre, was für
die Nachricht des Plinius als Ersatz in Betracht kommen kann,
wenn das römische Kapitell ausscheidet.
Denn es hat tatsächlich auszuscheiden, und vollständig. An
Hand der bisher existierenden Publikationen, der kleinen dürftigen
UmrisszeichnuDg bei Winckelmann (Monumenti tnediii, n. 206) und
der noch kleineren bei Letaronilly (Edißcßs de Mome moderne III
T. 268) konnte man ein solches für immer verbannendes Urteil
allerdings nicht ßllen, so sehr Verdachtsgründe auch da schon laut
werden mochten. Durch freundliche Vermittlung der Herreu Puch-
(*) VgL xnleizt Fabricius bei Paaly-Wissowa, Bfttrnchns.
154 H. THIRRSCU
Steigt Stiidoic^ka* AUmaoa und H. Koch bin ich aber in der glück-
lieben Lage, Photographien und Beobachtungen vorlegen zu können,
welche das rOmi^be Institut in dankenswertester Weise, die lokalen
Schwierigkeiten überwindend, vor Kurzem in der Kirche hat aus-
führen lassen.
So lange man da« Kapitell — es Ist das achte in der r. Reihe —
nur aus ziemlicher Entfernung von unten aus betrachten konnte,
mochte es scheinen, als sei es (wie die sämtlichen anderen joni*
sehen Kapitelle ringsum auch) mit einer mittelalterlichen oder
noch späteren Bestückung überzogen. So schien sich der eigentum-
lich gleichmässige, trockene^ etwas h<l kerne Formencharakter zu
erklären, unter dem sich immerhin ein frischer gehaltener antiker
Kern hätte verstecken können. Das warder Eindruck, den Stiidniczka
bei einer Besichtigung der Säulen im M^r:^ dieses Jahres noch
davontrug. Er bat sich nicht bestätigt Eine auf meina Bitte darcli
W. Altmanu vom Gerüst aus, aus unmittelbarer Nähe, erfolgte
Untersuchung hat ergeben, dass alle Formen imverhüUt zu Tage
liegen, dass keinerlei Tünchdecke darüber vorhanden ist: • Das
Material ist deri^elbe Marmor wie an den anderen Kapitellen auch,
ein merkwürdig weiolier Stein, aber irgend welcher Auftrag von
Stuck ist jetzt an keiner Stelle vorbanden. Doch hat zu irgend
einer Zeit einmal Stuck teilweise daraufgesessen, und davon findan
sich kleine Reste an der Unterseite der P^ktüninder in den
tV SAÜRAS UND BATRACHOS 155
kleinen vertieften rautenförmigen Feldern. Das ist jedo<5h so un-
bedeutend, dass es kaum zu benierken ist'^.
Wir müssen also das Kapitell oehmen, wie es ist, und auf
ein Subtrahieren dessen, was daran anormal er^^cheint, nicht nur
verzichtec, sendern vielmehr gerade diese Züge heranziehen und zu-
sammeiisteüen als Itidi^^ien für den wahren Charakter der Stückes,
der sich damit allerdings als zweifellos unantik herausstellt*
Es ist hauptsächlich das weiche Material, das der ganzen
Arbeit so stark den Eindruck des Geschnitzten verleiht* Alle
Formen sind wie mit dem Messer aus Holz geschnitten, ähnlich
wie beim Kerbsclinitt (?gL besonders die Unterseiten der Polster-
räader!). Die Wahl eines so weichen Materials ist verständlich
bei einer Technik, welche nicht mehr im Vollbesitz des bildhaue-
rischen Könnens ist^ dagegen unerhört in der späteren Antike fdr ein
so wichtiges tmgendes Baiiglied. wie es ein Kapitell eben vorstellt.
Auch der Bildschnitzer — Bildhauer kann man hier nicht
gut sagen — scheint seinem Stein nicht viel Tragfähigkeit zu-
getraut zu haben. Er hat es vorgezogen, die Abakusplatte aus
einem anderen, härteren Stein zu nehmen und diesen erst dem
schweren Druck der Architrave auszusetzen. Ich urteile hier nach
den Photographien und bin überzeugt, dass Autopsie dies bestä-
tigen wird: diu Abakuspartie ist glatteren, härteren Steines als das
Volutenstück darunter {^}; es acheint dabei derselbe, etwas streifige
Marmor wie zu den Architravblöckeu verwendet zu sein. Jeden-
falls ist die klaffende Fuge, welche jetzt die beiden Teile trennt,
kein nachträglich eingetretener Bruch, sondern, wie an dem un-
gleicbmässigen Verlauf der Kanten und dem Nichtharmonieren ao
den Ecken deutlich zu sehen ist, eine von Anfang an vorhandene
Naht Kecht und schlecht sind die beiden separat gearbeiteten und
ganz verschieden behandelten Stücke aufeinander gepasst, und die
Ungleichheiten der Fuge noch etwas mit Stuck oder Mörtel ausges-
trichen.
*^Die3 Faktum: das aus durchsichtigen Gründen erfolgte Zerle-
gen eines untrennbaren Ganzen in zwei einzelne, nach Material und
Bearbeitung ganz verschiedene Teile, und dann ihr rohes Aufeinan-
derkleben — das aHein schon schliesst antike Herstellung aus.
(') Nach Clir, Hülsen ist dassdbe der Fall bei den Kapitellen der Torre
Margana.
156 IL THIKRflCB
Dazu kommt noch eine zweite, nicht weniger ^errftterisefae
künstlerische Licenz: ein flüchtiges Arbeiten nur auf den Schein
biJi* Von unten gesehen tritt die zw^ischen den Voluten liegende
Eapitellmitte mit dem Eierstab plastisch so weit vor, dass man
den darüber wegziehenden breiten wagerechten Canali^ä nicht sehen
kann« Zum mindesten fällt (vgl. Abb. S. 158. 154) von unten her so
viel Licht etn^ dass der nach oben sieh ausbreitende Schatten des
fiierfitabes die Hitte des Canalis in Dunkel hüllt Diesen Umstand
bat sich der Steinmetz des Kapitells nicht entgehen lassen als
eine Gelegenheit zur Vereinfachung der ihm offenbar etwas unge-
wohnten Arbeit. Er schenkte sich also die ganze mittlere Ausfüh-
rung und Auj^stattung des wagrecbten Canalis. Auf der Vorderseite
ist wenigstens die Austiefong noch ganz durchgeführt, aber die Fül-
lung mit der Blattranke bort beiderseits schon über den Voluten
auf. Solange mir nur die alte Zeichnung bei Winckelmann vorlag,
glaubte ich. dies Fehlen der Ranke in der Canalismitte beruhe
vielleicht darauf, dass der Zeichner von unten her das Mittelstück
nicht habe sehen können und es daher einfach ausgelassen habe.
Die Photogi'aphien zeigen nun aber, dass es tutsächlich nie exi-
stiert hat, dass der eigentliche und unbedingt als gemeinsani vo-
rauszusetzende Ausgangspunkt der Blattranken tatsächlich fehlt,
dass diese plötzlich ganz unvermittelt ans dem Nichts sich
entwickeln. Noch schlimmer steht es mit der Bückseite» die man
ja doch nicht so beachten und sehen würde. Da bort nicht nur
die Austiefung des Canalis vollständig auf, sondern sogar auch
seine obere lineare Umränderung: ein ganz ungegliedertes und
ganz flaches Feld liegt zwischen Eierstab und Abakusfuge. Die
Randeinfassung des Canalis ist zwar nirgends schön und gleich-
massig gezogen, aber hier ist es besonders auffallend zu sehen, wie
nur noch schwach, gravieit^ sich die losen Enden dieses Randes im
Schatten des Eierstabes zu verlieren trachten. Auch sonst ist in
der Ausarbeitung der Rückseite überall gespart: nicht nur die
beiden Tiere, auch das gesamte Rankenweik fehlt in den Voluten,
und ebenso fehlen auf dem Eierstab die kanonischen Zwickelpal-
raetten. Die Eier selbst sind noch gröber und flacher geschnitzt als
vorne. Dann ist an Stelle des durch Licht und Schatten Wechsel
reichen, aber kompliziert herzustellenden Zahnschnittes darunter
hinten ein viel einfacher und schneller zu machender Strickvnüst
?li SACRAS liND BATRACHaS
EDgebracht. Eiae so starke Difterenzienmg der beiden Fronten, eine
so weitgehende Herabsetzung der Rückseite im Vergleich zur Vor-
derseite kommt wiederum, soTiel ich weiss, an wiiklicb antiken
Kapitellen nicht vor»
Aber auch die beiden Volnten der Vordei'seite selbst scheinen
mir in ihrer dekorativen Füllung differenzierter in sein als antikes
Gefühl es angelassen hatte. Rechts bildet die Mitte eine Rlattro-
sette.links fehlt sie. fc)a musste sie fortbleiben des dicken Frosches
wegen, unter dessen Leib sich der Steg nun einfach irgend^rie tot
läuft Auch rechts bei der Eidechse ist kein rechter Sinn noch Zu-
sammenhang im Organismus* Das Organische wäre gewesen, die
Ranke selbst in die Rosette auslaufen zu lassen, oder wenn nicht, den
Steg doch besser in diese überzuführen, als es hier gescliehen ist.
Die Blattranke ist sichtlich als Akanthus gedacht, aber in
einer Stilisierung, die schon mehr an Romanisches als an Antikes
erinnert. Ebenso ist die Fiederung, oder besser das Belegen der
Zwickelpalmetten mit Strick wülsten ('), endlich der Zahuschnitt
unter dem Eierstab durchaus unantik.
Trotzdem macht das Ganze von weitem gesehen (vgl. Abb. 2)
iii dem wechselnden Spiel von Licht und Schatten, welches der
klüftige und bestimmte Sctinitt der Formen hervornift, einen rei-
chen imd prächtigen Eindruck.
Dasselbe gilt auch von den Seitenansichten. Die grossen Akan-
thushlätter sind gleichmässig, tief und energiscli geschnitten, ebenso
das Flechtbatid auf dem Gurt in der Mitte. Unantik dagegen wirkt
das Schwächen der Volutenrihider durch das zierlich ausgetiefte
Gittermuster auf ihrer Unterseite, und wiedernm fast romanisch
muten die zwischen die Akanthen eingesteckten Blattbüschel au
^en langen Stielkelchen au.
Soviel besagt das Kapitell selbst und für sich allein genom-
men. Daxu kommt aber noch ein Zweites. Das Stück lässt sich
gar nicht allein für sich, isoliert behandeln, es kann unmöglich
getrennt werden von den 2X11 anderen Kapitellen, welche
ringsum die Säulenreihen krönen, mit denen es durchaus gleicher
Arbeit ist, auch sichtlich gleichzeitig mit ihnen entstanden ist und
welche sicher niemand für antik ansehen wird. W* Altmann hat
(*) Vielleiclit missTerstanden fjtis gelappten Blättern cinei Paltnettfnfll-
chera, wie etwa im Fries der Basilika Ulpia. Vgl. DTapony, Fragmente pl. 78.
11
158 H^ TBIERSCH
mir seine aa Ort und Stt^Ue darüber geraaehten Beobacbtungeii
freundlichst zur Verfügung gestellt:
Ä Das Eidechsenkapitell noterächeidet sich in Arbeit und Aus-
gehen in keiner Weise von den übrigen Stücken. Auffallend ist an
allen der harte, klare Stil, frei von allem Illusionismus. Das Ac-
brin<ren von Tieren in den Voluten kommt iwar nur an dieser
k
'i
Fig. 2.
Stelle vor, dagegen sind auch sonst Spielereien nachzuweisen, m
hat man in dem Eierstab bei dem 3. Kapitell der linken Seite
in der Mitte das Ei zw einer Maske unigewaudclt, bei der 7.
Saale rechts erscheint daffir eine Maske von zwei Tieren umgeben,
die in die Höhe springen. Man gewinnt den Eindruck, dass hier
kein einheitlichen geschlossener Stil vorliegt, sondern dass man
nach verschiedcntlichen Vorbildern gearbeitet hat. Sehr verschieden
ist auch die Sorgfalt in der Ausführung. Eine Probe davon kann die
Rückseite des Eideclisenkapitells geben, die in der Vernachlässigung
zu 8AURAS UNO BATRACBOS
159
deo scLlechter ausgeführten Stücken sich vergleichen lässt (Abb. 1),
Bemerkenswert ist auch» dass während vorae ein Zahnschnitt da«
Kapitell nach unten abschliesst, auf der Rückseite ein Riemenwerk
die Stelle vertritt Dasselbe kommt an anderen Kapitellen häutig
auf der Vorderseite vor. Vergleicht man unser Stück mit einem
antiken^ z. B. dem hervorragend schonen jonischen Kapitell aus
S. Maria in Trastevere (publiziert bei HaussouUier, Didj'mes 1904
p. 172), so ßllt der ansserordentliclie Kontrast in der Arbeit auf.
Die antike Arbeit zeigt volle, lebendige Formen, die unseres Ka-
pitells ist ganz flach und scharf. Auch in Einzellieiten gehen sie
auseinander. Das Doppelflechtband, das die beiden Polster verbin-
det und umschnürt ist bis oben an den Rand des Ahakus hinauf-
gezogen (')* Man kann dies auch bei frühmittelalterlichen Kapi-
tellen beobachten, wie z, B. den in Via Tor de' Specchi N** 3 A,
und Via Margana N'' 40 A (Tone Margana), Via Arco de' Ginnasi 20
noch in Verband stehenden jonischen Säulen, Noch deutlicher tritt
diea bei den jonischen Säulen der Vorhalle von SS. Griovanni e
Paolo hervor, die aus dem Xlll. Jahrhundert stammen. Ich trage
kein Bedenken, die Säulen von S. Lorenzo fiiori le mura in das
XHL Jahrhundert zu setzen, also in die Zeit, da Honoriua III. die
Basilika neu umbaute. Die VorUufer ähnlicher Arbeit seilen wir be-
reits in dem römischen Kosmatenstil, wo gleich scharfe accentuierte
Ausfuhrung und Nachahmung antiker Foroien beobachtet wird ».
Ich mochte hinzufügen, dass mir dem Kosmatenstil besonders
verwandt erscheinen: das Rautengiltermuster (^), der Zahnschnitt
und der Strickwulst, also gerade die aus dem antiken Cbarakter und
Formenkreis hier am meisten herausfallenden Motive. Die Koamaten
haben zudem gerade in S. Maria in Trastevere viel gearbeitet, wo
sie die nächsten Vorbilder für ihr Kapitell sehen konnten (0*
i/) Ältmanri machte mich darauf aufmerksam, dass dies Detail bei Win-
ckelmaim nicht richtig wiedergc^^eben isti An dem KapiteU z. B, des Ptole-
maiona auf Samothralce (Neue Untersuchungen auf Saraothrake, Taf. 24-27) geht
dai reich verzierte G artband ganz ebenso hoch.
(') 8o11ten etwa in den Maschen dieses Gitters bunte Marmorfüllungen
nach Kosmatenart gesessen haben? Die Herrichtung ist genau so. Vgl. die von
Altmann gerade in diesen Vertiefungen bemerkten Stuckrcsle (von der Kit-
tung der Füllung ?).
(*| tt Die Kapitelle nnd Gesimse meisselten sia nach antiken Vorbildern».
Springer, Handbuch der Kunstgeschichte, H, .S, 370.
ICO
IL Tini^ascH
Damit sei das Kapitell mit seinen Brüdem riDgSDm den
knnsthistonschen Kollegen zur Diskussion überliefert. Ans unserem,
dem antiken Material scheidet es definitiv aus. Seine Bedeutnog —
im Zusammeubang dann naturlicb mit den anderen zugehörigen Ka-
pitellen — im Rahmen der mittelalterlichen Kunst wird nun von an-
deren zu würdigen sein* Für uns Archäologen bedeutet daa Stück
nur mehr eine Bestätigung der früher schon gehegten Vermutung,
dass es in nachantiker Zeit in Anlehnung an die bekannte Pli-
nius&telle gemacht worden ist, und mit Benutzung von Motiven,
die an wirklich antiken jonischen Kapitellen» wie dem schonen zu
S* Maria in Trastevere be&ndliclien, zu seilen waren (')• Dabei ist
dem Verfertiger oder Auftraggeber nur der philologische, aber ver-
zeihliche Schnitzer passiert, dass er « iii columnarum spiris » miss-
verstand, indem er übersah, dass spirae nach antikem Spracbge-j
brauch hier nur die Säulenbasen bezeichnen kann, nicht aber di©i
Kapitellvoluten, wie es auch Winckelmann noch für möglich hielt.
» Eines der schönsten Kapitelle aus dem ganzen Altertum ■
— 80 hatte Winckelmann unser Stück gepriesen — hat also seine
Bedeutung für die Frage nach den beiden sagenhaften Architekten
eingebüsst. Dagegen gibt es ein anderes Denkmal, das es weit
mehr verdient, hier herangezogen zu werden, wenngleich ilim viel
weniger Beachtung geschenkt worden ist Es hat freilich auch mit
ihm beine Schwierigkeiten, besonders so lange es nicht gelingt, das
anscheinend verschollene Stück wieder im Original aufzufinden und
man allein auf Piranesis Publikation augewiesen sein wird (Abb. 3).
Es ist die kleinasiatisch normierte Basis einer jonisch kauellieiten
Säule mit viereckiger, reliefierter Plinthe unter den Toris, In der
alteren Ausgabe von Piranesis • Le Aatichitd Romane » fehlt die
Zeichnung. Erst in der zweiten Ausgabe, die sein Sohn besorgt hat,
erscheint sie von anderer Hand gezeichnet (Gesamtausgabe Bd- IV,
217 b,). In dem auf der Tafel beigeschriehenen Texte wird die Basis
als zu dem ebenfalls dort abgebildeten Kapitell von einer der Säulen
des einst innerhalb der Oktavia-Portikus befindlichen Jupitertem-j
pels gehörig bezeichnet. Es heisst da: * Metä del diameiro della
colonna con modinatura sottoposiavi della base, Nel plinto dt
m Für die geringeren Stücke dort vgl. die Abbildungen bei Darm,
Baukanst der Kömer, Fig. 413.
t#S lt. TUIERSCH
jiianta letiera E ». Altmann hält daa Stück mit dem HaDkenfries für
• sehr apokryph », für ein missverstandenes ArchitraTstuck und somit
als willkürlich ?oq dem Zeichner erst mit der joniscben Basis za-
sammengehracht. Ich kann mich dieser Meinung nicht anschliesseo,
da das gleich massige und besonders das seitliche Hertunführen de«
Kandprotiles am linken Ende bei einem Architrar unmöglicb wSre,
fiir eine Soffitte aber der Rand entschieden zu knapp und schmal.
Wahrscheinlicher scheint es mir, dass es wirklich eine Basisplinthe
war, die hier gezeichnet ist Mit dem • Frosch » hat es allerdings
seine Bedenken. Denn das Gebilde rechts neben der Eidechse, daa
man anscheinend dafür ausgab, sieht zwar ungeßhr me eine Kaul-
quappe aus, aber nicht wie ein richtiger Frosclu Entweder war hier
die Plinthe bis zur Undentlichkeit verletzt, oder es ist ein aus der
Blattrose sich entwickelndes Blütenmotiv (^), vielleicht eben ein
beschuldigtes, stark bestossenes als Frosch missverstanden w^ordeo.
Der wirkliche Frosch wird vermutlich erst auf der verlorenen rechten
Hälfte der Plinthe dai-gestellt gewesen sein, der Eidechse der linken
Hälfte entsprechend. Eine Basis mit solcher Plinthe wäre an dem
fraglichen Tempel durchaus möglich. Im Rankenwerk spielende,
ähnliche Tiere gibt es natürlich in der dekorativen Plastik in
Menge; vgl. die Pilaster in der Krypta von S. Peter in Rom,^
Dionrsius Cnjptae Vaticanae T. I n. 111; Wiener VorlegebläUe
IV, 10); auch das Romulusreltef aus Ostia bei E. Strong Roman
Sculpfure p. 242. Auf ein noch unpubliziertes Beispiel derart, ein
Pilasterkapitell mit dem Bilde eines Krokodils (?) von der Via
Latina macht Chr. Hülsen aufmerksam. Es befindet sich in einem
Codex der Sammlung Destailteur (j. in S. Peteraburg).
Aber mehr noch. Sieht man einmal ganz ab von der Piranesi-
sehen Notiz und betrachtet die Pliniusstelle ganz unabhängig davon
allein für sich, so kommt man zu demSchluss: es muss notwen-
digerweise eine derartige oder eine ihr ähnliche Basis gemeint sein.
Jede andere Form ist ausgeschlossen. Die beiden Tiere müssen doch
(*J Man ht versucht, an die inselgriecbische und kleinasiatiache Ärihto-
locliift 2u dt'Tiken, Vgl. die Beispiele Jim Oidymi, Poidremoli et HaagsoBlJier
[>, ISO» — m Rom die B!üte in der Mitte des Abakas korintliiBcher Kapitelle:
am Tempel des Mars lltur fD'EspooT pl. 56), am Pantheon (pl. 70-71 K in der
Halle der Porticas der Octavia selbst (pl. 66), Vgl. aucli die reichen Akan-
thusranken Tom Trajanaforutn.
fU SAtrHAS UND RATFACHOS
J6a
in jedem Falle ao den SäiileDbasen vorliandeu gewesen sein, gleich-
viel was man von den damit in Verbindung gebrachten Architekten
halten mag. Aber wo sassen sie dann? An alleH anderen Formen
ausser der Pünthe. an Lysis, Tonis und Trochilos sind sie innerhalb
der hellenistischen Formengebiing, wenn auch niclitganz unm<"5glich,
so doch höchst unwahrscheinlich (')• Nirgends dagegen ist so gut
Platz für sie, wie im Keliefwerk einer Plinthe mit geraden Flächen.
So darf man von vornherein annehmen: nnrda überhaupt kann es
gewesen sein. Die Plinthe aber unter einer jonischen Basis ist ein
gerade für die östlich-hellenistische Architektur charakteristisches
Batiglied und einfach Norm bei Vitruv (*). Dass die Seiten solcher
Plintben aber auch mit lleliefs verziert werden konnten, lehren die
Basen vom Didymaion. Da sind nur die Plintben in besonders reicher
Weise zu Zwölfecken ausgestaltet (% Diese ungewöhnliche, opnlen*
teste Form setzt aber die einfachere viereckige voraus als Aus-
gangspunkt zu ihrer Steigerung. Solche mit Relieffeldern verzierte
einfache viereckige Plinthcn nun müssen die Basen des Sauros und
Batrachos gewesen sein (*), genau von der Art der Plintben unter
den Säulen eines anderen besondere prunkvollen Baues, des Concor-
diatempels in Uom (D'Espouy pL 86), nur in der Füllung der Felder
reicher als diese,
Dass Künstler Tiernamen haben (''), imd dass gemde sie es am
wenigsten sich nehmen lassen, spielender Weise die Bilder dieser
Tiere wie Symbole als ihre Signaturen zu gebi-aucheu, ist nicht
nur in allen neueren Zeiten (") immer wieder, sondern auch in
(*) An eine so übnornie späte Bildung wie i. B bei Puch«teinr die joui-
»cbe 8äule 8. 35, Abb. 42, ist liier enistlich nicht tu denken.
(*) Vgl, PonfremoH-HaussünUler. Didt/mis, p. 139.
(') Pontrenioli-HatiÄSoullier p. U9 ff. Audi wenn die Aasföhrun^ die«er
Frotitsäulen erst ins erste JahTli ändert n. Chr. fallt, hielt sie sich doch an ältere
Modelle^ wie dies auch sonst bei dem Bau der Fall ist.
(*) ÜMS auch die Kapitelle, wenn sie jonisch waren, in entsprechender
Weiae durch Äkanlhasföllungr besonders ftusgeieichnet waren, ist durchaus mög-
lich. Vgl, das schon oben erwähnte Kapitell von Samothrake- Die Arbeit der
Steinmetzen in 8, Lorenzo würde dann ^ar keine so willkürliche Erfindung sein.
(*) ^U'' ^^^ allem den archaischen Maler Saurias (Brunn, G riech. Künstler
II, 5). Unter den Neueren t Böckün, Hase, Koekkoek, Leopardo, Leu. Uccello,
Wolf,
{*] Vgl, t. B. Walter Crane's Kranich. Meinem Collagen, Professor C. Sut-
ter, verdanke ich noch folgende Analogien : der niederlindische Kupferstecher
104
«.
der Antike öfters vargekommea. Man denke an die NameD Chelis,
Leon, Leontiskos. Perdii, Phoenix, Mys, Skjramos, Skylax, Tettii,
Tauros, Tauriskos, oder an den anmutigen Scherz des Stempelschnei-
ders Phrjgilloij, dessen versteckte Signatur auf den Münzen von Te-
rina in dem munteren Finken zu identifizieren erst Tor kurzem ge-
lungen ist Vgl. K. Regung im 66. Berliner Winkelmannsprogramra.
Ich komme also entgegen der biaherigen Autfassung zu dem
Scbluss, dass bei Plinius alles Wesentliche seine Kichtigkeit haben
wird. Die beiden KQnstler Saures und Batrachoa werden wirklieb
existiert haben und nicht erst Ausgeburten einer Anekdotenpban-
tasie sein. Die bestimmte Aussage des Plinius, sie seien Lakonior
gewesen, will doch auch motiviert sein, wird aber gftnzlich bei Seite
geschoben und bleibt völlig unerklärt bei der üblichen Erklünjng
der Dinge. Auch hat man, meine ich, kein Recht, die Nachricht des
Plinius in unvereinbaren Gegensatz zu bringen mit der anderen
Ueberlieferung, dass Hermodoros von Cypern der Architekt de»
Tempels gewesen sei. Bei einem so grossen Bauunternehmen sind
unter «lern leitenden Architekten immer auch eine ganze Gruppe
vorzüglicher Kräfte beschüftigt, die ihm helfend und seine Inten-
tionen ausführend zur Seite stehen. Zu solchen» weniger vielleicht
ünterarchitekten, als im Dekorativen gewandten Bildhauern (')
werden in diesem Falle Sanras und Batrachos gehört haben.
der uls u Meister mit dein Krebs » bekfiunt ibt. Man weiss seinen Namen
zwar nicht sicher» glaubt ibn aber mit einem Franz Krabbe ideiitiCzicrcii zn
können. Der Name des berühmten italienischen Stechers u J. B. mit dem
Vogel 19 ist unbekannt. In diesem Füll scheint, wie bei Leonhard Schäofelin,
das Buchstabenmonaj^Amm mit einem redenden Monogramm Yeibunden zu
sein. Bei Frimmol, Gcmäldekumle (Leip/ii^' 1904) sind 8. 180 erw&hnt £
1) das Keh nU Zeichen für Canrioli (vgh Oaz. dei Beaux ArU 1896, 1, 120;
2) eine Muschel « farinaio n für Taolo Farinato (ein ^T^ter lokaler Meister
von Venedig im XV. Jbdt ); 3) ein Heclit •» lusio » für Fietro Lazzi da Fclire,
auf einem Bild der .Sammlung Fij^dor in Wien. Etwas anders liegt der Fall
bei dem niederländischen ^(ater Herri de Bles oder Hendrik Bles (XV. Jhdt.),
der auf seinen Bildern überall als sein Zeichen ein KäQzchen anbrachte und
darnach von den Italienern >* Cirettft » genannt wurde. Weit häufiger bekannt-
lich als Tiere werden unbelebte Gegenstände zu <* redenden n Monogrammen
verwendet f. B Sch&ufelin (Schaufel), Bril (Brille), Sta. Croce (Kreuz) u. s, w.
(') Sie stehen, wie auch Brunn in diesem Sinne schon hervorgehoben
hat» bei Plinius unter den Mannorbildhanern.
7V SÄUR A3 UND BATRACHOS lG5
Nur Eines halte ich, wenn auch Dicht unbedingt so doch wahr-
scheinlich für erfunden: das Motiv, das Pliuius für die sjmbolißche
Art ihres Signierens angibt. Das kann aus den Tierfiguren erst
erschlossen worden, kann aber auch gut wirklich so vorhanden ge*-
wesen sein- Denn dass inschriftlich nur der Haoptarchitekt genannt
sein wollte oder sollte, wäre durchaus nichts Ungewöhnliches.
Der ganze Tempelbau, um den es sich hier dreht, war ein
Novam in Rom und ein Wunder speziell griechischer Kunst, ein
Triumph hellenischen Sinnes — anlässlich der Unterwerfung des
helleuischen Makedoniens durch den Römer Q. Caecilius Metellus.
Graecia victa victorem viciL Als einen Triumph und Dank für
diesen seinen Sieg hat dieser Feldherr im Jahre 147 v. Chr. den Bau
aufführen lassen, wie es scheint, ganz durch griechische Künstler.
Ihr Ehrgeiz scheint es gewesen zu sein, einen rein hellenistisclien
liau zu erstellen: sie schufen mit diesem Bau die erste Tompelan-
lage in Rom ganz aus Marmor und die erste mit einer ringsum
von Säulenhallen eingefassten, weiten Agora. Von der besonderen
Opulenz, die dem Bau zugewandt war, schimmert auch bei Plinius
noch etwas durch {opibm praepoienres fuisse), und wie in edlem
Material und grosszugiger Gesamtanlage, &o scheint sich das
Unternehmen auch durch ungewöhnlich reichen Dekor ausgezeichnet
zu haben. Davon hat sich eine fast verwischte Spur erlialten bei
Plinius in der Geschichte von Sauras und Batrachos.
Das Andenken dieser Künstler sollte von den bisher gegen sie
üblichen Zweifeln hinfort frei bleiben. Ihre Namen haben nach
allem, was wir über ihre Zeit wissen und über ilir Werk vermuten
dürfen, Anspruch darauf mit Ehren in der griechischen Künstlerge-
schichte genannt zu werden, so gut wie irgend welche andere.
P. S. Während des Druckes wird mir durch Chr. Hulsens
freundliche Vermittelung soeben nocli ein Aufsatz von G. Giovan-
noni in der Zeitschrift l*Arte (Anno XI, fasc. IV) bekannt, der
sich nicht nur mit den hier vorgetragenen Anschauungen vollstän-
dig deckt, sondern in einem Hauptpunkt noch eine sehr wesent-
liche Ergänzung und Bestätigung bringt» Giovannoni charakteri-
siert das Unantike und echt Mittelalterliche des Kapitells von
S. Lorenzo und vveist zum ersten Mal und überzeugend nach, dass
das Frosch-Eidechsenkapitell nicht nur untrennbar* ist von den
andern 22 jonischen Kapitellen im Innern der Kirche, sondern
auch von den sechsen der Vorhalle. Diese sind in Stil und Mo-
iW H. TKtKRSCH> TV SJll RAS UND BATI|A€ROt
ÜYdn darchtnä gleichartig mit noserem Kapitell (vgl. besooders
seine Abb. 8). Die ganze Vorhalle Ifiast sieb aber zoit Sicberheik
als ein Werk zweier bekanDter römischer Marmorari des 13. Jhdta,
erweisen, naeinlich des Pietro Vassalletto und seipea Sohnes. Sie
waren die Steinmetzen, welche dem grossen Umbau der Basilika
unter Papst Honoriüs IH im Jahre 1225 seinen eigenartigen
Schmuck rerliehen haben. (Von ihnen und andren Gliedern ihrer
Familie röhren auch her der Osterkandelaher in 8. Paolo, der
Kreuzgang ron S. Giovanni in Laterano. die Schranken des Pres-
brteriums in S. Saba, das kleine Tabernakel in S. Francesco zu
Viterbo nnd Kanzel und Kandelaber der Kathedrale in Anagni).j
Ihre Phantasie erging sich gern in allerlei spielendem Beiwerke
Seherzende Affen und Löwen sitzen im Ornament des Gebälks der
Vorballe von S, Lorenzo, dieselbe Eidechse und derselbe Froschj
wie am strittigen Kapitell auch am Kreuzgang von S. Giovannil
in Laterano (vgl Giovannoni S. 15). Vielleicht ist es also nur
ein reiner ZiifalL wenn liier ganz unabhängig von sich aus etwas
entstanden ist, was lange Zeit mit jener PliniussteUe in unlösbarem
causalem Zusammenhang zu stehen schien.
Gleichartig könnte nun aber auch der Fall in der Antike ge-
legen haben. Waren die beiden Thiere an den Seitenplinthen jenes
römischen Tempels nicht vielleicht aiich rein dekorative Spielerei
ohne jeden besondern Nebensinn ? Ich glaube nicht. Ei-st wenn sich
nachweisen liesse. dass Frosch iind Eidechse eine ganz typische
Zutat im ornamentalen Vorrat jener Zeit sind, oder, dass an den
Plintheu ausser jenen beiden Thieren auch noch alle möglichen
anderen dargestellt waren (^). wäre eine solche Annahme zulässig.
Dass das so war, ist aber wenig wahrscheinlich. Die Geschichte bei
Piinius siebt nicht darnach aus. Im Gegenteil, sie lässt vermuthen
dass Frosch und Eidechse im Dekor so auflßlilig hervortraten viel-
leicht durch Anbringung au sämtlichen Süulenbasen, dass dieser
Umstand eine Erklärung verlangte. Das hätten sie aber kaum ge-
konnt, wenn sie nur als ein Glied unter mehreren anderen ähnli*
eben gleichwertigen Gruppen zu sehen gewesen wären.
Freiburg i. Br. Oktober 1908.
H. Thibrsch.
(^) Al«o ein reicb«r Wechsel im Dekor der einzelnen Säalen ähnlieh
wie an den Frantsäalen de» Didymaions,
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS
(Schluss)
S. MitteiluDgen XII, 1904, ISS.
Kap. IV» Dacnia (FortaetzuDg). Kap. V, Tarent.
L
§6. Kratere; jenseits des Au fidus.
Ungeachtet der erhebliclien EiDsclirriQkuageii (0» welche diese
Publikatioa mit Rücksicht auf den disponiblen Raum der Zeitschrift
hat erfahreo müsseo, wird raan sich doch überzeugen, dass auch
nördlich vom Aulidus das archäologische Material nicht so spärlich
ist, wie gewöhnlich auf Grund früherer Verhältnisse angenommen
wird (-). Ich kann nach Abschluss meiner Tätigkeit an Ort und
Stelle nochmals auf das Daunia 21Ö f. Gesagte verweisen.
Gleichwie Catiosa und Kiivo ihre besonderen Merkmale der
Form und Dekoration aufweisen, so treten auch jenseits des Flusses
ganz bestimmte Eigentümlichkeiten hervor, noch wahrnehmbarer
bei dem kleineren Geschirr (§ 8 B), wo oft schon Ton und Mal-
farbe entscheiden* Hin und wieder glaubt man den Einfluss von
Kuvo und Canosa zu bemerken, von denen auch Originalware dort
tnm Vorschein kommt. In Ascoli-Satriano, selbst in Melfi, finden
sich neben der einheimischen Ware echte Canosiier Schalen, dort
ausgegraben* Der erstgenannte Ort, den ich erst 1898 durch
Ueberführung der dortigen Funde nach Bari in die Archäologie
(') GÄnzlkh veTinissen wird mim ii. A, die Knpitel. auf wekhi? R. M.
XIX 315 verwiesen wurde; ebenso auch viele Abbildungen, die ich mir für
eine andere Gelegenheit vorbehulte.
(^) Vgl. Paribeni, BulL Pah 1905, 221. Ueber Herdonia s. jetzt Qua-
gliati* Not.d.ic. 1907, 30. Die Beieichnang. nördlich vom Flusse (so auch
R. M. XIX 809 bei Amn. 1> wo verdruckt sfSdlich steht), ist natürlich nicht,
buchstäblich zu nehmen, da dessen Lauf von SW nach KO geht.
168 M. MAYER
eingeführt habe, erweist sich als besonders wichtig und bis zu
einem gewissen Qrade selbständig. Das weite Terrain von Arpi,
wovon hier zum ersten Male (wie auch Yon Melfi) archaische
Tasen mitgeteilt werden, ist noch unerforscht. Von Lucera kannte
man früher ausser Prähistorischem nur griechisch-römische Ke-
ramik {Gaz. Arch. 1883, 15).
Hier die Auswahl der Kratere.
1. Beil. I 1 Bari Mus. Prov. 3987; Frgmt. aus Ascoli-Satriano.
2. ebd. 3986. Ascoli-Satriano. .
3. ebd. 3919. Lucera.
4. Beil. I 6, 7, ebd. 3927. Ordona (Herdonia).
5. Berlin, Antiquarium 251.
6. s. oben § 5, Beil. III 1. Bari, M. P. 3516. Melfi.
7. ob. Beil. III 2; ebd. 3517. Melfi.
8. ob. Beil. III 4. Neapel, Mus. Naz., Inv. 13536 oa.
9. ob. Beil. III 3. Neap. dieselbe Nr.
10. Abb. 2. Bari M. P. 3793. Frgmt. San Severe.
11. Abb. 1. Vasto d'Aimone.
1. (Beil. I, 1). In der Form nichts Neues gegenüber Kuto,
nur dass der Schwerpunkt höher liegt. Die Malerei, in zwei Farben,
folgt den dortigen Normen nur in der allgemeinen Disposition, mit
starken Ereissystemen an der freien Unterhälfte, oben einer schma-
len Zone zwischen Streifen; die letztere zeigt an den Frontseiten
eine Beihe auf der Spitze stehender Quadrate mit Strichfüllung, zur
Seite farbig ausgefüllte Quadrate, dazwischen ein Elepsydra-Motiv
mit eingeschriebenen kleineren Dreiecken ohne besondere Basen (vgl.
Peuk. 27 fig. 3). Die Bückseite hat einiges Besondere, namentlich
ein langes Farben-Rechteck diagonal gespalten. Die dicken kurzen
Bögen an der Mundung sind eine hässliche Eigentümlichkeit der
Kratere dieser nördlichsten Gegend. Dagegen wirkt es angenehm,
dass dort die Zonen und Gurte beim Henkel angelangt, nicht
gradlinig abschliessen (schwach concav schon Buvo, § 4 S. 299
fig. 15), sondern in grossen, die Henkel umziehenden Bögen. —
Gleichwie bei den nicht minder gut und sicher gemalten Gefässen
§ 4 Nr. 8 und 13 (s. hier Beil. I, 2) hat eine Korrektur der
Zeichnung stattgefunden; an der Unterhälfte ist der Best eines
DTE KERAMIK DES VORGRIECHrSCHEX APCLtENS
anderen Projektes stehen geblieben, eine Häufucg von gestiichelten
Rauten (vgl. Beil. II 2, 5, 6 an den Henkeln), und darunter einige
feine, aber schief gezogene Horizontalen.
2. Dekoration bescheidener, wegen der liöhereu Stelle der
Henkel mehr dorthin verlegt. Spärliche dünne Streifen begleiten
den Mittelgiirt und bilden die Ornamentzooe, welche in drei durch
Striühgrtippen getrennte Lüngsfelder zerfüllt; darinnen steht, nur
die horizontalen Grenzen berührend, je ein Rhombus, in vier oder
mehr z. T. punktierte Felder geteilt. Unten Kreise, an den Henkeln
Band mit Zahngruppen, an der Mündung flache Bögen. Bräunlich
schwarze Malfarbe.
3. Grauer Thon, unregel müssige Wandung. Mündung : grosse
einfache Bögen, nicht sehr gleichmässig geraten. Die übrige De-
koration, in schwärzlicher Farbe, beschrankt sich auf eine schmale
unterstrichene Zone nahe dem Halse; diese ist durch drei mal
drei Striche in vier Liiogsfelder geteilt, worin mit Mühe das
bekrönte Hügelmuster (§ 4, 11. 13), Platz gefunden. Im allgemei-
nen erinnert da.^ einfache Schema dieser Sehulterdekoration (ebenso
Melfi) an gewisse Kratere von Thera (II p. 147, fig. 357).
4. (Beil. I, 6, 7). Zu der gleichen Schicht in Ordona gehören
grobe unbemalte Kratere (Bari M, R 3928), der Form nach
ähnlich den NN* 2. 3. In der Form mit den geschweiften Sat-
telhenkeln erinnert der gegenwärtige 4 an einen der Ruveser. In
der reichen Bemalung, die einen selbständigen Kindruck macht,
ffillt auf, dass Ober- und Unterhälfte durch zwei Gurte und eine
Mittelzone geschieden bind, sowie der doppelte Ornamentstreif am
Oberteil. Das gleiche Streben nach Bereicherung macht sich unten
geltend: nicht nur, dass die Vertikalen zur Einrahmung neuer
Ornamentstreifen mit Unterabteilungen dienen — das tindet sich
auch in Kuvo und Canosa — : auch zwischen diese und die Felder
mit Kreisen sind noch andere kräftige Vertikalen mit entspre-
chenden Begleitlinien eingespannt. Auch die Kreise gentigten niclit
mehr; sie sind von einem tangentialen Poljgon umgeben, von
dessen Ecken strahlenförmig Linien nach den Grenzen des Feldes
hinstreben; ein sehr ansprechendes Muster, welches häufig an den
Mündungen der Napfe» § 8, angedeutet, ausserhalb dieser Region
nur vereinzelt und ganz ungeschickt verwertet wird (R. M. XIX
204 Abb. 4). Neu sind in dieser Gegend die kleinen Punkt-Kreise
170 M. MATKR
in der Mittelzone, die B-förmigen Figuren und gewisse schräg hal-
bierte Klötze, die an No. 1 erinnern. Das Mäander-Element fällt
aus dem Stil heraus und ist von gleichzeitigen griechischen Vasen
in nicht ganz gelungener Weise entlehnt. Zu den B vergl. die an-
gesetzten Halbkreise an einem Napf derselben Ortschaft, Beil. II, 5.
Malfarbe ist das in der Landschaft beliebte Schwarz. Zn deren
Eigentümlichkeiten gehört noch das Band mit Zahngmppen, hier
die Mündung umziehend, sowie das Aufhören des Vertikal-SjBtenis
unten kurz vor der Basis.
5. Ein krasses Beispiel verständnisloser Nachahmung bei auf-
fallend guter Töpferarbeit; gelblicher, fast orangenfarbig gewor-
dener Ueberzug. Die Oberhälfte bekundet durchaus Ruveser Vor-
bilder (R. M. XIX Taf. VII, 5), auch das Hügelmuster zwischen den
Henkeln, das hier aber mit der Spitze an eine schwere Masse von
Vertikalstreifen anstösst, die vielmehr an die Unterseite gehören.
Dort unten fällt u. A. ein fischartiges Motiv auf, das meiner An-
sicht nach eher ein apotropäisches Auge darstellen soll, nach
Maassgabe kjprischer Vasen graekophönikischer Epoche (Murray
Excav. Cypr., p. 108 fig. 156), jedenfalls eine ungewöhnliche Er-
scheinung im Apulischen.
6. 7. (vgl. 8. 9). Von Vasenfunden in Melfi am Vulture
die an « Kyprisches « erinnern sollten, wie man so vielen jetzt als
Nordapulisch fixierten Tliongefässen nachsagt , hatte man vor
Jahren gehört, aber ohne dass über ihren weiteren Verbleib etwas
verlautet wäre (Lenormant, Gas. arclu 1883, 27; Not. d. sc. 1882,
381). Ich führe hier zum ersten Mal dortige Vasen vor, die ich
1898 mit anderen an Ort und Stelle für Bari erwarb. Man be-
findet sich in jener Stadt bereits in einem Grenzgebiete, wo neben
dem apulischen Stil auch ganz heterogene Erscheinungen auf-
treten.
Die beiden Kratere (R. M. XIX 312, Beil. III, 1. 2), sind
ziemlich schwer, doch gut geglättet; die schwärzliche Bemalung
von 6 entspricht der von Lucera bis auf das Dreieckmuster, wel-
ches plump und in einer älteren Version dargestellt ist. An der
Mündung grosse Bögen, starke, von feineren begleitet. An den
Henkeln grobes, entstelltes Zahnmuster.
7. von gröberer Ausführung in schmutzig grauem Thon, ist
von oben bis unten bemalt in dunklem Violett und einer zweiten
DIE KERAailK DES VORGHIECRISCBEN APUURK8
171
Farbe, weldie teils ab2:egaügen ist, teils sich zersetzt und nur
eioeo Schein hinterlassen hat; nach einigen Spuren mag es ein
lebhaftes Violett« gemischt mit etwas schlechtem Kot gewesen
sein, üeberladung mit Streifen; einer olTnet sich unvermittelt, um
stellenweis kleine Vierecke aufzunehmen; Verkümmerung des Un-
terteils; in der dortigen Zooe werden die Kreise in seltsamer
Weise aussen durch Striche an der Peripherie festgehalten, wo
sich auch anderweitige, hakenaitige Ansätze befinde», paarweise
mit Mittelstrich, doch nicht in der sonatigea Manier, die wir na-
mentlich § 13 kennen lernen, die Hakenform vielmehr wie in
Sicilien, L Pertode: BulL PaL iL XIX tav. V, 57.
8. 9. Sehr bald nach meinem Besuch in Melft tauchten dort
noch andere archaische Vasen auf, welche, wie man erfuhr, iu die
dortige Präfektur, und dann ins Neapeler Museum gelangten. Es
müssen die N. 8 und 9 sein, welche mir iu Neapel durch ihre
grosse Aehnlichkeit mit den Melhtanern authelen, und die dort
ohne Provenienzangabe unter dem Jahre 1898 und gemeinsamer
Nr. eingetragen sind. B. M. XIX, BeiL III 3. 4.
Auf schmutzig grauem Thon violett-schwarze Malerei mit
etwas Rot dazwischen. Ziemlich gleichf*}rmige, unsicher geführte
Streifen, weder stark noch fein zu nennen, bedecken den grösseren
Teil der Vase und lassen nur zuunterst (ähnlich wie in ü) eine
Zone frei, die im Einzelnen au 2 und 3 erinnert; ohen auch hier
ein schmaler Streif nach Art eines stellenweis durchbrochenen oder
gemusterten Bandes mit kin-zen Reihen gestrichelter, auf der Spitze
stehender Quadrate. Au der Mündung kurze, starke Bögen um
einige Jlittellinien; Innenrand getüpfelt. Die Bögen und Streifen,
welche die Henkel umgeben, sehen aus wie mit dem Zirkel ge-
zogen. Eiue höchst eigentümliche Bildung weisen die Henkel
auf, nicht sowohl die wirklichen Griffe, welche ein unbestimmtes
Gemisch von herzförmigem und Sattelhenkel darstellen, als die
dazwischen befindlichen eckigen Vorsprünge, auf denen je ein
seltsames Attribut aiifruht. Das eine (jetzt, 1903, abgebrochen)
hatte das Aussehen einer Rolle oder Büchse, das andere das eines
erhobenen Fingei-s (mit Siegelring?) oder eines sonstigen Fascinum;
der Pinger würde weiter unten (§ 8) vermutlich eine Analogie
finden. — Der zweite Krater erscheint in der Gestaltung weniger
unsicher bis auf die der apulischen Grundform widerstrebende
I *'J M. MA.VER
Hoblkelile imter dem Rand, auf welcher hier aber sehr ungewdhn-
lielier Weise eine Art Halsband von Bögen gemalt ist, etvra in der
Art des Mrkenischen Stils, ?gl. Mjk. Vasen 24, 175, könnte man
sagen, wenn niclit jede Vergleichung mit MTkenischem Stil im
Allgemeinen abzuweisen wäre. Abgesehen von den in Feldern
aufgepHanzteu Blüttern und Blumenkelchen (vgl, etwa Melos, £xe.
at Phylakojn pl. XXIIl, 5), waren för die Disposition der Ma-
lerei, wie auch filr die allerdings wenig gelnugene Gefässfonn
offenbar die Canosiner Sphagia massgebend: daher die plastischen
^
*J
Abb. 1» In Vasto d*.Aimone.
Abb. 2. Ans San f^rcro.
in die Höhe gestreckten Hände, die «ich liier vielleicht beim
Brennen etwas nach innen gekrümmt haben ; Zierraten, die eben
nur unter dem Schutz eines breiten Handes gedeilien konnten.
10. Von diesen ünssersten Grenzen Apulieos kehren wir noch
einmal in die Gegend von Arpi zurück, doch nur um uns zuüber-
sseugen, wie von diesen nördlichsten Städten ans die apnlische
Kunstindustrie anch über die Grenzen hinausgriff. Das Fi-agment
lu Abb. 2, von San Severo (vielleicht dem alten Ergitiom) ist
kein eigentlicher Krater, aber ein ungewrihulich grosser Napf
(Henkel ab), der auch in der Dekoration mehrfach an die Kratere
erinnert: so durch die bei den Nilpfen § 8 nie zu rindendeii Bo-
gonsj'steme an der Mündung, auch durch die in der Mitte herabhau-
Uenden Muster, gespreizte Doppel-Lambda, vgl. E. M. XIX, S. 299
ttg* lö. Im üebrigen beschränkt sich die Bemalung (in schwrirzlicher
DrS KERAMIK DES VORGRICCH ISCHEN APüLlSNS
173
.Farbe) auf einige nach Abstand und Stärke wohl abgewogene
Streifen mit Tereinzelten kleinen Diagonal- Viereck-Systemen, auch
eiDigen kleinen Kreuzen. An der Henkelseite erscheinen Lambda
— als dachförmige Linien zwar* wie in der Peucetia (dort Taf.
III, 14), doch die unteren frei geschweift endigend, eine Eigen-
tümlichkeit der nördlichsten Gegend ; unten an der Henkelwurzel
einige kleine Striche angehängt. Nicht zu übersehen ist ein kleiner
plastischer Zusatz an der Mündung, ein vom Henkelansatz her
flach aufgelegtes Zünglein oder Zäpfchen, mit Querstrichen bemalt.
II. Aufs Engste verbindet sich hiermit eine der wenigen
bemalten Thonvasen, Abb. 1, die man noch weiter nördlich, im
Frentaner Land von Larinum bis Histonium antrifft, und die
teils apulischen Einfluss bekunden^ teils bereits in eine ganz andere
Richtung einschlagen (vgl. Bari M. P. 3788). Es ist ein Hen-
kelnapf ganz von Form und Grosse des vorigen (Henkel f^leicbfalls
ab) mit der gleichen Bemalung der in meiner Skizze (Abb. 1)
zu starr geratenen Mundung und der Henkelpartie, auch den
Lambda-fÖrmigen Anhängseln an der schmalen Zone des Bauches,
die hier mit Sternen wie gewisse Peuketische Henkelnäpfe dieser
Gr<59se bemalt ist. während darüber Zickzack-Linien erscheinen (in 2
Farben), Aber auch das plastische Zäpfclien an der Mimdung findet
sich hier wieder, übrigens mit dem Rest eines zweiten daneben.
Man wird zu dem Schlüsse gedrängt, dass Töpfer» die in der
mittleren und der nördlichsten Region Apuliens gearbeitet hatten,
weiter nach Norden gingen und dort Arbeit fanden» wobei sie sich
dann gewisse Freiheiten und Stilmischungen erlaubten, welche
Zunffcregel oder Gewohnheit an den Zentren dieser Industrie nicht
gestattete. Wie wir es bei den venschiedentlichee Correcturen der
Zeichnung beobachten, wird die Freiheit flott zugreifender, viel-
leicht wandernder Techuiten mir durch den Zwang des regionalen
Geschmackes im Zügel gehalten.
IL Das kleinere Geschirr.
§ 7. Tiefe Schüssel näpfe.
§ 8. Hochhenkelige Töpfe,
§ 9. Complikationen dieser Form.
§ 10. Konische Ziernüpfe.
§ IL Becher.
Tassen.
Sclialen.
Teller und Schüsseln.
Kannen.
Askoi.
12
174
m* M4YEB
g 7. Tiefe Schüsselnäpfe.
Bevor wir die Masse kleineren Geschirrs vorfuhren, sei hier"
eine kleine Gruppe von Gefässen ervröhnt, auf die ich schon Peu-
cetia50 f. hindeutete, insofern sich die wenigen Exemplare auf zirei
Provinien verteilen, allerdings mit entsprechenden Unterschieden
in der Bemalunj^. Es sind battchige, schüsselartige Näpfe mit
SeitengrilTen, wie sie etwas flacher schon in Tarent vorkommen,
manchmal durch einen zngesetzten konischen Fiiss noch welter
erhöht. Auffälliger Weise sind einige Mal (rf, 5) geroll te GriflFe an-
gebracht, wie sie die altbootische Keramik liebt; in Apulien etwas
sehr Ungewöhnliches, womit sich höchstens im Prinzip die gefäl-
Abb. il
telten Henkel der Becher § 11 vergleichen liessen. Die Beraalnng
besteht wesentlich aus einer Zone mit Striehgruppen dieser oder jener
Art, einmal weitläutig gestellten Kanten (/),dazu bei den Exemplaren
der N Region, einigen kleinen Kreisen, unten, welche die Mittel-
provinz bekanntlich, wenigstens die Gegend von Bai'i, nicht kennt
Ein schweres altertümliches Stück von dort, ä, von Montrone bei
Bari, hat noch zweifarbige Malerei und anirehängte Dreiecke, die
sonst nur in N vorkommen, auch dort nicht leicht mit der Qu er-
Schraffierung (wenigstens nicht bei Hungefiguren), welche direkt
an die alten Tarentiner Muster erinnert.
Einen der überall in Apulien, jedoch spärlich vorkommenden
bimenf*:*rmigen Töpfe (vgL § 3) mit tiefsitzenden Seitengriffen
stelle ich hierzu {g), da er sonst keine Stelle findet und in dem stark
bräunlichen Thon, der schwarzen Malfarbe, sowie der punktierten
Dlt RERAMtK DES TOBGRIECHISCHSN APrUEKfl
175
Doppelzahnreihe dieses in Ruvo erworbeneu Stückes merkwürdig
dem Canosiner Napf a ähnelt.
a) Bari M. R 3442» H. 0,10* Canosa.
b) ebd. 3713, H- 0,125. D. 0,15. Mootrone.
c) ebd. 3483, H. 0,11. D. (M25 ans einer gi^ossen Pri-
Yatsammhing in Bari.
d) ebd. 3482. H. 0,08. D. 0.10. Ebendaher.
e) Af>b. 3. Berlin Antiq. Vasen - S. 272. H. 0.072. D. 0.10.
f) Privatbesitz. Von gleiclieo Proportionen und Maassen
wie die meisten Barletta.
g) Bari M. P. 3407. Ruvo; vgl den Topf 3905 aus
Canosa.
§ 8. Hochhenkelige Töpfe.
Eine der stets wiederkehrenden und charakteristischen Er-
scheinungen in den Gräbern der Dannia bilden die mit hohem
Henkel versehenen T^ipfe. Man könnte sie auch grosse Tassen
nennen, wenn diese Bezeichnung nicht passender für eine kleinere,
mehr den heutigen Tassen entsprechende Gattung aufgespart bliebe,
die auch als Trinkgefäss näheren Anspruch darauf hat.
Die hohen Henkel pflegen an der Gefässlippe etwas schmaler
zu beginnen und erat zuoberst die volle Breite zu erreichen,
die dann der hintere, längere Schenkel beibehält. Sie bilden
anfangs eine scharfe Kante zuoberst, die auch wohl leicht einge-
furcht ist, nehmen aber bald phantastische Formen an. Auch die
K<irperform hat ihre Entwicklung, namentlich insofern sie sich am
Haie enger zusammenzieht und dafür einen breiteren flachen Rand
annimmt, ohne dass man versteht, wie die Gefäsae dabei noch
zum Trinken oder Schöpfen tauglich sein konnten*
Es ist aber offenbar ragbr als ein einziger Typus, welcher
diesen Gestaltungen zugmnde liegt. Deutlich unterscheidet man,
dies das Seltenere, den schon aus der Nachbar-Region bekannten,
birnförmigen Topf-Typus (H. M. XIX 198 Beil, I, 1, 4; vgl. hier
§ 7 ^ und Peue. Taf. IV, 20), der in Suessola wiederkehrt, und
einen niedrigeren, welcher die altitalische Protilieiiing mit schrä-
gem, abgesetztem Halse noch erkennen lässt ; oft erscheint die Kör-
Hfl
M. MATEft
perform sehr flachgedrückt, wie schon in Tarent bisweileo, doch
mit entäprecheoder Verbreiterang des flachen Randes und Veren-
guüg des Halses ; in Nord-Apulien scheint dies die jüngste Gestalt
zu sein.
Ausserdem kommt aber wohl noch ein dritter Typns in Be-
traeht« eine kugelige Tasse mit schwach umgebogenem Band und
einfachem kurzen Henkel, welche freilich mit Bemalung überhaupt |
nicht in Apulieu vorkommt, und über die ich hier das Nötige
mitteilen will. Diese (^ etwa 10 cm, hohen Tassen, gewissen uralten
Kochtöpfen, z. B. Troischen, dann auch archaisch - Theräiscfaen
(Thera II S. 231 d) ähnelnd» sind aus schwärzlich grauem oder
rotbraun ziegelähnlichem Thon hergestellt, also monochrom, dabei
oft schlecht gebrannt, während sie zugleicli durch ihre Dünnwan-
digkeit und gute Scheiben - Arbeit die wahre Epoche verraten. Sie
finden sich im V. und auch noch Anfang des IV. Jahrhunderts
ganz besonders in den Gräbern von Ceglie bei Bari, ähnlich auch
im N., z, B. in Herdonia (Ordona): Bari M. P. 4083 (anderes au8
demselben Grabe § 9; vgl, a. Not. d, sc. 1907, 30); jedoch stets
nur in einem Eiemplare oder höchstens zu zweien in je einem Grabe,
nicht massenhaft wie das übrige Geschirr. Zugleich weisen sie öfter
Kohlen- und Feuerspuren auf, die jenem anderen Grabgerät fehlen.
Man will beobachtet haben, dass diese einzelne Tasse sich über der
Deckplatte des geschlossenen Grabes vorfand. Wohl glaublich, da
auch anderwärts, in Ruveser Grübern des V. Jahrhunderts, ein
ähnlicher Gebrauch beobachtet wurde (vgl. Giov. Jatta, Catalogo
dil Mus, Jatta, I, p. (*5); über den besseren Gräbern lagen dort
stets Scherben eines feinen, wahrscheinlich kleinen Gefässes, wel-
ches wohl, so denkeich, beim Begräbnis nachgeworfen wurde; bei
ärmeren Gi'äbern sind die Scherben ihrer Unscheinbarkeit halber
wohl nicht in gleicher Weise beobachtet worden.
Man errät, was es mit diesen unscheinbaren Topfen oder
Tassen für eine Bewandois hatte. Es ist eine Grabspende, welche
im Aussehen dem alten Impasto nachgeahmt wird, in ähnlicher
Observanz, wie sie die Lesbier im Auslande, in Aegypten noch im
VIT. und VI, beobachten, wenn sie ihre sacralen Spenden in sol-
823 n.
(^) Bari M. P. 62, 312, 330. 353. 354. 4G7, 630-63<5, 673-692,
DtS REEAMtlC DES VORGBIECBISCHEK APlLTfvNS lil
chem oder ähnlichem Material herstelleo (')• Auch das schlecht
gebraonte Bucchero, welches die Samier noch im VI. Jahrhimdert
fahrizierteii (Boehlau Nekropolen 120), mag mit solchen Geptio-
geatieitee zusammeahäo^eD.
Es begegoen in Bari und Umgegend aus demselben Material,
ebenfalls oft vom Pener geschwärzt, noch einige andere Gefössarten,
jedoch viel spärlicher: kugelige Kessel mit beweglichen thönenien
Seitearingen (Bari M. P. 662, 736, 737), niedrige Näpfe mit wirk-
lichen oder fest anliegenden Henkeln (ebd. 637, 870, 871, 2448),
die ersteren genaue Nac hall miin gen (daher auch solche von Blei
vorkommen) des daneben vorhandenen Bronzegeräts (ebd. 360, 3058,
Schrank IX). Doch sind bierin wobl nur Spielformen, Konsequen-
zen der vorbezeichneten Altertümelei zu erblicken, welche sich nicht
mit jenem Gebrauch in eine Linie stellen lassen.
Wirkliches Kochgeschirr, wie es sich gelegentlich auch, aber
viel gr<5ber vorfindet, kann alles dies nicht sein; teils wegen der
sehr delikaten Henkel nnd thönernen Ringe, teils wegen der sehr
dünnen Wandung, die namentlich bei den stereotypen Grabtasseu
auffallt Die einen wie die andern konnten höchstens bei einer
einmaligen Gelegenheit, einem Totenopfer und Leichenmahle zur
Verwendung kommen; die allermeisten sind nnbenutat (*).
Dass der hier hervorgehobene Sepulcral-Gebrauch erst so spät
auftritt, findet seine Erklärung grossenteils gewiss in dem langen
Vorherrschen der alten uod echten monochromen Keramik, an
welche diese Tassen erinnern sollen. Gerade das dem Toten beige-
gebene Trinkgefäss scheint länger als alles übrige Geschir in
grobem Impasto beibehalten worden zu sein. Es mag wohl nicht
Zufall sein, auch nicht blos an dem leichteren Zerbrechen grös-
serer Gefässe liegen, dass immer gerade nur Tassen und Becher
von ganz prähistorischem Material in mittelapulischen Gräber-
schiebten auftauchen, die nicht oder wenig über 600 hinaufgehen
mdgen* Es handelt sich bisher um wenige und uncontrollirbare
Fälle; doch schon die Gestalt widerspricht der Technik manchmal
{^) VgU Cecil Smith*a Beobachtung bei E. GarJner Naukratis II p. 47
und 51; dazu Loeschcke Arch. Anz. 1891 (YI^ p. 18.
m Aehnliclie» mag wühl auch von gewissen ziegeligen, dünnen Deckel*
Sitnlen gelten, bes. in Canosa: Bari M. P. 564, 800. 801 q, 0.
178
M. MAYKa
ia auffälligstdr Weise (§ 11). Die ganze Sitte — die wir io Tarent
im VIII. Jahrhundert wiederfioden (Kap. V) — erinnert an grie-
chische Oebräuche ('), zunächst ao die Kylix. welche nach dem
bekannten Epigramm eines Tarentiner Dichters der Tote nicht
gerne missen mag. (M*
Die Mehrzahl der apulischen Be?45lkerung scheint sich über
die Formen des alten, vielleicht auch nur kunstlich wiederbelebten
Herkommens hinweggesetzt und auch hier dem in Mode gekom-
menen bemalten Thongeschirr deu Vorzug gegeben zu haben. Es
waren dies in der Peuketia namentlich zweihenklige Tassen mit
Fusg, Peuc. p. 38 IT, fig. 10, 15, oder auch geradezu die alten
kugelförmigen, irg, 12, 13. In der Daunia sind es die niemals
fehlenden hoohhenkligen Gefässe. Ihre Ausstattung deutet darauf
hin, dass sie dem praktischen Gebrauche immer mehr entfremdet
wurden, in dem Maassa, wie anderes, bandlicheres Trinkgeschirr
in Aufnahme kam. In der Tat eignet sich der ganz flache, immer
breiter werdende Rand ebenso wenig zum Schöpfen wie zum Gies-
sen oder zum Trinken, während die enge Mündung zugleich die
Benutzung eines LdfTela n5tig machen würde. Hieran würde auch
der oft hinzutretende Mulden-Siebausguss nichts ändern, welcher
in Canosa geradezu Mode wird, hei den verschiedensten Oefäss-
arten sich eindrängt und daher grossenteils seine Bedeutung für
das einzelne Gerät yerliert.
Die Maasse im Folgenden berücksichtigen nur die Qefäashöhe
ohne den Henkel,
A) Mit einfachem Henkel.
1) Taf VI, 9, Bari M. P. 3338; H. 0,09. Henkel gebrochen. Ca-
nosa. Notiiie d. scavi 1898, p. 197.
2) ebd. 2391 L; H. 0.09 Henkel gebrochen. Canosa. Nolisie
196, fig. L
3) Tat VI 1, ebd. 3633; H. 0,06. Barletta,
4) Beil. II, 1, ebd. 2884; H. 0,11; wohl Canosa.
5) Taf. VI 2. BariM. P. 1540; H. 0,14.
6) Lecce Mus, Pr. 110. * Canosa».
7) Huvo, Mus. Jatta 207; H. 0,12,
(*) Vgl. Wolters Kuppel>rrab toe Menidi, Jabrb. d. Inst. \B90, p. 124, 128
(•) Vgl, Ä. J. Evans, The horsemen of Tarantum, p. 18 (Num, Chron.).
Dtft REKAlfIK DES TORGRlECHrSCHBN APUUBNS
179
B) Jenseits des Aufidus.
8) Saa Sövero, Privatbesitz. H. OJO.
9) ebd. H. 0.13.
10) Abgeb. D'Hancarville 1, 4o.
11) Lncera, Privatbesitz. H. 0.10.
12) Beil. II, 6. Bari M. P. 4079. H. 0J4. Ordona.
13) Beil. 11, 2, ebd. 4080; H. 0,10. Ordona.
14) Beil IL 5, ebd. 2883; H. 0422. Ordona.
15) Lucera, Privatbesitz.
U>) Abb. 4. Foggia, Bibl. Municipale, H. 0.16. Arpi.
C) Mit gespaltenem Henkel und jüngere.
17) Louvre D 30, Pottier I pl. 29. Jedenfalls Canosa.
18) Neapel Mus. Naz., Man, (L Line. VI, p. 381. fig, 25,
19) Bari M. P. 3413. H. 0.13. Noiizie d.scavi 1897, p. 435, fig. 3
Bitonto.
20) ebd. 154L klein, H. 0.07.
21) Beil. II, 3, 4, ebd. 1544. H. 0.13.
22) Neap. M. N., Mtra. (L Line. VI, 383, fig, 28.
23) Neapel, im Kunstbau del. Canosa,
24) Beil. III 2. Bari, Privatbesitz. Canosa.
Zu A und C gehrn-eu in Bari nocli 1542. 1543. 1545: neuer-
dings Exemplare io Heidelberg u. andern Sanimliingeu.
A. — Aus der Masse dienor seit den letzten Jaliren — wo
die Nachfrage nach Apuli sehen sich gesteigert — verbreiteten
Erzeugnisse heben sich sechs bis siebeo Stücke heraus, unter sich
sehr verschieden, aber offenbar der ältesten Stufe angehorig.
L Dieses feine, noch durch einen gelblichen, glänzenden
üeberzug des rosa Thons besonders ausgezeichnete Stuck stellt
sieb am nächsten zu den Kuresev Funden (R, M. XIX Taf. VII 4
p. 29Ö) und rauss von dort in alter oder neuer Zeit verschleppt
worden sein, da in Canosa nichts ähnliches vorkommt. Fast glaubt
man hier eines der Vorbilder in Händen zu haben, welche für die
apulische Keramik massgebend waren, wie wir sie in Fragmenten
!^0
31* MAYCR
aas den Hügelgräbern BulL PaL 1904, p. 67 R (GeflUsform 33^
bestimmt) und von Montepolosa erkennen; Vorbilder deaen trotz
der Schwankungen der Technik im Allgemeinen liuvo, am Däcb*^
8teu gekommen sein muss. Die einfache birnf5rmige Topfform Ton
diesen Proportionen, mit schmaler, glatter Mündung, in Apulien
so »elten, ist in Suessola etwas Gewribolicbes, dort auch mit derj
gleichen Henkelform, in jener dem Nord-Apuliseben so auffallend !
nah verwandten doch weniger urwüchsigen Vasengruppe, die ich an
anderer Stelle vorzufuhren gedenke (s. S* 167, Anm. 1), Von der Ma-
lerei, die wir an diesem 6eß.s3 sehen (in stumpfem Violett mit
etwas blassem Rot), hat Einzelnes Berührungspunkte in der R^os:
die Doppelreihe punktierter Wolfszähne in zwei Stücken des vo-
rigen §, in einem Fragment von Montepelosa (R* M, XIX BeiL I
10 p* 198), das den Mündungsrand umziehende Strahlen* PoljgoD,
auf der Abbildung nicht sichtbar, in den Vasen nordlich vom Äu-
fldus; das charakteristische grosse Hängetrapez hat in jener Gegend
nur in reduzierter Gestalt und ohne den darunter hiudurchgeführteD
Querrahmen Eingang gefunden, etwa so wie in unserer No, 6, wo
von der Aufschrift Canosa abzusehen. Die in dem langen (vom
Trapez überschujttenee) Querrahmen sichtbare Doppelreihe verzahnt
gestellter kleiner Vierecke ist dem apulischeu Stil vertrauter als
anderen Regionen (z. B, Kreta, Böotiei]), wo die Zapfen zu lang
oder zu weit gestellt sind {Amer. Journ, 1897, 256. Gas. arch.
1888, 180 pL 26, 1). VgL § 10, 15, 16. § 14, 5. Man beachte
noch da8 in N verbreitete Motiv (am Halse) aus eckigen P-Haken;
auch die kleinen Kreise unten, wie in Ruvo. Der in Fiagmenteu
erhaltene Henkel mit grossem Diagonal-Viereck vorn, in vier Felder
geteilt, mit grossem Punkt in jedem, hatte die in dieser ganzen
Vaaenklasse herrschende Form wie Tafel VI, 1, 2. Die Standfläche
ist am Rande von einem Streifen umzogen, und dieser Kreis durch
je zwei dünne Linien kreuzweis geteilt.
Die ebenfalls recht feine, doch technisch verschiedene 6 lässt
sich, isoliert wie sie steht, noch nicht mit Sicherheit einreihen;
dass das Etiquett in dieser Gruppe der Lecceser Altertümer nichts
besagen will, wurde mehrfach dargetan (R. M. XIX 191 f.); doch
ist an dem apulischeu Ursprung nicht zu zweifeln; ich vermute,
dasa das Stück nördlich vom Aufidus durch Jemanden angefertigt
worden, der auch in der Peuketia gearbeitet hatte {vgl, § 6 am Ende)»
DIE KERAMIK DSB VORG KI ECR ISCHEN 4PCLlEyS ISI
3, Taf. VI. 1, sehr dünnwandig, von rötlichem Ton, mit
' Bchwänslioher Farbe sehr zierlich bemalt» präziser als No. 1. Mao
bemerkt an den Seiten der Zonen ein auij verhakten eckigen
S bestehendes mäanderartiges Gebilde und eine diesem Stil nicht
minder eigene Art des Hakenkreuzes, klein mit vier schräg
angesetzten Linien, Unterwärts ein von starken Vertikalen ein-
gerahmtes Diagonal-Sehachbrett und zur Seite kleine Kreise.
Das leiterförmige Motiv um den Hals begegnet öfter in diesem
Gebiete.
4, von riltlichem Ton, bietet in zweifarbiger Malerei gradeste-
hendes zweireihiges Schachbrett, längs des Halses die engsprossige
Leiter mit der fliegenden Svastica zur Seite, dann eine Reihe
punktierter Rauten mit einer grösseren viergeteilten daneben — in
jedem der vier Fächer ein kleineres Viereck eingezeichnet — ♦ un-
terwärts das DiagouaUScbaehbrett zwischen verticalen Streifen
die sich unterhalb des Henkels wiederholen, und — sehr unge-
wöhnlich — im freien Raum jederseits schwebende Rhomben.
5, begnügt sich in der Zeichnung mit flüchtigen Andeutungen :
am Hals Zickzacklinien in Rahmen« daneben das Hakenkreuz, an
der breitesten Stelle des Körpers eine Zone mit Rechtecken,
Läagsstreifen und dazwischen vertikalen Strichgruppen, Unterseite
verscheuert. Einige der horizontalen Streifen sind nicht ganz herum-
geführt. Am Henkel vorn grades Schach» abwechselnd rot ausge-
füllt und punktiert.
Während 3-5 in die laudlriuflge Manier einschlagen, wenn
auch mit mancherlei Besonderheiten, steht 2 wieder ziemlieli
vereinzelt; es macht im Vergleich mit jenen und der Masse der
übrigen den Eindruck einer von sorgfältiger Hand hei*gestellten
Nachahmung nach einem etwas abweichenden Stil. Der WHliche
Ton hat einen gelblichen üeberzug, aber stumpf und von kälte-
rem Parhenton als No. 1. Die Malerei in dunkel Violett und
blassem Zinnoberrot bildet mit ihren starken, gedrängten Streifen
und den nicht feinen, aber regelmässigen Details das AVider-
spiel zu der bisher beobachteten Manier. Aoi Hals tritt ohne
feinere begrenzende Horizontallinien ein freies Band hervor, ia
dessen Läugsfeldern seitlich das Hakenkreuz in primitiver Gestalt,
in der Mitte drei doppelte aufrechte Quadrat-Systeme, mit
Punkt darin^ Platz gefunden. An der Schulter in einer schmalen
132 M' IIAT£K
Zone bemerkt man gewiBso um ein N oder VI gruppierte Dreieck-
Muster ao mehrereo Stelleo ao^ebracht, ganz so wie sie schon in
den Gräbern der frilhegten Eisenzeit von Latinm (Mon, d. L. XV
tiv. IV 3, V. 2, TgK IV 2, 7, auch Mon, d, L. XVI 386) rorkora-
meo; dann auch abalicb au den bemalten ToD^aaen tod Novilara^
dort mit den einraeheu H abwechselnd, welche unsere Vaße unten
in das Vertikalstreifen -System einzeiclinet Die Dekoration der
Mündung mit den an der Wurzel rundlich verbundenen Strahlen
wird dem zugrunde liegenden Stil nicht gerecht; vgl. No, 1 (*).
7. Diesem absonderlichen Stück liegt bereits die enghalsige
Form Taf. VI 3 zngfunde, die hier noch willkürlich durch Um-
kehrung der VerjüDgung entstellt wird; gleichwie die horizontale
Abkantung au dem Gefässbauch und die Verlängerung und
ßückwärtäbiegiing des Henkels von Willkür uad Unverständnis
zeugen. Auch die Bemalung, wenn sie sich auch ebenso wie die
5£wei Farben in dem Ralimen dor üblichen Muster bewegt, kann
nur unter solchem Gesichtspunkte richtig beurteilt werden: das
Schachbrett am Henkel hat schiefe längliche Felder; die Schulter
ist nach Art viel grösserer Vasen dekoriert; es fallen gerade ste-
hende Rechtecke wie bei der nicht minder ungewöhnlichen No. 2
ins Auge, an den Schultern gänzlich oder grösstenteils punktierte
(rhombische) Motive, wie auch sonst in Ruvo (vgl. § 4 No. 3,
4 p. 305).
7?. Die Erzeugnisse der nördlichsten Landesteile erkennt man
oft an dem blassen Ton , oder bei rötlichem Ton blassem
Ueberzug mit stumpf schwarzer Bemaiung in einer tintenähnli-
chen (auch von der Bareser verschiedenen) Farbe. Diese Sonderart
scheint sich erst allmählich herausgebildet zu haben; anfänglich
muss die zweifarbige Manier in Violett-Schwarz und Kot geherrscht
haben, und auch in der Wahl und Behandlung des Materials die
Verwandtschaft uiit der Art von Ruvo und Canosa grösser gewesen
sein. Das verraten neben besser gelungenen Stticken in solcher
Technik (z. B. Berlin 264) besonders die einfacheren und öfter un-
{') Die Vase kam 1993 beim Bau der Eisenbahn Barletta-Spinaizola uu-
tage. Angeblieh wanleii darnala acht Gräber gefunden; dt>ch wurden die Objekte
bereits fennisjcht, ehe der Inspektor der Alterttlmer anlangte; dessen Ver-
zeichnis bietet die sürntlichon Stücke in drei Grnppen, mit einigen geomc*
irischen Vasen dabei.
I
1
DTK KERAMIK DES VORGRIECHfSCUEN APULIENS 18S
beliolfeneren Töpfe, daneben auch andere, zum Teil ältere Ge-
fiisse» die wir uoter den sonstigen Typen antreffen werden; Tgl.
unten § 13 ff.
Die Henkelnäpfe B berorziigen eine einfache, halslose Grund-
form mit wenig breiter Müiidung, worauf, wenn dieselbe flach, Eand-
tiipfen oder kleine Zahne — auch in der Bemaluug der Körper be-
liebt — oder aber das Strahlen-Polygon gezeichnet werden. Die
schmalen Ornamentstreifen enthalten keine längeren Felder, sondern
nur zahlreiche Teilstriche, verschieden in Art und Abstand» auch
wohl gefärbte ^ Klötze i» dazwischen ; nur ein vereinzeltes, kleines
Doppelquadrat, auf der Spitze stehend, ptlegt hie und da, eng
eingeschlossen, hervorzutreten; vgl. Abb. 2; wie dort von A Linien
wird die untere Henkelwurzel von einem grossen A oder sphä-
rischen Dreieck umschlossen. Als Anhängsel figurieren S-förmige
Motive oder breite, kühn geschweifte Trapeze {innen leierartig durch
Striche verziert), die sich ringsum wiederholen. Der wie gewöhn-
lich oben zusammengepresste Henkel ist zuoberst öfter mit einem
plastischen, herzformigeD Ornament und tiefer unten an den
Rändern mit zwei Knöpfen oder Oesen versehen. Das grosse
Diagonal-Viereck an seiner Torderseite erfährt gewisse Erweite-
rimgen und Komplikationen. Die einer römischen II oder III
Tihnlichen Figuren, die man einmal am Henkelrande bemerkt,
entstanden nur durch falsche Stellung und Yerkennung eines in
den griechisch geometrischen Stilen gewöhnlichen Motivis Iq welches
schon einmal (K. M. XIX Beil. I 4) anklang und in Italien
häufig falsch wiedergegeben wird; vgl. bes. Montelius civ, prim.
B 275, 4.
Eine andere Sorte Näpfe 12-15 ist am ganzen Körper bemalt,
vorwiegend mit starken Streifen, dazwischen auch wohl feinen,
enggezahnten Bändern, an den untei'sten Teilen, die dort freiblieben,
mit schweren Vertikal-Teikngen ; die meiste Sorgfalt scheint dabei
auf den Henkel verwendet zu werden, wo das grosse Diagonal-
Viereck oder die gehäuften kleinen gestriclielten immer neue
Formen annehmen tmd sich bisweilen zu einem förmlichen Netzwerk
gestalten. Von dieser Art sind in Bari noch 4035, 4036.
Der ersten Gruppe von Gefä^sen muss auch die verschollene
10 angehören, wie gegenüber der Abbildung nicht näher begründet
zu werden braucht. Man beachte den charakterischen schmalen
184
M. MAVER
«
Henkelanfang an der Mündung, welcher auch da, wo unsere Get
gehrochen sind, seioe Spur hioterlassen. Zu der Form des HeokdE^"
Rhombus mit den kur2en Strichen, gleichwie Enden eines darunter
liegenden Kreuzes, TgL Megara Hyblaea M. d* Line. I p. 811« fl
812» 2. — Zu den S und /V ftürmigen Anhängseln vgL Mayer Le ™
staz. preist, di Molfetta^ p. 144 fig. 107 n. 12 und 14; zu 14
et p. 156, 83.
Ein bemerkenswertes Exemplar, der zweiten Sorte näher
stehend, ist 14. Es ist noch in den zwei archaischen Farben gemalt,
auch durch die breitere Behandlung der Ornamentzone ausge-
zeichnet: wir erblicken dort eine Reihe auf der Spitze stehendert
gestrichelter, kleiner Quadrate, sodann lange farbige Blöcke und
seitlich angesetzte kleine BOgen, welche liier eine Art D bilden,
wie sie auf einem Krater derselben Oiischaft ein B bildeten.
(§ 6. 4).
Mit Leichtigkeit lassen sich in diese Kategorien die neueren
Funde von Ordona einreihen : .Vb^. d. sc, 1907 p. 81. Es haodelt
sich um die von mir (vgL R. M. XIX, 188» 6) nachgewiesenen
Gräber, über die Quagliati jetzt berichtet, Sie gehören nach Ausweis
des Inhalts wohl eher dem V, als dem VL-V, Jahrhundert an.
unter dem Thongeräth das sie ergaben, interessirt uns hier das
a. 0. S. 34 fig, 4 link:? abgebildete Gefäss mit hohem ungetheilten
Henkel, unserer N^ 14 verwandt doch mit schrfiger Raudlippe,
unten einem in N seltenen Bogenfries. Zu den feinfachen nur
gestreiften, mit kurzem rundem Henkel (S- 183 oben), die man
bis Melfi hin antritft, stellt sich S. 31 fig. 3 mittelstes Stück,
whärend die Nachbarfiguren Beispiele der kleinen, randlosen
Töpfchen darbieten , auf die oben hingedeutet ^Mirde ; vgl . a
S. 212 (^).
Gern wurde man hier ein schönes Stück des Marseiller Mu-
seums, Nr< 1420, anreihen, das ersichtlich einem Napf aus diesem
Kreise fi^ei nachgebildet ist; doch genügt ein Blick auf die Ken-
(0 Zu der Oenüchoe NoL &. 0. flg. 4 rechts s. ü&ü Allgemeine g 15
H. 22Ö; das i^rosse zweireihige i^chachrmister erinnert an R. M, XIX Beil,
II, 1 zu S. 284. Von den beiden Kannen üg, 6 scheint die grössere aoa
einem Iltlischen Typus entwickelt; nicht 80 die kleiDe daselbst, welche ge-
treuer mit gradem Hals an moderne Milch-Maasskannen ^erinnernd, in gleich-
zeitigen Gräbern der Feuketia vorkoitimt.
DIB RKRAMIR DES yORGRrECHI9CHE?i APl^LIENS
185
kelpartie» schon in einer guten Photographie, um es aus dem eigent-
lichen Apulien in die stilverwandten Gruppen (wahrscheinlich,
Siiessola) zu verweisen*
16. (Abb. 4). Ausnahmsweise können wir hier ein altes Stück
Ton Arpi mitteilen, wo bisher fast nur (vgh R. iL XIX 213, 2),
spät*ünteritalische3 und Bdmisches zutage gekommen, meist in
Privatbesitz befindlich. Das Wenigste von dem, das man in einem
Schrank des Mtmizipiums zu Foggia vereiDigt sieht, stammt von
Ort und Stelle; zu diesem Wenigen gehört die Vase Abb. 4.
Schmutzig grauer Ton, Beoialung violett» etwas bräunlich, um die
:3e:7
Abb. 4. Aus Arpi
Lippe einfache Streifen, Die Bänder zunächst dem Halse sind nur
zu vermuten und wegen der Vei-sinterung nicht recht sichtbar.
Etwa an der Schulter befindet sich ein Streifen, der vorn in eine
gestrichelte Tiereck-Reihe übergeht, an den Seiten sich nur ganz
wenig öffnet, um oberwärts ein kurzes, etwa M-förmiges Zickzack
aufzunehmen. Dann folgt ein dünner Streif und zwei stärkere,
danach unweit des Bodens noch eine Zone, breiter als jene, worin
zwei kompakte Muster abwechseln, eine starke Gruppe enger
Striche und ein zapfen förmiges, koloriertes Muster, vvelches ursprün-
glich wohl nicht als Trapez gedacht war; es mag sich eher von
gewissen grossen, in ähnlichen Proportionen auftretenden Zacken
herleiten, wie sie bemalte Vasenfragmente von Montepelosa führen.
Nicht ganz zu übersehen ist an dieser Ornaraentzone die Art der
Einfassung mit starken unterem und feinerem oberen Grenzstrich,
IM If. MATIR
welehe meh in der Gruppe der Vasen 8-13 ziemlich regelmässig
beobacliteo lässt.
C. — Die andere^ im Allgemeinen etwas jüngere Klasse tod
Canoää und Rnvo (No, 17 ff.), meifltens ana Canosa^ oft schoD an
gedrückterer Kurperform und dera engen Hals kenntlich, zeichnet
sich mehr durch Routine als durch eingehende OmameatieruDg
ans; von den groben Erzengnissen einer anderen Fabrik daoebeo
spreche ich hier nicht. Das schNvindende Interesse an der über-
handnehmenden Dekoration, die sich übrigens immer in den zwei
Farben hält, verrät sich in Farbstreifen verschiedener Stärke« die
nur an der bauciiigsten Stelle ein längliches Feld vorn freilassen ;
soweit dort nicht das Ornamentale mit ein paar bündigen Pin-
selstrichen nach rechts und links und ein paar Schlangenlinieo
erledigt wird, sind gelegentlich Ketten gegitterter Vierecke, die
oben und unten nicbt anstossen, (ähnliche Motive an der Vorder*
Seite der Henkel) zu bemerken, an den B'ianken viele und gedrängte
VertikaUiaieu. Man kann dabei nicht umhin, zugleich die Flottbeit
der Zeichnung und die überaus feinen Linien zu bewundern, welche
unter so be\vandten umstünden eigentlich kaum mit der Pinselspitze
gemalt sein k<5nnen und wohl eher mit einer Eohrfeder gezogen
sind. Die verfügbaren Abbildungen geben von dieser Merkwür-
digkeit keinen Begriff. Man sehe indess No* 5 (Taf. VI 2) mit den
feinen Viereck-Systemen (etwas geneigt nach der Manier des Landes)
und den Mäander-Motiven, dazu die Henkelzeichnung, üebrigens
kontrastiert damit seltsam das grob hingeworfene traditionelle Mu-
ster unten an der Standfläche, ein sphärisches, meist durchkreuztes
Viereck, welches sich auch in anderen Vasenklassen wiederholt.
In letzterer Beziehung stiebt das Gefass, 21 Beil. II 3, 4, vor-
teilhaft ab; es scheint geradezu darauf berechnet, von der Boden*
seile her betrachtet zu werden. An der Frontseite, gegenüber vom
Henkel, ist ein grosses und breites Feld in Farbe voll ausgemalt,
mit Aussparung eines kleinen Raumes in der Mitte, worin ein Rech*
teck, an den finden verstärkt, mit einigen Längs-und Qnerlinien ein-
getragen ist Fast alles übrige ringsum besteht aus vertikalen Stri-
chen und Streifen; jedocli nicht ohne dass dabei ein bestimmtes
System befolgt wäre, welches die Frontseite zum Ausgangspunkte
nimmt Es schliessen sich dort jederseits in genauer Abfolge zuerst
Gruppen feiner Striche an (in zwei Abteilungen), durch einen
DtC RSRAMIK DES TORGBIECHtSCHEN APL'LrEHa
StreifiD getrennt; dana, nach einem kleinen fast unmerklichen,
aber doch durch stärkeren Strich markierten Abstand, jederseits
[breitere Streifen, die unten an den Boden anstossend, oberwärts
[keilförmig auseinander gehen, wobei der erübrigende dreieckige
iBaum farbig ausgefüllt wird. Diese beiden kräftigen Systeme,
, welche noch durch eine Gruppe dfmner Striche getrennt sind,
entsprechen nicht der Stellung des Seiten-Ausgusses und des Hen-
kels* sondern sind, wie gesagt, lediglich nach vorn orientiert. —
I Originell ist an dieser Vase die Bemalung der Mulde. Dort erhebt
ilch zwischen iwei kantigen S das der Spitze bekrönte Dreieck-
f Motiv, welches wir schon kennen, aber wieder in ganz neuer Behand-
lung: das Innere wird auch hier durch horizontale Linien ausge-
füllt {?gl § 4 Taf. VIU 5), der Rand aber nur an einer Seite mit
Stacheln besetzt» während die Gegenseite stumpfe, sich Terbrei-
' ternde Ansätze, gleich Schrauben eines Saiteninstrumentes, auf-
weist. Was auch der Maler darunter verstanden haben mag, den
formalen Ans toss gaben jedenfalls nur gewisse, schon oben berührte
Muster (§ 3 S. 289 No, 5, 2), welche einen Rahmen mit ange-
setzten kleinen Dreiecken darboten ^ ein System, das Apulien
meistens nur im streng horizontalen Sinne, also zu Anhänge-Mo-
tiven verwertet. Ausserdem geht durch das ganze Dreieck ein
senkrechter Mittelstrich hindurch» oberwärts hinausragend, wie
ihn, besonders als Axe des uralten Zeltmusters, die Tarentiner
und die Peuketische Klasse aufweisen. (0^ Den hinausragenden Teil
sahen wir schon sonst als Zweig gestaltet, während die Pro tube-
ranzen des « Hügels » hier bereits eine Weiterbildung erfahren
haben.
Dieser Menge feiner, wenn auch oft flott bemalter Produkte
stehen, wie gesagt, andere gegenüber, welche ohne alle Streifen
sich darauf beschränken, in mehreren Reihen ein paar ki-äflige,
fast grob zu nennende Motive hinzusetzen, breite Dreiecke in
abwechselnder Stellnog (BeiL III 2» 3) und rechtwinklig gebrochene
dünne Bänder. Aehnliche Varietäten machen sich bei anderen Ge-
fässarten geltend*
Die Seitenmulde erhält unterwärts herumgeführte Streifen,
gelegentlich mit seitlich eingefügten schnabelförmigen Motiven.
(•) Peac. p. 78 fig. 20 b, Iftf. II 5; vgl Bari H, P. ti715.
188 ' M. MAVKK
Das Innere wird mit Streifen, Punkten und dergleichen ausgiefilUt
An einem Stück der Gruppe B bemerkt man dort seltsame Linie»
mit seitlichen Ansätzen. An demselben Hillt auch aaf, wie die
Streifenbemalung des K^lrpers sich der Muldenform anschmiegt
und dieselbe in weitem Bogen umzieht.
An den vorstehenden Gefässen fallen mehrfach gewisse
plastische Henkelverzierungen auf. Diese Aus-und Um-
gestaltung des hohen Henkels spielt eine nicht unbedeutende Rolle
in der ganzen Keramik der Nord-Region; sie macht aich^ unter
verschiedenen Erscheinungsformen aller Orten irgendwie fühlbar^
nicht nur an den Näpfen» sondern auch an den Schalen. In Cam-
panien (Suessola) lassen sich diese bizarren Formen in noch
weiteren Verschnörkelungen verfolgen.
Bereits ia der Mittelprovinz wurden die zuoberst gefurchten
Henkel bemerkt: Peuc, p. 37 fig. 9; :iS, 19; 43, 16, indem die
beiden Schenkel oben, wo sie zusammenstossen, eine sattelartige
Einsenkuog erfahren. In der Daunia, wo die hohen Henkel an der
Spitze noch enger gepresst sind, gestaltet ^io^ der Prozess mehr zu
einer Gabelung. Schwache Ansätze zu dieser Teilung beobachtet
man schon in der Bronzezeit verschiedener Gegenden der Italischen
Halbinsel (M, stärkere Spaltungen an graden, flachen Henkeln
bei den Siculern seit der zweiten Periode. In der hier in Rede
stehenden Keramik der Daunia treten die G a b e 1 h e n k e 1 ziemlich
unvermittelt auf, ohne merkliche Uebergänge (vgl, 17). Sehr bald
gesellen sich dazu herausspringende Oesen, wie wir sie soeben in
der nardlichäteu Gruppe antrafen« und zwar ausser den seitlichen
noch eine solche oben io der Gabelung. Sie werden dann mit dem
Henkelprofil verschmolzen und durch LCicher ersetzt, indem der
Heükel statt nach oben sich unterwärts verbreitert und erst an
der Wurzel plötzlich verengt, derart, dass die breiteste Stelle mit
Loch und oft auch runder farbiger Einfassung an die Oesen erin-
nert. In Italien lassen sich diese Oesen nicht aus frühen Kul-
turstufen nachweisen, wohingegen sie bekanntlich eines der mar-
kantesten Merkmale sehr alter kyprischer Tonwaren ausmachen.
i
■
I
(') Am tllerfrühesten wohl in Li^nirischen Höldeii, BuH. PaL(m 1893,
ta?. 1X3 und den Pfahlbauten i Monteiius Civ. prim. B 4, 22. ßulL d, Mui.
Civica PaduaH9, IV 1901 p, 102, tav. VII
DIE REKAMIK DSS V0ROKIKCHI9CHKN APULritWS 189
Perrot-Chipiez III ftg. 474-489 p. fi90 ff. Kypi'ii^che Askoi und
Tiei^efägse mit ihren vieleo Oesen mid imorganiscli herausspritigeu-
den Iii>hreD sehen wir in Ruvo seit 500 nachgebildet, Tat. VIII 5,
kypnsche Vogelaskoi mit Rdhre und Henkel auf dem Rücken, in
Canosa (Jalirb, d. Inst. 1907 S, 219). Aber auch das seitlicli an
vertikaler Längsleiste symmetrisch ansetzende Oesenpaar findet
sich in Kypros vorgebildet; man sehe z. B. das Idol Ohnefalsch-
Richter. Kypr, Taf. 146, 3 B = 173, 20-21 und die langen Henkel
Perrot-Chipiez III p. 689-692,
Das Aufkommen der Seitenusen an diesen Henkeln glaubt
man insofern beobachten zu küinnen, als manche nicht bis zur
DnrchbohniDg gelangen, sondern nur durch unklare, sogar spiralför-
mige Einritzung daraufhindeuten; möglich auch, dass dies nur eine
verkümmerte Form ist Leichter und technisch bequemer anznbrin^
gen als die durchbrochenen Vorsprflnge waren einfache runde
Scheibchen oder Knöpfe, die an der entäprecheuden Stella
angeklebt wurden. Nur insofern sie dort die Oesen ersetzen, wird
ihr seitliches Hervorspringen überhaupt verständlich und einiger-
massen gerechtfertigt. Ursprünglich hatten diese Tonknöpfe den
Sinn von imitierten Nägelköpfen, und ihr eigentlicher Platz war
am Gefässrande^ d. b. an dem dortigen oberen Heuktlansaize, wo
wir sie denn auch regelmässig bei anderem Nord-Apulischen
Kleiu-Geschirr angebracht sehen, an den Tassen, vielen Bechern,
auch den wenigen Kannen, so dass also über das Verhältois die-
ser verschiedenen Erscheinungen gar kein Zweifel aufkommen
kann und die von anderer Seite gegebenen Darstellungen (') hier-
nach unbedeuklich berichtigt werden dürfen. Diese Tonscheibchen
stellen bekantlich eine Reminiscenz an ältere Kulturstufen dar,
nicht minder als die kleinen herzförmigen Aufsätze oben am Hen-
kel, die wir hin und wieder autreffen, und welche wohl an gewisse
halbmondförmige Henkelaufsätze von ehemals erinnern sollen (*).
(") PatToni Mon. d. L, VI. 380 if.; dazu Petersen TL M. XIV 182; die
Kotellen ulort Fi>?. 1 No. 3, 2 nml Lecce) haben tlamit nicMs zu tan, auch
niclit die Tiergesichter (dort a, h) der Canosiner Sphagia; vgl. R. M. XIX
276-284.
(*) Vgl. Li »tat. pnist, di M&lfetta, p. 110, 7 wo in der Anmerk, non
indaptntabiU %\x lesen ist.
13
Es g^Qftgl fttf die GtAot tm Maroe ud aadfir» Er
4er erstaa lUlischen ßsemett tu ▼«fweiseiu vddu broniaiie Ni
k(ipf« aU Heokelzi^rrmi an Ton- bn. Ii paati Oifl i m ii i Terwradea;
auch an den Impasto-Schalen dm Tarrntiaer WmoAt» TOfD Bmfgo
noro baB«ffkt man forn Yertiefo^gieii nie zur AafnahcDn fär
•olelit IfeliUkiiApfe, dort fibrifeas birats an &beher SteUe, auf
dem Zapfen tkber dem Henkel; beiläufig haban dteae oder iha-
liebe Zapfeahenkel in einer der n^rJapatiaclien Klassen (§ 11}
aaebgewirkt _
Die weitere Anagestaltang der Henket wobei die bloaee Od|
belung zu spitzen geaehweiflen HOmem wird« und dazwiscben neoe
Zi erraten emporwachaen* roUziebt steh nicht an den Nüpfeo, aon-
dem an den Schalen (g 13K wie es scheint jenseits des Flug-
sea. Noch phantastischere Bildungen, immer im Aoschlosa ao die
forliegende Oniodform weist dann die Soessolaner Gruppe auf ('l
Eine nicht minder aufTalleDde Besonderheit bilden die Sei
tenmnlden mit entsprechender siebfönniger Durchlc^cherung dl
G^fä^waod* Solche seitlichen Mulden, wie hier bald anschliesaend«
bald am Ansatz eingekerbt auftreten, kennt die Keramik ron Si«
Zilien (*)» Kreta. Phrygien, durchweg in Schichten von weit höh«
rem Alter; auch die neolithischen Gräber Tarents haben neaer-
diDgs ein Beispiel geliefert (Quagliati, ßuIL Pal, 1906, p, 41)
Die formenfreudige Keramik der apuli^hen Nordprovinz hat sil
mit offenkundiger Vorliebe übernommen und verwendet sie beson
ders bei den verschiedenen Arten von Töpfen und Näpfen.
Gelegentlieh hat die Gabelung zu überraschenden Variationen'
AnlaäB gegeben, denen eben nur die Bedeutung von Spielformen
zukommt, wie sie die Laune des Tupfers erfand. Einige Male,
BeiL III 2 und § 10, 19, sind statt der zwei Zinken drei beliebt
worden ; wobei ich nur darauf hinweisen kann, dass manche
einheimiscLe Terracotta-Fignren der Me8sapia(im Museum zu Lecee,
ein reitender Krieger oder Heerfübren eine Frau) hohe querfl
stehende Mützen mit drei Zacken auf dem Kopf haben« die an^
die Mutzen gewisser Hör us- Figuren [€, H. Acad. des I/tscr. 190a
1
im
er-
(•) Von einer ZasAmraeiistellunjf die»<?r letitereri (Petersen Fig.
Neft{)et) mit den Canosiner Bildungen (a, b^ ist also völlig' abzaseheo.
(-) In PantaUcÄ. ßulL PaL XXIV, tav. XI 1 . in Finocchito XXHI |
UV. VI 27.
DIE KERAMIK DE8 VORGRIRCH ISCHEN' JkPULlENS 191
p. 121). gewissermassen auch an die alten kretischen Tonglockchen
(aus Knossos, Jom^tu kell. Sind, XXIII 180 fig. 6, 9, vgl. 167
iig. 1/2) erinnern. Ein anderes mal (23) erscheint zwischen den beiden
Zacken etwas wie ein gebogener Fioger — wie an Pompejanischen
Metallgefäasen, Miis, Boro, VII 13, 2 (^) — , der aber nach rück-
wärts hin noch eine ForUetzuog hat Einen Finger glaubte man
schon in dem apotropäischen Sjmbcil oben § 6 Nr, 8. 9 zu erkennen.
Vielleicht ist hier Aehnliches beabsichtigt (also gewissermassen ein
fasci/mm mit zwei erhobenen Ecktingern ?), nur ist von der Seitt?
gesehen der Gegenstand mehr jenen beliebten Ansätzen vorgeschrit-
tenen Eisenzeit ähnlich, die trotz ihrer verschwommenen Form
sieh aus kleinen ornamentalen Bronzeenten herleiten.
§ 9. Komplikationen.
Wenn man in Griechenland von einer gewissen Einfachheit,
ja Armut der Gefässformen geometrischen Stils spricht, so wird
von Apulien, namentlich dem nördlichen, Aehnliches nicht ausge-
sagt werden können. Die Dauaia bevorzugt reiche, mannigfaltige
und phantastische Formen; auch noch nach dem Ableben des rein
linearen Dekorationsstiles sehen wir sie auf alt-kTprische und
troische Formen zurückgreifen. Die hier zu betrachtenden Gefässe,
meistens von der schon bekannten TopÖbrm, machen gleichwohl
einen ganz fremdartigen Eindruck, insofern sie, abgesehen von dem
gelegentiichen Zusätze eines konischen Sockels, menschliche Hände,
Arme und namentlich Beine oder Füsse erhalten haben. (Die
Henkel erfahren in solchem Falle eine Kürzung, manchmal auch
eine Verdoppelung, Nr. 1).
L Beil III 3. Ruvo, Mus. Jatta 208.
2. Louvre D 23, Pottier pL 29.
3. Cambridge, Fitzwilliam Mus. 229, E, Gardener Cat pl, 1, Ca-
nosa (*)*
(*) Sicher hängen mit Metallheiikeln einer liekannten Gattnng (bei Schrei-
btT, AUxandrinische T«>reTitik, passim) irg^endwie die Sclmabelhenkel der Soee-
salmer Klasse inBaramen: Berlin 250, Mon. d. L, VL 381 fig. 26. n. ö.
\^) tt Oinoia )v ist eiu leicht darcheicbiiger Schreib - oder Les«*febkr.
192 M. MATER
4. Taf. VIII 16. MarseUle, Mus. 1419.
5. Beil. III 6. Bari M. P. 3439. Canosa.
Von anderer Gefässform, lum Vergleiche:
6. Askos-förmig : Lucera, Privatbesitz.
7. Beil. III 4 Schale: Bari M. P. 4078. Ordona.
8. Beil. III o Kandelaber; ebd. 2304. Canosa.
Von der Dekoration, welche wenig Neues bietet, köanen wir
hier absehen. Dieselbe inte^e^siert bei 5 nur insofern, als sie in
Verbindung mit der Form und Technik des Napfes dnrchans auf
dieselbe Fabrik, deutet, wie das soeben § 8 erwähnte Gefass mit
dem tiugerartigen Zusatz am Henkel. Danach mag die erhobene
Hand, die wir an 5 erblicken, (an den Fingern Einiges gebrochen)
das Autoschediasma eines Individuums sein und keinerlei allge-
meinere Bedeutung beanspruchen ; sie ist von der Grösse der
Sphagia- Hände und pas^t schlecht genug für ein so kleines
Gefäss.
1 j-uht auf drei dicken, an der Standfläche etwas abgeplat-
teten Stümpfen, welche wie Elephantenffisse aussehen ; an 2 und 3
sind die Füsse etwas stärker acceutuiert, auch die Zehen ein wenig
angedeutet. Drei solcher Beine und Füsse hat auch ein Canosiner
Tonkandelaber (8). dessen Bemalung, Querstreifen und primitiver
Mäander, jetzt bis auf geringe Reste verdorben ist. Vier derartige
Beine und Füsse, aber von etwas natürlicherem Aussehen, zeigt
die Tonschale 7 mit eingebogenem Rand, sowie 6, ein Askos von
einer im N häutigen Form, die aber hier mit Hörnerhenkel und
Seitenmulde ausgestattet ist. Bereits wurde R. M. XIX 198 Beil.
I 3 aus Bari ein Askos mit zwei plumpen Füssen dieser Art
vorgeführt. In Süd-Russland wurden kürzlich flache Askoi genau
mit zwei solchen Klumpfüssen gefunden; sie sollen grau monochrom
sein und etwa aus dem VI. Jahrhundert v. Chr. stammen (Jahrb.
1903 Anz. 83); vgl. a. De Morgan Recherches sur Vong. de
VEgypte I fig. 481. Näher stehen dem apulischen Kreise Funde
der ungarischen Eisenzeit, Schalen mit vier Beinen ähnlicher Art
(Ertesitö XIII, 1893, p. 26), zu denen sich überdies dort noch
Vasentypen wie die von § 10 gesellen.
DIS KERAMIK ÜE8 VORGRTECHISCHEN APULIEN8 l93
Was jenen sonderbaren Erscheinungen auf süditalischem
Boden sofort zu entnehmen, ist die Einwirkung gewisser Bronze-
geräte, welche in Mittel-Italien, sowohl im Original wie in Ton-
nachbildiingen auftraten. Es würde genügen, die Schale und den
Kandelaber ins Auge zu fassen. Zu jener stellt sich eine Tonschale
von Bisenzio {Not. d, sc, 188ö tav. III 8, Martha Vart Sir. 451),
nur dass in unserem Falle die nach innen gewendete Mündung
mehr au solche wie die von Albano {BttlL Com, Rom* 19MU
tav, X 13, vgL p. 155, 5) erinnert, die auf einfachen, kurzen
Stuoipfen ruht. Der Kandelaber gemahnt sogleich an jene auf
eingeknickten Menschenbeinen ruhenden, dergleichen namentlich
aus Vetulonia in älterer Fassung, aus anderen Orten Etruriens
in jüngerer Form bekannt. Zum Ueberfluss hatte diese Ter-
racotta noch auf den Knien gevvisse, jetzt abgebrochene Auf-
sätze, gleichwie dort an jener Stelle die typischen Entchen auf-
sitzen.
Das allermerkwürdigste Stück dieser Gruppe, 4, ist noch nicht
erwähnt, Der Gefiis^korper ruht liier auf seinera natürlichen Bo-
den; allein von den Seiten des gegabelten Henkels her strecken
sich zwei menschliche Arme nach vorne und legen ihre Hände
flach auf den Rand der Vase. Ungeachtet der noch archaischen
Plastik, welche die einzelneö Finger nicht individualisiert, kommt
der beabsichtigte Eindruck des Schreckhaften doch vollkommen
zur Geltung, indem der zweizackige Henkel mit den beiden LiV
ehern gewissermassea die Stelle eines dämonischen Hauptes ver-
tritt, Anderen ümdeutungen des Gabelheukels sind wir bereits
früher begegnet. Gleichviel nun, welche Voi'stelUmgen den Ver-
fertiger dieses seltsamen Stückes leiteten, rein formal betrachtet
handelt es sich doch nur um eine originelle und bizarre Umge-
staltung derjenigen Geräte, welche eine aufrechte menschliche
Figur oder Halbtigur mit vorgestreckten Armen wie zum Tragen
oder Darreichen des Gefässes anbringen; dergleichen Gebilde in
Novilara (Mo/i. dei Llncei V, tav. XllI) und schon früher in Corneto
vorkommen; Abb. 5 S. 196. Andrerseits hat die kyprlsche Keramik
nie aufgehört, weibliche Figuren mit den Vasen plastisch zu verbin-
den; in die letztere Richtung schlägt auch eine attische Kanne ein,
wo, eine weibliche Halbtigur die Unterarme auf die Mündung legt:
in München; Lau» die griech. Vasen Taf. 15, L
194
M. M ATia
§ 10. Konische Zier-Nipfe.
1. Beil. IV 1. Bari M. P. 1546.
2. Beil. IV 2. Marseille Mos.
1421.
3. BeiL IV 3. Bari M. P. 2708.
Canosa.
4. Beil. IV 4. Berlin Antiqua-
rium 3910.
5. Beil- IV 5. Buvo Mus. Jat-
ta 224.
6. Beil. IV 8. Bari M. F. 3599.
7. BeiL IV 9; ebd. 3600.
8. ebd. 1547.
9. ebd. 3436. Canosa.
10. Neapel Mus. X. 7474. Ath.
Mitt. 1887, 241, Fig. 12.
Mon.d.L.YlSlS,, fig. 22.
WahiBcheinlieh ans Asci
Satriano (^).
ebd. 7475. Moh- d, Z.
379^.
ebd. 7476 Mon. d. L.
379p.
Beriin Antiqa. 271.
14. Boston Mus. of ßne ort
Robinson, Catal. n. 16.
Taf. IX u. Taf. VIII 4. Ba
M. F. 2707. Canosa.
Beil. I 4; ebd. 1548.
Beil. III 1, I 5; ebd. 154J
19. Aeltere kolorierte Zeicli
nungen im Apparate de
Instituts zu Rom.
11
12
13
15.
16.
17.
18.
Von den Ausgräbern werden die hier zu beschreibenden Vasei
<ft Lucerne » genannt, und unter diesem Namen sind sie noch ii
den Mon. d. Line. 1896 VI 378 f. aufgeführt. Abgesehen von ihrei
geringen GrösseDverhältnissen und der oft niedrigen Gestalt gal
den Anlass zu dieser populären Benennung wohl der seitliche Mnl
denausguss; wobei sowohl die durchsiebte Gefässwand überseher
wurde, wie der Umstand, dass solche Ansätze den allerverscbie-
densten Gefässen Nord-Apuliens eigen sind. Es handelt sich uud
eine Gefässform, welche einen Kegelstumpf darstellt, mit Abron-
düng nach der Basis, obenvärts ohne irgend welchen umgebogene!
Rand plötzlich endigend, nur selten mit einer schmalen Lippe
rersehen, die gerade steht und nur ausnahmsweise sich leicbl
umlegt. Diese Grundform, welche aber in Apulien mit yerschie-
denen Zierhenkeln und sonstigen Ansätzen ausgestattet wird, klingl
(*) Die alte Angabe Satriano, das wäre im Grenzeebiete Lukaniens unc
Calabriens, ist unhaltbar. Das apulische AscöH-Satriaiio war damals nocl
nicht archäologisch bekannt, s. S. 167; daher der offenbare Irrtum.
DIE RRRAMIK DES VORGRIECHISCBEN ApULtR>S
195
viellBicht schoo in den PfahlbauteD des Lagassa-Sees an ('), eisen-
zeitliche Typen (von Latinm (*)» vom Bologneser Gebiet) (;% ge-
stalten sich ähnlicher, von dem Fusse abgesehen, in Corneto; Noi.
d. sc. 1882 tav. XIII 6; Mootelius, cük pr. B 275, 4* Für iiDsern
Typus ist der kleine Massstab und die gedrückte Kegelform cha-
rakteristisch ; solche Gestaltung wie in der Berliner Vasen-Samm-
lung, Formentaf, No. 86 kommt nur bei geringeren Exemplaren
vor und kann nur als Ausnahme gelteu.
Dreierlei Ansätze geboren regelmässig zu diesem Gerät: der
Ohren-Henkel, welcher ein breites Band in einfacher Schleife
darstellt, ohne Kniff an der Spitze; ferner der Siebaiisgnss an der
einen Seite, endlich an der Gegenseite ein besonderes, näber zu
erMerndes Attribut. Es ist dies ein aufrechter Dorn, etwa von der
Grosse eines kleinen Fingers, welcher am Ende umgebogen, eine
kleine schnabelartige Spitze bildet während runde plastische
Scheibchen, als Augen, nebst anderen Zierrateu dazu diene«, den
Kopf eines langhalsigen Tieres zu charakterisieren : dieser Zierrat
besteht namentlich in einer Art von Toupets, kleinen festonartigen
Gehängen, welche bald an der Vorderseite, bald hinter dem Kopfe
oder auch ringsum ansitzen. Zuweilen sind ausser den beiden Augen
noch Scheibcheu über dem Kopf und anderwärts, ohne rechten
Sinn und Plan augeklebt. Manchmal sind die Augenscheiben, al-
lerdings unverbiiltDismüssig gross geraten, für Hörner von Wid-
derköpfen angesehen worden. (Furtw. Baschr. d. BerL Vasen 3910).
Allein von Höniero ist nie eine Spur, auch nicht hei den wenigen,
erst nachträglich bekannt gewordenen Eiemplaren, wo der Kopf
sich einigermassen mit dem eines Schafes vergleichen Hesse, Bei
dem sehr kleinen Massstab und der sehr geringen Kunstfertigkeit,
die hier aufgewandt, genügte ein geringer Druck auf den feuchten
Ton, um dem Kopf bald dieses, bald jenes Ansehen zu geben.
Die meisten Exemplare erwecken den Eindruck eines Hühnerkopfes.
(*) Who, Prov. Creinona; iiü j»rähiat, Mus. za Rom, Collegio Rtinrnno;
die grossen alten Sikaler-GeflUse Ton Matera. der Moanla-Grotte etc. sind
Wühl kaom zu vergleichen (Mayer» Molfettat 133, fig. 103; Salinas, Not^ flf. %c,
1S84. 260, tav. II).
(*) Bull comun, Rom, 1898. tav, VI 2, l»jts eigentlich nor ehn} entartete
Villanova-Form.
(") Montelius, CitK prim. l B 94, 12.
im
H. MATER
Der ursprüngliche Sina dieses sehr langhalsigen Aosatzes ki
damit jedoch oicht ausgesprochen sein.
unter den Mykenischeo Tongeräten, wovoo SchliemaDD die
abgebrochenen autrechten Tierhalse ilyk. no. IRl S, 12U abbildet,
beßaden sich ganz ähnliche Ansätze, natürlich auch mit ähalicber
Andeutung der Augen, wie sie die archaisch-griechigche Keramik
beibehält; Vogelkopfe scheineD dort oicht gemeint zu sein. EiH
troischer Henkel dieser Art stellt eine S(^hlange vor, und zwar üß
deutlicher, charakteristischer Bildung: Üörpfeld, Troja und Ilioii I
Abb.
296 BeiL 40 VIL Die nächste Analogie in den apulischeu Eil«
düngen bietet wohl ein Oedenburger Tongefüss, Hornes ürgesch.
d. \h K. Taf» XV 23, aus der eisten Eisenzeit Ungarns, wo ein
solcher Ansatz au einem Kcppelgefäss aus drei tassenartigen Näpfen
(mit konischem Halse und nach unten verbreitertem Körper) sitzt*
dort in etwas anderer» schräger Kiclitnng, weil er als gemeinsamer
Öritf filr drei Näpfe dient, welche iudem noch durch Pussstümpfe
beschwert sind. Ein erhöhtes Interesse gewinnt das ungarische
Stück in Verbindung mit den vorgenannten Koppel^efässen ans i
Corueto, welche anstatt des Tierhalses eine menschliche Figur als
Griff aufweisen: Abb. 5. Das ist dieselbe Erscheinung, die mr io
Apulien beobachten (S. 197); nur dass es gerade keine Koppelgefässe
Die KRRAMIR DES VORORieCHll
ENAP
LtF.NS
197
sind — diese kommen erst in 4, Jahrhonilert auf — welche diese
Abwechslung belieben. Jedoch begegnet derselbe Typus (mit Thier-
hals und- kopfj in Ungarn anch ohne Verkuppelung: Erlesilö
XIIL 1898, p. 26.
um zunächst noch der eintachen Form des Griffes nachzu-
gehen, 80 läast sich noch jener gesprenkelte Notüie d. sc. 1904,
136 tig, 15 aus Latium vergleichen, welcher dort ziemlich unwahr-
scheinlich, als Pferdekopf bezeichnet ist. Im Allgemeinen werden
es immer nur wenige Tongefässe sein» welche einen so gebrechii-
chen Griff darbieten, wie ihn denn die Apnlier durch einen starken
hohen Henkel seiner Funktion entheben und als blosses Ornament
beibehalten. Ohne Zweifel stammt dieser Griff aus der Metal-
im:gie, wo solch hakenförmig umgebogener Ansatz nicht nm* als
Griff, sondere zugleich zum Aufhängen der Tassen selbst dienen
konnte. Zugleich werden wir in die Kichtuug jenes grösseren Me-
tallgeräts hingewiesen, ich denke namentlich an die Kessel wel-
ches ringsum mit Schlangen, Greifen-oder Löwenhälsen besetzt
ist (^). Einen Tonkessel der aus Mittelitalien bekannten Art sieht
man in Catan/aro in Calabrien (Privatbesitz). Damit hangen denn
auch jene zahlreichen etruskischen Bronzehenkel zusammen, w^elche
mit einem iauiren Hals minder passend Widder, Pferde-oder an-
dere Köpfe von Vierfusslern verbinden. Mus. Greg. II tav. 96 ff.
(=^ 4 ff.L Man würde sagen können, dass die blossen Hälse aus
Bronze oder kostbarerem Material, welche im Handel waren und
in Ton an den verschiedensten italischen Gefässen nachgeahmt wm-
den (z. B. Montelius, civ, prinu B 294. 5. Mm, ItaL I, tav, VII L 4),
filr Apulien an sich schon genügt hätten, die vorliegenden Gefäss-
formen zu erzeugen, wenn nicht die ungarischen Stücke da wären
und uns eines anderen belehrten (^),
An Stelle dieses einfachen Tierhalses nun bieten manche Ca-
nosiner Exemplare, 15, Ki, 17, eine menschliche Figur.
Zweimal ist die Figur dem Gefäsa zugewandt, an dem geringeren
(*) Olympia, IV. Uiiiul, Brauen, Taf. XLVIH. 816» PjiIeBtrinm Grab B<;r-
nardiiii: Montclins, Cio. prirn. IL B 367, 8. Im Cebrijifeu vgl. Mont. B 33»^.
322, 379,
(*) Auch nach Bosnien scheinen solche Objekte uuil zwar ziemlich fr^!h*
f^langt %xi sein; v^l da^ Ten:*kottA »Fragment Bo^n, Mitt, IV^ p, 42 fijar. 1^.
10^ M. MAYEn
Stück steht sie abgewaodt; sie wächst mit dea Füb^^cd UD^ichtbtr
bleibeDd, ans der Gefasswatid heraus und unterscheidet sieb auch
insofern von den mittelitaliscben Tongebildeu (Abb* 5), als aiteh
die oberen Extremittiten uicht zum Ausdruck gelangt äiiid. sondern
sich unter dem Gewand verbergen. Dass aber die Vorbilder in der
Tat Arme besassen und gleich jenen Cometanern die Hände anf
das Gefäss legten, lehrt Vernicehio (s. iiuten), ferner der rohe
Askoii von Novilara (S. 193), bis zu einem gewissen Grade auch
das oben mitgeteilte Marseiüer Gefass, Taf, VIU 3. Die weibliche
Figur, welche ein Töpfer dieser Zeit in Bisenzio (Mootelius. eip^
prim, II B 255, 2) willkürlich über einer der bekannten dreifus-
sigeu Schalen (s. oben § 9) angebracht hat, weiss mit ihren Armen
nichts rechtes anzufangen; ihre Ünzugeh5rigkeit wird aich aach
weiter ergeben. Es scheint dass die apulischen Topfer bei diet^eii
ersten plastischen Versuchen sich noch nicht getrauten, die Arme
vom Körper loszulassen, und durch so gebrechliehe Teile die In-
tegrität ihrer Gebilde zu gefährden* Bei den in Bronze zu den-
kenden jedoch war der kleine Massstab kein Hindernis, sondern
sogar ein Sporn, die Figuren ihre Glieder entfalten zu lassen, um
sie an verschiedenen Punkten zu befestigen: erst die vorgestreckten
Anne und Hände gaben das rechte Henkelmotiv ab, gerade wie
in anderen Fällen Vierfüssler (Pferde, Kühe), schräg oder auch
oberwärts, geradestehend, als Griffe angesetzt wurden.
Von solchen mit Figuren verzierten Gefässen hat Apulien in
Bronze noch nichts zutage gebracht (nur Pfannen mit archaischen
Jünglingstiguren als Griffen kommen bekanntlich vor; Peuc* 48).
Jedoch hat man weiter nördlich an der adriatischen Seite, in Ver-
ruechio bei Rimiot Funde gemacht* die, so bescheiden diese epi-
chorischen Versuche ausgefallen seien, doch einigen Ersatz in
antiquarischer Hinsicht bieten: Noiiiie d. sc. 1894 p, 'S(iS ft
Das bedeutendste Stück darunter, fig. 17, ist von einem Bronze-
gerät mit einer nackten Figur, daran frei erhobene Arme mit nach
vorn gehaltenen Händen als Henke! ansitzen. Wir werden etwa an
jene Figuren erinnert, welche an dem Pränestiner Kessel (Man. ä.
Inst. X 31 a, Mon, iL L. VII. 312) die erhobenen Hände an den Ge-
fässrand legen, nur dass die Ausführung dort, von der ver^^chönernden
ersten Abbildung abgesehen, auf einer höheren Stufe steht Daneben
interessiert besonders a. 0. fig. 7, das Henkelstüok von einer tönernen
DIK KERAMIK DES VORG RIECH ISCHEN APULlEHS WTJ
Schale ; aus dem aufrechten, etwa in Sattelform gedachten Henkel
wächst oben eine menschliche Gestalt heraus, wohl ohne dass
gerade wie bei dem Novilara-Askos gespreizte Beine anzunehmen
wären. In ziemlich primitiTer Weise ist der Oberkörper zur Dar-
stellung gebrücht, mit kreuzweis angelegten Armen und einem
flachen , nach oben zusammengedrückten Kopf, der als Augen
zwei Löcher aufweist. Einen Anhalt zur näheren Erklärung der
Figur bietet a. 0. fig. 8, ein Bronzefigürchen von nicht minder an-
spruchsloser Herstellung. Dasselbe ist deutlich ala weiblich cha-
rakterisiert und lässt mit seinen vor Bnist und Leib gelegten Händen
erraten, dass der Gestus der Tonfigur ähnlich zu verstehen sei.
Ueber dem Kopfe beendet sieh ein King oder eine Oe«e zum
Aufhängen. Der Eindruck, dass diese Figürchen nicht etwa gleich
denen der alten Gräber von Aibano, selbständig erdacljt, sondern
an irgend weiche bestimmte A^orbilder gebunden sind, und zwar
an solche der kyprischen und troischen Art, würde sich auch dann
dem Beschauer aufdrängen, wenn nicht der Fundbericlit ausdrück-
lich erwähnte, dass die Tonfigur in den Augen Wiehern Bron-
zeringe hatte, — wie wir sie übrigens noch in der Henkeltigur
von Bisenzio sehen. Diese Monstrosität lässt sich nicht aus einfachen
Anhängeösen der Originale herleiten, da hierzu auch eiu Loch an
der Kopfspitze genügt hätte. Sie findet ihre Vorbilder vielmehr in
den kyprischen Tonidolen, welche am Gesicht überall solche Löcher
und OesoQ zum Aufnehmen von Ringen aufweisen; vgl. Coli Cesnola
tav. II pL IL Perrot-Chipiez III p. 552 1; manchmal sieht es
geradezu aus, als gingen dieselben durch die Augen, die aber da-
neben angedeutet zu sein pöegen. Reproduktionen nach irgend wel-
chen ^ idoleiti importatf " erkennt auch der Ausgrabungsbericht
von Verrucchio.
Die Vernicchio-Funde gehöre» — und dasselben gilt von den
Corneto- und Bisenzio-Terracotten — einer früheren Knlturscliicht
an als die Canosiner Tongebilde, deren Epoche durch das Tonge-
rät, dem sie anhaften, umschrieben ist. Allein darum für Apulien
andera geartete und jüngere Importstücke vorauszusetzen, wäre
unnötig und wahrscheinlich verfehlt; sehen wir doch auf Schritt und
Tritt, wie spät im Innern Apuliens gerade die Bronzeformen eiij-
xuwirken beginnen. Tatsächlich sind diese kleineu nordapulischen
Figuren bereits mit einer Menge Details ausgestattet, die einen
ftO M. M.4TCR
irhtblleheii Fortdcfaritt und zugleich eine gewisse Seltetändigkeit '
gtegeniiber jimen inittelitaliscfaeo bedeoten.
16* Betrachten wir zunächst Beil. I 4. Die Stirn ist durch
eiot hohe, diademaiiige Binde geziert, welche hinten ohne Knoten
endigt nod dort einem herabhängenden HaarwuUt Platz macht
der toupat&bnlieh wie bei den TierhäUen gestaltet und in gleicher
Weise aufgerafft i^t* Die Ohrenpartie verschwindet hinter einer fl
grossen Zierücheibe. Ein Gehänge von kleineren Scheiben zieht ^
i»ich von den Schultern herunter um die Brust herum, währtDd
noch weitere derartige Zierscheiben in gerader Sichtung vom über
die Oewandong hingehen, als Andentung weiterer Gehänge, so wie ^
nie jetU am be^iten durch Funde van Alfedena (Mon. dei Liacti X) H
an^haulich werden. Einige mandelförmige Bommeln am Unterge*
ttiebt sollen otl^nbnr zur Andeutung des Halsbandeii dienen. Von
dem Gesiebt selbst, de^en Unterteil sich, wie man sieht, ver-
liert, idt fast nur die stark vorspringende Nase 2U sehen. Die
Augen sind dun^h eine breite schwarze Maske verdeckt, welche
fest an der Nase aufliegt; die zahlreichen Vertiefungen, welche
mit einem Stift darin augebracht sind, müssen wohl Sehlöcher
bedeuten, sonst würde die Figur als geblendet gelten müssen. Dicht
neben der Nase an der geringeu Fläche« welche für die Wange
fibrig bleibt, ist je ein kleiner Kreis eingestempelt. Ebenso M-
genartig ist die Gewandung behandelt. Den Oberkörper bedeckt
eine Art Joppe oder Jacke, welche von dem Unterkleid abstehend
gedacht ist und, wie schon die schweren breiten Bordüren er-
kennen lassen, mit dem kurzen Ampechonion griechischer Frauen
gar nicht zu verwechseln ist: die Rückenfläche ist durch senk-
rechte, leicht geschlängelte Linien verziert. Vorn an der Brust
ziehen sich der Quere nach breite Schnüre hin, welche vielleicht
zum Untergewand gehören, möglichenfalls aber auch die Jacke
zuMmmenhalten, die in diesem Falle auch ärmellos und blos
umgehängt sein könnte, so dass sich daraus das Fehlen der Arme
erklären würde. Unterwärts kommt eia Bauscli des aufgerafft zu
denkendeu Unterkleides zum Vorschein. Dieses letztere fällt schlicht
herab, doch mit einfachen Längsmustern A bemalt, welche nach
der nächsten Figur (lo) zu urteilen, zugleich Falten bedeuten
m^gen. An der Jacke bemerkt man eine Querfalte oben, vielleicht
zur Andeutung der Aermel, so dass die Arme vor die Brust
I>IE KERAMIK DES VoRdRICCHtBCHEN APUUE^S
201
gebalten onter dem Briistächniuck verschwiDdend gedacht wären.
^ Was den Ohreübichimick betrifft, so mögen die griechischen
und etriiiikisclien Bildwerke bei Heibig Hom. Epos 2* Aufl. p. 222
Fig. 64, 66 verglichen werden, um nicht an die enormen räderar-
tigen Schrauckseheiben zu erinnern, welche die bekannte antik-
spanische Frauenbiiöte aus Elche (Mon. Pioi IV pl. 13 f.) trägt.
Am nächsten kommen die Funde ans den nicht hellenisierten
Teilen des Sybaris-Gebietes, uo solche Metallscheiben noch an den
Schläfen eines Skelettes haften {N'ofisie d. sc. 1888. tav. XIX
zu p, 472).
Diese Tracht, welche sich an allen bis jetzt bekannten Fi-
guren wiederholt, hat ihren Ursprung zweifellos in den Verhalt-
nissen der Illyrischen Heimat, von wo die apulischen Völker in
der ersten Eisenzeit hier einbogen, oder noch weiter im Innern
der Balkanländer, von wo spe'ziell die Daunier zu stammen schei-
neu (li M. XIX 284). Sie erinnert mit der grossen, weiten, ab-
stehenden Jacke an die der Albanesinnen, wie man sie in Grie-
chenland noch vielfach sieht, und an die Frauentracht verschie-
dener Balkanvnlker, bei denen denn auch die Vorliebe für lange
Gehänge aus Metallscheibchen oder auch Mimzeo sich erhalten.
Nicht zu übersehen sind die plastisch angegebenen Fibeln,
welche vorn das Gewand zusammenhalten, beide dentücb als grosse
Schlangenübeln gekennzeichnet. Zu der Zeit, da diese Tongefässe
entstanden, etwa im o. Jahrhundert v. Chr% waren in der Land-
schaft bereits andere Fibeln, kleinere und von einfacherer Art, im
Gebrauch. Da indessen die Schlangenfibel in Nord-Apulien noch
im VI, Jahrhundert vorzukommen scheint, so lässt >ich begreifen,
dass diese deutlichere und charakteristischere Form in so kleiner
Darstellung vorgezogen wurde. Mit einer geradezu gesetzmässigen
Regelmässigkeit heginnen in Apuüen die archaischen Bronzeformen
erst viel iipäter auf die Terracotten und Tongefässe einzuwirken.
Ein winziges, aber höchst bezeichnendes Detail sind die auf
der Wange eingestempelten Kreise, unverkennbare Anzeichen einer
Tätowierung, welche sieh bloss aus den bemalten Händen (§3, 1)
nicht sicher würde erscbliessen lassen. Die Sitte ist bei den Bal-
kanvölkern bekanntlich sehr lange in Bestand geblieben (•).
V) Ich hatte die Tätowii*ruii^' auch im Gfsiclrt kloiner Mykt»nischer
Terrae«) ttaßguren beubuchtet, aber damit keinen Glauben g-efoiideii, bii Bei-
WS M. MATER
15. Hiernach bedarf die Figur des anderen Gefässes (Taf. IX
und VIII 4) in hezng atif die Tracht keioer detaillierten Beschrei-
bung mehr. Die lange Jacke, das Untergevrand mit den hier
plastisch angegebenen Falten sind deutlich genug. Zwidcben bei-
den werden anstatt des Baiiaches grosse Knöpfe sichtbar, in über-
triebenen Verhältnissen dargestellt Eine dreifache Halskette bangt
yorne herab, und eine doppelte Reihe flacher Knöpfe oder Zier-
scheiben — eine ist abgegangen — bedeckt im übrigen Brost
und Leib. Der Grund für diese etwas abweichende Behandlung
der Ziergehänge (solche sind auch hier gemeint, nicht etwa
Jaekenkuf^pfe) lag darin, dass die Schulter- und Seitenpartie
diesmal durch grosse, lang herabhängende Haarflechten besetzt ist;
an jeder Seite sind deren drei, eine an der dem Beschauer zu-
gekehrten Schulter ist %m Hälfte gebrochen. Om den Kopf liegt
eine Binde oder ein Kranz (ein Stückchen ab). Das Gesicht wird
durch das Kinn und die starke, dicke, hervorspringende Nase ge-
bildet, die Augeiipartie ist grösstenteils durch die Haarmassen
bedeckt; wo Platz blieb, ist ein Punkt für das Äuge gebohrt, und
der ürariss des Auges in Malerei bis auf die Nase fortgesetzt;
übrigens auch noch eine Linie darüber gesetzt, zur Andeutung
der Augenbrauen.
Die Interpretation dieses « Idols *», welches ganz das Aus-
sehen eines Mannes in Fraiienkleidern hat, wüi*de uns hier zu weit
führen* Wir wenden uns sogleich zu dem dritten Beispiel.
17. Beil. III l. I 5, Der Körper ist hier noch mehr ver-
kümmert, der Kopf in noch stärkerem Missverhältnis dazu. Diese
Figur steht von der Vase abgekehrt Von dem Kopfe ist das
ganze Üntergesicbt tu sehen und diesmal auch der in Malerei
angegebene Mund. Eine breite, vielleicht mehrfach umgeschlungene
Binde umhüllt haubenartig den Kopf, soweit die flüchUge Arbeit
eine bestimmte Absicht erkennen lässt; mehrere Ziei'scheiben,
^hne rechte Regel, sitzen damuf. Darunter kommt das Haar in
ftpiele weit grosseren Maasstabes zum Vorschein kamen. Vgl. Tsuntu Fpkim,
1902 L Üeber die Unterschiede der ^iechischen Volkstracht und Volkaknlinr
^ejkrenüber der fürstlichen, kretbcb-rojlEeniäclien, wie wir heute Sttg^n, vgl.
ineine Myken. B«iträ?e II, Jahrb, d. Inst. 1892. Fnrtwänsrler Gemmen III
16 bcricht isicb darauf, obwobl er micb erst einig« Bliltter spüter nennt.
DK KHRAMm DE8 YORGBfECRlSCtlBN APIJLIE^8 203
welligen oder bogenforaiigen Andeiitnogen hervor, die Augen völlig
bedeckend. In den Nacken fällt die Haarmasse, wie bei 16 in
Gestalt aufgenommener Toupets oder Rollen* Um den Hals trügt
das Figürchen ein Halsband mit einer Bulla oder sonstigem
Schrauckgegenstand. Unmittelbar darunter laufen die Querschnöre,
die hier nur schmäler und gedrängter am Gewand ansitzen. Dann
folgt eine grosse Fibel, nicht sehr detailliert, aber iinverkenDbar
keine Schnur; denn rechts und links ist nichts gebrochen. Diesen
pla&tisclien Zierraten, m denen sich noch jederseits eine doppelte
Reihe von Scheibengehängen gesellt, ist im ganzen mehr Auf-
merksamkeit zugewendet als der richtigen Einteilimg der Gewand*
Partien; nur die gemalten Querstreifen scheiden das Dntergewand
von dem oberen.
Zu diesen drei Figuren gehört auf das Engste eine vierte«
die nur den menschlichen Kopf zur Darstellung bringt, während
der Körper in einen kleinen Askos aui^geht. Taf. VIII 6, Bari Mus.
Pro?. 1550. An der Rückseite befindet sich ein kleines Saugrohr,
auf dem Rücken eine Querdnrchbohruug, welche gewissermassen
die Stelle einer Oese zum Durchziehen einer Schnur vertritt. Der
ziemlich uoregelmässig geformte Gefässkörper ist mit dunkelu
Tupfen übersät, ganz wie ein entsprechendes Stück aus Canosa
(in Privatbesitz), welches ?orn einen Entenkopf hat. Das mensch-
liche Haupt, das wir hier sehen, trägt einen mächtigen Bart
und lange Haarflechten. Von dem Gesicht ist ausser der kurzen,
in die Höhe stehenden Nase eigentlich nichts zu erkennen. Der
Bart wallt in ziemlich regelmässigen Abteilungen hernieder. Von
der Stirne springt ein dicker Haarschopf vor, die übrige Haar-
masse fallt in Strähnen nach versebiadenen Seiten lang herab, eine
davon auf dem Rücken anliegend; die Strähnen endigen in einem
länglichen Gegenstand, einer Art Etui, das sich in den Funden,
so viel ich sehe, noch nicht nachweisen lässt (^), da bis jetzt stets
nur die bekannten Locken halter ans Drahtspii-alen zum Vorsciiein
(*j MangeU näherer Analog »<*n verweise icli iiuf ^lie Haartracht gewisser
Mongolinnen, die »Sven Hedin. Durch Asiens Wüsten 11 23*> erwähnt: »langte
Zöpfe in einem Stoff- Futteral ». Doch mochte dies letzlere mehr zur Schonunjr
der Frisur dienen, die dort nur selten erneuert wird. In Cauosa sollten die
Futterale Wühl besonders das Aufgehen der Flechten an den Enden Ter-
hindern.
204
M. MATKR
gekommen. Die Haarflechten sind hier oielit wie anf dem zweiten"
Stück gedreht, soodero regelrecht zuaammengetlochteii, wa^ dordi
eDti^prechende Eiuritziiog verdeutlicht ist lodess bemerkt man
duebea noch einen anderen Streifen* der einen KopfBokmnck dar-
«teilt» An der Ohrenpartie nämlich, die auch hier durcfa eioe Zier-
scheibe verdeckt wird, teilt aich die Haarmasse, und genau voo der
Scheibe geht ein schmaleren nur einfach quer geatricfaelter (d. i.
geritzter), nicht wie die Zopfe schmäler werdender Bandstreif
herunter, um mit dem vordersten Zopf in dasselbe £tiji zu
mfiiiden*
Unzweifelhaft waren es die6e langen Haavzöpfe, welclie auf
Timaeus und Lykopbron (0 an der Haartracht daunischer Männer
einen so komischen Eindruck machten, obwohl sie ihr die ehr-
würdige Benennung "ExtnQsw; xofu^ zuerteilen. Wir werden uns
hierbei auch sogleich jener anderen Lykophron-Stelle erinnern wo der
Autor (nach Timaeus) das Aussehen der Daunierinneu (beim Feste?)
mit Erinyen vergleicht: möglich dass dieser Ausdruck mit ähnlichen
Kultverhältnissen zusammenbringt, wie die schwarze Maske der
ersten Figur, während die Erklärung SchoL Lyk. 1138 allzu sehr
dem griechischen Theaterkostüiu des IV.-III. Jahrhimdertti Rech-
nung trägt.
Entsprechend dem besonderen Range, welche diese Figuren
den Gefässen verleihen, hat auch sonst, wenigstens bei den zwei
wichtigeren, eine reichere Ausstattung stattgefunden. Davon zeugen
die sonst in diesem Gefä^stypus nicht üblichen, hier noch beson-
ders reich bemalten Gabelhenkel, der ganz neue Zusatz einer pla-
stischen Lotosblume am Muldenrande (16), dergleichen an den ar-
chaischen Bronzen Mittelitaliens als Bekrönung erscheinen (*) (noch
ähnlicher an einem uralten Gefäss aus Aphidna, Ath. Mitt. XXI
ISÖti Taf. 14, 2, 3, Wide); dann auch die Dekoration selbst,
welche hier einen hölieren Aufschwung nimmt. Namentlich an 15
ergibt die zweifarbige Malerei auf weissem Grunde eine äusserst
günstige Farbenwirkung. Zu bekannteren Elementen gesellen sich
t'j Lyk. 1134 fd6^(frjg t^ovrag eufXov ^ uGiiiaQ yivovq' die zweifelhafte
Abstanimting bezieht sich auf Parthenier und Lokrt^r. Zur Haartracht der
Daunier Tim, Fr. 157, I 233 Müll: danach Pollux.
D Z. B. iü Bologna, fondo Arnoftldi, Montelius Civ, prim. 11 B 86,
1, neben dem (hier durch eine Kette vertretenen) Henkel, also wie in Aphidua,
mm KIRAMIR DES TORORIECBISCHXN APULtEt«S
205
Reihen von Vögeln über der Sieb wand, an 15 mehr naturalistisch
behandelt, an dem anderen Stück 2u einem bestimmten, jedoch
nicht geometrischen Schema stilisiert; ferner bemerke man an
16 unten die Muster, darüber die (auch sonst vorkommende)
Kette; an beiden Gefässen die dichten Doppelreiben kleiner vier-
eckiger Zähne (16 am Henkel; sowie die gefurchten Blöcke, wo-
rüber weiter unten (in diesem §).
So viel über die ** Idolgetasse '.
Die meisten Stücke dieser Klasse jedoch, von robusterer
Herstellungsweise, sind ziemlich einfach in stumpfem Schwarz mit
Rot oder Graubraun bemalt, stellenweis mit durchschimmerndem
Violett, welches auch selbständig als Malfarbe erscheint, Firnis
ist nur bei No. 6 beigemischt Einige bessere Eiemplare zeigen
weissen oder gelblichen üeberxug. genauer Malgrund, da er nicht
das ganze Qefäss bedeckt. Als Musterung findet man in der um-
laufenden Zone Rauten, einfache Mäander, streckenweis oder als
Einzelelemente; Winkelhaken von oben und unten gegen einander
stehend, auch verbunden; dazwischen eckig gebrochene Bänderund
eckige Eettenmuster. Den Üebergang zum Boden voLiuittelt ein
ganz breiter Parbstreif, mancbmal noch vorher ein Doppelbaud,
durch Blöcke oder durch Zickzacklinien verbunden* Unter dem
Boden das plumpe Diagonalviereck wie gewöhnlich oder der durch-
kreuzte Kreis. Am altertümlichsten berührt No. 6 mit seinen An-
kermotiven und schrägen Strichgruppen, die Partie hinten an den
Henkeln erinnert geradezu an Dipylonstil
Man beachte das häufig wiederkehrende (vgl. § 11) Muster
einer Kette mit eckigen Gliedern und verbindenden Strichen, BeiL
IV 1, 3. Vorbereitet ist dasselbe durch eine natürliche Kette mit
runden, ebenso verbundenen Gliedern, wie sie Cypern (Ath. Mitt.
1886, 209, Beil II 9) schon seit der Bronzezeit (auch Troja)
darbietet; man sollte meinen, dass auch die eckige Form aus jener
Stilrichtung stammen müsae, da dort auch gerade Strichgruppen
mit Querstrichen in einer Reihe abwechseln (Cesnola Coli. No. 765.
Ohnef.-Richter Ztscbr. f. Ethn. 1899 Verh. p. 57 Fig. VIII 6), wie
dies z. B. %7 b zu beobachten. Diagonal stehende kleine Vierecke
in solcher Weise verkettet fanden sich schon § ;i
Lehrreich ist 5 (Ruvo) mit den in Abständen aufgestellten tro*
ckenen Zweigen oder Fischgräten-Motiven; diese Dekorationsmanier,
14
M. MATEB
nicht zu vervrecfaseln mit Myk* Yas. 104, ist ganz besonders 1
Cjpero charakteristisch, vgl. Myres CaiaL pL V 1188 oder Mam;
Bxeav, Ctfp. tig. 154, 4, und zieht sich durch mehrere Perioden
der dartigeu keramiscbeo Malerei biodiirch, auch wo ganz andere
Elemeotti hiDzutreteu and sie in den Hintergmad dräogeo. Ich
zitiere gerade die Vase aus Amathus bei Murray wegen der aof-
gerichteten Pfeile, die dort mit dem Zweig abwechseln ; inäofifl
auf einer feinen, vielleicht Ruveser Uenkeltasse Bari M. P. 20^
dies seltene Motiv ringsum verwendet ist (schwarz auf lebhaft rotem
Grund)* Dass aber solche Yaseo schon früher nach Italien gelang-
ten, sieht man an Ma^zano Romano, Not, d. sc, 1902, 33<5 fig. IJ
an Narce LXIII 5094 (unediert); im ersten Falle handelt es sU
am ein gemaltes Tongefäss, in dem anderen um ein Impasto-Oef
mit Ritzung; deren beider Abhängigkeit aber durch die gemeil
same fremde Form, eine Art Stamnos, erwiesen wird, üebrigei
tritt zwischen die örtliche und die westliche Gruppen noch
GefäBS in Timis Ztachr. f. Ethnol. 1897 (29) p. 33 fig. 41, dort
frageweis für phöntzisch gehalten, dessen nebereinstimmung in
der Dekoration, namentlich Mazzano Romano gegenüber, Nieman-
dem entgehen wird.
Auf 4 imd It) ist das Zweig-Mustei mit einem anderen ober-
Sächlich verbunden, welches gerade in dieser Serie noch öfter vor-
kommt (15, 16, 18) und einem oberwärts konkaven Blocke ähnelt.
Man könnte das letztere auch mit dem kretisch mykenischeH
Homer- Altaraufsatz veigleiehen, mit dem es aber nichts zu schaffen
haben kann ; vgl auch den mykenischen Trichter BriL Seh. An--^
nual X 214 fig. 5, wo das Motiv bereits reihenweis wiederholt isli^
Wo es anvermischt vorliegt, wie in 17, noch besser auf einem
Trinkbecher in Bari Beil. V 6 (§ 11 No. 10), erhält man deta
Eändrack, als ob dieses Motiv, in geringeren Abständen wiederhol^l
am Ende nichts Anderes bedeute als eine Zerstückelung des Pea-
ketischen Bogenfrieses (vgl. Peuc. fig. 7 p. 35 ; tav. lll 16, IV 20) ;
indem eben das hängende Bogensystem, als dem Stil der Dannta
fremd, unterdrückt und damit die Verbindung nach oben hin auf-
gegeben wäre. In den leeren Raum werden nun Vögel und Blüten
eingesetzt (18 hat die Vögel getrennt darüber); einmal auf eine
Schale in Berlin (258 des Katalogs, § 13 N. 30) kleine Kreis
Man wird an einen der uralten bemalten Scherben aus den Mo
t>IS KEBAMIK BES TOBGRtECmSCREX APÜL1£N8
207
fefcta-StatioBen erinnert, wo über den farbig ausgefüllteo Zacken
der Bogen nochmals angegeben und darüber im freien Baum
kleine Gittervierecke, wahrscheinlich zwei, gemalt sind (Molf.
p, 144, tig. 107, 10, nr. 99, p. 160); übrigens begegnen wir
solchen kleiQen Gitterfenstern bei einer apuUschen Schale, die
merkwürdige Berührungen mit ostgriechischer Keramik aufweist
(§ 13, lö). Also ganz willkürlich ist dieses Block-Motiv mit dem
trockenen Zweige vermischt. Eine Folge dieser Vermischung mag
es sein, wenn gelegentlich eiumal noch an die Ecken Blüten an-
gesetzt werden, z. B. No. 4. Auffallen mnss es jedoch, die so einfach©
lind regelmässige Figur de3 Blockes selber durch einen zahnaiügen
Auswuchs an der einen Seite verunstaltet zu sehen, wie dies mehr
als einmal der Fall, auch bei dem Becher Beil. V 6; da von
einer Verzeichnung nicht die Rede sein kann, so mc^chte man fast
vermuten, der Maler habe etwas wie ein Schiff mit Steuerruder
verstanden.
Wir gelangen zu den Schöpf- und Trinkgefässen, den
Bechern. Tassen, Schalen.
§ 11. Becher,
L BeiL V, 2. Bari M. R 3492.
2. ebd. 8438. Oanosa.
3. Beil. V, 1; ebd. 3491.
4. BeiL V. 3; ebd. 3760. Canosa.
b. Beil. V, 5. Berlin Antiqu.
Inv. 4792. Canosa.
6, Lucera, Privatbesitz,
7. ebd.
8, Neapel, Mus. Naz.
9. Beil. V, 4. Bari M. P. 3490.
10. BeiL V, 6. ebd. 3437. Ca-
uosa.
IL BeiL V, 7. ebd. 3487.
12. ebd. 3805.
13. BeiL V, 8. ebd. 3806.
14. Beü. V, 9. ebd. 3804.
Die Becher, eine wenig bekannte, fast nur in N eiistierendo
Gattung, von der ich eine Anzahl im Mnseuni zu Bari zusammen-
gebracht, stellen keine eigene Erhndung apulischer Völker dar,
wie wir deren besonders § 12 kennen lernen, sondern sind zu
bestimmter Zeit für das Bedürfnis einiger anspruchsvolleren Leute
eingeführt worden. Von den einheimischen Henkelformen abge-
sehen, (die ja auch an sonst reia mykenischen Becherformen der
I. Sikuler-Periode auffallen, BulL Paletn, 1893 tav, VI 8 zu p. 42),
a
208
lehoes sie sich an fremde, öfter benkeUase Trpeo an; also
attische uod besonders korinthische, dei'gleicben Importware man
in Um, Papa Oialio sieht, (von S. Angelo), auch wohl an etw^
schlanker gestaltete Abkömmlinge der breiten Mjkenischeo; mff
einer Tendenz teils zu cylindrischer Form, teils zu einer
schweiften, die man kelchf&rmig nennen kann, wenigstens, im V
gleich zu solchen wie Mon, d, L, XV 306 fig. f. Diese Arbei
gehören wesentlich dem Y. Jahrhundert an. In der Peucetia, wohin
die Fremdware früher zu gelangen pflegte, fehlen zwar die archai-
schen Tonbeclier, doch haben jene fremden ihre Spur in einer rohen
Nachbildung aus schwärzlichem Impasto hinterlassen, und zwar in
einer Technik, welche dort noch bis ins VI. Jahrhundert zu dauern
scheint ('); sonst kommen dort nur getimisste mit griechiacher Be-
malung von — Unbestimmt bleibt die Herkunft der ungeschickt
mit der Hand gefonuten No. 1, welche einen nicht weiter charakte*
ristischen, ovalen, schon aus Prähistorischem bekannten Typus
wiedergibt, doch mit einer Bemalung, in welcher sich bereits der
beliebte Lorbeerzweig attischer Importware von der zweiten Hälfte
des V, Jahrhunderts geltend macht. No, 2 ist eigentlich eine Tasse»
die hier nur um den Fuss erhöht ist sonst aber manchmal in daS
Aufidus- Gegend und weiter nördlich (Melti) vorkommt, auch wie
hier mit den imitierten Nägeln am Band. Vgl auch das Exemplar
in Cambridge, Fitzwilliam-Mus. 230 (CataL E. Qardener).
üeber die Entstehung des Zapfenhenkels, der die meisten
Becher ziert, wurde bereits eine Andeutung gegeben (S. 19U); doch
macht sich auf Schritt und Tritt die grosse Lticke zwischen der
gegenwärtigen und der Tarentiner Phase von vor 700 empöndlich
geltend (s. S. 252). Einige Male ist der eigentliche Griif B*f5rmig
gestaltet^ also als ein geschmeidiges Band behandelt, gleichwie
oben § 7 Abb. 3, gewiss ohne Zusammenhang damit, gerollte
Henkel begegneten ; sekundär ist die B-Form bei einem Rundstab-
Henkel, No. 14, der gleichwohl den Zapfen in urspriinglicher
Breite bewahrt. In der Bemalung fällt mehrfach der Gebrauch
O Btri 8712, Tasse von rötlichem Impasto; der Becher cbd, 8649.
Beide von verschiedenen Orteti der Provinz und nach Behauptuag der Be-
aitier mit ^eometriachen Vasen gefunden. Vgl. vor Allem die in Egnatia und
Putignano gemachten Beobachtnngen : K. M. XIX 1R5. 208.
I
DIB KEKAMIR DES VOIt43RlECHtS€HKS AHULICNS 209
des Gelb iiod Ot*ange auf. Neu sind die kleioen yetscbachteUeii
Trapeze in abwechselnder Stellung (vgl. § 14, 4)» wenn man von
den noch kleineren Zahareihen der Idolgefäase und Taf. VIII 9
abgieht.
§ 12. Tassen.
1. Beil IV 7. Bari M. P, 3432. 7. Beil. IV r}. ebd. 2391 K,
2. ebd. 3429. I Canosa.
3. ebd, 3430. ' Canosa. 8, Neapel, Mus. Naz.» Mon- d.
4. ebd. 3431. \ Z«it<?. VI 376 tig. 19. Canosa.
5. RuvQ, Mus. Jatta 220. (9. Bari M. P, 2391 M. Canosa).
<]. Bari iL P. 3433 Frgmt. Ca- (10, ebd. 3932. Ordona).
nosa. 11. ebd. 3933, Ordona.
Während die wenigen zu § 11, 2 berührten Tassen von der
Form eines halben Ovals schon durch den Zusatz des Fusses der
Becherform zustreben, sehen wir hier den in N gebräuchlicheren
Typus, welcher den Namen im eigentlichen Sinne verdient. Mit
demjenigen, welcher in Bari nach dem Aufhören der geometrischen
Malerei herrscht, und der übrigens ganz einem Mykenischen
Schliem. Tigna p. 151 tig. 51 ähnelt, hat er wenig gemein. Nach
Landesart ist der schräge Rand breit und scharf abgesetzt, so dass
das Ganze sich fast wie eine verengerte Abart der alten Schale
§ 13 darstellt, wie für das lokale Bedürfnis geschaffen, jedoch
ohne deren Feinheiten und kunstvoll entwickelten Henkel. Diese
überwiegend in Canosa^ dort auch ohne Bemalung auftretende
Sorte — auch sie manchmal mit dem beliebten Sieb- und Mul*
denausg\isß verschen — ist schwer gearbeitet, meist mit zwei Nä-
gelköpfen am Band; die Malerei, nicht sehr ausgiebig, operiert,
ohne viel EinteiluDg, am liebsten mit einem grossen farbigen
Rechteck vorn, und ausgespartem kleinen darin, unten Streifen,
Als charakteristisch notiere ich 3 wegen der über einander
aufgespiessten M, einem Dreizackmuster, das, aus Sizilien bekannt,
oben § 2 Beil. II 2 p. 293 zeratuckelt vorkam; vgL auch alt-
phrygische Ritzmuater, Ath. Mitt. XX FV Taf. III 18. Ferner 1,
Beil. IV 7 mit den vertikalen Rechenmotiven, einem uralten, prä-
mykenischen, aber trotz seiner Einfachheit nicht so gewöhnlichen
Muster (z* B. Bosn* Mitt. V Taf. 48, .=>). Feiner als die meisten ist G
auch gewählter in der Dekoration, ohne übrigeDS Neues 211 bringen
sodann 5 mit weissen], sehr wirksamem Untergrund filr die m
leite und rote Malerei, bei welcher an den ß'ei gebliebenen TdH
der breiten Zone sebr feine (vgl. S. 186) senkrechte Strichgruppoi
und einzelne senkrechte Reihen spitzer Haken aufTallen.
7 (Beil. IV, 6)^ der sich als sehr verwandt 8 zur Seite sti
unterscheidet sich in der Dekoration prinzipiell von den bisherij
Diese, in dunkel Violett gehalten, unterdrückt völlig die dn\
die Vasenform gegebene Zone und strebt vielmehr nacl
Abb ö. FrimlHTü Schale rom Gargaiifla {m § 13 C),
Boden hin, als wolle sie von dort her betrachtet sein. Nach einigen
Streifen setzen schwere Trapeze ein, welche andere einschliessen
und mit ähnlichen keilförmigen Figuren ^vechseln, um unten an
dem Bodenkreis, mit sphärischem» durchkreuztem Viereck darin,
ihre Endigung zu finden. Es liegt auf der fiand. dasij ein derar-
tiges Dekoratioossjstem für die Tassenform ganz ungeeignet ist
und von grösseren, bauchigen Gefüssen hergenommen sein muss.
Man ersieht dies schon aus den beiden nächsten Gefässen, 9, 10,
die bei gleicher Grundform eine grössere Höhe erreichen imd, in
dem zweiten Eiemplare (10) namentlich, geradezu den Charakter
einer Kanne annehmen. Noch deutlicher aber wird dieses Verhälti-
nis angesichts eines grossen Kugel -Askos, eigentlich Kessel, der
bei Laborde, Vases Lambert II pl, 48, 73 abgebildet ist und sich
jetzt in Wien hetiudet; einem Gefäss, wo an dem Unterteil diese
grossen Trapezmotive anklingen, ohne wie dort sich am Boden zu
[>tE RBRAMIR DES VORGRIECHISCHRN APÜLlE^S 211
TersteckeD ('}, Beide Gefässe» io rot und schwarz gemalt, haben
aß der Oberhälfte bis zur Heakelwiirzel breite Streifen, von wo
aiob die keil- und trapezförmigen Schemata bis zur inuersten, durch
Kreis belebten Standtläclie herabziehen. In dem keilförmigen Zapfen
selber ist noch inaBchiiial ein dreieckiger Kaum ausgespart. Bei 9
ist das innere Trapez fensterartig geteilt: mau sieht dort zwischen
den Schemata auch Gruppen dünnerer Parallel-Linien, welche bei
Abb. 7, Innenseite der vorigeo Schale (211 | 13 C).
10 vielmehr gesammelt unter der Heokelwurzül stehen und mit
Querleisten versehen, eine Art Kamm-AIuster bilden, wie es auch
jener Kessel am Halse zufällig aufweist.
Uebrigens war in Herdonia, von wo das ungewubnlich hohe
Stück 10 stammt^ auch die normale Tassenforin nicht unbekannt;
davon zeugt No. 11, sie hat in zwei Farben, einer schwärzlichen
und einer blassen* jetzt gelblich erscheinenden, einfache Streifen
imd Linien verschiedener Stärke,
(*) Die mir vorliegende Photo^apbie genügt nicht zu entscheiden, üb
es »ich üTn ein echt apulische« Stück handelt oder am Nach ah man gen wie die
von Istrien § 5, 313 f.
SIS M* ȆTKR
Einer ganz anderen Entwickelungsreihe gehört Bari M, P.
4247 an, ein Stück, das aus derQegend zwischen Montepelasm und
Matera stammt; es stellt sich etwa zu den altea randlosen TTpeii
¥0n Henkeltöpren, die mit ähnlicher Bemalun^ in Ascoli-Satriano,
Troja (Aecae) und sonst in der Gegend verhreitet sind, z. ß, No-
iUie 1907, 31 tig. H lioks.
Si la. Schalen.
Die zahlreichen Henkelscbalen. an Bedeutung den Eratereo
und den Henkelnäpfeo ebenbürtig, sondern sich in drei Gruppen.
A, Typus von Canosa and Ruvo: flach mit abge-
setztem breiten Rand wie § 12» einem oder zwei hohen schmalen
Bandhenkeln in einfacher Schleifenforra, Gabelhenkel selten.
/?. Jenseits des Aufidus: geräumiger und tiefer, mit
bauchigem Profil, mit schwach ausgebogener, innen mehr markierter
Lippe. Von A verschieden in der Dekoration und den Henkeln,
die immer breit sind, entweder ähnlich wie bei den Näpfen der-
selben Gegend (§ 8 B), oder Gabelung mit weiteren Zutaten zei-
gen. In einzelnen Fällen ist Typus A benutzt, Nr. 16, 17.
C. Diverse, sporadisch auftretende Typen von
höherem Altar als A und B*
Den an erster Stelle genannten Qefässtypus haben wir § 12
bei den Tassen in Vergleich gezogen, welche nur einen tieferen
Hohlraum bei geringerem Umfang besitzen. Obwohl dort ein na-
türlicheres Verhältnis der Teile obwaltet als hier, wo unter dem
Rand ein kaum fingerbreiter Edrper bleibt so ist in der Schale
doch das historisch Gegebene zu erkennen, welches denn auch in
Form, Technik und Verzierung eine viel reichere und längere
Entwicklung aufweist, Aehnliche Schalen begegnen schon in frü-
heren Stadien der italischen Eisenzeit, vgl. Vetulonia, Falchi
tav. VI 3 p* 84, Ein äusserliches Merkmal für das frühere Vor-
handensein der Schale bietet auch wohl die Dekomtion der un*
teren Bodentläche, der Kreis mit sphärischem, kreuzweis durch-
strichenem Viereck. Es ist das ein Muster, welches schon auf deai
älteren Gefässen von Narce vorausgesetzt wtrd und dort wie so
manches in jener Klasse auf gemalte Vorbilder zurückdeutet:
DIB RERAMIR I>1E8 VORGRIECtUfiCHEfi A}'irL]EX8
No. 5074 (LXI-LXII) Mon. d Line, IV Atlas, Uv. VI U». Dort
erscheint es an Tellern unten eingeritzt und statt der Ereuzlinieo
durch ein Kreuz aus jenen schlanken Blättern überschnitteo, wie sie
die schwarze und i^onstige FaÜsker-Keramik so gerne verwendet ('),
also mit Benutzung des bekannten Blattsterns, welcher seit dem
MykeDischöQ und Jonischen im Gnecliisch-Archaiachen seine Rolle
spielt. Das einfache apulische, in stereotyper Grösse bestehende,
nie verkleinerte Muster, welches durchaus an der Standfläche haftet
und sonst nicht vorkommt setzt eine grossere und ebenere Basis
voraus, als sie die Tassen bieten konnten (*).
rl. Beil, VI 3. Bari M. P. 135.
2. ebd. 133.
3. ebd. 440.
4. ebd. 132.
5. ebd. 3435* Canosa.
6* ebd< 338, klein.
7. Neapel, Mus. Naz,* Jfoit, d.
Line, VI 376 tig. 18.
8. Bari M. P. 3427. Canosa.
9, ebd. 3434. Canosa.
10. Lecce M. R 106. Canosa.
Ä). Typus von Canosa und Jiuvo.
IL Beil. VI 1. BariM. P. 134.
(ttuvo).
12, ebd. ti5l (Ruvo).
la Beil. VI 2; ebd. 2703. Ruvo.
14 Ruvo, Mus. Jatta (227?).
15* Lucera» Privatbesitz.
16, BeiLVI I. Bari M. P, 4027.
AscoIi'Satriano (Region B).
17. Karlsruhe 981. WinnefeldBe-
Schreibung S. 22. Auswahl
Taf. 12, 3.
Ebendahin gehören Bari 298, 1524. 154M543.
Durclimesser 12 bis 15 cm, ausser No. 6, welches nur 6 V/f hat.
Die Abb. sind leider viel zu klein geraten.
Ad der Vorderseite des sehr schmalen Gefässkorpers ist gewöhn-
lich ein langes Feld zu sehen, mit irgend welchen Viereckmustern
in langer Reihe, oder auch blos flüchtigen geraden oder Wellen-
linien. Breite lange Pinselstriche daneben spielen gleichwie in § 8
eine grosse Rolle; dazwischen wird auch wohl ein kleineres Feld
(») Au Tellern and Schulen: F»lerii 369, Narce Galerie, XXXIV. An
Kanne,. Falcrii X 7^5.
(*) Auffällig ist das Ähnlichi* Muster bd WosinEky, Inkmatirte Kera-
mik XCVI,
214
M* MATE»
durch Strichgruppen abgetrennt, mit einem isoliert^u Muster"
darin, z. B. dem durch vier Ecklinien befestigten Diagonalviereck
(mit Punkt I. Einmal erscheinen Fussmäander, auf 3 schr&g fiber-
geneigte Rhombeo, auf 1. Beil. VI 8, naturliche, sich berührende
Gitterrbomben, mit eigentümlicher Sigma-ftirmiger Eodig-iiDg (vgl,
§ 16, 26) und einem unverständlichen C-Haken rechts. Alles frei
schwebend ohne Berührung mit dem Rahmen, also wie bei den
stilverwandten Topfen (§ 8). Die Innenseite zeigt stets StreifeaJ
an dem (aussen unbemalteu) Rande und am Boden ein sphäriscbej;,
in vier Teile zei-spaltenes Viereck, wovon je zwei Dreiecke gegen-
über zuweilen die gleiche Farbe haben. Manchmal eine bücke-
lige Erbebung nach innen, dann blosse Punktrosetten* Die Mal-
farben bieten ausser schwarz, rot, violett, auch grau. Allgemein
iü durch Andriieken der Henkel die Mündung etwas einge-
drückt, wie dies auch bei Bechern und Tassen lu beTnerkec
(§§11. 12).
Daneben hebt sieh eine kleine Gruppe heraus, 11. 12« 13,
welche wegen V6 (und 14) nach Ruvo gehören muss. Die Fonii ist
unten sehr eben und abgekantet, das Ganze mit einem üeberzug
versehen, in der Dekoration sehr apart; Henkel etwaü breiter als
sonst 13 (Beil. VI 2): Innen und Aussenseite sind, abgesehen vom
äusseren Rand, voll ausgemalt Innen zunächst eine Art Radmuster,
gekreuzte ParallelliDien mit kleinuiustrigem Schachbrett im Cen-
trum, in den Eckquadranten das Ankermotiv (wie z. B, BeiL IV 8).
Die äussere, schon von Hause aus sehr schmale Zone hat einfache
Oblonge, reicht aber nicht bis an die Unterkante, auch nicht bis an
die Heukel. Vielmehr greift dort überall die Bemalung der Unter-
üäche herüber, besonders cliarakteristisch an den Seitenmit gewissen
dieser Vasengnippe eigenen, breiten eckigen Zahnen oder Zapfen.
Die sehr verscheuerte 12 in schwarz, rot und grau- violett (?)
zeigte dieses System noch etwas weiter ausgebildet. Am weitesten
geht 11, Beil, VI, 1. An der Innenseite einfach, gleich 12. will
sie fast gänzlich von unten betrachtet sein: grosse, offene, innen
geteilte Trapeze und Keile greifen von dort her über die Kante
hinaus. Von der Kehle her erscheinen kleinere, dreieckige Figuren,
farbig, von deren Spitze eine lange Linie nach dem unteren Kreise
ausgeht; also auf dem Kopf stehend das wohlbekannte Hügel-
muster. Dies die wesentlichen Motive, in deren Disposition, wie
I>1£ REKAMIR DBS YORGRIEGHIäCHEN APULIKK8 215
schon iD deD Grössenverhältnissen, die Stilverwandtschaft mit ge-
wissen Tassen {§12 No. 7 ff.) deutlich hervortritt.
Einen besonderen Platz nimmt 16 ein. Schwarze und tiefrote
Malerei anf rötlichem Ton ohne erkennbaren üeberzug; die Henkel
nicht bandförmig, sondern halbirte Rnodstähe, etwas flach. Die De-
korationt unterwärts nur in Streifen bestehend, die einige gekreuzte
Linien umgeben, gestaltet sich charakteristischer an der Aussen-
lone nnd namentlich an dem voll ausgemalten Innenboden- Diese
Innenfläche bietet, umgeben von drei Streifen, zwei breite, quer
übereinander gelegte Bänder oder Oroamentstreifen, den breiteren
überdeckten in der durch die Henkel gegebenen Längsaxe, den
schmaleren senkrecht, voll sichtbar, so dass die Teile in richtigem
Gleichgewicht stehen. Der letztere zeigt zugleich ausser den dünnen
Nebenlinien einen bis auf gewisse Aussparungen vollgemalten
.Mittelstreif, welcher dem anderen fehlt Das Detail besteht aus
rechteckigen, länglichen, fensterähnlicheo Figuren : die drei auf dem
Mittelstreif haben enge, rechtwinklige Gitternng, d. h. Mittelstrioh
mit vielen Querlinien ; die etwas grösseren auf dem Querband,
nicht ganz konsequent orientiert, teilen sich in vier Felder, welche
wiederum kleinere Rechtecke mit einem Strich darinnen enthalten.
Dass diese Art der Innendekoration sich in der Hauptsache mit kj-
prischen Schalen berührt, wird bei der dritten Gruppe deutlicher
werden, wo auch die kyprische Schalenforra gewahrt ist. An der
Aussenseite siebt man zunächst unterhalb der Lippe einen schwar-
zen Streifen, dann auf rotem Grunde lange ausgesparte Felder,
worin je ein verbundenes Mäanderpaar in schwarzen, feinen Linien
'gemalt ist; der Mäander hat die mehrfach gewundene S-Form, ist
also nicht mit dem sonst beliebten fussförmigen Mäander zu
■ Verwechseln, Diese ganze Zone erinnert ungemein an den Aussen-
rand der aeolischen Schale, deren Fragmente nach Wolters bei
Boehlau (die ionischen Necropolen S. 88, bes, fig. 43) mitgeteilt
sind. Allerdings sind dort die auf dem kahlen Grunde in Ausspa-
rungen eingezeichneten Figuren keine Mäander, sondern kleine,
längliche Kechtecksysteme ; aber gerade diese erscheinen an der
Innenseite unserer Schale (').
(*) Ein Ansatz lum S-fÖrmigen Mäander mit wenigen Windungen, statt
deasen Eechtecke nrnschltessend, ist auf dem sehr feinen kleinen Gefäss § 8,
S IM bemerken.
216
M. »lATItR
B) Jenseits des Au/idus.
18* Wien Industrie-Museum, ab-
gebe Maüoer Katal. Taf, I
38.
19. Bari M. P. 2886, Fragment.
Ordona o*Jer Ascoli-Satriano.
20. Beil VII 4; ebd. 2887,
Prgmt. gleicher Provenienz.
21. ebd, 4031, Prgmt Aseoli-
Satriano.
22. Privatbesitz, Lucem,
23. Bari M. P. 3920. Liicera.
24* ebd. 8929. Ordona.
25. Beil. VI 7; ebd, 3930. Or-
dona.
26. BeiLVII5;ebd,4028.A*eoli-
Satriano.
27. Beil.VI 6; ebd. 4029. Ascoli-
Satriano.
28. ebd. 3518. Melrt.
29. Berlin. Antiqnariam 257.
30. Beil. VIl 3, BerÜD, 258.
30 bis. Bonn, Alcadem. K.-M«-
seum.
Das einzige bisher publizierte Stuck, welches ich Toi-angestellt,
ist gerade der Körpertorm nach nicht so charakteristisch und
ähnelt mehr der Schale A 3, die ihrerseits auch wieder zu den
minder gewöhnlichen ihrer Klasse rechnet. In der Regel sind die
gegenwärtigen bauchiger uod lassen im Änssenprolil nicht erkennen,
wie scharf sich der Raivd innen absetzt.
Ein hervorstechendes Merkmal besitzen viele dieser Schalen
in dem phantastisch gebildeten Henkel (18-21). Derselbe ist oben
gabelförmig gespalten mit einem besonderen Auswuchs dazwischen,
während weiter unten zwei plastische Zierscheibchen angebracht
sind- Entsprechend der grösseren Schlankheit dieser Henkel im
Vergleich zu denen der Näpfe haben die Zinken manchmal höhere
und dünnere» auch wohl leicht geschweifte Gestalt. Dazwischen
wächst der erwähnte Zapfen erapor, mit zwei dicht neben einander
angebrachten Scheihchen (vgl. das Fragment Beil. VII 4). Ob dabei
der Gedanke an ein Idol, wie Masner den ganzen Henkel bezeichnet,
zugrunde lag, lässt sich nicht unbedingt entscheiden. Tontiguren
mit erhobenen Armen, welche hei solcher Interpretation doch
vorausgesetzt sind, miissten in diesem Kulturkreise fremdem Im-
port angehören. Doch haben die bekannten mykenischen TeiTacotten,
dergleichen sich io Tareut gefunden {Bull. PaL IL XXVI 1900
p. 286), eigentlich wenig Aehnlichkeit mit dem hier vorliegenden
DIK KERAMIK DES VuRGRI ECK ISCHEN' JIPULIENS
217
Schema, noch weniger die früher besprochenen kTprischen Idole
(S. 199). Mindestens sollte man erwarten, dass die Malerei an der
Henkelfläche der Charakteristik iigendwie zugute käme. Da wir
jetzt wirkliche Henkelfignren. vielleicht sogar Idole, in dieser
Keramik kennen, darf von jener Interpretation wohl füglich abge-
sehen werden. Zwecklos wäre es auch, an gewisse kretische Sym-
bole, das Hörnerpaar mit der Doppelait, liier erinnern iii wollen.
Wo einmal der Geschmack an gegabelten Henkelformen Platz
gegriffen, Hessen sieh auch weitere spielende Zusätze an jener
Stelle nicht vermeiden. Einige wurden bereits an den Näpfen
bemerkt; einige Male ebendort ein dritter Zacken, ein anderes
Mal ein gebogener Haken, wie ein Pinger. Eine gewisse Vorliebe
für die plastischen Scheibchen liess sieh bei den verschiedensten
Gefässarten beobachten ; im vorliegenden Falle wurde ihr noch
Vorschub geleistet durch die unteren Scheibchen am Henkel,
welche übrigens mit ihrem gemalten Kreis und Punkt das Vor-
bild abgeben für die oberen, die uns nun wie Augen anmuten.
Wir sahen § 8, wie die runden Scheibchen an Stalle der
schwieriger zu bildenden Oesen eintraten; vielleicht waren sie es.
die dazn anregten, auf 30, Beil. VII 3, zwei plastische Hinge über
dem Henkel, anstatt der Hörner anzubringen. Zugleich aber gewahrt
man, dass zwischen diesen grossen, sorgfältig gearbeiteten Bingen
einige kleine Zacken oder Domen emporstehen. Man wird, auch
den Grössenverhältnissen nach, geradezu an ein bekanntes Bron-
zegerät, die sogenannten Bogenspanner. erinnert; das Äufwärtsbie-
gen dar Zacken seheint eine Analogie in den Campanischen Schna-
belhenkeln EU finden: S, 191, L Die Bonner Schale, 30 Hs, sonst
durchaus anderen Stücken der B-Gruppe verwandt, hat ungewöhn-
licher Weise im Centrnm des Innenbodens einen aufrechten Dorn,
vielleicht nach Metall- Vorbildern, welcher an der Spitze mit zwei
Scheibchen wie der Henkelzapfen selbst (eines dort ab) besetzt ist.
Die Dekoration der Henkel stimmt wesentlich niit derjenigen»
welche § 8B au den Henkeln der grossen Näpfe aus dieser Gegend
beobachtet wurde. Bezeichnend ist das quer stehende Netzmuster
aus verschobenen Diagonal- Vierecken (einem viei^eteilten und zwei
halben in ideeller Verschiebnng). Unterhalb davon an der schmäl-
sten Stelle des Henkels sieht man <lfter kleine t -Motive in Qe-
genstellung (oder auch X-ftirmige) wie sie auch in Canosa vorkom-
218
M. llAYbR
meo; manchmal (27) weiter obeo die dünne Cauosioer Svasticsi
(Ygl. § 8, 3, 4).
In der Bemalung des Schalenkurpers, welche nnabbängig
TOD der Henkelform so ziemlich einerlei Regel folgt ( Ausnahme
macht eigentlich nur 30), herrscht das Prinzip, an das die Kehle
nmziohende Band oder dessen Begleitlinien , HäogemotiTe in
Wiederhalaugen anzusetzen. Es dienen dazu entweder die ge-
spreizten A, auch wohl mit kleinen Strichgnippen abwechselnd (18).
sj^mmetrische L oder b Paare. (J IL ein charakteristisches Schema )<
oder breite, geschweifte Trapeze der Art wie § 8 B, Aach der
Henkel scheint manchmal aus solcbera Trapez herauszuwachsen.
Dabei greifen Komplikationen Platz; das Trapez wird verdoppelt»
selber mit Anhängseln verseben, und dergleichen. Jene bucbsta-
benartigen Motive, meist in Doppellinien gezeichnet, wenigstens
an den Schenkeln, haben statt des geraden Verbindungsstriches
vielmehr einen gebrochenen, diesen aber ganz nah im Winkel, also
ein kleines Viereck bildend, bald mit Pimkt darin, bald mit
Schraffierimg (22); bisweilen ist dieser Innenwinkel durch ein
vollgemaltes Dreieck ausgefüllt, (18, 23 u, ö), welches auf 25 ein
wenig die Form eines Epheublattes annimmt Dass auch da wo
diese Füllung unterbleibt nicht etwa an Buchstaben gedacht kU
können schon die troischen Wirtel anzeigen, welche ganz ähnliche
A- und A -Motive verwenden.
29 ist von moderner Hand übermalt, wodurch die breiten,
seitlich stark concaven Trapeze (deutlich au 30 bis u. a.) entstellt
und zu verbundeneu Bogen umgestaltet sind. 30, nach Gestalt und,,
Machart, auch schon wegen der Innen maierei von der B-Kla
unzertrennlich, folgt an den Aussenseiten dem Dekorations-Prinzip
von A, nicht ohne Spuren von Unsicherheit» Es ist dort eine Aus-
senzone geschaffen mit vertikalen Teilstrichen in verschiedener
Gruppierung, zwischen denen überall ein uns schon bekanntes
Motiv figuriert, das bogenförmig vertiefte Blockrauster (S. 206 f.),
welches hier je einen kleinen Kreis darüber bat: an einer Stelle
ist es durch ein Diagonalviereck ersetzt, dessen Felder nach
verschiedenen Eichtungen gestrichelt sind: letzteres ein Verfahren
das in Apulien ebenso selten wie in der älteren Dekoiationsma-
nier des westlichen Mittelitaliena gewöhnlich ist. In anderer Weise,
mit wenig Glück, ist auf der Schale aus Melfi (28) ein Compro-
DIE KBAAMtK DES VOEGHtECHlSCHEN APULIENS
219
»
*
miäs zwischeD dem vorgezeiehneten Stil und der A-Klasse auges*
trebt. Eigentümlich, wie öfter in Melfi, die Malfarben; hier ein
lebhaftes Braun mit Zinnober; letzteres auch in 27. Im allgemei-
nen herrseben Schwarz und Violett mit Rot.
Die Bodenfläche der Schalen bietet oichta Sonderliches; nur
dass öfter ein Stern gekreuzter Diagonalen erscheint, den die
Aufidus-Gegend und Ruyo nicht kennt. Das sphärische Viereck
begegnet fast nie (30 überhaupt apart), eher bleibt die Fläche
unbemalt.
Dagegen fallen an der Innenseite höchst absonderliche Ma-
lereien auf.
Auf 26 erblicken wir eine Figur, die gleichsam wie eine mensch-
liche Gestalt behandelt ist, obwohl sie nur aus linearen Mustern
besteht. Den Kern bildet ein Tollgemaltes Dreieck, bekrönt von
einer geraden Linie, wie auch sonst üblich, ausserdem aber einer
Art gebogenem Kamm. An den seitlichen Ecken sitzen zwei Di-
gamma-formige, jedocli nicht rechtwinklige Ansätze. Grössere An-
sätze dieser Art mit einem Mittelstrieb sitzen an der Basis; die-
selben sind rechtwinklig, wie es das Gew^öhnlichere, und mit drei
Qner-Hasten, statt der zwei ausge^stattet»
Empfängt der Beschauer hier ungefähr den Eindruck einer
schematisierten Menschentigur, so erinnern andere Beispiele mehr
an Tierbilder. 29 stellt eine vollgemalte Klepsydra dar mit vier
Haken an den Ecken, etwa wie Froschbeinen, welche sich nach
gleicher Richtung bewegen. Ausserdem sitzen zwei Haken an der
einen Basis und zwei Linien an der entgegengesetzten. 30 bringt
dasselbe Schema, nur dass die Ansätze an der Basis Digamma-
Form aufweisen und die Haken au den Ecken nach verschiedenen
Richtungen gehen; das eine Dreieck ist liier mit roter Farbe
ausgefüllt, als sollte der Oberteil einer menschlichen Figur an-
gedeutet werden* Die übrigen Teile würden dazu jedoch wenig
passen. Diese Schale begeht auch sonst in der Dekoration man-
clierlei Fehler; daher man sich besser an die Figur von 29 hal-
ten wird.
Die Elemente, aus welchen sich diese seltsamen Figuren zu-
sammensetzen, halten sich durchaus im Kreis der üblichen Motive
nur dass bei der erstgenannten das in der Daunia so häutige Ga-
belrauster (S, 230 f.) eine Krümmung erfährt; vollgemalte Dreiecke
220 M. MAY«R
ein sphäriscbes Viereck bildend, latt aogeadtzteo grossen bakto*
förmigen ArmeD, finden sich im Innern geometriseber Sebaleo dar
Peiiketia (Berlin; ganz ähnlich R. M. XIX 198, Beil. I 2 ohne
die Ansätze). Immer wieder und in verschiedenster Weiae werden
Anläufe genommen, um aus geometrischen Elementen etwas G^
genständüches« waraöglich menschliche Figuren herzustellen; be-
sondi'rs gelungen erscheint die Klagefrau a. a. 0. 201 Abb. 2. fu
2ü0, ein in der Terracotta*Plastik der Daunia (die Peuketia hat
dergleichen nicht) beliebtes Motiv; der Kopf auf dem langen
Hals ist bei jener Peuketiächen Malerei gänzlich TernacblÜBsigt:
eine Eigentümlichkeit, die man an fnlh-italischen Terracot
{Not, d. sc. 1902, 155) oder ganz ähnlich bei gewissen ung&ris
Bitzzeichnungen (Börnes Urgesch. d. b. K. Taf. XXIX). eigentlich
auch bei archaisch-griechischen Terracotten beobaclitet ('). Die ge»,
genvvürtige Figur setzt auf den als Hals dienenden Strich nnmitt-el*
bar eine Art Kopf^ichrauck* Die Extremitäten erinnern etwa an
eine Manier. Vogelbeine, auch Schweitfedern, zu zeichnen, welche
der gräko-phönikisehen Epoche auf Kypros eigen ist und sich im
westlichen Mittelilalien z. B, bei den Faliskern wiederholt (M.
Was die beiden anderen Figuren betrifft, ao kannte man,]
schon lange ehe die so viel älteren Cycladen-Funde (*) mit
ihren ähnlich schematisierten MenschenAgiiren, dort auch in pri-
mitiven Uitzzeichnungen, zum Vorschein kamen, aus Kypros fi-
gürliche Malversuche, welche gleichfalls den Rumpf als Klepsydra
gestalten, mit einem geringen Zusatz nach oben oder unten, diese
ürbigens mit erhobenen Unterarmen und gespreizten Fingern:
Ohnef.- Richter, Kypr. Taf. 216, 25 a und 78, 7 = Hörnes a. O.
Taf. XVIII Fig. 3, Ebenfalls eine menschliche Figur, diesmal
sicher eine männliche, ist auf einer vieUeichi aus Unter-Italien
stammenden Bronze in Gravierung darzustellen beabsichtigt. HOmes
a 002 {*),
(«J Hernes a. 0. Taf. I 1, p. 306 f Monom. Piot I, 22. 23.
(*J CeBnola-Collection Atlaa, 954» 960. Cesnola-Stern, Cypru», Taf. XCIY.
In Rom Museo Papa Gtulio L Zimmer, Scbrank VIII 3479.
(•) Ei^cavatiam at Phylacopü pl. V 8 C, Xin 14, 17, 18,
(*) Hernes* Verweisung auf Apulien ist nicht klar und erscheint
weni^si^n berechtijsrt im Hinblick auf die dort zitierten Mon* d. L- VI» wo
nur ganz anders stih'sierte Figuren auftreten; vielleicbt Magi eine Ver-
wechslung vor und meint er die erst jetzt beschriebenen Berliner Stücke.
DIK KERAMIK PK3 TOBaEUCCBISCHSlf APUUSMA
te
C) sporadisches^ altertümUeh^ als A und B.
31- B«iL TI 5. Bari M. P. 772 D. 0,15.
32. ebd. 3428. D. 0,118. Caiiosa.
33. Beil I 3. Euvo» Mus. Jatta. D, 0,08. Ravo.
34. Bari M. P. 3988, Frgrat. D. 0J9, Ascoli-Satriano.
35. Abb. 6, 7 (S. 210 f.); ebd, 4054. D. 0,17. Mattiiiata am Gargana.
Die liier zusammengestellteD Schalen sind unter sich nach
Forai und Dekoration zu verschieden, um als eine « Klasse »• be-
zeichnet zu werden, gleich Ä und B. Das einzige Genaeiusame
an ihueu ist vielleicht eine gewisse Tendenz, den Band mehr oder
weniger nach innen einzubiegen oder zu krümmen. Die Grundform
schwankt zwischen einfacher lippenloser Calotte bei verschieden-
artigem Henkel (32-33), und dem alten Villanova-Typus (34-35),
nur mit primitiverem Henkel als in der Penketia.
Eine ungefähre Mittelstellung nimmt 31, Beil. VI 5, ein: der
Rand ist etwas eingebogen, der Körper ziemlich flach, der Henkel
herzförmig mit einiger Erhöhung der aufwärts gekehrten Spitze,
Die schwarz und rote, leider vielfach verscheuerte Malerei befindet
sich hauptsächlich an der Inoeoseite, während aussen nur einige
Streifen herumgehen, und die Unterseite frei bleibt. Ton rötlich
mit gelblichem üeberzug. Die Lippe ist beiderseitig dunkel ge-
färbt, der Henkel durch Zahnband belebt. Der innere Boden wird
ungefähr wie an der Schale A 16 der Länge und Quere nach
durch ganz breite Bänder geteilt, von welchen auch hier das quer
zum Henkel stehende dominiert. Dasselbe hat in der Mitte ein
bis auf einen winzigen Rest voll ausgemaltes (rechteckiges) Feld,
oben und unten düane vertikale Linien mit zwei stärkeren in der
Mitte, welche eigentlich diametral durchgehend gedacht sind. Aus
zwei gleichen Elementen setzt sich das andere Band zusammen,
nur dass dieses durch das Parbenviereck unterbrochen, dann durch
Querstriche zusammengehalten wird. Die beiden sich kreuzenden
Systeme sind also durcheinander geflochten» jedoch in nicht ganz
folgerichtiger Weise. Es ist auch nicht ganz in der Ordnung, dass
die öbrigbleibeuden vier Aussenecken durch vertikale Striche ge-
füllt sind. Auf jeden Fall lasst sich hier nicht minder als bei der
15
222 11. UAVBR
Schale A 16 aus Ascoli-Satriano, wo nur cioch aoderweitige Ele-
mente mitsprecheo, erkeanen^ dass die Disposition sich degeoigea
kyprischer Schalen nähert, um nicht iu sagen, ihr nachgebildet
ist Es genügt, auf solche wie Lourre A 111 pl. 8 zu verwaisen,
oder auch die von Curium, Murray Exeav, p. 80 &g. 129. Alle
zeigen die runde Fläche (manchmal auch den Bodeo, Murraj
Gg* 120) durch einen breiten Mittelstreifen geteilt, wahrend stati
des Kreuzbandes alleidingij Dreiecke vom Rande her einschneiden;
dies eine ungleich schwierigere Disposition, welche liel Augen-
raaäs und üebung im Treffen der diagonalen Richtung erfordertej
und der die junge epichorisch-apulische Keramik begreiflicherweisoi
aus dem Wege ging. Es kommt aber auch die Hbereiaätimmendd
Schalenform in Betracht, also die gleichmässige Rundung des Kor-
pers ohne Lippe oder Ausbiegung, und besondere Gestalt des
Henkels, die so spezitisch kyprisch ist, mag der Henkel wagerecht
abstehen oder aufrecht gebildet sein wie hier. Vgl. dazu B. M.
XIX Einl p. 231 (vgl. p. 316) fig. 9, Schale ron Ripatransone,
32, von der einfachen Calotten-Form, die man auch schon in
Alt-Tarent antrifft, wird durch einen steilen Sattelheukel verun-
staltet wie ihn namentlich die Peuketia liebt und auch bei SchaleUti
allerdings grösserer Dimension, gern anbringt Rötlicher Ton, gelb-
licher Üeberzug. Im Innern ein grosses einfaches Hakenkreuz,
wie es die schwarze Schale fon Htpatransone aussen am Boden«
olfenbar an falscher Stelle, eingeritzt zeigt.
33, an gewisse Bronzeformen erinnernd, besonders Norilara»^
Moiu d. Line, ? tav. 13, 21, zeichnet sich durch detaillierte und
durchdachte Bemalung aus. Die Gruppen gedrängter, abwärts ver-
längerter Zickzacke gleich gesenkten Bajonetten, fiir N-Apulien
charakteristisch, begegnen hier zum ersten Male. An dem schlei-
fen förmigen Bandhenkel steigt von der Ruckseite das Zeltmuster
auf, mit der nach echt Ruveser Weise verlängerten Bekrf^nungslinie, ,
die sich hier über die Hankelbiegung bis nach der anderen Seite 1
fortsetzt (vgl A 11). Das kleine Saugrohr wird mit der Henkel-
partie noch dm'ch besonders sinnreiche Zeichnung verbunden: die
Wurzel des Rohres ist von mehreren Kreislinien, die Henkelpartie
durch drei erst senkrechte, dann umbiegende Linien eingerahmt;
dazwischen laufen horizontale Linien, an welchen das symmetrische
Digamma-Muster hängt (S. 218).
t>IE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEK APtTUE^S
Diesen Schalentypen, welche sich schon der Form nach mehr
oder weniger an fremde Kulturen anschliessend stehen einige andere
gegenüber, 34, 35, welche keiner anderen Voraussetzung bedurften
als der einfachen Urne mit der Schale darüber. Sie bekunden
ungleich ein älteres Stadium der ganzen Kunstübung, teils durch
die Bemalung, teils durch die ün Vollkommenheiten ihrer äusseren
Gestaltung, die hier um so mehr auffällt, als gerade die Scha-
lenforra sich auch ohne Drehscheibe mit den einfachsten mecha-
nischen Mitteln, durch Bewegung einer massiven Scheibe, herstellen
Hess* 34 mag nach den damit zusammen gefundenen Objekten
dem VII. Jahrhundert naherücken. 35 kann nicht junger sein.
Abb, 8. Von einem grösseren GefÜBs aus Canosa; 8, S. 224, L
Daß besagte Fragment vou Ascoli (34), etwa in der Grösse
der Peuketischen Schalen, doch weniger konisch und fiacher, hat
ziemlich breiten, einwärts gewendeten Rand, welcher die wenig
sichtbare Ausseukaute durch einen gemalten schmalen Streifen
markiert; noch zwei andere schmale Streifen umxiehen den Rand.
Dies die ganze Malerei, die in dunkel violetten Farben hergestellt
ist Die starke Wandung zeigt hellen gereinigten Ton mit fein
gelblichem Ueberzug. Die ganze Form verrät noch eine gewisse
Unsicherheit. Der Henkel muss an der Seite gesessen haben. In
ein noch etwas fiuheres Stadium der bemalten Keramik führt uns
35, die Schale vom Garganus. Altertümlich konischer Zuschnitt,
schwache Einbiegung des Bandes mit abstehendem rundlichem
Henkel. Unregelraässig nach Form (zusammengedrückte Rimdung)
und Brennung; die Oberfläche des bräunlichen Tones blättert
leicht ab und gestattet nicht von einem Ueberzug zu sprechen.
221 Ig. MAYER
Bemalt iat, in brauner stumpfer Farbe, der Rand tnit einer schmalaa
Zone iaolirter, schraflierter Dreiecke ('), im Piiozip deo PduketisdMi
Schalen verwandt (Peac, 38 fig. 10 bietet nicht die cbarakfceristi-
Bchen Dekorationen), der InneDgrund — nicht ohne KoiTektoren —
mit einem Gemisch von Liniengruppen, gestrichelten Raoteii,
Zickiackgruppeu und kleineren Moti?en. Die Mängel betreffen
jedoch mehr die Auswahl und Disposition, während die Ausfüh-
rung, namentlich die Strichfübrung eine nicht ganz ungeübte Hand
?erraten. Jene Master waren für alles Andere ab den eingeengten
kreisförmigen Boden berechnet; wie denn die Wahl dieses Platses
Abb. 9. ToIUt atiB Canogr
eine nur durch Unerfahrenheit zu entschuldigende Kühnheit be*
kündet. Die Motive setböt, auch die Malfarbe, erinnern, seltaam
genug, am meisten an Tarent.
§ 14. Teller. Schüsseln.
1. Bari M. P. 156L D. 043. 6. ebd. 4082. D. 0,l;i5, Or-'
(2, ebd. 2946. D. 0,17. Umge- dona.
gend von Bari). 7. ebd. 3327. D. 0,165. Ca-
3. PriTatbesitz. D, 0,145. Bar- nosa.
letta. 8. ebd. 3522. Fragment. Melti.
4. Bari M, P. 3193. D. OJo. 9. ebd. 4081. D. 0,122. Or^
Canoaa. dona.
5. Abb. 9; ebd. 3903. D. 0J55. 10. ebd. 3597, D. 0,23. Canosa.
Canosa. 11. ebd. 4063. D. 0,235. Melfi.
(*) Das Fragment Abb, 8 im Text zeigt eine WeiterbiMang des Motiva
in Verbindung mit dem in der N-Region ungemein seltenen Bogenfriese.
mm KERAMIK DES VOHaRIBCa ISCHEN APUL1KN8
225
Hier eine Auswahl desjenigen Geschirres, welches seiner Form
nach für Speisen. Früchte und dergleichen dienen konnte. Es ist
durchweg innen bemalt,, da das grobe Alltagsgerit im Allgemeinen
nicht mit in die Gräber wanderte. Ztim Teil besteht es aus ziemlich
flachen, schwach vertieften Tellern, die manchmal abgesetzten
flachen Band zeigen, anderwärts nur abgeplattet sind. Anderes
besteht aus kleineren oder grosseren Näpfen und Schüsseln tob
ungefähr calotten förmigem Zuschnitt aneh diese ohne Fussplatte
oder Fiisaring. Aus den flachen Tellern ist durch Hinzufügung
eines 5-7 cm hohen kegelförmigen Fusses manchmal eine Art
Fruchtschale hergestellt, in dei* Art jener, nur oben gewdlbteren,
welche in der Nähe von Bari vorkommen (vgl. Peuc. p. 35 n, 18*
fig, 7), auch dort abwechselnd mit flachen Tellein (Peuc. 35 n. 19),
Gleichwie dort ist auch hier öfter ein grosses Hakenkreuz in
die Mitte der Fläche gemalt, natürlicli in den einfacheren Formen
der N-Region: es ist immer erfreulieh« das uralte Zeichen an der
zentralen Stelle zu finden, die ihm die Villanova-Kunst gewahrt
hat, und damit gewissermassen etwas von dem urspruuglich damit
verbundenen Sinne der Dreh- oder Kurbelbewegung gerettet zu
sehen, weicher den Griechen so früh abhanden gekommen. (/) Im
Allgemeinen herrscht das Prinzip, die runde Fläche in radialem
oder diagonalem Sinne einzuteilen; Nr. 2, welche, obwohl nicht im
N gefunden, zur Erläuterung hierher gezogen wird, verwendet dazu
in ganz naiver Weise das Zeltmuster, indem sie um je einen rot
gemalten keilförmigen Kern con vergierende Linien gruppiert; (dass
im Centnim zwei kleine grobe Kreise in den feuchten Ton einge-
furcht wurden, ebenso bei 1, ist für die Penketia bezeichnend, die
ein io umständliches Verfahren immer noch bequemer fand als das
Aufmalen von Kreisen mit dem Pinsel). Die rationelle Einteilung,
worauf hier hingestrebt wird, ist diejenige in vier Quadranten-Sy-
eme (*X die sich nach Art des Zeltmusters gestalten lisssen; wobei
naturgemäss das Dtagonalkreuz verstärkt, d. h. durch doppelte
Linien gegeben wird, gelegentlich auch noch andere Elemente
zwischen den beiden Mittellinien Platz finden, einfacher Mäander,
verzahnt gestellte Vierecke (5, Abb, 9). Tiefer gerundete Näpfe
(*) Nur gewhs^ antike Schlüsseln verraten noch dieten Sinn.
(») Vgl Declel von den Cycladeii: Phylukopi pl. VIII 3 za p. 90,
E|ibim. 1899 Taf. 8, 11 ä.
^äO m. M4TER
und Schüsseln beschränken sich auf die kreuzweisen Diagt)ni
zwei bis drei neben einander; wobei sich im Aussehen des Gaa»
merkwürdige Ueberein^iimmungen mit mykenischen Gef^ssen I
geben (*), wie denn auch gewisse kleine läogsdurch bohrte Seitfl
griffe (9) an Uraltes erinnarn. (*) Bei geräumigeren Gefässen wti
auch wohl noch ein zweites feineres Diagonalkreuz tod Wellenlinu
eingelegt. Die Besprechung und Abbildung der sehr merkwürdig!
Schüssel 1 1 muss ich mir für eine andere Gelegenheit Forbehaltei
§ lo. Kannen.
Im Gegensatze zu Sizilien, aber auch zu dem benachb&r
Lucanien« welche beide an Kannen Ueberüuss haben, zeigt sie
in Apulien ein entschiedener Mangel an derartigen Gussgefässei
eine Tatsache* welche in der Landschaft je mehr nach N, um s
unzweifelhafter hervortritt. Lecce hatte sich wenigstens eine all
griechische Form zu eigen gemacht. Wo in Mittelapulien Kanne
auftreten, handelt es sich ebenfalls um archaisch griechische Type
(Peuc. p. 47, 1), auf die aber mit ganz vereinzelten Ausnahme
(Peuc. Taf. III M zu p. 49 und 23 t) die einheimische geomi
trische Dekorationsweise keine Anwendung findet. In N fehle
aber auch diese in der Regel. Wie eine so Tolkreiche Stadt wi
Canosa ohne dergleichen auskommen konnte, ist nicht ohne wei
teres einzusehen; vgl. § 16, Ich kenne eigentlich nur eine klein
Kanne (im Neapeler Museum), welche, der Bemalung nach, de
Charakter der Aufidus-Stadt trägt Die wenigen, welche man weite
nördlich antrifft, sind wieder Nachahmungen oder Verunstaltunge
altgriechischer Oenochoen; so in Ascoli, Bari M. P. 4033, 403^
in San Severo, in Ordona Not. iL Sc. 1907, 32 fig. 4. An d<
Kleeblaltmündung, wo die Peuketischen aus griechischer Fabri
(mit einheimischer einfacher Bemalung) ein yf^ zu führen pflegen (•
(') V^L Sdiliemann, Tiryna Taf. XXVII fig. b. Vgl a. Teller vomfl
rwoii, Waldstein, The Heraion of Artjos II p. 96 flg. 32 a.
(') Für A|jtilien rg\. Mayer. Molfetta p. 95 n, 6, mit der Anmerk. 2.
4*} Tgl. das Ornament spätjonischer Vasen: Böhtau Nekrop. Taf, III *
da«u Alftsdena, Mon. d. L. X 295 üg, 37 c* Ala Mark«: Montelim» civ , j
70. 19; 95, 8. NottMte 1907. 505 Üg, 3. Sonst noch t. B. Montel. IS
prähistorisch hH^ßg.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 227
bemerkt mau hier ein Ki'eissystem oder, sehr deplaciert, das Di-
gararaa-Scfaema. Aus N muss auch eine Toiiklapper, ein Spielzeug,
btammen (mit Steio darin)» welche einer Flaschenforra nachge-
bildet, an dem zusammengednickten Hals eine Art Vogelkopf
darstellt, mit Schnabel UDd angeklebten Scheibchen, ausserdem
durchbohrt zum Anhängen (Bari 1654). Die beiden schweren Ku-
gelkann en Bari M, P. 3484, 8485, bei einem Sammler in Bari
erworben, k<5noten nach Farbe des Tons und den Nasrelköpfen,
die dort nicht üblich, allenfalls wie so manches in jener Samm-
lung, aus Canosa stammen. Sie sind von wenig gereinigtem Ma-
terial und grober Arbeit» 0,145 hoch, mit plattem Band und
breitem, eckig gebogeiiem Henkel; beide ruhen auf einem nie-
drigen Fusse, In ziemlich unsicherer Weise sind am Körper
breite rote Streifen gemalt, TOn schwarzen Linieii begleitet, mit
einer Zone von Punktrosetten an der Schulter, welche sich an
dem Bauche des anderen Eiemplars wiederholt, wo das gegenwär-
tige ein anderes, nur unvollkommen verstandenes Motiv benutzte
(vgl, S. 183), Die dunket gefärbte Mündung wird durch eie gestri-
cheltes Band belebt Verglicheu mit archaisch griechischen Kannen
ähneln diese wohl am meisten gewissen jonischen, wie man sie in
Bronie schon früher aus West-Italischen Nachbildungen hatte und
jetzt aus Eretria kennt: Ephim. 1903, 11 Fig. 6. Vgl. auch Not.
d. .^^.,1893, 318 Syrakus; ferner Thera, II 196, Pfuhl R. M, 28
Beil. 38,3 p. 21L Anderweitige archaisch-griechische Muster ver-
rät eine angeblich in Brindisi gefundene Kanne mit plastischer
Schlange auf dem Henkel (0.
Ich erwähne noch aus den ntirdlichsten Teilen gewisse unbe-
malte, ziemlich grobe Kannen von Larinum, darunter solche mit
ebenfalls geknicktem Henkel und Nägelk<5pfen darauf nahe der
Mimdung; Eine Kugelkanne aus Canosa. Bari M, P, 2358, etwa
von der Grosse der zuvor beschriebenen, mit Andeutung von gewun-
deneu Strickhenkeln und leicht auägebogener Tülle an der Mün-
dung, verrät trotz ihrer Form die Maltechnik einer jüngeren Pe-
riode: sie war bereits in rosa auf weissem Grande getüncht, Alles
dies bleiben sporadische Erscheinungen, denen sich noch ähnliche
VerBuche aus Campobasso, andererseits Calabrien, an die Seite
stellen liessen.
(^) Vgl, noch swti einfache Kunneti ron Ordoni oben S. 164, 1.
t>rS REEASim DBS TORGBIECRtSCRBN APITLIE>B
229
Typus F, kugelförmig.
19* Neapel, Mus. Nai,. Inv.-N.
80746 (3187), rotes Etiquett
389.
2a Marseille, Mus, 1425. H,
0,127.
21. Jahrbuch a. 0. Abb. 26. Bari
M. P. 3768. a 0,30.
(22. Neapel M. N, Mod. d. Line.
VI 370 Fig. 12).
Typus Fa. Gedruckte Kugel mit Buckel, breitrandiger Mün-
dung; Senket^ wenn quer stehend, ringförmig. Grösse sehr
verschieden.
23. Lecce M. P, 6. Durchm. 0,13.
CaoQsa.
24. ebd. 107. Cauosa. Jahrb. a. 0.
228 Abb. 29. ÜngewöhDlich.
25. BerÜD. Autiqu. 267. Canoi^a.
26. ebd. Inv. 4782. Cauosa.
27. Bari M. P. 1552. D. 0,1 L
Canosa.
28. ebd. 1553, D. 0,105. Cauosa.
29. ebd. 2709. D. 04 1 . Canosa.
30. ebd. 2711, Frgmt. Canosa.
3L Taf. Vin, 7 ; ebd. 3634.
Barletta,
32. Ruvo, Mus. Jatta 202,
33. Bari M. P. 2706, D. 0,105,
Canosa.
34-37. Berlin, Autiqu. Inv. 4784-
4787. Canosa.
38. Bari M. P. 2298 ; gross. Ca-
nosa.
In der Dekoration der ersten Klasse unterscheidet man gewöhn-
lich einen langen Ornamentstreifen, darunter einen starken Färb-
strellen und einige schwächere. Unterhalb im freien Räume manchmal
Kreise (15), bei vollerer Bemalung eine Schicht mit El5tzeu
(2,13). In der OrnameotKoue herrschen Kauteumuster (14, 15) oder
Dreiecke (13), in anderen Fällen Sigraa (^)-f(>rm ige aufrechte Zick-
zacke. Letztere sind auf 9 quer durchstrichen, also zu dem bekannten
Dreizack-Motiv gestaltet, welches nun seitlich zu stehen kommt,
(Vgl. § 12, 3). Quer über dem Rtickeo, auch unter dem Henkel
hindurch, laufen meist kurze Streifen, welche das Ganze wie das
Geschirr eines Zugtieres zusammenhalten. Abweichend davon bewegt
sich bei 5 und 8 die Maierei in starken vertikalen Motiven
(vgl. § 12); 8 zeigt dazwisciien noch eine Art groben Kammes,
unveratanden nach aufwärts gerichtet.
I
An 15, Beilage VII 1, füllt die grobe, fast pi-imitive TOpf
arbeit auf, während die Bemalung eine nicht ungeübte Hand
rerr&t und die Motive des geknickten Dreizacks und namentlich
die kleinen Kreuze (am Halse) in Canosa nicht so froh auftreten.
Was die Mittelfigur vorn am Halse bedeuten soll, ein Oewirr von
Lambda-förmigen Zack»in, lohnt sich kaum zu untersuchen ; schwer-
lich das häufige hohe Dreieckmuster (vgL 12). ■
1 bietet nur einfache Längsstreifen, 3 eigentlich auch keine
anderen Elemente, doch in eigenartiger Variierung: die Streifen
sind dort nämlich an der oberen Gefässhälfte zusammengerafft und
verengen sich nach vorn su, um dann wieder freieren Schwung zu
nehmen. 4, gleich manchen anderen z. B. 18 henkellos, zeigt in
Thon und Bemalung alle die Eigenthfrmlichkeiten der nördlichsten
Fabriken wie die Gefässe § 8, B 8 ff,
Ton dem F-Typus, der im 4, Jahrhundert in Canosa zu grosseü
Wassergefässen dient, anch gräcisierenden Pflanzenschmuck, oder,
in den Grabvasen, noch anderweitige, polychrome Bemahmg erhält,
kenne ich nur wenige Exemplare mit geometrischer Dekoration
(19, 20). Ein seltenes altertiimliches Stuck, an Cykladen-Askoi
erinnernd, ist 21 (Jahrbuch a. 0. Abb. 26). Die geometrischen,
von kleineren Proportionen und etwas gedrückter Form, zeigen
übereinatimmende, magere Dekoration in Schwarz» 19 mit etwas
Bot dazwischen: nahe dem Henkel eine Zone mit Teilstrichen und
an vier Stellen eingesetztem Dreieck, dieses bald mit horizontaler
Strichelung, bald ohne solche; den griisseren unterteil des Geßsses
frei bis auf die an drei Punkten angebängten Ziekzackgruppeu
(§ 13, 33), dazwischen noch je ein kleines Kreissystem. Am
Ausgussrande Bogensysteme, am Hals vertikale Strichgruppen,
dazwischen (an 19 deutlich) querschrnffiertes Dreieck von Zweig
bekrönt, daneben 1 -Figuren im freien Raum. 20 scheint nach
der Phot, von blanker, regelmässiger Form zu sein, während au
19 sich die bekannte mühsame Schabarbeit (§ 4 p, 309) bemerkbar
macht. Auf dem Henkel von 20 erkennt man die vielzinkige Gabel
(Peuc. p. 78), wie auch auf dem grossen zweifarbigen 21 (Peuc.
Fig. 20 d, e). Letzterer hat nur einfache Farbbänder mit angehängten
Dreiecken.
Die konfuse Dekoration von 22, welches auch in der Form
misslungen, verlohnt kaum einer Analyse; vgl. Petersen B. M,
DIE KXR1.MIR DES YORQRIBCHISCBEN APULIENS 281
XIV 185. lieber die Fabrik weiss ich nichts zu sagen, üebrigens
erscheint auch hier die Gabel (verkehrt gestellt, Spitzen aufwärts)
wie auch auf einem mit Palmetten verzierten Askos in Neapel
M. N- 785 t^).
ungleich zahlreicher ist die nächste Klasse, Typus Fa, mit
weichet- die nord-apulische Keramik in technischer Hinsicht wohl
ihren Höhepunkt erreicht Der uralte Gefässtypus wird hier gera
mit Sieb und Seitenmiilde oder auc)i mit Saugrohr versehen. Die
Gefäsae sind äusserst dünnwandig, von feinster Drehscheibenarbeit,
und gelangen mit ihrer sorgfältig abgestimmten Dekoration zur
glücklichsten Wirkung da, wo als Mal färben schwarz und violett
-letzteres ist manchmal zu einem tiefen rot geworden-verwendet
werden. An konkurrierenden Nachahmungen scheint ca nicht ge-
fehlt zu haben. Man meint dieselben an der geringeren Feinheit,
dem Mangel des fein gelblichen üeberaigs, dem ziegelfarbenen
Rot, auch wohl dem Zuschnitt des Ringhenkels zu erkennen, wel-
cher bei deQ besseren Prodnkten nicht rund, sondern kantig zu
sein pflegt
Die Dekoration bietet im Einzelnen wenig Neues. Umlaufende
Zonen mannigfach, bald kräftiger» bald leichter abgeteilt, mit
verschachtelten Rechtecksystemen oder kleinem Strahlen-Viereck
(vgl. §8 8, 287)t Motiven, die vom am Halse wiederholt werden.
An der Unterseite zahlreiche kleine Kreissysteme (auch in dei
Mulde), sonst auch wohl Hängemuster, wie an 31 das gedoppelte
A, das aussen mit kurzen Zahnreihen streckenweise besetzt ist
Einfachere Gefässe beschränken sich auf Streifen zuoberst, mit
Anhängseln, sei es Dreiecken oder Zickzackgruppen, im letzteren
Falle mit kleinen Kreisen daneben (im freien Räume); so 19, 20;
vgl. § 1^, C 34 ff. Das gezahnte Dreiecksystem mit oder ohne
Zweigbektönung kommt bei allen. Klassen in der einen oder an-
('i Das Gabelmuster aof tönernen, obeliskenfiirmigen Webgewichten am
Mandtiria öatliclr von Tarent, etwa IV, Jahrlmiidert: Notiiie d. sc, 1886, 101
und, den unsripren fthtilkher, «us Steiertnark, Hßrnes ürg. d. b, K. 474, Much
Pr&h. Atlas p, 103 Fi^. 10; Provenienz ist Peuc. 79, 4 faUcK angegeben.
Zu dem Tielleicht verwandten Motiv Feuc. Fig. 20 b vgl. die Wandmalerei
im Palast von Tiryna Scblieraann Taf. XI C, umgekehrt bei Scbachardt 2,
Anfl , Fig, 114. Perrot-Chip. VI p, 542. auch die kypriBche Vase Obnefalach-
Kichter Kypr., Taf, LXXIH J5,
282
M, aiAYlE
deren Weise xur VerwendtiBg, ganz besonders (in steiler Fonii||
vorn am Halse, wo es schon monochrome Askoi dar Falisker
RitzQog aufweisen: Jahrb. a. 0. 228, Abb. 27.
Der grosse Askos 25 von ausgiebigerer Dekoration erinnert in
der Zeichnung durchaus an gewisse Kralere von Ruvo; man sehe
die Bautenreihe mit 2u kurzer, abgesetzter SchrafüeruBg, die ge*
rade stehenden kleinen Vierecke mit regelmässiger PunktieroDg,
wie Würfelaugen- Vorn bemerkt man einige vollgemalte Bauten
mit Sigma-förmig umgebogener Endigung, wie an einer der Schalen
(§ 13, 1). An der hinteren Henkelwurzel einen kurzen Dreizack
mit eingebogenem Aussenzinken, vielleicht eine Variation der oft
am Henkel bemerkten GabeL
24 unterscheidet sich durch einen seitlich angebrachten steilen
Spitzohrhenkel nach Art der grossen Henkelnäpfe (§ 8 A). und die
entsprechend aparte Bemahmg« welche mit ihren mehrfachen Zo*
neu an grössere Oefässe gemahnt, andrerseits die Centraldekoration
des Buckels (kleines gemustertes Schachbrett von drei r und
einem rechtwinkligen /^ umgeben) wahrscheinlich von Schalen und
Schüsseln entlehnt.
Nicht berücksichtigt sind in unserer Uebersicht Berlin 266
und 269, weil nicht apulis^ch, wenn gleich unteritalisch (dereine
lucanisch-metapontinisch), sowie zwei Stücke des Provinzialmu-
seuma zu Lecce, dort No. 29 und 31, mit der schwerlich zutref-
fenden Aufschrift 'Canosa'; Lecce 29 stellt sich ohne Weiteres zu
Peuc. fig. 16; zum Henkel vgl. ög. 9, 10; vielleicht gehört auch
Lecce 31 in eine ähnliche Fabrik,
Aus einer Art Askos scheint die Gestalt des seltenen Nea*
peler Stückes aus Canosa Taf. VIII 8 entwickelt zu sein. Die nächste
Vorstufe bilden Gefässe wie Nolüie 1901, 501 fig. 3, und BulL
FaL 1901 tav. IV 7. Ina Bahmen des gegenwärtigen Artikels
muss ich es mir versagen, die Bedeutung dieses Stückes nach
allen Seiten zu würdigen.
V. Tarent,
Bereits seit Anfang dieser Untersuchungen ist wiederholt von
dem wichtigen Fund die Bede gewesen, welcher L J. 1880 in
der Neustadt, dem Borgo duovo, von Tarent unweit des Museums
UfE KSRAMtfC Dia T0R6R!RCBISCHBN APÜLTCftS 233
gemacht wurde ('). Mehr als 350 Vaaen, die meisten wohlerhalten,
zog man aus einer tiefen Grube in Via Cavour, wov^on ein Teil
monochrome Impasto-Waare, der übrige bemaltes, teilweise recht
feines Thongeschirr war (-)*
Die Erscheinung, dass hunderte von Vasen, die zudem zwei-
erlei verfiichtedenen Ciilturen angehören, in einer Grube geborgen
wurden, findet ihre naturliche Analogie und Erklärung in Puti-
gnano, R» M. XIX 206> wo die Gräberreste in einen Haufen zu-
sammengescharrt in einer kleinen unterirdischen Kammer geborgen
wurden, hier otfenbar in der Meinung, dasa es sich um Beste
christlicher Ruhestätten handele- Der betreffende Teil von Tarent
ist erst in neueren Zeiten bebaut worden, so dass der Vorgang
ehedem bei Feld- und Erdarbeiten auf freiem Felde stattge-
funden haben muss und die Funde recht wohl Ton einer ganzen
Strecke, i>ogleich oder nach und nach, zusammen gelesen sein
mochten. Alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass es auch
hier Griber waren, aus denen n»an diese Topfwaare hervorzog, Dasa
auch Wohnstätten in der Nähe lagen, ist nach dem a* a. 0* 209
Dargelegten nicht unmöglich.
Die ältere Gruppe, etwa 140 Stücke umfassend, weist Töpfe
und dazu gehörige Henkelschalen auf, daneben einige Näpfe und
Schalen anderer Form; alle aus schwärzlichem oder dunkelgraoem
Material. Die andere, trotz ihrer grösseren Anzahl (gegen 220),
hat gar keine Henkelschalen, Tf^pfe nur in geringem Maasse, dane-
(>) Heibig. Bull d. ImL 1881 p. 178. Viola, ^n», d, ht. 1883 p. 106.
Orsi, BulL PaUtn, 1885 p. 72; 1890 p. 132. Die von vornhereii» unwahrschein-
liche, Ton Petersen in diesen Mitth. XIV p, 186 mit Recht xurttckgewießene
Nachricht dasa es sich nm ein grosses Grab gehandelt, gab mir gelegenthch
Beines Aafenthaltes in Bari Herr Viola, welcher sie meinen Zweifeln gegen-
über darch eine grosse Skizze illuslrirte (diese improvisirte Zeich nnng ist
mir wahrend des Druckes der Peucetia in Bari 1893 abhanden gekommen),
Eb ist übrigens ei» alter Jrrtiira; auch Orsi B. P. 1890, 132 spricht divon
als einer c^riQia tarn ha,
{*) G Patroni welcher, wie schon von Andern festgestellt worden (in
diesen Äfitth, XIV, 178, 2), bei seinen unmittelbar vorangehenden Arbeiten die
fündaraentale Tarentiner Gruppe nicht kannte, hat Atti dell'Acc. Nap, 1898
der VeriQchung nicht widerstehen kOnneo, bei der rotßg.-unteritalischeii Va-
senmalerei sich mit di«sen z. T. pr&historischan Dingen zu beschäftigen.
284
». MATBR
ben einige Eratere (in Fragmenten); die allermeisten Stücke sii
kugelförmige Tassen, bald klein, bald etwas grösser, aber jode
falls so eotaclüeden übemriegend, dasa wenn nicht deutliche Vi
»chiedeuheiten in der Ausfuhruug vorhanden und die Gefässe selblf
stark angegriffen wären. Mancher wohl gar ron den Besten eim
Töpferei reden wQrde ; ein Gedanke, weichet* iibrigens schon dur
die Ungleichheit des übrigen Geschirrs ebenso ansgeschloasen wi
wie durch die Gegenwart der Impasto- Serie.
Im inneren Apiilien ist in ausgiebigem Maassa die Sitte
ohachtet worden, den Toten eine Tasse mit ins Grab zu geben,
und zwar von ähnlicher Ktigeirorm und einem nachgeahmt pri-
mitiven Aussehen, welches von dem der übrigen Stücke seltsam
genug absticht (S. 176 ff.); die Tasse schien sich öfter über dem
geschlossenen Grabe Yorzuflnden. Es wurde bereits bei jenem
Ankss an das Epigramm des Tarentiner Dichters erinnert, wonach
der Tote die Kylii nur ungern vermisste. Und die Folgerung ist
kaum abzuweisen, dass diese alttarentiner Taasen ungefähr eben-
soviele Gräber anzeigen. Rein griechisch brauchten dieselben darum
ebenso wenig zu sein wie jene apulischen Gräben Allein ein
Merkmal ist damit allerdings gegeben für eine Cultun welche
nicht wie die mit Tapfen und Henkelschalen sich zur altitalischen
io Parallele stellt. Die Anzahl der Gräber, beide Serien zusam-
raengenommen, würde hiernach also eine beträchtliche gewesen
sein und den Charakter der Ansiedlung weit über denjenigen
versprengter Bevölkerungs -Elemente erheben. Sicherlich lagen an
anderen Punkten noch andere Gräber und andere Wohnstütten, wie
sich auch in Putignano Gräber mit derselben archaischen Vasen-
gattung an anderen Punkten der Stadt gefunden haben. (R. M.
XIV, 53 u. ö,).
Der Beschauer, welcher zum ersten Mal die beiden Serien
nebeneinander sieht, ist nur allzu geneigt, die monochromen G^
fasse einer viel älteren, tieferen Gräberschicht zuzuschreiben. Dies?
Möglichkeit ist aber schon ohnehin gering oder eingeschränkt, wenn
wir die besonderen Umstände, denen die Erhaltung dieses Vasen-
haufeus verdankt wird, richtig verstanden haben: denn solche ge-
legentlichen Feldarbeiten pflegen nicht sehr weit in die Tiefe zu
dringen, jedenfalls nicht über Bedurfniss und Zufall hinaus zu
gehen, und daher selten mehr als eine antike Schicht zu Tage xn
DIE KEEÄMIK DES VOaGHlBCHtSCURN APULISSS ioi)
förderD. Auch mösste in diesem Falle die zweite Serie eine Eiit-
wickeluüg, eine Fortsetiuiig der ersten darstelleo; wie dies auch
z, B, Quagliati {Not. d, tc. 1902, 384) anzanehmen scheint Bei
aäherer Vet'gleichung ergiebb sich aber, dasä dies uicht der Fall ist.
Die Vertreter der bemal tea Thoewaare, welche letzte durchaus ia
fertiger Technik unvermittelt auftritt, stellen wohl ein neues, aber
darum noch nicht jüngeres Gultur-Eleinent dar, welches höchst
wahrscheinlich neben jenem bestand, so dass sich allenfalls Wechsel-
beziehungeu ergaben, aber keine üebergänge, welche das Anfangssta-
dium der zweiten Periode bezeichnen kCrnnten. Darin liegt eben
die Bedeutung dieses Fundes, dass hier mit einer gänzlich durch
Impaato repräsentirten Cultur in nächster Nachbarschaft eine Ke-
ramik erscheint, welche ebenso ausschliesslich in Thon und Bema-
lung — wenige Stücke sind unbemalt — arbeitet. Nicht um spora-
dische Spuren einer Fremdcultur, wie sie in den Bundhügelgräbern
auftreten, oder um eioen beliebig verpflanzten Jndustriezweig
handelt es sich, sondern um eine gleich jener ersten compakt auf-
tretenden Masse ('), um eine in sich homogene, zusamraenlningende
Culturschicht, mit den deutlichen Merkmalen einer Beviilkerung^
die von der andern verschieden, doch mit ihr zusammen wohnte
und lebte.
Betrachten wir zunächst die monochrome Gruppe, Jhrcr tech-
nischen Beschatfenheit nach erscheinen die Geisse schwer imd
dickwandig, aber regelmässig gearbeitet, aus einem gemischtea
Material, an der Aussenseite polirt, wobei bald die schwärzliche,
bald die graue Farbe überwiegt Von eiogeritzten Verzierungen ist
keinerlei Spur zu bemerken. Am meisten Aehnlichkeit besitzen sie,
um von Süd-Italien zu sprechen, mit gewissen Geissen aus? dem
westlichen Calabriea; Apulien selbst, verrät in den vereinzelten
Impasto-Stücken, die den Fnndumständen nach auf die Eisenzeit
deuten, einen gewissen Verfall der alten, monochromen Töpferkuust,
indem die sandigen, kieseligen Bestandteile ungebührlich hervor-
treten, die alte Politur manchmal durch An fettung ersetzt wird und
in deti Formen sich bereits griechische Elemente einmischen. Diese
Decadeoz bemerkt man an den Tarentiner Gefässen noch nicht;
sie sind sogar aus besserem Material und von regelmässigerer Ar-
beit als die Beste aus den Hügelgräbern der Murge,
(^) Ab diesem Verh<nUs würde eich aacb daun nichts andern, wenn
man die beidon Sorten durcheinandermisclien wollte.
2S6
Bf. MATER
Voo dm Tnpfeij der monochromen Serie (Beil, VTII 3» Fe
taf. 4, 6 rgi. 12), erreichen die meisten nur eine Höhe ?on 0,
während andere, nacli den Fragmenten zu urteilen, viel grteMC
gewesen sein müssen* Der Torberrschende Trpns hat über dem
breiteren Unterkörper einen deutlich abgesetzten, mehr a4tr we-
niger schrägen, oft leicht geschwellten Oberteil mit nmg ßkt g vn vm
Rand. Die Henkel, in der Begel aufrecht, waren arsprungüdi
jedenfalls kurz, auch wohl manchmal altertOmlich eingefatcbt (HlX
an Bauch und Schulter ansitzend; derartige Oeflgae müssen, wie
das Tierbenklige 142 (Form 0) ungemein an die 1. Periode ron
Este erinnert haben, während andere, durch die starke Verjün-
gung ded Körpers nach oben jenen ähneln, die aus den altitalischtfo
Gräbern von Sybaris und Cumä, und noch entsprechender aus
Latinm bekannt geworden. Es fehlen nicht plastische Dornen^ bei
andern vertikale Rippen, die einen wie die anderen isolirt an etwa
4 Stellen des Körpers* Bei so naher Verwandtschaft mit andern
italischen Gruppen wie sie sich auch aus andern OefUssformea
ergeben wird, kann es nur Zufall sein, dass hier Exemplare mit
tiefsitzenden, seitlich absteheDden Henkeln fehlen: dafür bürgt
auch die bemalte Waare, 135 = Peuc. Taf. IV A, p* 35 f,, auch
ein rotthoaiges Eiemplar {13G; Beil. X, 12), Stücke, welche ahaa
den Vorgang der alten Impasto-Eeramik diese Eigentümliohkeit
nicht hätten reprodnciren binnen* Als jüngere Form dieser ja nicht
auf eine Generation beschränkten Impasto- Keramik können die
breiten, den Rand überragenden Bandhenkel betrachtet werden,
wie sie hier namentlich in Verbindung mit gedruckteren Qefäss-
proportionan auftreten, und die sich merklich genug von den äl-
teren, weniger geöffneten Henkeln unterscheiden. F. 7, 10. fl
Ich wundere mich, dass ein so besonnener Forscher wie QilP
gliati sich hier von einer Vergleichung der Timmari-Keramik,
namentlich durch Herausgreifen einzelner Stücke, Aufschhiss ver-
sprechen konnte {IVoL d. scavi 1902, 584). Jene von Ridola und
Quagliati aufgedeckte Brand-Nekropole am Bradano gehört, ihrem
ganzen, von den Entdeckern selbst richtig gewürdigten Charakter
nach, im Wesentlichen noch der Bronzezeit an (*); für welche
unter Anderem auch die randlosen Urnen -Typen bezeicbno^
(*) Vgl Bull, d, Paletn. 1901 p. 27 (Ridolal Notifie d, $rMvi 1900
p. 345 (Ridüla ynd Quüsrlijti). Jetzt volhtändiger: Mott, dii Lfncei.
I
^!£t ai
um RBKAMIK DBS yORaRl8€RIBCREf( APULtSNS
siid ('). Hier hingegen haben wir es mit den ausgesprochenen
Formen der italischen Eisenzeit zu tun, Formen die sich nur frei
gehalten haben Ton gewissen Eigentümlichkeiten, wie sie den
meisten Villanova*Urnen in Nord- und Mittel-Italien eigen : also der
unverhältDiasmässigen H5he des Oberteils, der herausgedrückten
Schulter, der Zuspitzung unterwärts zu einem zweiten E^el.
Und man kann sagen, das in Tarent bt;obachtete Formengesetz
beherrscht die gesamte Keramik Apuüeaa in allen drei Provin-
zen. Patroni bat diese DilTerenzinmg der Villanova-Urne nicht
begriffen und sich daher heftig gesträubt, diese Charakteristik der
apttlischen Gefässe anzuerkennen (').
Das Verhältnis zu der Formenwelt der nördlichen Balkanlän-
der, der Ungarischen und Steieimürker Bronzezeit ist hier nicht zu
untersuchen (^)* Sicher hängt der alte ürnentypus Form 6 ^ Este I
(unedirt) aufs Engste mit Illyrischem zusammen; (vgl. Mitth. a.
Bosnien V, 1893, Taf. 45; IH 1895, Fig. 118, 125, 379); ja er
scheint dort fester zu wurzeln als auf der Apenninenhalbinsel.
Andererseits bemerke man die eigenthümlichen, oben zusammen-
gedrückten Spitzohrenhenkel unserer Gnippe, die in der zweiten
(vgL Form 14 nnd S. 243) besonders ausgiebige Verwendung finden:
hier bietet das alte Japodenland Bosn. Mitth. V Taf. 32, 247 u, ö.
vielleicht nähere Analogien als die entlegene L Siculer- Epoche,
Die Schalen (Beil. VIII 1. Form 1) haben durchweg ausgebo-
gene Bandlippe, mit einer Ausnahme die einer anderen Entwicke-
lungsreihe aniugeböreu scheint (Form 2), Der Körper zeigt von der
Kehle ab eine Ausladung, welche grosseren Durchmesser als die
Mündung zu erreichen pflegt, und meistens kantig, seltener rundlich
gestaltet i^t, im ersten Falle leicht kegelförmig nach unten verlau-
fend meistens mit geringer Standfläche. Solche Schalen-Typen be-
g^oen in Calabrien in durchaus übereinstimmender Technik mit den
(*) Vgl. Mayen Stat, preist, di Motfetta p. 98 u ^^, Im Allgemeinen
ist auf die bekannten Arbeiten von Pigörini tn rerwciaen: vgl. a. Brizio,
U ßrma det Farni,
O Bull d, Pahtn, 1808, 63. 18$9. 42. Zustimmend jedoch Petersen, in
diesen MitÜL 1899, XIV p. 188. Vgl. a. Pigörini, Bull P. 1901, 15; Ta-
SiMlIi, ib. 1894. 21.
{*) Ich habe die Frivge in der Berliner Arch. Ges. 1906 Mai-8itfg.
behandelt.
16
?0D dort erwähntea Töpfen gleichen Fundotis (aogeblich Lokrt|
Mao kaim ancb wohl bemerken« dass bereits die BroQzezeit auf i
Typen hinstrebt wenn auch mit andern Henkeln als sie hier beäcbri^
b9n werden. Dahingegen sehe ich nicht ein, welchen Zweck ee habei
könnte, diese Tarentiner Schalen, mit noch iLltereo, ganz verseliit
denen Schalentypen xusammen zu stellen {Not* d. sc* 1^2, a. a,0.)
welche im Wesentlichen zum neolithi^cheu Fonnengut gehören, m^v
gen sie sich auch in der bronzezeitlichen, von Quagliati entdeckten
A^nsiedlung am Porto mercantlle (^) vorfinden. Quagliati will dar*
tun, dass unserG monochrome Gruppe vom Borge nuovo eine direkte
Fortsetzung jener alteren von Punto Tonno (oder Seoglio Tonno)
darstelle. Die von ihm herangezogenen Typen indessen bewei^
grade das Gegenteil* Dieser Teil seiner Darlegung scheint
noch weniger glucklich als der Hinweis auf Timmari und
Urnen, die trotz ihres überwiegenden Bronzezeit-Charakters
liier in Frage stehenden Tarentiner Neustadt-Schicht immer ng
zeitlich näher stehen, als die Station am kleinen Hafen,
Diese Schalen, welche übrigens oftmals kleine^ sporadi
Dornen in der Weise wie die Töpfe aufweisen, haben überwi^and
einen breiten» rundlichen Henkel, und davor an der Mdnduog
einen schrägen oder aufrechten Zapfen von gleicher Breite, welck^
vorne Vertiefungen, offenbar zur Aufnahme von Metallbuck^P
aufweinst. Reminiscenzen an diesen Typus sind uns bereits an den
geometrisch bemalten Bechern (§ 11) Nord-Apulieus begegnet, wfl
auch die ältereo dortigen Schalen s:i 13 B eioigermaassen an T?
rent eiionern, Manche (BeiL Vllt 2) haben ausser dem beschrie«
benen Henkel noch gegenüber einen dreieckigen, als Belief anlie-
genden Scheinbenkel, ganz von der Art wie manche bauchigen,
halslosen Oasuarieu der 1. Eisenzeit, z. B. in Albano und in Narce
(Mus. Papa Giulio 5520). Gelegentlich ist der Henkel als einfa
eher Halbring, nicht bandförmig, gebildet und alsdann zuobei
derartig seitlich zusammengedrückt, dass er eine Spitze bildi
also wie bei manchen Töpfen ; z. B, Beil. VHI L In einem
dern Falle (Form 2) ist der Henke! oben geknickt: ein Ausnahme-
fall, der sich in Lokri wiederholt, jedoch mit dem Unterschied,
]
(^) Eine solche ist die von mir in Re^gio erlangte, Bari M. P, 4260.
(•) Notiite d. sc, 1900, 41L ßulL Pal XXVI, 284; vsrL dazu Molfn^
p. 189 n. 110. BerL PhiL Wochenschr. 1905 Sp. 1615.
Dl£ KERAaim DBS VORaRlBCtUBCUKN APUUENS
239
daas er dort eine Schale der gewöhDlicheB Form unserer Gmppe
betrifft, während der vorliegende ausnahmsweise einen kurzen rand-
losen Tertiealen Hals darbietet.
Auch Sybaris scheint ein Beispiel dieser Art tu bieten {Not,
d. IC. 1888 tav. XV, 3, p, 469), nur dass wie häufig dort, noch
eine ringartige Schwellung sich um den Gefässbals legt (*), Im
Allgemeinen Hcheint in den ungriechischen Teilen des Syharis-
Gebietes der gleiche Schalentypos geherrscht zu haben; und es
ist dabei bemerkenswert, wie der Henkel an der ilachen Vorderseite
auch dort Reihen von Löchern, d, h* Vertiefungen zur Aufnahme
von Metaltnägeln aufweist; man vermiäst nur die breiten em-
porstehenden Zapfen: a. 0. tav. XIX, 10, p. 474.
Üeber jene eigentümlichen Tarentiner Zapfenhenkel vermag
ich (*) noch nicht genügenden Antschluss zu geben. Ich verweise
jedoch auf die Bo.'snischeo Funde. Ein Gefaas mit solchen Henkeln
ist Bosn. Mitth. V ö7, 5 abgebildet. Es soll aus einem römischen
Brandgrabe stammen. Abgesehen von dem leicht zu corrigirenden
Irrtum, dass die tVir römisch gehaltene Oenochoe daselbst No. 1
vielmehr dem IIl-I V.Jahrhundert ünteritaliens anzugehören scheint,
90 gut wie oianchea andere dort als römisch bezeichnete Geschirr (0,
haben wir es jedenfalls mit einer langlebigen, sehr alten Henkel-
form zu tun; denn sie bildet die notwendige Voraussetzung zu
solchen aus weit älteren dortigen Schichten hervorgegangenen wie
IV p. 42 n. 16, wo der Zapfen mit dem Bundhenkel vei'schmolzen
ist, auch die alten Funde V Taf. 51, 5; 50, 1 beweisen es. Andre
Zeugnisse aus dem lapodenlande wurden bereits aufgewiesen. Wie
nahe sich die Henkeltypen der Ostseite der Adria mit den Itali-
schen berüliren, hat Hoernes (*) an gewissen, charakteristischen
Beispielen dargelegt, — eine Vergleichnng die sich vielleicht noch
weiter führen Hesse. Weit ferner stehen den Tarentiner Formen
urgriechische Zapfenheukel, nicht nur jene schlanken der kyprischen
Keramik {"), sondern auch jene seltene Importware welche in
{*J Ver^l. etwa Schlienmun Myk. Nn 353 und 478; Ilios 381 (p. 436)
(■) Troti der den älteren Epochen gewidineteo Studie C«»lini*s BulL
Pal 83 (1907) p. 118 ff. 108 ff., bes^mders i:02 C
(") Bosn. Milth. V, 1893, Taf. 47; I. 2, 4-6; v^l. IV, 1892. Taf. I. l.
VIU, 1896, p. 247, 86,
(*) ZarPTftbiat, Formentehrel p 6. (Mittli. d.Wien. PrSb. Comm.L 18J>n).
li) Einj^€ Beispiele s, Molfetta p. 112, 1 ; vi^l LwUTre A 36 pl. 7 o, ? . n.
910 M. MATBII
den irei*sehiedeneD neoUthischen Stationen Apulieos Eingug g^
fuiiden, dort bereits mit complicirteD WeiterbilduDgeu, aus imn
sich die vorliegendea einfacheren nicht h&tieo zarückentwicMi
laraen (').
Man bemerkt in Tarent noch (') eine Aniahl QDbedeuteiMUr^
niedriger Näpfe, manche mit rundlichem Seitenhenkel Teraota
(Foim 3), ausserdem Tereinzelt ein Schüsgel-oder Napf-Frafm^eot
Ton dem tpuiavHola-Tyißus, mit stark nach innen gebogenem^
kantigem Rand (Form 5): dies vielleicht, trotzdem sie in
trien (*) und Picenam wiederkehrt, eine Fremdform, gleich
kleinen Askoj^ 213 (F. 8), einem Typus, welcher in beide Reihen
gefähr zu gleicher Zeit eingedrungen sein mnss, nach der
Dungsform und Grösse zu urteilen, welche sich in den Extmpl
der zweiten Reihe wiederholt (vgL Jahrb. d. Inst 1907,
Abb. 32).
Die hier be^icbriebene Culturschicht hebt sich deutlieh ab gegw^
die neolithischen und bronzezeitlichen, die uns aus Apulien in den
letzten Jahren bekannt geworden, auch gegen die schon erwähntai
Brandnekropole von Timmari. Wir haben keinen Gmnd mit den
Folgerungen zurückzuhalten. Die Bevölkerung, welche Tarent vor
der Gründung der dorischen Colonie inne hatte, war, wie allgemein
bekannt, die japygische* Es bleibt also gar keine Wahl, wem dies^J
Gnippe von Alterthümern zuzuschreiben sei. Ich wiederhole,
besteht keine Yerbindung zwischen dieser Neustadt-Ansiedlung
und der Cultur der Pfahlbauten am kleinen Innenhafen, welche
damals bereits aufgehurt hatte zu bestehen, oder durch die Inva-
sion der Japyger ihr Ende erreichte, Dass diese Einwanderung mit
jener, welche die Yillanova- Cultur brachte, parallel ging, kann kei-
nem Zweifel mehr unterliegen. Wir können vielleicht weiter
und behaupten, dass auch weiter westlich, in Calabrien,
dasselbe Element bemerkbar mache und sein Auftreten gleiebea
Bedingungen unterliegen müsse. Nicht nur die Japyger selber wmres i
bis dorthin vorgedrungen and hatten dort noch Sitze zur Zeit der ^
(»; Bt'ispiele in Matera, m der Molf, § 19 behandelten Klftsse.
i^j Ziemlich nlleiii zu stehen Bchoint die Tasse n, 45 aus retlicbeilll
MateriaL
ej AUi d. Hoc, htr. di Arck V 1889, tav. VL Orei, ß, P. 1885 tav. II
10, 17. J/öÄ. dei Lincii V tav. VUl 49 p. 290 fig. 76,
DIE KICRAMIR DES VORGRIECH ISCHEN" APUtlENS t4l
GrüDduiig Krotons, sondern anch im Gebiet von Svbaris sasseil
verwandte EleDiente und verblieben dort noch nach Onlodung der
achäischen Colonie* Es sassen dort Choner und Oiüotrer, früher
jedenfalls Sikuler und Morgeten, die nach Westen hin gednlngt
waren. Davon gehören die beiden letzteren Elemente (Molfetta
p. 295 f.) tu den neolithischen, die aus Apnlien bereits Tertrieben
oder doch stark decimirt waren, aber, wie man speciell von den Si-
kiilern weiss, in Calabrien eigentlich nie aufhörten zu eiistiren;
die von den Samnitern aus Lukanien verdrängten Oinotrer bleiben
trotz Antiochus demücb dunkel. Die Choner aber, von den in
Epirus fortlebenden Chaonern nicht verschieden, gehdren zu der-
selben iUyrischen Völkergruppe, wie die Japyger selbst (*).
Die Sybaria-Funde erstrecken sich über einen grösseren Zeit-
raum als der Taren ttner Fund vom Borgo nnovo, der etwa den An-
fang ihrer Epoche bezeichnen mag; ihre nach hunderte» zählenden
Gräber ans einem Terrain, dessen Umfang und Grenzen nicht
genau festzustehen scheinen, enthalten natnrgemäss ungleich Mehr
und Mannigfaltigeres als jener Einzelfund; sie spiegeln vielleicht
sogar die Cultur von mehr als einer Völkerschaft wieder. Was
sie aber prinzipiell von Tarent untei-scheidet ist das völlige Fehlen
der bemalten Vasen, welche in Tarent daneben in compakter
Maase auftreten und eben eine anders geartete Cultur darstellen.
Ein vereinzeltes Töpfehen aus grobem ungereinigten Thon, mit
geometrischen Andeutungen (NoHiie d. ic. 1888« tav. XIX, 12, zu
p. 576), genügt grade, um als eine Ausnahme uns diese Verschie-
denheiten noch mehr inne werden zu lassen. Dasselbe gehört in
der Tat den nichtgriechischen Ansiedlungen ; es ist, eben seiner
Seltenheit wegen, im Museum zu Cosenza nur äusserlich von dem
übrigen getrennt und in einem verschlossenen Glasscfaranke ge-
borgen, welcher die an andern Punkten der Gegend gefundenen,
archaisch griechischen Objecte, als Terrakotta-Figuren, Korinthi-
sche Väschen etc. enthält.
Wir kommen zur zweiten Gruppe von Borgo nuovo. Die
Gefässe sind durchweg aus gereinigtem, übrigens nicht sehr hell
erscheinendem Thon auf der Drehscheibe hergestellt, mit wenigen
Ausnahmen dünnwandig; in der Regel auch mit einem leichten.
{'} Heibig. Hermes XI
eia L patiim.
B. Piia, Storia de IIa Sieilia e Magna Gre*
der Materialfarbi homogtnen Ueb^rzug wmvthen. Nur gaox
haben rötliche Firbcmg angenommeu (z. B. 70. 78. 170.
Einige Stücke von geringerer Auärtibning bieten keine y—--
Venichiedi'Dheiteü, auch nicht die paar imbemalten, z. I
tiefere NSpfe. Zur Betnalung dient eine einzige dnnkele,
Farbe, welche bald schwärzlich, bald mehr h rseb€int.i
der Sicherheit, ja Virtuosität, womit der Dec ,..-.,. i gebani
wird, fehlt es nicht an Anzeichen TOn Fluch tigkeit. und di«
aind entschieden charakteristischer als die paar kleinen Geflfl
welche entweder stümperhaft oder nachläasig mit ein paar hafü
worfenen grossen OruameDt-AndeotuDgen versehen sind.
Eio hoher ovaler Rectpient (n. 97, Pragmt.) Hlllt darcfa tint
etwas primitive Bemalang auf, schmale, oben, wie es »cheiüt. Dicli<
einmal geschlosseoe Zone von breiten, niedrigen Oitterdrei«
nahe der Mündung, (der äusserste Rand gebrochen). Doch
sich wohl auch dieses Stück, auf welches ich Molfetta p. 11
Bezug nahm, nach Thon und Technik nicht von den Hodern trea^
nen, namentlich von einer grossen, tiefen beckeoartigen Schot'
sei aus demselben grauen Thon, mit einem bordirten, schri(
(kreuzweise) gegitterten Streifen am Band (vgl. Scbliemann Ti
ryns Taf. 26e){').
Es wurde bezüglich der Gefässformen bereits hervorgehoben
dass die Tasse durchaus vorlierrscht. Und zwar folgt dieselbi
einem feststehendem Typus von wesentlich kugeligem oder sack
fönnigem Zuschnitte, ohne andere Profilirnng als diejenige, welch«
sich aus der natürlichen Einschnürung gegen die Mundung und
dem leicht ausgebogenen Kand ergiebt. Der abgesetzte steife, anf
rechte Hals, welcher der Impasto-Serie mit Ausnahme einer einzij
Schale, fremd ist, begegnet hier öfter, manchmal mit leichter
gung zur Randbildong (Beil. VIII 4. 5. X 15), Andere grosse Ta
mit markirtem schrägem Hals sind unter dem EinHuss des
gleich zu nennenden Topftypus entstanden und daher unten platt« jl
sogar mehrfach mit Fussplatte versehen* F. 13. BeiL IX 1. 3. 7<
Die Henkel zeigen nur zum Teil die einfache Form eines rm
Lippe zum Bauch reichenden, starken Bandes. Sehr zahlreiche sinc
QZijM
C) Doppel-Nr. 95^441; Frgmt. Das übrigens leicht zu ergäviiend»
Gef&BS erinnert an das Hallstätter Broniebecken Hernes ürgeichkhtc der bil
dcnden Kumt 500, von dem Henkel abpesehen.
DIB KEBAHIR DES VOHGRlECHrSCHEN APULIEKS
243
vielmehr aus jenem spitzohrigen Typus hergeleitet den man z. B.
in lUyrien (S. 237), ähnlich auch in Sicilien (') besonders in der
L Periode beobachtet, wobei unbeschadet der inneren ohrartigen
Rundung, die Spitze schmal in die Höhe getrieben wird und
beide Schenkel sich nach diesem Punkte hin merklich verschmä-
lero. Jedoch liegt dieser Spitiohren-Typus nur noch in verhältniss-
mässig wenigen Exemplaren rein und unverändert vor: Beil. VIII
5. X 17; nur 2U oft bat bereits eine Weiterbildung Platz ge-
griffen, sei es dasa die Spitze eingedrückt ist oder die beiden
Hälften durch eine breit gedrückte, sattelartige Einsenkung aus-
einander gehalten werden: VIII 4. X 15. Dabei sprechen natür-
lich die Knickhenkel mit, wie sie am frühesten wohl in Sicilien ('),
am häutigsten in der 2. Eisenzeit Italiens im Einklang mit tran-
tadriatischen Ländern vorkommen. Allein diese Vorstufe ist hier
gänzlich übersprungen und statt dessen gleich zu einer weit raf-
finirteren Form übergegangen; sie lässt sich auch in der Nach-
barschaft nicht mühelos nachweisen. Die monochrome Serie lie-
ferte nur vereinzelte Beispiele und in Verbindung mit einem
ungewöhnlichen Schalentypus; ähnlich war das Verhältniss in
Sybaris, Man möchte fast glauben, dass gewisse neue Formen
auf die gleichzeitig eiistirende monochrome Gattung zurückge-
wirkt und dort einen wenn auch nur uDVollkommenen Ausdruck
gefunden.
Die nicht zahlreichen Töpfe folgen der gleichen Grundform wie
die monochrome Reibe, wobei sich manchmal eine übertriebene Hals-
Schwellung geltend macht. Die schlankeren pflegen mit Kannen-
henkeln ausgestattet zu sein, Form 14. Beil. VIII 6. 7 ; andere zeigen
die in der ersten Klasse bisher vermis3ten, tiefsitzenden Seitengriffe
(Peoc* Tat IVA zu S. 36), die gedrungeneren von minder charakteri-
stischen Formen haben oft zwei Henkel, breit und rundlich (Form 10),
während die kunstvollen Tassen-Henkel mit einer Au&nahme (175
oder 178) hierbei garnicht zur Verwendung kommen. Ginige grosse
Gefäase, Kratere (Beil. IX 5, <3) lassen trotz des fragmentarischen
Zustande» eine übereinstimmende Form wie eines der in Novilara ge-
fundenen fremden, bemalten Gefässe (Mon. d. Line. V, tav. XIII, 8;
(') Z. B, Mon, dtu Lincei IV 206 Üg. 35. BulL FaL 33 p. 08 ßg. 8.
(^} In Coizo Pnntftijo, Mon. dei Lincei II ta?- II 22.
M* M4YI.B
MöDt^tiat« Ci^, pr. II, B 150, 1) erkeüiieo: eines denelfcta
(Beil IX h) hat an der Schulter etfttt der eiaraclieii Boadltaok»!
ftoliegende dreieckige, geoioer ia Qc«talt eioes istchf^rmig ge>
kmektdD Stegs. Die hier Torauigesetzte Form kommt ab wirkliebtr«
eomiNikter Henkel abstehend ao ejoem Napf dieser Gruppe vort
0. 89, während die monochrome Reihe wie auch die dort arwUiih
ten Analogien aus MitteMtalien (S. 238) sie nur in Belitfandaiitit.
So wecbseln hier bei>tändig Formen, die in der oralen Reibe ror*
auageaetzt werden, aber vielleicht ganz zttfällig fehlen, mit m*
der^fit von stark vorgeschrittenem spielenden, fremd aomutsttte
Charakter. Vereiotelt stehen ein niedriges HeukelgeflUs, o. SS,
Form 13, das trotz des gedrückten EOrpers die Profillraiig Jer
alten T^pfe wiederspiegelt {^); ein gi-osser Napf, unbemaU, res
der Form eines umgekehrten türkischen Fez, mit UeberbiVha^g
und DurehbobniDg des Banden an der mm Anfassen beistimmten
Stelle (Form 9): also genau der Typus der altitaliechen Eisenz4*U
(2. B, Miiiie 1902, 189, fig, 7). Demgegenaber stehen wieder
ganz andersartige Erscheinungen, die Flasche mit gedrücktem
Körper (202), eine grosse Kanne mit hohem Hals und starker
Ausbauchung (Frgmt), der Halbkugelkessel (S. 242), kleine Ca*
lotten- und Halbkugel-SchaleD. auch einige Schusseln verschiedener
Qestalt. Wie schon früher bemerkt, findet sich auch in dieser Eeibe
der kleine kaum 10 cm. hohe Askos von der Gestalt der schiefen
Kanne (vgl. Jahrb. d. Inst. 1907, 229 f.).
In der Dekoration, welche hier, besonders bei den
neren Vasen zur Anwendung kommt, unterscheidet man Ui
muster und eine wesentlich horizontale Anordnung*
Die ersteren bestehen am häutigsten aus langen, spitzen Zak-
keu mit KreuZ'GitteriTng, welche ringsum vom Halsstreifeu
Tasse herabgeben ; andere haben längliche Trapeze, wie herabt
gende Binden, bald gegittert, bald mit einfachen Querstreifen,
wie gewisse kjprische Gefässe {Perrot- Chipiez III, 70t!, fig, 51
Coli. Cesnola n* 950)* In die Zwischenräume wird manchmal niebfc^
ganz stilgerecht eine senkrechte Reihe Hakenmuster oder auch ge-
gitterter Bauten eingefugt. Auch VOgel, Enten nach einem ganz
I
O AoffalleDd ähnliches Gef^w bei Nau«, Hflgelgräber zw. Aminer-tind ^
Stjiffeliec Tat UV. L
DTi: RKRAMIK DES VORGKIECHISCHKN APCMENS
245
bestimmteii, eckigeo Schema gezeichnet, werden mit Vorliebe in
die Zwischenräume hingesetzt. Durchgehende verticale Einteilung
von oben bis unten kommt nur ganz ausaahmsweis vor und besteht
aladann entweder wie bei Sicilischen Ritzmustern (Cozzo Pantano,
Motu d. L, II, tav. II 22. Thapsos ebd. VI tav. V 8) aus Streifeu
mit eingespannten Haken oder solchen, die mit zahlreichen Quer-
strichen und Wellenlinien dicht gefüllt üiod; n. 179, BeiL IX 4(').
Bei horizontaler Einteilung begnügt man sich »jfter mit ein-
fachen, ziemlich weitläufig gestellten Farbensti^eifen, welche nicht
selten mit kleinen Stacheln oder Zähnen dicht besetzt sind. Das
beliebteste Motiv zur Belebung der ZwIscbeDräume und Herstel-
lung einer breiten Zone ist das Zeltmuster, d. h. das der Dreieck-
Systeme auf gemeinsamer Basis, mit oder ohne Mittelstab, meistens
in leicht geschweifter Zeichnung, mit verschiedentlich behandel-
tem Kern. Für schmalere Streifen werden auf dar Spitze ste-
hende kleine Quadrate verwendet» vollgemalt oder gestrichelt oder
bloss mit Centi-alpunkt; auch halbirte (als Dreiecke); damit ab-
wechselnd Beiben von spitzen Haken. Eine grosse Rolle spielt das
Zickzack; m wird in kleineren und grösseren Gruppen, immer ver-
tical verwandt, bald in die Zone eingespannt, bald nur von oben
hineinragen il. Die unteren Anhängsel, viel bescheidener als in den
späteren Stilarten, beschränken sich auf kurze Strichgruppen oder
symmetrische abwärts gekehrte Gamma- imd Digamma-Zeichen
mit Trennungsstrich in der Mitte (vgl § 13 B); einige Mal be-
merkt man als Anhängsel ein schmales, schraffirtes oder gegit-
tertes Dreieck mit der Spitze nach unten (Form 14). An höheren
Stellen des Gefässes werden öfter kleine Rauten in kurzer Reihe
angehängt, die lobhaft an Kyprische Art gemahnen.
Viele Tassen führen nicht mehr als die eine Ornamentione
an der Obarhälfte des Körpers, seitlich eingerahmt und von Längs-
streifen begleitet. Allenfalls ziehen sich noch um den Hals, wenn
dieser die steife, grade Form hat, die kleinen Enten, oder ein-
fache S-Muster(M in gemessenen Abständen, auch wohl fortlau-
fende Gittermnster Bei Gefässen mit höherem Oberteil kommt
t^) Büit. IX (na«h ineinei) Zeichnungen) sind an 4 die Ränder d<;r Ver-
tiealvtreifcn farbig ansgefDlIt zq denken; an 7 lind Details des Mittelstrei*
lem v\ berictitig^n.
(»1 Vgl etwa die bemalte Waarc Troja VUI : D-Irpfeld Troja-Ilion p, 306 f.
oben mancliDial noch eine Art zweiter Zoue dazu, die aber nur id
groesen Abständen verteilte Zickzacke bildet (150* 204. 207/.
Vereinzelt steht n* 34« (Beil. IX 2), eine breite Tasse mit zwei
gegen einander gekehrten Reihen gegitterter. gedniDgeDer Zackeir,
die aber nicht wirklich in einander greifen. Eio fi^gint, sehQssel-
artiger Napf. 89, in der Form denen Ton § 7 TerwaDdt, jedoch
mit den seltenen« aufgerichteten Dreieck-Henkeln, hat eine breit«
Zone« durch gezahnte Strichpaare senkrecht in Felder geteilt, mit
je einem kleinen isolirten Ornament darinnen (Viereck geslncheU
oder einfach geteilt).
Die gnisseren T<^pfe beschranken sich anf einfache Streifen
mit oder ohne Zähnung« welche in ziemlich grossen« gleichen Ab>
ständen verteilt werden; wobei gelegentlich Vögel in den Zwischen-
räumen erscheinen. Ungleich reicher bemalt ist n. 135, die sehen
früher von uns mitgeteilt wurde, Peuk- Taf. IV A zu p. 36. Ein
anderes Stück» Beil. VIII 6, bietet in origineller Weise zwei Beihert
von Klepsydren übereinander, welche wie eine Art Netzwerk wir-
ken, als oberen Abschlusä einen Doppelstreifen mit dicken Tei-
lungS'Elementen, am Hals zwei Farbstreifen mit starken Zähnen,
die hier bei fluchtiger Malerei wie Tupfen aussehen.
Von besonderer Feinheit ist das kleine topfartige 6ei%59 130
(H. 0,07; D. 0,07), ^velches Viola für importirt hält und welches
vielleicht deshalb bei Patroni, Atti d. AccaiL Nap. 1898. p. 10,
fig. 10, gross abgebildet ist, übrigens ohne ein Wort der Erklä
rung im Texte. Es zeichnet sich durch einen warm gelblichen,
leicht glänzenden Ueberxug aus, auch durch eine etwas aparte^
Dekoration. Am Halse stehen Zickzacke und daneben an den Eckei
je ein besonderes Muster, und i — in dreifachen Linien. Der Orna-
mentstreifen am Körper ist in der Weise durch Gitterung herge-
stellt, dass je zwei voll punktirte Quadrate schräg übereinander sn
stehen kommen und das oben und unten freibleibende kleine Dreieck
farbig ausgefüllt wurde; der Grundgedanke war wohl der einer
einfachen Klepsydra-Reihe, mit dazwischen freibleibenden Vierek-
ken, welche beide Elemente durch Erweiterung um ein halbefti
Viereck auseinandergezerrt und verschoben wurden, — Das eratej
der eigentümlichen Eckmotive am Hals erinnert an Mjkenisches,'
(Ath. Mitth. XXVI, 1901, p. 50 ; Mon. dei lincei VI 129, Thapsos);
DTE KERÄMIE DIS rORQRlBCBlSCaSN APULIENS 247
aas andre kehrt an einem gewiss griechisch beeinflussten gal-
lischen Krater Rev, arck 1868, pU III, 1 am Halse wieder und
hängt offenbar mit jenem abgerundeten mykeni sehen zu sammen,
welches z. B. an einer Kanne in Eleusis, Ephim, 1898, p. 54,
tig. 2 erscheint: zu der ührigen, gleiclifalla an Taren t erinnernden
Dekoration jenea Kraters, den grossen Zeltniustern, lassen sicli
Vasen aus Karlen vergleichen: Alk. MitiK 1887, 229 Fig. 7.
Beil. IX 5 mit dem etwas caprici<isen Henkel hat unter
diesem Dach einen kleinen Entenfries, dergleichen uns in der
Daunia gelegentlich auch an besonders geschützter Stelle bege-
gnete (Taf. IX); nur dass bei jenen Vögeln öfter eine naturalistische
Darstellung angestrebt wird, während hier alles streng geometrisch
stilisirt ist, die Leiber als Dreiecke, die Füsse und Schnäbel Di-
gamma-förraig, noch konsequenter als au den einheimischen, aber
griecbiych iospirirten ^^asen von Latium, Falerii etc. — Zu den
festen Requisiten gehören noch schräg gekreuzte, nicht allzuenge
Gitter; dünnlinige kiter-artige Streifen der Länge nach durch-
striciien; schräg gegeneinander gelehnte kurze Strichgruppen, (ein
uraltes, hier bereits iusigniiicantes Sclienia, nur noch an dem Hen-
kel verwendet; wo auch manchmal banale Kreiizgitter, ohne Rah-
men, leicht hingeworfen sind); Reihen spitzer Haken, Wellenlinien,
längere und kfirzere, letztere gruppenweise (mit Strichgruppen ab-
wechselnd) zur Füllung von vertikalen Bändern ; dies übrigens eines
der wenigen, auch im Mykenisclien (*) vorkommenden Muster, die
aber nicht von dort entlehnt zu sein brauchen. Eine vereinzelte
Erscheinung ist das lose eingestreute Kreuz aus vier kleinen Qua-
draten, 98 Frgml. Man bemerke noch Beil. X 16, Frgmt die ge-
zahnten Linien eine über der andern, immer kürzer werdend, wie der
Durchschnitt eines Krouleuchters, merkwürdig ähnlich einer kypri-
schen Vase Ohnefalsch.-Richter Kypr. Taf, LXXIII 15, und noch
genauer übereinstimmend mit einer Thüringer Urne: Klopfleisch,
Vorgescbichtl. Alterthumer der Provinz Sachsen, Heft IX p. 4;
vgl auch Kreta: Ännuai Brit School of Athens X 225 fig. 5, 1,
Leider gestattet der unä zugemessene Raum nicht, die beab-
sichtigte Analyse dieser Stilgattung sowie der Stile der drei Pro-
vinzen Äpuliens hier vorzunehmen. Es genüge die Tatsache, dass
(») Z. B. Waia8t«in, Heraion II p. 83. 87.
d4S M. MAYSft
150 Jahre apätar die Apulier diesen Stil aaroeltmen uod weiter
eotwiekelti. Ueber diesen Zusatnmeohang baben vod jeher so wtftif
Zweifel beeteheu könueD. daee Bdhlau (KaeseL A.nthrop.*V«rB. 1891)
die Heiotiog äusserte, der Apuli^ch-geometrieche Stil m^ge bii
gegen 60U gedauert haben« also demjenigen Zeitptmkt» wo er io
Wirklichkeit aosserbalb Tarents für u&s erat beginoi. Aber auch
darüber ist man sich stets klar gewesen, dass dieser Stil in Italieo
eine Besonderheit dargestellt, die sieh nur mit den ältesteo (d. \l
vormjkeDischen) geometrischen Arten Griechenlands zoiamcnen*
stellen lässt wennaohon sich seine Heimat dort bisher nicht hat
nachweisen lassen.
Ein Blick anf die bemalte Keramik der westlichen Lftader,
Btrnriens, Latiums, genügt, uns die fiiodamentale Verschiedenheit
der Taientiner Klasse inne werden zn lassen. Dort, abgeaebeu von
dem riel schwereren Material, das eigentlich niemals die Feinheit
des Torliegenden erreicht^ grob aurgetragene Malereien, die sich
meist als etwas gefühllose Wiederholungen einiger weniger Scb^
mata aus fremdem Gedankenkreise zu erkennen geben, unter Ver-
gr^sserung aller Motive bei nicht selten mangelhafter Disposition,
dergleichen an den Ritzmusterungen des Landes gar nicht aaszu-
setzen. Hier eine durchaus selbständige, der frühgriechischen Ter-
wandte Kunstweise, welche über ein ureigenes Kapital ornamentaler
Motive verfügt und diese nach eigenem System organisch entwickelt
und mit sicherem, oft feinem Pinselstrich ium Vortrag bringt.
Die genannten italienischen Forscher haben die charakteri-
stischen Erscheinungen der beiden Tarentiner Reihen nicht scharf
genug herrorgehoben. Beide Reihen werden wie Schattirungen ein
und derselben Culturgruppe behandelt« nur dass die zweite den
Contact mit dem Griechischen oder Aegäischen wiaderspiegeln soll.
Wann und wie dieser üebergang stattgefunden haben soll bei
%wü am gleichen Flecke angetroffenen Gattungen, ohne eine Spur
von importirter Waare oder von Nachabmungs- Versuchen dazwi-
schen, wird uns nicht gesagt Man sollte meinen, dass die hier
plötzlich auftretende feine Thontopferei mit Drehscheibe und mit
Bemalung eine Culturform darstelle, die sich nicht nur aus jener
primitiven unmöglich ableiten lasse, sondern auch nicht im Hand-
umdrehen in die Erscheinung treten könne* Die Dekorationsart
erweist sich nun einmal als eine Fremdkunst namentlich in der
r>lE KSHAMIK DES VORGfUECHraCRErt JIPULmN*6
fertigen, fast scboB liberreifeD Gestalt wie sie auftritt Wäre sie
dies Dicht, so würde man vergeblich frageo, woher sie plötzlich
kam und wo »ie gebliebeo, und warum die Völker Japygieos
damit 1 7i Jahr b linderte später wieder von vorn anfangen mnssten.
Wollte man selbst, was nicht allseitig zugegeben werden wird,
bireits das Eindiingen ungriechischer Elemente hie und da beob>
achten, icb denke z. B, an die in der Peuketia voll ausgebildete
Behandlung dreieckiger Mäander, woran hier die Behandlung
mancher Entenkörper anklingt. Beil. IX 5« so würde daraus nur
folgen, was ohnehin vorauszusetzen, dass die Verfertiger nicht erst
seit gestern in Tarent sassen, und dass sie der Aufnahme brauch-
barer Elemente, die wir in der Villanova-Cultur, doch auch im
nordadriatischen Kreise wiedertinden, nicht gänzlich widerstrebten*
Daher will auch die Aehnlichkeit einiger Gefässtypen mit
der monochromen Impasto-Reihe nicht allzuviel besagen. Denn die
höhere Cultur eignet sich mit Leichtigkeit die fremden Formen au,
welche sie vorfindet. Genau genommen entsprechen die in Betracht
kommenden Topf-oder Kannentypen nicht einmal den entwickel-
testen Formen jener Beihe (F, 4), wie dies von einer nachfolgenden.
abgeleiteten Serie zu erwarten wäre, sondern greifen zum Teil auf
minder schlanke Formen zurück; ein Verfahren, das auch in man-
chen andt^rn Einzelheiten auflieL Wir haben dies durch die teil-
weise Gleichzeitigkeit der beiden Culturen zu erklären gesucht.
Es überwiegen aber entschieden die eigenartigen und fremden Ele*
mente, deren Ursprung, wie bei den Kugeltassen und den eigen-
tümlichen Henkeln noch zu ermitteln bleibt. Wenn also gewiaae
Wechselbeziehungen zwischen den beiden Gruppen vorhanden sind,
so erklären sich dieselben am besten aus einem Nebeneinander-
Bestehen der beiden Bevölkerungen; ein Verhältniss, dem auch
die Fuudunistände günstiger zu sein scheinen als der Annahme
mehrerer Schichten von verschiedenem Alter.
Welche Bevölkerung es war, die in Tarent ausser und neben
dan Japygern und zwar so nahe zusammen mit ihnen lebte, ist aus
der Keramik allein und ihrem Dekorationsstil nicht zu erwmeB.
Denn abgesehen von losen Berührungspunkten mit einigen ganz
auseinander liegenden Arten ist der Tarentiner Stil im
Ganien, wie er uns hier entgegentritt, sonst übei-all fremd. Solange
9S0 II, IIAYRR
ab ans dettmach sieht gUick liehe Funde zu Hftlfe kominesi,
wir auf aaderwaiiige Erwägungen aDgewieaeu*
Die lakedämonischen Dorier, welobe ge^ea 700 defiiiitif rofl
Tarent Bmit ergritfen, wurden an dieser Stelle bemto proteko-
rinthi»che und koriathi^he Waare hinterlad&ea liaJ>eii ; tmd sobrn
m Belbst etwa die toq Lakonieo ans einigtn Proben bekano-
ten (') Keramik Übten, wurde man glänzende Fimisswaare xu er-
warten habeu, den geometrisch en Stil bereits in einiger Zersetzung
finden, mit Kreisen, menschlichen Figuren, wohl auch Tieren
untermischt: abrigena besteht mit den ven dort belraant fl
wordenen Qefässtjpen keine Aehnlichkeit in der alttarentiner n!
ramik. Den Doriern kann diese also nicht angefauren* Selbst in
einem Alteren Stadium der Colonisation, bei stossweiHem Vordrin-
gen, wie man es vermutet bat, köntiteu überseeische Prodakte als
Terrakottatiguren, Mjkentsche Vasen nicht gänzlich fehlen, wie
sie uns da entgegentreten, wo Oriechen jener Zeit an diesen
Küsten landeten« so auch an der bronzezeittichen Station am
kleinen Hafen von Tarent.
Sikuler können die Yerfertiger dieser GefUsse anch nicht ge-
wesen sein, da deren alte Malerei bereits in der Bronzezeit vollkom-
meu abstirbt und ihre letzte, IV. Culturperiode (von etwa 700 MM
Mitte des 5. Jahrb.) ganz andre Erscheinungsformen aufweiiP
charakterlose, verwaschene Qefftsstjrpen mit einer schwächlichen,
von verschiedenen Seiten zusammengeborgten Malerei* Mit den
alteren CuHurphasen derselben finden wir hier noch wenige Be-
rübruDgspunkte. Ausserdem waren die Sikuler, denen wir an den
neolithischen Stationen Apuliens begegnen, seitdem gewiss völlig
iiecimirt und auf Calabrien bescliriinkt ; wie denn auch kein
Schriftsteller ihrer bei der ColonisatioQ Tarents und Apulie^
gedenkt. f
Als Nachbarn und Genossen der Japjger werden uns vielmehr
die Messapier genannt, welche zu Herodots Zeit bereits mit den
Japygern verschmolzen waren. Wenn Antiochus bei Strabo 279
unter den die Oriechen empfangenden Eingesessenen Tarents aacb
Kreter nennt, so berücksichtigt er damit nur, wie auch die wei*
(*) T«antas. '&pij^ 1892 Taf. IV, Wide. g€om. Vitien p. 23 (Jahrb. 0^
Jnst. XIV-XV). Vgl jötet Annual Bf iL Sckool of Äthem XIO p, 120.
-DIE KER4M1K DES VORGBIECHISCHEX APULIfNS
251
teren Details dort bekunden, die oameDtlich von Herodot yertretene
üeberlieferung von der kretischen Herkunft der Messapier. Nur
diese komiüen also neben den Japygern Tarents in Betracht Es
müsste auch seltsam zugehen, wenn diejenige Bevölkerung, welche
in der Epoche der griechischen Eroberung im Vordergründe der
Ereignisse steht und gradezu mit den Japygern vei-wechselt wird,
keinerlei eigene Spuren zumckgelassen liätte. Die nahe Berührung
und beginnende Vermischung würde iti den beiden Fimdgruppen
vom Borgo nuovo einen getreuen Reliei finden. Manchem mag
diese Aufteilung allzu glatt und fast achematisch berechnet vor-
kommen; doch das Einfache ist nicht immer das Unwahrschein-
lichste.
Das zeitliche Verhältniss dieser ganzen Ansiedlung zur do-
rischen Colonisation lässt sich zunächst verschieden beurteilen. So
wie hier mehrere Culturen, ja Bevölkerungen neben einander eii-
stiren und ihre Begräbniss-Stelle haben, wird man sagen, liegt ein
Ziiatand vor, der noch nicht durch fremde Eroberer gestiirt war.
Andere werden eher meinen, grade die fremde Besitzergreifung
habe die verschiedenen ansässigen Elemente dazu gedrängt, sich
enger zusammenzuschliessen. Der entsclieidende Gesichtspunkt ist
wohl ein anderer und ergiebt sich aus der Lage der Oertlich-
keiten und Ansiedelungen. Wie bekannt, ist die Jnsel, auf wel-
cher die heutige Altstadt von Tarent liegt, erst zu Ende des
Mittelalters entstanden, als man zum Schutz gegen die Türken
den südlichen Durchstich vornahm {Viola, JVoLd^sc, 1881, 376 ff.).
Im Altertum hing sie mit der von SO herkommenden Halbinsel
zusammen und bildete eine langgestreckte Landzuuge, welche auch
schmäler war als jetzt, da an der Binnenseite, nach dem Mare
piccolo zu, im Laufe der Zeit starke Anschüttungen stattgefunden.
An dieser schmalen, aber von Natur erhöhten Stelle errichteten die
Lakedämonischen Eroberer ihre Akropolis (vgl. Viola a. 0.); un-
weit davon, in derselben Aie, liegt ja auch der alte dorische
Tempel. Die Japyger-Funde jedoch :^ind alle südlich davon, im
Borgo nuovo gemacht, also da, wohin natürlich auch die grie-
obische Stadt sich bald ausdehnen musste. An dieser Stelle abor
wären die Japyger dmxh die griechische Festung, wenn diese be-
reits bestand, vollkommen von ihren Stammsitzen abgeschnitten
gewesen, welche im nördlichen Festland, um Mottola herum lagen
252 Bf. MATBR
(vgl. Philologus 1^6, 523), während östlich, ron den ziemlieli
entfernten, offenen Messapier-Orten 80 bald kein Sdmtz zu er-
warten gewesen wäre. Jhre Vorgänger, die bronzezeitlieben An-
siedler vom Porto Mercantile, die Pfiihlbaaem ron Scogüo-Tonno,
hatten sich, scheint es. überhaupt nicht über die Waaserstrasse
herüber gewagt, sondern waren mit ihren Hütten an der fisetläii-
dischen Seite geblieben; ebenso natürlich die neolitisehen Bewoh-
ner (^). Die Japjger-Ansiedlung an dieser Stelle mnss also bereits«
vor der doiischen Occupation bestanden haben, sie muss spä-
testens ins VI IL Jahrb. fallen.
Nichts deutet darauf, dass nach 700 noch Japyger oder Mes-
sapier im Stadtgebiete von Tarent gewohnt hätten. Die Peuc.
p. 16 f. behandelten Vorgänge können sich in naher Umgebung
abgespielt haben. Ungeachtet der Aufmerksamkeit, welche in Ta-
rent als Sitz eines staatlichen Museums den Funden im Stadt-
gebiete seit Jahrzehnten geschenkt wurde, ist nichts bekannt
geworden, was sich an jenen grossen Fund irgendwie anschlösse,
und andererseits, wie Viola a. 0. ausdrücklich bezeugt und die
Folgezeit bestätigt hat, auch keine Vase von der Gattung der
Torzellen und ähnlicher Keramik je in Tarent zu Tage gekommen,
wie sie die Japygische Halbinsel, namentlich aus dem V. und IV.
Jahrhundert so zahlreich liefert (').
Heute, wo wir die Apulische Keramik ganz anders als vor
25 Jahren übersehen, kommen nicht mehr die Producte der südli-
chen Halbinsel allein in Betracht, sondern vor Allem die der
mittleren und der nördlichen Landschaft, welche der alt-Tarentiner
Klasse noch näher stehen. Nur ergiebt sich bei genauerer Betrach-
tung, dass der Zusammenhang kein absolut direkter und unmit-
telbarer ist, — ein Verhältniss, welches aber nicht (^) als generelle
O Ihro Spuren lassen sich nach Massafra zu verfolgen: Qiutgliati,
Bull. Pal. 1906.
(*) Die Angabe Tarentiner Provenienz, welche ich Peuc. 16 noch be-
rücksichtigen zu müssen glaubte, haftet einzig und allein an einer TorfeUe
im Museum zu Lecce (Mess. Fig. 4, n. 8], eine Sammlung über denm Kti-
kette und Schicksale bereits genügend gesprochen worden, in diesen Uittei-
lungen XIX 191.
(») Mit Petersen in diesen Mitt. 1889 XIV p. 188, dem ich in vielen
andern Punkten beistimme.
DIK KERAMIK DBS TORGRIECHI8CHF.N APULrCNS
!?53
Verschiedenheit oder bloss ungefähre Vervsandtschaft missdeutet
M erden darf — sondern dass die Fortsetzung in coraplicirteren For-
men erfolgt, neue Seiten deseelben Stiles ans Licht bringt und an>
detweitige Elemente anftimrat. Ein Entwickelungsprozeas, der sich
600400 V. Chr. vollzieht und teilweise noch darüber hinaus-
dauert Es ist als ob vorher eine Unterbrechung stattgefunden;
wie denn tatsächlich auch apulisch-geometrische Vasen sich nicht
mehr zusammen oder in naher Nachbarschaft mit monochromen
Impasto-Schichten vorfinden, obwohl die Entwickelnng im Jnnein
des Landes doch etwas langsamer vor sich ging. Diese Störung —
wenn wir die Erscheinungen richtig verstehen — würde ihre na-
türlichste Erklfirung in dem Einbruch oder der definitiven Besitz-
ergreifung der Lakedümonier finden, wodurch die Messapier aus
ihren alten Wohnsitzen vertrieben wurden und anch in weiterem
Umkreise sich soviel Unruhe verbreitete, dass die kunstfertigen
Elemente ihre Tätigkeit einstellten oder an andere Orte verlegten.
In diese Zwischenzeit müssen die Novilara-Vasen fallen ; vgl. § 5.
Die späteren Kriege konnten wohl dem überseeischen Handel Ab-
bruch tun, aber der inzwischen festgewurzelten Kuns^t^Judustrie
nicht mehr schaden.
Wie sich diese letztere über das ganze apulische Land ver-
bi*eitete und bei jeder Völkerschaft ein besonderes Geprfige an-
nahm« ist ein Prozess. dessen Einzelheiten und Anfänge sich vor-
läufig noch unserer Kenntnis entziehen. Gelegentliche Beispiele,
welche nicht individuelle Anfängerschaft im Gewerbe, sondern
auch technisch primitive Ansätze verraten, sich diese Kunst an-
zueignen, haben wir ooUrt (S. 233. R. M. XIX 208). dieselben
werden sich mit der Zeit noch mehren. Andererseits sind die Ver-
schiedenheiten, so scharf sie herausgearbeitet und so genau sie
festgehalten wurden, nicht derartige, um nicht in letzter Linie
den Ursprung aus gemeinsamer Wurzel erkennen zu lassen. Die^^e
Wurzel liegt aber in Tarent. oder tritt nur dort greifbar zu Tage,
unbeschadet der mancherlei anderweitigen Einflüsse« die sich im
Lauf der Zeit dazugesellen. Die Lehrmeister müssen also, nach
unserer Auffassung, Measapisciie Techniten gewesen sein, welche
sich seit dem VIL Jahrh. durch das Land verbreiteten, während
das Gros ihres Volkes politisch theils auf die Gegend von Metapont
theils aus die südliche Halbinsel beschränkt hier gänzlich mit den
17
254
U, MATCR
Calabrern und Sallentioern (d. h. den Japygern) speciell wohl n
den erstgenaooteo, verschmolz und nur noch der Name dort hafl
blieb. Es ist wissenswert, aber nicht weiter befremdlich, dass gra
diese Landschaft den Stil weniger getreu bewahrt mid sehr ba
den umgebenden griechischen Einflüssen erliegt: die ihn am früt
sten besassen, scheinen ihn auch am frühesten aufgegeben od
?emachlässigt zu haben. Es kommt dabei aber die notorische ui
intensive Volks Vermischung mit den Japjgem in Betracht; die M<
sapier von 40<) waren nicht mehr dieselben wie die ron Alt-Tarei
Es erübrigt zum Schluss nur noch ein Wort der BechtferJ
gung, wenn es einer solchen bedarf, für das von mir Vorausgesetz
ethnische Verhältciss von Japygern und Messapiem. Wie ein
Heibig den nord-illyrischen Ursprung der Japyger, so hat Pa
die Herkunft der Messapier aus Griechenland Ober alle Zweif
erhoben. Und es wäre vergeblich, heute an diesen Resultaten 2
rütteln (^). Die gelegentliche Verwechselung der beiden Völker da
uns darin nicht irre machen; grade Antiochos von iSyrakus erweii
sich hier merkwürdig incompetent (Molfetta 192, 1). Qanz correc
bildet bei Herodot wie bei Thukydides (vgl. Mess. 249, B. U
XII) der Japyger-Name den weiteren, wesentlich geographische
Begriff. Wenn von den Messapiem — deren Spuren sich im üntei
schied von den anderen Völkern Apuliens überall in Griechenland
aufweisen lassen — gesagt wird, dass sie sich den Japygern voll
kommen assimilirt hätten, so bedeutet das doch eben gerade etwa
anderes als ethnische Gleichheit. Kretschmer Einl. in d. Gesch. d
gr. Spr. 272 will diese glücklich nachgewiesene Unterscheidung zwi
sehen nördliclier und südöstlicher Einwanderung wieder authebei
durch den Hinweis auf den illyrischen Charakter der bisher übrigem
nur mangelhaft interpretirten Sprachdenkmäler. Ich sollte meinen
gerade umgkehrt sei zu schliessen: nicht die Japyger sprachei
messapisch, sondern die Messapier als das beweglichere Elemen
haben allmählich die Sprache der Japyger angenommen. Die spätei
Grammatiker freilich konnten nicht die, wenigstens dem Namer
nach, verschwundenen Japyger citiren. sondern nur die Messapier
(*) Wenn Fais selber neuenlin^s Ricerchc storirhe 1908 p. 39. Zweife
äussert, so bleibt die Begrüiuliincr abzuwarten.
OIB K£1IAMIK DES roRORlSCHlECHBN AfULIKNS
25S
deren Nim« in der Sallentioischen Halbinsel fortleMe, Das Al-
phabet gilt als den Lokrern entlebnt. eioem halbhellenischea
Summe, mit dem die Messapier sich io Mittelgriechenlaod berührt
haben ai§gen, und dem sie in LTnteritalien wieder begegneten. Der
Beginn ihrer Schrift fallt jedenfalls geraume Zeit nach ihrer Ein-
waad«mBg.
Ob diese Wanderung, wie Herodot will» gerade in den Zeiten
des ' Miflos ' stattfand, ist naturlich noch gänzlich dimkeL Es
k(5iiflte diese Auffassung mit Fragen der sicilischen Kolonisation
durch Kreter zusammenhängen. Immerhin ist es wichtig zu erfah-
ren« dass die Mesäapier von Hause aus Inselbewohner {vr^mwTai)
waren. Die Metapontinisch-Lukanischen Alterthümer könnten hier
noch erginzend und lichtverbreitend eintreten. Als bis jetzt fest-
stehend betrachte ich nur, dass die Messapische Sülweise von der
HTkenischefi unberührt gebliebt;n ist oder deren, auf manchen
Inseln ohnehin si*hwach gebliebene Einwirkungen bald wieder
überwand. Auf das VerhäUniss der prämy kenischen Funde in neoli-
tischen und z. T. bronzezeitlichen Stationen Apuliens, die mit Thes-
Italischer und BdoLischer Keramik aus eben so alten Schichten (*),
Berührungspunkte aufweisen, ist hier nicht der Ort einzugehen. Nur
vor zweierlei naheliegenden Irrtümern möchte ich schon jetzt war-
nen. Erstens, dei Nachricht des Ephoros Glauben zu schenken, als
ob die Tarent besetzenden Lakedämonier bereits Vorgänger in ar-
chaischer Zeit gehabt und damals eine regelrechte Eroberung des
apulischen Landes begonnen hätte; Ephoros bat bei diesen Kämpfen
nur historische Verhältnisse des VII. -V. Jahrhundert ins Prähisto-
rische projiciert. Vollends ist auf die phantastische Nachricht
mancher Logogi-aphen von uralter Arkadischer Einwanderung (der
Oinotrer und Peuketier) in Lukanien und Apulien nicltts zu geben:
eine Meinung von uralter Hellenisirung Unteritaliens, die bei Strabo
wieder auftaucht und auch neuere Gelehrte irre gefuhrt hat. All
dies reducirt sich nach Ausweis der neueren Ausgrabungen darauf,
dass die Griechen in Jener Frühzeit an einigen Küstenpunkten in
freundlichem Verkehi* mit den Einheimischen lebten und sie in nütz-
lichen Dingen imterwiesen. Wenn ferner — und dies ist der zweite
Punkt — die apuHsche Keramik vielfach an Kyprisches erinnert, so
{'J Vgl meine Bemerkungen Berl Philol Woch^nschr. 1905» Sp. 1614,
25('> Sf. MAYBE
handelt es sich zum Theil, in der Dauoia, um ElemeAte, die im
VI.-V. Jahrb. eindrangen und sich heute leichter ausscheiden lassen,
ald ehedem, wo nur einige wenige Vasen von dort bekannt waren.
Keinesfalls wird man jetzt, nach KlarstelluDg der Phasen nnd
Klassen dieser apulischen Produktion sowie der sonstigen Landes-
verbültnisse (^), an einen alten und direkten Zusammenhang mit
jenen Arkadern denken können, welche einst Colonisten nach Kj-
pros entsandten; auch bei Tarent müssen sich diese Benlhrungs-
pimkte anders erklären. Speciell in Nordapulien gehören die frag-
liehen Elemente nicht nur der älteren Epoche der Jnsel, sondern
z. T. auch noch di^r gräko-phönikischen an, wie dies nördlich Ton
Apulien noch deutlicher hervortritt (R. M. XTX 229-243). Die Zeit
der Importirung und Tollends der Einwirkung und Nachahmung
steht hier ausser Beziehung zu der Entstehungszeit der Originale.
Der Import muss Erzeugnisse ganz verschiedener Zeiten gebracht
haben, anders ist das augenscheinliche Vorhandensein von kypri-
schen Gefassen des 2. Jahrtausondes vor Chr. im Apulien des VI.
und V. Jahrhunderts überhaupt nicht erklärbar; sei es dass alte
kyprische Gräber geplündert wurden — iv(.ißo}Qv%oi gab es zu allen
Zeiten — oder bei Erdbeben, bei Bau-und Feldarbeiten zu Tage
traten.
Inwiefern das Apulische auf die ungleich ärmere westliche
Naohbarlandz^ciiuft eingewirkt, ist hier nicht zu erörtern. Ein di-
rekter AbkOmiuliiiir stellt sich un^: in dem viel entfernteren Cam-
panieu dar. in einer bestimmten Fabrik wohl des V. Jahrhundeiiis,
deren Erzeugnis.^e ganz überwiegend in Suessula zu Tage getreten
sind. Wichtiger und von prinzipieller Bedeutung ist die Rolle,
welche wir die alteitüiuliclie apulische Keramik im Norden der
Adria spielen sehen: in Novilara, Bologna auf den istrischen
Pizzughen und in Xesactium (vgl. .§ 5), also durch mindestens
zwei Jahrhunderte. Es ist peinlich genug, nicht entscheiden zu
k'^nnen, ob die^e Produkte in Apulien selbst entstanden sind (so
schien es mir in Novilara allerdings), oder dorthin gewander-
ten Apuliern angehören; sie zeigen alle die Stilweise der Daunia,
dabei aber — namentlich die erste und dritte der genannten Grup-
riR RERAMtK DES VORQRIECHISCHEN JIPLLlENS 257
pen — gewisse Eigentünalichkeiten, welche den bisher aus jener
Landschaft bekaonten Fabriken fehlen; wobei freilich zu beden-
ken, dass diö grossen Städte Ärpi und Salapia, auch die Küsten-
orte des Garganus, Hyrie» Khodi etc» noch unerforscht sind. In
jedem Falle werden diese Gruppen ein gewichtiges Wort mitspre-
chen, wenn es gilt, die Beziehungen zwischen dem Süden und jenen
Gebieten eingehender zu erkunden. Symptomatisch sind für diese
Verbindung, um nur weniger Bekanntes zn nennen^ die in Steier-
mark gefundenen Bronzehände mit den charakteristischen Dreieck-
Maandero der Peucetia (R, M. XIX 280); auch die gabelförmi-
gen Zeichen, welche in Istrien auch solchen Beobachtern auffallen,
die von Apulien (oben 230 f.) noch nichts wissen (*). Es ist nicht
all zu wahrscheinlicfi, dass die grossen Tarentiner Handebschiffe
— Rliodier und Chalkidier kommen in diesen Zeiten nicht mehr
in Betracht — sich damit abgaben, jene im Vergleich zu den ge-
tirnissten Vasen wohlfeile Ware der durchaus nicht befreundeten
Apnlier zu vertreiben. Man möchte eher an den geräuschloseren
Verkehr der Fischerbarkeu und anderen bescheideneren Fahrzeuge
denken, die damals wie heute von Ufer -ai Ufer hinüber und
herüber glitten. Noch Mitte vorigen Jahrhunderts, ja bis in un-
sere Tage hat man beobachtet, dass wohlfeiles Tongeschirr auf
massigen Segelbooten von Apulien her an die dalmatisclien Kästen
gelangte (*). Die Ziegeltransporte von der italischen Küste nach
drüben werden auch im Altertum nicht gefehlt haben, wenn Gnathia
seine Ziegel westwärts bis nach Kaulouia beförderte (Mess. 338, 2),
Ehedem war es freilich nicht Jedermanns Sache und gehörte wohl
schon etwas von dem anererbteo maritimen Charakter der Mes-
sapier dazu, um in jene gefürchteten Winkel des Adriatischen
Meeres vorzudringen, wohin selbst die grossen griechischen Schiffe
sich lange nicht gewagt haben sollen. Und speziell in den Zeiten
vor dem Erstarken der Tarentiner Seemacht — wir können nicht
sagen seit wie lange — , mnsste jenem Kleinverkehr eine gewisse
Bedeutung innewohnen, die er später naturgemäss nicht mehr
haben konnte. An der Po-Mundung bei Bavenna haftete die Erin-
nerung an diesen gewiss lange fortgesetzten Messapier-Verkehr:
Padusa quoiidam Messapicus appellatm (Plin. N- H. III 119),
l*) Wosiosky, die iDkrnstierte Keraiirik 82
(■) Vgl. die R, M, XIX 314. 1 citirte Schrift von H. Gutscher.
il
i
•258 M. MAYER
und die Stadt Adria Dannte iliren Gnioder, den fingierten Her
Adrios. einen Sohn des Messapioa (Etjrm. M. 'AdQ^ag): in de
Munde eines Rbodiers (Eudoxos, 3. Jahrb. vor Chr.) eine doppc
wertTolle Nachricht. Das sind Zeugnisse, welche unmöglich in d<
Zeiten, wo alle Welt dort verkehrte, im 4. Jahrb. aufgekomm(
sein können, wie Pais {Stör. d. Sie. h 364, Anmerkung) 8i<
denkt, indem er noch das überlieferte Messanicus bei Plini
durch einen notdürftigen Erklärungsversuch schützen zu mäss(
glaubt (0* Den dortigen Fluss-und Bafennamen Brinta (Brenti
Brintesia, Brundulum hat man bereits mit Brentesion (Bmndueiui
verglichen, aber nur in dem Sinne, als ob er von Norden her, n
den Japygem, nach Süden gewandert sei, während beide Nam<
vielleicht ganz und gar den Messapiern gehören und nach Grieche
land zurückweisen, wo ein Brenthe z. B. beim arkadischen Gort,
bekannt. Doch mag das dahingestellt bleiben. Die streitbaren Jap;
ger, die ehemaligen Japoden, die alles Andre als ein Schiffervoi
waren und sich in Apulien überall von der Küste zurückziehe
{Philol. a. 0. 517), kommen für Norditalien, wie man auch d;
Erwähnung des Japuscum genus in den Iguvinischen Tafeln aaffiu
sen und diese selbst datiren möge, als geschichtlicher Factc
überhaupt nicht in Betracht. Wer weiss ob sie überhaupt auf die
Sern Wege eingewandert sind und nicht auf Fähren direkt vo
den dalmatischen Inseln nach Pelagosa, den Tremiten und den
Garganns übersetzten.
Den Lesern, welche mir seit 1897 gefolgt sind, sei hier zun
Schlüsse ein Ueberblick über die Ergebnisse der fünf Kapitel ge
geben: I) die Messapia (^) R. M. XII behandelte die südlichst
Landschaft, zu welcher die Hafenstadt Gnathia als ein integri
render Teil gehörte; II) Die Peucetia B. M. XIV, die Mittel
landschaft, die der Peuketier oder Poedikoler, welche im 5. Jth
rhundert ihre Grenzen ersichtlich nach Norden durch das Gebie
von Ruvo und nach Süden durch Gnatliia erweiterte: vgl. II]
(*) Auch die Peuc. 76 vorgebrachten Gründe finde ich nicht meh:
stichhaltig.
C) Ueber die Namen der Sallentiner und Calabrischen Halbinsel, übe
das Geographische überhaupt s. Philol. 1906.
I>TE KEHAXIK I>C8 TOnGRfBCHISCHBN APULIEN'S
250
S. 221-229: III) Die Dannia, B. M. XIX; IV) FortsetzuDg
vom MI; V) TarenL
Nach dem Stand der Dioge, den ich im Winter 1894-95 in
Apulieo vorfand, wo es an systematischen, wissenschaftlich con-
ti'olierten Ausgrabungen und an genauen Fiindberichten fehlte,
bot. lim in die Knltni' Alt-Apiilieus einzudringen und speziell den
Zustand vor der Helleniäiening zu erforschen, nur das keramische
Material eine eioigermassen genügende oder wenigstens ausgiebige
Grundlage* Anderes Material und Beobachtungen an Ort und
Stelle konnten sich erst mit der Zeit hiniugesellen. Dass die Un-
tersuchung sich auf die Eisenzeit beschränkte, brauchte damals
nicht ausdrücklich gesagt und begründet zu werden; man kannte
ja die älteren, seither ausgegrabenen Stationen noch niclit; übri-
gens würden deren Ergebnisse nichts an der vorliegenden Arbeit
geändert haben. Denn wir haben eine nach oben hin deutlich
begrenzte Kulturphase vor uns, an deren Eingang, wie von vorn-
herein betont wurde (I, 202. 258), für uns die Fundgnippen von
der Tarentiner Neustadt stehen; diejenigen der Japyger und der
mit ihnen eng Hirten Messapier. Sie steht mit jenen ältesten
Kulturen in keinem erkennbaren Verwandtschaftsverhältnisse und
trägt so sehr ihr eigenstes Gepräge, dass etwaige üeberbleibsel
aus jener Vorzeit dagegen nicht aufkommen. Schon die Sitte der
Bestattung statt des Verbrennens verrät den Bruch mit den Ge-
bräuehen der italischen Bronzezeit: mag man die Hügelgräber
{ßulL Pal. 30, 32) oder die Taientintjr Spuren oder die ganze
Folgezeit ins Auge fassen. Dabei herrschen aber teils Villanova-
ähnliche Typen, teils anderweitige Einflüsse, die wir den Messa-
piern zuschreiben. Diese letzteren sind es wohl gewesen, welche
der vorhellenischen Keramik Apuliens ihren Stempel aufdrückten
und ihr ihre besondere künstlerische Stellung anwiesen, weit über
allem was andere Teile der Apeninenhalbinsel auf diesem Gebiete
geleistet haben. Zunächst freilich wird ihre Tätigkeit durch die
Lakedämonische Eroberung Tarents unterbrochen, ura erst weit
über ein Jahriiundert später wieder einzusetzen, nunmehr mit im-
mer stärkerer Beteiligung der Japyger selbst, und unter Aufnahme
neuer, teils italischer, teils überseeischer Elemente in Gerätformeii
und Dekoration; dabei spielt öfter Kypriscbes mit herein, aber
auch anderes, das sich nur noch nicht ebenso leicht bestimmen lässtr
260 M. MAYER
Das reichhaltigste Material liefert unstreitig die Daunia oq
EiDSchluss Buvo's, diejenige Landschaft, wo auch noch später, na^
dem Ausscheiden Kuvo's, die Vorliebe für diese bunte Art y<
Gerätschaft fortbestand, in Canosa sogar bis tief ins 4. Jahrhnndei
während die mancherlei Fabriken nördlich, überhaupt jenseits to
Auädus schon früher damit aufhörten. Vereinzelte Sparen dies«
Kunstübung, die über das Daunische Gebiet hinausführen, ii
Frentanergebiet, und in Vasto d'Aimone, Histonium (oben 17^
sind wandernden Techniten aus Apulien zuzuschreiben. Auf solcli
beweglichen Elemente deuten indirekt auch die mancherlei Koi
rektureu der Zeichnung vom Ruveser Gebiet nordwärts (oben 168
III 808), insofern der erste Entwurf stets die Kegel zu durefabre
eben strebt und dann beseitigt wird zu Gunsten des feststehendei
Systems, wie es jede der drei Landschaften nach ihrem besondere!
Geschmacke ausprägte und consequent weiterbildete.
lu einfacheren Formen, im Gerät wie Ornamentik, bewegt
sich die Peucetia, die aber seit der Neige des 5. Jahrb. also
früher als das übrige Apulieu. der Hellenisirung zustrebt, voran
die Ortschaften Ceglie bei Bari und Ruvo (II 47. 52. III 218.
202, iVotiiie 1896, 542 f. 1900, 506). In der kurzen, aber ori-
ginellen Eiitwickelung, die der geometrische Stil hier erlebte
(seit Mitte des 6. Jabrh. III 206. II 46, noch früher II 55),
tritt namentlich die Einführung und virtuose Behandlung der
dreieckigen und gemischten Mäander-Motive bedeutsam hervor,
mehr als andere, dem Villanova-Stil verwandte Erscheiniuigen.
Am spärliclisten ist der geometrische Malstil in der südlichen
Halbinsel vertreten; es ist als ob sich dort die Sprengkraft der
fremden Invasion am stärksten fühlbar machte. Seine kümmerli-
chen Beste werden fast von Anfang au — unsere Kenntnis reicht
bis jetzt freilich kaum oder wenig über 500 hinauf — von al-
lerband Griechischem überwuchert, teils pflanzlichen, teils ander-
weitigen Elementen, ganz besonders jung Milesischen und Bho-
dischen: nicht umsonst sind die beiden Centren der Produktion
Bhodiae (Bugge bei Lecce) und Gnatbia, also zwei Ortschaften, die
aus Bhodischen Colonien hervorgegangen waren (Gnathia s. III
227). Diese griechisclien Beziehungen waren also noch lebendig
in einer Zeit, wo die Hauptbevölkerung durchaus eine Japygisch-
Messapische geworden: eines der archaischen Produkte von Qua-
DIE REHAMIK DES VORüHt ECUISCHEN iü*tJL1£KS
261
thia mit messapischen BeischrifteD rühmt sich sogar fieiner japy-
gischeD Herkuaft (I, 234); jedenfalls in Folge der gewaltigen
Kriegserfolge voa 473; solche Beiöchrift bedeutet mehr ala der
blosse OrtSDame, den eine Schale aus der Gegend voq Azetium
(II 39) aufzuweisen scheint Schärfer als in der Malerei hat die
Südhalbinsel ihre Eigeotdmlichkeit in deo Oefässformeo ausge*
prägt; der aparteste dieser Typen, die Torzelle oder Trozelle,
findet sich in der Tat nur hier und zwar aller Orten in dem
durch die Linie Tareot-Egnatia begrenzten G*?biete; in Tarent
selbst nicht, aus guten örüodeD ; in der Ortsliste h 203 ist Pu-
tignaoo zu streichen (vgl, HI 192), und San Marzano (ebd.) sowie
Maaduria einzusetzen ('). Darüber hinaus kommen nur vereinzelte,
als solche erkennbare Nachahmungen vor. Man kann auch bt^merken
(I 223), dasB sich das Verbreitungsgebiet dieser Klasse von Pro-
dukten ziemlich genau mit demjenigeii der allerdings erst im
4. Jahrh. einsetzenden Messapischen Steioinschriften deckt; die
darüber hitiausliegenden Dialekt-Inschriften in Stein sind unsi-
cher (*) oder falsch (III 190, Fig. 1).
Die Umwandlung des Geschmackes nach der helleoischeo
Seite, die Nachahmungsversuche, das Aufkooimen griechischer,
zunächst noch ohne Firniss in der Weise des Landes arbeitender
Fabriken , dieser ganze Prozess beginnen der Hellenisierung
tässt sich noch deutlich verfolgen, freilich nicht im Rahmen der
hier vorgelegten Untersuchung, Auch der späte Canosiner Misch-
stil, welcher im 4. Jahrhundert den erstorbenen geometrischen
ablöst und mit den Messapiern nichts mehr zu tun hat. vemr-
beitet wesentlich klassisch griechische, ja schon griechisch-ita-
lische Motive, fällt also ausserhalb unseres Themas, und hätte
sich nur in einem Anhang erörtern lassen. Ohnehin überschritt
schon die der älteren Epoche gewidmete Arbeit die gewöhnlichen
Grenzen dieser « Mitteilungen »; sie hatte sich, wie vorauszusehen
war, zu einer Culturstudie erweitert, welche auch die Graber -
und Stadt- Anlagen, die loiport- Verhältnisse und manches Andere,
das sich in Fortgang der Localforschungen ergab, nicht unbe-
(») Dortige Exemplare aufbewahrt daselbst bei Dottore Oiov. Camerttno.
(■) Diejenige von Monupoli, also aus iler nächsten Xachbarschaft von
EjETttatia, ist nicht falsch» aber 'nur ans Abschrift bekannt. III, 100, An-
merkg^. l.
2f^
M. KATXRt DUE KBftAHfK DEi TOHORtCCarrSCHSef APITLIB^fl
rücksichtijt Hess (III Einleitung, vgl. Philol. 1906). So isi
gekomnidfi. dasi »chltesslicb die vergleichende AoalTse der nd
schiedeoaii geometmcheD Stilgattungen Apuliens und ihres Yerhill
nifsei xti den altgriechischen keinen Plats mehr finden könnte.
unter den verschiedenen Oertlichkeiien« welche wftbrend d4
Jahrzehnt! arfhäolagischer Erschliessung Äpulieos 1895-1901
von mir neu in die Archäologie eingeführt oder »aweit ii^|
sucht wurden als ohne nmfSngliche AuignibiuigeD möglich, iml
Putignano eine wichtigere Stelle eingenomnien bmbea ab luc
den wenigen bis dahin gemachten Funden zn erwarten geweae
wäre. Dort liegt in einem Hilgel die alte Culthöhle von San Mi
chele, das minder berühmte Gegenstück zu der Bergbdhle toa
Garganus. Dort lasst sich die Entwickelung der Dinge sehnttweisi
verfolgen (II 55. III. 207) und bieten sieh in der älteren PhM
des geometrischen Stiles noch BerühruDifspunkte (vgL II Taf. 1
Fig. 1 u, 4) mit dem der sfldlichen Halbindel, welche Dacbbel
bei der stärkeren Differenziening der regionalen Stil weisen vef'
schwinden. Manches deutet nach Westen in das Hinterland von
Tarent und MetapoDt. Andererseits entbehrte Putignano von jehei
nicht der Verbindungen mit der östlichen Meeresküste, also dei
von Gnathia. namentlich wenn das dazwischen liegende Qrwam
(n«!JrdL von Fasano, I 2:36, Philol. 422) erst eine illyrische Grfi^
ung sein sollte, etwa wie Genuäium zwischen Matera und
messapischen Ur-Metapont (V). Der Nvmphenknlt und das Fei
wunder von Goathia (Hör. SaL I 5.97: Plin. 11 240) scheint
dem Märchen von den Messapischen Hirten und der Pans-Grotta
wiederzukehren, welche wir unabhängig von jenem Zeugnis in Pi^
tignano lokalisierten (11 69 (f.). fl
Die raancherlei Hindeutungen der antiken Literatur auf ErA
scheinen wesentlich die Küste der südlichen Halbinsel anzugeben«
Und was sich zu ihrer Erklärung, auch vom archäologischen Stand'
punkte aus, vorbringen lässt, greift in eine der Japyger-Zeit vor*
ausliegende Epoche zurück. Die hier zum ersten Male bekannt
gemachte Keramik des 8. bis 4. Jahrb. vor Chr. bietet dafOc
keine sicheren Anhaltspunke.
Berlin, M. Mayer*
{'} Mi-.lfetta 187, Phibl. 1906, 524.
METRISCHES AUS POMPEJL
I.
SI QVIS NON VIDI VIINIIRHM QVAM MA
rVPA MIIA ASPICIAT TALIS IlT
Diese Inschrift {CIL IV SuppL 6842) steht auf der Eid-
gangswand des Atriums VI 16, 15; sie ist herausgegeben von
Sogliano Not. (L sc. 1908 S. 64 und 192. Die Lesung ist sicher
bis auf die Zeilenschlusse ; vidi{i) und pupa{m) mea{m) wird leicht
ergänzt. Es ist ein Distichon; rechts ist der Stuck abgebrochen
und es fehlt der Schliiss beider Verse. Das Erhaltene kommt den
Antepagmenta einer Thür so nahe, dass ntir noch für etwa vier
Buchstaben Platz war; es ist also wohl anzunehmen, dass die
Schrift sich auf die Yielleicht mit Stuck, sonst mit Farbe überzo-
genen Antepagmenta fortsetzte.
Am Schhiss der ersten Zeile hat Sogliano nur ^ I ; das fol-
gende Zeichen war wohl, als er abschrieb, schon von dem modernen
Stuck bedeckt, mit dem man den Rand des antiken verkleiden
musste. Ich habe in CIL IV SuppL transcribirt na; die Schrift-
züge lassen es zu; es bietet jedoch, so viel ich sehe, keinen be-
friedigenden Versschluss. Aber das letzte Zeichen kann auch Best
eines N sein: dann ist zu lesen PIN und zu ergänzen /JiVi.r// mit
dem Namen eines Malers, der mit einem Vokal anfangen musste:
doch wohl sicher Apeltes.
Am Schluss der zweiten Zeile war ein geringer Best sichtbar,
mit dem, wie es scheint, nichts anzufangen ist Es muss ein Vokal
sein. Dann aber ist nur V möglich, und voo da aus tinde ich keine
brauchbare Ergänzung; so wird wohl jener Best eine zufällige,
264 A. MAU
Dicht zugehörige Linie sein. Auszuschliessen ist wohl talis ei ilk
fuit. Denn si quis non vidit besagt doch, dass es auch Leute gab
die das Bild gesehen hatten, und das ganze Distichon setzt Torans
dass der Schreiber selbst es gesehen hat. Also etwa talis et ÜU
manet? Der Schreiber hätte dann in Born das Bild gesehen onc
hier der so erworbenen Kenntniss Ausdruck g^eben. Aber es komm
dann etwas fremdartiges in das Gedicht. Sein Vorwurf ist docl
der Preis des Mädchens ; so aber wird es zu einer archäologische!
Belehrung. Und ich meine, das Epigramm endet besser, wem
Subjekt des Schlussverbums das Mädchen ist und in ihr Lob da:
GaDze ausklingt: etwa talis et illa nitet? Ich finde kein besserem
Verbum. Illa auf die zuletzt erwähnte pupa zu beziehen, hat be
dem hinlänglich belegten Sprachgebrauch der pompejanischen In
Schriften keine Schwierigkeit: CIL IV 635. 1645. 1880. 1824
1884. 3409. 4304. Also:
Si quis non vidi{t) Venerem quam pin[xit ApellesJ^
Pupa{m) mea(m) aspiciat; talis et [illa nitet f}.
II.
Die Inschrift hat aber auch noch ein metrisches Interesse
weil in pupa{m) mea{m) mit dem ersten ausgelassenen m auch
die Position wegfällt. Dieselbe Verkürzung hatte ich angenommen
(Mitt. XX 1904 S. 265) in der Inschrift CIL IV Suppl. 4556,
Buecheler Carm, ep. 929:
Semper, M{arcu), Terentius Eudoxsus \ unus. (supstenet) amicos
FL tenet \ et, tulat. supstenet, omne, modu
wo mir am Schluss omne{m) modu(m) das wahrscheinlichste schien
und noch scheint. Dem gegenüber behauptet F. C. Wick ( Vindi-
ciae carminum Pompeianorum, in Ätti d. Äcc. di Napoli XXVI,
S. 10 f. des SA), dass in pompejanischen Versen durch Wegfall
des auslautenden m nie die Silbe kurz wird. Erstens, Corssen
(Ausspr. P S. 273) habe es gesagt. Das ist ein Missverständniss :
Corssen sagt, dass meistens das m geschrieben wird und dann na-
türlich Position macht. Zweiteos, um es zu beweisen genüge der
Hinweis auf Buecheler n. 950 [CIL IV SuppL 5296): Saepe ego
METRISCBCS ACS POMPEJI
cu(m) media ingilare(m) perdita nocte. Ak gäbe es viele solche
Beispiele! Es gab ihrer damals grade noch zwei: CIL IV 1516:
hie ego nunc fuiui formosaim) forma puella{m) und SuppL 6892
(Wick n. 42): quisquis amat nigra{m) nigris carboniöus ardeL
Dazu kommt jetzt ein drittes, noch unediertes CIL IV SuppL 7038»
wo es heisst pO€na(m) paiiare. Und was sollen denn diese Bei-
spiele beweisen? Schreiber und Dichter brauchten doch nicht iden-
tisch zu sein: Buech* 950 ist eine Art Cento ans allerlei Renii-
niszenzen; über Sappl* 6892 s. unten S. 261. Es ist also sehr
möglich, sogar wahrscheinlich, dass die Verse auf Grund der vollen
Form gedichtet wurden; zu IV 1516 hat gar ein zweites Exemplar
(1517) formosam. Liess dann ein nachlässiger Schreiber das m aus,
was soll daraus folgen ?
Hingegen die verstümmelte Form mit Verkürzung geht not-
wendig auf den Dichter selbst zurück. So in unserem Distichon
pupa{m) mea, so Buecheler Carm. ep, 373 (43-70 n, Chr.) felic€(m)
morari, so ebenda 422 (126 n. Chn), 11: pietaie{m) rependere
ma(?v\ 14: ferale(m) diem, 17: morienle[m\ viderenL, 465.8:
victima{m) sacris, 14 ferale(m) upulii. 475, 1: pietüte{m) pa-
renlis, 4: luce(m) videre, 5: poscere{)n) munus, 9; terra(m)
leve(m) optetis . . . fartuna(m} beata(m), 4S4,ii: regione(m) pe-
deHrevu 496, 2 : dece(m) meusibus octo, 505, 2 : arka{m) pa-
renies, 512.1 : mea{m) viia(m) demomtro, 517, 1 : poU morte(m)
maritßs 528,4: cum luce{m) reliquit. 529,1: poit morte{m)
(uorum, 1184,13: fhs ego certm(m) aovum, 1186,12 ei spem
certi$stma{m) f regit. 1190,1: post morieim) sepvlcri, 4: post
morie{m) cavemus, 6: fine(m\ labarum, 1194,2: mö7He{m) «w-
hirem. 1216, 1 ; post morte{m) rehquiL Hier überall ist das m
ausgelassen um die Silbe kurz zu machen. Ganz zu schweigen von
älterem: eHim, dessen m bei den Komikern und hei Ennius (Ann.
371 Vahlen: non enim rumores) keine Position macht, und noenu
bei Lucrez {III 199: noenu potesf, IV 712: noeHH quetmt) und
Lucilius (907: si noenu molestumstu S. Leo, Plaiitin, Forschun-
gen S. 302-307. Stowaaser, Wiener Stud, XX VII 1905 S. 212 f.
Dass in der Endorusinschrift omne modn durch Verszwang»
also nicht aus dem gut in den Vers passenden omnimodum oder
amntmodo entstanden sei, schloss ich auch daraus, dass • der
inze übrige Text fehlerfrei ist «. Das war rielleicht etwas ungenau
266 A. MAU
ausgedrückt Herr Wick macht Eudoxtui und suptlenei gelteod
und nennt den Schreiber hominem rudern ei ineondUum, nequi
reeie pronuntianiem neque seribendi periium. Aber xs^ pst siod
Archaismen, wie M(areu), und wie sie anch sonst in Pompeji
Yorkoromen. Wie oft xs sich auch in sonst tadellosen, anch öffent-
lichen Inschriften findet, darüber kann der Index irgend eines
Corpusbandes Auskunft geben. So schrieb er, weil er es so in der
Schule gelernt hatte : die Inschrift, auf einer Wand dritten Stiles,
kann in die Zeit des Augustus zurückreichen, der Schreiber konnte
schon bejahrt sein und sein Lehrer war vielleicht ein alter Mann.
Wie viele schreiben noch jetzt in Deutsciiland • Theil, Noth • und
ähnliches ! Supstenet sprach man doch in Pompeji gewiss nicht, se
wenig wie opseuUat oder obseuUat (IV 2360. 4008) nnd supstulit
(IV Suppl. 5296 = Buech. 950). Auch das e in eupslenet
mochte ihm und seinem Lehrer als richtig, höchstens als Ar-
chaismus erscheinen, da hier die volkstümliche Aussprache, der
Schwächung entgegenwirkend, den Wurtelvokal bewahrt hatte;
vgl. CIL I 88 optenui, IX 2243 (städtische Inschrift aus Telesia)
abslenentissimo, X 8059, 386 (Signaculum) substenendu Aber
omne modu hatte er gewiss nicht in der Schule gelernt; stände es
für omnimodo oder omaimoium, so käme zu den zwei Vulgarismen
noch die falsche Interpunktion, alles dies in acht Buchstaben,
grade da, wo das nächstliegende omai modo nicht in den Vers
ging. Da ist doch schwer dem Schlnss auszuweichen, dass hier die
Volkssprache der Versnot zu Hülfe kam, wie in pupa{m) mea{m)
und den oben citierten metrischen Grabschriften, also omnimodum.
omnimodo im Wortschatz des Schreibers fehlte. Mir scheinen diese
Erwägungen schwerwiegender als der ungewöhnliche Gebrauch des
Accusativs, der doch auch vielleicht aus der Volkssprache stammt.
MauuiS certus iudicat sagt Herr Wick in Bezug auf omne
modu, obgleich ich mich hinlänglich vorsichtig ausgedrückt hatte.
Das ist harmlose Rhetorik. Wenn er aber S. 14 sagt, ich hätte
behauptet {certumque adßrmatitem\ in der Pero-Inschrift (bei ihm
n. 1) sei terrißcas locus, aspice iam ... replente iument lesbar,
so mag er sehen, wie er das verantworten will. Es ist auch nicht
wahr, dass ich über diese Inschrift etwas non publiei iuris ge-
schrieben habe; der betreffende Artikel steht in diesen Mittei-
lungen XX 1905 S. 380-882.
METRtSCBXS AUS FOMPSJI
267
QVISQVIS AMAT NIGRA NIGRIS • CARBONIBVS * ARDET
NIGRA CVM VIDEO MORA • LIBENTER AEDEO
Diese Inachrift stand auf einer Wand einer Villa, die in Boseo-
trecase bei Gelegenheit des Baues der elektrischen Eisenbahn ge-
funden wurde und von Herrn Santini, dem Besitzer des Grund-
stückes, leider nur zum Teil ausgegraben werden konnte; jetzt ist
sie in Pompeji, Sie ist publiciert, mit einer sonderbaren Erklärung,
von Wick ( Vindiciae n. 42), dem sie von Sogliano mitgeteilt wurde.
Es ist ungewöhnlich grosse und sehr sch^^oe Cursivschrift Aber der
Schreiber war in der Orthographie weniger stark als in der Kalli-
graphie: zweimal nigra{m) und aedeo statt edo , Aus letzterem
Fehler dürfen wir wohl achiiessen, dass er nicht der Verfasser des
Distichons ist.
Die Erklärung der ziemlich albernen Verse ist nicht schwierig.
V. 1 sagt: die schwarzhaaiigen Mädchen erregen besonders heisi>e
Liebe: V, 2: für mich haben die Schwarzen besondere Anziehunp-
kraft. Beides unter dem Bilde von Dingen» die aucli schwarz sind:
wer eine Schwarze liebt der brennt wie auf schwarzen Kohlen;
sehe ich eine Schwarze, so begehre ich sie, wie ich (schwarze)
Maulbeeren gern esse*
A. Mac,
SITZL-XGEX UND ERNENNUNGEN
1 11. Dezember 1H08 ( Festsitzung zur Feier des Oebartstagw
|i ckelinanns): J. Wilpert. Die Mosaiken von S.
\ giore.
I 8. Januar 1909: Ch. Huelsbn, Das Barberinische
) buch des Giuliaiio da Sangallo.
Zur Winckelinanusta^e wurde ernannt zmn niflontlloNj
Mitgliede des iDöitituts:
Hr. H. v.>N (teymuem.er in Baden-Baden.
I»l:«'i KKKHLKl:-r.Kl:I^'HTItU'NO.
>. IT-? /. :;. .*. .• V. '1.. s. ISO Z. 10 V. n.,
S. I-l >: 1. >. 1-' Z. 11, S. l'^O Z. 17 V. n.
-■r. Tl. VIII >tatt VI.
AV.. >c: '■-.-:. ;, : 12. .IniiMav 1I*'M:».
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AUGUST MAU
15, X. 1840 - 6. ni. 1909.
GredAchtnisworie, bei der Totenfeier am 9. HL 1009 gesfrocben.
HochaDsehnliche Ttatierversararalung !
Im Namen des Kaiserlich deutschen Archäologischen Idsü-
iuts, das ich als Stellvertreter des leider in weiter Ferne wei-
lenden Sekretars Professor Hülsen zu leiten habe, zugleich im
Namen seiner Zentraldirektion in Berlin» die mich liierhergesandt
hat, erfülle ich die schwere und doch schöne Pflicht, an einen der
beaten Männer, die unserer Anstalt jemals gedient haben, den
letzten Äbschiedsgnisz zu richten* Ich will versuchen, so gut es
meine schwachen Kräfte, die kurze Zeit imd der frische persön-
liche Schmerz gestatten, zu sagen, was für ein Mann August Mati
o^ewesen ist, was er für unsere Wissenschaft und für das Institut
geleistet hat.
Er war ein Sohn des fernsten deutschen Nordens, jenes meer-
umschlungenen, einst so heiss umstrittenen Landes, dem die
klassische Altertumskunde eine Reihe der bedeutendsten Forscher
zu verdanken hat, darunter, um nur zwei der gröszten unter den Toten
zu nennen, Theodor Mommseo und Otto Jahn, einen Kieler
Mitbürger unseres Verstorbenen, zugleich einen seiner maaszge-
benden Lehrer. Den Stempel dieser nordischen Herkunft trug Mau
an seinem ganzen Wesen: in den hellen, klaren, blauen Augen,
in dem gelassenen, zurückhaltenden, etwas ungelenken Auftreten«
in der bedächtigen, zähen Tatkraft, in der nüchteruen Klarheit
und Konsequenz des Denkens, in dem muntern trockenen Humor
und in der stilleD, goldenen Treue des Gemüts. Er war ein echter
und ein treuer Sohn seiner Heimat, der engern und erst recht der
18
270 AUOl'ST MAU
weiteren, deren Auferstehung aus langer Zerrissenheit er schou i
reiferen Jahren mit ganzem Hei-zen begrüsst hatte. Wenn ich de
kühl besonnenen Mann jemals habe schwärmen hören, so war (
in Träumen von der künftigen Grosse seines Volkes.
Aber diesem echten Deutschen und Norddeutschen, dem Soh
eines lutherisclien Theologen, war es beschieden, in Italien so fesi
Wurzeln zu schlagen wie vor ihm nur wenige, fast so tief wi
einst der jütländische Pastorssohn Jürgen Zoega. Was Man hiei
herführte war freilich nicht die alte deutsche Sehnsucht nach dei
Lande der Goldorangen und der Marmorbilder, sondern der Kamp
ums Dasein im wortlichen Sinne. Der junge Gymnasiallehrer musst
sein Amt in Glückstadt aufgeben und aus dem rauhen Klima de
Heimat fliehen, um Heilung von der rasch fortschreitenden Lun
genkrankheit zu suchen. Er fand diese Heilung, und eine tiefe
dankbare Liebe band ihn fortan an den blühenden Boden nnd der
milden Himmel Italiens. Die italienische Sprache beherrschte ei
in seltenem Maasse und seine natürliche Liebenswürdigkeit, innata
cortesia, wie einer von unsern italienischen Freunden gesagt hat,
steigerte sich unter dem Einflüsse der anmutigen Sitten des Lan-
des zu sicherer Urbanität. Eine Tochter Italiens, Amanda Ran-
danini, war es schliesslicli auch, die dem alternden Manne noch
des Glück der eigenen Häuslichkeit bereitete. Die Innigkeit dieses
späten Ehebundes zeigte sich auf ergreifende Weise in den letzten
Tagen, da der Totkranke kaum noch einen andern Wunsch aus-
zusprechen fand, als mit der eben vorangegangenen Lebensgefährtin
im gleichen Grabe wieder vereinigt zu werden.
Erst in Italien entwickelte sich auch Maus wissenschaftliche
Kraft und Eigenart. Als er, schon zweiunddreissig Jahre alt,
hierherkam, liatte er noch kaum Erhebliches zu leisten vermocht.
Das Wenige, was er bis dahin verfasst hatte, war rein philolo-
gisclier Natur, es bewegte sich auf dem Boden der Textkritik.
Auf diesem Gebiete blieb er auch weiterhin lange Jahre tätig,
aber zumeist nur um seinen Lebensunterhalt zu erwerben, als
gesuchter Helfer Anderer für die Vergleichung von Handschriften.
Auch diese Lohnarbeit hat er mit grösster Gewissenhaftigkeit und
von den besten Kennern anerkannter Meisterschaft geleistet.
Sein Hauptgebiet aber wurde hier die Denkmälerforschung, in
die ihn seine gleich Anfangs (1873) übernommene Stellung ak
ATOrST »lAÜ
271
Hilfsarbeiter am Archfiologischeii Institut aiuführte. Heraogezogen
Würde er dazu, irre ich nicht dank dem Eingreifen Mommsens,
Ton Wilhelm Henzen, dem stamm- und wesensvervvandten ersten
Sekretär der Anstalt, dessen Marmorbüste dort so freundlich auf
den Sarg herabsiebt. Doch nicht in Rom fand Mau sein eigentli-
ches Arbeitsfeld. Es entsprang wohl zngleich dem Bewnsstsein
beschränkter körperlicher Leistungsfähigkeit und der Richtung auf
gründlichste Erkenntnis, dass er sich ein scharf umgrenztes, nicht
allzu weites Gebiet erwählte, eine einzige antike Mittelstadt,
freilich eine solche, der sich an Vollständigkeit und damit au
vielseitiger Wichtigkeit des Befundes auch lieute noch, nach so
vielen Ausgrabungen, kaum eine andere zur Seite stellen kann.
Seinem Pompeü hat der Tote lange Jahre hindurch fast die ganze
Müsse der Sommerferien gewidmet. Wer ihm dort begegnete^ der
empfieng den Eindruck eines glücklichen Menschen, Wie seinem
Korper die warme Sonne und die frische Seeluft, so bebagte seiner
Seele die Herrlichkeit jener griechischen Landschaft, die weltab-
geschiedeoe Stille jener Stadt ohne Volksgetriebe, das Bewusstsein
immer sichererer Beherschung all" der weitreichenden Probleme,
welche sie der Forschung bietet, die wachsende Achtung und
Liebe aller, die dort neben und mit ihm wirkten, besonders auch
der itaüeniscben Beamten. Die jetzt in Pompeü tätigen, an der
Spitze Antonio SogHano, haben dem Institut in schönen Worten
ausgesprochen* wie viel ihnen der langjährige Freund und Berater
gegolten hat.
Der Anfang von Mau s pompeianischer Tätigkeit fiel in die
Zeit, als die Forschungen von M. Ruggiero, Fiorelli und de Petra,
von Richard Sch()ne und Heinrich Nissen Pompeü zur hohen Schule
einer Jahrhunderte umfassenden archäologischen Stadtgeschichte
machten. An Nissens herrliche * Pompeianische Studien * knüpfte
sein erstes Buch, die « Pompeianischen Beitrüge » von 1879 an*
Ohne den Wert jenes glänzenden Versuches umfassender Syn-
these zu verkennen, prüfte Mau in ruhiger, scharfer, vor keiner
Mühe zurückscheuender Kritik viele von Nissens Annahmen und
Koustruktionen auf iiire Haltbarkeit, beseitigte manche von ihnen
und ermittelte eine Fülle von Tatsachen weit genauer oder ganz neu.
So hat er auch später in einer unübersehbaren Heihe von Aufsätzen
unserer Institutsscbriften längst bekannte oder frisch ausgegrabene
I
272 AUGUST MAC
Denkmäler mit peinlicher Genauigkeit untersucht und für manche
von ihnen in unermüdlich wiederholter Nachprüfung fremder oder
eigener Arbeit schliesslicli alles Erkennbare festgestellt. Aber es
blieb nicht bei der Einzelbeobachtung, auch für Mau*s bedächti-
gere, nüchternere Art kam der Augenblick, wo er sich für zusam-
menfassende Darstellung weiterer Gebiete reif fühlte.
Zuerst wandte er sich der dekorativen Wandmalerei zu, die
neben den von Heibig und dann von Sogliano verzeichneten, von
ersterem in seinen weitblickenden • ünteruchungen « etwas ein-
seitig auf ihren Znsammenhang mit der hellenistischen Kunstü-
berlieferung geprüften Figurenbildern lange nicht genügend beachtet
worden war. Maus 1882 erschienene • Geschichte der dekorativen
Wandmalerei in Pompeii «, die mit den kampanischen auch die
stadtrömischen Ueberreste dieser Art zusammenfasst, ist wohl
seine bedeutendste Forschertat geblieben. Zu einer Zeit, als in Folge
der Entdeckung des Hellenismus der Gedanke, auch unter römischer
Herrschaft habe sich die Kunst noch oi-ganisch weiterentwickelt,
unserer Wissenschaft so gut wie ganz abhanden gekommen war,
zeigte Mau ein grosses, schönes Stück solcher Entwickelung, nicht
nur durch sorgfältiges chronologisches Aneinanderreihen eines wenig
bekannten, weitschichtigen Materials, das er zum Teil in den mei-
sterhaften Abbildungen Sikkards vorlegte, sondern gleich auch durch
scharfe und feine Charakteristik seiner vier • Stile «. Mag an
diesem Aufbau noch soviel Einzelnes, auch Wichtiges, berichtigt
oder noch zu berichtigen sein, im Ganzen darf er, soweit wir
überhaupt solche Urteile fällen dürfen, zu den unerschütterlichen
Grundtatsachen der Kunstgeschiclite gezählt werden. Wenn etwas
den hoben Wert dieses Buches beeinträchtigte, so war es die von
Schwerfälligkeit nicht ganz freie Dai-stellung.
Hierin zeigen die spätem Werke des rastlos an sich selbst
arbeitenden M«innes einen bedeutenden Fortschritt: das eben in
zweiter Auflage erschienene Buch << Pompeii in Leben und Kunst »,
eine übersichtliche , gemeinverständliche Zusammenfassung von
allem, was Jahrhunderte des Forschens dort zu Tage brachten,
und erst recht der schon vier Mal gedruckte «Führer», eine
musterhaft knappe und klare üebersicht des Wissenswertesten.
Nicht nur in diesen Schriften, auch persönlich ist der Tote zahllosen
Gelehrten und Gebildeten der eigenen und fremder Nationen ein
AUGUST MAO 973
sachkimdiger und liebeDswurdiger Führer durcli seine Stadt gewesen.
Wie sehr ihm diese im Auftrag unseres Instituts alljährlich
ausgeübte Tätigkeit am Herzen lag, zeigte sich noch wenige Stunden
vor dem Ende, als er mich mit dem Ausdruck der Besorgnis
malmte, im Fall der Not rechtzeitig an Ersatz zu denken. Auch
brieflich war er allzeit zur Auskunft über pompeiaDische Fragen
bereit Diese vollendete, Jedem zugängliche Kennerschaft ist nicht
zw ersetzen.
Auf auszerpompeianische Denkmäler hat sich Mau's archäolo-
gische Arbeit nur selten erstreckt, Indess gelang seinem an das
Entwirren komplizierter architektonischer Tatbestände gew«ihnten
Blick selbst auf dem vieldurcfiforschten Forum Romanum ein so
schöner Fund, wie das Herausloseu des Kerns der caesarischen
Rostra aus den spätem Umbauten. Auch sonst ward er, von seinem
beschränkten Gebiet aus, ein Lehrer für alle, die irgendwo, zum
Beispiel in Priene oder in Thera, vor ähnliche Aufgaben gestellt
waren.
Die zentrale Bedeutung Pompeii^s für die Kenntnis des an-
tiken Privatlebens machte den Verstorbenen zum gesuchtesten
Bearbeiter dieses Gebietes in den Handbüchern, zuletzt in der
Erneuerung von Pauly's Realencyklopädie, Hier am ehesten werden
die Grenzen seines Horizontes fühlbar, besonders wohl das Fehlen
unmittelbarer Anschauung der griechischen Welt. Doch wie immer
beschränkt auch sein wissenschaftliches Schaffen sein mag, es steht
doch gross und ehrfurchtgebietend da in seiner unbestechlichen
Wahrheitstüebe, seiner tiefen Gründlichkeit, seiner aller Phrase
abholden Schlichtheit und der überall hindurcbleuchtenden Liebe
zur Sache.
Neben dieser wissenechaftlicheu Ai"beit gieng, wie gesagt, von
Anbeginn Mau's amtliche Tätigkeit für das Institut einher, Sie
galt vor allem unserer reichen Bibliothek, in der wir ihm nach
Verdienst die Totenfeier begehen. Lange Jahre hat er als Gehilfe
Henzens und Helbigs einen immer wachsenden Anteil an ihrer
Verwaltung genommen. Als diese dann einer jungem Kraft anver-
traut wurde, behielt Mau die grosze Arbeit am Realkatalog, dessen
2wei erschienene Bände rasch unter die wichtigsten Hilfsmittel
der Forschung eingerückt sind, ein Werk ausgebreiteter Gelehr-
samkeit und grösster Umsicht. Wir fi^agen mit ernster Sorge: wer
274 AU0C8T MAU
besitzt mit diesen Eigeuschaften den stillen, entsaguogsTol]
Fleiss des Geschiedenen, um uns das Werk za Tollenden?
Aber noch schwerer als den Gelehrten und Beamten werd
wir doch den Menschen vermissen, diesen Mann mit dem besc
nenen. scharfen urteil und dem reinen, gütigen Herzen, mit d
ruhigen Selbstachtung und der rührenden Anspmchslosigkeit, diesi
gnindvornehmen Mann, in dem kein Falsch und kein Neid wa
soviel Entsagung ihm auch das Leben auferlegte. Das Irstitut wii
es ihm niemals vergessen, wie treu und freudig er ihm in U
scheideuer Nebenstellung zu dienen fortfuhr, auch nachdem es durc
die flacht der Umstände entschieden war. dass ihm keiner von dei
beiden leitenden Posten zu Teil werden sollte. Und wie iinzahli«
vielen Einzelnen bleibt August Mau eine unvergesslich teure £rin
nerung aus sonnigen, römischen oder pompeianischen Tagen. Be-
sonders der langen Reihe der capitolinischen « ragazzi », derea
Mittelpunkt er, noch unverheiratet, wir sagten im Scherz als « capo
ragazzo », gebildet hat. Wenn wir in Henzen den Vater des Insti-
tuts verehrten, so war uns Mau wie ein älterer, vielerfahrener
Bruder, zu dem wir mit all* unsem Sorgen, wissenschaftlichen wie
praktischen, kommen durften. Er hatte für jeden einen guten Bat,
einen nützlichen Wink oder ein unaufdringliches Wort der War-
nung und. wenn es nötig war, auch die helfende Tat.
So wissen wir denn diesen Toten, dem all seine nahen Bluts-
verwandten ferne bleiben müssen, in aller Welt von einer solchen
Fülle dankbarer Verehrung und Liebe umgeben, dass sein Sarg
unter einem Berg von Blumen verschwinden würde, wenn alle,
denen er wert gewesen, ihm solchen Grusz zu senden vermöchten.
Auch so fehlt es ihm nicht an diesem Ehrenschmuck. Er kommt
von Verwandten und Freunden, von den Amtsgenossen, den ge-
gen wartio^en und den früheren, von den deutschen Schwester-
anstalten in Athen und Frankfurt a. M., von der Amerikanischen
hier in Kom, deren Zöglinge in Mau auch einen ihrer Lehrer ver-
lieren. Und nun lassen Sie auch mich, im Namen dieses altehr-
würdigen Instituts, einen Kranz auf den Sarg legen, für den
schlichten Mann einen schlichten Kranz: einen römischen Lorbeer
geziert mit den Farben des deutschen Beiches, als Zeichen seiner
unvergänglichen Verdienste um unsere Wissenschaft und nnsere
Anstalt, um sein Vaterland und diese seine schöne Adoptivheimat.
Franz Stüdniczka.
LA VIA SALARIA
NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIETI
I.
Aiitichita della Salaria.
Incertezza snlla prioritä di costruzione
del suo doppio tracciato.
Con la passione che soltanto il culto delle cose belle e ca-
pace d'ispirare, mi diedi — anni sono — a licercare nella mia
regione nativa le poche reliquie rimaatevi deirantichissima via
Salaria nelVintento non solo di farne un inventario a difesa di
possibili fiiture manomissioni, ma altresi per iissare il suo vero
percorso.
Affidatami dal Governo la tutela dei monumenti nel circon-
dario di Cittaducale, limitai allora il lavoro al tratto svolgentesi
da Rieti fino ai contini dei circondarii di Ascoli e di Teramo (')
e lo proseguii poscia fino al mare Adriatico su tutta la linea
Reale — Castrum Truentinum (*).
Mi occupai di poi della diramazioDe della stessa via Salaria
che, sotto il Dome di via Caecilia, partendo dal XXXV miglio,
attraversava le alpestri regioni degli Equi, dei Sabini amiternini
(') Cf. Persichetti, Viaggio archeologico suUa via Salaria nel circon-
dario di Cittaducale. Roma, 18^3.
{^) Cf. Persichetti, La via Salaria nel circondario di Ascoli Piceno
(Hüll. ileiriiiBtit., a. 1903, pp. 274 sq.).
27<^i N. PBBSICHBTTI
e dei Piceni iDteramnensi per andare pare al mare a Castrui
Novnm, ad Hadria ed alle prossirae saliDB (').
Dopo ci6, ho crednto opportiiDO aggioDgere ai precedenti la
vori la ricerca e rillastrazione del primo tratto della classica n
— noD meno importante degli altri — che da Borna capo linej
menava a Reate, a fine cioi di completare lo studio di tutta h
rete ab Urbe — ad mare Iladriatieum.
Prima perö che io espoDga il nsultato di tali ultimo ioda-
gini in ordine alla Salaria in Borna e da Borna, e per non ripe-
tere quanto ho avnto occasione di dire nelle precedenti monografie,
farö soltanto qualche cenno preliminare della sna storia e mani-
festerö qnalche impressioDe posteriore ai miei precedenti lavori.
L*alta antichitä di detta via — rilevata da Strabone (*)y da
Festo (^) e da Plinio (^), coDfermata dal Niebnhr che la ritenoe
la piü antica delle vie (^), e rafforzata dal Mommsen (*) — e pa-
cifica fra gli archeologi : ma se tutti ricoDoscoDO che fu nna delle
strade piü vetuste aperte dal commercio umano, nessnno poti indi-
came neppure approssimativameDte Torigine.
Nulla di preciso invero e possibile dime.
Dalla tradizione si apprende che fosse strada sabina, ma ne
essa nö la storia ci dicoDo se i Sabioi la possedessero anterior-
mente alla fondazione di Borna, OTvero se Tebbero nei primi se-
(*) Cf. Persichetti, Alla ricerca della via Caecilia (BoU. deirinstit,
a. 1898. pp. 194-220; a. 1902, pp. 277-304).
(') Strabo, V, 3, I, p. 228, parlando dei Sabin! dice : « "Etf r^rcri di
6C €itx6iy ij re laXagüc öSög od noXXrj olaa^Big ^vxfft ^ Nmfievtdyfj cvfininrfi^
Xtttä "HgfjToy rf}g Zaßiyfjg xtouijy tnig roff Tißigeag XHfUrrp^, hnk^ xfjg tt^rfjf
iMfjg dQxouirij rfjg KoXXiyfjin,
(*) Festus, p. 327, Müll., « Salaria via Romae est appellata, quia per
eam Sabtni sal a mari deferehant n,
(*) Plinius, Ilistf Nat.<, XXXI, 89 « „.honoribtu etiam militiaequs in-
terponitur (<a/), salariis inde diclis magna apud antiquos auctoritate, iieut
adparet ex nomine Salariae viae quoniam illa saletn in Sabinoi portari
convenerat *».
(*) Cf. Niebhur, Ilist. Born., III, p. 285 ed. Golbery.
(*) II Mommsen, cui nulla b sfuggito di quanto si riferisco al mondo
roroano. in ordine alFantichitä della Salaria, O88er?o che: « L. Ifetelli cos,
a. u. c. 637 miliar ium inventum prope Asculum Picenum demoiutrat
multo ante viam ex Sabinis ad mare Iladriatieum perductam esse n {C. I, L.
IX, p. 438j.
LA VIA SALAItlA ^EI CmCOXOAllI! Dl HOMA E RIETI 277
coli di vita della niiova cittä; ue gli archeologi sono concordi
se gli stessi Sabioi preudessero il sale dalle spiagge tirrene o da
quelle adriatiche*
Neauclie si ha noHzia :*e i due traiü biforcaEti ad Antrodoeo
(Interöcrium) e vergeoti I'uno per Asculiim a Castrum Trueoti-
mim e Faltro per Amiteroura a Castrum Noviim — ambidiie
eontimiaDti la niimeraiione delle miglia ab ürbe — fossero stati
coötniiti contemporaneamente, o se Tiino siisseguentemente aU
l'altro.
Id tale osciiritä ed incertezza per difetto di notizie storiche,
epigraiiche o tradi/ionali, per avere qiialche lume non restava che
interrogare i pochi testimoni stradali siipeistiti allopera deleteria
del tempo ed a quella vaBdalica degli iiomini,
Queata h stata la mia cura, e, coq soddisfazioDe. posso dire
non § ritiscita interamente infruttiiosa.
Nelle varie mie peregrioazioDi attraverso i divem tronchi della
via, ho potiito constatare che la maniera inuraria Don e identica*
In parecehi liioghi si riscontrano res^ti di iiiuraglioni di Bostegno
delia via medesima, appartenetiti alla costnuione antichissioia
di Stile poligonale pelasgico od italico, a maasi eaormi irrego-
lari, conosciuti sotto il Dome i\*opus antiquam incertum, dei
qiiali se 8carseggia la regione dei Sabini, abbonda quella degli
Equi (M. In altri luoghi ai rioveogono avauzi di struttiira meuo an-
tica, di etä repiibblicana, di ^i\\^ €\oh pseudoisodommn; ed altrove
se ne trovano della piti bella e pura arte architettonica augustea,
od opus quadratum isodomam,
Di opus aniiquim incerlum, venti aoai or sono, ebbi la
Ventura di trovare in uiu iin litDgo e meraviglioso tratto di mu*
(') Di questi monaiiienti ve iio ha iino solo, kiä fplendido, nell'agro
amilernino (r, Persicht-tti. Acan:Q dt costrusfone pelatgica nelVagro amiUr-
nino (Bull. Jcirinst.. a. 1902; p|n 134-I48j. ma nc h ancora ricca la reierione che
fa abitata dapli Eqni» ofigi dcKa Cicohno (v. Bnnaen, Aniichi ttabiUminti
üßlici, Ann. deiriiiit . 1832» p. 210; lo steFso» CiUd italichi di coitruMWn0
foHgona, Bull, deirinätit,. 1829, p. S9; (^eihard, J/onumenti ditti cidopßu
Ann» deirinst., 182!?, p. 187; (M\, Monumenli di aniichimme citiä, BulL
deirinst. 183L p. 4 h Do<lw<;H, Views ond dexeriptions of Cyclopean er
Pilasgic remaim in Greece and !My, London, 1824 ; Kepp<;l Craven, Excur-
iiont in tke Ähruzü, Li^ndoit, 183^, rol I, p* 188.
280
S. PEHSieitETTI
coniposto (ii bloechi colossali ad opera iocerta apparteae
Qpoca prerotuana (cotn'ebbL a rilevare dalla prima valia cl
vidi) {^) perch^ coneTa una differenza immensa fra esBo e gli alt
varii avanzi di muragliooi fatti dai Bomani io epoche e restaa
posteriori, sullo sitesso stile. ma con massi meoo grandj^HBB
votii e piu regolarj, come, ad esempio, qnello che in partnHil
reata, nella tuedesima valle di Sigillo, in contrada Masso deWon
(ßg. 2) a valle del piano stradale sotto la prima rape iDtercis;
che vi BiDContra» su cui evvi 1 incavo di una edicola e quell»
per Vincasso di ima grande lapide, che sventurataineote h andat;
perduta (')«
Qiiesto muro, benchfe pure ad opera incerta, si rede chian
che k costniziöne di tempo assai piü tardo e piii progredito, es-
sendo composio di massi lavorati ed impiccoliti e doq gi4 enormi
e greizi come uscirono dalla cava, Esso» molto probabilmente ap-
partiene al restauro fattovi da Aiiguäto nel sito XI coosolato, nel-
TaDDO 738/9 di Roma, come ^\\h argomentarsi dal milliario LX Villi
da lui posto Vi presso, e che, nel 1891, ebbi la fortuna di ^|
venjrvi ('). E poiche il milliario medesimo giaceva cadato a meS
eosta da cui poteva precipttare nel öume, ebbi premura di farlo ri-
muorere da qiiel sito pericoloso, ed oggi trovasi eretto sol lianco
a monte della strada Quova, dove forma rammirazione di ttitti i
viandanti.
II SU cennato antichissimo nauraglioDe dello Sirambo del Pa-
ladino adunqne si distingueYa molto bene dalle altre opere poste*
riori pure ad opera iocerta, fatte hingo la linea ad imitazione
delle primitive ed a seconda che la coDfigurasione della campagna
richiedeva. fl
E se ö vero cid che uotava il Ciampini: « Jlabent saxa, la^
pideSy et quaecumque monumenla qmdammodo voees suas; quibut
non tarn gesia maiorum quam ei originem aetatemque suam abs-
que Ulla liiterarum mta bene advertentibus iadicanl » (^), in
base a quella teätimonianza topogratica d'indabbia fede h da rife^
p. 66,
(') Of. Perftichetti» Vtaggio iulta Salaria nel eifc, di Cittaducale^
(') Lc> stessü, i?i, p. 56 sg.
(') Lo stessOf hjt p. 64.
(*) et Ciampini, VeL Mon,, part. I, c. Tin, p. 65,
LA VIA SALARIA NEt CIRCONDAHH DI KOMA E HIETI 2Sl
iierbi come certo che — se non tutta — gran parte della grande
arteria transappeüüiDica della Salaria — verso il mare Adriatico —
fa costriiita io epoca preioinaDa, e che, qnando sorse Roma, i ro-
mani ebbero interesse di proluDgarla sino al)a Porta Collina della
loro cittä.
Man mano poi ehe crebbe la loro potenza e si estese la loro
dotiiinaziooe, per necessitä poüticbe e commerciali, ne veoDero
r-fer^
^:mB
Fig. 3. — Ponto Nascoflo presse CiTitatomassa.
facendo i restauri ed altre diiamazioni, come quella esegiiita sotto
il coßsolato di L, Cecilio Metello Diademato, per cui fii portata
Della regioua degli Eqiii, e fii restaurata a traverso TAppeaiiiDo
Inieramiu'um vorsus*
Ed uo esempio mirabile di pura struttura dell'epoca repub-
blicaDa e precisameate dei lavori fatti durante il consolato di esso
Cecilio Metello, nel 637/117, ce Toffre il cosiddetto Ponte Na-
scoso (fig. 3) presse Civitatomassa, nelFagro foriilauo od amiter-
nioo ('), costriiito fippuaio nd opiis pseudoisodomum, con blocchi la-
(•) er. Pcrsichetti» op. cit., p. 129 sg.
loealitä detta • Casa ViteUa«, noa lungi dal molioo di
TJmbricchio (0-
Di dsemplari poi splendidissimi della strnttura augast
opus quadratum isodcmum se ne hanoo ancora sulla ste
laria io molti paoti e speciaLmente, nel tratto fra lot
ed Amiternum, al Fosso di Rapello e allaltipiatio di Boeca
Coma (*), e sul tratto fra Interocrium ed Asculum, presso al Po
d'Arli, dora, alla localis detta Vene di S. Caierinay esiste
altisaimo e lunghissimo muraglione latsbito dal TroDto
(•) et Persichettj, Alla ricerca della via Qaecilia (BidL deUli
a. 1^02, p. 281».
(') Cf. Lo Btesso, Viaggio iulla Sataria mel circ. di Citta^
pp. 120 12a,
hk VIA SlLi^RIA KEI anCÖXÖARri »1 ROMA E RlEXr 283
cbe e il piü conservato e piii meranglioso avanzo stradale cos-
triiito da Augiisto (^).
Laondo il fatto che i Romani della Ralaria fecero una strada
propria, non basta a far riteoere ch'essa fosse stata da loro origina-
riamente costoiita; iavece non e liingi dal vero l'ipotesi contraria,
e eio§ che qnesta strada. la cai oiigine si perde nell'etä preistorica,
Fig. 5. — Bfafaglioiie della Sdlarla äul Tronto presso ArlL
fosse preromana; costnüta in ser?igio dei popoH italici e qiiindi det
sabini; imposta uoa da scopi poütici o Strategie!, ma dal commercio
del sale, e dalla natura stessa che ne tracciö il cnmniino attraverso
una depressiooe meravigliosa della catena oppenninica, che dalle
spiagge adriatiche e dalle valli del Vomano e del Tronto portava
le genti preromana alle valli dellAtenio e del Velino e da qiieste
alla valle del Tevere,
Per conseguenza ä anche da ritoDersi che se questa via sboc-
cava al Mare Superum — anl cni littorale era la mamio ad
Salinas — i sabioi prendessero il sale dalle spiaggie adriatiche
aozicbi dalle tirrene.
(') er Lo stesBO, la via Salaria nrl rlrcondario di Ascoli Pietno^
(Bull/deiriiist,» a. 1Ö03, p, 290).
281 N. PKRSICHF.TTI
Se poi dei due succennati rami della Salaria fosse antei
per costruzione qnello che passara per Asculum o quello per i
ternnm ncn ho potuto rilerarlo dallesame accurato dei mounn
stradali rimastici — relativainente in scarsissimo oumero — t
sull'una che sull'altra linea.
Sarebbe da ritenersi come piii probabile che la prima co
Dicazione transappenninica aperta fra la Sabina e rAdriatico 1
stata quella che passava per AmiterDiim come la piü breve
ma gli avanzi di quelle opere stradali da Antrodoco per Ami
Dom e per la valle dei Vomano nulla ofTrooo che avvalori qu
ipotesi, anzi la contraddiconu perche tntte quelle superstiti o]
d*arte sodo spiccatamente romane, alciine deirepoca repubblic
ed altre della imperiale.
iDvece, suU'arteria principale Interocrium-Asculum-Castt
TruentiDum, come ho detto di sopra, trovai il surricordato a?a
nello Strambo dei Paladino d'etä indubbiameDte preromana« oj
dovrebbesi riteoere come piü vetusta e primordiale la linea
Ascoli, la quäle per altro — se per chilometraggio, come oggi si
dirsi, era piü lunga — poteva pure riuscire piü agevole evitai
il doppio valico deirAppennino, obbligatorio per la lioea an
terniDa.
Purtroppo queste ricerche souo venute troppp tardi. Se fosse
State fatte prima, forse dai monumenti ora scomparsi si sarebi
otteouto qualclie liime di piü bu quanto in proposito la storia tac
e che oramai non pu6 noii rimacere dubbio, a meno che qualcl
fulura scoperta epigrafica iiou venga a diradare le teoebre.
(') Auche alla mente lUl Mommson balcn«» il dubbio die il primitiv
trainite della Salaria fossc stato piü breve, jindaiido ad Atri ed al mare pa
sando per Ainiterno, anzicbt; ]>er Ascöli, nella valle dei Tronlo, laddo^
8crisse: u Fortasse antiquo tempore Salaria tramite diverso eoque breviof
ex Sahinis ad litus /ladriaticum pervenit finiens non ad Truentumj seä a
Castrum Novum Iladriamre n. (C. IL. IX. p. 584). E, poco dopo, ivi a^
jfinnpe: « Videndum tarnen, ne antiquus Salariae terminus magis fuerit a
Amiternipn; id enim furtasse Straho indicare voluit cum ait (5, 3, 1, p. 225
Salariam percurrere oi/rurn Sobinorurn, cuiua ibidem commemorat oppid
Reate et Amiternum, eodeinque ducic, quod Coelim (apud Livium 26, 12
Hannibalem $i>jnißcat AmHerno profectum esse Reate ».
LA VIA SALAatA KE( CtRCOKDAflll PI KOMA £ RIETI
2B5
IL
Da Porta Colliiia a Ponte Salario.
Entraoda ueiresame del periodo storico, sarebbe superfluo ri-
corclare — essendo beD noto — che i Romani considerarono la
Salaria come una delle otto piü iüiportanti loro strade; le diedero
dei curatores, sceglieodoli oeHordine senatorio» o fm ragguardeiroli
persoaaggi (^); slnteressarono costaQtemeQte della sua conserTa-
stione dai primi tempi della repubblica fino agii iiltimi deirirapero,
come nleTasi dai tiiilliarii. rinveauti liingo la linea, di Metello«
Angusto, Traiano, Massenzio, Valente, Valeatiniano, Graziano e
Giuliaeo (*); e Bei pressi ielV Urbs la decoraroDO di splendidi ed
iDfiimierevoli nionumenti.
Non pertanto, volendo partire da Roma per qaeste ricerche;
• di ciö che in Roma stessa e nella plaga suburbana si riferisce'
alla Salaria, fard breve cenno.
üsciva essa dalla vetusta Porta Collioa {a Collibus Quin-
nali et Viminali) (^) del reciato di Servio TiiUia. Di questa strada
Bi serviroao i Galli per accedere a Borna e da questa porta ü
verilicö TiDfausta loro eatrata nella cittä, nell'anno 361 a. C. (O-
Anche Aanibale m presentö ianaazi ad essa con diiemila soldati (^)
a miaacciar^i e sfidarvi i Romani col gittare nna lancia nelta
citt^ (% ma se ne ritirö seaza osarne rattacco.
Nei preasi di Porta Collina esisteva il Campo Scelerato, ove
ai aeppdlivano vive le vestali trovate in incesto {'), e sorgevano
i tre tempH della Fortuna indicati da Vitriivio (*) e detti da
e) C. WiimÄims, 1196; C. L L. XIV, 2105; BulL cam., 1891, 121 j PäuIj-
Wisßowa, RBaUncyclopädie, IV, 1782.
(■) CLL, IX, nn. 5943-5958.
(*) Salariam t>iam incipere a porta quae nunc ColUna a colli Quiri'
nali dicitur. Festus, XVIL
(•) Livios. lliiL, V. 4L
C) Livius, XXVI, 10; loven,, SaU VI.
r) PÜDius, XXXIV, 6; Cic. Fin.. IV, 9,
V) Cfr. Ventiti, Antkhitä di Roma. Roma, 1803, i»art. I, p. 118,
(•) Vitruvias, Üb. III. c. 2.
19
Hl
B'i
^B 1
Hl
■
•
TWmi FarimMänm U öi irm /brliiMt(^); craie pure 1^
porta CoUiu brillmroo p«r U Ion» mfmiU migiiifleditsji a rii
diena di apere darte i hmm orü seUustmiit, i templi di Tencr
di Yisere r§riimfdia e qaeUo dcU'Onore (^).
Dope die b ciou arbaaa fo ampliete da Aoreliaao. li pfl
CelUnft nee eerrl pift. e fn ioetitmU diUa parte Sileritt, eifl
\
i
1
da Oflorio neiraoDO 402 d. C. (*), con due rotoode torri lateralis
(M Cfr. VtJüoti» op. cit, p. 118; Bansen* Reiichnih, der Stadt Rmä
in, 2, p. 378; Jordjin, Topotjrephie d4r Stadt Rom in Alterthum, w«fl
Band. Berli«, 1871, p. 121 sg.; Lanciwü. Scopertß {BulL arcL €om., isfl
p. 224 sg.); C, L. Visconti, i?i» p. 210; Stefano PUlc. neue uote all'opeii
auddetta del Veiiiiti. Roma, 1824, p. 161, n, B.
(*) Nel 1882, fÄeeodo« gli »eavi del Xinfeo negli oili Sallastiatii^
rinreuneTo e ti demoÜTono le fondwncnta di qoe«to tempio. V. Notaie däM
tcavi, 1882, pp. 301, 411. ^B
(») Cicero, De leg., IL ^
(*) Di cio che era rimasto della porta SaUria di Onorio credo titllc
offrire la ßgura (fig. 6), riproducendola daUa tav. Vin deU'opem del Nibbfj
Gell, Le mura di Roma, fl
LA VTA SALAKIA XEI CIHCOyDARll Ul KUllA E RIKTJ
che la difendevaao, sicchö i succennati spleodidi moniimenti di-
vennero interai della cittä.
II sito preciso o^e sorgeva la ridetta porta Collitia fu iücerto»
fiiio a c1j6 non se ne rinvennero gli avanzi nei lavori per Taniplia-
meDto di Roma fatti sulle vigne che fiaDcheggiavano la via diritta
che da MoDte Cavallo mena a porta Pia (eretta da Pio IV). I
resti di quella retusta porta si trovarono precisamente a notevole
profonditä, nella vigna dei PP. Gesuiti, che nei libii ceDsimn di
Roma era marcata coi nn. 42 e 46 di mappa, fra la via di porta Pia
(oggi detta via Venu Setiembre) e (juella del Macao^ e ciö Iq
occasiooe degli scavi fattivi nei 1872 per le foadamenta del palazzo
del Ministero delle Fiaanze,
II sapraintendente di qiiegli scavi, comm. P. Rosa, cosl ne
diede notizia: • Per indicare pöi il piinto preciso della porta Col-
lina dip^ che il suo ceötro trovasi a 37 metri dalla via Venli
Settembre ed a 20 circa da quella del Macao « (0- Ma la via del
Macao indicata dal Rosa non e Tattnale. Era parallela airaggcre di
Servio Tullio, ed e stata troncata ed in parte soatitiiita dallaj
odierna Tia Goito. ;
Come della porta Collioa per 1 entrata dei Galli« cosl della
porta Salaria di Onorio si ha il non meu triste ricordo che per
essa, 797 anni dopo, i Vandali, al comando di Alarico, irruppevo
nella cittä iacominciando la loro feroce opera di distruxione cou
Vincendio dei giardini di Sallnstio, che, come narra Procopio, non
furono piii restaurati ('j. La porta invece da Belisario e da Xar-
seie fu poscia riparata dal danni fattile da barbari (^^), e lo stesso
Belisario sostenne, in quelle vicinanxe, aspre batttaglie contro i
Goti {*),
La porta medesinia, restaurata in piccola parte da demente XI,
ebbe a risoffrire gravi danoi nei bombardamento del 20 settembre
(V) V. Relaiionti della /?• Sopralntindenta degli fcaüi dtlla prov, di
Roma, 1873, p. 33; Canevari, Notiiie sulle fondaiioni ecc>, in Ätii dei Lincet^
Berie 2*, ?. 11, 1875; Lanciwii» A^a di Virmino (IfulL com,, Roina, 1S7C.
p. 1G5 sg., ddift cui anuessa tavola si pnö rileTHre il sito preciso di detta
porta).
(•) Proeoiiiti», Del bei vandaL Üb. I, c. 11.
(*) VenuU, op. eil,, ivi,
(*) Frocopias, De heL got*, l, 27.
LA VtA SA1.ARIA NEI CIRCONDAHÜ Dt KOUA £ RlKTt
28^
Fiiori porta itifatü — essendo per la legge delle XII taiole
vietata la sepoltura nella cittA (\) — la Salaria, tanto a destra
quaato a siüistra^ era tianeheggiata da splendid! e numerosi mo-
numenti, densisque Salaria bustis, notati da Priideniio (*)^ fra i
qiiali meritano speciale menzione qiielli dei Cornelii, dei Sallustii,
dei CalpiirDÜ Pisoni Fnigi* Liciiiiaui, Terentilii, Licinii Crassi,
Herennii, Palangii, Cauinii, dei Hberti dei Vigellii e degli Otta?ii,
ed altri innumerevoli {%
Di tiitto qiiesto splendore monuracntale ed artistico deirantica
Borna, che ho appena accennalo e clie, dalla porta ColUüa al
ponte siiU'ADiene e piü oltre ancara« estendevasi per circa tre mi-
glia, oggidi non esiste piü tniUa!
Ridotta Del raedio evo tutta qiiella larga ed estesa plaga ad
orti, vigoe e ville, col bisogno di accrescero il fabbricato della
cittä pel considererole aiimento di popolaziooe, incomiDciato dopo
il 1870, esse sono scomparse con Fapertiira di nnove stmde e con
la costnizione di palazzr, case e villini che le hanebeggiano. Le
ville e vigne tuttora esisteoti sono ancli'esse destiDaie a scorn pa-
ri re per dare posto ai x\m\\ caseggiati. in modo che deirantico
nulla riinane, e tutto vi si presenta o con Taspetto di cittä eio-
derna, o con qiiello ancora di piira carapagna.
Nö e mancata qualche nianomissioDe che potevasi risparmiare
come, Dell'anno scorso, snlle miira anreüane, che e stata viTamente
deplorata.
Intanto da qneste opere di e^fcaTazione e di deniolizione
sono vennti fuori gli avanzi di parecchi raoniiinenti, come» presso
porta Salaria, qtielli dei sepolcro deiriindicentte Q. Sulpicius
Maiimiis, poeta greco estemporaneo, che veggonsi difesi da una
cancellata di feiTO a fianco della porta istessa (*), meotre la sua
(■) fiomimm mortuum in urhe ne sepililo, nevt urito: Cic, De le\f , 11*
23. Smatui censuU ne quis in Urhe sepeltreiuri Serv. Aeneid.t XL
(»J Cfr. Prod., Contra Symm,, I» m ipecL
{') Nötiiie, 1874, p, 394 ; imo, pp. 218, 241. 286, 287, 288; €, I, L. VI
QU. 7987-7996; BnU, com., 1888. pp. Ml: JManges de Vicole fran^aite, 1885.
p. S18; OrelH, 4858.
(*; Cfr. C\ L. Visconti, Sepckro di <?. Sulpicio. Roiöä, lb7I, p. 28;
BnlL com., 1871, p. 99 5^^ Vedi pure: Laociani» Muins and EscavütiönM,
p. 75; Jordan, 7ö/?, I, 3, 437.
IÄK) K. PI
sUtaa si concerra nel museo dpitoliso. A sin. della detta p(
1 ed a circa 60 m. di distanza da assa, si riiiTeniiero i resti
j mausoleo di M. Janius Menander, scriba libr. aed. cur. prim
I et y. (^); Della giä nlla Bertone, qoelli del iiiaiiaol<N> rotond<
j M. Lnciliufl Paeto. di 34 m. di diametro ('), Im eai tomba
I IV sec. fa forse trasfonnata in cimitero cristimno ('); ona mein
\ sepolcrale di L. Minucius Natalis. eonsole dell'aiino 106 d. C.
\ noncbe migliaia di tombe. snlla sin. della strada, apparten
i come oäserra lillustre prof. Hülsen, per la maggior parte a gt
I di ordine iDferiore. e molte costitnite da colomlMul ('), dore \
I vano ancbe sepolti i soldati acquartierati nel Castro Pretorio;
una miniera di sepolcri e di epigrafi faneiarie si ö specialni<
rinrenuta dove ora e il naoro conrento dei PP. Carmeli
scalzi (^;, snl Corso d'Italia, ed in quei pressi, che a Tolerle t
[ descriTere ed anche soltaDto riassumere, sarebbe opera pondei
poiche. come giastameDte ossenra il eh. dott. Ashby: « the g;
nccropolis on the W. of the Via Salaria would reqnire a yoli
to itself » (").
Ma oltre ai tanti fasti archeologci e storici ed alla dorizi
messe epigrafica della Salaria, sodo non meno importanti i \
fasti cristiani.
(•; V. Bull, com., 1SS6, p. 371.
(«j Xotizie, 1885. i>p. 181% 225, 253; 1886, pp. 54. 209, 235; C. /. L.
u. 329:32.
{*) Cfr. Marucchi, Catacombe, p. 388, n. 1 ; Lancian?, Pagan and C^
Hian Romej p. 284.
(*) Cfr. I»e Rossi, nelle Notisie, 1888. p. 139.
(*) Cfr. Hülsen, in Jordan, Top., I, 3, 437.
{') CLL. VI, p. 3431* 8g. Notizie, 1890, pp. 499, 574, 634; ]S
pp. 15, 254; 1902, pp. 17, 53; 1904, p. 391; 1905, p. 13 8g., 38, 71,
100, 142, 200, 270, 364, 375, 407; 1906. pp. 96, 121, 143, 181, 211, 2
290, 304, 336. 357, 432; 1907, pp. 6. 89, 116, 207, 286. 469, 546.
{'•) Cfr. Ashby, Classical Topography of the Roman Campagna, II
n. 2, in Papers of the British School at Rome, yoI. III, n. 1, con ma|
top. Quest'opera pregevolissima del eh. Ashby, densa di dottrina e di rico
storici e topografici, frutto di accurate ricerche da lui personalmente fa
Rui luoghi, pu6 essere consultata con profitto da chi desiderasse esatte
cütese notiziC; tanto in proposito della Salaria che delle Yie CoUatina, Pr
nestina, Labicana, Nomcntana, Patinaria e Tiburtina.
LA TIA SALABtA KKt CfRCOfiDARtt DI KOMA B RTKTI
291
Nelle fonti agiografiche e cimiteriali si fa meozioDe di uoa
Salaria veim, la qnale sarebbe stata, per tracciato, di versa da
quella in discorso, la cui tibicazione avrebbe dovnto essere a si-
nistra di questa, e presso cui si sarebbero trovati i cimiteri di
S* Ermete e di S, Basilla, quello di S. Paufilo, ed un terzo chia-
mato ad Septem Palumbas, o ad clivum Cucumeris, che e aucora
da ritrovarsi.
Molto si e dispiitato fra i dotti per rintracciare e precisare
il corso di tale strada (0; i^a esseodo come bene rimarca I'Ashby (*),
tuttora iacerto, lascio da banda tale qiiestioDe, attenendomi a coisi-
derare come vero corso della Salaria quello che da porta Collina,
radeodo gli orti salhistiaui e passaado per la porta Salaria di
Oiioria, andava direttamente al ponte deirAnieDe.
E SU questa linea, a destra, e meritevole di ricordo, m or-
diue airepoca cnstiaua, il cin^itero di S. Masäimo ad sanctam
Felicitalem, che si riovenne nei prati di S. Antonio, poi vigna
CatTäno, contioante con la Tilla Albani, ove fü trorato fra Taltro
HD dipinto che rappresentava S* Felicitä coi sette figli (^).
Ed in rigiiardo alVepoea apostolica, degoe della piii alta con-
siderazione sono le caiacouibe di S* Priscilla, scavate nella villa
suburbana della famiglia Acilia a cui Priscilla appartene^a, e de-
dicate alla madre di quel Pudente, tenuto a battesimo da S. Pietro.
Secondo il Papiro di Monza questi avrebbe battezzato appunto in
dette catacombe, che potrebbeio essere anche il Coemelenum ad
nympha$ o?vero lymphas ed al quäle si riferisce il motto: ubi
Peirus bapUiabat {[)*
In eöse a detta deiritinerario Salibburgense. furono seppel*
liti sette papi (Marcelliiio, Marcello, Silvestro, Liberio, Sirico,
Celestino e Virgilio), avendo le medesime avuto ampio sviluppo
nel II e III sec, d, C, ed essendo State nel IV sec. sostituite
a quelle di S. Callisto conid cimitero pontificale. Iiri trovasi pure
{*) Cfr. De Rossi. in Bull Cr ts^* 1894. p. sg,; T omassettii Cam/^d^ na
romanüt vie Nomentana e Salaria, 1892, p. ^%%,\ Lanciani, Forma urbis^
lf\K 2, 9, 16.
(•) Cfr. Ashby, op. cit, pp, f*-lL
(») Cfr. De RoMi, in BulL CrisL, 1885. p. 149.
{*) Cfr. De RoBsi, in Bull. Cr ist., 1867, pp. 6, 45 e ig.; 1884-85, p. 77
e sog.; 1886, p. 67 fg.; Natiiii, 1^01, p. 484 »eg,; 1902, p. 359 seg,
2» j
la basilici di S. Silrettro. di neeite risearatm per merito prii
eipalmente del eh. proC «>ruio Miraeehi (-|.
£ qoeita ba>iliei ebb« tuu importuuL che dmll'ItiDcnr]
di GogUelmo di Malmeibvy — cbe si riferüee a1 VII sec. -
iappiamo ehe milon U portm Salaria trefm preso il Bome di pon
S. SilTeitro quae (portt) wtodo ioncti SUcestri diciimr ;').
Tornudo on al tnmite della Salaria. qoesta, andando Ten
est, dopo essere lucita dalla porta di Onorio. pereorreTa ona line
longa e piana in rettifilo. qoiadi pie^ra Teno nord-est» fixend
ona diaeeaa dopo PriäcUla.
II sao primo miglio. eome osserra esattamente VAshbj, der
rieerearsi an po' pib in 14 del nooTo riale dei Parioll. ed il se
eondo aeeoäto alle eataeombe di PriseiUatO- Andando in giä, h
Tia radera le pendici dei colli, fra i qoali correTa eome in trincea
Snirnltimo eoUe a äinistra, alla qiiota di m. 62 sul mare
sedera rantiehisiimo rillaggio di Antemnae, il eni nome, aecondc
Varrone, derif erebbe da ante amnem^ e cioi ÄtuiMem (*)« essendo
apponto proäsimo e prospieiente all'Aniene.
Easo fu conqaistato da Bomolo ('-). Iri ebbe loogo la battaglia
nella qoale capitolarono gli aTanzi dell'eseecito di Teleaino, che
poi Silla fece massacrare (*). Bidotto poi a Tilla lomana, nel
(■) QaesU catacomba di Priscilla fu tcopeiia da Antonio Bodo e dn
Pompeo Ugonio, in maegio 1578, nella Tigna Sanchet. Nel 1717 fa fiaitata
dal Marangoni. lu qaello stesso lecolM il Lnpi illasM dottamente Tepitaffio
della martire S. Severa. L*illustre e grande archeologi> G. B. De Roasi, nel
1S80, ottenne di fam esegaire degli scari che farono poscia sospesi ma am-
piamente descrisse la parte che se ne era scoperta. Illnstrarono pnre qaesta
catacomba, o se ne occapar^oo Tariamente. Maincchi, Armellini, SaTerland,
Wilpert, Bonaveccia, Dachesne. De Waal, Dafin, Cnccagni, SanUcci. De Pro-
Teda, Kirsch ed il CaWi. Xel 1905 il Mamcchi propose ed ottenne la ripresa
delle escaTazioni, che farono ricomiDciate nelVanno segnente; e da eaae si h
ottenuto nno splendido risoltato, specialmentc per la scoperta deiranla cen-
trale della basilica di 8. SiWestro, che, danneggiata dai Goti, era stata re-
staorata da papa Virgilio. La solenne inaugnrazione di detta basilica ebbe
luogo il 31 dicembre 1907, con disc^^rso dello stesso prof. Mamcchi.
(») Cfr. Urlichs, Cod. top. Urb. Rom., \^. 87.
(») Cfr Ashby, op. cit., p. 13.
(•) Varro, L. L. V, 23.
(») Cfr. Hülsen, in Pauly-Wissowa, Realencyclopädie, I, 2350.
(•) Platarchüs, Sulla, 30.
I
LA VJA SALAHU ÜKl CmCONDARII DI ROMA B RIETf 293
409 d. C, Alarico vi pose il suo campo e fece scomparire ogni
tracüia del classico luogo, Essendosi sii queiraltiira Tatti recen-
temetite degli scavi per costririrvi uno dei forti io difesa della
ciula di Roma, si e da essi ottemito iin nsultato soddisfacente,
che ha coofermato ropinione Concorde degli archeologi sulla iibi-
ca^ione di ÄQtemnae, e sull'essere essa cinta di mura ad opu$
quadratum pseudoisodomum, di blocchi di cappellaccio, della lun-
gbezza media di m, 0,89 X 0,59 di altezza (*), aiiUe qiiali mnra
eraao delle porte che il Nibby suppose essere quattro, ed il Lan-
ciani ritenne essere aolamente tre {*).
Nella parte opposta al detto colle, e preciaameota nella valle
che distendosi tru la Salaria e la NotnentaDa« viiolsi che esisteäse
uoa civilm Figlina, deducendolo il dotto inons. Duchenne dalle
fonti agiogratiche ('-), trovandosi detto nel niartirologio di S. Susanna
che fu briiciata: • iuxta corpora sanctorum Chrysaatlii et Da-
riae Via Solana, in arenaria iuxta sandum Älexandrum^ in
civiiate Figlina •, nonchä dei SS. Mario, Marta ed aJtri: * Unuii
(imperaior) cclx christianos Via Salaria, quos iussil ut in fi-
glitiis foras muros poriae Salariae , • , includerentur » . II Pro-
fessor Tomassetti invece e del parere che la civiias Figlina sia da
ideotificarsi coo Ficiilöa(^); ina TAshby divide ropinione del Du*
chesne. Non pertanto lo stesso Ashby ritiene — e con ragione — che
non tutte le figuline derivanti dalle fabbriche 3ulla via Salaria — che
ebbero nou poca importaDza — fossero prodotto di quelle officine
doliari» ma che alcune probabilmente proveniasero da altre fab-
briche piü lontane, esisteuti pure stüla Salaria, um iu Sabina (^).
Questa eivitas Figlina sarebbe stata, in altri termini, un quar-
tiere operaio, abitato da tiguli, che ivi avrebbero avuto le loro
offieine, neirepoca imperiale {^).
C) Notiiie, 1882, p. 415; 1883, p, 16; 1886, p. 24; 1887, p. 64 ig.
(') Cfr. Nibbj, Analm, I» p, 161; Lanci&ni, Ruint and Excavatiom^
) Cfr. Dachesne. Liber pontificalis, I« p. 197. n. 82« Acta Ss* Aug,^
; Acta Si. lan., II, p- 216,
) Cfr. Tumassetti, op. cit, pp. 27-28,
) Cfr, Ashby, op. cit, p. 13, n. 3,
) I boUi figuli appartenenti alle officine della via Salaria sogh'ono
un SAL, che il Dressel legge SaUrense fopas), Cfr. (7. /. L* XV,
294 N. PXR8IGHBTTI
Sempre suUa dastra della Btrada, ed in vicinanza del
combe di Priscilla, nella Tilla giä Amici, fn scoperto m
dal D'Agincourt, con pittnre, iscrixioni ed altro ('). AncI
stessa linea, nel 1879, ai rinTennero qnattro tombe (*); coi
nella medesima diaceta e depo Priseilla, Teggonai, snlla des
Htilobati di altri aDtiohi aepolcri rettilinei, in masai qn
con coraici di marmo. Essi, come ginstamente osserra il
setti, « confermano randamento, commiqiie iodiscntibile, d
antica » (^).
Finita la di&cesa, la via dolcemente entra nella ]
e, depo qualche centinaio di metri, a'imbatte con TAnie
placido corso, che continuando il suo cammino serpeggia
U a poco si gitta nel Tevere, col qnale confonde le o
il nome.
E cosi la Salaria, nscita dalla porta CoUina, dopo j
circa tre miglia romane in mezzo ad un trofeo di arte e
lezza, fra i templi della Fortuna, di Venere e dell*Onore ;
splendidissimi e cospicni; tra monnmenti, sepolcreti, mana
I ipogei mirabili per squisitezza d*arte; tra cemetert, catac(
basiliche dell'alba sanguinosa del Cristianesimo; tra Tille
di profnmi e di statne, e tra laboriose oflBcine doliari, sc
dairacropoli delFeterna Borna, e, per andare al mare Adi
prosegniva il cammino attraverso la ridente campagna ricca
essa di monumenti ove oggi uno spettacolo di desolazione,
sepolcrale silenzio stringono il cuore!
(•) CLL. VI, nn. 7997 8011.
(«) Noiiiie, 1883, p. 82.
(') Cfr. Tomassetti, op. cit., p. 31, n. 1
UL TIA SALABIA NE! OIRCONDARII DI ROMA S RifiTt
295
NOTA.
Itinerario ixedito dell'Holsteniüs Sulla Salaria.
Si sa clie iiella Königl, öffentliche Bibliothek in Dresden
esistono gVitinerarii manoseritti di Luca Holstenius^ costituiti da
tre voluraeiti taäcabili, di note di viaggi illustrate da qualche
disegno.
Un Tolumetto e intitolato: Her per Hetruriam. 1G41 {HznA-
scbrift Nn P. 192); uo altro: Her Perusimm. Anno 1643
(F. 191); ed ilterzo: Via Tiburtina, Valeria, Nomentana, Sa-
laria, Praenestina, Lavicana, Laiina (F* 193).
Essende tali itiDerarii ieediti, e do^endo io spesso occupatmi
di quello che tratta della Salaria — del quäle e stato pubbli-
cato aoltanto qualche brano dal Mommsen {cf. C> L L. IX, 4900) —
atimo utile pubblicavlo per intero affiache si possa avere del me-
desimo nna completa nozioDe. Da esso, fra I'altro» si rileverä che
neppore Terso il 1645 il tracciato vero di qiiesta aotica Tia po-
teva dirsi ben conosciuto e determinato, perchö giä in grau parte
ne erano scomparse le vestigia, sieche ancbe allora si facetano
delle congetture piü o meno fondate.
Ecco dimque quanto nel suaccennato eodice di Dresda si
legge iatorno alla Salaria ed alla Nomentana che ne era quasi
una diramaziona, innestandosi alla prima verso Eretum :
(faL 14) «i Via Salaria. d&lla p^rta fin al Ponte si Tcdono per tutto re-
tt itigi. sofio 3 iBi§^liA. dul ponte fin a Castel lubiki» sono ni. 2, h tüttÄ
tt strada nova come auche il resto flu a M. Ritondr). la striida anticfaa Ura
^ dal Ponte sa a man dritta per la coUina, che faiino quelli di M. Hitondo
u rinTemo. U qoale d^ogni banda intorno h plena dVnticagflie. tira pri!na
* vewo la tenuia dei Malfei che h Fidena poi passa accanto a MaTCigliano
tt Tecehio laaciandolo a man manca. die h CrtiatumennitL la strada h piena
« di cbiese Teccfaie, , La latnentana Tccchia sta piä vicina a
(1 Roma m, 4 dore il rede la cbiesa di S. Nicolo. il luogho si chjama vol-
tt garmente Monte gentile di la esce una strada dritta yerso M. Ritoudo* cos^
« coDven^ono i migli anticliL contando 1* itinerario da Roma a M. RitondOi
i* ciofe a Ereto m. XVIII da Roma a Nomento XIV. e da Noraento a Ereto
296 M. PBMIGBKTTl
« m. V. — KB. loter Tiam NomenUnam et Salariani 4 lap. ab Url
« prediam Faontis Neronii liberti, abi Nero teipsam occididit.
(fol. 15) « La strada Salaria modema si figlia dalla Lamenta
• dalla Lamentana modema alla bosteria de Gattacicca 1 m. | — a)
« steria di fn'otta Harosza Im. — all* bosteria di Palambara 2 m. d(
u fiora — alla bosteria del Morieone lim. — alla bosteria di M. L
« 4 TD. ^ al passo della Nerala 3 m. — al piano dei Massaeci 3 m. ]
• al pog^o di S. Loreozo 4 m. — all* bosteria deirornaro 3 m. — r<
« di S. GioTanni 4 m. — Ricti m. 3.
u Andando da M. ritondo rerso Tosteria di grrotta Mfarozza 1 |
m Da monte Ritcndo. et | m. innanzi si arriri a detta bosteria, paa
« mezzo della campagna laborata ana seiciata antica. la qnale pare ebe
« dalla Lamentana e tiri su a man manca sotto la Farfa poi non s
u strada antica nissana ne manco restigio alcono fin alla bosteria dell
« rnla. dove a capo della scala sta mnrato nn pezzo d* ana antica iscri
« tengo per sicuro che qnesto luogbo sia quello che la tavola cbiai
« novas et Antonino Vicam noTnm — Poi nel piano dei Massaeci pas«
« terza hosteria Yien da man dritta la Salaria antica et entra nella mo
(fei. 16) « e poco innanzi che entra, si ¥edono accanto di esaa t<
« grandi di fabrica antica. Poi pocho doppo che entra nella modema i
«dono Testigij grandissimi di case sepoltnre et altre fabricbe antic
« anco on lapis miliarius, ma peru talmente logbcrato cbe non appi
« vestigio alcano di lettere. Questo h XXXIV ab Ürbe et XIV a Reat
« nam versus.
u Di \k sono al ponte di S. Lorenzo m. 2 e subito pasaato il pont
« una fabrica quadra nella strada medesima fatta d* ona sepaltnra an
it come si rede dalle inscrittioni, colonne niccbie et altri nianni. Dent
« vede il lugbo de i conditorij et delle olle manifestissimamente. In tr
« Tersi pezzi ili niamio legsronsi queste parole
T • AMENTO
ARBIT
u poi tlentro in altro sasso
ALERI ■ M • F • SE
«et in un altro
ARBITRA
tf tutte tre di lettere assai grande. Poi fino a poggio S. Lorenzo sempn
u scopre la seiciata anticha di grossissime pietre quadre. E segne poi la i
u desima anchora per alcune miglie. Doi migli dal Poggio di S. Lorenzc
« vedono vestigij d'un ponte anticho, sopra un rivoletto d*acqna. E poi
tf cima della montagna un pezzo de fabrica anticha la colonnetta deirom
« Tulgarmente detta con un altro lapis miliarius tutto intiero in piede.
LA. TIA 8ALAR1A NKI CIRCONDARII DI ROMA B RIET! 297
« senza vestigio alcuno di lettere. Qnesto h YIII a Keate, vcl XL ab Urbe
tt Roma — Poi poco sopra Tosteria deirOrnaro si perdono i yestigij (fol. 17)
« della strada anticha ne si yedono piü fin a Bieti, ma U strada moderna e
tt bellissima, ne credo che la vecchia Salaria sia passata per altri luoghi che
u per qnel dorso di coUina, e poi per la ¥alle accanto al piede delle mon-
u tagnc. La strada antica andava abbasso per mano dritta per la valle dove
u si vede questa opinione h falsa.
u La Salaria anticha da Kieti Terso Roma commincia dal ponte della
u Cittä, e tira Tcrso man ritta 1 m. verso la imboccatora d* una valle che
u si chiama vulgarmente valle Canera, antichamente Valle de Cancio, come
u si vede per Tiscrittioni trovate gli. Poi tira su dritto per la valle di monte
u di S. Giovanni. E di lä a Castel novo, poi alla Badia di Farfa — e di lä
« alla hosteria di Correse poi tira a dirittara verso M. Ritondo.
« Da Riete al colle di S. Giovanni m. 7.
u a Castel novo ni. 6
u alla Farfa m. 4
u alla hosteria di Correse m. 7
a a M. Ritondo m. 8
u Per qnesta strada non si vede selciata anticha. ma solaroente si crede
tt per traditione che sia stata pratticata da i Romani per la commodita
u grande, essendo sempre piana.
(foL 18) tt Da Rieti esce la strada Quintia per la porta detta volgar-
u niente Cintia. Tira verso Labro e Morro a man manca. Esce di questa
« strada poi un altro Ramo che tira a man manca sotto Cantalice verso
« Lionessa. Sopra questa strada della Lionessa sta Pallaizo che si tiene che
tt fosse Palati um antichamente.
tt Trebula Metusca si tiene che fosse Monte Lione vicino al poggio di
tt S. Lorenzo, dove si vedono molte inscrittioni antiche k verissimo.
tt AI poggio di S. Lorenzo nel Campanile di S. Lorenio si vede un
tt inscrittione bella.
tt Questo M. Lione h tutto pieno di oliveti e vicino resta in esser la
tt chiesa di S. Yittoria V. Mart dove si leggono nella facciata alcane in-
« scrittioni antiche col nome di Trebulani.
(foL 19) tt La strada da Rieti a Ascoli
tt Civita ducale 4 m.
tt La Madonna di S. Vittorino
ad Cutilias 2 m.
tt Antrodoco (Interocrea) 5 m.
« 8. Quirico 1 m.
« Sigillo 4 m.
« La Posta (terra) 1 m.
« Bacugno 1 m.
tt al Cardinale (sta sotto Falacrina) 4 m.
tt poi si sale alla Turrita 2 m.
tt a S. Georgio 1 m.
« A S. Iiie&
1 B.
A h XecTMrui
Z m.
4. & «xriKi&»>
3 m.
-►nc:: Ar^vu
5 B.
* Ciritm isei>
4 B.
« Lfc ¥fcki%i Cir'iA
3 B.
* Ci&etr»
2 b. pii.
. B rri«i>
1 m.
. Axtri-ä^eo ilvter:<r«*#
1 B.
. S. v:ir>.:
1 B.
* Sizi- •
4 m.
* -a Pift*
2 m.
. Lic^z^: f:r--tch
2 B.
- '?. Cr:<*
2 m.
. -'iri::^* F*lA?ria*.
3 m.
* fta ^a jo f.:n> Cirita Reale
. JzTTilÄ
4 m.
. S. I^Ä* Ad MAHif ■
3 m.
-A«c-m-::. Vic^i Ba^iiesi
ö m.
- «jrli-riir:
2 m. piä
• Bascari
1 m.
- Arq^ata iSTirf'icaa'sm)
2 m.
- vr::it .-ie«:m>
5 m.
- Aq-a Sanu (AI apas)
•2 in.
. <. Marii
1 IXL
- Tone
2 m.
^ Arli
1 m.
- MöZIADJ
3 m.
- \icM
3 m.
fol. 21 - Via X-.mentana ci Mar. Victorio
*. Incipi'.-bät a p rta Viminali, S. Agnesis Tülgo dictam. Inter ha
u .Salariam Plus IV aequ^ta alta semita altera sao nomine appellatam
« mit, jassitoüe ut Xomentana Uli proxima amisso etiam nomine c
« deretur. Ileliquum Noinentana via erat recta per Anienem, Ficul
« veterera, Xonientum, L'rustumeriam et Moriconiam agmm. Per ra
a montis Libretti, N*;mlam Vallem, et per S. Laarentiam Trebulano
u finitimum deinde per Sambaci pontem Vallemqae Reatinam dictam ]
u perTeniebat. Ibique in Salariam incidens per campam qai VU pontinm
« appellatns Sublucam primum, postea e Sabinis egressa Spoletinos Um
u popalos Flaminia conjancta petebat. Inventa snnt meo tempore viac
u mentanae vesti^ia in campo VII pontiam per medias qua nunc san
u ludes Sabülo lapideqne constrata ita ut facile cognosci poaset nndi
u transiret.
%k VIA SALARIA lOEI Ct1ICON0ARtf DI ROMA. Bv lOltl
a Tift Noment&Da post ponte Anieni immiTie&tem Ficnlneam
L transibjit sitam in primo mootiam conscensu Süpra Porcium fontem eo fere
^ loco prope qtiem nunc opidi Montis Glutilis ruiuÄe visuntur. Postea occiir-
^ lebat Notnentum püsitom id erat inter Montem Gentilem et Nomentanum
^ Dovam, ut ex vestigiis apparet, eo prope in loco ubi ntrin^ue a lateribus
; viae parietes lateritiia uti auffalcra ad äustinendam terrara erecta cernuntar,
I vulgTis Apotliecas obscnras voctt.
u IK Gre^orius Massam MagaUanenseiii XI feie ab Urbe lapide No-
i raentana via poeita fuisse scribit, et Damasus Fundi Catulli in regionc No-
( meutaua meminit
tt Crustorneriam in agro Cirotta Marozza po Bit tun fuit ad Yiam Nomen>
( tanam. Ajjrum ad Tiberim pertinebat, Veienti e regionb oppositus.
*« Crusttiniina pyra olini iti praelio qua rubicnnda ex parte fragilia Celso
i auctc»re ea nunc Glaeiola a caudore et fragilitate vocant^
fftiL 22) " Monte Libretti, Mons Älbertinorum, sed in registro Far-
L fensi mons Aliperti vocatur.
u Nerula Nerouis nomine capitisque celebris insigni» ex qoa ora forte
i gentis ortgo quando illa Sabinorum fuisse constat.
tf Scantrilia D. Barbara martyrio celebrata ibidemque habitationis ejus
i et mortis tnulta sunt vestigia»
u üis lociB a tergo imminet alterum et longum montis jugnm vulgo
I M. Gennaro olira Ceraunij montes.
M Prope Podiam S. Laurentia est Monte leone qui olim fuit Trebnla
t Mutuesca ut testantes inscriptiones .,..,......»,.
« Podium S. Laurentis olim Pictae nomine habitatum, «t in vita
1 S. Eraidij Asculani Episcopis pr-^ditur qao in loco Vicus Nerva fuiase
i creditoT.
a Toranus iuita Cellaa oritur et Toranum unde illi nomen praeterfluit.
u Abbatia 8. SaWatoris XVI opidis celebris. Rocca Vittiana pridie Vit-
: tianum. Ofeiura. Varum. Vallia Cupula. Longonum. Vaccarecciiu Prata
' loannid, Concervianum. Magnalardum. S. Silvester S. Martinus. Ära Hai-
i nerij. Cenciaria. Capraedorsum et Percilianum. Perciliani fundi meminit
i Dama^Qs et in Sabinis ponit in Tita S. SiWestri.
ifol. 2d) M De Salaria ex eodeni.
tt Salaria Xainentanam ad dexteram relinquit, non ante eidem conjun-
\ gitur ut faläo Strabo existimavit prope Eretum Tiberim versus per pla-
« niciem declinat Transit per Castellacciae: et Cures petit, Curesio
i opido adiaeeutes, Inde Farfarum transit prope montem perfuratum, lode
i Tacciniano vico ad siniatraa relicto ad Silices opidum tendit. Extra portam
( opidi Tiae raulta vestigia supersunt, unde opidulo nomen* Inde a Cava
i Cantalupi inter Aspram et Turres per yicuni novum ut testatur Antoninug,
t vel ot Damasus vocat per agros Parentibus subjectos, qood Aspretisea
! Parenzanum vocant, inde per montem Sautacium, qui aapra Turres ab
i Oriente est ; ubi vestigia apparent prope S. Jtariam Arsulae montis, et per
( montem Musci in Caneri&m vallera descendens Reate pcrvonit inde Cotilias,
« jioff^ t n#Q mmm Vi]
Hüft. 3tbX£
M 1t
*JU.T
K ? 5«
K 13 LJr. i-ät:
jMC rx3 ;ca
LA VTA SALAUtA NCt CtRCONDARII Ül HÖMA E ttlETl
301
IIL
Da PcHite Salario a Castel Giiiljileo.
La Salaria raggiimgeya il corso doU'AnieDe, volgarmente cliia-
mato Teverone,a poco lueDO — come ho detto — di tre niiglia dalla
povta Collina, e cavalcaya questo ünme coii ud graa ponte, da
tempo antico sin oggi, appellafco ponte Salario» ma che in tempi
autichissirai ebbe nome di pons Anienn (*).
Esso di presente, trovasi invece al km. 7 + 803 della fer-
rovia Roraa-Orte ed a poca distauza da questa, perche la fer-
rovia — che Pio IX fece costruire — parteodo dalla cittä. dalla
stazione detta di Termioi e» tagliando le üiura di Roma, esce pei
Tre Archi, aon va mica in linea quasi retta come andava la Sa-
laria, ma descrive invecö iisaa grao curva con la quäle taglia Tan*
tica via Tibiirtina, procede per losteria del Portonaccio — presso
la detta Tiburtina — oggi stazione di Portonaccio, passa con im
traforo sotto Tantica Nomentana, e si avvicina al ponte omonioio
anche suirAniene, die lascia gulla destra. da dove, seguitando
a piegare verso nord, va finalmente ad approssimarsi al ponte
Salario.
II poate odieroo sorge snllo stesso posto deirantico^ anche
eBSo spariio. Disirutto da Totila nel 544 ('), fu ricostruito da Nai-
sete nel 565, con architettura del suo tempo (fig, 8), ma questo
pure fu disfatto.
Siii due parapetti del ponte di Nai*sete eranvi dee iscrizioni (^)
che oggi vi si cercherebbero invaoo.
(*) tt GalU ad tertlum lapidem Salaria via tram pontem Anienii ea-
itra habueren, hiv„ I/ist., VII, 9 c 10.
(») Procopius, Dß hello (fothic, 111, c, 24.
(*) Queste due iscrizioni furono tra£cntto in direrso mo4o da^li areheo-
logif ma noi riproduciamo la Icxione accottata dal Mommien W- /. l^ VI,
n. 1199), che certamente h In piü esatta e conforme al Tero.
20
If
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:m*£l^ST£ :. > rll^zinZ ^C TMVX'HAU SEJtPES IVSTINXANO-PP-AVG AN?
>M:£S '.:* :.C*:3s:Sr!ÄVj EX Pl»^E»^f!TO SACAI-PALATII EX CONS
AT:^.£ --lTIICI'.S *0S7 VlCTO&lAJt COTKICaMIFSIS EOftVM-REGIBVS
CELEMTiiTE X 1.-^6 l: CCNr.rCTV - ?*.-5LIC j SVPEIaTIS AT QVE - PÄOSTRaTIS
LIfcEAT/kTE Vä£:S ». CÄ^t \C TSTIVS ITaLIAE ä£ST:T\-Ta PONTEÄ \1A&
qj.'E ^- \^.\«L NEf ASr 55:.«lO T07IL^ TiiANNO DISTEVCTVJt PVRGATO FL
N ÄELI3ÄE*. 5T\TVÄ :;j:-aä ^-ONDKÄ FVEAIT KENOVAVTT
.Si-.a ^ai-iJe i sisinra i-j^jevansi i segueoti rersi. con
^.AV. «EN= C-.1£\T: riKECT\ -- est SEMITa • PONTIS :?
AT^.E »NTE'.HV-T.y. • ':0^■Tr^V^TVMTER =
''.i.LC^y.Vä R»?:Zi5 ■ =Vr!ECTI GVRGITlS • VNDAS =
£T L!rHT lil^T^S ^ C£*.NE»E • M'-tMYR AQVaE J
:te :::tv?. ■ =\c :e5 ■ 'E^ cav:::a vestra • q>'h.!te5 a
ET \\\ :^, REONAV5 ?LaV5V5 '.BI:5\'E • CANaT a
;j.-: • OT.T r::. ia5 gothorvä - svbdere ■ mentes s
HIZ 1C:V.T l-.ÄV.v. ; FLVÄINA FE&KE • IVCVM :
S hla :-?:^:a ?e:tentri'>na]e fii costruiia una tonre di d
II Xibb; la oreJtfite -.Jincata dai Longobardi nel 728 (*k n
liieDiTO inveo^' che fu e-iincata dallo stessö Xarsete, ad imita
'li ciö ciie Be.i^ario aveva fatto pel ponte sul Terere, <
narra Procnpio - ». Verv e che in detto anno 728 i LoDgol
ipvi'^'tini n-i ]»-ii:e Salario el i Longobardi toscani in altre i
•'.'Pposr^ro resistenza alle ^enti spedite da Paolo patrizio ed ei
•ii Kavenaa cvntro j-apa Greirorio IL con mandato di uccid<
■'. Cr". NiU.y. Ij'nyjrni -i i?o-/-7. tcm. IL pp. n9»5-39C.
-1 - //; -^ r;*'//-... '.'uwi '.■.-"»»?•:»:« ; -'r fl^'um Sabin um iter int
Roii-am... pont-im Tii-'i^ r^'-njl. j-tiu'.-, r.nt-^ a Bdi$ario munitum tur\
in ha *, ;o nlui ''-y n ? '..■ , lo : *i : « ;/? a '/ ec im miliare f res i d i um •♦ . Procc
op. cit-, I. c. 17.
diid
li 18
Ml 18» fii
n pMli &tam lifetli 4t Kancte. fti —
L'€i«ito ■tfriinii CMDiadito da Hack»
179& MQft in ffÜiite «Mui u
fi CkMfiMMli M übt i pmpttti, giUA ]# U^di
rilMle igiiiiMi sd faait, • to nppe ia gna
i fiuew 1# iiMfgiiiMi ad laro attaew eaotra la rtp
aal 1849, f^aiiili per
C); ^ altiBiHiitiu D 29 ottobre 1887
deUa tatlaglia di lUataaa — fo btto
daU'aNmIa poatileio^ per U difta di Roma (*).
poL coiM IcBca ii nt lapida appoati aal parmpetta a dti
la preiiada di Bflna lo ftea riadificare ad
col ooaeotao dal Gororaa.
^^^^ aoa arehitaHaia coataaipiiaaea a di
di aaliea allm eki teo arelu di oMtrorif
faaÜ cke serraao di aoatifao « di eoatrasto al grande an
trala (6f- »>
Qaesti dno ai^i, baaeU aatiehi, lai aambim che
fUM alla riooalnilioae fiUta da Niraela, e aon gi4 alla
Ufa esitfiinino lapiibbUoaaa, iaipeiaoahi dl qoesta ar
pareodii gnads aoed di tiafortiao, oho d Toggoao giaceat
Saittri^ p m i*, «I «a MÜU ptrtlkm Lm^ff§i&tdu tmtck, r$t$stmuih§t cm
c 4$; tt |im: J^mhmt^, Lü^ pemii/kslit, H, 401; Jtcobi« Dia i
d#r LmMfmUrdmf€9sk. im Fmdm D„ 1^7, p. 100.
IM er. lafioaim, DiMriwm Bommmm «rlti, ia Marmt4»n, IL A S. h
ptaL n, p. 1IS$.
(*) et lofonm, «fL dt, iti; Naalipfitt», DiMrimm
Hmmtoii, in, p. 1O08.
O V. Rmppmrt 4s U Comwmtim mist$ pöwr emiiimiH^ Im 4^
Puris, 1850« !>. 42; ef por«: G<iri, Ihlpönti SdUri^ m Fidmm^
€ii EretOt HomA, 18^, p. 6; iLäh^j, op. eil,, p* 16.
(^ Chi roktit eonoMcro la tUto in cnt il ponte fo ridotta. in
circostanzu, Jtggä U %. 86 d«ll*operm del L&ocuuii, rke de
ancient Romf. New York, 1899, p. 151; r. piire; Camik&,
Ut. 178.
tf- > 1> 3X?rftr=L
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-:A -r.r
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■: -: ^^*r:::. Tri:
I
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sfosse la ?illa di Faoüte, liberto di Nerone, nella qualö que^sti, a
suo invito si rifiigiö» e vi si tolse la vita('); mentre invece era
Bulla via Fatinaria, intermedia tra la Salai'ia e la Nomentatia, e
precisameate al casale Chiari in ?oc. Vigne Nuove» presso la via
che mena alla temita della Biiffalotta (*)•
lö qiiesti pressi, nel 1889, dalla Societä delle strade fen'ate
furoDO esegiiiti degli scavi e fu tagliata una parte cansiderevole
del colle siil quäle, piü innanzi, sorge il casino di villa Spada,
che allora era di proprietä del sig. Kotti.
Mercä tali lavori di escavazionei tornö in Itice ta cniia fide-
Data, prospiciente la valle del Tevere, decorata da un arco soste-
üiito da due pilastri e da diie colonne, con la parete di fondo
costituita dalia stessa rupe intercisa e cemeotata. 11 pavimeDto
era formato di lastre di marmo. Vi si nnvennero inoltre fram-
naenti di ogui specie» capitelli, zoccoli, coniici, soglje, stipiti ed
architravi tutti di iiiarmo bianco. Sul pavimento giaceva capo-
Tolto un plinto raaniioreo scoroiciato sii cui probabilmeute ei^e-
vasi uoa statiia a M, Aurelio» a hü dedicata dal Senaius Fide-
naiium, nonche un torso di statua rauliebre, con buon panneggia-
inento (-'),
Non meno intereasante si fu che in un cavo aperto a pie* della
collina m scopnrono alciini poligoni di lava baaaltina, ancora al
posto» e spettanti al lastrico della via Salaria. *» Merce questa
scoperta, notd acciiraiamente il Borsari, veniamo a determinare
il preciso andaniento in qnel punto dell'antica via, che era assai
piü prossimo alle falde delle colline fidenati, di quelle che non
sia lodierno, ed il Hvello dell antica via e quivi pocbissimo ditfe-
rente da quello della moderna • (*y
Oltre a ciö e da notarsi pure che da questa scoperta ri-
sultd essere il paviiuenio della Salaria, nelle vicinanze di Borna,
lastricato> raentre altrove era invece semplicemente imbrecciato.
(') <* .,.ojferenie PkaonU liberto suhtrbanum suum, inter Salariam et
Nomentanam f?iam circa quurtum miUiarium n. Svetoniui, Nero, 48.
(•J Cf. Nibbj, op. fit, III. p. 723; C.l L.Yl, n, 34916; ButL com.,
1891. p. 227; Notine, 1891, p. 337; Lancinni, Pagan and Crittian Home,
p. 185 8jr* Aabby. op. cit., pp. 46-47.
(») Cf. Notiiie, 1889. p. 108 eg.; Lphemerii Fpigrafiea, VII, nn, 1268,
1270, 1275.
(*) Cf. NötiMe, 1889, p. 110.
!
\
308 N. PER8ICBBTTI
Circa ceoto metri piü innanzi al luogo dove si veriäa
tali rinvenimenti — tra il km. 11 +967 e quello 12 -j-
della ferrovia — si raggiange la cosiddetta Villa Spada^
\ i tenuta piü che villa, appartenente alla sig.* Bicci-Montani.
£: UD gruppo frastagliato di colli che si arge in mezzo
pianura, e fra i qnali distendonsi pianeggianti vallette e te
■\\ in dolce declivio. Site ameno che, verso occidente domina la
del Tevere il quäle, largo e serpeggiante, gli si accosta di ix
e dalle cui alture si gode la vista di Roma assai vicina (fig.
I Fu questo il luogo deirantica Fidenae, come opino THolste
e la cui opinione oggi h la prevalente perchä piü fondata, q
tunque il Cluverius, il Volpi, il Kircher, il Nibby, il Gell, il D(
ed il Nissen credano invece che fosse suU'altro colle piü
nente, che sta piü oltre, chiamato Castel Giubileo.
jl Non mi fermerö qui a ricordare le ragioni che militan<
|! J favore deiropinione deirHolstenius e di altri autorevolissimi t
graä suiripotesi — che pure a me pare piü rispondente al ven
che quivi appnnto sorgesse Fidenae, nö a ricordare le scop
tutte e le iscrizioni rinvenutevi, fra le quali quella di un ei
terminale, che si riferirebbe al I sec. a. C, in cui si fa menz
di un Publicum Fidenatium e della locale magistratura dei (
viri, pubblicato la prima volta dairHenzen (^) ; quella dedi<
Numini Domus Äugustae, del II sec. d. C, nella quäle si ricc
il Senaius Fidenatium, edita dal Muratori, che disse averla
piata in Roma dalle schade deU'aquilano Mariangelo Accursio
e quella dedicata a Galieno, anche dal Senatus Fidenatium^ del
sec. d. C. (Ol poiche tutto questo esce dairämbito di questo lav<
Mi affretterö soltanto ad accennare che quivi, oltre a toc
rimoiitanti airepoca etrusca, si h rinvenuta pure la necropoli
etä romana; fistole acquarie col boUo di lulius Eutactus (^); n
C) Cf. Bollet. delVInüiU, 1860. p. 172, n. 2; C. /. L, XIV. n. 4(
(*) Cf. Muratori. Thes. Inscript.f I, p. cccxvi, n. 4; d7. /. L, X
n. 4057.
(=) Cf. C. L L, XIV, n. 4058. I/Amaduzzi {Sylloge inscript, vete?
anecdoct. Romae, 1773, pp. 462-463, n. 5) cosi iie diede notizia: u Jioi
detecta ad villam marchionis Spadae quae Serpentara dicitur, olim cli
xerpentis, citra pontem Narsetis ad Anienem, via Salaria^ anno 1767.
(*) Cf. Lanciani, Sylloge acquaria^ n. 433.
luDgo cuDicolo sotterraneo, di origioe anticbissima, ma poi servito
(») Of. Mmiiü, hcfU. doU a» n. 361, 361«.
(■J Cf. A«hby, op. cit, p. 21.
310 N. FER8ICBITTI
'
forse per cantina nelVepoca romaDa(^); gli avanzi di una ti
\ coD pavirnento a mosaico e frammenti arehitettonici di marroo
altre cose importanti che sarebbe lungo ennmerare.
Attualmente Tingresso di questa tenuta trovasi a destra d(
ferroTia. ün viale fiancheggiato da gelsi e lauri mena alla sc
mitä del piü alto coUe sul quäle si eleva un fabbricato, ava
(! di antico edificio delFetä imperiale. Infatti al pianterreno so
ruderi di muri massicci a calce e schegge di silice nerastra;
virnenti a caleestruzzo ; pilastri pure massicci, alti circa 3 m., i
sostengono grossi archi a mattoni.
Su questi pochi ma grandiosi ruderi i stato sopraelevato
fabbricato moderno. ingrandito di receDte ed addetto ad uso di g
naio e palombaia. II casino poi di villeggiatura sta piü giü, ve
ovest suUe rupi tagliate quasi a picco per dare il passo alla
laria che rasenta quel coUe. Tale casino. rintonacato e ridipi:
di recente, dod presenta alcun vestigio di antichitä, mentre qnai
lo visitö il Oori scorgevasi tutto costrntto a mattoni e pietre to
ai monnmenti: ai quali anche appartenevano altre colonnette c
vi sono (*).
LuDgo il suddetto viale ombreggiato da lauri, nel 19(
dalla proprietaria sono stati fatti fare degli scavi, come pure sn!
i ir> varia superfieie del vasto podere, per piantagione di alberi, ma
come mi assicurö uno di quegli agricoltori — non si rinTeune i
cuna anticbitä.
In occasiöne perö degli scavi del 1889, che ho di sopra a
cennati, alle falde della collina suUa quäle s'innalza il suddet
casino, nel piantare un palo per sorreggere i fili telegrafici, g
operai simbatterono nella volta di un sepolcro, consistente in ur
cameretta rettangolare con pavimento u mosaico grossolano. Quesi
sepolcro, che appartenne a Tib. Atronio ApoUonio, era orientai
con la Salaria, nel cui margine era costruito (^).
Dal sin qui detto emerge adunque chiaramente che quel
colline appartenevansi all'agro fidenate; che erano rasentate dall
(') Cf. Tomassetti. op. cit., \\ 78; Ashby, op. cit., pp. 21-22.
C) Cf. Gori, op. cit., p. 9.
(«) Notizie, ISSO. p. 110; 1904. p. 402; 1905, p. 89; Bull, com., 189
p. 326; Ephem. Epvjr., VIT. n. 1273.
LA VIA SAURIA KKI CtRCONDARtI DF RO«A E RlETl oll
Via Salaria; e se Fidenae, come diceva Dionisio, distava da Roma
quaranta stadii • rftFcd^axorra rf*oi'TO)r fJTctSlwv t jLtstaCl ^idipr^g
T£ x€u Pmtif]<; t» (*), e come rilevasi dalla Tab. Peuiing. trovavasi
al Y miglio siiUa Salaria, pmchö e matematicamente certo che ivi
corriijpondevano appuiito ciiiqne Diiglia dalla porta CoUina, non ö
da mettersi in diibbio clie colä sorgesse raoticbissima Fideoae,
che al tempo di Romolo era grande e popolata(*); al tempo di
Strabone giä decaduta e convertita in fondi e ville private ('); ai
tempi di Orazio (*) e Giovenale (') diveniita quasi deserta; a tempo
di Marziale considerata un avanzo di antichita (*) ed a qnello di
Plinio una dölle tante cittä latine scomparse ( '), ma che nonper-
tanto dovette rifiorire ai tempi degli Aotooini e di Galieno con
im Senaius Fidetuitium,
Nö vi Bono mancate memorie dell'epoca cristiana, ma che fosse
8tata pure sede vcbcovile il eh. De Rossi oon rammette {'').
Se adunque dalle surriferite scoperte 6 risnltato accertato che
la Salaria U passava rasentando quelle colline» fiaucheggiata da se-
polcri, e che ** il siio livello era pochissimo ditferente da quello
della via moderna », e pure da ritenersi che in quel tempo l'alveo
del vicino Tevere fosse di molto piü profondo di quello che non
e di presente, e che la livelleita della strada medesima fosne piü
alta, in rapporto al piano della campagna di quel che attualmente
non pare che sia.
Non si puö ammettere che fosse stato allrimenti, imperooch^
in tal caso la strada sarebbe andata troppo di frequente »oggetta
ad essere invasa — come la campagna circostante — dalle inoa-
dazioni del Tevere, e quindi impraticabile per oon breve tempo*
I romani certamente non avrebbero commesso tale errere tecnico
di costruzione.
(•) Cf, Dionjsius, m$t., U, c. 53.
<M Cf. Dionysius, II, c. 5S.
e) Cf. StTubo. V. %
(*) Cf. Horatius, Epul, X 5.
O Cf. luveiiftliß, SqI., X, f>.
(•) Cf. Martialb. Epigr., IV. 64.
(') Cf. Plinius. m, 9.
(•) Cf. Kaibel» /. Q. /„ nn. 1688, 1689; De Rossi. in Bull CrUt,, 1892,
43 sg.
I
.i 312 V. PBB8ICHBTTI
E che effettivamente il letto del Tevere in antico
vesse essere piü profondo i altresi da ritenersi pel fatto che
fosse stato come negli anni da noi non molto lontani —
quali, quando straripava ed inondava Borna, la prima zona
vasa dalle sue acque era qiiella del Pantheon — bisognere
ritenere che i romani avessero constniito tanto basso il piano
loro principale tempio da farlo essere il primo che nelle inoE
zioni fosse invaso dalla melma del fiame. Non potendosi amo
tere questa strana ipotesi, e da credersi inveca che il livello d
massime piene fluviali fosse in allora molto piü basso del pi
mento del Pantheon, e che per conseguenza anche la Salaria eil
urbana avesse una livelletta da superare qnella delle grandi pi<
luDgo tutta la valle del Tevere (0-
Passato il casino di villa Spada, sempre sulla destra d«
Salaria, prima di giungere al sesto miglio ed a monte della ;
lovia, si rinvennero sopra un poggio altre tombe ; come pure p
piü oltre dello stesso sito do?e sarebbe stato il posto del se
milliario, sulla sin. della via, in occasione della costruzione di x
strada che mena ad un ponte sul Tevere, si rinvennero i resü
un edificio appartenente al II sec. d. C, fra le coi camere en
vene due da bagno col relative ipocausto (*). II sito di tale rin^
nimento pu6 vedersi esattamente marcato sulla mappa dell'Ashl
annessa alla sua su citata opera.
E cosi si raggiuDge il colle tondeggiante alla quota di m. <
sul mare, che come un promontorio si eleva in mezzo alla circ
stante pianura, chiamato Castel Giubileo, a cui — secondo il Nibl
ed altri — tal nome sarebbe derivato dallavervi Bonifacio Vli
fatto edificare un casale nellanno del giubileo 1300, ma che -
(*) Un' idea della gravitä di queste inoiidazioni nelle adiacenze de! pon
Salario e Nomentano si ha dalla descrizione fatta dal Gori della inondazior
del 19-20 gennaio 1863, dove, fra Taltro, dice: « Nella stagione inTerna!
ainbedue i fiumi (il Tevere e TAniene) formano di tatta la pianara an so]
lago di acque torbide... Allora la torre del ponte rassembra Talbero di n
bastimento airäncora formato dal corpo deirosteria, e si prenderebbe per cj
notto del medesimo la barca che va solcando il lago onde provvedere e soc
correre i contadini ussediati nelle campagne. Emergono perö dalla general
inondazione, quasi isolette, le verdi pendenze dei colli... >», op. cit., p. 8.
(«) Bull, com,, 1891, p. 328; Asbhy, op. cit., p. 22.
LA. TIA. SALARTA. KCT ClftCOKDAHtl DI ROMA S RIETt SI3
secondo il Nicolai ('), il Gori (•) ed il Tomassetti (^) — gli sa-
rebbe inyece deri^ato dal fatto di avere apparteniito nel sec. XIV
ad una cospicua faraiglia romaüa di cognome Giubilei,
Da Castcl Giubileo a Monterotoiido.
La Salaria, iiscita dalla gola che le reslringeva il passo fra
le coUine fidenati della tenuta di villa Spada a dr, ed il colle di
Castel Giubileo a sin., contioimva il auo andamento quasi retti-
lineo a travarso la pianura la quäle le si apriva diiianzi disten-
dendosi lungo la sna sinistra, meotre che sulla diritta quasi di
continuo era stretta dai colli cui costantemente eäsa appoggiavasi
per mautenere alto il suo livello.
Passato Castel Giubileo, la via rasentara nna coHina oggi
boscosa. raggiuDgeva la spouda destra del fosso della Buftalotta
che reciDge la tCDuta omooima, ed andava ad iucoutrare il fosso
di Malpasso, che trovava pure sulla sua destra.
Ivi non mancano vestigia di antichit*^, Non lungi dal fosso
della Buffalotta, al disotto del casale detto di Sette Bagai, ed in
prossimitä della scarpata Orientale della ferrovia» al Km. 13 -f- Ö04
sonvi nideri delle fondazioni di uu edirtcio cospicuo. Sulla vetta
dellö stesso colle evvi una grau cisterna, iiuportante per la sua
tecnica {*),
La via poi cavalcava le acque torrentizie di ambidue i sud-
detti fossi che si ricougiungono, con uu ponte chiamato pure di
Malpasso, e che si trovava fi-a gli attuali Km. 14 + 551 e
15 -f- 384 dalla ferrovia ed a sin. della medesima, alcnne centi*
naia di metri prima di arrivare airodieraa stazione di Sette
Bagni,
(') CL Nicolai, in AUi Äccüd, arch$oL, V, p. 201,
(•) Cf. Gori, op. cit.. p, 20.
(*) er Tomassetti, op. dt., p. 81,
C^) Cfr. Ashby, op. cit., p, 24.
U T^tosto poBlidAU #poet rapiibblieiu trm daUa sol
di tlloftt, • eiöi eottnito i giüfi mn wMmmgßiMTU
tu] pniieipiQ ddlo »eoM mtolh, äkam (i r^Aerua aoeon
a GiaUui ee 06 offrt k fson ((ig. U)('); il N
dteda U desemioiie. Querti, depo arer dtito eh*es90 /q riiiuvt »
1832, togi^Qiise eka • fiim i quell^epöCä rieoiioiMfftiisi im M
eli tu quel ponU; la prima anti^hissima di inmMt quadrü
di tüfo lo€«le, op0m de* teai|H re^nbblieanl : e di queifai i
erano le facce s\ quella verso il Tevere. cbe qoella opi
secoöda era qiiella dell'arco che tutto intern ösisteva,
beiresenipio di opera laterizia, e questo irenne randalic
atterrato: io conservo varü marcbi de' mattoni che lo comp
rano. i qnali portaao tutti la data del tetopo di Adriane,
deiranuo 126 e 129 deUIra rolgare, iodizio che allora fii ri
ticato: la terza era quella di ud arco ioforme sovrapposto all
ticOy opera dei tempi nostri. II ponta nuoro e regolare (me:
raotico era tortnoso). e sopra di esso leggonsi iscrizioni che
ricordaDO affatto uh la memoria del fiurae, nh il ponto autieo •
C) Cfr. Gnattatii, Man, sak, Roma, 1827. t T. p 43.
(V Cfr. Kibbj, Dintornh l p. 129.
SALARIA NBt CIBtC0!«BAR1I
Ora, questo poote che il Nibby chiamava • nuovo » esktu
ancora, ma e divenuto anch'esso untico e fuori d'uso.
Trovasi — come ho detto — a sio. della feiTovia e quasi
im chilometro prima di giiiDgere alla stazione di Seite Bagni.
Esso fii ediöcato siiUo stesso pasto del poDte antichissimo, e cioö
a circa 130 m. in linea retta dal Tevere, chö li presso fa gomito.
Fu rifatto a mattoDi, che^ essen do intonacati, qoq fanno redere se
Bella sua muratura siavi anche incastrato del materiale aatico. La
sua altezza e di circa in. 15 dal pelo dellacqua. Non presenta piü
alcuna della iscrizioni accennate dal Nibby, jua quel che conserva
— ed 6 molto interessaDte — e ia larghezza della sua carreggiata,
od aggere stradale, la quäle misura ni. 3,50, come la vetusta via
Salaria.
Tale ponte, abbandonato ed oggi inservibile, per Todierna
strada carrozzabile ^ stato sostituito da un altro che pu6 chiamarsi
iiuovo, costniito circa 100 ra, piü a valle del precedeute, e cht*
quindi dista quasi 35 m. dal Tevere.
Anche questo e fatto tutto a mattoni; ma alla spalla Orien-
tale siöistra si vede un blocco deirantieo ponte romano incastrato
nella muratura nuova. Esso e obliquo, com'ora quello antichis-
simo, ed ha la carreggiata piii larga, e cioö di m. 4.90.
E mentre il ponte antico trovarasi presso TVIII miglio dalla
porta CoUina, il nuovo inirece trovasi presso al VII dalla porta
Salaria; infatti, poco dopo di averlo passato, sulla sponda sin.
della strada provinciale s^incontra la eolonnetta moderna del VlI
miglio.
Se la esistenza del succennato ponte rende inoppugnabile
il fatto che il tramite della Salaria era proprio quello suddeacritto,
e sul quäle convengotio quasi tutti i topografi, da questo punto
in avauti le opinioni dei medesimi iucominciano ad essere di-
scordi.
Ne accennerö soltanto alcune.
II Gluverius atfermö ehe il corso della via si svolgeva attra-
verso la pianura solcata dal Tevere (*); raa THolstemus impugnö
tale di lui assuato dicendo : Ilic quoque errat, quöd Salariam
viam per plamciem Tiber i mcinam straiam fuisse existimat.
(*) Cfr. CkTeriuti Italia üntiqua, Lugdani, 1624, p. 709.
I
zu ?
cum per ip$oi proMfnot eoUtM dmetü f^triat ntus Saiaria,
nuK€ rati^jia ej^ clariniwia fjctOAi « (->. Lo stesso ripete il
desimo Holätenios nei fuoi appimti di riagg^io (T. Codic
Lrepia o. F 193, di me superiormente pabblicato« pag. 295.
liddoTe dice: * La stnda aotiea tira dml ponte (Salario) sn a
ritta p«r la collini che fanno qoelli di M. Bitondo rinreni«
qoale d'ogDi banda intorno e pieni dacticaglie. Tlra prima \
la tenuta dei Maffei che e Fidena poi passa aocan^o a Mareigl
Tecchio lasciandolo a man manca. che e Cnistomeriom «.
Pia tardi. nel 1704. G. B. CiDgolani solla sna pregc
mappa {*). dopo arere mareati i Rudtra Fidenarum. pone an <
che corri5p<:*Dderebbe alla tenata della BoSalotta sa coi enxi
mente ideotiäca Crnstumium. e da qnel ponto — dalla mod
fltrada proviociale che cbiama Strada a Farfa — distacca la
laria e. marcaadooe il coreo dietro i colli e quindi ancbe di
[ Monterotondo. la mena qnasi retta a Grotta Marozza. loa
[ rinomata tra l'antica NoiueDtnm (MeDtaoa) e Tantica Erel
^ II Gnattani ( i. e con lai il Prosseda (^), nel 1827, riten
i ' che la Salaria antica. anche prima di arrivare al casino di i
\- Spada, si disgiungesse dalla provinciale che chiaroano Salaria
r derna, — e seuza passare innaDzi al detto casino dal lato di c
[' dente per proseguire Terso la Marcigliana vecchia e ForaonoT(
- piegasse iorece a destra ed andasse alla localitä dett« Bedicic
Kitenneio pure che di lä pioieguisse quasi in linea retta, a
vante di Monterotondo. per poi ripiegare a sinistra e, passando
ponte di Casa Cotta, andasse ad Eretum, che coUocarono press
vocabolo Riraane.
II AVe^tphal, nel 1829, si riaccosW all'opinione del Cluver
I e ritenne che la Salaria, dopo Fidenae, continnasse il suo c<
liingo la valle del Tevere fino all'osteria del Grillo, dove si
foreava. la via provinciale proseguendo suUa sin. per Passo
rese, e i'antica Salaria piegando a dr. verso Eretum ('').
D Cfr. HolateniiKs. Annot in Ital. ant. Roraae, 1666, p. 127.
('^) V. Ciriirolani, Topof/r. (jeometr. delVü'jro romano, Roma, 1704.
{^) Cfr. Guattani, op. cit.. I, pp. 147-148.
(*) V, I'rosseda, Carta corografica della Sahina antica,
C) Cfr. AVestphal, op. cit., p. 127 sg.
LA. VW ElLkKlk NRt CtHCOTiDARIt DI ROMA K RIETI 317
It Nibby volle anch'egli descrivere il corso della Salaria.
ma ne fece im cenno non esatto. dicendo: i».,,fino al colle di
Villa Spada la strada attuale siegue le traccie deirantica, seb-
bene non rimangiuo affatto restigia dell'aatico pavimento. Le ro-
vine di Fidenae, ed il ponte sull'Allia (sie) detto volgarmente di
Malpas:>o ... n'e iina dimostrazione ulteriore. ün m. dopo quel
ponte. cioe circa rottavo dalla porta Colliua e un bivio: la rin
modema a biü,, radendo le pendici dei colli a destra va quasi
retta tirjo airosteria di Correse. Questa non conserva tracce di
lastricato antico, ed e la strada pt'ovinciale. Quella a destra e
abbandonata, e traversa le terre andando eul ripiano , . . Questa
via conserva rnolte vestigia deirantieo lastricato e retta sotto la
Mentana o Nomen tum mena a Grotta Marozza dove fii Eretiim
(sie) ed ivi si congiungeva con la Nomentana. Qnindi io credo
che questa seconda strada corrisponda alla via Salaria antica. che
andava di lä retta tin sotto Monte Libretti *> (').
Pjü tardi il Gell, sulla sua carta top., ne indicö cosl il trae-
ciato. Dopa Fidenae egli segna la localitä Grotta, dove dalla moderna
strada fu diramare la Salaria untiqua, e la porta a Nomentuui.
indi a ürotta Marozza; poi ad Eretum che metta pure in voc*
Bimane, a dr. della Salaria; quindi sotto Monte Libretti; poscia
per Grotta del Rotolo la meua sotto Nerola, dove ne perde le
traccie» e la ritrova presso Tosteria delle Scalette, che resta vi-
cino Vicus Novns (*).
II Kiepert, con la sua Tab, iöp, lialiae Regio IV {^) si
riaccosti> aU'opinione del Cluverins e del Westphal, marcando il tra*
mite della Salaria, da ponte Salario sin presto Tosteria del Grillo«
quasi identico a qiiello della provinciale moderna ; di \k la fa diver-
gere portaiidola ad Eretum, che pone a uord^est del medievale
paese di Monterotondo, presso il quäle colloca Crusturaerium.
I chifü Hülsen e Lindner divisero Topinione del Cluverius, del
Westphal e del Kiepert, ed anch'essi ritennero che la Salaria pro-
segnisse lungo la pianura tiberiiia* marcaudola tino a Fönte di Papa
sulla loro pregevolissiraa carta top. • Das Tiberthal swischen
184^.
(') Cfr Nibb^ op, cit., III. p. 634
(•) Cfr. W. Gell, Thi topoifraphy of Romi and tU vicinit^* London,
(V Cfr. Kiepert» Ta^. top. hälioi regio IV, Atifiesfa «tl CLL, vol. IX
21
:n8 I«. PER8ICBKTTI
dem V und XII Millieasiein von Rom • (■), indicandovi
ma come via meDO certa, iio'altra che di \h del ponte di
passo deviaäse a destra e s* internasse fra i colli.
Del medesimo parere 6 anche il eh. Ashby, il quäle
stua mappa (') segna randameDto della Salaria pressoche id€
a quello deirodieroa rotabile sioo airosteria del Orillo,
opino il Westphal. Da qael punto la fa di?ergere a destra
mena ad Eretuin. Anch^egli uon esclode la possibilitä deiresisi
in antico di un diyerticolo che, dopo il Malpasso, si svolgess
i colli e riuscisse a Nomentum; ma egli pure lo marca come i
certo della rate principale, che ritiene prosegnisse luDgo la ri<
valle del Tevere.
Di fronte a tali pareri, tntti rispettabili ma non tutti
cordi, e che si possono ridiirre a due diverse ipotesi, e cio§
Tarteria principale della Salaria corresse lange la pianiira del
vere rasen tando le ime pendici occidentali dei colli della Scod
della Marcigliana vecchia o Torretta, di Scornabecco, S. Colo
e Formello, proseguendo in avanti ; e la seconda ipotesi che, <
il Malpasso, si distaccasso dalla provinciale e, deviando a de
8* internasse fra le terre, passasse a ridosso, — ossia a levanfc
dei suddetti colli, e per la tenuta di Torre 3. Giovanni andass<
Oriente di Monterotondo, mi sono creduto in dovere di fare d
ricerche siiiruna e sull altra campagna, per vedere se di rec<
vi fosse tornato in Ince qiialcosa che ci mettesse in grado di
noscere cou siciiiezza quäle delle due ipotesi rispecchiasse il v
In breve dirö che nelle indagini fatte sulVuna e sulla
plaga, per quanto abbia veduto, cercato e domandato, non ho
tuto trovare alcun vestigio stradale ritornato all*aprico, che av<
portata nuova luce nella dubbia questioue.
I deperimenti e le depredazioni del materiale ayvenute
corso dei secoli e le trasformazioni della campagna deriyate
molteplici cause meteorologiche ed agricole, hanno fatto scom
rire, per uu tratto di molte miglia, gli avanzi della rete prima
(M V. La detta mappa h aniiessa al Die AlliascKlacht eine topog
phische Studie von Ch. Hülsen und P, Lindner, Rom, 1890.
(^) La mappa deirAshby e annessa alla succitata sua opera The da,
cal Topography of the Roman Campagna, part. IL London, 1905 ; in 2
Papers of the British School at Rome, voL III, n. 1.
L\ VU S^LARIA .NKI CIROOHDARU Ol ROMA E RIETt
31Ö
di questa via; onde nel difetto di prove pateuti e tangibili in
situ, divieoa iina necessitä Vattenersi a quanto ce ne hanno tra-
mandato gli storici ed i precedenti ricercatori.
PertaDto, fra le dua suesposte divergenti opinioni, non esito
a dichiarare che sembrami pid fondata e rispondente alla vetitk
qiiella del Ciiiverius e di tutti coloro che lo hanno segiüto; e ci6
per le ragioni che dirö io seguito«
Anzitiitto dichiaro che non intendo metterts in diibbiö la sin-
ceritä dell*aifermazione deirHolatenius che * p>r ipsos proximos
colles clarissima vestigia ex$tant * riraontante ad epoca abba-
stanza lontana, e cioe al ld6H; ma dairaltro canto non si pii6
accettare Cöntro qtiella del Cluverius senza beneficio dMnventario,
essendo essa iraprecisa ed incompleta, dappoiche non ci spiega per
qiiali fra quei tanti colli correaae la via; se si svolgease a levante
a poneate di esai; dove andasae a sboccare; quali e do?e preci-
samente foasero tali vestigia.
Vero e che la mappa fatta dal Cingolani 38 auni dopo che
scrisse rHolsteniiis viene in qiialche modo a confortare la di Itii
atrermazione, ma neppure questa puö ispirare piena lede perche,
portando egli talc via a Grotta Marozza, le faceva fare una curva
che ne avrebba alliiogato il cammino verso Eretum, tanto piu che
la campagna da percorrere era non poco accideotata.
Riguardo all'opinione del Gnattani e del Prosseda che non
fanno passare la Salaria accosto alle mpi sulle quali sorge il ca-
fiino di Villa Spada, e che non tengono conto del ponte di Mal-
passo cofflc appartenente a qnesta via, mentre ne riconoscono Talta
antichitä, nm so comprendere da quali elementi siano stati in*
dotti a luetter fuori tale ipotesi, la quäle se allora era contradetta
dalla sola esistenza del cennato ponte. oggi e ancor piü contra-
detta dalle siirriferite scoperte del 1889.
Del pari non possiamo c<^d sicurezza adagiarci äulla opinioQi
del Nibby e del Gell, poich6 il Nibby porta unch^egli la via a
Grotta Marozza, ed il Gell a Nomentnm e quindi alla stessa
Grotta Marozza, il che ne avrebbe aoche piti allungato il corso,
II Öori, in proposito di questo tramite indicato dal Nibby, dopo
aver detto che: ** Non solo sono stato per queste tenute sovente
boscose in cerca di una via quaUiasi, ma ne ho fatte reiterate
ricerche ai contadini, i quali non vi hanno giammai vednta la
1 r
I i
32^ N. PKKSICHBTTI
menoma orma di tale via » , agginnge : • InoUre questa via arre
doTuto passare per burroni, scese e salite in raferione de' frequ«
colli che vi si avvicendaoo ed aprono rigide gole « (').
Per coDseguenza, si puö soltauto ammettere che se um qi
8iasi btrada aotica, dopo il ponte di Malpasso« abesse deviati
destra passaado fra le coUine, non poteva essere che ud dive
colo. coine giustamente riteDoero Hülsen e LiDdner (*) ; alla qi
opinione. come ho detto, si accosta anche rAshby (^). Ed ai
questi. che per rinti-acciare le vie antiche ha fatto pazienti
accurate ricerche anche su qnesta plaga, in qiianto a veri e pro
vestigi stradali, come sarebbero milliarii, ponti, miiraglioni. <
pidini o lastricato, non ne ha trovati, e confessa Don avervi
duto « traces of antiquity •. £ parlando della via di Tor di S. G
vanni, dice: « This presents no detinite traces of antiquitv, I
is very probably ancient»(M-
Infatti. ripeto, non e improbabile che una strada antica
diverticolo si svolgesse fra quelle contrade, tanto piü se si doTe
ritenere — couie un griippo di scrittori opina — che a Tor S. G
vnnni od in quei pressi sorgeva Crustumeriam ("), e quindi <
ben naturale che avesse avuta una via che da una parte Tim
stasse alla Salaria, e da uu'altra parte U congiungesse alla
cina Nomentuiu, specie di succursale quasi parallela deirall
tronco: nia dall'essere un dioerticulum alFessere una via mi
tare e comnierciale di primo ordine ci corre ben molta ditferenza (•
Cj Cfr. Guri, op. cit, pp. 25-26.
(*) tl)ie von diesen beiden (Nibby und Gells) Forschern in Innern d
Tenuta di MarcigliAn«a verfoljrte Strasse soll nicht angezweifelt werden. ^
halten sie aber für eine vielleicht erst spät angelegte Seitenstrasse nach N
inentum r. Hülsen und Lindner. Die AlliaschlachCj p. 20, n. 3.
t (^) Cfr. Ashby, op. cit., p. 24.
5 (*) Cfr. Ashby, op. cit., p. 50.
(*j Cfr. Capmartin de Chaupy, Afaison (VHorace, t. III. pp. 140 e 141
I Nibby, op. cit., I, j). 117; Guattani. op. cit., I, p. 147; Mackey, in Journt
I of the Rrit, and Amer, Arch. Soc. IL p. 206; Ashby, op. cit., pp. 50-51
Tomassetti, fp. cit., p. 88. Fra Ic opinioni discordanti sulla vera ubicaziun
di Crustumerium, la piii giusta ci sembra qoella deirHülsen (in Pauly-Wi;
sowa, Realennyclopädie, IV, 1727) il quäle, dopo esaminata la qnestione cor
troversa. conchiude che Tesatto sito di qnesta cittä finora h sconosciato.
(•) II Tomassetti (op. cit.. p. 92) distingae poco chiaramente nna Si
Uk VU SAL4HU ^Gl ClRCONDARIl DI ROMA % RISTI
S21
Ma tornando al corso della Salaria propriamente detta e della
siia arteria principale, sono anch' io di pareie che sia questa da
i'icercarsi a preferenza presse la valle del Tevere dove doleemeote
sempre in piaoo svolgevasi, rasentando le ime pendici dei colli
che verso levante cbiiidono la valle medesinia, benchö oeppure
coli ßi troviQO ora tnarcati ed indiscutibili vestigi della via.
Non pertÄnto non maDcano fatti ed argomeoti importanti che
i?i ne dimostrino Tesistenza iu antico, e facciano propendere per
TopiQioDe raanifestata dal Cliiveriiis siu dal 1624; fatti ed argo-
iiieiiti che verrA rilevando man mano, strada facendo,
Kiprendetido adunqiie il cammioo dal poote di Malpasso dovo
lo abbiaaio lasciato» la campagna, per ben Inngo tratto, tin oltre
l'attiiale atazione ferroviaria di Sette Bagni. contimia larga e piana,
üome la via proseguiva in rettirilo, ma mn molto dopo la detta
staxione — non altrimeiiti conie la ferrovia — faceva una curva
che la piegava a di\ povtandola di nuovo sotto i colli che qiii
ricoQ]inciano quasi ininterrottaineote a rielevarsi sulla destra,
mezktre sulla sinistra la pianura, con seniinatorii e praterie, con-
timia sqnallida e raoüotona a dJstendersi verso il Tevere.
Quivi si eutra aeirodieroa estesa tenuta della Marcigliana
(rubbia 960) che un terapo appartenne a S. M. in Via Lata, poi
lArin « antica (v da una Malaria « modema'', e ilice : « QQesto tronco dA\h
Salaria modenia, da Malpasso, uieniemmm che lino al territorio di Mon-
teliöretti non coi neide cod l*antica. la qoale invec^ l&mbiva ü collo della
Marcii]liana, poi sallva sa quelln di Montirotondo; p^ii si fondeva colla ^Vo-
meniana presao Ereto e proseguiva per Orotta Maroiza, Tntto cio h atte-
stata daiBfli avan^i di lastricHt»> di essa via, che st «corgono negli acceDitati
laaghi e dalla natura del sqolo della tenuta in discorso (di Malpīio)e della
via moderna*«. Ci sia lecitu doinandare: Dal coUe della Marcigliana a qnello
di Monterotondo — fra i quali non h mica brcve il pasio — dove lono tali
avauzi di lastricato? ßadiai clje notj debboQo easere i soliti grossi sassi coi
quali in quei dintorni si veggono laMricate tante viazze medievali e vicinali;
rna debbono easere ■ le grandi pietre di paviinentazione » con le quali 11
Westphal vide lastricata la grande arteria dellii Salaria lungo la piannrnf
ciresso Toma^setti pare che qualificUi k muderaa n. Dippiu: la natura dd
snolo fra il Malpasio e Mont<;rotoudo con colli e relatiTi burroni» salite n
Kceae» come bi poteva prestare meglio che la pianura per la costruzione di
una via che dorera essere la piü breve possibile per raggiangere al piil
presto lo ßcopo pel quäle era stata fatta?
822 N. PBRSICHBTTI
ai Michelotti Frangipane, Gabrielli, Barberini, Falconieri di
pegna, ed o^^gi a Grazioli.
Passato il casello del Km. 16 -f- 799 della 8trada fe
trovabi uno stradone, in parte fiancheggiato da olmi, pel
bi ascende suUa prima coUina, sempre a destra. Solla somm
edsa, evvi un gmppo di fabbricati, fra i qnali il grandiose (
della Marcigliana nova, la chiesa e la caserma dei carab
che affacciano sopra udo spianato o laiigo piazzale, il quäle
cinto. a due lati, da robusto muraglione rettangolare.
II lato occidentale i lungo ben m. 50; qnello settentri
m. 1<3. Su qnesto muro, per tntta la sna langhezza, veggonsi <
cati, ad uso di copertina, dei conci di travertino che —
veriiD dubbio perche si riconoscoDo benissimo — appartenne:
Diateriale della via Salaria antica, dalla quäle furono aspo
tagliati o segati per essere adibiti a quel nuoTO uso. II piü gi
dei detti blocchi e lungo m. 2.30. Sodo alti m. 0,45; e ri
alle spessore di m. 0,20.
Questo dato topografico — da nessuno accennato sinora
importante perchö non solo dimostra che una delle ragioni
le quali la vetusta via e sparita i stata Vaverla dovuDque e sei
depredata del suo ricco materiale, specialmente uei Inoghi
abitati, roa piü ancora perchä dimostra che fin lä — doTe s;
al IX miglio — non vi e dubbio che la via medesima proseg
per quella linea, quasi un miglio e mezzo dopo passato il p
di Mal passe.
A pie' di qnesta coUina ed un pö piü oltre del succen
casello. evvi uu'osteria chiamata Dispensa della Marcigliana
quäle ha oggi il suo ingresso principale dalla parte di occide
che guarda appunto la strada ferrata. Ma Toste, certo Cheru
Cacciadenti, mi fece notare che. prima della costmzione d
ferrovia, la strada rotabile non passava dove passa oggi, e
a valle della strada ferrata, ma passava dietro Vosteria, il cui
gresso principale allora era dalla parte opposta, ossia suUa
ciata Orientale di essa. Da eib rilevasi che la via antica si
neva piü in alto e si accostava ancor piü alle falde delle col
di quel che non fa la moderna provinciale, sicchö essa veouc
gliata nella costruzioue della ferrovia.
Mi fece inoltre notare che la piena del Tevere, nel 1!
Uh VtA SAr.ARlA NEI CTKCOXDJiRtl Df ROMA fC RTETT
323
arrivö fiao ad im metro di alteiza del niuro della Dispensa, Kvn
ima laptdioa che oe conserva il ricordo e Be segna il lirello.
Giova auche nflettere che la strada ferrata ha la sua baa-
China quasi sempre in rilevato, che in alcuni ptinti si eleva a
circa m, 2 snl livello delFodierna rotabile, di modo che, se la
Salaria avera ima lirelletta o pendeoza ancor piii alta della fer-
rovia — alrueoo come e certo nel liiogo in pai'ola — essa Salaria
era ancoi* piii garaatita dalle pieue del Terero, che poi — come
ho detto dianzi e come lueglio si vedrä in seguito — in allora
eia anche piu basso,
Nei pressi della Marcigliana «oia si sa che via tempo si
rinveunero delle antichitä ('); lua mi fu assicurato che di recente
DiiUaltro eravi toroato in lüce*
Passate il colle sul quäle sta il siimnienzionato casale. 1u
via coütiaiiava a serpeggiare alle falde delle collioe susseguenti
della Torretta. o Marcigliana vecchia, di Campo grande. di Ci-
sterna grande, di qnella boscosa della Scodella, faceute parte della
stessa teniita della Marcigliana e di Scornabecco.
Ivi per luugo ti-atto aom scomparse interatnente tracce e ve-
stigi della Salaria, che neanche l'Ashby vi rinvenne, diceodo:
ü Beyond Casale Marcigliana no traces of antiquity are visibile
for some distance » (*). Ai tempi del Westphal in quei pressi si
vedevano alcuni resti insignificanti di antiche miiratiire, ma oggi
neppnre vi sono piö (■'),
Fra i colli di Scornabecco e quelli susaegrienti di S, Co-
lomba, incontrasi il fosso della Bettina che viene dal noonte della
Piscina. Qoesto fosso, pa^^sato sotto la strada provinciale^cambianome
e prende quello di Fosso Maestro, col quäle seguita a scorrere
attiaverso la pianura, detta Piana della Marcigliana, fino a che
non iniboeca nel vicino Tevere.
Tale fosso ö interessante perche, secondo le opinioni piü foii-
date corrispoaderebbe alFantica AUia flumen, faraosa per la bat-
taglia perdntavi dai romani contro i galli senoni neiraano 360 a. C.
(») Cfr. Nibby, op, cit , It. p. 303; CIL, Xl\\ n. 4005; TomaswtH.
o\K cit.. p. 07; Ashby, op. cit., p. 24,
(■) Cfr. Ashby, op. cit„ p- 24.
(") Cfr. Westplml. op. cit , p. 127,
ittMi
i \
324
^. PKRSICBBTTI
iDvero 1 Holstenius riscontrando in qnesto rivoletto, oltre
alte sponde, la distanza da Roma datacene da Livio • ad undecit
lapiäem^, lo identificö con TAllia (0- II Gaattani (*) e
Nibby (^) seguendo il parere dello Ghaupy {*) ideotificarono
vece TAUia col sopra ricordato Fosso di Malpasso, ma erro
mente. AI contrario il Westphal (^), il Mommsen ('), il Kiepert
il Gori C') ed altri, divisero Topinione deirHolstenius ; ed in qc
senso oramai la queotione si puö ritenere definitivamente risc
dai ch.mi Hülsen e Lindner con una loro pregevolissima mono
tia, dotta e fortemente ragionata (^), ed alla costoro opin
hanno acceduto anche il Tomassetti (^®) e rAsbby(^').
Se adunqiie TAllia era il fosso della Bettina; se essa
— conie lo e il detto fosso — presso YXIlapidem; e se la batta
ebbe luogo in parte sulla piannra del Tevere • Circa r/pam
beris... magna straffes facta est^, come si piiö niettere
dubbio che l'andamento della Salaria non fosse qiiesto, e
liingo la valle del Tevere?
Ma un altra prova ce loffre una recente scoperta, di cui
ora dir^.
Passato il fosso della Bettina, prima di giungere al c
di S. Colomba, localitä oggi chiamata Fornonovo, trovasi, c
mezzo chilometro dopo il ridetto fosso, Tosteria dei Quattro C
celli.
Trecento uietri circa dopo la detta osteria, a poneute
monte della Piscina o del coUe di S. Colomba, presso al Km.
i') - E'io comideraüs locorum intervallis Alliam e%se pu'o rivo
t/ui infer praeHum S. Columhae et S. loannit paulum ultra Morciffliat
praealto aiceo ^ejlait in Tiherim,.. ?» : Holstenius, öp. cit., pp. 127-12i
(■) Gnatt.ini, oj». cit., I, p. 42 sir.
(') Cfr. Nibby. op. cit., I, ]>. 129.
(*) Cfr. Chaupy, op. cit., III, p. 147 ^a^.
('') Westphal, op. cit., p. 127.
f") Cfr. M'.mni'jon. Hermes, XIII, 515-555, Römische Forschungen,
297-3S1.
{') V. Kiepert, 7'al/. top. ItaUae regio IV, aimessa al C. l Z., IX.
(") <'fr. ^iüri. op. cit., p. 28 sg.
:») <"Jfr. FTfllsen und Lindner, Die Alliasrklacht eine topogrophis
Studie. Kom, 1890.
('«) <;fr. Tomassetti, op. cit, p. 99.
(") Cfr. Asbby, op. cit., p. 24 sp.
LA VU 8ALARU NKl ClRCONDAHIl Dt KOMA G HIETI
825
Jella ferrovia cd in vicioaoza del Fo^so Maestro, certa sig. Mo-
derato Magazzioi, di propria lodevole iniziativa, nel maggio del-
Tanno 1906, fece intraprendere uno scavo sul laüfondo succenuato,
a vatle della proviDciale. chiamato Piana della Marcigliana, ap-
parteuente auche a Grazioli, e ciö dopo averne otteoiito il pemiesso
dal proprietario e dal Governo,
Questo scavo lo fece a circa 100 m. di distaüza dalla strada
carroxzabile, ^Mo portrS fino alla profonditä di circa 5 ra., non
Fig 12.
avendolo potiito approfondire dippiö per maneanza di piii forti
pompe per estrarre Tacqua dinliltraziooe proreuieate dal doo lon-
taßo Tevere,
Quando ueirottobre di queiranno io lo visitai, era sospeso e
rimasto incompleto, come lo e tuttora. anzi di presente e meoo vi-
sibile perche le acque di rigurgito del Tevere hanno iovaso ü
vuoto fatto e rinascosta buona parte della scoperta.
Aveva detto scavo» iu loezzo a terreuo giallastro e tufaceo,
fatto toriiaro in luce uaa costruzione circolare, di circa m. 84 di
diametro, rivestito di bloccbi di travertioo bugnato. Nell'interno
di questo grau cerchio (v. fig, 12) soDvi dei muri di tufo che
32C M. PBaSICBSTTI
formano im esagono regolare, con lati a segmento di circ4
verta che le parti totalmente nere dolla pianta di ques
mento che pnbblictaiamo, rappresentano quanto ne fn so
sig. Magazzini. Dentro tale esagono ataono sei muri a
formano quasi una Stella, e che Tanno a combaciare coi
muri a segmento di circolo. Nel centro 6FTi an pozxet
Questa scoperta, annonziata dai giornali, riehiamJ
zione dei dotti che vi si recarono ad osseirarla, ed apri
a delle dispute sulla sna rappresentanza. L'opinione pit
bile pariiii che sia quella emessa dal rilodato dott
quäle ritenne che • is neither more nor less than a
cular tomb « (^). Infatti la sua pianta somiglia a qa(
tomba chiamata Torre Selce suU'Appia vetuSy ed alla 1
IV miglio sulla Tiburtina scoperta dal eh. SteveDson (*
TrattR3i adnnque di un grandioso sepolcro sulla vi
che — presentando la sua base rivestita di travertino h
circa 5 in. dalla superficie del süolo attnale, base che de
tamente emergere col resto del monnmento per rimanen
ai viandanti la cui superiore parte ornamentale h st
distrutta ab immemorabUi mentre k da supporsi che toi
bella, diniostra come in allora il piano di campagna ar
qnel lirello e non fosse alto quanto Todierno che si i
nel corso dei secoli, coi depositi delle inondazioni del
coi detriti alhivionali dei monti.
Quindi allora tutto doveTa essere piü basso, non so
nura da cui emergeva il monumento; non solo la via pu
cui si doveva ammirare, ma principalraente il bacino d<
che doveva avere un alveo assai piü profondo di quelle
abbia oggidi.
Anche questa scoperta adunque ä venuta ad oifrirci
ar<^onieuto in favore della tesi che la Salaria fino a quel
e siamo al miglio XI — continuava a correre lungo la
til)erina.
(*) Gfr. Ashby, The Forum of Trajan and other NoUt from,
The Buihhr, London, 1006, vol. XCI. n. 8332, p. 680. vol. 2^
("i Cfr. Stevenson. Escavasione di vn antico diverticolo t
miolio sulla Via Tiburtina, in ßulL Com,, Roma, 1878, a. VI, p
tav. XVIII e XIX.
I
LA TIA SaLARIA KEI CIRCONDARII DI ROMA E RIETf
327
^m £ perö da deplararsi V inciiria per la quäle Topera iniziata
B dal Magazzini sia stata, con iaditfereuza, abbandotiata alla propria
Sorte 6 fatta risommergere dalle acqtie, anzieht continuata com-
^m piendola ed atnpliandone le ricerche.
B Proseguendo intanto il caramino, presso al Km. 21+395
della feiTovia, trovasi Tosteria di FornonoFO a monte della quäle
elevasi, aempre sulla destra, il colle di 8. Colomba, piii alto dei
precedeoti (alk quota di m. 118 s. tu.)« con cospiciii fabbncati
in sulla yetta, apparteneote im tempo agli Altemps. poi ai Cor-
sini, oggi al sig, Tito Tittoni, Qaivi non raancarono scoperte di
^m antlchitä (^).
H Viene poäcia im altra eolle che chiamasi di Fonnello, sul quäle
mi si disse che receotemente erano stati riDvenuli dei cocci an*
tichi in numero rilevante, pri?i di sigillo doliare. che erano an-
dati dispersi.
B Fra questi due colli scorire un altro rigagnolo chiamato Mar-
H rana di Fornonovo.
" Pitt innanzi si raggiunge l'osteria di Fönte di Papa, al
Km. 23 della atessa ferrovia e presso 1 osteria medesima» sul li*
tnitare della strada rotabile, sta una coloonetta quasi cadente
snlla quäle si legge soltaato: Tribunale — Delle — Slrade,
^ Piii oltre, in vicinanza deU'osteria delle Capannelle la mo-
^ derna rotabile si biforca; il ramo princtpale pro»egue in Huea
retta verso Passo Corese, o stazione ferroriaria di Fara Sabina;
l'altro rarao piega a destra per andare tanto alla stazione, quanto
per salire al paese di Mouterotoodo.
Preaso la suddetta osteria delle Capanuelle il Gori, nel 1863,
vide che *» tre pietroni luugbi piü di im metro oguuno servooo di
poute levatoio: eran guide della via autica • {^). E se erano cosif-
&ttl HÖH y'e alcua dubbio che fossero veramente avanzi della
Salaria.
Anzi lo stesso Gori soggiuuge che « larghe e luDgbe pietre
blanche ■ allora si Fedevano anche fortificare i lati della via che
asceudeva a Mooterotondo, ma che quella fosse la Salaria velus
— come lui dice — ^ e si arrampicasse sul colle. a m. 16o s. cDm
(«) Cfr. aiL., Xl\\ II. 3940. Aihby, op. cit. p. 86.
(•) Cfr. Gori, op. cit.» p. 31.
Sil cni dieJe il mediefal« Monterotondo. e an'atopia! lofeee
Ja creJerai che qaei bloeehi siano stmti asportati dai mtigi
della Vera Salaria, che correra pel piaeo, ed nsafraiti per som
eere i lati delU erU strada nnora eondoeente al paese.
E che la ätrada medierale che ineoaTa a Monterotondo di
parte di occidente fosse tatt'altra co« che la Salaria Ten
propria. e dimo^trato dal segiiente fatto.
Prima della costnizione della strada ferrata la via per H
terütondo noo diramafa daH'arteria della Salaria — come ogs
H — dopo passata Tosteria delle Capannelle: ma diramava m«:
priina, facendo UDa ciirra che. portandola a pie* del colle S. Doi
nico, per la strada cosiddetta della Costa, le faceva piü presto i
ifiungere Monterotondo.
Nella costruzione della strada ferrata, tale rotabile che i
versava il latifondj di proprietä Emer, fii tagliata, e la ft
* Jel fondo Emer rimasta a valle della ferrovia fu acquistata
I ceito sig. Franzetti. e la parte a monte con la soprastante <
* lina fu aequi&tata dal sig. Ramarini. Fa allora ehe il diverti<
per la stazione e pel paese di Monterotondo fii distaccato in
cinanza delle Capannelle. die restano qnasi nn chilometro
innanzi del fondo Emer. E quella strada — per ottenere la ricosi
zione della quäle dalla Societä delle Strade Ferrate il sig. Ante
Ramarini ha sost«?nuto lunghe ma infruttuose qnestioni — era
stricata. come tuttoi-a ^i vede in qnalche tratto che ne re:
ina lastricata con i soliti ciottoloni o grosse pietre medievali
nou gia a grandi lastre di (»avimentazione come nelle antiohe
coDz-olari.
In quelle localita non e quiudi da credersi roiuana o
>,trada lastricata; e se pres:50 le Capannelle eranvi « dei pietr
lunghi piü di un metro •» testimoni delTesistenza ivi della
laria. e da ritenersi per fermo clie essa proseguisse il suo co
in linea retta attraverso la piana. anche un chilometro oltre
medievale bivio per Monterotondo.
Con questo paese il Gell (') ed il Kiepert (*) identiticar<
Tautica Crustumerium. Certo si e che nei suoi dintorni non mj
C) OiV. <^.-ll, Th.'J TopO'fraphy of Rome and U% vinnify, LoiiJon, 18
p. 190.
(«) V. Kiepert. Tabula top. Italiae retjio IV, annessa al CLL.,
LK VIA SA.LARIA NUI CIKOONOARH Ol RüMA E RlKTl o20
caroDO scoperte di antichitä e riuvenimenti di iscrizioni (*). Ne
accennarono il Giiattani (*) ed il Gori (^). Nella piibblica Pas-
seggiata Umberto I evvi una statiia di marmo e due grandi ca-
pitelli corintii, di etä roniana, che ne ornano il giardinetto. Circa
sette anni or sono il sig. Lorenzo Betti di colä. al voc. Monte
Ciafrone ed a circa un chilometro fra il paese e la stazione ferro-
viaria, in un suo predio, trovö varii fraaamenti architettonici, scor-
niciati, di marmo; tutti resti di ville romane, ma riideri cheacceu-
nassero alVesistenza di un antico vico o pago non ve ne sono,
almeno visibili o dei quali si abbia memoria.
N. Persiohetti.
C) Cfr. C. I. /.., XIV, nn. SO.'^^SOSO.
O Guattani, Mon. sab., II. p. 354.
(») Cfr. Gori. op. cit , p. «3 s^.
(Continua).
TOMBE 6RECHE IN PUOLIA
I. TOMBA DI RüVO.
La scoperta di questa tomba, apparsa dopo circa tro Instri
a smentire quasi resanrimento io cui sembrava cadata la ri
necropoli di Ruvo, cosi disordinatamente dissepolta per Io paasi
fu annuuziata nelle Notizie degli Scavi (*). Or io, avendo po(
minutamente esaminare la suppellettile e, gnzie alla cortesia
proprietario, eseguire le fotografie de* suoi piü interessanti c<
ponenti, posso darne qiii un'illustrazione piü esatta e dettagli
del citato aDDunzio.
La tomba consisteva nel solito sarcofago di tnfo in foi
rettangolare e presentara, a quanto aaserisce Io scopritore, la
culiaritä di una doppia copertura. L^una, la superiore, era form
di lastre anche di tiifo; Taltra, interna ed ad nna certa distal
dalla prima, di lastre di pietra, e nello spazio compreso fra
esse erano collocate le armi ed alcuni bronzi.
GH oggetti rinvenuti furono i seguenti:
Vasi a figure nere. — Diie eleganti coppe adocchioni, c
piede alto ed in forma di stelo (^), ma di uno stile trascurato
(') l/altima tomba ^eca di considerevole importanza venne faori da
necropoli ruvestina nel 1893 (Notisie degli scavi, 1898, p. 242 sgg.) in n
proprieta della principessa di Tricasc, non lontana dal sito dove fn fatta
scoperta di cui ci occnpiamo. Ricordo che essa conteneya rinteressante anf(
a colonnette con Teseo nel mare, la quäle, giustamente attribaita sin dal i
comparire a fabbrica attica (G. Jatta, Not. cit, p. 245; Ghirardini, Be
d. R, Are, dei Lincei, IV, p. 99, nota 1), risale, secondo il Fartwftngler {Griet
Vascnm., testo T, p. 29, n. 1), al 470 av. C.
(«) 1908, p. 87.
(») Per Torigine jonica, le varie forme, la decorazione e Tepoca di qi
ste coppe, cfr. il lavoro del Böhlau (Athen, Alitth, XXV, p. 40 segg).
TOMBE GRECHE IN PUGLIA 383
da UQ vecchio, avvolto nel mantello, col capo ciuto da benda,
il braccio destro disteso ed il bastone puntellato sotto Tascella
destra.
Qaattro coppe (fig. 3, i) a vernice nera, con labbro staccato
dalla pancia e concavo. L'una d alta cm. 9 e larga cm. 18,08,
Taltra alta cm. 8,07 e larga cm. 15,03, la terza alta cm. 8 u
larga cm. 15,03, la quarta alta cm. 7.07 e larga cm. 15,05.
Piccola oi noch 00 (fig. 3,2) a vernice nera, co:i zona rispar-
miata sulla parte inferiore della pancia, e con bocca trilobata,
alt. cm. 17.
Vasetto (fig. 3,3) con bocca in forma d'imbuto, tutto ver-
Diciato noro, alto cm. li),03.
I-i;r.
Due vasetti (fig. 3,4) a vernice nera, con pancia schiac-
ciata, labbro con orlo sporgente ed ansa in forma di nastro attaccato
alla pancia ed all'orlo del labbro, alt. cm. 6,05.
Lekythos (fig. 3,5) color della creta, con linee di vernice
nera intersecantisi in forma di rete sulla pancia, alt. cm. 13,03.
Anforetta (fig. 3.6) senza vernice ed ornamenti, alt. cm. 8.
Bicc liiere (fig. 3, 7) senza manico, senza vernice ed Orna-
mente, alto cm. 8,08.
Armi. — Elmo (fig. 4,,) tutto di un pezzo, con la visiera
in forma di maschera, due fori al posto degli occlii e col coprinaso
staccato dal resto della visiera, ma non movibile. II lophos era
sostenuto nel mezzo da un gambo di roetallo bifido, e lateralmente
da due gambi semplici (^).
[^) K Uli tipo di elmo freqiiente a rinvenirsi nciritalia meridionale. Uii
«semplare. provciiiente anch*cs8o da Ravo, si conser?a nella CoUezione Jatto,
e proYonienti daU*Italia meridionale sono anche qaelli pnbblicati dal Linden*
22
111
l\.\4
M. JATTA
Spada (fig. 4.«) a doppio taglio con manico rivestito di
terininante in ud pomo, rigontio nel mezxo e fomito di gu
dritta, luDgh. cm. 63.
Spada (fig. 4,3) ad no sol taglionte e ricarva, non intent
PuDta di lancia (fig. 4,4).
rranimenti di MvrjfiTifg.
Cinto della corazza.
Utetmli di bronso. — Manico (fig. 4,«) probabilmen
una concolina, formato da una figura maschile di stile an
la quäle con la parte inferiore del corpo avyolta nel mantell
i piedi poggiati su di una palmetta, soUeva le braccia aostei
col capo e le mani due ali »piegate, con una palmetta al dis
cui eia evidentemente attaccata la concolina.
Zampe di leone, parte inferiore probabilmente di un trepi
Franimenti di un medesimo.
Grande pignatta (fig. 4, 7) in forma dai chjtra, alta cm
con bocca larga cm. 23.
Due concoline (tig. 4,s) senza maniche, Tiina alta cm.
e larga am. 45,05, Taltra alta cm. 8,05 e larga cm. 29,04.
Due anse (fig. 4,9,9*) probabilmente di una patera.
Colatojo lungo cm. 23. Ha il manico terminante in c
e testa di cigno, ricurvo in modo da potersi 80spendere, e
della in forma di piatto con al centro il passatojo conico e
raolto alto (*).
La suppellettile dunque di questa tomba, ci porta dal p
cipio del V secolo alla fine del IV ed in essa, come per altri cas
simile associazione della suppellettile di tombe greche rinven
in Italia (') i pezzi di maggior pregio sono quelli d'importazi
Bcliinit, Alterth. v. I. parte 3*. tavv. 2. 4 ; Schreiber, Bilder Atlas XL
9; Baumeister, Denkm. III, p. 2035; Cfr. anche Brano Schröder, Arch
Anzeiger, 1905. p. 16 seg., fip. 4.
(M Un esemplare quasi egualo e proveniente da Ravo si coDserva n<
Collezione Jatta; cfr. anche Daremberg et Saglio, Dictionn. d. Antiq. gn
et rom., fie. 1732 a p. 1332.
(•) Anche in una tomba recentemente scoperta presso Ohinai vasi al
del V secolo erano associati a vasi di fabbrica locale (Xot. degli scavi, 19
p. 346).
TOMBE GRECHE IN PUGLIA
33&
Fi-. 4.
« /ATT4
nIti.M. Fra qiieüti poi emerge a sna volii 1 ajifiri i r
clir iifllu Htoria della ceramica greca pao. a -ikz^r z: ■
IUI |H>sti) noii fiel tutto insigDifieante. e p»er i sri--: Tirkzzi
I« siiliHiiri, per il lipo della rappresentanza della i^ ü:
«M|i;il«*.
Mi Ma percii^ concesso indagianni im p*:.' pit :^:
I lioltoni (ii loto ripetuti per due volte, sulla mrlesin
iMiir oinsiiiionto (ifl nojitro va8o(fig. 2). i bastonoelli. U
i«lli i.i N«>iiiiii!iriaiiiontü disegnate, insieme alla caratteristica -'
siuilt iiiaiiuiiitosi dal piede nuUa zona ioferiore della pancia
iiii.iLi (lallii Yoinin*. rivelano iiegli elementi decorativi scelii <
■ti. im |Mt»viiU>iito intondiinento arcaico. Questo medesimo i
:i. riiN.uio l:i roiiiKi iloiiW occlii delle tigure allnogati a maj
-.itii.it I litt porliino a s^Mionibo e di prospetto sni yiso di
li ii.i^.t :ili|u:iiitt) |ironiin7.iato airinsiu le labbra atteg^iate
m:im>. 1,* iiiani a vontay^Iio, oon le dita luuge e stecchi
I ■11!.» MiiMu-a di'H'A. \M L e dol S a tre gambi dell'e
t • I 1 .msmi.!.»:»»' i'<alta o preoisa, ma pur fredda e secc
.: Mir.Mit: .i: xxw soll liivlio le aniu indossate dal gioFani
I .* .• t V luM.iatio la iuaiiiora di alcuni pittori vascolari £
i;.- . V ''^'''«i ^>«'l maiiocvriaro il biilino (').
\ .' M\i':n.|»> 10 tion sajMvi asorivere l'anfora di Ruvo :
.! ) • ,-.. . *i.u\li.» :1 .ÜM^jjiio la Mia tecnica rivelano u\
' i ; . ' *• iM i >•:•'. {visv^tiaÄTiri si miiovono con mago
^ i l ' i^^io ^r.i'.ubia infaiti söno piü proporzioDa
ijMotcioo la larghezza del torac
,ts-,
1 ll I
. » ir-.TA ,:c/;i ■ niiinonti ilelle aniii del j
!At. :.i Abb. rdAs.tr lophos. ha la cal
- "t:-. .' V. r:j:-.:ro umine. U difesa im
k\A .- T. a>tr:. lucntre le piastre niet
^ :: • >v.*:e ir friiia di sca^Ii* nell
•i • '. Tv« •■..■: ::u'iiv il uni lona di o^
-..fc^;/. .■ ■•: .i,-»*.'.! vWtA e della rerni
■. > vV. :.: — Asn-.'vvnie epUeina,
i. . ::- :. r. 4.
»
I
TOMBK GH«CHE IN PVÖLIA
pieoezza delle anche e delle eosce coDtmsta con la vita relativa-
raente iriolta aattile; in quäl che il giovane gnerriero del öostio
dipioto, COD la sim üsonomia quasi fdruaiioea. col Tiso tondo e Je
garabe snelle e lunghe ci palesa qiiel tipo ideale giovanile cosi
care al ciclo di Eiiphronios (*). A qiiesto ciclo ci ripartano del
pari la maiiera come soa trattati i capelli, fliienti in Hnee siin-
metncameiite oadulate siiUa niica del giovane, con contorno supe-
riore lucidato e franeia pmoellata siiUa fronte nelle altre figiire;
ed il largo iiso inoltre che il uostro vasaio fa della vernice di-
Itiita per iodicare il chiaroseiiro del metallo, nella siiperficie in-
terna delle paragnatidi e della spalliera, dei peli, delle sottili
pieghe del chitone e soprattutto il rilievo dei miiscoli interni dtjlle
parti nude del corpo, Aggiungerö anzi che questultimo dettaglio,
[a CHI introduzione nella ceramica greca, per uiianinie consenso
degli archeologi, viene attribuito a merito di Euthymides (*), reso
nel Dostro dipioto con linee soitilissirae ed appena visibili (^) in-
aieme al capo piccolo col mento oltremodo sviluppato e rotondo,
il naso meno sporgente che in Euphronios, e gli occhi relativa-
mente stretti e hinghi, avvicinano il noatro maestro alla maniera
di Duri3{^).
In ogni modo uon v'ha dubbio che egli muo?e dal ciclo di
Euphronios, non nella tecnica e nello stile soltanto, ma anehe per
il tipo della sceaa rappresentata snlla faccia principale della sua
anfora.
üo gnerriero dunque di aspetio molto giovanile {tig. 5), cou
una teniie barbetta pennellata a vernice nera snlle gote e Innga
ed inanellata chioma fluente di sotto aU'elmo, con le paragnatidi
k
(*j Klein, Fuphronioi^, p, 264; Arch. ^eiL 1879, p. 33; Hoppin, Eu-
ihifnüäei, p. 10; Mikni, J/useo ItaL 111, p, 248; Furtwängler, nel testo della
Qflech. Vasenm. i, p. 64.
(") Furtwängler» Bucht. 7, VoiensammL im Äntiq, U, pp. 573, 577
• 579.
(*) Hartwig, Mehttnch. pp iv'j e 490; Reisch, Rom. JJiUL \\ p 3:^.
Giovji ricordare che anche in una coppa di Duris del Musco Iiidttstriale di
Vieniia (Masntjr» Die Sammi Antik. Va»en, u> 7'errac. im K* K. Oest. Museum
n 324 B.) ricorre lo sehenia del gucrriero cbe bi arma, dipiDto suiraiifora
di Kqto.
338
m. JArfA
iollevate, ha or ora indOMata la eorazza aul fino e corto
ed iotenJe a darle rultimo assetto. prima di affibbi
liera desti-a. Bappre^^eotato di prospetto« rivolge per^ il wim
donua che, vestita di luiigo chitone ed himatioD e oaffia it
gU porge la spada, sosteoendo per 1 orlo iino »endo pai||ri
di un gradino, meotre iiu uomo barbato arrolto neU*uB
con bastene io fonna dl gruccia nella siniBtra, porta la deati
Fig. 5
bocca, Dellatteggiamento caratteristico di rivolgere la parola
vane. ed un yecchio calvo, col capo cinto da tenia, avvolto
l'himatioQ, poggiato ad un bastone in forma di gruecia, alqi
China iti av^auti colla persona, atteotfimeote ascolta. M
Orbeoe, a niuno sfugge la striDgeDte analogia di coni
fra questa acena e le altre due adornanti le anfore di Eothju
ora a MoDaeo (^) a sagnatatneDte qnella con Ettore che si
in prosenza di Priamo ed Eciiba. Ettore ed il giorane guei
(•) FQrtw&n|rl«i^-Heich?iold, Öritrh. Vüftinm,, t.ivv 14, 8t.
TOMBE GRECHB IM Pt'OLtA
339
de Ha nostra anfora, sono eotrambi rappresentati di faecia, cd viso
di profilo alquaoto mcliaato suHa spalla destra, entrambi occupati
ad iüdosaare la corazza, con la dilTerenza che il guerriero deiran-
füta di Ruvo, avendo quasi campiuta Toperazione, ha giä measo
relmo 8nl capo. Cosi pure Tuomo barbato del oostro dipinto, ri-
corda per latteggiameuto, Priaraa dell'anfora di Enthymides, e la
donoa ehe porge al giovane la spada e !o scudo. Ecuba, che ia
<)!ielia, sostiene la laocia e porge al figlio Telmo, esseudo lo i^cudo
pnggiato sul suölo,
II maestro deiranfora ruvestiiia perö, ha maggiormeote aci-
mata la sceaa, introducendoTi il vecchio in modo che quasi tutte
le gradazioni di etä vi sodo rappreseotate, ha tneglio aggruppate
le (igure, col far coprire la parte inferiore del vecchio dalb sciido,
e col ritrarre inoltre il siio giovane guerriero con la corazza gi^
indossata e Telino sul capo« ha potuto mettere in erideoza tutto
lo afarzo delle sue armi e presentarcelo terribile, come im eroe
omerico, nelle sue nXvia nixstt.
Sieche Tanfora di Ruvo, insieme alle due di Eutbyniides ci
confenna la variazione che la seena au di esse rappre^entata ed
appaitenente ad un repertorio vecchissimo (^) siibisce nei dipinti
vascolari di stüe severo* Essa acquista a parer mio maggior uoitä,
ineotre TispirazioDe epica maggiormente s'iotensifica, Ancorche in-
fatti si debba consentire col Fiirtwäugler (^) che Kuthymides ha
dato ai suoi personaggi una denominazione arbitraria, poco rispon-
dendo TEttore da lui dipinto giovane e sbarbato, aH'Ettore del-
l'Epopea, pure aoi vediarao qiiesta sceoa animarai di un vivo co-
lorito omerico^ qualora paragoniamo la compiaceoza con cui questi
maestri vascolari la svolgono in tutti i dettagli di rappresentanza
e di concezione, a quella simile di Omero nel descriverla {% e se
Tintensa e profonda venerazione che iapira la figura del vecchio,
il consiglio deU'oomo di etä matura, le sollecite ed affettuose eure
della donna verso ramato, s'interpretano, rievocando alcuni perso-
naggi resi aticor oggi popolari dairepos omerica, e quella fiae e
(*) Per rorigine e la storia di qoesta scana cfr Boppin, op. cit.,
(') Furtwaiigler, nel testo della Griech. Va$enm. I, p. 64.
(^J Ricordo la deserizione dt Paride che bI arma prima di combatiere
con Menelao (tliad. III. v. 328 segg.), di Agamcnnone (Iliad. XI, v. 15 aegg*).
:Mo
M. JATTA
giuäta coaoscenxa che Omero medesimo rivela, dei sentimenti iimai
in rapporto alla differenza di sesso ed alle varie gradaziooi di ei
Ma nei dipinti vascolari di stile 86?ero la scena di annamen
si arricchisce di niiovi rnotivi, anche dal punto di vista artistic
Fra qnesti il piü cospicuo i il gnerriero che 8i anna non piü ii
clinato per infilare uno schiniere, o di profilo, ma di prospett
neiratto di indossare la corazza, il pezzo piü importante dell'a
matura: motivo che d'ora iDnanzi fa fortuna e s'incoDti-a, vari;
loente riprodotto, in quasi tiitte le scene d'armamento, tramai
dandodi tin nei rasi di hello stile (').
Dohhiamo attrihiiirne Tintroduzione ad EuthyiTiides« che
ripete per hen due Tolte e per giiinta siiiranfora, siilla quäle
fa la piü esplieita dichiarazione di aver superato il suo riva
Euphronios? lo lo credo prohahile, sehhene di qnesto avviso nc
sia il Klein (')• Troppo pessimista riguardo alle facoltä inventi\
ed innovatrici di Euthymides e troppo convinto della superioril
artistica di Euphronios, il Klein infatti, disconosce anche per 1
scena in parola, ogni originalitä ai pittore deiranfora di Monaco
facendo alle numerose rappresentanze di armamento deirepoca pn
cedere Timpulso da quella simile dipinta da Euphronios.
A parte perö la snperioriti^ artistica di questo maestro, oggi
giorno abbastauza discussa ('*), parmi che le attitudini stilistich
ed artistiche di Euthymides e soprattutto la sua inclinazione ver^^
arditi atteggianienti, comportanti difticili posizioni di scorcio, sian<
tali da nou reodere necessario nelTindagiue del probabile iDDOva-
tore della scena che ci oecupa, il dover muovere da una rappre-
sentanza, che noi dobbiaino quasi coiupletamente ricostmire con
la nostra immagiuazione {*).
(') Cito, ]>er es., la lekythos <li ralcrino. Furtwanjjler-Rcicliliril J. op. cit.,
tjiv. CO. U-stij II. 1». 31.
(') Eupliruiiios*, ]». 15^.
C-^' II Furtwänjrler infatti, riteiieiulo dipinti di Euphronios quelli firinati
con kyQu\l>sv attribuisce fjli altri firmati con inolrjoey alla sua ofiicina e con-
sidcra PEuplironios dello stile sviluppatu come un fantasma degli archeolopi
ra )demi. Si ricade cos'i nella « vexata quaestio-^ del si^nificato dei due verbi
8Q citati. per la quäle e relativa biblio^^rafica cfr. Ducati, Brevi osservaziont
xul ceramista attico Brygos, p. ^ e seprp. ; cfr. anche Hauser. Berl. philol.
jyoehenschr., 1907. p. G93 sep.
(*) II Klein, op. cit.. p. 151. ricostruisce secondo questo tipo la scena
TOMBE GRKCHE IN FLGLIA
:;ii
Ed h ain^he lecito supporre che non per sola vanitä o invidia,
ma appunto dopa aver rav?ivata l'opera sua cou Diiovi motivi ed
espedienti artistici» ed aver per coDseguenza superati diflieili pro-
blemi digegnativi dai siioi antecessori e contemporanei appeaa ab-
bozzati« venisse siille labbra del nostro iiiaestro resciamazioue che
h[i trascritta suiraofora di Mooaco: wg ovdtnotB Ev(fq6vtog.
II. TOMKA Dl CEfilJE.
Di passaggio da Ceglie del CamiK% paesetto presse Bari, potei,
nel settembre scorso. esaminare la swppellettile di una tomba, da
poco scaperta e della quäle do qui tma breve notizia.
La tomba, a qiiauto m\ assert lo scopiitore, presentava un si-
steraa di sepoltiira, che io ebbi occasioDe di verificare anche in
RutigliaQo, paesetto non molto lontano da Ceglie^ e che, per qiianto
io sappia. non h stato notato in altre necropoli pngliesi. Äccanto
al sarcofago di tufo cioe, di forma rettaagolare e di dimensioni
(*apaci di contenere il cadayere, vi era im altro piccolo locnlo aiiche
di tufo, contenente, a giiisa di ripostiglio, gli oggetti di broDzo ed
i vasi di maggior pregio, inentre gli altri vasi erano stati collocati
accanto al movto.
Ftirona rinvennti i segueoti bronzi:
Concolina alta cm* 3,05. larga cm, 22,08. con manico
terrainante in coUo e testa di cigno ricnrvo» aitaccato alla con-
coliöa mediaüte una palmetta e con la superticie nupenore ^M'affita
di palmette e öemipalmette. La sua forma era simile a qnella giä
(lescritta {tig. 4,g) avendo tri piu il manico.
Piccolo vasettö, (lig. 0,,) coo pancia piriforme e baccel-
lata^ bocca larga ad imbuto e manico formato da due corde intree-
ciate ed aonodate nel inezzo, alt. cm. 8,o7.
Una strigile con lamjiia molto ricurva.
del fontio di una coppa frtimiiientariii di Eaphronios. Por esseudo di «ccordo
col Klein che in qucHa non foste esibito, coroe vaole il Brunn, an trofeo
non Ifi'vo nci frammenti medcaimi i dati sufficienti su cui basare la con-
gettura che il gutrriero che si amia fossc pruprio ritratlo nel momento di
indossart« la corazfa.
342
U. JATTA
Vasi a figure rosse. — Anfora a colonnette per fern
e decorazione perfettameote simile a qnella giä descritto e ri
Tenuta in Bavo, alt. cm. 39,02, largh. cm. 37,08. A) Kom<
B) Tre giovani a?¥olti neUhimation.
Oinochoe a bocca trilobata, alt cm. 13,08. Snl eoUo, a
teriormente, piccola zona di ovoletti, al di sotto della qua!
sulla pancia, i rappresentato un Sileno, che in piedi, calvo, a
barbetta a pizzo e trattata con Ternice diluita, stende la ainiatr
poggiandosi con la destra sul tirso. Snl snolo, a destra dei so
piedi, si vede un corno potorio. Hello stile. (Per la forma cfr. Fnr
wängler, Äntiquariim, tav. IV, n. 18).
Fij:. C.
li
Coppa senza maniche, alt. cm. 10, largh. cm. 2L tutta
verniciata nei-a. Sotto al piede e grafiBto L|A (*). (Per la forma:
Fnrtwängler, Ant., tav. VI, n. 227).
Coppa alta cm. 6,02, larga cm. 20, verniciata nera con uoa
palmetta a vernice nera nel fondo limitato da una zona di ovoletti.
(Per la forma: Furtwängler, Ant., tav. VI, n. 226).
Kalathos alto cm. 16,03, largh. cm. 24,05, con ornamenti
in color rossomattone, disposti in zone suUa superficie grezza della
creta. La zona sovrapposta alla base e ornata di scacchi, la se-
guente di palmette, la terza di ramo di mirto, l'ultima in foglie
(*) Per il significato di questi segni grafiSti sotto il piede dei vasi e la
relativa bibliogratia, confr. Furtwängler Griech, Vasenm,, teste I, p. 15,
n. 1, p. 178 e seg.; II, p. 68.
TOMBB GRCCHR I?i PL'GLU
343
IQ forma di punta dt lancia, le <|uali si vedono anche sull'orlo in-
terno del labbro* (Per la forma : Furhvänglen Aat., tav. V, n, 91).
Askos (ßg. G,^) in forma di tiaschetto alt cm. 9,08. Non
yerniciato ne decorato.
la qiiesta suppelleltile guadagna sin dal primo colpo d'occliio
iina speciale coDsiderazione Tanfora a coloQDette, non ostante
la frequeoza della sceoa rappresentata snlla sua faccia princi-
pale (tig. 7), Sono diiegiovaoi infatti, che con clamidi gittate a giiisa
di scialle sulla spalla, co! capo einto da beoda ed ornato da piumo.
V\^.
ed imo di essi coq alti calzari, danzano in lieto komo9 per la
pnbblica via al ritmo della doppia tibia, suonata da una giovane
doona vestita di liingo chitone ed himation e col capo cinto da
Corona di mirto (?). Essi hanno ancora fra le mani gli oggetti che
dianzi formavano il loro divertimento {') e, mentre il giovane a
sioistra della suoDatrice, lasciando cadereil nodoso bastene^ striDge
ancor piii teneramente iiQ^anfora vinarja, l'altro con il barbiton
ticila sinistra. si esperimeata neiresercizio prediletto di tenere in
equilibrio una coppa.
Niente di nnovo dimqne in qiiesti giovani comasti, la tm
gaiezza e espressa cod i conaueti espedienti, e che portano im-
(M Holwcrda, J**hrk d. deutsch, arüK !mU 18S9. p. 24,
34 i M. JATTA
pressa nella fisonomia con veristica impronta rabbratimento del-
Torgia (*). Epperö dod avrei sottratta Tanfora all'oblio, cui era
destinata^ ove non vi avessi ricoDosciuta una certa importanza
tecnica e stilistica.
Se il maestro del Dostro dipinto, iofatti, per la foggia conie
ha disegaate le ciamidi indossate dai giovani, per lo scheinatismo
con cui ha rese le larghe pieghe di esse cd il torace del giovane
con la ceppa, e soprattutto per la palese adozione di tipi apparte-
oenti al repertorio di stile seyero (*) si awicina a questo gi'uppo
vascolare, ne ä d'altra parte imprescindibilmente tratto fuori da
una tecnica piü sviluppata, da una coocezione piü calda del mo-
vimento e del panneggiamento, ed in primo luogo dal noterole
tentativo di dare al viso del giovane con la coppa ed il barbiton
una movenza armonizzante con quella delle altre sue membra.
Tentativo veramente interessante non pure perche raro nei dipinti
vascolari delVepoca, cui a mio giudizio rimonta Tanfora di Ceglie,
lua anche e piü perche esso si palesa affatto rudimentale.
A me sembra infatti che il viso di questo giovane sitnato su
di un coUo enorme, asimmetrico nei contorni, con una guancia piii
goufia deiraltra, gli occhi di profilo e convergenti verso il naso,
sia la piü irrefragabile prova da un lato deirattaccamento del
nostro maestro alle posizioni canoniche deirarte arcaica di rappre-
sentare il capo di faccia o di profilo, e dallaltro dei suoi conati,
onde liberarsene.
Orbene, dal fermento di vecchi motivi rivolti a nuove ed in-
tentate conquiste stilistiche, costituente la caratteristica piü co-
spicna del dipinto di Ceglie, ne consegue anche Tepoca ed il
gruppo vascolare, cui esso deve assegnarsi.
(*) Si noti specialmente la fisonomia del giovane con Tanfora a bilan-
cione. Anch'essa al nostro dipinto deriva dallo stile severe, ed h probabil-
inente anche qui indice di queirindirizzo realistico, che nella ceramica greca
era giä penetrato sin da principio del V secolo (Hartwig, Aleistersckalen,
p. 479).
(■) Come Tesercizio di tenere in equilibrio i vasi fosse argomento sfrut-
lato dai pittori vascolari di stile severo, puo vedersi in Holwerda (op. cit.,
]). 27). Per la derivazione da Epicteto del motivo del giovane con TanfTa a
bilancione, confr. anche Hartwig (Jahrb. d, d. orchaeol. Inst,, 1891. p. 250;
1892, p. 118).
TOMBR GRECHE IN PUGLIA 345
Siamo evideDtemente in un peiiodo di passaggio da imo stile
aU'altro, ed in uoo degli nltimi stadi di qnel graduale e conti-
nuato progresso tecnico e stilistico della cerainica greca arcaica,
che, eliminanda Tolta a volta le sue debolezze, circa !in decenaio
da poi, si fletteva docile ai coraandamenti dello grande pittöia (^).
E «a gnippö, ed e forste snperÜ^o clichiararlo, giä da rin pezzo
diijtinto e studiato (-), ma io son lieto di potervi annoverare Tan-
fora di Ceglie come uno dei piii istmttivi eseniplari.
HL V.VSu IN FORMA DI SECCHIO
CON R A PPUESENT ANZA MÜSICALE,
Delta medesima proreniouza della tomba or descritta e da nie
agginato alla coUezione Jatta di Kuvo, ove si conserva, e il vaso
f ramm eil tario in forma di secchio (fig. 8) (^*), di stile piigliese,
del principio circa de! III secolo.
La forma, gli elementi decorativi, il largo iiso del bianco e
la scena del rovescio, esibente una giovane donna in amoroso col-
loquio coü un giovane, meotre im Eros vola al disopra, sono ovvie
caratteristiclie del grnppo cui il nostro vaso appartieoe.
Maggior interesse invece desta la rappresentanza mnsicale
della siia faccia priocipale, niodesta ma por espressiva emaaazioae
dello spirito ellenistico che rinforma.
Seduta sii di una sedia pieghevole, vestita di limgo Chitone
ed bimation avvolto iotorno alle gambe» con scarpe, armille. orec-
chini. e coUana una giovane douna suona la doppia tibia, mentre
innaüzi a lei un personaggio (probabilmente di sesso femmiuiie)
(•) Fo, Cül Milchliüfer i/ahrb, d, d. arch. tnsU 1894. p. 72 e segg.),
comiuciare IHnflussa dtilla grande pittura sulla ceramica nel 460 av. C. circa.
coDsentendo con lui net ritetiere che tale inäusio non avTenne di un Söl colpo,
giacche molti mc»ti?i rileiiuti polignotei preeststevaiio.
(') Specialmente dal llolwcrda nel citato lavoro (Jahrb. d, d, arch, Imt ,
1889, p, 24 e »esrg^.
I*) Questt »üQO gruppi di palmette intrecciate fia loro soi fianclii d«!
vaso e dividenti la rappresentanze, meandro aotto le figur«, o?oletti sul Porto
del TAso, itientft) le m>>daiiaturc sottostanti sono ferniclate nere q ornate di
punti btanchi alternantisi a trattotini del meddäimo cokre.
TOMBE 6RECHB IN PU6L1A
347
come ben si esprime il Romagiioli (0» la poesia e la musica, si pu5
aüche riconoscere Dei protagoöisti della scena rappuesentata sul
dipiDta vascolare i\ Ceglie, im poeta ed una poetessa.
In ogai modo, Don e dubbia 1' inten ziooe del nostro vasaio di
porre in maggior rilievo e dar preponderaoza al suono delle tibie;
Figf, 9.
giacche noQ soltanto aila siionatrice di essd tribiita maggior onore
destinandole, insieme al ramo di palma, probabilmaDta anche la
Corona, ma ne carattenxza in modo mirabile Tarmonia, con Tio-
trodm^vi rAoiorino. simbolo forse qui della passioöe d amore della
disgraziata Ninfa dal mite riochiusa nelle tibie, e la danzatrice,
che, merce la rispondenza dei molteplici movinienti deiroklasma
coö la tSiv aidtüv n^lvipmiCi^t (*), ci appare una plastica riprodn-
zione del ritmo saltante ed agitato delle tibie.
t^) E. Romagnoli, La muska gr^ea {Nuova Äntologla, 1905, p. C72);
cfr. anche D, ß. Monro» The S/odes of ancient Gteek Music, p. 119 e fegg.
{•) PluUrco» De Mus., 19; cfr. lul rigaardo Graf, De Graec, re muit
p. 2 € 8egg
348 M. JATTA. TOXBB ORBCRB IN PUOLIA
Lopposizione, a dir vero, fra il suono della cetra e i
tibie fa sempre teniita viva fra i Oreci da dirersitä etnografi
di origine, di forza espressiva e di ritmo, difrergenze da Orazi<
riassunte coa sl eloquente sintesi nei suoi beo noti versi:
Sonanti mixtum tibiis rmrmen lyra
llac dorieum, Ulis harlarum.
Un vero e daraturo antagODisroo infatti fra un suono, e Tal
ed il predominio di nno strumeDto mnsicale sairaltro dod vi
mal, mentre il diTampare della loro opposizione in momeDta
disprezzo o simpatia, si de?e a cause estranee alla musica me
sima, agli avvenimenti politici ed alla moda. Come un secol
piü circa prima del nostro dipinto, Topposizione mnsicale fra
tibie e la cetra, fomentata dal seDtimento nazionale e dalla mc
ebbe uD*eco nella pittura vascolare ('), cos! ora Teeo medesii
ripercuote la moda ed il gnsto per quanto FeniTa daH'Oriente, c
h\ fortemente aveva pervasa la societä ellenistica dopo le spe<
zioni di Alessandro soprattutto (^) e che sei dipinto di Ceglie
rispecchia nelVorigine delle tibie, delToklasma {*) e nel ?estimei
della danzatrice.
Ma quäle dissonauza fra questi due echi!
Mentre i ceramisti del V secolo manifestano il loro odio p
Tauletica attraverso il mite, il pittore vascolare pugliese sa t
emergere la sua simpatia per le tibie dalla scena di genere m
(lesinia, la quäle, piü intensa e veristica neirespressione, si asso
tit^lia anclie uel significato.
M. Jatta.
(M Urazio, Kpod. 9, 5 e seg. Per la loro interpretazione cfr. Graf, op. ci
j». 79; F. J. Fetis, Ilistoire g^n^rale de la A/usique, v. lU, p. 328 e segg
(-) E noto cnrae neirodio per le tibie in Atene, dopo le gaerre persian
si rispecchia Todio contro i Beoti, di cui le tibie erano strnmento nazional
e che la j?uerra niossa airaaletica, trov6, nuspice AIcibiade, segnaci nel
gioventü elegante ateniese ed un*eco nel mito e nelle opere d'arte da esi
ispirate. (Michaelis, Marsia ed Apolline, in Annali delVImt., 1858. p. 305
seger. Cfr. Arch. Zeit., 1874, p. 12 e segg.)-
(^) Heibig, Untersuch., p. 171 e segg.
(*j Hohverda, op. cit., p. 28.
EIN PANNOXISCHKS KAESTCHEX AUS DEM
NATIONALMüäEüM IN BUDAPEST,
(mit Tat X)
Im März 1906 ist in lütercisa, Dunapentele, l>ei den unter
der Leitung des Prof, Mahler vorgenommenen Aiisgrabnngön auf
dem Berg Oereghegy» auf dem Felde des Daniel Uaki<is der
Rest einetj Kästehenii gefunden worden, das nach vielen Seiten hin
Beachtung verdient. Es lag neben einem ausgeplünderten Sarg, des-
sen Dci'kel aufgebrochen war; daneben fandeu nidi 27 Münzen
von Constaiitiü u, a,, einige Glasgefässe und eine T- Fibel. Wahr-
scheinlich waren diese als wertlose Teile des Sarginhalts wegge-
worfen worden. Im Sarg (32/1006 N** 3) waren die Gebeine eines
M» Aurelius SilvanuiJ (*) beigesetzt dessen Heimat Hemesa war,
und der die Charge eine beaeficiarius iribuni bekleidet hatte. Das
Kästchen selbst (*) war aus Holz gefertigt und anf der Aussen-
Seite mit Brouzeplatteu beschlagen; leider ist das Höh ganz ver-
gangen» auch die Bronzeplatten sind nur teilweise erhalten und so
stark oxydiert, dass sie nur mit Mühe und unter der grössten
Sorgfalt gereitet werden konnten (Taf. X),
Es ist zunächst die Vorderseite des Kästchens erhalten^ und
zwar ein Streifen, der den überklappenden Teil des Deckels schmückt;
dieser ist aus drei Stücken zusammengesetzt, einem Mittelstück
und zwei Seitenstückeo, von denen das rechte noch mit dem
Mittelstück zusammenhängt. Das Mittelstüok ist mit vier Kreisen
verziert, deren Rand aus zusammengereihten Perlen besteht ;
innerhalb der zwei mittleren Kreise ist ein geflügeltes Gorgo-
nenhanpt gebildet, dessen Haare sich zwischen den Flügeln zu
(M Arch. I>rt XXVI, 1906. pp 158-159.
(^) Es beiludet sich tm Budäpesler National mase am Kummor 32/1906 36.
23
S50 fl. iSiOILMAKX
einom tieiko Tout>et erh^^ben und zu beiden Seiten Ü
Gesichtes lan; herabfalleo; tioterbalb des Kinnes
dfiooe ScbUogeit susammeogekootet xii sein ; neben
Ifedtuaok^^pfeQ ist links Belleropboa dai^estellt, n. r. reti
mit naebfiatterndem Mantel (von der BeÜügelang dee Pe
ntchts za sehen). Er ist im BegrifT, mit der Lmnz^ nich der i
dem Pferde n. r. tanfendeü Chimaera zu stossen« deren drei KOfür
ihm zugewandt sind; um ihren BiM zu ?ermeiden, hat Belk^
phen das r. Bein in die Höhe gezogen (0; das Bund zur reckt»
Hand wird von einem Reiter eingenommen, der, in srnimc
Haltung zu Bellerophon, n. L sprengt; er bat am linken Arme eil
kleinen ovalen Schild mit einem Umbo in fler Mitte nnd
wohl einen kurzen Speer in der Rechten, wnrfbereit, gig^en eia
Gegner, nach dem er den Kopf zurückwendet ; unter seinem Pfej
liegt ein nach links gefallener Gegner« der den Kopf nach d|
Sieger emporzuwenden sucht (*)« Zwischen je zwei Ereiisen siti
oben und unten je ein kleiner von kleineren Perlen eingefas^tci
Kreis angebracht, der ursprünglich wohl als verzierter Nagelka|j
zur BefestignDj^i: der Platten auf der Unterlage, gedacht ist;
schliesaen entweder einen kleinen einfachen runden Buckel
eine kleine Büste eines Mannes, oder zwei einander zngewand
Idole ein (*)• Unten wird der Mittelstreifen durch einen Frid
abgeschlossen, der mit stilisirten nach links laufenden Tieren er
füllt ist; die äussere Begrenzung nach oben und unteo wnrdt^
durch eine Reihe von grosseren Perlen oder Buckeln gebilde
die aber nur oben noch ganz erhalten sind. An den Mittelstreifd
schtiessen sich links und rechts die Seitenstreifen an, die einfiel
je eine H^ilfte des Mittelstreifens wiederholen, d. h. man hatte
links ein Medaillon der Gorgone und des Bellerophon, rechts Am
der Gorgone und des Reiters; da die Hälfte des Streifens ab^r
für die Ausdehnung des Kästchens zu gross war, bat man linki
(' ) Aacb auf der Tkima Capitolina ist in Medailloni Bellerophon
geitellt, wie er von dem (hier sieber geflügelten) Pe^aEos ans die Chin
bekämpft, wgl ROm. Mitt. 1906 T, XVIU, 2.
{*) Vgl Mainzer Zeitschr. 1906 S. BS, ¥i^, 21. Grabmal einet rön
Reiter«, <!as grosse Aehnlichkeit mit dem Medaillon hat.
(') Solche mit Balten antgefchmöckte Nagelköpfe erscheinen auch
der Thema Capitalina, wgl Rom. Mitt. I90ö S. 372.
im PANN0N1SCRB8 KAESTCHEtI So]
oder rechts ein Stück abgeschnitten, so dass beide Male nur der
Kreis mit der Gorgone ganz, der andere nur teilweise erhalten
ist; indem man an der Ecke noch ein über die Ecke übergreifendes
BroBzeblech aufnagelte (nur die Nägel sind noch erhalten), sind
zugleich von dem abgeschoitteneE Kreis die erhabenen Reliefspüren
durch die Hammerflchläge wiederhineiDgetrieben, so dass man von
Bellerophon nur noch die Beine des Pegasus, von dem Reiter rechts
dagegen fast gar nichts sieht. Jedenfalls kann man hier gleich
lernen, in welcher Weise die Kästchen gearbeitet wurden: der
Arbeiter hatte eine Reihe von Bronzeblechstreifen mit getriebenen
Figuren vor sich; von diesen nahm er, was ihm der Grösse und
dem OrDaraent nach geeignet schien, schnitt es, ohne viel Rück-
sicht auf die Ornamente zu nehmen, mit der Scheere zu und be-
festigte es durch Nägel auf der Holzunterlage so, dass die Enden
der einzelnen Streifen sich gegenseitig deckten (0,
Der untere Teil der Vorderseite ist durch fünf vertikale Streifen
geschmückt, zwei schmale an den Seiten, dann folgen zwei brei-
tere, und in der Mitte einer als Sclilüsselblech, das aber nur die
Hälfte der Höhe deckt. Die schmalen Seitenstreifen zeigen zunächst
dieselbe Verzierung, wie im Deckelstreifen, links einen Kreis mit
Bellerophon (n. r.) und darunter den mit der Gorgone, rechts den
Kreis mit dem Reiter (n, 1.) und darunter die Gorgone; hier sind
also die Medaillons nicht neben, sondern unter einander angeordnet.
Da die Höhe des Kästchens durch die beiden Medaillons nicht
ausgefiillt wird, muss man wohl annehmen, dass sie sich noch ein-
mal wiederholten, dass also nach unten noch einmal Bellerophon
nnd die Gorgone links, der Reiter und die Gorgone rechts folgten.
Während dieser erste und fünfte Streifen durch die symrae-
trisehe Haltung des Bellerophon und des Reiters einin symme-
trischen Eindruck machten, wiederholt der zweite und vierte Strei-
fen einfach dieselben Figuren, offenbar weil dem Verfertiger des
Kästchens keine symmetrischen Figuren für diese Streifen zn Ge-
bote standen. Wir haben hier drei Medaillons von etwas grösserem
Durchmesser; oben wieder Bellerophon, n. n, aber diesmal ohne
(M Heber die Techoik, die bei dem Anbringen der Bronzeplitten auf
,|er Hohunterlftge ingewandt wurde, handelt ausführlich Stihlin in den Rom.
Mitt, 1906 S. 357 (über die Thema Cäpitolinü).
U2
WL. mmmimA9tn
niehfliegendeD Maotel nnd anf dem geflo^lteo Pegaso« hitien
VF&lireQd auf dem kleineren M#dailloii dar Held sein Ziel mit
Augen sticht, blickt er Hier gerade au» n, r^ führt aber iroüi
fsineo Lanzenstos» nach tioten g^g%ü die nach rMhts Uafeji
Cbimaera* Im Grunde linkü ist ein Baum Mgegeben. Das mit
Medaillon zeigt Herakles im Kampfe mit dem Ij^i^eii. Der He
nackt, seitlich n. r., mit Torge^etitc^m linken Beio, hat mit beiden
Armen den Kopr des Ldweo umschlungen tuid irfirgt ibo: eine
gerade Linie gibt unten das Terrain an ; in dem dadareb entste-
henden Kreisabschnitt liegt die Keule des Helden ; im Gruude i^l
links sein Bogen, rechts hinter dem L«^wen ein Baam, deaaea tm*
terer Stamm zwischen den Hinterfüssen des Löwen eracheint Üaa
dritte, unterste MedailloD zeigt einen Krieger» n. r. aostumien^
mit kleinem rundem Schild« den er in der Mitte ge&sst hat
find Lanze; seine Brost ist, wie es scheint, mit eioem eagaülii
geuden Lederpanzer gedeckt; rechts und links im Grunde ist
i*ine kleinere Gestalt gebildet, die nicht deutlich ansgedi
ist; man kiinnte in der rechten eine die Bew^mgen das Kriegen
nachäffende Gestalt zu sehen glauben; in dem dui-ch die Terrain*^
linie gebildeten Kreisabschnitt ist auch ein nicht deutlicher 6e
genstand zu sehen; man könnte^ besonders nach dem liaks ate*!
lienden Bilde, am besten an einen Vogel denken, der sich auf deQ
Boden neigt, um etwas aufzupicken. Der Zwischenraum zwiseheii^
4en Kreisen ist durch herausgebämmerte Punkte ausgefüllt; die^
liänder waren wieder durch die grösseren Perlen oder Buckel ge-
bildet Der dritte, mittlere Streifen bedeckt also das Scfaloss. Das
h'chlüsselloch ist Ton einem hoch herausgetriebenen breiten Kreis
umgeben, alle vier Seiten sind mit der Bnckelkante versehen, 7er- ■
möge deren auch rier Dreiecke an den Ecken abgeschnitten sind, ~
so dass um den mittleren Kreis ein Achteck entsteht. Von deu
Nl^elo, mit denen die Mittelplatte befestigt war, sind die Spuren
und Löcher noch erbalten. Der dazu gehörige an einem Ring be*
festigte Schlüssel scheint nach der Photographie mit einem Stuck
Gewebe eingehüllt zu sein. So sehr war man darauf bedacht ge-
wesen, dem Toten die Weiterbeontzung des Kästchens zu sichern,
dass man sogar für gute Erhaltung des Schlüssels Sorge trug.
Von der Verzierung der unteren Hälfte des Mittelstreifens ist
nichts erhalten.
Zu der Verzierung eines KästclieTis gebort auch noch die unter
Fig. 1 abgebildete Platte, von der ich leider nicbt anzugeben
Termag, ao welcher Stelle sie ursprünglich angebi-acht war. Meine
ursprüngliche Annahme, dass sie sich unter dem vorher beschrii-
benen Streifen als unterer Abschhiss befand, scheint mir deshalb
nicht annehmbar, weil damit das Kästchen eine iiDgewohnlielre Höbe.
mit dem Deckel gegen 0,45 m., bekommen würde, eine Hohe, die
offenbar bei den anderen Kütstchen nicht| vorliandtn war und die
auch fnr die Zwecke, denen die Kästchen dienten, nicht nötig
scheint; die Platte kannte aber auch zum Schmuck des Deckels
'U
¥ig* L — riuitc ei Res» Kästehotis aus Iiittrcisa
gedient habeo; ja, wenn man die Ornamente betrachtet, könnte man
üljerliaiipt auf den Gedanken kommen, dass die Platte zu einem ganz
anderen Kästchen gehorte. Während nämlich a!« Umgrenzung bei
den Platten der Taf. X immer Buckel- oder Perlenbänder er-
scheinen, ist hier als ürasäumuug eio Band von Buckeln, von denen
jeder in einen Kreis gelegt ist, genommeo, so da^s man zuerst
glaubt, man habe einen Eierstab auszudrücken beabsichtigt. Auf
der anderen Seite sind aber doch auch die Aehnlichkeiten so htark,
dass mau au der Zugehörigkeit unserer Platte zu dem Kästchen
festhalten muss. Der Buckel innerhalb des Ringes findet sich aucl»
auf dem oberen Streifen neben dem Gorgoneion, auch ist der Rand
oberhalb im K^U^fs in derselben Weise darch H^ratistreibeii toI
PimkteD Tdrziert« wie die leeren Ecken auf dem zweit^Q itad
Streifen der tsnUren Abteilung des Käittcheaet, kunu mmo irtrd m-
nehmen müsien, daüs daa Kelief an tiem Kftstcbeo ruit aogebradit
war. Dann würde es wobl dem Deckel tugehören. Ich denke, dass
sieh die Verwendung dieser Kftitcheti als Toilettesktetcben aiek*
w^eisen l&ssi, dann wOrde sogar das Belief, daa den Seht^nbeiti
streit der drei Q^Vttinnen darstellt, einen sehr schönen Sinn haben
Uas Feld ist rechts durch eiuen runden Pfeiler der offenbar tint
dem Kandbescblag ?erborgen war^ abgeschlossen ; danii be^nni
Darstellung mit Paris, der awiscben zwei Bänmrn auf einem Steia^
tiaufen u. 1. sitzt. Er ist mit dem Chiton und dem auf der rechfc
Schalter zusammengehaltenen Uimation bekleidet, der fCopf h
serstört, doch ist noch zu erkennen, dass er eine phrjgiache Hl
trug; den rechten Arm hat er n. 1. ausge^^treckt und die Hanl
zur Höhe des Gesichts erhoben, als ob er seiner Bede Nachdruck
geben wollte; die linke im Schosse liegende Hand halt das Pedom.
Links von ihm steht Hermes, n. 1.; er hült in der herabhäogendeii
L. das Kervkdion. in der rechten nach vom gestreckten Hand
bietet er der Tor ihm stehenden Aphrodite den Ton Paris ihr zoer^
kannten Apfel dar* Zwischen seinen Füssen ist ein Bauni^tamu]^
sichtbar, auch zwischen ihm und Venus steht ein Baum. Die G6t*
tin der Sch^ünbeit steht e. f., Kopf nach rechts dem Hermes ani!|
Paris zugewandt, ganz nackt da, indem sie ein langes Gewand,
dem durch Streifen und Buckel ein gewisser Schmuck verliehen
ist, mit den ausgestreckten Händen so hält, dass es den Hinter-
grund für ihren Körper bildet* Links von ihr steht, durch einen
Baum abgetrennt Athena, Sie trägt einen Chiton, der unter der
Brust gegürtet ist, und ein um den Unterleib geschlagenes Hima-
tion; sie legt die linke Hand an den auf der Erde stehende»
Schild, der gleichfalls mit getriebenen Buckeln verziert ist, während
sie mit der rechten Hand die hoch gefasste Lanze aufstemmt Sie
war nach links gewandt, nach Hera bin, deren Figur ganz ver-
schwunden ist, nur der Rest eines Baums und der Hals des Pfaus,
des Vogels der Hera, ist noch erhalten* Die Haltung der Venus,
die sich durch das Gewand einen Hintergrund schafft, ist übrigens
schon auf pompejanischen Wandgemälden üblich, vgl, N* 119691
des Inventars. Vgl. Graeven Antike Elfenbeinw. N** 32 (S. 53).
EIN PANN0M8CHFS KAESTCHEN S55
Es gibt eine gaaze Reihe solcher Kästchea mit Bronzebeschlag
aus Paononien, die fast alle dem Natioaalraiiseum von Buda-
pest angehören; da die meisten in den Arch. Frt. abgebildet
sind, kann ich mich mit einer kurzen Angabe begnügen. Am
längsten bekannt ist das Kästchen aus Pecs, das nach den Sit-
zungsber. d. Wiener Akad, 1858 Bd. 27 S. 57 schon vor 1839 ge-
lA
Fig. 2. — K&stchen uus Peci.
fiinden hein muas, da in der Zeitschr* f Altertumäwissensch, 1839
(N° 42) S. 336 der Fundbericht ohne Angabe einer Quelle mitge-
teilt wird. Fig. 2. Es heisst dort, man habe an einer (unbezeichnet
gelassenen) Stelle mehrere Steinsärge römischer Krieger entdeckt,
und in einem derselben (in dem vielleicht, wie in Intercisa, Mann
und Frau begraben waren), ein mit plastischen Darstellungen ge-
ziertes Kästelten aus Cedernholz gefunden, das nach den Darstel-
lungen iB den Jahren 330-358 entstanden sein müsse. Der über-
klappende Teil des Deckels ist mit zwei schmalen Streifen stilisirter
Ti^ne, die beide ganz gleich sind, geschmückt; der untere Teil
IM
m- BMBUIASC^
r ff |fl
s^rftUl in zwei diircli «in KjrnuUia gttrcnte Streiftti, toa
dir ob«re io dm, der uattff m r&af Felder xerlagt ist; yoi den
oberti ist das nebte Ftld gam aacslAfi« aoeli das mittlere ram
Teilt te daas toaii über die Dtirtelliaf ninieliat Sfiklar bleibt, in
dem liokefi Feld attit eioe Fmu, itai decait rechtea Sebeakel i^^
Oewaad gesehligeo iiU wihreod sie toast gaacs saekt iet, bt^n^Ji
tu L hiogeUgert: ein Eros fliegt auf sie zu; ?<mi liaks komme
eiae bis auf du bogenförmig sich aber ihr blibeade Gewud nackte
Oeetalt herbei, sorgsam ausschreitend, mn fon der raheodeo ni
bemerkt zu werden (unten liegt das Pednm); rechts unten in
Ecke liegt noch eine Gestalt, die wohl als Lokalgoitheit aufi
, ^sen ist. Da in dem teilweise serstdrten Mittelbild der Körp
Qines Vogels mit Schwanenhals zu erkennen ist« also der Oedmrlti
an Leda erweckt wird, darf man wohl au das Mosaik in Pal
erinnern (Overbeek, I/as grosse Mosaik auf der Piasia delta
toria in Palermo^ Leipzig 1875), wo in drei entepreeheodeo Feld
die drei Liebschaften des Zeus mit der Antiope, Danae und Leda
dargestellt sind. Dieselben Liebschaften scheint der Kfiostler anch
in nnserem Relief gemeint zu haben, links Zeus, der als Satjr d
Antiope beschleicht (der Satyr wird dnrch das Pedum bezeicbnet)J
in der Mitte Leda, und in dem zerstörten rechten Felde Daase
den goldenen liegen empfangend. Wie sehr diese Darstellang zm
Ausschmückung des Toilettenkästchens geeignet ist, bedarf keinn
besonderen Hervorhebung* Der untere Streifen endlich enthält
der Mitte die auf emem Thron sitzende Gestalt der Koma (Rom:i).
und rechts und links von ihr die symmetrisch geformten nuri
durch die üeberschriften unterschiedenen Stadtgottheiten Caitha:zf>
und Constantinopolia links, Nicomedia und Siscia rechts. I>a Xieo-
media durch ein Erdbeben im Jahre 358 zerstört wnrde und By^
zantion den Namen ConstantinopoUs im Jahre 330 erhielt, so wird
durch die Zusammenstellimg der fünf Städte die Anfertigung des
Kästchens auf die Zeit zwischen 330 und 358 festgestellt. Dasij,
wie Desjardins {Monuments ipigraphiques du Musie National
Hongrois, Budapest 1873, pL XIV) annahm, die Städte hier als
Münzstädte angebracht seien, war eine Annahme, die nur durcb
die falsche Vergleichung mit den pompejanischen Arcae (Re
arch, 1868, II, pL XX) herbeigeführt ist, indem er annahm^ da
das pannonische Kästchen zur Aufbewahrung der Kriegaki
EIS 1JAN^o^"lscuFS kaestchk.n 857
gedient habe, eiüe Anuahme, die schon durch die grosse Zahl der
vorhandenen Kästchen widerlegt wird (Ärch. SrL 1881, I, S.
127. 148).
Ein anderes Kästchen, das aus der gleichen Fabrik iiervor-
gegaogen zu sein scheint« ist das von Felcsutlu das am 23. Ok-
tober 1881 von M. Weiss ztisammen mit zwei Bronzemünzen aus
der Zeit Valentinians L gefunden wurde. Es ist die Vorderseite
und ein Stück des Deckels, mit dem Griff, erhalten. Der Gritf ist
erst angebracht, nachdem das Holz mit den Broozeplatten bena-
gelt war. ohne Rücksicht auf die Figuren; man hat also das-
selbe Verfahren eingeschlagen, wie es bei den sog. Praenestiner
eisten, bei denen der äussere Kettenschmuck ohne Rücksicht auf
die Zeichnung der Cisten zugefügt ist, üblich war. Der aufgelegte
Bronzeschrauck besteht aus rechteckigen Tafeln, die auf allen vier
Seiten mit Eierstab umgrenzt sind; sie stellen einzelne Figuren
dar, Thalia mit Maske, Melporaene und tanzende Männer und
Frauen; die obere und untere Reihe ist durch einen Fries mit
stilisierten Tieren geschieden {Arck, EH. S. 143).
Ein Kästchen von Lovasbalaton, im Besitz des Bischofs Ni-
colaus Bezerßdy, noch nicht veröffentlicht, soll mit dem von Felc-
auth genau übereinstimmen*
Darauf folgen, der Zeit der Auffindung nach, die auf dem
Fen^ker Gräberfeld gefundenen Kästchen; der Kürze halber musa
ich auf die genauen und sorgfältigen Ausführungen in den Archeo-
logiai Köilemirnjek 1886 S. 149 Taf. VII verweisen. Es sind
auf dem Kästchen die vier Jahreszeiten dargestellt, der Frühling,
jedenfalls mit Blumen (*) der Sommer mit der Sichel (nicht der
(^) In den Arch, KöiL S. 149 wir«i die Figur als Säemann erklärt, ihw
geht aber idcht; in einem Korbe auf dem Unken Arm den Samen zu trajjen
und mit der rechten Hand ihn anszastreuen ist, scheint mir, ganz iinmö>flicli ;
auch zei^ die Stellung der Finger deutlich, daisa der Mann zierlich eine
Blume fasst. Auch i«t da9 S&en nicht für den FrÖbliitg, sondern fär den
Oktober charakteristiÄcb, vgL Auson. eclog- 376; Triticeo öctober fenorß
ditat äffrasj und 377: Et qui sementit per tempora, fenore laetus Octobf.r^
cupidi tpem fomt agricolae. Dass heute mancheflei Soraraergctreide g:ebatit
wird, das also erat im Frühjahr gesät zn werden braucht, ist eine durch
Znchtwahl ermöglichte Neuerung, durch die dem Grandsatze^ dass das fQr die
Landwirtschaft charakteristische Getreide im Oktober gesät wird, kein Abbrach
838 n« S9(GCUlA^?f
Sease) vmd einem Bücdel der abgeschQittaoen AelireB, der HerMl
mit WoiDtrauben, der Winter durch die Jagdbeute bexeiehoeL Bim
Darstellotigeo sind auf zwei sich gegenseitig et^fioaeDdeti Platten
angebracht; eine dritte stellt tan2ende und mastziereade Figmen..
tm Zeit der Weinlese dar. Nach der Annahme des Dr. Lipp mil
durch die drei Platten die Vorder- und Buckseite und der Deckell
deit Eäätchens gegeben; doch halte ich es für aosgescfa lassen, dasil
Vorder- und Rückseite dieselbe Darstellung ze%teo. aod glaob«
deshalb lieber annehmeD zo mfiäaen, dasä Keimte ron wenigsteoa
zwei Kästchen Torliegen.
Darauf folgen die von Prof, Ed. Mahler 1901 am 18. Sept.
in Caisiär (Comitat KomÄron) gefundenen in den Areh. £ri. XXII, ,
L 1902 besprochenen und abgebildeten Reste* Trotzdem diese io
der Technik und Anordang ganz und gar mit den rorber genann-
ten übereinstimmen (wir haben in den Bronzeplatten aus dem
ersten Grabe. S. 89, sogar die Streifen mit senkrecht über einan-
der geordneten Medaillons, wie in dem Kästchen aus Interci^a)«
zeigen sie teilweise christliche Motive, den guten Hirten. Daniel
in der Löwengrnbe, Joseph mit seinen Brüdern, das Opfer Isaaks:
ein anderer horizontaler Streifen filhrt uns die Götter der sieben
Wochentage vor» jeden innerbalb zweier dnrch einen Bogen ver-
biiudener Säulen stehend (S. 42). Dieselbe Anordnung zeigen auch
andre Fragmente aus dem ersten Grabe (S. 43), doch sind die
Figuren zu wenig deutlich erbalten, als dass man mit Sicherheit
über ihre Bestimmung urteilen kannte. Eine Platte aus dem zwei-
ten Grabe (S. 42, Fig. 14) zeigt, jedesmal innerhalb zweier Säulen.
Artemis, die n. 1. eilt, während sie den Kopf n. r. wendet, in
dem gewöhnlichen Typus, mit der r. Hand ^inen Pfeil aus dem
Kocher ziehend und mit dem Bogen in der linken Hand. Das
zweite Feld zeigt eine auf einem Thron mit mächtiger Rücken-
lehne ritzende Figur, die mit der Linken ein Szepter hoch auf-
stützt und auf der vorgestreckten rechten Hand eine Nike hält.
Da der Oberkörper bekleidet ist, wird man wohl an Athena den-
ken müssen; sonst liegt nach der Kopf* und der Haarbildung der
getan wird. Der Frühling wird regelmäifiig durch die Blumen bexelchntf,
f'dgUch ist auch hier der Korb, de» er trügt, als mit Blumen g^foUt iq
denken.
EIN PANNONtaCHES KAE5TCHEN
359
Oedanke an eine Nachbildung des olympischen Zeus sehr nahe, der
ja nach KonstantiDope! geführt sein soll. Die dritte Gestalt, gleich-
falls sitzeod, mit einem FiiUhorn in der linken und einer Wein-
traube in der rechten Hand, soll wohl Abundantia sein. Alle drei
Gestalten kehren genau in derselben Form auf der S. 45 abge-
bildeten Platte (Fig. 15) wieder^ die gleichfalls aus dem zweiten
Grabe stammt; auch eine nicht deutlich sichtbare Frau, die viel-
leicht mit ßecht als Victoria bezeichnet wird, kehrt zweimal in
Figur 15 wieder, imten links und oben rechts. Der untere Streifen,
der vom oberen diireh stilisierte Tiere getrennt ist, zeigt zur Ab-
wechselung wieder einmal Kreise, die aber durch nachträglich
aufgeaetzte Säulen mit schrägen Kanelüren getrennt sind; indem
linken Medaillon ist Herakles mit der kerynitischen Hirschkuh
dargestellt, darauf folgt, in einem Viereck, Pallas mit Schild und
Speer, stehend, mit der Nike auf der Rechten, Der leichteren Dar-
stellimg wiegen ist der an der Erde stehende Schild der Göttin hinter
ihre Figur, d. h, auf die rechte Seite genommen* Rechts folgt da-
rauf ein Medaillon mit Helios, der auf dem Viergespann steht, mit
der Peitsche in der gehobenen Rechten, während die Linke die
Sonnenkugel hält.
Auch im dritten Grabe ist nach S. 47 noch ein ähnlichesj
Kästchen gefunden worden, doch sind von diesem nur kleine Stücke
erbalten. Dagegen gehört, wenn es auch des Bronzeachmuckes ent-
behrt, ein in Intercisa gefundenes Kästchen mit in diese Reihe,
an dessen Deckel inwendig ein Spiegel angebracht war. Die Spie-
gelplatte wai' mit dem Rande so an dem Deckel befestigt, dass
man den Kasten nur zu ölfnen brauchte, um sofort den Spiegel
gebrauchsfertig vor sich zu haben, genau so wie noch heute die
Toiletten kästen mancher Frauen ausgerüstet sind. Ich glaube,
Spuren solcher Kasten bis nach Pompeji verfolgen zu können;
wenigstens ist unter den Gegenständen, die in Bosco Reale bei
der Vedova Zmio ausgestellt sind, in der Villa des Numerius Po-
pidius Priscus gefunden, auch ein viereckiger Spiegel zu erwäh-
nen, der offenbar in den Deckel eines Kästchens so eingelassen
war, dass er dem Beschauer eine runde Fläche entgegenkehrte;
das Hess sich aus dem an den Ecken mangelnden Glänze er*
kennen.
Ganz eng zusammen mit den pannonischen Kästchen stehen
nm
R. KNOlCLlfAiHN
dii iD K^^Iq g«rtindeneti. flber die H. L. Urlicbs in d^ii Boimer
Jahrbücbeni 1894 Heft XCV S. 90 folgeodermasstB bericiitit:
* Beim Ausschachten eines Fundamants in der Agrippas^tm^^
in Köln wurden 1892 Briichstficke rt'imbcber Broozerelief^ gefvt*
den, die in den Besitz dej Bonner Provinzialmaäeutus UbeifiD^u.
Bs sind Beste fon S oblongen Blecfaee erhalten, die nrsprünglicb
in (tf^sse, Fonn und ^ n einander raUstaiidig glicbea.
Reste von Nägeln und .\^^ .i -^her beweisen, dass die papierdön*
nen Bleche einst auf einer festeren Unterlage aufeasien, and h
ist die nattirlichste Annahme, dass es ein wenigstens fQn&eitigei
Kiatchen war. das diese Zierbleche bekleideten. T* III gibt mti
diese Bleche in natürlicher Grösse wieder« nicht wie sie erbalt^a
sind, denn kein Exemplar ist rollständig, sondern ^ie alle einst
waren. Mittels Stempel war jedes Blech in »echs oblonge Peljei-
geteilt und jedes mit einer figürlichen DarsteUimg gerollL Diese
sind auf den verschiedenen Eieuiplaren Terschieden gut erhalten, ard
waren wohl von Anfang an bald naner, bald schilrfer ansgeprdgtv
Die von ürlichs reconstmierte Zeichnung enthält, in drei BeibcD.
folgende Einzelbilder:
I. IJnki Mars, ruhig stehend, v^on Victoria gekröaU Hechts Mercar, n. U mit
Beutel in 'ier r. H. uii*l d«m Kerjkeion In der 1. H,, neben ihm der
Hahn und links oben die Strigilis«,
H. Links Herakles, der die Hjdra bei den Haaren er^iffen hat mid mit äer
Keule auf sie losfchlägt; Utiks der KOcher und Pfeile, Die Hydr*
hüt mit ihrem ScUUngenschwauz das linke ßetn des Ueldeo nrnwickelt.
Rechts steht Artemis, n. r., Kopf n. 1. mit Uaud und Hirschkoh; sie
in'eift mit der rechten Hand nach einem Pfeil, wahrend sie in der linken
Hand den Bogren hält.
IIL Links Eros mit einer Weintraabe ; nnd rechts Ems mit einem Becher.
Auch noch ein anderes Eästchenrelief wird in den Bonner
Jahrbüchern XIII (1848) Taf. 5-6 S. 141 erwähnt und abgebildet,|
das sicher ebenso wie das vorhergehende in der Bheingegend
fanden ist Man erkennt dieselben Bronzeplatten, die auf Holz
aufgenagelt waren» wie bei den pannonischen Kästchen; wie die
Platten von Csäsxäs, Com. Koraaron, sind sie mit christlichen,
teilweise sogar identischen Darstellungen versehen, da sieht man
Christus und die Blutflüssige, Moses wie er das Wasser aus dem
Etfi PaK.NQMSCHES HAESrCtiEM 861
Felsen hetvoiquellen lässt, das Opfer Isaaks» die Erweckung des
Lazarus und die drei Männer im fenrigen Ofen (dieses nnd das
Opfer Isaaks ist zweimal geüaii wiederholt); ferner noch Daniel in
der Löwengrube und dea Mann am Teiche Botbesda; eine Darstel-
lung ist wegen teilweiser Zerstörung nielit zu erkennen. Ausser
diesen in Rechtecken untergebrachten Darstellungen finden sich
auch wie in Iiitercisa Medaillons, ein Gorgoneion und Büsten, die
nicht christlich sind. Als allgemeine Begrenzung ist ein Perlstab,
aus kleineren und grösseren Perlen bestehend, verwendet, als Begren-
zung der einzelnen Felder dienen an einander gereilite Punkte.
Für alle diese Kästchen ist die Zeit der Entstehung ziemlieh
genau bestimmt, sie btammen aus dem vierten Jahrhundert, ei-
nige mögen auch noch später sein, und zwar wird die Zeitgrenze
sowohl für diejenigen, die Motive aus der antiken Mythologie
wiederholen, wie für die, welche ihre Darstellungen der christli-
chen Religion entnehmen, nicht weit auseinander liegen. Dass ein-
zelne am Rliein gefunden sind, zwingt nicht, an eino verschiedene
Herkunft der Geräte zu denken; die rheinländischen stimmen so
genau mit den pannonischen überein, dass niaa für beide dieselbe
Herkunft voraussetzen darf; mit dem Wechsel der Legionen, bei
denen auch die Frauen die Garnison vertauschten, ist das Vor-
kommen einzelner Kästchen auch an entlegenen Stellen leicht
erklärt. Natürlich muss nach der Zahl der Fnnde Paononien, nicht
das Rheinland als urprünglicher Heimatsort der Kästchen gelten,
ohne dass damit natürlich gesagt wird, dass sie dort auch ange-
fertigt sind. Im Gegenteil, vieles, auch die abgebildeten Statuen,
weisen darauf hin, dass diese Kästchen aus dem Orient, wahr-
scheinlich aus Byzanz kamen und von dort aus über die bewohnte
Welt verbreitet wurden (*).
C) Es muss hiur auch noch auf ein im Museum von Kairo befind-
liches Kästchen hingewiesen werden, das in bezug auf den Typenvorrat sich
von den pannonischen Kästchen unterscheidet, in der Form und Technik aber
durchaus damit Ü berein stimmt, Tgl. Catalogue g^n^^ral de^ Antiquitis Egyp-
ttennes du 3lmH du Cairo. N, 700I-73Ö4 et 8742-l>2öO, Koptische Kunst von
Jos, Strzygowslii. Wien 1904 S, 253 ff. Die auf HoUunterlage aufgenagel-
ten Bronzebleche lassen vier Om&meate erkennen : 1. S&ule, 2. Weinranke,
, 8, Schotenband, 4, Flechtband, und zehn figürliche Stempel : L Weibliche
Büste mit Zackenkrone, 11. weibliche Bilste mit Hdbmond, III. Gorgoneion
•ül R. E^GELIIAKN
üeVer die Kästchen im allgemeiDen sind neuerdiogs die AuBftih-
ruDgen ?on Watzinger (Oriechischa Holzsarkopbage aun der Zeit
Alexanders des Grossen) von Wichtigkeit ; er ssLgt S. 63 : • Trubd
und Sarg sind nur VergrOssemngen der Kästen, in denen die Ascbe
des verbrannten Toteu niedergelegt wird, nnd derer, die zur Auf-
nähme des Toilettegeräta und der ArbeitsgegeDstände der FiiQ
dienen V. Und S. 66: «Seit dem 5. JahrhuDdert werden aaf Va-
seobilderD, in Reliefs^ und in der grossen Kunst Käaten und
Truhen, die aus Holz zu denken sind, mit Beinen und einge*
setzten Füllungen immer häufiger dargestellt. Das Kästchen,
dem Hegeso ihren Schmuck entnimmt, die Kleidertnibe, auf
der die Frauen sitzen, die Lade, in die Danae eingeschlossen
wird, alle werden in derselben Weise ausgestattet Auch auf
kleine Kasten aus Bronzeblech wird die Verzierung mit einer
Füllung rein dekorativ übertragen. Die Deckel pfiegen flach zn
sein und laufen auf der Langseite in einem ScharDier. Wie
dies Scharnier im einzelnen gebildet ist, kann aus den AbbiU
düngen der Geräte nicht entnommen werden*. Dass frühzeitig
Holztmterlagen mit Metallplatten überzogen wurden, lehrt ein
(
l\\ Isis, V. V'enuß, VL Graiien» VIL ruhigr stehende Fraa mit Hand, VÜI,
HerapiB* Pallas und rottender Patto, IX, Tieres (Jagd), X. Kentauren wabern,
samtlich Bind sie durch Treiben hergestellt. « Die FOllblerhe wnrden ohne bc-
sondere Rücksicht auf eine saubere Abgrenzung der Fipurenfelder an ihren
Ort gebracht, luerst die lotrechten, spiter die wagrechten Streifen, endlich
die Eckb&nder beziehungsweise S&alon aufgelegt und das Ganze doon mit
randkOpfigen Nägeln festgemacht. Der Handwerker kQmmerte sich offenbar
nicht viel um die Abrundung und den Zusammenhang der Daritellangen. er
verwendet was ihm gerade in die Hand fällt ». Ein Ähnlicher Kasten mit
den gleichen Beschlägen befindet sich nuch in der ägyptischen Abteilung der
Königlichen Mnseen in Berlin unter N, 10530, ein dritter Kasteo soll in das
gricch. röm. Museum in Alexandria gekommen sein. Unter N. 9038 werden
dort (3* 255) noch eine Heihe von Bronzebeschlägen aufgeführt, die gleich«
falls zu einem Kästchen gehört haben, a. T, mit denselben Stempeln, die bei
N. 9037 angeführt sind; neu kommen hinzu an Ornamenten: 5, Perlstab, an
Tjpen: XL Nackte Gestalt, nach rechts hin mit gekreuzten Beinen daliegend;
Xn, geflügelter Knabe mit Traube tind einem anderen Gegegtand ; XI IL
nackte Frau in zwei Muscbelbogen liegend» die von zwei Knaben gebalten
werden, wohl eine Umwandlung der Yenus in der Muschel ; XTV. Leda den
Schwan abwelirend. Dieser Typus erinnert an das Scriniam fon P^c«^ die
anderen sind dagegen Terschieden.
EIN PANNOMtCHES RAESTCHEff 363
Fund au3 Megiddo in PaläsÜDa, wo verkohlte Reste einer Trulie
aus Holz zum Vorschein kamen, die einst mit 'Goldblech beschla-
Sen war, ¥gL Arch. Anz, 1907 Sp. 291. Das wäre also ein di-
rekter Vorläufer für unsere pannonischen Kästchen. (Ob die im
Ptoion gefundenen Bronzebleche, Bull Corr, IlelL XVI S* 347
zur Bekleidung von Hohkästchen dienten« ist nicht ausgemacht,
und deshalb ist es wohl besser, sie hier zu übergehen). Son^t
sind aber die Kästen wohl als aus Holz mit eingelegter Arbeit
zu denken, vgL die berühmte Kypsele aus Olympia, Paus. V 17,
5 1^). Während hier der ganze Körper des Kastens mit den um-
laufenden Figiirenstreifen bedeckt ist, wird die Verzierung all-
mählich in der weiteren Entwickehing der Kunst dem architek-
tonischen Bau des Kastens untergeordnet, und da sind es wohl
meist verschiedenfarbige Hl5lzer oder Elfenbein, die zur Aus-
schmückung der Flächen benutzt werden. Davon weicht aber ein
Rest ab, der in einem jüngeren Kuppelgrab zu Cumae gefunden ist
{Müh. anL dei Lincei XIII S. 218: tiumerosi avanii oniamea-
tali dt una pisside o scrigno ehe doveva essere gnarniio da glo-
belli emisferici in pasta vitrea, pietra dura ed alira materia^
raccölli alla rinfusa. Uno dei due piedi di sostegno ha scolpita
leßgie di un ielamone inginocchiato ; Valtro d frammentato e
disfaUo), doch wohl nur in so weit» als hier ausser dem Schmuck
aus Elfenbein oder Knochen auch farbiges Material, Steine und
Glasflusse, zur Verzierung mit verwandt sind. Doch so lauge
keine bestimmteren Nachrichten über diese Reste vorliegen, vor
allem so lange keine Abbildungen davon vorhanden sind, wird
man gut tun, diesen bis jetzt nicht genügend klaren Fall vor-
läufig bei Seite zu lassen: sonst sind aus Cumae noch zwei Kästen
erhalten, bei denau Elfenbein als Dekoration venvendet ist. Der
eine ist in der Raccolia Cumana des Neapler Museo Naiio-
nale befindlich (Grae^ren Antike Schnitzereien Taf. 22-24. Teit
S. 35): er ist hei den Ausgrabungen des Jahres 1856, die der
Conto di Siracusa unter Fiorellis Leitung in der Nekropole des
alten Cumae hat veranstalten lassen, gefunden worden; nur die
Bronze- und Kuochenteile sind antik, die Holzwände sind von mo-
C) Paus. V 17, 5; XäQimi di ni^^o^ fili^ mnolritm^ C^<<^ di iki^fety*
T05 ^71* ttdtf}^, lä di ;|f^if<iaP, iä dt xeil i^ ai^rfi; iüjlv ti^yetif^ivu rflc
Midqov.
3M «. l9l^oct)lA^!t
demer Hand ei^gäozt aber wantgstens liesnen sich ati^^ den au
k(^n TeileQ die ricbtigeo Umm $raclili6^deD ; K 0.30, br. 0,2^
b. 0,14, die Fü^äe mitgerechiiet (das sei gleich oebeubet bi
merkt, das» diese Kästchen ebenso wie die Sarkophage o. deij
immer auf Füssen .stehen). Aber wichtiger ist noch, da3s uns d
Inhalt des Kä^stcbens genau bekannt int. Nach dem Mostamstii
Tentar sind in dem Kästchen gefunden (die Oegenstüoda wardi
beute noch in dem hergestellten Kfi^tcben aufbewahrt): I. Ein
Metallspiegel. 2. Der Deckel für diesen Spiegel, aus Höh gefer-
tigt, mit Broniegriff und einem Zierrat wohl aus Leder. 3. Ein
Kamm aus ßein^ ziemlich zerstört. 4. Ein hohler Hing. 5. Zwei
silberne Fibeln mit Ooldfiligran. 6. Ein Goldblättchen, das xn
einer dieser Fibeln gehört. 7. Ein cylinderförmiges Geßiss aas
Bein mit DeckeK 8. Eine Nadel mit grossem Oehr. 9. Eine
Spindel aus Knochen. 10. Ein Ohrlöfel: IL Eine Haarnadel, die
in eine weibliche Figiir ausgeht. 12. Ein Stilus aus Knochen.
Auch ein zweiter Kasten, der sich im Besitz des arv. Osta in
Neapel befindet (Antichitä greche e romane della CoUenone
delVavty. ErneUo Osta, Napoli) stammt aus Cumae; es beisst
dort S. 5: Arcula o cofaneito, forse di legno, con rwegtimenlo
di avorio, deslimto a conlenere gli oggelti prezion di ioeletta
di una giovinetia. IJa forma di dado e misura m. 0,32 di altezza,
0,34 di largheua, 0.35 di profondiLä, Aber da auch hier der
HoUkasten ganz ergänzt und die zum Zweck des Verkaufs der
Altertümer hergestellte Abbildung unzuverlässig ist (sollte etwa
der Kasten des avv. Osta mit dem vorhin erwähnten Kasten der
Monumenti zusammenhängen?), lässt sich weder über die Form,
noch über die Verzierungen Bestimmtes schliessen. Nach der Ab*
bildung sind die vertieften eingelegten Felder mit einem Eier-
stabratid umgeben; innerhalb dieser stehen zwei ionische Säulen
(der Verfasser schreibt stile dorico) und zwischen diesen eine Frau
in langer Gewandung. Das Elfenbein war mit Gold gedeckt • di
cui si irovano tracce evidenlissime non solo sulle figur^ ftm-
minili, ma alires) sulle eohnne e sulla corniee^. Wichtig ist.
dass auch hier der Inhalt genau bekannt ist Entro alla cassetla,
heisst es» airaiiö del trouamento (20 gennaio 1902, Necropoli
Cumana^ Fondo Ar/iago) furono rinvenuti minuti oggelti di toe-
letta^ cioi spitloni da tesla {aghi crinali), pttlini, correnti di
4
S[N PANNONiaCRSS KAfiST BBCV
365
collana ghiandifomi in avoria dorato, un fuso con ri&peiiivA
conoüchia pure di amrio dorato con elegante lavoro d'intaglio,
due aghi crinali esibenti in tesia due erme probabilmente dd
Äffödüe, dadi d'avorio perfettamente con$ervaH, uno stUe, una
paieita e ßnalmmte un oggeUo a forma di candelabro eolla
dose sorreita da piedi discoidali con avansi di dorainra squi-
sitamente lavorati al tornio.
Auch noch von einem dritten Kiistchen, das sich in Karlsruhe
befindet und das angeblich aus Capua stammt« ist der Inhalt
bekannt. Bei Schumacher Beschreibung der Sammlung antikeK
Bronzen (Karlsmhe, 1890, S. 212, N. 1126, Taf. XXVI) wird
das Kästchen folgen dermassen beschrieben: Es ist h. 0,19, mit
Giebel, 1. 0,313, br. 0,159, 1887 in Capua gefunden. Kassette
in Form eines Tempels auf vier geschnitzten Füssen; letztere
sind hohU gehen in 4 Zehen aas, über ihnen eine Frauen-
buste mit Kreuzband (Sphinx?) zwischen zwei Volutenv airf
der liückseite sind sie flach und haben eine Rinne mit Aus-
nahme eines» der hier ein kleines eingraviertes V hat. Der eine
Fuss ist wohl neu. Die Wände sind ziemlich dünn und neuer-
dings auf Holz montiert An den Ecken stehen langgestreckte
«twas missratene Atlanten, von denen die beiden vorderen eine
vasenförmige Verzierung über sich haben. Die beiden Längsseiten
sind in gleicher Weise verziert u- s. w. Als Inhalt wird angege-
ben: L Eine runde ziemlich dünne silberplatterte Spiegelscheibe.
2. Ein Deckel einer runden Kapsel von Elfenbein mit erhöhtem
Uande. 3, Bruchstück eines Elfeiibeinloffels. 4. Kleines Tongefäss.
In Karlsruhe sind auch noch eine Reihe von Fragmenten, N. 1127-
1130, die Fon solchen Kästchen herstammen, ohne dass wir dadurch
neues lernen. Ein im British Museum beßndliches Kästchen wird
von Graeven S. 38 als moderner Fasticcio bezeichnet, dessen
Teile ursprünglich nicht alle zusammengehört haben, und das man
deshalb am besten hier überhaupt übergeht.
Dass auch die in Pannonien gefundenen Kästchen gleichem
Zweck dienten, wie die in Cumae und Capua gefundenen, kann
nach den dai'anf angebrachten Darstellungen, die meist die Wir-
kungen der weiblichen Schönheit betreffen, nicht fraglich scheinen.
Wenn öfter von gleichzeitigen Münzfunden herichtet wird, so ist
zunächst nicht gesagt, dass diese Münzen innerhalb der Kästchen
24
iiurbewahrt waren, aber weqii das auch der Fall w(kr^ so würde
damit gegen dea Qebniiicb der Eästclieo aU Toilette i
nichts tu folgera seio* Wie oft wird auch beutzobige ein
Eästcheo TOQ Praaeo lur Aufbewahrung kleiner <}eldsujniD«ii
neben dorn eigentlichen Inhalt verwendet!
Wie oben gesagt^ sind die meisten der Kästen mit eiatm
flachen Deekel versehen; mitunter tritt daneben auch die Tem*
pelform aar, so dass der Deckel also die Form eines Oiebeldrei-
ecks hat; aber auch die Form einer abgestumpften Pjramido
kommt frühzeitig vor: so ist unter den langobardiftcbeo Alterte-
mem, die bei Castel Trosiuo in der Nühe von Ascoli Pteeoa ge-
funden und im Museo delle Terme in Rom ausges^tellt sind (Mon*
adt. äei Lincei, XII, S. 146) unter N, CXLVIIl ein Viereckes
Kästchen ausgestellt, dessen Deckel sich nach oben verjüngt, d. b.
eben die Form einer abgestumpften Pyramide erhalten hat* Solche
Kästchen ans Holz mit Einlagen aus Knochen oder Elfenbein,
meist mit der eben geschilderten Form des Dockeis, sind zahlreich
aus dem Mittelalter auf uns gekommen; sie haben vielfach be*
sonders zur Aufbewahning von Keliquien gedient, ja werden noch
heute vielfach zu diesem Zweck benutzt. Ein Vei^eichnis der er-
haltenen ist von R. V. Schneider in den Siria HarieUam S. 28lt
gegeben und dann von Graeven, Ein lieliquienkästcben aus Pi-
rano, Jabrb. der kunsthist. Sammlungen des Kaiserhauses Bd. XX
Wien 1899 vervollständigt worden, üeber die Zeit, der diese
Kästchen angehören (sie haben vielfach Darstellungen, die der
antiken Mythologie eotnommen sind; es fehlen aber auch nicht
Darätelliiugen, die sich au das alte oder neue Testament anlehnen).
bat sich ein Streit entsponnen« der augenblicklich entschieden
scheint: während nämlich A. Ventuii in LArle 1898, I, S. 212
und in Le Gallerte naiionaU, III, Roma, 1897, S. 261 einen
direkten Zusammenhang mit dem Altertum behauptet, sie in
den Ausgang des IV. und den Anfang des V. Jahrhunderts n,
Chr. setzt, wollen Graeven und v. Schneider sie durchaus als
Werke des Mittelalters aufgefasst wissen, d. h. sie in das VI IL
bis XIL Jahrhundert setzen. Es ist nicht meine Absicht, und ich
habe nicht die Möglichkeit dazu, hier die ganze Streitfrage wieder
aufzurollen, das wird hoffentlich von einer anderen Seite aus be-
sorgt werden, aber andeuten mochte ich hier doch, dass mir durch
Em PANNOM3CHF8 RAESTCBEN
3Ö7
die pannoüischeD Kästchen die Frage mehr im Sinne von Venturi
entschieden zu werden scheint Diese Kästchen mit ihrer Bronze-
bekleidung, deren Darstellungen sich in vielen Punkten mit denen
der Elfenbeiureliefa geradezu decken, die auch ia der Herrichtung
mit jenen genau übereinstimmeii (bei beiden Arten hatte der Fa-
brikant fertige Streifen vor sich, die er, ohne grosse Köcksicbt auf
die Ornamentik zu nehmen, mit der Scheere oder Feile für den
ausziiscbmiickenden Kasten zusebnitt und dann annagelte) zwiugen
fast zu der Annahme, dass beide Arten in gleicher Zeit entstanden
sind. Da nun für die pannonischen Kästchen das 4, und 5. Jahr-
hundert feststeht, würde damit auch ffir die Elfen beinreliefs die-
selbe Entstehungszeit anzunehmen sein. Dass in dieser Zeit so
manche Abweichungen von der klassischen Darstelluogaweise vor-
kommen, lässt sich leicht erklären. Sind doch selbst schon für die
Kunst des sechsten und fünften vorchristlichen Jahrhunderts eine
Reihe von Fällen nachzuweisen, wo Handwerker oder Künstler
durch Mißsverständnis ilirer Vorlage etwas Neues, Falsches in ihre
Darstellung hineingebracht haben, so, um es nur durch ein Bei-
spiel zu erläutern, wenn ein Vasenmaler aus der lo-Kuh durch die
Schwertscheide des hinter der Koh stehenden Hermes bewogen
einen Stier macht. Es darf also auch nicht, wenn Deidamia dem
Achilleus ein Kind entgegenhält und ihn dadurch zu rühren
sucht (*), daraus geschlossen werden, dass das ein im auslau-
fenden Altertum nicht mögliches Missverstandnis ist, dass also die
Platte notwendig in das Mittelalter hineinzusetzen ist Es scheint
mir, dass auch die materielle Frage, ob nach dem Aufkommen
des Islam der Bezug von Elfenbein noch in alter Weise erfolgen
konnte, oder ob nicht der Mangel an Rohmaterial gerade für die
Jahrhunderte, in welche v. Schneider und Graeven ein kräftiges
Aufblühen der Elfenbeintechnik ansetzen wollten, diese Möglich-
keit gänzlich ausschliesst, eine eingehende Prüfung verdient.
R. Engelmann-
(*) V^l. Köm. Miit 1006 S. 346 knm.
FBESH LIGHT ON THE TEMPLE OF THE MAGNA MATER
(with plate XI).
In the Numismatic Chronicle for 1908 (p. 56 f.) I drew atteo-
tion to a coin of the eider Faustina with the inschption matri
DEVM SALVTA&i in counection with a late Benaissance medallion in
niy possession bearing a reverse copied from it, and shewed that
ihe only other example of this inscription, and almost the only
type of Cybele exactly like it, are foand on a contorniate repre-
senting a fignre of Cybele seated at the entrance of a temple ap-
proached by a long flight of steps. The contorniate and ooin are
here reprodaced (pl. XI) from specimens in the British Museum.
Fig. 1. Obv. Bust of the eider Faustina to 1. DIVA AVGVSTA
FAVSTINA (<).
J^. Temple of the Corinthian order, with curved and appa-
rently crocketed roofs, approached by a flight of steps, at the head
of wich is a statue of Cybele, wearing a turreted crown and holding
a tympanum, enthroned between two lions. Outside the temple a
diminutive iigure of Attis beside a pine tree, MATRI DEVM SA-
LVTARI (2).
Fig. 2. Obv. Bust of the eider Faustina to r., DIVA AV-
GVSTA FAVSTINA.
9. Cybele holding a tympanum to r. between two lions.
MATRI DEVM SALVTARI , in exergue S. C.
Before discussing the problem of the type, it may be well to
State what is known of the representation of buildings on contor-
(«) The contorniate is also found with obv. head of Agrippina.
(*) Representations of Cybele are common on contomiates (Robert,
Mythe de CybHe et d'Atys) bat elsewhere are purely mythological in cha-
racter.
FRE8H tJGHT ON TRE TKMPLE OF T0E MAdNA MATiR
86£>
niates* Thev fall into two classes, a) the direct presentatiou of
contemporary buüdiDgs — the Circus, the Colosaeum and the lempl^
of Borna ; b) copies of coin tj-pes, e. g, temple of Janus closed,
the port of Ostia, and several triumphal arches. The only biiild-
iog which cannot be at once assigned to one or other of these
elasses — those io mythological or psendo-historical sceaes such
as the Bape of the Sabines of coiirse eicepted — is this temple
of Cvbele. There is therefore strong evidence for believing that
it also is an actual Roman building, and, as it is not a copy of
a coin type, a building contemporaiT with the contomiate. If so^
that building must be the one recorded temple, that of the Magna
Mater Idea, on the north- western spur of the Falaüne, Other
shnnes eiisted in Rome — one indeed, a small iholus, is ßgured
00 the Monument of the Haterii {M, deW L V, pl. VII) — but there
could be no second temple, since the worship of the goddess cen-
tred round the sacred ohject in the cella of the original temple,
the acus Matri$ Deum as Servius {ad Aen. VII, 188) calls it that
lapis quidam non magnus ferri hominis manu sine ulla impres-
sione qui possii, coloris fulvi atqite atri, angeliis promineatibus
iaaequalis, et quem omnes hodie ipso illo viäemus in signo oris
locö positum, indolätum et asprum et simulacro faciem minu»
expressum simulatione praebentem. {Arnob. VII, 108).
When thifl sacred stone was brought to Kome io 204, ifc was
placed io the temple of Victory on the Palatine uutil that being pre-
pared for ifc should be ready. It was not until 191 that the con-
secration of the latter took place. About the same tirae were
instituted the Megalensta^ a six days" festival in honour of tbe
goddess, interesting from Lucretiua' account of tlie processions
(II, 618 sqq.) and as the scene of the original Performance of
four of the estant plays of Terence. the steps of the temple as
Dr. Huelsen has suggested {Rom. Mittlu 1895, p, 28) being used
as seats for the spectators. The cultofCybele was in its earlier
stages among the most venerable of Roman worships. but its dege-
neration was rapid, and before the middle of the first Century B,
C, Cicero {de harmp. 12, 24) could speak of the ludi Megalenses
as more imtiiulaque ma^me casti solemnes religiosi, but now —
thanks of course to Clodius and Ms friends — paene ad caedem
et ad funus civitatis cont^ersi.Yet if the character of her worahip
R ftS0All.K
had degeneiated, the honour paid to Cybele had not- She is
represeflted on 00 lö^is thao ten dennrii Struck betweeo 89 and 44,
at a time. that ia« wlien tbe one iniperiGthable aad damoiflg monTk-
ment of hei cult, tbe Attu o{ Catullus. must bare been io tfae
handü of all cultivat^d meo. Later still, Livia could be repre*
seoted with tbe attnbutes of Cybele (Bernoulli, Mm. Ikon, II, 1
pl. XXVIIL 2), and it is ckar that tbe worst aide of the worsbip
did üot come iato promiuence until the Attis eelebratioDS added
in the davs of Claudius^, and the still later deTelopments of the
laurobalium and the mjstical new birth,
The outburst of Cybele worship under the Antoninea bas re-
eeired much less notice. as the direct evidence for it is aomis-
matic. The pressure of tbe Marcomaünic war ga?e rise to a serien
of ' remals \ and Oriental rites of the wildest character were
perfonned by the Emperor Marcus Aureliiis himself (Jnl. CapitoK
Vila, 13) who even postponed bis going to the front for tbe pur-
poae. It 18 obvioiiä that tbe worship of Cybele would oome into
prominence at such a time. and we find in fact that both the
Fanstinas issued an unpaialleled variety of Cybele types (ofwhicb
tig^. 2 is an instance)» altbough the goddess had (with the Single
«iception of a scarce denarins of Sabina) disappeared fittni tbe
coinage since 44 B. G. Medaillons are also numerous, and of the
foiH* specimens of the contorniate (tig. 1) 1 Iiave been able to trace
two bear the head of the eider Fanstina as an obverse type. Erery-
thing therefore points to tbe couclusion that the goddess was Ib«
object of i^pecial devotion on the pari of the Faustinas,
Starting then with the assumption that the teniple represeDted
in fig. 1 is that of the Magna Mate^^ on the Palatine. it retnains
to compai'e its details with what is now, thanks to Dr. Huelsen,
known of the acttial teuiple from recent eicavations, especially as
regards a statne of the goddess placed in a prominent position
outside a teniple built for the reception of the sacred stone.
The temple iu tig. 1 is ot the Corinthiau order, and its one-
sided appearance is due to an obvious atterapt on the paii of the
airtist to represent both front and side ('). The front is repre-
sented by two columns supporting an arch; the side consists of
(S The [jroof is tlmt ou olher coins and inedalUonR tbe «teps eilend
FRESH LrOHT ON THE TRMFLK OK THE MAGNA MATEK
371
three colurans besides that belongiog to the front, joined bj a frieze
^od supportiiig a plaiu eutablature« At the head of a Hight of
Steps of Tinusual depth is the figiire of Cybele (*)» The form of
the roof is reserved for discuasioii in a separate sectiün, so as not
to break the contiQUitT of the arguinent.
The original temple waa burned down in A, D, 3 (Die, Cass.
IV) and replaced by Augiistns — aedem Malris Afagnae in Pa-
laiiö feci says tlie Äucyra monument — with another of which
ifc might be safely said even without moQumental e?idence that it
was of the Corinthian order, which » everywhere associates itself
with the sumptuous conception» of imperial architectiire » (Choisy,
Ilislöire de fArchitecture, l, p. 544). With the increased im-
portance of her worship came a great increase in the importance
of her temple, as tbe nnraber of late inscriptions foiind in its
preciöcts te»tifv, but of its subsequent history iiothing is known
äave that Claudius Gothiciis was proclaimed emperor ipso in $a-
crario Mairis (Treb. PoUio, Claudius^ IV), nor is tliere any men-
tion ofthe stone, save that it had been set into a silver figure of
the godde*^s (cf. Arnob, /. c*) after the reign of Theodosius.
Of the remains of the teraple ob tbe Palatine it is siiper-
tiiiöii« to speak after the exhaustive treatment of the subject by
Dr. Huelsen in the Miliheilxingen^ vol, X. He proves that the
teiiiple was heiastyle and of the Corinthian order, and was ap-
proached by a remarkable flight of steps extending beyond the
front of the temple on either side which probably furnished seats
for the spectators at tlie ludi scenici.
The Statue of the goddesa oq the contorniate represents her
seated on a liigh-backed throne, wearing a turreted crown, chiton
and overdress, which last lies in a fold on her lap. Locks ofhair fall
OD her Shoulders, with her left band she holds the tympanum, her
right lies idle in her lap, her foot rests upon the suppedaneum.
The existence of a sculptiiral type for the Cybele on the Palatiue
alonsr the whol« front of the temple, so that, Iiad the columiis to the left
belong-ed to the front, the steps woiild liave been carricd tlit wliole length
t'f tlie desiiefn.
(^j Tlie tignre of Attis is a mere injthologicil addition, at its position
cutiidi the temple shows.
!<72 R. CSOAltX
hag beea for »ome time recognlted io the figure oo Üie Sorreottiw
Baais Beated among ihe bighesi gods of Rouie {RGm, Mitlh, 1889.
pl* X). The tfpe ia identical vrith that on tue eoDtoroiate, mu
that in the latter the goddess weara a veil, a detail too atull t2>
be clearly represented«
lo 1872, during the eicavationd on the PalatiDe, tfaere was
fouDd amoDg the debris of the temple steps — quasi sul ciglia
dei suddeiii gradini (*) — a statne of Crbele, headless indeedt
but distiaguished by her footstool, and ideotical as far aa she %om
with the ßgiire on the Sorrentioe Basis aod figs. 1 and 2. The
remains of two lions were also rouod. aod the presence of a pun*
t$Uo OD one of them proves that it wait attached to the right aide
of some object, probably the throne of this or a sitnilar statiie of
the goddess,
Comment is Deedless, On the one band we ha?e the evideoce
of the cootoruiate that the temple of the Magna Mater was a Co-
rinthian bnilding approached b? a peculiar tlight of steps at the
head of which was a aeated tigure of Cybele; od the other, receat
eicaTations hare brought to li^'ht a Corinthian heiastyle temple
mth a anique arrangement of steps leading up to it. among
which were found the remains of eolossal a statne of Cybele — a
point that is particularly important, as it is in this rery matter
that the eridence of the contorniate might appear suspicious. a
liiere detail added to identify the temple. The emphasis laid on
the steps is thoroughly in keeping with the artistic principles go-
verning the designs on contorniates if we accept Dr. Uuelsen's
brilliant conjecture as to their use at the megalensia, as makers
of contorniates go in for pictiiresqne detail whenever possible. and
have a special piedilection for the stage and amphttheatre.
Two questions still remain» the form of the temple roof in
fig» 1, and the epithet saluiaris,
a) At tirät sight the temple appears wholly nnelassical in
form, owing to the peculiarity of the crocketed roof, üp to tbe
arehltrave it is an ordinary bnilding of the Corinthian order with
columns iinited by a (scnlptiired?) frieze apprcached by an an-
nsuallj deep flight of steps.
(•) Rosa, R^latime tulU scop^rte archologiehe di Roma, 1878, p. 81
FR£aB LI6IIT ON THE TfiSlPLE OF THE MAGNA MATER
373
Donaldson, the only aiithor to discuss tha contorniate from
an architectural standpoint (Ärehiteciura Numismatica, p. 83)
snggests that the tiguxe is seated iinder a crocketed canopy, in igoo-
rance of the fact that the crockets represent the ends of the roof
tUes» and that the roof is thercfore eiternaU Modern niimisma-
tists will recognise that the entrance ardi uader (or rather in front
of) which ifl the statue of the goddess is formed hy the raising
j&f the lines of the pedimeot to admit of the figiire being repre-
kented at fiill leogth. The imperial coinageu of Asia Minor otfer
niany examples of similar devicos, — iadeed, the strongly pietorial
chamcter of many of theae bronze issnes, their liorror vacui and
desire to represent as much as possible at any coat, are closely
analogous to the artistic methods in use on ooDtoriiiates. Figs. 4
and 5 are two of the more etriking parallels (B. M. Cat Pontus,
pL VII, ögs. 9 and 10). In fig. 4 the line of the front pediment
19 broken so that the farther pediment shows through the gap; in
fig. 5 the pediment u curved and broken above the flaming altar,
a second eur^e is pnt in, perhaps to indicate that the rooffollowed
of the pediment, and finally, two large dotted lines of the true
pedimental shape show what the lines of the roof really were.
With snch analogies to go npon, there can be little doubt that, as
the lai'geat arch in fig, 1 representa the front pediment, so the
corresponding arch represents that at the fnrther eed, while the
small central arch indicates that the line of the roof followed that
of the pediiuenta, thongh pnt in on a sraall scale for lack of
Space.
*) The epithet salutarü (^^ health or safety bringing (')
is nowhere eise, whether in literature or epigraphy, applied to
Cybele, neither is she called ^uneiga in Greek-speaking lands.
Since the plague was sharing the work of devastation with Han-
uibal at the time of the reception of the goddess into Rome, either
translation would be appropriate, but the latter is the more pro-
bable, as the advent of Cybele is nowhere expressly connected
with the plague. Moreover^ the ship which carried the sacred
{^} These are adtnlrfibly illnstrated in the inscriptions to Aesciilapias
aiid Hygieia on the one hand, and to Cast<^rr and Follus on the other. (For-
celUr», 9. V* SaltUaria).
:ni
K. E8DAIL1« FRESH UQHT ON TBE TIMFLS Of TBE ÜtM^.W M A l hi;
stone of the Magna Mater, aod thus took iU pari iD briogiiig
^a/t<j! to Borne« was worsbipped ander tbe name of jVavis Snitia\
(C. L Z. VI, 492), a parallel title, it waald seam, to salufaris.
Be tbU as H mar, the fact that the word salutaris is applied to j
her odIv on the coin aod eoDtomiate whose conDectioQ with thtl
goddess of the Palatine haa already beeo proved suggeats tbat it
was a special ealt- epithet of this t}^e of Cybele, the giver of
harvest störe (Plin., iV. //. XVIII, 16) and the bringer of Salm^
iö Borne.
To mm np, we hare on the coin (fig. 2) a larger Version of
the goddess represented on the eontorniate aa seated withont her
temple. one of her title», otherwise tinknown, being inscribed]
round each design*
The t^mple has been shown to be that on the Palatine aal
rebiüH by Augustus, and the eiisting fragments» and the resto-
ration based npon them^ have heeu shown to conform to the nu*
mismatic eridence here for the first time brought forward. The
itnusnal representation of the stepe to the temple corresponds with
recent discoveries. aud conönns the Suggestion as to their original
use. A mntilated statue of the goddess of similar t} pe has baeo |
fmmd in situ, and can be restored bv the help of figs. 1 and 2.
Firmlly, the title salutaris has been explained as a cult epithet
of the Cybele of the Palatine, the foreign savioiir of tbe Bomanj
State.
Kathaiuxe Esdailb.
SITZUNGEN UND ERNENNUNGEN,
22. Januar 1909: F. Stüdniczka, eine Marmorgrappe aus den
Gärten des Sallust; dazu E, Luewy,
5. Februar: F. L DoBUtER, christliche Baptisterien und aDtike
Bäder; dazu N, Müller,
lO. Februar: H. Stöärt Jones, die Datierung der Bothschildschen
Silberbecher aos Boscoreale. Der Künstler der Vatikanischeo
Musengruppe. Dazu Loewy, — Fr, Toebelmann, der Bogen
von Malborghetto bei Saia Rubra. — Ashby, kurze Bemer-
kungen über Strassen in der Nähe.
5, März: F. Weeöb, ein Heiligtum der Artemis Limnatia. —
B. Delbrueck, Saitische Gewölbe.
19. März: ?or Tagesordnung Piöorini, zum Gedächtnis an Mau. —
Faribeni, Sepolcreio arcaico di Genova,
2. April: Bartoli, Per la storia dei monumenii del Palatino:
1. It tempio di Apollo, trasformato in chiesa di 8, Cesario^
2. // Seliiionio nei disegni inediii di M, van Heemskerclc. (v.
Bollettino d'Arte 1909, 253 ff.) — Habeloff, Porträt einer
Fürstin juatioianiscber Zeit.
16. April (Pal ilien Sitzung): C. Bicci, Delleultime scoperle
archeologiche falte a Ravenna* — B. Nogara, Due sta-
iuette di piombo tronate recentemenle a Sovana. — P* Stüd-
niczka, Zur Ära Pacis Augustae (erscheint in den Berichten
der Sächdischen Gesellschaft der Wisäenscharten).
Zum Palilienfest wurden zu ordeotlicben Mitgliedern ernannt
die Herren;
B. NooARA in Rom
R. Pariben I * Rom
N. Persichetti • AqniVa
L. Poij.AK » Rom
zu correspondierendeo Mitgliedeu die Herren:
CiMORKLiJ in Venafro
C* GiovANNONi » Rom.
A Q G I U N T A
ALL'ITINERARIO DELL' HOLSTBNIO SULLA SALARU
(Ptg. 295 8g.).
I tre codicetti deir Holstenio farono mandati, per gentile eoocessiooe
dolla Biblioteca Reale di Dresda, a Roma, uTe Tantore li potette esaminare
nella Biblioteca deiristitato Archeologico. Mentre gli h grato doTore di
etprimere la ina riconoscenia per tale liberalitä alla Direiione dalla R. Bi-
blioteca di Dresda, nel medesimo tempo gli rincresce che la laa copia de-
•tinata per la stampa, e riTedata sni manoscritti originali dal prof. Hnelaen,
dorante raatenia di qneit* ultimo fn smarrita per qnalehe tempo, di modo
eh« fa d*aopo di itampare il te^to da nna copia meno perfetta; non mk
inutüe perci6 di correggere alcani errori che rendono difficile T intelligeDxa
del tafto:
p. 295 T. 5 l air hosteria di Palambara detta la fiora 2 m.
• T. 8 {. 8 m(igl]a) p(iceole) inveee di piii.
• T. 40-4L {. an pesso de fabrica anticha con nn altro lapis miliariua
(la colonnetta delP Omare Tolgarmente detta).
p. 297 T. 6. 7. Si legga: Qnesta opinione h falsa; la strada antica andsTa
abbasso per mano dritta per la Talle doTe si Tade. Queste pa-
roU iono aggiunte piü tardi,
« T. 10 leggii Yalle de Caneio. L^ UcriMione alla quäle allude rHolHe-
nio h CIL. IX 4754: C. Änn(a)eo C f. Qui. Pudenti eeL cmuh
ioiuta soltanto dagli apogra/i del Jacoboni e del Vittorio.
p. 297 T. 28. Le parole h Terissimo iono aggiunte dopo.
p. 298 T. 8 e 2L Z. m(iglia) picc(o]e) inveee di piü.
n T. 14. t7 nome Foroecri appartiene al nome modemo t^egumUe di
S. Croce.
>• T. 17. /. an miglio inveee di an po.
p. 299 T. 12. L Ager ad Tiberim asqae pertinebat.
n V. 21. /. altam inveee di alteram.
« V. 37. l, per agrum Gastellacciae.
n V. 40. l, a laeva Cantalapi.
n y. 42. /. Parente sabiectae.
» V. 45. /. montem Mascae in Canerae vallem
p. 300 V. \. L per hacc loca.
n y. 2. {. Maranam.
» V. 6. l. visitur.
» V. 18. /. Cana.
^^^^^^^^^H ^^^^^^^^^^^^1
1 Abrurzenkunst 2G f.
Culpurnia Felicula, Cippüt» der 46. ^^^^^^^H
1 Agatliodaemoii, Altar (les 136,
Capitolini<;ches Museam, Relief 65. ^^^^^^^H
1 uiXovQQ^ 40 f.
Capua, Kästchen aas S65. ^^^^^^^H
^K Aleiandermosaik U ff.
Casa Yitella an via 8a1aria 282. ^^^^H
^V Allia ^ FoaBo delk Bettina 323 f.
Castel Giubilet) 312. ^^^^H
AJtwr aua Bagnacavallü 131
catta, Vofel 48. 52. ^^H
Alte Säule in Pompeji 78
catttu 42 ^^H
Amitemum, römiBcher Cippm aus 26,
Ce^lie del Cainpo, in'iechischea Grab ^^^|
— Reliefs aus 15.
^^1
Amphora, streng rotß^ttr, aus Rnvo
Cervetri, lascbrift aus 37« ^^^|
332 f. 336.
Relief ans 33. ^^H
Anio- Brocke Ton Narses erneuert 303,
Christliche Reliefs aofBronzekästchen ^^^|
Antemnae 292.
^^1
^K Antiope und Zeus, Br. Jlel 3.56.
^V Apulische Keramik 167 ff.
Cippus aus Amiternum 26. ^^^H
Concare Curvaturen 119. ^^^|
Apulische Vasen mit Katzen 55.
Constantlii, Inscbrifl in Viterbo 107. ^^H
Ära Sihani 37.
Contorniaten 368 f. ^^H
Arpi, Henkelnapf aus 185.
Cori, Herculestempel 109 f. ^^|
AslOi, daonische 228,
Cornelius ^eirerus Auifostalis 36. ^^^M
Augenschalen aus Ruto 331.
Cornucopiae 1-12 f. ^^^|
M, Aurelius Silvanus 349.
Crustumeriump ang^bl. = Montero- ^^^|
Bapmcayallü, Altar an« 131.
tondo 328 f. ^^H
Baais in S. Lorenxo fuori 161.
Comae. Kärtchen aus 363 f. ^^H
Batrachüs und 8aura8 153.
Gurvaturen an Gebalken 110 f. ^^H
Becher, daunische 207,
C^ässar, Bronzekästchen aus 353. ^^^|
Belleropliijn aof Bronzerelie! 350.
Daunia, Kratere aus 167 ff. ^^^M
Bonn, Bronaekästcheti aus 360.
Demos von Tarent 54. ^^^H
Brocklesbj Park, Altar in 136,
Dionysos und Sücn auf Augensohale ^^^|
BronÄej^er&t aus Grab in Ruvo 334 f.
^^1
Bronietechnik, antike 107,
Dorischer Tempel in Pompei 103* ^^^|
Bronzen aus Grab bei Bari 341*
Eidechse in jonischer Volute 153. ^^^|
Broniekastchen als Aegypten 361 f.
— ^ auf Saulenbasis 161. ^^^|
^H -^ pannonische 349 f.
ElfenbeiDklistchen 366 f. ^^H
^^ — au8d.Rheinlandeii36a
Erbschaftssteuer 76. ^^H
1 Bronzekatxe, ägyptische 67.
Etruskische Grabgemälde mit ( angebL] ^^^|
1 T, Caesius Anthianos 71.
Katzen 53. ^^^^|
^ 878 RCGIBTtR ^^^^^^^^1
^^^^^^H Etiphroniofl, Amphora ia Art tles 337.
Koppelgefti»e 196. ^^^^^^B
^^^^H
Kratere, dauniBche 167 ff. ^^B
^^^^^^1 F«1cfutb. BronztikMtcheti ans S57,
Kreta. Apuliens Beziehung zu 262. ^^M
^^^^H
Kriegerrüstung, auf Amphora aus Rqti» ^^H
^^^^^^H Ferentum» Ferentis 108.
388. ^M
^^^^^^1 Fibeln. apoUsch« 170.
Kuh und Stier. Relief 4.5. ^H
^^^^H
Kybele-Kuttus 300 f. ^H
^^^^H FlKUna cidU« 293.
Leda auf Bronzerelief 356. ^^H
^^^^^H Fl5te aaf onterital. Vaseiibitd 347.
LeichenmahU r{^m. Eelief 19 f. ^^M
^^^^^H Foroin Petroni Maiimi
Lttichenzag, rOm. Relief 16. ^^H
^^^^^^1 Frentaner Land. Vas^n ans 173.
Lekythoe aus Rnvo 333 ^^B
^^^^^^H Frosch in jonisühor Volate 153 f«
Liebesscf ne aof Vase Jatta 3-15. ^J
^^^^H
litum 16 f. ^H
^^^^^^H Fuflahekleidtingen 23*
S. Lorenzo fuori, Kapitell 158» ^^M
^^^^^H
Lovoabalaton, Bronzek&stchen ans 857. ■
^^^^^^H Giebelgropp« von Vin Labicana
Laceme (apolische Ziem&pto) 194. ^^H
^^^^^H Ginsterk&tie
m* auälaatendes, fortgefallen 265. ^^|
^^^^^B GladiatoreMcbuleQ. kaiserliche 75.
Hagna-Mater-Tempel a d. Palatin ^^
^^^^^^H Glasarbeiten, j^^eforrote 145.
368, ^M
^^^^^H Haartracht, dacnische 203 t
MantQA, Altäre Ln 137. ^^M
^^^^^^H Henkelrerzierong. plastitcbe IB8.
Marcigliana, Tenuta della 321 f. ^^M
^^^^^^H HerakleB LOwentOter auf ßronzerelicf
Marder 42 f. ^H
^^^^^B
Mariusgrab, sogen., an via Sal&tia 306. ^^H
^^^^^^1 Herealest^mpel in Cori 109 f.
Maske apulischer Idole 200. ^^M
^^^^^H Holitenius, Itiiierar des 295 E 376.
Meiß. Vasen aus 170 f. ^H
^^^^^^H Hoktrahen, griechische 362 f.
Menschliche Figur alz Henkekeitfe- ^^H
^^^^^H Horti SallQstlani. Altar au» den 137.
mng 197 ff. V
^^^^^^H Jahreszeiten aaf Bronzerelief 357.
schematisiert 219 f. ^^M
^^^^^^H Idole als HenkeWerzierung 202 ff.
Mercur und Maia auf Altar 134. ^^H
^^^^^H IHyrische Tracht 201.
Mesiapier, Handelfiverkehr 256 f, H
^^^^^^H
- Verfertiget Tarentiner Vä* ^J
^^^^^^H Iiitercisa 349.
zen 250* ^H
^^^^^^H Jonische Kapitelle» mittelalt^rl. 159.
— Verh<nis zu Japygiern ^^H
^^^^^^H Igernia, Wirtshaasscene aaf Relief aus
254. ■
^^^^H
Mansche Inschriften aus Pompeji ■
^^^^^^H Iiiijtenipet reg. IH. 9.
263. ^M
^^^^^^H Kannen, daunische 226 ff.
Musikscene auf Vaze Jatta 346 f. ^^M
^^^^^^H Kapitell in S. Lorenzo fuori 153.
Mykenische Basis, angebliclie 88. ^^M
^^^^^H Katze, Geschichte der 40 f.
Nekropole, 6denatiscbe 308 f. ^^M
^^^^^^H Keramik des rorgriechiachen Apolietis
Octavia Catulla. Grabaltar 136. ^H
^^^^H
Ohrschmuck apulischer Idole 201« ^^H
^^^^^^H Kitharoedenreliefs 35.
Oinochoe aus Ruvo 333. ^^H
^^^^^^H Kneipen, römische 29.
omne modu 205 ^^H
^^^^^^H Komoa aaf Amphora Ton Ceglie 344.
Optische Illusion 127. ^^|
^^^^^^H KonserTatorenpalast, Glaakopf in 145.
Ordona, Funde Yon 184. ^^H
B^^
1
^^^^m ^^^^^H
^^r Pälazzo S|»adA, EitharoedenTelicf ans
Schalen aus Kuvo 333. ^^^^H
■
8chü5&elnäpfe, dauniscbe 174. ^^^|
^H Parisurteil auf BroQzerelief SS4.
.ScbwankHtteratur bei Gelage 32. ^^H
^H Patern und urceua 140.
Silen, tanzender auf Augenschale 3C2. ^^^|
^H PeCR. Bronzekästchen aus 355.
SilvanuB Mar... 37. ^^^|
^H Paasterung der Tia äalaria 307.
f. ^^H
^H Pizzolij Telamon aus 18.
Spiegel in Toilettankästcben 359. ^^H
^H Plastische Henkekeniemngen 188.
ipiraß columnarum 160. ^^^H
^H PUnthen^ reliefgeschmückte, unter io
Strasaburg« Glaskopf in 145. ^^^|
^H ntsehen Basen 163,
Sumpfluclis 61 f. ^^^1
^H Pompeji, alte Säule aus 7S
Sybaris, Funde von 241. ^^^|
^H ^ metrische Inschriften 263.
Tätowierung, apulische 201. ^^H
^^1 — Säutenstümpfe des dorischen
Tarent, Münzen mit Demos 54. ^^^|
^H TempeU 103«
Tarentiner Keramik 232 ff. ^^H
^H Pompejanisches Mosaik mit Katze 59;
Tassen, dauniscbe 209. ^^H
^H mit Sumpflacha 64,
Teller und Schüssel dauniscbe 224 C ^^H
^H Ponte di Malpasso 3U f.
Tiberbett erhebt seit Altertum 312. ^^H
^H Ponte Nascoso bei Oivitatomassa 281.
TierDamen als Eigennamen 163 f. ^^^|
^H Porta CoUina 285
Tivoli, Altar aus 136. ^^H
^m Porta Salaria 286 f.
Topfe mit hohen Henkeln, dauniscbe ^^^H
^H Porticos Octä?iae, Tempel in der 161.
^^M
^H Poxzuoli» Inschrift von 71.
Toilettenkästcben aus Bronze 349 f. ^^H
^H praeficae 16.
aus Elfenbein 363 f. ^^H
^H procurator familiae gladiatoriae 75.
^^1
^H procurator viyetimae hereditatium 76.
Urcens und patera 140, ^^^H
^H Putignano 262.
Vaasalletto, Pietro 166. ^^H
^H ßhodischü Yasd mit Katze 57.
Yeji, Altar aus 135. ^^M
^H Rundaltäre 132 f.
Via Caecilia 275. ^^M
^H Rundgrab an via Satarta '^2S f.
Via Labicana, Ausgrabungen 8. ^^^|
^^a Euvo, griech. Grab in 330,
Via Salaria 275. ^^H
^^1 KuTo, Vase aus 55,
Villa T. l Felicula 36. ^^1
^H Säule, alte in Pompeji 76.
Villa des Phaon, sogen. 307. ^^H
^^H Säulen Stümpfe des dorischen Tempels
Viterbo, Inscrift auf m. a. Kapitell 107. ^^H
^^M in Pompeji 103.
Waifen ans Grab in Ruvo 333 f. ^^H
^^M talutari4, Beiname der Magna Mater
Wanderer, Rel. in Florenz 1. ^^^|
^M
Wiesel 42 f. 68. ^^M
^H Sangallo, barberinischer Codex »3.
WochengOtter auf Bronzerelief 358. ^^^|
^^m Sauras und Batracbos 153.
Ziem&pfe, konische 194 ff. ^^^|
^^^^ Schalen, daunische 212 ff.
1
TAFELN
I-lII. Fragmente eines römischen Giebels in Rom und Florens.
IV. . Due rilievi di Amitemum,
W Reliefs im Falazzo Spada und aus CerTeteri.
. VI- VII. T&mpio (TErcole a Cori
VIII. Toogcrftte Nordapuliens.
IX. Dannisches ZiergeflUs.
X. K&stcben ans Intercisa.
XI. Contomiaten mit Darstellung des BTagna-Mater-Tempels.
Abgeschlossen am 18. August 1909.
r^..
LOESCHER & a ^>i. J{1
A U S v; :\ 1 A.
RIVISTA UKLI.A SiH'ICTA ITALIAXA DI AR^ nlUA H!
A»ii«> 111: lOOS. fn 4\ i^ire u»k
Articoti:
I N D 1 C E -
AtMrluujK ^'* — ^«k^ßie nuU'irte dtil IV tecolo fif. Criffo (<av* U]*V).
t tillreraa CS. ^ T itiiT, V1.V7IT
JmtiM 11. - AnToi
|*ittrtii»« *- - ._ aa i.i> Mn por<!'*- - - *•■'■ ■ * '• ' '" "- *•'
Per« Irr I.. — I] di»)Co di Mki
PrtlJimKonI It* - f'-"» f^.^.. ,
Vi*i«;Ellti|i Q. >
Itfxso U r., - A .:
BolUttim bibliograßco:
CafiturrUI 1^. — ^oria «< notiehitK rntit«a«.
f ^arilltinll fp* — Epigrufia prc&.
I'ttlfm*'» *<-► — Soaltnr» ftllcnistjca c rfiraanji.
^ Pitttim olltnijtica e romAtiJi.
lliir»ill f** — Oeriimien ^eCn.
l|t»r|Mir:ru ■«. — Mtti e reltgioiiE.
I*firifivtii 11. - Preiatum Italicji,
Nöiim:
ÜInKitrit II. — L*»rclteologm nel III Congniüo dellii SocicU Ituli&na per 11 progrena
Onoranze a Loigi I*i|r»>riui.
Pmf. GUISEPPE TOMASSETTI
LA CAMPAGNA ROMA^^
ANTICA, MEHIOKVALE V. Mrmr<'n^\
Voi.lJMB Primo:
|,A (!AMPA(5Nä ROMANA IN GENERE
•"V «4 TAVOLE ß l»l t'löIJKK FN 8" OB.
Lire 24 K-